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INHALTSVERZEICHNIS
DES ARCHIVS FÜR BUCHGEWERBE, 55. BAND, 1918
Seite
Ausstellung Deutscher Buchkunst. 93
Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphi¬
sche Gewerbe. Von Richard Zeise . . . . 84, 106
Bekanntmachung des Deutschen Buchgewerbe¬
vereins . 1, 25, 49, 73, 121
Bibliotheken, Über technische, von Dr. P. Marteil 129
Breitkopf & Härtel. Von Emil Wetzig in Leipzig 40
Buchdruckmaschinen, Vom Werte schnell¬
laufender. Von Eduard Kühnast.126
Buchgewerbliche Rundschau:
Achtstündige Arbeitszeit im graphischen Gewerbe 116
Aktograph.136
Berliner Buchgewerbesaal, Der. 46
Berliner Typographische Gesellschaft . . 22, 46,69, 116
H. Berthold A.-G. 46
Brockhaus, F. A. 22
Deutscher Buchgewerbeverein.115
Deutsches Kulturmuseum.115
Fachschule für Lithographen- und Steindrucker¬
lehrlinge .115
Hauptversammlung des Börsenvereins Deutscher
Buchhändler. 45
Kalender-Ausstellung Hannover. 46
Kleine Mitteilungen. 46, 47,95,116, 136
Kulturmuseum in Leipzig, Das. 22
Künstlerpresse in Dresden, Die. 23
Kurland-Ausstellung, Die. 22
Lehrlingsfrage in Buchdruckereien, Zur. 22
Luxussteuer auf Werke der Graphik.136
Ostermeßausstellung, Die. 45
Stringertype, Die. 22
Todesfälle. 22
Typographische Gesellschaft zu Leipzig 22, 46, 115, 137
Typographische Gesellschaft zu München .... 136
Typographische Vereinigung, Waldenburg .... 70
Verband der Deutschen Buchdrucker.136
Verbandes deutscher Kriegssammlungen, Grün¬
dung des. 45
Wirtschaftsamt des Deutschen Buchdruckervereins 45
Buchrücken, Der. Von Ernst Collin . 60
Fremdwort imDeutschen, Das. Von Felix Sittard
in Leipzig. 37
Frieden von Bukarest als Druckwerk, Der. Von
Dr. L. Volkmann. 64
Gefahr der leichten Zerstörbarkeit der Zeitungen
und anderer Drucksachen, Die. Von Robert
Matzke.112
Seile
Hauptversammlung, Die, des Deutschen Buch¬
gewerbevereins .30,44
Komplementärfarbendruck, Über den. Von
Emil Kühnast in Magdeburg. 14
Kriegserfahrungen in der Buchbinderei, Tech¬
nische. Von Ernst Collin.136
Leipziger Papiermesse, Die. Von Ernst Collin 90
Maximilian- und Frühling-Schrift. Von Rudolf
Koch. 92
Mitteilungen aus der buchgewerblichen
Praxis :
Akzente.113
Arbeit des Maschinenmeisters.114
Auftragwalzenbewegung. 20
Behandlung der Hochlichter in Autotypieätzungen
von Spitzen, Gardinen und ähnlichem, Die ... 21
Buchbinderstempel und Schriften. 68
Buchdruckerfarben .114
Druckform, Abnutzung der. 20
Drucksachenpreise, Aufschläge auf. 69
Erhaltung der Zeichnung in dem tiefen kurzbelich¬
teten Negative, Die. 21
Klebstoff aus Knoblauch. 68
Ligaturen.113
Museum für Industrie und Handel, Technisches . 69
Patenterteilung. 67
Preisausschreiben für Schularbeiten, Ein .... 69
Satzschließer als Ersatz für Bindfaden.114
Schicksale und Lebenswege alter Schriftgießereien 66
Schriftmetall für Setzmaschinenmetall umzugießen,
Um. 21
Setzmaschinenmetall, Etwas vom. 21
Signatur der Schriften, Die.113
Temperatur auf das Drucken, Einfluß der .... 66
Umschmelzen von alter Schrift für Stereotypie und
Setzmaschinen, Vorsicht beim. 67
Vorbereitung der Druckform.114
Ziffern, Die ungleichen, in neueren Schriften ... 19
Zinnknappheit, Die. 21
Normierungsarbeiten im Buchgewerbe, Die bis¬
herigen .133
Ornament der Zukunft, Das. Von H. Hoffmeister 131
Papier als Spinnstoff. Von Ernst Collin in Berlin-
Steglitz . 17
Photomechanische Reproduktion inmitten der
Ausstellung von Kriegsgraphik im Kultur¬
museum zu Leipzig, Die. Von E. K. in L. . . 15
588092
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Archiv für Buchgewerbe
Seite
Protokoll des Preisgerichts für eine Reichspost¬
marke . 95
Schulze, Wilhelm •{-, Nachruf. 49
Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für
Buchgewerbe, Ein. Von H. Schwarz in Leip¬
zig .2, 26, 50, 74, 97, 122
Verleger und Mensch, ein Beitrag zur Geschichte
des Hauses J. J. Weber in Leipzig. Von Hof¬
rat Dr.Joh. Baensch-Drugulin .124
Volkmann, Dr. Ludwig, Ein Rückblick. 94
Zwanzigmarkschein, Der neue.Hl
Zeitschriften- und BQcherschau:
Altfränkische Bilder 1918. 96
Anfangsgründe für Schriftsetzerlehrlinge. Von
Friedrich Bauer.117
Aus 50 Jahren, Beiträge aus alten Zeitungsbänden 139
Berufseignung der Schriftsetzer, Die. Bericht über
eine Experimental-Untersuchung von Otto Lipp-
mann.138
Bildende Künste, Die. Von Rudolf Bernoulli . . . 139
Bilder aus Hannover. 96
Buchdrucker-Lehranstalt zu Leipzig, Tätigkeits¬
bericht . 71
Bücherhamster, Der. Heft 1—4 72
Das schöne Buch. 72
Denkschrift zum 75jährigen Fabrik- und Geschäfts¬
jubiläum der Firma Gebr. Jänecke & Fr. Schnee¬
mann in Hannover.119
Deutschlands Waffenschmiede, Aus. Von Dr. J.
Reichert.140
Deutsche Museum in München, Das. 72
Deutschen Bücherei, Fünfter Bericht über die Ver¬
waltung der. 71
Druckerei der 10. Armee, Drucksachen aus der . . 72
Dürer, Albrecht, Kunstbrevier. Von Prof. Dr. H.
W. Singer.120
Dürers, Albrecht, Zeichnungen. Von Willibald
Franke.140
Entwelschung. Von Eduard Engel. 72
Entwicklung des Steindruckgewerbes in Deutsch¬
land, Die. 71
Enzyklopädie der Photographie.Heft 80 117
Fachgewerbeschule der Innung Dresdener Buch¬
druckereibesitzer, Jahresbericht über das 30.
Schuljahr 1917 bis 1918. 23
Fremdwörterhaß undFremdvölkerhaß. VonDr.Leo
Spitzer.US
Seite
Fünfzig Jahre Großbuchbinderei. 09
Gutenbergbund. 71
Hamburg vor 90 Jahren. 72
Handbuch der Photographie, Ausführliches, Bd.IV.
Von Dr. Josef Maria Eder. 48
Handelsmarken und Fabrikzeichen.138
HerderscheVerlagsbuchhandlung zu Freiburg i.Br.
Jahresbericht 1917.119
Hundert Jahre J.B. Bachem.119
Illustrierte Zeitung, Festnummer. 1843—1918 . . 96
Jahresbericht 1917—18 der Fachschule für das
Buchgewerbe in Stuttgart.139
Kalender-Neuheiten der Firma H. Hohmann ... 96
Klinger, Max, als Poet. Von Ferdinand Avenarius . 120
Klingsporkarten.139
Künstler abseits vom Wege. Kunstverlag Emil
Richter, Dresden. 48
Kunze, Friedrich, Lutbersagen nebst einigen Refor¬
mationsgeschichten . 23
Kunst des Entwerfens für zeichnende Buchbinder,
Die. Von Paul Adam.118
Lötschen, Das ist Landes- und Volkskunde des Löt-
schentales. Von Dr. Hedwig Anneler.120
Mitteilungen des DeutschenWerkbundes Heft2,1918 120
Mitteilungen 1917 des Facbtechnischen Klubs in
Wien.139
Muzik, Hugo und Perschinke, Franz, Kunst und
Leben im Altertum. 23
Papierne Feind, Der. Von Moritz Loeb.139
Pasetto, Marius Freiherr von, Briefe über antike
Kunst. 23
Schweizerischer Buchhändlerverein. 71
Stenger, Dr. Emil, Enzyklopädie der Photographie.
Heft 31 und 63 23
Technik im modernen Zeitungsbetrieb ..117
Typographie und Bibliophilie. Von Oscar Rauthe . 48
Vierteljahrsschrift für angewandte Bücherkunde.
Herausgegeben von G. A. E. Bogeng.119
Von einem neuen, schaffenden Schreiben. Von
Prof. Fritz Kuhlmann.118
Waisenfürsorgeverein in Hannover, Der. 72
Was ist Fraktur? Von Prof. Milchsack.117
Wege der Kunst, Die. Von Julius Leisching . . . 139
Wegleiter für Schriftsetzerlehrlinge. Von Heinrich
Müller. 47
Wille und Weg, Die Geschäftsbücherfabrik J. C.
König & Ebhardt in Hannover. 47
Wirtschaftsfragen der Gegenwart und Zukunft. Von
Dr . Albert Bovenschen.149
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©trf^enff @uer
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O nb ber ©ater mill nitpf lieber#
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ffienn alle ©aterperjen, bie ber ftrteg jer#
treten pat, notp einmal fotogen mürben, oon
^ranlretcp unb ©ußlanb per, oon überall
mürbe ber ftpmerjlitpße ©djrei burtp bie
ganje döelt gepen; ein ©tprei, ber bi§ in ben
$tmmel Hingt unb bie filbernen ßirlel ber
©ferne au§einanberrüdt: >§g
döa§ iß au§ unfcren ^inbern gcmorben?
©ie S?inber bringen ben $immel auf bie @rbe.
©a§ armfeligße ©ebetlein rann ber fttnber#
munb ju einem ffingel matpen, ber freubig
burä) bie ©fuben gept unb bie dödnbe marm
macpt unb traut unb fo fegen§frop. gg
©ie $änb<pen be§ f?inbe§ l)atten bein ganje§
$au§ jufammen unb bein $erj au<p mit unb
ba§ $erj beiner $rau. Unb mag§ nocp fo
ßürmen,unb mag bein §au§ in affen $ugen
Jittern: bie $änb<pen be§ ftinbe§ laffen nitpt
lo§. 3ß bir’§ nicpt, al§ ob bu in emigen §er#
berg§betten ftpläfß, meil bu fein ftinb paß?
Sß bir nitpt, al§ ob ba§ £rbtn nur ein ©er#
bienen iß unb ©erfptelen, roeil bu fein ftinb
paß? ©ein §erj frtegt blaue ^enßerläben,
bie nur ©onnenftpetn pereinlaffen,menn mie
ein lätpelnber @migleit§gebanle ein Heiner
ftinberlopf ba perau§gu<ft. gg
dlnb fo gepe itp benn mie ein©ettelmann ju
ben gunggefellen unb ju ben ftinberlofen, ju
alletnßepenben grauen unb ju bendöttmen:
döie oiele $?inber gibt’§ in ©eutßplanb, bte
ipr feligße§ £acpen in ben lornißer ipre§
©ater§ gepadt paben. ©er e§ mitnapm, bt§
fie ipn oerßparrt paben. ©epmt ®utp biefer
ftinber an! ©rennt ben ©ätern, bie jept notp
treu ba braußen ßepen, in iprem §crjen ba§
£icpt an: @ure ftinber gepen nidjt unter!
Crrfctjenft @uer §erj!
©ie mürbe efn ri<ptige§, prrjlt(pe§ Älüd mit
(Selb erlauft, nie ein pnfcpen ©nßerblitp#
feit mit §unbertmartf<prinen bejaplt. aber
jeijt tonnt3pr beibe§ laufen: ©erfpenlt @uer
$erj! 3pr Iriegt ein ftinberperj bafür, ein
marme§, jubelnbe§ fttnberperj. gg
©eiträge unb anmelbungcn »erben an bie <$efäjäft§f!elle be§
1ietrt)suecbanbe§ für S^rteggpatenfäjaften ©erlin 30,
<5Mnü>nerfir.49, ober an bie örtlicljcn amfltcfjen
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PFUNCETON-UNIVERSITY
BAND 55 JANUAR-FEBRUAR <mmm> HEFT 1/2
iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
iiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiifiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiifiiitiif iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW
Einladung zum Jahresbezug
I m neuen Jahre wird das Archiv für Buch¬
gewerbe mit der Zeitschrift des Deutschen
Vereins für Buchwesen und Schrifttum ver¬
bunden sein. Die Schriftleitung des ersten Teiles,
welcher mehr buchgewerblicher und technischer
Natur sein wird, hat zunächst vertretungsweise
für die Dauer des Krieges der langjährige Mit¬
arbeiter unsers Blattes, Herr Heinrich Schwarz,
Vorsitzender der Typographischen Gesellschaft
zu Leipzig, übernommen, während der zweite
Teil unter der Schriftleitung von Museumsdirektor
Professor Dr. Albert Schramm wissenschaftliche
und buchkunstgeschichtliche Aufsätze bringen
wird. Diese Neuerung wird zweifellos allseitig
begrüßt werden, da dadurch Wünsche, die seit
Jahren an uns gerichtet wurden, ihrer Erfüllung
entgegengehen.
Wir laden hierm it alle Freunde des Buchgewerbes,
die noch nicht Bezieher des Archivs sind, zum
Bezug des mit diesem Doppelhefte beginnenden
55.Jahrganges
ein und bitten, diesen bei der nächsten Buchhand¬
lung oder bei der Geschäftsstelle des Deutschen
Buchgewerbevereins baldigst bestellen zu wollen.
— Die Mitglieder des Deutschen Buchgewerbe¬
vereins erhalten für den Jahresbeitrag von M 15.—
die Vereinszeitschrift kostenlos, nur ist von den¬
jenigen, welche eine direkte Zusendung unter
Streifband wünschen, das Porto besonders an die
Geschäftsstelle einzusenden.
In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im
Monat Januar 1918 als Mitglieder aufgenommen:
1. Franz Bamberg, Geographische Anstalt, Dresden
2. Gustav Bechtold, i. Fa. Greven & Bechtold, Buch¬
druckerei und Verlag, Köln a. Rh.
3. Paul Bobardt, i. Fa. C. F. Müller’sche Hofbuch¬
handlung m. b. H., Karlsruhe i. B.
4. Georg Böttiger, i. Fa. Leopold Kraatz, Geogra¬
phisch Lithographisches Institut, Berlin
5. MaxEngelfcrecftf.i.Fa.W.Moeser’sBuchdruckerei,
Schriftgießerei, Berlin
6. Friedrich Frankenstein,
i. Fa. Frankenstein & Wagner, Leipzig
7. Hans Harms, Geschäftsführer der Missionshand¬
lung, Hermannsburg
8. Georg Koenig, Buchdruckerei und Verlagsbuch¬
handlung, Berlin
9. H.Krumbhaar, Buchdruckerei undVerlag, Liegnitz
10. Rudolf Maul, i. Fa. Julius Hager, Großbuch¬
binderei, Leipzig
11. D. Meininger, Buchdruckerei und Zeitungsverlag,
Neustadt (Hardt)
12. Otto Meyer, Direktor der Fa. Bernh. Meyer, Leipzig
13. Wilhelm Moeller, Buchdruckerei und Verlag,
Oranienburg
14. Arthur Müller, i. Fa. Edm. Obst, Leipzig
15. W.Neumann, Buchdruckerei undVerlag, Pirmasens
16. JohannesOchs, i.Fa. Wal ter Ochs & Co., Magdeburg
17. G.E.Olsson, i. Fa. Bröderna Olssons Bogtryckerie,
Ornsköldsvik
18. Franz Petmecky, i.Fa.Gebr. Petmecky, Wiesbaden
19. Gustav Otto, i. Fa. Th. Otto’s Buchdruckerei,
Memmingen
20. Julius Pickenhahn jr., i. Fa. Pickenhahn & Koenig,
G.m. b. H., Glauchau
21. Carl Otto Schwabe, Hofrat Dr., i. Fa. Homöopath.
Central-Apotheke Dr. Willmar Schwabe, Leipzig
22. Universitätsbibliothek, Amsterdam
23. Rud. Winkelmann, Buchdruckerei, Hainsburga.D.
Leipzig, Deutsches Buchgewerbehaus
Der Vorstand des Deutschen Buchgewerbevereins
Arndt Meyer, 2. Vorsteher
Die Geschäftsstelle: Paul Agsten
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Archiv für Buchgewerbe
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig
(5. Fortsetzung)
1 o7Q Ließen die beiden letztbesprochenen Jahr-
* gänge (1876 und 1877) des Archivs in be¬
zug auf Reichhaltigkeit des Inhaltes manches und in
bezug auf die Beilagen vieles zu wünschen übrig, so
tritt der fünfzehnte Band (1878), mit dessen Betrach¬
tung dieser Streifzug seine Fortsetzung erfährt, um
so mehr durch seinen reichen Inhalt, seinen vorzüg¬
lichen Druck und vor allem durch die in ihm ent¬
haltenen Beilagen in der Reihe der ersten zwanzig
Bände als einer der besten hervor. Der um die da¬
malige Zeit erfolgende Aufschwung tüchtiger Fach¬
genossen zu zielbewußter künstlerischer Arbeit, bei
der auch auf die Erzielung größter Vollkommenheit
in technischer Hinsicht besonderer Wert gelegt wurde,
dürfte dem Herausgeber des Archivs neuen Ansporn
gegeben haben, der Fachwelt das Beste zu bieten.
Zu diesem Zwecke forderte er alle sich der Pflege
des feineren Akzidenzsatzes widmenden Firmen auf,
Grunert, Berlin, E. Mühlthaler, München, Wittichsche
Hofbachdruckerei, Darmstadt, Produktiv-Genossen¬
schaft (Julius Mäser)Leipzig,Julius Klinkhardt, Leipzig,
Gröbersche Bachdruckerei, Leipzig, C. G. Naumann,
Leipzig, Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel
& Co., Altenburg, Dietzsche Hofbuchdruckerei,Koburg.
Die Arbeiten dieser Firmen, ohne Ausnahme in ein¬
fachster typographischer Flächen- und Linienmanier
gehalten, sind von einer ganz besonderen Feinheit
des Geschmackes in Form, Schriftenwahl und Farbe,
so daß sie noch heute das Auge des Beschauers er¬
freuen. Der Ausgangspunkt für die ornamentale Aus¬
schmückung des Satzes war damals die Linie, die in
ihrer Abstufung von fein und fett, punktiert und
doppelfein, gewellt und schraffiert fast stets nur in
Einpunktstärke Verwendung fand, und zwar oft in
stärkerer Anhäufung und origineller Zusammen¬
setzung. Die den reinen Liniengebilden bis zu
dem Archiv Satz¬
arbeiten zur Ver¬
fügung zu stellen,
die den vorwärts¬
strebenden Fachge¬
nossen als Muster
dienen sollten. Es
würde zu weit füh¬
ren, auch nur eine
kleine Anzahl von
Arbeiten, die zu¬
folge dieser Auffor¬
derung den Archiv¬
heften eingefügt
werden konnten, in
der vollendeten
Originalausführung
wiederzugeben. Es
erscheint aber an¬
gezeigt, die Namen
derjenigen Firmen,
die damals als die
führenden im Buch¬
druck und als ton¬
angebende für den
Akzidenzsatzgalten,
zu verzeichnen. In
dem fünfzehnten
Bande sind allein
folgende Firmen mit
vortrefflichen Akzi¬
denzbeilagen vertre¬
ten: W. Büxenstein,
D .. n , ... Abbildung 47. Verkleinerter (schwarz, rot, Gold) Htuptiltel
Berlin, {jeoruucr zum xvil. Bande 0880) des Archivs für Buchdruckerkunsi
einem gewissen
Grade anhaftende
Steifheit der Form
wurde durch die
bald aufkommenden
Linienornamente
behoben, und es
sind die mit Linien
und Ornamenten ge¬
schmückten Arbei¬
ten von besonderem
Reize gewesen, zu¬
mal dann, wenn
schöne Farben, wie
Blau,Gold, Rot oder
Grünmitdem tiefen
Schwarz der Schrift
in Verbindung ge¬
bracht wurden.
Größte technische
Genauigkeit des
Satzbaues und ein¬
wandfreie Beschaf¬
fenheit des Linien-,
Zier-und Schriften¬
materials sowie
tadelloser Stand
der Farben waren
bei den Arbeiten
der erwähnten Fir¬
men etwas Selbst¬
verständliches.
Obgleich diese Ar¬
beiten damals von
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Archiv für Buchgewerbe
jüngeren Kräften hergestellt wurden, so verdienten
sie doch die Bezeichnung Meisterarbeiten, und es ist
begreiflich, daß solche Beispiele erzieherisch und
anregend auf die Fachgenossen wirken mußten und
gewissermaßen eine Richtung bedeuteten, die eine
geraume Zeit ihr Recht behauptete und erst nach
mehreren Jahren von einer ornamentreichen Satzart,
die das Renaissance-Ornament stark bevorzugte, ab¬
gelöst wurde. Die strenge Liniemanier hat in Albin
Maria Watzulik in Altenburg, dem das „Archiv“ schon
1878entsprechende Würdigung angedeihen läßt, lange
Zeit ihren stärksten Vertreter gefunden (siehe Ab¬
bildung 51).
Als eine der ersten figurenreichen Einfassungen,
die auf antike Vorbilder aufgebaut war, bringt das
Archiv die aus 74 Figuren bestehende Künstler-Ein¬
fassung von J. H. Rast & Co. in Offenbach und Wien.
Mit diesem Kombinationsmaterial wurden dem Akzi¬
denzsetzer ganz neue Aufgaben gestellt, das Material
ist aber trotz seiner Schönheit nicht zu großer Ver¬
breitung gelangt.
Weit größeren Er¬
folg hatte die eben¬
falls 1878 erschie¬
nene Griechische
Einfassung der
Schriftgießerei J. G.
Scheiter & Giesecke
in Leipzig, die nicht
weniger als wie
135 Stücke enthielt.
Mit diesem Material
bricht zugleich eine
neue Ära im Akzi¬
denzsatz an: das
Zurückgehen au f an¬
tike Vorbilder, auf
architektonische
Motive, wie sie in
Portalen, Gebäude¬
teilen,Säulengängen
und anderm mehr ge¬
funden waren. Die
Griechische Einfas¬
sung war trotz ihres
architektonischen
Charakters linear
gehalten, und es be¬
durfte zur Erzielung
guter Wirkungen
fast stets des Ton¬
druckes. Zahlreiche
ausgezeichnete Ar¬
beiten lieferten den
Beweis von der viel¬
seitigen Verwend¬
barkeit dieses Materials, das lange Zeit als das beste
Erzeugnis Geltung hatte (siehe Abbildung 50).
Neben diesen beiden großangelegten Einfassungen,
die zugleich als hervorragende Leistungen der Stem¬
pelschneidekunst gelten können, verdienen noch her¬
vorgehoben zu werden die zu großer Verbreitung
gekommenen Universal-Initialen mit Linien-Orna-
menten von Wilhelm Woellmers Schriftgießerei in
Berlin, die in außerordentlicher Weise zur Belebung
der Akzidenzarbeiten Verwendung fanden und den
Akzidenzsetzern damaliger Zeit zur Entfaltung ihres
geschmacklichen Könnens viele Möglichkeiten boten
(siehe Abbildung 49). Als hervortretender Schrift¬
typus aus der gleichen Zeit ist die in verschiedenen
Schnitten aufkommende Rundschrift zu verzeichnen,
die jahrzehntelang ihr Recht behauptet hat und selbst
heute noch häufig Verwendung findet.
In satztechnischer Hinsicht ist ein Aufsatz im
gleichen Bande beachtenswert, in dem auf die Vor¬
teile der sogenannten mise-en-pages hingewiesen wird.
Der Verfasser er¬
läutert die mancher¬
lei Vorteile, die mit
der Teilarbeit beim
Werksatze ver¬
knüpft sind, und es
kann das Ende der
siebzigerjahreauch
als der Zeitpunkt
angesehen werden,
an dem die alther¬
gebrachte Gepflo¬
genheit,daß der Satz
eines Buches von
einem einzigen
Setzer vollständig
hergestellt wurde,
mehr und mehr ein
Ende fand. Die Her¬
stellung des glatten
Satzes durch meh¬
rere Setzer und die
Zusammenstellung
des Satzes zu Seiten
und Bogen durch
den Metteur sind
seitdem Regel ge¬
worden, leider nicht
immer zugunsten
der Einheitlichkeit
des Druckwerkes.
Von den Bemü¬
hungen Hermann
Smalians, die Nor¬
malhöhe allgemein
zur Einführung zu
1 *
Abbildung 48. Verkleinerter (braun und blau) Haupttitel zum
XVIII. Bande (1881) dea Archive für Buchdruckerkunst
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imiminniiiiiiiin i.iirriniiiTTimirnniTH
schütze die Kunst!
F. Schlotke
W. Büxen8tein
{c Jftrtfr,
Qtbt. ßrunrrt. Srrlrn
«ICUc
M. WATZULIK
Heinrich Fischer
I LUDWIG LOTTi
«3 IN WIEN ©♦ i
C. NAUMANN
■*»--- Wf
FRANKFURT
nroenbuitgen von
inieit • Ornamente
Abbildung 49. Verkleinerte Satzbeilage (Originalaatz von Julius Milser) aus dem XV. Bande (1878 des Archivs für Buchdruckerkunst
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PRItJCETQN UMiyERSITY
I. THEIL,
II. THEIL,
Grioob-isofc,© E.ia.f©ssixrtg. Seiri© 55
J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig.
Abbildung 50. Verkleinerte Schriftprobenseite aus dem
X\ . Bande (1878) des Archivs für Buchdruckerkunst
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Archiv für Buchgewerbe
bringen, zeugt ein im Archiv enthaltenes Verzeichnis
der Schriftgießereifirmen, die sich ihm gegenüber
bereit erklärt haben, neue Buchdruckereien nur noch
auf Normalsystem einzurichten.
Daß das Archiv auch den Sinn für die künstlerische
Gestaltung der Einzelteile des Buches zu wecken ver¬
suchte, beweist eine Abhandlung über Buchhändler¬
signete,in der auf dieSchönheit der alten Druckermarken
hingewiesen wird unter gleichzeitigerWiedergabe einer
größeren Anzahl von Marken aus den verschiedensten
Zeitepochen,darunter die von Fust & Schöffer,Manutius,
Robert Stephanus, Plantinus, Kachelofen, Hans Luft,
Breitkopf, denen sich solche aus dem 18.und I9.jahr-
hundert in chronologischer Folge anschließen.
Überdie mehr und mehrzurEinführunggelangende
elektrische Beleuchtung der Druckereiräume berichtet
das Archiv 1878 auch schon, und zwar wird darauf
hingewiesen, daß das Bibliographische Institut in
Leipzig mit gutem Erfolge seinen Druckersaal damit
versehen hat und sich trotz des damals noch doppelten
Preises gegenüber dem Gaslichte mancherlei Vor¬
teile, besonders in gesundheitlicher und praktischer
Hinsicht ergaben.
Über die Tätigkeit der Typographischen Gesell¬
schaft zu Leipzig berichtet das Archiv in seinen Spal¬
ten damals anhaltend, und es ist die Einleitung eines
solchen Berichtes, der nach einjährigem Bestände der
genannten Gesellschaft (1878) gegeben wird, be¬
merkenswert. Er lautet wie folgt: Die von verschiedenen
Seiten für unmöglich gehaltene Idee , in dieser Gesell¬
schaft Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihren Platz finden
zu lassen, hat sich in anerkennenswerter Weise als
möglich gezeigt. Die seitdem verflossene Zeit dürfte
zur Genüge erwiesen haben, daß die Fachgenossen,
die sich damals zur Fortbildungsarbeit zusammen¬
schlossen, den richtigen Weg beschriften hatten, denn
heute, nach 40 Jahren ist das gemeinsame Arbeiten
in den typographischen Gesellschaften, die Arbeit¬
geber und Arbeitnehmer vereinigen, ein noch eben¬
so ersprießliches wie damals. Über eine der ersten
graphischen Ausstellungen berichtet das Archiv, und
zwar handelt es sich um die bereits erwähnte, 1878
in Leipzig ins Werk gesetzte Ausstellung der Typo¬
graphischen Gesellschaft zu Leipzig, in der in der
Hauptsache solche Druckwerke vorgeführt wurden,
die auf der Weltausstellung in Philadelphia von ersten
deutschen Druckerei- und Buchhandlungsfirmen so¬
wie solchen des Auslandes ausgestellt worden waren.
Die Ausstellung in Philadelphia hatte ihren beleben¬
den Einfluß auf das Buchgewerbe nicht verfehlt, denn
auf allen Gebieten setzen berufene Kräfte ein, um
Neues zu schaffen, zu verbessern und vorbildlich zu
wirken. Die Pariser Weltausstellung folgte der ersteren
bald nach. Ein ausführlicher Bericht im Archiv gibt
ein Bild von der Rührigkeit der Firmen, die auch
diese Ausstellung beschickt hatten.
Einen recht interessanten Aufsatz über den ersten
türkischen Buchdrucker Ibrahim Efendi, einen ge¬
borenen Ungarn, bringt das Archiv in dem erwähnten
Bande. Aus dem Inhalte geht hervor, daß die Buch¬
druckerkunst erst Anfang des 18. Jahrhunderts in
der Türkei Einführung fand. Ibrahim fand die weit¬
gehendste Förderung seines Unternehmens durch den
Sultan Ahmed III., und es konnten aus der entstan¬
denen „kaiserlichen Buchdruckerei“ bald hervor¬
ragende Druckwerke hervorgehen. Nach Ibrahims
Tode ging diese Druckerei wieder ein, und es blieb
die Türkei hieraufwieder 20 Jahre lang ohne Druckerei,
bis der Sultan Abdul Hamid durch ein Dekret vom
14. März 1784 dieselbe wieder zu neuem Leben er¬
weckte.
Aus demselben Bande ist ersichtlich, daß der
deutsche Buchdrucker R. Schneider in St. Petersburg
1878 eine monatlich zweimal erscheinendes Journal
unter dem Titel Übersicht der graphischen Künste in
russischer Sprache erscheinen läßt und die deutschen
Firmen auffordert, dasselbe zur wirksamen Verbrei¬
tung von Geschäftsempfehlungen in Rußland zu be¬
nutzen.
Den sechzehnten und siebzehnten Band des
Archivs durchzieht eine den Stoff erschöp¬
fende Abhandlung unter dem Titel Betrachtungen über
die Einrichtung einer Druckerei, insbesondere einer
Akzidenzdruckerei. Einleitend wird auf die Nachteile
einer Zersplitterung auf die verschiedensten Arbeits¬
gebiete hingewiesen und der Beschränkung auf Son¬
dergebiete des Buchdrucks das Wort geredet. Es soll
sich der eine dem Akzidenzdruck, der andre etwa
dem Werkdruck zuwenden, denn nur auf diese Weise
sei volle Leistungsfähigkeit zu erzielen. Ganz be¬
sonders gelle dies im Falle der Kapitalknappheit. Es
wird dann auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die
mit der Neuerrichtung einer Buchdruckerei verknüpft
sind, wenn neben technischem Können nicht auch
ausreichendes kaufmännisches Verständnis mitge¬
bracht wird. Alle bei einer solchen Neueinrichtung
zu berücksichtigenden Fragen werden dann in sach¬
kundigster Weise behandelt. Der Einkauf der zweck¬
mäßigsten Druckmaschinen, des Schriftenmaterials
und aller Zubehörteile, die Einrichtung des Papier¬
lagers, die Kundenwerbung und was sonst noch alles
in Betracht kommt. Es wird auch bereits auf die
Zweckmäßigkeit von Arbeitsordnungen, von Unfall¬
verhütungsvorschriften, von Telephonanlagen und
anderm mehr aufmerksam gemacht.
Ein Aufsatz vom Geschmack in der Kunst über¬
haupt und in den graphischen Künsten im besonderen
aus der Feder eines ungenannt gebliebenen, ange¬
sehenen Fachgenossen dehnt sich über mehrere Hefte
aus. Die Ausführungen erstrecken sich auf allgemeine
Kunstfragen, über die allerdings auch heute noch
1879
6
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
keine völlige Übereinstimmung der Auffassungen er¬
zielt ist. Im ersten Teile seines Aufsatzes behandelt
der Verfasser die Schriftfrage, die er für jede Art
von Druckwerk als die wichtigste ansieht. Er bekennt
sich dabei weder als Fraktur- noch als Antiquaan¬
hänger, kann sich aber mit dem Wiederaufkommen
der Schwabacher und Mediäval in ihren vielen Ab¬
arten nicht einverstanden erklären. Er meint, daß
sich der alte Breitkopf und Tauchnitz and Bauer und
Michael und May und Theinhardt und Hänel und
Abbildung 51. Satzbeispiel (schwarz, rot) aus dem
XV. Bande (1878). Originalsatz von A.M.Watzulik
wie sie alle heißen, die sich'um die Verschönerung
und Veredlung unsrer Fraktur und Antiqua so große
Verdienste erworben haben, den Bauch halten müßten
vor Lachen, wenn’s ihnen nicht — leid wäre um die
Arbeit, die sie auf ganz entgegengesetzter Bahn ge¬
leistet haben. Über die Eigenschaften, die eine Schrift
haben soll, verbreitet sich der Verfasser sodann und
zwar stellt er als erste typographische Schönheits¬
regel die Zweckmäßigkeit hin. In bezug auf die Ent¬
wicklung der'Fraktur und Antiqua sagt erfolgendes:
Bei der Verwerfung der Mönchschrift und der aus
ihr hervorgegangenen Fraktur durch die nichtdeutsche
Typographie hat nationaler Haß mehr eingewirkt als
irgendein andrer Grund, obschon zugegeben werden
muß, daß die Antiqua sich viel schöner entwickelt
hat als die Fraktur. Italiener, Skandinavier, Holländer,
Slawen aller Stämme haben sich fast nur vom Haß
leiten lassen, als sie sich der Antiqua zuwendeten.
Sollte das den Deutschen nicht ein Wink sein, diese
nationale Schrift festzuhalten? Der Verfasser wendet
sich dann gegen den gekünstelt erscheinenden Linien¬
satz, gegen die graue Farbe beim Werkdruck; er
Abbildung 52. Verkleinertes Satzbeispiel (schwarz, grün) aus
dem XVI. Bande (1879). Originalsatz von C. G. Naumann
wünscht ferner die Zuteilung jeder Arbeit an das
technische Verfahren, das für die Herstellung das
zweckmäßigste ist, und entwickelt im ganzen An¬
sichten, von denen manche noch für die Jetztzeit paßt.
Als hervortretendes Erzeugnis in der Menge von
Ziermaterial, das die Schriftgießereien damals auf
den Markt brachten, haben wir die klassischen Reihen¬
ornamente von Ferd. Theinhardt in Berlin (siehe Ab¬
bildung 53) hervorzuheben, die auch eine starke Ver¬
breitung fanden und dazu berufen waren, in die reinen
Liniensatzgebilde Abwechslung zu bringen. In den
äußerst korrekt geschnittenen Ornamenten kehren
die zahlreichen Motive des griechischen und Renais¬
sancestils wieder, und es ergaben sich durch die
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
* r> - .-O !
Aneinanderreihung Ornamentstreifen und Ränder von
ganz ausgezeichneter Wirkung.
Über die Herstellung von Tonplatten durch den
Setzer oder Drucker findet sich in diesem Bande auch
eine der ersten ausführlichen Anleitungen zu dieser
Spezialtechnik, die sich lange Zeit eingehendster
Pflege zu erfreuen hatte. Allerdings ist man in der ver¬
flossenen Zeit zu ganz
andern Arbeitsstoffen
für Tonplatten gelangt,
ebenso ist die Art der
Herstellung der Platten
selbst in ganz andre
Bahnen gelenkt worden.
In einem Aufsatze mit
dem Titel Pariser Buch¬
druckereien werden die
Arbeitsverhältnisse in
denletzteren geschildert
und manches erwähnt,
das für die deutschen Buchdruckereien von Nutzen zu
sein schien. Unter anderm wird auch der Wert der
Lauf-oder Arbeitszettel hervorgehoben und das Muster
eines solchen wiedergegeben. Die Vorzüge des Pariser
Systems werden gebührend betont und manchesEigen-
artige aus dem Gebiete des Werksatzes angeführt.
Über das von H. Berthold in Berlin nach langen
Vorbesprechungen hergestellte Urmaß, den Normal-
Typometer zur genauen Festhaltung des Normal¬
systems berichtet das Archiv in Heft 8/9 des sech¬
zehnten Bandes mit dem Hinweis, daß dieses Urmaß
zuvor von dem derzei¬
tigen Direktor der Ber-
linerSternwarteProfessor
Förster einergenauen Prü¬
fung unterworfen wurde.
Von dem Maße selbst, ei¬
nem 30Zentimeter langen
Stahlstab, wurde fast allen
deutschen Schriftgieße¬
reien ein Stück ausgehän¬
digt, und es darf gesagt
werden, daß nennens¬
werte Kegeldifferenzen seitdem in Deutschland nicht
mehr Vorkommen.
Von den mannigfachen Versuchen, die auf dem
Gebiete der Reproduktionsverfahren besonders im
Auslande gemacht wurden, verzeichnet das Archiv in
demselben Bande den aus der Photographie hervor¬
gegangenen Reliefdruck, das ist die Woodburytypie,
unter gleichzeitigerVorführung einer ausgezeichneten
Probe dieses Verfahrens.
Das seit 1876 viel gebrauchte geflügelte
Wort Billig und Schlecht hat man damals
sirtailra^ral Berlin ‘
rrrvYTTv'
Abbildung 53 (1880)
1880
mit Recht auch vielen Buchdruckereien zugerufen,
und das Archiv nimmt wiederholt Anlaß, in Wort und
Beispiel die Berechtigung dieses Vorwurfes zu be¬
weisen, einesteils dadurch, daß es auf die bei jeder
Druckarbeit notwendige geschmackvolle Ausführung
hinweist, anderseits indem es anhaltend die Gegen¬
wirkung von Gut und Schlecht an praktischen Bei¬
spielen veranschaulicht. Es wird hervorgehoben, daß
neben der Gewerbefreiheit, die einem jeden die Aus-
übungdes Buchdrucker¬
berufes ermöglichte, wie
auch das Sichgehenlas-
sen vieler Buchdrucker
die vielen schlechten
Drucksachen herbeifüh¬
ren. Die billigen Kopf¬
druckpressen, vereinzelt
auch die aufkommen-
denbilligenTiegeldruck-
pressen ließen die so¬
genannte Trittmüllerei
aufblühen, der auch die
Berufsorganisationen lange Zeit nicht so recht bei¬
kommen konnten. Im Laufe der Jahre ist es etwas
besser geworden, immerhin kann aber die Bezeich¬
nung Billig und Schlecht auch heute noch auf manche
Druckarbeit Anwendung finden.
Neben den unter 1879 bereits erwähnten gro߬
zügigeren stilvollen Einfassungen entwickelt sich mit
dem Beginn der achtziger Jahre das sogenannte
Linienornament mit der Ansatzmöglichkeit an die feine
Achtelpetitlinie. Die vom Stempelschneider Theodor
Friebel geschaffenen Akzidenzverzierungen, die aus
Linienmotiven, leicht ge¬
haltenen Renaissance¬
schnörkeln und kleinen
Blattmotiven bestehen,
fanden schnell eine all-
gemeineVerbreitung. Das
Archiv führt diese Orna¬
mente vor und bemerkt
dazu, daß das Material der
sich neuerdings geltend
machenden Geschmacks¬
richtung, die es wieder
liebt die Sätze in reicher Weise mit Einfassungen zu
umgeben, entspreche. Es folgt die sich über drei
Bände erstreckende Abhandlung von F. Bosse über
die Ornamente und das Ornamentieren im Buchdruck¬
gewerbe. Der Verfasser leitet seine für die damalige
Zeit verdienstliche Arbeit mit folgenden Worten ein:
Angeregt durch das Emporblühen der Kunst und des
Kunsthandwerks in dem letzten Dezennium sind die
tonangebenden Schriftgießereien fort und fort bemüht
gewesen, den Anforderungen des Buchdruckgewerbes
nach jeder Richtung hin Rechnung zu tragen, indem sie
eine Menge neuer, unserm Geschmacke, der modernen
Renaissance entsprechende Ornamente produzierten.
Abbildung 54
Akzidenz-Ornamente
geschnitten von Theodor Friebel
(1880)
8
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PRI
IlI/«
Original frotn
ETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Es folgt hierauf eine eingehende Behandlung der bis
dahin vorhandenen hauptsächlichsten Ornament-
Serien und sonstigen Zierate, unter denen die Linien¬
ornamente zunächst die Hauptstelle einnehmen. Diese
Abhandlung hat vielen Buchdruckern als Lehre der
Ornamentik gedient und genützt, denn neben der
Vorführung der einzelnen Figuren und deren richtigen
Verbindungsmöglichkeiten machte der Verfasser, der
als praktischer Buchdrucker die Schwächen der Fach¬
genossen auf künstlerischem Gebiete wohl zu er¬
kennen vermochte, die Leser mit dem Wesen der
Ornamentik, mit den Kunstausdrücken und vielem
andern bekannt; er führte sie von der reinen prak¬
tischen Tätigkeit zum Nachdenken über künstlerische
Angelegenheiten und zur Beschäftigung mit künst¬
lerischen Fragen, die mit der Tätigkeit des Akzidenz¬
setzers Zusammenhängen.
Bosse, der wohl heute noch als Buchdruckerei¬
besitzer mitten in der Praxis steht, beschränkte sich
in seiner Arbeit aber keineswegs darauf, eine prak¬
tische Anleitungzu geben, wie die zahlreichen Figuren
der einen oder andern Ornamentserie richtig und
wirksam zusammengesetzt werden müßten, er ver¬
band hiermit zugleich eine Art kritische Stillehre, bei
der er die Vorzüge und Mängel des von den Schrift¬
gießereien geschaffenen Materials beleuchtete. Gleich¬
zeitig berührte er Nebenfragen wichtigster Art, z. B.
tadelt er das sklavische Nachahmen der von den Schrift¬
gießereien gegebenen Vorlagen, die doch nur An¬
regungen sein sollen; er geißelt das Zuviel an Zierat
auf den Drucksachen und betont mit Recht, daß die
Fachgenossen in ihrer Geschmacksbildung von den
Probeblättern der Schriftgießereien beherrscht werden,
welch letztere eine Richtung eingeschlagen hätten,
die nicht mehr zu der natürlichen gerechnet werden
könne. Es müsse dem Anhäufen, dem Zuviel an
Ornamenten aufs schärfste entgegengetreten werden.
Bevor der Verfasser an die Erläuterung der reicheren
Ornamentik geht, sagt er: Woran aber liegt es, daß
wir auf diesem falschen Wege wandeln und daß wir
in der Ornamentik noch weit hinter andern Kunst¬
gewerben zurückstehen? Der Hauptgrund mag wohl
darin zu finden sein, daß das Buchdruckgewerbe, un¬
bekümmert um alles andre, seinen eigenen Weg geht
und sich meist nur an die Traditionen der Vorgänger
hält. Es ist zwar die Ornamentik nicht jedermanns
Sache, aber wenn wirklich sich der eine oder andre
dafür interessierte, so war für eine solche kein Lehr¬
meister unter den Fachgenossen, der eine gründliche
Anleitung zu erteilen vermochte, man tappte eben
immer im dunkeln. Der Verfasser weist dann in beson¬
derer Weise auf die Vorzüge des Renaissancestils hin,
dem bereits eine große Anzahl guter Erzeugnisse ihre
Entstehung verdanken. Bei der Besprechung einer
aus Amerika übernommenen Einfassung warnt Bosse
die deutschen Schriftgießereien vor der Wiedergabe
rein naturalistischer Gegenstände zu Verzierungs¬
zwecken, denn nicht diese seien das Feld, das die
Schriftgießereien pflegen sollen, sondern das Flach¬
ornament. Bei der Behandlung der Griechischen
Einfassung bekennt sich der Verfasser bereits als
Gegner der aufgekommenen architektonischen Satz¬
art im Buchdruck, die Anfang der achtziger Jahre
eine große Ausbreitung fand. Er verweist auf die
historischen Vorläufer dieser Art von Flächenver¬
zierung, wie sie Ende des 16. Jahrhunderts, im 17.,
ja selbst noch im 18. Jahrhundert in großer Zahl in
Form von schönen Gebilden geschaffen wurden, die
man heute noch mit Wohlgefallen betrachten könne.
Im Laufe der Zeit sei man aber zu der Erkenntnis
gekommen, daß sich diese perspektivischen Ansichten
mit dem Bilde unsrer Typen nicht gut vereinigen
lassen, und habe von der ferneren Anwendung Ab¬
stand genommen. Es sei immerals eine Geschmacks¬
verirrung anzusehen, wenn man mit den gegebenen
architektonischen Figuren einer Einfassung jene gro߬
artigen Werke der Griechen und Römer oder auch
der Renaissance nachahmen wolle. Im weiteren Ver¬
folg der Abhandlung, in der sich der Verfasser mit der
Erklärung der verschiedensten Ornamentserien, wie
sie in der griechischen, der Florentiner, der venezia-
nischenals Haupterscheinungen zu verzeichnen waren,
auch mit lehrreicher Erklärung der Stilformen und
Stileigenheiten befaßt, kommt es in Heft 8/9 des
zwanzigsten Bandes zu einer heftigeren Aussprache
über die genannte Richtung, die unter Führung der
Schriftgießereien im Buchdruck Platz greift und die
der Verfasser bereits lebhaft bekämpft hatte.
Im Gegensatz zu der Ansicht Bosses treten gleich¬
zeitig andre Fachgenossen in Wort und Beispiel im
Journal für Buchdruckerkunst, in den Schweizer
Graphischen Mitteilungen, wie auch im Archiv selbst
(u. a. Albert Hoffmann im zwanzigsten Bande in einer
Abhandlung Die Architekturformen im Buchdruck)
für die genannte Richtung lebhaft ein unter Hinweis
aufdie Dekorationsformen früherer Jahrhunderte und
die Möglichkeit der technischen Verarbeitung archi¬
tektonischer Motive im Buchdruck. Es würde zu weit
führen auf die an sich interessanten Ausführungen
hier näher einzugehen, und es sei daher nur auf die er¬
wähnten Stellen verwiesen. Anschließend sei noch
gesagt, daß die architektonische Satzart ihre höchste
Ausbildung durch die Anwendung der Einfassungen
Akanthea (J. G. Scheiter & Giesecke) und Germania
(Julius Klinkhardt) erfahren hat. Viele der aus diesem
figurenreichen Material hergestellten Drucksachen
dürfen als typographische Kunstleistungen ange¬
sprochen werden, bei deren Herstellern sich künst¬
lerisches Verständnis mit vollkommenstem tech¬
nischen Können allerdings vereinigen mußten.
Eine der ersten eingehenderen Abhandlungen über
Ausschließen, Sperren und Trennen im glatten Satze
2
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
cvvö RUC *e;
ALEXANDER YVALDOW
BUCHDRUCKMASCHINEN- UND UTENSILIENHANDLUNG
BRUDERSTR. LEIPZIG BRÜDERSTR.
Abbildung 55. Satzbeispiel aus dem XVIII.Bande (1881)
Abbildung 56. Satzbeispiel aus dem XIX. Bande (1882)
hoff**#
^ ATELIER
fOb
TYPOGRAPHISCHES ZEICHNEN
BERLIN S.O.
46. ELISABETHUFER 46.
Abbildung 57. Satzbeispiel aus dem XIX. Bande (1882) des Archivs für Buchdruckerkunst
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PRJNCETON UMVERSITY
Archiv f ü r B u c h g e w e r b e
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nii ® len) ® um ® mm ®
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III
i«a QQQQQQQCS
bringt das Archiv in seinem siebzehnten Bande. Die
gegebenen Anweisungen zur Erzielung eines Satz¬
bildes, dem sowohl Übersichtlichkeit wie gute Les¬
barkeit eigen ist, sind mit gutem Verständnis abge¬
faßt. Inwieweit __:_
sie Anregung zur
Aufstellung der
im Jahre 1883
entstandenen
allgemeinenSatz-
regeln gegeben
haben, vermochte
ich nicht festzu¬
stellen, vermut¬
lich sind aber die
Anregungen hier¬
zu in diesem Auf¬
sätze zu suchen.
Daß im sieb¬
zehnten Jahr¬
gänge (1880) des
Archivs auch be¬
reits die Ankün¬
digung der von
Alexander Wal-
dow bearbeiteten
Enzyklopädie
der graphischen
Künste erfolgt,
mag der histori¬
schen Vollstän¬
digkeit halber
verzeichnet sein.
Bei den Riesen¬
fortschritten, die
das Buchgewerbe
in den auf die
Herausgabe des
Werkes folgenden
Jahren machte,
wurde dessen
Vollständigkeit
bald in Frage ge-
stellt,undeskann
dasselbe heute,
mangels jed¬
weden Nachtrags,
kaum noch als
Nachschlagebuch
gelten. An späte¬
ren Versuchen,
ein ähnliches Werk zu schaffen, hat es nicht gefehlt;
in beiden Fällen mußten aber die Unternehmer es
erfahren, daß die Buchdrucker schlechte Bücher¬
käufer sind. Die Herausgabe einer Enzyklopädie der
graphischen Künste kann auch kaum die Aufgabe
eines einzelnen sein, sie ist allenfalls eine solche für
eine Körperschaft, die sich die Pflege des gesamten
Buchwesens und Schrifttums zum Ziele gesetzt hat
und die neben lückenlosem Unterlagenmaterial auch
__ über einen aus¬
reichenden Stab
von Mitarbeitern
für die einzelnen
Sachgebiete ver¬
fügt.
Die durch Er-
laßdes Kgl.Preu¬
ßischen Kultus-
ministeriumsvom
21. Januar 1880
normierte Recht¬
schreibung gab
dem Archiv da¬
mals Anlaß, eine
Zusammenstel¬
lung der haupt¬
sächlichsten
Wörter und Wort¬
wendungen von
schwankender
Orthographie zu
bringen.
Abbildung 58. Satzbeispiel aus’dem XX. Bande (1883) des Archivs
für Buchdruckerkunst. Originalsatz von J.G. Scheiter & Gicseckc
Die Jahrgänge
1881 bis 1883 des
Archivs bilden in¬
sofern ein Gan¬
zes, als sich drei
große Abhand¬
lungen fast über
alle drei Bände
erstrecken und
daher auch unter
diesem Gesichts¬
winkel behandelt
zu werden ver¬
dienen.
Einedieser Ab¬
handlungen ist
eine solche über
Typographische
Numismatik oder
Geschichte der
Medaillen,welche
auf die Buchdruckerkunst, ihre Feste und ihre Kunst¬
genossen Bezug haben. Es handelt sich hier um die
umfassende Arbeit William Blades, die durch Louis
Mohr nach Printers Register übersetzt wurde. Der
Inhalt ist für den Fachhistoriker von besonderem
1881-1883
li
2 *
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Original fforn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Interesse, denn es sind in ihr alle wichtigeren Be¬
gebenheiten aus dem weiten Gebiete des in- und
ausländischen Buchgewerbes berührt. Daneben sind
alle geprägten Münzen und Medaillen, die aus den
gleichen Anlässen geprägt wurden, in Abbildungen
und Tafeln wiedergegeben. Außer dieser Abhand¬
lung findet die über das Ornamentieren im Buch¬
druckgewerbe ihre Fortsetzung, während eine solche
über die Behandlung der Rotationsschnellpressen, die
nach der Ansicht des Verfassers für den Buchdrucker
täglich von größerer Bedeutung werden, ihren An¬
fang nimmt. Es wird bereits auf die Wichtigkeit der
Rotationspressen für den Werkdruck hingewiesen und
gesagt, daß das Ausland, besonders Frankreich und
Belgien neben Amerika, der Vervollkommnung der
Maschinen nach dieser Richtung größtes Interesse
entgegenbringen. Die Bedeutung der variablen Ro¬
tationspressen für den Werkdruck wird ebenfalls
gestreift, und alle Arbeitsverrichtungen an dieser Art
von Pressen nebst der Plattenherstellung werden ein¬
gehend erörtert und durch Abbildungen illustriert.
Einer der interessantesten Aufsätze im achtzehnten
Bande des Archivs ist ein solcher von Friedrich Bauer
über die Entstehungsgeschichte des deutschen Zeitungs¬
wesens. Diese Arbeit dürfte für jeden, der sich mit
dem Stoffe erneut zu beschäftigen hat, als eine er¬
wünschte Nachschlagequelle dienen, da in ihr alle
wichtigeren Erscheinungen, die auf die Bezeichnung
Zeitung Anspruch haben, nicht nur aufgezählt, son¬
dern auch ihrem Inhalte und ihrer Eigenart nach vom
Verfasser eingehender behandelt wurden. Daneben
ist auch die Literatur gestreift, die sich mit der Er¬
forschung der Geschichte des Zeitpngswesens befaßt.
Über die Verwendung des Zelluloids zur Stereo¬
typie sowie zur Herstellung von Klischees berichtet
das Archiv im siebzehnten Bande wiederholt. Es
bringt auch Abbildungen, die an Güte nichts zu
wünschen übriglas¬
sen. In der späteren
Zeit hat das Zellu¬
loid noch zur Her¬
stellung von Ton¬
platten und zuletzt
bei der Herstellung
von Galvanos Ver¬
wendunggefunden.
Zu andauernder
Verwendung ist das
feuergefährliche
Material indessen
nicht gelangt, und
es kann ihm daher
auch eine eigent¬
liche praktische Be¬
deutung fürdas gra¬
phische Gewerbe
trotz seiner mannigfachen Vorzüge nicht beigemessen
werden.
In Ergänzung der bereits gegebenen Hinweise aufdie
Bedeutung der Satiniermaschinen bringt das Archiv
eine genauere Beschreibung der von Karl Krause in
Leipzig gebauten Kalander mit drei Walzen, die in
fast allen größeren Buchdruckereibetrieben zur da¬
maligen Zeit Einführung fanden.
Unter dem Titel Zur Biicher-Ornamentik bringt das
Archiv (1882) einen Aufsatz von Friedrich Bauer, in
dem auf solche Veröffentlichungen hingewiesen wird,
die sich eingehender mit der Frage des Ornaments
im Buche befassen. In Anbetracht der neueren Be¬
strebungen, dem deutschen Buche nach jeder Rich¬
tung hin eine schöne und stilgerechte Ausstattung
zu geben, erscheint ein Hinweis auf diese Abhand¬
lung angezeigt. Sie dürfte ebenso wie für Buchdrucker
auch für junge, aufstrebende Künstler und Buch¬
illustratoren von Wert sein, zumal das angegebene
Quellenmaterial zum eingehenderen Eindringen in
das Stoffgebiet manchem unbekannt ist.
Gewissermaßen eineVorläuferin der späterenKom-
plettgießmaschine des Franzosen Foucher war die vom
Amerikaner Hepburn gebaute Gieß- und Fertigmach¬
maschine zur Fabrikation von Typen, deren Beschrei¬
bung das Archiv 1882 bringt. Die Maschine ist seiner¬
zeit in Deutschland von der Bauerschen Gießerei in
die Praxis eingeführt worden.
Unter den zahlreichen typographisch vollendeten
Beilagen, die stets unter Benutzung der neuesten
Schriftgießerei-Erzeugnisse hergestellt wurden, ver¬
dient eine solche aus dem zwanzigsten Bande (1883)
besondere Beachtung. Sie enthält die Ankündigung
der erfolgten Gründung eines Ateliers für Typo¬
graphisches Zeichnen durch Albert Hoff mann in Berlin,
der damit eine nicht nur für Deutschland, sondern
für alle Länder neue Idee zur Durchführung brachte.
Das Archiv bemerkt
zu der Gründung
folgendes: Während
nach einer mit Ver¬
ständnis entworfe-
nenZeichnungjeder
einigermaßen tüch¬
tige Setzer schnell
und ohne besondere
Umstände einen
guten, brauchbaren
Satz zu liefern ver¬
mag, baut gar oft der
unglückliche Setzer,
welcher nach eige¬
ner Erfindung und
eigenem Ermessen
meist ohne Entwurf
arbeitete, Tag um
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PBINCETQN UNIVE RSITY
Archiv für Buchgewerbe
Tag, Korrektur folgt auf Korrektur, der Prinzipal fängt
schließlich an ärgerlich zu werden, dringt auf be¬
schleunigte Fertigstellung und nach schweren Wehen
erblickt endlich ein höchst mangelhaftes Machwerk
das Licht der Welt. Diese Erfahrung werden sicher
schon viele unsrer Fachgenossen selbst in größeren
Offizinen gemacht haben. Neben Albert HofFmann
kündigt auch F. Bosse an, daß er sich mit der Her¬
stellung typographischer Entwürfe befaßt. Um diese
Zeit und wohl hauptsächlich infolge der Anregung
zu schenken, wovon eine im Archiv befindliche Ab¬
handlung von F. Bosse über den gotischen Stil im
Buchdruck Zeugnis ablegt. Es wird auf die Schön¬
heiten dieses Stiles hingewiesen und zugleich auf die
gotischen Ornamente der Firma OttoWeisert in Stutt¬
gart Bezug genommen. Als Urheber dieses Materials
nennt das Archiv den Maler Rudolf Koch in Ovel¬
gönne inHolstein. In der darauffolgenden Zeit ist noch
mancherlei gotisches Schriften- und Ziermaterial auf
den Markt gekommen, das in weiteren Fortsetzungen
Abbildung 60. Satzbeispicl (schwarz, rot) aus dem XX. Bande (1883) des Archivs für Buchdruckerkunst. Originalsatz von Knorr & Hirt in München
dieser bahnbrechenden Fachgenossen nimmt das all¬
gemeine Verständnis für das Skizzieren und den Wert
des typographischen Zeichnens im Buchdruck seinen
Ausgangspunkt. An Abhandlungen und Anleitungen
für diesen schwierigen, aber grundlegenden Teil des
Akzidenzsetzerberufes hat es in der verflossenen Zeit
nicht gefehlt. Die Entstehung eines einheitlichen,
systematischen Lehrplanesfür typographisches Zeich¬
nen ist aber bislang trotz aller Bemühungen der Unter¬
richtsanstalten, der typographischen Fortbildungsver¬
eine und vieler befähigter Fachgenossen noch nicht
möglich gewesen. Der häufige Wechsel des Ge¬
schmacks im Buchdruck, mangelnde Vorbildung im
Zeichnen, geschäftliche Hindernisse und manches
andre dürften wohl die Ursache für diese bedauer¬
liche Tatsache sein.
Neben dem Renaissancestile beginnt man auch dem
gotischen Stile um diese Zeit (1883) Aufmerksamkeit
zu erwähnen sein wird. Die ersten Spuren des so¬
genannten altdeutschen Stils, wie er vornehmlich
von Knorr & Hirth in München, Wallau in Mainz
und W. Drugulin in Leipzig gepflegt wurde, treten
auch bereits im Archiv 1883 auf. Eine ausgezeichnet
wirkende zweifarbige Adreßkarte der erstgenannten
Firma ist dem Bande beigegeben (siehe Abbildung 60).
Die aus dieser Zeit hervorgegangenen zahlreichen
Arbeiten machen heute noch einen ausgezeichneten
künstlerischen Eindruck; sie sind frühe Vorläufer der
Satzrichtung, die jetzt wieder gepflegt wird, wenn auch
hauptsächlich in der besseren Buchausstattung. Die
schönen alten Schwabacher Schriften kräftigen Bildes
haben ihrenWert behalten, daneben sind neue Erzeug¬
nisse entstanden, die selbständiges, künstlerisches
Schaffen erkennen lassen und die zugleich als bahn¬
brechende in der Frakturbewegung gelten.
(Fortsetzung folgt.)
13
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Archiv für Buchgewerbe
Über den Komplementärfarbendruck
Von EMIL KÖDITZ, Leipzig
D ie Bezeichnung Komplementärfarbendruck hat
etwas Bestechendes, da der Mensch im all¬
gemeinen Freude an der Farbe empfindet.
Dem Druck mit Komplementärfarben wird in den
Typographischen Jahrbüchern, Heft 9, Jahrgang 1917,
das Wort geredet. Der Verfasser sagt, daß die Farben
Rot und Grün, Blau und Orange oder Violett und
Gelb übereinandergedruckt ein Grau ergeben. Und
weiter, daß eine Autotypie als Druckstock in den be-
zeichneten Farben übereinandergedruckt bei genauem
Passen ein nuanciertes Grau zeigt oder bei unge¬
nauem Passen ein Braun. Das Bild soll in jedem
Falle ein geschlossenes Aussehen erhalten, da selbst
beim genauen Passen die beiden übereinandergelegten
Drucke das Raster der Autotypie schließen. Auf solche
Weise sei ein vorzüglicher Effekt zu erreichen.
Das Heft bringt als Beilage ein Bild des Reichs¬
tagsabgeordneten Scheidemann, das auf diesem Wege
geschaffen worden ist. Die beigedruckte Skala zeigt
ein gebrochenes, doch immerhin stark sprechendes
Grün und eine als sogenannte Terrakotta bezeich-
nete rote Farbe; beide etwa in gleicher Stärke.
Bei so erzeugten Abbildungen kommt die Farben¬
mischung teils durch Übereinander- und teils durch
Nebeneinanderlagerung zustande. Im ersteren Falle
ergibt sich die Mischfarbe durch Subtraktion, im letz¬
teren durch Addition des Lichtes, und dieses Prinzip
der Farbenmischung findet ja besondere Ausnutzung
im Drei- und Vierfarbendruck. Dort führt es bei
richtiger Anwendung auch zum besten Erfolg. Aber
etwas anders liegt die Sache bei Verwendung einer
Druckplatte. Eine gleichmäßige Verteilung der Farb¬
elemente ist ausgeschlossen. Selbst innerhalb eines
Bildes können Differenzen eintreten. Abweichungen
geben aber ein Farbenspiel, welches den Bildeindruck
ungünstig beeinflußt.
Die genannte Bildbeilage bietet einen olivfarbigen
Eindruck, jedoch ohne einheitliche Tönung. Es macht
sich dabei der sogenannte Überdeckungs fehler geltend.
So sind Stellen bräunlich, nach Rot hinüberspielend,
dagegen andre grünlich gestimmt. Von einem Grau
ist schwerlich zu reden. Allerdings hat der vorliegende
Abdruck Paßdifferenz,und dadurch muß Grau als aus¬
geschlossen gelten. In diesem Abdruck läßt aber auch
das erzielte Braun zu wünschen übrig.
Die Art, eine Druckplatte zu geschlossenerer Bild¬
wirkung zweimal zu drucken, wurde in den neunziger
Jahren verschiedentlich versucht. Dabei kam zu¬
nächst eine kräftige Farbe für die Zeichnung zur An¬
wendung, dagegen folgte der zweite Druck in einer
viel helleren Tonfarbe. Geschlossenheit und etwas
farbige Wirkung erstrebte man dadurch, daß beim
zweiten Druck eine Verschiebung in diagonaler Rich¬
tung, um die Größe des Rasterzwischenraumes in
den Kreuzlagen, vorgenommen wurde. Bei kleineren
Druckplatten war der Reiz des farbigen Ausdrucks
zunächst überraschend, doch zeigte sich in größeren
Abbildungen sehr bald der unerwünschte Über¬
deckungsfehler, der die einheitliche Färbung aus¬
schloß. Zu jener Zeit führte ich selbst eine Anzahl
Autotypieätzungen aus, die in solcher Weise sowohl
auf der Handpresse, als auch auf der Schnellpresse
zum Druck kamen. Versuchsweise folgte dann auch
eine Arbeit mit drei verschiedenen Farbplatten nach
einem Negativ, unter Zuhilfenahme von feinem Staub¬
korn für einzelne Bildpartien. Obwohl die Ergebnisse
den Anforderungen entsprachen, wurde doch eine
Fortsetzung der Arbeit in dieser Richtung eingestellt,
da die Sache im Druck erhebliche Schwierigkeiten
bereitete.
Dem Wunsche, die nüchterne Wirkung einer Auto¬
typie zu verbessern, entsprangen derartige Arbeits¬
versuche. Jedenfalls ist die Annahme berechtigt, daß
daraufhin die Ausgestaltung der heutigen Duplex¬
autotypie erfolgte. Allgemein bekannt ist dazu die
Benutzung zweier Aufnahmen, wobei das zweite
Negativ eine andre Rasterlinienrichtung erhält als
das erste. Daß der Bildcharakter beider Aufnahmen
meist verschieden gehalten wird, sei nur nebenbei
erwähnt. Es kann wohl als zweifelsfrei erwiesen be¬
trachtet werden, daß Duplex-Autotypien unter An¬
wendung einer dunklen Zeichnungsfarbe und einer
helleren Tonfarbe einheitliche Färbungen in guter
Bildwirkung ergeben.
In der Praxis mag es nun Vorkommen, daß für ein
Bild nur eine Druckplatte vorliegt, die Verbesserung
derBildwirkungaber erwünscht ist. SolchenWünschen
kommt ja die Farbenfabrikation in der Erzeugung von
Doppeltonfarben entgegen. Daß dabei ebenfalls Übel¬
stände auftreten, soll keineswegs verschwiegen werden.
Im allgemeinen befriedigen aber die damit erzielten
Ergebnisse eher, als beim Druck von Komplementär¬
farben.
Der Verfasser jener Arbeit über Komplementär¬
farbendruck scheint auch selbst nicht recht von der
Erreichung guter Ergebnisse überzeugt zu sein, denn
er schreibt: Zu emp/e/i/en ist das Übereinanderdrucken
desselben Klischees nur dann, wenn der Auftraggeber
keinen Wert auf gleichmäßiges Aussehen aller Bilder
legt, es wird auch nur der Druck kleiner Auflagen zu
empfehlen sein. Die Bildbeilage gibt die Bestätigung
und wirkt nicht gerade ermutigend, mit den Ergeb¬
nissen solcher Arbeitsweise an die Kundschaft heran¬
zutreten.
Vorsichtigerweise wird dort anschließend darauf
hingewiesen, daß ein Druck mit Komplementärfarben
14
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Original ffom
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
vollkommen gleichmäßige Bilder unter Benutzung
von Duplex-Autotypien erreichbar wären.
Da eine Duplex-Autotypie mit Komplementärfarben
in gleicher Farbstärke nicht auch als Beilage vorliegt,
so läßt sich ein Urteil darüber nicht gewinnen.
Ob die nicht öftere Anwendung des Komplemen¬
tärfarbendrucks darauf zurückzuführen ist, daß die
Fachleute außerordentlich zurückhaltend wirklich
guten Neuerungen gegenüb erstehen oder ob es noch
an verhältnismäßig geringer Übung im rationellen
farbigen Druck liegt, entzieht sich freilich wohl all¬
gemeiner Kenntnis. Wenn aber praktische Arbeiten
in Komplementärfarbendruck vermittels der Duplex-
Autotypie, in guter Farbenwirkung, einem größeren
Fachkreis vorliegen würden, so dürfte jedenfalls am
leichtesten der Fortschritt überzeugend wirken. Eine
Aufnahme solcher Arbeitsweise wäre dann wahr¬
scheinlich umfangreicher zu erwarten.
Im Anschluß ist es vielleicht von Interesse, auf eine
Art von Duplex-Autotypie hinzuweisen, wie sie in der
Leipziger Illustrierten Zeitung wiederholt Anwendung'
gefunden hat. Damit wird in vielen Fällen eine drei¬
farbige Bildwirkung erreicht. Natürlich beruht die
Wirkung der dritten Farbe nur auf einer optischen
Täuschung. Unser Auge ist für die wirkliche Farben¬
wahrnehmung nicht hinreichend fein ausgebildet.
Die Arbeitsweise bei der Herstellung der Ätzungen
soll hier nur angedeutet werden, da für die Einzel¬
heiten breiterer Raum nötig wäre. t
Der Photograph fertigt zwei Netzaufnahmen an,
wobei die Tonplatte in den Tiefen außergewöhnlich
offen zu halten ist. Dagegen muß er die Lichtpartien
mehr oder weniger stark übernormal im Tonwert
ausbilden, je nach der geplanten Farbengebung.
Im Ätzprozeß hat der Chemigraph die Zeichnungs¬
platte so auszuarbeiten, daß an den gewünschten
Stellen die erforderliche Farbenwirkung der Tonplatte
durchdringen kann. Bei der Bearbeitung der Ton¬
platte müssen die Bildtiefen sehr stark aufgelichtet
werden, so daß dort der Ton wenig oder gar nicht
mitspricht. Auf mannigfaltige Weise kann die Aus¬
gestaltung der Druckplatten erfolgen.
Wenn beim Druck die Tonfarbe in guter Harmonie
zur Zeichnungsfarbe gestimmt wird, dann können
überraschend gute Wirkungen den Beschauer er¬
freuen. Unterlassen möchte ich aber nicht, darauf
aufmerksam zu machen, daß bei der Erzeugung der
Druckplatten gut eingearbeitetes Personal zur Seite
stehen muß. Dieser Weg kann jedoch auch im Druck
mit Erfolg beschritten werden, denn dafür bringen
gar manche Darbietungen der bezeichneten Zeit¬
schrift ausreichende Beweise.
Die photomechanische Reproduktion inmitten der Ausstellung von
Kriegsgraphik im Kulturmuseum zu Leipzig
O bwohl in der Ausstellung von Kriegsgraphik
anläßlich der Gründungsversammlung des
Deutschen Vereins für Buchwesen und
Schrifttum im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig
die Originalgraphik im Vordergrund stand, erscheint
es doch nicht überflüssig, einen kurzen Rückblick auf
Erzeugnisse der photomechanischen Reproduktion zu
tun, die in hervorragender Weise für die Herstellung
der ausgestellten Blätter und Mappen zur Anwendung
gekommen war. Ihrer Bedeutung nach müßte auch die
Originalgraphik, welche dort vertreten war, besonders
gewürdigt werden, doch dies mag einer andern Feder
überlassen bleiben.
Sehr auffällig trat in die Erscheinung, daß die
deutsche Kriegspresseleitung die Sache von der leich¬
teren Seite aufgefaßt hatte als das österreich-unga¬
rische Kriegspressequartier, dem der eine Teil der
Ausstellung zu verdanken ist. Hier kam, abgesehen
von wenigen graphischen Arbeiten deutscher Künstler,
ein Nebeneinander von Erzeugnissen der einzelnen
Felddruckereien ohne einheitlichen Zug, dort eine
sorgfältige Wahl in der Auslage von Reproduktions¬
arbeiten zum Ausdruck. So zeigten unsre Verbün¬
deten aus Österreich-Ungarn vortreffliche Vierfarben¬
drucke in großen und kleinen Formaten von sehr
guter Wirkung. Auch Duplex-Autotypien und Photo¬
lithographien fehlten nicht.
Zu einem Werke „Die Türkei im Weltkriege“ hat
der Maler Wilhelm Viktor Kraus eine größere Anzahl
Gemälde geschaffen, die bedeutende Heerführer im
Bilde zeigen, außerdem aber auch Volkstypen und
Landschaftsausschnitte bieten. Diese sind mit wenigen
Ausnahmen in Vierfarbendruck reproduziert worden.
Die Wiedergabe ist als sehr gut gelungen zu be¬
zeichnen, denn es trat klar vor Augen, daß die aus¬
führenden Kräfte sich mit großem Verständnis be¬
müht hatten, den Absichten des Künstlers zu folgen.
Ein Bildnis des Admirals Souchon sowie des Gene¬
ralmajors Pomiankowsky waren besonders hervor¬
tretende Leistungen. Auch die Bildnisse vom General¬
major Djevad Pascha und von dem Botschafter Joh.
Markgraf von Pallavicini zogen die Aufmerksamkeit
infolge der ganz ausgezeichneten technischen Durch¬
führung auf sich.
Von der Firma A. Krampolek in Wien hingen Vier¬
farbendrucke größeren Formats aus, die sorgfältige
Arbeit erkennen ließen.
Die Firma C. Angerer & Göschl in Wien bot in
einergrößeren Anzahl von Vierfarben-Reproduktionen
vortreffliche Arbeiten.
15
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Original frorn
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Archiv für Buchgewerbe
Beide Anstalten sind mit ihren Arbeiten an dem Photographische Aufnahmen von den Räumen ver-
Werk: „Österreich-Ungarns Wehrmacht im Welt- schiedener Felddruckereien gaben einen Einblick,
kriege“ beteiligt. unter welch schwierigen Verhältnissen solche Be-
Die zur Einzelbetrachtung in übersichtlichster An- triebe die Lösung übernommener Aufgaben zu er-
ordnung dargebotenen, zahlreichen Blätter geben in füllen suchen.
ihrer Gesamtheit wiederum ein abgerundetes Bild Bei der Betrachtung der Ausstellung drängte sich
von dem hohen Stande der Reproduktionstechniken der Wunsch auf, es hätte auch unsre Kriegspresse-
unsrer Verbündeten und von dem Eifer, mit dem die leitung einen einheitlichen Zug in die Sache bringen
Künstlerschaft vieles von den Kriegsereignissen fest- und die Arbeiten der Heimat mit heranziehen sollen,
gehalten hat. Denn in der Heimat ist zweifellos auch unter den
Im Anschluß an die bildmäßigen Arbeiten wurden schweren Kriegsverhältnissen rastlos und ernst ge-
Vivatbänder, Kriegsexlibris und Kriegspostkarten ge- arbeitet worden. Auf dem Gebiete des graphischen
zeigt, bei deren Vervielfältigung die Photochemi- Schaffens, in Beziehung zum Kriege, sind jedenfalls
graphie und Photolithographie jedenfalls mitwirkten, alle Zweige beteiligt. Einen größeren Überblick zu
Außerdem lag eine Anzahl Bücher aus, zu deren bieten, wäre im Rahmen der Veranstaltung sicher nur
Ausstattung die verschiedenen Zweige der Repro- nützlich und empfehlenswert gewesen. E. K. L.
duktionstechnik beigetragen hatten.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß mehrere Serien Zu der vorstehenden, uns von geschätzter Seite
von Not- und Lagergeld zur Anschauung gebracht zugegangenen Einsendung möchten wir ergänzend
waren, die vorherrschend typographische Arbeit er- bemerken, daß in absehbarer Zeit von der Leitung
kennen ließen. Einige davon deuteten ihre Entstehung des Deutschen Kulturmuseums eine umfassendere
in wertpapiertechnischen Betrieben an. Diese Papiere Ausstellung von deutscher Kriegsgraphik veranstaltet
hatten zur Ausstattung einfachere Guillochen sowie werden wird, in der aller Voraussicht nach ein Ge-
Randleisten und Untergrundmuster aus verschieden samtbild von allem auf diesem Gebiete von deutschen
versetzten Wellenlinien gebildet. In einigen Stücken Künstlern Geschaffenen gegeben werden kann. Die
deuteten Einzelheiten auf Photoguillochearbeit hin. photomechanische Reproduktion wird hierbei ohne
Wenngleich das gezeigte Papiernotgeld hochge- Zweifel einen breiten Raum einnehmen, denn es ist
stellten Forderungen gegen Nachahmungen nicht ent- während der Kriegszeit allerorten auch bei uns mit
sprechen konnte, so muß doch gesagt werden, daß in regem Fleiße an solchen Blättern gearbeitet worden;
Deutschland Notgeld in Umlauf ist, welches die Nach- ganz besonders haben es sich die deutschen Firmen
ahmung weit mehr erleichtert. angelegen sein lassen, auch der farbigen Kriegspost-
In der deutschen Abteilung hatten die einzelnen karte volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, während
Felddruckereien ihre Erzeugnisse, in der Hauptsache größere farbige Reproduktionen in so ausgezeich-
Feldzeitungen, dienstliche Drucksachen, Bücher für neter Ausführung, wie sie in der Ausstellung des
den Humor der Kämpfer, für Feldküchen und man- k. u. k. österreichisch undungarischen Kriegspresse-
cherlei andre Aufklärung wie auch Belehrung zur quartiers vertreten waren, weniger häufig herge-
Auslage gebracht. Schwarzweißzeichnungen in Feder- stellt wurden. Im Gegensatz hierzu wird die Repro-
und Pinseltechnik (Vignetten, Zierleisten und andres duktion in Schwarz stärker vertreten sein können,
mehr), ebenso verschiedene Aquarelle und Guasch- denn was in dieser Technik alles an Blättern und in
malerei waren dazwischen verstreut. Der größere Mappen und Büchern entstanden ist, vermag fast kaum
Teil dieser Originale hatte jedenfalls zur Ausstattung zusammengefaßt zu werden. Es sei auch noch darauf
der Druckwerke gedient. Außerdem wurden Post- hingewiesen, daß die in der deutschen Abteilung
karten in Vierfarbendruck und Lichtdruck gezeigt, der Kriegsgraphik-Ausstellung vertreten gewesenen
Daneben kamen aber auch Bilderbeilagen in Zink- Armee- und Felddruckereien eine ungeschminkte
ätzung, teils ein- und mehrfarbig, zu Worte. Darunter Übersicht der bei ihnen vorgekommenen Druckauf-
befanden sich Staubkornätzungen, auch fehlte die träge und der ihnen gestellten Aufgaben haben geben
einfarbige Autotypie nicht. Mehrere Plakate für ver- wollen. Die dadurch bedingte Anordnung mußte
schiedene Veranstaltungen mögen hier nur erwähnt naturgemäß eine weniger günstige sein, als wie die
sein, da diese in das Gebiet der Originalgraphik ge- der ausstellungsmäßig angeordneten und vortrefflich
hörten. ausgewählten Stücke in der Ausstellung unsrer Ver-
Unter den so im Felde tätigen Künstlern waren mit bündeten.
Arbeiten vertreten: Arnold, Hans Friedrich, Max Es sei hier anschließend auch noch auf den aus-
Heilmann, Schmoll von Eisenwerth, R. Schiestl, Paul gezeichneten Katalog hingewiesen, in dem eine große
Weber, Olbertz u. a. Anzahl der ausgestellt gewesenen Kunstblätter in
Die Arbeiten zeigten zum größten Teil das Ge- bester autotypischer Wiedergabe enthalten ist.
präge, daß siedem augenblicklichen Bedürfnis dienten. Die Schriftleitung
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Original-Holzfehnitt von Dirk de Brav, Haarlem 1660.
Beilage zum Archiv für Buchgewerbe.
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Druck von Joh. Ensched£ en Zonen, Haarlem.
Original from
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3 Dae erftc Äapitcl.
jn Anfang fcbuf
(Sott v>irnmcl
unb (Erbe.
2. llnb bic
. (Erbe war
wüfi unb leer/
unb co war
ßnftcr auf ber
Ciefe; imb bei'
(Scifi (Sottce
febwebte auf
bem YUaffer.
3. Unb (Sott
fpracb: (£0 werbe liebt. Unb co warb liebt.
4. Unb (Sott fab/ baß bao liebt gut war.
5 Da febieb (Sott bao JLidbt von ber ^wfternie,
*. Unb nannte bao iliebt »Eag unb bic ^in-
fietnie nacht. 5 Da warb auo 2 tbcnb unb iT?or=
gen ber erfte »Eag.
6. Unb (Sott fpracb: (£o werbe eine ^effe jwU
feben ben YDaffern/ unb bic fei ein Unterfdbieb
3wifcbcn ben YÖaffcrn.
7. 5 Da machte (Sott bic §c flc/ unb febieb bao
YUaffer unter ber $cfic von bent YDaffet über
ber ^cfle. Unb co gefebab alfo.
8. Unb (Sott nannte bic J^effc Fimmel. 5 Da
warb auo 2 lbcnb unb tV 7 o:gen ber anbre »Eag.
9. Unb (Sott fpracb: (£0 fammlc flcb baoYPae-
fet unter bent Fimmel an befonbere (Dertcr/ baß
man bao »Eroebne fct>e. Unb co gefebab alfo.
10. Unb (Sott nannte bao »Eroefne (Erbe/ unb
bic Sammlung ber YDaffer nannte er tUccr.
Unb (Sott fab/ baß co gut war.
11. Unb (Sott fpracb: (So laffc bie (Erbe auf-
? leben (Srao unb 2 \raut/ bao ficb befame/ unb
ruebtbare 2 > 4 ume/ ba ein jcglicbcr nacb feiner
2 lrt ^ruebt trage/ unb habe feinen eignen Samen
bei ibnt felbffy auf (Erben. Unb co gefebab alfo.
12. Unb bic (Erbe ließ aufgeben (SraeunbÄraut
bao ficb befamte/ ein jeglicbeo nacb feiner Ztt/
unb 234 ume/ bie ba ^ruebt trugen/ unb ihren
eigenen Samen bei ficb fclbfi batten/ ein jeglicber
nacb feiner 2 lrt. Unb (Sott fab/ baß eo gut war.
13. 3 Da warb auo 2fbenb unb Uloigcn ber brittc
Cag.
14. Unb (Sott fpracb: (£0 werben iUebter an
ber ^efie bco ^intntclo/ bie ba febeiben »Eag unb
riacbt/ unb geben Seichen/ Seiten/ »Eagc unb
3 *bre.
15. Unbfeien lichter an betreff e beo^intmelo/
baß fie febeinen auf (Erben. Unb co gefebab alfo.
1 6. Unb (Sott machte 3wei große lichter; ein
groß liebt/ bao ben »Eag regiere/ unb ein Flein
liebt/ bao bic riacbt regiere/ baju auch Sterne.
17. Unb (Sott fei3tc fie an bic ^eftc bco fym-
mde/ baß fie febienen auf bic (Erbe.
18. Unb ben »Eag unb bic riacbt regierten/
unb febieben liebt unb ^infiernio. Unb (Sott
fab/ baß eo gut war.
19. 3 Da warb auo2(benb unb tUoigcn ber vierte
Cag.
20. Unb (Sott fpracb: (Eo errege ficb bao
YPaffet mit webenben unb lebenbigen »Eieren/
unb (Sevogcl fliege auf (Erben unter ber ^effe
bco Wimmele.
21. Unb (Sott fcbuf große YPalßfcbe unb al¬
lerlei »Eiet/ bao ba lebt unb webt/ bavon bao
YÜaffer ficb erregte/ ein jeglicbeo nacbfciner 2 frt/
unb allerlei geßebcrtco (Sevogcl/ ein jeglicbeo
nacb feiner 2 lrt. Unb (Sott fab/baß eo gut war.
22. Unb (Sott fcgnctc fie unb fpracb: Scib
fruchtbar unb mehret euch/ unb erfüllet bao
YPaffer im tHeer; unb bao (Seßebet webte ficb
auf (Erben.
Die Bibel mit dem Egenoll
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Original from
-PRINCETOAI UNIVERSITY
3
tnofc.
23. jDa warb aus 2 lbcnb unb tUoigen ber fünfte
24. Unb (Sott fpracb: 5 Die (Erbe bringe het=
vor Iebenbige der e / ein jegliches nach feiner 2lrt:
Viel}/ (Scwürm unb dcre auf (Erben/ ein jcg=
liebes nach feiner 2 lrt. Unb es gefebah dfo.
23. Unb «Sott machte bie dcre auf (Erben/
ein jegliches nach f:inet 2lrt/ unb bas TOicf) nach
feiner 2 lrt/ unb allerlei (Sewürm auf (Erben nacb
feiner 2 lrt. Unb (Sott fal>/ baß es gut mar.
2 6. Unb (Sott fpracb: -laßt uns tUenfcben
machen/ ein 22»ilb/ bas uns gleich fei/ bie ba h«tr=
(eben über bie ^ifebe im tUcer unbübetbie Vogel
unter bem Fimmel unb über bas Vieh unb über
bie ganje (Erbe unb über alles (Scwürm/ bas auf
(Erben kreucht.
27. Unb (Sott febuf ben tUenfcben ihm 3um
23 ilbe/ 3tim 23 ilbc (Sottes febuf et ihn; unb febuf
fie einen tUann unb ein Weib.
28. Unb (Sott fegnete fi'e unb fpracb 3u ihnen:
©eib fruchtbar unb mehret euch/ unb füllet bie
(Erbe/ unb macht fi'e euch untertan/ unb betr¬
iebet über Jifcbe im tUcer unb über Vogel unter
bem Fimmel unb über alles der/bas auf (Erben
kreucht.
29. Unb (Sott fpracb: ©ehet ba/ ich b^be euch
gegebenallerlei 2Uaut/bas fich befamet/ auf ber
ganjen (Erbe/ unb allerlei fruchtbare Äaume/
bie ficb befamen/ 3U eurer ©pcifc/
30. Unb allem der auf (Erben unb allen Vo=
geln unter bem $mmcl unb allem (Scwürm/ bas
ba lebet auf (Erben/ baß |Te allerlei grün 2\raut
effen. Unb cs gefebah alfo.
31. Unb (Sott fab an alles/ was er gemacht
hatte; unb fiebc ba/ cs war feht gut. 5 Da warb
aus 2 lbenb unb tUoigen ber jeebfte dig.
(Das 3weitc Äapitel.
2 llfo warb voUcnbct Fimmel unb (Erbe mit
ihrem gan3en <Scer.
2. Unb alfo vollcnbete (Sott am ficbcntcn drge
feine Werfe/ bie ec machte/ unb rubetc am fie=
benten (tage von allen feinen Werfen/ bie er
maebte.
3. Unb (Sott fegnete ben fiebenten «Lag/unb
heiligte ihn/ barum baß er an bcmfclbcn geruhet
hatte von allen feinen Werten/ bie (Sott febuf
unb machte.
4. 2 Hfo ift Fimmel unb (Erbe wo:bcn/ ba fi'e
gefebaffen finb/ 3U ber ?eit/ ba (Sott ber 6 >cit
(Erbe unb Fimmel machte,
3. Unb allerlei 234 ume auf bem ^elbe waren
noch nicht auf(Erbcn/unb allerlei 2\raut auf bem
^elbc war noch nicht gewaebfen/ benn (Sott ber
4 err hatte noch nicht regnen laffen auf (Erben/
unb war fein tUenfcb/ ber bas ilanb baucte.
6. 2 lber ein Hebel ging auf von ber (Erbe/ unb
feuchtete alles Jlanb.
7. Unb (Sott ber t^err machte ben tUenfcben
aus einem (Erbcnkloß/ unb er blies ihm ein ben
lebenbigen (Dbem in feine Hafe. Unb alfo warb
ber tUenfcb eine Iebenbige Seele.
8. Unb (Sott ber ^err pflan3tc einen (Sartcn
in (Eben gegen tlloigen/ unb fegte ben tUcn-
fcben brein/ ben er gemacht Iwtte.
9. Unb (Sott ber *$crr lief aufwaebfen aus ber
(Erbe allerlei 2 Mume/ luftig an3ufcbcn/unb gut
3U effen/ unb ben 22>aum bes ilebens mitten im
(Sartcn unb ben 23 aum ber (Erf enntnis bes (Su-
ten unb 23 ofcn.
10. Unb cs ging aus von (Eben ein Strom/ 3U
waffern ben (Sartcn/ unb teilte ficb von bannen
in vier *$auptwaffcr.
11. 5 Das erfte beißt pifon/ bas fließt um bas
gansc lanb c^evila; unb bafelbft finbet man (Solb.
12. Unb bas (Solb bes ilanbcs ift foftlicb; unb
ba finbet man Rebellion unb ben (Ebclftcin (l>nyr.
13. 3 Das anbere Waffcr beißt (Sibon/ bas fließt
um bas gan3c tUobrcnlanb.
14. 5 Das britte Waffcr heißt />ibbcfcl/ bas
fließt vor 2 lffyrien. iDas vierte Waffcr ift ber
(Euphrat.
13. Unb (Sott ber £crr nahm ben tUenfcben/
unb fct3te ihn in ben (Sartcn (Eben/ baß er ihn
baute unb bewahrte.
16. Unb (Sott ber ^err gebot bent tUenfcben
unb fpracb: 5 Du follft effen von allerlei Daumen
im (Sartcn;
17. 2 lbcr von bem Äaum ber (Erkenntnis bes
(Suten unb Äof cn follft bu nicht effen; benn web
ebes dtges bu bavon iff eft/ wirft bu bes «Lobes
fterben.
chrift vom Jahre 1534.
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ALPHABETHISCHE
NAAM-LYST
GROENLANDSCHE
STRAAT-DAYISSCHE
COMM1NDEU1S»
DIE ZEDERT HET JA AR 1700 OP GROENLAND,
EN ZEDERT HET JAAR 1719 OP DE STRAAT-DAVIS,
VOOR HOLLAND EN ANDERE PROVINCIEN,
HEBBEN GEVAAREN.
Waarin men met eenen opflag kan zien, hoe veel Viffcben , Voten Spek en QiiarJeelen Traan
yder Commandeur yder Jaar uit Groenland en uit de Straat- Davis
heeft aangebragt, en voor vvat Diredteurs dezelven hebben gevaaren.
D O 0 R
G EMMJET V«3LW S^LJSTTJE,
MAKELAAR T E Z A A N D A M.
TE HAARLEM,
Gedrukt by J OH ANN ES ENSCHEDE, Stads-Drukker. 1770,
Titelblatt 18"" Jahrhundert.
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Archiv für Buchgewerbe
Papier als Spinnstoff
Von ERNST COLLIN, Berlin-Steglitz
D ie gegenwärtig in Deutschland bestehende
Papierknappheit ist zum nicht geringen Maße
durch die immer umfangreicher werdende
Verarbeitung des Papiers zu textilen Garnen und
Geweben hervorgerufen. Die durch das Fehlen der
Einfuhr tierischer und pflanzlicher Faserstoffe her¬
vorgerufene Knappheit in diesen Faserstoffen hat
während des Krieges dazu geführt, aus Papiergarnen
und -geweben alle möglichen Erzeugnisse herzu¬
stellen. Papier ist heute der Rohstoff für fast alle
Gegenstände des Bekleidungsgewerbes; die für den
militärischen und industriellen Bedarfwichtigen Säcke
werden aus ihm hergestellt, es bildet einen Leder¬
ersatz für Treibriemen, für sämtliche Erzeugnisse
des Sattlergewerbes. Die Buchbinderei, der sowohl
Leder wie Leinen jetzt nur in spärlichem Umfange
zurVerfügung stehen, erhält in Papiergeweben äußerst
brauchbare Überzugsstoffe, die dem gewöhnlichen
Kaliko, dem Kunstleinen, dem Segeltuch in ausge¬
zeichneter Weise nachgebildet sind. Das Seilerge¬
werbe fertigt seine Bindfäden, Schnüre und Seile
aus Papiergarnen, und für Verbandstoffe wird das
Papier ebenfalls vielfach angewendet. Buntgemusterte
Möbel- und Wandbekleidungsstoffe werden aus dauer¬
haften Papiergeweben hergestellt, ebenso wie Tep¬
piche, Läufer und Matten. Die Papier- und Web-
maschinen-Industrie hat die Bedürfnisse der neuen
Papierstoffindustrie erkannt und liefert dieser die
zur Verarbeitung der Papierrollen zu Garnen und der
Garne zu Geweben nötigen Maschinen. Auf der in
Berlin stattfindenden, von der Reichsbekleidungsstelle
veranstalteten Deutschen Faserstoff-Ausstellung, die
alsWanderausstellungauch in verschiedenen größeren
Städten des Reiches (Düsseldorf, Leipzig usw.) ge¬
zeigt werden soll, erhält man eine vollständige Über¬
sicht über die bisherigen Leistungen und die An¬
passungsfähigkeit der Papierstoflfindustrie an den
militärischen, industriellen,gewerblichen und bürger¬
lichen Bedarf.
Die Papierstoffindustrie ist eine richtige Kriegs¬
industrie. Sie steckte vor dem Kriege noch in den
Kinderschuhen, hat sich aber unter dem Drucke der
Kriegsnotwendigkeiten zu einer der mächtigsten und
wichtigsten Industrien entwickelt. Daß der Krieg für
sie ein großer Lehrmeister geworden ist, versteht
sich von selbst; ihre Erzeugnisse und ihre Maschinen
sind ständig verbessert und ausgebaut worden. Die
ersten Versuche, Papier zu Spinnzwecken zu ver¬
arbeiten, haben wir in der chinesischen Kulturzone,
wahrscheinlich in Japan zu suchen. So gewahren
wir, daß ebenfalls auf diesem Gebiete der ferne
Osten schon lange Zeit vorher Erzeugnisse herge¬
stellt und verwendet hat, bevor die westlichen Kul¬
turvölker sich überhaupt nur mit dem Gedanken
daran beschäftigten 1 .
In der Sammlung des Mechanisch-Technologischen
Institutes der Technischen Hochschule zu Dresden,
wie auch in andern Sammlungen sind japanische
Papierstoffgarne vorhanden, die nach den Forschungen
mindestens ein Jahrhundert alt sind. Über die in
Japan hergestellten Papierstoffgarne liest man bei
Rein, »Japan nach Reisen und Studien“ (Band 2,
Seite 467): »Papier und seine Umwandlungsprodukte
dienten seit früher Zeit in den Ländern des chine¬
sischen Kulturkreises und so namentlich auch in
Japan nicht bloß zum Schreiben, Malen, Bedrucken,
Verpacken, zuTaschentüchern und andern Reinigungs¬
zwecken, sondern auch zu Fächern und Wandschirmen,
Regen- und Sonnenschirmen, zu wasserdichten Män¬
teln und Kopfbedeckungen, zu festen Fäden, die man
einerseits zum Binden statt der Kordel und Stroh¬
seile, anderseits als Einschlag zu leichten und kühlen¬
den Geweben benutzte, sowie mit Gold und Silber
überzogen zur Herstellung prächtiger Verzierungen
bei den kostbarsten Brokatgeweben.“ Rein gibt auch
die Herstellungsweise an, die vor 90 bis 100 Jahren
in Shirioishiaufkam und vor40Jahren in großerBlüte
stand. Das Papier wurde aus Broussonetiabast dar¬
gestellt, welches in 2 bis 3 Millimeter breite Streifen
mit einem Messer zerschnitten wurde, wobei oben
und unten ein Rand gelassen wurde, so daß die Streifen
im Zusammenhangmiteinander blieben. Dann wurden
die einzelnen Streifen auf einer Steinplatte mit flachen
Händen gedreht, die Ränder oben und unten wechsel¬
seitig zerschnitten und die Verbindungsstellen auch
gedreht. Es entstanden so stetig fortlaufende Fäden,
die meist als Schuß verwendet wurden. In den sech¬
ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kamen in
Amerika Verfahren auf, nach denen gefalztes und
gedrehtes Papier verwebt wurde. Der erste deutsche
Erfinder auf dem Gebiete der Papierstoffgarne war
Dr. Mitscherlich in Freiburg, der sich in Amerika zwei
Verfahren schützen ließ, wonach er die bei dem
Sulfit- und Sulfatverfahren gewonnene Zellulose zur
Herstellung von reinen Holzfasergarnen verwertete.
Dieses Verfahren ebenso wie andre spätere, bei denen
man die Bänder und Streifen auf dem Siebe der
Papiermaschine herstellte, haben sich aber nicht be¬
währt und keinen Eingang gefunden. Ihre praktische
Grundlage erhielt die Papierstoffindustrie erst als
man dazu kam, das Garn auf dem Umwege über die
fertige Papifrbahn herzustellen. Der Direktor der
Textilosewerke und Kunstweberei Claviez A.-G.,
Dr.-Ing. Wilhelm Heinke, Papierstoffgarne und -Gewebe
(Dissertation). Verlag Berg & Schoch, Berlin.
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Archiv für Buchgewerbe
Adorf i. V., Kommerzienrat Claviez, der sich im
Jahre 1895 ein Verfahren schützen ließ, „dasSchneiden
der fertigen Papierbahn in schmale Bänder und Ver¬
spinnen derselben mit Hilfe der Ringspindel“ kann
daher als der Bahnbrecher der deutschen Papierstoff¬
industrie bezeichnet werden.
Zur Herstellung des für Papierstoffgarne geeig¬
neten Papieres dient die bei dem Sulfit- und Natron-
verfahren gewonnene Zellulose der Nadelhölzer. Für
die Herstellung der Zellulose verwendet man am
liebsten von den Nadelhölzern die Fichte und die
Tanne, da diese Bäume faserreich sind und ihre Fasern
eine ziemlich große Länge (bis 4,5 Millimeter) be¬
sitzen. Wegen ihrer zarten, weichen und zu kurzen
Fasern eignen sich die Laubhölzer nicht besonders
zur Herstellung von Spinnpapier. Für die Herstellung
von Holzpapieren kommen bekanntlich zwei ver¬
schiedene Arten in Betracht: der auf mechanischem
Wege gewonnene Holzschliff, wie er zu Zeitungs¬
papierverwendet wird. Das aus ihm hergestellte Papier
wird aber leicht brüchig, weil das mechanische Ver¬
fahren das die Holzzelle umschließende Lignin, das
dem Holze Härte und Festigkeit gibt, unangegriffen
läßt. Außerdem bräunt dieses Papier rasch an der
Luft. Es kann daher zur Verwendung in der Papier¬
garnindustrie nicht in Betracht kommen. Geeignet
ist hierfür allein die auf mechanischem Wege ge¬
wonnene Holzzellulose, bei der das Lignin und die
inkrustrierenden Bestandteile des Holzes aufgelöst
werden. Lumpenpapiere werden in der Papiergarn¬
industrie augenblicklich nicht verwendet, da wir nicht
genügend Lumpen zur Verfügung haben. Doch sollen
diese Lumpenpapiere einen viel festeren, haltbareren
Faden ergeben als das Holzpapier. Auch das für die
Garnherstellung ausgezeichnet geeignete Manila¬
papier, das ganz oder teilweise aus Manilahanf be¬
steht, kann jetzt nicht verwendet werden.
Das Zellulosepapier kommt in breiten Rollen auf
Schneidemaschinen, wo es in schmale Streifen zer¬
schnitten wird, die wieder auf Rollen gebracht werden.
Diese Rollen kommen auf Spindelmaschinen und
werden hier zu Garnen verwebt. Die Maschinen¬
industrie hat sich den Bedürfnissen der neuen Papier-
stoffindustrie verblüffend schnell angepaßt; und hier
sind es namentlich die Jagenberg-Werke A.-G., die
eine Reihe vorbildlicher Maschinen zu Schneide- und
Spinnzwecken gebaut haben. Der Einführung der
Papierstoffgarne kam es auch zugute, daß bisher zur
Herstellung andrer Faserstoffe benutzte Maschinen
umgebaut werden konnten. Einen bedeutenden Fort¬
schritt für die Papierstoffindustrie bedeuteten die so¬
genannten Mischgewebe, bei denen Papier mit Be¬
standteilen andrer Faserstoffe zusammen versponnen
wird. Auch hier war es wieder Claviez, der der von
ihm für Deutschland ins Leben gerufenen Industrie
den Weg des Fortschritts wies. Er ließ die fertigen
Papierrollen einseitigmiteinem Schleier von Jute oder
Baumwolle versehen, beides zusammen in schmale
Streifen schneiden und dann derartig verspinnen, daß
die glatten Papierseiten nach innen zu liegen kommen,
während sich der Schleier der Pflanzenfasern auf der
Außenseite zeigt. Das auf diese Weise hergestellte
Garn erhielt den Namen Textilose. Eine ähnliche Er¬
findung ist die des österreichischen Rittmeisters Stein¬
brecher, das Textilit, bei dem auf einer Spindel der
Papierstreifen gemeinsam mit Abfallen von Hanf,
Flachs, Jute oder mit Werg versponnen wird. Der¬
artige Mischgespinste und die aus ihnen hergestellten
Gewebe besitzen natürlich eine größere Haltbarkeit
als reine Papierstofferzeugnisse und kommen den
aus tierischen und pflanzlichen Fasern hergestellten
naturgemäß auch an Aussehen wesentlich näher. Eine
Besonderheit der Papiergarnherstellung ist auch die
Anfeuchtung der Streifen, wodurch das Garn eine
größere Dehnbarkeit und Wasserbeständigkeit erhält.
Die Papierstoffindustrie hat sich, wie gesagt, aus
recht bescheidenen Anfängen vor dem Kriege zu einer
der für unsre Kriegswirtschaft wichtigsten Industrien
entwickelt. Wie denn überhaupt das Papier ein für die
Kriegführung und für die Kriegswirtschaft außer¬
ordentlich wichtiges Erzeugnis geworden ist. Indem
die Papierstoffindustrie mannigfache Erzeugnisse für
den Heeresbedarf liefert, indem sie einen großen Teil
der bürgerlichen Bekleidung deckt, zahlreiche Er¬
zeugnisse für technische, industrielle und gewerbliche
Zwecke fertigt, hat sie zu unserm wirtschaftlichen
Durchhalten nicht unwesentlich beigetragen. Die
Frage nach der Zukunft der Papierstoffindustrie ist
auch für die papierverarbeitenden Gewerbe und In¬
dustrien nicht unwichtig. Wir haben eingangs er¬
wähnt, daß die Knappheit an Papier zum wesentlichen
Teile durchdie Anforderungender Papierstoffindustrie
mitbestimmt wird. Da nun aber nicht zu erwarten
ist, daß uns ausländische Faserstoffe bei Abschluß
des Friedens sofort in größerem Maße zur Verfügung
stehen, daß wir im Gegenteil auf die Papierstoff-
erzeugnisse noch in der Übergangswirtschaft ange¬
wiesen sein werden, so erhebt sich die Frage, ob die
Papierindustrie noch auf Jahre hinaus einen großen
Teil des für sie allein in Betracht kommenden Roh¬
stoffes an die Papierstoffindustrie abzugeben hat.
Nun sind sich die Papierstoff-Industriellen wohlbe¬
wußt, daß ihre Erzeugnisse von vielen nur als ein
„Kriegsersatz* betrachtet werden. Sie kennen ganz
genau das Vorurteil der Verbraucher gegen Stoffe,
die aus Papier sind. Unter diesem Vorurteil leiden
sie sogar in der Gegenwart trotz der für sie be¬
stehenden Hochkonjunktur, und die vor kurzem er¬
folgte Aufhebung der Bezugsscheinpflicht für Papier¬
stoffgewebe diente in der Hauptsache dazu, gegen
dieses Vorurteil des Publikums anzukämpfen. Wenn
uns aber nach und nach in der Übergangswirtschaft
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ERINCETON UMVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
ausländische Faserstoffe wieder in größerem Maße er¬
hältlich sind, dann wird zwar das Papier als Spinn- und
Webstoff nicht völlig ausgeschaltet sein, es wird aber
nicht mehr in demselben Maße gebraucht werden, da
dann die Mischgespinste eine größere Rolle spielen
können. Das mag für die papierverarbeitende In¬
dustrie fürs erste eine gewisse Beruhigung sein.
Aber die Deutsche Faserstoff-Ausstellung lehrt uns
noch etwas andres, nämlich, daß wir in der kommen¬
den Friedenszeit auf den Bezug ausländischer Faser¬
stoffe weit weniger angewiesen sein werden, als vor
dem Kriege, weil uns dann gelingen wird, aus dem
eigenen Boden bedeutend mehr Faserstoffe zu ge¬
winnen als bisher. Der deutsche Faserstoffanbau war
vor dem Kriege nur ein recht bescheidener. Unsre
Hanf- und Flachskultur wollte nicht recht hochkommen.
Aber der Krieg ist uns auch auf diesem Gebiete Lehr¬
meister und Anreger gewesen. Er hat uns die Gefahr
völliger Abhängigkeit vom ausländischen Rohstoff¬
markt deutlich vor Augen geführt und uns angespornt,
alles nur mögliche für die einheimische Faserstoff¬
gewinnung zu tun. So haben wir unsem eigenen
Hanf- und Flachsanbau beträchtlich gesteigert, wir
haben entdeckt, daß uns das Unkraut, die Brennessel,
einen wichtigen Faserstoff liefert; aus den Torfmooren
wird eine Faser gewonnen, die als Streckung für Wolle
und als Wollersatz in Betracht kommt. Ein ganz neuer
Faserstoff ist die Typhafaser, die aus dem Rohrkolben¬
schilf gewonnen wird, das in größeren Mengen in
Deutschland an den Flußufern vorkommt, und für das
man also kein Kulturland wichtigeren Zwecken zu
entziehen braucht. Durch die Gründung von Kriegs¬
gesellschaften, die unter Aufsicht der Kriegsrohstoff-
AbteilungdesPreußischen Kriegsministeriums stehen
(Nesselanbau-Gesellschaft,Torffaser-Kriegsausschuß,
Deutsche Typha-Verwertungs-Gesellschaft, Kriegs-
Flachsbau-Gesellschaft, Deutsche Hanfbau-Gesell¬
schaft) sind die Versuche zum Anbau, zur Gewinnung
und zur Verwertung aller dieser Fasern bereits weit
über das Anfangsstadium hinaus gediehen. Was hier
vorbereitet wird, kann sich natürlich in seiner Be¬
deutung erst im Frieden zeigen. Ein Beweis für die
Anpassungsfähigkeit unsrer Kriegswirtschaft ist aber
die deutsche Papierstoffindustrie, die im Kriege eine
mächtige Schwesterindustrie der Papierindustrie ge¬
worden ist.
Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis
Schriftschnitt und Schriftguß
Die ungleichen Ziffern in neueren Schriften 1 . Schon
in früheren Jahren machten sich bei den Mediävalschriften
die Unannehmlichkeiten des ungleichmäßigen Bildes der
Ziffern bemerkbar. Manche Druckarbeit büßte durch die
ungleichen Ziffern an ihrem Ansehen ein. Recht häufig sind
die Fälle, in denen die Ziffern in den Mediävalschriften
ganz ausgeschieden und an deren Stelle neutrale Ziffern
verwendet wurden. Die Ziffer 1 hat in den Mediävalschriften
fast durchgängig die Form der römischen Ziffer 1. Kommen
nun zufälligerweise mehrere Eins nebeneinander zu stehen,
etwa hundertelf, so liest der Laie unbedingt eine Drei. Den
Anlaß zu diesem Aufsatz bildet die bei Gebr. Klingspor
erschienene Mediäval von Professor Behrens. Diese Schrift
besitzt einen so selbständigen Charakter, daß es eigentlich
nicht recht klar ist, warum die Ziffern in ihrer ursprüng¬
lichen Form übernommen wurden. Auch die im Jahre 1909
bei derselben Gießerei erschienene Tiemann-Mediäval hat
zweierlei Ziffern. Die ungleichen Ziffern sieht der Künstler
aber hier nur für den Werksatz in den Graden bis ein¬
schließlich Korpus vor. Bei Preislisten und ähnlichen
1 Zu der Frage der gleichmäßigen Ziffern in den Schriften haben in letzter
Zeit mehrere Facbblätter Stellung genommen, u.a. in ausführlicherer Weise
auch die Schweizer Graphischen Mitteilungen (1917, Heft 9). Es muß ohne
weiteres zugegeben werden, daß die aus dem Zellenstreifen allzustark heraus¬
fallenden Ziffern ein unschönes Bild ergeben, anderseits wird man aber dem
Schriftkünstler eine gewisse Freiheit in der Behandlung der Ziffern lassen
müssen, zumal dann, wenn es sich nicht um monumentale Schriftarten han¬
delt, sondern um solche, die sozusagen flott aus der Feder geflossen sind oder
deren Elemente auf alte Formen oder auf handgeschriebene Vorbilder zurück¬
gehen. Es verlohnt sich, die Ausführungen Lewis F. Day’s ln seinem Werke
Alte und Neue Alphabete (Karl W. Hiersemann, Leipzig 1900) über diesen
Punkt nachzulesen. Die Schriftleitung.
Druckwerken verwendet Professor Tiemann aber stets die
gleichmäßigen Ziffern. Bekanntlich werden in Mediäval¬
schriften die unterschiedlichen Ziffern deshalb geschaffen,
um dem Satzbilde ein gleichmäßiges Aussehen zu ver¬
leihen, während bei größeren Graden die normalen Ziffern
bevorzugt werden. Durch diese zweierlei Ziffern wird dem
Buchdrucker das Arbeiten erschwert, er muß stets beide
Ziffernarten zur Verfügung haben, die zudem das Schriften-
I23456789O 1528
(254567890 5129
1234567890 1918
1234567890 1918
konto nicht unerheblich belasten. Das sollte auch der
Schriftkünstler nicht außer acht lassen, denn heute, wo der
Buchdrucker mit verschärften Wettbewerbsverhältnissen
rechnen muß, sollte man ihm Neuanschaffungen nicht
durch Dinge erschweren, die im Grunde genommen über¬
flüssig sind. Wir brauchen keine zweierlei Ziffern in unsern
Schriften. Der Künstler lehnt seine Schriften an die Vor¬
bilder einer längst vergangenen Zeit an. Und dennoch
schafft der Künstler unbeeinflußt davon durchaus selb¬
ständig. In Verfolg der letzteren Tatsache müßten doch
auch die Ziffern selbständige Schöpfungen sein. Das Fest¬
klammem an die klassischen Beispiele verflossener Jahr¬
hunderte ist also nicht immer empfehlenswert. Wie schon
3*
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eingangs betont, mögen die ungleichen Ziffern im Werksatz
ihre Berechtigung haben, aber sobald es sich um Gebrauchs¬
drucksachen handelt, sind sie unzweckmäßig. Ganz be¬
sonders auffällig tritt dies bei Versaliensatz zutage, der ja
heute noch ausgiebig zur Anwendung kommt. Ich bin also
Gegner von zweierlei Ziffern in den Mediävalschriften.
Nicht allein die Mediävalschriften haben unterschiedliche
Ziffern, auch viele andre Schriften haben ungleiche Ziffern.
Zum Beispiel hat die Wieynck-Kursiv hochstehende Null.
Die Praxis hat ergeben, daß die hochstehenden Nullen
äußerst störend im Satzbild sind, und oft muß man, um den
Wünschen der Besteller gerecht zu werden, eine Null aus
einem größeren Grad zu einem kleineren nehmen. Mein
Wunsch ist: klare und sich den übrigen Buchstabenformen
anpassende Ziffern in allen neuen Schriften. H. M.
Satz und Druck
Abnutzung der Druckformen. Sobald sich der Druck¬
zylinder oder Tiegel mit der Form berührt, wird von einer
Abnutzung derselben gesprochen werden können. Aber
erst im Verlaufe des Druckes gewahren wir das zunächst
unmerkliche Breiterwerden des Satzbildes und der Druck¬
stöcke. Einen guten Gradmesser für die Abnutzung bieten
Stereotypplattenformen, weil dieselben des längeren Wider¬
standes ermangeln, sofern nicht besonderes Hartblei dazu
verwendet wurde. Die Ansichten darüber, welche Auflagen
diese und jene Plattenformen wohl auszuhalten vermögen,
sind sehr verschieden; das kommt mit daher, welche Druck¬
resultate von solchen Arbeiten vorliegen; in der einen
Druckerei wird ständig von gut gepflegten und deswegen ein¬
wandsfreien Eisenunterlagen gedruckt, da ist es dann kein
Wunder, wenn von Stereotypen an die Hunderttausend guter
Abdrücke erzielt werden, ohne daß der Rest der Auflage
an das gewöhnliche Aussehen der Schundromane erinnert,
während bei weniger guten Plattenunterlagen — nicht selten
aus Holz oder abgebrauchten Bleistegen bestehend — die
Abnutzung der Form zeitiger eintreten muß. Im ganzen
übt auch die Beschaffenheit des Papiers, insbesondere die
jetzt vielfach stäubenden Sorten, einen mehr oder weniger
nachteiligen Einfluß auf die Abnutzung der Druckform aus
und nicht zuletzt auch die regelrechte Zurichtung, welche
in der Hauptsache bei Plattenformen stets und immer nach
dem Druckaussatz (Schattierung) vorgenommen werden
möchte, damit die Abnutzung des Materials eine gleich¬
mäßige bleibt. Natürlich stehe ich auf dem Standpunkt,
daß diese Art von Zurichtung auch für jede sonstwie ge¬
artete Druckarbeit zu empfehlen ist. Leider fehlt es in
dieser Beziehung in so vielen Druckereien an der nötigen
Kontrolle, obwohl die vorzeitige Abnutzung des oft teuren
Schrift- und Plattenmaterials davon vollständig abhängt.
Recht eigene Bilder aus der Vergangenheit ziehen bei Be¬
trachtung dieser Zurichteregeln an uns vorüber, wo eine
jede Ausgleichung der Druckform lediglich auf dem Druck¬
zylinder ihre Erledigung fand, anstatt die Unebenheiten der
Platten zunächst innerhalb der Form zu beheben. Irgend¬
ein Bau fängt doch nicht von oben, sondern stets von unten
an, auf dieser Unterlage läßt sich dann vorteilhaft Weiter¬
arbeiten. Beim Zurichten darf man sich nicht überstürzen,
sondern nur Denken und Überlegen führt hier zum rich¬
tigen Ziele, d. h. zum glatten Fortdruck bei normaler Ab¬
nutzung der Druckform. Das alles müßte selbstverständlich
sein, weshalb sich weitere Darlegungen hierzu erübrigen.
Noch etwas andres fällt bei vorzeitiger Abnutzung der
Formen ins Gewicht, ich meine das schlechte Arbeiten
mancher Druckmaschinen, wo der Mechanismus zu wün¬
schen übrigläßt, da es trotz aller Mühen und Vorsicht
nicht gelingen will, den anfänglich reinen Abdruck der
Form auf längere Zeit zu erhalten: einzelne Flächen fangen
an breit zu werden, welche Vorgänge den Drucker mißmutig
machen, denn er sieht seine gewissenhafte Zurichtekunst
allmählich in die Brüche gehen. Jahrelange Beobachtungen
brachten mich auf den Gedanken, daß in solchen Fällen
nur die unrichtige Abwicklung des Druckes schuld haben
kann. Entweder ist der Zylinderaufzug zum Wege des
Druckfundaments zu umfangreich, was ein Scheuern des
Druckes und damit vermehrte Abnutzung der Form zur
Folge haben wird, oder die Zahnstangen und Zahnkränze
arbeiten nicht genau, der Druck quetscht sich in diesem
Falle und gestaltet die Abnutzung von Schrift und Platten
geradezu augenfällig. Baldige Abhilfe durch einen tüch¬
tigen Maschinenbauer ist bei solchen Wahrnehmungen
dringend zu wünschen. Besser wäre es schon, wenn sich
solche tiefgreifende Mängel nicht erst zeigten. Km.
Auftragwalzenbewegung. Bekanntlich erfolgt die Ro¬
tation der Auftragwalzen durch die mit ihnen in Verbindung
stehenden Reibzylinder, welche nebenbei seitliche Bewegung
besitzen zu dem Zwecke, um die durch die Form von den
Walzen entnommene Farbe wieder auszugleichen. Dazu
ist ja die seitliche Verreibung der Farbzylinder geradezu
unentbehrlich. Diese Auffassung wird noch gestützt durch
die Tatsache, daß schon die ersten von Friedrich Koenig
gebauten Schnellpressen die gleiche seitliche Bewegung
der Reibzylinder aufwiesen, um die Verreibung der Farbe
vollkommener zu machen. Seitdem hat sich an dieser Kon¬
struktion des Farbwerks eigentlich nichts geändert. Das
mit derZeit entstehende seitliche Spiel der Auftragwalzen
ist von keinem nachteiligen Einfluß für den Druck, wenn
es nicht auszuarten beginnt; denn auf die einfachste Weise
läßt es sich begrenzen oder sogar gänzlich ausscbließen
durch eingelegte verschieden starke Metallscheiben, die
das Walzenlager dem Spindelzapfen der Auftragwalze im
gewünschten Maße näher bringen und zwar derart nahe,
daß das durch die Reibzylinder herbeigerufene seitliche
Spiel der Walzen sozusagen aufgehoben wird. Bei meinen
Maschinen besitzen die Auftragwalzen lediglich den zur
ungehinderten Rotation erforderlichen Spielraum und daher
seitliche Bewegung, die den reinen Druck bei Autos be¬
hindern könnte, überhaupt nicht. Aber man kann schon
der Meinung sein, daß sich die Spindelzapfen und Lager
der Auftragwalzen durch die regelmäßige seitliche Be¬
wegung der Farbzylinder allmählich abnutzen, wogegen
nur ordnungsmäßiges Ölen dieser Teile zu schützen ver¬
mag. Bei jedesmaligem Einsetzen der Walzen möge man
also das Ölen der Spindelzapfen nicht vergessen, um das
Abnutzen dieserTeile auf das geringste Maß zu beschränken.
Wo das nicht geschieht, da darf man sich nicht wundern,
wenn die Auftragwalzen während der Einfärbung der Form
mit hin und her gezogen werden, indem deren Spielraum
in den Lagern manchmal aller Vorstellung spottet, obwohl
die angedeutete Abhilfe wahrlich recht leicht zu erreichen
ist, um ordnungsgemäße Betätigung der Walzen herbeizu¬
führen. Die letztere verbessert auch die Farbeverreibung,
welche angesichts unsrer Kriegsfabrikate nicht hoch genug
zu veranschlagen ist. Km.
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Setzmaschinenwesen
Um altes Schriftmetall für Setzmaschinenmetall
umzugießen bedarf es eines Zusatzes von Weichblei
und Zinn. Das Verhältnis des Zusatzes richtet sich nach
der Güte des alten Schriftzeuges. Ist die zum Umschmel¬
zen bestimmte alte Schrift rein von Ausschlußmaterial, so
enthält das ausgeschmolzene Metall meistens 26 — 28%
Antimon, 5—7% Zinn und 65—69% Weichblei. Das für die
Setzmaschinen verwendete Metall ist wesentlich weicher
und enthält demnach weniger Antimon und, um es leicht¬
flüssiger zu machen, etwas mehr Zinn. Meistens enthält
dasMetall für die Linotype 85—88% Weichblei, 8—10% An¬
timon, 4—5% Zinn, für denTypograph 87% Weichblei, 1%
Zinn und 12% Antimon. Demnach wären einem Quantum
von 100 kg Schriftmetall ungefähr 120—150 kg Weichblei
und 20—25 kg Zinn beizumischen. Das Zusammenschmel¬
zen darf erst dann vorgenommen werden, wenn vorher die
alte Schrift sorgfältig gereinigt worden ist. Die Reinigung
wird dadurch bewerkstelligt, daß das im Handel käufliche
Reinigungspulver kräftig mit dem geschmolzenen Schrift¬
metall verrührt und die entstehende Krätze abgeschöpft
wird. Man fügt alsdann dem gereinigten Metall zunächst
die entsprechende Menge Weichblei und hiernach das Zinn
bei. Es empfiehlt sich, nach dem Zusammenschmelzen das
Metall nochmals in der beschriebenen Weise zu reinigen.
Um sich zu überzeugen, ob die Reinigungsarbeit den rich¬
tigen Erfolg gehabt hat, unternimmt man einen Probeguß.
Darüber teilt der bekannte Karl Kempe sen. in Nürnberg
vom Kempewerkfolgendes mit: Ein Probeguß auf dieEisen-
platte genügt bekanntlich, das Metall in eine dünne Fläche
auslaufen zu lassen; der Aufbereiter bricht nach dem Er¬
kalten einen Streifen das Metalls ab und geht damit an die
Stichflamme der Lötlampe. Dort zeigt sich folgende Beob¬
achtung: Ist das Metall noch dickflüssig, so schmilzt es
langsam ab, ist es aber dünnflüssig, so läuft es fast wie Queck¬
silber von der Platte, und dieser Zustand zeigt ihm, daß das
Metall für jede Setzmaschine genügt. Quecksilberartige
Leichtflüssigkeit,das muß das Ergebnis sein. So war es von
jeher in der Schriftgießerei, so ist es auch bei den Setz¬
maschinen. Tritt aber diese quecksilberartige Tropfbar¬
keit des Metalls nicht ein, denn muß der ganze Prozeß des
Abschäumens und Nachreinigens so oft wiederholt werden,
bis der Ausfluß befriedigt. Erreicht jedoch der Betriebs¬
leiter den gewünschten Zweck nicht, so hat er sich immer
noch ein Stereotypiemetall geschaffen, wie er sich solches
für den normalenWerk-oder Zeitungsbedarf garnicht besser
wünschen kann. F. S.
Etwas vom Setzmaschinenmetall. In der Zeit der
Metallbeschlagnahme wird in den Betrieben oft nach Ma߬
nahmen gesucht, um etwaigen Mangel zu beiseitigen. So
wird versucht, Stereotypiemetall zu Setzmaschinenzwecken
zu verwenden, oder umgekehrt. Obwohl es möglich ist, das
Setzmaschinenmetall für die Stereotypie zu verarbeiten, so
sollte doch vermieden werden, das Stereotypiemetall für
die Setzmaschine zu benutzen. Wichtig ist vor allem, die
einzelnen Sorten immer getrennt zu halten, da jede eine
andre Legierung hat. Das Gußprodukt wird um so besser,
wenn jede entsprechende Legierung für ihren bestimmten
Zweck verwendet wird. Des weiteren wird entschieden da¬
von abgeraten, ausgeschmolzenes Akkumulatorenblei zu
Setzmaschinenzwecken zu verwenden. Denn einmal ist
das Akkumulatorenblei ein gewöhnliches Weichblei, das
von Haus aus nicht so raffiniert ist, wie es der Setzmaschi¬
nenbetrieb bedingt, sodann aber setzt sich in den Ak¬
kumulatoren das Weichblei so voll Schlamm und durch¬
setzt sich so mit Schmutzteilen, daß es nicht möglich ist,
dieselben selbst beim Ausschmelzen unter großer Hitze
zu entfernen. , F. S.
KHscheeherstellung
Die Erhaltung der Zeichnung ln den Tiefen kurz¬
belichteter Negative. Bisweilen sind zu Umzeichnungen
oder für irgendeinen andern Zweck nach gelieferten Halb¬
tonnegativen Vergrößerungen auszuführen, wobei die Ein¬
zelheiten der Schatten klar erkennbar bleiben sollen. Bei
etwas kurzbelichteten Negativen kann diese Forderung nicht
leicht erfüllt werden. Die schwach durchgezeichneten Tiefen
verlangen eine kurze Belichtung, die Lichtpartien aber eine
längere. Nimmt der Photograph nur auf die Tiefen Rück¬
sicht, dann fehlen im Diapositiv die Einzelheiten der Zeich¬
nung in den Lichtpartien, und im entgegengesetzten Falle
ist in den Tiefen nichts mehr erkennbar. Nicht selten ge¬
lingt die Erhaltung der Tiefenzeichnung durch Einfügung
einer Mattscheibe zwischen Lichtquelle und Negativ. Mit¬
unter hatte ich wider Erwarten deutliche Ergebnisse. Ist
keine Mattscheibe vorhanden, so genügt eine mit Mattlack
übergossene Glasplatte. Solcher Lack ergibt in der Regel
eine gröbere Körnung als die mit Sand angeblasenen oder
geätzten Mattscheiben zeigen. Deshalb ist der Abstand
vom Negativ bei Benutzung einer Mattlackplatte größer zu
nehmen. Wenn eine Vorrichtung zur Befestigung fehlt, so
genügen zwei schwache Leistchen, die am Diapositivrahmen
leicht mit Nägeln befestigt werden können. Mit Reißzwecken
läßt sich dann die Mattscheibe anbringen. K.
Die Behandlung der Hochllchter ln Autotypie¬
ätzungen von Spitzen, Gardinen und ähnlichem. Wenn
bei derartigen Objekten infolge zu starker Verkleinerung
die Wiedergabe in Netzätzung erfolgen muß, so werden die
Hochlichter gewöhnlich etwas breiter als erwünscht ist.
In den Tondeckungen lassen sich die Umrisse gar nicht eng
genug decken. Wenn diese Stellen aber vor der Anätzung
mit einer spitzen Nadel leicht eingerissen werden, dann
sind ganz schmale Lichter zu halten. Auf diese ist in den
Tondeckungen keinerlei Rücksicht mehr notwendig. Zu
beachten ist nur, daß nur die hellsten Lichter eingerissen
werden. Diese wirken dann innerhalb der andern leicht¬
getönten Lichtstellen belebend. Zuviel ganz reine Linien
zerreißen die Bildwirkung und vernichten den Reiz feiner
Zeichnung. Die Anwendung habe ich vielfach an Mode¬
bildern und Darstellungen zierlicher Einzelheiten erprobt.
Bei einiger Übung geht die Arbeit schneller vonstatten als
nachträglich durch den Nachschneider. K.
Die Zinnknappheit bringt es mit sich, daß die Ver¬
bindung der Kupferhülsen mit dem Bleihinterguß der
Galvanos nicht mehr mit der Vollkommenheit erfolgt,
als wie dies unter normalen Verhältnissen durch Be¬
nutzung von Zinnfolien oder Zinnaufstrich der Fall ist.
Die Gefahr des Loslösens der Kupferhäute ist daher wohl
möglich. Es empfiehlt sich zur Sicherung das Einschlagen
einiger dünner Drahtstifte auch in die Freistellen der
Druckstöcke, bei denen nicht die ganze Druckfläche, wie
z. B. bei Autotypien, für den Druck in Anspruch genom¬
men wird. -a-.
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Archiv für Buchgewerbe
Buchgewerbliche Rundschau
* Das Kulturmuseum zu Leipzig hat in seinen vorläufigen
Räumen, Gerichtsweg 26, einen Lesesaal errichtet, der all¬
gemeiner Benutzung zugängig ist. Ferner hatte die Leitung
des Museums anläßlich der letzten Mustermesse für die
zahlreichen Meßbesucher Führungen durch die nunmehr
geschlossene Kriegsgraphik-Ausstellung veranstaltet. In¬
zwischen folgte im Deutschen Buchgewerbehause eine Aus¬
stellung russischer Buchkunst. Es wird hier ein Teil der
Bestände aus dem russischen Hause auf der Bugra vorge¬
führt, welch letzteres leider wegen des Kriegsausbruchs nur
kurze Zeit besichtigt werden konnte. Eine ausführlichere
Beschreibung der im russischen Hause ausgestellt ge¬
wesenen Sachen brachte das „Archiv“ in seinem 51. Bande.
Die Gegenstände selbst kehren nach Schluß der Ausstellung
nach Rußland zurück.
* Die Kurland- Ausstellung des Auslands-Museums in
Stuttgart, die in den verschiedensten deutschen Städten
gezeigt wird, hatte sich auch in der Druckstadt Leipzig eines
regen Besuches zu erfreuen. In buchdruckerischer Be¬
ziehung bot die Ausstellung naturgemäß nicht allzuviel,
immerhin gewährte sie aber einen Einblick in Einzelheiten
des Buchgewerbes. Das Zeitungswesen veranschaulichte
eine kleine Sonderausstellung, in der als hervortretendste
Blätter die Mitausche und die Libauer Zeitung vorkamen.
Ihre Geschichte reichte bis in das 18. Jahrhundert zurück.
Einige russiche Zeitungen sind neueren Datums. Interes¬
sant waren die ausgestellten Kalender, die bis auf die Zeit
von 1685 zurückreichen. Gegenstände, die auf die Ausübung
des alten Depositionsspieles in kurländischen Buchdruk-
kereien schließen lassen, waren ebenfalls vertreten. Recht
bemerkenswert waren auch verschiedene handgeschriebene,
zum Teil prächtig ausgestattete Urkunden aus der ehemals
deutschen und späteren zaristischen Zeit. Die Ausstellung
dürfte neben ihrer kulturellen Bedeutung auch dem Han¬
del und der Industrie manche Anregung gegeben haben,
denn es liegt wohl außerallem Zweifel, daßunter den neuen
Verhältnissen das Buchgewerbe nicht nur einen Ausbau,
sondern auch eine weitere Ausbreitung finden wird. -a-.
* In der Typographischen Gesellschaft zu Leipzig sprach
am 20.Februar Herr E.Wetzig über Stilkunde für den Buch¬
druck, Herr H. Franz über das Werk „Wegleiter für Schrift¬
setzerlehrlinge“. — Am 5-März gab Herr H.Schwarz einen
Bericht über die Leipziger Mustermesse und das auf ihr
vertretene Buch- und graphische Kunstgewerbe, ferner
einen solchen über die Kurlandausstellung. Am 20. März
sprach Herr Ad.'Schäfer über Anmerkungen in Büchern.
+ Die Berliner Typographische Gesellschaft besichtigte
vor kurzem die Sammlungen der Weltkriegsbücherei. Sie
veranstaltete ferner eine Neujahrskarten-Ausstellung. Am
10. Februar unternahm sie einen Besuch der Kurlandaus¬
stellung. Herr Erlerbehandelte in einerderletzten Sitzungen
Vorschläge über Sicherungen gegen Nachahmungen beim
Druck von Lebensmittelkarten. Herr Gaa veranstaltete eine
Ausstellung von selbstgefertigten Arbeiten zu dem Kapitel
„Das Kunstschriftschreiben in seinen Anwendungen für
die Praxis“.
* Zur Lehrlingsfrage in Buchdruckereien. Noch zu keiner
Zeit ist der Lehrlingsfrage in der Tages- und Fachpresse
eine so eingehende Behandlung zuteil geworden, wie jetzt.
Die Ursache hierzu ist der mangelnde Zufluß an jungen
Leuten zu den einzelnen Sparten. Besonders gering ist
die Zahl der sich als Schriftsetzer, Schriftgießer, Stempel¬
schneider, Buchbinder oder Photograph Meldenden, wäh¬
rend wiederum andre Zweige, wie Drucker, Zinkätzer, eine
reichliche Bewerberzahl zu verzeichnen haben. Im allge¬
meinen hängt der Lehrlingsmangel mit der Entlohnungs¬
frage zusammen, die zurzeit durch die von der Kriegs¬
industrie bezahlten hohen Löhne stark beeinflußt wird.
Neben dem Lehrlingsmangel steht die Frage der zweck¬
mäßigeren Ausbildung des Nachwuchses im Vordergründe
der Erörterungen. Im allgemeinen befürchtet man unge¬
nügende Leistungen nach Friedensschluß, hervorgerufen
durch längere Unterbrechung der praktischen Tätigkeit
oder ungenügende Ausbildung während des Krieges. Es
dürfte unsers Erachtens der jetzige Zeitpunkt für die Be¬
handlung beider Fragen überhaupt nicht der geeignete sein,
denn vorläufig sind alle Kräfte im Gewerbe so mit dring¬
lichen geschäftlichen und kriegswichtigen Angelegenheiten
beschäftigt und überlastet, daß Greifbares in der Lehrlings¬
frage überhaupt nicht zu erzielen ist. Das richtigere ist
wohl, die Rückkehr wenigstens des größeren Teiles der
früheren Arbeitskräfte abzuwarten und zugleich mit Fort¬
schritten in der Technik und der Maschinenindustrie zu
rechnen, die wie auf andern Gebieten auch im Buchgewerbe
nicht ausbleiben dürften. -r-.
* Die Stringertype, welche in Deutschland erstmalig im
Jahre 1914auf derBugrazusehen war,ist nunmehrauch den
Weg gegangen, den so viele Setzmaschinenerfindungen be¬
schritten haben. Am 3. Januar hat die British Stringer¬
type Syndicate Ltd. die freiwillige Liquidation beschlossen.
Diese Setzmaschine, die eine Verbindung von Linotype und
Monotype-Gießmaschine war, versprach eine Konkurrenz¬
maschine zu werden, da sie die Vorteile der Setz- und Ab¬
legevorrichtung der Linotype, nach ihrer eigenen Art, so¬
wie den Einzelbuchstabenguß, ähnlich derMonotype, in sich
vereinigte. Ihr Schicksal wird wohl auch eine Folge des
erschütternden Weltkrieges sein. Viele Jahre ungeheure
Kostenund keinAbsatz. OderwardieseSetzmaschine trotz
derlangjährigenKonstruktionsarbeitdoch nicht fähig, wirk¬
lich leistungsfähig auf den Markt zu treten? Sk.
* Die Schriftgießerei F. A. Brockhaus in Leipzig ist, wie
uns mitgeteilt wird, vor kurzem in den Besitz der Firma
H. Berthold A.-G. in Berlin übergegangen. Der Betrieb wird
nach Berlin überführt. Die Schriftgießerei F. A. Brockhaus
war Mitte des vorigen Jahrhunderts eine der leistungs¬
fähigsten, da sie 1843 die ehemalige Wallbaum sehe Gießerei
und damit deren reichen Bestand an alten Fraktur- und
Antiquaschriften übernommen hatte. Sie verfügte auch
über eine große Auswahl an slawischen und orientalischen
Schriften. Im letztverflossenen Jahrzehnt hatte die Firma
sich wieder mit dem Schnitte von Neuheiten befaßt, unter
denen die Grüner-Antiqua sowie die Weise-Kursiv zu wei terer
Kenntnis der Buchdruckereien kamen.
* Todesfälle. Am 3. März starb in Leipzig im 81. Lebens¬
jahre der Königlich Sächsische Geheime Kommerzienrat
Julius F. Meißner von der Firma Meißner & Buch, Chromo¬
lithographische Kunstanstalt, Ehrenmitglied der Handels¬
kammer zu Leipzig, Ritter usw. Der Verstorbene, der eine
große Wirksamkeit für das öffentliche Wohl entfaltete, hat
sich auch um das deutsche Steindruckgewerbe und seine
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Organisation sehrverdient gemacht. DieGrundlage zu dieser
Organisation schuf er mit der Begründung der Vereinigung
Leipziger Lithographischer Anstalten mit Steindruckerei¬
betrieb. Aus dieser Vereinigung ging unter seiner Initiative
im Jahre 1900 der Verein Sächsischer Steindruckereibe¬
sitzer hervor und dieser Verein begründete kurz darauf auf
Meißners Veranlassung den sich über ganz Deutschland
erstreckenden Verein Deutscher Steindruckereibesitzer,
der Geheimrat Meißner zum Ersten Vorsitzenden wählte.
Dieses Amt bekleidete der Verstorbene bis zum Jahre 1907
und entwickelte in dieser Zeit unter Mithilfe des damaligen
Vereinsgeschäftsführers Franz Köhler den jungen Verein
zu der wohlgegliederten und leistungsfähigen Organisation,
die heute noch unter dem Namen Verband Deutscher Stein¬
druckereibesitzer besteht und mit ihren jetzigen beiden
Abteilungen, dem Fachverband und dem Schutzverband,
das gesamte deutsche Steindruckgewerbe umfaßt. Der Ver¬
storbene wirkte noch viele Jahre an den Aufgaben der Or¬
ganisation mit und schuf sich durch seine Tätigkeit für das
Gewerbe großes Ansehen bei seinen Berufskollegen. Sein
Andenken wird im Steindruckgewerbe dauernd in Ehren
gehalten werden. Z. f. D. B.
♦ ln Heft 2,1918 derTypographischenJahrbücherwidmet
der Graphiker Rudolph Engelhardt dem verstorbenen Buch¬
druckereibesitzer Julius Mäser, der über drei Jahrzehnte
innerhalb des Buchgewerbes eine führende Persönlichkeit
war, einen ausführlichen Nachruf, in dem die vielseitige
Wirksamkeit des Verstorbenen geschildert und hervor¬
gehoben wird. Dem Nachruf ist das Bildnis Masers voran¬
gestellt. -r-
Zeitschriften- und Bücherschau
* Briefe über antike Kunst von Marius Freiherr von Pa-
setti. Verlag F.Tempsky,Wien 1918. Preis gebunden M 6.25.
In dem vornehm ausgestatteten Quartbande ist eine Reibe
hochinteressanter Briefe des 1913 in Wien verstorbenen
österreichisch-ungarischen Diplomaten vereinigt, deren
Lesen einen hohen künstlerischen Genuß bereitet. Ver¬
schiedene der Briefe sind durch vortreffliche Abbildungen
antiker Bildwerke illustriert und es verdient der Band schon
durch diese Beigabe das Interesse jedes Kunstliebenden.
Die typographische Ausführung des Buches ist wie bereits
erwähnt eine ganz ausgezeichnete, so daß es auch vom
Standpunkte des Graphikers Beachtung verdient. -r-.
* Kunst und Leben im Altertum von Hugo Muzik und
Dr. Franz Perschinka. 4«. Verlag von F. Tempsky, Wien.
Preis gebunden M 7.20. Das vorliegende etwa 200 Seiten
starke Werk ist ein Bilderatlas, der die Kunstgeschichte,
Topographie und Mythologie umfaßt und daneben einen
kulturhistorischen Teil hat. Der Atlas soll nach dem Vor¬
wort ein Bilderbuch sein, das für den Unterricht in den
lateinischen und griechischen Schulklassikern an den Gym¬
nasien und in der alten Geschichte an höherenLehranstalten
jeder Art vollständig ausreicht, aber auch den gebildeten
Laien in die antike Kunst und in das antike Leben einführt.
Eine außerordentlich große Anzahl beschrifteter Abbil¬
dungen in bester Wiedergabe nach den Originalen füllt den
Band. Ein Nachweis derAbbildungen nebst Literaturangaben
ist vorangestellt, während alphabetische Verzeichnisse in
Deutsch, Lateinisch und Griechisch den Schluß bilden. Die
typographische Ausstattung ist einwandfrei. -r-.
* Luthersagen nebst einigen Reformationsgeschichten.
Gesammelt von Friedrich Kunze. Verlag von Kurt Scholze,
Leipzig 1917. Unter den zahlreichen Büchererscheinungen,
die das Reformationsjubiläum gezeitigt hat, nimmt das vor¬
liegende, etwa 150 Seiten umfassende Bändchen eine erste
Stelle ein. Der Verfasser, Herr Lehrer Friedrich Kunze in
Suhl in Thüringen hat auf Grund weitester Quellenstudien
eine äußerst interessante Sammlung von Luthersagen zu¬
sammengestellt, die kennenzulernen dem Leser hohen Ge¬
nuß bereitet. Die typographische Ausstattung des Buches
ist eine besonders schöne, sie erweckt allein schon das In¬
teresse des Bücherliebhabers. Den Druck besorgte die Buch¬
druckerei Wilhelm Fugmann in Leipzig, die dem „Archiv“
den Umschlag des Bändchens als Beilage für das Doppel¬
heft 11/12, 1917, zu überlassen die Güte hatte. S.
* Enzyklopädie der Photographie. Heft 63. Neuzeitliche
photographische Kopierverfahren. Ozobromprozeß. Brom¬
silberpigmentpapier. Pigment-Gravüre. Öldruck. Bromöl¬
druck. Katatypie. Druckschriften-Kopierverfahren. Von Dr.
Erich Stenger. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Preis M 3.80, gebunden M 4.50. Verlag von Wilhelm Knapp,
Halle a. S. Gar mancher unter der großen Schar der Licht¬
bildnerhat das Bestreben,seinen Aufnahmen künstlerischen
Ausdruck zu geben. Doch dazu Mittel auszuwählen und zu
verarbeiten, bedarf es freilich verschiedener Kenntnisse.
Solche zu vermitteln, ließ sich der Verfasser des Buches
sehr angelegen sein. Er hat darin die verschiedenen Ver¬
fahren eingehend behandeltund die Erfahrungen, aus einem
weiten Kreis zusammengetragen, niedergelegt. Für jeden
Lichtbildner, der mit künstlerischem Empfinden an die Aus¬
wertung seiner Aufnahmen herantritt, ist der Inhalt von
Interesse und das Studium empfehlenswert. K.
* Enzyklopädie der Photographie, Heft 31. Entwicklung
der photographischen Bromsilber-Gelatinepatte bei zweifel¬
haft richtiger Exposition. Von A. von Hübl. 4. Auflage. Mit
einer Tafel. Preis M 2.80. Verlag von Wilhelm Knapp in
Halle a. S. In diesem Buche gibt der bekannte Verfasser
über die theoretischen Grundlagen des Stoffgebietes in
leichtverständlicher Weise eine Darstellung, daß es dem
Leser nicht schwer fallen wird, einen guten Einblick in das
Wesen des Prozesses zu gewinnen. Daraus kann jeder
Ernstarbeitende das Verständnis des inneren Zusammen¬
hanges der Entwicklungsvorgänge erlangen. Außerdem sind
aber die praktischen Winke zu zweckmäßiger Wahl der
Stoffe und auch die Anweisungen für Zusammensetzung
von Entwicklerlösungen sehr wertvoll. Nicht nur der vor¬
wärtsstrebende Amateur, sondern ebenso der Berufsphoto¬
graph können reiche Belehrung daraus schöpfen. Es zeigt
den rechten Weg zu planmäßiger und erfolgversprechender
Arbeit. Die Anschaffung ist deshalb angelegentlichst zu
empfehlen. K.
*Jahresbericht über das 30. Schuljahr 1917 bis 1918 der
Fachgewerbeschule der Innung Dresdener Buchdruckerei¬
besitzer. Der vorliegende Bericht gibt eine Übersicht von
derTätigkeit der Schule im abgelaufenen viertenKriegsjahre,
das auch hier allerhand Erschwernisse im Schulbetrieb mit
sich brachte, aber dennoch eine Aufrechterhaltung des
Unterrichts gestattete. Von besonderem Interesse sind
folgende statistische Angaben, die in der Einleitung zum
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Berichte gemacht werden. Mit Ostern 1918 vollendet die
Schule das 30.Jahr ihres Bestehens. Bis Ostern 1913 waren
in das Hauptbuch 1414 Schüler eingetragen, ihre Zahl er¬
höhte sich bis Ostern 1918 auf 1926, es kamen also auf das
Jahr durchschnittlich 102 Einträge. Der Schülerbestand
war am höchsten in den ersten 25 Jahren des Bestehens
mit246 Schülern im Schuljahre 1912/13. Er erreichte seinen
Höchststand in den letzten fünf Jahren im Schuljahr 1914/15
mit 282 Schülern und zeigt in den folgenden Jahren einen
Rückgang bis auf 253 Schüler am Ende des Schuljahres
1917/18. Die Unterhaltungskosten der Schule betrugen im
Gründungsjahre M600.—, im Schuljahre 1917/18erforderten
sie M 9885.—. Die in Aussicht genommene Angliederung
einer Lehrwerkstatt wird angedeutet, da der bisher einge¬
schlagene Weg, die theoretische Unterweisung der Schule
durch praktische Arbeit in der Werkstatt des Lehrherrn zu
zu ergänzen, doch nicht allenthalben das erwünschte Er¬
gebnis gezeitigt bat. Der ausführliche Lehrplan von 1909
soll einer Neubearbeitung unterzogen werden,wobei auch die
neuen Aufgaben, die der Schule nach Kriegsende zufallen,
entsprechende Berücksichtigung finden müssen. -r-.
♦ Die Künstlerpresse, Vermittlungsstelle zwischen Kunst
und Kunstgewerbe in Dresden übermittelte uns vor einiger
Zeit ihren Neujahrsbrief sowie verschiedene Drucksachen,
aus denen hervorgeht, welche Ziele sich dieses zeitgemäße
buchgewerbliche Unternehmen gesteckt hat. Der Inhaber
der Künstlerpresse, Herr Wilh. Hyll (D. W. B.), beeidigter
Sachverständiger für das Amtsgericht Dresden, war lange
Jahre Mitinhaber und technischer Leiter der Firma Hyll &
Klein in Barmen. Der Hauptzweck der Künstlerpresse ist,
für Druckereien und andre Gewerbszweige die Original-
entwürfe als die Grundlage guter fertiger Arbeiten zu liefern.
Sie überweist ihr zugehende Druckaufträge an geeignete
Spezialfirmen zur Ausführung. Die Künstlerpresse steht
mit Künstlern und Kunstgewerblern in Verbindung, sie
kennt deren Leistungen auf jedem Sondergebiete und ist
daher in der Lage, den Druckereien mustergültige Ent¬
würfe vorzulegen, damit künstlerisch-einwandfreieArbeiten,
Qualitätsarbeiten von deutscher Eigenart entstehen. Das
Unternehmen ist zweifellos ein zeitgemäßes und zu hoffen,
das dasselbe zu gedeihlicher Entwicklung gelangt, was wohl
in Anbetracht des zu erwartenden Aufschwungs in Handel
und Industrie und des damit verbundenen Bedarfs an
Drucksachen aller Art nicht in Zweifel gezogen zu werden
braucht. S.
♦ Die Beilagen zum Doppelhefte 1/2 bewegen sich dem
Zuge der Zeit entsprechend im Stile der Fraktur, und zwar
verdanken wir die Dankesurkunde der Stadt Goslar dem
freundlichen Entgegenkommen der Firma F. A. Lattmann
in Goslar. Das Blatt ist im Original auf noch etwas stärkeren
Karton gedruckt; es macht in seiner vornehmen Einfach¬
heit und durch den glücklich angebrachten Farbeffekt einen
ausgezeichneten Eindruck. — Von besonderem Interesse
dürfte das Blatt Erich-Thum, eine Graphikankündigung des
Verlages Emil Richter in Dresden-A. sein. Die Wiedergabe
dieser Arbeit wurde uns durch das Entgegenkommen des
genannten Verlags sowie der Buchdruckerei Wilh. Adam
in Chemnitz, die auch den Satz und Druck besorgte, ermög¬
licht. Die Gruppierung des Satzes und der Bildproben ist
in ganz eigenartiger Weise erfolgt und dabei durch die ge¬
schickte Verbindung von Schwabacher und Antiqua eine
übersichtliche und vornehme Wirkung erzielt, wie sie nur
wenigen Drucksachen dieser Art eigen ist. — Auf dem Blatte
der Schriftgießerei D. Stempel A.-G. in Frankfurt a. M.
kommt die darauf angewandte Ehmcke-Fraktur zu vorteil¬
haftester Geltung. Die Schrift paßt zu dem gewählten Wort¬
laute Aufruf von Max Jungnickel ganz vortrefflich. — Eine
Probeseite aus der Festschrift, welche die Schriftgießerei
Benjamin Krebs Nachfolger in Frankfurt a. M. anläßlich
ihres hundertjährigen Bestehens herausgegeben hat, läßt
die gute Wirkung der von der Firma geschnittenen Jubi¬
läumsfraktur, die sich durch die schlanken Formen ihrer
Kleinbuchstaben vor andern Schriften auszeichnet, aufs
beste erkennen. Zur Ergänzung des nebenstehend ge¬
gebenen Hinweises auf die neugegründete Künstlerpresse
in Dresden bringen wir den ebenfalls erwähnten zwei¬
farbigen Neujahrsbrief dieses neuen Unternehmens als Bei¬
lage zu diesem Hefte. Das Blatt ist unter Benutzung der
uns freundlichst überlassenen Druckstöcke dem Original
entsprechend, jedoch auf etwas anderm Papier und ohne
anhängendes Blatt hergestellt worden. Die Arbeit macht
sowohl durch die übersichtliche Anordnung des Wort¬
lautes wie durch die flott geschriebene Schrift einen aus¬
gezeichneten Eindruck. — Freunde der Buchkunst werden
das uns von der Firma Joh. Enschedi en Zonen in Haarlem
überlassene vierseitige Blatt besonders wertschätzen. Der
auf der ersten Seite abgedruckte Originalholzschnitt von
Dirk de Bray, Haarlem 1660 kann als vortreffliche Probe
alter Holzschneidekunst gelten, bei der durch die Stei¬
gerung von Hell zum Dunkel der Zeichnung eine ausge¬
zeichnete Wirkung erzielt ist. Das prächtige Buchseitenpaar
der Bibel aus Egenolff-Schrift von 1534 bedarf keiner be¬
sonderen Hervorhebung, ebenso spricht das Titelblatt aus
dem 18. Jahrhundert durch seine Anordnung und reiche
Schriftenauswahl für sich selbst. Wir sind auch dieser
Firma für die wertvolle Beilage zu Dank verbunden. — Vor¬
teilhaft ergänzt wird vorstehende Auswahl von Blättern
durch eine sechsseitige Beilage zum zweiten Teile dieses
Heftes, der Zeitschrift des Deutschen Vereins für Buch¬
wesen und Schrifttum, auf der auch das Bildnis des be¬
kannten Stechers Daniel Chodowiecki in ausgezeichneter
autotypischer Wiedergabe vorkommt. — Den Entwurf zum
Umschlag und Titelkopf des mit diesem Hefte beginnenden
neuen Jahrganges des„Archivs“ verdanken wir Herrn Fach¬
lehrer E.Wetzig in Leipzig, während der Entwurf zum Um¬
schlag und Titelkopf der Zeitschrift des Deutschen Vereins
für Buchwesen und Schrifttum von Herrn Professor Walter
Tiemann in Leipzig stammt.
Inhaltsverzeichnis
Einladung zum Jahresbezug. S. 1.— Mitgliederaufnahme. Kulturmuseum zu Leipzig. S. 15. — Papier als Spinnstoff.
S. 1. — Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für S. 17. — Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis.
Buchgewerbe (5. Fortsetzung). S.2. — Ober den Komple- S.19. — Buchgewerbliche Rundschau. S.22. — Zeitschriften-
mentärfarbendruck. S.14. —Die photomechaniscbe Repro- und Bücherschau. S. 23.
duktion inmitten der Ausstellung von Kriegsgraphik im 7 Beilagen.
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£)er ägt)pttfc&e Urfpruncj unfrer @$rift
23 on UnioerfitätöptofeiTot Dr.
uf einet Äupfertnünje ber Kolonie £pruö, bie aud)
fonfi bie Baten beb Äabmoö ocr^crrlic^t^ fiebt man
biefen jjeroö btei Niännern gegenüber, benen er eine
g&appruörolle überreicht; ju feinen Süßen eine Purpur*
fehneefe. 3m Ülbfcßnitt: KAAIMOC; meniger gut er»
batten gegenüber: eAArjfNSC] 1 . Sö ifi ohne Stage, mie
bie Numiömatifer beb ©ritifh NJufeum gefeben haben,
Äabmoö, ber phonijifche Jjeroö, ber ben lettenen baö
2Itpbabet bringt. Babe« entfielt bann aber bie roeitere
Srage: mer bat benn aber ben spbb'nijiern ibr Sllphabet
gebracht, ober haben fie es felbfiänbig erfunben? Biefe
Stagen finb fchon oft aufgeroorfen unb febr oerfchieben
beantroortet. Neuerbingö ifi bieSrage nach bem„Urfprung
beö 2ltphabetö" oon Ä. Sethe bebanbelt unb hoffentlich»
befinitio ertebigt an einem Drt, mo man eö junädffi nicht
fuchen mürbe, nämlich in ben ©efdjäftlichen SD?it=
teilungen ber ©ottinger Nachrichten 1913 biö 1916,
©eite 87. Sethe befpricht erji bie ©ilberfchrift im allge=
meinen unb bann bie brei 21rten ägpptifcher Schrift unb
ihre Sntmicflung. grüner nahmen bte $gpptologen an,
baß bie iilgpptcr biö hart an bie ©renje ber ©uchfiabem
fchrift gefommen mären, fte aber nicht überfchritten
hätten 2 ; jegt bagegen rebet ber ©erfaffer oon mirflichen
©ud) fiaben ber #gppter 3 ; ihre Schrift „fennt feine Silbern
jeichen,befigt bafüraber inihrent pbonetifcben^eichenfchag
rcirfticheSuchfiabenjeichen für bie fonfonanttfehen Saute"
(Seite 94).
Bann fchilbert ber ©erfaffer bie pbb'nijifche ©uchfiabcns
fchrift, bie fich allerbingö auö ber ©ilberfchrift entmicfelt,
aber baö ©ilb fchon fafi oollfiänbig jurüefgebrängt hat;
1 Catalogue of gr. coins. Phönicia 293 pl. XXXV, 1.
2 Sieb« m. ®r. <pn(. 2219 21.2.
3 2Iuch Srnum, Stoppt. @tomnt, 1911, 21 rebet »om 2l(pbabet
ber 2ti)ppter.
23.@arbtbaufen, Seipjig
eö ftnb 22 fefigeorbnete Reichen nur oon Äonfonanten, bei
benen Name, ©ilb unb Sautmert fich gegenfeitig bebingen;
bie 3aht mürbe fpäter noch etmaö oermehrt; umö 3abr 1OOO
o. Shr. 1 mar biefe Schriftart über baö ©tabium ber ©er*
fuche unb beö ^robierenö bereitö hinauö unb hatte fefte
Sormen angenommen, bie jeigen, baß fie bereitö 3afjr=
hunberteim@ebrauch mar. Baß jmifdjen berSctfrift jmeier
benachbarten unb engoerbunbener ©o'lfer, mie iÜgppter unb
©hönijier, ein enger ^ufammenhang befianben habe, ifi
burchauö nicht unroahrfcheintich; obmohl man ftch oieU
fach gegen biefe SHnnahme gefiräubt hat.
3m Saufe ber 3ahrhunberte ftanb ^tmnijien nicht nur
unter ägpptifcher, fonbern auch unter affprifeger iperr=
fchaft; berSinffuß affprifdferÄuttur hätte ftch alfoauch
bei ber Schrift gettenb machen fonnen, mie oon oerfdjies
bener Seite behauptet mürbe, fogar fchon im Slltertume 2 .
Slllein bie ©erfchiebengeit tfi fo groß, mie möglich. Bie
affprifegen Reichen befielen auö Äeiten, bie phonijifchen auö
Sinien; bie Slffprer fchrieben Silben mit ©ofaten, bie
'Phünijier bagegen ©uegfiaben ohne Sofale, baö @runb=
prinjip beiber Schriftarten ifi älfo burchauö oerfchieben.
Benfeiben Sinrourf müffen mir aber auch erheben, menn
man oerfucht, bie Silbenfcgrif t ber Ä p p r i o t e n jur ©runbs
tage beö pbö'nijifchen Sllpgabetö ju machen 3 ; baö Sehlen
ber ©ofate im phonijifchen üttphabet märe burchauö um
erflärlicg. äöenn einjetne fppriotifcgeSilbenjeichenäußer:
(ich mit phonijifchen ©uchfiaben oon ganj anbrer ©ebeu=
tung übereinfiimmen, fo ifi baö bloßer Zufall.
Bie Sntfiehung ber fppriotifeßen Sitbenfchrift ifi unö
ein Nätfel. Sur bie grieegifege Sprache fcheint fie nicht
oor bem fechfien 3ahrhunbert o. Sgr. angemenbet ju fein;
1 Siebe ©etfje a. o. O. 91 3t.2.
2 tptin. n. h. 7, 56,192. Siege m. @r. <p«l. 2*21.
3 Siege ©etpe fl. a. 0. 108.
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Seitfdjrift be« 3>eutfdjen Vereine fwr 95 u d> ro e f e n unb ©djrifttum
jebenfallö ifl fic nicht alter alöbiegriechifchen Kolonien auf
3ppern, mährenb eö phonijifche Snfchriften auf bet 3nfel
gibt, bie bem jeffnten Saffrhunbert o. ßhr. angeboren. 2J?an
roirb alfo nicht annehmen tonnen, bafj bie eine Schrift*
art auö bet anbern abgeleitet fei.
"Durch bie üluögtabungen bet testen Safjrjefnite hoben
mir oerfchiebene neue Schriftarten fennengeiernt, bie man
ebenfallö jum 9luög«ngöpunft beö phonijifchen SUlphabeteö
gemalt bot, J. 95. bie Vilberfchrift ber Hettiter 1 . Da
mir ben ßfjaratter ber Schrift unb bie Vebeutung ber
Reichen nicht fennen, fo fchmeben foiche Vermutungen
oollflänbig in ber Suft. Vad) ber Vermenbung biefer
Jjieroglpphen in einer Silingue mar „biefe Schrift mahr*
feheiniieh nicht einmal eine Siibenfchrift, fonbern fcheint
noch auf ber ibeographifchen Stufe geflanben ju haben 5 ",
gemer hat man auf .Kreta Spuren einheimifcher Schrift
gefunben, bie ihrSntbecfer 3 für baö Vorbilb ber 'Phönizier
halt. 35a noch nicfjtö oon biefen Schriftjeichen gelefen unb
oerftanben ifl, fo brauchen mir unö bei biefen ^»r>pot^cfcn
nicht aufjuhalten. Taöfelbe gilt oon bem Verfud), bie
phonijifche Schrift aus einer mptenifchen Vilberfchrift 4
abjuieiten.
Sillen biefen ßrflärungöoerfuchen ifl roenigflenö baö
eine gemeinfam, bag fie bie ^hanijier für bie Sehrer ber
Hellenen halten; aber auch baö roitb geleugnet: The
Phcenician, who never invented anything, cannot have
invented the alphabet 6 . 35anach müren bie Vuchflaben
nichtö alö eine Kombination oerfchiebenartiger Striche 6
ober fie mären bieSlbfommtinge uralter, am ganjen Mittels
meer oerbreiteter Süunen ufro. 7 ober oon einem common
Mediterranean signary ('"Petri).
5öenn mir oon allen biefen ^ppothefen abfehen, melche
bie Tatfachen nicht erflären, fo bleibt fchliefjlich nur bie
fKb'glichfeit, baff bie #gt>pter bie Vorgänger ber sphö'nijier
gercefen finb, eine Sinnahme, bie teineöroegö neu ifl; fchon
Gr. be Sftouge hatte bie phonijifche Schrift auö bem ie*
ratifchen 8 , Senormant unb Jjaldot) 9 auc ber hieroglpphifchen
Schrift herleiten mollen. Tiefe Slnnahme fanb junädjfl
oiel Veifall, fpäter aber entfehiebenen Sßiberfpruch, ben
Sethe jufammenfafjt, obmohl er prinjipiell auf bemfelben
Stanbpuntt fleht, unb baö phonijifche Sllphabet auö bem
ägpptifchen ableitet. 5n einem eigenen Srfurö (Seite 151)
fegt Sethe ftch mit be SJtouge auöeinanber, inbem er bie
* Siebe Serbe a. a. D. 109.
2 Setb* fl. fl. C.110.
* Evans, Scripta Minoa 1, 77 ff., m. ®r. tpat. 2 2 21. Sethe
fl. fl. 0. 110 .
* Siebe m. ®t. <p«I. 22 22.
» J. H. St. 1912, 396.
6 Siebe m. ®t. ip«t. 2 2 22—3. Sethe fl. fl. 0. 111.
i Siebe 2hd). f. Sdjriftf. 1, Seite 20—21.
8 Siebe Sethe fl. fl. D. 130,160, m. @r. tpal. 2 2 19 unb ebenbfl 20.
9 Cbenbfl 129.
einjelnen gotmen ber Vuchflaben befpricht unb feine Uber*
einflimmung ober feinen SEÖiberfpruch begrünbet. Sethe
bemerft baju: „Von ben 24 Vuchflaben, auö benen eö [baö
Sllphabet] feit bem alten Dieiche befiehl, läßt fich jurjeit
f ür... 19 ber Urfprung feflflellen." .Spier oermifjt man leiber
eine ü'berftchtliche Tabelle, bie baö ©efagte jufammenfafft.
2Ber nicht Slgpptologe ifl, tann ber ‘Polemif im einjelnen
natürlich nicht folgen; jumal ba Sethe nicht nur roie
be SRouge bie äufjere gorm ber Schriftjeichen, fonbern
auch bie Statur ber Sprache berücffichtigt. 2Bir begnügen
unö, bie fünf fünfte hcroorjuheben, benen ber Vcrfaffer
befonbere Vemeiötraft beilegt (Seite 127 ff). 1. Veibe
Sllphabete hatten nur Konfonanten; bie fehlenben Vofale
bejeichnen für baö^bo'nijtfcbc einen entfehiebenen Vtangcl,
für baö iSgpptifche bagegen nicht, roeil fie burch bie Sprache
unb ©efd>ichte begtünbet finb. 2. Veite Schriftarten finb
linföläufig. 3. Slucf) baö Schreibmaterial unb ber Ve=
fchreibfloff ifl bei beiben Vollem berfelbe. 4.35aö Verhält*
niö ber Vuchflabenmerte ju bem Flamen ber oonbenVuch*
flabenbilbem bargeflellten ©egenflänbe mar menigflenö
ähnlich. 5.£>b bie ägpptifchen Reichen mie bie phonijifchen
eine oorgefchriebene ^Reihenfolge hatten, miffen mir nicht;
aber nach Plut. quaest. conv. g, 3 fcheint eö fafl fo, alö
ob auch bei ben $gpptern baö lonfonantifche Sl(leph) ben
erflen spiag behauptet habe.
2lm Schluffe (Seite 133) fajjt Sethe fein Urteil bahin
jufammen: baö ägpptifche SMlphabet mar nicht baö Ur b i l b,
fonbern baö unmittelbare Vorbilb ber phonijifchen
Schrift; ßljampollion nannte eö le modele methodique.
Die 3eit, mann baö phonijifche Sllphabet fich bitbete,
ifl natürlich (ehr fchmer ju beflimmen. 3n meiner ©riech*
Paläographie 2 5 26 habe ich barauf hingcroiefcn, baß eö im
14.3ahrhunbert o. Shr. noch nicht eriflieren tonnte, benn
fonfl mären bie Tontafeln oon Tell*el*2lrmarna nicht in
Keilfchrift gefchrieben. Tiefer Schluff mirb oon Sethe
(Seite 99) abgelehnt, ber baö Vabplonifche für bie biplo*
matifche unb ©efchäftöfprache hält. 9tun finb aber bie
Urtunben oon Tell=el*2lmarna nicht nur babplonifch, fon*
bem auch in 2lrjama*Sprache 1 unb in ber SHitanni*
Sprache 5 , menn auch in Keilfchrift gefchrieben. 2Iuch bie
SIntroorten ber Tell*el*2lmarnabricfe, bie allerbingö nicht
erhalten finb, haben mir unö hoch in ägpptifcher Sprache
unb Schrift ju benfen. Sbenfo gut mürbe fich auch baö
^Phonijifche ober Kananäifche baju geeignet haben. Ta
biefe fprifchen Völfer Keilfchrift anroenbeten, fo müffen
mir annehmen, ba^ um 1400 0 . @hr. bie phonijifche
Schrift noch nicht ejriflierte. Sethe nimmt eine frühere
3eit ber Übertragung ber Schrift an. Sethe benft an
eine Vermittlung burch bie Jjpffoö, bie in bie 3eit 1700
1 Vergleiche Knubtjcn, Tie jtoei ülrjorecuVriefe, Seipjig 1902.
2 Vergleiche Vleiferichmibt, VJitteil. b. Vorberflfiflt. ©efeflfeh.
1899, 4.
2
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PRINCETQN UNIVERSITY
3eitf$rift be« ®eutfd>en herein« für föucgwtfen unb ©egrtfttutn
bi« 1600 o. ßgr. gefegt werben; ba« erfegeint mir fegr
fraglich. Ob wägrenb ber 3 «it ihrer J?errfcf>aft in SÄgppten
auch nur ein einziger biefer ©arbaren in bie ©egeinmiffe
agpptifcger ©egrift eingebrungen ifl, bleibt unficher; noch
weniger aber fünnen wir annegmen, bafj einer oon ihnen
imflanbe gewefen wäre, bie a'gpptifcge ©egrift auf eine
ftembe ©praege 3 U übertragen; es war burchauö feine
mechanifche 9Irbeit, nach agppttfcgem SWobell pgonijifcge
©ucgflaben ju erfinben. Saju fommt bann aber noch
bie chronologifche ©cgwierigfeit.
Sie ÜJteiasSnfcgrift fegt man in« 3 agr 8 J 0 o.Sgr.;
bie be« fibonifchen König« Jjiram mag noch etwa« alter
fein; jebenfall« nicht alteral« ba«3agr lOOOo.Sgr.: bann
wäre bie Zeit, in ber phonijifche ©chrift ejrifliert, aber
feine ©puren gtnterlaffen gatte, olljugrofj: 1700 bi« 1000
o. Sgr.SnanbermZufammengange^abeicgeöfürmoglicg,
ja wahrfcheinlich erflart, bafj bie phonijifche ©chrift im
11.3agrgunberto.Sgr.bereit«ejcifiierte;jweioberbrei3agrs
hunberte werben wir immerhin noch jugeben fonnen; aber
bamit fommen wir immerhin noch nicht bi« in bie Zeit
ber Kppffo«. Ser Zeit nach würbe es beffer paffen, wenn
man bie Jjpffo« erfegte bureg bie Sftaeliten, oorauSgefegt,
bafj biefelben im Sanbe ©ofen nicht nur Ziegel flreicgen,
fonbern auch fegreiben gelernt hotten, wa« burchau« nicht
nnwahrfcheinlich genannt werben fann. 3hte ©tammeSs
fage, bie jebenfatl« fegt alt iff, fpriegt fegr nacgbrücfltcg
oon ben ©efegeötafeln be« 2 J?ofe« am ©inai, unb fegt alfo
oorau«, bafj ben 3uben beim Sjobuö bie Kunfl be« Sefen«
unb ©egreiben« niegt fretnb war. Sie Zeit igter ©ins
wanberung in ^aläjiina ifl alletbing« fegr unficher, jebens
fall« 3 agrgunberte nach ber ^eit ber Jppffo«; naeg ©etge
(©eite 137) fegt man fie jegt meiflen« in« 14/13. 3agr*
gunbert »or Sgriflo. Sn feiner pgantaflifcgsbilettantifcgen
äBeife maegte gaulmann ben SDlofe« jum Srftnber bet
©chrift; er hat bie« nachher 1 wieber juru'cfgenommen;
aber wenn wir ign al« SReprafentanten feine« ©olfe« aufs
faffen, ifl er ein ©egenflücf ju Kabmo«, oon bem wir
au«gingen, bem Jpero« ber ^gSnijier.
€ttt türfifc^er £ie6es6rief au$ Sentrölafien in ,,^cuf enfcfjrift''
Bott «profeffor Dr. 01. © tü b t , Stipjig
n ben „9J?onograpgien be« ©ueggewerbe«" 23anb VI,
m ber bie „©orflufen ber ©chrift" beganbelt, gäbe icg
©eite 63 ff. bie ©erroenbung oon ©egenflanben jum
Zwecf ber ©litteilung al« eine primitioe gorm ber „©egrift"
beganbelt. ©efonber« weife icg auf bie ©erroenbung oon
©egenflanben in SBeflafrifa gtn, mit beren Kpilfe ©priegs
Wörter ober — bei ben ©olföfängern — ber 3ngalt oon
Siebern angebeutet wirb. 3cg bin heute in ber Sage, ein fegr
anfcgaulicge« ©eifpiel biefer ©Jitteüung bureg ©egenflänbe
oorjulegen, ba« au« ber ©egenwart flammt, unb jwar au«
einem ©ebiete, ba« eine ©ucgflabenfcgrift, bie arabifege,
befigt unb feineöweg« auf primitioer Kulturjlufe (legt.
Sa« ©eifpiel ifl babureg befonber« intereffant, bafj e« noch
ben urmenfcglicgen ©lauben an bie magifege, jaubergafte
SCBirPung folcger ©litteilungcn al« lebenbig jeigt.
91. o. Se Goq (,,©olf«funblicgeö au« DflsZurfiflan",
©erlin 1916), teilt ein gübfege« Srlebni« mit, ba« ign in
ben Sefig eine« merfmürbigen Siebeöbriefe« brachte. Gr« ifl
bie bei ben bortigen Sfltürfen oolf«tümlicge gorm einer
SiebeSbotfcgaft. Siner oon Se Soqö Sienern erhielt in
Kutfcga oon einer leicgtfinnigen jungen grau einen folcgen
©rief. Sr beflanb au« einem fleinen ©aefegen au« buntem
.Kattun, in bem fieg mehrere ©egenflänbe befanben, bie
icg gier in ber beabfiegtigten SReigenfolge mit ber ent-
fpreegenben Seutung auffügre:
1. ein ©tücf Ziegeltee (ich fann feinen Zee megr trinfen);
2 . ein ©troggalm (benn icg bin bleich geworben oor
Siebe ju bit);
i % 3bb. f. Kt. SUt. 1918, I, ©titt 370.
3. eine rote gruegt (icg erröte, wenn icg an bieg benfe);
4. eine gebörrte 9lprifofe (icg bin mager — bü’rr wie bie
gruegt — geworben);
5. ein ©tücf Kpoljf ogle (mein Jjer j ifl oor Siebe brennenb);
6 . eine troefene ©lume (bu bifl fegon);
7. ein ©tücf Kanbiöjucfer (bu bifl füfj);
8 . ein Kiefelflein (ifl bein J?er$ gart wie ©tein?);
9. eine galfenfeber (gatte icg glfigel, flog’ icg ju bir);
10 . ein ©tücf 2 Balnufjfern (icg gebe mich bir gin).
3 n ben meiflen gatten ifl ber 3 ufammengang jwifegen
©aege unb ©ebanfe leiegterfennbar; tnanbern gattengans
beit e« fieg gerotfj um fonoentionelle, befannte ©pmbole.
Ser Siener wollte niegtö oon ber Slbfenberin wiffen.
911« ignt Se Soq riet, wenigflen« ben KanbiSjucfer ju
effen, erfegraf er geftig unb erflarte, bafj ign ber ©enufj
ber efjbaren Singe oollig oon bem 'Bitten ber grau abs
gängig machen werbe, fall« fie etwa 3 auberfprücge bei ber
9lbfenbung gefproegen gatte. SJJtt ber SiebeSbotfcgaft ifl
alfo berSiebeöjauber oerfnüpft. Sr berugt auf bem ptimi*
tioen ©lauben, bafj in gewiffen Singen eine gegeimniö»
oolle ©lacgt wirffam ifl. @o fonnen ©peifen unb ©es
tranfe bureg Zauberformeln geroiffermafjen mit magifeger
Kraft gelaben werben. 9lbcr aueg in ber ©egrift fiegt ba«
primitioe ©ewufjtfein oft eine magifege Kraft. 9lucg un«
ifl ber ©ebanfe an wirffame Kraft ber ©egrift befannt.
3cg erinnere an bie recgtlicge ©ebeutung einer Unter*
fegrift, beren ©efeitigung ober galfcgung eben um ber in
ihr liegenben Kraft willen flreng beflraft wirb.
1 3du(h. ötftg. btt ©egrift 1880, 368.
1 *
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PRINCETON UNIVERSITY
S<itf$rtfr b e 6 2) e u t f d) e tt Sß e r e i tt $ für 93u<h»efen unb ©chrifttum
®aitief (EfjofcoroiecftS Briefen an 5tnton ©raff
üJlitteilungen ton WuftumSbircflor 'Profeffor Dr. (Juliu? iBogel
9Jtit 19 Slbbilbungtn nad) Zeichnungen ShobomiecfiS im TOufeum bet bilbenben Simile ju Seipjig
o* m©efif 5 eberötben beSbePannten Seip jtger ©erlagS;
mbuchhanblerS Dr. ffiilljelm Öngelmann befanb fief)
^^Jnoch oor einer SRetfje oon 3al)ren bie 113 Nummern
jafjlenbe Sammlung oon ©riefen Baniel öfmboroiecPiS an
feinen langjährigen greunb, ben berü'hmtensportratiflen unb
Hofmaler SMnton ©raff in Bresben. ffiofun biefe ©riefe ge=
langt finb, entjieht fiel) meiner .Kenntnis. ©or 20 3al;ten
habe ich fie, als ich im Aufträge ber königlich Sa'chfifchen
Äommiffion für ©efchichte bie JjauptroerPe ©raffS in einem
grojjen BafelroerPe herauSgab, genau burchgefehen unb mit
örlaubniS ber bamaligen ©efiljerin, ber SBitme
Dr. SfBilhelm öngelntannS, t>on ben Jpaupt;
nummern Ubfchrift genommen, um fie aus
Slnlafj oon öh°boroiecPiS hunbertja'hrigem
SobeStage (ben 7. gebruar 1901) hrrauSju;
geben. Biefe ©eröffentlichung ifl aber fchliefj;
lieh unterblieben, weil eine eingehenbe Prüfung
biefer ©riefe ergab, ba§ nur ein befd)ra'nfter
Steil bie Verausgabe lohnte, ba bie jahlreichen
gefchaftlichen unb anbere gleichgültige örmah«
nungen für ben 2efer oon feinem 3ntereffe getoefen roaren.
Bie ©riefe älnton ©raffs, bie öhoboroiecPi aller 3Bahr=
fcheinlichfeit nach aufbemaljrt hohen mirb, finb leiber
oerloren gegangen. Bie oon öfmbomiecPi, bie aus bem
©efifse ber Nachfahren ©raffs flammen voerben, finb ge;
legentlich in ber Siteratur ermähnt unb aufjer oon mir
oorbem fchon roiffenfchaftlich benufjt morben, fo nament;
lieh oon ffiilhelm öngelmann felbfl für fein befannteS
miffenfchaftlicheS ©erjetcbntS ber famtlichen Äupferfliche
öhobomiecPiS (üeipjig 1837) unb oon ÖBolfgang oon
Dettingen für feine
(1895erfchienene)©io;
graphie beS ÄünfllerS.
Sin ©rief, bie ein*
gehenbe ©efchreibung
einer SReife, bie ölmbo;
roieefi oon ©erlin nach
BreSben, Setpjtg unb
Volle im Sommer
1789 gemacht hat, iff
oon mir im 7. ©anbe
ber Schriften beS ©er;
eins für bie ©efchichte
SeipjigS befannt ge=
macht morben, einige
Nummern habe ich
bet jjrrauSgebertn ber
„jtünfllerbriefe aus
bem 19.3ahrhunbert" (©erlin 1914) mitgeteilt. ffiaSaber
fonfl oon ben jahlreichen ©riefen, bie, fomeit fie im öngel=
mannfehen ©efige fich befanben, mit bem September 1781
beginnen unb mit bem3ahre 1800 fchliefjen, megen ber jah(;
reichenperfonlichenunbfachlichtntereffantenSrma'hnungen
oon ffiichtigfeit ifl, foll nachflehenb jum erflen Nfale in
paffenber 2luSroaf>l mitgeteilt roerben. Biefe fleine ©er;
üffentlichung erhalt baburch ihren eigenen Neij, bafj fie mit
jahlreichen Slbbilbungen nach ÖhobomiecPiS Driginaljeicf);
nungen gefchmücft mirb. Biefe Sammlung oon
nungen, 136 Nummern, befinbet fich im ©efi|
beS NlufeumS ber bilbenben fünfte in Seipjig
unb bürfte fo jiemlich unbefannt fein, ©isher
ifl noch Irin ©latt aus ihr oeroffentlicht, auch
ifl fie in ber Siteratur noch nicht ermahnt
morben. Sie mürbe im 3ahre 1900 aus bem
Äunjfhanbel erroorben unb flammt aus bem
©efige ber grau SOTarianne ©retfchel geborenen
öhobomiecPa, einer (1794 geborenen) önPelin
unferS ÄünfllerS. Zahlreiche, an fich fehr be;
fchetbene, aber mit allen Neijen intimer UBirfung um;
fleibete ©lütter flellen ^erfonen aus ber atlcrnachflen
Umgebung beS MnfllerS bar unb bürften mohl in ber
gamilie befonberS in Öhren gehalten morben fein. Nament;
lieh bie ©attin beS NleiflerS, grau 3eanne ögobmiecPa, eine
geborene ©arep (gejlorben 1783, bie Mochtet eines ©olb;
flicferS ber franjoftfehen Kolonie in ©erlin, oermahlt mit
öhobomiecfi im 3ahre 1755) Pehrt in ben oerfchiebenflen
liebenSroürbigen Sluffaffungen in einer Neige oon ©lat;
tern mteber, anbre 'Ungehörige ber gamilie, Äinbet unb
SchrciegerPinber, oiel=
leicht auch önPelfinber,
fehlen nicht, auch bie
menigen lanbfehaft;
liehen Sfijjen bürften
im Sinne beS Äünfl«
lerS eines perfonlid)en
SReijeS nicht entbehren,
ja auch «in PleineS,
mit miniaturartiger
gern heit auSgefü'hrteS,
übrigens fehr charaPte»
riflifcheS ©ilbnis oon
greunb Unton ©raff
fehlt nicht, fo bafj fich
biefe ©latter megen
ihres oorjugSroeifc
intimen SharaPterS
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'Diuttcr (ÄTrtu Shobonuccfa) mit .Hinb
3u'oi Damen bit 'l'atcf
^rau Shcbcii'itfta Saute ü'tcknb
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v£r \Äm. Aerfämü :
Jxi ü t h*A- js-uxjf'' J'*y ’f"*
tiqrAZÄ}**,- fl £f^lOi
3u «ephiens 9l«if«
| " oon TOcmcl mich ©achfcn
(l. 9fr. 182 , IV)
'i'raftifche Äcmunis her SSclt
Sur ein Äalenhcrfitpfcr
(U. 9fr. oo, VI)
?u llnqcrä Julcfwn ©rimthnt
(5. 9fr. 854)
Jtiiu Äonliftorinlrätin <paptn, OTubame Jjetirn, ffi. Shohi'ii'iecfi
3cttf$rift b e ß 25eutfd>en 93 e r e t n « für 33ud)Wef«n unb (Sdjrifttum
ungejtoungen alß Silber in bie hier abgebrühten Sriefe
einfugen. — Slnton ©raff, beffen 9iuf)m alß ^ortratift je§t
oon 3af>r ju 3ah r fich niel;rt, war ber an ihn ergangenen 23e=
rufung nach Breßben im Sabre 1766 gefolgt, günf Sah*«
fpater, im Sabre 1771, batte er jum erffen SOiale mit bem
ibm 6efreunbeten Verleger Wtlipp Sraßmuß SReicb, bamalß
Xeilbaber ber äBeibmannfdfon Sucbbanblung, Serlin he*
fucbt. Jj>ier fodte er für bie oon Sfteicb geplante ©alerte be=
rühmtet beutfcber ^eitgenoffen — im ganjen finb 26 Silbs
niffe entffanben, bie ficb alß fßerniächtmffe oon Seicbß
äßitroe auf ber Seipjiger Unioerfitatßbibliotbef 6efinbcn —
bie Silbniffe oon ÜRofeß SDlcnbelßfobn, Spaltung, SRamler
unb Suljer malen. Bamalß mar eß, too ber Jtünffler
Suljerß Xocbter Sluguffe Fennen lernte, um ihre Jjanb
roarb, um ficb halb mit ibr ju oerebelicben. Bamalß rcirb
eß auch getoefen fein, too er Baniel Sbobomiecfi nabetrat,
bem er geiffig oenoan&t unb menfcblicb fpntpatbifcb mar.
Sn jenen Sabren toirb auch ber Sriefmecbfel begonnen
haben, in bem bie beiben halb engbefreunbeten Äünffler
ihre Meinungen ü'ber SJtenfcfsen, FünfHerifcbe unb allges
meine ^uflanbe, über ihre bäußlicben Serbaltniffe unb
perfönlicbe 2lnfcbauungen außtaufcbten. ©raff iff oft in
Serlin getoefen, benn aufter ben Arbeiten für Sucbbanbler
SReicb »arteten bort feiner jablreicbe febr banEbare 2lufs
trage forcobl am Jpofe wie in ben Greifen ber bobicn
airiftoEratie, ber SKannerber üBiffenfcbaft unb beß Xpanbelß.
Sn Serlin mar er beliebt unb bocbgefcbä'$t, fo bafj et im
Sabre 1788 einen ebrenoollen 9tuf an bie Serliner 2lFa=
bemie mit einem ©ebalt oon 1200 Salem erhielt, ein
Antrag, ben greunb <5bo&onjiccfi r toie mir nicht jroeifeln
bürfen, oeranlaf t bat. ©raff lehnte ben 9tuf ab, nacbbem
©raf Slfarcolini feine materielle Sage unb feine fünfflertfcbe
Stellung in Breßben erheblich ju oerbeffern jugefagt batte.
Bie greunbfcbaft mit Sbobomiecfi mä'brte biß ju feinem
Sobe im Sabre 1801. Bie Jmgmffe biefer greunbfcbaft
—neben einer SReibeoon Silbniffen, bie ©raff bem Serliner
greunbe oerebrte, mä'brenb biefer mit bem oollftanbigen
2öerf feineß Stichelß ficb erfenntlich jetgte — finb bie nacf>=
flebenben Sriefe, menfcblicb fchone BoFumente jmeier
gleichgeffimmter Seelen auß ber Sphäre bürgerlicher 21(1=
taglicbPeit.
SenterPung. SDJitSRücf fichtauf benoerfügbaren9taum
finb in ben gufjnoten unter ben Sriefen nur bie allernots
menbigfien Slußfü'hrungen binjugefügt morben.Uß mar uns
möglich, ju allen einzelnen Flamen SetnerFungen ju geben.
SBerlin ben 3. SUpril 1779.
3cb mache mir ade Sage SBormürfe, bafj ich 3b nen feit bem
lobe 3bte« lieben Jperrn Schmieget SBaterß 1 noch uid)t ge=
fchrieben habe, ich molte ben Zag nachher thun, ba mir aber
Mad 11 ' Sulzer fagte bah fie nicht gerate an Sie fchreiben roolte
auß furcht ber Srief fönte 3h rer Stau liebjle ohnjubereitet
in bie JpänDe fallen unb ihr fc^äblicfj ftin, ba ließ ich eß auch
noch anjiehen, unb mie eß benn geht, ein flofttag »erftreidjt
nach bem untren unb man macht nichts. Vergeben Sie eß mir!
Sie roiffen, gütiger Jreunb, mie fehr ich ben Seeligen mann
liebte u hochfchäßte* unb id) Brauch 3b nen nicht 1« faßen
1 3obann Oeorg Suljer, geb. 1720 ju äBinterthur, gtji. 27. $eb. 1779
ju SBerlin, feit 1747 'Piofeffor ber OTatöematif am 3oachimßthalfchen
©pmnaftum, Jpetaußgeber beß betannten2Dertcß n 7lllgemeineZheoTie
ber fdjönen Jtönfle". Seine Zocbtec Slugufte mar Sraffß Sattin.
mie »iel antheil ich an 3b Mr betrübniß genommen habe. 3ch
befuchte ihn ben Sonntag »or feinem 2nbe, er mar noch h*fter,
jeigte Äupferftiche bie ihm auß 2eipjig jugefanbt roorben mären
fprach noch »on Sachen bie in einem 3af>t ihm Begegnen
fönten; aber er fianb fehr »iel auß unb hatte faft gar feinen
Schlaff.
Biefer Zage einen fd)icfte Mad lle Sulzer ju mir unb ließ
mir SBitten ein iBerjeichniß »on ben bmterlaffenen Hupfer*
ßid;en unb Zeichnungen ju machen, ich h®b eß gemacht unb
hab mich »ermuntert fo menig gtofie Hupferftidje ju ßnben,
2in einjigeß nidjt »iel bebeutenteß Stiicf »on Oiubenß. Silber
SBignetten finb »irl bä. J>a| 3hre liebe Jrau mit einet Zocbter
niebergefommen, freute mir, unb nod) mehr SBetrübte eß mir
ba ich & fn ®ot> terfrlben unb bie Äranff>eit ber OTutter erfuhr,
empfelen Sie mich ihr @ott gebe baf fie alle ihre Seiten über*
ßanben habe.
\
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bc« ©eutfdjen herein« für Q3 u d> tt>« f« n unb (Sdfrtfttum
«Berlin ben 22. 7 bre 1781.
3d) b®ffe baß ©ie nun wieber »on 3b te * »aterlänbifdjen
Oleyfe jutürf getommen finb, bog ©ie ©id) n>ot)l befinben, baß
3(>re liebe grau ©ie mit einem muntern Hinbe befdjenft Ijatt
baß alle« glüctlid) »on ßaten gegangen ifi unb baß Sie alle
fid) mit einanber freuen. ÜBenn ba« alle« fo ifi fo freu id) mid)
berjlid) mit 3b nen> TOeine ältefie <Tod)ter ifi biefen ©ommer
wieber tränt gewefen, biefe« »erul)tfad)te einen brei) OTonatb
langen 51ufentl)alt eine« 21;eil« meiner Familie bepm ®efunb»
brunnen *, unb mir bffterc 2Banberungen baljin. 3ept finb mir
■wieber alle jufammen unb e« fdieint baß ba« SBaten, bic gute
Sufft, bie gute @efellfd)afft bie brauffen war, unb bie Anregung
bei; meiner Sodjter gute Sfflirfung getban Ijaben, unb baji fie
nun wieber ganj hergeflellt ift. 3* 1 8 ober 12 Sagen benfe id)
einen ölitt nad) Hamburg ju tun, unb unfern SJJieper 2 , Hlop:
fioef, 91«mu« :l unb SBacl) ju befudjen, lieber nod) ging id) nad)
Dreßben. Unterbetten fenbe id) 3b nfn unter 6infd)lag be«
Herrn »on SJlietb einige tleine fjleifje« groben, H ctr gingg 4 *
wirb 3b ncn fagen, woju e« alle« ift. 2Benn ©ie mir einma()l
fdjreiben, fo fagen ©ie mir bod) etrna« »on Saoater 6 , ©d)cQen:
berg 8 , Kaufmann 7 u. f. w. Denn ©ie werben bod) bic Seute
alle gefeiten haben.
SBerlin ben 6 ,tn 9Jtat) 1782.
©ie haben mir burd) bie guten SJ?ad)rid)ten »on 3b nen unb
3f)rer lieben ffamilie »iel Jreube gemadjt. ©ott erhalte ©i«
aDe gefunb. SBei) [uns] ift »iel Ärantljeit, ja fogar ber Sob
geioefen, meine Jrau ijt nod) tränt, meine ältefte Sodjtet
träntelt, mein 88 jähriger ©d)wieger Sßater 8 ift »orige 2Bodje
geftorben. 6« tierrfd)t burd) bie ganpe ©tabt eine HranEbeit
t»o»on bepfnabe?] tein Jpaup unangefod)ten bleibt unb »iele
fierben.
Da« ifi ja fdjlimm baß man auf 3b«r ©aletie ben Hünft:
lern nid)t meßr erlauben will ganpe ©emäblbe ju fopieren,
i»a« muf bod) baju SUnlajt gegeben haben, fürchtet man ett»an
bie Kopien tonten ba bleiben unb bie Originale nad) Haufe ge:
tragen »erben? in 3talien foll ba« fdjon gcfdjeljen fein.
«Berlin ben 20. 3u(i) 82.
GS freut mid) liebfiet Jreunb baß ©ie glüetlid) unb vergnügt
bei) 3b te * lieben Jamilie angetommen finb.
1 „Der ©efunbbrunnen »or bem Olofcnrljalct Iß 07 in «Berlin galt
bamal« a(« eine SBabequeflc ,martialifd)er Jlrt' gegen @id)f unb
Wereenleiben; er roar 1768 gefaßt unb mit einem flattlidjcn Hur;
f)aufe »eefeben »orben." (Dettingen @. 295.)
7 SBießeidjt JfriebricJ) 3ebann Sorenj fWeper, ber Herausgeber ber
„Darfleflungen au« 3talien".
3 fBlatbia« Slaubiu«, ber „9Banb«beder SBote*.
* Slbrian pingg au« ©t. ©aßen, befannter Jeiebner unb Hupfer,
fteeber, feit 1766 in DreSben.
3 3ol>ann Hafpar Sa»atet (1741—1801) in Jitricb.
* 3ebann Ulrich ©<beflenberg,OTaIee in IBintettbur, £eljrer©raff«.
7 Kaufmann f. u.
* Gin franjefifeber Otefugid, ber au« ber Gbampagne flammte.
Durch feine ©olbftitfereien, namentlieb für bie 5lrmee, roar er ju
'IBoblftanb gelangt.
3b» SBilb »on meinet Stau finbet einen ganf) allgemeinen
85ei)faQ. 58on H mn »®n H fr l^ cr 9 1 b® r * id) nod) nid)t«, wenn
biefet SÄonatl) fo öotbei) fireidit ol;ne baß er fein S8ilb fd)iett,
fo »erbe td) ißn Slnfang be« tünfftigen baran benten ^elffen.
511« bann fenbe id) 3l;nen bepfce.
Oiugenba« batt »obl getban bie Dlepfetofien nad) (frag unb
SlCien ju fparen er »ürbe ba eben fo wenig wie ßier unb in
Dreßben fein loß geworben.
Herr 5Beiße 2 au« Seipjig ifi mit feiner grau unb Seditern
ßier, ifi aber feiten ju feben, auf einen Slugcnblicf befud)te er
niid). 3d) folte am 3. Orte mit ißnen jufammen fepn, aber
ba« »ar eine afifaire »on fJWittag bi« 5lbenb. Daju tonnte id)
mid) nid)t entfd)liefcn unb ließ meine Jrau alleine l)>ngeben,
nun erwarte id) fie morgen bei) mir nad) 51u6gang au« ber
Homöbie.
Herrn Oloßmiißler 3 haben ©ie nun in Dreßben, tönte id) boeb
aud) ba fein, bod) ba»on läßt fid) in meiner jetzigen Sage gar
nid)t fpredjen. 3d) l)abe3b r t b fr * , '' < b en Silber »om Hurfürflen
unb ber Hurfürftin gefel;en, fie finb »ortrefflid), bangen aber
nidjt im »orteilbafftejien Siebt, id) ()abe bem Hafielan gewiefen
wie er bem 2id)t ju Hdlffe fommen fann »ermittelfi ber
genjierlaben.
•
SBerlin, 24. OTai 1783.
3cb b fl 6e »orige 2Cod)e meine 5tltefie 2od)ter 4 mit einem
franjöfifdicn iprebiger in SBourg, H £rtn Papin »erbci)rat[)et.
Die Srauung ifi in unferm tleincn ©ärtdfen unter frepem
Himmel unb bem €d)atten jwep ferner SBirn SBäume bie noch
in ber SBlUtf)c flanben »orgenommen worben, einige orthodoxen
wollen ba« nicht fo gan$ gut b £ ifi £ n aber c« fab bod) feßr
mablerifeb fc^bn au«, wären ©ie botb b* (,: gewefen!
SBerlin, 18. ©ept. 1783.
3d) würbe 3S> ntn un ^ i u 3b ret Slufnaßme in bie
Slcabemie gratuliren wenn id) mid) überzeugen tönte baß bie
©aebe ber SÄübe wertb wäre. Unfere 3ltabemie ifi in fo elenben
Umftänbcn ba« e« lädjerlid) ift baß man fDiitglieber anwirbt.
3tb bade mir große Hoffnung gemacht baß burd) $txtn SRobe 6
bie Utabemie baß werben würbe »aß fie feit-1742 ba fie ab:
branbte nicht wieber geworben war. $ttt Lesueur 6 batte fie
ganp rul)ig im ©taube liegen laffen, worinn er fie gefunben
batte unb H £ « Oiobe will weiter nicht« t()un al« bie Reichen
1 Groalb Sricbtid) ©raf »on Hftbberg (1725—1795), preußifdjer
©taat«minifier bc« Slußern.
* Gbriflian Jelir ÜBeiße (1726—1804), Hrei«fleuereinnebmer in
Seipjig, befannt al« 3ugenbfd;tiftfießer unb burd) feine ©ingfpiele.
3 3°bann Slugufi Oloßmaßler (1752—1783), ©cßiiler Defer«, be-
fannt burd) feint Äupferflid)e »on Seipjig unb Umgebung.
4 3 £ annctte, gcb. 1761, heiratete ben 'ffrebiget 3acguefi 'fJapitr,
ber bei ber ftanjöfifcben ©emcinbe in SButg bti TOagbcburg angt;
fleflt roar.
3 «S^rifliatt SBemharb Olobe (1725—1797), ©d)üler »on 51. f)e«ne
unb »on Ghe. SBanloo in 'Patif, feit 1783 Direftor ber Slfabemie
in SBerlin.
6 SBlaife OJieota« Sefueur, geb. 1716 ju ^ari«, gefl. 1782 ju «Berlin,
1757 nneß SBerlin berufen, um bie Seitung ber 51fabtmie al« 5lacb:
folger »on 91. 'ßeSne ju übernehmen.
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3<ttfdjrift bc« ©eutfdjen herein« für Q3u(f>roefen unb ©ifcrtfttum
Claffen in gutem Stunt« erhalten, unt tiefe fint bcdi nur ein
Slnljaiig ter Academie, rooju unfer revenu 200 ebenfafl«
herlänglid) ift. Unb wo« ©raudjtS fiel um bie eigentliche
academie ju unterhalten, wenn ein jebet nach feinen gäf>tg=
feiten mit <patriottfd)er «litnjtliebe ba« feinige baju ©ertragen
wolle. 34 bin b« einjige bem e« redjt ernftlid) barum ju
thun ift bie anbern unterffüijen beynaf) alle bie Trägheit unb
ten Sigenfinn te« Directors ber nicht bie attergeringfte aca-
demtfdje giibigfeit hatt unb aud) nidjt« non anbern annebmen
will. 34 b fl be auch nidjt« baju bepgetragen, Sie jum @f) rtn
©litgliebe ju ernennen, al« baß irfj 3f)nen meine Stimme ge=
geben fjabe.
»erlin ben 14. 8 bre 1783.
3hten lieben »rief burch Jperrn Ujieri l>ab id) mobl erhalten
unb bie Jeidjnungcn tiefe« jungen .Kaufmann« wahrlich be;
wunbert; e« hätte au« ihm roa« werben fönnen wenn er fid)
hätte appliciren wollen, benn i4 glaube au«führen fann et
ni4t, nur ffijjiren.
C« fängt an mir leib ju thun baß id) meine Stimme baju
gegeben hübe ba man Sie lieber greunb j Um (»bren gjlitglieb
bei» unferer Slcabemie erwählte. 2Baf)rlid) e« iff3h nfn feine Sb«
OTitglieb pon einer Slcabemie ju fein bie gar feine Slcabemie
nid)t ift. Jperr Olobe giebt fid) äße 3Wüf)c in bie gußffapfen
feine« »orgängerö be« Jperrn Lesueurs ju gehen, ber fdjon bie
Slcabemie }u einer bloßen geidjen Sd)ule umgefebaffen hatte.
Cr (£. Hiebe) «trüget unb Ccfert ber Sohn te« Seel. Lesueurs
feiner Slufwärterinn ber nid)t« fann al« eine elenbe academie
jeidjnen, unb «lupferffidje un b geidjnungen fauber aufjiehen,
foQen bieganije Slcabemie porffeflen, unb mir anbern SBeil grifcf)
Saffaert, »erger Diemar unb id) wir foßen nidjt« tabci; fein,
al« HJahmen ber ©litglieber haben, unb bie mehreften unter
un« finb f4mad) genug ihm nidjt entgegen ju woßen, fo baß
einige wetben ju ernfflidjen ©litteln greiffen bie pieleidjt ter
Slcabemie ben ©arau« madjen werben, aber ijt nidjt beffer gar
feine Slcabemie ju hoben al« eine fo elenbe wo bie jungen Seute
bi« jum ®ud)jiabiren gebracht werben unb nie mebrr lefen
nod) benfen lernen?
£err grifd) faf> heute meiner grauen »ilb 1 pon 3hnen. Cr
empfiehlt fid) 3h ncn unb fagt er wäre niehmal« eiferfüchtig
auf Sie gewefen, aber biefe« ©ilbc« wegen fei; et c«.
»erlin ben 4. ©Järij 1784.
34 befamm 3h rcn lebten lieben »rief in Hamburg, glauben
Sie nidjt, obgleidj id) 3(> nfn fo fpatf) antworte, id) midj wenig
gefreut habe über bie glücflidje SInfunfft Sh* 1 ’* kleinen locbter,
ber 3hrigtn, unb bem 2Bof)lbefinben 3h rcl: lieben grau ®e--
mahlin, id) wünfdje baß biefe« nod; fo fein möge al« wie
Sie mit e« bamal;l« fdjrieben. SBaß Sie mir pon Sifcf)bein J
fdjreiben ift mir fef>r einleudjtenb, wenn er in SJlom ni4t mehr
1 £>a« fdjönegtauenbilbni«, ba« fid) je{t in bcr»ctliner Slfabemie
ber «Uinffe befinber. (Sßogel, Slnton ©raff laf. 46).
* ©emeint ift hier wohl nicht SBilhelm Sifd)bein, ©eeihe« greunb,
fonbern gtiebrid; Sluguff Sifchbein, bet 1800 al« Hladjfolget Defer6
35trefror ber Seipjiger Slfabemie würbe; einer ber bebeutenbffen
fportratiffen feiner 3eit (geff. 1812). Cr war 1782 »on einer Oteife
nach 3 la li (n jurüdgefehrt unb hatte (ich in Slrolfen niebergelajfen.
jtubirte al« wie hier, fo tonte Olom aud) nidjt viel mehr au«
ihm madjen al« ma« er fdjon mar. 2Benn man nod) recht gut
in feinem gad; mahlt, mann erlangt baburd) gertigfeit, aber
übrigen« fommt man nidjt weiter; unb wer nidjt fd)on «inen
guten ©runb gelegt bem fan Olom nidjt viel mehr helffen al«
fein 93ater!anbihmf)eljfen mürbe wenn er barinn fleißig ffubiren
molte.
Sdjcnau 1 ijt aud) »on Olom jurücf gefommen, id) habe ein
«lupfet gcf«h<n ba« er gcjeidjnet batte unb pon @ei;fern s ge;
ftodjen war, bie Jeichnung war l;ijd)ff elenb, ich f rfl 8te ©epfer
ob er fie por ober nad) feiner 3tal. Oleijfe gemadjt hätte — bie
Slntmort war — nach feiner Suriicffunfft. Olun baebte ich fo
bätt ber «turfiirff fein ©elb bod) erfpabren tonnen, wenn ber
Oleijfenbe nidjt me(;r bauen profitiren molte.
Sauater fdjrieb mir aud) pon ihm mit uielem Sob, ber gute
Wann batte fidj burch f c ' n ©cfdjwäl; unb feinen füfmen tpinfel
überrafchen laffen.
«laufmann s ift nad) Sdjlefien gegangen unb non ba mit
•ßaugwity 4 nad) »arbi; unter bie ©rüber ©emeine. © on Sdjeflem
berg l;ab ich nun lang feine »riefe befommen, aber c« ijt aud)
meine Sdtulb, idj bin ihm weldje fdjutbig.
X>a« wunbert mid), baß Sie an ©lei;er ein «Porträt 3h rf 4
Jp. Sdjw. »ater« gefdjicft haben, er ließ fidj porigen Sommer
bie 3«idjnung, bie id) nadj 3h rf w »ilbe gemadjt hatte au«;
bitten, bradjte fie mir uor furjem wieber, unb id) mujie ju
ihm gehen unb feine Slrbeit anfehen. C« ijt ein hüf>f4 ct -Ropf
aber nidjt ähnlich. Cr halt nidjt £interfopf genug.
Otadj Hamburg reijjte idj ben 5. 8 brc unb fam ben 12. ober
13. 9 bre mietet jurücf. 34 wolle gerne gefd)winber al« mit
ber orbinären «poft repfen, nahm Extra ifoff ©ferbe unb ritt
bennod) mit einem «poftilion 3 Otadjt unb 2 Sage. Surücf
nahm idj Courier «pferbe unb ritt in 2 OJädjten u. ein unb
einen halb Sag.
OJlit TOeijer (;ab idj piel »ergnügen gehabt, er l;att eine
gute liebe grau un hübfdje «tinbjr, unb bei; Siüem wo id)
logirte, war idj wie ein »ruber aufgenommen. Diefcr fjatt
eine große fdjbnc «tupferjtidj Sammlung mooon id) ihm einen
Cathalogum madjte. £>ie Sdjwalbifdje Colection ©emählbe
hab id) aud) befud)t, fie ift feljr fd)ätjbar, unter anbern fanb idj
aud) ein ifaar »iltni« Pon 3h n(n 6a» unb eine©tagtalena nadj
»attoni.
3uel 5 war ba gewefen, unb hatte einige feljr gute »ilbniße
hinterlaffen, unter anbern ©leper« ©luter unb feinen ältefien
8jät;rigcn «Inaben, bei; »inau jwei; Sinter auf einem »ilbe,
aber ba« wa« mir am bejten geviel war bei; bem «tupferftid;
Jpänbler Oliebur ein 7 jähriger «tnabe gonp lebenbig gemahlt.
* 3»hann CleajarSdjenau (Schönau), eigentlich pcifig, (1737 bi«
1800), ©Jaler in 25te«ben.
* Ch'ißian ©ottlicb ©epfer (1742—1803), Schüler »on Cefer in
Seipjig, lebte bafelbft al« Supferffedjer.
3 Dr. Shr'ßoph Saufmann (1763— 1795h, ber „Slpoffel bet
©eniejeit".
4 Chdffian Sluguff Heinrich Surt@raf p.J^augwij) (1762—1831),
ber befannte fparcre preußifehe SabinetlSminiffer.
5 3«n« 3uel (1745—1802), in .f)ambutg unb Sopenhagen ge=
bilbet, feit 1783 bänifeher Jfwftnalcr, belanntec «porträtiff (»ilbni«
Slopffod«),
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3titf$rift bts 35cutfd)cn herein« für Q3 u d) w t f t n unb @d)rifttum
Der arme 3ucl batt rin große« Seiten au«gtganbtn. Sr batte
fld> in ®enf mit einem guten etwa* jur Weland)olie geneigten
Wäbd)en »erfprodien, um fid) wenn et eine ipenpon haben
würbe mit ibr ju »rrbeyratben. 9?un batte er bie tpenfien er:
halten, ba« Wäbgen reif) mit ®ater unb Wuter ab, tommen
im £erbg nad) Hamburg, finb munter unb gefunb, reypen
weiter nad) Aopenbagen, haben unter wegen« »iel ©türm au«;
jufteben, wieber umfebren, ba« WätdKn wirb itb glaub in
Aiel tränt unb girbt. Die Eltern waren ganp troplo«, unb
man tann fi(b ben gupanb bc« 3uel« »erpellen, ter aud) jur
Weland)olie geneigt ig. Alepgotf bab id) befud)t aber fein
»ilb »on 3uel gemablt, batte er »erfdjicft, hingegen fab id) ein
bifiorifdje« »on ber Aaufmannin 1 2 ben ihm. Alaubiu« ben 3Banb«>
beeter »otben befudjte ich aud), unb ©raf ©dtimmelmann
fveifte mit feiner gamilie eine« Ütbenb ben meinem SBirth, er
batt eine febr diarafteripifd)c spbyfionomie.
Diefen ©rief empfangen ©ie burd) einen <prebiger Jpafen:
famy ber jum ®au einer Aird)e in einem febr armen Dorffe
fammlet, tonnen ©ie ihm einige wohltätige Kerpen fennen
lernen, fo »erbienen Sie ein @otte«lebn. Jperr u. (Rieth wirb
3bnen ein <patf Äupfergid)e jufd)icfen. Sffiir finb ®ott fei; Danf
alle gefunb, taufenb @rüße non un« allen an ©ie, 3bre liebe
herrliche grau unb Ainber. ®ott erhalte ©ie.
Berlin ben 30. 3uni) 1785.
Dag 3bre älrbeit ©ie oen ber (Reyfe nach bem »abe abbält,
ip nieleid)t ein Reichen, baß ©ie ba« »ab entbehren tonnen, itb
wünfd)e e«.
Weine Familie, beren ©ie unb 3bre liebe grau fid) fo lieb:
reid) erinnern, bat einen unerfeylichen Betlug burtb ben Job
meiner lieben lieben guten grau erlitten. Sie batte mit bet
ihr fo eigenen Siebe unb Ibätigfeit an allem wa« jur 2tu«<
fkttung meiner jroeytenDodper 5 , bie franj. «preCiger in »ran:
benburg, Henry, beraten folte, gehörte gearbeitet; ber Dag
ber £od)jeit war auf ben ergen 3“*"; angefeljt, ba fie 14 Doge
»erbet unpäßlich unb 8 Sage barauff bettlägrid) würbe unb
enblid) an bem angefeyten jpodjjeirXage jiarb. 3d> fage 3bnen
nid)t, waß ich gelitten habe unb noch leibe, alle« erinnert mich
täglidj an ba«, maß id) an ihr »ermipe unb »erfahren habe.
@ott erhalte 3b nfn nod) lange 3b re liebe grau unb ihren
.Rinbern ihre Wutter. Sr ig febr betrübt nad) einer 30 jährigen
pet« jufriebenen Sb« getrennt ju werben. 3b r ®ilb »on ihr ig
mir nun unenblid) lieb, e« ift fo wahr —
S« wirb ©ie ein bänifdjer Aüngler befudien (Rahmen«
Darbes 3 * , ber 3brt älrbeit bei; mir fef)r bewunberte, wa« ihm
am erden auffiel mar Deckers ®ilb, fo meine Sod)ttr in Haftel
fopiren folte. Sr ig ein gefd)icftcr Wann.
Sehen ©ie wohl liebfler greunb mit 3b**r lieben grau unb
.Rinbern, ber traurige UberreP meiner gamilie emppeblt fid)
mit mir Thnen. Weine Sod)ter würbe 8 läge nach bem Sobe
1 Slngelifa Aaugmann (1741—1801), bie befannte Waletin, ba;
mal« in (Rom.
2 ©ufetre, bie jweite Soef>ter (geb. 1763) heiratete ben franjcfifeben
Webiger 3 e ®n Jpenrn.
3 3ofeptj griebtid) Slugup Darbe«(1747—1810), befannter®ilb;
ni«ma(er, ber lange 3eit auch in »erlin tätig war.
ihrer Wutter getraut unb ig »er einigen Sagen nach »ranben-
burg abgereip. S« war eine betrübte Jpodjjeit.
3d> empfehle mid) 3bnen unb bin mit ber aufrid)tigPen
greunbfdjaft.
»erlin ben 6. 3anuar 1786.
Srlauben ©ie mir tbeuerper greunb baß id) 3bnen ju biefem
neu angetretenen 3 a b K b»n Jperjen gratulire unb ®ott mit
3brtcn banfe baß er ©ie, 3 b re H*be grau unb Ainber e« b«tt
erleben lagen. @ott gebe 3b n(n ferner ®lücf unb ©egen, »or
allen Dingen aber ®efunbbeir.
3d) bepnbe mich jetjt wieber jiemlid) wohl, mein ®eip batte
fid) wieber etwa« aufgel;eitert, aber id) fpüre bed) baß id) alt
werbe; unterbeffen bab id) mid) auch wieber bennab au« meinen
©cbulbcn berau«gearbeitet, nun (ommt e« nur barauf an baß
id) nidit wieber hinein faüe, benn wer ba« nid)t gewohnt ig
bem ip übel ju Wutb habet;; id) habe ju bem Snbe meine
Arbeiten auf einen bbbtren qjreiß gefept bamit baß id) mit
weniger angrengung mein &u«fommen erhalten fenne. Sinige
meiner £errn Aunben wie man’« ju nennen ppegt haben fid)
ba« nicht wollen gefaüen lagen, bie bab ich geben lagen, anbere
nehmen »otlieb. S« finb fid) benn hoch noch fo »iel baß ich
nicht fergen barf mügig ju geben.
Daß ber berühmte Wenbelfobn 1 gegorben ip werben ©ie
burd) bie Jeitungen erfahren haben.
3d) habe »on ber acabemie ben Auftrag befommen bie Oledi«
nungen be« »ergorbenen Lesueurs nachjufehen, weil begen
Srben einen anfpruch ven%. 1900 an fie mad)ten, bieLesueur
mehr au«gegeben al« eingenommen batte. S« pnbet fid) aber
baß wenn man äße« baß wa« er gefeymiebrid) au«gegeben batt
»cn feiner au«gaben (Rechnung weggreid)t biefe Srben angatt
1900 ju empfangen 1300 «g. b»tau«geben mügen, wenn
bie €ad)e unpartbciifdi au«einanber gefegt werben foü.
(Run einen auftrag mein lieber greunb. Sin Wann bem ich
Obligation fd)ulbig bin weite gern wigen
1. ob ber Wähler ®ogel 5 nod) in Dreßben ig? 2. ob er »om
Aurfürgen penfionirt ig? 3. ob et Aatelifd) ober ^rotegantifd)
ip? 4. ob er ein gefdjicfter Wann ig? 5. ob er eine gute auf;
füf)tung batt? unb 6. ob er ein ehrlicher Wann ip?
3d) »ermuthe c« ip ber ©d)tlm »on ©d)enau ober ig nod)
ein anbrer ®ogel ba?
Wan wolle »on biefen 6 fünften gerne gut unterrichtet fein,
ber Wann, brr e« »erlangt, ig ein ehrlicher Wann unb wirb
gewiß feinen fd)limmrn Scbraud) bauen machen, ich merbc ihm
aud) nid)t fagen wer mir bie (Rad)rid)ten gegeben hatt. SBolten
©ie mir hierüber eine balbige antwort geben, fo würbe ich
3bnen fahr »erbunben fein.
SmpfeblenSie mich 3brer lieben grau unb bem guten Jingg.
Die ®räpn ©olm« benft ogt an ©ie unb an ißn in ihren
»riefen, fie ig wieber in Saubad).
1 Wofe« WenbeI«fobn, ber befannte cpMlcfoph, geb. 1729 ju
Degau, geg. 4. 3anuar 1786 ju »erlin.
2 Sbrigian Seberedjt ®ogeI (1759—1816), fpäter iprofeffor an btt
afabtmie in Drt«ben, ber AUngler ber „Jroei ßbenben Anaben* in
ber Dre«bnet ©altrie.
8
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3<ttfd>rift b«6 £)tutfcpen Sß t t « i n ö für Q3u<pn>efen un p @<prifttum
[Dpne Saturn, mopl 1788]
Sie (Dlabame Ser»anboni ift fo fdjneQ »on Srejsben ab;
gereift roeil fit 'Radjricpt erhielt bafi ipt Sinb franf mar, feit
btt Jeit pat fit f>ier auf bet ®alerie einen (JRannS fopf f>alb
Sag u. halb 'Racpt fopiert, bet -Ropf ift fepön aber für jemanb
bet iporträtS naep bem je^igen Styl mahlen lernen will, bem
folte man liebet van Dyk u. bgl. geben.
#err Ringklake patt mit gefügt, bafiSie fiep mopl befinben
unb immer fdjöne Soeben madjen, 3P« Sepie nad) P. Vero¬
nese aud; fef)t gut gerätp, ödes baS macpt mir »iel ©ergnügen.
Sie fdjtiebcn mit, bafi Sieben ÖlatpTeller gemailt binOen,
icp »crmutpe, bap eS ein fdjoneö Silb ift unb will fepen, bap
icp d auf bie auSfießung fcefomme. Sennen Sie mit fonft map
»on 3pnen «njetgen bap fid) f>ter feepnbet fe tpun Sie cS bod)
halb! eS mitb unS unb unferm 'Publifum viel©ergnügen madien.
Set Stau »on Jemen ipren lobt patte icp in bet Jcitung
gelefen, bet; bet lebten auSfießung »er jmet; 3apren (;at fie
bret; ©emäplbe »cn natürlichen Blumen mit Stecfnabeln auf
(Papier mit 'Porträte »on bet fönigl. gamilie unb ©erfen ju=
fammen gefegt unb auSgefteflt.
Startmann foß noep pier fet;n unb fepr rcoplfeile portraite
tnaplen, id) aber [babe] roebet ipn nod; etmaS »on ipm gefepen,
meiner 5£ocpter Sinberfrau pat ipn gefproepen.
Ser (portugiefifepe ©lapler Vieira* pat fid; einige aber furje
Seit pier aufgepalten unb einige Sfijjen nad) von Dyck, Lesueur
unb anbrenin fein ©ud) gejeiepnet; et patte fepone Sachen nad)
Poussin u. bgl. in Srepben, in SEien unb in 3talien gezeichnet,
©tan fagt et maple nidjt fo gut als er jeid)ne. 3*P bin bei; bei
ber Slcabetnie a»anjirt, jum Sireetor mo(;l nid;t, benn bas ift
bet ©iinijter, ötobe mar eS fo menig mie icp, feinen ipiap fonnte
er mit mol)l nid)t nepmen (geforbert pab id) ipn nicht), aber
100 Spaler feines ©epalts pat er mir bod; genommen, fo bap id)
nur 200^. Zulage befomme. 3<P glaubte jumeilenJpirt mürbe es
(auf ©orfpradjeber »on Jicptenau bei; bcmSbnig) »ieleid;t merben.
fPJein Sohn pat öor einiger {Seit baS Ungliicf gehabt einen
oficier auf einer Gntenjagb ju erfdjiepen. Sa fie Cnten fapen,
fagt ipm jener «fo halb id) gefd;offen pabe, fd)icp bu über tnid)
meg." Sniet nieber unb fd)iept, unb inbem [mein] Sopn loS:
brüeft, fpringt er auf, unb bie jpunbe übet Sorb, tiefe hoppelte
©emegung bemegt fo flarf ben Sahn, bap mein Sopn umfällt,
feine Flinte eine anbre Uticptung befbmt unb bie Jabung ben
Oficier burd) ben Sopf fäprt unb ipn tobt pinroirft. Ju gropem
©liicf maren jroey Jeugen babei;, mo»on einer ein 3äger — fonft
patte mein Sopn übel reegfommen lönnen. SaS gefepap nape
bei; ©ranbenburg ju, mo er einige Porträte ju maplen
patte, er ging nad; ©ranbenburg, gab fiep gefangen, bie Unter:
fuepungen mürben ans Sammergericpt [gegeben?], ben anbern
ffag mürbe bie Sad;e »orgenommen, er unfd;ulbig erflärt unb
»on Japlung ber Soften befreyt, aud) fogleid; ein (JRanbat naep
©ranbenburg ejepebirt, bap er lopgelaffen merbe. Sr patte immer
alle Sinlabungen ju Sntenjagben abgelepnt, unb biefe, bie Srfie,
mupte fo unglüeflid) ablaufen. Cr mirb auep nie micber jagen.
Gmpfcplcn Sie miep 3prer St 011 ®emaplin unb lieben Sinbern,
auch hrrrn Jingg. ©alb fenbe icp 3pnen etroaS.
1 SranciSco ©ieira auS Dporto (geft. 1805), Ijauptfäcpliep in Parma,
fpättt in Jiffabon tätig.
fSerlin ben 6.3nßy 89.
laufenb Sani mein fepr lieber ffreunb für alle @üte unb
Sreunbfcpafft bie Sie mir unb ben mcinigen rnärenb unferen
Sttufentpalt in Srepben ermiefen paben. SEir paben offt »on
3Pnen auf unferer SBeiterreife * gefproepen unb uns über 3pre
©tunterfeit (obroopl Sie nid)t immer gefunb maren) gefreut.
Slucp für bie Crpebierung beS SupfcrS banfe icp 3Pnen.
2Bir ritten erft um palb SecpS aup Srepben ab, lamm mit
einem fepr angenepmen füplen minbe um 9 Upt in ©teifjen
[an] unb befapen bie poreclainfabricfe unb befuepten bie ©?a tarn
SEagnern, bie für ipre 3«Pre nod) ganj munter ift, fie maplt
noep unb ber Sefcproinbigfeit rcegen in SBaperfarbe, Keine Janb;
fepafften, bie mie fie fagt ipt gut bejaplt merben. 3pt UÄann
fann niept mepr arbeiten. 9?acp bem ÜJiittagö Sffen ritten mir
über £ubertSburg bis SEurjen, mo mir um 12 Upr antamrn.
Sen OTorgen barauf gingS nad) Jeipjig, um 9 Upr maren
mit ba, mir brfuditen #errn ©aufe s , ber an einem ©ilbe »on
3pnen (ein pübfdjcr junger TOann, ben (Rapmen pab icp »er;
geffen) ftad), er befanb fid) rnopl, besgl. feine Jrau unb Socpter,
ein gutes fanffteS SWäbdjen. (Run gingS jum Jperrn ^rnber *,
ÜBrifc mar niept )u Jjaufe, Dumas auep nidjt, nun patte eS
aufgepört ju regnen, unb mir gingen naep Cutritfcp ju jperrn
@ei;fer, ber an Podagra laborirte.
(Um ORittmod) mar ftepertag / befamen mir ©efuep »on
Jperrn (penjel unb Scpmarj. 2Bir befuepten bie (Ricolai Sircpe,
fapen abet neep fepr menig »on Sferfcpen arbeiten, barin
aber befto mepr arepiteftonifepe ©etjierungen, bie mir niept
immer bepagen roolten, baS ©otpfepe ©emblbe ift mit »ielen
(aber boep gefepmad»ollen) ©erjierungen belleibet unb aus ben
0otpfd;en (Pfeilern (bie »om 2lltar perunter in jmei; öleipen
»ortgepen, finb 'Palm Säulen gemaept merben, rneldje mit ben
übrigen Keinen Säulen, bie lorintpifd) finb, niept parmoniren
moQen. UBir befudjten nocpmapls Jperrn Saufen, gaben ^errn
(penjel unb Sdjmarj ipre (Bifiten mieber, unb befuepten ^icrrn
Malvieux, ber in SBien fepr gute Stubien gemacht patt, bie
er allen (Unfdjein niept in Jeipjig »ortfept unb »ielleicpt niept
»ortfepen fann. ©egen Slbenb fepten mir uns ju (pferbe unb
ritten nad; Soplip ju ^itrtn Dfcr, ber uns »erfpraep uns ben
(SRorgen barauf in ber Stabt feine arbeiten ju {eigen.
Sen 25. befamen mir micberum »erfepiebrne ©efuepe unb
befapen pernad) mit Jpülffe [»on] Jpetrn Saufe baS Wincklerfepe
Sabinet, nad;per Jperrn öfer. (Racpbem mir uns in feinem ar:
beits Jimmer befepen patten, befleüte er uns nodjmals auf ben
(Radunittag ju fiep um feine neuen Silber für bie (Ricolai
Sirebe ju feben.
* über biefe Uieife SpoboroiecfiS »gl. aud; maS ber Sünfller berieptet
in bem „3ournal, gepalten auf einer Sufhepfe »on ©erlin naep
SreSben, Jei»{ig, Jpade, Seffau u. f. m. anno 1789" in bem „Sunfb
blaer" 1839 ©b. 73 ff. Sepon frtiper — 1773 — mar ber Sünfller
einmal in SreSben unb Seidig gemefen. SaS Meifetagebuep biefer
Uieife, »om 27. Cftober bis jum 15. s Ro»ember, pat neuerbingS
(JRorip Stübel (SreSben 1916) ptrau6gegeben.
2 3»P<*nn ffriebriep Saufe (1738—1814), be(annter Supfetfleepet
in Jeipjig, bet »iele Silbniffe naep ©taff ge(locpen pat.
2 URiepaet hübet (1727—1804), Jeftor ber franjöfifcpen Spraepc
an ber Unioerfität, befannt al6 SunfifepriftfleOtt.
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3<itf$rift *>«8 3)cutf4>cn 2ß e r « i tt 8 für Q5ud)n>efcn unb Schrifttum
2Bir gingen darauf in bas Soncert Jpaufi wo wir etliche
cpiatfonb ©tiicfe fafjrn, unb ritten ju ©fittage nach Sutritfcf)
ju Jperrn ©epfer, wo wir eingelaben waren, ©on hier hätten
wir fogleid) nad) Jpatle reiten Können, aber weiten wir Jperrn
öfer feine greffen »Über feben, fo mußten wir wieber in bie
©tabt jurücf, unb ju gieren öfer. Sr ging mit uns ju eben
ben Soncert .(jaufe wo wir fdjon gewefen waren, unb ba fallen
wir in bem Janj Saal baS aitar ©latl) ber Sänge lang an bie
2Banb gelehnt; eb war nur angelegt. Sv ging non bo mit uns
in unfer quartier l’hotel de Saxe unb wünfd)te unb eine glücf;
lid)e Otetife. Die anbern 6 .Kirchen Silber bie in ber fleifen:
bürg in feiner ©ilbtiauer SSBerfjtabt flehen wich er unb nid)t.
Ufun festen wir unb um 6 Uhr ju <pferbc unb tarnen um
11 Uhr abenbb in Jpalle an.
Den ©forgen brauf befahen wir eine Kirche, ber ©alj ©eten,
befuchten bie 2 frnnj. ^rebiger, bie iprofcfforcb gorfier, ©ic--
meper, Sberharbt, ©emler unb prange, bei bem wir eine fef)t
fdjledjt cepirte ©fagbalena nad) ©ateni unb ben Ülmor von
©fengb bepbe in öl gemalt, fallen. Um 5 Uhr abenb ritten wir
bis Burgsdorff, wo wir SlbenbS um 12 Uhr nad) einer müh«
fcligen Oteyfe unb verfdjiebenen ©erirrungen anfamen.
Den 27. tamrnen wir um 8 Uhr ©forgenb nad) Deffau, be=
fudjten ©afebow unb mußten ju ©fittag bei) ihm bleiben, um
jwei) Uhr ritten wir nad) aBerlip, befahen bab ©djloj; unb ben
©arten, in le^term fanben wir viel fd)önc Partien, bie mit
Kunft unb ©atur abwecbfelten, unb fo gut miteinanber ver=
bunben finb, bah alles ©atur ju fein fd)eint, nur ju siel @e»
bäube im ©othifchen ©efdjmacf, benen man eb bepm erften
©lief anfieht, baff fie neu finb, unb alSbann finb fie bem 2luge
eben fo juwieber alb wenn man iportrnite unb ®cfd)id)tcn im
@efd)macf beb Lucas Cranach mahlen weite unb fälle an ber
Sorte, baj; fie neu finb.
3n Deffau befahen wir aud) bab <pf>' ,ant ropin, welches jeljt
nur 25 ®d)üler f)att.
©on 2Borlip ritten wir SlbcnbS um 6 Uhr weg, fuhren über
bie (Jlbc bei) Kofwig unb blieben bie ©ad)t in ipofjbotf.
Den 28. fammen wir über Jreuenbricpen unb ©erlip beb
abenbb um 8 Uhr nad) ©otbbam unb ben 29. beb ©forgenb
um 8 Uhr nad) ©erlin, wo wir alles in unferer gamilie gefunb
antra ffen.
M lle Sophie Taefsaert ift mit #errn — Maitre d’hotel du
Roy de Prusse vcrfprod)en, eb herrfd)t eine grefe greube im
ganjen laflaertfdien #aufe, unb .... fd)eint fid) mit bem ©ott
Per Siebe aubfefinen ju wollen, non bem fie bibfyer nidjtb hören
wolte, nur bie Keine leinette fd)eint beftürpt ju fein, unb näht
Jpemben unb ©ettlafen.
£err abel ©iiniatur <fafiel ©fallier unb pcidinrr, ein alter
©Jnnn ber cfimalb in ©crlin war, nadjher granfreid), 3ta!icn,
Snglanb unb .fwllanb burd)reifi ift, julcpt in Jpamburg fid)
aufgebalten batt, ift fdjon ein paar ©tonath liier unb tan feine
arbeit befemmen, in feinen arbeiten in 'pafieü ift aBafjrfieit,
aber eben bcSwegen fürcht id) wirb er nidjt gefallen, feine Jeich;
nungen finb fefir fd)led)t, in Jeidinung unb ©efdimaef.
3hrer lieben grau ©emnblinn bitte ich mich bejtenb ju em;
pfehlen unb ihr für olle unb erwiefenen jF»öfflid)feiten bcrjlid)
ju banfen, ©ott erhalte Sie ade miteinanber, [affe 3hnen greube
an 3h«n .Rinbern erleben, fie haben mir vieles ffiergnügen ge;
mad)t, ber Üiltefte fdyeint mir oiel ©olibitaet ju haben unb ber
anbre verfpridit ein aufgeweefter Kopf ju werben. Der Keine
halt eine felir gliicflidje <pf)pftonomie, alle brei) machen ber Sr:
jiehungb Kunft 3h rt r grau @cma()lin Shre. 3h te Unpäjjlid);
feiten abgeredinet batt *b mir viel greube gemadjt Sie eben
fo glüeflid) in 3h rcm .^äuflidien alb in 3h rf r Kunft ju fel)en.
3d) muh bod) nodj ein ©latt nehmen!
Da id) 3hren neuen ©rief befarnm vergaß ich ganj ben alten
unb nun ba id) anfange an £. gingg }u fdireibcn, erinnere idi
mid), bah bod) noch etwas nachjutiolen wäre, unb bab hole idi
nun aud) nad). Die Mamsell Tassaert ijt — ich glaube mein
©etädjtnifl ift mir fefjr untreu, ben 15 tr " glüeflid) unb mit
wenigen Umftänben verhfprntbft, ich habe fie feit ber peit nicht
gtfehen, wie ich benn jept für all bab genoffene ©ergnügen auf
ber IRepfe — befto mehr ju ipaufe bleiben muh um einjuholen
wab verfäumt worben war, aber bavor freue idi mich auch fo
offt ich baran gebenfe.
aud) bie Zulage bie 3hnen 3h l ‘ würbiger Shurfürft gemadit
hatt freut mid), ©ott laffe 3h n en fie lange mit ©efunbfjeit
geniehen. ©idjtb befto weniger verbrieht mid) bie Unartigfeit
unferb ©finijterb, ber ©ollmadit hatte ©ie ju engagiren *, hätte
er %• 1500 gebothen, vieQeidjt hätten ©ie fie ange«
neinmen, unb ber .Rönig hätte gewip feint offene opprobirt.
aber lieber greunb wenn ©ie benn nidit auf ©fidtaelib nad)
©crlin fommen unb aud) nichts l)trfd)icfen, wah werben wir
bann von 3h n nt aubftellenf ®ie alte ober bie junge Äöniginn
— ober M lle Tafsaert? ober wah h<d' en ®' f fonfi nod) hier ge.-
laffen?
©erlin ben 18. 3«nuar 1790.
^eute früh h fltt m ' r ®vaff von arnim bie in 3h tem
©djreiben vom 12. b. ©I. angejeigte ©ejahlung von 50 griebr.
d’or jugefanbt unb Quittung von mir barüber erhalten unb id)
eile fie 3h nen eingefd)loffen jujufenben. X>cn jwcitten f. ©f.
ijt wieber jJalilungS Sermin bei) ber ^'öniginn angefept unb ich
werbe nidjt ermanglen bei; ihr anjufragen, vieleidjt wirb eb bab
leptc ©fahl fein unb ich pvbe eb 3h nfn albbenn fogleid).
©ie müffen ja nid)t glauben liebfier greunb bah bergleichen
Keine Unbeguemlid)feiten läfiig finb, alles wah <«h für ©ie thu,
thu id) gerne.
2Bennber©ctfprechene ber ®r. in vonRedernber ©raf ©toll:
berg ift, ber hier im ©ahmen beb bänifd)en .fioffeb refibirt, fo
madit fie wahrlid) eine fehr liebenbwiirtige 'Partliie unb er aud).
3d) beflogt ©ie recht fehr, bah Sie wieber franf geworben ftnb
unb wünfd)e herplid) bah halb wieber 3h tc vorige ©efunb;
heit wie ©ie eb hoffen erhalten mögen. 3<f) befinbe mid) auch
nid)t wohl, ich habe feit 8 Jagen ein fehr flarfen ^uften unb
Sdjnupfen befommen ber jeljt mehr ju alb abnimmt. anfeng--
lid) wolte id) nid)t ju Jnaufe bleiben, hernach tl)at id)b fanb mid)
beffer ging wieber aub unb feit geftern incomodirt mid) bepbeb
red)t fehr, id) werbe wieber vcrfudien ju ^miife ju bleiben.
Der Jgierr Gnadal ift bei) mir gewefen unb ha» wir 3b K1 ’
©rief abgegeben, ich höbe noch nid)t ju ihn gehen fönnen, unb
l)öre von Darbes bah ( r nod) nidjts aubgepaeft halt. Sdiabo
halt ihn in 2Bien gefehen unb rühmt feine ©fahlerep. ©fit
1 @. bie Sinlcitung.
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3«itfd)rift bcß e u t f d> e n SSerein« für $3udjwef«n unb d) r i f 1 1 u nt
Jpidel »in e« nicgt redjt fort, er tonn 60 ; Jpoffc nid)t anfout:
men, unb ba« ift bocg fein pinecf. Ser Winiftcr Jpeinig leigt
ein Jamilienflüd »on Lampi au« SBarfcgau [malen], unb wirb
e« ber academie »crreiten.
SSergeflern »ar bie SJtebe »on ber ©efdjidltcgfeit ber »erft.
Mad. Therbusch, ter Winiffer frug ben Puhlm [ann], mie
fie gewählt gälte (gatte »ermutgl. [»ergeffenl] bag er feiner
grauen Silb »on igr befige ba« Sie fennen). <puglm. ant. fie
mahlte fchledjt, al 8 grauen 3 immer allenfalls noch gut genug,
fonft aber nur^ofeleijen. 3 <g nagm if>re Spartgie, jet)tte einige
gute Silber »on if>* ger, unb er »erfiummte. Ser Winiffer »in
igr Silb, »eldje« ber fpaubtmann Gose befitjt, ein Änieftüd
taufen unb auf bie acad. bangen. <S« fotl [mieg] nur »unbern
mag sp. baju fagen »irb, cS ift reirflidi fd)ön.
So» einiger Jeit gäbe id) an ben Jj. Pascal einige Tupfer
eingepadt gegeben, »orinn auch Ütgbrude für Jgerrn Jingg
»aren, et »ölte fie 3 gncn mit 3 !) rfm Silbe, 3 gre •Äinber »or:
ffeöenb, turd) einen gubrmann fenben, id) glaube aber bag es
nod) nidjt gefegegen ift.
3d) »iinfd)e 3gnen eine balbige voüfommene Segerung »on
31 )»« Äranfgeit, meine gamitte empfieglt fieg 3g nfn unb ben
lieben 3gren.
NB. 2ßenn Sie mir »iebet fegreiben lagen Sie bocg ben
Director Sittel »or meiner Adresse »eg.
Serlin, 12. gebruar 1790.
@nblicg mein liebfter greunb bin id) im Stanbe 3gnen <* n:
liegenb 16 Louisd’or »on ber Königin 1 ju überfenben, e6 freut
tnidj fegt bag id) natg fo öielen »ergeblidjen Solicitirungen bod)
enblid) jum Jwed getommen bin.
3a frei)lid), 55i. I. greunb, füglc id) bag ba »ir älter »erben
»ir un8 nicgt fo leiegt ergolen.
@8 iff mir fegr lieb ge»efen ju gören bag Sie Sid) »ieber
ergolen, ©ott gebe bag Sie jegt ganj gergeftellt fein mögen.
3d) bin tiiegtig gefiricgelt »orben, mit ber Witte be8 ». W.
befamm id) einen befen trorfenen puffen, halb barauf crfchicn
ber 9trgt, icg »eig nicht gerufen ober ungern fen, nun ging« an8
Webiciniren, enblid) »urbe id) jweij magl geabert, ba8 Slut
war fegr enfiamirt, icg muffe ju Sette, »urbe an ben Seinen
mit Sp. gliegen »erfegen. pu @nbe te8 Wonatg« fing id) an
mieg »ieber mit meinem ©efdjäfften abjugeben, einige Stiefe ju
lefen u. ju fegreiben. Som britten an fige icg nun mit meinen
Jugpflaftern an meinen 2lrbeit« Sifcg angefeffelt, tnaeg aber bod)
nur wenig.
Sag ber oncle Tafsaert im Wonatg Wag fein niece ab;
holen »irb, werben Sie »ogl wiffen. Sie miffen auch bag
ber Win. W. gifeger um bie tleine Toinette ungehalten gatte,
bag bie Wutter jum groffen Leibivefen ber kleinen fie igm ab:
gefcglagen gatte — 9fun, ba bie Sophie »ergeijratget ift, bie
Felicitd weg jiegt, »ölte bie Wutter mit ber Lifette fieg irgenb:
»0 in epenfion geben, ba8 Jrjaitg »ertauffen — unb lieg bem gifeger
bie .Kleine anbietgen, bet fie au8fcglug unb fagte er habe nie:
mag!8 an fie gebaegt. ülnfang lamentirte ba« arme Wäbcgen,
1 .Königin Slifabetg Ggrifline, bie 2Bit»e griebtid)8 be8 ©rogen.
®taff gatte fie als Witroe porträtiert, ba« fegr fegöne Silbni« be:
finbet fieg im JpogenjoHetmWiifeiim in Serlin (Söget Saf. 7).
jegt galt fie fieg getreffet unb punftirt fleigig unter ber 'Huf:
fiegt be8 guten Clemen; biefer arme Wann plagt fid) mit feiner
groffen ipiatte in biefen finftren Sagen unb fommt nicgt fegr
»orwert«, feine grau ift franf an ber Stuft unb maegt groge
Scgritte igrem Snbc entgegen.
So gatt ein jeber feine tpi fl 9 c !
9?un leben Sie »ogl lieber greunb unb fegreiben Sie mir
halb »ie’S 3gnen gegt. Saufenb ©rüge »on un8 allen an Sie
unb alle 3gren lieben atteg an ben lieben pingg.
Serlin, 23. ülpril 1790.
Wit mir »iQ8 noeg nidjt reegt »or»ärt8 feit begnag4»ocgen
ntug icg jegt Sag unb 9?adit im Sette liegen, baburd) gab id)
eine groge abnagme ber ©efdjwulft in ben Seinen ergalten unb
bie Sßunben negmen aud) ab. icg »eig aber boeg noeg nicgt
»ann icg »ieber »erbe fönnen auÄgegen, feit megr wie breii
Wonatgen gab icg nun nidjt frifege Lufft gefegöpft. Sa8 Sefie
ift bag icg bie Langeweile unb öfftere Scgmerjengaben bureg
arbeiten »ergegen fönnen. 3<g gab« mir einen Sifcg ter über
mein Sette (»eld)e8 parallel mit bem (fenfter in meiner 2Irbeit«
Stube ftegt) [weggegt] maegen laffen worauf icg bei) Sage
arbeite unb ©ge unb be« Ofadjt« barunter fcglafe.
Serlin, 2. Huguft 1790
3cg gäbe 3guen auf 3gren lieben Srief »om 15. 3umj noeg
nicgt geantwortet; erftl. »eil Sie mir fegrieben tag Sie in«
G. Sab repfen »iirten, 2. »eil icg naegger noeg allerlei) Kranf:
geit« Jpubeleijen auSgefegt gewefen bin.
Ju ber »ergolbetcn Jufriebengeit te8 Win. »on Jeblig mit
feinem iportr. gratulire icg 3gnen gerjlicg, obwohl er mir nicgt
fagte, »ag er ju tgun willen« »ar, fo leudjtete bod) feine freute
au« allen feinen Süden ger»or, »enn er c« anfag ober ba»on
fpraeg.
Gr ift auf feine ©iiter gereift, fagte mir aber tag er ba« Silb
ju meiner Disposition in purfto ber 2lu«fteüung gier lagen
roürbe, unb icg gab igm »erfproegen, bag icg forge bafiir tragen
würbe, tag igm fein Sdjabe gefegege, »eldje« id) aud) tgun »erbe.
WitExposition gatt e« nun nod) big in ben Wonatg WärjJeit.
fflon ber Leinwanb wo»on Sie igm gefchrieben gaben, gab
icg igm nicgt fpreegen fönnen, benn feit ber Jeit, ba id) 3gren
Sr. ergielt, gab icg [nicgt] megr fo »eit gegen fönnen, unb icg
glaubt aud) 3gr 91ath fei) ginlänglicg.
Sie mögen al|V gaben Bbgaltung gehabt, tag Sie 3gren
<picm bet SReijfe gaben aufgeben mügen. 3«g beflage be«»egen
3gten I. Sogn, wenn ba« Sab igm gälte nüplicg fein fönnen,
icg gäbe mein gange« Leben lang Serjiopfungen im Unterleibe
gegabt ogne mid) jemagl« barum ju befiimmern, »eil id) immer
gefunb babep »ar.
Seit bem icg 3gnen ba« legte Wagl gefegrieben habe, gäbe
id) noeg einen ftarfen 2lu«brucg an meinen Seinen überjtegn
mügen, aber feit ungefegr 6 SEodien finb fie ©otilob ganj geil,
aber gleicg naegger befam icg ein 3 tägige« gicber, »eiche« mieg
4 2Bocgen plagte, hinter brein eine aufferortentlidjfiarfeDiarhee,
alle« biefeö jufatnmen genommen gatt mich jum Sfelet umge;
bittet unb mieg fo gefdjroädjt, bag id) nicgt »on bei) mir bi« an
bie Honig« Strage gegen fan ogne mid) ein paar magl au8:
jurugen, aller Upetit »ar »ieber »erlohren, icg glaubte einer
2 *
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3citf$rift btö ©cutfdjen Sß«rein6 für S3ud>ro«f{it unb <3d>rtfttum
Slufijebrung nab ju fein, ob« feit acht Sagen bin id) mietet fehr
munter, effe u. fdjlafe gut, nur bie Schwachheit bauert noch fort.
3d) ȟnfdje btrjlidi tag Sie fid) mit alle ben lieben 3b r '9 tn
moi)l befinben mögen. Wein Sohn batt aud) ein afltäglid)e*
Sieber gehabt, meine Soditer u. if)r Wann haben e« btei; mahl
gehabt unb ti ift bepnab fein #auß bamit verfd)ont geblieben.
laufenb ©riiße von mir unb ben meinigen an Sie unb 3f>re
liebe Familie, ®ott bewahre Sie aöe vor Äranffjeiten. Simen.
©erlin ben 25. 8*« 1790.
3d) habe nun lange feine ötad)rid)ten von 3f)nen befommen,
au« Seipjig fagt man baß Sie nid)t ganj munter finb unb baß
3f>r lieber Sol)n nod) mit einer Stüpe gef)t, ba« befiimmert
mid) — mit mir miß« aud) nod) nidjt ganj gut »erben, meine
©eine finb immer nod) gefdiwoüen unb gel; auß mit berfelben
Seiduigfeit »ie vorder, übrigen« befinbe id) mid) innetlid) fct>r
»of)l, eße unb fdjlafe gut, reite juroeilen brep Stunbcn binter.-
einanber ohne abjufieigen unb ba« befömmt mir »obl, aber jept
fommen furpe unb unangenehme Sage.
Die Sluetion ber £affacrtfd)cn Äupferfiidje, Zeichnungen,
©emählbe, Warmer Sachen u. f. ». ift nun ju Gnbe unb f>att
nid)t fe viel gebracht al« Mad. Tassaert barauä erwartete, fie
glaubt bie Saxe berau« ju befommen ober auch nod) mehr
unb e« ift faum 2 /a getvefen, auf bie Warmor Sachen bie benn
auch unbebeutenb waren ift gar nid)t$ gebotben worben. Die
bepben Jpunbe ©über von Duporte finb vor %. 68 weggegangen,
unb bie jwep großen ©lumen 5tud)t unb Wilbprett ©über finb
ihr geblieben. Weil hat ba« mebrefle getauft, feine öledjnung
belief fid) auf %. 60Ö.
Commissionen von auffen finb wenig gewefen, au« 2eipjig
von Sb*fl« mar eine jiemlid) ftarfe, aber bie tpreyfe waren fo
niebrig angefept, baß wenig babingefemmen ift. Slrtifel bie er
alc®. angefept batte, gingen über 10.
Jpert Cunningham 1 E>ott biefen Sommer einen ipiatfonb im
Comödien Jpaufe ju Gbarlottenburg in Fresco gemabl t ber ganj
unter ber Critiq ift, unb t>att bod) 3000 %. baftir befommen.
Ölobe unb S*ifd) haben «platfonb« im Öteuen.Schloß
welche« ber König bei ipot«bam b«tt bauen laßen gemahlt, unb
Sd)röber batt ben König in ganjer Sigur in «pafteü gemahlt,
er batt ihn febr ähnlidt gemahlt aber e« ift eine gemeine 3tbn(id)=
feit ohne ©rajie.
3n unfereracademie gebt e« jiemlid) altäglid) ju,$err spubl--
mann batt einen cathalogum ber biefigen ©über ©alerie ge:
fchrieben, ber Winifter batt ihn bruefen (affen, Jpett Serger
batt ein fchled)te« Kupfer nach ipublmann« ©ilbe bie Wählern;
vorfteflenb fd)led)t baju geftod)en, mann glaubte bem spublifum
einen großen ©cfallen mit ber Slubgabe biefe« Cathalogi ju
tbun unb ba« tpublifum lauft ihn nicht. Worip l;att im Sommer
mit #ülffe biefe« Cathalogi Sorlefungen auf ber ©alerie [ge=
halten], aber er batte gemöbnlid) nur bie jungen 2eute bie auf
ber ©atlerie fopieren, ju Zuhörern. Gr hatt ba« Secretariat
bei; ber Academie verlaffen, weld)e« bem ©. öl. Wolter über:
tragen worben.
1 Gbwatb Sranci«Gunningbam,fcbotHfcber^i(torien: unb'Porttat:
malet (1741/42—1793), feit 1784 in fflerlin tätig.
©erlin, 7. 3uni 1791.
Wein SltefferSohn 1 patt fid; vor brei; Wonatben verbn;ratl;et
mit einem bübfdjen Wäbchen M u * Le Brun au« Magdebourg,
fit wohnen bei; mir in ben Zimmern in berfelben Stage wo ich
wohne linfet £anb. 3^ bä ft * f « lieber gefeben et wäre auf
einige 3 a b re «ad) 3talien gereift, aber er batte nicht Sufi baju,
war auch wahrlich nod) nicht reif baju unb wenn ba« ift bann
gebt eine ©an« über« Wcer, unb fommt eint ©an« aud) wieber
her, ba« fiebt man ja febr offt. Seit bem er verbepratbet ift,
fangt et an etwa« Soliber ju benfen, unb ba« ift auch feb*
nötbig.
Serlin ben 10. Sebruati; 1792.
S« ift nun febr lange baß id) 3b nfn nicht gefd)ticben habe
unb baß ich feine ötadjridit von 3b nen befommen habe, ich
weiß aber von Dem 11 ' Saffaert jepigem Mad. Robert baß Sie
fid) wohl befinben. Slm Dienftage bat fie fid) trauen laffen,
am Sonntage fam fie ju mir um mid) jum lepten Wahl al«
Wäbd;en ju befuepen; fie fagte mir, e« wäre ihr fo bange fab
aber hoch ganj leidjtfertig baju au« — fie t(;ut eine gutcjpcpratb,
er ift ein braver, fleißiger Wann, id) glaube fie werben glücflid)
miteinanber fein.
Jpcrr Scf)abo 2 ift au« Gopenbagen, Stocfbolm unb ipeter«:
bürg jurücf gefommen wo er bingefdjicft worben war, um bie
Statuen von Sully, Sorgell unb Falconet ju fepen, unb bie
Slrt »ie bort mit bem ©ießen ift procebirt worben. Künftige«
Srühjabr wirb et aud) nach Bonbon unb «pari« geben. Unter:
beffen bi«putirt man über ba« Softum ber Statue equeftre
Sriebr. II.: ber König, bie Welkheit ber Academie unb viele
Slriftolraten finb für ba« Slntique Softum, ber Kronprinj, ba«
ipublifum ber Winifter Jpeinip, bet ©raf Slrnim, Sdjabo unb
meine ÖBenigfeit finb für ba« Softum wa« Sriebr. von 3ugenb
auf bi« an fein Gnbe getragen batt unb biefe« nenne id) ba«
spreußifebe Softum, benn e« würbe von feinem ©ater erfunben,
von ber ganjen Slrmee getragen unb von allen anbern Slrmeen
naebgeabmt, Sriebr. II. batt c« biß an fein Gnbe bepbebalten,
aber bem Solbaten etwa* befwemer gemad)t, fein öladjfolger
batt wenig baran geänbert unb warum folte biefer König, ber
feinem Seculum fo viel Sbre mad)te, fid) nach ber Wöbe ber
ölörnet richten, bie gegen ihn geftetlt, fo elenbe Kerle waren*.
Dod) genug bavon. Wenn Sie mir nun wohl wieber fd)rciben,
fo fagen Sie mir »aß Sie, 3b re liebe Stau unb bet gute Zingg
machen, mir bürftet nad) ö?adirid)ten von 3bnen allen.
fflerlin, ben 27. Slpril 1793.
3d) banfe 3fmen für bie furje 9?ad)rid)t bie Sie mir von
3br<* 2lu«fteDung gegeben haben, fo furj fie ift mad)t fie mir
bod) ©ergnügen. Slud) für 3bren guten Sfflunfd) für bie Dauer
meine« ©ergnügen« an bem (leinen «paul Emil Henry.
1 2ubroig Wilhelm (geb. 1765, geft. 1805), Schüler feine« ©ater«,
rabirte nach feinen Zeichnungen unb Gntmilrfen, oßne felbftanbige
©ebeutung ju erlangen. Sbobowiecfi wohnte (feit 1777) in einem
geräumigen jmeiftüdigen ipaufe in bet ffleprenftraße (jept öteubau
ÖJo. 31). ©gl. ßettingen S. 248 u. 295.
- ©ottfrieb Sdjabo», ber berühmte fflilbhauer (1764—1850).
3 ©gl. Wetdle, Da« Denfmal König Stiebridj« be« ©roßen in
©erlin (fflerlin 1894) S.33ff.
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3eitf$rift 2>eutfc&en 93erein$ für ®u4>roefen unb @4>rifttum
■Runftnadjrichten fan ich 3h nen Kfet n><nig geben, bie Hunft
fdjläfft, bie Hunftliebf)aber aud], aber bie Äünftler nicht, Jperr
Cuningham ift feit einiger geit gefährlich fron!, feine .Rranf=
i)eit fing mit einer (harten Blutfturjung an, jefet glaubt man
«t fei mafferfüctjtig, weil if>m ber 2eib fo fetjr an fd; wellt. 2«
wäre fdjabe wenn er fiürbe.
Sr, Darbes unb ber Dberfwf Bauratf; 3fe*8 h«6«t eine
Societaet mit Cuningham errichtet um alle grope Sfpaten be«
Branbenburgfcljen Jpaufe« ju maf;len unb fiedjen ju laffen, bie
Äupferjtedjer baju foHen fdion »erfdjtieben fei;n. Sdiabo arbeitet
an einer Statue bei »erfiorbenen Äönigö in Warmer, jtetienb
bie in Stettin aufgeftellt werben fod. Bolte l;att fie nad;--
gejeidjnet unb Berger witb fie jtedjen.
Set Jperr Jpofratl; <pui)lmann l)att auf bem ©eben beb h' e;
figen Schlöffet ein @emäl;lbe non Corregio, eine Danae auf
Brett gemahlt unb in jwei; Stiicfen jerbrodjen gefunben, welche«
jefet reparirt wirb.
So weit hotte ich unterm 24. Würfe gefdjrieben, ba über:
fielen mich mit einmahl bie Jperrn Budjbänbler unb hffetr* 1
mich fo <n bie dUemme, bap ich a H eä map nicht für fie mar,
weglegen mufte. Seit 8 lagen bin ich nu n mit ber Wep:
arbeit fertig, aber um befto mehr liegt jefet bat ganje .Ralcnbcr;
machergewert auf mir, fo baji ich biefen Sommer wieber un=
auf£)brlid) werbe arbeiten müffen.
©efrern erhielt ich **nen ®*i*f ouS Wündjen »on einem
Jperrn Baron »on Aretin ber aud; um feiner Siinben wißen
jum Sammlet meinet Arbeiten geworben ift unb bem noch
2. 3. 13. 16. 18. 20. 21. 22. 23. 47. 53. u. f. w. fehlen,
fie bey mir fuc^t unb wovon ich 'h m nicht einet fctjajfen tann.
Berlin, 17. 3uDi; 1793.
3d> wünfehe »on Jperjen, bap ba« Harl«bab Sie ganj ge=
funb wieber ju jpaufe in ben SdjooP 3h rec lieben gamilie jurürf
bringen möge. Wabam Olobcrt hat »or ihrer Slbreyje nod; ein
paar fe(;r gute Bilber nach bem Batet unb ber Wutter ihre«
Wanne« gemacht, ein paar alte Hopfe, bie ganj OJatur finb.
Sie hot eine grofie greube ihre Stepbner greunbe wieber ju
fehen unb ifi immer bie gute, reine, aufrichtige Seele, bie fie
et)bem war. Sa« Sie fid; für ba« Wohl meinet gamilie immer
intereffirt haben, fo mup ich 3h nen bod; onjeigen, bap id; nun
auch nteinen jweijten Sofen 1 mit einem fel;r guten Wäbdjen
»erheyratlpen werbe. 6« ift bie Sodjter eine« ginngieper«
Nahmen« ©eorge, ein febr braöer Wann, er jtarb jwei; Sage
nachbem er mir mit greuben ba« Wäbdjen für meinen Sohn
jugefagt hatte, nun hob ich nod) ein Wäbdjen bap id; auch f f h r
wünfdjte balb unter ber Jpaube ju fehen.
Weine Sodjter au« granffurt ifi mit ihren 4 Hinbetn bei;
mir, fie »erlohr ba« 5. einige Sage »or ihr 2lbrei;fe.
®ott erhalte 3h nen oll bie 3f>rtgen unb 3hre liebe Stau,
bet ich tnith bejien« empfehle.
Berlin, 7. Muguft 1794.
Weine jüngjte Sechter 1 habe ich einem jungen ©rasen Wanne
ben ich fdjon lange fenne, »erfprodjen, et beipt Lecoq ift au«
1 Jpeinricb 3fanr (geb. 1767), mürbe Seifllicfetr unb lebte fpater
in Jpalle.
* Sophie Jpenrictte, gcb. 1770.
Berlin gebürtig h fl tt fid) aber in Hamburg in ©efenfdjaft mit
einem UJafemen« Bietepfd; etablirt, nad; ben Olachricbten bie
id; fcurd; meine greunbe in Hamburg biefer jungen Wänner
wegen eingejogen habe, habe id; nidjt« al« gute« »on 3hnen
gehört, fie follen eine Solibe jpanblung führen, Gingejogen unb
fparfam leben unb in feh» gutem Credit flehen, alle« ba« h«tt
mich bewogen meine Sodjter ber ber junge Lecoq fehrgefäflt, fo
weit »on mir jieljen ju laffen in ber Hoffnung fie jährlich ein;
mafel bei mir ju fehen, weil bie Jpanblung erheifcht, bap ber
junge Lecoq jährlich einige öieyfen unb unter anbren auch nad;
Berlin vornehmen mup unb aisbann meine Sod;ter bei; mir
abfefeen wirb.
Berlin ben 14. Dftober 1794.
Unfre SHuSftctlung wirb fleipig befucht, fie ift aud; briliantet
al« bie lefetere, nid;t allein an fdjön »ergolbeten 0ial;men,
fonbern auch an guten Bilbern. Bon 3hnen haben wir 3h»
fchöne« Bilb »on ber Branbe6 al« SUriabne unb 3hre liebe Stau
unb Sodjter bie Sie mir gefdjenft haben.
Bom Sol;n be« alten Weitfeh haben wir ein fchöne« Hnier
ftücf, fein Bater mit wegfefienben äugen, bie Ballette in ber
linfen Jpanb unb mit ber rechten einen gropen, weipgrauen
feJubel umfaffenb; »om Bater hoben wir eine grope walbigte
Sanbfdjafft, »on Hlengel auch eine f ( h r gute ?anbfdjafft mit
fd;öner Staffage. Bom Jperrn gingg 4 fdjöne geidjnungen, »on
Sücfe 6 Heine in £>hl gemalte Sanbfdjafften unb 3 in 9lgua--
tinta gejeichnet, bie aUe (einige <)5erfpccfti»e fehler abgerechnet)
fchön finb; 4 Sanbfdjafften »on Jp. gingg. Sie Slnjaljl ber Bc--
fuchenben beläufft fid; be« Sage« »on 70 bi« ju 260, einen
Sag mehr ben anbern weniger. Weine gamilie hat fid; feit
14 Sagen wieber um 2 GJropfinber, ein 3unge in <})ot«bam
unb ein Waefdien in Jpalle »ermel;rt.
3d; wünfepe, bap fich bie 3l;rige möge wohl bepnben,
empfehlen Sie midi berfelben.
Berlin, 27. ätuguft 1796.
3<h habe lange nidjt ba« Bergnügen gehabt 3h nen }«
fdjreiben noch etwa« »on 3h n ‘n ju lefen.
Jfifute ift mein Brief etwa« interrefsirt unb meine Sod)ter
Henry giebt ©elcgenheit baju. Wir haben biefen Somme»
(NB. fie ift feit 6 Wonathen mit ihrem Wann unb 3 Äinbern
nad; Berlin »erfefet worben unb wohnt bei; mir) in unferm
Jpaufe bie rotfie Dluh» gehabt woran ihre 3 dtinber, il;re Wagb
unb nod; ein junge« Wäbdjen franf waren (ich fpütiete an mir
einige ülnjeigen, aber e« blieb bei; ben ülnjeigen) ba« jünger
dlinb flarb, bie anberen 4 *perforen genafen, aber biefer Sob
ging meiner Sodjter fo fef>r juJperjen bap fie etwa« gerflreuung
bebarf, unb fie glaubt biefe auf einer Dlepfe etwan »on 6 Wodjen
nach Dresden ju pnben. Honten Sit ihr etwan ein Logis »on
ein paar Stuben im Jpaufe einer guten gamilie für fie, eine
Hinberfrau unb jwei; Hinber »on 6 unb 3 3af;ren auf 6 Wodjen
»om Slnfang 7 ber bi« jur ^älffte 8 bers empfehlen unb mir ju:
gleich fdjreiben wap man etwan bafür »erlangte, fo würben
Sie un« Beijben fid; fcljr »erbinblid; madjen; unb um nidjt in
Dresden ganj müpig ju fein wolte fie bortl; eine Hopie 3hte«
Portrait« be« regietenben ^erjog »on Braunfdjweig machen,
wenn Sie etwan biefe« Portrait weldie« Sie ehmal« gemahlt
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3<itf$rift b«6 ©eutfc^en Sßeceinö für Q3udjwef«n unb <S(^rifttum
haben befaßen unb ihr leiben weiten, über ©enbeS bitte ich
mir eine balbige Antwort een Jbnen «**, «d> b fl t's aud) an
Jperrn ©ruel bieferf)oIb gefd)rieben, weither 3b nen »ermutblid)
ba»on fpredjen wirb. Jperr SJBeitfcb mahlt jept bie <prinjeffin
»on <preuffen unb ihre Sdjwejler bie ©emablin beS Ißrinjen
äubwigs, wie fie ©enben bei) ber ©üfte beS ÄönigS (leben, bie
etwa« bodweftefl* ijl, unb fie mit Dlioen ©lüttem fronen unb
mit Olafen umfdjlingen, biefes ©ilb werben [fie] bem .König ju
feinem ©eburtbSSage bem 25.7 ber ftbenfen unb fett auSgejlettt
werben. I)et Anfang ifl fdion febt gut, aber er batt eine
SWetbote bie mir nicht gefült, bei; fo gropen ©emählten wie
biefeS, wie Jpeinip, wie Jparbenberg, mablt er bie Äbpfe nad)
ber Oiatur auf ©rujljliicf «einwanb unb fopiert fie bemad) auf
bie grofie Seinmanb, baS ijl freilich bequem aber baS grope
©ilb oerliert in bem .Hopfe bie Originalität. 3>er (Winiiler batt
ibm in ber OJeuen (Wünpe auf ber .Königs ©orjlabt ein Logir
eingereimt unb ju mehrerer ©equemiiebfeit batte SBeitfdi feine
grau aus Sraunfcbmeig berfommen laffen. Sr batt eine grofie
Sertigfeit im (Wahlen unb ijl beimap fo betreiben wie Sie
mein lieber Jreunb!
Sonfl giebtS in unfet Kunfigefducbte wenig neues, ein junger
KUnfller nabmenS Sd)ubman gebt beute »on hier nach Rom
über Drepben, (frag, ffiDien u. f. w., er ijl nicht ebne $äbig=
feiten, er erhält »on ber Academie ober wenn Sie wollen vom
(Winijier aus ber Cafse ber academie baS Stipendium Pap
Carsten biepber bort genop, in 3 3<>b«n werben wir feben map
aus ihm wirb geworben fein.
©erlin, 14. Januar 1796.
3ept gebt alles wieber gut, bis auf ein franfeS ©ein (bap
ficb aber tod) allem änfeben nad) mit gropen Schritten ju
©enefung anläpt) befinb ich mid) fef)r wohl, mit bem bejlen
äpetit epe id) alles map mir uorfommt »on beS (WorgenS bis
in bie Oladit, beim wenn icf) »on Sifche aufjleb fo nehme id)
ollemabl ein Stücf roggen ©robt mit unb baS (5p id) gegen
Sin Upr ju (Wittag wenn baS Spen nicht jeitig genug auf bem
Sifd) ifl unb um 1 Uhr in ber 0?ad)t wenn ich aufpöre ju
arbeiten (ober bei) ber Slrbeit) mit bem gropten apetit ber 2Belt
unb nadiher gehe id) mit eben bem Spetit jum fd>Iafen ju ©ett
unb benfe offt babei) bap id) ebenfo freubig inS ®rab gehen
werbe wenn ©ott mid) abruffen wirb, unb in 5 (Winuten
fdjlaf id) ein, binbe einen Jfaben an meinem 20oder an ber Uhr
(benn mein ©ette fleht gcrabe »or ihr) um meinen Daumen,
unb um 7 Uhr bin ich »lieber ba, unb mit bem Sage an bie
dlrbeit, ba foinmen benn offt angenehme, unintereffante, aud)
unangenehme ©efudje bie mich bie furjen Sage nod) fürjer
machen, aber id) habe ©ebulb mit atten unb f)ole beS ülbenbs
wieber ein map fie mid) bei) Sage »erfäumt haben, älber »er;
jeipen Sie liebjler Jreunb bap ich mit fo unbebeutenbem
3eug aud) um 3b re 3 e it bringe.
[dtnfang (Wai 1796.]
©on ben 3b nfn fehlenben alten Slättern will fid) immer
noch nichts auffinben lapen, aud) fann ich jept wenig auSgehn,
ber tägliche Umgang mit einem lieben reipenben (Wäbdien unb
bie »ielen Wäd)te bie ich mit ihm burd)wad)t habe, haben meine
©eine wieber in einen fold)en f5uflanb »erfept bap id) beinah
nid)t mehr ausgeben u noch weniger reiten fann, bap fip ich
nun unter ben Jpänten eines 2BunbartfleS unb l)abe ein ©ein
runb um »om gupgelenf bis an bie wabe »ofler lödjer unb
finge baS Jpattifd)e Stubenten liebcf)en „3d) bin ein armer
Seufel ich fann nid)t mehr marfchiren" u. f. w. (Uber »om .Kopf
bis an bie .Knie gebts ganj gut, fagen Sie ba»on aber nichts
in 3brem Äaufe bap fönte 3b« liebe Familie ber id) mid) fel)r
empfehle scandalisiren.
©erlin ben 27. (Wai) 1797.
Madam Servandony, eine angehenbe Künfllerinn, wünfdjt
3bre Sefanntfd)afft }U machen unb bat mid) gebethen ihr einen
©rief an Sie mit ju geben.
3d) bebiene mich biefer ©e(egenl)eit uin 3b n en ju fagen, bap
ich in biefem 3‘>b* noch nichts gemadjt tieibe bap id) 3bnen
mitfd)icfen fönnte, eS finb alles Kalenber ©lätter, bie fejl in
ber (Wid)aeliS (Weffe befannt werben. 3h r Klebe ffianb wirb
alfo bis babin fid) [gebulben müffen], aber alSbann werben
auch bejlomebr Steuern fommen, es fdjeint aud), bap es nicht
mehr fo rafd) »on ber jfianb gebt wie ebmalilS, woran benn
wohl baS immer mehr junebmenbe älter Urfad) ifl.
Smpfeblen Sie mich 3b rer Stau ©emablinn unb Kinbern
unb bleiben Sie immer gefunb ,unb mein Jreunb.
14
Digitizec
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Original ffom
-PRINCETOdUWIVERSITY
Seitfcgrift beö 2>eutfcf>«n 93eretnö für Q3 u cf) t» « f e n unb @d)rtfttum
®rmf uttfc 0c^mucf ber neuen enangeltfc^en ©efangbüdjer
9JJit (legt Slbbilbungen
23on Univ'erfiriitSprofeffot DDr.Johanne« Jicfer, ©rra( 3 burg
ocg baö legte 3agr beö oorigen3agrgunbertö batte
ben ergen Slngofj wieber gegeben jur würbigen
äluögattung beö wicgtiggen, aber am meinen in
feiner äufjeten ©egalt oerwagrlogen Solföbucbeö, unb ein
galbcö SWenfcgenalter ig jegt oergangen, bajt baö erfte in
Drucf unb Scgmucf biö ju Sorfagpapieren unb Sinbänben
ganj einheitlich fünglettfcg auögegattete ©efangbucg, baö
oon (Elfafj:Sothringen, auögegeben worben ig. 2ln 30 neue
eoangelifcge ©efangbücger ftnb feit SInfang unferö 3afjr=
gunbertö in oerfcgiebenen ©egenben Deutfcglanbö (unb
ber Scgweij) erfcbienen, wobei bie oerfcgiebenen gönnen
(Scbmucf*, Scgul=, bünne Sluögaben), in bcnen bie ein;
jelnen hergegellt würben, nicht befonberö gejäglt finb. Ed
ift baber wobt notig, einmal Überfcbau ju halten, waö
feitber auf btefem befonberö wertoollen gelbe in Drucf unb
Scbmucf geleiget worben ift. Schabe, bafj bafür auf ber
Sugra feine jufammenfaffenbc Sta'tte oorgefegcn mar.
2Iucb girr fann nicht barait gebucht werben, baö einjelne
aufjujä'blen unb burcgjufprecgen. Nur einige groben fol*
len gejeigt unb biegrage beantwortet roerben: wie flellt fich
bie allgemeine Silanj für ben fünftlerifcben gortfchritt?
Eö ift im ganjen ein Dugenb ooit ©efangbuchern, bei
benen eine fünglerifcheDurcharbeitung oolljogen ober hoch
weniggenö ber Serfud) einer einheitlichen Durcgbilbung
gemacht worben ift. beobachten lägt fiel)/ baff bie für bie
beiben oerfcbiebenen Üluögaben beö elfäffifchen Sucgeö feg*
geftellten unb burcfjgefüfirteri ©runbfäge fiel) bewährt
haben unb im allgemeinen angenommen toorben finb.
Die oerwenbeten Mittel unb auch bie inö 2luge gefaxten
Siele finb aber oerfchtebenartig. bei einer Nfinberjabl hot
man fich mit einer gut wirfenben Setter unb mit einem
mehr ober minber forgfältig erwogenen Sagbilbe begnügt
unb mit faft ängftlicher Scheu allen bilblichen Scbmucf
ferngehalten, bei ben anbern ift freunblicger, bei einjelnen
oft überreicher Scbmucf über baö buch auögcbrcitet, in ber
Sftegel oon einer Jpanb, in einem foeben auögegebenen
oon einer ganjen SKeihc oerfchiebener — fefjr jum Schaben
ber Aufgabe, bei ber SNehrjagl ift auch bie Jjjergellung
einheitlichen borfageö unb fünfilerifcher Einbänbe in baö
®erf einbejogen, fo bag hoch wcnigftenö bie Slöglicbfeit
gegeben ift, auch ein gefchmacfoolleö ©anjeö ju erhalten.
Die brueferifegen gormen finb oerfchiebeit. 3(uger ber
Neubeutfcg — bei ber eö fich alö ein empgnblicber SJangel
" gejeigt hat, bag ein ÜÄittelgrab jwifegen ber Nonpareille
unb ber oerhältniömägig grog gefchnittenen ^etit nicht
oorhanben ift — unb ber Siturgifcg hat bie ©ffenbaeger
Schwabacher unb bie Schrift Nubolf Äochö 33obcn ge*
Wonnen. Seiber hat ber Notenbrucf nicht Schritt gehalten
mit ben gortfegritten ber Schrift. Daö ganj jurücf*
gebliebene Silb beö Notenfaged gört, ja jerftort in manchem
neuen ©efangbuch bie gute SBirfung ber anbern Sluöbrucf d*
formen. Urft recht oerfchtebenartig finb bie Schmucfmittel
unb bie in ihnen fich barftellenben fünftlerifcben Slnfcgau*
ungen, oon arcbaiflifcber biö ju fehr bewegter neujeitlicb
realigifcger. Ncicbere garbengebung über baö Not hinauö
ig oereinjelt geblieben; burchgefü'hrt ig fie in einer ein*
jigen 2luögabe, nur in Sorfagpapieren ig fie hä'ugger
oerwenbet. SNan ergaunt, wie auch bei fong recht guten
Süchern biefer fünglerifchen ©ruppe einfachge ©efege beö
Drucfeö oernachläffigt werben unb wie bie fünglerifche
©efamtwirf ung burch manegeö Ungelen fe unb,gleinlichegc=
gort wirb. Die Sufammengimmung oon 33ilb unb Drucf,
auch oon Silblinie unb Setter, ig in einigen SBüdjern ganj
beifeite gegellt, (iö fehlt hoch noch fehr an ber (Einheitlich*
feit ber brucffünglcrifchen 2lrbeit. Siele unfrer ftüngler
wigen ju wenig um bie Schrift Söefcheib. 2luch ber befonbere
Swecfgebanfe beö ©efangbucheö ig in einigen ber Sücfjer
häugg oollig oerwifegt. iüaö Nfetger D. jpupp auö feiner
oollenbeten Äenntniö ber SWeigerbücber ber Sergangengeit
unb mit feinem fieberen ©efügle für baö Drucfmerf unb
feine inbioibuelle Segimmung gefchaffen hat, wirb nächg
betn Sorbilbe ber grogen Seit beö Sudjbrucfö unb ber
fircglichen Solföfung immer mugergültig bleiben.
Dief unter biefen fünglerifch auögeführten ©efang*
büchern geht eine ©ruppe anbrer Drucfe, in benen gerabe
erg ein Jpaucg beö gortfehritteö ju fpüren ober in benen eben
nur ein erger Slnlauf jur Segerung genommen worben
ig: man hat eine etwaö beffere Dppe oerwenbet ober man
hat weniggenö ein fünglerifcgeö Ditelblatt ober eine anbre
fünglerifche Seigabe oorangegellt, gewo'hnlirf) in oollig
unorganifegem Nebeneinanber, fo etwa, wie wenn man
einer alten Scheune ein retegeö portal geben wollte. Da
unb bort noch Drnament — waö wirb aber noch oon
Äinbifcgem unb Spieligem babei oerwenbet!
Sebeutenb jahlreicger alö bie 25ücger biefer Abteilung
finb bie neuen ©efangbücger, bie oollig unoeränbert, alö ob
cö gar feinen gortfegritt gäbe unb nteinalö Sorbilblicgeö
gefegaffen worben wäre,biealte erfcgrecfenfceJpäglicgfeit in
Dnpc unb Sagbilb erneuern, oon ben Sinbänben unb ben
gelegentlich bureg bie SSucgbinber bent Ditel oorauögegellten
Silbern, gewöhnlich hochgegellten Sreitbilbern, ganj ju
fegweigen. ©enau fo wie in ber übelgen Seit, ben fecgjiger,
fiebjiger unb aueg noeg ben aegtjiger Sagren.
So gegt eö alfo mit ben neuen ©efangbuegöbruefen.
3(ber biefe 30 ©efangbü^er finb nur ein üeil ber oor=
ganbenen. 9Bo finb benn bie oielen anbern? Unter ignen
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be« Deutfdjen SBeretn« für 5$ud)wtfen uttb <Sd>rifttum
bie befonbetS grofjer .fiircbenptoDinjen? 3n Do'lliger Uns
befümmertheit ruht h>tr ungejlort weithin fich bebnenbeS
Öblanb: in aller Stille wirb in Sluflage um Auflage in
oielen taufenb Spemplaren ber berfo'mmlichc Tept in ber
unoeränberten trofilofen Dürftigfeit unbSeerc nü efternfkn
SeitungSbrucfeS immer aufs neue mieberholt — winterlich
in unfec Solf geworfen worben tfl, was fich auSgebreitet
unb bie alte fiebere (Jmpfinbung für hast ©ebiegene unb
ßharafterijfifcbe oerarmt unb oerborben bot? 2BaS gibt
eS fner für fJJioglichfeiten, unferm fßolfe baS Grbe ber
SSäter wieber fruchtbar ju machen, bie ^erfö'nlichfeiten
feiner Dicbter unb Sänger lebenbig Dor bie Seele $u fielten
(Reformierte Äirdje ber beutfefjen Sctweij (1913)
Job-- unb Danflieber (6.1)
fabl unb bürr, wa'brenb boeb nebenan blü'benbe ©efilbe
fteb ausbreiten: hier ifl ber grüljling über« 2anb gegangen
unb hat unfre alten herrlichen Sieber mit ©rün unbSlüten
gefchmücft, baf fie nun mtt neuer, noch höherer greube
gelefen unb gefungen werben unb $u neuem innern feben
#erj unb Sinn hoher heben. SBenn hoch bie, bie es Dor
anbern angeht, unfre Äirchenregimenter unb unfre Äüntl=
ler, roüfjten, was unfre lieben, fronen Steuerbücher unfern
Äinbern gegeben, wie fie unfern Sitten baS .fjerj marm
gemacht hohen unb wie hoppelt teuer allen ber foffbare
3nhalt mit ber fchb'nen, würbigen gorm geworben ift.
SSSelche greube hoben allein bie Titelblätter beS elfaffifchen
©efangbucheS, bie alsSchmucf oon Jjunberttaufenben oon
2ßeihnacl)tSlieber=Sammlungen inS gelb gefenbet worben
finb, unfern Solbaten braufjen gebracht! SS mögen oon
ben Äunfihanblungen ober Äunffjeitfchriften noch fo oiel
gute Silbwerfe unb noch fo billige auSgegeben werben,
fie bringen bod> nicht ganj inS 93olf. 3lber unfre @efang=
bücher fonttnen in jebeS .fjauS, in jebc, auch hie einfamfte
hütte, unb wenn bann bas Such hört aufgefchlogen
wirb, glanjt es im Jimmer auf wie ein Feuchten, unb es
geht oon bein Scfmucfe unb oon ber garbe auS auf bie
©efichter wie Sonnenfehein. Silbet fich hi« nicht wieber
unmerflich bas ©efü'hl hafür, bafj taS inhaltlich ffiert;
»olle auch eine fchone, würbige gorm hoben muff? ffiaeft
hier nicht wieber auf ber Sinn für baS £chte, für bie
Schönheit beS Schlichten unb bie 2Baf;rheit echter £mp=
ftnbung gegenüber bem Südlichen unb Unfchonen, was
Sacffen (1910). IitelMatt
unb ebelfte ©üter ber ©efcfichte in oertiefter Slnfdjauung
ihm wieber jum reichen Sefifje werben ju laffen! Jjier
finb SBurjeln, aus benen aufs neue fraftige, reiche, ges
funbe Solfsfunfl aufwachfen fann. Äirche unb Schule,
bie alten oon ber ©efehiefte gewiefenen üDfacfte unb ÜJfittel*
punfte für bie Silbung unferS 93olPeS, hoben auch in
biefer Jjinficht ihre grofje Slufgabe, unb beibe treffen fich
gerabe in unferm befonberS wichtigen Solfsbucfe, bem
©efangbuche.
SiS fegt ifl boch ein guter ülnfang gemacht, unb feine
grage: baS SiierE fdjreitet fraftig oorwartS. 5lBie flarf baS
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'^ciloflc jut 3fitührtft Ec? Jcmldicn äkrcins fiu 'J'iKbun'Kn imb Sdirifnum
3 e 11 f 4) r i f t b e 6 SDeutfcfcen 2Ö e r«i n ß für 53ucf)wefen unb @d>rifttum
S5eburfniö ifl, crmeifl wobt am beftcn, bafl gerate baß bie nicht ju ü6erminben wäre, fclbft bi« fchltmmflen:
reformierte Äircbentum in bem ©efangbueb ber beutfefjen ©leiebgültigfeit unb SureauPratißmuß. Jrtier borf eß Peine
©cbweij eine« ber Fünflleriflb am reiebflen außgeflatteten Uitmoglicbfeit geben. Denn hier ifl Poflßarfleß @ut: ein
©efangbücber bat außgeben (affen. 2tbcr aufß ©anje ge= @cbaß,ber, geboten, taufenfcfacb fiel; mehrt, unb ein ©ebne,
feben: eß ifl boeb erfl ein Pleiner Steil unfrer Äircbens ber nicht erfl gefugt unb gefunben werben muff, nein,
gemeinfebaften, ber ficb beffen bewufit geworben ifl:, baf? ber auf ben ©cbul= unb ben Äircbenbänfen, auf bem
a. morgenlfeder.
rtlel.: l)omfitmmtll) 0 (hdakommid)lifr. Dr.m.Eutljrr(?) 1 »39.
466
Steht auf, ihr lie-ücn bin-der-lein, der
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fllor-gen-ftern mit bei - lem Sdjein läßt
fleh frei feßn Bleich-
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u>ie ein (jcld und leudj - tet in die gan - je Welt.
2. Willkommen fei, du fchöner 4. 6otts Wort, du bift der illor-
Stcrn! Du brinßft uns Chriftum, genftern, mir können dein gar
unfern fjerrti, der unfer lieber nicht entbehrt!, du mußt uns
beiland ift; darum du hoch ju leuchten immerdar, fonft fltjen
loben bift. mir im ftnftern gar.
3.3hr Kinder follt bei diefem 5. £eudjt uns mit deinem 61än-
Stern erkennen Chriftum, un- jen klar und 3efum Chriftum
fern ficrrti, rtlarieu Sotjn, den offenbar’, treib aus der finfter-
treuen (fort; der leudjtet uns nis 6emalt, daß nicht die£icb
mit feinem Wort. in uns erkält.
.finnnerer (1910)
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mit fid) bringt,vöer»balbcn jaucßjt, mit $reu • Ocn fingt:/©«.
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Io = bet fei mein «Bott, / mein 6d)Spfer, reid) oon Hat!
ii
.«jeffen (1916)
bic Mnfle alle baju gegeben finb, um jum Dicnfle beffen
oermenbet ju raerben, ber fle gegeben bat, unb cß finb boeb
nur erfl einige wenige ©efangbücber, bte ficb ben febönen
Siebcrbücbern früherer ■Seiten mürbig an bte ©eite flellcn
Pönnen. 3cl> Penne wohl mancherlei ©cbwierigPeiten, bie
fiel? ber Pünftlerifcben ÜluOgcflaltung unferß Pircblicben
SfolPobucbcö in ben 2Bcg flellett. 2(bcr ich wüfite feine.
Stßege unb an ben Raunen offen jutage liegt, ©ebwereß
93erfa’umniß, ja febwere Sßcrfcbulbung ifl eß, ihn nicht
ju beben. Unb gerabe jeffl unb in ben fontmenben febmeren
Sabrcn muffen wir alleß unb jebeß fammeln unb fruchte
bar machen, was wir an lebenbigent ©ute in Äircbe unb
föolf haben. Daß fage ficb jeher, ben eß angebt. Unb eß
gebt einen jeben oon unß an.
’linmerfung: 2luS friegetegjnifcben ©riinben tont t& leibet niebt miigiid), meßr groben au6 ben vctfd)iebeneii ©efangbüdjcrn ju
bringen in ber üBeifc, luic fie befproefeen unb roicbergegeben finb in ben beibeit Schriften über 35rutf unb @d)mud beß erangelifcben ©efang;
buch« für (Slfiifvilotbringcn (1902,1908) oon 3-S'der, n>o famtlidje fünfttcrifcbe ©d)mudflürfe famt CSinbänben unb iBorfaßpnpieren luiebcr
gegeben finb. 'UMr planen bie JöernuSgabe eince ©onberßcfteS über eoangelifdje ©efnngbudjrunfl. X>ic Scfiriftleimng.
17 3
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3eitf<f)rift b«ß © e u t f d) e n Vereine für 55 u d> w e f e n unb <3d>ttfttum
SHetneFe gitcf)$ t>on ©oetlje
9Hit 64 Otiginalf)o[jfcf>ni«en »on ÜBattfjer Ä(tmm. ®uflas Äifpsnfjtuer SBtttag, äBeimar 1916
S3on frofeflor .£ane ,'2ou6i«r, SBerlm
cnn tcir biefen pracbtoollen goliobanb ber neuen
il(ußrierten2lußgabcbeß9teineFegucbßoomDFs
tober 1916 oor unS liegen fegen, fo merfen mir eß
ihm roabrbaftig nirgenbß an, baß er mitten in bett fftoten beß
großen Kriege« entßanben ifbtrog aller SDIaterialFnappbeit
unb trog aller ^)erjonal= unb SirbeitßfcbmierigFeiten, unter
benen baß beutfefje S3uchgemerbe fcf>cn im 3abre 1916 ju
leiben gehabt bat. StBir unterfebreiben gern, maß ber Verleger
in feinem ^rofpeFt fagt: „3n bem S3ucb ifb bureb innige
^ufammenarbeit oonÄunß unbXpanbmerE ein rlluflrierteö
23ucb geftbaffen, baß alß ein SKonument urbeutfeber 33ucbs
Funß baßeben mirb jum Drog auf baß Äricgßjabr, baß
fein Sntfteben roobl erfahrneren, nicht aber oerbinbern
Fonnte." 3a, biefer ßlcineFe guebß fiellt eine banbmerflicbe
unb Fünßlerifabe SOTußerleißung eebt beutfeber SBucbFunß
bar. 3nroiefern, baß mollen mir fogleicb, mie eß ficb für
biefe gacbjeitfabrtft gejiemt, an ben einjelbeiten feiner
teebnifeben unb Bünfllerifcf>en 2lußßattung unterfueben.
^unäcbft iß eß bem Söerleger bureb recbtjeitigeSorforge
geglüeft, für bie 172 goliofeiten noch ein untabelbafteß
DrucFpapiet ju beftbaffen. Die erßen 150 S«mplare ßnb
auf ßarFeß oan ©elbersSütten gebrueft, bie übrigen
500 (Jremplare ber Auflage fogar, maß noch b&ber anjus
fcblagen iß, auf ein faboneß ßarFrippigeß, fablobweißeß
Rapier oon beutfeber SOiacbung, mit bem jeitgemäßen
SBafferjeicben einer gepanjerten gauß. 3116 Drucffcbrift
rcä'blte jtiepenbeuer bie alte, noch beute lebenßfrifab ges
bliebene DrugulinsgraFtur, bie mir bei einem ©oetbesDrucf
immer gern feben merben, meil fie etroaß oom ^eitebarafter
miebergibt. Unb jmar bat er bie Xppe, bem golioformat
beß 23ucbe6 entfprecbenb, in bem großem 3Jiittel=@rabe ges
nommen. So ergibt fie mit breiten ^apierranbern gar
ßattlicbeSeitenbilbcr »oll urmüebfiger Äraft für ben eben=
mäßigen Sag ber ©octbefchen Jje.rameter. Sine solle ^eile
Durcgfcbuß bei allen 21bfägen, unb an beren Slnfangen 3n=
itialcn auß einem größeren ©rabe ber gleichen Schrift, —
baß gibt eine gute ©lieberung. 2Iucb an bie 2lnfänge ber
©efange finb nur fablichtc 23erfaU3nitialen gefegt, bie jebeß
meiteren Scbmucfcß um fo eher entbehrenFormen, roeilber
Sllußrator Äopfbilber an ben Slnfang eines jeben ©es
fangcß eingefügt bat, mie auch bie ©efange jebeßmal in
Fleinen 23ilbern außlaufen. 23or jeben neuen ©efang iß
überbieß fplenbibe ein ^mifabentitelblatt in 21ntiquafag
eingefcbaltet,—eine roillFommcne SRubepaufe für ben Hefe«
Die fablichtc Schönheit beß gut abgemogenen, rein tppos
grapbifeben Ditelfageß fei gcbü'brenb beroorgeboben. Die
altbemabrte DrucfmcrFßatt oon Drugulin bürgt für bes
fonbere Sorgfalt unb ©üte in Sag unb DrucF.
Sobalb mir auf bem Ditel gelefen hoben, baß bie Sri«
ginalbol}fcbnitte,eß ftnb 5‘b,oon ffialtberÄlemm berrübren,
miffen mir, baß hier einer ber beßen 3llußratoren am
SEBcrFe mar, bie mir jurjett in Deutfcblanb haben. Unb
jmar gehört Älemm ju ben raenigen 23ucbillußratoren, bie
beute noch ben jjoljfabnitt pflegen unb — baß fei fogleicb
einjufügen erlaubt — mit bem beßen erfolge pflegen.
Denn beFanntlicb iß nicht nur für bie SinjelgraphiF,
fonbern auch alß 23ucbillußration bie Steinjeicbnung jegt
Drumpf. SßScgen ber leichter ju beberrfebenben DecgniF,
bie bie Driginatjeicbnung beß Ä ünßlerß fcbnell unb ohne
meitere ScbmierigFeiten auf bie DrucFptatte nieberfabretbt,
ober, mie bie Äünßler eß felbft außbrüefen, um ber Sr»
baltung ber Fünßlerifaben 3mpreffion millen haben bie
mobernen Äünßler, mie Sleoogt, Sorintb, SBalfer, ©eib,
^)reetoriuß, SacFel unb stele anbre bie Steinjeicbnung
mieber in baß gebruefte 33ucb eingefü'brt, unbeFüntmert
barum, baß ber Dppenbrucf mit feinen ffrengen Cinien
unb ber leicbtbemeglicbe flüfftge SteinbrucF ficb nicht atljus
gut oertragen unb, mie nia'nniglicb beFannt, jroeierlei Drucfs
preffen unbmebrmatigeDrucfprojeffeerbeifcben. Daburcb
finb mir oon ber mü'bfam roiebererrungenen SinbeitlicbFeit
oon Dppe unb 33ilb im 23ucb in ben legten 3abren —
leiber — mieber mehr unb mehr abgeFonunen.
3cb begrüße eß barum jebeßmal mit einer befonberen
greube, roenn mir ein neueß Such mit Jjoljfcbnitten bes
gegnet, menn ficb rin SBucbillufhrator ber einheitlichen
aSucbmirFung juliebe bie Sftü'be nicht oerbrießen läßt, bie
febmierige JpanbmerFßtecbniF beß Driginalboljfcbnitteß ju
erlernen, um feine Fünfilerifcben ©ebanFen barin jum 21ußs
bruef ju bringen. Sß ifl nun einmal nicht anberß: nur
bie Jjmljfcbnitte geben mit ben Dppenfeiten in ber Strich»
mirFung unb in ben Scbmarjroeißmerten ebenfo mie in
ber DrudftecbniF einheitlich jufammen, mie bieß feit ben
erflen illuflrierten SnFunabeln ganj genau erprobt ifF. Der
SBerleger felbfi febrieb mir bei Überfenbung beß 23ucbeß, er
habe juin erfienmal mieber in neuerer ^eit ben 33erfucb
gemacht, bie /poljfcbnittecbniF für ben 25ucbbrucf ju oers
men ben, unb freue ficb, einen mirflicb außcrorbentlicb guten
Srfolg bamit crjielt ju haben.
2llfo ju ben Äünfllern, bie ben Jpoljfcbnitt befonberß
in ber mobernen flächigen ScbmarjmeißmirFung pflegen
unb meißerbaft beberrfeben, gehört gegenmärtig neben
S. SK. 2Beiß in etßer Sinie 2Baltber Älemm. Sein SRetnefc
guebß iß bafür ein neuer, ooKgültigerSSemeiß. DaßDbcma,
baß beutfebe Dierepoß in feiner JpoljfcbnittFunß ju be=
banbeln, mußte ihn ßarF lotfen, Fennen mir ihn boeb
alß berebten Scbilberer beß Dierlebenß bureb eine SReibe
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- PRINCET0N4MVERSITY
3<itf4>rift b c ß $eutfcf>en Vereins für SSuctywefen unb ©tijriftrum
cgarafterooller Sinjelholjfchnitte. 2öic ifl et nun an bie
neue Aufgabe herangetreten, unb rote bat er fie gelöfl?
23etrachten mir bie SSilber «Sette um ©eite, fo gehabten
mir überall, roie unfer Äünftler bie Ziere ftubiert, roie er
fie nach ihrem 23au unb ihrer ©eftalt, nach SDtienenfpiel
unb 23eroegung, nach ©ang unb Gattung unb Sebenbfüh*
ruttg beobachtet, ich mochte fagen, auf Schritt unb Xritt
beiaufcht hat. @6 ifteinegreube,biefe charafteriftifcgenXier*
bilbniffe unb biotogifch getreuen Xierfjenen ju betrachten.
Unb roab roeijj er aub bem Jjoljflocf in feiner brillanten
Xechnif heraubjuholen? Diejlarf roirfenben .Rontrafieoon
Jjell unb DunFel,oon grellem iBeifj unb tiefem ©chroarj finb
gerabe ihm ju eigen. Verounbernbroert ift cb ferner, roelcge
feinen Jjalbtonü'berga'nge, grauen VJitteltöne er burch
feine Jjanbhabung beb gla'chenfchnttteb hen>orjubringcn
oermag. Virtuob ift bie 23ebanblung bcö ©tofflichen, roie
mit fie gemähten in bem jottigen gell beb Vären, bem
blanfen gell beb guchfeb mit ben ©lanjlichtern in. feiner
meichmolligen SRute, in bem ©amtmeichen tcr .Rage, bem
glaum beb #afen, ber Vtagne beb So’men. gürrcahr, er
hat unb pracgtoolle Xierbilber aub feiner 23eobachtung ber
Vatur beraub, unb baju in glanjenber Jjoljfchnittechnif,
gegeben. ÜJtan hat oiel greubc an feinen 23ilbern.
2iber, fo frage ich mich, hat er &>e 3ltufirierung oon
©oetheb Zterepob bamit erfdjöpft, hat er fie recht eigene
lieh getroffen? 2Bo bleiben ber frifche jjumor, bie beijjenbe
©atire, bie SOforal, bie gerabe bie ©runbmotioe für ünfre
beutfehe Zierfabel bilben, unb an benen eb hoch auch ©oethe
nicht hat fehlen laffen? SBo bleibt ber Vergleich mit allen
menfchlichen ©chroachen unb Saftern, ber unb an ©oetheb
„unheiliger SBeltbibel", mie er fein 93uch felbfl nannte,
immer oon neuem reijt? Älemm ift unb in feinen SSilbern
©ein Vorgänger in ber Slluftration oon ©oetheb Dich*
tung, ber alte SBilhelm Aaulbad),berl846 feinen illuftrierten
SReinefe guchb heraubgab, fehltest fich meit enger an ©oethe
an. 23ei ihm finben mir getreulich jene figutenreichen ©jenen
am J£>ofe beb Äonigb, bie nach ihren Gharafteren fo ein*
gänglichgejcichnetenX?ofbeamten,bieglanjootlen©erichtb=
tage, bie ©entboten nach STOalepartub, bab gamilienibpll
in fReinefeb Vau; ba ift Jjumor, SBig unb Jjeiterfeit ge*
rabe mie bei ©oethe, man fehe fich nur Äaulbacgb Äopf*
leiften unb ©cglufjoignetten an.
2llfo, fo gut unb charaEterooll Älemmb Zierbilber an
ftch auch finb, er bleibt ein einfeitiger, mirb fein erfebopfenber
Sllufirator ber ©pethefchen Dichtung. Dab ift eine Ve*
obachtung, bie fich mir fogleich beim erften Durchblattern
ber fchonen neuen Slubgabe aufbrangte, unb bie fich bei
meiterer Vertiefung in Dichtung unb 23ilb nur oerfiä'rfte.
Debhalb burfte ich mit ihr nicht jurücfhalten, benn ich
meine: Dichtung unb 23ilb muffen fich bei reftlofer 3Uu*
ftrationbfunfi gegenfeitig oerttefen unb erganjen.
Xrog tiefer ©nfegränfung bleibt freilich beb ©cgönen
unb ©enufreiegen in biefem neuen 3teinefe*23uch, roie ich
oben barjulegen mich bemühte, noch genug, fo baf mir
Verleger, Drucfer unb Äünftler bafür Danf miffen roollen.
Unb bem Verleger Äiepenheuer, ber unb in feinem jungen
Verlag fegon manegeb fegöne 23uch befchert hat, fei bafür
noch befonbere Slnerfennung gejollt, bafj er für ben ftatt*
liehen golianten in fo gutem Material mit fo fünfilerifcher
Slubftattung, ju ber noch ein foliber, hübfeher $albleber=
einbanb hinjufommt, ben heute erftaunlich billigen «Preib
oon 35 Start angefegt hat. Slllerbingb ift bie Vorjugb*
aubgabe mit fignierten älbbrücfen ber großen SSilber in
einem bunfelbraunen,marmorierten,blinbgeprej 3 ten©onj*
ben £of .König Dtobelb mit allem
'Pomp ber Jjofamter unb ©chranjen,
bie lebenbigen ©eriegtbtage, bie retjen*
ben ©jenen beb gamilienlebenb bei
SReinefe fcgulbtg geblieben. Vei ihm
finb bie Ziere nüt ben ÜRcnfchen in
Sitten unb brauchen, in Xracbt unb
©ehabe, roie im gühten unb Denfen,
nach ihrer ©onberart unb ihren Sga*
ratteren nicht in Vergleich geftcllt.
ÄlemmbZierenfehlt’banVtienenfpiel,
©ebarbe unb ©eelenaubbrucf. ©oethe
übertragt überall mb Sfenfcglicge, —
.Klemm fcgilbert unb nur bic Ziere.
(eterbanb, ber in ber Slbteilung für
•fpanbbinbefunflberÖrojjbucbbinbem
j?.gifentfc()er,Seipjig,auf hohe 23ünbe
gearbeitet mürbe, m it 200Vfarf unoer*
ha'ltnibma'f ig höher berechnet morben.
3nbcffcn, mie eb heute mit ben Sujrub*
aubgaben geht, fie finben gerabe juerft
bie Kaufer, bic nach bem greife nicht
fragen, ©o gegt’b auch hier; in einem
Slntiquariatbfataloge fanb ich tiefer
Xagecin@,rcmp(arfcbonmit225S?arE
angefegt. 2lber auch bic Srcmplare
ber billigen Qlubgabe merben halb ihre
greunbe unb .Raufer gefunben haben.
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3*
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PRINCETON UNIVERSITY
3 <«t f <f>r i f t b es © e u t f dp e n 25 e r e t n S für Q3ti<pm«fen unb © <p r i f 11 u m
Mitteilungen aus bem Deutfcpen Kulturmufeum
a) Zuteilungen im 2)eutfd>en iUiltumufeum
1 . Sluöjlellung 6 'ftcrrcCcf>ifc^=ungartfcf)cr
Kriegögrappif
iS erfie 2luöftellung beö mit bent 16. Dejentber o. 3.
inö 5!eben getretenen „Deutfdfen Kulturmufeumö"
mürbe eine 2 Iuöftellung 6 'fterreicf)ifcf>=ungarifcf)er
KriegSgrappif ■ocranfialtet, bie oon Mitgliebern beS f. u. f.
öllerreichifcpsungarifcben Kriegöpreffequartierö eingerichtet
mürbe. GS mar ein glnnjenbcö 23ilb beö Könnens ö'jters
reicpifcb=ungatifd;cr Künjfler unb 6 'f?erreidbifcf>=ungorifcher
Sucpfunfl, baß fiep in ben brei 9iäumen bürbot, fo tag
Seine Königliche jjopeit 9)rinj Sodann ©corg fiel) be=
mögen füplte, bie 2 luöftellung jmeitnal ju befuepen unb
eingepenb ju flubicren. Sille ©ebiete ber (i>rapf)iP maren
oertreten, aber auch ade Kriegöfcpaupläge beö ©cltfriegcö.
©aö |>ier gezeigt mürbe, mnren feine Silber beö paffes,
fonbern beugen abgeflärter SRupe. SRabierung, .fjoljfcpnttt
unb Sitpographic mürben ba 6 ei oon ben einjclnen Äünft=
lern gleich gcmeijiert. ©ar unö auep bieö unb jenes febon
befannt, fo gab eö boeb bes Dteuen mancheö ju fefjen. 93or
allem aber mar eö rocrtooll, im 3 ufanunenpang einmal
bie Kriegögrappif Ü’fterrcicfcUngarnö auf ficb mirfen taffen
3 u fo’nnen. MitiRedit fcbrie 63 uliuö 3 eitler in bem fleinen
bübfepen güprer, ber 3 U bem geringen v ).'rci$ oon 20 ^f.
auögcgeben rourbe: „ 3 n bcrXat ein intcreffantcöCrchcfter
grapbifeber Gparaftcre, oon bem fein ftrichelnbcn, baö
Buftänbliche fucpenbenSuigi Kafimir bis 311 bcni beforas
tio fräftigen J)einricp K> ö n i cb, oon bem aller Düflcrs
niffe mächtigen ffiabicrcr 3o|ef Satö biö jum linear
fchün geftaltenbcn Submig Jpeßpeimer, oon unfereni
beroifierenben, perauötreibenben unb ffeigernben Slloiö
Kolb biö ju ber rabierten, meben Klage ber glücptlinge
oon Mar 'Pollücf, oon 21. 0 . Kubinpiö ©teppenaußs
fepnitten btö ju g. K. ©olbö Monumentalifierung ber
paefenb rabierten ©turmangrifföppafen. Daß Gleitb ber
.Kreatur in ben ^ferben oon gerb. Slnbri mirb nieman*
ben unberührt (affen unb bie garbenboljfcbnitte oon
Siftor ©cpufinöfp geben mit tempcramentooll ges
banbhabten Mitteln Unoergleicblicbeö. Der furiofe D.
Saöfe, oon bem man nicht meiß, gebt er mit feinem
Sreughel=Slicf auf ©rotesfen aus ober ifl er unbefangen,
oerflcpt jcbenfallö entjücfenb ju erjä'blen; eine ungcmöpns
liebe Slicfenergie in alpinen ©jenen jetgt auch üenarb,
folib finb aud' bie ©tcinjeidinungen ©tefan ^oborö."
Daß auch KriegSplafate mitaußgefiellt maren, merben
manche 95efucf>cr ber Sluöftellung mit befonberer greube
begrüßt hoben, jumal befannt ifl, baß auch hierin unfre
Sunbcßgenoffen fiep trefflidi oerfteben. Pagers unb 9 lots
gelbfcbeine, Sioatbänber foroic Drucffachcn ber oerfebiebens
fien 2 lrt oeroollffanbigten baö ©efantibilb ber 21 uöftellung,
bie im Kulturmufeum einen großen Gr folg crjielt bat.
2. Sluöftellung oon Qlrbeiten Grid) ©runerö unb
ijanö Slleranber Müllers
3 unä'cbft mar geplant, ber Sluöftellung öfUrreicpifdjs
ungarifeber Kriegögrappif eine folcbc ber beutfepen Kriegö=
graphif gegcnüberjuftellen; halb jeigte fiep aber, baß bie
oorpanbenen SRäume tjicrju niept auSreicptcn unb eine
fold)e fpateren feiten überlaffen merben mußte. ©0 be=
fcprä'nfte fiep bicMufcumöleitung barauf, menigfienß jmei
Scipjigcr Künftler jum ©orte fommen ju laffen. Slucb
ipre 2lrbeiten fanben gebüprenbe Seacptung.
Gricp ©runerö ©erfe „Krieg. 15 Driginalrabierungcn"
unb „Kriegstagebuch. 12 Driginalfdnüttc" maren ben
mcijten ja moplbefannt, mie auch feine ‘Plafatc für bie
Seipjiger Äriegöauöfiellung, für bie 2luöftellung Kriegers
grabmal unb Kriegerbenfmal fomie fein ^lafat für ben
Kaifer» unb 23olfSbanf für J?cer unb glotte. 9lcu mar
fein im 2 luftrag beö fÜliniftcriumß beö 3 nnern ju Dreöbcn
gefd^affeneö b)elben= unb @ebenfs 2 Jud', ein recht mürbigeö
©erf, baß einerfeitö bie Flamen ber oerfcpollenen unb ges
fallencn ©emeinbcmitglieber, fomie ber im Sajarett iüers
fforbenen, fSubmeßtaten unb K'ricgöfchicffate, anberfeitß
Dlacbricbtcii über Kriegöfürforgc unb Kricgöpilfc, Ülrbcitßs
opfer ber grauen, Kriegöbeginn unb ÜJfobilmadmng, bie
Pajarette ber ©emeinbe ufm. enthält.
Übcrrafcbenb mar bie Sluöftcllung Jjanö 2 l(cranber
fWüllcrö, biefeö jungen Künfilctö, ber febon feit einiger
3 eit bie 2 lufmerffamfcit auf fiep gejogen bat, überrafd'cnb
niept nur mcgcit ber Steiddwltigfeit ber ©otioe, fonbern
oor allem megen feiner gla'njenben ißegabung, neben
ernften iSilbern lebenömapre unb lebensfrohe ©dnlbcs
rungen bis jur Karifatur ju fepaffen. Koftlicper Junior
unb feinfte Künftlerbegabung fpriept auö 23lattern mie
„Grjellenj fommt", „Sie beiben gelbprebiger", „Der
iöcrpflegungSoffijicr", „Der ©taböarjt" ufm. 'Mit mes
nigen ©trieben unb menigen garbett finb glä'njenbe ISilbcr
gegeben, bie jeben pcrjpaft ladmn madjen. ©opl bem
23olf, beffeu Dfßjierc unb güprcr bulben, baß folcpe 23it=
ber überhaupt möglidj finb. Dlicbt ber geinb t)l eö, an
bem ber Künftler feinen Duntor auSlofl, unfre eigenen
Seutc trifft er, opne babei ju oerleßcn. Da über J?anß
2lleranbcr Müller in unfrer 3 eitfc!irift bemnädtft eine
jufammenfaffenbe ©ürbigung mit Silbern erfepeinen foll,
erübrigt fiep hier, beö näheren barauf einjugepen.
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ülnbri, gerbinanb, Albanien (SBfrfag ©fffUföafi fiir srroielfältigfnbc Äun(t, SBien) Selb, ÜUoiS, 2Iu«giumimtng in ‘Pobfjajce (SBttlag 2lmon BtyoU & So., ®.m.b..£., jJBicn)
3<ttf$rift be« ©eutfdjcn SSercin« für S5ud>wefen unb @g>rifttum
3. 2IuSfiellung ber beutfchen kriegSjeitungen
Bie britte 2luSftcdung war bem Sehen unb Treiben bei
unfern großen „kriegSjeitungen" gewibmet. erfreulicher»
weife batten fie ade jugefagt, ja bie meiften batten eigene
Vertreter jur Sinticbtung entfanbt. Jg)ier jeigte ftcb aber
fofort, welche Kode unfre kriegSjeitungen im Sehen beS
.(peereS fpieten. Ber Kaum reichte bei weitem nicht. So
fonnten bie oerfchiebenen kriegSjeitungen fojufagen nur
„ihre Vifitenfarten abgeben", um in ben fommenben
Sffiocben nacbeinanber ausführlicher jur Barfietlung ju ge*
langen. Beteiligt waten bie kriegSjeitung ber l.Slrmee, bie
ßbampagneskriegSjeitung, bie kriegSjeitung ber 4.2lrmee,
bie Sider kriegSjeitung, bie kriegSjeitung ber 7. Slrmee, bet
@bampagne»kamerab, bie kriegSjeitung ber 10. SIrmee.
Über bie in ber nächften 3ctt flattfinbenben (JinjelauS»
bedungen biefer unb anbrer kriegSjeitungen wirb feiner»
jeit berichtet werben.
4. SluSffellung oon Bucheinbänben aus
klippfifchbaut
Sine eigenartige SluSjledung, bie oielfach berechtigtes
Sluffehen erregt, ift bie oon Bucpeinbänben auS Älippftfcb»
haut, bie wir bem Sanbflurmmann granj Vfartini oer»
banlen. Sein Beruf als Buchbtnber führte ihn ju Ver»
fuchen mit Srfa|floffen ju Bucheinbänben an Stelle beS
teuren kalbpergaments. Sr fanb in ben Rauten ber für
bie Verpflegung gelieferten klippftfcpe ein Vfatcrial, baS
ihm für biefe ^weefe geeignet crfchien. Zahlreiche Verfucpe
ergaben, baß er fich nicht getäufept hatte. Bie Jpäute finb
äußerji jä'h unb hoch faljbar, babei oon einem gefälligen
garbentone. Um ganj ficher ju gehen, hat ÜJlartini bie
Jjaut bem königlichen SKaterialprüfungSamt in Berlin
jur Unterfuchung übergeben. BaS Kefultat war überaus
günfiig. SSei ?0000 Boppelbiegungen hat ber Verfucb
abgebrochen. Bie Streifen befanben fich «och in gutem
Zuftanbe. 3njwifchen hat granj Vfartini eine große 2ln»
japl Sinbänbe hergeffedt unb ade Smpfänger waren außer»
orbentlich jufrieben. Biegifcpbaut ifi eine 2lrt oon Vergas
ment. Ba auch früher fchon gifepbäute ju Pergament unb
Seber oerarbeitet würben, fann man ben weiteren 93er»
fuchen mit großer Spannung entgegenfehen. SlBir werben
feinerjeit, fobalb auSgebehntere Srfahrungen oorliegen,
ausführlicher über Sinbänbe in gifepbaut berichten. 3eten»
falls aber fann unfre fleine2luSflellung3ntereffenten nur
empfohlen werben. Z c >9* fl* hoch, baß folche Sinbänbe
ber weiteren Beachtung wert finb.
b) 33crmc^rung ber ©ammfungen betf 2)eutf$en Äufturmufeume
1. Stiftung ber BtbliotbeP Siemens
Zu unfrer großen greube fönnen wir mitteilen, baß
banf ber Dpfcrwidigfeit einer 2lnjapl Seipjiger .Sperren
fowie oon SKitgliebcrn ber erflen unb jweiten fächfifcpen
Stä'nbefammer es möglich geworben ift, bie außerorbent»
lieh wertoode Bibliotpef beS oerftorbenen DberrcgierungS»
rates ^rofeffor Dr. Smil Siemens in Bresben für baS
kulturmufeum ju erwerben. Zu ben nicht unbeträchtlichen
koflcn haben folgenbe Jperren beigefleuert:
Jpofrat Dr. Slcfermann, Seipjig
Berget & SBirtp, Seipjig
©eheimer kommerjienrat griebrich 2B. Bobei, Seipjig
kommerjienrat fDfaj SnberS, Seipjig
ijoflieferant Vaul granfe»2luguftin, Seipjig
VcrlagSbuchhanbler Dr. Sllfreb ©iefeefe, Seipjig
©eotg ©rimpe, Seipjig
©eheimer kommerjienrat ipenri Jpinrichfen, Seipjig
kommerjienrat Baut knaur, Seipjig
jpoflieferant Kubolf knp, Seipjig
Zahnrä'bcrfabrif ködmann, 21.»©., Seipjig
©eneralbireftor Stephan Viattar, Seipjig
gabrifbefi^er Baut SuliuS SKeißner, Seipjig
grau kommerjienrat Vieper, Seipjig
©epeimrat Stabtrat DSfar SJfeper, Seipjig
Banfier 2ßilbelm SWeper, Seipjig
gabrifbefiger @. S. Keinparbt, Seipjig»So.
Dr. SEBidmar Schwabe, Seipjig
kommerjienrat Jpugo Sepfert, Seipjig
VerlagSbucbbänbler 2dfreb Voerfter, Seipjig
gabrifbefifjer Hermann Voß, Seipjig
©eheimer kommerjienrat ffieichelt, Seipjig
Ber befonbere 2Scrt ber Bibliotpef, bie runb 7300 Bänbe
umfaßt, liegt in ben faft oollffanbigen Serien oon gach»
jeitfehriften, bie inSbefonbere für bas Buch» unb Schrift»
wefen oon größter Sffiichtigfeit finb. 2lden Stiftern auch
hier herjltchffer Bant für bie hochherjigen Zuweifungen!
2. Vermehrung ber Vlafatfaminlung
3m SWufcum ber bilbenben künfle ju Seipjig befanb
fich bis je^t eine Vlafatfammlung oon kunffausfledungen
ber oerfchiebenffen Z e tter», bie ber frühere Bireftor bcs
VlufeumS ©eheimer Jjofrat SKar Sdireiber gefammelt
hatte. Biefe Sammlung würbe, ba fie enger mit ben
Sammlungen beSBeutfchenkulturmufeumS jufammen»
hängt, laut Vefcßluß beS KateS ber Stabt Seipjig unferni
Beutfchen kulturmufeum leipweife überwiefen, woburch
unfre Vlafatfammlung eine außerorbentlid) wertoode
Bereicherung erhalten hat, jumal baburch eine Slnjapl
älterer Vlafate, bie in ben ViufeumSfceftänbcn bisher ganj
fehlte, nun burch befonberS gute Stücfe oertreten ifi.
Bem Kat ber Stabt Seipjig fei auch hier für biefe Über»
weifung ber herjlichfie Banf gefagt.
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3e»tfd>ttft bes £>eutf$en 93«rettt$ für 9$ud>»efen unb @ß»rtfttum
SMdjer-- unb 3eitfd)riftenfcfjau
Daö Vlafnt. gcitfdjrift be« Verein® ber Ißtafatfreunbe.
8. 3ngrgang 1917. SBenn einmal bie Vebeutung, bie für ben
gegenwärtigen SBeftfrieg baS SBerbewefen gehabt f>ar, mit grünb«
licger SRuge überprüft werben wirb, bann wirb bie Wacgt, bie igm
als einem Setinflufftt ber öffentlichen Meinung inneroognt, fiel)
beutlicg offenbaren unb bie Anfid;t, eS fei nur ein brauchbares Hilfs¬
mittel auf wirtfcgaflliegem ©ebiete, fiel) grünblid; änbern muffen.
3n bem gegen Deutfcglanb geführten Sügenfelbjugc ifl baS ipiafat,
baS ©tragenbilb, eine 2Baffe »on wefentlirher SBitfung geworben,
nicht allein in ben analphabetifchen Jänbern, }u benen in bem 3“:
fammenhange biefer Ausführungen ber Art wegen, in ber ihnen baS
Drudpapier btt ©trage Sitcratut ifl, aud; bie Vereinigten Staaten
«on Ametifa gehören. Vtinage mehr noch in jenen anbern Jänbern,
in benen fchon ein allgemeines VerftänbniS für feinere unb ftinffe
SBirfungen eines ‘pialateS »organben ifl, bie; auf bie grobe Schlag;
fraft oerjidjtenb, mit heimlichen, langfamrn Vergiftungen beröffent;
liehen Weinung ihr 3iel ju erreidjen fuchen. Dafür, bag baS < piafat
im 20. 3«gtgunbcrt i ut »treffe* gehött wie bie Reifung, hoben bie
HriegSjagre fo siele Veifpielt geliefert, wie »iele nur immet jemanb
wlinfchen mag, ber bie Anwerbung beS Vilb; unb VucgbrudeS im
ÜBerbewefen als ein auch burdj feine innere [Sntwidlung glcidjbe;
rechtigttS buchgemerblieheS Arbeitsgebiet »erteibigen will. Dag biefeS
, Sachgebiet, mit eigenen Sacgsereinen U nb Saeg}eitfcgriften, jegt auch
in Deutfcglanb nach eiltet felbflanbigen Vertretung feiner äugeren
Sntwidlung, bie eS in faum einem Vierteljagrgunbett genommen
hat, flrtbt, fdjeint felbfl»er(länblicg. Aber »ot 15, 20 fahren gieg eS
noch, ben amerifanifegen, engtifchen, franjofifegen Wufierplafaten
liegen fich auch ' n fünfllerifcher Hinficgt nicht aQju »iele beutfege »er;
gleichen. DeSgalb barf ber „Verein ber ^lafatfreunbe" ficg
mit öied;t rügmen, ein Votfämpfer ber beutfegen ipiafatfunfl ge;
worben ju fein, bie er nad; aßen (Richtungen gin an}uregen unb
wtiter}ufügren (hebt, als ein Wittelpunft aller bem tpiafatwefen ge;
roibmeten ffiefhtbungen, niegt blog, wie fein igm nun etwas ju eng
geworbenet 91ame befagt, als ein geniegenber unb niegt fcgaffenbtr
©ammletsetein. Die fegönen Hefte feiner VeteinSjeitfcgrift werben
tafeg jur flattlicgen Sanbreige eines grog angelegten HanbbuegeS
ber fpiafotfunbe. Wegr noch inbeffen, als biefer igr gefcgicgtlicger
Stoffwert ifl baS Itbenbige VeifpitI, baS fie geben, igrer ©aege »on
Wert. 3 n 'gten Vlättern liegt eine erflaunlicge UBerbefraft für igre
3wcde, bie auS ber Anotbnung beS ©anjen unb ber Sinjelheiten
unmittelbar wirft. Sin gleidjwrrtigeS Unternehmen, auch waS bie
AuSflattung (ober, wie eS gerabe gier leiber noch aKjuoft mit einem
unfegönen SBorte geigt, bie Aufmachung) betrifft, fann faum ein
anbreS Janb ben beutfegen tpiafatfriegSgeften an bie Seite fleßen.
2Benn weiterhin bie Vucgwerbefcgtiften, bie Sffierbebrucffacgen in
Vucgform, bie neuetbingS mit diedjt auS ben Srgebniffen unfrer
Vucgfunjlbewegung igren Olugen ju liegen fud;en, eine noeg ein;
gegenbere VetUdficgtigung im „ < piafat" finben würben, fo wate
bamit bie »on igm gebotene regelmägige überfiegt in »iefleid;t sielen
etwünfegter 2Beifc »ersoßfommnet. AIS eine bud;teegnifcg glüefliege
Übung btt peitfegtift „Das ipiafat" barf bie ©eroogngeit gelten,
in igren niegt wenigen Heften, bie als Keine Wonograpgien ber
ipiafatfunfl auSgeflaltet finb, btn Vilbteil unb ben Deptteil auf jwei
©onbergefte }u »erteilen. DaS gat btn grogen Voriug, wie}. V.
baS ben ©crbemitteln für labafwaren gewibmete ©eptember-
92o»tmber;Heft 1916 }eigt, niegt nur eine bequemere Venugung ju
geflatttn, fonbern aud; bei ber Hetffeßung eine bureg ©agrüdfiegten
weit weniger eingefegränftt planmägige Anorbnung eines gtögeren
VilbfloffeS buregfügten }u leimen. Unb ba gerabe bei benjenigen
Vücgern, bie als Veflanbteil eintS SBcrfingalteS umfangreichere
Silbwiebergaben igren Jefern »erführen wollen, eS burd;auS niegt
gleichgültig ifl, ob aueg ber Vilbteil fieg ber Vucgglieberung einfügt
ober niegt, foßte man eigentlich meinen, baS mit einet berartigen
Anorbnung gegebene AuSgilfcmittel, baS einfad; genug ifl, mügte
eine »iet aßgemeinere Anmenbung ftnben. Aber bie Wacht ber ©e;
wogngeit ifl aueg in ber Vüd;ergtrfleßung flärfet als ber Jortfcgtitt.
AuS bem ctflen Hefte beS 3agrgangeS 1917 beS „UMnfateS" fei auf
ben fegönen Auffag »on HanS ©acgS „Vom Hurrafitfcg" »erwitfen,
ber ben Smpftnbungrn »ieler Jlunftfrtunbe fräftige SBorte »erleigt.
3u Itgrrcid;en Vergleichen, bie weit über igr engeres Dgrma ginauS;
fügten, »erloden bie beibtn Abganblungen übet öflerteicgifcge HriegS;
grapgif »on Dttofar Wafdja unb über ÄriegSgrapgif in granfteid)
»on Otto ©rautoff. Die Äunfl ber ©trage im Dicnflc beS Krieges,
bit biefe Unterfucgungen mit »ielen Vilbbeifpielen erläutern, ifl, was
bereits angebeutet würbe, für Vetraegtungen über »ergleicgenbe
Völfetfunbe reegt wertsofl. Jegtteicg ifl fie jebenfaflS aueg für bie
Siteraturpfrjcgologie. Denn bie Raffungen ber fnappen Unterfegriften
auf ben Waueranfcglägen geben manegen H> n n>eiS auf bie AuS;
fügrung ber Vucgfaffaben in ben Vucgtiteln unb Vucgumfd;Iägen,
ein 3ufatnmengang, ber einmal eine ausführliche SBütbigung »er;
biente. 3 m }«eiten H f f* beS (piafatjagrgangeS 1917 nimmt HanS
©acgS fegt faegfunbig }u bem jegt wieber einmal lebgafter gewor;
benen „<piafät unb <piagiat‘';@treit ©teßung unb liefert baju in bem
beigegebenen Vilbergeft eine »ortrefflicge Jufammenfleflung, bie mit
aud; für bie recgtlicge Vcurteilung ber gier enrflrgenben fragen bie
erwaS bunte Oleimannfcge Jifle }U übettreffen fegeint. Vießeicgt wirb
eS einmal möglich fein, ausführlicher ficg mit ben Vucgfunflplagiaten
überhaupt ju befegäftigen, bie gin unb wieber febon }u tiner reegt be;
benfliegen Srfcgeinung geworben finb. ®. A. 6. V.
fforening for Soggaanb»aerf=ßo6enga»n. Veröffentlichungen
1917. Sine naeg äugen unb innen auf baS forgfciltigfle abgeflimmte
Keine Hunflfcgrift ifl bie 3agreSserÖffcntIicgung 1917 beS Dänifcgen
VueggewerbeoereinS: 3“lie SderSberg Dptegnelfet om gen;
beS 5aber S. 2B. SderSberg. Web en inlcbning afSmil
Hannooer. Ubgioet af Jorening for Vo)ggaanb»aerf
Änbengann 1917. (67 [72] ©eiten 8° mit brei 8id;tbrud;SiIb;
tafeln.) Die fcglicgten Auf}eicgnungen, JebenSbilber auS ber toman;
tifd;en fiunflepocge beS 19. 3agtgunbertS, bit man neuetbingS ju
entbeden begonnen gat, finb mit gewohnter ©Ute »on ber Höpen,
gagener Jacgfcgule für Vucgganbwtrf in 950 Ab}ügrn auf ein glattes
Velinpapier ber Jorenebe 'fapirfabrilfcr gebrudt worben, bie }agl;
reieg eingefügten Abbilbungen ebenfo wie bie Sicgtbrudtafeln mit
groger Voßfommengeit wiebergegeben. Aber ben Hauptteij beS
DrudeS bilbtn bod; niegt feine faltnücgternen teegnifegen Qualitäten,
fonbern bie ebrnmägige, glüdlicge Stimmung, bie ficg in bem
bünnen, fcgmalen Quartbanbe eint igr angemeffene unb genegme
Vucgform feguf. Sin eigenartiger Vucg}auber flogt «on bem an;
fprucglofen üBerfe auS. Wan nimmt eS in bie H«nb, um batin }u
blättern, unb wirb mit einemtnal (aber mit gan} mobernen bueg;
gewerblichen Wittein, ogne aße ©timmungStrifS) in »ergangene
3agrjegnte ber alten ©unbflabt »erfegt, »on beten Wenfcgen e6
plaubert. Sine fegöne Vereid;erung bet 3agteSgabc bietet bie Keine
©elcgengeitSftgrift, bie bie „fföreningen föt Vofganbtserf"
in ©todgolm anlaglicg ber JebruanAuSfleßung 1917 fegöner
fd;webifcger Vücger im Hopengagenet Hunjlgewerbemufeum bem
bänifegen Verein wibmete. Sie entgält eine Abganblung über ben
alteflen erhaltenen Horrefturbogen eines bänifegen DrudeS »on bem
befannten Senner ber 2Biegenbrud}eit, OieicgSbibliotgefar 3f°f
Soflijn (DetälbflabanSTa forrefturet... ©todgolm 1917).
Aueg auf bem ©ebiete ber ertragreichen „Wafulaturforfcgung" ein
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3cttf$rtft b e« ® e u t f e tt Sßeretne für 93u<f)wtftn unb ©djrifrtum
©teifter, erläutert Godijn auf ben acht Seiten bet »on 'Jlfmquifi &
SBiffedt ©oftrndeti:21ftiebeIag in Uppfala ftfjcn gebrudten Quart:
heftet ben getreu nachgcbilbeten Korrefturbcgen unb feintn Urfprung,
wobei manche mistige Slnbeutungcn über bic 3nfunabelnfunbe unb
bie Sünfangt ber ffanbina»ifd;cn ©ucf)btudgefd)icbte gegtben werben.
Der ffierid;t übet bie bänifche Jachfchule für ©ucbhanbwerf 1916/17
bringt außer tiner mit 21bbilbungcn erläuterten fritifefjen SBefdjrei:
bung ber eben ermahnten fdjwcbifchen ©udjfunftauffiedung einen
Nachruf auf ben 2lrd;iteften ffiilf). ©ruun (1868 bit 1917), bet fid)
um bic Gntwidlung bet ncubünifd)en ©ud;grwerbct große ©er;
bienfte erworben tjat. ©etrachten mir bie lebten ©eröffentlid;ungen
bet bänifchen ©ud;gcmctbroereint in ihrer @efamtf;eit unb in ifjten
pufammenf)irrigen, fo briingt fid) wohl ein ©crgleid> mit beutfd)en
Seifiungen ähnlicher 2Irt auf. Daß bit bänifchen Drude bei einem
berartigen ©erglcid;e ton gofd)loffencrcr, flilflrengerer ©Mrfung ct;
fd)einen, hat natürlid) einen guten ©runb. Die ©ielgeftaltigfcit
(unb mitunter aud; bie bloße ©ir[gcfd;äftigfcit) bet berufnen ttinfl;
Ierifd;en ©uebwefent erflredt fid) Uber fefjr tiel größere ©ebiete alt
in ben norbifdjen Siinbem, bie in engeren ©rrnjen bleiben muffen.
Dafür haben biefe ben unleugbaren ©erteil einer intenfiteren Kom
jentration, beren Slrbeittergebniffe nad; ilberaühin roirfen, ohnt fid;
aUjuljaufig ju jerfplittern. So liegt in bem verärgerten ©erlcgetwort
ton ber Dublettenmad)erei bod; eine für bie äußere unb innere Gnt-
tticflung unfett ©ucbgemetbcS recht beherjigentinerte Sehre. Die
beutfehe Suchfunflbcroegung fennte in ihren Stiftungen bisweilen
fd;on gefammelter werben unb auch ben »erlodenben Qualitäten unb
Quantitäten ber Surutbiicherinbufhie, bie ein unentbehrlicher Stäget
ber für bat billige fd>öne Such bafjnbred)enben, beifpielgebenben
Siebhaberaufgabe ift, gegenüber gefefligter. Dann werben auch wir
rafcher ein pirl erreid;tn, bem bie Dänen mit einigen ihrer ©tufter:
brudt fich fd>on näherten, bat feine, fchöne, fttfleSud), bat »on feinem
©ucf)funftroert unb ■werten fein 21 uf heben mad;t, auch bann nicht,
wenn et mehr fein miü unb ift alt bat anftänbige, lanbläuftge Dutd;:
fdmittfbuch ber beften ©erleget unb SBrtfflätten. ©. 21. G. ©.
SluSftcdung g. .§. (ft)mdc. ©iai^uni 1917. IBcrlin. Unter
ben Hinten 15. ©üd)crftube Unter ben Sinbcn. (40 Seiten, 8o.
'Petit geheftet '©I 2.—.) Daf gefällig angeorbnrte unb aufgcflattete
2lutftedungt»crjcid;nit ift, in ülnfefmng feiner ©ejtimmung alt
2Bcrbrfd;rift, nid;t gerabe übermäßig billig, fonfl aber oortrcfflid).
(St gibt eine fthe gute Überficht bet 2BrrfeS bet befannten Sud);
riinftltrt, in bat Dr. 3of. ©opp furj einflihrt. 3" Ghmde:0luftifa
»on Knorr & Jfiitth in ©tünchen auf einem etwaf ju bünnem, jeben;
fallt bei ben friiftigtn Jpoljfchniltmiebcrgaben burchfchlagenbem,
Rapier gebrueft, enthält et witfungfuod gewählte Silb: unb Sa^
proben, baju ein ©ilbnif bet Künfllert. Sffieitethin wirb auf bie
erfd;itnenen Sd;riftgießcreiproben, auf bie ron Gf)mde gefd;ritbencn
Slbreffen, feine Ginbanbentwürfc unb feine Oßerbebrudfachen »er:
wiefrn. 2lud; bie ©etöffentlid;ungcn über unb »on Ghrnde werben
angeführt. 2lDr6 in adern ein red;t brauchbaret Jpanbbücbleiit für
ben ©ud;funftfreunb unb Sammler, bat alt ©luflerbrud baju noch
cintn felbfiänbigtn 28ert befifer. ©ei ber ©elegenheit bitfer furjen
Ülnjeige auf bie ülrbcitcn unb bic ©ebeutung Ghmdet für unfre
©ud;funftbcmcgung unb ©uchfunftentwicflung näher einjugthrn,
erübrigt fid) wohl. Sinb hoch bic ©toben feiner Dätigfeit für unfre
führenben ©udifunftoerlage in ben Jpänben brr ©uchfachlcute unb
©uchfrtunbe. 21 ber bat barf hoch wohl gefugt werben, baß gerabe
tint jufammenfaffenbe 2luf ftedung wie biejenige, ber bat fleinc ®et=
jeichnif gewibmet würbe, am beften erweifen fann, ob ein ©ud>;
fünftler nur »ercinjelte üBerfe gefchaffen h 4t ober ob fein UBcrf in
größerem Jufammentjange ber 2lutbrud einet beflimmtrn Könnens
unb SBodenS, ber Slutbrud einer ©erfönlichfeit ift. 2Bir bürfen
Chntde mit bem oft mißbrauchten 2Borte jielbewußte Sltbcit nad):
rühmen, in ber auch Seßler unb 3ntümer organifd; finb, an ber
(fortentwidlung mitwirfenb. Unb befhalb fann ein Kiinftlcr wie
Uhntde auf einer Slufftedung aud) unbeforgt ftühere 2lrbeiten jeigen,
für bie er jeßt wohl anbte Sefungen finben wütbe. Sein 2Berf bleibt
troßbem etwat ©anjet unb Selbftänbiget, bat wert ift, alt foldiet
bemachtet ju werben, um bie ©erbienfte bet ’Jlutfteüert alt lebenbige
Kraft unfert ©ud)gewetbef recht ju »erflehen. @. 21. 6. ©.
Sagcrbote. Sonntagtgruß. peitfehrift für bie beutfehen 3nter-
nierten in Dänematf unb Norwegen. Giftet Halbjahr ©tai—Cfto;
ber 1917. 312 Seiten, gebunben bän. Kt. 6.—. Ju bejiehen burd)
ben beutfehen Sonberautfchuß für Kriegtgefangenenhilfe in Kopen:
hagen, ©rebgabe 45,1. pum ©fingftfonntag 1917 wutbe ben 3n=
tetnierten in Däncmarf unb Norwegen jutn erftenmal ein „Sonn:
tagtgruß" in (form bet unt «otliegenben „Sagerboten" befchert. (für:
wahr, einen fcf)önercn ©ruß fonntc man ihnen nicht bringen. 2DaS
fledt nicht adet in biefem ^)albjahrtbanb, ber nun abgefchloffen ift!
Gr gehött mit jum ©eften, wat wir an „Krirgtjeitungen" erhalten
haben, unb jeigt unt „©arbaten" fo recht in »ödem 8id;tc. Oiidjt
fhtmpfe ©leidjgtiltigfeit gegenüber bem, wat unt umgibt, fonbern
rege Teilnahme unb uodet ffierftänbnit für Sanb unb Seute. Gt
ift ein großet ©erbienft bet Sd)riftleitert Dr. jur. Ol. Sd)airer, ge:
rabe Dänematf unb (Norwegen ben 3nternienen in üBorr unb ©ilb,
in ©oefie unb ©rofa, in ©elchrung unb Grjählung fo fd;ön nahe:
gebracht ju haben. Der Siebling bet bänifchen ©olfet 2lnberfen,
bet größte Dichter 'Norwegens Sjötnftjernc ©jörnfon, 3ütlanbt
Dichtet Steen Stecnfen ©liehet, Sd)riftfltder wie Kierfcgaarb unb
anbte fommrn jum 21'ort. ©ilber »on 3<tafim Sfoogarb, ©ilhelm
Jftammerthöj, ©etet Scoerin Krocer, »on ben notwcgifchen ©lalern
tfearnlc» unb ^>ant ©ube bringcn’Sanb unb Seute ben Sefern näher.
Sie erfahren frrner, baß 21bam ©ottlob Ochlenfehläger in Dänematf
geboten, unb lernen babei brei feiner beften @cbief)te fennen. Slrtifel
wie „Die bänifche Jrau", „Die ©oltthochfchule in Dänemarf",
„Däneutarft 3nftln", „Silber aut bänifd;cn ©farrhöfen" gewähren
Ginblide in bat wirtfchaftliche Srbcn bet fd;öncn Sanbct. Schließ:
lid; barf nid;t unerwähnt bleiben, wat wir aut ben 3ntemiertrn
lagern .fialb auf 3ütlanb unb Söfen in 'Norwegen erfahren in St:
richten, bic wir ©farter Sd;aircr aut Tübingen »erbauten, unb bat,
wat bet Sagerbaumeifter 3 n genicur.Kapitän 21. G. .©oft unt über
bat Sajarettlager bei .f)alb fagt. — Unb bat adet in einem @c.
wanb, bat fid; ftf)cn läßt tppogtaphifd; fowobl alt idufhati»!
©lan merft ben .nochftanb bet bänifd;en Drudgrwerbet fepon
beim erften ©lid, ben man in ben „Sagerboten" wirft. Gt ift
ein Stüd Kulturarbeit, bat h* ct geleiftet worbtn i|t, wie wenig
fcinetgleichen währtnb bet Krieget. Der .ß>albjahrtbanb gehört
baher in jebt ©ibliothef, bie ffiert barauf legt, bie wertoodfte
Siteratur bitfer Kriegtjaf>re ju befifen. Sdnamm.
Der ägi;ptifd;e Urfprung unfrer Schrift. S. 1. — Gin türfifdjer ber neuen e»angelifchen ©cfangbiidjcr. S. 15. — Olcinefe Jud;t »on
Siebetbrief aut Jentralafien in „©?arfenfd;rift". S.3.— 21ut Daniel ©oethe. S. 18. — ©litteilungen aut bem Deutfchen Kulturmufeum.
Ghobomircfif ©riefen an 2lmon ©raff. S.4. — Drud unb Schmud S. 20. — ©lieber unb pcitfd'riftcnfdiau. S. 23.
24
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Original fforn
_PRINC£TON UNIVERSUM
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO ooooooooooooo oooooooooooooooooooooooooooooo oooooooooooooooooooooooooooooooooooo oooooooooooo
60 langt an Gto. SBoblG&el ©cftr. Sen(. bnö 5. 2Bb-
meine bn&ertbenig gebotfame Sitte, 6ie fcodigeneigt geruhen toolte,
alleä toie&eriger ofjne etfjebiidiet Gintnen&enel bngebinbert, mir
Gjgl. ju gejlatten bn& jujulaffen, 6a& öeren bon meiner ©cbfoieger,
6er 5iebett[d>en Wittiben mir, ihrem Soditermann, uff l 1 / 2 3of)t
(ang bertniüigter treffe gegen arficulmäfUge “216- un6 3ufd)tei*
bung mid) bebienen bn& gleich anberen Sürgctn meine 3tabrung
fucben möge.
9Bie nun folcbed benen < 2irticu(n in feiner toege nadjtbeilig,
auch id) für mich felbften benenfelben ju praejudiren teinebtoegb
gemeint bin, alfo getröfte mid) ÖroSjgl. Gebär- unb SBiltfabrung
berbleibenb
Gü>. 3SoblG6el ©efit. Qertl. bnb ©rgl. bnbertbenig treto-
flicbtig geborfamer Sürget
3of>anneß Anbreae."
Auf biefea Gefuch erfolgte junäcbft nod> fein <Be*
febeib, 6a 6er Sftat baafelbe am 12. 3uni 1666 &et
SBuchbrudergefellfchaft jur «Begutachtung fibertoiefen,
unb 6ie ‘Surf)6tucferf>erten, i _
6ie in 6et 3ulaffung An* " jf
breaed eine 6d>m4tctung i|pp||§SgML
ihted Ginfommenb befüreb* \ 'jP'-'
teten, auf 6ie 3Bitfoe Siebet J$XlLk. -
eintoirffen, um 6ie Über- \
laffung 6er treffe ju hinter*- J J
©ebtoaget Anbteaed, ©a* it WsBm
nie! Siebet, 6er feit 1656 6ie ©i - n f p - *
bäterliche ©ruderet führte, ‘ I «Bps fi
biefem jubüfe, inbem er fich IBW IL j*j§§
erbot, unter bem «Borbehalt [f H
besi Gtgentumdrechted 6er ~~ ; "l !
treffe ihm bari ‘Sribileg
auf IV2 3ahre ju über* Sie 91nbreacifd>e Sucbbi
(affen, toelchem ‘Sorfcblage ® lfe c ® ai
auch 6er fRat am 19.3uni (°ri B ino(ici*n.
1666 beitrat. Anbteae toar hterburch in ben «Befch einerä
leiled 6er Siebetfd>en ©ruderet gelangt unb berblieb
auch nach Ablauf ber auf IV2 3ahre feftgefetiten Srift
im «Befiß berfelben, ba jeber “üiachtoeid über ben er*
folgten Grtoetb einer anberen ©ruderet fehlt, ©ie An¬
zahl ber Treffen (©tnbreae brudte fhüter ebenfalls mit
hier ^reffen) unb ber «Befiß einer eigenen Schriftgießerei,
bie feit ‘Shilibb Siebet mit ber ©ruderet betbunben
toar, (affen ed fogar toabrfcbemltcbet erfcheinen, baß
Anbreae bie bollftänbige «Buchbruderei bon feiner
©chtoiegermutter ober feinem ©chtoager ertoarb, 6a bie
©rudertätigfeit ©aniel Siebetd fich mit ber ©elbftünbig*
machung Anbreaed nicht toeiter berfolgen läßt unb bie
nach 1666 entftanbenen ©rudereien in ihrem Urfhrung
auf anbere, früher gegrünbete ©rudereien jurüdtoeifen.
Ser bereitsS früher ertoähnte jüngere «Brubet Anbteaed,
£
”1
Hl
SIE«
Sie ‘Slnöreaeifcbe Sucbbruderei unb 6d>riftgie&erei
Qllfe SKainäetgaffe 39
(Originaljeidmung bon 6. 33ert)
ber (Schriftgießer 3obann 3afob Anbteae, am 12. Of*
tobet 1642 in ©traßburg geboren, bürfte toohl burch
feinen ‘Stüber beranlaßt toorben fein, ebenfalls! nach
Sranffurt überjufiebeln. f)ier erlernte er, toie er in
feinem 1673 an ben fRat gerichteten ©efuche um Auf*
nähme als! «Bürger bemerft, bie Schriftgießerei unb
leiftete am 27. Abtil 1674 ben «Bürgereib. Sfach einer
«Befchtoerbe ber «Buchbinber aus! bem 3abte 1685
toegen fRahrungdeingtiff foll er fich bei feiner Auf¬
nahme nur ald ©chriftgießer haben eintragen taffen,
toad auch mit ben Angaben bes! R3ürgerbucbeb über*
einftimmt, todhtenb 3ohann 3afob bebaubtete, bie
^Bürgerfchaft fei ihm auf bie „Gießerei unb einen Caben
bon gebunbenen «Büchern, toelche 3<h felbft btnben
möge", berliehen toorben. 3ohann 3afob tourbe nun
_ _ _ _ toieberholt befchieben, fich
bed ^Buchbinbena ju ent*
halten, hoch tümmerte er fich
, . nicht barum, fonbern ließ
Jjj btelmehr bie ^uebbinber
burd) Srau unb ^inber auf
1,31 M füffentticher ©traße aua-
_ 11 ^ bühnen. Gine Gtngabe bon
I i i I it>m bom 2 - 3uti 1685 ift
ir Ji H S S M 31. noch beahalb bemerfena-
n toert, toeil fte auch feinen
iTjfib' :; 7 ■ älteren vBtuber ertodbnt.
f.. laHSnil & 3ohann 3afob bittet in ber*
fetben um bie Grlaubnia,
^ baa Sucbbinber-f)anbtDert
iderei unb 6d)riftgie6erei mit eigener fjanb betreiben
jetgflffc39 5 (j t f en un & begrünbet
.8 bon ß. Bort) er jj on 5 en
A- < 8-G-Q3ücbern unb bergletchen geringen Singen fich
nicht ernähren fdnne, umfomehr, ala er im ganjen 3ahre
taum ein ©ußenb berfaufe „unb fotche nicht beh mir,
fonbern allein beim 3Balther uffm ^farrehfen unb
meinem <Bruber gefucht toerben". ©eine©chriftgießerei
fcheint bemnach fehr unbebeutenb getoefen ju fein.
3obann 3afob Anbreae heiratete um 1673; bon bem
Sftamen feiner Srau ift nur beten Vorname Katharina
befannt, bie am_l. ©ejembet 1691 ftarb.
3Rit bem Übergang bea ^Bechel-^ßalthenma-Sie*
betfehen ©efchdftea in ben <Befit3 3ohann Anbreaea
gelangte auch bie burch ‘Wlibb Siebet mit ber ©ruderei
berbunbene umfangreiche Schriftgießerei in feinen <Befiß.
SBia ju toelchem Grabe biefe Gießerei unter Anbreaea
Idtigfeit auch für anbere ©rudereien tätig toar, ift
fehr fchtoer feftjuftellen, ba hierüber feine Slachrichten
oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
^3robcfeite aud 6er 5eflfd)rlft:
Sic Sd>riftgie6etei Senjamin Ktcbb c Jtad)folger, 3tantfurt a. 9IC.
Gin Beitrag jur öeltbic^te 6e$ 5tontfurter ©d^riftgiffecrgetoetbc^ bon 0uftab SQJori
tjerouegegeben jur 5cicr 6e^ 100 jfftätigen ^öeftetten^ 6er 5irma.
Seilage jura „^Icdjift für Sucbgetuerbe"
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©dost ouo „3ubi(äumti-3raftur"oon
Benjamin ^rebö 9larf>f v 5rantfurt a. SQt.
Ongiral frem
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—ERINCETC3UJJNIVER5ITY
■Daniel (Eljoboroiecft
©cinalCc von -> 111(011 ©raff, Berlin, .Höni^licbc '»Ifafcmic fer .Ränfte
3töltigf i l,r SeitKbrift £c$ Deutfcbcn Vereins für 45ucf)iucfeii mit? «Schrifttum
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c Mircbe ui Raufen' bei Berlin
»cftase jirai ««Mo fftr «nchficmcrbc ©rutf „„ 5.«. tattninnn in Soüfar
eine 23 ilbfolge t>on -jwolf Httl)o=
grapsten 311 Kainer iftaria Kille: ©ie EPeife
»oti Hiebe unt> ICob öes (Lornets iLbri|topb Kille
NEUE GRAPHIK DES VERLAGES EMIL RICHTER / DRESDEN-A.
\ brm di t gonäe&ttt' 3
mit dm tj ojffriungsuotfftm (^mmriungm entgegen-
gebt; und tum dcjfen kommenden Klagen fie die (Erfül¬
lung bprbffcer iöunfrbe und tiefftm Öebneno ernmriri;
f entbieten wir 3bnm besuchen Bank und &mßl
mxäm miKrifrit tne £eben gerufm, bat imßvXlntrr-
ncbmm firf) 3 ab tmcbc treue jmmdc erworben und
iß-in vielen guftbriftm atv tm yügsmaßev und erfolg-
»erfpmbmdcö begrubt toordm. Öo durfrn wir denn wobt
tttft^iuttrjirijt b®# 3 *, m detv
Mbm er ft recht unfere 2tufgnbe erfuflm^u
kbnnrn ^iufgabm, die der £)rbung de» ^vunftqaoerbco
und der-öerffeuimmg deo (Sefdimacka auf aüen (debie-
find.
werden (Heft nur
tm des geftbaftiubm £ebt no ju dienen b
tm des gefebaj
iOmtftfjcr0H|tunÖ ft
dann in der B3dt durch
und yx kuiturrücr Bedeu¬
tung gefangen / amn fleh fandet und dnduftrie dee»
PfUrht brroufSt find und bleiben, dap> nur ^unKtnfagg-
beit 2 lnjprucb auf 21 nerfcmmmg und Wertung batr*^
• 2 Öir rechnen auf oietc neue freunde und uerfprecbm,,
unfere alten und neuen Beziehungen forgfaltigft 3 U
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BAND 55
<!§»§§> MÄRZ-APRIL HEFT 3/4
IIIUIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIII
ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
...
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW
iiiMiiiiMiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiniiiMiiiiMiiimmmiimmmmimiiimmiimiiimiimmmmiiiiiiiiiiimmiiimmiMimiimmmmmiiiiimiimi
Bekanntmachung
In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im Monat April als Mitglieder aufgenommen:
1. Heinrich Bauer, i. Fa. Bauer & Gemberg, Kunst- 22. Albin Martin, Schriftsetzer, Lauenhain bei Krim -
anstatt, Berlin. mitschau.
2. Otto Baumann, i. Fa. F. Webers Nachf., Buch- 23. Fabrikdirektor Richard Meißner, i. Fa. Friedr.
druckerei, Schleiz. Serong, Buch- und Steindruckerei, Höxter.
3. Ottoßecker,i.Fa.KarlThomaß,Hoflithographische 24. Heinrich Melching, Direktor des Torgauer Druck-
Anstalt, Gehren i. Thür. und Verlagshaus, G. m. b. H., Torgau.
4. AagusfßeZZ,DirektorderFa.CarlFlemmingA.-G., 25. Carl Pfeffer, Buchdruckerei und Zeitungsverlag,
Buchdruckerei und Verlag, Glogau. Heidelberg.
5. K. Berg, Geschäftsführerder Fa. Reißhaus & Co., 26. P. Plaum, Hofbuchdruckerei u.Verlag,Wiesbaden.
Buchdruckerei, Erfurt. 27. Gustav Raabe, i. Fa. Erdmann Raabe, Buch- und
6. Max Blunk, Geschäftsführer der Mecklenbur- Steindruckerei, Oppeln.
gischen Volkszeitung G.m.b.H., Rostock i.M. 28. G. Riebensahm, i. Fa. Heynes Buchdruckerei,
7. Jul. Caesar, i. Fa. Spannagel & Caesar, Buch- und Braunsberg, O.-Pr.
Steindruckerei, Lüdenscheid. 29. Paul Ritter, Zeitungsverleger, Berlin.
8. Hugo Dittmar, i. Fa. Max Speck & Co., G.m.b.H., 30. Dr.KarlRohwaldt,i.Fa.Gebr.B'\ngA.-G.,Nürnberg.
Buchdruckerei, Stuttgart. 31. Fritz Romen, i. F. J. L. Romen, Buch- und Stein-
9. Otto Donath, i. Fa. Schiemann & Co., G. m. b. H., druckerei, Verlag, Emmerich.
Zittau. 32. A. Sabo, i. Fa. Carl Sabo, Kunstanstalt, Berlin.
10. RobertFeyl, i.Fa.Gebr.Feyl,Buchdruckerei,ßerZin. 33. C.H. Scheur, Buchdruckerei und Zeitungsverlag,
11. N.Foegen, i. Fa. Westpreußischer Verlag A.-G. Völklingen (Saar).
für Verlag und Druckerei, Danzig. 34. Johannes Schrodt, Buch- und Steindruckerei,
12. Josef Giehrl, i. Fa. Pößenbachersche Buchdruk- Frankfurt a. M.
kerei, München. 35. Städtische Fortbildungsschulen, Insterburg.
13. Heinrich Gleiber, i. Fa. Voigt & Gleiber, Buch- 36. Arthur Türk, i. Fa. Woldemar Türk, Kgl. Sachs,
druckerei, Frankfurt a. M. Hoflieferant, Dresden.
14. Fritz Guhl, i. Fa. F. Guhl & Co., Kunstanstalt, 37. Friedrich Ulrich , i. Fa. Oberschw. Volkszeitung,
Frankfurt a. M. Verlags- und Druckerei-G. m. b. H., Ravensburg.
15. Carl Hauptmann, i. Fa. Rhenania Verlag, Buch- 38. F. W. Vogel, Verlagsdruckerei, Hamburg.
und Steindruckerei, Bonn a. Rh. 39. Hermann Wäser,\. Fa.C.H.Wäser,Buchdruckerei,
16. Jos.Keller, DirektorderFa.HermannSchöttA.-G., Segeberg.
Rheydt. 40. Albert Weiß, i. Fa. Weiß & Lingmann, Buchdruk-
17. K. Kettler, i. Fa. Der Westfale A.-G. für Verlag kerei, Düsseldorf.
und Druckerei, Münster i. W. 41. Alfred Weniger, i. Fa. Weniger & Co., Hofbuch-
18. Willy Kirstein, Verlagsbuchhändler, Leipzig. druckerei, Dessau.
19. Gerhard Lang, i. Fa. Reichhold & Lang G.m.b.H., 42. Walther Wichelhoven, i. Fa. Rudolf Wichelhoven,
Lithographische Kunstanstalt, München. Verlag des Iserlohner Kreisanzeigers, Iserlohn.
20. Hans Lang, i. Fa. Gebr. Lang, Graphische Kunst- 43. Robert Winckelmann, Hoflieferant, Buch- und
anstalt, Metz. Steindruckerei, Berlin.
21. Dr. Emil Lövinsohn, i. Fa. Dr. Lövinsohn & Co., 44. Arthur Zimmermann, i. Fa. Gustav Zimmermann,
Farbenfabrik, Berlin-Friedrichsfelde. Papierwarenfabrik, Hohndorf, Bez. Chemnitz.
Leipzig, 30. April 1918
Die Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins
I. A. Paul Agsten
25 4
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig
(6. Fortsetzung)
M it dem Beginn seines 21. Jahrgangs geht das
Archiv von der Frakturschrift zur Antiqua¬
schrift über, was als bemerkenswerter Vor¬
gang verzeichnet zu werden verdient. Um die da¬
malige Zeit (1884) macht sich im allgemeinen eine
Strömung bemerkbar, die auf die Verdrängung der
Fraktur, der Bruchschrift, hinausläuft. Neben dem
Archiv gingen zugleich noch andre Fachblätter zur
Antiqua über, nachdem das älteste deutsche Fach¬
blatt, das Journal für Buchdruckerkunst bereits seit
langer Zeit in Lateinschrift erschienen war. Besondere
Gründe für den Schriftwechsel gibt der Herausgeber
des Archivs nicht an, ohne Zweifel erstrebte er aber
damit eine bessere Übereinstimmung der textlichen
Teile des Blattes mit den Satzbeispielen und Beilagen,
die von jeher fast ausschließlich in Antiqua gesetzt
worden sind. Seitdem hat das Archiv die Antiqua
beibehalten und erst die neueren Frakturbestrebungen
haben es mit sich
gebracht, daß ge¬
legentlich eine be-
sondereAbhandlung
in Fraktur erschie¬
nenist. Die mit dem
neuestenjahrgange
einsetzende Zwei¬
teilung des Blattes
ließ es angezeigt
erscheinen, für die
zweite Hälfte die
Fraktur heranzu-
zieben, womit zu¬
gleich häufig zum
Ausdruck gebrach¬
ten Wünschen aus
dem Leserkreise
Rechnung getragen
ist, ohne daß die
Einheitlichkeit der
Ausstattung des
Archivs eine Ein¬
buße erleidet.
Im 21.
Bande
erschien zunächst
eine ausführliche
Abhandlung von M.
Wunder über die
Preis berech nung
von Druckarbeiten.
Diese Arbeit hatte
eine grundlegende Bedeutung, denn in derselben
ist zum ersten Male die Preisberechnung im Buch¬
druckgewerbe in zusammenfassender Form behan¬
delt und auf deren Wichtigkeit hingewiesen worden.
In der Einleitung der Arbeit, die auch als Buch in
mehreren Auflagen erschienen ist, wird auf den be¬
reits unter 1871 erwähnten Vortrag über die Preis¬
berechnung von A. Mahlau hingewiesen, ferner auf
einen 1874 erschienenen Aufsatz in Klimschs All¬
gemeinem Anzeiger sowie auf den 1880 veröffent¬
lichten Normaldrucktarif des Vereins Berliner Buch¬
druckereibesitzer. Als weitere Vorläufer seiner Arbeit
erwähnt der Verfasser des Aufsatzes noch einen
Preistarif der Pariser Buchdruckereien vom Jahre
1874. Die Arbeit selbst ist in mehrere Abteilungen
gegliedert und zwar in folgende: Berechnung des
Satzpreises, Korrekturen, Überarbeit, Kalkulations¬
buch, Indirekte Satzkosten, Zinsen- und Amortisa¬
tionskosten, Regie-
und Betriebskosten,
Der Aufschlag, Ste¬
reotypie, Berech¬
nung der Druck¬
preise, Leistungs¬
fähigkeit einer
Schnellpresse, Be¬
rechnung des Druk-
kes von Werken,
Satinieren des
Papieres, Trocknen
und Glätten, Buch¬
binderarbeit, Preis¬
berechnung der Ak¬
zidenzarbeiten,
Umlaufzettel. Als
Grundlage für seine
verdienstliche, sich
auf eigene prak¬
tische Erfahrung
aufbauende Arbeit
bedient sich der
Verfasserdes Buch¬
druckertarifs unter
Berücksichtigung
der damals noch
üblichen zehnstün¬
digen Arbeitszeit.
Haben die Ausfüh¬
rungen Wunders
seinerzeit auch all¬
gemeineres Ver¬
ständnis für die
1884
Abbildung 61. Verkleinerter (Gold, grün, braun) Haupttitel
zum XXII. Bande (1885) des Archivs Tür Buchdruckerkunst
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Original fforn
PRINCETON UNIVERSI
Archiv für Buchgewerbe
Notwendigkeit einer guten Preisberechnung geweckt,
so haben sich die Klagen über schlechte Preise doch
jahrzehntelang fortgesetzt und es ist wohl ein be¬
sonderes Verdienst des Kreises VII (Sachsen) des
Deutschen Buchdruckervereins, wenn dieAnregungen
Wunders späterhin nicht nur Erweiterung erfuhren,
sondern im Deutschen Buchdruckpreistarif ihre voll¬
kommenste Form gefunden haben. In dem Aufsatze
Wunders hieß es u. a.: „Wir wünschen, daß jeder
Prinzipal richtig rechne und nicht leichtsinnig Preise
mache zu seinem und aller Kollegen Schaden, denn
ein billiger Preis zieht den andern nach sich. Kann
er aber auf ehrliche Weise, durch geschickte Ge¬
schäftseinteilung, nicht durch Lehrlingszüchterei, Be¬
zahlung unter dem Tarif u. dgl. mit geringerem Auf¬
schlag auskommen, nun, dann wird niemand etwas
dagegen sagen können und, was die Hauptsache ist,
ein Schleuderpreis wird dabei nicht herauskommen,“
Neben den eigentlichen Berechnungsfragen behandelt
der Verfasser auch die zahlreichen Nebenumstände,
die die Berechnung beeinflussen, vor allem die so¬
genannten versteckten Ausgabeposten, die durch un¬
zeitgemäße Einrich¬
tungen,Zeitverluste,
unnötiges Versuchen
beim Akzidenzsatz
und vieles andre
entstehen. Heute ist
das Berechnungs¬
wesen in ganz andre
Bahnen gelenkt wor¬
den, da verbesserte
Einrichtungen, die
Setzmaschinen, ver-
vollkommnete
Druckmaschinen,
Fortschritte in der
Papierfabrikation,
neuere Buch¬
bindereimaschinen
und vor allem eine
strenge Durchfüh¬
rung der Arbeits¬
bedingungen Platz
gegriffen haben.
Aber trotzdem ist
das Berechnungs¬
wesen eine der
schwierigsten Auf¬
gaben für jeden gra¬
phischen Betrieb
geblieben und es be¬
hält der Ausspruch
Wunders, daß dem
jenigen Buchdruk-
ker, der nicht gut
rechnet, schließlich von seiner ganzen Mühe und
Last nur das Vergnügen von der Arbeit bleibt, seine
Wahrheit.
Als eine weitere bahnbrechende Arbeit darf der
im gleichen Bande erschienene Aufsatz von Albert
Hoffmann über die Technik des Akzidenzsatzes gelten,
denn durch sie wurden die Akzidenzsetzer auf Ge¬
biete gelenkt, die zu beachten sie bis dahin unter¬
lassen hatten. Hoffmann ließ den Akzidenzsatz nicht
mehr als ein nebenher gepflegtes Gebiet des Buch¬
drucks gelten, er betrachtete ihn vielmehr als einen
besonders zu pflegenden und auszubauenden Zweig
des Buchdrucks, indem er sagte: Wer heutzutage als
Buchdrucker anerkannt sein und sein Fortkommen fin¬
den will, muß auch vom Akzidenzsatz etwas verstehen.
Der Verfasser geht bei der Ausschmückung der Satz¬
arbeiten von der zusammengesetzten Rahmenform
aus, die unter Benutzung der mehr und mehr auf¬
kommenden Renaissanceornamente in Verbindung mit
Linien aller Stärken den hauptsächlichsten Schmuck
der Gelegenheitsarbeiten bilden soll. Er führt da¬
bei den Akzidenzsetzer in die Terminologie des
Kunstgewerbes, be¬
sonders aber der
Ornamentik ein,ver¬
weist auf Gottfried
Sempers Werke,
deren Studium dem
Buchdrucker man¬
chen Nutzen brin¬
gen könne. Dabei
betont er ausdrück¬
lich, daß es sich
dabei nicht um die
Sucht handle, durch
fremdartigeBezeich-
nungen imponieren
zu wollen, sondern
der Forderung der
eisernen Notwen¬
digkeit zu ent¬
sprechen, für feste
unterschiedlicheBe-
griffe auch präzise,
nicht deutungs¬
fähige Worte einzu¬
führen, die früher
oder später doch
Bürgerrecht in der
Typographie
erhalten werden.
In dem sich der
Einleitung anschlie¬
ßenden Abschnitte
vertritt Hoffmann
die Theorie des
4*
Abbildung 62. Verkleinerter (blau, Gold, rot, braun) Haupttitel
zum XXIII. Bande (1886) des Archivs für Buchdruckerkunst
27
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
sogenannten Bandstreifens, der sich aus Borte, Band
und Naht zusammensetzt (siehe Abbildung 64). Die
von den Schriftgießereien geschaffenen zahlreichen
Reihungen, Spitzeneinfassungen, daneben gestrichelte
und gemusterte Linienmuster in allen Breitenver¬
hältnissen geben ein auswahlreiches Material zu
solchen bandähnlichen Umrahmungen, die einfarbig
wie mehrfarbig, in schmaler wie breiter Anordnung
dem Geschmack der Akzidenzsetzer weitesten Spiel¬
raum für ihre Phantasie ließen. Häufig brachte diese
Verzierungsform eine arge Einschnürung des Wort¬
lautes mit sich, denn an den letzteren wurde fast
Abbildung 63 (1884)
Borte
Äußeres Bändchen
Band
Inneres Bändchen
Naht
Abbildung 64
Abbildung 65 (1884)
□
-sL- G)
--
□
1
■i
i
.
-
F
F
f
□
3
stets erst zuletzt gedacht und ihm der im Innern des
„Randes“ verbleibende „Spiegel“ des „Teppichs“ zu¬
geteilt. Neben ganz lehrreichen theoretischen Aus¬
einandersetzungen gibt der Verfasser auch eine prak¬
tische Anleitung zum Satze ornamentreicher Arbeiten.
Er befürwortet die Einführung eines Akzidenzkastens,
der alles wichtige Füllmaterial enthält und der jedem
Setzer ausschließlich zugeteilt ist. Ferner stellt er
die flache Arbeitsweise, das Flachstellen des Setz¬
schiffes, als Hauptforderung auf, da nur sie im Ak¬
zidenzsatz rationell sein könne. Er wünscht jedem
Akzidenzsetzer einen ungestörten Arbeitsplatz, andern
er auch Skizzen und Entwürfe herstellen kann, u. a. m.
Sodann folgt eine Satzanleitung, die sich wohl bis auf
die heutige Zeit als die beste bewährt hat, wie über¬
haupt alles, was Hoffmann seinerzeit aufstellte, zur
Selbstverständlichkeit geworden ist. Über die Viel¬
gestaltigkeit des Rahmensatzes folgten weitere Ab¬
schnitte mit vielen Beispielen, und nachdem alle Vor¬
bedingungen zur ungefähren Feststellung des Bildes
der zu schaffenden Arbeit als erfüllt betrachtet werden
können, kommt der Verfasser zum typographischen
Skizzieren und Entwerfen. Als kategorische Forderung
stellt er zunächst den Satz auf: Wer als Akzidenzsetzer
den Anforderungen der Neuzeit genügen will, muß
zeichnen können. Er bezeichnet das sogenannte
Abbildung 66 (1884)
karrierte Zeichenpapier als nicht besonders geeignet
und empfiehlt eine gemischte Skizziertechnik, bei der
das Linienwerk mit Bleistift oder Tusche gezogen,
abgezogene Ornamentstreifen aufgeklebt, Vignetten
aufgepaust, Zeilen durch schwächere oder stärkere
Balkenstreifen angedeutet werden. Es komme nur
darauf an, daß der allgemeine Eindruck der Arbeit
angedeutet werde. Bei Skizzen für den Besteller sei
das Einzeichnen der Schriftzeilen empfehlenswert.
Im Anschluß behandelt der Verfasser die Hilfs¬
instrumente beim Akzidenzsatz und ihre Anwendung.
Hierzu gehörten damals Linienhobel, Linienschlag¬
apparate, Unterfeilapparate, Feilen, Akzidenzhobel,
Biegapparate. Mit der Besprechung der hart an den
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Original ffotn
PRINCETON UNIVERSI1
Archiv für Buchgewerbe
Grenzen typographischer Ausführbarkeit stehenden
Bogensatztechnik beschließt der Verfasser seine
Arbeit. Überliest man heute nach mehr als wie
30 Jahren die Ausführungen und Ratschläge HofF-
manns und hat man sie, wie der Schreiber dieses, in
langjähriger eigener praktischen Arbeit erprobt, so
muß man gestehen, daß der leider zu früh Verstorbene
den deutschen Akzidenzsetzern die Wege gewiesen
hat, die sie zu den vielen späteren Erfolgen und vor
allem zur Vervollkommnung und Vereinfachung der
Satztechnik geführt haben. Das ganz besondere Ver¬
dienst Hoffmanns war, die Satztechnik auf eine außer¬
ordentliche Höhe der Genauigkeit gesteigert zu haben,
denn ein besonderes Kennzeichen der Arbeiten aus
jener Zeit ist neben ihrer geschmacklichen Seite auch
deren einwandfreie typographische Sauberkeit.
Von den Schriftenneuheiten der damaligen Zeit
verdient eine von Ferd. Theinhardt in Berlin be¬
sonders hervorgehoben zu werden: es ist die in Ab¬
bildung 67 gezeigte Altdeutsch, die nach dem seiner-
£u}rrn (SÜBlfram uon JErdjrnbfldj Ziiridj
tBrapfjifdjrr &tob Stuttgart
1245 Upfyigtni? auf lEauris 6890
Abbildung 67. Altdeutsch von Ferd.Theinhardt, Berlin
zeit noch im Besitz von Kommissionsrat Klemm in
Dresden befindlich gewesenen Missale geschnitten
worden ist. Dabei wurden die Buchstaben U, W so¬
wie die Ziffern hinzugefügt. Das Erzeugnis zeigt jene
Genauigkeit und gewissenhafte Ausführung, welche
allen Schöpfungen Theinhardts eigen gewesen ist.
In dem erwähnten Bande macht das Archiv auch
bereits auf einen von Voirin in Paris gebauten An-
legemechanismus aufmerksam, durch dessen An¬
bringung an Buchdruck- und Steindruckpressen der
Wegfall desPunktierens beim Druck ermöglicht wird.
Die Führer des Apparates lenken den Bogen mit
möglichster Genauigkeit über den Anlegetisch und
der Greifer stößt den Bogen nicht im mindesten zu¬
rück. Durch diesen Anleger wurde ein schnelleres
Arbeiten ermöglicht und er darf wohl als früher Vor¬
läufer der späteren Schiebeapparate, durch deren Be¬
nutzung das Punktieren ganz in Wegfall kam, gelten.
Über die Bücherherstellung und den Buchhandel
im Altertum bringt das Archiv im gleichen Bande
eine sehr interessante und von guter Sachkenntnis
des Verfassers zeugende Abhandlung. Er gibt neben
einer geschichtlichen Einleitung folgende Sonderab¬
schnitte: Das Material, Verschiedene Bücherformen:
Papyrusrolle, Pergamentrolle, Pergamentbuch (Ko¬
dex), Büchermanufaktur und Buchhandel, Umfang
der Bücherproduktion und der Bibliotheken. Die Ab¬
handlung ist lesenswert, weil sie alle Einzelheiten
des weitschichtigen Gebietes umfaßt und ganz inter¬
essante Vergleichsziffern enthält.
Im Schlußhefte des 21. Archivbandes ist ein aus¬
führlicher Bericht enthalten über die im Oktober 1885
erfolgte Gründung des Zentralvereins für das gesamte
Buchgewerbe in Leipzig, des jetzigen Deutschen Bach¬
gewerbevereins. Die Anregung zur Gründung eines
solchen Vereins war von der Kgl. Sächsischen Staats¬
regierung auf Grund einer Vorstellung der Leipziger
Handelskammer ausgegangen. Drei Fachvereine: der
Verein Leipziger Buchdruckereibesitzer, die Typo¬
graphische Gesellschaft zu Leipzig und der Kreis VII
des Deutschen Buchdruckervereins waren zur Begut¬
achtung der ausgesprochenen Wünsche der Handels¬
kammer aufgefordert worden und hatten sich einhellig
für Errichtung eines Buchgewerbemuseums mit Zu¬
grundelegung der aus Landesmitteln zu erwerbenden
Klemmschen Sammlung sowie zur Gründung einer
Fachschule für das Buchgewerbe ausgesprochen.
C. B. Lorck wurde mit der Ausarbeitung der bekannten
Denkschrift unter dem Titel: Die Zukunft des Buch¬
gewerbes in Leipzig betraut und bald darauf zur
Gründung des Buchgewerbemuseums, ferner die Er¬
richtung von Lehrkursen an der Kgl. Akademie sowie
einer Lehrlingsfachschule geschritten.
Als die Gründung einer Buchdrucker-Fach¬
schule bzw. einer Buchdruckerakademie in
Leipzig beschlossen war, war der Herausgeber des
Archivs einer der ersten, der seine Erfahrungen in
den Dienst der Sache stellte, und zwar geschah dies
zunächst durch eine umfassende Abhandlung im
22. Bande des Archivs unter dem Titel: Über den
Anschauungsunterricht in Buchdrucker-Fachschulen.
In dieser Abhandlung sind die Ziele und die Auf¬
gaben einer Fachschule eingehend vom rein prak¬
tischen Standpunkte aus behandelt und dabei betont,
daß die Grundlage eines wirklich guten, nachhaltig
wirksamen Lehrplanes unzweifelhaft nur im An¬
schauungsunterricht sein kann, denn was das Auge
sieht, das prägt sich dem Geiste weit dauernder und
sicherer ein, wie das bloße Wort. Der Verfasser gibt
dann unter Mitwirkung seiner Mitarbeiter Friedrich
Bosse und Albert Hoffmann bis ins einzelne gehende
Vorschläge für die Gestaltung des Unterrichtsplanes
sowie für die Art der Unterrichtserteilung im prakti¬
schem Sinne, er führt auch bereits Abbildungen von
Modellen vor, die beim Fachunterricht Verwendung
zu finden hätten, und erblickt in der möglichst prak¬
tischen Ausgestaltung des Fachunterrichts das einzige
Mittel zum Erfolg, da das gesprochene Wort allein
die Anschauung niemals ersetzen könne.
Die Anregungen Waldows haben leider erst später
teil weise Verwertunggefunden, denn die Buchdrucker¬
lehranstalt (Lehrlingsfachschule) zu Leipzig ebenso
wie die Lehrkurse an der Kgl. Kunstakademie haben
29
1885
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
sich noch jahrelang auf den theoretischen Unterricht
beschränkt und erst nach einer längeren Reihe von
Jahren ist man an beiden Anstalten zur Errichtung
von Lehrwerkstätten und Lehrstuben geschritten, in
denen praktischer Unterricht in den verschiedenen
Zweigen des Buchgewerbes erteilt wird. Alles, was
Waldow vorschwebte, ist jetzt in vollkommenster
Weise durchgeführt. Außer in Leipzig sind in der
verflossenen Zeit auch in andern
Druckstädten bekanntlich Fach¬
schulen entstanden, an denen der ^ '
praktische Unterricht den haupt¬
sächlichsten Teil des Lehrplanes
ausmacht, und aller Voraussicht
nach werden auch die Fortbildungs¬
schulen mehr undmehrzurBildung
von Schülergruppen verschreiten,
denen neben dem theoretischen
Unterricht auch Fachunterricht er¬
teilt werden kann.
Eine weitere bemerkenswerte
Abhandlung, die dauernden Wert
behalten hat, ist eine solche von
M. Wunder über die Einrichtung
von Druckereien. Sie erstreckt sich auch über den
22. und 23. Band des Archivs. Der Verfasser betont
einleitend mit Recht, daß es eine mißliche Sache ist,
für die Einrichtung von Druckereien Ratschläge oder
gar gewisse Schemata zu geben, da für jeden Betrieb
andre Voraussetzungen gelten. Er behandelt aber
dennoch alle einschlägigen Fragen, wie die Kosten,
den Zahlungsmodus, die Auswahl, die Arbeitsräume
(unter Vorführung zahl¬
reicher Pläne),den Setzer¬
saal und seine Einrich¬
tung, das Korrektor- und
Faktorzimmer, das Maga¬
zin, die Akzidenzsetzerei;
fernerdas Schriftmaterial.
Hierbei wird auf die zur
damaligen Zeit äußerst
wichtige Frage der ver¬
schiedenen Systeme und
Höhen hingewiesen und Anweisung gegeben für die
bequemste Art des Übergangs zum Normalsystem.
Über die beste Art der Auswahl der Schriften wird
sodann Anleitung gegeben und dabei auch auf Smalians
Handbuch für Buchdrucker im Verkehr mit Schrift¬
gießereien hingewiesen. Der Gießzettel bildet einen
besonderen Abschnitt. Die Wünsche, die der Ver¬
fasser bezüglich der Gießzettel damals hatte, sind
erst nach vielen Jahren erfüllt worden, und es darf
wohl gesagt werden, daß es in dieser Hinsicht zwar
noch nicht zu einer Vollkommenheit gekommen ist,
aber ganz wesentliche Besserungen eintraten. Von
den Defekten, von den Schriftproben, von den Uten¬
-Abbildung 68. Römische Einfassung (1885)
Abbildung'69. Aus dem XXI. Bande (1884)
silien, vom Maschinensaal handeln weitere Abschnitte.
Es folgen endlich Mitteilungen über das Arbeits- und
Verbrauchsmaterial, die Motoren, die Heizung, die
Beleuchtung, die Ventilation. Im ganzen hat der Ver¬
fasser den Stoff in seinem ganzen Umfange erfaßt und
damit Winke gegeben, die für jeden Einrichtungs¬
lustigen heute noch als Richtschnur gelten könnten.
In einem längeren Berichte gibt das Archiv eine
Übersicht über die von dem neu¬
gegründeten Zentralverein für das
gesamte Buchgewerbe veranstal¬
tete erste graphische Ausstellung
in Leipzig, auf der zum ersten
MaleHauptstückederKlemmschen
Sammlungvorgeführtwerden konn¬
ten. Dieselbe Ausstellung enthielt
auch Stücke aus der Ermlitzschen
Sammlung des Dr. jur. H. Apel
sowie Inkunabeln des Steindrucks
aus der Brockhausschen Samm¬
lung. Durch diese Veranstaltung
wurde das Leipziger Buchgewerbe
erst zur eigentlichen besseren
Wertschätzung der alten Druck¬
werke angeregt, nicht minder aber auch auf die
Wichtigkeit graphischer Ausstellungen für die tech¬
nische und künstlerische Weiterbildung der Berufs¬
angehörigen hingewiesen. Das gegebene Beispiel
scheint bewirkt zu haben, daß bald häufiger praktische
Ausstellungen veranstaltet wurden, denn das Archiv
bringt etwa ein Jahr später Berichte über graphische
Ausstellungen, die von den typographischen Gesell¬
schaften in Leipzig und
Berlin veranstaltet waren.
Ebenso fanden in Alten¬
burg und Linz bald dar¬
auf solche Ausstellungen
statt, durch die der Sinn
für gute Druckausstattung
gehoben wurde.
Eine in historischer
Hinsicht ebenfalls recht
lesenswerte Abhandlung
ist die im 22. Bande enthaltene über die Geschichte der
Druckfehler. Der Verfasser behandelt dieses eigene
Kapitel mit guter Sachkenntnis und geht dabei auf
die ältesten Druckwerke zurück, in denen Druckfehler
ebenso Vorkommen als wie in unsern neuesten, oft
aufs peinlichste durchgesehenen Druckerzeugnissen.
1886
Ein ausführliches, sich über den ganzen
23. Band des Archivs erstreckendes illu¬
striertes Verzeichnis nebst Erklärung der gebräuch¬
lichsten Kunstausdriicke eröffnet diesen Jahrgang. Der
Verfasser Fr. Bosse leitet seine Arbeit wie folgt ein:
Mit der Hebung des Buchdrucks und der Einführung
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Original frorn
P R 1 NCETQ N UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
besserer,der Neuzeit und dem heutigen Zeitgeschmäcke
entsprechender ornamentaler Formen, sowie dem
Streben, durch eine edlere, vernünftigere Ornamentik
und farbige Ausstattung des Buchinnern den Buch¬
druck auf eine seinem Wesen entprechende kunst¬
gewerbliche Stufe zu bringen, hat sich eine Menge
teils bekannter, teils unbekannter Kunstausdrücke
und -formen aus dem Gebiete der Architektur, der
Ornamentik und der Chromatik im Buchdruck ein¬
gebürgert, deren richtige Deutung nur einem kleinen
quellen für graphische Betriebe besondere Aufmerk¬
samkeit. Eine reich illustrierte Abhandlung über
Motorenbetrieb in Druckereien legt hiervon Zeugnis
ab. In derselben wird die Theorie der verschiedenen
Arten von Krafterzeugung durch Dampfmaschinen,
Turbinen und Motoren ausführlich behandelt und den
Buchdruckereien mancher praktische Ratschlag für
die Verbesserung der Betriebseinrichtungen gegeben.
Unter den zahlreichen ornamentalen Schriftgießerei-
Erzeugnissen, die zu der damaligen Zeit in schneller
Abbildung 70. Verkleinerte Satzbeilage aus dem XXI. Bande (1884)
des Archivs für Bucbdruckerkunst
Abbildung 71. Verkleinerte Satzbeilage aus dem XXIII. Bande
des Archivs für Buchdruckerkunst
Kreise strebsamer Fachgenossen möglich, einem
andern aber nur oberflächlich bekannt und dem
größeren Kreise geradezu unbekannt ist. Infolge¬
dessen bringt das Archiv ein Verzeichnis solcher
Kunstausdrücke zur Hebung des Verständnisses bei
allen Fachgenossen. Die Abhandlung ist reich illu¬
striert und später als Sonderdruck erschienen. Sie
hatte um so mehr Bedeutung, weil damals die archi¬
tektonische Satzrichtung wie überhaupt ein sich in
seiner ganzen Anlage auf die älteren Stilarten auf¬
bauendes Ziermaterial vorhanden war.
Wie in früheren Jahrgängen, so schenkt das Archiv
auch im Jahrgang 1886 den geeignetsten Kraft-
Folge erschienen sind, tritt die Römische Einfassung
von Otto Weisert in Stuttgart ganz besonders hervor.
Sie umfaßte einige hundert zusammensetzbare Stücke
und war entworfen vom Baumeister Leitzen in Braun¬
schweig. Die Einfassung selbst ist auf nicht weniger
als wie drei großformatigen Anwendungstafeln vor¬
geführt, die in ihrer mehrfarbigen Ausführung allein
schon als typographische Musterarbeiten gelten
können (siehe Abbildung 68).
Es muß an dieser Stelle hervorgehoben werden,
daß auch damals schon seitens der Schriftgießereien
angesehene Künstler für den Entwurf der Schrift¬
gießerei-Erzeugnisse herangezogen worden sind, wie
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PRINCETON UNIVERSUM
Archiv für Buchgewerbe
dies schon aus obigem Hinweis hervorgeht. Neben
den erwähnten Proben bringt derselbe Band des
Archivs noch eine ganze Reihe andrer Musterblätter,
auf denen Erzeugnisse aller Art im Renaissancestil
vorgeführt werden. Unter anderm treten die zahl¬
reichen Arbeiten des Wiener Professors Hugo Strähl
hervor, der vornehmlich für die Schriftgießerei Jahns
Klinkhardt in Leipzig arbeitete. Ferner erschienen
zahlreiche Leisten, Initialen und Ornamente im so¬
genannten altdeutschen Stile. Die ersten Anwen¬
dungsbeispiele der prächtigen Holbein-Einfassung
von J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig treten eben¬
falls im 22. Bande des Archivs auf. Durch diese Neu¬
erscheinungen und zahlreiche andre wurden die
Akzidenzsetzer ständig vor neue Aufgaben gestellt
und es verband sich mit guter technischer Arbeit
nach und nach ein ziemlich entwickeltes geschmack¬
liches Können der Arbeitskräfte. Außer mit zu¬
sammensetzbarem Ornamentenmaterial wurde auch
viel mit gezeichneten, oft breiten Leisten und Um¬
rahmungen in mehrfarbigem Druck gearbeitet. Hier
waren es besonders W. Drugulin in Leipzig, sowie
Knorr & Hirth in München, Carl Wallau in Mainz,
Dr. M. Huttier in München, die besonders Schönes her¬
vorbrachten unddem Archiv manch gutes Beilagenblatt
lieferten. Eine besonders schwierige Aufgabe erwuchs
den Druckern mit den vielen Linien enthaltenden Satz¬
arbeiten, bei denen Anschlußstellen oder Lücken im
Satz nicht Vorkommen durften. Auch der saubere Druck
der großflächigen Ornamentstreifen, das Ineinander¬
passen der zahlreichen Farbstreifen und Linien der
Ränder erforderte großes Geschick und Ausdauer.
Die bedeutenden Anstrengungen, die von
den Schriftgießereien Mitte der achtziger
Jahre gemacht wurden, die Buchdruckereien mit
geschmackvollem und stilgerechtem Ornamenten¬
material zu versehen, brachten es mit sich, daß auch
sogenannte Nebenerscheinungen mehr hervortraten
und Pflege erfuhren. Hierzu gehört die immer häufiger
erfolgende Anwendung des Tondruckes bei Gelegen¬
heitsarbeiten, ja selbst in Preislisten und in schön¬
wissenschaftlichen Büchern der damaligen Zeit be¬
gegnet man dem Tondruck häufig genug. Der Jahrgang
1887 des Archivs wird mit einer längeren Arbeit von
Wilhelm Weiß über die Herstellung der Tonplatten
eröffnet. Der Verfasser, selbst Buchdrucker und
als solcher mit dem Stichel und Schnitzer gut be¬
wandert, leitete seinerzeit wohl den ersten Kursus
im Anfertigen von Tonplatten in der Typographischen
Gesellschaft zu Leipzig. Die von ihm bei diesem
Unterricht gemachten Erfahrungen legte er in seiner
Abhandlung nieder und gab gleichzeitig den übrigen
Berufsgenossen Anleitung und Hinweise für die
beste Art des Tonplattenschnittes, den auszuüben
jeder Setzer und Drucker befähigt sein mußte.
1887
Über die Berechtigung des Tondrucks im Buch¬
druck gehen die Ansichten auch heute noch weit aus¬
einander. Während zur damaligen Zeit fast ^ede
bessere Arbeit des Tondrucks nicht entbehren durfte,
ist man im letztverflossenen Jahrzehnt wieder vom
Tondruck abgekommen. Der Einfluß des Steindrucks
auf die Ausstattung der Gelegenheitsdrucksachen
führt den Buchdrucker immer wieder von neuem zur
Anwendung des Tondrucks, der ja auch oft zur Er¬
zielung guter Wirkungen und Geschlossenheit des
Satzbildes wesentlich beitragen kann.
Indererwähnten Abhandlung wurde das Technische
des Tonplattenschnittes in den verschiedensten, dem
Buchdrucker zur Verfügung stehenden Stoffen (Blei,
Holz, Karton, Zelluloid, Tonplatten u.a.m.), behandelt
und durch schematische Darstellungen erläutert. Zu
den älteren Stoffen ist neuerdings noch das Linoleum
gekommen, dessen leichte Bearbeitung auch manchen
Künstler veranlaßt hat, sich seiner zur Wiedergabe
von Zeichnungen, ja selbst zur Herstellung von
Radierungen zu bedienen.
Über ein von Franz Lipperheide in Berlin im Jahre
1887 veranstaltetes großes Preisausschreiben zur Er¬
langunggeeigneter Holzschnitt-Zeichnungen berichtet
das Archiv ebenfalls und zwar anläßlich der Aus¬
stellung der eingelaufenen Entwürfe durch den Zen¬
tralverein für das gesamte Buchgewerbe in Leipzig.
Durch die Veranstaltung wurde den Holzschneidern
seinerzeit starke Anregung zur besseren Entfaltung
ihres Könnens gegeben und es ist die Zahl der in
der Folgezeit entstandenen Holzschnitte kleinen bis
größten Formats eine ganz ungeheuere. Die Ent¬
wicklung der Autotypie hat leider hier verheerend ein¬
gegriffen und es ist trotz mancherlei Anstrengungen
einzelner xylographischer Anstalten nicht möglich
gewesen, den so hochentwickelten Tonholzschnitt vor
dem völligen Untergang zu retten. Die von J. J. Weber
in Leipzig herausgegebenen Meisterwerke der Holz¬
schneidekunst dürfen wohl als die umfassendste
Sammlung guter Holzschnitte aus der damaligen Zeit
angesehen werden; das Archiv widmet ihnen auch
stets vollste Anerkennung.
Von den Schriftgießerei-Erzeugnissen aus diesem
Zeitabschnitte sind als besonders hervortretend zu
erwähnen die Schriften und Einfassungen im alten
Stil von E. J. Genzsch in München (siehe Abbil¬
dung 73) sowie die Danziger Fraktur von A. Kafemann
in Danzig (siehe Abbildung 72). Die erstgenannte
Schrift gab Anregung zur Pflege des sogenannten
altdeutschen Stils, wie er in München vornehmlich
gehegt wurde, während die Danziger Fraktur mehr
den Anstoß gab für die spätere Entstehung von Buch¬
schriften mit kräftigerem Bilde. Die Danziger Fraktur
verdankte ihre Entstehung dem Wunsche des Augen¬
arztes Dr. Schneller in Danzig, eine Schrift zu schaffen,
die durch ruhige, deutliche Formen, bei Vermeidung
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PRINCETON UNIVERSITY
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^lEfem ©anfte fdjließen firfj 3 af|IcBiE 5 e 25etanfjnet 3tefp3fg£ an, einet £tabt, taeitfje aüejeft
mit 2Segei|terung auf Cutet ®urdjlnudjt füljrung be# ^eutfdjen fieiigeg geWitfit Ijat.
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__ uerridjtung btä ^eutfdjen fitlifie£. Unb birfe fiatfit fymb, fit fft bunfi <£>otte£ gnäblgm f5ti(lanb ung
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bon tiefer «tfitnntnlB unb taarmnn «tfufile für btt »ebürfnlffe bt# BoIBt#, blt Xöfung bet toltfjtlgften unb
ftBtolrrlgften Aufgaben timet et Ätaatfftunfl untttnonnntn unb fdjon 5U einem guten 'STgeile boOenbet, unb fit
bient bem Intftumfpannmbtn ÄÜrfie, um übetaD bc# ©cutfd&en ©of&ttf tffa unb fietgte BoeBjuBaltm. assBffijsa
2Setaußtfein jjfetbon erfüllt bunfj alle «trauen bag ©eutfdje ©nllt mit ©eregrung
&*nb hinigjhm ©anfie für feinen äeidj£Ban3lcr, unb in ber gan3en Stürme foldjer
Cmpfinbung rufen tair «Euer l>urt8Iaud}t 31t:
„tßott mollB^tjnr n ßraft unö tßr funtitjrit nfrlpitjrn,nad) langt
IJijrpfl tjotjpn pmtpa jum £pgrn Urs Örutfdjpn Bolhf a
unii örr Jjflpnfrijtjpit ju maltpn!“
arößter ^^irerBfetunn berharren tair
«airr
iirdilaiiiBt
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Archiv für Buchgewerbe
aller Haarstriche weniger ermüdend oder schädigend
auf das Auge wirkt als wie die in der Form zum Teil
recht unruhigen und zu zart gehaltenen, deshalb das
Auge anstrengenden Frakturschriften.
Eine eigentliche Verbreitung ist dieser Danziger
Fraktur ebensowenig vergönnt gewesen wie der später
entstandenen Danziger
Antiqua, immerhin sind
aber beide Erzeugnisse
die ersten Vorläufer für
die zahlreichen kräftigen
Buchschriften, die zu¬
gleich mit der neuzeit¬
lichen Buchkunst ent¬
standen und sogar einen
guten Bestandteil der¬
selben bilden.
Über das Skizzieren
von Akzidenzarbeiten fin¬
den wir auch in diesem
Jahrgang einen weiteren
längeren Aufsatz von
R. Winkler , in dem die
Akzidenzsetzer ange¬
regt werden, sich dem
Studium guter Akzidenz¬
arbeiten zu widmen,
solche zu sammeln und
daran ihren Geschmack
zu bilden. Der Verfasser
führt die Leser auch in das Studium der Farben¬
harmonie ein, welch letztere für alle Buchdrucker
von jeher ein etwas schwieriges Gebiet geblieben ist.
Als bemerkenswerte Erscheinung auf dem Gebiete
der Reproduktionstechnik ist die im Jahre 1887 ent¬
standene, von J.Husnik in Prag erfundene Leimtypie
zu verzeichnen, die sich jedoch nur schwer Bahn ge¬
brochen hat und
nach einer Reihe
von Jahren wie¬
der verschwand.
In bezug auf
die Vervollkomm¬
nung der Druck¬
maschinen ver¬
dient die in das
Jahr 1887 fal¬
lende Erfindung
des sogenanntenTrichterfalzes bei Rotationsmaschinen
vermerkt zu werden. Das Archiv behandelt diese für
die Verbreitung der Rotationsmaschinen und deren
Verwendbarkeit außerordentlich wichtige Erfindung
in eingehenderWeise im Jahrgange 1887 unter Vor¬
führung des Mechanismus. Diese Falzvorrichtungen
haben damals umfangreiche Rechtsstreite der Er¬
bauer hervorgerufen.
1888
Abbildung 74. Satzbeispiel aus dem XXV. Bande (1888)
Den 25. Jahrgang des Archivs eröffnet der
Herausgeber desselben, Alexander Wal-
dow, mit einer Abhandlung über die Entwicklung des
Akzidenzsatzes in den verflossenen fünfundzwanzig
Jahren. Er verwirklicht damit einen von der Typo¬
graphischen Gesellschaft zu Leipzig ausgesproche¬
nen Wunsch und ent¬
ledigt sich seiner Auf¬
gabe in glänzender
Weise, indem er nicht
nur das rein Technische
des Akzidenzsatzes,
sondern auch das Ge¬
schmackliche mitgründ¬
licher Sachkenntnis be¬
handelt. Dabei verweist
er auf alle jene Männer,
die sich um die Hebung
des Geschmacks und die
Verbesserung des tech¬
nischen Könnens ver¬
dient gemacht haben. Er
betont die Grundsätze,
die bei der Arbeit ver¬
folgt werden sollen, in
vortrefflicherWeise. So
sagt er u. a.: Wie der
Holzschnitt nicht den
Kupfer- und Stahlstich
nachahmen, sich also
nicht auf ein Gebiet wagen soll, das seiner Arbeits¬
weise widerstrebt, wie er bei seiner originellen, kraft¬
vollen Weise bleiben soll, so muß auch der Buchdruck
nicht versuchen, seiner weit jüngeren Schwesterkunst,
der Lithographie nachzuahmen und zu dem Zwecke
Mittel anzuwenden, die sich durch die Ungefügigkeit
seines Materials eigentlich von selbst verbieten. Wir
müssen mit der
Verwendungwirk¬
licher Körper, so¬
gar meist qua¬
dratischer Form
rechnen, der
Lithograph da¬
gegen kennt nur
freie Formen, die
seine zeichnende
Hand mit großer
Leichtigkeit auf dem Stein hervorbringt. DerVerfasser
verweist dann auf die hauptsächlichsten Vorfälle und
Erscheinungen des verflossenen Zeitabschnitts, den
er bei der praktischen Arbeit miterlebt hatte. Das
von ihm Hervorgehobene ist auch bei diesem Streif¬
zuge durch die ersten 25 Bände des Archivs kurz
hervorgehoben und illustriert worden, so daß auf wei¬
tere Einzelheiten zu verweisen verzichtet werden
Gparfamheiterödtfiditen einerfeits, bas Streben nadj
Berfdjönerung anbererjeits fjaben unjere Druthfdjrift
allmählich unbeutlicfjer gemacht, roorüber bte
fllage allgemein ift. Die Berechtigung
bißfer fllage roirb 3eber anerkennen,
ber in unferen 3eitfd2rtften ober
Büchern fremöe ZBörter,
U (Eigennamen
Abbildung 72. Danziger Fraktur (1887)
35 SftalfuniJ fcfncufirgen Duböucg 72
$ inumtul «Seidel 4
Abbildung 73. Renalssanse-Fraktur von E.J.Genzsch, München (1887)
33
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Archiv für Buchgewerbe
Digi
konnte. Waldow schließt seine Abhandlung wie folgt
und faßt damit zugleich die 25jährige Entwicklungs¬
geschichte in wenige Sätze aber treffend zusammen.
Er sagt: Wenn wir die günstige Entwicklung des Akzi¬
denzsatzes der Entwicklung des Schriftmaterials und
der heutigen Mode zuschreiben, so wollen wir nicht ver¬
gessen, daß auch unsre Akzidenzsetzer andre geworden
sind wie vor 25 Jahren. Damals war es lediglich Auf¬
gabe des Setzers, den Text seiner Arbeiten gefällig
zu setzen, also die Zeilen, entsprechend ihrer Bedeu¬
tung, richtig abzustufen und zu sperren, dabei Schatten
und Licht abwechseln zu lassen und den Satz dann
mit einer einfachen Reiheneinfassung zu umgeben...
Heute sind die Ansprüche höher, der Setzer m uß Künstler
sein, er muß das stilvolle Materialzu verarbeiten wissen,
1 . • ♦ 1887 + ..
T
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• • •
• • *
"All Uial U human mail retrograde,
ij U do »ol adramet."
1
*
• • .
• • •
Y_J
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PRoeRHmme
OF THE
KANSAS
STATE
1
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W. St. C. Ross & Co.
Paper Warehouse
Abbildung 75. Amerikanische Satzbeispiele (1888)
er muß die Regeln der Kunst kennen und ihren An¬
sprüchen genügen, er muß rastlos vorwärts streben
und muß die höchsten Anforderungen an die praktische
Befähigung in seinem Berufe erfüllen... Die verpönten
Linienspielereien von 1875 muß man als die Vorschule
für den heutigen Akzidenzsatz betrachten, denn sie
waren es, welche unsre Setzer anspornten, die Schwie¬
rigkeiten zu überwinden, welche ihnen unser steifes
ungefüges Material bereitete, und wollen ihnen gern
und freudigdie Anerkennung zollen, daß auchsie durch
ihr Streben, ihre Liebe zur Kunst ihr gutes Teil zur
Entwicklung des Akzidenzsatzes auf die heutige Stufe
beigetragen haben.
Während sich der deutsche Akzidenzsatz in den
strengen Formen des Renaissancestils bewegte, be¬
reitete sich jenseits des Ozeans, in Amerika, eine
Satzrichtung vor, die später von wesentlichem Einfluß
auf die deutsche Druckausstattung werden sollte. Das
Archiv bringt unter dem Titel Ein amerikanisches
Urteil über Akzidenzsatz eine Abhandlung, die bereits
erkennen läßt, daß die Amerikaner in der Zusammen¬
setzung von Typen, Linien, Blumen- und Blätterorna¬
menten und was sonst der Schriftgießer in reichem
Maße schuf ihre Stärke erblickten. Diese Art der
Satzanordnung, die durch barocke Schriften aller Art
in ihrer zerfahrenen Wirkung noch gesteigert wurde,
fand auch in Deutschland bald Nachahmer, besonders
in den neunziger Jahren. In Zusammenhang damit
stand auch die Übernahme der zahlreichen amerika-
Abbildung 76. Amerikanisches Salzbeispiel (1889)
nischen Schriften, die von den Schriftgießereien ent¬
weder durch Austausch mit deutschen Erzeugnissen,
durch Ankauf und, was wohl am häufigsten geschah,
durch einfaches Nachgalvanisieren in ihre Proben
und Lagerbestände Aufnahme fanden und den deut¬
schen Buchdruckereien angeboten wurden. Im ganzen
genommen haben diese verzerrten, mussierten oder
verschnörkelten Schriften niemals so recht dem deut¬
schen Geschmack entsprochen und sie dürften wohl
auch durch die Einwirkung des Krieges restlos aus den
Druckereien undSchriftgießereienverschwunden sein.
Neben dem Renaissancestil übt auch der Japanis¬
mus bereits damals einen gewissen Einfluß auf dra
Buchgewerbe aus, und es bleibt bemerkenswert, daß
schon im Jahre 1887 in Leipzig durch den Zentral¬
verein für das gesamte Buchgewerbe eine buch¬
gewerbliche Japan-Ausstellung veranstaltet wurde,
die sehr beachtenswerte Erzeugnisse aufwies. Ganz
besonders gilt dies vom Farbendruck, durch den
ganz neue Anregungen gegeben worden sind.
tizedby GOOglC
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Archiv für Buchgewerbe
. Neben Ornamentenmaterial im gotischen und
Renaissancestil schufen die Schriftgießereien auch
Ornamentserien im Rokokostil, und man darf wohl
sagen, daß die graziösen Formen dieser Stilart von
mehreren Firmen in ganz ausgezeichneter Weise
wiedergegebenworden sind. Trotz aller Vollkommen¬
heit vermochte sich aber dieses Material auf die
Dauer nicht zu behaupten, und die Anzahl der damit
geschmückten Arbeiten ist auch keine allzu große
gewesen.
Von den zahlreichen Neuerungen auf dem Ge¬
biete der Buchdruckmaschinen, die in den achtziger
Jahren entstanden sind,
bringtdas Archiv den neuen
Typus der Original-Liberty-
Presse, die andauernd für
den Druck der mustergül¬
tigen Beilagen zum Archiv
benutzt wurde, ferner eine
eingehende Beschreibung
einer großen Illustrations-
Schnellpresse mit vor- und
rückwärts druckendem Zy¬
linder, die die Firma Klein,
Forst & Bahn Nachfolger
in Johannisberg baute und
die zuerst zum Druck der
Abbildung 77. Illustrations-Schnellpresse mit
vor- und rückwärts druckenden Zylinder (1888)
Lipperheideschen Modenwelt von Otto Dürr in Leipzig
in Betrieb genommen wurde. Diese Pressen haben
sich längere Zeit bewährt, gelangten aber doch nicht
zu allgemeinerer Einführung.
1889
Mit dem Abschluß des 25. Bandes des Ar¬
chivs hatte der Herausgeber desselben das
Ziel, das er sich bei der Gründung des Blattes steckte,
in vollkommenster Weise erreicht; er war aber
dennoch weit davon entfernt, dem Blatte seine weitere
persönliche Mitarbeit nicht mehrangedeihen zu lassen.
Es geschah dies zwar nicht mehr durch Mithilfe am
Kasten oder an der Presse, wie dies wohl früher
geschehen sein mag, sondern durch weitere Mitarbeit
am textlichen Teile und an der sonstigen Gestaltung
der Archivhefte. Der 26. Band beginnt mit einer
längeren Abhandlung Waldows über den Buntdruck
auf Buchdruckpressen. Einleitend verweist er auf
die zunehmende Ausübung des Buntdrucks, auf den
Tondruck, den Bronzedruck, ferner auf die mit der
Verbreitung der Tiegeldruckpresse ermöglichte leich¬
tere Ausübung des Buntdrucks bei Gelegenheits¬
arbeiten. Waldow war für die Bearbeitung eines
solchen Stoffes einer der Berufensten, denn der feine
Buntdruck war stets seine Hauptstärke. Sein Auf¬
satz gliedert sich in die Abschnitte a) Von den Farben,
b) Farben zum Tondruck, c) Farben zum Stäuben,
d) Beständige und unbeständige Farben, e) Har¬
monierende Farben, f) Farbstein und Farbreiber,
g) Farbenreibmaschinen, h)Das Anreiben derFarben,
i) Von den Farbenformen, k) Von den Farbenplatten,
1) Die Reihenfolge der Farben beim Druck, m) Das
Drucken auf der Handpresse, n) Das Drucken auf
der Schnellpresse. Viele Beispiele illustrieren den
weitschichtigen Stoff der behandelt ist.
Die ganze Arbeit, zu der auch eine Farbtafel gehört,
ist eine der hervortretendsten fachliterarischen Bei¬
träge, die um die angegebene Zeit in der Fachpresse
erschienen sind; sie hat den Vqrzug guter Verständ¬
lichkeit und gibt vortreffliche Anleitung zum Farben¬
druck, in dem Waldow Meister im wahren Sinne des
Wortes war.
Einen wesentlichen Be¬
standteil des Archivs bilden
gegen Ende der achtziger
Jahre die vortrefflichen
Beilagen, die teils von
angesehenen Druckereien
geliefert oder von Waldow
selbst beigesteuert wurden.
Im Jahrgange 1889 ist die
Auswahl an farbigen Bei¬
lagen eine außergewöhnlich
große und schöne. Auch
die satztechnische Anord¬
nung der Textseiten des
Blattes, in die mehr als wie vordem Satzbeispiele
eingestellt sind, ist eine ganz ausgezeichnete, nicht
minder die des ausgedehnten Anzeigenteiles. Die
ganze Ausstattung läßt auf die Mitwirkung befähigter
Arbeitskräfte bei der Drucklegung schließen. In den
vorgeführten Schriftgießereineuheiten erkennt man
bereits Spuren der bald auf kommenden und zu großer
Verbreitung gelangenden freien Richtung, die sich
neben dem losen Satzbau der naturalistischen
Schmuckstücke, wie sie von Klinkhardt, Woellmer,
Leütemann, Ludwig & Mayer, J.G. Scheiter & Giesecke
in rascher Folge auf den Markt gebracht wurden,
bediente. Dabei kommt die Linie und das Linien¬
ornament zum vollsten Rechte. Auch in den von
Künstlern geschaffenen Schmuckstücken, Leisten und
Vignetten tritt das naturalistische Element stark her¬
vor, und es bildet sich eine Art Wettstreit zwischen
der stilvollen und der freien Ausstattung heraus.
Den in Form und Farbe streng gehaltenen Arbeiten
stehen solche in lockerer, aufgelösterer Satzart gegen¬
über, beide Gattungen technisch vollkommen im
höchsten Grade. Der 26. Band gibt, kurz gesagt, ein
gutes Spiegelbild von dem Stande der Akzidenzkunst
um die damalige Zeit, die späterhin nicht mehr über¬
troffen worden ist.
Über ein Unternehmen, das von großem Einfluß
auf die Geschmacksbildung im Buchgewerbe gewesen
ist, berichtet das Archiv im 26. Bande, und zwar
über den vom Deutschen Buchdrucker-Verein auf
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Archiv für Buchgewerbe
Anregung von Carl Koepsel in Berlin gegründeten
Deutschen typographischen Musteraustausch nach
dem Vorbilde des International Specimen Exchange,
der unter englischer Leitung gestanden. Der Muster¬
austausch hat eine ganze Reihe von Jahren befruch¬
tend auf alle Kräfte des Buchgewerbes eingewirkt,
und es geben die zahlreichen Bände des später auf¬
gegebenen Unternehmens ein übersichtliches Bild
von alledem, was im Reiche und im Auslande an
graphischer Arbeit ent¬
standen ist.
In zwei bemerkenswer¬
ten Übersetzungen ver¬
schiedener Verfasser
werden die Urteile aus¬
ländischer Fachgenossen
über den deutschen Buch¬
druck wiedergegeben. In
dem einen Aufsatze kommt
ein höchst absprechendes
französisches Urteil, in
dem andern ein englisches
voll des Lobes über den
deutschen Buchdruck
zum Ausdruck. Den fran¬
zösischen Auslassungen
wird die gebührende Ab¬
fertigung zuteil, während
das englische Urteil von
Sachlichkeit getragen ist 1 .
In einem Aufsatze über
das Schriftminimum ver¬
breitet sich Hermann
Smalian über die auch
heute noch nicht gelöste
Frage, welches zweck¬
mäßigste Gewichtdem so¬
genannten Minimum ge¬
geben werden soll. Er
verweist dabei auf die
Maßnahme der Firma J. G. Scheiter & Giesecke in
Leipzig, die ihre Schriften nach bestimmten Gie߬
zetteln zusammenstellt und woraus sich das be¬
treffende Gewicht der ganzen und halben Sätze ergibt.
Im Gegensatz hierzu sind fast alle andern Schrift¬
gießereien bis auf die heutige Zeit bei der Gepflogen-
1 Mit der hier erwähnten Übersetzung aus dem Fran¬
zösischen beginnt der Verfasser dieses Streifzuges, der
Unterzeichnete, auf Anregung Waldows im Jahre 1889 als
aufstrebender junger Buchdrucker zugleich seine Tätigkeit
als Mitarbeiter am Archiv für Buchdruckerkunst, und es
ist ihm heute eine angenehme Aufgabe, feststellen zu
können, daß ihm seine ununterbrochene, nunmehr dreißig¬
jährige Mitarbeit an dem Blatte mit demselben und seinen
jeweiligen Herausgebern, sowie zahlreichen Fachgenossen
aufs engste verbunden hat und einen angenehmen Rück¬
blick gewährt. H. Schwarz.
heit stehen geblieben, für alle Schriften eines Schrift¬
grades, gleichviel ob es sich um schmale, mittelbreite
oder breite Schriften handelt, ein gleiches Gewicht
zu geben, z. B. Nonpareille 4 Kilogramm, Petit 5 Kilo¬
gramm, Korpus 6 Kilogramm usf. Der Aufsatz be¬
rührt auch die Akzentfrage, die inzwischen von einer
ganzen Reihe von Firmen in dem von Smalian da¬
mals vorgeschlagenen Sinne, nämlich der Beschrän¬
kung auf die hauptsächlichsten französischen Akzente,
gelöst worden ist.
Unter dem Titel Ein
wichtiger Beschluß ver¬
öffentlicht das Archiv die
Bekanntmachung einer
großen Anzahl angesehe¬
ner Schriftgießereien, die
sich zu dem Zwecke zu¬
sammengeschlossen hat¬
ten, um den sich immer
mehr steigernden Preis-
herabminderungen, den
langen Zielen, die in An¬
spruch genommen wur¬
den, den Buchdruckerei¬
gründungen mitunzuläng¬
lichen Mitteln undanderm
mehr entgegenzutreten.
Das Archiv stimmt diesen
Bestrebungen, die auf eine
Gesundung im Schrift¬
gießerei- und Buchdruk-
kereigewerbe hinauslie¬
fen, durchaus zu und
ist von dem Nutzen des
Vorgehens überzeugt,
vorausgesetzt, daß sich
alle Unterzeichner der
Bekanntmachung an die
Abmachungen halten.
Unsers Wissens ist der
Zusammenschluß während einer Reihe von Jahren
von bester Wirkung gewesen, dann wurde der Wett¬
bewerb wieder ein freier. Mit der Zeit entwickelte
sich aber, sozusagen auf der alten Grundlage, der
heute noch bestehende Verein deutscher Schrift¬
gießereien, der durch die Regelung der Preisfragen,
der Lieferungsbedingungen sowie mancher techni¬
schen Angelegenheit seit einer langen Reihe von
Jahren eine auch für das Buchdruckgewerbe ver¬
dienstliche Arbeit geleistet hat.
Den jetzt einsetzenden Normierungsbestrebungen
ist der Verein wie einzelne seiner Mitglieder seit
langem vorangegangen und er wird ohne Zweifel
auch weiterhin auf diesem Gebiete Nützliches zu
leisten sich angelegen sein lassen.
(Fortsetzung folgt.)
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Abbildung 78. Verkleinerte Satzbeilage aus dem XXV. Bande (1888)
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Archiv für Buchgewerbe
Das Fremdwort im Deutschen
Von FELIX SITTARD in Leipzig
U nter den mannigfachen Bestrebungen, die mit
Ausbruch des Krieges zutage traten, verdienen
wohl diejenigen an erster Stelle genannt zu
werden, die versuchten, unsre deutsche Sprache von
den vielen fremden Anhängseln, die sie seit Jahr¬
hunderten mit sich herumschleppte, zu befreien. Es
ist beschämend für das deutsche Volk, daß es sich
anscheinend noch immer nicht recht bewußt ist, durch
welche Unzahl von Fremdwörtern sein edelstes Gut,
seine Muttersprache, verunglimpft wird — Fremd¬
wörter für die Gegenstände des täglichen Gebrauchs,
Fremdwörter in der Umgangssprache, im Handel und
Gewerbe, in der Heeressprache, an den Lehrkörpern
und in den Berufen.
Schon in der Schule wird der Grundstock zu diesem
Fremdwörterunfug — der einzig richtige Ausdruck,
wenn er auch hart klingen mag — gelegt. In der
Schule, die eigentlich die Hüterin des deutschen
Sprachschatzes sein sollte, muß sich das Kind, das
noch nicht einmal in der Lage ist, einen einwand¬
freien Satz in seiner Muttersprache zu bilden, in der
deutschen Sprachlehre, für die man mit Vorliebe das
Fremdwort Grammatik setzt, mit Wörtern herum¬
quälen, die mit einer deutschen Sprachlehre nicht
das geringste zu tun haben. Was hat es denn für
einen Vorteil, dem Kinde—wohlgemerkt im deutschen
Unterricht, der fremdsprachliche schaltet hier aus —
einzuprägen, daß man das Hauptwort Substantivum,
die Einzahl Singularis, den dritten Fall Dativas nennt,
sehr überflüssige Wörter, die das kindliche Gedächtnis
nur unnötig belasten.
Zur weitaus größten Einbürgerungdes Fremdwortes
tragen unstreitig dieTageszeitungen bei, die eine Fülle
von Ausdrücken aufweisen, die unserm sprachlichen
Empfinden, soweit es sich noch seine Reinheit be¬
wahrt hat, entgegenstehen. Es möge nur auf die vor
kurzem durch die Presse verbreitete Nachricht über
die Friedensverhandlungen mitRumänien hingewiesen
werden, in der gesagt wurde, daß der Friedensver¬
trag parapAierf worden sei. Ein ungeheuerliches Wort,
von dem ohne Übertreibung behauptet werden kann,
daß neunundneunzig von hundert Lesern nicht die
leiseste Ahnung gehabt hätten, was es eigentlich be¬
deuten sollte, wenn nicht am Schlüsse des Aufsatzes
die nähere Erläuterung gegeben worden wäre. Das
ist eines von den vielen bösen Beispielen, die dem
wahren Sprachfreund die Frage stellen lassen: »Muß
das alles sein?“ Wäre es nicht richtiger wenn sich
die Tageszeitungen und die Zeitschriften befleißigen
würden, ein reines Deutsch zu schreiben, ein Deutsch,
das jeder verstände, ohne erst nach dem Fremdwörter¬
buch greifen zu müssen? Bei der außergewöhnlichen
Verbreitung unsrer Zeitungen wäre die Gelegenheit
geboten, den Sinn für die unverfälschte deutsche
Sprache in allen Volksschichten zu wecken und zu
fördern — eine Aufgabe, die groß und schön zugleich
wäre.
Es ist das Verdienst Eduard Engels, des bekannten
Verfassers der »Deutschen Stilkunst“, in bezug auf
Sprachreinigung bahnbrechend gewirkt zu haben.
Seine zwei Bücher „Sprich Deutsch!“ und „Entwel-
schung“ — beide im Verlag von Hesse & Becker in
Leipzig erschienen — legen Zeugnis davon ab, über
welchen Sprachreichtum wir verfügen, leider auch
darüber, wie wenig wir diesen Schatz hegen, in dem
„die starken Wurzeln unsrer Kraft“ liegen.
Daß wir augenblicklich nicht ohne Fremdwörter¬
bücher auskommen können, ist eine bitterernste Tat¬
sache, an der es nichts zu beschönigen gibt. Engel
sagt über diesen Krebsschaden an der deutschen
Sprache:
„Deutschland ist das einzige Land der Welt mit
Fremdwörterbüchern. Wir nehmen dies wie
etwas Selbstverständliches hin, ohne zu bedenken,
welche furchtbare Anklage in dem bloßem Vor¬
handensein solcher Bücher liegt. Um zu verstehen,
was seine Volksgenossen ihm zu sagen haben, muß
im eigenen Vaterlande selbst ein leidlich gebildeter
Deutscher ohne umfassende Kenntnis fremder
Sprachen, müssen alle nicht fremdsprachlich ge¬
bildete Deutsche, müssen fast alle Frauen ein be¬
sonderes dickes Wörterbuch nachschlagen. Und
was für Bücher sind das! In dem scheinbar voll¬
ständigsten Fremdwörterbuch, dem von Heyse,
stehen gegen 125000 Fremdwörter. In dem großen
Fremdwörterbuch von Kehrein stehen auf 770
doppelspaltigen Riesenseiten über 80000; in dem
zweibändigen von Sanders über 100000. Das ge¬
drängte' Fremdwörterbuch von P. T. L. Hoffmann,
neu bearbeitet und ergänzt von Th. Matthias, ent¬
hält mindestens 30000 und nennt sich bescheiden
,Wörterbuch der gebräuchlichen Fremdwörter'.
Diese vier vollständigsten deutschen Fremdwörter¬
bücher und alle übrigen sind durchaus unvollständig,
denn sie enthalten nur wenige von den Zehntau¬
senden fremder Wörter, die sich aus Zusammen¬
setzungen von Fremdwörtern mit deutschen Vor¬
silben — man denke z. B. nur an die zahllosen mit
un- — oder mit deutschen Endungen ergeben.“
Es ist kein schönes Bild, das uns Engel entwirft.
Und doch zeigt er uns nur die nackte Wirklichkeit,
obwohl wir als Deutsche es nie und nimmer nötig
hätten, unsre schöne Sprache mit fremden Federn
zu schmücken, denn gerade unsre Muttersprache
verfügt über einen Wortreichtum und eine Ausdrucks¬
möglichkeit, die es uns gestatten, auch ohne die Fülle
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Archiv für Buchgewerbe
von Fremdwörtern, die der Durchschnittsdeutsche
als Zeichen seiner Bildung oder richtiger Verbildung
oft und gern gebraucht, auszukommen. Warum wird
nicht die Mahnung beherzigt, die Otto von Leixner
einst niederschrieb, und die zum mindesten dort
hängen sollte, wo man Deutsch lehrt:
„An deiner Sprache, Deutscher, halte fest!
Weh dem, der diesen Schatz sich stehlen läßt.
Wer erst beginnt, das reine Wort zu fälschen.
Dem wird gar bald auch Herz und Kopf verwelschen.“
Der Raum verbietet es, alles das aus dem Engel-
schen Buche herauszugreifen, was wert ist, fortge¬
setzt in Erinnerung gebracht zu werden, doch mag
es für manchen eine Freude sein, einige für unsre
— um mit Engel zu sprechen — „Sprachverluderung“
besonders ausgeprägte Stellen kennen zu lernen.
Am bezeichnendsten ist jedenfalls der Hinweis, den
Engel im Abschnitt „Zweisprachiges Deutschland“
bringt, in dem es u. a. heißt:
„Im währenden Weltkriege geschah an einem
staatlichen Berliner Gymnasium, das vielen für
das »vornehmste Berlins* gilt, folgendes: Ein Ober¬
lehrer rügte bei der Abgangsprüfung als ,schweren
Fehler*, daß der deutschfühlende Jüngling und
statt plus, Rechnungsart statt System sagte, sich
überhaupt deutscher Ausdrücke an Stelle latei¬
nischer bediente, und tat dabei den unsterblichen
Ausspruch: ,Wir können uns ja gar nicht verstehen,
wenn Sie immer deutsche Aüsdrücke gebrauchen.*“
Für die aus fremden Sprachen übernommenen
Wörter des Buchdrucks und des Buchhandels kann
sich Engel ebenfalls nicht begeistern. Er führt dar¬
über aus:
„Im Buchdruckgewerbe wird fast nur Welsch
gesprochen, obgleich Gutenberg ein Deutscher ge¬
wesen sein soll. DieSeite heißtKo/Bmnc,Zwischen-
räume heißen Spatien, die beiden Hauptschrift¬
formen sind Fraktur und Antiqua, daneben noch
Kursiv. Die Schriftgrößen kann die armselige
deutsche Sprache nicht unterscheiden, sondern
deutsche Setzer, Metteurs und Faktoren müssen
mit Nonpareille, Kolonei, Petit, Borgis, Korpus,
Cicero welschen oder gar lateinern. Ebenso kann
der deutsche Buchhandel, der großartigste und
bestgeordnete der Welt, sich und seinen Innen¬
betrieb nicht auf Deutsch benennen, sondern nur
auf Welsch. Der Buchhandel heißt Sortiment, der
Buchhändler Sortimenter, die Preise werden ihm
ordinair, netto, mit dem und dem Rabatt vorge¬
schrieben; er bezieht die meisten Bücher ä Con¬
dition und behandelt sie je nachdem als Remit-
tenden. Der deutsche Buchhandel hat soeben,
mitten im Kriege, eine bewundernswerte Hoch¬
leistung deutscher Kraft vollbracht, die Deutsche
Bücherei in Leipzig; er ist aber ohnmächtig oder
hält es für eine Nebensache—wofürman in Deutsch¬
land meist quantite negligeable sagt —, sich eine
deutsche Geschäftssprache zu geben.“
Man muß sich mit den vorstehenden Ausführungen
Engels einverstanden erklären — es ist und bleibt
nur zu bedauern, daß seine Bestrebungen nicht über¬
all die Anerkennung finden, die sie verdienen. Ge¬
wiß ist es nicht leicht, für durch langjährigen Gebrauch
übernommene Wörter fremden Stammes, wie sie
beispielsweise die Buchdruckersprache in Menge
aufweist, angemessene und den Sinn richtig wieder¬
gebende Verdeutschungen zu finden, doch liegt dies
letzten Endes nur an der Gewöhnung. Nicht zu ver¬
gessen ist, daß auch die Gedankenträgheit eine nicht
zu unterschätzende Rolle bei der Verwendung des
Fremdwortes spielt, denn es ist natürlich für viele
weit bequemer, das eine größere Menge von Begriffen
umfassende fremde Schwammwort zu gebrauchen,
als sich der Mühe zu unterziehen, eine Verdeutschung
oder gar eine gute deutsche Umschreibung anzu¬
wenden. Es würde über den Rahmen dieser Abhand¬
lung hinausgehen, für die Fremdwörter in der Sprache
unsers Gewerbes Verdeutschungen namentlich auf¬
zuführen—Bestrebungen solcher Art sind bereits seit
längerer Zeit im Gange, und es steht zu erwarten,
daß diese zu einem günstigen Ergebnisse gelangen
werden.
Wenn man berücksichtigt, daß Wörter wie Um¬
wälzung, Ergebnis, Lehrgang, Gewaltstreich, trüb¬
sinnig und eine Anzahl andre erst vor etwa hundert
Jahren von dem Sprachreiniger Joachim Heinrich
Campe als Ersatz für bis dahin im Gebrauch befind¬
liche Fremdwörter neu gebildet wurden, wird man
mit der Zeit auch für die in der Buchdruckersprache
eingenisteten fremden Brocken deutsche Wörter
finden. Das wird nicht von heute zu morgen geschehen
können — ein jeder sollte und müßte jedoch den guten
Willen zu tatkräftiger Mitarbeit zeigen.
Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß
die Verdeutschung von Wörtern wie die Benennungen
derSchriftgrößen mancherlei Schwierigkeiten bereitet.
Das beweist auch der Versuch Engels, die Bezeich¬
nung Petit mit Kleinschrift bzw. Kleindruck
und Borgis mit Mittel zu umschreiben. Beide Ver¬
deutschungen sind nur bedingt richtig, da einerseits
auch Nonpareille als Kleinschrift bezeichnet werden
könnte und anderseits bereits eine Schriftgrößen¬
bezeichnung Mittel vorhanden ist, die jedoch der Borgis-
schrift durchaus nicht entspricht. Hier müßte eben
der Fachmann einspringen und sich bemühen Ersatz
zu schaffen. Vielleicht würde die Bezeichnung nach
Punkten, in diesem Falle also Achtpunkt- und Neun¬
punktschrift, genügen. Ein Teil der Schriftgießereien
ist in ihren Musterbüchern schon zu dieser Bezeich¬
nung übergegangen, nachdem sie das bisher übliche
Wort corps daraus verschwinden ließ.
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Als Fortsetzung und Ergänzung des Buches „Sprich
Deutsch!“ mag das Engelsche Verdeutschungswörter¬
buch „Entwelschung“ angesehen werden, das sich
von andern Fremdwörterbüchern insofern unter¬
scheidet, als es nicht nur wie diese die Bedeutung
des betreffenden Fremdwortes wiedergibt, sondern
vor allem zeigt, welche Menge von Ausdrucksmöglich¬
keiten für ein einzelnes solches Wort uns die deutsche
Sprache bietet. Nicht nur einfach übersetzen will er,
sondern mit gutem und reinem Deutsch umschreiben.
Engel 2eigt uns in seinem Büchlein, das die Früchte
eines auf diesem Gebiete erfahrungsreichen Lebens
darstellt, wie das Fremdwort durch eine sinngemäße
deutsche Umschreibung völlig entbehrlich für uns
wird; ja er geht noch weiter, indem er unter Hin¬
weis auf Dichter und Denker oder gar auf Mundarten
Verdeutschungs-Möglichkeiten gibt, die dem ver-
welschten Leser oder Schreiber die Augen übergehen
lassen, wenn er den Reichtum seiner Muttersprache,
die er mit seinem Welsch verbösert, an sich vorüber¬
ziehen sieht.
Allerdings gibt es auch eine Anzahl Wörter, die
wohl ihrem Ursprünge nach fremden Stammes sind,
die sich jedoch im Laufe von Jahrhunderten derart
eingebürgert haben, daß sie nicht mehr als fremde
Eindringlinge in unsrer Sprache betrachtet werden.
Hierauf weist Engel bereits in seinem Buche „Sprich
Deutsch!“ hin, in welchem er darüber folgendes be¬
merkt:
„Da sind zunächst die vielen, etwa 200, unent¬
behrlichen alten Lehnwörter, die, meist rö¬
mischen Ursprungs, vor einem Jahrtausend oder
mehr als Bezeichnungen für Dinge, die den alten
Deutschen fremd gewesen, in ihr völkisches Leben
aufgenommen wurden. Solche entliehene Altwörter
sind z. B.: Kirche, Priester, Kloster, Fenster, Keller,
Tisch, Kirsche, Pfirsich. Wahrscheinlich gehören
auch so urdeutsch klingende Wörter wie Pelle und
k o s e n zu dieser durchweg anständigen und säubern
Gesellschaft. Gemeinsam ist ihnen allen, im Un¬
terschiede von den heutigen welschgebliebenen
Welschereien, die vollkommen deutsche Wortform,
deutsche Betonung, deutsche Aussprache. Selbst
ein Fremdsprachunkundiger sieht und fühlt die
Sprachkluftzwischen Altlehnwörtern des deutschen
Volkes wie: Krone, Kreuz, Mauer, Essig, Öl, Münze
— und Neuwelschereien der Gelehrttuer und Heim¬
pariser wie: Analyse, Synthese, spezialisieren, in¬
teressieren, Revirement, Milieu .“
Die „Entwelschung“ Engels durchzusehen, ist ein
Genuß, den sich keiner entgehen lassen sollte, in
dem das Gefühl für den Reichtum unsrer Mutter¬
sprache noch nicht gänzlich abgestorben ist. Mit
welchem unendlichen Fleiße hat hier der Verfasser
Stein auf Stein zusammengetragen und mit welchem
feinen Spotte geißelt er die Sucht zu welschen, wenn
er z. B. unter dem Stichwort Apparat sagt: „Würde
die Uhr heute erfunden, so hieße sie Zeitmeß-Apparat.“
Aus der Fülle von Wörtern, die tagtäglich unüber¬
legt nachgesprochen werden, sei nurdas vielgebrauchte
Wort Interesse mit seinen Nebenformen herausge¬
griffen. Engel bringt für diese eine Wortgruppe
allein drei Spalten Verdeutschungen, sicher ein
Beweis dafür, daß es der deutschen Sprache nicht
an Vielseitigkeit mangelt. Und dabei hat Engel für
dieses Wort nur die wichtigsten Verdeutschungen
gebracht — „der Allgemeine Deutsche Sprachverein
hat 1901 eine besondere, sehr unvollständige Tafel
aller Verdeutschungen — mehr als 700 — dieser Wort¬
schwammsippe herausgegeben“.
Daß noch heute Wörter wie ä, pro, contra, per,
eventuell, respektive und ähnliche gang und gäbe
sind, für die ohne weiteres entsprechende deutsche
Wörter gesetzt werden können, ist ein bedauerliches
Zeichen für die schon angedeutete Gedankenträgheit
in der Wahl des Ausdrucks. Solche Wörter lassen
sich bei einigermaßen festem Willen stets vermeiden,
und man muß daher Engel unbedingt zustimmen,
wenn er deren durch nichts berechtigte Anwendung
eine „ schier unausrottbare Sprachverpöbelung“ nennt.
Als „albernes Modewort“ und „welsche Errungen¬
schaft des deutschen Krieges“ wird das Wort „Neu¬
orientierung“ — die Zusammensetzung aus deutschem
und FremdwortmitdeutscherEndungistan sich schon
eine Zumutung an den Sprachfreund — bezeichnet,
für das unser Umordnung vollauf genügen dürfte.
Eine ebenso schlimme Bereicherung unsrer Sprache
stellen die Wörter Nation und national dar, die gerade
während des Weltkriegs als unentbehrliche Schlag¬
wörter herhalten müssen, die aber durchaus entbehr¬
lich sind, denn wir besitzen dafür die Ausdrücke Volk
und völkisch — letzteres Wort ist eine Neubildung,
die von vielen Seiten heftig bekämpft wurde. Für
Vaterlandsfreund sagen wir Patriot, und wenn, wie
es jetzt oft geschieht, eine vaterländische Feier an¬
gekündigt wird, prangt sicher an erster Stelle die
„stolze“ Bezeichnung „Patriotische Feier“. Und dar¬
unter steht dann vielleicht zur bessern Kennzeich¬
nung: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!“ Ein
Redewitz, wie er schlimmer nicht sein kann.
Wenn auch die Bestrebungen Engels noch zu wenig
gewürdigt werden, so sind doch Anzeichen vorhanden,
daß auch auf sprachlichem Gebiete bei unserm Volke
endlich einmal ein Erwachen folgen wird, ein Erwachen,
das unnachsichtlich alles das aus unsrer Sprache ent¬
fernt, was fremden Stammes ist. In dieser Hinsicht
leistet der Allgemeine Deutsche Sprachverein seit
über dreißig Jahren ein gutes Stück Arbeit. Er hat
während seiner jahrelangen Tätigkeit ebenfalls viel
dazu beigetragen, denen die Augen zu öffnen, die
immer noch nicht die Gefahr sehen wollen, die durch
die Verwelschung unsrer Sprache dem deutschen
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Original fforn
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Archiv für Buchgewerbe
Volkstum droht. In neuerer Zeit haben auch die Be¬
hörden einen Schritt vorwärts gewagt, indem sie daran
gegangen sind, ihren von Fremdwörtern wimmelnden
Sprachschatz zu reinigen, zum Vorteil für sie und die
Allgemeinheit. Daß aus Büchern ebenfalls Fremd¬
wörter ausgemerzt werden können, zeigt die kürzlich
erschienene neunte Auflage von Damaschkes „Ge¬
schichte der Nationalökonomie“, in deren Vorwort der
Verfasser darauf hinweist, daß etwa an tausend Stellen
eine Ausscheidung entbehrlicher Fremdwörter möglich
war. Er sagt dann weiter wörtlich: „ln vielen Fällen
zwang auch hier die Wahl eines deutschen Ausdruckes
unmittelbar zur schärferen Klarheit der Darstellung.“
Was bei diesem Buche möglich war, das doch immer¬
hin den Anspruch auf eine wissenschaftliche Abhand¬
lung erheben darf, dürfte sich bei den meisten andern
Büchern ohne Schwierigkeiten durchführen lassen,
ein Nachteil erwüchse ihnen dadurch kaum.
Es wäre zu wünschen, daß sich noch mehr Nach¬
folger fänden, die auf diese Weise die Anregungen
Engels weiter ausbauen und wie seine beiden Bücher
dazu helfen würden, den Reichtum unsrer Sprache
für alle aufzudecken. Dem Verfasser selbst sollten
wir jedenfalls dankbar dafür sein, daß er den Mut ge¬
funden hat, die Dinge beim rechten Namen zu nennen,
und daß er uns einen Weg weist, den hoffentlich viele
zu dem ihrigen machen, um so das Welschwort mehr
und mehr zu verdrängen und zur Gesundung unsrer
Muttersprache beizutragen, von der es heißt:
„Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, was mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelallet,
Klingest ewig in mir fort.“
Breitkopf & Härtel
Gedenkschrift und Arbeitsbericht von Oskar v. Hase. Erster Band: 1542 bis 1827
Von EMILWETZIG in Leipzig
E in gütiges Geschick gab dem Buchdruckgewerbe
bisher und immer zur rechten Zeit schaffens¬
frohe, kluge und kunstsinnige Männer, die es
zu seiner Entwicklung notwendig brauchte. Einen
solchen zeichnet Oskar v. Hase in dem bei Breit¬
kopf & Härtel schon 1885 erschienenen Buche Die
Koberger; er schildert darin auch die vielseitige und
segensreiche Geschäftstätigkeit Anton Kobergers,
dieses bedeutenden und gewissenhaften Nürnberger
Druckherrn und ersten Buchhändlers seiner Zeit.
Die große Freude an der Zusammenfassung und
Darstellung geschichtlicher Überlieferungen hat, wie
das eben erwähnte Buch bezeugt, auch dem Verfasser
der in der Überschrift dieses Aufsatzes genannten
Gedenkschrift mit Arbeitsbericht die Feder geführt.
Galt es doch, über die Zeit zu berichten, aus der die
eigene Firma, eine der ältesten und angesehensten
Buchdruckereien Leipzigs, hervorgegangen ist. Der
vorliegende Band bringt Kunde aus den Urkunden¬
quellen der Vergangenheit über das Wirken „eines
mit der Kulturarbeit seiner Zeit eng verflochtenen
Betriebes vom 16. bis ins 19. Jahrhundert in ununter¬
brochener Tätigkeit für das Buchgewerbe“.
Die Gedenkschrift gründet sich auf eine schon
1875 entstandene kurzgefaßte und in eins zusammen¬
geschlossene Lebensbeschreibung der drei Genera¬
tionen Breitkopf, des Großvaters G. C. Härtel und
des Oheims Hermann Härtel. Oskar v. Hase hat sein
Werk dem von früher Jugend auf innig verehrten
Rochus Freiherrn v. Liliencron gewidmet. Der In¬
halt verzeichnet drei Abschnitte: Vorgeschichte —
Die Breitkopfe — Die Härtel. Nur das Wesentliche
des in umfangreichen Textabschnitten behandelten
historischen Stoffes kann hier in knapper Fassung
mitgeteilt werden, es wird aber genügen, die be¬
deutungsvolle literarische Arbeit des Verfassers
richtig beurteilen und würdigen zu können.
VORGESCHICHTE
Der Verfasser gibt mit dieser Vorgeschichte ein
wertvolles Stück Kulturgeschichte, wie es beachtens¬
werter in bezug auf das Buchdruckgewerbe außer in
seinem schon oben genannten Buche kaum noch an
andrer Stelle zu finden ist. Er greift auf das Jahr 1542
zurück und bezeichnet Heinrich Eichbuchler, Buch¬
drucker in Leipzig mit einem kleinen Druckerei¬
anwesen , als seinen frühesten Geschäftsvorfahren
zurZeit Martin Luthers. Nachfolger wurde 1555 durch
Verehelichung mit Eichbuchlers Witwe HansRambau,
der anfänglich „in mühseliger Haushaltung, wie es
Druckerei mit sich bringt“, lebte, aber später unter den
vier damals zugelassenen Druckereien die erste Stel¬
lung einnimmt. Der „auch der Druckerei erfahrene“
Georg Deffner wurde sein Geschäftsnachfolger, er
heiratete 1580 Hans Rambaus Witwe. Über die kurze
Zeit seiner Tätigkeit kann Oskar v. Hase nur wenig
und nichts Besonderes berichten. Die Chronik meldet
seinen Tod im Jahre 1587. Schon ein Jahr später
schritt die Witwe zur dritten Ehe mit Abraham Lam-
berg, Buchdrucker und Buchhändler zugleich. Lam-
berg war einer der regsamsten Buchdrucker seiner
Zeit. Er beschäftigte sechs Gesellen, Leipzigs größte
Druckerei einige mehr, nämlich neun. Mit Mühe und
Arbeit brachte er sein Geschäft hoch, dabei hatte er
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schon gegen den unlauteren Wettbewerb zu kämpfen,
denn er klagt gelegentlich, daß ein andrer ihm „die
Orationes,IntimationesundandereMaterien,so zurzeit
in seiner Druckerei gedruckt worden, abgespannet“.
Lamberg wollte aber nicht nur Bücher drucken, son¬
dern auch mit Büchern handeln. Sein Buchhandel
brachte ihm anfänglich neben viel Sorge auch Anfein¬
dungen von den LeipzigerNurbuchhändlern. Dennoch
behauptete er sich und war einer der bedeutendsten
Verleger in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Im Jahre 1629 starb dieser mit lebhaftem Ge¬
schäftsgeist begabte Mann. Seine Witwe zweiter Ehe
heiratete 1633 den Buchdrucker Henning Köler, an
den in schwerster Zeit des Dreißigjährigen Krieges
die Führung des Geschäfts überging. Er bekleidete
mancherleiEhrenstelleninderLeipzigerBuchdrucker-
gesellschaft bis zum Abschluß seines arbeitsreichen
Lebens im Jahre 1656. Die Leitung des Geschäfts
übernahm nun der Faktor Johann Georg, der in die
Innung aufgenommen und hochgeschätzt in voller
Selbständigkeit für Kölers Witwe wissenschaftliche
und fremdsprachliche Werke druckte. Die Druckerei
wurde nach seinem Tode 1702 verkauft an Johann
Caspar Müller, der sich schon 1693 (17jährig) in das
Gesellenbuch der Leipziger Buchdruckerinnung ein¬
geschrieben hatte. Oskar v. Hase berichtet nach
Geßner, Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst
und Schriftgießerey über ihn: „Dieser Müller war
ein scharfsinniger und geschickter Mann ....“, der
„auch die nettesten und jetziger Zeit gangbarsten
Schriften von Hebräischen Griechischen Lateinischen
und Teutschen gefertigt hat....“ Als Fachschrift¬
steller ist der Genannte in Geßners Buche mit zwei
wertvollen Beiträgen über Lehrlingsausbildung ver¬
zeichnet. Der kundige, kunstsinnige Meister ist im
Jahre 1717 jung gestorben. Der Gang des Geschäfts
erfuhr dadurch keine merkbare Unterbrechung. Die
Witwe führte die Druckerei zwei Jahre mit einem
Faktor Nicolaus Spindler, verrückte dann den Witwen¬
stuhl und verehelichte sich von neuem mit dem Buch¬
drucker Bernhard Christoph Breitkopf.
DIE BREITKOPFE
Unter dieser Überschrift gibt Oskar v. Hase im zwei¬
ten Kapitel der Gedenkschrift eine tiefempfundene,
fesselnde Darstellung von dem Wirken und den Ver¬
diensten dieses Geschlechts nach Aufzeichnungen,
wie sie das Geschäftsarchiv des Hauses treu bewahrt.
Das Wichtigste daraus ist nachstehend auf einen
kleinen Raum zusammengedrängt, es verhilft zur
vollen Wertschätzung des sorgfältig zusammen¬
getragenen und liebevoll bearbeiteten Materials.
Der Begründer der Firma Breitkopf & Härtel ist
Bernhard Christoph Breitkopf, geboren am 2. März
1695 in Clausthal. Sein Vater war beim dortigen
Bergamte Schichtmeister. Er trat 1709 als Lehrling
beim Buchdrucker G. Dunker in Goslar ein und
wanderte 1714, ein Jahr nach beendigter vierjähriger
Lehrzeit, nach Leipzig. Hier blieb er bis 1715,
arbeitete dann in Jena, fast drei Jahre in Halle und
kehrte im Jahre 1718 nach Leipzig zurück. Im Januar
1719 ward Breitkopf „mit Frau Maria Sophia Müllerin
geborene Hermannin, weyland sehl. Johann Caspar
Müller Vornehmen Bürgerund Buchdrucker, so auch
weitberühmten Schriftschneider und Schriftgießers in
Leipzig Witwe“ getraut. Durch Geschicklichkeit, rege
Tätigkeit und Rechtschaffenheit brachte Breitkopf die
kleine, geschäftlich verfallene Buchdruckerei seines
Vorgängers zu neuer Bedeutung, zumal Professoren
der Leipziger Universität sein Tun mit hinreichenden
Mitteln unterstützten. Die Druckerei strebte rasch
auf. Im Jahre 1738 hatte Breitkopf nach mancherlei
Mühsalen die Genugtuung, an der Stelle eines
alten, kleinen Gasthauses das stattliche neue Ge¬
schäftshaus Zum goldenen Bären in der Universitäts¬
straße vollendet zu sehen. Nichts charakterisiert die
Bedeutung des Breitkopfschen Geschäfts besser als
die in Geßners Buch eingefügte „Schrift-Probe, oder
KurzesVerzeichniß derjenigen Hebräisch- Griechisch-
Lateinisch- und Teutschen Schriften, Welche in Herrn
Bernhard Christoph Breitkopfs Schriftgießerey allhier
vorhanden sind“. Auf 16 Seiten und vier Tafeln ist
angegeben, von wem jede Schrift in Messing oder
Stahl geschnitten ist. Auch die Leipziger Verleger
hielten mit ihrer Anerkennung nicht zurück. Breit¬
kopf brachte es bald zu einem eigenen ansehnlichen
Bücherverlag. Des durch die Wirren des Dreißig¬
jährigen Krieges darniederliegenden Musikverlags
nahm er sich liebevoll an. Im Jahre 1736 erschien
in erster Auflage „Sperontes, Singende Musen an
der Pleise“, ein auch als Nachdruck heute von Biblio¬
philen hochgeschätztes Werkchen. Die Druckerei gab
B. Ch. Breitkopf 1745 seinem Sohne Immanuel, nahm
ihn 1762 auch in die Verlagshandlung auf, die nun
mit der Buchdruckerei Bernhard Christoph Breitkopf
und Sohn zeichnete. Im vorgerückten Alter ließ
Breitkopf seiner Druckerei gegenüber den Silbernen
Bären erbauen. Zur Grundsteinlegung dieses neuen
Geschäfts- und Wohnhauses im Jahre 1736 erschien
der kurfürstliche Hof, der auch das Breitkopfsche
Geschäft mit seinem Besuche besonders auszeich¬
nete. Am 28. März 1777 schied B. Ch. Breitkopf
hochbetagt aus dem Leben. Geschäftsnachfolger
wurde der einzige Sohn Johann Gottlob Immanuel
Breitkopf.
Zur Beurteilung dieses über seine Zeit hinaus hoch-
geschätzten Mannes veröffentlicht Oskar v. Hase
wertvollesbuchdruckgeschichtlichesQuellenmaterial.
Der junge Breitkopf erlernte den Buchdrucker¬
beruf, doch zeigte der geistig hochstehende und von
einer starken Neigung zu den Wissenschaften ge¬
triebene Jüngling ursprünglich wenig Lust, einmal das
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väterliche Geschäft zu übernehmen. Er widmete sich
zunächst dem Studium der Wissenschaften und ging
dann — wohl durch das Jubelfest der Buchdrucker¬
kunst 1740 für dieselbe begeistert — zum Buchdruck
über. Die von ihm im 26. Lebensjahre übernommene
Druckerei führte im Druckerzeichen des Bären nun
einen Pallaskopf. Sein Bildungsgang trieb ihn, die
Druckkünst durch gelehrte Forschung, Erfindungen
und praktische Versuche zu fördern. Beiträge dazu
sind seine unvollendet gebliebene Kritische Ge¬
schichte der Buchdruckerkunst, ferner das Werk: Über
die Geschichte der Buchdruckerkunst, 1799; ein Vor¬
läufer zu letzterer ist sein Buch: Versuch, den Ur¬
sprung der Spielkarten, die Einführung des Leinen-
papieres und den Anfang der Holzschneidekunst in
Europa zu erforschen, 1784. In seiner letzten Schrift:
Über Bibliographie und Bibliophilie, 1793, tritt er
mit gelehrtem Rüstzeug zugunsten einer national
deutschen Frakturschrift ein, für deren verbesserte
Formen er auch mit Fleiß wirkte. Ein gelungener
praktischer Versuch Breitkopfs zur künstlerischen
Gestaltung der Schriftformen ist in der noch jetzt sehr
geschätzten Breitkopf-Fraktur erhalten geblieben.
Nicht minder mißfiel ihm die Weitläufigkeit der alten,
unpraktischen Notensatztechnik, die nicht „ohne viele
Künsteley und Flickerey“ auszuüben war. Durch eine
wesentliche Verbesserung der teilbaren beweglichen
Notenlettern in überraschender und einfachster Weise
(1754) brachte er die Notendruckkunst auf eine hohe
Stufe der Leistungsfähigkeit. Breitkopfs Tatkraft ge¬
lang es nun, dem bis dahin wenig geschätzten musi¬
kalischen Typendruckwerke Anerkennung und große
Verbreitung zu schaffen. Er begann auch Landkarten
typographisch herzustellen, seine Anstrengungen sind
aber nicht über Versuche hinausgekommen. Wenig
Glück hatte er mit der Übernahme einer Spiel¬
kartenfabrik und damit verbundenen Buntpapier¬
fabrik. Mannigfache technische Verbesserungen in
der Druckerei und Schriftgießerei brachten den ver¬
dienten Erfolg. Letztere wird in dem zuverlässigen
Bericht eines Zeitgenossen „auf vierhundert Alpha¬
bete, Stempeln und ebenso viel Matrizen aus allen
Sprachen“ geschätzt. Man fragt sich nun: wo
sind diese unersetzlichen Kulturwerte geblieben?
I. Breitkopf beschäftigte in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts gegen 130 Personen in seinem Ge¬
schäft, das wegen seiner mannigfaltigen Betriebs¬
einrichtungen als eine Sehenswürdigkeit Leipzigs
betrachtet und von wißbegierigen Reisenden gern be¬
sucht wurde.
Auch der junge Goethe als Leipziger Student kam
gern in das Breitkopfsche Haus. Seine Beziehungen
zu der Breitkopfschen Familie erzählt Oskar v. Hase
recht anmutig und ausführlich. Goethe selbst schildert
schön im achten Buch von „Dichtung und Wahrheit“
die Bedeutung, die dieser geistig belebte Umgang für
seine Entwicklung hatte: „Eine sehr angenehme und
für mich heilsame Verbindung, zu der ich gelangte,
war die mit dem Breitkopfschen Hause.“ Noch im
Jahre 1782 wendet er sich in einer literarischen An¬
gelegenheit „aus alter Neigung und Freundschaft“
an Breitkopf.
Im Jahre 1793 nahm Immanuel seinen zweiten Sohn
Christoph Gottlob Breitkopf und den Schwiegersohn
Christian Gottlob Stopp in das Geschäft auf, das nun
J. G. 1. Breitkopf Sohn und Comp, firmierte. Im
darauffolgenden Jahr ging der bedeutende Mann zur
ewigen Ruhe ein.
Außerordentlich fesselnd und anregend sind die
Ausführungen über die Geschäftsverhältnisse nach
Immanuel Breitkopfs Tod, wie sie Oskar v. Hase in
dem Abschnitt
DIE HÄRTEL
niedergeschrieben hat.
Christoph Gottlob Breitkopf war nach seines Vaters
Ableben Alleinbesitzer des großen Geschäfts; das
Verhältnis mit Stopp hatte er gelöst. Sein Bruder
Bernhard Theodor Breitkopf, der älteste Sohn Im¬
manuels, lebte in Rußland, besaß eine Druckerei in
St. Petersburg und war Direktor der Petersburger
Senatsdruckerei.
Den Erben drückte die Bürde übernommener ge¬
schäftlicher Pflichten schwer. Er nahm zu seiner Ent¬
lastung im Jahre 1795 Gottfried. Christoph Härtel,
geboren am 28. Januar 1763 in Schneeberg, als Teil¬
haber der Firma auf, in dessen Hände legte er auch
die Geschäftsleitung. Bald darauf, am 22. August
1796, verkaufte Gottlob Breitkopf seine Häuser und
das Geschäft mit allem Zubehör für 106000 Taler
an Härtel. Die bisherige Firma Breitkopf & Härtel
sollte weiterbestehen. Der umfangreiche, gewissen¬
haft ausgearbeitete Kaufvertrag ist eine wertvolle
historische Niederschrift, er zeigt in seiner Ausführ¬
lichkeit ein anschauliches Bild von dem damaligen
Bestand der berühmten Breitkopfschen Geschäfts¬
einrichtung und gestattet einen genauen Einblick in
die Geschäfts- und Lebensverhältnisse des letzten
Breitkopf. Man muß es dem Verfasser der Denk¬
schrift ganz besonders danken, daß er das wichtige
Schriftstück veröffentlicht und damit der Allgemein¬
heit zugängig gemacht hat. Im April 1800 starb
Gottlob Breitkopf, der Erbe eines „mit ruhmreicher
Überlieferung eines alten, in Jahrhunderten kaum je
veräußerten Geschäfts“. Letztwillig hatte er seinen
Freund und Berater Härtel als Alleinerben bestimmt.
Härtels Umsicht und Tatkraft gelang es, frisches,
reges Leben in die etwas gelockerten Geschäfts¬
verhältnisse des letzten Breitkopf zu bringen. Mit
großer Hingebung widmete er sich in planvoller
Lebensarbeit dem Musikalienverlag, den er rasch zu
Bedeutung und Umfang brachte. Die berühmtesten
Tonsetzer seiner Zeit hatte er für sein Unternehmen
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gewonnen, ihre Vertonungen ließ er in stattlichen
Typendruckwerken oder in Stich erscheinen. Ein für
die Ostermesse 1803 ausgegebenes „Verzeichnis des
Musikverlags von Breitkopf & Härtel in Leipzig“, das
die angezeigten Musikalien als „unsres eigenen Ver¬
lages“ hervorhebt, enthält bereits 522 Werke. Dabei
ließ Härtel aber nicht nach in seinem Wirken für das
Gesamtgebiet des Musikalienhandels.
Den Buchverlag baute er auf den von der Breitkopf-
schen Buchhandlung übernommenen Beständen auf.
Er beschränkte sich dabei nicht auf ein bestimmtes
Verlagsgebiet. Die in seinem Verlage erschienenen
Werke deckten vielmehr das Bedürfnis des Studiums
vieler Wissenschaften.
Den technischen Abteilungen wandte Härtel, der
den Buchdruckerberuf nicht erlernt hatte, große Auf¬
merksamkeit und Förderung zu. Oskar v. Hases dies¬
bezügliche Mitteilungen bieten so viel Belehrendes
und Anregendes, daß seine urkundlichen Darlegungen
bei der Abfassung einer zukünftigen Fach- und Wirt¬
schaftsgeschichte des Druckerei- und Schriftgießerei¬
wesens von großem Nutzen sein dürften. In einer
Beschreibung der Stadt Leipzig, die 1799 erschien,
wird die Härtelsche Druckerei wie folgt geschildert:
„Sie hat 20 Pressen zu Druckschriften und 4 Pressen
zur Notendruckerey, eine Notenstechereifabrik nebst
dazu gehöriger Kupferdruckerei. In der Buch- und
Notendruckerey arbeiten immer zwischen 00 bis
80 Personen, ohne die Druckereybediente.Eben
so rühmlichst zeichnet sich die Schriftgießerey aus....
Sie unterhält bey 10 stehenden Schmelzöfen allein
gegen 30 Gießer, 2 Factors, 6 Schleifer, 5 Gießerey-
bediente, 2 Stempelschneider und 1 Messingarbeiter,
welche jährlich 350 bis 400 Centner neue Schriften
liefern, wovon ein großer Theil in die entferntesten
Gegenden von Europa und in die andern Welttheile
versendet wird ....“ Die Abteilung Schriftgießerei
war der größte Zweig des Härtelschen Geschäfts, sie
brachte auch den größten Gewinn.
Nach 1800 hat Härtel auch — wohl als erster in
Leipzig — eine Steindruckerei seinem weitverzweig¬
ten Geschäft angefügt zum
Vorteil seiner aufblühenden
Musikaliendruckerei. Noten¬
typendruck und Kupferdruck
(Notendruckerei) wurden da¬
durch fast ganz verdrängt.
Durch die unausgesetzte
Vergrößerung und fabrik¬
artig zusammengefaßte Viel¬
seitigkeit des Geschäfts war
der Übergang vom Innungs¬
betriebe zum Fabrikbetriebe
unausbleiblich, um so mehr,
da schon seit 1802 neben den
verschiedenen Geschäfts¬
zweigen eine Instrumentenhandlung bestand. Die
Umwandlung vollzog sich allmählich und nicht ohne
lebhaften Einspruch der Innungen und Behörden, die
Härtel das Leben recht schwer machten. Die Her¬
stellung von Instrumenten in eigener Werkstatt be¬
gann 1807. Härtels Unternehmergeist hat mit dieser
seiner letzten Gründung die Anregung zu einer sich
im Laufe des 19. Jahrhunderts mächtig entwickelnden
Industrie gegeben.
Für seine nur in den letzten Lebensjahren beschei¬
den ausgenutzte Erholung kaufte er das in der Nähe
von Pirna gelegene Rittergut Cotta. Hier entschlief
der geschäftlichen Pflichten in selbstloser Hingebung
dienende Mann am 25. Juli 1827. Das Urteil seiner
Zeitgenossen sicherte ihm ein ruhmvolles Andenken.
Nachklingen mag in unsre Zeit, was ein solcher nach
seinem Tode in der Trauer über ihn schrieb: „Solange
Deutschlands Literatur und Musik und die in seiner
Mitte erblühte Buchdruckerkunst mit allen ihren
Zweigen etwas gilt, wird auch der Name Härtel immer
mit hoher Achtung neben dem von Breitkopf genannt
werden. Was dieser gründete, hat er mit Einsicht er¬
halten, erweitert und mit neuen Zweigen bereichert!“
Diese ehrenden Worte stehen am Schlüsse der
Gedenkschrift. Sie trägt, entgegen aller Gewohnheit
in den Friedensjahren, ein einfaches und doch ge¬
schmackvolles Gewand. Der stattliche textliche In¬
halt ist aus einer älteren Mediävalschrift gesetzt und
gut gedruckt. Die eingefügten zahlreichen Bildnisse
und Abbildungen nach Stichen und Holzschnitten ver¬
gangener Zeiten sind mit zierlichem, neuzeitlichem
typographischem Rankenwerk geschmückt. Dabei ist
es leider nicht immer gelungen, Bildwirkung und
Schmuck miteinander in Einklang zu bringen, die
immerhin noch erzielte gute Wirkung soll darum
nicht gering geachtet werden. Ich habe das Buch mit
großer Befriedigung aus der Hand gelegt, sein Inhalt
hat sich mir tief eingeprägt. Dem Erscheinen des
zweiten Teils, zugleich Schlußband, kann man mit
besonderen Erwartungen entgegensehen!
Am 28. Januar 1819 konnte im Hause Breitkopf
& Härtel die Jahrhundert¬
feier des Bestehens der
Firma begangen werden. Ein
zweites Jahrhundert entstieg
dem Schoß der Zeiten und
geht der Vollendung ent¬
gegen. Über diese Zeitspanne
berichtet Oskar v. Hase im
zweiten Band der Gedenk¬
schrift. Er wird wahrschein¬
lich als Jubiläumsgabe er¬
scheinen, darum besonders
schätzenswert sein und von
dem Wirken eines neuen
Geschlechtes Kunde geben.
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30. Hauptversammlung des Deutschen Buchgewerbevereins
D ie 30. Hauptversammlung des Deutschen Buchge¬
werbevereins fand am 15. Juni d. J. nachmittags im
Sachsenzimmer des Deutschen Buchgewerbehauses statt.
Den Vorsitz führte, einen Teil seiner kurzen Beurlaubung
aus dem Felde nach der Heimat seinem Ehrenamte als
1. Vorsteher des Vereins opfernd, Herr Geheimer Hofrat
Dr. L. Volkmann, Leipzig. Er eröffnete die Tagung mit be¬
grüßenden Worten und nahm, nachdem er die satzungs¬
gemäße Einberufung der Versammlung festgestellt hatte,
Gelegenheit, der im Kriegsdienste stehenden Mitglieder
dankbar und ehrend zu gedenken und auch den Männern
zu danken, die daheim die Sache des Deutschen Buchge¬
werbevereins mit Hingabe erhalten und fortgeführt haben.
Weiter widmete er den im Jahre 1917 verstorbenen 11 Mit¬
gliedern, besonders den auf dem Felde der Ehre gebliebenen
Herren Emil Leiter in Düsseldorf und Wilhelm R. Greven
in Köln a. Rh., einen ehrenden Nachruf. Die Versammlung
erhob sich zum Gedächtnis der Toten von den Plätzen. Ferner
teilte der Vorsitzende mit, daß Herr Heinrich Wagner,
Leipzig, der seit dem 25. Oktober 1902 mit unermüdlicher
Hingabe das Amt des 1. Schatzmeisters verwaltet, gebeten
hat, ihn in Rücksicht auf seine stark verminderte Sehkraft
von dieser Tätigkeit zu entheben, und daß Herr Kom¬
merzienrat Georg Giesecke, Leipzig, bereit ist, an Herrn
Wagners Stelle zu treten. Im übrigen bleibt Herr H.Wagner
Vorstandsmitglied. Die Versammlung nahm von der Ver¬
änderung zustimmend Kenntnis und dankte Herrn Wagner
für die geleistete langjährige Tätigkeit als Schatzmeister
und Herrn Kommerzienrat Giesecke für Übernahme des
verantwortungsvollen Amtes.
Sodann wurde in die Erledigung der Tagesordnung ein¬
getreten, deren erster Punkt lautete: Vorlegung des Jahres¬
berichts und des Kassenberichts auf das Jahr 1917. Aus
den beiden im Druck erschienenen Vorlagen war in der
Hauptsache zu entnehmen, daß die Entwicklung und die
Tätigkeit des Vereins, wie alles gegenwärtige deutsche
Leben und Wirken, im Zeichen des der Entscheidung ent¬
gegenreifenden Weltkrieges standen. Von den leitenden
Personen, den Mitgliedern und den Beamten des Vereins
befindet sich ein großer Teil im militärischen Kriegsdienst.
Eine besonders erfreuliche Erscheinung ist nach dem Sinken
der Mitgliederzahl in den Jahren 1915 und 1916 ein seit
mehreren Monaten eingetretenes andauerndes Steigen der¬
selben. Ende 1917 gehörten dem Deutschen Buchgewerbe¬
verein 1559 persönliche und korporative Mitglieder an; zu
Beginn des Berichtsjahres waren es nur 1509. Im laufenden
Jahre wurden bereits 77 neue Mitglieder aufgenommen.
Unter den Mitgliedern befinden sich 19Museen, Büchereien
und Schulen, darunter solche inWien, Budapest,Christiania,
Gothenburg und Stockholm, sowie 40 deutsche und mehrere
ausländische Verbände und Vereine. Die Reichsregierung,
das Kgl. Sächsische Ministerium des Innern und der Rat der
Stadt Leipzig fördern die Bestrebungen des Vereins durch
Geldbeihilfen. Der Bericht hebt weiter hervor, daß der
Deutsche Buchgewerbeverein ebenso wie das von ihm ver¬
tretene weitverzweigte und große Gewerbe organisch und
wirtschaftlich die starke Feuerprobe einer unvergleichlich
harten Zeit bisher bestanden hat, den Krieg siegreich über¬
dauern und nach Wiederkehr friedlicher Zeiten sicher einen
schönen Aufschwung nehmen wird. Der Verein diente in
der Berichtszeit dem deutschen Buchgewerbe durch seine
bedeutenden Sammlungen, durch Ausstellungen im Inlande
und neutralen Auslande, durch das „Archiv für Buchge¬
werbe“, durch Förderung des Fachschul- und Bildungs¬
wesens und andres mehr. Der Kassenbericht für 1917 ist
insofern günstig, als die Ausgaben beträchtlich hinter dem
Voranschlag zurückgeblieben sind. Die Finanzlage des
Vereins kann als den Zeitverhältnissen entsprechend be¬
friedigend bezeichnet werden. Vor allen Dingen stehen den
Verbindlichkeiten des Vereins vollkommen ausreichende
Deckungswerte gegenüber. — Die Rechnungsprüfer Herren
L. Degener, Leipzig, und Th. Plenge, Leipzig, beantragten auf
Grund der Prüfung der Einnahmen- und Ausgabenbücher
und der dazu gehörigen Belege sowie der Durchzählung
des Geldbestandes am 14. Mai dieses Jahres, dem Schatz¬
meister für die Jahresrechnung 1917 Entlastung zu erteilen.
— Herr Hofrat Baensch-Drugulin, Leipzig, wies in Ergänzung
des Jahresberichts daraufhin, daß das am 16. November 1917
in Weimar verstorbene Mitglied Herr Baurat Bruno Elbo
sich durch die Entwürfe zur Gutenberghalle im Deutschen
Buchgewerbehause ein schönes künstlerisches Denkmal
gesetzt hat. — Hierauf nahm die Versammlung beide Be¬
richte zustimmend zur Kenntnis und sprach in Erledigung
von Punkt 2 der Tagesordnung einstimmig die Entlastung
des Vorstandes aus.
Zu Punkt 3: Aufstellung des Haushaltplanes für 1918,
erfolgte die einmütige Zustimmung zu der entsprechenden
Druckvorlage.
Bei Punkt 4: Wahlen gemäß der Satzung wurden ein¬
stimmig durch Zuruf wiedergewählt a) in den Vorstand die
Herren Geheimer Hofrat Dr.L. Volkmann, in Firma Breit¬
kopf & Härtel, Leipzig, zum 1. Vorsteher, Geheimer Hofrat
Arndt Meyer, in Firma Bibliographisches Institut A.-G.,
Leipzig, zum 2. Vorsteher, Gustav Flinsch, in Firma Ferd.
Flinsch G. m. b. H., Leipzig, und Kommerzienrat Meisenbach,
in Firma Meisenbach, Riffarth & Co., München, b) in den
Vereins-Ausschuß die Herren Karl Klingspor, in Firma
Gebr. Klingspor, OPfenbach a.Main, Karl Wagner, in Firma
H. Wagner & E. Debes, Leipzig, Martin Oldenbourg, in Firma
R. Oldenbourg, Berlin, und Heinrich Schwarz, Prokurist der
Firmajulius Klinkhardt, Leipzig. Sämtliche Herren nahmen
die Wahl an.
Punkt 5: Vertrag mit dem Deutschen Verein für Buchwesen
und Schrifttum. Herr Geheimer Hofrat Dr. Volkmann er¬
stattete, begründete in seinem einleitenden Bericht die
Tatsache, daß der Abschluß dieses Vertrages der Förderung
des deutschen Buchgewerbes in wissenschaftlicher, künst¬
lerischer und'technischer Hinsicht äußerst dienlich sein
wird.. Der neue Verein, der der Träger des Deutschen
Kulturmuseums in Leipzig ist, soll vom Deutschen Buch¬
gewerbeverein die historischen, wissenschaftlichen und
künstlerischen Sammlungen, darunter die Klemm-Samm-
lung, die Becher-Sammlung und die Weißenbach-Samm-
lung, sowie die Bücherei unter Ausscheidung der Unter¬
haltungsliteratur mit einjähriger Kündigungsfrist und unter
Zusicherung möglichster Vervollständigung und museums¬
pfleglicher Behandlung als Leihgabe erhalten und die
Schoppmeyersche Sammlung mit allen Rechten und
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PRINGETON UNIVERSfTY
Archiv für Buchgewerbe
Pflichten als Eigentum übernehmen. Weiter geht auch die
Bibliothekarschule zu Leipzig in die Verwaltung des neuen
Vereins über. Endlich tritt der neue Verein in die Rechte
und Pflichten gegenüber den vom Deutschen Buchgewerbe¬
verein in seine Dienste übertretenden Beamten mit Herrn
Museumsdirektor Professor Dr. Schramm an der Spitze ein.
Der Deutsche Buchgewerbeverein gewinnt durch den Ver¬
tragsabschluß die Möglichkeit einer stärkeren Betätigung
auf dem Gebiete der buchgewerblichen Technik. Beide
Vereine werden in einem edlen, uneigennützigen Wettbe¬
werb mit genügend großem Spielraum für jeden Hand in
Hand dem deutschen Buchgewerbe dienen. Die Versamm¬
lung billigte diesen entscheidenden Schritt nach vorwärts
und ermächtigte einstimmig den Vorstand zum Abschluß des
vorgelegten und in einzelnen Teilen ergänzten Vertrages.
Punkt 6: Abänderung der Satzung. Die Abänderung der
Satzung ist eine Folge des Vertrages mit dem Deutschen
Verein für Buchgewerbe und Schrifttum, und einzelner, im
Laufe der Zeit im Geschäftsbetriebe gemachterErfahrungen.
Gleichzeitig bietet sie die Gelegenheit zur Ausscheidung
der wenigen noch in der Satzung enthaltenen Fremdwörter.
An der Organisation des Deutschen Buchgewerbevereins
selbst erfolgen keine Änderungen. Nur der Mitgliedsbeitrag
soll jeweilig von der Hauptversammlung für das folgende
Jahr festgesetzt werden. Die Satzungsänderung ist am
15. April dieses Jahres von dem auf Grund von § 42 der
Satzung am 30. Juni 1916 von der Hauptversammlung ein¬
gesetzten Ausschuß und vom Vorstand vorbereitet worden.
Die Versammlung stimmte den beantragten Abänderungen
der einzelnen Paragraphen einstimmig zu und beauftragte
den Vorstand in der üblichen Weise mit der Veranlassung
des weiteren.
Zu Punkt 7 wurde mit Einstimmigkeit der Beschluß ge¬
faßt, die aus der Bücherei auszuscheidende Unterhaltungs¬
literatur zur (jründung einer Leihbücherei des Deutschen
Buchgewerbevereins für Angehörige der graphischen Ge¬
werbe in Leipzig zu verwenden.
Punktß: Verschiedenes. Der Jahresbeitrag für 1919 wurde
auf M 20 festgesetzt und beschlossen, daß er für Angestellte
im graphischen Gewerbe auf M 12 zu ermäßigen ist. Auf
eine Anfrage teilte Herr Geheimer Hofrat Dr. Volkmann
mit, daß die Verdeutschungssache nach Möglichkeit weiter
bearbeitet wird. Damit erreichte die Hauptversammlung
ihr Ende.
Buchgewerbliche Rundschau
* Die diesjährige Hauptversammlung des Börsenvereins
Deutscher Buchhändler hat in der Zeit vom 27.-29. April
in Leipzig stattgefunden. Ein Begrüßungsabend ging der
Hauptversammlung voraus. In der Hauptversammlung
ergriff nach erfolgter .Begrüßung durch den ersten Vor¬
steher, Herrn Kommerzienrat A. Seemann, Exzellenz
Ministerialdirektor Dr. Schroeder, Dresden, das Wort, um
auf die Bedeutung der Deutschen Bücherei hinzuweisen.
Ober die bevorstehende Erhöhung der Postgebühren sprach
Herr Jäh, Halle a. S. Eine Entschließung für die Hint¬
anhaltung dieser den Buchhandel schädigenden Maßnahme
wurde angenommen. Der noch stärkere Beitritt zum Post¬
scheckverkehr wurde empfohlen. Nach Erstattung und
Genehmigung des Geschäftsberichts wurde eine Stiftung
des Herrn Kommerzienrats Hermann Stilke angenommen,
von der je 30000 Mark dem Unterstützungsverein Deut¬
scher Buchhändler und Buchhandlungsgehilfen und der
Deutschen Bücherei zufallen sollen, während der Rest
dem Vorstande zu wohltätigen Zwecken nach eigener Ent¬
schließung zur Verfügung gestellt wurde. Über die Ein¬
führung eines allgemeinen Teuerungszuschlags soll der
Vorstand erst weitere Beratungen pflegen. Bei der vor¬
genommenen Neuwahl des Vorstandes wurde anstelle des
zurücktretenden Herrn Kommerzienrats Arthur Seemann
Herr Hofrat Arthur Meiner in Leipzig zum ersten Vor¬
steher gewählt.
* Die vom Deutschen Buchgewerbeverein alljährlich im
Einvernehmen mit dem Börsenverein Deutscher Buch¬
händler in den unteren Räumen des Deutschen Buch¬
gewerbehauses veranstaltete Ostermeßausstellung (buch¬
händlerischer Neuerscheinungen) ist auch diesmal wieder
von besonderer Reichhaltigkeit. Sie gibt ein umfassendes
Bild von dem literarischen Schaffen einerseits und von
dem buchgewerblichen Können in der Kriegszeit. Die Aus¬
stattung der ausgelegten zahlreichen Bücher, Mappen werke
und Wandbilder ist eine überraschend gute. Verschiedene
Kriegsgraphikmappen verdienen sogar als ganz ausge¬
zeichnete Leistungen angesprochen zu werden. Daneben
bat sich auch manches Bildliche eingestellt, das nicht
gerade zum Geschmackvollen und Künstlerischen gezählt
werden kann. Da die Ausstellung bis zum Herbste geöffnet
bleibt, so ist ein öfterer Besuch zu empfehlen. S.
* Wirtschaftsamt des Deutschen Buchdrucker-Vereins.
Unter dieser Bezeichnung ist ein durch die lange Kriegs¬
dauer hervorgerufenes Unternehmen begründet worden,
das die Buchdruckereibetriebe der mancherlei Erschwer¬
nisse entheben soll, die die Beschaffung der Arbeitsmittel
ihnen verursacht. Daneben sollen durch die vorgesehene
Beratung in technischen und kaufmännischen Fragen sowie
durch den geplanten Großeinkauf den Benutzern der neuen
Einrichtung, die mit nur geringem Nutzen arbeiten will,
auch andre Vorteile geboten werden. Das Wirtschaftsamt
untersteht mittelbar dem Generalsekretär des Deutschen
Buchdrucker-Vereins, Herrn Franz Köhler, im übrigen dem
Hauptvorstande. Die Leitung des Amtes wurde Herrn
Willy Kirstein, ehemaligem Buchdruckereibesitzer, über¬
tragen. In Nr. 19 der Zeitschrift für Deutschlands Buch¬
drucker ist alles Nähere über die Zusammensetzung des
Amtes, seine Ziele und Aufgaben enthalten, ebendaselbst
sind auch die Materialien-Bezugsvorschriften für das gra¬
phische Gewerbe in übersichtlicher Zusammenstellung
wiedergegeben. -r-.
+ Gründung des Verbandes deutscher Kriegssammlungen.
In Berlin fand vor kurzem eine aus allen Bundesstaaten be¬
schickte Versammlung der Vertreter zahlreicher deutscher
Kriegssammlungen statt. Aus Leipzig waren beteiligt das
Deutsche Kriegswirtschaftsmuseum, das Deutsche Kultur¬
museum und die Deutsche Bücherei. Museumsdirektor
Professor Dr .Schramm wurde zum Vorsitzenden, Professor
Dr. Minde-Pouet zum Schatzmeister des Verbandes gewählt.
Außerdem wählte die Versammlung in den Verbandsvor¬
stand den Leiter der Kriegsbücherei der Kgl. Bibliothek
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Archiv für Buchgewerbe
zu Berlin Professor Dr. Schulze, den Leiter der Kriegs¬
sammlung der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München
Dr. Glauning und den Vorsitzenden des Vereins Deutscher
Plakatfreunde Dr. Sachs. Als Sitz des Verbandes wurde
Leipzig bestimmt. Der Verband hat sich die Aufgabe ge¬
stellt, das Kriegssammelwesen im Deutschen Reiche zu
vereinigen und die Interessen der verschiedenen Samm¬
lungen bei Behörden, in der Öffentlichkeit, in der Presse
und gegenüber dem Ausland zu vertreten, weiter die
den Krieg behandelnden wissenschaftlichen Forschungen
zu unterstützen, sowie ferner den Zwischenhandel mit
Museumsgegenständen zu überwachen und der Preis¬
treiberei und dem Wucher bei diesem Handel wirksame
Maßnahmen entgegenzusetzen. Zur Förderung der an¬
geschlossenen Sammlungen und des Kriegssammelwesens
überhaupt beschloß der Verband die Herausgabe einer
eigenen Zeitschrift, die aber nur an Mitglieder geliefert
werden soll.
♦ Der Berliner Buchgewerbesaal (Pflegschaft des Deut¬
schen Buchgewerbevereins) versandte seinen diesjährigen
Geschäftsbericht in gedrängter Fassung. Aus demselben
ist ersichtlich, daß das Unternehmen nach wie vor seinen
Zweck in vollem Maße erfüllt hat. Durch den Krieg wurde
eine Übersiedlung nach einem andern Heime veranlaßt,
woselbst eine ganze Reihe buchgewerblicher Veranstal¬
tungen stattfand. Der Rechenschaftsbericht schließt mit
einem Barbestände von etwa M 1000.— ab und es wird dann
der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß auch im neuen Ge¬
schäftsjahre eine allseitige Förderung des Unternehmens
stattfindet.
♦ Kalender-Ausstellung Hannover. Eine Ausstellung von
Kalendern aller Art, von Gegenständen und Waren, die der
Herstellung von Kalendern dienen, sowie von sonstigen in
das Gebiet der Kalendariographie fallenden Objekten plant
das Handels- und Industrie-Museum zu Hannover, von dessen
Leitung die alles Nähere enthaltenden Ausstellungsbe-
dingungen kostenlos und unverbindlich zu beziehen sind.
♦ H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei
Aktien-Gesellschaft. In der letzten Sitzung des Aufsichts¬
rates wurde beschlossen, die Schriftgießereien Gottfried
Böttger in Paunsdorf-Leipzig, C. F. Rühl in Leipzig und
A. Kahle Söhne in Weimar zu erwerben und in Paunsdorf
bei LeipzigeineZweigniederlassungzu errichten,welchedie
vorgenannten Schriftgießereien zusammen mit der bereits
vorher erworbenen Schriftgießerei der Firma F. A. Brock¬
haus in Leipzig in sich vereinigen wird. Zu Leitern der
Filiale Paunsdorf-Leipzig wurden Herr Eugen Schmidt,
ehemaliger Mitinhaber der Firma C. F. Rühl, und Herr
Wilhelm Böttger, ehemaliger Mitinhaber der Firma Gott¬
fried Böttger, unter Ernennung zu stellvertretenden Vor¬
standsmitgliedern bestellt. Die Gesellschaft erwartet von
diesen Erwerbungen eine weitere Stärkung auf dem In¬
landsmarkte. Da die Zahlungsbedingungen langfristige sind,
kommt eine Ausgabe neuer Aktien zunächst nicht in Frage.
Über den Geschäftsgang im laufenden Jahre wurde be¬
richtet, daß derselbe sich gegen das Vorjahr etwas gebessert
habe. Nach aus St. Petersburg vorliegenden Nachrichten
sei die dortige Zweigniederlassung unversehrt und halte
den Betrieb unter Leitung eines Fabrikausschusses, wenn
auch in sehr eingeschränktem Maße, aufrecht.
♦ Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Am 3. April
hielt Herr F. Sittard einen Vortrag über das Fremdwort in
der deutschen Sprache mit besonderer Bezugnahme auf
die beiden im Verlage von Hesse & Becker in Leipzig er¬
schienenen Werke Engel, Sprich Deutsch, und Engel, Ent-
welschung. — In der Sitzung am 17. April sprach Herr
H. Schwarz über die zeitgemäße Frage Papier als Spinn¬
stoff unter gleichzeitigem Hinweis auf die demnächst in
Leipzig stattfindende Faserstoff-Ausstellung. Ein kurzer Be¬
richt über die vom Kulturmuseum veranstaltete russische
graphische Ausstellung schloß sich an. — Ferner wurde
am 1. Mai die vom Deutschen Buchgewerbeverein ver¬
anstaltete Ostermeßausstellung im Deutschen Buchge¬
werbehause einer Besprechung unterzogen und auf deren
Reichhaltigkeit hingewiesen; ebenso widmete man der an
gleicher Stelle untergebrachten graphischen Ausstellung
der 10. Armee eingehende Beachtung, dieselbe ist äußerst
reichhaltig. —
♦ Berliner Typographische Gesellschaft. Der bekannte
Graphiker Herr Georg Wagner hielt einen Vortrag über
das Erlernen des Kunstschreibens. Herr G. Könitzer
sprach über die abgehaltene Faserstoff-Ausstellung. Herr
Oberingenieur Wölfel hielt einen Vortrag über die Be¬
strebungen des Normenausschusses für die deutsche In¬
dustrie, auf welche wir noch eingehender zurückkommen
werden.
♦ Der Mitinhaber der Firma M. DuMont Schauberg, Köl¬
nische Zeitung, Herr Kommerzienrat Alfred Neven DuMont,
hat der Kunstgewerbeschule in Köln eine Schenkung in
Höhe von 15000 Mark überwiesen. Die Zinsen der Stiftung,
die den Namen Alfred Neven DuMont-Stiftung führen wird,
werden unbemittelten, aber begabten Schülern der Kunst¬
gewerbeschule zugute kommen, um ihnen den Besuch der
Schule zu erleichtern und ihnen Gelegenheit zu geben,
sich zu vervollkommnen. Berücksichtigt werden haupt¬
sächlich Angehörige des Buchdruckgewerbes, und beson¬
ders soll Kölnern bzw. Rheinländern und Kriegsbeschä¬
digten die Vergünstigung zugute kommen. D.
♦ Kleine Mitteilungen. Die Firma Martin Luther, Buch¬
druckerei und Buchbinderei in Erfurt, hat ihrem Mitarbeiter
und Buchdruckereivertreter Herrn Heinrich Borchard
Handelsvollmacht durch Erteilung der Prokura verliehen.
— Herr Dr. Kretzschmar in Leipzig, der Syndikus des Papier¬
verarbeitungsmaschinen-Verbandes, dessen Vorsitzender
Herr Geheimrat Biagosch in Firma Karl Krause ist, wurde
vom Herrn Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilli¬
gung zum stellvertretenden Vertrauensmann bei der Preis¬
prüfung von Ausfuhranträgen auf Papierverarbeitungs¬
maschinen ernannt. — Herr Oskar Walther, Prokurist der
Buchdruckerei Oskar Leiner in Leipzig, konnte am 14. April
sein fünfzigjähriges Berufsjubiläum als Buchdrucker be¬
gehen. — Vom 15. April ab änderte der Breslauer General-
Anzeiger seinen Titel in Breslauer Neueste Nachrichten,
Breslauer Generalanzeiger und General-Anzeiger für
Schlesien und Posen G. m. b. H. — Am 22. Juni beging der
älteste Mitinhaber und Begründer der altangesessenen
Buchdruckerei S. Pötzelberger (F. W. Ellmenreich) in Meran,
Herr F.W. Ellmenreich seinen 80. Geburtstag in seltener
Rüstigkeit und gesundheitlicher Frische. Herr Ellmen¬
reich hat seine Unternehmen aus den kleinsten Anfängen
zu großer Blüte gebracht, er ist auch Mitbegründer zahl¬
reicher gemeinnütziger Vereine und Einrichtungen; er
wurde von der Stadt Meran anläßlich des 80. Geburtstages
zum Ehrenbürger ernannt.
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Zeitschriften» und Bücherschau
* Wegleiter für Schriftsetzerlehrlinge. Kurze Hinweise
zur Satzherstellung für die tägliche Praxis mit einigen Bei¬
spielen. Bearbeitet von Heinrich Müller in Trier. Heraus¬
gegeben vom Verband der Typographischen Gesellschaften,
Leipzig 1917. Darüber, ob die Vermehrung der Fachliteratur
um das vorliegende Bändchen eine Notwendigkeit war, kann
man geteilter Meinung sein, man wird dasselbe aber von
dem Gesichtspunkte aus, unter dem der Verfasser dasselbe
bearbeitet hat, immerhin begrüßen können, denn es soll
„dem strebsamen Lehrling ein getreuer Ratgeber sein,
hauptsächlich in den Anfangsgründen“. Naturgemäß ist
auf dem knappem Raum von etwa 60 Seiten alles nur an¬
deutungsweise behandelt und es will fast scheinen, als sei
der Verfasser doch hier und da über die Anfangsgründe zu
weit hinausgegangen. So gilt dies von den Kapiteln Gedicht¬
satz, Akzidenzsatz. Das letztere leitet der Verfasser z. B. mit
den Worten ein: „Das erstrebenswerte Ziel eines jeden von
Berufsliebe erfüllten Lehrlings geht dahin, mit dem viel¬
seitigen Gebiet des Akzidenzsatzes vertraut zu werden und
seine Kenntnisse zu vervollkommnen“. Die Erfahrung hat
gelehrt, daß das verfrühte Streben der Lehrlinge, sich dem
Akzidenzsatz widmen zu können, nicht immer von gutem
Einfluß auf den Entwicklungsgang der Lehre ist, und darum
sollten gerade Hinweise, wie der erwähnte, möglichst ver¬
mieden werden, denn nur erreichte Tüchtigkeit in allen
Arten des Werksatzes und daneben Geschmack und zeich¬
nerische Befähigung berechtigen zum Akzidenzsetzerberuf.
Man möchte fast sagen, daß es dem Gewerbe mehr an wirk¬
lich tüchtigen Werksetzern als wie an Akzidenzsetzern fehlt,
und aus diesem Grunde allein sollten sowohl die Fach¬
schulen, die typographischen Vereine und auch Lehrbücher
immer wieder den Werksatz als die beste Grundlage und
die Hauptaufgabe für den Schriftsetzer hervorheben, ln
den einzelnen Abschnitten des Buches hat der Verfasser
erfreulicherweise manche zum Gemeingut gewordene typo¬
graphische Regel aufgenommen, aber auch manches aus
eigenerErfahrung als Regel aufgestellt, das aus praktischen
oder geschmacklichen Gründen anders gemacht wird. Hier
und da hätte sich auch eine einfachere Sprache empfohlen,
denn mit Wendungen wie: „Stets suche er — der Lehrling
— eine gute Lösung nach neuzeitlichen Gesichtspunkten“
oder „Die moderne Satzkunst muß auf jede Weise gefördert
werden“ wird der Lehrling nichts anzufangen wissen. Auch
bei manchen technischen Erklärungen wird der Lehrling in
Zweifel geraten, z. B.: „Beim Stellen des Winkelhakens ist
dasllmlegen der Quadraten zu empfehlen, damit derWinkel-
haken überall gleich weit steht.“ Es dürfte sich bei einer
Neuauflage eine Nachprüfung der Kapitel durch den Ver¬
fasser empfehlen, da ein für den gesamten Nachwuchs
bestimmter „Wegleiter“ so weit wie nur irgend möglich
einwandfrei gehalten werden sollte. Auch muß er bei
einfachster Fassung alle feststehenden typographischen
Grundregeln, wie sie ja in den vorhandenen vortrefflichen
Handbüchern von Fr. Bauer, Aug. Müller (j. J. Weber),
Unger u. a. enthalten sind, aufnehmen. Damit würde vor
allem erzielt, daß die Grundregeln des Satzes Verallge¬
meinerung Anden, was bei der heute üblichen Teil- und
Schnellarbeit von großem Wert wäre. Gr.
♦ Wille und Weg. Die Geschäftsbücherfabrik, Buch-und
Steindruckerei J. C. König & Ebhardt in Hannover hat unter
vorstehendem Titel eine kleine Schrift herausgegeben, die
ebenso als Chronik des Hauses wie als Empfehlungsschrift
gelten kann. Der Inhalt gibt ein interessantes Bild der
Entwicklung des Hauses von der um das Jahr 1846 fallenden
Gründung an bis auf die neueste Zeit. Daneben wird die
Entwicklung des Kunstgewerbes in der verflossenen Zeit
kurz gestreift und dabei auch die Vervollkommnung der
kaufmännischen Einrichtungen, unter denen das Geschäfts¬
buch als eine der wichtigsten hervortritt, geschildert. Der
Inhalt des mustergültig ausgestatteten Bändchens zerfällt
in vier Abteilungen, und zwar in I. Wille: die Gründung;
II. Weg: das Geschäftsbuch. Hieran schließt sich das
Kapitel: Buch- und Steindruck und als letzte Abteilung:
Aus der Geschichte des Hauses. Die in dem Kapitel Buch-
und Steindruck niedergelegten Gesichtspunkte sind von
besonderem Interesse, so daß wir nicht anstehen, sie aus¬
zugsweise hier wiederzugeben. Es heißt darin u. a.: „Mit
der alten Buchdruckerkunst sah es lange Jahre bpse aus;
doch wer will den Buchdrucker dafür verantwortlich machen!
Aus den bereits angegebenen Gründen machte sich selbst¬
verständlich auch unter den Jüngern Gutenbergs die all¬
gemeine Stilverwirrung bemerkbar, bis dann auch hier der
neue und doch so alte Gedanke Fuß faßtte. Nun verfielen
die Buchdrucker aber häufig ins Extrem: künstlerische
Drucksachen 1 wurde das Schlagwort. Oberhaupt wird reich¬
lich viel da von ,Kunst 1 gesprochen, wo es sich um Ent¬
wicklung des,guten Geschmacks 1 handelt. ,Kunst ist eine
persönliche Angelegenheit, zu der man nicht verpflichtet
werden kann; verpflichtet kann man nur zum guten Ge¬
schmack werden 1 , sagt Lux in seinem Werke ,Das neue
Kunstgewerbe 1 . In vielen Fällen wird es also gut sein, für
,Kunst‘ den treffenderen Ausdruck ,guter Geschmack 1 zu
setzen. Es ist völlig belanglos, ob eine Drucksache von
einem Künstler stammt oder von einem Buchdrucker, wenn
diese Drucksache ihren Zweck erfüllt. Und das ist der
springende Punkt: zweckdienlich. Eine Drucksache, die
nicht diesem einfachen und natürlichen Gesetz entspricht,
wird meist auch geschmacklich nicht vollwertig sein . ..
Die Künstler sind Führer, an deren Meinungsäußerungen
sich Handwerker und Publikum bilden sollen; dies hat auch
Geltung für die Ausstattung von Drucksachen. Auf diesem
Gebiete haben die Künstler vorbildlich gewirkt und auch
jetzt sowie in Zukunft wird weder Buchdrucker noch der
Besteller ihrer Hilfe entraten können. Sie haben durch die
Schriftgießereien ein Material an eigenartigen Schriften und
Schmuck geliefert, das in jeder Beziehung die Möglichkeit
bietet, den guten Geschmack in bestem Sinne zu entfalten.
Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Fällen, in denen die
reine Satzarbeit nicht ausreicht, in denen durch besondere
künstlerische Ausstattung die Drucksachen wirken sollen:
dann sind nach Zeichnungen der Künstler und Heran¬
ziehung der modernen Reproduktionstechniken Druck¬
platten herzustellen und davon zu drucken; doch sollte
dies nicht zur Regel werden, denn der Buchdruck basiert
zunächst auf der technisch und geschmacklich richtigen
Verwendung des Schriftmaterials. Etwas anderes ist es
in der Lithographie; diese Technik reizt geradezu zu
künstlerischer Behandlung der Aufgaben. Ist der Buch¬
drucker an die starre Form des Materials gebunden, so kann
der Lithograph frei schaffen ...“ Der Gesamtausstattung
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Archiv für Buchgewerbe
des Bändchens, das auch viele Abbildungen enthält, müssen
wir vollstes Lob zollen, denn die erzielte Wirkung ist eine
ausgezeichnete. -r-
* Typographie und Bibliophilie. Der von dem Berliner
Antiquar Oskar Rauthe herausgegebene Katalog Nr. 66 ent¬
hält u. a. folgende Unterabteilungen: Bibliographie, Typo¬
graphie, Papiermuster, Wasserzeichenpapiere. Diese Ein¬
teilung ist bemerkenswert für das zunehmende Verständnis
der Bibliophilen gegenüber dem Äußerlichen der Bücher.
Es ist gerade in letzter Zeit sehr viel vom bibliophilen
Snobismus gesprochen worden, aber ich möchte doch viel
mehr hervorheben, daß hier eher eine Vertiefung des
bibliophilen Verständnisses nach der ästhetischen Seite
hin zu erblicken ist. Für das Buchgewerbe bleibt diese
Erscheinung auf jeden Fall erfreulich. Aus dem Inhalt
dieses Kataloges sei einiges angeführt, das für sich selbst
spricht und keiner Randbemerkung bedarf. So werden
32 Musterbücher amerikanischer Papier- und Kartonmuster
mit zum großen Teil mehrfarbigen Druckproben für zu¬
sammen M 150.— angeboten. Drei Bände mit Mustern von
Strathmorepapieren (The Strathmore quality Deckle edge
bookpapers Manufactured by Mittineage Paper Company)
stehen mit M 80.— im Katalog. Der 10. und 11. Jahrgang
des Musteraustausches des Deutschen Buchgewerbe-Vereins
werden mit M 32.— und M 48.— angezeigt; 30 verschiedene
Hefte von Schriftproben aus deutschen Schriftgießereien
(mit größtenteils neueren Schriften) kosten M 60.—. Die
Wasserzeichenpapiere stammen von der Firma Gebr. Ebart
und weisen u. a. Bildnisse Friedrichs des Großen, Kaiser
Wilhelms II. und seiner Gemahlin, Bismarcks, ferner einen
antiken Kopf, einen Specht am Baumstamm auf. Ihre Preise
bewegen sich für den Bogen zwischen M 8.— und M 25.—.
Sind auch die Bildnisse selbst in ihrer Zeichnung nur von
bedingtem künstlerischen Wert, so bleibt doch das Außer¬
ordentliche der Technik sehr bemerkenswert. Aus der Ab¬
teilung „Bibliographie“ sei genannt eine Sammlung von
ornamentalen Buchdruckermarken des 15. Jahrhunderts in
324 Holzschnitten (Paris 1868), ferner die Veröffentlichungen
der Gutenberg-Gesellschaft, Band I—VII, die zusammen
M 180.— kosten. Die durch den Katalog erkennbare Wert¬
schätzung für künstlerisch ausgestattete Musterbücher
sollte anregend wirken und die Schriftgießereien, Druk-
kereien, Papierfabriken usw. auch in Zukunft bestimmen,
derartige Bücher, Kataloge und Prospekte nur in vornehmer
Aufmachung herauszugeben. Een.
4= Ausführliches Handbuch der Photographie. Band IV,
2. Teil. Das Pigmentverfahren, der Gummi-, Öl- und Brom¬
öldruck und verwandte photographische Kopierverfahren mit
Chromsalzen. Von Hofrat Professor Dt. Josef Maria Eder,
Wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissen¬
schaften in Wien, Direktor der k. k. Graphischen Lehr-und
Versuchsanstalt und o. ö. Professor an der k. k. Technischen
Hochschule in Wien. Dritte gänzlich umgearbeitete und
vermehrte Auflage. Mit 46 Abbildungen. Preis M 16.50.
Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Der unermüdliche
Gelehrte und Forscher ist in seinen Arbeiten so allgemein
bekannt und hochgeschätzt, daß eine Empfehlung seiner
Werke ganz überflüssig erscheint, denn diese sprechen für
sich selbst. Auch der vorliegende Band in der Neube¬
arbeitung zeugt von der wissenschaftlichen Gründlichkeit,
die dem Verfasser eigen ist. Ob wir die Kapitel der chemi¬
schen Grundlagen oder der historischen Entwicklung oder
über die praktische Anwendung und Ausführung der ver¬
schiedenen Verfahren aufschlagen und lesen, überall zeigt
sich bienenfleißige Arbeit. In der Zusammenfassung des
ganzen Stoffgebietes, mit den reichen Quellenangaben, ist
dieses Buch eine unerschöpfliche Fundgrube für alle zur
Photographie in Beziehung stehenden Menschen. Mag es
sich darum handeln, über chemische Vorgänge oder über
die Herstellung von Einzelbildern nach künstlerischen Ge¬
sichtspunkten oder über die Erzeugung von Druckformen
für Massendruck Aufschluß zu suchen, wohl immer wird
solcher zu finden sein. Sowohl für den Theoretiker wie
auch für denfraktiker ist es ein Nachschlagewerk im besten
Sinne des Wortes. Auch für die der Photographie benach¬
barten Gebiete der graphischen Industrie bietet es großes
Interesse. Besonders sollten die Betriebe, welche die photo¬
mechanische Reproduktion pflegen, den damit betrauten
Angestellten das Studium zugänglich machen. Gar manche
Anregung wäre daraus zu gewinnen und nutzbringend zu
verwerten. K.
♦ Der Kunstverlag Emil Richter, Dresden, erläßt eine
Einladung zur Vorbestellung auf dasMappenwerk:ÄünsfIer
abseits vom Wege, zehn Jahre deutscher Kunst in der
Provinz mit 5 Originalgraphiken, 40 Vollbildern nach Ge¬
mälden und Zeichnungen und zahlreichen Randzeich¬
nungen. Die Mappe enthält Arbeiten der Künstlergruppe
Chemnitz, die sich aus den Künstlern Gustav Schaffer,
Rose Friedrich, Martha Schräg, Georg Gelbke und Alfred
Kunze zusammensetzt. Von dem Werke erscheinen 30 Vor¬
zugsexemplare auf Bütten (M 60.—) und 150 gewöhnliche
Exemplare (M 30.—). -r-.
♦ Die Beilagen zum Doppelheft 3/4 bilden Ergänzungen
zu den einzelnen Aufsätzen. Die Druckstöcke zu dem Blatte
Breitkopf Er Härtel wurden uns von der Firma Breitkopf
Er Härtel in Leipzig zum Zwecke des Beilagendruckes, den
sie übrigens in dankenswerter Weise selbst besorgte, zur
Verfügung gestellt. — Die nur in halber Größe wieder¬
gegebene Dankesurkunde Fürst Bismarck, die im Original
an Stelle der schraffierten Linie eine volle Goldlinie auf¬
weist und auf starkem gelblichem Büttenpapier gedruckt
wurde, ist ein vortreffliches Beispiel des Mitte der acht¬
ziger Jahre gepflegten altdeutschen Geschmackes, über
den in dem Aufsatz Ein Streifzug durch 50Jahrgänge des
Archivs für Buchgewerbe Näheres gesagt ist. — Bei der
nach dem wertvollen Originaldrucke wiedergegebenen
vierseitigen Probe aus dem ersten russischen Druckwerke
des russischen Buchdruckers Feodorow dürfte neben der
klaren Schrift die Eigenart der Seitenanordnung besonders
interessieren.
Inhaltsverzeichnis
Bekanntmachung. S. 25. — Ein Streifzug durch 50 Jahr¬
gänge des Archivs für Buchgewerbe (6. Fortsetzung). S. 26.
— Das Fremdwort im Deutschen. S. 37.— Breitkopf & Härtel.
S. 40. — 30. Hauptversammlung des Deutschen Buchge¬
werbevereins. S.44. — Buchgewerbliche Rundschau. S.45.—
Zeitschriften- und Bücherschau. S. 47. — 3 Beilagen.
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1918
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^^^ie Silbenfchrift auf ÄpproS mit it)tcn gebeimniSs
^ joollen bie niemanb ju beuten oermochte,
mar für uns bis in bie jroeite Jjälfte beS oorigen
3abrbunbertS ein 23ucf) mit fieben Siegeln. 2Ber über=
boupt baoon Sflotij nahm, brachte bie Snfchriften mit ben
Ureinroobnern ber 3nfeln in iöerbinbung; bie roenigften
oerfucbten ein Siegel biefeS 33ucbeS ju brechen, ober nicht
in richtiger ffleife; fte roollten raten, nicht entjiffern. ©ine
grofje SBronjetafel oon 3balion (©riech. Dioleft«3nfchr. I
9tr. 60) mit gefeilteren SSeftimmungen über bie ©nt*
febobigung beS 3lrjteS DnafiloS unb feinet 25rüber mürbe
in einem Solianten oon ©. SRotb bewuSgegeben als „Die
sproElamation beS SlmafiS an bie Äpprier bei ber 33efi|=
nähme ÄppernS burch bie #gppter" (1855), roährenb
J)elff rieb 1 auf berfelben SJronjetafel einen s ))fatm ju ©bren
SbaliumS ju erfennen glaubte. 2Btt lächeln jeßt über folche
Sßerfuche, bie feinen ©rfolg haben fonnten.
3njroifchen mar aber noch furj oor ber 25efi§ergreifung
ber 3nfel burch bie ©nglänber bas Material burch 2luS=
grabung bebeutenb oermebrt, namentlich auch an fpprifcb«
phonijifchen unb Fpprifch=belleni[cben S5ilinguen, oon benen
natürlich jebe metbobifcheSorfcbung auSgeben neunte. So
entbeefte $. 35. ber englifche Äonful Jj. Sang einen großen
Stein mit pbonijifcb=fpprifcber 3nfchrift (So Hiß, ©riech-
Dialefts3nfcbr. I 9lr. 59). Der oerflümmelte Fpprifcbe
Xejt beginnt mit einer ©ruppe oon fünf pichen, eins
jigen, bie imDertjroeimatoorfommtjauch ber ph^nijifebe
1 D. pi)ön.:fi>pr. Söfung 1869.
Xert bat nur ein SBort (melef) baS jroeimal oorfommt,
unb jmar mit ber 35ebeutung Äonig. ©to. Smith b att e
alfo ben glücflicben ©ebanfen bie fpprifcbe ©ruppe
ßacnXeüq ju lefen; aufjerbem halfen einige ©igennamen
mie Vitium, Sbaliuin mit jur ©ntbeefung; nun mar roirf*
lieb ber Rauher gebrochen; man batte fegt fünf Silbern
jeicben, bie halb barauf burch bie emfige unb mübeoolle
älrbeit englifcher unb beutfeher ©elebrter oeroollflänbigt
mürben, fo bafi uns beute nur noch menige Silbenjeichen
unbefannt finb. $u unfrer Sßermunberung faben mir:
I. Die Sprache bet 3nfchriften ift bellenifch (mit einer
SluSnabme), bie Schrift bagegen fpprifcb; 2. fie befiebt
auS Silben (nicht aus 33ucb|taben); 3. fie ijt forcohl linFs=
als auch rechtsläufig unb furcbenfotmig;4. oon einjelnen
SSucbfiaben haben nur bie fünf ißofale befonbere Reichen,
fonfi mirb ber iöofal im 3nlaut an bem oorbergebenben
Äonfonanten auSgebrücft; 5. bie Sautjiufen ber SOTutä
ß, ir, cp ufro. roetben nicht unterfchieben; 6. Doppelfons
fonanten roerben einfach gefchrieben; 7. jmei oerfchiebene
Äonfonanten fönnennuralS jmei Silben gefchrieben j.33.:
ta, po, to, li, ne, e, ta, li, o, ne = ra(v) tttoXiv ’HbaXiov;
8. bie ^)räpofition mirb mit ihrem Subftantioe oerbuns
ben: fu, no, ro, Fo, i, fe = exuv opKoi? 1 .
Diefe Schrift ber Äpprier ift ohne Seage meit unoolfs
fommner als bie SSucbftabenfcbrift ber ^hanijier, unb mir
merben ©omperj recht geben, menn er fagt (©riech.
Denfer 1,10—11): Die jüngfi auf Fpprifcfjen Denfmältrn
1 Sarfelb, .öanbb. b. gr. Ifpigr. (1907), Seite 326.
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Original ftom
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be« Deutfcfctn Sötretn« ffir 35 u <f> t» e f e tt unb ©<&rifttum
jutage getretene Sil6enfcbrift iff fo fcbroerfällig unb uns SBoFaljetcben oermenbet. Sie 3nber unb bie SMtbiopen
beholfen, bafj ihr Gebrauch ber 2lnnabme ber bequemen fugten biefen SSRangel baburcb au«jugleicben, bafj fie bie
femitifcben SSucbffabenfchrift ebenfomenig nacbgefolgt fein SBofale an bcn Äonfonanten auöbrücften. Sa« taten auch
Fann,mieetmabie2lnmenbungberStreitartjenerberSlinte. bie Jlpprier; roenn fie aufjerbent noch eigene Rieben für
Unb boefi barf man nicht annehmen, bafj jebe Silbern alleinffehenbe SBofale Ratten, fo finb biefe roobl, roie bie
febrift unoollFommener unb beöhalb älter fei al« bie SSucb* Fomplijierten Reichen beroeifen, ein fpä'terer 3ufag.
ftabenfebrift. 3mei Schriftarten finb Silbenfcbriften, ob= Sie fpprifeben Spllabarinfcbriften finb meiften« Eurj;
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roobl fie au« ber pbomjifcben SSuchffabenfcbrift abgeleitet
finb: ba« Snbifcbe 1 »ergleicbe 21. ©eher, Über ben femit.
Urfprung be« inbifcben2Jlpbabct«: Snbifcbe Stubien 1857
unb ba« ’Ütbiopifcbe 5 , ba« bureb SBermittlung be« Sub=
arabifeben mit bem 'Pbbmjifcben jufammenbängt.
Sie 2?ucbfiabenfcbrift ber ^bä'nijier batte ficber ibre
grofjen SBorju'gC/ aber fie batte boeb ben grofjen SRacbteil,
bafj ibr bie Söofale fehlten 9 ; erfi bie J'ieflenen haben eigene
* Strnjlre'Pifcbfl, öleuifntorbucfj ber SanffrioSpracbr 1892,
Seite 1 .
* q>rütcriu8, $., ätbiopiftbe ©rammatif 1886, Seite«.
3 OlSbaufen, über b. Urfpr. b. 2U|>l)ab<tJ, Seite 22, flSefalbejeidw.
boeb e« fehlen auch nicht längere (bi« ju 31 feilen). 2tte=
rarifebe SenEmaler bürfen mir in ihnen allerbing« nicht
fueben, aber boeb ©efege be« Staate«, di finb ü'berroiegenb
jnfebriften für ffieibgefebenfe, in benen bie Gottheit unb
oft auch ber SRame be« SBeibenben genannt roirb, unb
vielleicht ifi auch bie 3nfcbrift be« Äbnig« Steanber (ftebe
oben) fo aufjufaffen; ferner Unterfcbriften für Statuen,
Urnen unb 33afen nebff 23au= unb ©rabinfebriften, ges
legentlicb mit Srobungen gegen ben Sntroeiber be« Grabe«.
2llljufru'b fing man an bie jerflreuten fppriotifeben 3tt*
febriften jufammenjufMen. SJJJorig Scbmibt gab feine
Sammlung fpprifeber 3nfcbriften in epicborifcber Schrift
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Original frorn
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3titfd>rift b ti üDeutf4>en $3ete»n« für 83 u cp tt e f e tt unb Schrifttum
3ena 1876 betau«; aber halb barauf häuften fiep bie neuen
gunbe: SB.Deecfe« Sammlung in Sollig, ©riech. Dialeft:
Snfcpriften I, ©o'ttingen 1884 ifl fcbon oiel ooßflanbtger
(212 91. 91.)} “bet auch nach biefer peit haben bie neueren
Ausgrabungen noch reiche« ÜUaterial an 3nfcprtften unb
SWünjen jutage geforbert.
Üftit biefer Schrift ber Äpprioten glaubte man burch
biefe Entjifferung nun einigermaßen im reinen ju fein;
ba tauchte aber ein neue« Problem auf; man fanb eine
PpprifcpeSilbeninfcprifgabernicptin griechifcher Sprache,
bie 3t. Ütteiffer herau«gab: Jtpprifcpe Spllabarinfchrift
in nichtgriechifcher Sprache: SIS. ber SSerl. Afab. 1911,
166—69. £« finb 3 roei Steine (ungefähr */i Steter lang
unb 0,27 «Dieter breit), jeher mit oier feilen fpprifcper
Silbenfchrift. 2Boper fte flammen, wirb nicht gefagt unb
brauet eigentlich <mcp »icht gefagt ju werben. groben
biefer Schriftart finben (ich nur auf Kpptoö *, unb bie
Steine finb gerabe im 58efig ber neuen Jjerrn biefer 3nfel;
mir fonnen alfo mit Sicherheit oorauöfegeti, baß hetbc
Steine oon Kpproö flammen. Dort lebten in piflorifcper
3eit nur brei ©olf«flamme, bie ©riechen, bie sppönijier
unb bie Ureinwohner her 3nfcl. Die ©riechen hatten ftch
pauptfäcplicp im üBeflcn, bie 'Pponijier im Sflen nieber:
gelaffen, bie Ureinwohner behaupteten fich in ber «Dlttte
ber 3nfel; Sfplap peripl. 103 nennt 2lmatpu« eine Stabt
ber 2lutocptponen, dcri bi äXXai noXeu; 4v neaoYeiqi
ßäpßapoi; mit Stecht nennt baper Stephan bpj. 2lmatpu«
noXi? Künpou dpxaiOTaTri. 3n biefer Stabt würbe bie
einbeimifcpe Schrift noch ' m 4. Saprpunbert angeroenbet 2 .
Jüan fann alfo mit Sicherheit annehmen, baß fpprifcpe
3nfcpriften, bie weber ppönijifcp noch griecpifcp ftnb, auf
bie Ureinwohner ber 3nfel jurücfgefuprt werben müffen.
Da« war befanntlicp auch bie 33orau«fegung, bie perrfcpte,
epe bie roiffenfcpaftliche gorfcpung einfegte.
3nÄppro« waren bie ßuwanberer unb bie Ureinwohner
anberö oerteilt, al« in .Kreta; in Äpproö waren im Dflen
^5poni jier, in berSOlitte Ureinwohner, im ffieflen Hellenen,
in Kreta bagegen im Zentrum frembe Koloniflen (J£)el=
lenen), im Cflen unb im ffltflen bie Ureinwohner (Eteo:
freter). 33on biefer Urheoolferung Kreta« 9 pat man neuer:
bing« brei Snfcpriften gefunben (fiepe AnnualBrit. school.
Athen 7, 127.10 (1903—4) 115—24. Monum. Antichi
3,449 Dir. 208) in einer ganj frembartigen Sprache; aber
in ber gewöhnlichen griecpifcpen Scprif t, eine fogar furchen:
förmig; bie gorm ber 58ucpfla6en ifl bem nrcpaifcpen
©riecpifcp nicpt una'pnlicp fiepe 3t. SKeifler, 316p. b. Säcpf.
©cf. b. 2B. 24, III Spj. 1904.
i Dlur fleine ©rgenpiinbe reif j. ©. ©farabäen, ©ried)- X>ia[eft-
3nf(pr. 149, finb nach Ko«n« ob« Ägypten gebracht lootben.
> ©«gleich« ©irrig, ’ApcröoOvToq tnf^uJOcJoc; imtp.: Ephem.
Arch. 1914 p. 1 unb ©riech- XHalefcJnfcbr. I, Seite 23.
9 ©«gleiche Sicglin, Atl. antiquus No. 14.
2luf heiben Snfeln, alfo in Kpproö unb in .Kreta, pat
man in biefen 3nfcpriften merfwu'rbige Denfmäler: bie
legten Stefle ber Sprad)e ber Eingeborenen, bie nur noch
in ben (geograppifepen) Dlatnen bi« ju einem gewiffen
©rabe ipre 33eroollflänbigung finben.
Die gefcpicptlicpe Entwicflung auf beiben 3nfeln ifl
biefelbe; jeboep mit einem wefentlicpen Unterfcpteb: Auf
.Kreta erhielten bie Ülutochtbonen bie Scprift oon ben
Hellenen; auf Kppro« bagegen bie Hellenen oon ben
Autocptponen. Darau« fo'nnen wir aber für Kppro« jwei
wichtige golgerungen jiepen: 1. Die fpllabare Scprift ber
Eteofpprier muß bei ber Einwanberung ber Hellenen fepon
eriftiert haben, wä'prenb bie pponijifcpe iSudjflabenfcprift
bamal« auf ber 3nfel noch feine 33erbreitung gefunben
patte. 2. Die Jiellenen, bie einwanberten, fannten bie
fpätere Sdjrift ber ©riechen noep nicpt, bie oiel beffer war
al« bie Silbenfcprift ber Kpprier. Diefe Einwanberung
ber jjellenen nach Kppro« erfolgte aber fo früh, baß wir
ein beflimmte« 3apr nicpt angeben fo'nnen. 3t. SKeifler,
©riech. Dial. 2, 129—130 31. bemerft baju: 3n ba«
11.3aprp. o. Epr. fegen ben beginn ber griecpifcpen 3lns
fieblungaufKpproöoonSteuerenaucpSolling in S.SRüller«
jpanbh. b. «Mit. III 274, hinter, «Dlitt. b. Arcp. 3nfl. Xn
(1887) Seite 238 21. 2.
«Clan bringt bie Einwanberung ber Hellenen mit ber
borifepen Eroberung beö^eloponnc« in 33erbinbung. Sicher
flammten bie Koloniflen au« bem ‘Peloponnes; ba« jeigen
in erfler Sinie bie bialeftifcpen Etgentümlicpfeitcn, aber
auep gewiffe peloponnefifcpe Kulte j. 58. be« ampflaifcpen
Slpollo \ ber in Sbalion auf Kppro« feinen Xempel patte.
Die Einwanberer waren waprfcpeinlicp Qlcpäer, bie burch
ben Einbruch ber Dorer au« 2lrfabien unb Safonien oer:
brangt, fiep auf ber öfllicpflen 3nfel be« SKittelmecreö eine
neue Jpeimat grünbeten unb ben ®?ut patten, ben sppö'
nijiern, bie fie au« ben griecpifcpen ©ewa'ffern bereit« oer:
brangt patten, in ihrem eigenen Üfteere Konfurrenj ju
maepen. 2lucp auf Äppro« felbfl begann fofort ber 2Bett=
fampf beiber 336'lfer, benn bie Hellenen fanben bieKüflen
ber 3nfel bereit« befegt mit einer Steipe ppönijifcher
Kolonien.
güt ba« popc 2llter ber ppönijifcpen Kolonien auf^ppro«
fpridit nicpt nur im allgemeinen bie geograppifepe Sage,
fonbern auch ber Umflanb, baß bie altefle pponijifche 3n:
feprift, bie wir fennen, nicpt auf bem gefllanbe, fonbern
auf jfppro« gefunben würbe: C.I. Sem. 1 p. 22—26pl. IV
eine 3nfcprift, bie oon einem Diener be« .König« jpiram
bem S3aal gewetpt würbe, „ifl waprfcpeinlicp noch alter
al« bie 30lcla:3nfcprift, gewiß noep au« bem 10. 3apr:
punbert" 2 . 2Benn bie Eteofpprier bamal« bie pponijifcpe
iSucpflabenfcprift noep nicpt fennen fonnten, fo muß ber
* Soai«, ©riech- £>mleft:3nf<bt. 127 9?r. 59.
* Siepe ©etpe, ©ötliitg. @el. 'üaepr. 1916, 91S.
4*
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3<ttf$rift $>eutf<hen herein« für S3 u <h w t f t n unb Schrifttum
Urfprung if>rcr Silbenfchrift noch ctwnß alter fein; fonft
wate eß jebenfallß Flüger gemefen, gleich ju ber oollFomm*
neren Vucbflabenfdirift überjugehen. Diefe 3 c ^ an Ö a ^ c
wirb burch ben oben (Seite 27) gefunbenen Slnfag ge*
flü§t, baß bie einwanbernben Jjellenen im II. 3abrhun*
bert bie Fpprifche Silbenfchrift bereits oorfanben. Daß
biefe epicfiorifche Schrift ber Snprier auf ber 3nfet felbfl
erfunben fei, mcfcbte ich nicht glauben. Nationale Schrift*
arten entgehen nicht auf girier oerhaltnißmaßig fleinen
3nfel; fic oerbanFen ihren Urfprung unb ihre Verbreitung
einein ganjen VolFe. Sluch ifl bie «Schrift nicht einfach
unb Flav genug; in ber ©eflalt, wie mit fie Fennen, hat bie
Silbenfchrift fcfion eine längere ©efefnebte hinter fxch»
Veijebem Volf,baß Vucbflaben Fenn t, werben bieSilben*
jeichen für jwei Vuchflaben auß einem feflen unb einem be*
geglichen Zeile begehen: b a , b', b 1 , b', b“. c a , c', e‘, c% c“ ufw.;
bem wibetfpreeben aber oollflanbig bie formen beß Ft;*
prifchen Spllabarß; in ber SReifje beß k finben roir weber
baß Sleibenbe noch haß ffiechfelnbe, eß finb eben ooll*
fla'nbig abmeichenbe formen: Ka eine 'Pfeilfpifce, Kt ein
rücfroärtß gelehnteß 3, ki N, ko ein TT ober A, ku ein X
mit I unb Von ben folgenben Seihen unfrer Zabelle
gilt baßfelbe, wenn auch oielleicbt nicht in fo flarFem
Sföaße. Sei einem Volfe bagegen, baß Feine Vuchflaben
Fennt, entgehen bie Silbenjeichen in ganj anbrer SBJeife.
Sei ber Vilberfehrift entfielt juerfl bie ipieroglpphe, bann
wirb fie ftilifiert unb abgeFiirjt; erfl bebeutete baß 23ilb
bie Sache; bie SlbFürjung aber nur bie erffc Silbe beß
ÜBorteß. Von Vleibenbem unb SBechfelnbem Fann alfo
Feine Siebe fein. äBenn bie Spprier bie Silbenjeichen frei
erfunben hatten, fo müßten fie ber erflen Silbe Fpprtfcber
©orte entfprechen; aber baneben muffen mit mit ber
Vföglichfeit rechnen, baß bie Spprier ihr Spllabar einem
freniben VolFe entlehnt hoben. ÖBenn bie Silbenfchrift
für bie Sprache erfunben wäre, für bie eß fchließlich an*
gewenbet mürbe, fo müßte eß einfacher unb überfichtlicber
fein. SIBahrfcheinlich finb bie 3eich<n oielmehr Slefle oon
•fcieroglpphen irgenbeineß Fleinafiatifchen VolFeß; unb
biefe frembartige Vilberfchrift einer frembartigen Sprache
hat wohl bie abfonberlichen gönnen beß Fpprifchen Spl*
labarß oerurfacht. Sluf welchem Soben biefe frembartige
Schrift ermachfen, ifl nicht leicht ju fagen; eß ftnb fehr oer*
fchiebenartige Vermutungen aufgeflellt, manche finb fchon
beßhalb jurü'cfjuroeifen, weil fie bloß bie äußere gorm ber
Schriftjeichen,nichtben Sautwert berfelben berücffichtigen:
Daßfelbe 3 e,c f> en 8 1 bebeutet im Spprifchen le, im
Spbtfchen p ?,im Strußfifchen f, alß ^afljeicben acht, erlaubt
alfo Feinen Schluß auf bie Verroanbtfchaft ber Schrift*
fpfleme; beroeifenb finb fofehegormen nur, roenn bei äußerer
’ÜhnlichFeit ber Sautwert berfelbe ijl.
1 Vergleiche ©arbthaufen, *J}. 'Ibb. f. fl. Mit. 37, 376. Jperbig,
V.3bb.f.H.21It.25. 1910. 579-80.
28
5Benn ftch hei ber Silbung ber Fpprifchen Silbenfchrift
frembartige Sinflüffc geltenb gemacht haben, fo Fönnen fie
nach ber ©eographie unb ©efefnehte ber 3nfel nur oon ben
Sü'flen ber benachbarten gefllänber außgegangen fein, mo’g*
licherroeife oon brei (ober oier) ^immelßricbtungen.
Sin bie afriFanifchc Süfle roirb man Faum benFen,
obroohl bie Spprier oon bort ju flammen meinten, fiehe
jjerob.7,91 dno Aiöiorrirj«;, dj? aÜTOi Kurrpioi KtYOuffiv.
Sine Sinroanberung mag oon bort flattgefunben haben;
baß bie Fpprifche Schrift oon bort flamme, behauptet
niemanb. Die iflgppter fönnen oon #crobot nicht gemeint
fein. — 3>n Dflen faßen bie ^hb'nijier; unb ^3ratoriuß,
Über ben Urfprung beß Fanaana'ifchen Sllphab. Sri. 1906,
wollte bie pbönijifche Schrift unigePebrt auß ber Fpprifchen
ableiten, oergleidje jeboch in biefer ^eitfehrift 1918, Seite I;
ebenforoenig Fönnen bie Vhb'nijicr (ohne Vofale) Üefjrer
ber Spprier geroefen fein.
3m Dflen faßen aber auch bie Slffprer, beren Seil*
fchrift Deecfe, Der Urfprung ber Fpprifchen Silbenfchrift
(1877) jum Vorbilb ber Spprier machen wollte; bafür
fpricht, baß baß Spprifche eine Silbenfchrift ifl, bie Seil*
fchrift wenigflenß Sübenjeichen hat, aber ber affprtfehe
Schlüffel paßt hoch nicht fürbaßSpprifche. Sinige Reichen
haben allerbingß bei beiben biefelbe gorm unb benfelben
Sautwert, aber bei ben metflen muß bie SÜhnlichFeit burch
fupponierte Vlittelformen (Zranßpofitionen bei Deecfe)
hergeflellt werben. Die Slnfprü'che, bie Deecfe in bqugauf
bie ^httlichFett flellt, finb manchmal recht befcheiben:
8 U
3>- t- -=t
bu
2Bir brauchen unß bei ben UnmahrfcheinlicbFeiten um
fo weniger aufjuhalten, alß ber Verfaffer felbfl biefe ganje
Jjjppotbefe aufgegeben hat. 3n ber Sinleifung ju feiner
Slußgabe ber fpprifchen Silbeninfchrif ten bei Solli(j, ©riech.
DialeFt*3nfchr. I Seite 12 fagt er, baß ein genauereß
Stubtum ber hittitifchen Vilberfchrift ihn oon ihrer Ver*
wanbtfchaft mit ber Fpprifchen Schrift überjeugt habe.
Sr befennt fich barnit alfo ju ben Slnfchauungen oon
Sapee in ben Transactions of the Soc. of Bibi. Ar-
cheol. 5 unb 7, ber bie Fpprifche Silbenfchrift oon ben
^»ieroglpphen ber Shetiter ableitet; fie jeigen mannig*
fache unb rounberliche gormen, beren Sautmert wir aber
nicht Fennen, aber felbfl bie äußere gorm ber Reichen in
Sapceß Tabellen fpricht burchauß nicht immer für feine
^ppothefe. Da alfo fowohl bte Sprache wie bie Schrift
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äettfcprift bes Seutfcpen SSeretns für 93ucproefen unb ©cpcifttum
bet Epetiter uns ein Staffel ift 1 , fo muffen mit jebe Dip:
fuffton barüber bis auf weiteres ablepnen.
9täper noch als bie Epetiter wohnten bie Spfier ben
Äppriem an bet Sübfüfle ÄleinafienS, beren illlppabet
mit ber fpprifepen Silbenfcprift bis ju einem gewiffen
Stabe oetmanbt ift, unb es ift bas iöerbienft oon Jpamil:
ton Sang batauf bingemiefen ju haben —, Cyprus p. 10
unb Transact. Soc. Bibi. Arch. 1 p. 128; allein im ein=
jelnen gebt er oftmals fehl, weil einmal $u feiner ^cit bie
gorfepung über bie fpprifepe Schrift noch nicht weit genug
fortgefebritten war, unb anbrerfeits für bie Ipftfcpen 3n=
febriften noch feine juoerläffigen fJtacpbtlbungen unb 2JuS:
gaben oorlagen. Da et fetnet oft gönnen betber Schrift:
arten miteinanber oergleicpt, oon oerfebiebenem fiautwert,
fbnnen wir uns auf eine iJJolemtf mit ihm im einjelneu
nicht einlaffen. Erft fegt haben wir eine juoerläffige ©runb:
läge befomnten in ben T(ituli) A(siae) M(inoris) 1, in
beren Einleitung auch bie Schrift ber Spfier bebanbelt
wirb: p. 5 De origine alphabeti Lycii. Dort beifit eS mit
Stecht: luce clarius est Lycos non a Phoenicibus, neque
a Cypriis litteras accepisse sed a Graecis. Die meifien
ihrer SSucpftaben 2 haben wirf lieb ihr iöorbilb im griecbifchen
SHlppabet, baju fommen bann aber bei ben Spfiern ebenfo
wie bei ben Spbem 3
hinter bem T munber:
liebe 3 u fapP“cpftaben
im Eparafter ber fppri=
feben Silbenjeicpen.
Aalinfa, ber TAM.I
p. 6—7 eine fehr bans
fenSwerte Tabelle ber
Ipftfcpen 23ucpfiaben
unb ihres Sautwertes
gibt, geht wohl etwas
weit, inbem er auch bie
^ufagbuepfiaben (p. 5)
aus griecbifchen gor:
men ableitet.
93on entfebeibenber
SEBicptigfeit ift aber,
bafi wir fpprifepe Sils
benjeiepen auf Ipftfcpen
SDtünjen finben. Stach
Babeion, Tratte des
monn. Description I
1 Siebe Jprojni), 35. Sprache ber Jpetbiter 2pj. 1917. Q. iMeper,
®ef<b. b. 911t. 1* 1909, 618 @. Sapee, The Monuments of the
Hittites: Transact. Soc. Bibi. Arch. 7.1882, 248. 280 unb Proceed.
Soc. Bibi. Arch. 27. 1905, 191.
8 TAM. I p. 6—7. Sardis v. 6. Xittmann 1916. ßeani, Scripta
Minoa 71.
8 Siebe itpumb, Amer. Journ. of Arch. II, 15, 169—60.
No. 358-61. 404. 411-12 lieg ein Ipfifcpet Häuptling
auf feinen fDtünjen baS fpprifepe Reichen te (bjw. be)
prägen, bie SlnfangSfilbe feines StamenS DefneoeleS] ca.
395 o. Ehr.
3m einjelnen fann man fiep bei folgen ©leiepungen
natürlich irren; aber bie Übereinftimmung ber eigenartigen
gormen in ber erften unb legten Äolumne ifi fo grog, bag
man auf irgenb oerwanbtfcbaftlicpe SSejiepung beSSpf ifepen
unb beS Äpprifcpen geführt wirb; unb ba baS legtere wohl
baS ältere ifi, fo bleibt nur bie Slnnapme, bag bie Jpfier
jene gormen ber fpprifeben Silbenfcprift oberberen Quelle
entlehnt haben.
Stern bei Eefnola, Eppern Seite 294 fagt: Ewalb hatte
bie Slnficpt auSgefprocpen, bag bie ^pönijier nicht bie
erften Bewohner EppernS gewefen feien, fonbern oielmebr
ein ben alten 9)prpgern oerwanbteS iöolf, beffen Sllppa:
bet gleichfalls aus Äleinafiett fiamme. Das Üllphabet ber
9>prpger 1 ift bem griecbifchen oiel ju nahe oerwanbt (fiepe
Äirchhoff, Stubien 4 ,54—55) um für uns in S3etracpt ju
fommen. Die gormen ber einjelnen Sucpftaben finb
manchmal abfonberlicb, aber ber Umfang beS Sllppabets
ift ungefähr berfelbe wie bei ben ©rieten; bie wiep:
tigen Jufagbuchfiaben (fiepe oben) ber Spfet fehlen ben
'Pprpgern.
ffienn StbjbarSft in feiner EppemeriS 2, 371 oon ber
ÜKoglicpfeit fpriept, bag bie fretifepe Scprift bie SDtutter
ber fpprifepen fein fann, fo bürfen wir biefe SDtogltcpfeit
hier beifeite laffen, bis wir bie fretifepe Scprift oerftepen.
2lucp bie oon Scpliemgnn (3lioS, Seite 699) entbeeften
troifepen Scpriftjeicpen, auf bie Sapce unb 3f. Daplor
pinweifen, fbnnen wir beifeite laffen, ba fie uns immer
noch ein Stätfel finb.
©leicp nach ScpliemannS Entbecfung hat man fiep be:
müpt, bie 3nfcpriften auf tleinen Spinnwirteln unb Don:
feperben ju lefen. 23urnouf erflärte fie für epinefifep, Sapce
(fiepe ScpliemannS 3lioS, Seite 766 ff.) für fppriotifep.
Dag infcpriftähnlicpe Jeicpen barunter finb, foll niept ge:
leugnet werben; anbre finb willfürlicpe Ärigeleien ober
magifepe giguren (Soaftifa); alle finb augerbem fo furj,
bag man nirgenbS bie i}>robe machen fann.
Schließlich moepte icp noep bie grage auf werfen, ob
etwa oon ffieften aus, bas peigt oon ben ©rieepen ein
Einflug auf bie fpprifepe Silbenfcprift ausgeübt würbe,
niept urfprünglicp, fonbern fpäter, als ©rieepen unb
Jtpprier beifammen auf berfelben 3nfel wohnten? 3cp
mb'cpte fie feineSwegS unbebingt bejahen; benn ©leicp:
peit ber gorm fann auep jufällig fein: TT, A bebeuten
fpprifcp fo; 0, A fpprifcp = pa. 3cp mäepte nur auf
einige frappante gormen pinweifen, bie barauf pinju:
beuten fepeinen.
1 Sitpt @ofd)c, b. 22. SppilcLSSerf. (Weiten) Sein 82.
Xarfrib, Jpanbb. b. Spigr. (1907) 1.140.340.
«pfifcb
©ebeutung Spptifcp
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3<ttf$rifr btP ®eutfepen ©treinP ffit © u ep w t f e n unb Schrifttum
SBer b«« «ine SinroirFung beP griechifchen ülippabetp
auf bap F»>prifcf)c ©pllabar jugibt, mirb ebenfo ein ©ilbcn»
jeidjen ty (fe) alP urfprüngliep ppönijifch anerfennen
müffen. DiefeP ifl beötjalb bap crfle Reichen bep fpprifepen
©pllabarP, bap oom Duc be
SupneP in feinem Sautmert als
f richtig erfannt mürbe.
?Rit furjen SSBorten fei fcplieg:
licpaucp noep bie cpronologifcpe
grage berührt. SLBir haben oben
bereit« gefepen, baß aup gefcbid>t=
liehen ©rünben bie Fpprifcpe ©il=
benfehrift niept jünger fein fann,
als bie Dorifepe üBanberung, bie
erpaltenenSnfcpriftenftnbnatürs
licp bebeutenb jünger. S. Stern in
feiner Übcrfeßung oon Sefnolap
ßppem (3ena 1879) ©eite 294
entfepeibet fiep für „ein jiemlicp
popeP üllter — ba ©corge ©mitp
eine fpprifepe 3nfcprift im 'Pa*
lafte SlffurbanipalP fanb". 2111er:
bingP gibt ©eorge ©mitp, (5nt=
bedungen in SJffprien überfegt
o.löoedlin, ?pj. 1898, ©eite 480
bap 23ilb eineP „fegeiförmigen"
©egenftanbeP mit „Fpprifepen
©epriftjeiepen". (Jp ifl biep eine 33epauptung, bie burep
nicptP geftügt mirb, niept einmal burep ben Serfucp einer
Sefung.
Diea'lteflebatierbare3nfcpriftmitFpprifcbcr©ilbenfcprift
bieten $mei fepmere golbene 2lrmbä'nber mit ber Fpprifepen
Snfcpriftt'ETedfvjbpouToOTTaqjou ßaaiXew^.Scponbci
ber erften spubliFation in ben Transactions unb fpa'ter bei
2Rorig@cpmibt,©amml. Fppr. 3nfcpriften ©eite 8 mürbe
biefer®teanbermitbem.Rönige3tu’anbar l oon i Pappa ibens
tifijiert, ber in ben affprifepen 3nfcpriftcn SlffurbanipalP 3
(©arbanapal, 668—626 o. ßpr.) über bie23auten2lfarpab:
bonP (680—669 o. ßpr.) alp einer ber jepn ©tabtfönige
oon Äpprop angeführt mirb. ÜRein College SBeigbacp
oerroeifl rniep auf 2lffurbantpal, bearbeitet oon SIR. ©tred,
Seipjig 1916,141. Sillein SReiflcr, ©riecp.Dial. 3nfcl)t. 2,
193 pat batauf pingeroiefen, bag bie Sbentitat beiber ^)ers
fonen niept enoiefen fei; ber eint fönne ein SJlacpfomme
beP anbern fein. Slllein oon einem folcpen gleichnamigen
Snfel, ber ebenfalls .König oon ^JappoP gcioefen mare,
miffen mir nicptP. 22it bentfelben SRccpt Fönncn mir jebe
anbre pifiorifepe sperfönlicpFcit burep irgenbeinen gleich*
4 Transact. Soc. Bibi. Arch. 6, 1877, 88 ; 6, 1878, 136, ©rirep.
X)ia!rft.'3nfd)r. 1, 46—7. Cbrrtjummer, öppern 1, 13.
* Siepe ßefnola, Qpprtn, btf(p. s. Stern, Seite 265.
* 3°b n ^/ S. Jp- 2ß., Proceed. Soc. Bibi. Arch. 26, 27.
namigen Snfet erfegen. SDTit ooller ©ieperpeit müffen mir
mit ‘PicribeP, Transactions 3, 89 an ber Sbentitat bcP
3tu’anbar unb Steanber feftpalten.
spalaograppifepeSegengrünbehatSReiflernicptanführen
fönnen. Die beiben Slrmbanber beP (Jteanber flammen
alfo auP ber erflen Jpülfte beP 7. Saptp. oor ßpr. Die
gro^e23ronjeinf(hriftoon3balion,@riecp.Dialeft:3nfcpr.l
Dir. 60, pat man baticrcn mollen, rcetl barin oon einem
Kriege ber SRebet unb Äitier gegen 3ba(ion bie SRebe ifl;
allein berarttge Äriege maren ju paufig, um barnaep baP
3apr ju befh'mmen. Gpronologifcpe Jifte ber fpprifepen
Snfcpriften b. SIReifler 2,198—99.
93iel fidlerer laffen fiep bie fpprifepen SRünjen mitepw
(ponfepen Segenben beflimmen; pier pat bie grunblegenbe
Arbeit oon 3.^. St; 1 Drbnung gefepaffen. Der bei S?eto>
bot 4,162; 3,104 erroapnteÄönig o. ©alamiP Sueltpon
(360—27) pat 2Rünjcn mit fpprifeper Sluffcprift £, u,
oe, le, to, ne (= eü/eX9ujv) gefeplagen unb ebenfo fein
©opn unbSnfel ©iromop unb (Jperfip 323—300. häufiger
merben bie Snfcpriften unb SEJlünjcn um bap 3apr 400
o. Gpr., bie ich hier nicht aufjujaplen brauche; in biefe
3eit fallen bieüMnjen beP SuagoraP i. (410—374). 9lacp
Slleranber bem ©ro§en mürben niept lange meprSDJünjen
mitfpprifd)er2luffcpriftgeprägt oon DtmarclmP(332—20),
fflifofleP (320—310) 2 unb enblicp SüenelaoP (310—307),
bem 8?ruber unb Strategen bep s ptolemäoP 3 . ©etpe in
ben 91acpr. b. ©ött. ©el. 1916, 108 rebet oon ber Fppri:
fepen ©ilbenfeprift noep im 2. 3aprp. oor ßpr. ÜBorauf
fiep biefe Slnnapme f!ügt, fann icli niept fagen. 3n ber
fpäteren 3«'t übermiegt auf ber Snfel oollflanbig bie
griecpifdie ©eprift, menn auep bie ©praepe ber Urein=
roopner noep niept ganjliep erlofd)en mar.
* *
*
91 ad) trag. 3u ©eite 2: SJlein College 23ei§bacp maept
mich barauf aufmerffam, bag agpptifcpe Könige, mit
2lmenoppiP III., gelegentlicp in ber 2lrjaroa:©pracpe unb
in babplonifcher Äeilfcprift Forrefponbieren (9lr. 31—32
bei Änubtjon), gelegentlich) in babplonifcper ©eprift unb
©praepe. 3 U ® e * te 3: hen 3uben bie 95ucp:
flabenfcprift gebracht habe, unb biefe ben 9>pöngiern, roirb
fogar auPbrüdlid' behauptet oon (JufcbiuP, Praepar.
evang. 9, 26 4 ed. Gifford 1 p. 430 d : töv Mtuanv --
YpäupciTa rrapaboOvat toi? Moubaiotq rrptltTOv, napä
b^ ’loubaiujv OoiviKag napaXaßevv/'EXXnvai; b£ rrapä
Ooivikiuv. Rotmenbig ifl bie Qlnnapme eineP foldieit 93er:
mittlerp burcpauP niept; man Fann ebenfogut annepmen,
bag bie ^pönijier felbjt in ben ©tübten unb .Sjäfen illgpp:
tenP bie ©eprift Fennen lernten.
1 ötro. Rum. 1883, 266 ugt. Srireß. Dialeft:3nfdir. I, 61.
2 Sirpc 9lru. Rum. 1883, 266.
« Cl'b. p. 300 Soeronof, N. nroX. 2 p. 13 Rr. 73.
* QlergleiepeDKbaufen, Uber ben Urfprung br6 tUIpbtabete (1841).
Ptpprifcp
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Ibonij.
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3eitf$rift beö Deutfdjett 93ereinö für fSucfcwefen unb ©chrifttum
T)üm unb bte 0$rift
SBon $tib .Ruljlmann, Diündjcn
ie nachfolgenbe Unterfucßung wirb öcranlaßt burch
eine immer aufbringlidjer hcroortretcnbe Erfcbcis
nung in bem nimmer ruhenben tägigen, fafl ge*
haffigen Streite um Antiqua unb grattur. ©ir erleben
bort — waö in dampfen allerbingö nicht feiten ift —, baß
non ben heftig gegeneinanber ftreitenben Parteien ein
unb berfetbe Barne alö Betffcmb angerufen unb alö Sd;>ug=
geifl in Anfprud) genommen wirb. jtein ©eringerer alö
einer unfret ©roßten wirb oon ben um bie Schrift
Streitenben in ben .Kampf hineingejogen, bamit fein
Bame ihre Sad;e becfe unb förbere. 3n ben .Kampfs
fcbriften ber oerfcbiebenen Bereinigungen bet greunbe
beutfcber Schrift ift bie Bejeichnung biefer Schrift als
„Bürerfchrift" nach unb nach allgemein geworben. ©an
glaubt, baß ber Stempel Bürerfchen ©eifteö unb Bürer=
fcher Äunji bie .Kraft haben werbe, bie Schrift, bie fie alö
beutfche oerteibigen, alö eine im tiefften ©efen wirtlich
beutfche ju fennjetchnen unb ihre ©egner im Kampfe ju
fchlagen. Schägt baö beutfche Bolt hoch Bü'rerö Äunft
alö ben reinften unb tiefften Auöbruct beutfcben ©efenö
unb beutfcher Art.
3m Jjinblic! auf baö h*>h« Anfehen Bürerö alö beö —
wenn man fo fagen barf — beutfcheften aller beutfcben
Äünfiler, haben bie greunbe beutfcher Schrift in ihrem be*
geiferten Kampfe ju bem ©ittel gegriffen, ihren Schug*
ling nadi feinem Barnen ju taufen, unter bet Behaups
tung, baß biefe Schrift in ihrer heutigen gorm eine
„fünfllerifche Schöpfung inöbefonbere Bürerö" fei.
Biefe Behauptung finben wir wörtlich unb mit bes
fonberem Bachbruct auögefprochen in ber „Erflarung beö
Schriftbunbeö Beutfcher Jjochfchullehrer". Bod) weiter
geht ber „Beutfche Scf>nft=Berein für Öfterreich", ber in
feinem öffentlichen Aufruf fagt: „Wibrecht Bu'rer fchuf
1525 in feiner eigenen Brucferei baö Urbilb ber heutigen
beutfcben Schrift." 3fmen fchließen fich an: Unioerfita'tös
profeffor fflilfe, ©ien (Bfitteilungen beö Beutfcben
Schriftbunbeö 1917 Br. 3) unb ©. Bupredtt (Baö JUeib
bet beutfcben Sprache).
Bei bem Einbrucf, ben eine Ertlä'rung einer höchfi an»
gefehenen wiffenfchaftlichen ©emeinfchaft machen muß,
ift eö fein ©unber, baß ber ©laube, Burer habe nid;t
nur in naher unb engfter fchöpferifdjer Bejiehung jur
Schrift überhaupt geftanben, er fei auch infonberheit ber
geifiige Urheber unfrer heutigen beutfcben Schrift,
jiemlich allgemein geworben ift.
3n ber Sichtung, bie wir ber ©efamtheit unfrer
fchullehrerfchaft efftgegenbringen, ift eö biölang niemanb
eingefallen, nach ben Beweifen für bie aufgeftellte Be*
hauptung ju fragen, ia eö ift »iclleicht noch nicht ein»
mal aufgefallen, baß ber Schriftbunb ber Jjochfchullehrer
bie Bewcife fd>ulbig geblieben ift, baß man in feinen
Streitfcgriften oergeblich nach ihnen fud>t. ©an hat
feitcitö beö Sd;riftbunbeö anfcheinenb geglaubt, fich mit
ber Behauptung begnügen ju bürfen, ohne ju bebenten,
baß eö oon größtem Bacbteil für ihn (alö ftreitenbe Partei
fowohl alö auch alö Bertreter ber beutfcben J?ochfd>uls
lehrerfchaft) fein muß, wenn bie Behauptung aufgeftellt
wirb, ohne fie jugleid? ju beweifen. Boch bebenflicher
aber erfcheint bie Aufhellung ber gebachten Behauptung
angcßchtö ber mir geworbenen betrübenben Erfenntniö,
baß eö überhaupt unmöglich ift, ben Beweiö für fie ju
erbringen. Baß eine Anfchauung allgemein werben
tonnte, bie in bem wirtlich eorbanbenen ©aterial Peine
Begrünbung finbet, hat bie ©egenpartei, baö finb bie
Bertreter ber Altfchrift, infofetn mitoerfchulbet, alö auch
fie fich nicht oeranlaßt gefehen hat, bie Angelegenheit
tiefer ju burd;forfchen. 3h>re Entgegnung befteht lebig=
lieh barin, baß fie — gleichfallö ohne Beweiö — be*
hauptet, Bürer habe fich „oiel eingehenber alö mit ber
beutfcben Schrift mit ber Antiqua befchaftigt, er fei, wie
fein greunb ©illibalb ©rfheitner, ein Anhänger biefer
Schrift gewefen". Obgleich nun beibe Parteien ben Barnen
Bürerö anrufen, würbe feine ihm burch grünbliche
Unterfucfjung gerecht, beibe begnügen fich hi« mit burch=
auö oberflächlichen Betrachtungen unb oerfteigen fich ju
sagen Behauptungen.
Bie bie Angelegenheit ber Schrift Ernftnehmenben,
ju benen ber Betfaffet fich regnen barf, rnüffen biefe
Cberflachlichfeit unb—eö muß wohl einmal auögefprochen
werben, fclbfl auf bie ©efahr hin, baß eö übelgenommen
werben fönnte — Unjuoerlaffigfeit ber Streitenben in
ihren Angaben unb Behauptungen tief beflagen; benn fte
werben baburch perfönlich vielfach in bie peinlichfie Ber=
legenhett geführt. Ber Berfaffer betennt, baß er einft, in
unbebingtem Bertrauen auf bie ■Suoerla'ffigfeit ber Bes
hauptung beö „Schriftbunbeö Beutfcher Jpochfc^ullehrer",
in ©ort unb Schrift bie gleiche Behauptung oertreten unb
oerteibigt hat. Baö war gerechtfertigt, weil er glauben
burfte, baß gerabe oon biefer Seite eine einwanbfreie
©ewa'hr auf ©runb wiffenfchaftlidjer gorfchung geboten
fei. Eö gehört ju feinen bitterflen Enttaufchungen, alö
er — burch feine Überftebclung nach ©ünchen in bie
Sage oerfegt, bie Angelegenheit felbft an bem Quellens
material ju prüfen — ertennen mußte, baß bie oon ihm
im Bertrauen auf bie Autorität beö Bunbeö ber J^och«
fchullehret oertretene Anfchauung nicht ^altbar r für
einen wirtlichen Beweiö baö authentifche ©aterial oöllig
unjureichenb ift.
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3ci-tf$rift be« beutfchen herein« für Q3ud>t»efen unb Schrifttum
©enn ich hier ba« Srgebni« meinet Unterfucfmngen
jum ^roecfe bet Qlufflarung ber 2lllgemeinheit unb be=
fonbete aller berer nieberlege, benen bie Schriftangelegen*
l>eit JjerjenSs unb ©ewtffenöfache jugleicb ijf, fo fann
mir nicht ber Borwurf gemacht
werben, bag ich au« einem ©es
fühl ber Abneigung gegen bie
beutfche Schrift hanble ober in
Borurteil befangen fei. @anj
im ©egenteil! 3d) trat in bie
Unterfuchung ein mit ber au«=
gefptochenen 2lbficht, ben bie
bahin noch unbewiefenen fcbops
ferifchen Slnteil Dürer« an
betn ©erben ber grafturfchrift
nachjuweifen, ber beutfchen
Schrift unb ihren greunben,
wenn möglich/ einen Dienft ju
leifien. Dag^ich er?ennen mugte,
bag biefer Anteil fich nicht nachs
weifen lagt, fann für niemanb
eint bitterere Snttaufchung be=
beuten ate für mich fetbft. So
mag benn bae Srgebnie meiner Unterfuchungen ^ier
niebergelegt werben jugleicb ale ein fkugni« meinee auf*
richtigen perfonticben Strebene nach Klarheit unb ©abrs
heit in ben Dingen unb Stagen ber Schrift.
Die erfle Snttaufcbung bereitete mir bie geflflellung,
tag nicht nur felbft bie grogten unb umfaffenbften fünfte
gerichtlichen Sehrbucber, fonbern auch bie reiche Sonbers
unb eigentliche gorfcherliteratur über Dürer nicht« ent=
halten, wa« über feine Belegungen jur Schrift 2lu«s
funft gibt. Sei ber ©rünblichfeit, mit ber alle ©ebiete
feiner ibealen 3ntereffen wie feiner praftifchen Datigfeit,
oon feiner ©eltanfchauung bi« ju feinen Serbien (Jen um
bie BefejligungSlebre, burchforfcht worben finb, mug in
biefer Datfache fchon ein Beweis bafür erblicft werben,
bag Dürer« 3ntereffe an ber Schrift Fein folche« gewefen
ijl, bag e« irgenbwie in bie
Slugen fallen fonnte ober eine
beachten«werte ©eftalt ange=
nonunen hatte. 3ch war jus
nachft burchau« nicht geneigt,
biefe« gehlen al« wirtlich be=
weiSfräftig gelten ju laffen,
fanb oielmehr in ihm einen
befonberen Qlnreij ju weiteren
Bemühungen, in bem guten
©lauben, allen greunben ber
beutfchen Schrift nun erfl recht
einen Dienfi leiften ju fo'nnen.
3unachft nahm ich Beranlafs
fung, namhafte Dürerfenner ju State ju jiegen unb auf
bie oermeintliche Sücfe aufmerffam ju machen. 211« 2lnt=
wort erhielt ich hi« 2lu«funft, bag non einer Hätigfeit
Dürer« auf bem ©ebiete ber Schrift nicht« befannt ge*
worben, alfo eine folche gewig
nicht nachweisbar fei, fonach
in ber Literatur eine Sude in
©irflichfeit nicht befiele. Blan
nahm feinen 2lnflanb, aufrich 5
tigc« Befremben über ba« Urteil
be« „Schriftbunbeö ber Deut»
fchen ^ochfchullehret" betreff«
ber Bebeutung unb üatigfeit
Dürer« auf bem ©ebiete ber
Schrift auSjufprecgen unb bie
aufgeffellte Behauptung al«
nicht beweisbar ju cgarafteris
fieren. 3ch habe mich auch bas
mit nicht jufriebengegeben, gäbe
oielmehr oerfucht, ba« in ben
hieftgen ÜJlufeen unb Samms
tungen ©orhanbene ÜKaterial ju
burchforfchen. golgenbe« ift e«,
wa« fich über bie 2lngelegenheit feffflellen lieg:
Die einjigen fieberen unb fichtbaren Spuren oon Bes
jiegungen Dürer« jur Schrift finben wir in feiner „Unbers
wepfung ber meffung mit jirfel unb ricbtfcbepb ufw".
Doch ftnb bie Bejiegungen, wie fie hi« b«»ortreten,
burchau« nicht tiefinnerliche fcgopferifcbe, fonbern rein
augerliche, auf bie Qlbficht gerichtete, für bie gegebenen
lebenbigen Schriftfotmen geometrifche ©efege ju finben,
fie burch geometrifche Äonfhcuftion mit jirfel unb Sineal
ju «jeugen. So jeigt Dürer fich unö hier, obgleich
er fich mit bem Zeichnen oon Schrift befagt, burchau«
nicht al« ScgriftffinfHer unb sfcgopfer, fonbern mehr
alsüftathematifer. Dag er ju einer folgenBehanblung
ber Schrift burch feine italienifche Steife angeregt worben
ifi, fei beiläufig erwähnt. Schon hi« tritt eine« h«oor,
wa« für bie um bie Schriftarten
StreitenbenunbDürerfür ihren
Streit 3nanfpruchnehmenben
wenig günflig ifi: bag Dürer
fich mit bei ben Schriftarten
burchau« gleichmägig unb
gleichartig befagt. Der Ums
ftanb, bag er bie 2lntiqua oor
ber Dejrtur (wie er nach &<*=
maligem ©ebrauch bie je§t
Deutfch=@otifch genannte
Schrift bejeichnet) behanbelt,
gibt ben Streitenben meine«
erachten« fein Stecht, ihm eine
SCfrbUtung 1. 25u<tfhknfotmen au« Dürft«
„Un&mutgfung kt meflung ufro." (1525)
«Äonfltuftion Don SCntiguafotmen
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3titf$rift b < S 25 e u t f cf> e n Söcretnö für &ud)We(«n unt «Schrifttum
■^Überbewertung bicfet Schrift ju unterteilen, rechtfertigt
nur ben Schluß: baf er — ba bie „Unberwepfung" bem
Unterricht bienen fett — bie Antiqua für bie Schrift;
erjiefmng als grunbtegenb gewertet wiffen will. 3 nbem
Dürer ftch nach Bearbeitung ber Antiqua ben Xejrtur«
formen juwenbet, fchreibt er bie hier als bejeicfjnenb in
Anfpruch ju nehmenben SBorte: „Die alte Xejrtur hat
man etwan in foli«
chermaSgefchrteben/
wie wohl man fie
pegt einer anbernart
macht/baS ich bann
auch fchteiben will."
Sr bringt bie alte
Xejrtur jur Darfel«
lung unb banach bie
neue unb fagt bann
weiter: „DpSif nun
bie alte mepnung
wie oorgemelt / aber pegt macht man bie Xejrtur freier /
onb fegt bie »errudft fierung mitten auf bie festen ber
aufrechten fierung / alfo baS bie lini ber puchfaben nit fo
faf gepuebt werben / »nb etliche jüglein baran / »nb fpaltet
fie... folicheS habe ich auch hernach fürgefcfjrieben." Biit
biefen Ausführungen erfennt Dürer.felbf an, baf er ftch
in ber gorm ber bearbeiteten Buchfaben an bas allgemein
©ebrauchliche gehalten, nichts, felbfl bie jüglein nicht,
perfo'nlich gefchaffen habe, ©leichwoht ftnben wir in ber
Streitliteratur oft genug bie beutfdjen Bucpftaben ber
„Unberwepfung" als eine Srfinbung Dürers angepriefen.
Dürer bringt auch beutlich 3 uin AuSbrucf, welchen 3roecf
er mit feinen .ftonftruftionen »erfolgt. Sr will ben Bau;
unb Sükrfleuten, fo „Schrift an bie fculen / tljüren onb
hohen mauren" anjubtingen haben, iin praftifch*mecha=
nifcheS Berfahren bafür an bie ^anb geben. So fehen wir
ihn burchauS frei oon ber Meinung,
bie man im Schriftfhreite fo gern über
biefeS fein Dun erweefen mochte, baf
es fich um SchöpferifcfjeS hanbele.
Sbenfowenig wie Dürer als ber
Srfinber biefer gormen anjufepen ift,
fann bie Drucftppe biefeS SBerfeS als
feine Schöpfung nachgewiefen wer*
ben. Uber biefe Angelegenheit wirb
im Verläufe ber Ausführungen, bei
Erörterung feiner Begebungen jur
Drucftppe im allgemeinen, noch ju
fprechen fein.
Ausführlichere Säuberungen über
Schrift, als bie in ber „Unberwep*
fung", fanb ich auch in Dürers
anbern SBerfen nicht, ebenfowenig
in feinen Briefen. — gür unfre Unterfuchungen fommen
nun weiter oor allem noch bie Xitelblatter $u ben oer*
fchiebenen Sammelwerfen DürerS in Betracht. Selbfl bei
ber BorauSfegung, baf bie nicht in Drucftppe hergeftellten
oon il;m felbfl gefchaffen waren (was nicht einmal nadj=
weisbar ift), würben wir in ihnen Beweife für bie auf«
gesellten Behauptungen nicht fittben. Btrgenbwo Fön«
nen mirfepöpferifebe
Beugeftaltung einer
beutfehen Schrift im
Sinne einer Snt«
wicflungjurgraftur
feftftellen.Abgefeben
baoon, baf manche
Xitel butchauS An«
tiqua finb, lehnen
fich bie in gebroche«
ner Schriften aus«
geführten burchauS
bem bamalS@ebräuchtichen an. Bon manchen Seiten wirb
ber Xitel ber „Apofalppfis" als ber beutfehen Schrift neue
SBegc weifenb angefprochen (Abbilbung 5). Diefe Auf«
faffung fann, bei alter SBütbigung ber Schönheit biefeS
XitelblatteS, faum aufrecht erhalten werben, angefichtS
ber Xatfache, baf bie ©runbforni ber Schrift ber über«
lieferten Xejrtur entfpricht, unb bie ihr beigegebenen eigen«
artigen Berjicrungen fich fcpoti oorher nachweifen taffen.
ffiir wenben uns ben Xppen 3 U, in benen bie SBerfe
DürerS gebrueft ftnb unb oon benen man behauptet,
baf fie jum Xeil Dürerfche Schöpfung oerförperten, bie
beutfehe Schrift ju einer neuen gorin, ber graftur,
entwicfelt hatten unb in DürerS eigener Drucferei ent«
ftanben feien.
Bach ber Behauptung BuprechtS (DaS Äleib ber beut*
fehen Sprache) follen bie Urbilber unfrer beutfehen Drucf«
fchrift 1524 in Straf bürg bei Äöpfel
unb 1525, bem ErfcbeinungSjabr
ber „Unberwepfung", in ber eigenen
Drucferei DürerS in Nürnberg juerft
„aufgetaucht"fein; nach Beinecfe
(Die beutfehe Bucpftabenfcbrift) feil
Dürer mit Stocfner unb 3ob- Beu«
börffer 1526 eine beutfehe Schrift
„feftgeftellt" haben; nah bem
„Deutfcpen Schriftoerein für Dfter«
reich" „fchuf" Dürer in einer eigenen
Drucferei baS Urbilb ber heutigen
beutfehen Schrift, gür nichts oon
allem biefem fanb ich irgenbeine
Spur annehmbarer Beweife. BicptS
ift ficher nachweisbar, weber baf
Dürer eine eigene Drucferei befeffen,
5
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fl h f D f f 8 l|
SCbbinunj 3. ®ud(|lab«nfi>rmtn au« Sürtr« ,,UnbfTO«t)futt<) btr mtffung tifro." (1525)
Stent Semit
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Seitfdjtift beß SDeutfdjen herein« für 35 u cf) ro c f e n unb (Schrifttum
noch baß er irgenbeine Drucftppe gefchaffen ^abe. Glicht
einmal bie Boraußfegungen, auß benen man folche Be*
hauptungen lebiglich alß Schlußfolgerungen abgeleitet
bat, fSnnen alß gefieberte £atfachen angefeben roerben.
Daß Dürer eine
Drucferei fetbft|be=
feffen unb geleitet,
glaubt man fchlie*
ßen ju bürfen auß
bem Scfjlußfag ber
'Upofalppfiß: „@e=
brueft ju 9lüm*
berg bureb Sllbrecbt
Dürer." Sine anbre
unb beffere Be*
ftätigung unb Bes
grünbung biefer
Behauptung bube
icb auch in ben tief»
grünbigflen gors
fcberfchriften nicht
ftnben tonnen.
Selbfl Jjafe roetß
in feinem auf heften
Quellen fußenben
©erfe über „Die
Äoberger" nichtß
anbereß unb
Beffereßanjugeben,
fügt aber gleich*
roobl btnju: „£o ;
nach ifl nicht jubes
jroetfeln,baßDürer
felbfl ^reffen auf*
geflellt." Sß fei
bemerft, baß ber
Schluß fa§ ber
„Unberroepfung"
ähnlich lautet unb
ec auch jur Bes
grünbung folcber
Behauptung an*
geführt roirb. Dort
beißt eß: „Durch
SHlbrechtDürerjum
Drucf gebracht." Daß finb aber meineß Srachtenß fo
unfichere 2Jnbaltßpunfte, baß bie aufgeflellten Behaup*
tungen nicht gerechtfertigt erfcheinen. Doch ob Dürer eine
Drucferei befeffen ober nicht, märe in unfenn gälte nicht
außfehtaggebenb. i?ier fleht jur Berbanblung, ob er eine
Zppe fchuf, bie bie grafturform ber beutfehen Schrift inß
Seben rief ? Dafür fanb ich trog allen Sucbenß nirgenbß
Belege oberBemeife. SllleDrucftppen berDürerfchenSBerfe
unterfcheiben fich nicht oon ben ju jener ^eit üblichen unb
gebräuchlichen. Dabei ifl. roobl ju beachten, baß bamalß
jebe größere Drucferei ihre eigenen Dppen hatte, an benen
ihre ©erfe unmits
telbar ju erfennen
roaren. ©enn alfo
bie Dppen ber
Dürerfchen ©erfe
fich oon manchen
anbern jener 3eit
in etroaß unters
fcheiben, fo ifl baß
unter biefem ©es
fichtßroinfel felbfts
oerflänblich. 2Ilß
neue gorm fann
aber feine anges
fprochen roerben.
2Ilfo, roenn Dürer
eine Drucferei be=
feffen, felbfl roenn
er bie Drucftppe
eineß ober einiger
feiner ©erfe felbfl
gejeichnet hätte,
roäre eine roirfliche
ßleufchopfung ber
Schrift,bieSmpors
fü'hrungjurgraftur
burchDürer,bamit
nicht nachgeroiefen.
Berichtenßroert
erfcheint,baßDürer
fehr befliffen roar,
fein getfligeß Sis
gentum an feinen
©erfenjufchügen.
2luch am Schluß
feiner „Unbetroeps
fung" roarnt er
außbrücflich bas
oor, baß „fich he*
manb »nberfleben
rourb / baß außs
gegangen büchlein roiber nachjubrucfen". ©äre auch bie
Drucftppe feine Schöpfung, fo mürbe er auch ft« ficber
ermähnt haben. 3n feinem feiner ©erfe ifl etroaß in biefer
SHichtung oon ihm gefagt roorben.
51 un ju ben Bilbroerfen Dü'terß. ©ir oermögen mit
bem oorhanbenen Material nicht fefljuflellen, roer bie
auf ihnen angebrachten Schriften erfanb unb fchrieb.
34
3tbi>II0ung 5. Sdjrift auä 6tm -EitelpoCjftfetiitt jur Stpofa[i)pfc* oon Süttt (1511)
9eu$!|ato6 mijmtc md €t
mitte m atmitouü meum pio
puurn <mgdü gionofifftmu:
quiöefenöatme i)Oöie:ct,ptc
gat a6 omibuö inimictö mefe
6cte $g$ad arcf>aitgde*9c<
Slbbilöung 6. (Scftrift beß ©ebctbudjtö Äaifct SDJarimilianä I.
(mutmafclid) »on SSicenj SXocftier) 1514
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beß SDeutfdjen 93 e r e t n ß für 23u<hwefen unb @4>tifttum
2llß bejeichnertb muß eß jweifelloß erachtet werben, baß in
ben wenigen galten/ w o wir ben Srfinbet unb Schreiber
nachweifen fönnen, Dürer felbff eß nicht iff.
2llß eine Pünfflerifcbe ©roßtat Dürerß werben bie Stanb*
jeicfmungen jum ©ebetbuch beß Äaiferß Nfarimilian ge*
wertet. Erhebt ftch angefichtß besfelben nicht bie grage:
ffienn Dürer in ber Slat in beni behaupteten innigen,
fchopferifchen Serhältniß jurSchriftgeffanben hatte, wäre
eß ihm bann nicht Bebürfniß gewefen, auch bie Schrift
biefeß Stßerfeß felbff ju fchaffen, um bie innigffe fünff*
lerifche Einheit beß
©anjenhetjuffellen?
Nachweißlichiffaber
bie Schrift beß .Rai*
fertigen ©ebetbuchß
nicht »on Dürer,
fonbem oon einem
anberngefchaffen.Sß
iff fo gut atß ficher
bewiefen, baß ber
©eheimfchreiber beß
jtaiferß,3tocfner, ihr
Schöpfer tff. (Siehe
©iehlorn, Daß©ebet*
buchÄaiferSWajimi*
lianßI.)GErroähnenß*
wert iff oor altem
noch, baß feffffebt,
baß auch bie Unter*
fchriftunterbenSier
Slpoffeln, bie ihreß
fegerifchen 3nhaltß
wegen jegt entfernt
iff, nicht oon Dürer,
fonbem oon feinem
^eitgenoffen, Nachbarn unb greunbe, bem berühmten
Schreibmetfter Nfirnbergß, Neubo'rffet, gefchaffen worben
tff. Neubörffer felbff teilt eß mit in feinen„Nachrichten oon
.Rünfflem unb fflerfleuten". (Quellenfcbriften für Runff*
gefchichte, Sßien 1875. 35b. 10, S. 158, ütbfchn. 60.)
So ffellt fich bei tieferer gorfchung htrauß, baß Dürer
oermutlich mit ber Schrift überhaupt nicht in einem tief
inneren, fchöpferifchen Serhältniffe geffanben hat, baß
baß, waß man ihm jufchreibt, oon anbem geleiffet unb
gefchaffen worben iff, baß mehrfach Schriften feiner
ÜBerfe (auch auf feinen Silbern) oon anbem gefchrieben
ffnb, baß er bie Schrift (oielleicbt fogar auß einet gewiffen
©teichgültigfeit gegen fie?) gern anbem überlaffen hat.
Dabei iff nun oor atlem bieß ju würbigen: Schreiben
war jur 3e»t Dürerß eine hochgefchäfffe, für fich beffehmbe
jlunff, ber befonbere fNetffer bienten, oon benen Nfirn*
berg eine ganje 9teibe in fich f<hl»ß. @ß war fomit Peine
fehr auffaltenbe, fonbem eine burchauß natürliche Sr*
fcheinung, wenn, wie wir eermuten müffen, Dürer im
allgemeinm bie Schrift ben befonbem ÜJleiffern biefer
Äunff überlitß bjw. fie bamit beauftragte.
lieferten nun bie Serie Dürerß Feinerlei Beweife für bie
feitenß beß Bunbcß ber Jpochfcbullebrer u. a. aufgeffellten
Behauptungen, fo ergaben weiterhin bie Unterfuchungen
anbem Drteß gewichtige unmittelbare Beweife gegen fie.
£ß würbe bereite erwähnt, baß nach bem Stanbe bet
heutigen gorfchung SRocFner alß ber Schöpfer ber Sippe
beß ©ebetbucheß an*
jufehen iff (Slbbil*
bung 6). Diefe Sippe
iff ganj jweifelloß etit
flarer,ootlfommener
Ulußbrucf einer Snt*
wicflung bet beut*
fchen gebrochenm
Schrift ju einer
neuen gorm, bet ge*
fchweiften graEtur.
Damit foll nicht be*
hauptet werben, baß
biefer^ugjurSchwei*
fung nicht fchon in
früheren Sippen her*
oorgetreten wäre,
fonbem nur, baß bie
graftur hier eine be*
fonberßaußgeprägte,
oolfenbete@effalter*
hielt. Sie erfchien
aberbereitß imSahre
1514, alfo elf 3af>re
oor bem ßeitpunPt,
an bem bie graPturtppe Dürerß anß Sicht getreten fein foll.
Berffänblid) iff, baß oon ihr eine befonberß ffarfe, bie ganje
Bewegung förbembc Slnregung außging. Slber ich würbe
fchon beßhalb Slnffanb nehmen, SRocfner auf ©runb biefer
Sippe alß ben unmittelbaren Schöpfer ber graEtur ju be*
jeichnen, weil mit Siecht geltenb gemacht werben Pönntc,
baß eß wolff glaubhaft gemacht, hoch nicht unbebingt er*
wiefen fei, baß er biefe Sippe gefchaffen. 9l(ß abfolut ficher
iff aber bewiefen, baß er bie Sippe beß um brei 3abre
fpä'ter crfchienenen Sleuerbancf gefchaffen hat (2lbbilbung7 ).
Der Beroeiß iff geliefert burch baß ^eugniß beß maßgeb*
lichffen Beurteilerß, beß erwähnten Schrcibmeiffetß 3oh.
Neubo'rffer. Daß ^eugittß iff niebergelegt in feinen h<mb*
fchriftlichen „Nachrichten oon lünfflern unb SöerP*
leuten ufw." auß bem 3ahre 1547. Dort berichtet Neu*
börffer in bem 2lbfc(mitt, ber bem berühmten gormfehneiber
ipieronpniuß gewibmetiff, junächff, baß er felbff für btefen
35 5*
Dmnacl) »oh^r wtbemt latttibt
tfötegrofiem romKhabcetn prepe
. 9?cpbelf)artbcrbc>$ alce arm
f|m hofltdjen entgegen gutg
döit fueflen fiwtcen $n cmpfieng
3(fe$(Erhecal>$metnfTc»&
ößtoaeaber^m Potthertf^n fepb
Q Jo
2lt>t>il&ung 7. ©djrift 2>uer&ancf t?on Q3icen$ Stocfncr. 1517
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Settfdjrift be« © e u t f e n Sßereinb für Q$ucbmcfen unb ©cbrtfttum
„ein ^rob uon grafturfcbriften angefertigt" fjabe (eine erfennen, ba§ bamalb febon ber S5egrtff unb bab SSBort im
Zeitangabe fehlt) unb teilt bann weiter mit: baj; „Dorier ©ebraueb maren,bie graftur alfo nicht erji im 3abre
Äaiferl.9)?aj.burcbben©cbönbperger[berübmteftenDrucfer 1525t>onDürergefcbaffen oberin feinerDrucferei
jur 3«t Durerb] auch ein graftur bot machen unb aufgetauebt fein fann. Sb nun SHocfner alb (Jrftnbet
f>*h * fit J^fj^
C C5 ■'W ^ ff™- ^ %*■
ryyafl~^Ytyzrfy fcfr Ar&n. Jrj atj{cfi~ s-n»^ 'h’n&rt^hrt
M- hl^jf «^S ■ Ci ■ (3 ''hyj 'rv^f 'h**y jf***'
* /(JIi Utfy- ßyrt
rJZ /*** Qfytyf'&f 1 *l
&OU*
SfbbilOuitd S. Brucftftücf« au« tinem SSritf« Dürft« au« bem 3af>« 1523 (au« £e6tr»cfct, Junten 3al)tt 6tut(d)tr
-PianDfdjrtft, leil II. Q3erlaq 9t. ’Blancferij). Deutfdjc Äurttnt, reldjlid) Curd)f($t mit lateimfd)fn|<St>tmen: A in
3tile 1,2 unb 9Jam«i«unttt(d)tift; r, n unb m fafl burd)ginqiq; e im SBorte „St>utfiirfHi<foen" (Unttrfdjrift linf«)
ben Xeucrbaticf bamit bruefen laffen / melcbe sprob
.f?err 93icenj Btocfner / Äaiferl. 2)?aj. .f?ofs©efrcs
tari/macbet/babicbaucbgefeben/unbberÄaifer
mit eigner djanb barunter bie üöort: Te deum
Laudamus/fcbrieb".
©o ift bureb etnmanbs
freieb^eugnib feftgeftellt,
bafj Sftocfner bie (ber
©ebrift beb ©ebetbuebeb
roefetibgleicbe) Dtjpe beb
leuerbanef gefebaffen
bat. Diefer erfebien aber
im Sabre 1517, alfo
immer noch acht Sabre
»or bem -Seitpunft, an
bem Durerb grafturtppe
in feinerDrucferei aufge:
tauebt fein foll. 25erücf=
fiebtigen mir, baj; bie
'Probe iRocfnerb geraume
3eit oor bem Srfcbeinen beb ffierfeb felbft bttgejlellt fein
muf, fo fallt bie ©cböpfung Dlocfnerb noch um mehr alb
acht Sab« früher alb bie angebliche ©cbo’pfung Dürerb.
2)eacbtenbmert ift auch, baj; Bteubörffer bereitb ben Flamen
„graftur" für biefe oor bem angeblichen ©cböpfungb*
jabre 1525 entftanbenen ©ebriften anmenbet, moraub mir
ber graftut anjufpreeben ift, mag hier unerörtert bleiben,
jebenfatlb mürbe ihm bieb eher jufommen alb Dürer.
Da Bleubörffer für feine eigene 'Probe feinen ^eitpunft
angibt, fönnen mir nicht ermeffen, roiemeit er felbft b‘ etJ
bei in betracht fommt.
Diefe Momente be=
(tätigen in noch fyöfyttem
©rabe bab Blecht ju einem
SBiberfprucb gegen bie®e=
bauptungen beb ©cbrift=
bunbeb ber Deutfcben
Jjocbfcbutlebrer. @b ift
auf ©runbbefonberb
beb ^eugniffeb oon
Bteubörffer febteeb =
terbingb unmöglich,
Dürer alb ©cböpfer
ber graftur anju;
fpreeben. S^ee 23eseic^=
nung alb„Dürerfcbrift"
fann alb berechtigt nicht anerfannt roerben.
Die um bie ©ebrift ©treitenben haben nun auch bie
(angeblicbe)©cbriftgefinnungDürerb für fiebunb gegen
ihre ©egenpartei inb gelb geführt. Sllb ben angeblichen
©cböpfer ber graftur haben bie greunbe ber Deutfcbfcbrift
ihn jugletcb alb ©egnerber Antiqua in iSefcblag genommen.
y* P~~ Vh1<?
06 ^
StbbilCung 9. Dtutfd)« Äurrent.^anbftftttft bt« £an« Sod)« 1494—1576
(au« Äoennecft, Silberatla« jur btutfdjtn 9it«aturätfdid)tt)
36
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3««tf4)rtfr b e $ 35eutfd)cn 93 e r e i n « für 23ucf>tt>efen unb Schrifttum
roa'hrenb bie Vertreter biefer, angefichth feiner febon er*
mahnten eingefienben SBefchaftigung mit ber Sintiqua in
ber „Unberroepfung", behauptet haben, baß er (ich mit ihr
oiel mehr befchäftigt habe unb atö ein greunb biefer Schrift
© e m a (b e: Selb jtbilbnie (breijehnjährig) 1484(beu tfd),
furrent). Shmalb .ftrett 1499 (lateinifch). ijeiligenbilbet
1500 (lateinifch). (h>a 1507 (beutfeh). 2Jnbetung bet
Dreifaltigfeit 1511 [fftabmen] (beutfeh, gotifch). $arl
\L ^v^6V\*dwv« yvvA^tttf *^)«tvwvK v5>*«*w
\Y J fvCr »wir wwvtfc rv(?s
Vw» Jvw>VV4ffi*>$♦»> Qta Mf *vvc$
Mrv* m^«vwi) wwl ytwv
(«ptvwutAbc^v firAtvvt.itv^rei^tewr. vww *w\
rvwvj^tv>>frw^
«Mm)i_^ ■ Ti 1
SISMIOung 10. Seutfeh« ■Surrent.-hanJfehrtft 3o(j. 9ieubcrjfer« in: „Sine gute ortmung unb fut^e
Unterricht ufn>." 1538 (au« ©teffen«, Satelnifcfce Paläographie)
ju betrachten fei. Sinen fiebern ülnhaltspunft in biefer
Sftidjtung geben unö moßt bie 23ilbroetfe Dürers, auf benen
er öielfach Schrift, foroohl als jum Silbe gehörende 3ns,
roie ald 2lufs unb Unterfchtift in nicht geringem Umfange,
oft große gleichen _
füllenb, anbringt.
dt fann bei 23e= -&»JL £U vM
trachtung feiner ©es
finnung ben beiben Ü^y/ o
Schriftartengegens -v*^w
über burcßauS bas &/ßß ^
hingeflellt bleiben, \J'l &
ob er bie Schrift . U
auf benSilbmerfen
felbfl jeichnete unb XW
fchrieb.^ieriffauös ß^vw^d ß
fchlaggebenb,inmels
(het ffieife unb in SäbttlOung ll. Stutzt Äurrene.^anOfchrl
welchem Umfange («»<
bie eine ober anbre,
bjro.beibe,oon ihm ®cm«rfung: 9Jtan »«gleich« bie »Drgefiibi
»erroertet mürben. f # fr 0‘ bt W» fcfl f bie .fmnbicfmft Dürer« feit
Darüber gibt uns fij«'“ 14 !
. ° . fijttcbene probe 11 juttlcf fleht. 3 n 'b r P n b 1
nun bie nachfols Jur au g gt p r ä g ten .Surrentform entmicfclt, t
genbe Sluffiellung Dürer noch butchau« 9tntiquage|la(t (bei Jp
flarjte SHuöfunft: [3eile 1 unb 5] unb 10 [3eii
H»yV Ä^T» ■ -^
+*&+*$* es (J'tfCrffi&te i
»ew5 ««Hy««»
’'^ U >
'vt^l I^Uwh»
3bbt[0urtg 11. 2tutf<f)t Äur«ne.^an5fd)tlft eine« JBriefeö Äalftt SWapimtlianS I. 1513
(au« ©ttfftn«, t'attimfdje Paläographie)
Söcmetfung: 5)lan »ergleicb« bie »orgefiifjrten .panbfebriftproben Stbbilbungen 8 bi« 11,
fo ergibt (ich, baf bie .fmnbfd)tift Dürer« feinen fo ausgeprägt beutfcfien ^urrent^bmoftcr
trägt alS bie nnbern, barin »or aßem gegen bie bereit« um ein »ofle« 3ol)rjel) nt früher gc.-
fchticbene probe 11 jurü(f(teht. 3 n >bt finb bereit« aße Söuchßaben im Sinne ber Jtaftur
jur ausgeprägten Äurrenlform entmicfclt, Bor aßem auch ba« 91 (lehte 3eite), bn« bei
Dürer noch butchau« ülntiquagcftalt (bei $an« Sach« unb 9?eubörffer in ben Proben 9
[3«ile 1 unb 5] unb 10 [3«ile 3] UbergattgSformen) jeigt
her ©roße 1512 (beutfeh, gotifch). Äaifer Sigiemunb 1512
(beutfeh, gotifch). SOtichael SIBohtgemut 1516 (beutfeh,
ÄurfiocharaEter). Äaifer üKartmiltan 1519 [SSBien] (latci=
nifch, Serfalien). Äaifer SRarimilian 1519 [91ümberg]
_ (beutfeh, graEtur).
Ecce homo 1523
(lateinifch). 3of>.
muh jjoljfchuher
X” UUß frW» 1526 (lateinifch).
__ (W, Äf P. 93ier 1526
^yww/o< 2 ~^j (beutfeh, gotifch).
^ - Äupferfiiehe:
»<>vvw*v - - 2lbamunb£oal504
(lateinifch).9Äelans
cholie 1514 (latei=
eine« »riefe« hälfet ®}arimiüan« I. 1513 nifch). 2U6recht»On
ifefee Paläographie) Scanbenburg 1519
(lateinifch). 211=
en Jpanbfcbrtftproben Ütbbilbungen 8 bi« 11, brecht OOn23ranfcen=
:n fo ausgeprägt beutfehen Äutrent:®h<u«tU r bürg 1523 (tateis
e bereit« um ein »oße« 3af)rjehnt früh« ge.- {f .. gBilfi&alb
treit« aße Söud)(laben im Sinne bet gtaftur ;
r aßem auch ba« 9( (iehte 3ei(e), ba« bei Putbeunet 1524
n« Sach« unb 5?eubörffer in ben Proben 9 (lateinifch).^h'üpp
3] UbergangSformen) jeigt SÜRelanchthon 1526
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Sfitfdjrift b c« 3) e u t f dj c n 23 e r e i n © für 93uchtoefcn unb ©djrifttutn
(lateinifch). SrnSmu© oon Slotterbam 1526 (lateinifch).—
Jpoljfc^nittc: Xitel ber Slpofalppfi© 1*11 (beutfch,
gotifch). Die ^bilofopbie 1502 (lateinifch). Jtonrab Seite©
1502 (lateinifch). ^trfhetmer© Buchjeicben. Um 1502 (lateis
nifch). Der heilige granjiSfu© 1504 (lateinifch). Xitel*
blatt jum Marienleben 1511 (lateinifch). Xitelblatt 3 ur
Reinen ipaffion 1511 (beutfd) unb lateinifch gemifcht, nach
feilen). SR^inojeroe 1515 (latcinifcfi). Die [übliche
Jjimmelöfugel 1515 (3nfcbrift lateinifch, Üherfchrift
beutfch, graftur). Die norbticge #immel©fugel 1515 (3ns
fdirift lateinifch, Üherfchrift beutfch, graftur). Die Shren*
pforte (beutfch, graftur). Die <Sc^u§h>eiligcn oon »fler=
reich 1515 (lateinifch). Äaifer 97?ajrimilian 1519 (3nfchrift
lateinifch,Unterfchriftbeutfch,graftur). ÄaiferMatimilian
1519 (lateinifch unb beutfch). Sappen be©?orenj Stoiber
1520 (Unterfchrift: linfe jjälfte lateinifch, rechte Jjälfte
beutfch, graftur). Sappen bcöStabiu© 1521 (lateinifch).
Sappen beöXfchertte 1521 (lateinifch). Ulrich darnbüler
1522 (3nfchrift beutfch, graftur, in (ateinifcher Sprache.
Üherfchrift [darne] lateinifch). Xrturnphmagcn Äaifer
Maximilian© 1522 (Bejeichnung ber Steile: lateinifch.
Srflärung: beutfch). DieSlrmillarfpharc 1525 (lateinifch).
Sobanu© Jpeffe 1527 (lateinifch).
träte noch be0 hefannten Monogramm© Dürcr0
ju gebenfen, ba0 er auf allen feinen Zeichnungen unb
Silbern angebracht hat. Sr hat e0 in Slntiqua geformt
unb im Saufe feine0 Seben0 unabläffig entwicfelt unb fo
ju einer au0gefprochenen Monumentalität emporgefühtt.
Diefe SJufflellung gibt äbcrjeugenb Äunbc oon ber
©efinnung Dürer© gegenüber ben umgriffenen beiben
Schriftarten. Sie bemeijl, bag e0 fchlechterbing0 un;
möglich ifl, barau0 3 u fchliefjen, bag Dürer einer Schrifts
art mehr al0 ber anbern jugeneigt, ober bag er einer fogar
ein ©egner getrefen. Sir fehen, bag feine ber Parteien
ein Stecht hat, ihn al0 Jpelfer unb Schüler in Ülnfpruch
ju nehmen. S© ift für bie Streitenben eine treffliche,
boch faft befchämenbe Sehre, bie Dürer burch fein Beifpiel
gibt. Sr betätigt freimütig bie weitherjigfle ülmoenbung
aller Schriftformen unb jwar, wa© befonber0 fchlagenb
wirfen mu^, fogar nebeneinanber unb burcheinanber,
unter ftch nach Zeilen gemifcht. Dürer ifi fomit in Safjr*
heit ein Jpelfer berjentgen, bie beibe Schriftarten, unb mit
ihnen alle anbern gefunb unb natürlich gewachfenen
Schriften für Srjiebung unb Sehen berechtigt unb wichtig
halten unb ben Streit um Qlntiqua unb graftur für uns
berechtigt unb finn(o0, be0halb unfruchtbar unb oerwerf*
lieh anfehen. S0 mag hier eingefchaltet toerben: So wenig
bie reiche derwenbung ber Slntiqua Dürer ben Stuljm ju
nehmen oertnag, ber am tiefflen oolfifch empfinbenbe
unter ben beutfehen Äünftlern aller feiten ju fein, fo
wenig fann benen, bie auch heute noch bie Slntiqua al0
mitberechtigt erachten, ein Mangel an beutfcheni Smps
finben unterteilt werben. Sill man Dürer feiten0 berer,
bie ihn in bem Streite a(0 maggebenb aufftellen — unb
beibe Parteien haben e0 getan —, wirflich gerecht werben,
fo fann e0 nur baburch gefchehen, bag man ben Streit
einjlellt, bie Schriften fich ungehemmt lebenbig entwicfeln
lägt 'unb fich lebiglich auf ba0 Sntfernen ber Silblinge
unb Sucherungen befebränft. Sill man ba0 nicht, fo ifl
man Dürer boch unbebtngt fchulbig, bag man feinen
Flamen, ber fo hoch über ben ^arteten fleht, nicht au0
Mirteiintereffe migbrauebt.
Um bie Slngelegenheit mit moglichfter Umficht ju ers
(ebigen, ift e0 wohl notwenbig, auch auf Dürer0 Jjanb*
fchrift einen, wenn auch nur furjen Bticf ju werfen.
Sir erfennen fie jwar al0 beutfehe kurrent, boch flarf
untermifcht mit lateinifchen gormen. Befonber© treten
A, n, m, e unb r in biefer ©eflalt auf. Somit jeigt fich
auch hier her gleiche greimut, biefetbe Seitherjigfeit in
ber Slnwenbung ber beiben Schriftarten, wie auf bem
©ebiete ber Drucffchrift. Dabei ift ju bemerfen, bag bie
beutfcheÄurrent ju Dürer0 Zeit fich bereit0 ju oiel charafter=
oollercm 2Ju©brucf entwicfelt hatte, fo bag fie in allen
Buchfiaben eine anbre ©eftalt angenommen hatte, al0
bie lateinifche Schrift. 3n ihrer wahren ©eflalt ftanb fie
ju biefer bereit© in einem ftarfen ©egenfaj}. dergleichen
wir anbre jjanbfcbriften jener Zeit mit bet Dürer©,}. B.
bie ber Briefe Äaifer Maximilian©, Jjan© Sach©’ unb ber
Schreibmeifler Nürnberg©, fo erfcheint bie Schrift Dürer©
un© weniger „beutfeher SIrt" als jene (Slbbilbung 8-11).
2flle© in allem ergibt fich au© bem mir jugänglichen
unb heute oorliegenben Material: Dürer© Sinflug auf
bie Sntmicflung ber beutfehen Schrift ifl nur allgemeiner
unb anregenbet Statur, boch fein unmittelbar fchopferifcher
gewefen. Sr hat auf bie befonbere ©eflaltung, bjw.
Umgeftaltung, webet ber beutfehen Drucfs noch her beuts
fehen Schreibfchrift einen irgenbwic fichtbaren Sinflug
auSgcübt. Darum ift e© nicht angängig, bie graftur,
noch weniger aber bie beutfehe Schrift überhaupt, wie e©
heute oielfach gefchieht, mit bem Flamen „Dürerfcfirift"
ju taufen. Sie febon fo oft in ber ©efchichtc, befonbet©
ber fünfte, hat fich hier eine Segenbenbilbung oolljogen.
Sine unbewiefene Behauptung, juerfl oon einem einjelnen
fühnlich aufgeflellt, hat fich, hutrf) atlju groge© dertrauen
auf bie Qlutorität anbrer, oon derfon ju ^erfon, oon
Bereinigung ju Bereinigung, oon Slbhanblung ju 9lb*
hanblung übertragen. Die eigentlichen Dfirerforfcher ers
fahren oon biefer Segenbe nicht©, weil ba© ©ebiet ber
Schrift ihrem eigentlichen Stubiengebiet fernliegt. So
fegt fich ha© galfcge unbeflritten fefl, bi© einer auf ben
naioen ©ebanfen fommt, ba© bereit© SIKgemeingültige
unb angeblich längfi ju Stecht Beftehenbe auf feine Stich*
haltigfeit nachjuprüfen. Seit entfernt baoon, ju wähnen,
über Dürer© Bebeutung unb Stellung auf bem ©ebiete ber
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3eitf4>rtft b e« 35eutf<h«n e r e i n $ für Q3udhwefen unb ©cßrifttum
Schrift UleueS unb für ben wirflicßen kennet UnbefannteS
jutage geförbert ju haben, bin ich bocß beS ©laubenS,
burch biefe Darlegungen nicht wenige »on einem Srrtum
ju befreien, in ben fie, wie ich felbft, butcß bie Streit;
literatur geführt worben finb. Bie ich weiter glaube,
baß auch ihnen, gleich nur, biefe Aufflärung ben Schrift;
fireit in einem anbern Sichte jeigen, ihre Auffaffung über
ihn berichtigen wirb.
9tun erhebe ich bie grage: 3ft ber Stame „Dürerfcßrift",
wie man wähnt, ein wirflicher Schuß für bie beutfche
Schrift? ÜBerben ©egner unb £>ffentlich?eit fie mehr
fcßäßen, ober wirb fie an fich fcßäßenSwerter nie ohne ihn?
Sch beantworte biefe grage mit einem glatten 9lein, in;
f onberheit auch inBürbigung ber£atfache,baß ber Kampf
gegen fie trog ber Blamengebung nicht aufgeßört hat.
Daneben tritt bie anbre grage: ©ereicht ee ber beutfchen
Schrift irgenbwie jum Nachteil, wirb fie weniger fcßäßenS;
wert, ale fie an fich ift/ baburch, baß fie fich ale eine
Sdjüpfung Dürere nicht auejuweifen »ermag? Stimmer;
mehr! Vielleicht fogar ganj im ©egenteil! Denn ihr
Bert unb ihre Vebeutung fönnen im ©runbe nur ge;
winnen, wenn es fich erweift, was tatfä'cßtieh als baS
Gnbergebniö aller Unterfuchung ju erwünfchen ift, baß
fie in ihrer heutigen gorm ber graftur, nicht bie fünft;
lerifche Schöpfung eine« einjelnen, fonbern ber AuS=
, brud ber Seele beS gefamten VolfeS, ber AuSbrud
eines in ihm lebenben, jur ©eftaltung treibenben natür«
liehen ScßriftwillenS ift, bafj fie nicht »on einjelnen „ge«
macht" ober „erfunben" würbe, fonbern aus bem Smp;
ftnben ber Sillgemeinheit unb unter Bitwirfung alter
aus bem beutfchen gormgefü'hl natürlich empotwuchS,
als bobenjtänbigeS, »ölfifcßeS Kulturgut. Unb ba»on
follten fich btejenigen, bie bie beutfche Schrift gegen ben
feinblichen Anfturm »erteibigen wollen, überjeugen, baß
fie »on biefen allgemein pfpcßologifcßen unb »ölferpftjcßo;
logifchen ©efichtspunften aus ein »tel fräfttgereS Voll;
werf für ihren Schübling werben aufrichten fönnen,
als wenn fie ihn „Dürerfcßrift" taufen. Statt ihn ju
oerteibigen unb innerlich ju fiärfen, beanftanben unb
fchmalern fie baburch ihres ScßüßlingS tiefften unb
eigentlichen 'Bert, ben 'Bert, ber allein fein Dafein unb
fein gortbeftehen rechtfertigt. Unb auch baS mag noch
bemerft werben: Dürers Stußm fann baburch nimmer;
mehr geminbert werben, wenn wir fefiftetlen, baß er ber
Schöpfer ber graftur nicht ift.
Sch oermeffe mich nicht anjunehmen, baß ich in biefen
furjen Ausführungen bie mir geftellte Aufgabe »oll ge;
löft hatte. Vieles wäre noch 3“ fagen unb ju unterfuchen
gewefen, unb einiges hatte auch ich» jut Sache noch bei*
jutragen »ermocht. 3nbeS: 9taum; unb Papicrniangel
machen fich htnimenb geltenb. So fönnen benn biefe
meine AuSlaffungen nur als befcheibene Anregungen ju
ergänjenben unb »erbeffernben Unterfuchungen unb Ve;
Pachtungen »on anbrer Seite gewertet werben.
geofcoron>fd)e £)rucfe
33on AlufeumSbircftot <J5rofeffor Dr. ©djteimm in Stipjig
er griebe mit Stußlanb ift gefchloffen, ber griebenS;
»ertrag ratifijicrt unb »eröffentlicht, bie frieblichen
Vejießungen fönnen wieber beginnen. Da lenfen
fich °on felbft bie ©ebanfen aller berer, bie an ber burch ben
.Stieg fo jöß geftörten buchgewerblichen BeltauSftellung in
Seipjig im 3ahre 1914 irgenbwie tntereffiert waren, bem
Stuffifcßen jpaufe jener großen Kulturfcßau ju. geinbliche
Leitungen hatten berichtet, baß bie Schüße beS Stufftfcßen
Kaufes ein Staub ber glommen geworben feien, ja baß
Direftorium unb Beamte ber AuSftellung ber Vernichtung
ruhig jugefehen hätten. Schweijer SSlä'tter wußten bann
ju berichten, baß ei aud) ben Raufern ber übrigen feinb*
liehen Staaten nicht »iel beffer ergangen fei, ja felbft in
Deutfdjlanb gab eS Stimmen, bie bem wilben ©erü'cht
©lauben fchenfenb ihr Vebauern über ben Verlufi wert;
»oller Kulturgüter auSfprachen.
Das Stuffifcße J?auS bet „Vugra" hat geftanben, folange
bie AuSftellung geöffnet war; würbe auf Bunfch fogar
mehrfach »on Stubiengefellfdjaften unb 9teutrafen maß;
renb beS Krieges eingehenb befichtigt; Schaben, bie fich
am Jpaufe jeigten, würben auogebeffert, furj, alles forglich
gehütet, ja bas Jjaus würbe nachts burch eine befonbere
Bache gefeßüßt. Daß ein VerjeichmS ber wert»ollfien
Stüde angefertigt unb biefe genau fatalogifiert würben,
brauet eigentlich nicht gefügt ju werben, Jjieute finb bie
Berte im Deutfchen Kulturmufeum ju Seipjig aufbewahrt,
gegen geuer »erfichert unb harren bort bereit beS Abrufes.
Unter ben jahlretcßen wertoollen Druden beßnben fich auch
brei »ongeoborow, aus benen, ba wie eS fcheint fein folcher
Drud fich in Deutfcßlanb befinbet 1 unb wir fie infotgebeffen
nur aus Abbilbungen ruffifcher Berfe über Vucßbruder;
funft fennen, hier jwet ber Kolophone mitgeteilt feien, bie
für bie ©efehießte ber 23ucßbruderfunft »on Sntereffe finb.
Karl V. Sord behauptet in feinem „Jjanbbucß ber ©e;
feßießte ber Vucßbruderfunft" 33anb I, Seite 279, baß »on
bem erften befannten Drud geoborowS, »on ben „Acta
Apostolorum“, baS einjige ©jcemplar in ber Vibliotßef ber
Afabemie ber Biffenfcßaften ju St.Petersburg aufbewaßrt
1 Stuf eine 2lnfrage bei bet 3luSfunft8 flcile btt beutfdjcn SBibliotßefen
in »ettin würbe ber Söefcßeib, baß ein Sremplat ntdßt naeßgeroiefen
werben fönnt; aueß Anfragen an einjelne große Qinftitute ßauen ein
negatioe« Ergebnis.
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Seitfdjtift beß 3> e u t f d> e n Sß e r e i n ß für QJudjwefen unb Schrifttum
werbe. Biefe ©ehauptung ift oon anbern nachgefchrieben
worben; fic bcfinbct ficb oucb noch in ber „ßeitfchrift für
©ücberfreunbe", in bcr allerbingö ©. Jjennig 1 „baß einjige
jegt noch befannte Sremplar" atß in ber ©pnobalbruderei
in SKoßfau befinblicb angibt. Baß Sremplar, baß auf bcr
„©ugra" außgeftellt war, frammt aus bcr ©ibliotheF ber
SfRoßFauer ©pnobalbruderei, ift aber Feineßwegß baS einjige
in SRufjlanb noch erbaitene ©tüd, eö finb oielmeht noch
an einigen anbern ©teilen Sremplare oorl)anben, wie ber
Petersburger Ä. ©aerent feflgejiellt hat 2 . 3ebenfallß aber
hoben mir eö mit einem außerorbentlid) fettenen Brud ju
tun, beffen .Kolophon, baö unferm Xpeft in IReprobuPtion
beigegeben ift, befonberö beachtenswert ifl. Sß lautet in ber
uns oon jjerrn Unioerfitätßprofcffor Dr. SKurFo, Seipjig,
jur ©erfügung geteilten Überfegung wie folgt:
„ÜRtt bem äßillen beS ©aterö unb bem 33eifTanb beS
©offnes unb ber ©ollenbung beß fettigen ©eifteß. 91uf
©efebl beß gotteßfürchtigen 3aren unb ©roßffirften 3wan
Hßaffiljewitfd) (©afilieoü') 3 , beß ©elbflfferrfcherö oon ganj
©roßrufjlanb, unb mit bem ©egen beß hodfwürbigften
SRaParij, ©fetropoliten oon ganj ERufjlanb. föiete heilige
Äircben würben errichtet in ber regierenben ©tabt SSRoöPau
unb in ben benachbarten Drten unb in allen ©täbten feines
SReicheß, namentlich in bem neuerleuchteten Srte in ber
©tabt^afan unb in feinen ©renjen. Unb alle biefe heiligen
Äitchen fcfmiüdte bcr rechtgläubige 3 ör mit foftbaren
Xpeiligenbilbern unb jpeiligenbüchern unb mit ©efäßen
unb mit Kleibern unb ben übrigen firchlicben Bingen, nach
ber Überlieferung unb nach ben Siegeln ber heiligen Qlpofiel
unb ber oon ©ott erleuchteten ©ater unb nach ber 2luß=
legung ber gotteßfürchtigen griecbifchen tn Äonftantinopel
berrfchenben Äaifer, beß großen Äonftantin, 3uftinianö
unb SDtidfaelö unb ber Slbeobeta unb ber übrigen gotteß:
fürchtigen Äaifer, bie eö in ihren feiten gab. Unb fo be:
fahl ber rechtgläubige c 3ar unb ©roßfürft 3wan 2Baffil=
jewitfeb oon ganj SRufjlanb, heilige Sücher auf SDiärFten
ju taufen unb in heiligen Äircben nteberjulegen: Pfals
terien unb Soangelien unb Ulpoftelgefchichten unb anbre
heilige ©ücher, unter benen fiel) wenige brauchbare be=
fanben, bie übrigen waren aber oerberbt oon unwiffenben
unb unerfahrenen SIbfchreibern, welche manches auch ohne
©erbefferung fehrieben. Unb baß tarn auch bem .Raifer ju
©ehb'r. Sr aber fing an, barüber nacfjjubenEen, wie man
gebruefte ©ücher auflegen Fonnte wie in ©riechcnlanb, in
©enetien unb in ©brogien 4 , unb in anbern Sänbern, auf
baß in ^ufunft bie heiligen ©üd)er richtig erflärt würben.
Unb fo teilte er feine 3bee bem bochwürbigften SDfaParij,
©ietropoliten oon ganj iRußlanb mit. 2llß ber hohe ©eift:
liehe biefe gehört hotte, war er febr erfreut unb nachbein
1 ©« 0 ttid)f peitfehtift für SBiidjcrftfunfce 1909, Seiblatt ©eite 70.
— 2 SBttgleiche 3ritftf>rift ftir SBücherfreimbe 1910, 30 f. — ^raan
bet ®d)te(flict)e. — 4 2Boig gemeint: im Sranfenlanb.
er ©ott gebanft hotte, fprach er jum Äaifer, baß er oon
©ott eine ^Benachrichtigung erholten höbe unb eine oon
oben Fommenbe ©abe. Unb fo begann man auf ©efef)l
beß gotteßfürchtigen ^oren unb beß ©roßfürflen 3wan
SBafftljewitfch oon ganj Sfatßlanb unb mit bem ©egen
beß bochwürbigften ©ietropoliten ©faFarij ©feifterwerfc
oon gebrudten ©ücbern ju fuchen im 3ahre 8061 1 tm
35.3ohte feiner ^Regierung. Ber rechtgläubige $ar befahl
aber ein Xpauß oon feinem ©dfag ju bauen, wo bie BruF=
Ferei errichtet werben follte, unb gab ohne ju fparen oon
feinen Faiferlichen Schäden ben Arbeitern: bem BiaFon
beß .Rlofterß ©iFolauö beß JBunbertätigen oon ©oftun
3wan geborow 2 unb ©eter Slimofeew SÜJ’ftißlawec jur
ßufammenjtellung bet Bruderei unb ju ihrer ©elofmung,
biß ihr 3BerF jur ©ollenbung geriet. Unb juerft begann
man ju bruden biefeß heilige ©uef), bie Slpoftelgefcffichte
unb bie Fatholifchen ©enbfehreiben unb bie ©riefe beß
heiligen Slpoftelö ©auluß im 3af>re 7071 3 am 19.3lpri(,
am ©ebenFtage beß hochwürbigen Paterö 3oan ©aleoret,
baö ift ber alten Sawra 4 , unb würbe oollenbet im 3ohee
7072 5 am l.SRärj unter bem Srjbifchof Slfanaftj, bem
©fetropoliten oon ganj SRu^lanb im erffen 3ahr 6 feiner
bifchäflichen SSBürbe juni SRuhm ber allmächtigen leben:
bringenben BreifaltigFeit beß ©aterß unb ©ohneö unb
^»eiligen ©eiftcö. ülmen."
Ber gut erhaltene ©anb enthält ferner einen honbfehrift:
liehen Sintrag, ber auf ©eite 4 unfrer ©eilage wieber=
gegeben ifl unb fiel) auf baß ©uch felbft bejieht. Sr lautet
in Überfegung: „Biefeß Äronbucb beß großen ÜRonarchen:
©enommen auß bem©ücherhof beß ©ubowo= (= Hfcbus)
Jtlofierß 7 beßhalb, weil eö oon ber erfien Ülußgabe burch
©uchbrud ift; unb oon biefem ©uch begann bie ©toßFauer
©üchertppographie unb eß würbe in ben ©ücherhof ge*
geben, weil cß im Brudereihof in ber ©tbliotheF ein folcheß
©uch nicht gab. ©efeftigt hat eö nach Slättern BjaF Slnbrej
SWichojlow beß gegenwärtigen SWonarchen am 3.©ooember
im 4.3ahr."
Bie Seipjiger Slußftellung beß ruffifchen Komitees jeigte
ferner bieUlpofielgefchichte unb bieSpifieln oom 3al)te 1574,
bie geoborow in 2wow brudte. ©efchmüdt mit bem ©übe
beß 2lpofielß SuFaö unb bem ffioppen ber ©tabt Swow
fowie bem ©ignet geoborowß, intereffiert biefer Brud
wieberum wegen feineö 9lachworteö, baö unß mitteilt,
warum er oon SERoßfau nach Sitauen jog. Sö lautet in
Überfegung beß stud. phü. 3. BetFc:
„Biefe Srjählung nun legt bat, woher bie Bruderei ihren
Slnfang genommen unb wie fie oollenbet würbe.
1 8000 Seglet für 7000. — 2 <£pticf>: Sjotcroo. Schreibung unb
2tuSfprache Stoboroo ift fircf)enf(aroifd>. — 31563. — 4 Bit großen
ÄIö(ter, bie unmittelbar bem (patriarchal untergeben. — 3 1664. —
B SemerfenCroert ift biefe Slngabe, «eil batauS heroorgeht, ba§ nicht
gleich nach bem (Teb beS Warnrij bieBrucferei jerftert »urbe. — 1 3 n
fPlcSfau.
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3cttf$rift b « e X)eutf4»en 2ß t r e t n i für 25 u <h tu t f e it unb <öchrifttum
Stach bem State unb Killen ©ottcö beö 93aterö, burch
bie görberung beö ©ohneö unb bie JJnlfe beö Jjeiligen
©eiffcö, ouf 95cfcf>I beö frommen $axm oon ganj Stuß*
lanb, beö ©roßfürfien 3wan 2BoffiIjcn>itfcf> unb mit bem
©egen beö hochwürbigen SDletropoliten älllrußlanbö 9Jta*
fariuö ifl biefe Drucferei in ber fjerrfchenben ©tobt SJioöfou
im 3«^re 1563 im 30. Sabre feiner Regierung errichtet
worben. Sticht müßiger Keife habe ich begonnen, euch
ju erjä'blen, fonbern ber großen Soöheit wegen, bie unö
oft wiberfährt, nicht oon biefem gürften felbft, fonbern
oon oielen Körben trägem, auch gcifHicf>en Kürbenträgern
unb Sehrern, bie auö Steib gegen unö oieie Äegereien unö
anbichteten, welche ©uteö in 256'feö oerwanbeln unb ©otteö
Kerf juleljt ganj oernichten wollten, wie eö ©itte ift bei
Seuten fchlechten Gharafterö, bei ungebilbeten unb uner=
fahrenen Sftenfchen, bie weber an bie Sefefunfl gewöhnt
finb, noch beö geiftigen Skrflanbeö oolt waren; aber un=
nü§ unb eitel ein böfeö Kort oerfu'nbigten. Denn fo ift
ber Steib unb bet Jjaß, ber ftch felbft befchwäßt unb nicht
oerfteht, wie eö geht unb wie eö begränbet wirb. Denn
bieö hat unö auö ber Jjeimaterbe unferm Saterlanbe unb
unferm 33otfe oerjagt unb unö in anbre unbefannte Sans
ber öberfiebeln laffen. 3llö wir oon bort hierher famen
burch bie Kohltat unferö allgätigen unb göttlichen Jjerrn
3efuö (fhriftuö, ber bie Kelt gerecht richten wirb, nahmen
unö freunbltcb auf ber fromme #errfcher ©igiömunb
Sluguftuö, ber Äönig *Polenö, ©roßfürjf Sitauenö, ber
Steußen, ^reußcnö, ber 3«nubj [3emaiten],S)tafowienö ufw.
mit allen Jjerren fetneö Stateö. 2llö ju biefer 3eit ber
großmächtige J?err ©regot 3Hetanbromitfch @hobPewicj,
J?err ju Kilno, Dberfier jjetman beö ©rofjfurfientumö
Sitauenö, Statthalter ju ©robno unb Kogilew, ben
^errfcher eifrig för mich gebeten hatte, nahm er unö
freunblich auf in feiner wohlwollenben Siebe unb hat unö
für lange £eit entlohnt, unb unö mit aller Seibeönotburft
oerfehen. Slber nicht genug, baß er unö fo eingerichtet
hat, fo hat mich jebermann nicht wenig ju meinem Kohle
befchenft, unö, bie wir baö Kort beöJjerm 3efuö (Shrifiud
in ber Kelt oerbreiteten. Sllö er aber in fjoheö älter fam
unb fein ^opf anfing, an einer Äranfheit ju leiben, be=
fahl er unö, mit unfrer Slrbett aufjuhören, bie Äunft*
fertigPeit unfrer Jpänbe barnieberliegen ju laffen unb unfer
Seben auf bem Sanbe acferbautreibenb weiterjufähren.
Sö war mir aber unbequem, bie ^cit meineö Sebenö mit
pflögen unb ©äen ju oerbringen: hatte ich boch flatt ber
Wugfchar meine JtunfffertigPeit unb baö KerPjeug, um
flatt ber Jtornfaat bie ©aat beö ©eijfeö überallhin ju oer*
ftreuen unb allen nach meinem 2lmt biefe ©eiffeönahrung
auöjuteilen. 2lm meijlen jeboch fürchtete ich bie ©träfe
3efu @brifti, meineö Jjerrn. .. Unb mit traurigem SJtute
fagte tch mir: Kirb mich benn ber J?err auf ewig oerftofjen
unb mir nicht wieber gut tun? Ober wirb er mir feine
©nabe auf ewig nehmen nach bem ©leichniö oon bem
unfruchtbaren geigenbaum? Denn ich belafle nur unnüg
bie Srbe. Unb beöhalb jmang ich mich/ »an bannen ju
gehen. Unb alö wir unterwegö waren, iff unö nicht b(o@
wegen ber langen Steife oiel Seib unb Slot miberfahren,
fonbern auch fch«cP(iche ÄranPheit, bie unfre Steife 6e=
fchwerte. Um einfach ju fagen: alleö 95öfe unb noch
©chlimmereö. Unb fo bin ich burch bie göttliche Sorfefjung
unb Siebe in bie oon ©ott bewahrte ©tabt, bie ba Swow
genannt wirb, gePommen unb alleö, waö mir auf bem
Kege miberfahren ift, habe ich nicht geachtet, bamit ich
meinen Shriftuö gewönne... Sllö ich nun in Swow wohnte
unb bie ©puren betrat, bie ein oon ©ott auöermäblter
SJlann betreten hatte, fprach ich bei mir folgenbeö ©ebet
[folgt ein längereö ©ebet]. Unb nachbem ich gebetet hatte,
fehiefte ich mich an, biefe gotterwählte Slrbeit ju beginnen,
um bie gotteingegebenen Dogmen ju oerbreiten. Unb ich
ging ju oielen reichen unb mächtigen Seuten, mir oon
ihnen jjilfe erbittenb; ich fttl auf bie Änie, ich fiel aufö
2lntli$ nieber unb benegte ihre güße mit meinen heißen
oon jjerjen fommenben Dränen. Unb bieö tat ich nicht
einmal unb nicht jweimol, fonbern oftmalö. Sluch gebot
ich ben ©etfflichen in ber Äirche allen laut ju oerfünben.
3ch Ponnte nichtö, weber burch SSitten noch burch Dränen
erreichen; auch burch bie ©unfl ber geglichen Körben*
träger Ponnte ich nichtö erlangen. 3ch weinte bittere
Dränen, ba ich feine Jptlfe weber bei benStuffen [Stutf>enen
unb ©riechifchorthobojren] noch bei ben ©riechen fanb.
Slber eö wgren wenige Kurbenträger. Sö waren aber
anbre fchlichte weltliche Seute, bie mir Jjitfe (eifleten, benn
ich glaube nicht, baß fie eö auö Überfluß taten, aber wie
jene arme Kitwe, bie oon ihrem Kenigen jwei ©rofdjen
gab. 3<h weiß, baß ihnen baö ©ebuhrenbe in biefer Kelt
wiebergegeben wirb, im jufünftigen Seben wirb eö oom
reichfehenfenben ©ott hunbertfältig wieberoergolten wer*
ben. 3ch bitte euch, mir fünbhaften SJfenfchen, ber bieö
hier fchreibt, nicht ju jürnen; benft nicht, baß ich «ö auö
Übermut fage ober fchreibe. Sefet bie ganje Äunbe oom
Slnfang burch, biefe Purjgefaßte ©efchichte, wie ich, burch
bie ©üte beö Jjerrn ©regor ^hobPewicj, in alter Seibeö*
notburft unb Slahrung befriebigt würbe. Doch biefeö
fchä|e ich nicht hoch, ich baute nicht auf Unrecht, ich wollte
feine Steichtümer jufammenfeharren, unb obwohl beffen
oiel beifammen fam, neigte fich mein Jjierj nicht bort*
hin, fonbern ich i»9 eö oor, alle befagten Unfälle unb Slot
ju erbutben, auf baß ich baö Kort ©otteö oerbreite unb
baö^eugniö 3efu Shrifti. Denn eö wirb unfer fein, fo wir
mit Demut bitten unb beginnen werben. Diefeö Steicheö
@rbe hoffe ich J“ fein unb wir alle follen feiner teilhaftig
werben burch bie ©üte unb SUenfchentiebe unferö Jperrn
3efuö Shrifluö. ^reiö, Sluljm unb Sh»* fei »h m fanit
bem 33atet unb bem ^»eiligen ©cifle heute unb ewig. Simen!"
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be« &eutfcben herein« für QJucfjwefen unb ©dnrifttum
SJltüeilungen au« bem Beutfdien Äulturmufeum
a) WffrUungm im 2)eutftf>en ^uiturmufcum
5. Auöftellung ter Zeitung bcr 10. Armee
eben einmal batte bie Zeitung bet 10.Armee im
Beutfcben Äulturmufeum ju Seipjig jufammen
mit anbern gelbjeitungen außgcffellt. Seiber gab
bamale bet befebränfte SRaurn nicht bie SDlöglicbfeit, bie
Arbeit bet Armeejeitung in umfaffenber SBeife barjulegen.
Bie« oerfucht unfte jegige Schau. Dlunmebr geioinnen
mir ein oollfommene« Silb oon bet oielfältigen Arbeit,
bie bie Armeejeitung in ben wenigen 3abren feit ibrem
Sefieben geleitet bat. Bie Zeitung ber 10. Armee, bie
größte unb umfangreicbfle gelbjeitung ber gefamten £>(1=
front, würbe auf Sefcbl be« ©encralfelbmarfcball« oon
Sicbbctn, bamaligen Dberbefebl«baberö ber 10. Armee,
al« eine Ginricbtung ber Armee gegrünbet. Sie erfebien
jum erftenmal am 9. Dlooember 1915, anfänglich oiers
feitig unb nur breimal in ber Sffiocbe, feit faft einem 3abr
aber erfebeint fie wöchentlich fecbßmal unb mit mehreren
Beilagen: ber wöchentlich erfcbeinetiben Silbbeilage, bem
„Scheinwerfer", bem gleichfalls wöchentlichen „Ses
obachter" unb bem 93ilberbogen, ber monatlich ter Leitung
beiliegt. Bie Anorbnung be« Sefcffoffeö ifl flreng unb in
ber Senennung ber einjelnen Abfcbnitte auf einen geraben
unb fnorrigen Zon folbatifcber Sprache jugefebnitten (ba
beißt}. 35. ber gragefaflen: „Brbonnanjmappe"). 33on
ber 3urfcbauflellung ber eigentlichen Zeitung ifl in biefer
Au«flellung abgefeben worben. So würbe oerfucht, fich
nach SWöglicbfeit auf ba« Ze'fjen 6(8 Silbfcbtnucfe« ju
befebränfen, bent ja in ber Zeitung unb ihren 35cilagen
ein breiter Staum jugewiefen ifl. fei au f &' c
täglich bie Zeitung fcbmücfenben Sportbilber bingewiefen,
bie in fräfttgem Scbwarjsffieiß ju ben jeweiligen Zage«*
eteigniffen Stellung nehmen. Zumeiff politifeben 3nbalt«,
befaffen fie fich aber auch mit ben Bingen, bie ben Sols
baten am meiflen am Jperjen liegen, mit feiner Umgebung
unb feinen Sebenßgewobnbeiten. Dieben ben Sportbilbern
wirb aber auch bem übrigen Silbfcbmucf ber Reifung große
S3eachtung gefebenft. Bie ©ebenftage geben ©elegenbeit
ju ganjfeitigen Scbmucfjeicbnungen; ©ebiebte, SRotfel,
3Bi§e werben mit Silbern perfeben, Sanb unb Seute, oor
allem bie Sauten be« eroberten Sanbe« burch Zeichnungen
bem Serflänbni« be8 Sefcr« na'bergebracht. iöerbienen
tiefe Zeichnungen oorjugöweife oom Stanbpunft beö
Zeitungölefer« Seacbtung, fo bürfte ben Zeitung6facb«
mann oor allem bie Silbbeilage „Ber Scheinwerfer"
inteteffteren, bie wöchentlich erfebeinenb mit einer gölte
fünf!lerifcher Zeichnungen oon gelbgrauen unb Sicbtbilbem
aus bem Sehen an unb hinter ber gront aufwartet. £«
ifl lobnenb, einen Slicf über ben 3nbalt beö im „Scheins
werfer" Bargeflellten ju werfen. Baß bie Silber au« bem
Seben ber gelbgrauen ben breiteflen 0taum einnebmen,
barf nicht wunbernebmen, wenn man bebenft, baß bie
Zeitung au« ben freiwilligen Seitragen au« Äatnerabens
freifen mit Silbfloff oerforgt wirb. Baneben wirb aber
im beffen Sinne oerfucht, burch Barbictung guter .ftunfl
ben ©efebmaef be« gelbgrauen ju lautern unb ju bilben.
2Iuch bie beutfebe Jjeimat aller ©aucn finbet reiche Ses
rucffichttgung im Silb, um fo mehr, al« fich bie Zeitung,
um ba« allgemeine Serflänbni« ju förbern, jur Pflicht
macht, Sanb unb Seute be« befefjten ©ebieteö in ums
faffenber UBeife bilblich barjuflellen. SUucb ber Jpumor,
ber Zröfler in trüben Stunben, fommt nicht ju furj. G«
wirb ihm ein breiter 01a um gewahrt* Unb ber oaterläns
bifche unb oölfifebe ©ebanfe, auf ben fich bie Silbbeilage
wie bie gefamte Zeitung oortrefflicb einflcllt, fommt in
ber gulle guter Silber oon gürflen unb gübrern auö*
gejeiefmet jum Au«brucf. Babei bat fich bie Zeitung nicht
allein auf ben Scbmarjbrucf befchra'nft,auch in berüöicbers
gäbe farbiger Silber hot fie fich mit ©lücf oerfucht.
äBä'brenb fie aber im allgemeinen fämtlicbe Brucfftöcfe in
ber ber Zeitung angeglieberten eigenen $§crei bcrflcllt, muß
fie bei Anfertigung ber mehrfarbigen SRafterägungen auf
bie Heimat jurüdfgreifen. Ben Brucf aber beforgt fie
felbfl unb e« ijl fein geringe« Zeichen beutfeber Zatfraft,
wie im eroberten ©ebiet mit ben befchranfteflen ÜJlitteln
burebau« einwanbfreieBrucfergebniffe erjielt werben. Ber
„Scheinwerfer" wibmet fich neuerbing« auöfcblic^licb nur
noch ber ÜBiebergabe fünfHerifctjer Arbeiten unb überlaßt
bie Seröffentlichung ber Sichtbilbcr bem „Silbbeobachter",
ber, in unregelmäßiger golge erfebeinenb, über bie ocr«
febiebenften HßifTenegebiete unterrichtet unb bie Zage«s
ereigniffe, foweit fie ben gelbgrauen berühren, im Silbe
feflbölt. Dieben biefer Silberfcbau b«t bie Armeejeitung
aber auch mehr wie jebe anbre gelbjettung ba« ©ebiet ber
Jtriegebrucffacben gepflegt. Bienflliche Brucfarbeiten, bie
ebebem bie flreng oorgefchriebene grtebenöform jeigten,
fleibete bie Armecjcitung in ein felbgraue« ©ewanb unb
gab ihnen oft, wie j. S. bei Sntlaufunßefcbcinen, eine
anfpreebenbe fünfllerifcbe ©eflaltung. Überhaupt lohnt
ein Slicf in biefe« reiche ©ebiet, ba« mit einer gülle oon
föfllichen Uberrafd)ungen aufwartet unb nicht nur bartut,
wie ber gelbgraue fich in ber Zeit be« Stellungöfriegeß bie
Zeit ju oerireiben wußte, fonbern auch J«>gt, wie jielbes
wußt auch hier bie Arbeit ber Anncejeitung ftcb einen
äßeg ju fünfilerifeben Au«brucf«formen ju bahnen wußte.
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3<itf$rift bes 3)eutfct>en Sßcretn« für 93 u tf> w t f c tt unb @4>tifttum
Sn bem Steigen btr Kriegebrucffachen festen auch ©ioat=
banber nicht, bic ©lanjpunfte unb Friegerifcbe Srfolge ber
Heeresgruppe Siebborn juin ©egenftanbe buben. Sin bes
fonbereS ©ebiet für ficb ift ber ©erlebt ber Reifung mit
ben SJtitarbeitern unb ben Statfellofern. 21 uoft fjtcr oer=
fuebt es bie 21rmeejeitung, bureb fteine SlufinerFfamfeiten
in ©eftalt oonSlnficbteFarten bie Teilnahme an ben Preis*
ratfein ju forbern unb ber Srfolg bat ibr recht gegeben.
23eacbtung oerbienen auch bie jum Teil mehrfarbigen
fBilberbogen, bie in monatlicber Jolge erfebeinen. Qlucb
mit piaFaten oermag bie 2lrmeejeitung aufjuwarten.
Sportliche ©eranftaltungen an berjront, Kriegsanleihen,
bie 2lufforberung ju eifriger ©partätigfeit ergaben in ben
meiflen Jollen bie ©eranlaffung. ©te finb gleichfalls im
eigenen betrieb ber Slrmeejeitung bergcftellt worben. ^um
©eblug fei noch auf bie ©erlagswerPe bingewiefen, bie jum
Teil eine 2luSlefe aus 3 c itung0beitragen fin& unb ficb in
recht angenebmeröewanbungbarbieten. QllleS in ollem: bie
2luSjtellung gemährt ein reiches 23ilb felbgrauen ©cbaffenS,
auf baS ftolj ju fein bie beutfebe 2!rmee Urfacbe bot. Die
21rbeit ber Slrmeejeitung wirb im ißerein mit ben Seiftungen
ber anbern Leitungen ben Krieg fiberbauern unb noch Pom*
menben ©efcblecbtern Zeugnis geben oon bem ©eifte, ber
unfer Heer wabrenb beS grogen ©olFerringenS bewegte.
6. SluSflellung ruffifeber SucbFunfl
Die le§te SluSftellung in ben alten Staumen beS 23ucb=
geroerbeboufeS, bie Furj oor bem Umjug in bie neuen
Staume beS SDtufeumS noch ftattfanb, mar ruffifeber 23ucb*
Funft unb ruffifeber 23ficberliebbaberet gewibmet. ©ie
jerfiel in brei Teile. Der erfte Teil jeigte ruffifeben
25ucbfcbmucf unbruffifebe SBucbiüuflration teils
in Originalen teils in SBücbern unb ^eitfebriften. SRan
Fonnte feben, wie auch in Stuglanb im legten 3abrjebnt
bie iBeflrebungen Ffinftlerifcber ©ucbauSflattung oer*
beigungSooll eingefegt, fa in einjelnen ©ertretem einen
Ho'bepunEt erreicht hoben, ben man in Stuglanb nicht er*
wartete. Der 2lnfang biefer erfreulichen SntwidPlung gebt
wohl auf bie ^eitfebrift „üD?ir 3sFuflwa" jurücF, für bie
Künfller wie 2llejranber SBenoiS, K. ©omoff, S. ©afft, 3.
©ilibing unb anbre gearbeitet hoben, ©roge ©erbienfte
um bie ©ucbfunfl hoben ficb fobann bie ^eitfebriften
„2ßjeffi" unb „^olotofe Stuno" unb als jfingfte ber in
Petersburg erfebeinenbe „2Ipol(o" erworben, ben oben;
genannten ©ucbgewerbefünftlern treten Slamen wie
Starbut, Tfcbecbonin, SRitrocbin, SewitSfji unb eine ganje
Steibe anbrer binju, bie auf bem ©ebiete ber ©uebgewerbe*
Funft gerabeju HeroorragenbeS geleiftet hoben. ©afftS
Titelblatt für bie Kunfljeitfcbrift „Slpollo", ©enois’
illuftrierteS 2125S, ©ilibinS Vignetten ffir bas „21(ter=
tömlicbe Theater" unb ffir baS „Theater SuFomorje",
überhaupt feine jablreicben Theater* unb Dpernpro*
gramme, fowie feine Koftfimcntwfirfe, DobufcbinSfjiS
Titelblätter für oerfebtebene ^eitfebriften, fo insbefonbre
baS ffir „ÜRir SSfuftwa" unb anbreS mehr hoben mit
Stecht bie befonbre 2IufmerPfamFeit ber jablreicben ©e*
fueber biefer ruffifeben 21uSftel(ung erwecFt. 2Bi(l auch
manchmal bie ©ebrift nicht ganj jum ©uebbilb im ©anjen
paffen, ift ibr auch manchmal, wie es übrigens auch unfre
beutfeben ©ucbFünfiler unfrer ©ebrift gegenüber juweilen
tun, ©emalt angetan: alles in allem hoben wir hier boeb
Seiftungen oor unS, bie ju ben fcho'nften Hoffnungen be*
reebtigen, wenn nicht ber furchtbare ©eftfrieg hier
bemmenb unb labmenb wirft. Stoch mehr SnterefTe als
biefer erfte Teil ber Slusflellung fanb ber jweite Staum,
ber nur ruffifeben Kinber*unb SRarcbenbücbern
gewibmet war. SteibloS mug man anerfennen, bag baS
ruffifebe Kinberbud) im Durcbfcbnitt auf einer oiel Fünft*
lerifeben Hohe ftegt, als bie Kinberbücber oieler anbrer
Sanber, bag auch Deutfcblonb trog beS ©Uten, was eS
febafft, nicht fo SRannigfaltigeS aufjuweifen bat. Jarbe
unb Zeichnung, ©uebfebmuef unb ©ucbauSflattung oer*
bienen gleicbermagen Sob unb 2lnerFennung. DaS ©efte
com ©eflen war nur auSgeftellt unb beffen war fo oiel,
bag ber ganje Staum befegt war. Plan mug bem ©erlag
3. .Knebel in SRosFau laffen, bag er nur wirtlich Heroor*
ragenbeS mit feinem Künftlerflabe gefeboffen bot, jumal
wenn man bie oielen „Kitfcb*©flcber" anbrer ruffifeber
Kinberbucboerleger betrachtet. ©enoiS, Starbut, ©ilibin,
ÜJtitrocbin unb oor allem S. Poljenoma haben ihr ©efteS
gegeben. Slucb bie britte 2lbteilung, bie ber ©iblio*
grapbie gewibmet war, brachte manches Überrafcbenbe.
Jreilicb bie auSgeftellten StlibriS waren mittelmagig unb
boten an Ffinftlerifcber .Kraft fo gut wie nichts. 2(ber bie
jablreicben ffierPe bibliophiler Statur waren wohl wenigen
SBefucbern ber 2Iusftellung befattnt. SS ift erftaunlicb,
waS Stuglonb an wertoollften Slrbeiten auf bem ©ebiete
beS ©ammelwefenS aufjuweifen bot. SS genügt ber
Stame StowinSFftS, um bieS ffir ben Singeweibten ju
belegen. Hot er hoch fein ganjeS Seben bem ©ammel*
wefen gewibmet unb jaglrctcbe wichtige ©ebriften unb
bibliograpbtfcbe 2BerFe oerfagt. 2lucb 2ßereftfcbagin, ©o*
lowjew unb UljaninSFji finb neben anbern noch befonberS
beroorjubeben. DaS Stuffifcbe HouS ber „©ugra" war,
ba eS erft Furj oor bem Kriege eröffnet würbe, ben meiflen
unbefannt ober nur oberflächlich beFannt geblieben. @o
bat eS mancher ©ficberliebbaber freubig begrfigt, bag biefe
Slusflellung in unferni SJlufeum ftattfanb, ehe bie
ruffifeben 2IuSfle((ungSgegenftanbe ber „Sugra" an ihre
Sigentfimer jurfiefgeben. Die geplante biftorifebe 2luS*
ftellung, bie ebenfalls bes 3ntereffanten genug gebracht
batte — finb boeb brei Jeoborom=Drucfe barunter —, Fann
nicht ftattfinben, ba ber Umjug beS ÜJJufeumS in feine
neuen Staume bereit* begonnen bat.
6 *
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beß X)eutften 93eretn$ für S5ud)t»eftn urtb @4>rtfttum
b) 23erme&rung t>er ©ammfangen t>etf 2)eutf$en Äutturmufeumtf
3. ©efcfcenf einer ©lantin^ammlung fonberen spiantin^immerß ermüglüben, waß mit grofjter
Der 3nfel*Serlag ju Seipjig bat unferm ÜRufeum eine gteube ju begrüben ifb unb eine wertoolle Vereiterung
60 Vänbe ja'blenbe Sammlung non DrucPen beß ülteften unferö ©lufeumß barftellt. Dem Stifter, ber not mit:
spiantin, bie fa’mtlit bem 16.3abrbunbert angeboren, alß teilte, bafj er aut Pünftig jur Slußgeftaltung beß spiantin*
©eftenP übetwiefen, bie jufammen mit ben bereite »or* SRaumeß burt StenPung weiterer ©lantimDrucfe bei:
banbenen ‘piantimDrucPen bie Sinrittung eineß be* tragen wolle, fei aut hier berjlitft gebanPt.
Mitteilungen M £>eutf$en SSerein^ für SMt^mefen unt> 0cferifttum
Sftorftanbßflgung ©onnabenb, ben
nwefenb finb bie Herren: ©ebeimer JpofratDr. ©olP*
mann, l.Vorfigenber; ©ebeimer jjofratDr. ©oeg,
2. ©orfigcnber; SKufeumßbireftor sprofeffor Dr.
Stramm, Schriftführer; ©ebeimer fRegierungßrat Dr.
j?et)n; Dbcrregierungerat Dr. Huppert; ©ebeimer Jpofrat
Slrnbt 2ftet>er; ©ebeimer SRegierungßrat greiberr ». Der;
Unioerfitätßprofeffor ©ebeimer Jjofrat Dr. Seeliger; ^ro*
feffor SBalter Diemann.
Sntftulbigt haben fit bie .Sperren: Äreißbauptmann
non Vurgöborff, Sjrjctlenj; ©ebeimer Jpofrat ©rofeffor
©ufjmann; Dberbürgermeifter Dberjuftijrat Dr. SRotbe;
ßommerjienrat Slrtur Seemann; ©ebeimer Jpofrat ÜRar
Seliger.
Der 1. ©orfigenbe ©ebeimer Jpofrat Dr. ©olfmann er:
öffnet bie Sigung 5 Ubr 20 ©iinuten unb begrübt bie
erftienenen Herren; et teilt mit, bafj eben ber Deutfte
Vutgewerbeoerein feine jpauptöerfammlung abgebalten
habe unb bafj tiefer einftimmig bie Übergabe ber für ben
Deutften Verein für Vutmefen unb Strifttmn mit*
tigen Sammlungen beftloffen habe, unb gebt bamit ju
spunPt 1 ber Dageßorbnung: Übernahme ber b'fto*
riften unbfünftleriftenSammlungenbeßDeut*
ften Vutgewerbeoereinß über, inbem er ben ©ertrag
»erlieft, ben bie Jpauptoerfatnmlung beß Vutgewerbe*
»ereinß aufgeftellt unb einftimmig gebilligt bat (fiebe Sin*
läge I). 9lat ©ortrag beßfelben unb nat ©erlefung ber
©runblinien, bie ber Deutfte Vutfiewerbcoerein aufge:
ftellt bat (fiebe Slnlage II), beftliefjt ber ©orftanb ein:
ftimniig, ben ©ertrag mit bem Deutften Vut=
gewerbeoerein ju genehmigen.
3u spunPt 2 berDageßorbnung: Übernahme ber jtö*
niglit'SatfiftenVibliograpbiftenSammlung
wirb beftloffen,SRufeumßbirePtor *ProfefforDr. Stramm
ju beauftragen, baß gormate in bie SBege ju (eiten unb
fit mit bem Äönigliten SKinifterium beß 3nnern hierüber
inß Venebmen ju fegen, bamit bie Übernahme erfolgen
fönne, wobei »ielleitt ber ©ame ber Sammlung, ber irre*
fübrenb fei, eine Enterung erfahren Ponnte.
3u spunPt 3 ber Stageßorbnung: Singlieberung ber
VibliotbeParftule bemerPt ber ©orfigenbe, bafj bie
l?. 3uni 1918, natmittagß 9 Ubr
©Segnabme betfelben t>on bem gewerbliten Verein unb
ihre Singlieberung an ben wiffenftaftliten Deutften
Verein fürVutwefen unbStrifttum nur bem entfprete,
maß ber SBunft ber gatPreife gewefen fei. ©lufeumß*
birePtor sprofeffor Dr. Stramm teilt mit, bafj baß .König:
lite SDlinifterium beß Aultuß unb üffentliten Unterrittß
beftloffen habe, bie VibliotbeParftule biß Jperbft 1919 in
ber bißberigen ffieife für mittlere Veamte burtjufübren
unb bafj bie Stimmung in ben beteiligten Äreifen wohl
bie fei, bie Stule für mittlere Veamte, natbem fie
einem wiffenftaftliten Unternehmen angegliebert fei,
aut für bie Pünftigen 3abre fo ju beiaffen, wa'brenb bie
ÄurfefürwiffenftaftliteVeamtemitberUnioerfitat
bejiebentlitUnioerfitatßbibliotbePoerbunbemoerbenfollen.
Unioerfitatßprofeffor ©ebeimer ^JofratDr. Seeliger betont,
bafj bie Sinrittung ber Äurfe für wiffenftaftlite Ve*
amte fofort nat .Rtiegßftlujj oon ber Unioerfität burt*
geführt würbe, bafj aber ber größte Sffiert barauf gelegt
werbe,bafjbieSammlungenbeßDeutften£ulturmufeumß
unb bie SebrPrafte ber VibliotbeParftule aut für biefe
UnioerfitatßPurfe nugbar gematt werben. Der ©orftanb
ftimmt biefen Slußfübrun&en in allen Steilen ju.
3u ^5unPt4: Übernahme »on Veamten beß Deut*
ften Vutgewerbeoereinß ftlägt ber ©orfigenbe oor,
ben ©ebalt beß ©iufeumßbirePtorß ben ©ebaltern ber üb*
rigen Seipjiger DirePtoren gleitsufteden. Die grage, ob
baß SBobnungßgelb mit 1300 9RarP ober wie bißber mit
720 ÜRarP einjuftellen fei, wirb babin entftieben, bag eß
junatft bei 720©larP SBobnungßgelbjuftug ju beiaffen
fei unb eine Säuberung erft bann eintreten folle, wenn ber
Satftft«®taateineSrbobungberSffiobnungßgelbjuftüffc
burtfübre. gür ben DirePtor fowobl alß bie übrigen S3e*
amten wirb beftloffen, fie gebaltlit genau fo ju ftellen,
wie bie entfpretenben fa'tftften Staatßbeamten, baju
für ben DirePtor unb wiffenftaftlit^n Slffiftenten 2Bob*
nungßgelbjuftuf, aufjetbem für alle Veamten jurjeit
bie Äriegßjulage, fowie Pünftig bie ©runbfage unb ©e*
baltfage, bie ber Sa'tfifte Staat jeweilß burtfübrt.
Sffiegen ber 'Penfion beß DirePtorß tft mit bem SRat ber
Stabt inß Venebmen ju treten unb biefer ju bitten, bafj
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beö ©eutfcfcen 93 e r e i n ö f fi r 95ud>wefen unb ©djrtfttum
er ben feinerjett mit bem Deutfchen Suchgewerbeoerein
gefchloffenen Vertrag auf ben Deutfchen herein für Such=
wefen unb Schrifttum übertragt.
*PunFt 9: SWietung eine« weiteren SRaunteö für
baö SWagajin jum SWietpreiö oon jährlich 1000 ÜRarF
wirb nach Seridjt beö Sorfijjenben einjtimmig genehmigt.
£u 'PunFt 6: Eröffnung beö SWufeumö berichtet ber
Sorfifcenbe, bafj @e. SWajeffat ber £onig am 26. Slugufl
bie Seipjiger SWeffe befuche unb bie gaferjloffauöffellung
eröffne. Sei ber unmittelbaren Wabe beö SWufeumö unb
angeficbtö ber Jatfacfje, bafj auch baö ,ftriegöwirtfchaftö=
mufeum, baö im felben jjaufe wie baö Äulturmufeum ficb
befinbet, burcb Se. SWajeffät ben Üöntg eröffnet werben
folle, liege eö nabe, Se. SWajeffät ju bitten, auch baöÄultur=
mufeum ju eröffnen, jumal baburcb nur wenig £eit in
Slnfpruch genommen werbe. Jperr ©eheimrat o. Cer be=
fürstet, bafj eö für Se. SWajeflat ben Äonig ju oiel fei,
an biefem Jage, ber eigentlich einem Sefudje ber SWeffe
gelte, auch noch jwei SWufeen ju eröffnen. Eö wirb be*
fcbloffen, mit Sr. Ejrjellenj bem ipcrrn Äreiöfauptmann
inSerbinbung ju treten unb für ben galt,bafj Se.SWajeftät
ber .König jur Eröffnung beö Äriegöwtrtfchaftömufeumö
fowiefo im ijaufe fei, barum nachjufuchen, bafj Se.
Wtojeffät auch baö 3Seutfcf>c Äulturmufeum eröffne, ge*
gebenenfallö bie Eröffnung ju oerfehieben, fallö eine folche
Serfchiebung für bie Eröffnung beö ■Rriegöwirtfcbaftös
inufeumö eintrete.
£u ^)unft 7 ber Jageöorbnung: Sefdtlufjfaffung
über Eintrittögelber unb Öffnungöjeiten wirb
befcbloffen, bie Sammlungen wocbentagö oon 10 biö 4 Uhr,
Sonntagö oon 11 biö 2 Ubr ju öffnen, unb jwar Sonm
tagö unb SOiittmocbö frei, SWontagö mit einem Eintrittö=
gelb oon 1 SWar?, Dienötagö, Donnerötagö, greitagö unb
Sonnabenbö mit einem Eintrittögelb oon 2? *pf. Die
SWitglieber beö Deutfchen Sercinö für Suchwefett unb
Schrifttum fowie beö Deutfchen Suchgetoerbcoereinö
haben freien Sutritt.
£u *PunFt 8: £uwahlen für ben wiffenfdjafts
liehen, fünfflerifchen unb techtiifchen Seirat liegt
ein Schreiben oon Jjertn jjofrat Sinnemann oor, ber für
bie ©ruppe „SWufif" alö weitere SWitglieber bie Jjerren
©eheimen SRegieruitgörat sprofeffor Dr. Ürc|fchmar, Stos
feffor Dr. Schering, s f)rofeffor Dr. SRietfcf), Srofeffor Dr.
Sanbberger unb Dr. SBelleöcj oorfchlägt. Eö wirb gruttbs
fäglich befcbloffen, in bie einjelncn ©ruppen nicht ju oiel
jjerren ju berufen unb im oorliegenbengalle nur bicJjerren
©eheimrat .Rregfchmar, ^cofeffor Schering unb 'profeffor
Wietfch ju bitten, in ben wiffenfchaftlichen Seirat, 2lb=
teilung „SWufif" einjutreten. Da £fterreich in ben Sei=
raten biö fegt nicht ober nicht genügenb oertreten iff,
wirb ber Sorffanb fchriftlich fich über weitere Slufnahnten
fchlüfftg machen.
£u ^Junft 9: Ernennung oon SWitgltebetn beö
©erwaltungörateö iff ein Schreiben beö #erm We*
bafteur firauö, Seipjig, eingegangen, ber oorfchlagt, bem
S3ereinSachfifchcr3eitungöoerleger,Äreiöoereinbeö35ereinö
Deutfcher ^eitungöoerlcger, einen Si§ im Serwaltungörat
einjuräutnen. Da ber Serein Sachfifchcr ^eitungöocrlegcr
nur ein Äreiöoerein beö Sereinö Deutfcher ^eitungöoers
leger, ber bercitö Si§ unb Stimme im Serwaltungörat
hat, iff, wirb befcbloffen, ber Slnrcgung nicht golge ju
geben, fonbern ben Urciöoerein ju bitten, er folle feine
ffiünjche bem Jjauptoerein mttteilen unb fich burcb biefen
oertreten laffen. ferner wirb befcbloffen. Sc. Ejrjellenj
^)errn ÜBirflicben ©eheimen SRat Dr. SRofcher ju bitten,
in ben fBerwaltungörat einjutreten.
spunft 10: Einberufung beö SSerwaltungöratö
wirb bahin erlebigt, ba§ iöerwaltungörat fotoohl wie 93ci=
rate für ben gall einer Eröffnung beö SDIufeumö burch ben
Äönig auf benfelben Jag einberufen werben, anbernfallö
bie Einberufung auf fpatere feiten oerlegt wirb.
iöei ^unft 11: Serfchiebeneö fchlagt ÜRufeumö=
bireFtor sprofeffor Dr. Schramm oor, bie Sammlung
beutfeber ^eitfehnften Sübamerifaö, bie jwar aufjer*
orbentlich wertooll unb intereffant fei, aber nicht in ben
SRabmen beö Äulturmufeumö paffe, abjuffojjen unb fte
bem Deutfchen Sluölanbömufeum in Stuttgart alö @e;
fcöen! ju überweifen; wenn fte irgenbwo am ^Plage fei, fo
fei fie bort am spiage. Diefer Worfcblag wirb einffimmig
angenommen.
Eine Furje Debatte entfpinnt fich fobann über ben
Warnen „Deutfchcö Äulturmufeum". ©eheimer ^ofrat
Üntoerfitatöprofeffor Dr. Seliger glaubt, bafj gar mancheö
SWifjtrauen gegen bie neue SnfKtution unb gegen bie Wem
grünbung burch ben Warnen „Äulturmufeum" heroor«
gerufen worben fei; biefer Warne fei ufcrloö, benn unter
„.Rulturmufeuin" Fönne allcö oerftanben werben. SWu=
feumöbireFtor ^rofeffor Dr. Schramm tragt ein Schreiben
beö SRateö ber Stabt Seipjig oor, ber mitteilt, bafj auch
bie Jjerren Stabtoerorbneten fich eingebenb über ben
Warnen unterhalten haben, ^rofeffor Schramm fchlagt
oor, burch ben -3ufa@ „für SSucf» unb Schrift" ben Warnen
naher ju crfla'ren. Der SSorfigcnbc unb Jjerr ©eheimer
^tofrat Üntoerfitatöprofeffor Dr. @oe| betonen, baß ber
Warne „Hulturmufeum" gewählt worben fei, weil man
ein Schlagwort haben wollte analog ben Wanten „Deutfcbeö
SWufeum", „©ermanifcheö SWufeum" ufw. SWan einigt
fich bahin, bem Wanten „Deutfchcö Äulturmufeuni", ber
burch bie Soßungen feffgelegt ifl, in Drucffachen unb
©erö'ffenttichungen ben 3ufag „für Such unb Schrift"
beijufügen.
Wach Srlebigung einiger Fleiner Slitfragen ift bie Jagcö*
orbnung erlebigt. Der Jjerr Sorfigenbe banFt ben Herren
für ihr Erfchcincn unb fdjließt bie Sigung 6 Uhr 30 SWttt.
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Seitfdjrtft bt« ®tutfd>en 93er«in<s für S5udi>wefen unb @d)rifttum
^üc^er- unt> 3eitf$nftenf$au
Crude her 9Bafj(oerroanbtcn. Cer gefebmadooße, mit rinn
Originallithographie gcidjmildtc 'Profptfr fünbigt rin neue* biblio:
pgile« Unternehmen an, ba« unter brr fünfKrrifcfjrn Leitung be« Maler«
unb ©rapbifet* Srich ©tuner im ©erlag een Meigner & Such in
Seipjig erfegeint. Cie Ctude ber ’IBablorrroanbtrn (inb üBerfe ber
Originalgraptjif (0iabietung, Sitgogtaphie, Jpoljfcbnitt) in Serbin:
bung mit Arbeiten jeitgenöffifebrr IrbenberScbriftdrQer. 3fber ©anb
erftbeint in einer einmaligen Auflage bi« ju 300 numerierten Srrm:
plaren, eon benen bie rrften 100 Sremplare »em 91utor unb .Rüniilrr
mit bet Jpanb ftgniert merben. 3 m ©egenfap ju anbern bibliophilen
Unternehmungen, bie häufig nur alte Crudroerfe in ihrer urfprilng:
liehen ©eflaltung reprobujieren ober bereit« in ©uchform erfdjienene
2Berfe in befferer 9lu«dattung neu erflehen (affen, finb bie Crude ber
SBabloerroanbten burthgängig literarifthe grd au «gaben ober Sr ff:
oetöffentlicbungtn oom Cichter felbll neu; ober umgrarbeitrter
HJerfe. C ie Sigrnai t ber Crude ber 2Babl»etroanbtrn roirb noch baburd)
roefemlid) erhöht, bag ber ülutor, ohne ba§ ber ©erlag baju Stellung
nimmt, (ich feinen fündlerifchen Mitarbeiter, berba« IBerf febtnüden
fofl, fclbfl mahlt unb gemeinfam mit bemfelben bett im Sinne feiner
Cicgtung liegenben graphifdten Sgaraftet befpriegr. Ciefe 91 rt ber
Beteiligung ber Urheber an ber SBudjgeftaltung ihrer SJBerfe wirb
manche« intereffante unb werteoße Buch erflehen taffen. Cie für
ba« 3<>hr 1918 in Botbereitung beftnblicgen Crude: 1. 91 1 n o Jp o I j,
0tiefenbugtbtanemit6Originalboljfcbnitrrnüon0li(barb'HündrI;
2. ^an« SBethge, Ca« ©uch ber Sachte mit 12 Originallitfjo:
graphien »on g. 8lgler*:.ßrdermann; 3. 3ohanne« Schlaf, 3mei
Srjablungen mit 18 Originallithographien oon Srich ©runeroer :
fprechen, roa« 9lu«(lattimg unb CrudauSfübrung betrifft, Müder:
gültige«. 3 ,6t * ®“<h roirb »on einer noch unbenupten Jppe, bie
auch bem ©tjarafter be* Suche« entfprechenb getraglr mürbe, gebrutft.
Cie graphifchrn ©lättcr merben fämtlieg einjeln auf ber J£>anbpteffe
abgejogen unb forgfältig au«gemählt. Cie ginbiinbe merben mit
bet Jpanb hergefleBt unb fügen fi<h bem ©anjrn in ber Sffiahl ber
Materialien gut ein. Ju aQ biefen au«ctlcfenen technifchen ©efchaffcm
heilen (ommen nun noch bie 9(rbeiten unfrer beflen Cichter unb
Äünfller, u. a. Hermann ©ahr, Mar ©etfmann, Marcu* ©ehmer,
granj ©lei, Olicharb Cehmel, gerben gulenberg, Safar glaifcglen,
Sari Jpauptmann, Hermann J^cffe, Subroig »on Jpofmann, Ulrich
Jpübner, 9I(freb Äerr, Malier fllemm, Sh°ma« Mann, Aurt Marten«,
SmilOrltf, SJlicharb Scgaufal, OiobertStcrl, 2Baltrr£iemann, 3afob
ÜBaffrrmann, 6.0?. 2Beif, 9Inton 2BiIbgan«, ij)aul ;Jech, fo baß bie
Crucfe bet SBahlorrmanbten neue Äoflbarfeiten bem ©ücherfammler
bieten merben. Cer erfle Crud, „91rno JpDlj, Oiirfrnbugthränr", ber
in jmeifarbiger 9lu«führung fafl fertig »or un« liegt, bringt al« be*
fonbere Uberrafebung auf bem Sinbanb ben erflmaligen Jpanbabjug
einet graoiertrn 'Platte au« bet Jeit um 1700 mit ber Carfleüung
einer Scgäftrfjme. Ca« ©uch hat ba« Format »on 30 x 23 cm
unb umfa§t 70 ©eiten einfcglieglich ber 6 Driginalboljfcgnitte oon
Oiicharb Bündel unb erfcheint Snbe 3u(i. Cie briben anbern für
bitfe« 3ahr geplanten Crucfe felgen im September unb Booembet.
gür ba« 3«h r 1919 ift al« erfler Crud „D«car ©ie, Mufif auf ber
2BoIga" mit Originallithographien oon Oiobert Srerl geplant.
Snbtoig ©ternauj, Aber bah Sammeln mobtrner Sütfjer.
©erlitt 1918. (Überreicht al« *Pftngdgabe oon 'Paul ©raupe, ©erlin.)
91uf bem febenen, alfo gar nicht friegSgemäfjen Umfdjlagpapiet biefe«
Oftaoheftchen« fleht ba« Creied mit bem Doal, ba« 9lu«fubrjrid;en.
Ca« ifl recht fo! Möge birfe« ©Uchlein in« 9lu«lanb gehen, am
liebflen in6 feinbliche, möge man in Snglanb lefen, mit melcher
Belehrung ein beutfeher ©ücgrrfrrunb bie 'Damen eine* MiOiatn
Morri«, Sutern üBaifer, SobberoSanberfon au«fpritgt, mit melcher
Siebe er ber Schöpfungen ber Ärlm*cort:tpreg, CooeJr'Preg gebenft,
mit melcher Eingabe fein ©lid in ber Srinnerung über bie „©olben
Ippe* „Crep unb Sgaucer Cppe" fheichelt! jpier haben mir eine
au« ber Uberjeugung geborene Berehrung be« 'Huölanbiicgen, feine
un« fo oft oorgeroorfene, au« Unoerflanb berrührenbe „Bethimmelei“
be« 9Iu«lanbifchen. 9lber e« fommt leiber noch oft genug bei un*
oor, bag beibe« oermecbfelt roirb. — Mit ber deinen ©ternaurfchen
91rbeit mirb meine« ‘Hüffen« jum erden Male ber Berfucfa gemacht,
bie mobeme©uchfundberoegung biflorifcb frdjulegen, ju merten. Cag
in biefem geftbalten, Älafitfijierfn einer oerhitltnifmähig jungen,
aber bod) fchon übet übermunbene Stoppen oerfllgenben Sricheinung
ein befonbere« Berbienfl liegt, braucht man nicht ju betonen. 3« ber
deinen Schrift, bie oon roeit mehr plaubert al« nur oom Sammeln
moberner ©Ucher, roirb bie ©efthidjte ber mobernen ©udjfund Ceutfd):
lanb« jroar nur in Umriffen gegeben, aber in biefer Sfij) f maltet im;
preffionidifche grifche, unb man mirb begierig auf ba« in Borbereitung
beftnbliche Hferf be«fe(ben Berfaffer* über ba* „feböne ©uch", ju
bem biefe Schrift nur eine Bordubie id. So fei ein fritifdje« Sim
gehen auf ben biftorifchrn leil ber Sternatirfd)en 9lu«führungen bi*
jum Stfcheinen be« üBetfe* aufgefpart. 0lur ein paar Otanbbemer:
fungen mögen fchon jefet gedartet fein. Sternaux« geroig nidjtüber;
triebene2Bertfd)äbungHüDiam Morri*’unb bererumihnoerleitetihn
ju bem Sape: „Srfl jebt dehen mir annähernb ba, mo bie ,Cooe«:
< Pre| / fchon um bie 3abrhunbertroenbe herum danb.“ Sin Slbmägen
ber englifchen unb beutfehen Seidungen in ber mobernen ©uebfund
mug aber immer »on ber $atfad>r au«gehen, bag bie Crude ber eng.
lifchen ^reffen ben SuruSbrud in Ülcittfultur bardcüen, mährenb ba«
Schroergemicht ber beutfehtn Seiflungen auf buchfündfrrifchem
biete — troh her»orragenber unb jahlreicher Schöpfungen in ber für
bie „oberen Jehntaufenb“ bedimmten ©udjfund — mehr auf ber
Bereblung be« billigen Buche« lag. Morri«, ber Sojialid, brr bie
Segnungen ber Sund ben 9lrbeiterdaffen juteil merben laffen moOte,
fchtog benjenigen Stanb, für ben er (ich leibenfebafilief) einfepte, oon
feiner ©uebfund ab. ,,S« id nur ju bebauern,“ fagt fein ©iograph
Semi« g. Cap, „bag gerabe beim ©uchbrud, mogl bem leichteden
SBege, ba* inteUeftueße Seben ber Mißionen ju heben, ber Sojialid
nicht ben Mut fanb, feinem 3beal ber Äund für ba« Bolf treu ju
bleiben." Sine ÜBertung ber mobernen ©uebfund mug unb barf aber
nicht übetfeben, bag jroifchen ber »o(f*tümIichen unb luxuriöfen buch--
fündletifchen Schöpfung fcharf ju untcrfcheiben id; unb ich glaube,
ber ©efdjicbtfcbrribet fann bann nicht im 3meifel batüber fein, met
ehern Bolf hier bie ipalme gebührt. 911* ba* treffenbde ©eifpiel, mie
man eine güfle oon ftund unb Äodbarfeit über ba* Such auöfchütten
unb ba« einfache ©uch burch grfchmadliche Bernachlaffigung ent:
mürbigen fann, braucht ja nur ba* franjöfifche ©uchgercerbe heran:
gejogen ju merben. — Biegt oon ber J£>anb roei*bar fegeint mir bie
Sternaurfche ©egauptung, bag mir jept mieber im gagrmaffer ber
buchfündlerifcgen 8uru«au*gaben fegeln, bei ber ba* ©u<h al* fündr
lerifche Sinheit ju furj fommt. Cir Spuren granfreieg* foflten hier
fegreden. fSugerd lefenfmert id bie temperamentooße 9Iu*einattber;
fepung mit ben gegenroärtigenSrfcgeinungen im ©uchoerdeigerung«:
mefen, b h- ben riedgen ipreiSdeigerungen, bie namentlich bie frügeden
Schöpfungen ber mobernen ©uchfund burdtjutnachrn gaben. Unb
bag ber Berfaffer bie Snobiden gefcholtenen, meil auf bie ©ueg:
au«dattung 3Bert [egenben ©Ucgerfreunbe in Scgnp nimmt, id eine
reegt banfen*mertr?at. Cie Heine Schrift oerbiente alSilufflärung«;
fchrift oerbieitct ju merben; aber ba e*igrer nur500Cremplare gibt,
fo id fie bereit« ein bibliophiler Sederbiffen gemorben. Srnd Goflin.
©utgbilb, unb ©{tibriS.IBußfttllnng im ©rfiuner ©rggcrjog,
0fatncr.Mufeum.3nfeincmbid)tenBepdatfbefuchtrt9lu«deßungm
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Seitf^rift b«ö Deutfc^en 93er«in« ffir 93ud>w«fen nnfc @djrifttum
pat 6#* Stjperjog ; (Rainer: ©lufeum in Brünn fdj>on 1898 bie erflen
gäben jut neujeitigen Srlibriäfunft unb ihren Sammlern ange:
fnüpft: anläßlich ber großen „Bucpaiiölleflung", bie 1898 jur geier
be6 fünfunbjroanjigjäprigen Beflanbc« ber Slnflalt flattfanb. Die
legte unb jüngfle ihrer Slbteilungen mar bamal« bie SriibriS:31u«:
(ieQung, bie erfte £)(lerreid)S, bie unter ©iitmirfung be4 eifrigftrn
öftttreid)iftf)en Sammlet« Äarl .Sod) (©ien) einen guten ttbetblid
bot, banf ber SBefdjicfung bureb namhafte iprisarfammlungen, mie
jene .Roch« felbft, be« ©rafen Seiningen, be« obereflerreid)ifd)en Stifte«
•RremSmünflet, ifJrofeffor Dr. Ä. ©Japr« (©iüncpen), bet barin tätigen
Äünftler.
3 egt, eben nad) jtnanjig 3apren, freien e« geboten, ju biefer 3ugenb:
liebe rciebet einmal jurüdjufepren. Der ©eranflaltung umfangreicher
SluSfleüungen son gcroidjtigen ©egenfiänben fegen bie Bahnen mit
all ihren beseitigen Sigenpeiten unüberfteiglidje^interniffe entgegen.
Äunftfteunbe, Sammler, alte unb fepr neue, fdjreien aber nad) 3lu«;
ftellung, Slblenfung, Belehrung, Srbauung. Die 31uSfte([ungen finb
sielen ein Sabfal mie ba« tägliche ©rot unb häufiger mie biefe«.
So jeigte junacpft ba« Stjberjog:iRainer:©liifeum felbft, roomit
ftd> feine 'Dianen in biefen jtsan jig3ab t{n gefilut, unb auch au« frühe:
ten Srtserbungen lieh fid> mit sielen tleinen Steineben ein ©lofaif be«
Budjbilbr« einfcpließlicb be« BucbeignerjeitbenS jufammenbauen.
SluSgefcploffen blieb ade«, mn61898 ben Sern gebilbetl bie Sntisid:
lung son Schrift unb Drucf, ber Sinbanb, bie ©efdiicpte ber gra;
pbifepen Slinfte. Srgtercn hatte eine unmittelbar sorangegangene
SlusfteOung be«felben ©tufeum« gebient unb bamit ber ihr jegt fot
gtnben sorgebaut.
Diesmal follte nur betjufammenhang ber flinfiletifchen unb bruc!:
technifchtn ©iitroirfung — in Sllppabeten ber bersorgehobenen 31n=
fang«bucpftaben, in fRanbleiflen, Jitelblättetn, gier: unb Schluß
flilcfen, in halb; unb ganjfeitigen ©ilbbtuefen, Bucbbnnbletftgneten
unb Srlibri« — ju ©ort fommen. 3lucp bafür mußte unb fonnte
ba« GrjberjogiOiaineaOTufeum au« feiner Ornamentilicb-Sammlung
mehrete hunbett erlefene Belege beifleuern. Denn bie öffentlichen unb
ptisaten Sammlungen aller Orten sermeiben jegt gerne, ihre Scpäge
btt ©efahr unb ©idfür in ber ©rrfepidung anjuoertrauen, felbft
roenn e« (ich um fo leichte ©are hanbtlt, bie nicht in ©erbacht fommt,
für ©lepl ober gett gehalten ju roerben.
Den rouchtigtn, fchmer mit ihre ganje Jeit einherfchreitenben Xitel:
blättern mit Jpol}fd)nitten be« 16.3«htf)unbert« — be« ©lainjer«
Schöffer, be« ©irtenbergrt« Han« Suft (1562) unb serfchiebener
anbrer — gefeden ftch bie rebfeligen be« 17. unb bie jierliepen Stiche
be« 18.3ahrhunbert« son Spreifler, g. gleifchbtrger nach @. Strauch,
bie neue ©lobe ber ©luftftitel mit siel serfptedjenbet Slnfünbigung,
etroa: „Die bureb ein Donnetroetter unterbrochene Hittemoonne, eine
muftfalifche Scbilberung auf ber Orgel gebichtet son Htn. 3uftin
Jpeinrich -Kneipt“ (Darmftabr), ©olfenbüttlcr, ©einbeimer, Ham¬
burger, Seipjiger ülrbeittn.
Unerfdjöpflidt ift bet Oleidjtum unb bie überfprubelnbe Saune, bie
ftch in ben fRanbleiflen be« 16. unb in ben eigentsidigen Jiet:
u n b S ch l u h ft ü d e n be« 18.3ahth u nbert« offenbaren. ©iit bei fern
©emliben fucht ber H cI J ; «nb Wrtaüfchnitt ber jungen heutigen
fRenaijfance mit ben Sinfaüen Dürer«, ber ©rüber Holbein, be«
Sölner« Ülnton ffioenfam, ©fdjtlin« Schritt ju halten. ©a* groben
in Safel für Holbein, Schöffer in ©lainj auf biefem fruchtbaren
©oben gebaut unb geerntet, ift fpäterbin leiber nie mehr recht jur
öteife gebiehen.
Unter ben japlreidjen halbfettigen ©ilbern, bie mitbem Schrift;
fag immer eine soDenbete Sinpeit bilben, ben ©lättern son Slmman,
ffiirgil Soli«, Dobia« Stimmer, ©rofamer unb anbrer, fei hier ber
son gr. gtebin 1536 in Spon gebrudte .Kober b<rsorgebobcn. 3lu«
bem 17. unb 18.3abrbunbcrt bie Stiche nach ff). Dedet unb jene son
©• S. ©lapr nach 'fJicart (1763). Nebft befannten Stichen non ©teil,
Sbobomiecfp, Sifen unb fo fort.
Sluch eine Oteibe alter felbflbewußter ©uchbänblerfignete be;
figt ba« ©rünner ©lufeum: son ben ©enejianern Simon©esilacqua
(1485) unb ©aptift Detti« (1604) namentlich son monumentaler
Schönheit, somStraßburger Suca« Sltlanfeunb granffutter Sigmunb
geprabenb, som Seipjiger H*tnri«h ®rog; bann au« bem 17. unb
18. 3abrbunbert son ben ©enejianem ©ar. ©arejji (1618) unb
©ieolo spejjana (1707) unb sielen anbem.
Da« Slnmutigfte, ein roabrer fprüfftein für ©ig, @eflaltung«fraft
unb ©erteilunglfunfi, bleiben bie Sllpbabete. H'» jeigt fich, in
ber ©efchranfung, ber ©teifter. Die Oleige beginnt mit einem sene--
jianifchen Sllpbabet son 1492; son eben bort, non Sucantonio ®unta
(1642) fällt ba« groge rote Sllpbabet auf. 3b nt « febüeien fleh Siena
unb ©reScia (fRijjarbi 1756) an. Sluf beutf^er Seite beginnt fchon
1481 ber Nürnberger Slnton Soburger; ihm folgte sor adern H“n«
unb Slmbrofiu« Holbein, Ur« @raf (1646). Dann etma Hon« Sraft
in ©ittenberg. H ftfle r Slmfterbam, ©afel (ipapidon 1739) unb
siele anbre Drudereien treiben bie glüdbaften Slnfäge, nicht immer
burd) eigene Sinfötle bereichert, som Diefen in« ©eite. Db ne biefe
sorbilblid>en Arbeiten (opieren ju foden, tann man fte hoch al« befte
©efcpmadSfchule für ©uehfünftler nicht allein, fonbern für jeben
gliichenjicrat, namentlich auch <u textiler 9)aumau«teilung, bcjeichnen.
Die umfangreichfle ©ruppe ber ©rünner 9lu«fledung mar bie Slb--
teilung ber Srlibri«.
1898 hatte ba« Srjberjog:f)tainer:©iufeum al« ganj frühe« ®eu
fpiel für bie Nennung eine« ©üchetfreunbe« ein spaffionale be«
14.3abrhunbert« au« bet Frager Uniserfttät«bib(iothefjeigen Tonnen.
Diefe spergamentbanbfd)tift, batiert „Präge Anno domini Millessimo
Trecentesimo Daodecimo“ unb mit jablreichen soll- unb balbfeitigen
©ilbern au« ber ?eiben«gefchichte gefcpmUdt, jeigt auf bem erflen
©latt eine Slbtiffin son Nonnen umgeben, unter einem ©albacptn,
in bem Slugenblid, ba fte au« ber Hanb be« Diktator«, hinter bem
ber fnienbe Schreibet fichtbar mirb, ba« fertige Buch empfangt. Die
UmfcfjTiften brjeugen, bafj bie ©eflcderin unb ©enuherin Äunigunbe,
bie Dodjter Äönig Ottofat« IL ifl, Ütbtiffin ju St. @eorg auf bem
fraget Burgberg.
Die Sitte, ben Sefiger ju nennen, bat fich tseiterbin befanntlich
jumal in ben filoflerbüchereien entmidelt, junücpft burep gefchricbene,
gemalte, fpäterpin bureb gebrudte ober auf ben Sinbanb gepreßte
©ermerfe, ©appen, Srlibri«. Stäbte unb Slbel folgten bem Bei:
fpiel. Da« iofungSbucp ber Stabt Brünn au« bem 3 a h K 1608
trägt auf bem Seberbedel oben bie gemalte Darfledung jmeier ge:
barnifd)ter ©appenträger, über bem ©ilb be6Henfer«, ber nebfl bem
langen Nichtfchroert ebtnfaü« ba« Stabtmappen hält.
©on ©ilpofet & l)ianfd;l'urg (ffiien) brachte bie Brünnet Slu«:
fledung jegt eine Oieipe son Dedeleplibri«, einen fepönen roten
©latoguinbanb br« Dogen ©iarcu« DaScarinu« son ©enebig,
mit feinem ©appen in ®olbpreffung; einen mit ber H°nb
bemalten be« eifrigen ©Ucperfammler« -Rarbinal ©onelli
(1612-70); franjofifepe be« 18. 3ahrpunbert« mit btn Dedel;
mappen be« tparlamentSrate« son Dijon ©licault b’Harselap,
Almmach royal ('pari« 1771 unb 1776). ©leicpjeitige geflocpene
©uepeignerjeiepen unb folcpe in Holjfcpnitt, barunter ba« große
Srlibri« be« au« Dirol fiammenben fcplefifchtn ©ücptrfreunbe« 3ob-
©ottfrieb Droilo son ifeffot, ber mäprenb feiner ©ienet unb Ära:
lauer Stubienjeit ju fammeln begann, auch folcpe au« ©iapren unb
©öpmen, namentlid) be« 31 bei«, au« ben ©iufeum«fammlungen
unb ©rünner tprisatbefig fcploffen fiep an. Selten mit btm Steiper:
namen bejeiepnet, nur einjelne auSnahmSmtife mit ben Namen son
Nilfon, Scpell»nberg, 31. 2. ©itfing, be« fpatifet« ©fal=
befte. 3m 19.3abtbunbett ifl auep Submig Olicpter barin tätig
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Original frorn
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Seirfdjrift be« JDeutfdjen Söereinö für QSudjwefen unb @djrifttum
gtroefen. ©eßr gewäßlt ifl bi« ©cpar bft f«it 26 3ogren bafüt tätigen
jüngeren Siitifller vettteten — befanntlidj ift ja getobt auf tiefem
©oben aueg mancgeS bilettantifdje Unfraut aufgefd>offen. fttig
Stier, ©ogeler unb bie ißm nacgfolgten, ©afega ©cgneiber,
©taffen,2Bentg, Siefe,Jj>araIb 3tnfen,.£öroux, von ben
£>|treicgern bet fraftvofle 2lloiSSoIb, bet auögejeidjnet vertretene
Smil Dtlif, bet feinlinige gerbinanb ©taeger, btt ftrenge,
fegarf egarafterifierenbe Sog mann, Blicgatb Sefcfjner, bann
fJBaltet Sid^berg, 91. Stcegt unb viele anbete jeigen, bafj fjiet in
btt Blußfcgale eine ganje ÜDcit, bie intime ÜB eit bei GinjelltbenS
offenbatt werben fann.
BJiandjer ©ücgerfreunb ßat eS fiegoudf> bequemer gemadjt. Sin'pa*
rifer natnrnS tülfreb 'Petit uerbanfte feinem tarnen bie ©efanntfd;aft
eine$ alten, längft jerfläubten 3egan 'Petit, mit bem ihm offenbar
nichts als bet gäuftge Blame oetbinbet. Unb et fam auf ben billigen
Sinfaü, baS alte SrlibriS beS ©tummgewotbenen auSjubeuten, fo;
pierte «S in jtber Sinie unb feßte einfach für J- P. fein A. P.
3n Biußlaub auf einet bet jetwühlten Jpeerftraßen fanb ein
©rünner militätifcher Sunjlfreunb bie „Campagnes de NapolSon“
mit einem wenig funflvoßen fd;ablonierten Sucheignetjeichen.
35en neujtitigen Jltbeiten biefet 2lrt fdjloß fid> in ber beseitigen
©rünnet 2IuSfltßung eine (noppe 2tuSwagl von ©ucgbilbern ber
[egten fünfjig 3"h tf *n: Subwig Biidjter unb Blargeot (BJloliere);
©chattenriffe SonewfaS als brudted)nifch bamalS unvetffanbenet
©uegfegmud; bie in Jarbe unb ÜBirfung ottblaßten, un6 ßeute
manierirt unb (taftloS etfd;einenben ©adjen SBalter StaneS unb
feinet 'Patifet Blaegaßmtr (Soutet be füionvel); bie viel bauen
hafteten berben Sachen SalbecottS; bie ßocßfleßenben BließoIfonS
unb BlivicreS unb bann bie große 3aßl fitebenbet öilerteicßifcßer
unb teid,)Sbeutfcßer Süttfllet: SoßmannS jttngfleS ßBerf, bie
Blabierungen ju ©ottfrieb SeßerS unßetblidjen „Drei gerechten
Sammacßetn" (2Bien, ©tftflfdjaft für vetvielfäitigenbe Sunfl); bet
an bie Jpamburger Sunftgewerbefcßul« berufene trefflid>e Sjefcßfa,
Blicgatb Sefeßner, bet fragetJßiugo ©teiner,©erthoIb Süfflet,
Jahringcr — viele von ißnen füt ben rührigen unb gefeßmad;
voüen ffiiener ©erlag ©erlacß tätig —, von älteren .fpanS
©egroaiget, Sefflet, BJlud;a; bann Subwig ». {Jumbufcß
mit feinen aüetliebflen 5iieberbüd;ern für Sinber, ft offner, JpanS
v. © o I (m a n n uff.
Blicht alles, waS vor ein bis jwei 3«htjegnten im erften ffrüßlingS;
flutm ber neuen ©egeiflerung in bet ©ud)(un|i etblußte, wat bauet;
gaft unb wett ju bauern, ©on vielem ifl bet Bieij btt Bleußeit vetwegt,
unb waS blieb wat nur bet ernfle SBifle unb ein ©e(enntniS jum
älufflieg. Blocg immer werben viele fcglecgteSüchetgebtudt ingaltlicg
wie äußetlicg — aber bie arg vetwagtlofl gewefene bemfeße©ueßfultur
gat bocgbamalS fräftigen'Suffcgwung genommen unb eine fidjtbate,
erfreuliche .Böge erlangt. DaS ju jeigtn unb batin ju beflätfen, war
bet 3wtd bet ©tünnet ÜluSfletlung. 3 uI ' uS äeifeging.
©erfteigerung ftanjbfifcget fiujubauSgabtn nub ginbnnbe.
21m 24. BJlai biefeS 3«hteS ifl von bem ©etlinet Blntiquat ipaul
©taupe bie ©ücgcrfammlung beS vot futjem vetflotbenen ©uba;
peflet ©ücgerfteunbeS, beS ©auingenieutS unb SifenbaßnbiteftorS
.fienri ©olbflein, unter ben Jpammer gebracht worben. Die
©ammlung enthielt 134 bet (oflbat auSgcflatteten, etwa in ben
3agre« 1886 bis 1913 entflanbenen ftanjofifcgen SiebßabetauS;
gaben, bie jum leil in reich vetjiette, von ben befannteflen ftanjö;
ftfegen ©uegbinbetn gergeflellte Sinbänb« geßüüt waten. — Die
ftatfaege, baß in Deutfcßlanb wägtenb beS SriegeS eine ©ammlung
franjefifeßer bueggeroerblicßer ©cßcpfungen verfleigett wirb, fönnte
vielleicht ju aOcrganb abfälligen ©emerfungen 21nlaß geben. SS
mag Stimmen geben, bie gierin einen 2(uSfluß unftet Jrembtümelei
erblidcn, jumal wenn fie ctfagten, baß bie auf bet ©erfltigerung et;
jielttn 'Preife jum beträchtlichen Seil teegt goge waten. 2Iber foßte
man eS uns nicht eget jum 2obe anreegnen, baß unfte ©inne niegt
fo von ffiölferßaß getrübt finb, baß wir bie BBertfcßägung ber Sunfl
von (eittetlei außerhalb biefet fltgenben Biegungen abgängig machen?
Daß im gegenwärtigen Slugenblief eine ©etfleigerung beutfeget
iupuSauSgaben in 'patiS unmöglich märe, fptiegt baS etwa füt bie
granjofen? — Dem tttpogtapgifcg wfltbig auSgefiattetenSatalcg gat
bet be(annte Senner ber ©ibliopgilie, Dr. ©. 91. S. ©ogeng, ein
©orwott mit auf ben 2Beg gegeben, baS eine auSgejeicgnetc Sin;
fügtung in bie ©efegiegte bet mobernen ftanjofifcgen ©ibliopgilie
unb ©inbefunft entgalt unb bem Satalog, — wie eS bei jebetn auf
Sffiiffenfcgaftlicgftit 2lnfprucg etgebenben Satalog bet gaß fein foßte
— aueg übet ben Sag ginauS 2Bctt vetleigt. — Die moberne ftanjö;
fifege, im Sogt' 1881 burd) ben ©erlag von 9eon Sonquet gtfegaffene
©ücgttliebgaberei fleßt fid) unS, wie fie Dr. ©ogeng fcgilbert, etwa
als eine tunftvoß in bie jßiöge gejücgtete SreibgauSpfianje bar. Die
©uegt, baS ©ejle ju fegaffen unb ju befigen, bie teegnifegen BKöglicg;
feiten beS BJlaterialS unb bet 2lrbtit auSjunügen, arteten in ©pieletei
unb 21ffe(tiettgeit auS. BKan ließ fieg füt eine natürlich befegtänfte
9luflage eigene fpapiete mit eigenen ßBaffetjeicgtn getfleßen, be;
mügte fieg füt bie 2luSgaben möglichfl aße Sbelpapiete (Jpoßanbe,
OliveS, 2Bgatmatt, ©eiin ä la cuvt, ©elin bu BJlaraiS, Sgine, 30h 1 » 1
ancien, 3 a Pon beS manufactureS, ufw.) ju vetwenben, ja, man
fleßte fogat vetfegiebene ©agfpiegel get, um wirdiege „©toßpapiere"
ju ergalten. „©etabe bet ©ebanfe, baß niegt baS befle 'Papier für
jeben Sinjelfaß aueg immer baS tcuetfle 'Papier ftin müffe, baß bie
beflen 'Papiere niegt ein füt aßemal füt jebeS fflueg bie bejlen feien,
bie (ünflletifcge Sutpfinbung füt ©toffteije unb ©toffwette fügtte
gier ju bet fünflletifcgtn Blugung beS 'PapierreidjtumS" fegreibt Dr.
©ogeng in biefen Jufammengang. Daß man bie cinjclncn 91b;
bilbungen in vetfegiebenen Dructtecgniten unb ^uflänben getfleßte,
felbfl 'Probe; unb Umbruefe, niegt verwenbete obet verworfene Dtutfe
ben ©üegern ginjufügte, baß fieg bie ©Udjcrfrcunbe jufammen; unb
abfd;loffen, Sörpetfcgaften mit befcgtän(iet BRitglicbjagl bilbtten,
gegört aßeS in baS ©ebiet franjöftfcget Sücgetliebgabetei, bie fegatf
an bet ©renje ber ©Ucgetnatrctei (legt. Daß aueg buteg biefe
©üeger tünflletifcge ÜBette gefegaffen würben, weiß man ginlänglicg.
Die ©ud>einbänbe, bie meifl von 9eon ©tuet, Sßamboßt;Duru,
BJlariuS BJlicgel, Sujin, BJleteier, SgampS;@ttoobantS, Olenö
Sieffet, Sanape, @. Davib, 91ßo flammen, finb BJleiflerwerfe bet
©inbefunfl. — Bleegt etgeblicge 'Preife würben auf bet ©etfleigerung
füt einjetne fofibar eingebunbene ßBetfe etjielt: fo 4210 BJlatf füt
einen Sinbanb BÄStimöe, Sarmen (mit 170 farbigen Sitograpßien)
von £ßamboße;Duru; 3210 B3lar( für „Chrouique du regne de
Charles IX.“ etfegienen bei S. ieflatb & So. *pariö, eines non 76 Spem;
platen auf Saifetlidjen 3»pan (©efamtauflage 100 Stemplate), ba=
ju ein jmeiter©anb füt bie 'Probebrude auf3apan mit Jpol jfegnitten
in einem 3uflanb, Biabierungen in btei Juflänben. Die gößeren
'Preife für anbte ©üeger in Sunfieinbänben bewegten fteg jtvifegen
1800 unb 3205 BJlatf. Die Säufer waten vorwiegenb Slicgerfreunbe.
3n^olt6t»erjet(^nt^
Die fpprifcgeSilbenfcgtift. ©.26.— Dürer unb bie ©egrift. ©.31. Sulturmufeum. ©.42. — BKifteilungrn beS Deutfegen ©ereinS füt
— ffeobotowfdje Drude. ®. 39. — BJlitteilungen aus bem Deutfdjen ©ud;wefenu.@cgrifttum. @.44,— ©üeger;u.Jeitfcgriftenfegnu.©.46.
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PRINCETON UNIVERSITY
j .1 ii ii i ii ii in 1 1 11 iiii iliill inini ii iiiii tin im ii mii ii ii in n ii in ii ii ii ii ii 111 ii ii ii ii i im im ii um ii uimi mm ui 11 ii im i nun 'in in ii n ii in i miiiiii i iiiiii mi i ii ii ii ii ii m im lim ii ihhiii nun 11 ±
BAND 55 <^Mm> MAI-JUNI <mmm> HEFT 5/6
iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaiiiiiiiiiiifliiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaiiiii
ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
iiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiimiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW
in.IIIIIIIIIInun. in11 1 1 1 11 im 11 11 1 nnn1111n1111 1 111n n ii n 1 1 ihm ii n1111in in ..
Bekanntmachung
In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im Monat Juni als Mitglieder aufgenommen:
1. J.W. Altmiiller, i. Fa. L. Altmüller, Buchdruckerei 11. Th. Groth, i. Fa. J. M. Groth, Buchdruckerei und
und Verlag, Marne. ' Verlag, Elmshorn.
2. Hans Amende, i. Fa. Amende & Holan, Buch- 12. Max Heyne, i. Fa. Zerreiss & Co., Kunstanstalt,
handlung und Buchdruckerei, Witkoivitz. Nürnberg.
3. Wilhelm Arens, Buchdruckerei und Verlags- 13. Johannes Kirdorf, i. Fa. Reuter & Siecke, Berlin.
anstalt, Berlin. 14. A.Let/mifz.LeiterderDeutschenStaatsdruckerei,
4. F. W. Becker, Kgl. Hofbuchdruckerei, Arnsberg. Warschau^
5. Egon Freiherr v. Berchem, i. Fa. Max Kellerer’s 15. J. B. Obernetier, Kunstanstalt, München.
Verlag, München. 16. Carol Rasidescu, i. Fa. Carol Göbl, Bukarest.
6. Arnold Bopp, i. Fa. Arnold Bopp & Co., Verlag 17. Gustav Reisacher, Litho-chemigraphisches In-
und Buchdruckerei, Zürich. stitut, Stuttgart.
7. Josef Dametz, Direktor des Druck- und Verlags- 18. Albert Satoiv, i. Fa. Anton Bertinetti, Buch- und
geschah „Gutenberg“, Linz. Steindruckerei, Berlin.
8. Franz Drees, i. Fa. A.Harmann, Inhaber Fr. Drees, 19. Carl Schulte, Fachgeschäft fürTiefdruck,Afünc/ten.
Buchdruckerei und Verlag, Meschede. 20. Dr. Otto C. Strecker, Maschinenfabrik, Darmstadt.
9. Georg Emmerling, i. Fa. Druck- und Verlags- 21. S. Wächter-Hartmann, Geschäftsführer der
anstalt „Vorwärts“, Wien. Effingerhof A. G., Brugg.
10. B. Francke, i. Fa. Bärensprungsche Hofbuch- 22. Kurt Winkelmann, i. Fa. Dresdner Walzengu߬
druckerei, Schwerin i. M. anstalt Kurt Winkelmann, Dresden.
Leipzig, im Juni 1918
Die Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins
I. A. Paul Agsten
NACHRUF
WIR ERFÜLLEN HIERMIT DIE SCHMERZLICHE PFLICHT, MITZUTEILEN, DASZ UNSER BEAMTER
WILHELM SCHULZE
AM 3. AUGUST 1918 IM KRIEGSLAZARETT ZU HEILBRONN GESTORBEN IST. HERR SCHULZE HAT
16 JAHRE LANG IN TREUESTER PFLICHTERFÜLLUNG UNS ALS LESESAALBEAMTER GEDIENT.
SEIN ANDENKEN WIRD BEI UNS IMMER IN EHREN GEHALTEN WERDEN.
DER VORSTAND DES DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREINS
ARNDT MEYER, GEHEIMER HOFRAT
2. VORSTEHER
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig
(7. Fortsetzung)
B estrebte sich derHerausgeber des Archivs auch
stets den Inhalt seines Blattes einem Leser¬
kreise aus dem gesamten Buchgewerbe anzu¬
passen, so tritt doch mit dem Ende der achtziger Jahre,
fnehr aber noch in der ersten Hälfte der neunziger
Jahre eine stärkere Betonung der Fragen des Akzi¬
denzsatzes hervor. Es ist dies dem Archiv seiner¬
zeit häufig zum Vorwurf gemacht worden, wenn auch
mit Unrecht. Es liegt außer allem Zweifel, daß von
jeher die Akzidenzsetzer der treibende Keil auf dem
Gebiete des Fortschrittes im Buchdruck waren und
zwar aus dem begreiflichen Grunde, weil deren Be¬
tätigungsfeld ein außerordentlich großes ist. Vonihnen
gewannen sowohl die Künstler wie die Schriftgieße¬
reien Anregungen zu Neuschöpfungen, denn mehr als
wie der Buchsatz ist der Akzidenzsatz auf abwech¬
selndes Material zur Erzielung neuer Wirkungen an¬
gewiesen.
In den erwähnten
Zeitabschnitten ist
die gesamte Buch¬
ausstattung von den
nach unsern heuti¬
gen Begriffen wenig
schönen Zierformen
des Akzidenzsatzes
durchsetzt worden
und es kann wohl zu¬
sammenfassend ge¬
sagtwerden, daß im
ganzen Ende der
achtziger Jahre eine
in technischer Voll¬
kommenheit zwar
einzig dastehende,
aber nach künst¬
lerischen und ge¬
schmacklichen
Begriffen weniger
ruhmvolle Zeit im
deutschen Buchge¬
werbe einsetzt, die
erst nach geraumer
Zeit, das heißt mit
dem Aufkommen des
Jugendstiles, eine
wenn auch mehr
umwälzende als wie
glückliche Ablösung
fand.
Der im vorigen
Abschnitt bereits
als für den Buchdruck ungeeignet bezeichnete rein
naturalistische Einschlag der Schmuckformen nahm
mehr und mehr überhand; kaum eine Schriftgießerei
oder Klischeeanstalt unterließ die Herausgabe von
naturalistischem Zierat, Freiornamenten, sich frei auf¬
lösenden Schmuckformen und dergleichen mehr. Alles
das im Zusammen hang mit den in Anlehnung an ameri¬
kanische Vorbilder aufkommenden Zier- und Titel¬
schriften, frei verlaufenden Tonflächen, unruhigen
Farbzusammenstellungen, und dem an Verbreitung
gewinnenden glatten Kunstdruckpapier ergab eine
Richtung, für die das für sie gefundene Schlagwort
Freie Richtung treffend gewählt war.
Die Aufsätze des Archivs, ebenso die Satzbeispiele,
Beilagen, Proben der Schriftgießereierzeugnisse wur¬
den naturgemäß vondieserAllgemeinrichtungim Buch¬
gewerbe beeinflußt, es ist aber immerhin auffällig, daß
in den ersteren so
gut wie niemals eine
eigentliche Befür¬
wortung dieser Ge¬
schmacksäußerung
erfolgte,wie es etwa
in früheren Jahr¬
gängen des Archivs
bei andern Ge¬
schmacksrichtungen
zu geschehen
pflegte,es fand mehr
eine Aufzeichnung
der Haupterschei¬
nungen statt, hier
und da auch eine
betrachtende Be¬
handlung einzelner
Gebiete des großen
Ganzen. Die Jahr¬
gänge 1890 bis etwa
1897 ergeben in¬
folgedessen auch
nur eine verhältnis¬
mäßig geringere in¬
haltliche Ausbeute.
Die zahlreichen im
Texte verstreut vor-
kommenden Satz¬
proben sowie die
immer kunstvoll
hergestellten Bei¬
lagen sindaberohne
Zweifel für unsre
Nachfahren wie für
Abbildung 79. Verkleinerter (sechsfarbiger) Haupttitel zum
XXVII. Bande (1890) des Archivs für Buchdruckerkunst
50
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PRINCETON UNIVERSITY "
Archiv für Buchgewerbe
1890
Der im
vorigen
Bande beginnende
Aufsatz von Alexan¬
der Waldow über
den Buntdruck er¬
fährt noch eine län¬
gere Fortführung,
in der der Bunt-
Anchiv
verwandte Geschäftszweige.
H«pausgeg«b*n
Alexander Waldow.
Leipzig
Druck und Verlag von Aleiende? Nildow.
die Jetztzeit bemerkenswerte Beispiele aus einer Zeit,
in der das Buchgewerbe zwar auf eine künstlerische
Führung nicht verzichtete, in der die letztere aber
auch wie im übrigen Kunstgewerbe recht eigenartige
Wege einschlug.
Als Ergänzung des im Heft 3/4 enthaltenen Ab¬
schnittes und unter Bezugnahme auf obigen Hinweis
über das Kunstdruckpapier, mag eine für die Papier¬
beschaffenheit damaliger Zeit nicht unwichtige Mit¬
teilung, die das Archiv 1889 unter dem Stichwort
Amerikanisches Illustrationspapier bringt, hier noch
eingeschaltet sein. Es heißt darin: Dieses Papier ist
mit einem dünnen, aber höchst exakt aufgetragenen
Kreidestrich versehen, später aber sehr scharf und
vermutlich mit erwärmten Walzen satiniert, so daß
es sich nicht mehr wie ein Kreide-, sondern wie ein
sehr gut und glänzend satiniertes Kupferdruckpapier
anfaßt und ansieht. Zweifellos handelt es sich hier
um das bis dahin nicht gekannte Kunstdruck- oder
Naturkunstdruckpapier, denn im Archiv selbst wurde
anhaltend das nur auf einer Seite mit Kreideaufstrich
versehene, soge-
nannteKreidepapier
verwendet. An and¬
rer Stelle des Ar¬
chivs heißt es übri¬
gens: Anfragen bei
angesehenenPapier-
fabrikanten haben
ergeben, daß unsre
deutschen Fabrikan¬
ten das Geheimnis
der Herstellung je¬
nes amerikanischen
Papiers noch nicht
ergründet haben.
Deutschem Streben
und beharrlicher
Versuchsarbeit ge¬
lang esbald,das Ge¬
heimnis zu ergrün¬
den. Seit langem
liefern unsre deut¬
schen Papierfabri¬
ken das Beste an
Kunstdruckpapieren.
Abbildung 80. Verkleinerter (neunfarbiger) Haupttitel zum
XXXII. Bande (1895) des Archivs für Buchdruckerkunst
druck auf den mehr und mehr in Aufnahme kommen¬
den Tiegeldruckpressen, ferner der Farbendruck auf
Rotationsmaschinen behandelt werden. Auf die Pay-
nesche Vielfarben-Rotationsmaschine, die mit gebo¬
genen Platten arbeitete, wird auch entsprechend hin¬
gewiesen. Weitere Abschnitte sind der nicht mehr
zu praktischer Ausübung gelangende Congrevedruck,
der Irisdruck, der Prägedruck.
Einen lebhaften Anstoß zur weiteren Fortbildung
nach beendeter Lehrzeit gibt das Archiv in dem zur
Behandlung stehenden Bande. Es wird darauf hin¬
gewiesen, daß nach vollbrachter Lehre das eigentliche
Lernen erstrichtigeinsetzt,dennwasdieLehrdruckerei
dem Lehrling beibringen konnte, sei nur das Grund¬
legende des Berufs. Der wechselnde Geschmack des
Stils, die erhöhten Anforderungen an die Geschmacks¬
entfaltung des Arbeiters, sowohl des Werk- wie Ak¬
zidenzsetzers, ja selbstdesZeitungssetzers, derneben
technischem Können auch über einen gewissen Grad
von Intelligenz verfügen müsse, bedinge fortgesetztes
Streben. Der Drucker müsse sich in die Ideen des
Künstlers hinein¬
denken können. Es
wird fernerderWert
derbereits bestehen¬
den und noch zu
gründenden Fach¬
schulen und typo-
graphischenGesell-
schaften hervorge¬
hoben, ebenso auf
die Fachzeitschrif¬
ten und andre Quel¬
len der Belehrung
hingedeutet. Leider
finde die periodische
Fachliteratur in Ge¬
hilfenkreisen nicht
die wünschenswerte
Verbreitung. Das
ernste Vorwärts¬
streben auf dem Er¬
werbsfelde sei eine
Gabe, die nicht je¬
dem zuteil gewor¬
den. Viele seien be¬
rufen, aber wenige
auserwählt. Es
werde stets nur ein
Bruchteil in den
vordersten Reihen
stehen, die Haupt¬
masse bleibe Mittel¬
ware undwiederein
Bruchteil sei wert¬
loser Ausschuß.
51
7*
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Original ffom
PRINCETON UNIVERSITf
Archiv für Buchgewerbe
Überliest man diese Ausführungen heute, so muß
man zugeben, daß sich in der verflossenen Zeit vieles
gebessert hat, die anhaltenden Klagen über zu geringe
Leistungen sind aber nicht verstummt, ja das Buch¬
gewerbe ist durch die Einwirkungen des Weltkrieges
mit neuer, ernster Sorge über die Art der zweck¬
mäßigsten Ausbildung des Nachwuchses erfüllt und
es wird ihm eine schwere Aufgabe in der Zukunft
daraus erwachsen, ausreichend befähigte Kräfte über¬
all zur Verfügung zu halten. Das in dem Aufsatz Ge¬
sagte ist sozusagen erneut von großer Wichtigkeit ge¬
worden und erscheint wert, allen, die es angeht, vor
Augen gehalten zu werden.
In einem Aufsatze des Verfassers dieses Streifzuges
unter dem Titel Ein Wort über moderne Akzidenzaus¬
stattung wird auf die einsetzende Verdrängung des Stil¬
materials durch naturalistische Motive hingewiesen
und vor einer zu häufigen Verwendung derselben ge¬
warnt, damit der deutsche Akzidenzsatz nicht nach und
nach in amerikanische Ausdrucksformen verfalle. Es
heißt ferner darin: Man könnte infolge dieser freieren
Arbeitsweise, die auch nur den verschobenen Zeilen¬
fall kennt, vermuten, das Wesen des Akzidenzsatzes
sei vereinfacht worden, da man sich nicht mehr an
künstlerische Gesetze und Regeln gebunden fühlt, aber
dem ist nicht so, es wird gerade in dieser sogenannten
flotten Gestaltung der Druckarbeiten mehr alswie sonst
auf guten Geschmack und sichere Technik des Aus¬
führenden ankommen, sollen die betreffenden Arbeiten
wirklich zweckentsprechend sein und neben guter, or¬
namentaler Wirkung nicht der Schönheit und Deut¬
lichkeit entbehren.
Leider hatte dieser wohlgemeinte Ratschlag wenig
Erfolg, denn in der Folgezeit nahm die Zerfahrenheit
und Ziellosigkeit in der Satzanordnung dermaßen zu,
daß gegen sie anzukämpfen vergeblich erschien, es
war ratsamer, darauf hinzuarbeiten, daß in der nun
einmal herschenden Geschmacksrichtung Vollkom¬
menes erreicht wurde, was ja auch tatsächlich in vielen
Fällen geschehen ist.
Neben mancherlei naturalistischem Zierat und land¬
schaftlichen Schmuckstücken erscheinen in diesem
Bande auch noch als letzte Zeugen einer überwun¬
denen Stilrichtung im Buchdruck gotische Initialen
und ebensolche Ornamente, ferner Einfassungen im
Renaissance- undRokokostil, daneben in Lithographen¬
manier gehaltene Schriften aller Gattungen. Gewisser¬
maßen einen Abschluß in der langen Kette von Stil¬
material bildete die von Professor Strähl für die
Schri ftgleilerei Julius Klinkhardt in Leipzig entworfene
Mzfcado-Defcorafton, eine figurenreiche japanische Ein-
fassung, die in ihren Einzelheiten außerordentlich reiz¬
voll war, aber in der Verbindung mit gotischen und
Antiquaschriften, Schreib- und Rundschriften, wie sie
damals beliebt wurde, und in ihrer lockeren Motiven-
anordnung zu einer einheitlichen Wirkung nur selten
gelangen konnte. Das dem Archiv als Beilage damals
beigegebene farbenreiche Anwendungsblatt ist im
Entwurf und im Satz wie Druck eine typographische
Kunstleistung jener Zeit.
Eine der Haupterscheinungen aus dem oben er¬
wähnten Zeitabschnitt ist der in Anlehnung an den
unter dem Titel The International Specimen Exchange
erschienenen amerikanischen Musteraustausch vom
Deutschen Buchdruckerverein 1890 ins Leben ge¬
rufene Internationale graphische Musteraustausch, von
dem eine Folge von etwa 13 Bänden erschienen ist.
Das Archiv bringt in seinem XXVII. Bande eine ein¬
gehende Besprechung dieses Unternehmens sowie des
Inhaltes seines ersten Bandes. Zum Schlüsse heißt
es: Das Werk gibt einen interessanten Überblick über
die Leistungsfähigkeit verschiedener Nationen auf
unserm Berufsgebiete, anderseits wird es ein Ansporn
sein zu stetem Weiterstreben, zu einer idealen Kon¬
kurrenz im Bessermachen. In der Tat geben die um¬
fangreichen Bände dieses später noch eine Zeitlang
vom Deutschen Buchgewerbeverein fortgeführten
Abbildung 81. Verkleinerte Sattprobe aus Mikado-Dekoration (1890)
Unternehmens eine vortreffliche Übersicht über die
Entwicklung der Druckausstattung sowohl wie des
Kunstdruckes in seiner Weitschichtigkeit.
In einem längeren Aufsatze wird auf die Wichtig¬
keit und den Wert des Sammelns von Drucksachen
aller Art durch den einzelnen hingewiesen und An¬
leitung zum zweckmäßigen Sammeln gegeben. Der
Wert solcher Privatsammlungen wird wie folgt zu¬
sammengefaßt: Sie sollen zeigen, wie man selbst und
wie andre arbeiten, wie man in diesem und jenem
Lande zu arbeiten pflegt, wie man vorJahren arbeitete;
man soll den Unterschied zwischen gut und schlecht
zu erkennen versuchen, die Entwicklung des Buchge¬
werbes verfolgen und seinen eigenen Geschmack fort¬
bilden und erweitern. Die Sammlungen bilden neben
den Fachblättern die für jeden Fachgenossen notwen¬
dige geistige Anregung und Unterstützung bei der prak¬
tischen Betätigung.
Ein Verfahren, das man wohl als einen Vorläufer
des neuzeitlichen Linoleumschnittes ansehen darf, ist
der im Archiv von Hermann Hoffmann in Berlin be¬
handelte damals patentierte Messerholzschnitt. Nach
der eigenen Angabe des Erfinders, dem der Buchdruck
auch späterhin noch manche wertvolle Anregung und
Belehrungzu verdanken hatte,istderMesserholzschnitt
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Original fforn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
eine Technik, die die Mitte hielt zwischen dem Ton¬
plattenschnitt und der regelrechten Xylographie. In
einem damals erschienenen reichhaltigen Hefte war
eine Anleitung gegeben zur AusübungdesVerfahrens,
das, wie bereits bemerkt, in der Jetztzeit wieder er¬
neute Bedeutung hat und Beachtung finden sollte.
Die Herstellung von Landkarten in möglichst voll¬
kommener Weise hatte man sich Ende der achtziger
Jahre ebenfalls zur Aufgabe gestellt und zwar wurde
dabei die zunehmende Vervollkommnung der Zink¬
ätzung von ausschlaggebender Bedeutung, ln einer
längeren Abhandlung wird auf die früheren verfehlten
Versuche der Landkartenherstellung auf dem Wege
und Estienne. In jedem mit Bild versehenen Aufsatze
wird das Wirken des betreffenden Buchdruckerge¬
schlechtes in eingehendster Form unter Hinweis auf
deren Hauptdruckwerke geschildert und damit manche
Anregung zum Nacheifern gegeben.
Über die Bedeutung und die sich in Deutschland
sehr langsam einführende Setzmaschine verbreitet sich
das Archiv in seinem XXVIII. Bande anläßlich einer
Besprechung der sich in Amerika auch nur langsam
bahnbrechenden Matrizen-Setzmaschine Linotype,
von der zugleich von dem damaligen noch unvoll¬
kommenen Modell eine Abbildung gegeben wurde.
Nach eingehender Beschreibung der Maschine, die
sich äußerlich in der Bauart von der jetzigen voll¬
kommeneren Maschine nur wenig unterscheidet, wird
gesagt, daß die Einführung von Setzmaschinen in
Abbildung 82. Messerhol 28 chnltt (stark verkleinert) Abbildung 83. Alleres Modell
Aus dem XXVII, und XXVIII. Bande (1890/1891) des Archivs für Buchdruckerkunst
der Setzmaschine Linotype
des Buchdrucks hingewiesen, ebenso aufdie Kostspie¬
ligkeit des Kupferdrucks und dann die Möglichkeit des
Druckes der nach demUmdruckin Zink geätzten Hoch¬
druckplatten auf der Buchdruckpresse hervorgehoben.
Der Verfasser gibt eine eingehende Beschreibung der
Plattenherstellung sowie des ganzen Druckvorganges
beim Landkartendruck.
1891
Die Geschichte des Buchdrucks erfährt an¬
dauernd Berücksichtigung in den Spalten
des Archivs. In dem XXVIII. Bande erscheinen unter
dem Sammeltitel Lebensbilder berühmter alter Buch¬
drucker Abhandlungen über die Familie der Manutio,
über Christoph Plantin, die Familien Breitkopf, Elzevir
53
Amerika und England keine vereinzelte Erscheinung
mehr sei, sondern einen sehr fühlbaren Einfluß aus¬
zuüben beginne. In Deutschland liege ein Bedürfnis
nach Ersatz von teuerer Handarbeit durch billigere
mechanische Arbeit noch nicht in dem Maße vor. Ein
solcher Ersatz der Handarbeit werde vorübergehend
auch einen Teil der Schriftsetzer überflüssig machen
und es sei daher begreiflich, wenn diese der Setz¬
maschine nicht sehr wohlwollend gegenüberständen.
Eine solche Opposition habe jede neue Sache durch¬
zumachen, sie sei aber unbegründet, da durch der¬
artige Fortschritte die Arbeitsgelegenheit nicht ver¬
mindert werde, sondern sich nur in andrer Richtung
äußere. Die Abhandlung schließt mit dem Hinweis,
Digitizer
b v Google
Original fforn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
daß bei näherer Kenntnis der Sachlage die Abneigung
gegen die Setzmaschine schwinden werde und deren
Einführung auch in deutschen Druckereien früher oder
später unausbleiblich sei.
Schneller, als es der betreflfendeVerfasservielleicht
vermutete, hat die Setzmaschine in verschiedenen Bau¬
arten ihren Einzug bei uns gehalten und man darf viel¬
leicht das Jahr 1897, in dem auf der Sächsisch-Thü¬
ringischen Ausstellung in Leipzig drei verschiedene
Systeme — Linotype, Typograph und Monoline —
ausgestellt waren, als den Ausgangspunkt der allge¬
meineren und sich dann immer schneller vollziehen¬
den Einführung auch der Linotype betrachten. Heute
möchte das deutsche Buchgewerbe auf die Setz¬
maschinen nicht mehr verzichten, ja es ist deren Vor¬
handensein von ausschlaggebender Bedeutung, wenn
es sich um zeitgemäße Leistungsfähigkeit handelt.
Als Neuerung auf dem Gebiete der Galvanoplastik
bringt das Archiv eine ausführliche Beschreibung nebst
Abbildung von Scotts Maschine zum Biegen von Gal¬
vanos and Stereotypplatten, wie sie beim Rotations¬
druck gebraucht werden. Das Biegen der Galvanos
hat sich in den deutschen Anstalten erst nach und
nach eingebürgert, und zwar wohl hauptsächlich des¬
halb,weil ein Zerdrücken und Beschädigen derfeineren
Bildteile und Plattenränder nicht immer zu vermei¬
den war; man gab dem Hintergießen der zylindrisch
gebogenen Kupferhaut den Vorzug. In der Jetztzeit ist
das Biegen der zunächst flach hergestellten Galvanos
auf Apparaten deutscher Bauart und das nachträgliche
Verstärken der Hintergußfläche die Regel, während
Stereotypplatten allgemein halbrund gegossen werden.
Unter der Überschrift Neue Elemente im Freiorna¬
mentieren erscheint eine von C. Kulbe verfaßte Abhand¬
lung mit Beispielen, in der die Hauptgesichtspunkte
für diese Art der typographischen Ausschmückung
von Akzidenzarbeiten dargelegt wurden. Der Ver¬
fasser galt als einer der Hauptvertreter der freien
Richtung und es zeigt die den Aufsatz illustrierende
Satzbeilage mehr als manche Arbeit die Eigenart dieser
Satzrichtung, die an das technische Können des Setzers
wie das des Druckers ganz bedeutende Forderungen
stellte (siehe Abbildung auf Seite 55).
Die außerordentliche Beliebtheit, die die sogenannte
freie Richtung damals in den Buchdruckereien fand
und die ursprünglich mit den primitivsten Ausdrucks¬
mitteln ausgeübt wurde, weil es zunächst noch an
flottem, beweglichem Material fehlte, hat eine un¬
geheure Menge von Gelegenheitsdrucksachen ent¬
stehen lassen, die in ihrer Gesamtheit zweierlei wider¬
spiegeln: das außergewöhnliche Streben der damaligen
Akzidenzsetzer und Akzidenzdrucker, es in der Voll-
kommenheitderTechnik bis zum höchsten zu bringen
und dabei die Wirkungen der Merkantillithographie
zu erzielen; im weiteren erkennt man aber auch an
diesen Arbeiten die ungeheure Schaffensfreudigkeit
der Schriftgießereien, die allen gegebenen Anregungen
folgten und mit großem Verständnis eine Fülle von
Material auf den Markt warfen, das dem Setzer bald
die denkbar größte Bewegungsmöglichkeit gestattete.
Den Druckern erwuchsen bei dieser Richtung neue
Aufgaben, denn die sogenannten verlaufenden Töne,
die überschnittenen Linienendungen, fernerdiezweck¬
mäßige Druckbehandlung der äußerst komplizierten
Sätze lag ihm bei fast jeder Arbeit ob. Es braucht
eigentlich nicht besonders betont zu werden, daß die
Herstellung solcher komplizierter Sätze größte tech¬
nische Fertigkeit des Ausführenden zur Vorausset¬
zung hatte. Neben ganz ausgezeichneten Arbeiten
traten naturgemäß auch solche auf, deren Betrachtung
heute Entsetzen hervorruft, wie es überhaupt un¬
begreiflich erscheint, daß für die Satzherstellung ein
so bedeutender Zeitaufwand zugelassen wurde, wie
er nötig war. Die ganze Richtung griff auch auf das
Ausland über und es verdient vermerkt zu werden,
daß besonders in den romanischen Ländern den deut¬
schen Vorbildern mit wenig Verständnis nachgeeifert
wurde. Was in Frankreich, Italien, Spanien in der
genannten Richtung geleistet worden ist, bleibt am
besten unter dem Schleier der Vergangenheit ver¬
borgen, England und die nordischen Länder haben
mit größerem Verständnis gearbeitet. Ein Gesamt¬
bild der ganzen Richtung geben aber die zahlreichen
Bände des Musteraustausches, auf den an andrer
Stelle hingewiesen ist. Manche gute Arbeit dieser
Art enthalten ferner die Bände des Archivs aus der
Zeit von 1890 bis 1900.
Eine weitere technische Abhandlung ist eine solche
über das Hand-in-Hand-Arbeiten von Setzer und
Drucker, die der Verfasser dieses Streifzuges dem
Archiv lieferte. Es wird darin auf das zum vollen
Gelingen jeder Arbeit notwendige harmonische Zu¬
sammenarbeiten von Setzer undDrucker hingewiesen
und bemerkt, daß in allen Fällen, in denen eine ent¬
sprechende Verständigung bei der Anlage des Ent¬
wurfs, der Satzherstellung, über das Format, die
Stellung des Satzes auf dem Papiere, die Anordnung
der Farben, die Herstellung der Tonplatten und was
alles sonst noch in Frage kommt, nicht stattfindet, er¬
hebliche Zeitverluste undErschwernisse entstehen,die
naturgemäß auch den Nutzen an der Arbeit schmälern
müssen und manchen Verdruß herbeiführen.
Die mancherlei Bestrebungen in der damaligen Zeit,
die Gelegenheitsdrucksachen künstlerischer und ab¬
wechselnder auszustatten, dürften wohl auch den An¬
laß gegeben haben für die Neubearbeitung der bei¬
den Hauptlehrbücher für den Akzidenzsatz, deren
Inhalt nach dem Verlauf von 20 Jahren kaum noch
als erschöpfend gelten konnte. Zugleich mit Heinrich
Fischers Anleitung zum Akzidenzsatz, die derV erfasser
dieses Streifzuges in Gemeinschaft mit seinem Lehr¬
meister Fischer neu bearbeitete, erschien Waldows
54
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Archiv für Buchgewerbe
Verlags-Buchhandlung #_ ,
“5fS?=r
Siehe den Aufsatz cr>_
gleicher Überschrift.
im modernen
f rei=lrnameniieren
Die „verlaufenden*' Linien
sind mittelst Stichel und Feile
leicht hcrzustellen.
^
P" % '* Nahmen-Fabrik
f PHOTOGRAPHIE- ]
RAHMEN. J 4 _. ^
*k
A Leipzig.
3 Reudnitz
48 (^onstantin-Strasse 48 . -» ^
_Ni
Telephon 78 . g-
Zinkographlsche Wiedergabe einer im Original zweifarbigen (schwarz und verlaufender
blauer Ton) Satzbeilage aus dem XXVIII. Bande (1891) des Archivs für Buchdruckerkunst
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Origmal from
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Lehre vom Akzidenzsatz in neuer Auflage und zwar
war Friedrich Bauer der von Waldow berufene Be¬
arbeiter des letztgenannten Werkes. Die Hauptab¬
schnitte gelangten im Archiv zur Wiedergabe. Im
XXVIII. Bande erscheint der Abschnitt Zur Einführung
in die typographische Ornamentik, eine äußerst lehr¬
reiche und gründliche Arbeit von dauerndem Werte.
In einem andern Aufsatze tritt H. Smalian für die
Beseitigungderalthergebrachten, veralteten und über¬
flüssigen Ligaturen JE, CE und für die Teilung von fl,
ff, fi usw. lebhaft ein unter Bezugnahme auf die gleich¬
zeitigen Maßnahmen der Schriftgießerei J. G. Scheiter
und Giesecke in Leipzig, der auch das Verdienst ge¬
bührt, die Beigabe der Akzente auf das notwendige
Maß seit langem beschränktund durchgeführt zuhaben.
Seitdem ist manches besser geworden, es bleibt aber
Abbildung 84. Verkleinerte (mehrfarbige) Satzprobe aus
dem XXIX. Bande (1892) des Archivs für Buchdruckerkunst
in dieser Richtung noch manches zu tun übrig und
es wird bei den zurzeit einsetzenden Normierungs¬
bestrebungen auch dieser alten Angelegenheit die ihr
gebührende Aufmerksamkeit zu schenken sein.
Ein sehr beachtenswerter Aufsatz unter dem Titel
Unsre Lehrlinge von Albert Hoffmann behandelt die
Lehrlingsfrage in einerWeise, die man heute mit vollem
Rechte als noch zeitgemäß bezeichnen kann. In dem
Aufsatze ist in wenigen Zeilen mehr gesagt, als wie in
den unzähligen Aufsätzen, die in der letztverflossenen
Zeit in derbuchgewerblichen Fachpresse, in Versamm¬
lungen und Vorträgen gesagt worden ist. Der Ver¬
fasser macht greifbare Vorschläge unter Berücksich¬
tigung aller Nebenumstände, die im graphischen Ge¬
werbe von jeher gleichungünstige und verschiedene
gewesen sind. Die Arbeit gliedert sich in folgende
Abschnitte: Winke für die Eltern, Programmvorschläge
für die Annahme und Ausbildung von Lehrlingen, Das
erste Lehrjahr, In den folgenden Jahren.
1892-1895
Wie bereits oben bemerkt, sind die
Bände XXIX—XXXII des Archivs
nicht minder reichhaltig und umfangreich wie die
vorhergehenden Bände. Der textliche Inhalt ist aber
in der Hauptsache technisch-belehrender Art, was
vielleicht darauf zurückgeführt werden kann, daß das
Buchgewerbe damals Erschütterungen erfuhr, die auf
die verschiedensten Gebiete des Gewerbes ausstrahl¬
ten und daher eine Beschränkung auf die naheliegen-
sten Stoffe als richtiger erscheinen ließen. Dabei
konnte sich Waldow infolge zunehmender Kränklich¬
keit nicht mehr in so eingehender Weise wie ehedem
der Leitung des Blattes widmen und den Verkehr mit
vielen Mitarbeitern pflegen. In rein technischer Be-
Abbildung 85. Verkleinerte (mehrfarbige) Beilage aus dem
XXIX. Bande (1892) des Archivs für Buchdruckerkunst
Ziehung hat das Blatt seinen alten Ruf stets gewahrt.
Es soll daher in den nachstehenden Zeilen auch eine
kürzere Zusammenfassung des Hauptinhaltes der ge¬
nannten Bände erfolgen.
Obgleich die Frage, inwieweit architektonisches
Ziermaterial für den Buchdruck geeignet ist oder nicht,
ungelöst blieb, brachte das Archiv an der Spitze des
XXIX. Bandes noch eine längere Anleitung über das
architektonische Ornamentieren im Buchdruck von
Fr. Bosse, die ihrer allgemein-belehrenden Form hal¬
ber über den behandelten Stoff hinaus von bildendem
Werte war.
Die Frage der Bleivergiftung wird von neuem be¬
handelt und es darf wohl gesagt werden, daß die
zahlreichen Hinweise in der Fachpresse auf diese
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Original fforn
PRINCEION UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Berufskrankheit der Buchdrucker ihrTeil dazu beige¬
tragen haben, wenn im Laufe der folgenden Jahre
behördliche Maßnahmen zur Verbesserung der ge¬
sundheitlichen Einrichtungen in den Betrieben er¬
griffen und durchgeführt wurden.
Von den zahlreichen technischen Aufsätzen im
XXIX. Bande seien noch folgende erwähnt: Die Her¬
stellung komplizierter Sätze, Zur Reform des Schreib-
schrifigusses. Der anastatische Druck , Der Entwurf des
modernen Briefkopfes, Der Druck von Autotypien, Über
Preßrevisionen, Das Messingmaterial, Vom Logotypen-
satz. In einer längeren Abhandlung nimmt ein Ver-
Abbildung 87. Amerikanische Satzprobe (1894)
fasser wieder energisch Stellung gegen die freie Rich¬
tung im Buchdruck und sagt zum Schlüsse: Es lassen
sich auch nicht nur einerseits in der dem Buchdruck
eigenen Art und Weise effektvolle und gediegene Ar¬
beiten hervorbringen, die bleibenden Wert haben, son¬
dern auch anderseits bei mehr Billigkeit in der Her¬
stellung Resultate in bezug auf Zufriedenstellung der
Kundschaft und was noch mehr sagen will, in bezug
auf die Kasse erzielen. Neues und Effektvolles, das
man nicht in der Anwendung von Eigentümlichkeiten
zu suchen braucht, läßt sich immer finden, zumal die
Schriftgießereien bemüht sind, Material dazu zuliefern.
Zudem ist auch der Ideenreichtum der in der einfachen,
gediegenen Richtung Arbeitenden unerschöpflich.
Besondere Hervorhebung verdient ein Hinweis auf
den Wert des typographischen Zeichnens, das bis zum
Jahre 1891 zwar schon hier und da in Kursen von
typographischen Gesellschaften und von einzelnen
Fachgenossen ausgeübt und gepflegt wurde, nicht aber
programmäßig an Kunstschulen. Die Kgl. Kunstaka¬
demie zu Leipzig, die sich späterhin zur jetzigen Kgl.
Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe
umgewandelt hat, darf wohl als erste Anstalt dieser
Art genannt werden, die zufolge Anregung Leipziger
buchgewerblicher Kreise Lehrkurse für reifere Typo¬
graphen einrichtete. Das erste Programm dieser Kurse
ist im Bande XXIX des Archivs wiedergegeben. In
der ersten Zeit ihres Bestehens haben diese Kurse,
die unter dem wechselnden Geschmack im Buchdruck
und durch die mehr handwerkliche Berufsauffassung
der Gewerbsangehörigen manche Wandlung durch¬
zumachen hatten, nicht die rechteWürdigung erfahren.
Es hat erst langer Zeit bedurft, bis sich aus dem ur¬
sprünglichen, zwar von Fachkreisen aufgestellten,
aber dennoch in vielen Punkten allzu akademisch und
theoretisch angelegten Programm auf Grund gemach¬
ter Erfahrungen beim Unterrichte etwas für die Be¬
sucher der Kurse wirklich Nutzbringendes heraus hat
schaffen lassen. Mit der Umwandlung der Akademie
zu einer rein buchgewerblichen Lehranstalt haben
auch die ursprünglichen Kurse eine ganz andre Form
undRichtung angenommen, über die weiteres zu sagen
sich an dieser Stelle erübrigt, da die Leistungen der
Lehrkräfte und Besucher der jetzigen Akademie ge¬
nugsam bekannt sind. Leider hat sich der ursprüng¬
liche Plan, eine möglichst große Anzahl von befähigten
Schülern, die die Buchdrucker-Lehranstalt zu Leipzig
in drei- oder vierjährigem Kursus mit Erfolg besucht
haben, der Akademie zuzuführen, bis jetzt nicht durch¬
führen lassen und es wird noch eine Aufgabe für die
Zukunft bleiben, diesen idealen Gedanken beim wei¬
teren Gedeihen des Planes der Gründung einer Buch¬
gewerbeschule in Leipzig zu berücksichtigen und
durchzuführen.
In dem XXXI. Bande (1894) des Archivs gibt der
Verfasser dieses Streifzuges unter der Überschrift
Über deutsche, englisch-amerikanische und französi¬
sche Akzidenzausstattung ein umfassendes Bild der
Entwicklung, der Arbeitsweise wie der Art der Druck¬
sachenausstattung in den beiden fremden Ländern
sowie in Deutschland und zwar auf Grund eigener
praktischer Tätigkeit und Erfahrungen wie unter Be¬
nutzung des ihm zur Verfügung stehenden umfang¬
reichen Materials sowie der hauptsächlichsten Fach-
blätterdesln-und Auslandes. DiemitvielenBeispielen
versehene Arbeit bildet einen geschichtlichen Aus¬
schnitt, der manches verzeichnet, was erst später von
Wert sein wird, zum mindesten aber für jeden, der sich
um die Entwickl ung des Akzidenzdrucks zu bekümmern
hat, auch heute noch von Interesse und Nutzen ist.
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Der XXX. Band des Archivs enthält eine umfassende
Abhandlung über die Stereotypie, und zwar eine Um¬
arbeitung des von A. Isermann in Hamburg Ende der
sechziger Jahre herausgegebenen Werkchens An¬
leitung zur Stereotypengießerei in Gips und Papier¬
matrizen. Sowohl die Geschichte wie die Technik
des Verfahrens finden ein¬
gehendste Behandlung.
Die Arbeit ist auch als
Buch erschienen und
heute noch als Leitfaden
beachtenswert.
Ein Aufsatz über die
zweckmäßige Anordnung
und Herstellung einer
Druckereischriftprobe gibt
den Druckereien Anre¬
gung, ihren Materialbe¬
stand in übersichtlicher
Form zusammenzustellen.
Unter dem Titel Winke
für Etablierungslustige er¬
scheint im gleichen Bande
eine größere Arbeit von
R. Winkler, die manchen guten Hinweis zurBeachtung
bei der Errichtung neuer Buchdruckereien enthält.
Es ist eine auffällige Erscheinung, daß Anfang der
neunzigerjahre die verschiedensten technischen Neue¬
rungen und Verbesserungen im Buch¬
gewerbe ihren Ausgangspunkt haben
und zwar bezieht sich das ebenso auf
die Verfahren wie auf die Arbeits¬
mittel der einzelnen Berufszweige.
Das Archiv verzeichnet in seinen Bän¬
den alle diese wichtigeren Erschei¬
nungen und Vorgänge und macht die
Fachwelt damit in Wort und Bild ver¬
traut. Es sei nun einiges erwähnt, so
z. B. Die Kuvertdruckpresse, Die elek¬
trische Bandkontroll- Vorrichtung, Die
Universal - Papierschneidemaschine,
Die Tiegeldruckpresse Phönix, Der
selbsttätige Bogeneinlegeapparat, Das
Parallel- Schließzeug.DieSatzschließer,
Die eisernen Stereotypunterlagen, Die
Faden- und Drahtheftmaschinen , Die
Dampfprägepresse, Der Bogengerade¬
schieber u.a.m. Auf dem Gebiete des
Akzidenzsatzes bedeutete die Auf¬
nahme der bis dahin nicht verwende¬
ten stumpffeinen Messinglinie eine
äußerst vorteilhafte Neuerung, denn
mit ihrem Aufkommen verschwand
die nur schwer druckfähige feine Linie
mehr und mehr. Auch in der Farben¬
fabrikation wurden um die ange¬
gebene Zeit grundlegende Fortschritte gemacht und
Betriebserweiterungen vorgenommen, da die Anfor¬
derungen sich mehr und mehr steigerten.
In eingehender Weise berichtet A. M. Watzulik im
Archiv 1894 über die Chikagoer Weltausstellung und
es ist interessant, daß manches, was Watzulik an den
amerikanischen Druck¬
sachen rühmte, bei uns
erst recht spät häufiger zur
Durchführung gekommen
ist, so z. B. die Entlastung
der Drucksachen von orna¬
mentaler Überladung, die
Verwendung feinster Pa¬
piere und Kartons, die
Beigabe von elegant und
originell verschlungenen
seidenen Fäden und Bän¬
dern, durch die ein an¬
sprechendes Aussehen er¬
zielt wird. An sich hat
die genannte Ausstellung,
die von deutschen Firmen
reich beschickt war, auch
befruchtend auf das Buchgewerbe eingewirkt, sie ist
in gewissem Sinne ein Ausgangspunkt für die weitere
Entwicklung des Geschmacks gewesen.
Der elektromotorische Antrieb der Schnellpressen
nimmt Mitte der neunziger Jahre
größeren Umfang an und es war da¬
her selbstverständlich, daß auch das
Archiv dieser wichtigen Neuerung
eingehendste Beachtung schenkte, ln
einer Arbeit vom Oberfaktor Peter
Luhn,späterem Buchdruckereibesitzer
in Barmen, wurde dem Stoff eine ein¬
gehende Behandlung zuteil. Zugleich
wird das Bildeines mit Elektromotoren
versehenen Druckraumes wieder¬
gegeben und auf die Nützlichkeit
solcher Anlagen hingewiesen. Lang¬
sam, aber zum Nutzen des Gewerbes
und seiner Angehörigen hat sich
seitdem die elektrische Kraft, teils
im Gruppen-, mehr aber noch im
Einzelantrieb Bahn gebrochen und
die Zahl der vom veralteten Trans¬
missionsantrieb nicht loskommenden
rückständigen Firmen im Buchge¬
werbe dürfte nur noch eine kleine sein.
Der XXXII. Band des Archivs wird
mit der Wiedergabe eines Vortrags
von dem bekannten Fachmann George
W. Jones, Herausgebers des Fach¬
blattes The Printing World eröffnet.
In diesem Aufsatz behandelt der
Abbildung 88. Stumpffeine Linienornamente von Julius Klinkhardt
in Leipzig (1893)
Abbildung 89. Moderner Linienschmuck
von Julius Klinkhardt in Leipzig (1892)
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSI1
Archiv für Buchgewerbe
Verfasser den künstlerischen Buchdruck vom Stand -
punkte der Rentabilität und kommt dabei zu dem
Schlüsse, daß eine ganze Reihe von Druckarbeiten,
die künstlerisch sein sollen oder die man für künst¬
lerische bezeichnet, überhaupt nicht künstlerisch sind.
Den Herstellern fehlen sehr oft die Grundbedingun¬
gen der Kunst, ihre Hauptschwäche dabei sei viel¬
leicht die Hinneigung zu Überladungen. Sowohl mit
dem Material wie mit der Farbe werde zu viel gegeben
und es sei derjenige der größere Meister, der es ver¬
stehe, Material fortzulassen anstatt es reichlich zu be¬
nutzen. Die Erzielung der Einfachheit in allen Punkten,
bei Verwendung bester Papierstoffe sei fürden Kunst¬
druck das Erstrebenswerte und dabei Rentabelste. In¬
teressant sind die Ausführungen, die Waldow zu dem
Wortlaute des Vortrags macht. Er sagte u. a.: Wir
möchten es auch für wünschenswert halten, daß man
sich, besonders in großen Geschäften angelegen sein
läßt, bei der Herstellung guter künstlerisch auszu¬
führender Arbeiten eine ähnliche Arbeitsteilung ein-
treten zu lassen, wie solche in vielen großen Ge¬
schäften bereits für den Illustrationsdruck seit lange
geübt wird und zwar in der Weise, daß, wie hier, die
eigentliche Zurichtung oder vielmehr das sachgemäße
Anfertigen der Ausschnitte voneigensdazugeschulten
Kräften besorgt und so in weit kürzerer Zeit eine gute
Zurichtung erzielt wird, auch dort, für den Akzidenz¬
satz die Anfertigung der Entwürfe von eigens dazu
befähigten und gut geschulten Angestellten besorgt
werde, die mit dem gesamten Material und dessen
Wirkung, aber auch mit dem ganzen System der be¬
treffenden Druckerei genügend vertraut, Skizzen lie¬
fern, die einem exakt arbeitenden Setzer auszuführen
nur wenig Mühe verursachen, daher ein schnelleres
und rentableres Arbeiten ermöglichen.
Eine sich über den ganzen Band ausdehnende reich
illustrierte Abhandlung unter dem Titel Die modernen
Druckverfahren und die Herstellung der erforderlichen
Platten schließt sich an und unterrichtet die Leser
über alles Wichtige aus dem weiten Gebiete der Re¬
produktionstechnik wie der sonstigen Art der Platten¬
herstellung für den Buchdruck, den Flachdruck und
den Tiefdruck. Der Aufsatz ist auf das Verständnis
der Buchdrucker zugeschnitten, er führt sie in das
schwierige und vielseitige Gebiet ein, wobei gleich¬
zeitig die Frage der Platten-Herstellungsweise erör¬
tert wird. Der Aufsatz ist seinerzeit auch in Buch¬
form erschienen.
Den autotypischen Platten, die Mitte der neunziger
Jahre, also etwa zehn Jahre nach ihrer Erfindung, noch
nicht allzuvollkommen waren, widmet das Archiv im
XXXI. Bande eine besondere Betrachtung. Es wird
auf die Vorzüge der Autotypien hingewiesen und ge¬
sagt, daß ihnen trotz der anhaltenden Bevorzugung des
künstlerischen Holzschnitts durch die illustrierten
Journale die Zukunft gehört. Die Zeit werde lehren,
Abbildung 90. Naturalistische Leiste (1890)
UUäWitlBÖB
Abbildung 93. Gotische Einfassung (1894)
Abbildung 95. Raphael-Einfassung Serie 143 (1895)
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Original ffom
PRINCETON UNIVERS1TY-
Archiv für Buchgewerbe
daß sich auf diesem Gebiete noch Besseres schaffen
läßt und wohl auch geschaffen werden wird. Der Ver¬
fasser verweist auf die Leistungen Amerikas, die auch
bei uns zu erstreben seieti, und hofft, daß nicht nur
die Ätzanstalten, sondern auch die Papierfabriken alles
daran setzen werden, um das denkbar Vollkommenste
auf diesem Gebiete zu erzielen. Diese Erwartungen
haben sich erfüllt, denn seit geraumer Zeit stehen
die deutschen Leistungen nahe an denen Amerikas,
obgleich und nicht immer die Arbeitsmittel zu Ge¬
bote standen, mit denen jenseits des Ozeans gear¬
beitet werden konnte.
Den Vervollkommnungen der Tiegeldruckpressen
hat das Archiv von jeher besondere Aufmerksamkeit
zugewandt und durch seine fast ausschließlich auf
der Libertypresse hergestellten kunstvollen Beilagen
das Interesse für diese einfache Pressenart bei den
Buchdruckereien wachgehalten. In dem zur Behand¬
lung stehenden Bande werden den Lesern die drei
verschiedenen Arten von Tiegeldruckpressen, die es
damals gab und die von Bedeutung waren, vorgeführt
und deren Vorzüge beleuchtet. Dabei stand Waldow
auf dem Standpunkte, daß ein geübter Drucker auch
mit einer Tiegeldruckpresse einfachster Bauart gute
Resultate zu erzielen in der Lage sein muß, genau
wie dies der Fall ist bei einfachen Schnellpressen,
gegenüber einer Maschine kompliziertester Bauart.
Wirft man einen Blick auf die Schriftgießerei-Er¬
zeugnisse, die in den in diesem Abschnitt behandelten
sechs Bänden des Archivs vorgeführt sind, so kommt
man zu dem Ergebnis, daß Vielseitigkeit das Losungs¬
wort für die Schriftgießereien gewesen ist. Der so¬
genannte Linienschmuck, wie er wohl zuerst von
Julius Klinkhardt in Leipzig in der Serie 70 und den
stumpffeinen Ornamenten Serie 72 auf den Markt
kam und dann in unzähligen Schöpfungen verwandter
Art in die Druckereien einzog, herrschte auf der ganzen
Linie. Daneben traten naturalistische Einfassungen
und Vignetten in großer Zahl auf, vollflächige und in
der Zeichnung offen gehaltene Leistenornamente, da¬
neben erschienen figurenreiche Serieneinfassungen
im Renaissance- und Rokokostil als verspätete Nach¬
zügler der verflossenen Stilrichtung, um mit den Frei¬
ornamenten, wie sie etwa J.G. Scheiter & Giesecke in
Leipzig in ihren Serien 176 und 180 auf den Markt
und zu großer Verbreitung brachten, gemeinsam ver¬
wendet zu werden. Eine der bedeutendsten und schön¬
sten Schöpfungen jener Zeit ist die im XXXII. Bande
des Archivs gezeigte, aus vier Abteilungen bestehende
Raphaeleinfassung Serie 143, die bei Gelegenheit
des fünfundsiebzigjährigen Bestehens der Firma
J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig im Schnitt be¬
endet wurde und vom Archiv als etwas außerordent¬
lich Schönes und Gediegenes anerkannt wurde. Neben
dem mancherlei Schmuckmaterial haben auch eine
große Zahl Original Schriften ihren Ursprung in den
neunziger Jahren, außerdem Fällt die Übernahme ver¬
schiedener amerikanischer Schriften in diese Zeit,
es würde jedoch zu weit führen, hiervon auch nur
Stichproben zu geben.
Neben den Schriftgießereien bemühten sich auch
die damals bestehenden Messinglinienfabriken, den
Buchdrucker mit Zierformen aller Art zu versehen,
und zwar sind es hier in der Hauptsache gemusterte
Linien, verlaufende Kreise und Ovale, wie sie zuerst
in England zur Verwendung kamen, spiralartige
Linienausläufer, strahlenförmig verlaufende Schmuck¬
stücke und andres mehr, die geboten werden. Dieses
Material fand beifälligste Aufnahme, obgleich es im
Preise hoch zu stehen kam und sich kaum bezahlt
gemacht hat. Das Archiv bringt eine umfangreiche
Beschreibung und Zusammenstellung dieser Neu¬
heiten, bemerkt aber zugleich, daß sich neben man¬
chem Guten auch manches Unbrauchbare, über das
Ziel Hinausgeschossene darunter findet. Das Aus¬
land war noch lange Käufer für diese Erzeugnisse,
heute dürften aber wohl auch die letzten Spuren
derselben durch die Messing- und Kupferknappheit
in den deutschen Druckereien und nicht zum Schaden
derselben ausgetilgt sein. (Fortsetzung folgt.)
Der Buchrücken
Von ERNST COLL1N, Berlin-Steglitz
T echnik und Ästhetik lassen sich nicht mehr
scharf voneinander trennen. Immer wieder
stellen wir fest, daß die technischen Vor¬
schriften nur da das Richtige treffen, wo die auf Grund
von ihnen ausgeführte Arbeit die ästhetische Wirkung
berücksichtigt. Die ästhetische Wirkung, wie wir sie
verlangen, ist aber wieder eine ganz besondere, eine,
die sich aus der Arbeit und der zweckmäßigen Ver¬
wendung des Werkstoffs ergibt. So finden wir, daß
die Schönheit einer Arbeit nichts außerhalb von ihr
Stehendes ist, sondern etwas unlöslich mit ihr Ver¬
knüpftes, etwas, das ebenso zu ihr gehört, wie das
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Handwerkzeug, das sie ausführt. Die Schönheit der
Technik ist zwar keine Erfindung dieses Jahrhunderts,
aber sie erkannt und folgerichtig auf das neuzeitliche
kulturelle Empfinden angewandt zu haben, dürfen wir
mit Recht als eine der wichtigsten Errungenschaften
unsrer Zeit in Anspruch nehmen. Diese Erwägungen
drängen sich dem auf, der über nur einen Teil, aber
nicht den unwichtigsten, des handgebundenen Buch¬
einbandes, den Rücken, über dessen Technik und
Verzierung sprechen will. Eben weil in dem knap¬
pen Rahmen dieser Ausführungen nicht beabsichtigt
ist, einen Ausschnitt aus einem Lehrbuch zu geben.
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Archiv für Buchgewerbe
sondern weil nur einige Besonderheiten und strittige
Punkte erörtert, Anregungen gegeben werden sollen,
wie sie im Zusammenhang mit der technischen und
ornamentalen Gestaltung des Bucheinbandrückens
stehen, wäre es ganz unmöglich, die Technik als
etwas von der Geschmackswirkung Losgelöstes zu
betrachten.
Zuerst müssen wir die Stellung des Buchrückens
innerhalb des Einbandes zu verstehen suchen. Der
Buchrücken steht in der Mitte des Einbandes, zweifel¬
los. Aber damit kommen wir nicht weiter. Sondern
wir sehen den Rücken zugleich als das wichtigste
teilende und zugleich verbindende Glied des Einband¬
ganzen. Der Bucheinband besteht aus drei Teilen:
dem Rückdeckel, dem Rücken und dem Vorderdeckel.
Da der Rücken derjenige Teil ist, der den Buch¬
blättern überhaupt den Zusammenhalt gibt, so ist
seine wichtige technische Bedeutung, die Notwendig¬
keit seiner dauerhaften Gestaltung, ohne weiteres
klar. Zugleich geht aber auch vom Rücken die Ver¬
bindung mit den Einbanddeckeln aus, der Buchblock
erhält hier seinen Abschluß. Das ist äußerlich durch
die Rundung des Rückens gekennzeichnet, die zwar
Schwankungen ausgesetzt ist, sich aber aus der Tech¬
nik meist ergibt. Ein weiteres wichtiges Merkmal des
Rückens sind die meist auf ihm sichtbaren stäbchen¬
artigen Erhöhungen, die sogenannten Bünde. Sie
sind heute meist nur noch für das Auge da, um der
Verzierung bestimmte Anhaltspunkte zu geben. Eine
technische Notwendigkeit für sie besteht nur dann,
wenn das Buch so auf den Bindfäden geheftet ist (auf
erhabenen Bünden), daß sich die Bindfäden unter
dem Leder abzeichnen. Dann haben wir es mit
natürlichen Bünden zu tun, und die aus Pappstreifen
gebildeten künstlichen Bünde sind eben nichts weiter
als Überbleibsel der echten, sind meinetwegen Ata¬
vismen. Sie sind etwa das, was die hintern Knöpfe
am Gehrock heute sind, die einstmals dazu dienten,
die langen Rockschöße, wenn sie umgeschlagen wur¬
den, festzuhalten. Seit Jahren nun streiten sich die
Theoretiker unter den Buchbindern darum, ob man
unechte Bünde überhaupt anbringen darf. Da sie
keinen Zweck erfüllen, so halten sie viele für falsch.
Aber darauf kommt es ja gar nicht an. Es genügt, wenn
man die Bünde als einen schmückenden Teil des Ein¬
bandes betrachtet; und das sind sie gewiß. Eine andre
Frage ist die, ob man aus zweckmäßigen Gründen
wieder zu den echten Bünden zurückkehren soll.
Darüber in aller Kürze nur so viel: Die Heftung auf er¬
habene Bünde geschah zu einer Zeit ausschließlich, als
man noch nichts von der Heftung auf eingesägte Bünde
wußte. Zweifellos hat es etwas Barbarisches, den
Rücken des Papiers mit der Säge zu bearbeiten, damit
die Heftbindfäden in diese Vertiefungen eingelassen
werden. Anderseits ist die Heftart auf erhabene Bünde
sehr umständlich, überdies ist ein solches Buch, da
das Leder unmittelbar auf den Rücken geklebt wird,
schwerer zu öffnen, und die Goldverzierung auf dem
Leder leidet, wenn man ein derartiges Buch aufschlägt.
Ein auf echte Bünde geheftetes Buch hat zweifellos
ein sehr schönes Aussehen. Die natürliche Rundung
des Bindfadens zeichnet sich wuchtig unter dem Leder
ab, gibt dem ganzen Einbande etwas Gediegenes.
Will man aber die Bogen nicht einsägen und ander¬
seits auch keine echten Bünde anfertigen, dann hefte
man das Buch auf aufgedrehten Bindfaden und bringe
ruhig künstliche Bünde an. Die Hauptsache ist, daß
diese von schöner Form sind.
Überhaupt werden die künstlichen Bünde von den
Buchbindern vielfach zu schematisch angebracht; man
nutzt die verschiedenen Möglichkeiten ihrer Gestal¬
tung zu wenig aus. Meist sind es fünf Bünde, die, der
Heftung entsprechend, aufdemRücken zu sehen sind.
Die Bünde haben fast immer einen nicht ganz halb¬
kreisförmigen Durchschnitt, sind an ihren nach den
Deckeln zu verlaufenden Enden verjüngt. Eine Ab¬
wechslung läßt sich zuerst durch verschiedene Bund¬
formen erzielen. Bei zierlichen Büchern werden
schmale Bünde, bei stärkeren Büchern breite Bünde,
die dem Rücken gleichsam Halt geben und das Feste
des Einbandes betonen, angebracht sein. Eine starke
persönliche Note geben dem Einband breite band¬
artige Bünde. Man wird sie nicht nur an den üblichen
Bundstellen anbringen können, sondern auch an den
oberen und unteren Enden des Rückens, die in der
Regel keine Bünde erhalten. Aber es versteht sich,
daß dadurch dem Rücken ein eigenartiger Abschluß
gegeben wird. Viel zu streng hält man sich meistens
an die Einteilung auf fünf Bünde. Es ist durchaus
reizvoll, in der oberen Hälfte des Rückens nur zwei
Bünde anzubringen, die den Titel einschließen. Eine
Einteilung auf drei, vier oder sechs Bünde wird fast
immer nur der Größe des Buches entsprechend ge¬
wählt; aber es besteht durchaus kein Grund, auch bei
größeren Büchern nur drei Bünde zu wählen, die dann
natürlich von besonderer Stärke sein müssen, um dem
Rücken eine rhythmische Gliederung zu geben. Welche
Schönheitswerte eine vollkommene Beherrschung der
Technik verbirgt, kann man an der Art der Bünde
treffend erkennen. Es ist eine der schwierigsten buch¬
binderischen Arbeiten, das Leder so an die Bünde,
ob sie nun Pappstreifen oder Bindfadenbünde sind,
zu pressen, daß diese dem Rücken gleichsam ein archi¬
tektonisches Gefüge geben. Der Bund wird seirfe
gliedernde Aufgabe nur dann gut erfüllen können,
wenn er sich klar vom Rücken abhebt. Ein Bund, der
wie eine niedrige Wulst wirkt, wird fast immer un¬
schön aussehen. Je schärfer der Bund herausspringt,
desto schöner wird er sein. Ein unentbehrliches Hilfs¬
mittel zur Erzielung scharfer Bünde ist die Bünde¬
zange, wie sie von Wilhelm Leos Nachfolger, Stutt¬
gart, geliefert wird. Hohe und schmale Bünde bilden
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Archiv für Buchgewerbe
für sich allein einen schmückenden Bestandteil des
Buches, sie bedürfen keiner Verzierung.
Überhaupt sollte man mit der Verzierung der Bünde
äußerst vorsichtig sein. Sie gar nicht zu verzieren,
wird niemals falsch sein; etwa Punkte oder eine Linie
auf sie zu drucken, wirkt selten schön, da es die Klar¬
heit des Rückenaufbaus verdirbt. Ein völlig unver-
zierter Rücken, der nur den Titel trägt, dessen Bünde
sich gut von ihm abheben, istdurchaus etwas Schönes.
Und ich ziehe einen unverzierten Rücken einem mit
überladenem Golddruck versehenen in jedem Fallevor.
Die Verzierung des Rückens ist ein außerordentlich
vielseitiges Gebiet, über das ich im Rahmen dieser
Ausführungen nur in Andeutungen reden kann. Be¬
ginnen wir bei den einfachen Einbandarten und stellen
wir fest, daß, je einfacher der Einband ist, desto spar¬
samer auch seine Verzierung zu sein hat. Bei dem
neuerdings immer mehr in Aufnahme kommenden
Pappband wird als Verzierung ein farbiges Schild meist
genügen. Dieses Schild hat eigentlich nur eine zweck¬
mäßige Aufgabe zu erfüllen. Da sich namentlich bei
gemusterten Papieren der Titeldruck nicht genügend
vom Rücken abhebt, muß dieser auf ein farbiges Schild
gedruckt werden. Aber es versteht sich von selbst,
daß dieses Schild zur Farbe des Papiers passend ge¬
wählt sein muß, und daß es durch eigenartige Anord¬
nung dazu beitragen kann, den Rücken reizvoll zu be¬
leben. So ist es z. B. bei modernen Pappbänden recht
hübsch, das Schild dicht unter den oberen Abschluß
des Rückens zu setzen. Eine besondere Frage ist die
nach dem Material des Schildes bei Pappbänden. Soll
es aus Papier oder aus Leder bestehen? Ich möchte zu
ersterem raten, da der Pappband immer ein einfacher
Einband ist. Auch Papierschilder brauchen nicht hä߬
lich zu sein. Wie hübsch kann ein weißes Papier¬
schild mit schwarzen Buchstaben bedruckt aussehen.
Es ist auch bei Pappbänden durchaus nicht nötig, das
Schild durch eine Linie zu begrenzen. Anders ist dies
bei ovalen Schildern, die man, dem biedermeierischen
Charakter vieler Pappbände angepaßt, oft wählt, und
die am besten durch eine aus Punkten und einer ein¬
fachen Linie zusammengesetzte Verzierung eingefaßt
werden. Eine sonstige Verzierung wird der Rücken
des Pappbandes nur in seltenen Fällen zu haben
brauchen. Bei Biedermeierpappbänden kann man
vielleicht noch einen Stempel, ein Blumenkörbchen,
eine Vase oder sonst einen Stempel im Biedermeier¬
stil auf den Rücken drucken. — Auch bei Leinen¬
bänden wird die Schild verzierung in den meisten Fällen
genügen, wenn nicht hier ein gut angeordneter, mit
schönen Typen gedruckter Titel durchaus genügt. Es
wird aber in vielen Fällen angebracht sein, den Titel
durch eine Linie zu umrahmen. Im allgemeinen ver¬
zieren die Buchbinder ihre Leinenbände, und gerade
die einfachen, zu reichlich. Sie bedrucken sie mit
Linien, die Bünde Vortäuschen sollen, und setzen hä߬
liche Stempel in die einzelnen Felder. Es ist selt¬
sam, daß gerade bei billigen Leinenbänden, über deren
gedrückten Preis der Buchbinder klagt, man es nicht
über sich gewinnen kann, auf die Verzierung zu ver¬
zichten. Bibliothekseinbände, die meist zu „Hunger¬
preisen“ ausgeführt werden, strahlen von goldenen
Linien. Darin liegt eine Energieverschwendung, die
durch nichts gerechtfertigt ist. Der Rücken wird durch
den vielen Gebrauch schnell abgegriffen und macht
mit seiner stumpfen Goldverzierung dann einen um so
häßlicheren Eindruck. Die Schuld, daß bei der Ver¬
zierung dereinfachen Einbandarten ein Ungeschmack
sich breit macht, liegt meist an den Vergoldewerk¬
stätten, die Hand- und Preßvergoldung für andre
Buchbinderbetriebe als Spezialarbeit ausführen. Eine
strenge Arbeitseinteilung, die die Arbeit zur Schablone
gemacht hat, ermöglichtes, reichereVerzierungen auch
billig auszuführen. Aber nur dann, wenn der Kunde
keine besonderen Wünsche hat, wenn der Handver¬
golder immer wieder Linien über den Rücken drucken,
immer wieder zu seinen häßlichen Stempeln greifen
kann. Es ist seltsam, daß der edelste Zweig der Buch¬
binderei, das Handvergolden, in diesen Spezialgewerk¬
stätten geschmacklich so heruntergebracht worden ist.
Auch in der Verzierung des Halbfranzbandrückens
wird meines Erachtens meist zu viel getan. Reiche
und kunstvolle Verzierung an HalbfranZbänden ist
immer ein innerer Widerspruch. Der Halbfranzband
ist ein Einband, der billiger sein soll, als der Ganz¬
lederband. Indem man nur einen Teil des Deckels
mit Leder bedeckt, bringt man zum Ausdruck, daß
man mit dem kostbaren Ledermaterial sparen will.
Dieser Zweck wird durch eine koststpielige Verzierung
aufgehoben. Natürlich gibt es auch bei den Halbfranz¬
bänden wertliche Unterschiede. Halbfranzbände, aus
den besten Ledern hergestellt, wird man wohl zu den
besseren Einbandarten rechnen können, sie werden
eine reichere Verzierung vertragen. Aber es ist Sache
des künstlerischen Gefühls des Buchbinders, den
„besseren“ Halbfranzband so zu schmücken, daß sein
Charakter als einfacherer Einband gegenüber dem
Ganzlederbande gewahrt bleibt. Erwird daher auf eine
reiche ornamentale Verzierung verzichten können,
und wird zu der äußerst wirksamen und künsterische
Wirkungen nicht ausschließenden Karoverzierung
greifen können. Vier Goldlinien auf dem Rücken in
einemRechteck zusammenzubringen, ist eine äußerst
schwierige Arbeit, die aber den ästhetischen Erfolg
wohl verlohnt. Bei der Karoverzierung kann man sich
einmal an die Einteilung durch fünf Bünde halten.
Man kann das Titelfeld mit einer Linie umrahmen und
in den übrigen Feldern ineinandergesetzte Rechtecke
anbringen. (Die gegenüberliegenden Ecken dieser
Rechtecke durch Linien zu verbinden, halte ich für
überflüssig, weil sie die klare Wirkung der Linien nur
stören.) Man kann aber auch von derFünfbündeteilung
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abgehen, nur zwei Bünde für den Titel oder gar keine
anbringen, um so den Rücken durch [langgestreckte
Karos zu verzieren. Farbige Schilder sollte man bei
Halbfranzbänden nicht übermäßig oft anbringen. Hat
man eine tiefe Lederfarbe, so wird sich der Titel von
ihr am besten abheben.
Bei der Verzierung künstlerischer Ganzlederbände
Vorschriften zu machen, ist natürlich eine heikle
Sache. Wie die Verzierung des Einbandes, so ist auch
die des Rückens Sache des entwerfenden Künstlers,
der in unserm Falle meist der Handwerker selbst
ist. Ihm Gesetze vorzuschreiben, heißt fast immer,
künstlerischesEmpfinden in spanischeStiefel schnüren
zu wollen. Deshalb sollen die folgenden Zeilen nur die
üblichen Verzierungsarten des Rückens betrachten,
wollen nur Anregungen geben. Mit die wichtigste Auf¬
gabe für den Einbandkünstler ist es, die Verzierung
der Deckel in Einklang mit der des Rückens zu bringen.
Am einfachsten wäre es dabei, die Deckelzeichnung
einfach über den Rücken fortzuführen. Dies ist aber
nicht „konstruktiv“, es berücksichtigt den organischen
Zusammenhang der einzelnen Einbandteile nicht und
verwischt auch die Stellung des Rückens innerhalb des
Einbands, die sich als eine teilende und verbindende
bezeichnete. Manche Kunstbuchbinder bezeichnen es
als am konstruktivsten, wenn sich das Ornament vom
Rücken aus über den Deckel entwickelt. So werden
die über den Rücken gedruckten Linien auf dem Deckei
unmittelbar fortgeführt. Ganz abgesehen davon, daß
man dabei das zusammenhängende Ornament des
ganzen Einbands nur erkennt, wenn man das Buch in
der Hand hält, daß also dieser Zusammenhang ver¬
loren geht, wenn das Buch in der Bücherreihe steht,
läßt man dabei die teilende Stellung des Rückens
außer Betracht. Beim Aufschlagen der Buchdeckel
entsteht eine scharfe Linie, die das Ornament gewisser¬
maßen zerreißt. Ein über den Rücken fortgeführtes
Ornament ist zwar als ein Ganzes gedacht; wenn wir
aber den Deckel in die Höhe heben, dann entstehen
für Rücken- und Deckelverzierung zwei völlig ent¬
gegenlaufende Bewegungen, die wiederum den ein¬
heitlichen Charakter der ganzen Verzierung stören.
Daher betrachte ich als die idealste Verzierung des
Rückens diejenige, die eine Wiederholung des Ein¬
bandmotivs oder, besser, ein Auszug aus ihm ist.
Rücken- und Deckelverzierung müssen dann etwas
Selbständiges haben, ohne den inneren Zusammen¬
hang zu verlieren. Die großen Stempel des Deckel¬
schmucks müssen als kleinere auf dem Rücken er¬
scheinen; die farbige Auflage auf dem Deckel muß
auf dem Rücken, wenn auch in zurückhaltender Form,
irgendwie angedeutet werden. Besteht die Deckel¬
verzierung aus Linien, so ist die Aufgabe, da die von
diesen Linien gebildeten Formen auf dem Rücken
wieder erscheinen können, wesentlich einfacher. Der
Erfindungsgabe des Einbandskünstlers sind dabei
durchaus keine engen Grenzen gezogen. Er kann
dem reich verzierten Rücken wohl eine spärlicher ge¬
schmückte Einbanddecke gegenübersetzen und um¬
gekehrt. In vielen Fällen wird der bündelose Rücken,
der von den Buchbindern viel zu wenig beachtet wird,
reichere Abwandlungen, stärkere Anpassung an die
Deckelverzierung erlauben, als der Rücken mit Bün¬
den. Über diesen bündelosen Rücken noch ein Wort:
Es ist falsch, auf ihm etwa Blumen, naturalistisch
nachgebildete anzubringen, die gleichsam aus dem
Boden, also dem unteren Teil des Rückens heraus¬
wachsen. Es versteht sich von selbst, daß eine solche
Zeichnung völlig unkonstruktiv ist.
Über den Einbandtitel braucht nicht allzuviel ge¬
sagt zu werden. Als eine Regel wird es von den Buch¬
bindern betrachtet, die Schrift des Rückentitels der
des Buchtextes anzupassen. Man druckt den Rücken¬
titel jeweilig in Antiqua oder Fraktur, je nachdem das
Buch selbst eine oder die andre Schriftform aufweist.
Das darf man bei einfacheren Einbänden als fest¬
stehende Regel betrachten. Bei künstlerischen Ein¬
bänden wird man sich hieran nicht immer halten
können, da die Schrift dem Charakter der ganzen Ver¬
zierung angepaßt sein muß. Hier nehmen auch die
meisten Buchbinder erfreulicherweise nicht fertig ge¬
gossene Typen, sondern sie stellen die Schrift aus
Linien und Bogen, selbst aus Punkten her, um so eine
künstlerische Einheit zu erzielen. Der größere Auf¬
wand an Arbeit, der hierdurch entsteht, darf bei dem
kostbaren Einband nicht in Betracht kommen. — Im
allgemeinen verfügt man in Buchbindereien über ver¬
altete Schriften, so daß viele sonst geschmackvoll ge¬
arbeitete Einbände durch die häßliche und unpassende
Schrift völlig verdorben werden. Hierin wird sehr
viel gesündigt, und eine radikale Besserung wäre an
der Zeit. Wie viele Einbände gibt es, aus eigenartigen,
bizarren Materialien zusammengestellt, deren Titel
alsdann wie häßliche Flecke erscheinen.—Die Form
des Rückens selbst ergibt sich aus dem Arbeitsvor¬
gang. Das Buch wird nach dem Heften, wenn der
Rücken geleimt ist, rundgeklopft, d. h. der Rücken er¬
hält eine rundliche Form, der sich der vordere Schnitt
anpaßt. Das Abpressen des Buches, d. h. das An¬
bringen des Rückenfalzes, gibt dieser Rundung Festig¬
keit. Das Runden des Buches geschieht aus dem
Grunde, um dem Buchblock größere Festigkeit zu
geben. Aber auch hierin wird oft zu viel getan, und
der Buchbinder hat noch längst nicht genügend den
ästhetischen Reiz des geraden Rückens erkannt. Ein
Buch mit geradem Rücken wird von allen Seiten nur
von geraden Linien begrenzt. Das wirkt auf das Auge
äußerst wohltuend, das Buch erscheint wie etwas.
Einheitliches, seine einzelnen Teile als etwas innig
Zusammenhängendes. Viele Bücherfreunde ziehen
Einbände mit geraden Rücken vor; und ich kann nicht
finden, daß sie hierin unrecht haben. Man braucht
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den geraden Rücken nicht zur Regel zu machen. Oft
vielleicht wird man den strengen Charakter, den er
dem Buche gibt, nicht gebrauchen können. Dann ist
es eben Sache des feinfühligen Buchbinders, sich für
den andern Rücken zu entscheiden. — Ich glaube, daß
dieser kurze Versuch, von der technischen Ästhetik
des Buchrückens zu sprechen, gezeigt hat, ein wie
schwieriges Handwerk das des Buchbinders ist, der
fast bei jedem Arbeitsvorgang über dessen ästhetische
Wirkung nachdenken muß. Tut er dies aber, dann
hat er eine der edelsten Schöpfungen handwerklichen
Fleißes, den schönen Bucheinband, hervorgebracht.
Der „Frieden von Bukarest“ als Druckwerk
Von Geheimrat Dr. L. VOLKMANN, zurzeit Hauptmann bei der Militärverwaltung Rumänien
D er kürzlich zum Abschluß gelangte Friedens¬
vertrag mit Rumänien beschäftigt seinem In¬
halte nach zurzeit lebhaft die Öffentlichkeit
und begegnet so mancher durch keinerlei Sachkennt¬
nis getrübten Kritik. Weniger bekannt ist es wohl,
daß er auch rein äußerlich als Druckwerk betrachtet
eine ganz achtbare Leistung darstellt, und so mag
hierüber kurz einiges mitgeteilt sein. Tatsächlich ist
die Druckerkunst bei der Vorbereitung und endgül¬
tigen Fassung des Vertrages in sehr erheblichem
Maße herangezogen worden, und zwar erfolgte die
gesamte Herstellung in dermeinerBukarester Dienst¬
stelle zugehörigen rumänischen Staatsdruckerei, die
mit etwa 200 rumänischen Arbeitern unter Aufsicht
einiger deutscher Militärpersonen arbeitet. Sie diente
im Frieden nur der Herstellung des Staatsanzeigers
und der behördlichen Berichte, Formulare usw. und
war daher ziemlich einfach eingerichtet; ist doch z. B.
die Einführung der Setzmaschine wie die Angliede¬
rung einer Steindruckabteilung erst durch uns erfolgt.
Schon geraume Zeit vordem endgültigen Abschluß
des Friedens waren die Vertreter der verbündeten
Regierungen in Bukarest zusammengekommen, um
zunächst untereinander die wichtigsten Fragen zu
klären. Zu diesen Beratungen wurden bereits vor¬
läufige Entwürfe in deutscher Sprache gedruckt, die
als Unterlagen für die Verhandlungen dienten und
natürlich ganz einfach ausgestattet wurden. Allmählich
gestaltete sich das gesamte überaus verwickelte
Paragraphenwerk immer fester und klarer, und am
7. Mai konnte bekanntlich, nach Eintreffen des Staats¬
sekretärs v. Kühlmann und des Grafen Czernin, die
formelle Unterzeichnung im Schlosse Cotroceni er¬
folgen. Auch sie erfolgte jedoch — wenn auch mit
bindender Kraft — in einer nur vorläufigen äußeren
Gestalt, insofern damals nur der deutsche Text
ul Grund dMArllktlXm
Ab*. 2 de* Fnedraw-
trag* iwocfaen DeuUcb-
kad, (jrterrnrh-Ungani,
Bulgarien und der Türk«
«iomeib und Rumänien andere rseiu sind
di« Be vollmAchtigteD des
Deutschen Reichs, nämlich
der SiaataaehrriAr des AuswArtigra Amte«,
Kaaerlfcher Wirkliche Geheime Rai
Herr Richard von Kühl mann,
der kaneriiche Wirkliche Geheime Rat
Herr Paul von Koerner,
der Direktor im Auswärtigen Amte,
Kaixrlichcr WukUcher Geheimer Rat.
Herr Dr. Johannes Kriege,
der Kootghrh Premsurhe Generalmajor
Herr E m i I H * 11 , Chef des Genera Mab«
des «t|<fkrwnnwvJo« der Heeresgruppe
»on Mac kernen, und
der Kanrrtirhr Kap>ian rur Src Herr
Hans Ban«, sowie
dis Berollmlthitglen des König¬
reichs Rumänien, nämlich
der küruglirhe Ministerpräsident Herr
Alexandra Marghilomtu,
der Königliche Minister des Austern Herr
Constantia C. Arion,
dar Köoiglirhe bevoümachugle Minister
Herr loan N. Papiniuund
n bau art. XXIX, ahn. 2
•I Iratalulul de pace diotre
Romania, de 0 partr, yl Ger¬
mania. Austro-Ungana.Buk-
garu viTurcii.de alt* pari«,
PlaaipoiaDiiarii Tiegs tului
Rominiai, anume.
MiniatnihPreyrdiota Regal. Domnul
Aleaandru llarghiloman,
MumlrulRegalalaCaferiloratri ine. Domnul
Coniianlin C. Arion,
Uinnirul plenipotcn|iar Regal, Domoul
loan N. Papiniu yi
klimeirul plempoterfliar Regal ai dispoitibi-
liute, Poinnul
Mibail N. Burghele,
prerum yi
Plenipoitnüariilmperiului
German, anume
Secrctarul de Stal al drperlamrnlului da
externe, Consiberul Imperial miuu actual,
Domoul Richard von Kublmann,
Cotnilierul Imperial intim xrftul, Domoul
Paul von Koarasr,
Dirrclorul In depai lamcniul de eiten*,
Comdimri Imperial mlim aciuai. Domnul
Dr Johannes Kriege.
Generalul Major Regal Pruvan. Domnul
Emil Hell. §eful suiului major al Co-
mandamentului de cipi len* al grupei da
arnuli vno Mackensen, ;i
u
Österreich isch-Unga rlach-RumAnischer
rechtspolliischer Zusatzvertrag
ru dem Friedeawertrage i wischen Deutschland,
Oslemich-Uogarti, Buigarfra uod der Türkei
cioencits und Ru minien «aüermrita.
aut Artikel XXIX des am
7. Mai 1 #18 in Buk artet unter-
(eirhnelen Frieder» vertrag«*
twiacheo Deutschlaod, &l*r-
rweb-Ungarn, Bulgarien und
der Türkei eiocnriU uod
Rumänien andererseits sind dn Bevoilmürh-
liften öaterrwb-Ungarn», nümlich:
der Mimatcr da kante heben and kfaighcbm
Haus« und das Äusaern, Seiner k. u k. Apo-
rtohacbeo Majwtit Geheimer Bat, Herr
Stephan Baron Buridn *on Rajeez,
dar k. k. öilerreichiacba HamMammnttr.
Seiner k. u. k. Apeetolueben Majeetat Gebei-
mer Rai. Herr Dr. Friedrich Freiherr
•on Witter und
der kgl. ungarnebe HandebminHlar, Seiner
k. u. k. Apoatolncban Majmttl Geheimer
Bat, Herr Joaef Silcrinyi,
wv« die Bevollmüchügtoo dm köoigraKhaa
Rumänien, nämlich :
der königliche MmwtcrprtMdent, Herr
Alexandra Marghiloman,
dar königlich* Mittäter dr* Äamern. Herr
Conatanlm C Arion,
der kioigtiebe bevollmächtigte Minister, Herr
loan N. Papmi u und
der königliche bevollmächtigt* Minister ui
DopombüiUt. Harr Mikail N Burghele.
ühereingekoaifne«. dx Wiedertiorslellung der
ödealJichrn und prirstm Rechtabexiehwngrn,
den Ervati wo Krieg»- und Zi»ibrhAden. den
Auatanach der Kriegsgefangenen und Zivtl-
mternlerten, die A nieart xfrag*. »owio dw
Frage der Behandlung der in die Gewalt d«
Gegners geratenen Fluarfahrteuge and too-
■tigen Verkehrsmittel ün VerbklmtaM sw)-
OSZTRAK-MAGYAR-RUMAK MGI & POLITIK Al
kiegEszito SZERZÖDß
U rgjfrldl RCmetonjüg. Ansxtrii-Mxgyaror-
tzüg, Bnlgüria ts TOrokomXg.mtofeiÄI Rursaoia
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i 191S. «n ml jux bö 7 Ut
napjin rgyfetöl N«metors-
tkf, Auszlria-MagyaroruAf,
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MagyeroresAg roogbaUlrnazottai, ügyrnint:
rajeeii bür« Boritn Istvin ür,
a ca. «a kir. HAi Sa a külügyek mir alle re.
6 e». da apostoli kir. Feteügduek bebö Utkoa
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dr. bdrö Wieirr Frigyes ür, oaxtrik cs.
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ipoaloli kir. Frt»*g*nek bdaO htkos lanA-
Stlerdn yi Jössaf ür, magyar kir. keres-
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KeMfCoek bebA tilko* taaienzsa.
ügyaainUn a Rumin kirülysig megbaulins-
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Burghele Mihail N. ur, kirülyi mrgha-
talmarotl mimszier rendelkezCs« illomknyban.
megilUpodUk, hogy » kdrjogi Cs a magin-
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pace diotre Germania. Aaitro-Ungar», tolgana
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Mimatrul Regal al ahcerikir strline, Domnul
Conatanlin C. Arion,
MuuatrulPknipoUmliarRegal,Domnul loan
H. Papiniu. y<
Mmislrul PUmpotunliar Regal ln diaponibt-
litatc, Domnul Mibail N Burghele,
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anume:
Miniatrul Canti Imperiale yi Regale yi de
externe, Comilier Intim alMajmUki Sxle I ji R.
ApwitoUce, Domnul Riefen Baron Buriio
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Mimstrul I R. Austnac de romert. CotmIkt
I ntim al Maje*U|ei Sale I. yi R. Aponloitcr.
Baroa Dr. Friedrich de Wlcser u
Min nt rul de comert Regal Ungur, Comilier
Intun ai Maj«lt|ei Sale I. yi R. Apretolre.
Domnul lotef Srterdnyi
au ronvenit ra In rapnrtul d'intre Romima
de o parle fi Mocurhia Au'tro-lmgaii. adicü
d'mlre Austria yi Un(»ria, de allk parle, ak
reguleze MrS InlArxierr rmubilirce reU|iu-
nilor de drept pubUe yi privat. roUilmm
pegubeior de rtsboiu yi cmle, sdiimbul dr
pritonian de rüsboiu yi de inlarnap cuiü,
cbeatiunea amncatiei, pivtum yi ckcstiunea
0
Abbildung 3. Erste Seite des deutsch-rumänischen
Wirtschaftsabkommens (stark verkleinert)
Abbildung 4. Erste Seite des österreich-ungarlsch-rum2nischcn
rechtspolitlacben Zusatzvertrages (stark verkleinert)
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Beilage zum Archiv für Buchgewerbe Zu dem Aufsatz: Der Frieden von Bukarest als Druckwerk
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gedruckt vorlag und von allen Teilen unterschrieben
wurde. Immerhin war auch hierzu schon eine sehr
beträchtliche Arbeitsleistung der Druckerei nötig,
denn neben dem eigentlichen Friedensvertrag selbst
handelte es sich um eine ganze Reihe von Zusatz-
und Sonderverträgen, Protokollen und dergleichen,
meist über politische und wirtschaftliche Einzelfragen,
die insgesamt Hunderte von Seiten ausmachten. Und
da die Manuskripte natürlich erst in letzter Minute
fertig geliefert werden konnten, so mußte mehrere
Nächte mit Doppelschicht durchgearbeitet werden, um
rechzeitig fertig zu sein. Auch diese Fassung war, in
Folioformat, ganz einfach in der Ausstattung; nur die
Türken hatten ihre Sonderverträge, in französischer
Sprache, bereits mit Initialen und Ornamenten ver¬
sehen und zweifarbig hersteilen lassen. Zum Druck
wurde ein prachtvolles,starkes,holzfreiesDokumenten-
papierbenutzt,von dem behauptet wurde,es gebe selbst
schon beim Knittern einen Klang wie Friedensglocken.
Aber auch diese Fassung war, wie gesagt, noch
nicht die endgültige, vielmehr wurden diejenigen
Exemplare, welche schließlich in den Staatsarchiven
zur Aufbewahrung gelangen sollen, erst nachträglich
nach der Abreise der leitenden Staatsmänner her¬
gestellt, von den noch anwesenden Delegierten unter¬
schrieben und gesiegelt, um dann den Ministern zur
Unterschrift in die verschiedenen Hauptstädte ge¬
sandt zu werden. Die Herstellung dieser endgültigen
Exemplare nun erfolgte in fünf Sprachen: deutsch,
ungarisch, bulgarisch, türkisch und rumänisch und da¬
bei wurde wohl zum ersten Male der Versuch gemacht,
ein solches diplomatisches Aktenwerk gleichzeitig zu
einer typographischen Musterleistung im Sinne neu¬
zeitlicher Buchkunst auszugestalten. Der eigentliche
Friedensvertrag selbst, von dem hier der Titel und
die erste Seite abgebildet werden, bot eben durch die
Fünfsprachigkeit die größten Schwierigkeiten. Als For¬
mat wurde ein mächtiges Quer-Folio gewählt, das die
ganze Größe des Papierbogens ausnutzte und den fünf
Spalten nebeneinander Raum bot. Für den deutschen,
ungarischen, bulgarischen und rumänischen Text
waren die Typen mit den nötigen Akzenten vorhanden;
das Türkische mußte von einem Botschaftsrat ge¬
schrieben und danach in Zink geätzt werden, was eines¬
teils bei den vielen nachträglichen Korrekturen argen
Aufenthalt verursachte, andernteils die Spaltenlänge
vermehrte und dadurch weiße Lücken in den übrigen
Texten hervorrief, die man lieber vermieden hätte.
Trotzdem wurde durch eine kräftige, einfache Linien¬
einfassung in lebhaft grüner Farbe die einheitliche
Abbildung 5. Erste Seite des Friedensvertrages von Brest-Lltowsk (stark verkleinert)
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straffe Zusammenfassung des Ganzen erreicht. Die
erste Seite wurde noch mit Initialen auf grünem
Ornamentgrunde geschmückt; im Türkischen, das ja
von rechts nach links läuft und keine Initialen kennt,
wurde des Gleichgewichtes halber dafür ein Halb¬
mond an der entsprechenden Stelle eingesetzt.
Bei den verschiedenen Sonderverträgen, die je nach
derZahl der beteiligten Staaten zwei- oder dreisprachig
waren, wurde das Format demgemäß verändert, die
übrige Ausstattung mit leichten Variationen ganz
ähnlich durchgeführt. Die ersten Seiten des'deutsch-
rumänischen Wirtschaftsvertrages und des öster¬
reichisch-ungarisch-rumänischen rechtspolitischen
Zusatzvertrages sind als Beispiele hier abgebildet.
Zugleich kann daran ersehen werden, in welcher
Weise alle Vertragsexemplare mit Schnuren in den
betreffenden Landesfarben geheftet und mit Siegeln,
die in Holzkapseln eingedrückt wurden, versehen
werden mußten: an den fünfsprachigen Verträgen
hingen fünf, an den dreisprachigen drei, an den zwei¬
sprachigen zwei Siegel untereinander. Was die ganze
Arbeit so ungeheuer kompliziert machte, war der
diplomatische Brauch, daß immer in dem Exemplar,
welches die Regierung eines beteiligten Staates be¬
kommt und ihrem Archiv einverleibt, ihre Landes¬
sprache an erster Stelle stehen muß, ebenso ihre
Delegierten zuerst genannt werden, ferner die Heft¬
schnur die betreffende Landesfarbe trägt und das
entsprechende Siegel zuerst kommt. Das war für den
Druck natürlich überaus erschwerend, da nicht nur
die verschiedenen Spalten fortwährend ausgewechselt
werden mußten, sondern auch innerhalb der ersten
Spalte jeweilig die Reihenfolge der Delegierten zu
ändern war. Mit wiederholter Nachtarbeit unter stän¬
diger Anwesenheit von Vertretern der verschiedenen
Regierungen wurde aber auch dies glücklich und
pünktlich überwunden, und in der Nacht vom 16. zum
17. Mai konnte die Heftung und Siegelung der in
sauberen grünen Leinwandmappen mit farbigem Auf¬
druck liegenden Vertragsexemplare erfolgen, die früh
5 Uhr beendet war. Um 10 Uhr erfolgte dann die
Unterzeichnung, und noch am selben Mittag reisten
die Delegierten mit Sonderzug ab. So stellt vielleicht
der Frieden von Bukarest eine besondere Betätigung
der graphischen Kunst in diesem Kriege dar, die
seine kurze Erwähnung im Archiv für Buchgewerbe
rechtfertigt. Als Vergleich kann die erste Seite des
Friedens von Brest-Litowsk gegeben werden, der unter
viel ungünstigeren äußeren Verhältnissen nur ganz
einfach durch Überdruck von der Schreibmaschine
bzw. lithographisch hergestellt werden konnte. — Ich
möchte diese Zeilen nicht schließen, ohne des Leiters
und des übrigen militärischen Fachpersonals der
Bukarester Staatsdruckerei mit Dank und Anerken¬
nung für ihre oft bis an die Grenze des Möglichen
gehende Hingabe und Arbeitsfreudigkeit zu gedenken.
Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis
Schriftschnitt und Schriftguß
Schlcksaleund Lebenswege alter Schriftgießereien.
Zur Ergänzung einer in Heft 1/2 des Archivs gebrachten
Notiz lassen wir noch das nachstehende Eingesandt folgen:
Im Jahre 1743 gründete Friedrich der Große die erste preu¬
ßische Staatsdruckerei, die, wie es damals üblich war, ihre
Schriften selbst schnitt und goß. Dem berühmten Stempel¬
schneider Johann Michael Schmidt aus dem Haag wurde
die Leitung übertragen. Später wurde die Schriftgießerei
aus unbekannten Gründen von der Staatsdruckerei losgelöst
und zwar mit allen ihren Beständen „dem von Wittenberg
in Sachsen allhier sich niedergelassenen Schriftschneider
und Gießer Johann Ludwig Zinck für 300 Taler erb- und
eigentümlich“ überlassen, dann kam sie 1770 in den Besitz
des Schriftgießers Johann Gottlieb Francke, vererbte sich
bis auf dessen Enkel, der sie im Jahre 1872 an die Danziger
Buchdruckerei A. W. Kafemann verkaufte und dort unter
derFirmaJ.G. Francke Nachfolger bis I912fortführte. Durch
Verkauf kam diese Gießerei nunmehr an Otto Tech nach
Berlin, und diese Firma wiederum ist vor kurzem von der
H. Berthold A.-G. übernommen worden. Auch mit einer
andern berühmten alten Schriftgießerei ging es ähnlich.
Im Jahre 1799 kaufte Justus Erich Walbaum von dem Buch¬
drucker Kircher in Goslar eine Schriftgießerei, die er nach
Weimar verlegte. Justus Erich Walbaum hat sein Verständ¬
nis für Formen als Konditorlehrling erkannt. Er bildete
sich im Formenstechen aus, indem er Denkmünzen schnitt
und goß, kam dann auf den Stempelschnitt und machte
Matrizen und Instrumente fürSchriftgießer. Berühmt wurde
er durch die von ihm und seinem Sohn Theodor geschnit¬
tenen Fraktur- und Antiquaschriften. Es ist gewiß ein gutes
Zeichen für den Geschmack unsrer Zeit, daß gerade unsre
großen Künstler wieder auf diese edlen Schriften, die so
lange der Vergessenheit angehörten, zurückgreifen. So hat
unter andern kein Geringerer als Professor Bruno Paul in
der bekannten modernen Zeitschrift „Der Wieland“ vor¬
zugsweise die Walbaum-Antiqua zur Anwendung gebracht.
Im Jahre 1838 kam die Walbaumsche Schriftgießerei unter
abermaliger Verlegung ihres Sitzes an die Firma F. A. Brock¬
haus in Leipzig, die sie zur größten Schriftgießerei in Leipzig
entwickelte. Später spielte sie vorübergehend nur die Rolle
einer kleinen Hausgießerei, um vor einigen Jahren durch
Aufnahme moderner Schriften wieder zur Handelsgießerei
vergrößert zu werden. Mit der kürzlich gemeldeten Über¬
nahme der Schriftgießerei F. A. Brockhaus sind nunmehr
auch Walbaumsche Schriften in den Besitz der H. Berthold
A.-G. übergegangen.
Satz und Druck
Einfluß der Temperatur auf das Drucken. Fast jedem
Maschinenmeister dürfte es bekannt sein, daß sich morgens
beim Druckbeginn ein andrer Farbeton ergibt als bei Be¬
endigung der Tagesarbeit, wo der Druckraum und das
Farbwerk die wünschenswerte Temperatur aufwiesen. Bei
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minderwertigen Arbeiten tritt dieser Obelstand weniger in
Erscheinung, der Fortdruck kann hier meist ohne nach¬
teilige Folgen für die Arbeit beginnen. Ganz anders liegt
die Sache aber bei sogenannten Qualitätsarbeiten, die nur
bei richtiger Erwärmung des Druckraumes in vollem Maße
gelingen können. Die Erwärmung des Farbwerkes müßte
damitHand in Handgehen. Washat man in dieser Richtung
nicht schon alles versucht! Mancherlei Erfinderisches
ließe sich da aufzählen. Aber alles wanderte wieder all'
mählich in die Ecke, denn was nützt einem wohl die an¬
gewärmte Farbe, wenn die Eisenzylinder Eiskälte besitzen?
Jlier muß allgemeine Wärme einsetzen, die freilich nicht
erst beim Arbeitsbeginn in die Wege geleitet werden darf!
Da heißt es Vorbeugen oder aber man wartet mit dem Druck,
bis die notwendige Temperatur erreicht ist. Andre Aus¬
wege gibt es doch nicht, sofern man die einwandsfreie
Drucklegung nicht gefährden will. Allerdings gibt es heiz¬
bare Farbwerke und sogar Druckfundamente lassen sich
zufolge geeigneter Vorrichtungen erwärmen, um so dem
rupfenden Kunstdruckpapier die Schärfe zu nehmen, in¬
dem sich warme Typen und Farbe darauf abdrucken — ein
durchaus anziehendes Bild für den Drucker angesichts
eines kalten Wintermorgens. Aber es sind wohl nur Einzel¬
fälle, die uns hier vorschweben, gedacht für Sonderbetriebe,
die eben mit allen Mitteln arbeiten, um mit ihren Erzeug¬
nissen oben zu bleiben. Wir Kleinen müssen uns da schon
anders behelfen, um über niedrige Wärmegrade beim Druck
hinwegzukommen. Dabei denke ich an das von einem be¬
kannten Fachgenossen ins Leben gerufene gesonderte Ein¬
laufenlassen des Farbwerkes, ohne den sonstigen Mecha¬
nismus der Presse oder Maschine in Bewegung setzen zu
müssen. Der Verfasser erinnert sich, auf der Bugra eine
Tiegeldruckpresse mit dieser hervorstechenden Neuerung
in Tätigkeit gesehen zu haben. Nach von ihm eingesehener
Patentschrift läßt sich diese wichtige Sache mit gleichem
Vorteil auch auf die Schnellpresse anwenden. Bei der
jetzigen Erschwernis des Walzenschwundes und Kohlen¬
mangels sind derartige drucktechnische Verbesserungen
nicht von der Hand zu weisen, aber sie lassen sich wie die
bereits oben gestreiften anderweitigen Behelfe zur Erwär¬
mung des Farbwerkes wohl nur vereinzelt antreffen, mithin
muß schon die Selbsthilfe in Tätigkeit treten, wenn es
morgens beim Beginn der Arbeit mit dem Weiterdruck
hapert, weil es dem Druckraum noch an der richtigen Er¬
wärmung fehlt. Zu diesem Zwecke stellt man die Auftrag¬
walzen, um deren Erwärmung es sich hauptsächlich handelt,
um zwei volle Umdrehungen amWalzenschloßhöher,um die
Walzen von der Form abzubringen, und läßt die Maschine
alsdann einige Zeit blind laufen, bis Walzen und Farbe die
zu einem anstandslosen Fortdruck erforderliche Geschmei¬
digkeit erreicht haben. Natürlich muß die Erwärmung des
Druckraumes mit diesem Behelf Hand in.Hand gehen. Das
Verstellen der Walzen ließe sich zwar durch das vorüber¬
gehende Ausheben nicht zu großer Formen umgehen, doch
halte ich die erstere Methode als die sicherere, obwohl das
zeitweilige Verstellen der Auftragwalzen auch nicht gerade
empfehlenswert erscheint. Wenn jedoch die gegebene Zahl
der Umdrehungen genau eingehalten wird, so wird sich die
Walze ohne Schwierigkeit wieder auf ihren normalen Stand
bringen lassen. Maschinen mit verstellbarem Druckfunda¬
ment lösen diese Temperaturfragen auf Grund eigener
Praxis geradezu ideal, weil hier die Form durch einige
Handgriffe gesenkt und daher leicht außer Berührung mit
den Auftragwalzen und auch dem Druckzylinder gebracht
werden kann. Km.
Setzm aschinenwesen
Vorsicht beim Umschmelzen von alter Schrift für
Stereotypie und Setzmaschinen. Bisher war man der
Annahme, daß man sich in der heutigen bleiarmen Zeit
damit helfen könnte, wenn man in Stereotypie- und Setz¬
maschinenbetrieben alte Handsatzschrift verwendete. Dar¬
über wird man in Nummer 21 der Z. f. D. B. anders belehrt.
Es heißt da: Zur Beschaffung von Neumetall fürStereotypie
und Setzmaschinen sind viele Buchdruckereien der Mei¬
nung, daß sie abschlägige Schriften einschmelzen können,
um damit ihre Stereotypie- und Setzmaschinenbetriebe auf¬
zubessern. Wir machen darauf aufmerksam, daß das nicht
zulässig ist, die betreffenden Firmen machen sich vielmehr
straffällig, denn es dürfen nur gleichwertige Metalle um¬
geschmolzen werden. Da nun Schriften einen Durchschnitts¬
gehalt von 5 Prozent Zinn und 22 bis 25 Prozent Antimon
aufweisen, während Stereotypie- und Setzmaschinenmetall
etwa 3 Prozent Zinn und 12 bis 15 Prozent Antimon ent¬
halten, so ergibt sich hieraus die Berechtigung der gesetz¬
lichen Bestimmung. Das Einschmelzen von Schriften für
Stereotypie- und Setzmaschinenzwecke fällt übrigens nicht
unter den Begriff „Verwertung im Kreislauf des Betriebes“.
Wenn also Neumetall benötigt wird, so muß man sich zur
Beschaffung an die Metallvermittlungsstelle für das gra¬
phische Gewerbe in Leipzig, Buchgewerbehaus, wenden
und dabei die erforderlichen Vorschriften einhalten. Sk.
Patenterteilung. Unter Nr. 301837 erhielt die Mergen-
thaler Setzmaschinenfabrik in Berlin ein wichtiges Patent
erteilt: Der Sammler ist auf einer Achse so drehbar an¬
geordnet, daß die in ihm zu einer Zeile gesammelten Ma¬
trizen, die auf einer oder beiden Seiten mit Schriftzeichen
versehen sind, mit der einen oder andern Schmalseite in
die wirksame Stellung gegenüber der Gießvorrichtung ein¬
gestelltwerden können. Dabei ist bei dem Weitergang der
Zeile durch die Maschine die Achse des Sammlers senk¬
rechtzu ihrer Längsrichtung so beweglich, daß der Sammler
von den anschließenden Teilen der Maschine entkuppelt
werden kann. Vermittelst dieser Vorrichtung wäre es also
möglich, wenn die Matrizen auf beiden Schmalseiten mit
Schriftbildern versehen sind, mit einem einzigen Satz Ma¬
trizen vier verschiedene Schriften zur Verwendung bringen
zu können. Sk.
Klischeeherstellung
Die Erhaltung heller Wolken in Autotypieätzungen.
Wenn der Gesamtton des Himmels ziemlich hell geätzt
werden muß, so verlieren sich beim Tonätzen die feinen
Gegensätze mehr und mehr. Dem weniger geübten Chemi-
graphen fällt es dann schwer, die Formen richtig zu er¬
kennen und wiederzugeben. Werden im Negativ solche
Partien mit fein pulverisiertem Graphit verstärkt, dann tritt
bereits beim Kopieren eine Verminderung des Umfanges
der Lichtpunkte ein. Solche Lichtpartien sind gerade im
Negativ sehr deutlich sichtbar, denn dort ist am meisten
geschwärztes Silber, weil die gedeckten Punkte Zusammen¬
hängen. Die Ränder der Punkte haben am meisten Halbton¬
hof und nehmen stärker Graphit an als kleine freistehende
Pünktchen. Für die Menge des Auftrags wird sich jeder in
kurzer Zeit hinreichend Erfahrung aneignen, ln der Regel
67 9*
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Archiv für Buchgewerbe
hat sich gewohnheitsmäßig der Kopierer darauf beschränkt,
die schwachgedeckten Tiefenpunkte durch Überreiben mit
einem Wattebausch und Graphit zu verstärken. Als Hilfs¬
mittel zum Auftrag dient ein weicher Lederwischer, zur
Not auch ein wenig Watte, die um einen schwachen Pinsel¬
stiel oder zugespitztes Holz gewickelt wird. Ist das Negativ
gummiert und matt aufgetrocknet, so haftet Graphitpulver
gut. Schnelles Trocknen über Gas bringt häufig eine glän¬
zende, glatte Oberfläche hervor und verhindert die Graphit¬
annahme. Auf Negativen ohne Schutzüberguß muß mit
schwachem Druck gearbeitet werden, um Risse zu ver¬
meiden. Die Arbeit des Chemigraphen läßt sich so unter¬
stützen, was bei den jetzigen Ätzverhältnissen der Beachtung
wert ist. K.
Buchbinderei
Buchbinderstempel und-Schriften. In Heft 11/12 des
Archivs für Buchgewerbe befindet sich auf Seite 255 ge¬
legentlich der Besprechung des Illustrierten Lehrbuches
von Brade folgender Satz: „Was an beweglichem, das heißt
zusammensetzbarem Material auf dem Markte ist, kann nur
bedingtermaßen als künstlerisch bezeichnet werden, und
die Fälle, in denen der Buchbinder dieses Material mit Ge¬
schmack verwendet, sind wohl seltener, als wie diejenigen,
in denen er die vielen Figuren solcher Ornamentserien zu
einem recht eigentümlichen Gewirr zusammenstellt.“ Ich
kann diese Behauptung nur mit sehr wesentlichen Ein¬
schränkungen gelten lassen. Es soll zugegeben werden, daß
ein sehr großer Teil des buchbinderischen Handvergolde-
und Preßvergoldematerials künstlerischen Ansprüchen
noch immer nicht genügt, und daß es gerade diese Stempel,
Platten usw. sind, die von den Buchbindern mit Vorliebe
angewendet werden. Es ist leider immer noch der Fall,
daß ein großer Teil der Angehörigen des Buchbinderhand¬
werks sich in geschmacklich längst überholten Bahnen be¬
wegt. In den Fachzeitschriften derBuchbinderwird dagegen
seit Jahren angekämpft, aber es ist meist nur ein Kampf
gegen Windmühlen, solange der Handwerker nicht über ein
geschmacklich gutes Empfinden verfügt. Leider ist auch
vielfach das Druckmaterial der Fachschulen nicht dazu an¬
getan, den Nachwuchs hier auf einen bessern Weg zu lenken.
Hervorgehoben muß aber werden, daß es der Buchbinderei
keineswegs an gutem beweglichem Material fehlt. Die Be¬
strebungen, die Handvergoldestempel vom veralteten Wust
zu befreien, liegen bereits eine Reihe von Jahren zurück.
Schon im Jahre 1898 gab die Magdeburger Gravieranstalt
Edm. Koch & Co. moderne Stempel für Handvergoldung und
Vergoldepresse nach Entwürfen von Paul Kersten heraus.
Kersten war damals noch stark im Banne des Jugendstils,
dennoch wiesen seine Entwürfe ein durchaus eigenes Stil¬
empfinden auf und waren vor allen Dingen ganz auf die
Bedürfnisse des Handwerks eingestellt. Es ist bezeichnend
für die Eigenart der Kerstenschen Stempel, daß viele von
ihnen heute noch nicht als überholt betrachtet werden
können. Immerhin muß auch hier zugegeben werden, daß
viele Buchbinder mit diesen Stempeln nichts Rechtes an¬
zufangen wußten. Das mag vielleicht daran liegen, daß die
Kerstenschen Entwürfe eine starke persönliche Note trugen.
Die dann imjahre 1906 von Kersten entworfenen, von Dorne¬
mann 6• Co. herausgegebenen Entwürfe waren zum großen
Teil weit unpersönlicher und zeigten namentlich in den¬
jenigen Vorlagen, die Naturformen stilisierten und zu Buch¬
binderstempeln umformten, daß sie als Befreiung von der
Unmenge der Stempel gelten konnten, die klassische
Formen verballhornten, wie sie in der Buchbinderei noch
heute vielfach im Gebrauch sind. Die von Dornemann
herausgegebenen, von Paul Adam entworfenen „Düssel¬
dorfer Zierformen für Halbfranzbände“ zeigten in ihrer
gefälligen Art dieselbe Tendenz, können aber zum Teil nicht
mehr als vorbildlich betrachtet werden. Auch hatten sie
die keineswegs lobenswerte Nebenerscheinung, die Buch¬
binder zur reichhaltigen Verzierung der Halbfranzbände
anzureizen. Eine sehr wichtige Tat war es, als Kersten die
in England gebräuchlichen Stempel, meist Stilisierungen
von Blättern und Blüten, zusammenstellte und gute An¬
wendungsbeispiele für sie gab. Mit diesem Material sollte
es einem einigermaßen geschmacklich durchgebildeten
Buchbinder nicht schwer fallen, gute Entwürfe anzufertigen.
Dasselbe läßt sich auch von Kerstens modernen Fileten
und den dazu passenden Stempeln sagen, die auch für den
im Laufe der Jahre von Kersten erzielten eigenen künst¬
lerischen Fortschritt bezeichnend sind. Neben Kersten ist
Otto Dorfner in Weimar zu nennen, dessen Stempel zum
Teil an die Art der Kerstenschen anknüpfen, zum andern
Teil eine bewegte, meist sich in der Spirale und im Kreise
bewegende Linie aufweisen, und denen durchaus künst¬
lerische Bedeutung zukommt. Von Dorfner werden dem¬
nächst neue Entwürfe erscheinen. Spiralenstempel und
dazu gehörige wuchtige stilisierte Stempel hat auch der
bekannte Hamburger Kunstbuchbinder Franz Weiße ge¬
schaffen, und damit ebenfalls seinen Kollegen die Möglich¬
keit eröffnet, Künstlerisches zu leisten. Die Empirestempel
des ehemals in Rom tätigen E. Andersen sind nur für ganz
bestimmte Fälle anwendbar. Einem Teil der von Josef
Galamp in Budapest entworfenen Leipziger Stempel kann
man ebenfalls Anerkennung nicht versagen, während die
Kombinationsstempel von Emil Stierli in Zürich kaum
großen Anklang gefunden haben dürften. Auf jeden Fall
sieht man aber, daß es der Buchbinderei nicht an gutem
Material fehlt, und es ist bezeichnend, daß sie dieses nicht
von den Künstlern, sondern von den ihr Angehörigen er¬
halten hat.— Mit dem Material für die Vergoldepresse sieht
es nicht so gut aus, aber auch hier sind immerhin Fort¬
schritte erzielt worden. Auf dem Gebiet der Buchbinder¬
schriften bleibt aber noch viel zu tun. Die oben erwähnten
Stempelentwürfe der Kunstbuchbinder sind sämtlich von
der Magdeburger Gravieranstalt Dornemann & Co. aus¬
geführt worden und mit guten Anwendungsbeispielen in
hübsch ausgestatteten Musterheften herausgegeben.—Zum
Schluß sei noch gesagt, daß der Kunstbuchbinder nicht
nur diese Stempel zur Verfügung hat, daß ihm ein gewöhn¬
licher, Punkt- oder Kreisstempel oder die Linie genügen
muß, Künstlerisches zu schaffen. -11-.
Klebstoff aus Knoblauch. Einen ganz neuen Rohstoff
zur Herstellung von Klebstoff hat man jetzt, wie der „Köln.
Volksztg.“ mitgeteilt wird, im Knoblauch entdeckt. Man
kann daraus, wie eine kürzlich ausgegebene Patentschrift
mitteilt, eine leimartige Masse von großer Klebkraft ge¬
winnen, wenn man die Knollen zerkleinert, preßt und den
dabei erhaltenen Saft bei etwa 60° C eindickt. Die Preß-
rückstände werden sodann eine Stunde lang mit Wasser
gekocht und nochmals ausgepreßt. Diese Nachpresse wird
ebenfalls bei 60° C eingedickt und mit dem zuerst erhaltenen
Extrakt vereinigt. Auf diese Weise bekommt man ein vor¬
zügliches Kleb- und Bindemittel.
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Archiv für Buchgewerbe
Buchgewerbliche Rundschau
* Aufschläge auf Druclcsachenpreise. Der Deutsche Buch¬
druckerverein alsVertreterder deutschen Buchdruckereien
versendet ein Merkblatt, dem wir folgendes entnehmen:
Der Tarifausschuß der Deutschen Buchdrucker als tarif-
gesetzliche Vertretung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
des Buchdruckgewerbes hat in Rücksicht auf die Verteuerung
der Herstellungskosten fürDruckarbeiten, verursacht durch
die Zubilligung erhöhter Lohnzulagen an die Gehilfen und
die anhaltende Steigerung der Materialienpreise und der
Geschäftsunkosten, eine weitere Erhöhung der Druck¬
sachenpreise beschließen müssen. Die Aufschläge betragen
auf die Sätze des Deutschen Buchdruck-Preistarifs (berich¬
tigte Ausgabe vom l.Juni 1918) einschließlich derinGeltung
gewesenen Aufschläge für
Satz und Druck:
ab 1. August
1918
ab 1. Dezember
1918
bei allgemeinen Drucksachen ein¬
facher und besserer Art (Akzi¬
denzen), Formularen und der¬
gleichen .
145 Prozent
160 Prozent
bei Katalogen, Preislisten und
ähnlichen Arbeiten größeren
Umfanges.
125 Prozent
140 Prozent
bei sogenannten Qualitätsarbei¬
ten (in vollendetererstklassiger
Ausführung).
165 Prozent
180 Prozent
für Aufmachungs-, Broschur-
und Buchbinderarbeiten . .
145 Prozent
160 Prozent
Die Berechnung des zu den Drucksachen verwendeten
Papieres erfolgt nach dem jeweiligen Stande der außer¬
gewöhnlich hohen Papiereinkaufspreise unter Anrechnung
eines entsprechenden Zuschlages zur Vergütung der den
Buchdruckereien durch Beschaffung und Lagerung des
Papieres entstehenden Kosten. Die Preise der Stereotyp¬
platten undGalvanos sind von denTagespreisen der Metalle
abhängig.
♦ Ein Preisausschreiben für Schularbeiten. Das Bayerische
Schul-Archiv für Zeichnen, München (Verwaltungsstelle
Pasing), das in seinen zehn Abteilungen u. a. auch eine
Sammlung vorbildlicher Schularbeiten (von Schülern und
Schülerinnen) angelegt hat und das im Hinblick auf die Be¬
deutung einer guten Schülerarbeit als Vorbild und zur An¬
regung im Unterricht ganz besondern Wert auf eine Be¬
reicherung seiner Sammlung legt, veranstaltet zur Gewin¬
nung solcher Arbeiten unter den Interessenten aus allen
Schulkreisen (Deutschlands und Österreich-Ungarns) ein
Preisausschreiben. Verlangt sind zeichnerische oder male¬
rische von Schülern oder Schülerinnen gefertigte Arbeiten
aus dem Freihandzeichen - Unterricht aller Schulen, wie
staatliche und private Volks-, Fach-, Mittelschulen und
höhere Lehranstalten. Die Art der Ausführung und Tech¬
nik, sowie Motiv und Format sind dabei völlig freigestellt.
Auch sind die einzureichenden Arbeiten nicht eigens anzu¬
fertigen, sondern es kommen geradesogut bereits aus den
drei letzten Schuljahren vorhande’ne in Betracht. Als Preise
sind ausgeworfen für die drei besten Arbeiten je 30 Mark,
ferner sechs II. Preise von 20 Mark, 15 III. Preise von je
lOMark, 20IV. Preise mit je einem Jahresanrecht der reich
illustrierten Zeitschrift „Zeichen-Archiv“ und 25 V. Preise
mit je einem Halbjahresanrecht dieser Zeitschrift. Das
Preisrichteramt hat übernommen die Fachkommission des
Bayerischen Schularchivs. Anspruch auf Beteiligung an
dem Wettbewerb haben nur Erwachsene, auch vertretungs¬
weise für Schüler. Die näheren Bedingungen sind kosten¬
frei zu erhalten vom Bayerischen Schularchiv für Zeichnen,
Verwaltungsstelle Pasing-München.
* Technisches Museum für Industrie und Kunst. Amß.Mai
wurde in Wien dasTechnische Museum für Industrie, Kunst
und Gewerbe, dem Ernste der Zeit entsprechend, ohne jede
Feierlichkeit eröffnet. Den graphischen Gewerben wurde
auch der ihnen gebührende Raum in anerkennenswerter
Weise zuerkannt. Das Museum wurde zur Erinnerung an
das sechzigjährige Regierungsjubiläum weiland Sr. Majestät
Kaiser Franz Josephs I. geschaffen. Hervorragende Mit¬
glieder der Industrie, Technik und Gewerbe waren hierbei
eifrig am Werke. Möge es seine Zwecke, der breiten Öffent¬
lichkeit, aber auch dem Auslande zu zeigen, was die Technik
für Industrie und Gewerbe im allgemeinen und für Öster¬
reich im besonderen geleistet hat, erfüllen. sk.
* 50 Jahre Großbuchbinderei. Am I. Juli beging einer
der ersten buchbinderischen Großbetriebe Deutschlands,
H. Fikentscher in Leipzig, den Tag seines fünfzigjährigen Be¬
stehens. Wie die meisten derLeipzigerGroßbuchbindereien
ist auch dieses Unternehmen aus kleinsten handwerklichen
Anfängen emporgewachsen. Die kleine Werkstatt, die der
Gründer der Firma, der Buchbindermeister Benedikt Hein¬
rich Fikentscher am 1. Juli 1868 in der Poststraße zu Leipzig
errichtete, wuchs gewissermaßen im Laufe der Jahrzehnte
immer mehr und mehr; von ihr führt eine die schnelle und
stetige Entwicklung dieses Hauses weisende Linie zu dem
großenFabrikgebäudeinderOberenMünsterstraße Leipzigs,
dessen helle und luftige, 120 Meter lange Arbeitsräume vor¬
bildlich genannt werden dürfen. Die Firma H. Fikentscher,
die heute von den beiden Söhnen des 1902 verstorbenen
Gründers, den Herren Ferdinand und Carl Fikentscher, von
denen der erstere Fachmann, der andre Kaufmann ist,
geleitet wird, zählt die ersten deutschen Verleger zu ihrem
Kundenkreis. Wessen Art das Lesebedürfnis des deutschen
Volkes nach vier Kriegsjahren ist, läßt sich hier, wo die
unterschiedlichsten Geisteserzeugnisse wie in einem
Sammelbecken zusammenströmen, vorzüglich beobachten.
Da stellt man fest, daß die kriegsgemäße Literatur arg in
den Hintergrund gedrängt worden ist, und daß ein deutlicher
Hunger nach schöner Literatur vorhanden ist. Die Namen
Wilhelm Raabe, Gustav Freytag, Felix Dahn, August Strind-
berg tauchen am häufigsten auf, Kunstbücher sind zu finden,
und auch die moderne und modernste Literatur begegnet
eifriger Nachfrage. Auch die Industrie rüstet sich, wie die
neuerdings der Firma zahlreich in Auftrag gegebenen Kata¬
loge beweisen, zu ihren Friedensaufgaben. — H. Fikentscher
beschäftigt heute an 350 Arbeitskräfte, die Massenbuch¬
binderei gehört neben der kunstgewerblichen zum Wirkungs¬
kreis des Unternehmens. Einen Einblick in die Betriebs¬
räume der Firma gewährt in besterWeise die anläßlich ihres
Umzugs in die neue Betriebsstätte, 1913, erschienene Denk¬
schrift, die mit vielen Abbildungen versehen ist. Cn.
* In der Berliner Typographischen Gesellschaft gab
der Vorsitzende Herr Könitzer Erläuterungen zu den im
Versammlungsraum ausgestellten Schülerarbeiten der
Fachschulen in Bautzen, Mainz und Zittau, aus denen
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Archiv für Buchgewerbe
hervorgebt, daß auch im vierten Kriegsjabre ungeachtet der
schwierigen Lage des Buchdruckgewerbes die Ausbildung
der Lehrlinge in den Fachschulen nicht nur durch theo¬
retischen Unterricht, sondern auch durch Anleitung zu
praktischer Arbeit gefördert wurde. Die Nebeneinander¬
stellung der verschiedenen Lösungen der gestellten Auf¬
gabe ermögliche lehrreiche Vergleiche. Dadurch werde
die Arbeitsfreudigkeit der Schüler gehoben und das Inter¬
esse für den Unterricht gefördert. Der Redner verwies auf
einen unter dem Titel „Mehr Humor, weniger Drill“ im
Berliner Tageblatt vom 23. Juni veröffentlichten Artikel
von Dr. Max Brahn in Leipzig hin, der sich dagegen wendet,
daß bei dem Unterricht in unsern Schulen das Haupt¬
gewicht auf die Erledigung des vorgeschriebenen Pensums
gelegt werde. Dadurch würden zwar Pflichtmenschen er¬
zogen, aber die Phantasie und die freie Entwicklung der
Schüler werde gehemmt. Das sei ein großer Nachteil für
die Ausbildung der heranwachsenden Jugend. — Herr
Georg Erler hielt einen Vortrag über das Thema „Die Aus¬
prägung geistiger Münze“. An der Hand der verbreitetsten
Werke berühmter Philosophen gab er eine Erläuterung des
Begriffs der Philosophie. P.-Z.
* Die Typographische Vereinigung zu Waldenburg i. Schl.
veranstaltet zurzeit für ihre Mitglieder sowie Gehilfen und
Lehrlinge einen Schriftschreibekursus unter der Leitung
des Herrn Robert Matzke aus Liegnitz. An dem Kursus,
ber aller 14 Tage Sonntags stattflndet, nehmen auch Fach¬
genossen aus der weiteren Umgebung teil und es verdient
alle Anerkennung, wenn trotz der Kriegszeit das Streben
nach technischer Vervollkommnung in so erfreulicher
Weise Platz greift, als wie es hier der Fall ist. Es beteiligen
sich etwa SO Personen an dem Kursus.
* Kleine Mitteilungen. Am 22. August wurde in Leipzig
in einem besonderen Ausstellungsbau die Deutsche Faser¬
stoff-Ausstellung, die als Wanderausstellung im Laufe dieses
Jahres zuerst in Berlin und dann in Düsseldorf weitgehend¬
stem Interesse begegnete, in Anwesenheit des Prinzen
Johann Georg von Sachsen eröffnet. — Am gleichen Tage
fand die Eröffnung des neubegründeten Kriegswirtschafts-
Museums in Leipzig, Zeitzer Straße 14, statt. Als dessen
Direktor wurde Herr Dr. Neurath ernannt. — In Reichen¬
bach i.V. wird eine Fachschule für Buchdrucker und Buch¬
binder in der Gewerbeschule eingerichtet. Bisher mußten
die Lehrlinge dieser Berufe die Fachschule in Plauen be¬
suchen. — Am 30. Juni konnte die Leipziger Illustrierte
Zeitung (Verlag von J.J. Weber in Leipzig) auf ihr fünfund-
siebzigjähriges Bestehen zurückblicken. Die anläßlich
dieses Jubiläums erschienene Festnummer (Nr.3913) werden
wir im nächsten Hefte eingehender würdigen. — Zwischen
dem Deutschen Buchdrucker- Verein und dem Deutschen
Faktorenbunde ist unterm 20. August eine Vertragsgemein¬
schaft abgeschlossen worden, die am 1. September in Kraft
treten wird. Nach dem in der Z. f. D. B. abgedruckten Ver¬
trage ist der Zweck des Abkommens die Wahrung der Inter¬
essen der Prinzipale und der Faktoren auf Grundlage der
im Buchdruckgewerbe bestehenden organisatorischen Ein¬
richtungen, Aufstellung von Grundsätzen für die Anstel-
lungs-, Arbeits- und Gehaltsverhältnisse der Faktoren,
gemeinsames Wirken für bestmögliche Ausbildung des
Gehilfen- und Faktorennachwuchses und für Durchführung
der Bestimmungen des Buchdruckertarifs. — Gehilfen¬
prüfungen der im Oktober auslernenden Lehrlinge: Setzer,
Drucker, Stereotypeure, Galvanoplastiker und Stempel¬
setzer aus den Stadtkreisen Berlin, Berlin-Lichtenberg,
Berlin-Schöneberg, Berlin-Wilmersdorf, Charlottenburg,
Neukölln sowie den Landkreisen Teltow und Nieder-Barnim.
Anmeldungen nimmt der Vorsitzende des Prüfungs-Aus-
schusses, Herr Buchdruckereibesitzer Alfred Forsberg ,
Berlin NO. 18, Lichtenberger Straße 17, entgegen. Frei¬
werdende Lehrstellen sind zum Zwecke der Neubesetzung
nur der Geschäftsstel le desVereins Berliner Buchdruckerei¬
besitzer (E. V.) in Berlin SW. 48, Friedrichstraße 239, zu
melden. — Dem Begründer und Direktor der Münchner
Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Lichtdruck und
Gravüre, Professor Emmerich, der am 1. September nach
achtzehnjähriger Wirksamkeit aus seinem Amt ausscheidet,
wurde vom König Ludwig von Bayern der Titel eines Kgl.
Bayr. Wirklichen Rates verliehen. — Der Buchdruckerei¬
besitzer W. Georgi in Clausthal überwies der Stadt ein
Kapital von 4000 Mark mit der Bestimmung, daß die Zinsen
alljährlich zu wohltätigen Zwecken verwandt werden sollen.
— Aus Anlaß des neunzigjährigen Bestehens des Ham¬
burger Fremdenblattes überwies der Verlag der Unter¬
stützungskasse der technischen Angestellten des Hauses
die Summe von 100000 Mark und ließ Gehalts- und Lohn¬
raten allen Angestellten auszahlen. — Am 15. August starb
infolge eines Herzschlages in Dresden, wo er anläßlich
einer Versammlung weilte, der Buchdruckereibesitzer und
Kgl. Sächs. Kommerzienrat Hermann Förster, Teilhaber der
Firma Förster & Borries in Zwickau. Der Verstorbene galt
im graphischen Gewerbe als Autorität auf dem Gebiete des
Farbendrucks, im besonderen des Dreifarbendrucks, den er
seit mehr als zwei Jahrzehnten mit größtem Erfolge pflegte.
Aus kleinsten Anfängen heraus hat sich Hermann Förster
emporgearbeitet und seine Firma zu einer der angesehen¬
sten und leistungsfähigsten gestaltet. Die Söhne werden
das Werk des Vaters in dessen Sinne fortsetzen, nachdem
sie bereits seit längerem Mitarbeiter sind.
* Poesie in der Typographie. Der Freiherr Ignaz v. Kreitt-
mayr(geb. 1765, gest. 1845), Sohn des berühmten bayrischen
Gesetzgebers Wiguläus v. Kreittmayr, war ein seltenes
Original. Bezeichnend für ihn ist eine von ihm verfaßte,
seinem Schloßkaplan auf dem Gute Niederhatzkofen ge¬
widmete Grabinschrift. Diese ist auf einer in die nördliche
Mauer der Pfarrkirche zu Oberhatzkofen eingelassene Stein¬
tafel zu lesen und lautet:
1X04 Des 1832
Scfllos Xuplans ju JTieöerhatflfofcn
grabpein.
7. Tebr. 1832.
S> ier
liegt in folio in höljernem Banöc
Oie beRe Eöition bes JlTenfthen,
3afob grabt,
in einer Sprache, Oie nun niemanö
mtßr fennt, leiOer oon
HJürmem unö Fäulnis angegriffen,
So bafi eine jmeite Qußage Rd) nid)! mehr
hopfen läßt, ihn felbR, Öen UTlann, begleite
fo roie hier aud) jenfeils Harmonie unb
führe ihn ju .Ruhe unö 8id)i
□men.
A. Sagmeister.
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Archiv für Buchgewerbe
Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge
* In dem zur Versendung gelangten Tätigkeitsbericht
über das Jahr 1917 des Vereins Leipziger Buchdruckerei¬
besitzer wird auch ein ausführlicher Bericht über die Buch¬
drucker-Lehranstalt zu Leipzig gegeben. Von besonderem
Interesse sind die Ausführungen des Direktors über die
Einwirkungen des Kriegs auf den Unterrichtsgang, der
naturgemäß stark gehemmt wurde, aber dennoch zufrieden¬
stellend aufrecht erhalten werden konnte. Es heißt u. a.:
„Der Krieg entzog der Schule mehrere hauptamtliche und
nebenamtliche Lehrer. DerFachunterrichtmußtewöchent-
lich um eine Stunde gekürzt werden, die Versuchsarbeit
der Drucker kam in Wegfall. Ein verkürzter theoretischer
Fachunterricht trat an die Stelle der praktischen Arbeit.
Im zweiten Halbjahr hörte auch die praktische Versuchs¬
arbeit der Setzerlehrlinge auf. Die Unterrichtszeit mußte
erheblich eingeschränkt werden undzwar auf sechs Stunden.
Zahlreiche Firmen hielten die Schüler mehr als oft not¬
wendig war vom Schulbesuche ab, wodurch bei den Lehr¬
lingen leicht die Anschauung hervorgerufen wurde, als sei
die Schularbeit bedeutungslos. Die Anschauung, daß ge¬
schäftliche Arbeit das Fernbleiben vom Unterricht recht-
fertige, dehnte sich bei manchen Schülern auch auf häus¬
liche und private Beschäftigung aus, und führte im all¬
gemeinen zu einer laxen Auffassung der Schulpflicht
überhaupt, so daß Bestrafungen wegen ungerechtfertigter
Versäumnis des Unterrichts in ungewöhnlich hoher Zahl
vorkamen. Die Jugend setzte sich aber mit der vorgefaßten
Meinung, daß im Kriege alles erlaubt sei, nicht nur über
die Vernachlässigung der Pflichten hinweg, sondern schritt
auch leider in häufigen Fällen zu Vergehen. Während in
der Friedenszeit Verstöße der Schüler gegen das Straf¬
gesetz eine Seltenheit waren und oft mehrere Jahre ver¬
gingen, ohne daß auch nur eine polizeiliche oder gericht¬
liche Anzeige an die Schule gelangte, hat namentlich das
letzte Jahr eine recht betrübende Steigerung solcher Fälle
gebracht. Die auch bei den Erwachsenen vorhandene Ver¬
wirrung der Rechtsbegriffe findet besonders in der Jugend
einen günstigen Boden und die Lockerung der häuslichen
und Lehrzucht begünstigt die Ausführung strafbarer Hand¬
lungen. Nicht selten kamen denn auch Klagen aus Lehre
und Haus über Unbotmäßigkeit der Jugend mit dem Ver¬
langen nach Unterstützung an die Schule, die ihrerseits
keinen Grund zu besonderer Unzufriedenheit hatte. In
zahlreichen Fällen führte das Verlangen nach Freiheit und
Ungebundenheit und der Wunsch, mehr Geld zu verdienen,
zur Lösung des Lehrverhältnisses. Der Schulwechsel war
darum größer als sonst.“ Diese notgedrungenen Auslas¬
sungen sind recht betrübliche und es ist zu hoffen, daß
nach Kriegsende durch straffe Maßnahmen in Werkstatt
und Schule der Geist wieder Einzug hält, der die Buch¬
drucker seit Jahrhunderten beseelt hat und der stark im
Gegensatz zu dem vorstehend geschilderten steht, -a-.
* Die Entwicklung des Steindruckgewerbes in Deutsch¬
land. Von Dr. jur. et rer. pol . Joseph Cramer. Leipzig 1918.
A. Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Werner Schroll. Diese
Veröffentlichung, etwa 160 Seiten umfassend, bildet den
55. Band der im vorgenannten Verlage erscheinenden Wirt¬
schafts- undVerwaltungsstudien, herausgegeben vonGeorg
Schanz. Es ist in hohem Maße erfreulich, daß neuerdings
Gelehrte auch auf das weite Gebiet des graphischen Ge¬
werbes zukommen bei ihren Studienarbeiten und auf diese
Weise das an unzähligen Stellen verstreute wertvolle Mate¬
rial zu einem übersichtlichen, wenn auch kurzen Ganzen
vereinigen. Die Zahl solcher Arbeiten ist im Gegensatz zu
der andrer Stoffgebiete eine so verschwindend kleine, daß
man jede Neuerscheinung dieser Art auf das lebhafteste
begrüßen muß. Vielleicht würden sich solche Veröffent¬
lichungen vermehren, wenn im graphischen Gewerbe mehr
als wie es geschieht Mittel zu Stipendien für Studierende
bereitgestellt würden, ähnlich wie das seit Jahren z. B. in
der chemischen Industrie geschieht und die auf diese Weise
ein unschätzbares Quellenmaterial zusammengetragen er¬
hält. Die vorliegende Arbeit ist eine äußerst interessante
und verdienstliche, denn in ihr ist zum ersten Male alles
zusammengefaßt, was das Steindruckgewerb.e angeht. Der
Verfasser hat seinenStoff in diedrei Abteilungen :a)Erfindung
und Wesen des Steindrucks, b) das Steindruckgewerbe in
Deutschland, c) Lohn-, Arbeits- und Organisationsverhält¬
nisse gegliedert und darin in denkbar gründlichster Weise
alle Zeiterscheinungen und Vorfälle, Erfindungen und
Verbesserungen sowie geschäftlichen und sozialen Fragen
behandelt. Das Buch bildet daher eine ausgezeichnete
Fundgrube für jeden, der im Dienste des Steindruckgewerbes
steht und sich über die eine oder andre Frage Aufschluß zu
holen in die Lage kommt. S.
♦ Gutenbergbund. Geschäfts- und Kassenbericht 1917.
In dem Berichte wird ein Bild gegeben über die Tätigkeit
des Bundes auf den verschiedenen von ihm gepflegten
Gebieten. Daß dabei die Einwirkungen des Krieges von
einschneidender Bedeutung gewesen sind, geht aus allen
Abschnitten nicht minder hervor als wie aus der angefügten
Übersicht der Einnahmen und Ausgaben. -r*.
♦ Fünfter Bericht über die Verwaltung der Deutschen
Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu
Leipzig im Jahre 1917. Mit 7 Abbildungen. Leipzig, Börsen¬
verein der Deutschen Buchhändler 1918. Der Bericht gibt
eine kurze Übersicht von der guten Entwicklung des Instituts,
dem fortgesetzten Ausbau derSammlungen und aller andern
Einrichtungen. Den Schluß bildet ein kurzer Bericht über
die Tätigkeit der Gesellschaft der Freunde der Deutschen
Bücherei, die jetzt etwa 700Mitglieder zählt. Eine größere
Anzahl guter Abbildungen, Innenaufnahmen in Netzätzung,
vermittelt einen erwünschten Einblick in die Betriebsräume
der Bücherei, die an praktischer und geschmackvoller Aus¬
stattung nichts zu wünschen übriglassen. -r-.
♦ Schweizerischer Buchhändlerverein. Jahresberichte
über die Vereinsjahre 1916/17 und 1917/18. Der Inhalt der
beiden in bester typographischer Ausführung erschienenen
Berichte unterrichtet in kurzgefaßter Form über alle Vor¬
fälle und Ereignisse innerhalb des genannten Vereins, dessen
Mitglieder und Einrichtungen naturgemäß auch nicht von
den Wirkungen des Weltkrieges verschont blieben. Aus den
einzelnen Abschriften ergibt sich auch ein Bild des guten
Zusammenarbeitens mit der deutschen buchhändlerischen
Organisation wie des Verkehrs mit dem deutschen Buch¬
handel überhaupt. Dem Bericht von 1916/17 ist ein Bild
des verstorbenen Dr. Gustav Wyß (1853—1916), dem von
1917/18ein solches von Sal.Höhr(1807—1862) vorangestellt.
Über beide Buchhändler enthalten die Berichte ausführ¬
lichere Biographien. -r-.
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Archiv für Buchgewerbe
* Druckarbeiten aus der Druckerei der 10. Armee. Es liegt
uns wieder eine größere Auswahl von Drucksachen aus dem
Betriebe der Druckerei der 10. Armee vor, die als Beweis
für das zielbewußte Schaffen dieser graphischen Betriebs¬
stätte gelten können. Der als Bildbeilage zu der unter meh¬
reren verschiedenen Titeln erscheinenden Armeezeitung
gedruckte „Scheinwerfer“, dessen 124. Nummer uns zuging,
muß als eine ganz vortreffliche Druckleistung bezeichnet
werden. Neben einem schönen Dreifarbendruck nach einem
Aquarell von Lt. d. L. Heilmann enthält diese Nummer
zahlreiche Wiedergaben von Gegenständen des weißruthe-
nischen Kunstgewerbes, darunter auch solche eines hand¬
schriftlichen Evangeliars aus dem 15. Jahrhundert, sowie
von Holzschnitten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Ori¬
ginelle Scherenschnitte von W. Schmidt schmücken die
erste Seite des Blattes, dessen bisher erschienene Nummern
viel Interessantes boten. -w-,
* Hamburg vor 90Jahren. Zum neunzigjährigen Bestehen
des Hamburger Fremdenblattes. 1828—1918. Wenn auch
der Zeitabschnitt von 90Jahren ein etwas ungewohnter ist
für einen Rückblick, so ist doch der Inhalt des vorliegenden
Heftchens, das zeitgemäß in Kupfertiefdruck hergestellt
wurde, seines historisch-technischen Teiles halber von
vielem Interesse. Der allgemeinen Aufschrift des Heftes
Rechnung tragend gibt Dr. Artur Obst auf etwa 20 Seiten
eine kurzgefaßte lokalhistorische Skizze Hamburgs, die mit
hübschen Bildwiedergaben illustriert ist. Es schließt sich
dann unter dem Titel: „Die drei Menschenalter des Ham-
burger Fremdenblattes“ eine Chronik dieses inderdeutschen
Tagespresse hochangesehenen und politisch hervortreten¬
den Organs an, während im letzten Teile „Ein Rundgang
durch das Hamburger Fremdenblatt“ skizziert ist. Der
letztere Teil gibt durch Wort und Bild einen guten Einblick
in den modernen Zeitungsbetrieb, wie er für die Herstellung
einer so bedeutenden Tageszeitung, wie das Hamburger
Fremdenblatt, notwendig ist. Nicht nur den Laien, auch
den Fachmann wird die kleine Schrift interessieren und
wir begrüßen sie daher auch als wertvolle Bereicherung
der Fachliteratur. -c-.
* Der Bücherhamster. Heft 1—4. Verlegt bei ErichMatthes,
Leipzig 1918. Diese Flugblätter für Bücherfreunde erschei¬
nen vom 1. April 1918 an monatlich, sie kosten 10 Pf., bei
direkter Zusendung durch die Post 13 Pf., halbjährlich 75 Pf.
Die Veröffentlichung unterrichtet den Empfänger über die
wichtigsten literarischen Neuerscheinungen, sie gibtText-
und Bildproben der empfohlenen Werke,auch kommen neue
Exlibris zum Abdruck,literarische Hinweise,Bücherverzeich¬
nisse und Anzeigen schließen sich an. Die Heftchen be¬
zwecken eine schnelle Orientierung des Empfängers, ohne
in ihrer Ausstattung Anspruch auf typographische Kunst¬
leistung zu erheben. Immerhin würde eine wenn auch nur
mäßigeVerbesserung des Drucks den Wert der Hefte steigern
und es bedarf hierzu unsrer Meinung nach nicht einmal
andrer Mittel als der verwendeten, sofern Drucker und Buch¬
binder sorgfältigere Arbeit leisten. -a-.
* Das schöne Buch. Antiquariatskatalog 112 von Adolf
Weigel, Buchhandlung und Antiquariat, Leipzig. In diesem
vor kurzem erschienenen Verzeichnisse sind etwa 450
Nummern enthalten und zwar ausschließlich wertvolle
Werke in geschmackvoller Ausstattung, deutsche und aus¬
ländische Vorzugsdrucke, handgearbeitete, in ersten Werk¬
stätten gefertigte Ganzlederbände nach besonderen Ent¬
würfen u. a. m. Von den letzteren ist eine ganze Reihe
abgebildet. Wir empfehlen das Heft allen Freunden neu¬
zeitlicher Buchkunst. -w-.
* Das Deutsche Museum in München versandte seinen
Verwaltungsbericht über das 14. Geschäftsjahr 1916/17.
Derselbe gibt in ausführlicher Weise Aufschluß über die
gesamte Tätigkeit des Museums, insbesondere seiner Kriegs¬
maßnahmen, seiner Verwaltung, Veröffentlichungen, Aus¬
gestaltung der Sammlungen. Ferner werden Mitteilungen
über den Museumsneubau und den des Studiengebäudes
gemacht. Ein Bericht über die Sitzung des Vorstandes und
der Vorsitzenden und Schriftführer des Vorstandsrates in
Wien, Mitte Oktober 1917, ist ebenfalls eingefügt. -r-.
* Der Waisenfürsorgeverein (Verband Hannover) der
Deutschen Reichsfechtschule sandte uns eine Auswahl seiner
Geschäftsdrucksachen, die sich in ihrerkünstlerischen Aus¬
stattung weit über die ähnlicher Vereinigungen erheben.
Die von Heinz Keune entworfene reizvolle Marke des Ver¬
bandes ist auf den einzelnen Drucksachen in verschiedenen
Größen passend verwendet und in guten Zusammenhang
mit den eindrucksvollen Schriften gebracht worden. Die
von Heinz Keune und Änne Kocken entworfenen Werbe¬
postkarten treten durch ihre geschmackvolle, in Schrift,
Bild und Ornament zeitgemäße und farbige Ausstattung
besonders hervor. -w-.
* Eduard Engel, Entwelschung. Leipzig, Hesse & Becker,
Verlag. Preis kart. M 3.—, geb. M 3.60. Auf dieses zeit¬
gemäße Buch haben wir in Heft 3/4 besonders ausführlich
hingewiesen. An dieser Stelle möchten wir aber noch alle
Fachgenossen, gleichviel ob sie am Kasten stehen oder mit
der Feder zu tun haben, auf das Werk hinweisen, da es
eine unerschöpfliche Nachschlagequelle bildet bei der
Reinigung der deutschen Sprache von allem Fremden und
Undeutschen. -a-.
* Als Beilage zu dem in diesem Hefte enthaltenen Auf¬
sätze „Der Frieden von Bukarest als Druckwerk“ geben wir
eine zinkographische Verkleinerung der Titelseite sowie
einer Textseite der eindrucksvollen, in schwarz und grün
gehaltenen großformatigen Drucksache, von der übrigens
in den Sammlungen des Deutschen Kulturmuseums in
Leipzig ein Exemplar in der Originalgröße und Ausführung
vorhanden ist. — Einige Holzschnittdrucke illustrieren den
in dem Hefte enthaltenen Aufsatz „Der Holzschnitt in der
Leipziger Illustrierten Zeitung“. Die Druckplatten wurden
uns von der Firma J.J. Weber in Leipzig in dankenswerter
Weise zur Verfügung gestellt. Das Blatt „Mutter und Kind“
bildet übrigens nur einen Ausschnitt aus einem Holzschnitt
größten Formates.
Inhaltsverzeichnis
Bekanntmachung. S. 49. — Nachruf. S. 49. — Ein Streif¬
zug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
(7. Fortsetzung). S. 50. — Der Buchrücken. S. 60. — Der
„Frieden von Bukarest“ als Druckwerk. S. 64. — Mittei¬
lungen aus der buchgewerblichen Praxis. S.66. — Buch¬
gewerbliche Rundschau. S.69.— Zeitschriften- und Bücher¬
schau; verschiedene Eingänge. S. 71.
5 Beilagen.
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'Angriff auf bk Äurifabe am 'JUecdnbitpke ju Berlin am 18 . 5 )iStj 1848 , ge}. v.% Äirc^tjoff
OBcifpiel eine« (in nfhietlei Cfreigni« fd)ilbernbcn 5 ikftmilefd;nitte$ au$ b(m 3 ll >)t( > 848 )
SJeilage jur Jeitfdtrift tc« Deiitfcfytn SBemns für 'Sucfjnxfen unb Sdjrifttum
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fragen unb Aufgaben ber ^appru^fdjrtftfunbe
2Jon qJroftffor Dr. 3£iIgeInt @cgubart in SBctlin
eitbem im Saufe ber legten Sagrjegnte au« bem
23oben $gppten«£aufenbe grieegifeger Urfunben,
SSriefe unb ©lieber an« Siegt gefommen finb, flegt
ber Scgriftfunbe für bie £eit oon SUlejanber bem ©roffen
bi« über bie orabifege Eroberung, 640/1 it. Sgr., ginau«
ein fo reicher Stoff ju ©ebote, wie für feinen anbern 2lb*
fegnitt ber 9I(ten ©efegiegte; er ifl aueg reicher al« ber be«
SJlittelalter« unb bleibt nur hinter ben un« näcgflen 3agr*
hunberten ber Sleujeit jurü'cf. Dag biefe grieegifegen
spappruöblätter, benen wir bie geringe 3agl lateinifcher
Scgriftflücfe anreihen, jum groffen Steile befegobigt unb
jerriffen finb, tut jwar ber Grforfcgung igre« 3ngalt« oft
genug Eintrag, oerminbert aber nur feiten ihren 2Bert für
bie Scgriftfunbe. Dagegen fegränft ihre Jperfunft aller*
bing« ihren 2Bert etwa« ein, benn ba fie fafl au«nahm«lo6
au«$gppten flammen, fpiegeln fie nur bie Scgriftentwicf*
lung ber griecgifcg=rcfmifcgcn 3 cit b * e f cö Snnbe«, unb bie
wenigen SSla'ttcr anbrer Sperfunft reichen gerabe hin, um
ju legren, baff wir nicht überall »orauöfegen bü'rfen, waö
wir in #gppten finben. Die ägpptifcgen, fpäter foptifegen
S))appri, aramäifege, gebraifege, fprifege, perfifege, arabiftge
Scgriftflücfe unb wa« fonfl noch fr» 1 ägpptifcgen Sanbe
entfliegen ifl, laffen wir gier beifeite unb befegränfen un«
auf ba«, wa« bie grieegifege Scgriftfunbe au« ben ^apprt
gewinnt; fallt boeg in igr ©ebiet bie grofje SJlegrjag! ber
junbe unb bamit bie reicgfle (Jrnte, freilich aueg eine gülle
oon gragen unb Aufgaben. £« oerflegt fieg oon felbfl,
baff fegon oiele ©elegrte fieg ber Unterfucgung biefer Jpanb*
fegriften gewibmet unb eine Steige fiegerer Srgebniffe ge*
wonnen gaben. Sch mo'cgte gier ebenfowenig biefe (Jrgeb*
niffe barfletlen wie neue oorlcgen, fonbern nur auf einige
©eficgt«punfte ginweifen, bie etwa für bie weitete £r*
forfegung wertooll fein fönnen.
ffiie fegrbie Jjanbfcgrift be« ÜJlenfcgen bureg ba« SDlaterial,
burch bie Unterlage wie burch ba« Schreibgerät befüinmt
wirb, tritt auch bei ben grieegifegen SBlättern au« iägppten
überall flar jutage; man braucht nur neben bie *Pappri
bie für furjeSlufjeicgnungen oiel gebrauchten Donfcgerben,
bie Dftrafa, unb bie jpolj* unb fflacgötafeln ber Scgule ju
galten, braucht nur bie £üge per fegräg gelappten Schreib*
binfe, beren fieg anfang« auch bie ©rieegen bebienten, mit
benen be« gefpaltenen ^alamo« ju Dergleichen, um bie
Unterfcgiebe mit einein S3licfe ju fegen. 31 ber wiegtiger
noch ifl ba«, wa« ber SDlenfcg felbfl in bie Scgtift ginein*
trägt. Seine .Spaltung beim Schreiben, ob er flegt ober figt,
ob er ba« 23latt ganblicg oor fieg gat ober in unbequemer
Stellung fegreibt, ob er in SWuffe ober in jpafl ifl, trägt
oiel baju bei, feiner Scgrift eine Prägung ju geben; noeg
megr bie Stimmung unb oor allem, über ben Ülugenblicf
ginau«, feine gefamte Stellung im Sehen. 20er mit prüfen*
bem astiefe bie Jpanbfcgriften ber *J)appri überfegaut, wirb
aueg in ignen gelegentlich bie jittrige, unfiegere ^)anb be«
2Ilter«au« ber SSKengc fiegerer^»anbfegriftert,bie auf öiefraf*
tigen Sebenöfagre weifen, gerau« erfennen; freilieg ifl 23or*
fiegtgeboten, benn JeberSBeobacgter weiß, baffe« aueg geutju*
tageauffällige2lu«nagmen gibt. 2Öaö un«geute in bet Siegel
leiegt unb beutlicg entgegentritt, bie Eigenart männlicher
unb weiblicher Jpänbe, fg'nnen wir biöger an ben 2>appri
niegt feflflellen, benn bie £agl folcger SBlätter, bie fieger oon
einer grauenganb gerrügren, ifl fegr gering unb gemä'grt,
foweit mein Überblicf reiegt, biöger feinen illngalt bafür.
Sebocg wirb eine genaue Unterfucgung oielleicgt weiter*
führen; fie fann freilieg nur an ben Originalen Srfolg gaben.
Die Jpanbfcgrift ifl etwa« SjPerfänltcge« unb flegt baget
in SBejtegung jur Eigenart bet ^erfonlicgfeit. Silber gerabe
bie spappri fegeinen barjutun, baff Sluöbilbung ber^erfon*
liegfeit unb SSefonbergeit ber Jpanbfcgrift niegt immer #anb
in Spanb gegen, ©ewiff treten un« aueg auf biefenSBlä'ttern
eigentümliche Jpanbfcgriften entgegen, bie wir niegt oer*
geffen unb fofort wiebererfennen, wenn ber Zufall ff« »»b
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3ettf$rift be« 2) e u t f 4>« n 2Dereind für 93 u dj tt> c f e n unb @chrifttum
noch einmal unter bte Slugen rücEt; aber im allgemeinen
flauen gerate bie Scßriftjüge ber ©duldeten gleich*
mäßiger aud ald bie ungefcßicEte SSuchflahenmaleret ber
Ungebilbeten. SSeruf unb hebendEretd bilben bie oon ber
Schule mitgebrachte Schrift um unb formen bei benen,
bie oiel fchreiben unb in ber Schreibgewohnheit bleiben,
geineinfame jBüge, eben bad, wad mir ben ScfiriftcharaEfer
einer ^eit nennen. Diefer GhnraEter,ber einer^eit in einem
hanbe, ober noch enger bcgrenjt in einem ©efellfchaftd*
Ereife eigentümlich ift, unb fich, bem einjelnen unbewußt,
bei größerem Uberbltcf hoch fo merEbat wanbeit, tritt
nur fchwach, fafi möchte man fagen gar nicht in ber Schrift
bed Ungebilbeten, feiten Schreibenden betvor. Die ^appri
bringen und bafür 2?eifptele genug, unb fo ftcber wir je§t
bie Sntwicflung ber gebilbeten Schrift bed täglichen gebend,
bie man gewöhnlich Äurfioe nennt, burch bie3ahrhunberte
oerfolgen,fo ficher wir in ber Siegel einer jjanbfcßrift wenig*
flend im Nahmen eined Sahrßunbertd ihren *Plag anweifen
Eönnen, fo fcbwertfl ed, bie ^eit eined unbeholfenen SSriefed
ober einer fcßwerfalligen Unterfchrift ju befhmmen. Denn
hier brechen bie fchulma'ßigen aber oerroßten ©runbformen
ber SSucßflaben burch, bte in früher 3eit jiemlich ebenfo
audfeßen wie Jahrhunderte fpater. 3fn ber gebilbeten unb
geläufigen Schrift oermögen wir fogar etwad oon ber
©eiftedricßtung ber 3cit ju feßen; baß im bpjantinifcßen
Zeitalter bie fich felbflübertrumpfenbeSRhetoriEberSpracße,
bie ©roßfpurigEeit bed üludbrucfd mit ber großfpurigen,
SRaum oerfcßwenbenben Schrift in SJejießung ließt unb
einen erEennbaren Unterfcßieb oom größeren audbrücft,
barf felbfi beßutfamed Urteil jugeben. Slber bicfc tiefe
üßanblung griecßifcher Sprache unb griecßifcher 25ilbung
bat bie Jjanb bed Ungebilbeten fafi gar nicht berührt, otet*
leicht weil fte nach unten nicht fo flarE wirEte, »or allem
aber, weil bie mit Rapier unb Äalamod müßfatn Eäntpfenbe
Äanb gar nicßt imfianbe war, etwad anbered ald bie SEJfü'he
bed Schreibend audjubrücfen.
Die große fOleßrjahl ber griecßifcßen ^appri jeigt ge*
läufige jjanbfcßriften mit audgefprocßener Neigung, bie
93ucßflaben im einzelnen bequem ju gefialten unb mit:
einanber ju oerbinben, alfo mit ben SDierEmaten einer
audgebilbeten ©efcßaftsfchrift, einer Äutfioe bed täglichen
hebend. Der Unterfcßiebe unter btefen jjanbfcbriften gibt
ed genug, aber bocß fo oiel ©emeinfamed, baß man ed nicßt
allein auf ben GßaraEter ber ^eit jurücffüßren Eann. 93iel«
meßr wirEt hier ein Umfianb mit, ber bid auf ben heutigen
Hag im Orient eine Stolle fpielt, bie 33erbreitung ber be*
rufdma'ßigenSoßnfcßreiber. DiefeSeutebefaßen nicht
allein bie Äunfl bed Schreibend, fonbern waren im Stile
ber UrEunben wie auch in ben gewöhnlichen rechtlichen
grforbetniffen fcer^rioatoertra'ge ju i?aufe unb oerftanben
genug oon ber lanblaufigen StßetoriE, um fowoßl Vertrage
wie Eingaben unb Sriefe auffegen §u Eönnen. Ob fie biefe
Schriftflücfe felbfi ind reine fcßrieben ober Schreiber jur
Verfügung hatten, mochte oon ber ©rö'ße ißred Söetriebed
abhangen, oßne an ber Sacße etwad ju anbern. 2luf bem
Dorfe wirb man weniger oerlangt haben ald in ber Stabt,
unb auf jeben galt mü'ffen wir mit beträchtlichen Unter*
fcßieben in ber SBilbung bicfer heute, aber auch int Umfange
ihrer ©efcßafte rechnen. Diefe prioaten UrEunbenfcßretber
üben ißre HatigEeit neben ben fiaatlicß anerEannten Ur*
Eunbenbeamten, bie wir gewöhnlich Notare nennen unb in
ben oerfcßiebenen amtlichen Scßreibfiuben finben: halb ifi ed
ein hlgoranometon, halb ein SKnemoneton ober ©rapßeion,
worin bearbeiten. Die rechtliche SBebeutung ißrerHa'tigEeit
geßt und hier nicßtd an 1 ; foweit fte ficß aber im entwerfen
unb Schreiben oon UrEunben betätigen, werben wir Eaum
einen Unterfcßieb oon jenen amtlofen, prioaten hohn*
fcßreibern entbecEen Eönnen. 23eibe gehören ju ber großen
3unft ber Schreiber, ber wir bie metfien fpapprud*i?anb*
fcßriften oerbanEcn; über fie urteilen wir, wenn wir bie
Schrift ber ^appri beurteilen, an ißren Jpänben lernen wir
bie ScßriftentwicElung unb ben ^eitcßaraEter ber Schrift.
Sd bürfte Elar fein, baß unter folcßen Umflänben unfere
fßorfiellung etwad einfeitig werben muß, jumal ba ben
Söerufdfcßreibern naturgemäß eine ©letcßmaßigEeit an*
haftet, bie aud gleicher Schulung ebenfo erwacßft wie aud
ber UnperfönlicßEeit ißrer Slrbeit, benn ber hoßnfcßreiber
fleßt ber Sache fern, bie er fcßreibt.
üöte ed mit ber Jjanbfcßrift berjenigen audfaß, bie nicßt
SSetufdfcßreiber waren,gebildeter ober auch minder gebilbeter
heute, Eönnen wir nur bann aud ben 9>appri ablefen, wenn
wir bie@ewißßeit haben, nicht bad 2BerE bed hoßnfcßreiberd
1 über bie notariellen 23etmerfe unter ben Utfunben bpjantinifcßet
{Seit ßat foeben 23. ©atbtßaufen in üDeffelpt Stubien jur 'Patäo;
grapßie unb ipapprutfunbe XVII untet bem litei „Di emu ber ägpp:
tifcben Notare" gefptocßen unb in betfelben {Seitfcßrift einen 2luffaß
„Die gtiecßifcßen Jpanbjeicßen" ben befonberen beglaubigenden 23er.
metfen nathentiicb bet qjrioatnotare gewibmet. ©nrbtßaufen ßat
fetbft benterft, baß folcße Unterfucßungcn er ft bann ben »ollen Ertrag
bringen finnen, wenn in weitem Umfange bie Originale unterfucßt
werben, benn in ben Slutgaben fommcn biefe Dinge »ietfacß nicßt
flar Dber gar nicßt jum 2Iutbruef. 23or altem müßte man bie cpappri
ber Saiferjeit »er 300 n. Sßr. genau bataufßin ptüfen, um »on biefer
©runblage aut bie 23ermetfe ber bpjantinifeßen prieatnotate ju be*
urteilen. So tragen j. @. »iete ber ateranbrinifeßen Urfunben, bie icß
im 4. Sanbe ber 23crliner fDJufeumtpublifation ßerautgegeben habe,
unten gewiffe Reichen, bie icß att Jjanbjeießen ber autfertigenben
Schreibet auffaffe; bat ganje Slutfeßen biefer 'Blatter, bie »on »er;
feßiebenen, jum leil auferft furfioen .panbeti grfcßticben unb »ietfaeß
bureßforrigiert fireb, fegt ben ©ebanfen naße, ba§ wir bie (Entwürfe
einer prioaten Scßreibfhtbe »or unt ßaben. Der [Jnßaber, jcbenfaBS
ein erfaßtener Urtunbenfcßreiber, feßeint meßrere ©eßitfen befcßäftigt
unb ißre Arbeiten »etbeffert ju ßaben; baß er feine liuigfeit nicßt auf
Urtunben befeßränfte, jeigt ber Entwurf einet SBriefet. 3n welcßer
Olicßtung aber folcße Unterfucßungen oorgeßen müßten, unb worauf
et anfomnu, leßtrn bie beiben 'Arbeiten ©arbtßaufcnt, auf bie icß baßer
alt auf 2Begweifet für weitere ftotfcßungbefonbetf aufmerf lam maeßen
moeßte.
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Settfcprift b e 6 3>eutfcpen herein« füc QJucpwefen unb @tprifttum
oor uns ju [eben, Sicherheit im «Sinne au6brüdfli<f>er S3e=
jeugung gibt eö freilich nur feiten, unb ohne grage muß
man mit Sßorftcpt urteilen; wer aber oiel gefepen unb ge=
prüft bat, wirb bocb mit einer geroiffen ffiabrfcheinlichfeit
Schrift beb Sopnfcpreiberb oon eigenhändiger 9tieberfcprift
unterfcbeiben fo'nnen. ©it wollen, um einen furjen 2luS=
brucf ju ©ebote ju haben, oon eigenbänbiger «Schrift
fprecben, wo nicht bie Schrift beb Sobnfcbretberb oorliegt.
Die grage nach ber Sigenpänbigfeit oerquicft fiep mit ber
anberen, rote roeit benn überhaupt im grtecbtfcb=romifcben
#gppten bie .Runfl beb Scbreibenb oerbreitet roar. 2lnge:
ficbtb ber Xaufenbe erhaltener Scpriftflürfe in geläufiger
Jjanbfcprift mochte man junäcpft fehr günfiig urteilen;
aber eb gibt einige ©rünbe, bie bebenflicp machen. Denn
roir begegnen einer fehr beträchtlichen ^at)l oon ©enfcpen,
bie ihre Unfähigfeit ju fchreiben gerabeju eingeflepen ober
roenigjfenb befennen, baß fie nur „langfam" fchreiben
fännen. Sie erflären eb bei ©elegenheit ber fogcnannten
Unterfchrift unter Verträgen, einer furjen 3ufammen=
faffung beb Snhaltb, bie eigenhänbig fein füllte, aber in
fehr oielen gälten eben aub jenen ©rünben burch einen
Vertreter, ben Jpppograppeuö, geleiflet rourbe; biefer ifi
meijfenb eine anbre iperfon alb ber Sohnfehreiber, ber ben
Äörpet ber Urfunbe auffegt unb febreibt. ©o aber eigen:
hänbige Unterfchrift geleiflet roirb, fei eb in ber erwähnten
©eftalt unter Verträgen, fei eb unter Eingaben ber 23er:
inert: „ich N. N. habe eb eingereicht", fei eb enblich unter
9)rioatbriefen ber eigen hänbige Scplußgtuß, ber bie Echtheit
bejeugte, wie eb j. 35. ber Slpoftel ?)aulub am Schluß beb
2.2h«ffalonicherbriefeb aubfpricht, faft überall flößen roir
auf recht ungelenfe, barbarifcb aubfehenbe SBucpftabens
gruppen, benen man faum ben Flamen Jpanbfcprift geben
mag. greilich fonn man geltenb machen, baß ein fehr großer
Xeil ber ©rppri aubDörfern ftamme, wo begreif licperroeife
bie .Runft beb Scbreibenb weniger Derbreitet geroefen fei,
benn ber aeferbauenbe gellacb habe bafür weber ^eit noch
Sufi gehabt. Unb ficherlich ift etroab ^Richtiges baran. Dte
Schtiftflücfe aub bem entlegenften aller ägpptifcpen Dörfer,
aub Sofnopaiu Stefob, heute Dim2, bab im norbweftlichen
gajum, jenfeitb beb Äarunfeeb, weit in bie ©üfle oorge:
fegoben ifi, jeichnen fich oot ben meiften anbern burch repe
Jpanbfcpriften, barbarifche Orthographie unb entartete
Sprache aub, ba hier bie griechifcgeÄultur rooplimmer nur
bie bünne Oberfläche eines unoerroüfilichen ägpptifcpen
©efenö geblieben ifi; felbft eine Bewerbung um bab
©rapheion biefeb Dorfeb, oom 3apre 46 n. ßpr., ifi in ebenfo
oerroilberter Orthographie wie Sprache abgefaßt: ber
©ann,ber bort nicht nur Urfunben oerwahren,fonbern auch
auffegen unb fchreiben, ben Schriftgelehrten beb Dorfeb
oorfiellen wollte, ftanb felbfi auf pöcbfi unficheren güßen
(SWitteib, Shrefiomathie 183). 2lber bie -Jap 1 ber gar nicht
ober fcplecpt Schreibenden ifi hoch auch anberroärtb, auch
in ben ©aufiäbten, fo beträchtlich, baß man ftugig wirb,
einen freilich nur fiatiftifepen Uberblicf, bet nach mehr alb
einer SRtcptung erweitert unb oertieft werben follte, bietet
©aiersSeonparb, 2lgrantmatoi, granffurt a.©. 1913.
©ie dergleichen eigenhändige feilen aubfepen, fann nur
ber Slugenfcpetn lepren, unb fo muß ich auf einige 21 bs
bilbungen pinroeifen. ©er bie fepönen Xafelbä'nbe jum
Catalogue of Papyri beb britifepen ©ufeumb jur Jjanb
hat, finbet leicpt bie 23etfpiele unb mag etwa im jweiten
23anbe bie tafeln 62, 80, 116 unb 119 auffcplagen, um
fiep jugteiep baoon ju über jeugen, baß bie S3ucpfiabenf ormen
biefer ropen Jpänbe ben Sparafter ber 3eit jroar nicht ganj
oetleugnen, aber boep unenblicp oiel fchwäcper auöbrücfen,
alb eb bie Schrift ber SSerufbfcpreiber tut. 3m britten
33anbe nepme man etwa Xafel 47 unb 52 oor, befonberb
aber Xafe(42, wo unter einem 2lftenfiücfe oiel oerfepiebene
Unterfcpriften fepr ungleicher ©eläufigfeit fiepen; fie alle,
auch Sie gewanbteren, weiepen merflicp oon ber Schreib«
weife beb Sopnfcpreiberb ab, ber ben Äörpet ber Urfunbe
gefeprieben pat. 93ielleicpt ifi oielen leichter alb bab große
Sonboner ©erf unb anbre «Publifationen meine (leine
Sammlung Papyri Graecae Berolinenses jugänglicp;
hier gibt Xafel 34 b ein anfcpaulicpcb SSeifpiel bafür, wie
oon ber gleichmäßigen ©efchäftbpanb beb 25erufbfcpreiherb
fiep bie eigenpänbtge Unterfchrift abpebt: „Sluteliu [flatt
2(ureliob] ^afpfib, ich habe eb eingereicpt" (2lbbilbung 3).
©an fiept auch beutlicp, wie ber Sopnfchreiber jwifepen bem
Xerte ber Eingabe unb ber unten folgenden Datierung *ptag
für bieflogige Jjanb beb ^riefletb aub Sofnopaiu 9lefob ge«
laffen pat. 2ln biefem93ilbe wirb fo reept finnfällig,wabber
Qlpoflel «Paulub am Scpluffe beb ©alaterbriefeb fepreibt:
„Sept, mit wte großen SSucpflaben icp euch mit meiner
eigenen Jpanb gefeprieben pabe"; eb ifi, wie Deißmann
unb anbre erfannt haben, ein Scperj beb 2lpofte(b über
feine große unb grobe Schrift, bie gewiß im Original oon
ben ^Ȋnben ber geroanbten Schreiber, benn folcper pat er
fiep für feine langen Briefe öfterb bebient, feparf abflacp;
war bocp auch «Paulub jwar rabbinifcp gebilbet, aber ju«
gleich ein Jpanbwerfer, fiepet ein Scpreibfunbiger, aber fein
geläufiger ober gar Scpönfcpreiber.
Die Siften bei ©aier:Seonfjarb öffnen einen 2Iubblicf,
wie weit hinauf in ber ©efellfcpaft noep fepreibunfunbige
Seuteanjutreffenfinb. DaßÄomarcpen,b.i. Dorfoorfleper,
unb Sitologen, iöorfteper ber flaatlicpen ©etreibefpeiepet,
nicht fchreiben fönnen,fiept unjweifelpaftim ©iberfpruepe
mit ben Slufgabenipreb2lmtb (©ilefen, ßpreflomatpie406,
350 n. Spr. unb 2lmperfi sp a p. II, 140, 349 n. Gpr.),
aber fie finb feinebmegb bie einjigen iprer 2lrt. ©enn unter
einer großen -Japl oon Solbaten bet ala veterana Gallica,
oon benen wir im Hamburger ^Pap. 39 Quittungen he«
figen, 25 ©ann fepreibfunbig finb, 3 mangelhaft unb 58
gar niept fchreiben fönnen, fo werben roir barüber niept
7»
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3titfd>rift b e tf $>«utf(hen herein« für u d) w e f e n unb Schrifttum
crflaunt fein; übrigens beachte man bie fchönen Abbilbungen
mehrerer tiefer gleichjeitigen ijanbfchriften, bie ber ijerauS;
gebet b- bf. SDleper beigefügt bat. Um fo bebeuflichermuß
eS flimmen, baß in bpjantinifcher $eit ein gewefener £>ber=
prieflerin ber bamalS betcutenben brooinjialfiabt SIrfinoe
behauptet, bie Schrift nicht ju fennen (Amherfl bap. II,
82); fucht er auch baburch eine amtliche Saft ton fich abs
juwäljen, fo fann er hoch nicht wohl gerabeju lügen, weil
man ihn alljuleicht ju überführen oermöchte. beacfttenSs
wertftnb auch bte fogenannten Sibelli aus berDecianifchen
ßbriftenoerfolgung, jene Eingaben römifchet Bürger an
bie überalleingefe( 3 ten£>pferfommiffioncn,morinfie bitten,
ihnen baS oolljogene Opfer ju befcheinigen. Oie meiflen
finbet man in *)>. 9R. SKepcrS Auffaf} „Oie Sibelli aus ber
Oecianifchen ßhriflenoerfolgung" (Slnf). 3 . b. Abh.b.berl.
Af. b. SBiff. 1910) mit guten bilbern; auch meine Pap.
Gr. Berol. enthalten auf Zaf.37a baS bilb eines SibelluS.
Hier fteht bie eigenhänbige Unterfchrift beS Hermes,
eines ber 23orfi§enben ber ßpferfommiffion, bie hoch ficfjer
aus Honoratioren ober borftehern beS Ortes beftanfc, uns
gefa’br fo aus, wie wenn ein Holjfnecht auf bem Stanbes«
amte feinen 9tamen fchreibt; fie mir ft faft lächerlich neben
ber gewanbten Hanb beS berufSfchreiberS, ber ben SibelluS
niebergefchrieben hat (Abbilbungö). OaS bebeutet furj ges
fagt, baß man bamalS in bem großen Oorfe Oheabelphia,
aus bem bie meifien Sibelli flammen, faum fchreibfunbige
Seuteabgefehen oon Sobnfd>reibetn aufjutreiben vermochte.
fJlur feiten begegnet uns bie Hanb folget, bie mir ohne
weiteres als Angehörige ber oberen Älaffen, alfo ficher als
©ebtlbete erfennen. 3 U ihnen werben wir {ebenfalls bie
höchfien Beamten SÄgpptenS rechnen, betrachten wir aber
etwa bie Unterfchrift beS ßlaubiuS ^büotenoS (Abbils
bung 2), ber BleoforoS beS SarapiS, ßpardjoS ber cohors
prima Damascenorum, SOiitglieb beS alejranbrinifchen
SKufeion, brieftcr unb Oberricfjter jur ^eit HabtianS war,
fo finbeit wir feineSwegS eine fehrgcwanbteHanb (SWitteiS
ßhreflomathie 207). 3> c mlicb fchledjt fchreibt auch ber
Oifaiobotes, ber bem Eaiferlichen Statthalter #gpptenS
als 3lichterbeigeorbnet war, in bem berliner bappruS 7420,
unb ben Scplußgruß eines Statthalters felbfl, beS Sus
batianuS Aquila (Abbilbung 1), wirb niemanb für ges
wanbt erflären wollen (Pap. Gr. Berol. 35, am Silbe
ber 6 , ^eile). ßlaubiuS ^b'tojrenoS war wohl Offijier
unb nur als folcher ju feinen anbern Ämtern, ja fogar in
bie aleranbrinifche Afabemie ber SBiffenfchaften gelangt, fo
baß man ihm eine befonberS geläufige Schrift nicht jumuten
barf. Unb fonfl mögen bie höchjten beamten ber Äaifers
Seit, bieSRömer waren, jeitlebenS bie griechifche Schrift als
etwas grembeS gehanbhabt haben; übetbieS liegt eS ja
einem Spanne in hoher Stelluug, ber oiel unb eilig ents
wirft, aber niemals etwas ins reine fchreibt, nahe genug,
.feine Hanbfchrift ju oernachläffigen. 3ebenfallS unters
fcheiben fich bie feltenen beifpiele folcher Unterfchriften,
benn es hanbelt ftch nur um folche, recht merfbar oon ber
©eläufigfeit ber Urfunbenfchreiber. Unb ähnlich fleht eS
mit ben Unterfchriften ber nieberett beamten.
befonbere gragen flellen uns bie brioatbriefe. 3Bir
haben briefe in fchöner, geläufiger Schrift unb haben folche,
bereit buchflaben in roheftcr ©eftalt tnühfelig gemalt ers
febeinen; eSgibt briefe, bie burdimeg eine Hanb aufweifen,
briefe mit abweidienber Hanb im Schlußgruße, unb fogar
briefe, bie oon mehr als einer Hanb gefchrieben ju fein
fcheinen. Sin beifpiel ber lebten Art habe id) im Aprilheft
ber Amtlichen berichte aus ben K'gl. Äunftfammlungen
1918 befprochen unb betont, baß ber bkchfel ber Hanbc
wohl nur Schein ifl: oietleicht jeigt ber forgfältige Anfang
bie Sd)önfd)rift beSfetben bfannes, ber gegen Snbe in feine
AUtagSfd)rift oerfallen ifl. Oaß man aud) beim brioats
briefe in fehr weitem Umfange fich beS SohnfchreiberS bes
bient hat, ifl unjwetfelhaft; auch heute fann man bieS in
Agppten beobachten. 3Bo alfo ber Sd>(ußgruß oon ber
Schrift beS ooranflehenben briefes abweicht, werben wir
an ben Sohnfehreiber benfen bürfen,jumal wenn bieSRoheit
ber Unterfchrift oerrät, baß ber Urheber beS briefeS nur
fchwer ben ÄalatnoS führen fonnte. Aber auch Seute, bie
über eine geläufige Hanboerfügten, ließen gelegentlich einen
anbern für fich fchreiben, wie HerafleibeS in bem fdienen
briefe jurHochjeit feines Sohnes (iBilcfen, ßhreflomathie
478). Hi« rührt nur ber Schlußgruß unb bie Abreffc oon
ihm felbfl her. befonberS lehrreich hierfür ftnb bie briefe
im jweiten banbe ber glorentinerbappri, ba bie guten Abs
bilbungen ein Urteil erlauben; namentlich AlppioS hat feine
jahlreichcn briefe oon oerfchtebenen Schreibern fchreiben
taffen unb nur ben Schlußgruß etgenhänbig hinjugefügt,
ba er augenfeheinlid) eine bebeutenbe Stellung einnahm
unb feine^eitnidjt mitbrieffchreiben ju oergeubenbrauchte
(Abbilbung 4).
Sigentümlich fleht eö mit bem befannten briefe, ben
ber junge Apion nach 6 er Sanbung in Stalien an feinen
bater SpimachoS richtet (SCBitcfen, ßhreflomathie 480,
abgebilbet in ben Pap. Gr. Berol. 28). Ber Schlußgruß
weidft fiditlid; oon ber forgfältigenSchonfchrift beS briefes
ab, fo baß man glauben fönnte, Apion habe fich ben brief
fchreiben (affen unb nur felbfl unterjeichnet. Allein ein
fpäterer brief beSfelben Apion jeigt in ber Schrift enge
berührung mit bem erfien unb jwar fowohl mit bem
.Körper beS briefes wie mit ber Unterfchrift. Baher möchte
ich annehmen, auch ber frühere brief fei ganjeigenfjänbig,
aber ber berfaffer habe bei ber Unterfchrift eine etwas
flottere, weniger fchöne Schrift angewenbet; auch wir
pflegen unfere Unterfchrift befonberS auSjubilben, fo baß
fie bem fonfligen 3 uge unfrer Jjanb nicht oöllig gleicht, jus
mal wenn wir im übrigen nach Schönfehrift (heben. Biefe
beobachtung, bie bereits SJfitteiS gemacht hat, flärt auch
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Stbbilbung 1
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£bbilbung 2
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fT*7v>t?rfa>y ^ /2Moq/riw/t6yv c tyfr*]&.
<h^j>h\joy- aM<rc] C*>7/iv2Wv
Sfbbllbung 3
C&rrrrrt^^j/royr^r--
ß\y7 u Ji> A Aoy
Slbbilbung 4
?7&<tyy t ~ h y*r&*j[M')
th “^*l^fcd*ctyep^
^PMcecü^
91bbilbung 6
6N nk?Ae}i}ü-CAf
AfAy.AtAcyT’/XK
äbbilbung 5
rf*f&CMo*-*T(c?rv&<!:c
cqytJ~CX<Z-\' <?-CX<J I^YTV»"*
«Jbbilbung 7
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Scttfcfyrtft beß e u rf cf> e n SÖercinß für Q3ucf>roefen unb (Schrifttum
mannen anbem gall auf, namentlich unter ben 95rtefen
an Jperontnoß im jroeiten ©anbe ber glorentiner ©appri.
©o Tann j. ©. ber Söricf beß Dimaioß,©r. 259, ganj eigen:
ha'nbtg fein, obwohl bie Unterfcfjrift etroaß anberß außfiebt,
unb bieJ£>omer»erfe am Sftanbe Tonnen ebenfalls »on feiner
Jjanb berrfibren; er ^jä'ttc bann, roobl nmuiUfürticf;, baß
■3itat auß bem <Scf>ul6ucf>e auch fcbul= unb buchmäßig
gefiattet.
©iebt wenige ©rioatbriefe liegen in guter, ja manche in
einer frönen ©efcba'ftßfcbrift »or; atß ©eifpiet nenne icf>
außer bem ©riefe beß 2lpion ben beß Sboiremon in ben
Pap. Gr.Berol., Dafel 27, ber unß noch einen anbem Sörtcf
berfelben jpanb hinterlaffen bat. 2tn fief» ifl in allen biefeit
galten möglich, an Sigenba'nbigFeit ju benfen; aber not:
roenbig ifl eß Feincßroegß. Denn auch bie oiclen Schreib:
unfunbigen wollten gelegentlicb ihren 2tngebörigen ober
©eFannten einen ©rief juFommen taffen unb nahmen bann
ohne -Jweifel ben Sohnfcbreiber ober einen greunb in 2In=
fpruch,genau wie eß heute im Orient gefebiefjt. Der fchrieb,
baß »erfleht fich »on felbfi, auch ben ©djlußgruß mit. 3cb
oerniute, fehr »iele ©riefe, bie nur eine unb jroar eine ge:
wanbte Jjanb jeigen, finb auf biefe ©eife entflanben unb
haben mit ber eignen ipanb ihreß geifligen Urhebers nicht
baß geringfle ju tun. Diefe erfennen mir mit einiger
.©icherheit nur ba, roo ein ©rief bie unbeholfenen ^ü'ge jeigt,
bie man bem ©eruf ßfcfjreiber nicht jutraut (2(bbilbung 7); ob
auch bann etroaein greunb geholfen hot,iß jroar für bie eiiu
jelne 9>erfon »on ©ebeutung, nicht aber für bie grage nach
S5erufßfchrift unb eigenha'nbiger ©dirift, roie roir fie unß
gefleflt hoben. Sß gibt ju ben!en,baß ©lütter, beren öigen«
hanbigfeit außbrücflich bejeugt roirb, nur gor ju oftaußerfl
unbeholfen außfeben, roie j. ©. ein Sbeirograpbon im
©erliner ^appruß 7471 (ätbbilbung 5).
Damit roirb auch ben grauenhriefen, bie eine ge:
bilbete Jpanbfcbrift jeigen, roie etroa ber ©rief ber 3ftß, ben
ich i»t „3obrtaufenb am ©il" unter ©r. 70 mitgeteilt höbe,
bie fefle ©runblage entjogen. Ob 3fiß gut, ob fie über:
haupt fchreiben Tonnte, roiffen roir nicht, ©enn 263 n. €hr.
eine romifche ©ürgerin ftch auf baß ius trium liberorum
beruft, wonach fie eines Kprioß, eineß ©eiberoogteß, für
SRechtßhonblungen nicht bebürfe, unb hinjufügt, bieß gelte
etfl recht »on ben ©ebretbfunbigen, unb fie felbfi Tünne
„leicht" fchreiben, fo fchlicßt man ja roohl barauß, baß
Kenntnis ber ©chrift eigentlich eine ©ebingung biefeß ©or=
rechtes roar (Ojprbpneboß ^ap. XII 1467); aber bie fiarTe
©etonung erfchüttert fffjon ben@lauben an bie Srfüllung,
unb mehrere ©eifpielc machen ganj Tlor, roie wenig ernfi
man eß bamit nahm unb nehmen Tonnte. Die römifchen
©firgtrinnen rnüffen nicht ju ben gebilbeten Kreifen ge=
hört hoben, nehmen ober hoch eine fiaotßrechtlich fo be»or=
jugte Stellung ein, baß man Qlngehörige ber unterflen
Schichten jebenfallß nicht bei ihnen fuciicn barf; wenn
unter ihnen bie ©chreibTunft butebauß nicht felbfloerflanb:
lieh roar, fo roirb fie unter bet ©laffe ber grauen erfl recht
fpa'rlich »ertreten geroefen fein. Die 2Iußnahmen bebeuten
Feinen ©iberfprueb; gab eß hoch fogar in 2Ilepanbreia
©chonfchreiberinnen, bie bie ©ortrage beß Origeneß inß
reine fchrieben.
©aß ich, ohne nach ©ollflönbigFeit ober beflimmter
Orbnung ju fhreben, gefchilbert höbe, ifl nirgenbß ein Sr:
gebniß, fonbern überall grage. ©enn eß biefen ober jenen
ju roirTlicher Unterfuchung anregen foflte, mürbe eß feinen
^roccf erfüllen, greilich Tonnen folche ber ©chriftFunbc
fehr nötigen Arbeiten nur an ben Originalen ober an guten
2 Ibbilbungen außgefübrt roerben, unb fo »iel 2Jbbilbungen
auch in Dafelbanbenunb einjeln bisher fchon ben ^appruß:
publiFationen beigefügt roorben ftnb,fo roar boch tbr3«>ecf
unb bamit ihre 2lußroahl nach anbem ©eficbtßpunften be«
ftimmt, ganj abgefehen baoon, baß man fie metflenß nicht
nebeneinanber legen, alfo nicht unmittelbar »ergleichen
Fann. Sine Sammlung »on Schriftproben noch roirTlich
fchriftgefchichfliehen ©ebanfen, im Jjinblicf auf bie Snt:
roicTlung ber ©erufßfdjrift, auf Sigenba'nbigFeit, auf Unter:
fchriften, auf gleichartige roie auf befonberß eigenartige
Danbe, auf männliche unb weibliche ©chriftjüge, ©Übung
unb ©tanb ber ©chreibenben, foroie auf örtliche Dppen,
j. S. bie aleranbeinifthen, alleß jugleich mit forgfa'ltiger
SRücfficbt auf bie 3cit in ein fefieß ©efj batierter ©tücfe
eingeorbnet, müßte unb mürbe bie ©apprußfebriftfunbe
außerorbentlich förbern. ©ian bürfte fich aber nicht auf
©über befchranfen, fonbern hotte alleß ©efentlicbe über
ben 3nholt beß ©tücfeß, bie ©erfon feines Urhebers, bie
Umflanbe feinet Qlbfaffung foroeit möglich onjugeben unb
überall auf ©erroanbteß hinjuroeifen. 2ln Stoff mangelt
eß nicht, fonbern an ben nicht geringen SDütteln, bie ein
foldjeß Unternehmen forbert, wenn bie große -fohl ber
©über, beren man bebarf, roirTlich gut unb lehrreich auß:
fallen folt.
* *
*
©ä'hrenb unßbiegela'ufigeöSefchaftßfcbriftberUrfunben:
fchreiber ljunbertfacb,ja man barf ohne Übertreibung fagen
taufenbfach begegnet, hoben roir bisher nur wenig ©eifpiele
einer ©chreibroeife, bie man Kan jleifcbrift ju nennen
pflegt. Sß ifl eine große, gejicrte ©chönfchrift, beren fich
bie amtlichen Kanjleien für ihre ©einfebriften bebienten;
für alle übrigen 3«>ecTe, ihren inneren ©erFehr, für 2lbs
fdiriften unb bergleichen »erroenbeten auch fie bie gewöhn:
liehe ©efcba'ftßfcbrift. Unb »ermutlich flatiben nur ben
großen Kanjleien in 2lleranbreta, allenfalls nodi in ben
©auhauptflübten, ©cbönfchreiber ju ©ebote, bie auf biefe
amtliche Kalligraphie eiugeübt waren.
Den beutlühflen unb lehrreichflen gatl flellt ber Srlaß
beß Statthalters ©ubatianuß Ülquila an ben Strategen
Iheon 209 nach Shr. bar; er jeigt jugleid), baß bie Kanjlei
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Seitfcgrift bes 23 e u t f cg e n Vereins für 93 u cg w e f e n unb ©egttfttum
beS Statthalters auch t^te infjaltlicf) weniger wichtigen
Sleinfcgriften in fctefer ©eflalt auSgehen ließ. §. ^uefer
hat biefen 23erlinet BappruS in ben StgungSbericbten ber
Berliner Afabemie 1910, 710 ff. mit Abbilbung »er*
6'ffentlicbt unb über bie Schrift bereits bas äBefentlicge
gefagt; oom Originale gewährt ober Hafel 35 meiner Pap.
Gr. Berol. eine belfere ©orflellung. Diefem spappruS fefjr
ähnlich, wenn nicht gar oon berfelben Jjanb ifl baS
Original beS amtlichen Schreibens, baS AureltuS ©ictor
199 n. Gigr. an Julius spoIpbeuFeS richtet (ÜBilcfen, Shreflos
matgie 174), unb ein britteS nahe oerwanbteS Brucgflücf
ifl ber Berliner BappruS 5479. ÜJlancgeS anbre mag fief)
in ben nicht abgebübeten Beflänben anbrer Sammlungen
befinben (oergleiche 23eil, Arch. f. Pap. VI 109). Daß
eS folcher Jpanbfc^riften nur wenige gibt, erFlärt fich aus
ber Art ber 'PappruSfunbe, bie ja in ihrer großen SDlehrjagl
aus Dörfern unb FeineSwegS aus ben SWittelpunFten beS
©erFegrS flammen; immerhin mliffen auch borthin bei
oielen Antäffen Steinfcgriften aus ben jjauptFanjleien
gelangt fein, unb wenn wir nur fo bürftige ©puren baoon
fehen, fo mag man barauS lernen, einen wie geringen
Heil bes einfl ©efegriebenen baS jegt Sffiiebergefunbenc
auSmacht.
^urfer hat fchon barauf hingewiefen, baß biefe Kanjlei;
fchrift, beren Beifpiele um 200 n. Sgr. hrtum begegnen,
Sagrgunberte fpäter in ber fogenannten ©tempelfchrift
wieber auftaucht, jenen eigentümlichen23uchflabengruppen
auf bpsantinifchen ^appri, bie ber Sntjifferung fo lange
wibcrflanben haben; neuerbingS hat jeboch ber hoffnungS«
oolle, auf franjofifeger ©eite gefallene Scan ©lafpero ben
erften ©runb jur Sefung gelegt, unb Jj>. 3.Bell hat mit
Srfolg weitergearbeitet (Journal of Hellenic Studies 37,
56 ff. 1917). Da es ftch bei ber ©tempelfchrift um ben
amtlichen ^apierflcmpel ber ^3appruSrollen hanbelt, liegt
bie Belegung ju amtlichen Kanjleien am Hage. Aber
oielleicht noch an einer anbern ©teile flößen wir auf eine
fpätere SntwicFlungSform ber Kanjleifcgrift, nämlich in
ber ©chrift beS aleranbrinifcben OflerfeflbriefeS aus bem
Anfänge beS 8. Sagrhunbert n. ßgr., ber im fechflen dpefte
bet Berliner KlaffiFertexte erfchienen ifl (Hafel 50 in ben
Pap. Gr. Berol.). Die Kanjlei beS aleranbrinifcben <pa;
triarchen befegäftigte offenbar ebenfo wie bie ©taatsbe;
ho'rben für bie Anfertigung ber Steinfcgriften Kalligraphen,
bie ben amtlichen ©cgreibflil beherrfebten. ©on hier aus
magbiefer©tilauchinSBucbgewerbeeingebrungenfcin,wo
wir feineSpur j.23. im fogenannten CodexMarchalianus
ber Propheten finben (granchi be’ Gaoalieri unb Siegs
mann, Spec. Codicum Graecorum, Hafel 4). £s ifl
natürlich nicht mehr biefelbe ©chrift wie 200 n. Gigt-/ aber
bie oerbinbenbe Sinie entbecFt man leicht beim ©ergleicg.
Diefe bisher fo fpärlicg oertreterte Kanjleifcgrift unter;
fcheibet fich metfbar fowohl oon ber ©efehäftsfegrift ber
BerufSfcgreiber wie oon bet SSuchfchrift unb fcheint neben
biefen beiben Hppen ber griechifchen ©chrift einen felbfl;
flänbigen britten barjuflellen. SS oerfleht fich »on felbfl,
baß biefe Hupen fiel; beeinflußt haben, waren eS hoch oiet*
fach biefelben ©chreiber, bie fie hanbhabten, unb biefe Sin*
flüffe fefljuflellen ifl nicht fchwer. Hrogbem muß man
ihre Eigenart unb ihre gefonberte (fntwicflung anerfennen,
bie fich auch barin äußert, baß biefe Hppen FeineSwegS ju
allen feiten in bemfelben ©ergältniffe ber ©erwanbtfcgaft
ober grembheit jueinanber flegen. Auch ifl nicht ber eine
aus bem anbern heroorgegangen, fonbern fie finb alle auS
berfelben SBurjel, ber ©cgulfcgrift, entfprungen.
©Seit beffer befannt ifl ber britte Hppus, bie Buch;
fchrift. 3hr braucht bie AiterFennung ihrer ©elbflänbig;
feit nicht erfl erfämpft ju werben, ©ielmegr müffen wir
nachbrücflich betonen, baß eS oon J?auS aus eine ©chrift
ber Bürger gar nicht gibt. Als Siegel galt nur, einen
literarifchen Heft mäglichfl fchutmäßig fchon ju fchteiben,
Bucgflaben für Bucgflaben unoerbunben nebeneinanber
ju fegen unb nach gleichmäßigem AuSfegen ju flreben.
Dasfelbe >3iel fonnte man fich aber auch bei einer Urfunbe
unb einem Briefe fegen, unb eS fehlt feineSwegS an Bei;
fpielen bafür. Auf ber anbern ©eite blieb eS jebern un;
oerwehrt, einen literarifchen Inhalt in ber ©chrift beS
täglichen Sehens nieterjuf cg reiben; gaben bie ©elegrten
früher nur alljugern folche halb ober ganj furfioen Hexte
für ^rieatabfegriften erflärt, fo finb ihrer allmählich fo
oiele ans Siegt gefommen, baß wir eger billige BuchauS;
gaben barin erblicfen müffen, wie ich an anbrer ©teile
erörtert gäbe. (Das Buch bei ben ©riechen unb Stomern
145 ff.) Smmergtn gat man in ber Siegel bei ber j?er«
flellung eines Buches, alfo in älterer ^eit einer Bucgrolle,
nach ©egonfegrift geflrebt; aber Berührungen mit ber
©chrift bes täglichen Sehens in einjelnen furfioen Buch;
flabenformen unb gelegentlichen ©erbinbungen ftnben fteg
reegt häufig, unb bie ^agl ber ^apprusbüeger, bie fug
ganj frei baoon galten, ifl nicht gar fo groß. Sliemanb
wirb fich barüber wunbern, wenn et bebenft, baß auch
ber berufsmäßige Bucbfcgretber bie ©cgrtft beS täglichen
Sehens minbeflenS in feinen Brioatrechnungen unb Briefen
ganbgabte.
Unter biefen einfegränfenben BorauSfeguttgen bürfen
wir aber boeg beim Überblicf über bie literarifchen 'Papprt
oon einem eignen HppuS ber Bucgfcgrift fpreegen, ber
weber ber ©efehäftsfegrift noch ber Kanjleifcgrift als
Utfprung, woraus fie fteg entwicfelt hätten, jugrunbe
liegt, noch auch beiben als Sbeal oorfegwebt, bem fie naeg;
jlrebten. Alle brei flammen oielmegr oon ber einfachen
©cgulfcgrift ger unb gaben igre eignen ©cgongettsibeale.
Die ^rit gat im allgemeinen auf bie regelmäßige, Der;
binbungSlofe Bucgfcgrift weit weniger gewirft als auf
bie ©efehäftsfegrift, beren Sntwicflung wir überfegen;
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3citf$tift b <« IDeutfdjen Vereine für 33 u cp mc f« n unb «Schrifttum
oon bet Äanjleißhrift mißen mir noch ju roenig. Scbocf»
prägt ftc auch ber Bucpfchrift gemiße mcfentliche Bferfs
male auf, fo baß eö möglich iß, literarifde Pappri nad)
ber jjanbfchrift ju batieren, wenn aud) mit geringerer
Sicherheit unb mit größerem Spielräume alö Urfunben
unb Briefe. Sie Anlehnungen an bie ©efchaftdfchrtft
finb eö in erfler Sinie, bie eö unb geßatten.
Aber bie Budßchrift nimmt ihren Sntmicflungögang
nicht gleichen Schritte« mit ber ©efchäftöfchrift; baö
gegenfeitige Berhältniö iß nicht ju allen feiten gleich nah
ober gleich fremb, fonbern man fann, freilich biö heute
nur oerfuchenb, Unterfchiebe mahrnehmen. Bon ben
älteßen Pappri «erbe ich nachher noch fprechen, ba fie
für fich ju flehen fdjeinen. Sie Buchrollen beb 3. 3obf :
hunbertö o. Gfjr- meinen im Schreibßile fehr beträchtlich
oon ber gleichzeitigen ©efchäftöfchrift ab, vielleicht unter
ber ffiirfung, bie oon Alefatibreia mit feiner SSibliotheF
aubgegangen fein mag unb mof)l imßanbe mar, bab S5uch«
geioerbe in eigne Bahnen ju lenfen. 3m 2. 3nhrh u nbeTt
o. @hr* fcheint fich bie Budßchrift ber Äurßoe ju näbem
unb bann bib meit in bie Jfaiferjeit hinein menigßenö
teilroeife in einer geroiffen Berührung mit ihr ju bleiben;
allerbingb fehlt eb auch nicht an Buchterten, bie ihr recht
unähnlich finb. Um fo flarer tritt im 4. 3ahrhunbert
n. Sl;r. bie völlige Spaltung ber Buchfchrift, bie eine
ganj gleichförmige, cbarafterlofe, ben Srucftppen nahe«
fomtnenbe Unjiale mirb, unb ber bpjantinifchen .Rurfioe
jutage; natürlich gibt eb literarifche Hefte in ber Schrift
beb täglichen Sebenb ober ihr oertoanbt, aber fie ßecfjen
febarf ab oon ber fafi jeitlofen Unjiale beb Bonnalbucheö,
mie fie etwa in ben berühmten Bibellfanbfchriften, im
Sinaiticub unb Alefanbrinuö, aubgeprägt oorliegt unb
oon ben griechifchen Büdnern in bie foptifchen überges
gangen iß.
3ch oenoeife mit Abßcfjt nicht auf Abbitbungen, meit
bie ©efahr, burch eine meiner Sarßellung gemäße Auös
mahl ben Sefer unb Betradßer ju befielen, alljunahe
liegt. SD?ehr alb bab Ergebnis perfönlicher Beobachtung
an oielen Buchbanbfchriften foll eb nicht fein, roab ich
gebe, ein Berfud), ber freilich oerbient, an bem gefamten
Sd>a§e ber Bücher auf Pappruö unb Pergament etroa
bib jutn 7. Sahrhunbert n. (ihr. forgfältig nachgeprüft
ju merben. Sabei mürbe fich htrauößetlen, miemeit bie
Buchfchrift in ffiirflichfeit eine felbßä'nbige Sntmicflung
erlebt hot unb in eigner Schulung fortgepflanjt roorben
iß; jugleich mürbe man für ihre Bejiehung jur ©efdfäftös
fchrift, vielleicht auch jur Äanjleifchrift ungemein oiel
lernen unb enblich ber Datierung ber Bücher eine ©runbs
läge geben fönnen, mährenb fie bib je£t im mefentlichen
auf perfönlid)en Sinbrücfen unb Urteilen meitiger Äenner
ruht. «Wicht ju oergeffen märe bie eigentümliche Schrift
ber Scholien, bie mir feit langem aufgefallen iß, meil fie
neben ganj oerfchiebenen Buchfdjriften merfmürbig oiel
©etneinfameö jeigt, fo baß man faß an einen Stil ber
Scholienfdjrift glauben möchte.
Auch biefe Aufgaben bebürfen junächß einer Samm=
lung oon Schriftproben nach roirftich fchriftgefchichtlichen
©efichtöpunften unb müßten jufammen mit ber ©efdwftös
fchrift in Angriff genommen merben. Sie großen SBerfe
über Paläographie, j. B. oon ©arbthaufen unb Hhomps
fon, bieten jmar mertoolle ©runblagen, fönnen aber fchon
nach Anlage unb ^roeef nicht alleb teißen.
Snblich noch ein ffiort über bie ©ruppe ber älteßen
Pappri. Srßfeit einigen 3ahren haben mir ihrer eine auös
reichenbc,mennauchimmcrnod) geringe An jaljl unb bärfen
eöroagen,oon ihrenBlerfmalen jufprechen,roä'hrenbfrüher
nur oereinjelte Beifpiele oorlagen. Surd» Abhebungen
jugängtich finb jegt ber Himotheoöpappruö (Pap. Gr.
Berol.l),berfogenannteArtemifiapappruö(2Beßelp,Stus
bien XV Höfel 1), einige Suripibeöfragmente (Jjibch 14
Hafel 1 unb ©renfcll II, Hafel 1), ber Sh«»rrtrag oont
3ahre 311/10 o. @hr. (Pap. Gr.Berol.2), bie Sfolien oon
Slephontine (Pap. Gr. Berol. 3), ein Romöbienbruchßücf
(jjibehl 6, Hafel 4) unb ber Äalenber oon Satö (Jpibch 127,
Hafel 8). ÜWan ficht: Buchterte unb Urfunben, unb jmar
einanber fo nahe oermanbt, baß man fie gemeinfam be=
fprechen muß. Saß fie jutn Heil noch inö Sahrhunbert
o. Shr. gehören, mährenb bie jüngßen ©lieber ber ©ruppe
etma um 300 fallen, ße(jt feit bem gunbe oon Stephans
tine feß. Sie alle finb in einjelnen Sonnen ben 3ns
fchriften ähnlich unb fcheinen in ihrer ßeifen Unbeholfens
heit ber bequemen Unterlage beö Pappruöblatteö noch
nicht recht angepaßt. Sie literarifchen Hefte laßen noch
burchauö bie Dtegclmäßigfeit einer Buchfchtift oermißen,
miefie balb nachher, im 3. Sahrhunbert o. Shr-, in fdfönen
Betfptelen oor un« liegt, unb bie Urfunben jeigen jmar
in einjelnen Buchßaben fchon etroa« oon ber geläußgen
Äurfioe beö 3. Sahrhunbert o. @hr., im ganjen aber eine
Unbeholfenfjeit, bie oon biefer jturfioe nur alljufehr abs
ßicht. SÜIan ßnbet feinen rechten Übergang jum golgenben,
meber bei ber Buchfchrift noch bei ber ©efdiäftöfchrift.
Unb hoch mäßen bie Schrifttupen beö 3. 3ahrhunbertö
o. Shr. Botläufer gehabt haben; man follte meinen, Bors
läufer, bie anberö auöfä'hen alö biefe älteßen Pappri.
Senn biefe ermeefen ben Ülnfchein, alö ßänbett mir oor
ben crßen Berfuchcn, auf Pappruö ju fchreiben. Srroägt
man aber ihre ^eit, eine «Seit höcbßer Sntrcicflung ber
griechifchen Literatur unb cineö auögebehnten ©efehäftös
lebettö, fo fcheint cö unbetifbar, baß bie ©riedKti biö bahin
meber eine Schönfchrift für bie Bücher, noch c 'ue @c=
fchäftöfchrift fürö tägliche Scben entmicfelt haben fohlten,
ffiie fönnte fich bie Literatur beö bemoßhenifchen 3 c ' t:
alterö, roie baö attifche SReich unb bann bie mafebonifebe
ißcltpolitif, mie ber griechifchc Bcrfehr über bie ganje
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3«ttfd)rtft b e $ £>eutfdgen Vereins für £3ucf)wefen unb @<grtfttum
©ittelmeerwelt entfaltet gaben, ogne eine »öllig auS=
gebilbete, jebem 2lnfprucf>c an Scgöngeit wie ©elaufigFeit
gcnu’gcnbc Schrift?
£aS alles gilt als fclbfloerffanbltch, unb niemanb bürftc
auch nur ben leifeffcn ^weifet baran gegen, nienn niefit
bie ©ruppe berälteffeti ^apprt bem allem ju wiberfprechen
fegiene. ©er fie unbefangen betrachtet, wirb mogl jugeben,
baß fie bebenflicb nach ben unbeholfenen Söerfucben eines
ScgulEinbeS unb in t'bren regelmäßigeren SSeifpiclen, im
< 5 ^et*ertcagc »on 311/10 ». @gr. unb bem (Jrboertrage aus
Slcpbantine, ber nicht abgebilbet iff, wie bie 3lnfänge einer
©efegäftsfegrift auöfcgen. Soll man fie alle für befonbcrS
eigenartige ^ufallsfunbc galten unb »on ber ^uFunft
befferc SSelegrung entarten? 3 cg wage nicht ju entfeheiben;
baß aber hier eine hoch fl mcrFwürbige unbfürbie@efchicbtc
ber griechifchen Schrift febr nichtige grage fich erhebt unb
geprüft werben will, bas holte idi allerbingS für fiefjer.
©it Furjer Srroägnung fei noch J'ueter gragen gebacht,
beren Sebanblung hin }U oicl SRaum einnehmen mürbe.
Unter ben ^appri finb in 'Ügpptcn einige StücFe, Urfunbcn
wie 23riefe gefunben worben, bie außerhalb $gpptenS
gefchriebcn worben finb, in 2lSFalon, in Ga'farca, in
2lntiocgia, im IpFifdjen ©pra unb fonff noch fc oS eine
ober anbre 23latt; baju Fonuncn bte betben 'Pergament;
urFunben auS Äurbiffan (©innS, Journal of Hellenic
Studies 35,22) unb jwei gegen auS bem ©rcnjgebiete
jtoifchen ^ala'fhna unb #gppten. Einige unter ihnen
rühren »on agpptifcgcn ©riechen hot/ bie fich ouf einer
Sfteife befanben, unb Fönnen beShatb nichts DleueS lehren.
Sie übrigen aber müßten gefammelt unb nach bem Schrift;
egarafter bcjtimmt merben; foweit ich hi« Originale Fenne,
weifen fie SSefonbergeiten auf, j. 33. bicUrFunbe auS ©pra
einen gewiffen Einfluß latcinifcher Schrift.
®ie lateinifchen 'Pappri unb igre S3erwanbten,grie;
cfiifchc Schriftftü'cfc »on Rauben, bie an lateinifcgc Schrift
gewohnt waren, haben 5 war fegon Beachtung gefunben,bc;
fonbcrS in ber grünblicgcnScbriftoon »an Jboefen, Roman
Cursive Writing, iprinceton 1915, unb ^ereteli h«t juerjl
auf bie lateinifch beeinflußte grieegifebe Schrift gingewiefett
(Ülrcgio für ^apprusforfegung I, 336; »erglcicge j?am*
bürget 'Pappri 54); auch älbbilbungcn gibt eS bereits in
beträchtlicher 2 lnjagl. 2 lber noeg fehlt eine umfaffenbe
Sammlung lateinifcgcr Schriftproben, bie allein ber bis
heute noch recht unfiegeren Datierung Jjalt geben unb ju=
gleich bie (SinwirFung ber lateinifchen Scgrift auf bie
grieegifege, »or allem auf bie bpjantinifege £ur(t»e Flar
machen Fonnte. Srfl bann würben bie »crbienffoollen S3or=
arbeiten jumal .fiarl ©effelpS igre »olle gruegt tragen.
£>rei ffeinafiatifc^e 3Muf)fta6en T, i, 8
iüon UninetfitiitSprofffTot Dr. 18. ©aibtpaufen in Seipjig
ie Schrift ber 336’lfer beS weftlicgen Äleinaftens
war jum größten ileile grteegifegen, $um Fleineren
eingeimifchen UrfprungS, bis fie fcgließlich burdi
bie reingriecgifche erfegt würbe. 21 m meiften einheimifege
Elemente bewahrte bie Scgrift ber Äarer (fiege bie Tabelle
»on Sapce, Transact. Soc. Bibi. Arch. 9 p. 138—9);
gier unterfegeibet man bcutlicg Stefle ber Fpprifcgen Silben;
fegrift unb anbre barbarifege 23effanbteile. 2)aju gegört
ber frenibartige Äonfonant (bei Sapec 91r. 24) HH ^ TTT
a\ >k (=ss), etwas »eranbert als T gaben bie benachbarten
©rieegen biefeS Reichen in igrer eigenen Scgrift »erwenbet 1 ,
namentlich in barbarifegen Flamen unb ©orten, in Jjtalis
Farnaß IGA. 500: OaTäTio? unb 'AXiKctpvaTeuo 2 ober
491 B. 4 (ÄpjiFoS) Sittenberger Splloge 3 1.4 n. 7 vau-
Tou; IGA. 497 in ben teifegen 93erwünfcgungSformeln
[6 aXaTpq; in einer altertümlichen 3 nfcgrift »on (fpge;
foS TtTapdqovra (Hogarth, Excavat. at Ephesos 1908
p. 122 ); auf einer ©ünje »on ^)erge (^ampgplien)
VfANA^A baS geißt Favaacra (2lrtemiS) fiege grieb;
1 Äeil, ^ermeS 29, 269; Octcfe ebb. 41, 642. $oat, J. H. St. 25,
338,26,286. üBibemamt, Jtfcgr. f.öfl. ®pmn. 1908, 678. 2arfelb,
Jpanbb.1907,360. ■f* auf fpanifdjeu 21iünjtn (f.SoncgS, Recherches
p. 30—31) mtrb halb als e, balb aI8 ip aufgffagt.
2 3» betfelben 3nfd)tift roirb .gali(armt|j and) mit SS gefegrieben.
länber, SalletS ^tfchr. f. Dlutn. 4, 1877, 397, WANA^AI
»gl. T. VIII 5. 3n ^)ergc 3 war ävacraa beinahe ju einem
Beinamen ber 2lrtemiS geworben, unb oom ©ötternamen
würbe bort ein ©anneSname gebilbet, agnlid) wie 2lrte;
mifioS: SancForongfi, Stabte ^ampgplienS 174 9?r. 55
(»gl. 78) 'AavaEiuu[v] Aaparpiou WavaEtujvoq. 25er
9latne ift fegr feiten, Fommt aber gerabe in ^ampgplien
noeg einmal »or in ber gorm FANAEIflN b.SancforonSFi
s ))amphpl.91r. 78. ©ie nad)2Inalogie »on ävaE ju erwarten
war, entfpriegt in avacroa baS 4* bem kct; benn VvANA 1 } 1 A
unb 'AavaEiujv finb untrennbar »erbunben; es ift alfo
anjunegmen, baß aueg ko bebeutet.
2lußergalb Äleinaficns finben wir biefeS Reichen in
grieegifegerScgrift nur noch in 'Ügppten (fiege 9lauFratiSl
pl. XXXII), ferner auf ©ünjen »on SOfefembria in 5£gra;
jiett: META ober METAMBPIANQN.
OleuerbingS hat man betreiben ©uegffaben aber auch
auf ftjilifcgen ©ünjen gefunben. ©. groegner, Rev.
Num. IV 11, 109 publizierte eine ©ünje »on Sclinunt
mit ber Darjfellung beS glußgottcS JjppfaS, HVUJAI, ber
gier aber [H]VTAI geißt; gier »ertritt baS T alfo ein g».
Seltnunt ift bie einjige griecfiifcge Stabt SijilienS, bei
3 ©loflen »cn vp<Tsl f fiepe <p. SBötticgct, Arien, p 6.
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Btitfcfyrift b e 8 £>eutfd>en 58 e r e i n 8 für 523ud;wefen unb @cf>rifttum
bcr ft cft überhaupt ein »p nach »reifen lägt (fiebe Äirchhoff
©tubien 1 13 Zab. 1 Dir. XXVII). Senn tiefe ©tabt auf
ihren Sü'njen in benifelben ©inne alfo abwechfelnb tf 1
(bjw. T) unb i braucht, fo liegt ber ©ebanFe nahe, bag
beibe Rieben auch grap^ifcf) nur Varianten beSfclbenSuch*
(laben fmb. Dann liege fich »renigftenS für eine ©tabt
bie ©ntflehung biefes oielumflrittenen 1 naefweifen. 3 n
anbern griechifchen ©täbten ijl T ficher nicht ip, fonbern
er, ctct, kct; unb als ^abl 900.
Dlun hot befanntlich @lcrmonts@anneau ben gemein;
griechifchen ^«blenbucbflaben T mit ben» ©amcch I, bem
13. Sucgjlaben ber pböni}ifcb=griechifchcn Uralphabcte
ibentifijieren wollen (fiehe meine Gr. Pal. 2 2 39 A. 2).
Allein fehr bebenFlicb wirb man hoch gleich, »feil wir
babutch gejwungen werben, bie ©rijlenj bc$ =. jujugeben,
bas nicht nur in allen Alphabeten ber roten ©ruppe Äirch=
hoffe fehlt, fonbern auch in ber ©chrift ber Ureinwohner.
Seber bie Epbcr noch bie £»;Fier noch bie ^ampftolier oer;
»renbeten biefen Sud; (laben. Daju fommt, bag erflcnS ber
Unterfchieb in bcr gorn» jwifchen J unb T, m boch fehr
bebeutenb ifl (ogl. ©oanS, Scr. Minoa 67 n. 1: This sign
with the three upright strokes is clearly to be distin-
guished from Samek, where they are horizontal) unb
jweitens fpridft feine Sebeutung ale ^ahlbuchflabe boch
entfehieben gegen bie ©leichflellung; benn wenn H unb T
berfelbe Sud; (labe wäre, fo Fäme er in oerfd;iebener gornt
jwetmalim ^ahlenalphabct »or, erflcnS als 60 unb j»»eitcn 8
ale 900, »oährenb fonfl jebet Such (labe nur einmal oors
hanben ifl.
Deshalb hatte ich früher Gr. Pal. 2 2 37 bae Reichen T
»on bem M, bem m=förmigen s ber archaifchen ©chrift
abjuleiten »erfucht. M oerhält fich ju T, wie £ ju E;
bann wäre alfo berfelbe Sud;flabe boch nicht jwcimal im
^ahlenalphabel oertreten; bae M hätte allerbinge nicht
feinen richtigen *piafj (90), fonbern wäre einfach ane
©nbe (900) gefchoben.
Unb bod; wirb man auch tiefe ©rflärung aufgeben
müffen. T (900) gehörte überhaupt nicht jum phönijifchs
griechifchen Uralphabct. grembe Such flaben in» griechifchen
Alphabet fiehe mcincGr.Pal. 2H7A.2. ,,©eine©tellung",
fagtjtird’h°ff/ , 2 lufcien 4 12,„am©chluffeberganjen9leihe
hinter bem Dmcga beweifl ineinee ©racf)tenS, bag ee nach
tiefem, alfo ocrhältniemägig fpät, erg im Saufe be 6 6 .3ahr=
hunberts oon ben Soniern in ©ebraud; genommen »»orten
ifl." Alfo mit anbern Sorten: T Fann nicht erfl mit bem
pbönijifcfcgriechifcben Uralphabet im erflen Safwtaufenb
o. ßhr. entflanben fein, weil es fchon im jweiten 3 ahr=
taufenb ejeiflierte.
Durch ©oanS Ausgrabungen auf ^reta haben wir 3ns
fchriften beS linearen ©»;flemS mit H 2 Fennen gelernt, bie
wir jwar noch nicht lefen Fönnen, bie aber i»n ©til uns
gefäbr ber Fnprifchen ©ilbenfehrift entfprechen.
Annual ofthe Brit. School at Athens 1900—1901 p. IO
ogl. o. 6 Zaf. 2.
T^SfPl
Graffito inscription on vase. The palace of Knossos
gerner hat ©oanS in ben Scripta Minoa oiele groben
ber linearen ©chrift publiziert unb fafl auf jeber längeren
finbet fich tiefe« Reichen p. 29,32,33,47,49,54 pl. X. 120.
Sei einfacheren gormen hätte man an ein ©piel beS £us
falls glauben Fönnen, baS jeboef) bei tiefer Fomplijierten,
flets wieberFehrenben gönn auSgcfd;lo(Tcn erfcheint. Die
Sejiehungen ber klarer ju .Kreta, als ©ecräuber unb Ses
wofmer ber^pflaben finb nach ZfmftjbibeS 1,4 uralt; wir
bürfen uns baber nicht wunbern, ein Fretifd;es Reichen im
Farifchen Alphabete ju finben. Darauf hat ©oanb hn» :
gewiefen. Scripta Minoa 61: Minoan influence on the
Anatolian side. ©einen üautwert im Ärctifcgen Fennen
»oir nicht, unb wiffen alfo auch nicht, ob es berfelbe war,
wie bei ben klarem; aber biefen charaEteriflifchen Dreis
jaef ober 3»neijacf Fonnten fie Fennen; unb eS ifl »oahrs
fcheinlich, bag fie ihn in berfelben Seife anwenbeten, wie
in feiner Jpeimat.
Die .Rarer brauchen baS Reichen für er, crcr unb kct unb
bie griechifchen Kolonien ber Dlacf>barfd;aft, JpaliFarnag,
SphefoS, 'PamphplienS folgten ihnen. Senn bie ©riechen
auf ©ijilien als 41 brauchten, fo weifl baS auf bircEten
ScrFchr mit Äreta. Da bie Fleinafiatifchcn Jpellencn ein
einheitliches 3 eid;en für kct nicht hatten, fo trat ber neue
FretifchsFarifd^e Sucbflabe an ©teile beS =., aber nicht an
feinen *pia§ imSucgflabenolphabct,fonbern anben©chlug.
©S ifl ber einzige, bcr nid;t »on ben *)>böni jiern, fonbern
»on einem fremben Solle (lammt. Senn wir oon bem
ganj abfeitS gelegenen ÜJlefembria unb ÄojiFos abfeben,
fo finb bie anbern gunborte biefes Zeichens: ©ijilien,
©pI;efoS, Samphplien, Marien unb #g»;pten in einem
grogen JpalbFreiS gelegen, beffen SittclpunFt .Kreta hübet.
t 4.
Am ©ebluffe feine« l»;bifchcnAlpf;abctcS gibt Sittmann,
©arbiS 6 I p. 1 baS pichen 2? c (?), bas er mit 5Rcd;t
als curious letter bezeichnet; eS gnbet fid) im Snlaut, aber
befonbcrS häufig im Auslaut ber Sorte, ©inen JpinweiS
auf baS s Phäutjifchr 3ob lehnt Sittmann felbfl als unnüg
ab 1 ; anbte SrFlärungen beS ^«ichfuö finb noch unwabr=
fcheinlicher. Serwanbte 3«id;en bietet allcrbingS bie auS
bem femitifchcn Alphabet abgeleitete 'Pehleoifchrift,
5 T n
n
h x
©tunbrih b. »tan. tp^it. 1, 254
bie aber einer oicl fpäteren - 3 cü angehört. 3 cb meine, bag
biefeS $eicfyen, wenn auch nicht feinen Urfprung, fo bod;
1 <Sift)f !t»abdon, TraitC, Descr. 2, 178.
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3<ttf$rtft b e 6 SDeutf<h«n S3 e r e t n $ für Q3 u ch ro e f e n tt n b Schrifttum
feine gorm bem in Äleinaften fo weit verbreiteten Drei*
fchenFeljeichen (TrifFcleS) verbanFt. 2luf IpFifchen ©ü'njen
fte^t man beFanntlich SretrafFcleS, £riffeleS unb Di*
fiele«. Über biefes fyeilige ßeicfycn fiebe Catal. gr. coins
Br. Mus. Lycia [pl. VIII] p. XXVI.
Sine onbrc IpFifchc ©ü'nje bei 33abeton, Perses, Ache-
menid. p. C1V jeigt in ber ©itte eine große Driquetra
(ItrifFeleS) mit FT^S.. barunter in ber ©röfje ber Buch*
(laben: eine Diquetra. 3n ber fclgenben ?Wu'nje (p. CV)
ifi bie Diquetra crfefjt burch SS : FTj,SSTPT.
Das Ipbifche £, baS fich meifienS am Schluß eine«
©orte« finbet „is a case sign“ (Sittmann p. 16); baS
ermähnte 'Pehlevijeichen T iff ein ©uffijr, vergleiche S. be
Vatlej, The Pehlevi suffix MAN: Babylon and Or.
Record 2, 172. 9lun trifft es ficb rounberbar, baß grabe
bie jroifdjen Snglanb unb 3rlanb gelegene 3nfel ©an baS
DreifchenFelbilb (ebenfo rote ©ijilien) im ©appen führt,
©an fönntc alfo benFen, baß vielleicht öelehrfamFeit
unb 'Patriotismus irgendeines Srientaliflen biefer Fleinen
3nfel 93eranlaffung baju gegeben batte. Sltlein ein ber*
artiger 3ufammenhang ifi auSgefchloffen; benn bie 3nfel
führte biefeS ©appen fdjon, ehe irgend jemanb in ganj
Snglanb auch nur baS gcringfie von fehlem »erfianb,
fiebe Encyclopaedia Brit. 17, 539: There has been
much controversy about the origin of the arms of
the island— the three legs found on a beautiful pillar
cross near Manghhold churchyard belonging to the
latter part of the 14. Century. It was probably a sun
Symbol and was brought from Sicily by the Vikings.
8
3u ben barbarifcbett Slemettfen, bie genau fo nie in
bellenifcber Schrift vorfommen, gehört auch baS 8/ b«S
bei ben »erfchiebenfien 93ölfern vorFommt, bercn ©chrift
gar nicht verwandt ifi (fiebe in biefer Jeitfcbrift 1,2831.1).
Diefer 23ucbftabe ifi an verfcbiebenen Drten felbfianbig er=
funben, roeil ec überfichtlicp unb leicht ju fcbreiben ifi;
leichter fogar als ein einfacher O; benn ein ÄreiS, je größer
er ifi, muff forgfä'ltig abgejirfelt werben; ein Doppels
Frei« 8 bagegen nicht.
Daher finbet ficb btefcö Reichen im Äpprifchen für lo;
unter unfern 3 a bl«n als acht, über g ftchc SibjbarSFi,
Ephemeris 1, 1900, 126, Sittmann, Sardis 6 1 p. 11;
etroaS rechts geneigt : J. G. A. 113 * p. 177, SoanS, Scr.
Minoa 71 für. 1387 (= ip ? jlirchhoff, ©tubien 1 163).
Jpa'ufig ifi bie fpifjroinFelige gönn X; fübfemitifch == z,
fiebe ©ethe, ©ötting. @el. 9lachr. 1917, 442; SibjbarSFi,
©. 58. 33rl. 31F. 1913, 297; ©cbroeber, 'Phon. Sprache
T. XVIII; pamphplifch = £; Farifch = go?; Forintbifch
= t; altlafonifcb IGA. 56 = ? X celtiberifch = q,
Delgabo; ko, qo 3obet be 3angronih (Monum. ling. Iber,
ed. Hübner p. LII). Daß biefe fpigroinFelige gorm auch
auf Äreta oerroenbet rourbe (J. H. St. 21, 1901, 110) ifi
nicht ju oerrounbern; barf uns aber nicht verleiten, mit
gr. ©iebemann (Mo 8,1908, 524) eine Sntlebnung aus
ber Fretifdismpfenifchen ©cbrift anjunehmen.
Äretfcbmer (DcnFfcpr. b. ©ien. SIFab. 53 II 100 ff.)
machte nun ben S3erfuch, baS lpbifd;e 8 mit bem etruSs
Fifchen 8 (f) ju ibentifijicren. ©enn er recht hatte, wäre
bie ©erroanbtfchaft beider SSölFer allerbingS nicht erroiefen,
aber hoch roahrfcheinlichct gemad)t, unb Sittmann, bem
roir für bie ^Behandlung unb Verausgabe ber Ipbifdjen
3nfchriften (namentlich bet SBilinguen) fo großen DanF
fchulben,fiellt fich (Sardis 61 p. 11) auf ÄretfcfjmcrS ©eite.
3lm häufigfien Fommt baS 8 (mit s) in bem eins
heimifchen Flamen von ©arbiS (unb feinen abgeleiteten
gönnen) »or; Sittmann gibt (p. 11)8 refp. 9 gönnen
ber erfien ©ilbe S 8ar(d).
Die früher viel erörterte gragc nach bem einheimifchen
Flamen von ©arbeS Fönnen roir hier beifeite taffen; mit
SRechtfagt SlnbreaS (Mo3,505 6)„baß©parba = ©arbeS
[Spbien] ifi, ifi abfolut ficber". 3» bem aramaifchen
üeile ber großen SSilingue bei Sittmann L. 17 heißt bie
VauptfiabtSpbienS “inB o, roaS Sittmann tranSfFribiert
burch S£RD; 8 must be either an f or a p. Sr ents
fd)eibet fich für ©farba.
^unachfi roare auffallenb,baß f~l, roie Sittmann meint,
im Spbifcßen fehlen folltc, roa'hrenb eS im gricchifchen
©utteralphabet unb bei ben füaehbarn, ben SpFiern, 'Phrps
gern unb 'Pamphpliern »orhanben roar; ferner ifi sp übers
haupt viel häufiger als sf; roenn bie Spber bennoch sf
auSbrücFen wollten, fo hatte baju ihre ©chrift ausgereicht,
roenn fie hinter bem s ein Dtgamma ^ gefchrieben hatten.
9luch 58artholemae, 3lltiran. ©örtcrbuch (1904) 1613
gibt nur bie gorm sparda, er »erroeifi auf @. ©eper, Der
©tabtname ©arbeS: 3nbogerman. gorfch. 1, 326.
Um aber biegrage Sparda-Sfarda ju entfd;eiben,haben
roir bie Äeilinfchriften mit biefem füamen, »gl.©ci|bach,
Die Jfeilinfchriftcn am ©rabe beS DariuS: 2lbh.b. ©achf.
@ef. b. ©. 1911 9lr. 1. Unter ben Sanbern, bie bem
DariuS Tribut brachten, wirb aufgeja'hlt im Slltperfifchcn
(©eite 22): sparda; im Slamifchen 2^e;t (©eite 23): il-
par-da; im 23abplonifd)en (©eite 24): is-par-da. füun
gilt aber vom (£lamifd;en unb 58abplonifchen baSfelbe,
was Sittmann vom ülramaifchen anführt, ba§ bie ©chrift
jroifchen P unb F Feinen Unterfdfieb macht; bagegen wirb
bie grage enlfchieben burch öaS 3l(tperfifche. V«tr 'Pros
feffor ©eifjbacb, ben ich um SRat fragte, hatte bie @üte,
mir ju fchreiben: „Die altperfifche Äeilfchrift untetfeheibet
P(^) unbf (^), übrigenÄeilfchriftarten(©umcrifd),
3lFFabifch, Slamifch, Shalbif^ ufro.) haben nur 3^chen
für p- unb b-haltige ©ilben entroicfelt. ©ahrfcbeinlicp
befaßen bie von ihnen roiebergegebenen Sprachen ben f-
Saut überhaupt nicht, ©ollte er aber einft in ber lebenben
59 8*
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3«itfd>rift beb iüeutfdjen 33 e r < i n b für 33ud>tt>efen unb @ cf> r i f 11 u nt
21ubfprache hier unb ba oorgePommen fein, fo ift anjm jmifchen2pbcrnunb(itrubPcrn,bie ja an unb für ftcf) richtig
nehmen, ba§ et in ber Schrift burch bie na'chftfichenben p-
unb b-ljaltigen Silben mitoertreten mürbe. 23gl. 2)incber,
Proceedings of the Society of bibl. arch. 18 (1896),
256 (mo übrigens ber Sfebenfalj ,which is absent in the
Greck form' unPlar ift)." Senn alfo ein 58ucbftabe in
brei Schriftarten jmeierlei hebeutet, in einer eierten nur
eine« oon heiben, fo lernen mir feine mähre SSebeutung
nur burch biefe eierte Schreibung Pennen. Sarnacb Ponnen
mir mit «Sicherheit annehmen, bajj ber einheimifcheiJlame
nicht Sfarbib, fonbern Sparba lautete. Sannt fällt alfo
eine jjauptffüge für bie angenommene iöermanbtfchaft
fein Pann, aber auf biefe Seife nicht geffugt mirb. 3n
einer pergamenifchen Siltngue, bie Sittmann ©eite 39
Ipbifch, Aretfcf;mer bagegen mpfifch nennt, ift ber erfte
23uchffabe beb griechifchen Hainen flAPTAPAZ burch 9
miebergegeben; aber baraub folgt burebaub nicht, bafj bie
Spber jebeb H burch 9 aubgebrüeft hätten. ISielleicht ifi
urfpränglich im epichorifchen Spbifch, mie in ber Ppprios
tifchen ©ilbenfehrift, fein Unterfchieb gemacht jmtfehen
B unb ri; alb man aber anfing, genauer ju unterfcheiben,
griff man nicht jurücf auf bab griechifehe i~l; fonbern
bilbete fich ein barteö 9 burch Skrboppelung beb 9 ju 8-
£>er ärteftc erhaltene SBlocfbrucf: 3apamfdje 2)^aram=3ctte( t>on 770
33du Dr. phil. D. 0? a cf) o b in ©erlin: ©runcroalb
3 u ben beacbtcnbrncrteflen ©egenftänben ber 3apam ^agoben oerteilen läfjt, jebe mit einem bebrueften
Abteilung in ber Äulturhalle bet Söugra oon 1914 Rapier jettel, ber in chinefifchen Schriftlichen einen ber
jä'hlte ein in einem ©labPaften auf einem «Poffa; alb „Shötani" 1 befannten, aub ben heiligen Schriften
mente aubgeffellterfleinerspapierjettel mit ein paar SReihen beb 23ubbhibmub entnommenen, formelartigen Segens,
chinefifcher Reichen nebfi bem pagobenformigen SSehälter, 25ann= ober ^auberfprücbe oerPünbet.
in bem er einfl aufbemahrt mar. Surfen mir hoch Ser 23locfbtucf bilbet eine ber jahlreichen, im 7. unb
mahrfcheintich in biefetn jeßt in gleicher Seife in ber 8. 3abrbunbert in 3apan eingeführten Srrungenfchaften
Sammlung beb Seutfcften Äulturmufeumb ju Jeipjig ber unter ber glänjenben S’ang=Spnaffie bamalb einen
aubgefiellten fleincn «ine unbeflrittene sprobe beb fo hoben ©rab ber SSlüte erlangenben fefilänbifeben ©rofje
alt efien erhaltenen iölocfbrudfeb
ber Seit erfennen, mie aub ber 21ns
gäbe einer jeitgenofftfehen Quelle ju
fchliefjen ifi. Sb ift bieb bie im3ahre
797 oollenbete unb bie 3«it oon 697
bib791 umfpannenbe,amtliche japa=
nifche @broniP „©boPu Oiihongi",
etma fooiel mie gortgefe£teb Oiihongi
ober gortfe§ung ber SbroniP »on
3apan, ein mit Stücfficht auf bab
oorhergehenbe amtliche ülnnalenmerf,
bab „jJtifjongi" oon 720, gemä’hlter
Xitel. 2lub bem 3ahrc 770 mirb hier
berichtet 1 , bafi bie bamalb regierenbe
Äaiferin ©hötofu (765 bib 770, oor=
her mit bem 9lamen .RöPen 750 bib
758) laut einem oon ihr juoor nach
33ereitelung beb2lufftanbeb threb oors
maligen ©ünftlingb unb Seiterb ber
SRegierungbgefchäfte UlaPamaro gu jü
mara(764) abgclegtenöelübbean bie
oerfebiebenen Xempel beb Sanbeb eine
ÜJiillion breiftoefiger fleiner
1 ©bufu '31ibongi,S8ucb30 ( Jhöfi 1=770,
4. 'Dictuu. SiuSgabe her ÖueQenfnminlung
Äofufl)i laifei (®rofse« ©pftem ber nation.
©efcbichte) Sanb 2, löfpö 1897, Seite 622.
Stbbilbung 1 . < pago6enförmigfr®ebiIt(rfütSb aran >=
«prud», gelüftet von Xaiferin ©l)Otofu 770 n. thr.
60
macht @hma* 29ereitb 593 mirb hier
bet erffe faiferliche Srlaf? über 21ub=
gäbe oon Sexten in 23locfbrucP oer=
fünbet 2 , mährenb ber erffe Sruc!
folchcr SerPe fchon aub bem 2lnfang
beb 4.3ahrhunbertb n. ßbr* berichtet
mirb 8 . 2Iber erhalten geblieben finb
1 Diabetes über bie „£)bärani" u. a. bei
«Bt.üBinternif,, X)ie bubbbiftifd)e !itera=
tut, SeipjiQ 1913, ©eite 269 bib 272, unb
bei @. 3-SiteI, Hand-Book of Chinese
B oddhism,2.31 uf[.,.()otigfongl888,Seite 43.
2 ©t. Julien unb ip.Sbampion, In¬
dustries anciennes et modernes de l Empire
Chinois d’apres des notices tradnites du
Chinois, «P«tib 1869, ©eite 163 bib 164. —
ierrien be Sacouptrie, Western origin
of the early Chinese civilisation, Sonben
1894, ©eite 345.
3 2acoupetie, ebenbat „TheShuh tchi
of the fifth Century, a description of
Szetchuen, gives the name of Hiang-liang,
styled Kiu-to, who being eighty years old,
first printed books, about 330 A. D., at
Tcheng-tu, which was then the Capital of
the Non-Chinese State ofTcheng. Before
420 A. D. it was established at Nan-King,
and before 658 at Loh-yang, where print-
ing halls were organised with eighty hands
in memory of the old age of the inventor
(cf. Shuh tchi; Hon Tchou shu: T. I’.,
618, 4, 4 v.).“
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geitfdjrift beß 2) e u t f dj e n SSeretnß für Q5 u d> w e f e n unb @ d> r t f 11 u tn
Slbbilbunj 2. ®it ©fyaranuSprud) bcbnicfttt 'Papietjtttt! von 770 n. gljt.
anfcbeinenb webcr im SBlutterlanbe <5f>ina noch in 3apan fo
frühe ©tücfe wie jene Dbäram^ettel ber Äaiferin ©fjötofu,
bie bafjer wohl atß attcftcö noch »orbanbeneß 23eifpiel beß
SSlocfbrucfeß in ber Sffielt überhaupt gelten bürfen.
$8ei ber gewaltigen $abl biefer im Sab« 770 »erteilten
frommen SMättcben ift eß nicht erflaunlicb, baß manche
oon ihnen noch beute erbalten unb einjelne fogar auch
nach Suropa gelangt finb. 2luf ber 25ugra waren fie noch
bureb ein jweiteß Spemplar oertreten, baß ju ber an
bibltograpbijcben ©eltenbeiten unb Jioftbarfeiten fo reichen
Seibgabe ber Äaiferlicben Umoerfitätß;2?ibliotbcf ju 2/öftjö
gehört. Sin anbreß folcbeß SSlatt war febon feit einiger
3eit im S3ritifcben SDtufeum ju Sonbon außgcftellt, jeboeb
ohne baß im ©ebaufaften nicht gezeigte, baju gehörige
^agöbeben 1 .
25er in §orm einer breiftöcftgen *Pagobe außgefübrte,
nieblicbe S3ebälter beffebt auß J?olj, baß mit einet weiß;
liebgrauen spafte überjogen ift; er lauft auß in eine ab;
nebmbare bohle ©pige, in welcher ber jufammengerollte,
mit 23 Slciben »on je fünf ebinefifeben ©cbriftjeicben be;
bruefte 3ottcl ruhte.
3llß wertoolleß jeitgenöfftfebeß urfunblicbeß ^eugniß
erweifen ficb bie fleinen ^)agöbcben auch auf einem etwaß
abfettß tiegenben ©ebiete, auf bem man eß faum erwarten
follte. Sß banbeit ficb uni ben jiemlicb umfirittenen ba;
maligen ffiert beß noch jegt geltenben „©bafu" ober
guß, ber auch febon nach bem japanifeben ©efegbuebe
oon 701 2 bie Sinbeit beß Sängentnaßeß bilbet. Senn bie
1 King’s Library, Case XXIII; „Japanese Block-printing of the
eighth Century Buddhist Prayers“.
2 Öli)ö no ©ige, Sud) 30, Slrtifrl 1 unb 4: Äofuffü rtaifei,
Sanb 12, ©eite 306, Söfpo 1900.
angeführte Icrtjtelle ber Sbronif „©bofu Hlibongi" er;
wähnt auch außbrücf lieb bie jjö'be ber *Pagoben mit 4 ‘/ 2 ©un
(1 ©bafu = 10 ©un) unb ben Surcbmeffer am SSoben
mit 3‘/ 2 ©uti. Otun betragt bei bem bür abgebilbeten
©tücfebiejjöbeobnebie abnehmbare ©pige etwa 13,S^cn;
timeter unb ber Surcbmeffer am S3oben etwa 10,5 ;3enti;
meter. 5D?itbin mißt ein ©bafu = 10 ©un runb 303enti;
meter. SiefeßSrgebnißftimmt überein mit fcemSurcbfcbnitt
einer 2tn ja^l jeitgenöffifc^er, f unftvtolf gefcbmücfter©bafu;
maße auß gefärbtem Slfenbein, bie baß an üofibarfeiten
beß 8. Sabrbunbertß fo reiche faiferlitbe ©djagbauß
©böföin ju Ütara oerwabrt^ibre tnerfwürbigerweife nicht
ganj übereinftimmenbe Sänge bewegt ficb nach getreuer
ilBiebergabe jwifeben 295 unb 308 üJtillimeter. Uluffällig
erfebetnt, baß bie bem jegigen amtlichen japanifeben SBerte
oon 303 ÜKillimetern jientlicb entfpreebenbe Sänge beß
bamaligen ©bafu beträchtlich abweidjt oon bem mit bem
gleichen ©cbriftjeicben bargcffellten, aber oiel fletneren
ebinefifeben guße „Sb’i" ber gleichseitigen unb fonfl botb
fo oorbilblicben £’ang;Dt)najtie, beffen ©cfjägungen ficb
jwifeben 232 unb 255 SKillimcter nur bewegen (jegt
320 SKillimeter) 2 .
1 Töyei Shukö. An Illustrated Catalogue of the Imperial Trea¬
sury called Shösöin. Compiled by the Imperial Household. 2.2luf:
läge, 3 SBänbe, Joft)ö 1909/10. üert Saufe I, ©eite 4 biß 5; Slb--
bitbungen ©unb II, iptote 82 bie 87.
2 S. SB tot, Mdmoire sur le Systeme mondtaire des Chinois,
Journal Asiatique, 3e Serie IV, 1837, ©eite 109 bie 110. —
91. Olonbot, Pd-king ou Chonn-tien-fou: Dictionnaire universel
theorique et pratique du commerce et de la navigation, 2 SBänbe,
tpariß 1868 biß 1861, SBanb II, ©eite 1060. — ft. Jpirtb, SBaufleine
ju einer ©efd>icbtc ber d»nefifd)en Siteratur als ©upplement ju
üßpließ „Notes on Chinese Literature“, ‘ü’oung Sgao 7, 1896,
©eite 605.
©er .gofäfdjnttt tn ber £eip$t<jer Jlfoftrierten Byfang
58on Dr. SBaterian Sorniuß in Seipjig
m 30. 3uni biefcß 3abreß feierte bie „Seipjiger
Sdufhierte ^itung" ihr fünfunbfiebjtgjäbrigeß93e;
(leben. Siefeß feltene Sreigniß — benn eß ift immer;
bin fein alltäglicher Sali, baß eine ^citfebrift ein folcbeß
2llter erreicht — legt unß bie grage nabe, waß bie „Scip;
jiger SHuftrierte" in bem Zeitraum ihrer btßbetigen SBirf;
famfeitfür bie911enfcbb«itbebeutetbat. 3n berSubiläumß;
nutnmer fajjt Sllepanber »on @leicben;3tu^wurm febr fein
ihre 23ebcutung in bie ©orte jufammen: „5Bo ficb Silber
unb £ejt oon bem 3nlanb unb ber grenibe tniteinanber
oereinen, ergibt ficb ©elcgenbeit, baß bie Sefer auß ihrer
pfpcbologifcben Snge beraußbenfen unb auch anbre S5e;
weggrünbe, anbre 2lnficbten alß bie eigenen ju »erflehen
fueben. 3n ben Kageßjeitungen lefe ich nur bie Hieben ber
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£<ttf$rtft beß ®eutfd>en Vereine für 53ud)wefen unb (Schrifttum
©taatßmänner, in ben ©üdnrn bie ©ebanfen unb bie
©cbnfudjt ber ©dwiftfieller, btt SHufirierte Rettung gibt
mir ihr ©ilb, oielleicbt auch if;r Jjeim, unb boö SO^enfe^s
liebe tritt jum falten Urteil, ber ©inn ,für ben anbern'
wirb mit beim Slnfcbauen feiner 3ügc erfcbloffen." Diefc
(Bereinigung oon ©eltcbronif unb Jcitfpiegcl — bie ifl eß
eben, bie ber „fcipjiger S'Kuftrierten" ihr eigen tfitnlidjeß
©epräge oerleibt unb bie bem fünftigen @efdjicbtfd)reiber
ber legten 3abrjcbntc eine Quelle unerfdwpflicberSrfennts
niffe bleiben toirb. Darumniußman bie@rü'nbung3obann
3afob ©eberß alß eine jfulturtat werten.
SIber noch ein anbreß Moment if! mit tf>r aufß engfte
oerfnüpft: bte ©icberbelebung beß Jjoljfcbnitteß. ©ir
pflegen benÄoljfcbnitt alß ben jüngeren ©ruber ber ©udt:
brueferfunff ju bejeiebnen, nicht nur weil er ficb mit feiner
Decbnif in baß Drucfoerfahrcn einfügt, fottbern weil er
ebenfo, wie baß gebruefte ©ort bem leibenfcbaftlidjen
Mitteilungßbebürfniß, baß bie Menfchbeit gegen Slußgang
beß Mittelalterß fennjeidmet, feine Sntfiefjung oerbanft.
©utenbergß Srftnbung gab bem nach greibeit bürflenben
3nbioibuunt bie Mittel in bie Jjanb, bie geffeln engberjiger
unb bie ©cifießfräfte einfehnürenber Mond)ßberrfdtaft ab;
jufdjütteln; fte würbe im wabrffen ©innc beß ©orteß
eine ©olfßbefreterin. Um jeboeb ber noch unmünbigen
freigeworbenen Ma|fe ihren tiefen ©inn flarjumad'en,
beburfte fie eineß belfenbett Mitjfreiterß: beß ©ilbeß; benn
baß Sluge begreift fcbneller alß baß ©br. ©o entffanb ber
Jpoljfcbnitt alß oorläuftg einjige außfübrbare Möglicbfeit
bilblicber ©eroielfältigung. Splograpb unb ©udjbrucfer
fanben ficb in gemeinfamer Slrbeit jufammen, unb ihrer
ficb gegenfeitig ergänjenben, anregenben unb förbernben
Dätigfeit bürfen wir eß jufebretben, baß baß illufirierte
©ueb eine ©lütejeit erlebte, wie fie nie wieber fpäter er=
reicht werben fonnte. Sillein baß, waß baß gcijfig fo bes
beutfame 16. 3abrhunbert aufge6aut batte, würbe oon
bem näcbfffolgcnben rücfficbtßloß jerfiort ober jum mim
befien an ber ©eiterentwicflung gebinbert. Unb bamit
erlofcb jugletcb ber 9tubm beß ^oljfdmitteß, ju bem er
oon 35ürer, ©urgfmaier, dpolbein u. a. erhoben worben
war. Sß mußte erff bie ariffofratifdje Äultur beß ©aroef
unb SRofofo in baß ©rab finfen, mußte ein neueß, ebenfo
mitteilungßbebürftigeß bemofratifebeß Zeitalter wie baß
ber ^Reformation anbreeben, ehe wieber ber ^oljfc^nitt
— biefer burebauß bem ©olfßempfinben angepaßte bilb=
liebe Slußbrucf — ju feinem iRcdtte gelangen burftc. Der
Sluffcbtoung fegte merfwürbigcrwctfe in Snglanb ein, wo
ber Jpoljfcbnitt unter allen weffeuropäifeben Säubern bie
befebeibenffe Xrabition befaß. Der Ularne Xbomaß ©ewiefß
ffebt mit ihm in innigjfem Jufammenbang; benn biefer
Mann würbe ein (Reformator beß Jpoljfcbnitteß nicht nur
in fünfflcrifdier, fonbern auch in ted>nifcher £>infidtt. Sr
fab, baß ber oorbanbene fpoljfcbnitt nicht mehr ben male:
rifegen ©ebürfniffen ber £eit entfpraeb, unb, um feine
Slußbrucfßmöglid)feit ju erhoben, wanbeltc er bie biß
babin übliche ^eegnif, ittbem er an ©teile beß gebrauch'
liehen „Sangboljeß" — eineß auß Birnbaum in ber 9ticb=
tung ber gafern gefdtnittenen ©toefeß — alß Material
baß burdt feinere ©truftur unb ffärfere Slafiijität ftdj
außjeicbnenbe Jpirnbolj beß ©udißbaunteß oerwenbete,
wobei er baß Jpolj anffatt mit bem Meffer mit bem ©tid)el
bearbeitete, alfo ein ber Äupferfleeberei äbnelnbcß ©erfahren
cinfü'hrte. Daburcb würbe bie Jjerrfdjaft beß an bie linear
gehaltene Vorlage gc6unbencn gaffimilefcbnittß gebrochen
unb fonnten bie ntalerifcben ©erte, bie ineinanber übet'
gehenben Sid)t= unb ©djattentone jur ©eltung gebracht
werben. 3n Snglanb war eß benn auch, wo ber dpol}=
febnitt juerfl wieber ju oolfßtümlicbem Slnfehen gelangte,
unb jwar waren eß bie feit 1832 weitoerbreiteten fo:
genannten „Penny-Magazines“ — eine mit JJoljfcbnitten
gefcbmücftc, ber Unterhaltung unb ^Belehrung bienenbe
populäre Siteratur —, bie ju bem großen Srfofge bcu
trugen, ©ic bilbeten gewiffermaßen bie SSorfhife ju ber
erffen großen ilfufrrtertcn Leitung, ber „Illustradet Lon¬
don News“, bie im 3al>re 1842 baß ficht ber SBelt er:
bliefte. Diefc3eitung hat für unß infofern eine Sebeutung,
alß fie gewiß 3ohann 3afob ©eher bie unmittelbare 31m
regung jur@rünbung feiner „Cetpjiger 3lluffrierten" gab,
in ber er, cntfprechenb ber SSorrebe jum erften dpalbjabrß:
banb, „bie flüchtigen ©über ertnnerungßreicher 2age mit
behenbentSriffcl" feßbalten unb ber DIacbwelt überliefern
Fonnte.
93on bem Slugenblicf feiner ©erlagßgrünbung, bie in
baß 3al)t 1834 fiel, hatte ©eher fein 3ntercffe bem oer:
nachläffigten ^)oljfcbnitt jugewanbt unb ihn auf jebe er:
benFlicbe ©eife ju forbern gefud)t. Daß glänjenbe SReful=
tat biefer ©eff rebungen warÄuglcrß „©efebieftte griebrichß
beß ©roßen" mit ben SHuffrationen oon Slbolf ©enjel —
ein ©er!, baß für bie Äunffgefd;ichte ebenfo bebeutfam
ijl, wie für bie Sntwicflung beß ©uebgemerbeß. Damit
febaffte ftd) ©eher bie günffigffen Slufpijien für fein groß:
jügigeß ^eitungßunternehmen; benn eß war anjunehmen,
baß biejenigen 3£t)lographen, bie ihr Tonnen in ben Dienff
jenerfOfeifferfcho'pfungberÄoljfcbneibeFunffgeftelltbatten,
auch an ber „fcipjiger SHuffriertcn" ficb alß Mitarbeiter
betätigen würben. Diefe Sinnahme iff jwar nicht ganj in
Srfüllung gegangen, aber immerhin hat einer auß jener
©ruppe, Sbuarb firegfebmar, auf bie illuffratioe Sntwicf:
lung ber 3citung großen Sinfluß gewonnen. Sr oer:
pflanjte bie oon Unger unb ©ubig alß 'Profefforen ber
ÄunffaFabemie begrünbete ©erliner ©cbule, beren Sr=
rungenfebaften griebricb ©ilbelm Unjeimann einen fo
oollenbet fü'njflerifchen Slußbrucf oerlieb, auf ben feipjiger
©oben, ©elbff ein ©cbüler beß ©erliner Mcifferß, teilt
er mit jenem baß ©erbienff, betn beutfd)en jpoljfcbnitt
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Beitfcfyrift beß T>eutfd>eu e r e i n ß für 33 u dp w e f e n unb @ d) r i f 1 1 u in
»on neuem ju Fünjflerifcbet ©eltung »erbolfen unb Mm
ganger unb grcunbe ihm gewonnen ju haben. Nebenbei
ermießer ficb noch alß »ortrefflicbcrCrganifator: »erbanftc
boeb baß gro^artigfle beutfebe ipoljfcbncibeatelicr, in bem
roieberunt unter feiner Seitung eine Slnjabl tüchtiger 3£i;lo=
grapben berangebilbet mürbe, ibm feine Sntjlebung. Bic
„Seipjigcr3lluffrierte" murbebic.f?auptFunbinbeßifre(5fcb=
im Jjoljfdjnitt bin prüft, fo Fann man beutlicb ben gort*
fc^ritt »erfolgen, .Der aFtuelle Deil bietet allcrbingß noch
menig Srfreulicbcß. Sß merben jumeift fogenannte Ubet=
bruefe »ermenbet, baß beifH Slbbrucfe fertiger englifeber
Schnitte auf eine anbre ipoljplatte, nach rceteben bann
mieber gefebnitten roirb. 9ftan bebient ficb alfo eineß rein
niccbanifcben iöerfabrenß, baß jmar bequem unb menig
marfeben Sltelicrß; ja, baß festere mar mit feinen Sief es
rungen fo flarF an bie Sßkberfcbe Leitung gebunben, ba§
eß nur eine grage bereit febien, mann beibe 3njfitute in
eine engere ©emeinfebaft miteinanber treten mürben.
Diefer 3«itpunFt fiel in baß 3afpr 1858, alß Äregfcbmar,
ber ©rü'nber unb Setter beß Sltelierß, fiarb. 9lun ging bie
ganje Slnffalt in ben S3efi$ SSeberß über, unb jroar mürbe
fie juerft »on itarl ipermann Soutß ^immermann, bann,
nach beffen SRücftritt im 3obre 1863, »on @. ^^i&ler
geleitet.
jffienn man bie „Seipjiger 3Uuffrierte" mä'brenb ber
erften jmei 3nbrjebnte ibreß Seffebenß auf ihre Seiffungen
fofffpielig ijf, aber auch böcbff unFünfflerifcb mirft. SDIan
ficht, eß fehlen noch gut gefcbulte üra'fte. 91 ur in folcben
gälten, mo eß ficb um Äunffblätter banbeit unb Äregfcbs
mar felbfi bie Ülrbeit außfübrt, fpürt man bie gefebiefte
ipanb. greilicb nodt behauptet ber gaffimilcfcbnitt baß
gelb nicht allein in ben Silbern »om Daqe, fonbern auch
in ben SfeprobuFtionen bebeutenber ÄunffmerFe älterer
unb neuer £eit. itregfebmar batte, be»or er juUnjelmann
in bie Sehre Fant, nach bem Sorbilbe ber Snglänber in
ipirnbotj gefebnitten unb ftcfp babei beß Sticbelß bebient.
Unjeimann, ber jeboeb Fonferoatio am Sangbolj unb an
ber SKcffertccbniF fejfbiclt, t»eil er in tiefem Verfahren
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Settfdjrift bed Seutfchen herein« für 23ud)mefen unb (Schrifttum
hinfichtlich ber Sicherheit bcr Jpanb unb ber JeichtigFeit
ber ISemegung eine beffere ©runblage fu'r bte getreue
ÜBiebergabe ber Drtginaljetchnung erblicfte, brachte ihn
triebet }u ber altern S0?etf>obe jurücf. Sr meinte, menn
man beö 9D?cfferd fiefter fei, fo biete ber Stiebe! feine
SchmierigFeit, rnohl aber umgefef)rt. Siefc grünblicbe
Schulung im SDlefferfchnitt ift Äregfchntar fpater fel;r jus
flatten gefontmen; benn fie ermöglichte ihm bte oirtuofe
S5ehanMung beiber Snjfrumente. Saö jeigt und bte
Nubendfche „.Rreujabnabme", jeigt und aber noch roirF=
famer ber SNenjelfche „3ieten", mit betn überhaupt bte
altere Jpoljfchnittmanier bad .fpöchfle ihrer Jeiffungefraft
offenbarte. 2Ber biefed 351att aud bem 26. 23anbe ber
Leitung mit bem „jungen Naffael" im fechfien 23anbe
oergleicht, bem mirb ber eminente gortfehritt fofort inö
2luge fallen.
Seit 1867 leitete ©ottlieb ßhttfiian Sffiilhelnt jjaafe,
ein Schüler beö englifchen -Eplographen 2Stlltam ällfreb
Nicolld, bad Nkberfche 2ltclier. Unter ihm ootljog ftch
ber Übergang oom Jinienfchnitt jum Xonfchnitt, ber nun
oorherrfebenb mürbe. Sitte noeitere Sluögefialtung fanb
ber Sonfchnitt jeboch erfi, ald Ä. Schmeger nach £aafed
Xobe, 1872 bad SItelier übernahm. 3n feine SÄra fiel
ein überaud roichtiger gortfehritt: bie Srfinbung, jebe
Sorlage bireft burch Photographie auf ben jjoljffocf ju
übertragen. Saburch »ereinfachte fich bad Verfahren um
ein 25ebeutenbed, benn nun brauchte ber SEplograpf; nicht
mehr bie oermittelnbe Jpanb bed 3eichnerö, ber bie Äopie
bed Originalö crjl auf ber Platte filierte, fonbern fonntc
bireft nach bem auf ber Platte befinblichen Silbe arbeiten,
gür ben 23ucbb<mbel unb oor allem für bad illufiricrte
3eitungömefen mar bied eine Neuerung oon ungemeiner
äßichtigFeit. Sinerfeitd förberte fie bie Naturtreue ber
Slbbilbungen, road befonberd jenen 3Uufirationen jus
gute Farn, bie ftch mit miffenfchaftlichen unb tcdjnifchen
Singen, aber auch mit Perfönlichfeiten unb Sagcds
ereigniffen befchäftigten — man oergleiche nur einen
SBanb ber „Jeipjiger 3lluffrierten" aud ben achtjtger
3<thren mit einem aud ben oterjiger 3ahren im aftuellen
Seil —, anberfeitö gab fie ber iplographifchen Xecftnif bte
üWöglichfeit ju raffinierterer üludbilbung, benn bem Jpoljs
fchneiber mar jegt oollfomntene greiheit gelaffen, bie
malerifchen äBerte bed Originald tn feine eigene Sprache
ju überfegen: brauchte er fielt hoch nicht mehr an bieJiniett
ju halten, bie ber Aünfller auf bem ijoljfiocf ihm oorfchrieb.
Noch einen Schritt rceiter auf biefem SEÖege ging ber
Seutfchsülmerifaner griebrich Suengling, ber bie Xonabs
fhtfungen fo forgfaltig flubierte, bafj er fcbltejjlich fogar
in ber Jage mar, bie 23ortragömanier bed Nlalcrö, bie
perfönliche Sigenart feined Pinfelftriched nachjubilben.
Sd mar eine JjoljfcbneibeFunft, bie fich bemunberungds
mürbigbem auffommenben3mpreffionidmud anjupaffen
fuchte. 3hc Srftaunlichffed leiflete fie auf bem ©ebiete
bed Janbfchaftdbilbed, aud bem fie bie feinffen garbenabs
ffufungen, bie jarteften Sonfchattierungcn h«auöjuholen
oerflanb. Stefcr neue ^oljfchnittffil blieb felbftoers
ffanbltch nicht ohne SinmtTfung auf bie „3Uuf!rierfe
Leitung" bie, ihren fortfchrittlichen Sinn baburch bes
funbenb, fich immer, flctd gern jebe Neuerung unb 23ers
oollfotnmnung btenffbar gemacht hat. 2lu<h hier läfjt fich
nur burch ^Dergleichen jettlich auöctnanberftebcnber iSattbe
ber gemaltige Unterfchieb in berSechnif oeranfchaulichen.
2Bar bie Sanbfchaft im Jjoljfchnitt bisher atn fchlechtefien
meggefomnten, fo trat fie jegt magrenb ber achtjiger
3ahre in bejug auf NollFommcnheit unb ©üte ber
technifchen SSehanblung an bie Spige aller Ntotioe.
She mir nun bie Sntmicflung bed jjoljfchnitted in feiner
(egten Phafe oerfolgen, mürbe ed fich empfehlen, über bie
Zeichner, bie auf biefem ©ebiete für bie „Jeipjiger
3Uuftrierte" tätig maren, einen Überblicf ju geben. Sine
Slufjahlung aller jener Äünjller, bte int Sienfte bed Jjioljs
fchnitted geftanbett haben, bürfte Ipr ju roeit führen;
barum mögen nur bie heroorragenbffen unter ihnen ges
nannt merben. jffia'hrenb ber Äregfchmatfcben $ra ftanb
bad ^eichcnatclier unter ber Settung bed Nlalerö Jjarts
mann, bem im portratfach 2ld)illeö unb bei ©enrebilbern
Namdtgal unb 23runo Straperger affiflierten. Jjarts
mannd Nachfolger mar Slnton Nluttenthaler, ein Schüler
Äaulbachd; fetn Salent erffen Nanged, oerraten feine
3etdmungen boch grojje ©eroanbtheit unb Äorreftheit,
bie angenehm oon ber Jperbheit unb .Sparte ber Arbeiten
feined ißorgangerd abflechen. 21 lö SNuttentgaler 1870
oon feinem Poftctt jurüeftrat, folgte ihm fetn ©ehilfe g.
ffiaibler, in beffen fflirffatnfeit bie Sinführung ber photos
graphtfehen Übertragung oon Originalen auf ben S ?oljs
ffotf fiel, einer Neuerung, bte auf bad empfinbltchRe bie
ganje ehrfante ©ilbe ber ^oljfchnittjeichnet fchäbigte, ja
fogar ju ihrem Untergang beitrug, gortan fattten eigents
licl; nur noch folche ÄünjKer ald Nlitarbeiter für bie
„Seipjiger 3Uuffrierte" in grage, bie teild Originals
jeichnungen aftueller Sreigntffe lieferten, teild bie gä'hig 5
Feit befaßen, berühmte ©emalbe in eine ber Xplographie
jugä'nglichen SchmarjsjffieipSprache ju übertragen,
jpier oerbient oor allen Sittgen Submig pietfeh gebührenb
herootgehoben ju merben. Sd gab Faum in ben fechjiger
unb ftebjtget 3al;ren ein Sreigntd oon meltgefchichtlicher
Pebeutung, bad btefer oielfeitige SNann, beffen Jjatib ebens
fo gefchicFt bie journatiffifche gebet, mie ben 3rich«n(lift
ju führen oerftanb, nicht int 23ilbe feftgehalten hat. Sen
Schiiberern aftueller ^Begebenheiten lieferten bie Neoos
lutton bed 3ahred 1848 unb namentlich ber Seutfch=
granjöfifcl;e .Rrieg eine gülle oon 2lnregungen. Sie
SSarrifabenFantpfe fanben in 3. Äirchhoff, einem Unjels
tnattnfchüler, unb ©, NölFet oortreffliche 3nterpreten,
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Oiubeng ('-öctlpiel für bcn gott|djritr bei fün|Hcnfd)cn Jpcljfchnittc6)
SBtilaae jur 3
Bcitfcfjrif^bcS 0pifü,’^^£tn
$ für SBucfjrurfen unb Schrifttum
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»nlngc jur pritMirift bc« Deutfdjtn >8emn« für sBucfwrfeit unb 5cf)riftmin
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Copyright 1904 by Franz Hantstsngi, München
91. s.Änul&fld»: TOutter unb Äinb. Jjoljfdjnitt ('31u$fd)nitt) rcn 91. ©tnrfc
(®eifpiel eine« fün(Herifcf)en .ftoljfdmittc«)
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:eton univi
ajeilage jur peitfd>nft ^eefi^u^rbin
für ®ud)n>cfm unb (Schrifttum
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3ettf<f>rift beö ©eutfcben Söeretttö für S3ud)roefen unb «Schrifttum
roä'brenb bie großen (Jreigniffe oon 1870/71 eine ganje
SReibe oon tüchtigen jeicbnerifchen Kräften jutage
förberten. 3cf) erroä'bne nur bie Sdjlacbtenfcbilberer
o. eiliot unb Qluguß SBecf, ferner Otto Änille, ber ben
Aufenthalt Napoleon« auf ©ilbelmöbobe bebanbelte,
Otto ©üntber, ber bie ÄaiferproElamation oon 93erfailleö
jeiebnete, unb ben jungen granj SParbina, ber ficb ben
Sinjug jlaifer ©ilbelmö in (Berlin jum 93orrourf ge:
wählt batte. @ö ift oon jeber baö (Beßreben ber „Seipjiger
Sllufirtcrtcn" geroefen, angefebene Äünßler alö Mit:
Arbeiter ju gewinnen, boeb mußten eö ßetö Mnßler mit
(Begabungen nach einer ganj beßimmten (Richtung fein,
baö beißt mit einer gä'bigPeit ju möglich fl naturgetreuer
©iebergabe. Denn mir bu'rfen nicht oergeffen, baß eö
ficb bei ben meißen (Borroürfen bodj um beftiimnte «Perföns
liebfeiten unb ©efdjebniffe banbeit, bie bem Sefer ber
©irPlicbEeit entfprecbenb übermittelt roerben füllten.
Äünßler mit einen weiten Spielraum ber (Pbantafie unb
einer ßarPen perfönlicben 9lote paßten alfo oon oorn:
herein in ben (Rahmen ber „3lluftrierten" gar nicht hinein.
Aber ein Üünßler, ber, rote Abolf 91 eumann, ^orträtö mit
abfoluter 91 aturtreue unb fefjarfer SbaraPterißiP beö Auö:
bruefö jeiebnete — ihm ift in neueret £eit ein glänjenber
Nachfolger in gelir Scbroormßäbt erroaebfen — ober ein
Dierfcbilberer, roie ©ilbelnt Äubnert, ober ein Marine:
maler, roie ©illt) Störoer — baö finb jene Mitarbeiter,
welche bie „Seipjiger 3Uußrierte" für ihre Abficbten unb
3roccfc oerroenben fonnte. An biefem ^Prinjip bat fie auch
feftgebalten,nacbbem berJpoljfcbnitt längßburcbbaöpboto:
meebantfebe Verfahren ber (ReprobuPtion oerbrängt war.
Doch Pebren wir jum Jpoljfcbnitt jurücf, ben wir in
bem Augenblicf oerließen, alö er unter bem Sinfluß ameris
fanifeber Splograpben feine fubtilfie unb raffiniertefie
Auöbilbung erlangt batte. Äarl Scbmeger, ber bamalö
baö Atelier leitete, fudjte in ber Dat bie neuen ©rrungen:
fünften ficb ju eigen ju machen unb bie Seiftungen feiner
Anßalt auf ber Jjöbe ju erhalten, obwohl bie photo*
meebanifebe (Öcroielfältigungöroeife bereitö ernfle Äon:
Purrenj bot. (iö fam binju, baß ber beseitige 3ns
habet beö (Öerlagö Dr. geli; ©eher, rote fein (Batet, eine
befonbere Vorliebe für bie Jpoljfcbneibefunß hegte unb
alleö ju ihrer pflege unb Jjebung tat. So reformierte
er noch einmal oon ©runb auö mit Jpilfe oon «Paul gru'b*
auf, ber 1894- baö Srbe Scbmegerö antrat, bie jrplo:
grapbifebe Anßalt beö (Öerlagö unb oerfjnlf bem S? olj:
febnitt ju feiner legten ©lanjperiobe. ©er ficb »an ber
©ebiegenbeit ber Seiftungen beö gru’bauffcben 3nftitutö
überjeugen will, ber burcbblättere bie 3abrga'nge ber
„3Huftrierten" auö biefem Zeitraum, jpoljfcbnitte roie
bie oon Mat Arnolb nach 236'cflirtö „Kentaur in ber
Dorffcbnitebe" unb nach ©uillerpö „Dräume" ober bie
oon Marie 3flcr = Jpeß nach (BöcPliitö „Schweigen im
©albe" unb Siebermannö „3n ben Dünen" ober bie oon
(Rubolf Star! nach Senbacbroerfen ober bie oon Martin
Jjönemann nach SParbinaö ©emä'lbe „Der (egte (Berliner
©eibnacbtömarPt" gehören unjroeifelbaft ju bem (Beßen,
roaö bie neujeitlicbe JpoljfcbneibePunß überhaupt ^ert>ors
gebracht bat. greilicb bemerPen wir, baß ber Jpoljfcbnitt
ficb jegt fafl auöfcbließlicb auf ffierPe ber bilbenben Äunß
erftreeft: aPtuelle Sreigniffe liegen nicht mehr in feinem
(Bereiche; auö biefem ©ebiet bat ihn bie Autotypie oöllig
oerbrangt.
Daö allmähliche Auößerben beö Jjoljfcbnitteö beginnt
mit bem 3abre 188?. (Jö ftellen ficb Älißbeeö oon 3inP=
ägungen unb pritnitioen Autotypien ein, bie jeboeb oor:
läußg in geringfügiger 2ln$abl auftreten. Srft Anfang ber
neunjigerSabre beginnt ficb baö Übergewicht jugunften ber
2lutotppie ju entfcbeiben,bie jegtmit rafenberScbnelligPeit
ein ©ebiet nach bem anbern bem Jpoljfcbnitt entroenbet:
Dageöereigniffe, Sanbfcbaften, ^orträtö, £beaterauffüb=
rungen, Sluöftellungen, ja fogar ©erPe berbilbenbenÄunft.
Schienen auch bie Älifcbeebrucfe in ber erfien 3«*t noch
wenig befrtebigenb, weil ße unbeutticb auößelen unb Pein
reines Äorn jeigten, fo oeroollPommneten fie ficb bod; all«
mählich unb eroberten ficb bie Zuneigung beö Seferpublis
Puntö, baö nun bie .fpoljfcbntttmanier alö etroaö Über:
rounbeneö betrachtete. Diefer ffianblung beö ^ublifumö:
gefebmatfö mußte natürlich bie „Setpjiger 3Uuftrierte"
SRecbnung tragen, wenn fie ficb nicht ber ©efabr auöfegen
wollte, ficb »on anbern illußrierten ^eitfebriften überholen
julaffen. Unb fo feftritt im 3abre 190? ber©ebcrfcbeißerlag
ju ber SBegrünbung eines eigenen cbemigropbifcben 3« s
ßitutö. Damit batte aber auch für bie jplograpbifcbe
Slnftalt bieDobeößunbe gcfchlagen: ein 3abr barauf würbe
fie aufgelöft. gür bie bilblicbe IBericbterßattung waren
bie jjoljfcbnciber hinfort entbehrlich, unb baö, roaö bie
ÄunßreprobuPtion erforberte, Ponnte oon einigen auögcs
wählten Kräften geleißet roerben.
2lber felbft bie ÄunßreprobuEtion, bie ber Jjoljfcbnitt
noch einige 3abre auöfcbließlicb für ficb in Slnfprucb nahm,
mußte er fpä'ter fo gut roie ganj aufgeben. 3n ber 93er:
oielfältigungötechniE brach ficb ein 93erfabren nach bem
anbern 93abti. Die SSejeichnungen Drei: unb 93ierfarben:
bruef, Duplejbrucf, DiefbtucP, DfffetbrucE, Dreifarbige
»ilgung in Äorns unb Äreujraßer, iöierfarbenägung beuten
unö bie Stationen biefer (jntroicflung an, bie baö Drucf:
oerfabren im Saufe oon Paum jroeiSabtjebnten genommen
bat. So errouebfen bem tecbnifc()en SReffort ber Leitung,
baö unter ber umfiebtigen unb tüchtigen Seitung Jpans
©etßenbergö ficb oorjüglicb ben immer höher ßeigenben
9lnfprücben ber 3eit anpaßte, ßetö neue ülufgaben. Jpatte
ficb früher jabrjebntelang bie „Seipjiger 3lluflriertc" auö=
fchließlich auf ben Jpoljfcbnitt eingeßellt unb waren alle
jeicbnerifchen unb technifcben Kräfte nur in biefem Sinne
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3 c 1 1 f $r t f t bea IDeutfcben 93ereina für Q3u<ht»efen unb ©cfmfttum
tätig geroefen, fo ifi bet betrieb jegt bebeutenb Fomplis
jierter geroorben: gilt «8 hoch, jebe einjelne 9teprobuPtion8s
möglicbfeit bis jum erreichbaren ©rabe ber Sollfommens
beit auajugeffalten. Daß auch ber Jpoljfcbnitt bobei jur
Serroenbung gelangt, jeigt un 8 hier unb ba ein Seifpiel.
Doch ber (Jinbrucf bleibt befielen: er bot feine SRottc in
ber „Seipjiger SUuffrierten" auegefpielt. 2Bie ein penfio=
nierter grauhaariger SScamter roirb er um feinet Serbien fie
roillen noch an beflimmten ßbrentagen be 8 Serlagö bc=
rücfficbtigt. Salb roirb man ibn roobl für immer eins
fargen unb mit ibm bann jugleicb bie große Sabrjebnte
alte Xrabition.
Die ©rim&un# ber £of= unb 0taat$f>i6Kot&ef ju 3ttüttc|jen
93<m ®iblictbefar Dr.Dtto Slauning in DPiflndjen
m Sabre 1784 fiebelte auf SUnorbnung bee kurs
Vfürfien karl Xbeobor bie Sttüncbener furfürfilicbe
Sibliotbef auö bem 2llten jjof in ba 8 ehemalige
Sefuitenfollegium neben ber ©t.fKicbaeliesJjoffircbe über.
Diefen Umjug nahm ihr bamaliger Sorfianb, ©erhob
©teigenberger, jum 2 lnlaß, in einem gefioortrag am
©tiflungetag ber 21fabemie ber 2Biffenfcbüftm, ber er ale
9 J?itglieb angebörte, jum erftenmal einen Überblicf über
Sntfiebung unb ©efebiebte ber feiner Leitung unters
ftebenben ainffalt ju geben, ©teigenberger bat feiner
Fleinen, nur 54 ©eiten mäßigen Quartformatee ums
faffenben (Schrift befebeiben ben Xitel „#ifiorifcb=Sites
rartfeber Serfud) oon Sntffebung unb Slufnabnre ber Fürs
fürfilicben SibliotbeF inSiüncben" gegeben. Danf feiner
grünblicben Sertrautbeit mit ben ©ebagen ber SibliotbeF
finb biefe „erfien Sinten ju einer ©efebiebte", roic er ficb
am ©(bluffe feiner Qlrbeit auebrüeft, in ber .fjauptfacbe
ritbtunggebenb geblieben bi« in bie neuefie ^eit.
Die ©runbfieinlegung bcö gegenwärtigen Jjeime ber
Sibliotbef bureb könig Subroig I. im Sabre 1832 regte
ben bamaligen Sibliotbeföaffifienten unb nachmaligen
3 feicb«arebi»rat <L 21 . SWuffat baju an, abermale eine
Darßellung ber ©efebiebte ber Sibliotbef 3 U unternehmen.
£>bne feinen Samen ju nennen, ließ er in ben „Saperifcben
Slattern für ©efebiebte, ©tatifiif, Siteratur unb kunfl"
eine größere 2lbbanblung „Die königliche Sp ofs unb
©taatesSibliotbeE in SRüncben" erfebeinen. ©eine auf
guter kenntnie einfeblägiger Säften aufgebaute Slrbeit
roürbe einen roefentlieben gortfebritt gegenüber feinem
Sorganger bebeutet haben, roenn er nicht auf jebe Slngabe
feiner Quellen oerjicbtet unb bamit ^Nachprüfung unb
Sffieiterfü'brung oereitelt halte. Überbieb ging bie 3 e *l s
febrift ein, beoor 9)?u ffate Slrbeit fertig abgebrueft roar. ©0
blieb ein Srucbftücf, an beffen SHuegeflaltung, nicht juni
Sorteil ber ©acbe, fcböpferifcb eigentlich nur bie unfidf>ere
münblicbe Überlieferung tätig roar. Daö Verlangen nach
einer auf bem fefien ©runb urfunblicberQuellenforfcbung
berubenben ©efebiebte rourbe babureb nicht befriebigt.
Sn ber jroeiten Aa'lfte bee 19. Sabrbunberte finb bie
Direftoren Jjalm unb Saubmann bem ©ebanfen einer
Sibliotbefegefcbicbte näbergetreten, bocb ifl ee in beiben
Sollen bei Plänen geblieben.
Um fo erfreulicher iff ee, baß jegt, naebbetn abermale
Sabrjebnte ine Sanb gegangen finb, unter bem Sarm bee
SEeltfriegeP ber jahrelange ©elebrtentleiß roieberum einee
ÜNitgliebeP ber Sibliotbef reife gruebt getragen bat unb
roenigflene für bie erffen, überaue bebeutungeoollen, ja
entfebeibenben 20 Sabre eine ebenfo roeitau 8 greifenbe wie
tief einbringenbe ©efebiebte unfrer ©taatebibliotbef oors
liegt,„Die ©rünbungberSSünebener^ofbibliotbef
bureb Sllbrecbt V. unb Sobann Safob gugger" oon
kufloe Dr. Dtto jjartig 1 . Son bem ungeroöbnlich
reichen Snbalt biefee 412 ffattlicbe Quartfeiten fiarfen
SSBerfeP — ber äußere Umfang allein gibt fehon einen ges
roiffen Sfaßffab für ba 8 gortfehreiten /^artige über feine
beiben Sorgänger binaue — auf ein paar ©eiten eine ents
fpreebenbe Sorfiellung ju oermittelit, ift eine Faum bes
friebigenb ju löfenbe 2 lufgabe. ©ie roirb inbee erleichtert
burch bie febr geriefte SUnorbnung bee geroaltigen ©toffee,
ben ^artig mitglücflieber J)anb in jroei .fpauptteile jerlegt,
bie ich wohl am beffen bamit fennjeiebne, roenn ich ben
erfien, in bem roir mit SUnteil, ja ©pannung ben äußeren
Sßerlauf ber ©rünbung miterleben, ale ben bramatifchen,
ben jroeiten,'ber in eingebenber ©ebilberung ben ganjen
Reichtum ber gefammelten ©chäge nach Umfang unb
Snbalt oor une entfaltet, ale ben epifdjen bejeiebne. Das
mit finb jugleich bie SWöglicbfeiten umfebrieben, bie ficb
mir hier mit SRücfficbt auf ben Saum bieten. Über ben
©ang bee ©efebebene oermag ich in kürje ju berichten
unb bamit auch bem gernerffebenben bae grunblegenbe
Serbienfi unb bie bleibenbe Sebeutung bee Jpartigfeben
UBerfee, bie juoerla'ffige klarflellung ber Sorgänge bei ber
©rünbung ber Sibliotbef, nä'berjubringen. Sei ber über*
quellenben gülle ber prächtigen (Jinjelunterfucbungen unb
sergebniffe, aue benen ber jroeite Xeil ficb jufammenfegt,
muß ich mich auf Sttennung ber beroorflechenbffen Samen
unb ©neben befcbrünPen.
Sacbbem Äerjog 2llbreebt V. bie erfie Spä Ifte feineO
Scbene in einem für ihn unb anbre nuglofen unb unbes
friebigenben Dafein oerbraebt batte, oolljog ficb heim
1 SlbfjanMungen ber figl. ®. Slfabratie ber SBiffrnfäjaften, *f)t)i[o:
fe(.'bifd):))t)iloIogifd)t unb fjiftorifcpe ktafle, XVIII. *«nb, 3. 9lb-
banblimg. Sö?iind)cn 1917. 25i-rlag brr kgl.SB. Slfabcmie brr üöiffrn:
fdtaftrn. 9)tit 8 Kofeln. XIV, 412 Scirrn. 20 OT.
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Settfdjrtft beö ©eutfc^en 2S e r e i n ö für SSudjwefen unb Schrifttum
Übergang junt Spanne, im 30. Sabre, alö eine golge eins
bringticber 93otffellungen feiner SRü'te, eine ffarPe fflanbs
lung feineö äBefenö, unb gerabe in biefer entfcheibenben
£eit führte ihn eine glücPliche gügung mit einem ber
größten SücherfürfPen feiner £eit, mit 3oh<»nn 3aPob
gugger, bem Sproffen ber Poniglichen .Saufleute oon
ülugöburg jufammen. £>urch SRang unb JperPunft roie
burdf Äennerfchaft unb SBelterfabrung jum oertrautefPen
SRat beö jjerjogö erhoben, mar gugger berufen, jroei 3 ahr*
jehnte hinburdf, biö ju feinem £obe 157?, einen bes
jpimmenben Sinfluß auf biefen
auöjuüben. Glicht jum roenigs
jpen guggerö föerbienfP mar eö,
roenn in biefer 3 cit bie fü'brenbe
Stellung in ÄunfP unb3Biffen=
fchaft oon ben benachbarten
SReichöfPä'bten an ben bape*
rifchen Jjtof überging, 23on
Sebeutung mar babei auch,
baß guggerö Sugenbfreunb,
ber fReicböoijePanjler ©eorg
Sigiömunb Selb, eine bet
geminnenbjPen ! PerfonlichPeiten
unter ben bamaligen £iple=
maten, gletchfallö in na'here
Sejiehungen ju üllbrecht trat.
Unter bem (Jinfluß biefer bei*
ben heroorragenben Scanner
crmarb SKbrecbt V., alö ber in
gleicher SSSeife alö Staatö*
mann roie alö ©elehrter, oors
nehmlich alö Srientalifp tätige
Äanjter ber o'fPerreichifcbcn
Sanbe, Sohann Sllbrecht
üBibmannjPetter, int 9Mrj 1557 gefPorben roar, beffen
bamalö fchon berühmte Sücherfatnmlung unb (egte barnit
ben erfPen ©runb jur Münchener jjofbibliotheP. 9lach einer
Übergattgöjeit oon wenigen Sahten, roä'hrenb beren ber
älrchioar beö jj>etjogö,(Jraömuö genb,bie notroenbigjPen
©efchäfte ber entftehenben SibliotheP beforgte, oolljog
Sllbrecht auch äußerlich bie ©rünbung, inbem er ben
fprachenPunbigen OPürnberger $ g i b i u ö £> e r t e l junt erfPen
SibliotbePar ernannte. ©aöDatum feiner noch erhaU
tenen SefPallungöurPunbe, ber 26.gebruar 1561,
ifp juglcid) alö ber ©eburtötag ber SibliotheP
anjufeben. Daö gleiche 3 ahr noch brachte Sllbrecht eine
roeitere erhebliche (Bereicherung feineö 23ücherbefigeö,inbem
eö ihm gelang, ben auch eine größere $at>l oon (Büchern
umfaffenben OPachlaß beö S) er j ogö <£rnfP, feineö JDnPelö,
beö früheren Srjbtfchofö oon Saljburg, ju erwerben.
Sie enge gü'hlungnahme jroifchen (Hlbrecht unb gugger
in allen gragen beö Üluöbaueö ber fürjPltchen Samnts
lungen, jufammen mit ber anbauernben Söerfchlecbterung
oon beö lederen roirtfchaftlicher Sage führte fchließlich
baju, baß guggerö gefamter, PojPbaret Sammlungöbefif}
in bie Jpänbe beö jperjogö überging: 1566 erwarb er bie
Antiquitäten, 1569 bie SRü'jPPamtner, 1571 folgte
bie StbliotheP. £a roä'hrenb Albrechtö Regierung fonfp
nur noch Pleinere (Jrroerbungen ju oerjeichnen finb, roar
mit ber Aufnahme ber glänjenben (Bücherfchäge guggerö
baö ©rünbungöroerP Sllbrechtö ju feinem 2lbfcf)luß ge=
Pommen. Set feinem £obe roar nach &er Paiferlichen
(BibliotfjeP in SBien unter ben
fürfUichen (Bücherfammlungen
Deutfchlanbö, bie ruhmreiche
spalatina in Jjeibelberg einges
fchloffen, bie SUlünchener (Bis
bliotheP bie erfPe. Sie übertraf
fie an 3 <»hl ber (Bänbe roie an
93ielfä(tigPeitbeö3nholteöunb
ber Sprachen, in ber erflauns
liehen SÜafchheit ihreö ÜBachös
tumö fo recht eine (BerPorpes
rung unbefchränPten Jjerrfd?er=
roillenö.
Diefem Po'fPlicben (Befifs ein
roürbigcö, fchon in feinem
äußern auf feinen Snfmlt oots
bereitenbeö .ijeim 3 U bereiten,
roar ber Jjerjog fchon fett 3 «h=
ren bebacht unb eö erfPanb —
bieö ifp eineö ber glänjenbfPen
Grgebniffe ber Jjartigfchen ilr=
beit — nach ben ßMänen 3 afob
©trabaö, oielfach in Anleh*
nung an ben berühmten spalafp
bei 2e ju STOantua, ber heute noch Antiquarium benannte,
(Brunnens unb ©rottenhof trennenbe (teil ber fRefibenj,
in beffen Gfrbgefcfjoß bie Antiquitäten aufgefPellt waren,
roä'hrenb im Dbergefchoß bieSibliotheP ihre erfPe
prunPoolle Stätte fanb.
3n ber nun folgenben Schilberung beö inneren Aufs
baueö ber neuen ©rünbung gibt .Öartig eingehenbfPett
(Bericht über bie SibliothePare unb ihre ©ehilfen, über bie
Siittetlung in gacher 1 , über bie Auffpeltung unb Auö=
fPattung ber (Bücher unb über bie Art unb äBetfe ihrer
1 entgegen bet früheren, fchon »on Oiiejler beflrittenen S8ch au P :
tung SiromSfi«, Jhctjog 2tllm-cht V. fyabt, um fid; a(8 befonber«
treuen @ohit feiner Äirdje ju jetgen, bie reformatorifd)en ©chriften
»ertitgen Iahen, führt hier Jpartig ben '7iacf>n)ci6, bag für bie fet;
jerifchen ©chriften ein eigne{ 5®d), bie OJeoterici, gefchaffen mürbe,
baS nur unter befonbeten SBebingungen jugiinglidj war. ßbrnfo
mürben bie fonfligen »erbotenen ©djriften nur butd; getoiffe ®or:
gchtömagregeln »or migbräudjlichcr SBenühung gefiebert. SBetbraunt
aber unb »ertilgt mürbe nid)t{.
9*
3ehann 3«fo& Sugget
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Sfitfdjrtft b e s 3>eutf4>en 2ß e r e i n 6 für fSucgwefen unb @ d? tr i f r t u nt
.ftatalogifierung, alles gragen, beren Beantwortung vitU
leicht nur ber gachntann oolleS BerffänbniS entgegen*
bringt, ober bennoch bebeuten gerate biefe 2lbftfmitte recht
eigentlich ben feffeti Aern ber auSgejeichneten -fpartigfeben
feiflung, bie fichere ©runblage feines ganjen ©erfeS,
benn hier iff jum etffenmal ein gewaltiger, feit langem
oor aller 2lugen liegenber, ungeorbneter Bauffoff mit
flarent Blicf unb feharfem Berffanb georbnet unb mit
glücklicher #anb unb einem feinen ©efü'hl für ^ufammen:
hange ju einem bleibenben Bau jufatnmengefügt worben,
©o wenig hi« auf Sinjeltfeiten einjugefjen ifl, ber Borne
©olfgang frommere, beS trefflichen ^Nachfolgers
DertelS, foll als eines ber größten SNündjener unb wohl
auch beutfehen BibliotheFare hier nicht ungenannt bleiben;
bis jum Snbe beS 18. Sahrhunberts fleht bie Bibliothef
im 3eicf>en feines oorbilblichen SebenSwerfeS.
Bie Barffellung oon Umfang unb 3nha(t ber in ber jjof=
bibliothef oereintgten KeiUBücherfammlungen, welcher
Aufgabe jjartig ben jweiten größeren Keil feiner Qlrbeit
gewibmet hot, beginnt mit einer allgemeinen Uberficht
über bie Jjanbfchriftenbeffanbe, beren 3 a ht auf über 1400
feflgeffellt wirb, üßenn beten genaue Beffimniung nach
ben alten Äatalogen nicht ganj refflos gelingen fonnte,
fo lag bas neben anbern ©rünben auch baran, bajj bie
Bibliothef im Saufe ber 3ahrfmnberte oor fchmerjlidjen
Berluffen nicht immer bewahrt geblieben iff. Bie größte
Sinbuße, 2000 ©erfe, barunter 50 jpanbfchriften, erlitt
fie im 3ahre 1632 burch bie Schweben.
Beoor jpartig bann ber Schilberung ber beiben großen
Sammlungen oon ©ibmonnffetter unb gugger fich jus
wenbet, feist er fich noch mit ber wichtigen grage auseim
anber, ob unb was üllbrecht als Srbe ber 5Mf>nen übers
fornmen hohe. Sr fomntt babei ju bem Srgebnis, baß,
wenn man oon ber Bücherfammlung beS oon ihm jum
crffenmal in bielöibliothefSgefchichteeingeführten -fberjogS
Srnft unb anberm mehr gelegentlichen Bücberbeftg abs
fieht, oon einer ooralbertinifchen Bibliothef nicht ges
fprochen werben fann. Krog biefeS oerntinenben Urteils
finb bie Unterfuchungen gerabe biefeS SlbfchnitteS baburch
wertooll, baß es Jj>artig hier wie auch fonft in feinem
©erfe gelingt, ju Unrecht fanonifch geworbene Übers
lieferungen juoerläffig ricbtigjuflellen. So führt er ben
Nachweis, baß baS berühmte ©ebetbuch ÜllbrechtS IV.
(1457 bis 1508) nicht für biefen angefertigt würbe, fons
bem aus bem 95efig Sorenjo ÜNebiciS beS 'Prächtigen
(1448 bis 1492) flammt unb nicht oor 1545, oielleicht
erff unter ©ilhelm V. ober SDiajrimilian I. nad) 5Nünd;en
Farn. 2luch baS fogenannte ©ebetbuch SUlbrechtS V., baS
an Fracht ber Slusffattung mit bem ebengenannten wetts
eifert, iff nicht für biefen, fonbern für SOTarimtlian I. ge»
fchrieben. Slucp auf einem anbern, wahrlich oiel be=
gangenem ©ebiet, ber honbfchriftlichen Überlieferung oon
äloentinS Qlnnalen, war Jjartig imffonbe, ganj neue übers
rafchenbe geflffellungen ju machen.
SWit einer eingehenben gefljfellung unb Burcbforfdiung
ber ©ibmannffetterfdjen Bibliothef will jpartig in Fluger
Selbffbefcheibung einem ber Sprachen beS näheren ©ffenS
Funbigen Bearbeiter nicht oorgreifen unb befchränFt fich
baher auf Stichproben, bie jeboch jahlretcb genug waren,
um feine neue üluffaffung oon ber Bebeutung biefer
Sammlung für ©brecht als burchouS begrünbet erfcheinen
ju laffen. 2llS baS Sigentümliche an ©ibmannffetterS
BibliotheF hot man bisher immer unb an fich mit oollem
9tecf)t ihren außcrorbentlichen Dfeichtum an orientalifchen,
befonberS hebräifchen Jjanbfchriften angefehen, bie auch
heute noch bie StaatSbibliotheF inflanb fegen, fid> mit
umfangreichen gacbbibliotbefen auf btefem ©ebiet inhalts
lief? ju meffen. ^Demgegenüber weifl jpartig nach, baß
gerabe biefe ©erte für ben £>erjog bei ber Srwerbung
nicht auSfchloggebenb waren. ©aS ihm biefe Bibliothef
begehrenswert »nachte, war ber Borjug, baß fie als fNiebers
fd?lag ber oieloerjweigten 3ntereffen ihres BefigerS ein
getreues Spiegelbilb beS jeitgenofifchen ©iffenS= unb
BilbungSffanbeS war unb baß er hoffte, burch biefen .Rauf
mit einem Schlage an bie Seite feines pfäljifchcn Betters
Dttheinrich unb anbrer berühmter europäifchcr Sammler
ju treten.
©irFlich erreicht würbe biefeS ^iel freilich erff mit ber
Sinoerleibung ber Bibliothef guggers, beffen großjügige
^erfonlichfeit, fcbriftffellerifchen ©beiten unb oielfadjen
Bejiehungen jur bamaligen gelehrten ©eit mit befonberS
liebeoollem Singehen befprodjen unb gefchilbert werben.
Siner ber Jjö'hepunFte biefeS 2lbfrfmitteS iff ber für unfre
StaatSbibliotheF befonberS wertoolleOfachweiS, baß weber
bie ©iener noch bie Breebner, fonbern bie ÜNünd;cner
Jjanbfcbrift oon guggerS utnfangreichem ©achtwerf
„Shrenfpiegel beS Kaufes D ff erreich"' bie Urfchrift iff.
gugger iff bie jweite Sammlcrperfänlidjfeit, bie .fpartig
in bie ©efdjidjte ber beutfehen Bibliothefen einführt; fie
wirb baburch um einen Flamen oon» allerbeffen .Klang
bereichert. Sr iff nach Jportig, „nicht nur ber primus
auctor ac patronus Bibliothecae Monachiensis. Seine
eigene Sammlung war bie erfte große Bibliothef, bie bie
gugger errichtet hotten, unb er war ihr Sdföpfcr". Seit
1536 weiß man ihn im Befig oon Büchern, bie er fich
auS 3talien mitgebracht hotte unb „feine gonje, eifrige
Sammeltätigfeit war eingcffellt auf bie gorberung ber
3eit, baS ffolje trium linguarum peritus. So würbe feine
Bibliothef bie erffe große beutfehe Bücherfatnmlung, bie
ben gleichmäßigen ÜluSbau auch in ben beiben neuen
Sprachen, bem ©riedfifchen unb jjcbräifcben, anffrebte."
©it wie gutem Srfolg baS gefchah, bejeugt am beffen bie
jlattliche ^ohl non 183 griechifchen unb 91 hebräifchen
Jpanbfchriften, bie neben ungleich jaf>lreic(*eren Brucfcn
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3«itfd;rtft b e ö ©eutfd)tn 93 c r e t n S für fStidtwefen unb @ dj r i f 11 u m
ben eigentlichen kern ber Sammlung auSmachen. 95ei
ihrem Slusbau erfreute fich gugger nacbeinanber ber Fun=
bigen Mitarbeit oon jpieronpmuS ÜBolf, nachmals
SFteFtor beS ©t. SlnnasSpmnafiumS in SHugSburg, beS
betgifeben Jjumanifien Samuel Quiccbetberg unb beS
oben febon genannten ÜBolfgang frommer, ber bann oom
Jj>erjog in feine Dienfie übernommen mürbe.
Daß bis auf Jjartig jebe kunbe oon biefer außergeroö'bns
Heben «Sammlung unb oon ihrem 23egrünber oerloren
gegangen mar, Fonnte nur gefebeben, roeil jioar in bem
äußeren ©ef>(? ber Jjerjog gugger abgelö'fi batte, trogbem
aber baS 2BcrF bce Unteren feinem inneren SHufbau nach
alö baS fiärFcre ficb erroieS unb nicht in bie bftjaöHcbe
SSibliotbef einmünbete, fonbern als ber überlegene Drgas
niSmuS biefe in ficb aufnabm. 93x6 auf Jjarttg fab man
baber als bibliothefatifcbe Seifiung ber herzoglichen ©rüm
biitig an, maS in 2BitfltcbFeit baS überragenbe Ukrbienfi
ber guggerifchen Sammlung mar, oon ber aber gerabe
baburd; jebe ©pur oermifebt unb überbeeft mürbe. Jpartig
mar baruin burchauS berechtigt, guggerS Flamen auch im
Ditel feine« ilüerfeö neben bem beS JjerjogS ju fegen.
Jjinficbtlicb ber brttten großen SBibliotbeP, bie mit ber
guggerifdjen in ber ©rünbung 2llbrecbtS V. nufgegangen
mar, lonnte ficb bärtig am fürjefien faffen. 5« mar bie
prächtige S3ücberfammlung beS gelehrten Nürnberger
Jpumaniften unb Slrjteö Jjartmann ©cbebel. Uber
fie mar am befien oorgearbeitet bureb eine ergebnisreiche
Slrbeit beS alljufrü'b oerfiorbcneti Kollegen JjartigS,
Dr. Nicßarb ©tauber, bie jener felbfi feinerjeit jum Drucf
gebracht batte. Sr Fonnte ficb beSfalb hier auf ^ufammen»
faffung unb Crgänjung bcfcbränFen.
Den 23efcblufj bitbet eine fiattlicbe Neif>c oon ^Beilagen,
in benen miebtige ©chriftfiücPe, Nacbroeife, SSriefe unb
2lu«jügc aus benügten lüften, rornebmlicb ben jpofjabb
amtSrechnungen, jum Slbbrucf Fommen, baju gefeiten
ficb mehrere, ebenfo umfiebtig angelegte roie forgfam auSs
gearbeitete ißerjeiebniffe, mie fie ein berartigeS, taufenb
Sinjelbeiten berü brenbeS UBerF für bie roiffenfebaf tlicbc 2luS=
febopfung eigentlich erft reebtfebaffen brauchbar machen.
2lucb biefer Deil enthält noch eine nicht geringe £ahl oon
größeren unb Fleineren Unterfucbungen ju Sinjelfragen.
3cb nenne nur ben febr mertoollen, Fritifcben Sübbrucf beö
SanbfartenPatalogS oon 1577 unb ben Nachmeis, baß ber
berühmte SRüncljener 23occaccio nicht ju ben Srroerbungcn
3Ra,rimilianS I. gehört, fonbern,febott einen IBefianbteil
bet 23ibliotbeF Sllbrechts V. bilbete.
©o bat Jjartig mit eifernem gleiß unb oollfiet S ?ins
gäbe ein ausgezeichnetes UBerP gefebafen, für baS ihm
bie Sibliotbef, ihre SDFitglieber unb ihre Söenüger $u
roärmfiem Danf oerpfliebtet bleiben. Über biefen kreis
hinaus aber bebeutet feine Slrbeit einen mertoollen SScü
trag jur @ctfleS= unb ©elebrtengefcbicbte 23apernS im
16.3abrbunbert. Denn fo jmeifelloS Jjartig über bie für
ben 23ibliotbeFar bei ber SBemältigung ungezählter Sinjet«
beiten unumgängliche ©orgfamfeit unb ©emiffenbaftigj
Feit, ja über eine gemiffe notmenbige unb ergebnisreiche
Sünbacbt jum kleinen oerfügt, fo gereift ift er ber ©efabr
entgangen, baß biefe Dugcnben ficb lfm Z u Schiern unb
©cbäben auSreucbfen. Sr oerflebt es nicht meniger gut,
feine Srgebniffe in einen größeren ^ufammenbang hinein^
jufiellen unb bie oon ihm ju febilbernben Vorgänge oor
bem lebenbigen Jjintergrunb einer flarfbemegten $eit ficb
abfpielen ju laffert. 3n ber „kultur ber ©egenmart"
ftetlt grig SWilfau in feiner ©efebiebte ber SSibliotbeFen
bie gorberung auf, „nicht auf bie gefificltung ber
äußeren ©cbicffalc ber ©ammlungen fei ber #auptnacb=
bruef ju legen, fonbern auf bie freilich ungleich fernerer
ju erfcbließenbe innere ©efehiebte: ben ©eifi, ber bie
23ibliotbeF befeelte, bie SSBirFung, bie oon ihr auSging,
ben Sinflu^, ben umgeFebrt bie ©efialtung beS miffens
fcbaftlicben Betriebes auf ihre SntmicFlung ausübte, bie
Anregung, bie fie aus ihrer Slrbeit heraus jur gorberung
beS gefaulten 25ibliotheFSreefenS beifieuerte." Dicfe hohe
gorberung ÜJJilPauS barf man bei ijartigS Slrbeit als oolH
Fommen erfüllt bezeichnen. Die Streichung biefeS ^ielcS
oerbanFt bärtig oor allem feiner SNetbobe ber gleichzeitigen
Nugbarmad;ung arebioalifeber unb „monumentaler"
Quellen, mit anbern UBorten bem ©efcbicF, mit bem er
ausgiebige Durcbforfcbung ber UlFten mit planmäßiger
Befragung ber ®ücber= unb .Oanbfcbriftenbcfiänbe felbfi
Zu oerbinben meiß. Über biefe ©runbfäge hat Jjartig ficb
in einem längeren Norroort auSgefprochen. SS enthält
baneben auch manches SSeFenntniS perfo'nlicbcr 21 rt, ocr=
roeifi u. a. hinfichtlicb ber Stellung unb ?äfung befonberer
reiffenfchaftlicber Aufgaben im Nahmen ber bienfHicbeti
Obliegenheiten ber 25ibliotheFare mit Necbt auf baS maßs
gebenbe Seifpiel ber anbern großen SBibliotbeFen SuropaS,
unb man mochte gerabe auch biefent Heil nachbenfliche
Sefer raünfcben. Denn fo erfreulich es ift, baß bie SJFabcmie
ber UBiffenfcftaften Jjarttg bureb bie Ülufnabme feiner
Slrbeit in ihre 2lbbanblungen aller Sorge um bie Drucfs
legung enthoben unb ihn für bie 2lbfaffung oon jeber
anbern als fachlichen NücFficht befreit hat, erfreulicher
noch wäre eS, raenn bie 25ibliotbeF in ber Sage roäre,
folcben für fie fo wichtigen 2lrbeiten felbfi eine Stätte zu
bieten, roie fie eine folcbe oor 100 Saften in ben 2lretinftf)en
„S3et>trägen zur ©efebiebte unb Siteratur, oorzüglich aus
ben ©chägcn ber königlichen $of= unb SentralbibliotheF
Zu SDlünchen" befaß. SS märe ein fefr Z“ begrüßenbeS,
mittelbares Srgebnis beS .Oartigfcben SSBerFeS, reenn es
ben Slnfioß baju gäbe, bie ©taatSbibliotheF, gleich anbern
miffenfchaftlichen ©taatSanfialten, in ben ©tanb zu fegen,
biefe Sbciträge in zeitgemäßer 2luSgeftaltung mieterauf:
leben zu laffen.
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3 e 1 1 f d>r i f t beß ®eutfd)en 33 e r e t n ß für QJudjroefen unb @djrifttum
S)er £immeß6rief
3ur ©efdbidbte eine« fltegenben SHatteß
9Jcn «profeffor Dr. 01. @tübf in Seipjig
aß in ruhigen feiten nur in verborgenen liefen,
auf bem ©runbe beß Solfßglaubenß, an primi;
tioem Sraud) unb ©lauben lebt, baß bot ber
.Krieg roieber alß eine pfpegifebe ©affenerffbeinung hervor;
treten laffen. Denn feiten ber 9lot unb Sorge erroeefen
im ©enfeben, auch im ©ebilbeten, bie oft ungenannten
9Rcffe urinenfcblicbcn Sorffellungßlebenß. Son biefem
©ebanfen auß oerffeben mir erff baß maffenbafte 2luf;
treten beß fogenannten „Jpimmelßbriefeß", ber feit
1793 in allen Kriegen Suropaß eine fulturgefcbicbtlicb
febr intereffante SRolle gefpielt bat. 3tcf> gebenfe an biefer
©teile feine Sntroicflung alß „fliegenbeß Slatt" unb alß
Solfßbilberbogen ju bebanbeln. Silo befannt barf icb
voraußfegen, baß Xpimmelßbriefe Ze;te finb, bie bie Kraft
befigen follen, ihren Zrager vor Serrounbung ju febügen.
Diefer ©taube felbff aber beruht auf ber primitiven 2ln;
febauung, baff Silbern unb ©orten magifebe Kraft eigen
fei. Sß gibt bet unß noch manche Solfßbraucbe, bie auf
magifebeß Denfen jurüefgeben, baß mir bei alten primi;
tioen SölPern finben, baß gerabeju eine al(gemein=menfcf);
liebe Sebeutung bat. ©orauf beruht bie magifebe .Kraft
oon ©orten? ©er ficb ber betben altbeutfcben ©erfe;
burger^auberfprücbe erinnert, fann auß ihnen bie So'fung
finben. Sin ©ott bat einmal bie gebeimnißooll tvirPenbe
Zauberformel angeroanbt; feitbem ift fie roirffant. Slber
nicht nur auf mu'nblicbe Überlieferung gebt baß magifcb
roirfenbe ©ort jurücf; auch fcbriftlicb bat ficb bie ©ott»
beit offenbart, fie fenbet Sriefe, benen eine geheime ©acht
innemobnt. Sine fotebe fcbriftlicbe, in ber gorm beß
Sriefeß auftretenbeOffenbarungiff ber J?immelßbrief.
Die 3bee, baff bie ©o'tter Sriefe febiefen, iff uralt, ©ir
fonnen fie biß gegen 3000 o. Sbr. in Ägypten juru'cf;
verfolgen. 3m außgebenben Qlltertum mar ber Jpttnmelß;
brief alß eine Teilung von Kranfbeiten roirfenbe ©acht
rooblbefannt. Dem jjeilgott SÄßfulap befonberß febrieb
man fotebe Sriefe ju; mehrfach ermahnt folcfje ber Kaifer
3ulian in feinen Sriefen. ©erfnmrbig iff unß, baff baß
Sbriffentum biefen ©lauben auß antiPcr Überlieferung
aufgenommen bat. Zanäcbff freilich mar ber jjimmelß;
brief, ber von Sbriffuß gefcbricben unb gefanbt fein follte,
fein Xpeil* ober Scbugmtttel, fonbern eine ©abttrebe, bie
ju ffrenget ©onntagßbeiligung aufforberte. 3m Saufe
beß ©ittelaltcrß aber verbanbeit ficb mit biefem foge=
nannten „Sonntagßbrief" magifebe Zerte, biegegen Kranf;
beiten, ©affengeroalt, geuer; unb ©affergefabr febügen
follten. 3n jablfofen©ifcbungen liegen in ben Jjimmelß;
briefen ber ©egenmart Serfcbmeljungen einer religib'ß;
moralifeben ©abnrebe mit Zauberformeln oerfebiebenffer
Xperfunft vor. 3n allen europa'ifcben unb jablreicben
orientalifeben Sprachen tauchen biefe Zerte in allen 3abr=
bunberten auf. Sie haben eine lange unb unenblicb ver*
rcicfelte ©efebiebte. Son 3ßlanb biß nach 3nbien unb
Äthiopien lä'fft ficb ber #immelßbrief verfolgen. St er;
fa'brt ffetig neue ©anblungen unb «ff noch beute lebenbig
unb Peineßroegß ju einer feffen ©effalt gePommen. 3a,
eß laffen ficb fogar jroei in ihrer ganjen Qlnlage verfehle:
bene Zppen aufjeigen. Sie treten unß in jroei gefebiebt;
lieb febr tntereffanten Solfßbilberbogen beß befannten
Serlegerß ©uffan Kühn in 9leu;9luppin (9lr. 202 ber
„©reboriabrief" unb Sr. 4105 ber Scbugbricf oon 1724)
entgegen. Diefe anfptucbßlofen Sogen haben eine febr
merfroürbtge Sorgefcbicbte. Den ©reboriabrief fonnen
mir in feinem .Kern biß jum 3abre 584 n. Sbr. juru'cf;
verfolgen. Danach verlaß in einem ©otteßbienff berSiffbof
von 3bija, einer Pletnen Stabt auf ber 3nfelgruppe ber
Sitpufen (bei Spanien), einen Srief, ber oon Sbriffuß ge;
febrieben unb auf ben Slltar St. Seterß vom ^»irnntcl
niebergefallen fein follte. Der Srief enthielt einbringlicbe
©abnungen jur Suffe, inßbefonbere jur Sonntagßbeili;
gung, unb brobte mit fcbrecflicben Strafen. Sß nügte
niebtß, baff ber Sifcbof Sicinianuß oon Karthago ben
Srief fofort alß galfcbung erfannte, ber baß jübiffbe
Sabbatgefeg in bie Kirche einfu'bren roolle. Denn ber
Srief mar ficber febon roeit verbreitet, ege er nach Sbija
gelangte. $bnlicbe ©ebanPen finben ficb febon in einem
foptifcb gefebriebenen Sriefe beß ©a'rtprcrbifcbofß ^etruß
oon Sllepanbria (431); aber fonff iff ber „Sonntagß;
brief" alß ein oon Sbriffuß außgebenbeß Scbriftffu'cf im
Srient nicht fru'b naebroeißbar. Sielmebr roirb ber Srief
oon 584 feinen Urfprung in ber Zeit nach Konffantin unb
in ber .Kirche beß franPifcben 3teid)cß haben. Die gorbc;
rung, baff ber cbrifflicbe Sonntag nach bemfelben ©efeg
roie ber altteffamentlicbe Sabbat ju halten fei, tritt ju;
erff beroor in einer ^rebigt beß Stfcbofß Sufcbiuß oon
Sntefa (Snbe beß 4. 3abtbunbertß). Um 500 tritt ber
©ebanfe in ber franPifcben .Kirche beroor; er roirb noch
538 von ber Spnobe ju Drleanß beffritten, iff aber um
580 anerPannt. Son einer unter Sluguffinß Samen er=
baltenen ^Jrebigt, bie oielleicbt auf Safariuß oon Slrleß
jurü'cfgebt, treten biefelben gorberungen auf, bie ber Xp im;
melßbrief oon 584 außfpraef). Sß roar nun eine in ber
außgebenben SlntiEe oerbreitete Sorffellung, baff göttliche
©ebote gerabeju alß fcbriftlicbe ©itteilungen ber ©btter
erfebienett. So febeint auch ber Jpimmelßbrief auß einer
Serbinbung antifer gormen mit einem cbrifflicben @e=
banfen entffanben ju fein. Daff er oon ©allien b« über
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3eitfd>rift be« ©eutfcfcen SSerein« ffir Q3uc&tt>efen unb
Spanien feinen 2Beg nach 3bi)a gefunden bat, bafüt
fpricfjt, baß ficf) ein Vtanuffript be« 8. 3al/rbunbert« in
bet Jlathebrale ju Darragona finbet.
©ne ftarfe populäre SBirfung übte ber Jpimmelöbrief
fobann im 8. Sahrbunbert im granfenreicb. 23onifatiu«
lernte ihn Fennen unb führte feine Verurteilung auf einer
Spnobe ju 3tom (74?) gerbet; ben banacb oerurteilten
95rief Fennen mir au« einerÜBienerÄanfcfcfcrift be« 14.3ahr*
bunbert«. Selbft Äarl ber ©roße ift gegen „bie gottlofen
unb unwahren 23rtefe, bie ba angeben, oom Jpimmel berab
in 3erufalem gefallen ju fein", in einem .ftapttulare oon
789 eingefebritten. Sie follen oerbrannt werben, bamit
ba« Volf nicht in 3rrtum gerate. Slber weber ba« Firch»
liebe noch ba« weltliche Verbot bat ben £»immelöbrief bes
fertigt- © ift oielmebr ein febr populäre« Stücf be«
VolFöglauben« geworben. Von granFreicb ift er bureb
irofebottifebe Vtoncbe nach ©nglanb gefommen, wo er
in Fircblicben Greifen ein gewiffe« Slnfeben gewann. Um
ba« 3abr 1000 tauebt er in 3«lanb auf. 9Jlit feiner weis
teren Verbreitung bat er feine ®eftalt unb feinen 3nbalt
mannigfach gewanbelt. 3ni 9.—1?. Sahrbunbert ift er
namentlich in Gnglanb oerbreitet, wo er auch in« Äeltifcbe
überfegt worben ift. ©lblicb gewann ber Jpimmelöbrief
eine rollige Umbtlbung, inbem er ba« ©ebot ber Sonn*
tag«beiligung jwar beibebielt, ficb aber mit allgemeinen
moralifeben Mahnungen oerbanb unb mit ftcb alte magifebe
Depte, bie ebemalö felbftänbig ejrifiierten, oerFnüpfte. 3n
biefer ©eftalt bat ber Jjimmelebrief ficb über bie ganje
©be oerbreitet. ©iftau«2Befteuropaim 12. unb I3.3abrs
bunbert ju ben ^)olen, SRuffen, 236'bmen, SRumänen unb
©riechen gelangt. 2lu« ber griechifchen gaffung finb bann
annenifche unb fprifebe £erte abgeleitet, au« ben fpris
feben wieber arabifebe unb ätiopifebe, oon Sprien au« ift
er enbtich ju ben 2boma«chriften nach Snbien gelangt.
Der 23rief wirb bureb einen 23ericbt über fein ©f($einen
immer mehr in« VJunberbare gefteigert. Sa« Original ift
). 23. mit golbenen Vucbftaben auf Vtarmor gefebrieben,
e« fchwebt lange über einem Ülltar unb erfi nach langem
gaften unb Veten Fann e« ber Vifchof empfangen, ©es
wohnlich wirb 9tom alfi Ort feine« erften ©febeinen« ans
gegeben. Unb ficber ift er oon Stalien nach Deutfcblanb
gelangt, wo er im 12.Sabrbunbert auftritt. Seine ftärffte
SBirFung gewann er, al« eine *Peft um 1260 ba« 2lufs
treten ber ©eißler berbeifübrte, unb al« 3oacbim oon giere
ba« ©be ber 2öelt unb ba« ©febeinen be« Slntichrift oer*
Fünbete. Unter ben Vußliebern, bie bie ©eißler fangen,
finben wir einen fiept, ber mit bem Jrnmmelöbrief Übereins
ftimmt. Seitbem ift er wohl au« bem öffentlichen Sehen
gefebwunben; aber im VolE«braucb ift er lebenbig ges
blieben. $u fcen «ften ©jeugniffen be« Vuchbruefö ges
hären auch #tmmel«briefe. Straßburger unb Kölner
Drucfe finb erhalten. 211« literarifche gorm ift er benugt
oon ber großen fehwebtfeben Prophetin 23irgitta(1303 bi«
1373) in einer Älagefcbrift an ben spapft, unb ebenfo tritt
er mehrfach in ber ^Reformation heroor. 2lu« ber Schwei)
ift ein Stücf erhalten, ba« in bie £eit 1467—1328 fällt,
unb auf 3«!anb erfdjeint er in bem ^auberbuch be« Sott
@ubmunb«fon (1374— 1630). Durch bieglagellantenwar
er nach 23ähnten unb ipolen gelangt; oon bort Farn er
nach SRußlanb, wo er im 16. 3abrhunbert befonberö
oolfötümlich würbe. 2luch in Serbien unb Portugal er»
fcheint er.
Seine Dteubelebung beginnt mit ben SReoolutionßfriegen
feit 1791, fie gebt oort granFreicb au«. Der 2Iufflärung
erfebien er freilich recht gefährlich; bie ^arifer ^olijet
fabnbete eifrig nach bem Urheber be« abergtäubifeben
Schriftftücfe«, felbft ber ^)oli)eiminifter erließ gegen ihn
eine Verfügung. Seither ift er in allen Kriegen Europa«
erfebienen; befonber« in ber 9ceflaurationö)eit unterÄarl X.
oon granfreicb trat er beroor. dt hat bie Äämpfer ber
greiheit«friege begleitet unb ift im Kriege 1864 wieber
beroorgeholt worben. 2luf bem Schlacbtfelbe oon Honigs
gräg hat man ihn bei oielen ©efallenen gefunben. 2111=
gemein oerbreitet war er bei ben Druppen 1870/71. 211«
1900 beutfebe Solbaten nach @bina gingen, fanbte ein
fchlefifcher Jjanbwerfer bem Äaifer ein alte« Stücf, ba«
fchon bie Kriege eine« 3ahrhunbertß mitgemacht hatte.
3m Volf«brauch aber ift ber J?immel«brief nicht auf
ben Ärieg befchränFt. ^u biefer SRolle ift er erft geFommen,
weil fich alte „iffiaffenfegen" mit ihm oerbanben. dt gilt
allgemein al« Scbugmittel gegen jtranfbeiten unb ©e=
fahren aller 2lrt, er wirb )um Jjauefegen. 211« folcher
hängt ber Jjimmelöbrief in norbbeutfehen Vauernhäufern
oft unter ©la« unb SRabmen. Die jungen SDtänner neh=
men ihn mit, wenn fie jum SDJilitär Pommen. 2lber auch
grauen tragen ihn al« Scbugmittel bei ber ©eburt. Dem
#aufe erwirFt er Scbug gegen geuer unb SEBaffer. Der
mobeme Druef hat ihn feit 1877 in ben beiben oben ge=
nannten 23ilberbogen be« Verleger« ©uftao Äü'hn oer*
breitet.
Seit 1300 3ahten lebt ber Jjimmelöbrief in allen 2Banb=
tungen bet europäifchen Äultur fort. Vur uralte Über=
lieferung erFlärt fein fefte« gaften im Volföbrauch. ©
ift lebenbig geblieben, weil er mit bem primitioen gühlen
unb DenFen be«Vtenfehen oerwachfen unb au« ihmheroor*
gegangen ift. Die oielgeftaltige ©efebiebte feine« Depte«
Fonnte hier nur berührt werben, feine fulturgefchicbtliche
23ebeutung ift Faune angebeutet. Veibe« habe ich näher
in bem 23ucbe„Der Jjimmelebrief" (Tübingen 1918) au«=
geführt.
71
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PRINCETON UNIVERSITY
b < 6 35 e u t f d) e n Vereins für Q3u<h»efen unb @ d> r t f 11 u nt
SJlitteUungen au« bem Deutfcgen Äulturmufcum
a) ^lu^jlcllungcn im 2>eutf#en Äulturmufeum
ie bereite im (egten (Berichte mitgeteitt, bat tcr
Umjug fcee (fRufeume in feine neuen (Räume
begonnen. (Riebt weniger ale acht (Soeben bat
er in 2fnfprucf> genommen unb trogbem iff er bei 2lb;
faffung bee (Berichte« noch nirf>t ganj ju (Enbe geführt.
2lu6jtellungen fonnten infolgebeffen nicht ffattfinben. Die
ftebente UluefEellung wirb bereit« in bett neuen (Räumen
feiger Straffe 12 flottfinben. hierüber fowie über bie
(Neuaufteilung be« SRufcume bringt ber näcbfte Bericht
auefü'hrlicbe (Mitteilungen.
b) 23enw&rung t>er (Sammlungen fces 2>eutfc^en tfultunnufeumtf
4. (Bereicherung ber ?efefaa(=23ibltotbef
Jjerr ©ebeimer Jjpofrot 2lrnbt (Wetter, ?eipjig, ffiftete
bem Deutfcben .Kulturmufeum für feinen Sefefaal ein »oll*
jfänbigeeßremplar ber fechten MuflageoonfWepereSroffen
£onocrfatione;?e;rif on, fo bafj bie bi« jegt gebrauchte fünfte
Sluflage erfegt werben Eonnte, wa« oiele Sefefadbefucber
mit greuben begrüben werben. Jjerrn ©ebeimrat (Wetter
fei für feine boebberjige Stiftung auch hier beflen« gebanft.
5. SBermebrung ber ^lantin;Samtnlung
Schneller, a(« wir gebucht, bat her 3nfel; (Bcriag ju
Seipjig feine 3 u fa0e, bi« 'Plantin; Sammlung au«ju;
gehalten, begonnen, in Erfüllung geben ju (affen, inbem
er weitere wertoolle spiantimDrucfe überwie«, fo baff bie
begrünbete Hoffnung beflegt, bafj unfre (})lantin;Samm*
(ung in Eurjem alle wichtigeren Drucfe enthält.
6. SchcnEung einer Jjtanbfcbrift unbeinerOlttjabl
alter Drucfe
•fjterr granj 3E. (Bachem, in ginna 3. (Sachern, Äoln,
fchenEte bem (Wufeum eine Slnjabl Drucfe be« 16. unb
17. Sabrbunberte, barunter folche oon Gljeoier, aufjerbem
eine SInjabl Äalenber unb Sälmanacbe, bie für bie .Kalcnber;
abteilung befonber« erwünfebt waren. SBefonber« wertooll
ift aber bie Überweifung einer prächtigen ^Jergamentbanb;
fchrift mit fchönen Snitialen, bie im Jjanbfcbriftenfaal
jur SHuelagc fommt. Dem Stifter auch an biefer Stelle
bcrjlichff ju banfen, ifl un« ein befonbere« SBebürfni«.
7. (Bermebruitg ber Äriegefanunlung
Durch Sermittelung ber SammelffeKe für .KriegSoer;
offentlichungen in (Belgien, einer (Einrichtung, bie ficb be;
müht,im befegten ©ebiet Sammelmaterial, ba« nur ju oft
ber (Bernicbtung prei«gegeben iff, ju fcf>ügen unb beutfeben
Ärieg«fammlungenjugänglicbjumacben,iflbemDeutfchen
■Kulturmufeum teil« im 2Bege ber ©ratieüberwetfung,
teile burch Slnfauf (Material jugcfloffen, ba« für bie
„Äriegefammlung" einen willfommenen Juwacbe be;
beutet. Sine wefentlicbe (Ergänjung für unfre ?eben6mittel;
Earten;Sammlung waren* ©utfebeine unb .Karten be«
belgifchen (Ernä'brungewcrfee (Comite national),
barunter folche au« 2lrel, itn beutfehen Sprachgebiet (Bel;
gien«, welche an erffer Stelle ben Slufbrucf in beutfcfier
Sprache aufweifen. Sine (Bereicherung unfrer Sammlung
an .Kalenbern unb Sllmanachen brachte eine (Reibe wä'brenb
be« .Kriege« erfchienener belgifcher (BolEeEalenber.
(Waueranfcbläge unb 'PlaEate, Dbeatcrprogramme unb
Leitungen würben in reichem (Waffe jur Verfügung ge;
ffellt, beegleichen bie für unfre ^weefe al« Sinblattbrucfe
wichtigen glugblätter, wie fic bie lebhafte politifche
(Betätigung ber glämen unb Ißallonen im befegten ©ebiet
beroorgerufen bat unb bie oon ber flämifch=wallonifcften
(Bewegung ein cbaraEteriffifcfie« (Bilb geben, ba« burch be;
merfenewerte ^eitungefonbernummern, toie fie anläßlich
ber (Eröffnung ba ©enter Unioerfität ober bei ben flämi;
feben geiern ber ©olbenfporcnfcblacbt beraueEommen, ab;
gerunbet wirb. (Bon ben wä'brenb be« .Kriege« in (Belgien
erfcheinenben Reifungen würben (Bclegerem'plare oon faft
allen, auch ben eingegangenen, übermittelt, bc«gleichen bie
wichtigffen Drgane ber treffe ber (Belgier im 2lu«lanb.
■Su ber bi« jegt runb 150 (Belegexemplare umfaffenben
Sammlung finb Eurje, über (Richtung unb (Bebeutung
orientierenbe (Mitteilungen beigegeben worben. Die buch;
gewerblich unb tppograpbifcb in Äricgöjeitcn befonbere
bemerEenewerten, bei (Bufcgmann in Ülntwerpcn erfegienen
unb bereite oergriffenen (Bänbchen fowie bie „Fonteine
Uitgaven“ würben gefcfienEweife überlaffen. .Käuflich
erworben würben ^»agemanne „Croquis de guerre“,
eine in 150 (Exemplaren bergcffellte Sammlung oon Sitbo;
grapbien be« oerftorbenen (Brüffeler Künfflcr«, fowie bie
oom bclgifcgen „Stubio" 1916 unb 1917 herauegebraebten
beiben UBeignacbtebänbc.
3nj)alt&>erseid)m$
Stagen unb Slufgabtn bet i JJapt)ruef<btif»funbe. @.49. — Dtei Seipjiget 30u(hietten Reifung. @.61.— Die@riinbungbetÄgI..pof;
fltinafiatifdje ©udjftabtn. @.57. — Det ättcfle etbaltene ©lottbtud: unb StaatSbibliotgcf ju OTilncgcn. @.66. — Det Jpimmtlebtitf.
3apanifd)eDl)ätam:3fUeI »en 770. @.60. — Det Jpoljftfmin in bet @.70. — OTitteilungtn auS bem Deutfcben Aulnirmufeum. @.72.
72
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®ertf)0(D-3iliale
in Leipzig.
2öir teilen F)ier&urcf> mit, baß fair öie hier ©djriftgießereien ©ottfrieb 33öttger,
<S. $. CHüf)l unb 21. 33rodff)au0 in £eibz»9, fotuie CU. £af)le ©ößne, Süeimar,
ertuorben haben. CDiefe hier ^Betriebe finb zu einer neuen
Filiale in Setpaig unter der $irma
& BertDolö OReffinolinienfabrif unö OcDriftgieberei CU.®.
3lbt. ©ottfrieö Böttger, JSaunööorf-Setpjig
mit QOÖirfung bom 1.3uli 1918 ab zufammengefchloffen toorben.
(£ö erfüflt ficf» Damit ein langgehegter, auch bon unferer zahlreichen fächfifchen
Äunbfcfjaft bielfadh geäußerter Söunfdj, unfer Unternehmen in Seidig, bem
ehriuür&igen ©iße beö Seutfdfjen 33ucf)getoerbeö, Durch eine eigene fraftbofle
Cftieberlaffung bertreten zu fehen.
£.:BertholD 31.(9.
Berlin • Setpsig ® ©tuttgart • 2öien
©t. ßeterö&urg • OHoöfau.
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Archiv für Buchgewerbe
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Vollständige Einrichtungen
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für Stereotypie und Setzmaschinen
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Kopfdruckpressen, Hand-Zylinderpressen
Sämtliche Hilfsmaschinen und Utensilien
Schließzeuge, Formatstege
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Fräs- und Hobelmaschinen, Prägepressen
Hile sonstigen Hilfsmaschinen
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Monographien des Buchgewerbes
herausgegeben vom Deutschen Buchgewerbeverein
I. Band: ANTIQUA ODER FRAKTUR? (Lateinische oder Deutsdie Schrift?) Eine kritische Studie von Dr. August
Kirschmann. Zweite, durthgesehene und vermehrte Auflage mit zahlreichen Beispielen u. Versuchen. Geheftet M. 1.50
II. Band: FARBENPHOTOGRAPHIE UND FARBENDRUCK von Professor Dr. E. Goldberg, Leipzig. 84 Seiten
umfassend, m. 8 Abbildungen imTextu.izTafeln m. 6 einfarbigen sowie cd mehrfarbigen Abbildungen. Geheftet M. 1.50
III. Band: DER SATZ CHEMISCHER UND MATHEMATISCHER FORMELN von Wilhelm Heltwig, Leipzig.
5z Seiten umfassend.Geheftet M. —.60
IV. Band: DER TITELSATZ, SEINE ENTWICKLUNG UND SEINE GRUNDSÄTZE von Reinhold Bammes,
München. 99 Seiten umfassend, mit 35 ganzseitigen Abbildungen (zurzeit vergriffen).Geheftet M. 1.—
V. Band: DIE BUCHORNAMENTIK IM 15. UND .6. JAHRHUNDERT von Dr. Hans Wolff, Leipzig.
Deutschland I. 11 z Seiten umfassend, mit 58 Abbildungen und z farbigen Beilagen.Geheftet M. 1.50
DeutschlandII. 104 Seiten umfassend, mit 65 Abbildungen und z Beilagen.Geheftet M. i.jo
VI.Band: BEITRAGE ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT von Dr. R. Stübe, Leipzig.
Heft 1: Vorstufen der Schrift. 104 Seiten umfassend, mit ji Abbildungen.Geheftet M. i.zj
Heft z: Bilderschriften. 111 Seiten umfassend, mit 54 Abbildungen und y Beilagen .Geheftet M. c.zy
VII. Band: DIE GRUNDFORMEN NEUZEITLICHER DRUCKSCHRIFTEN von Lorenz Reinhard Spitzenpfeil,
Kulmbach. 60 Seiten umfassend mit vielen Beispielen und Versuchen, sowie zo Seiten Anhang . . Geheftet M. i.zj
VIII. Band: DIE ENTSTEHUNG EINER SCHRIFT von Heinrich Hoffmeister, Frankfurt a.M. 60 Seiten umfassend,
mit 15 Abbildungen ..Geheftet M. —.60
IX. Band: DIE PAPIERFABRIKATION von Dr. Bruno Possanner von Ehrenthal, Cöthen i. Anh. 96 Seiten um¬
fassend mit 51 Abbildungen und 7 Beilagen .Geheftet M. 1.50
X. Band: DIE SCHWABACHER SCHRIFT IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART von Hermann
Clauß, Pfarrer in Schwabaeh. 8z Seiten umfassend mit 8 in den Text eingedruckten Bildertafeln und iz großen
Schrifttafcln.Geheftet M. z.—
Durch alle Buchhandlungen zu beziehen — Wenn nicht erhältlich, dann direkt von der
Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins
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ICH BITTE PROBEN ZU VERLANGEN»
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* fyazvöeC ZfrvötiEtete- J>cu?ate txxtö &i*
ß&oQte &ezc
aswwg ig^.^,
ft&veBjezcätjeöec 7Uie&z&vujz&
ZZ.
fi.
Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“
Heinrich Schwan, für den Teil „Zeitschrift des Deutschenvereins für Buchwesen und Schrifttum“ Prof.Dr. Albert Schramm
Druck von Breitkopf & Härtel — Sämtlich in Leipzig
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BAND 55 <mmm> JULI -AUGUST HEFT 7/8
.............
ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
iiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW
Bekanntmachung
In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im Monat Oktober als Mitglieder aufgenommen:
1. Hans Frandsen, Kunsthändler, i. Fa. Kunstsalon
Hans Frandsen, Kopenhagen.
2. Wilhelm Friedrich, i. Fa. Graß, Barth & Co., Buch¬
druckerei und Verlag, Breslau.
3. Emil Frohning, i. Fa. Hermann Meyer, Buch¬
druckerei und Verlag, Dortmund.
4. Emil Hadtstein, Buchdruckerei und Verlag, Hom¬
berg a. Niederrhein.
5. Adolf Heine, i. Fa. Ad. Heine’s Buchdruckerei
und Verlagsanstalt, Wilhelmshaven.
6. Paul Heinenberg, Direktor der Kriegswirtschafts¬
stelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe, Dienst¬
stelle München, München.
7. H.Hofmann, i.Fa.Buchdruckereides„Beobachter“
H. Hofmann, Seesen {Harz).
8. Georg Jahoda, i. Fa. Jahoda & Siegel, Wien.
9. Dr. Joh.Janke, i. Fa. Otto Janke, Verlagsbuch¬
handlung, Berlin.
10. Victor Jeziorowski, i. Fa. Börsenbuchdruckerei
Denter & Nicolas, Berlin,
11. Albert Heinrich Kietz, i. Fa. E. Ungleich, Verlags¬
buchhandlung, Leipzig.
12. Carl M./first, Rohstoff-undMaschinenverteilungs-
stelle des Kriegsamtes.
13. Paul Klepsch, i. Fa. Paul Klepsch & Sohn, Durch¬
schreibbücherfabrik, Bischofswerda.
14. H. Klutke, Buchdruckerei und Buchhandlung,
Stallupönen.
15. Paul Kretzschmar, Direktor der Verlagsanstalt
und Druckerei Ernst Mauckisch, Freiberg i. S.
16. Carl Kuhn, i. Fa. Kunstanstalt und Verlag Carl
Kuhn, München.
17. Paul Kühnei, Buchdruckerei und Zeitungsverlag,
Lätzen.
18. Gustav Lange, i.Fa. Gustav Lange&Co .,Plauen i. V.
19. Carl Nitsche, i. Fa. C. W. Baum, Chromol. Kunst¬
anstalt, Buch- und Steindruckerei, Chemnitz.
20. Carl Pape, Prokurist der Junfermann’schen Buch¬
druckerei, Paderborn.
21. Oscar Schlicht, i. Fa. Kolbe & Schlicht, Kunst¬
institut für Farbenreproduktion, Dresden.
22. Dr. K. Strauß, i. Fa. Holbein Verlag, München.
23. Max Ueberreiter, Direktor der Verlagsanstalt
Keller&Co.,Buch-und Kunstdruckerei, Dillingen.
24. K. Werner, Buchbinderei, St. Ludwig.
25. Gustav Wolff, i. Fa. A. B. C. E. Fritze’s K. Hofbok-
handel, Stockholm.
26. Bibliothek der Eidg. Techn. Hochschule, Zürich.
Leipzig, im Oktober 1918
Die Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins
I. A. Paul Agsten
AN DIE MITGLIEDER DES DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREINS
UND BEZIEHER DES ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
Laut Beschluß der Jahresversammlung am 15. Juni 1918 beträgt der Mitgliedsbeitrag für den Deutschen
Buchgewerbeverein im Jahre 1919: M 20.—. Für Angestellte des graphischen Gewerbes ist dieser Beitrag
auf M 12.— festgesetzt worden. Gleichzeitig macht sich eine Erhöhung des Bezugspreises für das „Archiv
für Buchgewerbe“ durch Nichtmitglieder des Deutschen Buchgewerbevereins von M 15.— auf M 20.— ab
1. Januar 1919 infolge der Verteuerung des Papiers, des Druckes und aller sonstigen Ausgaben notwendig.
Der Vorstand des Deutschen Buchgewerbevereins
gez. Arndt Meyer, 2 . Vorsitzender.
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig
(8. Fortsetzung)
D ie in dem vorigen Abschnitte in kurzen Zügen
angedeutete typographische Geschmacksrich¬
tung, für die allgemein die Bezeichnung freie
Richtung Anwendung fand, wurde durch den im ge¬
samten Kunstgewerbe Wurzel schlagenden Jugend¬
stil abgelöst und zwar wurden ganz besonders die
Drucksachen zum Tummelplatz unzähliger Halb¬
künstler, die das Bedürfnis verspürten, sich in der
Vermehrung des typographischen Zierats zu betätigen.
Traten im Kunstgewerbe manche angesehene und an¬
reifende Künstler als schöpferische Kräfte auf, so
war dies in dieser Zeit im Buchgewerbe nicht allzu¬
häufig der Fall: eine ungeheure Flut an Material im
Jugendstil ergoß sich durch die Schaffensfreudigkeit
derSchriftgießereien, mehrabernoch diederKlischee-
fabriken über das Buchgewerbe, das für alles Dar¬
gebotene aufnahme¬
fähig war. Vieles da¬
von ist im Archiv
auf Beilagen und
auf eigenen Vorfüh¬
rungsblättern der
Schriftgießereien
gezeigt worden. In
den Musterbüchern
sind diese Erzeug¬
nisse heute ein un¬
künstlerischer Bal¬
last, den abzuschüt¬
teln eine der ersten
Aufgaben für alle
Firmen sein dürfte.
Esistwohlzukeiner
Zeit ein so vollstän¬
diges Aufhören der
Verwendungsmög¬
lichkeit typographi¬
schen Materials zu
verzeichnen ge¬
wesen als wie beim
Jugendstil, der im
Buchgewerbe kein
Ruhmesblatt bildet.
Überprüft man die
Jahrgänge 1896 und
1897 des Archivs
auf ihren Inhalt, so
ist derselbe von kei-
nerallzugroßenBe-
deutung, er kann in
wenigen Strichen
gezeichnet werden.
Der XXXIII. Band des Archivs bringt
eine bemerkenswerte Aufsatzreihe
über die periodische Presse und deren Ausstattung. Es
wird darin sowohl die ganze Art der typographischen
Arbeit wie die Bedeutung und Stellung der Illustra¬
tionen auf den Seiten in eingehendster Form behandelt.
Die Abhandlung ist mit zahlreichen Beispielen ver¬
sehen, sie bildet in gewisser Hinsicht die technische
Ergänzung einer früher erschienenen geschichtlichen
Abhandlung über den gleichen Gegenstand.
Ein für die damalige Zeit nicht unwichtiger Aufsatz
ist ein solcher über geschmackvolle Schriftenwahl, in
dem ai}f die Notwendigkeit guter einheitlicher Schrift¬
wirkung besonders hingewiesen wird; ferner ver¬
breitet sich ein Verfasser über die Verwendung der
Vignette im Akzidenzsatz und zwar werden dabei Hin¬
weise gegeben, auf
welche wirkungs¬
vollste Art der bild¬
liche Schmuck, der
damals in der Form
naturalistischer
Vignetten in großer
Auswahlgeschaffen
wurde,zurBelebung
der Wirkung beitra¬
gen kann.Neben dem
bildlichen Schmuck
wurde auch der Far¬
bendruck bei der
Herstellungder Ge¬
legenheitsarbeiten
häufig angewan d t. In
einer Abhandlung
unter dem Titel Mo¬
derne zweifarbige
Akzidenzen weist
ein Verfasser darauf
hin, daß der Farben¬
druck auf der Buch¬
druckpresse in der
letzten Zeit auf neue
Wege geleitet wurde
und zwar im Sinne
einer augenfälligen
Vereinfachung, die
auch tatsächlich
durchgefüh rt wurde.
Es erschienen gleich-
zeitigAbhandlungen
über moderne Kata¬
logausstattung u. a.
Abbildung 96. Verkleinerter (dreifarbiger) Haupttitel zum
XXXIII. Bande (1896) des Archivs für Buchdruckerkunst
74
1896-1897
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Digiti?
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Unter der Überschrift: Ein wichtiges Kapitel für
Buchdruckereien wird die zweckmäßige Auswahl von
Brotschriften in sachkundigerWeise behandelt. Auf¬
sätze mit juristischem Einschlagtreten in diesem Bande
des Archivs ebenfalls häufiger auf, z. B. unter dem
Titel: Aus der Praxis des Urheberrechts, Welche Vor¬
teile bietet der schriftliche Lehrvertrag? u. ä. m.
Auf den Beilagen und in den Satzbeispielen dieses
Bandes tritt bereits eine auffällige Vereinfachung des
Satzbaues ein, das Abflauen der freien Richtung ist
unverkennbar und es erübrigt sich daher auch die Vor¬
führung von markanten Beispielen aus dieser Zeit.
Eine vielbenutzte Einrichtung des Archivs war die
im XXXIII. Bande eingeführte Rat- und Auskunft¬
abteilung, die allen Fachgenossen, die sich an sie
wandten, auf ihre Anfragen Auskunft in technischen
und rechtlichen Angelegenheiten erteilte. In der¬
selben Zeit veröffentlicht das Archiv auch den Ent¬
wurf von Vorschriften für die Einrichtung und den
Betrieb von Buchdruckereien und Schriftgießereien,
die bald darauf Ge¬
setz wurden.
Der XXXIV. Band
(1897) wird mit einer
ausführlichen Ab¬
handlung über die
Galvanoplastik und
ihre Anwendung in
der Buchdruckerei
eröffnet und zwar
ist sie so eingeteilt,
daß zunächst die
Grundlagen der Gal¬
vanoplastik theore¬
tisch erläutert wer¬
den; im zweiten,
dem praktischen
Teile wird alsdann
die Ausübung des
Verfahrens in allen
seinen Einzelheiten
beschrieben und er¬
klärt. DasGanzeist
im Grunde genom¬
men eine Umarbei¬
tung der bereits
früher erschie¬
nenen Abhandlung
unter Berücksich¬
tigung aller Fort¬
schritte und Neue¬
rungen des Ver¬
fahrens, das in
seinen Grundzügen
eigentlich im Laufe
der Jahrzehnte nur
wenig Wandlungen unterworfen gewesen ist. — Eine
der wichtigsten Aufsatzfolgen in dem vorliegenden
Bande sind Berichte über Lichtbildervorträge, die der
damalige Direktor der Bibliothek des Kunstgewerbe-
Museums in Berlin Dr. P. Jessen im Hörsaale des
Museums über die Kunst im Buchdruck gehalten
hat. Jessen sagte u.a.: Trotz der angestrengten Arbeit
der letzten 25 Jahre, trotz Schulen und Museen hat
das deutsche Kunstgeiverbe noch nicht die Rolle,
die ihm Zufällen müßte, erobert. Es klammert sich
noch zu sehr an alte Techniken, alte Vorbilder und
Typen, an die Ornamente verflossener Stilperioden ...
Es ist ein bedenkliches Zeichen, daß heute so viele
Anregungen zu frischem, freierem Schaffen uns von
Amerika und von England kommen ... Warum können
diese Anregungen nicht von uns selbst ausgehen? Wir
werden erst frei und selbständig werden, wenn wir im
Kunstgewerbe bei jeder Arbeit die Berücksichtigung
ihres Zweckes als erste Forderung stellen ...
Die Vorträge erstreckten sich auf alles, was mit
zielbewußter künst¬
lerischer Arbeit zu¬
sammenhängt, auf
die Heranziehung
tüchtiger Künstler,
die gesteigerte Ver-
wendung echten
Materials, das Sich-
freimachenvonÜber-
ladungen in orna¬
mentaler Hinsicht
und vieles andre
mehr. Es werden
den Schriftzeich¬
nern und den Buch¬
druckern Winke ge¬
geben für die einzu¬
schlagenden Wege.
Im weiteren Ver¬
laufe der Vorträge
werden zahlreiche
Arbeiten der alten
Meister bildlich vor¬
geführt und erläu¬
tert und damit zu¬
gleich gezeigt, wie
weitab davon der
Buchdruck des 19.
Jahrhunderts steht.
Zum Schlüsse wird
auf William Morris
und Walter Crane
und deren Arbeits¬
weise hingewiesen.
Das Buch als Gan¬
zes zum Kunstwerk
10 *
Im
fycmv
S«ehdrucl(erl(unst
Mt
verwandte Qcaehäftszwcigc.
Alexander V/aldow
Leipzig.
J \ I
xxxv. Sand.
"Jahrgang 1898.
Abbildung 97. Verkleinerter (vierfarbiger) Haupttitel zum
XXXV. Bande (1898) des Archivs für Buchdruckerkunst
75
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
za gestalten, das sei das Ziel, auf das sich auch die zenverschlingungen, figurale und naturalistische
deutsche Buchdekoration einrichten solle. Einzelne Motive, daneben eine buntschillernde Farbenfreudig-
Firmen hätten bereits verheißungsvolle Anfänge ge- keit machte sich breit, von der auch das Buchgewerbe
macht und es sei wohl zu hoffen, daß auch die breite mehr, als wie gut war, übernahm. Die Schriftgießereien
Masse sich rechtzeitig bewegen lasse, damit der entfalteten eine außerordentliche Rührigkeit, um den
deutsche Buchdruck inderWeltbewegungkünstlerisch Markt mit allem Nötigen zu versorgen, und alles, was
mit Ehren bestehe, namentlich wenn er 1900 in Paris nur irgendwie den Zeichenstift führen konnte, schuf
vor das Urteil der Welt trete. Ornamentales und Figurales für das Buchgewerbe.
Mit dieser bedeutsamen Vortragsreihe setzte zu- Die Forderungen nach neuen kräftig gehaltenen
gleich eine allgemeine Bewegung auf graphischem Schriften konnten nicht so schnell erfüllt werden und
Gebiete ein, die allerdings durch den damals zu so wurden zunächst die aus England übernommenen
breiter Entfaltung gelangenden Jugendstil zunächst Bradley- und Morrisschriften tonangebend für die
auf Bahnen kam, die bei rückschauender Betrachtung Satzanordnung. Eine Firma, die hier zielbewußt vor-
keinesfallsalsbesondersglücklicheangesehenwerden ging, war Breitkopf & Härtel in Leipzig, die als erste
können. in ganz eigenartiger Weise Schriften und Blattorna-
Zunächst fehlte es scheinbar noch an geeignetem mente in vollständig veränderter Anordnung auf ihren
Material zur Durchführung der neuen Ideen und man Arbeiten zur Anwendung brachte. Ihre bekannte
glaubte durch Anleihen im Kunstgewerbe ausreichen- Zoologie für Buchdrucker folgte bald und das Archiv
deVorbilder für die typographische Ornamentik finden konnte bereits im Jahrgang 1897 einige Satzproben
zu können. In der Tat bot die Sächsisch-Thüringische dieser Art in der neuen Richtung bringen (siehe Ab-
Ausstellung, in der der Jugendstil seine ersten bildungen 98, 99, 101).
Triumphe feierte, auch eine wahre Fundgrube nach In einer andern Abhandlung wird auf die notwendige
dieser Richtung hin. Blumengebilde aller Art, Pflan- Erstrebung von Einfachheit in der Ornamentierung
hingewiesen. Später bespricht ein Mitarbeiter die
Bestrebungen der Neuzeit, wobei er auf das Auf¬
kommen von Wasserrosen, Wasserpflanzen, Schilf-
blumen und pflanzliches Ziermaterial hinweist. Er
wünscht, daß sich dessen Zeichnung und Ausführung
in den Grenzen des guten Geschmacks und der Ge¬
nauigkeit bewegt, wie diese dem Buchdrucker von
den vorangegangenen Satzrichtungen her noch in
guter Erinnerung sei. Mit dem Aufkommen dieser
Ausstattungsart, für die der Ausdruck Jugendstil ge¬
prägt ward, war das Material im gotischen, Renaissance-
und Rokokostil sozusagen überwunden, denn es ver¬
trug sich in keiner Weise mit allem Neuen. Die ersten
Musterblätter mit neuen Zierformen im Jugendstil
sind dem Archiv beigegeben und zahlreiche Proben
in den Heften enthalten.
Über die neue Richtung spricht sich der Heraus¬
geber des Archivs wie folgt aus: Das Aufsteigen
einer neuen Geschmacksrichtung in der Akzidenz¬
ausstattung hat manchen Buchdruckereibesitzer mit
Besorgnis erfüllt. Weiß man doch, wie viel Zeit und
Material in der Akzidenzsetzerei durch das Hinein¬
arbeiten in die vormalige freie Richtung darauf ge¬
gangen ist und wie der ausübende Satzkünstler trotz
aller möglichen Vorstellungen sich nicht dazu ver¬
stand, die Selbstkosten einer Arbeit mit dem erreich¬
baren Preise der Drucksachen in Einklang zu bringen.
.. . Die angehobene neue Richtung ist von den Ver¬
fechtern einer rationellen Arbeitsweise schon seit
Jahren gepredigt worden und wenn auch die Formen
jetzt erst feste Gestalt angenommen haben, so sipd
doch die Ziele der neuen Akzidenzausstattung uns
nicht unbekannt und werden, weil sie auf richtigen
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Archiv für Buchgewerbe
Grundsätzen beruhen, bald Eingang und Verständnis
finden. Die moderne Richtung ist keine ausschlie߬
lich naturalistische und keine lediglich stilistische,
denn die einen nehmen die Formen, wie sie sie in
der Natur finden, die andern stilisieren sie, aber allen
Versuchen gemeinsam ist der große dekorative Zug,
der mit allen Mitteln angestrebt wird, in der Form
und Flächenwirkung sowohl wie in der Farbe. Man
kann der neuen Richtung daher den Namen dekorative
Richtung geben.
Eine eigenartige Erscheinung auf dem Papiermarkte
damaliger Zeit waren die sogenannten Lederpapiere ,
die in ihren Musterungen eine außergewöhnliche Viel¬
seitigkeit aufwiesen und für Arbeiten im Jugendstil
besonders geeignet waren. Im Archiv sind auch die
ersten Proben dieser Art enthalten.
Der erste Aufruf zur Beschickung der buchgewerb¬
lichen Kollektiv - Ausstellung, die innerhalb der im
Jahre 1897 stattfindenden Sächsisch-Thüringischen
Ausstellung in Leipzig stattfand, erscheint im XXXIV.
Bande des Archivs. Danach sollte zum ersten Male
ein abgeschlossenes Ganze des gesamten Buchgewerbes
gezeigt werden, was bis dahin noch auf keiner Aus¬
stellung gelungen war.
1898
Die von Peter Jessen durch seine Vorträge
gegebenen Anregungen zeitigten bereits
eine längere Aufsatzreihe im XXXV. Bande des Archivs
unter dem Titel: Die neuzeitliche Druckausstattung.
In derselben werden die Hauptvorzüge und Merkmale
der neuen Richtung eingehend behandelt und durch
zahlreiche Satzbeispiele veranschaulicht. Schmuck¬
material aller Art für die neue Satzweise tritt in den
Spalten und auf den Beilagen des Archivs mehr und
mehr auf und es ist erstaunlich, welche Aufwendungen
an bunten Farben für die Belebung der nicht immer
schönen naturalistischen Ornamentformen gemacht
worden sind.
In der sechsten Fortsetzung des erwähnten Auf¬
satzes wird gesagt, daß die neue Richtung nicht so
einfach ist, als wie es den Anschein hatte; ferner:
daß das unzureichende Material eine schnellere Aus¬
breitung derselben verhindere. Es wird auch betont,
daß die bisherigen Schriften des Buchdruckers für die
Ausstattung in dem modernen Stil unbrauchbar seien.
Mit Bezug auf die Schriften für die neue Richtung
wird in dem mehrfach erwähnten Aufsatz u. a. folgen¬
des gesagt: Die Schriftgießereien haben für das
Wesen der Schrift und ihre neuzeitliche Entwicklung
bisher weit mehr Verständnis bewiesen als die Mehr¬
zahl der modernen Künstler; sie griffen auf den in
den besten Werken unsrer Vorfahren aufgehobenen
Schatz schöner Schriften zurück, entnahmen ihm die
guten Formen und paßten sie den heutigen Bedürf¬
nissen an. Neben den nach klassischen Vorbildern
erzeugten Schriften ist auch manche durchaus selb-
77
ständige Schriftgattung geschaffen worden, die sich
trotz ihrer Eigenart durch deutliche und regelmäßige
Züge auszeichnet. Es ist der Stolz der Schriftgießereien,
eine Schrift so durchzuarbeiten, daß die Einzelformen
der Buchstaben sichzu vollkommen einheitlichen Wort¬
bildern zusammensetzen lassen. Von den Schwierig¬
keiten dieser Aufgaben haben die Künstler, die nur
hin und wieder eine Zeile nach ihrer Laune gestalten,
meistens gar keine Ahnung.
Das vorstehend Erwähnte hat noch geraume Zeit
Wahrheit behalten und es ist bemerkenswert, daß die
neue Richtung, in die die altgewohnten Schriften nicht
so recht paßten, sich längere Zeit mit vom Auslande
übernommenen Schriften behelfen mußte; in erster
Linie mit Schriften wie der Bertholdschen Altdeutsch
(Bradley), Drugulinschen Morrisgotisch, der Bauer-
schen Edison u. a. m. Von den Antiquaschriften
bewährten sich dabei am besten die Bertholdsche
Carola-Grotesk, Hansa, Regina. Da die geschaffenen
Ornamente sich in großen Formen bewegten und die
erwähnten Schriften ausnahmslos vollflächig waren,
so erhielten die ersten Arbeiten im Jugendstil fast aus¬
nahmslos ein schweres Aussehen, das sie heute als
aufdringlich und unschön erscheinen läßt. Derselbe
Jficht nur die pflanze ist dekorativ l
J tfan verlang e:_.
preitkopf & JCärtels * •
Zoologie für Buchdrucker
Zweiter Nachtrag
zum Modernen
Juch-Zierat. •
• • • Ceipzig • « •
Druck und Verlag von
• Breilkopf t Jörtel *.
Die Ornamentik muss belebt werden!
Abbildung 99. Verkleinerte Anzeigenseite aus dem XXXVI. Bande (1899)
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PRINCETON ÜNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Mangel haftete auch den Erzeugnissen des Kunst¬
gewerbes an. Es ist hier noch zu erwähnen, daß auch
der XXXV. Band des Archivs eine Fülle von Material
im Jugendstil enthält und zwar auf eigenen Beilagen
wie auf Musterblättern der Schriftgießereien, die sich,
wie bereits mehrfach bemerkt wurde, des neuen Stils
mit einer beispiellos gebliebenen Schaffensfreudigkeit
angenommen hatten.
Den Auftakt zur Beschickung der Pariser Weltaus¬
stellung gab ein im Jahre
1898 von Professor Dr.
PJessen aufVeranlassung
des Zentralvereins für das
gesamte Buchgewerbe in
Leipzig gehaltener Vor¬
trag über Ziele und Wege
der neuen Richtung im
deutschen Buchgewerbe.
Das Archiv gibt die Haupt¬
punkte des Vortrags wie¬
der. Einheitlichkeit und
Einfachheit in der Schrift
und im Ornament werden
als zwei Hauptpunkte von
grundlegenderBedeutung
füreineNeugestaltungder
deutschen Druckausstat¬
tung hervorgehoben, die
Vereinigung von Schrift,
Ornament und Illustration
zu einem künstlerischen
Ganzen unter möglich¬
stem Verzicht auf die
Autotypie. Der Vortrag
klang wie folgt aus: Wir
müssen die Verirrungen
der Neuzeit vergessen
und an die urwüchsige
Arbeitsweise der alten
Meisterder Buchdrucker¬
kunst wieder anknüpfen und in deren Sinne aber
unter wohlerwogener Berücksichtigung unsrer heu¬
tigen Bedürfnisse weiterbauen, dann stünde der Buch¬
ausstattung eine neue Blüte bevor.
Die Streitfrage Dreifarbendruck oder Vierfarben¬
druck hat Ende der neunziger Jahre die Fachwelt
häufig beschäftigt und es ist eine diesbezügliche Aus¬
einandersetzung zwischen Franz Franke in Berlin und
A. C.Angerer in Wien, die im XXXV. Bande des Archivs
stattgefunden hat, nicht ohne Interesse. Ohne auf
diese fachmännischen Auseinandersetzungen näher
einzugehen, darf wohl gesagt werden, daß durch die
gemachten Fortschritte beide Verfahren sich heute
gleicher Beliebtheit erfreuen und jedes, von Fall zu
Fall richtig angewendet, seine Vorteile hat. Sind
Vierfarbendruck-Klischees auch nicht teurer als wie
Dreifarbendruck-Klischees, so fallen doch die Mehr¬
kosten des Drucks einer vierten Farbe ins Gewicht
und lassen den Dreifarbendruck allein schon aus
diesem Grunde vorteilhafter erscheinen. Bei obigem
Streite handelte es sich übrigens nur um die Wirkung.
In jedem Falle wird die Art der Originale maßgebend
sein für die richtige Wahl des einen oder anderen der
beiden Verfahren.
Von den geschichtlichenAufsätzen, denen dasArchiv
nach wie vor in seinen
Spalten Raum gewährt,
sei aus diesem Jahrgange
ein solcher von E. Guth
unter dem Titel Zur Buch¬
druckergeschichte der
Stadt Nürnberg erwähnt,
in dem recht interessante
Hinweise auf die Entwick¬
lung des Buchdrucks ge¬
geben werden.
In Heft 11 des XXXV.
Bandes (1898) wird der
erfolgte Tod des Heraus¬
gebers des Archivs, Alex¬
ander Waldow gemeldet
undihmeinwarmerNach-
ruf gewidmet. Das Blatt
wurde zunächst in unver¬
änderter Weise von des¬
sen Erben fortgeführt.
Dasselbe ging dann bald
in den Besitz des Zentral¬
vereins für das gesamte
Buchgewerbe über und
zwar fand gleichzeitig nicht
nur eine Umänderung des
Namens dieses Vereins in
Deutscher Buchgewerbe¬
verein statt, und zwar in
Ansehung der weiterge¬
steckten Ziele, die er verfolgte, sondern zugleich eine
Änderung des Titels Archiv für Buchdruckerkunst in
Archiv für Buchgewerbe. Das Blatt wurde zugleich
offizielles Organ des Vereins und erfuhr nach und nach
unter der Mitwirkung eines eingesetzten Preßaus-
schusses und unter Heranziehung von Fachmännern
eine entsprechende innere und äußere Ausgestaltung,
die mit den Fortschritten, die im gesamten Buch¬
gewerbe gemacht wurden, Schritt zu halten hatte.
Die bisher behandelten 35 Jahrgänge bilden somit
eine Art Lebenswerk des verstorbenen A. Waldow;
in ihrer Gesamtheit sind sie, wie in der Einleitung
erwähnt wurde, zugleich ein Stück Buchdrucker¬
geschichte. Die sich nun anschließenden Jahrgänge,
die in schnellerer Folge behandelt werden können,
weil ihr Inhalt zum großen Teil von den Lesern Erlebtes
78
ARCHIV Fl!JR
BUCHGEWERBE
V
ERLAG DES DEUTSCHEN BUCH¬
GEWERBEVEREINS ZU LEIPZIG
Doppelheft B-XU
Einzelpreis HL 2^0.
Abbildung 100. Verkleinerter Umschlag mit ver¬
ändertem Haupttitel zum XXXVI. Bande (1899)
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Archiv für Buchgewerbe
enthält und in deren Gedächtnis haften dürfte, ent¬
halten das Wesentlichste, was über die Entwicklung
der neuzeitlichen Buchkunst und die neuzeitliche
Druckausstattung, sowie über das gesamte Buch¬
gewerbe zu sagen gewesen ist. Der Umfang der
Bände steigerte sich im Gegensatz zu dem der bis¬
herigen auf mehr als das Doppelte, sie geben dadurch
ein Spiegelbild des deutschen Buchgewerbes im
wahren Sinne des Wortes.
1899
Der XXXVI. Band des Archivs schließt sich
in seiner Ausstattung und Anordnung noch
den bisherigen Jahrgängen an, das heißt es wird vor¬
nehmlich der
Einladung zum $ommerfe$t
6* wirl arbtirn. dlrtr
Hart« an €inaan|t
Abbildung 101. Verkleinertes (zweifarbiges) Satzbeispiel aus dem XXXV. Bande (1898)
Buchdruck
behandelt. Im
ersten Hefte
erscheint der
Anfang einer
verheißungs¬
vollen Ge¬
schichte der
Schrift¬
gießerei von
H. Smalian.
Merkwürdi¬
gerweisesind
aber Fort¬
setzungen zu
der gebrach¬
ten „Einlei¬
tung“ nicht
erschienen
und es kann
nur angenommen werden, daß der Umfang des Stoffes
für den damaligen Rahmen des Archivs doch ein zu
umfangreicher gewesen ist. In Heft 10 desselben
Bandes bringt Smalian einen weiteren selbständigen
Aufsatz zur Geschichte der Schriftgießerei, der in¬
dessen hauptsächlich den Didots gewidmet ist. Es
wird darin wiederholt die Tatsache verzeichnet, daß
bereits J. G. I. Breitkopf die Absicht hatte eine Ge¬
schichte der Schriftgießerei zu schreiben und bereits
1779 eine vorläufige Anzeige des Inhaltes dieser Ge¬
schichte herausgegeben. Da es Breitkopf nicht ver¬
gönnt war, diese Geschichte zu schreiben, so steht
außer allem Zweifel, daß dadurch eine bedeutende
Lücke in der Geschichte der Schriftgießereitechnik
unausgefüllt blieb. Da nun auch Smalian, als einer
der Berufensten für die Abfassung eines solchen
Werkes, überdie ersten Ansätze dergeplanten Arbeit,
trotz des bis zu seinem 1917 erfolgten Ableben ver¬
flossenen Zeitraumes nicht hinweggekommen ist, so
bleibt nur zu hoffen, daß sich noch eine berufene
Feder findet, die auf dem von Smalian in Heft 1,
1899 des Archivs gelegten Grundstein zu einer Ge¬
schichte der Schriftgießerei weiterbaut und zwar
möglichst unter Mitverwertung des Breitkopfschen
Materials, soweit dasselbe noch verfügbar und ge¬
eignet ist. Daß eine solche Arbeit nur von einem
Fachhistoriker einwandfrei ausgeführt werden kann,
der es sich zugleich angelegen sein läßt, die bei be-
sondern Anlässen verstärkten technisch-historischen
Irrtümer, energisch richtigzustellen, ist allerdings von
Wichtigkeit.
Eine längere Abhandlung über das Galvano im
Buchdruck, sowie eine solche über das Hand-in-Hand-
Arbeiten von Buchdrucker und Buchbinder, ferner Auf¬
sätze über dänische Bucheinbände, über Zierschriften
imDiensteder
Kunst, über
die Ansichts¬
postkarte, die
Klischeebe¬
rechnung las¬
sen bereits er¬
kennen, daß
der Inhalt des
Archivs auf
weitere buch¬
gewerbliche
Kreise zuge-
schnittenwird.
Der Kreis der
Mitarbeiter
erweitert sich
zugleich und
zwar treten
neben die
zahlreichen
Künstler und Kunst-
*? des Personals der Tirma *?■
Breitkopf $ Bärtel
ay Leipzig *<? a?!
im neuen Basthof zu £
am Sonnabend,
den o.Juliisot
nachmittag s Uhr.
•eohlis
/m
mitarbeitenden Fachmänner
historiker in großer Zahl.
Den Hauptinhalt des XXXVI. Jahrganges bildet die
reichillustrierte Wiedergabe der bedeutungsvollen
sechs Vorträge über die neue Kunst und das Buch¬
gewerbe, die Dr. P. Jessen auf Veranlassung des Deut¬
schen Buchgewerbevereins 1898 in Leipzig gehalten
hat und die ganz außerordentlich zur Steigerung der
Bewegung für eine künstlerische Hebung des Buch¬
gewerbes beigetragen haben. Der Inhalt dieser Vor¬
träge ist heute noch für jeden Fachgenossen lesens¬
wert und nützlich. Am erfreulichsten ist es aber
feststellen zu können, daß die damals ausgestreute
Saat und die gegebenen Anregungen, die manchen
Widerstand der allzufest am Altgewohnten und Hand¬
werklichen hängenden Fachwelt zu überwinden hatten,
zu so eindrucksvoller Blüte und Entfaltung gelangt
sind, wie es schon seit geraumer Zeit der Fall ist, und
die ihre Krönung in der buchgewerblichen Weltschau
von 1914 in Leipzig gefunden haben.
Der am Ausgang der neunziger Jahre einsetzende,
fast katastrophale Niedergang der Holzschneidekunst
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Archiv für Buchgewerbe
veranlaßte den damaligen zweiten Vorsteher des Deut¬
schen Buchgewerbevereins, Johann Jakob Weber,
Mitinhaber der Firma J. J. Weber in Leipzig, zu einem
Rettungsversuch dieses vortrefflichen Illustrations¬
verfahrens. Nicht nur in seinem eigenen Betriebe
wurden durch ausübende erste technische Kräfte
Glanzleistungen der Holzschneidekunst erzielt und
solche durch Mappen, sowie durch die Leipziger
Illustrierte Zeitung zur Kenntnis der Leser und
Kunstfreunde gebracht, auch die Fachwelt sollte von
der Berechtigung dieses Wiedergabeverfahrens neben
dem der mechanischen Reproduktionstechniken über¬
zeugt werden. Eine große Anzahl ganz ausgezeich¬
neter Kunstholzschnitte sind dem XXXVI. Bande des
Archivs beigegeben. Johann Jakob Weber verfaßte
zu diesen Kunstblättern mehrere Abhandlungen und
macht sich darin zum Anwalt des mehr und mehr
aufhörenden Holzschnittes, er trat zugleich lebhaft
für eine stärkere, anhaltende Pflege dieses graphischen
Kunstzweiges ein. Leider waren die Bemühungen
dieses ausgezeichneten Fachmannes vergebliche,denn
der Holzschnitt ist aus den illustrierten Zeitschriften
bald ganz verschwunden und durch die Autotypie, die
Strichätzung, den Tiefdruck und andre photomecha¬
nische Verfahren ersetzt worden. Die Nachfolger jener
Kunstholzschneider bilden heute lediglich eine ver¬
hältnismäßig kleine Anzahl Künstler und Künstlerin¬
nen, die den Holzschnitt, besser gesagt, den Holzstich
Abbildung 102. Verkleinerter (zweifarbiger) Umschlag
von Prof. A. Christiansen zum XXXVII. Bande (1900)
nach neueren künstlerischen Gesichtspunkten aus¬
üben und zwar bei der Herstellung von Kunstblättern,
die zumeist durch Handdruck abgezogen werden und
Sammelzwecken dienen. Hier und da entstehen auch
kleinere Holzschnittfolgen für illustrierte Bücher oder
sonstige Druckarbeiten, von einerWiederauferstehung
desHolzschnittes kann natürlich noch nichtgesprochen
werden. Was heute geschaffen wird, kann in bezug
auf technische Durcharbeitung mit den früheren Holz¬
schnitten keinen Vergleich aushalten.
Eine ganze Reihe weiterer Abhandlungen über tech¬
nische und künstlerische Angelegenheiten schließen
sich den vorstehenden an und es äußert sich im
ganzen Inhalte und in den Beilagen bereits eine Rich¬
tung, die mit den Bestrebungen des Deutschen Buch¬
gewerbevereins Schritt hält und die auf eine Hebung
des Verständnisses für die Buchkunst und was mit ihr
zusammenhing hinauslief.
Die sich vollziehende Umwandlung
des Archivs für Buchgewerbe zu
einem künstlerischen Blatte äußert sich bei dem nun¬
mehr folgenden XXXVII. und XXXVIII. Bande bereits
äußerlich durch die von Professor A. Christiansen ent¬
worfenen, markig gehaltenen zweifarbigen Umschläge,
fernerdurch die satztechnisch interessante Anordnung
der Textseiten, die aus der bereits in der Mitte der
achtziger Jahre entstandenen, von Heinz König ent¬
worfenen kräftigen Römisch der Firma Genzsch &Heyse
in Hamburg gesetzt wurden. In einem Geleitworte
werden die Richtung und die Ziele des Archivs dar¬
gelegt. Es erstrebt die Förderung, in technischer und
künstlerischer Beziehung, der allgemeinen Interessen
aller Zweige des Buchgewerbes. Es erweitert sein Stoff¬
gebiet und will nicht nur dem Buchdrucker, sondern
auch dem Buchhändler, Schriftgießer, Buchbinder,
Stein- und Notendrucker, Papier- und Maschinenfabri¬
kanten und allen Angehörigen des Buchgewerbes eine
reiche Quelle der technischen Belehrung und künst¬
lerischen Anregung sein. Es will den Zusammenhang
des Buchgewerbes mit der großen Kunst der Zeit för¬
dern, und willmitseinerAusstattung vorbildlich wirken.
Beim Übergang des Archivs in den Besitz des
Deutschen Buchgewerbevereins wurde der Verfasser
dieses Streifzuges als einer der ältesten Mitarbeiter
Waldows vorübergehend mit der Schriftleitung des
Blattes betraut (4. Heft 1899 bis 3. Heft 1900). Es
gelang ihm das Blatt mit Unterstützung angesehener
Fachgenossen zu neuer Blüte zu bringen. Bei der
zunehmenden Erweiterung des Umfanges sowie der
ganzen Gestaltung des Blattes erschien es jedoch als
das richtigste, den jeweiligen Geschäftsführer des
Deutschen Buchgewerbevereins mitderSchriftleitung
und der Herstellungsarbeit des Blattes zu betrauen.
Die unter der Leitung von Arthur Woernlein
erschienenen Bände bilden eine wahre Fundgrube
1900-1901
80
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Archiv für Buchgewerbe
technischer und künstlerischer Arbeit und es gewährt
die Durchsicht derselben immer wieder hohen Genuß.
Von den Aufsätzen des XXXVI. Bandes seien nur
die folgenden als hauptsächliche erwähnt: Professor
K. Lange: Buchausstattung und Holzschnitt; C.Herr¬
mann: Moderne Buchausstattung; Walter von zur
Westen: Bucheignerzeichen; E. Steiner: Bemer¬
kungen zum künstlerischen Bucheinband; Paul Ker-
sten: Über künstlerische Bucheinbände; Wilh. Schö-
lermann: Deutscher Buchschmuck; Fr. Fischbach:
Gutenbergs Buchstaben; H. van de Velde: Neue
Drucktypen; Gustav Kühl: Gutenberg und sein Ver¬
fahren; Rudolf Kautzsch: Der moderne Holzschnitt;
Walter Crane: Die Illustration in alter und neuer Zeit;
Dr. L. Volkmann: Zur Ausstattung der Inserate; Dr.
R6e: Kunst- und Kunsthandwerk; Otto Eckmann: Zu
meiner Schrift. Neben diesen die künstlerische Seite
des Buchgewerbes und die Buchkunst berührenden,
reich illustrierten Aufsätzen erscheint eine ebenso
große Zahl technischer Arbeiten über den Buch- und
Akzidenzsatz, das Schriftwesen, die Klischeeherstel¬
lung, den Farbendruck, das Maschinenwesen, die
Setzmaschinen, die Buchbinderei; es schließen sich
ferner an: Berichte über die Pariser Weltausstellung,
die Gutenbergfeier und zahlreiche andre buchgewerb¬
liche Angelegenheiten und Vorgänge, an denen das
Jahr 1900 besonders reich war.
Nicht minder reichhaltig und umfangreich als wie
der 37. Jahrgang ist der folgende, der u. a. die nach¬
stehenden Hauptaufsätze aufweist: Dr. J. Loubier:
Der künstlerische Bucheinband in alter und neuer
Zeit; L. Spohr: Vom künstlerischen Bilderbuch;
R. Kautzsch: Alte und neue Buntpapiere; J. Pabst:
Erkennungszeichen der verschiedenen Drucktechni¬
ken; Fr. Perzynski: Japanischer Farbenholzschnitt;
R. Kautzsch: Kunst im kleinerenPri vatdruck; A.Schopp-
meyer: Schrift im Buchdruck; C. Herrmann: Urge¬
schichte des Notendrucks; L. Volkmann: Wege und
Ziele der deutschen Buchausstattung; H. König: Wie
entstehen Schriftformen; G. Milchsack: Kunsttypo¬
graphie. Einelängere Aufsatzreihe istfolgendenBuch-
gewerbskünstlern gewidmet: Fr. Stassen, R. Grimm,
M. Lilien, Fidus, T. T. Heine, Vriesländer, L. Burger,
J. Sattler. Durch diese Aufsätze werden die Künstler
den Lesern des Archivs nicht nur nähergeführt, zahl¬
reiche Proben ihrer Arbeiten zeigen aber auch die
Eigenart ihres Schaffens. Es ist darin manches fest¬
gehalten, das bei der Beurteilung des Gesamtwerks
des einen oder andern Künstlers in solcher Zusammen¬
fassung von außerordentlichem Werte sein dürfte.
Eine weitere interessante Aufsatzreihe in diesem
Bande ist jene über die hauptsächlichsten Lehran¬
stalten für graphische Künste.
Wurde den Lesern in diesen Aufsätzen und den
zahlreichen kleineren Beiträgen eine außerordentliche
Fülle von Stoff zur Belehrung geboten, so geschah dies
81
in noch höherem Maße durch das geradezu prächtige
künstlerische Beilagenmaterial, das die immer umfang¬
reicher werdenden Hefte des Jahrgangs sowie der
folgenden enthielten. Daneben wird dem Leser eine
erschöpfende Auswahl bildlicher Darstellungen ge¬
boten, die entweder die Aufsätze illustrieren oder
als Stichproben aus hervorragenden Erscheinungen
des Büchermarkts gegeben werden.
Ein besonderes Kapitel in dem zuletzt behandelten
und den noch folgenden Bänden des Archivs bildet
die Schriftprobenschau, in der fast alle Erscheinungen
der Zeit verzeichnet und besprochen sind. Eine oft
scharfe aber sachliche Kritik solcher Erzeugnisse,
die dem Geschmack der breiten Masse mehr ent¬
sprechen als dem künstlerischen, erfolgte in diesen
von sach- und fachkundiger Seite verfaßten Be¬
sprechungen, durch die die Fachwelt über alle Neu¬
erscheinungen auf dem laufenden gehalten wurde.
Besondere Aufmerksamkeit wurde auch den neuen
Patenten, die für das graphische Gewerbe von Wich¬
tigkeit waren, gewidmet und die Mehrzahl derselben
nicht nur eingehend besprochen, sondern auch durch
Abbildungen erläutert.
Über die Tätigkeit der graphischen Vereinigungen
brachte das Archiv von seinem 36. Jahrgange an
ausführliche Berichte. Eine große Anzahl dieser
Einzelpreis m J_
Abbildung 103. Verkleinerter (zweifarbiger) Umschlag zum
Eckmann-Sonderheft (XXXIX. Band) 1902
11
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Original ftorn
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Archiv für Buchgewerbe
Vereine waren körperschaftliche Mitglieder des Deut-
schenBuchgewerbevereins undals solchen stand ihnen
der Bezug des Archivs zum Vorzugspreise zu. Es
liegt außer allem Zweifel, daß auf diese Weise ein
schätzbares und vorbildliches Vorlagenmaterial in die
Hände der werktätigen Kräfte des Buchgewerbes ge¬
langte, das eine günstige Einwirkung auf die Ge¬
schmacksbildung sowohl wie auf die Ausübung der
praktischen Tätigkeit hervorgebracht hat.
Die bis jetzt in diesem Abschnitte
besprochenen Bände des Archivs
zeigten in Inhalt und Ausstattung noch nicht die er¬
wünschte Einheitlichkeit, da in denselben eine Über¬
leitung aus der früheren überwiegend technischen
Form in die buchgewerblich-künstlerische stattfand.
Wesentlich besser sehen schon die Jahrgänge 1902
bis 1903 aus, die bereits eine einheitlichere Form im
ganzen Aufbau des Inhaltes und der Beilagen erkennen
lassen. Es würde indessen zu weit führen, auch nur
Proben oder Auszüge des Inhaltes zu geben, ebenso¬
wenig ist es aus räumlichen Gründen möglich, Proben
von Beilagen oder Satzbeispielen in größerer Zahl
zu bringen, was sich auch deshalb erübrigen dürfte,
als das meiste bei den Lesern des Archivs noch im
Einladung • zum • Abonnement!
Is vor einem Jahre die Zeitlchrift-Graphildie Kunst-gegründet wurde, waren
wir von dem Bestreben beseelt, den Zusammenhang unseres Gewerbes mit
der großen Kunst unserer Zeir zu fordern und so in Wort und Bild unseren
freunden des zeitgenOssildre Kunstidiaffen zu vermitteln, soweit dasielbe
I die vermiedenen graphlidren Zweige berührt. Buch mit ihrer Äußeren Bus«
I stattung wollte die - Graphifchc Kunst • verbildlich wirken, und so eridieint
dieselbe denn zu Beginn des zweiten Jahrganges ln einem neuen, modernen Gewände. Die
neue Cextidrrifl sowohl, als auch die Schriften und Ornamente des Umichlages stammen von
Prof eff or Otto Gckmann
welchem genialen Künstler wir auch die vorliegende Bummer gewidmet haben. Es wird auch
fernerhin unser Bestreben sein, nach FTlBglichkeit darauf hinzuwirken, daß guten graphildien
Vorbildern, an denen es gegenwärtig nicht fehlt, Beachtung gelchenkt wird und auf ßebung
der kflnstleriidren Seite unseres graphildien Gewerbes hinzielende Bestrebungen wirksam,
untersteht werden. Dann dürfen uir auch hoffen, daß sich noch mancher, und zuleßt alle von
den alten Gewohnheiten befreien werden, um sich des frildien künstlerildien Zuges, der durch
das graphiiehe Gewerbe geht, zu erfreuen und Befriedigung zu finden an guten Werken der
graphildien Kunst, möge unser Bestreben allseitige Bnerkennung und Unterstflßung finden,
damit uns die Erreidiung unserer Ziele wesentlidi erleidifcrt, zugleich aber die ITlOglidikeit
eines kraftvollen Weiferwirkens zum Besten der Gesamtheit noch erheblich gesteigert werde.
Stuttgart Redaktion und Verlag
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Abbildung 104. Verkleinerte Schriftprobenseite aus dem XXXVII. Bande (1900)
Gedächtnis haften wird und ein Nachschlagen dieser
neueren Bände keine Schwierigkeiten macht.
Wie bei den Jahrgängen 1900 und 1901, so wurde
auch dem Jahrgang 1902 ein künstlerischer Umschlag
nach einem Entwürfe von Paul Bürck, auf den das
Archiv bereits sehr früh hingewiesen hatte, gegeben,
dem Jahrgange 1903 ein solcher von Bernhard Wenig.
Der Inhalt des Jahrgangs 1902 setzt sich wieder aus
künstlerischen und technischen Beiträgen zusammen.
U. a. erscheint ein Aufsatz von Dr. P. Jessen unter
dem Titel: Die Achtung vor der Kunst; W. Zachrisson
entwickelt Gedanken über Buchausstattung; Dr. R.
Kautzsch behandelt die Buchbinderei-A usstellungen des
Jahres; W. Schölermann gibt Beispiele künstlerischer
Schrift. Mit diesem Bande beginnt auch die Einrich¬
tung sogenannter Weihnachtshefte, die neben einer
Jahresübersicht in Form zahlreicher Abhandlungen
über die einzelnen Sondergebiete des Buchgewerbes
aus der Feder angesehener Fachgenossen eine große
Anzahl von Kunstbeilagen enthalten, die in ihrer Ge¬
samtheit ein vortreffliches Bild vom künstlerischen
und technischen Schaffen des Jahres geben.
Gleiches läßt auch sich von dem besonders um¬
fangreichen Jahrgang 1903 sagen, dessen Inhalts¬
angabe nicht weniger als wie vier Seiten ausfüllt.
neu/Oeutfflt)
Stjmften und Der?ierungen
nad) Zeichnungen von
Otto ftupp
Abbildung 106. Probe der Huppschen Neudeutsch.
Aus dem XXXVII. Bande (1900)
1902-1903
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Auch hier haben sich die
angesehensten Fachmän¬
ner und solche aus dem
weiten Gebiete der Kunst
zur Behandlung der ver¬
schiedensten Fragen, die
das lebhaft aufstrebende
Buchgewerbe beschäftig¬
ten, zusammengefunden.
Von den größeren Auf¬
sätzen seien nur einige
herausgegriffen und zwar
deshalb, weil sie Anregung
gaben zur Weiterbehand¬
lung wichtiger techni¬
scher Fragen innerhalb
des Gewerbes. So er¬
schienen die ersten Auf¬
sätze über die damals er¬
strebte Normalschriftlinie
im Archiv. Über die Be¬
deutung der modernen
Richtung für den deut¬
schen Buchdruck schrieb
H. Hoffmeister eingehend.
Professor Peter Behrens
verbreitete sich wie Otto
Eckmann vordem über die
Entwicklung der Schrift.
Die später zum Abschluß
gebrachte ß-Frage erfährt
in diesem Jahrgange be¬
reits ihre vorläufige Er¬
örterung. Als einer der ersten Aufsätze über die
Wichtigkeit der Fraktarschrift für die neue Richtung
erscheint ein solcher von Robert Voigtländer und
zwar unter dem Titel Die neue Richtung. Als eine Fort¬
setzung der bereits weiter oben erwähnten Weber-
schen Aufsätze über die Holzschneidekunst kann die
umfassende Abhandlung von H. Meyer über neue Ziele
und Wege im modernen Holzschnitt bezeichnet werden.
Dieser reichillustrierte Aufsatz ist ganz besonders
beachtenswert. Ferner verdient noch erwähnt zu
werden, daß in diesem Bande zum ersten Male die von
C. E. Poeschel in Leipzig angeregte stärkere Bevor¬
zugung der Linie
für die typogra¬
phische Ornamer.-
tierung kritisch
beleuchtet wird.
Friedrich Bauer
bemerkt dazu
anläßlich der Be¬
sprechung des er¬
schienenen Ban¬
desdesinternatio¬
nalen Musteraustausches
etwa folgendes: Ein sehr
interessanter Beitrag zur
modernen Buchausstat¬
tungist das Doppelblatt der
Firma Poeschel & Trepte
inLeipzig. Nach Aufschrif¬
ten auf den einzelnen
Seiten soll dieser Beitrag
„Die Linien in der Buch¬
kunst“ in drei Beispielen
vorführen. Wir finden drei
Quart- und zwei Oktav¬
seiten, deren Umrah¬
mungenausschließlich aus
Viertelpetit -fetten- Linien
und Nonpareille-Viereck¬
chen gebildet sind. Die
erste Seite ist mit einer
Umrahmung geschmückt,
der der antike Tempel als
Motiv diente. Die Ausfüh¬
rung erinnert an die Ar¬
beiten der Linienmanier
der siebziger Jahre; daß
sie einfach und in guten
Größenverhältnissen ge¬
halten ist, ist ihr Vorzug,
die dunkle Goldbronze, die
für den Druck verwendet
wurde, läßt sie auch im
übrigen als guten Schmuck
erscheinen.Hoffentlich regt
das Motiv aber nicht zu Nachahmungen an, sonst
könnten wir wieder dieselben Auswüchse der Tempel¬
bauerei erleben, wie vor 30 Jahren. Diese hier kurz
gekennzeichnete Art der Ausschmückung mit neben¬
einander gestellten, hier und da sich in Mäander¬
formen bewegenden Linien hat einige Zeit, wenn auch
nur beschränkte Anwendung gefunden. Aus ihr her¬
vorgegangen ist eine primitive Art der Ausschmückung
durch Einzelgevierte oder Geviertreihen, die in
Schwarz oder Bunt gedruckt wurden.
Als wertvolles neues Schmuckmaterial für Buch¬
einbände führte das Archiv auch die ausgezeichne¬
ten Vergoldewerk¬
zeuge von Paul
Kersten vor, von
denen neben¬
stehend nun eine
Probe gegeben
ist. Diese Orna¬
mente haben sich
für die Dauer be¬
währt.
(Fortsetzung folgt.)
WIENER
unerwähnt bleibe ferner die Ausstellung
von 150 Bildnissen Anton Graffs, die in
Winterthur zur Erinnerung an den 150.
Geburtstag dieses berühmten Sohnes der
freien Schweiz zusammengebracht war.
WIENER AUSSTELLUNG
* ^ ■ EN Reigen der Ausstellungen
||| ^ im Künstlerhause eröffnete in
I H J \\ diesem Jahre der Aquarellisten-
a - m Klub, der schon seit Jahren
nicht mehr diesen Namen verdient, da er
sich keineswegs auf die Aquarellisten
beschränkt, sondern alle Mitglieder der
Künstlergenossenschaft umfasst, die dem
Klub anzugehören wünschen. Wesentlich
Neues hat die Ausstellung, die XV. in
der Reihe, diesmal nicht gebracht. Die
bedeutendsten Leistungen waren wie in
früheren Jahren auf dem Gebiete der
Landschaft zu verzeichnen. Hugo Dar-
naut, Heinrich Tomec, Antonie Hudecek
und Eduard Zetsche bilden sich immer
mehr zu feinen Kennern speziell der
72
'■ ■
Abbildung 107. Verkleinerte Satzprobe in Poeschelscber Linienmanier
(Band XL) 1903
Abbildung 108. Muster moderner Vergoldewerk/euge
von Paul Kersten. Aus dem XXXVII. Bande (1900)
83
11 *
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphische Gewerbe
Von RICHARD ZEISE, Oberlehrer an der 3. Städtischen Fach- und Fortbildungsschule zu Chemnitz
D ie Schulwerkstätte ist eine zeitgemäße Ein¬
richtung im Dienste der gewerblichen Lehr¬
lingsausbildung. Sie ist die letzte Schlußfolge¬
rung der berechtigten Forderung, den Beruf in den
Mittelpunkt des gewerblichen Unterrichts- und Er¬
ziehungswesens zu stellen. Anfangs hat man ihre
Entstehung und Ausgestaltung mit Mißtrauen be¬
trachtet, man hat sie bekämpft und ihre Daseins¬
berechtigung verneint. Aber die Schulwerkstatt hat
sich zu behaupten gewußt. Schulen, denen sie schon
angegliedert war, haben sie weiter ausgebaut, andre
nahmen sie in ihren Unterrichtsbetrieb auf. Jetzt
erweckt sie das lebhafte Interesse der Fachleute, und
manche Geschäftsinhaber empfinden gerade in der
jetzigen Kriegszeit den Vorteil dieses werktätigen
Unterrichtes in ihrem eigenem Betriebe.
So ist auch für das graphische Gewerbe die Schul¬
werkstätte eine Notwendigkeit geworden. In den
umfangreichen Betrieben großer graphischer Kunst¬
anstalten und Druckereien ist im Interesse des Ge¬
schäftes eine bis ins einzelne durchgeführte Arbeits¬
teilung vorhanden, so daß der Lehrlingwohlineinzelnen
Zweigen seines Berufes eine gründliche Ausbildung
erfährt, aber keinen Überblick über das ganze Gebiet
seiner beruflichen Tätigkeit gewinnt. Er wird Teil¬
arbeiter. Auch istderganze Geschäftsbetrieb nachdem
Grundsatzeingestellt: Zeit istGeld. DieArbeitdrängt,
die Besteller wollen nicht warten, alle Kräfte sind aufs
äußerste angespannt. Da haben Meister und Gehilfen
wenig oder gar keine Zeit, bei Ausbildung der Lehr¬
linge ihre Anweisungen zu erläutern, das Wie und
Warum des Arbeitsvorganges zu begründen. Die Aus¬
bildung beschränkt sich mehr oder weniger auf ein
mechanisches Anlernen. Und doch möchte der Lehr¬
ling eine möglichst abgerundete und vertiefte Ausbil¬
dung erfahren. Er wird dann weniger automatisch und
mehr denkend und selbständig arbeiten lernen. Sucht
er sich später als Gehilfe in einem seinen Anlagen
und Neigungen entsprechenden besonderen Arbeits¬
gebiet zu vervollkommnen, wird die breite Grundlage
seiner Lehrlingsausbildung ihm immer von Nutzen
sein. Aus all diesen Gründen will die Schulwerkstatt
die Lehrlingsausbildung ergänzen und vertiefen, nicht
etwa die Lehrwerkstätte verdrängen und ersetzen.
Abbildung 1. Von Kornpapier umgedruckt. Luftton gespritzt
84
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Archiv für Buchgewerbe
Abbildung 2. Federzeichnung mit Tonplatte
Da die Schulwerkstätte sich erst in den letzten
Jahren demUnterrichtsbetrieb angegliedert hat, können
wir ihre Entwicklung und Ausgestaltung noch nicht
als vollkommen und abgeschlossen betrachten. Darum
ist es wünschenswert, daß die Fachschulen ihre Er¬
fahrungen auf diesem Gebiete austauschen, damit
sich der praktische Unterricht in der Schulwerkstatt
immer mehr vervollkommnet. Diesem Zwecke wollen
auch die folgenden Darlegungen dienen. Sie gründen
sich auf Erfahrungen aus dem Unterrichtsbetrieb der
Fachklassen für Lithographen undSteindrucker,Schrift¬
setzer und Buchdrucker an der 3. Städtischen Fach-
und Fortbildungsschule zu Chemnitz.
Diese Schulanstalt, die 1912 eingeweiht wurde,
hatte als erste ihrer Art in Sachsen auch Schulwerk¬
stätten in ihrer Behausung eingerichtet, unter andern
auch solche für das graphische Gewerbe. Den Jüngern
Gutenbergs stehen vier Schriftarten in verschiedenen
Graden mit dem dazu passenden Schmuck zur Ver¬
fügung: Salzmann-Fraktur, Federgrotesk, Tiemann-
Mediäval und Wieynck-Kursiv. Auf einer Schnell¬
presse von Koenig & Bauer in Würzburg und einer
Phönix-Tiegelpresse von J. G. Scheiter & Giesecke
in Leipzig werden die Schülerarbeiten gedruckt. Für
Lithographen und Steindrucker sind ungefähr 75 Steine
kleinen und mittleren Formates vorhanden und drei
Handhebelpressen von Karl Krause in Leipzig (Format
60x80) mit den dazugehörigen Werkzeugen und
Geräten für Steinschleifen, Lithographie und Druck.
Die Schüler haben wöchentlich drei Stunden „prak¬
tischen Unterricht“. Die Schriftsetzer werden in vier
Klassen, die Drucker in drei Abteilungen, nach Lehr¬
jahren geordnet, unterrichtet. Lithographen und
Steindrucker, die in jetziger Kriegszeit in nur ge¬
ringer Anzahl vorhanden sind, mußten in einer Klasse
vereinigt werden.
Der praktische Unterricht in der Schulwerkstatt
soll eine Ergänzung der Werkstattlehre sein. Er
will das berufliche Können erweitern und vertiefen
und das Verständnis für geschmackvolle Gestaltung
der Drucksachen anbahnen. Das ist das Ziel, das in
dem Lehrplane der Chemnitzer Fachschule festge¬
legt worden ist. Es sind also in der Hauptsache zwei
Aufgaben, die die Schulwerkstatt zu erfüllen hat:
Ausbildung des Geschmackes und Ergänzung des
technischen Könnens. Wie nun die Schulwerkstatt
diese Aufgaben zu lösen sucht, wie sich ihr Unter¬
richtsbetrieb gestaltet, wie sie sich mit andern Unter¬
richtsfächern zu einem geschlossenen Ganzen ver¬
einigt, das soll an einzelnen Beispielen aus dem
Fachunterricht fürLithographen und Steindruckerund
dem für Schriftsetzer und Buchdrucker gezeigt werden.
Abbildung 3. Steinradierung
Digit
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PRINCETON UNIVERSITY
85
Archiv für Buchgewerbe
I. Werkstattunterricht für Lithographen und
Steindrucker.
Kein Beruf ist mit der Kunst so innig verquickt,
wie der des Graphikers, und ganz besonders stehen
Lithographen und Steindrucker in ihrem Dienste.
Einesteils vermittelt die Lithographie die Werke der
zeichnenden Kunst den breiten Schichten des Volkes,
andern teils aber sucht sie
selbst durch geschmack¬
volle Ausgestaltung von
Drucksachen dem Schön¬
heitsbedürfnis des kau¬
fenden Publikums Rech¬
nung zu tragen. So über¬
nimmt sie eine große
Verantwortung fürdie Ent¬
wicklung des guten künst¬
lerischen Geschmackes.
Um so mehrist esgeboten,
daß die Lithographen und
Steindrucker selbst einen
geläuterten Geschmack
besitzen, damit sie auch
die Idee des entwerfen¬
den Künstlers nachemp¬
finden können und selbst
nichts Geschmackloses
schaffen. Da tritt nun
die Schulwerkstatt för¬
dernd und erziehend ein.
Man könnte dagegen einwenden, daß das die Auf¬
gabe des Zeichenunterrichtes sei. Seine Naturstudien
und ornamentalen Übungen genügten, um die jungen
Leute zum künstlerischen Sehen und Empfinden zu
erziehen. Dabei läßt man aber außer acht, daß einer
jeden graphischen Technik ein besonderes Ausdrucks¬
mittel eigen ist. Das ist ihre Sprache, ihre Mundart,
die klar zum Ausdruck kommen muß, um den künst-
lerischenWert der graphischen Darstellung zu wahren.
Nun stehen gerade der Lithographie viele solche
Ausdrucksmittel zur Verfügung. Sie ist in dieser
Abbildung 5. Vielfarbiger Schmetterling
Beziehung unter allen Töchtern der Reproduktions¬
kunst am reichsten begabt. Als Federzeichnung oder
Kreidetechnik, als Gravur oder Steinradierung, als
Asphaltschabzeichnung oder Photolithographie ver¬
mag sie sich der Eigenart der Originalzeichnung ganz
und gar anzubequemen. In dieser Anpassungsfähig¬
keit liegt aber auch eine Gefahr, die Gefahr der
Nachahmung fremder Aus¬
drucksweisen. Die Litho¬
graphie soll nicht mit
der Kupferradierung und
dem Autotypiedruck wett¬
eifern wollen. Wie nun
die Lithographie ihre Aus¬
drucksmöglichkeiten ver¬
wertet, ohne dabei ihre
Eigenart preiszugeben,
wie sie mit einfachen
Mitteln eine vorzügliche
Wirkung erzielen kann
und dabei doch die Ur¬
sprünglichkeit des Ent¬
wurfes zur Geltung kom¬
men läßt: das kann nicht
im Zeichenunterricht ge¬
lehrt werden, das ist Auf¬
gabe der Schulwerkstatt.
Auf einem Ausflug ist
eineLandschaftsskizzeent-
standen. Die soll in der
Schulwerkstatt auf Stein übertragen werden. DieStim-
mung läßt sich am besten in Kreidemanier wiedergeben.
Besondere Effekte holt der Lithograph noch mit dem
Springschaber heraus. Es steht ihm auch frei, die
Federtechnik zu wählen und durch eine Tonplatte mit
ausgesparten Lichtern und breiten Flächen oderauch
gespritztenHalbtönendieWirkungzu erhöhen. So lernt
der Schüler die Ausdrucksmittel seiner Handwerks¬
kunstverwerten und schätzen und wahrt seiner Arbeit
die Eigenart einer Steinzeichnung. Da der Lithograph
nicht immer nach eigenen Landschaftsskizzen arbeiten
rnrnm
Abbildung 6. Linienführung aus dem Hinterflügel
Abbildung 4. Asphaltschabzeichnung
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Original frotn
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Archiv für Buchgewerbe
kann, gibt ihm die Schulwerkstatt auch Gelegenheit,
photographische Aufnahmen als Feder- oder Kreide¬
zeichnung auf den Stein zu übertragen. Dabei soll
er die Photographie als Naturausschnitt betrachten
und ist gezwungen, den Charakter des Bildes in der
gewählten Technik direkt auf dem Steine wiederzu¬
geben, ohne sich von der kleinlichen Art der photo¬
graphischen Aufnahme beirren zu lassen. Soll die
Ursprünglichkeit und Frische der Skizze im Stein¬
druck gewahrt bleiben, dann ist es ratsam, die Zeich¬
nung nach der Natur auf Kornpapier anzufertigen
oderbesser noch auf selbsthergestelltesÜbertragungs-
papier. Auch diese lithographische Darstellungsart
üben die Schüler in der Schulwerkstatt. Sie haben
es dann immer noch in der Hand, ob sie mit Feder
oder Schaber gewisse Partien noch betonen wollen
oderihrerArbeitdieEigenarteinerunberührtenSkizze
wahren möchten. Daß auch die Wahl des Papieres
und der Druckfarbe für die Wirkung des Landschafts¬
bildes von Bedeutung ist, lernt der Schüler durch
eigene Versuche kennen. Will er die farbige Wirkung
durch unterlegte Tonplatten erhöhen, so steigern
sich mit den Ausdrucksmöglichkeiten auch die Schwie¬
rigkeiten. Er muß sich nicht nur überlegen, ob er
geschlossene Flächen, Kreideplatten oder gespritzte
Töne verwenden will, er muß auch wissen, welche
neue Farben er durch das Übereinanderdrucken von
zwei oder mehr Tonplatten erzielen und wie er diese
auf vorteilhafte Weise in dem Bilde verwenden kann.
Ein vorheriges Übermalen der Konturzeichnung mit
den ausgesuchten Farbtönen können die Arbeit er¬
leichtern. Aber immer muß sich der Schüler bewußt
sein, daß es unmöglich ist, die Farben der Natur un¬
verändert wiederzugeben, es sei denn, es stünden
ihm 10 bis 14 Platten und ein außerordentlich ent¬
wickelter Farbsinn und ein meisterhaftes Können
zur Verfügung. Aber das ist von einem Lehrling
nicht zu verlangen. Deshalb muß er sich in der
Schulwerkstatt mit wenigen Platten begnügen. Um
ihm die Grenzen der Farbenmischung im Steindruck
zn zeigen und ihn auch zu überzeugen, daß der Stein¬
druck mit dem Dreifarbendruck nicht wetteifern kann,
darf der begabte Schüler versuchen, einen bunten
Vogel oder ein andres farbenfreudiges Objekt in drei
Platten wiederzugeben. Er hat vorher an einem Farb-
mischkursus der Steindrucker teilgenommen und sich
dadurch die Grundbegriffe über Zerlegung der Farben
erworben. Nie wird er mit seinen drei Farben all
die feinen Mischtöne herausbekommen. Aber er wird
lernen, auch mit drei Farben eine eigenartig schöne
Wirkung zu erzielen, die an die Naturfarben anklingt
und der Steinzeichnung ein besonderes Gepräge
verleiht. Der Lithographie stehen so viele wirkungs¬
volle Ausdrucksmittel zur Verfügung, daß sie auf
die Nachahmung des Dreifarbendruckes verzichten
kann. Bleibt sie ihrer Eigenart treu, wirkt sie um
so künstlerischer. Das soll auch den Schülern zum
Bewußtsein kommen.
Die Landschaftsskizzen finden nicht nur als freie
lithographische Übungen Verwendung, sie werden
auch als Zweckdrucksachen verarbeitet, sei es als
Ansichtskarte, Verschluß- oder Reklamemarke, als
Plakat usw. Selbstverständlich handelt es sich nicht
um reife künstlerische Entwürfe. Die müssen wir
den Kunstgewerbeschulen und Akademien überlassen.
Die Schüler sollen nur mit einfachen Mitteln, wie
Eingliederung in den Raum, Verwendung von Schrift,
Umsetzen in die Technik des Plakatstiles arbeiten.
Auch dadurch lernen sie die Grundforderungen einer
guten Drucksache kennen und beherzigen. Daß sie
dann ihre Entwürfe wiederum lithographieren und
drucken müssen, gibt ihnen Gelegenheit, die Probe
aufs Exempel zu machen, ob sie sparsam mit der
Wahl der Platten gewesen sind, oder ob sie im Inter¬
esse einer billigen Preisberechnung nicht auch mit
einer Platte weniger hätten auskommen können.
Solche Erwägungen zwingen zum Nachdenken und
zur Ausnützung und rechten Anwendung aller tech¬
nischen Ausdrucksmittel. Außerdem gewährt es dem
Schüler eine nicht zu unterschätzende Befriedigung,
wenn er seine Arbeit bis zur Druckvollendung durch¬
führen kann, und der ganze Arbeitsvorgang bringt
ihm in seinem Verlauf manche wertvolle Erfahrung,
bereitet ihm vielleicht auch manche Enttäuschung,
regt ihn aber immer wieder zu neuem Denken und
Schaffen an.
Das Arbeitsgebiet, das die Lithographie beherrscht,
ist ein fast unbegrenztes. Unerschöpflich ist auch
der Reichtum an Ornamenten, der ihr als Schmuck
von Geschäftsdrucksachen, Warenpackungen, Vor¬
satzpapieren, Ansichtskarten, Kalendern und vielem
andern mehr zur Verfügung steht. Wenn der Litho¬
graph solche ornamentale Motive auf den Stein über¬
tragen oder, wie es nicht selten von ihm gefordert
wird, selbst zusammenstellen oder ausdenken soll,
so muß eben auch seine Erfindungsgabe oder Ge¬
staltungskraft geschult und gepflegt werden. Und das
ist auch Aufgabe der Schulwerkstatt in Verbindung
mit dem Zeichenunterrichte. Es kommt hauptsäch¬
lich darauf an, neben Betrachtung guter Vorbilder
und kunstgeschichtlichen Erläuterungen vor allem
durch ornamentale Übungen das künstlerische Emp¬
finden für gute Raumeinteilung, für Rhythmus der
Formen und Harmonie der Farben zu wecken. Dabei
ist immer wieder auf den Zweck des Schmuckes
und seine Beziehung zu dem Gegenstände, der ihn
an sich trägt, hinzuweisen. Die Motive werden
zumeist aus der Natur entnommen. Die Schüler
sollen diese reiche Schatzkammer kennen lernen,
oft aus ihr schöpfen und durch Betrachtung ihrer
herrlichen Formen und Farben neue Anregungen
sammeln.
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Original fforn
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Archiv für Buchgewerbe
Ein Beispiel für viele. Ein jeder Schüler der Klasse
hat sich aus der Lehrmittelsammlung der Schule einen
Schmetterling gewählt, der entweder durch seine
Farbenpracht oder eigenartige Linienführung der
Flügelzeichnung auffällt. In Aquarell- oder Tempera¬
technik hat er ihn in etwas vergrößertem Maßstabe
gemalt und dabei die Eigenart seiner Formen- und
Farbenschönheit besonders betont. In einer Vorbe¬
sprechung sind die Schüler auf die Form der Flügel,
auf die Struktur der spannenden Adern und auf die
Eingliederung der Farbflecke aufmerksam gemacht
worden. Nun wählen sie einen Teil des Flügels aus,
und angeregt durch die Linienführung und Farben¬
gebung, entnehmen sie daraus ein Motiv, das sie dann
durch lineare oder flächige Aneinanderreihung, auch
in strahliger und zentraler Anordnung, zu Bändern
Abbildung 7. Zweifarbiges Vorsatzpapier. Motiv frei erfunden
und Flächenmustern weiter ausbauen. Dabei ist es
ihnen gestattet, zur Unterstützung ihrer Phantasie
den Spiegel und Winkelspiegel zu benutzen. Die ge¬
wonnenen Motive regen wiederum zu neuem orna¬
mentalen Gestalten an. So entwickelt sich eine
Schmuckform aus der andern, und es kommt durch¬
aus nicht darauf an, daß man ihr die Schmetterlings¬
herkunft ansieht. Der bunte Falter hat eben nur die
Anregung gegeben. Ebensogut können auch Blätter
und Blüten, bunte Käfer und Vögel zu ornamentalem
Schaffen anregen, wenn der Schüler nicht imstande
ist, aus sich selbst heraus neue Motive zu gestalten.
An dieses Aufsuchen von Motiven und Aneinander¬
reihen schließt sich eine zweite Aufgabe an: die Auf¬
teilung einer zu schmückenden Fläche und die Ein¬
gliederung des Ornamentes. Dabei lernt der Schüler
die Linien kennen, die eine Fläche organisch zerlegen,
und die Schwerpunkte, um die sich die Motive grup¬
pieren. Einfach gestaltete Geschäftskarten, in denen
zum Ornament auch die Schrift hinzutritt und sich
harmonisch dem Ganzen unterordnen muß, dürften
die Entwicklungsreihe der ornamentalen Übung ab¬
schließen.
88
Was soll nun die Schulwerkstatt ? Erfüllt nicht
schon der Zeichenunterricht voll und ganz diesen
Zweck? Vom Entwurf bis zum fertigen Druck ist
aber noch ein weiter Weg, auf dem manches verloren¬
gehen und manches Fremdartige hinzutreten kann,
der auch reiflich überlegt sein will, damit er am
sichersten und in kürzester Zeit zum Ziele führt.
Unter den verschiedenen Techniken muß oft der Litho¬
graph die auswählen, die bei billigster Preisberech¬
nung die Arbeit in original treuer Wirkung zur Geltung
bringt. Im Geschäft ist er in den meisten Fällen nur
Teilarbeiter und hat oft keine Übersicht über die Ge¬
samtarbeit. Dazu gibt ihm dieSchulwerkstattGelegen-
heit. Bei der Lithographie des Vorsatzpapieres wird
er sich überlegen müssen, wie er am vorteilhaftesten
den Rapport abgrenzt, damit er sich beim Umdruck
möglichst lückenlos aneinanderreihen läßt und wenig
Nachbesserung bedarf. Ist der Entwurf eines Musters
mehrfarbig, dann muß erwogen werden, welche Farbe
als Zeichenplatte gelten soll, damit möglichst wenig
Hilfslinien zum Einträgen der andern Farben nötig
sind. Er muß sich überlegen, ob die Farbwirkung am
besten durch Federzeichnung oder Kreideplatte, durch
Spritztechnik oder Rasterdruck zu erzielen ist, ob es
sich lohnt, freie Stellen auszusparen oder mitÄtztusche
abzudecken. Alles das sind Erwägungen, zu denen
der Schüler gezwungen ist, wenn er seinen Entwurf
bis zurDrucklegung selbständig ausführen muß. Dann
wird er die einzelnen Techniken seines Berufes recht
kennen lernen und über sie sicher verfügen.
Wie für den Lithograph, so will auch der praktische
Unterricht in der Schulwerkstatt für den Steindrucker
eine Ergänzung und Vertiefung seines technischen
Könnens sein. Fast alle Arbeiten kommen ihm in der
Schulwerkstatt unter die Hand. Er druckt Federzeich¬
nungen und Kreideplatten, Gravuren und Schabzeich¬
nungen; er ist nicht nur als Andrucker oder nur als
Umdrucker beschäftigt, alle Arbeiten, die der gezeich¬
nete Stein bis zur Druckvollendung erheischt, muß er
ausführen: das Ätzen und Fertigmachen, den Kampf
gegen das Tonen und Zugehen feiner Punkte und
Linien, das Mischen und Abstimmen der Farben und
den Fortdruck auf der Handhebelpresse. Ganz be¬
sondere Unterweisungen genießen die Steindrucker
in der Farbmischlehre, die für sie unbedingt nötig ist.
Wie die Buchdrucker sollen auch sie erfahren, wie
man mit Hilfe der drei Grundfarben eine ganze Skala
mit allen Nebentönen herstellen kann, wie man die
Farben bricht oder aufhellt und wie die Mischtöne
auch durch die chemischeZusammensetzungderStein-
druckfarben beeinflußt werden. Durch besondere Ver¬
suche lernen sie auch die Wirkung übereinander ge¬
druckter Farben in geschlossenen Flächen oderRaster-
tönen kennen. Zu solchen Versuchen ist in der Lehr¬
werkstatt keine Zeit, und doch sind sie nötig, wenn
der Steindrucker beim Mischen nicht unnötige Zeit
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-
Direkte Zeichnung auf feingekörntem Stein.
Beilage zum Archiv für Buchgewerbe. Zu dem Aufsatz: Bedeutung der Schulwerkstatt etc.
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verlieren und Farbe vergeuden will. Durch besondere
Übungen kann er sich auch von der verschiedenartigen
Wirkung des Farbdruckes auf getöntem oder buntem
Papier überzeugen, um vor Enttäuschungen bewahrt
zu bleiben.
Ein besonderes Arbeitsgebiet des Steindruckes ist
der Umdruck. Den muß der Lehrling in allen seinen
Abarten kennen lernen, denn er ist ja gerade die nur
dem Steindruck eigentümliche Reproduktionsmöglich¬
keit, durch welche er sich dem Buchdruck gegenüber
im Vorteil befindet. Schon während der Arbeit des
Lithographen muß der Steindrucker manchmal durch
Abbildung 8. Anordnung eines Motivs in strahliger Symmetrie
(im Original funffarbig)
einen Umdruck helfend einspringen. Der Lithograph
hat eine Arbeit auf Kornpapier gezeichnet, der Stein¬
drucker muß sie übertragen; der Lithograph hat einen
Teil eines Musters auf Stein gearbeitet, der Drucker
muß Umdrücke anfertigen, sie aneinanderreihen oder
auch wohl umkehren. Selbständig und unabhängig
vom Zeichner arbeitet der Steindrucker, wenn er Um¬
drücke zum Zweck eines Aüflagedruckes vorbereitet
oder Negativabzüge irgendeines Musters herstellt,
das in umgekehrten Tonwerten gedruckt werden soll.
Er kann auch die Kunst der Photographie in seinen
Dienst stellen, um mit Hilfe von photolithographischen
Umdrücken Originalzeichnungen zu vervielfältigen.
Selbstverständlich ist für alle diese Arbeiten eine
fortgesetzte Übung notwendig. Die muß der Lehr¬
werkstätte überlassen bleiben, da in den wenigen
Schulstunden dazu keine Zeit übrigbleibt. Die Schule
legt das Hauptgewicht auf die Erläuterung des Arbeits¬
vorganges. Der Schüler soll die mechanischen und
chemischen Vorgänge beim Steindruck kennen und
verstehen lernen: die Zusammensetzung der Fett¬
tusche und Kreide, der Abdecktusche und Ätze, die
Einwirkung der Entsäuerungs- und Auswaschmittel,
die Beschaffenheit der Druckfarben unddesFirnisusw.
Dann wird er bei seiner Arbeit nicht mechanisch nach
auswendig gelernten Rezepten verfahren, sondern
selbständig denkend die richtigen Mittel anwenden.
Lithographen und Steindrucker arbeiten in der
Schulwerkstatt dann und wann miteinander, damit
einer des andern Handwerksart kennen und schätzen
lerne. Dadurch werden die Zwistigkeiten zwischen
Abbildung 9. Positivdruck einer Farbplatte von einem fünffarbigen Motiv
in strahliger Anordnung
beiden Jüngern Senefelders schon im Keime erstickt.
Manche Mißhelligkeiten werden vermieden, und manche
Stunde Zeit wird erspart, wenn der Steindrucker kleine
lithographische Arbeiten selbst ausführen kann. So
muß auch umgekehrt der Lithograph in derSchulwerk-
statt beim Fertigmachen und Druck seiner Steine mit¬
helfen oder wenigstens die Arbeit des Steindruckers
überwachen. Dabei wird er am ehesten die Untaug¬
lichkeit einer flüchtigen, mangelhaften Lithographie
einsehen lernen und nicht dem Steindrucker alle Ver¬
antwortung zuschieben. Der Lithograph muß sich auch
seine Steine selbst schleifen. Dabei lernt er die Eigen¬
art des Steines besser kennen, hat es auch in der Hand,
die Art des Kornes zu bestimmen, und wird auch der
untergeordneten Arbeitdes Steinschleifers mehr Wert
beimessen,weil von ihr der Erfolg seiner eigenen Arbeit
zum Teil abhängig ist. Endlich ist er auch in der Lage,
selbst einzuspringen, wenn ein Steinschleifer ihm
nicht zur Verfügung steht. (Schluß folgt.)
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Die Leipziger Papiermesse
Von HEINRICH INHEIM
ährend bei der Beschickung einer Ausstel¬
lung sich der Aussteller die Frage vorlegt,
ob seine Erzeugnisse der öffentlichen Kritik
würdig seien, ist für den Messeaussteller der nüch¬
terne Zweckstandpunkt der allein maßgebliche. Ihm
ist der möglichst große Umsatz die beste Kritik. Frei¬
lich gibt es auch Ausstellungen, die mehr einen messe-
artigen Charakter haben, wie es eine Messe geben
kann — und daß dies im höchsten Grade wünschens¬
wert ist, bedarf nicht der Erörterung —, in denen der
vornehme Charakter einer für die breite Öffentlich¬
keit bestimmten Musterschau waltet. Trotzdem wird
es immer sehrschwersein,mitderBesprechung einer
Messe eine allgemeine Würdigung der auf ihr ver¬
tretenen Gewerbe zu verbinden, weil für ihr Zustande¬
kommen nicht das „ästhetische Gewissen“ ihrer Mit¬
glieder das Ausschlaggebende bildete. Auf von den
seit Jahren im Rahmen der Leipziger Herbst-Muster¬
messen stattfindenden Papiermessen muß man immer
wieder behaupten, daß das auf ihnen Vorgeführte
keineswegs einen Schluß auf die Leistungsfähigkeit
der durch diese Muster vertretenen Industrien hin¬
sichtlich Güte und Geschmack zuläßt. Im Kriege
kommen dabei noch besondere Umstände in Betracht.
Einmal haben es infolge der herrschenden Hoch¬
konjunktur viele Unternehmungen, und oft gerade
die bedeutendsten ihres Faches ,> nicht nötig, durch
eine Beteiligung an der Papiermesse für Absatz und
neue Kundschaft sich zu bemühen. Die Rohstoff¬
knappheit wirkt weiterhin ein, und läßt sehr viele
Muster überhaupt von der Bildfläche verschwinden,
die ehedem einen der wichtigsten Bestandteile dieser
Messen bildeten, und die zur Beurteilung der papier-
verarbeitenden Industrie gehören. Trotzdem machte
die jüngste, in der letzten Augustwoche dieses Jahres
stattgehabte Papiermesse durchaus keinen leeren
Eindruck, war vielmehr auffallend gut und zahlen¬
mäßig besser besucht als in den Vorjahren; denn die
Lücken waren durch Muster ausgefüllt, deren Gang¬
barkeit und Anfertigungsmöglichkeit der Krieg keinen
Abbruch getan hat. Von einem Darniederliegen der
papierverarbeitenden Gewerbe war auf der Messe
nichts zu spüren, diese bot vielmehr im Kleinen einen
Beweis von der Anpassungsfähigkeit der deutschen
Erzeugung an die durch den Krieg bedingten fabri¬
katorischen Umstellungen.
Trotz aller grundsätzlichen Einschränkungen, mit
denen man die Leipziger Papiermesse zu betrachten
hat — man darf vor allem nicht vergessen, daß die
Beteiligung der Aussteller mehr durch wirtschaftliche
Zufälligkeiten bestimmt ist —, sei in folgendem ver¬
sucht, durch eine Übersicht über die hier vorgeführten
Muster einen Einblick in die Erzeugung und Erzeu¬
gungsmöglichkeiten der Papierverarbeitung während
des Krieges zu geben. Ein solcher Einblick ist in der
Tat nicht ohne Reize, bietet auch zu den notwendigen
kritischen Bemerkungen genügend Raum. Denn das
sei zunächst gesagt: Von einem allgemeinen ge¬
schmacklichen Hochstand läßt sich angesichts der auf
den Papiermessen angebotenen Muster nicht reden.
Nicht so sehr auf der jüngsten Papiermesse, wie auf
den vorangegangenen, aber doch immer noch in mehr
als genügendem Maße, war der Gesamteindruck der,
daß man glaubte, überhaupt zu leistende Geschmack¬
losigkeiten hätten in den „Papiermeßhäusern“ eine
Generalversammlung abgehalten. Was anPostkarten,
sogenanntem „künstlerischen“ Wandschmuck, buch¬
binderischen Erzeugnissen, Papierausstattungen,
Kartonnagen hier zu sehen war, machte nach der ge¬
schmacklichen Seite hin oft einen geradezu nieder¬
schmetternden Eindruck. Niemand übersieht dabei,
daß die „ideale* Forderung des guten Geschmacks,
die in Wirklichkeit eine höchst praktische ist, sich
im Kriege eine gewisse Bescheidung auferlegen muß.
Man weiß, daß neue Muster vielfach nicht anzufertigen
sind, daß die ältesten Muster, Ladenhüter genannt,
bei der bestehenden Warenknappheit und dem außer¬
ordentlichen und schon sprichwörtlich gewordenen
Warenhunger der Einkäufer, reißenden Absatz finden.
Aber schließlich ist es doch entmutigend einzusehen,
daß das gewachsene Kaufbedürfnis der Menge in
Kanäle gelenkt wird, die ein recht ungesundes Aus¬
sehen haben.
Was eigentlich birgt diese Papiermesse? Die Ant¬
wort lautet zunächst, daß ihr Name ihren Inhalt nur
unvollständig deckt. Denn das Papier ist nur für einen
Teil ihrer Warenmuster der wichtigste Rohstoff. Man
würde diese Messe viel besser kennzeichnen, wenn
man sie eine „Papier-Kleinhandelsmesse“ nennen
würde. Denn hier ist alles zu finden, was die Papier-
und Schreibwarenhandlung zu führen hat, und was,
wie allgemein bekannt ist, nicht nur die eigentlichen
Papierwaren, sondern auch die große Zahl der Bureau¬
artikel, auch Lederwaren und sogar zum Teil Spiel¬
waren umfaßt. Also eine bunte Fülle von Dingen,
bei denen man natürlich kein einheitliches geschmack¬
liches „Niveau“ finden kann, bei denen aber doch das
Geschmacklose nicht so zu überwiegen brauchte, wie
es in der Tat der Fall ist. Dabei sind die eigentlichen
Kriegsschlager ziemlich selten geworden, sind bei
den Postkarten erfreulicherweise nur noch spärlich
zu finden, bilden aber in der Hauptsache Gebrauchs¬
und Bureaugegenstände. Unter den erstgenannten
überwiegen die Papiergeld- und Lebensmittelkarten¬
taschen, unter den andern findet man Dinge, die der
durch die RohstofFknappheit angeregte Erfindergeist
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entstehen ließ, so die Dauerlöscher, die mit ihrer
kreideartigen Löschmasse einen guten Ersatz für das
mangelnde Löschpapier bilden, die „endlosen* Notiz¬
blocks, bei denen ebenfalls eine solche Masse das
Papier ersetzt, und schließlich die Trockentinten.
Die Postkartenindustrie hat sich allmählich wieder
auf die friedliche Linie eingestellt, sie huldigt nicht
m ehr wie in der ersten Kriegszeit dem „Hurra-Kitsch“,
wenn auch hier die Geschmackswidrigkeiten, die
namentlich durch die humoristischen Kriegspost¬
karten dargestellt werden, noch nicht ganz verschwun¬
den sind. Ein besonders trauriges, von arger Ge¬
schmacksverwirrung zeugendes Kapitel bilden die
„Kriegsliebespostkarten“, die aber, wie versichert wird,
einen äußerst gangbaren Artikel bilden. Daß sie im
Zeichen der Papierknappheit kommen, berührt be¬
sonders schmerzlich. Daß die Anpassungsfähigkeit
nicht immer etwas Rühmliches zu sein braucht, wird
hier bewiesen. Die Liebespostkarten, auf denen ein
entweder bartloser oder mit einem kecken Schnurr¬
bart versehener, auf jeden Fall aber durch die Geist¬
losigkeit seiner Züge auffallender Jüngling ein „süßes
Mädelchen“ anschmachtet, oder auf denen der holde
Fratz auf „ihn“ wartet, wobei es natürlich nicht ohne
schlechte Verse abgeht, waren schon im Frieden ein
sehr begehrter Gegenstand; es fiel nicht schwer, sie
kriegerisch umzumodeln. „Er“ ist jetzt feldgrau ge¬
worden, trägt einen Rock, dem man es ansieht, daß
er niemals den Schützengraben gesehen hat, kommt
entweder zu „ihr“ auf Urlaub oder schreibt süßlich¬
schmachtende Verse — wer mag die verbrochen
haben? — aus dem Unterstand (meistens sitzt sie im
unteren Teil der Karte und strickt ihm Strümpfe,
während in der oberen Ecke der schreibende Feld¬
graue erscheint). Wer Geschmack hat, lacht über
diese törichten Karten; wer keinen hat, und das ist
wohl die Mehrzahl der Menschen, kauft sie. Aber es
gab auch Lichtblicke in derPostkartenschau derMesse.
Das Schattenbild tritt als neueste Postkartenmode
auf, und da es von wirklichen Künstlern, — das heißt
meistens von Künstlerinnen — entworfen ist, so bildet
es entschieden eine Bereicherung unsrer Postkarten¬
industrie. Auch die Ölgemälde-Postkarte scheint ein
guter Artikel geworden zu sein. Ich liebe zwar Imi¬
tationen nicht, muß aber gestehen, daß diese Post¬
karten und Wandbilder, deren Abbildungen ein Öl¬
gemälde ziemlich gut vorzutäuschen verstehen, in
technischerHinsicht entschieden bemerkenswert sind.
Kommt noch hinzu, daß die Wahl der Motive dieser
Karten meist auf geschmackliches Verständnis schlie¬
ßen läßt. Das gleiche läßt sich von den Bromsilber¬
karten, deren Aussteller meist führende Häuser der
Postkartenindustrie sind, kaum behaupten.
Einen wesentlichen Bestandteil der Papiermesse
bilden, wie schon erwähnt, ständig die Erzeugnisse
der Lederwarenindustrie. Die meisten von ihnen
tragen jetzt natürlich ihren Namen zu Unrecht, da
das Leder zu den Dingen gehört, die bald Museums¬
ware bilden werden. Da aber auch für die Leder¬
warenfabrikanten Sein oder Nichtsein die große Frage
im Kriege war, so hat man sich das Durchhalten auf
der Grundlage des Ersatzes ermöglichen können.
Echte Lederwaren sind dabei noch immer nicht völlig
verschwunden, aber ihre Preise weisen ihnen nur
eine beschränkte Rolle zu. Papiergewebe und Papiere
sind die Ersatzstoffe, die vornehmlich in Betracht
kommen. Aber auch Seidenstoffe, die namentlich für
Damentaschen und Beutel Verwendung finden und
die oft recht hübsche geblümte Muster aufweisen,
haben sich als ausgezeichneter Ersatzstoff bewährt. —
Die Großbuchbinderei beteiligt sich auf der Papier¬
messe regelmäßig mit den von ihr gefertigten Sammel¬
alben und -mappen, Notiz- und Einschreibebüchern.
Und es gibt hier Firmen, deren Ausstellungswände
zur Hälfte Ansprechendes aufweisen, zum andern Teil
das Veraltetste, also Häßliches zur Schau stellen. Es
gibt aber auch solche Aussteller, deren Erzeugnisse
auf eine wirklich künstlerische Note eingestellt sind.
Geschmackvolle Buchbindereiwaren sind nicht jene,
die mit kritischen Prägemustern von Anno Toback
versehen sind, sondern die andern, die den modernen
Buntstoff und das künstlerische Buntpapier als Hülle
haben. Hier haben wir ein Musterbeispiel dafür, daß
das Geschmackvolle und Künstlerische gar nicht das
in geldlicher Hinsicht Kostbarere zu sein braucht, son¬
dern gerade umgekehrt, daß für die Geschmackswidrig-
keiten ein großer Aufwand unnütz vertan wird. Welche
Verschwendung bildete schon im Frieden die Anfer¬
tigung messingner Prägeplatten, des Goldes und der
Farben, die solchen Büchern und Mappen ein über¬
ladenes Muster geben mußten, welche Vergeudung
an kostbaren Rohstoffen, die von weither zu Schiff
zu uns gebracht worden, und an Arbeitskraft! Der
Stoff oder das Papier aber kann jeder Bemusterung
entbehren, wenn seine Struktur selbst ein Muster
abgibt, oder wenn seine Farbigkeit und Buntheit ge¬
nügende Zier bildet. Als neuester Teilnehmer an der
letzten Papiermesse sei noch der Verlagsbuchhandel
hervorgehoben. Während bislang nur eine oder zwei
Altbuchhandelsfirmen mit Restauflagen aufwarteten,
konnte man letzthin bereits eine stattliche Reihe füh¬
render Firmen des Verlagsbuchhandels bemerken,
die allerdings zunächst in der Hauptsache den „Roman“
anboten. Ob man in dieser Erscheinung bereits die
Keime einer Buchhandelsmesse, die mit der Leipziger
Mustermesse durchaus in passenden Zusammenhang
gebracht werden könnte, zu erblicken hat, mag eine
offene Frage bleiben. — Wer festgestellt hat, daß auf
der letzten Messe in mancher Hinsicht ästhetischer
Fortschritt zu bemerken war, der wird die Hoffnung
nicht aufgeben, daß von solchen Fortschritten auf
allen kommenden Messen etwas zu spüren ist.
9t 12*
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Maximilian- und Frühling-Schrift
Eine Selbstanzeige von RUDOLF KOCH. Mit einer Beilage
D ie sogenannte Kochschrift ist in ihren Grund¬
formen dasErgebnis handschriftlicherStudien.
Aber vergeblich wird man versuchen, sie mit
der breiten Feder nachzubilden, denn jede einzelne
Form hat darüber hinaus eine weitere Durchbildung
erfahren nach der Art grob in Holz geschnittener
Buchstaben, wie sie etwa in den Blockbüchern der
Zeit kurz vor Gutenberg zu finden sind. Der ununter¬
brochene, geradezu leidenschaftliche Wechsel von
Formen, die Vermeidung aller geometrischen Gleich¬
mäßigkeit, die wir in den Antiquaschriften so sehr
lieben, das An- und Abschwellen der Grundstriche,
die verschiedene Winkellage der Köpfe und Füße,
alles dies kann durch den einfachen Federzug nicht
hervorgebracht werden, so daß wir hier im ganzen
mehr von einer gezeichneten als von einer geschrie¬
benen Schriftform sprechen können.
Eben diese starke Bewegtheit aber gibt der Schrift
ihre eigene Bedeutung und gerade durch diese
Eigenschaft leiste sie seit Jahren dem Buchdrucker
gute Dienste.
Bei den ununterbrochen weitergeführten Schreib¬
studien entwickelte sich nun in den folgenden Jahren
unter der Hand des Zeichners und ohne alle Absicht
eine Schriftform, die in der Bildung, wie sie die breite
Feder hervorbrachte, wohl bestehen konnte und keiner
so weitgehenden Nacharbeit wie die erste Schrift be¬
durfte, ja auf eine solche fast ganz verzichten konnte.
Diese Schrift suchte nunmehr ihre Tugend in einer
gemessenen Haltung, einer größeren Gleichmäßigkeit
der Formen, ohne deswegen toter Formenarmut zu
verfallen. Wohl regt sich auch hier noch allenthalben
gesundes Leben, aber es ist gebannt unter einen
stärkeren Willen und keiner der einzelnen Buch¬
staben darf sich mehr eigensinnige Seitensprünge
erlauben.
In weiterer Verfolgung dieser Studien entwickelte
sich mehr und mehr dieser ruhige Charakter bis zur
Feierlichkeit, und es entstand eine Schriftart, die end¬
lich entschieden als „gotisch“ bezeichnet werden
konnte, ohne daß ursprünglich die Absicht des Zeich¬
ners auf die Schaffung einer Schrift hinausgegangen
wäre, die irgendeinem geschichtlichen Stilbegriff
einzuordnen wäre.
Die schon in der Kochschrift angewendeten Schwung¬
buchstaben erfuhren eine weitere und neuere Aus¬
bildung in dieser, als Maximilian bezeichneten
Schrift. Die gleichmäßige Aufeinanderfolge kleiner
Buchstabenformen gibt einer Buchseite immer eine
gewisse nüchterne Ruhe, die man sich bei ge¬
wöhnlichen Druckarbeiten wohl gefallen lassen kann,
die auch dem alltäglichen Bedürfnis durchaus ent¬
spricht.
Will man jedoch der Seite einen besonderen Aus¬
druck geben, einen höheren ornamentalen Reiz, so
setzt man etwa an den Anfang einen großformigen
Initialbuchstaben und erreicht dadurch eine höchst
wirkungsvolle Gegensetzung dieser großen Linien
gegen das kleine Formengewirr der Schrift.
Nichts andres wollen die Schwungbuchstaben. Sie
unterstützen mit ihren Ober- oder Unterlängen oder
den freien Ausläufen diese Wirkung auf das lebhaf¬
teste und geben uns außerdem die Möglichkeit, eine
solche Belebung auch dort anzubringen, wo Initialen
nicht anwendbar sind.
Aber man beachte zweierlei, und präge es allen
denen aufs beste ein, die mit diesen Dingen zu tun
haben:
Erstens sollen diese Schwungbuchstaben nur dann
angewendet werden, wenn reichlich Platz für sie vor¬
handen ist, das heißt, wenn die Schwünge selbst nicht
zu nahe an den Papierrand oder an eine Einfassung
oder andre Schrift stoßen, wenn vielmehr um sie
herum weißes Papier genug frei bleibt, daß diese, fast
möchte man sagen, übermütige Bewegung, die ja nur
aus dem Gefühl einesÜberflusses an Raum entstanden
ist, auch ihre Berechtigung und ihren Sinn behält.
Zweitens sollen diese Schwungbuchstaben so spar¬
sam wie möglich angewendet werden: je seltener,
desto größer ist ihre Wirkung. Besonders gilt dies
von den langen Unterlängen, die stark hervortreten
und von denen eine oder höchstens zwei auf einer
Seite fast immer genug sind. Ein Übermaß an sol¬
chen Schnörkeln stört die Ruhe des Eindrucks er¬
heblich und hebt die erstrebte Wirkung wieder voll¬
ständig auf.
Dasselbe gilt für die Initialen und Schwungbuch¬
staben der Frühling.
Der Schreiber, der diese Schrift hervorbrachte,
verarbeitete hier die geläufigen Frakturformen, die
er mit schmaler Feder in lebhafter Bewegtheit schrieb,
denn auch sie ist eine geschriebene und keine ge¬
zeichnete Schrift. Starke Ober- und Unterlängen,
große Versalien lassen sie sehr licht erscheinen. Die
heitere Leichtigkeit und Zierlichkeitweisen derSchrift
ihren besonderen Platz an. Auf sehr weißes Papier
mit Sorgfalt gedruckt, im Satz möglichst locker und
offen behandelt, wird sie für alle Zwecke ihren Dienst
tun, wo man eine zarte Wirkung erstrebt und eine
feine Zurückhaltung wünscht.
Noch ein Wort sei erlaubt über die Ausführung
von Druckschriften überhaupt:
Auf keinem Gebiete der angewandten Kunst sind
dem Künstler so schwere technische Hindernisse in den
Weg gelegt wie bei dem Entwurf von Druckschriften,
nirgends ist eine so weitgehende Durchdringung
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Sei. Kili Kupptest (Pioline) beide fluö Stotiffurt a.Jflt.;
fjerm PauIPrficammßcrlin (Rlaöier) und de«! $taucncfjcir$ dcö (Befangbereino
untec Geltung deä Rgl. mußt direftorä fjetrn fj.Rofenmeycr
A
1. Rlaoiccoortrag
a) Impromptu ©äut/ b) Impromptu Adur Sr.Ptßuberi
2. Kicöerüortrag
a) KiebeOtreu/ b) Stuf dem Rirrfjffofe/
t) JPtegcnlicd/ d) tftändtfjen . . . JobonnesPrabma
9. Piolmüorttng
konnte für Pioline mit beaiffertem ©ab Antonio Öiöaldi
ptcluöio a taptkeio ~ prt|to - Ulltgro - aibagio - $iga 1745
4 . filteßer für irferfHmimgeti Stauender
a) Pie Kapelle/ b) In meinem (Barten/
t) Hänie/ d) iriolett/ e) Jäger Wohlgemut R. Prfiumann
5. Älaöteröortrag
a) Aufforderung jum Ifanj .... £. MI. ö. IPcber
b) fia Campanella.Scan? Kifjt
6. Piolinüorttag
a) ÜJaltcrs pceiolieä.HJagner^lPilbelmg
b) Ariofo.(B.S.fjändel
7 . ßteßcröortrag
a) Ptändiften cinea mauern/ b) määdfetilied/ mar IBolff
t) Ponfi/ d) (Bretel.jjand Pfirner
Der Bed)fteltv$lügcl fft au« dem Hager der Sfrma C.B Bndre, Jranffurt a.!H.,€itefm»cß
und für diefen flbend leffymeffe überlaffen morden
Pie mitgliedec toerden um pünftlidfeo Ctfdfeinen gebeten/ die Paaltüren
bleiben tnäßrend der Pauec der Porträge gefc^Ioffen. Per Porftand
ntaiimilian uni maiimilinn-2In(iqun norf) 3»irf|nung Don KuÄolf Rorfj
Od)riflgitßtrti 6t6r. Rlingfpnt/ f>ffcnbarf) am itloin.
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Archiv für Buchgewerbe
des Technischen nötig, nirgends ist diese Durch¬
dringung so schwierig und langwierig. Der Hem¬
mungen sind so vielerlei: Schon bei der Zeich¬
nung die Übereinstimmung der Einzelformen und
die Rücksicht auf höchste Lesbarkeit, der Stempel¬
schnitt, die Technik des Schriftgusses, das Stereo¬
typieren, der Schriftsatz in seinen verschiedenen
Anforderungen als Werk-, Akzidenz- und Tabellensatz,
alle diese bei der Herstellung und der Anwendung
von Schriften mitwirkenden Techniken werfen sich
dem nur seinem Formwillen folgenden Künstler in die
Zügel und oft genug verzweifelt er daran, noch einen
Restdessen zu retten, was inihmalsldee lebendigwar.
Da führt keine Gewaltsamkeit zum Ziele. Ein ver¬
ständiges Eingehen des Stempelschneiders auf die
Absichten des Zeichners und der ernste Wille dessen,
der den ganzen Verlauf der Herstellung zu über¬
wachen hat, eine zähe Ausdauer und unverdrossene
Geduld können allein und nur Schritt für Schritt zu
dem erhofften Ziele führen.
Daß trotz dieser Mühseligkeiten das Endergebnis
frisch und natürlich erscheine, als wäre alles in einer
einzigen frohen Laune entstanden, das ist das höchste
Ziel des Schriftzeichners.
Ob es bei den oben erwähnten Arbeiten erreicht
wurde, darüber möge der Beschauer selbst urteilen.
Ausstellung Deutscher Buchkunst
D er Deutsche Buchgewerbeverein hat, geleitet von dem
Bestreben, auch in der Kriegszeit das Buchgewerbe
wirtschaftlich und künstlerisch zu fördern, unter Beistand
der Herren Professor Walter Tiemann und Museumsdirektor
Professor Dr. Schramm Ende August eine Ausstellung neue¬
rer deutscher Buchkunst der öffentlichen Besichtigung
übergeben. Angesichts derstarken militärischen Inanspruch¬
nahme auch der Vertreter des Buchgewerbes und der Buch¬
kunst, der verhältnismäßig hohen Kosten aller Unterneh¬
mungen, sowie der Material- und Transportschwierigkeiten
war das Zustandebringen der Ausstellung keine leichte
Arbeit. Nichtsdestoweniger ist das Unternehmen glänzend
gelungen. Es liefert einen sichtbaren Beweis für die dem
deutschen Kunst- und Wirtschaftsleben im allgemeinen
und dem deutschen Buchgewerbe im besonderen innewoh¬
nende Kraft, Leistungsfähigkeit und Elastizität. Zahlreiche
Künstler, Schulen, Schriftgießereien, Verleger und Buch¬
bindereien aus ganz Deutschland haben die Ausstellung in
reichhaltiger Weise beschickt. Ein aus führenden Künstlern
und Fachleuten der einschlagenden Produktionszweige be¬
stehender Prüfungsausschuß wählte das Beste aus dem
vorhandenen Material aus und sorgte für eine zweckentspre¬
chende geschmackvolle Aufmachung der einzelnen Objekte
sowohl als auch der ganzen Ausstellung. Die Gruppe der
Künstler, die 40 Vertreter mit klangvollen Namen, wie Pro¬
fessor Marcus Behmer, Charlottenburg, Fritz Behnke, Ham¬
burg, Lucian Bernhard, Berlin, Walter Buhe, zurzeit in
Wilna, Christophe, Berlin, Professor C. O.Czeschka, Ham¬
burg, Delavilla, Frankfurt a. M., Professor F. H. Ehmcke,
München, Erich Grüner, Leipzig, Professor Haustein, Stutt¬
gart, Kling, Hamburg, Professor Alfred Kubin, Wernstein,
Professor Steiner-Prag und Professor Walter Tiemann,
Leipzig, Heinrich Vogeler, Worpswede, Grimm-Sachsen¬
berg, Leipzig und andre mehr, aufweist, enthält Illustrationen
der verschiedensten Art, wundervolle Muster für Vorsatz¬
papiere, Buchtitel, Exlibris usw. und ist von geradezu erstaun¬
licher Fülle im Hinblick auf geistigen Inhalt, Ausdrucksver¬
mögen und technischeAusführung. DieSammelausstellungen
der Kgl. Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau,
der Handwerker- und Kunstgewerbeschulen zu Barmen und
Hannover, der Kunstgewerbe- und Handwerkerschulen zu
Köln und Magdeburg und der Staatlichen Kunstgewerbe¬
schule zu Hamburg liefern ein hocherfreuliches Bild, wie
erfolgreich die in der Heimat verbliebenen oder aus dem
Felde zurückgekehrten Lehrkräfte an der Heranbildung eines
tüchtigen Nachwuchses für die deutsche Buchkunst un¬
ablässig fortarbeiten. Ganz hervorragend sind auch die
Illustrationsleistungen der Schüler Professor Ehmckes in
München. Auch die Schüler des Graphikers und Vorstands
der Kgl. Kunstgewerbebibliothek in Dresden H.Wieynck ver¬
dienen Beachtung. Die Schriftgießereien, von denen die
Firmen D. Stempel A.-G., Frankfurt a. M., J. G. Scheiter
&Giesecke,Leipzig,Bauer’scheGießereiundSchriftgießerei,
Flinsch, Frankfurt a. M., Genzsch & Heyse, Schriftgießerei
A.-G., Hamburg, Gebr. Klingspor, Offenbach a. M. und Ben¬
jamin Krebs Nachf., Frankfurt a. M. zu erwähnen sind, brin¬
gen zu den vorhandenen reichen Schätzen an einfachen
und künstlerisch ausgestatteten Schriften viel neues, wert¬
volles Material an Typen, Vignetten, Initialen, Einfassungen
und andern Verschönerungen des Satzbildes. Die deutschen
Schriftgießereien sind unablässig bemüht, Hand in Hand
mit Künstlern wie Professor Ehmcke,München, Heinz König,
Lüneburg, Professor Kleukens, ProfessorTiemann, Leipzig,
Otto Koch, Offenbach a. M., Wieynck, Dresden, Walter Buhe
und andern stilvolle Neuigkeiten herauszubringen. Die Ab¬
teilung der deutschen Verlagshäuser in Leipzig, München,
Stuttgart, Berlin, Weimar, Köln und Jena ist derart viel¬
gestaltig und umfangreich, daß sie in Gemeinschaft mit
der Gruppe der Buchbindereien, unter denen die bekann¬
testen Großbuchbindereien und mehrere Mitglieder des
Jakob-Krauße-Bundes sich recht gut vertreten zeigen, eine
Ausstellung für sich allein bilden könnte. Zunächst befand
sich die Ausstellung (bis Ende September) im Kunst¬
gewerbemuseum des Mitteldeutschen Kunstgewerbever¬
eins zu Frankfurt a. M., wo sie schon an den ersten Tagen
nach der Eröffnung eine auffallend große Besucher¬
zahl zu verzeichnen hatte, die sich fortgesetzt steigerte.
Von Frankfurt a. M. wird die Ausstellung voraussicht¬
lich nach München und sodann nach Stuttgart überführt
werden. W. A. Eberwein.
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Dr. SubtnigUolfmann
Ein Jlücfblicf auf feine fünfunöjmanjlgjährige gefdjäftlldjeXätlgFelt
D er 16. DFtober i(l 6erEhrentag Ölefes JTIannes, Öer Öcm
Öeutfd)en Buchgewerbe Bahnbrecher unö Söröerer,
Öem elnjelnen ein teud)tenbes Borbilö Ijtngebenöer
Berufsliebe unö raßloferlätigFeit ifl. SerrgeljeimerSofrat
Dr. E. BolFmann (iefjl als i. Borßel)er bes Oeutfd)en Buch«
gcroerbeoereins uns bcfonbers nahe als Bertreter eines ber
ebelßen beulfdjen gewerbe, bem er half, bie .Kraft einer
großen 3 öee im 3 af)re 1914 jum Siege ju fuhren: bie
IBeltausnellung für Buchgewerbe unb graphiF erflanb in
Sd)önl)eit unter feiner Ceitung.
geijeimratDr. E.BolFmann, bereis Sauplmann imSclbe
ßei)t, Iß JTlitinfjaber ÖerSirmaBreitFopf&Särlel inEeipjig,
beren bucf)geroerblid)er Betrieb einer ber älteflen überhaupt
ifl, ben er feil 25 3 ai)ren leitet. Er trat mit bud)hänblerifd)er
Qusbilbung unb nad)Beenbigung Funßhißorifd)erSluÖien
im 3al)re 1893 in bas gefdjäft ein, übernahm bie Eeitung
ber Übteilung Orucferei (Buch», Stein» unb JiotenÖrucFerei),
ber er befonberes 3 ntereffe entgegenbrachte. Seine flarFen
FUnßlerifd)en Jleigungen in Berbinbung mit lebljafler Qn«
teilnahme an buchörucftechnifchen Singen brachten balb
einen frifdjen, freien 3 ug in bie il)m unterfleilten Betriebe.
Er u>ar einer 6er erflen, 6er bie am üusgattg bes 19. 3 al)r»
hunöerts Fräftig einfetjenben FUnß(erifd)enBeßrebungen im
Buchgewerbe in iijrer liefgeijenben Bebeutung erFannte unb
in BJort unb Schrift temperamenlDoll für bie prahifdje
Ourd)flif)rung eintrat.
Oie Pflege ebfer Bud)brucfFunfl liegt if)m befonbers am
Serjen. Erjeugniffe oon fd)lid)ler, herber Schönheit, roie
fte ooll tppograpljifeijen Stilgefühls anberwärts oor 1900
olelleid)t nur nod) Otto oon Jpolttn erflehen ließ, gingen
aus feinen OrucFpreffen Ijeroor. Um bie IDenbe bes 3 af)r»
hunöerts erfd)ienen bei Breitfopf & Särtel jwei Jteuf)elten«
heße oon großer Bebeutung, bie ju einer höheren BJüröigung
6er bisher wenig beachteten Sdjmurfmolioe aus ÖerPßan»
jtn. unb Xienoelt führten.
Oie gcfd)äft[id)e Xätigfeit bes Strrn geheimrat Dr.BolF«
mann iß mit ben in feinem Qmt als 1. Borflefjer b es Oeulfthen
Buchgetoerbeoereins liegenben Pflichten eng oerfthiungen,
ße läßt ßd) nur ln biefem 3 ufammenhang hier anbeuten.
Unfre JTIUteilungen befd)ränFen ßd) auf bie bebeulenbßen
Borfäile biefer überaus fruchtbringenben Bereinigung Don
beruflicher unb felbßlofer gemeinnütjtger bud)gewerblid)er
□rbeit.
Uls bie OrucFlegung bes im 3 ahre 1899 00m Oeulfdjen
Buchgewerbeoerein übernommenen Qrd)io für Bud)ÖrucFer«
Funß, Jeßt unfer Qrchio für Buchgewerbe, ber Sirma Breil*
Fopf & Särtel übertragen würbe, Fam biefe bewährte
3 eitfd)rif( unter ben ted)nifchen unb Fünßlerißhen Einßuß
Dr. Bolfmanns. Seine Beßrebungen, bem Qrchio in JeÖer
IBeife bie ihm juFommenbe technifche Bebeutung ju Der«
fdjaffen, ßnb oon großem Einfluß gewefen. Sie würben
flärfer, als burd) bie überaus glUcfllcfle UJafl bes Scmi
Dr.BotFmannjumi.BorßeherbesOrutfthen Buchgewerbe«
oereins im 3 ahre 1901 an Stelle bes jum Qlterspräßbenlen
ernannten ^errn Dr. D9car o. Safe alle Borausfeßungen
gegeben waren, benBerein unb feine 3 eilfct)rift ben geßecflen
hohen 3 ielen jujuführen.
Bon ihm aus ging aud) ein nid)t unwefentlicher Einfluß
auf bie grunblegenben Jleformen ber Königlichen QFaÖemie
für graphifche Künße unb Buchgewerbe in Eeipjig, bie nun
feit einer langen Jleilje oon 3 ahren bie langerfehnte bud)*
gewerbliche ^ocf>fcf)ule iß, in ber auch JTtänner aus ben
praFtißhen OrucFgewerben eine Fünßlerifdje Schulung be«
Fommen Fönnen.
geheimrat Dr. BolFmanns ßänbige Fühlung mit ber
lebenbigen praj-is war wohl aud) bie Urfadje, baß bem
Oeulfd)en Buchgewerbeoerein oon OXeichs wegen bie Qus*
geßaltung unb Ourchführung ber buchgewerblid)en unb
photographifhen Qbteilung ber Qusflellung bes Oeutfchen
Gleiches aus Qnlaß Öer BJellausflellung in St. Eouis 1904
übertragen würbe. Oie Beteiligung ber praFtifdjcn geroerbe
an ber Kunßgewerbeausßellung in Oresben 1906 muß
auch als feinBerbienß oerjeld)net werben. Unb bas glücF«
licfle Erßehen ber 3 nternationa(en Qusßellung für Buch«
gewerbe unb graphiF in Eeipjig 1914 unter feiner Seilung
flehert ihm unoergängtldjen Jluf)m.
Oem Oeutfdjen Berein für Budjwefen unb Schrifttum
gehört er als JTUtbegrünber unö al9 1. Borßeher an.
JTeben feiner bebeutenbenehrenamtlichenBereinstätlgFeit
für bas beutfdje Buchgewerbe flnbet Dr. BolFmann nod)
3 eit, ßd) in umfaffenber IBeife feinem gefd)äft unb ben
bamit jufammenhängenben Einrichtungen ju mibmen. Oie
lechnifchen Betriebe haben ßd) unter feiner ßd)em unb um*
fleißigen Heilung foroofl räumlich als aud) ber neuen ted)«
nifd)en EntwicFlung entfprechenb gewaltig ceränbert unb
ausgebehnt. JTtil Enbe bes 3 af)res 1913 würbe ein fd)öner,
jeitgemäß eingerichteter Erweiterungsbau fertiggeßellt, er
ßel)i parallel jum Sauptgebäuöe. 3 n ihm beßnbel ßd) neben
anbern ted)nifd)en Qbteilungen öer Bud)brucFmafchinen«
faai; 49 Buchörucf«Sd)nel(preffen flehen barin, ferner fünf
XlegelbrucFpreffen unb jwei Kalanöer.
Oem oon echter Bud)brucfFunß burd)brungenen Buche
hängt S«rr geheimrat Dr. BolFmann mit großer Siebe an.
Oie Qusßaltung mag ganj neujeillid) ober in Qnlehnung
an ben gefd)macF unfer Qltoorbem befd)eiöen fein genannt
werben. Er war hocherfreut, als oor 3 af)ren in einem
oerßeeften XDinFel bes großen Orucfhaufes bie JTlatern
aufgefunben würben, aus Öenen feflon fein ruhmreicher
gefchäftsoorfahre 3 mmanuel BreilFopf eine prächtige
7 raFturfd)rifl gießen ließ. Unb als gar etwas fpäter In
einem alten Sd)ranF ed)ler, aller 3 ierat in Driginalhoßßöcfen
ßd) oorfanb, hielt er in feinen Sänöen eine liebliche Doppel«
blüte, bie ju Fößlid)er Entfaltung brängle. Oen hohen BJert
biefes fd)önenOoppelgefd)enFs fplegeln eine große Qnjahl
oon OrucFmerFen aus feiner unö fremben Dfßjinen, in Öenen
Öem beulfd)en geßhmacF ßiloolle Bud)ausßattung geboten
wirb. Einen anbern überrafd)enb fd)önen ffunö unö gleid)«
jeltig eine befonbere Entbecferfreuöe bilbeten Öle JTTatem
einer aud) 00m Jungen BreltFopf ßammenben Schrift, bie
unter bem Ehrennamen 3 ean*Paul*Sd)rift in ber BreilFopf
& Särtelfd)en OrucFerei jur Berwenbung gelangt. Oaju
Fommt bie aud) unter JTTitroirFung geheimrat BolFmanns
ausgewählte große Jleihe fd)öner Bud)fd)rißen jur Pflege
neujcitlicherBud)Funß.—Oie 3 ahreoor bem Kriege brachten
Öer Oruderei bie Ourchführung langgehegter, oon well«
ßhauenöer Borausßd)t getragener großer plane unö Qb*
ßd)ien unter jlelbewußler Leitung unö in froh fchaffenöer
Qrbeitsluß; allem weiteren trat öer Krieg entgegen.
JTtag in frieblid)en 3 eiten öem mannigfad) geglieberten
BJerF weiteres g!ücFIid)es Schaffen befd)ieben fein.
„Unö über allem ein [enFenber geifl, Flug prüfenö, was
not war,
Oaß bie Qrbeit gebeih Öurd) uns, unö wir In Öer Qrbelt,
Oaß fle bem Saus jum Seil, ben Oeutfchen gewinn fei."
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Archiv für Buchgewerbe
Protokoll des Preisgerichts für eine Reichspostmarke
im Kgl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart am 23. und 24. September 1918 1
A nwesend: Olaf Gulbransson, München; Professor Paul
.Haustein, Stuttgart; Geheimrat Direktor Dr. Peter
Jessen, Berlin; Geheimrat Professor Max Klinger, Leipzig;
Hofrat Alexander Koch, Darmstadt; Professor Dr. Gustav
E. Pazaurek, Stuttgart; Direktor Max Strauch, Stuttgart.
Das Preisgericht hat drei Sitzungen im Laufe zweierTage
abgehalten. Nach mehrfacher eingehender Prüfung wurden
von den 766 rechtzeitig und ordnungsgemäß eingereichten
Arbeiten die mit den nachfolgenden Kennworten in die
engere Wahl aufgenommen: Adler, Aquila Germanicus,
Arbeit, Bagage, Bimini, Blitz II, Bündnis, Deutscher Aar,
Deutsche Art, Deutsche Eiche, Deutsche Reichskrone,
Deutsche Saat, Deutsche Volksmarken 2, Deutsche Volks¬
marken 4, Die Arbeit, Drei Ähren, Eiche, Eichen und Dornen,
Erwache Volk, Ewige Arbeit I, Herrliches Gedeihen Land¬
wirtschaft, Im Schutze des Volks, Jung Deutschland, Kem-
melberg, Kraetke, Krieg und Friede, Krümelkram, Laokoon,
Lebensnerv, Margarete, Mathilde 1, Nocturno, Oktober,
Paula, Postdirektor, Quelle der Kraft, Reichsadler (Mün¬
chen), Reichsadler (Elberfeld), Kleinodien, Sämann 101,
St. Jürgen, September, Sichel, Siegfried, Stammhalter,
Stephan, Stilles Heldentum, Thurn und Taxis, Unbezwing-
liches Volk, Vergebliche Liebesmüh, Versuch (Lehe), Ver¬
such (Essen), Walhallasehnen, Wandlung A, Wandlung B,
Wasserwogen, Weltpostverein.
Das Preisgericht kam einstimmig zur Überzeugung, daß
eine alleingültige, allen erfüllbaren technischen und künst¬
lerischen Ansprüchen genügende, das Ansehen des Deut¬
schen Reiches, wie den hohen Stand unsrer Graphik über¬
zeugend zum Ausdruck bringende Marke leider nicht erzielt
worden ist. — Die 20 verhältnismäßig besten Wettbewerb¬
arbeiten, über welche eben falls volleübereinstimmung unter
den Preisrichtern erzielt wurde, werden durch gleichmäßige
Anerkennungspreise von je M 400.— ausgezeichnet. Es sind
dies: Und neues Leben von E. P. Börner, Meißen; Fatum von
M. Eschle, München; Deutscher Aar von C.W. W. Hadank,
Berlin; Zinnober von Gertrud Kleinhempel, Bielefeld; Be¬
freiung und Germania von H. Lehmann, Hohendölzschen;
Dirndl von K. Michel, Berlin; Seeweg und Unzial von Änni
Müller-Knatz , Frankfurt a.M.; Sturm 1 von Paul Plontke im
Feld; Kaiserreich und Kaiserkrone von G.Schlipf, Schorndorf;
Das Kronland von Th.Scfttvab, Berlin; Blindgänger von Otto
Ubbelohde, Marburg; Fröhlicher Ausblick von k.Uzarski,
Düsseldorf; Reichskogge und Kanaria von Paul Wen*, Berlin;
Barbar von O. Wirsching, Dachau; Mathilde 2 von Peter
Wolbrandt, Krefeld und Hesperos von J. Wuerstl, München.
Mit dieser Entscheidung hofft das Preisgericht die Ab¬
sicht des Landesgewerbemuseums und auch der Bank Stahl
& Federer A.-G., die die Mittel zu diesem Preisausschreiben
in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt hat, am
besten gerecht geworden zu sein und ist überzeugt, daß die
Direktion des Reichspostamtes, wie auch die Direktion der
Reichsdruckerei eine Fülle von Anregungen und Finger¬
zeigen erlangen kann, die uns der Verwirklichung des all¬
gemeinen Wunsches des ganzen deutschen Volkes nach
guten Briefmarken wesentlich näher gebracht haben wird.
Olaf Gulbransson, Paul Haustein, Jessen, Max Klinger,
Alexander Koch, Pazaurek, Max Strauch.
Buchgewerbliche Rundschau
♦ Kleine Mitteilungen. Eine Kalenderausstellung, die
auch nur eine gedrängte Sicht über die hauptsächlichsten
Entwicklungsstufen des Kalenders, seiner wissenschaft¬
lichen Grundlagen und zeitgeschichtlichen Bestrebungen
gibt, dürfte wohl mannigfache Interessen wecken. Alle an
der Herstellung von Kalendern Beteiligten seien auf die
vom Industrie- und Handelsministerium zu Hannover ge¬
plante Ausstellung aufmerksam gemacht. Die alles Nähere
enthaltenden Ausstellungsbedingungen werden auf Ver¬
langen kostenlos und unverbindlich zugeschickt. — Die
Firma Dr. Kurt Säuberlich in Leipzig zeigt uns durch ein
geschmackvoll ausgeführtes Rundschreiben an, daß sie in
Leipzig, Querstraße 17 auf der Grundlage eines käuflich
erworbenen auswärtigen Betriebes eine Buchdruckerei er¬
richtet hat und sich mit Werk- und Akzidenzdruck in künst¬
lerischer Ausstattung befassen wird. Für die Zeit, in der
Herr Dr. Kurt Säuberlich durch Heeresdienst verhindert
ist, wird Herr Otto Säuberlich die Interessen der neuen
Firma wahrnehmen.— Die Firma W.Moeser, Buchdruckerei,
Schriftgießerei und Stereotypie, W. Moeser Buchhandlung
(Verlag) in Berlin ist käuflich in den Besitz der Herren
Willy Brandstetter und Dr. Kurt Säuberlich in Leipzig über¬
gegangen. — Die Firma Oscar Brandstetter in Leipzig gibt
von der durch das Ableben des Herrn Oscar Brandstetter
in Leipzig erfolgten Änderung in den Besitzverhältnissen
1 Siehe die Bekanntmachung in Heft 3/4 dieses Jahrganges.
der Firma Kenntnis. Die Firma ist auf die Herren Willy
und Justus Brandstetter, Dr. Raymund Schmidt und Otto
Säuberlich übergegangen. — Kommerzienrat Friedrich Soen-
necken in Bonn beging am 20. September seinen 70. Geburts¬
tag. Mit seiner Rundschriftmethode und seinen Rundschrift¬
federn trat Soennecken 1875 zuerst an die Öffentlichkeit.
Bei der allgemeinen Bedeutung der Schreibarbeit für alle
Kreise hat Soennecken in der Absicht, durch sinnvolle
Bureaueinrichtungen Ordnung zu schaffen, Arbeitzu sparen
und Zeit zu gewinnen, wirtschaftlich kulturfördernd ge¬
wirkt. Ferner ist Soennecken ein sachkundiger Anwalt für
die Reform des Schriftwesens und für die Aufhebung der
Zweischriftigkeit. —Am 1. Oktober dieses Jahres konnte die
Firm&AlbertKoeniginGuben aufihr fünfzigjährigesBestehen
zurückblicken. Der am 22. Oktober 1909 verstorbene Kgl.
Kommerzienrat Albert Koenig gründete am 1.Oktober 1868
die Firma. Die mit übernommene dreimal wöchentlich er¬
scheinende Zeitung „Der Bote“ erhielt bereits ein Viertel¬
jahr später den Namen „Gubener Zeitung“. Die Druckerei
ist ständig gewachsen. Seit 1871 erscheint im Verlage Albert
Koenig u. a. auch das bekannte Koenigs Kursbuch, das seit
seinem Bestehen in über 12Millionen Exemplaren verbreitet
worden ist. Die Firma ging inzwischen auf Herrn Albrecht
Koenig über, der seinem Vater schon jahrelang zur Seite
stand. — Das Kempewerk in Nürnberg teilt mit, daß Herr
Erich Kempe als Teilhaber in die Firma eingetreten ist.
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Archiv für Buchgewerbe
Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge
* Illustrierte Zeitung, Festnummer (Nr. 3913) aus Anlaß
des 75jährigen Bestehens. 1843—1918. Verlag J.J. Weber,
Leipzig. Preis M 2.50. Die vorliegende Festnummer des
altangesehenen, an der Spitze der deutschen illustrierten
Blätter schreitenden Unternehmens ist sowohl inhaltlich
wie bildlich eine graphische Leistung im wahren Sinne des
Wortes, denn die einzelnen Aufsätze geben dem Leser einen
Begriff von der Art der Entstehung alles dessen, was die
„Illustrierte“ innerlich und äußerlich ausmacht: vom Satz,
Bild und Druck des Blattes, von den Werkstätten, in denen
sie entsteht, und von den Mitteln, die für alles Entstehende
notwendig sind, sozusagen ihren ständigen Werdegang. Die
Abhandlungen mögen hier kurz verzeichnet sein: Verleger
und Mensch, ein Beitrag zur Geschichte des Hauses J.J.
Weber, von Hofrat Dr.Joh. Baensch-Drugulin; Das deutsche
Vaterland, die Welt und die Leipziger „Illustrierte Zeitung“
von Alexander von Gleichen - Rußwurm; Die Hände des
Buchgewerbes, von Hugo Steiner-Prag; Bild, Anschauung
und Phantasie, von Dr. Max Brahn; Illustrierte Presse und
Politik, von Direktor Heinrich Pfeiffer; Schriftsteller, Ar¬
beiter und Kaufmann, von Dr.Julius Zeitler; Derlllustrator
in voller Fahrt, von Walter Hammer; Das Zwergenreich
und die „Illustrierte“, von Else Steup; Moderne Verviel¬
fältigungsverfahren, von H. Gerstenberg. Die Illustrationen
und Bildbeilagen der Nummer ergänzen die einzelnen Auf¬
sätze in ausgezeichneter Weise, das heißt sie geben dem
Leser und Beschauer eine Übersicht von den verschiedenen
Druckverfahren, die ihm in der „Illustrierten“ abwechselnd
begegnen und sein Interesse oft wachgerufen haben dürften.
Für den Fachmann wird natürlich darin auch manches
Interessante geboten, denn daß ein technischer Betrieb wie
der der Firma J.J. Weber mit den neuesten und vollkom¬
mensten Einrichtungen und Mitteln ausgerüstet ist und
arbeitet, ist selbstverständlich. Und so darf denn diese
Festnummer im ganzen als eine wohlgelungene graphische
Arbeit angesehen werden, wie sie sich übrigens fast in jeder
Nummer des Blattes, wenn auch nicht in so ausgesprochen
technischer Art widerspiegelt. Möchte es der Jubilarin ge-
' lingen, noch lange auf der betretenen altbewährten Bahn
weiterzuwandeln, um zu ihrem Teile dazu beizutragen, dem
deutschen Volke nicht nur die Geistesarbeit der angesehen¬
sten Frauen und Männer sowie zahlreicher Künstler zu ver¬
mitteln, sondern auch die Fortschritte graphischer Technik
und Leistungsfähigkeit. S.
* Bilder aus Hannover. Die Geschäftsbücherfabrik J. C.
König & Ebhardt in Hannover in Wort und Bild. Die vor¬
liegende Veröffentlichung ist in ihrem bildlichen Teile nicht
minder von Interesse als wie in rein technischer Hinsicht.
Geben einerseits die markigen Holzschnittdarstellungen in
Abwechselung mit einer Anzahl vorzüglicher Vierfarben¬
drucke eine kontrastreiche fesselnde Wirkung, so verdienen
die Holzschnittblätter von Willy Schuster, die einen Einblick
in die Betriebsräume der Firma vermitteln, ganz besondere
Beachtung. Es wird hier in wenigen markigen Strichen das
Wirken in der Werkstatt besser dargestellt als wie es in der
Regel durch gekünstelte photographische Aufnahmen zu
geschehen pflegt. Die Wirkung derbildlichen Darstellungen
in Verbindung mit kräftig geschriebenerSchrift ist eine aus¬
gezeichnete und es verdient die kleine sauber hergestellte
Schrift auch in ihrem übrigen Teile vollste Anerkennung.
* Wie im Vorjahre so hat die Firma H.Hohmann in Darm¬
stadt auch dieses Jahr wieder einige Kalender- Neuheiten
geschaffen. Es sind dies Kalender-Rückwände mit Original-
Steinzeichnungen ersterKünstIer,die in ihrer farbenreichen
Ausführung'den besten Eindruck machen. Daneben liegen
auch Tages-, Wochen- und Halbmonatsblocks in praktischer
Anordnung vor. -r-,
* Altfränkische Bilder. 1918. Mit erläuterndem Text
von Dr. Theodor Henner. Herausgegeben und gedruckt
in der Kgl. Universitätsdruckerei H. Stürtz in Würzburg.
Der 24. Jahrgang dieser Veröffentlichung ist wieder reich
an textlichem und bildlichem Inhalt und die Druckaus¬
führung wie stets eine einwandfreie. Von den Beiträgen
bietet derjenige über Karl Theodor von Dahlberg Interesse
für weitere Kreise, handelt es sich doch um eine Persön¬
lichkeit, die außer auf die Politik auch auf Wissenschaft
und Literatur einen gewissen Einfluß auszuüben vermochte.
* Die Beilagen zum Hefte 7/8. Zu dem Aufsatze Die Be¬
deutung der Schulwerkstatt usw. bringen wir als erklärende
Beilagen eine Originalsteinzeichnung in drei Farben sowie
den Abdruck einer direkten Zeichnung auf feingekörntem
Steine. Die Originalsteine der beiden Blätter wurden uns
von der Leitung der Städtischen Fach- und Fortbildungs¬
schule in Chemnitz zur Verfügung gestellt. Der Druck er¬
folgte bei Körner & Lauterbach in Chemnitz. — Durch das
Entgegenkommen der Firma J. C. König & Ebhardt in Han¬
nover sind wir in der Lage, zwei Blätter aus der an andrer
Stelle besprochenen Veröffentlichung Bilder aus Hannover
wiederzugeben. Das eine Blatt ist eine wirksame hand¬
geschriebene Arbeit, während das zweite Blatt die ausge¬
zeichnete Wirkung des Linienholzschnittes erkennen läßt.
Wir verweisen ferner auf die ausgezeichnete Satzbeilage
der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach a. M. Das
Blatt illustriert zugleich die in diesem Hefte enthaltene
Selbstanzeige von Rudolf Koch über seine deutsche Schrift
Frühling sowie Maximilian und Maximilian-Antiqua. — End¬
lich dürfte auch die umfangreiche Beilage mit zahlreichen
Wiedergaben von Abteilungen aus der großen Zahl von
Räumen des Deutschen Kulturmuseums weiterem Interesse
begegnen. Der Lageplan der Museumsräume gibt dem Leser
ein ungefähres Bild von der glücklichen Gliederung der ver¬
fügbar gewesenen Räume, in die nunmehr eine Fülle wert¬
vollster Stücke so untergebracht sind, daß eine ungestörte
Betrachtung und deren Studium möglich geworden ist.
Inhaltsverzeichnis
Bekanntmachungen. S.73. — Ein Streifzug durch 50 Jahr¬
gänge des Archivs für Buchgewerbe (8. Fortsetzung). S. 74.
— Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphische Ge¬
werbe. S. 84. — Die Leipziger Papiermesse. S. 90. — Maxi¬
milian-und Frühling-Schrift. S.92.—Ausstellung Deutscher
Buchkunst. S.93.— Dr.LudwigVolkmann. S.94. — Protokoll
des Preisgerichts für eine Reichspostmarke. S.95. — Buch¬
gewerbliche Rundschau. S.95. — Zeitschriften-und Bücher¬
schau; verschiedene Eingänge. S. 96.
6 Beilagen.
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0tr. 7/8
1918
©ie epic^ortfclje (präf)ellentfdje) 0$rift tm SBeften ÄletnaftenS
SBon UnioerfitätSprofeffor Dr. 33. ® a r b t b a u f e n in Seipjig
er SiegeSjug bet gtiecbifcb=r6'mifchen äBeltBultur
trat glänjenb unb jugleid) auch für bie ©efamt*
heit heilfam; aber ihr 2Beg ging übet Jeicfien unb
Krümmet Dieter großer unb E leinet Nationen beö Altertums.
Gttnen ju bereichern unter allen
9J?ußte biefe f ebene SEBett oergebn.
SDianche bieferbefiegten «Stamme mürben ooöflänbig »er*
nicbtet,anbreinibretnationalen£ntroicflunggebrocbenunb
oeranlaßt, bie Sprache unb Sitte ber Sieger anjunehmen.
DaS ifi ber ©runb, meöhalb mir fo menig miffen non
ber nationalen Sprache unb Sitte ber meifien 936'lEet beö
Altertums; für unö finb fie oerloren.
ffiir haben allerbingö Flamen oon sperfonen unb £>rt*
febaften, ferner ©loffen ber ©rammatücr, bie ben unters
gegangenen 93otEern entflammen; allein etroaö eingeben*
bere Kenntnis Bonnen mit nur ba geminnen, mo biefe töo'lBer
eine eigene Schrift auSgebtlbet batten, in ber ftcb nationale
Snfcbriften erhalten haben. 9lur bie Sufceti, Affprer unb
#gppter haben eine fetbftänbige Citcratur auSgebilbet, bie
fiel; erhalten hat, roä'hrenb fie bei ben Karthagern unter*
gegangen ifi.
Auf ben größeren Snfeln beö o'filichen SRittelmeereö
Kpproö unb Kreta hatte fich fchon cot ber Sinmanberung
ber Seltenen eine felbfiänbige Kultur unb Schrift aus*
gebilbet; groben finbet man auf beiben 3nfeln; auf Kpproö
fennen mir mohl bie Schrift, aber nicht bie Sprache ber
Singebornen; auf Kreta aber roeber Sprache noch Schrift.
2116 bie Jpellcnen ihre Jjalbinfel befeßten, fanben fie bort
ebenfalls eine Kultur, bie ihrer eigenen nicht nur gleich,
fonbern mahrfcheinlich überlegen mar.
Auch in Stalien hatten bie Struöler fich früher unb
reidjer entrcicfelt alö bieSRömer; unb hoch mürben fie nach*
her oollffänbig romanifiert. 3n ähnlicher äßeife hatten
auch bie löolfer ber ibertfeben ijalbinfel eine nationale
Schrift unb Siteratur (fiehe Strabo 3, Seite 139); allein
nur Snfcbriften unb SOiünjen finb uns erhalten.
SOiehr haben mir auch nicht bei ben 336'lEem beö roefl*
liehen KleinafienS; bie Sntjifferung ihrer 3nfchriften
hatte man fchon lange oerfuebt; aber erfi neuerbingS ifi
fie burch glüefliebe gunbe bei fpfiematifchen Ausgrabungen
mefentlich geförbert. SCBiffenf^mftliche Steifen mürben
namentlich oon ÜBien aus unternommen, bort plant man
auch eine Sammlung ber Snfcbriften Tituli Asiae Minoris,
beren erfier 23anb mit ben IpEifcben Snfcbriften bereits
1901 erfeffienen ifi.
Zie SntmicflungSgefchichte ber Schrift auf Eleinafia*
tifchem ©oben Bonnen mir roenigfienS in ben äußeren
Umriffen überfchauen. Urfprünglich herrfchte hier eine
Silberfchrift, ungefähr mie bie hittitifchen Jpieroglppben;
bann mürbe baS 23ilb fiilifiert ober oerEärjt unb bebeutete
nur noch eine Silbe; biefe Stufe jeigt uns noch brüte bie
Silbenfcbrift oon Kpproö. Sntfianben ifi fie aber roahr*
fcheinlich nicht auf ber Snfel, fonbern bei ben SßölFern beS
gcfilanbeS, bie fpäter baS griechifche Alphabet annahnien,
ihm aber etnheimifche Slemente beimifchten. Auf ben
SDiünjen unb Snfcbriften ber SpBier, Karer ufro. finben mir
nicht nur mie auf Kpproö einfache Reichen im Sinne oon
Silben »erreenbet, fonbern auch epichotifche Reichen neben
ben grieefüfehen SBuchfiaben: aus ben Bpprifcpen Silben*
jeichen X (me) unb X- (mu) entfianb baS IpEifche X (m);
bie ältefien SleEtronmünjen oon 9)?ilet haben baher Beine
anbere Snfchrift als X = Sü(ilet), fiehe Catal. gr. coins
Br. mus. (Ionia) pl. III 5. 6., ebenfo pl. I 3 (unattributed)
baöfclbe Reichen 1 . Ui Epprifch de fieht man auf IpEifchen
SJiünjen beö De(neoelcS), fiehe 25abclon, Perses Ache-
menid. p. C V; 77 ocrgleichcS8abe(on,Traite, Descr. 2.271.
1 X (Dynastes incertains) fiehe SBabelon, Trait£, Descr. I, 491.
Sliich auf ben Wiinjcn von OTefcmbrin fiept man ein M: X aufset
gtiedjifcbcn i8ud)iiabcn.
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Seit f^ri ft b ei 35eutfcben 93 e r e t tt ß für Q3ud)wefeti unb ©dbrifttum
277. 293; baßfelbe ©ilbenjeicben bebeutet ober auch te alß
Slnfangßfilbe beß Te(thiveibes); ocrglcicbe 23abclon,Pers.
Achemen. p. 69 no. 47?. Gbenfo haben bie Spfier auf
ihre SHünjen ein Y gefegt ögrtttcf? bem fpprifdjen Y (u);
mit bcmfclbett ©ilbenjeicben bat man auch baß Y (Ipbifd)
ü) in Sterbinbung gebracht, nach Sittmann, Sardis 6, 16
probably accidental. jtpprifcb A, ffi\ (re) bleibt farifcb
A (re), «öiclleicbt gehren auch ^eicben ber SJtünjen f)ier=
her, bic noch nicht erflärt finb: T P % unb 4i O <? bei
ISabelon, Traitd d. m. Descr. 2,938 pl. CXLIII, 3.
Daß finb alfo Elemente ber fleinafiatifcben alten «Schrift,
bie auch nach Hinnahme ber grieebifeben ©uebftabenfebrift
ftcb gebolten haben. Snjmifcbcn batte ftcb febon im jmeiten
Sabrtaufenb oor ShrtfH in ©prien unb ^aläftina eine mirf*
liebe 95ucbffabenfcbrift gebilbet, bicSERutter ber bellcnifcben
Schrift. Da bie grieebifeben SSucbftabcnnamen »telfoch
auf -a enbigen, maß ber aramäifeben gorm entfpriegt, fo
bat man gemeint, baff bie Slramäer, nicht bie «Pbönijier,
bie Vermittler gemefen feien. Dann muffte ficb bie S3ucb*
ftabenfebrift oon «Horbfprien auß ju £anbe nach 2Beften
oerbreitet haben; fie märe erft nach Äleinafien unb fpäter
nach Jjellaß gefommen.
Die frembartigen Reichen neben grieebifeben 23ucbftaben
in ber ©ebrift ber ©tämme beß meftltcben Äleinafienß roollte
©apee bei ©cbliemann (3lioß. Slppenb. III ©eite 699) ab*
leiten from a syllabary previously in use and identical
in tlie main with the Cypriote unb ich febe in ber Xat
feine beffere ©rftörung, menn auch 2lrfmrigbt (Sabrcßbefte
b. j&. 21. 3nfl. 2, 74) ficb bagegen außgefproeben bat unb
berühmte Drientalijten, mie j. 18. Groalb, ©ö'tting. @el.
2lnj. 1868, 24, meinen: „eß ift febr bie grage, ob ©ebrift*
tum unb alle übrige höhere 23ilbung bei ben Spfiern nicht
otel früher alß bei ben ©riechen blübete" unb ähnlich oon
ben «Heueren auch SBellbaufen.
Unß intereffiert hier nur bie grage nach ber Priorität
ber ©ebrift, unb eß leibet fegt feinen ^meifel mehr, bafj
nicht nur bie Spfier, fonbern auch bie anbern ißölfer beß
mefllicbcn Äleinafienß baß pböntjifcbe Uralpbabet jugleicb
mit ben ^Reformen ber Jjellenen oonSBcften erhalten haben
unb bie 23ucbftabennamen burebauß nicht bagegen fpreeben,
oergleicbc Sb. SOteper, ©efef). b. 2llt. 2 (1893), § 2?1 —?3.
«Pbönijifche ©eefabrer haben bie neuerfunbene 23ucb*
ftabenfebrift nach HBeftcn getragen. 3n Jjcllaß mürbe fie
umgebilbet, oereinfaebt unb ermeitert; fo oerbreitete fie ficb
nach Jtleinafien ju ben griechischen Kolonien unb ben ein*
geborenen ©tämmen, beren ©ebrift jum größten Xeile
auß grieebifeben Vucbftaben beftebt, jum Heineren auß
Reichen ber epicborifcbcn ©ebrift. gür bie SScbürfniffe ber
aftatifchen Sprachen mürben bie grieebifeben Raichen jum
Xeil umgebcutet 1 , namentlich aber bic 3al)l ber Vofale
* (de sonis mutatis; TAM. I, p. 5.
bebeutenb oermebrt. Diefe gemifchte ©ebrift ber .Klein*
aftaten fann man mit Stecht prä'bellenifch nennen, ba bie
Gin fübrung ber rein grieebifeben Schrift erft fpäter erfolgte.
Gß finb im mefentlicben .Rarer, £pber, 2pftcr, «Pamp&p*
lier unb «Pbrpger, bie für unß in betracht fomtnen,mä'brenb
ber Dften ber .fjalbtnfel femitifebe ©ebrift annabm.
©omohl ber Umfang ber fleinafiatifcben Sllpbabete, mie
bie gönnen ber 23ucbflaben bemeifen beutlicb ben belle*
nifeben Urfprung; auch Stiftung ber Schrift ift, mie
bei ben Hellenen, urfprünglicb linfßläuftg. Die ältefte
Steform ber jjellenett, ber 23. Vucbftabe, fehlt feinem
fleinafiatifcben 2llpbabete beß ffiejtcnß. Von ben meiteren
^ufafjbucbftabcn ift baß Y (x) oorbanben, <t> bagegen blofj
im Äarifcben, menn mir 0 fo auffaffen bürfett. Daß gj
fehlt; nur in ©elinunt (fiebe o.©. J7) bat man baß Hein*
afiatifche Reichen im «Hamen Jjppfaß in biefem ©inne
oermen&et. Q fomrnt nur auf beit jungen farifeben «Dtünjen
oor, gemifebt mit femitifeben Gbaraftcren. Daß fürÄircb*
hoffe ©ruppierung ber hellenifchen «Hationalfcbriften fo
wichtige =. mirb in feinem ber fleinafiatifcben Sllpbabete
beß ÜBeftenß, aufjer bem pampbplifeben, oermenbet; bie
anbern gehören alle jur roten ©ruppe; über baß I bei
ben Spbern fiebe ©eite 77.
Stein griechifcbe ©täbte Äleinaficnß ober auch Dpnaften,
mie Xbemiftofleß alß ©attap oon ÜHagnefia, haben bie
epicborifcbe ©ebrift niemalß angemenbet; menn alfo X
auf ben SRünjen SOiiletß richtig erflärt ift (fiebe oben), fo
müffen mir barauß fcbliefjen, bafj bie ©tobt bamalß noch
nicht rein grieebifeb mar.
2lm menigfien Slbroeicbungcn oon bem grieebifeben
Sllpbabet jeigt
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3citf$rift b c $ 2>eutf<hen 93 e r e t n S füt 93ud)t»efen unb ©chrifttum
I. SaS spjjrpgtfc^Scmntfdje.
spijepgifehe Schriftbenfmaler lernten mir hauptfachlich
burd) bie oonSeafe entbecften@raber oonSoganlu fennen;
oergleidje Journ. oftheR. As. Soc. N. S. 15. 1883, 120;
bie beiten pra'bellenifchen Snfchriften oon SemnoS würben
publiziert oon Gouftn unb Surrbach, B. C. H. 10. 1886,
p. 1; eö ift baS 23ruftbitb eines ÄriegerS mit einer bars
barifcljen Snfchrift in boppelter gaffung oon oerfchtebenen
Jjanben: IG. XII8,1. Äern, Inscr. graecae no. 1. Sie
3nfchrift erregte fofort ungewöhnliches 2luffel;en, weil
man (namentlich ^auli) in ber Sprache 33erwanbtfcpaft
mit beni Struöfifcpen ju entbeefen meinte. 2tlS ob bie
Sache fdjon entfd;ieben wäre, hat man bie 3nfchrift fogar
ins Corpus Inscr. Etrusc. aufgenommen. Slllein mit
Stecht fagt 23eloch, ©riech. ©efcf>. 1 (1913) Sette 52: „oon
ben 2B örtern ber Snfdjrift febrt in unfern etruSfifchen
iEejcten fein einziges wteber; fie zeigt ferner baS £), fcao
bem (hruSEifchen fehlt; baS üllphabet ift nicht etruSftfcf),
fonbern phrpgifch" 1 ; bie Sprache bezeichnet er oietmebr
als tbrafifeb. SiefeS Urteil über bie Sprache ifi auch für
bie Schrift oon DBicljtigfeit. ®afj bie lemnifdjen unb
phrpgifchen Reichen berfelben Schriftart angehören, ergibt
fich namentltd) aus ber ganz fingularen gorm beS l S
im ©egenfaij ju a: $ SaS phrpgifch=lemnifche lllphabet
hat nicht, wie bie anbern Sllphabete beS roeftlichen Äleins
afienS, einen griechifchen ©runbftocf, fonbern eS ift eigents
lieh altgriechifch (fiehe jtirchhoff/ ©tubien 4 54^-55); auch
bie jSufagbuchftaben, burch welche bie ©riechen baS phönis
jifche Uralphabet erweiterten, finb oorhanben; baS Y, ber
a'lteffe^ufafcbuchftabe, ber in feinem griechifchen Alphabete
fehlt, ifi in ben beiben lemnifchen Snfchriften allerbingS
nicht nachjuweifen; eS leibet aber feinen Zweifel, bajj er
oorhanben war; auch baS gehlen oon B, r, A fann nur
jufallig fein. Sie oon ben Hellenen im Saufe ber 3afjr=
hunberte auSgefchiebenen (phönizifeben) Rieben $ (15),
M (18 = s'), (19) haben feine Spuren im ^fwpgifch 5
Semntfchen hintertaffen, baS baher wegen ^ ber roten
©ruppe bei Äirchhoff zuzuweifen ifi 2 . Sa baS Y hier als
X gebraucht wirb, fo hat Ätrcbboff wahrfcheinlich recht
(Seite 57), wenn er baS Y ber beiben lemnifchen 3n=
fchriften als x erflart, j.25. in bem 2Borte sialchwiz;
baS cp ift oorhanben, im ^hrpgifehen einmal 'F; über feine
23ebeutung herrfd»t fein Zweifel.
II. SaS *))amphplifche.
3n ^htpgten unb SemnoS fanben wir baS gewöhnliche
griecpifche Sllphabet ber öfilicben ©ruppe bereichert burch
bie ^ufaße ©riechen, aber ohne fleinafiatifche 3ufa§*
buchftaben. Ungefahr baSfelbe gilt auch oom 'Pamphp 5
lifchen, oon bem SRoeftl fagt: alphabetum est ordinis
1 SBerglfidje Sretfcpmcr, @inl. Seite 408.
2 Sieh« <f. SBiebtmarm, Ätio 8. 1908. 624.
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orientalis addito signo >A. I.G.A. 505. Soch biefeS
Reichen ift fein ^ufa^buchftabe, fonbern 23efianbteil beS
altefien phöntzifch--gricc(iifchen UralphabetS; biefelbc 33a*
riante beS gewöhnlichen f finben wir bereits bei Äirchhoff,
Stubien 4 , Seite 169, Dir. 6. ein wirflicher afiatifdjer
fJufatj ift bagegen w,oon bem war Seite 57 bereits bie 9tebe.
gür ben Sialeft unb bie Schrift ^amphplienS ift bie
grofje 3nfchrift oon Sitlpon I. G. A. 505 unfere Haupts
quelle in iBerbinbung mit einigen SWünzen beS SanbeS;
anbre bagegen hoben eine genügenbe ©rflatung noch nicht
gefunben, z- 25. $eab, Hist. num. p. 584. SSabelon,
Traite, Descr. 1, 541, no. 888 (Incertaine de Pam-
phylie): HMÜM"1C. — I" (t) richtete urfprünglich feine
Spi§e nach oben (wie V X nach unten), aber es gab Übers
gangsformen, bie leicht ocrwechfelt werben fonnten; bie
©riechen, bie baS alte A beibehielten, anberten zur gröfjern
Seutlichfeit baS t, baS feine Spiße nach linfs fehrte ober,
wie in ^amphplien, nach unten. Über f fiehe oben.
2lm haufigften war bte junge gornt F; fiehe .ftirchboff,
Stub. 4 51. 3n ^antphplien brauchte man aber auch bie
altefte gorm v \, bie in jüngeren Snfchriften (f. Sancfos
ronSfi, ^amphplien 174, 9tr. 55) zu H würbe. 2Bict}tig
für bie 33erwanbtfchaft ift befonbers X, ohne grage aus I
entfianben; eS zeigt, ba§ bie pamphplifdic Schrift ber
blauen ©ruppe bei Ätrchhoff zuzuweifen ifi.
Ste griechifchen ^ufagbuchftaben amSd)lug beS 2llpha=
betS (ohne Q) finb oorhanben. „@in Y begegnet nicht, hoch
ifi bieS nur zufällig" (Äirchhoff S. 52). Dieben bem X
finbet fich ein + als Reichen beS rauhen ^»aucheS; biefen
SSuchfiaben mit bem H tn 33trbinbung zu bringen, feheint
mir ber gorm wegen unmöglich. Über baS ^ fiehe oben.
Über bie 33erwanbtfchaft bemerft Äirchhoff: „SaS
2(lphabet oon 2lrgoS fann — wenigftenS mit bemfelbcn
3techte — als baS DKutteralphabet beS pantphplifchen
betrachtet werben, als baS ionifdje beS 7. Sahrhunberts 1 ."
DBa'hrenb bie^amphplier früher ein griechifcheSällphabet
bcnufjten, mit einheimifchen £(ementen oermifcht, oer=
wenbete wenigftenS bie Stabt Sibe in ber erften Jpä'lfte
beS eierten Salwhunberts ein aramaifcheS Sliphabet mit
griechifchen Suchfiaben oermifcht; auf ihren DJtünzen ficht
man /1/f? WAW 2 : The letters (half Semitic, half
Greek) he equates to "Abuuuvi Catal. gr. coins Br. M.
Lyc. Pamph. p. LXXXI—II; ein fl unb Y lägt fiel)
ficher erfennen. Siefe Srflarung geht zurücf auf 3.^. ©it/
Numism. Chron. 1897, 194—205.
III. SaS tpfifche Sllphabet.
Les linguistes sont d’accord aujourd’hui pour affir-
mer, que le lycien est une langue arienne detachee,
de bonne heure, de la source commune d’oü sontaussi
1 fiircfcboff, Stubien *, 53.
2 Sabelon, Trait6 d. m., Descr. II937, a. 394—360.
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Seitfcgrift b t« Seutfegen Sßereinö für fSucgwefen unb ©cgtifttum
sortis le grec, le phrygien et le carien (23abelon, Traite,
Descr. 1, 485). Sretfchmer bagegen, Einleitung in bie
©efch. b. gried). Sprache, Seite 375, hott bie (pfifche
Sprache nicht für inbogernianifch (oergleicpeTAM. I, p.9).
Unter ben IpEifchen 3nfd)riftcn ragt befonber« bie Stele
non Xantfjo« heroor, TAM. 1,44. Babyl. and Or. Record
3,254. 4, 153. 3agreöhefte £>. 21. 3ng. 3,98.
Luce clarius est, fagt jtalinfa TAM. I, p. 5, Lycios
non a Phoenicibus neque a Cypriis litteras accepisse
sed a Graecis; einunbjroanjig ihrer 23uchgaben muffen
ohne «eitere« al« griechifch anerfannt «erben, anbre jeigen
leichte 23eranberungen, foroohl in ber gorm roie in bet
23ebeutung; aber ber SReg ig ungriechifch'. — 23efonber«
grog ig bie 3ahl ber Sofale. 2(uger bem griechifchen A
unb E gibt Äalinfa Seite 6—7 bei jebeni ber beiben Söofale
noch fünf Varianten im Stile ber epicgorifchen Schrift.
2lud) ba« griecbtfcHpfifche A hot eine Nebenform A, roie
fiej. 23. auch in SWegara unb im Uralphabet ber italifchen
Stamme oorfomtnt; biefe gorm hot ben Sautroert ä (bei
jtalinfa: e).
Da« t hot ungefähr bie ©eftalt eine« Y i; auch im
©riecpifchen ftnb bie gormen biefeö 23ud)gaben fehr oer=
fchieben; 25abelon, Traite, Descr. 2,182 fegt Y V Y =
g, v, .Ralinfa bagegen nur = g.
Da« E entfpricht äußerlich bem griechifchen; bem £aut*
roert nach tg biefer 23uchgabe aber ein i 2 , ebenfo roie EE
(fiehe unten). 3ch holte E unb EE für baöfelbe Reichen:
I mit brei Strichen (fiehe unten ba« tpbifcge 2llphabet).
Da« fret«förmige 0 ber ©riechen fehlt im Spfifchen;
»round forms O ® 9 and 9-are not only incon-
venient to engrave on stone, but also very easily con-
fused« ä .
3n einem neuen 2luffagJ.H. St. 1915, 100—06 erflärt
Slrfroright ba«)(für einen ^ifchlaut, ungefähre, unb meint,
ba« ft tarne in IpEifchen ©orten unb Flamen nicht oor.
Dag aber )( mirflich ben Sautroert oon 0 hot, bejmeifelt
fong ntemanb; biefe« Reichen ftnben mir j. 58. in ber IpEifchen
Dranffription bei Flamen« SWithra«; aber für gewöhnlich
halt man )( für ein roitlfürliche« 3 e ‘9cn, ma'hrenb e«
nach Sautroert unb gorm nicht« ift al« eine QSariante beö
griechifchen 0.
Do« ö befiehl olfo nicht au« einem gefchloffenen Greife,
fonbern au« jroei nach äugen offenen jjalbfreifen, bie in
ber Dat leichter ju fchreiben gnb. 2luö bemfelben ©runbe
oermeibet man in ber rufftfehen Scgreibfchrift ba« <t> unb
fchreibt oielmehr ober g/S. 3n ähnlicher ©eife ifi auch
D|C au« Q abjuleiten (gehe unten).
Jjill, Catal. of gr. coins Br. Mus. Lycia p.XXV führt
unter ben Sibilanten auch (= et?) on, ba« wirb nicht«
1 Scrglfidjc ba« 2llpbabt t Jpeab, Hist. num. pl. II unb TAM. I p.6-7.
2 3inbfrt, The Letters E and I. Babyl. and Or. Record 2, 211.
3 älrftwigbt, 3ahrcSf)tftt Ö. 2t. 3nft. 2, 71.
fein alSeinbifferenjierteöö. Siehe Num.Chron. 1895,27.
— Jjnnter bem k folgt bei Äolinfa 3|C, ba« er Seite 5 für
ein fpmmetrtfche« |c erflart; e« fcheint oielmehr au« 9
entfianben }u fein tn ber ffieife be« X J . Die $hnlicf)fcit
mit bem Epprifdjen Reichen * (a) unb bem 23ucbfinben gi
oon spfopfn« ig jufällig. — 23eim g hoben mir mieber eine
griechtfehe gorm unb eine epichorifche X, beren ißerroanbts
fchaft mit fpprifchem X ma unb X mu nic^t ju leugnen
tg; ba« Ipfifche X gammt alfo oon einer alteren flein=
afiatifchen Schrift.—Do« 1(15) f ehlt foroohl bem Spfifcgen
rote bem Spbifcgen; ein 23uchgabe in beiben Schriftarten,
ber allerbtng« fo außgegt, ig oielmehr al« ein breü
gegrichene« I aufjufaffen.
Der 18. SBucggabe be« Uralphabete«, £abe (= Mrför«
migeö s') fehlt allerbingß bei üalinfa, TAM. p. 6-7, unb
Äirchhoff/@tubien 4 59 meint, baö^obe fei oon benSpfiern
aufgegeben. 2lllein 58abelon,Trait6, Descr. 2,180 hat auf
SJlünjen bie gorm M = ts, g gefunben, bie genau ber
alten gorm be« 3obe entfpricht unb aud) im farifegen
Qllphabet erholten ig rote im ttalifcgen Uralphabet; e«
gheint alfo außgefcglogen, bag hier eine iöerroecgflung
mit bem M (g) oorliegt. Eine «eitere grage fcgliegt baran
an, ob biefe« M (ts, g) ibentifch ig mit ber gorm (t);
ich holtebaßnichtfürunmöglich,obgleich 2lrfroright(o.a.D.)
biefen 23uchgaben au« bem Apprifchett ableitet: vy (a form
of T) has more resemblance to the Cypriote A (ti),
than to Greek and Lycian T.
Da« 9 , ba« bie ©riechen früh aufgegeben hoben, er*
hielt geh im IpEifchen DIC 2 in bemfelben Sinne umgebilbet
roie ba« !>. Äalinfa roill ba« 9 roiebererfennen in bem O,
ba« allerbing« betn k entfpricht, aber bie chorofterigifche
gorm beö 9 nicht roicbergibt.
Ein oom Digamma (6) getrennte« Y (23) 3 , ba« auch
in ben altegen griechifchen 2llpbabetcn nicht fehlt, ig im
fpateren ?pfifchen nicht nachäuroetfen; ba« ooEalifche u
rourbe bureb O auögebrücft *.
2ln le§ter Stelle ig bann noch 9 ju ermähnen roie auf
SRfrobo« im Sinne oon kh; hoch fcheint biefe« x mattch=
mal ju einem r erroei^t ju fein 5 , benn 9 gilbet geh auch
in ber Dranffriptton oon Flamen roie 2lrpago«, ^)igre«,
2)?aga6 ufro.
Der iBollpän big feit halber fei nod> + ermähnt, ba« ben
rauhen Hauchlaut bejeichnet; e« läge baber nahe, biefe«
1 3 nl betl/ The letter OIC: Babyl. and Or. Record 6,105. Jpeab,
Hist. num. pl. II erflärt OIC fiit u = v, w, ö.
2 2lf)n(i(b pjg (fcltibcrifd)) Monum. ling. Iber. ed. Hübner p. LVI.
3 Scrglfidic 3nibtrt, Babyl. and Or. Record 2, 279.
4 ärfwrigbt, Babyl. and Or. Ree. 5,549 leitet bie O-iBcfdle »on Y ab:
Y onginally ^ ~ ° | f r0 m Greek u Y. 2lnber$ erflärt »Oll
•Saltnfa;»crg(eid)c3mL'er!,The letters in form ofUpsilon;^9Y Y).
Babyl. and Or. Record 3, 252.
6 3mbett, The letter 4<: Babylon and Or. Record 2, 1887, 214.
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3«itfd>rift b e s S>eutf<f>en 53 e r e i n ö für SSuctytvefen unb ©c^rifttum
Reichen mit bem grtccfjtfc^cn H in ©erbinbung ju bringen;
ich fehe aber feine ©töglichfeit, bie eine gönn aus ber
nnbern abjuleiten. Über ein uj = B fiebe .Öeab, Hist,
num. pl. III.
Sie grieebifeben gönnen ber Ipfifchen Schrift jeigen am
meiften ©errcanbtfchaft mit ber Schrift ber Sorer im
Peloponnes unb in ben Kolonien/ befonberS bem benach=
barten Sfiboboö, „baS übrigens nach HirdjhoffS eigenen
©orten nicht mehr geblaut werben barf"; fiebe Alto 8,
1908,525. Silber bieSpfier hielten an ihrer eigentümlichen
Schrift noch feft, als bie Sorer in Aleinafien bereits ju'nt
3onifchen in Schrift unb Sprache übergegangen waren.
Tituli... omnes saeculis quinto et quarto orti esse vi-
dentur. TAM. I, p. 5. üluf ben SDIünjen halt ficb bie eins
beimifebe Schrift nach Jpeab, Hist. num. 574 bis in bie^eit
oon 400—360; nach SJleranber b. @r. ifi fie oerfchwunben.
©abelon, Traitd, Descr. 1, 486 fafjt fein Urteil babin
jufammen:L’alphabet [lycien] est, en partie, unrameau
derivee de I’alphabet phenicien, il se rattache ä l’al-
phabet grec primitif de Rhodes et des lies et en partie
aussi ä l’alphabet chypriote.
IV.
2luch baS
Ipbifche 3l(pbabet
flammt auS bem grieebifeben. SuibaS behauptet allen
btngSbaSöegenteilu.b.©.: tpoivncriia: Auboi Ka\ v lwves
xd Ypä|i|iaTa dno OoiviKO? toO Afrivopos toü eüpövios,
allein berSatbeftanb fpriebt ju beutlicb bagegen. Sion ben
22 pb6'nijifcb=griecbifcbcn ©udfftaben finb 14 im lpbtftf;en
2llphabet nach gönn unb Sautwert ficber grieebifeben Un
fprungS, ebenfo ber breiunbjwanjigfte, ber ben ©to'nijiern
fehlt; auch oon ben anbern Ipbifchen ^ufagbuchfiabeit hat
feiner ein phönijifchcS ©orbilb. Safj bie grieebifeben $u;
fagbuchftaben cp, ip fehlen, weift auf ein hohes 2llter ber
Ipbifdjen Schrift. Unfere heutige Kenntnis ber Ipbifdfen
Sprache unb Schrift beruht hauptfachlich auf ber prachts
»ollen oonSittmann herausgegebenen lpfifch»aramäifchen
Silingue. Spbifche STOünjcn mit epichorifdier Schrift gibt
cS nicht.
SaS A bat eine Nebenform M, bei ber nur bie Spige
beS ©uchftaben ju fehlen febeint. A ift ein Sreiccf mit
überhöhter Spige ohne ©afiS; auch baS E ([pbifch *0
hat eine Nebenform T (e), bie nach oben gefehrt ift wie
'Nebenformen biefeS ©ucbftabenS im oerwanbten 2pfifcben.
Sie eefigen gormen beS B werben juweilen abgerunbet;
eS wäre alfo möglich, ba§ Q (e, i) barauS entfianben ift,
wenn auch berüuerbalfen fehlt. — ÜberO fiehe baSSpfifcpe.
SaS 3ota hot jwei ^Nebenformen, bie fiel) allerbingS
beibe unter frembartiger©erfleibung oerfteefen: baS I wirb
entweber blofj rechts ober an beiben Seiten breimal ge*
ftricben. Sin E als I fannten wir fchon burcf) forinthifche
Snfcbriften: 3 A[pJqpiTpETav, 3 A!)r|vaEa, TlepaEohev
(=nepaiobev), gormen, benen-Rtrchhoff Stubien 4 103 A.
nicht gerecht wirb, obgleich baS forinthifche «, fr oerfchieben
ifi oon E.
ÜllS eine jweite «Nebenform oon I unb E betrachte ich
baS i, baS man gewöhnlich bem im Spfifchen »etfchwun*
benen E gleichfegt *, aber eine folc^e ©ertaufchung beS 8aut=
wertes eines ©ucbftabenS ift ohne ©eifpiel. Sie Spfier
oerwenben J für i, in, n, bie Spber für in, fl 2 . Spfifch
j. ©. APEENA+t = Slrinah^, Ipbifcb II» = Ml» (Üitt*
mann Seite 8).
Unter ben ^ufagbudiftaben gibtJittmann eine nach oben
gerichtete *})feilfpige (t) mit ber ©ebeutung oon q (?);
wenn baS richtig ift, brauchen wir uns unter ber Spige
nur einen jjalbfreis hinjujubenfen, bann haben wir ein <P,
baS wir an ben ncunjefmten ©ag im Sllphabet fegen
fönnen. 2llS «Nebenform oor I (21) gibt Sittniann ^ (s);
eS ift ein erweichtes z (7).
SaS Y hat im Üpbifcben jwei gormen 1 (u), Y (ü),
bie nur als ©arianten ju Y aufjufaffen finb. Sa biefet
©uebftabe im «Phonijifchen fehlt, in allen griechtfehen 2llpha=
beten aber oorhanben ift, fo beweift er, baß bie Spber
Schüler ber ©riechen waren. *f entfpricht oielleicht bem
griedfifchen X ober + auf SR^oboS, SeoS, «jJamphhlien,
aber in bem abgefchwachten Sinne oon h.
Ser merfmürbigfte unter allen tpbifchen ©uchftaben ift
Dielleicht £ (f. o. S. 58); Sittmann, Seite 16, erflart ihn
als c. ©ir finben ihn im Snlaut, aber befonberS häufig
im SluSlaut ber ©orte.
SiefcS wunberbare £eid)en fommt ähnlich auch im
«Pehleot oor unb wirb bort als Suffir erflart 5 . Sie
©ermutungen über feine #erfunft fmb wenig glaubhaft;
ich jweiflc nicht, baf; er aus bem in üteinafien fo weit
oerbreiteten SriffeleSjeichen 4 h^juleiten ift. Über biefeS
heilige ^riehen Dcrgleiche j. ©. Catal. of gr. coins Br.
Mus. Lycia pl. VIII p. XXVII. GtwaS ähnliches fiegt
man auf einer Ipfifcpen ©tünje bei ©abelon, Pers. Ache-
mdnid. p. CIV; in ber STOitte eine grofje Xriquetra (Sris
ffeleS): Ft>l<S ..., barunter in ber ©röfje ber ©uch^
ftaben: eine Siquetra. 3n ber folgenben SNünje (p. CV)
ift bie Siquetra erfegt burch SS: EtJ-SStPf.
2lm größten fcheint bie ©erwanbtfcbaft ber Ipfifchcn mit
ber Ipbifchen Schrift ju fein; fie befieht nicht nur in bem
genteinfamen ©runbftocf griechifcber ©uchftaben, fonbern
aud) 5 (in, n) unb Y (e); anbrerfcitS unterfd^eiben fie
1 3 in ben, The letters X and S. Babyl. and Or. Rec. 2,1887,282.
Slrfrortgfjt, 3af)reSf)cftf Ö. 91. 3n(i. 2, 73.
2 I ne sc trouve que devant <i, t, n et ä la valcnr de 7, in, ind.
©abelon, Pers. Achdmenides p. XCVI. In the ordinary funerary
inscr. it is very rare. 9ittmann p. 8.
3 ®crg(eidje 6. be .parlej, Babylon, and Or. Record 2, 1887,172.
3 9luf Ipfifchcn UNiinjen ftefyt man ScttafftleS, jSctffeleS unb DU
ffeleS. S. fPtUKer, Det saakaldte Hagekors Anwendelse og Betyd-
ning. Copenh. 1877. Vergleiche ©abelon, Traite, Descr. II, 688.
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bei ®eutfd>en $8 er e in 4 für Q5ud)w>efen uni» (Schrifttum
ftc^> barin, bafj bog SpPifcbe bic Aonfonanten oerboppelt
unb bic ©orte im SpPifcben oofalifd), im Spbifcben aber
Ponfonantifcheitbigen. Dictpbifcbe©pracbe(unb©cbrift?)
bat fich $ur 3eit oon Ebdfli ©eburt erhalten: 'Strabo 14,
4, 17, p. 631: TCTTapffi bfe fXioTTat«; dxP©vro ol Ki-
ßupäicu: TrJ rTiffibixn, Trj ZoXüpwv, Trj 'EXXrivibi, Tri
AuIhjuv.
V.
SSBenn mir nun jum
Äarifcßcn
übergeben, fo empfinben mir halb, baf? mir uns auf febmans
fenbem Seben ju bemegen buben; ung fehlt t)icr ein Cor¬
pus inscriptionum, namentlich aber auch pbotograpbifcbe
SReprobuftionen in genügenbem Sttafjflab. SLBir haben hier
nur Pleine 91acbjeicbnungcn oon ©apee, ber old ber eigenu
Hebe ©ema'brömann für bag Äarifcbe anjufeben ifl, bem
mir aber bei feiner ^bantafie unb feiner Söorliebe für bag
Jjittitifcbe nur mit Verficht folgen bü'rfen. Unfere 3m
febriftett finb nicht nur in Äarien, fonbern auch in ’Ügppten
gefunben,roabrfcbeinlicboonParifcben©ölbnernflammenb;
über brei ägpptifcfcfartfcbe SSilinguen fiebe Äretfcbmer,
(Einleitung, ©eite 378—79.
Die ©ebrift ber Äarer ifl ficber au« ber grieebifeben abs
geleitet, aber fie enthalt oiel neue Reichen, namentlich für
ißofale; befonberg bie Nuancen beö A finb flarP oertreten
bureb gärten, bic nicht grieebifeb finb.
Dag Digamma bat eine hoppelte gorm, FunbM 1 . 23eibe
finb grtecbifcb, menn fie auch halb oerfebminben; am erflen
bag ficb 6er alten pbo'ni}ifcbengorm na'bert. Ülucb tag H
bat hoppelte gorm: ein burcbflricbeneg gefcbloffeneg 9tecbt=
ccf mit rechten SBinfeln; in ber jmeiten gorm iji bie eine
Jjälfte beg Btecbfecfg abgerunbet, ähnlich mie im Spbifcben.
Der Sautmert beö abgerunbeten Q ift ungefähr n unb
entfpriebt bem IpPifcben^fe); farifcb B4ßMBM = M\^-
STFT+ (SKefeoeb). S3abelon, Pers. Achem. p. XVII.
2lucb bag 0 bat eine grieebifebe unb eine einbeimifebe
gorm; bie grieebifebe ifl altertümlich mit bem 4- in ber
SJlitte; bei ber etnbeimifeben gorm ifl, mie im SpPifcben,
ber Äreig in jmei JjalbPreife aufgelofl, bie in gorm eineg
Äreujeg jufammengefügt finb; ähnlich mirb in ber mobernen
ruffifeben ©ebreibfebrift aug rt:$. Sag M flammt ficber
aug bem pboniäifcb=griecbifcbcn Sllpbabet, erinnert in feiner
gorm an bag entfpreebenbe Epprifcb>e ©ilbenjeicljen unb bat
nach ©apee nicht ben 3Bert eineg IBucbflaben, fonbern
einer ©ilbe.
Dag tft flammt mabrfcbeinlicb aug ber Pretifcben £inear=
febrift; fiebe ^eitfebr. f. SJucbmef. u. ©ehr. 1918, ©. 57.
0 ifl meifleng ein ffeinerer, feiten ein größerer Äreig; ifl
er bureb eine ©enPrecbte in jmei JTpälften geteilt (©), fo
1 b Siebe @erfe, JpetmeS 41, 645. — EftoetjT, IGA. p. 143 jagt:
quod quin sonum quendam a digammo non longe diversum signi-
fiect — non dubium videtur. @erfc, Jpfrmcö 41, 642 31.
erhält er bie SSebeutung ü ’. Der 18. 93udbflobe (3abe) bat
mie im Ulltgriecbifcben bie gorm M, aber ben Sautrcert ss;
um if;n oon bem mirPlicben M ju unterfebeiben, mirb er
nicht unterflricbcn. Dag <t> febeint oorbanben }u fein in
ber gorm oon 0 2 (ähnlich in ^roPonnefog); eine Sters
mecbflung mit bem Parifcben Ö mar nicht ju befürchten;
Y, Y mirb im Sinne oon x oerroenbet. Dag Äarifcbe mup
alfo jur roten ©ruppe beg Sllpbabetg gerechnet merben.
Die Äarer batten ein eigeneg 3ablcnfpftem (fiebe meine
@r. *)>aläogr. 2 2 357).
* *
*
93on einer eigenen f i liPi f cb e n ©ebrift miffen mir niebtg.
©efeniug, Monumenta 287, tab. 37 v unb 2!?ionnet, 3,664
no. 655,pl.LVI no.8’baben allerbingg einigeSWünjen mit
Ppprifcber Segenbe PiliPifcben ©täbten jumeifen mollen.
2lllein /?. Dreffel batte bie @üte mir ju jeigen, bafj beibe
Sftünjen mitjlilifien (unb fpejieOclenberig) nidftg ju tun
haben; eg finb oiclmebrüUünjenPpprifcberStäbte. Die oon
©efeniug bebanbelte SSMnje mürbe geprägt oon bem Äonig
Euagorag oon ©alamig; bie fpprifeben Reichen bebeuten:
E-u-/a-YÖ-ptu. R ßa-ai-Xe-/uu-? Eu. fiebeSabelon,Pers.
Achem.87, pl. XVI. 26; bie anbcre(9)iionnetfcbe) flammt
oon ©tafanbrog, Äo’nig oon ^'apbog (440—20 o. @br*)/
fie trägt bie fpprifebe 3nfchrift: la-xa-cra-bo-puj Ba-ai.
Siebe 23abe!on, 109, no. 749, pl. XX. 17. 18. Jpiff, Gr.
coins Br. Mus. Cyprus 38, pl. VII, 13. Rev. Num.
1883, 353. 23eibe fDlünjen Pö'nnen alfo nichtg für eine
befonbere PiliPifche Schrift bemeifen. Die SKünjen biefer
^rooinj haben nur aramäifebe ober grieebifebe Segenben.
2luf einigen üRünjen oon ÜUallog fiebt man 3 :
jpeab. Hist. Num. 1 605 n. 1. The letters 0/ \
V, T, etc. on the silver staters of Mallus in connection
with the pyramidal stone are supposed to represent
the lepd OTOixeta, sometimes inscribed on the sacred
stones called ßairuXia.
Db eg fonfl noch epicborifche Sllpbabete in Äleinafien
gegeben bat, lä^t ficb mit ©eflimmtbeit nicht fagen. ÜBag
Äretfchmer alg mpfifcb bejeiebnet, bcbanbelt Sittmann,
©arbig 6, ©eite 39, alg Greco-Lydian Bilingual from
Pergamon.
2llg PappaboPifcb (oergleicbc Aretfcbmer, Einleitung
398) gibt ©apee bet ©cbliemann, 3liog ©eite 775, ein
gragment oon ungefähr jroolf ISucbflaben nach Ebantrc,
Cappadocie p. 169.
Über unbePannte 3nfcbdften fiebe Jjammer, 3. o.,
Xopogr. 2lnfic(ften-Steife in bie Seoante, ©eite 189.
> © auep im -Rcltibfrifcbcn aI8 o. Sict)f ^>ltbner, Mon. ling.
Ibericae p. XLVIII.
2 Siehe Sarfelfc, .hanbtud) 1 (1907), 370.
3 SBabelon, Trait6 Descr. pl. CXXXVI1, 16. JpiQ, Cat. gr. c. Br.
Mas. Cilicia, pl. XVI, 5—7. 3 m b oe f : ®t., Annuaire de Num. 7.
1883, 35. 103.
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S«itfd>rift be« $>eutfd>«n herein« für QSucpwefen unb (Schrifttum
Sieben 3nfcptiften in noch unentjifferten ällppabctcn. —
SibjbarSfi, Ephemeris 3, p. 192.
Die cpronologifcpe gragc rourbe bereite gelegentlich
berührt. Die eptehortfepe Schrift be« »ocftlicbcn Älein=
afien« Bann nicht fehr alt fein, benn fie erhielt ihre grieepi*
fchen ©eftanbteile burch bic grieepifepen Kolonien ber ©efl«
füfie. Sie griechifchen 3u|agbucpftaben x, <p, v ftnb bereit«
jicmlich früh entflanben; „mit Sicherheit" fagt Kircppoff,
Stubien 4 172 „laßt fich nur erfennen, baß im eigentlichen
Jijetla« fich biefer gortfeptitt bereit« cor Snbe be« 8.3apr=
hunbert« oolljogen hatte". Sinjetne Neuerungen bet Klein*
afiaten »reifen fogar auf fpätere 3eit. E unb 5 im Spfifcpen
unb Spbifcpen fönnen fiep nur au« ber jüngeren gorm I,
nicht au« ber alteren gebrochenen gorm 5 entwicfelt haben.
Diefer Übergang oon ber älteren jur jüngeren gorm be« I
läßt fich natürlich nicht genau befltmtnen, Kircppoff,
Stubien *, 105 »reift barauf hin, „baß man in Korintp bereit«
im Saufe be« 6.Saprpunbert« beim 3ota ron S ju I übers
gegangen war". Slucp bie ältefteattifche3nfcprift(8.3aprp.)
hat noch bie alte gorm be« Sota; alle anbern bagegen I *.
S)ie erfte Drucferei in Simertfa
Son sprofeffor Dr. Ol. @ tti b t in äeipjig
a« fpattifch gefchriebene ©er! eine« ©etifaner«,
bas vielleicht nicht allen befannt ift, bie fich mit
ber ©efepiepte ber ©uepbrueffunft befepäftigen,
hat ben ©e»oei« erbracht, baß ©etifo bie erfte ©uep*
brucferci in älmerifa befeffen hat unb baß biefe eine
beutfebe Schöpfung trar. deshalb möchten mir
Eurj ptnweifen auf baö ©erf ron Soagutn ©arcia
Scajbalceta „Bibliografia Mexicana del Siglo XVI.
Primera Parte. Catälogo razonado de libros impresos
en Mexico de 1559 a 1600. Con biografias de autores
y otras ilustraciones. Precedido de una noticia acerca
de la introducciön de la Imprenta en Mexico (Mexico
1886, Libreria de Andrade y Morales, Sucesores).
Diefe« ©erE jeiepnet fich nicht nur burch forgfältige 3«=
fammenftellung,fonbernauch burch einbringenbe ^iftorifd^e
gorfepung au«, ©aö e« an Srgebniffen bietet, ift burch«
au« ficher; unb e« fcheint für bie Anfänge be« Drucfe« in
Slmerifa abfcpließenb ju fein; nur neue UrEunbenfunbe
Eönnten noch einjelne Zatfacpen pinjufügen.
S« ift ein für bafi ©erfepröleben ber 3eit beachtenswerte
Zatfacpe, baß ba« erfte ©uep in ©e.rifo — unb bamit in
Slmerifa—1537 gebruef t »rorben ift, ba« heißt 18 3apre nach
ber (Eroberung be« Sanbe« burch Sorte} unb etwa 85 3ahre
nach Srftnbungber©ucpbrucferfunfl.Sin beutfcperDrucfer
in Serilla aber, beffen 9tame wohl Sopanneö Krön*
berget lautete, hat ben Drucf nach SOtepifo gebracht. 2luf
ben Drucfeit, bie au« feiner ©erEfiatt in ©etifo heroor*
gegangen ftnb, fleht ber fftante 3uan Sromberger; amtliche
Scbriftftücfe au« ben 3ahren 1542 bi« 1543 fepreiben
Sonbergel, Sonoergel, Sronberjel unb Sonoerger. gür bie
fpanifepe Sluöfpracpe, unb bamit auch für bie Schreibung,
machte ber Olame Schwierigfeiten.
Die Anregung, eine Drucferei in SOtepiEo ju errichten,
ging oon 3uan 3umärraga, bem ©ifcpof ©etifo«, au«
unb fiept im 3ufammenpang mit ber eifrigen ©ifftonö*
arbeit ber Kirche unter ben (Eingeborenen. Sr unternahm
1533 bi« 1534 eine Steife nach Spanien. Die .Öerfiellung
oon ©üepern für ben Unterricht, oor allem oon Zetten
für ben fircplicpen ©ebrauep, mußte biöper in Spanien
erfolgen, waö um fo mehr bie Arbeit erf cp werte, alö bie
©iffion japlreicper Zette in ben Sprachen ber (Eingeborenen
(Slapuas unb ©apafpraepen) beburfte. 3m Sapre 1533
ober 1534 fcploß ber ©ifcpof in Seoilla einen ©ertrag
mit bem ©efiger einer bebeutenben Drucferei, eben bem
Deutfcpen 3opann Kronberger. Sr richtete bie Drucferei
für ©eriEo ein, bie bort 1536 anlangte. Sr felbft ging
freilich nicht nach ©etifo, fonbern fanbte einen feiner
©epilfen, einen 3taliener au« ©reöcia, berfpantfcp 3uan
Pablos genannt wirb, waprfcpeinlicp alfoötooanni
spaoli bieß. Der feltfame Plural ^)abto« läßt fiep wopl
nur barau« erflären, baß ^aoli al« Plural oon $5aolo
OPaul) aufgefaßt würbe, ©ielleicpt ift bamal« auch rin
beutfeper DrudEer nach ©etifo mitgegangen, ©enigflcnö
würbe 1539 ber „Drucfcr Sfteban [Stephan] ©artin"
al« ©ärger aufgenommen.
Da« erfte ©uep ift in ©etifo 1537 gebrueft worben;
eö »rar eine religiöfe Schrift nun San 3uan Slimaco
„©eiftliche Seiter, um in ben jjimmel $u fomrnen", au«
bem Sateinifcpen in« Spanifcpe überfegt oon bem Domi*
nifaner grap 3uan be Sftraba. 2luf ben älteften Drucfcn
©etiEoö ift flet« bie Drucferei Sromberger alö ©erleget
angegeben. Sr patte ein auöfcpließlicpe« Privileg für
Drucf unb ©erfauf oon ©üepern in ganj „Steufpanien"
erhalten. Der DrucB »rurbe mit einem viertel Steal für
ben ©ogen bcjaplt; für au« Suropa eingefüprte ©üeper
ftanben ipm 100 sprojent ©ewinn ju. Diefer ©ertrag
würbe für feine Stacpfommen erneut. 3m 3apre 1540
muß Kronberger geftorben fein. 2lu« biefern 3apre ift
noch eine ©elbanweifung oon ber Kirche in ©etifo für
Steinmegarbeiten an ihn gerichtet. SIber auf einem Drucfe
feiner £>ffi}in in Seoilla, einer Sluögabc be« „Palmerin
de Oliva“ »oirb fein ©ame 3uan Sromberger genannt
mit 3 u f a (3 >,que Dios perdone“ („bem ©ott oerjeipen
möge"). Sr »oar im 3apre be« Drucfe« alfo bereit« tot.
1 Sifpf SfarfetD, Jpanbbucp 1 (1907), 396.
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itizea b;. Gq glC
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für JBuch. und jSchrift zu Leipzig
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Chinesisches Oelehrtenhaus
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Original ftom
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Blick in den Raum des Islam
Phot. König-Leipzig
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Stein von Rosette
P5n^ 131 RibiÄli
M
1 m/Sr
.• 1
&h;fsks*
2 Wjv.'.7^IiTiue:?injÄ it MlAUSSMJKI
Statue des Schreibers Der-senez
Babylonischer Urkundeft'stein
Stück des Schwarzen Obelisken
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mmm.
Phot. König-Leipzig
Blick in die griechisch-römische Abteilung
Grabmal des Schreibers Timokrales
Griechische und römische Beschreibstoffe
und Schreibwerkzeuge
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Schwedische Runensteine
Scriptorium
V-
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Blick in die Räume des Mittelalters
Phot. König-Leipzig
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Klosterbibliothek des Mittelalters (Zutphen)
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Kuppelraum
Phot. König-Leipzig
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3»t'tft^rift b e S ©eutfdjen Sßerein« für S3 u d) w e f e n tt ti b <Bdbrifttum
Bie weiteren ©efdiiefe ber Drlieferet inüRejrtfo (affen ficf>
an ber ipanb ber mejrifanifdien UrPunben verfolgen, bie 3raj:
balceta beibringt, Bie erftc Urfunbe, bie oon ber Brucferei be=
ricf>tct,ificin93rief &«ö93ifcf)ofe3umärragar>om 3«brcl538.
Scheinbar batte bieBrucP «rrei mancherlei Sch wierigfeiten ju
überroinbenjbennberSifdwf bcflagtficb über ihre langfante
Arbeit. 93ieUeicf>t war bie BrucPerei trog ber güngigen Se;
bingungenigreSsprioilegSntcbtrecbtgeminnbringenb. Benn
in bernaeggen Urfunbe (1545) befebwert ftcb ber Sijefonig
oon Keufpanien über ju geringe Ginfugr oon Sücgern
auS Guropa. Bie Brucferei war 1544 in ben Scftg oon
3uan ^abloS übergegangen, wa'grenb ÄrombergerS öffijin
in Seotlla balb nach 1546 eingegangen ju fein fcheint,
weil feine Kacgfommcn ficb anbern Serufen juwanbten.
Ü5er $arifaturenjet$ner ^onftantin ü. ©rtmm
33on 'OTufeumSbirtfict Dr.^riebrte^ ©cgulje in Seipjia
in GreigniS wie bie SReichSgrünbung bat auch auf
bie Gntwicflung ber politifeben Äarifatur gebeuten:
ben Ginflug geübt. Gr füllt war bie Sebnfucgt
ooraufgegangener ©enerationen, oiel ÄampfeSleibenfcgaft
batte ficb bannt auch abgcfüglt, unb geigumgrittene ^er*
fonlicbfeiten waren wettgefcbicbtlicbe ©rogen geworben.
Bein bequemte ficb ber ÄariPaturenjeidmet an. Sefannt
ig bie Haltung beS Älabberabatfcb, ber bie 3nbemnita'tS«
politif beS 3agreS 1866 fojufagen PariPaturiftifcb be=
gatigte, aber auch fonft gewinnt eine als etwa national:
liberal ju bejeiebnenbe KeicbSgeftnnunq Kaum, bie ficb,
jeber fegarfen Satire abgeneigt, mit gemütlichem Spütteln
begnügt unb beren auSgefprocbener Siebling mebr unb
mehr ber SlltreicboPanjler wirb. Gine ebarafterigifebe
Schöpfung biefer Kicgtung war bie in ben3abren 1876 bis
1878 erfebeinenbe üeipjiger gumorigifebe Sffiocgenfcgrift
„<J>ucP", bie ber ju Unred)t oergegene Äanfaturenjeicgner
Äongantin o. ©rimm im Serlage oon 21. J?. $>apne
gerausgab.
Äongantin o. ©rimm (1845 bis 1896) — Sohn eines
Staatsrats in ruffifeben Biengen unb Serwanbter beb
GnjpPlopabigen 5Reld)ior ©rimm — war junaepg preu=
gifcher ©arbeofgjier. Koch nicht breigigjagrtg, quittiert
er ben Bieng unb wirb, an frühere füeblingSplane wieber
anPnüpfenb, Zeichner. Sine eigentliche fünglerifcge 2luS=
bilbung bat er wobl bei biefem SebenSgange nie gehabt,
aber foweit bieS möglich ig, würbe fie bei ihm burd) Se:
obaegtungsgabe unb teebnifebe ?eicbtigfeit, fowie auch
bureb eine glänjcnbe weltmannifcbe unb gefellfcbaftlicbe
Silbung, bie ihn bie oier wid)tiggen mobernen Sprachen
beberrfeben lieg, erfegt. Äein SBunber bager, wenn feine
fünglerifcge 2lrt gleichfalls ein buregaus internationales
©eprage tragt: ©rioin, bem Äarifaturigen bes jweiten
ÄaiferreicgS, gebt feine ©efellfcgaftsfatire am na’d)gen,
trogbeni fie wefentlicb gemagigter ig. Gin ffierf wie
„GrnegineS Grjiegung" Po'nnte auf manches Statt oon
©rimm eingewirft haben. Unb ficberlicb gat er auch
BaumierS farifierte Porträts nicht ohne Kugett gubiert,
obfegon er fie faum unmittelbar naebgeabmt gat. Benn
Baumier gibt in tiefen Äarifaturenfolgen übertreibenbe
ober weniggens Ponjentriertege Ggarafterigif, ©rimm be*
81
gnügt ficb mit febarfer ^Beobachtung, Äleinen Kfenfcgen:
leibern ober auch wigig gewählten Bierfigurcn (wie in
feiner ben „spuef" burcglaufenben joologifcben ©alerie)
fegt er fieger gejeiegnete 'Portratfopfe auf. 3nbeS, bag im
ganjen Äongantin o. ©rtmm aus granfreid) feine ent:
fegeibenben ted;nifcgen Ginflüge empfing, bürfte auger
grage gegen.
Son einer gewigen Ubereingimmung beS Sngaltlicben
lagt fieg überbieS bei ©rinimö ©efellfcgaftsfatire fpreegen,
wie bies ja bei ben ganjrn 93orbebingungen feiner Gnt:
wicPlung nabeliegen mug. 2lls feine perfonlicge Gigens
art ig aber fegjugalten, bag ©rimm gitS ber belugigte
— oielleicgt Pritifcge, oielleicbt auch in feiner Gnipgnbung
mitgegenbe — Jufcgauer bleibt, bem ein 2lbgrafenwollen
ga'njlicg fernliegt. ^pücbgenSgewige2luSwücbfeberBamen:
mobe, wie bie eng jufammenpregenben „©urgfcgalens
Pleiber" gat er bureb Sa'cberlicgmadjen befampft. 93on
^»auS auS liegt ©rimm bie rein gefellggaftlicbe Seite
oorjüglicg; ber Sportsmann unb Äaoalicr, ben er jeber:
jeit garP ju betonen pflegte, Pomrnt babei auf feine SRecg:
nung. Sport, üOfobe, iBabelebcn, Äarneoal unb 9J?asPen:
balle gnb igm unerfdwpflicbe Ügemen. 2lucg eine KubriP
„Silber auS bem gamtlienleben" gat er als berufener
Scgilberer ber ©rünberjeit burd) oiele Kümmern feiner
3ettfd>rift beibegalten.
BerpolitifcbeÄarifaturiggebtbagegenfelbginGrgnbung
unb SRotioen bem „Älabberabatfcb" nicht fern. SiSmarcP
im ©etriebe ber augeren ^olitiP ig igm ?teblingsqcgen=
ganb feiner Bargellung. 2ßie bie fü'brenben Biplomaten
an ihm igre Ärafte niegen, namentlich ber profegorale
©ortfebafom unb ber bcwegiid)e Bisraeli, Pegrt in feinen
Silbern immer wieber, unb bie oricntalifcge grage, bie bie
jweiunbeinDterteljägrige Sebensjeit bes „^.HicP" ganj er:
füllte, gab baju immer wieber oon neuem bie bege @e:
legenbeit, gag gets ig SismarcP babei bie überlegene
Kuge, bas bewugte Qlnficgbalten, ein oiel ju fiegere© Über:
fegauen ber Sorgange, um fieg als Partei am Streite ju
beteiligen. 2lucg bie Bürfei, ber „franPe Kiann", ig mit
einer gewigen Spmpatgie erfagt; ba ©rimm aber, tro§
alles Keidts: unb SiemarcPentgufiaSmuS, oon ganatiS:
muS gegen anbre Süa'cgte weit entfernt ig, treten bie
ll
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Wan imn» rrin in tit Qtnftrfij 1
Drr ($ri|l in gnlrn dbratrrgrfdjiniKk» (Conbr)
(411 -fnufl auf Jlirptyido Örulrnti'
Xu fltidifl bcm (9cif).
X» Xu brjrrifi», — nicf)t mir.
Äatifatuttn au« bem Pucf
finf« bic Siflur tti 'fucf mit SSiemaccf, ÖortfijaForo, SiStatli foroit bcm „Ftanftn SKann“, tctfcts bit im Sfrtiftl befprod;cne ^fjeattrfarifotur
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3,titfcf>rift bei ©eutfdßen 23 e r e t n b für 25ud)t»efen unb (Schrifttum
Abflufungen oon Vorliebe unb 2(6=
neigung ntcfjt feßr aubgefproeßen
ßeroor. Um bie innere spolitiF bat
fieß ©rimm nur feiten unb nicht mit
befonberer Anteilnahme beEümmert.
Mit ebenfo riet greube wie in
ben politifcßen Zeichnungen »erben
»ir in ©rimrnb SheaterFariFaturen
blättern. Die fiärPften Pünftlerifcben
Stnbrücfc damaliger Zeit, Kicßarb
©agtter unb bie Meininger, bat er
jeießnerifeb oerwertet unb inbbefons
bere ©eignere »abrbaft napoteoni=
feben ©eflub nicht ohne lebhafte
SFepfib bargeflellt. Überhaupt ifl
ber Xbeaterjeicbner ©rimm mehr
als ber 9>olitiFer unb ©efellfcßafts»
fenner spolemifer. An benx heftigen
.Stampf gegen bie DireFtion beb Seip=
jiger Stabttßeaterb, bie feit 1876 in
ben Jjänben oon Dr. Augufl görfler
unb Angeio ijleumann lag, war er
alb einer ber lauteflen SHufer be=
teiligt. Sogar £beaterffanbale bat
er ju infjenieren oerfuebt, FariEatu=
rifüfcb aber bat er bem im geheimen
»uebernben unb halb auch öffentlich
geäußerten Söerbacßt bewußter ffru=
pellofer Ausbeutung beb 0tabt=
theoterb in bem 6eigegebenen Silbe
„gaufl in Seipjig" einen »irflicb
treffficherenAuSbrucF ©erließen: roiegörfler=gauflunb9leus
mannsMepßiflo ihren Aubbeuterpaft eingeben, »äbrenb
im Jjintergrunb Heinrich Saube als Srbgeifi erfebeint unb
feinen unfähigen Schäler mit ben ©orten nieberfebmettert:
„Du gleicbft bem ©eifl, ben bu be=
greifff, nicht mir": bab alleb ifl
jwar oon biflorifcb berechtigter Dar=
flcllung ber Vorgänge »eit entfernt,
ja fogar hoch fl unbegrünbet, aber
Satire ifl nun einmal ber ©egenfag
objeftioer ©efchichtfchreibung, unb
oor allem ifl eb bie Enappefle bilb=
mäßige Zufammenfaffung beffen,
»ab bie görflergegner oon ben Ab=
fiebten unb Seiflungen ber bamaligen
^heaterleitung gehalten haben.
Son Mitte 1878 ab, nach bem
frühen Singehen beb ^ucF, ber nicht
nur alb ©rimniS Schöpfung, fon=
bern auch alb feine »ertoollfle Sei=
flung ju betrachten ifl, hat ©rimm
rege an anbern humoriflifchen Zeit=
fchriften, »ie bem „Schalt", mit=
gearbeitet, hat bann in «Poris Mal«
ftubien getrieben unb fich — nicht
mit gleichem ©lücf »ie alb Zeichner
— in Ölmalerei oerfucht, unb ifl
enblich oon bem befannten amert=
fanifchen Zeitungboerleger ©orbon
Sennett in ber ganjen AEtualität
feiner Begabung ertannt unb für
ben 9te» 2JorE Jjeralb gewonnen
roorben. 3n9leuporBiflerauch 1896
geflotben. Monographien unb 9tacb=
fchlage»erfe fennen junieifl nicht
einmal feinen Flamen, aber bie ©efchichte ber beutfehen
ÄariEatur wirb fünftig auf biefen glänjenb beanlagten,
überaub probuftioen Äünfller, ber jugleich ein intereffanter
unb abenteuerlicher Menfcß war, nicht oerjichten fönnen.
Äonflantiti ». ©rimm.
Mitteilungen M SDeutfc^en SBerein^ für SMidjroefen unb 0cjjrtfttum
©itjung heb Sßorjlanbeb beb ®eutfch<tt föeretnb für 93uch»efen unb (Schrifttum
©onnabenb, ben 12. Oftober 1918, mittag« 12 Uhr im Sefefaai beb ©eutfehen Äulturmufeumb
nwefenb finb bie Herren: ©eheimer Jjofrat Uni=
oerfitätbprofeffor Dr.Soeß, Seipjig; ©eheimer 9te=
gierungbrat Dr. jpepn, Drebben; ©eheimer SRegie=
rungbrat Dr. Älien, Drebben; ©eheimer SRegierungbrat
oon Der, Seipjig; ©eheimer Jjofrat ^rofeffor Seliger,
Seipjig; «profeffot ©.Siemann, Seipjig; MufeumbbireEtor
«Profeffor Dr. Schramm, Seipjig.
Der 2. «Borfigenbe beb Sereinb, ©eheimrat ©oeg, er=
öffnet bie Sigung 12 Uhr IO Minuten unb begrüßt bie
erfeßienenen Herren.
Zu «Punft 1 ber lEageborbnung: Sefcßlußfaffung über
SemeflerFarten, wirb befchloffen, Feine SemeflerFarten aub=
jugeben, fonbern gegen eine Sinfcßreibgebühr oon 1 Mart
für bab Semefler ben Stubierenben beroerfchiebenen^och*
fcßulen Seipjigb unentgeltlichen ©intritt inb Mufeum unb
unentgeltliche Senugung ber Sücßerei auch nach Jpaufe ju
gewähren.
s PunFt2 berilageborbnung: Sefcßlußfaffung über @e=
wäßrung oon einmaligen Üeuerungbjulagen an bieSeamten
wirb bahin erlebigt, baß fämtlicßen Seamten, ber J?ilfb=
orbeiterin unb ben Auffebern bie oom Sächfifcßen Staate
gewährte einmalige UeuerungSjulage jugebilligt wirb.
*Punft 3: Sefprecßung über ben ©tat. Auf Sorfcßlag
oon «Profeffor Schramm wirb trog ber oeränberten
li*
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Seitfchrift bes $5eutfd>en 35 e t e t n S für 35 u <b w e f c n unb «Schrifttum
Verbültniffe unb wefen fliehen spreiefleigerungen oon sporto,
Rapier, Drucf ufro. bcfcfjtoffen, bet beut fru'ber aufgeffells
ten Stat es bewenben ju taffen, bie Xitel 3-7 (Sachliche
2luegabett, Vermehrung ber Sammlungen, Vucbbinber*
foften, VereinSjeitfchrift, Drucffachen) aber auf Vorfcglag
oon Xperrn ©eheimrat jpepn unter ficb becfungSfagig }u
machen unb augerbent auf Vorfcglag bcSfelben Jperrn bei
ben Sinnahmen einen Xitel Sintrittsgelber unb fonffige
Sinnahmen mit 300 5SJ?arf einjuftellen. Sie Slnflellung
einer ©arberobefrau toirb juna'cbfi in SluSficgt gcfiellt mit
einem Srunbenlogn oon 60 spf. tote bei ben amtlichen
Sammlungen beS Staates unb ber Stabt. Sollte ficb
jetgen, bafj bet Verfegr im Sefefaal unb SDtufeum nicht fo
flarf iff unb burch einen Sluffeger mit beforgt werben !ann,
fo foll oerfucht toerben, ohne ©arberobefrau burchjufoms
men. Sie ©arberobe foll für baS «Publifum frei fein; auf
Vorfcglag oon Jperrn ©eheimrat Jpepn foll aber bas @ar=
berobcbüchfen:Spfietn eingeführt werben; bie Vücgfen
follen in ©egenwart oon jwei Veamtcn wöchentlich geleert
werben.
Vun!t4: VerfchtebeiteS brachte nur einige Mitteilungen
betreff Sröffnung beS SKufeumS ufw., worauf bie am
wefenben Jpcrren bie Vlufeumsraume befichtigten.
Schlug ber Sigung: 12 Uhr 48 9Jiinuten.
©igung bes 33erwaltungsrates bes fDeutfcgen Vereins für 35ucgwefen unb Schrifttum
©onnabenb, ben 12. Oftober 1918, nachmittag« 'A4 Uhr tn ber „Harmonie" ju Seipjig
nwefenb finb bie Xperren: Se.koniglicbeJpobeitsprinj
3obann ©eorg, Ggrenoorfigenber bes Verwaltung«»
rates; ©ebeinter Xpofrat Dr. o. Xpafe, Seipjig;
kominerjieurat ©eorg ©iefeefe, Seipjig; ©eheimer Sftat
©raefel, ©era; ©eheimer Xpofrat 'l'rofeffor Dr. Xpeinje,
Seipjig; Photograph Schwier,Beimar;Xpeinrich klinficgt,
Vcfigcr ber girnta S. S. klinficgt & Sohn, Meißen; ©es
tjeimer Jpofrat Profeffor Dr. Sgwalb, ©otha; 93iblioth»ef=
bireftor UnioerfitatSprofeffor Dr. Sacobo, Sretburg; ©es
heimerÄommerjienrat SReclam,Seipjig; VerlagSbuchhünbs
ler Quelle, Seipjig; Stabtrat Dr. Sampe, Seipjig; ©eheimer
XpofratXperfurtb,Seipjig;ProfefforDr. Vennewig,Seipjig;
Xpofmufifaliengänbler Xpoffmann, Seipjig; Verlagsbudjs
ha'nbler SWajr 9J?erfcburger, Seipjig; profeffor Xperouf,
Seipjig; Profeffor StemersPrag, Seipjig; Jpofrat Sinnes
mann, Seipjig; Suflijrat Dr. 3uncf, Seipjig; ProfefforDr.
3ioth, Seipjig; XpofratDr. SWciner, Seipjig; kommerjien=
rat Sperling, Seipjig; Sireftor 2miipinfau, Seipjig; Dr.
21. Vccfer, kö’tterigfch; gabrifbefiger Vog, Seipjig; ©es
heirner 9tat Dr. Sittrich, Seipjig; Profeffor Dr. Rippen»
berg, Seipjig; Xpofrat Dr. Slcfermann, Seipjig.
Se. königliche Xpogeit Prinj Sohann ©eorg eröffnet bie
Sigung unb begrüßt bie erfchienencn Xperren. 3n ernfier
Stunbe trete ber Verwaltungsrat jufammen, aber ©ott
im Jpimmel broben, ber bisher unfer Vaterlanb fo ficht=
bar befehligt habe, werbe, fo hoffen wir olle, auch in
ber ^ufunft unS-nidit oergeffen; barum fonnen wir fefi
auf ©ottes Xpilfe oertraucn unb alle biejenigen 2lrbeiten
übernehmen, bie junt Ptugnie, jur Ggre unb jur ©rüge
unferes Vatcilanbes weitergehen feilen. 3n biefent Sinne
folle auch &* Sigung beS VerwaltungSrateS abgchalten
werben.
3uPunft 1 berXageSorbnung: konftitutcrung beS Vers
waltungsrates übergegenb, erteilt Se. königliche Xpogeit
bent Schriftführer bes üeutfdten Vereins für Vucbmefen
unb SchnfttumüJJufeuinsbircftor ProfefforDr. Schramm
baS Bort, ber namens beS VorftanbcS oorfchlagt, ju
wählen jum I. Vorfigenben Xperrn JpofratDr. ülcfermanns
Xeubner, Seipjig; jum 2. Vorfigenben Jperrn ©egeimen
9tat Dberbürgermeifter a. 35. Dr. Dittricg, Seipjig; juni
3. Vorfigenben: Xperrn @ebeimen9tcgierungSratDr.3cffen,
Verlin.
Se. königliche Jpogeit (feilt feff, bag bie Vorfchla'ge eins
ffimntig angenommen werben, unb fragt Jperrn JpofratDr.
SHcfermann, ob er bie auf ihn gefallene Bagl annehme.
Xpofrat Dr. Slcfermann s Xeubner banfte für baS igm
entgegengebrachte Vertrauen unb bie ehrenoolle Bagl, bie
er gern annehme, fei ihm hoch bie „Jpalle ber kultur" unb
bamit auch baS nun eröffnete 35eutfcge kulturmufeum
immer am Jpcrjen gelegen gewefen.
gür Xperrn Dberbürgermeiffer a. 35. ©eheimen (Rat Dr.
Dietrich, ber ju Veginn ber Sigung noch nicht anmefenb
feinfann,erflart3Jiufeum0bireftorprofefforDr.Schramnt
beffen Vercitwilligfeit, bie Bagl anjunehmen.
©eheimer 9tegierungSrat Dr. 3effen, ber leiber am £r=
feheinen oerhinbert iff, iff brieflich um Qlnnagme ber auf
ihn gefallenen Bagl ju bitten.
#ofrat Dr. SlcfermannsXeubner übernimmt ben Vors
fig unb bittet um Vorfchla'ge für bie Bagl ber nach ben
Sagungen ju waglenben jwei Schriftführer.
9tamenS beS Vorffanbes fd;lagt ÜOiufeumSbireftor spros
feffor Dr. Schramm oor, bie Xperren Dr.3t.gaber,SKagbes
bürg, unb Jpofrat 9t. Sinnemann, Seipjig, juSchriftfü'hrern
ju wählen.
Die Bahl erfolgt einftimmig.
3u 'Punft 2 ber XageSorbnung: Vefdflugfaffung über
ben Voranfchlag ber Einnahmen unb SluSgaben bittet ber
Vorftgenbe ben Schriftführer bes VorgaitbeS, Vericgt ju
erffatten.
ÜRufeumSbireftor ^rofefforDr. Schramm legt ben oom
Vorftanb entworfenen Voranfchlag für baS 3agr 1919
oor. Sr lautet:
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beb SDetttfchen 95eretnb für Q3uchwefen unb (Schrifttum
jjaubhaltplan 1919.
ginnahmen:
1. 2lub Mitgliebbbeitrogen. 25000 M.
2. -Jinfen aub bem ©runbeermügen . . . 5000 „
3. Beitrag beb Deutfchen SRcic^cö .... 6000 „
4. Beitrag beb fachfifchen ©taateb . . . 10000 „
5. Beitrag ber ©tobt Seipjig.10000 „
6. Mietbethdfe.4000 n
7. gintrittbgelber unb fonflige ginnohme n 300 „
60300 M.
idubgaben:
1. Befolbungen. 20000 M.
2. Mictc. 31000 „
3. Sachliche idubgaben. 2000 „
4. Bermehrung ber Sammlungen • . . 2000 „
5. Buchbinberfoflen.1000 „
6. Bereinbjeiifchrift. 3000 „
7. Drucffachen. . 1000 „
60000 M.
3u biefem Boronfdjlag teilt Mufeumbbireftorsprofeffor
Dr. Schramm mit, baj: ber Borjtanb befdjloffen habe, bie
Xitel 3-7 ber älubgoben untercinanber becfungefa’big ju
mncben,ba bie heutigen Berhaltniffe mit ihrer wefentlichen
Xeuerung auf bem ©ebiete beb ^off; unb gifenbabnwefenb,
beb ^apiermarfteb, beb Drucfereigewerbeb ufw. weitere
Beranberungen nicht aubgefchlofTen erfchuncn laffen. ©o
bitter eb für einen Mufeumbbireftor fei, für21nfd>affungen
fo gut wie feine Mittel jur Verfügung ju haben, fo fei im
jegigen ülugenblicf bab wichtigfte, bie großen ©d)ä§e beb
Mufeumb ju erhalten unb mo'glichfi jngünglich ju machen;
er hoffe übrigenb, burch ©elbfpenben auch im fommenben
Jahre unterffüfjt ju werben, um bieb ober jeneb anfaufen
ju fonnen.
Ser Boranfchlag für 1919 wirb fobann einffiinmig ge=
nehmigt.
3u 'Punft 3 Berfdfiebeneb teilt Mufeumbbireftor ^ro=
feffor Dr. ©chramm mit, bafj non bem 1. Borfigenben
beb Deutfchen Beretnb für Buchwefen unb Schrifttum
folgeitbcb Xelegramtn aub Bufarefi eingelaufen fei:
„Durch hiefige gleichftrebenbe Kulturarbeit leibet be;
hinbert, ber grüffnung beijuwohnen, fenbe aufriehttgfle
©rüfje unb SBünfche unb banfe allen Beteiligten marm;
jtenb für treueb gehalten in ernfler -Seit, befonberb auch
©r. Kgl. Jjobeit ^rtnj Johann ©eorg für .Ijocbftfeine
Xeilnahme, rollet Jjoffnung auf balbige freiegntwicflung
in griebenbjeit.
Dr. Bolfmonn, ijauptmann."
^rofeffor Schramm fchlagt oor, Jjerrn ©eheimrat
Bolfmonn ben Danf für feine Begrünung aubjufprechen
unb ihm oon ber Srüffnung unb guten gntwicflung beb
Mufeumb unb beb Bereinb telegraphifch Mitteilung ju
machen, n>ab unter bem Beifall aller Slnwefenben be;
fchloffcn wirb.
Damit tfl bie Xageborbnung erfchopft. Der 1. Bor«
fi§enbebebS3ernjaltungbrateb^)err JjofratDr.Slcfermanns
Xeubner banf t ©r. Königlichen Jpoheit bem iprinjen Johann
©eorg im Bornen oller Slnwefenben hcrjlichfl für feine
perfönlicfje Sdnteilnahme an ber Berwaltungbratbfigung
unb gibt ber Jjoffnung idubbruef, bofj Mufcum fowohl wie
Berein fich auch Bünftig günffig weiter entwicfeln werben.
SBermejjrung ber Sammlungen be$ £>eutf$en $ulturntufeum$
8. Überweifung einer grlifaribsSommlung
gine wefentliche Bereicherung hat bie grlibrib;©amm;
lung beb Mufeumb erfahren burch gefchenfweife Über;
laffung oon über 100 gjrlibrib, bie grau Marie Soinnig;
Klamroth, bie Seiterin ber Deutfchen ^entralbücherei für
Blinbe ju Beipjig, übermiefen hat. Die ©chenfung war
um fo willfommener, alb fie oielfod) bie Befio'nbe beb
Mufeumb glücflich ergonjt. 2luch biefer ©efehenfgeberin
herjlid;ffen Danf.
9. ©chenfung oon ginbünben in Klippfifchhaut
•Sperr Buchbinbermeifler granj Martini, jurjeit in
Brüffel, überließ unb jwei gefchmacfoolle ginbanbe in
Klippfifcbhaut, bie für unfre Bucbeinbanbfantmlung oon
befonberem Sntereffe finb. 2luch ihm httjlichffen Danf!
10. ©chenfungen für ben Sefefaol
©eorg D. SB. gollioet), München. 2lb. Bartelb: gin;
führung in bie SBeltliterotur.
©ufloo gifdjer, Jena. Dietrid» Schäfer: Deutfche @e;
fchichte.
©. greptog, Seipjig. gngel: Deutfche ©tilfunfi.
^ohnfehe Buchhanblung, ^»onnooer unb üeipjig.
©eorgeb: Slusfübrlicheb lateinifcheb ^Janbroo'rterbud).
glaube unb ©penerfche Buchhanblung, Berlin.
Büchmonn: ©eflügelte SBorte.
^ermann Jperber, greiburg i. Br. Baumgartner: @e=
fchichte ber SBeltliterotur.
Bongenfcheibt’fche Berlogbbuchhanblung, Berlin.
Muret: gnglifch;Deutfd>eb SBorterbuch.
B.@.Xeubner,Seipjig. ©erefeunbSRorben: ginleitung
in bie Slltertumbioiffenfchaften. — Kultur ber ©egen;
wart.
SOelhogen unb Kloftng,Bielefelb unb Seipjig. ©cobel:
@eogrophifcheb^»onbbud). — garlBuffe: ©efchichteber
SBeltliterotur. — B. Jjaenbcfe: gntwicflungogefchichte
ber ©tilorten.
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3eitfd>rtft beß ©eutfdijen 23 c r e i n ß für 05 u <b t» e f e n unb ©ditrtfttum
Q3erroa[tuw$rat t>eS £)eutf#en 23emn£ für SSuchroefen uni) (Schrifttum
ebrcnoorfi|enbcr: ©eine .Röniglicbe Jpobeit 9>rinj 3ob<*nn ©eorg, ^»crjog ju ©acbfen
SSttitglieber
1. SRegierungßoertreter
üD^iniflerial&ireftor ©epimer SRat DDr. ©ebmalfj, alß Vertreter beß .Kgl. ©aebfifeben üRinifferium beß Äulfuß unb
Öffentlichen Unterricbtß
SRinifferialbireFtor ©ebeimer SRat Dr. ©ebne, alß Vertreter beß Kgl. ©a'cbftfcben ÜRinifferiumß bcö 3nnern
SRiniflerialbireftor ÜBirfl. ©ebeimer SRat Dr. ©eb rüber, Stellen}, für baß Kgl. ©acfififcbe ginanjminijterium
Kgl. ©berregierungßrat Korn im Kgl. ©taatßminijferium beß Innern für Ätrcf;cn= unb ©cbulangelegenbeiten, aiß
Vertreter ber Kgl. SSaprifeben Regierung
Kgl. ©ebeimer SRat Dr. ©ebnorr oon Sarolßfelb, ©ireftor ber Kgl. ^?of; unb ©taatßbibliotbeF, alß Übertreter ber
Kgl. übaprifeben Regierung
SRegierungßbireftor o. Se^te, alß Übertreter ber Kgl. ÜBürttembergifcben SRegierung
SRegierungßbireftor Dr. c. ÜRarquarbt, alß Übertreter ber Kgl. ÜBürttembergifcben SRegierung
SSibliotbeFßbireftor Unicerfitatßprofeffor Dr. 3acobß, alß Übertreter ber ©rofsberjoglicb 93abifcf;en SRegierung
SBibliotbeFßbircFtor ©ebeimer X?ofrat ^rofeffor Dr. ÜBille, alß Übertreter ber ©roffberjoglicb ÜJabifcben SRegierung
©roffberjoglicbcr SRinifferialrat Dr. ÜBagner, ©armjfabt, alß Übertreter ber ©rofsberjoglicb Jjefftfcben SRegterung
©rogbfrjoglicber ^rofeffor Sberbarbt, Dffenbacb, alß Übertreter ber ©roperjoglicb Jpefftfcben SRegierung
©ebeimer ÜRinifferialrat SÖ?el$, ©cbicerin, alß Übertreter ber ©roffberjoglicbcn SRegierung 5D2ecflenburg:©cbroerin
©ebeinter Jjofrat sprofeffor Dr. ©b«>alb, ©otba, alß Übertreter ber Koburg=@otbaifcbcn SRegierung
©taatßminiüer unb ÜBirfl. ©ebeimer SRat greiberroon ber SRecfe, SRubolflabt, alß Übertreter beß gürftentumß
©cbroarjbutfl=SRuboljlabt
Schulrat Knoll, SIrolfen, alß Übertreter ber gürffl. ÜÖalbecfs^prmonter SRegterung
©ebeimer SRegierungßrat Sam mann, alß Übertreter ber gürfH. SReufHfcben (alt.) Regierung
©ebeimer SRat ©raefel, ©era, alß Übertreter ber gürftl. SReufjifcben (jüng.) SRegierung
*Profeffor Dr. ülnemüller, alß Übertreter ber gürftl.Sippifcben SRegieruttg
©ebeimer SRegierungßrat ^ßrofeffor Dr. üBolfram, ©trapurg, alß Übertreter ber SRegierung oon Slfaf?s£otbringen
2. Übertreter ber ©tabt Beipjtg unb beß ©eutfeben SSucbgeicerbecereinß
©tabtoerorbnetenoorfieber 3ufiijrat Dr. 3uncF, für bie ©tabt Beipjig
©tabtrat Sampe, für bie ©tabt Seipjig
©tabtrat 3uf!ijrat Dr. Bimburger, für bie ©tabt Seipjig
Kommerjienrat Snberß, feipjig, für ben ©eutfeben Ü3ucbgeioerbeoerein
Kommerjienrat ©eorg ©iefeefe, Beipjig, für ben ©eutfeben SBucbgeiocrbccerctn
jjofrat Dr. übiftor Klinfbarbt, Seipjig, für ben ©eutfeben übucbgetcerbeoerein
3. Übertreter roiffenfcbaftlicber, fünfllerifcbcr, tetbnifeber überbanbe, Jpocbfcbulen, übereine ufro.
SRebafteur SJtar SSa'cfler, SSerlin, für ben ©tenograpbemüberbanb ©tolje=©cbrep
übrofeffor Dr. übennennt}, Seipjig, für ben ÜJllgemetnen ©eutfeben ©pracboerein
©ebeimer SRat ^rofeffor Dr. SSejolb, ^»eibelberg, für bie Jpcibclberger 2lfabemie ber ÜBiffenfcbaften
sprofeffor Dr.SSinj, SKainj, für bie @utenberg=@efeUfcbaft
©ebeimer J)»ofrat Dr.ÜSopfen, Beipjig, für ben Überein ©eutfeber SSibliotbeFarc
übcrlagßbucbbonbler 23 6'rner, Beipjig, für ben überbanb beß ©eutfeben Äunü 5 unb Ülntiquitatenbanbclß
©encralfeFretar SBraun, übonn/ für ben überein com ^eiligen SSorromauß
SRubolf Sbart, ©peebtbaufen, für ben überein ©eutfeber ^«pierfabriFantcn
Dr. SRobert gaber, SSRagbeburg, für ben überein ©eutfeber ^eitungßocrleger
©ebeimer SRegierungßrat Dr. c. galFe, ÜScrlin, für ben ©eutfeben überein für ^unfFiciffcnfc(iaft
greiberr c. ©leicbensSRufhourm, Serlin, für ben übunb ©eutfeber ©elebrter unb Äünfller
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% c i t f c t f t bc« e u t f <f> e n 93 e r e t n ö für 35 u d) w e f e n uttb ©djrifttum
©ebeimer Bberregierungßrat ©orte, 23erlin, für bie SReicbßbrucferei
ßbeftebafteur Dr.Qrautoff, für ben Sanbeßoerbanb bcr ©ad; ftfcben treffe
sprofeffor Dr. Jjatm,SMneben, Bireftor beß 2?aprifcf;cn SRationalmufeumß, für ben Söerbanb Bcutfcber Äunjlgeroerbe::
Vereine
©ebeimer #ofrat Dr. oon J;>afe, Seipjig, für ben Beutfcben ®crmaniften=23erbanb
©ebeimer .£>ofrat ^rofeffor Dr. Jjein je, Seipjig, für bie Ägt. ©ad;fifcbe ©efettfcfmft ber äßiffenfebaften
*Profeffor 23runo Jjerou;:, Seipjig, für bie 2lltgemeine Bcutfd;e Äunftgenoffcnfebaft
©eminorsDireftor Dr. jjofer, (fifenacb, für bie ©efeüfcfmft ber SBibtiopbilen
Jjofmufifalienbanbler jjoffmann, Seipjig, für ben herein ber Beutfcben Üftufifalienbanbter
@ef;etmer SRegierungßrat Dr. Reffen, 23erlin, Bireftor ber 23ibliotbef beß .RunffgetDerbesSSJtufeumß, für ben Beutfcben
Stöerfbunb
€befreba£teur $atfcb, 23ertin, für ben Soangelifcben spreffesSBerbanb für Bcutfcblanb
spaut Werften, SSerlin, für ben 3afob=Ärouf?e:23unb
Jlart Jitingfpor, Dffenbacb, für ben SBerein Beutfcber ©cbriftgiefjereien
Dberbibliotbefar Dr. Seibtnger, SKüncben, für bie $gl. SSaperifcbe SIfobemic ber SBiffcnfcbaften
Jjofrat Sinnemonn, Seipjig, für ben föerein ber S3ud)bonbler ju Seipjig
.fjofrat Dr. h. c. deiner, Seipjig, für ben Beutfcben SöerlegersSBerein
33erlogßbucf)banb(er SDtar ÜRerfeburger, Seipjig, für ben Beutfcben 9Rufifalien=93erleger=23erein
Äreißfcbulinfpeftor sprofeffor ^fo ff, Barmftabt, für ben Beutfcben ©tenograpl;en=S8unb „©abelßberger"
©ebeimer SRegierungßrat ^rofeffor Dr. spietfcbmann, ©o’ttingen, für bie Ägt. ©efellfcbaft ber ffitffenfdjoften ju
©üttingen
Bireftor (finit spinfau, Seipjig, für ben 23erbanb Beutfcber ©teinbrucfereibefiger
sprofeffor Dr. Sftabemacber, 33onn, für bie ©orreßs ©efellfcbaft
Sßorfcbuttcbrer SRebbubn, 23ertin, für ben Beutfcben Sefjreroerein
sprofcffor Dr. SRotb, Seipjig, für ben 23unb Beutfcber Serfebrßoereine
Dr. Jbanß Socfoß, 23erlin, für ben SSerein ber spiafatfreunbe
StBolfgong ©tf;umann, Brcßbcn, SO?itleitcr beß „Beutfcben ffiitlen", für ben BüreriSSunb
Äarl ©freier, SBeimar, für ben Beutfcben spbotograpbemSßercin
©ebeimer Jjofrat Unioerfitatßprofeffor Dr. ©eeliger, Seipjig, für ben Serein für boß Beutfcbtum im 2lußlanbc
Äommerjienrat 21. ©perling, Seipjig, für ben Söerbanb Beutfd;er 23ucbbinbereibefi§er
sprofcffor ©teiners^rag, Seipjig, für ben SDerein Beutfcber 23ucf>gcn>erbefunfHcr
9)out Xbranert, 23erlin, für ben ©utenbergbunb
SReftor Xrott, 23ertin, für bie gretc Sebreroereinigung für Äunftpflegc
4. Ernannte SDfitgltebcr
^»ofrot Dr.Br.=3ng.2tcfermann=£eubner, Seipjig
ißerlagßbucbbanbter g. 3£. 23 acf; ein, i. ga. 3- ‘P- 23act;em, &oln
Dr. 2t. 25 e cf er, SDfitgtieb ber 1. ©a'ebf- ©tanbefammer, SRittergut MttcriCfd;
Sürffbifebof Dr. Sßertram, 23reßtau
.Sommer jienrat SKa.r o. 23leid;ert, Seipjig
©ebeimer 9iat Sberbürgcrmeifter o. B. Dr. SR. Bittrieb, Seipjig
Äommcrjienrat Jpermann Berber, greiburg
©ebeimer ipofrat Sbgar 3?erf urtb, Seipjig
«Profeffor Dr. 2t.Rippenberg, Seipjig
Jjeinricb Älinficbt, 23efi§cr ber ga. S. d. Ä(infid;t & ©obn, S0?ei§en
^ommerjienrat Dr. 9?etter, Sbarlottenburg
Söertogßbucbbanbler SR. Quelle, Seipjig
©ebeimer Äommerjtenrat ^». S}, SReclam, Seipjig
ÜKiniifetialbireftor SBirfl. ©ebeimer SRat Dr. SRofd;er, Breßben
2Ibotf ©cbroeber, i. ga. ©ieter & 23oget, Seipjig
gabrifbefifjer Söog, Seipjig
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3 c i t f cf) r t f t b e $ 3>eutfcf)en 93 e r«t n $ für 93 u d) w e f e n unb @<f>rtfttum
233ifTenfc|>aftIic^er S3ctrat
SBorfiufenber ©djnft: 3RufeumSbireftorProfefforDr.©eule,Setpjig;9RufeumSbireEtor Prof eff orDr. ©ebramm,
Seipjig; Profeffor Dr. ©tube, Seipjig
tgpptifcbe Abteilung: Unberfitatsprofeffor Dr. greiberr oon 23tffing, SRtfncben; ©ebeimer Jpoft« Unberfitat$=
profeffor Dr. ©teinborff, Seipjig
58abplontfcbsaffprifcbe Abteilung: ©ebeitner SftegierungSrat Unberfitatsprofeffor Dr. S^ctt^fcf», 23erlin; Dber*
bibliotbefar Unberfitatsprofeffor Dr. 2Betßba<f>, Seipjig; ©ebeimer Jjofrat Unberfitatsprofeffor Dr. Zimmern,
Scipjig
Äanaanitifcb 5 #ebraifcbe 2I6teiIung: Unberfitatsprofeffor D. Dr. ©utbe, Seipjig; ©ebeimer SRat UnberptatS*
profeffor D. Dr. Mittel, Seipjtg
©ie ©eit beS 3flam: ©ebetmer jjofrat Unberfitatsprofeffor Dr. gifdjer, ?etpjig; Unberfitatsprofeffor Dr. jjart*
mann, Seipjig; ©ebetmer SRegierungsrat profeffor Dr. 9R o r i £, SBertin; Unberfi tatSprofeff or Dr. © t u m m e, Seip jig
jtleinafiatifcbe Slbtetlung: ©treftor profeffor Dr. ©eher, 23erlin
Sbinefifcbe Abteilung: Unberfitatsprofeffor Dr. Sonrabt), Seipjig; Prbatbojent Dr. SrfeS, Seipjig
3apanifdje Slbteilung: Dr. phil. fRacbob, 23erlin
© ri e cb i f cb = r b in i f cb e 21 b t e i l u n g: ©ebetmer IRegierungSrat Unberfitatsprofeffor Dr. 23 1 r t, StRarburg; UnioerfitatSs
profeffor Dr. @arbtba:ufen, Seipjig; sj>rofcfTor Dr. greiberr Jf>iller o. ©aertringen, 23er(in; UnberfitatSs
profeffor Dr. Äorte, Seipjig; Unberfitatsprofeffor Dr. jtrabbo, Seipjig; profeffor Dr. SarfeIb, SRemfcbeib;
©ebeimer iRat Unberfitatsprofeffor Dr. ©tubnicjfa, Seipjig; ©ebeimer SRegierungSrat Unberfitatsprofeffor
Dr. f£angl, 23erlin; Unberfitatsprofeffor ©ebeimer SRegierungerat Dr. ©ilefen, 23er(in
2lltcbrifHid)c ©enftnaler: Unberfitatsprofeffor Dr. giefer, ©trafiburg
Äeftifcb=®ermanifcbe Kulturen ber fRorbfeegepabe: Unberfitatsprofeffor Dr. SSRogf, Seipjig
iöblfertoanberung: Unberfitatsprofeffor Dr. ©cbmeibler, Seipjig
ÜRittelalter: profeffor Dr. Siemen, 3 ro *^ au 5 ©ebetmer SRegierungSrat UnberfitötSprofeffor Dr. Äaufjfcb,
granffurt; Unberfitatsprofeffor Dr. Krabbe, Seipjig; ©berbibliotbefar profeffor Dr. Seibinger, SRüncben;
Unberfitatsprofeffor Dr. ©raf 93if3tum, Äiel; Unberfitatsprofeffor Dr. ffiacfernagel, Seipjig
3nfunabetn: ©berbibliotbefar Dr. SrnP grepS, Pfüncben; ©bcrbibliotbefar Dr. ©untber, Seipjig; 23ibliotbefs
bireftor Profeffor Dr.Ga bler, 23ertin; 23ibliotbefbireftor Dr.». ütatb, Seipjig; 23ibliotbefbireftor Dr. ©cfjmibt,
©armPabt; SKufeumSbireftor profeffor Dr. ©ebramm, Seipjig; ©berbibliotbefar ProfePor Dr. S3ouüieme,
23ertin
Sutberabteilung: Unberfitatsprofeffor D. Dr. 23oebnter, Seipjig; SfRufeumSinfpeftor 'profeffor Dr. glecbftg,
23raunfcbn3eig;DberbibItotbefarProfefforD.Dr. jfrofer,Seipjig;Dberbib!iotbefarProfeffor Dr.Sutber,@reifSn)alb
SRenaiffance, ©egenreformation unb 23arocf, SRofofo: Unberfitatsprofeffor Dr. Jjerre, Seipjig; ©ireftor
Profeffor Dr. SRtnbeiPouet, Seipjig; Dr. paul 3totb, Seipjig; SRufeumSbireftor Dr. phil. ©ebulje, ©tabts
gefcbicbtlicbeS SfRufeum Seipjig; Unberfitatsprofeffor Dr. ©itforoSfi, Seipjig
©ruef unb ©ebtnuef ber ©egenroart: Unberfitatsprofeffor Dr. giefer, ©trafjburg; ©ebetmer SRegierungSrat
Dr. 3effen, SSerlin; Profeffor Äletnbempel, Premen; Profeffor Dr. Soubier, 23erlin; SRufeumsbireftor
Profeffor Dr. ©ebramm, Seipjig; Profeffor Dr. ©pa!;n, ©trafiburg; Dr. ©torcf, SRannbeim; Profeffor
Xientann, Seipjig
SflibtiS unb ©ebraucbSgrapbif: Dr. Sortoegb, ©armPabt; ©ebeimer SRcgierungSrat o. 3ur©epen, 23er(in
©rapbif unb ©iffenfebaft: ©ebetmrat Profeffor Dr. ©ubboff, Seipjig
SfRufif: Unberfitatsprofeffor Dr. SRictfcb, Prag; ©ebetmer SRegierungSrat Profeffor Dr. jirefjfcbmar, Sb« 5
lottcnburg; Unberfitatsprofeffor Dr. ©bering, Seipjig; Profeffor Dr. ©ebtoarg, Seipjig
SSibliotbefroefen: Profeffor Dr. 23onböffer, ©ireftor ber SanbeSbibliotbef ©tuttgart; ©ebeimer jjofrat
Dr. 23opfen, ©ireftor ber Unb.s23ibliotbef Seipjig; @eb. IReg.^iRat Dr. Srmifcb, ©treftor ber Ägt. SanbeS*
bibliotbef ©resben; ©cf;. 5Reg.=SRat Dr. SDJtlfau, ©treftor ber jtgl. u. Unb.=23ibliotbef 23reS(au; ©ebeimer SRat
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' t f tif t t>es ©cutfdjen Vereins für 525u<fn»efen uttb <S<f>tifttum
Dr. ©cfinort c. (Sarolßfelb, StrcFtor ber i?ofs unb ©taatßbibliotbeF, 50tünd)en; ©eb- 3fleg. = Eftat sprofeffor
Dr. SlBolfram, SireFtor ber Unit>.= u. Sanbeßbibliotbef ©trapurg
23ucbeinba'nbc: sprofeffor Dr. 23erling, Direktor beß Äunllgcroerbemufeumß Sreßben; 23ibliotbeFar Dr. ©lau«
ning, j?of= unb ©taatßbibliotbeF 50itfncben; pofcffor Dr. Soubicr, 23erlin; ^rofeffor Dr. 9tce, Nürnberg
50tiffionß=5Befen: SireFtor 'Profcffor D. Dr. ^aul, Seipjig; SircFtor D. Dr. Schreiber, 23erlin
25linbenfcbrift unb 23ltnbenbrucf: ©cbulrat Sittricb, @bemni§; 50tarie Somni§sÄlamrotb, Leiterin ber
Seutfcben ^entralbücberet für 23linbe, Seipjig; Schulrat 59?attbieß, 23erlin=©tegli§; Btegierungßs unb Scbulrat
Dr. SDtell, ffiien; 50tufeumßbireFtor sprofeffor Dr. ©ebramm, Seipjig
Äurjfcbrift: Biegierungßrat ^rofeffor Slbnert, Sreßben; OtebaFteur 50t at 33 a' cf (er, 23erlin; Stegierungßrat sprofeffor
Dr. guebß, Sreßben; Dbcrlanbeßgericbtßrat ©ebeimer 3uflijrat Dr. 3obnen, Suffetborf; ©ebeimer 9iat
Dr. Ärifcbe, Sreßben; ÄreißjcbulinfpeFtor sprofeffor spfaff, Sarmjtabt; Äanimerftcnograpb ©cbaible, ©tut U
gart; ©tubienrat sprofejjor Dr. Sftuefj, 50tu'ncbcn; 50tufeumßbireFtor sprofeffor Dr. ©ebramm, Seipjig
SBeltFrieg: Dberftleutnant 23ubbecFe, 23erltn; gabriFant Sticbarb granF, 23erlinsSubn)igßburg; 25i6ltotf)cCar
Dr. ©launing, 50tuncben; *Profeffor Dr. 59tenf3, 3cna; 50tuleumßbircFtor sprofeffor Dr. ©ebramm, Seipjig;
SireFtor sprofeffor Dr. t>. ©toefmaper, Stuttgart; ©ebeimer FRegierungßrat Dr. ÜBincfel, Äönigßberg
9teflame=@aal: SOtufeumßbireFtor sprofeffor Dr. ^ajauref, Stuttgart; Dr. Jpanß ©aebß, 23erlin; 50taler unb
©rapbiFer ©eorg üBagner, Berlin
t
$ünfUetifcf)er Beirat (juglei# Söauautffc&uft)
sprofeffor Dr. ®rebt, Äonferoator, 5Dtßncben
©tabtbaurat 23übring, Seipjig
©eb. Stegterungßrat Uniö.=*Profcffor Dr. (Siemen, 23onn
©eb. 9tegierungßrat sprofeffor Dr. *>. gal Fe, Berlin
Unioerfitätßprofeffor Dr. giefer, ©trapurg
SOtufeumßbireFtor sprofeffot Dr. ©raut, Seipjig
Jjocbfcbulprofeffor Dr. jjartniann, ©armftabt
©ebeimer Otegierungßrat Dr. jjetjn, Sreßbeit
©ebeimer 9tegicrungßrat Dr. 3effen, Berlin
(Profeffor gr. Äallniorgen, Berlin
©ebeimer Jpofrat Dr. phil. h. c. SOtajc Älinger, Seipjig
SOtufeumßbireFtor (profeffor Dr. Äoetfcbau, Suffetborf
Unioerfita'tßprofeffor Dr. o. Sange, Tübingen
'Profeffor Dr. phil. h. c. SOtajr Siebermann, 23erlin
©ebeimer Jpofrat ^rofeffor Dr. SOteier, 23raunfcb>t>eig
Unioerfttatßprofeffor Dr. 9teumann, J)eibelberg
SOtufeumßbireFtor ^rofejfor Dr. *Pauli, Jpamburg
SOtufeumßbireFtor ^rofejfor Dr. spajaureF, Stuttgart
SOtufeumßbireFtor sprofeffor Dr. spoppelrcuter, Äoln
9Jtufeumßbire!tor Dr. ^p o ffe, Dreßbcn
^)rofeffor Jpeinrtcb 9teiffer|cbeib, SBannfce bei 25erlin
^rofeffor SRubolf ©cbiefll, 9türnberg
Sltufeumßbircftor ^Profeffor Dr. ©ebramm, Seipjig
©ebeimer ijofrat 2lFabcmiebireFtor 'Profeffcr Seliger,
Seipjig
sprofeffor Stltap ©leoogt, 23erlin
iDiufeumßbircFtor sprof .Dr. ©marjenß F i ,granFf urt a. 50t.
ßtrjellenj SSBirFl. ©ebeimer Sftat 2d;oni(»/ Äarlßrube
fOtufeunißbireFtor ^rofeffor Dr. 23ogcl, Seipjig
©ebeimer ^lofrat Dr. Submig StolFmann, Seipjig
5Tec|>nifc^er Beirat
©ebeimer Äommerjienrat Sx 95iagofeb, Seipjig
IBerlagßbucbbunbler ÜBilbelm Siebener, Seipjig
Äoinmerjienrat 50?a,r Snberß, Seipjig
Äommerjienrat ©eorg ©iefeefe, Seipjig
^3rofeffor Dr. (5. ©olbberg, Sreßben
©ebeimer Dberregicrungßrat ©orte, SireFtor ber 9teicbß=
brucFerei, 23crlin
^Profeffor Äirebner, (5bemni§
^rofeffor Dr. Älemm, ©au^fcb bei Seipjig
.Karl ■fttingjpor, Dffenbacb a. 50t.
Äommcrjienrat geltjr Äraiß, Stuttgart
23crlogßbucl)bänbler be Siagre, Seipjig
äßilbelm 5Ötei§ner, i. ga. SOteiper & 2?ucb, Seipjig
89
’ProfefTor Dr. 50teifjner, ^)eibctberg
Dr. Sbuarb 5Dtertenß, greiburg i. 23.
Äomtnerjienrat 2llfreb Oteoen bu 50tont, Äbln
Dr. 9)offanner o. Sbeentbol, Sotben
Dr. SRübencamp, i. ga. d. X. ©leitßmann, Sreßben
SireFtor Stummel, Seipjig
©tabtrat ©anber, Seipjig
Dtto Säuberlich, i. ga. Dßear 23ranbfietter, Seipjig
poFurift ^teinrid) ©cbmarj, Seipjig
Äarl ©cbmier, ÜBeimat
Äommerjicnrat griebricb ©oenneefen, 23onn
Äarl SIBagncr, t. ga. iffiagnet & Sebeß, Seipjig
Heinrich SSBagner, i. ga. 2Bagner & Sebcß, Seipjig
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be$ Detttf^en SBereitt« für SSudjroefen unb <3<f>rffttum
£)a$ ®eutfc^e Mturmufeum ju £eip$tg
aö Alte ßü'rjt, eß anbert fiel) bk ^eit unb neueß
Seben bricht außben Sutnen: bicö iß ber (Einbruch,
ben wohl jeber Vefucber beb nun eröffnet™ Deut*
fd^cn kulturmufeumß bat- ©lanjooll batte bie Vugra
begonnen; ja'b war fie burcb ben krieg geßort worben;
bie jablreicben Scbage, bie oon ihr überblieben, batten
gar batb ibr prooiforifcbeß Jjeim, bie ßabtißbe Vetonballe
auf bem Außßeltungßgelanbe oerlaßen unb ber Militärs
oerwaltung weichen muffen; in Verfcbläge unb kißen
mußte in (Eile alleß reebt unb fcbtecbt oerpacft unb in
heiler geräumt werben; baß Deutfcbe Vucbgewerbemufeuni
aber mußte im Vucbgewerbebauß ficb noch weiter eins
fcbrä'nfen, ba bort ber burcb bie Vugra bebeutenb erweiterte
Vefig ber tecbnifcben Sammlungen beß Deutfcben Vucb*
gewerbeoeretnß untergebracbt werben mußte. 3n gual*
ooller (Enge, jeber (Entwicflungßmüglicbfeit beraubt, für
baß Vublifuni fo gut wie unjuganglicb, jum £eil bem
ß^eren Verberben außgefegt, benimten bie oerfcbtebcnen
Sammlungen, bie bereitß beflebenben wie bie neu ents
ßanbenen, ficb gegenfettig. @ar mancher greunb ber „feilte
ber kultur" fab betrübt bereitß alle mit fo biel Mühe
unb wiffenfcbaftlicber Arbeit gefebaffenen 2Berte wieber
untergeben. Da wagte eß im Marj »origen 3abreß eine
Eieine Scbar tatfraftiger Scanner unb febritt jur ©rün*
bung einer neuen Drganifation, um bie großen ÜBerte ber
Vugra ber wiffenfcbaftlicben 2Belt för immer ju bewahren,
kleingläubige fal;en bem Treiben fopffdjüttelnb ju. Die
Vorarbeiten begannen, ber (Erfolg blieb nicht auß, ja bie
greunbe beß ©ebanfenß, alle bie 'liierte in einem „Deut*
feben kulturmufeum" jufammenjufaßen, mehrten ficb
täglich, fo baß im Dejember in Anwefenbeit Sr. Majeßät
beß Äo'ntgß oon Sacbfen unter gewaltiger Anteilnahme
auß bem ganjen Deutfcben Reiche unb mit Unterßügung
beß Sachlichen Staateß unb ber Stabt Seipjig ber „ Deutfcbe
Vsrein für Vucbwefen unb Schrifttum" gegrü'nbet werben
fonnte. Socb gab eß kleingläubige, bie auch je§t, trog ber
fixeren (Erfolge, an ein pofitioeß Siefultat nicht glaubten,
ja, eß würben Stimmen laut, wenn auch nur wenige, bie
in ihrer Sfepfiß wa'brenb beß kriegeß ben s ])lan überhaupt
für unburebfübrbar hielten. 3n ber Stille ging bie Arbeit
weiter. Die 3«bl ber Mitglieber unb Stifter nahm immer
noch ju. jpauptforge war unb blieb, ba an einen Seubau
wa'brenb beß kriegeß nicht ju benfeti war, geeignete Saume
für baß „Deutfcbe kulturmufeum" ju finben, baß man
in ber feierlichen ©rünbungßoerfammlung gefdjaffen batte.
Sie würben gefunben. Daß gewaltige ©ebaube beß Vers
banbeßDeutfcbetJpanblungßgebilfen auf ber feiger Straße
bot willfommene Unterfunft. Der (Erbauer beß Jjaufeß,
Arcbitcft ©eorg üBünfcbmann, half über bie befiebenben
ßnanjiellen unb nicht geringen bauteebnifeben Scbwierigs
90
feiten weg. Die wiffenfcbaftlicben Mitarbeiter ber„kulturs
balle" griffen halb ba halb bort heratenb ein, um ein
wiffenfcbaftlicb einwanbfreieß ©anje ju febaffen, fo baß
am 12. Sftober burcb <3e. königliche Jjobeit ben ^rinjen
3obann ©eorg, J?erjog ju Sacbfen, ben (Ebrenoorßgenben
beß Verwaltungßrateß beß Deutfcben Vereinß für Vucb s
wefen unb Schrifttum, baß Mufeum ber Dffentltcbfeit
übergeben werben fonnte. greilicb, bie Saume genügten
nicht, um auch nur anna'bernb bie jablreicben ©egenßa’nbe
ju jeigen; bie Jpauptmerte aber finb aufgeßellt, alleg anbre
wenigßenß fo magajiniert, baß eß ber wiffenfcbaftlicben
gorfebung juganglicb gemacht werben fann. DaßDeutfcbe
kulturmufeum umfaßt beute alß ©runbßocf bie oon ber
„jpalle ber kultur" unb oielen anbern Abteilungen ber
Vugra überwiefenen SBerte, bie gefcbicbtticben unb fünft*
lerifeben Veßanbe beß bißbertgen Deutfcben Vucbgewerbe*
unb Scbriftmufeumß unb bie königlich Sacbfifcbe Viblio*
grapbifebe Sammlung. Jjterju finb eine große Anjabl
weiterer Sammlungen getreten, bie unten im einjetnen
erwa'bnt finb.
1. Die Scbaufammlung
Saum 1 iß ben Vorßufen ber Schrift gewibmet. Auß*
geßellt finb: Votenßabe auß Außratien unb Afrifa unb
bie jum (Einferben benügten Mufcbeln; knotenfebriften
auß Stroh oon ben Sbu=fbu*3nfeln; Sacbbilbungen ber
berühmten ratfelbaftenkiefel oon Maß b’Ajil; groben oon
Sinbenfcbriften ufw. An ben fffianben bangen groben
ber ©aunerjtnfen, ferner Vufcbmannßjeicbnungen fowie
Vilberfcbriften ber oerfcbiebenßcn Art.
Sa u m 2 bringt bie (Entwirf lung ber cbineßßben Schrift.
Mobelle jur SHußrierung ber ©egenßanbßfcbrift, baß beißt
beß ©ebanfenaußbruefß burcb greifbare ©egettßä'nbe, bie
einen Sinn* ober Sautrebuö barßellen, eröffnen bie Seihe.
Scbriftrollen unb Scbrifttafeln jeigen im einjelnen bie
(Entwicflung.
Saum 3 jeigt junücbß bie alteße ebineßfebe Stein*
infebrift, eine Steintrommel mit ber beglaubigten 3n*
febrift auß bem 9. 3abrbunbert o. (Ebfv fobann bie (Ent*
wicflung beß ebinefifeben Vucbeß unb beß ebinefifeben
Schreib* unb Drucfwefenß.
Saum 4 iß ein cbineßßbeß ©elebrtenbauß mit ooller
(Einrichtung unb jablreicben ©egenßanben jur 3llußrie*
rung ber ©efebiebte beß Vucbeß unb ber Schrift bei ben
(Ebinefen. Daß J?auß iß breiteilig: 3n ber Mitte baß (Emp*
fangßjimmer, über bem (Eingang eine Schriftprobe ber
kaiferin Dje*bt, im übrigen baß 3>mmcr in ber ganjen
Mannigfaltigfeit eineß ebinefifeben Jpaufeß außgeßattet;
reebtß baß Stubierjinimer mit Scbreibtifcb, Scbrcmfcn
unb oielen Schreibgeräten, Vücber* unb Scbriftrollen,
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Settfeprift befi ©eutfepeit Lettin« für QJuepwefen unb @cprtfttum
linFS baS ÜRufifjtminer mit ©itarre, beten Unterlage eine
Konfiffe ifl, bie angeblich bet Ipanperiobe angeb o'rt unb
eine 3nfcf>rift aus ber 'Puanjett tragt.
SRaum 5 ffellt einen iapanifcpenBucplabenbeSKfutapa,
beS ©erlegerS beS berühmten SO^eifterö beS §arbenpolz=
fcpnitteS Utamaro am Enbe beb 19.3afjrpunbertS bar. ©or
ipm unb in ihm eine Steife oon ©egenffänben beS japanis
fcpen Buch* unb ScpriftroefenS, wobei ber japantf^e^ol}*
fcpnitt befonberS berucFficptigt tf%. 2Iuc^> Bucpbinberei unb
pinfelfabriEation Fann ffubiert roerben. ©Jan beachte bes
fonberö ein Original einer Fleinen breiftcfrfigcn Pagobe mit
bent fru'fjeften uns erhaltenen Biocfbrucf.
SRaum 6 ifl ber tnbifcpen Kultur geroibmet. Sieben
Teppichen unb bilblichen Sarftellungen befonberS reich
an Palmblattbüchern oon ben einfachen StücEen bis ju
ben Foftbarften, mit Silber unb Ebelflein gefchmücFten
Stemplaren, bie auch reichen BucpfchmucF zeigen. älnfcplies
fjenb roerben Palmblätter ber Palmpras unb Eorpppas
palme, bie auch heute noch ben Befcpreibjloff beS 3nberS
bilben, gezeigt. Scpreibmeffer unb Schreibgriffel jum Be=
fähreiben ber Palmblätter, Scpülerfcbreibhefte aus folchen
Palmblättern, 35uchrollen aus Stoffe 25ambuSfebern ufro.
oeroollftänbigen ben Überblicf über baS Schreibroefen ber
3nber.
Staunt 7 zeigt bt'e Kultur beS 3flam. 3n ©laSFäffen
liegen Schreibjeuge mit Kintenfaf; unb Scpreibrobrbüchfen,
Zahlreiche Schreibrohre (Falam), pcflzetne Scpülertafeln
aus Roranfcpulen, gefchriebene unb gebrucFte Roranejcems
plare oom einfachffen bis jum teucrffen Eremplar; oot
allem finb beachtenswert bie prächtigen Roraneinbänbe unb
eine SMnjafjl Jpanbfcpriften. 3n ber EcFe beS StaumeS ein
Kairoer ©otiobrunnen mit ©erfen aus ber 76. Sure beS
Roratt, baran anfcf>lieffenb
Staunt 8 ein Buchlaben aus Rairo mit ber gttmenbes
Zeichnung „Bucplaben oon Sälim Jjafan C 2lbberrapmcm
& Eo." Sie ganze Einrichtung ffammt aus Rairo.
Staunt 9 gibt in großen Kofeln an ber Sängsroanb
bie EntroicFlung ber ägpptifcpen Schrift (pieroglpppifcpe
©Jonumentalfcbrift,bieroglppbifcheBucbfchrift,bieratifche
Schrift, bemotifche Schrift), ^nblreicpe ©ipSabgüffe er=
läutern ben EntroicFlungSgang, fo ber breifpraepige Stein
oon Stofette, ber bem Jranjofen Ehampollion als ©runb*
läge jur Entzifferung ber Jjieroglpppen biente; baneben bet
3nfchriftenffetn oon RanopuS, ein ähnliches breifprachigeS
SeFrct,ferner zahlreiche 35eifpiete ber monumentalen Jjteros
glppbenfcprift zunr Keil in Originalen, zum Keil in 2lbs
griffen. Sie ©laSFäfien enthalten bie SSefchreibjioffe. Ser
PappruS ift bureb eine 2Inja^l prächtiger großer Originals
flücFe oertreten, neben benen zahlreiche Fletne PappruS=
ffücFe liegen, ferner Kopf fcherben ober Splitter oon roeifjem
RalFfiein (Ofirafa, Scherben), bie zu ScpriftffücFen beS
tagtäglichen üebenS rote ^Rechnungen, Quittungen ufro.
oerroenbet rourben. 23eachtenSroert ftnb fcpliefjlicb bie alten
ägpptifcpen Schreibzeuge mit zwei runben Näpfchen für
fchroarze unb rote Kinte, Behälter für bie Binfenfebern
unb EeberfäcFcpen für bie garbe, foroie bie Statue beS
Schreibers Serfenez, bie hinübcrleitet zu
Staunt 10,ber bie babplonifcpsaffprifcpe Rultur umfaßt.
2lucp hier an ben ÜSänben Kafeln über Urfprung unb Ent«
roicFlung ber Schrift, zu benen eine Kafel „$ur Entziffes
rung ber Reilfcprift" tritt, ©rofje Statuen unb SteliefS
mit charaFteriflifcher Befcpriftung finb in reichem ©Jafe
oorbanben, fo bie figenbe gtgur ©ubeaS, bie ©efegeSffele
opammurabis, ber fchroarze ObelifF Salmanaffars II., bie
gewaltige StegeSffele ülfarhabbonS, ferner grofje Steltefs
platten aus bem Palafte beS affprtfepen RonigS 2ljfur=
naftr; pal. 3n ben ScpauBäften liegen Siegelzplinber ber
oerfepiebenen Perioben, ©erotepte, BeftallungSs unb ©er*
tragSurEunben, foroie zahlreiche Photographien oon afft;;
rifcpsbabplontfcpen ^Reliefs ufro. Sen Übergang zu
Staunt 11 bilben einige ©ipSabgüffe, fo oon bem bes
rühmten SenEjiein beS RonigS ©tefa, oon ber 3nfchrift
beS RßnigS Panammu oom SocFel ber Statue beS ©otteS
j?abab unb bie Fanaanitifche 3nfcprift Panammu II.
Staunt 11 ifi ben ©riechen unb Stomern geroibmet. 3ln
ben ©änben fepen wir bie Scpuggotttn beS Schreibens,
bie Pallas Sltpene mit aufgefcplagenem Kriptpcpon, bie
©acphilbung einer PappruSpflanze, ferner baS KrajanSs
relief mit ber Sarjfellung bet ©erbrennung ber Scpulb*
tafeln; in ben beiberfeitigen ScpränFen OfiraFa, PappruSs
ff ücFe, ^olztafeln, Siptpcpa, Kriptpcpa, Polpptpcpa, 3lFten
beS Senats, Stempel ber oerfepiebenfien 3lrt, ferner bie
Scpreibroerfzeuge: SHluS unb Scpreibtopr (römifepe unb
grieepifepe ©riffel unb Scpreibfebern), Kintenfäffer, Pas
ppruSrolle, ©acpbilbungen oon UrEunben ufro. 3n ben
©laSFäfien ©acpbilbungen oon SlfcnbetnsSiptpcpa foroie
Belege für bie EntroicFlung ber griccpifcpen unb romifepen
Scprift, barübet an ben SSänben bie ©rabftele beS Schreis
berS KimoFrateS mit Buch unb SRollenbünbel, bie 3nfcprift
beS Schreibers KrebiuS3uffuS mit feinem ^»anbroerFSzeug
ufro. 3n ber ©litte beS Saales baS Sigbilb beS EpareS
mit furcpenfo'rmiger 3nfcprtft, an ber SinfSroanb bie 3ns
feprift oom ©rabmal beS BärferS Eurpfaces. Eine grofjere
2lnzapl ©ipSabgüffe beFannter 3nfcpriften oeroollflänbigen
baS Bilb ber EntroicFlung. ©on befonberem Sntereffe finb
baS Monumentum Ancyranum, bie Schlangenfäule oon
piatää unb ber feproarze Stein beS SRomuluS mit ber
älteffen ro'mifcpen 3nfcprift, bie furepenformig gefeprieben
iff. Ser ©erbinbungSgang
SRaum 12 enthält Sarffellungen einer attifepen Scpuls
ffube naep ber SuriSoafe, einet romifepen Scpulftube (IRes
lief oon Kricr) foroie zaplreicpe ©ipSabgüffe, barunter baS
berühmte Renotappium beS ©f.EaeliuS, beS^>auptmannS
oom Keutoburger äßalbe.
91 12 *
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3 e 1 1 f cfr r t f t b e S ® e u t f cfr e n 33 e r e i tt $ für 03 u cfr w c f e tt unb ©cfrrifttum
Dlaum 13 ifl ber norbifcfren Kultur gewibmet. Jjier
fiefren ©ipSabgüffe beS DlocffieineS mitDluneninfcfrrift unb
weitere bret Dlunenfieine; an ten ffiänben frängen jafrlreicfre
Photographien oon folcfren Steinen, oon Dlunenfäficfren,
Dluncnfiäben ufw.
Din um 14 bringt ben Dlnfang berMiniaturenfammlung
bcS MufeumS. Jjier fefren wir groben auS ben 3talas
fragmenten, ein Sölatt ber ffiicner ©cnefiS, ben SSiener
DiosfuribeS, aufserbeni eine 2lnjafrl£)riginalfranbfd)riften,
an ben SBänben bpjantinifefre Miniaturen.
Dlaum 1? ifi ber ^eit ber PolFcrwanberung gewibmet
mit Pelegfiücfen für bas Scfrriftwefen biefet 3 c it- 25ci
benöfigoten ift bie farbigeÄopie eines 93tatteö oon UlfüaS
Pibelüberfegung (Codex Argenteus) ju fefren. Sangos
barben, granfen, SBefigoten, 3ren unb Slngelfacfrfen haben
in biefem Dlaum Plag gefunben. Dieben ber Sntwicflung
ber Scfrrift ifl ber Fünfilerifcfre Pudtfcfrinucf (meifi orna=
mental, feiten illufiratio) frier befonberS ju flubieren.
Dlaum 16 enthält eine grofse Slnjafrl Miniaturen bet
wiefrtigfien jjanbfcfrriften teS früfren Mittelalters, wa'fr;
renb ber Durchgang naefr bem anfcfrlief; enben Dlaum Pfrotos
grapfrien jur ©efefriefrte ber Dlotenfcfrrift jeigt.
Dlaum 17 bringt originalgetreue MnfilerFopien ber
wiefrtigfien farolingifefren unb ottonifefren Jpanbfcfrriften,
bie bie Pucfrmalerei biefer feiten freroorragenb oor Dlugen
füfrren. Äein wichtigeres Sölatt fefrlt frier. 3n ber großen
Mitteloitrine liegen auf erbem ©ipSabgüffe befonberS Fofls
barer Pucfreinbänbc ber ^cit.
Dl au nt 18 ifi bem frofren unb fpäten Mittelalter ge=
wibmet, wicberuni mit jafrlreicfren prächtigen Miniaturen,
bie einen fafl lücfenlofen Sinbticf in bie Sntwicflung ber
Pucfrmalerei unb ber Scfrrift gewähren. 2ln ber Dßanb
bie pfrotograpfrifefre Pergräfjerung einer Miniatur bcS
12. Safrrfrunbcrts, bie bie oerfdüebenen Sätigfciten bes
Schreibers jeigt (wie ein Moncfr Pergament bearbeitet, bie
geber fpigt, fcfrreibt unb Pergamentlagcn ju einem Pud)
jufaminenbinbet ufw.), ferner ein ©ipSabgufj eines Die»
liefs oom ©rabmale beS italicnifcfren DicfrterS unb Unis
oerfitätSlefrrerS Sino ba pifloja, welches einen mittelalters
Itcfren UnioerfitätSunterricfrt barflellt. SleFtrifd) burefrs
leuefrtete Sumicreaufnafrmen jeigen pracfrtoolle Pucfrbecfel.
3n ben Scfraufäfien liegen Pergaments unb Papierfranbs
fcfrriften größeren unb fleitteren UmfaitgS; unter ihnen
fallen bie grofjcn prächtigen golianten befonberS ins Slugc,
baruntcr ein lateinifcfrcS Preoiarium in jwei Pänben, mit
fcfrönen Miniaturen, gcfefrriebeit unb oollenbet ju Diürns
berg 1446 bis 1452; befonberS beachtenswert ftnb auefr
Fleinc ©ebetbücfrcr mit fcfrönen 3nitialen unb Miniaturen.
2ln ber Dlücfcnwanb wirb bie Sntwicflung ber Scfrrift auf
einer großen Dafel gejeigt (linfs bie Benennung ber oer=
fcfriebenen Scfrrifttppen bis jum 16. 3afrrfrunbert, reefrts
Peifpiete biefer Schriftarten).
Diaunt 19. Sine floflerlicfre Scfrreibflube, eng unb
bunfel mit einfachem Scfrreibpult, einem aus einem Äufrs
frorn in fcfrlicfrtefler gorm frergeflellten Dintenfafj, Per=
gament unb ©änfefielfeber, Meffet jum Dlabieren unb
jum ^urecfrtfcfrneiben ber Fragenben geber, Stneal, Punft*
eifen, gaben unb Dlabel jum iöernäfren ber fcfrabfraften
Stellen im Pergament, ScfrranF, Dtufrc, Petpult, Sfror=
rocF ufw. oeroollflänbigen bie Sinricfrtung.
Dlaum 20 gibt weitere Pelcgflücfc für bie Sntwicflung
ber jpanbfcfrrift, an ber DBanb bie Pergrofjerung einer
Miniatur, bie ein Scriptorium barflellt. Darunter ber
Sarfopfrag bes PifcfrofS Dfrilo.
Dlaum 21 bringt bie Vorläufer ber DrucFfunfl, tnös
befonbere ben JjoljtafelbrudP mit Driginalflocfen unb 3lbs
brudFen; unter ben PlocFbücfrern ifl befonberS wertooll
JpartliebS „Sunfl Siromantia". Pon bem Äatenber beS
3ofranneS be@antunbia oomSafrre 1493 iflJjoljblocf unb
Slbbrucf ausgeflellt.
Dlaum 22 jeigt bie fd)6'nflen3nfunabelnbeS MufeumS;
in ben Mitteloitrinen liegen bie beiben Pänbe ber 42 jeiligen
Pibel, baS Satfrolicon, bie 48 jeilige Pibel unb anbre pr aefr ts
ooll erhaltene grüfrbrucFe. Die reefrte 2Banb jeigt oon
weitem fiefrtbar baSDrucFjeicfren gufl unbScfro'fferS fowie
Slbbilbungen alter DBerfflättcn. Darunter liegen in brei
©laSFäflen bie fcfränflen Drucfe ber guflsScfrofferfcfren
unb fpätcren Scfrofferfcfren Dfftjin, fowie ber übrigen
Mainjer grüfrbrucFer. Die übrigen Pitrinen beS grofjen
DlaumeS jeigengrßfrfrtucfe auSPamberg, Straf bürg, Soln,
Sübecf, Setpjig, SlugSburg unb Dlürnberg, alles fcfron ers
fraltene Stemplare, bie fafl alle mit Jpotjfcfmitten oerfefren
finb. Die gröften StücFe ber früfreflcn mit reichem
Pucfrfcfrmucf, präditigen 3nitta(en unb Miniaturen liegen
in ber jweiten Mitteloitrine. 2ln ben DBänben frängen Sins
blattbrucfc, Dlblafbrtefe ufw.
Dlaum 23 bringt 3nFunabcln 3talienS unb granFreicfrS
in ben mittleren ScfrauFäflen, wäfrrenb bie Scfraufäfien
an ben Mänben mit SrjeugnifTen beS 16. 3afrrfrunbertS
gefüllt finb. Slucfr frier finb feiten fd'6'ne Drucfe auSgeflellt
fowofrl was bie 3nfunabcln als bie Drucfe ber Dlenaiffance
betrifft. Daß ber „fteuerbanf" in erficr unb jweiter Slufs
läge fowie in fpätcren Dlacfrbrucfen mit ausliegt, fei bes
fonbers crmäfrnt.
Dlaum 24 bringt weitere Drucfe beS 16. 3afrrfrunbertS
unb jwar folcfre ber Officina Plantiniana unb ber 23ucfr=
brueferfamitieberStienncS;PucfrtitelnnbÄDlumnen,fowie
bie Drucfcrfigncte ber beiben Drucfcrfamilien fcfrnuirfcn
bie ißänbc.
Dlaum 25 entfrält jafrlreicfre Drucfe ber DleforniationSs
jeit, PibclauSgabeti, Flcine Scfrriften SutfrcrS, barunter
feine befantitefien Streitfcfrriften, Streitfefrriften feiner
©egner ufw.; an ben DBänben haben Sinblattbrucfe (Slcfrts
briefe, PeEanntmacfrungen ufw.) Plag gefunben.
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>^titf$rift beö ©eutfden 33ereinö für S5ud(>t»efen unb ©(^rifttum
Sau m 26 zeigt bie fcbönften Drude bet Slaeu,Amflers
bam, unb ÜKerian, granFfurt. Die SBänbe jeigen Zitel=
blätter bet großen Atlanten unb ÄartenroerPe biefer ^eit.
Saum 27 jeigt in einer befonberen Abteilung Drude
bet Sljeoiere unb ifl auch im übrigen bem 17. Sabrbunbert
geroibmet. Die2Bänbe fdmüden Darfleltungen non bud=
getoerb(icf)en äBerPflätten (Sudbruderei, Sapiermaderei,
Sudbinberei, ©driftgießerei) mit SrFlärungötafeln. Sin
febr bübfder $upferjlid „Sine Sapiererin" oon SSartin
Sngelbrecbt ifl befonberö beadtenöroert.
Saum 28 enthält einerfeitö Palligrapbifde Slätter
unb Anleitungen jur ©dreibPunfl, anberfettö Drude mit
jiupfern auö bem 18.3abrbuntcrt. Sr fdließt mit Silbern
unb Drucfen 3obann ©ottlob Smmanuel SreitFopfö bie
btflorifden Abteilungen non Such unb ©drift ab.
Saum 29 gibt einen Auöfdnitt auö ber großen Such 5
etnbanb5©ammlung beb Sftufeumö unb ermb'glicbt einen
Überblid über bie ©efeftiebte ber SudbinberFunfl. Dcutfcb=
lanb, Stalien, granPreicb unb Snglanb finb befonberö gut
oertreten. 3afob=.ftrauße*Sänbc, Sponefer Sinbänbe, bie
oerfebiebene Sinbänbe im ©enre ©roltcrö, bie jablreicben
raertoollen ttalienifden 'äJlufler, bie übcrlabencn, mit
©eibenflidetet, Serien ufto. Geriebenen englifcben Sänbe
ber früheren 3ett unb bie prächtigen englifcben Sinbänbe
unfrer Zage, fdlteßlid bie mobernen Äunfleinbänbe ber
beute lebenben Äünfller, barunter auch folcbe oon Ange=
hörigen beö 3aFobsÄrauße=Sunbeö füllen bie ©laöFäflen.
Saum 30 ifl für SiBedfelauöflellungen auö ben reichen
Seflänben beö SSufeumö, bie in ben STOagajincn liegen,
oorbehalten. ^urjeit roirb in ihm baö Sotgelb ber beuts
[eben ©täbte oom primitioften unb einfacbflen, in ber
erjten £eit beö ÜBeltPriegeö entjlanbenen ©dein bie ju bem
fünfllerifd bodflebenben ©tüde unfrer läge gejeigt.
3n Saum 31 finb fünf Dioramen eingebaut, bie baö
SibliotbePtoefen einfl unb je£t oeraitfd;auliden: SibliotbeP
auöbcrXonplattenjeitunbauöbcrSappruöjeit,eineÄlofler=
bibliotbeP beö Slittelalterö Qutpben), bie/pofs unb ©taatö;
bibliotheP in 3Btetr unb fdliefjlid bie Söniglide SibliotbeP
in Serien.
Saum 32, ber prädtigeÄuppelfaal, ifl ber SucbPunfl
unfrer läge oorbehalten. 3n ihm toedfeln in Abflänben
oon 6 biö 8 äßoden Auöflellungen ber beflen Sudtünfller
unfrer Zage. Sidt nur biefe intimen Auöflellungen feffeln
bie Sefuder, foitbern ihrer märtet etn berrlider Sunbblid
über bie ©tabt Seipjig unb bereu Umgebung.
2. Der Sefefaal, bie Slattfammlungen unb bie
Süderei
Saum 33 bilbet bie@arberobefoioohl für baö SSufeunt
alö bie übrigen Säume, bie bet Aufbewahrung ber jablreiden
nidt auögeflellten 2Berte bienen. SSBä'brenb baö Slufeum
nur ©onntagö unb SWittmocbö unentgeltlich* jugänglid ifl
(üftontagöSintrittöpreiö 1 2SarP,Dienötagö,Donnerötagö,
greitagö unb ©onnabenb 25 Sf.), Pann ber Scfefaal jeberjeit
unentgeltlid oon jebermannbenugttoerben. Sr umfaßt ben
Saum 34 unb bietet mit feinen breiten Zifden bie
fdönfle ©elegenbeit, bte magazinierten Scflänbe beö
üftufeuntö ju flubieren, bte jeberjeit burd einen Seamten
auf SBunfd herbeigebradt roerben. 3m Scfefaal ifl eine
jjanbbibliotbef aufgeflellt, bie bie toidtigflen Sadfdlage=
toerfe enthält, oor allem SonoerfationöleyiPa unb Snjt)=
Plopäbien, baneben aber bie toidtigflen jjanbbü'der für
ffieltgefdidte, Sitcraturgefdicbte, .ftulturgefdidte unb
Äunflgefdtdte fotoie SSBörterbüder für bie oerfdiebenflcn
©praden. Anwerbern liegen bie fübrenben Zageöblätter
unb runb 200 ^eitfdriften ber einfeblägigen ©ebiete auf,
barunter oor allem jfunfljeitfdciften.
Der anfdliejicnbe Sa u m 35 birgt bie Slattfammlungen
mit jablreiden Slättern beö Jpoljfdnitteö, beö Tupfers
flideö, ber Sabierung, ber Sithograpbie unb aller übrigen
ScprobuPtionöoerfahren. Außerbem ifl hier bie .ftleim
grapbiP unb ©cbraudögraphiP untergebradt.
Saum 36 enthält einen Zctl ber Äriegöfammlung beö
SSufeumö (Äriegönotgelb, SebenömittelParten, SlaFate,
Aufrufe, SeFanntmadungen unb jlriegögrapbtP) unb bient
gleichseitig alö Amtöraum beö DirePtorialaffiflenten.
3n Saum 37 laufen bie gäben beö Sureaubienfleö jus
fammen. Jjter ifl bie Äanjtei unb ber Serfanb ber Jeits
fdrift beö Deutfcben Sereinö für Sudroefen unb ©drift:
tum untergebradt.
Saum 38 ifl ber Slufcumöleitung oorbehalten unb
Amtöjimmer beö SDlufeumöbirePtorö.
Saum 39 beherbergt bie ^eitfdriftenftelle, in ber bie
laufenbeti ^citfchtiftcn unb ^eriofciPa beö SKufeumö über«
fidtlid georbnet finb, fo baß fte jeberjeit für benöebraud
im Scfefaal jur Verfügung flehen.
Saum 40, bie Singangöflelle unb Auögabeflelle für
ben Sucbbtnber, enthält aufjerbem bie 2Bei§enbad s ©amm=
lung mit ihren äahlreidcn Slättern (Sltniaturcn, Zitcl
unb Umfcbläge, Kolumnen, 3nitialen, ©ignete, Jjoljs
fdnitte, Slatter beö Ziefbrudeö unb glacbbrudeö, 3nEu=
nabeln, ber Sbotograpbieufm.) unb bie Sjclibriöfammlung.
Saum 41 unb 42 beherbergt bie reidboltige Sü'deret
beö SDlufeumö. ©ie ifl in jmei Zeilen aufgeflellt. Auf ber
linPen ©eite beö obcrenSüdcrfaaleöflebt biegadhihliotbeP.
Die redte ©eite beö oberen Sü'derfaaleö ifl ber 3n=
Punabetfammlung unb ben Druden beö 16. biö 18. 3abr=
bunbertö, fotoeit fie nidt in ber ©doufammlung auöliegen,
oorbehalten. Aufjerbem fleht hier bte SJluflerbibliotheP unb
SffierPe ber Äriegöfannnlung. Daö barunter befinblide
SHagajin enthält toeitere ©eflelle für bie Süderei, auper*
bem bie ©amntlung ber jablreiden Sidtbilber, ber ©cf>rift=
oorlagen unb ber ©ebtaudögraphiP, fomie bie große SlaPat*
fammlung beö SWufeumö.
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3<itf$rift be« Deutfc^en herein« füc QSuc&wefen uni @d)ciftt«m
unt> 3ettfdjrtftenf$au
$« Dftergruß bcr Saifcr=2Bill)elm§=Umwfität Straßburg
an ißre ©tubcntcn int gelbe 1917. Do« Krieg«buf, ba« bie
Straßburger Uni»er|ttät an Ofiern 1917 an ißte ©tubcntcn im gelbe
»erff idt fjar, ifl bei feinem 2r|f einen nid)t naf ©cbütjr gewürbigt
»orben. Die J^auptnrfadf)« ßieroon war wohl, baß biefe feine ©abc,
beten teiger ©eßalt »eit über ißten urfptünglif en gwed ßinauigeßf,
nidE)t in ben SBuf ßanbel getommen ift. 3 m Sdjmuß bet ©f üßen;
graben, im Drang be« Kriege« mag ein großer Deil bcr Auflage »en
borben unb »erff öden fein.
WoßI ade beutff en Jpofjfdjulcn haben ißren Kämpfern folf e
Seiten ißre« rteuen unb banfbaren ©ebenfen« ßinau«geff idt. 21ber
feines bieferSrjeugniffe reitet auct) nur »on ferne an ben Straßburger
„Oftergruß" heran. gaft überall finb erßeblif e Wittel aufgewenbet
»orben, aber bet 'Huffiißtung fehlte ba« Originelle, ©f opferiff e
unb SUeif r, ba« unfer SBüf lein au«jeid)nct.
3oßanneS gider, ber Seiter bcr Kriegsfüße ber Uniocrfität Straß:
bürg, f>at ba« SBÜnbf en »on 92 Seiten rebigiert. 2« ifl eine mit
reifem SBuf ffmud gejierte gufammenfieHung »on Dofumenten,
»elfe mit ber geifligen ©eff if te ber alten, 1872 ju neuer SBlüte
erftanbenen Jß>cf ff ule in Jufammenßang flcßcn. gider ßot hier ein
•RabinettfWd feine« oft bewährten ßiflotiff en gcinfinneS gegeben,
gür ißn, ben ©djeibenben, bebeutet ba« SMif lein jugleif einen 9lb:
ffiebSgruß an bie Uniocrfität unb Stabt Straßburg unb an ba«
ganje ßlfaß, biefe« Sanb ber überreifen Sfönßeit, ber heiteren
güße, bcr uralten fatten Kultur. Unb biefe {lüge trägt aud) bie @e:
ff if te ber Unioerfität, in ißter alten roie in ißret neuen SBlüte.
Der Stoff gliebert fif «on felbft in bie btei ©tuppen ,,2lu« bem
alten SKeif t", ,,9lu« ber 3eit ber grembßerrffaft" unb ,,21u« bem
neuen Öleife". Denn bie politiff en Sf idfale Straßburg« ßaben
bie tiefflen Wirfungen auf bie @efd;if te bet Uniocrfität gehabt. Die
©eff if te bcr Unioctfität ifl eine große ßlpologie be« bcutff en ©c;
banren« im 2(faß. Die alte ßlfabemie ifl ein Kinb ber beutfdien
Sleformation, bc« beutff en .fjiumaniSmu«. Sie nimmt an ber ßoßen
SBlüte ber alten beutff en öicif Sflabt im fefjeßnteu unb fiebjcßnten
3aßtßunbtrt teil. Die gran jofen haben jie ff mäßlif oerfallen laffen.
Da« neue beutff c 91eif oerrif tete eine feinet erflen Kulturtaten mit
bcr SJleugrünbung bet .fiof ff ule. So ifl »on ben bcutff en SBnr*
baren im 2lfaß germanifiert »orben.
Da« 2lfaß ifl e«, um ba« .Krieg geführt »irb. Der „Dffergruß"
ifl eine Wohnung an ba« beutff e ©ewiffen.
3m ßlnfang ließt bie übertagenbe ©eflalt 3ohantK« Sturm«. 2«
ifl nur eine Stelle au« einem SBriefe bc« Slltmeifler«, in ber er in fei:
nent ff bnen fräftigen Satein ber Jpingabe an fein 2eben«werf mann:
Iif en 2lu«bntd gibt. 2lber fie genügt, um bie impofante gigur bc«
großen Sf ulmannc« ganj »or ba« geiflige 2Iuge ju bringen, ßlfle«,
»a« bamal« in ber europäiff en ©eff if te ftf ereignete, fanb feinen
Wiberßaß in ber füllen ©elchttenflube. überall hatte er feine SB et:
binbungen, unb fie haben feiner Sf ule en gebtaf t. Die Straß;
bürget 2lfabemie genoß einen eurcpäiffeit Oiuf, au« aller Herren
Säubern fttrben fif bie Joglinge ein. gür biefe SBlüte ber Sfule
unb für bie trefflif en Wänner, bie al« Sichrer ißren Oiußm ref U
fertigten, fprcdjen bie folgenben Jeugniffe, bie bi« in bie jroeite Jjälfte
be« fiebjeßnten 3oßrhunbert« reichen.
Söortrefflif bem 3»ed bc« SBüf lein« angemeffen finb fobann alte
Straßburger gaßnenfptüf e unb KriegSliebcr, bie leßteren befonber«
au« 3» ÜB. Woff eroff 8 mit Unreft hinter bem Simpliciu« ©im:
pliciffimu« an SBeriihmtßeit jurüdjießenben „spßilanber »on Sitte;
»alb". Da ifl bie »on 2rid; Sf mibt gelcgentlif cnoäßnte über;
tragung be« Sutßerffen Drußliebt« in ba« buntffedige Solbaten;
beutff be« fiebjeßnten 3ahrßunbert6:
©ott ifl ber Sßritlen Jpitfff unb Weift,
2in uefle Sitabeße,
2r »af t unb ff iüert Sag unb 9?af t,
Sßut 81onb unb Sentinelle.
3efu« ifl ba« SB ott,
S8rufl:9®eßr, SIBeg unb Sport,
Der ref te Sorpoutal,
.fpauptmann unb ©eneral,
Quattier unb Sorp« be garbc.
9Bic in unferen Dogen entflanben flingt 2ß. Dß. üBaKifer«, be«
Wufifmeiflet« bet 2lfabemie, fraftooüc« „Sf anjlieb":
So bauen »ir bif, SBaterlanb,
3u ©otte« 2ob unb 2ßten;
©ott ßalte ob bir feine .ßianb,
®oü’ beinen geinben »eßren.
grifd) her unb bran, greift« tapfer an!
2« g’reif t aud> un« ju 2ßrcn.
Wiebet au« bem Spßilanber »on Sitteroalb ifl ba« näd)fte, feßr
finnooll au8ge»äß(tc ©tüd, SBerfe be« Jpcibefberger iprofeffor« unb
früheren 3ögling« ber 9Ifabcmie 3oß. grein«ßeim, jum greife be«
berühmten Straßburger SBuf gewerbe«:
Straßburg, ob bif bein ©eff üfce,
Deiner SBiirger Kunfl unb 9Biße,
Deiner ©üttcr gruf t unb 9iu|e,
Deine gute Spolicep,
Dein Dßurn erfreroe unb beiner Wählen ©fuße:
So freroe bif bof meßr umb beine Druderep.
Stüde fpringen, Wenff en fterben,
©üttet feßlen unb »erberben,
folicepen gehen unber,
Dhätn mib Wäßle fallen ein:
.fpingegen ifl bir biefe« Wunbet
2in oßnoeränbert @ut unb bleibet ewig bein.
Straßburg, bie glorreidje SBIüteflätte be« SBudf rud«, barf fif auf
unfere« „OflergrußeS" nif t fdjämen.
Die berühmten ©olbatenlieber „0 Straßburg, o ©traßbutg" unb
„3u Straßburg auf bcr Sf anj", in urfptünglid)cr Dertgeftalt bar;
geboten, leiten in bie franjöfifdje Seit hinüber, beten ©lanjpunlt
©oethe« Straßburger ©cmefler finb. „J?)eibentö6Icin" erinnert an
bie bort mit Jperber betriebenen 93olf«liebcrftubien, „Wapfejl" unb
„Witlfommen unb 9lbff ieb" an bie Sefenßeimet 3bpHf- 9(uf hier
bie erflen gaffungen, »on benen bcr 9lnfang be« leßtgenanntcn Sie;
be« im SBetgleif mit bem un« ßeutc geläufigen Wortlaut erwähnen«;
wert ifl:
2« ff lug mein f>crj', geffwinb ju <pfetbe,
Unb fort, »ilb wie ein f)elb jur Sf laf t!
Dann bie wenig gclefenen 3ugenbetgießungen ©oetße« über ba«
Straßburger Wünfler, »on uitferer 2infid)t in bie burfau« fran;
j'ofiff e 2ntfleßung ber ©otif längfl überßolt unb in ihrem ge»al=
tigen bumpfen Drang un« heutigen fdjwcr genießbar, aber burf
ißre unmittelbare gefunbe 9lnfd)auung ber beiben ©runbformen aller
SBaufunfl — Säulen; unb Wauerbau — unb burd) ißt biißpram;
biff e« SBcfcnntni« ju bem urbcutff en 3beal einer f araftetifliff en
Kunfl gegenüber bem unperfonlif cn gormaliSmu« bet romaniff en
Olenaiffance ßcf fl bebeutfatn.
über meßr ober weniger befannte Straßburger unb 2Ifäffer ©e;
bifte »on Ußlanb unb SBiidert unb ein beutffe« SBefenntniS be«
großen 2buarb Bleuß (in feiner SBorrebe ju ben ©ebif ten »on
Daniel £irß) gelangen mir ju »erff oflenen Didjtungen »on Karl
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3ettf<$rtft bee Seutfctyen herein« für 93tic()wefen unb @d>rtfttum
SanbibuS unb ©uftav 5Jl(if)l, bebeutfame Jeitpunfte beS neunjefjnten
3af)rf)unbert6 bejeicbnenb. SUiSfübrlidje Erwähnung verbienen Satt
£adenfcfimibtS fd)öne 23erfe an bie wicberbefreite, aber unmutig bem
Sefreier abgefebrte .$eimat:
2Benn adcS hofft, wenn adeS fingt,
2BaS trauerfl bu allein?
2Bof)[an ( wenn nicfjt bein fDlunb etflingt,
@o reb’ unb jcttg’ ber Stein!
©u ‘Dtünflcrturm fo fjod) unb fdjön,
©u ©ttorn, bet unS umjicbt,
3bt Sieben auf beS SBaSgauS Jpöbn,
Stuf, werbet Klang unb Sieb!
D Jpelbem23orwelt, Bidjterdjor,
©teig auS bet ©rüber fRuf)!
Jpol frifd) bein ©aitenfpiel hervor,
3folbenS ©ünger bu!
SS gilt ein ©anf aus frommem ©rieb
©ern Oietter gottgefanbt,
Sin ©ruß in oft’ unb neuer Sieb
©cm großen Sktcrlanb!
3b«t; bem ebeln SSeflot bcS wurjeledjten elfüffifd)en ©eutfdjtumS,
burften auch wir noch inS ^eOe Sluge fdiauen, el)C if>n wie fo viele
bet verehrten Sitten bie fdjlimme KriegSjeit binwegnabm.
Unb nun bie beiben Jpauptbotumente, bie ©tiftungSutfunbe ber
neuen Univerfität vom 28. SIpril 1872 unb Simon Springers fiaffifrbc
SintoeibungSrebc! ©ie ift ein fciteneS 3eU|)iuS tniffenfcbaftiirber 25 e:
geijterung, bie ftdj ju bem ©ittlidpr'ftationalen befennt, ohne batum
etwas von ihrer reinen Unbefangenbeit einjubüßcit. 28ie in einem
friftadflaren SBeden gefammelt, fdjauen wir bie Summt ber fein;
griffigen elfäffifchen Kultur beS JpodjmittcIaltetS unb ber Üienaiffance
bis b>nab ju ber 3«it, ba ©oetbe Straßburger ©tubent war. Unb
anfniipfcnb an bcS größten ©eutfdjen Srfabtung, baß baS Elfaß
beutfdjeS Sanb ifi, feiert Springer bie neue Univerfität beS SlfaffeS
als baS ©pmbol feines nie ganj unterbtotbenen, iebenSnotwcnbigen
3ufammenbangeS mit bem beutfdjen ©eifieSIeben. SS folgt ;einc
febwungvode unb botb von SBort ju 2ßort tiefbefonnene ©arftedung
beS 2BefcnS beutftber 2Bi|fenfd)aft. Cr, ber bodjfultisierte Srforfcber
übernationaler Kunft, ftnbet biefeS 2Befentlid)e in bem organiftben
Witieben ber beutfdjen 28iffenfd)aft in bem reiebgegiieberten ©anjen
ber Nation, in ihrem Sßurjein in ben fruchtbaren @ainbfd)id)ten beS
23oIfeS. Siber bennoeb würbe bie Srjiebung ber fünftigen Süßter unb
Sebrer ber Oiaticn ber .f)od)fd)uie nicht gelingen, wenn fie ihnen nicht
bie fchwere Kunft lehrte, baS (forfdien oott jeber öiüdftd)t auf SBerte
ju befreien, bie nidjt in ihm felbft, in feiner SBabrliaftigfeit unb
SBabtbeit, liegen, ©iefe SBabtbaftigfeit aber ift ©eutfdpbeit.
©eutfehbeit ift nicht minber bie Konfequcnj beS wiffenfehaftiiehen
©bftemS, ber ©laube an eine Sinbeit ber SBijfenfdjaft. Unb fo
feben wir fdjon bamaiS Sinne 1872 ben großen ©eiehrten Uber bie
peinliche ©pejialifierung ber 2Biffenfd)aften propbctifd) binauSweifen,
fogar auf ein fünftigeS Jufammcnwacbfen ber ©eifleS; unb Oiatur--
wiffenfehaft. Sine gewaltige ©pntbefe, eine „3bee", bie aud; unS
heutigen noch l u ben Slufgaben ber werbenben neubeutfehen Kultur
gehört, be6 heiligen ©uteS, um baS lebten SnbeS beute ber .Kampf
gebt. SBeicheS beutfdpen ©tubenten Jpanb foHte nid)t feftet ben ©riff
beS ®d)roette6 umfpannen bei fo gewaltiger sprebigt!
Bie ^efigebichte von ©eibei unb ©cbeffei unb bie fjilbfche ©teg;
reifrebe 25ertboIb SiuetbachS bei bem ber (feiet fotgenben SluSftug
auf ben Dbiiienbetg [eiten von fo fioljer 2Batte wieber mehr ju ben
OTittelmäßigfeiten beS batnaligen ©cutfchtonb jurüd. 2ßir finb froh,
über biefen Juftanb im ganjen hinaus ju fein; bie ©eneration vor
unfrer heutigen afabemifchen 3ugenb b fl t ihn fämpfenb überwun;
ben. fpeute aber ift auch et bereits ©efdjidjte, unb wir flehen feinen
einjelnen Srfdjeinungen unbefangener gegenüber. Unb wenn Sitter:
bach bie KriegSfunfl als KriegSwiffenfdjaft feiert unb ihre Jugebörig:
feit ju bem ©anjen ber 2Biffenfchaft als ©egenwitfung gegen fo
ntand^eS ©rennenbe betont, fo fprid)t er jebem 3>’tedefmeüen im
feibgtauen Ölod auS ber ©ecle. 2Bir ade haben eine tiefe Sichtung
befommen vor bem miffenfdmftlidjeit ©eifl unfereS großen Jpeer:
wefenS, unb ebenfo freubig erfennt auf ber anbern ©eite bie .ftcereS:
leitung felbfl bie unfcbäpbaren ©ienfle, bie uitfre 2Biffcnfd)aft ber
Slerteibigung beS SaterlanbcS geieiflet bat. —
hinter ber SBürbigung beS reichen ©ebaitS jebod) barf baS Sob
bcS ebien ©djmudeS, in bem berfeibe bahetfommt, nicht jutüdbieiben.
©ie SiuSflattung beS ©üdjIeinS fyat einer ber anerfannten Sltcifter
beutfehen 25ud)fd)mudS übernommen, ‘ProfefTor 3o|epb ©attier in
©rtahburg.
Ben Sefern bet geitfebrift für Sud)wefen unb Schrifttum fattn
ber SSame beS berühmten 3ß«flratorS nicht fremb fein, unb eS ift
nid)t biefeS DrtS, bem ©anjen feiner Kunft gerecht ju werben. Jum
50. ©eburtStag beS OTciflctS ift bieS non berufenen Sehern in auS--
reichenbem SRage gefebeben. Srwübnt feien nur bie beiben Slufiape
in ^)eft 7/8 beS SirchinS für ©udpgewerbe 1917, unb im 9. #eft beS
gieidpen 3abtgangS ber „OT^einlanbc".
3ofepb ©attierS Kunft bat jwei ©efichtet. Siuf bet einen ©eite
liebt et ben berben ©trid;, ben feden, eigenwilligen, bejiebungSooflen
Sinfall, auf bet anbern gibt er ftdj einem fchiidpten, nichts weniger
als ibeenbafteit ©egenHattbe mit etflaunlicber ©reue bin unb ringt
um ihn mit ben feinften grapbifdjen TOitteln.
Biefe beiben 'Pole feiner reichen Künfllerperfönlichfeit veranfd)au>
liehen etwa bie bei bem genannten Siuffap ber „SHbcin[anbe‘' repto--
bujicrten SriibriS auf bet einen ©eite, unb auf ber anbern bie ent.
jttdcnb feinen 'Proben auS feinem KriegSffijjenbuch, bie man
ebenbort ftnbet.
Siuch ber Scpmud beS DflergrujjeS, auS jabireichen Iufd)ejeid)=
nungen befltbenb, jeigt biefe gegenfüplichen Qualitäten beS ©attier;
fepen ©tileS.
3um größten ©eit finb eS Kopfieiflen, bie abwedpfelnb biibiidj unb
beforativrfpntbolifch finb. 3 n ben betorativen ©tüdett hoben wir
ganj ben berben Sattlerfdjcn ©trid). Sim flärfflen, faft gewalttätig
fomntt er jum SluSbrud in ber SSerjierung ju bem obenerwähnten
folbatifcpen ©ruplieb, wo ohne Umfcbweif ber ridptige 'ptan einer
2?aubanfd)cn fünfedigen Jitobelie mit einem bidbaifigen 93otlbrud;
freuj in ber 9J?itte über ein langes Oicdjted mit gerablinigcn Sichen:
gerten gelegt ift. 9!üdjid)tS!oS unb b«tt (lebt ber Sinfad ba, man
vergißt ii;n nicht mehr, wenn man ißn einmal gefeben b«t. gugäng-
Iidjer ift fchon bie Kopfieifte ju bem „©chanjlieb". Jpier ftnben wir
Späten unb Jpaue, bie 2Babrjeichen unferS waderen SlrmierungS;
wefeuS, über einem flarfgcbunbenen Kober getreujt. SliS 91anb«
fepmud verwenbet ©attier hier wie anberwcittS in unferrn SBüchlein
baS ebenfo einfad)e wie battfbate 'Diotir ber Knofpengerte, baS ge:
iegentlich auch einem feiner SriibriS auftaucht unb vor adern auf
bem einbtudSvoden Umfchlag unb ©iteiblatt beS DftergrußcS ju
einer ftarf fpmboiifdjen 2Birfung fommt. ©er ßetbe ©chntud ber
ÜBeibenfäßchen jiemt ber ößeriidjen Jeit unb ber ganjen Stimmung
beS SBucheS: baS UniverfitätSfiegel mit bem Silbe bcS Slufcrflanbencn
nimmt Sider in feinem ©eleitwort jum SlufgangSpunft einer furjen,
feinftnnigen, echt erbaulichen, ja begeifternben Setrachtung über bie
große ©aat; unbDflerjeit beS Krieges.
Sine tcd>nif<h »eit fchwerere Siufgabe batte ber OTeifler bei ben
Kopfleiften mit bilblicben ©arjledungen. fOiit jwei SiuSnabnten
jeigen biefe ©ilbdpen bie Stätten, bie in ber @cfd)id)te ber alten
Sltabemie eine Diode fpielen. Slußerbem feben wir (ju bem Sieb „Ju
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Seitfdjrift b e« 35eutf4>en ©erein« für 35u^wefeit unb ©djrtfttum
©traßbutg auf ber ©dwnj") ein ©tüd bet alten ftanjöfifdjen '2Baß:
mauer mit einem bet djarafteriflifcfjen JlanfierungSerfer, bie man
nodj vor wenigen 3 n f)tcn an bcm je§t gefdjleiften Mehgertor fetjen
tonnte, unb eine 21ufid)t ton ©efenheim.
Siefe ungemein lodenbe Aufgabe bat bet künfller mit braun;
bernSroertem ©lüde geloft. ©S galt fffer, mit bet primitiven formen;
fptadjc ber Xufdjejeicfjnung — unb jroar einet Sufdjejeidjnung mit
ftumpfer ffeber — Miniaturen jener jebem Straßburger ©tubenten
vertrauten unb lieben Ülnficbten ju ftbaffen, Miniaturen, bei bencn
obnebin baS üluge umoidfürlich mehr [eben will als ibm gezeigt
roerben fann. Ser ©ebanfe, ben Sofumenten jur ©efdjidjte bet Uni;
verfitat biefe Ülnfidjten beijugeben, gebürt ju ben banfenSroertefien
beS ganjcn fdjönen Unternehmens. (Sie geben bem Sind) baS Sinjig;
artige, baS eS jum redjten Siebhaberbudj madjt.
3u@oetheS2luSfül)rungcn über gotifcben unb 0lenaiffnncegefd)mad
enblitb gibt Sattler eine prächtige ganjfeitigc 2lnfid)t beS SHofjan;
fchloffeS mit bem baffintcrauftagenbcn Münfler. Jß)iet roirb fogar bie
einfache 9iad)ahmung ber Sßirflicbfeit jutn gebanfenvollen ©tjmbol.
©ebanfenvoll unb formvoll, eine bnrmonifcbe unb voßenbete@djöp>
fung ift baS fleine Vudj. SBir bojfen ben Sefer überzeugt ju haben,
bofj eS nidjt verbient, im Strome ber kriegSIiteratut ber Vergeffen;
heit entgegenjutreiben.
©anj abgefehen von bem bejicljungS: unb gebanteitreichen 3nfjalt
muß ber ©attlcrfdjeSdjmud ben kennet anjiehen. Ifaff alle Sattler;
fchen 2Berfe ftnb in flcinen unb teuren SiebhaberauSgabcn erfdjienen.
,f>ier ifl nun eine«, baS jroeifelloS in kürje ebenfalls ju ben Selten;
heiten gehören wirb, baS aber jurjeit nodj ju einem fef>r billigen ß)reiS
erlauben roerben fann. SaS Sefretariat ber Univerfität ifl bereit,
früheren ©tubenten bet ©traßburget #ocbfdjule auS bem nodj vor;
hanbeittn bcfdjränften Vorrat ©pemplare jtt 3 Mart abjugeben.
2Ibcr auch anbetn Viidjetliebhabern, bie nidjt Jpiirer bet Univerfität
gctvcfen ftttb, fann baS Vüdjlein von ftflü ju faß jugänglich gemacht
roerben. k. 21. Meininger.
Sie fdjiiuc S8üd)erei. granffurt a. M., Siebemann & Ujiefli
1917. (LXIV, 282 ©eiten) 8°. 3 n tetnationafe ®iblio;
gtaphie berkunffroiffenfeßaft. j£>erauSgegebenvonDr.3gnaj
SBeth- 14. Vanb. 3ahr 1915/16. SBerlin, V. ®ef>r« »erlag, 1918.
(VIII, 286 ©eiten) 8 n . kartoniert M 18. — „Sie feßöne SBUdjerei"
ifl ein VerjeidjniS, baS „in tunlidjffet Sücfenlofigfeit bie in SBüdjer
gefaxte kunfl (in roeiteflem Sinne) vereinigen unb in ihrer @efamt;
heit als ibeale Vüdjerei barffeßen foH". Sie augenblidliche Unju;
gänglichteit fremben ©djrifttumS veranlaßt SBefchräntung auf baS
Seutfdjfpradjige; nach bem kriege fofl fleh baS änbern, hoffentlich
nicht in ber üblichen äBeife auf koflen bc$ Seutfdjen. Sem eigent;
liehen VerjeidjniS votangefleütfmb eine 2lnjaf)l roenig feßöner Silber,
bie baS 8udj verunflalten. ©S ftnb nur auSlänbifcffc künfller, bie
man bet Sf)re, vertreten ju fein, geroürbigt hat: ©harafu, Saumier,
Selacroir, (Spanne, van ©ogß, ©auguin, Mund), Matiffe, kan--
binsfp, Shagafl. 3h |,E n folgen Sertproben von kungfutfe, fffaScal,
©oethe, 2cnj, Jpölbetlin, Stenbhal, Solftoi, ©trinbberg, Sternheim,
Säubier; hi« f>at man roenigflenS einige Seutfcfje jugelaffen. —
SaS VerjeidjniS bietet, gegliebert nach ©efdjidjte, fJiaffc unb 2lrt,
4106 Üitetaturuachroeife. Sie aitgeflrebte Voßflänbigfeit roirb ftch
erjl mit ber Jeit erreichen taffen, bie ©runblage ifl nitht übel. — Sie
©dfriftroahl erfchroett bie überfiel)tlidjfeit unb baS 3 ure 4>tffnben:
Schöpfer unb SfBerftitel auS Verfallen, alles mager, bie ©ruppen
ohne Sperrung. SaS taufcf)t freilich Oleichhaltigfeit vor, verwirrt unb
ermübet aber. SaS gleiche ifl ber 55afl mit ben burdjrocg einheitlich
geflalteten SBerlegeranjeigen, bie ben proetf bet Oieflatne, bie 2luf;
merffamfeit auf SBeflimmteS ju lenfen, unerfüllt laffen. Ser „3nber"
ifl eine redjt erroünfehte Zugabe. — Sine .f)od)ft[ciflung ifl baS ©anje
nod; nicht. — 2US alten SBefannten begrüßen roir bie (internationale
^Bibliographie ber kunfhviffenfehaft", bie feit 1910 von 3ö ria S
horauSgegeben rourbe unb je&t, nadjbem SB. burdj einen Straßen;
bahnunfall löblich verungliidte, von Dr. Jri(5 ©olbfehmibt in SBerlin
fortgefefst roirb. Set krieg hat auch Iji« SBefchräntung aufetlegt, ba
aiuSlänbifchcS nur fchroer unb nur in engen ©tenjen erreichbar roar.
Ser neue .fterauSgcber hofft aber nach fJiüdfeljt georbneter iBerhält;
niffe bie Süden füllen ju tiinnen. Sie Sinteilung ifl bie gewohnte
fachliche unb man follte an ihr nichts änbern. Sie ©ad); unb baS
2lutorenregiflcr vctjeidjnen eine faum erroartete Oleichhaltigfeit von
Oladjroeifen. Sie Sarbietung beS ©anjen ifl ohne iabel. 21. ©.
$a8 tlluftricrtc Such- Unter biefem Sitel gibt SbmunbMeper
(S8erlinW35) foeben feinen 46.2lntiguariatSfata(og heraus, ber eine
}iemlicl) erfch'öpfenbe überfidjtitber bie im 19. u. 20.3«hth- erfchicnenen
bebeutfamett SBeröffentlidjungen auf bem ©ebiete beS ittufhietten
SBudjeS gibt. 2luS bcm mit funflbiflorifd)em SßcrflänbniS jufamnten-.
gefleüten SBerjeidjniS roirb roieber einmal bie fultureße unb bibliophile
2lufgabe beS mobernen 2lntiguarS erfennbar, roie er nidjt nur roahlloS
alte SBiidjcr auffattfen unb anbieten foll, fonbem gerabeju moralifdj
verpflichtet ifl, felbfl ©atnmler ju fein, um feiner bücherfammclnben
kunbfdjaft Olatgeber ju roerben. Mit bem votliegenben katalog hot
Met)cr,auchroennetbnSbe}üglid)eMaterial nidjtlüdenloS jufammen*
bringen tonnte, biefe ülufgabe votbilblich gelöfl. $el)lt auch bieüb--
lidje SBeigabe ber 2lbbilbungrn, fo vermittelt hoch bie SBefdjäftigung
mit biefem SBerjeidjniS ben Sinbrud einer an fünfrlerifchen Seiflungen
ber pnhl unb bcm SBerte nadj überragenben ©poche auf bndjfünfl;
lerifdjem ©ebiet. ©S erhöht baS 23crflänbniS für baS unter bem Sitel
„SaS iflufhierte Sud)" jufammcngefaßteShttttOi baß eine von 2ub;
roig ©ternaur verfaßte ©inleitungbcnüluftaft ju bem eigentlidjcn
verjeichnenben 3nhalt gibt, ©tetnaitv nennt baS ittujlrierte SBudj bie
©ebnfudjt von 3oh'huttberten, meint aber, baß nidjt jebergeit bie Sr;
fiiüung biefer ©ebnfudjt bcfchieben roar. Sie ©djöpfungcn ber ©er;
gangcnljeit ftttb fjiec SBaufleine, auf benen roir roeitergebaut haben.
Mit Oledjt nennt ©temaup baS illuflciecte SBud) ein tptoblem, unb er
fügt ebenfo richtig h>nju, baß biefeS flSroblem für ben künfller, ber
aus feiner Sittgabe heraus fd)offen foD, nicht befielen barf. ©ternaur
meint weiter, baß bie kunfl beS 3ßuflratorS bis ju einem geroiffen
©rabc felbflloS fein muß, ba 3ßuflrieren Unterorbnung bebingt. Sie
spijantafie beS 3ßuflratorS fei immer gebunben, biefer erapflnbe nach,
begleite nur. Ülber in biefen ©renjen habe er viel eigene greif>ett, fo
baß er bod; roieber eigene kunfhuerfe geflalten tonne. SS fei h>nju<
gefügt, baß ©renjen biefer 21rt für jebc kunfl befleljen. Sbenfo fönne
man audj fagen, baß ber SanbfdjaftSmaler nur nadjempfinbe. SBeffer
ifl eS vielmehr ju behaupten, baß baS 3Huftrieren innerhalb berkünfle
auf feinem nieberen fflang fleljt, unb baß für ben edjtenkünftler ber
Sert nidjt mehr fein foU unb roirb als von außen fommenber 2lnfioß,
ber ben inneren kern ber ©cflaltung nicht beriihtt. ®. ©.
3n^a[t^erjet$nt^
Sie epichorifcße (ptäheQenifche) Sdjrift im iffioffen kleinaftenS.
©.73. — Sie erffe Srudctei in ülmecita. ©.80. — Ser karifaturen;
jeidjner konffantin v. ®rimm. @.81. — Mitteilungen beS Seutfdjen
SJereinS füt SBud)roefen unb Schrifttum. @. 83. — Vermehrung ber
Sammlungen beS Seutfdjen kulturmufeumS. @.85.— VerroaltungS-
unb SBeiräte beS Seutfcßen Vereins füt SBudjrocfen unb ©chtifttum.
@.86. — SaSSeutfdjekuItutmufeum juSeipjig. @.90.— SBücher;
unb peitfdjriftenfdjau. @. 94.
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Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“
Heinrich Schwarz, für den Teil „Zeitschrift des Deutschenvereins für Buchwesen und^Schrifttum“ Prof. Dr. Albert Schramm
Druck von Breitkopf Sr Härtel — Sämtlich in Leipzig
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BAND55<=Ü«M^ SEPTEMBER-OKTOBER <^^>HEFT9/10
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ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
kiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiitimiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinE
HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig
(9. Fortsetzung)
A ls einer der wichtigsten Aufsätze aus dem
L\ XL. Bande verdient ein solcher von Heinz
A. m^König über das Thema Neue Wege zu alten
Zielen erwähnt zu werden, denn der Verfasser be¬
leuchtet darin in vortrefflicher Zusammenfassung das
Unsichere der damaligen Bewegung im Buchgewerbe,
aus der heraus erst etwasVollkommenes, Abgeklärtes
geboren werden sollte. Unter anderm sagt er: Wir
erstrebten die kräftige, formschöne Schrift, die ein¬
fache im Tonwerte hierzu stehende Schwarz-Weiß-
Wirkung der Illustrationen und des Buchzierats, die
vornehme Raumverteilung, aber wir suchen Ausdrucks¬
mittel fürdieseaus unsrerZeitheraus. Neue Schriften,
in welchen der Zeitgeschmack und seine Anforde¬
rungen an heutige Lesbarkeit zum Ausdruck kommen,
Illustrationen unsrer Maler im Gewände des jetzigen
Lebens, wenn auch in der kraftvollen einfachen Linien¬
zeichnung alter Meister, doch ohne Stilkopien der¬
selben zu sein, Buchschmuck im Sinne moderner
Formgebung und neuer dekorativer Anordnung.
Für die formelle Gestaltung dieser Grundlagen
der Buchkunst haben wir zum Teil neuzeitliche For¬
men gefunden, besonders für das Ornament sind wir
auf die einzig wahre Lehrmeisterin „Natur“ zurück¬
gegangen. Hier linden wir alles, was uns fehlt, jede
Blume, jedes Blatt gibt uns Anregung zu neuen For¬
men, jede Farbstimmung in der Landschaft zeigt uns
Töne, die wir direkt in ihrer Zusammenstellung ver¬
werten können.... Wenn nun zwar noch viele an den
Äußerlichkeiten hängen bleiben und glauben, der
moderne Schnörkel sei die Hauptsache, so dringt
doch der ernste künstlerische Geist der Moderne
allmählich in weitere Kreise vor, immer mehr bricht
sich die Erkenntnis Bahn, daß es sich um eine ehr¬
liche und kraftvoll angestrebte Reform handelt. An
uns tritt nun die dringende Pflicht heran, mitzuhelfen
und auch in unsrer schönen Kunst die Wege zu ebnen
für „neue Wege zu alten Zielen“.
Inzwischen sind 15 Jahre verflossen und es hat
sich das, was der Verfasser erhoffte, nicht nur in
vollstem Maße erfüllt, die künstlerische Entwicklung
hat sich im Buchgewerbe mit Riesenschritten voll¬
zogen und es muß wohl betont werden, daß die da¬
maligen Anregungen kräftig Wurzel geschlagen und
reiche Früchte gezeitigt haben.
Eine Anzahl Aufsätze, die des Nachlesens wert er¬
scheinen, schließen sich den bis jetztaus dem XL.Bande
erwähnten an, auch verdient gerade dieser Band seiner
wertvollen Beilagen halber ganz besondrer Hervor¬
hebung. Das Schlußheft des Bandes allein enthält
zahlreiche prächtige Proben mehrfarbiger Reproduk¬
tionstechnik, welch letztere durch die Beilagen des
Archivs in reichem Maße zur allgemeineren Kenntnis
der Fachwelt gebracht wurde.
Eine umfassende Abhandlung von Otto Grautoff
über den Deutschen Verlegerband mit zahlreichen
Abbildungen von Einbänden aus ersten Buchbinde¬
reien gibt ein Bild von dem Stande der deutschen
Einbindekunst, im besondern von deren geschmack¬
licher Seite. Hierbei zeigt sich, daß man noch am
Hergebrachten festhielt und dem Ausländischen man¬
ches entlehnte, sich aber auch schon stark auf eigene
Füße zu stellen begann. Der Verfasser schließt, in¬
dem er die Hoffnung ausspricht, daß der deutsche
Verlegereinband, wenn er sich auf dem bisherigen
Wege wie bisher weiterentwickelt, bald auch dem
Auslande, besonders England, Amerika und Dänemark
gegenüber eine hochbedeutende, Achtung gebietende
Stellung einnehmen wird.
Einige vom Deutschen Buchgewerbeverein im Jahre
1903 in der Gutenberghalle veranstalteten Vorträge
sind ebenfalls in diesem Bande des Archivs wieder¬
gegeben und zwar betreffen sie Stil und Ornament
unter besondrer Berücksichtigung des Buchgewerbes,
über welches Thema Dr. R. Kautzsch gesprochen hat.
Franz Fleischmann behandelt eine bis dahin wenig
bekannte alte Buchdruckerordnung von 1717, die ge¬
schichtlich recht interessant ist.
Eine Abhandlung von dauerndem Wert ist die Über
die Erzeugung der Druckfarben und ihre Venvendung
von Dr. Dorn, der den Leser in das Wissenschaft¬
liche und das Technische dieses Sondergebietes der
13
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Original ffom
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
DruckkunstinWortund Bild einführt. FerneristeinAuf- ten die in diesem Bande enthaltenen Berichte über
satz über Bogenanlegeapparate und Handanlegung die von C. E. Poeschel gehaltenen praktischen Kurse
hervorhebenswert, weil in ihm alle Typen von An- über moderne Buchdruckkunst (Leipzig-Hamburg)
legeapparaten eingehend beschrieben und abgebildet gelten. Die Wirksamkeit Poeschels war seiner¬
sind. Von R. Bammes erscheint eine reich illustrierte zeit von grundlegender Bedeutung, denn seine Be-
Abhandlung über den Goldenen Schnitt im Akzidenz- Strebungen liefen auf eine Befreiung des Satzbildes
sate,dessenBeispieleganzbesondersgutgewähltsind. von jedwedem Schnörkelwerk hinaus; die einfache
Linie und das primitive Flächenornament erschienen
10 f >A ^ er nunme hr einsetzenden Zeit hatten ihm im Verein mit gutgewählten, zum Wortlaut pas-
die buchgewerblichen Fachzeitschriften ein senden klaren Schriften die besten Mittel, um den
so umfangreiches und sich durch die im vorigen Setzer wieder auf richtige Bahnen zurückzuführen.
Abschnitt bereits gekennzeichnete fortschrittliche Daß eine solche puritanische Einfachheit, die zudem
Bewegung in allen werktätigen und künstlerischen zunächst noch mit den vorhandenen alten und wenigen
Kreisen vermehrendes Stoffgebiet zu berücksich- neuen Mitteln erzielt wurde, sich nicht für die Dauer
tigen, daß es ihnen nach und nach unmöglich wurde, und jedwede Druckarbeit durchführen ließ, liegt klar
alles Wichtige zu erfassen und zu behandeln. Beim auf der Hand. Das letztere bestätigt eine Abhand-
Archiv für Buchgewerbe zeigt sich das insofern am lung Poeschels, die den vielbesagenden Titel Der
deutlichsten, als seine Bände von 1904 bis 1913, mit Unverstand im Kampfe mit der Tradition trägt. Der
denen sich das halbe Hundert erfüllte, einen Umfang Verfasser wendet sich gegen gewisse typographische
annahmen, der für Leser wie für Bibliotheken ein Größen, die allzufest am gewohnten Alten hängen,
bedenklicher zu werden begann. die das Eindringen der Künstler und Laien in das
Für den textlichen Teil allein bot sich schon so Tätigkeitsgebiet des Buchdrucks bekämpfen und eine
vielerlei aus allen
Gebieten, daß die
bisherige besondere
Betonungdes Buch¬
drucks (Satz und
Druck) mehr und
mehr aufgegeben
werden mußte.
Die Berücksich¬
tigung aller tech¬
nischen Gebiete
des Buchgewerbes
und der buchkünst-
lerischenBewegung
erschien als das
Gebotene und es
spiegelte sich diese
Richtung sowohl im
Inhalte wie in den
zahlreichen Bei¬
lagen der einzelnen
Hefte und Bände,
die noch zu behan¬
deln sind, deutlich
wieder.
Von den vielen
Abhandlungen des
XLI.Bandes erwähne
ich zunächst jene,
die sich auf eine
grundsätzliche Ver¬
besserung der Satz¬
anordnungbeziehen
ARCHIV FÜR
BUCHGEWERBE
VERLAG DES DEUTSCHEN
BUCHGEWERBEVEREINS
LEIPZIG
HEFT 3
42. BAND JAHRGANG 1905
Gefährdung dessel¬
ben in handwerk¬
licher Hinsicht be¬
fürchten.
EineReihevonAb-
handlungen unter
dem Sammeltitel
Lehranstalten für
graphische Künste
läßt erkennen, daß
manüberall bestrebt
ist, den gegebenen
Anregungen zu grö߬
ter Einfachheit zu
folgen und syste¬
matisch verbessernd
und befestigend vor¬
wärtszuschreiten.
Besonders wichtig
ist eine ausführliche
reich illustrierte
und mit Beilagen
versehene Abhand¬
lung über die König¬
liche Akademie für
graphische Künste
und Buchgewerbe
zu Leipzig, die mit
ihren zahlreichen
Fachklassen und
neugewählten
Lehrkräften kräftig
und bald sehr er-
und als solche dürf- Abbildung 109. Verkleinerter Umschlag (zweifarbig) zum XLII. Bande
folgreich in die
9S
Digitizedby QoO
Original fforn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Bewegung einsetzt und eine sich durch Vornehmheit
und künstlerische Wirkungen auszeichnende Aus¬
stattungsweise begründet. Zahlreiche Beilagen, die
in den Lehrwerkstätten der Akademie entstanden,
sowie technisch-belehrende Aufsätze der Lehrkräfte
erscheinen im Archiv und es werden auf diese Weise
die Ziele dieser Lehranstalt der Allgemeinheit ver¬
mittelt.
Weitere Aufsätze dieser Art betreffen die Ein¬
richtung einer graphischen Gewerbeschule in Berlin,
Fachklassen für Steindrucker in Berlin, Lehr- und
Versuchsanstalt für Photographie in München, Gra¬
phische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.
In ausgedehntester Weise kommen die sich 1904
auf etwa 60 belaufenden typographischen Vereine und
Gesellschaften im Archiv zu Worte und zwar durch
eingesandte Tätigkeitsberichte, aus deren Inhalt man
wohl ein Gesamtbild von dem allseitigen Fortschreiten
gewinnt.
Das Gebiet der Schriftgießerei betreffen folgende
Aufsätze: M. Wöller, Systematischer Ausschluß; Herrn.
Smalian, Zur Ge¬
schieh te der Lettern -
breite; M. Wöller,
Die Einteilung der
Messinglinien-
Sortimente; Herrn.
Smalian , Zur Ge¬
schichte der No rmal-
linie, der Schrift¬
höhe und desSchrift-
kegels; Zum Kapitel
Musterschutz.
Umfassende tech¬
nische Ausarbeitun¬
gen von Arbeits¬
ausschüssen oder
Firmen fanden im
Archiv stets Vorzugs -
weise Aufnahme,
so in vorliegenden
Bande Grundsätze
für Feststellung der
Nomiallinievon J.G.
Scheiter & Giesecke,
eine höchst ver¬
dienstliche, reich¬
illustrierte Arbeit.
Ferner die ausführ¬
liche Abhandlung
über die von der
Typographischen
Gesellschaft zu
Leipzig nach mehr¬
jähriger Arbeit aus¬
gearbeiteten Nor¬
malgießzettel. Die Anhänger der Logotypen (Silben¬
typen) kommen ebenfalls mehrfach zu Worte.
Weitere technische Aufsätze in diesem Bande sind
folgende: R. Bammes, Das Prinzip der vergleichenden
Gegenüberstellung beim Fachunterricht; Stefan Stein¬
lein, Das Grundübel im farbigen Akzidenzdruck; A.
W. Unger, Über manuelle und mechanische Zurich¬
tung; M. Junge, Zur Geschichte der Tiegeldruckpresse
und das rationelle Arbeiten an derselben. Zahlreiche
kleinere Beiträge aus dem Gebiete des Satzes und
Druckes ergänzen diese mehr grundlegenden Ab¬
handlungen.
Der auch in Deutschland Eingang gewinnenden
Setzmaschine Lanston Monotype wird besondere Auf¬
merksamkeit zugewendet, ebenso dem zu weiterer
Verbreitung gelangenden Aluminiumdruck, dessen
Gesamtgebiet von F. Hesse behandelt wird.
Die Mitwirkung des Deutschen Buchgewerbe¬
vereins bei der buchgewerblichen Beschickung der
Weltausstellung in St. Louis spiegelt sich in einem
längeren Aufsatze von Dr. L. Volkmann wieder, der
sich anschließend
daran auch über
den buchgewerb¬
lichen Großbetrieb
in Amerika ver¬
breitet.
Von allgemeine¬
ren Aufsätzen seien
folgende hervorge¬
hoben: Stefan
Steinlein, Das Buch¬
gewerbe auf derA us-
stellung der Künst¬
lerkolonie in Darm¬
stadt; M.v.Schwinds
WO. Geburtstag;
A. Bär ekel, Buch¬
drucker-Mißbräuche
in früherer Zeit; E.
Arnold, Wolrabs
Dresdener Sachsen¬
spiegelausgabe.
Den Arbeiten gra¬
phischer Künstler
wird die weiteste Be¬
achtung geschenkt:
so bringt das Archiv
umfassende Proben
aus dem prachtvol¬
len Werke Die Nibe¬
lungen von J.Sattler,
aus dem Betriebe
derReichsdruckerei.
Die 1904 erschei¬
nende Behrensprobe
13 *
| ••• cirujw Jur LjuCf)y6W£ruQ g
Abbildung 110. Verkleinerter Umschlag (schwarz,
rot, Gold) zur Festnummer des XLVI. Bandes
99
Digitizec
Google
Original ftorn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
wird eingehend besprochen. — Ganz besondere Be¬
rücksichtigung erfährt im Archiv das bis dahin ziem¬
lich vernachlässigte Gebiet des künstlerischen Buch¬
einbandes und zwar zunächst durch einen Aufsatz
von Anker Kyster unter dem Titel Von Büchern und
von Bucheinbänden und von E. Steiner über * Unsern “
künstlerischen Bucheinband.
Als eine lange beibehaltene ständige Einrichtung
im Archiv sind noch zu erwähnen die in jedem Weih¬
nachtshefte enthaltenen, von besonders gewählten,
sachkundigen Mitarbeitern verfaßten Jahresübersich¬
ten über die verschiedenenGebiete des Buchgewerbes.
Diese Aufsätze bilden ein äußerst wertvolles Ge¬
schichtsmaterial, in dem alles Wichtigere zusammen¬
gehalten ist.
Im Gegensatz zu den früheren Bänden vermehren
sich von nun an auch die sogenannten bildmäßigen
und drucktechnischen Beilagen, während die ein¬
facheren Satzbeilagen zurücktreten. Es erklärt sich
dies daraus, daß das Archiv weniger Wert auf die
Behandlung und Betonung der elementaren Fach¬
wissenschaft legt als wie auf die Zusammenfassung
aller wichtigeren technischen und künstlerischen An¬
gelegenheiten des Buchgewerbes. Die Beilagen im
ganzen bilden daher auch eine wertvolle Sammlung
künstlerischer und buchgewerblicher Arbeit aus den
betreffenden Zeitabschnitten.
In dem jetzt zu behandelnden XLII. Bande
äußert sich die Vielseitigkeit des Stoffes
in noch stärkerem Maße als wie es weiter oben be¬
merkt wurde. Die Anzahl der Aufsätze ist nicht nur
eine größere, deren Inhalt ist auch von ganz beson¬
derer Bedeutung, denn die betreffenden Verfasser
nehmen zu den von ihnen behandelten Fragen eine
grundsätzliche Stellung ein und bringen sie klar zum
Ausdruck. Es trifft dies besonders zu auf folgende
Aufsätze: Dr. E. Willrich, Graphische Kunst und Volks¬
kunst; St. Steinlein, Die photomechanischen Repro¬
duktionsmittel alsVerderber des Stilgefühls; H. Wallau,
Gutenberg. Techniker und Künstler; G. Kühl, Anti-
Larisch (in dieser Abhandlung wird der ablehnende
Standpunkt Larischs der Frakturschrift gegenüber in
interessanter Weise beleuchtet); St.Steinlein, Kunst
oder Technik?• C. Matthies, Ein Rückblick. Dieser
letztere Aufsatz ist insofern nachlesenswert, weil er
den Stand des Buchgewerbes und der Buchkunst nach
einer zehnjährigen Entwicklung in neuer Richtung
festhält. Der Verfasser schreibt u. a. folgendes:
„Wir haben jetzt zehn Jahre buchgewerblicher Ent¬
wicklung hinter uns und vierzehn Jahre sind seit
Morris’ Gründung der Kelmscott-Press verflossen.
Im allgemeinen blicken wir wohl ruhiger auf das, was
uns einst mitten im Kampfe umbrandete. Wir selber
sind ruhiger geworden und sicherer im Urteil. Vom
Ausland haben wir uns freigemacht. Auf unsre Art
1905
besannen wir uns und finden jetzt, daß wir damit
weiter kommen, als im Nachahmen des Auslandes.
Weil wir wieder aus unserm Boden unsre Kräfte
zogen, konnten wir in St. Louis an erster Stelle mar¬
schieren, trotz Morris und Walter Crane ....
Wenn wir die zeitgenössischen Drucksachen auf
ihren Zierat hin durchmustern, so können wir ver¬
schieden gestimmt werden. Pessimisten dürften ver¬
zweifeln. Neben der strengen, geschlossenen Form,
den Empirekassetten und mäanderartigen Linienaus¬
läufern, finden wir einen Durchschnitt, der von der
seligen freien Richtung nicht zu unterscheiden ist.
Wir finden aber auchzielbewußte Kunststätten, wenige
zwar, aber sie bilden ein gutes Gegengewicht. Und
die wenigen bringen immer die Kultur!“
Von den zahlreichen rein technischen Aufsätzen
seien noch einige erwähnt: M. Kunz: Der Hochdruck
für Blinde; 0. Winkler: Der Einfluß des Wassers auf
das Druckpapier; M. Fiedler: Der Druck mit bunten
Farben au f farbige Papiere; Fr. Bauer: Das Motiv im
Akzidenzsatz. Über die systematische Schriftlinie ver¬
breitet sich N. F. Werner, St. Louis, H. Smalian be¬
schreibt das Schriftsystem Aloys Auers.
Zu gleicher Zeit berichtet das Archiv ausführlich
über die nach langen Beratungen und Verhandlungen
sowie Auseinandersetzungen in der Fachpresse auf
der am 27. Juni 1905 in Kassel abgehaltenen Haupt¬
versammlung des Deutschen Buchdruckervereins
endgültig angenommene deutsche Normalschriftlinie.
H.Smalian beleuchtet unter dem Titel Der Schlußstein
des Normalsystems diese ganze Angelegenheit in zu¬
sammenfassendem Sinne. Daß die Normallinien frage
bis zu ihrer Erledigung eine umfangreiche Literatur
gezeitigt hat, mag nebenbei bemerkt sein.
Die Ligaturenfrage gab immer wieder Anlaß zu
Erörterungen und zwar behandeln diese Frage hinter¬
einander H. Smalian und M. Wöller.
Auf dem Gebiete der Setzmaschine tritt der Elektro-
typograph als neuer Typus auf, er wird von L. Anarius
eingehend im Archiv besprochen und zahlreiche Ab¬
bildungen gegeben. Eine Einführung in den Druk-
kereien war der Maschine nicht beschieden. Als
weitere bedeutungsvolle Neuerung behandelt G. Fritz
die Autoplate, die für die Herstellung der Rundplatten
für Zeitungsdruck von Bedeutung werden sollte.
Die Reproduktionstechnik findet Berücksichtigung
durch folgende Aufsätze: F. Mai, Die chemische Re¬
produktion oder das anastatische Verfahren; G. Fritz,
Verbesserung des galvanischen Prozesses. Diese Ab¬
handlung bezieht sich auf das Albert-Fischer-Galvano
bzw. die Bleiprägung, durch deren Einführung wesent¬
liche Vorteile bei der Galvanoherstellung erzielt
wurden. A. W. Meyer behandelt im gleichen Bande
die neuerfundene Spitzertypie, ein Wiedergabe ver¬
fahren, das mancherlei Vorzüge hat, sich aber den¬
noch nicht einzubürgern vermochte.
100
Digiti.
ze<iby Google
Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Als ergänzende Aufsätze können folgende gelten:
Frz. Zimmermann, Das Papierlager; A. Steinkrüger,
Kalkulation der Drucksachen; E. Steiner, Der Perga¬
menteinband.
Der Geschichte und allgemeineren Abhandlungen
wurde in diesem Bande das Archivs ein besonders
breiter Raum gewährt. H. Heidenheimer behandelt Die
Heimatstadt der Druckkunst; A. Kippenberg, Die Ge¬
schichte des Buchdrucks; F. Vogel, Menzel als Graphiker,
A. W. Meyer, Die k. u. k. Hof- and Staatsdruckerei in
Wien; der Verfasser dieses Streifzugs, Schillers Be¬
ziehungen zum Buchdruck und die Ausstattung seiner
Werke.
Endlich seien noch erwähnt ein Aufsatz von
H. Leferenz über Die Zensur und die Presse in Deutsch¬
land; Joh. Thren, Ein belgisches Buchgewerbemuseum.
Über die 1905 abgehaltene Internationale Aus¬
stellung in Lüttich, deren deutsche buchgewerbliche
Abteilung wieder der Deutsche Buchgewerbeverein
angeordnet hatte, berichtet das Archiv in ausführlicher
Weise, ebenso über eine Ausstellung buchgewerb¬
licher Arbeiten deutscher Kunstschulen im Deutschen
Buchgewerbehause zu Leipzig.
Hiermit ist in kurzen Strichen der Hauptinhalt des
XLII. Bandes skizziert. Die Fülle des Stoffes verbot
leider die Wiedergabe besonders wichtiger Stellen
aus den Aufsätzen, deren Nachlesen jedoch jedem
angeraten werden kann, der sich für die Entwicklung
unsrer Kunst zu begeistern vermag. Die Beilagen
des Bandes sind äußerst wertvoll.
DerXLIlI. Band beginnt mit einem Aufsatze
von Fr. Ad. Lattmann unter der Überschrift
Rückblicke und Ausblicke. Der Verfasser gibt seiner
Befriedigung Ausdruck über das allerseits einsetzende
Streben zum Fortschritt, zur Durchführung gegebener
Anregungen und über alles schon Erreichte. Er beklagt
aber auch die zum Teil mangelhafte Ausbildung des
Personals, besonders desjenigen, das den Provinz¬
druckereien zur Verfügung steht; ferner den Unver¬
stand mancher Auftraggeber, die für künstlerische
Ziele oft kein rechtes Verständnis besitzen und dem
Drucker das Geschäft recht erschweren. Zum Schlüsse
schreibt der Verfasser folgendes: „Mögen diejenigen,
die berufen sind, Leiter und Pfleger unsres Kunst¬
gewerbes zu sein, weder erlahmen noch nachlassen,
noch sich in Resignation zurückziehen, weil noch
nicht mehr erreicht ist, sondern mögen sie den guten
Samen auch ferner ausstreuen, auf daß der Wind ihn
in immer weitere Kreise trägt, damit er befruchtend
wirken kann, wo immer er niederfällt. Stillstand ist
Rückgang. Das gilt wie überall so ganz gewiß auch
in unsrem Fache, dessen Losungswort seit langer
Zeit doch ist: durch Nacht zum Lichte.“
Die zahlreichen weiteren Aufsätze erstrecken sich
wieder auf die verschiedensten Gebiete des Buch¬
1906
gewerbes. Als hervortretend sind die Berichte über
eine Reihe von Vorträgen, die Dr .J. Loubier in Berlin
gehalten hat und zwar über graphische Kunst und
Reproduktion zu nennen. Ebenso interessant ist ein
Aufsatz von H. W. Singer über Weihnachten in der
graphischen Kunst.
Seiner Gepflogenheit gemäß macht das Archiv seine
Leser immer wieder mit hervortretenden Buchkünst¬
lern bekannt und zwar behandelt Dr. Biermann
H. Vogler.
Ein Sonderheft ist ganz dem Münchner Buch¬
gewerbe gewidmet, in dem folgende Verfasser zum
Worte kommen: F. v. Ostini, Über Münchner Buch¬
kunst; Fr. Fleischmann, Geschichte des Münchner
Buchgewerbes; R. Bammes, Über den gegenwärtigen
Stand des Münchner Buchgewerbes und das buchge¬
werbliche Fortbildungswesen. Zahlreiche Beispiele und
Beilagen illustrieren diese interessanten Aufsätze.
Als hervortretende Neuerung auf dem Gebiete des
Drucks behandelt A. W. Meyer die damals neuauf-
gekommene mechanische Kreide-Relief-Zurichtung
von Lankes & Schwärzier, die sich in der Folgezeit
und bis jetzt als eine äußerst schätzenswerte Er¬
rungenschaft erwiesen hat. Weitere Aufsätze be¬
treffen die Doppeltonfarben, den Guß und die Behand¬
lung der Buchdruckwalzen.
Die Frage der Einführung des Versal-SZ wird in
mehreren Heften dieses Bandes behandelt. Zahlreiche
Fachgenossen machen Vorschläge für die zweck¬
mäßigste Form, nachdem das gemeine ß sozusagen
zur Einführung gekommen ist. Inzwischen ist mehr
als ein Jahrzehnt vergangen, und ungeachtet der
wiederholten späteren Ansätze, das SZ der Druck¬
schrift einzureihen, sind die Aussichten hierfür nach
wie vor wenig günstige. Eine eingehende Behand¬
lung erfuhr die SZ-Frage erst wieder in neuester
Zeit im Archiv und zwar durch Professor Kuhlmann
in München.
An sprachlichen Aufsätzen sind die letztbespro¬
chenen Bände des Archivs ärmer gewesen als wie
früher. Mit einem Aufsatz von W. Hellwig über
Mundartensatz ändert sich das aber, denn es folgen
später zahlreiche sprachliche und verwandte Aufsätze
desselben Verfassers.
An drucktechnischen Aufsätzen bringt der Band
noch solche über den Blechdruck, den Abziehbilddruck,
Dr .Streckers Zinkdruckverfahren, den lithographischen
Kreidedruck, die lithographische Gravierung und die
Asphaltätzung. Der Dreifarbendruck wird in einer sich
über mehrere Hefte erstreckenden Aufsatzreihe von
ProfessorDr. A. W. Meyeraufs eingehendste behandelt.
Als wichtige Neuheit auf dem Gebiete der Chemi¬
graphie bringt das Archiv Dr. E. Alberts Ätzstriegel,
dem später die Ätzmaschine folgte.
Die von der Typographischen Gesellschaft zu
Leipzig vorgenommenen Erhebungen über die am
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
2H lief? Pilatus Je[us ergreifen unD geißeln.
]Unt> Die Solbaten (lochten eine Krone oon
| Dornen, unb festen flc ihm auf fein ßaupt
I unb legten itim einen Purpurmantel um.
Unb fie traten zu ihm unb fpradien: Sei
1 gegrüßt,buKönigberjuben! Unbfiegaben
ihm Badrenftreictie. Da ging Pilatus abermals hinaus
unb fpradt zu ihnen: Sehet, ich führe ihn zu euch her*
aus, bamit ihr ernennet, baß Ich Keine Sdtulb an ihm
ßnbe. (Mus alfo trat hinaus, mit berDornenhrone unb
bem Purpurmantel angetan). Unb er fpradt zu ihnen:
Sehet ba ben tnenfdien! ftls ihn ble ßohenpriefterunb
bie Diener faßen, fdtrieen fie, unb fprachen: Kreuzige,
Kreuzige ihn! Pilatus aber fpradt zu ihnen: nehmet
ihr ihn hin, unb Kreuziget ihn; benn ich ßnbe Keine
Sdtulb an ihm. Die fuben aber antworteten ihm: IDir
haben ein 6efet|, unb nach bem öefeß muß er ßerben,
weil er fidt zum Sohne 6ottes gemacht hat. Bis nun
Pilatus biefe [Porte hörte, fürchtete erfleh noch mehr
Abbildung 111. Verkleinertes Satzbeispiel aus dem XLII. Bande
meisten eingeführte Plattenstärke sowie die Höhe des
Unterlagen- und Füllmaterials bringt das Archiv in
diesem Bande zum Abdruck. Leider hat sich bis
heute Einheitlichkeit noch nicht erzielen lassen, es
ist aber berechtigte Hoffnung vorhanden, daß bei den
jetzt einsetzenden Normierungsbestrebungen eine
solche erzielt wird. Im Anschluß an die früheren
Gießzettel-Veröffentlichungen bringt das Archiv die
ebenfalls von der Typographischen Gesellschaft zu
Leipzig ausgearbeiteten neuen Normalgießzettel für
Titelschriften zum Abdruck und zwar nebst eingehen¬
dem Berichte über die damit verknüpft gewesenen
Häufigkeits-Untersuchungen.
Von den zahlreichen erscheinenden Schriftgießerei-
Neuheiten, die das Archiv fast lückenlos in seiner
Schriftprobenschau verzeichnete, gibt eine solche
von Gebr. Klingspor in Offenbach a. M. H. Wallau
Anlaß zu einer illustrierten Abhandlung unter dem
Titel: Künstlerischer Schriftschnitt und Hupps Litur¬
gisch.
Zum Schlüsse sei aus diesem Bande noch erwähnt,
ein Bericht von Dr. L. Volkmann über das Buchge¬
werbe auf der Mailänder Ausstellung.
Die immer mehr zunehmende Anzahl der
Abhandlungen macht es fast unmöglich,
alles auch nur kurz zu streifen, und darum soll beim
Herannahen an die neuzeitlichen Bände nur kurz auf
die Hauptaufsätze hingewiesen sein.
1907
ln dem XLIV. Bande bringt O. Hampel eine reich¬
illustrierte Zusammenstellung aller Schließzeuge und
Satzschließer, aus der ersichtlich ist, daß es nicht an
Erfindern auf diesem Gebiete gefehlt hat. Die Praxis
hat aber nur das Einfachste als zweckmäßig berück¬
sichtigt und es gehört die Mehrzahl der Erfindungen
der Geschichte an. — Eine äußerst interessante Ab¬
handlung von Wilh. Hellwig betrifft die fremdsprach¬
liche Satzkunst, das heißt die Eigenheiten der letz¬
teren gegenüber der deutschen.
Die sich in den Betrieben mehr und mehr ein¬
führende Elextrizität zeitigt auch in der Fachpresse
Äußerungen und belehrende Aufsätze. In dem vor¬
liegenden Bande des Archivs behandelt Dr.Aug.König,
Die elektrischen Ausrüstungenvon Rotationsmaschinen
sowie DieTourenregulierung und Motorgröße beim elek¬
trischen Antrieb der Schnellpressen.
In satztechnischer Hinsicht nimmt das Archiv in
diesem Bande eine seiner frühesten Gepflogenheiten
wieder auf, nämlich die Gegenüberstellung schlech¬
ter und verbesserter Satzbeispiele aus der Praxis.
In einem längerem Aufsatz behandelt Wilh. Glotz,
Die EntstehungderLandkarten undderen Reproduktion.
Abbildung 112. Verkleinertes Satzbeispiel aus dem XLII. Bande
102
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Original ffotn
PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Zahlreiche Beispiele und technische Proben illu¬
strieren diese höchst interessante Arbeit.
Einer der Hauptaufsätze aus dem Bande ist ein
solcher von Professor Dr. Kirschmann über Antiqua
und Fraktur. Derselbe ist als Monographie im Ver¬
lage des Deutschen Buchgewerbevereins erschienen.
Die Abhandlung hat übrigens das Interesse weitester
Kreise gefunden, vornehmlich solcher, die sich mit
der Fraktur-Antiqua-Bewegung befassen.
Unter den Fachwerken, die im Laufe der Jahrzehnte
erschienen sind, nimmt das Buch von A.W. Unger,
Die Herstellung von Büchern, Illustrationen, Akzi¬
denzen usw. (Verlag von Wilh. Knapp, Halle a. S.)
eine erste Stelle ein, was das Archiv auch zu einer
ausführlichen Besprechung veranlaßt.
Von weiteren Aufsätzen sind folgende hervorzu¬
heben: Dr .H. Sachs, Bedeutet der Aufschwung Berlins
in der Plakatkunst den gleichzeitigen Rückgang Mün¬
chens auf diesem Gebiete ?; Dr. E. Willrich, Die Buch¬
bindekunst der alten Meister; Dr .H.Sachs, Neuzeitliche
Gelegenheitsdrucksachen-, Dr .Pazaurek, Künstlerische
Besuchskarten. Durch die letztgenannten beiden Auf¬
sätze wurde das Verständnis und das Interesse für
die Erneuerung geschmackvoller Gebrauchsgraphik
ohne Zweifel gehoben und es haben sich private
Künsterwie graphische Lehranstalten mit wesentlich
besserem Geschick und Geschmack dieses Gebietes
angenommen als wie die Buchdruckereien selbst, die
sich von althergebrachten Ausdrucksformen und
Mitteln nur schwer freizumachen verstanden.
Um die gleiche Zeit setzt auch das Verlangen und
das Verständnis für schöne Buntpapiere ein und es
bringt das Archiv wiederholt vortreffliche Original¬
proben dieser Art. Dr. H. Sachs verbreitet sich im
vorliegenden Bande über moderne Buntpapiere und
ihre Verwendung.
Wie in fast allen Bänden, so finden sich auch hier
mehrere historische Aufsätze, die als Quellenmaterial
geschätzt werden dürften: Joh. Pabst, Der Werdegang
von Gutenbergs Erfindung;E. O.Guth,2SJahre Akzidenz;
Gustav Mori, ChristianEgenolff,der erste ständigeBuch-
drucker in Frankfurt a.M.; Derselbe, Geschichte und Ent¬
wicklung des Schriftgießereigewerbes in Frankfurt a.M.
Was sich von dem Inhalte und dem Umfange
der vorigen Bände des Archivs sagen ließ,
trifft auch auf den XLV.Band zu. Besonders lesens¬
wert ist eine Reihe von Aufsätzen, die von den tech¬
nischen Kursen der Königlichen Akademie für gra¬
phische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig handeln
und die von den Lehrkräften dieser Anstalt verfaßt
sind. Zahlreiche Proben von Lehrergebnissen des
Unterrichts auf den verschiedensten graphischen Ge¬
bieten illustrieren die Aufsätze.
Eine Abhandlung von Fritz Karge über Rudolf Koch
als Mehrer der Schriftkunst ist nicht unwichtig, weil
1908
sie als Vorläuferin der späteren Kochschriften anzu¬
sehen ist. Die zugleich gegebenen Beispiele lassen
die Eigenart der Schriften des Künstlers allerdings
in vollkommenerer Weise erkennen als wie die vom
Stempelschneider für den Buchdruck hergerichteten
Kochschriften selbst.
Über das immer wieder der Betrachtung wert er¬
scheinende Gebetbuch Kaiser Maximilians I. handelt
ein längerer Aufsatz Dr. E. Willrichs, während eine
Abhandlung von E. Scheer über das Diplom, seine
Geschichte und seinen Stil als ein seltener in der
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Abbildung 113. Verkleinerte Beilage (zweifarbig) aus dem XLII. Bande
Fachpresse vorkommender Stoff betrachtet werden
kann und darum von dauerndem Werte ist.
Von den zahlreichen technischen Aufsätzen er¬
wähne ich nur noch die nachstehenden: O. Neubert,
Matte Kunstdruckpapiere; Dr. P. Ritter von Sprott,
Die Arbeitsweise und der Energieverbrauch von Tiegel-
und Zylinder-Flachformschnellpressen; A. W. Unger,
Über die Eignung der verschiedenen Typen von Buch¬
druckpressen; Aug. Köhler, Die Stärken der Linien¬
bilder. An diesen letzten Aufsatz schloß sich erst
nach längerer Zeit eine eingehendere Behandlung der
Frage einheitlicher Linienstärken im Verein Deutscher
Schriftgießereien und es dürfte die genannte Arbeit
auch bei den schwebenden Normierungsarbeiten
schätzenswerte Anhaltspunkte bieten.
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Archiv für Buchgewerbe
Der historischen Vollständigkeit halber sei noch
eine Abhandlung Dr. L. Volkmanns über Le musee du
livre in Brüssel erwähnt; ebenso eine sich auf mehrere
Bände erstreckende zwanglose Folge von Aufsätzen
Dr.P.Marfel/süberdie hauptsächlichsten Bibliotheken
des In- und Auslandes.
Die im vorigen Bande enthaltene Aufsatz¬
reihe über die technischen Kurse der König¬
lichen Akademie für graphische Künste und Buch¬
gewerbe zu Leipzig erfahren eine Fortsetzung durch
den Inhalteines Sonderheftes, das ein umfassendes Bild
von den Aufgaben undZielen, sowie den Einrichtungen
und Lehrergebnissen dieses staatlichen Institutes gibt.
Privatdozent Dt.G eorgGraf Vitzthum schildert in einem
einleitenden Aufsatze die Wandlungen, die die Aka¬
demie im Laufe der letzten Jahrzehnte durchgemacht
hat; er kommt dann auf die Neuorganisation durch
den zu diesem Zwecke berufenen neuen Direktor zu
sprechen. Im weiteren Verlaufe der Ausführungen
werden die Einrichtungen selbst behandelt und Ab¬
bildungen der Lehrwerkstätten gegeben. In einem
sich anschließenden Aufsatze gibt der Direktor Pro¬
fessor Max Seliger, der sich seit seiner im Jahre
1901 erfolgten Berufung unschätzbare Verdienste
um die Ausgestaltung der Akademie sowie der künst¬
lerischen Hebung des Buchgewerbes erworben hat,
Auskünfte über Studienart und Studienziele in der
Königlichen Akademie für graphische Künste und
Buchgewerbe zu Leipzig. Die in dem Sonderhefte
enthaltenen zahlreichen Beilagen sind prächtige
Proben der Tätigkeit vorwärtsstrebender Kräfte im
Buchgewerbe.
In den fast zehn Jahren, die seit dem Erscheinen
dieses Heftes verflossen sind, hat das Unterrichts¬
wesen an der Akademie bis zum Ausbruche des Welt¬
krieges eine glückliche Weiterentwicklung gefunden
und selbst während desselben ist alles geschehen,
um auf der betretenen Bahn vorwärtszukommen. Eine
große Anzahl gereifter Kräfte ist aus den zahlreichen
Schülern dem Buchgewerbe und der Buchkunst er¬
wachsen und es ist zu hoffen, daß auch die neu-
anbrechende Zeit die Möglichkeit zu vollster Weiter¬
betätigung bringen wird.
Eine weitere Sondernummer ist in diesem Jahrgange
anläßlich des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des
Deutschen Buchgewerbevereins erschienen. Sie ent¬
hält einen Aufsatz von Dr. O. v. Hase über die Ent¬
stehn ngdes Deutschen Buchgewerbevereins sowie einen
solchen von Dr. L. Volkmann über die Arbeit des Deut¬
schen Buchgewerbevereins in 25 Jahren. Beide Auf¬
sätze sind von ganz besonderem historischenlnteresse,
da in ihnen vieles zusammengefaßt ist, was mit der
Entwicklung des deutschen Buchgewerbes sowie der
neuen deutschen Buchkunst in Beziehung steht. Eine
ganze Reihe prächtiger Bildwiedergaben aus den Samm¬
1909
lungen des Vereins bzw.des Deutschen Buchgewerbe¬
museums sind dem Hefte beigefügt.
Neben den Anregungen, die durch die Veröffent¬
lichung der Akademie gegeben werden, erscheinen im
XLVI. Bande des Archivs auch noch weitere Aufsätze,
die sich auf die Ausbildungder Arbeitskräfte beziehen.
U. a. ein solcher von A. Heilmaier über den fachlichen
Unterricht, von A. Scheiter über die Erziehung des
Lithographen zum Kunsthandwerker; von Franz Täsch¬
ner über die Ausbildung unsrer Gehilfen.
Eine für das Buchgewerbe zwar nicht ganz neue
Aufgabe bildete Ende der neunziger Jahre das Schrift¬
schreiben. Die langjährigen Bemühungen R.v.Larischs
griffen auch auf Deutschland über und es darf un¬
streitig die Akademie in Leipzig das Recht für sich
in Anspruch nehmen, mit ihren Lehrkräften auf diesem
Gebiete als Bahnbrecherin mit größtem Erfolge ge¬
wirkt zu haben. In dem zur Besprechung stehenden
Bande behandelt der bekannte Schneibmeister H.
Delitsch zunächst die Frage des Schriftunterrichts in
Deutschland, während in dem oben erwähnten Sonder¬
heft bereits Ausführlicheres über die Klassen für
Schriftschreiben enthalten ist. In einem weiteren
Aufsatze desselben Verfassers wird bereits eine ein¬
gehende Schilderung des Schriftunterrichts an der
Königlichen Akademie fürgraphische Künste und Buch¬
gewerbe gegeben. P. Westheim behandelt an gleicher
Stelle die Schrift als soziales Problem; H. Hoffmeister
die Schrift und das Ornament im Buchdruck. Von
technischen Abhandlungen aus diesem inhaltreichen
Bande sind noch hervorzuheben: Dr. H.Sachs, Deut¬
sche Gebrauchsgraphik im Dienste der Luxusklein¬
kunst; Wilh. Hellwig, Der Satz von Sprachwörter-
büchern; A. IV. Ungcr, Über Kombinationsdruck; Wilh.
Hellwig, Vom Satz medizinischer Werke.
Der Erwähnung wert erscheint noch ein Aufsatz
H. Hoffmeisters über das 1909 aufkommende neue
Kunstschutzgesetz mit Bezug auf die Erzeugnisse der
Schriftgießereien, sowie ein solcher über das Deutsche
Farbenbuch, für dessen Zustandekommen und Aus¬
bau sich die Leitung der Akademie zu Leipzig be¬
sonders bemühte.
Der XLVII. Band des Archivs schließt sich
seinen Vorgängern würdig an, das heißt der
Umfang des Inhaltes wie der Zahl der Beilagen ver¬
größern sich wiederum ganz erheblich. Im allge¬
meinen tritt die reine Technik in dem Bande und den
nachfolgenden etwas zurück zugunsten der Frage
über künstlerische Buchausstattung und verwandte
Angelegenheiten, was sich aus nachfolgender kurzen
Andeutung ergibt.
So behandelt P. Westheim die Frage der Buchaus¬
stattung als wirtschaftliches Problem. Er greift dabei
zurück auf die ersten Verbesserungsansätze der
Buchausschmückung Otto Eckmanns und P. Behrens
1910
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Archiv für Buchgewerbe
und weist darauf hin, daß das Interesse der Bücher¬
liebhaber und Käufer sich umso mehr steigere, je mehr
die Ausstattungsfrage individuell und nicht allgemein
oder nebensächlich behandelt werde. Was der Ver¬
fasser damals erhoffte, ist im vollsten Maße einge¬
troffen, das heißt die Anzahl der Buchkünstler und
der Verlage, die sich mit Verständnis und praktischem
Geschäftssinn zugleich der Pflege echter Buchkunst
gewidmet haben, können über mangelnde Erfolge
nicht klagen. Eine andreFrage behandelt Dr .H.Sachs,
Kunst und Reklame; Dr. J. Schinnerer verbreitet sich
über das moderne Buch.
In gewissem Zusammenhänge mit vorstehenden
Aufsätzen stehen die eingehenden und stets gern
gelesenen Aufsätze über einzelne hervortretende
Buchgewerbekünstler. Dr.J. Schinnerer bespricht den
Meister der Graphik Otto Happ, Dr. Delpy den
Leipziger Graphiker Bruno Heroux, Dr. Pelka den
Buchkünstler E. M. Lilien, Fr. Worm die Kunst Karl
Kösters, P. Westheim: E. Neumann und seine Schule.
Eine besondere Abhandlung ist Georg Belwe und
seiner Klasse an der Kgl. Akademie für graphische
Künste und Buchgewerbe za Leipzig gewidmet.
Als zur Technik überleitende Aufsätze können fol¬
gende gelten: Rud. Koch, Über die Not der deutschen
Buchkunst; Dr. J. Schinnerer, Lithographien aus der
Zeit der Romantik; Derselbe, Moderne Inserate;
P. Westheim, Tabakgraphik.
An technischen Abhandlungen ist der Band nicht
minder reichhaltig. Es seien nur einige derselben
hier aufgeführt und zum Nachlesen empfohlen: Otto
Hupp, Die vermutliche Vorstufe des Typendrucks;
H. Hoffmeister, Die Prinzipien des Akzidenzsatzes;
O. Würzberger, Mertensdruck-Offsetdruck; Dr. Aug.
Koenig, Die variable Rotationsmaschine in ihrer
heutigen Vollkommenheit; R. Bammes, Der Titelsatz,
seine Entwicklung und seine Grundsätze; W. Hellwig,
Die gesetzten Anzeigen moderner Tageszeitungen;
Dr. R. Stube, Die Anfänge der Papierindustrie; Dr.
Nicolaus , Die technischen Anforderungen des Wert¬
papierdruckes.
Die Verfasser sämtlicher vorerwähnten Aufsätze
behandeln die Stoffe in denkbar gründlichster und
umfassendsterWeise unter Einschaltung einer Fülle
von Illustrationen sowie erklärender Darstellungen,
so daß im wahren Sinne des Wortes eine Menge
grundlegenden Studienmaterials in diesen Archiv¬
bänden enthalten ist.
Von allgemeinerem Interesse sind Aufsätze über
eine sich kaum je wiederholende Studienreise des
Deutschen Buchgewerbevereins nach Brüssel und Lon¬
don, die seinerzeit von bestem Erfolge gekrönt war.
Die Brüsseler Weltausstellung 1910 erbrachte dem
Archiv Aufsätze über das Buchgewerbe, die Photo¬
graphie und die Buchdruck-Maschinen-Abteilung
auf der genannten Ausstellung, deren buchgewerb-
licheGruppe wieder der Deutsche Buchgewerbeverein
durchgeführt hatte.
Endlich sind auch noch zu erwähnen die jetzt ein¬
setzenden, äußerst interessanten regelmäßigen Be¬
richte aus dem Deutschen Buchgewerbemuseum, durch
die versucht wird, die Allgemeinheit und die Leser des
Archivs mitden reichen Schätzen der einzelnen Samm¬
lungen desMuseums bekannt und vertraut zu machen.
Diese Berichte setzen sich längere Zeit fort, und zwar
erfolgt keine trockene Aufzählung der Bestände und
Eingänge, sondern eine ausführliche, technische oder
historische Beschreibung zahlreicher Einzelstücke
oder Gruppen. Gestattete die große Anzahl von Auf¬
sätzen in den letzt besprochenen Bänden des Archivs
auch nur eine knappe Aufzählung, so ist doch noch
auf die in allen Bänden enthaltene Fülle von tech¬
nischem und allgemeinem Kleinstoff, auf die Schrift¬
probenschau, die Zeitschriftenbesprechungen und
nicht zuletzt auf die wertvollen Beilagen hinzuweisen.
Unter den letzteren sind eine ganze Reihe enthalten,
die in bezug auf die Entwicklung der Wiedergabe-
und Druckverfahren als wertvolle Belegstücke gelten
müssen und daher dauernde Bedeutung haben. Die
Satzbeilagen geben anderseits ein vortreffliches Bild
von der Geschmacksentwicklung im Buchdruck, die
andauernd Wandlungen unterworfen ist, und von dem
Schaffen der Schriftgießereien, die dabei der Mitwir¬
kung der Künstler nicht mehr entraten möchten.
Durch viele andre Beilagen wurde im weiteren auch
die Leistungsfähigkeit des deutschen Buchgewerbes
dem Auslande gegenüber in vollkommenster Weise
dargetan und ein Gesamtbild des technischen Kön¬
nens gegeben, nicht minder regte aber dieses Vor¬
lagenmaterial die werktätigen Kräfte zur Nacheiferung
an. Die Beilagen selbst wechselten in bunter Folge
ab, das heißt neben Satzvorlagen aller Art erschienen
Druckblätter in allen Techniken, Bilderproben, Schrift¬
proben, und vieles andre Einschlägige zum Teil von
höchster künstlerischer Qualität. Besonderes Gewicht
wurde von jeher auch auf eine zweckmäßige und um¬
fassende Illustrierung der Abhandlungen gelegt. Das
letztere geschah insbesondere bei Aufsätzen histori¬
scher Art sowie maschinellen Fragen, Patentangelegen¬
heiten und dergleichen mehr. In den neueren Bänden
wurden auch Proben aus den hauptsächlichsten Bücher¬
erscheinungen im Bilde wiedergegeben, ferner solche
von Einbänden, Vorsatzpapieren und andres mehr.
Die Umschläge und Haupttitel des Archivs, von
denen nur wenige verkleinert in diese Aufsatzreihe
eingefügt werden konnten, sind in ihrer Gesamtheit
ein ausgezeichnetes Spiegelbild des fortdauernd wech¬
selnden Geschmacks im Buchdruck. Auch in rein
technischer Beziehung dürfte deren Wiedergabe nicht
ohne Interesse gewesen sein. (Schluß folgt.)
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Archiv für Buchgewerbe
Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphische Gewerbe
Von RICHARD ZEISE, Oberlehrer an der 3. Städtischen Fach- und Fortbildungsschule zu Chemnitz
(Schluß)
II. Werkstattunterricht für Schriftsetzer und
Buchdrucker.
A uch für die Jünger Gutenbergs ist die Schul-
ZA werkstätte eine notwendige Ergänzung der
X A. Lehrlingsausbildung. Es erübrigt sich, diese
Notwendigkeit nachzuweisen und zu begründen; denn
viele Fachschulen haben sie schon ihrem Unterrichts¬
betriebe angegliedert. Um so willkommener aber wird
eine Darlegung ihrer methodisch gestalteten Unter¬
richtsweise sein. Was soll in der Schulwerkstätte ge¬
lehrt und wie soll es den Schülern vermittelt werden ?
Das sind die beiden Fragen, die zu beantworten wären.
Die Grundsätze für die StofFauswahl ergeben sich
aus dem Zweck und der Aufgabe der Schulwerkstatt:
Ergänzung der Meisterlehre. Der Schriftsetzer kann
nicht so frei schaffen wie der graphische Zeichner.
Er ist gebunden durch das Manuskript und abhängig
von seinem Schrift- und Satzmaterial, und doch ver¬
mag auch er künstlerisch zu gestalten. Gerade weil
ihm so wenig Ausdrucksmittel zu Gebote stehen,
muß er darauf bedacht sein, durch Einfachheit und
Klarheit in Satzbau und Farbe zu wirken. Er muß
lernen, auf unnötiges Beiwerk zu verzichten, um der
Schönheit des Schriftbildes gerecht zu werden. Neben
derung des Satzes erlangen, er muß verstehen, Schrift
und Schmuck, Format und Farbe dem Zweck und der
Eigenart der Drucksache anzupassen. Er muß mit ein¬
fachen Mitteln eine gute Wirkung erzielen können. Er
soll nicht gedankenlos nach althergebrachten Regeln
arbeiten,sondern selbständigdenkend und empfindend
schaffen. Der Drucker erhält den fertigen Satz m it An¬
gaben über Farbe und Format aus der Setzerei. Seine
Arbeit ist mehr technischer Art, wiewohl auch er eine
Pflege der Geschmacksbildung nicht entbehren kann.
Sie macht sich notwendig beim Mischen der Farben,
beim Zurichten der Druckstöcke oder bei der Stellung
des Satzspiegels im Format. So hat also die Schul¬
werkstatt auch für Setzer und Drucker eine doppelte
Aufgabe zu erfüllen: Pflege des Geschmacks und Er¬
gänzung und Vertiefung der technischen Ausbildung.
Der Lehrstoff umfaßt folgende Wissens- und Ar¬
beitsgebiete: für Schriftsetzer Material- und Weifc-
zeugkunde, satztechnische Teilarbeiten und Regeln,
die Satzkolumne.Tabellen-,Titel-, Katalog-,Inseraten-
und Akzidenzsatz; für Drucker Material- und Maschi¬
nenkunde, Bedienung des Tiegels und der Schnell¬
presse, der Bilderdruck, Prägedruck, Dreifarbendruck
und Farbenmischlehre. Die Verteilung dieses Lehr-
2if<zlförmig«ö
©ruppiecen b«c Sdjriffjrilen
unb bi« öfdlung
auf b«m papicr
Xitelförmiges ©ruppicrcn ber
6cf>riff5«ilcn unb bi« Stellung
auf bem papi«r
Abbildung 1
manchen technischen Erörterungen über Werkzeuge,
Satzmaterial und Herstellung der verschiedenen Satz¬
arten muß für den Schriftsetzer das Hauptgewicht auf
die Entwicklung des Geschmacks gelegt werden. Er
muß Verständnis für gute Raumverteilung und Glie-
Abbildung 2
Stoffes erstreckt sich für beide Berufsgattungen auf
vier Lehrjahre bei wöchentlich drei Stunden Unter¬
richt nach folgendem Plane 1 :
1 Der Plan liegt dem Unterricht in der 3. Städtischen Fach-
und Fortbildungsschule zu Chemnitz zugrunde.
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Archiv für Buchgewerbe
SCHRIFTSETZER
1. Lehrjahr: Die Pflichten des Lehrlings (Werkstattord¬
nung). Berufsgefahren und Unfallverhütung in der Werk¬
statt. Das Material für Schriftsatz, deren Herstellung und
Beschaffenheit. Das typographische Kegelsystem, Schrift-
Abbildung 3
2. Lehrjahr: Das Korrigieren des Satzes (Benennung
und Bedeutung der Korrekturzeichen). Die Satzkolumne
im Werksatz (Bestandteile und Arten). Die Satzkolumne
im Gedichtsatz (das wechselseitige Einziehen gewisser
Teile; die Verteilung der Strophen bei breitem Papier-
Abbildung 5
Abbildung 4 Abbildung 6
höhe, Schriftarten und Schriftcharaktere. Utensilien und formst; das Brechen langer Zeilen). Vom Satz fremder
Werkzeuge für die Setzerei. Die Einrichtung der Schul- Sprachen (Eigenarten, Akzente,Teilungen, Kürzungen). Die
werkstätte. Allgemeine Setzregeln (Ausschließen, Aus- Papierformate und das Ausschießen der Formen. Der
gleichen, Spationieren, Teilen, Abbreviieren, Unterlegen, Tabellensatz (Bestandteile und technische Beschaffenheit).
Durchschießen). Fertigstellen einer geschlossenen Satz- 3. Lehrjahr: Der Satz des Titelbogens beim Werk¬
kolumne. satz die Bestandteile eines Buches: Titelarten, Vorwort,
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Inhaltsverzeichnis usw.). Gemischter Satz (Katalogsatz): maschinen). Einrichten (Ausschießen, Formate, Schließen,
Auszeichnungen,Unterlegungen,Unterführungen,Klischee- Anlage, Bänder, Aufzug, Greiferstellen, Zurichten nach
Stellung, mathematische Zeichen. Der Inseratensatz Schattierung, Ausschnitt, Deckbogen, Farbe, Fortdruck),
(schnelles Erfassen des Textes, richtiges Hervorheben der Bilderdruck (Abrichten, Behandlung des Druckstockes,
DIE KULTUR DER GEGENWART
IHRE ENTW/OaUNCUNDjHREZIELE
HERAU5GEGEBENWN
Prf. Paul Hinnebeag
DIE KULTUR
DER GEGENWART
IHRE ENTWICKLUNG
UNDIHRE
ZIELE
HERAUSGEGEBEN VON
PROF. PAUL HILLEBERB
VERLAG von G.B.TEUB NE R»n LEIPZIG
VERLAß VON B.TEUBNER
IN LEIPZIG UND BERLIN
Abbildung 7 Abbildung 8
Hauptsache, schnelles Entwerfen, müheloser Satzbau).
Skizzieren und Herstellen einfacher Akzidenzen. Formulare
für den Geschäftsverkehr und für Privatdrucksachen. Der
Setzer im Druckersaal (der Mecha¬
nismus der Pressen; Gefahren).
4. Lehrjahr: Papierformate und
Satzspiegel (Stellung des Satzes
auf dem Papier, die Aufteilung der
Fläche). Die Anwendung der Vi¬
gnette im Akzidenzsatz. Die Schrift
imAkzidenzsatz. Entwerfen undSkiz-
zieren neuzeitlicher Drucksachen.
Die Tonplatte im Dienste des Akzi¬
denzsetzers. Der Satz von Pa߬
formen. Das Mischverhältnis und
die Druckfähigkeit der Buchdruck¬
farben.
BUCHDRUCKER
1. Lehrjahr: Betragen in der
Werkstatt (Hinweis auf Berufsge¬
fahren , Unfallverhütung, Verhalten
des Druckers). Einrichtung unsrer
Schulwerkstatt. Maschinenkunde
(Bewegungsarten beim Flach-, Zy¬
linder- und Rotationsdruck, Hand¬
pressen, Tiegeldruckpressen ver¬
schiedener Systeme. Bedienung des
Tiegels in der Schulwerkstatt). Her¬
stellung einfacher Drucksachen aus den Setzerklassen.
2. Lehrjahr: Einfache Schnellpresse (Aufbau, Walzen,
Bänder,Schnüre,Greifer. Übungen an dereinfachenSchnell-
presse. Doppel-, Frontbogen-, Zweitourenpresse und Hilfs-
Kraftzurichtung). Drucken farbiger Arbeiten aus den Setzer¬
klassen. Der Drucker in der Setzerei.
3. Lehrjahr: Prägedruck (Herrichten der Maschine,
Schließen,Unterlegen,Walzen,Farbe,
Matrizen aus Karton, Masse, Pulver
oder Folie). Blindprägen, Prägen mit
Gold, Farbe und Ton auf geeignetem,
sowie ungeeignetemKarton. Farben¬
lehre (Licht und Farbe, Lasur- und
Deckfarben, Erdfarben, Mineral¬
farben, Lackfarben. Kopierfarben,
Spezialfarben. Grund- und Misch¬
farben). Praktische Anwendung der
Farbenlehre durch Herstellung von
Farbtafeln. Drucken farbiger Ar¬
beiten aus den Setzerklassen.
4. Lehrjahr: Dreifarbendruck
(Farben, Platten, Walzen. Schließen,
Andruck,Ausschnitt,Skalen,Gummi¬
tuch, Fortdruck). Illustrations- und
Plattendruck, seine Art und Behand¬
lung (Schmitz, Falten, Spieße). An-
legeapparate und Rotationsmaschi¬
nen,ihreKonstruktion und ihrArbei ts-
gang. Fertigstellung eines Buches.
Farbenlehre (Wiederholung und Er¬
weiterung; Zusammenstellung aller
gefundenen Farbtöne zu einem Farb¬
kreis). Herstellung von Drucksachen aus den Setzerklassen.
Ergänzt oder vorbereitet wird der Werkstattunter¬
richt noch durch andre Unterrichtsfächer. Die Ge¬
werbekunde behandelt die Gesundheitslehre, das
DIE KULTUR
DER GEGENVG54RT
IHREBNTWICKLUNG
-4- UNDIHRfZIELB-»-
HFRau:>gfg€b£TM v<?n
PKOF PAUL HINN EBERG
YmG\mW6TEUeNERmmSVWl£IPZI6.
Abbildung 9
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Rohmaterial, die Geschichte der Buchdruckkunst, nun der Lehrstoff dem Schüler übermittelt werden
die Entwicklung unsrer Druckschrift, die Vervoll- soll, ist eine Frage rein methodischer Art. Ihre Be-
kommnung der Buchdruckpressen, die Herstellung antwortung ist teils durch erprobte pädagogische
PROMENADEN-UNO
STRA55ENKLEIDER
PROMENADEN-UND
STRASSEN KLEIDER
empfiehlt
Bruno SchelLenberger
Chemnitz
empfiehlt
Bruno Sdiellenberger
Chemnitz
Abbildung 10
Abbildung 11
des Papieres in alter und neuer Zeit, die Herstellung
der Typen und Druckstöcke, die physikalische Wir¬
kung und technische Gestaltung der Maschinenele¬
mente und die Bedeutung des
Buchdruckes im Dienste der
Zeitung, der Reklame und des
kaufmännischen Verkehrs. Der
Zeichenunterricht will vor allem
die Geschmacksbildung fördern,
den Setzer für das Skizzieren
seiner Akzidenzen vorbereiten
und dem Drucker den Sinn
für gute Raumverteilung und
Farbenwirkung schärfen. Die
Schüler schreiben eine Block¬
schrift, die Wieynck-Kursiv und
Salzmann-Fraktur und üben Ein¬
fassungen und Zierstücke, die
sich aus dem Schreibwerkzeug
herausgestalten. Sie zeichnen
geometrische Grundformen,
auch einfache Blätter, Blüten
und Schmetterlinge, um daraus
Schmuckformen und gute Far¬
benzusammenstellungen abzu¬
leiten. Auch Übungen im Lino¬
leumschnitt bilden eine wertvolle Ergänzung der
praktischen Unterweisungen. — Somit wäre die eine
Frage nach Umfang und Verteilung des Lehrstoffes
durch Aufstellung eines Lehrplanes beantwortet. Wie
Grundsätze gegeben, teils ist sie aber auch durch
die Veranlagung des Lehrers bedingt. Zwei Beispiele,
eins aus der Setzer- und eins aus der Druckerwerk¬
statt mögen die Unterrichtsart
kennzeichnen:TitelsatzundEin-
richtung einer Autotypie.
Im Gegensatz zum Betrieb in
der Lehrwerkstatt, wo gleich¬
zeitig verschiedene Arbeiten
fertiggestellt werden müssen,
lösen die Schüler einer Abtei¬
lung der Fachschule ein und
dieselbe Aufgabe. In einer Vor¬
besprechung werden an der
Hand guter und auch schlechter
Vorbilder die wesentlichen Arten
und Teile des Titelsatzes be¬
sprochen. Der Lehrer macht
die Schüler darauf aufmerksam,
wie sich der Titel in seiner
Form dem Inhalt des Buches
anpassen muß, wie die Zeilen
zu strengen blockartigen Grup¬
pen geformt werden, wie sie
aber auch in ungezwungener
freierer Gestaltung sich in die
Fläche eingliedern können. Daran schließt sich noch
eine Belehrung über das Format, die Einteilung im
Goldenen Schnitt, Wahl der Schriftart und des
Schmuckes an. Die wichtigsten Merksätze aus dieser
pronwnabßn*
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Cbemtitt)
Abbildung 12
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Original frorn
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Vorbesprechung tragen die Schüler in ein bereit¬
liegendes Heft ein. Nun gibt ihnen der Lehrer den
Wortlaut des Titels und zwar allen denselben. Ein
jeder muß sich nun überlegen, in welcher Art er den
Titel ausarbeiten und welche der zur Verfügung
stehenden Schriften er benutzen will. Dann entwirft
er eine Faustskizze, die vom Lehrer durchgesehen
wird. Dann erfolgt die Durcharbeitung des Entwurfes.
Die fertigen Skizzen, die der Begabung der Schüler
entsprechend ganz verschiedenartig ausgefallen sind,
werden an einer Ausstellungswand aufgehangen, ge¬
meinschaftlich besprochen und danach abgeändert.
Nun erst können die Schüler den Titel setzen.
Dabei ist Gelegenheit, sie auf technische Eigenarten
aufmerksam zu machen und vor satztechnischen
Fehlern zu warnen. Mancher der jungen Akzidenz¬
setzer wird merken, daß sich sein Entwurf nicht so
ohne weiteres praktisch ausführen läßt, und sieht
sich zu einer Abänderung gezwungen. Damit sich
die Schüler von der Wirkung eines zweifarbigen
Satzes bequem überzeugen können, werden die far¬
bigen Teile mit besonderen Ringelwalzen eingefärbt,
so daß der zweifarbige Titel gleich in einem Druck¬
gang auf der Abziehpresse fertig wird. Gedruckt
werden können nur die besten Entwürfe, sonst würden
die Druckerklassen überlastet werden. Diese Aus¬
wahl ist für die Schüler eine Auszeichnung und ein
Ansporn zugleich.
Auch in den Buchdruckerklassen soll durch die
Unterrichtsart die Selbsttätigkeit der Schüler angeregt
und die Selbständigkeit dadurch gefördert werden.
Ein Unterrichtsthema ist die Zurichtung einer Auto¬
typie. In der Gewerbekunde haben die Schüler die
Herstellung eines solchen Druckstockes kennen ge¬
lernt. Sie wissen, wie zart die Rasterpunkte sind, und
sind nun begierig, die Druckbehandlung kennen zu
lernen, die eine vollkommene Wiedergabe des Bildes
gewährleistet. Ein jeder Schüler erhält einige Roh¬
abzüge ein und derselben Autotypie. Nachdem der
Lehrer das Justieren des Druckstockes, das Aus¬
gleichen unter der Platte oder auf dem Tiegel erläutert
und die Schüler über den Zweck und die Art der
Kraftzurichtung an der Hand mustergültiger Drucke
aufgeklärt hat, schneidet jeder Schüler selbst die
Tiefen, Mitteltöne und Lichter aus und heftet die
Ausschnitte aufs Grundblatt auf. Vorerst haben die
Schüler, um größere Sicherheit im Schneiden zu er¬
langen, vorgedruckte Reklamebuchstaben oder Bilder
mit einfachen Konturen ausgeschnitten. Damit die
Schüler auch ihre Arbeiten prüfen können, wird eine
Kraftzurichtung nach der andern auf dem Tiegel be¬
festigt und mit ihr gedruckt. Die Schüler müssen
die Fehlerselbstaufsuchen und durch neue Ausschnitte
verbessern. Ist die Arbeit beendet, klebt der Schüler
seine Zurichtung mit einem unzugerichteten und
einem zugerichteten Druck in ein Heft ein, in das er
110
auch wichtige Merksätze eingetragen hat. Mittels
einer Zurichtung wird dann eine kleine Auflage ge¬
druckt und dabei den Schülern die Stellung der Walzen
und die Farbengebung erläutert. Diese beiden Bei¬
spiele aus den Setzer- und Druckerklassen mögen
genügen, um zu zeigen, wie die Schüler in der Schul¬
werkstatt unterrichtet werden.
Schulung des Geschmackes und Ergänzung und
Vertiefung der technischen Ausbildung, das sind die
zwei Hauptpunkte, auf denen die Daseinsberechtigung
der Schulwerkstatt fürs graphische Gewerbe be¬
gründet ist. Der Werkstattunterricht steht selbst¬
verständlich auch in enger Fühlung und organischer
Verbindung mit den andern Unterrichtsfächern, die
sich bemühen, Arbeitsvorgänge durch gewerbkund-
liche Besprechungen oder Lichtbildervorträge zu er¬
läutern. Auch Skizzierausflüge, Besuche von Museen
und kunstgewerblichen Anstalten ergänzen die fach¬
lichen Erläuterungen, und Wettbewerbe, die in der
Klasse veranstaltet werden und dem Schüler Gelegen¬
heit geben, sein bestes Können zu zeigen und als
Belohnung dafür einen kleinen Preis zu erwerben,
spornen zu weiterem Streben und Schaffen an.
Alles in allem: der »PraktischeUnterricht“ ist eine
notwendige Ergänzung der Werkstattlehre auch für
das graphische Gewerbe. Die Schulwerkstatt möge
auch in Zukunft in ihrer Bedeutung immer mehr ge¬
würdigt und in ihrem Betriebe immer mehr ausgebaut
werden, um neben der Lehrwerkstatt für eine gedie¬
gene Ausbildung der Jünger Gutenbergs und Sene-
felders Sorge tragen zu können.
* *
*
Bemerkungen zu den Abbildungen und Beilagen.
Abbildungen 1 bis 6 sind typische Beispiele für
drei verschiedene Anordnungen der Titelzeilen, so¬
wohl ohne jeden Schmuck, als auch mit einfachen
Verzierungen, die der Schüler mit Feder und Farbe
zur Satzskizze hinzufügte.
Abbildungen 7 bis 9 zeigen, wie die Schüler ein
und denselben Text eines Titels in verschiedener
Weise in ihren Skizzen gruppiert haben.
Abbildungen 10 und 12 veranschaulichen die Ver¬
wendung von Bild und Text (in Antiqua und Fraktur)
für eine Werbedrucksache. Abbildung 11 stellt die
nach Skizze 10 angefertigte Satzarbeit dar.'
Die dem Hefte beigegebenen Schülerarbeiten
zeigen 1. die Behandlung einer Textseite mit Über¬
schriftszeilen, Initial, Norm und Signatur, 2. die
Gruppierungeines gegebenenTitelsund seine zweck¬
mäßige Ausstattung in Papier und Farbe, 3. drei
Briefköpfe, deren Text symmetrisch angeordnet ist.
Alle Arbeiten sind Ergebnisse von Klassenaufgaben,
an deren Lösung sich alle Schüler einer Abteilung
durch Entwurfsskizzen beteiligten.
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Der neue Zwanzigmarkschein
D er neue Darlehnskassenschein ist im Verkehr!
Es ist wohl das erstemal, daß ein Graphiker
für diese wichtige Aufgabe herangezogen ist
und nicht, wie bisher, ein Nur-Maler. So ist es denn
auch zum ersten Male nicht ein verkleinertes Ge¬
mälde, sondern ein wirklich graphisches Blatt. Man
vergleiche den alten mit dem neuen Schein. Hier das
alte übliche Genre, kreuz und quer gelegte Muster,
der andern Seite in den Köpfen der gleiche ausklin¬
gende Akkord Schutz und Kraft (Kunst und Handel),
in der Pallas und im Merkur. Dazu eine überaus
klare Fraktur, welche an die gotischen Lettern Guten¬
bergs gemahnt. Schlicht, kraftvoll, verzichtleistend
auf jeden Schnörkel, auf alles entstellende Beiwerk.
Der Weg, der hier beschritten ist, läßt ahnen, daß
in derReichsdruckerei eineHand am Werke ist, welche
ein Wust von Formen aus allen Zeit- und Stil¬
epochen ohne jeden Zusammenhang, dazu als letztes
Siegel eine unglaublich charakterlose verschnörkelte
Renaissanceschrift.
Wie außerordentlich wohltuend dagegen die klare
Aufteilung der Flächen, welche das sichere architek¬
tonische Gefühl des bekannten Buchkünstlers Cissarz
kennzeichnet. Trotz des großen Reichtums ornamen¬
taler Einzelformen ein volles Zusammenklingen zum
Ganzen. In den Halbfiguren das Symbol der Kraft
(Ritter) und eine weibliche Figur mit dem Friedens¬
attribut und den Segnungen der Landwirtschaft. Auf
veraltete Anschauungen kraftvoll beiseite schiebt.
Zum ersten Male spricht in der vorliegenden Arbeit
der Künstler das erste und letzte Wort. Seiner Arbeit
paßt sich die Technik an. Nicht umgekehrt, wie es
früher war, als der Künstler nur beiseite stand. Diese
enge Fühlungnahme zwischen den beiden ist dieRicht-
schnur, welche einzig zu der erwarteten Entwicklung
und den Hoffnungen führen kann, welche wir in die
weiteren Arbeiten (einschließlich Postwertzeichen)
der Reichsdruckerei setzen. Der erste bedeutungs¬
volle Schritt ist getan, wozu man nur herzlich gratu¬
lieren kann. H. K.
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Die Gefahr der leichten Zerstörbarkeit
der Zeitungen und andrer Drucksachen
Von ROBERT MATZKE in Liegnitz
M an kann zu dem größten und furchtbarsten
aller Kriege stehen wie man will, eines muß
man aber doch sagen: Wir leben in einer er¬
eignisreichen und folgenschweren Zeit. Ganzgewaltige
Veränderungen und Vorkommnisse sind in politischer,
wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und technischer
Beziehung vor sich gegangen, die der Welt ein ganz
neues Gesicht geben und von weittragender Bedeu¬
tung bleiben werden.
Über alle diese Vorkommnisse und Veränderungen
haben unsre Politiker, Wirtschaftler, Wissenschaftler
und Techniker geschrieben, zum Teil in Werken,
zum Teil in Zeitungen, und es wäre ein großer Nach¬
teil, wenn vieles von dem, was geschrieben wurde,
nicht derNachwelt erhalten werden könnte. Zunächst
ist daher die Frage berechtigt: Ist diese Gefahr tat¬
sächlich vorhanden? Der Fachmann muß sie bejahen:
er sollte vor allen Dingen die Regierungen, Schrift¬
stellerund alle andern in Betracht kommenden Stellen
daraufaufmerksam machen, daß sie im wohlverstande¬
nen eigenen Interesse Schritte unternehmen oder
unterstützen, um diese Gefahr abwendig zu machen,
soweit dies wenigstens noch möglich ist, denn viel
ist schon so gut wie verloren für die Zukunft.
Jeder einigermaßen mit der Buchdruckerkunst
Vertraute weiß, daß wir seit etwa zwei Jahren neben
allen andern Nöten auch an der Papiernot leiden.
DasPapier ist rationiert. Aber nicht nur das ist der
Fall, es ist infolge des Mangels an Rohstoffen auch
bedeutend schlechter geworden. Dadurch und durch
die gewaltige Verteuerung des Papiers und der da¬
mit hervorgerufenen Sparsamkeit in seiner Verwen¬
dung besteht für die seitdem gedruckten hauptsäch¬
lich journalistischen Arbeiten, Verordnungen usw.
die Gefahr, daß ihre Haltbarkeit, ihr Bestand nur von
kurzer Dauer ist. Bei besseren Werken hat man ja
zum Teil dadurch vorgebeugt, indem man wo irgend
möglich die teueren und haltbaren Papiere immer
noch verwandte, aber zu den Durchschnitts- und
alltäglichen Drucksachen — alle sind ja glücklicher¬
weise nicht für eine lange Lebensdauer bestimmt —
sind meistens die gewöhnlichen, leicht vom Licht und
der Luft zerstörbaren Papiere verwandt worden. Unter
diesen gewöhnlichen sogenannten Tagesdrucksachen
sind zunächst die Zeitungen hervorzuheben. Sie schil¬
dern doch so ausführlich und eindrucksvoll von jedem
Ort und von jeder Zeit die Nöte der Zeit und die
Größe der Ereignisse, wie man das alles selbst in
großen, allgemeinen Werken, die vielleicht später in
vielgestalteten Ausgaben im Druck erscheinen werden,
nicht so erschöpfend wiedergeben kann. Selbst das
allerkleinste Provinzblättchen gewinnt in dieser be¬
wegten Zeit erhöhte Bedeutung, weshalb die dauernde
Erhaltung dieser Zeitspiegel eine Selbstverständlich¬
keit sein sollte.
Nicht allein durch das Drucken auf schlechtes Papier
besteht die Gefahr der Zerstörung der ungemein
wichtigen Urkunden der Begebenheiten der heutigen
Zeit, sondern auch durch die Farbe, die gleichfalls
zum größten Teil gerade zu diesen Alltagsdruck¬
sachen in schlechter Beschaffenheit verdruckt wird
und daher nur auf kurze Zeit die Lesbarkeit des Ge¬
druckten gestattet.
Bei Werken besteht noch die Möglichkeit, daß sie
durch neuere Auflagen in späterer, besserer Zeit
ihren wertvollen Inhalt der Nachwelt erhalten, aber
bei den Zeitungen und sonstigen Durchschnitts¬
drucksachen ist ein Nachdruck ausgeschlossen, da
er zum Teil nicht angängig (z. B. bei den Zeitungen)
sein dürfte.
Da drängt sich hierbei die Frage auf: Wie können
wir dem Übel abhelfen? Ganz ist es nicht zu be¬
seitigen, weil wir leider zu knapp mit unserm Papier
und den Rohstoffen bestellt sind; aber wir können
das Übel mildern. Leider ist dies für alle die Zei¬
tungen und andern Drucksachen nicht mehr möglich,
die im Zeichen und seit der Zeit der Papier- und
Farbennot bisher gedruckt worden sind.
Verleger, Regierungen und Besteller sollten un¬
bedingt darauf sehen und bestehen, daß wenigstens
eine bestimmte Anzahl von Exemplaren der Auflage
der Zeitungen und Drucksachen auf festes, haltbares
Papier gedruckt werden und wenn irgend möglich
auch bessere Farbe verwendet wird. Dazu ist aber
zunächst die Hilfe der Regierungen und zuständigen
Behörden notwendig, die den Verlegern das nötige
Quantum von gutem Papier beschaffen helfen und
ein besseres Verständnis für die Kulturarbeit des
Buchdruckgewerbes bezeigen sollten. Diese Sonder¬
drucke sollten nur für Sammlungszwecke des Reiches,
der Museen usw. dienen.
IstdasEnde desWeltkriegesauch erreicht, so dürfte
die Papiernot doch noch geraume Zeit anhalten und
mancherlei Ersatzstoffe bei der Drucksachenherstellung
Verwendung finden. Die Weiterverwendung der letz¬
teren ist sogar in vielen Fällen geboten, denn in der
Tat wurde bisher häufig genug für Drucksachen, die
oft nur eine eintägige Bedeutung haben, aus Unüber¬
legung, Bequemlichkeit oder Unverstand guter Stoff
vergeudet. Die vorstehenden Ausführungen behalten
daher auch jetzt, ebenso wie in normalen Zeiten,
noch ihre volle Berechtigung.
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PRINCETON UNIVERSITY
Archiv für Buchgewerbe
Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis
Schriftschnitt und Schriftguß
Die Signatur der Schriften hat schon häufig zu Klagen
seitens der Buchdrucker geführt, und gar mannigfach sind
die zur Beseitigung der gerügten Übelstände gemachten
Vorschläge. Unter anderm wurde auch die Einheitlichkeit
angeregt, wie wir sie schon bei Kegel, Höhe und Linie haben.
Im allgemeinen ist den Klagen die Berechtigung nicht ab¬
zusprechen, wenn man berücksichtigt,daß dem Buchdrucker
die Möglichkeit gegeben sein muß, ähnliche Schriften ein
und desselben Kegels ohne zeitraubende Feststellungen auf
den ersten Blick durch die Verschiedenartigkeit der Signatur
zu unterscheiden. Eine Einheitlichkeit in der Signatur¬
gestaltung dürfte aber nicht zu dem gewünschten Ziele
führen, ganz abgesehen davon, daß die Erreichung an den
den Schriftgießereien entstehenden bedeutenden Unkosten
scheitern müßte, die in gar keinem Verhältnis zu dem ver¬
meintlichen Vorteil stünden. Die Hauptsignatur ist in fast
jeder Gießerei eine feststehende, und Änderungen bedingen
bei jedem Kegel die kostspielige Neuanfertigung von Kernen
und maschinelle Änderungen. Was würde es dem Buch¬
drucker auch nützen, wenn alle Gießereien mit einer ein¬
heitlichen Signatur lieferten, das heißt einer in Form und
Stellung vollständig übereinstimmenden Signatur? Es hätte
gerade das Gegenteil des Gewollten im Gefolge. Der Um¬
stand der Verschiedenartigkeit ermöglicht in vielen Fällen
ohne Anbringung einer besondern Signatur die wünschens¬
werte Unterscheidung. Daß die letztere beim Guß kleinerer
Schriftbilder auf größere Kegel herbeigeführt wird, ist
selbstverständlich. Sie hat hier durch Anbringung meh¬
rerer Signaturen zu erfolgen. Eine einheitliche Festlegung
wäre aber auch da von Übel, weil es vielfach vorkommt,
daß z. B. Borgis auf Korpus in verschiedenen Schnitten
von verschiedenen Gießereien im Gebrauch sind. In diesen
Fällen müssen die Garnituren sich nicht nur von der Korpus
auf Korpus, sondern auch unter sich unterscheiden, und
zwar durch die Anbringung von Hilfssignaturen, die am
besten in jedem einzelnen Falle vom Buchdrucker selbst
bestimmt werden. Jede Gießerei wird solchen Wünschen
gern entsprechen. -d.
Ligaturen. Die Entstehung der Ligaturen ist in der Haupt¬
sache auf Gründe der Zweckmäßigkeit zurückzuführen,
wenngleich sie nebenbei auch dem Schönheitssinn Rech¬
nung trugen. In den alten Drucken finden wir zahlreiche,
heute nicht mehr gebräuchliche Ligaturen, die lediglich
nur dem Zwecke dienten, beim schlechten Ausgehen einer
Zeile gleichmäßigere Wortabstände zu erzielen und dadurch
dem Satz ein geschlosseneres Aussehen zu verleihen. Die
Verwendung dieser Ligaturen, von denen natürlich auch die
einzelnen Zeichen vorhanden waren, erfolgte nach Maßgabe
der Notwendigkeit. Sie hatten keinen Selbstzweck, sondern
waren nur Mittel zum Zweck. Dasselbe war auch ursprüng¬
lich bei unsem heutigen Ligaturen der Fall, als da sind: ff fi
fl ff fi ft d) d II 6 tj in der Fraktur und ff fi fl in der Antiqua.
In der letzteren treten noch ff fi ft in solchen Schriften hin¬
zu,denen das lange f beigegeben wird. Diese und Gekommen,
obwohl sie größtenteils mitgeliefert werden,eigentlich nicht
in Betracht, weil sie im deutschen Satz niemals gebraucht
werden und nur im Dänischen und Norwegischen, bzw. im
Französischen Verwendung finden. Die Schaffung der mit f f
und ff zusammengesetzten Ligaturen erwies sich ursprüng¬
lich als notwendig, und zwar infolge des seitlich über den
Typenkörper hinausragenden Kopfes beim f f und langen f f,
der ein Zusammensetzen dieser Buchstaben mit andern
ohne Spatium unmöglich machte, wenn ein Abbrechen des
Kopfes vermieden werden sollte. Bei den Ligaturen d> d II
lag eine solche Notwendigkeit nicht vor. Es konnte nur eine
Engerstellung bezweckt werden. Versuche der Gießereien,
wenigstens einen Teil der Ligaturen dadurch entbehrlich
zu machen, daß man dem seitlichen Überhängen der
Typen durch entsprechenden Schnitt des Bildes begegnete,
schlugen fehl. Der Buchdrucker bestand auf der Lieferung,
weil laut Tarif ohne die Ligaturen hergestellter Satz einen
Preisaufschlag erfährt. Im allgemeinen beschränkt man sich
auf die angegebenen zusammengegossenen Buchstaben.
Eine feste Norm besteht aber nicht, und es ist in neuerer
Zeit vorgekommen, daß auch noch weitere Verbindungen
geschaffen wurden, ohne daß dazu eine eigentliche Not¬
wendigkeit Vorgelegen hätte. Ein besonderer Vorteil ist
damit auch nicht verbunden, eher ein Nachteil für den
Buchdrucker, dem das Unterbringen neuer Ligaturen im
Setzkasten Schwierigkeiten bereitet, soweit Brotschriften
in Betracht kommen. In dieser Hinsicht sollten feste Ver¬
einbarungen getroffen werden. Die Titel-und Zierschriften
müßten allerdings ausgeschlossen bleiben. Hier muß dem
Zeichner freie Hand gelassen werden, auch einmal eine
neue Buchstabenverbindung zu schaffen, wenn die Einzel¬
formen es bedingen oder eine eigenartige Wirkung erreicht
werden soll. Dieses Zugeständnis kann um so eher gemacht
werden, als sich bei derartigen Schriften, die in der Regel
nicht unter Cicero gehen, wegen des Unterbringens der
Ligaturen keine Schwierigkeiten ergeben, weil es sich um
Steckschriften handelt. -d.
Akzente. Angesichts der im Gange befindlichen Reini¬
gung der deutschen Sprache von allen entbehrlichen Fremd¬
wörtern dürfte eine Prüfung der Frage angebracht sein, ob
bei Schriften noch die Mitlieferung von Akzenten erforder¬
lich ist. Diese Frage bildete immer einen strittigen Punkt
zwischen Buchdrucker und Schriftgießer. Für den letzteren
war die Lösung eine schwierige, weil die Wünsche der
Buchdrucker ziemlich auseinander gingen. Während der
eine auf sämtlichen Akzenten der romanischen Sprachen
bestand, beschränkte sich der andre auf wenige Zeichen,
und ein dritter glaubte sie ganz ablehnen zu sollen. Da er
es nicht allen recht machen konnte, schlug der Schriftgießer
zuletzt den goldenen Mittelweg ein und lieferte nur die in
der französischen Sprache am häufigsten vorkommenden
Akzente, während die übrigen nur auf besonderes Verlangen
beigegeben wurden. Ohne die ersteren konnte der Buch¬
drucker bisher nicht auskommen. Denken wir nur an den
Satz einer Speisekarte. Darin waren die französischen Be¬
zeichnungen mit ihren vielen Akzenten zahlreich vertreten.
Auch in Preislisten, in Zeitungsanzeigen — namentlich der
Kaufhäuser — ging es ohne die französischen Warenbe¬
nennungen nicht ab. An Stelle der Fremdlinge sind jetzt
gute deutsche Bezeichnungen getreten. Und dawir in unsrer
Sprache glücklicherweise ohne die das Satzbild nicht gerade
verschönernden Akzente auskommen, so dürfte auch deren
Mitlieferung bei den Schriften entbehrlich sein, wenn sie
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Archiv für Buchgewerbe
nicht ausdrücklich bei der Bestellung verlangt werden. Der
größte Teil der Buchdrucker wird sie unter den gegen¬
wärtigen Verhältnissen wohl niemals gebrauchen; wenig¬
stens bei den Titelschriften nicht. Höchstens könnten sie
hin und wieder bei den kleineren Graden der Brotschriften
in Frage kommen, wo es sich um die Wiedergabe franzö¬
sischen Originaltextes oder dergleichen handelt. Eine Ver¬
ständigung hierüber wäre am Platze. -d.
Satz und Druck
Arbeit des Maschinenmeisters. Bei der Maschinen¬
bedienung ist dasVerantwortlichkeitsgefühl stetseineHaupt-
sache. Die so notwendige Wartung wichtigerMaschinenteile
wird oft vernachlässigt. Die Maschinenmeistertätigkeit
sollte aber stets mit Ernst und Eifer betrieben werden. In
der Jetztzeit verlangt diese eine besondere Regsamkeit,
denn viele zuverlässige Hilfskräfte sind ausgeschieden, es
verbleibt dem Meister der Maschine selber die Aufgabe,
überall nach dem Rechten zu sehen, um den Mechanismus
in gutem Gange und alles in Ordnung zu erhalten. Das
geschieht hauptsächlich durch regelmäßiges Ölen der
Maschinen, um dem Fressen und schließlichen Stillstand
der einzelnen Maschinenteile vorzubeugen, nur dann wird
sich ein ungehinderter Lauf aller Räder, Wellen und Achsen
ergeben. Die Beschaffenheit der Arbeitsmittel hat in vielen
Punkten nachgelassen, soweit man die Friedensware damit
in Vergleich stellt. Da heißt es überlegen und aufmerksam
erwägen, wie es auch unter den veränderten Verhältnissen
möglich ist, zu einem annehmbaren Druckergebnis zu ge¬
langen. Der Maschinenmeister muß versuchen, über alle
Klippen hinwegzukommen, soweit Farben, Waschmaterial,
Schmieröle usw. Hindernisse bieten. Kommt man im
Sommer scheinbar gut über manche Übelstände hinweg, so
läßt sie die kalte Jahreszeit schon mehr zu einerErschwernis
ausarten, zumal wenn man sich mit eingetrockneten Walzen
und häufig zu kalten Druckräumen abzufinden bat. Ein recht¬
zeitig vorgesehener Ersatz der Auftragwalzen wird dann in
Fällen der Not gute Dienste leisten. Die Arbeit des
Maschinenmeisters wird also auch darin zu bestehen haben,
daß er beizeiten vorbeugende Maßnahmen ergreift, um
seine tägliche Wirksamkeit in jedem Betracht zu einer
nutzbringenden zu gestalten. Km.
Vorbereitung der Druckform. Wer das Herausziehen
und Abbrechen von Buchstaben und Linien durch die Auf¬
tragwalzen verhindern will, der hat, noch ehe die Form
eingehoben wird, eine Reihe vorbeugender Maßnahmen
zu treffen. Jede auf der gutbelichteten Schließplatte aus¬
geschossene Form ist auf ihre gute Beschaffenheit peinlich
zu prüfen; dieselbe muß durch das Schließen in allen ihren
Teilen gute Festigkeit erlangen, um den Erschütterungen
durch die Maschine dauernd widerstehen zu können. Dazu
gehört vor allem das sorgfältige und aufmerksame Schließen
der Form in der Weise, daß möglichst jeder Satzteil für
sich angeschlossen wird, um jede Spannung zu verhindern,
von der das Steigen des Satzes und Ausschlusses herrührt.
Die Auswahl guter und zuverlässiger Schließzeuge, die das
genaue und allmähliche Anschließen der Satzteile und
Klischees gewährleisten, ist die Hauptsache; verzogene
Rahmen lassen sich durch fachmännische Bearbeitung
leicht in die ursprüngliche Verfassung bringen. Eine auf
der Schließplatte zunächst leicht angeschlossene Druck¬
form muß derMaschinenmeister dahingehend untersuchen,
ob alle Linien nicht nur schließen, sondern auch so fest¬
sitzen, um der Einfärbung durch die Walzen den nötigen
Widerstand leisten zu können; frische und daher zugkräftige
Auftragwalzen haben das Bestreben, lockeres Satz- und
Linienmaterial hochzuziehen, wodurch leicht Fehldrucke
entstehen. Es versäume daher niemand die ruhige Vor¬
bereitung der Druckform. Mancherorts ist die dazu not¬
wendige Schließplatte mit allerlei ausgedruckten Sätzen
belegt, und es muß der Maschinenmeister das Fundament
der Maschine zum Schließen seiner Formen benutzen, was
für solch wichtige Arbeit nicht ratsam ist, es kann allen¬
falls bei besonders umfangreichen Formen ausnahmsweise
geschehen. Die auf der Platte festgeschlossene Form wird
noch in der Weise besonders geprüft, daß man unter eine
Ecke des Schließrahmens einen harten Gegenstand schiebt,
um die einzelnen Satzteile durch Betupfen mit dem Finger
auf Festigkeit zu untersuchen. Hierdurch läßt sich noch
manche Unebenheit, besonders bei Formen mit Klischees,
beseitigen und ein anstandsloser Fortdruck vorbereiten.
Schon beim Schließen einer Form soll darauf Bedacht
genommen werden, daß alle Druckstöcke sich in guter
Ordnung befinden; das setzt voraus, daß sie mit ihrer
Unterlage fest verbunden sind. Ein Lockern während des
Druckes hat höchst unliebsame Begleiterscheinungen im
Gefolge. Km.
Buchdruckerfarben. Anfrage: Einer unserer Leser
schrieb uns wie folgt: „Ich stamme aus einer Buchdrucker¬
familie und wir haben in unserem Familienwappen den
bekannten alten,Buchdruckergreif' mit zwei Farbreibern in
seinen beiden Klauen. Nun möchte ich mir unser Wappen
gern in seinen richtigen Farben malen lassen, weiß jedoch
nicht, welche Farbe dieser Greif ,im Original* hat; wenn
ich nicht irre, ist er rot: welches Rot? Würden Sie die
Güte haben mir mitzuteilen, ob meine Vermutung richtig
ist, bzw. in welcher Farbe der Greif von alters her dar¬
gestellt wird?“ ... Antwort: Eine authentische Farbgebung
für den Buchdruckergreif, der ein Bestandteil des Buch¬
druckerwappens bildet, gibt es nicht. In Waldows Encyclo-
pädie der graphischen Künste ist Ausführlicheres über das
Buchdruckerwappen und seine Farben mitgeteilt. Zuletzt
hat der Wiener Heraldiker Freiherr von Rosenfeld das
Wappen der Buchdrucker behandelt und für den Greif im
besondern bestimmt, daß er „aus derKrone wächst ,in Silber
zu halten ist und eine rote Zunge hat“. Ein bestimmtes Rot
ist nicht vorgesehen und da das ganze Wappen ein Phantasie¬
wappen ist, so dürfte das Normalrot, das auch zum Blau, das
im Wappen vorkommt, paßt, das geeignetste sein. S.
Satzschließer als Ersatz für Bindfaden. Der durch
den Krieg herbeigeführte Mangel an Kolumnenschnuren
hat erneut die Aufmerksamkeit der Buchdruckereien auf
die sogenannten Satzschließer gelenkt, die in der mannig¬
fachsten Form entweder in den Betrieben bereits vorhanden
sind oder jederzeit angeschafft werden können. Neben den
bekannten Jesinghausschen Satzschließern aus Stahl, die
vor etwa 25 Jahren aufkamen, haben sich die Vogtschen
Satzschließer (Cicero starke Bleiregletten mit Einschnitten)
gut bewährt. Neuerdings sind die Lemkeschen Satzschließer
sowie die Richterschen Satzklammern, beide aus Messing
gefertigt,hinzugekommen. Trotz der einfachen Handhabung
dieser Hilfsmittel und ihrer sonstigen Vorteile vermochten
sich Satzschließer nicht allgemeiner einzuführen oder gar
den Bindfaden zu verdrängen. S.
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Archiv für Buchgewerbe
Buchgewerbliche Rundschau
♦ Deutscher Buchgewerbeverein. Die Neuaufstellung und
Erweiterung der technischen Sammlungen des Deutschen
Buchgewerbevereins ist nunmehr in Angriff genommen
worden. Durch die Überführung der wissenschaftlichen und
künstlerischen Sammlungen des Vereins in das Deutsche
Kulturmuseum ist die Überlastung der Sammlungsräume
im Deutschen Buchgewerbehause in Leipzig behoben und
ausreichender Platz für die zweckmäßige Aufstellung der
technischen Sammlungen geschaffen worden. Zum Leiter
der Sammlungen wurde Herr Max Fiedler gewählt; er hat
sein Amt bereits angetreten. — Die alljährlich stattfindende
Weihnachtsausstellung des DeutschenBuchgewerbevereins
wurde am 8. Dezember im Deutschen Buchgewerbehaus
eröffnet. Sie ist trotz der verminderten Erzeugung und der
Ebbe in den Lagern von vielen Firmen gut mit Büchern,
mit künstlerischem Wandschmuck und Kunstbuchbinder¬
arbeitenbeschickt worden. Der Besuch durch das Publikum
läßt nichts zu wünschen übrig. — Die Wanderausstellung
des Deutschen Buchgewerbevereins ist, nachdem sie in
Frankfurt a. M. einen durchschlagenden Erfolg gehabt hat,
unter Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten nach
Stuttgart überführt und dort am 26.November dem Besuche
freigegeben worden. DasWürttembergische Landesgewerbe¬
museum (Direktor Professor Dr. Pazaurek) nahm die Aus¬
stellung gastfreundlich auf und würdigte ihre Bedeutung
dadurch besonders, daß es ihr den vornehmsten Teil des
Prachtbaues, die König-Karl-Halle, überließ. In diesem
großen Raume, zu dessen Ausstattung für die Zwecke der
Ausstellung ausreichende bewegliche Wände und geeignete
Schaukästen in genügender Anzahl zur Verfügung standen,
konnten die zahlreichen Ausstellungsgegenstände ungehin¬
dert geschlossen gruppiert und in denkbar bester Weise
herausgebracht werden. Alsbald nach Eröffnung der Aus¬
stellung setzte ein starker Besuch ein, der trotz der Ab¬
lenkungen der Gegenwart von stillem künstlerischen Ge¬
nießen und ernstem Lernen bis zur Stunde angehalten hat.
Die Presse hat dem Unternehmen auch in Stuttgart ihre
Anerkennung nicht versagt. Die Ausstellung soll bis Mitte
Januar 1919 in Stuttgart belassen werden. Sie, wie geplant,
hierauf in Hamburg zu zeigen, ist durch die Gestaltung der
Verhältnisse unmöglich geworden. Dagegen ist ihre Veran¬
staltung in Dessau für das kommende Frühjahr gesichert. —
Eine große Ausstellung schweizerischer Graphik wird Mitte
Januar 1919 im Deutschen Buchgewerbehause in Leipzig
eröffnet werden; sie wird vom Komitee für Ausstellungen
schweizerischerGraphik im Auslande in Basel veranstaltet.
Ihre Durchführung in Leipzig ist dem Deutschen Buch¬
gewerbeverein anvertraut worden und soll in denkbar bester
Weise erfolgen. Die Ausstellungsgüter sind nach einer
langen Reise dieser Tage in unversehrtem Zustande in
Leipzig eingetroffen. — In Kopenhagen veranstaltete kürz¬
lich die bekannte Firma Erslev als Verkaufsausstellung
eine internationale Buchausstellung. Es traten hierbei vor
wiegend Erstausgaben und Prachtbände deutscherund eng¬
lischer Herstellung in Wettbewerb miteinander. Unter den
deutschen Werken standen im Vordergründe verschiedene
Prachtausgaben Goethescher Werke, Hauffscher Erzäh¬
lungen und deutscherMärchen sowie moderne Ausgaben des
Jörn Uhl von Frenssen, der Hirtenflöte von Schnitzler und
andres mehr. Es sind hauptsächlich englische und deutsche
Werke verkauft worden. Das Auswärtige Amt inBerlin hat
dem Deutschen Buchgewerbeverein einen die Ausstellung
betreffenden Bericht derdeutschen Gesandtschaft in Kopen¬
hagen zur Kenntnisnahme übermittelt. W. A. Eberwein.
♦ Deutsches Kulturmuseum in Leipzig. Der Lesesaal
(Zeitzer Str. 12,1) ist unentgeltlich für jedermann zugänglich
und zwar Sonntags von 11—2 Uhr, wochentags von 10—4 Uhr.
Neben Tageszeitungen liegen die wichtigsten Fachzeit¬
schriften, insbesondere alle Kunstzeitschriften des In- und
Auslandes auf. Bücher aus den Magazinen sind jederzeit
im Lesesaal zu benutzen. Das Museum selbst ist Sonntags
und Mittwochs ebenfalls unentgeltlichen den übrigenTagen
gegen eine Eintrittsgebühr von 25 Pf., beziehentlich Montags
1 Mark zu besichtigen.
♦ Die an der III. Fach-und Fortbildungsschule zu Leipzig
angegliederte Fachschule für Lithographen und Steindrucker¬
lehrlinge, die unter der Leitung des Herrn Zeichenlehrers
Schröder steht, veranstaltete vor kurzem eine Ausstellung
von Schülerarbeiten, aus der sich sowohl die Vielseitigkeit
des Unterrichtsganges wie der erzielten Erfolge ergab. Die
Schule, die auch mit einer Lehrwerkstätte ausgestattet ist,
erfreut sich der Förderung des Vereins Leipziger Stein¬
druckereibesitzer und bezweckt eineWeiterbildung der Lehr¬
linge in theoretischer und praktischer Hinsicht. Bei der im
Steindruckgewerbe üblichen Gliederung der Arbeitsweisen
ist der Werkstattunterricht von ganz besonderem Werte )
da zahlreiche Lehrlinge dabei in Techniken unterwiesen
werden können, die in ihrer Lehrwerkstatt überhaupt nicht
Vorkommen. Die Ausstellung fand berechtigtes Interesse
bei den zahlreichen Besuchern. -r-.
♦ Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Am 4. Septem¬
ber wurde vom Vorsitzenden eine kurze Übersicht über die
für die Normierung in Aussicht genommenen Fragen ge¬
geben und beschlossen, aus dem Kreise der Mitglieder eine
Anzahl geeigneter Herren zum Eintritt in die einzelnen
Arbeitsausschüsse zu wählen. — Es wurde gleichzeitig auf
die bereits früher geleisteten Normierungsarbeiten der
Typographischen Gesellschaft hingewiesen und eine ge¬
meinsame Erledigung fernerer Arbeiten mit der Berliner
Typographischen Gesellschaft in Aussicht genommen. —
Am gleichen Abend wurde eine größere Auswahl gut aus¬
gestatteter Drucksachen aus derHausdruckerei derFarben-
fabriken vormals Friedrich Bayer & Co. in Leverkusen be¬
sprochen. Die Festschrift der Farbenfabrik Gebr. Jänecke
& Fr. Schneemann in Hannover fand günstige Beurteilung.
— Am 2. Oktober wurde vom Vorsitzenden ein Bericht über
die Faserstoff-Ausstellung zu Leipzig gegeben. — In der
Sitzung vom 16. Oktober wurde die jetzt wieder im Vorder¬
gründe des Interesses stehende Satzschließerfrage erörtert.
Wenn auch die Knappheit an echten Ausbindemitteln mehr
als früher zur Verwendung mechanischer Ausbindevorrich¬
tungen drängt, so ist doch nicht zu sagen, daß man durch
diesenZwangzuumfassendererBenutzungderSatzschließer
in ihren mannigfachen Formen mit besonderem Erfolge
verschreitet. Die Benutzung der Satzschließer ist nach wie
vor mit Umständlichkeiten und Gefahren aller Art für Setzer
und Drucker verknüpft und es gehört im ganzen neben
gutem technischen Geschick auch ein gewisses Maß guten
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Willens dazu, die Schließer zu benutzen. Die Kosten der
Satzschließer, gleichviel aus welchem Metall sie hergestellt
sind, sind jetzt keine niedrigen, da alle Metalle knapp sind.
Zumeist nehmen die Satzschließer zuviel Raum ein; neu
aufgekommene Stegklammern können kaum für Ausbinde¬
mittel Ersatz bieten, da sie das Vorhandensein großer Posten
Stege voraussetzen.
♦ Berliner Typographische Gesellschaft. In der Sitzung
vom 15. Oktober berichtete Herr Otto Winzer über die in
Leipzig vorgenommenen Verhandlungen des Normen-Aus-
schusses für das graphische Gewerbe. — Herr Oskar Möller
gab einen kurzen Bericht über eine Sitzung des Vereins der
Reklame-Fachleute, die sich mit den Vereinheitlichungs¬
bestrebungen im Werbefach beschäftigte. — Herr Hermann
Görnitz erläuterte die Anwendung der als eine technische
Neuerung vorgelegten W. Richertschen Stege-Klammern
als Ersatz der Kolumnenschnuren. Es handelt sich dabei
um eine praktische Erfindung. Sie besteht in sehr wider¬
standsfähigen, mehrfach gehärteten Klammern in der Form
eines umgekehrten fl- Der zusammenzuhaltende Satz wird
mit umgekehrten Zweicicero-Stegen umgeben, und an den¬
jenigen Stellen, wo zwei Stege zusammenstoßen, als auch
an den Ecken, wird eine solche Klammer angebracht, die
mit je einem ihrer Schenkel in den Hohlraum eines der bei¬
den sich berührenden Stege hineingreift. Die Klammern
sind so kräftig konstruiert, daß der Satz eine genügende
Festigkeit erlangt. Die Vorzüge dieser Neuheit wurden all¬
gemein anerkannt. — Herr Erler berichtete über den Inhalt
des Jahresberichts der Gutenberg-Gesellschaft für 1916/17.
— In der letzten Sitzung hielt Herr Geheimer Regierungsrat
Dr. P. Jessen einen durch Lichtbilder erläuterten Vortrag
über Deutsche und feindliche Werkkunst vor und nach dem
Kriege.
♦ Achtstündige Arbeitszeit im graphischen Gewerbe. Von
den durch die neuen politischen Verhältnisse herbeige¬
führten Neuerungen ist die allgemeine Durchführung des
Achtstundentages im graphischen Gewerbe eine der wich¬
tigsten und in die bisherigen Einrichtungen einschnei¬
dendsten. Es wird einiger Zeit bedürfen, bevor die zweck¬
mäßigste Lagerung der Arbeitsstunden innerhalb der
Tageslichtzeit ermittelt wird, denn mehr als wie in andern
Berufszweigen hat das graphische Gewerbe mit den Licht¬
verhältnissen zu rechnen, ferner mit Vorbereitungsarbeiten
für die Tagesschicht sowie abschließenden Verrichtungen,
z. B. Reinigen, die die volle Tagesleistung stark kürzen und
Doppelschichtenherbeiführenwerden.Daßdurchdiekürzere
Arbeitsdauer, abgesehen von dem Stundenausfall, auch be¬
trächtliche Zeitaufwendungen unproduktiver Art (z. B. knap¬
pere Maschinenausnützung) entstehen, liegt klar auf der
Hand und es werden alle diese Ausfälle bei der Preisberech¬
nung gebührend zu berücksichtigen sein. In richtiger Er¬
kenntnis dieser Erscheinungen hat der Deutsche Buch¬
druckerverein sofort eine Neubearbeitung des Deutschen
Buchdruck-Preistarifs vornehmen lassen, welch letzterer
von der Geschäftsstelle Leipzig, Dolzstraße 1 bezogen wer¬
den kann.
♦ Kleine Mitteilungen. Der Verein der Plakatfreunde E. V.
zu Charlottenburg2 erläßt einen Wettbewerb zur Erlangung
geeigneter Aufsätze für seine Zeitschrift „Das Plakat“ und
setzt M 3000 für Preise aus. Einlieferung bis zum 1. Februar
1919. Preisrichter sind Lucian Bernhard, Rudolf Bleistein,
Fritz Hellwag, Hans Meyer, Professor Dr. Nicklisch, Her¬
mann Reckendorf, Dr. Hans Sachs, Dr.W.F. Schubert, Hans
von Weber. Nähere Bedingungen durch die Geschäftsstelle
Kantstraße 158. — Herr Georg Spieß teilt mit, daß die bis¬
herige Firma Schweder, Spieß & Co., G. m. b. H. in Leipzig
von ihm als alleinigen Eigentümer sämtlicher Geschäfts¬
anteile aufgelöst worden ist. Das Unternehmen wird jedoch
von ihm unter der Firma Georg Spieß, Maschinenfabrik,
Leipzig, in der bisherigen Weise fortgesetzt. Die Firma baut
als Spezialität den Bogen-Anlege-Apparat „Rotary“. — Die
Firma W.Drugulin, Buchdruckerei, Schriftgießerei und Ver¬
lagsbuchhandlung inLeipzig, hat sich in eine G.m.b.H.um-
gewandelt. Eine Änderung in der bisherigen Richtung ihrer
Tätigkeit ist damit nicht beabsichtigt; vielmehr sollen die
Vorzüge, die den Ruf der Firma begründeten, weiter aus¬
gebaut werden. Die Unterschrift von Hofrat Dr. Johs.
Baensch-Drugulin und die Prokura von Wilhelm Baensch
und Vizekonsul v. Rautter sind erloschen. Hofrat Dr.Johs.
Baensch-Drugulin wird seine Tätigkeit auch weiterhin in
mitberatender Weise dem Hause widmen. Die Geschäfts¬
führung hat Dr. Leo Janko gemeinsam mit dem bisherigen
Prokuristen Vizekonsul v. Rautter inne. — Zu Heilsberg
feierte sein sechzigjähriges Buchdruckerjubiläum am6.No-
vember im Alter von 74 Jahren der Begründer und Verleger
der „Warmia“, Buchdruckereibesitzer Anton Wolff. — Am
23. November konnte die Firma A. W. Zickfeldts Verlag und
Buchdruckerei in Osterwieck a. H. ihr fünfzigjähriges Be¬
stehen feiern. Zu Ehren des Tages gab sie eine schön aus¬
gestattete illustrierte Festschrift „In ernster Zeit“, 12 Seiten
großen Formates stark, heraus, in der die Geschichte des
Hauses und seiner Unternehmungen geschildert wird. Das
Geschäft wurde von August Wilhelm Zickfeldt 1868 in be¬
scheidenstem Umfang begründet und die Druckerei im Ver¬
lauf von ein paar Jahrzehnten zu großer Bedeutung und
großem Umfang entwickelt. Ihr Begründer war gelernter
Buchhändler, wurde aber in seinem Betriebe zu einem
echten und rechten Buchdrucker. Ebenso brachte Zickfeldt
seinen Verlag zu großem Umfang und Ansehen. August
Wilhelm Zickfeldt starb am 11. August 1905 und das Unter¬
nehmen wurde von seiner Gattin Johanna geb. Könne und
seinem Sohn Rudolf Zickfeldt mit großem Erfolg weiter¬
geführt. — Der Buchdruckereibesitzer Anton Schreiber in
Breslau konnte am 18.Novembersein diamantenes (sechzig¬
jähriges) Berufsjubiläum feiern.—In derM. Attenkoferschen
Buch- und Kunstdruckerei in Straßburg beging am 15. No¬
vember der Oberfaktor Robert Held sein fünfzigjähriges
Faktoren- und Geschäftsjubiläum. — Am 24. Dezember 1918
kann das Stuttgarter Neue Tagblatt, die größte Zeitung
Württembergs, auf ihr 75jähriges Bestehen zurückblicken.
Aus kleinen Anfängen hat sich das Blatt zu einer der an¬
gesehensten Zeitungen Deutschlands heraufgearbeitet. Ins¬
besondere im letzten Jahrzehnt, das unter der Führung von
Direktor Carl Esser stand, hat es sich zu einer einflußreichen
Zeitung ausgebildet, die heute bei 13maligem Erscheinen in
derWoche übereine feste Bezieherzahl von über 100000 ver¬
fügt. Sämtliche Angestellte und Arbeiter, dasTrägerpersonal
und die Agenturen, sowie alle dem Zeitungs- und Buch¬
druckwesen nahestehenden Vereinigungen, auch mehrere
der öffentlichen Wohlfahrtspflege, wurden mit namhaften
Zuwendungen bedacht. Die zahlreichen Jubilare des großen
Geschäftsbetriebes wurden in besondererWeise geehrt.
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Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge
* Anfangsgründe für Schriftsetzerlehrlinge von Friedrich
Bauer. Klimschs Graphische Bibliothek. Es ist bemerkens¬
wert, daß zur gleichen Zeit, wann überall Bestrebungen im
Gange sind, eine bessere Ausbildung der Lehrlinge zu er¬
zielen, auch Handbücher erscheinen, die die praktische
Lehre unterstützen sollen. Es konnte bereits im letzten
Hefte des Archivs auf ein solches Buch hingewiesen werden,
das oben erwähnte erscheint in fünfter Auflage und erfreut
sich bereits großer Beliebtheit. Der Inhalt des ausgezeich¬
net durchgearbeiteten, handlichen Bändchens ist bis auf
die Neuzeit ergänzt und es bürgt der Name des Verfassers
dafür, daß der Stoff ganz auf das Auffassungsvermögen der
strebsamen Lehrlinge zugeschnitten ist. Der Verfasser hat
alles fortgelassen, was über den Begriff „Anfangsgründe“
hinausragt und die gegebenen Anleitungen durch treffende
Beispiele illustriert. Wir können das Bändchen allen Buch¬
druckereibesitzern, Eltern und Fachschulen aufs ange¬
legentlichste empfehlen. S.
* Technik im modernen Zeitungsbetrieb. Von Dr. Hans
Fuchs. Die vorliegende Schrift behandelt in groben Um¬
rissen den Ausbau der Technik im modernen Zeitungs¬
betriebe Deutschlands und ihren Einfluß auf die Organisation
dieserBetriebe. Die Arbeit, die nach des Verfassers eigenen
Angaben durchaus nicht erschöpfend sein soll, bringt ein¬
leitend in gedrängter Form eine Übersicht über das Ge¬
samtbuchdruckgewerbe. ln diesem Abschnitt sowie in den
folgenden Ausführungen über die mannigfachen Betriebs¬
abteilungen einer Zeitungsdruckerei sind eine größere
Anzahl von statistischen Zusammenstellungen über die
Betriebe, ihre Größengruppen und die Zahl der darin be¬
schäftigten Personen, nach den einzelnen Sparten geordnet,
zur Belebung des Textes eingefügt. Außer diesen Aufzäh¬
lungen, die als Grundlage die Erhebungen der Buchdrucker-
Berufsgenossenschaft und des Tarifamtes haben, schließen
sich ferner noch solche an über Art und Zahl von Druck-
und Hilfsmaschinen, über die Unfälle in den einzelnen Ab¬
teilungen des Zeitungsbetriebes sowie über Verteilung der
Zeitungsdruckorte nach Erscheinungsart der Zeitungen.
Einen breiteren Raum nimmt der Abschnitt über die Setz¬
maschine ein, der ebenfalls von statistischen Tabellen unter¬
brochen wird, die in der Hauptsache über die Art der Setz¬
maschinen, deren Verbreitungskreis und die Anzahl der an
diesen arbeitenden Leute Auskunft gibt. Daß in diesem
Abschnitte auch noch die Leistungsfähigkeit der einzelnen
Maschinenarten eingehende Würdigung erfährt, entspricht
der Anlage des Buches, das darauf hinwirken will, daß der
Zeitungsfachmann, für den es jedenfalls eine Fülle von Ge¬
danken enthält, an der Gestaltung eines mit allen Vorteilen
derNeuzeit arbeitenden Betriebes weiterbauen kann. -rd.
* Was ist Fraktur? Eine wissenschaftliche Auseinander¬
setzung mit dem Kommerzienrat Friedrich Sönnecken in
Bonn von Gustav Milchsack. Selbstverlag des Verfassers
(in Kommission bei Fr. Vieweg & Sohn in Braunschweig)
1918. Der Streit über Fraktur oder Antiqua gibt immer
wieder von neuem Anlaß zu Auseinandersetzungen, wie
eine solche auch die vorliegende Schrift sein soll. Siebringt,
worauf schon ihr Untertitel hinweist, an erster Stelle eine
wissenschaftliche Beurteilung des Sönneckeschen Buches
„Das deutsche Schriftwesen“, um sich dann im folgenden
Abschnitt über die Lesbarkeit der Fraktur zu verbreiten.
Der Verfasser kommt dabei zu dem Urteil, daß „die Fraktur
mit ihren kraftvoll lebendigen, formenreichen, schwung-
und phantasievollen Buchstabenbildern, die das deutsche
Formgefühl unmittelbarsympathisch anziehen,unvergleich¬
lich viel schöner, als die Antiqua mit ihren steifen und
frostigen, geometrisch nüchternen, völlig phantasielosen,
in jedem Zuge undeutschen, die reine italienische Linie her¬
auskehrenden Buchstabenformen ist“, und er sagte weiter,
daß die Fraktur lesbarer ist als die Antiqua. Wenn er im
Anschluß daran vergleichsweise die Wörter
ALTVATER BLATTLAUS
untereinanderstellt, so geschieht dies wohl nur aus dem
Grunde, um die Schönheit und das Ausgeglichene der
großen Frakturbuchstaben gegenüber denen der Antiqua
mit ihrer „geometrischen unbiegsamen Steifheit der Buch¬
stabenformen“ zu zeigen, denn für die Lesbarkeit selbst
würden die Beispiele kaum zugunsten der Fraktur wirken.
Die Abschnitte „Die Entwicklung der Druckschriften“,
„Dürer und die Fraktur“ und „Das künstlerische Motiv in
der Fraktur“ bringen dem Frakturfreund wertvolle An¬
regungen sowohl in wissenschaftlicher als auch geschicht¬
licher Beziehung. Zwei Tafeln mit Probesätzen in Antiqua,
Gotisch, Schwabacher und Fraktur beschließen das Heft¬
chen, das, obwohl es zunächst mehr als eine gegen Sön¬
necken gerichtete Streitschrift gedacht sein mag, doch An¬
spruch darauf erheben darf, auch in unsern Berufskreisen
freundliche Beachtung zu finden. Obgleich wir als Buch¬
drucker Fraktur und Antiqua eine gewisse Gleichberech¬
tigung nebeneinander zuerkennen müssen, können wir uns
doch des seinerzeit in diesen Heften veröffentlichten Auf¬
satzes von Dr. August Kirschmann erinnern, den er mit den
nachstehenden, noch heute geltenden Worten schloß: „Das
Bestreben aber, die deutsche Druckschrift und auch die
deutsche Schreibschrift zugunsten eines allgemeinen Welt¬
monopols der lateinischen Druck- und Schreibschrift auf¬
zugeben, muß als eine mittelalterliche Versündigung am
deutschen Volke mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen
werden.“ -rd.
* Enzyklopädie der Photographie, Heft 80. Die Grund¬
lagen der Reproduktionstechnik. In gemeinverständlicher
Darstellung von Dr. E. Goldberg, Professor an der König¬
lichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe
in Leipzig. Mit 49 Abbildungen im Text und vier farbigen
Tafeln. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S.
Preis broschiert M 4.80, gebunden M5.40. Die Reproduktions¬
technik läßt heute fast kein Wirtschaftsgebiet unberührt.
Sowohl die Wissenschaft und die Kunst als auch die In¬
dustrie, der Handel und der Verkehr bedürfen deren Hilfe,
um in die Breite und Tiefe zu wirken. Mit den mannig¬
faltigen Aufgaben sind naturgemäß auch die Ausführungs¬
möglichkeiten gewachsen. Es ist nicht leicht, von dem
Hergange der Arbeiten in den verschiedenen Reproduk¬
tionsarten ein klares Bild zu gewinnen. Und doch reizen
die täglich uns vor Augen tretenden Erzeugnisse, einige
Kenntnisse darüber zu erwerben. Der Verfasser hat es
sich angelegen sein lassen, solche Kenntnisse zu vermitteln,
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3s;» •
und damit kommt er jedenfalls einem Bedürfnis entgegen.
In vortrefflich klarer Weise werden in dem Buche, an sinn¬
fälligen Begriffen und Beispielen aus dem täglichen Leben,
selbst die schwierigen Vorgänge gut verständlich gemacht,
wodurch auch der Laie einen klaren Überblick gewinnen
kann. Selbst der Drei-und Vierfarbendruck, mit den mannig¬
faltigen und komplizierten Verhältnissen, finden darin eine
leichtbegreifliche Erklärung. Dabei hätte allerdings der
Hinweis gegeben werden sollen, daß heute im Vierfarben¬
druck für Gelb meist nicht mehr eine Kornrasteraufnahme,
sondern ebenfalls eine Kreuzrasteraufnahme gebräuchlich
ist, die in einem Winkel von 15° zu zwei andern Farben
steht. Der Wert des Buches wird aber dadurch keineswegs
herabgedrückt. Die weiteste Verbreitung kann den Inter¬
essen des Buchgewerbes und der Reproduktionstechnik
nur förderlich sein. K.
* Fremdwörterhatz und Fremdvölkerhaß. Eine Streit¬
schrift gegen die Sprachreinigung. Von Dr. Leo Spitzer,
Privatdozent an der Universität Wien. Manzsche Hof- Ver¬
lags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1918. Im all¬
gemeinen soll in diesen Spalten nicht über Streitschriften
berichtet werden, doch kann man sich in dem vorliegenden
Falle schon einmal eine Ausnahme gestatten, weil das Büch¬
lein immerhin einen eigenen Reiz auf den Leser ausübt.
Da in dem Doppelheft 3/4 dieser Zeitschrift unter Hinweis
auf Engels bekannte Schriften ausführlich über„Das Fremd¬
wort im Deutschen“ gesprochen wurde, darf daher auch
eine gewisse Beachtung für die Ausführungen der gegne¬
rischen Seite erwartet werden, obgleich sie sich nicht immer
in einem ruhigen und sachlichen Tone bewegen. Sie wen¬
den sich vielmehr in scharfer Weise gegen die Bestrebungen
des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, von denen sie
sagen, daß nicht die Sprachreinigung allein es sei, die zur
Ausmerzung der Fremdwörter triebe, sondern daß dem ge¬
nannten Verein vor allen Dingen ein politisches Ziel vor¬
schwebe — die Hatz gegen die Fremdvölker. Ob der Ver¬
fasser mit der Vertretung eines solchen Standpunktes, der
vollständig auf das Politische eingestellt ist und bei dem
auch die Alldeutschen einen Hieb wegbekommen, recht hat,
kann hier nicht untersucht werden. Das eine steht fest,
daß nicht jedermann seine Ansichten teilen wird; am aller¬
wenigsten werden es wohl diejenigen tun, die ernsthaft ver¬
suchen, ihre Muttersprache möglichst rein von Fremdwör¬
tern zu halten. Man kann natürlich das Kind nicht mit dem
Bade ausschütten, aber man kann doch den festen Willen
haben, dazu beizutragen, daß alles das Fremde aus unsrer
Sprache verschwindet, was sie nur unnötig belastet und
mithin überflüssig ist. Der Verfasser sagt ja selbst, daß die
Bewegung der Sprachreinigung im allgemeinen nicht zu
tadeln ist. Um so weniger ist es zu verstehen, wenn er in
seinem Buche viele Fremdwörter gebraucht, die sich hätten
vermeiden lassen, und die durch mindestens ebenso gute
deutsche Wörter zu ersetzen waren. Als Beispiel, das zu¬
gleich die kämpferisch gestimmte Art seiner Ausführungen
kennzeichnen möge, seien nur ein paar Zeilen von ihm an¬
geführt: „Die Besinnung auf die Muttersprache, das Achten
auf ihre Schönheit, die Beseitigung unnützer Neuerungen,
pomphafter, in Wirklichkeit wenig besagender Wörter, das
alles ist gewiß eine schöne Aufgabe des Philologen (die
Sprachtherapie wurde leider zu sehr den Laien überlassen!)
— aber die Bundesgenossenschaft von Chauvinismus und
Philologie, von Parteirichtung und wissenschaftlicher Be¬
trachtung kann naturgemäß nur zur Übertölpelung der sach¬
lichen Überlegung durch die politische Leidenschaft führen:
l’esprit est la dupe du coeur.“ Wenn der Verfasser das Wort
„naturgemäß“ anwendet, das einen schlechten Ersatz für
„natürlich“ darstellt, sei es erlaubt daran zu erinnern, daß
er an andrer Stelle selbst gegen das schlechte Deutsch —
und dies nicht mit Unrecht — kämpft. Das Buch möge trotz
seiner Ausspielung auf die politische Seite allen denen
empfohlen sein, die nicht nur nach einer Richtung arbeiten,
sondern auch die von der Gegenseite kennen lernen wollen,
und die dabei des Spruches gedenken: „Eines Mannes Rede
ist keines Mannes Rede, man soll sie billig hören beede“
oder wie veilleicht der Verfasser der Streitschrift sagen
würde: „ Audiatur et altera pars.“ -rd.
* Fritz Kuhlmann, Von einem neuen, schaffenden Schrei¬
ben. Verlag Georg Müller, München 1918. Vorstehende
Veröffentlichung bildet das dritte Heft der Flugschriften
des Münchener Bundes. Der Verfasser, der den Lesern
des „Archivs“ kein Unbekannter mehr ist, geht in seinen
interessanten und gründlichen Ausführungen davon aus,
daß das Schreiben in der Tat eine der wenigen Handtätig¬
keiten und -fertigkeiten höherer Gattung ist, die das ge¬
samte Volk in allen seinen Alters- und verschiedenen
Standesstufen ausübt, vor allem die einzige wirkliche Volks¬
kunst, die die Schule in ihrem Rahmen treiben kann. In
den sich anschließenden Abschnitten wird das gesamte
Wesen der Schreibschriftentwicklung, des Schreibunter¬
richts sowie die gemachten Versuche zur Verbesserung
des Schreibwesens in teils technischer, physiologischer
und pädagogischer und nicht zuletzt ornamental-dekorativer
Hinsicht behandelt. Ist das Heft auch nicht für die An¬
gehörigen des graphischen Gewerbes bestimmt, so gibt
dessen Inhalt doch auch ihnen manche Anregung und es
wird überall da Beachtung verdienen, wo man sich mit
dem Schriftschreiben befaßt. S.
* Die Kunst des Entwerfens für zeichnende Buchbinder.
Von Paul Adam. Heft 8, IX. der Lehrbücher der Buch¬
binderei. Mit 192 Abbildungen. Verlag Wilhelm Knapp,
Halle a.S. In meinem Bericht über die Buchbinderei auf
der Bugra habe ich vor einigen Jahren an dieser Stelle
daraufhingewiesen, daß es für unsre Kunstbuchbinder eine
Lebensfrage ist, sich die Entwürfe für ihre Einbände selbst
anzufertigen. Und ich machte darauf aufmerksam, daß die
Mehrzahl der deutschen Kunstbuchbinderzu eigenem künst¬
lerischen Schaffen befähigt ist. Angesichts der steigenden
Wertschätzung, deren sich die Kunstbuchbinderei heute
erfreut, und angesichts der Tatsache, daß sich eine große
Zahl jüngerer Kräfte zu dem kunstgewerblichen Zweige des
Buchbinderhandwerks drängt, ist ein Buch wie das von
einem so alten Fachmanne wie Paul Adam verfaßte über
die Kunst des Entwerfens, das die künstlerischen Grund¬
lagen der Einbandverzierung erläutert, eine begrüßenswerte
Tat. Man wird dabei freilich nicht übersehen dürfen, daß
es eine heikle Sache ist, Vorschriften über Entwerfen zu
geben, das heißt dem künstlerischen Schaffen Gesetze
vorschreiben zu wollen. Adam tut dies auch erfreulicher¬
weise nicht, der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt darin, daß
er an Hand von Abbildungen die sich bei der Schaffung
kunstgewerblicher Buchbinderarbeiten bisher zeigenden
Verzierungsweisen erläutert. So betont er mehr das
Grundsätzliche, Gesetzmäßige, das sich beim Anblick
einer Einbandverzierung ergibt. Leider hat es Adam nicht
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verstanden, unter seinen Beispielen nur diejenigen auszu¬
wählen, die einem geläuterten Kunstempfinden entsprechen.
Der Kunstbuchbinder, der an das Studium des Adamschen
Buches herangeht, wird also selbst einen Teil kritischen
Verständnisses mitbringen müssen. Die wichtigsten Ab¬
schnitte des Adamschen Buches sind diejenigen, in denen
er über den allgemeinen Gesamteindruck der Einbandver¬
zierung, über die richtige Abwägung zwischen Rand und
Mittelfeld und über das Mittelstück selbst spricht. Manches
an den Erläuterungen erscheint gesucht. So wenn er die
müde Linie des Jugendstils oder die Ausstrahlungen des
Ornaments behandelt. Was er über die Rücksichtnahme
auf die Technik sagt, ist nicht erschöpfend, da es doch ohne
weiteres einleuchtend ist, daß alle Verzierungskunst für
den Bucheinband von den Bedingungen der Technik aus¬
zugehen hat. Das künstlerische Verständnis des Buch¬
binders wird sich immer besonders da zeigen, wo er es
versteht, die verschiedenen Verzierungstechniken entweder
jede für sich oder mehrere zusammen ornamental zu durch¬
denken. Ernst Collin.
* Her der sehe Verlagshandlung zu Freiburg i. Br. Jahres¬
bericht 1917. (V. Nachtrag zum Hauptkatalog von Neu¬
jahr 1913.) Mit einer Einleitung: Bartholomäus Herder als
Buchhändler. Von Franz Meister. Mit 15 Bildern. Neben
dem reichhaltigen Bücherverzeichnis, das eine vortreff¬
liche Übersicht von der Verlagstätigkeit der altbekannten
Firma gibt, ist die vorangestellte Biographie Bartholomäus
Herders von besonderem Interesse, denn sie gewährt einen
Einblick in das anhaltende Schaffen und Vorwärtsstreben
Herders, seinen Verkehr mit den Verfassern und Mit¬
arbeitern, die Eigenart und Vielfältigkeit der von ihm ver¬
legten Werke u. a. m. Über das Privatleben Herders unter¬
richtet ebenfalls ein Abschnitt, ebenso über dessen Mit¬
arbeiter. Hieraus möchten wir herausgreifen, daß auch
Joh. Jak. Weber von Basel (1803—1880), der Gründer und
Verleger der Leipziger „Illustrierten Zeitung“, von Mai
1827 an auf ein Jahr „mit der Besorgung und Führung der
Buchhandlung betraut“ war. Die einfache aber außer¬
ordentlich übersichtliche und gute typographische Aus¬
stattung des etwa 60 Seiten umfassenden Schriftchens
möchten wir nicht unerwähnt lassen. S.
♦ WO Jahre J. P. Bachem, Buchdruckerei, Verlagsbuch¬
handlung, Zeitungsdruckerei. 1818bis 1918. Köln,4.Mai 1918.
Aus Anlaß ihres hundertjährigen Bestehens hat die alt¬
angesehene Kölner Firma eine über 300 Seiten starke Denk¬
schrift herausgegeben, deren Inhalt nach verschiedenster
Richtung hin Interesse zu erwecken geeignet ist. Der Verlag
J. P. Bachem wird in zehn Teilabschnitten ausführlich be¬
handelt und zwar von seiner Gründung an bis zum Kriege.
Das nach Jahrgängen geordnete Verlagsverzeichnis von
1818 bis 1918 schließt sich in übersichtlicher Form an und
es ist äußerst interessant, die große Reihe von Veröffent¬
lichungen zu überschauen, die im Laufe eines Jahrhunderts
erschienen sind. Aus dem dritten Kapitel: Die Druckerei
J. P. Bachem 1818 bis 1918 gewinnt man einen Eindruck
von dem Umfange und der Bedeutung dieses hervorragen¬
den graphischen Unternehmens, dessen Inhaber stets auf
künstlerische und technisch vollendete Ausführung ihrer
Erzeugnisse Wert gelegt haben. Ein besonderes Kapitel
bilden die Wohlfahrtseinrichtungen der Firma, die in der
umfassendsten Weise ausgebaut sind und vielen Segen ge¬
stiftet haben. Einzelheiten und Nachweisungen, Geschäfts-
jubilare, Frau Katharina Bachem, ein Charakterbild, die
Feier am 4. Mai 1918, Personenverzeichnis und Sachver¬
zeichnis bilden weitere Kapitel der zwar einfach, aber
durchaus zweckentsprechend ausgestatteten, mit einigen
Bildbeilagen versehenen Denkschrift. Der Verfasser der¬
selben ist Georg Hölscher. -w-.
* Denkschrift zum 75jährigen Fabrik- und Geschäfts¬
jubiläum der Firma Gebr.Jänecke&Fr. Schneemann in Han¬
nover am 26. August 1918. Wenn ein Haus den Tag seines
75jährigen Bestehens inmitten der Kriegszeit durch die
Herausgabe einer Gedenkschrift, wie sie uns in einem statt¬
lichen Quartbande vorliegt, betont, so ist das allein schon
ein Beweis dafür, daß es sich über die geschäftlichen Kriegs¬
wirkungen hinwegzusetzen versteht und darauf bedacht ist,
die Beziehungen mit seinen Geschäftsfreunden und mit
der Fachwelt in vollstem Maße aufrechtzuerhalten. Der
Inhalt der Gedenkschrift macht den Empfänger mit der
Entwicklungsgeschichte der Firma, die zu den ältesten
Farbenfabriken zählt, in eingehendster Weise bekannt. Es
wird gezeigt, wie aus kleinsten, auf das Jahr 1843 zurück¬
gehenden Anfängen durch die fleißige Arbeit einer ganzen
Reihe geschäftskluger und tüchtiger Männer ein Werk ent¬
standen ist, das heute in der graphischen Industrie eines
der angesehensten ist und dessen Fabrikate sich durch ihre
andauernde Güte einer großen Beliebtheit bei den Ver¬
brauchern erfreuen. Auf den reichen Inhalt des Buches
näher einzugehen, müssen wir uns aus räumlichen Gründen
leider versagen, obgleich die Wiedergabe einer Anzahl Mit¬
teilungen, die für die Geschichte der Druckfarbenherstellung
von Wichtigkeit sind, verlockend erschien. Die technische
Ausführung der Gedenkschrift ist eine ausgezeichnete, sie
hebt sich von dem althergebrachten Stile solcher Veröffent¬
lichungen vorteilhaft ab. Das letztere gilt besonders von
den Bildern, die den Wortlaut unterstützen. Sie sind von
E.W.BauIe, der auch den markigen Titel der Gedenkschrift
entworfen hat, in kräftiger Strichzeichnung ausgeführt und
auf Satzbreite in jede rechtsstehende Seite des aus Belwe-
Gotisch gesetzten Buches eingestellt. Alle Seiten sind durch
eine braun gedruckte Umrahmung eingefaßt. Das Ganze
macht einen wirkungsvollen geschlossenen Eindruck. Von
besonderem Interesse ist noch das vorangestellte Aquarell
„Die alte Fabrik“, die Wiedergabe einer Jugendarbeit des
verstorbenen Geheimen Kommerzienrates Louis Jänecke.
Am Schlüsse des Buches wird darauf hingewiesen, daß im
Laufe der Zeit die jetzigen Räumlichkeiten für den Betrieb
längst zu enge geworden sind und alle Vorbereitungen für
einen nach Friedensschluß zu errichtenden Neubau ge¬
troffen sind. Möge es der Firma Gebr.Jänecke & Fr. Schnee¬
mann vergönnt sein, noch lange ihr altes Ansehen zu er¬
halten und ihr nach Eintritt geordneter Verhältnisse im
graphischen Gewerbe eine weitere gedeihliche Fortentwick¬
lung im In- und Auslande zu Anden. -w-,
* Vierteljahrsschrift für angewandte Bücherkunde. Her¬
ausgegeben von G. A. E. Bogeng. Max Harnisch Verlag,
Nikolassee bei Berlin. Von dieser Schrift liegt das zweite
Heft des ersten Jahrgangs vor. Der Inhalt berührt die Erst¬
drucke von Goethes Egmont, Tasso, Faust und ihre ver¬
steckten Vorzugsausgaben; es folgen dann Bemerkungen
zur Buchgeschichte von Heines Werken, Sir R. F. Burstons
Kasidah, Druckerstlinge (Beiträge zur Buchdrucker-Ent¬
wicklungsgeschichte). In diesen Heften wird wohl zum ersten
Male in gründlicher Weise versucht, den technischen
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Werdegang der Erstdrucke der Werke unsrer Klassiker zu
ergründen und alle Nebenumstände, die hier mitgewirkt
haben, festzustellen. Manche Nebenfragen werden dabei
miterörtert, z. B. der Einfluß der Verfasser auf die Aus¬
stattung, die Seitenanordnung und vieles andre. Die
Abhandlungen sind daher auch für den Techniker von In¬
teresse,denn letzten Endes handelt es sich ja dabei auch um
buchtechnische Angelegenheiten. -r-.
♦ Mitteilungen des Deutschen Werkbundes. Heft 2, 1918-
Das vorliegende zweite Heft dieser Veröffentlichung, die
den Mitglieder des D. W. B. kostenlos zugestellt wird, ist
inhaltlich in vieler Hinsicht bemerkenswert. Von beson¬
derem Interesse ist die typographische Ausstattung des
Heftes,das vollständig in der Czeschkaschrift gesetzt wurde.
Die nächste Nummer wird Rudolf Koch in seiner Koch¬
schrift anordnen. -r-.
♦ Max Klinger als Poet. Von Ferdinand Avenarius. Kriegs¬
ausgabe. Erschienen im Kunstwartverlage D. W. Callwey,
München. Preis geheftet M 6.—, gebunden M 7.50. Die
außerordentlich günstige Aufnahme, die das Werk in seiner
ersten Auflage gefunden hat, zeitigte die jetzige, bereits
das dreizehnte Tausend erreichende Neuauflage, die eine
fast unveränderte gegenüber der Erstauflage ist. Die Aus¬
stattung des Buches ist auch diesmal noch eine tadellose
und es dürfte dasselbe allen Verehrern Klingerscher Kunst
und solchen, die es noch werden wollen, eine willkommene
und wohlfeile Gabe sein. -r-,
♦ Lötschen, das ist Landes- und Volkskunde des Lötschen-
thales. Text von Dr. phil. Hedwig Anneler, Bilder von Kunst¬
maler Karl Anneler. Akademische Buchhandlung von Max
Drechsel, Bern 1917. Preis broschiertM50.—, handgebunden
Halbpergament M 62.50, Halbleder M 100.—, Ganzleder
M150.—. Wenn derlnhalt des von den Geschwistern Anneler
verfaßten Buches, das unter obigem Titel erschienen ist, in¬
haltlich und seiner ganzen Anlage nach mit dem Buch¬
gewerbe auch in keiner näheren Beziehung steht, so ver¬
dient dasselbe doch als Druckwerk erhöhte Beachtung und
Anerkennung. Der Inhalt erstreckt sich, wie der Titel be¬
sagt, auf das in den Schweizer Bergen im Kanton Wallis
liegende Lötschenthal, und zwar haben die Verfasser in
mehrjährigem Zusammenwirken durch Wort und Bild eine
Landes-und Volkskunde geschaffen, der nurwenige Arbeiten
von gleicher Gründlichkeit und Vollständigkeit an die Seite
gestellt werden können. Was uns an dem in Großquart
angelegten Werke ganz besonders interessiert, ist zunächst
die mit einfachsten Mitteln, das heißt mit Schrift und Linien
erzielte übersichtliche Wirkung des Seitenbildes. Die zahl¬
reichen, in kräftiger aber offener Strichmanier gehaltenen
Illustrationen, die den Wortlaut erklärend unterstützen,
passen sich der schönen Schwabachertype, aus der das
Buch gesetzt ist, ausgezeichnet an, es ist damit zugleich
ein gutes Beispiel für die mögliche, geschickte Zusammen¬
stimmung von Bild und Schrift bei einem Buche, dessen
Inhalt teils belehrende, teils unterhaltende Bedeutung hat,
gegeben. GanzbesondereHervorhebungverdient die äußerst
zweckmäßige, auf die geschlossene Seitenwirkung berech¬
nete Einschaltung der sich teils nur über die Breite einer
Spalte oder einer halben Seite ausdehnenden Illustrationen,
die zeichnerisch so gehalten wurden, daß sie bei der er¬
folgten Verkleinerung in ihrer Flächenwirkung mit der der
Schrift übereinstimmen. Die Zeichnung der Bilder selbst
ist übrigens auch mit gutem Verständnis für die Wieder¬
gabe in Strichätzung angelegt worden. Himmel-, Luft- und
Erdpartien sind in ganz andrer Weise gefüllt, als wie es ge¬
meinhin geschieht, das heißt nicht nur mit horizontalen
Strichlagen,sondern auch mit Korn,Wellenlinien,Kreuzlagen
und andres mehr. Hier und da erinnern die Bilder an kräf¬
tige Holzschnitte und es bildet die Durchsicht des Buches
schon in rein zeichnerischer und buchtechnischer Hinsicht
viel Bemerkenswertes. Die Hauptrubrikzeilen sind schein¬
bar etwas groß und kräftig ausgefallen, sie trennen aber
auf diese Weise den Inhalt in markanterWeise, was kein
Fehler gerade bei diesem stoffreichen Buche ist. Zwei farbige
Beilagen sind dem Werke auch beigegeben. Der Umschlag
des Buches ist in wirkungsvollem Vielfarbendruck her¬
gestellt. Den Schluß des Werkes bildet eine „Einteilung
des Buches“, das heißt eine ganz ausführliche Übersicht
des Inhaltes, der sich in vier Abteilungen gliedert. Ein
Verzeichnis der Sagen, der Gedichte und Sprüche, der Lieder
und Weisen, der Bilder schließt sich an. Auf der letzten
Seite des Buches endlich erscheint eine stark symbolisch
gehaltene sogenannte redende, ganzseitige Umrahmung,
in deren Mittelschild über die „Herstellung des Buches“
Genaueres gesagt ist. — Die Auflage des Buches ist im
ganzen 2050, davon 50 auf Bütten, 500 Exemplare wurden
durch Vorauszeichnung gedeckt. Die Druckherstellung
des Buches oblag der Firma Büchler & Co. in Bern, der
man für diese ausgezeichnete typographische Leistung
vollste Anerkennung zollen muß. H. S.
* Albrecht Dürer, Kunstbrevier, gewählt und eingeleitet
von Prof. Dr. H. W. Singer. Mit 80 Abbildungen, Briefen,
Auszügen aus den „Tagebüchern“ und „Schriften“ des
Künstlers. Hugo Schmidt Verlag, München. Den bereits
veröffentlichten Kunstbrevieren Chodowieckis, Spitzwegs,
Ludwig Richters, M. v. Schwindts, Wilhelm Büschs ließ
derVerlag das über Albrecht Dürer, des deutschesten aller
deutschen Meister folgen. Der Inhalt des im Format für
den Handgebrauch äußerst praktischen Buches spricht für
sich selbst, und was die Bildwiedergaben anbetrifft, so muß
gesagt werden, daß es ganz vortreffliche Netzätzungen
enthält, die den Gesamteindruck ebenso wie die Einzel¬
heiten der Darstellungen aufs deutlichste erkennen lassen.
Die ganze Ausstattung wie der Druck des über 100 Seiten
umfassenden Buches ist eine ausgezeichnete und wir wün¬
schen demselben die weiteste Verbreitung auch in Fach¬
kreisen. -h-.
Inhaltsverzeichnis
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buch¬
gewerbe (9. Fortsetzung). S. 97. — Bedeutung der Schul¬
werkstätte für das graphische Gewerbe (Schluß). S. 106. —
Der neue Zwanzigmarkschein. S. 111. — Die Gefahr der
leichten Zerstörbarkeit der Zeitungen und andrer Druck¬
sachen. S. 112. — Mitteilungen aus der buchgewerblichen
Praxis. S. 113. — Buchgewerbliche Rundschau. S. 115.
— Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Ein¬
gänge. S. 117.
4 Beilagen.
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baufen im erjicn Jjefte biefer ^eitfebrift eine Fritifcbe Übers
fiebt gegeben bat. Die neuen gorfebungen ©etbeö, übet
bie ber genannte 3luffa§ berichtet, febeinen }u bem Srgebniö
ju f übren, baö febon bergenialeßbompollionauögefprocben
bat: baö Sllpbabet ber ©emiten ift jroar Feine unmittels
bare gortbilbung ber Jpieroglppben, ift aber bureb ibr 93or;
bilb oerurfadjt worben. Sllö „modele mdthodique“
bejeicbnele Sbampoltion bie ägpptifcbe Schrift für bie
©emiten. Damit würben bie neuefien SrFenntniffe auf
bie älteften Slnnabmen jurücflenFen. 3n ben 1905 ent«
becFten elf 3nfcbriften oon ©inai, bie etwa 150 Reichen
enthalten, febeinen ägpptifcbe jjieroglppben jurScbreibung
einet femitifeben Sprache als Sautjeicben oerwenbet ju
fein. Dann hotten wir in ihnen oietleicbt auch baö oer»
mittelnbe 33inbeglteb, eine ältere Stufe ber SInwenbung
ägpptifcber Reichen im femitifeben ©praebbereieb, bie unö
jeigt, wie man pnäcbft mit Jjieroglppben bie eigene
Sprache $u febreiben fuebte, ehe man baju gelangte, für
ben Fonfonanttfcben Sautbeftanb ber femitifeben ©pracbe
ein eigenes 9llpbabet ju bilben. Die Skbeutung biefer
3nfcbriftcnfunbe Fann alfo nicht hoch genug angefcblagen
werben; inbeö fie bongt auch oon ber Deutung ber 3ns
febriften ab.
Seit@arbtbaufenö2lrbeiterfcbienen ift, finb nun mehrere
Äußerungen jur Sntftebung beö Sllpbabetö oeroffentlicbt.
9tur Furj berührt ©. Sergfträßer in ber 29. Auflage
oon ©tlbeltn ©efeniuö’ ,,/pebräifcber ©rammatiF"
(I. Üeil, Seipjig 1918, § 5f.) bie grage. Sr fpriebt ficb
babin aus, baß in erfter Sinie wol;l baö ^rinjip ber SIFros
pbonic, baö beißt bie Darftcllung ber Saute bureb ein S3ilb,
beffen SSejeicbnung mit jenem Saute anfängt, entlehnt
würbe. Daö betreffenbe ©ort würbe bann 5tame für baö
Reichen. 2lucb SSergflräßer holt baö femitifebe üllpbabet
nicht für eine üteufebopfung, fonbern nimmt Slnlebnung
an ein ältereö ©cbriftfnfinn, baö ägpptifcbe ober Fretifcbe
an. gaft gleichseitig erfebien bie „jjnftorifcbe ©rammatiF
ber bebräifeben Sprache beö 21X" oon Jpanö 23auet unb
spontuö Seanber (1.25anb, Jjalle a.©., 5J?ap fßiemeper,
1918, 1. Sieferuttg, ©eite 60 ff.), bie eingebenb bie febrifts
gefchicbtliche grage bebanbelt.
93or allem aber ift bebeutfam bie 2lrbeit oon Jjanö
33auer „$ur Sntjifferung ber neuentbeeften ©inaifebrift
unbsut Sntftchung beö femitifeben 3llpbabetö"(j?allea.S.,
‘Map (Jltemeper, 1918). Sie (teilt ficb »or allem bie
Slufgabe, bie Scfungen ber 3nfcbriften su prüfen unb
fucht mit einbringenbem Scbarffinn neue Scfungen su
gewinnen. Darauö allein Fann man erFennen, wie bie
Schreiber ber Sinais3nfcbriften bie jjieroglppben benugt
haben unb in welchem SKafje fie ein ©chriftfpftem auö=
gebilbet hoben. Die Sefung berartiger 3nfcbriften Fann
nur bureb glücfliche Dtoination unb bureb Kombination
glücEen. Man muß wobt oon ber grage auögeben: ©aö
Fonnen biefe Snfcbtiften enthalten? Sö (tnb auönabmloö
febr Furse Snfcbriften, eine ober wenig feilen umfaffenb.
Solcher Snfcbriften finb auf femttifebem SSoben febr oiele
überliefert; ihr Snbalt ift ftetig ber gleite: fte geben
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3<itf$rtft beö (Deutfchen SOercinö für ®u<hn>efen unb (Schrifttum
©igennamen, oielfad) oerbunben mit ffiibmung an eine
©ottheit. Schon ber andere SinbrucP ber Sinai «3ns
[Triften legt eö nafje, $hnlid)cö aud) in ihnen ju oer;
muten. 93on biefer Sinnahme auö unb unter ber 23or;
auöfegung, baß eö ftch um eine femitifebe Sprache
hanbelt, fucht Sauer baö (Ratfel nun burch fef)t flar
burchgefährte Kombinationen ju lofen. Cjr fief;t junfthft
ganj oon einer Deutung ber 3cicf>en nad) ihrer äußeren
gönn unb ihrer etroaigen Serroanbtfchaft mit a'gyp;
tifchen ober femitifchen Reichen oh. Vielmehr betont er
- roie mir fd)eint mit entfeheibenben ©rünben -, baß
bie phonijifche Schrift (alfo baö norbfemitifche Sllphabet)
nicht bie gerablintge gortbilbung berSinaifchrift ifl. Sin
folcberjufammenbangiftjunächftan beneinjelnengormen
nicht alö roahrfcbetnlid) ju enoeifen; oor allem fpricfjt aud>
bie Slnjaht ber Sinai Stichen bagegen. Daö phonijifdje
Sllphabet Pennt nur 22 3<nd)m, unter benett oier fePunbat
auö anbern Reichen beö Sllphabetö gebilbet finb. Dagegen
roeifen bie Sinai;3nfd)tiften 32 ober 34 Reichen auf (gegen
28 Reichen im Slrahifchen). Dabei ifl immerhin möglich/
baß einjelne Jeichen alö Varianten aufjufaffen roaren,
ober baß eö ftch überhaupt nicht um eine reine Sud)ftaben;
fchrift hanbelt, fonbern einjelne Reichen - roie im $gyp=
tifchen - tbeographifchen 2Dert haben, baö heißt alö 2Bort=
bilber bienen. Sluch baö ifl nicht ficher, baß unö bergan je
Jeidjenbeftanb »erliegt, ben ein fchreibenbeö SolP auf bem
Sinai etroa fannte. (fnblich ifl bie Sprache ber 3n;
fchriften burefmuö ungeroiß; baß eö ein femittfeber
DialePt ifl, barf man mit SBabrfcheinlichPeit annehmen.
Schwerlich aber ifl eö eine unö fonft überlieferte Sprache.
Doch müßten bei ber nahen Serroanbtfchaft in 2Bort;
beftanb unb gormbau ber femitifchen Sprachen erfennbare
SBorte heroortreten.
Die ÜUetbobe ber Sntjifferung Pann hei unbePannten
Dejten nur biefelbc fein, rote fic Shampollion bei ben
Hieroglyphen unb ©rotefenb bei ben perfifchen Keil;
infehriften angeroanbt hat. 9Jian Pann jumichft nur
oermuten, roelcbeö ffiort - etroa ein Olame - fich in einer
Jeid)engruppe oerbirgt. Danach Pann man bie einjelnen
Reichen nach ihrem Sautroert beftimmen. Stöar bie Ser;
mutung richtig, fo müffen bie ermittelten Sautroerte auch
für anbrejeidiengruppen aitroenbbar fein, baö heißt fpracl);
lieh erPlarbare 2Bcrte ergeben. Diefee Serfahren hat Sauer,
roie eö fdteint mit gutem Srfolgc, gegenüber ben früheren
Deutungen angeroanbt, roobei er nur bie Sorauöfefjung
tnacht, baß eö fich um «ine reine Suchflabcnfchrift in einer
femitifchen Sprache hanbelt. Um feine Sefungen ganj
Plar ju machen, ifl nun freilidi bie Kenntniö ber femiti=
fd>en ©rammatiP unb - alö etneö Jjilfönüttelö ber Um;
fchreibung- bieberhebräifd)cnSd)rifterforberltch. Da roir
beibeö nicht bei allen Sefern biefer Jcitfdrift oorauöfegen
Po'nnen, fo roollen roir unö auf baö 916'ttgfle befchranfen.
Die früheren Deutungöoerfudje gingen roefentlich oon
ber @e(Palt ber Jcid)en auö unb fuchten fte ju beuten je
nach ihrer 'ilfmlichPeit mit agyptifchen ober phonijifchen
Reichen. Demgegenüber unternimmt25aucr eineSrPlarung
ber Snfcbriften „oon innen het", baö heißt, er fucht mo'g=
liehe SBorte ju erfchließen unb leitet auö ihnen bie Sc;
beutung ber Reichen ab.
Daß eine Jeid)cngruppe roie Sr. 347 jur Scfung oer=
(ocPte, tfl Plar: baö erfle unb legte Reichen finb ibentifch,
nur brei Saute muß baö SBort hohen. DaöKreuj ift nun
im femitifchen Sllphabet ein t, baö mittlere Reichen Po'nnte
nad) bem a'gyptifchen Sllphabct ein n fein. So ifl man
auf tnt, baö heißt ben Flamen ber ©ottin Tanit gePommcn.
Slbet roie Pomrnt biefer Same auf eine menfchlidje Süfte,
auf ber man bie Scjeidfnung beö Stifterö ober eine ffieif)=
formet, aber nicht eine ©ottin erwartet, am roenigften
hier bie Stabtgottin oon - Karthago! Sor allem ifl wichtig
bie mehrfach roieberPehrenbe ©ruppe oon oier Reichen
□ <■— 4 in Sr. 34? (jroeinial), 348, 353, 354.
SBcil □ (alö ©runbriß beö Haufeö, hebräifch bet) baö b,
baö Sluge im Scmitifchen = Sljin y, unb + im Scmiti*
fdien = t ift, fo hat man auf Ba'alat = Herrin, ©ottin
gefchloffen. 3nbcö erheben fich bagegen 23ebcnfcn. 2ln=
genommen, eö fei eine SBeibinfchrift für eine ©ottin, fo
müßte ber 9lame ber SBeibenben ooraufgehen - tatfachlich
gehen in allen Snfchriften oerfd;iebene ^eichengeuppen
oorauf aber eö müßte oor Ba'alat jcbeömal bie ^ras
pofition l („für") ftehen. 3n berDat ßnben roir baö mut=
ntaßliche 1 in 345 (untere -Seile) unb 346 am Snbe. 3n
allen anbern gallen fleht baoor bie ©eflalt eineö SDlenfchen
mit erhobenen Slrmen. Unb btefeö Reichen fleht auch auf
9lr. 345. 2ln biefen 4'unft Pnüpft bte Sntjiffetung oon
Sauer an:
2Bir gehen am beflen oon 9tr. 345 auö, bie jroei offen;
bar ganj gleichgebaute unb im jrociten Deile glei^lautenbe
Purje Snfchriften auf beiben Seiten einer Spbinjr bietet.
Daß bie erften brei Reichen jeber 3«tl« «inen Flamen an=
beuten, ifl fel)r roal;rfcheinlich. Dann folgt baöfelbe 2öort,
juerfl beginnenb mit bem Jetdien 4^, bann eingeleitet
mit . Die föerfebiebenbeit biefer Jeichen muß im gorm;
charaPter ber SBorte begrünbet fein, ber burd) bie oorauf;
gehenben SBorte (ober (Kamen) grammatifch bebingt fein
roirb. Diefe ßrroagung führt baju, baß eö fich um fo;
genannte „praßte" hanbelt, bie befonberö in ber Konju=
gation eine (Rolle fpielen. Siegt eine femitifche Sprache
oor, roie roir oben oorauöfegen, fo liegt eö am na'chflen
an bie britte ^)erfon Stngulariö beö SmperfePtö ju benfen,
bie im (KaöPulinum baö *))raßy j, im geminin t hat. 3n=
fchriften enthalten oft ffiunfcbformcln; fie aber flehen im
SmperfePt. Diefe beiben gönnen crflärcn fich bann barauö,
baß bet eine ooraufgehenbe Olame männlich, ber anbre
roeiblich ifl. 9lun ifl t überall im Semitifchen Kennjeichen
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äettfdjrift b e $ ®«utfd)nt Vereins für 3$ u cg w e f e n unb @d>rifttum
beö geminin, unb im Smperfeft bient j alö ^räfi; beö
ÜJlaSfulinunt. Sß3clcf>eö 3«icf>en ifl nun j, welches t? Die
ooraufgegenben Flamen fagen unö nichts bar über, ba mir
fic noch nicht (efen fonnen. 316er eö liegt nahe ju oer=
muten, bafj auf 3«fchriften männliche tarnen häufiger
erfcheinen alö weibliche; ferner barf man oermuten, baf? ^
ein Riegen für „?Kann", mithin auch pichen für baS
männliche ipräfijnfl. Dem entfpricht ber S3efunb: oietmal
erfcheintoorbcrfclben3eicgengruppe,biemirnuralö93erbals
form auffaffen, baö männliche ^räpr 4^ = j, nur jweimal
baS weibliche ^räfir = t. 3(1 bie bisherige Erwägung
richtig, fo ergibt für 9lr. 34? bie Deutung „X (SWann)
fei (iOerbum), Y (grau) fei (äkrbum)".
9lun ganbclt eö fich barum, bie Saute ber ^eiegengruppe,
in ber wir baS Serburn mutmaßen, ju beflimmen. Daju
bient 9lr. 347, bie nur auö bret Reichen befleht, oon benen
baö erfle unb britte ibentifch finb. Derartige gebaute üBorte
gibt eö nur wenig. 3cg fann hier bie oerfegiebenen Äoms
binationen nicht oerfolgen, bie 23auer fpflematifcg vor*
führt; eö mag genügen, baö Srgebniö oorjufügren. gür
bie 3nfchrift 9lr. 350 ber gorm xyx fönnten etwa fecf>6
femitifche 2Borte in grage fommen, unter ihnen mqm.
£egt man biefe Sefung jugrunbe, fo ift für + ber 2ßert m
ermittelt. Dann ergibt fich für 9lr. 341 bie Sefung j..tm
refp. t.. tm. Die Sautgruppe tm erfcheint auch in 91 r. 3?2
(linfe Sfteihe unten). Sie liefje fich &ort, wenn eö fich um
eine SBunfchformel hanbelt, nach bem hebräifchen tom
„SBollfommengeit = 2Boglergegen, Jjeil" beuten. 3fl bie
Sautgruppe tm richtig beflimmt, fo ift auch bie Vermutung
befiätigt, ba§ 4^=j un b bafj in 9lr. 347 baö mittlere
Reichen (Schlange) = q ift, ba wir ja auö ber Slnnagme,
baf? bie brei Reichen == mqm feien, bie Sefung tm ges
wonnen haben. 3n ber ^eichengruppe "ja ^4 haben wir
eine äöunfchformel (im Smperfeft britte Singulariö
geminin) oermutet, bie etwa ben Sinn hat, „fie möge ©lü'cf
haben, /peil erlangen" unb begleichen. £ö hanbelt fich alfo
nur noch barum, bie Sefung t..tm fo ju ergänjen, baff
jwei paffenbe 23ucg (laben eingefegt werben, bie ein ents
fprechenbcö 93erbum ergeben. 9Ilö folche Sefung fchlägt
S3auer trbtm oor: „fie möge an #eil wachfen". Dann
ergibt fiel; alö bie entfprechenbe männliche gorm in ber=
fetben 3nfchrift jrbtm. 93or biefen gönnen mujj nun ein
männlicher unb ein weiblicher 9lame flehen, ben wir noch
nicht lefen fonnen. Die SRicgtigfeit ber Deutung fann
nun baburch erhärtet werben, baff bie bisher gewonnenen
Reichen in anbern Snfcgriften baju führen, beutbare äßorte
fefljuflellen. ^unächfl beachten wir, baf in 9k. 346 (rechts
unten) bie gorm trbtm wieberfehrt, ihr alfo auch hier ein
weiblicher 9lame ooraufgegen wirb. Darüber (jwei Äol.)
fleht nun bt Qb.. Darin ift bt leicht als bat „Docgter"
erfennbar; bem Flamen beö Saterö, ber mit Qb beginnt,
fehlen an btefer ©teile ein ober jwei SSucgflaben. 9Bir
fegen benfelben 9lamen aber auf berfelben 3nfchrift in
ber erflen feilet bt Qbx. 2BaS ift für x (bie gebrochene
Sinie) ju fegen? 3m ägpptifcgen 2Ilpl>abet ifl eö m; man
wirb 1 oermuten bü'rfen unb erhält fo ben 91 amen Qbl.
Sicher ifl hier alfo ein weiblicher ^erfonenname oor einer
weiblichen iöerbalform nachgewiefeit, ber burcbauS fcmi=
tifegen Sprachcharafter trägt.
Ächten wir nun nach 347 jurücf. Das 2Bort mqm fleht
nun auf einer 23üfle, bie wogl ben Stifter barflellt. (?ö wirb
fein 9lame fein, ber alö arabifcher9lame gewöhnlich mqimu
gefchrieben wirb. Doch fönnte eö - als ^Dartijip gefaxt -
auch einfach „ber Sluffleller" (b. g. „Stifter") bebeuten.
9J?it ben bisher ermittelten Reichen fonnen wir nun an
bie anbern Snfchriften herantreten. 3n 9lr. 3?3 finben
wir am ülnf atig xmr; für x (Strich) fonnen wir h, s, c, z, n
einfegen; jebeömal ergeben fich männliche ^erfonentiamen.
3n 3?0 am £nbe fleht qbr (oielleicgt bqbr), wieberum
eine mögliche Sautgruppe.
Die gröfjte 3nfcgrift (349), bie am ergiebigflen fein
fönnte, ifl leibet flarf jerflört. 3n ber erflen Jede lefen
wir xqm. Der Stamm qm bebeutet „aufrecht flegn".
SBagrfcgcinlich beginnt bie 3nfchrift mit „eö flellte auf",
bem entfpricht baö femitifche Äaufatio, baö mit bem Saut
2lleph (hebt. 8) ober mit h ober s beginnt. Diefeö Äaufatios
jeichen muff in einem SRinberfopf flecfcn. Dann erhielten
wir etwa eine gorm aqm. Äegren wir nach 91 r. 34? jurücf
unb nehmen für — ben SBert 1 an, fo ergibt fich ein
9lame 1’ (s6), ber alö 9RaSfulin an hebräifch le ä „2Bilb=
fug", babplontfcg lü „ffiilbflier" erinnert, ein fegt gut
möglicher 9lame. Diefe Sefung wirb nun wieber burch
ben Slnfang oon 3?2 geftügt, bie fegeinbar mit aqrb „eö
got bargebracht" beginnt.
Soweit etwa laffen fich bie Snfcgriften enträtfeln; bie
auö 34? unb 347 erfchloffenen Sautwerte laffen fich an
anbern Stellen oerwerten unb ergeben überall im Semi=
tifchen mögliche 2Berte.
SSJenn bamit auch hie Grntjifferung noch nicht burch=
geführt ifl unb überhaupt wohl erfl an reicherem SDlaterial
burchfü'hrbar ifl, fo fegeint boeg fo oiel ficher, bag gier
Semiten igte Sprache mit Sautjeicgen fegreiben, bie bem
sägpptifcgen entlehnt finb. Dabei ergibt fich, bafj bie
Scgreiber jrnar bie Joicroglppgen fannten, aber nicht ihren
Sautwert im 'Ügpptifcgen. Sie gaben beliebige ägpptifcge
^»ieroglppgen auSgewäglt jur Datflellung einjelner Äons
fonanten. Diefeö Verfahren gat eine moberne parallele
in ber Silbeninfcgrift, bie ber Dfcgerofefe Sequopa um
1824 für feine SRutterfprache feguf, inbeni er lateinifcge
IBucgflabcn unb 3 a hlen, bie er auö einem englifcgen
23ucge entnahm unb beten SBebeutung igm unbefannt war,
jur Datflellung oon Silbenwerten benugte. Die Sinais
Snfcgriften genügen webet baö ägpptifche üllpgabet, noch
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3<itfcprtft b c s iDeutfcpen 93 < r e t n S für 93ucpwefen uttb «Schrifttum
fcpeinen fie baS ^rinjip bet 2lfropponie ju fennen. Daraus
ergibt fiep roetter, bog fie nur eine altere, wopl auf ben
engen ÄreiS eines oon a'gpptifcper Äultur berührten
Stammes befepranfte ©orftufe beS femitifefjen 2J(ppabetS
ftnb, niefjt aber als eigentliches ©inbcglicb jwifepen ber
agpptifcpen unb femitifepen Schrift angefeben werben
fcmnen. 51 ur baS ©rinjip berSautfcprift ift ^ier auf
femitifeben ©oben übertragen; bie eitijelnen beiden aber
ftnb nach ihrer ©ebeutung oon ben ^ieroglppben ganj
oerfepieben. Daraus ergibt ficb auch, baß ber Sinaifcbrift
baS ^rinjip ber Slfropponie noch fremb iff. SS liegt am
naepften ju vermuten, baß Semiten, benen im ©erfepr
mit #gt)ptern bie.Hieroglt)ppen befannt würben, ben 93er-
fueb unternahmen, mit beliebigen J^ieroglppben, bie ihnen
ber Zufall brachte, bie Saute ihrer Sprache ju febreiben.
DaS eine aber müffen fie beobachtet haben, baß man mit
Hieroglyphen einjelne Saute - nicht nur ganje Horte -
fchrieb. Die gragc, inwieweit überhaupt bie 2lfropponic
auf baS agyptifepe unb baS femitifcpeSllpbabet beftimmenb
gewirft hat, ift oon ©auer in ein neues Sicht gerüdt
worben. 2Iuf bicfeS Problem werben wir fpa'ter jurüd=
fommen.
Sfteubnufe ber ^etltgenfegenben
5Bon spioftffot Dr. „panS Soubiet in ®etlin
ugen DiebericpS unb ber Snfels ©erlag, beibe oon
Slnfang an für bie neue beutfehe ©uepfunft bie füp=
renben ©erlagSpanblungen, finb in einen Hett=
(freit getreten, um ben beutfehen Siteraturfreunben bie
feponen alten Jpeiligcnlegenben na'perjubringcn.
DiebericpS war fcpon 1910 als erfter auf bem ^Man
erfchienen mit einer 21uSwapl„3llte beutfehe Segen ben,
gefammelt oon SRicparb ©enj, oertegt bei Sugen
DiebericpS, 3ena, im 3apre 1910". 3n biefern
Quartbanb hat SRicparb ©enj, ein ausgezeichneter Äcnner
biefer Siteratur, aus ber großen Sammlung oon ^eiligen*
leben, bie 1471 in Sllugsburg jum erfien SRale gebrueft
würbe, aber fchon feit bem ©eginne beS 1?. 3aprpunbertS
in oielcn Jjanbfcbriften über ganj Deutfcplanb oerbreitet
war, bie fepönften unb bleibenben Segenben auSgewäplt,
unb jwar auSgewa'hlt lebiglich unter bem ©efieptspunfte
beS Dicpterifcpen. Darum hat er jwar oieleS gcfürjt unb
geanbert,aber hoch baS Hefentlicpe wörtlich, imÄlang unb
«Rhythmus ber alten Sprache, jur Hirfung gebracht. „Sin
Stüd oergeffener Dichtung", fo heißt eS im ©orwort,
„mochte biefeS ©uch wieber erfchließen."
Der 3nfeU©erlag fegte fiep ein anbereS, weitergepenbes
Programm mit bem 1913 erfepienenen jweibanbigen
Herf: „Der ^eiligen Seben unb Selben, anberS
genannt baS^affional",aus altbeutfcpen Druden
übertragen burep Seoerin SRüttgerS. Der ^)erauS=
geber (feilte fiep pier bie Stufgabe, aus ben alten beutfehen
^affionalcn, bie in ber £eit ber Hiegenbrude bis ins
erfte 3aprjehnt beS 16. 3aprpunbertS in SlugSburg, Min,
Sübecf, Nürnberg, Straßburg, ©afel immer oon neuem
gebrueft würben, baS aufjunepmen, „was er für ben
lebenbigen üluSbrucf jenes ©eifteS erfannte, ber fie ents
fiepen ließ". So pat er atfo ben 3npalt jener beutfepen
grü'pbrudc beS «PaffionalS, baS alle ^»eiligenlegenbcn, bie
im 15. Saprpunbert befannt unb lebenbig waren, um=
faßte, ju einer neuen ©efamtauSgabe umgefcpmoljen.
Unb wie jene alten Herausgeber pat er ben SRnpmen beis
bepalten unb bie Seben unb Hunbet ber heiligen 3ung=
frauen, SRä'rtyrer unb ©efenner in ben feffgefügten Meis
ber fircplicpen 3apreSfejte eingefcploffen. So umfaßt, ben
alten Drucfcn entfprecpenb, ber erfte ©anb ber neuen
SluSgabe naep bem Mrcpenjapr baS „Hinterteil", ber
jweite ©anb baS „Sommerteil". 2lucp SRÜttgerS war wie
©enj barauf bebaept, bie feine Tragung gotifeper «Prof«
bem mobernen Sefer aufjufcpließen. Sin ausführliches
51acpwort über bie Sntjfepung ber Segenbe, über bie panb=
fcpriftlicpen Sammlungen unb Drude fowie mehrere
SRegifter oeroollftanbigen feine neue SluSgabe.
Unb 1917 waptenb beS Krieges (feilte ftep DiebericpS
mit feinem neuen großen Segenbenbucp nochmals eine
anbte Slufgabe: 3acobuS be ©oragtne, Legenda
aurea, beutfep oon 3ticparb ©enj. Srffer ©anb,
3ena bei Sugen DiebericpS 1917. Der Pieper er=
fepienene erffe ©anb i(f ein bider goliant oon 760 Spalten;
ber jweite ©anb ift, wie ber ©erlag mitteilt, bereits auS=
gebrudt, fann aber noch niept ausgegeben werben, weil
ber Herausgeber niegen Sinjiepung jum MiegSbienft baS
SRegiffet niept fertigffellen fonnte.
Die Legenda aurea, bie ©olbene Segenbe, tff bie erffe
umfaffenbe Sammlung atler ^>ciligentegcnben burep einen
gelehrten Dominifaner, ben Srjbifcpof oon ©enua 3acobuS
be ©oragine oom Drben ber «Prebigermb'ncpe, ber im
13.3aprpunbert lebte. Sr würbe um 1230 in ©orago
bei ©enua geboren, feprieb fein H 0U Ptwerf, bie ©olbene
Segenbe, in bem 3aprjepnt oon 1263 bis 1273 unb (färb
1298. 3acobuS be ©oragine pat aus ber gefamten cprift=
liepen Siteratur unb aus ber münblicpen Überlieferung feiner
eigenen 3eit biefe Heiligenlegenben jufammengetragen,ben
gewaltigen Stoff fritifcp gefteptet, in ben fRapmcn beS
MrcpenjapreS eingeglicbert unb ben heiligen Segenben bie
fepone feptiepte oolfstümlicpe gorm gegeben, in ber fie
japrpunbertelang weitergelebt haben. Sein Herf würbe
bas oerbreitetffe ©uep beS ©fittelalterS unb ift uns noch
fegt in unjä'pligen Hmibfcpriften, beren alteffe aus bem
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PRINCETON UNIVERSITY
Seitfdjrtft beß ©eutfdten 93 e r e t n ß für 33 u d) w e f e n unb <3 d> r i f 11 u ni
I3. 3abrhunbert flammen, ermatten. (fß würbe in alle
©praßen öberfegt unb biö jum 3ahre IS'OO allein gegen
bunbertmal gebrueft. 216er inß Seutfcbe ifl eß feit ben
Überarbeitungen beß 1 5 .Sabrbunbcrtß nicht inteber über;
fegt worben, felbfl in ber (ateinifd)en Urfpracbc ifl cß in
neuerer ^eit nur einmal, in ber auch febon feiten gewor;
benen Xertreoifion oon ©raeffe oom Sabre 1846 berauß;
gegeben worben. ©o (teilt fiel) bic ©cuaußgabc ber Legenda
aurea — übrigenß bat erfl bic fpa'tcre £eit bem ffierf beß
3acobuß btefen ebrenbet» Xitel gegeben — in beutfeber
Sprache alß ein befonberß oerbienfllicbeß unb anerfennenß;
loerteß Unternebmcn beß ©erlcgerß Siebericbß unb beß
Überfcgcrß ©enj bar. Sie ©olbene Segenbe in ber unge=
fürjten reinen urfprüngltcben Raffung beß 3acobuß be
©oragine ju bieten, befreit oon ben oielen nationalen unb
(ofalen jjufagen, Kürjungen, Ünberungen ber fpäteren
3abrbunberte, für bie Xejrtreoifion jurücfgretfenb auf bie
älteren ^»anbfebriften, übertragen in ein pracbtoolleß
fernigeß alteß Seutfcb, baß unß oergeffen lägt, bag mir
cß mit einer Überlegung ju tun haben, baß unß oielmehr
wie ein 2Berf ber beutfeben ©pa'tgotif felbft anmutet, —
baß mar bie Aufgabe, bie fleh ©enj geflcllt bat, unb bie er
beroorragenb gut unb glüeftieb gelöfl bat. Sie neue 2luß;
gabefuebt einem wiffenfcbaftlicben unb einem fünfllerifcben
3ntereffe gerecht ju werben, ©ieerfcbliegt ber Sßiffenfcbaft
bie biebterifeben Quellen ber gotifeben Kunfl. 2111c Künfllcr
beß gotifeben ©Jittelalterß, bie ©Jaler fowobl wie bie ©ilb;
bauet unb jjoljfcbniger, auch bie funflgewerblicb febaffen;
ben ©leifler haben bie Stoffe für ihre Sarflellungcn auß
ber Legenda aurea entnommen, barum mug bie Kunfl;
gefebtebte beß gotifeben ©Jittelalterß ftä'nbig auf biefeß
Quellenwerf jurüefgreifen. Saß ifl bem Kunflbiflorifer
jegt bureb biefe 2lußgabe auf wiffenfcbaftlicber ©runb;
läge erfl recht möglich gemacht. Seß weiteren ifl für bie
wiffenfcbaftlicbe ©enugung beß umfangreichen ffietfeß
ein außfü'brlicbeß ©egtfler nötig, baß ein fcbnetleß 2luf;
finben ber oielen ^eiligen, fowie ber Vorgänge in ben
Segcnben ermöglicht unb ©aebweife gibt über bie Srtß;,
^erfonens unb ©aebnamen, bie febwieriger ju beuten finb.
©enj bearbeitet ein jweiteß ©cgifler über bie Quellen ber
alten Jpeiligenlitcratur, bie Sacobuß bc ©oragine in feiner
Kompilation jitiert bat. Siefe für bie (Jrföbltegung beß
ffierfeß febr wcfentlicben ©cgifler wirb ber jweite ©anb
enthalten. Sem erflen ifl eine etngebenbe, übrigenß febr
lefenßwerte 2lbbanblung über baß Sehen unb baß ffierf
beß Sacobuß bc ©oragine oorangefegt.
©eben biefem wiffenfcbaftlicben pweef will bie neue
Ülußgabe aber auch ber litcrarifcb=a(tbetifcben ©cbeutung
beß berühmten alten ©uebeß gerecht werben, fie will „bic
Sichtung, bie in bem 2Berfe lebt", ju neuer UBirfung auf
bie ©egenwart bringen. Unb baß erreicht ©enj befonberß,
wie febon angebcutct, bureb feine muflergültige, ficb in
^eit unbjlluffaffung beß alten Gfrja'blerß lieberoll oer;
tiefenbe Überfegung. 3« all biefem liegt bie ©ebeutung
biefer neuen 2lußgabe ber Legenda aurea, beren jweiten
©anb barum oicle mit ©ebnfuebt erwarten werben.
gür bie Sefer biefer ^eitfebrift wirb eß oon einem be=
fonberen Sntereffe fein, ju febett, in welch ein ©ewanb
bie beiben ©erleget, Siebericbß unb ber 3nfel = ©erlag,
bie im oorflebenben nach ihrem 3nbalt hefebriebenen bret
Segenbenbücber gefleibet haben. 2llle brei ©ücber, baß fei
oorweggenommen, finb ihrem 3nbalt unb ber 3eit ihrer
Sntffebung entfprecbenb in einen altertümlichen ©til eins
gefleibet worben, unb bod) bat jebeß fein eigeneß ©epräge
befommen, ein guteß ©eprage, bafü'r bürgt ber ©efebmaef
ihrer ©erleger.
Siebericbß h fl t für bie Srucf; unb Stlbaußflattung
feineß erflen Segenbcnbucbeß, ber „2llten beutfeben
Segen ben ", ein gewiffeß ÜBagniß unternommen, ©am;
lief; er (feilte bie fpatgotifeben Jjoljfcbnittbilber, bie er auß
ben Slugßburger Srucfen oon ©ebönfperger 1482 unb oon
Stbmar 1307 nacbbtlbete, 20 Jjeiligenbilbcr unb einen
großen Xitefboljfcbnttt, mit einer grafturtppe jufammen.
©otifebe j?ol}fchnttte unb grafturtppe — baß fommt unß
junaebft (filwibrig »or, aber baß ffiagniß ifi bennoch ge«
lungen. (5ß iff gelungen, weil er eine ber fcbön(!en alten
Srafturtppen nabm,bie wir fennen: bic ©reitfopfsgraftur.
Sie (tammt jwar in ihrem Driginalfchnitt oom alten ©reit;
fopf auß bem 18.3ahrbunbcrt, aber fie bat bie Kraft, um
gegen bie fernigen alten 2lugß6urger Sinienholjfcbnitte
flanbjubalten; fie gebt in bem für ben ©a£ gewählten
großen Xertia;@rabe mit ihnen fogar ganj außgejeidmet
jufammen. Siefeß^ufammengeben ju einer guten ©efamt;
wirfung oon ©ebrift unb ©ilb iff aber in gleicftent ©Jage
bureb bie ©ageinteilung erreicht worben. Ser jweifpaltige
©a§ unb bic 2Jnorbnung ber Kapitelüberfcbriften finb mit
übernommen auß 6en2lugßburger©orlagen,bicKolumnen;
breite ift ber ©reite ber Lioljfcbnitte angepagt. @o ffebt
alleß febr gut jufammen: baß gormat, ein fcbmaleß Quarto,
bieKolumncn, ohne (Jinjüge gefegt, a6er mit ©ubrifjeicben
an ben 2lbfcbnittffellen, bie ©tegbreite, bie ©erhaltniffe ber
SRönber, ber ©tanb ber ©eitenjablcn, ber Xitel, ber 2luß;
gange, ber Srucfoermcrf, — baß alleß jufammen ergibt in
guten ©erhaltniffen bie frönen ©eitenbilber, bie unß an
bem©uebe erfreuen. Sen Srucf bat Srugultnß altbewährte
Qfgjin forgfaltig außgefü'brt. 3n ben 600 grcmplaren ber
©orjugßaußgabe finb bie ^oljfcbnitte nach ben alten Sri«
ginalen mit ber ^)anb foloriert; ein ffilgereebter Vergas
mentbanb mit fraftoollem Xitelaufbrucf umfchlicgt fie.
(Siefe ©orjugßaußgabe foflct ©f. 12.—, bic brofebierten
S’remplare ©?. 4.J0, bic in Jjalbpergament gebunbenen
©f. 6.-).
Ser 3nfel;©erlag hat bie öeiben ©anbe feineß 9)af;
fionalß in Dftaoo gehalten, ©pamer hat fie gebrueft in
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Original fforn
PRINCETON UNIVERSITY
Scttfdjrift Des ®etttfd>en 95 e r e i tt ö für QJudjwefen unb ©dtrifttum
einet halbfetten ScgwabacgersTppe. Deren Stricgepaffen in
ihrer Sinienfia'rfe auch wieber ju ben eingefügten 146 Jjolj=
fegnitten, tie bem Jübeder Pafftonalbrud bes Stefan
SJtnbeg oon 1492 entnommen finb. Padj bem naben
Seifpiel ber alten Druder hat ber Xperauögcbcr etliche ber
holjfcgnitte wiebergolt unb alfo oerfegiebenen Jpeiligen
jugeteilt. Diefe Sübcder ^»oljfchnitte beg nieberbcutfcfjen
Pieifierg fcgilbern ihre Segenben bewegter unb erregter,
alg eß jener ruhigere oberbeutfehe Pleifier ber früheren
Sluggburger üluggabe, bie Diebertcgg nachbilbete, getan
hatte. Die Silber finb hier fcgmaler alg bie Kolumnen*
breite, aber ber ©eget hat burch bie auf oollc Äolumnen*
breite gefegten Überfcgriften ben Sreitenunterfcgieb ge=
fehieft augjugleichen gewußt. Sluch bie Drucffeiten biefeg
Sucgeg gehen einem gefällig unb in Stimmung oerfegenb
burch bie Jjanbe. (Die beiben Sanbe fofien in halbleinen
mit rotem Schnitt gebunben Pi. 12.—, in Jjalbpergament
Pi. 14.-).
Dieberichö hat ben Drucf ber Legenda aurea wieber
Drugulin übertragen. Sr hat fich im gormat, — eg ifi in
gotio —, in ber Sag= unb Drudaugfiattung, im Papier
wie im Sinbanb ganj unb gar an bie 3 nfunabe(n gehalten.
Verleger, Xperausgeber unb Druder haben gleichermaßen
an ber Drudaugfiattung nütgearbeitet, unb eö ifi ihnen
burch oercinte Slrbeit gelungen, bag fegonfie neue beutfdjc
Sud) getreu im Sharafter unfrer alten SBiegenbrucfe ger=
jufiellen. Dem großen gormat unb ber Starfe ber biefen
Sa'nbe entfprechenb ifi jweifpaltiger Sag in einer gotifchen
Tppe — eg ifi bie fogenannte Plorrig*@otifcg im .Rorpug*
©rab — gewählt worben. SBieber bewunbern wir bie feine
Abwägung in allen Piaßen, bie gute Proportion oon
Spalten unb Seitengroße, oon Sageinteilung, ^opftiteln,
Seitenjaglen, Titelblatt; mit einem 2Bort, bag Such ifi
fo gut gebrueft wie bie befien beutfegen 3nfunabeln. Unb
hier war eg wie nur irgenbwo am Plage, bie alte gönn
in allem nacgjubilben: ber Stil beg alten Segenbenerjäg*
lerg, ber Stil beg Überfegerg unb ber Stil ber Drudaug*
fiattung finb aug einem @uß. Stuf Silber hat Dieberichg
oerjicgtet, aber fcgb’ne rote unb blaue gotifege 3 nitialen
burcgjiegen, wieberum ganj fiilgerccht, bag Such. Sie
finb nicht eingebrudt, fonbern wie in ben Sßiegenbruden
mit ber Jjanb eingemalt ober, genauer gefagt, mit h*lf e
oon Schablonen einfopiert. Unb jwar hat ber Überfeger
unb h«auggeber Senj bie 3nttia(en in firenger Slnleg*
nung an bie gotifchen 3 Uuminatorcn mit ficheretn geber*
buftug felbfi gejeiegnet, er hat auch, mit gotifcher Such*
funfi eng oertraut, ben Titel gejeiegnet unb ben Sinbanb
mit gotifegen Slinbpreffunggmotiocn entworfen, ja big
in alle Sinjelgeiten ben Drud angeorbnet unb überwacht.
Der erfie Sanb ifi, wegen Piangelg an geeignetem Piaterial,
in einem oorloufigem Umfcglag aug fcgo’nem fiarfen
blauen Papier mit ©olbpreffung gerauggegeben worben,
aber er ifi, mit SRüdficgt auf ben fpa'teren Sinbanb, auf
Sü'nbe hanbgeheftet. Sobalb wieber normale Seberpreife
eintreten, foll nach bem Profpeft beg Serlegerg eine Sin=
banbbede aug braunem Schaf (eher ober weißem Scgwetng*
leber mit bltnbgepreßten Stempelornamenten geliefert wer*
ben. (Die brofegierten Sremplare ber einmaligen Sluflage
oon 1500 Sjreniplaren fofien 2? Piarf für jeben Sanb).
So gaben wir brei neue Hluggaben ber alten heiligem
legenben befommen, alle brei oon oerfegiebenen ©eficgtg*
punften unternommen, jebc für fiel) berechtigt unb jebe
für fieg ju einem fegönen Such gefialtet, bag ben Siteratur*
unb Sücherfreunben fegr roillfommen fein wirb.
* *
*
Srfi naegbem biefer Sluffag abgefcgloffen unb gefegt war,
erfuhr ich, baß auch ber Serlag 3uliug Sarb neuerbingg
eine beutfege Übcrfegung ber ©olbenen Segenbe oeranfialtet
gäbe. Sg ifi mir aber, aueg nach Anfrage bei bem Serlag,
niegt möglich gewefen, biefe Sluggabe ju ©efiegt ju be*
fommen. < q . g.
£>te (Bnfüfjrwts fc>e$ $8w(jbmcf$ in ber dürfet
93on Profeffot Dr. 81. ©tiibc in Seipjig
er Orient gat im allgemeinen ber Stnfügrung beg
Drucfeg lange wiberfirebt. ißenn eg auch heute in
$gppten, Sprien unb 3nbien große Drucfereien
gibt, bie eine große Piaffe an SJerfen gerauggebraegt gaben,
fo gat boeg immer noch bie h an bfcgrift eine gewiffe Sc*
beutung, jumal für religib'fe Tejtte; bem Äunfifinn ber
Drientalen, ber fieg aueg in ben gönnen ber Schrift aug*
fpriegt, fagt bie Pracgt farbiger Srnamente unb falli*
grapgifeg auggefügrte Scgrift weit megr ju alg ber gleich*
förmige Drucf. Die große Pienge ber orientalifcgen Drude
gegb'rt bem legten Sagrgunbert an; feiten finb Drude, bie
über ein Sagrgunbert alt finb.
Pierfwürbig ifi, baß Xionfiantinopcl, fietg eine jjatibelg*
fiabt oon internationalem ©eprage, ben Drud erfi fpat
eingefügrt gat. Die altefie Druderei in Äonfiantinopel
fegeint eine jübifege gewefen 3 U fein; bag erfie gebräifege
Such ifi 1503 in Äonfiantinopel gebrudt worben.
Seginn beg 17. Sagrgunbertg erfi (oor 1627) entfianb
eine grieegifege Druderei, bie ein ©eifilicger Sgrillug aug
Snglanb befegaffte, bie aber oon ben granjofen wieber
gintertrieben würbe. 2lucg einige armenifege Drudereien
gab eg. Sie arbeiteten nur im geheimen, ba fie ben 2lrg=
wogn berTürfen fürchten mußten. Söieberum oerfirteg ein
3agrgunbert, ege bie erfie iflamifcge Druderei entfianb.
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3ettfd>rtft beö ©eutfdjen 95 e r e i n ö für 95 u cg w c f e n unb @d>rifttum
auö ber 1728 ber erge ©rud heroorging. Über ihre Snt;
gehung geben bie Einleitungen ju ben älteffen türFifchen
©rüden nur bürftige Slochrichten; ihr 2Bert ig befchrn'nFt
auf bie 2lufja’blung ber erfchienenen SBerFe. ©agegen haben
wir eine wertoolle Quelle in bem ffierf beö Sreölauer
Slrjteö 3of>ann Sbriffion Kunbmonn „Rariora
naturae et artis, item in re medica“ (Sreölau unbSeipjig
1737), baö @. 2Beil anö £tdf>t gejogen bat (^entrolblatt
für SibliotheFöwefen 23anb 24 [1907] Seite 49 biö 61).
Ergänjung baju bot geliefert Viftor Shouoin (bafelbg
Seite 23? biö 262) noch einer SIbbonblung oon Jjenri
©mont in ber „Revue des bibliotheques“ 1893. Kunb;
monnö Vericht gebt auf münblicfie SOtitteilungen jurüd,
bie ibm ber 2lrjt Sobonn griebrich Vachgrom ge;
inocbt bat, ber 1729 in Kongontinopel gewefen war.
Sö waren fchon früher Verfuge gemacht worben, ben
©rud in ber dürfet einjuführen. Sine mit orobiffhen
Settern ouögeffottete ©ruderet batten bie tCenetianer einem
Sultan gefcbenFt. ©a bijfer fie für fchäblich hielt, lieg er
fie im ÜReer oerfenfen. Später lieg ein Snglänber, ber
bie teueren Jjanbfchriften beö Koran gefeben batte, ben
Koran in Snglanb bruden unb fanbte bie ©rüde noch
Kongontinopel. ©ort erhob geh gegen biefe Neuerung
eine heftige Srregung, fo bag ber Sultan bie ©rüde jwor
bejahten, ober gleichfollö im SDfeere oerfenfen lieg. 21(6
ein jum 3flam ubergetretener Europäer ben Verfuch
machte, ben Vuchbrud in ber £ürfei einjuführen, würbe
er jum 5£obe butcb geuer oerurteilt.
Verfchiebene ©rü'nbe hoben bie Slbncigung ber dürfen
gegen ben Vuchbrud oeranlagt. 2ln ficb gab eö nicht etwa
ein auöbrüdltcheö ©efeg, baö ihn oerbot; auch fehlte nicht
bie Sinficbt, bag ber ©rud eine größere Srleichterung für
baö Schrifttum bebeute. Unb boeb fonb man ©rünbe.
^unä'chg oon ber ^Religion auö: ©er 3flam ig eine fo;
genannte „Vuchreligion", baö beißt fie bat jur UrFunbe
ihrer ©ffenbarung eine heilige „Schrift". Stur oonfehtif t;
lieber SRitteilung Slllobö on ben Propheten fpriebt ber
Koran gelegentlich- Natürlich Fonnte SERohommeb (ge;
gerben 632) ben ©rud nicht Fennen; ober man jog bar;
auö, bog er nur oon Schrift fproch, ben Schlug, bag
heilige Sucher nur gefchrieben werben bü'rften, bag fie im
©rud aufberen würben, heilige „Schrift" ju fein, ©iefen
©runb teilt ber beFonnte SReifenbe Vufbeg mit (Lega-
tionis turcicae epistola IV 1620 Seite 243). Sntereffont
finb bie©ebatten, bie de Stochove in feiner „Voyage
du Levant“ (Vrüffel 16?0,Seite 439 biö 441) erwähnt, ©ie
ÜürFen, bie er auf ben Slugen beö ©rudeö hinwieö, legten
ihm bar, bag bie moffenhafte Verbreitung oon Schriften
Feineöwegö nur forbernb fei, bog auch oiele fcblecbte
Schriften oerbreitetwürben. Sögenüge,wenn bieVerufenen,
bie ©eiehrten, bie Vücher befägen, bie in ihr gach feblügen.
©aö oiele Sefen bringe mancherlei Schaben. Sogar ein
Jpinweiö auf ben -König Salomo, ber ba fagte: „©eö
Vüchermochenö tff Fein Snbe, unb oieleö Stubieren oer;
birbt ben Seib" (^3rcb. Salom. 12,12) fehlt nicht. Sinen
gonj realen ©runb, ber wirFlicb eine Stolle gefpielt bat,
teilt SRorfigli mit (Stato militare dell Imperio otto-
manno 1732 = Biblioth^que frangoise XVIIp.313biö
314). Sö war baö wirtfchoftlicbe üjntereffe ber jobb
reichen Schreiber oom Veruf, bie nicht nur bie Fleinen
Schreibarbeiten beö täglichen Sebenö für baö einfache Volf
leigeten, fonbern oor ollem ihren Srwerb im 2lbfcbreiben
oon Vüchern fonben. Solcher Schreiber gab eö in Äon;
gontinopel bontolö 40000. ©og fie einen etnbrudöoollen
s^roteg erhoben, ig benFbar.
So gab eö in Slnfchauung, religiöfem Vewußtfein unb
wirtfcbaftlicbem 3ntereffe manche ©rünbe gegen bie Stn;
fü'hrung beö ©rudeö. Sie ig auch nur unter grögten
SchwierigFeiten erfolgt, bie nur burcf> bie Singcht unb
Sntfchiebenheit beö Sultanö ÜIhme b III. überwunben
würben. Sr hotte, wenn auch nur ein oberflächlicheö
Sntereffe für Kung unh 2Biffenfchaft, bie bem ^>runf
feineö Jjofeö bienen feilten, ©oö wirFlidje Verbteng für
bie Einführung beö Vuchbrudö gebührt feinem ouögejeid) 1
neten ©roßwefir 3b ro h i m 9)a f ch a,ber nicht nur gängige
griebenöfchlüffe für bie ©ü'rfei erjielte, fonbern auch bie
Kulturarbeit in ber Xürfei förberte. ©ie erge öffentliche
VibliotheF ber üürfei (1719) ig fein SEBerF. Sr hotte auch
für bie europäifche ÜBiffenfchaft wirFlicheö 3ntereffe; baö
„Sournal beö Saoantö" loö er eifrig. Untergügt würbe
er oon bem fronjöfifchen ©efanbten Villeneuoe, bergronF;
reichö Sinflug in ber 2ürFei wefentlich geförbert hat.
©iefer fronjöfifche Sinflug fpricht geh borin auö, bag be;
fonberö SRathematiF unb Voturmiffenfcbaften gefchägt
würben. Qluch bie ©eogropbie fonb baö 3ntereffe weiterer
Äreife; Korten unb ©loben brangen olö ÜRittel ber Unter;
holtung in ben ^orem. ©en 9)lon, noch franjögfchem
Vorbilb eine mebijtnifch;pbhg?alifche ©efetlfchaft ju
grünben, würbe oon Sachgrom ouögearbeitet. ©en iffitber;
gonb, ber ficb gegen biefe Steuerungen in weiten Kreifen
regte, wußte Sbrahim Vafcha ju überwinben. 2llö ber
Scheich ul 3flant geltenb machte, bag noch bem Koran
„bie Schrift" bie ©runblage beö ©loubenö fei, bag olfo
ber ©rud unerlaubt fei, brobte ber ©rogwefir, ihn abju;
fegen. SchwierigFeiten ober mochte bie große -3unft ber
Schreiber, bie fid) burch ben ©rud in ihrem Srwerb be=
broht fah. SRit ihnen oereinten geh bie Ulemoö, baö
heißt bie berufömäßigen ©eiehrten, bie um ihre Jjerrfchoft
über bie ungebilbeten SRaffen beforgt waren. 3n ihnen
lebte auch baö ©efüfff für bie Fünglerifche Schönheit ber
Kpanbfchriften, bie ber einförmige unb forblofe ©rud
natürlich nicht erfegen Fonnte.
©er ©ebonfe, in Kongantinopel eine türFifche ©ruderei
ju errichten, ig angeregt worben oon Soib Sfenbi im
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gettfdjrift beb 3)cutfdf>en 93 e r e i n S für 95 u d> to e f c n unb (Schrifttum
3abtel727. Gr batte 1720feinen Vater9Rohanuncb=Gfenbi
auf einer biplomatifcben VJiffion nach granFreicb begleitet
unb b>er bie europetifefje SBigenfcbaft fennen gelernt. SDlit
febarfem Vlid erfannte er, baß bie gortfebritte GuropaS
jum großen Deil auf ber 2BirFung beb Vuebeb beruhten.
2llb er nach Äongantinopel jurüdgefehrt mar, teilte er feine
©ebanfen einem ungarifeben ^Renegaten Sbrabim mit, ber
im perfonlicben Dtenge beb ©ultanb flanb. Diefer ergriff
ben ©ebanfen mit Gif er; er war ein geiftig bebeutenber,
»ielfeitig gebilbeter 3)fann: ©eogropb, Vbbfifer, Druder,
©cbrtftgeller unb Überfeger, Sunacbg arbeiteten Sbrabim
unb ©atb gemeinfam eine DenFfcbrift übet bie Grricbtung
einer Druderei aus, beren 3nhalt in bem fpateren Gr laß
beb Sultans mitgeteilt ig. ©ie ift fo angelegt, baß bie
Ginwanbe gegen ben Drud berüeffiebtigt unb bureb bie
Darlegung felbfi wiberlegt werben. Die Verfaffer fpreeben
junacbg »on ber Vebeutung ber ©ebrift für ben ©lauben
wie für bie SBiffenfcbaft unb weifen bann auf bie Vernich*
tung jabllofer wertooller Jjanbfcbriften f)in, bie eb im
iflomifcben Orient gab, bie aber namentlich bureb Kriege
unter Dfcbmgbijcban unb Ditnur jugrunbe gegangen
waren. Der geringe SHefl alter #anbfcbriften aber fei aub
SWangel an geeigneten älbfcbreibern ebenfallb non ber ©es
fahr beb Untergangb bebrobt. Daju Fommen bie hoben
greife, bie bie Verbreitung »on jpanbfcbriften einfcbra’nfen.
Dab einjige SRittel gegen weitere Verluge fei aber ber
Vucbbrud.
Der@roßwefir wieber©ultan waren bem »orgetragenen
Vlane butebaub geneigt. Sb galt junücbg ben Üöiberfprucb
ber Ortbobopie ju befeitigen; bab gefebab bureb ein getwa,
bab folgenbe Gntfcbeibung gibt: „SBenn eine Werfen, beren
gertigEeit in ber Drudfung begeht, unb bie bie 83ucb*
gaben unb 2Borte eineb forrigierten Vuebeb in eine gorm
richtig gießen unb auf Rapier »ermittelb Drud in Furjer
Seit ohne ©cbwierigfeit »iele Gpemplare bergeilen, eine
ÜCRenge Vücber für billigen ^retb junt Verfauf bringen
unb auf btefe 2Beife einen großen 9lugen giften Eann,
fo ig, fatlb für biefe ^erfon einige ©elebrten jwedb
Äorreftur ber SSücber, beren Veroielfaltigung bergegellt
werben foll, aubgewa'blt gnb, bab ein fjo'cbg lobenbs
wertet 28erF."
Vacbbem noch ein ©machten ber borgen Siebter eins
geholt war, erfebien am 5.3uli 1727 ber faiferlicbe Grlaß
(jjattsisfeberif), bureb ben bie Faiferlicbe Drucferei in Äons
ganttnopel errichtet würbe. 9lur in jwei fünften Farn
man ber £>rtbobo;ie entgegen: ffierfe religiofen Snbalts
(Äoran,ÄoranerFlorung,Vrophetenoubfprücbeunbheiligeb
3ftecbt) waren »om DrucE ganj aubgefebtoffen. ©obann
follte jebeb SLBerP ber Senfur unterworfen fein, bie oier »om
©ultan ernannte ©elebrte unb Siebter übten.
©omit Fonnten nun ©atb=Gfenbi unb 3brabtm an bie
Grricbtung ber DrucFerei gehen, bie in einem ^)rioathaufe
^>log fanb. Die Vefcbaffung ber Dppen unb bie Gtngel=
lung oon ©egern waren bab erge Grforbernib. S l| na'cbg
würbe eine fcblecbte treffe aub einer armenifeben Drucferei
geFauft, wabrenb man aub jübifchen Drucfereien einige
©ebriftgießer bog«- Sie arabifcb=türFifcben Dppen, bie
©aib gießen ließ, genügten nicht. Debbalb würben feebb
Dürfen über SBien nach üeiben gefanbt, bie bort 40 bib
50 Rentner türfifebe Dppen erwarben. 3n SBien warb ber
türFifcbe Äonful einige Vucbbruder unb ©eger, bie nach
Äongantinopel gingen. DortfanbenfiebereitbachtSKeiger,
jumeig ©riechen, in ber Druderei tätig.
3n ben 3abren 1728 bib 1742 ganbber tüchtige 3brabint
an ber ©pige beb ganjen Unternehmens unb erjielte große
Grfolge. 3n biefer Seit erfchienen 17 SBerfe in 23 Van ben,
im ganjen 12500 Gremplare. Die greife, bie »on ber
^Regierung begimmt würben, febwanften jmtfdjen 10 bib
30 Viagern (25 bib 75 SWarF). Der erge Drud war bie
türFifcbe Überfegung beb arabifchen SeriFonb beb Dfcbaubari
in jwei goliobanben, in beffen Ginleitung bie UrFunben
abgebrudt gnb, aub benen wir bie Gntgebung ber ergen
türFifcben Drude Fennen. Gin banbfcbriftlicbeb Gjremplar
Fogete 350 ß)iager,ber Vreib bebDrudeb war nur 25 Viager.
2tuffallenb rafcb gelangte bie Äunbe »on biefer Neuerung
nach Guropa, wo ge großeb Sluffeben erregte. 3n ber
„Seipjiger ©elebrten Seitung" (1728,9Rr. 40, ©eite 377)
wirb juerg oon ihr berichtet. Der bamalige Vrofeffor
ber arabifchen ©prodje in üeipjig, 3ob- Ghrig. Globiub,
trat fogar mit ber Druderei brieflich in Verbinbung unb
erhielt einige ihrer Drude. Die ergen Gpemplare türFifcber
Drude, bie nach Guropa gelangten, beßnben ficb in Varib,
wohin fte Villeneuoe gefanbt bat.
* *
*
SlnmetEung ber ©cbrtftleitung: Über bie Gins
fübrung beb Vucbbrudcb in ber Dürfet berichtet außer
ber oben angegebenen Literatur auch bie Seitfcbrift für
Vücberfreunbe 1897/98, ©eite 111 unb ©eite 168f. Dab
bort erwähnte ©ebrifteben »on ©eorg Daniel ©epler „De
fatis artis typographicae in Turcia, Elbingae 1740“
bürfte hier befonberb nennenswert fein, jjerr Unioerfitatbs
profeffor ©arbtbaufen machte unb fobann aufmerffam
auf „Missions Archeologiques fran§. en Orient aux
XVII e et XVIII' siecles: Imprimerie turque ä C. P.
p. 386. 393-402. 468 n. 472. 695-696. - Voir: Zaid-
Aga.“ Schließlich bürfte eb nicht untntereffant fein, auf
ben Slbfcbnitt „Vucbbanbel unb 23ucbfung in ©tambul"
in griebricb ©ebraberb „Äongantinopelb Vergangenheit
unb ©egenwart" (Verlag »on 3- 93. SRobr, Dübingen)
ju »erweifen. ÜBir werben im naebgen Sabrgange aubs
führlicb auf bie ©efebiebte ber Vucbbrudcrfung unb beb
©ebriftwefenbin berDürFei, inbbefonbercberÄalligraphen,
ju fpreeben fomnien.
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3<itfd;rift beß ©eutfcßen 93 e r e i n ß für 93 u d; tt> e f e n unb © cf) r i f 11 u nt
Sftotgetö
äSon <ptoftifor Dr. ©u(la« 2. *p« jnurtf in Stuttgart
O ber bcm ©roßen baß Älcinc nicht auß bcm 2 lugc
ju verlieren unb umgcfehrt, barm liegt auf dien
©ebietcn baß ©eßeimniß beß Srfolgß. Bir haben,
mciß ©ott, jeljt bringenbere Sorgen, aiß unß um »er*
fdiiebenc ÄletnigFetten 3 U Fümmern, ba uitß baß ©eto'fc
beß furchtbaren Beltringcnß bißfier ganj unbcfannte SJlaß«
jiabe gelehrt bat. Unb bocß märe eß oerPchrt, felbft„Älcinig«
Feiten" ju oernachläffigen, menn auch baju t 3eit unb Ärafte
gemonnen werben Fönnen. ©erabe baß Slotgelb, baß unß
ja auch ber große Ärieg gebraut hat, Forinte hoch alß Äinb
feiner 3 eit aud) ctmaß von bent (5rnft ber $eit, wie von
beutfeher 2 lrt unb Äraft jum SMußbrucf bringen.
Sß liegt in ber Statur ber Sache begrünbet, baß mir eß
nur mit einer Stnprovifation 3 U tun haben. Stabt«
'Vertretungen, VcjirFßvcrbaribe, SparFoffen, ©utßverwal«
tungen unb anbre Äörperfcßaften leiben befanntlicb, je
länger ber Ärieg bauert, um fo mehr unter bent Mangel an
^ahlungßmitteln, namentlich an bem für bie fehlichten
Vebürfniffe auch bei meiteftgehenber Verbreitung ber bar«
gelblofen Höhlung notroenbigen Äleingelb, ber gewöhnlichen
Scßeibemünje. ^roar mürben bie non ftaatlicber Seite jum
größten 'Xetle jurüefgejogenen SticPelmünjen burch Äriegß«
metatl«Jjartgelb erfegt; aber bie Vtenge reicht bei meitem
nicht auß. Slußcrbem empfiehlt eß fielt für befchränFten Ve«
barf,namentltcß in Äricgßgcfangenenlagern,bie allgemein«
gültigen SMnjen unbScheinc,auch mennfie in Überfluß vor«
banben mären, außjufcßließen, bamit bie Äriegßgefangenen
mit ihren erarbeiteten ober ihnen von außen jugefanbten
Vlitteln außerhalb ihreß üagerß Feinen Mißbrauch treiben
ober gar bequemere glucbtuerfucbe unternehmen Forinten.
Der Stoff für baß Äriegßgelb Fann natürlich f«ht »er«
fchieben fein. Sind) in alter ^eit mürben in befonberen
fällen fclbft fcltfamc Materiale, mie Eeberabfälle, ©laß
ober Jjolj ßerangejogen. Sofern man SDletallgclb fcblagcn
läßt, mirb man natürlich biejenigen Stoßfloffe, bie man für
bicÄriegßroirtfcßaft benötigt unb bietn ber erften^eitunferß
großen Äriegeß trofcbem auch bcrhaltcn mußten, tunlichft
außfchließen. GFinjelne menige 'Prägungen, namentlid)
auß bem Stßeinlanb mie auch auß Dflerreicß finb fogar
Fünftlerifcb alß fef>r gelungen 3 U bejeidjncn. Vteifl he«
gnügte man fich aber mit red)t phantafielofen fpielittarFen«
ähnlichen Slotmünjen, bie außer ber Bertjaßl nur ben
Flamen ber betreffenben Stabtgemeinbe ober Äörperfcßaft
aufmeifen. Um bie überauß ftörenben Verwecßflungen mit
ber Steicßßfchcibemünje ßintanjubaltcn, hat man baß Slot«
gelb häufig burdfbroeßen ober oielectig gejialtet, am Staube
gejahnt ober gelappt ober begleichen.
Ungleich häufiger bagegen alß baß Jöartnotgelb ift aber
baß gebruefte Papiernotgclb, baß unß hier alßgraphi«
fcheß Srjeugniß am meiften intereffiert. Daß erfte Papier«
notgelb roaren beliebig jerfeßnittene Papiere mit ßanb«
fcßriftlicßer ober hrftograpßicrtcr Bertbejeichnung unb
aufgebrucFter Stampiglie, meift formlofe Vliniatur«
urFunben ohne irgcnbmelche Fünfllerifcße Vebeutung; mit«
unter fogar nur auf jerfeßnittene Spielfarten«Äarton«
ftücfe gefeßrieben unb gejlempclt, alfo gerabeju in bic
Slugen fpringenbe SlotftücFe, bie fo rafcß alß möglich burch
entfprechenbereß Slotpapiergelb erfeßt roerben mußten.
$ftßetifcbe StücFficßten hätten vielleicht bic Dauer beß pri«
mitioften Slotgelbeß nießt eingefeßränft, aber man mußte
fieß oor Slacßaßmungen möglicßfl fd;ü|en, fomit DrucFe
roäßlen, beren Vervielfältigung immerhin einige Scßmierig«
Feiten bereitet. Da eß fieß jeboeß meift nur um Scheine
über geringfügige Veträge von 10 biß 50 Pf. ßanbelte,
Fonnte man natürltdj nicht baß ganje Slaffincment von
Bafferjeicßenpapier ober ®uillochier«Untergrunb in jaßl«
teilen, miteinanber feßmer ju pßotograpßierenben Farben«
abftufungen müßten. Dagegen mar oielmeßr ber mog«
lidifl balbigeDrucf mit etma 2—4 Platten rcießtig, meift
fogar nur auf gewöhnlichem, farblofein ober farbigem
Papier, ba auch bie Papierbefcßaffungßfrage, je meiter ber
Ärieg geht, um fo größere Scßmierigfeiten bietet.
Denttocß lag natürlich für bie Jjerftcllung beß Papier«
notgelbeß bie Slnleßnung an baß griebenßpapiergefb
unb bamit an bie 'IBertpapierbrucFe überhaupt naße, nur
baß neben ber fcßlicßteren Slußfüßrung auch eine geringere
©rößc in 29etrad>t Fornrnt. Daburcß mm rücFt baß Slot«
papiergelb in bie Släße anbrer <Jr jeugniffe ber © e b r a ti cß ß«
grapßiF, mie einzelner PacFungen ober Stiletten, poftali«
feßer DrucFe, ber „Sjclibriß", in mancher Vejießung auch
ber Silbpoftfarte. Baß bie Jjerfrellung anlangt, fo
roecßfeln bie oerfeßiebenen DrucFtecßniFen miteinanber ab,
boeß ßcrrfdjt ber JjocßbrucF oor; teilroeifc ßerangejogenc
Steliefprägung ift mit Siecht nur vereinzelt geblieben,
ebenfo bie Durddocßung. Beim man bebenft, baß baß
SlotFleingelb beftänbig in viel unreinere ijänbe Pommt
unb viel ßäußger ben Vcfißcr mecßfelt, fomit eiVie un«
gleich größere 3 nanfprudnaßmc außjußalten ßat, alß
größere Staatß« ober VanFnoten, mirb man bieß begreif«
ließ finben unb auf möglicßft Floren DrucF Bert (egen.
3m allgemeinen Fann man nießt fagen, baß mir auf
unfer Slotgelb alljuftolj fein Fönnen. Slicßt alß ob etma
bie Äräfte für Sntmürfc gefehlt hätten: an biefen ift viel«
meßr felbft jegt, obmoßl bie meiften jungen ©rapßiFcr im
Selbe flehen, bureßauß Fein SHangel, unb fie mären audi
gemiß gern bereit gcroefen, eine folcße, banfbarc Ülufgabe im
Vebarfßfalleaucb im äpanbutnbreßcn glücFlid) 3 U erlebigen.
'Uber bie betreffenben Vermaltungßorganc,benen bie Sorge
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3eitf$r(ft be$ $) e u t f d> e n S&eteinö für ®u<h»efert unb Schrifttum
33. Oiicfcfrtafjnfrcm 35. ®frgi|"dj=@labbacb (® töbtif(f)c SBcvüljmtlieitfn!)
®app«,-Umf(btiftcn: 1“"^ b "o“ t fbVn«1^i'tt t'” ^f c ff er i un O, wie beS 58abeS Jtreujnach (oon
£. J?art) mit ihren ^anoramenmotioen ftnb als fef>r ge;
um bic raffle 95cfcJ)affung beS spapiergelbeS oblag, hoben lungen ju bcjeichnen, wogegen bie buntgehaltenen *Per;
tneig nicht bie richtige 5öorgellung, wie man folchc Dinge fpeftioen auf ben Scheinen oon Sin bau a. 58. (oon ©.
anpacft, unb wenben (ich oielfach an bie nä'chgbege Druf; J£)aib) hoch mehr in baS Oebiet her SlnfichtSpogfarte ge=
feret, inbem fie nur bie £ile, mit ber bie ganje ülngelegen; hören. — (Jinige Stabte »nie jliel ober Jpalle hoben
heit georbnet werben muffe, unterftreichen. ffiir werben Stabtbilber oorwiegenb gilifiert unb auch baniit gute
uns baffer nicht wunbern, wenn weitaus bie meigen 9tot; Sßirfungen erjielt. — Dag aber bie Stabt Sulj ihre
papiergelbgücfc bic (Jierfchalen ber fluchtigen 3mproou primitiven Panoramen oon ber unglaublichgen Drna;
fatioti weitertragen, fomit ben beseitigen $ochganb ber mentif, j. 58. biefen 3tofofowürgen umgeben lägt, ig
©ebrauchSgraphif gewöhnlich gar nicht erfeunen laffen; einfach unocrgä'nblich; welcher .fbinterwälbler mag biefe
ganj banale Drucfe ohne fünglerifcheS ober technifcheS Entwürfe auf bem ©ewigen hoben? 3n biefem gälte ig
Snterege ftnb baher leiber bie Sftegel. bic 2lnonpmitä't für uns fein 58erlug, währenb man fong
Stber jutn ©lücf gibt eS auch SluSnahmen unb jwar oielfach beflagen mug, bag wolg ab unb ju bie Drucferei
genug jahlreiche Ausnahmen, bie cS oollauf rechtfertigen, — j. 58. bic Uhlonbfche 58ucl)brucferci ©. m. b. Sp. in Stutt;
bag wir uns mit ihnen näher befebäftigen. gart ober Duntont; Schauberg in .Köln ober ©ebr.
£in 58lättchen wie baS oon ^aul jjaugein für bic ^arfuS in JlKincbcn ober Ärcp & Sommerfelb in lieber;
Stabt Sglingen entworfene bleibt mit feiner licbenS; feblig ober Sclmar 58aper in 58erlin — genannt ig, aber
würbigen giligramDrnamentif wie mit ber äBiebergabe nur in ben feltengen gällen ber entmerfenbe Aü'ngler.
ber Stabtanficht ein oorjüglicheS SOlugerbeifpiel eines Die 58erbinbung mitfiguralenDargellungenignicht
für biefen ^weef fog ju oornehmen graphifchen ©ebtlbeS. feiten, aber nur in ben weniggen galten ooll befriebigenb.
DaS eben erg herausgegebene, in fräfttgen, roten unb Die;3ehn;unb günfjigpfennigfeheine berStabtSinbberg
gelben Üonen gehaltene ÄriegSgetb oon Schornborf hat oon Sp. Schiegl finb ebenfo, wie bic oon bem gleichen
ber gleiche Stuttgarter füngier ju ebenfo reijoollen 58la'tt; Äünglcr für ^affau gezeichneten Scheine ganj oortreff;
chen ju gegolten gernugt. 2luch bie Dtotfcheine ber fchwäbi; liehe, wenn auch ein wenig antiftfierenbe Äungblä'ttchen,
fchenStä'bte@münb(oon2lntonSifchingcr;anStelle baS eine etwa in3runbSberg:Stimtnung, baSanbretnehr
furälebigerunfünglerifcher58orgänger)unb58ibcrach(oon auf bie Kreujfahrerjcitcn jurücfgreifenb, nebenbei auch
-® — — — [ Die Gültigkeitsdauer dieses Scheines ist auf 2. Jahre beschrankt
34. SBielefelb 36. @ufj (unmögliche SRofofowiirfre!)
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Seitfdprift b«s &eutf#ett SSercittß für Q3u<f>wefen unb @d>rifttum
oon fernigen Sprüchen begleitet; bie auf bem Slotgelb auch
fong feine «Seltenheit finb. ©ecabeju ©egenpolc unb bocp
auef) in ihrer 2 Irt nicht fehlest finb bte ©enrebilber auf ben
beiben Scheinen oon S a u l g a u (oon 5B. P l a n cf) mit ber
©egenübergellung oon gronts unb Jjeimf 3 cnen,figniert oon
SB. 23. unb 2B. 3B.; bie Ste$äf}ungen=2Biebergabe erinnert
an 3eitfcbriften=3lluffaationen nach SftatSfellergemälben.
Zwifcpen biefenbeiben Polen fleht bie StabtSmmengabt
im 2 lllgäu, bte@enremotioe mit Jjeralbif nicht ungefchicft
ju oerbinben weig, toährenb baS Slotgelb oon SlugSburg
in farbigen Sllugrationen alte ©ermanen mit ber charah
tertgifepgen Stabtanficpt abwecpfeln lägt. — 2luch bie
Stabt Paffau mochte mit ihren gefälligen Blättchen
nicht unerwähnt bleiben.
Dag bte Jj e r a l b i E, bie fiep ja ber Drnamenttf in allen
Stilarten fo oorjuglich anjufepmiegen oerfleht, bei bem
fläbtifchen Slotpapiergelb eine groge Stolle fpielen mug,
liegt auf ber Jjanb. Sin in Sinie unb garbe fräftigeö,
gelungenes Blättchen pat ber Äommunaloerbanb oon
Pfarftpeibenfelb perauSgcgcben. Siner ber begen
fleinen Scheine würbe oon g. Jj. Spmcfe för Preugifcps
Stargarb' gcjeidinet; an oornehmer ffiirfung überbietet
biefeS nur mit einer glatte pergegellte Stücfcben bie
meiften anbern. 2Jber auch Sie Slotpapiere ber Stäbte
Stottweil (mit bem altertu'melnben Stabtabler oon
Plajr SBühlrr), © oppingen in mobernerer Sluffaffung,
bie ber Sejirfsocrbänbe oon DreSben ober greiberg,
bei benen Schrift unb 2Bappen einanber gefepieft ergäben,
ferner bte Stäbte Düffelborf, Stuttgart (oon gr.
Son 3 ) ober ©logau mögen nicht unerwähnt bleiben.—
üBir geben bie eparafterigifebgen ber genannten Blättchen
meig nach ben Srigtnalen ber reichhaltigen JlriegSfamm=
lung ber Stuttgarter Jlgl. Jjofbibliotbef im 23ilbe wteber.
23crgifcps@labbacp hat immerhin ein befonbereS
SDlotio gewählt, nämlich eine Zufammengellung oon
25 Äo'pfen, bie wohl in ber SluSgabegegenb befannter fein
bärften als auswärts. 2Bir oermuten, bag es fich um
bie mächtigen Stabtregenten hanbeln bärfte. SSBenn fich
btefe einen tüchtigeren Äüngler für ben Entwurf gefiebert
hätten, hätten fie fich baburep wopl beffer oerewigt. —
Sttancpmal fommt auch ein gewollt pumortgifeper
Zug hinein, ber aber bem Zeitcparafter entfprechenb mepr
©algenpumor ig; fo oerewigt ber Plagigrat oon S3iele*
felb bie leibliche JEellerrübenpäufung beS britten JEriegS*
japreS — neben StcbuSbilbcpcn — burep eine äweifaepe
PerfonigEation biefeS unS bamalS leihet fo notwenbigen
1 SBeibe ©eiten tiefes ©cpcineS (rote aitcp ben Oteicpenberaer
©epein) »eteffemlicpt 5.Jj>.@pmcf e fclbft alS cinjige 'Proben in ber
(erben oon ipm im 2tu(trage beS Deutfcpen SJBerfbunbeS berauS--
gegebenen ©eprift „SImtlicpe ©rappif" ((Dlitncpen,JpugoSBrucf;
mann, 1918), tno auep bie Unjulanglicpfeit beS fonftigenipapiergelbeS
naper bepanbelt wirb.
©ewäcpfeS. SSBeitauS am oolfStümlicpgen jeboch ig bie
Dotfcpenepifobe in bem Slotgelb oon Slieberlapngein
geworben, baS neben einer jarten Stabtanficpt einen faf=
tigen Scpinfen ber weniger beliebten Slübe gegenübergellt.
Die 23eifcpriften „Zarte Sepnfucpt, fü'geS hoffen" unb
anberfeits „So (eben, fo leben wir 1917" finb ebenfo un=
auffällig, wie peralbifcp unmöglich ju SBappenumfcpriften
geworben, bie baS SRapportgrunbmuger füllen. 23om
fünglerifcpen ©eficptSpunft wäre bie Popularität gerabe.
biefeS 23lättchenS, begen SHucffeite oon banaler llnbe:
beutenbpeit ig, unoergänblicp.
2Benn bie 23egeller fiep oon berufener fünglerifcper
Seite hätten oorper beraten lagen, bann wäre allerbingS
baS Ergebnis ein oiel goljereS geworben, als bieS in ber
ergen SlotgelbauSgellung — im 3uli 1918 im Stutts
garter SanbeSgewerbemufeum — ber galt war.
DeSungeacptet gepen bie beutfepen S^eugnige, benen fiep
nur wenige begere 6 'gerreicptfcpe, wie j. 23. baS oom ÄricgSs
gefangenenlager in Steicpenberg (oon S. @.) jur Seite
gellen, pimmelpocp über bem Slotpapiergelb beS 2luSs
lanbeS, foweit wir bieS jegt fcponju oerfolgenoermogen.
3n23elgien perrfcht noep immer bie gereotppe Ulllegorie
ober aber baS Diplommotio mit bem anpängenben Siegel
( 3 . 23. Sart), baneben SRofoEoornamente (j. 23. Sourfel)
ober Sugenbgil. Sin wirflicp gelungenes 23lättcpen ig
mir nicht ju ©efiept gefommen. — Slocp oiel rücfgänbiger
jeboch ig baS Slotgelb, baS in granf reich, namentlich
oon Seite ber JjanbetSfammern pcrauSgegeben würbe,
öbege SÖlugerjeicpnerei ber aeptjiger Sfapre, — fo rnügte
man bie mitunter ganj primitioen ©elbfcpeine bejeiepnen,
beren Slllegorien unb Smbleme auep nicht einen .(jauch
beS feitperigen grogen SluffcpwungS in ber ©rappif oer«
raten, an bem boep fong bie granjofen, 3 . 58. im piafat
gewig niept unbeteiligt finb. Das 23lättcpen oon ber
StabtSlemiremontig eine primitioe 2lnficptSpogfarte,
baS ber JjanbelSfammer oon 31 i 33 a bie StiEette einer
Parfütnflafcpe im 3ugenbgil. — iöielleicpt fonnte man
bod) auep auf Polen pinweifen, baS neben 3 eit(ofen unb
international wirfenben, interegelofen Scheinen aller 2lrt
auep Sinpalbs unb Sllarffcpeine beS SBarfcpauer ©enetah
gouoernements fü'prt, bie ipre Slbpängigfeit oon Plüm
epener ffiappenmalerei nicht oerleugnen fonnen. @ut ig
baS gnnifepe Slotgelb, allerbingS wie jenes bet Ufrainc
nur in päperen (Sanfnotenwcrten befannt *.
SBenn ber Ärieg noep lange bauert, namentlich wenn
auch Zahlungsmittel für popere SBertc notwenbig finb,
wirb wopl noep weiteres Slotpapiergelb überall erforberlicp
1 SBergtetdje SIbbilbungen in ber SBeitage „Der SBeobocptet" jur
lO.Strmeejeitung, üBilna, oom 23. Jlugufl 1918, roo ©uflao 'Ptaagc in
einem ätuffap „DeutfcfjeS .ftrirgfgelb" auch einige beutfepe Slotgelb:
fepeine abbilbet unb japlreicpe« Japfen: unb Slamenmaterial oeröff ent;
liept, bas namentlich bem ©pejiatfammler miHfommen fein blirfte.
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3 e i t f df> r i f t b c ö £>eutfc&en 53rretti« ffir $Su<bwefen unb @d>rffttum
fein, jumal bic biöfjertgen 2luSgaben febr rafd) jugrunbe
geben. Da wäre eS boeb angejeigt, rechtjeittg beffere 23latt=
eben »orjubereiten, bie bem beutfefjen 9tamen mehr ©bre
machen fonnten. Der Munitionsarbeiter ober bieMarft;
frau, bie berartige 23lä'tter in bie J?anb befommen, mögen
boeb nicht als bie einjigen Äonfumcnten betrachtet werben,
©in Zeitraum oon einer Boche, ber ffir einen febr eiligen
©ntwurf nicht fiberfebritten werben möfte, fann bod)
jegt wirElicb feine Stolle fpielen. Unb teuerer iji ein
gutes %piergclb EeineSfallS. 3m ©egenteil! Diejenigen
©tabtoerwaltungen ober S3ebo'rben, bie ffinffterifcbeS 9lot=
gelb berauSgegcben haben, finb febon jegt oon allen ©amm*
lern, fogar auch febon oon ©pejialbänblem tiefe ©ruppe
fo bejffirmt worben unb haben bamtt einen fo weitgehend
ben 2lbfa§ erjielt, baf felbff nicht unbebeutenbe Drucf=
Eoften mehr als reichlich eingebraebt waren, ja fogar ein
recht flattlicher Überfd;uf erjielt werben fonnte. Unb
nach bem Kriege werben tiefe guten Blättchen - foweit
fie gut erhalten finb - erft recht fofibare, gefudjte unb gut
bejablte ©rinnerungen unb ©ammelobjefte hüben. ©S
wäre baber fehr wfinfcbenSwert, wenn tnan auch in btefer
©ruppe ber ©ebraucbSgraphif trog ber anberwettigen
wichtigen Sllblenfungen unfrer $eit jene ülufmerffamfeit
febenfen wollte, bie fie oerbient.
Sufammenffellung bes Äriegsnotgelbes beutfe^er @tabte
53on befreunbeter ©eite wirb uns eine ^ufammenftellurtg bes ÄriegSnotgelbeS beutfeber ©tä'bte mit bet 23itte um
Söeroffentlidjung mitgeteilt. Benn wir biefe 23itte hiermit erfüllen, tun wir eS, um einem lä'ngft gehegten Bunfcbe
oieler, eine wenn aud) unoollfiänbtge lüfte ber 9totgelber ju haben, entgegenjufommen unb bic fcblief liebe Slufftcllung
einer folchen anjubahnen. Die uns fiberlaffene Sifte ift uneollftä'nbig, febr unoollftä'nbig, fehlen boeb barin nicht
weniger als 527 ©tä'bte, bie in ber Dlotgelbfammlung beS Deutfcben ÄulturmufeumS oertreten finb. 3n einem
©onberbeft ber „^eitfdjrift beS Deutfcben S3ereinS ffir S3ucbrcefen unb Schrifttum" wirb baS Deutfdje Äulturmufeum
eine ausführliche Darftellung beS 91otgelbwefenS mit einer ^ufatnmcnftellung ber ihm befannt geworbenen 9!otgelber
bemnä'chfl geben unb wäre jebermann, bem biefe 3eilen ju ©eficht fommen, für Untcrftügung feines SorbabenS bureb
Mitteilung oon 91 otgelbfiellcn an baS Dcutfcbe Äulturmufeum, Seipjig, feiger ©träfe 14, ju groftem Danf oerpflichtet.
Äßnigreicb ^reufen
sprooinj Dftpreuf en
»ifeboffiein: 10 %, 50 %, 1 M., 2 M., 3 M.
JpeilSberg: 5 «Pf., 50 %, 1 M.
üpcf: 10 «Pf., 50 «Pf.
SRaftenburg: 1 M.
iProoinj Beftpreuf en
Dirfcbau: Äaufmännifcber 93erein.
©Ibing: 1 M., 2 M., 3 M., 5 M., 10 M., 20 M.
©taubenj: 10 «Pf., 50 %
Marienburg: 10 %, 50 %
Marienwerber: 1 M., 2 M., 3 M., 5 M.
*Preuf ifcb ©targarb: 20% weif mit©cbwarj,50
weif mit S3raun.
Xborn: 10 %, 50 %
*Prooinj 25ranbenburg
granffurt a.£>.:
ÄottbuS: 5 %, 10 %, 20 %, 50 %
©ommerfelb: 5 % grün.
©orau: 50 %
©panbau: 50 %
3fillicbau: 5 %, 10 %, 25 %, 50 %
sprooinj Sommern
■Rolbetg: 10 spf., 25 %, 50%
©cbneibemfibl: 1 M., 2 M. 50 %, 5 M.
©tettin: 10 %, 50 %, 1 M.
©tralfunb: 5 %, 10 %., 50 %, 1 M. gemönjt.
©winemfinbe: 5 %, 10 % gemönjt.
%ooinj %fen
grauftabt: 5%, IO %, 50 %
©onfawa: 5 %, 10 %., 25 %, 50 %
©ofipn:
Jpobenfalja: 1 M., 2 M., 3 M., 5 %, 10 %,
50 %
flempen: 5%, 10 %, 50 «Pf.
ÄlegEo: 1 M.,2M., 3 M.
Äolmar i.% */ 2 M., 1 M., 2 M., 3 M.
. MiloSlaw: 50 %, 1 M., 2 M., 3 M.
r ‘ Dftrowo: 25 %, 50 %, 1 M., 2 M.
%fen: 5 %, 10 %
©antoniifcbel: 50 %, 1 M., 2 M.
©ebilbberg: 50 %, 1, 2, 3 M.
©cbwerfenj: 1 %, 2 %, 5 %, 10 %, 50 %
BEionS: 5%, 10 %, 50 %
sprooinj ©cbleften
»irfenbain: 10 %, 25 %, 50 %
23reSlau: 10 %, 50 1 M.
©laSbutte: 5 «Pf. grün, 10 % gelb, 50 % rofa.
©logau: 1 ^f. gelb, 9tücffeite grau, 2 % lila, 3tücf=
feite grau, 5 'Pf. grün, Stficffeite grau, lO'Pf. rofa, SRficf*
feite grau, l j 2 M. blau, SRficffeite grau.
109
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3«ttfd>rtft be$ 3>eutfd>ett S&eretn« für QSudbwefett unb «Schrifttum
© o r t i §: 10 Pf. Mau, 50 Pf. Mau mit Kot, 10 Pf. roeifj
mit ©raun unb ©lau unb HN, 50 Pf. n>ei§ mit ©raun
unb HN, 50 Pf. roeifj mit ©lau unb HN.
©rofj:©treli§:
©ruenberg: 5 pf., 10 pf., 50 pf.
.Rattoroig: 10 Pf. in jroci oerfcbiebenen 3lu6fübrungen,
1 SK., V 2 SK. in jroei »erfcbiebenen 2lut)fübrungen.
Sicgni§:
Keifjc: 10 pf. Mau, 50 Pf. in jroei 2Iuöfü'brungen.
Keuftabt ©.;©.:
PaulSborf: 50 Pf., 1 SK.
Drebni§: 1 Pf., 5 pf., 10 Pf., 50 Pf.
SSeijjroaffer: 50 Pf.
Prooinj ©acbfen
©itterfelb: 10 pf., 50 Pf. gemünjt.
Siäleben: 50 Pf.
Kaumburg: 50 Pf.
Korbbaufen: 10 pf., 50 pf.
Prooinj @cbleöroig=Jjoljiein
äiel: 50 Pf.
Kenböburg: 10 Pf., 50 «Pf.
©cbleöroig: 50 Pf.
prooinj jjannooer
Dannenberg: 5 Pf., 10 pf., 50 Pf.
©6'ttingen: 10 Pf., 50 Pf.
©oölar: 10 «Pf., 25 «Pf., 50 «Pf.
Prooinj SSeflfalen
©telefelb: 10 Pf. grün, 25 Pf. rot.
©ocbolt: 10 Pf., 50 Pf.
©ottrop: I SK., 2 SK., 3 SK.
Jameln: 25 Pf. grün, Jlünfllet: S. Snber«, 50 «Pf.
braun, Äünjilet: £. Snberö.
£erne: 10 Pf., 25 «Pf.
SKinben: 10 pf. rotbraun, DrucJer: 3. S..König & Sb*
barbt, jjannooer.
SSattenfcbetb: 50 «Pf., 1 SK., 2 SK.
Kbeinprooinj
©onn:50pf.
Düren: 25 «Pf. orange mit ©rün unb ©rau, Jtünffler:
©tabtbaumeijler Dauer; Drucf er: ßugen Jjoefcb&Stts
bau«, Düren, 50 «Pf. gelb unb fcbroarj, Kücffcite braun,
50 «pf. braun unb blau, ÄünfHer: ein 3c*cb ne t ber
girma Sari ©cpleicber & ©<büll, Düren, 1 «Pf. gemünjt,
2 «Pf. gemünjt, 5 «Pf. 1917 gemünjt, 5 «Pf. 1918 gc=
mü'njt, 10 Pf. 1917 gemünjt, 10 «pf. 1918 gemünjt.
Duieburg:
3ülicb: 50 Pf. bräunlich, Kücffeite bläulich,
floblenj: 10 Pf., 25 Pf., 50 Pf.
.Köln: 10 Pf., 50 Pf.
110
©ab Äreujnacb: 10 «Pf. bunfelbraun, 50 «Pf. braun
unb blau, Äünfilet: Stiel' Jpartroig; Drucf: (Schleicher
& ©cbüll, Düren.
SKülbeim an ber SRubr: 10 «Pf., 50 «Pf.
SKüncben=@labbacb: 10 «Pf., 50 «Pf.
Keuroieb: 10 spf., 50 «Pf.
Kenrfcbeib: 50 «Pf.
©aarbrüefen: 50 «Pf. blau.
SSSefel: 25 Pf. bräunlich, 50 «Pf. oiolett.
«Prooinj Reffen
Diej a. b. £.: 10 «pf. grün, 25 «pf. rot, 50 «Pf. braun.
Äünjiler: Kubolf gucbösDiej. Drucf er: 3obanne«
«Parier, Drcßben.
Dillenburg: 50 «pf.
granffurt a. SK.: 10 «Pf., 50 «Pf.
gulba: 10 «Pf., 50 «Pf.
Jjanau: 10 pf. Mau, 50 «Pf. orange.
Jtaffel: 50 «Pf.
SKainj: 50 «Pf. rofa, 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt.
SKarburg: 10 «Pf., 50 Pf.
©ab Kaubeim: 50 «pf. braun unb blaugrau.
Kieberlabnfletn: 50pf.Maumit©raun,Kücffeitegrän.
.Königreich kapern
2In«bacb: 50 Pf. grünlich, roeifj, fcbroarj. Äünftler:
Jj>. D. 50 «Pf. braun unb grün, jtünfiler: «Satter
Sbtingbaufen.
Slugöburg: Va SK. gelb, 50Pf. buntfarbig mit braunem
©runb.
©eilngrteö: 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «pf.
gemünjt.
©ercbteögaben: 50 «pf. braun mit Dunfelbraun unb
©rau.
©erneef: 10 «Pf., 25 «Pf., 50 «Pf.
Sberöberg: 5 «Pf. gelb unb rot, 10«Pf. braun unb oiolett,
50 «Pf. oiolett unb rot.
Sicbflätt: 5 pf. gelb mit Stau, 10 «Pf. grün mit ©lau,
20 «Pf. bunfelgelb mit Kot, 50 «Pf. oiolett mit Kot.
gürtb: 50 Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt.
jperöbruef: 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «Pf.
gemünjt.
Äof: 1 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «Pf. gemünjt.
jjoljfircben: 5 Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt, 50 Pf.
gemünjt.
jjomburg (Pfatj): 10 Pf. grün, 50 Pf. orange.
Smmcnftabt im SUllgäu: 10 Pf. bunfelgelb mit Kot,
10 Pf. oiolett mit ©lau, 10 pf. braun unb grün.
Äünftler: Ppp. = jpane Pplipp jr., «Nürnberg. Drucf:
2lb. ©ebroarj, Sinbenberg. 50 Pf. rot, 50 Pf. blau,
50 «pf. braun mit ©rün unb Kot. Mnftler: Sugcn
Subroig Doep. Drucf: 2lb. ©ebroarj, Sinbenberg.
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be« ® e u t f cf> e n 93erein* für 95u$n>efen unb ® d^rifttum
/
Ä a i 1« r 81 a u t e r n: S Pf . gern u njt, 10 Pf. gem ü'n jt, SO Pf.
gemünjt.
.ft elbeim o. I?,: 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «Pf.
gemunjt.
ftrumbadj: 5 «Pf. gelb unb blau, 10 «Pf. rotbraun unb
rot, SO «Pf. rot.
Sicbtenfelb: 5 «Pf. gemunjt, 10 «Pf. gemünjt.
Sinbau i. 23.: 10 Pf. braun mit ©rün (Soioe), 25 «Pf.
braun unb blau (Slatbauö), SO Pf. braun unb gelb
(3nfel). ftünfller: @.J?atb.
Sinbenberg im Slllgäu: 10 Pf. grau mit Slot, 10 «Pf.
braun, SO «Pf. buntfarbig, meiner ©runb, SO «Pf.
Äünftler: Jpeinj ©cbieftl.
ÜJlainburg: 10 Pf. gemünjt, 15 Pf. gemünjt.
«Jlfarftbeibenfelb: SO Pf. meiner ©runb mit ©elb,
Slot, Plau.
Plemmingen: S pf. blau, 10 Pf. gelb, SO Pf. rofa.
PHttenroalb: 5 Pf. grau mit 23lau, 10 Pf. rot mit
©rau, 2S Pf. grün mit Slot, SO Pf. gelb mit Slot.
Sleuburg a.23.:
Slorbltngen: SO Pf. gelb mit 23raun.
Dberammergau:SP«f.gernünjt, 10 Pf. gemünjt, SO Pf.
gemünjt.
Settingen: S Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 20 «Pf.
gemünjt.
«Partenfircpen: spf.gemünjt, 10 Pf. gemünjt, SO «Pf.
gemünjt.
«Paffau:
Plattling: 10 Pf. gelb, 25 Pf. grau, SO «Pf. rot.
3lef)au: 10 Pf. gemünjt, SO Pf. gemünjt.
@d)n>abmünd)en: S Pf. grün mit 23lau, 10 Pf. rot
mit 23lau, SO Pf. bunfelgelb mit Praun.
©ebroeinfurt:
©elb: 1 Pf., 10 Pf. gemünjt, SO Pf. in «Papier.
Xegernfee=3lottacb: S Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt,
50 Pf. gemünjt.
23ab £o'lj: S «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, SO pf.
gemünjt.
Unterpcifienberg: S «Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt,
SO Pf. gemünjt.
«ffieifjenburg: 10 «Pf. grau mit Slot, 25 «Pf. rot mit
Sita, SO «Pf. gemünjt.
ÜBunftebel: SO P'f. hellblau mit ©ebroarj, 10 pf. ge=
münjt.
«Bürjburg: SO Pf. braun, Slüeffeite grünblau,
ftünfller: H.
3>oeibrücfen: 10 «Pf., SO Pf.
Äönigret^ ©adjfen
aiborf: S Pf. grün, 10 Pf. lila, SO Pf. rot.
«ünnaberg: S Pf., 10 pf., SO «Pf.
«21 u erb ad): SO Pf. blaugrün.
23au§en: 50 Pf. gelb unb bunfelblau.
23orna: SO Pf. blau unb gelb.
Sbentnifc: SO Pf. bläulich.
ßrtmmitfchau: 10 Pf. braun, Slücffeite blau, 25 Pf.
grün, SO Pf. oiolett, Slüeffeite grün.
Dippolbibroalbe: 10 pf. gelb, 25 Pf. grün, SO Pf.
rotoiolett.
Säbeln:
SreSbensSleuftabt: SO Pf. grau.
Sre6beni2lltffabt: 10 Pf. oiolett, SO Pf. grün. Sn U
rourf unb Srucf: ftrei; & ©ommerlab, «Kteberfeblt§.
gläba: 10 Pf. grau unb oiolett, SO Pf. grau unb
grün.
greiberg: T^ÜJt.bellbraunmitSrünunböelb. ftünfller:
SO Pf. ftünfller: Sliefj.
©lauebau: 10 Pf., SO Pf.
©rtnima: 10 Pf., SO Pf.
©rünbain: 10 Pf. unb 50 Pf. in Pappe (runb).
ftamenj: 10 Pf. braun, SO Pf. grün.
Seipjig: 10 Pf. braun unb grün, SO Pf. lila.
Seipjig=Sanb: 10 Pf. roeifj mit ©rü'n, SOPf. roeifj mit
23raun.
Sobau: 10 «Pf. grün, SO Pf. roeif? unb blau.
Plarienberg: 10 Pf. rofa mit 25raun, 25 Pf. blau mit
25raun, SO Pf. gelb mit 23raun.
SJJarfneufircben: 10 Pf. blau, 25 Pf. gelb, SO Pf. rot.
Delänig i. ®.: SO Pf. orange.
Pirna:
Plauen i. «ß.: S Pf. blau, 20 PI., 10 Pf. grün, SO pf.
braun.
«Pulönifj: 25 pf. roeifj, SO Pf. blau, 1 PI. rot.
«Regiö: 10 Pf., 25 Pf. grün.
Peicbenbacb i. 93.: SO Pf.
©ebneeberg: 5 «Pf. grün, 10 Pf. braun, SO Pf. blau,
©ebroarjenberg: SO «Pf. bellbraun. ftünfller: ©rimm*
©aebfenberg, SRicliarb, Seipjig.
©tollberg i.Srjgeb.: 25«pf.grün mit 23lau, SO «Pf. gelb
mit 23lau.
2Burjen:
■Jroenfau: S Pf. blau, 10 Pf. bellgrün, */j PI* Selb.
•3 ro i cf a u: 10 Pf. bell; unb bunfelblau mit ©ebroarj, 10Pf.
blau, 50 Pf. rotbraun.
■ftonigrticf» SBürttmberg
Srat 16beim: S «Pf. gemünjt, 10 pf. gemünjt, SO Pf.
gemünjt.
Sbingen: SO «Pf. grün mit 23raun.
Sfjlingen: 7i PI* braun mit 231au unb Slot,
greubenflabt: 10 Pf. gemünjt, «/i PI* gemünjt.
griebrteböbafen: 10 Pf. gemünjt.
©ebroäb. ©mü'nb: SO Pf, hellbraun mit23lau unb Slot,
SO Pf. braun unb grau.
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3ettf$rift bes S)eutfd>en herein« für Q5ttdjn>efen unb (Schrifttum
©Appingen: 50 spf. braun mit 3tot (unb Scbroarj).
Zünftler: ©melicb, ©oppingen. Drurfcr: 3. 3Hig,
©oppingen.
jjeilbronn: 50^f. grau unb blau auf roeifjem ©tunb.
Jperrenberg: 50 ^f. gemünjt.
■Rtrcbbeim unter Secf: 50 'Pf. gelb mit Slau.
9lürtingen: 50 'Pf. blau unb gelb. 5 (pf. gemünjt,
10 gemünjt.
SRottroeil a.9t.: 50roeifjer©runb mit Sraun, Slot,
Scbroarj. Mnftter: M. B.
Saulgau: IO'Pf.braun. Äünfiler: W. Ph. 50^>f.blau.
ÄunfHer: W. Ph.
Scbornborf: 50 (pf. grau, rot, gelb, jtünjfler: «Paul
Jjtaujfein. £rucf:Ublanb’febeSucbbrucFerei@.m.b.Jp.,
Stuttgart.
Sebramberg:
Sebroenningen: 50 *Pf. grün mit Sraun.
Stuttgart: 50 'Pf. 6raun unb grün.
©roflherjogtum 93aben
Sonauefcbingen: 50'Pf. gemünjt, |10 ^>f. gemünjt.
Smmenbingen: 10 Sf. grün, 20 'Pf. gelb, 50 <Pf. rot.
(Jttenljeim: 50 ^ßf. gelb, 5 *pf. gemünjt, 10 *Pf. ge:
münjt.
greiburg i. Sr.: 50 'Pf. rofa.
Jpeibelberg: 10 «Pf. grau unb blau, 50 spf. rofa, SRücf:
feite grau.
Safcenburg: 10 ^f. braun, 50 «Pf. blau.
üleefargemünb*. 10 *pf. braun, 50 ^>f. blau.
$>forjbeim:
'Pfullenborf: 50 'Pf. braun.
Sftaflatt: 5 (pf. gemünjt, 10 (pf. gemünjt, 20 *pf. ge:
münjt.
Xriberg: 10 (pf. gemünjt.
ffiallbfirn: 5 *Pf. gemünjt, 10 *Pf. gemünjt.
^etl L SBiefental: 5 'Pf. gemünjt, 10 *pf. gemünjt, 20^.
gemünjt.
©reßberjogtum Olbenburg
Dlorbenb^m: 50 ^5f. rot.
Wringen: 1 «Pf., 5 «Pf., 10 $f., 50 «Pf.
®ro§^erjogtum J^cffen
2Iljet): 10 (Pf. gemünjt, 50 'Pf. gemünjt.
JJarmflabt: 50 'Pf. grün, Sftücffeite braun, 10 'Pf. ge:
münjt.
©roi^erjogtum @a<jbfen=2Beimar*©tfenad>
SJuma: 10 'Pf. braun, 50 'Pf. blau.
Sab Serfa: 10 *pf. blau unb rot, 25 ^)f. gelb unb grün,
50 'Pf. gelb unb blau.
Suttfiabt: 50 *pf. braun, SRüdPfctte blau.
3ena:
Oflbcim o. b. SKfjon: 5 spf. blau, 10 <pf. rofa, 50 *pf.
bellbraun.
Sab Sulja: 5 'Pf. grün, 10 Sf» braun, 50 Sf. blau.
9Beimar: 50 'Pf.
Jperjogtum @ad>f«n»3Cltenburg
Cfifenberg: 50'Pf. blau.
Sucfa: 5 'Pf., 10 Sf., 50 'Pf. (runbeö ^5appgelb).
9Jleufeltoi£: 5 (pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 *Pf.
gemünjt.
Jperjogtum @a<bfen*.ßo&urg*©otl>a
grtebricbroba: 30 q)f. oiolett, 50 ^)f. grün.
Obtbruf: lO^f.roeifj mit ©rün, 25 spf. toeifj mit 3tot,
50 Sf. n>ei§ mit Slau.
Jfperjogtum @a<^fcn»9Kcmiitgcn
'Pofjnecf: 10 (pf. grün mit SRofa, 25^. grün mit Sraun,
50 spf. braun mit ©rün.
#erjogtum Inhalt
Seffau: 50 $f.
Surffrntum SXeu§ junger« Sinie
©era: 5 'Pf. braun, 10 «Pf. grün, 25 'Pf. rot, 50 *Pf.
blau.
JMr f cb berg a. S.: 10 'Pf. braun, lO'Pf. bellbraun, 50'Pf.
blau, 50 Sf. rot.
Scbleij: 5 ^)f. grün, 10 «Pf. rot.
£anna:
£rtebeö: 10 'Pf. oiolett, 1 'Pf., 50 «pf. blau, 50 ^)f. auch
mit berSUuffcbrift: 3n Triebes nichts ürübeS nur Siebe«,
©ott gieb eS.
Sürftentum @<f>aumburg«£ippe
Sürfeburg: 25 *pf. grün, 50 *pf. blau.
Sippe: 50 'Pf. gemünjt.
Sürfientum @chn>ftrjburg>9iubolftabt
Mnigfee: 10 spf. gelb.
«Rubolflabt: 50 q>f.
Dveidtßlanb ©IfafMJotbrtngen
Sllgtingett: 5 'Pf. gemünjt, lO'Pf. gemünjt, 50 'Pf.
gemünjt.
Stflein: 5 'Pf. gemünjt, 10 'Pf. gemünjt, 50 'Pf. ge:
münjt.
Sföarftrcb: Slnmeifung 50 «Pf., 1, 2, 5 5)?.
Sftappoltörociler:
112
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*$Oie <2)11 deinen Körper unfc (Seift gefunb
erhalten Pannft
n 3 äßlig finb bie XDunber ber Qlafur. 5)u mußt
(Softes $P\IImacf>f unb XOeisßeif, aber aueß {eine
(Süfe betounbern, toenn ‘Du mit offenen <Augen
bie XDelf anfeßauft. 5)ie Krone ber Schöpfung
aber ift ber Q 2 ?enfeß. 5)er ßimmlifeße 3)afer ßaf 6 Dir einen
Körper gegeben, beffen tounberbare OSinricßfung in
Staunen berfeßf, je länger unb je genauer “Du ißn be*
fraeßteft, aber aud) einen (Seift, ber (Stoßes unb S)err-
licßes Senilen unb feßaffen Hann.
Körper unb (Seift finb (SefcßenHe ebelfter (Art in
“^Deine ^>anb gegeben. Sie bleiben gefunb unb braueßbar,
toenn , S)u fie pflegeft unb oor alfem Sd)aben beßüfeft.
c 5 )ü eßrft bamit nießf nur ben gütigen 3>afer, jonbern be-
grünbeft aud) ‘JDein gan 3 es SebensglücS, benn (Sejunb-
ßeif ift ber größte irbifeße Scßafj. S>erlierft “S)u fie, bann
berlierft ^)u gar 3 U leießf bie $reube an ber XOelf, ben
ßeifern Sinn, bie £uft am Schaffen, bie Kraft 5 ur ^Arbeit.
XOenn “üDu bureß eigene Scßulb Hranl? toirft, 3 erftörft
5>u aber aueß bas £ebensglüdl deiner QJlifmenfcßen.
SOelcß enffeßließes ^>er 5 cleib bringt ein fold) leießffinniger
QTtenfcß über S>afer unbQIluffer, trüber unbScßtoefter!
(Sr oernießfef ben ‘Jroßfinn ber gan 3 en Familie, oft genug
bas gefamte Vermögen, ben leßfen Sparpfennig. XOelcß
feßtoere Scßulb labet er aber aud) auf feine Scßulfern
gegenüber Sem gefamten X>aferlanSl (Sr oerminberf bie
^Arbeite- unb XOeßrHraff bes beuffeßen Golfes, ^e ge-
fünber ein X>olf? ift, befto fiegreießer geßf es aus bem
XOeffHampf mit anberen XölHern ßerbor.
Hlüller, 5)ic Körperpflege.
• I
3u bem £Auf|atj:
“3)ie 33ebeufung ber Scßultoerßftäffe für bas grapßifcße ©etoerbe
Beilage 311m ©rcf)it> für ©uebgemerbe.
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QlUtoirlhmg t>e$ herein»
für bas ^Deuffebfutn
im£\u&lanbe
'Haufenftrauef) $ <£o., 5)rc0ben
3u 6«m SRuflafc:
5>ie Sebeufung bet 6d>ult»erßftäfte für bas grapbifd)e ©etoerbe
Büilag? jum &td>io für Bud>g«»nbc
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3<«tfdjrtft bes e u t f dg e n Vereins für QJuegwefen unb Schrifttum
SJlitteilungen aus betn Deutfegen Äulturmufeum
a) Zuteilungen im £)eutfdjen ßulturmufeum
7. SluSfleltung 3upp ©ierg
3IIS erfic Slusflellung in bem pracgtoollen Äuppelraum,
ber bem Deutfegen Äulturmufeum naeg bem S3ejug feiner
neuen 3ftaume für ©onberauSflellungen jur Verfügung
flegt, roerben 2lrbeiten oon bem berliner Supp 2Bierg ge=
jeigt. Sö finbArbeiten ber oerfcgiebenflen bucggemerblicgen
©ebiete, bei ber Äünfller 2Bter§ trog feiner Sielfeitigfeit
überall ©uteS gefegaffen gat. ©ein 2KE'@=^>IaBat ijl ja
mögt ben meiflcn befannt. SBcniger befannt bürften aber
feine neueren 2lrbeiten, inSbefonbere bie für bie H«reS=
leitung fein, bie in ber 2luSftcllung jufammengeflellt finb.
Sie oier Abteilungen jeigen im übrigen bie entroicflung
3upp üßierg’. ©eine Ladungen, 23rieffo'pfe unb ^lafate
gegoren jmeifeltoS mit jum 33eflen, roaS mir oon 35ucgs
gemerbefünfllern gaben. SSBic toerben 3upp äBicrg in einem
befonberen Artifel in unfrer „3eitfcgrift" noeg befpreegen
unb befegranfen uns beSgatb gier auf Eurje SRittcilungcn.
Über bie AuSflellung ift ein fleinergügrer erfcgienen,beffcn
Titelblatt berÄünjller entmorfen gat unb ber aegt Abbtls
bungen bringt. (5r mürbe oon ber girma iDleißner & 23ucg
trog aller ÄriegSginbemiffe in mürbiger gorni gebrueft.
8. aiuSflellung beutfeger Ulotgelber
AuS berreiegen illotgelbfammlung beS SDlufeumS mürbe
ein Teil ber fünfllerifcg beflen Ulotgelber jur Ausfüllung
gebracht, bie meifl auS fübbeutfegen ©tobten flammen.
Daneben mürbe eine gefcgicgtlicge Sntmicflung beS 9lot=
gelbes gegeben, beginnenb mit ben ganjprimitioen ©tüdfen
ber erflen Tage bes SBeltfriegeS. Über bie Ulotgelbfamms
lung unb baS beutfege illotgelb überhaupt erfegeint bem*
nacgfl eine umfaffenbe ©onberbrofegüre mit jaglretcgen
Abbtlbungen, bie ben Sftitgliebem beS Deutfegen fBereinS
für aJucgmefen unb Schrifttum, bie 30 SKarf unb megr
3agreSbcitrag jaglcn, als befonbere ©abe übermiefen mirb.
Die fSrofcgüre mirb niegt in ben 23ucgganbel fommen unb
nur in fo oiel Stemplaren gebrueft, als folcge SWitglieber
oorganben finb.
b) SSerme^ung betr Sammlungen t>etf ©eutfeben Mturmufeumtf
11. ©efegenfe für bie $riegSfammlung
Sin große Anjagt oon intereffanten unb jutn Teil reegt
roertoollen ©egenflänben überfanbten uns bieHerren SJlajor
be fiagre unb Seutnant fDlotgeS, benen mir oor allem für
igre regelmäßigen ©enbungen ju Dan!e oerpfliegtet
finb, roetl babureg ganje ©ruppen unfrer ÄricgSfammlung
entflanben. DaSfelbe gilt oon ber ©ruppe glanbern, 216=
tetlung Unterricht. Durch ^lerrn UnioerfitätSprofeffor
Dr.@arbtgaufen ließunSaußerbem HerrSeutnantSEHotgeS
eine ganje Anjagl Drucffacgen unb einblattbrucfe für eine
Sfteoolutionsfammlung jugegen, barunter oon glugjeugcn
abgemorfene „entfcgließungen beSgreiburger Arbeiter* unb
©otbatenrateS", bie „SKarfeillatfe", SSRaueranfcglage bcS
©olbatcnrnteS beim ArmeesDber:.ßommanbo A unb beS
©otbatenrateS ber Heeresgruppe D unb anbreS. Aucg
Herrn Dberarjt Dr. Öflerlen fei gier gerjlicgfl gebanft für
bie überfanbten gliegerjettel. ©cgließlicg übergab uns Herr
©egetmrat Dr.fBolfmann rumanifcgeS ^apiergelb, baS in
bem unbefegten [Rumänien in ©eflalt oon aJriefmarfen
größeren gormatS ausgegeben mürbe, fomie 3s unb 1 0;23ani=
©egeine, bie „nur auf ber Straßenbahn jur 33ejaglung
eines gagrfcgeineS" gültig roaren unb oon ber „Staats*
brueferei aJufarejl" gergejlellt finb.
12. ©egenfung oon alteren Drudfmerfen
Herr föerlagsbucgganbler SJlar SRerfeburger übermteS
bem SERufeum als ©efegenf eine Anjagl älterer gut ergals
tencr Drucfroerfe, bie für bie (Jntmicflung ber SHuflration
oon SScbeutung finb unb fomit unfere SUuflrationSbrucfe
mcfcntlicg bereichern, mofür igm aucg gier gerjlicgfl ges
bonft fei.
13. ©egenfung einer 23untpapierfammlung
Herrn H°frat Älamrotg oerbanfen mir eine außer*
orbentlicg reiege Sammlung oon ißuntpapieren, bie er im
Saufe ber 3agre gefamtnelt unb nun bem Deutfcgen Kultur*
mufeum als ©efegenf übermiefen gat. 3gnt niegt nur für
biefe ©egenfung, fonbern aueg für fern flänbigeS Sntereffc
für basSKufeum ju banfen,ifl uns eine angenehme ^fliegt.
Mitteilungen M ©eutf^en SSerein^ für 3Mt$n>efen unb 0djrifttum
1. fBerflorbene SERitglieber
Der Tob gat in legter ^eit in ben [Reigen unfrer SJlit*
glieber reiege ernte gegolten, golgenbe SSRitglieber finb,
mie mir ju unferm fclnnerjlicgen SSebauern mitteilen
müffen, oerflorben:
1. ^)rofeffor SBilgelm SlrmintuS, SIBeimar
2.50lafor Saffermann, SWitglicb bes 3RetcgtStagS,
SKanngeim
3. ©egeimerHuftut^)rofefforDr. eifenganS, DreSbcn
4. ©egeimer 3tegierungSrat ^rofeffor Dr. goefe, IJJofen
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3>eutfd)en .herein« für 95ud>wcf«n tinb «Schrifttum
5. Äommerjienrat gorffer, 3«ncEau
6. Dr. ©oliner, Srfurt
7. Dr. Sa'fchEe, ©üffelborf
8. Dr. Äart 3entfcff, SReiffe
9. Dr. jur. grhr. o. Äünig = gacfffenfclb, Schloff
gadffenfelb
10. ©eheimer 9legierungSrat Prälat ^rofcffor Dr. Jjugo
Sümmer, 23reSlau
11. .Rammerrat gtig SWaper, Seipjtg
12. ©taatSminiffer Dr. flöget, ©jcjctfenj, ©reSben
17. sptofeffor Dr. spabff, Weimar
14. JSuchhanbler 2lbolf 91 oft, Seipjtg
17. Jpofrat Dr. ©chneiber, ©era=9leuff
16. grau 3ba ©ch o'ller, ©üren.
2. ©onberhefte
SKtt ber 2Iuögo6e non Sonberheften für Sfflitgtieber, bie
30 SJlarE unb mehr 3ahrcSbeitrag bejahten, fonnte leiber
noch nicl;t begonnen »erben, nicht »eil bie »iffenfchafts
liehen Beiträge nicht oorliegen, fonbern »eil Rapier in
genügenbet unb guter 2lrt nicht ju befchaffen »ar. Wir
hoffen jeboch bie erffe ©onbergabe noch biefeS 3«hr »er*
fenben ju Eonnen. ©ebrueft »erben nur fooiet Sjremplare
als SRitglieber mit 30 Sftarf 3ahreSbeitrag oorhanben finb;
SSeffetlungen burch ben SJuchhanbet finb unmöglich.
£>eutfdje 35i&fiotIjeförfdjule £etpst$
Q3crtcf)t ü6er bk betben erffen ©emefkr be$ jroeiten ÄurfuS für mittlere Beamte 1917/18
ie ©ächfifebe ^Regierung hatte entgegen ihrer fru'he=
ren©tellungnabmebefchloffen,bie©eutfche23iblio=
thefarfchule »ie bisher mit bem ©eutfd)en 23uch=
ge»erbemufeum, bejiebentlidj ©eutfehen .Rulturniufeum
»erbunben fein ju taffen, aber eine Staatsprüfung einju*
führen, um ben Rurfett einen amtlichen Slbjcplufj ju ermogs
liehen. ©ie ©acfffifche ©taatSregierung errichtete ju biefem
3»ecfe ein „königlich ©achfifcheS «PrüfungSamt" unb er=
nannte ju ÜJlitgliebern biefeS QlmteS ben ©ireEtor ber Unioer:
fitatSbibliotheE ju Seipjtg, ©ebetmen jjofratDr.SSopfen,
ben ©ireEtor ber SanbeSbibliotbeE ju ©reSben, ©eheimen
9legierungSrat Dr. Srmifch, ben ©ireEtor ber ©eutfehen
23ücherei ju Seipjtg, *Profeffor Dr. SRinbesspouet, ben
©ireEtor beS ©eutfehen ÄulturmufeumS ju Setpjig, ^>ro=
feffor Dr. Schramm unb ben UnioerfitatSprofeffor ©es
heimen Jjofrat Dr. ©eeliger, Seipjig. Sine befonbere
*PrfifungSotbnung »urbe ertaffen. ©o Eonnte im ©es
jember 1917 bie erffe Staatsprüfung, ju ber als ^IrüfungSs
Eommiffarenochbiej?erren©berbibliotbeEarDr.@üntber,
Seipjtg unb ber ©ireEtor ber 9teicbSgericbtSbibliotbeE Dr.
». Statff jugejogen »urben, abgehalten »erben. ©iefe
Prüfung beffanben mit Srfolg bie ©tubierenben ber23iblio=
theEarfchule:
oorn SBauer, Jjerta ©och, Margarete
SSlume, Stfa üleuborf, Jpenriette
©ierfch, Jjetene liefert, Sbarlotte
©umont, gienate ©chmibt, Sfolbe
Stier, ©ertrub ©chmibt, Margarete
Hertmann, Margarete ©eibel, Äurt
©tocEmann, Slfe
Sine jroeite Prüfung muffte bereits am 14. bis 16. DEs
tober 1918 abgehalten »erben. Sluch an biefet nahmen
©tubierenbe ber ©eutfehen SBibliotbeFarfchule teil. SS bes
ffanben bie Prüfung bie ©tubierenben:
23orbein, jjtlbegarb SRcifftter, Sharlotte
SbertsSuchheim, Sfolbe SJfcufch, ipilbegarb
Rorte, SRagba SRecf), ÜRargarete
9J2alE»i§, üWagbalcne SRicbarb, Sohattna
Sachs, Slbelheib
©er neue RurfuS begann mit 20 Teilnehmern. 3m
Winterfcmeffer trug ©cheimer Jpofrat Dr. Sopfen über
SibliothcESoermaltungSlehre oor. ©er erffc 23ibliotbeEar
ber ©eutfehen Sücherci Dr. Sercbe las über „SnjpElopäbte
unb ©pffeme ber Wiffenffbaftcn"; ber ©ireEtor ber
©eutfehen 93üchcret ^>rofeffor Dr. SRinbesSpouet hklt
Sorlefungen über bie „©runbjüge ber Weltliteratur";
SKufeumSbireEtor ^rofeffor Dr. Schramm behanbelte bie
„©efchichte ber Schrift" unb bie „©efchichte beS SucheS
unbS3uchge»erbeEunbe"; DberbibliotheEar Dr. Wahl laS
über bie „3nffruEtionen für bie alphabetifchen Äatalogc
ber preuffifchen 23ibliotheEcn". SBefucht »urben aufferbem
eine 9teibe oon buchgetrcrblichen betrieben unb SBiblio*
tpeEen, um ben ©tubierenben moglichff oiel Sinblicf in
bie ocrfchiebenffen ^roeige beS 33u^)s unb ©chriftwefenS
ju ermöglichen. 3m ©ommerfemeffer 1918 fegte @e=
hettnrat Dr. SSopfen feine S3orträ'ge über 83ibliotheESs
»er»altungSlehre fort. 21 n ©teile bcS nach Jjannooer bes
rufenen23ibliotheEarS Dr. SerchelaS Dr. ©olbfriebrich
über ©efchichte bes SSuchhanbelS. ^rofefforDr. SRinbes
'Pouet unb sprofeffor Dr. Schramm fegten ebenfalls
ihre ißorlefungen über ©runbjüge ber Weltliteratur, bes
jiehentlich ©efchichte bcS SSucheS unb 58ucbge»erbeS fort.
2lufferbem gab SJfufeumsbtreEtor ^rofefforDr.Schramtn
einen ÜberblicEüber©eutfchlanbS SibliothcEen unb SWufeen,
»a'hrenb an ©teile beS nach Hamburg berufenen ©ber*
bibliotheEarS Dr. Wahl ber ©ireEtor ber SReichSgerichtSs
bibliotheE Dr. o. 9lath über bie 3nffruEtionen für bie
alphabetifchen Kataloge ber preuffifchen SSibliotheEen fpracb.
©en Sateinunterricht gab in beiben ©emeffetn ^rofeffor
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3eitf4>rift bes £)eutfd>tn 93 e r e t n ö für fSttdjwefen unb (Schrifttum
Suffe. Trog beS Krieges unb bet boburcf» bebingten Sr*
fchroerniffe rourbeeine größere ©tubienreife unternommen,
on bet faff die ©tubierenben tetlnahmen. ©ie führte
junachff nach © o tha, mo bet Bireftor bet Sibliothef beS
jjerjogtichen JpaufeS, ©eheimrat El; m alb in liebenS=
roürbigffer Seife ben Teilnehmern einen Übetblicf übet
bie ©efchichte feiner Sibliothef gab unb ihnen bie merts
oollffen JjMnbfcbriften unb Brucfe jeigte. Stuf bet
Seiterfahrt nach ©ubbeutfchlanb mürbe in Jpeibelberg
haltgemacht, mo bem Jjeibelberger ©chlojj ein Sefuch
abgeffattet mürbe. Bet jroeite Stafftag mürbe in S?aut=
bronn gehalten, beffen berühmtes Kloffer EphoruS *Pro=
feffot Dr. gang ben ©tubierenben eingchenb jeigte unb
in lehrreicher Seife ihnen bie Sauperioben oorfü'hrte. 31 m
britten Tage mürbe bie alte Steichsffabt Efjlingen er*
reicht, in ber „grauenfirche" unb „©tabtfirche" mie auch
bie Surg befichtigt mürben. Bie nachffen Tage maren
©tuttgart gemibmet. 3mganbeSgemerbemufeum mürbe
ben ©tubierenben eine gü'hrung burch bie aufserorbentlich
reichen unb infhuftmen ©ammlungen, unter benen bie
3lbteilungSuchgemerbebefonberSberoorragenbiff,geroa'brt.
Ber Bireftor ber ganbeSbibliothef ^rofeffor Dr. Sons
hü ff er ermattete fobann bie Teilnehmer in feiner Slnffalt
unb ermöglichte in juoorfommenbffer Seife Einblicf in
Einrichtung unb Sermaltung ber ©tuttgarter SanbeSs
bibliothe?; oor allem begrüßten es bie ©tubierenben banf*
bar,bafj fie bie Katalogeinrichtungen genau erflartbefamen.
©tuttgart brachte aber auch meiter ben Sefuch ber Jjofs
bibliothef, beten Bireftor ^rofeffor Dr. o. ©tocfmaper
eS oerffanb, in furjer 3eit einen Überblicf unb Einblicf in
bie ©cha'ge ber ihm anoertrauten ©ammlung ju geben,
fo bafj bie ©tubierenben Sefen unb Sebeutung einer
fotchen Sibliothef flar oor Slugen hotten. 3luch bie neueffe
Sibliothef SürttembergS füllten bie ©tubierenben fennen
lernen. Bie Teilnehmer fuhren nach STübingen, mo £)ber=
bibliothefar Dr. ©eiger feine fchmucfe Sibliothef mit
ihren Einrichtungen unb ©d/agen jeigte. 3luch baS alte
Tübinger ©chlojf, baS früher bie UnioerfitatSbibliothef
beherbergt hotte, mürbe befucfit, mo bie Teilnehmer oon
ber Terroffe oor ber Sofmung beS DberbibliothefarS ben
rcunberootlen Slicf auf bie ©chmabifche 3llb genießen
fonnten,berenSefuch am nachffen Tage erfolgte. Jjohen*
jollern unb Sichtenflein maren jmei Stuhepunfte.
Som Sichtenflein aus ging cSnach Slaubeuren, beffen
Kloffer EphoruS ^rofeffor Dr. ^lancf jeigte, ber bie
©tubierenben auch in liebenSmürbigffer Seife jubemherrs
liehen Sloutopf unb ben Slaubeurer gelfen führte. Stoch
am felben 2lbenb erreichte man Ulm. ijier mar eS oor
allem baS Ulmer SOiünffer, betn ber Sefuch galt, ©tobts
oifar ©eeger liefs eS ftch angelegen fein, ben ©tubierenben
nicht nur bie ©efchichte beS Ulmer SMitfferS, fonbern auch
feinen heroorragenbffen ©chmucf oorjuführen, mie er auch
in liehenSroürbigfter Seife bie gü'hrung burch bie ©tabt
übernahm. Ehe eS meiter jur 3lrbeit nach Sünchen unb
Stürnberg ging, mürbe oon Ulm aus ein Slbffechet nach
bem Sobenfee gemacht, griebrichshafen, Konffanj
unb ßinbau merben ben Teilnehmern in angenehmer
Erinnerung bleiben. 3n Sünchen galt eS oor allem bie
Jjofs unb ©taatsbibliothef ju befichtigen. 3n be=
fannter juoorfommenber Seife gab J?err Sibliothefar Dr.
@laun ing nicht nur fachbienliche 3lufflarungen, fonbern
legte ben ©tubierenben befonbere tprunfffücfe ber fo reich 5
haltigen Sibliothef oor: Jjanbfcbriften, feltene Brucfe,
prächtige Sinbanbe ufm. BoSfelbe Entgegenfoinmen
fanben mir im Beutfchen Sufeum, mo Sngenieur S i e b a s
monn führte, ©chliefjlich mürben baSSaprifcbeStationals
mufeum unb bie oerfchiebenen ©emalbefammlungen noch
befucht. 3n Stürnberg fam nur noch ein Teil ber©tus
bierenben an, ba eine groffe Steibe es oorjog, noch bei
ben „gleifchtüpfen" ©übbeutfchlonbS ju bleiben, bie in
Sürttemberg oon fDfaulbronn ongefangen bis jum lebten
Tag in StaoenSburg freilich auch ju oerlocfenb maren. @o
mar eS nur noch rine Keine ©char unter gührung oon
^rofeffor Suffe, ber erfreutichermeife bie Steife mit«
gemacht hatte, bie baS ©ermanifche SDtufeum in Stürnberg
befuchte. Sillen benjentgen, bie unfere Steife unterflügt
unb burch mertoolle Erflarungen unb Sortrüge uns er«
freut haben, fei auch h>« nochmals ber herjlichffe Banf
gefagt. Bie ©tubienreife hat oiel Kenntniffe oermittelt,
aber auch bie ©tubierenben emanbet nabergebracht, rcoju
auch jmei gliegerangriffe, bie bie ©tubierenben im Keller
in jmei Staaten oereinigten, baS Shrige mit beigetragen
haben mögen.
3m Sinters©emeffer 1918/19 mtrb oorgetragen:
Sopfen, ©efchichte ber Sibliothefen.
©olbfriebrich, ©efchichte beS SuchhanbelsII. Teil
©ü nt her, Sibliographie I. Teil
SOtinbes^ouet, ©runbjüge ber Seltliteratur III. Teil
©chramm, Suchfunf! unb Suchilluffration L Teil
©chramm, 3lnlage unb Sermaltung oon Slattfamms
lungen
3m ©ommerfemeffer 1919:
©ünther, Sibliographie II. Teil
Sinbes^ouet, ©runbjüge ber Seltliteratur IV. Teil
o. Statt), Sibliophilie
©chramm, Suchfunff unb Sucbilluffration II. Teil
©chramm, ©efchichte beS SucheinbanbeS unb bes
EplibriS
©tenographte unb gateinunterricht merben auch
in biefeit beiben ©emeffern fortgefegt.
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3eitfchrift bes ©eutfchen Vereins für Vuchwefen «n b ©chrifttum
2ln unfre SDiitglfcbcr
^aßr ifl verfloffen, fett wir in feierlicher Verfammlung, »oder 3«verft4>t auf eine balbige
l gtütfliche Veenbigung bes Kriege«, ben ©eutfd>en herein für Vuchwefen unb ©chrift»
^^^tum begrfinbeten unb bas ©eutfehe .Sulturmufeum jur bauernben Vewafwung ber burd> bie
„Vugra" geraffenen geifligen Sffierte ine Seben riefen. (Es ifl anbers gefomnten, als wir ade hofften,
unb wir flehen vor neuen ^atfachen, vor neuen Verhältniffen. 3lber wie auch jeber einzelne ßch int
befonberen ju biefen fteden mag — eine ifl wohl ftc^cr unb une aden gemeinfam: ber fefle ©taube an
ben §ortbeflanb beutfeher Kultur troh ber ßd> fo wilb gebärbenben Unfultur biefer Sage, ja
barüber hinaue ber ©taube an eine ffinftig wieberfehrenbe SSBeltfultur troh ader Dtufe nach Jpa§
unb SKache, bie noch aus bem gegnerifchen Säger ertönen. — Unb beehatb ifl auch bie injwifchen von
une geleiflete tatfrdftige Arbeit webet vergeblich gewefen, noch ifl fte für bie 3«funft ausßchtslos.
Unfer SDlufeum ifl in wirfungSvoder, überftchtticher §orm aufgefledt unb bilbet bereite einen erfreu»
liehen SOlittelpunft ernfler wiffenfchaftlicher Arbeit wie volfstümlicher Anregung unb Belehrung; unfre
Seitfchrift ifl regelmäßig erfchienen unb h«t bae jut Verbreitung unfrer 3i«l« unb ©ebanfen*
freife beigetragen.
5Dlit gutem Specht burfen baher auch wir troh ader ©chwierigfeiten an unfre ÜJlitglieber bie brin»
genbe Vitte unb SOlahnung richten, ben 50lut nicht finfen ju taffen unb unfrer ale gut er»
fannten ©ache treu jn bleiben. Seicht wirb auch uns bas ©urchh«lten nicht werben, ba unfre
SfJlittel infolge ber (Erhöhung ader greife unb Unfoflen auf bas äußerfle angefpannt ftnb unb immer
neue notwenbige 2lnforberungen an uns Ijttantreten.
SUlit um fo größerer §reube fann befanntgegeben werben, baß uns für bie Aufgaben ber nächflen
^ahre einige überaus widfommene befonbere ©penben jugegangen ßnb, bie uns über bas ©chwerfle
hinwegbringen unb namentlich bie bringenb nötige (Einfledung einer wiffenfchaftlichen #ilfsfraft ermög«
liehen werben, wenn ßch noch einige verßänbnisvode Slachfolger ßnben. ©o ßiftete Jperr Hermann
Voß, in Sirma (E. 503. Seo Dlachf. in Seipjig, 501. 3000— unb Jpert (Earl Srihfche, in §irma
©cßimmel & (Eo. in 50liltih, SOI. 2000.—, wofür wir ihnen auch hier ben aufrichtigen ©anf unfers
Vereins ausfprechen möchten, jugteich mit ber Jpoffnung, baß bas bantit fo flar befunbete Vertrauen
in unfre 3iele unb unfre Arbeit ß<h rücfwirfenb aden unfern SOlitgliebern mitteilen unb von guter
Vorbebeutung für unfre Sufunft fein wirb.
Seipjig, ben 16. ©ejember 1918
©er SBorftanb beS ®eutfd^en SBereinS für 3Mtcfm>efen unb 0djrifttum
Dr. ?. 93olPmattn, 1. 23orßf5enter
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b«$ X) e u t f $ e n 93 e r e t n S für 93 u d) w e f e n unb @4>riftt«nt
SMcjjer* unb 3^tf$riftenf$cm
JBnlter Sieder, Die fdjönflen «Jloveden 6er italienifdjen Olenaif:
fance. BJit Sitel unb Buehfcßmud von «Paul Sammitller. Ber:
(egt bei Drell güßli, gürich. 1918. 8°. 383 ©eiten. Brofdjicct
20 Bl., gebunben 25 Bl. ßS ifl jweifedoS ein 93erbienft beS SöerfogcS
Drcd Jüßli, biefen Banb ßerauSgebrad)t ju hoben, nicht nur, weil et
unS mit «üooeüen ber itofienifchen SJlenaiffimce befonnt macht, bie
ben SDenigilen bisher befonnt mären, fonbern vor «Dem, weil ber
Söerfag bie Sollen nicht gefcheut hot, ben Banb burch «Paul Sam--
müder idufhieren ju (affen, unb biefe 3duflrationrn in ihrem fünf};
terifchen «Bert weit über ba$ hinauSgcßen, waS man gemeinhin auch
heute noch als 3duflration bem «publifum bietet. «JBirroetben in einem
ber nädjflen Jpefte auf biefe 3Quflrationen jutüdfommen. 21m.
.<piftorifdjer Setein für «Körbtingen nnb Umgebung, ©onber:
abbrud auSbem6.3af)tbucb(1917). Olörblingen 1918. 3m ©elbfl;
»erlag beS BereinS. Der Jpoljbedelfatalog in ber ©tabtbibliothef ju
«Jlörblingen. Bon Dr. Otto ©launing. ©eite 21 bis 72. einen
weiteren wertooden Beitrag für bie Senntnis alter Bücfjerfataloge
legt unb bet ©ibliothefat an ber Blttncßcncr Jpof; unb ©taatSbiblio:
thef Otto ©launing, bem wir fißon fo manche »erbienfivode 2lrbeit
übet baS Buch; unb ©chriftwefcn »etbanfen, in bem 3<>ßtbud)
beS Jpiflotififjen BeteinS für «Herblingen »or. ßS honbeit fich um
baS BücberoerjeicfjniS eines ©eidlichen in ber erden Hälfte beS
16. 3ah r hunbettS. fjlicfjt nut bie (form beS SatalcgeS, fonbern
auch beffen 3 n ß # f*, foteie ©launingS Ausführungen baju »er;
bienen befonbere Beachtung, weshalb hi« auf biefen 2tuffi>h befom
berS h'ngemiefen fei. Am.
©utenbcrg:@efettfdjaft. 16. unb 17.3ahteSbericht über bie @e:
fihäftSjaßre 1916/17 unb 1917/18. Blainj 1918. ©ebrudt bei
«Philipp von 3obern. 26@eiten. Der Adermann au6Böhmen,
baS ältefle, mit Bilbern auSgeflattete unb mit beweglichen Settern
gebrudte beutfehe Buch unb feine ©tedung in ber Überlieferung ber
DichtungvonSottfricbgcbler. 65@eiten. «JBäßrenb bet 3flßrcS:
bericht für 1916/16 ohne Beilage erfchien, erhalten wir für bie beiben
näcßjlen ©efchäftSjahre mit bem »orliegenben Jrieft eine außerorbent;
lieh titfgehenbe unb wertoode Beilage übet ben „Adermann auS
Böbnttn", ber geblerS »erbienfivode Slrbcit über bie «pfiflet>Drude
wefentlich ergänjt unb fich mit AloiS Bernt auSeinanbcrfeht. Btan
muß eS Rebler (affen: 2BnS er vom brudtechnifchen ©tanbpunft vor:
bringt, ifl nicht nut überjeugenb, fonbern auch für bie ganje 2lrt ber
gorfihung auf biefem ©ebiet »orbilblich. DaS Beifeitelaffen brud:
tcchnifcher fragen, ja baS gefliffentliche überfehen folcher hat fihon
ju manchen Srugfeßlüffen unb Annahmen geführt, bie (eicht hätten
vermieben werben fönnen. ©elbil wer nicht mitaüen 2luSführungen
geblerS übereinflimmt, wirb ihm biefe feine 2lrbeit mitten im Stiege
von Jperjen banfen. Aut.
©erfjfter ^atjrca&eridjt beS DiiifcitniSocreiiiC beä BiStumS
'ftabetborn über baS Sereinöjaßr 1917. ipaberbotn, 15. Df:
tobet 1918. Drud ber BonifaciuS:Druderei. 8°. 48 ©eiten.
Der vorliegenbe Bericht jeigt wie bei anbern BlufeumSvereinen trog
beS SriegeS nicht nur ein Anwadjfen ber Blitglicberjaßl, fonbern auch
bet ©chenfungen unb ifl bamit ein betulicher Beweis bafür, baß
DeutfchlanbS Sulturarbeit nie unb nimmer flide fleht. Bon ben Auf;
fähen, bie ber Bericht enthält, feien folgenbe als für unfre Sefer inter»
effant, befonberS genannt: „groei Ulrid):Sreuje", „Die unbatierten
©loden beS«pabetbomerSanbcS", „Sün|l(erifcl)e ©iegel" unb „@rab=
mä(erauS©tein",Iehtete beiben mit einer grofjen 2lnjahIAbbilbungcn,
bie ©chtift unb Scbmud in verfchiebenflet Anorbnung jeigen. Am.
•fjaanbfiog i Bibliotclöfunbc unber mebvitfing af cn taeffe fag-
maenb ubg. af ©venbDahl. Anben foragenbe nbgave. Saben:
havn 1916. XV. unb 611 ©eiten. DahlS .fmanbbog erfchien in erfler
Auflage im 3 fl h t£ 1912; es fanb eine fo günftige Aufnahme, baß
fihon 1916 eine jweite Auflage nötig würbe; fie ifl ein »odflänbig
neueS reich iduflriettcS Buch geworben burch eine Oiciße von neuen
Blitarbcitern: 1. Sange, Der Bibliotßefar. 2. Bibliothefen. 3. Dahl,
Die wichtigflen auStänbifchen Bibliothefen. 4, «Peterfen, Dänifchc
wiffeufchaftliche Bibliothefen. 5. AarSbo, BolfSbibliothefen. 6. ßden
3orgenfen, Satcinifiße Jpanbfißriften. 7. «Hpftram, «Heuere Jpanb«
fegriften. 8. Blabfen, @efd)id)te beS BudjbrudS. 9. .ftannooer, ®e>
fißidjte beS ßinbanbcS. 10. Sange, Bucßßanbel. 11. Shrifienfen,
tpapier.l2,©efmar,Buchbrud.l3..f)enbriffen,3dudtation.l4.Shfler,
Bud)einbanb. 15. Sange, BibIiotbefS:ffierwa(tung. 16. Blonbal,
Satalogificrung. 17. Dahl, Bibliographie 1 . 6S finb nicht nur ®e=
lehrte, fonbern aud) praftifche Buchbruder unb Buchbinber, bie fich
ju biefer grofjen Arbeit jufammengetan haben, unb wir fönnen ihnen
ju ihrem ßrfolg nut ®(üd wünfiben; cS ifl eine ctnfle Arbeit, bie
bebeutenben «Hupen f (paffen wirb. 3<h mar juerfl fogar jweifelhaft,
ob eS fid) nidjt lohnen würbe, baS ©anje inS Deutfche ju übertragen;
bei einjelnen Sapiteln wäre eS gewiß wünfchenSwert, adein nidjt
beim ©anjen; eS ifl juviel fpejied DänifcheS barin, fo j.B. über bie
bänifdjen Sffentlicfjen unb prioaten ©ammlungcn, auch bet ganje
Betrieb unb bementfprechenb bie gewählten Beifpiele weichen trep
oder Ähnlichfeit ju feßr ab von ber beutfihen «prariS. Der ganje gu:
fißnitt beS bänifdjen JpanbbudjS berüdfidjtigt nidjt fo fefjr bie großen
als bie mittleren unb (leinen Bibliothefen. ©ewiffe Ungleichheiten,
weicheben fpfiematifißcn Aufbau »erhinbern, ließen (ichbei ber Blenge
»on Blitarbeitetn faum »ermeiben; aud) bie DiSpofition ifl nicht ein;
wanbfrei: «Hr. 1. Der Bibliothefar war ju verbinben mit 9?r. 15.
Berwaltung; «Hr. 8. ©efchichte beS BudjbrudS mit filr. 12. Buch:
brud (teeßnifeh); 9?r. 9. ©efdjicßte beS SinbanbeS mit Sdr. 14. Bud)=
einbanb (technifdf). fKicßt mit bem Bibliothefar mußte biefeS Jpanb:
buch beginnen, fonbern mit einem Sapitel über baS Buch, baS
in ben meiflen Jpanbbfidjern adetbingS fehlt, ©o wie ein 2Berf über
baS Jfieer beginnen wirb mit einem Abfd;nitt über ben ©olbaten,
fo ein .fjanbbuch über Bibliothefen mit bent Bud); ein Seil biefeS
SapitelS wäre ber Abfcßnitt über Rapier, Bucßbrud unb ßinbanb.
Da idj fetbfl fipon länger an einem beutfdjen fpaitbbudj fürBiblio:
tpefsfunbe arbeite, baS natürlich erfl nach Slbfcßluß beS ftriebenS er»
feßeinen fann, fo möchte icß bet Daßlfdjen eine anbre DiSpofition
gegenüberfleden, bie icß für richtiger palte: 1. DaS Buch (Befcßrcib;
floff; gefcßriebeneS, gebrudteS Buch). 2. Beßanblung unb ßinbanb
beS BucßeS. 3. ßrwerb unb Bertufl beS BucßeS. 4. Bibliotßef ber
.fjanbfeßriften. 5. Die neue Bibliotßef (»erfeßiebene Arten; bie @e:
bäube unb ßinrießtung). 6. Büdjerverjeicßniffe (Bibliographie, Sa:
taloge, ©ijflcme). 7. Bibliotßefat unb Beamte; ißre Borbilbung.
8. 3ßre Arbeit; ber 2ßeg eines BudjeS in ber Bibliotßef. Bei biefer
Bcrteilung ifl, wie eS fdjeint, für adeS ein paffenbet 'piap unb jugleicß
geniigenber Oiaum vorßanben. Audj mit Bejug auf ben Umfang
bedt fieß mein «Programm nießt ganj mit bem bänifeßen, bei bem
bie ©renjen, wie mir feßeint, ju weit gejogen finb. Denn nießt adeS,
waS für einen Bibliotßefar ju wiffen gutobeenotwenbig ifl, muß in baS
^janbbud) aufgenommen werben, ßr muß lefen unb rechnen f ön nen, ec
muß alte unb neue ©pradjen »erfleßen, aber baS Abc unb baS ßin:
maleinS, ober aud) nur eine einjige ©rammatif unb ein Serif on wirb
niemanb in ein Jpanbbucß ber BibliotßefSfunbe aufneßmen woden.
2BaS für bie ©praeße gilt, ßat aud) für ißt Bilb, bie ©cßrift ©ültigfeit.
ßden 3«tgenfen ßat ein ganj brauchbares Sapitel über (ateinifeße
«Paläograpßie gcfißticben, baS in aden früheren Jpanbbildjctu
l ©iefe Me 3?ejenfiön »on ©ißroenfe, 3H. f- SßiM. 34. 1917, 107. unb
©. -ßaOberg, Slotb. Sitffr. f. Bof otß Bibi. 1917, 333.
117
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PRINCETON UNIVERSITY
3«itf<$rfft be« ®<utfd>en Sßeretnß fur Q5ud)W«fen uttb
ooUßänbig feßlt, nicftt »eil man lateinische 'Paläographie für unnötig
hielt, fonbern »ei( man feinen ff)laß bafät hatte; baS Jpanbbucß märe
um einen Sanb bitfer gemotben, benn »er tateinifche tpaläogtaphie
aufnimmt, fann auch griechifche ttnb oricntalifche uf». nicht jurücfc
»eifen, ohne unlogifch ju »erben; unb um einen »eiteren Sanb würbe
baS 2Berf anfcßwellen, »enn man auch noch tote 2lbflirjungen, bie
hier Seite 225 bis 227 ermähnt »erben, aufnehmen wollte. SS folgt
bann noch «in 2lbfd)nitt über bie Schrift ber lebten 3aßrßunberte
(mit Schriftproben), ber natürlich ebenfo ju beurteilen iß, wie bet
oothergehenbe; ber aber bei ber ©eßimmung unb ©efeßreibung ber
2lutograpßen hoch gute Eienße leißen fann.
Ea ferner jebe größere ©ibliotßef eine eigene Abteilung 3nfunabeln
hat, fo barf im Jpanbbuch ein .Kapitel über ben älteßtn Erud nicht
fehlen; aber ein »eitereS über bie Sntmidlung ber lypographie bis
jut ®egen»art (Seite 398), über Stereotypieren, Sdjncffpreffen, Seß;
mafchinen, Korrefturenlefen (Seite 416) unb moberne 3ßußrationen
(Seite 429) »ar nicht nötig, ba ber ©ibliotßefar boch nur baS fertige
Sud) ju beurteilen hat. Ei« Schönen Etüde oon 3unta, Sljeoir uf».
fönnten bei ben Sicbhaberbüchern behanbelt »erben. 2Ber einen Kata¬
log ber Kupferßicße Schreiben will, muß baju boch befonbereStubien
machen, fferner finbe id) nicht baS richtige ©erßältniS bei ben Kapiteln
bet ©udjeinbänbe. Siebßaberbänbe »on ©rotier unb anbern ©iblio;
philen finb auch in großen ©ibfiothefen feiten unb »erben j. 23. Bon
©taefel nicht einmal ermähnt; baS banifeße .ipaanbbog bagegen»ibmet
ihnen ungefähr 32 3üu(haiionen (gelegentlich eine ganje Seite füß
lenb), »äßrenb faftifch ■oieüeicfjt ber »ierte Seil auSgereicht hotte. EaS
ifl nicht baS tägliche ©rot, oon bem bie ©ibliotßefarc leben, baS ffnb
oielmeht bie feinften unb Seltensten Äederbiffen, bie ißm überhaupt
oorgefeßt »erben fönnen. Srmünfcßt wäre bagegen eine 'Probe auS
bem frühen Mittelalter gewefen. ©ubge gibt j. ©. in feinen Coptic
Homilies (1910) groben beS SinbaubeS eines foptifchen 'PapyruS;
bud>e6 pl. m—V, waßrfdjeinlid) auS bem 7. 3ahrhunbert; auch ber
technische Seit „©ueßbinben" Bon bem ©udjbinbetmtißrt 21. Kyßer
iß reich idufhiert, aber aus biefen Zeichnungen fann aueß ber Siblio;
thefar manches lernen.
ÜBenn bie 21rbeit unter siele Mitarbeiter «erteilt wirb, fommt eS
oft sor, baß bet eiujetnc fein ©ebiet möglich fl reich ju geflalten bc;
ßrebt iß, baß er Seile beanfprueßt, übet bie ein einheitlicher ©erfaffer
anberS oerfügt hatte. 2Bit oerßehen unter SibliothefSsermaltung bie
2Irbeit auSfdjließlich beS EircftorS; 2ange im 15. Kapitel umfaßt auch
bie 2Irbeiten bet ©tarnten; nur bie Katalogisierung, bie et auSnimmt
(Seite 636), hat et mit bemfelben OTecßt noch mit h'neingejegen
(Seite 518), »enn man ben 21uSbrud ©ermalmng in biefem »eiten
Sinne faßt. Man fief)t barauS, baß bie Beamten (Seite 495) hinter
bem Eireftor aUjufeßr in ben Jpintergrunb treten. Sine angenehme
Zugabe ju bem erßen Kapitel über ben ©ibliothefar bilben bie <pors
trätS berühmter Sibliothcfare Europas; ob aber bie Silber non
fftüuleitt 21. @j nt unb K. ©rahe ebenfalls »ünfdjenSwert waren,
muß bahingeßellt bleiben. Sehr fein unb banfenSwert finb SangcS
2tuSfüßrungen im lO.Kapitel über bie Organisation beS Sud)hanbclS.
Stoße Müße hat ber ©erfaffer, ber hier jugteich JperauSgeber iß, auf
baS 3. KapitelScitc 37, Vißorifdfe unb ßatißifche Erläuterung über bie
bcbeutenbßen auSlänbifcßen ©ibliotßefen, oermanbt. ©ei jebet »eiben
bie »id)tigßen tinoerleibten Sammlungen namhaft gemacht. 2Bicß;
tiger »äte gewefen, bie jeßt noch felbßänbig Bermalteten Sammlungen
ju bejeießnen, beren Flamen bie Vanbfcßriften heute noch tragen;
namentlid) aber fehlen bei biefen ©ibliothefen bie Sitel ihrer gebrud;
ten Kataloge, befonbetS ber .fmnbfcßriftrn. Eie 2iße iß nach ben
Säubern alphabetisch georbnet, aber in ffranfreieß wirb nur ‘Paris
erwähnt, in Eeutfcßlanb fehlen siele UniserfftätSbibliothefen. ©ei
3talien war ju oerweifen auf Martini, Catalogo di mss. gr. nelle
bibl. ital. Milano 1893. Eer Orient iß faß gar nicht nertreten. Eie
reichen Kloßerbibliothefen beS 2!tho8, Sinai, oon 3erufalem (mit
einem Jpanbfdjriftenfatalog son sier Sänben) »erben hier nicht tr.
wähnt. 21tßen mit 314000 gebrueften ©Ucßern unb 2630 Vanb=
feßriften serbient firfjet eßer Cr»ä()nung, als 3nnSbtuef (Seite 58)
mit 260000 ©änben unb 1300 Jpanbfcßriften, ebenfo oermiße ich in
MoSfau (Seite 61) bie wichtige ©ibliotßef beS Jpeiligen Synob in
bem Kreml. 3" Spanien »itb ber SScorial allerbingS genannt, aber
bie für feine ©efeßiehte grunbtegenbe 21rbeit son Sß. ©raur fueßt man
oergebenS; bei Mabrib feßlt 3riarte, roie überhaupt bie meißen Jpanb*
fcßriftetifatafoge. 21m meißen begünßigt iß — unb in einem bänifeßen
Jpanbbud) mit Oiccßt - Kopenhagen; bort finb Seite 137 bis 138
bie Kataloge ber ©ibliotßel aufgejäßlt. Eer ©erfaffer biefeS Kapitels
feßeint meine „Sammlungen unb Katalogegriccßifcher hjanbfchrifteii"
Seipjig 1903 nicht gefannt ju haben.
ferner finb neuerbingS — oßne baß baS Jßaanbbog bason Blotij
nimmt — bie älteßen mittelalterlichen SibliotßefSfataloge ©egenßanb
eifriger ffotfeßung geworben; Berfcßiebene 2(fabemien haben ßcß ju
biefem Z*»ecfe seteinigt, um ißre Verausgabe möglich ju machen,
unb ©ottliebS Mittelalterliche SibliotßefSfataloge jSßerreicßS, ßerauS :
gegeben son ber 2(fabemie ber SBiffenfcßaften in 2Bien, 1. ßlieben
ößerreieß iß bereits 1915 erfeßienen unb ßätte furj erwäßnt werben
müffen, jumal ba baS Unternehmen auS langer Jpanb sorbereitet war;
ber entfpreeßenbe erße ©anb bet beutfeßen ffiibliotßefen son <p. 2eß;
mann iß allerbingS erß 1918, alfo naeß Srfcßeinen beS VaanbbogS
ßerauSgefommen.
©eraltet iß, »aS ber ©erfaffer über ben ©iidjermurm bemerft;
biefer ffeinb ber ©üeßer braucht uns jeßt feine Sorge meßr ju maeßen.
Man legtbaS gef ährbete Such einfach in einen ßermetifcß gefcßloffenen
©lecßfaßcn mit Scßwefclfoßlenßoff (CS 2 ) unb in 24 Stunben iß
jebet lebenbige Keim barin getötet 1 .
Seite 381 wirb behauptet, bie äfteße 'Papierßanbfcßrift ßamme
auS bem 3*ht« 866; baS iß «ließt meßr rid)tig. Kobert, über einige
echte, gefiljte (Papiere beS fräßen M. 21. im ,,'Papierfabrifant" 1910,
Jpeft 30 oerweiß auf batierteS oßturfeßanifdjeS <papier oom 3aßre
399 n. Sßr., sergteichc S®. Seel. 211ab. 1914, 85. Eer ©efamt;
fatalog ber preußifd;en Sibliotßefen wirb einmal bei ©elegenßeit
ber Serliner ©ibliotßef (Seite 64) enoäßnt; allein auf bie ffrage
bet ©otwenbigfeit, 2IuSfüßrbarreit, auf bie 2(rt ber 2(uSfüßrung unb
bie 2luSficßten ber ©odenbung geßt ber ©erfaffer nid;t ein; ebenfo;
wenig auf bie ff tage, wie bie anbern fflationcn bie ffrage löfen. Eaß
gelegentlich bei biefen Eaufenben oon Sücßertiteln ein oeralteter mit
unterläuft, ober baß gelegentlich aueß einmal ein widriger feßlt, barf
unS natürlich nicht »unternehmen. Eie teidjen Schüße beS Zentral»
blatteS für ©ibliotßefswefen finb betrugt, hätten aber in größerem Um;
fang fyßematifcß ßerangejogen werben fönnen. Sin allerbingS nid)t
ooüßänbigeS ölegifler bilbet ben Schluß, ffienn wir bisher ßauptfäcß:
ließ bei bem setroeilten, »aS unS überffüfüg, falfcß ju fein ober ju fehlen
fd)ien, fo gefeßaß bieS burcßauS nid)t, um baS ®ute beS ©ud)eS ßerab;
jufeßen. EaS Vaanbbog bebrütet einen cntfdjicbenen ffortfeßritt; eS
ßat feine JebenSfäßigfeit bewiefen, unb wirb fid)er noch neue 2tuf»
lagen erleben; baju möd)te id) mit ben sorßeßenben ©emerfungen
einen Beitrag geliefert haben. ©. ©arbtßaufen.
ftiißrer burtß bie 2(u5ßtUimg ber bentfißen ©cfangenen im
japanifdjen Saget Sanbo. Eer gute ©ebanfe, bie ScßaffenSIuß
unftet ©erwunbrten baburd) anjuregen, baß man ißnen Mittel unb
21ntrieb ju Vanbarbciten aller 2Irt gab unb baS ©efertigte bann in
2IuSßellungcn ber öffentlichen ©efießtigung barbot, ßat bei ben beut;
fdjen Kriegsgefangenen in 3 a P fl n eine 21uSfüßrung in größerem
Maßßabe gefunben. ©om 8. bis 18. Märj 1918 haben bie ©e;
fangenen beS ©efamtlagerS ©anbo eine 21uSßcffung seranßaltet
1 ©ieße meine ©r. ßtalaecgr. l s , 122 biS 123.
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3 e 1 1 f d) r t f t beö ©cutfcbett Sßereinß ffir 35udnt>efen unb (Schrifttum
über bie man fid) in bem eigen« bafür gcfd;affenen güfjrcr fefjr gut
unterrichten fann. ©fl« otiginePe, 62 ©eiten flatfe Jpeft, in ber
Sagetbruderei Sanbo bergefleflt, ifl in biefet beutfd)en 2lu«gabe jeben:
faPS für bie gefangenen «Dein 1 bcflimmt gewefett, roäf)tenb füt ba«
übrige \fublifum jebenfaP« eine japanifdie verfertigt würbe, gür
bie gefangenen waren bloß oier SefudjStage feflgefefct, an ben brei
anbern war bie Sefichtigung ben 3apanern freigeflePt. 3 n ber Sin;
leitung be« Kataloge« fjcißt eS: „3ebe8 ber brei gefangenenlager —
9)?atfui;ama, 9)?atugame, Dofufhima bie h«nte jufammcn ba«
Säger Sanbo bilben, hat bereit« feine eigene 2lu6fleüung gehabt.
3ef)t foö bie,2lu8flePung fürSilbfunjl unb-ipanbfertigfeit inSanbo'
einen gefamtiibetblitf über bie Kunjlfertigfeit unb gefcfjidlichfeit
ber Sagcrbewohner geben unb ben Sewei« erbringen, baf; wir un«
auch nach mehr benn brei Süßten ber gefangenfebaft unfre geiflige
griffe unb SlrbeitSfreubigfeit bewahrt haben, ©ie foP jeigen, in
weld;er SQJeife ba« Sßieberjufammentreffen mit anbern Kamcraben
anregenb unb befrucfjtenb gewitft hat. ©cdsticßlicf) wiP fie benen,
beren Olamen wir nicht in biefent Süd;lein ftnben, nahelegen, bie
größeren SetätigungSmöglid;fciten, bie biefe« Saget bietet, nid)t un;
genügt ju laffen unb auch itjrerfeitS ihr fUnfllerifcfjeS ober beruflidje«
Können wacpjubalten unb fotrjubilben." Die Seranflalrer ber 2lu«:
flePung finb: Jpauptmann ©ted;er, Scutnant b. 01. fDiüPer, U;geuer:
männcr b. 0t. Oiahan« unb Kod;, tPgeucrmann b. ÖJ. 9JlÖPer, Unter-
offtjicr b. 2. Defebrocf, Örfafsreferoifl». Jpolflein. 2(ngefüb« finb bann
noch bie Herren be« ©thiebSricßteramte«, je fünf für Silbfunft unb
Jpanbfertigfeit, unb 19 Dolmetfcßcr. gmei kleine geben ein Silb ber
2lu«flePung8gebäube ober gelte unb be« Orte«, wo fie aufgeflePt waren.
Der „Kofaibo" - ein Spiaß wie »ietXeicf)t bie S.b {t( f> cnn >tefe in
ÜJlündjcn, wo ba« berühmte Oftoberfeft abgehalten wirb -, an beffen
einem (Jtrbe bet Oaja: I empel fleht, bietet ganj nach bem 9Jtufter einer
beutfehen 2Iu«flePung ein frieblidje« gemifd; beutfeßen unb japani:
fchen Seben«. üiuger bem £auprau6flePung«raum, jwei Reinen
Olebenräumen, »erfeßifbenen „beutfehen gelten" (Sefucß«:, Setfauf«;,
Sfflufifjelt) unb ber beutfd;en Konbitorei „geba" am gingang jum
Kafftegarten, jeigt ber '(Man aud> eine „3apanifche 2lu«ftePung" unb
mehrere „japanifche gelte". Ginc ‘Pagobe, ein Srunnen, ein abget
grenjter garten, ber jebenfaP« ber ausgeprägten Slumenliebe ber
3apaner genüge leijlet, unb Reine »erflreute Einlagen beleben ben
Kofaibo im übrigen.
Die erfle Katalogabteilung enthält bie Silbfunfl. ©ie jäßlt übet
200 Olummern, barunter mehrere Serien mitinbegriffen. Settreten
finb aPe 2lu«führung«arten außer ber Oiabierung: Öl, 2lquareP,
iJJafleO, gatb-- unb Sleijlift, geber, Dufcße, .Sohle, Kreibe. über;
wiegenb finb e« SanbfdmftSbilber, bort nach ber Olatur aufgenommen
ober nach Silbern, spbotoS unb entwürfen aufgefül;tt; genannt finb
unter lefjtcren: Deutfdje Sanbfchaften, 9JotbifebeK(ifie, Sin ber blauen
2lbtia, Karwenbelbaßn unb 'Panamafanal, gaffe in SDJoSfau, SDfing-
tau-gebenfblatt unb ©eeflüde. Sei ber fölehrjahl ber „Köpfe" fleht
ber Setuietf „Kopie", nur bei einem „Kinbetfopf" unb einigen
„grauenföpfen" fleht „Original", wobei ungewiß bleibt, ob ein
japanifche« 9)lobeP bem OMaler gebient. 3” gatben aufigefüb« finb
auch bie wenigen üüännerföpfe: Jpinbenburg, Dirpiß, Slbmital ©cheer
unb anbre. Sine ganje Slnjaßl »on Silbern (affen burch ihre Se--
jeießuung barauf fdjließen, baf) fid; bie gefangenen hoch jicmlicher
SeroegungSfreißeit erfreuen bürfen; fo mehrere au« bem „Kofaibo",
bann 3apanerinnen, Dänjcrinnen, SaPonoetfäufer unb anbre bem
bortigen öffentlichen Seben (Entnommene«. gum ©tipeben hat bloß
ein einjiger Sanbflurmmann bie erfotber(id;e ©timmung gehabt, er
bietet „Olofen" unb „Olofcn unb gtUcßte". gwei Ölbilber haben
„fölein glternhau«" jum Sorwutf. 21 ud; Karifatuten, barunter
1 JBrim Salt »on IjtngMU toaten e« 2300 Ärieg«gefangent.
eine ©erie „Sin Wlonatim fernen Oflen", < piafat:unbOleRamebiIber
unb ein 3?au8entwurf mit ginjeljeichnungen für bie 3nneneinri<htung
finb angeführt, ©dtabe, baß gar feine SBilbgröfien angegeben finb.
3ntereffant wäre eS aud; ju wiffen, wie (ich bie japanifd;en Sefchauer
ju biefer Äunfl flePten, bie ja aPeS fo gänjlich anber« wiebergibt al«
bie eigentliche SolfSbilbfunfl ber 3«paner, ber farbige ^)oljfd;nitt mit
feinem fd;attiening«lofen, tnofaifattig wirfenben garbenburebeinam
ber, in bem wir unfierflnach einigem Suchen unb ©tubieren jurecht
finben fönnen.
Die Abteilung „Jpanbfertigfeit" gibt an erfler ©tePe © ch i f f 8 b a u.
Die »erfd;iebenartigflen ©chiffStppen finb in 14 WobePen oorgeführt:
giinf; unb Dreimafl»oPfd;ifft, Oleich«poflbampfer, ©chulfchiff, bie
Smbcn, Segeljachten, Segelboote, 'Pabbelboot, eine Jpothfee;Äreujer<
joPe. Sei einigen ifl befonber« angegeben „ÄleinmobcP". 2ßeld;
eine Summe «on TOiibe, gebulb unb liebeooPfler Eingabe mufj in
biefen ficher mit großen ©chwierigfeiten auSjufübrrnbcn gahrjeugen
flecfen! 3Bie mag bie ©ebnfucfjt ba mitgefchafft haben, ber PBunfcfj,
ein gauber möd;te ba« ©chiffd;en «ergrößern unb feinen Setfertiger
in bie Heimat tragen! — 2118 nädpfleS folgen Sl et allarbeiten.
Da finb Sclcudjtung«:, ©chrcib; unb Olaud;gegenfiänbe, Silber:
rahmen, Äaflen unb Häfldjcn, ein llaifer; unb PBagnerfopf in
Supfertreibarbeit, eine automatifdpe Saffeemafchine. Die 2lbteilung
.^oljarbeiten jeigt außer ben mannigfaebfien Sleingegenflänben
mit Sranbmalerei, .Serbfd;nitt, Sinfegcatbeit unb ©d)niherei bie
SlobePe ju einem PBohm unb Slodhau«, ju einet .^oljbrücfe für
fd;mete Sclaflung unb ju einem ©egelfchlitten. Dann folgen ©piel>
fachen: eine 2lrdje Oloah, eine Surg, gutsbof, 2!uppenflube, ©ob
baten, Sfurjelmännchen, ÄaruffeP, ©anbmüljlen, PBagen unb anbre.
Die 2lbteilung 201 ufif in flrumen te jeigt: SePo, gither, Slanbo:
line, altbentfdje Saute, Saß, Äinbergcige, eine „Olepariette geige,
urfprünglich in 23 Deile jerbrochen". Sine beigefügte ( Photograph' ( '
jeigt bie geige im {erbrochenen guflanb. gu folcfp einer 2lrbeit gehört
noch etwaS#öbere6 fl i« gefchidlichfeit: gebulb unb nochmal« gebulb!
21uffaüenb Hein, befonber« im Sergleich ju bem, wa6 Serwunbete
in beutfehen Sajaretten an berartigem geleiflet, ifl bie 2lbteilung
PBeb: unb PBirfmaten. Sin Difchlaufer, ein Duhenb Dedchen
in Knüpfarbeit, brei 'Paar geflricfte ©trlhnpfe, ein 'Paar geflridte
^tanbfehuhe — ba« ifl aPe«.
Die bebeutenb reid;haltigeren „Sammlungen" enthalten au«.-
geflopfte Sögel, ©chmctterlinge, ipflanjen, ©amen. 21uf bie weniger
bemcrfenSwerte2lbteilung „iPhotofadpen" folgt etwa« ganjOrigi:
neüe«: ein fDlarionettentbeatet! 3 n Slatfupama entflanben,
wutbe c8 in Sanbo wefentlich »ergrößert unb «erbeffert. übet bie
auSgeflePten ipuppenfoflüme f>eißt e«: „Die tjiflorifc^en Koflüme
fönnen nid;t immer 2lnfptud) barauf machen, genaue SDiebergaben
ju fein, fonbern man wirb häufig nur gewiffe Sßaraftcriflifa ftnben.
g8 wirb bie« «erllänblid), wenn man bie Slittef, mit benen gearbeitet
werben fann, unb bie befonberen Sethältniffe im Kriegsgefangenen:
läget berüctfichtigt."
2lufgeführt würben bi« jefjt: 'Peter ©quenj »on 2lnbrea«
grpphiu« (in Slatfupama 16.2.16, in Sanbo 28.2.18). Da«
heiße Sifen »on JpanS ©ach« (Watfuoama 11,6.16). Der
böfe Oiauch »on ^)an« ©ach8 (Sanbo 27.12.17). Die ffläuber
»on ©d;iPer (Sanbo, gteilicht 10.7.17). göp ». Serlichingen
(Sanbo 29.12.17). 9)1 in na ».Sarnl;elm(9Batfut)amal6.3.17,
Sanbo 8.11.17). ©herlod ,$olme« »on gerb. Sonn (Sanbo
12.1.18). 3» Sorbereitung ifl: Da« Seben ein Dtaum »on
galbeton.
Die 2lbteilung Seben«mittel führt mit ihren gudetbäder: unb
gleifchetwaren für unfre jepigen Segriffe gerabeju üppige Srjeugniffe
an: ein 'Pfefferfuchenhau«, Saum: unb ^)od;jeit«tuchfn, Dorten unb
»erfchiebencanbreKud;tn. Dann: gefüüte©panfetfel,@chwein8fopf,
119
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3<itfd>rift b < ß ®eutfdj«n 93 e r e t n $ für Q3uc&wcfen unb <Sd)rifttum
Schweinebauch,kalb«fopf,2Bilbpaflete,;5ungcnafpif ( eiSbein,kaifctl.
3agb»urR unb allerlei 2Burfl»arcn. X3if „ÄiicfjeI"bittet allerlei ©er:
lodenbc«, barunter Sdjofolabepubbing. ,,Grlö« ju ©unflen berküeßen:
faffe." — 3n ber Schlußabteilung ,,©etfd)iebeneS" finben |tcß nodj
allerlei dpanbarbeitcn: OKobcCle ju einem 'Panjetwerf unb einem
OBcßnhau«, ein 2lguarium mit felbfltätigem Springbrunnen, ein
©ienenflod mit Jubeftör, Stiefel in bcn «etfdjiebenen jperftellungS-
flufcn, Grjeugniffc ber Sagetbtudcrei unb ba« tbemifcße Saboratorium
mit foSmetifcßen unb pbarmajcutifd)en (Präparaten. Damit fd)ließt
ba« ©erjeicbni« ber auSgefleütcn ©egenflänbe.
05un folgt nocß eine öltifje non Unjeigen unb „@ef<f>riftSempfef> :
lungen". „3nt Jpofe bc« ÖajarDctnpel« ©ergnügungäparf.
Schießen. ölingwerfen. fpiattenwerfeti. Jpau ben Sufa«. Unthro.-
pologifch-ctßnologifdjc Sonbetau«fleflung auS bem 3 a ^ te 4918.
kaffeegarten." Die näcßöe Seite gibt ein 2 o S ffir bie am 14. OKärj
flattftnbenbe ©crlofung unb einen Stimmjettcl mit bem 2luf:
brud: „©on allen auSgeflellten Sachen gefällt mir am heften 0!r.—
(nur eine Olummer! feine Unterfcßtift)". Der burdjlodjt umgrenjtc
^ettel muß in ben baflir beflimmten Mafien geworfen »erben. —
Da8 ÖKarionettentßeater gibt ben ÖBiebctbeginn ber 2luffüßrungen
im Uptil an. 3»ei ©abcanflaltcn empfehlen ißre Dufdjenanlagcn.
ÖKonatSprci«, flir j»ei bi« brei Dufcßcnbäber täglid), 1 ®en (2,08 OK.),
gilt biefen billigen <prei« »irb itod) „fiel« geniigcnb unb frifdje«
SBaffcr, vöQtge Saubcrfeit unb befle ©cbienung" jugcficßcrt! Da
bit 3<tpaner ©oübäbet »on 36° R. ju neunten pflegen (©rüßfebrotin:
bäber), fo entfpracfjen biefe Dufdjenanlagcn jebenfatlS bringlidjem
Sebürfni« ber Deurfcßcn. Otariirlid) barf baneben Jpaar: unb ®art>
pflege nicht »erfäumt »erben, beShalb empfiehlt ficf), übrigen« in
lafeniftper kürjr, bie „©arbierflubc Äocf)“. Die ber „kcgclbaßn.
©anbo* jugefcOte kegelbaßnlücbc «erabreießt »arme Speifen »on
9 bi« 12 unb 3 bi« 6, falte Speifen bi« 9'/ä Uf>i ftbenb«. Gin origi¬
nelle« Oieflamebilb jeigt bie Unterfdjrift: „läglirf) frifd) gerößeten
kaffee." Sogar ein — klaoier fann flunbemueife gemietet »erben.
G i n klaoier für« ganje Saget! Die Sagcrtifdjlerei, jroei me(f)amfd>e
aBerfflättcn fertigen alle gewüttfdjten Arbeiten. 2Ber et»a« „tippen"
laffen ober felbfl tippen »i0, finbet einen Schreibet ober fann fteß eine
2Bellingtonmafd)ine mieten. SelbRverftänblid) fcßlt auch für ben
ORatfenfammlernidjtba«'Ungebot »unechten alten Gßina« unb 3apan:
fflefonberheiten. Die eigen« angefertigte UuefleHungS^oflfarte, ba«
Stüd ju 3 2)en (et»a 7 flJf.) barf nur bi« ju fofgenbcc 2lnjahl »er:
fd)idt »erben: gefbroebel 18 Stüd, Untcroffijier 16 Siiid, OKann:
fdjaften 12 Stüd. — Die Sagerbruderei Banbo enblidj, in ber
bie Sagcrjcitung „Die ©arade" gebrudt »irb, empfiehlt bie ^er=
fleOung »on Dßeaterjctteln, konjertjettcln, Gintrittsfarten, Sachen
für Seßrjwede, Oloten, < piäne, tcdjnifdjc fSeidjmmgen uf». —
unb, »ermutlid) als einjige« ©erlag«»etf: „Drei ORärdjett" »on
G.Baßr. Zweite Sluflage in ©otbeteitung. Uud) ba« ifl beadjten«.
»ert. 05ur ORärcßtngefdjitfjtrn, aber Hießt« ber 2Bitflid;feit Gnt;
nommene« barf fteß bort unter ben Slugen ber Jenfur an« Sicht
»agen. 2Benn bie ©efangenen alle«, »a« fte be»egt, jum Drud
bringen bürften, fo »ürbe fidjer eine einjige Drudetei bie« faum bc:
Ȋltigen Tonnen. G. <p f a f f: 2B i n b e d, Grlangen.
UBir bringen biefe ausführliche ®efpre<hung, bie »eit über unfern
{Rahmen h>'>au«geht, nur, um bcn ferft in aBen .fitiegSfamui;
lungen fehtenben OluSfleüungSftibrer ben Sammlern befannt ju
machen. Die Sd)riftleitung.
'•Mitteilungen auä ber königlichen Sibliothef. .^erauSgegeben
»on ber ®eneral»cr»alrang. IV. Äurje« iBerjeidmi« ber romanifchen
^tanbfehriften. Berlin 1918. SBeibmannfcbe ®ud;hanblung. 8°.
141 Seiten. 10 OK. Die königliche SBibliothef in {Berlin hatte im
3abre 1882 fafl 700 J^anbfchtiften au« Hamilton fllalace enoorben,
über bie bi« jefet nur Oiaherc« au« bem feinerjeitigen 2$erfauf«fatalog
ju erfahren »ar. Da biefet infolge feiner Seltenheit für bie meiflen
fo gut wie unjuganglich ifl, blieb ber »ertooße ®efitj felbfl ben
Spejialforfcbern »ielfach unbefannt. Um fo banfbarer muf man ba«
jefct mitten in ben krieg«»irten erfdiienene {ßerjeichni«, ba« S). OKorf
barbietet, begrüben. 3fl e« auch nur ein f u rj c« 2)erjeidjni«,bem wofll
fpäter ausführlichere folgen »erben, fo ifl e« bod) ein auflerorbentlich
»ertuoüerSBcgweifer für alle, bieauf biefem ©ebietearbeiten. 9lm.
königliche OKufeen jn {Berlin. Da« alte Slgppten unb feine
ipappruS. Gine Ginführung in bie spapprufauSflettung. ®erlin 1918.
®erlag »on @eorg Öleimer. k(.:8“. 32 Seiten. 76 ipf. 25?. Schubart,
bet unfern Sefern ja wofitbefannt ifl, hat un« in biefem deinen, auf
kriegSpapier gebrudten .tpeftdjen einen überau« ju begtiifjenben führet
burch bie ipappruSauSflellung gefchenft, ber »eit über ba« binauSgebt,
»a« man gewöhnlich in einem gührer finbet. Droh f*iner knappljcit
gibt biefe Heine ©chrift jebem Sefer ba« 253ichtigfle »on ben {pappri
unb ihrer Sebcutung fürOtgppten« kulturgefcijidjte. 23on ben neun
Slbfdjnittcn »erben unfern Sefern befonbet« wiüfommen fein ber 9lb<
fchnitt 2: Schreibmaterial unb SBucflwcfen unb bet 2lbfd)nitt 9: Schrift
unb Spradje. Daß Schubart am Schluß ju ben einjelnen Slbfchnitten
noch bie widjtigfle Siteratur gibt, macht ba« fleine Jpeftchen noch »ert;
«oller. 21 m.
'Bcrbaub beutfeher firicgöfammlungcn. OKitteilungen. .ftetau«.
gebet 'Drofeffor Dr. 'lllbert Sdjramm unb Dr. Jf»an« Sach«. 05ur für
OKitglieber bc« SBcrbanbc«. ®erlag bc« ®ctbanbe« (Seipjig,Deutfd)e«
kulturmufeum, 3*>h« Straße 14). Der im DKai biefe« 3abre« in
Berlin begrünbete 23erbanb beutfeher kriegfifammlungen »erfenbet
foeben Olummer 1 feinet „OKitteilungen", bie junächfl einen übetblid
übet bie Söorbtreitung unb ®rünbung be« fBerbanbe« geben, fobann
aber eine ganje öleifle »on Uuffahcn bringen, bie für bie UUgemeinheit
»on 3nterefle ßnb, fo bie Unregung ©launing« „Untfaffenbe krieg«--
fammlungen im (Rahmen umfaffenber Sibliotl)cfen", Schramm«
Sufammcnflellung ber „SiebeSgabcn beutfeher ,pod)fd)ulen für ihre
im gelbe flehenbeit Stubierenben", ba« Oleferat »on Saß Uber
„©eheime kriegSbrudfachen", ber übetblid »on Sach« über bie „Um
leißeplafate ber friegfüßrenben Sänber" mit jat)lrei(f)cn Ubbilbungen.
Da« Ditelblatt ber peitfdjrift ifl »on 3upp 2Bieth, einem jungen
'Berliner künfller, entworfen, bet in lehter peit mit ähnlichen Urbeiten
beachtenswert hcroorgetretcii ifl. Um.
UltsMiirnfierg. Sdjmänfe, Siebet unb Sänje be« .fian« Sach«
unb feiner Jeitgenoffcn. 3 n einer ©ühneneintichtung »on®eorg
Ultmann. Drei ÖRa«fen:23erIag BerlimOKündjen. 8°. 82 Seiten.
2Ba« an biefem ®uche un« befonbet« »crtnoll ifl, finb bie ®ilber
«on 2llbred)t Dürer, ^)an« Sebalb Bcßam, Sigi«munb Jpelbt unb
Grnfl ÖRoriß Gngert, bie ißm beigegeben finb. Befonbet« intereffant
finb bie giguren au« bem alten Oiürnbctg, bie bem Dradjtenbud)
be« 6igi«munb J^elbt, ba« nie gebrudt roorben, fonbern nur hanb ;
fchriftlich in ber Sippetbeibefdjcn koflümbibliothef überliefert ifl,
entnommen finb, ba fte bisher nidjt reprobujiert »utben. 2Ber
.ftan« Sacß« liebt unb fdjäht, »irb bie« ©ud) gern fein eigen
nennen. 21 m.
3n&alt&er$et$nt$
Die Sinai-'3nfchriften. S. 97. — Oleubrude ber fpeiligcnlegenben. S. 113. — OKitteilungen be« Deutfcßen Betein« für ®uch»efen unb
S.100.— Die Ginfüßrung be« ©ueßbrud« in bet Dürfei. S.103. — Schrifttum. S. 113.— Deutfche®ibliotßcfarfchulcju Seipjig. S.114.
Ofotgelb. 6.106. — OKitteilungen au« bem Deutftßen kulturmufeum. — Un unfre OKitglieber. S.116.— ©iichet: u.^eitfehriftenfeßau. S.117.
120
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I. Stilingen (»on 'foul Jpaufiein) 23otberfeite
2. Sjilingcn (von Paul Jpaufiein) SHücffeite
7. ©dtotntiorf (von 'Paul Jpaufiein) ©orberfeite
4. ©dtornborf (von Paul Jpaufiein) iliürtfeite
6. Düren
5. Äreujnad)
7. 'äcftn'übif’clt @münb (von Simon Jifdiinger) SBorbcrfeite
8. Äc^n'äbifd) ömünb (»on Simon gifctjinger) SJiücffeite
SBeilage jur 3eitfd>tifl be$ ©eutfcben 2?erein$ für SBudnoefen unb '»d)riftmm
Goe >gle
3u bem Sluffabe: 'dfotgelb
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) lg 1112
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17. 3inmmjhibt i. '2111g.
1 9. Saulgau
21. (Söppingcit
18. *21ug$burg
20. 9JfarfiI)«ib«nfcIb
27. JKottnxil (von Wat SPütjler')
24. Jpcilbronn
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PRINCETON Ul\
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25, ©reiben
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29. (Jllcn 29. ©liiudjrtu
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30. Sommerfelb
Rzesza Nicmiecka prcyjarajc odpovie*
Jii.il/i05caa sptatf Bilrt6vKasyPoiy&*
kowti * Marklch Nicmieckidi po c<Ä:
«*<*«• nornrnafnej. « h [:<* <* *
Zarz^d jcneraf-gubernatörstva-
warszawskiego
Würuawada.9C0grudnu I916r.
32. 253arjcf)au
flUtip mirimÄri<ft5ci«fangcncitIag«r ",
%/vflCwCtirnrg
S(attamiltp(mr £*e#rfc<*ntnjnbaAt fj
31. OicidH'iibftj) i. ®öi>mcn
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■■cnti r ^ •
Beilage zum „Archiv für Buchgewerbe
Archiv für Buchgewerbe
Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe
Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig
(Schluß)
Die noch zur Besprechung verblei¬
benden drei Jahrgänge des Archivs
bilden insofern ein Ganzes, als sie die Vorboten der
1914 abgehaltenen, vom Deutschen Buchgewerbe¬
verein veranstalteten Internationalen Ausstellung für
Buchgewerbe und Graphik (Buchgewerbliche Welt¬
ausstellung) sind. In dem Gesamtinhalte dieser drei
an Umfang alle bisherigen weit übertreffenden Bände
ist eine solche Fülle buchgewerblicher, künstlerischer
und organisatorischer Geistesarbeit vertreten, daß
eine andre als kurze Andeutung der Einzelheiten zu
weit führen würde.
Ich muß mich daher auch schon aus räumlichen
Gründen darauf beschränken, zunächst hervorzu¬
heben, daß sich in jedem der Jahrgänge die Zahl der
Mitarbeiter vergrößert und zwar sowohl aus den
Kreisen der Künst¬
ler,Kunsthistoriker
wie Fachgenossen.
Einen weiten Raum
nehmen dieAufsätze
Dr .Hans Wolffs ein,
der in ganz ausge¬
zeichneter Weise
buchhistorische
Themata behandelt,
z.B.: Die Augsburger
Buchornamentik im
15. und 16. Jahr¬
hundert; Die Stra߬
burger Ornamentik
im 15. und lö.Jahr-
hundert; Alte und
neue Verleger- und
Druckerzeichen;
Die Basler Buch¬
ornamentik; Die
Ulmer Buchorna¬
mentik; Die Witten¬
berger Buchorna¬
mentik. Zahlreiche
Abbildungenderbe¬
merkenswertesten
Stücke sind jedem
Aufsatze eingefügt.
Dr ./?.Stube bringt
in den drei Jahrgän¬
gen reichillustrierte
Beiträge zurEntwu k-
lungsgeschichte der
Schrift; Dr. Schin-
nerer behandelt wie¬
derholt die mehr und mehr in den Vordergrund tretende
Schriftfrage im allgemeinen und die Fraktur im beson¬
deren. Zahlreiche andre Verfasser schließen sich mit
Beiträgen an, und es bildet sich aus dieser Aussprache
und aus den gegebenen Anregungen unverkennbar
eine Strömung zugunsten der mehr und mehr durch
die Altschriftbestrebungen fast verdrängt gewesenen
Fraktur, die während des Weltkriegs eine beträcht¬
liche Ausdehnung erfahren hat.
Von den größeren Aufsätzen ist noch zu ermähnen
ein solcher von Dr. von Possanner über die Papier¬
fabrikation. Ferner ein solcher von A. IV. Meyer über
die Buchdruckerei währendder letzten fünfundzwanzig
Jahre, in denen alle technischen Errungenschaften
in dem angegebenen Zeiträume zusammengefaßt sind.
Bemerkenswert sind auch Aufsätze von Jeannot Grün¬
berg über Rußlands
ersten Drucker/ivan
Feodorow. Ferner
zahlreiche Aufsätze
überdieFortschritte
auf dem Gebiete
desSchnellpressen-
wesens,dasvonden
mehr und mehr zur
Einführung kom¬
menden Zweitou¬
renmaschinen und
vervollkommneten
Rotationsmaschinen
für Illustrations¬
druck beeinflußt
wird,zeichnendiese
Bände des Archivs
aus.
Der 50. Band be¬
ginnt mit einem
prächtigen Sonder¬
hefte der Ernst-
Ludivig- Presse in
Darmstadt, über die
Dr. Jean Loubier
sich in einem ein¬
leitenden Aufsatze
verbreitet und deren
Tätigkeit und Ar¬
beitsweiseschildert.
Eine große Anzahl
dem Hefte beige¬
gebener Druck¬
proben aus der
Ern s t-Lud wi g-Presse
1911-1913
ARCHIV FÖR
BUCHeEV-ERBE
VERLAG DES DEUTSCHEM BUCH'
GEWERBEVEREIMS LEIPZIG
HEFT 2 1 AHDFn 1 BAflD50
JAHRÖ.1Q13
JÄHRLICH
IZriEFTE: li.12
EinZELH.n.150DOPPELH.n.3
Abbildung 114. Verkleinerter Umschlag (zweifarbig)
zum 50. Bande (1913) des Archivs für Buchgewerbe
122
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Archiv für Buchgewerbe
bilden den übrigen wertvollen Inhalt des typographisch
interessanten Heftes.
Ein zweites Sonderheft erschien aus Anlaß des in
das Jahr 1913 fallende fünfundzwanzigjährigen Regie-
rungsjubiläums Sr. Majestät des Deutschen Kaisers
Wilhelm II. Fritz Hellwag gibt darin eine interessante
Beschreibung des Berliner Buchgewerbes während
der letzten 25 Jahre unter Hervorhebung der haupt¬
sächlichsten buchkünstlerischen Ereignisse, Erschei¬
nungen und Veröffentlichungen.
Als drittes Sonderheft ist in diesem, in technischer
Hinsicht auch äußerlich hervortretenden Jubiläums¬
bande ein solches zu verzeichnen, das der Geschichte
des illustrierten Buches gewidmet ist. Dr. G. A. Bogeng
behandelt darin die alte Buchillustration in ihren
Hauptepochen, Hermann Eßwein: Das moderne illu¬
strierte Buch unter Ausschluß photomechanischer
Illustrationsveifahren. Die große Anzahl der bei¬
gegebenen Druckproben macht diese Sonderhefte zu
graphischen Wertstücken, die man jederzeit gerne
zur Hand nimmt. Sie geben zugleich ein vortreffliches
Gesamtbild von dem hohen künstlerischen und tech¬
nischen Stande der deutschen Druckkunst.
In demselben Jahrgange wird auch in längeren Aus¬
führungen davon Kenntnis gegeben, daß in Verbin¬
dung mit dem Deutschen Buchgewerbemuseum ein
Schriftmuseum begründet wird. Dasselbe hat sich
schneller als wie man es vermutete unter der Leitung
des 1913 zugleich in die Dienste des Deutschen Buch¬
gewerbevereins getretenen Direktors Herrn Professor
Dr. A. Schramm entwickelt und konnte bereits auf der
Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik 1914 seine reichen Schätze vorführen. War
das Schriftmuseum ursprünglich nur als eine Ergän¬
zung des Buchgewerbemuseums geplant, so hat sich
durch die Fülle des Materials bald die Notwendigkeit
ergeben, aus den älteren Museumsbeständen mit den
neuen Zugängen und dem vielenWertvollen,das aus den
Darbietungen derBugra übernommen werden konnte,
ein abgerundetes Ganze zu schaffen. Das inzwischen
— 1918—entstandene Deutsche Kulturmuseum für
Buch und Schrift hat nunmehr alles in Betracht
Kommende aufgenommen und in zwar provisorischen
aber besonders geeigneten Räumen, die außerhalb
des Deutschen Buchgewerbehauses liegen, unterge¬
bracht und aufgestellt. Damit ist zugleich ein Kultur¬
werk entstanden, wie es in gleicher Art kaum wieder
geschaffen werden kann.
Wenn ich mit diesem Abschnitte
den von mir unternommenen Streif¬
zug durch fünfzig Jahrgänge des Archivs für Buch¬
gewerbe beende, so kann dies nicht geschehen, ohne
daß ich der Aufgabe gedenke, die dem Archiv während
der langen DauerseinesErscheinenszugefallen istund
die es zu erfüllen hatte, nämlich: den Berufsgenossen
ohne Ansehung ihres Standes oder ihres Besitzes an
Kenntnissen stets Belehrendes und dem Fortschritte
Dienendes zu bieten. Daß dabei ein weites, fast un¬
übersehbares Gebiet zu beackern war, dürften die
einzelnen Abschnitte dieser Arbeit mit ihrer Fülle
von Auszügen und leider oft nur möglich gewesenen
Andeutungen bewiesen haben. Naturgemäß wurde
der Inhalt der ältesten Bände, der dem Gedächtnis
der Leser entrückter ist, ausführlicher behandelt, da
es darauf ankam, manches geschichtlich Wertvolle
aus der älteren Zeit festzuhalten und die Möglichkeit
zur Neuverwertung zu geben. Die neueren Bände
mit gleicher Ausführlichkeit zu behandeln und mehr
Bildproben aus denselben zu geben, war aus räum¬
lichen Gründen unmöglich und erschien auch nicht
notwendig. Alles in allem darf wohl gesagt werden,
daß die 50 Bände des Archivs eine unerschöpfliche
Quelle der Belehrung auf graphischem Gebiete bilden,
die den ganz besonderen Vorzug hat, auch eine kaum
übersehbare Menge von künstlerisch und technisch
wertvollen Bild- und Druckproben einzuschließen, die
fast noch mehr als wie das geschriebene und gedruckte
Wort von Wert für die Zukunft und die Geschichte
des Buchgewerbes sind.
Inzwischen sind weitere fünf Bände erschienen,
und zwar bilden der Jahrgang 1914 und 1915 sozu¬
sagen Marksteine des Buchgewerbes, da sie alles
schildern und zum Teil im Bilde wiedergeben, was
die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik geboten hat.
Wie überall, so hat auch beim Archiv für Buch¬
gewerbe der Weltkrieg die Verwirklichung gehegter
Absichten vereitelt und Grenzen gezogen für das,
was geboten werden sollte. Immerhin darf gesagt
werden, daß auch die während des Krieges erschie¬
nenen Bände an Reichhaltigkeit nichts zu wünschen
übriglassen.
Eine durch den Weltkrieg bedingte Änderung in
der Einteilung des Archivs ist die erfolgte Angliede¬
rung der Zeitschrift des Vereins für Buchwesen und
Schrifttum im 55. Bande und den ihm folgenden. Es
wird damit dem lange gehegten Wunsche der besseren
Abgrenzung des wissenschaftlichen Stoffes vom tech¬
nischen Inhalte Rechnung getragen und es dürfte der
mit diesem Hefte 11/12 zum Abschluß gelangende
55. Band durch seinen reichen textlichen Inhalt sowie
die die Aufsätze illustrierenden Beilagen gewiß das
Interesse der Leser gefunden haben.
Zum Schlüsse möchte ich noch den zahlreichen
Freunden und Mitarbeitern desArchivs Dank abstatten,
die sich veranlaßt gefühlt haben, in freundlichen Zu¬
schriften ihr Interesse für die einzelnen Abschnitte
des „Streifzuges“, die ein gutes Stück ihres eigenen
Erlebens bildeten, kundzugeben. H. S.
Schlußwort
123 Ni*
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Archiv für Buchgewerbe
Verleger und Mensch
Hin Beitrag zur Geschichte des Hauses J.J. Weber in Leipzig 1
Von Hofrat Dr. JOHANNES BAENSCH-DRUGULIN
M itten im Weltkrieg, über den wir Heimgeblie¬
benen durch ungezählte Zeitschriften mit
ihrer Fülle von Bildern allwöchentlich unter¬
richtet wurden, konnte Deutschland den 75. Geburts¬
tag seiner ersten illustrierten Zeitschrift feiern. Am
1. Juli 1843 unternahm es Johann Jakob Weber, dem
deutschen Volke die „Illustrirte Zeitung“ zu schen¬
ken, ein Wagnis, das die Zeitgenossen in Erstaunen
setzte! Gar manchem drängte sich damals freilich die
Frage auf, ob J. J. Weber ein so kühnes Unternehmen
werde durchhalten können, aberalle, die„jeanjacques“
näherstanden, wußten es, daß er für das neuartige
große Werk just der rechte Mann war. Hatte sich
doch J. J. Weber bereits in seinem 1843 begründeten
Verlagsgeschäft mit so viel leidenschaftlichem Eifer
den illustrierten Verlagswerken zugewandt, daß er
schon vor Erscheinen der neuen Zeitschrift der „illu¬
strierte Weber“ genannt wurde. Mignets „Geschichte
derfranzösischenRevolution“und Sporschills „Kaiser¬
chronik“ gehören zu seinen ersten illustrierten Ver¬
lagsunternehmungen, ihnen folgten zwei schon mit
deutschen Stichen ausgestattete Werke, die „Vier
Bücher von der Nachfolge Christi“ und Sporschills
„Schweizerchronik“. Laurents „Geschichte des Kaisers
Napoleon“ mit Bildern von Vernet bedeutete den
ersten großenVersuch,in Deutschland die Holzschnitt-
Illustration einzuführen, die das Haus J. J. Weber
im Laufe der kommenden Jahrzehnte so berühmt
machen sollte. —Die Holzschneidekunst war mit dem
Niedergang der Renaissance in Verfall geraten und
erst gegen die Wende des achtzehnten Jahrhunderts
infolge technischer Vervollkommnungen von England
aus wieder zu neuer Blüte gelangt. Bahnbrechend
beeinflußte ihre weitere Entwicklung Adolf Menzel,
der die von Franz Kugler verfaßte „GeschichteFried¬
richs des Großen“, die im Jahre 1840 bei J. J. Weber
in Lieferungen zu erscheinen begann, zu illustrieren
berufen war. Adolf Menzel stellte Aufgaben, die nur
der geschickteste Holzschneider zu lösen imstande
war; rücksichtslos verwarf er, wasnichtseinen höchst¬
gestellten Anforderungen genügte. Johann Jakob
Weber gelang es immer, für ein neues Amt den rechten
Mann zu finden: einen Meisterder neuen Holzschneide¬
technik gewann er in Eduard Kretzschmar. — Als im
Jahre 1832 in London das „Penny Magazine“ erschien,
erkannte J. J. Weber mit scharfem Blick das Gro߬
zügige dieses Unternehmens, und ein Jahr später
gab er im Verlag Bossange Pöre in Paris, dessen
Leipziger Zweiggeschäft er leitete, das „Pfennig-
1 Wir geben diesen Aufsatz aus der „Illustrierten Zeitung“
mit freundlicherGenehmigungdesVerlagsJ.J. Weber wieder.
Magazin“ heraus, das in kurzer Zeit die für Deutsch¬
land damals unerhörte Auflage von 100000 zahlenden
Abonnenten erreichte. Die Erfahrungen, die er bei
der Organisation dieses Verlagsgeschäftes sammeln
durfte, kamen seinem eigenen Zeitschriften-Unter¬
nehmen wesentlich zustatten. Wo zu frischem Wage¬
mut sich reiche Erfahrungen gesellen, kann der Erfolg
nicht ausbleiben — die Gründung der „Illustrirten
Zeitung“ wurde ein voller Erfolg! So reiche Schätze
von Illustrationsmaterial hatte J. J. Weber bald zu¬
sammengetragen, daß er es in andern gediegenen
Verlagsunternehmungen, im „Illustrierten Kalender“,
in den illustrierten Handbüchern und in den „Meister¬
werken der Holzschneidekunst“ auswerten konnte.
Kriegsjahre, die gar manchem Unternehmen verderb¬
lich wurden, bedeuteten für das Haus J. J. Weber
immer neuen Aufstieg. In den Jahren 1864, 1866,
1870/71 gab der Verlag „IllustrierteKriegschroniken“
heraus, unschätzbare Fundgruben für das Studium
jener großen Zeiten! Und auch im Weltkriege ist die
Firma J. J. Weber dieser Überlieferung treu geblieben,
die „Illustrierte Kriegschronik“bedeutete nach Gehalt
und Form eine Meisterleistung rascher Kriegsbericht¬
erstattung durch literarisch wertvollen Text und künst¬
lerische, volkstümliche Illustration. Aber nicht nur
auf dem Gebiete des Zeitschriftenwesens betätigte
sich Johann Jakob Weber erfolgreich, in ihm steckte
ein Rembrandt als Erzieher der Deutschen. Mit dem
genialen Friedrich List gründete er das „National¬
magazin für Erfindungen, Entdeckungen und Fort¬
schritte in Handel und Gewerbe“, er wurde ein
Vorkämpfer für die Anwendung der Frakturschrift,
er begann im Jahre 1851 die für die Hebung der
allgemeinen Volksbildung wichtige Sammlung von
„Illustrierten Katechismen“, die heute unter dem
Namen „Webers Illustrierte Handbücher“ auf eine
Bücherei von mehr als 250 Bändchen angewachsen
ist. Auch der dramatischen Literatur nahm sich Weber
an; Werke von Benedix, Hebbel, Laube, Ludwig sind
in seinem Verlage erschienen, und auch für den
Schöpfer des deutschen Musikdramas, für Richard
Wagner trat er als Verleger ein, mehrere Schriften
Wagners erschienen zuerst im Weberschen Verlage.
— Aber nicht nur als Verleger, auch als Mensch war
J. J. Weber eine von den Zeitgenossen allverehrte
Persönlichkeit, in fröhlicher Runde schätzte man ihn
als geselligen Unterhalter. Ich erinnere nur an den
Stammtisch „Die Illustrierten“, der aller vierzehn
Tage im „Hotel de Pologne“tagte. Die Mitglieder dieser
Runde waren neben Johann Jakob WeberC.G. Börner
und Wilhelm Drugulin, die beiden Kunstantiquare,
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der Holzschneider J.G. Flegel, der dänische General¬
konsul Karl Berend Lorck, mit dem Weber 1837 bis
1845 gemeinsam seinen Verlag führte (Lorck über¬
nahm später die Niessche Buchdruckerei, die 1868
an W. Drugulin überging), und der Privatgelehrte
Karl W. Whistling, der in der Leipziger Tagespresse
vielbeachtete Nachrufe schrieb, und dem Webereines
Tages sagte, daß er sich dringend verbäte, von ihm
einen Nachruf zu bekommen. Dieses Sextett von
Gourmets kam in „Pologne“ zu wissenschaftlichen
Studien zusammen: es handelte sich darum, die Koch¬
rezepte des im Weberschen Verlage erschienenen
Kochbuchs in praxi zu begutachten. Und was nicht
im Hotel geprüft werden konnte, erprobte man an den
Sonntagabenden in J.J. WebersWohnung. Dem Abend¬
schmaus ging regelmäßig von drei Uhr ab ein Skat
voraus, bei dem der Wirt als der „gemütliche Ver¬
lierer“ mitwirkte, und sobald der letzte Gang des
Abendessens bewältigt war, ertönte die Frage: „Also,
wer gibt?“ Weniger lustig war für Johann Jakobs
Sohn eine andre Frage, die der Vater zuweilen im
Hotel an seinen Filius richtete, die Frage: „Hast ka
Münz?“ Vater Weber pflegte nämlich meist ohne
einen Pfennig Geld in der Tasche auszugehen, und
der Sohn war Studio!.. . Verehrt im Freundeskreise,
hochgeschätzt unter den Kollegen, von der gesamten
zeitgenössischen Kritik als mutiger Bahnbrecher, als
tatkräftige Persönlichkeit geachtet — da überrascht
es denn nicht, daß über weite Kreise Trauer kam, als
sich am 16. März 1880 die Kunde verbreitete: Johann
Jakob Weber ist nicht mehr! Ein Mann der Tat hat
seine Augen geschlossen. „Was vergangen, kehrt
nicht wieder. Aber ging es leuchtend nieder, leuchtet’s
lange noch zurück.“ — Nacheinander waren die drei
Söhne des Gründers in die Firma eingetreten:
Johannes, geboren am 26. Februar 1838, Hermann,
geboren am 23. August 1842 und Dr. Felix, geboren
am 18. Januar 1845. Da das Haus J. J. Weber früh¬
zeitigerkannte, daß es bei jedem bedeutendenZeitungs-
unternehmen geraten ist, Fühlung mit den politischen,
geistigen und künstlerischen Persönlichkeiten in der
Reichshauptstadt zu suchen, gründete und leitete
Johannes Weber eine Berliner Zweigniederlassung
der „Illustrirten Zeitung“. Mit Berliner Verhältnissen
wohlvertraut und in maßgebenden Kreisen beliebt,
war er die geeignete Persönlichkeit, das väterliche
Werk in dieser Beziehung zu stützen und zu fördern.
Leider wurde seiner erfolgreichen Tätigkeit viel zu
früh ein Ziel gesetzt: schon am 9. Mai 1889 verschied
er, nachdem wenige Wochen zuvor sein zweiter
Bruder Hermann, der erfahrene Organisator der
technischen Abteilungen des Hauses, einem schweren
Herzleiden erlegen war. — Schwer lastete nach dem
Heimgange dieser beiden tüchtigen, mit künstleri¬
schem Empfinden und gesundem, kaufmännischem
Sinn ausgerüstetenMänner dieSorge um dasGeschäft
nun auf dem dritten und jüngsten Bruder, auf dem
historisch und nationalökonomisch vorgebildeten Dr.
Felix Weber, der sich mit liebevoller Hingabe und
rastlosem Eifer dem gesamten, weitverzweigten Ge¬
schäftsbetriebe widmete. Nach sieben Jahren wuchs
ihm in dem Sohne Hermann Webers, Hans Weber,
geboren am 14. April 1873, eine junge, frische Kraft
zu, die es verstand, das Haus J. J. Weber nach der
technischen Seite noch weiter auszubauen. Denn
mittlerweile hatte sich der Holzschneidekunst die
Ätzung zugesellt, neue photographische und chemi-
graphische Verfahren waren erfunden worden, und
jede neue Vervielfältigungsart, jede neue Illustrations¬
maschine mußte erprobt werden — in den Weber¬
schen Betrieben gab es nie ein Sichbegnügen mit
alten Lorbeeren, es gab nie Stillstand, daher auch
keinen Rückschritt. Trotz seiner aufreibenden ge¬
schäftlichen Tätigkeit fand Hans Weber doch noch
Zeit und Muße, sich den Vereinsbestrebungen seiner
Kollegen zu widmen, den Deutschen Buchgewerbe¬
verein und die Unterstützungskasse des Deutschen
Buchdruckervereins leitete er einige Jahre als organi¬
satorisch sich betätigender Vorsitzender. Ein tragi¬
sches Geschick rief den rastlos Tätigen am 21. April
1906 plötzlich aus dem Leben ab. Vier Monate nach
ihm verschied auch sein umsichtiger, nimmermüder
Onkel, Dr. Felix Weber, und die Leitung der Firma
ging an Horst Weber, den zweiten Sohne Hermanns,
und an Siegfried Weber und Dr. Wolfgang Weber,
die Söhne von Dr. Felix Weber, über. Alle drei hatten
sich in Deutschland und im Auslande reiche Kennt¬
nisse erworben und waren dann mit frischer Kraft
und hohen Zielen in die Firma eingetreten. — Am
30. Juni 1917 schied Hofrat Horst Weber aus der
Firma aus, und die Leiter des Welthauses sind in
diesem Jubiläumsjahre Dr.WolfgangWeber, dem bis
zu seiner Einziehung die Leitung der Berliner Zweig¬
stelle unterstand, und Hofrat Siegfried Weber, der
getreu seinem Wahlspruche „Ziel erkannt, Kraft ge¬
spannt!“ dabei ist, das gewaltige Werk Johann Jakob
Webers nach der künstlerischen, technischen und
kaufmännischen Seite immer mehr zu vervollkomm¬
nen, sei es durch Angliederung neuer Zeitschriften,
sei es durch Einführung der modernsten Druckver¬
fahren oder vorallem durch immer anspruchsvolleren
Ausbau der „Illustrirten Zeitung“, durch Blankhalten
dieser geistigen Waffe Deutschlands im großen Ringen
unsrer Tage. In diesem jüngsten Zweige der alten
Eiche treibt noch der Saft von Anno 1843, und so
darf vom Hause J. J. Weber das Dichterwort gelten:
„Liegt dir Gestern klar und offen,
Wirkst du heute frisch und frei,
Kannst auch auf ein Morgen hoffen,
Das nicht minder glücklich sei 1“
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Vom Werte schnellaufender Buchdruckmaschinen
Von EDUARD KÜHNAST in Magdeburg
S chon seit einer ziemlichen Reihe von Jahren
sind Versuche in der Richtung unternommen
worden, eine Schnellpresse Für alle Zwecke
des Druckes zu bauen. Die Ansprüche, die an die
Ausführung der Buchdruckarbeiten gestellt werden,
haben sich mehr und mehr gesteigert, wobei die
Beobachtungen während der Kriegszeit nicht ma߬
gebend sein können, da hier vielfach die minder-
ihren Stützpunkt in den gegen frühere Zeiten ganz
wesentlich verbesserten Schnellpressen. Die Fach¬
kreise zeigten stets das größte Verständnis für die
Fortschritte im deutschen Buchdruckmaschinenbau,
dessen gegenwärtige Höhe wohl nicht zuletzt durch
ständige Anregungen aus Berufskreisen erreicht
worden ist. WennwirunsdaherderErreichungimmer
leistungsfähigerer Maschinen nähern, so kommen wir
Abbildung 1. Buchdruckmaschine vom Jahre 1848 (Maschinenfabrik Johannisberg)
wertigen Arbeitsmittel die'vorher üblichen besseren
Arbeiten etwas in den Hintergrund gedrängt haben.
Das sind vorübergehende Erscheinungen, die einem
späteren Aufblühen des Gewerbes nicht weiter hinder¬
lich sein können. Über die Druckpressen selbst
brauchen wir uns da wenig zu sorgen.
Es hat sich immer mehr die Auffassung heraus¬
gebildet, daß man auf einer Schnellpresse neuerer
Bauart jede sonstwie geartete Druckarbeit herzu¬
stellen in der Lage sein müßte. Das setzt voraus, daß
wir dem Rahmen einer Universalschnellpresse immer
näher kommen. Es sollte möglich sein, von der ein¬
fachsten Gelegenheitsarbeit zum guten Autotypie¬
druck auf ein und derselben Maschine überzugehen,
um sich technisch und wirtschaftlich helfen zu können,
wenn es erforderlich wird. Diese Möglichkeiten finden
zugleich in die angenehme Lage, auf die durch über¬
seeischen Bezug verteuerten ausländischen Druck¬
pressen wohl für dauernd verzichten zu können.
Was es mit der allmählichen Schaffung einer so¬
genannten Universalschnellpresse auf sich hat, das
braucht nicht erst besonders erklärt zu werden, weil
es dem Fachmann schon längst bekannt ist: er ver¬
langt eine Druckmaschine, die in der Anschaffung und
im Betriebe nicht übermäßig hoch zu stehen kommt,
dafür aber für Arbeiten aller Grade verwendbar sein
soll. Solche Maschinen besitzen wir eigentlich schon
längst: es sind dies unsre für den Autotypiedruck
gebauten Schnellpressen mit vier Auftragwalzen, die
außer einem vollkommenen Farbwerk auch die für
den Klischeedruck notwendige verstärkte Bauart
aufweisen. Mit diesen Maschinen läßt sich jede
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Abbildung 3. Zweltouren-Schnelläufer mit drei Aufiragwalzen (Maschinenfabrik J.G.Scheiter & Giesecke, Leipzig)
Universalmaschine doch
manche Schattenseiten.
Diese scheinbare Neben¬
sache mag an Stellen, wo
die Voraussetzungen andre
sind, weniger wichtig er¬
scheinen. Immerhin darf
auch die Bedienung einer
größeren oder vielmehrmitt-
leren Maschine gegenüber
den kleineren, die noch zu
würdigen sind, nicht außer
Betracht bleiben. Nach die¬
ser Folgerung wäre mehr
solchen Maschinen, die für
die jeweiligen Zwecke des
betreffenden Betriebes zu¬
geschnitten sind, das Wort
zu reden. Wenn eine Ma¬
schine bezüglich ihrer Lei¬
stungsfähigkeit zur Beur-
Abblldung 2. Schnelläufer mil drei Aufiragwalzen und mechanischer Bogenzuführung (MaschincnfabrikJohannisbcrR) teilung Steht, SO kann eS
dabei nur auf die Frage an-
Druckarbeitbewältigen.sofernderenHerstellungfach- kommen, ob ihre Arbeit auch eine nutzbringende ist.
kundig angefaßt wird, aber man gewinnt doch häufig Damit kommen wir zu den sogenannten Schnell-
den Eindruck, als ob Maschinen in der Größe von etwa laufmaschinen. Maschinen für schnellen Gang hat
70x100 cm für den nur gelegentlichen Akzidenz- es schon immer gegeben, wobei nur an den Kreis¬
druck denn doch zu kostspielig seien. Die Betriebs- bewegungs- und Planetenantrieb erinnert zu werden
kraft von etwa zwei Pferdestärken will ja nicht viel be- braucht. Insbesondere besitzt die erstere Gattung
sagen, da man bei einfachen Arbeiten nur die Hälfte eine gewisse Vornehmheitin ihrer ganzen Betriebsart,
des Farbwerks in Benutzung zu nehmen braucht und daß diese auch von recht langer Dauer ist, das
und dadurch auch der Kraftanspruch vermindert kann der Verfasser tagtäglich an einer 31 Jahre alten
wird, es wäre aber immerhin unwirtschaftlich, vor- Maschine dieser Bauart beobachten. Eigentümlich
handene Maschinen nicht voll auszunutzen. Unter hat es berührt, daß auf der ganzen „Bugra“ nur zwei
diesem kaufmännischen Gesichtswinkel hat eine Schnellpressen mit Kreisbewegung aufgestellt waren.
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Soll die ideale Kreisbewegung, die hin und her
gehende Bewegungen nicht kennt, tatsächlich als über¬
lebt gelten, oder ist dieselbe in ihrer Bauart zu kost¬
spielig geworden? Das mögen die Maschinenfabriken
einstweilen unter sich ausmachen. Vielleicht hängen
manche Buchdrucker zu sehr an Überlieferungen?
Diesen letzteren müssen wir uns bei Beurteilung der
„Schnelläufer“ ein wenig zu entschlagen suchen; denn
es sind Kinder der Neuzeit, die in ihrer ganzen Art er¬
heblich abweichen von den Maschinen alter oder älterer
Bauart, wozu die beigegebenen drei Abbildungen das
Nötige sagen mögen. Daraus erkennt man auch,
daß sich die ganze Arbeitsweise ganz gehörig um¬
gewandelt hat, obwohl die Vorläufer der heutigen
Akzidenzmaschinen ziemlich weit zurückliegen, wo¬
bei wir an die „Liliput“ erinnern möchten, die vor
etwa40 Jahren erstmalig gebaut ward. Die Notwendig¬
keit des Baues leichterer Maschinen hatte sich mit
der Ausbreitung des Akzidenzdruckes ganz von selbst
ergeben. Daß gerade bei dieser Gattung von Maschinen
dieSchnelligkeitsgrenze ziemlich hoch gesteckt werden
kann, liegt wohl mit darin, daß keine zu schweren
Massen in Bewegung kommen, und es läßt sich da¬
her die sonst wahrnehmbare Erschütterung auf ein
Mindestmaß beschränken, was für den ganzen Druck¬
vorgang nur vorteilhaft ist. Die kleinen und großen
Schnelläufer erfreuen sich zunehmender Beliebtheit,
weil ihre ganze Bauart ständige Verbesserungen er¬
fährt. Wie sehr die Nachfrage nach solchen Pressen
gestiegen ist, beweist wohl am besten die Tatsache,
daß heute jede Schnellpressenfabrik den Bau von
Schnellaufmaschinen aufgenommen hat, um dem an¬
drängenden Zweitourensystem vorteilhaft begegnen
zu können.
Die sonstigen Vorzüge der Schnellaufmaschinen
lassen sich kurz beschreiben. Es sei vorausgeschickt,
daß sich letztere sowohl für den kleinsten als auch den
größten Betrieb gleich vorteilhaft verwerten lassen.
Wir fanden selbst in der größten Druckerei Deutsch¬
lands neben umfangreichen Maschinenformaten auch
eine ziemliche Reihe Akzidenzschnelläufer. Es gibt
überall Arbeiten, deren Vervielfältigung in Platten sich
nicht immer lohnt, so daß dann auch kleine Maschinen
ihre ständige Daseinsberechtigung erlangen.
Das Geheimnis des stoßfreien Ganges solcher
Maschinen selbst bei hoher Tourenzahl liegt zunächst
einmal in der leichten Fortbewegung des Druckfunda¬
ments durch Stahlrollen und zum andern im Antriebe
der Presse durch eine Doppelkurbel. Der Kurbel¬
antrieb an und für sich ist ja alt und gebräuchlich.
Beispielsweise dient zum Antriebe der in Abbildung 1
festgehaltenen alten Maschine die durch Riemen be¬
tätigte einfache Kurbelwelle, welche mit der Zug¬
stange des Karrens verbunden ist. Bei dieser heute
veralteten Antriebsweise konnte der Antrieb selten
stoßfreiarbeiten, wenn dernormale Gang derMaschine
zeitweilig überschritten wurde, wozu die Lagerung
des Karrens auf vier Rädern nicht wenig beitrug. Der
heutige Antrieb dieser Schnellaufmaschinen ist durch
das Vorhandenseineiner zweiten Kurbel ein indirekter
und damit gänzlich stoßfreier bis in die höchsten
Tourenzahlen hinauf, die lediglich in der Art derDruck-
arbeit und der An- und Auslage des Bogens eine
Grenze finden. Die ganze Form des Antriebes mit
seinem schnellaufenden Schwungrad, welches bei
jedem Abdruck zehn bis zwölf Umdrehungen erreicht,
ist auf den elektrischen Einzelantrieb zugeschnitten.
Durch dessen Anwendung in Verbindung mit einem
kurzen Treibriemen gestalten sich solche Schnell¬
läufer nur noch vorteilhafter. Der Wellenantrieb
könnte nur beim Fehlen des elektrischen Stromes in
Frage kommen. Der elektrische Einzelantrieb ge¬
stattet nebenbei die für die Bedienung zweckmäßigste
Aufstellung der Maschine, was Licht- und Platzver¬
hältnisse anbelangt, welche oftmals von ausschlag¬
gebender Bedeutung sind.
Es mag die Frage entstehen: welche Arbeiten
sind wohl am vorteilhaftesten auf den in Rede stehen¬
den Maschinen herzustellen? Die Antwort ergibt sich
einzig und allein aus der geschäftlichen Praxis. In
der Hauptsache stehen nur zwei Auftragwalzen zur
Verfügung und diesen sind bezüglich der Einfärbung
ganz naheliegende Schranken gezogen, wenn man
auch den Einwurf hört, daß es früher überhaupt nur
Maschinen mit zwei Auftragwalzen gegeben hat. Die
Zeiten waren damals eben andre, wobei nur an das
Feuchten der Papiere erinnert sein mag. Auch hin¬
sichtlich der Stundenleistung läßt sich die heutige
Schnelläufermaschine mit früheren einfachen Schnell¬
pressen keinesfalls in Vergleich stellen. Aber eines
wollen wir vom drucktechnischen Standpunkt aus fest-
halten: Läßt man eine Maschine langsam laufen, so
verbessert sich der Ausfall des Druckes. Das ist auch
eine Erscheinung, die uns lehrt, die stündliche Ge¬
schwindigkeit nicht zu überspannen. In Wirklich¬
keit sieht dieselbe aus ganz naheliegenden Gründen
anders aus, als wie in den Feldern der Maschinen¬
kataloge. Diese letzteren Angaben stützen sich mehr
auf Versuche, die beim Leerlaufen dieser Pressen
erzielt wurden. Das Format einer Maschine und die
Art der Druckarbeit greifen in die Druckleistung alle¬
zeit verändernd ein. Bei einfachen Sachen, wie Rech¬
nungen, Briefbogen und allen sonstigen in diesesFach
schlagenden Drucksachen mögen sich die Schnellauf¬
maschinen bewähren, aber die stündliche Leistung
erfährt bei sogenannten besseren Sachen, bei Ton¬
platten- und Autotypieformen ganz von selbst Ein¬
schränkungen und zwar zuweilen in ganz erheblichem
Maße; es fehlt dabei auch an der noch ergiebigeren
Druckfähigkeit und Farbeverreibung.
Bei den Ausmessungen der kleineren Formate läßt
sich auch der für schwere Formen erforderliche
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Die erften 3M(>Iiotfjefen Japans (8.6t$ 9* Jafjr&unbert)
Von Dr. phil. 0. 9}ad>ob in ®etlin:®runen>alb
acbricbten über S3ibliot^cfcn in Sb»«« reichen
jurücf bis oor beginn unfrer Zeitrechnung.
Verzeichnet bocf) fcbon bet bibliegrapbifcbe 2ib=
fcbnitt ber 2lnna(en ber früheren jjan (206 o. Gbr. bis
24 n. Gibr.) ben Vefianb non fetbs jener fieben ©ruppett, in
toelcbejbie 93ücherfammlung biefer Dnnaftiegegliebert toar,
eine t 3uf«nnnenfteiiung, roelcbe bie ftattliche Ziffer » on
inSgefamt 11 332 Scbriftcilen ergibt >. Die iin 3. 3abr=
bunbert n. @br. angelegte Vibliotbef ber XfimDpnaftic
(26? bis 420) johlt bereits 29 94? Schriftrollen 2 , unb
eine Sammlung ber £iang:Dpnaftie (?02 bis ??7) ent=
halt fogar 33 106 ausfcbliefflich bubbhiftifcbe Schriften 3 .
Der legte Sui=Äaifer Äung Xi (getötet 618), felbft ein
eifriger Sefer unb fleißiger Slnmerfer, befigt nach bem Ver*
jeichnis ber SJBcrFe in ben SInnalen biefer Dpnaftie allein
in ber roeftlichen Jjauptftabt £b’ang=an, bem jegigeti
Singanfu, eine Vibliotbef oon 370000 Scbriftrollen 4 .
(Jtroa ein 3abrbunbert fpäter (Vienbao ober Sa^rjäfjlcr
•ft’ai 'püan = 713 bis 741), jur Vlütejeit ber fo literaten=
freunblicben X’angeDpnaftie, beträgt bie Zahl ber SBerfe,
melcbe bie amtliche Sifte ber faiferlicben Vibliothef be=
1 91. 2Bt;tie, Notes on Chinese Literature, 2. Ülufl., ©bnngbai
1902, ©eite XIII—XIV: „ < pem" ober „sections“.
2 ISbenBo ©eite XV—XVI: „.Reuen" ober „books 1 ', utfptünglid)
fine SHofle bebeutenb.
3 Sbenba, ©eite XVII.
1 3- 01 o6< History of Corea, Paisley 1879, ©eite 144. — ®leicbf
3iffer bei 91. 'bfijmaier, Der ©tanb ber d>inrfifcf>rn ©efd)id)t$'
febteibung in bem ber ©ung: Denfidjrirten b. pbilub'Ü-
■Klaffe ber Slfabemie ber üBifTeufdjafteit ju üBien XXVII, 1878,
©eite3. — üßplie bagegen, ebenba ©eite XVIII, gibt aßetbingS bie
3«f>t mit nur 37000 an; bo<b barf man toobi in 31nbetrad)t ber
anbern Ubereinflimmenben Eingaben hier bie SEBeglaffung einer Vufl
burd) ®rudfet)let annebinrn.
febreibt, ?39? 1 Vücher; baneben gab es noch eine Samm=
lung neuerer Schriftfteller oon 28469 Vüchern'.
Solch riefigen frühen Vücherfchägen oermag baS ba=
malige 3apan nichts ähnliches jur Seite ju ftellen. Srft
feit 23eginn beS ?. SabrbunfcertS n. @br. fegt fjier bie
Verbreitung ber Schrift ein, unb jtoar ber ebinefifeben
Scbrtftjeicben; oon Vücberfammlungen aber oerlautet
noch nichts oor ber 3eit ber als Vorbilb fo eifrig betoun=
berten ebinefifeben X’angsDpnaftie. Den erften JjimoeiS
oielleicbt bilbet eine Stelle ber Xaibö=@efeggebungoon 701.
Sie führt unter ben Sonberäintern bes Vnfatfufafa Sgö,
beS oberften ber acht VJinifterien, ein Vureau ber Zeich=
nungen („ju") unb Vücher („fbo") an, alfo eine 2lrt
ülrcbioSs unb VibliothefS=a3ureau, wie auch fein nach*
ftebenber, bort angegebener ©cfchäftSfreiS bartut: Qlufs
betoabrung ber fonfujiantfeben unb bubbbiftifeben Vücber
unb Zeichnungen fottie ber bubbbiftifthen Statuen; 2luf=
jeiegnung ber 3fteicf>ögefcfjicbte; Seitung ber bubbbiftifeben
Zeremonien im spalafte; Veforgung ber SUbfcfiriften oon
Vücbern unb beS SinbanbeS; Jjerftellung oon Rapier,
Vinfeln unb Xufcbe 2 .
Die beiben erften roirfli eben Sibliotbefen3apan6
aber, beren bie Quellen gebenfen, enlfteben im 8. unb
9. 3abrbunbert, unb jtoar nicht als Sammlungen beo
ÄaiferbaufeS ober ber 9tegierung,fonbern roie auch mehrere
üebranftaltcn biefer Zeit als Stiftungen oon prioater
1 2B t) (i e, ebenba, ©eite XVIII. ft j m a i e r, ebenba, ©eite 3, gibt
bie elftere Zagt mit 63916 an; auch mären nad) feiner Deutung bei
Irrte i biefe SBildjer aßein im Zeitraum Ä’ai 9)iian oetliffemlidjt unb
aujjerbfm oon ^Beamten ber I’ang:Dpna|tie roeitere 28469 3?lieber
oerfaßt toorben.
3 01t)5 no @ige, ®ud> 2, 9Irt. 6: „3udbo Sofufbi laifei,
*b. 12, löfnB 1900.
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3 e i t f d) r i f t beß 35 e u t f d> e n herein« für & u d> w t f e it unb (Schrifttum
©eite. Die eine rührt her oon bem ©taatßmann unb
©elebrten 3etfugu 3fonofami (729 bis 781), beni bie
amtliche EbroniE „ShoPu Hlibongi" oon 797 1 bie beim
ißermerE beß Xobcß einer angefebenen sperfönlicöEeit üb«
liebe Sebenßbcfcbreibung wibmet, aber nicht nur mit ber
gebräudflicben Slufjä'blung ber in ber amtlichen Scufbalm
erreichten ffiurben nebß Abftammung unb bergleidten,
fonbern in biefem galle auch mit näheren Eingaben über
3etfuguß geiffigeß SBirEcn, oor allein über feine ©tif=
tungen auf biefem ©ebiete 2 . Ein Enfel beß Äanjlerß
(©abaijin) üDlaro (geworben 717), bringt er eß 3 U ber nur
wenig ntebrigeren ÜBurbc eineß ©taatßratcß (Dainagon,
3ahr 780); beim £obe wirb er geehrt bureb poffhumc 33er=
leibung beß fehr hohe” jmeiten fRangeß. Die fonft fo
nüchterne SbroniE rühmt fehr fein gelchrteß fffiiffen unb
feine ©cbönfchrcibefunff wie auch fein Benehmen. »Bieber
unb wicber hatten bie Beitgenoffen feine ©ebiebte gelefcn,
oon fcenen aber leiber niebtß überliefert ju fein fcheint, biß
fie fic außwenbig fonnten. Er unb ein anbrer einfluß=
reicher ©elebrter unb ©taatßmann HJlifune Dnii (722 biß
785) werben itnSEejrte außbrücElid) alß bie beroorragcnbften
Dichter ihrer 3 eit bejeiebnet. ©eine ÜBohnung macht
3etfugu ju einem Stempel, benannt Arainji. Einen Deil
baoon richtet er 311 einer jebem jum©tubium juganglidjcn
iöibliothef ein, bie er „©raß^aoillon" (Uiutei) nennt.
Aueb oerfaßt er für fie außfü'brliche unb mit Erörterungen
über febroierige ©ebanfenga'nge ber bubbbiffifeben ')M)ilo=
fopf>ie oerfnüpfte iSefHmmungen, oon benen ber Jert
einigeß mitteilt, wie bie iöorfdirift, baß jeher, ber bie
SMbliotbef betrete, anbädftig fein muffe, ba bie ©tätte ein
geheiligter Stempel fei.
Über bie jroeite 23ibliotf)eE berichtet eine ©teile ber
841 oollenbetcn amtlichen EbroniE „Hüben ÄüEi" ober
©päterc Cif^ronif oon 3 apan, weldie bie ^ortfegung beß
©boEu Ulibongi bilbet unb bie Sabre 792 biß 833 um=
faßt 3 . 58eim 2 obe beß noch fegt als c ' n dufter ber Äaifer;
treue oerherrlichtcn Äipomaro HBaEe (733 biß 799)
bringt fie bie übliche unb jiemlich außfü'brltdie Sebenß=
befebreibung biefeß ©taatßmanneß 4 . Unter äußerfter
eigener Sebenßgefabr oereitelt er alß Überbringer beß be=
beutfamen Drafelfprucbeß beß jtriegßgotteß fpadiiman bie
Abfichten beß ocrblcnbeten Äatijlcr^'rtefferß DßEtw, beß
übermächtigen ©üitftlingß ber Äaiferin ©bütoEu, auf ben
Xb^on felbff, bie in ber ©cfdjicbte 3 apanß ben einzigen
1 Söirfltficbc ben sothergehenben 2lrtiM über SMcdbrui ©eite 60,
jpeft ö/6 biefer 3eitfct)rift.
2 Sl)cfu 'Uibongi, Such 3S, tcn:ö 1 = 781, 6. Atonal; Sctnfhi
Jaifei, ®b. 2, Seite 663 biß 664, JötpS 1897.
3 .^eraufgegeben in Sauuntung „Hofuff)i laifei", SS6. 3, Seite 1
bi« 163, T5ft>5 1897.
4 H?if)on Äöti, ^ud) 8, (Emnafu 18 = 799. 2. Alonat; JU'fulhi
laifei 3, Seite 18 bi6 20.
ernftbaften 23erfuch einer Unterbrechung ber uralten Ü^ron=
folge beß angeßammten Aerrfchergefchlecbteß bilben. Aber
auch alß trefflicher äkrwaltungebeamter jeicfinct Ätpos
maro fpäter fiel) auß; ffeht er hoch faß 3 wei 3 nbrjehnte
lang (feit 781) an ber ©pige beß oorwiegenb mit Aufgaben
' ber üerwaltung unb ber Sinanjen befaßten HAinifteriumß
„SDlimbu ©hö", für baß er auch 2023änbc 25eßimmungen
(Wimbu fhö rei) oerfaßt. Hieben bent eigenen HBirfcn
Äipomaroß bebanbclt feine Sebenßbefcbreibung aber auch
bie ihm 3 U Streit oon feinem ©ohne Jjiropo üBafe oer=
roirf lichten oäterlicben Sibficfjten. ©ein Jjauß im ©üben ber
fatferlicben J?od)fcbuleber.f?auptftabt.ftt)öto,beß„Datgafu",
bem ^)irot;o 40 Sbö 1 fReißlanb alß ewigen 23efi$ fpenbet,
richtet er 311 einer ber bauptfäcblicb ber Ülußbtlbung beß
eigenen ©efchlechteß bienenben, prioaten i'ebranffalten ein.
3 n biefem „Äöbun= 3 n" ober Slnffalt 3 ur 2 Iußbreitung ber
ffiiffenfchaften oereinigt er eine S 8 üd)erci oon einigen
taufenb ©ebriften, fürwahr ein gan§ anfehnlicber üßiffenß:
febag für jene^eit, ein paar Sdhrhunberte oor bem erßen
Drucf japanifcher ©ücher. 2luch wirb Jjirobo gerühmt
alß Kenner ber üBetßfagungßwiffcnfcbaft, ber Sehre ootn
„£)n=bü" ober chinefifd) ,/pin unb l l)ang", jenen 3 wei
allen Erfcheinungen unb Vorgängen beß ffieltallß 3 U:
grunbe liegenbcn Hlaturfräften, bie in ber ebinefifeben
spbilofopbie feit unbenflicben Beiten alß negatioeß unb
pofitioeß ober alß wciblidieß unb männlicbeß ^)rinjip
gelten. Enbliffi erwähnt bie Efußnif ^)iroi)o alß 23crfaffer
eineß mebi 3 inifcben SBcrfeß, beß „l)aftei Daifo"; feine
©runblagc folt ein bamalß hochgefebägteß ebinefifebeß
2BerE ber D’ang^eit fein, baß ,,©in=fiu ; pen=tfao" oon
©u;d)ing, baß 254 auß bem SüineraU, spfla^em unb
Xierrcicb ffantmenbe 2 lrjneimittcl fnnfiditlid) ihrer 3 u=
bercitung, Aufbewahrung, Anwenbung unb »Birfung be=
banbeit 2 .
Über bie weiteren ©cbicffale jener einffigen beiben erffen
23ibliothefen 3apanß fcheint leiber niebtß befannt; nodi
oorhanbene Übcrreffe barauß türften faum naebweißbar
fein, wä'hrcnb oon fdiriftlicben Urfunben beß 8. unb
9. 3abrlnmbertß eine jiemlicfi ßattlicbe Steibe erhalten iff.
* *
*
Anmerfung ber ©cbriftlcitung: 2luf bie 58iblio=
thefen 3 apanß werben wir im nächften Sahrgang unfrer
Bcitfcbrift tiod) ausführlich 3 u fpred^cn fotnmen, wie auch
auf bie ©efchichte beß 2 ?uchbrucfß unb ber ©d>rift in
3apan, ba unß oerfebtebene wertoolle 23ctträge hierüber
jugefagt fiitb.
1 1 Öl)o, jeßt gteicl) 99,17 ’llr, ifl füt bomal« auf fttun 78 bi« 85 ’llr
ju fdjäßeit.
*p. Suiifatun, ©rfdiidur tttHRtbijitt in gapau, iöfnö 1911,
Seite 20.
122
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3 c » M d; r i f r b c j X) c u t f d) c it herein» für Q5 n tv c f c i» u n b @ d> r i f 11 u nt
2)eutfc5e ^tnbanbfunft
2Jon (Srnft Rellin in SJfrlin
enn unfre funjlbanbmerflid)e©ud)binberei ihre
©eflänbc an cblcn Sebent, wie fie als tt>r ©inbe=
material allein in ©etrarbt fomnten, aufges
arbeitet haben wirb, bann mirb |ie fiel? eines? miditigjlen
iJlrbeitsmittcls beraubt feben, für bas cö einen Srfag nicht
ju befebaffen gibt. Obod; finb jmar bic Quellen, auö benen
Seber ju fchöpfen ifl, nicht ganj oerfiegt, irenri eö auch
nur febr fpärlicb hier uoeb liefert, unb fdjliefjlicb bleibt bic
.Hoffnung, bajj baöSnbe beö Krieges unfern funflgeroerb:
lieben ©uebbinbern mieber ihre Seber jufübren mirb, beoor
bic noch oorbattbenen refiloß oerbraudit finb. Bcnn eö
mörc mirflicb febabe, menit, burd) bic $iad>t ber ©erhalt;
niffc gejmungen, bic beutfdie futiflbanbmcrflicbc ©ucf)=
binberei,als einer ber fdmnflcn^mcigcunferöÄunftgnmbcß,
gcrabe in tiefem Slugenblicfc „ftillgelegt" mürbe. Denn
auch hier bat man oon bem allgemeinen mirtfcbaftlicbcn
©uffdjmung, von bem in oielen ©olfsfreifen oermebrten
©Jobljlanb©ortcilcgcl)abtunbifl im allgemeinen mä'brenb
ber Äricgöjabrc mit lobnenben Aufträgen reichlich oerfeben
geroefen. ©iclleicbt ijt ein Beil beS ©runbes für bie
flärFerc 3nanfprud)nal)me unfrer .fUmftbuclsbinbcr auch
in bem Umflanbc ju fueben, bafj eö ben beutfeben ©üd)er;
freunben jegt nicht mehr möglich »ft» ben englifcben unb
franjöfifcben ©udibinbermcrfflättcn Aufträge juFomnten
ju taffen. Sin fold>cr rein negatiocr ©runb mirb aber
hoffentlich feinen pofitioen, nicht auf bie ÄriegSbauer be=
fchranEten Srfolg hoben.
fflenn tiefe gcflflellungcn rein mirtfcbaftlicbcn Sl)araf=
terö an ben älnfang biefer ©ctrachttingcn gefiel!t morben
finb, fo gefebiebt eö, meil uufer ganjeö Benfcn jegt um
bic burd) beit Jtricg bttoorgerufenen llntmaljungen freijt
unb beren golgecrfd)cinungen abjumägett trachtet, unb
meil für siele ©ebietc beo funflbanbmcrFlicbcn Schaffens
baö mirtfchaftliche Burcbbalten gegenwärtig eine meit
fdtmerer miegenbe grotje ifl, als bie ber a'flbetifcben ©e;
bauptung. Sß ifl aber in biefem ©ugeitblicf, ba bie mirt=
fcl)aftliehe ©ebauptung ber beutfeben Munflbuchbinberci
aus ©rünben einer höheren ©emalt auf beö SDfefferö
Sd)neibe fleht, auch nicht umsichtig, ihre oou tiefen rein
a'ufietlichen Sinflüffen unabhängige ©crechtigung prüfenb
ju überfdiouen. ’Jllle berartigen ©etrad)tungen muffen
ihren Ulusgangöpunft oon ber „©ugra" nehmen, bem
großen unb einflrceilen lebten ©rüfflein beö beutfeben
©uebgemerbeö innerhalb &uftur,,5Vunjl,$unflgemerbe unb
©emerbe einer bantals noch im frieblicben Sbeenfampfe
ftebenben SBelt. Ss ifl beute,ba öölfifd)e©orcingenommens
beiten teils mit 3ted)t, teils in übertriebener SBeife auf
baö Urteil mirfen, nicht oon Unmert fefljufletlen, bafs bas
jmifebett ber beutfeben, englifcben unb franjöfifcben Äunfl=
hudtbinbereiabmägenbe Urteil bereits jugunften bcrcrflcrn
ausfiel ju einer £eit, als bie ©ifcht beS ©ölferbaffeö noch
nidit bie ©Jeden frieblicben Schaffens frönte, mentgfiens
nicht in ber oerbtenbenben ©Jcifc mie beute. Sö mürbe er=
ntübenb fein, bie bantals über bie funflbuchbinberifchen
Seiftungen ber brei ©ölfer geäußerten Meinungen ju
mieberbolen, obwohl einige 2lnjeid>en bafür ju fpred)ctt
febeitten, taff mir gar leidit mieber in bic Schwärmerei
für bie franjöfifcbe Sinbanbfunfl ocrfallen fönnen. ©ur
ber ©crfucl) foll gemadit merben, einmal bic ©JefenSjüge
ber Funflgemerblichen ©uchbinberfdiöpfungen jener brei
Sättber in ihren grunbfegenben ©erfdiicbenbeiten gegen:
cinanbcr abjumügen. Stellen mir habet ©orjüge, nicht
binmegjulcugnenbc gute Sigenfchaftcn auf jeber Seite
feft, uni fo beffer, — ben beutfehen Äunflbudtbinbcrn Faun
cS itid;t baran liegen, auf ihrer auSlänbifcben Kollegen
.Sofien in ben Jpiittmcl gehoben ju merben. Sin berartigeS
Sob legte ©erpflid)tungen auf, bie mehr Jjcinmfcbub benn
görberung fein mürben. Unb fddteßlicb ifl es ebrenootler,
mit gleichmcrtigen Kämpen in bie Sdtranren ju treten
als mit bereits auörangierten.
Bic Simen hiflorifchen ©JerbcnSmuffcn babei in fnappem
2luSma§e gejogen merben. 3mmer mieber bat man fefl*
juflellctt, baß bic franjöfifcbe unb englifche SinbeFunfl
ben ©orjug einer oielc 3abrjebnte, fclbft 3af)rl)unberte
umfaffenben Sntmicflung für ficb haben. Sine eingehettbe
©eleuchtung biefer S£atfad)c erübrigt fid) an biefer Stelle,
©enug möge cS fein ju lagen, baß Bcutfcblanb niemals
eine gleid) golbene jjeit ber ©ittbcfunfl erlebt bat miegranf;
reich im 18. 3ab r b l| nbcrt, unb baß bic ©Jiebererwccfung
beö ©ucbgcmcrbeS nicht aus bemSanbe Fant, baö ber ©Jelt
bie ©ucbbrucferfunfl febenfte, fonbern aus Snglanb, mo
fie mit beut ©amen ©Jilliam üOiorriS eng oerfnüpft ifl.
Daher mag cs bann Fontmen, baß ber erjl menige 3abt=
jehnte jurücFliegenbc 2luffd)wung ber bcutfdtcn Sinbanb:
funfl eine meit oielfeitigere 3lid)tung nahm, als bieö in
SraitFreicb unb Snglanb ber gall gemefeit ifl, unb ba| bie
©uchbinbcFunfl granFrcicbS unb Snglanbö fletö bic ©or=
jüge unb ©achteile einer einfeitigen SntmicFlung aufmieö.
2lls aber ber jtunflcinbanb ber franjöfifcben ©inbemeifter
bereits alle slennjeichen beS ©erfalls'jeigte, flanb bie
beutfdte .ftunflbuchbinberei gerabe am Anfang eines oer=
heijjungSoollen 'JluffticgS. Unb mie oiel febmerer batten
es bie beutfeben ©udibinber bis in bic legte ^ett hinein!
gür bie franjöfifcben unb englifcben 03telfter mar ftets bic
ju allen Srfolgen notroenbige mirtfchaftlidie ©runblagc
gegeben burcl) jablrcidic unb lobnetibe Aufträge, bic ihnen
oon ben mit einem fultioiertcn@efd)macf begabten ©ücber:
freunben — eS gibt auch anbre — juteil mürben. Bic
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Eeopere tfcberilruiupf.ErjaljIungen, $anb2 Blevogt^ßujharionen
Einbanb in rotem ^ftaroffo 3*egenleber mit hellgrünen, aufgelegten Greifen.
Entwurf unb ?(u$fübrung: ‘paul Äer|'ten,5®crlm
Die vier Evangelien Wartue, *!ufrt6, 9)Jatt|)rtu6 unb 3°i) ünn ' ,f
Euibanb in fdjwarjem 3i«gcnleber mit •f'anbvcrgolbung. Entwurf unb
5lu«tü|?rung: Otto Dorfner, Weimar
Die (9ebid)te bc$ .öafi$
Ewbanb in bunfelrotem geglättetem <§affianleber mit -^anboeraelbuini.
Entwurf unb Sluoiüljrung: Otto Donner, Weimar
»Pope, Der ^oefenraub
Einbanb in meinrotem Oafen^iegenleber mir Jpanbrerqolbung.
Entwurf unb <üu$fubrung: Otto Dortner, Weimar
Google
92if&t'<f)f, ’iluöqeiraljlte gßcrfe
ÜinbanD in rofa amcrifanifdjcm SeebunbleDcr, Die fedie quaC>rattfcl>cu
SM&tcnfelDtr au« hellblauem, aufgelegtem Scber. (£tinpurfunb3u«fiil)runq:
*Pau( Äcrfien, SScrlin
Öonfneb .Heller, £)ie brei \\treü)ttn J\ammad)cr
GinbanD in rehbraunem 3)iaroffi>*3i«9enleber mit £anb»ergolDung unD
Durch 2-MinDDrucf umrahmter SeDerauflage. Entwurf unD $u«fübrung:
9>aul ßerjien, ^Berlin
3nnenfctte $u spanl Äerjteng (£inbanb tür slüilDes sttaUabe
©rüne$ # geglättete« 9Äaroffo3icgenleDer mit JjanDvergolDung
"'unD i'eberauflage
C. 2öilbe, ibaUabe aug beut 3ud)tl)aug gu Dleabinq
£inbanD in Dunfelblauem amertfanifefcen «SeeljunDleDer mit 2MinDDrucf, Da«
Oval in Der SDiittc rotctS, Die ad)t Blüten in Den übrigen Ovalen grüne«
aufgelegte« 2eDer. Entwurf unD 3u«tüb* un 0: 'Paul Äetfien, Berlin
Google
3 fitf 4 >rift b c 6 D«utf 4 >en 35 c r c i n 0 für IS u d) ro e f e n unb (Schrifttum
beutfdjen SBudjbinber aber faben fid) jabrjehntclang auf
baß fünfflcrifdjer ^Betätigung menig SRaum bictenbe gelb
ter Slnfertigung von gkunfarbeiten, bic 511 ©efebenh* unb
Wibmungßjmccfcn bienten, gebrängt, ober fie fertigen mit
nimmermüber, einem SBcrjmeiflungßfampf äl)ne(nber©at=
fraft„ 2 lußffellungßgut"an. 2111 f jül)(rcicben 2 lußgellungcn
mürben ihre Ülrbeitcn bemunbert unb anerfannt, aber ge=
tauft mürben fie feiten, unb aud) bic beutfeben SJufcen
’ermarben lieber golbüberlabenc fraitjöfifcbe unb englifcbe
Ginbänbe. Sobncnbc Qluftruge von büchcrfreunblidjer
'Seite gab ce nur febr fpärlicbc. ©a nun in ber jünggen
3eit hierin ein Waitbcl eingetreten ig, feilte man fid)
biefer ©atfadie rücfl)altloß freuen, angatt fie, rote bieß
bereits gefebiebt, ju befrittcln unb ben ^Bibliophilen, bereit
SBliefc fielt am SBcfiß fofrbarer Ginbänbe meiben, ©nobißs
muS vorjumerfen. 22arum ntüfTen mir Scutfclten beim
immer fo „grünblieb" fein! Siegen ein paar „Äriegßs
gcminnler" unter ben cinbaublicbenben 25ü'd)erfrcuitben
fein, ©eben! Warum oergigt man babei ganj, bag bureb
jenen „©nobißmue" ein 3 mcig unferß Äunftgcmerbcß in
btt Jpöbe gebracht mirb, au beffen (Blättern jahrjcbntelang
bie (Raupen beß Unvergänbniffeß unb ber 2lußlanbßlicbe=
bietterci fragen, ber unter flcinbürgcrlicbcr Sfergänöniß*
lefigfeit fchmer ju leiben batte, Warum oergigt man bettn,
bag eß für uttfre kulturelle 'Weltgeltung nicht ganj ebne
(Belang ift, bag baß ?anb ber grögten mtb hegen 58ücber=
probuttionaueb auf funftbuebbinberifdjent ©cbiete 2 lcbtung
unb SBemunbcrung beanfprueben barf. Soch fiitb bic $ 8 ud)=
einbanbfreunbe unter ben SBücberfrcunben bünn gefät.
Wöge man biefe flcine ©ebar nid)t bureb überlegen tuenbe
ÜBeoormunbung abfcbrccfcn!
(Betrachten mir junäcbg bic franjöfifcbc SBinbefung unb
(teilen beren unveränbert beibcbaltene gä'bigfcit voran,
auß bem (Bucbblod 1 ein tcdfnifcbcß ©ebilbe ju machen, baß
allein bureb feine gorm äffbetifche ©enüffe außlöft. ©eben
mir bann, mir bic Serjierung beß franjofifeben Ginbanbcß
in früheren 3 abrb*mberten ganj auf eine ornamentale
i'inic gegellt mar, bie tlaffifcbc ©trenge unb febepferifdie
23ielfeitigfeit ju einer fünglerifcben Ginbeit 51 t »crfcbineljen
mugte. Wie man fielt bmficbtlicb ber räumlichen Gin=
teilung ftarre (Binbungen auferlegtc, fielt an ben fonftruf;
tiven ©ebanten beß Ginbanbß hielt, mar man bodj jugleid)
nidtt einfeitig, fonbern feftuf unb entmicfelte ein jabfreidjeß
©tempelmaterial fo pricfelnber (Reije »oll, mit eblen
©cbb'nbeitcn burebfegt, mie eß in feinen fünglerifcben
Werten beute noch nicht übertroffen ift unb ben a5udt=
binbermciftern ttodt immer vorbilblid) fein fantt. ©aß
außfcblaggebenbe mar hier, bag bic Söerjicrungcn nie allein
um ihrer fclbft millen angemanbt mürben, fonbern bem
foiiftruftio^äftbctifcben ©ebanten untergeorbnet erfebienen.
©ie ftanjöfifdfe SBinbefunft mugte in bem SHugcnblidf jcr=
fallen, ba bieß aufbörtc ber gall ju fein, 2 lnjcid>cn bafür
tarnen juerg in ber 3«t beß Gmpire auf. ©a begannen
biceinjclnen 23erjierungßteile fiel) in ibrcrGigenart hervor*
511 tun unb ben einheitlichen SBerjicrungßgebanfcn beifeite
ju febieben. ©ic bienten nid)t mehr, fie berrfebten; bag
fid) mit ihnen bic gefamte (öerjierung ber Ginbanbbecfe
nodt ju einem einheitlichen ©anjen jufammenfügte, mar
mehr ber 2 'ietät bcß23ucl)binbcrß, feinerÜlbbängigfett ttoin
Überlieferten ju »erbanfen. 21 Iß fid) bann im vorigen
3 abrl)unbert litcrarifcbeÜlnfprücbe bervorbrängten, alß bie
Ginbanbbccfc nid)t meltr nur bem Snltalt angepagte mür=
bige .ftülle fein mollte, fonbern jum spiafat mürbe, alß
blenbenber (Reichtum in garbc unb ©olb — fclbft unter
Zuhilfenahme frember ©cdinifen — über baß l'cber auß=
gegolten mürbe, mar bie franjöfifcbc (Binbefunff in eine
©aefgaffe geraten. ©reffenb febrieb vor 3 aftren Wei)er=
©raefe: ,,©ie franjofifeben SBinber unfrer Zeit, bie erfannt
haben, bag ber alte ©til fid) itid)t mehr mit bem ber
©egenmart vertrage, glauben mit bem alten ©rnament
aud) bie alten ©eebnifen abfebaffen ju müffen unb haben
auß ber franjofifeben (Reliurc, bic nod) vor 20 fahren baß
Wonopol ber ganjen Welt befag, ein müfteß ©urd)ein=
anber gemacht, in bem eß von allen ©cdinifen mimmelt...
Stariuß 2 Utid)el, bergü'brer berWobemcn, ein SBinber von
unjroeifelbafteniöerbiengen, gellte ben unglficflieben Sag
auf, bag berGinbanb in ergerSinie einemöglicbff intenfe,
gofflidfe SBejiehung jum SBucf» b«fcn muffe, baß er um*
gibt, ©abureb mürbe bem ä'rgffcn ©ilettantißmuß ©ür
unb ©or geöffnet, ©er frattjöftfd)e Ginbanb mürbe eine
Grgänjung bcrfranjöfifd)enS 8 ilberillugration,bieauß bem
SBud) eine ©ammlung von ©ravüren, aber fein gemerb*
lidfeß Gnfemble macht: mentt fd)on eine literarifche iVunft
bcbentlicbeScbmächcn enthält, ein literarifebeß ©crocrbe iff
mongröß von ©runb auß. ©0 mirftc in granfreicb bic
mobernc beforalive SBcmegung nur junädjg begenerierenb,
fie löge bic meltberül)mte©rabition ber franjofifebenSBinber,
bie ficb allcrbingß überlebt batte, auf, ohne etmaß Seueß
ju geben, ©ie jergörte an einer falfd)en ©teile unb unters
grub baburd) bie SBafiß für einen gebcihlichcn gortfepritt."
©ie englifcge Ginbanbfunff — mir brauchen nur bie
mobernc bür in SBetracht ju jiclien — l)nt auß einer ges
miffen Ginfeitigfeit ihre gärfgen .Kräfte gejogen. ©ie mit
literarifd)en Slnfprücficn auftretenbe Söerjierung gnbet
man bi« nur feiten, foldje rein beforativer 2 (bficbt über;
miegen. ©er eitglifdie.Öanbvergolber verfügt in ber Jpaupri
fad)e über ein begrenjteß ©tempelmatcrial — meig gilt*
fierte gönnen auß bem 'Pflanjenrcich —, baß (Raum für
Söcrjicrungen mannigfaltiger 2 lrt lägt, ©iefe englifeben
©tempel gellen für bie mobernc SBucbbinbefung burebauß
etmaß SBeachtcnßmertcß bar, unb eß ig vor einigen 3 abren
baß23crbicngeineß beutfcben)8inbemeigerß,23au(Äergenß,
gemefen, fie bureb fine übcrgditltdic Znfammengeüung
ihrer felbff unb ihrer beforativen Serbinbungen ben beutfeben
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3 < 1 1 f $ r t f t b e o ® e u t f d> e n Vereine für S3 u cb w e f c n unb @d)rtfttum
©ucbbinbern jugänglicb gemacht ju haben. 3 m atlge=
meinen ftnb aber feie 3luOwirEungcn ber englifeben ©uchs
binbefunft geringer gewefen, alfl bic ber franjöfifcbcn.
Hinjugefügt muß aber werben, baß auch in ben englifeben
©erEßätten bie airbeitOinctf>oben ganj auOgcjeidmete finb
unb ficb jum großen Deil noch eng an bie alte, oor 3 «br=
bunberten übliche ©inbeweife anlebncn.
Unb nun ju ber beutfdeen jtunßbucbbinberei in ihrer
jüngßen, ungefähr ein ©iertcljabrbunbert jurüefliegenben
SntwicElung. Die Beit ber fiebriger unb aebtjiger 3al>re
bcö »origen 3abrhunbertö braucht hier nur Eurj gefbreift
ju werben, weil irgenbwelcbe inneren ©ejiebungen ju ihr
unb ber btutigen ©inbeEunß faum noch beßeben. ißir
hatten bamnle gewiß auOgejetchnete ©uebbinber, bie tcchs
nifcb einwanbfreie unb reich oerjierte ©udieinbänbe ans
fertigen fonnten, waren aber binfiebtlid) beb ©efcbmacfeO
gänjlicb unfelbßa'nbig unb unfruchtbar, Elaffifche ©otioe
auOßblacbtenb, ihnen auch wohl einen oerbrebenbeu Stil
gebenb. So war eben ber Stil, ber jur Beit ber ©ufcbelaufs
fäfse unb beo spiüfcbfofae berrfebte, unb aus beffen ©es
Eämpfung bie moberne Eunßgewerblicbe ©ewegung ihre
ßärEßen Antriebe empfing, gü'r bie ©ucbbinbeEunß war
jene 3eit infofern nicht oerloren, alb fie einen Stamm
tüchtiger airbeiter heranbilbete, fo baß bie bnnbmerElicbe
©runblage für bie innere Befreiung gegeben war. 3 tgcnb=
welche bleibenben Eünßlerifcben ÜBcrte—bab barf hier ruhig
aubgefprochen werben — hat jene Beit für bie Sinbanbs
Eunß nicht gefebaffen. ailb ficb bie ©uebbiuberei baher ber
Eunßgewerblichen Steoolution anfehloß, ßanb fie aller ©ors
bilber beraubt ba, weil fie wirElicb etwab UmwäljenbeO
leißen unb auch nicht int englifeben unb franjöfifcbcn
gabrmaffer fegcln wollte. So iß eb auch ju oerßeben,
baß bie erße Beit tiefer beutfeben funßbuchbinberifcben
Bewegung eine bee 3lbtaßenb unb beb Sucbenb war unb
baß manebe Halbheiten unb 3lnlebnungcn nidtt oennieben
würben. Dieb unt fo mehr, alb ben Äunßbuchbinbcrn in
ber ©ebrjabl noch bie 2 luftraggeber fehlten, bie fclbß 3(ns
regungett geben Eonnten ober 31 uftrage juwtefen, bie 3eit
unb iD?uße beanfpruchenbe Serticfung in bie 3lufgabe er=
laubten. So fei alb bißorifd) ju wertenbe Xatfadie bcroor=
gehoben, baß ber erße größere 3luftrag, ber einem beutfeben
.Kunßbuchbinber juteil würbe, nicht oon einem prioaten
Sinbanbliebbabcr Eam, fonbern oon einem inbußriellen
Unternehmen ber©ucbbinberei. 3m 3abre 1896 oerpflich=
tete bie Seipjiger ©roßbuebbinberei oon S}. Sperling 9>aul
.fterßen jur 3(nfertigung oon ungefähr fiebjig reich »er*
gierten Sinbänben, bie für bie SäcbßfcbsDhüringifcbc @e=
werbeaueßellung beb 3abre0 1897 beßimntt waren. Diefe
Dat hat febr oiel baju beigetragen, ber beutfeben .Hunß-
bud)binberet ben äöeg ju ebnen.
©er bie fd;wanEenbeSinie, bie in ben erßen 3ahrjehntcn
beb beutfeben Funßbucbbinberifd'enSdiaffenb 511 erfennen
iß, beobachten will, wer feben will, wie alle möglichen
©erjierungoartcn unb Eünßlerifchcn 3lubbrurfbweifen bei
ben beutfeben .ftunßeinbänben feßjußcllen waren, wie ficb
ober aub bem üBtrrwarr balb bie Elare unb abgeflärte Sr=
Eenntnib beb 3 ieleö heraubfebälte, ber betrachte bie runb
250 aibbilbungen, bie ©ogeugö „Deutfcbe SinbanbFunß
im erßen 3 abrjef>nt beb 20 . Sahrhunbertb" (©erlag oon
Üßilhelm .Knapp, jpallea. S.) begleiten. Die „ 3 ugenbs
linie" würbe bamalb natürlich auch für ben Äunßeinbanb
entbeeft, aber ße berrfebte nicht alljulange. aiucb in ber
„literarifd)en" ©erjierung oerfuchte man ficb, meiß aber
fo, baß ber figürliche Scbmucf aub ber DecbniE beb Hanb=
oergolbenb heraubwud'b. ©ir ßnben ba einige oon Stauch
unb 3ebfen, ben beiben Hamburger Äunßbucbbinbern,
gefertigten Sinbänbe, bei ber bie Decfelillußration aub
giguren ober fjenifeben Darßellungen beßeht, aber ganj
linearen, ßreng an bie DedjniE gebunbenen SbaraEter bat.
©ei anbern berartigen Sinbänben tritt bann belebenb
farbige Sebcrauflage (ünju, bie oon golbenen, aber auch
oon blinbgebrueften ober febroarjen Sinien umrahmt iß.
3lucb bie Sebertrcibarbeit wirb für ben ©uebeinbanb an=
gewanbt, namentlich um bie ©ilbniffe berübmter©änner,
bie ju bem ©ucbinbalt irgenbeine ©ejiebung haben, wieber*
jugeben. Sie wirEt aber auf ben Sinbanb immer alö ein
grembEö'rper, oermag cö nicht, mit biefem eine beforattoe
Sin heit ju bilben. Hrralbifcbe ©otioe werben ganj neu*
artig ber ©erjierungOtecbnif angepaßt, getreue Stacbbils
bungen Elaffifcber ©erjierungcn finb nicht feiten ju ßnben.
^ergamcntsgledrtarbeiten fielet man auf ben Sinbänben,
ohne baß fie fiel) aber über einen fpielerifcben Sl;araEter
beraub erheben. 3lber bie ©ebrjabl ber Sinbänbe weiß
hoch ßhon auf ben Eommenben beEoratioen ©ebanEen hin,
ber ber beutfeben SinbanbEunß ber ©egenwart ihre Stgen=
art unb SelbßänbigEeit oerleiht. Bmeierlei iß für biefe
airt oon Sinbänben, beren ©erjierung in ber Hauptfacbe
eine Bufammenßellung oon bem Hanboergolber jur ©er=
fügung ßebenben HanbwerEjeugen iß, feien e$ nun
Stempel ober Sinien. (Die gilete tritt, alb bie funßbanb;
werflicbe Slrbeit beb ©inberö hemmenb, erfreulicberweife
jurürf.) So iß erßenö bie Suß mit bem ©erEjeug ju ge=
ßalten, fo wie ber ©Jußfer feinem 3nßrument Däne ents
locEt. SO iß jweitenO bie aibficht, immer eine ©erjierung
ju feboffen, bie ficb ber XedintE unterorbnet, nur in ihr
bcnEbar iß unb nur ale gläcbenoerjierung ber Sinbanb;
becfc. So Eommt eO, baß man auo ber aineinanberreihung
nur eineo ober weniger Stempel ßeto felbßänbige, gabU
reiche ©ariationen herauOholen Eann, baO 3lugenmerE bas
bei unabläffig auf bie originelle 3lufteilung ber Sinbanbs
fceefe riditenb. 3luch bem ©inbematerial felbß Eommt
eine beEoratioe Stolle ju, baO heißt: man oermeibet eO
in ber Stegel peinlich, baO Seber bureb allju reichliche
©olb= unbgarbenbeberfung ju unterbrüefen. ©an oerteilt
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3 tttfd>rift beß ©eutfd)cn 58 e r e i n ß für $3 u cf) w e f c tt unb Schrifttum
sielmebr bie Sinicn bcr Stempel fo, baß beß Seberß Sdjön*
beiten, bie auß 9tarbung,5arbc unb ©lanjbcftchcn Pönnen,
jur ©eltung fommen, ober man fuebt biefe äBirfung auch
ju erreichen, inbem man jwifeffen ®olb* unb ©linbbrud'*
Rempeln wechfelt, fo baß ju biefer bureb bie Slbwcdjflung
erreichten äfthetifepen ffßirEung nod) bie jweite beß Sehers
pinjutritt. Unb ein foldicr Sinhanb wirb bann am »oll*
fommenften fein, wenn man nicht mehr feftftellen fann,
ob bie ©erjierungßtechnif in ihren Spielarten baju ba ift,
um felbfl ju wirfen ober um bie Schönheit beß Scberß ju
fteigern, ober ob man biefeß lieber genommen hat, um bie
beftimmte 3lrt beß SchmucPeß ftarfer jur ©eltung ju
bringen, Erft wenn bieß altes fiel) jum ©anjen webt, einß
in bem anbern wirft unb lebt, wirb ber ©uepeinbanb ein
»ollfommeneß Stücf Äunfthanbmerf fein, ©efagt muß
aber werben, baß ju ihm nicht nur bie ©crjterung beß
äußeren Decfelß gehört, baß bie beß 3nnenfpiegelß, ber
SnnenEantcn, ber fid) um bie Decfel herumjiehcnben
Stehfanten, beß Schnitteß unb fcpließlich bie richtige ffiapl
beß ©orfageß hinjuPommen muffen, um ben funftpanb*
roerfltchen Sinhanb ooltfommen ju geftalten.
Die heutige beutfepe .Runftbudjbinberei hat ben tcchnifcp:
aftpetifchen ©erjierungßgcbanfen immer mehr »erooll*
Potnmnet, burebgeifiigt. Die Sinic, auf bcr fic fich bewegt,
ifp im allgemeinen bie einer gewiffcn,3urücfbaltung. Über:
reicher SchmucP beß Sinbanbeß ift, wie angebeutet, nur
feiten ju finben. Daß Xpcma ber ©erjierung wirft ftetß
Ponjentriert. Sin ©Jittelftütf, auß wenigen Stempeln
jufammengefegt, burch S'inie ober 'PunPte, bie oon ihm
außgehen, eß mit ber flache »erfd)meljenb, ©crjicrungen,
auß ber 3ufammenfügung nur cineß Stempelß, bcr oft
ein 9)unPt ift, gelberung ber gla'cpe, baß finb bie reij*
oollften ©eftanbteile, bie bie beutfepen Äunfteinba'nbe aus:
jeidmen. Dieje ^urucPhaltung, oon bcr mir eben fprachen,
mirPt fu'r uttfer Hluge natürlich immer ungemein mopl*
tuenb, wenn man auch hie unb ba münfehte, baß unfre
©inbefünftler etmaß mehr auß fich heraußgingen. Sic
braud;cn gewiß Peine predigen ©crjicrungen ju fchaffen,
braudjen nicht bie Jarbcnmilbheit moberner franjöfifcher
Sinba'nbe nadjjuahmcn, aber ein Schuß mehr Buntheit,
ein wenig mehr Schwelgen in ber XecpntP wäre mitunter
mcbtunangcbradd,mcnncinefold;ercichcre2luefcömücfung
beß Sinbanbeß auch nur, wie bie granjofeti eß auf ben
Sinba'nbett ,,K la janseniste“ lieben, auf bem Seberfpiegel
beß 3nncnbecfelß jur ©eltung fontmt.
Daß unfre Äunfibuchbinber fo gefchult finb, baß fic
t’icb bie Sntmürfc ihrer Sinba'nbe ntcifl felbft anfertigen
Pönnen, bebeutet Peitießwegß ben ©erjid;t auf Pünftlerifchen
SReichtum, fonbern fcf>afft eben jene tedjnifcpe unb aftpe:
tifche Sinfeit, bie wir an ihren Arbeiten lieben. Daß fic
Ülnbeutungen unb Erläuterungen, bie auf ben ©ucpinpalt
©ejug nehmen, meift nur in rein beforatioer Sßeife, ge:
miffermafjen in bcr ©erjierung »erfteeft, außfü'hren, fo
baß biefe bann aud) ohne bie befonbere ©ejiepung ©eltung
hat, ift ein weiterer ©orjug bcr beutfehen ©inbefunfi.
Sine ißürbigung beß Schaffend auch nur ber heften unter
unfern Punftpanbrnerflidjen ©uepbinbern ift hier abficht*
lieft nicht »erfuept worben, ba ein Singehen auf bie Pünfl*
lerifd)e3nbioibualität jener ©Jcifter einen befonberenfRaum
beanfprud;en würbe. Jjier füllten nur bie allgemeinen
©ebanPen, Richtlinien unb ©erpeißungen, bie fich auß bem
Schaffen vieler cinjelner ergeben, jum Slußbrudf gebracht
werben. Sie biefen 3*üen beigefügten illbbitbungen —
fpärlicpe Slußwahl nur auß ber SReitjc ber heften Äunftein*
bänbe ber legten 3at)rc — werben bann ohne Kommentar
ben Seroeis für bie obigen Slußfüprungen erbringen.
2tttf[an>tf$e ^)rucfe tn ber Q3üe^erei ber ^osfauer 0t)noba(brucferet
93on TOufeumSbircftot vprofcfTcr Dr. @d)ramm in Seipjig
rogbern ich im 3?eft 3/4 uttferer „3eitfcprift beß
Seutfchen öereinß für ©uchwefen unb Schrift*
tum" Seite 39 ff. berichtet habe, baß bie hiftorifchen
ffierte beß fRuffifchen Jjaufeß ber „©ugta" wohlgeborgen
im Seutfcben Äulturmufeum in Seipjig liegen unb nur
ber 3eit harren, in ber fie ihren Eigentümern jurüefgegeben
werben Pönnen, will baß ©erücht, biefelben feien oerbrannt,
bejiehentlich ju Spottpreifen oerfchleubert worben, nicht
jur Stube Pommen. ©emiffenlofe ?cute haben, nachbem
bie SOiöglichPeit beß Sin* unb 2lußreifenß auß ruffifdjen
bjw. finnifchen ©ebieten möglich ift, baß ©erücht nun
auch nach fRufjlanb gebracht, fo baß oon bort auß beftürjt
bei unß angefragt wirb, ob nicht wenigftenß bie ©erfaufe
rücfgangig gemacht werben Pönnen. Sß muß weit ge*
fommen fein iitberSerhegung, wenn man ©ücberfreunben,
bie eine „©ugra" juftanbe gebracht haben, folche ©inge
jutraut. Slichtß ift oerfchleubert worben, Pein ©anb ber
hiftorifchen Slbtcilung ift »erlauft worben; oera'ußert
würben nur nad) amtlicher Xaration Sperrgüter, wie
©itrinen, ©erlagßwerfe, bie burch baß lange 2lußliegen
nur mehr „Siemittenbencpemplare" finb unb begleichen
Dinge, beren äßert bie Sagerfoften la'ngft überfchritten,
unb ber Srlöß hiervon ift ben Eigentümern gutgefebriebeu
worben. Der einjige fffiunfeh, ben wir pjicr haben, ben
leiber bie „©ugra" nicht erfüllen fonnte, weil bae SRuffifche
Jjauß ju fpat eröffnet würbe unb Purj barauf ber Ärieg
feine Dore wieber fd;loß, war unb ift ber, bieÄulturwerte
ber ©üdjerbeftänbe Stußlanbß Pennen ju lernen.
Sine ber wertoollften ©ibliothefen ift bie ber SWoßPauer
Spnobalbrucferei ober bie „Xppographifdte ©ibliotheP",
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umfassend, m. 8 Abbildungen imText u. izTafeln m.6 einfarbigen sowie 16 mehrfarbigen Abbildungen <zurzeit vergriffen).
III. Band: DER SATZ CHEMISCHER UND MATHEMATISCHER FORMELN von Wilhelm Hellwig, Leipzig,
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IV. Band: DER TITELSATZ, SEINE ENTWICKLUNG UND SEINE GRUNDSÄTZE von Reinhold Bammes,
München. 100 Seiten umfassend, mit 35 ganzseitigen Abbildungen. 2. vermehrte u. verbess. Auflage. Geheftet M t.yo
V. Band: DIE BUCHORNAMENTIK IM 15. UND .6, JAHRHUNDERT von Dr. Hans Wolff, Leipzig.
Deutschland I. uz Seiten umfassend, mit 58 Abbildungen und 2 farbigen Beilagen. Geheftet M 1 .yo
Deutschland II. 104 Seiten umfassend, mit 63 Abbildungen und 2 Beilagen. Geheftet M t.yo
VI. Band: BEITRAGE ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT von Dr. R. Stöbe, Leipzig.
Heft t: Vorstufen der Schrift. 104 Seiten umfassend, mit 51 Abbildungen. Geheftet M t.zy
Heft 2: Bilderschriften. 111 Seiten umfassend, mit y4 Abbildungen und y Beilagen. Geheftet M i.zy
VII. Band: DIE GRUNDFORMEN NEUZEITLICHER DRUCKSCHRIFTEN von Lorenz Reinhard Spitzenpfeil,
Kulmbach, do Seiten umfassend mit vielen Beispielen und Versuchen, sowie 20 Seiten Anhang . . Geheftet M i.2y
VIII. Band: DIE ENTSTEHUNG EINER SCHRIFT von Heinrich Hoffmeister, Frankfurt a.M. 60 Seiten umfassend,
mit ty Abbildungen.Geheftet M. —.60
IX. Band: DIE PAPIERFABRIKATION von Dr. Bruno Possanner von Ehrenthal, Cöthen i. Anh. 96 Seiten um*
fassend mit yi Abbildungen und 7 Beilagen.Geheftet M, t.yo
X. Band: DIE SCHWABACHER SCHRIFT IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART von Hermann
Clauß, Pfarrer in Schwabach. 8z Seiten umfassend mit 8 in den Text eingedruckten Bildertafeln und 12 großen
Schrifttafeln.Geheftet M. 2.—
Durch alle Buchhandlungen zu beziehen — Wenn nicht erhältlich, dann direkt von der
Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins
Weiter ist von der Geschäftsstelle: Bauer, Chronik der Deutschen Schriftgießereien, geb. M. 4 . — zu beziehen
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$mtftan|Mf für 'Keptobufttottstbcbtttf
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in 2Rtffittg t $apfcr unb
^ittE - 5fr»djö^utt0Ctt
— pbotogrop^ie ~~
ßofpönoplag. 3n|Mt
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^lifc^ccss für <Prri~ wtb
— 2>ictfatf>cnbru«l ~~
Tciugr otttcri^ünifi^c
^cfufd)C'2t^o0ropbic
S'oftettanfd’lätjß, QHuftcr unb ifntirürfc auf Verlangen
ferttfprctbcr H8B-I 1 * *
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Sduift „Waltraute“. Entworfen von Kunftmaler Julius Nltfdie in Miindien
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daß es in 3fjrem eigenen Jntereffe liegt, bei ünfcfjaffung
neuer ©Triften nur unfere ©Triften ^u roöfjlen, die auf
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: •jX’iitlVIiL' Tlormallinie
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gegoffen find. 'Purdj die Ttorteile diefer ©cfjriftlinien=
Reform erfparen ©ie bei der ©a^arbeit 3?it und hoffen
Genffd) 6 Jbersfe Gdjriftgießerei ß.=(£>.
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firn
Jbamburg und TTlündjen
Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“
Heinrich Schwarz, für den Teil „Zeitschrift des Deutschen Vereins für Buchwesen und Schrifttum“ Prof. Dr. Albert Schramm
Druck von Breitkopf & Härtel — Sämtlich in Leipzig
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- J
Archiv für Buchgewerbe
Widerstand nicht recht einbauen, obwohl in der Ver¬
stärkung der am meisten beanspruchten Teile dieser
Schnellpressen sichtbare Fortschritte erzielt sind. Das
findet man leicht heraus, wenn ein zehn Jahre alter
„Schnelläufer“ mit einem solchen neuester Bauart in
gegenseitigenWettbewerb tritt. Alle diese Erfahrungen
und Beobachtungen sollten uns lehren, diesen
Maschinen nur jene Arbeiten zuzuweisen, die sie
vorteilhaft zu bewältigen vermögen, oder aber größere
Formen lieber in zwei Hälften zu drucken, um den
Mechanismus weniger zu belasten. Daß Akzidenz¬
maschinen mit drei Auftragwalzen oder solche mit
zweifacher Einwalzung Besseres zu leisten vermögen,
das braucht dem Fachmann nicht gesagt zu werden.
Für diese kleinen Akzidenzmaschinen wird es stets
die dafür geeigneten Drucksachen geben, somit steht
ihre Einträglichkeit, gemessen am Anschaffungswert
und der Betriebskraft, außer jedem Zweifel.
Die Schnellaufmaschinen werden immer weiter aus¬
gebaut und sie wachsen demnach auch in ihren Größen.
Allerdings ist hierbei festzuhalten, daß eine Buch¬
druckmaschine mit ihrer Größe auch unwirtschaft¬
licher wird, sofern nicht für dauernd dem Formate
entsprechende Arbeiten vorhanden sind, wobei die
Maschine nicht gerade bis auf den Zentimeter aus-
genutzt zu sein braucht. Diese Auffassung von der
Uneinträglichkeit so mancher Druckerei ließe sich
durch viele Beispiele belegen, wo große Maschinen¬
formate infolge ständigen Mangels an geeigneten
Arbeiten nur selten ausgenutzt werden können. Solche
Befürchtungen entbehren bei unsern Schnelläufern
der nötigen Unterlage.
Es gibt dann noch eine andre Art von Schnellauf¬
maschinen, welche innerhalb des Zweitourensystems
anzutrefFen ist (siehe Abbildung 3). Hier sind es
auch die kleineren Formate, welche in bezug auf Ge¬
schwindigkeit Erkleckliches leisten, sofern man ihnen
die dafür geeigneten Arbeiten zuweist. Das Zwei¬
tourensystem ergibt durch seinen Frontausleger und
seine gesteigerte Druckfähigkeit noch Besseres als
wie es den einfachen Schnelläufertypen des Stopp¬
zylindersystems auf Grund deren einfacher Bauart
möglich ist. Dafür sind Zweitourenmaschinen in An¬
betracht ihres höheren Wertes in Anschaffung und
Unterhaltung auch erheblich teurer als die neuzeit¬
lichen Akzidenzschnelläufer, welcher Punkt bei der
Kalkulation von Druckarbeiten nicht zuletzt ins Ge¬
wicht Fällt.
Über technische Bibliotheken
Von Dr. P. MARTELL in Duisburg
D er Wiederaufbau unsrer Volkswirtschaft stellt
an uns die Forderung, jedes sich uns bietende
Mittel für diesen Zweck dienstbar zu machen.
Mehr denn je wird sich die Industrie mit allem gei¬
stigen Rüstzeug wappnen müssen, wenn sie auf dem
Weltmarkt erfolgreich bestehen will, und in dieser
Richtung dürfte in Zukunft den technischen Biblio¬
theken eine wichtige Aufgabe zufallen.
Versuchen wir zunächst einen Überblick über den
Umfang und Stand unsrer heutigen technischen
Bibliotheken zu gewinnen, denen wir als nächste
vaterländische Tat den einzig richtigen, wahrhaft deut¬
schen Namen „Bücherei“ verleihen sollten. Die größte
Büchereides Deutschen Reiches, die Königliche Biblio¬
thek zu Berlin, pflegt naturgemäß auch das Sonder¬
gebiet der Technik, ohne uns eine erschöpfende tech¬
nische Fachbücherei bieten zu können. Wichtig ist,
daß alle technischen Werke sämtlicher preußischen
Verleger auf Grund des Pflichtexemplargesetzes an
die Königliche Bibliothek nach Berlin gelangen; es
fehlen also die für die technische Literatur wichtigen
Verlagsorte, wie Leipzig, München und Stuttgart.
Technische Werke aus diesen Verlagsorten können
also nur käuflich in den Besitz der Berliner König¬
lichen Bibliothek gelangen, woraus sich notwendig
eine gewisse Lückenhaftigkeit des Fachgebietes
„Technik“ ergibt. Es bedarf keiner Verteidigung und
Entschuldigung, daß die größte Bücherei des Reiches
schließlich jedes Fachgebiet unr mit einem lücken¬
haften Besitzstand vertritt, denn es geht über die
Kraft und Aufgabe einer jeden führenden Staats¬
bibliothek hinaus, etwa jedes der zahllosen Fach¬
gebiete im Bücherbestand lückenlos und restlos
sein eigen zu nennen. Unsre wichtigsten tech¬
nischen Büchereien wurzeln auf akademischem
Boden. Unsre technischen Hochschulen sind die
Hauptträger unsrer technischen Büchereien, und wir
finden dann die letzten Ausläufer dieser Art in den
meist kleinen Büchereien unsrer gewerblichen Fach¬
schulen wieder.
Neben den Büchereien unsrer technischen Hoch¬
schulen besitzen wir aber eine große Zahl zum Teil
sehr bedeutender technischer Büchereien, von denen
hier einige namhaft gemacht seien. Vielleicht die
größte technische Bibliothek Deutschlands dürfte die
des Kaiserlichen Patentamts zu Berlin sein, die einen
Bücherbestand von mehr als 110000 Bänden besitzt.
Daneben werden über 1500 Zeitschriften gehalten.
Diese für die Technik äußerst wichtige Bücherei ist
jedoch dem Publikum nur in beschränktem Maße
zugängig, da die Bücher nur im Lesesaal des Kaiser¬
lichen Patentamts eingesehen werden können. Ein
Verleihen findet nicht statt. Das eisenbahntechnische
Gebiet ist wohl am umfassendsten in der Bücherei
des Reichs-Eisenbahnamts in Berlin vertreten, welche
Bücherei etwa 20000 Bände zählt. Die etwa 40000
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Bände zählende Bücherei des Ministeriums der öffent¬
lichen Arbeiten zu Berlin pflegt neben dem Eisen¬
bahnwesen sehr stark das Bauwesen. Das militär¬
technische Gebiet findet in den Büchereien des
Kriegsministeriums mit etwa 40000 Bänden, der
Kriegsakademie mit mehr als 100000 Bänden und der
Militärtechnischen Akademie zu Charlottenburg mit
rund 100000 Bänden seinen Mittelpunkt. Auch die
Bibliothek der Generalinspektion des Ingenieur- und
Pionierkorps und der Festungen zu Berlin mit etwa
25000 Bänden ist technisch wichtig. Telegraphie
und Fernsprechwesen ist in der etwa 50000 Bände
zählenden Bücherei des Reichspostamts zu Berlin
hervorragend vertreten.
Die Literatur des Bergbau- und Hüttenwesens ist
in den Büchereien der Königlichen Bergakademien
zu Berlin, Clausthal und Freiberg i. S. in umfassender
Weise vertreten. Mit an erster Stelle steht hier die
Bibliothek der Königlichen Geologischen Landes¬
anstalt und Bergakademie zu Berlin, die über rund
50000 Bände verfügt. Auch die Königlichen Ober¬
bergämter pflegen meist mehr oder weniger große
Büchereien zu besitzen. Naturgemäß hat das Bücherei¬
wesen in den technischen Vereinen vielfach eine
reiche Pflegestätte gefunden. So hat der in der deut¬
schen Technik führende „Verein Deutscher In¬
genieure“ zu Berlin in seinem neuen, stattlichen Heim
der Bücherei ausgedehnte Räume gewährt, so daß
schon heute diese technische Vereinsbibliothek eine
der größten und ersten ihrer Art ist. Über eine her¬
vorragende technische Bibliothek verfügt auch der
„Verein Deutscher Eisenhüttenleute“ zu Düsseldorf;
beachtenswert ist ferner die seit 1824 bestehende
Bücherei des Architektenvereins zu Berlin mit rund
20000 Bänden und die 1838 begründete Bibliothek
des Polytechnischen Vereins zu Berlin mit rund
10000 Bänden. In Bayern ist in dieser Hinsicht der
seit 1815 bestehende Polytechnische Verein zu Mün¬
chen bemerkenswert, der eine wertvolle Bücherei
im Besitz hat. In Stuttgart ist die ebenfalls sehr alte
Bücherei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel
hervorzuheben, die eine beachtenswerte technische
Bücherei besitzt. Überhaupt erweisen sich die Ge¬
werbevereine vielfach als Träger und Verbreiter
technischer Literatur, und haben diese Büchereien
in Einzelfällen deshalb besonderen Wert, weil sie
durch die frühe Gründung dieser Gewerbevereine
in der Regel im Besitz älterer technischer Literatur
sind, die heute wenig oder gar nicht mehr käuflich
erreichbar ist. In diesem Sinne seien genannt der
1892 gegründete Verein zur Beförderung des tie-
werbefleißes in Preußen zu Berlin, der 1847 er¬
richtete Gewerbeverein für Nassau zu Wiesbaden,
der 1852 gegründete Breslauer Gewerbeverein, dem
ein Jahr später der Gewerbeverein für Hannover
folgte, und verschiedene andre. Die mehr der jüngsten
Zeit angehörenden Handwerkskammern sind in der
Mehrzahl dazu übergegangen, Büchereien zu be¬
gründen, in denen in der Regel die Technik starke
Berücksichtigung findet. Unter den letzten Grün¬
dungen technischer Bibliotheken großen Stils ist die
Bücherei des Deutschen Museums zu München her¬
vorzuheben, die eine bereits vielversprechende Ent¬
wicklung aufweist.
So erfreulich diese großen technischen Büchereien
für den Ruhm und Ruf der deutschen Technik und
Industrie sind, so wäre anderseits doch eine wesent¬
lich großzügigere Gestaltung als bisher wünschens¬
wert. Der Staat kann angesichts der Fülle der ihm
obliegenden Kulturaufgaben naturgemäß für den Aus¬
bau von Fachbüchereien nur begrenzte Mittel zur
Verfügung stellen, und hier sollte die über reiche
Finanzmittel verfügende Industrie eine Ehrenaufgabe
darin erblicken, durch Stiftungen das technische
Büchereiwesen mehr als bisher zu entwickeln. Er¬
freulicherweise bricht sich die Meinung vom Werte
technischer Büchereien in der Industrie immer mehr
Bahn, und so finden wir heute bereits auf vielen,
sich durch eine weitblickende Leitung auszeichnenden
Werken der Industrie technische Büchereien, welche
zur Unterstützung und Förderung der technischen
Beamten äußerst segensreich wirken. Allerdings
kann nicht geleugnet werden, daß große und ange¬
sehene Werke dem Gedanken einer technischen
Bücherei, wenn nicht gerade ablehnend, so doch teil¬
nahmslos gegenüberstehen, und mancherWerksleiter
sieht in einem Buche einen unverzeihlichen Luxus.
Zu dieser mehr als rückständigen Anschauung stellung
zu nehmen erübrigt sich wohl. So selbstverständlich
jeder Werksleiter die Anschaffung von Werkzeugen
findet, die jährlich oft Hunderttausende beanspruchen,
so wenig sollte man sich der Anschaffung von tech¬
nischen Büchern verschließen, die als geistiges Werk¬
zeug für jede gutgeleitete Fabrik so unentbehrlich
wie Hammer und Zange sind. Es kommt hinzu, daß
Bücher meist von jahrzehntelangem Bestände sind,
so daß das hierin angelegte Kapital nur mäßigen Ab¬
schreibungen ausgesetzt ist. Der Grund, daß tech¬
nische Büchereien einer schnellen Veraltung anheim¬
fallen und so wertlos werden, kann nicht gegen die
Anschaffung und Begründung von technischen Büche¬
reien ins Feld geführt werden. Auch ältere tech¬
nische Bücher pflegen selbst bei neuen technischen
Problemen oft wertvolle Fingerzeige zu geben, und
vollends in Patentstreitsachen greift die ältere tech¬
nische Literatur oft entscheidend ein. Der Gedanke
der Veraltung ist einfach absurd. Denn schließlich
jede Wissenschaft lebt dem Fortschritt, und so decken
sich beispielsweise viele medizinische Schriften vor
20 Jahren nichtmehrmitden heutigen Heilmethoden;
noch schärfer tritt dies bei juristischen Werken zu¬
tage, wo die Aufhebung eines einzigen Gesetzes oft
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Archiv für Buchgewerbe
zur praktischen Entwertung aller damit verknüpften
Kommentare führt. Kein Arzt oder Jurist wird aber
deswegen eine Schrift nicht kaufen, weil sie mög¬
licherweise in einem Jahrzehnt von dem Fortschritt
überholt ist. Das gleiche gilt von der Technik. Wo
immer angängig, sollten große und kleine Werke, je
nach ihrer wirtschaftlichen Kraft, zur Begründung
von technischen Werksbüchereien schreiten, die dem
eigenen Unternehmen sicher mittelbar wertvolle
Dienste leisten dürften. Friedrich Krupp in Essen
hat seine für Werksangehörige 1899 gegründete
„Bücherhalle“ von anfangs 800 Bänden gegenwärtig
auf rund 90000 Bände gebracht. Neben dieser mehr
der Unterhaltung dienenden Bücherhalle besitzt Krupp
jedoch eine besondere „Technische Bibliothek“, die
nur der technischen Literatur gewidmet ist. Die
größte Kranfabrik der Welt, die Deutsche Maschinen¬
fabrik A. G. Duisburg, besitzt eine recht beachtens¬
werte technische Bücherei von rund 5000 Büchern;
dieselbe Firma unterhält auch den Dauerbezug von
mehr als 100 Zeitschriften des verschiedensten In¬
halts. Die Hannoversche Maschinenbau A. G. vorm.
Georg Egerstorff verfügt über eine Bücherei von
etwa 2000 Bänden. Diese wenigen Beispiele mögen
genügen zu zeigen, daß der Gedanke einer tech¬
nischen Bücherei auf manchen Werken bereits zur
Tat geworden ist. Nichtsdestoweniger bleibt auf
diesem Gebiete noch viel zu tun, und es kann nur
im Interesse des Fortschritts der deutschen Technik
liegen, wenn unsre führenden Industrieunternehmen
sich zurGründung vonWerksbüchereien entschließen,
zumal der verhältnismäßig geringe Finanzaufwand
hierfür sich wohl überall ohne Schwierigkeit bereit¬
stellen läßt.
Das Ornament der Zukunft
Von HEINR. HOFFMEISTER in Frankfurt a. M.
I n letzter Zeit mehren sich die Forderungen, welche
einer reicheren ornamentalen Ausschmückung der
Druckarbeiten das Wort reden. Die zurückhaltende
Art der gegenwärtigen Ornamentik dünkt vielen Fach¬
genossen zu nüchtern. Um die Berechtigung dieser
Wünsche zu prüfen, müssen wir uns vergegenwärtigen,
worin die jetzt übliche, etwas spartanische Behand¬
lung des Schmucks ihren Grund hat.
Durch die neue Kunstbewegung erfuhr das Orna¬
ment gleich dem gesamten typographischen Material
eine grundlegende Veränderung, nicht allein in sei¬
ner äußeren Gestaltung, sondern auch, durch die
letztere veranlaßt, in seiner Anwendung. Greifen
wir einmal zurück bis zur Herrschaft der großen Ein¬
fassungen. Diese Umrahmungen, allen möglichen
historischen Stilarten nachgebildet, krankten daran,
daß ihre geschickte Zusammenstellung, die in den
Anwendungen der Schriftproben vielleicht — durch¬
aus nicht in jedem Falle — erreicht wurde, in der
Praxis meist versagte. Kein Künstler, auch nicht
der größte, ist Herr über die vielen Zufälligkeiten,
welche die wechselnden Aufgaben des Tages an die
Verwendung solchen umfangreichen Materials logi¬
scherweise stellten. Deshalb war der typographische
Gedanke, ausdemdieseEinfassungen geboren wurden,
im Kern verfehlt. Das fließende, bewegte Element
des Vorbildes konnte durch die typographische Nach¬
bildung niemals erreicht werden. Man kann ein
reiches Ornament nicht in beliebig viele Stücke auf-
lösen und diese Stücke durch einen zeichnerischen
Zwang so gestalten, daß sie, je nach dem Bedürfnis
zusammengestellt, immer wieder ein einwandfreies
Gesamtbild ergeben. Ein Fehler lag ferner darin,
daß diese Einfassungen, selbständig für sich heraus¬
gebracht, dem Setzer die Wahl ihrer Verwendung
mit Bezug auf den Schriftcharakter überließen, wo¬
durch der falschen Anwendung Tür und Tor geöffnet
wurde. Auf die Schwierigkeit der Zurichtung und
die dadurch vielfach verursachte Unzulänglichkeit der
typographischen Leistung soll hier nur andeutungs¬
weise hingewiesen werden.
Während die Periode der historischen Einfassungen
noch den Grundgedanken wahrte, den Schriftkörper
durch eine Umrahmung zu umschließen, gab die ihr
folgende, die freie Richtung, auch diese Forderung
preis. Sie löste den Satz, die Schrift wie den Schmuck,
auf und verstreute beides wähl- und zügellos über
die Fläche. Durch diese Methode, zu der die Litho¬
graphie das Vorbild geliefert hatte, war der Schmuck,
in völliger Verkennung seiner eigentlichen Aufgabe,
auf immer breitere Abwege geraten. Außer diesen
ornamentalen Episoden liefen noch eine Reihe anderer
nebenher,die aufzuzählen zu weit führen würde. In der
formalen Gestaltung verschieden, war ihnen allen doch
das eine gemeinsam, daß durch sie der Schwerpunkt der
Satzkunst in der Verzierung gesucht wurde; die Schrift
war mehr und mehr zum Stiefkind herabgesunken.
In dieser Verfassung befand sich die ornamentale
Frage, als die große Bewegung der neunziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts ein trat. Ihr oberster Grund¬
satz, der in den Eigenschaften: Zweckmäßigkeit und
Materialechtheit gipfelte, konnte sich nur dann durch¬
setzen, wenn mitdenGepBogenheiten derVergangen-
heit endgültig gebrochen wurde. Dabei ist es stellen¬
weise etwas radikal zugegangen, aber wir müssen
daran festhalten, daß eine gesunde Grundlage nur
durch das völlige Verschwindendieses ganzen Wustes
einer unverstandenen Ornamentik zu erhoffen war.
Je unbarmherziger dieser Prozeß geschah, desto eher
war eine Gesundung zu erwarten.
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Die Arbeit der graphischen Künstler führte auf die
besten Traditionen zurück; sie setzten die Schrift
wieder in ihre alten Rechte ein und der Schmuck
wurde das, was er sein soll: ein Beiwerk. Sie schufen
zu ihren Schriften nicht nur die zugehörigen Initialen,
sondern auch die Ornamente und den Schmuck. Das
jeweilige Erzeugnis wurde dadurch zu einem einheit¬
lichen Ganzen und seiner Verwendung von vornherein
der Weg gewiesen. Der Charakter des Schmuckes
kennzeichnet sich durch Einfachheit der Zeichnung,
er besteht hauptsächlich aus Reihenbildurgen. Die
einzelnen Stücke, in sich selbständig, sind auf keinen
Anschluß, als den von selbst gegebenen, angewiesen,
die formale Gestaltung geht mit derjenigen der Schrift
zusammen, das typographische Bild kann nicht ver¬
rückt werden und der durch den Schmuck bean¬
spruchte Raum hält sich in solchen Grenzen, daß
auch der Schrift die volle Entfaltung gesichert ist.
Ich glaube, mit diesen Eigenschaften ist die Grundlage
wiederhergestellt, die eine gesunde typographische
Entwicklung zur Voraussetzung hat.
Jahrzehntelang haben wir uns nun dieser orna¬
mentalen Richtung erfreut, und, vergessen wir nicht,
die Buchdruckerkunst hat in ihrem Zeichen einen
glänzenden Aufstieg genommen. Trotzdem will der
Ruf nach einer reicheren dekorativen Gestaltung
nicht verstummen. Woran liegt das? Wir sehen im¬
mer wieder dasselbe Spiel: wir können nicht lange
bei einer Setzart stehen bleiben. Die treibenden
Kräfte in der Sehnsucht nach einem Wechsel bilden
in der Hauptsache die Setzer. Wohl nur in den ersten
Jahren der neuen Satzkunst waren sie mit ihrer gan¬
zen Seele ihre eifrigen Anhänger, ihre Leidenschaft
bestand von jeher darin, zu bauen, zu kombinieren,
die Linienführung selbst zu bestimmen und damit
die äußere Gestaltung der Arbeit maßgebend zu be¬
einflussen. Nur einzelne Setzer sind heute in ihren
Anschauungen so abgeklärt und gefestigt, daß sie
den Schmuck als eine Begleitung des Textes an-
sehen. Nun haben wir aber eine größere Anzahl
neuerer Schriften, die im geschlossenen Satz wie
auch in einzelnen Zeilen so dekorativ wirken, daß
eine reichere Ornamentierung diese Wirkung nur be¬
einträchtigen würde. Ich denke hierbei auch an die
Art, wie Rudolf Koch seine deutschen Schriften ent¬
worfen hat, obwohl sich natürlich nicht jede Schrift für
die gleiche Behandlung eignet, an die Schwungbuch¬
staben, die Verzierung der Ausgangsbuchstaben usw.
Hier wird das dekorative Element in der richtigen
Weise erfaßt, bewußt gesucht und die Aufgabe glän¬
zend gelöst.
Gar oft würde auf ein Zuviel des Schmuckes ver¬
zichtet werden, wenn der Setzer der Schönheit eines
einwandfreigesetztenSchriftkörpersganzinne werden
könnte. Aber nur wenige Setzer besitzen den Ehr¬
geiz, der Sache auf den Grund zu geben und den
Satz der Schrift bis zur vollkommenen Harmonie ab¬
zuwägen. Zum großen Teil sind sie noch immer nicht
von der Tatsache durchdrungen, daß die Schrift das
eigentliche Rückgrat jeder Drucksache bildet und daß
allein die Art, wie ihre satztechnische Behandlung
erfolgt, neben dem Wert der Schrift selbst, über die
Wirkung entscheidet. Auch das „schönste“ Orna¬
ment kann eine unverstandene Behandlung der Schrift
nicht ersetzen; aberdieser Wahrheit ungeachtet bleibt
der Schmuck die Vorliebe des Setzers und in ihr ist
sein Verlangen nach seiner reicheren Verwendung
begründet.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß
der ornamentale Schmuck, wie ihn die neue Kunst¬
bewegung geschaffen hat, der jetzigen Satzweise voll¬
kommen gerecht wird und auch für eine reichere Ge¬
staltung ausreicht, wenn man ihn nur zu behandeln
versteht. Allerdings ist damit nicht genug geschehen,
zu einem beliebigen Reihenornament zu greifen und
es, ohne viel zu überlegen, um einen mehr oder
weniger gelungenen Satzbau zu führen. In der Wahl
des Ornaments, seiner Größe und Färbung, in der
Abstimmung zur Schrift liegt die eigentliche künst¬
lerische Betätigung und das Geheimnis einer voll¬
kommenen Harmonie. Wie wird dagegen in der
Regel auch heute noch der Satz gehandhabt? Nach¬
dem die Frage entschieden ist, ob Schmuck verwendet
werden soll oder nicht, wird vielleicht noch die Stärke
des Kegels erwogen, das ist alles. Vielfach wird das
Ornament zuerst gesetzt und dann die Schrift binein-
kombiniert. Daß bei einem solchen Vorgehen nichts
Gutes herauskommen kann, ist ohne weiteres ver¬
ständlich.
In den letzten Jahren ist die Linie stark in den
Vordergrund gerückt. Die Linie stellt das Ornament
in seiner einfachsten Form dar; ihrer reichlichen
Verwendung, die nur als Reaktion auf die Über¬
sättigung mit dem Schmuckmaterial früherer Jahre
aufzufassen ist, kann wohl das Wort gesprochen
werden, denn, mit Verständnis gesetzt, wirkt sie so¬
lide und vornehm.
Die Forderung nach einer reicheren Ornamentik
hat daher kaum eine Berechtigung; trotzdem wird
in absehbarer Zeit ein Wechsel in den Formen des
Schmuckes eintreten. Leise Anklänge nach dieser
Richtung sehen wir ja bereits vor uns. Das Maß der
künstlerischen Verzierung kann natürlich nicht für
ewige Zeiten festgelegt werden, ebensowenig wie
die Art seiner Gestaltung. Die Frage muß vielmehr
so gestellt werden, ob wir heute in unserm Stilgefühl
schon so gefestigt sind, um einen Wechsel ohne
Schaden ertragen zu können. Diese Frage muß ver¬
neint werden. Wir sind bestrebt gewesen, mit dem
falschen Schein aufzuräumen, den Erfolg sehen wir
vor uns. Wir haben angefangen, uns in unserm
Hause wohnlich einzurichten, eine Änderung würde
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"TT!
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die mit Mühe gewonnene Sicherheit wieder in Frage
stellen. Daher ist eine weitere Zeit stabiler Ruhe er¬
forderlich. Ganz gewiß haben die Buchdrucker heute
in ihrer breiten Masse mehr Gefühl für das gute Aus¬
sehen einer Drucksache wie zur Zeit der freien Rich¬
tung und der Jugendlinien. Ein Wechsel in der künst¬
lerischen Gestaltung des Schmucks würde uns daher
nicht mehr ganz unvorbereitet treffen. Aber so ge¬
festigt ist der Boden doch nicht, daß wir uns Experi¬
mente erlauben dürften. In dieser Beziehung können
wir zu der Arbeit der Künstler das Vertrauen haben,
daß sie uns vor einer geschmacklosen Umwälzung
bewahren. Das ist auch eine Errungenschaft, die
wir den Künstlern verdanken.
Wie der zukünftige Schmuck aussehen wird, dar¬
über kann man heute nicht einmal Vermutungen an¬
stellen. Dabei spricht auch die Eigenart eines Künst¬
lers ein gewichtiges Wort. In den Arbeiten Peter
Behrens’ wird immer eine andre Auffasaung zum
Ausdruck kommen, wie in derjenigen Lucian Bern¬
hards. Die Früchte dieser Verschiedenheit in der
künstlerischen Veranlagung wollen wir nicht zu ge¬
ring bemessen, sie bedeutet für unsre Arbeit einen
großen Vorteil. Die erste Bedingung bleibt, daß alles,
was für den Buchdruck geschaffen wird, im Rahmen
der technischen Möglichkeit gegeben ist. Die Archi¬
tektur, die unsrer Arbeit in vieler Beziehung wesens¬
verwandt ist, suchte im Anfang der neuen Kunst¬
bewegung für den Geschmack der Zeit nach den
erforderlichen Ausdrucksmitteln und fand sie in dem
sogenannten Zweckmäßigkeitsstil.
Reine Sachlichkeit wurde oberstes Gesetz. So steht
die Sache auch im Buchdruck. Wir mußten uns erst
einmal auf die Grundlinien einer gesunden Orna¬
mentik zurückfinden, ehe für eine weitere Entwick¬
lung neue Möglichkeiten geschaffen werden konnten.
Wenn wir uns bewußt bleiben, daß man nichts
zwingen soll, was gegen die Natur der Technik geht,
weil es Stückwerk ist und bleibt, und wenn wir ferner
Geschmack und Stilgefühl walten lassen, so ist da¬
mit die Richtung angedeutet, in der sich der Buch¬
schmuck der Zukunft bewegen muß.
Die bisherigen Normierungsbestrebungen im Buchgewerbe
B ereits im Dezember 1917 wurde in Berlin ein
Normenausschuß der Deutschen Industrie be¬
gründet, dem die Aufgabe zufällt, die Ver¬
einheitlichung der jetzt so vielgestaltig gearteten
Arbeitsweisen, Einrichtungen und Vorrichtungen,
Methoden, Instrumente, Maschinen und, was alles
sonst noch in Frage kommt, herbeizuführen, damit
eine Vereinfachung der Herstellung, Steigerung der
Leistungsfähigkeit und Minderung der Selbstkosten
aller Erzeugnisse erzielt werde. Bei diesen Bestre¬
bungen konnte das Buchgewerbe nicht abseits stehen,
und es ist dem Eingreifen des Deutschen Buch¬
drucker-Vereins zu verdanken, wenn die Normie¬
rungs-Bestrebungen im Buchgewerbe festere Gestalt
angenommen haben, als wie es bislang der Fall ge¬
wesen ist.
Vor einiger Zeit wurde ein engerer dreigliedriger
Ausschuß eingesetzt, dem sich das neue Wirtschafts¬
amt des Deutschen Buchdrucker-Vereins in Leipzig
angliederte und dem es oblag, die nötigen Vorarbeiten
zu erledigen. Am 14. Oktober vorigen Jahres konnte
bereits eine Versammlung angesetzt werden, in der
sich ein Normenausschuß für das graphische Ge¬
werbe bildete. In demselben sind bis jetzt folgende
Körperschaften vertreten: Bund der chemigraphischen
Anstalten, Verband Deutscher Buchbindereibesitzer,
Deutscher Faktorenbund, Typographische Gesellschaft
zu Leipzig, Berliner Typographische Gesellschaft, Ver¬
band der Deutschen Typographischen Gesellschaften,
Vereinigung Deutscher Schnellpresscnfabrikanten, Ver¬
ein Deutscher Schriftgießereien, Verband Deutscher
Steindruckereibesitzer, Deutscher Buclidrucker-Verein.
Auf der Tagesordnung stand an erster Stelle ein Vor¬
trag des Herrn Kommerzienrats Felix Krais in Stutt¬
gart, der jedoch ausfiel, weil sich dessen Inhalt mit
der von ihm bereits vor längerem im Aufträge des
Deutschen Buchdrucker-Vereins bearbeiteten und
jedem Teilnehmer an der Sitzung vorliegenden Denk¬
schrift deckte.
In der letzteren waren folgende Punkte für die
geplante Normierung vorgesehen: Das Papier; die
Schriften; die Maschinen; die Farben. Sie bildeten
die Grundlage für eine sich anschließende Aussprache
über die einzelnen Punkte und den Arbeitsplan, zu
dessen Bewältigung besondere Unterausschüsse ein¬
gesetzt werden sollen.
An zweiter Stelle stand ein Vortrag des Herrn
H. Schwarz, Vorsitzenden der Typographischen Ge¬
sellschaft zu Leipzig, der ersucht worden war, über
die bisherigen Normierungsbestrebungen im Buch¬
gewerbe zu berichten. Wir geben diese Ausführungen,
die weiterem Interesse begegnen dürften, auszugs¬
weise nachstehend wieder:
I. Das Papier. Obgleich bis zum Anfänge des 19.Jahr-
hunderts der Buchdrucker mit dem normalen Maximal¬
formate der Handpresse und dem handgeschöpften Papiere
zu rechnen hatte, so vermochte er doch eine Vielseitigkeit
der Bücherformate auch in damaliger Zeit nicht zu ver¬
hindern. Die gleiche Ursache, die unsre Altvordern zur
Abwechslung in der Wahl der Formate veranlaßte, die Ge¬
schmacksform und der Gebrauchszweck des Buches, da¬
neben die Größe der Schrift und der Umfang des Buches,
bringt es mit sich, daß auch heute mit einer Vielartigkeit
der Papierformate gerechnet werden muß. Bei Akzidenz-
und Katalogpapieren spielt die Portogrenze noch eine
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besondere Rolle. Daß die Franzosen uns bereits vor fast
einem Jahrhundert mit festen Format bezeichnungen, wie
Coquille, Raisin, Jösu, Soleil, Pot usw. zuvorgekommen sind
und bestimmte Begriffe — Bildzeichen — anstatt Maße, die
sich zudem gut beim verarbeitenden Personal wie beim
Buchhändlereinprägen, anwandten, sei erwähnt. In Deutsch¬
land sind die in den siebziger oder achtziger Jahren auf¬
gestellten Normalformate als die Hauptbestrebungen dieser
Art hervorzuheben. Von den Formaten selbst dürfte aber
wohl nur das Reichsformat und daneben das Postkarten¬
format sich der Größe und dem Maße nach allgemein und
fester eingeprägt haben. Betreffs der Einheitsformate sind
die langjährigen Versuche der Papierfabrikanten und
-händler beachtlich, ferner die Bestrebungen der ver¬
flossenen „Brücke“ (Ostwald), die alles, was mit Papier
zusammenhing, zu normalisieren trachteten. Daß diese
letzteren Bestrebungen, trotz ihrer scheinbar praktischen
Vorteile, keine günstige Aufnahme fanden und ganz be¬
sonders von der geschmacklichen Seite Einwendungen er¬
fuhren, sei erwähnt. Das gleiche gilt von dem sogenannten
Monoformate, das besonders in der Schweiz lebhafte Be¬
fürworter fand.
II. Die Schriften, Linien usw. a) Höhe und Kegel
der Schrift. Es darf wohl gesagt werden, daß in den letzten
zehn Jahren auf diesem Gebiete vieles besser geworden
ist. Wenn besonders große Druckereien noch eigene Höhe
führen, so ist dies in den großen Mengen Stehsatz be¬
gründet, dessen Ablegen und Neusetzen zur Überleitung
des Materials auf Normalhöhe mehr Kosten verursachen
würde als wie das Abhobeln selbst. Ein wesentliches Mittel,
den Übergang zur Normalhöhe zu beschleunigen, haben
die Schriftgießereien in der Hand durch die Preisgestal¬
tung, und es ist durchaus berechtigt und infolge technischer
Mehrarbeit begreiflich, wenn für eigene Höhe ein Auf¬
schlag von etwa 12 bis 15 Prozent zur Berechnung kommt.
Gleichgroßes Interesse an einheitlicher Höhe und Kegel
haben die Schriftgießereien, die dadurch zurVereinfachung
ihrer Läger und Herstellungsweise und damit zur schnel¬
leren Lieferungsmöglichkeit gelangen würden.
b) Kopf- und Schriftbild. Es ist in den letzten Jahren
mehrfach Anregung gegeben worden, eine bessere Über¬
einstimmung der Brotschriftziffern herbeizuführen. Nicht
nur, daß in Fraktur und Antiqua der Schnitt der Ziffern,
Punkte usw. derselbe sei, sondern daß eine Normalziffer
für jede Schriftgröße geschnitten werde, die von allen
Gießereien als solche vorrätig gehalten wird. Also Nor¬
malziffern für Nonpareille bis einschließlich Cicero, Halb¬
geviert stark, mittelgroßes, deutliches Bild, passend zu
Fraktur, französischer, englischer, moderner Antiqua, Medi¬
äval, Romanisch usw.
c) Betreffs der Messinglinien ist zu erwähnen, daß der
Verein Deutscher Schriftgießereien bereits vor Jahren
Normalien für Messinglinienstärken aufgestellt hat, die
indessen bis jetzt noch nicht allgemein eingeführt wurden.
d) Einheitsschriftlinie. Die umfangreichen Arbeiten und
Beratungsschwierigkeiten, die die Durchführung der Nor¬
mallinie gemacht haben, sind bekannt. Es wäre hier nur
zu erwähnen, daß dieVerschiedenheit der Korpuslinie nach
wie vor ein Übelstand geblieben ist.
e) Ausschluß. Über die Einteilung des Ausschlusses hat
die Typographische Gesellschaft zu Leipzig im Einver¬
nehmen mit dem Verein Deutscher Schriftgießereien be¬
reits vor fünf Jahren Ermittelungen angestellt und gleich¬
zeitig einen Normal-Ausschlußzettel bearbeitet, der noch
der Annahme und Veröffentlichung harrt. Ob eine punkt¬
weise Einteilung, eine solche nach Bruchteilen des Ge¬
vierts oder eine gemischte die geeignetste ist, wird ein
besonderer, aus Schriftgießern und Buchdruckern zu bil¬
dender Ausschuß festzustellen haben. Über die Ausschlu߬
höhe sind bereits vor zehn Jahren umfassende Erhebungen
seitens der Typographischen Gesellschaft zu Leipzig er¬
folgt und im Archiv für Buchgewerbe abgedruckt. Dabei
ist man auf eine Höhe von 51 Punkten, nicht von 54 Punkten,
zugekommen, weil diese Höhe zuzüglich einer Plattenstärke
von 11 bis 12 Punkten die Normalhöhe ergibt. Bei der Steg¬
höhe von 54 Punkten ist das Schmitzen beim Druck nicht
ausgeschlossen und doppeltes Stegmaterial erforderlich.
Für das Korrigieren wiederum ist der Ausschluß von
54 Punkthöhe vorteilhafter.
f) Legierung des Metalls. In der Fachliteratur ist diesem
Kapitel seit 100 Jahren die größte Wichtigkeit beigelegt
worden. Zinn, Wismut, Antimon, Blei, Kupfer, Eisen sind
die Bestandteile, mit denen die alten Gießer angeblich die
Lettern gossen. Es steht aber wohl fest, daß eisen- und
kupferhaltiges Metall auf unsern modernen Gießmaschinen
kaum verarbeitet werden kann. Im Interesse der Rechts¬
lage wäre eine einheitliche Legierung erstrebenswert,
wobei jedoch eine durch den Schmelzprozeß nicht zu ver¬
meidende, oft erhebliche Schwankung als Toleranz berück¬
sichtigt werden müßte.
g) Normal-Gießzettel. Die Gießzettel-Reformen ziehen
sich durch das ganze 19. Jahrhundert. Benjamin Krebs,
Hasper, Faulmann, Marahrens, Smalian und viele andre
Fachgenossen haben sich bemüht, dafür zu sorgen, daß dem
Buchdrucker nichts Unnützes geliefert wird, und als letztes
umfassendes Ergebnis langwieriger Berechnungen von ver¬
schiedenen Materien und mit Verwendung der Kaedingschen
Häußgkeitsuntersuchungen istdervonderTypographischen
Gesellschaft zu Leipzig geschaffene Normal-Gießzettel
entstanden, der vom Verein Deutscher Schriftgießereien
angenommen wurde. Eine Nachprüfung desselben hat
bereits stattgefunden; das Ergebnis ruht fertig im Schoße
des Arbeitsausschusses der Leipziger Typographischen
Gesellschaft. Einer Veränderung bedurfte derZettel weniger
aus Gründen der Notwendigkeit, als aus äußerer Ursache:
dem Buchdrucker will es nicht einleuchten, daß er nor¬
malerweise selten vorkommende Buchstabensorten nur in
der Anzahl gebraucht, wie sie der Gießzettel vorschreibt.
Mit dem jedoch nur bedeckten Boden des Faches an sol¬
chen Typen ist er nicht zufrieden, und es sind Nach¬
bestellungen dieses Ballastes die Regel, also auch hier
mangelnde Einsicht.
III. Stereotypie usw. Sowohl die Plattenstärke, wie die
Art der Metallegierung sind in der verflossenen Zeit oft
Gegenstand fachlicher Erörterungen gewesen. Über die
Plattenstärke hat die Typographische Gesellschaft zu
Leipzig umfassende Untersuchungen und Erhebungen an¬
gestellt. Das Ergebnis ist im Archiv für Buchgewerbe ent¬
halten. Einheitlichkeit ist leider trotz alledem nicht erzielt
worden, weil einesteils die Fabrikanten der Gießwinkel
nicht einig sind, im weiteren aber die Steghöhe eine
schwankende ist. Ebenso wichtig wie die Frage der Platten¬
stärke ist die des Facettenwinkels, die bislang ebenfalls
ungelöst blieb und zu erheblichen Schwierigkeiten und
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Aufenthalten durch verschiedenes Facettenmaterial in den
Druckereien führt. Ein Normal-Plattenwinkel, wie er bereits
vorgeschlagen wurde, wäre zu erstreben, ebenso eine Nor-
malgröße für die Facetten der Zinkklischees. — Hierbei
wäre auch die grundsätzliche Frage, ob bei der Klischee¬
berechnung die Bildfläche oder der Klischeefuß für das
Ausmaß maßgebend ist, zu erörtern.
Zu erwähnen ist noch folgendes: Der Normalsetzkasten
gehört zu den Gegenständen des Druckgewerbes, die am
frühesten vereinheitlicht werden sollten. Die Typographi¬
sche Gesellschaft zu Leipzig und Berlin und der Graphische
Klub in Stuttgart haben bereits Ende der siebziger Jahre
die Frage des Normalkastens behandelt. Das Leipziger
Normal-Setzkastenschema ist entstanden, das Endergebnis
waren der Berliner und der Leipziger Kasten mit zwei ver¬
schiedenen Größen und Einteilungen.
Infolge der damals nicht erreichten Verständigung herr¬
schen heute noch die verschiedensten Kasten- und Regal¬
formate sowie die wildesten Kasteneinteilungen, welch
letztere sowohl für die Buchdruckereibesitzer, als auch für
die Arbeitskräfte ein dauerndes Hindernis bilden. Beide
Übelstände würde ein Normalkasten mit feststehender Ein¬
teilung und Größe beseitigen.
Wei tere Gegenstände für die Normierungsind die Akzente
und Ligaturen in den Schriften, die auf ein Mindestmaß
einzustellen wären.
Die Gradbezeichnungen der Schriften, z. B. corps 6, 8,
10 usw. oder 6, 8, 10 Punkte, anstatt Nonpareille, Petit,
Korpus usw. müßten festgelegt werden. Umfassende Vor¬
arbeiten wurden in der Fachpresse geleistet.
Das Nlinimumgewicht der Schriften ist heute ein ganz
verschiedenes. Smalian hat diese Frage bereits eingehend
seit 30 Jahren behandelt. Der Verein Deutscher Schrift¬
gießereien wird hier Einheitlichkeit herbeizuführen in der
Lage sein,obgleich dabei auch gießereitechnischeSchwierig-
keiten zu überwinden sind.
DieVereinheitlichung der mathematischen und allgemeinen
Zeichen, wie sie in jeder Druckerei gebraucht werden, ist
eine Notwendigkeit.
DieSignaturen der Schriften bilden einen weiteren Gegen¬
stand, der der Nachprüfung unterzogen werden sollte, denn
es ist ohne Zweifel ein Übelstand, wenn sich z.B. die verschie¬
densten Korpusschriften einer Druckerei in den Signaturen
nicht voneinander unterscheiden. Hiergilt es allerdings tech¬
nische Schwierigkeiten in den Gießereien zu überwinden.
Wenn der Neigungswinkel der Kursivschriften hier noch
erwähnt wird, so geschieht es, weil er oft genug der Gegen¬
stand von Erörterungen gewesen ist. In gußtechnischer
Hinsicht ist die Frage nicht unwichtig, die geschmackliche
Frage hat aber zumeist eine Vereinheitlichung der Schräg¬
lage des Schriftbildes bzw. des Neigungswinkels vereitelt.
Die Korrekturzeichen bedürfen ebenso der Vereinheit¬
lichung wie manches andre, und es werden auch hier
bereits Vorarbeiten der Korrektorenvereine zu berück¬
sichtigen sein.
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Mit dem bis jetzt Gesagten ist bei weitem noch nicht
alles berührt, was in der verflossenen Zeit in bezug auf
Vereinheitlichung behandelt wurde, es würde aber zu
weit führen, noch auf weitere Einzelheiten einzugehen.
Der Erwähnung wert erscheint aber noch zum Schlüsse
etwas Grundsätzliches: die Ausbildung der Lehrlinge im
allgemeinen. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß dem
Normenausschuß nicht etwa die Aufgabe zufällt, für die
vierjährige Ausbildung der Lehrlinge Normen zu schaffen.
Meines Erachtens ist aber in den letzten 25Jahren nichts so
außer System geraten, als wie die Art der Ausbildung der
Lehrlinge, ganz besonders der Setzerlehrlinge. Ohne Regel
keine Ordnung! hieß es früher, und das gilt auch noch beute.
Ist es schon ein Übel, daß mit minderem Lehrlings¬
material gerechnet werden muß, so droht durch die Ver¬
kürzung der Lehrzeit und der Arbeitszeit noch eine weitere
Verschlechterung der Ausbildung.
Eine durchaus systematische, sich überall gleich ge¬
staltende Ausbildung im Elementaren des Berufes ist eine
Notwendigkeit. Die Verhältnisse von heute sind nicht
mehr jene von vor 30 Jahren. Die Fachschulen vermögen
nur hier und da einzugreifen und Falschgelehrtes zu be¬
richtigen. Darum sollte daran gedacht werden, alles,
was der Lehrling in den vier Lehrjahren zu erlernen hat,
in eine feste, fortschreitende Stichwortform zu bringen,
nach der gehandelt werden kann, und damit wieder eine
systematische Festigung des Nachwuchses Platz greift. In¬
wieweit zugleich Prüfungsordnungen für Handwerker- oder
Gewerbekammern aufgestellt werden können, ist eine
weitere Frage, die der Erörterung wert erscheint.
Zum Schlüsse sei noch darauf hingewiesen, daß in
den Vereinheitlichkeits-Bestrebungen auch eine gewisse
Gefahr liegt, nämlich die der Aufhaltung des Fortschrittes
und der Einschränkung der Bewegungsfreiheit, zumal wenn
es sich um solche Dinge handelt, die auf die geschmack¬
liche Seite übergreifen, wie z. B. bei den Bücherformaten
durch die Normalformate, beim Schriftschnitt durch die
Normallinie, bei den Linien durch die Normalbilder u.a.m.
Es wird sich also immer nur um die Vereinheitlichung
solcher Dinge handeln können, die eine mechanische Ver¬
einfachung des Werdeganges oder die Vereinfachung der
manuellen Betätigung mit sich bringen, nicht aber die
Stillegung oder Abstumpfung der geistigen Tätigkeit der
Arbeitskräfte.
Nach Entgegennahme dieses Vortrags schritt man
zu einer eingehenderen Besprechung der einzelnen
Punkte, wobei sich bereits klar ergab, welche
unnötige Vielseitigkeit auf zahlreichen Gebieten
herrscht, wieviel Umständliches das Gewerbe überall
belastet und welche ganz bedeutenden Verein¬
fachungen eintreten können.
Zur gründlichen Behandlung der einzelnen Fragen
sollen besondere Ausschüsse gebildet werden, die
bereits geleistete Normierungsarbeiten verwerten
und allem eine festere Form geben, damit es durch
den Normierungsausschuß bzw. die Berufsorganisa¬
tionen zum Beschluß erhoben werden kann und für
die Gewerbsangehörigen verbindliche Kraft erlangt.
Es ist zu erwarten, daß durch die Zusammenfassung
der berufenen Kräfte die Normierungsarbeit im Buch¬
gewerbe gute Fortschritte machen wird und dann der
Allgemeinheit daraus recht bald Nutzen erwächst.
Alle die Normierungs-Bestrebungen betreffenden
Zuschriften sind an das Wirtschaftsamt des Deut¬
schen Buchdruckervereins, Leipzig, Dolzstraße 1, zu
richten.
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Technische Kriegserfahrungen in der Buchbinderei
Von ERNST COLLIN in Berlin-Steglitz
D erRohstoffmangel, der sich in der Buchbinderei
besonders fühlbar gemacht hat, ist aber in
mancher Hinsicht auch zum Lehrmeister ge¬
worden und es steht zu erwarten, daß die mit einigen
neuen Arbeitsmitteln gemachten Erfahrungen die
buchbinderischeTechnikauch im Frieden beeinflussen
werden, ln einem Augenblick, da die Arbeitsmittel¬
not für die Buchbinderei, namentlich für den Gro߬
betrieb, im wesentlichen überwunden zu sein scheint,
sei über einige der im Kriege gemachten Erfahrungen
gesprochen.
Heftfäden, a) Seide: Da Hanfzwirn nur für behörd¬
liche Arbeiten freigegeben wird, so wird statt Heftzwirn
Seide verwendet, die sich als sehr haltbar erwiesen hat.
Sie wird in allen Farben gebraucht, da es jetzt nicht
möglich ist, nur weiße Seide in genügender Menge zu
erhalten. Für bessere und starke Einbände empfiehlt
es sich, den Faden mehrfach zusammengelegt zu ver¬
wenden, da der einzelne Faden nicht genügend auf¬
trägt. b) Papiergarne: Die leicht zerreißbaren Papier¬
garne haben sich bisher in der Großbuchbinderei nur
für das Heften von Broschüren bewährt.
Gaze: Als besonders geeignet hat sich eine zum
Teil aus Leinen und Papiergarnen bestehende Gaze
gezeigt. Die lediglich aus Papiergarnen gefertigte
Gaze war anfangs zu dick und nicht weich genug.
Es ist aber jetzt gelungen, eine dünnere und weiche
Papiergaze herzustellen.
Klebstoffe: Kaltkleister ist anfangs in einerMischung,
die für Buchbinderzwecke nicht sehr geeignet war,
hergestellt worden. Es ist aber auch hier gelungen,
einen Klebstoff zu erzeugen, der den an ihn gestellten
Ansprüchen entspricht, und der sich in der Gro߬
buchbinderei, falls er nicht zu teuer ist, wahrschein¬
lich auch im Frieden behaupten wird. Von Kaltleimen
gibt es zwei Arten. Den Dextrinkaltleim, der aber
zugeteilt ist, und der sich wegen seiner hellen Fär¬
bung am besten für Bucheinbände eignet. Der aus
der Sulfitablauge gewonnene Kaltleim hat den Übel¬
stand, daß er sehr dunkel ist. Auch von den neuen
Kaltleimen kann man sagen, daß sie auch im kom¬
menden Frieden zu den Materialien der Buchbinderei
gehören werden, sofern sie eben billiger sind als echte
Leime. Heute sind sie noch teurer, da sie im Gegen¬
satz zu den Knochenleimen nicht verdünnt werden
können. Den Wünschen der Großbuchbindereien sind
die Hersteller von Kaltleimen insofern entgegenge¬
kommen, als sie dessen Klebkraft erhöht haben und
ihn auch in kleineren Gefäßen, also nicht mehr in
großen Fässern liefern.
Pappen: Diese sind heute um 600 bis 700 Prozent
teurer und wesentlich schlechter. Sie sind weicher
als früher und, da sie meist auf dem Wasserwege be¬
fördert werden und auch nicht mehr so lange aus¬
trocknen wie sonst, ziemlich feucht. Irgendwelche
nennenswerten technischen Schwierigkeiten für ihre
Verarbeitung haben sich nicht ergeben. Für die Groß-
buchbindereien ist der Pappenmangel nicht so fühl¬
bar, da diese durch ihre Papierspäne ein wichtiges
Mittel haben, Pappen als Gegenleistung zu erhalten.
Einbandstoffe: Papiergewebe haben sich bisher in
der Großbuchbinderei nicht eingeführt. Dagegen wird
als Ersatz für Kaliko ein Papier genommen, das eine
leinenartige Prägung erhalten hat, die sich nicht auf
den ersten Blick von der des Leinens unterscheidet.
Da dieses Papier einmal eingeführt ist, so darf man
wohl behaupten, daß man zu ihm auch im Frieden
greifen wird, und daß so ein nicht unerheblicher Rück¬
gang des Kalikobedarfs in der Großbuchbinderei ein-
treten wird. Für die Album- und Mappenfabrikation
wird seit einiger Zeit ein äußerst festes Papier her¬
gestellt, das meist mit lederähnlicher Prägung ver¬
sehen wird, und das sich ebenfalls in normalen Zeiten
behaupten dürfte. Dieses Papier wurde zuerst in einer
für buchbinderische Zwecke schwer zu verarbeiten¬
den Stärke hergestellt, wird aber heute auch in dünnen
Sorten geliefert.
Prägeplatten: Kn Stelle der Messingplatten werden
Zinkplatten gebraucht, die für Prägezwecke tiefer ge¬
ätzt werden. Sie stellen einen brauchbaren Ersatz
dar, ohne daß man natürlich an sie dieselben An¬
sprüche stellen kann, wie an Messingplatten.
Buchgewerbliche Rundschau
* In einem längeren Artikel weisen die „Mitteilungen
der Handelskammer zu Berlin“ auf die verschiedenen
Gegenstände hin, welche bei Lieferungen im Kleinhandel
der Luxussteuer (10 vom Hundert) unterworfen sind. Dar¬
unter befinden sich auch Werke der Graphik und Plastik
sowie Kopien und Vervielfältigungen solcher Werke, sofern
der Entgelt für die LieferungM 200 überschreitet. Es kommt
hierbei nicht darauf an, ob die Werke einen Kunstwert
haben. Ferner Antiquitäten, einschließlich alter Drucke
und Gegenstände, wie sie aus Liebhaberei von Sammlern
erworben werden, sofern diese Gegenstände nicht vor¬
wiegend zu wissenschaftlichen Zwecken gesammelt zu
werden pflegen, sowie Erzeugnisse des Buchdruckes auf
besonderem Papier mit beschränkter Auflage. Der Luxus¬
steuer unterliegen dagegen nicht Originalwerke derGraphik
(auch Radierungen) deutscher lebender oder innerhalb
der letzten fünf Jahre verstorbener Künstler, die von
dem Künstler selbst oder nach seinem Tode von seinem
Ehegatten, seinen Abkömmlingen oder seinen Eltern ver¬
trieben werden.
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J
Archiv für Buchgewerbe
* In Leipzig fand vor kurzem eine Zusammenkunft der
Gauleiter des Verbandes der Deutschen Buchdrucker statt,
bei der u. a. auch folgende Beschlüsse gefaßt wurden:
1. Die Beschaffung und Regelung von Arbeit und Verdienst:
Man schloß sich den dahinzielenden Beschlüssen des Buch¬
druckerrates an; falls sich keine Verbilligung des Lebens¬
unterhaltes herbeiführen läßt, ist aberder Verbandsvorstand
beauftragt, Maßnahmen zu treffen, um höhere Löhne oder
Teuerungszulagen zu erreichen. Weil das Gewerbe viele
Arbeitslose unterzubringen haben wird, soll der Tarifaus¬
schuß anordnen, daß beim nächsten Termin Lehrlinge nur
ausnahmsweise aufgenommen werden dürfen. Ferner wird
bessere Berücksichtigung des Druckgewerbes in der Gas-
und Kohlenzuteilung verlangt; so wie bisher die Rüstungs¬
industrie bevorzugt wurde, verdiene dies jetzt das Druck¬
gewerbe, das fast die ganze Kriegszeit geschäftlichen Tief¬
stand hatte und nun unter schwierigsten Verhältnissen an
seinem Wiederaufbau arbeiten muß. 2. Der Organisations¬
vertrag wurde nicht erneuert, sondern dem Deutschen
Buchdruckerverein sogleich eine Erklärung folgenden Wort¬
lauts übermittelt: Der zwischen dem Verbände der Deut¬
schen Buchdrucker und dem Deutschen Buchdruckerverein
abgeschlossene Organisationsvertrag erlischt am 31. De¬
zember 1918. Eine Verlängerung über den genannten Ter¬
min hinaus oder eine Erneuerung in der bisherigen oder
abgeänderten Form wird zurzeit nicht beabsichtigt. Auch
ohne Vorhandensein besonderer Abmachungen ist die Ge-
bilfenschaftan der Aufrechterhaltung angemessenerDruck-
preise interessiert. Die Zusammenkunft erklärt darum die
Bereitwilligkeit des Verbandes, zur Erhaltung gesunder
gewerblicher Verhältnisse gegen Preisschleuderer in Ge¬
meinschaft mit den Prinzipalen von Fall zu Fall bis auf
weiteres vorzugehen. 3. Regeln über Beitragsleistung,
Unterstützung bei Arbeitslosigkeit, Behandlung der Kriegs¬
teilnehmer, der Kriegsverletzten usw. Die Beschlüsse
bringen denen Erleichterungen und Hilfe, die wegen Ein¬
berufung zum Heeresdienst noch keine Beiträge leisten
konnten, die arbeitslos bleiben, oder die kriegsverletzt oder
aus dem Ausland zum Berufe zurückkehren.
* Typographische Gesellschaft zu München. Am 15. No¬
vember sprach Herr Wilhelm Wichmann, Betriebsleiter
der Firma Grimm & Bleicher über Buchbindereiarbeiten.
Der Vortragende behandelte eingehend die Arbeitsgänge
vom Druckbogen, wie er von der Presse kommt bis zum
fertigen Buch, außerdem legte er den Berechnungen die
Sätze des Buchdruckerpreistarifs zugrunde und gab Auf¬
klärungen über die Papiere und deren Größen und Her¬
stellungsart. Den Vortrag veranschaulichten fertige und
unfertige Bücher und Broschüren, deren Machart erklärt
wurde.
* Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Mit der Sitzung
vom 4. September trat die Gesellschaft in das Winterhalb¬
jahr ein, in dem cfie Sitzungsabende regelmäßig aller 14 Tage
stattgefunden haben. Herr H. Schwarz regte die Ernennung
von Mitgliedern zum Normenausschuß an, und zwar sollen
die dazu geeigneten Herren durch besondere Aufforderung
zur Mitarbeit herangezogen werden. Ferner wurde eine
Anzahl gut ausgestatteter Drucksachen, die durch den Be¬
triebsleiter H. F. Müller der Hausdruckerei der Farben¬
fabriken vormals Friedrich Bayer & Co., Leverkusen, über¬
wiesen waren, sowie die Denkschrift des Hauses Gebr.
Jänecke & Fr. Schneemann besprochen. Ein Eingehen auf
die letztere Denkschrift erübrigte sich an dieser Stelle, da
sie in einem Aufsatze dieses Heftes ausführlich gewürdigt
ist. — Die Sitzung vom 18. September war als technischer
Arbeitsabend angesetzt, der dadurch belebt wurde, daß eine
Anzahl Mitglieder bemerkenswerte graphische Neuheiten
und Bücher aus ihrem Besitz vorlegten. Eine den Werde¬
gang und die jetzige Gestalt der Druckerei der 10. Armee
behandelnde Schrift, die noch keinen Mangel an Papier,
Farben usw. aufwies, gab den Anwesenden Gelegenheit zu
einem Austausch über die Unzweckmäßigkeit solcherUnter-
nehmungen zu einer Zeit, die dem Buchdrucker die zur
Ausübung seiner Tätigkeit erforderlichen Rohstoffe nur in
einer auf das Allermindeste beschränkten Weise zukommen
läßt.
* Aktograph benennt sich ein von dem Berliner Ober¬
sekretär M. Stewein erfundener photomecbaniscber Appa¬
rat. Mit dessen Hilfe können Urkunden, Dokumente, Wech¬
sel, Akten usw. originalgetreu wiedergegeben werden. Der
Wert der neuen Erfindung ist für Ämter und Behörden so¬
wie für das kaufmännische Leben sehr erheblich. Die
Originale können vergrößert oder verkleinert werden; die
Herstellungsweise ist eine schnelle und die Gestehungs¬
kosten sind gering. Anfänglich verwendete man für der¬
artige Zwecke Apparate, die nach den Modellen der Kameras
für Fach- und Liebhaberphotographen erbaut wurden. Dann
kam der amerikanische Photostat in den Handel, er wies
schon nennenswerte Fortschritte auf.
* Kleine Mitteilungen. Die frühere „Königl. Leipziger
Zeitung“ hat am 31. Dezember 1918 das Erscheinen als
Amtsblatt eingestellt. Verlagsrecht und Zeitungstitel sind
durch Kaufvertrag auf den Verlag der Leipziger Abend¬
zeitung übergegangen. Diese erscheint vom 1. Januar 1919
an unter dem Titel Leipziger Zeitung als demokratische
Bürgerzeitung. — Am 30. November 1918 konnte Herr
Heinrich Brupersky, Rotationsmaschinenmeister in der
Druckerei der Reichspost in Wien, auf eine fünfzigjährige
erfolgreiche Berufstätigkeit zurückblicken. — Am 29. De¬
zember 1918 starb in Leipzig der Buchdruckereibesitzer
Herr Oskar K. G. Leiner im Alter von 31 Jahren. Der Ver¬
storbene war alleiniger Inhaber der angesehenen Firma
Oskar Leiner, er erfreute sich in besonderem Maße der
Wertschätzung seiner Kollegen, gehörte er doch zu jenen
Fachgenossen, die sich neben der beruflichen Tätigkeit auch
den sonstigen Berufsangelegenheiten mit vollstem Eifer
widmeten. Leiner entfaltete u. a. im Deutschen Buch¬
druckerverein, im Verein Leipziger Buchdruckereibesitzer,
im Lehrlings- und Schulausschuß des letzteren eine ehren¬
amtliche Tätigkeit, der Typographischen Gesellschaft ge¬
hörte er ebenfalls als Mitglied an. — Am 20. Dezember 1918
beging der bekannte Meister der Graphik Professor Bruno
Heroux seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlaß fand
im Leipziger Kunstverein eine Ausstellung des neuesten
Werkes des Künstlers statt und zwar einer Folge von
Zeichnungen, die das Ergebnis der Wirkungen des Krieges
auf das Schaffen des Künstlers darstellen. — In Leipzig
wurde am 9. Januar ein Verein Leipziger Buchbinderei¬
besitzer gegründet. Derselbe hat sich in der Hauptsache
dieWahrung der wirtschaftlichen Interessen seiner Mit¬
glieder zum Ziele gesetzt.—In Leipzig verstarb am I4Januar
der bekannte Graphiker R. Bossert , Professor an der
Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu
Leipzig.
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Archiv für Buchgewerbe
Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge
* Die Berufseignung der Schriftsetzer. Bericht über
eine Experimental-Untersuchung von Otto Lippmann. —
Eignungsprüfungen bei der Einführung von weiblichen Er¬
satzkräften in das Stuttgarter Buchgewerbe von Dora Krais.
— Der Schriftsetzerberuf besitzt in Buchdruckerkreisen
leider nicht überall die Einschätzung, die er verdient, denn
jeder gesunde, junge Mann mit leidlich guten Schulzeug¬
nissen findet als Schriftsetzerlehrling leicht Aufnahme. Die
schon längere Zeit bestehenden Stellen für Berufsberatung
und Berufswahl haben an diesem drückenden Zustand im
allgemeinen praktisch nichts bessern können. Dem Schul¬
entlassenen fehlt meistens die wirkliche Berufseignung, sie
muß mitgebracht werden und läßt sich zweifellos ohne tief¬
gründige Beobachtungen während der Probelehrzeit nicht
feststellen. Neuerdings gehört zur lohnenden Aufgabe der
Wissenschaft, die Berufseignung zu erforschen. Sie will
schon vorBeginn eines Lehrverhältnisses durch experimen¬
telle psychologische Untersuchungen die Berufseignung
bestimmen. Versuche mit Jugendlichen liegen noch nicht
vor. Die Untersuchungen erstrecken sich vielmehr auf
männliche und weibliche Personen für solche Berufe, denen
der Krieg die gelernten Arbeiter entzogen hat.
In dem vorliegenden Heft berichtet der Verfasserüberdie
Berufseignung der Schriftsetzer — an weiblichen Personen,
die als Ersatzkräfte für Gehilfen beim Verein Berliner Buch¬
druckereibesitzer sich gemeldet hatten und so rasch als
möglich praktische Arbeit leisten sollten. DieBewerberinnen
wurden geprüft in Rechtschreibung, Lesen undeutlicherund
lückenhafter Texte, Buchstabieren, Niederschrift eines
diktierten Satzes und Schreibmaschinen-Schreiben. Das
Ergebnis dieser mühevollen und dankenswerten Experi-
mental-Untersuchung steht auf breiter, wissenschaftlicher
Grundlage, die bei der Untersuchung der Schriftsetzerlehr¬
linge wohl etwas einfacher gestaltet werden müßte. Lipp¬
mann als Berichterstatter empfiehlt die Aufnahme von
Bewerbern für den Schriftsetzerberuf abhängig zu machen
von folgenden Leistungen: l.Zahl der Rechtschreibungs¬
und Satzzeichenfehler in einem Diktat; 2. Zahl der Fehler
und der erforderlichen Hilfen beim Vorlesen eines undeut¬
lichen und lückenhaftenTextes;3. Zahl der Auffassungsakte
und Fehler beim Buchstabieren eines Textes; 4. Zahl der
Auffassungsakte beim Abschreiben eines Textes; 5. Dauer
des Vorlesens, Buchstabierens und Abschreibens. Hierzu
kommt noch für dieMaschinensetzerö.Dauerdes Schreibens
auf der Schreibmaschine nach vorheriger kurzer Einübung.
Unsers Erachtens wird damit nur die Berufsbewährung der
Versuchspersonen erhofft, nicht bestimmt vorausgesetzt;
die Praxis allein mit ihren mannigfachen Anforderungen
kann endgültig über den Wert oder Unwert der Ersatzkräfte
entscheiden.
Der Bericht Dora Krais’ über Eignungsprüfungen bei der
Einführung von weiblichen Ersatzkräften in das Stuttgarter
Buchdruckgewerbe deckt sich im allgemeinen mit den in
andern Städten gemachten Erfahrungen beim Anlemen von
Setzerinnen. Sie stellte zunächst fest: 1. ob sich die Be¬
werberinnen überhaupt für den Buchdruckerberuf eignen
und 2. zu welchen von den beiden verschiedenen Arbeits¬
zweigen : Handsatz oder Helferinnen an den Druckmaschinen
sie vermöge ihrer geistigen und körperlichen Qualitäten
zugeführt werden können. Sie benutzte dazu eine für ihre
Zwecke eigens geschaffene Prüfungsordnung, ihr zufolge
mußte zunächst eine leichte Vorprüfung abgelegt werden.
In der nachfolgenden Prüfung wurden folgende Aufgaben
gestellt: 1. Manuskriptlesen; 2. Telephonnummern im Tele¬
phon-Adreßbuch aufsuchen; 3. Korrigieren eines fehlerhaft
gedruckten Satzes; 4.Abscbreiben eines gedruckten Textes;
5. Versuch an einem vereinfachten Setzkasten. Hierbei
zeigte sich, daß in den meisten Fällen Teilbegabungen Vor¬
lagen. Daß derartige Prüfungen eben doch nicht unbedingt
sichern Aufschluß über die Bewerberinnen bringen können,
gibt die Verfasserin unumwunden zu. Ihr lag vor allem
daran, möglichst schnell eine größere Anzahl Frauen auf
ihre Tüchtigkeit hin zu prüfen und dem Gewerbe rasch
leistungsfähige Ersatzkräfte zuzuführen. Dies scheint hier
wie auch in Berlin in bester Weise gelungen zu sein. E. Wg.
* Handelsmarken und Fabrikzeichen. Eine wichtige Werbe¬
schrift, in Buchform, fügen wir hinzu. Herausgeber und
Hersteller ist das Wilhelmwerk, Carl Ernst Hinkefuß und
Wilhelm Deffke, Pflegestätte deutscher Werbekunst, Berlin-
Charlottenburg. Die Aufmachung ist ebenso kostbar wie
eigenartig. Blütenweißes Papier wurde benutzt; die Blätter
sind nach japanischem Vorbild nur einseitig bedruckt und
an den Außenseiten verbunden. Der Umschlag ist aus
feinstem weißen Karton, nur das Geschäftszeichen in sau¬
berer Hochprägung ziert ihn. Das Ganze ist auf japanische
Art gebunden. Gewaltige Blockschriftzeilen in vornehmem
Grau-Olivdruck auf weißem Grund schmücken den losen
Schutzumschlag und weisen auf den eigentlichen Inhalt hin,
der in zwei Abschnitte, einen textlichen und einen bildlichen,
geteilt ist. Der erstere bringt auf 20 Seiten Iesens- und
beherzigenswerte Ausführungen über Ursprung, Wert, Ver¬
breitung, Form, Herstellung, Verwendung, Rechtsschutz
und Gesetz der Handelsmarken und Fabrikzeichen. Gro߬
kaufleute und Fabrikherren dürften über diesen wichtigen
Teil des Buches nicht achtlos hinwegsehen,er gibt mancher¬
lei wertvolle Anregungen. Die genaue Durchsicht des Textes
wird leiderunnötig erschwert: die Zeilen laufen zufolge der
eigenartigen Heftung tief in den Bundsteg hinein. Der ge¬
ringe seitlichePapierrand ist kleiner als derAbstand zwischen
zwei Zeilen mit weitem Durchschuß. Das ist Widersinn
und ein grober Verstoß gegen buchtechnische Grundsätze,
über die sich kein Künstler hinwegsetzen darf. Die Schuld
trägt auch hier das japanische Vorbild. Die typographische
Ausführung ist geschmackvoll; es wurde die schöneBehrens-
Mediäval benutzt, auch für die Beschriftung der Abbildungen
im zweiten Teil: Weltmarken. Sie sind teils in samtnem
Schwarz, teils in lebhaften bunten Farben erfreulich wieder¬
gegeben. Die Marken sind zeichnerisch knapp geformt, oft
verblüffend einfach dargestellt, dabei voll kraftvoller Schön¬
heit. Sie prägen sich unauslöschlich dem Gedächtnis ein
und können auf die verschiedensten Materialien und fertigen
Erzeugnisse übertragen werden, um auf dem weiten Gebiete
des Handels und Verkehrs in allen Fällen als Geschäfts¬
zeichen eindringlich und unauslöschlich zu wirken. Be¬
kannte Marken bedeutender Industriefirmen liegen in der
Ausführung, andre im trefflichen Entwurf vor. Es gibt im
Buchgewerbe wenig Firmen, die ihnen etwas gleich Gutes
zur Seite stellen können. Die Mehrheit derneueren Drucker¬
zeichen ist geradezu verwahrlost, in ihnen spreizt sich
zeichnerische Unfähigkeit und scheinbar unausrottbare
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Archiv für Buchgewerbe
Gewohnheit. Die wirklich guten kann man an den Fingern
abzählen. Die Verlegerzeichen machen eine rühmliche
Ausnahme, natürlich auch hier könnte manches besser sein.
Die Veröffentlichung des Wilhelmwerkes ist ein kräftiger,
dankenswerter Vorstoß in vernachlässigtes Gebiet voll Un¬
kultur. Sie zeigt neue Wege zum Wiederaufbau, Fortschritt
und Aufschwung des deutschen Erwerbs- und Handels¬
lebens. Wer geht mit? E. Wg.
♦ Mitteilungen für das Jahr 1917. Fachtechnischer Klub
der Beamten der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien.
In diesem neuesten Hefte wird ein ausführlicher Bericht
über die rege Tätigkeit des fachtechnischen Klubs im
Jahre 1917 gegeben. Im Anhang ist ein Aufsatz über das
Schoopsche Metallspritzverfahren enthalten, ferner Be¬
sprechungen neuangeschaffter Werke, sowie das Mitglieder¬
verzeichnis. -r-.
♦ Jahresbericht der Fachschule für das Buchdruckgewerbe
und Verwundetenschule in Stuttgart 191 7 bis 1918. Der
Bericht gibt eine Übersicht von der Tätigkeit der Schule
im abgelaufenen Schuljahre, im besonderen auch von dem
Verwundeten-Unterrichte, der sich in zufriedenstellendster
Weise abgewickelt hat. Auch über die Erfolge bei der Aus¬
bildung weiblicher Ersatzkräfte für das Buchdruckgewerbe
gibt der Bericht Aufschluß. Leider ist das Ergebnis auch
hier genau wie anderwärts kein günstiges zu nennen, es
entspricht dasselbe weder der aufgewendeten Mühe noch
den Kosten für die gemachten Versuche. Der Bericht ist
geschmackvoll ausgeführt. -r-.
♦ Klingsporkarten. Von den in J. F. Lehmanns Verlag in
München bereits früher erschienenen prächtigen Klingspor¬
karten sind jetzt die Reihen 66 und 67 als Neujahrs-Post¬
karten erschienen und zwar enthält jede Reihe zehn ver¬
schiedene mehrfarbige Karten. Alle Karten sind in Fraktur
gehalten und in ganz ausgezeichneter Weise von Professor
Tiemann, G. Matthey und Professor Wackerle mit farbigen
Ornamenten geschmückt. Die einzelnen Karten enthalten
Volkssprüche und Gedichte von Goethe, Bierbaum, Bethge,
Dehmel, Henckell, Mörike, Flaischlen, Vesper. Für die
jetzige Zeit, in der es ohnehin schwer fallen dürfte, fürNeu-
jahrswünsche zutreffenden Wortlaut zu Anden, eignen sich
diese, im ganzen einen gewissen Einschlag ins Biedermeier-
liche aufweisenden Kartenserien ganz besonders. -r-.
♦ Der papierne Feind. Die Weltpresse als Schürer des
Deutschenhasses. Von Moritz Loeb. Preis M 2.—. Haas
& Grabherr Verlag, Augsburg. Der Verfasser hat durch
seine Bücher Eduards unselige Erben „Die Kriegshetzer“
und „Schürer des Weltbrandes“ dergestalt von sich reden
gemacht, daß ein neues Werk seiner bewährten Feder mit
Interesse begrüßt wird. Die neue Schrift handelt von unsern
papiernen Feinden, von jenen Zeitungen des feindlichen
Auslandes und der neutralen Länder, die sich durch syste¬
matische Deutschenhetze als getreue Helfershelfer der
Hetzer und Schürer erwiesen und dadurch nicht weniger
als diese am Ausbruch des Weltkrieges und seiner Ver¬
längerung schuldig sind. Das Buch zeigt ein getreues
Spiegelbild von der politischen Verschlagenheit und ab¬
scheulichen Korruption der feindlichen Presse.
♦ Die Presse als Verleumderin. Ein Beitrag zurGeschichte
des Weltkrieges. Von Tony Kellen. Verlag von Friedrich
Pustet, Regensburg 1918. Preis in Umschlag geheftet M 1.50.
Der Verfasser, ein bekannter neutraler Schriftsteller, der
zu den gründlichsten Kennern des Weltpressewesens zählt,
hat in dem Buche den Versuch unternommen, dieZeitungen
und Zeitschriften der uns feindlich gesinnten Länder auf
die durch sie verbreitete Weltlüge zu sichten. Es ist ja
leider erst zu spät bekannt geworden, daß diese Presse und
auch diejenige der uns nicht wohlgesinnten Neutralen es
verstanden haben, schon lange vor Beginn des Weltkriege-
ihre Wühlarbeit gegen uns aufzunehmen, die natürlich
während des Krieges selbst zielbewußt fortgesetzt worden
ist. Auf 120 Seiten des für seine Zwecke gut ausgestatteten
Buches bringt der Verfasser eine größere Anzahl von Bei¬
spielen mit verbindendem Text, die uns zeigen, daß von
der Gegenseite das Unglaublichste herhalten muß, um
Deutschland und seine Verbündeten herabzusetzen und zu
schmähen. Man möchte oft die Ergüsse dieser Zeitungs¬
schreiber wegen der Vertrauensseligkeit, die sie bei ihren
Lesern voraussetzen, belächeln, wenn sie uns nicht mit
bitterem Ernste zeigten, was wir vor dem Kriege insofern
versäumt haben, als wir die feindliche Presse nicht genügend
beachteten. Um uns über die einschlägigen Verhältnisse
zu unterrichten, sollten wir zu dem Kellenschen Buche
greifen, das für uns noch dadurch an Wert gewinnt, daß
sein Verfasser kein Deutscher ist und somit der Schein
von Voreingenommenheit von selbst verschwindet. Kellens
„Presse als Verleumderin“ müßte nicht nur jeder Deutsche
lesen, dem daran liegt, auch einmal das Urteil von der
andern Seite zu hören, sondern es wäre auch zu wünschen,
daß das Buch weiteste Verbreitung im neutralen Auslande
fände, um denen die Augen zu öffnen, die sich noch immer
von der Weltlüge umgarnen lassen. -rd.
♦ Aus 50Jahren. Beiträge aus alten Zeitungsbänden zur
kulturellen, kommunalen und wirtschaftlichen Entwicklung
des Solinger Kreises. Herausgegeben aus Anlaß des fünfzig¬
jährigen Bestehens der Bergischen Zeitung und der aus ihr
hervorgegangenen Zeitungen der Bergischen Verlagsgesell¬
schaft m.b.H.: Wälder Zeitung, Generalanzeigerfür Solingen
und Umgegend, Ohligser Zeitung, Haaner Tageblatt. Der
Inhalt dieser uns vorliegenden, 20 Quartseiten umfassenden
Erinnerungsblätter ist insofern interessant, als nicht ein
trockener Entwicklungsgang der genannten Blätter in neuer
Fassung gegeben wird, sondern bemerkenswerte Auszüge
aus den betreffenden Blättern selbst und zwar aus den ver¬
schiedensten Zeitabschnitten. Die Denkschrift ist typo¬
graphisch gut ausgeführt. -r-
♦ Die Wege der Kunst. Von Julius Leisching. Mit 133 Ab¬
bildungen und einer Farbtafel. Wien, F.Tempsky; Leipzig,
G. Freytag, G. m. b. H. Preis M 4.80. Dieses knapp gefaßte
Werk führt den Leser schnell durch die verschiedenen
Abschnitte der Kunstentwicklung unter besonderer Berück¬
sichtigung des Heimatlichen. Das Buch wendet sich im
besonderen an Lehrkräfte, das heißt an solche, denen die
Kunsterziehung andrer übertragen ist, und es wird jedem
bei der Erfüllung dieser Aufgabe die besten Dienste leisten.
Durch die gewählte Anordnung des Stoffes nach Schlag¬
worten ist die Benutzung des Buches zu Lehrzwecken be¬
sonders geeignet, während die zahlreichen Abbildungen
das Verständnis fördern. S.
♦ Die bildenden Künste. Eine Einführung in das Ver¬
ständnis ihrer Werke. Von Alwin Schulz, neu bearbeitet
von Rudolf Bernoulli. Mit 160 Abbildungen. G. Freytag,
G. m.b.H., Leipzig-, F. Tempsky, Wien. Preis gebunden
M 7.20. Das vorliegende Werk ist keine Kunstgeschichte,
es will lediglich der Kunst und der Kunstgeschichte neue
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Freunde gewinnen helfen. Der Verfasser streift daher auch
nur in groben Strichen die vielen Seiten des Gesamtgebietes,
um den Leser möglichst schnell und sicher mit dem weit¬
schichtigen Stoff in Verbindung zu bringen und ihn für die
Einzelfragen zu interessieren. Inmitten der vielen Ab¬
schnitte findet auch die graphische Kunst gebührende Be¬
rücksichtigung. Zahlreiche Wiedergaben illustrieren die
einzelnen Kapitel in bester Weise und es dürfte das typo¬
graphisch vorzüglich hergestellte Werk jedem willkommen
sein, der sich schnell und über alles Einschlägige unter¬
richten will. S.
♦ Albrecht Dürers Zeichnungen. (Comenius-Bücher 4.)
Mit einer Einleitung herausgegeben von Willibald Franke.
Verlag Grethlein & Co., G. m. b. H., Leipzig-Berlin. Diese
soeben erschienene erste wohlfeile Ausgabe von Albrecht
Dürers Zeichnungen mit einer Einleitung versehen von
Willibald Franke, dem wir auch die vor kurzem erschienene
Ausgabe von Zeichnungen Ludwig Richters verdanken.
Wohlfeil (das Buch kostet M5.20) ist in diesem Falle nicht
gleichbedeutend mit unzulänglich. Im Gegenteil, die Nach¬
bildungen sind künstlerisch so vollkommen, daß sie nicht
nur eine Vorstellung vom Bildinhalt, sondern einen künst¬
lerischen Genuß gewähren gleich den Originalen selbst.
In verschiedenen Farben, die dem Eindruck der Originale
nabekommen, sind diese Zeichnungen gedruckt. Der Wort,
laut führt in verständiger Weise den kunstfrohen Laien in
das Verständnis Dürerscher Zeichenkunst ein. Er erläutert
zunächst, weshalb wir in Dürers Zeichnungen fast das Wert¬
vollste und Bedeutendste in Dürers gesamtem künstlerischen
Schaffen sehen, und geht dann in die Einzelheiten der im
Buche nachgebildetenZeichnungen ein in einerArt,daßDürer
selbst gewissermaßen ausdeutend hinterseinenWerken steht.
Das technisch mit viel Sorgfalt hergestellte geschmackvoll
gebundene Buch wird bei Laien wie Fachgenossen und Fach¬
gelehrten Wertschätzung erfahren. -a-.
* Die Beilagen zum Hefte 11/12. Trotz der Ungunst der
Zeit und der Schwierigkeiten, die sich der Herstellung jed¬
weder Druckarbeit andauernd entgegenstellen, sind wir in
der Lage, dem Schlußhefte dieses Jahrganges eine statt¬
liche Reihe von technisch-interessanten Beilagen beifügen
zu können und zwar durch das freundliche Entgegenkom¬
men der betreffenden Firmen, denen wir hiermit für diese
wohlwollende Förderung des Archivs unsem wärmsten
Dank aussprechen. Im Gegensatz zu den Beilagen in den
Heften 1 bis 10, die ausnahmslos Beziehung zu den in den
einzelnen Heften enthaltenen Aufsätzen hatten, sind die
Beilagen zu diesem Hefte vom Inhalte des Heftes 11/12
unabhängig, sie bilden aber eine vortreffliche Ergänzung
des Jahrganges. An erster Stelle erscheint eine schöne
Arbeit der Reichsdruckerei in Berlin. Die beiden Innen¬
seiten sind in satztechnischer Hinsicht auch in der Ver¬
kleinerung von ausgezeichneter Wirkung, während die
Titelseite nur ein näherendes Bild von der künstlerischen
Außenseite der Mappe gibt. — Eine beachtenswerte, zeich¬
nerisch nicht uninteressante Druckleistung der Firma
AI. Dumont-Schauberg in Köln ist das zweiseitige Blatt der
Rheinischen Lichtbild-A.-G. (Bioskop-Konzem) in Köln. —
Die Beilage der Schlesischen Druckerei-Genossenschaft in
Breslau ist bei aller Einfachheit der Satzanordnung von
bester, eigenartiger Wirkung. — Ein beachtenswerter Bei¬
trag zur Frage der stilgerechten Ausstattung der Gebet¬
bücher, über die das Archiv bereits im vorigen Jahrgange
einen Aufsatz des Herrn Prof. Dr. Ficker brachte, ist der
Beitrag von Philipp v. Zabern in Mainz: eine Satzprobe
aus dem vortrefflich ausgestatteten „Seelengärtlein“, das
bei Herder in Freiburg i.B. erschienen ist. — Auf den Bei¬
trägen der Schriftgießereien J. G. Scheiter & Giesecke in
Leipzig und Benj. Krebs Nachf. in Frankfurt a.M. begegnen
wir zwei reizvollen Scherenschnitten, wie sie besonders von
der erstgenannten Firma den Buchdruckereien in hübscher
Auswahl dargeboten werden. Die Krebssche Altschwab¬
acher kommt auf den beiden Buchseiten zu bester Wir¬
kung. — Die Schriftgießerei Julius Klinkhardt in Leipzig
zeigt durch drei Buchseiten die Wirkung dreier Buch¬
schriften, deren Namen allein genügen zur Erläuterung des
Wertes dieser Erzeugnisse: Breitkopf-Unger-Wallbaum-
Fraktur, drei Schriften für bibliophile Druckwerke. Die auf
dem Blatte vorkommende Didot-Antiqua (einzelne Zeilen)
verdient nicht mindere Beachtung. — Die Firmen Berger Er
Wirth, Farbenfabriken in Leipzig, sowie Otto Baer in Dres¬
den bringen durch technisch-interessante Bildbeilagen ihre
als ausgezeichnet bekannten Fabrikate in empfehlende Er¬
innerung. — Sodann verweisen wir auch auf das Blatt
Möwe des Papierfabrik-Lagers Leo Bäcker in Berlin, welch
letztere durch ihr reiches Lager in Papieren für vornehme
Druckausstattung bekannt ist. — Das Blatt der Firma Franz
Dahlinger in Leipzig darf als erfreulicher Vorbote der hof¬
fentlich bald wiederkehrenden guten Sorten von Kunst¬
druckpapieren angesehen werden. — Die Firma Gebr. Kling¬
spor in Offenbach a. M. gibt auf einer zweiseitigen Beilage
eine Anzahl hübscher Satzproben aus ihrer bekannten
Behrens-Mediäval. — Als eine wirksame Arbeit von eigen¬
artiger Anordnung ist das Blatt der Firma D. Stempel A.-G.
in Frankfurt a.M. zu bezeichnen. Die verwendete Schwab¬
acher von Rudolf Koch dürfte ganz besonders i nteressieren.—
Eine bei aller Einfachheit der verwendeten Mittel aus¬
gezeichnet wirkende Eröffnungsanzeige ist das uns von
der neugegründeten Druckereifirma Dr. Kurt Säuberlich
in Leipzig zur Verfügung gestellte Blatt, dessen Anord¬
nung zeigt, daß sich auch für solche Arbeiten Lösungen
finden lassen, die von den althergebrachten vorteil¬
haft abweichen. — Als Beitrag der altangesehenen Eirma
Fischer & Wittig in Leipzig bringen wir deren ganz in
gezeichneter Schrift gehaltene Adreßkarte, auf der der
reiche Wortlaut zu einheitlicher geschlossener Wirkung
gelangt.
Inhaltsverzeichnis
Einladung zum Jahresbezug. S. 121.— Ein Streifzug durch
50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe (Schluß). S. 122.
— Verleger und Mensch. S. 124. — Vom Werte schnell¬
laufender Buchdruckmaschinen. S. 126. — Über technische
Bibliotheken. S. 129. — Das Ornament der Zukunft. S. 131.
— Die bisherigen Normierungsbestrebungen im Buch¬
gewerbe. S. 133. — Technische Kriegserfahrungen in der
Buchbinderei. S.130. — Buchgewerbliche Rundschau. S.136.
— Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Ein¬
gänge. S. 138. — /.5 Beilagen.
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»nie fie furj genannt wirb. Sttit ber SpnobalbtucEcrei,
bie 3wan geoborow eingerichtet hotte, iß febon rcrf;t früh
eine SSücberei oerbunben gemefen, für bie im Sab« 1679
ein befonbereS@ebäube errichtet würbe, in bem bie 2?ib(io;
tbef ficb bis SluSbrucb beö Krieges befanb unb wohl auch
beute noch beßnbet. Diefe 23ibliotbeE bot in entgegen*
fommenbßer ffieife wertoolle StücEe aus ihren Schaden
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lanb im Saufe ber feiten an SDJaterial alles ju holen iß.
2luf alles einjugeben, mürbe ficb wohl lohnen, iß aber bei
bem befcbra'nBten 9laum, ber jur Verfügung (lebt, nicht
möglich. ©o f« wenigßcnS auf ihren 23efig an feltenen
unb wertoollcn altflawifcben DrucEen hier eingegangen in
ber jjojfnung, baß eine berufene gebet biefe jufammen
mit ben ihnen nabeßebenben jjanbfcbriften in einer aus*
fübrlicben Slbbanblung würbigt.
jpanbfcbriften finb nur jmei aus bem 58eßg ber
aSibliotbcE ber SWoSEauer SpnobaUDtipographie in Seipjig
auSgeßellt gewefen. S3cibe flammen aus bem 16. 3abt 5
bunbert. 3Die eine enthalt eine ^falmenfolge unb ijl wegen
ihres SucbfcbmucfeS befonberS benierBenSrocrt. Äunftooll
gemalte RopfßücEe mit Crnamenten in ©olb, ©rün,23lau
unb Zinnober — befonberS prächtig ein ÄopfßücE mit jmei
Pfauen, bie in allen garben fcbillern — leiten einzelne
Slbfchnitte ein. 91icf>t fo fcbo'n ifl bie streite Jpanbfcbrift,
etn Eoangetium. Sie jeigt gebruefte ÄopfßücEe unb ge*
bort bem Snbe beS 16. 3abrbunbertS an. ißeibe Jjanb*
febriften aber finb für bie ©efebiebte ber Schrift unb beS
iSucbeS cor Einführung ber 23ucbbrucEerfunß in SRußlanb
wertoolleS fOlaterial: jeigerx fie boeb, wie auch birr bie
^tanbfebrift $treifelloS 23orbilb für bie erflen DrucEe ges
trefen ifl. Schabe, baß bei ber Späteren Jjanbfcbrift ber
Sinbanb nicht mehr intaft ifl, er läßt nur noch ahnen,
baß fein Schöpfer bie Äunfl beS 23ucbbinbenS trohl oer*
(lanben bot. @ar manche anbre .fjanbfebrift mag in ber
iSibliotbef ber SUoSfauerSpnobab^hpographienocb ruhen,
ba folche als Vorlagen für bie erflen gebrueften SSücber
bortbin abgegeben mürben.
Über welch große Schäle bie SBücheret beS üftoSfauer
DrucEbofeS an DrucEen roerfügt, taoon bePommt man
beim Überblicf beö nach Seipjig gefehlten SWaterialS einen
rollen SSegriff. ©leid; ber erfle DrucE ifl eine Seltenheit
erflen SRangeS unb wenigen SSücberliebhobern in Deutfcb*
lanb wohl bisje§tsu©eficbt gcBomnten. EsiflgeoboromS
erfleS beBanntcS DrucEwerE, bie „Acta apostolorum“,
über beren Übergabe an bie SSibliotheP eine im Such eins
getragene banbfcbriftlicbe 23cmerfung (näheres mitteilt *.
iSucbfcbmucf unb 3nitialen finb ein SWeiflerwerP, wä'brenb
ber beigegebene Jgtoljfdfmitt beS Eoangelißen SuEaS recht
1 SUcrfltcicfec über if>n unfere Jtitftbrift £eft 3/4 Seite 39 ff. unb
bie jtnem £eft beigefügte Beilage.
primitio ifl. 3n btefer 23ejiel>ung jeigt ber DrucE ber
Slpoßelgefcbicbte unb bet Spißcln rom 3ohre 1574, ber
in Swow gebrucEt würbe, einen wefentlicben gortfebritt.
$on ihm befigt freilich bie SSücherei beS SrucEhofeS Pein
Epemplar, aber bie Äaifcrlicbe ©efellfcbaft für ©efebtebte
unb Slltertum in SRosPau nennt -ein Exemplar ihr eigen.
Dagegen finbet ficb in berDrucEbofbibliotbef ein Exemplar
ber in Dflrog gebrucEten SSibcl, ber erflen flawifcben, bie
im DrucE erfebienen iß. Sie jeigt, wie geoborow in ber
DrucEtecbnif fortgefebritten iß unb wie ihm bereits reiches
Dppenmaterial sur Verfügung ßebt, bei bem bie Snitialcn
befonberS auffallcn.
fffiertrolle unb feltene DrucEe aus ÜBilnacr preßen
reihen ficb ben eben genannten Schagen an. 2luS bem
3abre 1575 befigt bie 23ibliotbeE einen fcbo'n erhaltenen
DrucE mit großen Settern unb oier ganjfeitigen ^)otj=
febnitten: bie oier Eoangelien, gebrueft oon ^cter 2imo=
fejew, bem ©enoßen geoborows, ber in feiner DätigFeit
oon ber gamilic bcrSOlamonitfch totfräftig unterßügt unb
geförbert worben iß. Diefer gamilie oerbanEt auch ber
weitere oorbonbene äBilnaer DrucE aus bem 3ahre 1588
fein Entßchcn, ber bas Statut beS ©roßfürßentumS
Sitauen enthält. Seiber ßnb Xitelblatt unb erße Seiten
nicht gut erholten, aber bas äöappen SitauenS unb baS
iörußbilb beS Königs SigiSmunb III. finb noch gut su
erPcnncn. gü'r bie DppenEunbe SRußlanbS iß biefer 25anb
befonberS intereßant.
Daß bie Bücherei ber Spnobaltppograpbie an 91foS=
Bauer DrucEen beS auSgebenben 16. 3ahtbuttbertS unb ber
erßen Sabrsefmte beS 17. 3ahrbunbcrtS befonberS reich iß/
iß oerßänblicb. Diefe jeigen in Schrift unb S3uchfcbmucE
Sunäcbß noch ben Eharafter ber erßen DrucEe geoborows,
fo oor allem baS im 3ahtc 1597 in SDiooEau gebruefte
„SIpoßoliEon", baS aus ber ^reße beS SlnbroniEoS Dimos
fejew beroorging. ^croorragenb fcbo'n finb bie oier Eoam
gelien oom 3ohre 1606 auS ber DrucEerei oon Dniffim
SUicbailow SHabifcbemsfii mit ihren großen Settern unb
prächtigen 3nitialen. iüließrituale unb anbre Äircbenbücbet
aus ben 3abten 1607 bis 1609 finb beS ferneren in gut er*
baltenenStücEen in benSSeßänben berfSücherei oothonben,
beren Etnbänbe sunt Dcil recht bemcrfcitSwert finb unb es
oerbienen, oon einem Sacfßunbigcn einmal ausführlich
befcbriebeit ju werben *. DaS Äircbenbuclt oon 1609 ent:
hält int fBormort SWitteilungen über bie ffiieberherßellung
beS üWosFauer DrucfbofeS im 3abrc 1606 unb iß bcSbalb
für bie ©efebiebte beS S8ud)brucEeS in ßiußlanb befonberS
bebeutfam. Es iß gebrucEt bei 2lniEita geborow gofanow.
2lltflawifcbe DrucEe finb außer in 9)?oSFau, iffiilna,
Dßrog noch in .Riem, ^otfehaew, üKogilew unb anbertt
1 (Ein ä?anb einer 'Prebigtfammlung, gekauft 1660, i|l bcfonfcetS
fd;ön unb jeigt baS ÜBappcn beS 99?c8(auer X)uufi)ofe6: Ürrcc unb
CEiuhetn in Stberjjreffung,
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Jpoljfdjttitt« aui bcm'A vOoX^igv, .Ri«» 1619
3eitf$rift b e S 3)eutfd>en 93 e r e t n S für 93ucgwefen unb (Schrifttum
©tobten bmjeftellt worben. Slucg hiervon bcfigt bie 93i=
bliotgef beS DrudgofeS eine größere Slnzogl, barunter
geroorragenbe Drude, bie fef>r gut erholten finb. SluS
einer ßüotfcfjacwer Druderei flammt ein theologifcgeS
Segr 6 uch, wohl bas erfte gebrucfte in ruffifcger Sprache.
2lus ber Druderei beS Kiewer KloflerS (^etfcgerSfaja
Sawra) ging baS "AvGoXoyiov 3 vom 3agrc 1619 geroor,
ein Meßbuch, baS burcb feinSöorwort, in bcm wirlJlagereS
über bie Druderei beS Kiewer KloflerS erfahren, befonberS
bebcutfain ifl. 2Bir werben biefeS, wie auch bie oben gc=
nannten Mitteilungen über ben Mosfauer Drudgof im
Äirchcnbuct; von 1609 im Sffiortlaut im nacgflen 3agr*
gang untrer 3eitfcgrift, in welchem wir Studienmaterial
jur ©efcgicgte beS SucbgcwerbeS ju geben gebenfen, mit=
teilen. Slucg bucbgcfcgtchtlich ifl biefeS Meßbuch in mehr
als einer SScjiehung intereffant. 3'»«r flehen feine OJ 0 I 5 :
fchnitte, 21 an ber 3 agl, nur auf ber Jpöhe beffen, waö
wir in beutfchen 3nfunabeln ber allererflen 3eit in SlugSs
bürg unb anbern fübbeutfcbcn ©tobten ju finben pflegen,
fie übertreffen aber weit baS, was an anbern Drten in
SRußlanb um biefe 3 eit an jjoljfchnitten gefcfjaffcn wors
ben ifl, unb finb beShalb für bie ©efchichte beS^poljfchnitteS
im ruffifchen SSucge von ffiicgtigfeit. SHuch ber SSucgfcgmud
fleht über beni Durcbfchnitt ber jeitgcnöffifchen Seiflungen.
Dies gilt aber am mciflen von ben zahlreichen 3nitialen,
bie in SRotbrud, ber fie freilich febr beeinträchtigt, baS
SSuch fcgmfiden unb eine große Mannigfaltigfeit nicht
nur aufweifen, fonbern wirflicheS Können zeigen, jebens
falls aber für ben, ber bie ©efchichte ber 3 nitialen flubieren
will, oon SSebeutung finb. Slucg baS reiche Titelblatt
mit feinen oerfegiebenen Darflellungen ifl für bie S3uch=
gefchicpte oon 3ntereffe. 3nt KuteinSfet Klofler entflanb
im 3ahre 1637 eine SluSgabe ber jpiflorie oon SSarlaam
unb 3 ofaphat, bie ein jpoljfchnitt fehmfieft, ber nicht
gerabe bebeutenb ifl unb zweifellos auf beutfege 3 Uu=
flration ber Jpiflorie jurüefgeht unb dou biefer be=
einflußt ifl. Söon ben großen SSerfcn, bie metfl in golio=
format gebrueft finb, fei gier nur noch baS „Sftitual beS
Metropoliten ^eter Mogileo" 00 m 3öh rc 1646 aus
einer Kiewer Druderei genannt, baS in einem gut er=
haltenen ©tücf in ber SSibliotgef vergangen unb feiner
Jpoljfchnitte unb Snitialcn halber ber Urwägnung befon=
berS wert ifl.
Daß auch fleinere Drucf'e in ber MoSfauet SSibliotgef
beS DrudgofeS nicht fehlen, liegt auf ber Jpanb. SSefonberS
bebeutungSooll ifl babei, baß Sehrbücher, ©rammatifen
unb bergleicöen aus bem 16. unb 17. 3ahrhunbcrt vors
hanben finb, bie eS ermöglichen, einen Uberblicf über bie
©cgultccgnif biefer feiten zu gewinnen. 3 n biefer SSes
Ziehung fällt am meiflen bie flawifche ©rammatif beS
MeletiuS ©motrigfp, beren zweite Sluflagc inMoSfau im
3ahre 1648 gebrueft würbe, in bie Slugen, bie in ihrem
Söorwort auf bie SBichtigfeit ber ©rammatif ginweifl unb
fie als lebenbeS Sffiefcn einführt.
©rößere illuflrierte 2Bcrfe finb in biefer 3cit feiten. Der
Kupferflich ifl, foweit er oorfommt, nicht in MoSfau
ausgeführt worben. Dies gilt z- 55. für ein „jpanbbuch
ber3nfanteric" 00 m 3«brc 1647, baS bieMoSfauer ©pnos
bahTppographie ihr eigen nennt. Die 35 Tabellen in
Kupfer finb in Slmflerbam bergeflellt worben, wä'hrenb
baS 35ucf> in Mosfau gebrudt würbe.
SReicg ifl bie a3ibliotl;ef beS SSücgergofeS an fogenannten
Korrefturbrucfen, oon welchen bie erfle Mosfauer SSibch
auSgabe vom 3ahre 1663 auf ber SSucggewerblichen 2Belts
ausfletlung in Seipzig im 3ahre 1914 511 fehen war, bie
mit febr vielen bonbfchriftlicben SScmerfungen unb Korref;
turen oerfehen, im übrigen aber letber, was Sinbanb
unb Slnfang beS SSanbeS betrifft, fehlest erhalten ifl.
Der Drucf ifl in zwei ©palten in einer fleinen Tppe ges
fegt unb längfl nicht mehr oon ber ©chönheit unb Klar=
heit ber erflen Mosfauer SSüdjer. S>(ucg ber SSilberfchmucf
ifl nichts weniger als fünfllerifch-
sieben rcligiöfer Stteratur, bie im TppuS fleh faum ans
bert — beachtenswert finb hier meifl bie Sinbänbe, bie
oft mit ©ilberbefcglag funflooll oerfehen finb —, tritt
mit ber zweiten Jpälfte beS 17. 3nbrbunberts bie juriflifche
unb gefchicluliche Sitcratur in ben Söorbergtunb. SHuch giers
oon befigt bie Drucf goflSSücherci recht wertoolle unb feltene
SEkrfe. Das ©efegbueg beS 3 orerl SXleprej Michailowitfch
vom 3ahre 1649 ifl um beswillcn beachtenswert, weil bie
©efchichte ber Sntflegung beS SSucgeS in ihm erzählt wirb.
Drucfgefchichtltch intereffant ifl auch baS poetifche ^>fal=
menbuch beS ©itneon *})ologfi vom 3ahre 1680, baS in
ber fogenannten „oberen Druderei", bie in ber ©efchichte
her SSuchbruderfunfl SRußlanbS eine SRolle fpielt, her*
geflellt würbe.
2luS berfclben Drucferei flammt eine SluSgabe beS fcfwn
oben genannten SIBerfeS vom „Sehen beS heiligen SSarlaam
unb 3ofaphat" vom 3abre 1680, bie hier befonberS wegen
ihres Titelblattes erwähnt fei, auf bcm fleh ber Künftler,
ber eS entworfen, nennt; es ifl ©imon Ufcgafow. Stuf
ben Flamen eines SSuclfllluflratorS flößen wir zum erflern
mal in bem Ktewflhen „^aterifon" ootn Sagre 1678, baS
eine große SUnjagl fignierte ^olzfcgnitte enthält, bie allers
bings fünfllerifch wenig bebeutenb, in ber Darflellung
aber in mehr als einer SSeziegung beachtenswert finb.
Sffiahrlich eine recht flattlichc SReige altflawifchcr Drude,
bic wir bis jegt aufgcfügrt gaben! Unb boeg gaben wir
nur bic wiegtigflen genannt. Unb wie oielc mögen noch
— hoffen wir, baß bcm nicht etwa burch KriegSungunfl
jegt anbero ifl — in ben Magazinen ber SSüchcrei ber
©pnobalsTppograpgie in MoSfau ruhen! — Mir werben
gerne oon berufener §cbcr im nächflen Sahrgatig barüber
SScricgt erflatten (affen.
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beö 35eutfd)cn SÖtreinö für ©udbroefen unb @d>rtfttum
SXotfttft mti> 0djere
enn cö erlaubt ifl, ficb ber Sefinicrung eineö
93egriffc6 burcf? Umfchreibung }u cntjieben um
beutlicb ju werben, fo fann bie grage „Saö
ifl 3enfur?" oon bcnen, btc um if>r Sefen ober Unwefen
S9cfcf?cib nsiffen, mit ben Sorten „ Scberj - Satire -
3ronte — unb tiefere Sebcutung" beantwortet werben.
Kaum ifl in biefen noch immer Fricgerifcften 3eitcn bie
berühmte Serliner „Q. 3>" (Qberjenfurjlelle) }um alten
Gifen geworfen, ba erleben mir eincö neuen 9tegimenteö
ganj anberö, fjanbgreiflicber, geftaltete ÜTZet^obc, um ber
treffe bie gcwünfdjten Scge ju weifen; eine Sletbobc, im
Sergleicb mit welcher ficf> alle jcnfuriflifcfjen Qrbnungeit
unb'Jleuorbnungcn bcrScrgangenbcit roie Kinberfpielauös
nehmen: Saö ebebem SKefultat febarffinniger Schnüffelei
unb SRiebertracbt ober angeborener ^Borniertheit mar,
mabrenb beö Krieges auf ber fcbwcrgebüßtenUntcrfcbägung
geifliger Qualitäten wcitefler Kreife beruhte, ifl beute jur
Xpranniö geworben.
3 n «ergangenen fetten, alö flaatlicbc ©cfüge unb tntcr=
europäifchc SUUianjen noch waefliger jlanben alö jur 3«it
beö Kriegöauöbrucbcö, bottc bie politifebe Sageöpreffe bei
weitem nicht bie „©efä'brlicbfcit" erreicht, wie in neuerer
3 cit, wo fie alö „Tagebuch ber 3cit" bie 9Racbricbtcn oon
fern unb nab regiflriert unb Fommentiert, ju ben fragen
beö Sageö innens, außen* unb fomniunalpolitifcb Stellung
nimmt, im Jpanbclötcil wirtfcbaftlidfe 3ufammcnbängc
beleuchtet unb „Unterm Strich" Siteratur unb Kunfl,
KritiF unb Unterhaltung ju Sorte fommen lägt, öleine
grage, baß bie treffe ber ©egenwart felbfl in erfler Sinie
baju beitragen wirb, ben Terror ju brechen, ber fie epbe*
mertfeh bebrobt. Sic ifl eine ©roßinadjt geworben, bie
auch nur oorübergebenb unterbrächen ju wollen ein ge*
fä'brlicbeö Spiel unb eine Torheit bebeutet. Saö (ehrt am
beflen baö Seifpiel ber ©efehiebte ber ^reffejenfur, wie fie
unö in einem Süchlcin oon öj).Jj..f?oubcn*, baö in einen
fcherjbciftcn Umfcblag oon Hb-2b.^»eine gef (eibet ifl, ge=
boten wirb. Saö Such ifl eine Quelle ber Unterhaltung
unb Selebrung jugleicb. Gö beginnt mit ben 3cnfur«er=
bältniffen jur3eitgnebrid)ö beö ©roßen, beffen Sluöfprucb
„©ajetten burfen nicht genieret werben" fiel; einer 3itier;
beliebtbcit erfreut, über beren ^Berechtigung fchon jpoubcnö
Kapitelüberfdjrift oon „griebrichö beö ©roßen Fontglicber
greibeit" einige ScbenFcn auölofl. Unb mutet eö nicht wie
eine geflflellung auö burchlcbten Kriegö$eiten an, wenn
unö Jpouben erjäblt, baß unter griebrichö Jjcrrfchaft nach
ben ©cboten ber Kriegöjcnfur allcö unterbrächt nmrbe, waö
feinen näcbflcn 3wechcn wiberfprach, baß man auf Ser*
breiter falfdicr unb flauer KriegögerüdUe fabnbetc unb
1 Jp..£..f'oubcn, .gierjjmfur — roet bott'? Scipjui 1918. 208 ©. 8°.
frem bc 3eitungen, bie bie „Stimmung" oerbarben, ocr*
bot! (S. 11/12.) 'Dloch weniger alö beute mußeöbamalö
ein jßergnugcit gewefett fein, alö Schriftleiter einer3eitung
baö 3bcal einer cinwanbfrcten Sericbtcrflattung unb fach=
liehen Stellungnahme mit Sünfchen beö Sublifumö unb
gorberungen eineö geheimen Kabinetts in GinFlang ju
bringen! ülber nicht ber 3eitung allein, fonbern mehr noch
bem Suche brobte ebebem beö grimmigen 3cnforö Schere,
womit nicht gefagt fein foll, baß 3enforen ber ©egenwart
nicht auch ben ^robuften ber heutigen Suchocrleger ein
gebietertfeheö öpalt jujurufen oerflanben hätten: Xbomaö
9)iannö „Untertan" läßt fich alö jüngflcöDpfcr bewunbern.
Unb mit Staunen wirb bie Bladfwelt cinfl oon unfrer
3enfurtätigFcit in ben befegten ©ebieten hören, wo bei*
fpiclöweife oerboten war, Silber eincö flüchtigen Jpcrrfcber*
paareö bann ju oerbreiten, wenn bie SKbbilbungen einen
„leibenbcit ©efichtöauöbrucf" aufwiefen, ober wo @ebet=
bucher mit Sitten für ben juflänbigen Jperrfcher erfl mit
ber Scgrünbung oerboten würben, bie Seoolferung habe
nicht für bie Erhaltung eineö feinblichen ^»errfebero $u
beten, unb nndi feiner ’llbfcljung erneut ber 3enfur jum
Qpfer ßclen, weil cö unangebracht erfchien, bie etwaige
iRücffebr beö Gnttbronten gebetöweife ^u erwirfen!
Analoga auö ber Scrgangenbett ju biefen unb ähnlichen
Singen bringt Jpouben in ben .Kapiteln oon „Seö gotts
feligen Jperrn üOliniflerö oon Soellner Sluntens, gruchts
unb Sorncnßücfen", ferner in bem beute mehr benn je
lefenöwerten Ötapitcl oon ber „gurebt oor bcrlRcoolution"
unb bem bcfchämenben Ülbfcbnitt oom Ölampf ber 3cnfur
gegen bie Öllaffifcr. Über 9lapolconö Serbältniö jur treffe
unb bie 3uflänbe im Serliner ^reffewefen umö Saht 1806
liefert ein meitcrcö Äapitel lefenöwerte Selegc. Sic Schild
berungen oon ber traurigen .Spaltung beö Serliner „Ulcuen
Selegraph", giebteö Sejiebungcn jur 3«nfur alö 3enfor
unb alö „3enfuricrter", von ^urnbolbtö ängßlicber unb
fleinlidier 3cuforcntätigfcit, werfen intereffante Schlags
lichter auf baö Preußen biefer 3abtc. Gin .Kapitel für ftch
ifl ber aud) weiteren ölretfcn befanitt geworbene Kampf
öpeinrtcb oon Kleißö für feine „ÜJbcnbblätter", ein üftingen,
in bem ber Sid/ter legten Gnbcö unterlag unb jugrunbe
3‘ug.
3mSd)luf;fapitel „Sürofratie unb SWilitariömuö" finb
wahre Serien enthalten, bie oon ber Jjcrrfcbaft beö 9?ot=
fliftö 3cugniö geben. Unb wenn ber Serfaffer in einem
alö gortfegung geplanten jweiten Xcil bie „Siebermaicr=
3 enfur" behanbcln will, fo barf man biefem ju erwartenben
gü'brer burch bie Slütejeit ber Senfur mit Spannung ents
gegenfeben. .f).®.
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3<it fdjrtft beß 35 e u t f d)« n S0 e r e t n ß für Q3ud)V»efen unb @<f>rifttum
Mitteilungen au« bern ©eutfchen Jhulturmufeum
er SSunfdi jahlrcidter Mitglicber beß ©cutfdjen
föereinß für SBuchmcfen unb Schrifttum unb oer
allem ber Scfcfaalbefuchcr, gcbrucf tc a3crjctcf) =
niffe ber einjelnen 2lbtcilungen bcö Mufeumß, ber
SBüchcrci unb ber SSlattfammlungen ju haben, fonnte bi«
jeljt nicht berücffid'tigt merben, ba Rapiers, Sag= unb
©ruefpreife fo enorm gefliegen finb, bafj an eine billige
ülbgabe in Sonn oon 10:^fcnnig=.öcftcbcn nicht gebadet
merben Pann. ©er Mufcumßleitung liegt e« fclbfl am
Jjerjcn, möglich fl halb ben berechtigten Münfdfen nach
gcbrucPtcn iBerjeichniffcn ju entfprcchen, ba erfl bann bic
reichhaltigen Sammlungen au«giebig unb nugbringenb
in ©ebrauch Polinnen Pötinen. Jjeute fei ber otclfad; ge»
hegte Munfcb, roetiigjlenß über bie im Sefefaal außltcgem
ben ^cttfdfriftcn ein föerjeiefmiß ju erhalten, baburd? er«
füllt, bafj mir hier in unfrer ^eitfehrift eine Purje Überficht
ber michtigflen bort aufliegenben SMa'tter geben.
Sifle ber im fefefaal beß ©eutfdien
Äulturmufeumß feiger Strafe 12,1
(unentgeltlich geöffnet mochentag« 10 bi« 4, Sonntag«
II biß 2 Uhr) außliegenben ^eitfeöriften:
23uchcinbanb SaA.wr.
Ülnjeigcr, 2lllgemeiner, für 93ucbbinbercicn .... 93
SIrchio für SSuchbinberei.91
SSuchbinber, 32er..97
33ud;>binberz3citung.96
Journal für 23uchbinberci.94
Jeitfchrift für ©eutfd?lanbß 2?udibinbcr.92
^eitfehrift beß McrPmeifler:23unbeß.93
SöudfbrucP
2ln$ctger, Slllgemeiner, für ©ruefereien.117
95uch= unb Äunflbrucf.77
23uch= unb Steinbrucfer, ©eutfeher.78
SSuchbrutferroehr.80
23ud)brucfer=2Bochc, ©ie.72
aSucbbrucfcr^eitung, ©eutfehe.
IBucbbrucfer^eitung, £flerreicbifcb ; uttgarifd;e. . . 73
(5entral=2lnjeigcr, Schmelzer graphifeber.82
gaftorenjeitung, ©flerreichifche ..81
Jahrbücher, ©ppographifche.73
Journal für 2)ud)brurferfunfl.76
jtorrefponbent für ©eutfchlanbß fBuchbrucfcr unb
Sdtriftgic&er.114
Mebbelanbcn.
Mitteilungen, Schmeijer ©raphifdie.71
Mitteilungen, ©ppographifche.79
Stnnurfung: 3citfd)riften, bei benen feine SachMummer an:
gegeben ift, »erben nur auf ©erlangen auggegeben.
Sadj.ßl r.
Mitteilungen be« SSereinß Schmeijer Sithographie=
SSefiger.90
Nachrichten, Neue graphifche.111
SReoue, ©raphifche, Dflerreich=Ungarnö.118
SteinbrucPgerocrbe, ©eutfehe«.74
Stimmen, ©raphifchc.113
Hiebonantoja.
Unpograph, ©er.112
äßelt, ©raphifebe.119
^eitfehrift für ©eutfchlanbß S3uchbrucfer.116
löuchhaubel
23uchbönblergilbe:S3latt.
58uchhanbler=5Barte.129
Such* unb ^eitfchriftenhanbel, ©er.132
Mufifbanbel unb MufiPpflege.
95ucf?s unb fSibliothefßmcfen
2lrd)io für SBuchgemerbc.39
IBibliotbeEar, ©er.63
2?oeP, J£>et.63
©ruefe ber MahbermanbtemMitteilungen ....
üibfPrift, NorbifP, für boPs och bibliotePßoä'fen . . 64
löierteljahröfchrift für angemanbte 23ücherPunbc. .
^citfcf>rift für SBüdferfreunbe.60
3eitfd>rift beß ©eutfchen 93crcinß für 23utf)mefen
unb Schrifttum.61
^entralblatt für 23ibliothePßroefen.62
■Hulturgefchidjte
9frcf?ir> für .Rulturgefchichte.30
SIrchio für Maffem unb UniformEunbe.
Monatßhefte, Sübbcutfche.32
spolptechniPum, ©aß.
SRecht, ©aß.69
9teoue, ©eutfdfe.29
SRunbfchau, ©eutfehe.31
Mehr, ©ic.67
3eitfd?rift für bi(lorifd)e MaffenPunbe.68
£uPunft, ©ie.66
St u n fl
SIPtion.17
2lntiquitaten=9tunbfchau. II
ÜBaujeitung, ©eutfehe. 1
SMatter, ©eutfehe, für Reichem unb Äunfluntcrricbt
23urgmart, ©er. 8
Cicerone, ©er. 6
MerFbunNMittcilungen, ©eutfehe.
$jrli6rißs2nbffrift, SoenfP.
(frlibriß, 23uchPunfl unb angemanbte ©rapbiP • •
134
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PRINCETON UNIVERSITY
3eitfd>rift beö Seutfdien Vereines für 95 u d) w e fe n unb (Schrifttum
garbe unb gönn.
©artenFunft, Sie. 7
3nncnbeEoration. 13
Äirche, Sie.
.Rünfie, Sie bilbenben.47
fünfte, Sie graphien.
Äünftler, Ser beutfdje. 2
Äunft, Sie.14
.Runft, Seutfche, unb Seforation. 3
.Runff, Seutfchlanbö.49
Äunft unb JjanbrocrE. 4
Jiunft unb .Rünfller.42
Äunft unb .Runflh<Mibn>erE.43
ßunft, Snje.48
.RunftchroniE, Äunflmarft.41
■Runftfreunb, Ser.
.Runflhanbel, Ser.
Äunfihauö, T) fl g.
Plitteilungen, üechnifche, für PJalerei
Pfonatöbefte, Seutfche. 18
Pfonatöbefte für .Runftirnffenfcbaft.
Pfonatöfcbrift, 3nternationale, für Äunff, SfBiffen*
fc^aft unb XecbniE.20
PeuigFeiten beö beutfcben Äunfthanbctö.
Pionier, Ser. 9
PlafiiE, Sie.
Sammler, Ser.
Scftaffenben, Sie.
Schönheit, Sie.19
©täbtebau, Ser.
Stidferei= unb Spibenrunbfcbau.15
Sturm, Ser.44
herein geprüfter Zeichenlehrer an beeren Schulen
Seutfchlanbö.
SlBerf, Sa«. 16
QBerEflatt, Sie, ber Äunff. 10
SBielanb.4?
SBille, Seutfcfjer. 5
2etcfjen=SUrcf)iD.
Zeitfcfmft für $ftbetiE unb allgemeine ,Runfiroiffen=
fcbaft.
Zeitfchrift für bitbenbe Äunft.46
Zeitfchrift für cbrijtliche Äunft.12
^eitfcfmft, öftafiatifcbe.
Zeitfcbrift für gewerblichen Unterricht.120
Siteratur
Scho, Saö literarifche.22
Eigentum, ©etftigeö.133
©egenroart, Sie.136
Literatur jeitung, Seutfche.23
Pfitteilungen, äßiener, auö bem ©ebiete ber Siteras
tur, .Runft.149
Schriftfiellcrs^citung, 2Bciinorer.
Üöachtcr, Ser.
Zentralblatt, Siterarifcheö.24
3»»iebelftfch, Ser.21
Ptufeumöroefen
PfufeumöEunbe.
Berichte auö bem Rnopfmufeum .
Rapier
Äartonnagens unb Papierwarenjeitung.88
PapierfabriEant, Ser.89
Papierbanbier, Ser.86
Papiermarft, Ser.83
PapiermarEt, Seutfcher.
9>apier=3eitung.87
Rappen* unb J^otjftoffs^eitung.
äBochenfchrift für ben Rapiers unb Schteibmaretts
hanbel.84
^eitfchrift für Papier= unb Schreibmarenhanbler . 83
Photographie
Sitetier beö Photographen.103
33ilb, Saö..
ShroniE, Photographie.101
Snbufirie, Sie photographifche.109
Äorrefponbenj, Photographifche.102
Pfitteilungen, üßiener, photographifchen 3nt;altö . 140
Photograph, Ser.HO
Photograph, Ser b'fterreicbifcb'ungarifcbe .... 144
Photographenjeitung, Seutfche.103
Photographie für alle.106
Prunbfchau, Photographifche, unb Plitteilungen. . 107
äBelt, Photographifche.108
SBochenblatt, Photographiee.141
Jeitfchrift für SReprobuEtionötccbniE.104
PlaEat unb SfeElame
Pfitteilungen beö ißereinö beutfcher SReElamefachleute 99
Pfuftermeffe, Sic Seipjigcr > . 100
PlaEat, Saö.
SBeltmarft, Ser.98
Preffe
gachpreffe, Sie. 121
Zeitungöbeainte, Ser Seutfche.124
3 citungösi8erlag. 125
Zeitfcbrift beö S3erbanbeö ber gachpreffe Seutfch*
lanbö.128
Unterhalt ungöjeitfchriften
Sajar, Ser.56
33la'tter, glicgenbe. 37
SMa'tter, Supige.38
135
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3 e i t f <f> r i f t lei 35cutfd>en SÖcreinö für Q5ucf>n>efen unb <Scf»rifttum
Sod)=9!r.
93la'tter, SSReggenborfer.39
Daheim.36
Dame, Die.50
Deutf erlaub.14?
geierffunben.
grauenfleibung, Oleue, unb grauenfultur .... 58
©artenlaube, Die.35
Jjocblanb.148
Sugcnb.28
3ugenb, Deutfchc.
3ugenbblatter.
Älabberabatfcb.40
SSJlonatßbefte, 23etf)agcn unb .Klafingß.27
5Wonat6beftc, SBeffermannß.26
fWotor.172
SRomanjeitung, Deutfctje.
©intplijiffimuß.55
©onntagßjcitung fure Deutle Jjauß.152
Dünner, Der. 25
Über Sanb unb SDieer.57
Unioerfum, fReflamß.33
iffielt, 2llte unb neue.153
ÜBelt, Elegante.157
SBocfje, Die.34
Reifung, berliner Slluflrierte.52
Rettung, SHuffrirte.51
Rettung, 9leue Seipjiger 3llufirierte.
Leitung, Dflerreichß SKuffricrte.54
Rettung, ©djroeijer SHuffrierte.53
^ufunft, Die.66
3ur ©Uten ©tunbe.156
©tenographie
2lrbeiters©tenograpb.122
iSlatter, QJunte.123
23ennef)rung t>er ©ammfungen
14. ©dfenfung »on Drucffachen ber Leitung
ber 10. Slrmee
Die Seitung ber Leitung ber 10. 2lrmee, bie unß l'cfjon
bißher immer reiflich mit Drucfmaterial, baß bei il;r ent=
fionben ifi, oerforgt bat, überfanbte in ben (egten 'IBodfen
in einer SReige non 'Pafcten bie cerfcgiebenffen Druef=
erjeugniffc, bie unfre Äriegöfammlung roertooll bereichern,
aber auch jeigen, roic jielbcrouft ber betrieb ber Leitung
unb ber Druefcrei geleitet mürbe; ein griebenßbetrieb in
ber Jpeimat batte nicht beffer arbeiten fönnen.
23on bem unß 5 ugegangencn Material ift an erjter
©teile eine für bie ^meefe unferß ÜKufeumß befontcrß
mertoolfe ©amittelmappe mit SSilbern ju nennen, bie,
einer iöilberbeilage ber -Jeitung &cr 10> 2lnnee, bem
Satß.Wr.
SSlatter, &fferreid;ifche, für gaulmannfche ©teno=
graphie.126
95lig, Der.127
Slbbote, ©tenographifcher.130
Jrauenjeitung, ©tenographifche.131
©efchaftßffenograph. Der.134
Sugenb, ©tenographifchc.135
3ugenbbla'tter, ©tenographifchc .138
3ugenbmart.139
Konforbia.142
Äorrefponbenjblatt beß ©tenographifchen Sanbeß=
amtß Dreßben.143
üWonatßblatter beß ©tenographcn=S8ercinß ©abelß*
berger in 2lugßburg.146
SWonatßfchau, ©tenographifche.147
2Wonatßfd;rift, ©tenographifd^e, auß Janbßhut . . 150
Olachrichten, ©tenographifche, auß bem 2lltenburger
Sanbe.151
fftationaljfenograpb, Der.154
'Pionier, Der.155
'Praftifer, Der.158
'Prajiß, Die.159
'Prajiß, ©tenographifchc.162
©cbülcrfreunb.163
©tenograph. Der Slrenbfche.166
©tenograph, Der bcutfdje.167
©tenographenjeitung, 2ll(gemetnc beutfdjc. . . . 171
©tenographenjeitung, Deutfche.170
©tenotachhgraphenjeitung, 2lUgemeineöfferreichifd;e 173
©tenotachpgraphenjeitung, Deutfche.174
Dacht;, Der.176
Dachpgraph, Der.177
Sfperanto
Sfpcrantofpiegcl.180
fceö 25eutfd)en Äulturmufeumtf
„©cheinmcrfer" entnommen, fauber außgefchnitten unb
auf braunen .Karton angebangt finb, fo baf; ein mü'helofer
Überblic? über bie graphifd^e unb fonflige fünfllerifche SBcs
tatigung beß ÄünfHerfreifeß um „Die Zehnte" ermöglicht
wirb. Die burefnoeg cimoanbfreicn SReprobuftionen geben
©fijjen unb Silber, ©teinjeichnungcn unb ganj reijenbe
©chcrenfcbnitte roieber.
Srroähnt fei auß ber gebotenen gülle beß bübfeben
©ammelmerfeß eine meiheoolleiPfeffe in ber 23onifratrcßs
firchc, ferner ein ©tinnnungßbilb auß Srcßlau „SBilna
gefallen" oott JpenbrioF, baß bie frohberoegte fWenge oor
bem Sathauß jeigt. 2ln farbigen SRcprobuftionen ftnb
bemerfenßmert ein ÜBafferfarbenbilb oon ©erb 'Paul, baß
bie „Slnnenfirche mit bem ©iebel ber SJemborbinerfirche"
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3 e i t f <h r t f t b e s 3) e u t f $ e n 93 e r e i tt ß für 95 u eh w e f e n unb (Schrifttum
in ffiilna jeigt, eine farbige Sfijje oon Steigüber „ffiilna
oom©eBiefehbergeauS"(ffiinterlanbfchaft)unbHeiImannS
2lquarell „Kirchgang in Schirwinti". ®on SchmoU
o. Sifenmertb finben wir einen St. Plichaeljin moberner
2luffaffung im Stile feines ÄriegSanleiheplaPateS, oon
bem fpäter bie SRebe fein wirb. Vertreter ber „fchwarjen
Jtunff" finb nicht otrgeffen. grig DiofeS Scherenfchnitte
finb überaus gut gelungen, fo bie arbeitenben „©äffhe*
rinnen", eine Sjene iin Kor unb bie „Schwierige
©erhanblung", wo bie ©efchreibung eines ©egeS ju
Bifferenjen führt, bie aufs lebhaftere juni SHuSbrucP
Pommen.
©ne jweite Plappe enthalt Photographien oem ©e=
bä'ube ber Leitung, SlicFe auf ffiilna u. a. m.
Brei SammclPartonS brachten eine gülle oon Brucf*
fachen, bie im ©etriebe berBrucferei ber Leitung bergeffellt
mürben. Bie Plenge ber übermittelten gormulare, bie für
bie oerffbiebenffen militärifchen unb jtoilen 3wecBe im
befegten ©ebiet beftimmt waren, betreffen Sajarett* unb
guhrwefen, ©erpflegungSParten, Sofinliffen unb Urlaubs*
fcheine, ©erichts* unb Plelbewefen, ©erjeichniffe aller
Slrt - um nur einige ©ruppen gerouSjugreifen, unb geben,
fachlich georbnet, einen intereffantenEinblicP in benSRiefen*
betrieb einer mobernen 21rmee, oon bem man fich am beffen
einen anfchaulichen ©egriff machen Bann, wenn bie Plög*
lichteit oorliegt, an Jjanb beS gebrucften „Apparates" in
Crganifation unb ©erwaltung einjubringen. ©erabe auf
bem ©ebiete bet ©erwaltungSbrucffachen finb bie ©e*
mühungen ber Sammlungen leiber nur ju oft oergebenS
gctoefen unb eS ifi ihren ©effrebungen,eben biefeS,manchem
junächff wertlos erfcheinenbe Ptaterial ju erhalten, häufig
mit©erffänbniSlofig?eit begegnet worben. Um fo mehr muff
unfer Ptufeum ber Leitung ber „Leitung ber 10. Slrmce"
banPbar fein, baff auch biefeS Platerial nunmehr im fichercn
Hafen gelanbet iff, wo es burch Sichtung unb Crbnung
ju einem brauchbaren StubienobjeFt werben foll.
2lber nicht nur mit ben für ben QlrbeitSbetrieb einer
groffen ©erwaltung notwenbigen „©efcbä'ftobrucffachen"
hat fich bie BrucPerei begnügt. Sie wollte jeigen, baff fie
auch bem fünfflerifch ausgeführten 2lBjibenjbrucB unb ben
übrigen ©ebieten beS BrucBwefenS gewachfen fei unb
fo entffanben Etnlabungß*, Speife* unb ©einFarten,
piaPate, Biplome unb EgrenurBunben, ferner glug*
unb Plerfblätter, SQ3erbe= unb Slufflä'rungSfchriften,
baju bie gölte ber oon .Rünfflern gejeichnetcn 2tnfichtS=
Parten mit Stabte* unb Sanbfchaftsbilbern, mit Sjenen
aus bem Sehen ber Kruppen unb ber ©ewobner beS be=
fegten SanbeS.
greb jjienbrioP unb 21. Paul ©eher, Schmoll o. Eifen*
werth unb ©erb Paul - um einige Blamen ju nennen -
haben gewetteifert, ihrer „Ahnten" greunbe ju gewinnen.
’Ißaö wä're nicht alles ju fchilbern, wollte man im ein*
jelnen oerweilen — ht« «ine ©illBommentafel, oon jwei
Solbaten getragen, im Jjintergtunb herbfllicher 2Balb an
einer JpügelPette, als eine harmonifch wirPenbe EinlabungS*
Parte, bort eine Putte auf einer ©einflafche reitenb, beren
fpringenber ÄorPen nach einer grämlichen Spinne fegiefft,
als tteffenben Schmucf einer ©einfarte, eine BrucPer*
preffe aus ©utenbergS Seit, ber bie SpeifeParte für
eine „Kagung ber beutfehen gelbpreffe" entgleitet, lauter
Binge, bie SReprobuBtionoerbienten, weit fieÄriegSgraphiP
im beffen Sinne bebeuten.
©ei ben Btplomen fpielen als Umrahmung Eichenlaub
unb Eicheln, natürlich aufgefaßt, ober ffilifiert ju Ptuffern
oerbunben, bie oornehmffe SRolle. Cb es fich uni bie oor*
läufigen ©efigjeugniffe für bie mit bem Eifernen .ftreuj
SluSgejeichneten banbeit ober um ©ebenFblätter für Keil*
nehmet an Sportfcffen ober für gute Schicffleiftungen —
überall erfcheint baS Eichenblatt: Heeresgruppe Eichhorn!
Blur bei einem humorooll aufgefafften EntlaufungSfchein
hat greb Jjenbriof auf biefeS Emblem oerjichtet.
Erwähnenswert iff ein Pletner ©elegenheitSbrucP: „Ur*
teile über ein ÄriegSanleiheplaPat", Stetnjeichnung oon
Profeffor Schmoll o.Eifenwerth, Stuttgart. BaSPlaPat,
einen griebenSgeniuS in moberner 2luffaffung barffellenb,
hatte bei ber groffen Piaffe ber Solbaten ©efreinben er*
regt unb war abgelehnt worben. Bie Schriftleitung ber
„Ahnten" entfefffoff fich ju einer Umfrage. Äünffler unb
.Runffoerffänbigc antworteten,foPeter©ef)ren6,Dr. Sachs
(©erein ber piaPatfreunbe), E. SR. ©eiff, Emil CrliB unb
mancher anbre, unb alle waren einerPleinung, nämlich,
baff man fich nicht ju wunbern brauche benn man habe
eS mit einem fünfflerifch burchauS bebeutungSoollen ©erP
ju tun. Cb cS gerabe als piaPat geeignet fei, barübet
Bonne man allerbingS ffreiten. 2lucb biefe Epifobe jeigt
ben regen ©ciff, ber in ber „Ahnten" unb um fie herum
geherrscht haben muff.
Plit Bleclit Bann baher ihr Herausgeber oom „geiffigen
2lmt" feiner Reifung fprechen, wenn er ben ihm gewor*
benen Auftrag, burch feine Rettung „ben Solbaten bei
guter Saune ju erhalten", in bem Sinne auffaffte, baff er
wohl alle „Quellen ber Unterhaltung fpringen", fie aber
hoch nur bem ^weefe bienen laffen wollte, auf ©efinnung,
©ilbutig unb ©efehmaef ber Scfer einjuwirFen.
* *
*
Ber ©unfeh unferS PlufeumS, baff baS ©eifpiel ber
„3eitung ber 10. Slrmee" Blachahmung finben mäge, iff
bereits mehrfach junt 2luSbrucf gebracht worben, ©ir
wicberholen bie ©itte, baff alle Stellen, bie für Samm*
lungßjwecfe geeignetes BrucPmaterial auS ben befegten
©ebieten gerettet haben, biefeS unferni Plufeum juweifen
mochten, welches für jebeÖabc banPbar fein wirb unb
baS geffiftetePlaterial flir 2lnfchauungS* unbgorfchungS*
jweefe nugbar ju machen beffrebt iff.
18
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be« 3)«utfd>en SöeretnS für Q3 u dp w e f e n unb @d>rifttum
Mitteilungen be$ S)entf$en Vereins für 2Mu(>n>efen unb 0$rifttum
föorftanbsftgung @ennftb«nb, ben 28.3)ejember 1918, nachmittags 5 Itgr
nwefenb waren bie Herren: ©ebeimrat Dr. 33olf=
mann,@ebeinuat2lrnbt2f?eper,2Birflicber@eheüner
%itoon55urg6borff,(5;c}elIenä©ebeimer3RegierungS=
rat Dr. klien, Jjofrat Dr. Slcfermann, 9)?ufeumSbireftor
sprofeffor Dr. Schramm.
©er erfle 93orfigenbe, ©ebeimer ipofrat Dr. fBolfmann,
teilt mit, baß ©eine königliche Roheit ^)rtnj 3obann
©eorg, ber gebeten worben fei, an ber Spige beS 33er=
waltungSrateS beS ©eutfehen iBereinS für Sucgwefen unb
Schrifttum ju bleiben, mitgeteilt fyaht, baß er biefem
ffiunfcb gern entfprecbe unb nach rote oor lebhafteren
Slnteil an ber SBeiterentwicflung beS 2l?ufeumS nehme.
gerner gibt ber fBorfigenbe befannt, baß 16 2)?its
glieber, barunter folcbe oon befonberer 25ebeutung für
ben ©eutfcljen herein fu't 23ucbwefen unb Schrifttum, im
oerfloffenem Sagr leiber burcb ©ob abgegangen finb unb
roibmet ihnen einen ebrenben Nachruf.
SllSauSgefcgieben werben 40 SWitglieber mitgeteilt,
bie jum größten ©eil fich burcb bie Umflurjungen ber
legten $eit jum Austritt oeranlaßt fahen. ©erfBorfigenbe
hat bereits einen Slufruf an bie SOTitglieber entworfen,
ber in ber ^eitfcgrift beS fBereinS abgebrucft werben foll
unb bie SOJitglieber aufforbert, ben ÜJfut nicht finfen ju
laffen unb unfrer als gut anerfannten Sache treu ju
bleiben, ©er iBorfigenbe fann auch erfreulicherweife mit*
teilen, baß Jperr gabrifbefiger Jpermann 33oß 3000 2)?.
unb Jjerr kontmetjtenrat karl grtgfcge 2000 ütt. jur 93e=
bebung ber gegenwärtigen Scgwierigfeiten gcfliftet haben,
bie es ermöglichten, einen Sluffeger, ber aus bem gelbe
jurücfgefegrt ift, fofort wieber einjufletlen.
2luf fBorfcglag oon ^rofeffor Schramm foll ber ülufruf
beS Sorfigenben mit ben Unterfcbriften beS ©efamtoor=
(taubes an alle ättitglieber bemnäcgfl befonberS oerfanbt
werben.
3u spunft 1 ber ©ageSorbnung übergegenb, legt ber
iBorfigenbe bie ginanjlage beS IBereinS flat unb betont,
baß alles getan werben tnüffe, bie Einnahmen bes
beutenb ju erhöben, ba bie Qlusgaben infolge SteigenS
beS ^ortoS, ber ©efcgäftSunfoflen, ber koßen ber ©rucfs
fachen, Steigerung ber Söhne ufw. oon ©ag $u ©ag größer
würben. <5S entfpinnt fich eine längere ©ebatte über bie
oerfebiebenen 2J?öglicbfeiten, weitere 2J?ittel ju befchaffen.
©iefe werben barin gefehen, junächft ju oerfuchen, eine
größere Slnjagl pefuniär gutftebenber Scanner unb grauen
als lebenslängliche 9J?itglieber mit einem einmalis
gen SSeitrag oon 500 2)?. ju gewinnen unb baju bie 93?it=
hilft [amtlicher 2)?itglieber beS IBerwaltungSrateS unb beS
iöereinS überhaupt ju erbitten.
©rogbem im (5tat 2J?ittel für einen ©ireftorials
affiflenten nicht oorbanben finb, würbe einflimmig
befchloffcn, Jjerrn Dr. 23ocfwig, ber fchott früh« am
S3ucbgewerbemufeum tätig unb währeitb beS kriegeS in
SSrüffel bei ber ^reffejentrale befchäftigt war, jum ©irefs
torialaffiflenten mit einem ©ebalt oon 3600 bis 7200 9)1.
unb ber in Sachfen gewährten kriegSjulage ju ernennen
unb bie Mittel, falls fie nicht burcb Stiftungen aufs
gebracht werben, junächfl für ein 3agr aus bem Stamms
oerntögen ju entnehmen, ©ie Stelle beS ©ireftorials
affißenten burfte nicht länger unbefegt bleiben, ba ber
Umfang ber Ülrbeiten bringenb eine tüchtige wiffenfehafts
liehe kraft als 2J?itarbeiter für ben ©ireftor unb als beffen
Stelloertreter febon feit Sagten erforberte.
ÜÄufeumSbircftor sprofeffor Dr. Schramm bittet ferner,
bie So'hne ber 2luffeher mit ben Söhnen berfelben 25es
amten im Staatsbetriebe gleicbsußellen, ba bie jegige
fBejaglung bei ben teueren feiten ein gortfommen unmögs
lieh mache. (Jinftimmig wirb baraufhin befchloffen, bie
Sluffeger beS ©eutfehen kulturmufeumS oom 1.3anuar
ab ben ©tenern an ben ffaatlicgen Sammlungen in ©es
halt unb SBejügen gleichäußellen.
?)unft 3 fBerfcgiebeneS brachte eine SluSfpracge über ju
oeranßaltenbe iBorttäge. (5s würbe befchloffen, folcbe,
fobalb als bie Umflänbe ee erlauben, ju oeranflalten;
überhaupt foll baS SSereinSleben tunlicgfi auSgepaltet
werben, ©er SBorfigenbe wirb jufammen mit bem Schrifts
führet alles weitere in bie 2Bege leiten.
©er erße Sagrgang ber SereinSjeitfchrift, bie auch 6m
üKitgliebern beS ©eutfehen ®ucbgcroerbes23ereinS geliefert
wirb, liegt oollftänbig oor, bagegen war es noch nicht
möglich/ bie nur ben SWitgliebern beS ©eutfehen Vereins
für SSuchwefen unb Schrifttum mit 30 9W. unb mehr
Sabresbeitrag ju liefernben Sonberhefte $u oerfenben.
S^wierigfeiten im ©ruefgewerbe gaben bie gertigflellung
oerjögert. 3n Arbeit bepnben fich ^»efte über keilfehrift,
über bie ©rueferfamilie ber StienneS, über ben SBuchbrucf
im ©Smanifchen Speiche unb über bas beutfehe kriegSnots
gelb, ©iefe SIrbeiten fommen nicht in ben iBuchhanbel.
©amit war bie ©ageSorbnung erfcfwpft.
9iach wort: (frfreulkherweife fönnen wir berichten, baß
außer benStiftungenoonJ?errngabrifbefigerißoßunb^>errn
kommerjienratkarlgrigfcheinjwifchenweitereaußcrorbents
liehe Juwenbungen an baS 9)?ufeum erfolgten, unb jwar
ftiftete Jpcrr gabrifbefiger ©ufoursgeronce 2500 21?., .Sperr
Dr.2Balter@iefecfe, Seipjtg, 5000 21?., fo baß baS Stamms
oermögen nicht angegriffen werben muß. Sluch biefen beiben
hochhetjigen görberern in fegwerer ^cit herjlichPen ©anf!
138
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:eton university
3«ttfd)rtft beö ®eutf^cn Vereine f u r Q3ud)wefen unb «Schrifttum
35ü(^er- unb Settfc^riftcnfc^au
Slarbog fot ©ogöeitncr. Ubgiuetaf ©»cnbDapl. 2lnben2Iar=
gong. q>iöS © ogpanbel. ©oul © tonnet, -Sabcnpaon, 1918.
(8), 278 (280) (Seiten. 4". 2(ud) bas ©ud)gcroerbc in Dänemarf hat
burd) bic Eiitflüffe bet -RriegSjapre manche Hemmungen feinet Ent;
rcidlung etfahten müffen, bie not adern in ben ©todungen bet 2lu«;
lanbSeinfupren begtiinbet tnaten. Darüber finbet man in betn an;
gejeigten fepönen ©anbe, bet eine im ©orjapre gludlid) begonnene
Olcipe erfolgreich fortfebt, manchen bemerftnSroertcn Hwmci«. 2lbcr
man fieht bem jweiten Steil be« banifd)en 3<>htbu<pe$ füt ©ucp=
fteunbe biefe Oiotlage nicht an, feine 2(u«flattung unb fein Umfang
beseligen eher ba« ©egenteil. 9Jid)t etma, bah ein Ubettrcibenber
Sluftoanb bie „©iblioppilie" fennjeichnen foflte. Die@efd)mntffid)er--
heit, bic nid)t ju nicl nttb su menig )U geben »erfleht, geh'ott feit langem
SU ben beften Sennseid)en gutet bänifdjet Bucpfunft, eine ©efdjmad«;
iteperpeit, bic in bet bucpgemetblidjen SErabitien fefl »eranfett ifl. @o
bürgen benn bereit« bie ©amen fiit ba« gelungene ©tüd 2Itbeit, ba«
fienerttetentooüen: bie gotcnebe'Papirfabtiffer ffitba« ftäftige ® iitten=
papier, H-£-‘Spiele« ©udjbrudetei für bieDtudauSfüprung, für ben
Bilbetfdjmud bet Jpo(jfd)nfiber Jp. 0t. ©lüücr, bie ©lalerin Ebba
Holm, bet 'BfaietSt.Äongflab unb 3-S-H tI, briffenS Oieprobuftion«:
ateiier, für ben gefödigen, nach einem Entwürfe Sh- ©inbefibufl«
au«gefühtten SBuntpapiet^appbanb 2Infer Äpffet« 2Detf|latt.
Dem Gbemnaj? bet äujjeren Erfdjeinung be« Jahtbucfje« entfprid>t
fein 3nfjalt, bet unter ©»enb Dahl« funbiget Leitung in einet 21m
Sahl »on 2luffäpen bie SBibliophiliechtonir 1918 füt Dänemarf
Sufammenffedt unb roeitetfjm bie im etflen (mir (eibet noch nicht
Sur Hanb gefommenen) Sanbe begonnenen (Beiträge sur bänifchen
Bibliopfjiliegefdjicbte fortfitbrt. Der etftgenannteit ©tuppe tton 21b*
banblungen geböten an eine 2B(lrbigung be« unoergefjlidjen epeter
OJanfen a(« ©litatbeiter unb Seifet be« @{)lbenbalfd>en ©erlag« »on
»Paul Serin, eine ttberficht bet ©lidjetoetflcigetungen be« Iahte« 1917
unb ihrer h«uptföd)lid;en greife »on Jnetmann Stjnge, ein mit ad;
gemeinen budjgcmctblid)en Unterfudjungen »etbunbener (Bericht über
bie bebeutenbflen lepten Seiflungen be« bänifchen (Buchhanbi»et(«
»on Ätiflian Äongflab, ber, fetbfl einet bet nambafteflcn ©ertretet
bänifdjet ©udjfunjt, mit nicht vot ben Drutfoermerfcn haltmad^em
bem @ad)»etflänbni« neben ben äjlhetifd)en ÜBirfungen and) ihre
ted>nifchen ©runblagcn eingehenbet prüft, eine fursc ©efchichte be«
Öffentlichen SibliotbefSroefenS Danemarf« in ben 3af)ten 1917 unb
1918 »om Herausgeber. ©on bteibenbem rJBert für bic bäntfdjc
(8ibliophiIiegefd)id)te ifl ber 21uffafs iibet bie Seltenheitswerte ber
älteren gebrudten bänifchen Siteratur »on Sautifc ©ielfrn, finb 2lnfet
Stifter« aitd) praftifd):ted)nifd) fein auffcbluhreidjen ©etrad)tungen
über ben bänifd)cn ©uebeinbanb ber Jpolber^jcit, Sari DumreidjerS
%id)ridjten übet bie ©üd)erfamtnlungcn jütlänbifcher Jpcrrenh'öfe
unb biejenigen ©iftor (p. EbriftenfenS über alte ©ildjereiseidjen,
bauptfädjlid) über ErIibriS;©(ättcr. Slufierbem enthalt ba« 3°(>r*
buch noch eine vortreffliche Einführung in ba« ©udjbonbroerf unb
bie (Budjfunfl (perficnS, al« beren ©etfaffer 2Irtfjur t^Spriflenfen seich-
net, foroic »otn Herausgeber eine OJotis über bie amüfante biblio-
graphifdje ©Ipflififation ber Sentc gortfa«. paljlrridje 21bbilbungcn,
gut gemälzt unb gut ruiebergegeben, erläutern ben Jejrt.
©id)t nur in Dänemarf mirb ba« fdjönc Unternehmen be« Herrn
Sucnb Dahl allen, bic für ba« ©udjroefen (Teilnahme haben, mid;
fotninett unb in feiner admäfjlid)en ®er»odflänbigung auch als
brauchbare« ©ad)fd)Iagcroerf nüplicb fein, befonbet« bann, t»enn e«
fpater burd) ein ausführlichere« 3 n h a 9«»etseidjuiS ergänst »»erben
fodte. Der adfeitige dlnflang, ben e« in feinem UrfptungSlanbc ge;
funben hat — bie 2luflage »on 685 gejählten ülbsügen ifl rafd) »er;
griffen motbett — jeigt, bah ber Herr Herausgeber mit feinem 3«h r:
bud) nidjt ein SBcbürfni« fiinfllich fdjaffen loodte — i»a6 (eiber ge*
rabe jept in Deutfdjlanb ba« SBeflreben fo »icler leerer Siebhaberau«;
gaben su fein fcheint—, fonbern ein »ielfach »orfjanbcneS (BebürfniS
in ber richtigen form su beliebigen »erflanben hat. G. A. E. B.
©jlibriä, tegnebe af Dlj- ® iinbcSboll. Ubgisne af 21 n f e r Ä p fl er.
Holffebro, OlielS <p. Dhomfen« (Bogtrpfferi, 1917. (1 (81.
69 ©eiten. 2 (81.8°.) Dp- ©inbeSbod mar ein Älaffifer bet ODlono;
grantmDrnamentif. Da« ©efipscidjen ber ©udjflabtrtvcrfdjlin*
gungen, bene» er mit »etblüffenber ©elbflserflänblichfeit immer neue
Jiermirfungcn absugeminnen ruufire, braudjtc er gern bei feinen Snt;
nüirfen für funflgeroetblidje 21rbeiten unb Überad roar eS an feinem
spiahc, t»o er e« hinfepte. ©nbringlid) prägt fiep ein (BinbcSbnd:
fOionogramm aud) bem ffüdjtigcn ©etradjter ein unb erfüdt bamit
feinen Olufssrced, ©efiherjeidjen su fein, auf« befle. 21ud) für £x;
IibriS; unb @upralibro«;@tempeI pat bet OTeifler eine 2lnsapl »on
(Borlagen gefepaffen, bie in einem fdjon auSgeflatteten, in 240 21b;
Siigen auSgegebenen 2Berfe sufammengefledt su haben ba« (Betbienfl
feine« langjährigen SOiitarbeiter« 2Infer -ftpfler, be« befannten bäni;
fdjen ©ucpfünftler«, ifl, ber fiep al« foldjer in ber 21norbnung unb
21uSfüprung berfleinen 6xlibri«;Wonograppie »on neuem betoäprte.
Hier mup e« genügen, mit einem fttrsen H'nmeife bie (Butpfreunbe
auf bie fdjöne SBeröffcntlidjung aufmertfam su rnaepen. Deep
fod bie ©elegenpeit niept »ctfäumt roerben, bnbei anSbrüdlicp bie
©inbcSbodfdjen ©upraIibro«;@tempeI pereorsupeben, bie beifpiel;
gebeitb für ipre ©onberart finb. Da« ©ebürfni«, ba« ©efipseiepen
auf bem ©uepeinbanbe fetbfl ansubringen, fei e« bei Halbbanben in
©erbinbung mit ber 9iüdcn»ersiemng, fei e« bei ©ansbänben im
^ufammenpang mit bem Dedenftpmud, mirb fiep aud) bei un« mit
ber neubelebten ßinbanbliebpaberei flcigetn. (für einen Äunflcinbanb
aber ifl bie Serroenbung be« fd)meren SEappenflempel« »ielfacp eine
Einfcpränfung ber freien Sinbanbseidjnung, mäprenb ein fleine« unb
leichte« ODionogramm mit feinen geringen Slnfptiidjen an einen be;
fcpcibenen (piap fid) beffer überall einfügt. ©orauSgefept, bah e« fein
©ionogramm au« ber ©djablonenfabrif, fonbern ein .fUeinfunflroctf
ifl, roie e« bie alten beutfepen ©leifler mit liebevoller Sorgfalt su er*
finnen liebten unb wie e«, barin ipt ©adjfolger, ©inbeSbod mit un-
erftpöpflicper ErftnbungSgabe fepuf. G. A. E. B.
<55cift unb Sehen im alten unb neuen ^ranffuti. Sfijjcn
ffrariffurrcr H 0C pWl u ^ f P rer «1* SBcipnacptSgabe für ipre ©tubieren;
ben im Selbe. 1918. 3nt ©erlog »onEnglcrt & Schlöffet in
Jranffurt a. ©I. 8». 168 ©eiten. DnS ©ormort biefer SBeip;
nacptSgabe, »om Oleftor ber Uni»erfität (profeffor Dr. H- 5Eipe flam;
menb, batiert »om 23. Dftober 1918, olfo auS einer peit, ba bereits
baS ÜBaffenfliÜfrmtbSangcbot gemacht morben mar; ber Drud pat
fid) fo »ersögert, bah insmifdjen bie Stubierenben ber ftrantfurter
Uni»crfirät surüdfepren ober beteitS sutUdgefeprt finb. Dropbem ober
»iedcid)t gerabc megen biefer Umflänbc ifl biefe ©abe ber Sranffurter
Hod)fdjulIeprer nidjt nur befonbetS bcadjtenSmert, fonbern aud) be*
fonberS mertsod. Die im .Stiege entflanbcne Sranlftttter Hodjfcbulc
mirb burd) fte aden benen, bie fie fünftig befuepen merben, erfl red)t
hefudjenSmett erfdjeinen. Der ©eifl im alten unb neuen fftanffurt,
ber auS bem ©ud)e fpridft, mirb baS ©einige boju tun. (profeffor
(panscr fd)Iägt glricp bie richtigen (töne mit feiner Einführung nn,
unb bie ipm folgen, »erflepcn im einjelnen SranffurtS ©eifl einfl
ttnb jept trefflid) »orsufüpren. Die beigegebenen 21bbilbungen finb
eine rcdjt bantenSmette Jugabe. Die JufammeitfleÜung ber „SiebeS;
gaben beutfd)er Hocbldjulen für ipre im Selbe flepenben ©tubieren;
ben" in ben „©iitteilungen be« ©etbanbe« beutfepet ÄriegSfamm;
langen" 1919, ©eite 12 ff. etfäprt mit biefer granffurter 2Beip;
nad)t«gabe für 1918 eine mefentlicpe ©ereidjerung. 2lm.
139 18*
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£ e 1 1 f $ r i f t bcs £> c u t f $ e n Vereins für Q3 u d>«> e f « n unD ©djrifttum
G. n. Servern, Sieget, ©ibliothef für Äunft; unb Antiquitäten;
fammler, ©b. 11 (©erlag G. ©djmibt & Go.). ©er(in 1918.
189 ©eiten. 8 ° mit 152 Al'bilbungen. Preil gebunbrn TO. 8 .—.
3 u ber bem ©ammler vertrauten ©eric bei ©cfjmibticfjcn ©erlag!
ifl roähtenb bei Kriege! all 11. ©anb eine Einführung in bie Siegel;
funbe non G. v. Serd)etn erfdjienen, bie nid)t nur bem Anfänger,
bet fiel) mit bem äßefen bet ©ieget nettraut machen will, ein »ifl;
fommenc! SBetfjtug fein, fonbern auch bem fforfdjer auf biefem
Gebiete manchen guten 2ßinf geben roirb; benn langjährige! ©er;
feilten in eine eigene, mit Siebe gepflegte ©ammtung fjnt t)ier ein
3nft rumrnt gefebaffen, bal bem Anfänger Olidjtfdmur, bem fjotr;
gefdjrittneren roidfommener ©egteiter für ©treifjüge burd) bal für
bie uerfdjicbenften tjiflorifcftcn Jpilflroiffenfdjaften (Kofittmgefcbichtr,
.fieralbif u. a.) rotrtvofle @ebiet fein fann.
9118 Einführung für ben ©ammler gebacht beginnt bal ©ud) mit
einer fachlichen Sarfteüung ber ©ebeutung bet ©ieget für Äunfl
unb üBiffenfcfjaft, fpridjt oom ©egriff „©iegel" unb geht auf beren
Alter unb ©erroenbung ein, um bann vertraut ju machen mit Sie;
gelflempeln unb ©iegelfioffen, mit TOateriat unb #ctffeflung, mit
©tempelfchnitt unb Arten ber©tempel. TOetad unb '2ßad)8, ©iegel;
(ad unb Oblate roerben im Jpinblicf auf ihre ©enuenbbarfeit vor»
geführt. 91eicfjel Silbermaterial unterflüf)t bie ©etehrungen, bie
über Anfertigung unb ©efeftigung, Sotm unb ©rofic ber ©iegel ge;
geben roerben.
ffiom äugeten ©iegelbilbc führt ber ©erfader ben Sefer bei roei;
teren ju üßefen unb ©ebeutung ber ©iegel unb laßt ncidjfr einer
Erflärung ton ©chrift;, ©ilb;, Porträt; unb 'IPappenfiege! bie ge ;
fchicßtliche ©eite httvortreten: all ©iegelinhaber treten auf
ÄaiferunbÄonige, hoher unb nieberer Abel,©ilrgerliche unb grauen,
©emeinben unb 3 iinfte, auch bie ©eifllidjfeit ifl nicht vergeben.
Sen Umfchriften, Auf; unb Olanbfchriften ber ©iegel ifl ein bt;
fonberel Kapitel geroibmet unb bie beigegtbenen ©eifpiele in ÜBort
unb ©ilb roerben befonberl bem Anfänger roidfemmen fein.
Sie ©ddugfapitel geben Anroeifungen für ben ©ammler. Sie
Anlegung unb Drbnung einer ©iegelfammlung roirb oorgeführt,
Olatfchlage jur Anfertigung von ©iegelabgüffen roerben erteilr. Gin
alphabetifchel Ortlregifler unterrichtet bariiber, roo ©iegelfammlungen
ju finben finb, ein Siteraturverjeichml bringt eine reichliche, aber fief)
nicht in! Uferlofe oerirrenbe ©ibliographie. Überflüffig ju fagen, bag
ein ©cglagroortregiflcr ben Abfd)lu§ biefel lehrreichen unb, roeil aul
®ammIeTprari!erroad)fen,boppe!troertuoüenSitd)elbiIber. .$.©.
Almattad) auf baS 3ahr 1919, httoulgegeben vom ©erlag
gtifc ©utlitt. ©erlino. 3 . 147 + XXXVI ©eiten 8 °, iduflriert.
'Preis TO. 4.—. Unter ben ©erlcgetalmanadjcn für! 9)euc 3«h c ifl
ber bei Jrifc ®urlittfd)en ©erlag! eine bemcrfenlroerte Grfcheinmtg.
Glfat Klein! farbenfroher Umfdjlag in ©lau*9iot=@elb auf roeigem
©runbe ifl mit feiner Suntheit eine ©orbereitung auf ben bunten
3ngalt bei Almanad)! felbft. ÜBilgclm Seil'l unb TOar Pechflein,
Anfelm fteuerbad) unb Jovi! Gorinth, .Norbert Gulenberg unb Alfrcb
Polgar — um nur vorerft einige Olamen ju nennen—finb mit'Proben
in ©er! unb Profa, ©ilb unb ©fijje vertreten, gut gewählte Stüde,
bie 2 Bünfcbe nach ®tfifc aullöfen unb ber ©et(egerabfid)t fomit bienen.
Gin hübfd)er ©orfpruch Herbert Gulenbergl, ber programmlofen,
geh frei entfaltenben Kunft geroibmet, leitet ben Almanad) ein, beffen
Kaltnbarium Gefar Klein gefdimüdt hot. Sann folgen in bunter
Oleihe ©erfc unb ©über, Gh®raftetiflifen unb ©fijjen ber malenben
unb jeichnenben, bidjtenben unb benfenben Künfiler bei ©erlag!.
©eotg ©iermann fchreibt über Gorinth, bet mit einem ©elbflbilb;
nil von 1918 vertreten ifl, TOar pechftein plaubett unb ffijjiert in
feinem erotifchen lagebud) von ben palauinfeln, wohin el ihn furj
vor Kricglaulbrud) getrieben hotte, unb fmbet burd) Paul Rechter
eine treffenbe üßlirbigung. Seibl all ©raphifer — nur etwa 20 8 labie;
ruitgen finb befannt — fd)ilbert Gmil SBalbmann unb 3ugenb;
erinnerungen roerben bei Sovil Gorinth in „Künfiler! Gtbenroaüen*
mach. Olfar ©ie verfud;t etroal mühfam für Jpoblerl Jigurcn ber
„©riden ©tunbe" ©erftänbni! ju erroeden unb Ul)be ©etnapl geht
auf Anfelm ^euerbach all Sanbfchafter liebevoll ein.
©on Herbert Gulenberg, ber allein mit acht literarifcfaen Proben
vertreten ifl, mug ein GlTapbanb mit Spannung erwartet roerben,
wenn ihm ade „©eftaltcn unb @efid)te" fo gelungen finb wie bal hier
abgebtudte Probe; unb TOeifletflüd „TOatthial ©rüneroalb", unb
ebenfo mcd)te el einem ergehen mit ©tefan ®rogmannl „©otlefer ber
Äaifetin",roorinncn„@d)openhauer in ©enebig"fbg(icht 5 igur macht.
©on pechfleinl paraphrafen ju Sautenfadl „©amlänbifchet Obe"
wirb im Almanad) (@.124) eine Sitljographie reprobujiert, bie einen
©egriff von feinem können gibt unb von ©ernharb Jpoetgerl Kunft
all piaftifer unb Atdjiteft — von Äufimir Gbfd)mib etroal über;
fcgroenglich empfunben — roirb burd) ÜBiebetgabe eine! Jrauenfopfel
unb bet Entwürfe jur „üet'^Jabrif eine ©orfledung gegeben, ©od)
mancherlei wäre bei Gcroahnen! wert — fo bie Oieprobuftion von
2 Bidi ©eigerl „©tierfampf", eine glänjenbe Sllabierung voll h'ö<h :
fter Spannung, ober bie Proben von Jpunbhaufen! 91ad)bid)timgen
bei ^oraj unb Gatud, bie bilroeilen all nicht ganj gelungen bejeidwet
roerben bürfen —, aber genug bei ©or; unb Oiüdroärtlblättetnl;
biel äßenige bereit! war nid)t vergeben!. S). 0.
Seutfdfe Aulfdfagen. Aulgcroahlt von ffricbrich Süfel. TOit
18 ein; unb mehrfarbigen ©ilbern von ,f). ©euhaul foroie einem
®emälbe von TOorih von ©chroinb unb 21 Jpoljfdjnitten von
iubroig Olid)ter. ©taunfehroeig 1918. ©erlag von ©eorg
2 Be(Iermann. ÄI. 8 °. 241 ©eiten. 3 n Seinroanb TO. 4.55. Dal
vorliegenbe Sud) ifl ©anb 36 ber „?eben!büd)er ber 3ugenb", bie
von griebrid) Siifel heraulgegeben werben. Gl ifl gut gemeint unb
in ber Aulroagl beffen, roa! el an Sert gibt, recht glüdlich; aber in
btr ©ilberbeigabe fodte heute ein ©erlag wie SBeflermann anber!
verfahren. 5 ür unfere 3 ugenb ifl ba! ©efle gerabe gut genug! Sal
gilt vor adern für iduflrierte ©iid)er. @d)on bie ^ufammenfledung
ber Äünfller ift feine glüdliche, bie Sfleprobuftion aber ifl ungenügenb.
dßie wäre el, wenn ber verbienflvodc ©erlag biefe beutfd)en ©olfl;
fagen von einem unferer jüngeren Äünfller, etroa Jpanl Aleranber
TOüder, idufltieren liege'? Sicherlich (äme etroal Einheitliche! ju;
ftanbe, mal unfern heutigen Anforberungen an ein 3ugenbbud) mehr
entfpricht, unb ber ©erlag roürbe babeificherlid) fein fchlechtel ©efchäft
madjen! Sahn frei für unfere jungen 3Quflratoren! Am.
Sßeiljnadjten tu allbcutfd)et TOalerci. 16 ©emiilbe bei 15. unb
16. 3®b r hunbert4 in farbiger üßiebergabe mit einer Einführung von
Dr.Jpnnl ßlaumann. 5utche;©erlag, Serlin. TOit Jreube
roirb jebermann biefe fleineTOappe in biejpanb nehmen. ©d>on äuget;
lid) mad)t ge einen vornehmen Ginbrud. Sie bud)füngletifd)e Aul;
flattung lag in ben Jjiinben SBalter Siemannl, ber ftd) roieber all
bewährter TOeifler ber ®ud)funfl jeigt. Aber auch ber ©erfaffer ber
Einleitung „®om altbeutfchen Hunflroiden unb von ber 3Beil)nacht"
hat el verganben, ju geben, roal man erwartet; unb bie Üleprobuf
tionen btt Silber finb gut, unb ba ein Seil ttflmal! farbig un! ju;
gäuglid) gemadit roirb, aud) wertvoll. Ant.
3nljaft&)er$eicijntö
Sie erftrn ©ib!iothefen3apanl ( 8 .bi! 9-3ahrhunbett). ©.121. — ©.133. — TOitteilungen au! bcmScutfchenÄuIturmufcum.@.134.—
Seutfdje Cinbanbfang. @.123.— AltflaroifdjcSrude inberSüdierei TOitteilungen bei Seutfd)en ©ereinl für ©ud)rorfrn unb Schrifttum,
bet TOolfauer ©pnobalbruderti. ©.128. — TOit Olotflift unb Schere. @.138. — ©üd)cr; unb ^eitfchriftcnfdjau. @.139.
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3n(jalt$&eräeic&nt$
fcer 3<»tf4>rift bt# $>«utfdi«n 93erein# für 95ucf>tt>tftn unb @d>rifttum, 1. Sßanb, 1918
SBtbliotbtfarfdjult, ©eutfdje, ju üfipjig.114—115
4$olIin, @tnfl: ©eutfd>e @inbanbfun|t.123—128
Sid et, 3ot>annff: ©rutf unb ©d)tnu<f bft neuen warn
gelife&en SffangbUdjer.15—17
®arbtl>auffn, 33.: ©ft ögnptifdjc Utfptung unftct
©(prift. 1—3
® atbtfiaufen, SB.: ©rei fleinaftatifd)e SButbflaben . 57—60
®atbtf>au fen, 93.: X)i( epitbotiftfie (prabeflfnifdjt)
©ttyrift im ’JBeflen .SItinafifnf.73—80
©arbtftauffn, SB.:©ie fppriftpc Silbenftfirift . . . 25—30
©launing, Otto: ®ie ©rilnbung bfr ÄgI. #ofr unb
@taatfbib(iotf)ef ju 9Rümf)en.66—69
Äublmann, Stife: ©ütct unb bit ©d)tift ...... 31—39
•K u 1 1 u r m u fe u m, © futfdjf 8, ju ?eipjig.90—93
Soubiet, Jpanf: fReubrude her .£>filigenlegfnben . . . 100—103
%oubier, £an6: SReinefe S“d> 8 »on ©eetfje.18—19
Olatbob, O.: ©ttaltrffc erhalteneSModbrud: 3apanifd)e
®f)örani.'3ftte( »on 1770 . 60—61
"3?ad)ob, £).: ®ie erften SBibliothefcn 3apanf (8. bif
9. 3af>tf>unbert).121—122
ipajaureT, ©uflao G.: Olotgelb.106—109
© d> u b a rt, 2ßi(t)f (m: fragen unb Aufgaben bft papnruf-
föriftfunbe.49—67
©d)utjf, Jricbtief): ©tt .ftarifaturfnjeidincr-ftonRantin
v. ©ritnm . 81—83
©dframm, illbert: 3J(tfIaroifd)e©rutff in bft©ildjftti
bft SJJloffauer ©pnobalbrudetei.128—132
@ <5 ramm, TUbtrt: Sfoborotoftbe ©tude.39—41
©tübt, SR.: ©if Ginfüfuung beS ®ucf)brudf in btt
lürfei.103-105
© t(i b e, 91.: ©if frfl* ©rutfftti in Ültnerifa. 80
© tübe, SR.: ©er ^immelfbrief.70—71
© t ti b t, SR.: ©if ©inai--3nf«btiftfn.97—100
@tübe,SR.: Gin türfifd)« 2ifbeSbrief auf Sentralafien
in „5JRarfenfd)rift". 3
lorniuf, SBaletian: ©er Jpoljfdtnitt in bet Sfeipjiger
3Huffrietten 3 f > tun 8.61—66
SBogel, 3uliuä: ?luf ©anieS Gf)obott>iecfi8 Briefen an
Unton ©raff. 4—14
^ufammrnfteMung bef Ätiegfnotgelbef beutldjet
©labte.109-112
SJRittf ilungen au6 bfm ©futfdjen äulturmufeum
20—22, 42—43, 72, 113, 134-137
^Mitteilungen bef ©eutfd)fn SBereinf füt SBudjroefen
unb ©ebtifttum. . . . 44— 45, 83—89, 113—114, 116, 138
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Beilagen
Jeidjnungen Gf>obon>ieffi8.SJlad) @. 8
©d)Iug»ott bef ütpoflclifonf »on Schottin) . . 93ot ©. 26
JpoIjfd)nitte.5J?ad> ©. 64
äbbilbungen auf bem®eutfcf)fn.Äulturinuffum SJlatb®. 92
Sriegfnotgelb.SJlacb ©. 108
S3üd)tr= unb 3ettfdjrifteuf<fiau
»larbog fot SBogoennet. 139
$Ilmanacb auf baf 3af)t 1919. 140
Slltt^Jürnberg. 120
ftufflellung S. Gtjmdr. SJRai.-3uni 1917. SBttlin.
Untft ben Sinben 16. SBü$trfhibe Untet ben Sinbtn 24
Sftdjfm, G.».: ©ifget. 140
SBütfierei, ©if ftfjöne. 96
© a f>(, ©oenb: £aanbbcg i SBibliottfffunbr. 117
© tudf bft SffiafjlBfrmanbtfn. 46
Grl i b t i 8, tegnfbe af <pf). SBinbefbol). 139
Sorenittg fot S8ogf)aanboaftr:Äebfnbapn. SBeröffent;
Iid)ungen 1917. 23
SU^ret fctird) bie SRufftclIung bft bcutfd)cn ©efangenen
im japanifdttn 2aget SBanbo. 118
®eifl unb Stbfii im alten unb neuen Stanffurt. . . . 139
®utfnbetg:@efrllftbaft. 16. unb 17. 3af>re8bfricf)t 117
3af)ie8betid)t, fed>fler, bt8 SJÄufeum8vetein8 be8 35if
tumf 'Pabetborn übet ba8 SBereinf jai)t 1917 .... 117
•Seilet, 2Ealter: ©if fd)£n(len SJlooeHen bft italienifd)tn
SRtnaiffanfr. 117
tagerbote. 24
üeifd)ing, 3“Iiu8: 35ud)bilb: unb (SrIibti8:S!tu8flfRung
im ®rünner Crj^erjogtSRainettSüRufeum. 46—48
SBlepcr, ebmunb: ©af iOuflriette ®u<b. 96
SÜRitttiiungrn auf brr £bniglid)en SBibliotbef. . . . 120
SJRufeen, Äbnigtidif, ju SBetlin. 120
Dflf rgtuf; bet .fiaifft:3BiIbftmf:llnincrfität ©trapburg
an iljre ©tubrntcit im Selbe 1917. 94
SP lafat, ©af: 3eitfd>f'f t bef SOfteinf bet 'piafatfreunbe.
8 .3af)fg«ng 1917. 23
©ternaur, Sfubroig: über baf Sammeln mobttner
SBUtpfr. 46
SB e r b a n b beutlet ÄtiegS Sammlungen. 120
SBetein, .^iflorifdjcr, füt SJJbtblingen unb Umgegenb 117
SBetfltigctung franjofifetjet 2urufau8gabtn unb Cin;
bänbe. 48
SBoIfffagen, ©eutfd)e. 140
Sffieifjnaditfn in altbfutftbet SDialftei. 140
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Beilage zum „Archiv für Buchgewerbe"
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BEILAGE ZUM
„ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
LEO BÄCKER
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Beilage 311m 2tnf>iD filc Suc&geroer&e
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DIE WALLBAUM - FRAKTUR
n ber ehrwürbigen, bamalö nod) freien Steid)öftabt ®anjig würbe
3ol)anna ©chopenhauer am 9. 3uli 1766 geboren, ©ie fam an
einem Stittwod) jur 2Belt, einem spofitage, beren eö bamalS nur
jroei in ber 2Bod)e gab. ®e8ijalb wollten einige behaupten, itjre 2ln=
funfit fei an biefem Sage intern Bater nid)t ganj bequem gewefen, weil fte
it)n in feinen oielen @efd)äften flörte. Neffen ungeachtet erregte fte grofe
greube. £>a6 .fpaue ihrer Eltern lag in ber ^eiligengeijlgaffe, jwifdjen ber
Englifchen Jtirdjc unb einem uralten ©chiffergilbenljaufe. @6 war auf ber
(SSiebelfpifce gefrönt mit einer großen metallenen, auf bem Bauche liegenben
©d)ilbfröte; wenn ber SEBinb wehte, nicfte fte mit bem .Stopfe unb zappelte
mit ben Pfoten, bie ftarf oergolbet waren. Sohannaö Bater war ber an=
gefehene unb wof)lhabenbe Kaufmann Ehrijtian Heinrich Sroftener. Er war
oon großer ftattlidjer ©efialt unb fah namentlich impofant auS in feiner
StatSherrentracht, in bem faltenreichen, mit ©ammet breit aufgefdjlagenen
Stantel »on fernerer, fchwarjer ©eibe unb ber lodenreichen, weifgepuberten
Ällongeperücfe, bie bis auf ben Stücfen t?erabreid>te. Er hatte oiele Steifen
gemacht unb ftd) baburch neben ber ©prache ber oerfd)iebenen fiänber einen
erweiterten Blicf unb eine geijtige unb förperliche ©ewanbheit angeeignet,
burch bie er ftd) in feinem .Streife vorteilhaft auSjeichnete. 3uweilen aber
warf über alle biefe lobenswerten @igenfd)aften eine unbezähmbare f}eftig=
feit einen »erbunfetnben ©chatten unb fd)uf feiner Familie manche fehlere
©tunbe. ©eine grau Elifabeth, geborene Sehmann, fügte ftd) vortrefflich in
feine Eigenheiten. 3h« ©anftmut lief ftd) nicht auS ber gaffung bringen,
©ie war ein fleineS, jierlidjeS gigürd)en mit ben nieblichften ^änbd)en unb
güf d)en, hatte ein $)aar große, fet)r lichtblaue Tlugen, eine fef>r weife, feine
4?aut unb fdjöneS langet, lidjtbrauneS fpaar. 3h« Erziehung war, wie bie
ber ÜÄehrjahl ihrer 3eitgenofftnnen, »ernachläffigt worben. Tiber natürlicher
Berftanb, SKutterwih unb eine rege TluffajfungSgabe entfd)äbigten für ben
Stängel an Äenntniffen, ®ie Äinberfrau Äafche, ber Wiener Ttbam unb ber
Buchhalter Ehtiftophoruö Stofer fpielten eine wichtige Stolle in Soljannaö
erften Äinberjahren. Bon Aafd)e lernte fte, noch früher als ihre Stutter=
fprache, polntfd) fpred)en. ©o wollte eS ber Bater; er meinte, bie fernere
TluSfprache werbe ihr fpäter baS fiernen jeber anberen ©prache erleichtern.
Bei Sohanna hat ber Erfolg, wie fte felbjt fagte, biefe 2Cnftd>t als richtig
VIERZEHN SCHRIFTGROSSEN / PERL BIS VIER CICERO
sniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
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DIE ORIGINAL-UN GER-FRAKTUR
'1p\ie tiefe Harmonie, bie §ran
Don ©fein mit ifyrem (^rifs
Der band, erFlärte fic ßd; nun aud>
aus ber ©eelenmanbernng: 3fy re
beiden ©eelen ßnb einmal eine ge=
roefen. Unb wenn icß ßerbe, bann
mirb bie meinige mieber übergeben
in bidf). 3^re Siebe gu ^ri| mar
it)t ein 23emeis, baß bie 3Qftenfd)en
nad) il;rem Sode ein ^ö^eree unb
aud) geifiigcs Seben anfeinem um
endlichen 3jimmeIsFi>rper führen
merben. ©ie Fonnfe nidft glauben,
baß fo Diel Siebe für immer Der=
loren fein Fönnte. Saß©oefl)eunb
©cfjitler über folcßes 353ieberfelgen
fcßetgten, Fonnfe ße nid>f beirren;
ße Raffen eben, unb i£>r Ginmanb
mar edf>£ meiblicf), bie redete Siebe
nidE)f. 9Tur mer red)f geliebt E>af,
Fann unb muß an eine 3«Funff
glauben; Raffen nur ©cßiller unb
©oefße einen 9Henfd)en fo geliebt,
mie id) bid) liebe, bie 3«Funft, bas
353ieberßnben märe ißnen unent=
beßrlid; gemefen. Saran Ijielf fie
fcfi. 3Siele3<*h e fpäter fdfrieb fie
an il^ren §ri|: 353ir merbeit uns
gemiß irgenbmo mit Siebe mieber=
feßen, menn mir uns nidE>f gleid)
erinnern Fönnen, auf mas für 2lrf
mir einander angel;örfen. 333ie ber
©ebanFe Don ©ein unb DflidEjffein
mit immer fdjönern nnb unenblid)
mannigfaltigen 353orfen, 333em
bungen unb Silbern bie Sichtung
burd)gog, feffelte fie an Siebges
Urania. Um ßcß über biefes ©ein
ober STFic^tfein ©emißljeif gu Der=
fd^affen, foll ße, mie iljre DTid;fe
2lmalie ton 3tnl;off crgäljlfe, iljre
ßerbenbe 3IFuffer gebeten Ijaben,
i£>r bocß nacß iljrem Sobe, menn
es möglid), ein ßd;fbares 3 E >d)en
bes '^orflebens unb bes ©ebenFens
an bieSüdEjfer gu geben. Sie bibel=
ßarFe 9I£uffer aber gab gur 2Inf=
morf: „3h DUbfes unb bie
^3rop!;efen". $rau oon ©fein fei
aber fcofebern in einer ber nädfßen
£Ttäcf>fe nad> ber 23eftattung auf
ben 3aFobsfriebt>of gegangen unb
^abe gittern b auf ein 3 E id? En an
ber Dltuffer ©rab gedarrt. Sen
Sob I;afte ße fo oft fein nnerbiff*
licfyes 2lmf Derricften feigen, baß
ße ißn nidft fürchtete unb gegen
feine Unbegreiflicheren ßd) andf
nidff mel;r auflefynte- ©ebanFen
an ben Sob maren fdfon feljr frul)
ilfrent leihenden 3»ß<inb gemäß,
(finß fal> ße auf dem Aodjberger
^rrieb^of alte SQftenfcfjenFnodfen,
meldfe bei einem neuen ©rab mit
Ijerausgemorfen mürben. Sa mar
ißr E rß EE ® E frtnFe: adf, id) mollfe,
meine 3“^ ne Fügen aud) da. 2lls
ße den ©prudE) ber lebenslußigen
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DIE BREITKOPF-FRAKTUR
U nter ber ©tut oon ©oetheß (Sonne roaren otte fcicfe Sieber gereift,
au6 feinem ©cifl h«morgcgangen; unb mit Siecht fonnte er oon
ihnen fagen: (Sie fiitb ©uleifaß, finb bie ©einen. ©ie oft höbe ich
nicht baß Sieb fingen hören, fchrieh er an SDtarianne über ben ©eff*
roinb, mie oft beffen Soh oernommen unb in ber (Stilte mir Idchelnb
angeeignet, maß benn auch roohl im fch&nften ©innc mein eigen ge»
nannt roerben burfte. ©urch eine fritifefjc ffiurbigung gefermannß
angeregt, in ber btefer ©uleifaß Sieb atß ©oetheß meifterhafteß ©e«
bicht bezeichnet, unb auch bie Stgenart feiner Sprif nachmicß, mürbe
©oethe angeregt, an Marianne einen ocrfchtungenen SJiprtens unb
Sorbeerfrattj ju fenben, zum (Symbol eineß roie Ratern unb ©uleifa
in Siebe unb ©ichtung metteifernben ^aoreß, mit fotgenbem 23erß:
©prf unb 2erbccr hatten fid) »erbunben;
ffljigen fie »ietteidjt getrennt erfdieinen,
ÜBoßen fie, gebenfenb fet’ger ©tunben,
Jpoffnungßooü fid) abermals meinen.
SWariannenß gefunbe, harmonifche Statur, ihr fjettereß Temperament
unb ihre f&füiche ©chalfhaftigfcit hotfen ihr, ihre merbenbe ©eh tu
fucht ju einem füllen ^erjenßgtanj ju beruhigen, unb fie fagt, fo bin
ich benn in jenen ^auberfreiß ber grauen getreten, nicht, um barin ju
bleiben, fonbcrit nach getaner 23efcfm>orung fogteich mieber ben füllen
ipfab, ben ich fett meinen Sugenbjahren manble, ju betreten unb, fo
©ott miß, nie ocrlaffen merbe. Sine fanftc, treue Statur, nährte unb
pflegte fie ihre ©oetheliebe mit frauenhafter ©orgfalt, alß ihr $6jb
lichfteß, alß ben ©ilberbltcf ihreß Sebcnß. (Ein SSefucf; in Jjcibelbcrg
im 3ahre 1824 machten ihr jene unoergcßliche $üt, alß 23licf um
93ticf, unb ffiort um 'IBort fich taufcht, mieber ganz lebenbig. ©oethe
hatte immer ein ©ieberfchen mit ben greunben oermieben; nie hatte
er ben ©unfeh außgefprochett, fie bei fich ju fehett, unb menn fie 2ln«
beutungen eineß föefucheß machten, hotte er fing unb jart eine birefte
Ulntmort umgangen, ginmal noch batte er fich mieber zu einer Steife
nach bett oaterldnbifchen Vögeln beß Stheinß unb SKainß aufgemacht;
aber ber ©agen erlitt untermegß einen Unfall unb fofort gab ©oethe
Archiv für Buchgewerbe
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zwingt zur Verwendung arbeitsparender
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deutende Ersparnisse schafft.
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sollen, erreichen dies durch die öftere Aufnahme im
ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE
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TDir mad)en 0ie darauf aufmerffam
daß es in 3h rpm eiß^nen Jntereffe liegt, bei Ünfdjaffung
neuer Gcfjriften nur unfere Gcfiriften ^u mahlen, die auf
'X>eutfd)E Tlormallinie
gegoffen find. Durch die Vorteile diefer Gd)ri(tlinien=
Reform erfparen Gie bei derGatjarbeitSeit und Sofien
©en^fd) 6 Jberjfe Gchriftgießerei /f.=®.
.öamburg und TRünchen
Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“
Heinrich Schwarz, für den Teil „Zeitschrift des Deutschenvereins für Buchwesen und Schrifttum“ Prof. Dr. Albert Schramm
Druck von Breitkopf & Härtel — Sämtlich in Leipzig
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^ PRINCETON UNIVE
UNIVERSITY
^Ürot* Sec Hngunft Öec äußeren ÖecfjoItmJfe und der Jort*
daucr meines ^cecesöienftes an der Jront tjabe idj einen
frfjonlängergefjcgtenpian öertpirfiid^undunterderjicma
DR* KURT SÄUBERLICH
in Heipjig/ flüuerftraße ttr. 17 eine Ihuffdrurf erei eccitfytet.
WERK* UND AKZIDENZDRUCK IN
KÜNSTLERISCHER AUSSTATTUNG
pflegen und die Anlage durrfj Äefrfjaffung guter Reiften
und #etriebsemrirfpunaen diefem Jtuerfe enfjprerfjend
ausgefallen, ”
Jur die Jeü/ bis irf) felbft den betrieb fuhren fann 7 fjat
mein tHater 7 tjerr Dtto ^äubetlirfj/ fufj bereit erflart^ die
Jnterejfen meiner Jirma ämtfäunef men, die frfjon jetf
in der 4 age iß Aufträge nusjufufjren^ um deren Uber*
tueifung fie fperdurrf) bittet^
Heipjig, Sfoguf 1916,
Dz. Hurt ^äubetfiri).
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^Beilage 311111 -ftcchio tue Buehgeioerbe ^vanj^altlingec^VpiergroßhanMung^eipgig
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id) liefen Boftor eingelabenf! IDer 2terl nerfiettt
ja rein gar nidjta »on 6er 3ägerei un6 fcfjeittt fd>tt>er*
t)örig obenörein; t»ill rnir'a aber gefügt fein lafjen...
6er roar 6as legte ilTal bei mir, barauf fann er ftcf)
nerlaffen!"
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Beilage 3 um ,,2ird)it) für Sucfjgemerbe" (öefegt am Sorgte „2fItfd)X»abac^er XX>ertfct>rtft'‘
»on 25enjamtn Kreba Hacbf., 0d;rtftgiegerei, Jranffitrt a.tn
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]. W. VON GOETHE
ZWEITER AUFZUG
TORQUATO
T A S S O
1 920
IM INSEL-VERLAG • LEIPZIG
Prinzeffin —
Mein Freund, die goldne Zeit ift wohl vorbei.
Allein die Gluten bringen fie zurück;
Und foll ich dir geliehen, wie ich denke:
Die goldne Zeit, womit der Dichter uns
Zu fchmeicheln pflegt, die fthöne Zeit, fie war,
So fcheint es mir, fo wenig, als fie ift;
Und war fie je, fo war fie nur gewiß,
Wie fie uns immer wieder werden kann.
Noch treffen fich verwandte Herzen an
Und teilen den Genuß der fchönen Welt;
Nur in demWahlfpruch ändert fich, mein Freund,
Ein einzig Wort: Erlaubt ift, was fich ziemt.
'Taffe
O wenn aus guten, edlen Men ich en nur
Ein allgemein Gericht beftellt entschiede,
Was fich denn ziemt! anftatt daß jeder glaubt,
Es fei auch fchicklich, was ihm nütjlich ift.
Wir fehn ja, dem Gewaltigen, dem Klugen
Steht alles wohl, und er erlaubt fich alles.
Prinzeffin _
Willft du genau erfahren, was Geh ziemt,
HAMBURGER AI IS WAN DERER* UND SCH IFFAHRTS - KONTOR
RUDOLF GERHOLD-HAMBURG
KIRSCHNER-STRASSE
i 1 IAH PT' VERTRETER WALTHER BERN1NGER ■ FRANKFURT AM MAIN
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Beilage zum Archiv für Buchgewerbe
Behrens-Mediäval und Schmuck von
Gebr. Klingfpor, Offenbach am Main
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VERLAG VON GERHARD KÜHTMANN
ALFRED I.1CHTWAKK
DIE WIEDERERWECKl INC
DER MEDAILLE
MIT
ABBILDUNGEN
DRESDEN 1907
D!F \ViFI>FRFR\YFCKlJNG DFR
MEDAILLE
aß die Medaillenunmehr ihre alte
« Volkstümlichkeit wiederzugewin-
tl nen fich anfchickt, war bei der Au¬
fteilung der Werke Chaplainsund Rotys und
ihrer Nachfolger in der Hamburger Kunft-
halle erfichtlich. Kaum je hat eine andere
Erwerbung fo begeifterte Aufnahme in allen
Kreifen gefunden. Auch ging die Hoffnung,
die bei der Anlage der Sammlung ausge-
fprochen wurde, (chneller als erwartet wer¬
den konnte, in Erfüllung. Auf ein von der
Kunft-Halle eingefordertes Gutachten be-
fchloß der Senat fchon 1892 , die Reorganifa-
tion des Hamburgifchen Medaillen-Wefens
im künftlerifchen Sinne anzubahnen. Für die
neuen Medaillen wurden unter Künftlern
Konkurrenzen ausgeßhrieben, bei denen die
Bedingungen auf die Abßhaffung der bishe¬
rigen Ubelftände hinwiefen.
Da feit kurzem auch in anderen deutfchen
Städten derVerfuch gemacht worden ift, vor¬
bildliche Werke der führenden Meifter aus
Paris zu erwerben, fo dürfte bei uns bald al-
Hierdurch beftelle ich feft im voraus:
5 STÜCK G. HEINERSDORFF-DIE GLASMALEREI
Ihre Technik und ihre Gefchichte. Mit 120 Tafeln der heften Scheiben
aller Zeiten und Länder. Eine Einleitung über die
allgemeine Äfthetik und ein mit
30 Tafeln erläuterter
ANHANG
ÜBER MODERNE GLASMALEREI
VON KARL SCHEFFLER
Wohnort: . p re is geb. 8 Mark Name:
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fftarcus,
fucas, Blattlaus unb Johannes
m6erUeberfe5ungr>onÖr.ÄXartmfutl)er
SurdjgeJeben t>on ^dnrid) IDeinel.
©ebrucft nad) Angabe »on £uboif
Kod), ©ffenbad)^., in ben äppen
{einer 0d>rift burd) bie CDffi^in con
S.5l.£attmann,©0ölax
£ r f d) e i n t im Dejember 1918
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„Archiv für Buchgewerbe"
Schriftgießerei D. Stempel, A-G, Frankfurt - M - Süd
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U.DIE REICHSDRUCKE R El SJ
SSeilage»umSirenefürSucfcgemerbe «el«WD.#<*t*l l» »etlln
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a m 3af>rc 1867 mürbe bon mettfehauenben unb führenben
Männern ber herein „3>eutfcheS ©emerbe- SJtufeum §u
Berlin" begrünbet unb bamit ber Söoben gefct>affen, auf
bem ber jtolje Söau beS gütigen kun|tgcmerbemufeumS
in ben feitbem berflofienen fünfzig 3ahren empormachfen
follte. 3n ben Anfängen fcf>on erfannte ber bamalige kronprini
SriebrichSBilhflm bon Preußen unb feine £of)e©emaf)lm bieSßich-
ttgfeit biefeg aus Söürgerftnn entjlanbenen Unternehmens für bie
gntmicfelung eines tüchtigen kunjfgemerbeS; fte mürben, inbem fie
eS in perfönlicher Anteilnahme burd) 3tat unb tat (fügten, ju ÜKit-
fchöpfern beS neuen berliner SRufeumS.
entmicfelte ft<h baS SÜtofeum in gefunbem Wachstum bon
f leinen Anfängen in ber Stallflraße $u tfwlottenburg über
bie bebeutfame unb erfolgreiche Ausheilung älterer funjtgemerblicher
©egenjtänbe im königlichen 3eughaufe $u gejfeigertemSßirfen in
feinem jmeiten £eim, ben Räumen ber königlichen ^orjeüanmanu-
faftur in ber Seliger ©trage. AlSbann fam bie Überfiebelung in baS
eigene jtottliche £auS in ber 9Jrin$-Albrecht-Straße, mo ben reichen
AuSgejtaltungen beSSJtofeumS in (Sammlungen, in Unterricht unb in
ben Schäden ber Bücherei eine mürbige Stätte bereitet morben mar.
^Vy?ir3ünger ber fchmarjen kunjt h a ben befonberen Anlaß,
'vVhuitt mit&anf bemkunjlgemerbemufeum $u hulbigen.
kam hoch bon bort bem 33ucbgemerbe in matt gemorbener 3cit ber
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anjtoß m 33eftnnung unb $u frifcbem ©Raffen, als Der berbiente
Seiter ber 33ibliotbef beS ÜKufeumS im 3abrei8 97 feine ba^nbrec^cn-
ben Sorträge über bie $ unfl im Sßuebbruef ^ielt unb bamit auf
©runb beS guten alten bem 33ucbgen>erbe neueSBege mieS,auf benen
mir noch beute manbcln. SDauernb (teilt baS funjlgemerbemufeum
bem SBucbbrucfer «Borbilber auf unb (lebt ibm förbernb m ©eite,
roenn er bort Anregung unb 9tat fucf)t.
/©y n$ befonberS aber fu^lt ftcb bie DteicbSbrucferei feit langem
Si&xburcb enge Besiegungen fachlicher unb perfönlicber art mit
bem ÜRufeum berbunben. £)urd) bie Mitarbeit leitenber Dinner beS
StöufeumS in i^rer fünfKertfd>en ©acbberjMnbigenfontmiffton fanb
fte an biefer ©teile ftetS 3tat unb görberung in ihren eigenen Befhre-
bungen. £afj biefeS erfprießlid)e Berl>ältni^ auch in f ommenben Sa¬
gen bleibe unb ftcb bertiefe, ijt ber innigjte SSBunfcb ber 5Direftion.
jj^l®ögc ein gütiges ©efebief bem funjfgemerbemufeum in gol-
V feVbener SriebenSjeit neues Blühen unbgortfebreiten bergön-
nen, um beutfeber $unft unb beutfebem funjtgemerbe SBegbereiterin
SU fein n>ie biSber, fo in alle Sufunft!
Berlin, am einunbjmansigjten 9tobember beSSabreS 1917
S? aiferlicbe Sireftion ber 9Uicb§brucfem
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Spsafl 5eeltngärtlein baff Du hier
m 3n neuem £fitf und Ölüttnjier *:*:•
fflit firüutlein tjeitfom monnigfoft
Unb buftenb füfi für jung unö alt.
Diel neue (tofen blühen ötin
Unö Eilien aurfj do(( frommem 5inn.
0 nimm unö (ieo unö laß Dir fein
flecfft rooljl im früljlingsfonnenfrfjrin:
3n öiefes ßnrtleins öeil’ger Pracht •:*
Der 5eeleleben neu erroarfjt,
Unö blüht unö roätffff in ßnaöettiier.
Drum bete fleißig! ßottmit Dir!
H. 6.
£eelengärtlem
fiatffoltfrfjea ißebetburti
oon Sfepban Beiffef 8 . 1.
Oreiburg im Breisgau
fferöerfcffe Uerlagsßanölung
J30 öebefe
Dlefigebete JS
Bebete jur fjeiligftea Üreifaltigfrit
Glaubens befenntnis des
ßl. Rtf) anaflus. •!•••!•
J. tu er immer mili felig roerben,
muff oor allem Den tatffolifrtjen
Glauben fe(ltjalten. (Der Diefen
(durch feine 5it)ulb]
nirf)t gani unb unuer>
fälfcfjt beroaf)rt, toirb
iroeifelsofjne einig |u
ßrunbe gehen. <•
Oer tatbolifcbe Glaube
lehrt uns, einen Gott in ber Dreifaltigkeit unb
öie Dreifaltigkeit in brr Einheit iu oerehren,
mir Dürfen roeber Die Perfonen oermengen
norf) öie Einheit jertrennen.
2. (Die Einheit ber llatur.) Eine andere Prrfon
if) namlirf) her Pater, eine andere der Sohn,
eine andere der heilige Grift. Aber Pater,
5oljn und heiliger Geift haben gleicherer:*
lirfjfeit, gleidjeroige fltajeftät. So groß als
der Pater, fo groß ift der Sohn, fo großdet
heilige Geifi. Unerfdjaffen i(t der Pater, un>
erftßaffen der Sohn, unerfrfjaffen der heilige
Geilt. Unendlid) ift der Pater, unendlich der
). Bebete Oer feierlirfjert flleffe >—
Oie heilige OlefTe beginnt mit einer längeren Dorberei«
tung, worin 6rbete unb £efungen nbroectrfeln. Aach ihr
erfter fjauptttil, Die Opferung non Orot unb Dein, iß
eine Oorbereitung ju ihren mefenttirhen Oeltnnbteilen:
ber tDanbluag unb ber fiomtnunton.
Oorbereitung. priefier unb Diener beten oor
den ftltnrftufen:
3m Hamen des Paters und des Sohnes und
des heiligen Geiftes. Amen. <• • •>
ltntiphon, fjauptgebanfe des folgenben pfatmes:
3cf) mili hintreten jum Altäre Gottes, ju Gott,
dtr mir frifcffe firaft oerleiht.
P faIm 42. Gebet Dnoibs am hilft gegen feine
feinde:
Schaffe mir Recht, o Gott, und entfdjecde meine
Sache mider unheiliges Polt, oor einem ungr>
rechten und argliftigen fttenfcfjen errette mid).
Denn du, Gott, bifi meine Starte. [Darum haft
du mich ueriaffen, und marum geh’ ich trau>
ernö einher, da der feind mich plagt ? •>
Sende dein Eicht und deine tPahrheit: fie mö*
gen mid) leiten und führen auf deinen heiligen
Berg und in deine Wohnungen.
Und ich merde hintreten |um Altäre Gottes, |u
Gott, der mir frifch« firaft oerleiht.
Beilage |um .Archio für Guchgeroerbe*
Sah und Druct non Philipp non Zabern, fTtainj
Aus Oeilfel, Seelengärtlein. fjerötrfthe Derfagshanblung, freibarg i. 0.
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