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Full text of "Archiv für Buchgewerbe vol. 55 (1918)"

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INHALTSVERZEICHNIS 

DES ARCHIVS FÜR BUCHGEWERBE, 55. BAND, 1918 


Seite 


Ausstellung Deutscher Buchkunst. 93 

Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphi¬ 
sche Gewerbe. Von Richard Zeise . . . . 84, 106 
Bekanntmachung des Deutschen Buchgewerbe¬ 
vereins . 1, 25, 49, 73, 121 

Bibliotheken, Über technische, von Dr. P. Marteil 129 
Breitkopf & Härtel. Von Emil Wetzig in Leipzig 40 
Buchdruckmaschinen, Vom Werte schnell¬ 
laufender. Von Eduard Kühnast.126 

Buchgewerbliche Rundschau: 

Achtstündige Arbeitszeit im graphischen Gewerbe 116 

Aktograph.136 

Berliner Buchgewerbesaal, Der. 46 

Berliner Typographische Gesellschaft . . 22, 46,69, 116 

H. Berthold A.-G. 46 

Brockhaus, F. A. 22 

Deutscher Buchgewerbeverein.115 

Deutsches Kulturmuseum.115 

Fachschule für Lithographen- und Steindrucker¬ 
lehrlinge .115 

Hauptversammlung des Börsenvereins Deutscher 

Buchhändler. 45 

Kalender-Ausstellung Hannover. 46 

Kleine Mitteilungen. 46, 47,95,116, 136 

Kulturmuseum in Leipzig, Das. 22 

Künstlerpresse in Dresden, Die. 23 

Kurland-Ausstellung, Die. 22 

Lehrlingsfrage in Buchdruckereien, Zur. 22 

Luxussteuer auf Werke der Graphik.136 

Ostermeßausstellung, Die. 45 

Stringertype, Die. 22 

Todesfälle. 22 

Typographische Gesellschaft zu Leipzig 22, 46, 115, 137 
Typographische Gesellschaft zu München .... 136 
Typographische Vereinigung, Waldenburg .... 70 

Verband der Deutschen Buchdrucker.136 

Verbandes deutscher Kriegssammlungen, Grün¬ 
dung des. 45 

Wirtschaftsamt des Deutschen Buchdruckervereins 45 

Buchrücken, Der. Von Ernst Collin . 60 

Fremdwort imDeutschen, Das. Von Felix Sittard 

in Leipzig. 37 

Frieden von Bukarest als Druckwerk, Der. Von 
Dr. L. Volkmann. 64 

Gefahr der leichten Zerstörbarkeit der Zeitungen 
und anderer Drucksachen, Die. Von Robert 
Matzke.112 


Seile 


Hauptversammlung, Die, des Deutschen Buch¬ 
gewerbevereins .30,44 

Komplementärfarbendruck, Über den. Von 

Emil Kühnast in Magdeburg. 14 

Kriegserfahrungen in der Buchbinderei, Tech¬ 
nische. Von Ernst Collin.136 

Leipziger Papiermesse, Die. Von Ernst Collin 90 
Maximilian- und Frühling-Schrift. Von Rudolf 

Koch. 92 

Mitteilungen aus der buchgewerblichen 
Praxis : 

Akzente.113 

Arbeit des Maschinenmeisters.114 

Auftragwalzenbewegung. 20 

Behandlung der Hochlichter in Autotypieätzungen 
von Spitzen, Gardinen und ähnlichem, Die ... 21 

Buchbinderstempel und Schriften. 68 

Buchdruckerfarben .114 

Druckform, Abnutzung der. 20 

Drucksachenpreise, Aufschläge auf. 69 

Erhaltung der Zeichnung in dem tiefen kurzbelich¬ 
teten Negative, Die. 21 

Klebstoff aus Knoblauch. 68 

Ligaturen.113 

Museum für Industrie und Handel, Technisches . 69 

Patenterteilung. 67 

Preisausschreiben für Schularbeiten, Ein .... 69 

Satzschließer als Ersatz für Bindfaden.114 

Schicksale und Lebenswege alter Schriftgießereien 66 
Schriftmetall für Setzmaschinenmetall umzugießen, 

Um. 21 

Setzmaschinenmetall, Etwas vom. 21 

Signatur der Schriften, Die.113 

Temperatur auf das Drucken, Einfluß der .... 66 

Umschmelzen von alter Schrift für Stereotypie und 

Setzmaschinen, Vorsicht beim. 67 

Vorbereitung der Druckform.114 

Ziffern, Die ungleichen, in neueren Schriften ... 19 

Zinnknappheit, Die. 21 

Normierungsarbeiten im Buchgewerbe, Die bis¬ 
herigen .133 

Ornament der Zukunft, Das. Von H. Hoffmeister 131 

Papier als Spinnstoff. Von Ernst Collin in Berlin- 

Steglitz . 17 

Photomechanische Reproduktion inmitten der 
Ausstellung von Kriegsgraphik im Kultur¬ 
museum zu Leipzig, Die. Von E. K. in L. . . 15 


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Archiv für Buchgewerbe 


Seite 

Protokoll des Preisgerichts für eine Reichspost¬ 


marke . 95 

Schulze, Wilhelm •{-, Nachruf. 49 


Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für 
Buchgewerbe, Ein. Von H. Schwarz in Leip¬ 
zig .2, 26, 50, 74, 97, 122 


Verleger und Mensch, ein Beitrag zur Geschichte 
des Hauses J. J. Weber in Leipzig. Von Hof¬ 
rat Dr.Joh. Baensch-Drugulin .124 

Volkmann, Dr. Ludwig, Ein Rückblick. 94 

Zwanzigmarkschein, Der neue.Hl 

Zeitschriften- und BQcherschau: 

Altfränkische Bilder 1918. 96 

Anfangsgründe für Schriftsetzerlehrlinge. Von 

Friedrich Bauer.117 

Aus 50 Jahren, Beiträge aus alten Zeitungsbänden 139 
Berufseignung der Schriftsetzer, Die. Bericht über 
eine Experimental-Untersuchung von Otto Lipp- 

mann.138 

Bildende Künste, Die. Von Rudolf Bernoulli . . . 139 

Bilder aus Hannover. 96 

Buchdrucker-Lehranstalt zu Leipzig, Tätigkeits¬ 
bericht . 71 

Bücherhamster, Der. Heft 1—4 72 

Das schöne Buch. 72 

Denkschrift zum 75jährigen Fabrik- und Geschäfts¬ 
jubiläum der Firma Gebr. Jänecke & Fr. Schnee¬ 
mann in Hannover.119 

Deutschlands Waffenschmiede, Aus. Von Dr. J. 

Reichert.140 

Deutsche Museum in München, Das. 72 

Deutschen Bücherei, Fünfter Bericht über die Ver¬ 
waltung der. 71 

Druckerei der 10. Armee, Drucksachen aus der . . 72 

Dürer, Albrecht, Kunstbrevier. Von Prof. Dr. H. 

W. Singer.120 

Dürers, Albrecht, Zeichnungen. Von Willibald 

Franke.140 

Entwelschung. Von Eduard Engel. 72 

Entwicklung des Steindruckgewerbes in Deutsch¬ 
land, Die. 71 

Enzyklopädie der Photographie.Heft 80 117 

Fachgewerbeschule der Innung Dresdener Buch¬ 
druckereibesitzer, Jahresbericht über das 30. 

Schuljahr 1917 bis 1918. 23 

Fremdwörterhaß undFremdvölkerhaß. VonDr.Leo 
Spitzer.US 


Seite 


Fünfzig Jahre Großbuchbinderei. 09 

Gutenbergbund. 71 

Hamburg vor 90 Jahren. 72 

Handbuch der Photographie, Ausführliches, Bd.IV. 

Von Dr. Josef Maria Eder. 48 

Handelsmarken und Fabrikzeichen.138 

HerderscheVerlagsbuchhandlung zu Freiburg i.Br. 

Jahresbericht 1917.119 

Hundert Jahre J.B. Bachem.119 

Illustrierte Zeitung, Festnummer. 1843—1918 . . 96 

Jahresbericht 1917—18 der Fachschule für das 

Buchgewerbe in Stuttgart.139 

Kalender-Neuheiten der Firma H. Hohmann ... 96 

Klinger, Max, als Poet. Von Ferdinand Avenarius . 120 

Klingsporkarten.139 

Künstler abseits vom Wege. Kunstverlag Emil 

Richter, Dresden. 48 

Kunze, Friedrich, Lutbersagen nebst einigen Refor¬ 
mationsgeschichten . 23 

Kunst des Entwerfens für zeichnende Buchbinder, 

Die. Von Paul Adam.118 

Lötschen, Das ist Landes- und Volkskunde des Löt- 

schentales. Von Dr. Hedwig Anneler.120 

Mitteilungen des DeutschenWerkbundes Heft2,1918 120 

Mitteilungen 1917 des Facbtechnischen Klubs in 

Wien.139 

Muzik, Hugo und Perschinke, Franz, Kunst und 

Leben im Altertum. 23 

Papierne Feind, Der. Von Moritz Loeb.139 

Pasetto, Marius Freiherr von, Briefe über antike 

Kunst. 23 

Schweizerischer Buchhändlerverein. 71 

Stenger, Dr. Emil, Enzyklopädie der Photographie. 

Heft 31 und 63 23 

Technik im modernen Zeitungsbetrieb ..117 

Typographie und Bibliophilie. Von Oscar Rauthe . 48 

Vierteljahrsschrift für angewandte Bücherkunde. 

Herausgegeben von G. A. E. Bogeng.119 

Von einem neuen, schaffenden Schreiben. Von 

Prof. Fritz Kuhlmann.118 

Waisenfürsorgeverein in Hannover, Der. 72 

Was ist Fraktur? Von Prof. Milchsack.117 

Wege der Kunst, Die. Von Julius Leisching . . . 139 

Wegleiter für Schriftsetzerlehrlinge. Von Heinrich 

Müller. 47 

Wille und Weg, Die Geschäftsbücherfabrik J. C. 

König & Ebhardt in Hannover. 47 

Wirtschaftsfragen der Gegenwart und Zukunft. Von 
Dr . Albert Bovenschen.149 


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©trf^enff @uer 



@in Aufruf oon (fllag gungrtitfel 



O nb ber ©ater mill nitpf lieber# 
lommen. ©er Sob pat ipn ab# 
gelöß oon feinem ‘poßen oor 
brtn ‘Jetnb. ©ielleitpt träumt er 
^ nocp in feinem ©olbatengrabe 
oom ©tpularbeitenlampenftpimmer, bcr ftd> 
um ben $opf fetne§ ^inbe§ roob; ober oom 
ftinbertacpen in ber fußen armfeligleit feiner 
§eimatgaffe. >gg 

ffienn alle ©aterperjen, bie ber ftrteg jer# 
treten pat, notp einmal fotogen mürben, oon 
^ranlretcp unb ©ußlanb per, oon überall 
mürbe ber ftpmerjlitpße ©djrei burtp bie 
ganje döelt gepen; ein ©tprei, ber bi§ in ben 
$tmmel Hingt unb bie filbernen ßirlel ber 
©ferne au§einanberrüdt: >§g 

döa§ iß au§ unfcren ^inbern gcmorben? 
©ie S?inber bringen ben $immel auf bie @rbe. 
©a§ armfeligße ©ebetlein rann ber fttnber# 
munb ju einem ffingel matpen, ber freubig 
burä) bie ©fuben gept unb bie dödnbe marm 
macpt unb traut unb fo fegen§frop. gg 
©ie $änb<pen be§ f?inbe§ l)atten bein ganje§ 
$au§ jufammen unb bein $erj au<p mit unb 
ba§ $erj beiner $rau. Unb mag§ nocp fo 
ßürmen,unb mag bein §au§ in affen $ugen 


Jittern: bie $änb<pen be§ ftinbe§ laffen nitpt 
lo§. 3ß bir’§ nicpt, al§ ob bu in emigen §er# 
berg§betten ftpläfß, meil bu fein ftinb paß? 
Sß bir nitpt, al§ ob ba§ £rbtn nur ein ©er# 
bienen iß unb ©erfptelen, roeil bu fein ftinb 
paß? ©ein §erj frtegt blaue ^enßerläben, 
bie nur ©onnenftpetn pereinlaffen,menn mie 
ein lätpelnber @migleit§gebanle ein Heiner 
ftinberlopf ba perau§gu<ft. gg 

dlnb fo gepe itp benn mie ein©ettelmann ju 
ben gunggefellen unb ju ben ftinberlofen, ju 
alletnßepenben grauen unb ju bendöttmen: 
döie oiele $?inber gibt’§ in ©eutßplanb, bte 
ipr feligße§ £acpen in ben lornißer ipre§ 
©ater§ gepadt paben. ©er e§ mitnapm, bt§ 
fie ipn oerßparrt paben. ©epmt ®utp biefer 
ftinber an! ©rennt ben ©ätern, bie jept notp 
treu ba braußen ßepen, in iprem §crjen ba§ 
£icpt an: @ure ftinber gepen nidjt unter! 

Crrfctjenft @uer §erj! 

©ie mürbe efn ri<ptige§, prrjlt(pe§ Älüd mit 
(Selb erlauft, nie ein pnfcpen ©nßerblitp# 
feit mit §unbertmartf<prinen bejaplt. aber 
jeijt tonnt3pr beibe§ laufen: ©erfpenlt @uer 
$erj! 3pr Iriegt ein ftinberperj bafür, ein 
marme§, jubelnbe§ fttnberperj. gg 


©eiträge unb anmelbungcn »erben an bie <$efäjäft§f!elle be§ 
1ietrt)suecbanbe§ für S^rteggpatenfäjaften ©erlin 30, 
<5Mnü>nerfir.49, ober an bie örtlicljcn amfltcfjen 
fürforgefiellen erbeten. 


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BAND 55 JANUAR-FEBRUAR <mmm> HEFT 1/2 

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 

ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 

iiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiifiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiifiiitiif iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin 


HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN 
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW 


Einladung zum Jahresbezug 

I m neuen Jahre wird das Archiv für Buch¬ 
gewerbe mit der Zeitschrift des Deutschen 
Vereins für Buchwesen und Schrifttum ver¬ 
bunden sein. Die Schriftleitung des ersten Teiles, 
welcher mehr buchgewerblicher und technischer 
Natur sein wird, hat zunächst vertretungsweise 
für die Dauer des Krieges der langjährige Mit¬ 
arbeiter unsers Blattes, Herr Heinrich Schwarz, 
Vorsitzender der Typographischen Gesellschaft 
zu Leipzig, übernommen, während der zweite 
Teil unter der Schriftleitung von Museumsdirektor 
Professor Dr. Albert Schramm wissenschaftliche 
und buchkunstgeschichtliche Aufsätze bringen 
wird. Diese Neuerung wird zweifellos allseitig 
begrüßt werden, da dadurch Wünsche, die seit 
Jahren an uns gerichtet wurden, ihrer Erfüllung 
entgegengehen. 

Wir laden hierm it alle Freunde des Buchgewerbes, 
die noch nicht Bezieher des Archivs sind, zum 
Bezug des mit diesem Doppelhefte beginnenden 

55.Jahrganges 

ein und bitten, diesen bei der nächsten Buchhand¬ 
lung oder bei der Geschäftsstelle des Deutschen 
Buchgewerbevereins baldigst bestellen zu wollen. 
— Die Mitglieder des Deutschen Buchgewerbe¬ 
vereins erhalten für den Jahresbeitrag von M 15.— 
die Vereinszeitschrift kostenlos, nur ist von den¬ 
jenigen, welche eine direkte Zusendung unter 
Streifband wünschen, das Porto besonders an die 
Geschäftsstelle einzusenden. 


In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im 

Monat Januar 1918 als Mitglieder aufgenommen: 

1. Franz Bamberg, Geographische Anstalt, Dresden 

2. Gustav Bechtold, i. Fa. Greven & Bechtold, Buch¬ 
druckerei und Verlag, Köln a. Rh. 

3. Paul Bobardt, i. Fa. C. F. Müller’sche Hofbuch¬ 
handlung m. b. H., Karlsruhe i. B. 

4. Georg Böttiger, i. Fa. Leopold Kraatz, Geogra¬ 
phisch Lithographisches Institut, Berlin 

5. MaxEngelfcrecftf.i.Fa.W.Moeser’sBuchdruckerei, 
Schriftgießerei, Berlin 

6. Friedrich Frankenstein, 

i. Fa. Frankenstein & Wagner, Leipzig 

7. Hans Harms, Geschäftsführer der Missionshand¬ 
lung, Hermannsburg 

8. Georg Koenig, Buchdruckerei und Verlagsbuch¬ 
handlung, Berlin 

9. H.Krumbhaar, Buchdruckerei undVerlag, Liegnitz 

10. Rudolf Maul, i. Fa. Julius Hager, Großbuch¬ 
binderei, Leipzig 

11. D. Meininger, Buchdruckerei und Zeitungsverlag, 
Neustadt (Hardt) 

12. Otto Meyer, Direktor der Fa. Bernh. Meyer, Leipzig 

13. Wilhelm Moeller, Buchdruckerei und Verlag, 
Oranienburg 

14. Arthur Müller, i. Fa. Edm. Obst, Leipzig 

15. W.Neumann, Buchdruckerei undVerlag, Pirmasens 

16. JohannesOchs, i.Fa. Wal ter Ochs & Co., Magdeburg 

17. G.E.Olsson, i. Fa. Bröderna Olssons Bogtryckerie, 
Ornsköldsvik 

18. Franz Petmecky, i.Fa.Gebr. Petmecky, Wiesbaden 

19. Gustav Otto, i. Fa. Th. Otto’s Buchdruckerei, 
Memmingen 

20. Julius Pickenhahn jr., i. Fa. Pickenhahn & Koenig, 
G.m. b. H., Glauchau 

21. Carl Otto Schwabe, Hofrat Dr., i. Fa. Homöopath. 
Central-Apotheke Dr. Willmar Schwabe, Leipzig 

22. Universitätsbibliothek, Amsterdam 

23. Rud. Winkelmann, Buchdruckerei, Hainsburga.D. 


Leipzig, Deutsches Buchgewerbehaus 


Der Vorstand des Deutschen Buchgewerbevereins 


Arndt Meyer, 2. Vorsteher 


Die Geschäftsstelle: Paul Agsten 


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Archiv für Buchgewerbe 


Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 

Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig 
(5. Fortsetzung) 


1 o7Q Ließen die beiden letztbesprochenen Jahr- 
* gänge (1876 und 1877) des Archivs in be¬ 
zug auf Reichhaltigkeit des Inhaltes manches und in 
bezug auf die Beilagen vieles zu wünschen übrig, so 
tritt der fünfzehnte Band (1878), mit dessen Betrach¬ 
tung dieser Streifzug seine Fortsetzung erfährt, um 
so mehr durch seinen reichen Inhalt, seinen vorzüg¬ 
lichen Druck und vor allem durch die in ihm ent¬ 
haltenen Beilagen in der Reihe der ersten zwanzig 
Bände als einer der besten hervor. Der um die da¬ 
malige Zeit erfolgende Aufschwung tüchtiger Fach¬ 
genossen zu zielbewußter künstlerischer Arbeit, bei 
der auch auf die Erzielung größter Vollkommenheit 
in technischer Hinsicht besonderer Wert gelegt wurde, 
dürfte dem Herausgeber des Archivs neuen Ansporn 
gegeben haben, der Fachwelt das Beste zu bieten. 
Zu diesem Zwecke forderte er alle sich der Pflege 
des feineren Akzidenzsatzes widmenden Firmen auf, 


Grunert, Berlin, E. Mühlthaler, München, Wittichsche 
Hofbachdruckerei, Darmstadt, Produktiv-Genossen¬ 
schaft (Julius Mäser)Leipzig,Julius Klinkhardt, Leipzig, 
Gröbersche Bachdruckerei, Leipzig, C. G. Naumann, 
Leipzig, Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel 
& Co., Altenburg, Dietzsche Hofbuchdruckerei,Koburg. 
Die Arbeiten dieser Firmen, ohne Ausnahme in ein¬ 
fachster typographischer Flächen- und Linienmanier 
gehalten, sind von einer ganz besonderen Feinheit 
des Geschmackes in Form, Schriftenwahl und Farbe, 
so daß sie noch heute das Auge des Beschauers er¬ 
freuen. Der Ausgangspunkt für die ornamentale Aus¬ 
schmückung des Satzes war damals die Linie, die in 
ihrer Abstufung von fein und fett, punktiert und 
doppelfein, gewellt und schraffiert fast stets nur in 
Einpunktstärke Verwendung fand, und zwar oft in 
stärkerer Anhäufung und origineller Zusammen¬ 
setzung. Die den reinen Liniengebilden bis zu 


dem Archiv Satz¬ 
arbeiten zur Ver¬ 
fügung zu stellen, 
die den vorwärts¬ 
strebenden Fachge¬ 
nossen als Muster 
dienen sollten. Es 
würde zu weit füh¬ 
ren, auch nur eine 
kleine Anzahl von 
Arbeiten, die zu¬ 
folge dieser Auffor¬ 
derung den Archiv¬ 
heften eingefügt 
werden konnten, in 
der vollendeten 
Originalausführung 
wiederzugeben. Es 
erscheint aber an¬ 
gezeigt, die Namen 
derjenigen Firmen, 
die damals als die 
führenden im Buch¬ 
druck und als ton¬ 
angebende für den 
Akzidenzsatzgalten, 
zu verzeichnen. In 
dem fünfzehnten 
Bande sind allein 
folgende Firmen mit 
vortrefflichen Akzi¬ 
denzbeilagen vertre¬ 
ten: W. Büxenstein, 

D .. n , ... Abbildung 47. Verkleinerter (schwarz, rot, Gold) Htuptiltel 

Berlin, {jeoruucr zum xvil. Bande 0880) des Archivs für Buchdruckerkunsi 



einem gewissen 
Grade anhaftende 
Steifheit der Form 
wurde durch die 
bald aufkommenden 
Linienornamente 
behoben, und es 
sind die mit Linien 
und Ornamenten ge¬ 
schmückten Arbei¬ 
ten von besonderem 
Reize gewesen, zu¬ 
mal dann, wenn 
schöne Farben, wie 
Blau,Gold, Rot oder 
Grünmitdem tiefen 
Schwarz der Schrift 
in Verbindung ge¬ 
bracht wurden. 
Größte technische 
Genauigkeit des 
Satzbaues und ein¬ 
wandfreie Beschaf¬ 
fenheit des Linien-, 
Zier-und Schriften¬ 
materials sowie 
tadelloser Stand 
der Farben waren 
bei den Arbeiten 
der erwähnten Fir¬ 
men etwas Selbst¬ 
verständliches. 
Obgleich diese Ar¬ 
beiten damals von 


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Archiv für Buchgewerbe 


jüngeren Kräften hergestellt wurden, so verdienten 
sie doch die Bezeichnung Meisterarbeiten, und es ist 
begreiflich, daß solche Beispiele erzieherisch und 
anregend auf die Fachgenossen wirken mußten und 
gewissermaßen eine Richtung bedeuteten, die eine 
geraume Zeit ihr Recht behauptete und erst nach 
mehreren Jahren von einer ornamentreichen Satzart, 
die das Renaissance-Ornament stark bevorzugte, ab¬ 
gelöst wurde. Die strenge Liniemanier hat in Albin 
Maria Watzulik in Altenburg, dem das „Archiv“ schon 
1878entsprechende Würdigung angedeihen läßt, lange 
Zeit ihren stärksten Vertreter gefunden (siehe Ab¬ 
bildung 51). 

Als eine der ersten figurenreichen Einfassungen, 
die auf antike Vorbilder aufgebaut war, bringt das 
Archiv die aus 74 Figuren bestehende Künstler-Ein¬ 
fassung von J. H. Rast & Co. in Offenbach und Wien. 
Mit diesem Kombinationsmaterial wurden dem Akzi¬ 
denzsetzer ganz neue Aufgaben gestellt, das Material 
ist aber trotz seiner Schönheit nicht zu großer Ver¬ 
breitung gelangt. 

Weit größeren Er¬ 
folg hatte die eben¬ 
falls 1878 erschie¬ 
nene Griechische 
Einfassung der 
Schriftgießerei J. G. 

Scheiter & Giesecke 
in Leipzig, die nicht 
weniger als wie 
135 Stücke enthielt. 

Mit diesem Material 
bricht zugleich eine 
neue Ära im Akzi¬ 
denzsatz an: das 
Zurückgehen au f an¬ 
tike Vorbilder, auf 
architektonische 
Motive, wie sie in 
Portalen, Gebäude¬ 
teilen,Säulengängen 
und anderm mehr ge¬ 
funden waren. Die 
Griechische Einfas¬ 
sung war trotz ihres 
architektonischen 
Charakters linear 
gehalten, und es be¬ 
durfte zur Erzielung 
guter Wirkungen 
fast stets des Ton¬ 
druckes. Zahlreiche 
ausgezeichnete Ar¬ 
beiten lieferten den 
Beweis von der viel¬ 
seitigen Verwend¬ 


barkeit dieses Materials, das lange Zeit als das beste 
Erzeugnis Geltung hatte (siehe Abbildung 50). 

Neben diesen beiden großangelegten Einfassungen, 
die zugleich als hervorragende Leistungen der Stem¬ 
pelschneidekunst gelten können, verdienen noch her¬ 
vorgehoben zu werden die zu großer Verbreitung 
gekommenen Universal-Initialen mit Linien-Orna- 
menten von Wilhelm Woellmers Schriftgießerei in 
Berlin, die in außerordentlicher Weise zur Belebung 
der Akzidenzarbeiten Verwendung fanden und den 
Akzidenzsetzern damaliger Zeit zur Entfaltung ihres 
geschmacklichen Könnens viele Möglichkeiten boten 
(siehe Abbildung 49). Als hervortretender Schrift¬ 
typus aus der gleichen Zeit ist die in verschiedenen 
Schnitten aufkommende Rundschrift zu verzeichnen, 
die jahrzehntelang ihr Recht behauptet hat und selbst 
heute noch häufig Verwendung findet. 

In satztechnischer Hinsicht ist ein Aufsatz im 
gleichen Bande beachtenswert, in dem auf die Vor¬ 
teile der sogenannten mise-en-pages hingewiesen wird. 

Der Verfasser er¬ 
läutert die mancher¬ 
lei Vorteile, die mit 
der Teilarbeit beim 
Werksatze ver¬ 
knüpft sind, und es 
kann das Ende der 
siebzigerjahreauch 
als der Zeitpunkt 
angesehen werden, 
an dem die alther¬ 
gebrachte Gepflo¬ 
genheit,daß der Satz 
eines Buches von 
einem einzigen 
Setzer vollständig 
hergestellt wurde, 
mehr und mehr ein 
Ende fand. Die Her¬ 
stellung des glatten 
Satzes durch meh¬ 
rere Setzer und die 
Zusammenstellung 
des Satzes zu Seiten 
und Bogen durch 
den Metteur sind 
seitdem Regel ge¬ 
worden, leider nicht 
immer zugunsten 
der Einheitlichkeit 
des Druckwerkes. 

Von den Bemü¬ 
hungen Hermann 
Smalians, die Nor¬ 
malhöhe allgemein 
zur Einführung zu 

1 * 



Abbildung 48. Verkleinerter (braun und blau) Haupttitel zum 
XVIII. Bande (1881) dea Archive für Buchdruckerkunst 

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imiminniiiiiiiin i.iirriniiiTTimirnniTH 




schütze die Kunst! 


F. Schlotke 


W. Büxen8tein 


{c Jftrtfr, 


Qtbt. ßrunrrt. Srrlrn 


«ICUc 


M. WATZULIK 


Heinrich Fischer 


I LUDWIG LOTTi 

«3 IN WIEN ©♦ i 


C. NAUMANN 

■*»--- Wf 

FRANKFURT 


nroenbuitgen von 


inieit • Ornamente 


Abbildung 49. Verkleinerte Satzbeilage (Originalaatz von Julius Milser) aus dem XV. Bande (1878 des Archivs für Buchdruckerkunst 


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PRItJCETQN UMiyERSITY 









































































I. THEIL, 


II. THEIL, 


Grioob-isofc,© E.ia.f©ssixrtg. Seiri© 55 

J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig. 


Abbildung 50. Verkleinerte Schriftprobenseite aus dem 


X\ . Bande (1878) des Archivs für Buchdruckerkunst 


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Archiv für Buchgewerbe 


bringen, zeugt ein im Archiv enthaltenes Verzeichnis 
der Schriftgießereifirmen, die sich ihm gegenüber 
bereit erklärt haben, neue Buchdruckereien nur noch 
auf Normalsystem einzurichten. 

Daß das Archiv auch den Sinn für die künstlerische 
Gestaltung der Einzelteile des Buches zu wecken ver¬ 
suchte, beweist eine Abhandlung über Buchhändler¬ 
signete,in der auf dieSchönheit der alten Druckermarken 
hingewiesen wird unter gleichzeitigerWiedergabe einer 
größeren Anzahl von Marken aus den verschiedensten 
Zeitepochen,darunter die von Fust & Schöffer,Manutius, 
Robert Stephanus, Plantinus, Kachelofen, Hans Luft, 
Breitkopf, denen sich solche aus dem 18.und I9.jahr- 
hundert in chronologischer Folge anschließen. 

Überdie mehr und mehrzurEinführunggelangende 
elektrische Beleuchtung der Druckereiräume berichtet 
das Archiv 1878 auch schon, und zwar wird darauf 
hingewiesen, daß das Bibliographische Institut in 
Leipzig mit gutem Erfolge seinen Druckersaal damit 
versehen hat und sich trotz des damals noch doppelten 
Preises gegenüber dem Gaslichte mancherlei Vor¬ 
teile, besonders in gesundheitlicher und praktischer 
Hinsicht ergaben. 

Über die Tätigkeit der Typographischen Gesell¬ 
schaft zu Leipzig berichtet das Archiv in seinen Spal¬ 
ten damals anhaltend, und es ist die Einleitung eines 
solchen Berichtes, der nach einjährigem Bestände der 
genannten Gesellschaft (1878) gegeben wird, be¬ 
merkenswert. Er lautet wie folgt: Die von verschiedenen 
Seiten für unmöglich gehaltene Idee , in dieser Gesell¬ 
schaft Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihren Platz finden 
zu lassen, hat sich in anerkennenswerter Weise als 
möglich gezeigt. Die seitdem verflossene Zeit dürfte 
zur Genüge erwiesen haben, daß die Fachgenossen, 
die sich damals zur Fortbildungsarbeit zusammen¬ 
schlossen, den richtigen Weg beschriften hatten, denn 
heute, nach 40 Jahren ist das gemeinsame Arbeiten 
in den typographischen Gesellschaften, die Arbeit¬ 
geber und Arbeitnehmer vereinigen, ein noch eben¬ 
so ersprießliches wie damals. Über eine der ersten 
graphischen Ausstellungen berichtet das Archiv, und 
zwar handelt es sich um die bereits erwähnte, 1878 
in Leipzig ins Werk gesetzte Ausstellung der Typo¬ 
graphischen Gesellschaft zu Leipzig, in der in der 
Hauptsache solche Druckwerke vorgeführt wurden, 
die auf der Weltausstellung in Philadelphia von ersten 
deutschen Druckerei- und Buchhandlungsfirmen so¬ 
wie solchen des Auslandes ausgestellt worden waren. 
Die Ausstellung in Philadelphia hatte ihren beleben¬ 
den Einfluß auf das Buchgewerbe nicht verfehlt, denn 
auf allen Gebieten setzen berufene Kräfte ein, um 
Neues zu schaffen, zu verbessern und vorbildlich zu 
wirken. Die Pariser Weltausstellung folgte der ersteren 
bald nach. Ein ausführlicher Bericht im Archiv gibt 
ein Bild von der Rührigkeit der Firmen, die auch 
diese Ausstellung beschickt hatten. 


Einen recht interessanten Aufsatz über den ersten 
türkischen Buchdrucker Ibrahim Efendi, einen ge¬ 
borenen Ungarn, bringt das Archiv in dem erwähnten 
Bande. Aus dem Inhalte geht hervor, daß die Buch¬ 
druckerkunst erst Anfang des 18. Jahrhunderts in 
der Türkei Einführung fand. Ibrahim fand die weit¬ 
gehendste Förderung seines Unternehmens durch den 
Sultan Ahmed III., und es konnten aus der entstan¬ 
denen „kaiserlichen Buchdruckerei“ bald hervor¬ 
ragende Druckwerke hervorgehen. Nach Ibrahims 
Tode ging diese Druckerei wieder ein, und es blieb 
die Türkei hieraufwieder 20 Jahre lang ohne Druckerei, 
bis der Sultan Abdul Hamid durch ein Dekret vom 
14. März 1784 dieselbe wieder zu neuem Leben er¬ 
weckte. 

Aus demselben Bande ist ersichtlich, daß der 
deutsche Buchdrucker R. Schneider in St. Petersburg 
1878 eine monatlich zweimal erscheinendes Journal 
unter dem Titel Übersicht der graphischen Künste in 
russischer Sprache erscheinen läßt und die deutschen 
Firmen auffordert, dasselbe zur wirksamen Verbrei¬ 
tung von Geschäftsempfehlungen in Rußland zu be¬ 
nutzen. 


Den sechzehnten und siebzehnten Band des 
Archivs durchzieht eine den Stoff erschöp¬ 
fende Abhandlung unter dem Titel Betrachtungen über 
die Einrichtung einer Druckerei, insbesondere einer 
Akzidenzdruckerei. Einleitend wird auf die Nachteile 
einer Zersplitterung auf die verschiedensten Arbeits¬ 
gebiete hingewiesen und der Beschränkung auf Son¬ 
dergebiete des Buchdrucks das Wort geredet. Es soll 
sich der eine dem Akzidenzdruck, der andre etwa 
dem Werkdruck zuwenden, denn nur auf diese Weise 
sei volle Leistungsfähigkeit zu erzielen. Ganz be¬ 
sonders gelle dies im Falle der Kapitalknappheit. Es 
wird dann auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die 
mit der Neuerrichtung einer Buchdruckerei verknüpft 
sind, wenn neben technischem Können nicht auch 
ausreichendes kaufmännisches Verständnis mitge¬ 
bracht wird. Alle bei einer solchen Neueinrichtung 
zu berücksichtigenden Fragen werden dann in sach¬ 
kundigster Weise behandelt. Der Einkauf der zweck¬ 
mäßigsten Druckmaschinen, des Schriftenmaterials 
und aller Zubehörteile, die Einrichtung des Papier¬ 
lagers, die Kundenwerbung und was sonst noch alles 
in Betracht kommt. Es wird auch bereits auf die 
Zweckmäßigkeit von Arbeitsordnungen, von Unfall¬ 
verhütungsvorschriften, von Telephonanlagen und 
anderm mehr aufmerksam gemacht. 

Ein Aufsatz vom Geschmack in der Kunst über¬ 
haupt und in den graphischen Künsten im besonderen 
aus der Feder eines ungenannt gebliebenen, ange¬ 
sehenen Fachgenossen dehnt sich über mehrere Hefte 
aus. Die Ausführungen erstrecken sich auf allgemeine 
Kunstfragen, über die allerdings auch heute noch 


1879 


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PRINCETON UNIVERSITY 




Archiv für Buchgewerbe 


keine völlige Übereinstimmung der Auffassungen er¬ 
zielt ist. Im ersten Teile seines Aufsatzes behandelt 
der Verfasser die Schriftfrage, die er für jede Art 
von Druckwerk als die wichtigste ansieht. Er bekennt 
sich dabei weder als Fraktur- noch als Antiquaan¬ 
hänger, kann sich aber mit dem Wiederaufkommen 
der Schwabacher und Mediäval in ihren vielen Ab¬ 
arten nicht einverstanden erklären. Er meint, daß 
sich der alte Breitkopf und Tauchnitz and Bauer und 
Michael und May und Theinhardt und Hänel und 



Abbildung 51. Satzbeispiel (schwarz, rot) aus dem 
XV. Bande (1878). Originalsatz von A.M.Watzulik 


wie sie alle heißen, die sich'um die Verschönerung 
und Veredlung unsrer Fraktur und Antiqua so große 
Verdienste erworben haben, den Bauch halten müßten 
vor Lachen, wenn’s ihnen nicht — leid wäre um die 
Arbeit, die sie auf ganz entgegengesetzter Bahn ge¬ 
leistet haben. Über die Eigenschaften, die eine Schrift 
haben soll, verbreitet sich der Verfasser sodann und 
zwar stellt er als erste typographische Schönheits¬ 
regel die Zweckmäßigkeit hin. In bezug auf die Ent¬ 
wicklung der'Fraktur und Antiqua sagt erfolgendes: 
Bei der Verwerfung der Mönchschrift und der aus 
ihr hervorgegangenen Fraktur durch die nichtdeutsche 
Typographie hat nationaler Haß mehr eingewirkt als 
irgendein andrer Grund, obschon zugegeben werden 


muß, daß die Antiqua sich viel schöner entwickelt 
hat als die Fraktur. Italiener, Skandinavier, Holländer, 
Slawen aller Stämme haben sich fast nur vom Haß 
leiten lassen, als sie sich der Antiqua zuwendeten. 
Sollte das den Deutschen nicht ein Wink sein, diese 
nationale Schrift festzuhalten? Der Verfasser wendet 
sich dann gegen den gekünstelt erscheinenden Linien¬ 
satz, gegen die graue Farbe beim Werkdruck; er 



Abbildung 52. Verkleinertes Satzbeispiel (schwarz, grün) aus 
dem XVI. Bande (1879). Originalsatz von C. G. Naumann 


wünscht ferner die Zuteilung jeder Arbeit an das 
technische Verfahren, das für die Herstellung das 
zweckmäßigste ist, und entwickelt im ganzen An¬ 
sichten, von denen manche noch für die Jetztzeit paßt. 

Als hervortretendes Erzeugnis in der Menge von 
Ziermaterial, das die Schriftgießereien damals auf 
den Markt brachten, haben wir die klassischen Reihen¬ 
ornamente von Ferd. Theinhardt in Berlin (siehe Ab¬ 
bildung 53) hervorzuheben, die auch eine starke Ver¬ 
breitung fanden und dazu berufen waren, in die reinen 
Liniensatzgebilde Abwechslung zu bringen. In den 
äußerst korrekt geschnittenen Ornamenten kehren 
die zahlreichen Motive des griechischen und Renais¬ 
sancestils wieder, und es ergaben sich durch die 


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Archiv für Buchgewerbe 


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Aneinanderreihung Ornamentstreifen und Ränder von 
ganz ausgezeichneter Wirkung. 

Über die Herstellung von Tonplatten durch den 
Setzer oder Drucker findet sich in diesem Bande auch 
eine der ersten ausführlichen Anleitungen zu dieser 
Spezialtechnik, die sich lange Zeit eingehendster 
Pflege zu erfreuen hatte. Allerdings ist man in der ver¬ 
flossenen Zeit zu ganz 
andern Arbeitsstoffen 
für Tonplatten gelangt, 
ebenso ist die Art der 
Herstellung der Platten 
selbst in ganz andre 
Bahnen gelenkt worden. 

In einem Aufsatze mit 
dem Titel Pariser Buch¬ 
druckereien werden die 
Arbeitsverhältnisse in 
denletzteren geschildert 
und manches erwähnt, 
das für die deutschen Buchdruckereien von Nutzen zu 
sein schien. Unter anderm wird auch der Wert der 
Lauf-oder Arbeitszettel hervorgehoben und das Muster 
eines solchen wiedergegeben. Die Vorzüge des Pariser 
Systems werden gebührend betont und manchesEigen- 
artige aus dem Gebiete des Werksatzes angeführt. 

Über das von H. Berthold in Berlin nach langen 
Vorbesprechungen hergestellte Urmaß, den Normal- 
Typometer zur genauen Festhaltung des Normal¬ 
systems berichtet das Archiv in Heft 8/9 des sech¬ 
zehnten Bandes mit dem Hinweis, daß dieses Urmaß 
zuvor von dem derzei¬ 
tigen Direktor der Ber- 
linerSternwarteProfessor 
Förster einergenauen Prü¬ 
fung unterworfen wurde. 

Von dem Maße selbst, ei¬ 
nem 30Zentimeter langen 
Stahlstab, wurde fast allen 
deutschen Schriftgieße¬ 
reien ein Stück ausgehän¬ 
digt, und es darf gesagt 
werden, daß nennens¬ 
werte Kegeldifferenzen seitdem in Deutschland nicht 
mehr Vorkommen. 

Von den mannigfachen Versuchen, die auf dem 
Gebiete der Reproduktionsverfahren besonders im 
Auslande gemacht wurden, verzeichnet das Archiv in 
demselben Bande den aus der Photographie hervor¬ 
gegangenen Reliefdruck, das ist die Woodburytypie, 
unter gleichzeitigerVorführung einer ausgezeichneten 
Probe dieses Verfahrens. 

Das seit 1876 viel gebrauchte geflügelte 
Wort Billig und Schlecht hat man damals 





sirtailra^ral Berlin ‘ 


rrrvYTTv' 

Abbildung 53 (1880) 






1880 


mit Recht auch vielen Buchdruckereien zugerufen, 
und das Archiv nimmt wiederholt Anlaß, in Wort und 


Beispiel die Berechtigung dieses Vorwurfes zu be¬ 
weisen, einesteils dadurch, daß es auf die bei jeder 
Druckarbeit notwendige geschmackvolle Ausführung 
hinweist, anderseits indem es anhaltend die Gegen¬ 
wirkung von Gut und Schlecht an praktischen Bei¬ 
spielen veranschaulicht. Es wird hervorgehoben, daß 
neben der Gewerbefreiheit, die einem jeden die Aus- 

übungdes Buchdrucker¬ 
berufes ermöglichte, wie 
auch das Sichgehenlas- 
sen vieler Buchdrucker 
die vielen schlechten 
Drucksachen herbeifüh¬ 
ren. Die billigen Kopf¬ 
druckpressen, vereinzelt 
auch die aufkommen- 
denbilligenTiegeldruck- 
pressen ließen die so¬ 
genannte Trittmüllerei 
aufblühen, der auch die 
Berufsorganisationen lange Zeit nicht so recht bei¬ 
kommen konnten. Im Laufe der Jahre ist es etwas 
besser geworden, immerhin kann aber die Bezeich¬ 
nung Billig und Schlecht auch heute noch auf manche 
Druckarbeit Anwendung finden. 

Neben den unter 1879 bereits erwähnten gro߬ 
zügigeren stilvollen Einfassungen entwickelt sich mit 
dem Beginn der achtziger Jahre das sogenannte 
Linienornament mit der Ansatzmöglichkeit an die feine 
Achtelpetitlinie. Die vom Stempelschneider Theodor 
Friebel geschaffenen Akzidenzverzierungen, die aus 
Linienmotiven, leicht ge¬ 
haltenen Renaissance¬ 
schnörkeln und kleinen 
Blattmotiven bestehen, 
fanden schnell eine all- 
gemeineVerbreitung. Das 
Archiv führt diese Orna¬ 
mente vor und bemerkt 
dazu, daß das Material der 
sich neuerdings geltend 
machenden Geschmacks¬ 
richtung, die es wieder 
liebt die Sätze in reicher Weise mit Einfassungen zu 
umgeben, entspreche. Es folgt die sich über drei 
Bände erstreckende Abhandlung von F. Bosse über 
die Ornamente und das Ornamentieren im Buchdruck¬ 
gewerbe. Der Verfasser leitet seine für die damalige 
Zeit verdienstliche Arbeit mit folgenden Worten ein: 
Angeregt durch das Emporblühen der Kunst und des 
Kunsthandwerks in dem letzten Dezennium sind die 
tonangebenden Schriftgießereien fort und fort bemüht 
gewesen, den Anforderungen des Buchdruckgewerbes 
nach jeder Richtung hin Rechnung zu tragen, indem sie 
eine Menge neuer, unserm Geschmacke, der modernen 
Renaissance entsprechende Ornamente produzierten. 


Abbildung 54 
Akzidenz-Ornamente 
geschnitten von Theodor Friebel 
(1880) 



8 


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Archiv für Buchgewerbe 


Es folgt hierauf eine eingehende Behandlung der bis 
dahin vorhandenen hauptsächlichsten Ornament- 
Serien und sonstigen Zierate, unter denen die Linien¬ 
ornamente zunächst die Hauptstelle einnehmen. Diese 
Abhandlung hat vielen Buchdruckern als Lehre der 
Ornamentik gedient und genützt, denn neben der 
Vorführung der einzelnen Figuren und deren richtigen 
Verbindungsmöglichkeiten machte der Verfasser, der 
als praktischer Buchdrucker die Schwächen der Fach¬ 
genossen auf künstlerischem Gebiete wohl zu er¬ 
kennen vermochte, die Leser mit dem Wesen der 
Ornamentik, mit den Kunstausdrücken und vielem 
andern bekannt; er führte sie von der reinen prak¬ 
tischen Tätigkeit zum Nachdenken über künstlerische 
Angelegenheiten und zur Beschäftigung mit künst¬ 
lerischen Fragen, die mit der Tätigkeit des Akzidenz¬ 
setzers Zusammenhängen. 

Bosse, der wohl heute noch als Buchdruckerei¬ 
besitzer mitten in der Praxis steht, beschränkte sich 
in seiner Arbeit aber keineswegs darauf, eine prak¬ 
tische Anleitungzu geben, wie die zahlreichen Figuren 
der einen oder andern Ornamentserie richtig und 
wirksam zusammengesetzt werden müßten, er ver¬ 
band hiermit zugleich eine Art kritische Stillehre, bei 
der er die Vorzüge und Mängel des von den Schrift¬ 
gießereien geschaffenen Materials beleuchtete. Gleich¬ 
zeitig berührte er Nebenfragen wichtigster Art, z. B. 
tadelt er das sklavische Nachahmen der von den Schrift¬ 
gießereien gegebenen Vorlagen, die doch nur An¬ 
regungen sein sollen; er geißelt das Zuviel an Zierat 
auf den Drucksachen und betont mit Recht, daß die 
Fachgenossen in ihrer Geschmacksbildung von den 
Probeblättern der Schriftgießereien beherrscht werden, 
welch letztere eine Richtung eingeschlagen hätten, 
die nicht mehr zu der natürlichen gerechnet werden 
könne. Es müsse dem Anhäufen, dem Zuviel an 
Ornamenten aufs schärfste entgegengetreten werden. 
Bevor der Verfasser an die Erläuterung der reicheren 
Ornamentik geht, sagt er: Woran aber liegt es, daß 
wir auf diesem falschen Wege wandeln und daß wir 
in der Ornamentik noch weit hinter andern Kunst¬ 
gewerben zurückstehen? Der Hauptgrund mag wohl 
darin zu finden sein, daß das Buchdruckgewerbe, un¬ 
bekümmert um alles andre, seinen eigenen Weg geht 
und sich meist nur an die Traditionen der Vorgänger 
hält. Es ist zwar die Ornamentik nicht jedermanns 
Sache, aber wenn wirklich sich der eine oder andre 
dafür interessierte, so war für eine solche kein Lehr¬ 
meister unter den Fachgenossen, der eine gründliche 
Anleitung zu erteilen vermochte, man tappte eben 
immer im dunkeln. Der Verfasser weist dann in beson¬ 
derer Weise auf die Vorzüge des Renaissancestils hin, 
dem bereits eine große Anzahl guter Erzeugnisse ihre 
Entstehung verdanken. Bei der Besprechung einer 
aus Amerika übernommenen Einfassung warnt Bosse 
die deutschen Schriftgießereien vor der Wiedergabe 


rein naturalistischer Gegenstände zu Verzierungs¬ 
zwecken, denn nicht diese seien das Feld, das die 
Schriftgießereien pflegen sollen, sondern das Flach¬ 
ornament. Bei der Behandlung der Griechischen 
Einfassung bekennt sich der Verfasser bereits als 
Gegner der aufgekommenen architektonischen Satz¬ 
art im Buchdruck, die Anfang der achtziger Jahre 
eine große Ausbreitung fand. Er verweist auf die 
historischen Vorläufer dieser Art von Flächenver¬ 
zierung, wie sie Ende des 16. Jahrhunderts, im 17., 
ja selbst noch im 18. Jahrhundert in großer Zahl in 
Form von schönen Gebilden geschaffen wurden, die 
man heute noch mit Wohlgefallen betrachten könne. 
Im Laufe der Zeit sei man aber zu der Erkenntnis 
gekommen, daß sich diese perspektivischen Ansichten 
mit dem Bilde unsrer Typen nicht gut vereinigen 
lassen, und habe von der ferneren Anwendung Ab¬ 
stand genommen. Es sei immerals eine Geschmacks¬ 
verirrung anzusehen, wenn man mit den gegebenen 
architektonischen Figuren einer Einfassung jene gro߬ 
artigen Werke der Griechen und Römer oder auch 
der Renaissance nachahmen wolle. Im weiteren Ver¬ 
folg der Abhandlung, in der sich der Verfasser mit der 
Erklärung der verschiedensten Ornamentserien, wie 
sie in der griechischen, der Florentiner, der venezia- 
nischenals Haupterscheinungen zu verzeichnen waren, 
auch mit lehrreicher Erklärung der Stilformen und 
Stileigenheiten befaßt, kommt es in Heft 8/9 des 
zwanzigsten Bandes zu einer heftigeren Aussprache 
über die genannte Richtung, die unter Führung der 
Schriftgießereien im Buchdruck Platz greift und die 
der Verfasser bereits lebhaft bekämpft hatte. 

Im Gegensatz zu der Ansicht Bosses treten gleich¬ 
zeitig andre Fachgenossen in Wort und Beispiel im 
Journal für Buchdruckerkunst, in den Schweizer 
Graphischen Mitteilungen, wie auch im Archiv selbst 
(u. a. Albert Hoffmann im zwanzigsten Bande in einer 
Abhandlung Die Architekturformen im Buchdruck) 
für die genannte Richtung lebhaft ein unter Hinweis 
aufdie Dekorationsformen früherer Jahrhunderte und 
die Möglichkeit der technischen Verarbeitung archi¬ 
tektonischer Motive im Buchdruck. Es würde zu weit 
führen auf die an sich interessanten Ausführungen 
hier näher einzugehen, und es sei daher nur auf die er¬ 
wähnten Stellen verwiesen. Anschließend sei noch 
gesagt, daß die architektonische Satzart ihre höchste 
Ausbildung durch die Anwendung der Einfassungen 
Akanthea (J. G. Scheiter & Giesecke) und Germania 
(Julius Klinkhardt) erfahren hat. Viele der aus diesem 
figurenreichen Material hergestellten Drucksachen 
dürfen als typographische Kunstleistungen ange¬ 
sprochen werden, bei deren Herstellern sich künst¬ 
lerisches Verständnis mit vollkommenstem tech¬ 
nischen Können allerdings vereinigen mußten. 

Eine der ersten eingehenderen Abhandlungen über 
Ausschließen, Sperren und Trennen im glatten Satze 

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Archiv für Buchgewerbe 



cvvö RUC *e; 


ALEXANDER YVALDOW 

BUCHDRUCKMASCHINEN- UND UTENSILIENHANDLUNG 

BRUDERSTR. LEIPZIG BRÜDERSTR. 


Abbildung 55. Satzbeispiel aus dem XVIII.Bande (1881) 


Abbildung 56. Satzbeispiel aus dem XIX. Bande (1882) 


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^ ATELIER 

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TYPOGRAPHISCHES ZEICHNEN 

BERLIN S.O. 

46. ELISABETHUFER 46. 


Abbildung 57. Satzbeispiel aus dem XIX. Bande (1882) des Archivs für Buchdruckerkunst 


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PRJNCETON UMVERSITY 





















































Archiv f ü r B u c h g e w e r b e 



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III 



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bringt das Archiv in seinem siebzehnten Bande. Die 
gegebenen Anweisungen zur Erzielung eines Satz¬ 
bildes, dem sowohl Übersichtlichkeit wie gute Les¬ 
barkeit eigen ist, sind mit gutem Verständnis abge¬ 
faßt. Inwieweit __:_ 

sie Anregung zur 
Aufstellung der 
im Jahre 1883 
entstandenen 
allgemeinenSatz- 
regeln gegeben 
haben, vermochte 
ich nicht festzu¬ 
stellen, vermut¬ 
lich sind aber die 
Anregungen hier¬ 
zu in diesem Auf¬ 
sätze zu suchen. 

Daß im sieb¬ 
zehnten Jahr¬ 
gänge (1880) des 
Archivs auch be¬ 
reits die Ankün¬ 
digung der von 
Alexander Wal- 
dow bearbeiteten 
Enzyklopädie 
der graphischen 
Künste erfolgt, 
mag der histori¬ 
schen Vollstän¬ 
digkeit halber 
verzeichnet sein. 

Bei den Riesen¬ 
fortschritten, die 
das Buchgewerbe 
in den auf die 
Herausgabe des 
Werkes folgenden 
Jahren machte, 
wurde dessen 
Vollständigkeit 
bald in Frage ge- 
stellt,undeskann 
dasselbe heute, 
mangels jed¬ 
weden Nachtrags, 
kaum noch als 
Nachschlagebuch 
gelten. An späte¬ 
ren Versuchen, 

ein ähnliches Werk zu schaffen, hat es nicht gefehlt; 
in beiden Fällen mußten aber die Unternehmer es 
erfahren, daß die Buchdrucker schlechte Bücher¬ 
käufer sind. Die Herausgabe einer Enzyklopädie der 
graphischen Künste kann auch kaum die Aufgabe 


eines einzelnen sein, sie ist allenfalls eine solche für 
eine Körperschaft, die sich die Pflege des gesamten 
Buchwesens und Schrifttums zum Ziele gesetzt hat 
und die neben lückenlosem Unterlagenmaterial auch 
__ über einen aus¬ 
reichenden Stab 
von Mitarbeitern 
für die einzelnen 
Sachgebiete ver¬ 
fügt. 

Die durch Er- 
laßdes Kgl.Preu¬ 
ßischen Kultus- 
ministeriumsvom 
21. Januar 1880 
normierte Recht¬ 
schreibung gab 
dem Archiv da¬ 
mals Anlaß, eine 
Zusammenstel¬ 
lung der haupt¬ 
sächlichsten 
Wörter und Wort¬ 
wendungen von 
schwankender 
Orthographie zu 
bringen. 



Abbildung 58. Satzbeispiel aus’dem XX. Bande (1883) des Archivs 
für Buchdruckerkunst. Originalsatz von J.G. Scheiter & Gicseckc 


Die Jahrgänge 
1881 bis 1883 des 
Archivs bilden in¬ 
sofern ein Gan¬ 
zes, als sich drei 
große Abhand¬ 
lungen fast über 
alle drei Bände 
erstrecken und 
daher auch unter 
diesem Gesichts¬ 
winkel behandelt 
zu werden ver¬ 
dienen. 

Einedieser Ab¬ 
handlungen ist 
eine solche über 
Typographische 
Numismatik oder 
Geschichte der 
Medaillen,welche 
auf die Buchdruckerkunst, ihre Feste und ihre Kunst¬ 
genossen Bezug haben. Es handelt sich hier um die 
umfassende Arbeit William Blades, die durch Louis 
Mohr nach Printers Register übersetzt wurde. Der 
Inhalt ist für den Fachhistoriker von besonderem 


1881-1883 


li 


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Archiv für Buchgewerbe 


Interesse, denn es sind in ihr alle wichtigeren Be¬ 
gebenheiten aus dem weiten Gebiete des in- und 
ausländischen Buchgewerbes berührt. Daneben sind 
alle geprägten Münzen und Medaillen, die aus den 
gleichen Anlässen geprägt wurden, in Abbildungen 
und Tafeln wiedergegeben. Außer dieser Abhand¬ 
lung findet die über das Ornamentieren im Buch¬ 
druckgewerbe ihre Fortsetzung, während eine solche 
über die Behandlung der Rotationsschnellpressen, die 
nach der Ansicht des Verfassers für den Buchdrucker 
täglich von größerer Bedeutung werden, ihren An¬ 
fang nimmt. Es wird bereits auf die Wichtigkeit der 
Rotationspressen für den Werkdruck hingewiesen und 
gesagt, daß das Ausland, besonders Frankreich und 
Belgien neben Amerika, der Vervollkommnung der 
Maschinen nach dieser Richtung größtes Interesse 
entgegenbringen. Die Bedeutung der variablen Ro¬ 
tationspressen für den Werkdruck wird ebenfalls 
gestreift, und alle Arbeitsverrichtungen an dieser Art 
von Pressen nebst der Plattenherstellung werden ein¬ 
gehend erörtert und durch Abbildungen illustriert. 

Einer der interessantesten Aufsätze im achtzehnten 
Bande des Archivs ist ein solcher von Friedrich Bauer 
über die Entstehungsgeschichte des deutschen Zeitungs¬ 
wesens. Diese Arbeit dürfte für jeden, der sich mit 
dem Stoffe erneut zu beschäftigen hat, als eine er¬ 
wünschte Nachschlagequelle dienen, da in ihr alle 
wichtigeren Erscheinungen, die auf die Bezeichnung 
Zeitung Anspruch haben, nicht nur aufgezählt, son¬ 
dern auch ihrem Inhalte und ihrer Eigenart nach vom 
Verfasser eingehender behandelt wurden. Daneben 
ist auch die Literatur gestreift, die sich mit der Er¬ 
forschung der Geschichte des Zeitpngswesens befaßt. 

Über die Verwendung des Zelluloids zur Stereo¬ 
typie sowie zur Herstellung von Klischees berichtet 
das Archiv im siebzehnten Bande wiederholt. Es 
bringt auch Abbildungen, die an Güte nichts zu 
wünschen übriglas¬ 
sen. In der späteren 
Zeit hat das Zellu¬ 
loid noch zur Her¬ 
stellung von Ton¬ 
platten und zuletzt 
bei der Herstellung 
von Galvanos Ver¬ 
wendunggefunden. 

Zu andauernder 
Verwendung ist das 
feuergefährliche 
Material indessen 
nicht gelangt, und 
es kann ihm daher 
auch eine eigent¬ 
liche praktische Be¬ 
deutung fürdas gra¬ 
phische Gewerbe 


trotz seiner mannigfachen Vorzüge nicht beigemessen 
werden. 

In Ergänzung der bereits gegebenen Hinweise aufdie 
Bedeutung der Satiniermaschinen bringt das Archiv 
eine genauere Beschreibung der von Karl Krause in 
Leipzig gebauten Kalander mit drei Walzen, die in 
fast allen größeren Buchdruckereibetrieben zur da¬ 
maligen Zeit Einführung fanden. 

Unter dem Titel Zur Biicher-Ornamentik bringt das 
Archiv (1882) einen Aufsatz von Friedrich Bauer, in 
dem auf solche Veröffentlichungen hingewiesen wird, 
die sich eingehender mit der Frage des Ornaments 
im Buche befassen. In Anbetracht der neueren Be¬ 
strebungen, dem deutschen Buche nach jeder Rich¬ 
tung hin eine schöne und stilgerechte Ausstattung 
zu geben, erscheint ein Hinweis auf diese Abhand¬ 
lung angezeigt. Sie dürfte ebenso wie für Buchdrucker 
auch für junge, aufstrebende Künstler und Buch¬ 
illustratoren von Wert sein, zumal das angegebene 
Quellenmaterial zum eingehenderen Eindringen in 
das Stoffgebiet manchem unbekannt ist. 

Gewissermaßen eineVorläuferin der späterenKom- 
plettgießmaschine des Franzosen Foucher war die vom 
Amerikaner Hepburn gebaute Gieß- und Fertigmach¬ 
maschine zur Fabrikation von Typen, deren Beschrei¬ 
bung das Archiv 1882 bringt. Die Maschine ist seiner¬ 
zeit in Deutschland von der Bauerschen Gießerei in 
die Praxis eingeführt worden. 

Unter den zahlreichen typographisch vollendeten 
Beilagen, die stets unter Benutzung der neuesten 
Schriftgießerei-Erzeugnisse hergestellt wurden, ver¬ 
dient eine solche aus dem zwanzigsten Bande (1883) 
besondere Beachtung. Sie enthält die Ankündigung 
der erfolgten Gründung eines Ateliers für Typo¬ 
graphisches Zeichnen durch Albert Hoff mann in Berlin, 
der damit eine nicht nur für Deutschland, sondern 
für alle Länder neue Idee zur Durchführung brachte. 

Das Archiv bemerkt 
zu der Gründung 
folgendes: Während 
nach einer mit Ver¬ 
ständnis entworfe- 
nenZeichnungjeder 
einigermaßen tüch¬ 
tige Setzer schnell 
und ohne besondere 
Umstände einen 
guten, brauchbaren 
Satz zu liefern ver¬ 
mag, baut gar oft der 
unglückliche Setzer, 
welcher nach eige¬ 
ner Erfindung und 
eigenem Ermessen 
meist ohne Entwurf 
arbeitete, Tag um 



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Original ffom 

PBINCETQN UNIVE RSITY 



Archiv für Buchgewerbe 


Tag, Korrektur folgt auf Korrektur, der Prinzipal fängt 
schließlich an ärgerlich zu werden, dringt auf be¬ 
schleunigte Fertigstellung und nach schweren Wehen 
erblickt endlich ein höchst mangelhaftes Machwerk 
das Licht der Welt. Diese Erfahrung werden sicher 
schon viele unsrer Fachgenossen selbst in größeren 
Offizinen gemacht haben. Neben Albert HofFmann 
kündigt auch F. Bosse an, daß er sich mit der Her¬ 
stellung typographischer Entwürfe befaßt. Um diese 
Zeit und wohl hauptsächlich infolge der Anregung 


zu schenken, wovon eine im Archiv befindliche Ab¬ 
handlung von F. Bosse über den gotischen Stil im 
Buchdruck Zeugnis ablegt. Es wird auf die Schön¬ 
heiten dieses Stiles hingewiesen und zugleich auf die 
gotischen Ornamente der Firma OttoWeisert in Stutt¬ 
gart Bezug genommen. Als Urheber dieses Materials 
nennt das Archiv den Maler Rudolf Koch in Ovel¬ 
gönne inHolstein. In der darauffolgenden Zeit ist noch 
mancherlei gotisches Schriften- und Ziermaterial auf 
den Markt gekommen, das in weiteren Fortsetzungen 



Abbildung 60. Satzbeispicl (schwarz, rot) aus dem XX. Bande (1883) des Archivs für Buchdruckerkunst. Originalsatz von Knorr & Hirt in München 


dieser bahnbrechenden Fachgenossen nimmt das all¬ 
gemeine Verständnis für das Skizzieren und den Wert 
des typographischen Zeichnens im Buchdruck seinen 
Ausgangspunkt. An Abhandlungen und Anleitungen 
für diesen schwierigen, aber grundlegenden Teil des 
Akzidenzsetzerberufes hat es in der verflossenen Zeit 
nicht gefehlt. Die Entstehung eines einheitlichen, 
systematischen Lehrplanesfür typographisches Zeich¬ 
nen ist aber bislang trotz aller Bemühungen der Unter¬ 
richtsanstalten, der typographischen Fortbildungsver¬ 
eine und vieler befähigter Fachgenossen noch nicht 
möglich gewesen. Der häufige Wechsel des Ge¬ 
schmacks im Buchdruck, mangelnde Vorbildung im 
Zeichnen, geschäftliche Hindernisse und manches 
andre dürften wohl die Ursache für diese bedauer¬ 
liche Tatsache sein. 

Neben dem Renaissancestile beginnt man auch dem 
gotischen Stile um diese Zeit (1883) Aufmerksamkeit 


zu erwähnen sein wird. Die ersten Spuren des so¬ 
genannten altdeutschen Stils, wie er vornehmlich 
von Knorr & Hirth in München, Wallau in Mainz 
und W. Drugulin in Leipzig gepflegt wurde, treten 
auch bereits im Archiv 1883 auf. Eine ausgezeichnet 
wirkende zweifarbige Adreßkarte der erstgenannten 
Firma ist dem Bande beigegeben (siehe Abbildung 60). 

Die aus dieser Zeit hervorgegangenen zahlreichen 
Arbeiten machen heute noch einen ausgezeichneten 
künstlerischen Eindruck; sie sind frühe Vorläufer der 
Satzrichtung, die jetzt wieder gepflegt wird, wenn auch 
hauptsächlich in der besseren Buchausstattung. Die 
schönen alten Schwabacher Schriften kräftigen Bildes 
haben ihrenWert behalten, daneben sind neue Erzeug¬ 
nisse entstanden, die selbständiges, künstlerisches 
Schaffen erkennen lassen und die zugleich als bahn¬ 
brechende in der Frakturbewegung gelten. 

(Fortsetzung folgt.) 


13 


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Original ffom 

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Archiv für Buchgewerbe 




Über den Komplementärfarbendruck 

Von EMIL KÖDITZ, Leipzig 


D ie Bezeichnung Komplementärfarbendruck hat 
etwas Bestechendes, da der Mensch im all¬ 
gemeinen Freude an der Farbe empfindet. 
Dem Druck mit Komplementärfarben wird in den 
Typographischen Jahrbüchern, Heft 9, Jahrgang 1917, 
das Wort geredet. Der Verfasser sagt, daß die Farben 
Rot und Grün, Blau und Orange oder Violett und 
Gelb übereinandergedruckt ein Grau ergeben. Und 
weiter, daß eine Autotypie als Druckstock in den be- 
zeichneten Farben übereinandergedruckt bei genauem 
Passen ein nuanciertes Grau zeigt oder bei unge¬ 
nauem Passen ein Braun. Das Bild soll in jedem 
Falle ein geschlossenes Aussehen erhalten, da selbst 
beim genauen Passen die beiden übereinandergelegten 
Drucke das Raster der Autotypie schließen. Auf solche 
Weise sei ein vorzüglicher Effekt zu erreichen. 

Das Heft bringt als Beilage ein Bild des Reichs¬ 
tagsabgeordneten Scheidemann, das auf diesem Wege 
geschaffen worden ist. Die beigedruckte Skala zeigt 
ein gebrochenes, doch immerhin stark sprechendes 
Grün und eine als sogenannte Terrakotta bezeich- 
nete rote Farbe; beide etwa in gleicher Stärke. 

Bei so erzeugten Abbildungen kommt die Farben¬ 
mischung teils durch Übereinander- und teils durch 
Nebeneinanderlagerung zustande. Im ersteren Falle 
ergibt sich die Mischfarbe durch Subtraktion, im letz¬ 
teren durch Addition des Lichtes, und dieses Prinzip 
der Farbenmischung findet ja besondere Ausnutzung 
im Drei- und Vierfarbendruck. Dort führt es bei 
richtiger Anwendung auch zum besten Erfolg. Aber 
etwas anders liegt die Sache bei Verwendung einer 
Druckplatte. Eine gleichmäßige Verteilung der Farb¬ 
elemente ist ausgeschlossen. Selbst innerhalb eines 
Bildes können Differenzen eintreten. Abweichungen 
geben aber ein Farbenspiel, welches den Bildeindruck 
ungünstig beeinflußt. 

Die genannte Bildbeilage bietet einen olivfarbigen 
Eindruck, jedoch ohne einheitliche Tönung. Es macht 
sich dabei der sogenannte Überdeckungs fehler geltend. 
So sind Stellen bräunlich, nach Rot hinüberspielend, 
dagegen andre grünlich gestimmt. Von einem Grau 
ist schwerlich zu reden. Allerdings hat der vorliegende 
Abdruck Paßdifferenz,und dadurch muß Grau als aus¬ 
geschlossen gelten. In diesem Abdruck läßt aber auch 
das erzielte Braun zu wünschen übrig. 

Die Art, eine Druckplatte zu geschlossenerer Bild¬ 
wirkung zweimal zu drucken, wurde in den neunziger 
Jahren verschiedentlich versucht. Dabei kam zu¬ 
nächst eine kräftige Farbe für die Zeichnung zur An¬ 
wendung, dagegen folgte der zweite Druck in einer 
viel helleren Tonfarbe. Geschlossenheit und etwas 
farbige Wirkung erstrebte man dadurch, daß beim 
zweiten Druck eine Verschiebung in diagonaler Rich¬ 


tung, um die Größe des Rasterzwischenraumes in 
den Kreuzlagen, vorgenommen wurde. Bei kleineren 
Druckplatten war der Reiz des farbigen Ausdrucks 
zunächst überraschend, doch zeigte sich in größeren 
Abbildungen sehr bald der unerwünschte Über¬ 
deckungsfehler, der die einheitliche Färbung aus¬ 
schloß. Zu jener Zeit führte ich selbst eine Anzahl 
Autotypieätzungen aus, die in solcher Weise sowohl 
auf der Handpresse, als auch auf der Schnellpresse 
zum Druck kamen. Versuchsweise folgte dann auch 
eine Arbeit mit drei verschiedenen Farbplatten nach 
einem Negativ, unter Zuhilfenahme von feinem Staub¬ 
korn für einzelne Bildpartien. Obwohl die Ergebnisse 
den Anforderungen entsprachen, wurde doch eine 
Fortsetzung der Arbeit in dieser Richtung eingestellt, 
da die Sache im Druck erhebliche Schwierigkeiten 
bereitete. 

Dem Wunsche, die nüchterne Wirkung einer Auto¬ 
typie zu verbessern, entsprangen derartige Arbeits¬ 
versuche. Jedenfalls ist die Annahme berechtigt, daß 
daraufhin die Ausgestaltung der heutigen Duplex¬ 
autotypie erfolgte. Allgemein bekannt ist dazu die 
Benutzung zweier Aufnahmen, wobei das zweite 
Negativ eine andre Rasterlinienrichtung erhält als 
das erste. Daß der Bildcharakter beider Aufnahmen 
meist verschieden gehalten wird, sei nur nebenbei 
erwähnt. Es kann wohl als zweifelsfrei erwiesen be¬ 
trachtet werden, daß Duplex-Autotypien unter An¬ 
wendung einer dunklen Zeichnungsfarbe und einer 
helleren Tonfarbe einheitliche Färbungen in guter 
Bildwirkung ergeben. 

In der Praxis mag es nun Vorkommen, daß für ein 
Bild nur eine Druckplatte vorliegt, die Verbesserung 
derBildwirkungaber erwünscht ist. SolchenWünschen 
kommt ja die Farbenfabrikation in der Erzeugung von 
Doppeltonfarben entgegen. Daß dabei ebenfalls Übel¬ 
stände auftreten, soll keineswegs verschwiegen werden. 
Im allgemeinen befriedigen aber die damit erzielten 
Ergebnisse eher, als beim Druck von Komplementär¬ 
farben. 

Der Verfasser jener Arbeit über Komplementär¬ 
farbendruck scheint auch selbst nicht recht von der 
Erreichung guter Ergebnisse überzeugt zu sein, denn 
er schreibt: Zu emp/e/i/en ist das Übereinanderdrucken 
desselben Klischees nur dann, wenn der Auftraggeber 
keinen Wert auf gleichmäßiges Aussehen aller Bilder 
legt, es wird auch nur der Druck kleiner Auflagen zu 
empfehlen sein. Die Bildbeilage gibt die Bestätigung 
und wirkt nicht gerade ermutigend, mit den Ergeb¬ 
nissen solcher Arbeitsweise an die Kundschaft heran¬ 
zutreten. 

Vorsichtigerweise wird dort anschließend darauf 
hingewiesen, daß ein Druck mit Komplementärfarben 


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Original ffom 

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Archiv für Buchgewerbe 


vollkommen gleichmäßige Bilder unter Benutzung 
von Duplex-Autotypien erreichbar wären. 

Da eine Duplex-Autotypie mit Komplementärfarben 
in gleicher Farbstärke nicht auch als Beilage vorliegt, 
so läßt sich ein Urteil darüber nicht gewinnen. 

Ob die nicht öftere Anwendung des Komplemen¬ 
tärfarbendrucks darauf zurückzuführen ist, daß die 
Fachleute außerordentlich zurückhaltend wirklich 
guten Neuerungen gegenüb erstehen oder ob es noch 
an verhältnismäßig geringer Übung im rationellen 
farbigen Druck liegt, entzieht sich freilich wohl all¬ 
gemeiner Kenntnis. Wenn aber praktische Arbeiten 
in Komplementärfarbendruck vermittels der Duplex- 
Autotypie, in guter Farbenwirkung, einem größeren 
Fachkreis vorliegen würden, so dürfte jedenfalls am 
leichtesten der Fortschritt überzeugend wirken. Eine 
Aufnahme solcher Arbeitsweise wäre dann wahr¬ 
scheinlich umfangreicher zu erwarten. 

Im Anschluß ist es vielleicht von Interesse, auf eine 
Art von Duplex-Autotypie hinzuweisen, wie sie in der 
Leipziger Illustrierten Zeitung wiederholt Anwendung' 
gefunden hat. Damit wird in vielen Fällen eine drei¬ 
farbige Bildwirkung erreicht. Natürlich beruht die 
Wirkung der dritten Farbe nur auf einer optischen 
Täuschung. Unser Auge ist für die wirkliche Farben¬ 
wahrnehmung nicht hinreichend fein ausgebildet. 


Die Arbeitsweise bei der Herstellung der Ätzungen 
soll hier nur angedeutet werden, da für die Einzel¬ 
heiten breiterer Raum nötig wäre. t 

Der Photograph fertigt zwei Netzaufnahmen an, 
wobei die Tonplatte in den Tiefen außergewöhnlich 
offen zu halten ist. Dagegen muß er die Lichtpartien 
mehr oder weniger stark übernormal im Tonwert 
ausbilden, je nach der geplanten Farbengebung. 

Im Ätzprozeß hat der Chemigraph die Zeichnungs¬ 
platte so auszuarbeiten, daß an den gewünschten 
Stellen die erforderliche Farbenwirkung der Tonplatte 
durchdringen kann. Bei der Bearbeitung der Ton¬ 
platte müssen die Bildtiefen sehr stark aufgelichtet 
werden, so daß dort der Ton wenig oder gar nicht 
mitspricht. Auf mannigfaltige Weise kann die Aus¬ 
gestaltung der Druckplatten erfolgen. 

Wenn beim Druck die Tonfarbe in guter Harmonie 
zur Zeichnungsfarbe gestimmt wird, dann können 
überraschend gute Wirkungen den Beschauer er¬ 
freuen. Unterlassen möchte ich aber nicht, darauf 
aufmerksam zu machen, daß bei der Erzeugung der 
Druckplatten gut eingearbeitetes Personal zur Seite 
stehen muß. Dieser Weg kann jedoch auch im Druck 
mit Erfolg beschritten werden, denn dafür bringen 
gar manche Darbietungen der bezeichneten Zeit¬ 
schrift ausreichende Beweise. 


Die photomechanische Reproduktion inmitten der Ausstellung von 
Kriegsgraphik im Kulturmuseum zu Leipzig 


O bwohl in der Ausstellung von Kriegsgraphik 
anläßlich der Gründungsversammlung des 
Deutschen Vereins für Buchwesen und 
Schrifttum im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig 
die Originalgraphik im Vordergrund stand, erscheint 
es doch nicht überflüssig, einen kurzen Rückblick auf 
Erzeugnisse der photomechanischen Reproduktion zu 
tun, die in hervorragender Weise für die Herstellung 
der ausgestellten Blätter und Mappen zur Anwendung 
gekommen war. Ihrer Bedeutung nach müßte auch die 
Originalgraphik, welche dort vertreten war, besonders 
gewürdigt werden, doch dies mag einer andern Feder 
überlassen bleiben. 

Sehr auffällig trat in die Erscheinung, daß die 
deutsche Kriegspresseleitung die Sache von der leich¬ 
teren Seite aufgefaßt hatte als das österreich-unga¬ 
rische Kriegspressequartier, dem der eine Teil der 
Ausstellung zu verdanken ist. Hier kam, abgesehen 
von wenigen graphischen Arbeiten deutscher Künstler, 
ein Nebeneinander von Erzeugnissen der einzelnen 
Felddruckereien ohne einheitlichen Zug, dort eine 
sorgfältige Wahl in der Auslage von Reproduktions¬ 
arbeiten zum Ausdruck. So zeigten unsre Verbün¬ 
deten aus Österreich-Ungarn vortreffliche Vierfarben¬ 
drucke in großen und kleinen Formaten von sehr 


guter Wirkung. Auch Duplex-Autotypien und Photo¬ 
lithographien fehlten nicht. 

Zu einem Werke „Die Türkei im Weltkriege“ hat 
der Maler Wilhelm Viktor Kraus eine größere Anzahl 
Gemälde geschaffen, die bedeutende Heerführer im 
Bilde zeigen, außerdem aber auch Volkstypen und 
Landschaftsausschnitte bieten. Diese sind mit wenigen 
Ausnahmen in Vierfarbendruck reproduziert worden. 
Die Wiedergabe ist als sehr gut gelungen zu be¬ 
zeichnen, denn es trat klar vor Augen, daß die aus¬ 
führenden Kräfte sich mit großem Verständnis be¬ 
müht hatten, den Absichten des Künstlers zu folgen. 
Ein Bildnis des Admirals Souchon sowie des Gene¬ 
ralmajors Pomiankowsky waren besonders hervor¬ 
tretende Leistungen. Auch die Bildnisse vom General¬ 
major Djevad Pascha und von dem Botschafter Joh. 
Markgraf von Pallavicini zogen die Aufmerksamkeit 
infolge der ganz ausgezeichneten technischen Durch¬ 
führung auf sich. 

Von der Firma A. Krampolek in Wien hingen Vier¬ 
farbendrucke größeren Formats aus, die sorgfältige 
Arbeit erkennen ließen. 

Die Firma C. Angerer & Göschl in Wien bot in 
einergrößeren Anzahl von Vierfarben-Reproduktionen 
vortreffliche Arbeiten. 


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Original frorn 

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Archiv für Buchgewerbe 


Beide Anstalten sind mit ihren Arbeiten an dem Photographische Aufnahmen von den Räumen ver- 
Werk: „Österreich-Ungarns Wehrmacht im Welt- schiedener Felddruckereien gaben einen Einblick, 
kriege“ beteiligt. unter welch schwierigen Verhältnissen solche Be- 

Die zur Einzelbetrachtung in übersichtlichster An- triebe die Lösung übernommener Aufgaben zu er- 
ordnung dargebotenen, zahlreichen Blätter geben in füllen suchen. 

ihrer Gesamtheit wiederum ein abgerundetes Bild Bei der Betrachtung der Ausstellung drängte sich 
von dem hohen Stande der Reproduktionstechniken der Wunsch auf, es hätte auch unsre Kriegspresse- 
unsrer Verbündeten und von dem Eifer, mit dem die leitung einen einheitlichen Zug in die Sache bringen 
Künstlerschaft vieles von den Kriegsereignissen fest- und die Arbeiten der Heimat mit heranziehen sollen, 
gehalten hat. Denn in der Heimat ist zweifellos auch unter den 

Im Anschluß an die bildmäßigen Arbeiten wurden schweren Kriegsverhältnissen rastlos und ernst ge- 
Vivatbänder, Kriegsexlibris und Kriegspostkarten ge- arbeitet worden. Auf dem Gebiete des graphischen 
zeigt, bei deren Vervielfältigung die Photochemi- Schaffens, in Beziehung zum Kriege, sind jedenfalls 
graphie und Photolithographie jedenfalls mitwirkten, alle Zweige beteiligt. Einen größeren Überblick zu 
Außerdem lag eine Anzahl Bücher aus, zu deren bieten, wäre im Rahmen der Veranstaltung sicher nur 
Ausstattung die verschiedenen Zweige der Repro- nützlich und empfehlenswert gewesen. E. K. L. 
duktionstechnik beigetragen hatten. 

Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß mehrere Serien Zu der vorstehenden, uns von geschätzter Seite 
von Not- und Lagergeld zur Anschauung gebracht zugegangenen Einsendung möchten wir ergänzend 
waren, die vorherrschend typographische Arbeit er- bemerken, daß in absehbarer Zeit von der Leitung 
kennen ließen. Einige davon deuteten ihre Entstehung des Deutschen Kulturmuseums eine umfassendere 
in wertpapiertechnischen Betrieben an. Diese Papiere Ausstellung von deutscher Kriegsgraphik veranstaltet 
hatten zur Ausstattung einfachere Guillochen sowie werden wird, in der aller Voraussicht nach ein Ge- 
Randleisten und Untergrundmuster aus verschieden samtbild von allem auf diesem Gebiete von deutschen 
versetzten Wellenlinien gebildet. In einigen Stücken Künstlern Geschaffenen gegeben werden kann. Die 
deuteten Einzelheiten auf Photoguillochearbeit hin. photomechanische Reproduktion wird hierbei ohne 
Wenngleich das gezeigte Papiernotgeld hochge- Zweifel einen breiten Raum einnehmen, denn es ist 
stellten Forderungen gegen Nachahmungen nicht ent- während der Kriegszeit allerorten auch bei uns mit 
sprechen konnte, so muß doch gesagt werden, daß in regem Fleiße an solchen Blättern gearbeitet worden; 
Deutschland Notgeld in Umlauf ist, welches die Nach- ganz besonders haben es sich die deutschen Firmen 
ahmung weit mehr erleichtert. angelegen sein lassen, auch der farbigen Kriegspost- 

In der deutschen Abteilung hatten die einzelnen karte volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, während 
Felddruckereien ihre Erzeugnisse, in der Hauptsache größere farbige Reproduktionen in so ausgezeich- 
Feldzeitungen, dienstliche Drucksachen, Bücher für neter Ausführung, wie sie in der Ausstellung des 
den Humor der Kämpfer, für Feldküchen und man- k. u. k. österreichisch undungarischen Kriegspresse- 
cherlei andre Aufklärung wie auch Belehrung zur quartiers vertreten waren, weniger häufig herge- 
Auslage gebracht. Schwarzweißzeichnungen in Feder- stellt wurden. Im Gegensatz hierzu wird die Repro- 
und Pinseltechnik (Vignetten, Zierleisten und andres duktion in Schwarz stärker vertreten sein können, 
mehr), ebenso verschiedene Aquarelle und Guasch- denn was in dieser Technik alles an Blättern und in 
malerei waren dazwischen verstreut. Der größere Mappen und Büchern entstanden ist, vermag fast kaum 
Teil dieser Originale hatte jedenfalls zur Ausstattung zusammengefaßt zu werden. Es sei auch noch darauf 
der Druckwerke gedient. Außerdem wurden Post- hingewiesen, daß die in der deutschen Abteilung 
karten in Vierfarbendruck und Lichtdruck gezeigt, der Kriegsgraphik-Ausstellung vertreten gewesenen 
Daneben kamen aber auch Bilderbeilagen in Zink- Armee- und Felddruckereien eine ungeschminkte 
ätzung, teils ein- und mehrfarbig, zu Worte. Darunter Übersicht der bei ihnen vorgekommenen Druckauf- 
befanden sich Staubkornätzungen, auch fehlte die träge und der ihnen gestellten Aufgaben haben geben 
einfarbige Autotypie nicht. Mehrere Plakate für ver- wollen. Die dadurch bedingte Anordnung mußte 
schiedene Veranstaltungen mögen hier nur erwähnt naturgemäß eine weniger günstige sein, als wie die 
sein, da diese in das Gebiet der Originalgraphik ge- der ausstellungsmäßig angeordneten und vortrefflich 
hörten. ausgewählten Stücke in der Ausstellung unsrer Ver- 

Unter den so im Felde tätigen Künstlern waren mit bündeten. 

Arbeiten vertreten: Arnold, Hans Friedrich, Max Es sei hier anschließend auch noch auf den aus- 
Heilmann, Schmoll von Eisenwerth, R. Schiestl, Paul gezeichneten Katalog hingewiesen, in dem eine große 
Weber, Olbertz u. a. Anzahl der ausgestellt gewesenen Kunstblätter in 

Die Arbeiten zeigten zum größten Teil das Ge- bester autotypischer Wiedergabe enthalten ist. 
präge, daß siedem augenblicklichen Bedürfnis dienten. Die Schriftleitung 

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Original-Holzfehnitt von Dirk de Brav, Haarlem 1660. 


Beilage zum Archiv für Buchgewerbe. 


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Druck von Joh. Ensched£ en Zonen, Haarlem. 

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3 Dae erftc Äapitcl. 

jn Anfang fcbuf 
(Sott v>irnmcl 
unb (Erbe. 

2. llnb bic 
. (Erbe war 

wüfi unb leer/ 
unb co war 
ßnftcr auf ber 
Ciefe; imb bei' 
(Scifi (Sottce 
febwebte auf 
bem YUaffer. 

3. Unb (Sott 
fpracb: (£0 werbe liebt. Unb co warb liebt. 

4. Unb (Sott fab/ baß bao liebt gut war. 
5 Da febieb (Sott bao JLidbt von ber ^wfternie, 

*. Unb nannte bao iliebt »Eag unb bic ^in- 
fietnie nacht. 5 Da warb auo 2 tbcnb unb iT?or= 
gen ber erfte »Eag. 

6. Unb (Sott fpracb: (£o werbe eine ^effe jwU 
feben ben YDaffern/ unb bic fei ein Unterfdbieb 
3wifcbcn ben YÖaffcrn. 

7. 5 Da machte (Sott bic §c flc/ unb febieb bao 
YUaffer unter ber $cfic von bent YDaffet über 
ber ^cfle. Unb co gefebab alfo. 

8. Unb (Sott nannte bic J^effc Fimmel. 5 Da 
warb auo 2 lbcnb unb tV 7 o:gen ber anbre »Eag. 

9. Unb (Sott fpracb: (£0 fammlc flcb baoYPae- 
fet unter bent Fimmel an befonbere (Dertcr/ baß 
man bao »Eroebne fct>e. Unb co gefebab alfo. 

10. Unb (Sott nannte bao »Eroefne (Erbe/ unb 
bic Sammlung ber YDaffer nannte er tUccr. 
Unb (Sott fab/ baß co gut war. 

11. Unb (Sott fpracb: (So laffc bie (Erbe auf- 

? leben (Srao unb 2 \raut/ bao ficb befame/ unb 
ruebtbare 2 > 4 ume/ ba ein jcglicbcr nacb feiner 


2 lrt ^ruebt trage/ unb habe feinen eignen Samen 
bei ibnt felbffy auf (Erben. Unb co gefebab alfo. 

12. Unb bic (Erbe ließ aufgeben (SraeunbÄraut 
bao ficb befamte/ ein jeglicbeo nacb feiner Ztt/ 
unb 234 ume/ bie ba ^ruebt trugen/ unb ihren 
eigenen Samen bei ficb fclbfi batten/ ein jeglicber 
nacb feiner 2 lrt. Unb (Sott fab/ baß eo gut war. 

13. 3 Da warb auo 2fbenb unb Uloigcn ber brittc 
Cag. 

14. Unb (Sott fpracb: (£0 werben iUebter an 
ber ^efie bco ^intntclo/ bie ba febeiben »Eag unb 
riacbt/ unb geben Seichen/ Seiten/ »Eagc unb 
3 *bre. 

15. Unbfeien lichter an betreff e beo^intmelo/ 
baß fie febeinen auf (Erben. Unb co gefebab alfo. 

1 6. Unb (Sott machte 3wei große lichter; ein 
groß liebt/ bao ben »Eag regiere/ unb ein Flein 
liebt/ bao bic riacbt regiere/ baju auch Sterne. 

17. Unb (Sott fei3tc fie an bic ^eftc bco fym- 
mde/ baß fie febienen auf bic (Erbe. 

18. Unb ben »Eag unb bic riacbt regierten/ 
unb febieben liebt unb ^infiernio. Unb (Sott 
fab/ baß eo gut war. 

19. 3 Da warb auo2(benb unb tUoigcn ber vierte 
Cag. 

20. Unb (Sott fpracb: (Eo errege ficb bao 
YPaffet mit webenben unb lebenbigen »Eieren/ 
unb (Sevogcl fliege auf (Erben unter ber ^effe 
bco Wimmele. 

21. Unb (Sott fcbuf große YPalßfcbe unb al¬ 
lerlei »Eiet/ bao ba lebt unb webt/ bavon bao 
YÜaffer ficb erregte/ ein jeglicbeo nacbfciner 2 frt/ 
unb allerlei geßebcrtco (Sevogcl/ ein jeglicbeo 
nacb feiner 2 lrt. Unb (Sott fab/baß eo gut war. 

22. Unb (Sott fcgnctc fie unb fpracb: Scib 
fruchtbar unb mehret euch/ unb erfüllet bao 
YPaffer im tHeer; unb bao (Seßebet webte ficb 
auf (Erben. 


Die Bibel mit dem Egenoll 


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-PRINCETOAI UNIVERSITY 




3 


tnofc. 


23. jDa warb aus 2 lbcnb unb tUoigen ber fünfte 

24. Unb (Sott fpracb: 5 Die (Erbe bringe het= 
vor Iebenbige der e / ein jegliches nach feiner 2lrt: 
Viel}/ (Scwürm unb dcre auf (Erben/ ein jcg= 
liebes nach feiner 2 lrt. Unb es gefebah dfo. 

23. Unb «Sott machte bie dcre auf (Erben/ 
ein jegliches nach f:inet 2lrt/ unb bas TOicf) nach 
feiner 2 lrt/ unb allerlei (Sewürm auf (Erben nacb 
feiner 2 lrt. Unb (Sott fal>/ baß es gut mar. 

2 6. Unb (Sott fpracb: -laßt uns tUenfcben 
machen/ ein 22»ilb/ bas uns gleich fei/ bie ba h«tr= 
(eben über bie ^ifebe im tUcer unbübetbie Vogel 
unter bem Fimmel unb über bas Vieh unb über 
bie ganje (Erbe unb über alles (Scwürm/ bas auf 
(Erben kreucht. 

27. Unb (Sott febuf ben tUenfcben ihm 3um 
23 ilbe/ 3tim 23 ilbc (Sottes febuf et ihn; unb febuf 
fie einen tUann unb ein Weib. 

28. Unb (Sott fegnete fi'e unb fpracb 3u ihnen: 
©eib fruchtbar unb mehret euch/ unb füllet bie 
(Erbe/ unb macht fi'e euch untertan/ unb betr¬ 
iebet über Jifcbe im tUcer unb über Vogel unter 
bem Fimmel unb über alles der/bas auf (Erben 
kreucht. 

29. Unb (Sott fpracb: ©ehet ba/ ich b^be euch 
gegebenallerlei 2Uaut/bas fich befamet/ auf ber 
ganjen (Erbe/ unb allerlei fruchtbare Äaume/ 
bie ficb befamen/ 3U eurer ©pcifc/ 

30. Unb allem der auf (Erben unb allen Vo= 
geln unter bem $mmcl unb allem (Scwürm/ bas 
ba lebet auf (Erben/ baß |Te allerlei grün 2\raut 
effen. Unb cs gefebah alfo. 

31. Unb (Sott fab an alles/ was er gemacht 
hatte; unb fiebc ba/ cs war feht gut. 5 Da warb 
aus 2 lbenb unb tUoigen ber jeebfte dig. 

(Das 3weitc Äapitel. 

2 llfo warb voUcnbct Fimmel unb (Erbe mit 
ihrem gan3en <Scer. 

2. Unb alfo vollcnbete (Sott am ficbcntcn drge 
feine Werfe/ bie ec machte/ unb rubetc am fie= 
benten (tage von allen feinen Werfen/ bie er 
maebte. 

3. Unb (Sott fegnete ben fiebenten «Lag/unb 
heiligte ihn/ barum baß er an bcmfclbcn geruhet 


hatte von allen feinen Werten/ bie (Sott febuf 
unb machte. 

4. 2 Hfo ift Fimmel unb (Erbe wo:bcn/ ba fi'e 
gefebaffen finb/ 3U ber ?eit/ ba (Sott ber 6 >cit 
(Erbe unb Fimmel machte, 

3. Unb allerlei 234 ume auf bem ^elbe waren 
noch nicht auf(Erbcn/unb allerlei 2\raut auf bem 
^elbc war noch nicht gewaebfen/ benn (Sott ber 
4 err hatte noch nicht regnen laffen auf (Erben/ 
unb war fein tUenfcb/ ber bas ilanb baucte. 

6. 2 lber ein Hebel ging auf von ber (Erbe/ unb 
feuchtete alles Jlanb. 

7. Unb (Sott ber t^err machte ben tUenfcben 
aus einem (Erbcnkloß/ unb er blies ihm ein ben 
lebenbigen (Dbem in feine Hafe. Unb alfo warb 
ber tUenfcb eine Iebenbige Seele. 

8. Unb (Sott ber ^err pflan3tc einen (Sartcn 
in (Eben gegen tlloigen/ unb fegte ben tUcn- 
fcben brein/ ben er gemacht Iwtte. 

9. Unb (Sott ber *$crr lief aufwaebfen aus ber 
(Erbe allerlei 2 Mume/ luftig an3ufcbcn/unb gut 
3U effen/ unb ben 22>aum bes ilebens mitten im 
(Sartcn unb ben 23 aum ber (Erf enntnis bes (Su- 
ten unb 23 ofcn. 

10. Unb cs ging aus von (Eben ein Strom/ 3U 
waffern ben (Sartcn/ unb teilte ficb von bannen 
in vier *$auptwaffcr. 

11. 5 Das erfte beißt pifon/ bas fließt um bas 
gansc lanb c^evila; unb bafelbft finbet man (Solb. 

12. Unb bas (Solb bes ilanbcs ift foftlicb; unb 
ba finbet man Rebellion unb ben (Ebclftcin (l>nyr. 

13. 3 Das anbere Waffcr beißt (Sibon/ bas fließt 
um bas gan3c tUobrcnlanb. 

14. 5 Das britte Waffcr heißt />ibbcfcl/ bas 
fließt vor 2 lffyrien. iDas vierte Waffcr ift ber 
(Euphrat. 

13. Unb (Sott ber £crr nahm ben tUenfcben/ 
unb fct3te ihn in ben (Sartcn (Eben/ baß er ihn 
baute unb bewahrte. 

16. Unb (Sott ber ^err gebot bent tUenfcben 
unb fpracb: 5 Du follft effen von allerlei Daumen 
im (Sartcn; 

17. 2 lbcr von bem Äaum ber (Erkenntnis bes 
(Suten unb Äof cn follft bu nicht effen; benn web 
ebes dtges bu bavon iff eft/ wirft bu bes «Lobes 
fterben. 


chrift vom Jahre 1534. 


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PRINCETON UNIVERSITY 



ALPHABETHISCHE 

NAAM-LYST 

GROENLANDSCHE 

STRAAT-DAYISSCHE 

COMM1NDEU1S» 

DIE ZEDERT HET JA AR 1700 OP GROENLAND, 

EN ZEDERT HET JAAR 1719 OP DE STRAAT-DAVIS, 

VOOR HOLLAND EN ANDERE PROVINCIEN, 

HEBBEN GEVAAREN. 

Waarin men met eenen opflag kan zien, hoe veel Viffcben , Voten Spek en QiiarJeelen Traan 
yder Commandeur yder Jaar uit Groenland en uit de Straat- Davis 
heeft aangebragt, en voor vvat Diredteurs dezelven hebben gevaaren. 

D O 0 R 

G EMMJET V«3LW S^LJSTTJE, 

MAKELAAR T E Z A A N D A M. 



TE HAARLEM, 

Gedrukt by J OH ANN ES ENSCHEDE, Stads-Drukker. 1770, 


Titelblatt 18"" Jahrhundert. 


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Original frotn 

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Papier als Spinnstoff 

Von ERNST COLLIN, Berlin-Steglitz 


D ie gegenwärtig in Deutschland bestehende 
Papierknappheit ist zum nicht geringen Maße 
durch die immer umfangreicher werdende 
Verarbeitung des Papiers zu textilen Garnen und 
Geweben hervorgerufen. Die durch das Fehlen der 
Einfuhr tierischer und pflanzlicher Faserstoffe her¬ 
vorgerufene Knappheit in diesen Faserstoffen hat 
während des Krieges dazu geführt, aus Papiergarnen 
und -geweben alle möglichen Erzeugnisse herzu¬ 
stellen. Papier ist heute der Rohstoff für fast alle 
Gegenstände des Bekleidungsgewerbes; die für den 
militärischen und industriellen Bedarfwichtigen Säcke 
werden aus ihm hergestellt, es bildet einen Leder¬ 
ersatz für Treibriemen, für sämtliche Erzeugnisse 
des Sattlergewerbes. Die Buchbinderei, der sowohl 
Leder wie Leinen jetzt nur in spärlichem Umfange 
zurVerfügung stehen, erhält in Papiergeweben äußerst 
brauchbare Überzugsstoffe, die dem gewöhnlichen 
Kaliko, dem Kunstleinen, dem Segeltuch in ausge¬ 
zeichneter Weise nachgebildet sind. Das Seilerge¬ 
werbe fertigt seine Bindfäden, Schnüre und Seile 
aus Papiergarnen, und für Verbandstoffe wird das 
Papier ebenfalls vielfach angewendet. Buntgemusterte 
Möbel- und Wandbekleidungsstoffe werden aus dauer¬ 
haften Papiergeweben hergestellt, ebenso wie Tep¬ 
piche, Läufer und Matten. Die Papier- und Web- 
maschinen-Industrie hat die Bedürfnisse der neuen 
Papierstoffindustrie erkannt und liefert dieser die 
zur Verarbeitung der Papierrollen zu Garnen und der 
Garne zu Geweben nötigen Maschinen. Auf der in 
Berlin stattfindenden, von der Reichsbekleidungsstelle 
veranstalteten Deutschen Faserstoff-Ausstellung, die 
alsWanderausstellungauch in verschiedenen größeren 
Städten des Reiches (Düsseldorf, Leipzig usw.) ge¬ 
zeigt werden soll, erhält man eine vollständige Über¬ 
sicht über die bisherigen Leistungen und die An¬ 
passungsfähigkeit der Papierstoflfindustrie an den 
militärischen, industriellen,gewerblichen und bürger¬ 
lichen Bedarf. 

Die Papierstoffindustrie ist eine richtige Kriegs¬ 
industrie. Sie steckte vor dem Kriege noch in den 
Kinderschuhen, hat sich aber unter dem Drucke der 
Kriegsnotwendigkeiten zu einer der mächtigsten und 
wichtigsten Industrien entwickelt. Daß der Krieg für 
sie ein großer Lehrmeister geworden ist, versteht 
sich von selbst; ihre Erzeugnisse und ihre Maschinen 
sind ständig verbessert und ausgebaut worden. Die 
ersten Versuche, Papier zu Spinnzwecken zu ver¬ 
arbeiten, haben wir in der chinesischen Kulturzone, 
wahrscheinlich in Japan zu suchen. So gewahren 
wir, daß ebenfalls auf diesem Gebiete der ferne 
Osten schon lange Zeit vorher Erzeugnisse herge¬ 
stellt und verwendet hat, bevor die westlichen Kul¬ 


turvölker sich überhaupt nur mit dem Gedanken 
daran beschäftigten 1 . 

In der Sammlung des Mechanisch-Technologischen 
Institutes der Technischen Hochschule zu Dresden, 
wie auch in andern Sammlungen sind japanische 
Papierstoffgarne vorhanden, die nach den Forschungen 
mindestens ein Jahrhundert alt sind. Über die in 
Japan hergestellten Papierstoffgarne liest man bei 
Rein, »Japan nach Reisen und Studien“ (Band 2, 
Seite 467): »Papier und seine Umwandlungsprodukte 
dienten seit früher Zeit in den Ländern des chine¬ 
sischen Kulturkreises und so namentlich auch in 
Japan nicht bloß zum Schreiben, Malen, Bedrucken, 
Verpacken, zuTaschentüchern und andern Reinigungs¬ 
zwecken, sondern auch zu Fächern und Wandschirmen, 
Regen- und Sonnenschirmen, zu wasserdichten Män¬ 
teln und Kopfbedeckungen, zu festen Fäden, die man 
einerseits zum Binden statt der Kordel und Stroh¬ 
seile, anderseits als Einschlag zu leichten und kühlen¬ 
den Geweben benutzte, sowie mit Gold und Silber 
überzogen zur Herstellung prächtiger Verzierungen 
bei den kostbarsten Brokatgeweben.“ Rein gibt auch 
die Herstellungsweise an, die vor 90 bis 100 Jahren 
in Shirioishiaufkam und vor40Jahren in großerBlüte 
stand. Das Papier wurde aus Broussonetiabast dar¬ 
gestellt, welches in 2 bis 3 Millimeter breite Streifen 
mit einem Messer zerschnitten wurde, wobei oben 
und unten ein Rand gelassen wurde, so daß die Streifen 
im Zusammenhangmiteinander blieben. Dann wurden 
die einzelnen Streifen auf einer Steinplatte mit flachen 
Händen gedreht, die Ränder oben und unten wechsel¬ 
seitig zerschnitten und die Verbindungsstellen auch 
gedreht. Es entstanden so stetig fortlaufende Fäden, 
die meist als Schuß verwendet wurden. In den sech¬ 
ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kamen in 
Amerika Verfahren auf, nach denen gefalztes und 
gedrehtes Papier verwebt wurde. Der erste deutsche 
Erfinder auf dem Gebiete der Papierstoffgarne war 
Dr. Mitscherlich in Freiburg, der sich in Amerika zwei 
Verfahren schützen ließ, wonach er die bei dem 
Sulfit- und Sulfatverfahren gewonnene Zellulose zur 
Herstellung von reinen Holzfasergarnen verwertete. 
Dieses Verfahren ebenso wie andre spätere, bei denen 
man die Bänder und Streifen auf dem Siebe der 
Papiermaschine herstellte, haben sich aber nicht be¬ 
währt und keinen Eingang gefunden. Ihre praktische 
Grundlage erhielt die Papierstoffindustrie erst als 
man dazu kam, das Garn auf dem Umwege über die 
fertige Papifrbahn herzustellen. Der Direktor der 
Textilosewerke und Kunstweberei Claviez A.-G., 


Dr.-Ing. Wilhelm Heinke, Papierstoffgarne und -Gewebe 
(Dissertation). Verlag Berg & Schoch, Berlin. 


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Adorf i. V., Kommerzienrat Claviez, der sich im 
Jahre 1895 ein Verfahren schützen ließ, „dasSchneiden 
der fertigen Papierbahn in schmale Bänder und Ver¬ 
spinnen derselben mit Hilfe der Ringspindel“ kann 
daher als der Bahnbrecher der deutschen Papierstoff¬ 
industrie bezeichnet werden. 

Zur Herstellung des für Papierstoffgarne geeig¬ 
neten Papieres dient die bei dem Sulfit- und Natron- 
verfahren gewonnene Zellulose der Nadelhölzer. Für 
die Herstellung der Zellulose verwendet man am 
liebsten von den Nadelhölzern die Fichte und die 
Tanne, da diese Bäume faserreich sind und ihre Fasern 
eine ziemlich große Länge (bis 4,5 Millimeter) be¬ 
sitzen. Wegen ihrer zarten, weichen und zu kurzen 
Fasern eignen sich die Laubhölzer nicht besonders 
zur Herstellung von Spinnpapier. Für die Herstellung 
von Holzpapieren kommen bekanntlich zwei ver¬ 
schiedene Arten in Betracht: der auf mechanischem 
Wege gewonnene Holzschliff, wie er zu Zeitungs¬ 
papierverwendet wird. Das aus ihm hergestellte Papier 
wird aber leicht brüchig, weil das mechanische Ver¬ 
fahren das die Holzzelle umschließende Lignin, das 
dem Holze Härte und Festigkeit gibt, unangegriffen 
läßt. Außerdem bräunt dieses Papier rasch an der 
Luft. Es kann daher zur Verwendung in der Papier¬ 
garnindustrie nicht in Betracht kommen. Geeignet 
ist hierfür allein die auf mechanischem Wege ge¬ 
wonnene Holzzellulose, bei der das Lignin und die 
inkrustrierenden Bestandteile des Holzes aufgelöst 
werden. Lumpenpapiere werden in der Papiergarn¬ 
industrie augenblicklich nicht verwendet, da wir nicht 
genügend Lumpen zur Verfügung haben. Doch sollen 
diese Lumpenpapiere einen viel festeren, haltbareren 
Faden ergeben als das Holzpapier. Auch das für die 
Garnherstellung ausgezeichnet geeignete Manila¬ 
papier, das ganz oder teilweise aus Manilahanf be¬ 
steht, kann jetzt nicht verwendet werden. 

Das Zellulosepapier kommt in breiten Rollen auf 
Schneidemaschinen, wo es in schmale Streifen zer¬ 
schnitten wird, die wieder auf Rollen gebracht werden. 
Diese Rollen kommen auf Spindelmaschinen und 
werden hier zu Garnen verwebt. Die Maschinen¬ 
industrie hat sich den Bedürfnissen der neuen Papier- 
stoffindustrie verblüffend schnell angepaßt; und hier 
sind es namentlich die Jagenberg-Werke A.-G., die 
eine Reihe vorbildlicher Maschinen zu Schneide- und 
Spinnzwecken gebaut haben. Der Einführung der 
Papierstoffgarne kam es auch zugute, daß bisher zur 
Herstellung andrer Faserstoffe benutzte Maschinen 
umgebaut werden konnten. Einen bedeutenden Fort¬ 
schritt für die Papierstoffindustrie bedeuteten die so¬ 
genannten Mischgewebe, bei denen Papier mit Be¬ 
standteilen andrer Faserstoffe zusammen versponnen 
wird. Auch hier war es wieder Claviez, der der von 
ihm für Deutschland ins Leben gerufenen Industrie 
den Weg des Fortschritts wies. Er ließ die fertigen 


Papierrollen einseitigmiteinem Schleier von Jute oder 
Baumwolle versehen, beides zusammen in schmale 
Streifen schneiden und dann derartig verspinnen, daß 
die glatten Papierseiten nach innen zu liegen kommen, 
während sich der Schleier der Pflanzenfasern auf der 
Außenseite zeigt. Das auf diese Weise hergestellte 
Garn erhielt den Namen Textilose. Eine ähnliche Er¬ 
findung ist die des österreichischen Rittmeisters Stein¬ 
brecher, das Textilit, bei dem auf einer Spindel der 
Papierstreifen gemeinsam mit Abfallen von Hanf, 
Flachs, Jute oder mit Werg versponnen wird. Der¬ 
artige Mischgespinste und die aus ihnen hergestellten 
Gewebe besitzen natürlich eine größere Haltbarkeit 
als reine Papierstofferzeugnisse und kommen den 
aus tierischen und pflanzlichen Fasern hergestellten 
naturgemäß auch an Aussehen wesentlich näher. Eine 
Besonderheit der Papiergarnherstellung ist auch die 
Anfeuchtung der Streifen, wodurch das Garn eine 
größere Dehnbarkeit und Wasserbeständigkeit erhält. 

Die Papierstoffindustrie hat sich, wie gesagt, aus 
recht bescheidenen Anfängen vor dem Kriege zu einer 
der für unsre Kriegswirtschaft wichtigsten Industrien 
entwickelt. Wie denn überhaupt das Papier ein für die 
Kriegführung und für die Kriegswirtschaft außer¬ 
ordentlich wichtiges Erzeugnis geworden ist. Indem 
die Papierstoffindustrie mannigfache Erzeugnisse für 
den Heeresbedarf liefert, indem sie einen großen Teil 
der bürgerlichen Bekleidung deckt, zahlreiche Er¬ 
zeugnisse für technische, industrielle und gewerbliche 
Zwecke fertigt, hat sie zu unserm wirtschaftlichen 
Durchhalten nicht unwesentlich beigetragen. Die 
Frage nach der Zukunft der Papierstoffindustrie ist 
auch für die papierverarbeitenden Gewerbe und In¬ 
dustrien nicht unwichtig. Wir haben eingangs er¬ 
wähnt, daß die Knappheit an Papier zum wesentlichen 
Teile durchdie Anforderungender Papierstoffindustrie 
mitbestimmt wird. Da nun aber nicht zu erwarten 
ist, daß uns ausländische Faserstoffe bei Abschluß 
des Friedens sofort in größerem Maße zur Verfügung 
stehen, daß wir im Gegenteil auf die Papierstoff- 
erzeugnisse noch in der Übergangswirtschaft ange¬ 
wiesen sein werden, so erhebt sich die Frage, ob die 
Papierindustrie noch auf Jahre hinaus einen großen 
Teil des für sie allein in Betracht kommenden Roh¬ 
stoffes an die Papierstoffindustrie abzugeben hat. 
Nun sind sich die Papierstoff-Industriellen wohlbe¬ 
wußt, daß ihre Erzeugnisse von vielen nur als ein 
„Kriegsersatz* betrachtet werden. Sie kennen ganz 
genau das Vorurteil der Verbraucher gegen Stoffe, 
die aus Papier sind. Unter diesem Vorurteil leiden 
sie sogar in der Gegenwart trotz der für sie be¬ 
stehenden Hochkonjunktur, und die vor kurzem er¬ 
folgte Aufhebung der Bezugsscheinpflicht für Papier¬ 
stoffgewebe diente in der Hauptsache dazu, gegen 
dieses Vorurteil des Publikums anzukämpfen. Wenn 
uns aber nach und nach in der Übergangswirtschaft 

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ERINCETON UMVERSITY 




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ausländische Faserstoffe wieder in größerem Maße er¬ 
hältlich sind, dann wird zwar das Papier als Spinn- und 
Webstoff nicht völlig ausgeschaltet sein, es wird aber 
nicht mehr in demselben Maße gebraucht werden, da 
dann die Mischgespinste eine größere Rolle spielen 
können. Das mag für die papierverarbeitende In¬ 
dustrie fürs erste eine gewisse Beruhigung sein. 
Aber die Deutsche Faserstoff-Ausstellung lehrt uns 
noch etwas andres, nämlich, daß wir in der kommen¬ 
den Friedenszeit auf den Bezug ausländischer Faser¬ 
stoffe weit weniger angewiesen sein werden, als vor 
dem Kriege, weil uns dann gelingen wird, aus dem 
eigenen Boden bedeutend mehr Faserstoffe zu ge¬ 
winnen als bisher. Der deutsche Faserstoffanbau war 
vor dem Kriege nur ein recht bescheidener. Unsre 
Hanf- und Flachskultur wollte nicht recht hochkommen. 
Aber der Krieg ist uns auch auf diesem Gebiete Lehr¬ 
meister und Anreger gewesen. Er hat uns die Gefahr 
völliger Abhängigkeit vom ausländischen Rohstoff¬ 
markt deutlich vor Augen geführt und uns angespornt, 
alles nur mögliche für die einheimische Faserstoff¬ 
gewinnung zu tun. So haben wir unsem eigenen 
Hanf- und Flachsanbau beträchtlich gesteigert, wir 


haben entdeckt, daß uns das Unkraut, die Brennessel, 
einen wichtigen Faserstoff liefert; aus den Torfmooren 
wird eine Faser gewonnen, die als Streckung für Wolle 
und als Wollersatz in Betracht kommt. Ein ganz neuer 
Faserstoff ist die Typhafaser, die aus dem Rohrkolben¬ 
schilf gewonnen wird, das in größeren Mengen in 
Deutschland an den Flußufern vorkommt, und für das 
man also kein Kulturland wichtigeren Zwecken zu 
entziehen braucht. Durch die Gründung von Kriegs¬ 
gesellschaften, die unter Aufsicht der Kriegsrohstoff- 
AbteilungdesPreußischen Kriegsministeriums stehen 
(Nesselanbau-Gesellschaft,Torffaser-Kriegsausschuß, 
Deutsche Typha-Verwertungs-Gesellschaft, Kriegs- 
Flachsbau-Gesellschaft, Deutsche Hanfbau-Gesell¬ 
schaft) sind die Versuche zum Anbau, zur Gewinnung 
und zur Verwertung aller dieser Fasern bereits weit 
über das Anfangsstadium hinaus gediehen. Was hier 
vorbereitet wird, kann sich natürlich in seiner Be¬ 
deutung erst im Frieden zeigen. Ein Beweis für die 
Anpassungsfähigkeit unsrer Kriegswirtschaft ist aber 
die deutsche Papierstoffindustrie, die im Kriege eine 
mächtige Schwesterindustrie der Papierindustrie ge¬ 
worden ist. 


Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis 


Schriftschnitt und Schriftguß 
Die ungleichen Ziffern in neueren Schriften 1 . Schon 
in früheren Jahren machten sich bei den Mediävalschriften 
die Unannehmlichkeiten des ungleichmäßigen Bildes der 
Ziffern bemerkbar. Manche Druckarbeit büßte durch die 
ungleichen Ziffern an ihrem Ansehen ein. Recht häufig sind 
die Fälle, in denen die Ziffern in den Mediävalschriften 
ganz ausgeschieden und an deren Stelle neutrale Ziffern 
verwendet wurden. Die Ziffer 1 hat in den Mediävalschriften 
fast durchgängig die Form der römischen Ziffer 1. Kommen 
nun zufälligerweise mehrere Eins nebeneinander zu stehen, 
etwa hundertelf, so liest der Laie unbedingt eine Drei. Den 
Anlaß zu diesem Aufsatz bildet die bei Gebr. Klingspor 
erschienene Mediäval von Professor Behrens. Diese Schrift 
besitzt einen so selbständigen Charakter, daß es eigentlich 
nicht recht klar ist, warum die Ziffern in ihrer ursprüng¬ 
lichen Form übernommen wurden. Auch die im Jahre 1909 
bei derselben Gießerei erschienene Tiemann-Mediäval hat 
zweierlei Ziffern. Die ungleichen Ziffern sieht der Künstler 
aber hier nur für den Werksatz in den Graden bis ein¬ 
schließlich Korpus vor. Bei Preislisten und ähnlichen 


1 Zu der Frage der gleichmäßigen Ziffern in den Schriften haben in letzter 
Zeit mehrere Facbblätter Stellung genommen, u.a. in ausführlicherer Weise 
auch die Schweizer Graphischen Mitteilungen (1917, Heft 9). Es muß ohne 
weiteres zugegeben werden, daß die aus dem Zellenstreifen allzustark heraus¬ 
fallenden Ziffern ein unschönes Bild ergeben, anderseits wird man aber dem 
Schriftkünstler eine gewisse Freiheit in der Behandlung der Ziffern lassen 
müssen, zumal dann, wenn es sich nicht um monumentale Schriftarten han¬ 
delt, sondern um solche, die sozusagen flott aus der Feder geflossen sind oder 
deren Elemente auf alte Formen oder auf handgeschriebene Vorbilder zurück¬ 
gehen. Es verlohnt sich, die Ausführungen Lewis F. Day’s ln seinem Werke 
Alte und Neue Alphabete (Karl W. Hiersemann, Leipzig 1900) über diesen 
Punkt nachzulesen. Die Schriftleitung. 


Druckwerken verwendet Professor Tiemann aber stets die 
gleichmäßigen Ziffern. Bekanntlich werden in Mediäval¬ 
schriften die unterschiedlichen Ziffern deshalb geschaffen, 
um dem Satzbilde ein gleichmäßiges Aussehen zu ver¬ 
leihen, während bei größeren Graden die normalen Ziffern 
bevorzugt werden. Durch diese zweierlei Ziffern wird dem 
Buchdrucker das Arbeiten erschwert, er muß stets beide 
Ziffernarten zur Verfügung haben, die zudem das Schriften- 

I23456789O 1528 

(254567890 5129 
1234567890 1918 
1234567890 1918 

konto nicht unerheblich belasten. Das sollte auch der 
Schriftkünstler nicht außer acht lassen, denn heute, wo der 
Buchdrucker mit verschärften Wettbewerbsverhältnissen 
rechnen muß, sollte man ihm Neuanschaffungen nicht 
durch Dinge erschweren, die im Grunde genommen über¬ 
flüssig sind. Wir brauchen keine zweierlei Ziffern in unsern 
Schriften. Der Künstler lehnt seine Schriften an die Vor¬ 
bilder einer längst vergangenen Zeit an. Und dennoch 
schafft der Künstler unbeeinflußt davon durchaus selb¬ 
ständig. In Verfolg der letzteren Tatsache müßten doch 
auch die Ziffern selbständige Schöpfungen sein. Das Fest¬ 
klammem an die klassischen Beispiele verflossener Jahr¬ 
hunderte ist also nicht immer empfehlenswert. Wie schon 

3* 


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eingangs betont, mögen die ungleichen Ziffern im Werksatz 
ihre Berechtigung haben, aber sobald es sich um Gebrauchs¬ 
drucksachen handelt, sind sie unzweckmäßig. Ganz be¬ 
sonders auffällig tritt dies bei Versaliensatz zutage, der ja 
heute noch ausgiebig zur Anwendung kommt. Ich bin also 
Gegner von zweierlei Ziffern in den Mediävalschriften. 
Nicht allein die Mediävalschriften haben unterschiedliche 
Ziffern, auch viele andre Schriften haben ungleiche Ziffern. 
Zum Beispiel hat die Wieynck-Kursiv hochstehende Null. 
Die Praxis hat ergeben, daß die hochstehenden Nullen 
äußerst störend im Satzbild sind, und oft muß man, um den 
Wünschen der Besteller gerecht zu werden, eine Null aus 
einem größeren Grad zu einem kleineren nehmen. Mein 
Wunsch ist: klare und sich den übrigen Buchstabenformen 
anpassende Ziffern in allen neuen Schriften. H. M. 

Satz und Druck 

Abnutzung der Druckformen. Sobald sich der Druck¬ 
zylinder oder Tiegel mit der Form berührt, wird von einer 
Abnutzung derselben gesprochen werden können. Aber 
erst im Verlaufe des Druckes gewahren wir das zunächst 
unmerkliche Breiterwerden des Satzbildes und der Druck¬ 
stöcke. Einen guten Gradmesser für die Abnutzung bieten 
Stereotypplattenformen, weil dieselben des längeren Wider¬ 
standes ermangeln, sofern nicht besonderes Hartblei dazu 
verwendet wurde. Die Ansichten darüber, welche Auflagen 
diese und jene Plattenformen wohl auszuhalten vermögen, 
sind sehr verschieden; das kommt mit daher, welche Druck¬ 
resultate von solchen Arbeiten vorliegen; in der einen 
Druckerei wird ständig von gut gepflegten und deswegen ein¬ 
wandsfreien Eisenunterlagen gedruckt, da ist es dann kein 
Wunder, wenn von Stereotypen an die Hunderttausend guter 
Abdrücke erzielt werden, ohne daß der Rest der Auflage 
an das gewöhnliche Aussehen der Schundromane erinnert, 
während bei weniger guten Plattenunterlagen — nicht selten 
aus Holz oder abgebrauchten Bleistegen bestehend — die 
Abnutzung der Form zeitiger eintreten muß. Im ganzen 
übt auch die Beschaffenheit des Papiers, insbesondere die 
jetzt vielfach stäubenden Sorten, einen mehr oder weniger 
nachteiligen Einfluß auf die Abnutzung der Druckform aus 
und nicht zuletzt auch die regelrechte Zurichtung, welche 
in der Hauptsache bei Plattenformen stets und immer nach 
dem Druckaussatz (Schattierung) vorgenommen werden 
möchte, damit die Abnutzung des Materials eine gleich¬ 
mäßige bleibt. Natürlich stehe ich auf dem Standpunkt, 
daß diese Art von Zurichtung auch für jede sonstwie ge¬ 
artete Druckarbeit zu empfehlen ist. Leider fehlt es in 
dieser Beziehung in so vielen Druckereien an der nötigen 
Kontrolle, obwohl die vorzeitige Abnutzung des oft teuren 
Schrift- und Plattenmaterials davon vollständig abhängt. 
Recht eigene Bilder aus der Vergangenheit ziehen bei Be¬ 
trachtung dieser Zurichteregeln an uns vorüber, wo eine 
jede Ausgleichung der Druckform lediglich auf dem Druck¬ 
zylinder ihre Erledigung fand, anstatt die Unebenheiten der 
Platten zunächst innerhalb der Form zu beheben. Irgend¬ 
ein Bau fängt doch nicht von oben, sondern stets von unten 
an, auf dieser Unterlage läßt sich dann vorteilhaft Weiter¬ 
arbeiten. Beim Zurichten darf man sich nicht überstürzen, 
sondern nur Denken und Überlegen führt hier zum rich¬ 
tigen Ziele, d. h. zum glatten Fortdruck bei normaler Ab¬ 
nutzung der Druckform. Das alles müßte selbstverständlich 
sein, weshalb sich weitere Darlegungen hierzu erübrigen. 


Noch etwas andres fällt bei vorzeitiger Abnutzung der 
Formen ins Gewicht, ich meine das schlechte Arbeiten 
mancher Druckmaschinen, wo der Mechanismus zu wün¬ 
schen übrigläßt, da es trotz aller Mühen und Vorsicht 
nicht gelingen will, den anfänglich reinen Abdruck der 
Form auf längere Zeit zu erhalten: einzelne Flächen fangen 
an breit zu werden, welche Vorgänge den Drucker mißmutig 
machen, denn er sieht seine gewissenhafte Zurichtekunst 
allmählich in die Brüche gehen. Jahrelange Beobachtungen 
brachten mich auf den Gedanken, daß in solchen Fällen 
nur die unrichtige Abwicklung des Druckes schuld haben 
kann. Entweder ist der Zylinderaufzug zum Wege des 
Druckfundaments zu umfangreich, was ein Scheuern des 
Druckes und damit vermehrte Abnutzung der Form zur 
Folge haben wird, oder die Zahnstangen und Zahnkränze 
arbeiten nicht genau, der Druck quetscht sich in diesem 
Falle und gestaltet die Abnutzung von Schrift und Platten 
geradezu augenfällig. Baldige Abhilfe durch einen tüch¬ 
tigen Maschinenbauer ist bei solchen Wahrnehmungen 
dringend zu wünschen. Besser wäre es schon, wenn sich 
solche tiefgreifende Mängel nicht erst zeigten. Km. 

Auftragwalzenbewegung. Bekanntlich erfolgt die Ro¬ 
tation der Auftragwalzen durch die mit ihnen in Verbindung 
stehenden Reibzylinder, welche nebenbei seitliche Bewegung 
besitzen zu dem Zwecke, um die durch die Form von den 
Walzen entnommene Farbe wieder auszugleichen. Dazu 
ist ja die seitliche Verreibung der Farbzylinder geradezu 
unentbehrlich. Diese Auffassung wird noch gestützt durch 
die Tatsache, daß schon die ersten von Friedrich Koenig 
gebauten Schnellpressen die gleiche seitliche Bewegung 
der Reibzylinder aufwiesen, um die Verreibung der Farbe 
vollkommener zu machen. Seitdem hat sich an dieser Kon¬ 
struktion des Farbwerks eigentlich nichts geändert. Das 
mit derZeit entstehende seitliche Spiel der Auftragwalzen 
ist von keinem nachteiligen Einfluß für den Druck, wenn 
es nicht auszuarten beginnt; denn auf die einfachste Weise 
läßt es sich begrenzen oder sogar gänzlich ausscbließen 
durch eingelegte verschieden starke Metallscheiben, die 
das Walzenlager dem Spindelzapfen der Auftragwalze im 
gewünschten Maße näher bringen und zwar derart nahe, 
daß das durch die Reibzylinder herbeigerufene seitliche 
Spiel der Walzen sozusagen aufgehoben wird. Bei meinen 
Maschinen besitzen die Auftragwalzen lediglich den zur 
ungehinderten Rotation erforderlichen Spielraum und daher 
seitliche Bewegung, die den reinen Druck bei Autos be¬ 
hindern könnte, überhaupt nicht. Aber man kann schon 
der Meinung sein, daß sich die Spindelzapfen und Lager 
der Auftragwalzen durch die regelmäßige seitliche Be¬ 
wegung der Farbzylinder allmählich abnutzen, wogegen 
nur ordnungsmäßiges Ölen dieser Teile zu schützen ver¬ 
mag. Bei jedesmaligem Einsetzen der Walzen möge man 
also das Ölen der Spindelzapfen nicht vergessen, um das 
Abnutzen dieserTeile auf das geringste Maß zu beschränken. 
Wo das nicht geschieht, da darf man sich nicht wundern, 
wenn die Auftragwalzen während der Einfärbung der Form 
mit hin und her gezogen werden, indem deren Spielraum 
in den Lagern manchmal aller Vorstellung spottet, obwohl 
die angedeutete Abhilfe wahrlich recht leicht zu erreichen 
ist, um ordnungsgemäße Betätigung der Walzen herbeizu¬ 
führen. Die letztere verbessert auch die Farbeverreibung, 
welche angesichts unsrer Kriegsfabrikate nicht hoch genug 
zu veranschlagen ist. Km. 


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Setzmaschinenwesen 

Um altes Schriftmetall für Setzmaschinenmetall 
umzugießen bedarf es eines Zusatzes von Weichblei 
und Zinn. Das Verhältnis des Zusatzes richtet sich nach 
der Güte des alten Schriftzeuges. Ist die zum Umschmel¬ 
zen bestimmte alte Schrift rein von Ausschlußmaterial, so 
enthält das ausgeschmolzene Metall meistens 26 — 28% 
Antimon, 5—7% Zinn und 65—69% Weichblei. Das für die 
Setzmaschinen verwendete Metall ist wesentlich weicher 
und enthält demnach weniger Antimon und, um es leicht¬ 
flüssiger zu machen, etwas mehr Zinn. Meistens enthält 
dasMetall für die Linotype 85—88% Weichblei, 8—10% An¬ 
timon, 4—5% Zinn, für denTypograph 87% Weichblei, 1% 
Zinn und 12% Antimon. Demnach wären einem Quantum 
von 100 kg Schriftmetall ungefähr 120—150 kg Weichblei 
und 20—25 kg Zinn beizumischen. Das Zusammenschmel¬ 
zen darf erst dann vorgenommen werden, wenn vorher die 
alte Schrift sorgfältig gereinigt worden ist. Die Reinigung 
wird dadurch bewerkstelligt, daß das im Handel käufliche 
Reinigungspulver kräftig mit dem geschmolzenen Schrift¬ 
metall verrührt und die entstehende Krätze abgeschöpft 
wird. Man fügt alsdann dem gereinigten Metall zunächst 
die entsprechende Menge Weichblei und hiernach das Zinn 
bei. Es empfiehlt sich, nach dem Zusammenschmelzen das 
Metall nochmals in der beschriebenen Weise zu reinigen. 
Um sich zu überzeugen, ob die Reinigungsarbeit den rich¬ 
tigen Erfolg gehabt hat, unternimmt man einen Probeguß. 
Darüber teilt der bekannte Karl Kempe sen. in Nürnberg 
vom Kempewerkfolgendes mit: Ein Probeguß auf dieEisen- 
platte genügt bekanntlich, das Metall in eine dünne Fläche 
auslaufen zu lassen; der Aufbereiter bricht nach dem Er¬ 
kalten einen Streifen das Metalls ab und geht damit an die 
Stichflamme der Lötlampe. Dort zeigt sich folgende Beob¬ 
achtung: Ist das Metall noch dickflüssig, so schmilzt es 
langsam ab, ist es aber dünnflüssig, so läuft es fast wie Queck¬ 
silber von der Platte, und dieser Zustand zeigt ihm, daß das 
Metall für jede Setzmaschine genügt. Quecksilberartige 
Leichtflüssigkeit,das muß das Ergebnis sein. So war es von 
jeher in der Schriftgießerei, so ist es auch bei den Setz¬ 
maschinen. Tritt aber diese quecksilberartige Tropfbar¬ 
keit des Metalls nicht ein, denn muß der ganze Prozeß des 
Abschäumens und Nachreinigens so oft wiederholt werden, 
bis der Ausfluß befriedigt. Erreicht jedoch der Betriebs¬ 
leiter den gewünschten Zweck nicht, so hat er sich immer 
noch ein Stereotypiemetall geschaffen, wie er sich solches 
für den normalenWerk-oder Zeitungsbedarf garnicht besser 
wünschen kann. F. S. 

Etwas vom Setzmaschinenmetall. In der Zeit der 
Metallbeschlagnahme wird in den Betrieben oft nach Ma߬ 
nahmen gesucht, um etwaigen Mangel zu beiseitigen. So 
wird versucht, Stereotypiemetall zu Setzmaschinenzwecken 
zu verwenden, oder umgekehrt. Obwohl es möglich ist, das 
Setzmaschinenmetall für die Stereotypie zu verarbeiten, so 
sollte doch vermieden werden, das Stereotypiemetall für 
die Setzmaschine zu benutzen. Wichtig ist vor allem, die 
einzelnen Sorten immer getrennt zu halten, da jede eine 
andre Legierung hat. Das Gußprodukt wird um so besser, 
wenn jede entsprechende Legierung für ihren bestimmten 
Zweck verwendet wird. Des weiteren wird entschieden da¬ 
von abgeraten, ausgeschmolzenes Akkumulatorenblei zu 
Setzmaschinenzwecken zu verwenden. Denn einmal ist 


das Akkumulatorenblei ein gewöhnliches Weichblei, das 
von Haus aus nicht so raffiniert ist, wie es der Setzmaschi¬ 
nenbetrieb bedingt, sodann aber setzt sich in den Ak¬ 
kumulatoren das Weichblei so voll Schlamm und durch¬ 
setzt sich so mit Schmutzteilen, daß es nicht möglich ist, 
dieselben selbst beim Ausschmelzen unter großer Hitze 
zu entfernen. , F. S. 

KHscheeherstellung 

Die Erhaltung der Zeichnung ln den Tiefen kurz¬ 
belichteter Negative. Bisweilen sind zu Umzeichnungen 
oder für irgendeinen andern Zweck nach gelieferten Halb¬ 
tonnegativen Vergrößerungen auszuführen, wobei die Ein¬ 
zelheiten der Schatten klar erkennbar bleiben sollen. Bei 
etwas kurzbelichteten Negativen kann diese Forderung nicht 
leicht erfüllt werden. Die schwach durchgezeichneten Tiefen 
verlangen eine kurze Belichtung, die Lichtpartien aber eine 
längere. Nimmt der Photograph nur auf die Tiefen Rück¬ 
sicht, dann fehlen im Diapositiv die Einzelheiten der Zeich¬ 
nung in den Lichtpartien, und im entgegengesetzten Falle 
ist in den Tiefen nichts mehr erkennbar. Nicht selten ge¬ 
lingt die Erhaltung der Tiefenzeichnung durch Einfügung 
einer Mattscheibe zwischen Lichtquelle und Negativ. Mit¬ 
unter hatte ich wider Erwarten deutliche Ergebnisse. Ist 
keine Mattscheibe vorhanden, so genügt eine mit Mattlack 
übergossene Glasplatte. Solcher Lack ergibt in der Regel 
eine gröbere Körnung als die mit Sand angeblasenen oder 
geätzten Mattscheiben zeigen. Deshalb ist der Abstand 
vom Negativ bei Benutzung einer Mattlackplatte größer zu 
nehmen. Wenn eine Vorrichtung zur Befestigung fehlt, so 
genügen zwei schwache Leistchen, die am Diapositivrahmen 
leicht mit Nägeln befestigt werden können. Mit Reißzwecken 
läßt sich dann die Mattscheibe anbringen. K. 

Die Behandlung der Hochllchter ln Autotypie¬ 
ätzungen von Spitzen, Gardinen und ähnlichem. Wenn 
bei derartigen Objekten infolge zu starker Verkleinerung 
die Wiedergabe in Netzätzung erfolgen muß, so werden die 
Hochlichter gewöhnlich etwas breiter als erwünscht ist. 
In den Tondeckungen lassen sich die Umrisse gar nicht eng 
genug decken. Wenn diese Stellen aber vor der Anätzung 
mit einer spitzen Nadel leicht eingerissen werden, dann 
sind ganz schmale Lichter zu halten. Auf diese ist in den 
Tondeckungen keinerlei Rücksicht mehr notwendig. Zu 
beachten ist nur, daß nur die hellsten Lichter eingerissen 
werden. Diese wirken dann innerhalb der andern leicht¬ 
getönten Lichtstellen belebend. Zuviel ganz reine Linien 
zerreißen die Bildwirkung und vernichten den Reiz feiner 
Zeichnung. Die Anwendung habe ich vielfach an Mode¬ 
bildern und Darstellungen zierlicher Einzelheiten erprobt. 
Bei einiger Übung geht die Arbeit schneller vonstatten als 
nachträglich durch den Nachschneider. K. 

Die Zinnknappheit bringt es mit sich, daß die Ver¬ 
bindung der Kupferhülsen mit dem Bleihinterguß der 
Galvanos nicht mehr mit der Vollkommenheit erfolgt, 
als wie dies unter normalen Verhältnissen durch Be¬ 
nutzung von Zinnfolien oder Zinnaufstrich der Fall ist. 
Die Gefahr des Loslösens der Kupferhäute ist daher wohl 
möglich. Es empfiehlt sich zur Sicherung das Einschlagen 
einiger dünner Drahtstifte auch in die Freistellen der 
Druckstöcke, bei denen nicht die ganze Druckfläche, wie 
z. B. bei Autotypien, für den Druck in Anspruch genom¬ 
men wird. -a-. 


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Buchgewerbliche Rundschau 


* Das Kulturmuseum zu Leipzig hat in seinen vorläufigen 
Räumen, Gerichtsweg 26, einen Lesesaal errichtet, der all¬ 
gemeiner Benutzung zugängig ist. Ferner hatte die Leitung 
des Museums anläßlich der letzten Mustermesse für die 
zahlreichen Meßbesucher Führungen durch die nunmehr 
geschlossene Kriegsgraphik-Ausstellung veranstaltet. In¬ 
zwischen folgte im Deutschen Buchgewerbehause eine Aus¬ 
stellung russischer Buchkunst. Es wird hier ein Teil der 
Bestände aus dem russischen Hause auf der Bugra vorge¬ 
führt, welch letzteres leider wegen des Kriegsausbruchs nur 
kurze Zeit besichtigt werden konnte. Eine ausführlichere 
Beschreibung der im russischen Hause ausgestellt ge¬ 
wesenen Sachen brachte das „Archiv“ in seinem 51. Bande. 
Die Gegenstände selbst kehren nach Schluß der Ausstellung 
nach Rußland zurück. 

* Die Kurland- Ausstellung des Auslands-Museums in 
Stuttgart, die in den verschiedensten deutschen Städten 
gezeigt wird, hatte sich auch in der Druckstadt Leipzig eines 
regen Besuches zu erfreuen. In buchdruckerischer Be¬ 
ziehung bot die Ausstellung naturgemäß nicht allzuviel, 
immerhin gewährte sie aber einen Einblick in Einzelheiten 
des Buchgewerbes. Das Zeitungswesen veranschaulichte 
eine kleine Sonderausstellung, in der als hervortretendste 
Blätter die Mitausche und die Libauer Zeitung vorkamen. 
Ihre Geschichte reichte bis in das 18. Jahrhundert zurück. 
Einige russiche Zeitungen sind neueren Datums. Interes¬ 
sant waren die ausgestellten Kalender, die bis auf die Zeit 
von 1685 zurückreichen. Gegenstände, die auf die Ausübung 
des alten Depositionsspieles in kurländischen Buchdruk- 
kereien schließen lassen, waren ebenfalls vertreten. Recht 
bemerkenswert waren auch verschiedene handgeschriebene, 
zum Teil prächtig ausgestattete Urkunden aus der ehemals 
deutschen und späteren zaristischen Zeit. Die Ausstellung 
dürfte neben ihrer kulturellen Bedeutung auch dem Han¬ 
del und der Industrie manche Anregung gegeben haben, 
denn es liegt wohl außerallem Zweifel, daßunter den neuen 
Verhältnissen das Buchgewerbe nicht nur einen Ausbau, 
sondern auch eine weitere Ausbreitung finden wird. -a-. 

* In der Typographischen Gesellschaft zu Leipzig sprach 
am 20.Februar Herr E.Wetzig über Stilkunde für den Buch¬ 
druck, Herr H. Franz über das Werk „Wegleiter für Schrift¬ 
setzerlehrlinge“. — Am 5-März gab Herr H.Schwarz einen 
Bericht über die Leipziger Mustermesse und das auf ihr 
vertretene Buch- und graphische Kunstgewerbe, ferner 
einen solchen über die Kurlandausstellung. Am 20. März 
sprach Herr Ad.'Schäfer über Anmerkungen in Büchern. 

+ Die Berliner Typographische Gesellschaft besichtigte 
vor kurzem die Sammlungen der Weltkriegsbücherei. Sie 
veranstaltete ferner eine Neujahrskarten-Ausstellung. Am 
10. Februar unternahm sie einen Besuch der Kurlandaus¬ 
stellung. Herr Erlerbehandelte in einerderletzten Sitzungen 
Vorschläge über Sicherungen gegen Nachahmungen beim 
Druck von Lebensmittelkarten. Herr Gaa veranstaltete eine 
Ausstellung von selbstgefertigten Arbeiten zu dem Kapitel 
„Das Kunstschriftschreiben in seinen Anwendungen für 
die Praxis“. 

* Zur Lehrlingsfrage in Buchdruckereien. Noch zu keiner 
Zeit ist der Lehrlingsfrage in der Tages- und Fachpresse 
eine so eingehende Behandlung zuteil geworden, wie jetzt. 
Die Ursache hierzu ist der mangelnde Zufluß an jungen 


Leuten zu den einzelnen Sparten. Besonders gering ist 
die Zahl der sich als Schriftsetzer, Schriftgießer, Stempel¬ 
schneider, Buchbinder oder Photograph Meldenden, wäh¬ 
rend wiederum andre Zweige, wie Drucker, Zinkätzer, eine 
reichliche Bewerberzahl zu verzeichnen haben. Im allge¬ 
meinen hängt der Lehrlingsmangel mit der Entlohnungs¬ 
frage zusammen, die zurzeit durch die von der Kriegs¬ 
industrie bezahlten hohen Löhne stark beeinflußt wird. 
Neben dem Lehrlingsmangel steht die Frage der zweck¬ 
mäßigeren Ausbildung des Nachwuchses im Vordergründe 
der Erörterungen. Im allgemeinen befürchtet man unge¬ 
nügende Leistungen nach Friedensschluß, hervorgerufen 
durch längere Unterbrechung der praktischen Tätigkeit 
oder ungenügende Ausbildung während des Krieges. Es 
dürfte unsers Erachtens der jetzige Zeitpunkt für die Be¬ 
handlung beider Fragen überhaupt nicht der geeignete sein, 
denn vorläufig sind alle Kräfte im Gewerbe so mit dring¬ 
lichen geschäftlichen und kriegswichtigen Angelegenheiten 
beschäftigt und überlastet, daß Greifbares in der Lehrlings¬ 
frage überhaupt nicht zu erzielen ist. Das richtigere ist 
wohl, die Rückkehr wenigstens des größeren Teiles der 
früheren Arbeitskräfte abzuwarten und zugleich mit Fort¬ 
schritten in der Technik und der Maschinenindustrie zu 
rechnen, die wie auf andern Gebieten auch im Buchgewerbe 
nicht ausbleiben dürften. -r-. 

* Die Stringertype, welche in Deutschland erstmalig im 

Jahre 1914auf derBugrazusehen war,ist nunmehrauch den 
Weg gegangen, den so viele Setzmaschinenerfindungen be¬ 
schritten haben. Am 3. Januar hat die British Stringer¬ 
type Syndicate Ltd. die freiwillige Liquidation beschlossen. 
Diese Setzmaschine, die eine Verbindung von Linotype und 
Monotype-Gießmaschine war, versprach eine Konkurrenz¬ 
maschine zu werden, da sie die Vorteile der Setz- und Ab¬ 
legevorrichtung der Linotype, nach ihrer eigenen Art, so¬ 
wie den Einzelbuchstabenguß, ähnlich derMonotype, in sich 
vereinigte. Ihr Schicksal wird wohl auch eine Folge des 
erschütternden Weltkrieges sein. Viele Jahre ungeheure 
Kostenund keinAbsatz. OderwardieseSetzmaschine trotz 
derlangjährigenKonstruktionsarbeitdoch nicht fähig, wirk¬ 
lich leistungsfähig auf den Markt zu treten? Sk. 

* Die Schriftgießerei F. A. Brockhaus in Leipzig ist, wie 
uns mitgeteilt wird, vor kurzem in den Besitz der Firma 
H. Berthold A.-G. in Berlin übergegangen. Der Betrieb wird 
nach Berlin überführt. Die Schriftgießerei F. A. Brockhaus 
war Mitte des vorigen Jahrhunderts eine der leistungs¬ 
fähigsten, da sie 1843 die ehemalige Wallbaum sehe Gießerei 
und damit deren reichen Bestand an alten Fraktur- und 
Antiquaschriften übernommen hatte. Sie verfügte auch 
über eine große Auswahl an slawischen und orientalischen 
Schriften. Im letztverflossenen Jahrzehnt hatte die Firma 
sich wieder mit dem Schnitte von Neuheiten befaßt, unter 
denen die Grüner-Antiqua sowie die Weise-Kursiv zu wei terer 
Kenntnis der Buchdruckereien kamen. 

* Todesfälle. Am 3. März starb in Leipzig im 81. Lebens¬ 
jahre der Königlich Sächsische Geheime Kommerzienrat 
Julius F. Meißner von der Firma Meißner & Buch, Chromo¬ 
lithographische Kunstanstalt, Ehrenmitglied der Handels¬ 
kammer zu Leipzig, Ritter usw. Der Verstorbene, der eine 
große Wirksamkeit für das öffentliche Wohl entfaltete, hat 
sich auch um das deutsche Steindruckgewerbe und seine 


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Organisation sehrverdient gemacht. DieGrundlage zu dieser 
Organisation schuf er mit der Begründung der Vereinigung 
Leipziger Lithographischer Anstalten mit Steindruckerei¬ 
betrieb. Aus dieser Vereinigung ging unter seiner Initiative 
im Jahre 1900 der Verein Sächsischer Steindruckereibe¬ 
sitzer hervor und dieser Verein begründete kurz darauf auf 
Meißners Veranlassung den sich über ganz Deutschland 
erstreckenden Verein Deutscher Steindruckereibesitzer, 
der Geheimrat Meißner zum Ersten Vorsitzenden wählte. 
Dieses Amt bekleidete der Verstorbene bis zum Jahre 1907 
und entwickelte in dieser Zeit unter Mithilfe des damaligen 
Vereinsgeschäftsführers Franz Köhler den jungen Verein 
zu der wohlgegliederten und leistungsfähigen Organisation, 
die heute noch unter dem Namen Verband Deutscher Stein¬ 
druckereibesitzer besteht und mit ihren jetzigen beiden 


Abteilungen, dem Fachverband und dem Schutzverband, 
das gesamte deutsche Steindruckgewerbe umfaßt. Der Ver¬ 
storbene wirkte noch viele Jahre an den Aufgaben der Or¬ 
ganisation mit und schuf sich durch seine Tätigkeit für das 
Gewerbe großes Ansehen bei seinen Berufskollegen. Sein 
Andenken wird im Steindruckgewerbe dauernd in Ehren 
gehalten werden. Z. f. D. B. 

♦ ln Heft 2,1918 derTypographischenJahrbücherwidmet 
der Graphiker Rudolph Engelhardt dem verstorbenen Buch¬ 
druckereibesitzer Julius Mäser, der über drei Jahrzehnte 
innerhalb des Buchgewerbes eine führende Persönlichkeit 
war, einen ausführlichen Nachruf, in dem die vielseitige 
Wirksamkeit des Verstorbenen geschildert und hervor¬ 
gehoben wird. Dem Nachruf ist das Bildnis Masers voran¬ 
gestellt. -r- 


Zeitschriften- und Bücherschau 


* Briefe über antike Kunst von Marius Freiherr von Pa- 
setti. Verlag F.Tempsky,Wien 1918. Preis gebunden M 6.25. 
In dem vornehm ausgestatteten Quartbande ist eine Reibe 
hochinteressanter Briefe des 1913 in Wien verstorbenen 
österreichisch-ungarischen Diplomaten vereinigt, deren 
Lesen einen hohen künstlerischen Genuß bereitet. Ver¬ 
schiedene der Briefe sind durch vortreffliche Abbildungen 
antiker Bildwerke illustriert und es verdient der Band schon 
durch diese Beigabe das Interesse jedes Kunstliebenden. 
Die typographische Ausführung des Buches ist wie bereits 
erwähnt eine ganz ausgezeichnete, so daß es auch vom 
Standpunkte des Graphikers Beachtung verdient. -r-. 

* Kunst und Leben im Altertum von Hugo Muzik und 

Dr. Franz Perschinka. 4«. Verlag von F. Tempsky, Wien. 
Preis gebunden M 7.20. Das vorliegende etwa 200 Seiten 
starke Werk ist ein Bilderatlas, der die Kunstgeschichte, 
Topographie und Mythologie umfaßt und daneben einen 
kulturhistorischen Teil hat. Der Atlas soll nach dem Vor¬ 
wort ein Bilderbuch sein, das für den Unterricht in den 
lateinischen und griechischen Schulklassikern an den Gym¬ 
nasien und in der alten Geschichte an höherenLehranstalten 
jeder Art vollständig ausreicht, aber auch den gebildeten 
Laien in die antike Kunst und in das antike Leben einführt. 
Eine außerordentlich große Anzahl beschrifteter Abbil¬ 
dungen in bester Wiedergabe nach den Originalen füllt den 
Band. Ein Nachweis derAbbildungen nebst Literaturangaben 
ist vorangestellt, während alphabetische Verzeichnisse in 
Deutsch, Lateinisch und Griechisch den Schluß bilden. Die 
typographische Ausstattung ist einwandfrei. -r-. 

* Luthersagen nebst einigen Reformationsgeschichten. 

Gesammelt von Friedrich Kunze. Verlag von Kurt Scholze, 
Leipzig 1917. Unter den zahlreichen Büchererscheinungen, 
die das Reformationsjubiläum gezeitigt hat, nimmt das vor¬ 
liegende, etwa 150 Seiten umfassende Bändchen eine erste 
Stelle ein. Der Verfasser, Herr Lehrer Friedrich Kunze in 
Suhl in Thüringen hat auf Grund weitester Quellenstudien 
eine äußerst interessante Sammlung von Luthersagen zu¬ 
sammengestellt, die kennenzulernen dem Leser hohen Ge¬ 
nuß bereitet. Die typographische Ausstattung des Buches 
ist eine besonders schöne, sie erweckt allein schon das In¬ 
teresse des Bücherliebhabers. Den Druck besorgte die Buch¬ 
druckerei Wilhelm Fugmann in Leipzig, die dem „Archiv“ 
den Umschlag des Bändchens als Beilage für das Doppel¬ 
heft 11/12, 1917, zu überlassen die Güte hatte. S. 


* Enzyklopädie der Photographie. Heft 63. Neuzeitliche 

photographische Kopierverfahren. Ozobromprozeß. Brom¬ 
silberpigmentpapier. Pigment-Gravüre. Öldruck. Bromöl¬ 
druck. Katatypie. Druckschriften-Kopierverfahren. Von Dr. 
Erich Stenger. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. 
Preis M 3.80, gebunden M 4.50. Verlag von Wilhelm Knapp, 
Halle a. S. Gar mancher unter der großen Schar der Licht¬ 
bildnerhat das Bestreben,seinen Aufnahmen künstlerischen 
Ausdruck zu geben. Doch dazu Mittel auszuwählen und zu 
verarbeiten, bedarf es freilich verschiedener Kenntnisse. 
Solche zu vermitteln, ließ sich der Verfasser des Buches 
sehr angelegen sein. Er hat darin die verschiedenen Ver¬ 
fahren eingehend behandeltund die Erfahrungen, aus einem 
weiten Kreis zusammengetragen, niedergelegt. Für jeden 
Lichtbildner, der mit künstlerischem Empfinden an die Aus¬ 
wertung seiner Aufnahmen herantritt, ist der Inhalt von 
Interesse und das Studium empfehlenswert. K. 

* Enzyklopädie der Photographie, Heft 31. Entwicklung 

der photographischen Bromsilber-Gelatinepatte bei zweifel¬ 
haft richtiger Exposition. Von A. von Hübl. 4. Auflage. Mit 
einer Tafel. Preis M 2.80. Verlag von Wilhelm Knapp in 
Halle a. S. In diesem Buche gibt der bekannte Verfasser 
über die theoretischen Grundlagen des Stoffgebietes in 
leichtverständlicher Weise eine Darstellung, daß es dem 
Leser nicht schwer fallen wird, einen guten Einblick in das 
Wesen des Prozesses zu gewinnen. Daraus kann jeder 
Ernstarbeitende das Verständnis des inneren Zusammen¬ 
hanges der Entwicklungsvorgänge erlangen. Außerdem sind 
aber die praktischen Winke zu zweckmäßiger Wahl der 
Stoffe und auch die Anweisungen für Zusammensetzung 
von Entwicklerlösungen sehr wertvoll. Nicht nur der vor¬ 
wärtsstrebende Amateur, sondern ebenso der Berufsphoto¬ 
graph können reiche Belehrung daraus schöpfen. Es zeigt 
den rechten Weg zu planmäßiger und erfolgversprechender 
Arbeit. Die Anschaffung ist deshalb angelegentlichst zu 
empfehlen. K. 

*Jahresbericht über das 30. Schuljahr 1917 bis 1918 der 
Fachgewerbeschule der Innung Dresdener Buchdruckerei¬ 
besitzer. Der vorliegende Bericht gibt eine Übersicht von 
derTätigkeit der Schule im abgelaufenen viertenKriegsjahre, 
das auch hier allerhand Erschwernisse im Schulbetrieb mit 
sich brachte, aber dennoch eine Aufrechterhaltung des 
Unterrichts gestattete. Von besonderem Interesse sind 
folgende statistische Angaben, die in der Einleitung zum 


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Berichte gemacht werden. Mit Ostern 1918 vollendet die 
Schule das 30.Jahr ihres Bestehens. Bis Ostern 1913 waren 
in das Hauptbuch 1414 Schüler eingetragen, ihre Zahl er¬ 
höhte sich bis Ostern 1918 auf 1926, es kamen also auf das 
Jahr durchschnittlich 102 Einträge. Der Schülerbestand 
war am höchsten in den ersten 25 Jahren des Bestehens 
mit246 Schülern im Schuljahre 1912/13. Er erreichte seinen 
Höchststand in den letzten fünf Jahren im Schuljahr 1914/15 
mit 282 Schülern und zeigt in den folgenden Jahren einen 
Rückgang bis auf 253 Schüler am Ende des Schuljahres 
1917/18. Die Unterhaltungskosten der Schule betrugen im 
Gründungsjahre M600.—, im Schuljahre 1917/18erforderten 
sie M 9885.—. Die in Aussicht genommene Angliederung 
einer Lehrwerkstatt wird angedeutet, da der bisher einge¬ 
schlagene Weg, die theoretische Unterweisung der Schule 
durch praktische Arbeit in der Werkstatt des Lehrherrn zu 
zu ergänzen, doch nicht allenthalben das erwünschte Er¬ 
gebnis gezeitigt bat. Der ausführliche Lehrplan von 1909 
soll einer Neubearbeitung unterzogen werden,wobei auch die 
neuen Aufgaben, die der Schule nach Kriegsende zufallen, 
entsprechende Berücksichtigung finden müssen. -r-. 

♦ Die Künstlerpresse, Vermittlungsstelle zwischen Kunst 

und Kunstgewerbe in Dresden übermittelte uns vor einiger 
Zeit ihren Neujahrsbrief sowie verschiedene Drucksachen, 
aus denen hervorgeht, welche Ziele sich dieses zeitgemäße 
buchgewerbliche Unternehmen gesteckt hat. Der Inhaber 
der Künstlerpresse, Herr Wilh. Hyll (D. W. B.), beeidigter 
Sachverständiger für das Amtsgericht Dresden, war lange 
Jahre Mitinhaber und technischer Leiter der Firma Hyll & 
Klein in Barmen. Der Hauptzweck der Künstlerpresse ist, 
für Druckereien und andre Gewerbszweige die Original- 
entwürfe als die Grundlage guter fertiger Arbeiten zu liefern. 
Sie überweist ihr zugehende Druckaufträge an geeignete 
Spezialfirmen zur Ausführung. Die Künstlerpresse steht 
mit Künstlern und Kunstgewerblern in Verbindung, sie 
kennt deren Leistungen auf jedem Sondergebiete und ist 
daher in der Lage, den Druckereien mustergültige Ent¬ 
würfe vorzulegen, damit künstlerisch-einwandfreieArbeiten, 
Qualitätsarbeiten von deutscher Eigenart entstehen. Das 
Unternehmen ist zweifellos ein zeitgemäßes und zu hoffen, 
das dasselbe zu gedeihlicher Entwicklung gelangt, was wohl 
in Anbetracht des zu erwartenden Aufschwungs in Handel 
und Industrie und des damit verbundenen Bedarfs an 
Drucksachen aller Art nicht in Zweifel gezogen zu werden 
braucht. S. 

♦ Die Beilagen zum Doppelhefte 1/2 bewegen sich dem 
Zuge der Zeit entsprechend im Stile der Fraktur, und zwar 
verdanken wir die Dankesurkunde der Stadt Goslar dem 
freundlichen Entgegenkommen der Firma F. A. Lattmann 
in Goslar. Das Blatt ist im Original auf noch etwas stärkeren 
Karton gedruckt; es macht in seiner vornehmen Einfach¬ 
heit und durch den glücklich angebrachten Farbeffekt einen 
ausgezeichneten Eindruck. — Von besonderem Interesse 
dürfte das Blatt Erich-Thum, eine Graphikankündigung des 


Verlages Emil Richter in Dresden-A. sein. Die Wiedergabe 
dieser Arbeit wurde uns durch das Entgegenkommen des 
genannten Verlags sowie der Buchdruckerei Wilh. Adam 
in Chemnitz, die auch den Satz und Druck besorgte, ermög¬ 
licht. Die Gruppierung des Satzes und der Bildproben ist 
in ganz eigenartiger Weise erfolgt und dabei durch die ge¬ 
schickte Verbindung von Schwabacher und Antiqua eine 
übersichtliche und vornehme Wirkung erzielt, wie sie nur 
wenigen Drucksachen dieser Art eigen ist. — Auf dem Blatte 
der Schriftgießerei D. Stempel A.-G. in Frankfurt a. M. 
kommt die darauf angewandte Ehmcke-Fraktur zu vorteil¬ 
haftester Geltung. Die Schrift paßt zu dem gewählten Wort¬ 
laute Aufruf von Max Jungnickel ganz vortrefflich. — Eine 
Probeseite aus der Festschrift, welche die Schriftgießerei 
Benjamin Krebs Nachfolger in Frankfurt a. M. anläßlich 
ihres hundertjährigen Bestehens herausgegeben hat, läßt 
die gute Wirkung der von der Firma geschnittenen Jubi¬ 
läumsfraktur, die sich durch die schlanken Formen ihrer 
Kleinbuchstaben vor andern Schriften auszeichnet, aufs 
beste erkennen. Zur Ergänzung des nebenstehend ge¬ 
gebenen Hinweises auf die neugegründete Künstlerpresse 
in Dresden bringen wir den ebenfalls erwähnten zwei¬ 
farbigen Neujahrsbrief dieses neuen Unternehmens als Bei¬ 
lage zu diesem Hefte. Das Blatt ist unter Benutzung der 
uns freundlichst überlassenen Druckstöcke dem Original 
entsprechend, jedoch auf etwas anderm Papier und ohne 
anhängendes Blatt hergestellt worden. Die Arbeit macht 
sowohl durch die übersichtliche Anordnung des Wort¬ 
lautes wie durch die flott geschriebene Schrift einen aus¬ 
gezeichneten Eindruck. — Freunde der Buchkunst werden 
das uns von der Firma Joh. Enschedi en Zonen in Haarlem 
überlassene vierseitige Blatt besonders wertschätzen. Der 
auf der ersten Seite abgedruckte Originalholzschnitt von 
Dirk de Bray, Haarlem 1660 kann als vortreffliche Probe 
alter Holzschneidekunst gelten, bei der durch die Stei¬ 
gerung von Hell zum Dunkel der Zeichnung eine ausge¬ 
zeichnete Wirkung erzielt ist. Das prächtige Buchseitenpaar 
der Bibel aus Egenolff-Schrift von 1534 bedarf keiner be¬ 
sonderen Hervorhebung, ebenso spricht das Titelblatt aus 
dem 18. Jahrhundert durch seine Anordnung und reiche 
Schriftenauswahl für sich selbst. Wir sind auch dieser 
Firma für die wertvolle Beilage zu Dank verbunden. — Vor¬ 
teilhaft ergänzt wird vorstehende Auswahl von Blättern 
durch eine sechsseitige Beilage zum zweiten Teile dieses 
Heftes, der Zeitschrift des Deutschen Vereins für Buch¬ 
wesen und Schrifttum, auf der auch das Bildnis des be¬ 
kannten Stechers Daniel Chodowiecki in ausgezeichneter 
autotypischer Wiedergabe vorkommt. — Den Entwurf zum 
Umschlag und Titelkopf des mit diesem Hefte beginnenden 
neuen Jahrganges des„Archivs“ verdanken wir Herrn Fach¬ 
lehrer E.Wetzig in Leipzig, während der Entwurf zum Um¬ 
schlag und Titelkopf der Zeitschrift des Deutschen Vereins 
für Buchwesen und Schrifttum von Herrn Professor Walter 
Tiemann in Leipzig stammt. 


Inhaltsverzeichnis 

Einladung zum Jahresbezug. S. 1.— Mitgliederaufnahme. Kulturmuseum zu Leipzig. S. 15. — Papier als Spinnstoff. 

S. 1. — Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für S. 17. — Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis. 
Buchgewerbe (5. Fortsetzung). S.2. — Ober den Komple- S.19. — Buchgewerbliche Rundschau. S.22. — Zeitschriften- 
mentärfarbendruck. S.14. —Die photomechaniscbe Repro- und Bücherschau. S. 23. 
duktion inmitten der Ausstellung von Kriegsgraphik im 7 Beilagen. 

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£)er ägt)pttfc&e Urfpruncj unfrer @$rift 


23 on UnioerfitätöptofeiTot Dr. 

uf einet Äupfertnünje ber Kolonie £pruö, bie aud) 
fonfi bie Baten beb Äabmoö ocr^crrlic^t^ fiebt man 
biefen jjeroö btei Niännern gegenüber, benen er eine 
g&appruörolle überreicht; ju feinen Süßen eine Purpur* 
fehneefe. 3m Ülbfcßnitt: KAAIMOC; meniger gut er» 
batten gegenüber: eAArjfNSC] 1 . Sö ifi ohne Stage, mie 
bie Numiömatifer beb ©ritifh NJufeum gefeben haben, 
Äabmoö, ber phonijifche Jjeroö, ber ben lettenen baö 
2Itpbabet bringt. Babe« entfielt bann aber bie roeitere 
Srage: mer bat benn aber ben spbb'nijiern ibr Sllphabet 
gebracht, ober haben fie es felbfiänbig erfunben? Biefe 
Stagen finb fchon oft aufgeroorfen unb febr oerfchieben 
beantroortet. Neuerbingö ifi bieSrage nach bem„Urfprung 
beö 2ltphabetö" oon Ä. Sethe bebanbelt unb hoffentlich» 
befinitio ertebigt an einem Drt, mo man eö junädffi nicht 
fuchen mürbe, nämlich in ben ©efdjäftlichen SD?it= 
teilungen ber ©ottinger Nachrichten 1913 biö 1916, 
©eite 87. Sethe befpricht erji bie ©ilberfchrift im allge= 
meinen unb bann bie brei 21rten ägpptifcher Schrift unb 
ihre Sntmicflung. grüner nahmen bte $gpptologen an, 
baß bie iilgpptcr biö hart an bie ©renje ber ©uchfiabem 
fchrift gefommen mären, fte aber nicht überfchritten 
hätten 2 ; jegt bagegen rebet ber ©erfaffer oon mirflichen 
©ud) fiaben ber #gppter 3 ; ihre Schrift „fennt feine Silbern 
jeichen,befigt bafüraber inihrent pbonetifcben^eichenfchag 
rcirfticheSuchfiabenjeichen für bie fonfonanttfehen Saute" 
(Seite 94). 

Bann fchilbert ber ©erfaffer bie pbb'nijifche ©uchfiabcns 
fchrift, bie fich allerbingö auö ber ©ilberfchrift entmicfelt, 
aber baö ©ilb fchon fafi oollfiänbig jurüefgebrängt hat; 


1 Catalogue of gr. coins. Phönicia 293 pl. XXXV, 1. 

2 Sieb« m. ®r. <pn(. 2219 21.2. 

3 2Iuch Srnum, Stoppt. @tomnt, 1911, 21 rebet »om 2l(pbabet 
ber 2ti)ppter. 


23.@arbtbaufen, Seipjig 

eö ftnb 22 fefigeorbnete Reichen nur oon Äonfonanten, bei 
benen Name, ©ilb unb Sautmert fich gegenfeitig bebingen; 
bie 3aht mürbe fpäter noch etmaö oermehrt; umö 3abr 1OOO 
o. Shr. 1 mar biefe Schriftart über baö ©tabium ber ©er* 
fuche unb beö ^robierenö bereitö hinauö unb hatte fefte 
Sormen angenommen, bie jeigen, baß fie bereitö 3afjr= 
hunberteim@ebrauch mar. Baß jmifdjen berSctfrift jmeier 
benachbarten unb engoerbunbener ©o'lfer, mie iÜgppter unb 
©hönijier, ein enger ^ufammenhang befianben habe, ifi 
burchauö nicht unroahrfcheintich; obmohl man ftch oieU 
fach gegen biefe SHnnahme gefiräubt hat. 

3m Saufe ber 3ahrhunberte ftanb ^tmnijien nicht nur 
unter ägpptifcher, fonbern auch unter affprifeger iperr= 
fchaft; berSinffuß affprifdferÄuttur hätte ftch alfoauch 
bei ber Schrift gettenb machen fonnen, mie oon oerfdjies 
bener Seite behauptet mürbe, fogar fchon im Slltertume 2 . 
Slllein bie ©erfchiebengeit tfi fo groß, mie möglich. Bie 
affprifegen Reichen befielen auö Äeiten, bie phonijifchen auö 
Sinien; bie Slffprer fchrieben Silben mit ©ofaten, bie 
'Phünijier bagegen ©uegfiaben ohne Sofale, baö @runb= 
prinjip beiber Schriftarten ifi älfo burchauö oerfchieben. 

Benfeiben Sinrourf müffen mir aber auch erheben, menn 
man oerfucht, bie Silbenfcgrif t ber Ä p p r i o t e n jur ©runbs 
tage beö pbö'nijifchen Sllpgabetö ju machen 3 ; baö Sehlen 
ber ©ofate im phonijifchen üttphabet märe burchauö um 
erflärlicg. äöenn einjetne fppriotifcgeSilbenjeichenäußer: 
(ich mit phonijifchen ©uchfiaben oon ganj anbrer ©ebeu= 
tung übereinfiimmen, fo ifi baö bloßer Zufall. 

Bie Sntfiehung ber fppriotifeßen Sitbenfchrift ifi unö 
ein Nätfel. Sur bie grieegifege Sprache fcheint fie nicht 
oor bem fechfien 3ahrhunbert o. Sgr. angemenbet ju fein; 

1 Siebe ©etfje a. o. O. 91 3t.2. 

2 tptin. n. h. 7, 56,192. Siege m. @r. <p«l. 2*21. 

3 Siege ©etpe fl. a. 0. 108. 

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Seitfdjrift be« 3>eutfdjen Vereine fwr 95 u d> ro e f e n unb ©djrifttum 


jebenfallö ifl fic nicht alter alöbiegriechifchen Kolonien auf 
3ppern, mährenb eö phonijifche Snfchriften auf bet 3nfel 
gibt, bie bem jeffnten Saffrhunbert o. ßhr. angeboren. 2J?an 
roirb alfo nicht annehmen tonnen, bafj bie eine Schrift* 
art auö bet anbern abgeleitet fei. 

"Durch bie üluögtabungen bet testen Safjrjefnite hoben 
mir oerfchiebene neue Schriftarten fennengeiernt, bie man 
ebenfallö jum 9luög«ngöpunft beö phonijifchen SUlphabeteö 
gemalt bot, J. 95. bie Vilberfchrift ber Hettiter 1 . Da 
mir ben ßfjaratter ber Schrift unb bie Vebeutung ber 
Reichen nicht fennen, fo fchmeben foiche Vermutungen 
oollflänbig in ber Suft. Vad) ber Vermenbung biefer 
Jjieroglpphen in einer Silingue mar „biefe Schrift mahr* 
feheiniieh nicht einmal eine Siibenfchrift, fonbern fcheint 
noch auf ber ibeographifchen Stufe geflanben ju haben 5 ", 
gemer hat man auf .Kreta Spuren einheimifcher Schrift 
gefunben, bie ihrSntbecfer 3 für baö Vorbilb ber 'Phönizier 
halt. 35a noch nicfjtö oon biefen Schriftjeichen gelefen unb 
oerftanben ifl, fo brauchen mir unö bei biefen ^»r>pot^cfcn 
nicht aufjuhalten. Taöfelbe gilt oon bem Verfud), bie 
phonijifche Schrift aus einer mptenifchen Vilberfchrift 4 
abjuieiten. 

Sillen biefen ßrflärungöoerfuchen ifl roenigflenö baö 
eine gemeinfam, bag fie bie ^hanijier für bie Sehrer ber 
Hellenen halten; aber auch baö roitb geleugnet: The 
Phcenician, who never invented anything, cannot have 
invented the alphabet 6 . 35anach müren bie Vuchflaben 
nichtö alö eine Kombination oerfchiebenartiger Striche 6 
ober fie mären bieSlbfommtinge uralter, am ganjen Mittels 
meer oerbreiteter Süunen ufro. 7 ober oon einem common 
Mediterranean signary ('"Petri). 

5öenn mir oon allen biefen ^ppothefen abfehen, melche 
bie Tatfachen nicht erflären, fo bleibt fchliefjlich nur bie 
fKb'glichfeit, baff bie #gt>pter bie Vorgänger ber sphö'nijier 
gercefen finb, eine Sinnahme, bie teineöroegö neu ifl; fchon 
Gr. be Sftouge hatte bie phonijifche Schrift auö bem ie* 
ratifchen 8 , Senormant unb Jjaldot) 9 auc ber hieroglpphifchen 
Schrift herleiten mollen. Tiefe Slnnahme fanb junädjfl 
oiel Veifall, fpäter aber entfehiebenen Sßiberfpruch, ben 
Sethe jufammenfafjt, obmohl er prinjipiell auf bemfelben 
Stanbpuntt fleht, unb baö phonijifche Sllphabet auö bem 
ägpptifchen ableitet. 5n einem eigenen Srfurö (Seite 151) 
fegt Sethe ftch mit be SJtouge auöeinanber, inbem er bie 

* Siebe Serbe a. a. D. 109. 

2 Setb* fl. fl. C.110. 

* Evans, Scripta Minoa 1, 77 ff., m. ®r. tpat. 2 2 21. Sethe 
fl. fl. 0. 110 . 

* Siebe m. ®t. <p«I. 22 22. 

» J. H. St. 1912, 396. 

6 Siebe m. ®t. ip«t. 2 2 22—3. Sethe fl. fl. 0. 111. 

i Siebe 2hd). f. Sdjriftf. 1, Seite 20—21. 

8 Siebe Sethe fl. fl. D. 130,160, m. @r. tpal. 2 2 19 unb ebenbfl 20. 

9 Cbenbfl 129. 


einjelnen gotmen ber Vuchflaben befpricht unb feine Uber* 
einflimmung ober feinen SEÖiberfpruch begrünbet. Sethe 
bemerft baju: „Von ben 24 Vuchflaben, auö benen eö [baö 
Sllphabet] feit bem alten Dieiche befiehl, läßt fich jurjeit 
f ür... 19 ber Urfprung feflflellen." .Spier oermifjt man leiber 
eine ü'berftchtliche Tabelle, bie baö ©efagte jufammenfafft. 
2Ber nicht Slgpptologe ifl, tann ber ‘Polemif im einjelnen 
natürlich nicht folgen; jumal ba Sethe nicht nur roie 
be SRouge bie äufjere gorm ber Schriftjeichen, fonbern 
auch bie Statur ber Sprache berücffichtigt. 2Bir begnügen 
unö, bie fünf fünfte hcroorjuheben, benen ber Vcrfaffer 
befonbere Vemeiötraft beilegt (Seite 127 ff). 1. Veibe 
Sllphabete hatten nur Konfonanten; bie fehlenben Vofale 
bejeichnen für baö^bo'nijtfcbc einen entfehiebenen Vtangcl, 
für baö iSgpptifche bagegen nicht, roeil fie burch bie Sprache 
unb ©efd>ichte begtünbet finb. 2. Veite Schriftarten finb 
linföläufig. 3. Slucf) baö Schreibmaterial unb ber Ve= 
fchreibfloff ifl bei beiben Vollem berfelbe. 4.35aö Verhält* 
niö ber Vuchflabenmerte ju bem Flamen ber oonbenVuch* 
flabenbilbem bargeflellten ©egenflänbe mar menigflenö 
ähnlich. 5.£>b bie ägpptifchen Reichen mie bie phonijifchen 
eine oorgefchriebene ^Reihenfolge hatten, miffen mir nicht; 
aber nach Plut. quaest. conv. g, 3 fcheint eö fafl fo, alö 
ob auch bei ben $gpptern baö lonfonantifche Sl(leph) ben 
erflen spiag behauptet habe. 

2lm Schluffe (Seite 133) fajjt Sethe fein Urteil bahin 
jufammen: baö ägpptifche SMlphabet mar nicht baö Ur b i l b, 
fonbern baö unmittelbare Vorbilb ber phonijifchen 
Schrift; ßljampollion nannte eö le modele methodique. 

Die 3eit, mann baö phonijifche Sllphabet fich bitbete, 
ifl natürlich (ehr fchmer ju beflimmen. 3n meiner ©riech* 
Paläographie 2 5 26 habe ich barauf hingcroiefcn, baß eö im 
14.3ahrhunbert o. Shr. noch nicht eriflieren tonnte, benn 
fonfl mären bie Tontafeln oon Tell*el*2lrmarna nicht in 
Keilfchrift gefchrieben. Tiefer Schluff mirb oon Sethe 
(Seite 99) abgelehnt, ber baö Vabplonifche für bie biplo* 
matifche unb ©efchäftöfprache hält. 9tun finb aber bie 
Urtunben oon Tell=el*2lmarna nicht nur babplonifch, fon* 
bem auch in 2lrjama*Sprache 1 unb in ber SHitanni* 
Sprache 5 , menn auch in Keilfchrift gefchrieben. 2Iuch bie 
SIntroorten ber Tell*el*2lmarnabricfe, bie allerbingö nicht 
erhalten finb, haben mir unö hoch in ägpptifcher Sprache 
unb Schrift ju benfen. Sbenfo gut mürbe fich auch baö 
^Phonijifche ober Kananäifche baju geeignet haben. Ta 
biefe fprifchen Völfer Keilfchrift anroenbeten, fo müffen 
mir annehmen, ba^ um 1400 0 . @hr. bie phonijifche 
Schrift noch nicht ejriflierte. Sethe nimmt eine frühere 
3eit ber Übertragung ber Schrift an. Sethe benft an 
eine Vermittlung burch bie Jjpffoö, bie in bie 3eit 1700 

1 Vergleiche Knubtjcn, Tie jtoei ülrjorecuVriefe, Seipjig 1902. 

2 Vergleiche Vleiferichmibt, VJitteil. b. Vorberflfiflt. ©efeflfeh. 
1899, 4. 


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3eitf$rift be« ®eutfd>en herein« für föucgwtfen unb ©egrtfttutn 


bi« 1600 o. ßgr. gefegt werben; ba« erfegeint mir fegr 
fraglich. Ob wägrenb ber 3 «it ihrer J?errfcf>aft in SÄgppten 
auch nur ein einziger biefer ©arbaren in bie ©egeinmiffe 
agpptifcger ©egrift eingebrungen ifl, bleibt unficher; noch 
weniger aber fünnen wir annegmen, bafj einer oon ihnen 
imflanbe gewefen wäre, bie a'gpptifcge ©egrift auf eine 
ftembe ©praege 3 U übertragen; es war burchauö feine 
mechanifche 9Irbeit, nach agppttfcgem SWobell pgonijifcge 
©ucgflaben ju erfinben. Saju fommt bann aber noch 
bie chronologifche ©cgwierigfeit. 

Sie ÜJteiasSnfcgrift fegt man in« 3 agr 8 J 0 o.Sgr.; 
bie be« fibonifchen König« Jjiram mag noch etwa« alter 
fein; jebenfall« nicht alteral« ba«3agr lOOOo.Sgr.: bann 
wäre bie Zeit, in ber phonijifche ©chrift ejrifliert, aber 
feine ©puren gtnterlaffen gatte, olljugrofj: 1700 bi« 1000 
o. Sgr.SnanbermZufammengange^abeicgeöfürmoglicg, 
ja wahrfcheinlich erflart, bafj bie phonijifche ©chrift im 
11.3agrgunberto.Sgr.bereit«ejcifiierte;jweioberbrei3agrs 
hunberte werben wir immerhin noch jugeben fonnen; aber 


bamit fommen wir immerhin noch nicht bi« in bie Zeit 
ber Kppffo«. Ser Zeit nach würbe es beffer paffen, wenn 
man bie Jjpffo« erfegte bureg bie Sftaeliten, oorauSgefegt, 
bafj biefelben im Sanbe ©ofen nicht nur Ziegel flreicgen, 
fonbern auch fegreiben gelernt hotten, wa« burchau« nicht 
nnwahrfcheinlich genannt werben fann. 3hte ©tammeSs 
fage, bie jebenfatl« fegt alt iff, fpriegt fegr nacgbrücfltcg 
oon ben ©efegeötafeln be« 2 J?ofe« am ©inai, unb fegt alfo 
oorau«, bafj ben 3uben beim Sjobuö bie Kunfl be« Sefen« 
unb ©egreiben« niegt fretnb war. Sie Zeit igter ©ins 
wanberung in ^aläjiina ifl alletbing« fegr unficher, jebens 
fall« 3 agrgunberte nach ber ^eit ber Jppffo«; naeg ©etge 
(©eite 137) fegt man fie jegt meiflen« in« 14/13. 3agr* 
gunbert »or Sgriflo. Sn feiner pgantaflifcgsbilettantifcgen 
äBeife maegte gaulmann ben SDlofe« jum Srftnber bet 
©chrift; er hat bie« nachher 1 wieber juru'cfgenommen; 
aber wenn wir ign al« SReprafentanten feine« ©olfe« aufs 
faffen, ifl er ein ©egenflücf ju Kabmo«, oon bem wir 
au«gingen, bem Jpero« ber ^gSnijier. 


€ttt türfifc^er £ie6es6rief au$ Sentrölafien in ,,^cuf enfcfjrift'' 

Bott «profeffor Dr. 01. © tü b t , Stipjig 


n ben „9J?onograpgien be« ©ueggewerbe«" 23anb VI, 
m ber bie „©orflufen ber ©chrift" beganbelt, gäbe icg 
©eite 63 ff. bie ©erroenbung oon ©egenflanben jum 
Zwecf ber ©litteilung al« eine primitioe gorm ber „©egrift" 
beganbelt. ©efonber« weife icg auf bie ©erroenbung oon 
©egenflanben in SBeflafrifa gtn, mit beren Kpilfe ©priegs 
Wörter ober — bei ben ©olföfängern — ber 3ngalt oon 
Siebern angebeutet wirb. 3cg bin heute in ber Sage, ein fegr 
anfcgaulicge« ©eifpiel biefer ©Jitteüung bureg ©egenflänbe 
oorjulegen, ba« au« ber ©egenwart flammt, unb jwar au« 
einem ©ebiete, ba« eine ©ucgflabenfcgrift, bie arabifege, 
befigt unb feineöweg« auf primitioer Kulturjlufe (legt. 
Sa« ©eifpiel ifl babureg befonber« intereffant, bafj e« noch 
ben urmenfcglicgen ©lauben an bie magifege, jaubergafte 
SCBirPung folcger ©litteilungcn al« lebenbig jeigt. 

91. o. Se Goq (,,©olf«funblicgeö au« DflsZurfiflan", 
©erlin 1916), teilt ein gübfege« Srlebni« mit, ba« ign in 
ben Sefig eine« merfmürbigen Siebeöbriefe« brachte. Gr« ifl 
bie bei ben bortigen Sfltürfen oolf«tümlicge gorm einer 
SiebeSbotfcgaft. Siner oon Se Soqö Sienern erhielt in 
Kutfcga oon einer leicgtfinnigen jungen grau einen folcgen 
©rief. Sr beflanb au« einem fleinen ©aefegen au« buntem 
.Kattun, in bem fieg mehrere ©egenflänbe befanben, bie 
icg gier in ber beabfiegtigten SReigenfolge mit ber ent- 
fpreegenben Seutung auffügre: 

1. ein ©tücf Ziegeltee (ich fann feinen Zee megr trinfen); 

2 . ein ©troggalm (benn icg bin bleich geworben oor 
Siebe ju bit); 

i % 3bb. f. Kt. SUt. 1918, I, ©titt 370. 


3. eine rote gruegt (icg erröte, wenn icg an bieg benfe); 

4. eine gebörrte 9lprifofe (icg bin mager — bü’rr wie bie 
gruegt — geworben); 

5. ein ©tücf Kpoljf ogle (mein Jjer j ifl oor Siebe brennenb); 

6 . eine troefene ©lume (bu bifl fegon); 

7. ein ©tücf Kanbiöjucfer (bu bifl füfj); 

8 . ein Kiefelflein (ifl bein J?er$ gart wie ©tein?); 

9. eine galfenfeber (gatte icg glfigel, flog’ icg ju bir); 

10 . ein ©tücf 2 Balnufjfern (icg gebe mich bir gin). 

3 n ben meiflen gatten ifl ber 3 ufammengang jwifegen 
©aege unb ©ebanfe leiegterfennbar; tnanbern gattengans 
beit e« fieg gerotfj um fonoentionelle, befannte ©pmbole. 

Ser Siener wollte niegtö oon ber Slbfenberin wiffen. 
911« ignt Se Soq riet, wenigflen« ben KanbiSjucfer ju 
effen, erfegraf er geftig unb erflarte, bafj ign ber ©enufj 
ber efjbaren Singe oollig oon bem 'Bitten ber grau abs 
gängig machen werbe, fall« fie etwa 3 auberfprücge bei ber 
9lbfenbung gefproegen gatte. SJJtt ber SiebeSbotfcgaft ifl 
alfo berSiebeöjauber oerfnüpft. Sr berugt auf bem ptimi* 
tioen ©lauben, bafj in gewiffen Singen eine gegeimniö» 
oolle ©lacgt wirffam ifl. @o fonnen ©peifen unb ©es 
tranfe bureg Zauberformeln geroiffermafjen mit magifeger 
Kraft gelaben werben. 9lbcr aueg in ber ©egrift fiegt ba« 
primitioe ©ewufjtfein oft eine magifege Kraft. 9lucg un« 
ifl ber ©ebanfe an wirffame Kraft ber ©egrift befannt. 
3cg erinnere an bie recgtlicge ©ebeutung einer Unter* 
fegrift, beren ©efeitigung ober galfcgung eben um ber in 
ihr liegenben Kraft willen flreng beflraft wirb. 

1 3du(h. ötftg. btt ©egrift 1880, 368. 

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S<itf$rtfr b e 6 2) e u t f d) e tt Sß e r e i tt $ für 93u<h»efen unb ©chrifttum 


®aitief (EfjofcoroiecftS Briefen an 5tnton ©raff 

üJlitteilungen ton WuftumSbircflor 'Profeffor Dr. (Juliu? iBogel 
9Jtit 19 Slbbilbungtn nad) Zeichnungen ShobomiecfiS im TOufeum bet bilbenben Simile ju Seipjig 


o* m©efif 5 eberötben beSbePannten Seip jtger ©erlagS; 

mbuchhanblerS Dr. ffiilljelm Öngelmann befanb fief) 
^^Jnoch oor einer SRetfje oon 3al)ren bie 113 Nummern 
jafjlenbe Sammlung oon ©riefen Baniel öfmboroiecPiS an 
feinen langjährigen greunb, ben berü'hmtensportratiflen unb 
Hofmaler SMnton ©raff in Bresben. ffiofun biefe ©riefe ge= 
langt finb, entjieht fiel) meiner .Kenntnis. ©or 20 3al;ten 
habe ich fie, als ich im Aufträge ber königlich Sa'chfifchen 
Äommiffion für ©efchichte bie JjauptroerPe ©raffS in einem 
grojjen BafelroerPe herauSgab, genau burchgefehen unb mit 
örlaubniS ber bamaligen ©efiljerin, ber SBitme 
Dr. SfBilhelm öngelntannS, t>on ben Jpaupt; 
nummern Ubfchrift genommen, um fie aus 
Slnlafj oon öh°boroiecPiS hunbertja'hrigem 
SobeStage (ben 7. gebruar 1901) hrrauSju; 
geben. Biefe ©eröffentlichung ifl aber fchliefj; 
lieh unterblieben, weil eine eingehenbe Prüfung 
biefer ©riefe ergab, ba§ nur ein befd)ra'nfter 
Steil bie Verausgabe lohnte, ba bie jahlreichen 
gefchaftlichen unb anbere gleichgültige örmah« 
nungen für ben 2efer oon feinem 3ntereffe getoefen roaren. 
Bie ©riefe älnton ©raffs, bie öhoboroiecPi aller 3Bahr= 
fcheinlichfeit nach aufbemaljrt hohen mirb, finb leiber 
oerloren gegangen. Bie oon öfmbomiecPi, bie aus bem 
©efifse ber Nachfahren ©raffs flammen voerben, finb ge; 
legentlich in ber Siteratur ermähnt unb aufjer oon mir 
oorbem fchon roiffenfchaftlich benufjt morben, fo nament; 
lieh oon ffiilhelm öngelmann felbfl für fein befannteS 
miffenfchaftlicheS ©erjetcbntS ber famtlichen Äupferfliche 
öhobomiecPiS (üeipjig 1837) unb oon ÖBolfgang oon 
Dettingen für feine 
(1895erfchienene)©io; 
graphie beS ÄünfllerS. 

Sin ©rief, bie ein* 
gehenbe ©efchreibung 
einer SReife, bie ölmbo; 
roieefi oon ©erlin nach 
BreSben, Setpjtg unb 
Volle im Sommer 
1789 gemacht hat, iff 
oon mir im 7. ©anbe 
ber Schriften beS ©er; 
eins für bie ©efchichte 
SeipjigS befannt ge= 
macht morben, einige 
Nummern habe ich 

bet jjrrauSgebertn ber 

„jtünfllerbriefe aus 




bem 19.3ahrhunbert" (©erlin 1914) mitgeteilt. ffiaSaber 
fonfl oon ben jahlreichen ©riefen, bie, fomeit fie im öngel= 
mannfehen ©efige fich befanben, mit bem September 1781 
beginnen unb mit bem3ahre 1800 fchliefjen, megen ber jah(; 
reichenperfonlichenunbfachlichtntereffantenSrma'hnungen 
oon ffiichtigfeit ifl, foll nachflehenb jum erflen Nfale in 
paffenber 2luSroaf>l mitgeteilt roerben. Biefe fleine ©er; 
üffentlichung erhalt baburch ihren eigenen Neij, bafj fie mit 
jahlreichen Slbbilbungen nach ÖhobomiecPiS Driginaljeicf); 
nungen gefchmücft mirb. Biefe Sammlung oon 

nungen, 136 Nummern, befinbet fich im ©efi| 
beS NlufeumS ber bilbenben fünfte in Seipjig 
unb bürfte fo jiemlich unbefannt fein, ©isher 
ifl noch Irin ©latt aus ihr oeroffentlicht, auch 
ifl fie in ber Siteratur noch nicht ermahnt 
morben. Sie mürbe im 3ahre 1900 aus bem 
Äunjfhanbel erroorben unb flammt aus bem 
©efige ber grau SOTarianne ©retfchel geborenen 
öhobomiecPa, einer (1794 geborenen) önPelin 
unferS ÄünfllerS. Zahlreiche, an fich fehr be; 
fchetbene, aber mit allen Neijen intimer UBirfung um; 
fleibete ©lütter flellen ^erfonen aus ber atlcrnachflen 
Umgebung beS MnfllerS bar unb bürften mohl in ber 
gamilie befonberS in Öhren gehalten morben fein. Nament; 
lieh bie ©attin beS NleiflerS, grau 3eanne ögobmiecPa, eine 
geborene ©arep (gejlorben 1783, bie Mochtet eines ©olb; 
flicferS ber franjoftfehen Kolonie in ©erlin, oermahlt mit 
öhobomiecfi im 3ahre 1755) Pehrt in ben oerfchiebenflen 
liebenSroürbigen Sluffaffungen in einer Neige oon ©lat; 
tern mteber, anbre 'Ungehörige ber gamilie, Äinbet unb 

SchrciegerPinber, oiel= 
leicht auch önPelfinber, 
fehlen nicht, auch bie 
menigen lanbfehaft; 
liehen Sfijjen bürften 
im Sinne beS Äünfl« 
lerS eines perfonlid)en 
SReijeS nicht entbehren, 
ja auch «in PleineS, 
mit miniaturartiger 
gern heit auSgefü'hrteS, 
übrigens fehr charaPte» 
riflifcheS ©ilbnis oon 
greunb Unton ©raff 
fehlt nicht, fo bafj fich 
biefe ©latter megen 
ihres oorjugSroeifc 
intimen SharaPterS 


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'Diuttcr (ÄTrtu Shobonuccfa) mit .Hinb 


3u'oi Damen bit 'l'atcf 


^rau Shcbcii'itfta Saute ü'tcknb 


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v£r \Äm. Aerfämü : 

Jxi ü t h*A- js-uxjf'' J'*y ’f"* 
tiqrAZÄ}**,- fl £f^lOi 

3u «ephiens 9l«if« 

| " oon TOcmcl mich ©achfcn 
(l. 9fr. 182 , IV) 


'i'raftifche Äcmunis her SSclt 
Sur ein Äalenhcrfitpfcr 
(U. 9fr. oo, VI) 


?u llnqcrä Julcfwn ©rimthnt 
(5. 9fr. 854) 


Jtiiu Äonliftorinlrätin <paptn, OTubame Jjetirn, ffi. Shohi'ii'iecfi 



3cttf$rift b e ß 25eutfd>en 93 e r e t n « für 33ud)Wef«n unb (Sdjrifttum 


ungejtoungen alß Silber in bie hier abgebrühten Sriefe 
einfugen. — Slnton ©raff, beffen 9iuf)m alß ^ortratift je§t 
oon 3af>r ju 3ah r fich niel;rt, war ber an ihn ergangenen 23e= 
rufung nach Breßben im Sabre 1766 gefolgt, günf Sah*« 
fpater, im Sabre 1771, batte er jum erffen SOiale mit bem 
ibm 6efreunbeten Verleger Wtlipp Sraßmuß SReicb, bamalß 
Xeilbaber ber äBeibmannfdfon Sucbbanblung, Serlin he* 
fucbt. Jj>ier fodte er für bie oon Sfteicb geplante ©alerte be= 
rühmtet beutfcber ^eitgenoffen — im ganjen finb 26 Silbs 
niffe entffanben, bie ficb alß fßerniächtmffe oon Seicbß 
äßitroe auf ber Seipjiger Unioerfitatßbibliotbef 6efinbcn — 
bie Silbniffe oon ÜRofeß SDlcnbelßfobn, Spaltung, SRamler 
unb Suljer malen. Bamalß mar eß, too ber Jtünffler 
Suljerß Xocbter Sluguffe Fennen lernte, um ihre Jjanb 
roarb, um ficb halb mit ibr ju oerebelicben. Bamalß rcirb 
eß auch getoefen fein, too er Baniel Sbobomiecfi nabetrat, 
bem er geiffig oenoan&t unb menfcblicb fpntpatbifcb mar. 
Sn jenen Sabren toirb auch ber Sriefmecbfel begonnen 
haben, in bem bie beiben halb engbefreunbeten Äünffler 
ihre Meinungen ü'ber SJtenfcfsen, FünfHerifcbe unb allges 
meine ^uflanbe, über ihre bäußlicben Serbaltniffe unb 
perfönlicbe 2lnfcbauungen außtaufcbten. ©raff iff oft in 
Serlin getoefen, benn aufter ben Arbeiten für Sucbbanbler 


SReicb »arteten bort feiner jablreicbe febr banEbare 2lufs 
trage forcobl am Jpofe wie in ben Greifen ber bobicn 
airiftoEratie, ber SKannerber üBiffenfcbaft unb beß Xpanbelß. 
Sn Serlin mar er beliebt unb bocbgefcbä'$t, fo bafj et im 
Sabre 1788 einen ebrenoollen 9tuf an bie Serliner 2lFa= 
bemie mit einem ©ebalt oon 1200 Salem erhielt, ein 
Antrag, ben greunb <5bo&onjiccfi r toie mir nicht jroeifeln 
bürfen, oeranlaf t bat. ©raff lehnte ben 9tuf ab, nacbbem 
©raf Slfarcolini feine materielle Sage unb feine fünfflertfcbe 
Stellung in Breßben erheblich ju oerbeffern jugefagt batte. 
Bie greunbfcbaft mit Sbobomiecfi mä'brte biß ju feinem 
Sobe im Sabre 1801. Bie Jmgmffe biefer greunbfcbaft 
—neben einer SReibeoon Silbniffen, bie ©raff bem Serliner 
greunbe oerebrte, mä'brenb biefer mit bem oollftanbigen 
2öerf feineß Stichelß ficb erfenntlich jetgte — finb bie nacf>= 
flebenben Sriefe, menfcblicb fchone BoFumente jmeier 
gleichgeffimmter Seelen auß ber Sphäre bürgerlicher 21(1= 
taglicbPeit. 


SenterPung. SDJitSRücf fichtauf benoerfügbaren9taum 
finb in ben gufjnoten unter ben Sriefen nur bie allernots 
menbigfien Slußfü'hrungen binjugefügt morben.Uß mar uns 
möglich, ju allen einzelnen Flamen SetnerFungen ju geben. 



SBerlin ben 3. SUpril 1779. 

3cb mache mir ade Sage SBormürfe, bafj ich 3b nen feit bem 
lobe 3bte« lieben Jperrn Schmieget SBaterß 1 noch uid)t ge= 
fchrieben habe, ich molte ben Zag nachher thun, ba mir aber 
Mad 11 ' Sulzer fagte bah fie nicht gerate an Sie fchreiben roolte 
auß furcht ber Srief fönte 3h rer Stau liebjle ohnjubereitet 
in bie JpänDe fallen unb ihr fc^äblicfj ftin, ba ließ ich eß auch 
noch anjiehen, unb mie eß benn geht, ein flofttag »erftreidjt 
nach bem untren unb man macht nichts. Vergeben Sie eß mir! 
Sie roiffen, gütiger Jreunb, mie fehr ich ben Seeligen mann 
liebte u hochfchäßte* unb id) Brauch 3b nen nicht 1« faßen 

1 3obann Oeorg Suljer, geb. 1720 ju äBinterthur, gtji. 27. $eb. 1779 
ju SBerlin, feit 1747 'Piofeffor ber OTatöematif am 3oachimßthalfchen 
©pmnaftum, Jpetaußgeber beß betannten2Dertcß n 7lllgemeineZheoTie 
ber fdjönen Jtönfle". Seine Zocbtec Slugufte mar Sraffß Sattin. 


mie »iel antheil ich an 3b Mr betrübniß genommen habe. 3ch 
befuchte ihn ben Sonntag »or feinem 2nbe, er mar noch h*fter, 
jeigte Äupferftiche bie ihm auß 2eipjig jugefanbt roorben mären 
fprach noch »on Sachen bie in einem 3af>t ihm Begegnen 
fönten; aber er fianb fehr »iel auß unb hatte faft gar feinen 
Schlaff. 

Biefer Zage einen fd)icfte Mad lle Sulzer ju mir unb ließ 
mir SBitten ein iBerjeichniß »on ben bmterlaffenen Hupfer* 
ßid;en unb Zeichnungen ju machen, ich h®b eß gemacht unb 
hab mich »ermuntert fo menig gtofie Hupferftidje ju ßnben, 
2in einjigeß nidjt »iel bebeutenteß Stiicf »on Oiubenß. Silber 
SBignetten finb »irl bä. J>a| 3hre liebe Jrau mit einet Zocbter 
niebergefommen, freute mir, unb nod) mehr SBetrübte eß mir 
ba ich & fn ®ot> terfrlben unb bie Äranff>eit ber OTutter erfuhr, 
empfelen Sie mich ihr @ott gebe baf fie alle ihre Seiten über* 
ßanben habe. 


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PRINCETON UNIVERSITY 




bc« ©eutfdjen herein« für Q3 u d> tt>« f« n unb (Sdfrtfttum 


«Berlin ben 22. 7 bre 1781. 

3d) b®ffe baß ©ie nun wieber »on 3b te * »aterlänbifdjen 
Oleyfe jutürf getommen finb, bog ©ie ©id) n>ot)l befinben, baß 
3(>re liebe grau ©ie mit einem muntern Hinbe befdjenft Ijatt 
baß alle« glüctlid) »on ßaten gegangen ifi unb baß Sie alle 
fid) mit einanber freuen. ÜBenn ba« alle« fo ifi fo freu id) mid) 
berjlid) mit 3b nen> TOeine ältefie <Tod)ter ifi biefen ©ommer 
wieber tränt gewefen, biefe« »erul)tfad)te einen brei) OTonatb 
langen 51ufentl)alt eine« 21;eil« meiner Familie bepm ®efunb» 
brunnen *, unb mir bffterc 2Banberungen baljin. 3ept finb mir 
■wieber alle jufammen unb e« fdieint baß ba« SBaten, bic gute 
Sufft, bie gute @efellfd)afft bie brauffen war, unb bie Anregung 
bei; meiner Sodjter gute Sfflirfung getban Ijaben, unb baji fie 
nun wieber ganj hergeflellt ift. 3* 1 8 ober 12 Sagen benfe id) 
einen ölitt nad) Hamburg ju tun, unb unfern SJJieper 2 , Hlop: 
fioef, 91«mu« :l unb SBacl) ju befudjen, lieber nod) ging id) nad) 
Dreßben. Unterbetten fenbe id) 3b nfn unter 6infd)lag be« 
Herrn »on SJlietb einige tleine fjleifje« groben, H ctr gingg 4 * 
wirb 3b ncn fagen, woju e« alle« ift. 2Benn ©ie mir einma()l 
fdjreiben, fo fagen ©ie mir bod) etrna« »on Saoater 6 , ©d)cQen: 
berg 8 , Kaufmann 7 u. f. w. Denn ©ie werben bod) bic Seute 
alle gefeiten haben. 

SBerlin ben 6 ,tn 9Jtat) 1782. 

©ie haben mir burd) bie guten SJ?ad)rid)ten »on 3b nen unb 
3f)rer lieben ffamilie »iel Jreube gemadjt. ©ott erhalte ©i« 
aDe gefunb. SBei) [uns] ift »iel Ärantljeit, ja fogar ber Sob 
geioefen, meine Jrau ijt nod) tränt, meine ältefte Sodjtet 
träntelt, mein 88 jähriger ©d)wieger Sßater 8 ift »orige 2Bodje 
geftorben. 6« tierrfd)t burd) bie ganpe ©tabt eine HranEbeit 
t»o»on bepfnabe?] tein Jpaup unangefod)ten bleibt unb »iele 
fierben. 

Da« ifi ja fdjlimm baß man auf 3b«r ©aletie ben Hünft: 
lern nid)t meßr erlauben will ganpe ©emäblbe ju fopieren, 
i»a« muf bod) baju SUnlajt gegeben haben, fürchtet man ett»an 
bie Kopien tonten ba bleiben unb bie Originale nad) Haufe ge: 
tragen »erben? in 3talien foll ba« fdjon gcfdjeljen fein. 

«Berlin ben 20. 3u(i) 82. 

GS freut mid) liebfiet Jreunb baß ©ie glüetlid) unb vergnügt 
bei) 3b te * lieben Jamilie angetommen finb. 


1 „Der ©efunbbrunnen »or bem Olofcnrljalct Iß 07 in «Berlin galt 
bamal« a(« eine SBabequeflc ,martialifd)er Jlrt' gegen @id)f unb 
Wereenleiben; er roar 1768 gefaßt unb mit einem flattlidjcn Hur; 
f)aufe »eefeben »orben." (Dettingen @. 295.) 

7 SBießeidjt JfriebricJ) 3ebann Sorenj fWeper, ber Herausgeber ber 
„Darfleflungen au« 3talien". 

3 fBlatbia« Slaubiu«, ber „9Banb«beder SBote*. 

* Slbrian pingg au« ©t. ©aßen, befannter Jeiebner unb Hupfer, 
fteeber, feit 1766 in DreSben. 

3 3ol>ann Hafpar Sa»atet (1741—1801) in Jitricb. 

* 3ebann Ulrich ©<beflenberg,OTaIee in IBintettbur, £eljrer©raff«. 

7 Kaufmann f. u. 

* Gin franjefifeber Otefugid, ber au« ber Gbampagne flammte. 
Durch feine ©olbftitfereien, namentlieb für bie 5lrmee, roar er ju 
'IBoblftanb gelangt. 


3b» SBilb »on meinet Stau finbet einen ganf) allgemeinen 
85ei)faQ. 58on H mn »®n H fr l^ cr 9 1 b® r * id) nod) nid)t«, wenn 
biefet SÄonatl) fo öotbei) fireidit ol;ne baß er fein S8ilb fd)iett, 
fo »erbe td) ißn Slnfang be« tünfftigen baran benten ^elffen. 
511« bann fenbe id) 3l;nen bepfce. 

Oiugenba« batt »obl getban bie Dlepfetofien nad) (frag unb 
SlCien ju fparen er »ürbe ba eben fo wenig wie ßier unb in 
Dreßben fein loß geworben. 

Herr 5Beiße 2 au« Seipjig ifi mit feiner grau unb Seditern 
ßier, ifi aber feiten ju feben, auf einen Slugcnblicf befud)te er 
niid). 3d) folte am 3. Orte mit ißnen jufammen fepn, aber 
ba« »ar eine afifaire »on fJWittag bi« 5lbenb. Daju tonnte id) 
mid) nid)t entfd)liefcn unb ließ meine Jrau alleine l)>ngeben, 
nun erwarte id) fie morgen bei) mir nad) 51u6gang au« ber 
Homöbie. 

Herrn Oloßmiißler 3 haben ©ie nun in Dreßben, tönte id) boeb 
aud) ba fein, bod) ba»on läßt fid) in meiner jetzigen Sage gar 
nid)t fpredjen. 3d) l)abe3b r t b fr * , '' < b en Silber »om Hurfürflen 
unb ber Hurfürftin gefel;en, fie finb »ortrefflid), bangen aber 
nidjt im »orteilbafftejien Siebt, id) ()abe bem Hafielan gewiefen 
wie er bem 2id)t ju Hdlffe fommen fann »ermittelfi ber 
genjierlaben. 

• 

SBerlin, 24. OTai 1783. 

3cb b fl 6e »orige 2Cod)e meine 5tltefie 2od)ter 4 mit einem 
franjöfifdicn iprebiger in SBourg, H £rtn Papin »erbci)rat[)et. 
Die Srauung ifi in unferm tleincn ©ärtdfen unter frepem 
Himmel unb bem €d)atten jwep ferner SBirn SBäume bie noch 
in ber SBlUtf)c flanben »orgenommen worben, einige orthodoxen 
wollen ba« nicht fo gan$ gut b £ ifi £ n aber c« fab bod) feßr 
mablerifeb fc^bn au«, wären ©ie botb b* (,: gewefen! 

SBerlin, 18. ©ept. 1783. 

3d) würbe 3S> ntn un ^ i u 3b ret Slufnaßme in bie 
Slcabemie gratuliren wenn id) mid) überzeugen tönte baß bie 
©aebe ber SÄübe wertb wäre. Unfere 3ltabemie ifi in fo elenben 
Umftänbcn ba« e« lädjerlid) ift baß man fDiitglieber anwirbt. 
3tb bade mir große Hoffnung gemacht baß burd) $txtn SRobe 6 
bie Utabemie baß werben würbe »aß fie feit-1742 ba fie ab: 
branbte nicht wieber geworben war. $ttt Lesueur 6 batte fie 
ganp rul)ig im ©taube liegen laffen, worinn er fie gefunben 
batte unb H £ « Oiobe will weiter nicht« t()un al« bie Reichen 

1 Groalb Sricbtid) ©raf »on Hftbberg (1725—1795), preußifdjer 
©taat«minifier bc« Slußern. 

* Gbriflian Jelir ÜBeiße (1726—1804), Hrei«fleuereinnebmer in 
Seipjig, befannt al« 3ugenbfd;tiftfießer unb burd) feine ©ingfpiele. 

3 3°bann Slugufi Oloßmaßler (1752—1783), ©cßiiler Defer«, be- 
fannt burd) feint Äupferflid)e »on Seipjig unb Umgebung. 

4 3 £ annctte, gcb. 1761, heiratete ben 'ffrebiget 3acguefi 'fJapitr, 
ber bei ber ftanjöfifcben ©emcinbe in SButg bti TOagbcburg angt; 
fleflt roar. 

3 «S^rifliatt SBemharb Olobe (1725—1797), ©d)üler »on 51. f)e«ne 
unb »on Ghe. SBanloo in 'Patif, feit 1783 Direftor ber Slfabemie 
in SBerlin. 

6 SBlaife OJieota« Sefueur, geb. 1716 ju ^ari«, gefl. 1782 ju «Berlin, 
1757 nneß SBerlin berufen, um bie Seitung ber 51fabtmie al« 5lacb: 
folger »on 91. 'ßeSne ju übernehmen. 


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3<ttfdjrift bc« ©eutfdjen herein« für Q3u(f>roefen unb ©ifcrtfttum 


Claffen in gutem Stunt« erhalten, unt tiefe fint bcdi nur ein 
Slnljaiig ter Academie, rooju unfer revenu 200 ebenfafl« 
herlänglid) ift. Unb wo« ©raudjtS fiel um bie eigentliche 
academie ju unterhalten, wenn ein jebet nach feinen gäf>tg= 
feiten mit <patriottfd)er «litnjtliebe ba« feinige baju ©ertragen 
wolle. 34 bin b« einjige bem e« redjt ernftlid) barum ju 
thun ift bie anbern unterffüijen beynaf) alle bie Trägheit unb 
ten Sigenfinn te« Directors ber nicht bie attergeringfte aca- 
demtfdje giibigfeit hatt unb aud) nidjt« non anbern annebmen 
will. 34 b fl be auch nidjt« baju bepgetragen, Sie jum @f) rtn 
©litgliebe ju ernennen, al« baß irfj 3f)nen meine Stimme ge= 
geben fjabe. 

»erlin ben 14. 8 bre 1783. 

3hten lieben »rief burch Jperrn Ujieri l>ab id) mobl erhalten 
unb bie Jeidjnungcn tiefe« jungen .Kaufmann« wahrlich be; 
wunbert; e« hätte au« ihm roa« werben fönnen wenn er fid) 
hätte appliciren wollen, benn i4 glaube au«führen fann et 
ni4t, nur ffijjiren. 

C« fängt an mir leib ju thun baß id) meine Stimme baju 
gegeben hübe ba man Sie lieber greunb j Um (»bren gjlitglieb 
bei» unferer Slcabemie erwählte. 2Baf)rlid) e« iff3h nfn feine Sb« 
OTitglieb pon einer Slcabemie ju fein bie gar feine Slcabemie 
nid)t ift. Jperr Olobe giebt fid) äße 3Wüf)c in bie gußffapfen 
feine« »orgängerö be« Jperrn Lesueurs ju gehen, ber fdjon bie 
Slcabemie }u einer bloßen geidjen Sd)ule umgefebaffen hatte. 
Cr (£. Hiebe) «trüget unb Ccfert ber Sohn te« Seel. Lesueurs 
feiner Slufwärterinn ber nid)t« fann al« eine elenbe academie 
jeidjnen, unb «lupferffidje un b geidjnungen fauber aufjiehen, 
foQen bieganije Slcabemie porffeflen, unb mir anbern SBeil grifcf) 
Saffaert, »erger Diemar unb id) wir foßen nidjt« tabci; fein, 
al« HJahmen ber ©litglieber haben, unb bie mehreften unter 
un« finb f4mad) genug ihm nidjt entgegen ju woßen, fo baß 
einige wetben ju ernfflidjen ©litteln greiffen bie pieleidjt ter 
Slcabemie ben ©arau« madjen werben, aber ijt nidjt beffer gar 
feine Slcabemie ju hoben al« eine fo elenbe wo bie jungen Seute 
bi« jum ®ud)jiabiren gebracht werben unb nie mebrr lefen 
nod) benfen lernen? 

£err grifd) faf> heute meiner grauen »ilb 1 pon 3hnen. Cr 
empfiehlt fid) 3h ncn unb fagt er wäre niehmal« eiferfüchtig 
auf Sie gewefen, aber biefe« ©ilbc« wegen fei; et c«. 

»erlin ben 4. ©Järij 1784. 

34 befamm 3h rcn lebten lieben »rief in Hamburg, glauben 
Sie nidjt, obgleidj id) 3(> nfn fo fpatf) antworte, id) midj wenig 
gefreut habe über bie glücflidje SInfunfft Sh* 1 ’* kleinen locbter, 
ber 3hrigtn, unb bem 2Bof)lbefinben 3h rcl: lieben grau ®e-- 
mahlin, id) wünfdje baß biefe« nod; fo fein möge al« wie 
Sie mit e« bamal;l« fdjrieben. SBaß Sie mir pon Sifcf)bein J 
fdjreiben ift mir fef>r einleudjtenb, wenn er in SJlom ni4t mehr 

1 £>a« fdjönegtauenbilbni«, ba« fid) je{t in bcr»ctliner Slfabemie 
ber «Uinffe befinber. (Sßogel, Slnton ©raff laf. 46). 

* ©emeint ift hier wohl nicht SBilhelm Sifd)bein, ©eeihe« greunb, 
fonbern gtiebrid; Sluguff Sifchbein, bet 1800 al« Hladjfolget Defer6 
35trefror ber Seipjiger Slfabemie würbe; einer ber bebeutenbffen 
fportratiffen feiner 3eit (geff. 1812). Cr war 1782 »on einer Oteife 
nach 3 la li (n jurüdgefehrt unb hatte (ich in Slrolfen niebergelajfen. 


jtubirte al« wie hier, fo tonte Olom aud) nidjt viel mehr au« 
ihm madjen al« ma« er fdjon mar. 2Benn man nod) recht gut 
in feinem gad; mahlt, mann erlangt baburd) gertigfeit, aber 
übrigen« fommt man nidjt weiter; unb wer nidjt fd)on «inen 
guten ©runb gelegt bem fan Olom nidjt viel mehr helffen al« 
fein 93ater!anbihmf)eljfen mürbe wenn er barinn fleißig ffubiren 
molte. 

Sdjcnau 1 ijt aud) »on Olom jurücf gefommen, id) habe ein 
«lupfet gcf«h<n ba« er gcjeidjnet batte unb pon @ei;fern s ge; 
ftodjen war, bie Jeichnung war l;ijd)ff elenb, ich f rfl 8te ©epfer 
ob er fie por ober nad) feiner 3tal. Oleijfe gemadjt hätte — bie 
Slntmort war — nach feiner Suriicffunfft. Olun baebte ich fo 
bätt ber «turfiirff fein ©elb bod) erfpabren tonnen, wenn ber 
Oleijfenbe nidjt me(;r bauen profitiren molte. 

Sauater fdjrieb mir aud) pon ihm mit uielem Sob, ber gute 
Wann batte fidj burch f c ' n ©cfdjwäl; unb feinen füfmen tpinfel 
überrafchen laffen. 

«laufmann s ift nad) Sdjlefien gegangen unb non ba mit 
•ßaugwity 4 nad) »arbi; unter bie ©rüber ©emeine. © on Sdjeflem 
berg l;ab ich nun lang feine »riefe befommen, aber c« ijt aud) 
meine Sdtulb, idj bin ihm weldje fdjutbig. 

X>a« wunbert mid), baß Sie an ©lei;er ein «Porträt 3h rf 4 
Jp. Sdjw. »ater« gefdjicft haben, er ließ fidj porigen Sommer 
bie 3«idjnung, bie id) nadj 3h rf w »ilbe gemadjt hatte au«; 
bitten, bradjte fie mir uor furjem wieber, unb id) mujie ju 
ihm gehen unb feine Slrbeit anfehen. C« ijt ein hüf>f4 ct -Ropf 
aber nidjt ähnlich. Cr halt nidjt £interfopf genug. 

Otadj Hamburg reijjte idj ben 5. 8 brc unb fam ben 12. ober 
13. 9 bre mietet jurücf. 34 wolle gerne gefd)winber al« mit 
ber orbinären «poft repfen, nahm Extra ifoff ©ferbe unb ritt 
bennod) mit einem «poftilion 3 Otadjt unb 2 Sage. Surücf 
nahm idj Courier «pferbe unb ritt in 2 OJädjten u. ein unb 
einen halb Sag. 

OJlit TOeijer (;ab idj piel »ergnügen gehabt, er l;att eine 
gute liebe grau un hübfdje «tinbjr, unb bei; Siüem wo id) 
logirte, war idj wie ein »ruber aufgenommen. Diefcr fjatt 
eine große fdjbnc «tupferjtidj Sammlung mooon id) ihm einen 
Cathalogum madjte. £>ie Sdjwalbifdje Colection ©emählbe 
hab id) aud) befud)t, fie ift feljr fd)ätjbar, unter anbern fanb idj 
aud) ein ifaar »iltni« Pon 3h n(n 6a» unb eine©tagtalena nadj 
»attoni. 

3uel 5 war ba gewefen, unb hatte einige feljr gute »ilbniße 
hinterlaffen, unter anbern ©leper« ©luter unb feinen ältefien 
8jät;rigcn «Inaben, bei; »inau jwei; Sinter auf einem »ilbe, 
aber ba« wa« mir am bejten geviel war bei; bem «tupferftid; 
Jpänbler Oliebur ein 7 jähriger «tnabe gonp lebenbig gemahlt. 


* 3»hann CleajarSdjenau (Schönau), eigentlich pcifig, (1737 bi« 
1800), ©Jaler in 25te«ben. 

* Ch'ißian ©ottlicb ©epfer (1742—1803), Schüler »on Cefer in 
Seipjig, lebte bafelbft al« Supferffedjer. 

3 Dr. Shr'ßoph Saufmann (1763— 1795h, ber „Slpoffel bet 
©eniejeit". 

4 Chdffian Sluguff Heinrich Surt@raf p.J^augwij) (1762—1831), 
ber befannte fparcre preußifehe SabinetlSminiffer. 

5 3«n« 3uel (1745—1802), in .f)ambutg unb Sopenhagen ge= 
bilbet, feit 1783 bänifeher Jfwftnalcr, belanntec «porträtiff (»ilbni« 
Slopffod«), 


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3titf$rift bts 35cutfd)cn herein« für Q3 u d) w t f t n unb @d)rifttum 


Der arme 3ucl batt rin große« Seiten au«gtganbtn. Sr batte 
fld> in ®enf mit einem guten etwa* jur Weland)olie geneigten 
Wäbd)en »erfprodien, um fid) wenn et eine ipenpon haben 
würbe mit ibr ju »rrbeyratben. 9?un batte er bie tpenfien er: 
halten, ba« Wäbgen reif) mit ®ater unb Wuter ab, tommen 
im £erbg nad) Hamburg, finb munter unb gefunb, reypen 
weiter nad) Aopenbagen, haben unter wegen« »iel ©türm au«; 
jufteben, wieber umfebren, ba« WätdKn wirb itb glaub in 
Aiel tränt unb girbt. Die Eltern waren ganp troplo«, unb 
man tann fi(b ben gupanb bc« 3uel« »erpellen, ter aud) jur 
Weland)olie geneigt ig. Alepgotf bab id) befud)t aber fein 
»ilb »on 3uel gemablt, batte er »erfdjicft, hingegen fab id) ein 
bifiorifdje« »on ber Aaufmannin 1 2 ben ihm. Alaubiu« ben 3Banb«> 
beeter »otben befudjte ich aud), unb ©raf ©dtimmelmann 
fveifte mit feiner gamilie eine« Ütbenb ben meinem SBirth, er 
batt eine febr diarafteripifd)c spbyfionomie. 

Diefen ©rief empfangen ©ie burd) einen <prebiger Jpafen: 
famy ber jum ®au einer Aird)e in einem febr armen Dorffe 
fammlet, tonnen ©ie ihm einige wohltätige Kerpen fennen 
lernen, fo »erbienen Sie ein @otte«lebn. Jperr u. (Rieth wirb 
3bnen ein <patf Äupfergid)e jufd)icfen. Sffiir finb ®ott fei; Danf 
alle gefunb, taufenb @rüße non un« allen an ©ie, 3bre liebe 
herrliche grau unb Ainber. ®ott erhalte ©ie. 

Berlin ben 30. 3uni) 1785. 

Dag 3bre älrbeit ©ie oen ber (Reyfe nach bem »abe abbält, 
ip nieleid)t ein Reichen, baß ©ie ba« »ab entbehren tonnen, itb 
wünfd)e e«. 

Weine Familie, beren ©ie unb 3bre liebe grau fid) fo lieb: 
reid) erinnern, bat einen unerfeylichen Betlug burtb ben Job 
meiner lieben lieben guten grau erlitten. Sie batte mit bet 
ihr fo eigenen Siebe unb Ibätigfeit an allem wa« jur 2tu«< 
fkttung meiner jroeytenDodper 5 , bie franj. «preCiger in »ran: 
benburg, Henry, beraten folte, gehörte gearbeitet; ber Dag 
ber £od)jeit war auf ben ergen 3“*"; angefeljt, ba fie 14 Doge 
»erbet unpäßlich unb 8 Sage barauff bettlägrid) würbe unb 
enblid) an bem angefeyten jpodjjeirXage jiarb. 3d> fage 3bnen 
nid)t, waß ich gelitten habe unb noch leibe, alle« erinnert mich 
täglidj an ba«, maß id) an ihr »ermipe unb »erfahren habe. 
@ott erhalte 3b nfn nod) lange 3b re liebe grau unb ihren 
.Rinbern ihre Wutter. Sr ig febr betrübt nad) einer 30 jährigen 
pet« jufriebenen Sb« getrennt ju werben. 3b r ®ilb »on ihr ig 
mir nun unenblid) lieb, e« ift fo wahr — 

S« wirb ©ie ein bänifdjer Aüngler befudien (Rahmen« 
Darbes 3 * , ber 3brt älrbeit bei; mir fef)r bewunberte, wa« ihm 
am erden auffiel mar Deckers ®ilb, fo meine Sod)ttr in Haftel 
fopiren folte. Sr ig ein gefd)icftcr Wann. 

Sehen ©ie wohl liebfler greunb mit 3b**r lieben grau unb 
.Rinbern, ber traurige UberreP meiner gamilie emppeblt fid) 
mit mir Thnen. Weine Sod)ter würbe 8 läge nach bem Sobe 

1 Slngelifa Aaugmann (1741—1801), bie befannte Waletin, ba; 
mal« in (Rom. 

2 ©ufetre, bie jweite Soef>ter (geb. 1763) heiratete ben franjcfifeben 
Webiger 3 e ®n Jpenrn. 

3 3ofeptj griebtid) Slugup Darbe«(1747—1810), befannter®ilb; 

ni«ma(er, ber lange 3eit auch in »erlin tätig war. 


ihrer Wutter getraut unb ig »er einigen Sagen nach »ranben- 
burg abgereip. S« war eine betrübte Jpodjjeit. 

3d> empfehle mid) 3bnen unb bin mit ber aufrid)tigPen 
greunbfdjaft. 

»erlin ben 6. 3anuar 1786. 

Srlauben ©ie mir tbeuerper greunb baß id) 3bnen ju biefem 
neu angetretenen 3 a b K b»n Jperjen gratulire unb ®ott mit 
3brtcn banfe baß er ©ie, 3 b re H*be grau unb Ainber e« b«tt 
erleben lagen. @ott gebe 3b n(n ferner ®lücf unb ©egen, »or 
allen Dingen aber ®efunbbeir. 

3d) bepnbe mich jetjt wieber jiemlid) wohl, mein ®eip batte 
fid) wieber etwa« aufgel;eitert, aber id) fpüre bed) baß id) alt 
werbe; unterbeffen bab id) mid) auch wieber bennab au« meinen 
©cbulbcn berau«gearbeitet, nun (ommt e« nur barauf an baß 
id) nidit wieber hinein faüe, benn wer ba« nid)t gewohnt ig 
bem ip übel ju Wutb habet;; id) habe ju bem Snbe meine 
Arbeiten auf einen bbbtren qjreiß gefept bamit baß id) mit 
weniger angrengung mein &u«fommen erhalten fenne. Sinige 
meiner £errn Aunben wie man’« ju nennen ppegt haben fid) 
ba« nicht wollen gefaüen lagen, bie bab ich geben lagen, anbere 
nehmen »otlieb. S« finb fid) benn hoch noch fo »iel baß ich 
nicht fergen barf mügig ju geben. 

Daß ber berühmte Wenbelfobn 1 gegorben ip werben ©ie 
burd) bie Jeitungen erfahren haben. 

3d) habe »on ber acabemie ben Auftrag befommen bie Oledi« 
nungen be« »ergorbenen Lesueurs nachjufehen, weil begen 
Srben einen anfpruch ven%. 1900 an fie mad)ten, bieLesueur 
mehr au«gegeben al« eingenommen batte. S« pnbet fid) aber 
baß wenn man äße« baß wa« er gefeymiebrid) au«gegeben batt 
»cn feiner au«gaben (Rechnung weggreid)t biefe Srben angatt 
1900 ju empfangen 1300 «g. b»tau«geben mügen, wenn 
bie €ad)e unpartbciifdi au«einanber gefegt werben foü. 

(Run einen auftrag mein lieber greunb. Sin Wann bem ich 
Obligation fd)ulbig bin weite gern wigen 

1. ob ber Wähler ®ogel 5 nod) in Dreßben ig? 2. ob er »om 
Aurfürgen penfionirt ig? 3. ob et Aatelifd) ober ^rotegantifd) 
ip? 4. ob er ein gefdjicfter Wann ig? 5. ob er eine gute auf; 
füf)tung batt? unb 6. ob er ein ehrlicher Wann ip? 

3d) »ermuthe c« ip ber ©d)tlm »on ©d)enau ober ig nod) 
ein anbrer ®ogel ba? 

Wan wolle »on biefen 6 fünften gerne gut unterrichtet fein, 
ber Wann, brr e« »erlangt, ig ein ehrlicher Wann unb wirb 
gewiß feinen fd)limmrn Scbraud) bauen machen, ich merbc ihm 
aud) nid)t fagen wer mir bie (Rad)rid)ten gegeben hatt. SBolten 
©ie mir hierüber eine balbige antwort geben, fo würbe ich 
3bnen fahr »erbunben fein. 

SmpfeblenSie mich 3brer lieben grau unb bem guten Jingg. 
Die ®räpn ©olm« benft ogt an ©ie unb an ißn in ihren 
»riefen, fie ig wieber in Saubad). 

1 Wofe« WenbeI«fobn, ber befannte cpMlcfoph, geb. 1729 ju 
Degau, geg. 4. 3anuar 1786 ju »erlin. 

2 Sbrigian Seberedjt ®ogeI (1759—1816), fpäter iprofeffor an btt 
afabtmie in Drt«ben, ber AUngler ber „Jroei ßbenben Anaben* in 
ber Dre«bnet ©altrie. 

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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 




3<ttfd>rift b«6 £)tutfcpen Sß t t « i n ö für Q3u<pn>efen un p @<prifttum 


[Dpne Saturn, mopl 1788] 

Sie (Dlabame Ser»anboni ift fo fdjneQ »on Srejsben ab; 
gereift roeil fit 'Radjricpt erhielt bafi ipt Sinb franf mar, feit 
btt Jeit pat fit f>ier auf bet ®alerie einen (JRannS fopf f>alb 
Sag u. halb 'Racpt fopiert, bet -Ropf ift fepön aber für jemanb 
bet iporträtS naep bem je^igen Styl mahlen lernen will, bem 
folte man liebet van Dyk u. bgl. geben. 

#err Ringklake patt mit gefügt, bafiSie fiep mopl befinben 
unb immer fdjöne Soeben madjen, 3P« Sepie nad) P. Vero¬ 
nese aud; fef)t gut gerätp, ödes baS macpt mir »iel ©ergnügen. 

Sie fdjtiebcn mit, bafi Sieben ÖlatpTeller gemailt binOen, 
icp »crmutpe, bap eS ein fdjoneö Silb ift unb will fepen, bap 
icp d auf bie auSfießung fcefomme. Sennen Sie mit fonft map 
»on 3pnen «njetgen bap fid) f>ter feepnbet fe tpun Sie cS bod) 
halb! eS mitb unS unb unferm 'Publifum viel©ergnügen madien. 

Set Stau »on Jemen ipren lobt patte icp in bet Jcitung 
gelefen, bet; bet lebten auSfießung »er jmet; 3apren (;at fie 
bret; ©emäplbe »cn natürlichen Blumen mit Stecfnabeln auf 
(Papier mit 'Porträte »on bet fönigl. gamilie unb ©erfen ju= 
fammen gefegt unb auSgefteflt. 

Startmann foß noep pier fet;n unb fepr rcoplfeile portraite 
tnaplen, id) aber [babe] roebet ipn nod; etmaS »on ipm gefepen, 
meiner 5£ocpter Sinberfrau pat ipn gefproepen. 

Ser (portugiefifepe ©lapler Vieira* pat fid; einige aber furje 
Seit pier aufgepalten unb einige Sfijjen nad) von Dyck, Lesueur 
unb anbrenin fein ©ud) gejeiepnet; et patte fepone Sachen nad) 
Poussin u. bgl. in Srepben, in SEien unb in 3talien gezeichnet, 
©tan fagt et maple nidjt fo gut als er jeid)ne. 3*P bin bei; bei 
ber Slcabetnie a»anjirt, jum Sireetor mo(;l nid;t, benn bas ift 
bet ©iinijter, ötobe mar eS fo menig mie icp, feinen ipiap fonnte 
er mit mol)l nid)t nepmen (geforbert pab id) ipn nicht), aber 
100 Spaler feines ©epalts pat er mir bod; genommen, fo bap id) 
nur 200^. Zulage befomme. 3<P glaubte jumeilenJpirt mürbe es 
(auf ©orfpradjeber »on Jicptenau bei; bcmSbnig) »ieleid;t merben. 

fPJein Sohn pat öor einiger {Seit baS Ungliicf gehabt einen 
oficier auf einer Gntenjagb ju erfdjiepen. Sa fie Cnten fapen, 
fagt ipm jener «fo halb id) gefd;offen pabe, fd)icp bu über tnid) 
meg." Sniet nieber unb fd)iept, unb inbem [mein] Sopn loS: 
brüeft, fpringt er auf, unb bie jpunbe übet Sorb, tiefe hoppelte 
©emegung bemegt fo flarf ben Sahn, bap mein Sopn umfällt, 
feine Flinte eine anbre Uticptung befbmt unb bie Jabung ben 
Oficier burd) ben Sopf fäprt unb ipn tobt pinroirft. Ju gropem 
©liicf maren jroey Jeugen babei;, mo»on einer ein 3äger — fonft 
patte mein Sopn übel reegfommen lönnen. SaS gefepap nape 
bei; ©ranbenburg ju, mo er einige Porträte ju maplen 
patte, er ging nad; ©ranbenburg, gab fiep gefangen, bie Unter: 
fuepungen mürben ans Sammergericpt [gegeben?], ben anbern 
ffag mürbe bie Sad;e »orgenommen, er unfd;ulbig erflärt unb 
»on Japlung ber Soften befreyt, aud) fogleid; ein (JRanbat naep 
©ranbenburg ejepebirt, bap er lopgelaffen merbe. Sr patte immer 
alle Sinlabungen ju Sntenjagben abgelepnt, unb biefe, bie Srfie, 
mupte fo unglüeflid) ablaufen. Cr mirb auep nie micber jagen. 
Gmpfcplcn Sie miep 3prer St 011 ®emaplin unb lieben Sinbern, 
auch hrrrn Jingg. ©alb fenbe icp 3pnen etroaS. 

1 SranciSco ©ieira auS Dporto (geft. 1805), Ijauptfäcpliep in Parma, 
fpättt in Jiffabon tätig. 


fSerlin ben 6.3nßy 89. 

laufenb Sani mein fepr lieber ffreunb für alle @üte unb 
Sreunbfcpafft bie Sie mir unb ben mcinigen rnärenb unferen 
Sttufentpalt in Srepben ermiefen paben. SEir paben offt »on 
3Pnen auf unferer SBeiterreife * gefproepen unb uns über 3pre 
©tunterfeit (obroopl Sie nid)t immer gefunb maren) gefreut. 
Slucp für bie Crpebierung beS SupfcrS banfe icp 3Pnen. 

2Bir ritten erft um palb SecpS aup Srepben ab, lamm mit 
einem fepr angenepmen füplen minbe um 9 Upt in ©teifjen 
[an] unb befapen bie poreclainfabricfe unb befuepten bie ©?a tarn 
SEagnern, bie für ipre 3«Pre nod) ganj munter ift, fie maplt 
noep unb ber Sefcproinbigfeit rcegen in SBaperfarbe, Keine Janb; 
fepafften, bie mie fie fagt ipt gut bejaplt merben. 3pt UÄann 
fann niept mepr arbeiten. 9?acp bem ÜJiittagö Sffen ritten mir 
über £ubertSburg bis SEurjen, mo mir um 12 Upr antamrn. 

Sen OTorgen barauf gingS nad) Jeipjig, um 9 Upr maren 
mit ba, mir brfuditen #errn ©aufe s , ber an einem ©ilbe »on 
3pnen (ein pübfdjcr junger TOann, ben (Rapmen pab icp »er; 
geffen) ftad), er befanb fid) rnopl, besgl. feine Jrau unb Socpter, 
ein gutes fanffteS SWäbdjen. (Run gingS jum Jperrn ^rnber *, 
ÜBrifc mar niept )u Jjaufe, Dumas auep nidjt, nun patte eS 
aufgepört ju regnen, unb mir gingen naep Cutritfcp ju jperrn 
@ei;fer, ber an Podagra laborirte. 

(Um ORittmod) mar ftepertag / befamen mir ©efuep »on 

Jperrn (penjel unb Scpmarj. 2Bir befuepten bie (Ricolai Sircpe, 
fapen abet neep fepr menig »on Sferfcpen arbeiten, barin 
aber befto mepr arepiteftonifepe ©etjierungen, bie mir niept 
immer bepagen roolten, baS ©otpfepe ©emblbe ift mit »ielen 
(aber boep gefepmad»ollen) ©erjierungen belleibet unb aus ben 
0otpfd;en (Pfeilern (bie »om 2lltar perunter in jmei; öleipen 
»ortgepen, finb 'Palm Säulen gemaept merben, rneldje mit ben 
übrigen Keinen Säulen, bie lorintpifd) finb, niept parmoniren 
moQen. UBir befudjten nocpmapls Jperrn Saufen, gaben ^errn 
(penjel unb Sdjmarj ipre (Bifiten mieber, unb befuepten ^icrrn 
Malvieux, ber in SBien fepr gute Stubien gemacht patt, bie 
er allen (Unfdjein niept in Jeipjig »ortfept unb »ielleicpt niept 
»ortfepen fann. ©egen Slbenb fepten mir uns ju (pferbe unb 
ritten nad; Soplip ju ^itrtn Dfcr, ber uns »erfpraep uns ben 
(SRorgen barauf in ber Stabt feine arbeiten ju {eigen. 

Sen 25. befamen mir micberum »erfepiebrne ©efuepe unb 
befapen pernad) mit Jpülffe [»on] Jpetrn Saufe baS Wincklerfepe 
Sabinet, nad;per Jperrn öfer. (Racpbem mir uns in feinem ar: 
beits Jimmer befepen patten, befleüte er uns nodjmals auf ben 
(Radunittag ju fiep um feine neuen Silber für bie (Ricolai 
Sirebe ju feben. 


* über biefe Uieife SpoboroiecfiS »gl. aud; maS ber Sünfller berieptet 
in bem „3ournal, gepalten auf einer Sufhepfe »on ©erlin naep 
SreSben, Jei»{ig, Jpade, Seffau u. f. m. anno 1789" in bem „Sunfb 
blaer" 1839 ©b. 73 ff. Sepon frtiper — 1773 — mar ber Sünfller 
einmal in SreSben unb Seidig gemefen. SaS Meifetagebuep biefer 
Uieife, »om 27. Cftober bis jum 15. s Ro»ember, pat neuerbingS 
(JRorip Stübel (SreSben 1916) ptrau6gegeben. 

2 3»P<*nn ffriebriep Saufe (1738—1814), be(annter Supfetfleepet 
in Jeipjig, bet »iele Silbniffe naep ©taff ge(locpen pat. 

2 URiepaet hübet (1727—1804), Jeftor ber franjöfifcpen Spraepc 
an ber Unioerfität, befannt al6 SunfifepriftfleOtt. 

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3<itf$rift *>«8 3)cutf4>cn 2ß e r « i tt 8 für Q5ud)n>efcn unb Schrifttum 


2Bir gingen darauf in bas Soncert Jpaufi wo wir etliche 
cpiatfonb ©tiicfe fafjrn, unb ritten ju ©fittage nach Sutritfcf) 
ju Jperrn ©epfer, wo wir eingelaben waren, ©on hier hätten 
wir fogleid) nad) Jpatle reiten Können, aber weiten wir Jperrn 
öfer feine greffen »Über feben, fo mußten wir wieber in bie 
©tabt jurücf, unb ju gieren öfer. Sr ging mit uns ju eben 
ben Soncert .(jaufe wo wir fdjon gewefen waren, unb ba fallen 
wir in bem Janj Saal baS aitar ©latl) ber Sänge lang an bie 
2Banb gelehnt; eb war nur angelegt. Sv ging non bo mit uns 
in unfer quartier l’hotel de Saxe unb wünfd)te unb eine glücf; 
lid)e Otetife. Die anbern 6 .Kirchen Silber bie in ber fleifen: 
bürg in feiner ©ilbtiauer SSBerfjtabt flehen wich er unb nid)t. 

Ufun festen wir unb um 6 Uhr ju <pferbc unb tarnen um 
11 Uhr abenbb in Jpalle an. 

Den ©forgen brauf befahen wir eine Kirche, ber ©alj ©eten, 
befuchten bie 2 frnnj. ^rebiger, bie iprofcfforcb gorfier, ©ic-- 
meper, Sberharbt, ©emler unb prange, bei bem wir eine fef)t 
fdjledjt cepirte ©fagbalena nad) ©ateni unb ben Ülmor von 
©fengb bepbe in öl gemalt, fallen. Um 5 Uhr abenb ritten wir 
bis Burgsdorff, wo wir SlbenbS um 12 Uhr nad) einer müh« 
fcligen Oteyfe unb verfdjiebenen ©erirrungen anfamen. 

Den 27. tamrnen wir um 8 Uhr ©forgenb nad) Deffau, be= 
fudjten ©afebow unb mußten ju ©fittag bei) ihm bleiben, um 
jwei) Uhr ritten wir nad) aBerlip, befahen bab ©djloj; unb ben 
©arten, in le^term fanben wir viel fd)önc Partien, bie mit 
Kunft unb ©atur abwecbfelten, unb fo gut miteinanber ver= 
bunben finb, bah alles ©atur ju fein fd)eint, nur ju siel @e» 
bäube im ©othifchen ©efdjmacf, benen man eb bepm erften 
©lief anfieht, baff fie neu finb, unb alSbann finb fie bem 2luge 
eben fo juwieber alb wenn man iportrnite unb ®cfd)id)tcn im 
@efd)macf beb Lucas Cranach mahlen weite unb fälle an ber 
Sorte, baj; fie neu finb. 

3n Deffau befahen wir aud) bab <pf>' ,ant ropin, welches jeljt 
nur 25 ®d)üler f)att. 

©on 2Borlip ritten wir SlbcnbS um 6 Uhr weg, fuhren über 
bie (Jlbc bei) Kofwig unb blieben bie ©ad)t in ipofjbotf. 

Den 28. fammen wir über Jreuenbricpen unb ©erlip beb 
abenbb um 8 Uhr nad) ©otbbam unb ben 29. beb ©forgenb 
um 8 Uhr nad) ©erlin, wo wir alles in unferer gamilie gefunb 
antra ffen. 

M lle Sophie Taefsaert ift mit #errn — Maitre d’hotel du 
Roy de Prusse vcrfprod)en, eb herrfd)t eine grefe greube im 
ganjen laflaertfdien #aufe, unb .... fd)eint fid) mit bem ©ott 
Per Siebe aubfefinen ju wollen, non bem fie bibfyer nidjtb hören 
wolte, nur bie Keine leinette fd)eint beftürpt ju fein, unb näht 
Jpemben unb ©ettlafen. 

£err abel ©iiniatur <fafiel ©fallier unb pcidinrr, ein alter 
©Jnnn ber cfimalb in ©crlin war, nadjher granfreid), 3ta!icn, 
Snglanb unb .fwllanb burd)reifi ift, julcpt in Jpamburg fid) 
aufgebalten batt, ift fdjon ein paar ©tonath liier unb tan feine 
arbeit befemmen, in feinen arbeiten in 'pafieü ift aBafjrfieit, 
aber eben bcSwegen fürcht id) wirb er nidjt gefallen, feine Jeich; 
nungen finb fefir fd)led)t, in Jeidinung unb ©efdimaef. 

3hrer lieben grau ©emnblinn bitte ich mich bejtenb ju em; 
pfehlen unb ihr für olle unb erwiefenen jF»öfflid)feiten bcrjlid) 
ju banfen, ©ott erhalte Sie ade miteinanber, [affe 3hnen greube 
an 3h«n .Rinbern erleben, fie haben mir vieles ffiergnügen ge; 


mad)t, ber Üiltefte fdyeint mir oiel ©olibitaet ju haben unb ber 
anbre verfpridit ein aufgeweefter Kopf ju werben. Der Keine 
halt eine felir gliicflidje <pf)pftonomie, alle brei) machen ber Sr: 
jiehungb Kunft 3h rt r grau @cma()lin Shre. 3h te Unpäjjlid); 
feiten abgeredinet batt *b mir viel greube gemadjt Sie eben 
fo glüeflid) in 3h rcm .^äuflidien alb in 3h rf r Kunft ju fel)en. 

3d) muh bod) nodj ein ©latt nehmen! 

Da id) 3hren neuen ©rief befarnm vergaß ich ganj ben alten 
unb nun ba id) anfange an £. gingg }u fdireibcn, erinnere idi 
mid), bah bod) noch etwas nachjutiolen wäre, unb bab hole idi 
nun aud) nad). Die Mamsell Tassaert ijt — ich glaube mein 
©etädjtnifl ift mir fefjr untreu, ben 15 tr " glüeflid) unb mit 
wenigen Umftänben verhfprntbft, ich habe fie feit ber peit nicht 
gtfehen, wie ich benn jept für all bab genoffene ©ergnügen auf 
ber IRepfe — befto mehr ju ipaufe bleiben muh um einjuholen 
wab verfäumt worben war, aber bavor freue idi mich auch fo 
offt ich baran gebenfe. 

aud) bie Zulage bie 3hnen 3h l ‘ würbiger Shurfürft gemadit 
hatt freut mid), ©ott laffe 3h n en fie lange mit ©efunbfjeit 
geniehen. ©idjtb befto weniger verbrieht mid) bie Unartigfeit 
unferb ©finijterb, ber ©ollmadit hatte ©ie ju engagiren *, hätte 
er %• 1500 gebothen, vieQeidjt hätten ©ie fie ange« 

neinmen, unb ber .Rönig hätte gewip feint offene opprobirt. 

aber lieber greunb wenn ©ie benn nidit auf ©fidtaelib nad) 
©crlin fommen unb aud) nichts l)trfd)icfen, wah werben wir 
bann von 3h n nt aubftellenf ®ie alte ober bie junge Äöniginn 
— ober M lle Tafsaert? ober wah h<d' en ®' f fonfi nod) hier ge.- 
laffen? 

©erlin ben 18. 3«nuar 1790. 

^eute früh h fltt m ' r ®vaff von arnim bie in 3h tem 
©djreiben vom 12. b. ©I. angejeigte ©ejahlung von 50 griebr. 
d’or jugefanbt unb Quittung von mir barüber erhalten unb id) 
eile fie 3h nen eingefd)loffen jujufenben. X>cn jwcitten f. ©f. 
ijt wieber jJalilungS Sermin bei) ber ^'öniginn angefept unb ich 
werbe nidjt ermanglen bei; ihr anjufragen, vieleidjt wirb eb bab 
leptc ©fahl fein unb ich pvbe eb 3h nfn albbenn fogleid). 

©ie müffen ja nid)t glauben liebfier greunb bah bergleichen 
Keine Unbeguemlid)feiten läfiig finb, alles wah <«h für ©ie thu, 
thu id) gerne. 

2Bennber©ctfprechene ber ®r. in vonRedernber ©raf ©toll: 
berg ift, ber hier im ©ahmen beb bänifd)en .fioffeb refibirt, fo 
madit fie wahrlid) eine fehr liebenbwiirtige 'Partliie unb er aud). 
3d) beflogt ©ie recht fehr, bah Sie wieber franf geworben ftnb 
unb wünfd)e herplid) bah halb wieber 3h tc vorige ©efunb; 
heit wie ©ie eb hoffen erhalten mögen. 3<f) befinbe mid) auch 
nid)t wohl, ich habe feit 8 Jagen ein fehr flarfen ^uften unb 
Sdjnupfen befommen ber jeljt mehr ju alb abnimmt. anfeng-- 
lid) wolte id) nid)t ju Jnaufe bleiben, hernach tl)at id)b fanb mid) 
beffer ging wieber aub unb feit geftern incomodirt mid) bepbeb 
red)t fehr, id) werbe wieber vcrfudien ju ^miife ju bleiben. 

Der Jgierr Gnadal ift bei) mir gewefen unb ha» wir 3b K1 ’ 
©rief abgegeben, ich höbe noch nid)t ju ihn gehen fönnen, unb 
l)öre von Darbes bah ( r nod) nidjts aubgepaeft halt. Sdiabo 
halt ihn in 2Bien gefehen unb rühmt feine ©fahlerep. ©fit 

1 @. bie Sinlcitung. 

10 


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^RINCETGW UNIVERSITY 




3«itfd)rift bcß e u t f d> e n SSerein« für $3udjwef«n unb d) r i f 1 1 u nt 


Jpidel »in e« nicgt redjt fort, er tonn 60 ; Jpoffc nid)t anfout: 
men, unb ba« ift bocg fein pinecf. Ser Winiftcr Jpeinig leigt 
ein Jamilienflüd »on Lampi au« SBarfcgau [malen], unb wirb 
e« ber academie »crreiten. 

SSergeflern »ar bie SJtebe »on ber ©efdjidltcgfeit ber »erft. 
Mad. Therbusch, ter Winiffer frug ben Puhlm [ann], mie 
fie gewählt gälte (gatte »ermutgl. [»ergeffenl] bag er feiner 
grauen Silb »on igr befige ba« Sie fennen). <puglm. ant. fie 
mahlte fchledjt, al 8 grauen 3 immer allenfalls noch gut genug, 
fonft aber nur^ofeleijen. 3 <g nagm if>re Spartgie, jet)tte einige 
gute Silber »on if>* ger, unb er »erfiummte. Ser Winiffer »in 
igr Silb, »eldje« ber fpaubtmann Gose befitjt, ein Änieftüd 
taufen unb auf bie acad. bangen. <S« fotl [mieg] nur »unbern 
mag sp. baju fagen »irb, cS ift reirflidi fd)ön. 

So» einiger Jeit gäbe id) an ben Jj. Pascal einige Tupfer 
eingepadt gegeben, »orinn auch Ütgbrude für Jgerrn Jingg 
»aren, et »ölte fie 3 gncn mit 3 !) rfm Silbe, 3 gre •Äinber »or: 
ffeöenb, turd) einen gubrmann fenben, id) glaube aber bag es 
nod) nidjt gefegegen ift. 

3d) »iinfd)e 3gnen eine balbige voüfommene Segerung »on 
31 )»« Äranfgeit, meine gamitte empfieglt fieg 3g nfn unb ben 
lieben 3gren. 

NB. 2ßenn Sie mir »iebet fegreiben lagen Sie bocg ben 
Director Sittel »or meiner Adresse »eg. 

Serlin, 12. gebruar 1790. 

@nblicg mein liebfter greunb bin id) im Stanbe 3gnen <* n: 
liegenb 16 Louisd’or »on ber Königin 1 ju überfenben, e6 freut 
tnidj fegt bag id) natg fo öielen »ergeblidjen Solicitirungen bod) 
enblid) jum Jwed getommen bin. 

3a frei)lid), 55i. I. greunb, füglc id) bag ba »ir älter »erben 
»ir un8 nicgt fo leiegt ergolen. 

@8 iff mir fegr lieb ge»efen ju gören bag Sie Sid) »ieber 
ergolen, ©ott gebe bag Sie jegt ganj gergeftellt fein mögen. 

3d) bin tiiegtig gefiricgelt »orben, mit ber Witte be8 ». W. 
befamm id) einen befen trorfenen puffen, halb barauf crfchicn 
ber 9trgt, icg »eig nicht gerufen ober ungern fen, nun ging« an8 
Webiciniren, enblid) »urbe id) jweij magl geabert, ba8 Slut 
war fegr enfiamirt, icg muffe ju Sette, »urbe an ben Seinen 
mit Sp. gliegen »erfegen. pu @nbe te8 Wonatg« fing id) an 
mieg »ieber mit meinem ©efdjäfften abjugeben, einige Stiefe ju 
lefen u. ju fegreiben. Som britten an fige icg nun mit meinen 
Jugpflaftern an meinen 2lrbeit« Sifcg angefeffelt, tnaeg aber bod) 
nur wenig. 

Sag ber oncle Tafsaert im Wonatg Wag fein niece ab; 
holen »irb, werben Sie »ogl wiffen. Sie miffen auch bag 
ber Win. W. gifeger um bie tleine Toinette ungehalten gatte, 
bag bie Wutter jum groffen Leibivefen ber kleinen fie igm ab: 
gefcglagen gatte — 9fun, ba bie Sophie »ergeijratget ift, bie 
Felicitd weg jiegt, »ölte bie Wutter mit ber Lifette fieg irgenb: 
»0 in epenfion geben, ba8 Jrjaitg »ertauffen — unb lieg bem gifeger 
bie .Kleine anbietgen, bet fie au8fcglug unb fagte er habe nie: 
mag!8 an fie gebaegt. ülnfang lamentirte ba« arme Wäbcgen, 

1 .Königin Slifabetg Ggrifline, bie 2Bit»e griebtid)8 be8 ©rogen. 
®taff gatte fie als Witroe porträtiert, ba« fegr fegöne Silbni« be: 
finbet fieg im JpogenjoHetmWiifeiim in Serlin (Söget Saf. 7). 


jegt galt fie fieg getreffet unb punftirt fleigig unter ber 'Huf: 
fiegt be8 guten Clemen; biefer arme Wann plagt fid) mit feiner 
groffen ipiatte in biefen finftren Sagen unb fommt nicgt fegr 
»orwert«, feine grau ift franf an ber Stuft unb maegt groge 
Scgritte igrem Snbc entgegen. 

So gatt ein jeber feine tpi fl 9 c ! 

9?un leben Sie »ogl lieber greunb unb fegreiben Sie mir 
halb »ie’S 3gnen gegt. Saufenb ©rüge »on un8 allen an Sie 
unb alle 3gren lieben atteg an ben lieben pingg. 

Serlin, 23. ülpril 1790. 

Wit mir »iQ8 noeg nidjt reegt »or»ärt8 feit begnag4»ocgen 
ntug icg jegt Sag unb 9?adit im Sette liegen, baburd) gab id) 
eine groge abnagme ber ©efdjwulft in ben Seinen ergalten unb 
bie Sßunben negmen aud) ab. icg »eig aber boeg noeg nicgt 
»ann icg »ieber »erbe fönnen auÄgegen, feit megr wie breii 
Wonatgen gab icg nun nidjt frifege Lufft gefegöpft. Sa8 Sefie 
ift bag icg bie Langeweile unb öfftere Scgmerjengaben bureg 
arbeiten »ergegen fönnen. 3<g gab« mir einen Sifcg ter über 
mein Sette (»eld)e8 parallel mit bem (fenfter in meiner 2Irbeit« 
Stube ftegt) [weggegt] maegen laffen worauf icg bei) Sage 
arbeite unb ©ge unb be« Ofadjt« barunter fcglafe. 

Serlin, 2. Huguft 1790 

3cg gäbe 3guen auf 3gren lieben Srief »om 15. 3umj noeg 
nicgt geantwortet; erftl. »eil Sie mir fegrieben tag Sie in« 
G. Sab repfen »iirten, 2. »eil icg naegger noeg allerlei) Kranf: 
geit« Jpubeleijen auSgefegt gewefen bin. 

Ju ber »ergolbetcn Jufriebengeit te8 Win. »on Jeblig mit 
feinem iportr. gratulire icg 3gnen gerjlicg, obwohl er mir nicgt 
fagte, »ag er ju tgun willen« »ar, fo leudjtete bod) feine freute 
au« allen feinen Süden ger»or, »enn er c« anfag ober ba»on 
fpraeg. 

Gr ift auf feine ©iiter gereift, fagte mir aber tag er ba« Silb 
ju meiner Disposition in purfto ber 2lu«fteüung gier lagen 
roürbe, unb icg gab igm »erfproegen, bag icg forge bafiir tragen 
würbe, tag igm fein Sdjabe gefegege, »eldje« id) aud) tgun »erbe. 

WitExposition gatt e« nun nod) big in ben Wonatg WärjJeit. 

fflon ber Leinwanb wo»on Sie igm gefchrieben gaben, gab 
icg igm nicgt fpreegen fönnen, benn feit ber Jeit, ba id) 3gren 
Sr. ergielt, gab icg [nicgt] megr fo »eit gegen fönnen, unb icg 
glaubt aud) 3gr 91ath fei) ginlänglicg. 

Sie mögen al|V gaben Bbgaltung gehabt, tag Sie 3gren 
<picm bet SReijfe gaben aufgeben mügen. 3«g beflage be«»egen 
3gten I. Sogn, wenn ba« Sab igm gälte nüplicg fein fönnen, 
icg gäbe mein gange« Leben lang Serjiopfungen im Unterleibe 
gegabt ogne mid) jemagl« barum ju befiimmern, »eil id) immer 
gefunb babep »ar. 

Seit bem icg 3gnen ba« legte Wagl gefegrieben habe, gäbe 
id) noeg einen ftarfen 2lu«brucg an meinen Seinen überjtegn 
mügen, aber feit ungefegr 6 SEodien finb fie ©otilob ganj geil, 
aber gleicg naegger befam icg ein 3 tägige« gicber, »eiche« mieg 
4 2Bocgen plagte, hinter brein eine aufferortentlidjfiarfeDiarhee, 
alle« biefeö jufatnmen genommen gatt mich jum Sfelet umge; 
bittet unb mieg fo gefdjroädjt, bag id) nicgt »on bei) mir bi« an 
bie Honig« Strage gegen fan ogne mid) ein paar magl au8: 
jurugen, aller Upetit »ar »ieber »erlohren, icg glaubte einer 

2 * 


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3citf$rift btö ©cutfdjen Sß«rein6 für S3ud>ro«f{it unb <3d>rtfttum 


Slufijebrung nab ju fein, ob« feit acht Sagen bin id) mietet fehr 
munter, effe u. fdjlafe gut, nur bie Schwachheit bauert noch fort. 

3d) ȟnfdje btrjlidi tag Sie fid) mit alle ben lieben 3b r '9 tn 
moi)l befinben mögen. Wein Sohn batt aud) ein afltäglid)e* 
Sieber gehabt, meine Soditer u. if)r Wann haben e« btei; mahl 
gehabt unb ti ift bepnab fein #auß bamit verfd)ont geblieben. 

laufenb ©riiße von mir unb ben meinigen an Sie unb 3f>re 
liebe Familie, ®ott bewahre Sie aöe vor Äranffjeiten. Simen. 

©erlin ben 25. 8*« 1790. 

3d) habe nun lange feine ötad)rid)ten von 3f)nen befommen, 
au« Seipjig fagt man baß Sie nid)t ganj munter finb unb baß 
3f>r lieber Sol)n nod) mit einer Stüpe gef)t, ba« befiimmert 
mid) — mit mir miß« aud) nod) nidjt ganj gut »erben, meine 
©eine finb immer nod) gefdiwoüen unb gel; auß mit berfelben 
Seiduigfeit »ie vorder, übrigen« befinbe id) mid) innetlid) fct>r 
»of)l, eße unb fdjlafe gut, reite juroeilen brep Stunbcn binter.- 
einanber ohne abjufieigen unb ba« befömmt mir »obl, aber jept 
fommen furpe unb unangenehme Sage. 

Die Sluetion ber £affacrtfd)cn Äupferfiidje, Zeichnungen, 
©emählbe, Warmer Sachen u. f. ». ift nun ju Gnbe unb f>att 
nid)t fe viel gebracht al« Mad. Tassaert barauä erwartete, fie 
glaubt bie Saxe berau« ju befommen ober auch nod) mehr 
unb e« ift faum 2 /a getvefen, auf bie Warmor Sachen bie benn 
auch unbebeutenb waren ift gar nid)t$ gebotben worben. Die 
bepben Jpunbe ©über von Duporte finb vor %. 68 weggegangen, 
unb bie jwep großen ©lumen 5tud)t unb Wilbprett ©über finb 
ihr geblieben. Weil hat ba« mebrefle getauft, feine öledjnung 
belief fid) auf %. 60Ö. 

Commissionen von auffen finb wenig gewefen, au« 2eipjig 
von Sb*fl« mar eine jiemlid) ftarfe, aber bie tpreyfe waren fo 
niebrig angefept, baß wenig babingefemmen ift. Slrtifel bie er 
alc®. angefept batte, gingen über 10. 

Jpert Cunningham 1 E>ott biefen Sommer einen ipiatfonb im 
Comödien Jpaufe ju Gbarlottenburg in Fresco gemabl t ber ganj 
unter ber Critiq ift, unb t>att bod) 3000 %. baftir befommen. 

Ölobe unb S*ifd) haben «platfonb« im Öteuen.Schloß 

welche« ber König bei ipot«bam b«tt bauen laßen gemahlt, unb 
Sd)röber batt ben König in ganjer Sigur in «pafteü gemahlt, 
er batt ihn febr ähnlidt gemahlt aber e« ift eine gemeine 3tbn(id)= 
feit ohne ©rajie. 

3n unfereracademie gebt e« jiemlid) altäglid) ju,$err spubl-- 
mann batt einen cathalogum ber biefigen ©über ©alerie ge: 
fchrieben, ber Winifter batt ihn bruefen (affen, Jpett Serger 
batt ein fchled)te« Kupfer nach ipublmann« ©ilbe bie Wählern; 
vorfteflenb fd)led)t baju geftod)en, mann glaubte bem spublifum 
einen großen ©cfallen mit ber Slubgabe biefe« Cathalogi ju 
tbun unb ba« tpublifum lauft ihn nicht. Worip l;att im Sommer 
mit #ülffe biefe« Cathalogi Sorlefungen auf ber ©alerie [ge= 
halten], aber er batte gemöbnlid) nur bie jungen 2eute bie auf 
ber ©atlerie fopieren, ju Zuhörern. Gr hatt ba« Secretariat 
bei; ber Academie verlaffen, weld)e« bem ©. öl. Wolter über: 
tragen worben. 

1 Gbwatb Sranci«Gunningbam,fcbotHfcber^i(torien: unb'Porttat: 
malet (1741/42—1793), feit 1784 in fflerlin tätig. 


©erlin, 7. 3uni 1791. 

Wein SltefferSohn 1 patt fid; vor brei; Wonatben verbn;ratl;et 
mit einem bübfdjen Wäbchen M u * Le Brun au« Magdebourg, 
fit wohnen bei; mir in ben Zimmern in berfelben Stage wo ich 
wohne linfet £anb. 3^ bä ft * f « lieber gefeben et wäre auf 
einige 3 a b re «ad) 3talien gereift, aber er batte nicht Sufi baju, 
war auch wahrlich nod) nicht reif baju unb wenn ba« ift bann 
gebt eine ©an« über« Wcer, unb fommt eint ©an« aud) wieber 
her, ba« fiebt man ja febr offt. Seit bem er verbepratbet ift, 
fangt et an etwa« Soliber ju benfen, unb ba« ift auch feb* 
nötbig. 

Serlin ben 10. Sebruati; 1792. 

S« ift nun febr lange baß id) 3b nfn nicht gefd)ticben habe 
unb baß ich feine ötadjridit von 3b nen befommen habe, ich 
weiß aber von Dem 11 ' Saffaert jepigem Mad. Robert baß Sie 
fid) wohl befinben. Slm Dienftage bat fie fid) trauen laffen, 
am Sonntage fam fie ju mir um mid) jum lepten Wahl al« 
Wäbd;en ju befuepen; fie fagte mir, e« wäre ihr fo bange fab 
aber hoch ganj leidjtfertig baju au« — fie t(;ut eine gutcjpcpratb, 
er ift ein braver, fleißiger Wann, id) glaube fie werben glücflid) 
miteinanber fein. 

Jpcrr Scf)abo 2 ift au« Gopenbagen, Stocfbolm unb ipeter«: 
bürg jurücf gefommen wo er bingefdjicft worben war, um bie 
Statuen von Sully, Sorgell unb Falconet ju fepen, unb bie 
Slrt »ie bort mit bem ©ießen ift procebirt worben. Künftige« 
Srühjabr wirb et aud) nach Bonbon unb «pari« geben. Unter: 
beffen bi«putirt man über ba« Softum ber Statue equeftre 
Sriebr. II.: ber König, bie Welkheit ber Academie unb viele 
Slriftolraten finb für ba« Slntique Softum, ber Kronprinj, ba« 
ipublifum ber Winifter Jpeinip, bet ©raf Slrnim, Sdjabo unb 
meine ÖBenigfeit finb für ba« Softum wa« Sriebr. von 3ugenb 
auf bi« an fein Gnbe getragen batt unb biefe« nenne id) ba« 
spreußifebe Softum, benn e« würbe von feinem ©ater erfunben, 
von ber ganjen Slrmee getragen unb von allen anbern Slrmeen 
naebgeabmt, Sriebr. II. batt c« biß an fein Gnbe bepbebalten, 
aber bem Solbaten etwa* befwemer gemad)t, fein öladjfolger 
batt wenig baran geänbert unb warum folte biefer König, ber 
feinem Seculum fo viel Sbre mad)te, fid) nach ber Wöbe ber 
ölörnet richten, bie gegen ihn geftetlt, fo elenbe Kerle waren*. 
Dod) genug bavon. Wenn Sie mir nun wohl wieber fd)rciben, 
fo fagen Sie mir »aß Sie, 3b re liebe Stau unb bet gute Zingg 
machen, mir bürftet nad) ö?adirid)ten von 3bnen allen. 

fflerlin, ben 27. Slpril 1793. 

3d) banfe 3fmen für bie furje 9?ad)rid)t bie Sie mir von 
3br<* 2lu«fteDung gegeben haben, fo furj fie ift mad)t fie mir 
bod) ©ergnügen. Slud) für 3bren guten Sfflunfd) für bie Dauer 
meine« ©ergnügen« an bem (leinen «paul Emil Henry. 

1 2ubroig Wilhelm (geb. 1765, geft. 1805), Schüler feine« ©ater«, 
rabirte nach feinen Zeichnungen unb Gntmilrfen, oßne felbftanbige 
©ebeutung ju erlangen. Sbobowiecfi wohnte (feit 1777) in einem 
geräumigen jmeiftüdigen ipaufe in bet ffleprenftraße (jept öteubau 
ÖJo. 31). ©gl. ßettingen S. 248 u. 295. 

- ©ottfrieb Sdjabo», ber berühmte fflilbhauer (1764—1850). 

3 ©gl. Wetdle, Da« Denfmal König Stiebridj« be« ©roßen in 
©erlin (fflerlin 1894) S.33ff. 


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3eitf$rift 2>eutfc&en 93erein$ für ®u4>roefen unb @4>rifttum 


■Runftnadjrichten fan ich 3h nen Kfet n><nig geben, bie Hunft 
fdjläfft, bie Hunftliebf)aber aud], aber bie Äünftler nicht, Jperr 
Cuningham ift feit einiger geit gefährlich fron!, feine .Rranf= 
i)eit fing mit einer (harten Blutfturjung an, jefet glaubt man 
«t fei mafferfüctjtig, weil if>m ber 2eib fo fetjr an fd; wellt. 2« 
wäre fdjabe wenn er fiürbe. 

Sr, Darbes unb ber Dberfwf Bauratf; 3fe*8 h«6«t eine 
Societaet mit Cuningham errichtet um alle grope Sfpaten be« 
Branbenburgfcljen Jpaufe« ju maf;len unb fiedjen ju laffen, bie 
Äupferjtedjer baju foHen fdion »erfdjtieben fei;n. Sdiabo arbeitet 
an einer Statue bei »erfiorbenen Äönigö in Warmer, jtetienb 
bie in Stettin aufgeftellt werben fod. Bolte l;att fie nad;-- 
gejeidjnet unb Berger witb fie jtedjen. 

Set Jperr Jpofratl; <pui)lmann l)att auf bem ©eben beb h' e; 
figen Schlöffet ein @emäl;lbe non Corregio, eine Danae auf 
Brett gemahlt unb in jwei; Stiicfen jerbrodjen gefunben, welche« 
jefet reparirt wirb. 

So weit hotte ich unterm 24. Würfe gefdjrieben, ba über: 
fielen mich mit einmahl bie Jperrn Budjbänbler unb hffetr* 1 
mich fo <n bie dUemme, bap ich a H eä map nicht für fie mar, 
weglegen mufte. Seit 8 lagen bin ich nu n mit ber Wep: 
arbeit fertig, aber um befto mehr liegt jefet bat ganje .Ralcnbcr; 
machergewert auf mir, fo baji ich biefen Sommer wieber un= 
auf£)brlid) werbe arbeiten müffen. 

©efrern erhielt ich **nen ®*i*f ouS Wündjen »on einem 
Jperrn Baron »on Aretin ber aud; um feiner Siinben wißen 
jum Sammlet meinet Arbeiten geworben ift unb bem noch 
2. 3. 13. 16. 18. 20. 21. 22. 23. 47. 53. u. f. w. fehlen, 
fie bey mir fuc^t unb wovon ich 'h m nicht einet fctjajfen tann. 

Berlin, 17. 3uDi; 1793. 

3d> wünfehe »on Jperjen, bap ba« Harl«bab Sie ganj ge= 
funb wieber ju jpaufe in ben SdjooP 3h rec lieben gamilie jurürf 
bringen möge. Wabam Olobcrt hat »or ihrer Slbreyje nod; ein 
paar fe(;r gute Bilber nach bem Batet unb ber Wutter ihre« 
Wanne« gemacht, ein paar alte Hopfe, bie ganj OJatur finb. 
Sie hot eine grofie greube ihre Stepbner greunbe wieber ju 
fehen unb ifi immer bie gute, reine, aufrichtige Seele, bie fie 
et)bem war. Sa« Sie fid; für ba« Wohl meinet gamilie immer 
intereffirt haben, fo mup ich 3h nen bod; onjeigen, bap id; nun 
auch nteinen jweijten Sofen 1 mit einem fel;r guten Wäbdjen 
»erheyratlpen werbe. 6« ift bie Sodjter eine« ginngieper« 
Nahmen« ©eorge, ein febr braöer Wann, er jtarb jwei; Sage 
nachbem er mir mit greuben ba« Wäbdjen für meinen Sohn 
jugefagt hatte, nun hob ich nod) ein Wäbdjen bap id; auch f f h r 
wünfdjte balb unter ber Jpaube ju fehen. 

Weine Sodjter au« granffurt ifi mit ihren 4 Hinbetn bei; 
mir, fie »erlohr ba« 5. einige Sage »or ihr 2lbrei;fe. 

®ott erhalte 3h nen oll bie 3f>rtgen unb 3hre liebe Stau, 
bet ich tnith bejien« empfehle. 

Berlin, 7. Muguft 1794. 

Weine jüngjte Sechter 1 habe ich einem jungen ©rasen Wanne 
ben ich fdjon lange fenne, »erfprodjen, et beipt Lecoq ift au« 

1 Jpeinricb 3fanr (geb. 1767), mürbe Seifllicfetr unb lebte fpater 
in Jpalle. 

* Sophie Jpenrictte, gcb. 1770. 


Berlin gebürtig h fl tt fid) aber in Hamburg in ©efenfdjaft mit 
einem UJafemen« Bietepfd; etablirt, nad; ben Olachricbten bie 
id; fcurd; meine greunbe in Hamburg biefer jungen Wänner 
wegen eingejogen habe, habe id; nidjt« al« gute« »on 3hnen 
gehört, fie follen eine Solibe jpanblung führen, Gingejogen unb 
fparfam leben unb in feh» gutem Credit flehen, alle« ba« h«tt 
mich bewogen meine Sodjter ber ber junge Lecoq fehrgefäflt, fo 
weit »on mir jieljen ju laffen in ber Hoffnung fie jährlich ein; 
mafel bei mir ju fehen, weil bie Jpanblung erheifcht, bap ber 
junge Lecoq jährlich einige öieyfen unb unter anbren auch nad; 
Berlin vornehmen mup unb aisbann meine Sod;ter bei; mir 
abfefeen wirb. 

Berlin ben 14. Dftober 1794. 

Unfre SHuSftctlung wirb fleipig befucht, fie ift aud; briliantet 
al« bie lefetere, nid;t allein an fdjön »ergolbeten 0ial;men, 
fonbern auch an guten Bilbern. Bon 3hnen haben wir 3h» 
fchöne« Bilb »on ber Branbe6 al« SUriabne unb 3hre liebe Stau 
unb Sodjter bie Sie mir gefdjenft haben. 

Bom Sol;n be« alten Weitfeh haben wir ein fchöne« Hnier 
ftücf, fein Bater mit wegfefienben äugen, bie Ballette in ber 
linfen Jpanb unb mit ber rechten einen gropen, weipgrauen 
feJubel umfaffenb; »om Bater hoben wir eine grope walbigte 
Sanbfdjafft, »on Hlengel auch eine f ( h r gute ?anbfdjafft mit 
fd;öner Staffage. Bom Jperrn gingg 4 fdjöne geidjnungen, »on 
Sücfe 6 Heine in £>hl gemalte Sanbfdjafften unb 3 in 9lgua-- 
tinta gejeichnet, bie aUe (einige <)5erfpccfti»e fehler abgerechnet) 
fchön finb; 4 Sanbfdjafften »on Jp. gingg. Sie Slnjaljl ber Bc-- 
fuchenben beläufft fid; be« Sage« »on 70 bi« ju 260, einen 
Sag mehr ben anbern weniger. Weine gamilie hat fid; feit 
14 Sagen wieber um 2 GJropfinber, ein 3unge in <})ot«bam 
unb ein Waefdien in Jpalle »ermel;rt. 

3d; wünfepe, bap fich bie 3l;rige möge wohl bepnben, 
empfehlen Sie midi berfelben. 

Berlin, 27. ätuguft 1796. 

3<h habe lange nidjt ba« Bergnügen gehabt 3h nen }« 
fdjreiben noch etwa« »on 3h n ‘n ju lefen. 

Jfifute ift mein Brief etwa« interrefsirt unb meine Sod)ter 
Henry giebt ©elcgenheit baju. Wir haben biefen Somme» 
(NB. fie ift feit 6 Wonathen mit ihrem Wann unb 3 Äinbern 
nad; Berlin »erfefet worben unb wohnt bei; mir) in unferm 
Jpaufe bie rotfie Dluh» gehabt woran ihre 3 dtinber, il;re Wagb 
unb nod; ein junge« Wäbdjen franf waren (ich fpütiete an mir 
einige ülnjeigen, aber e« blieb bei; ben ülnjeigen) ba« jünger 
dlinb flarb, bie anberen 4 *perforen genafen, aber biefer Sob 
ging meiner Sodjter fo fef>r juJperjen bap fie etwa« gerflreuung 
bebarf, unb fie glaubt biefe auf einer Dlepfe etwan »on 6 Wodjen 
nach Dresden ju pnben. Honten Sit ihr etwan ein Logis »on 
ein paar Stuben im Jpaufe einer guten gamilie für fie, eine 
Hinberfrau unb jwei; Hinber »on 6 unb 3 3af;ren auf 6 Wodjen 
»om Slnfang 7 ber bi« jur ^älffte 8 bers empfehlen unb mir ju: 
gleich fdjreiben wap man etwan bafür »erlangte, fo würben 
Sie un« Beijben fid; fcljr »erbinblid; madjen; unb um nidjt in 
Dresden ganj müpig ju fein wolte fie bortl; eine Hopie 3hte« 
Portrait« be« regietenben ^erjog »on Braunfdjweig machen, 
wenn Sie etwan biefe« Portrait weldie« Sie ehmal« gemahlt 


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3<itf$rift b«6 ©eutfc^en Sßeceinö für Q3udjwef«n unb <S(^rifttum 


haben befaßen unb ihr leiben weiten, über ©enbeS bitte ich 
mir eine balbige Antwort een Jbnen «**, «d> b fl t's aud) an 
Jperrn ©ruel bieferf)oIb gefd)rieben, weither 3b nen »ermutblid) 
ba»on fpredjen wirb. Jperr SJBeitfcb mahlt jept bie <prinjeffin 
»on <preuffen unb ihre Sdjwejler bie ©emablin beS Ißrinjen 
äubwigs, wie fie ©enben bei) ber ©üfte beS ÄönigS (leben, bie 
etwa« bodweftefl* ijl, unb fie mit Dlioen ©lüttem fronen unb 
mit Olafen umfdjlingen, biefes ©ilb werben [fie] bem .König ju 
feinem ©eburtbSSage bem 25.7 ber ftbenfen unb fett auSgejlettt 
werben. I)et Anfang ifl fdion febt gut, aber er batt eine 
SWetbote bie mir nicht gefült, bei; fo gropen ©emählten wie 
biefeS, wie Jpeinip, wie Jparbenberg, mablt er bie Äbpfe nad) 
ber Oiatur auf ©rujljliicf «einwanb unb fopiert fie bemad) auf 
bie grofie Seinmanb, baS ijl freilich bequem aber baS grope 
©ilb oerliert in bem .Hopfe bie Originalität. 3>er (Winiiler batt 
ibm in ber OJeuen (Wünpe auf ber .Königs ©orjlabt ein Logir 
eingereimt unb ju mehrerer ©equemiiebfeit batte SBeitfdi feine 
grau aus Sraunfcbmeig berfommen laffen. Sr batt eine grofie 
Sertigfeit im (Wahlen unb ijl beimap fo betreiben wie Sie 
mein lieber Jreunb! 

Sonfl giebtS in unfet Kunfigefducbte wenig neues, ein junger 
KUnfller nabmenS Sd)ubman gebt beute »on hier nach Rom 
über Drepben, (frag, ffiDien u. f. w., er ijl nicht ebne $äbig= 
feiten, er erhält »on ber Academie ober wenn Sie wollen vom 
(Winijier aus ber Cafse ber academie baS Stipendium Pap 
Carsten biepber bort genop, in 3 3<>b«n werben wir feben map 
aus ihm wirb geworben fein. 

©erlin, 14. Januar 1796. 

3ept gebt alles wieber gut, bis auf ein franfeS ©ein (bap 
ficb aber tod) allem änfeben nad) mit gropen Schritten ju 
©enefung anläpt) befinb ich mid) fef)r wohl, mit bem bejlen 
äpetit epe id) alles map mir uorfommt »on beS (WorgenS bis 
in bie Oladit, beim wenn icf) »on Sifche aufjleb fo nehme id) 
ollemabl ein Stücf roggen ©robt mit unb baS (5p id) gegen 
Sin Upr ju (Wittag wenn baS Spen nicht jeitig genug auf bem 
Sifd) ifl unb um 1 Uhr in ber 0?ad)t wenn ich aufpöre ju 
arbeiten (ober bei) ber Slrbeit) mit bem gropten apetit ber 2Belt 
unb nadiher gehe id) mit eben bem Spetit jum fd>Iafen ju ©ett 
unb benfe offt babei) bap id) ebenfo freubig inS ®rab gehen 


werbe wenn ©ott mid) abruffen wirb, unb in 5 (Winuten 
fdjlaf id) ein, binbe einen Jfaben an meinem 20oder an ber Uhr 
(benn mein ©ette fleht gcrabe »or ihr) um meinen Daumen, 
unb um 7 Uhr bin ich »lieber ba, unb mit bem Sage an bie 
dlrbeit, ba foinmen benn offt angenehme, unintereffante, aud) 
unangenehme ©efudje bie mich bie furjen Sage nod) fürjer 
machen, aber id) habe ©ebulb mit atten unb f)ole beS ülbenbs 
wieber ein map fie mid) bei) Sage »erfäumt haben, älber »er; 
jeipen Sie liebjler Jreunb bap ich mit fo unbebeutenbem 
3eug aud) um 3b re 3 e it bringe. 

[dtnfang (Wai 1796.] 
©on ben 3b nfn fehlenben alten Slättern will fid) immer 
noch nichts auffinben lapen, aud) fann ich jept wenig auSgehn, 
ber tägliche Umgang mit einem lieben reipenben (Wäbdien unb 
bie »ielen Wäd)te bie ich mit ihm burd)wad)t habe, haben meine 
©eine wieber in einen fold)en f5uflanb »erfept bap id) beinah 
nid)t mehr ausgeben u noch weniger reiten fann, bap fip ich 
nun unter ben Jpänten eines 2BunbartfleS unb l)abe ein ©ein 
runb um »om gupgelenf bis an bie wabe »ofler lödjer unb 
finge baS Jpattifd)e Stubenten liebcf)en „3d) bin ein armer 
Seufel ich fann nid)t mehr marfchiren" u. f. w. (Uber »om .Kopf 
bis an bie .Knie gebts ganj gut, fagen Sie ba»on aber nichts 
in 3brem Äaufe bap fönte 3b« liebe Familie ber id) mid) fel)r 
empfehle scandalisiren. 

©erlin ben 27. (Wai) 1797. 
Madam Servandony, eine angehenbe Künfllerinn, wünfdjt 
3bre Sefanntfd)afft }U machen unb bat mid) gebethen ihr einen 
©rief an Sie mit ju geben. 

3d) bebiene mich biefer ©e(egenl)eit uin 3b n en ju fagen, bap 
ich in biefem 3‘>b* noch nichts gemadjt tieibe bap id) 3bnen 
mitfd)icfen fönnte, eS finb alles Kalenber ©lätter, bie fejl in 
ber (Wid)aeliS (Weffe befannt werben. 3h r Klebe ffianb wirb 
alfo bis babin fid) [gebulben müffen], aber alSbann werben 
auch bejlomebr Steuern fommen, es fdjeint aud), bap es nicht 
mehr fo rafd) »on ber jfianb gebt wie ebmalilS, woran benn 
wohl baS immer mehr junebmenbe älter Urfad) ifl. 

Smpfeblen Sie mich 3b rer Stau ©emablinn unb Kinbern 
unb bleiben Sie immer gefunb ,unb mein Jreunb. 



14 


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Original ffom 

-PRINCETOdUWIVERSITY 




Seitfcgrift beö 2>eutfcf>«n 93eretnö für Q3 u cf) t» « f e n unb @d)rtfttum 


®rmf uttfc 0c^mucf ber neuen enangeltfc^en ©efangbüdjer 

9JJit (legt Slbbilbungen 

23on Univ'erfiriitSprofeffot DDr.Johanne« Jicfer, ©rra( 3 burg 


ocg baö legte 3agr beö oorigen3agrgunbertö batte 
ben ergen Slngofj wieber gegeben jur würbigen 
äluögattung beö wicgtiggen, aber am meinen in 
feiner äufjeten ©egalt oerwagrlogen Solföbucbeö, unb ein 
galbcö SWenfcgenalter ig jegt oergangen, bajt baö erfte in 
Drucf unb Scgmucf biö ju Sorfagpapieren unb Sinbänben 
ganj einheitlich fünglettfcg auögegattete ©efangbucg, baö 
oon (Elfafj:Sothringen, auögegeben worben ig. 2ln 30 neue 
eoangelifcge ©efangbücger ftnb feit SInfang unferö 3afjr= 
gunbertö in oerfcgiebenen ©egenben Deutfcglanbö (unb 
ber Scgweij) erfcbienen, wobei bie oerfcgiebenen gönnen 
(Scbmucf*, Scgul=, bünne Sluögaben), in bcnen bie ein; 
jelnen hergegellt würben, nicht befonberö gejäglt finb. Ed 
ift baber wobt notig, einmal Überfcbau ju halten, waö 
feitber auf btefem befonberö wertoollen gelbe in Drucf unb 
Scbmucf geleiget worben ift. Schabe, bafj bafür auf ber 
Sugra feine jufammenfaffenbc Sta'tte oorgefegcn mar. 
2Iucb girr fann nicht barait gebucht werben, baö einjelne 
aufjujä'blen unb burcgjufprecgen. Nur einige groben fol* 
len gejeigt unb biegrage beantwortet roerben: wie flellt fich 
bie allgemeine Silanj für ben fünftlerifcben gortfchritt? 

Eö ift im ganjen ein Dugenb ooit ©efangbuchern, bei 
benen eine fünglerifcheDurcharbeitung oolljogen ober hoch 
weniggenö ber Serfud) einer einheitlichen Durcgbilbung 
gemacht worben ift. beobachten lägt fiel)/ baff bie für bie 
beiben oerfcbiebenen Üluögaben beö elfäffifchen Sucgeö feg* 
geftellten unb burcfjgefüfirteri ©runbfäge fiel) bewährt 
haben unb im allgemeinen angenommen toorben finb. 
Die oerwenbeten Mittel unb auch bie inö 2luge gefaxten 
Siele finb aber oerfchtebenartig. bei einer Nfinberjabl hot 
man fich mit einer gut wirfenben Setter unb mit einem 
mehr ober minber forgfältig erwogenen Sagbilbe begnügt 
unb mit faft ängftlicher Scheu allen bilblichen Scbmucf 
ferngehalten, bei ben anbern ift freunblicger, bei einjelnen 
oft überreicher Scbmucf über baö buch auögcbrcitet, in ber 
Sftegel oon einer Jpanb, in einem foeben auögegebenen 
oon einer ganjen SKeihc oerfchiebener — fefjr jum Schaben 
ber Aufgabe, bei ber SNehrjagl ift auch bie Jjjergellung 
einheitlichen borfageö unb fünfilerifcher Einbänbe in baö 
®erf einbejogen, fo bag hoch wcnigftenö bie Slöglicbfeit 
gegeben ift, auch ein gefchmacfoolleö ©anjeö ju erhalten. 
Die brueferifegen gormen finb oerfchiebeit. 3(uger ber 
Neubeutfcg — bei ber eö fich alö ein empgnblicber SJangel 
" gejeigt hat, bag ein ÜÄittelgrab jwifegen ber Nonpareille 
unb ber oerhältniömägig grog gefchnittenen ^etit nicht 
oorhanben ift — unb ber Siturgifcg hat bie ©ffenbaeger 
Schwabacher unb bie Schrift Nubolf Äochö 33obcn ge* 
Wonnen. Seiber hat ber Notenbrucf nicht Schritt gehalten 


mit ben gortfegritten ber Schrift. Daö ganj jurücf* 
gebliebene Silb beö Notenfaged gört, ja jerftort in manchem 
neuen ©efangbuch bie gute SBirfung ber anbern Sluöbrucf d* 
formen. Urft recht oerfchtebenartig finb bie Schmucfmittel 
unb bie in ihnen fich barftellenben fünftlerifcben Slnfcgau* 
ungen, oon arcbaiflifcber biö ju fehr bewegter neujeitlicb 
realigifcger. Ncicbere garbengebung über baö Not hinauö 
ig oereinjelt geblieben; burchgefü'hrt ig fie in einer ein* 
jigen 2luögabe, nur in Sorfagpapieren ig fie hä'ugger 
oerwenbet. SNan ergaunt, wie auch bei fong recht guten 
Süchern biefer fünglerifchen ©ruppe einfachge ©efege beö 
Drucfeö oernachläffigt werben unb wie bie fünglerifche 
©efamtwirf ung burch manegeö Ungelen fe unb,gleinlichegc= 
gort wirb. Die Sufammengimmung oon 33ilb unb Drucf, 
auch oon Silblinie unb Setter, ig in einigen SBüdjern ganj 
beifeite gegellt, (iö fehlt hoch noch fehr an ber (Einheitlich* 
feit ber brucffünglcrifchen 2lrbeit. Siele unfrer ftüngler 
wigen ju wenig um bie Schrift Söefcheib. 2luch ber befonbere 
Swecfgebanfe beö ©efangbucheö ig in einigen ber Sücfjer 
häugg oollig oerwifegt. iüaö Nfetger D. jpupp auö feiner 
oollenbeten Äenntniö ber SWeigerbücber ber Sergangengeit 
unb mit feinem fieberen ©efügle für baö Drucfmerf unb 
feine inbioibuelle Segimmung gefchaffen hat, wirb nächg 
betn Sorbilbe ber grogen Seit beö Sudjbrucfö unb ber 
fircglichen Solföfung immer mugergültig bleiben. 

Dief unter biefen fünglerifch auögeführten ©efang* 
büchern geht eine ©ruppe anbrer Drucfe, in benen gerabe 
erg ein Jpaucg beö gortfehritteö ju fpüren ober in benen eben 
nur ein erger Slnlauf jur Segerung genommen worben 
ig: man hat eine etwaö beffere Dppe oerwenbet ober man 
hat weniggenö ein fünglerifcgeö Ditelblatt ober eine anbre 
fünglerifche Seigabe oorangegellt, gewo'hnlirf) in oollig 
unorganifegem Nebeneinanber, fo etwa, wie wenn man 
einer alten Scheune ein retegeö portal geben wollte. Da 
unb bort noch Drnament — waö wirb aber noch oon 
Äinbifcgem unb Spieligem babei oerwenbet! 

Sebeutenb jahlreicger alö bie 25ücger biefer Abteilung 
finb bie neuen ©efangbücger, bie oollig unoeränbert, alö ob 
cö gar feinen gortfegritt gäbe unb nteinalö Sorbilblicgeö 
gefegaffen worben wäre,biealte erfcgrecfenfceJpäglicgfeit in 
Dnpc unb Sagbilb erneuern, oon ben Sinbänben unb ben 
gelegentlich bureg bie SSucgbinber bent Ditel oorauögegellten 
Silbern, gewöhnlich hochgegellten Sreitbilbern, ganj ju 
fegweigen. ©enau fo wie in ber übelgen Seit, ben fecgjiger, 
fiebjiger unb aueg noeg ben aegtjiger Sagren. 

So gegt eö alfo mit ben neuen ©efangbuegöbruefen. 
3(ber biefe 30 ©efangbü^er finb nur ein üeil ber oor= 
ganbenen. 9Bo finb benn bie oielen anbern? Unter ignen 



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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 



be« Deutfdjen SBeretn« für 5$ud)wtfen uttb <Sd>rifttum 


bie befonbetS grofjer .fiircbenptoDinjen? 3n Do'lliger Uns 
befümmertheit ruht h>tr ungejlort weithin fich bebnenbeS 
Öblanb: in aller Stille wirb in Sluflage um Auflage in 
oielen taufenb Spemplaren ber berfo'mmlichc Tept in ber 
unoeränberten trofilofen Dürftigfeit unbSeerc nü efternfkn 
SeitungSbrucfeS immer aufs neue mieberholt — winterlich 


in unfec Solf geworfen worben tfl, was fich auSgebreitet 
unb bie alte fiebere (Jmpfinbung für hast ©ebiegene unb 
ßharafterijfifcbe oerarmt unb oerborben bot? 2BaS gibt 
eS fner für fJJioglichfeiten, unferm fßolfe baS Grbe ber 
SSäter wieber fruchtbar ju machen, bie ^erfö'nlichfeiten 
feiner Dicbter unb Sänger lebenbig Dor bie Seele $u fielten 



(Reformierte Äirdje ber beutfefjen Sctweij (1913) 
Job-- unb Danflieber (6.1) 


fabl unb bürr, wa'brenb boeb nebenan blü'benbe ©efilbe 
fteb ausbreiten: hier ifl ber grüljling über« 2anb gegangen 
unb hat unfre alten herrlichen Sieber mit ©rün unbSlüten 
gefchmücft, baf fie nun mtt neuer, noch höherer greube 
gelefen unb gefungen werben unb $u neuem innern feben 
#erj unb Sinn hoher heben. SBenn hoch bie, bie es Dor 
anbern angeht, unfre Äirchenregimenter unb unfre Äüntl= 
ler, roüfjten, was unfre lieben, fronen Steuerbücher unfern 
Äinbern gegeben, wie fie unfern Sitten baS .fjerj marm 
gemacht hohen unb wie hoppelt teuer allen ber foffbare 
3nhalt mit ber fchb'nen, würbigen gorm geworben ift. 
SSSelche greube hoben allein bie Titelblätter beS elfaffifchen 
©efangbucheS, bie alsSchmucf oon Jjunberttaufenben oon 
2ßeihnacl)tSlieber=Sammlungen inS gelb gefenbet worben 
finb, unfern Solbaten braufjen gebracht! SS mögen oon 
ben Äunfihanblungen ober Äunffjeitfchriften noch fo oiel 
gute Silbwerfe unb noch fo billige auSgegeben werben, 
fie bringen bod> nicht ganj inS 93olf. 3lber unfre @efang= 
bücher fonttnen in jebeS .fjauS, in jebc, auch hie einfamfte 
hütte, unb wenn bann bas Such hört aufgefchlogen 
wirb, glanjt es im Jimmer auf wie ein Feuchten, unb es 
geht oon bein Scfmucfe unb oon ber garbe auS auf bie 
©efichter wie Sonnenfehein. Silbet fich hi« nicht wieber 
unmerflich bas ©efü'hl hafür, bafj taS inhaltlich ffiert; 
»olle auch eine fchone, würbige gorm hoben muff? ffiaeft 
hier nicht wieber auf ber Sinn für baS £chte, für bie 
Schönheit beS Schlichten unb bie 2Baf;rheit echter £mp= 
ftnbung gegenüber bem Südlichen unb Unfchonen, was 



Sacffen (1910). IitelMatt 


unb ebelfte ©üter ber ©efcfichte in oertiefter Slnfdjauung 
ihm wieber jum reichen Sefifje werben ju laffen! Jjier 
finb SBurjeln, aus benen aufs neue fraftige, reiche, ges 
funbe Solfsfunfl aufwachfen fann. Äirche unb Schule, 
bie alten oon ber ©efehiefte gewiefenen üDfacfte unb ÜJfittel* 
punfte für bie Silbung unferS 93olPeS, hoben auch in 
biefer Jjinficht ihre grofje Slufgabe, unb beibe treffen fich 
gerabe in unferm befonberS wichtigen Solfsbucfe, bem 
©efangbuche. 

SiS fegt ifl boch ein guter ülnfang gemacht, unb feine 
grage: baS SiierE fdjreitet fraftig oorwartS. 5lBie flarf baS 


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Original from 

PRINCETON UNIVERS 

















































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Original ftom 

PRINCETON UNIVERSITY 


'^ciloflc jut 3fitührtft Ec? Jcmldicn äkrcins fiu 'J'iKbun'Kn imb Sdirifnum 


















3 e 11 f 4) r i f t b e 6 SDeutfcfcen 2Ö e r«i n ß für 53ucf)wefen unb @d>rifttum 


S5eburfniö ifl, crmeifl wobt am beftcn, bafl gerate baß bie nicht ju ü6erminben wäre, fclbft bi« fchltmmflen: 
reformierte Äircbentum in bem ©efangbueb ber beutfefjen ©leiebgültigfeit unb SureauPratißmuß. Jrtier borf eß Peine 
©cbweij eine« ber Fünflleriflb am reiebflen außgeflatteten Uitmoglicbfeit geben. Denn hier ifl Poflßarfleß @ut: ein 
©efangbücber bat außgeben (affen. 2tbcr aufß ©anje ge= @cbaß,ber, geboten, taufenfcfacb fiel; mehrt, unb ein ©ebne, 
feben: eß ifl boeb erfl ein Pleiner Steil unfrer Äircbens ber nicht erfl gefugt unb gefunben werben muff, nein, 
gemeinfebaften, ber ficb beffen bewufit geworben ifl:, baf? ber auf ben ©cbul= unb ben Äircbenbänfen, auf bem 



a. morgenlfeder. 

rtlel.: l)omfitmmtll) 0 (hdakommid)lifr. Dr.m.Eutljrr(?) 1 »39. 

466 


Steht auf, ihr lie-ücn bin-der-lein, der 


r J '«1 J . 

fllor-gen-ftern mit bei - lem Sdjein läßt 

fleh frei feßn Bleich- 


—«-i r*>,-1 


r r J S j - -rj 


u>ie ein (jcld und leudj - tet in die gan - je Welt. 


2. Willkommen fei, du fchöner 4. 6otts Wort, du bift der illor- 
Stcrn! Du brinßft uns Chriftum, genftern, mir können dein gar 
unfern fjerrti, der unfer lieber nicht entbehrt!, du mußt uns 
beiland ift; darum du hoch ju leuchten immerdar, fonft fltjen 
loben bift. mir im ftnftern gar. 

3.3hr Kinder follt bei diefem 5. £eudjt uns mit deinem 61än- 
Stern erkennen Chriftum, un- jen klar und 3efum Chriftum 
fern ficrrti, rtlarieu Sotjn, den offenbar’, treib aus der finfter- 
treuen (fort; der leudjtet uns nis 6emalt, daß nicht die£icb 
mit feinem Wort. in uns erkält. 

.finnnerer (1910) 




1--:—|—1-;—I 






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feit,/ein RS »mg al » ler RS « nig.reidv/ein 




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tfei-Ianö al - ler SDelt jugltidg/öcr fjeit unö Zc»ben 


r -~ -;-1—i- 1 - f~— -1 ~1 i- 1 -1 

rr i ■ i r i ip 1 m 1 

rr- m in i 

i_r i & _r i i_rn_rj 

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L 1 1 

r» i i 



mit fid) bringt,vöer»balbcn jaucßjt, mit $reu • Ocn fingt:/©«. 


-- 1 .1 n I 1 ■ v 3 1 1 l~ ,i i v ■■ 

_ - 

i -i \ \ { m~\ ^ j n tu 

1 

^ m t Jirig_ A t i ifl 



r 1 * -^i 


Io = bet fei mein «Bott, / mein 6d)Spfer, reid) oon Hat! 

ii 


.«jeffen (1916) 


bic Mnfle alle baju gegeben finb, um jum Dicnfle beffen 
oermenbet ju raerben, ber fle gegeben bat, unb cß finb boeb 
nur erfl einige wenige ©efangbücber, bte ficb ben febönen 
Siebcrbücbern früherer ■Seiten mürbig an bte ©eite flellcn 
Pönnen. 3cl> Penne wohl mancherlei ©cbwierigPeiten, bie 
fiel? ber Pünftlerifcben ÜluOgcflaltung unferß Pircblicben 
SfolPobucbcö in ben 2Bcg flellett. 2(bcr ich wüfite feine. 


Stßege unb an ben Raunen offen jutage liegt, ©ebwereß 
93erfa’umniß, ja febwere Sßcrfcbulbung ifl eß, ihn nicht 
ju beben. Unb gerabe jeffl unb in ben fontmenben febmeren 
Sabrcn muffen wir alleß unb jebeß fammeln unb fruchte 
bar machen, was wir an lebenbigent ©ute in Äircbe unb 
föolf haben. Daß fage ficb jeher, ben eß angebt. Unb eß 
gebt einen jeben oon unß an. 


’linmerfung: 2luS friegetegjnifcben ©riinben tont t& leibet niebt miigiid), meßr groben au6 ben vctfd)iebeneii ©efangbüdjcrn ju 
bringen in ber üBeifc, luic fie befproefeen unb roicbergegeben finb in ben beibeit Schriften über 35rutf unb @d)mud beß erangelifcben ©efang; 
buch« für (Slfiifvilotbringcn (1902,1908) oon 3-S'der, n>o famtlidje fünfttcrifcbe ©d)mudflürfe famt CSinbänben unb iBorfaßpnpieren luiebcr 
gegeben finb. 'UMr planen bie JöernuSgabe eince ©onberßcfteS über eoangelifdje ©efnngbudjrunfl. X>ic Scfiriftleimng. 

17 3 


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Original frotn 

PRINCETON UNIVERSITY 






































3eitf<f)rift b«ß © e u t f d) e n Vereine für 55 u d> w e f e n unb <3d>ttfttum 


SHetneFe gitcf)$ t>on ©oetlje 

9Hit 64 Otiginalf)o[jfcf>ni«en »on ÜBattfjer Ä(tmm. ®uflas Äifpsnfjtuer SBtttag, äBeimar 1916 
S3on frofeflor .£ane ,'2ou6i«r, SBerlm 


cnn tcir biefen pracbtoollen goliobanb ber neuen 
il(ußrierten2lußgabcbeß9teineFegucbßoomDFs 
tober 1916 oor unS liegen fegen, fo merfen mir eß 
ihm roabrbaftig nirgenbß an, baß er mitten in bett fftoten beß 
großen Kriege« entßanben ifbtrog aller SDIaterialFnappbeit 
unb trog aller ^)erjonal= unb SirbeitßfcbmierigFeiten, unter 
benen baß beutfefje S3uchgemerbe fcf>cn im 3abre 1916 ju 
leiben gehabt bat. StBir unterfebreiben gern, maß ber Verleger 
in feinem ^rofpeFt fagt: „3n bem S3ucb ifb bureb innige 
^ufammenarbeit oonÄunß unbXpanbmerE ein rlluflrierteö 
23ucb geftbaffen, baß alß ein SKonument urbeutfeber 33ucbs 
Funß baßeben mirb jum Drog auf baß Äricgßjabr, baß 
fein Sntfteben roobl erfahrneren, nicht aber oerbinbern 
Fonnte." 3a, biefer ßlcineFe guebß fiellt eine banbmerflicbe 
unb Fünßlerifabe SOTußerleißung eebt beutfeber SBucbFunß 
bar. 3nroiefern, baß mollen mir fogleicb, mie eß ficb für 
biefe gacbjeitfabrtft gejiemt, an ben einjelbeiten feiner 
teebnifeben unb Bünfllerifcf>en 2lußßattung unterfueben. 

^unäcbft iß eß bem Söerleger bureb recbtjeitigeSorforge 
geglüeft, für bie 172 goliofeiten noch ein untabelbafteß 
DrucFpapiet ju beftbaffen. Die erßen 150 S«mplare ßnb 
auf ßarFeß oan ©elbersSütten gebrueft, bie übrigen 
500 (Jremplare ber Auflage fogar, maß noch b&ber anjus 
fcblagen iß, auf ein faboneß ßarFrippigeß, fablobweißeß 
Rapier oon beutfeber SOiacbung, mit bem jeitgemäßen 
SBafferjeicben einer gepanjerten gauß. 3116 Drucffcbrift 
rcä'blte jtiepenbeuer bie alte, noch beute lebenßfrifab ges 
bliebene DrugulinsgraFtur, bie mir bei einem ©oetbesDrucf 
immer gern feben merben, meil fie etroaß oom ^eitebarafter 
miebergibt. Unb jmar bat er bie Xppe, bem golioformat 
beß 23ucbe6 entfprecbenb, in bem großem 3Jiittel=@rabe ges 
nommen. So ergibt fie mit breiten ^apierranbern gar 
ßattlicbeSeitenbilbcr »oll urmüebfiger Äraft für ben eben= 
mäßigen Sag ber ©octbefchen Jje.rameter. Sine solle ^eile 
Durcgfcbuß bei allen 21bfägen, unb an beren Slnfangen 3n= 
itialcn auß einem größeren ©rabe ber gleichen Schrift, — 
baß gibt eine gute ©lieberung. 2Iucb an bie 2lnfänge ber 
©efange finb nur fablichtc 23erfaU3nitialen gefegt, bie jebeß 
meiteren Scbmucfcß um fo eher entbehrenFormen, roeilber 
Sllußrator Äopfbilber an ben Slnfang eines jeben ©es 
fangcß eingefügt bat, mie auch bie ©efange jebeßmal in 
Fleinen 23ilbern außlaufen. 23or jeben neuen ©efang iß 
überbieß fplenbibe ein ^mifabentitelblatt in 21ntiquafag 
eingefcbaltet,—eine roillFommcne SRubepaufe für ben Hefe« 
Die fablichtc Schönheit beß gut abgemogenen, rein tppos 
grapbifeben Ditelfageß fei gcbü'brenb beroorgeboben. Die 
altbemabrte DrucfmcrFßatt oon Drugulin bürgt für bes 
fonbere Sorgfalt unb ©üte in Sag unb DrucF. 


Sobalb mir auf bem Ditel gelefen hoben, baß bie Sri« 
ginalbol}fcbnitte,eß ftnb 5‘b,oon ffialtberÄlemm berrübren, 
miffen mir, baß hier einer ber beßen 3llußratoren am 
SEBcrFe mar, bie mir jurjett in Deutfcblanb haben. Unb 
jmar gehört Älemm ju ben raenigen 23ucbillußratoren, bie 
beute noch ben jjoljfabnitt pflegen unb — baß fei fogleicb 
einjufügen erlaubt — mit bem beßen erfolge pflegen. 

Denn beFanntlicb iß nicht nur für bie SinjelgraphiF, 
fonbern auch alß 23ucbillußration bie Steinjeicbnung jegt 
Drumpf. SßScgen ber leichter ju beberrfebenben DecgniF, 
bie bie Driginatjeicbnung beß Ä ünßlerß fcbnell unb ohne 
meitere ScbmierigFeiten auf bie DrucFptatte nieberfabretbt, 
ober, mie bie Äünßler eß felbft außbrüefen, um ber Sr» 
baltung ber Fünßlerifaben 3mpreffion millen haben bie 
mobernen Äünßler, mie Sleoogt, Sorintb, SBalfer, ©eib, 
^)reetoriuß, SacFel unb stele anbre bie Steinjeicbnung 
mieber in baß gebruefte 33ucb eingefü'brt, unbeFüntmert 
barum, baß ber Dppenbrucf mit feinen ffrengen Cinien 
unb ber leicbtbemeglicbe flüfftge SteinbrucF ficb nicht atljus 
gut oertragen unb, mie nia'nniglicb beFannt, jroeierlei Drucfs 
preffen unbmebrmatigeDrucfprojeffeerbeifcben. Daburcb 
finb mir oon ber mü'bfam roiebererrungenen SinbeitlicbFeit 
oon Dppe unb 33ilb im 23ucb in ben legten 3abren — 
leiber — mieber mehr unb mehr abgeFonunen. 

3cb begrüße eß barum jebeßmal mit einer befonberen 
greube, roenn mir ein neueß Such mit Jjoljfcbnitten bes 
gegnet, menn ficb rin SBucbillufhrator ber einheitlichen 
aSucbmirFung juliebe bie Sftü'be nicht oerbrießen läßt, bie 
febmierige JpanbmerFßtecbniF beß Driginalboljfcbnitteß ju 
erlernen, um feine Fünfilerifcben ©ebanFen barin jum 21ußs 
bruef ju bringen. Sß ifl nun einmal nicht anberß: nur 
bie Jjmljfcbnitte geben mit ben Dppenfeiten in ber Strich» 
mirFung unb in ben Scbmarjroeißmerten ebenfo mie in 
ber DrudftecbniF einheitlich jufammen, mie bieß feit ben 
erflen illuflrierten SnFunabeln ganj genau erprobt ifF. Der 
SBerleger felbfi febrieb mir bei Überfenbung beß 23ucbeß, er 
habe juin erfienmal mieber in neuerer ^eit ben 33erfucb 
gemacht, bie /poljfcbnittecbniF für ben 25ucbbrucf ju oers 
men ben, unb freue ficb, einen mirflicb außcrorbentlicb guten 
Srfolg bamit crjielt ju haben. 

2llfo ju ben Äünfllern, bie ben Jpoljfcbnitt befonberß 
in ber mobernen flächigen ScbmarjmeißmirFung pflegen 
unb meißerbaft beberrfeben, gehört gegenmärtig neben 
S. SK. 2Beiß in etßer Sinie 2Baltber Älemm. Sein SRetnefc 
guebß iß bafür ein neuer, ooKgültigerSSemeiß. DaßDbcma, 
baß beutfebe Dierepoß in feiner JpoljfcbnittFunß ju be= 
banbeln, mußte ihn ßarF lotfen, Fennen mir ihn boeb 
alß berebten Scbilberer beß Dierlebenß bureb eine SReibe 



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- PRINCET0N4MVERSITY 




3<itf4>rift b c ß $eutfcf>en Vereins für SSuctywefen unb ©tijriftrum 


cgarafterooller Sinjelholjfchnitte. 2öic ifl et nun an bie 
neue Aufgabe herangetreten, unb rote bat er fie gelöfl? 

23etrachten mir bie SSilber «Sette um ©eite, fo gehabten 
mir überall, roie unfer Äünftler bie Ziere ftubiert, roie er 
fie nach ihrem 23au unb ihrer ©eftalt, nach SDtienenfpiel 
unb 23eroegung, nach ©ang unb Gattung unb Sebenbfüh* 
ruttg beobachtet, ich mochte fagen, auf Schritt unb Xritt 
beiaufcht hat. @6 ifteinegreube,biefe charafteriftifcgenXier* 
bilbniffe unb biotogifch getreuen Xierfjenen ju betrachten. 
Unb roab roeijj er aub bem Jjoljflocf in feiner brillanten 
Xechnif heraubjuholen? Diejlarf roirfenben .Rontrafieoon 
Jjell unb DunFel,oon grellem iBeifj unb tiefem ©chroarj finb 
gerabe ihm ju eigen. Verounbernbroert ift cb ferner, roelcge 
feinen Jjalbtonü'berga'nge, grauen VJitteltöne er burch 
feine Jjanbhabung beb gla'chenfchnttteb hen>orjubringcn 
oermag. Virtuob ift bie 23ebanblung bcö ©tofflichen, roie 
mit fie gemähten in bem jottigen gell beb Vären, bem 
blanfen gell beb guchfeb mit ben ©lanjlichtern in. feiner 
meichmolligen SRute, in bem ©amtmeichen tcr .Rage, bem 
glaum beb #afen, ber Vtagne beb So’men. gürrcahr, er 
hat unb pracgtoolle Xierbilber aub feiner 23eobachtung ber 
Vatur beraub, unb baju in glanjenber Jjoljfchnittechnif, 
gegeben. ÜJtan hat oiel greubc an feinen 23ilbern. 

2iber, fo frage ich mich, hat er &>e 3ltufirierung oon 
©oetheb Zterepob bamit erfdjöpft, hat er fie recht eigene 
lieh getroffen? 2Bo bleiben ber frifche jjumor, bie beijjenbe 
©atire, bie SOforal, bie gerabe bie ©runbmotioe für ünfre 
beutfehe Zierfabel bilben, unb an benen eb hoch auch ©oethe 
nicht hat fehlen laffen? SBo bleibt ber Vergleich mit allen 
menfchlichen ©chroachen unb Saftern, ber unb an ©oetheb 
„unheiliger SBeltbibel", mie er fein 93uch felbfl nannte, 
immer oon neuem reijt? Älemm ift unb in feinen SSilbern 


©ein Vorgänger in ber Slluftration oon ©oetheb Dich* 
tung, ber alte SBilhelm Aaulbad),berl846 feinen illuftrierten 
SReinefe guchb heraubgab, fehltest fich meit enger an ©oethe 
an. 23ei ihm finben mir getreulich jene figutenreichen ©jenen 
am J£>ofe beb Äonigb, bie nach ihren Gharafteren fo ein* 
gänglichgejcichnetenX?ofbeamten,bieglanjootlen©erichtb= 
tage, bie ©entboten nach STOalepartub, bab gamilienibpll 
in fReinefeb Vau; ba ift Jjumor, SBig unb Jjeiterfeit ge* 
rabe mie bei ©oethe, man fehe fich nur Äaulbacgb Äopf* 
leiften unb ©cglufjoignetten an. 

2llfo, fo gut unb charaEterooll Älemmb Zierbilber an 
ftch auch finb, er bleibt ein einfeitiger, mirb fein erfebopfenber 
Sllufirator ber ©pethefchen Dichtung. Dab ift eine Ve* 
obachtung, bie fich mir fogleich beim erften Durchblattern 
ber fchonen neuen Slubgabe aufbrangte, unb bie fich bei 
meiterer Vertiefung in Dichtung unb 23ilb nur oerfiä'rfte. 
Debhalb burfte ich mit ihr nicht jurücfhalten, benn ich 
meine: Dichtung unb 23ilb muffen fich bei reftlofer 3Uu* 
ftrationbfunfi gegenfeitig oerttefen unb erganjen. 

Xrog tiefer ©nfegränfung bleibt freilich beb ©cgönen 
unb ©enufreiegen in biefem neuen 3teinefe*23uch, roie ich 
oben barjulegen mich bemühte, noch genug, fo baf mir 
Verleger, Drucfer unb Äünftler bafür Danf miffen roollen. 

Unb bem Verleger Äiepenheuer, ber unb in feinem jungen 
Verlag fegon manegeb fegöne 23uch befchert hat, fei bafür 
noch befonbere Slnerfennung gejollt, bafj er für ben ftatt* 
liehen golianten in fo gutem Material mit fo fünfilerifcher 
Slubftattung, ju ber noch ein foliber, hübfeher $albleber= 
einbanb hinjufommt, ben heute erftaunlich billigen «Preib 
oon 35 Start angefegt hat. Slllerbingb ift bie Vorjugb* 
aubgabe mit fignierten älbbrücfen ber großen SSilber in 
einem bunfelbraunen,marmorierten,blinbgeprej 3 ten©onj* 



ben £of .König Dtobelb mit allem 
'Pomp ber Jjofamter unb ©chranjen, 
bie lebenbigen ©eriegtbtage, bie retjen* 
ben ©jenen beb gamilienlebenb bei 
SReinefe fcgulbtg geblieben. Vei ihm 
finb bie Ziere nüt ben ÜRcnfchen in 
Sitten unb brauchen, in Xracbt unb 
©ehabe, roie im gühten unb Denfen, 
nach ihrer ©onberart unb ihren Sga* 
ratteren nicht in Vergleich geftcllt. 
ÄlemmbZierenfehlt’banVtienenfpiel, 
©ebarbe unb ©eelenaubbrucf. ©oethe 
übertragt überall mb Sfenfcglicge, — 
.Klemm fcgilbert unb nur bic Ziere. 


(eterbanb, ber in ber Slbteilung für 
•fpanbbinbefunflberÖrojjbucbbinbem 
j?.gifentfc()er,Seipjig,auf hohe 23ünbe 
gearbeitet mürbe, m it 200Vfarf unoer* 
ha'ltnibma'f ig höher berechnet morben. 
3nbcffcn, mie eb heute mit ben Sujrub* 
aubgaben geht, fie finben gerabe juerft 
bie Kaufer, bic nach bem greife nicht 
fragen, ©o gegt’b auch hier; in einem 
Slntiquariatbfataloge fanb ich tiefer 
Xagecin@,rcmp(arfcbonmit225S?arE 
angefegt. 2lber auch bic Srcmplare 
ber billigen Qlubgabe merben halb ihre 
greunbe unb .Raufer gefunben haben. 


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Original ftom 

PRINCETON UNIVERSITY 




3 <«t f <f>r i f t b es © e u t f dp e n 25 e r e t n S für Q3ti<pm«fen unb © <p r i f 11 u m 


Mitteilungen aus bem Deutfcpen Kulturmufeum 

a) Zuteilungen im 2)eutfd>en iUiltumufeum 


1 . Sluöjlellung 6 'ftcrrcCcf>ifc^=ungartfcf)cr 
Kriegögrappif 

iS erfie 2luöftellung beö mit bent 16. Dejentber o. 3. 
inö 5!eben getretenen „Deutfdfen Kulturmufeumö" 
mürbe eine 2 Iuöftellung 6 'fterreicf)ifcf>=ungarifcf)er 
KriegSgrappif ■ocranfialtet, bie oon Mitgliebern beS f. u. f. 
öllerreichifcpsungarifcben Kriegöpreffequartierö eingerichtet 
mürbe. GS mar ein glnnjenbcö 23ilb beö Könnens ö'jters 
reicpifcb=ungatifd;cr Künjfler unb 6 'f?erreidbifcf>=ungorifcher 
Sucpfunfl, baß fiep in ben brei 9iäumen bürbot, fo tag 
Seine Königliche jjopeit 9)rinj Sodann ©corg fiel) be= 
mögen füplte, bie 2 luöftellung jmeitnal ju befuepen unb 
eingepenb ju flubicren. Sille ©ebiete ber (i>rapf)iP maren 
oertreten, aber auch ade Kriegöfcpaupläge beö ©cltfriegcö. 
©aö |>ier gezeigt mürbe, mnren feine Silber beö paffes, 
fonbern beugen abgeflärter SRupe. SRabierung, .fjoljfcpnttt 
unb Sitpographic mürben ba 6 ei oon ben einjclnen Äünft= 
lern gleich gcmeijiert. ©ar unö auep bieö unb jenes febon 
befannt, fo gab eö boeb bes Dteuen mancheö ju fefjen. 93or 
allem aber mar eö rocrtooll, im 3 ufanunenpang einmal 
bie Kriegögrappif Ü’fterrcicfcUngarnö auf ficb mirfen taffen 
3 u fo’nnen. MitiRedit fcbrie 63 uliuö 3 eitler in bem fleinen 
bübfepen güprer, ber 3 U bem geringen v ).'rci$ oon 20 ^f. 
auögcgeben rourbe: „ 3 n bcrXat ein intcreffantcöCrchcfter 
grapbifeber Gparaftcre, oon bem fein ftrichelnbcn, baö 
Buftänbliche fucpenbenSuigi Kafimir bis 311 bcni beforas 
tio fräftigen J)einricp K> ö n i cb, oon bem aller Düflcrs 
niffe mächtigen ffiabicrcr 3o|ef Satö biö jum linear 
fchün geftaltenbcn Submig Jpeßpeimer, oon unfereni 
beroifierenben, perauötreibenben unb ffeigernben Slloiö 
Kolb biö ju ber rabierten, meben Klage ber glücptlinge 
oon Mar 'Pollücf, oon 21. 0 . Kubinpiö ©teppenaußs 
fepnitten btö ju g. K. ©olbö Monumentalifierung ber 
paefenb rabierten ©turmangrifföppafen. Daß Gleitb ber 
.Kreatur in ben ^ferben oon gerb. Slnbri mirb nieman* 
ben unberührt (affen unb bie garbenboljfcbnitte oon 
Siftor ©cpufinöfp geben mit tempcramentooll ges 
banbhabten Mitteln Unoergleicblicbeö. Der furiofe D. 
Saöfe, oon bem man nicht meiß, gebt er mit feinem 
Sreughel=Slicf auf ©rotesfen aus ober ifl er unbefangen, 
oerflcpt jcbenfallö entjücfenb ju erjä'blen; eine ungcmöpns 
liebe Slicfenergie in alpinen ©jenen jetgt auch üenarb, 
folib finb aud' bie ©tcinjeidinungen ©tefan ^oborö." 

Daß auch KriegSplafate mitaußgefiellt maren, merben 
manche 95efucf>cr ber Sluöftellung mit befonberer greube 
begrüßt hoben, jumal befannt ifl, baß auch hierin unfre 
Sunbcßgenoffen fiep trefflidi oerfteben. Pagers unb 9 lots 


gelbfcbeine, Sioatbänber foroic Drucffachcn ber oerfebiebens 
fien 2 lrt oeroollffanbigten baö ©efantibilb ber 21 uöftellung, 
bie im Kulturmufeum einen großen Gr folg crjielt bat. 

2. Sluöftellung oon Qlrbeiten Grid) ©runerö unb 
ijanö Slleranber Müllers 

3 unä'cbft mar geplant, ber Sluöftellung öfUrreicpifdjs 
ungarifeber Kriegögrappif eine folcbc ber beutfepen Kriegö= 
graphif gegcnüberjuftellen; halb jeigte fiep aber, baß bie 
oorpanbenen SRäume tjicrju niept auSreicptcn unb eine 
fold)e fpateren feiten überlaffen merben mußte. ©0 be= 
fcprä'nfte fiep bicMufcumöleitung barauf, menigfienß jmei 
Scipjigcr Künftler jum ©orte fommen ju laffen. Slucb 
ipre 2lrbeiten fanben gebüprenbe Seacptung. 

Gricp ©runerö ©erfe „Krieg. 15 Driginalrabierungcn" 
unb „Kriegstagebuch. 12 Driginalfdnüttc" maren ben 
mcijten ja moplbefannt, mie auch feine ‘Plafatc für bie 
Seipjiger Äriegöauöfiellung, für bie 2luöftellung Kriegers 
grabmal unb Kriegerbenfmal fomie fein ^lafat für ben 
Kaifer» unb 23olfSbanf für J?cer unb glotte. 9lcu mar 
fein im 2 luftrag beö fÜliniftcriumß beö 3 nnern ju Dreöbcn 
gefd^affeneö b)elben= unb @ebenfs 2 Jud', ein recht mürbigeö 
©erf, baß einerfeitö bie Flamen ber oerfcpollenen unb ges 
fallencn ©emeinbcmitglieber, fomie ber im Sajarett iüers 
fforbenen, fSubmeßtaten unb K'ricgöfchicffate, anberfeitß 
Dlacbricbtcii über Kriegöfürforgc unb Kricgöpilfc, Ülrbcitßs 
opfer ber grauen, Kriegöbeginn unb ÜJfobilmadmng, bie 
Pajarette ber ©emeinbe ufm. enthält. 

Übcrrafcbenb mar bie Sluöftcllung Jjanö 2 l(cranber 
fWüllcrö, biefeö jungen Künfilctö, ber febon feit einiger 
3 eit bie 2 lufmerffamfcit auf fiep gejogen bat, überrafd'cnb 
niept nur mcgcit ber Steiddwltigfeit ber ©otioe, fonbern 
oor allem megen feiner gla'njenben ißegabung, neben 
ernften iSilbern lebenömapre unb lebensfrohe ©dnlbcs 
rungen bis jur Karifatur ju fepaffen. Koftlicper Junior 
unb feinfte Künftlerbegabung fpriept auö 23lattern mie 
„Grjellenj fommt", „Sie beiben gelbprebiger", „Der 
iöcrpflegungSoffijicr", „Der ©taböarjt" ufm. 'Mit mes 
nigen ©trieben unb menigen garbett finb glä'njenbe ISilbcr 
gegeben, bie jeben pcrjpaft ladmn madjen. ©opl bem 
23olf, beffeu Dfßjierc unb güprcr bulben, baß folcpe 23it= 
ber überhaupt möglidj finb. Dlicbt ber geinb t)l eö, an 
bem ber Künftler feinen Duntor auSlofl, unfre eigenen 
Seutc trifft er, opne babei ju oerleßcn. Da über J?anß 
2lleranbcr Müller in unfrer 3 eitfc!irift bemnädtft eine 
jufammenfaffenbe ©ürbigung mit Silbern erfepeinen foll, 
erübrigt fiep hier, beö näheren barauf einjugepen. 



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Original frotn 

PRINCEIQN UNIVERSITY 



ülnbri, gerbinanb, Albanien (SBfrfag ©fffUföafi fiir srroielfältigfnbc Äun(t, SBien) Selb, ÜUoiS, 2Iu«giumimtng in ‘Pobfjajce (SBttlag 2lmon BtyoU & So., ®.m.b..£., jJBicn) 





3<ttf$rift be« ©eutfdjcn SSercin« für S5ud>wefen unb @g>rifttum 


3. 2IuSfiellung ber beutfchen kriegSjeitungen 
Bie britte 2luSftcdung war bem Sehen unb Treiben bei 
unfern großen „kriegSjeitungen" gewibmet. erfreulicher» 
weife batten fie ade jugefagt, ja bie meiften batten eigene 
Vertreter jur Sinticbtung entfanbt. Jg)ier jeigte ftcb aber 
fofort, welche Kode unfre kriegSjeitungen im Sehen beS 
.(peereS fpieten. Ber Kaum reichte bei weitem nicht. So 
fonnten bie oerfchiebenen kriegSjeitungen fojufagen nur 
„ihre Vifitenfarten abgeben", um in ben fommenben 
Sffiocben nacbeinanber ausführlicher jur Barfietlung ju ge* 
langen. Beteiligt waten bie kriegSjeitung ber l.Slrmee, bie 
ßbampagneskriegSjeitung, bie kriegSjeitung ber 4.2lrmee, 
bie Sider kriegSjeitung, bie kriegSjeitung ber 7. Slrmee, bet 
@bampagne»kamerab, bie kriegSjeitung ber 10. SIrmee. 
Über bie in ber nächften 3ctt flattfinbenben (JinjelauS» 
bedungen biefer unb anbrer kriegSjeitungen wirb feiner» 
jeit berichtet werben. 

4. SluSffellung oon Bucheinbänben aus 
klippfifchbaut 

Sine eigenartige SluSjledung, bie oielfach berechtigtes 
Sluffehen erregt, ift bie oon Bucpeinbänben auS Älippftfcb» 
haut, bie wir bem Sanbflurmmann granj Vfartini oer» 


banlen. Sein Beruf als Buchbtnber führte ihn ju Ver» 
fuchen mit Srfa|floffen ju Bucheinbänben an Stelle beS 
teuren kalbpergaments. Sr fanb in ben Rauten ber für 
bie Verpflegung gelieferten klippftfcpe ein Vfatcrial, baS 
ihm für biefe ^weefe geeignet crfchien. Zahlreiche Verfucpe 
ergaben, baß er fich nicht getäufept hatte. Bie Jpäute finb 
äußerji jä'h unb hoch faljbar, babei oon einem gefälligen 
garbentone. Um ganj ficher ju gehen, hat ÜJlartini bie 
Jjaut bem königlichen SKaterialprüfungSamt in Berlin 
jur Unterfuchung übergeben. BaS Kefultat war überaus 
günfiig. SSei ?0000 Boppelbiegungen hat ber Verfucb 
abgebrochen. Bie Streifen befanben fich «och in gutem 
Zuftanbe. 3njwifchen hat granj Vfartini eine große 2ln» 
japl Sinbänbe hergeffedt unb ade Smpfänger waren außer» 
orbentlich jufrieben. Biegifcpbaut ifi eine 2lrt oon Vergas 
ment. Ba auch früher fchon gifepbäute ju Pergament unb 
Seber oerarbeitet würben, fann man ben weiteren 93er» 
fuchen mit großer Spannung entgegenfehen. SlBir werben 
feinerjeit, fobalb auSgebehntere Srfahrungen oorliegen, 
ausführlicher über Sinbänbe in gifepbaut berichten. 3eten» 
falls aber fann unfre fleine2luSflellung3ntereffenten nur 
empfohlen werben. Z c >9* fl* hoch, baß folche Sinbänbe 
ber weiteren Beachtung wert finb. 


b) 33crmc^rung ber ©ammfungen betf 2)eutf$en Äufturmufeume 


1. Stiftung ber BtbliotbeP Siemens 
Zu unfrer großen greube fönnen wir mitteilen, baß 
banf ber Dpfcrwidigfeit einer 2lnjapl Seipjiger .Sperren 
fowie oon SKitgliebcrn ber erflen unb jweiten fächfifcpen 
Stä'nbefammer es möglich geworben ift, bie außerorbent» 
lieh wertoode Bibliotpef beS oerftorbenen DberrcgierungS» 
rates ^rofeffor Dr. Smil Siemens in Bresben für baS 
kulturmufeum ju erwerben. Zu ben nicht unbeträchtlichen 
koflcn haben folgenbe Jperren beigefleuert: 

Jpofrat Dr. Slcfermann, Seipjig 
Berget & SBirtp, Seipjig 

©eheimer kommerjienrat griebrich 2B. Bobei, Seipjig 
kommerjienrat fDfaj SnberS, Seipjig 
ijoflieferant Vaul granfe»2luguftin, Seipjig 
VcrlagSbuchhanbler Dr. Sllfreb ©iefeefe, Seipjig 
©eotg ©rimpe, Seipjig 

©eheimer kommerjienrat ipenri Jpinrichfen, Seipjig 
kommerjienrat Baut knaur, Seipjig 
jpoflieferant Kubolf knp, Seipjig 
Zahnrä'bcrfabrif ködmann, 21.»©., Seipjig 
©eneralbireftor Stephan Viattar, Seipjig 
gabrifbefi^er Baut SuliuS SKeißner, Seipjig 
grau kommerjienrat Vieper, Seipjig 
©epeimrat Stabtrat DSfar SJfeper, Seipjig 
Banfier 2ßilbelm SWeper, Seipjig 
gabrifbefiger @. S. Keinparbt, Seipjig»So. 


Dr. SEBidmar Schwabe, Seipjig 
kommerjienrat Jpugo Sepfert, Seipjig 
VerlagSbucbbänbler 2dfreb Voerfter, Seipjig 
gabrifbefifjer Hermann Voß, Seipjig 
©eheimer kommerjienrat ffieichelt, Seipjig 

Ber befonbere 2Scrt ber Bibliotpef, bie runb 7300 Bänbe 
umfaßt, liegt in ben faft oollffanbigen Serien oon gach» 
jeitfehriften, bie inSbefonbere für bas Buch» unb Schrift» 
wefen oon größter Sffiichtigfeit finb. 2lden Stiftern auch 
hier herjltchffer Bant für bie hochherjigen Zuweifungen! 

2. Vermehrung ber Vlafatfaminlung 

3m SWufcum ber bilbenben künfle ju Seipjig befanb 
fich bis je^t eine Vlafatfammlung oon kunffausfledungen 
ber oerfchiebenffen Z e tter», bie ber frühere Bireftor bcs 
VlufeumS ©eheimer Jjofrat SKar Sdireiber gefammelt 
hatte. Biefe Sammlung würbe, ba fie enger mit ben 
Sammlungen beSBeutfchenkulturmufeumS jufammen» 
hängt, laut Vefcßluß beS KateS ber Stabt Seipjig unferni 
Beutfchen kulturmufeum leipweife überwiefen, woburch 
unfre Vlafatfammlung eine außerorbentlid) wertoode 
Bereicherung erhalten hat, jumal baburch eine Slnjapl 
älterer Vlafate, bie in ben ViufeumSfceftänbcn bisher ganj 
fehlte, nun burch befonberS gute Stücfe oertreten ifi. 
Bem Kat ber Stabt Seipjig fei auch hier für biefe Über» 
weifung ber herjlichfie Banf gefagt. 


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PRINCETON UNIVERSITY 




3e»tfd>ttft bes £>eutf$en 93«rettt$ für 9$ud>»efen unb @ß»rtfttum 


SMdjer-- unb 3eitfd)riftenfcfjau 


Daö Vlafnt. gcitfdjrift be« Verein® ber Ißtafatfreunbe. 
8. 3ngrgang 1917. SBenn einmal bie Vebeutung, bie für ben 
gegenwärtigen SBeftfrieg baS SBerbewefen gehabt f>ar, mit grünb« 
licger SRuge überprüft werben wirb, bann wirb bie Wacgt, bie igm 
als einem Setinflufftt ber öffentlichen Meinung inneroognt, fiel) 
beutlicg offenbaren unb bie Anfid;t, eS fei nur ein brauchbares Hilfs¬ 
mittel auf wirtfcgaflliegem ©ebiete, fiel) grünblid; änbern muffen. 
3n bem gegen Deutfcglanb geführten Sügenfelbjugc ifl baS ipiafat, 
baS ©tragenbilb, eine 2Baffe »on wefentlirher SBitfung geworben, 
nicht allein in ben analphabetifchen Jänbern, }u benen in bem 3“: 
fammenhange biefer Ausführungen ber Art wegen, in ber ihnen baS 
Drudpapier btt ©trage Sitcratut ifl, aud; bie Vereinigten Staaten 
«on Ametifa gehören. Vtinage mehr noch in jenen anbern Jänbern, 
in benen fchon ein allgemeines VerftänbniS für feinere unb ftinffe 
SBirfungen eines ‘pialateS »organben ifl, bie; auf bie grobe Schlag; 
fraft oerjidjtenb, mit heimlichen, langfamrn Vergiftungen beröffent; 
liehen Weinung ihr 3iel ju erreidjen fuchen. Dafür, bag baS < piafat 
im 20. 3«gtgunbcrt i ut »treffe* gehött wie bie Reifung, hoben bie 
HriegSjagre fo siele Veifpielt geliefert, wie »iele nur immet jemanb 
wlinfchen mag, ber bie Anwerbung beS Vilb; unb VucgbrudeS im 
ÜBerbewefen als ein auch burdj feine innere [Sntwidlung glcidjbe; 
rechtigttS buchgemerblieheS Arbeitsgebiet »erteibigen will. Dag biefeS 
, Sachgebiet, mit eigenen Sacgsereinen U nb Saeg}eitfcgriften, jegt auch 
in Deutfcglanb nach eiltet felbflanbigen Vertretung feiner äugeren 
Sntwidlung, bie eS in faum einem Vierteljagrgunbett genommen 
hat, flrtbt, fdjeint felbfl»er(länblicg. Aber »ot 15, 20 fahren gieg eS 
noch, ben amerifanifegen, engtifchen, franjofifegen Wufierplafaten 
liegen fich auch ' n fünfllerifcher Hinficgt nicht aQju »iele beutfege »er; 
gleichen. DeSgalb barf ber „Verein ber ^lafatfreunbe" ficg 
mit öied;t rügmen, ein Votfämpfer ber beutfegen ipiafatfunfl ge; 
worben ju fein, bie er nad; aßen (Richtungen gin an}uregen unb 
wtiter}ufügren (hebt, als ein Wittelpunft aller bem tpiafatwefen ge; 
roibmeten ffiefhtbungen, niegt blog, wie fein igm nun etwas ju eng 
geworbenet 91ame befagt, als ein geniegenber unb niegt fcgaffenbtr 
©ammletsetein. Die fegönen Hefte feiner VeteinSjeitfcgrift werben 
tafeg jur flattlicgen Sanbreige eines grog angelegten HanbbuegeS 
ber fpiafotfunbe. Wegr noch inbeffen, als biefer igr gefcgicgtlicger 
Stoffwert ifl baS Itbenbige VeifpitI, baS fie geben, igrer ©aege »on 
Wert. 3 n 'gten Vlättern liegt eine erflaunlicge UBerbefraft für igre 
3wcde, bie auS ber Anotbnung beS ©anjen unb ber Sinjelheiten 
unmittelbar wirft. Sin gleidjwrrtigeS Unternehmen, auch waS bie 
AuSflattung (ober, wie eS gerabe gier leiber noch aKjuoft mit einem 
unfegönen SBorte geigt, bie Aufmachung) betrifft, fann faum ein 
anbreS Janb ben beutfegen tpiafatfriegSgeften an bie Seite fleßen. 
2Benn weiterhin bie Vucgwerbefcgtiften, bie Sffierbebrucffacgen in 
Vucgform, bie neuetbingS mit diedjt auS ben Srgebniffen unfrer 
Vucgfunjlbewegung igren Olugen ju liegen fud;en, eine noeg ein; 
gegenbere VetUdficgtigung im „ < piafat" finben würben, fo wate 
bamit bie »on igm gebotene regelmägige überfiegt in »iefleid;t sielen 
etwünfegter 2Beifc »ersoßfommnet. AIS eine bud;teegnifcg glüefliege 
Übung btt peitfegtift „Das ipiafat" barf bie ©eroogngeit gelten, 
in igren niegt wenigen Heften, bie als Keine Wonograpgien ber 
ipiafatfunfl auSgeflaltet finb, btn Vilbteil unb ben Deptteil auf jwei 
©onbergefte }u »erteilen. DaS gat btn grogen Voriug, wie}. V. 
baS ben ©crbemitteln für labafwaren gewibmete ©eptember- 
92o»tmber;Heft 1916 }eigt, niegt nur eine bequemere Venugung ju 
geflatttn, fonbern aud; bei ber Hetffeßung eine bureg ©agrüdfiegten 
weit weniger eingefegränftt planmägige Anorbnung eines gtögeren 
VilbfloffeS buregfügten }u leimen. Unb ba gerabe bei benjenigen 
Vücgern, bie als Veflanbteil eintS SBcrfingalteS umfangreichere 


Silbwiebergaben igren Jefern »erführen wollen, eS burd;auS niegt 
gleichgültig ifl, ob aueg ber Vilbteil fieg ber Vucgglieberung einfügt 
ober niegt, foßte man eigentlich meinen, baS mit einet berartigen 
Anorbnung gegebene AuSgilfcmittel, baS einfad; genug ifl, mügte 
eine »iet aßgemeinere Anmenbung ftnben. Aber bie Wacht ber ©e; 
wogngeit ifl aueg in ber Vüd;ergtrfleßung flärfet als ber Jortfcgtitt. 
AuS bem ctflen Hefte beS 3agrgangeS 1917 beS „UMnfateS" fei auf 
ben fegönen Auffag »on HanS ©acgS „Vom Hurrafitfcg" »erwitfen, 
ber ben Smpftnbungrn »ieler Jlunftfrtunbe fräftige SBorte »erleigt. 
3u Itgrrcid;en Vergleichen, bie weit über igr engeres Dgrma ginauS; 
fügten, »erloden bie beibtn Abganblungen übet öflerteicgifcge HriegS; 
grapgif »on Dttofar Wafdja unb über ÄriegSgrapgif in granfteid) 
»on Otto ©rautoff. Die Äunfl ber ©trage im Dicnflc beS Krieges, 
bit biefe Unterfucgungen mit »ielen Vilbbeifpielen erläutern, ifl, was 
bereits angebeutet würbe, für Vetraegtungen über »ergleicgenbe 
Völfetfunbe reegt wertsofl. Jegtteicg ifl fie jebenfaflS aueg für bie 
Siteraturpfrjcgologie. Denn bie Raffungen ber fnappen Unterfegriften 
auf ben Waueranfcglägen geben manegen H> n n>eiS auf bie AuS; 
fügrung ber Vucgfaffaben in ben Vucgtiteln unb Vucgumfd;Iägen, 
ein 3ufatnmengang, ber einmal eine ausführliche SBütbigung »er; 
biente. 3 m }«eiten H f f* beS (piafatjagrgangeS 1917 nimmt HanS 
©acgS fegt faegfunbig }u bem jegt wieber einmal lebgafter gewor; 
benen „<piafät unb <piagiat‘';@treit ©teßung unb liefert baju in bem 
beigegebenen Vilbergeft eine »ortrefflicge Jufammenfleflung, bie mit 
aud; für bie recgtlicge Vcurteilung ber gier enrflrgenben fragen bie 
erwaS bunte Oleimannfcge Jifle }U übettreffen fegeint. Vießeicgt wirb 
eS einmal möglich fein, ausführlicher ficg mit ben Vucgfunflplagiaten 
überhaupt ju befegäftigen, bie gin unb wieber febon }u tiner reegt be; 
benfliegen Srfcgeinung geworben finb. ®. A. 6. V. 

fforening for Soggaanb»aerf=ßo6enga»n. Veröffentlichungen 
1917. Sine naeg äugen unb innen auf baS forgfciltigfle abgeflimmte 
Keine Hunflfcgrift ifl bie 3agreSserÖffcntIicgung 1917 beS Dänifcgen 
VueggewerbeoereinS: 3“lie SderSberg Dptegnelfet om gen; 
beS 5aber S. 2B. SderSberg. Web en inlcbning afSmil 
Hannooer. Ubgioet af Jorening for Vo)ggaanb»aerf 
Änbengann 1917. (67 [72] ©eiten 8° mit brei 8id;tbrud;SiIb; 
tafeln.) Die fcglicgten Auf}eicgnungen, JebenSbilber auS ber toman; 
tifd;en fiunflepocge beS 19. 3agtgunbertS, bit man neuetbingS ju 
entbeden begonnen gat, finb mit gewohnter ©Ute »on ber Höpen, 
gagener Jacgfcgule für Vucgganbwtrf in 950 Ab}ügrn auf ein glattes 
Velinpapier ber Jorenebe 'fapirfabrilfcr gebrudt worben, bie }agl; 
reieg eingefügten Abbilbungen ebenfo wie bie Sicgtbrudtafeln mit 
groger Voßfommengeit wiebergegeben. Aber ben Hauptteij beS 
DrudeS bilbtn bod; niegt feine faltnücgternen teegnifegen Qualitäten, 
fonbern bie ebrnmägige, glüdlicge Stimmung, bie ficg in bem 
bünnen, fcgmalen Quartbanbe eint igr angemeffene unb genegme 
Vucgform feguf. Sin eigenartiger Vucg}auber flogt «on bem an; 
fprucglofen üBerfe auS. Wan nimmt eS in bie H«nb, um batin }u 
blättern, unb wirb mit einemtnal (aber mit gan} mobernen bueg; 
gewerblichen Wittein, ogne aße ©timmungStrifS) in »ergangene 
3agrjegnte ber alten ©unbflabt »erfegt, »on beten Wenfcgen e6 
plaubert. Sine fegöne Vereid;erung bet 3agteSgabc bietet bie Keine 
©elcgengeitSftgrift, bie bie „fföreningen föt Vofganbtserf" 
in ©todgolm anlaglicg ber JebruanAuSfleßung 1917 fegöner 
fd;webifcger Vücger im Hopengagenet Hunjlgewerbemufeum bem 
bänifegen Verein wibmete. Sie entgält eine Abganblung über ben 
alteflen erhaltenen Horrefturbogen eines bänifegen DrudeS »on bem 
befannten Senner ber 2Biegenbrud}eit, OieicgSbibliotgefar 3f°f 
Soflijn (DetälbflabanSTa forrefturet... ©todgolm 1917). 
Aueg auf bem ©ebiete ber ertragreichen „Wafulaturforfcgung" ein 


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3cttf$rtft b e« ® e u t f e tt Sßeretne für 93u<f)wtftn unb ©djrifrtum 


©teifter, erläutert Godijn auf ben acht Seiten bet »on 'Jlfmquifi & 
SBiffedt ©oftrndeti:21ftiebeIag in Uppfala ftfjcn gebrudten Quart: 
heftet ben getreu nachgcbilbeten Korrefturbcgen unb feintn Urfprung, 
wobei manche mistige Slnbeutungcn über bic 3nfunabelnfunbe unb 
bie Sünfangt ber ffanbina»ifd;cn ©ucf)btudgefd)icbte gegtben werben. 
Der ffierid;t übet bie bänifche Jachfchule für ©ucbhanbwerf 1916/17 
bringt außer tiner mit 21bbilbungcn erläuterten fritifefjen SBefdjrei: 
bung ber eben ermahnten fdjwcbifchen ©udjfunftauffiedung einen 
Nachruf auf ben 2lrd;iteften ffiilf). ©ruun (1868 bit 1917), bet fid) 
um bic Gntwidlung bet ncubünifd)en ©ud;grwerbct große ©er; 
bienfte erworben tjat. ©etrachten mir bie lebten ©eröffentlid;ungen 
bet bänifchen ©ud;gcmctbroereint in ihrer @efamtf;eit unb in ifjten 
pufammenf)irrigen, fo briingt fid) wohl ein ©crgleid> mit beutfd)en 
Seifiungen ähnlicher 2Irt auf. Daß bit bänifchen Drude bei einem 
berartigen ©erglcid;e ton gofd)loffencrcr, flilflrengerer ©Mrfung ct; 
fd)einen, hat natürlid) einen guten ©runb. Die ©ielgeftaltigfcit 
(unb mitunter aud; bie bloße ©ir[gcfd;äftigfcit) bet berufnen ttinfl; 
Ierifd;en ©uebwefent erflredt fid) Uber fefjr tiel größere ©ebiete alt 
in ben norbifdjen Siinbem, bie in engeren ©rrnjen bleiben muffen. 
Dafür haben biefe ben unleugbaren ©erteil einer intenfiteren Kom 
jentration, beren Slrbeittergebniffe nad; ilberaühin roirfen, ohnt fid; 
aUjuljaufig ju jerfplittern. So liegt in bem verärgerten ©erlcgetwort 
ton ber Dublettenmad)erei bod; eine für bie äußere unb innere Gnt- 
tticflung unfett ©ucbgemetbcS recht beherjigentinerte Sehre. Die 
beutfehe Suchfunflbcroegung fennte in ihren Stiftungen bisweilen 
fd;on gefammelter werben unb auch ben »erlodenben Qualitäten unb 
Quantitäten ber Surutbiicherinbufhie, bie ein unentbehrlicher Stäget 
ber für bat billige fd>öne Such bafjnbred)enben, beifpielgebenben 
Siebhaberaufgabe ift, gegenüber gefefligter. Dann werben auch wir 
rafcher ein pirl erreid;tn, bem bie Dänen mit einigen ihrer ©tufter: 
brudt fich fd>on näherten, bat feine, fchöne, fttfleSud), bat »on feinem 
©ucf)funftroert unb ■werten fein 21 uf heben mad;t, auch bann nicht, 
wenn et mehr fein miü unb ift alt bat anftänbige, lanbläuftge Dutd;: 
fdmittfbuch ber beften ©erleget unb SBrtfflätten. ©. 21. G. ©. 

SluSftcdung g. .§. (ft)mdc. ©iai^uni 1917. IBcrlin. Unter 
ben Hinten 15. ©üd)crftube Unter ben Sinbcn. (40 Seiten, 8o. 
'Petit geheftet '©I 2.—.) Daf gefällig angeorbnrte unb aufgcflattete 
2lutftedungt»crjcid;nit ift, in ülnfefmng feiner ©ejtimmung alt 
2Bcrbrfd;rift, nid;t gerabe übermäßig billig, fonfl aber oortrcfflid). 
(St gibt eine fthe gute Überficht bet 2BrrfeS bet befannten Sud); 
riinftltrt, in bat Dr. 3of. ©opp furj einflihrt. 3" Ghmde:0luftifa 
»on Knorr & Jfiitth in ©tünchen auf einem etwaf ju bünnem, jeben; 
fallt bei ben friiftigtn Jpoljfchniltmiebcrgaben burchfchlagenbem, 
Rapier gebrueft, enthält et witfungfuod gewählte Silb: unb Sa^ 
proben, baju ein ©ilbnif bet Künfllert. Sffieitethin wirb auf bie 
erfd;itnenen Sd;riftgießcreiproben, auf bie ron Gf)mde gefd;ritbencn 
Slbreffen, feine Ginbanbentwürfc unb feine Oßerbebrudfachen »er: 
wiefrn. 2lud; bie ©etöffentlid;ungcn über unb »on Ghrnde werben 
angeführt. 2lDr6 in adern ein red;t brauchbaret Jpanbbücbleiit für 
ben ©ud;funftfreunb unb Sammler, bat alt ©luflerbrud baju noch 
cintn felbfiänbigtn 28ert befifer. ©ei ber ©elegenheit bitfer furjen 
Ülnjeige auf bie ülrbcitcn unb bic ©ebeutung Ghmdet für unfre 
©ud;funftbcmcgung unb ©uchfunftentwicflung näher einjugthrn, 
erübrigt fid) wohl. Sinb hoch bic ©toben feiner Dätigfeit für unfre 


führenben ©udifunftoerlage in ben Jpänben brr ©uchfachlcute unb 
©uchfrtunbe. 21 ber bat barf hoch wohl gefugt werben, baß gerabe 
tint jufammenfaffenbe 2luf ftedung wie biejenige, ber bat fleinc ®et= 
jeichnif gewibmet würbe, am beften erweifen fann, ob ein ©ud>; 
fünftler nur »ercinjelte üBerfe gefchaffen h 4t ober ob fein UBcrf in 
größerem Jufammentjange ber 2lutbrud einet beflimmtrn Könnens 
unb SBodenS, ber Slutbrud einer ©erfönlichfeit ift. 2Bir bürfen 
Chntde mit bem oft mißbrauchten 2Borte jielbewußte Sltbcit nad): 
rühmen, in ber auch Seßler unb 3ntümer organifd; finb, an ber 
(fortentwidlung mitwirfenb. Unb befhalb fann ein Kiinftlcr wie 
Uhntde auf einer Slufftedung aud) unbeforgt ftühere 2lrbeiten jeigen, 
für bie er jeßt wohl anbte Sefungen finben wütbe. Sein 2Berf bleibt 
troßbem etwat ©anjet unb Selbftänbiget, bat wert ift, alt foldiet 
bemachtet ju werben, um bie ©erbienfte bet ’Jlutfteüert alt lebenbige 
Kraft unfert ©ud)gewetbef recht ju »erflehen. @. 21. 6. ©. 

Sagcrbote. Sonntagtgruß. peitfehrift für bie beutfehen 3nter- 
nierten in Dänematf unb Norwegen. Giftet Halbjahr ©tai—Cfto; 
ber 1917. 312 Seiten, gebunben bän. Kt. 6.—. Ju bejiehen burd) 
ben beutfehen Sonberautfchuß für Kriegtgefangenenhilfe in Kopen: 
hagen, ©rebgabe 45,1. pum ©fingftfonntag 1917 wutbe ben 3n= 
tetnierten in Däncmarf unb Norwegen jutn erftenmal ein „Sonn: 
tagtgruß" in (form bet unt «otliegenben „Sagerboten" befchert. (für: 
wahr, einen fcf)önercn ©ruß fonntc man ihnen nicht bringen. 2DaS 
fledt nicht adet in biefem ^)albjahrtbanb, ber nun abgefchloffen ift! 
Gr gehött mit jum ©eften, wat wir an „Krirgtjeitungen" erhalten 
haben, unb jeigt unt „©arbaten" fo recht in »ödem 8id;tc. Oiidjt 
fhtmpfe ©leidjgtiltigfeit gegenüber bem, wat unt umgibt, fonbern 
rege Teilnahme unb uodet ffierftänbnit für Sanb unb Seute. Gt 
ift ein großet ©erbienft bet Sd)riftleitert Dr. jur. Ol. Sd)airer, ge: 
rabe Dänematf unb (Norwegen ben 3nternienen in üBorr unb ©ilb, 
in ©oefie unb ©rofa, in ©elchrung unb Grjählung fo fd;ön nahe: 
gebracht ju haben. Der Siebling bet bänifchen ©olfet 2lnberfen, 
bet größte Dichter 'Norwegens Sjötnftjernc ©jörnfon, 3ütlanbt 
Dichtet Steen Stecnfen ©liehet, Sd)riftfltder wie Kierfcgaarb unb 
anbte fommrn jum 21'ort. ©ilber »on 3<tafim Sfoogarb, ©ilhelm 
Jftammerthöj, ©etet Scoerin Krocer, »on ben notwcgifchen ©lalern 
tfearnlc» unb ^>ant ©ube bringcn’Sanb unb Seute ben Sefern näher. 
Sie erfahren frrner, baß 21bam ©ottlob Ochlenfehläger in Dänematf 
geboten, unb lernen babei brei feiner beften @cbief)te fennen. Slrtifel 
wie „Die bänifche Jrau", „Die ©oltthochfchule in Dänemarf", 
„Däneutarft 3nftln", „Silber aut bänifd;cn ©farrhöfen" gewähren 
Ginblide in bat wirtfchaftliche Srbcn bet fd;öncn Sanbct. Schließ: 
lid; barf nid;t unerwähnt bleiben, wat wir aut ben 3ntemiertrn 
lagern .fialb auf 3ütlanb unb Söfen in 'Norwegen erfahren in St: 
richten, bic wir ©farter Sd;aircr aut Tübingen »erbauten, unb bat, 
wat bet Sagerbaumeifter 3 n genicur.Kapitän 21. G. .©oft unt über 
bat Sajarettlager bei .f)alb fagt. — Unb bat adet in einem @c. 
wanb, bat fid; ftf)cn läßt tppogtaphifd; fowobl alt idufhati»! 
©lan merft ben .nochftanb bet bänifd;en Drudgrwerbet fepon 
beim erften ©lid, ben man in ben „Sagerboten" wirft. Gt ift 
ein Stüd Kulturarbeit, bat h* ct geleiftet worbtn i|t, wie wenig 
fcinetgleichen währtnb bet Krieget. Der .ß>albjahrtbanb gehört 
baher in jebt ©ibliothef, bie ffiert barauf legt, bie wertoodfte 
Siteratur bitfer Kriegtjaf>re ju befifen. Sdnamm. 


Der ägi;ptifd;e Urfprung unfrer Schrift. S. 1. — Gin türfifdjer ber neuen e»angelifchen ©cfangbiidjcr. S. 15. — Olcinefe Jud;t »on 
Siebetbrief aut Jentralafien in „©?arfenfd;rift". S.3.— 21ut Daniel ©oethe. S. 18. — ©litteilungen aut bem Deutfchen Kulturmufeum. 
Ghobomircfif ©riefen an 2lmon ©raff. S.4. — Drud unb Schmud S. 20. — ©lieber unb pcitfd'riftcnfdiau. S. 23. 


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Original fforn 

_PRINC£TON UNIVERSUM 


OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO ooooooooooooo oooooooooooooooooooooooooooooo oooooooooooooooooooooooooooooooooooo oooooooooooo 


60 langt an Gto. SBoblG&el ©cftr. Sen(. bnö 5. 2Bb- 
meine bn&ertbenig gebotfame Sitte, 6ie fcodigeneigt geruhen toolte, 
alleä toie&eriger ofjne etfjebiidiet Gintnen&enel bngebinbert, mir 
Gjgl. ju gejlatten bn& jujulaffen, 6a& öeren bon meiner ©cbfoieger, 
6er 5iebett[d>en Wittiben mir, ihrem Soditermann, uff l 1 / 2 3of)t 
(ang bertniüigter treffe gegen arficulmäfUge “216- un6 3ufd)tei* 
bung mid) bebienen bn& gleich anberen Sürgctn meine 3tabrung 
fucben möge. 

9Bie nun folcbed benen < 2irticu(n in feiner toege nadjtbeilig, 
auch id) für mich felbften benenfelben ju praejudiren teinebtoegb 
gemeint bin, alfo getröfte mid) ÖroSjgl. Gebär- unb SBiltfabrung 
berbleibenb 

Gü>. 3SoblG6el ©efit. Qertl. bnb ©rgl. bnbertbenig treto- 
flicbtig geborfamer Sürget 

3of>anneß Anbreae." 

Auf biefea Gefuch erfolgte junäcbft nod> fein <Be* 
febeib, 6a 6er Sftat baafelbe am 12. 3uni 1666 &et 
SBuchbrudergefellfchaft jur «Begutachtung fibertoiefen, 
unb 6ie ‘Surf)6tucferf>erten, i _ 

6ie in 6et 3ulaffung An* " jf 

breaed eine 6d>m4tctung i|pp||§SgML 

ihted Ginfommenb befüreb* \ 'jP'-' 

teten, auf 6ie 3Bitfoe Siebet J$XlLk. - 

eintoirffen, um 6ie Über- \ 

laffung 6er treffe ju hinter*- J J 

©ebtoaget Anbteaed, ©a* it WsBm 
nie! Siebet, 6er feit 1656 6ie ©i - n f p - * 

bäterliche ©ruderet führte, ‘ I «Bps fi 
biefem jubüfe, inbem er fich IBW IL j*j§§ 

erbot, unter bem «Borbehalt [f H 

besi Gtgentumdrechted 6er ~~ ; "l ! 
treffe ihm bari ‘Sribileg 

auf IV2 3ahre ju über* Sie 91nbreacifd>e Sucbbi 
(affen, toelchem ‘Sorfcblage ® lfe c ® ai 

auch 6er fRat am 19.3uni (°ri B ino(ici*n. 

1666 beitrat. Anbteae toar hterburch in ben «Befch einerä 
leiled 6er Siebetfd>en ©ruderet gelangt unb berblieb 
auch nach Ablauf ber auf IV2 3ahre feftgefetiten Srift 
im «Befiß berfelben, ba jeber “üiachtoeid über ben er* 
folgten Grtoetb einer anberen ©ruderet fehlt, ©ie An¬ 
zahl ber Treffen (©tnbreae brudte fhüter ebenfalls mit 
hier ^reffen) unb ber «Befiß einer eigenen Schriftgießerei, 
bie feit ‘Shilibb Siebet mit ber ©ruderet betbunben 
toar, (affen ed fogar toabrfcbemltcbet erfcheinen, baß 
Anbreae bie bollftänbige «Buchbruderei bon feiner 
©chtoiegermutter ober feinem ©chtoager ertoarb, 6a bie 
©rudertätigfeit ©aniel Siebetd fich mit ber ©elbftünbig* 
machung Anbreaed nicht toeiter berfolgen läßt unb bie 
nach 1666 entftanbenen ©rudereien in ihrem Urfhrung 
auf anbere, früher gegrünbete ©rudereien jurüdtoeifen. 
Ser bereitsS früher ertoähnte jüngere «Brubet Anbteaed, 






£ 

”1 

Hl 

SIE« 


Sie ‘Slnöreaeifcbe Sucbbruderei unb 6d>riftgie&erei 
Qllfe SKainäetgaffe 39 

(Originaljeidmung bon 6. 33ert) 


ber (Schriftgießer 3obann 3afob Anbteae, am 12. Of* 
tobet 1642 in ©traßburg geboren, bürfte toohl burch 
feinen ‘Stüber beranlaßt toorben fein, ebenfalls! nach 
Sranffurt überjufiebeln. f)ier erlernte er, toie er in 
feinem 1673 an ben fRat gerichteten ©efuche um Auf* 
nähme als! «Bürger bemerft, bie Schriftgießerei unb 
leiftete am 27. Abtil 1674 ben «Bürgereib. Sfach einer 
«Befchtoerbe ber «Buchbinber aus! bem 3abte 1685 
toegen fRahrungdeingtiff foll er fich bei feiner Auf¬ 
nahme nur ald ©chriftgießer haben eintragen taffen, 
toad auch mit ben Angaben bes! R3ürgerbucbeb über* 
einftimmt, todhtenb 3ohann 3afob bebaubtete, bie 
^Bürgerfchaft fei ihm auf bie „Gießerei unb einen Caben 
bon gebunbenen «Büchern, toelche 3<h felbft btnben 
möge", berliehen toorben. 3ohann 3afob tourbe nun 

_ _ _ _ toieberholt befchieben, fich 

bed ^Buchbinbena ju ent* 
halten, hoch tümmerte er fich 
, . nicht barum, fonbern ließ 

Jjj btelmehr bie ^uebbinber 

burd) Srau unb ^inber auf 
1,31 M füffentticher ©traße aua- 
_ 11 ^ bühnen. Gine Gtngabe bon 

I i i I it>m bom 2 - 3uti 1685 ift 

ir Ji H S S M 31. noch beahalb bemerfena- 
n toert, toeil fte auch feinen 

iTjfib' :; 7 ■ älteren vBtuber ertodbnt. 

f.. laHSnil & 3ohann 3afob bittet in ber* 

fetben um bie Grlaubnia, 
^ baa Sucbbinber-f)anbtDert 

iderei unb 6d)riftgie6erei mit eigener fjanb betreiben 

jetgflffc39 5 (j t f en un & begrünbet 

.8 bon ß. Bort) er jj on 5 en 

A- < 8-G-Q3ücbern unb bergletchen geringen Singen fich 
nicht ernähren fdnne, umfomehr, ala er im ganjen 3ahre 
taum ein ©ußenb berfaufe „unb fotche nicht beh mir, 
fonbern allein beim 3Balther uffm ^farrehfen unb 
meinem <Bruber gefucht toerben". ©eine©chriftgießerei 
fcheint bemnach fehr unbebeutenb getoefen ju fein. 
3obann 3afob Anbreae heiratete um 1673; bon bem 
Sftamen feiner Srau ift nur beten Vorname Katharina 
befannt, bie am_l. ©ejembet 1691 ftarb. 

3Rit bem Übergang bea ^Bechel-^ßalthenma-Sie* 
betfehen ©efchdftea in ben <Befit3 3ohann Anbreaea 
gelangte auch bie burch ‘Wlibb Siebet mit ber ©ruderei 
berbunbene umfangreiche Schriftgießerei in feinen <Befiß. 
SBia ju toelchem Grabe biefe Gießerei unter Anbreaea 
Idtigfeit auch für anbere ©rudereien tätig toar, ift 
fehr fchtoer feftjuftellen, ba hierüber feine Slachrichten 


oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo 


^3robcfeite aud 6er 5eflfd)rlft: 

Sic Sd>riftgie6etei Senjamin Ktcbb c Jtad)folger, 3tantfurt a. 9IC. 

Gin Beitrag jur öeltbic^te 6e$ 5tontfurter ©d^riftgiffecrgetoetbc^ bon 0uftab SQJori 
tjerouegegeben jur 5cicr 6e^ 100 jfftätigen ^öeftetten^ 6er 5irma. 


Seilage jura „^Icdjift für Sucbgetuerbe" 

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©dost ouo „3ubi(äumti-3raftur"oon 
Benjamin ^rebö 9larf>f v 5rantfurt a. SQt. 

Ongiral frem 

PRINCETON UNIVERSITY 









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Original from 

—ERINCETC3UJJNIVER5ITY 




■Daniel (Eljoboroiecft 

©cinalCc von -> 111(011 ©raff, Berlin, .Höni^licbc '»Ifafcmic fer .Ränfte 


3töltigf i l,r SeitKbrift £c$ Deutfcbcn Vereins für 45ucf)iucfeii mit? «Schrifttum 


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Original fforn 

PRINCETON UNIVERSITY 





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PRINCETON UNIVERSITY 


c Mircbe ui Raufen' bei Berlin 




»cftase jirai ««Mo fftr «nchficmcrbc ©rutf „„ 5.«. tattninnn in Soüfar 















eine 23 ilbfolge t>on -jwolf Httl)o= 
grapsten 311 Kainer iftaria Kille: ©ie EPeife 
»oti Hiebe unt> ICob öes (Lornets iLbri|topb Kille 


NEUE GRAPHIK DES VERLAGES EMIL RICHTER / DRESDEN-A. 




















\ brm di t gonäe&ttt' 3 

mit dm tj ojffriungsuotfftm (^mmriungm entgegen- 
gebt; und tum dcjfen kommenden Klagen fie die (Erfül¬ 
lung bprbffcer iöunfrbe und tiefftm Öebneno ernmriri; 
f entbieten wir 3bnm besuchen Bank und &mßl 

mxäm miKrifrit tne £eben gerufm, bat imßvXlntrr- 
ncbmm firf) 3 ab tmcbc treue jmmdc erworben und 
iß-in vielen guftbriftm atv tm yügsmaßev und erfolg- 
»erfpmbmdcö begrubt toordm. Öo durfrn wir denn wobt 
tttft^iuttrjirijt b®# 3 *, m detv 

Mbm er ft recht unfere 2tufgnbe erfuflm^u 
kbnnrn ^iufgabm, die der £)rbung de» ^vunftqaoerbco 
und der-öerffeuimmg deo (Sefdimacka auf aüen (debie- 

find. 

werden (Heft nur 


tm des geftbaftiubm £ebt no ju dienen b 


tm des gefebaj 

iOmtftfjcr0H|tunÖ ft 

dann in der B3dt durch 




und yx kuiturrücr Bedeu¬ 
tung gefangen / amn fleh fandet und dnduftrie dee» 
PfUrht brroufSt find und bleiben, dap> nur ^unKtnfagg- 
beit 2 lnjprucb auf 21 nerfcmmmg und Wertung batr*^ 
• 2 Öir rechnen auf oietc neue freunde und uerfprecbm,, 
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BAND 55 


<!§»§§> MÄRZ-APRIL HEFT 3/4 


IIIUIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIII 

ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 

... 

HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN 
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW 


iiiMiiiiMiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiniiiMiiiiMiiimmmiimmmmimiiimmiimiiimiimmmmiiiiiiiiiiimmiiimmiMimiimmmmmiiiiimiimi 


Bekanntmachung 

In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im Monat April als Mitglieder aufgenommen: 

1. Heinrich Bauer, i. Fa. Bauer & Gemberg, Kunst- 22. Albin Martin, Schriftsetzer, Lauenhain bei Krim - 

anstatt, Berlin. mitschau. 

2. Otto Baumann, i. Fa. F. Webers Nachf., Buch- 23. Fabrikdirektor Richard Meißner, i. Fa. Friedr. 

druckerei, Schleiz. Serong, Buch- und Steindruckerei, Höxter. 

3. Ottoßecker,i.Fa.KarlThomaß,Hoflithographische 24. Heinrich Melching, Direktor des Torgauer Druck- 

Anstalt, Gehren i. Thür. und Verlagshaus, G. m. b. H., Torgau. 

4. AagusfßeZZ,DirektorderFa.CarlFlemmingA.-G., 25. Carl Pfeffer, Buchdruckerei und Zeitungsverlag, 

Buchdruckerei und Verlag, Glogau. Heidelberg. 

5. K. Berg, Geschäftsführerder Fa. Reißhaus & Co., 26. P. Plaum, Hofbuchdruckerei u.Verlag,Wiesbaden. 

Buchdruckerei, Erfurt. 27. Gustav Raabe, i. Fa. Erdmann Raabe, Buch- und 

6. Max Blunk, Geschäftsführer der Mecklenbur- Steindruckerei, Oppeln. 

gischen Volkszeitung G.m.b.H., Rostock i.M. 28. G. Riebensahm, i. Fa. Heynes Buchdruckerei, 

7. Jul. Caesar, i. Fa. Spannagel & Caesar, Buch- und Braunsberg, O.-Pr. 

Steindruckerei, Lüdenscheid. 29. Paul Ritter, Zeitungsverleger, Berlin. 

8. Hugo Dittmar, i. Fa. Max Speck & Co., G.m.b.H., 30. Dr.KarlRohwaldt,i.Fa.Gebr.B'\ngA.-G.,Nürnberg. 

Buchdruckerei, Stuttgart. 31. Fritz Romen, i. F. J. L. Romen, Buch- und Stein- 

9. Otto Donath, i. Fa. Schiemann & Co., G. m. b. H., druckerei, Verlag, Emmerich. 

Zittau. 32. A. Sabo, i. Fa. Carl Sabo, Kunstanstalt, Berlin. 

10. RobertFeyl, i.Fa.Gebr.Feyl,Buchdruckerei,ßerZin. 33. C.H. Scheur, Buchdruckerei und Zeitungsverlag, 

11. N.Foegen, i. Fa. Westpreußischer Verlag A.-G. Völklingen (Saar). 

für Verlag und Druckerei, Danzig. 34. Johannes Schrodt, Buch- und Steindruckerei, 

12. Josef Giehrl, i. Fa. Pößenbachersche Buchdruk- Frankfurt a. M. 

kerei, München. 35. Städtische Fortbildungsschulen, Insterburg. 

13. Heinrich Gleiber, i. Fa. Voigt & Gleiber, Buch- 36. Arthur Türk, i. Fa. Woldemar Türk, Kgl. Sachs, 

druckerei, Frankfurt a. M. Hoflieferant, Dresden. 

14. Fritz Guhl, i. Fa. F. Guhl & Co., Kunstanstalt, 37. Friedrich Ulrich , i. Fa. Oberschw. Volkszeitung, 

Frankfurt a. M. Verlags- und Druckerei-G. m. b. H., Ravensburg. 

15. Carl Hauptmann, i. Fa. Rhenania Verlag, Buch- 38. F. W. Vogel, Verlagsdruckerei, Hamburg. 

und Steindruckerei, Bonn a. Rh. 39. Hermann Wäser,\. Fa.C.H.Wäser,Buchdruckerei, 

16. Jos.Keller, DirektorderFa.HermannSchöttA.-G., Segeberg. 

Rheydt. 40. Albert Weiß, i. Fa. Weiß & Lingmann, Buchdruk- 

17. K. Kettler, i. Fa. Der Westfale A.-G. für Verlag kerei, Düsseldorf. 

und Druckerei, Münster i. W. 41. Alfred Weniger, i. Fa. Weniger & Co., Hofbuch- 

18. Willy Kirstein, Verlagsbuchhändler, Leipzig. druckerei, Dessau. 

19. Gerhard Lang, i. Fa. Reichhold & Lang G.m.b.H., 42. Walther Wichelhoven, i. Fa. Rudolf Wichelhoven, 

Lithographische Kunstanstalt, München. Verlag des Iserlohner Kreisanzeigers, Iserlohn. 

20. Hans Lang, i. Fa. Gebr. Lang, Graphische Kunst- 43. Robert Winckelmann, Hoflieferant, Buch- und 

anstalt, Metz. Steindruckerei, Berlin. 

21. Dr. Emil Lövinsohn, i. Fa. Dr. Lövinsohn & Co., 44. Arthur Zimmermann, i. Fa. Gustav Zimmermann, 

Farbenfabrik, Berlin-Friedrichsfelde. Papierwarenfabrik, Hohndorf, Bez. Chemnitz. 

Leipzig, 30. April 1918 

Die Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins 

I. A. Paul Agsten 

25 4 


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Archiv für Buchgewerbe 



Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 


Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig 
(6. Fortsetzung) 


M it dem Beginn seines 21. Jahrgangs geht das 
Archiv von der Frakturschrift zur Antiqua¬ 
schrift über, was als bemerkenswerter Vor¬ 
gang verzeichnet zu werden verdient. Um die da¬ 
malige Zeit (1884) macht sich im allgemeinen eine 
Strömung bemerkbar, die auf die Verdrängung der 
Fraktur, der Bruchschrift, hinausläuft. Neben dem 
Archiv gingen zugleich noch andre Fachblätter zur 
Antiqua über, nachdem das älteste deutsche Fach¬ 
blatt, das Journal für Buchdruckerkunst bereits seit 
langer Zeit in Lateinschrift erschienen war. Besondere 
Gründe für den Schriftwechsel gibt der Herausgeber 
des Archivs nicht an, ohne Zweifel erstrebte er aber 
damit eine bessere Übereinstimmung der textlichen 
Teile des Blattes mit den Satzbeispielen und Beilagen, 
die von jeher fast ausschließlich in Antiqua gesetzt 
worden sind. Seitdem hat das Archiv die Antiqua 
beibehalten und erst die neueren Frakturbestrebungen 
haben es mit sich 
gebracht, daß ge¬ 
legentlich eine be- 
sondereAbhandlung 
in Fraktur erschie¬ 
nenist. Die mit dem 
neuestenjahrgange 
einsetzende Zwei¬ 
teilung des Blattes 
ließ es angezeigt 
erscheinen, für die 
zweite Hälfte die 
Fraktur heranzu- 
zieben, womit zu¬ 
gleich häufig zum 
Ausdruck gebrach¬ 
ten Wünschen aus 
dem Leserkreise 
Rechnung getragen 
ist, ohne daß die 
Einheitlichkeit der 
Ausstattung des 
Archivs eine Ein¬ 
buße erleidet. 

Im 21. 

Bande 

erschien zunächst 
eine ausführliche 
Abhandlung von M. 

Wunder über die 
Preis berech nung 
von Druckarbeiten. 

Diese Arbeit hatte 


eine grundlegende Bedeutung, denn in derselben 
ist zum ersten Male die Preisberechnung im Buch¬ 
druckgewerbe in zusammenfassender Form behan¬ 
delt und auf deren Wichtigkeit hingewiesen worden. 
In der Einleitung der Arbeit, die auch als Buch in 
mehreren Auflagen erschienen ist, wird auf den be¬ 
reits unter 1871 erwähnten Vortrag über die Preis¬ 
berechnung von A. Mahlau hingewiesen, ferner auf 
einen 1874 erschienenen Aufsatz in Klimschs All¬ 
gemeinem Anzeiger sowie auf den 1880 veröffent¬ 
lichten Normaldrucktarif des Vereins Berliner Buch¬ 
druckereibesitzer. Als weitere Vorläufer seiner Arbeit 
erwähnt der Verfasser des Aufsatzes noch einen 
Preistarif der Pariser Buchdruckereien vom Jahre 
1874. Die Arbeit selbst ist in mehrere Abteilungen 
gegliedert und zwar in folgende: Berechnung des 
Satzpreises, Korrekturen, Überarbeit, Kalkulations¬ 
buch, Indirekte Satzkosten, Zinsen- und Amortisa¬ 
tionskosten, Regie- 
und Betriebskosten, 
Der Aufschlag, Ste¬ 
reotypie, Berech¬ 
nung der Druck¬ 
preise, Leistungs¬ 
fähigkeit einer 
Schnellpresse, Be¬ 
rechnung des Druk- 
kes von Werken, 
Satinieren des 
Papieres, Trocknen 
und Glätten, Buch¬ 
binderarbeit, Preis¬ 
berechnung der Ak¬ 
zidenzarbeiten, 
Umlaufzettel. Als 
Grundlage für seine 
verdienstliche, sich 
auf eigene prak¬ 
tische Erfahrung 
aufbauende Arbeit 
bedient sich der 
Verfasserdes Buch¬ 
druckertarifs unter 
Berücksichtigung 
der damals noch 
üblichen zehnstün¬ 
digen Arbeitszeit. 
Haben die Ausfüh¬ 
rungen Wunders 
seinerzeit auch all¬ 
gemeineres Ver¬ 
ständnis für die 


1884 


Abbildung 61. Verkleinerter (Gold, grün, braun) Haupttitel 
zum XXII. Bande (1885) des Archivs Tür Buchdruckerkunst 


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Archiv für Buchgewerbe 


Notwendigkeit einer guten Preisberechnung geweckt, 
so haben sich die Klagen über schlechte Preise doch 
jahrzehntelang fortgesetzt und es ist wohl ein be¬ 
sonderes Verdienst des Kreises VII (Sachsen) des 
Deutschen Buchdruckervereins, wenn dieAnregungen 
Wunders späterhin nicht nur Erweiterung erfuhren, 
sondern im Deutschen Buchdruckpreistarif ihre voll¬ 
kommenste Form gefunden haben. In dem Aufsatze 
Wunders hieß es u. a.: „Wir wünschen, daß jeder 
Prinzipal richtig rechne und nicht leichtsinnig Preise 
mache zu seinem und aller Kollegen Schaden, denn 
ein billiger Preis zieht den andern nach sich. Kann 
er aber auf ehrliche Weise, durch geschickte Ge¬ 
schäftseinteilung, nicht durch Lehrlingszüchterei, Be¬ 
zahlung unter dem Tarif u. dgl. mit geringerem Auf¬ 
schlag auskommen, nun, dann wird niemand etwas 
dagegen sagen können und, was die Hauptsache ist, 
ein Schleuderpreis wird dabei nicht herauskommen,“ 
Neben den eigentlichen Berechnungsfragen behandelt 
der Verfasser auch die zahlreichen Nebenumstände, 
die die Berechnung beeinflussen, vor allem die so¬ 
genannten versteckten Ausgabeposten, die durch un¬ 
zeitgemäße Einrich¬ 
tungen,Zeitverluste, 
unnötiges Versuchen 
beim Akzidenzsatz 
und vieles andre 
entstehen. Heute ist 
das Berechnungs¬ 
wesen in ganz andre 
Bahnen gelenkt wor¬ 
den, da verbesserte 
Einrichtungen, die 
Setzmaschinen, ver- 
vollkommnete 
Druckmaschinen, 

Fortschritte in der 
Papierfabrikation, 
neuere Buch¬ 
bindereimaschinen 
und vor allem eine 
strenge Durchfüh¬ 
rung der Arbeits¬ 
bedingungen Platz 
gegriffen haben. 

Aber trotzdem ist 
das Berechnungs¬ 
wesen eine der 
schwierigsten Auf¬ 
gaben für jeden gra¬ 
phischen Betrieb 
geblieben und es be¬ 
hält der Ausspruch 
Wunders, daß dem 
jenigen Buchdruk- 
ker, der nicht gut 


rechnet, schließlich von seiner ganzen Mühe und 
Last nur das Vergnügen von der Arbeit bleibt, seine 
Wahrheit. 

Als eine weitere bahnbrechende Arbeit darf der 
im gleichen Bande erschienene Aufsatz von Albert 
Hoffmann über die Technik des Akzidenzsatzes gelten, 
denn durch sie wurden die Akzidenzsetzer auf Ge¬ 
biete gelenkt, die zu beachten sie bis dahin unter¬ 
lassen hatten. Hoffmann ließ den Akzidenzsatz nicht 
mehr als ein nebenher gepflegtes Gebiet des Buch¬ 
drucks gelten, er betrachtete ihn vielmehr als einen 
besonders zu pflegenden und auszubauenden Zweig 
des Buchdrucks, indem er sagte: Wer heutzutage als 
Buchdrucker anerkannt sein und sein Fortkommen fin¬ 
den will, muß auch vom Akzidenzsatz etwas verstehen. 
Der Verfasser geht bei der Ausschmückung der Satz¬ 
arbeiten von der zusammengesetzten Rahmenform 
aus, die unter Benutzung der mehr und mehr auf¬ 
kommenden Renaissanceornamente in Verbindung mit 
Linien aller Stärken den hauptsächlichsten Schmuck 
der Gelegenheitsarbeiten bilden soll. Er führt da¬ 
bei den Akzidenzsetzer in die Terminologie des 

Kunstgewerbes, be¬ 
sonders aber der 
Ornamentik ein,ver¬ 
weist auf Gottfried 
Sempers Werke, 
deren Studium dem 
Buchdrucker man¬ 
chen Nutzen brin¬ 
gen könne. Dabei 
betont er ausdrück¬ 
lich, daß es sich 
dabei nicht um die 
Sucht handle, durch 
fremdartigeBezeich- 
nungen imponieren 
zu wollen, sondern 
der Forderung der 
eisernen Notwen¬ 
digkeit zu ent¬ 
sprechen, für feste 
unterschiedlicheBe- 
griffe auch präzise, 
nicht deutungs¬ 
fähige Worte einzu¬ 
führen, die früher 
oder später doch 
Bürgerrecht in der 
Typographie 
erhalten werden. 
In dem sich der 
Einleitung anschlie¬ 
ßenden Abschnitte 
vertritt Hoffmann 
die Theorie des 

4* 



Abbildung 62. Verkleinerter (blau, Gold, rot, braun) Haupttitel 
zum XXIII. Bande (1886) des Archivs für Buchdruckerkunst 


27 


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Archiv für Buchgewerbe 


sogenannten Bandstreifens, der sich aus Borte, Band 
und Naht zusammensetzt (siehe Abbildung 64). Die 
von den Schriftgießereien geschaffenen zahlreichen 
Reihungen, Spitzeneinfassungen, daneben gestrichelte 
und gemusterte Linienmuster in allen Breitenver¬ 
hältnissen geben ein auswahlreiches Material zu 
solchen bandähnlichen Umrahmungen, die einfarbig 
wie mehrfarbig, in schmaler wie breiter Anordnung 
dem Geschmack der Akzidenzsetzer weitesten Spiel¬ 
raum für ihre Phantasie ließen. Häufig brachte diese 
Verzierungsform eine arge Einschnürung des Wort¬ 
lautes mit sich, denn an den letzteren wurde fast 



Abbildung 63 (1884) 








Borte 

Äußeres Bändchen 
Band 

Inneres Bändchen 
Naht 


Abbildung 64 




Abbildung 65 (1884) 


□ 

-sL- G) 

-- 

□ 

1 

■i 

i 



. 

- 

F 

F 

f 

□ 



3 


stets erst zuletzt gedacht und ihm der im Innern des 
„Randes“ verbleibende „Spiegel“ des „Teppichs“ zu¬ 
geteilt. Neben ganz lehrreichen theoretischen Aus¬ 
einandersetzungen gibt der Verfasser auch eine prak¬ 
tische Anleitung zum Satze ornamentreicher Arbeiten. 
Er befürwortet die Einführung eines Akzidenzkastens, 
der alles wichtige Füllmaterial enthält und der jedem 
Setzer ausschließlich zugeteilt ist. Ferner stellt er 
die flache Arbeitsweise, das Flachstellen des Setz¬ 
schiffes, als Hauptforderung auf, da nur sie im Ak¬ 
zidenzsatz rationell sein könne. Er wünscht jedem 
Akzidenzsetzer einen ungestörten Arbeitsplatz, andern 
er auch Skizzen und Entwürfe herstellen kann, u. a. m. 
Sodann folgt eine Satzanleitung, die sich wohl bis auf 


die heutige Zeit als die beste bewährt hat, wie über¬ 
haupt alles, was Hoffmann seinerzeit aufstellte, zur 
Selbstverständlichkeit geworden ist. Über die Viel¬ 
gestaltigkeit des Rahmensatzes folgten weitere Ab¬ 
schnitte mit vielen Beispielen, und nachdem alle Vor¬ 
bedingungen zur ungefähren Feststellung des Bildes 
der zu schaffenden Arbeit als erfüllt betrachtet werden 
können, kommt der Verfasser zum typographischen 
Skizzieren und Entwerfen. Als kategorische Forderung 
stellt er zunächst den Satz auf: Wer als Akzidenzsetzer 
den Anforderungen der Neuzeit genügen will, muß 
zeichnen können. Er bezeichnet das sogenannte 



Abbildung 66 (1884) 


karrierte Zeichenpapier als nicht besonders geeignet 
und empfiehlt eine gemischte Skizziertechnik, bei der 
das Linienwerk mit Bleistift oder Tusche gezogen, 
abgezogene Ornamentstreifen aufgeklebt, Vignetten 
aufgepaust, Zeilen durch schwächere oder stärkere 
Balkenstreifen angedeutet werden. Es komme nur 
darauf an, daß der allgemeine Eindruck der Arbeit 
angedeutet werde. Bei Skizzen für den Besteller sei 
das Einzeichnen der Schriftzeilen empfehlenswert. 
Im Anschluß behandelt der Verfasser die Hilfs¬ 
instrumente beim Akzidenzsatz und ihre Anwendung. 
Hierzu gehörten damals Linienhobel, Linienschlag¬ 
apparate, Unterfeilapparate, Feilen, Akzidenzhobel, 
Biegapparate. Mit der Besprechung der hart an den 


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Archiv für Buchgewerbe 


Grenzen typographischer Ausführbarkeit stehenden 
Bogensatztechnik beschließt der Verfasser seine 
Arbeit. Überliest man heute nach mehr als wie 
30 Jahren die Ausführungen und Ratschläge HofF- 
manns und hat man sie, wie der Schreiber dieses, in 
langjähriger eigener praktischen Arbeit erprobt, so 
muß man gestehen, daß der leider zu früh Verstorbene 
den deutschen Akzidenzsetzern die Wege gewiesen 
hat, die sie zu den vielen späteren Erfolgen und vor 
allem zur Vervollkommnung und Vereinfachung der 
Satztechnik geführt haben. Das ganz besondere Ver¬ 
dienst Hoffmanns war, die Satztechnik auf eine außer¬ 
ordentliche Höhe der Genauigkeit gesteigert zu haben, 
denn ein besonderes Kennzeichen der Arbeiten aus 
jener Zeit ist neben ihrer geschmacklichen Seite auch 
deren einwandfreie typographische Sauberkeit. 

Von den Schriftenneuheiten der damaligen Zeit 
verdient eine von Ferd. Theinhardt in Berlin be¬ 
sonders hervorgehoben zu werden: es ist die in Ab¬ 
bildung 67 gezeigte Altdeutsch, die nach dem seiner- 

£u}rrn (SÜBlfram uon JErdjrnbfldj Ziiridj 
tBrapfjifdjrr &tob Stuttgart 

1245 Upfyigtni? auf lEauris 6890 

Abbildung 67. Altdeutsch von Ferd.Theinhardt, Berlin 

zeit noch im Besitz von Kommissionsrat Klemm in 
Dresden befindlich gewesenen Missale geschnitten 
worden ist. Dabei wurden die Buchstaben U, W so¬ 
wie die Ziffern hinzugefügt. Das Erzeugnis zeigt jene 
Genauigkeit und gewissenhafte Ausführung, welche 
allen Schöpfungen Theinhardts eigen gewesen ist. 

In dem erwähnten Bande macht das Archiv auch 
bereits auf einen von Voirin in Paris gebauten An- 
legemechanismus aufmerksam, durch dessen An¬ 
bringung an Buchdruck- und Steindruckpressen der 
Wegfall desPunktierens beim Druck ermöglicht wird. 
Die Führer des Apparates lenken den Bogen mit 
möglichster Genauigkeit über den Anlegetisch und 
der Greifer stößt den Bogen nicht im mindesten zu¬ 
rück. Durch diesen Anleger wurde ein schnelleres 
Arbeiten ermöglicht und er darf wohl als früher Vor¬ 
läufer der späteren Schiebeapparate, durch deren Be¬ 
nutzung das Punktieren ganz in Wegfall kam, gelten. 

Über die Bücherherstellung und den Buchhandel 
im Altertum bringt das Archiv im gleichen Bande 
eine sehr interessante und von guter Sachkenntnis 
des Verfassers zeugende Abhandlung. Er gibt neben 
einer geschichtlichen Einleitung folgende Sonderab¬ 
schnitte: Das Material, Verschiedene Bücherformen: 
Papyrusrolle, Pergamentrolle, Pergamentbuch (Ko¬ 
dex), Büchermanufaktur und Buchhandel, Umfang 
der Bücherproduktion und der Bibliotheken. Die Ab¬ 
handlung ist lesenswert, weil sie alle Einzelheiten 


des weitschichtigen Gebietes umfaßt und ganz inter¬ 
essante Vergleichsziffern enthält. 

Im Schlußhefte des 21. Archivbandes ist ein aus¬ 
führlicher Bericht enthalten über die im Oktober 1885 
erfolgte Gründung des Zentralvereins für das gesamte 
Buchgewerbe in Leipzig, des jetzigen Deutschen Bach¬ 
gewerbevereins. Die Anregung zur Gründung eines 
solchen Vereins war von der Kgl. Sächsischen Staats¬ 
regierung auf Grund einer Vorstellung der Leipziger 
Handelskammer ausgegangen. Drei Fachvereine: der 
Verein Leipziger Buchdruckereibesitzer, die Typo¬ 
graphische Gesellschaft zu Leipzig und der Kreis VII 
des Deutschen Buchdruckervereins waren zur Begut¬ 
achtung der ausgesprochenen Wünsche der Handels¬ 
kammer aufgefordert worden und hatten sich einhellig 
für Errichtung eines Buchgewerbemuseums mit Zu¬ 
grundelegung der aus Landesmitteln zu erwerbenden 
Klemmschen Sammlung sowie zur Gründung einer 
Fachschule für das Buchgewerbe ausgesprochen. 
C. B. Lorck wurde mit der Ausarbeitung der bekannten 
Denkschrift unter dem Titel: Die Zukunft des Buch¬ 
gewerbes in Leipzig betraut und bald darauf zur 
Gründung des Buchgewerbemuseums, ferner die Er¬ 
richtung von Lehrkursen an der Kgl. Akademie sowie 
einer Lehrlingsfachschule geschritten. 

Als die Gründung einer Buchdrucker-Fach¬ 
schule bzw. einer Buchdruckerakademie in 
Leipzig beschlossen war, war der Herausgeber des 
Archivs einer der ersten, der seine Erfahrungen in 
den Dienst der Sache stellte, und zwar geschah dies 
zunächst durch eine umfassende Abhandlung im 
22. Bande des Archivs unter dem Titel: Über den 
Anschauungsunterricht in Buchdrucker-Fachschulen. 
In dieser Abhandlung sind die Ziele und die Auf¬ 
gaben einer Fachschule eingehend vom rein prak¬ 
tischen Standpunkte aus behandelt und dabei betont, 
daß die Grundlage eines wirklich guten, nachhaltig 
wirksamen Lehrplanes unzweifelhaft nur im An¬ 
schauungsunterricht sein kann, denn was das Auge 
sieht, das prägt sich dem Geiste weit dauernder und 
sicherer ein, wie das bloße Wort. Der Verfasser gibt 
dann unter Mitwirkung seiner Mitarbeiter Friedrich 
Bosse und Albert Hoffmann bis ins einzelne gehende 
Vorschläge für die Gestaltung des Unterrichtsplanes 
sowie für die Art der Unterrichtserteilung im prakti¬ 
schem Sinne, er führt auch bereits Abbildungen von 
Modellen vor, die beim Fachunterricht Verwendung 
zu finden hätten, und erblickt in der möglichst prak¬ 
tischen Ausgestaltung des Fachunterrichts das einzige 
Mittel zum Erfolg, da das gesprochene Wort allein 
die Anschauung niemals ersetzen könne. 

Die Anregungen Waldows haben leider erst später 
teil weise Verwertunggefunden, denn die Buchdrucker¬ 
lehranstalt (Lehrlingsfachschule) zu Leipzig ebenso 
wie die Lehrkurse an der Kgl. Kunstakademie haben 

29 


1885 


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Archiv für Buchgewerbe 



sich noch jahrelang auf den theoretischen Unterricht 
beschränkt und erst nach einer längeren Reihe von 
Jahren ist man an beiden Anstalten zur Errichtung 
von Lehrwerkstätten und Lehrstuben geschritten, in 
denen praktischer Unterricht in den verschiedenen 
Zweigen des Buchgewerbes erteilt wird. Alles, was 
Waldow vorschwebte, ist jetzt in vollkommenster 
Weise durchgeführt. Außer in Leipzig sind in der 
verflossenen Zeit auch in andern 
Druckstädten bekanntlich Fach¬ 
schulen entstanden, an denen der ^ ' 
praktische Unterricht den haupt¬ 
sächlichsten Teil des Lehrplanes 
ausmacht, und aller Voraussicht 
nach werden auch die Fortbildungs¬ 
schulen mehr undmehrzurBildung 
von Schülergruppen verschreiten, 
denen neben dem theoretischen 
Unterricht auch Fachunterricht er¬ 
teilt werden kann. 

Eine weitere bemerkenswerte 
Abhandlung, die dauernden Wert 
behalten hat, ist eine solche von 
M. Wunder über die Einrichtung 
von Druckereien. Sie erstreckt sich auch über den 
22. und 23. Band des Archivs. Der Verfasser betont 
einleitend mit Recht, daß es eine mißliche Sache ist, 
für die Einrichtung von Druckereien Ratschläge oder 
gar gewisse Schemata zu geben, da für jeden Betrieb 
andre Voraussetzungen gelten. Er behandelt aber 
dennoch alle einschlägigen Fragen, wie die Kosten, 
den Zahlungsmodus, die Auswahl, die Arbeitsräume 
(unter Vorführung zahl¬ 
reicher Pläne),den Setzer¬ 
saal und seine Einrich¬ 
tung, das Korrektor- und 
Faktorzimmer, das Maga¬ 
zin, die Akzidenzsetzerei; 
fernerdas Schriftmaterial. 

Hierbei wird auf die zur 
damaligen Zeit äußerst 
wichtige Frage der ver¬ 
schiedenen Systeme und 
Höhen hingewiesen und Anweisung gegeben für die 
bequemste Art des Übergangs zum Normalsystem. 
Über die beste Art der Auswahl der Schriften wird 
sodann Anleitung gegeben und dabei auch auf Smalians 
Handbuch für Buchdrucker im Verkehr mit Schrift¬ 
gießereien hingewiesen. Der Gießzettel bildet einen 
besonderen Abschnitt. Die Wünsche, die der Ver¬ 
fasser bezüglich der Gießzettel damals hatte, sind 
erst nach vielen Jahren erfüllt worden, und es darf 
wohl gesagt werden, daß es in dieser Hinsicht zwar 
noch nicht zu einer Vollkommenheit gekommen ist, 
aber ganz wesentliche Besserungen eintraten. Von 
den Defekten, von den Schriftproben, von den Uten¬ 


-Abbildung 68. Römische Einfassung (1885) 





Abbildung'69. Aus dem XXI. Bande (1884) 


silien, vom Maschinensaal handeln weitere Abschnitte. 
Es folgen endlich Mitteilungen über das Arbeits- und 
Verbrauchsmaterial, die Motoren, die Heizung, die 
Beleuchtung, die Ventilation. Im ganzen hat der Ver¬ 
fasser den Stoff in seinem ganzen Umfange erfaßt und 
damit Winke gegeben, die für jeden Einrichtungs¬ 
lustigen heute noch als Richtschnur gelten könnten. 

In einem längeren Berichte gibt das Archiv eine 
Übersicht über die von dem neu¬ 
gegründeten Zentralverein für das 
gesamte Buchgewerbe veranstal¬ 
tete erste graphische Ausstellung 
in Leipzig, auf der zum ersten 
MaleHauptstückederKlemmschen 
Sammlungvorgeführtwerden konn¬ 
ten. Dieselbe Ausstellung enthielt 
auch Stücke aus der Ermlitzschen 
Sammlung des Dr. jur. H. Apel 
sowie Inkunabeln des Steindrucks 
aus der Brockhausschen Samm¬ 
lung. Durch diese Veranstaltung 
wurde das Leipziger Buchgewerbe 
erst zur eigentlichen besseren 
Wertschätzung der alten Druck¬ 
werke angeregt, nicht minder aber auch auf die 
Wichtigkeit graphischer Ausstellungen für die tech¬ 
nische und künstlerische Weiterbildung der Berufs¬ 
angehörigen hingewiesen. Das gegebene Beispiel 
scheint bewirkt zu haben, daß bald häufiger praktische 
Ausstellungen veranstaltet wurden, denn das Archiv 
bringt etwa ein Jahr später Berichte über graphische 
Ausstellungen, die von den typographischen Gesell¬ 
schaften in Leipzig und 
Berlin veranstaltet waren. 
Ebenso fanden in Alten¬ 
burg und Linz bald dar¬ 
auf solche Ausstellungen 
statt, durch die der Sinn 
für gute Druckausstattung 
gehoben wurde. 

Eine in historischer 
Hinsicht ebenfalls recht 
lesenswerte Abhandlung 
ist die im 22. Bande enthaltene über die Geschichte der 
Druckfehler. Der Verfasser behandelt dieses eigene 
Kapitel mit guter Sachkenntnis und geht dabei auf 
die ältesten Druckwerke zurück, in denen Druckfehler 
ebenso Vorkommen als wie in unsern neuesten, oft 
aufs peinlichste durchgesehenen Druckerzeugnissen. 


1886 


Ein ausführliches, sich über den ganzen 
23. Band des Archivs erstreckendes illu¬ 
striertes Verzeichnis nebst Erklärung der gebräuch¬ 
lichsten Kunstausdriicke eröffnet diesen Jahrgang. Der 
Verfasser Fr. Bosse leitet seine Arbeit wie folgt ein: 
Mit der Hebung des Buchdrucks und der Einführung 


30 


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P R 1 NCETQ N UNIVERSITY 































Archiv für Buchgewerbe 


besserer,der Neuzeit und dem heutigen Zeitgeschmäcke 
entsprechender ornamentaler Formen, sowie dem 
Streben, durch eine edlere, vernünftigere Ornamentik 
und farbige Ausstattung des Buchinnern den Buch¬ 
druck auf eine seinem Wesen entprechende kunst¬ 
gewerbliche Stufe zu bringen, hat sich eine Menge 
teils bekannter, teils unbekannter Kunstausdrücke 
und -formen aus dem Gebiete der Architektur, der 
Ornamentik und der Chromatik im Buchdruck ein¬ 
gebürgert, deren richtige Deutung nur einem kleinen 


quellen für graphische Betriebe besondere Aufmerk¬ 
samkeit. Eine reich illustrierte Abhandlung über 
Motorenbetrieb in Druckereien legt hiervon Zeugnis 
ab. In derselben wird die Theorie der verschiedenen 
Arten von Krafterzeugung durch Dampfmaschinen, 
Turbinen und Motoren ausführlich behandelt und den 
Buchdruckereien mancher praktische Ratschlag für 
die Verbesserung der Betriebseinrichtungen gegeben. 

Unter den zahlreichen ornamentalen Schriftgießerei- 
Erzeugnissen, die zu der damaligen Zeit in schneller 



Abbildung 70. Verkleinerte Satzbeilage aus dem XXI. Bande (1884) 
des Archivs für Bucbdruckerkunst 


Abbildung 71. Verkleinerte Satzbeilage aus dem XXIII. Bande 
des Archivs für Buchdruckerkunst 


Kreise strebsamer Fachgenossen möglich, einem 
andern aber nur oberflächlich bekannt und dem 
größeren Kreise geradezu unbekannt ist. Infolge¬ 
dessen bringt das Archiv ein Verzeichnis solcher 
Kunstausdrücke zur Hebung des Verständnisses bei 
allen Fachgenossen. Die Abhandlung ist reich illu¬ 
striert und später als Sonderdruck erschienen. Sie 
hatte um so mehr Bedeutung, weil damals die archi¬ 
tektonische Satzrichtung wie überhaupt ein sich in 
seiner ganzen Anlage auf die älteren Stilarten auf¬ 
bauendes Ziermaterial vorhanden war. 

Wie in früheren Jahrgängen, so schenkt das Archiv 
auch im Jahrgang 1886 den geeignetsten Kraft- 


Folge erschienen sind, tritt die Römische Einfassung 
von Otto Weisert in Stuttgart ganz besonders hervor. 
Sie umfaßte einige hundert zusammensetzbare Stücke 
und war entworfen vom Baumeister Leitzen in Braun¬ 
schweig. Die Einfassung selbst ist auf nicht weniger 
als wie drei großformatigen Anwendungstafeln vor¬ 
geführt, die in ihrer mehrfarbigen Ausführung allein 
schon als typographische Musterarbeiten gelten 
können (siehe Abbildung 68). 

Es muß an dieser Stelle hervorgehoben werden, 
daß auch damals schon seitens der Schriftgießereien 
angesehene Künstler für den Entwurf der Schrift¬ 
gießerei-Erzeugnisse herangezogen worden sind, wie 


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Archiv für Buchgewerbe 


dies schon aus obigem Hinweis hervorgeht. Neben 
den erwähnten Proben bringt derselbe Band des 
Archivs noch eine ganze Reihe andrer Musterblätter, 
auf denen Erzeugnisse aller Art im Renaissancestil 
vorgeführt werden. Unter anderm treten die zahl¬ 
reichen Arbeiten des Wiener Professors Hugo Strähl 
hervor, der vornehmlich für die Schriftgießerei Jahns 
Klinkhardt in Leipzig arbeitete. Ferner erschienen 
zahlreiche Leisten, Initialen und Ornamente im so¬ 
genannten altdeutschen Stile. Die ersten Anwen¬ 
dungsbeispiele der prächtigen Holbein-Einfassung 
von J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig treten eben¬ 
falls im 22. Bande des Archivs auf. Durch diese Neu¬ 
erscheinungen und zahlreiche andre wurden die 
Akzidenzsetzer ständig vor neue Aufgaben gestellt 
und es verband sich mit guter technischer Arbeit 
nach und nach ein ziemlich entwickeltes geschmack¬ 
liches Können der Arbeitskräfte. Außer mit zu¬ 
sammensetzbarem Ornamentenmaterial wurde auch 
viel mit gezeichneten, oft breiten Leisten und Um¬ 
rahmungen in mehrfarbigem Druck gearbeitet. Hier 
waren es besonders W. Drugulin in Leipzig, sowie 
Knorr & Hirth in München, Carl Wallau in Mainz, 
Dr. M. Huttier in München, die besonders Schönes her¬ 
vorbrachten unddem Archiv manch gutes Beilagenblatt 
lieferten. Eine besonders schwierige Aufgabe erwuchs 
den Druckern mit den vielen Linien enthaltenden Satz¬ 
arbeiten, bei denen Anschlußstellen oder Lücken im 
Satz nicht Vorkommen durften. Auch der saubere Druck 
der großflächigen Ornamentstreifen, das Ineinander¬ 
passen der zahlreichen Farbstreifen und Linien der 
Ränder erforderte großes Geschick und Ausdauer. 

Die bedeutenden Anstrengungen, die von 
den Schriftgießereien Mitte der achtziger 
Jahre gemacht wurden, die Buchdruckereien mit 
geschmackvollem und stilgerechtem Ornamenten¬ 
material zu versehen, brachten es mit sich, daß auch 
sogenannte Nebenerscheinungen mehr hervortraten 
und Pflege erfuhren. Hierzu gehört die immer häufiger 
erfolgende Anwendung des Tondruckes bei Gelegen¬ 
heitsarbeiten, ja selbst in Preislisten und in schön¬ 
wissenschaftlichen Büchern der damaligen Zeit be¬ 
gegnet man dem Tondruck häufig genug. Der Jahrgang 
1887 des Archivs wird mit einer längeren Arbeit von 
Wilhelm Weiß über die Herstellung der Tonplatten 
eröffnet. Der Verfasser, selbst Buchdrucker und 
als solcher mit dem Stichel und Schnitzer gut be¬ 
wandert, leitete seinerzeit wohl den ersten Kursus 
im Anfertigen von Tonplatten in der Typographischen 
Gesellschaft zu Leipzig. Die von ihm bei diesem 
Unterricht gemachten Erfahrungen legte er in seiner 
Abhandlung nieder und gab gleichzeitig den übrigen 
Berufsgenossen Anleitung und Hinweise für die 
beste Art des Tonplattenschnittes, den auszuüben 
jeder Setzer und Drucker befähigt sein mußte. 


1887 


Über die Berechtigung des Tondrucks im Buch¬ 
druck gehen die Ansichten auch heute noch weit aus¬ 
einander. Während zur damaligen Zeit fast ^ede 
bessere Arbeit des Tondrucks nicht entbehren durfte, 
ist man im letztverflossenen Jahrzehnt wieder vom 
Tondruck abgekommen. Der Einfluß des Steindrucks 
auf die Ausstattung der Gelegenheitsdrucksachen 
führt den Buchdrucker immer wieder von neuem zur 
Anwendung des Tondrucks, der ja auch oft zur Er¬ 
zielung guter Wirkungen und Geschlossenheit des 
Satzbildes wesentlich beitragen kann. 

Indererwähnten Abhandlung wurde das Technische 
des Tonplattenschnittes in den verschiedensten, dem 
Buchdrucker zur Verfügung stehenden Stoffen (Blei, 
Holz, Karton, Zelluloid, Tonplatten u.a.m.), behandelt 
und durch schematische Darstellungen erläutert. Zu 
den älteren Stoffen ist neuerdings noch das Linoleum 
gekommen, dessen leichte Bearbeitung auch manchen 
Künstler veranlaßt hat, sich seiner zur Wiedergabe 
von Zeichnungen, ja selbst zur Herstellung von 
Radierungen zu bedienen. 

Über ein von Franz Lipperheide in Berlin im Jahre 
1887 veranstaltetes großes Preisausschreiben zur Er¬ 
langunggeeigneter Holzschnitt-Zeichnungen berichtet 
das Archiv ebenfalls und zwar anläßlich der Aus¬ 
stellung der eingelaufenen Entwürfe durch den Zen¬ 
tralverein für das gesamte Buchgewerbe in Leipzig. 
Durch die Veranstaltung wurde den Holzschneidern 
seinerzeit starke Anregung zur besseren Entfaltung 
ihres Könnens gegeben und es ist die Zahl der in 
der Folgezeit entstandenen Holzschnitte kleinen bis 
größten Formats eine ganz ungeheuere. Die Ent¬ 
wicklung der Autotypie hat leider hier verheerend ein¬ 
gegriffen und es ist trotz mancherlei Anstrengungen 
einzelner xylographischer Anstalten nicht möglich 
gewesen, den so hochentwickelten Tonholzschnitt vor 
dem völligen Untergang zu retten. Die von J. J. Weber 
in Leipzig herausgegebenen Meisterwerke der Holz¬ 
schneidekunst dürfen wohl als die umfassendste 
Sammlung guter Holzschnitte aus der damaligen Zeit 
angesehen werden; das Archiv widmet ihnen auch 
stets vollste Anerkennung. 

Von den Schriftgießerei-Erzeugnissen aus diesem 
Zeitabschnitte sind als besonders hervortretend zu 
erwähnen die Schriften und Einfassungen im alten 
Stil von E. J. Genzsch in München (siehe Abbil¬ 
dung 73) sowie die Danziger Fraktur von A. Kafemann 
in Danzig (siehe Abbildung 72). Die erstgenannte 
Schrift gab Anregung zur Pflege des sogenannten 
altdeutschen Stils, wie er in München vornehmlich 
gehegt wurde, während die Danziger Fraktur mehr 
den Anstoß gab für die spätere Entstehung von Buch¬ 
schriften mit kräftigerem Bilde. Die Danziger Fraktur 
verdankte ihre Entstehung dem Wunsche des Augen¬ 
arztes Dr. Schneller in Danzig, eine Schrift zu schaffen, 
die durch ruhige, deutliche Formen, bei Vermeidung 


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mit 2Segei|terung auf Cutet ®urdjlnudjt füljrung be# ^eutfdjen fieiigeg geWitfit Ijat. 
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unfern Befonbem <£lüifitaunfdj batjubringen ung geftatten, fo Bitten 
tait, hieß bamlt retfjtfertigm 5 u dürfen, baß tair £ie 
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tidjt toorbm, unb feiten (ft barfn bfe ftarUr j^onb €tne£ JBanne£ fo erftennfiat getoefen, tote bei btt 

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ttjalttn geblieben unb nhnmtt ermübet. Äfe Bat un£ btn /rieben gehiafjtt gtgen inätfjtlgt ftinbe, fit Bat, geleitet 
bon tiefer «tfitnntnlB unb taarmnn «tfufile für btt »ebürfnlffe bt# BoIBt#, blt Xöfung bet toltfjtlgften unb 
ftBtolrrlgften Aufgaben timet et Ätaatfftunfl untttnonnntn unb fdjon 5U einem guten 'STgeile boOenbet, unb fit 
bient bem Intftumfpannmbtn ÄÜrfie, um übetaD bc# ©cutfd&en ©of&ttf tffa unb fietgte BoeBjuBaltm. assBffijsa 

2Setaußtfein jjfetbon erfüllt bunfj alle «trauen bag ©eutfdje ©nllt mit ©eregrung 
&*nb hinigjhm ©anfie für feinen äeidj£Ban3lcr, unb in ber gan3en Stürme foldjer 
Cmpfinbung rufen tair «Euer l>urt8Iaud}t 31t: 

„tßott mollB^tjnr n ßraft unö tßr funtitjrit nfrlpitjrn,nad) langt 
IJijrpfl tjotjpn pmtpa jum £pgrn Urs Örutfdjpn Bolhf a 
unii örr Jjflpnfrijtjpit ju maltpn!“ 

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Archiv für Buchgewerbe 


aller Haarstriche weniger ermüdend oder schädigend 
auf das Auge wirkt als wie die in der Form zum Teil 
recht unruhigen und zu zart gehaltenen, deshalb das 
Auge anstrengenden Frakturschriften. 

Eine eigentliche Verbreitung ist dieser Danziger 
Fraktur ebensowenig vergönnt gewesen wie der später 
entstandenen Danziger 
Antiqua, immerhin sind 
aber beide Erzeugnisse 
die ersten Vorläufer für 
die zahlreichen kräftigen 
Buchschriften, die zu¬ 
gleich mit der neuzeit¬ 
lichen Buchkunst ent¬ 
standen und sogar einen 
guten Bestandteil der¬ 
selben bilden. 

Über das Skizzieren 
von Akzidenzarbeiten fin¬ 
den wir auch in diesem 
Jahrgang einen weiteren 
längeren Aufsatz von 
R. Winkler , in dem die 
Akzidenzsetzer ange¬ 
regt werden, sich dem 
Studium guter Akzidenz¬ 
arbeiten zu widmen, 
solche zu sammeln und 
daran ihren Geschmack 
zu bilden. Der Verfasser 
führt die Leser auch in das Studium der Farben¬ 
harmonie ein, welch letztere für alle Buchdrucker 
von jeher ein etwas schwieriges Gebiet geblieben ist. 

Als bemerkenswerte Erscheinung auf dem Gebiete 
der Reproduktionstechnik ist die im Jahre 1887 ent¬ 
standene, von J.Husnik in Prag erfundene Leimtypie 
zu verzeichnen, die sich jedoch nur schwer Bahn ge¬ 
brochen hat und 
nach einer Reihe 
von Jahren wie¬ 
der verschwand. 

In bezug auf 
die Vervollkomm¬ 
nung der Druck¬ 
maschinen ver¬ 
dient die in das 
Jahr 1887 fal¬ 
lende Erfindung 
des sogenanntenTrichterfalzes bei Rotationsmaschinen 
vermerkt zu werden. Das Archiv behandelt diese für 
die Verbreitung der Rotationsmaschinen und deren 
Verwendbarkeit außerordentlich wichtige Erfindung 
in eingehenderWeise im Jahrgange 1887 unter Vor¬ 
führung des Mechanismus. Diese Falzvorrichtungen 
haben damals umfangreiche Rechtsstreite der Er¬ 
bauer hervorgerufen. 


1888 


Abbildung 74. Satzbeispiel aus dem XXV. Bande (1888) 


Den 25. Jahrgang des Archivs eröffnet der 
Herausgeber desselben, Alexander Wal- 
dow, mit einer Abhandlung über die Entwicklung des 
Akzidenzsatzes in den verflossenen fünfundzwanzig 
Jahren. Er verwirklicht damit einen von der Typo¬ 
graphischen Gesellschaft zu Leipzig ausgesproche¬ 
nen Wunsch und ent¬ 
ledigt sich seiner Auf¬ 
gabe in glänzender 
Weise, indem er nicht 
nur das rein Technische 
des Akzidenzsatzes, 
sondern auch das Ge¬ 
schmackliche mitgründ¬ 
licher Sachkenntnis be¬ 
handelt. Dabei verweist 
er auf alle jene Männer, 
die sich um die Hebung 
des Geschmacks und die 
Verbesserung des tech¬ 
nischen Könnens ver¬ 
dient gemacht haben. Er 
betont die Grundsätze, 
die bei der Arbeit ver¬ 
folgt werden sollen, in 
vortrefflicherWeise. So 
sagt er u. a.: Wie der 
Holzschnitt nicht den 
Kupfer- und Stahlstich 
nachahmen, sich also 
nicht auf ein Gebiet wagen soll, das seiner Arbeits¬ 
weise widerstrebt, wie er bei seiner originellen, kraft¬ 
vollen Weise bleiben soll, so muß auch der Buchdruck 
nicht versuchen, seiner weit jüngeren Schwesterkunst, 
der Lithographie nachzuahmen und zu dem Zwecke 
Mittel anzuwenden, die sich durch die Ungefügigkeit 
seines Materials eigentlich von selbst verbieten. Wir 

müssen mit der 
Verwendungwirk¬ 
licher Körper, so¬ 
gar meist qua¬ 
dratischer Form 
rechnen, der 
Lithograph da¬ 
gegen kennt nur 
freie Formen, die 
seine zeichnende 
Hand mit großer 
Leichtigkeit auf dem Stein hervorbringt. DerVerfasser 
verweist dann auf die hauptsächlichsten Vorfälle und 
Erscheinungen des verflossenen Zeitabschnitts, den 
er bei der praktischen Arbeit miterlebt hatte. Das 
von ihm Hervorgehobene ist auch bei diesem Streif¬ 
zuge durch die ersten 25 Bände des Archivs kurz 
hervorgehoben und illustriert worden, so daß auf wei¬ 
tere Einzelheiten zu verweisen verzichtet werden 


Gparfamheiterödtfiditen einerfeits, bas Streben nadj 
Berfdjönerung anbererjeits fjaben unjere Druthfdjrift 
allmählich unbeutlicfjer gemacht, roorüber bte 

fllage allgemein ift. Die Berechtigung 
bißfer fllage roirb 3eber anerkennen, 
ber in unferen 3eitfd2rtften ober 

Büchern fremöe ZBörter, 

U (Eigennamen 

Abbildung 72. Danziger Fraktur (1887) 

35 SftalfuniJ fcfncufirgen Duböucg 72 

$ inumtul «Seidel 4 

Abbildung 73. Renalssanse-Fraktur von E.J.Genzsch, München (1887) 



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Archiv für Buchgewerbe 


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konnte. Waldow schließt seine Abhandlung wie folgt 
und faßt damit zugleich die 25jährige Entwicklungs¬ 
geschichte in wenige Sätze aber treffend zusammen. 
Er sagt: Wenn wir die günstige Entwicklung des Akzi¬ 
denzsatzes der Entwicklung des Schriftmaterials und 
der heutigen Mode zuschreiben, so wollen wir nicht ver¬ 
gessen, daß auch unsre Akzidenzsetzer andre geworden 
sind wie vor 25 Jahren. Damals war es lediglich Auf¬ 
gabe des Setzers, den Text seiner Arbeiten gefällig 
zu setzen, also die Zeilen, entsprechend ihrer Bedeu¬ 
tung, richtig abzustufen und zu sperren, dabei Schatten 
und Licht abwechseln zu lassen und den Satz dann 
mit einer einfachen Reiheneinfassung zu umgeben... 
Heute sind die Ansprüche höher, der Setzer m uß Künstler 
sein, er muß das stilvolle Materialzu verarbeiten wissen, 



1 . • ♦ 1887 + .. 

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"All Uial U human mail retrograde, 
ij U do »ol adramet." 

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W. St. C. Ross & Co. 


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Abbildung 75. Amerikanische Satzbeispiele (1888) 

er muß die Regeln der Kunst kennen und ihren An¬ 
sprüchen genügen, er muß rastlos vorwärts streben 
und muß die höchsten Anforderungen an die praktische 
Befähigung in seinem Berufe erfüllen... Die verpönten 
Linienspielereien von 1875 muß man als die Vorschule 
für den heutigen Akzidenzsatz betrachten, denn sie 
waren es, welche unsre Setzer anspornten, die Schwie¬ 
rigkeiten zu überwinden, welche ihnen unser steifes 
ungefüges Material bereitete, und wollen ihnen gern 
und freudigdie Anerkennung zollen, daß auchsie durch 
ihr Streben, ihre Liebe zur Kunst ihr gutes Teil zur 
Entwicklung des Akzidenzsatzes auf die heutige Stufe 
beigetragen haben. 

Während sich der deutsche Akzidenzsatz in den 
strengen Formen des Renaissancestils bewegte, be¬ 
reitete sich jenseits des Ozeans, in Amerika, eine 
Satzrichtung vor, die später von wesentlichem Einfluß 
auf die deutsche Druckausstattung werden sollte. Das 
Archiv bringt unter dem Titel Ein amerikanisches 
Urteil über Akzidenzsatz eine Abhandlung, die bereits 




erkennen läßt, daß die Amerikaner in der Zusammen¬ 
setzung von Typen, Linien, Blumen- und Blätterorna¬ 
menten und was sonst der Schriftgießer in reichem 
Maße schuf ihre Stärke erblickten. Diese Art der 
Satzanordnung, die durch barocke Schriften aller Art 
in ihrer zerfahrenen Wirkung noch gesteigert wurde, 
fand auch in Deutschland bald Nachahmer, besonders 
in den neunziger Jahren. In Zusammenhang damit 
stand auch die Übernahme der zahlreichen amerika- 



Abbildung 76. Amerikanisches Salzbeispiel (1889) 


nischen Schriften, die von den Schriftgießereien ent¬ 
weder durch Austausch mit deutschen Erzeugnissen, 
durch Ankauf und, was wohl am häufigsten geschah, 
durch einfaches Nachgalvanisieren in ihre Proben 
und Lagerbestände Aufnahme fanden und den deut¬ 
schen Buchdruckereien angeboten wurden. Im ganzen 
genommen haben diese verzerrten, mussierten oder 
verschnörkelten Schriften niemals so recht dem deut¬ 
schen Geschmack entsprochen und sie dürften wohl 
auch durch die Einwirkung des Krieges restlos aus den 
Druckereien undSchriftgießereienverschwunden sein. 

Neben dem Renaissancestil übt auch der Japanis¬ 
mus bereits damals einen gewissen Einfluß auf dra 
Buchgewerbe aus, und es bleibt bemerkenswert, daß 
schon im Jahre 1887 in Leipzig durch den Zentral¬ 
verein für das gesamte Buchgewerbe eine buch¬ 
gewerbliche Japan-Ausstellung veranstaltet wurde, 
die sehr beachtenswerte Erzeugnisse aufwies. Ganz 
besonders gilt dies vom Farbendruck, durch den 
ganz neue Anregungen gegeben worden sind. 


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Archiv für Buchgewerbe 


. Neben Ornamentenmaterial im gotischen und 
Renaissancestil schufen die Schriftgießereien auch 
Ornamentserien im Rokokostil, und man darf wohl 
sagen, daß die graziösen Formen dieser Stilart von 
mehreren Firmen in ganz ausgezeichneter Weise 
wiedergegebenworden sind. Trotz aller Vollkommen¬ 
heit vermochte sich aber dieses Material auf die 
Dauer nicht zu behaupten, und die Anzahl der damit 
geschmückten Arbeiten ist auch keine allzu große 
gewesen. 

Von den zahlreichen Neuerungen auf dem Ge¬ 
biete der Buchdruckmaschinen, die in den achtziger 
Jahren entstanden sind, 
bringtdas Archiv den neuen 
Typus der Original-Liberty- 
Presse, die andauernd für 
den Druck der mustergül¬ 
tigen Beilagen zum Archiv 
benutzt wurde, ferner eine 
eingehende Beschreibung 
einer großen Illustrations- 
Schnellpresse mit vor- und 
rückwärts druckendem Zy¬ 
linder, die die Firma Klein, 

Forst & Bahn Nachfolger 
in Johannisberg baute und 
die zuerst zum Druck der 



Abbildung 77. Illustrations-Schnellpresse mit 
vor- und rückwärts druckenden Zylinder (1888) 


Lipperheideschen Modenwelt von Otto Dürr in Leipzig 
in Betrieb genommen wurde. Diese Pressen haben 
sich längere Zeit bewährt, gelangten aber doch nicht 
zu allgemeinerer Einführung. 


1889 


Mit dem Abschluß des 25. Bandes des Ar¬ 
chivs hatte der Herausgeber desselben das 
Ziel, das er sich bei der Gründung des Blattes steckte, 
in vollkommenster Weise erreicht; er war aber 
dennoch weit davon entfernt, dem Blatte seine weitere 
persönliche Mitarbeit nicht mehrangedeihen zu lassen. 
Es geschah dies zwar nicht mehr durch Mithilfe am 
Kasten oder an der Presse, wie dies wohl früher 
geschehen sein mag, sondern durch weitere Mitarbeit 
am textlichen Teile und an der sonstigen Gestaltung 
der Archivhefte. Der 26. Band beginnt mit einer 
längeren Abhandlung Waldows über den Buntdruck 
auf Buchdruckpressen. Einleitend verweist er auf 
die zunehmende Ausübung des Buntdrucks, auf den 
Tondruck, den Bronzedruck, ferner auf die mit der 
Verbreitung der Tiegeldruckpresse ermöglichte leich¬ 
tere Ausübung des Buntdrucks bei Gelegenheits¬ 
arbeiten. Waldow war für die Bearbeitung eines 
solchen Stoffes einer der Berufensten, denn der feine 
Buntdruck war stets seine Hauptstärke. Sein Auf¬ 
satz gliedert sich in die Abschnitte a) Von den Farben, 
b) Farben zum Tondruck, c) Farben zum Stäuben, 
d) Beständige und unbeständige Farben, e) Har¬ 
monierende Farben, f) Farbstein und Farbreiber, 


g) Farbenreibmaschinen, h)Das Anreiben derFarben, 
i) Von den Farbenformen, k) Von den Farbenplatten, 
1) Die Reihenfolge der Farben beim Druck, m) Das 
Drucken auf der Handpresse, n) Das Drucken auf 
der Schnellpresse. Viele Beispiele illustrieren den 
weitschichtigen Stoff der behandelt ist. 

Die ganze Arbeit, zu der auch eine Farbtafel gehört, 
ist eine der hervortretendsten fachliterarischen Bei¬ 
träge, die um die angegebene Zeit in der Fachpresse 
erschienen sind; sie hat den Vqrzug guter Verständ¬ 
lichkeit und gibt vortreffliche Anleitung zum Farben¬ 
druck, in dem Waldow Meister im wahren Sinne des 
Wortes war. 

Einen wesentlichen Be¬ 
standteil des Archivs bilden 
gegen Ende der achtziger 
Jahre die vortrefflichen 
Beilagen, die teils von 
angesehenen Druckereien 
geliefert oder von Waldow 
selbst beigesteuert wurden. 
Im Jahrgange 1889 ist die 
Auswahl an farbigen Bei¬ 
lagen eine außergewöhnlich 
große und schöne. Auch 
die satztechnische Anord¬ 
nung der Textseiten des 
Blattes, in die mehr als wie vordem Satzbeispiele 
eingestellt sind, ist eine ganz ausgezeichnete, nicht 
minder die des ausgedehnten Anzeigenteiles. Die 
ganze Ausstattung läßt auf die Mitwirkung befähigter 
Arbeitskräfte bei der Drucklegung schließen. In den 
vorgeführten Schriftgießereineuheiten erkennt man 
bereits Spuren der bald auf kommenden und zu großer 
Verbreitung gelangenden freien Richtung, die sich 
neben dem losen Satzbau der naturalistischen 
Schmuckstücke, wie sie von Klinkhardt, Woellmer, 
Leütemann, Ludwig & Mayer, J.G. Scheiter & Giesecke 
in rascher Folge auf den Markt gebracht wurden, 
bediente. Dabei kommt die Linie und das Linien¬ 
ornament zum vollsten Rechte. Auch in den von 
Künstlern geschaffenen Schmuckstücken, Leisten und 
Vignetten tritt das naturalistische Element stark her¬ 
vor, und es bildet sich eine Art Wettstreit zwischen 
der stilvollen und der freien Ausstattung heraus. 
Den in Form und Farbe streng gehaltenen Arbeiten 
stehen solche in lockerer, aufgelösterer Satzart gegen¬ 
über, beide Gattungen technisch vollkommen im 
höchsten Grade. Der 26. Band gibt, kurz gesagt, ein 
gutes Spiegelbild von dem Stande der Akzidenzkunst 
um die damalige Zeit, die späterhin nicht mehr über¬ 
troffen worden ist. 

Über ein Unternehmen, das von großem Einfluß 
auf die Geschmacksbildung im Buchgewerbe gewesen 
ist, berichtet das Archiv im 26. Bande, und zwar 
über den vom Deutschen Buchdrucker-Verein auf 


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Archiv für Buchgewerbe 


Anregung von Carl Koepsel in Berlin gegründeten 
Deutschen typographischen Musteraustausch nach 
dem Vorbilde des International Specimen Exchange, 
der unter englischer Leitung gestanden. Der Muster¬ 
austausch hat eine ganze Reihe von Jahren befruch¬ 
tend auf alle Kräfte des Buchgewerbes eingewirkt, 
und es geben die zahlreichen Bände des später auf¬ 
gegebenen Unternehmens ein übersichtliches Bild 
von alledem, was im Reiche und im Auslande an 
graphischer Arbeit ent¬ 
standen ist. 

In zwei bemerkenswer¬ 
ten Übersetzungen ver¬ 
schiedener Verfasser 
werden die Urteile aus¬ 
ländischer Fachgenossen 
über den deutschen Buch¬ 
druck wiedergegeben. In 
dem einen Aufsatze kommt 
ein höchst absprechendes 
französisches Urteil, in 
dem andern ein englisches 
voll des Lobes über den 
deutschen Buchdruck 
zum Ausdruck. Den fran¬ 
zösischen Auslassungen 
wird die gebührende Ab¬ 
fertigung zuteil, während 
das englische Urteil von 
Sachlichkeit getragen ist 1 . 

In einem Aufsatze über 
das Schriftminimum ver¬ 
breitet sich Hermann 
Smalian über die auch 
heute noch nicht gelöste 
Frage, welches zweck¬ 
mäßigste Gewichtdem so¬ 
genannten Minimum ge¬ 
geben werden soll. Er 
verweist dabei auf die 
Maßnahme der Firma J. G. Scheiter & Giesecke in 
Leipzig, die ihre Schriften nach bestimmten Gie߬ 
zetteln zusammenstellt und woraus sich das be¬ 
treffende Gewicht der ganzen und halben Sätze ergibt. 
Im Gegensatz hierzu sind fast alle andern Schrift¬ 
gießereien bis auf die heutige Zeit bei der Gepflogen- 

1 Mit der hier erwähnten Übersetzung aus dem Fran¬ 
zösischen beginnt der Verfasser dieses Streifzuges, der 
Unterzeichnete, auf Anregung Waldows im Jahre 1889 als 
aufstrebender junger Buchdrucker zugleich seine Tätigkeit 
als Mitarbeiter am Archiv für Buchdruckerkunst, und es 
ist ihm heute eine angenehme Aufgabe, feststellen zu 
können, daß ihm seine ununterbrochene, nunmehr dreißig¬ 
jährige Mitarbeit an dem Blatte mit demselben und seinen 
jeweiligen Herausgebern, sowie zahlreichen Fachgenossen 
aufs engste verbunden hat und einen angenehmen Rück¬ 
blick gewährt. H. Schwarz. 


heit stehen geblieben, für alle Schriften eines Schrift¬ 
grades, gleichviel ob es sich um schmale, mittelbreite 
oder breite Schriften handelt, ein gleiches Gewicht 
zu geben, z. B. Nonpareille 4 Kilogramm, Petit 5 Kilo¬ 
gramm, Korpus 6 Kilogramm usf. Der Aufsatz be¬ 
rührt auch die Akzentfrage, die inzwischen von einer 
ganzen Reihe von Firmen in dem von Smalian da¬ 
mals vorgeschlagenen Sinne, nämlich der Beschrän¬ 
kung auf die hauptsächlichsten französischen Akzente, 
gelöst worden ist. 

Unter dem Titel Ein 
wichtiger Beschluß ver¬ 
öffentlicht das Archiv die 
Bekanntmachung einer 
großen Anzahl angesehe¬ 
ner Schriftgießereien, die 
sich zu dem Zwecke zu¬ 
sammengeschlossen hat¬ 
ten, um den sich immer 
mehr steigernden Preis- 
herabminderungen, den 
langen Zielen, die in An¬ 
spruch genommen wur¬ 
den, den Buchdruckerei¬ 
gründungen mitunzuläng¬ 
lichen Mitteln undanderm 
mehr entgegenzutreten. 
Das Archiv stimmt diesen 
Bestrebungen, die auf eine 
Gesundung im Schrift¬ 
gießerei- und Buchdruk- 
kereigewerbe hinauslie¬ 
fen, durchaus zu und 
ist von dem Nutzen des 
Vorgehens überzeugt, 
vorausgesetzt, daß sich 
alle Unterzeichner der 
Bekanntmachung an die 
Abmachungen halten. 
Unsers Wissens ist der 
Zusammenschluß während einer Reihe von Jahren 
von bester Wirkung gewesen, dann wurde der Wett¬ 
bewerb wieder ein freier. Mit der Zeit entwickelte 
sich aber, sozusagen auf der alten Grundlage, der 
heute noch bestehende Verein deutscher Schrift¬ 
gießereien, der durch die Regelung der Preisfragen, 
der Lieferungsbedingungen sowie mancher techni¬ 
schen Angelegenheit seit einer langen Reihe von 
Jahren eine auch für das Buchdruckgewerbe ver¬ 
dienstliche Arbeit geleistet hat. 

Den jetzt einsetzenden Normierungsbestrebungen 
ist der Verein wie einzelne seiner Mitglieder seit 
langem vorangegangen und er wird ohne Zweifel 
auch weiterhin auf diesem Gebiete Nützliches zu 
leisten sich angelegen sein lassen. 

(Fortsetzung folgt.) 



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Abbildung 78. Verkleinerte Satzbeilage aus dem XXV. Bande (1888) 


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Archiv für Buchgewerbe 


Das Fremdwort im Deutschen 

Von FELIX SITTARD in Leipzig 


U nter den mannigfachen Bestrebungen, die mit 
Ausbruch des Krieges zutage traten, verdienen 
wohl diejenigen an erster Stelle genannt zu 
werden, die versuchten, unsre deutsche Sprache von 
den vielen fremden Anhängseln, die sie seit Jahr¬ 
hunderten mit sich herumschleppte, zu befreien. Es 
ist beschämend für das deutsche Volk, daß es sich 
anscheinend noch immer nicht recht bewußt ist, durch 
welche Unzahl von Fremdwörtern sein edelstes Gut, 
seine Muttersprache, verunglimpft wird — Fremd¬ 
wörter für die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, 
Fremdwörter in der Umgangssprache, im Handel und 
Gewerbe, in der Heeressprache, an den Lehrkörpern 
und in den Berufen. 

Schon in der Schule wird der Grundstock zu diesem 
Fremdwörterunfug — der einzig richtige Ausdruck, 
wenn er auch hart klingen mag — gelegt. In der 
Schule, die eigentlich die Hüterin des deutschen 
Sprachschatzes sein sollte, muß sich das Kind, das 
noch nicht einmal in der Lage ist, einen einwand¬ 
freien Satz in seiner Muttersprache zu bilden, in der 
deutschen Sprachlehre, für die man mit Vorliebe das 
Fremdwort Grammatik setzt, mit Wörtern herum¬ 
quälen, die mit einer deutschen Sprachlehre nicht 
das geringste zu tun haben. Was hat es denn für 
einen Vorteil, dem Kinde—wohlgemerkt im deutschen 
Unterricht, der fremdsprachliche schaltet hier aus — 
einzuprägen, daß man das Hauptwort Substantivum, 
die Einzahl Singularis, den dritten Fall Dativas nennt, 
sehr überflüssige Wörter, die das kindliche Gedächtnis 
nur unnötig belasten. 

Zur weitaus größten Einbürgerungdes Fremdwortes 
tragen unstreitig dieTageszeitungen bei, die eine Fülle 
von Ausdrücken aufweisen, die unserm sprachlichen 
Empfinden, soweit es sich noch seine Reinheit be¬ 
wahrt hat, entgegenstehen. Es möge nur auf die vor 
kurzem durch die Presse verbreitete Nachricht über 
die Friedensverhandlungen mitRumänien hingewiesen 
werden, in der gesagt wurde, daß der Friedensver¬ 
trag parapAierf worden sei. Ein ungeheuerliches Wort, 
von dem ohne Übertreibung behauptet werden kann, 
daß neunundneunzig von hundert Lesern nicht die 
leiseste Ahnung gehabt hätten, was es eigentlich be¬ 
deuten sollte, wenn nicht am Schlüsse des Aufsatzes 
die nähere Erläuterung gegeben worden wäre. Das 
ist eines von den vielen bösen Beispielen, die dem 
wahren Sprachfreund die Frage stellen lassen: »Muß 
das alles sein?“ Wäre es nicht richtiger wenn sich 
die Tageszeitungen und die Zeitschriften befleißigen 
würden, ein reines Deutsch zu schreiben, ein Deutsch, 
das jeder verstände, ohne erst nach dem Fremdwörter¬ 
buch greifen zu müssen? Bei der außergewöhnlichen 
Verbreitung unsrer Zeitungen wäre die Gelegenheit 


geboten, den Sinn für die unverfälschte deutsche 
Sprache in allen Volksschichten zu wecken und zu 
fördern — eine Aufgabe, die groß und schön zugleich 
wäre. 

Es ist das Verdienst Eduard Engels, des bekannten 
Verfassers der »Deutschen Stilkunst“, in bezug auf 
Sprachreinigung bahnbrechend gewirkt zu haben. 
Seine zwei Bücher „Sprich Deutsch!“ und „Entwel- 
schung“ — beide im Verlag von Hesse & Becker in 
Leipzig erschienen — legen Zeugnis davon ab, über 
welchen Sprachreichtum wir verfügen, leider auch 
darüber, wie wenig wir diesen Schatz hegen, in dem 
„die starken Wurzeln unsrer Kraft“ liegen. 

Daß wir augenblicklich nicht ohne Fremdwörter¬ 
bücher auskommen können, ist eine bitterernste Tat¬ 
sache, an der es nichts zu beschönigen gibt. Engel 
sagt über diesen Krebsschaden an der deutschen 
Sprache: 

„Deutschland ist das einzige Land der Welt mit 
Fremdwörterbüchern. Wir nehmen dies wie 
etwas Selbstverständliches hin, ohne zu bedenken, 
welche furchtbare Anklage in dem bloßem Vor¬ 
handensein solcher Bücher liegt. Um zu verstehen, 
was seine Volksgenossen ihm zu sagen haben, muß 
im eigenen Vaterlande selbst ein leidlich gebildeter 
Deutscher ohne umfassende Kenntnis fremder 
Sprachen, müssen alle nicht fremdsprachlich ge¬ 
bildete Deutsche, müssen fast alle Frauen ein be¬ 
sonderes dickes Wörterbuch nachschlagen. Und 
was für Bücher sind das! In dem scheinbar voll¬ 
ständigsten Fremdwörterbuch, dem von Heyse, 
stehen gegen 125000 Fremdwörter. In dem großen 
Fremdwörterbuch von Kehrein stehen auf 770 
doppelspaltigen Riesenseiten über 80000; in dem 
zweibändigen von Sanders über 100000. Das ge¬ 
drängte' Fremdwörterbuch von P. T. L. Hoffmann, 
neu bearbeitet und ergänzt von Th. Matthias, ent¬ 
hält mindestens 30000 und nennt sich bescheiden 
,Wörterbuch der gebräuchlichen Fremdwörter'. 
Diese vier vollständigsten deutschen Fremdwörter¬ 
bücher und alle übrigen sind durchaus unvollständig, 
denn sie enthalten nur wenige von den Zehntau¬ 
senden fremder Wörter, die sich aus Zusammen¬ 
setzungen von Fremdwörtern mit deutschen Vor¬ 
silben — man denke z. B. nur an die zahllosen mit 
un- — oder mit deutschen Endungen ergeben.“ 

Es ist kein schönes Bild, das uns Engel entwirft. 
Und doch zeigt er uns nur die nackte Wirklichkeit, 
obwohl wir als Deutsche es nie und nimmer nötig 
hätten, unsre schöne Sprache mit fremden Federn 
zu schmücken, denn gerade unsre Muttersprache 
verfügt über einen Wortreichtum und eine Ausdrucks¬ 
möglichkeit, die es uns gestatten, auch ohne die Fülle 


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Archiv für Buchgewerbe 


von Fremdwörtern, die der Durchschnittsdeutsche 
als Zeichen seiner Bildung oder richtiger Verbildung 
oft und gern gebraucht, auszukommen. Warum wird 
nicht die Mahnung beherzigt, die Otto von Leixner 
einst niederschrieb, und die zum mindesten dort 
hängen sollte, wo man Deutsch lehrt: 

„An deiner Sprache, Deutscher, halte fest! 

Weh dem, der diesen Schatz sich stehlen läßt. 

Wer erst beginnt, das reine Wort zu fälschen. 

Dem wird gar bald auch Herz und Kopf verwelschen.“ 

Der Raum verbietet es, alles das aus dem Engel- 
schen Buche herauszugreifen, was wert ist, fortge¬ 
setzt in Erinnerung gebracht zu werden, doch mag 
es für manchen eine Freude sein, einige für unsre 
— um mit Engel zu sprechen — „Sprachverluderung“ 
besonders ausgeprägte Stellen kennen zu lernen. 
Am bezeichnendsten ist jedenfalls der Hinweis, den 
Engel im Abschnitt „Zweisprachiges Deutschland“ 
bringt, in dem es u. a. heißt: 

„Im währenden Weltkriege geschah an einem 
staatlichen Berliner Gymnasium, das vielen für 
das »vornehmste Berlins* gilt, folgendes: Ein Ober¬ 
lehrer rügte bei der Abgangsprüfung als ,schweren 
Fehler*, daß der deutschfühlende Jüngling und 
statt plus, Rechnungsart statt System sagte, sich 
überhaupt deutscher Ausdrücke an Stelle latei¬ 
nischer bediente, und tat dabei den unsterblichen 
Ausspruch: ,Wir können uns ja gar nicht verstehen, 
wenn Sie immer deutsche Aüsdrücke gebrauchen.*“ 
Für die aus fremden Sprachen übernommenen 
Wörter des Buchdrucks und des Buchhandels kann 
sich Engel ebenfalls nicht begeistern. Er führt dar¬ 
über aus: 

„Im Buchdruckgewerbe wird fast nur Welsch 
gesprochen, obgleich Gutenberg ein Deutscher ge¬ 
wesen sein soll. DieSeite heißtKo/Bmnc,Zwischen- 
räume heißen Spatien, die beiden Hauptschrift¬ 
formen sind Fraktur und Antiqua, daneben noch 
Kursiv. Die Schriftgrößen kann die armselige 
deutsche Sprache nicht unterscheiden, sondern 
deutsche Setzer, Metteurs und Faktoren müssen 
mit Nonpareille, Kolonei, Petit, Borgis, Korpus, 
Cicero welschen oder gar lateinern. Ebenso kann 
der deutsche Buchhandel, der großartigste und 
bestgeordnete der Welt, sich und seinen Innen¬ 
betrieb nicht auf Deutsch benennen, sondern nur 
auf Welsch. Der Buchhandel heißt Sortiment, der 
Buchhändler Sortimenter, die Preise werden ihm 
ordinair, netto, mit dem und dem Rabatt vorge¬ 
schrieben; er bezieht die meisten Bücher ä Con¬ 
dition und behandelt sie je nachdem als Remit- 
tenden. Der deutsche Buchhandel hat soeben, 
mitten im Kriege, eine bewundernswerte Hoch¬ 
leistung deutscher Kraft vollbracht, die Deutsche 
Bücherei in Leipzig; er ist aber ohnmächtig oder 


hält es für eine Nebensache—wofürman in Deutsch¬ 
land meist quantite negligeable sagt —, sich eine 
deutsche Geschäftssprache zu geben.“ 

Man muß sich mit den vorstehenden Ausführungen 
Engels einverstanden erklären — es ist und bleibt 
nur zu bedauern, daß seine Bestrebungen nicht über¬ 
all die Anerkennung finden, die sie verdienen. Ge¬ 
wiß ist es nicht leicht, für durch langjährigen Gebrauch 
übernommene Wörter fremden Stammes, wie sie 
beispielsweise die Buchdruckersprache in Menge 
aufweist, angemessene und den Sinn richtig wieder¬ 
gebende Verdeutschungen zu finden, doch liegt dies 
letzten Endes nur an der Gewöhnung. Nicht zu ver¬ 
gessen ist, daß auch die Gedankenträgheit eine nicht 
zu unterschätzende Rolle bei der Verwendung des 
Fremdwortes spielt, denn es ist natürlich für viele 
weit bequemer, das eine größere Menge von Begriffen 
umfassende fremde Schwammwort zu gebrauchen, 
als sich der Mühe zu unterziehen, eine Verdeutschung 
oder gar eine gute deutsche Umschreibung anzu¬ 
wenden. Es würde über den Rahmen dieser Abhand¬ 
lung hinausgehen, für die Fremdwörter in der Sprache 
unsers Gewerbes Verdeutschungen namentlich auf¬ 
zuführen—Bestrebungen solcher Art sind bereits seit 
längerer Zeit im Gange, und es steht zu erwarten, 
daß diese zu einem günstigen Ergebnisse gelangen 
werden. 

Wenn man berücksichtigt, daß Wörter wie Um¬ 
wälzung, Ergebnis, Lehrgang, Gewaltstreich, trüb¬ 
sinnig und eine Anzahl andre erst vor etwa hundert 
Jahren von dem Sprachreiniger Joachim Heinrich 
Campe als Ersatz für bis dahin im Gebrauch befind¬ 
liche Fremdwörter neu gebildet wurden, wird man 
mit der Zeit auch für die in der Buchdruckersprache 
eingenisteten fremden Brocken deutsche Wörter 
finden. Das wird nicht von heute zu morgen geschehen 
können — ein jeder sollte und müßte jedoch den guten 
Willen zu tatkräftiger Mitarbeit zeigen. 

Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß 
die Verdeutschung von Wörtern wie die Benennungen 
derSchriftgrößen mancherlei Schwierigkeiten bereitet. 
Das beweist auch der Versuch Engels, die Bezeich¬ 
nung Petit mit Kleinschrift bzw. Kleindruck 
und Borgis mit Mittel zu umschreiben. Beide Ver¬ 
deutschungen sind nur bedingt richtig, da einerseits 
auch Nonpareille als Kleinschrift bezeichnet werden 
könnte und anderseits bereits eine Schriftgrößen¬ 
bezeichnung Mittel vorhanden ist, die jedoch der Borgis- 
schrift durchaus nicht entspricht. Hier müßte eben 
der Fachmann einspringen und sich bemühen Ersatz 
zu schaffen. Vielleicht würde die Bezeichnung nach 
Punkten, in diesem Falle also Achtpunkt- und Neun¬ 
punktschrift, genügen. Ein Teil der Schriftgießereien 
ist in ihren Musterbüchern schon zu dieser Bezeich¬ 
nung übergegangen, nachdem sie das bisher übliche 
Wort corps daraus verschwinden ließ. 

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Archiv für Buchgewerbe 


Als Fortsetzung und Ergänzung des Buches „Sprich 
Deutsch!“ mag das Engelsche Verdeutschungswörter¬ 
buch „Entwelschung“ angesehen werden, das sich 
von andern Fremdwörterbüchern insofern unter¬ 
scheidet, als es nicht nur wie diese die Bedeutung 
des betreffenden Fremdwortes wiedergibt, sondern 
vor allem zeigt, welche Menge von Ausdrucksmöglich¬ 
keiten für ein einzelnes solches Wort uns die deutsche 
Sprache bietet. Nicht nur einfach übersetzen will er, 
sondern mit gutem und reinem Deutsch umschreiben. 
Engel 2eigt uns in seinem Büchlein, das die Früchte 
eines auf diesem Gebiete erfahrungsreichen Lebens 
darstellt, wie das Fremdwort durch eine sinngemäße 
deutsche Umschreibung völlig entbehrlich für uns 
wird; ja er geht noch weiter, indem er unter Hin¬ 
weis auf Dichter und Denker oder gar auf Mundarten 
Verdeutschungs-Möglichkeiten gibt, die dem ver- 
welschten Leser oder Schreiber die Augen übergehen 
lassen, wenn er den Reichtum seiner Muttersprache, 
die er mit seinem Welsch verbösert, an sich vorüber¬ 
ziehen sieht. 

Allerdings gibt es auch eine Anzahl Wörter, die 
wohl ihrem Ursprünge nach fremden Stammes sind, 
die sich jedoch im Laufe von Jahrhunderten derart 
eingebürgert haben, daß sie nicht mehr als fremde 
Eindringlinge in unsrer Sprache betrachtet werden. 
Hierauf weist Engel bereits in seinem Buche „Sprich 
Deutsch!“ hin, in welchem er darüber folgendes be¬ 
merkt: 

„Da sind zunächst die vielen, etwa 200, unent¬ 
behrlichen alten Lehnwörter, die, meist rö¬ 
mischen Ursprungs, vor einem Jahrtausend oder 
mehr als Bezeichnungen für Dinge, die den alten 
Deutschen fremd gewesen, in ihr völkisches Leben 
aufgenommen wurden. Solche entliehene Altwörter 
sind z. B.: Kirche, Priester, Kloster, Fenster, Keller, 
Tisch, Kirsche, Pfirsich. Wahrscheinlich gehören 
auch so urdeutsch klingende Wörter wie Pelle und 
k o s e n zu dieser durchweg anständigen und säubern 
Gesellschaft. Gemeinsam ist ihnen allen, im Un¬ 
terschiede von den heutigen welschgebliebenen 
Welschereien, die vollkommen deutsche Wortform, 
deutsche Betonung, deutsche Aussprache. Selbst 
ein Fremdsprachunkundiger sieht und fühlt die 
Sprachkluftzwischen Altlehnwörtern des deutschen 
Volkes wie: Krone, Kreuz, Mauer, Essig, Öl, Münze 
— und Neuwelschereien der Gelehrttuer und Heim¬ 
pariser wie: Analyse, Synthese, spezialisieren, in¬ 
teressieren, Revirement, Milieu .“ 

Die „Entwelschung“ Engels durchzusehen, ist ein 
Genuß, den sich keiner entgehen lassen sollte, in 
dem das Gefühl für den Reichtum unsrer Mutter¬ 
sprache noch nicht gänzlich abgestorben ist. Mit 
welchem unendlichen Fleiße hat hier der Verfasser 
Stein auf Stein zusammengetragen und mit welchem 
feinen Spotte geißelt er die Sucht zu welschen, wenn 


er z. B. unter dem Stichwort Apparat sagt: „Würde 
die Uhr heute erfunden, so hieße sie Zeitmeß-Apparat.“ 

Aus der Fülle von Wörtern, die tagtäglich unüber¬ 
legt nachgesprochen werden, sei nurdas vielgebrauchte 
Wort Interesse mit seinen Nebenformen herausge¬ 
griffen. Engel bringt für diese eine Wortgruppe 
allein drei Spalten Verdeutschungen, sicher ein 
Beweis dafür, daß es der deutschen Sprache nicht 
an Vielseitigkeit mangelt. Und dabei hat Engel für 
dieses Wort nur die wichtigsten Verdeutschungen 
gebracht — „der Allgemeine Deutsche Sprachverein 
hat 1901 eine besondere, sehr unvollständige Tafel 
aller Verdeutschungen — mehr als 700 — dieser Wort¬ 
schwammsippe herausgegeben“. 

Daß noch heute Wörter wie ä, pro, contra, per, 
eventuell, respektive und ähnliche gang und gäbe 
sind, für die ohne weiteres entsprechende deutsche 
Wörter gesetzt werden können, ist ein bedauerliches 
Zeichen für die schon angedeutete Gedankenträgheit 
in der Wahl des Ausdrucks. Solche Wörter lassen 
sich bei einigermaßen festem Willen stets vermeiden, 
und man muß daher Engel unbedingt zustimmen, 
wenn er deren durch nichts berechtigte Anwendung 
eine „ schier unausrottbare Sprachverpöbelung“ nennt. 
Als „albernes Modewort“ und „welsche Errungen¬ 
schaft des deutschen Krieges“ wird das Wort „Neu¬ 
orientierung“ — die Zusammensetzung aus deutschem 
und FremdwortmitdeutscherEndungistan sich schon 
eine Zumutung an den Sprachfreund — bezeichnet, 
für das unser Umordnung vollauf genügen dürfte. 
Eine ebenso schlimme Bereicherung unsrer Sprache 
stellen die Wörter Nation und national dar, die gerade 
während des Weltkriegs als unentbehrliche Schlag¬ 
wörter herhalten müssen, die aber durchaus entbehr¬ 
lich sind, denn wir besitzen dafür die Ausdrücke Volk 
und völkisch — letzteres Wort ist eine Neubildung, 
die von vielen Seiten heftig bekämpft wurde. Für 
Vaterlandsfreund sagen wir Patriot, und wenn, wie 
es jetzt oft geschieht, eine vaterländische Feier an¬ 
gekündigt wird, prangt sicher an erster Stelle die 
„stolze“ Bezeichnung „Patriotische Feier“. Und dar¬ 
unter steht dann vielleicht zur bessern Kennzeich¬ 
nung: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!“ Ein 
Redewitz, wie er schlimmer nicht sein kann. 

Wenn auch die Bestrebungen Engels noch zu wenig 
gewürdigt werden, so sind doch Anzeichen vorhanden, 
daß auch auf sprachlichem Gebiete bei unserm Volke 
endlich einmal ein Erwachen folgen wird, ein Erwachen, 
das unnachsichtlich alles das aus unsrer Sprache ent¬ 
fernt, was fremden Stammes ist. In dieser Hinsicht 
leistet der Allgemeine Deutsche Sprachverein seit 
über dreißig Jahren ein gutes Stück Arbeit. Er hat 
während seiner jahrelangen Tätigkeit ebenfalls viel 
dazu beigetragen, denen die Augen zu öffnen, die 
immer noch nicht die Gefahr sehen wollen, die durch 
die Verwelschung unsrer Sprache dem deutschen 


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Archiv für Buchgewerbe 


Volkstum droht. In neuerer Zeit haben auch die Be¬ 
hörden einen Schritt vorwärts gewagt, indem sie daran 
gegangen sind, ihren von Fremdwörtern wimmelnden 
Sprachschatz zu reinigen, zum Vorteil für sie und die 
Allgemeinheit. Daß aus Büchern ebenfalls Fremd¬ 
wörter ausgemerzt werden können, zeigt die kürzlich 
erschienene neunte Auflage von Damaschkes „Ge¬ 
schichte der Nationalökonomie“, in deren Vorwort der 
Verfasser darauf hinweist, daß etwa an tausend Stellen 
eine Ausscheidung entbehrlicher Fremdwörter möglich 
war. Er sagt dann weiter wörtlich: „ln vielen Fällen 
zwang auch hier die Wahl eines deutschen Ausdruckes 
unmittelbar zur schärferen Klarheit der Darstellung.“ 
Was bei diesem Buche möglich war, das doch immer¬ 
hin den Anspruch auf eine wissenschaftliche Abhand¬ 
lung erheben darf, dürfte sich bei den meisten andern 
Büchern ohne Schwierigkeiten durchführen lassen, 
ein Nachteil erwüchse ihnen dadurch kaum. 


Es wäre zu wünschen, daß sich noch mehr Nach¬ 
folger fänden, die auf diese Weise die Anregungen 
Engels weiter ausbauen und wie seine beiden Bücher 
dazu helfen würden, den Reichtum unsrer Sprache 
für alle aufzudecken. Dem Verfasser selbst sollten 
wir jedenfalls dankbar dafür sein, daß er den Mut ge¬ 
funden hat, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, 
und daß er uns einen Weg weist, den hoffentlich viele 
zu dem ihrigen machen, um so das Welschwort mehr 
und mehr zu verdrängen und zur Gesundung unsrer 
Muttersprache beizutragen, von der es heißt: 

„Muttersprache, Mutterlaut! 

Wie so wonnesam, so traut! 

Erstes Wort, was mir erschallet, 

Süßes, erstes Liebeswort, 

Erster Ton, den ich gelallet, 

Klingest ewig in mir fort.“ 


Breitkopf & Härtel 

Gedenkschrift und Arbeitsbericht von Oskar v. Hase. Erster Band: 1542 bis 1827 

Von EMILWETZIG in Leipzig 


E in gütiges Geschick gab dem Buchdruckgewerbe 
bisher und immer zur rechten Zeit schaffens¬ 
frohe, kluge und kunstsinnige Männer, die es 
zu seiner Entwicklung notwendig brauchte. Einen 
solchen zeichnet Oskar v. Hase in dem bei Breit¬ 
kopf & Härtel schon 1885 erschienenen Buche Die 
Koberger; er schildert darin auch die vielseitige und 
segensreiche Geschäftstätigkeit Anton Kobergers, 
dieses bedeutenden und gewissenhaften Nürnberger 
Druckherrn und ersten Buchhändlers seiner Zeit. 

Die große Freude an der Zusammenfassung und 
Darstellung geschichtlicher Überlieferungen hat, wie 
das eben erwähnte Buch bezeugt, auch dem Verfasser 
der in der Überschrift dieses Aufsatzes genannten 
Gedenkschrift mit Arbeitsbericht die Feder geführt. 
Galt es doch, über die Zeit zu berichten, aus der die 
eigene Firma, eine der ältesten und angesehensten 
Buchdruckereien Leipzigs, hervorgegangen ist. Der 
vorliegende Band bringt Kunde aus den Urkunden¬ 
quellen der Vergangenheit über das Wirken „eines 
mit der Kulturarbeit seiner Zeit eng verflochtenen 
Betriebes vom 16. bis ins 19. Jahrhundert in ununter¬ 
brochener Tätigkeit für das Buchgewerbe“. 

Die Gedenkschrift gründet sich auf eine schon 
1875 entstandene kurzgefaßte und in eins zusammen¬ 
geschlossene Lebensbeschreibung der drei Genera¬ 
tionen Breitkopf, des Großvaters G. C. Härtel und 
des Oheims Hermann Härtel. Oskar v. Hase hat sein 
Werk dem von früher Jugend auf innig verehrten 
Rochus Freiherrn v. Liliencron gewidmet. Der In¬ 
halt verzeichnet drei Abschnitte: Vorgeschichte — 
Die Breitkopfe — Die Härtel. Nur das Wesentliche 


des in umfangreichen Textabschnitten behandelten 
historischen Stoffes kann hier in knapper Fassung 
mitgeteilt werden, es wird aber genügen, die be¬ 
deutungsvolle literarische Arbeit des Verfassers 
richtig beurteilen und würdigen zu können. 

VORGESCHICHTE 

Der Verfasser gibt mit dieser Vorgeschichte ein 
wertvolles Stück Kulturgeschichte, wie es beachtens¬ 
werter in bezug auf das Buchdruckgewerbe außer in 
seinem schon oben genannten Buche kaum noch an 
andrer Stelle zu finden ist. Er greift auf das Jahr 1542 
zurück und bezeichnet Heinrich Eichbuchler, Buch¬ 
drucker in Leipzig mit einem kleinen Druckerei¬ 
anwesen , als seinen frühesten Geschäftsvorfahren 
zurZeit Martin Luthers. Nachfolger wurde 1555 durch 
Verehelichung mit Eichbuchlers Witwe HansRambau, 
der anfänglich „in mühseliger Haushaltung, wie es 
Druckerei mit sich bringt“, lebte, aber später unter den 
vier damals zugelassenen Druckereien die erste Stel¬ 
lung einnimmt. Der „auch der Druckerei erfahrene“ 
Georg Deffner wurde sein Geschäftsnachfolger, er 
heiratete 1580 Hans Rambaus Witwe. Über die kurze 
Zeit seiner Tätigkeit kann Oskar v. Hase nur wenig 
und nichts Besonderes berichten. Die Chronik meldet 
seinen Tod im Jahre 1587. Schon ein Jahr später 
schritt die Witwe zur dritten Ehe mit Abraham Lam- 
berg, Buchdrucker und Buchhändler zugleich. Lam- 
berg war einer der regsamsten Buchdrucker seiner 
Zeit. Er beschäftigte sechs Gesellen, Leipzigs größte 
Druckerei einige mehr, nämlich neun. Mit Mühe und 
Arbeit brachte er sein Geschäft hoch, dabei hatte er 


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Archiv für Buchgewerbe 


schon gegen den unlauteren Wettbewerb zu kämpfen, 
denn er klagt gelegentlich, daß ein andrer ihm „die 
Orationes,IntimationesundandereMaterien,so zurzeit 
in seiner Druckerei gedruckt worden, abgespannet“. 
Lamberg wollte aber nicht nur Bücher drucken, son¬ 
dern auch mit Büchern handeln. Sein Buchhandel 
brachte ihm anfänglich neben viel Sorge auch Anfein¬ 
dungen von den LeipzigerNurbuchhändlern. Dennoch 
behauptete er sich und war einer der bedeutendsten 
Verleger in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 
Im Jahre 1629 starb dieser mit lebhaftem Ge¬ 
schäftsgeist begabte Mann. Seine Witwe zweiter Ehe 
heiratete 1633 den Buchdrucker Henning Köler, an 
den in schwerster Zeit des Dreißigjährigen Krieges 
die Führung des Geschäfts überging. Er bekleidete 
mancherleiEhrenstelleninderLeipzigerBuchdrucker- 
gesellschaft bis zum Abschluß seines arbeitsreichen 
Lebens im Jahre 1656. Die Leitung des Geschäfts 
übernahm nun der Faktor Johann Georg, der in die 
Innung aufgenommen und hochgeschätzt in voller 
Selbständigkeit für Kölers Witwe wissenschaftliche 
und fremdsprachliche Werke druckte. Die Druckerei 
wurde nach seinem Tode 1702 verkauft an Johann 
Caspar Müller, der sich schon 1693 (17jährig) in das 
Gesellenbuch der Leipziger Buchdruckerinnung ein¬ 
geschrieben hatte. Oskar v. Hase berichtet nach 
Geßner, Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst 
und Schriftgießerey über ihn: „Dieser Müller war 
ein scharfsinniger und geschickter Mann ....“, der 
„auch die nettesten und jetziger Zeit gangbarsten 
Schriften von Hebräischen Griechischen Lateinischen 
und Teutschen gefertigt hat....“ Als Fachschrift¬ 
steller ist der Genannte in Geßners Buche mit zwei 
wertvollen Beiträgen über Lehrlingsausbildung ver¬ 
zeichnet. Der kundige, kunstsinnige Meister ist im 
Jahre 1717 jung gestorben. Der Gang des Geschäfts 
erfuhr dadurch keine merkbare Unterbrechung. Die 
Witwe führte die Druckerei zwei Jahre mit einem 
Faktor Nicolaus Spindler, verrückte dann den Witwen¬ 
stuhl und verehelichte sich von neuem mit dem Buch¬ 
drucker Bernhard Christoph Breitkopf. 

DIE BREITKOPFE 

Unter dieser Überschrift gibt Oskar v. Hase im zwei¬ 
ten Kapitel der Gedenkschrift eine tiefempfundene, 
fesselnde Darstellung von dem Wirken und den Ver¬ 
diensten dieses Geschlechts nach Aufzeichnungen, 
wie sie das Geschäftsarchiv des Hauses treu bewahrt. 
Das Wichtigste daraus ist nachstehend auf einen 
kleinen Raum zusammengedrängt, es verhilft zur 
vollen Wertschätzung des sorgfältig zusammen¬ 
getragenen und liebevoll bearbeiteten Materials. 

Der Begründer der Firma Breitkopf & Härtel ist 
Bernhard Christoph Breitkopf, geboren am 2. März 
1695 in Clausthal. Sein Vater war beim dortigen 
Bergamte Schichtmeister. Er trat 1709 als Lehrling 


beim Buchdrucker G. Dunker in Goslar ein und 
wanderte 1714, ein Jahr nach beendigter vierjähriger 
Lehrzeit, nach Leipzig. Hier blieb er bis 1715, 
arbeitete dann in Jena, fast drei Jahre in Halle und 
kehrte im Jahre 1718 nach Leipzig zurück. Im Januar 
1719 ward Breitkopf „mit Frau Maria Sophia Müllerin 
geborene Hermannin, weyland sehl. Johann Caspar 
Müller Vornehmen Bürgerund Buchdrucker, so auch 
weitberühmten Schriftschneider und Schriftgießers in 
Leipzig Witwe“ getraut. Durch Geschicklichkeit, rege 
Tätigkeit und Rechtschaffenheit brachte Breitkopf die 
kleine, geschäftlich verfallene Buchdruckerei seines 
Vorgängers zu neuer Bedeutung, zumal Professoren 
der Leipziger Universität sein Tun mit hinreichenden 
Mitteln unterstützten. Die Druckerei strebte rasch 
auf. Im Jahre 1738 hatte Breitkopf nach mancherlei 
Mühsalen die Genugtuung, an der Stelle eines 
alten, kleinen Gasthauses das stattliche neue Ge¬ 
schäftshaus Zum goldenen Bären in der Universitäts¬ 
straße vollendet zu sehen. Nichts charakterisiert die 
Bedeutung des Breitkopfschen Geschäfts besser als 
die in Geßners Buch eingefügte „Schrift-Probe, oder 
KurzesVerzeichniß derjenigen Hebräisch- Griechisch- 
Lateinisch- und Teutschen Schriften, Welche in Herrn 
Bernhard Christoph Breitkopfs Schriftgießerey allhier 
vorhanden sind“. Auf 16 Seiten und vier Tafeln ist 
angegeben, von wem jede Schrift in Messing oder 
Stahl geschnitten ist. Auch die Leipziger Verleger 
hielten mit ihrer Anerkennung nicht zurück. Breit¬ 
kopf brachte es bald zu einem eigenen ansehnlichen 
Bücherverlag. Des durch die Wirren des Dreißig¬ 
jährigen Krieges darniederliegenden Musikverlags 
nahm er sich liebevoll an. Im Jahre 1736 erschien 
in erster Auflage „Sperontes, Singende Musen an 
der Pleise“, ein auch als Nachdruck heute von Biblio¬ 
philen hochgeschätztes Werkchen. Die Druckerei gab 
B. Ch. Breitkopf 1745 seinem Sohne Immanuel, nahm 
ihn 1762 auch in die Verlagshandlung auf, die nun 
mit der Buchdruckerei Bernhard Christoph Breitkopf 
und Sohn zeichnete. Im vorgerückten Alter ließ 
Breitkopf seiner Druckerei gegenüber den Silbernen 
Bären erbauen. Zur Grundsteinlegung dieses neuen 
Geschäfts- und Wohnhauses im Jahre 1736 erschien 
der kurfürstliche Hof, der auch das Breitkopfsche 
Geschäft mit seinem Besuche besonders auszeich¬ 
nete. Am 28. März 1777 schied B. Ch. Breitkopf 
hochbetagt aus dem Leben. Geschäftsnachfolger 
wurde der einzige Sohn Johann Gottlob Immanuel 
Breitkopf. 

Zur Beurteilung dieses über seine Zeit hinaus hoch- 
geschätzten Mannes veröffentlicht Oskar v. Hase 
wertvollesbuchdruckgeschichtlichesQuellenmaterial. 

Der junge Breitkopf erlernte den Buchdrucker¬ 
beruf, doch zeigte der geistig hochstehende und von 
einer starken Neigung zu den Wissenschaften ge¬ 
triebene Jüngling ursprünglich wenig Lust, einmal das 

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väterliche Geschäft zu übernehmen. Er widmete sich 
zunächst dem Studium der Wissenschaften und ging 
dann — wohl durch das Jubelfest der Buchdrucker¬ 
kunst 1740 für dieselbe begeistert — zum Buchdruck 
über. Die von ihm im 26. Lebensjahre übernommene 
Druckerei führte im Druckerzeichen des Bären nun 
einen Pallaskopf. Sein Bildungsgang trieb ihn, die 
Druckkünst durch gelehrte Forschung, Erfindungen 
und praktische Versuche zu fördern. Beiträge dazu 
sind seine unvollendet gebliebene Kritische Ge¬ 
schichte der Buchdruckerkunst, ferner das Werk: Über 
die Geschichte der Buchdruckerkunst, 1799; ein Vor¬ 
läufer zu letzterer ist sein Buch: Versuch, den Ur¬ 
sprung der Spielkarten, die Einführung des Leinen- 
papieres und den Anfang der Holzschneidekunst in 
Europa zu erforschen, 1784. In seiner letzten Schrift: 
Über Bibliographie und Bibliophilie, 1793, tritt er 
mit gelehrtem Rüstzeug zugunsten einer national 
deutschen Frakturschrift ein, für deren verbesserte 
Formen er auch mit Fleiß wirkte. Ein gelungener 
praktischer Versuch Breitkopfs zur künstlerischen 
Gestaltung der Schriftformen ist in der noch jetzt sehr 
geschätzten Breitkopf-Fraktur erhalten geblieben. 
Nicht minder mißfiel ihm die Weitläufigkeit der alten, 
unpraktischen Notensatztechnik, die nicht „ohne viele 
Künsteley und Flickerey“ auszuüben war. Durch eine 
wesentliche Verbesserung der teilbaren beweglichen 
Notenlettern in überraschender und einfachster Weise 
(1754) brachte er die Notendruckkunst auf eine hohe 
Stufe der Leistungsfähigkeit. Breitkopfs Tatkraft ge¬ 
lang es nun, dem bis dahin wenig geschätzten musi¬ 
kalischen Typendruckwerke Anerkennung und große 
Verbreitung zu schaffen. Er begann auch Landkarten 
typographisch herzustellen, seine Anstrengungen sind 
aber nicht über Versuche hinausgekommen. Wenig 
Glück hatte er mit der Übernahme einer Spiel¬ 
kartenfabrik und damit verbundenen Buntpapier¬ 
fabrik. Mannigfache technische Verbesserungen in 
der Druckerei und Schriftgießerei brachten den ver¬ 
dienten Erfolg. Letztere wird in dem zuverlässigen 
Bericht eines Zeitgenossen „auf vierhundert Alpha¬ 
bete, Stempeln und ebenso viel Matrizen aus allen 
Sprachen“ geschätzt. Man fragt sich nun: wo 
sind diese unersetzlichen Kulturwerte geblieben? 
I. Breitkopf beschäftigte in der zweiten Hälfte des 
18. Jahrhunderts gegen 130 Personen in seinem Ge¬ 
schäft, das wegen seiner mannigfaltigen Betriebs¬ 
einrichtungen als eine Sehenswürdigkeit Leipzigs 
betrachtet und von wißbegierigen Reisenden gern be¬ 
sucht wurde. 

Auch der junge Goethe als Leipziger Student kam 
gern in das Breitkopfsche Haus. Seine Beziehungen 
zu der Breitkopfschen Familie erzählt Oskar v. Hase 
recht anmutig und ausführlich. Goethe selbst schildert 
schön im achten Buch von „Dichtung und Wahrheit“ 
die Bedeutung, die dieser geistig belebte Umgang für 


seine Entwicklung hatte: „Eine sehr angenehme und 
für mich heilsame Verbindung, zu der ich gelangte, 
war die mit dem Breitkopfschen Hause.“ Noch im 
Jahre 1782 wendet er sich in einer literarischen An¬ 
gelegenheit „aus alter Neigung und Freundschaft“ 
an Breitkopf. 

Im Jahre 1793 nahm Immanuel seinen zweiten Sohn 
Christoph Gottlob Breitkopf und den Schwiegersohn 
Christian Gottlob Stopp in das Geschäft auf, das nun 
J. G. 1. Breitkopf Sohn und Comp, firmierte. Im 
darauffolgenden Jahr ging der bedeutende Mann zur 
ewigen Ruhe ein. 

Außerordentlich fesselnd und anregend sind die 
Ausführungen über die Geschäftsverhältnisse nach 
Immanuel Breitkopfs Tod, wie sie Oskar v. Hase in 
dem Abschnitt 

DIE HÄRTEL 
niedergeschrieben hat. 

Christoph Gottlob Breitkopf war nach seines Vaters 
Ableben Alleinbesitzer des großen Geschäfts; das 
Verhältnis mit Stopp hatte er gelöst. Sein Bruder 
Bernhard Theodor Breitkopf, der älteste Sohn Im¬ 
manuels, lebte in Rußland, besaß eine Druckerei in 
St. Petersburg und war Direktor der Petersburger 
Senatsdruckerei. 

Den Erben drückte die Bürde übernommener ge¬ 
schäftlicher Pflichten schwer. Er nahm zu seiner Ent¬ 
lastung im Jahre 1795 Gottfried. Christoph Härtel, 
geboren am 28. Januar 1763 in Schneeberg, als Teil¬ 
haber der Firma auf, in dessen Hände legte er auch 
die Geschäftsleitung. Bald darauf, am 22. August 
1796, verkaufte Gottlob Breitkopf seine Häuser und 
das Geschäft mit allem Zubehör für 106000 Taler 
an Härtel. Die bisherige Firma Breitkopf & Härtel 
sollte weiterbestehen. Der umfangreiche, gewissen¬ 
haft ausgearbeitete Kaufvertrag ist eine wertvolle 
historische Niederschrift, er zeigt in seiner Ausführ¬ 
lichkeit ein anschauliches Bild von dem damaligen 
Bestand der berühmten Breitkopfschen Geschäfts¬ 
einrichtung und gestattet einen genauen Einblick in 
die Geschäfts- und Lebensverhältnisse des letzten 
Breitkopf. Man muß es dem Verfasser der Denk¬ 
schrift ganz besonders danken, daß er das wichtige 
Schriftstück veröffentlicht und damit der Allgemein¬ 
heit zugängig gemacht hat. Im April 1800 starb 
Gottlob Breitkopf, der Erbe eines „mit ruhmreicher 
Überlieferung eines alten, in Jahrhunderten kaum je 
veräußerten Geschäfts“. Letztwillig hatte er seinen 
Freund und Berater Härtel als Alleinerben bestimmt. 

Härtels Umsicht und Tatkraft gelang es, frisches, 
reges Leben in die etwas gelockerten Geschäfts¬ 
verhältnisse des letzten Breitkopf zu bringen. Mit 
großer Hingebung widmete er sich in planvoller 
Lebensarbeit dem Musikalienverlag, den er rasch zu 
Bedeutung und Umfang brachte. Die berühmtesten 
Tonsetzer seiner Zeit hatte er für sein Unternehmen 


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gewonnen, ihre Vertonungen ließ er in stattlichen 
Typendruckwerken oder in Stich erscheinen. Ein für 
die Ostermesse 1803 ausgegebenes „Verzeichnis des 
Musikverlags von Breitkopf & Härtel in Leipzig“, das 
die angezeigten Musikalien als „unsres eigenen Ver¬ 
lages“ hervorhebt, enthält bereits 522 Werke. Dabei 
ließ Härtel aber nicht nach in seinem Wirken für das 
Gesamtgebiet des Musikalienhandels. 

Den Buchverlag baute er auf den von der Breitkopf- 
schen Buchhandlung übernommenen Beständen auf. 
Er beschränkte sich dabei nicht auf ein bestimmtes 
Verlagsgebiet. Die in seinem Verlage erschienenen 
Werke deckten vielmehr das Bedürfnis des Studiums 
vieler Wissenschaften. 

Den technischen Abteilungen wandte Härtel, der 
den Buchdruckerberuf nicht erlernt hatte, große Auf¬ 
merksamkeit und Förderung zu. Oskar v. Hases dies¬ 
bezügliche Mitteilungen bieten so viel Belehrendes 
und Anregendes, daß seine urkundlichen Darlegungen 
bei der Abfassung einer zukünftigen Fach- und Wirt¬ 
schaftsgeschichte des Druckerei- und Schriftgießerei¬ 
wesens von großem Nutzen sein dürften. In einer 
Beschreibung der Stadt Leipzig, die 1799 erschien, 
wird die Härtelsche Druckerei wie folgt geschildert: 
„Sie hat 20 Pressen zu Druckschriften und 4 Pressen 
zur Notendruckerey, eine Notenstechereifabrik nebst 
dazu gehöriger Kupferdruckerei. In der Buch- und 
Notendruckerey arbeiten immer zwischen 00 bis 

80 Personen, ohne die Druckereybediente.Eben 

so rühmlichst zeichnet sich die Schriftgießerey aus.... 
Sie unterhält bey 10 stehenden Schmelzöfen allein 
gegen 30 Gießer, 2 Factors, 6 Schleifer, 5 Gießerey- 
bediente, 2 Stempelschneider und 1 Messingarbeiter, 
welche jährlich 350 bis 400 Centner neue Schriften 
liefern, wovon ein großer Theil in die entferntesten 
Gegenden von Europa und in die andern Welttheile 
versendet wird ....“ Die Abteilung Schriftgießerei 
war der größte Zweig des Härtelschen Geschäfts, sie 
brachte auch den größten Gewinn. 

Nach 1800 hat Härtel auch — wohl als erster in 
Leipzig — eine Steindruckerei seinem weitverzweig¬ 
ten Geschäft angefügt zum 
Vorteil seiner aufblühenden 
Musikaliendruckerei. Noten¬ 
typendruck und Kupferdruck 
(Notendruckerei) wurden da¬ 
durch fast ganz verdrängt. 

Durch die unausgesetzte 
Vergrößerung und fabrik¬ 
artig zusammengefaßte Viel¬ 
seitigkeit des Geschäfts war 
der Übergang vom Innungs¬ 
betriebe zum Fabrikbetriebe 
unausbleiblich, um so mehr, 
da schon seit 1802 neben den 
verschiedenen Geschäfts¬ 


zweigen eine Instrumentenhandlung bestand. Die 
Umwandlung vollzog sich allmählich und nicht ohne 
lebhaften Einspruch der Innungen und Behörden, die 
Härtel das Leben recht schwer machten. Die Her¬ 
stellung von Instrumenten in eigener Werkstatt be¬ 
gann 1807. Härtels Unternehmergeist hat mit dieser 
seiner letzten Gründung die Anregung zu einer sich 
im Laufe des 19. Jahrhunderts mächtig entwickelnden 
Industrie gegeben. 

Für seine nur in den letzten Lebensjahren beschei¬ 
den ausgenutzte Erholung kaufte er das in der Nähe 
von Pirna gelegene Rittergut Cotta. Hier entschlief 
der geschäftlichen Pflichten in selbstloser Hingebung 
dienende Mann am 25. Juli 1827. Das Urteil seiner 
Zeitgenossen sicherte ihm ein ruhmvolles Andenken. 
Nachklingen mag in unsre Zeit, was ein solcher nach 
seinem Tode in der Trauer über ihn schrieb: „Solange 
Deutschlands Literatur und Musik und die in seiner 
Mitte erblühte Buchdruckerkunst mit allen ihren 
Zweigen etwas gilt, wird auch der Name Härtel immer 
mit hoher Achtung neben dem von Breitkopf genannt 
werden. Was dieser gründete, hat er mit Einsicht er¬ 
halten, erweitert und mit neuen Zweigen bereichert!“ 

Diese ehrenden Worte stehen am Schlüsse der 
Gedenkschrift. Sie trägt, entgegen aller Gewohnheit 
in den Friedensjahren, ein einfaches und doch ge¬ 
schmackvolles Gewand. Der stattliche textliche In¬ 
halt ist aus einer älteren Mediävalschrift gesetzt und 
gut gedruckt. Die eingefügten zahlreichen Bildnisse 
und Abbildungen nach Stichen und Holzschnitten ver¬ 
gangener Zeiten sind mit zierlichem, neuzeitlichem 
typographischem Rankenwerk geschmückt. Dabei ist 
es leider nicht immer gelungen, Bildwirkung und 
Schmuck miteinander in Einklang zu bringen, die 
immerhin noch erzielte gute Wirkung soll darum 
nicht gering geachtet werden. Ich habe das Buch mit 
großer Befriedigung aus der Hand gelegt, sein Inhalt 
hat sich mir tief eingeprägt. Dem Erscheinen des 
zweiten Teils, zugleich Schlußband, kann man mit 
besonderen Erwartungen entgegensehen! 

Am 28. Januar 1819 konnte im Hause Breitkopf 
& Härtel die Jahrhundert¬ 
feier des Bestehens der 
Firma begangen werden. Ein 
zweites Jahrhundert entstieg 
dem Schoß der Zeiten und 
geht der Vollendung ent¬ 
gegen. Über diese Zeitspanne 
berichtet Oskar v. Hase im 
zweiten Band der Gedenk¬ 
schrift. Er wird wahrschein¬ 
lich als Jubiläumsgabe er¬ 
scheinen, darum besonders 
schätzenswert sein und von 
dem Wirken eines neuen 
Geschlechtes Kunde geben. 

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30. Hauptversammlung des Deutschen Buchgewerbevereins 


D ie 30. Hauptversammlung des Deutschen Buchge¬ 
werbevereins fand am 15. Juni d. J. nachmittags im 
Sachsenzimmer des Deutschen Buchgewerbehauses statt. 
Den Vorsitz führte, einen Teil seiner kurzen Beurlaubung 
aus dem Felde nach der Heimat seinem Ehrenamte als 
1. Vorsteher des Vereins opfernd, Herr Geheimer Hofrat 
Dr. L. Volkmann, Leipzig. Er eröffnete die Tagung mit be¬ 
grüßenden Worten und nahm, nachdem er die satzungs¬ 
gemäße Einberufung der Versammlung festgestellt hatte, 
Gelegenheit, der im Kriegsdienste stehenden Mitglieder 
dankbar und ehrend zu gedenken und auch den Männern 
zu danken, die daheim die Sache des Deutschen Buchge¬ 
werbevereins mit Hingabe erhalten und fortgeführt haben. 
Weiter widmete er den im Jahre 1917 verstorbenen 11 Mit¬ 
gliedern, besonders den auf dem Felde der Ehre gebliebenen 
Herren Emil Leiter in Düsseldorf und Wilhelm R. Greven 
in Köln a. Rh., einen ehrenden Nachruf. Die Versammlung 
erhob sich zum Gedächtnis der Toten von den Plätzen. Ferner 
teilte der Vorsitzende mit, daß Herr Heinrich Wagner, 
Leipzig, der seit dem 25. Oktober 1902 mit unermüdlicher 
Hingabe das Amt des 1. Schatzmeisters verwaltet, gebeten 
hat, ihn in Rücksicht auf seine stark verminderte Sehkraft 
von dieser Tätigkeit zu entheben, und daß Herr Kom¬ 
merzienrat Georg Giesecke, Leipzig, bereit ist, an Herrn 
Wagners Stelle zu treten. Im übrigen bleibt Herr H.Wagner 
Vorstandsmitglied. Die Versammlung nahm von der Ver¬ 
änderung zustimmend Kenntnis und dankte Herrn Wagner 
für die geleistete langjährige Tätigkeit als Schatzmeister 
und Herrn Kommerzienrat Giesecke für Übernahme des 
verantwortungsvollen Amtes. 

Sodann wurde in die Erledigung der Tagesordnung ein¬ 
getreten, deren erster Punkt lautete: Vorlegung des Jahres¬ 
berichts und des Kassenberichts auf das Jahr 1917. Aus 
den beiden im Druck erschienenen Vorlagen war in der 
Hauptsache zu entnehmen, daß die Entwicklung und die 
Tätigkeit des Vereins, wie alles gegenwärtige deutsche 
Leben und Wirken, im Zeichen des der Entscheidung ent¬ 
gegenreifenden Weltkrieges standen. Von den leitenden 
Personen, den Mitgliedern und den Beamten des Vereins 
befindet sich ein großer Teil im militärischen Kriegsdienst. 
Eine besonders erfreuliche Erscheinung ist nach dem Sinken 
der Mitgliederzahl in den Jahren 1915 und 1916 ein seit 
mehreren Monaten eingetretenes andauerndes Steigen der¬ 
selben. Ende 1917 gehörten dem Deutschen Buchgewerbe¬ 
verein 1559 persönliche und korporative Mitglieder an; zu 
Beginn des Berichtsjahres waren es nur 1509. Im laufenden 
Jahre wurden bereits 77 neue Mitglieder aufgenommen. 
Unter den Mitgliedern befinden sich 19Museen, Büchereien 
und Schulen, darunter solche inWien, Budapest,Christiania, 
Gothenburg und Stockholm, sowie 40 deutsche und mehrere 
ausländische Verbände und Vereine. Die Reichsregierung, 
das Kgl. Sächsische Ministerium des Innern und der Rat der 
Stadt Leipzig fördern die Bestrebungen des Vereins durch 
Geldbeihilfen. Der Bericht hebt weiter hervor, daß der 
Deutsche Buchgewerbeverein ebenso wie das von ihm ver¬ 
tretene weitverzweigte und große Gewerbe organisch und 
wirtschaftlich die starke Feuerprobe einer unvergleichlich 
harten Zeit bisher bestanden hat, den Krieg siegreich über¬ 
dauern und nach Wiederkehr friedlicher Zeiten sicher einen 


schönen Aufschwung nehmen wird. Der Verein diente in 
der Berichtszeit dem deutschen Buchgewerbe durch seine 
bedeutenden Sammlungen, durch Ausstellungen im Inlande 
und neutralen Auslande, durch das „Archiv für Buchge¬ 
werbe“, durch Förderung des Fachschul- und Bildungs¬ 
wesens und andres mehr. Der Kassenbericht für 1917 ist 
insofern günstig, als die Ausgaben beträchtlich hinter dem 
Voranschlag zurückgeblieben sind. Die Finanzlage des 
Vereins kann als den Zeitverhältnissen entsprechend be¬ 
friedigend bezeichnet werden. Vor allen Dingen stehen den 
Verbindlichkeiten des Vereins vollkommen ausreichende 
Deckungswerte gegenüber. — Die Rechnungsprüfer Herren 
L. Degener, Leipzig, und Th. Plenge, Leipzig, beantragten auf 
Grund der Prüfung der Einnahmen- und Ausgabenbücher 
und der dazu gehörigen Belege sowie der Durchzählung 
des Geldbestandes am 14. Mai dieses Jahres, dem Schatz¬ 
meister für die Jahresrechnung 1917 Entlastung zu erteilen. 
— Herr Hofrat Baensch-Drugulin, Leipzig, wies in Ergänzung 
des Jahresberichts daraufhin, daß das am 16. November 1917 
in Weimar verstorbene Mitglied Herr Baurat Bruno Elbo 
sich durch die Entwürfe zur Gutenberghalle im Deutschen 
Buchgewerbehause ein schönes künstlerisches Denkmal 
gesetzt hat. — Hierauf nahm die Versammlung beide Be¬ 
richte zustimmend zur Kenntnis und sprach in Erledigung 
von Punkt 2 der Tagesordnung einstimmig die Entlastung 
des Vorstandes aus. 

Zu Punkt 3: Aufstellung des Haushaltplanes für 1918, 
erfolgte die einmütige Zustimmung zu der entsprechenden 
Druckvorlage. 

Bei Punkt 4: Wahlen gemäß der Satzung wurden ein¬ 
stimmig durch Zuruf wiedergewählt a) in den Vorstand die 
Herren Geheimer Hofrat Dr.L. Volkmann, in Firma Breit¬ 
kopf & Härtel, Leipzig, zum 1. Vorsteher, Geheimer Hofrat 
Arndt Meyer, in Firma Bibliographisches Institut A.-G., 
Leipzig, zum 2. Vorsteher, Gustav Flinsch, in Firma Ferd. 
Flinsch G. m. b. H., Leipzig, und Kommerzienrat Meisenbach, 
in Firma Meisenbach, Riffarth & Co., München, b) in den 
Vereins-Ausschuß die Herren Karl Klingspor, in Firma 
Gebr. Klingspor, OPfenbach a.Main, Karl Wagner, in Firma 
H. Wagner & E. Debes, Leipzig, Martin Oldenbourg, in Firma 
R. Oldenbourg, Berlin, und Heinrich Schwarz, Prokurist der 
Firmajulius Klinkhardt, Leipzig. Sämtliche Herren nahmen 
die Wahl an. 

Punkt 5: Vertrag mit dem Deutschen Verein für Buchwesen 
und Schrifttum. Herr Geheimer Hofrat Dr. Volkmann er¬ 
stattete, begründete in seinem einleitenden Bericht die 
Tatsache, daß der Abschluß dieses Vertrages der Förderung 
des deutschen Buchgewerbes in wissenschaftlicher, künst¬ 
lerischer und'technischer Hinsicht äußerst dienlich sein 
wird.. Der neue Verein, der der Träger des Deutschen 
Kulturmuseums in Leipzig ist, soll vom Deutschen Buch¬ 
gewerbeverein die historischen, wissenschaftlichen und 
künstlerischen Sammlungen, darunter die Klemm-Samm- 
lung, die Becher-Sammlung und die Weißenbach-Samm- 
lung, sowie die Bücherei unter Ausscheidung der Unter¬ 
haltungsliteratur mit einjähriger Kündigungsfrist und unter 
Zusicherung möglichster Vervollständigung und museums¬ 
pfleglicher Behandlung als Leihgabe erhalten und die 
Schoppmeyersche Sammlung mit allen Rechten und 


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Archiv für Buchgewerbe 


Pflichten als Eigentum übernehmen. Weiter geht auch die 
Bibliothekarschule zu Leipzig in die Verwaltung des neuen 
Vereins über. Endlich tritt der neue Verein in die Rechte 
und Pflichten gegenüber den vom Deutschen Buchgewerbe¬ 
verein in seine Dienste übertretenden Beamten mit Herrn 
Museumsdirektor Professor Dr. Schramm an der Spitze ein. 
Der Deutsche Buchgewerbeverein gewinnt durch den Ver¬ 
tragsabschluß die Möglichkeit einer stärkeren Betätigung 
auf dem Gebiete der buchgewerblichen Technik. Beide 
Vereine werden in einem edlen, uneigennützigen Wettbe¬ 
werb mit genügend großem Spielraum für jeden Hand in 
Hand dem deutschen Buchgewerbe dienen. Die Versamm¬ 
lung billigte diesen entscheidenden Schritt nach vorwärts 
und ermächtigte einstimmig den Vorstand zum Abschluß des 
vorgelegten und in einzelnen Teilen ergänzten Vertrages. 

Punkt 6: Abänderung der Satzung. Die Abänderung der 
Satzung ist eine Folge des Vertrages mit dem Deutschen 
Verein für Buchgewerbe und Schrifttum, und einzelner, im 
Laufe der Zeit im Geschäftsbetriebe gemachterErfahrungen. 
Gleichzeitig bietet sie die Gelegenheit zur Ausscheidung 
der wenigen noch in der Satzung enthaltenen Fremdwörter. 
An der Organisation des Deutschen Buchgewerbevereins 


selbst erfolgen keine Änderungen. Nur der Mitgliedsbeitrag 
soll jeweilig von der Hauptversammlung für das folgende 
Jahr festgesetzt werden. Die Satzungsänderung ist am 
15. April dieses Jahres von dem auf Grund von § 42 der 
Satzung am 30. Juni 1916 von der Hauptversammlung ein¬ 
gesetzten Ausschuß und vom Vorstand vorbereitet worden. 
Die Versammlung stimmte den beantragten Abänderungen 
der einzelnen Paragraphen einstimmig zu und beauftragte 
den Vorstand in der üblichen Weise mit der Veranlassung 
des weiteren. 

Zu Punkt 7 wurde mit Einstimmigkeit der Beschluß ge¬ 
faßt, die aus der Bücherei auszuscheidende Unterhaltungs¬ 
literatur zur (jründung einer Leihbücherei des Deutschen 
Buchgewerbevereins für Angehörige der graphischen Ge¬ 
werbe in Leipzig zu verwenden. 

Punktß: Verschiedenes. Der Jahresbeitrag für 1919 wurde 
auf M 20 festgesetzt und beschlossen, daß er für Angestellte 
im graphischen Gewerbe auf M 12 zu ermäßigen ist. Auf 
eine Anfrage teilte Herr Geheimer Hofrat Dr. Volkmann 
mit, daß die Verdeutschungssache nach Möglichkeit weiter 
bearbeitet wird. Damit erreichte die Hauptversammlung 
ihr Ende. 


Buchgewerbliche Rundschau 


* Die diesjährige Hauptversammlung des Börsenvereins 
Deutscher Buchhändler hat in der Zeit vom 27.-29. April 
in Leipzig stattgefunden. Ein Begrüßungsabend ging der 
Hauptversammlung voraus. In der Hauptversammlung 
ergriff nach erfolgter .Begrüßung durch den ersten Vor¬ 
steher, Herrn Kommerzienrat A. Seemann, Exzellenz 
Ministerialdirektor Dr. Schroeder, Dresden, das Wort, um 
auf die Bedeutung der Deutschen Bücherei hinzuweisen. 
Ober die bevorstehende Erhöhung der Postgebühren sprach 
Herr Jäh, Halle a. S. Eine Entschließung für die Hint¬ 
anhaltung dieser den Buchhandel schädigenden Maßnahme 
wurde angenommen. Der noch stärkere Beitritt zum Post¬ 
scheckverkehr wurde empfohlen. Nach Erstattung und 
Genehmigung des Geschäftsberichts wurde eine Stiftung 
des Herrn Kommerzienrats Hermann Stilke angenommen, 
von der je 30000 Mark dem Unterstützungsverein Deut¬ 
scher Buchhändler und Buchhandlungsgehilfen und der 
Deutschen Bücherei zufallen sollen, während der Rest 
dem Vorstande zu wohltätigen Zwecken nach eigener Ent¬ 
schließung zur Verfügung gestellt wurde. Über die Ein¬ 
führung eines allgemeinen Teuerungszuschlags soll der 
Vorstand erst weitere Beratungen pflegen. Bei der vor¬ 
genommenen Neuwahl des Vorstandes wurde anstelle des 
zurücktretenden Herrn Kommerzienrats Arthur Seemann 
Herr Hofrat Arthur Meiner in Leipzig zum ersten Vor¬ 
steher gewählt. 

* Die vom Deutschen Buchgewerbeverein alljährlich im 
Einvernehmen mit dem Börsenverein Deutscher Buch¬ 
händler in den unteren Räumen des Deutschen Buch¬ 
gewerbehauses veranstaltete Ostermeßausstellung (buch¬ 
händlerischer Neuerscheinungen) ist auch diesmal wieder 
von besonderer Reichhaltigkeit. Sie gibt ein umfassendes 
Bild von dem literarischen Schaffen einerseits und von 
dem buchgewerblichen Können in der Kriegszeit. Die Aus¬ 
stattung der ausgelegten zahlreichen Bücher, Mappen werke 
und Wandbilder ist eine überraschend gute. Verschiedene 


Kriegsgraphikmappen verdienen sogar als ganz ausge¬ 
zeichnete Leistungen angesprochen zu werden. Daneben 
bat sich auch manches Bildliche eingestellt, das nicht 
gerade zum Geschmackvollen und Künstlerischen gezählt 
werden kann. Da die Ausstellung bis zum Herbste geöffnet 
bleibt, so ist ein öfterer Besuch zu empfehlen. S. 

* Wirtschaftsamt des Deutschen Buchdrucker-Vereins. 
Unter dieser Bezeichnung ist ein durch die lange Kriegs¬ 
dauer hervorgerufenes Unternehmen begründet worden, 
das die Buchdruckereibetriebe der mancherlei Erschwer¬ 
nisse entheben soll, die die Beschaffung der Arbeitsmittel 
ihnen verursacht. Daneben sollen durch die vorgesehene 
Beratung in technischen und kaufmännischen Fragen sowie 
durch den geplanten Großeinkauf den Benutzern der neuen 
Einrichtung, die mit nur geringem Nutzen arbeiten will, 
auch andre Vorteile geboten werden. Das Wirtschaftsamt 
untersteht mittelbar dem Generalsekretär des Deutschen 
Buchdrucker-Vereins, Herrn Franz Köhler, im übrigen dem 
Hauptvorstande. Die Leitung des Amtes wurde Herrn 
Willy Kirstein, ehemaligem Buchdruckereibesitzer, über¬ 
tragen. In Nr. 19 der Zeitschrift für Deutschlands Buch¬ 
drucker ist alles Nähere über die Zusammensetzung des 
Amtes, seine Ziele und Aufgaben enthalten, ebendaselbst 
sind auch die Materialien-Bezugsvorschriften für das gra¬ 
phische Gewerbe in übersichtlicher Zusammenstellung 
wiedergegeben. -r-. 

+ Gründung des Verbandes deutscher Kriegssammlungen. 
In Berlin fand vor kurzem eine aus allen Bundesstaaten be¬ 
schickte Versammlung der Vertreter zahlreicher deutscher 
Kriegssammlungen statt. Aus Leipzig waren beteiligt das 
Deutsche Kriegswirtschaftsmuseum, das Deutsche Kultur¬ 
museum und die Deutsche Bücherei. Museumsdirektor 
Professor Dr .Schramm wurde zum Vorsitzenden, Professor 
Dr. Minde-Pouet zum Schatzmeister des Verbandes gewählt. 
Außerdem wählte die Versammlung in den Verbandsvor¬ 
stand den Leiter der Kriegsbücherei der Kgl. Bibliothek 


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Archiv für Buchgewerbe 


zu Berlin Professor Dr. Schulze, den Leiter der Kriegs¬ 
sammlung der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München 
Dr. Glauning und den Vorsitzenden des Vereins Deutscher 
Plakatfreunde Dr. Sachs. Als Sitz des Verbandes wurde 
Leipzig bestimmt. Der Verband hat sich die Aufgabe ge¬ 
stellt, das Kriegssammelwesen im Deutschen Reiche zu 
vereinigen und die Interessen der verschiedenen Samm¬ 
lungen bei Behörden, in der Öffentlichkeit, in der Presse 
und gegenüber dem Ausland zu vertreten, weiter die 
den Krieg behandelnden wissenschaftlichen Forschungen 
zu unterstützen, sowie ferner den Zwischenhandel mit 
Museumsgegenständen zu überwachen und der Preis¬ 
treiberei und dem Wucher bei diesem Handel wirksame 
Maßnahmen entgegenzusetzen. Zur Förderung der an¬ 
geschlossenen Sammlungen und des Kriegssammelwesens 
überhaupt beschloß der Verband die Herausgabe einer 
eigenen Zeitschrift, die aber nur an Mitglieder geliefert 
werden soll. 

♦ Der Berliner Buchgewerbesaal (Pflegschaft des Deut¬ 
schen Buchgewerbevereins) versandte seinen diesjährigen 
Geschäftsbericht in gedrängter Fassung. Aus demselben 
ist ersichtlich, daß das Unternehmen nach wie vor seinen 
Zweck in vollem Maße erfüllt hat. Durch den Krieg wurde 
eine Übersiedlung nach einem andern Heime veranlaßt, 
woselbst eine ganze Reihe buchgewerblicher Veranstal¬ 
tungen stattfand. Der Rechenschaftsbericht schließt mit 
einem Barbestände von etwa M 1000.— ab und es wird dann 
der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß auch im neuen Ge¬ 
schäftsjahre eine allseitige Förderung des Unternehmens 
stattfindet. 

♦ Kalender-Ausstellung Hannover. Eine Ausstellung von 
Kalendern aller Art, von Gegenständen und Waren, die der 
Herstellung von Kalendern dienen, sowie von sonstigen in 
das Gebiet der Kalendariographie fallenden Objekten plant 
das Handels- und Industrie-Museum zu Hannover, von dessen 
Leitung die alles Nähere enthaltenden Ausstellungsbe- 
dingungen kostenlos und unverbindlich zu beziehen sind. 

♦ H. Berthold Messinglinienfabrik und Schriftgießerei 
Aktien-Gesellschaft. In der letzten Sitzung des Aufsichts¬ 
rates wurde beschlossen, die Schriftgießereien Gottfried 
Böttger in Paunsdorf-Leipzig, C. F. Rühl in Leipzig und 
A. Kahle Söhne in Weimar zu erwerben und in Paunsdorf 
bei LeipzigeineZweigniederlassungzu errichten,welchedie 
vorgenannten Schriftgießereien zusammen mit der bereits 
vorher erworbenen Schriftgießerei der Firma F. A. Brock¬ 
haus in Leipzig in sich vereinigen wird. Zu Leitern der 
Filiale Paunsdorf-Leipzig wurden Herr Eugen Schmidt, 
ehemaliger Mitinhaber der Firma C. F. Rühl, und Herr 
Wilhelm Böttger, ehemaliger Mitinhaber der Firma Gott¬ 
fried Böttger, unter Ernennung zu stellvertretenden Vor¬ 
standsmitgliedern bestellt. Die Gesellschaft erwartet von 
diesen Erwerbungen eine weitere Stärkung auf dem In¬ 
landsmarkte. Da die Zahlungsbedingungen langfristige sind, 
kommt eine Ausgabe neuer Aktien zunächst nicht in Frage. 
Über den Geschäftsgang im laufenden Jahre wurde be¬ 
richtet, daß derselbe sich gegen das Vorjahr etwas gebessert 
habe. Nach aus St. Petersburg vorliegenden Nachrichten 
sei die dortige Zweigniederlassung unversehrt und halte 
den Betrieb unter Leitung eines Fabrikausschusses, wenn 
auch in sehr eingeschränktem Maße, aufrecht. 

♦ Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Am 3. April 
hielt Herr F. Sittard einen Vortrag über das Fremdwort in 


der deutschen Sprache mit besonderer Bezugnahme auf 
die beiden im Verlage von Hesse & Becker in Leipzig er¬ 
schienenen Werke Engel, Sprich Deutsch, und Engel, Ent- 
welschung. — In der Sitzung am 17. April sprach Herr 
H. Schwarz über die zeitgemäße Frage Papier als Spinn¬ 
stoff unter gleichzeitigem Hinweis auf die demnächst in 
Leipzig stattfindende Faserstoff-Ausstellung. Ein kurzer Be¬ 
richt über die vom Kulturmuseum veranstaltete russische 
graphische Ausstellung schloß sich an. — Ferner wurde 
am 1. Mai die vom Deutschen Buchgewerbeverein ver¬ 
anstaltete Ostermeßausstellung im Deutschen Buchge¬ 
werbehause einer Besprechung unterzogen und auf deren 
Reichhaltigkeit hingewiesen; ebenso widmete man der an 
gleicher Stelle untergebrachten graphischen Ausstellung 
der 10. Armee eingehende Beachtung, dieselbe ist äußerst 
reichhaltig. — 

♦ Berliner Typographische Gesellschaft. Der bekannte 
Graphiker Herr Georg Wagner hielt einen Vortrag über 
das Erlernen des Kunstschreibens. Herr G. Könitzer 
sprach über die abgehaltene Faserstoff-Ausstellung. Herr 
Oberingenieur Wölfel hielt einen Vortrag über die Be¬ 
strebungen des Normenausschusses für die deutsche In¬ 
dustrie, auf welche wir noch eingehender zurückkommen 
werden. 

♦ Der Mitinhaber der Firma M. DuMont Schauberg, Köl¬ 

nische Zeitung, Herr Kommerzienrat Alfred Neven DuMont, 
hat der Kunstgewerbeschule in Köln eine Schenkung in 
Höhe von 15000 Mark überwiesen. Die Zinsen der Stiftung, 
die den Namen Alfred Neven DuMont-Stiftung führen wird, 
werden unbemittelten, aber begabten Schülern der Kunst¬ 
gewerbeschule zugute kommen, um ihnen den Besuch der 
Schule zu erleichtern und ihnen Gelegenheit zu geben, 
sich zu vervollkommnen. Berücksichtigt werden haupt¬ 
sächlich Angehörige des Buchdruckgewerbes, und beson¬ 
ders soll Kölnern bzw. Rheinländern und Kriegsbeschä¬ 
digten die Vergünstigung zugute kommen. D. 

♦ Kleine Mitteilungen. Die Firma Martin Luther, Buch¬ 
druckerei und Buchbinderei in Erfurt, hat ihrem Mitarbeiter 
und Buchdruckereivertreter Herrn Heinrich Borchard 
Handelsvollmacht durch Erteilung der Prokura verliehen. 
— Herr Dr. Kretzschmar in Leipzig, der Syndikus des Papier¬ 
verarbeitungsmaschinen-Verbandes, dessen Vorsitzender 
Herr Geheimrat Biagosch in Firma Karl Krause ist, wurde 
vom Herrn Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilli¬ 
gung zum stellvertretenden Vertrauensmann bei der Preis¬ 
prüfung von Ausfuhranträgen auf Papierverarbeitungs¬ 
maschinen ernannt. — Herr Oskar Walther, Prokurist der 
Buchdruckerei Oskar Leiner in Leipzig, konnte am 14. April 
sein fünfzigjähriges Berufsjubiläum als Buchdrucker be¬ 
gehen. — Vom 15. April ab änderte der Breslauer General- 
Anzeiger seinen Titel in Breslauer Neueste Nachrichten, 
Breslauer Generalanzeiger und General-Anzeiger für 
Schlesien und Posen G. m. b. H. — Am 22. Juni beging der 
älteste Mitinhaber und Begründer der altangesessenen 
Buchdruckerei S. Pötzelberger (F. W. Ellmenreich) in Meran, 
Herr F.W. Ellmenreich seinen 80. Geburtstag in seltener 
Rüstigkeit und gesundheitlicher Frische. Herr Ellmen¬ 
reich hat seine Unternehmen aus den kleinsten Anfängen 
zu großer Blüte gebracht, er ist auch Mitbegründer zahl¬ 
reicher gemeinnütziger Vereine und Einrichtungen; er 
wurde von der Stadt Meran anläßlich des 80. Geburtstages 
zum Ehrenbürger ernannt. 


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Archiv für Buchgewerbe 


Zeitschriften» und Bücherschau 


* Wegleiter für Schriftsetzerlehrlinge. Kurze Hinweise 

zur Satzherstellung für die tägliche Praxis mit einigen Bei¬ 
spielen. Bearbeitet von Heinrich Müller in Trier. Heraus¬ 
gegeben vom Verband der Typographischen Gesellschaften, 
Leipzig 1917. Darüber, ob die Vermehrung der Fachliteratur 
um das vorliegende Bändchen eine Notwendigkeit war, kann 
man geteilter Meinung sein, man wird dasselbe aber von 
dem Gesichtspunkte aus, unter dem der Verfasser dasselbe 
bearbeitet hat, immerhin begrüßen können, denn es soll 
„dem strebsamen Lehrling ein getreuer Ratgeber sein, 
hauptsächlich in den Anfangsgründen“. Naturgemäß ist 
auf dem knappem Raum von etwa 60 Seiten alles nur an¬ 
deutungsweise behandelt und es will fast scheinen, als sei 
der Verfasser doch hier und da über die Anfangsgründe zu 
weit hinausgegangen. So gilt dies von den Kapiteln Gedicht¬ 
satz, Akzidenzsatz. Das letztere leitet der Verfasser z. B. mit 
den Worten ein: „Das erstrebenswerte Ziel eines jeden von 
Berufsliebe erfüllten Lehrlings geht dahin, mit dem viel¬ 
seitigen Gebiet des Akzidenzsatzes vertraut zu werden und 
seine Kenntnisse zu vervollkommnen“. Die Erfahrung hat 
gelehrt, daß das verfrühte Streben der Lehrlinge, sich dem 
Akzidenzsatz widmen zu können, nicht immer von gutem 
Einfluß auf den Entwicklungsgang der Lehre ist, und darum 
sollten gerade Hinweise, wie der erwähnte, möglichst ver¬ 
mieden werden, denn nur erreichte Tüchtigkeit in allen 
Arten des Werksatzes und daneben Geschmack und zeich¬ 
nerische Befähigung berechtigen zum Akzidenzsetzerberuf. 
Man möchte fast sagen, daß es dem Gewerbe mehr an wirk¬ 
lich tüchtigen Werksetzern als wie an Akzidenzsetzern fehlt, 
und aus diesem Grunde allein sollten sowohl die Fach¬ 
schulen, die typographischen Vereine und auch Lehrbücher 
immer wieder den Werksatz als die beste Grundlage und 
die Hauptaufgabe für den Schriftsetzer hervorheben, ln 
den einzelnen Abschnitten des Buches hat der Verfasser 
erfreulicherweise manche zum Gemeingut gewordene typo¬ 
graphische Regel aufgenommen, aber auch manches aus 
eigenerErfahrung als Regel aufgestellt, das aus praktischen 
oder geschmacklichen Gründen anders gemacht wird. Hier 
und da hätte sich auch eine einfachere Sprache empfohlen, 
denn mit Wendungen wie: „Stets suche er — der Lehrling 
— eine gute Lösung nach neuzeitlichen Gesichtspunkten“ 
oder „Die moderne Satzkunst muß auf jede Weise gefördert 
werden“ wird der Lehrling nichts anzufangen wissen. Auch 
bei manchen technischen Erklärungen wird der Lehrling in 
Zweifel geraten, z. B.: „Beim Stellen des Winkelhakens ist 
dasllmlegen der Quadraten zu empfehlen, damit derWinkel- 
haken überall gleich weit steht.“ Es dürfte sich bei einer 
Neuauflage eine Nachprüfung der Kapitel durch den Ver¬ 
fasser empfehlen, da ein für den gesamten Nachwuchs 
bestimmter „Wegleiter“ so weit wie nur irgend möglich 
einwandfrei gehalten werden sollte. Auch muß er bei 
einfachster Fassung alle feststehenden typographischen 
Grundregeln, wie sie ja in den vorhandenen vortrefflichen 
Handbüchern von Fr. Bauer, Aug. Müller (j. J. Weber), 
Unger u. a. enthalten sind, aufnehmen. Damit würde vor 
allem erzielt, daß die Grundregeln des Satzes Verallge¬ 
meinerung Anden, was bei der heute üblichen Teil- und 
Schnellarbeit von großem Wert wäre. Gr. 

♦ Wille und Weg. Die Geschäftsbücherfabrik, Buch-und 
Steindruckerei J. C. König & Ebhardt in Hannover hat unter 


vorstehendem Titel eine kleine Schrift herausgegeben, die 
ebenso als Chronik des Hauses wie als Empfehlungsschrift 
gelten kann. Der Inhalt gibt ein interessantes Bild der 
Entwicklung des Hauses von der um das Jahr 1846 fallenden 
Gründung an bis auf die neueste Zeit. Daneben wird die 
Entwicklung des Kunstgewerbes in der verflossenen Zeit 
kurz gestreift und dabei auch die Vervollkommnung der 
kaufmännischen Einrichtungen, unter denen das Geschäfts¬ 
buch als eine der wichtigsten hervortritt, geschildert. Der 
Inhalt des mustergültig ausgestatteten Bändchens zerfällt 
in vier Abteilungen, und zwar in I. Wille: die Gründung; 
II. Weg: das Geschäftsbuch. Hieran schließt sich das 
Kapitel: Buch- und Steindruck und als letzte Abteilung: 
Aus der Geschichte des Hauses. Die in dem Kapitel Buch- 
und Steindruck niedergelegten Gesichtspunkte sind von 
besonderem Interesse, so daß wir nicht anstehen, sie aus¬ 
zugsweise hier wiederzugeben. Es heißt darin u. a.: „Mit 
der alten Buchdruckerkunst sah es lange Jahre bpse aus; 
doch wer will den Buchdrucker dafür verantwortlich machen! 
Aus den bereits angegebenen Gründen machte sich selbst¬ 
verständlich auch unter den Jüngern Gutenbergs die all¬ 
gemeine Stilverwirrung bemerkbar, bis dann auch hier der 
neue und doch so alte Gedanke Fuß faßtte. Nun verfielen 
die Buchdrucker aber häufig ins Extrem: künstlerische 
Drucksachen 1 wurde das Schlagwort. Oberhaupt wird reich¬ 
lich viel da von ,Kunst 1 gesprochen, wo es sich um Ent¬ 
wicklung des,guten Geschmacks 1 handelt. ,Kunst ist eine 
persönliche Angelegenheit, zu der man nicht verpflichtet 
werden kann; verpflichtet kann man nur zum guten Ge¬ 
schmack werden 1 , sagt Lux in seinem Werke ,Das neue 
Kunstgewerbe 1 . In vielen Fällen wird es also gut sein, für 
,Kunst‘ den treffenderen Ausdruck ,guter Geschmack 1 zu 
setzen. Es ist völlig belanglos, ob eine Drucksache von 
einem Künstler stammt oder von einem Buchdrucker, wenn 
diese Drucksache ihren Zweck erfüllt. Und das ist der 
springende Punkt: zweckdienlich. Eine Drucksache, die 
nicht diesem einfachen und natürlichen Gesetz entspricht, 
wird meist auch geschmacklich nicht vollwertig sein . .. 
Die Künstler sind Führer, an deren Meinungsäußerungen 
sich Handwerker und Publikum bilden sollen; dies hat auch 
Geltung für die Ausstattung von Drucksachen. Auf diesem 
Gebiete haben die Künstler vorbildlich gewirkt und auch 
jetzt sowie in Zukunft wird weder Buchdrucker noch der 
Besteller ihrer Hilfe entraten können. Sie haben durch die 
Schriftgießereien ein Material an eigenartigen Schriften und 
Schmuck geliefert, das in jeder Beziehung die Möglichkeit 
bietet, den guten Geschmack in bestem Sinne zu entfalten. 
Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Fällen, in denen die 
reine Satzarbeit nicht ausreicht, in denen durch besondere 
künstlerische Ausstattung die Drucksachen wirken sollen: 
dann sind nach Zeichnungen der Künstler und Heran¬ 
ziehung der modernen Reproduktionstechniken Druck¬ 
platten herzustellen und davon zu drucken; doch sollte 
dies nicht zur Regel werden, denn der Buchdruck basiert 
zunächst auf der technisch und geschmacklich richtigen 
Verwendung des Schriftmaterials. Etwas anderes ist es 
in der Lithographie; diese Technik reizt geradezu zu 
künstlerischer Behandlung der Aufgaben. Ist der Buch¬ 
drucker an die starre Form des Materials gebunden, so kann 
der Lithograph frei schaffen ...“ Der Gesamtausstattung 


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des Bändchens, das auch viele Abbildungen enthält, müssen 
wir vollstes Lob zollen, denn die erzielte Wirkung ist eine 
ausgezeichnete. -r- 

* Typographie und Bibliophilie. Der von dem Berliner 
Antiquar Oskar Rauthe herausgegebene Katalog Nr. 66 ent¬ 
hält u. a. folgende Unterabteilungen: Bibliographie, Typo¬ 
graphie, Papiermuster, Wasserzeichenpapiere. Diese Ein¬ 
teilung ist bemerkenswert für das zunehmende Verständnis 
der Bibliophilen gegenüber dem Äußerlichen der Bücher. 
Es ist gerade in letzter Zeit sehr viel vom bibliophilen 
Snobismus gesprochen worden, aber ich möchte doch viel 
mehr hervorheben, daß hier eher eine Vertiefung des 
bibliophilen Verständnisses nach der ästhetischen Seite 
hin zu erblicken ist. Für das Buchgewerbe bleibt diese 
Erscheinung auf jeden Fall erfreulich. Aus dem Inhalt 
dieses Kataloges sei einiges angeführt, das für sich selbst 
spricht und keiner Randbemerkung bedarf. So werden 
32 Musterbücher amerikanischer Papier- und Kartonmuster 
mit zum großen Teil mehrfarbigen Druckproben für zu¬ 
sammen M 150.— angeboten. Drei Bände mit Mustern von 
Strathmorepapieren (The Strathmore quality Deckle edge 
bookpapers Manufactured by Mittineage Paper Company) 
stehen mit M 80.— im Katalog. Der 10. und 11. Jahrgang 
des Musteraustausches des Deutschen Buchgewerbe-Vereins 
werden mit M 32.— und M 48.— angezeigt; 30 verschiedene 
Hefte von Schriftproben aus deutschen Schriftgießereien 
(mit größtenteils neueren Schriften) kosten M 60.—. Die 
Wasserzeichenpapiere stammen von der Firma Gebr. Ebart 
und weisen u. a. Bildnisse Friedrichs des Großen, Kaiser 
Wilhelms II. und seiner Gemahlin, Bismarcks, ferner einen 
antiken Kopf, einen Specht am Baumstamm auf. Ihre Preise 
bewegen sich für den Bogen zwischen M 8.— und M 25.—. 
Sind auch die Bildnisse selbst in ihrer Zeichnung nur von 
bedingtem künstlerischen Wert, so bleibt doch das Außer¬ 
ordentliche der Technik sehr bemerkenswert. Aus der Ab¬ 
teilung „Bibliographie“ sei genannt eine Sammlung von 
ornamentalen Buchdruckermarken des 15. Jahrhunderts in 
324 Holzschnitten (Paris 1868), ferner die Veröffentlichungen 
der Gutenberg-Gesellschaft, Band I—VII, die zusammen 
M 180.— kosten. Die durch den Katalog erkennbare Wert¬ 
schätzung für künstlerisch ausgestattete Musterbücher 
sollte anregend wirken und die Schriftgießereien, Druk- 
kereien, Papierfabriken usw. auch in Zukunft bestimmen, 
derartige Bücher, Kataloge und Prospekte nur in vornehmer 
Aufmachung herauszugeben. Een. 

4= Ausführliches Handbuch der Photographie. Band IV, 
2. Teil. Das Pigmentverfahren, der Gummi-, Öl- und Brom¬ 
öldruck und verwandte photographische Kopierverfahren mit 
Chromsalzen. Von Hofrat Professor Dt. Josef Maria Eder, 
Wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissen¬ 
schaften in Wien, Direktor der k. k. Graphischen Lehr-und 
Versuchsanstalt und o. ö. Professor an der k. k. Technischen 
Hochschule in Wien. Dritte gänzlich umgearbeitete und 
vermehrte Auflage. Mit 46 Abbildungen. Preis M 16.50. 
Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Der unermüdliche 


Gelehrte und Forscher ist in seinen Arbeiten so allgemein 
bekannt und hochgeschätzt, daß eine Empfehlung seiner 
Werke ganz überflüssig erscheint, denn diese sprechen für 
sich selbst. Auch der vorliegende Band in der Neube¬ 
arbeitung zeugt von der wissenschaftlichen Gründlichkeit, 
die dem Verfasser eigen ist. Ob wir die Kapitel der chemi¬ 
schen Grundlagen oder der historischen Entwicklung oder 
über die praktische Anwendung und Ausführung der ver¬ 
schiedenen Verfahren aufschlagen und lesen, überall zeigt 
sich bienenfleißige Arbeit. In der Zusammenfassung des 
ganzen Stoffgebietes, mit den reichen Quellenangaben, ist 
dieses Buch eine unerschöpfliche Fundgrube für alle zur 
Photographie in Beziehung stehenden Menschen. Mag es 
sich darum handeln, über chemische Vorgänge oder über 
die Herstellung von Einzelbildern nach künstlerischen Ge¬ 
sichtspunkten oder über die Erzeugung von Druckformen 
für Massendruck Aufschluß zu suchen, wohl immer wird 
solcher zu finden sein. Sowohl für den Theoretiker wie 
auch für denfraktiker ist es ein Nachschlagewerk im besten 
Sinne des Wortes. Auch für die der Photographie benach¬ 
barten Gebiete der graphischen Industrie bietet es großes 
Interesse. Besonders sollten die Betriebe, welche die photo¬ 
mechanische Reproduktion pflegen, den damit betrauten 
Angestellten das Studium zugänglich machen. Gar manche 
Anregung wäre daraus zu gewinnen und nutzbringend zu 
verwerten. K. 

♦ Der Kunstverlag Emil Richter, Dresden, erläßt eine 

Einladung zur Vorbestellung auf dasMappenwerk:ÄünsfIer 
abseits vom Wege, zehn Jahre deutscher Kunst in der 
Provinz mit 5 Originalgraphiken, 40 Vollbildern nach Ge¬ 
mälden und Zeichnungen und zahlreichen Randzeich¬ 
nungen. Die Mappe enthält Arbeiten der Künstlergruppe 
Chemnitz, die sich aus den Künstlern Gustav Schaffer, 
Rose Friedrich, Martha Schräg, Georg Gelbke und Alfred 
Kunze zusammensetzt. Von dem Werke erscheinen 30 Vor¬ 
zugsexemplare auf Bütten (M 60.—) und 150 gewöhnliche 
Exemplare (M 30.—). -r-. 

♦ Die Beilagen zum Doppelheft 3/4 bilden Ergänzungen 
zu den einzelnen Aufsätzen. Die Druckstöcke zu dem Blatte 
Breitkopf Er Härtel wurden uns von der Firma Breitkopf 
Er Härtel in Leipzig zum Zwecke des Beilagendruckes, den 
sie übrigens in dankenswerter Weise selbst besorgte, zur 
Verfügung gestellt. — Die nur in halber Größe wieder¬ 
gegebene Dankesurkunde Fürst Bismarck, die im Original 
an Stelle der schraffierten Linie eine volle Goldlinie auf¬ 
weist und auf starkem gelblichem Büttenpapier gedruckt 
wurde, ist ein vortreffliches Beispiel des Mitte der acht¬ 
ziger Jahre gepflegten altdeutschen Geschmackes, über 
den in dem Aufsatz Ein Streifzug durch 50Jahrgänge des 
Archivs für Buchgewerbe Näheres gesagt ist. — Bei der 
nach dem wertvollen Originaldrucke wiedergegebenen 
vierseitigen Probe aus dem ersten russischen Druckwerke 
des russischen Buchdruckers Feodorow dürfte neben der 
klaren Schrift die Eigenart der Seitenanordnung besonders 
interessieren. 


Inhaltsverzeichnis 


Bekanntmachung. S. 25. — Ein Streifzug durch 50 Jahr¬ 
gänge des Archivs für Buchgewerbe (6. Fortsetzung). S. 26. 
— Das Fremdwort im Deutschen. S. 37.— Breitkopf & Härtel. 


S. 40. — 30. Hauptversammlung des Deutschen Buchge¬ 
werbevereins. S.44. — Buchgewerbliche Rundschau. S.45.— 
Zeitschriften- und Bücherschau. S. 47. — 3 Beilagen. 


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SÜlärj ♦ 


1918 


Die ft)prifcf>e ^tf&enfc&rift 

Sott Unioetjitäteprofejfot Dr. 33. (Sacbtbaufen 

e te oo bo ro* to pa po ba fi le oo f(e) 
’Eieävbpou toO TTäcpou ßaffiXeuj? 

®ie attefte foptiotifcbe 3 n f ( b r 'f t bei 7.3ab r hunbect4 auf jroei golbetten Slrmbänbetn. 


^^^ie Silbenfchrift auf ÄpproS mit it)tcn gebeimniSs 
^ joollen bie niemanb ju beuten oermochte, 

mar für uns bis in bie jroeite Jjälfte beS oorigen 
3abrbunbertS ein 23ucf) mit fieben Siegeln. 2Ber über= 
boupt baoon Sflotij nahm, brachte bie Snfchriften mit ben 
Ureinroobnern ber 3nfeln in iöerbinbung; bie roenigften 
oerfucbten ein Siegel biefeS 33ucbeS ju brechen, ober nicht 
in richtiger ffleife; fte roollten raten, nicht entjiffern. ©ine 
grofje SBronjetafel oon 3balion (©riech. Dioleft«3nfchr. I 
9tr. 60) mit gefeilteren SSeftimmungen über bie ©nt* 
febobigung beS 3lrjteS DnafiloS unb feinet 25rüber mürbe 
in einem Solianten oon ©. SRotb bewuSgegeben als „Die 
sproElamation beS SlmafiS an bie Äpprier bei ber 33efi|= 
nähme ÄppernS burch bie #gppter" (1855), roährenb 
J)elff rieb 1 auf berfelben SJronjetafel einen s ))fatm ju ©bren 
SbaliumS ju erfennen glaubte. 2Btt lächeln jeßt über folche 
Sßerfuche, bie feinen ©rfolg haben fonnten. 

3njroifchen mar aber noch furj oor ber 25efi§ergreifung 
ber 3nfel burch bie ©nglänber bas Material burch 2luS= 
grabung bebeutenb oermebrt, namentlich auch an fpprifcb« 
phonijifchen unb Fpprifch=belleni[cben S5ilinguen, oon benen 
natürlich jebe metbobifcheSorfcbung auSgeben neunte. So 
entbeefte $. 35. ber englifche Äonful Jj. Sang einen großen 
Stein mit pbonijifcb=fpprifcber 3nfchrift (So Hiß, ©riech- 
Dialefts3nfcbr. I 9lr. 59). Der oerflümmelte Fpprifcbe 
Xejt beginnt mit einer ©ruppe oon fünf pichen, eins 
jigen, bie imDertjroeimatoorfommtjauch ber ph^nijifebe 

1 D. pi)ön.:fi>pr. Söfung 1869. 


Xert bat nur ein SBort (melef) baS jroeimal oorfommt, 
unb jmar mit ber 35ebeutung Äonig. ©to. Smith b att e 
alfo ben glücflicben ©ebanfen bie fpprifcbe ©ruppe 
ßacnXeüq ju lefen; aufjerbem halfen einige ©igennamen 
mie Vitium, Sbaliuin mit jur ©ntbeefung; nun mar roirf* 
lieb ber Rauher gebrochen; man batte fegt fünf Silbern 
jeicben, bie halb barauf burch bie emfige unb mübeoolle 
älrbeit englifcher unb beutfeher ©elebrter oeroollflänbigt 
mürben, fo bafi uns beute nur noch menige Silbenjeichen 
unbefannt finb. $u unfrer Sßermunberung faben mir: 

I. Die Sprache bet 3nfchriften ift bellenifch (mit einer 
SluSnabme), bie Schrift bagegen fpprifcb; 2. fie befiebt 
auS Silben (nicht aus 33ucb|taben); 3. fie ijt forcohl linFs= 
als auch rechtsläufig unb furcbenfotmig;4. oon einjelnen 
SSucbfiaben haben nur bie fünf ißofale befonbere Reichen, 
fonfi mirb ber iöofal im 3nlaut an bem oorbergebenben 
Äonfonanten auSgebrücft; 5. bie Sautjiufen ber SOTutä 
ß, ir, cp ufro. roetben nicht unterfchieben; 6. Doppelfons 
fonanten roerben einfach gefchrieben; 7. jmei oerfchiebene 
Äonfonanten fönnennuralS jmei Silben gefchrieben j.33.: 
ta, po, to, li, ne, e, ta, li, o, ne = ra(v) tttoXiv ’HbaXiov; 
8. bie ^)räpofition mirb mit ihrem Subftantioe oerbuns 
ben: fu, no, ro, Fo, i, fe = exuv opKoi? 1 . 

Diefe Schrift ber Äpprier ift ohne Seage meit unoolfs 
fommner als bie SSucbftabenfcbrift ber ^hanijier, unb mir 
merben ©omperj recht geben, menn er fagt (©riech. 
Denfer 1,10—11): Die jüngfi auf Fpprifcfjen Denfmältrn 

1 Sarfelb, .öanbb. b. gr. Ifpigr. (1907), Seite 326. 


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be« Deutfcfctn Sötretn« ffir 35 u <f> t» e f e tt unb ©<&rifttum 


jutage getretene Sil6enfcbrift iff fo fcbroerfällig unb uns SBoFaljetcben oermenbet. Sie 3nber unb bie SMtbiopen 

beholfen, bafj ihr Gebrauch ber 2lnnabme ber bequemen fugten biefen SSRangel baburcb au«jugleicben, bafj fie bie 

femitifcben SSucbffabenfchrift ebenfomenig nacbgefolgt fein SBofale an bcn Äonfonanten auöbrücften. Sa« taten auch 

Fann,mieetmabie2lnmenbungberStreitartjenerberSlinte. bie Jlpprier; roenn fie aufjerbent noch eigene Rieben für 
Unb boefi barf man nicht annehmen, bafj jebe Silbern alleinffehenbe SBofale Ratten, fo finb biefe roobl, roie bie 

febrift unoollFommener unb beöhalb älter fei al« bie SSucb* Fomplijierten Reichen beroeifen, ein fpä'terer 3ufag. 

ftabenfebrift. 3mei Schriftarten finb Silbenfcbriften, ob= Sie fpprifeben Spllabarinfcbriften finb meiften« Eurj; 






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roobl fie au« ber pbomjifcben SSuchffabenfcbrift abgeleitet 
finb: ba« Snbifcbe 1 »ergleicbe 21. ©eher, Über ben femit. 
Urfprung be« inbifcben2Jlpbabct«: Snbifcbe Stubien 1857 
unb ba« ’Ütbiopifcbe 5 , ba« bureb SBermittlung be« Sub= 
arabifeben mit bem 'Pbbmjifcben jufammenbängt. 

Sie 2?ucbfiabenfcbrift ber ^bä'nijier batte ficber ibre 
grofjen SBorju'gC/ aber fie batte boeb ben grofjen SRacbteil, 
bafj ibr bie Söofale fehlten 9 ; erfi bie J'ieflenen haben eigene 

* Strnjlre'Pifcbfl, öleuifntorbucfj ber SanffrioSpracbr 1892, 
Seite 1 . 

* q>rütcriu8, $., ätbiopiftbe ©rammatif 1886, Seite«. 

3 OlSbaufen, über b. Urfpr. b. 2U|>l)ab<tJ, Seite 22, flSefalbejeidw. 


boeb e« fehlen auch nicht längere (bi« ju 31 feilen). 2tte= 
rarifebe SenEmaler bürfen mir in ihnen allerbing« nicht 
fueben, aber boeb ©efege be« Staate«, di finb ü'berroiegenb 
jnfebriften für ffieibgefebenfe, in benen bie Gottheit unb 
oft auch ber SRame be« SBeibenben genannt roirb, unb 
vielleicht ifi auch bie 3nfcbrift be« Äbnig« Steanber (ftebe 
oben) fo aufjufaffen; ferner Unterfcbriften für Statuen, 
Urnen unb 33afen nebff 23au= unb ©rabinfebriften, ges 
legentlicb mit Srobungen gegen ben Sntroeiber be« Grabe«. 

2llljufru'b fing man an bie jerflreuten fppriotifeben 3tt* 
febriften jufammenjufMen. SJJJorig Scbmibt gab feine 
Sammlung fpprifeber 3nfcbriften in epicborifcber Schrift 


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3titfd>rift b ti üDeutf4>en $3ete»n« für 83 u cp tt e f e tt unb Schrifttum 


3ena 1876 betau«; aber halb barauf häuften fiep bie neuen 
gunbe: SB.Deecfe« Sammlung in Sollig, ©riech. Dialeft: 
Snfcpriften I, ©o'ttingen 1884 ifl fcbon oiel ooßflanbtger 
(212 91. 91.)} “bet auch nach biefer peit haben bie neueren 
Ausgrabungen noch reiche« ÜUaterial an 3nfcprtften unb 
SWünjen jutage geforbert. 

Üftit biefer Schrift ber Äpprioten glaubte man burch 
biefe Entjifferung nun einigermaßen im reinen ju fein; 
ba tauchte aber ein neue« Problem auf; man fanb eine 
PpprifcpeSilbeninfcprifgabernicptin griechifcher Sprache, 
bie 3t. Ütteiffer herau«gab: Jtpprifcpe Spllabarinfchrift 
in nichtgriechifcher Sprache: SIS. ber SSerl. Afab. 1911, 
166—69. £« finb 3 roei Steine (ungefähr */i Steter lang 
unb 0,27 «Dieter breit), jeher mit oier feilen fpprifcper 
Silbenfchrift. 2Boper fte flammen, wirb nicht gefagt unb 
brauet eigentlich <mcp »icht gefagt ju werben. groben 
biefer Schriftart finben (ich nur auf Kpptoö *, unb bie 
Steine finb gerabe im 58efig ber neuen Jjerrn biefer 3nfel; 
mir fonnen alfo mit Sicherheit oorauöfegeti, baß hetbc 
Steine oon Kpproö flammen. Dort lebten in piflorifcper 
3eit nur brei ©olf«flamme, bie ©riechen, bie sppönijier 
unb bie Ureinwohner her 3nfcl. Die ©riechen hatten ftch 
pauptfäcplicp im üBeflcn, bie 'Pponijier im Sflen nieber: 
gelaffen, bie Ureinwohner behaupteten fich in ber «Dlttte 
ber 3nfel; Sfplap peripl. 103 nennt 2lmatpu« eine Stabt 
ber 2lutocptponen, dcri bi äXXai noXeu; 4v neaoYeiqi 
ßäpßapoi; mit Stecht nennt baper Stephan bpj. 2lmatpu« 
noXi? Künpou dpxaiOTaTri. 3n biefer Stabt würbe bie 
einbeimifcpe Schrift noch ' m 4. Saprpunbert angeroenbet 2 . 
Jüan fann alfo mit Sicherheit annehmen, baß fpprifcpe 
3nfcpriften, bie weber ppönijifcp noch griecpifcp ftnb, auf 
bie Ureinwohner ber 3nfel jurücfgefuprt werben müffen. 
Da« war befanntlicp auch bie 33orau«fegung, bie perrfcpte, 
epe bie roiffenfcpaftliche gorfcpung einfegte. 

3nÄppro« waren bie ßuwanberer unb bie Ureinwohner 
anberö oerteilt, al« in .Kreta; in Äpproö waren im Dflen 
^5poni jier, in berSOlitte Ureinwohner, im ffieflen Hellenen, 
in Kreta bagegen im Zentrum frembe Koloniflen (J£)el= 
lenen), im Cflen unb im ffltflen bie Ureinwohner (Eteo: 
freter). 33on biefer Urheoolferung Kreta« 9 pat man neuer: 
bing« brei Snfcpriften gefunben (fiepe AnnualBrit. school. 
Athen 7, 127.10 (1903—4) 115—24. Monum. Antichi 
3,449 Dir. 208) in einer ganj frembartigen Sprache; aber 
in ber gewöhnlichen griecpifcpen Scprif t, eine fogar furchen: 
förmig; bie gorm ber 58ucpfla6en ifl bem nrcpaifcpen 
©riecpifcp nicpt una'pnlicp fiepe 3t. SKeifler, 316p. b. Säcpf. 
©cf. b. 2B. 24, III Spj. 1904. 

i Dlur fleine ©rgenpiinbe reif j. ©. ©farabäen, ©ried)- X>ia[eft- 
3nf(pr. 149, finb nach Ko«n« ob« Ägypten gebracht lootben. 

> ©«gleich« ©irrig, ’ApcröoOvToq tnf^uJOcJoc; imtp.: Ephem. 
Arch. 1914 p. 1 unb ©riech- XHalefcJnfcbr. I, Seite 23. 

9 ©«gleiche Sicglin, Atl. antiquus No. 14. 


2luf heiben Snfeln, alfo in Kpproö unb in .Kreta, pat 
man in biefen 3nfcpriften merfwu'rbige Denfmäler: bie 
legten Stefle ber Sprad)e ber Eingeborenen, bie nur noch 
in ben (geograppifepen) Dlatnen bi« ju einem gewiffen 
©rabe ipre 33eroollflänbigung finben. 

Die gefcpicptlicpe Entwicflung auf beiben 3nfeln ifl 
biefelbe; jeboep mit einem wefentlicpen Unterfcpteb: Auf 
.Kreta erhielten bie Ülutochtbonen bie Scprift oon ben 
Hellenen; auf Kppro« bagegen bie Hellenen oon ben 
Autocptponen. Darau« fo'nnen wir aber für Kppro« jwei 
wichtige golgerungen jiepen: 1. Die fpllabare Scprift ber 
Eteofpprier muß bei ber Einwanberung ber Hellenen fepon 
eriftiert haben, wä'prenb bie pponijifcpe iSudjflabenfcprift 
bamal« auf ber 3nfel noch feine 33erbreitung gefunben 
patte. 2. Die Jiellenen, bie einwanberten, fannten bie 
fpätere Sdjrift ber ©riechen noep nicpt, bie oiel beffer war 
al« bie Silbenfcprift ber Kpprier. Diefe Einwanberung 
ber jjellenen nach Kppro« erfolgte aber fo früh, baß wir 
ein beflimmte« 3apr nicpt angeben fo'nnen. 3t. SKeifler, 
©riech. Dial. 2, 129—130 31. bemerft baju: 3n ba« 
11.3aprp. o. Epr. fegen ben beginn ber griecpifcpen 3lns 
fieblungaufKpproöoonSteuerenaucpSolling in S.SRüller« 
jpanbh. b. «Mit. III 274, hinter, «Dlitt. b. Arcp. 3nfl. Xn 
(1887) Seite 238 21. 2. 

«Clan bringt bie Einwanberung ber Hellenen mit ber 
borifepen Eroberung beö^eloponnc« in 33erbinbung. Sicher 
flammten bie Koloniflen au« bem ‘Peloponnes; ba« jeigen 
in erfler Sinie bie bialeftifcpen Etgentümlicpfeitcn, aber 
auep gewiffe peloponnefifcpe Kulte j. 58. be« ampflaifcpen 
Slpollo \ ber in Sbalion auf Kppro« feinen Xempel patte. 
Die Einwanberer waren waprfcpeinlicp Qlcpäer, bie burch 
ben Einbruch ber Dorer au« 2lrfabien unb Safonien oer: 
brangt, fiep auf ber öfllicpflen 3nfel be« SKittelmecreö eine 
neue Jpeimat grünbeten unb ben ®?ut patten, ben sppö' 
nijiern, bie fie au« ben griecpifcpen ©ewa'ffern bereit« oer: 
brangt patten, in ihrem eigenen Üfteere Konfurrenj ju 
maepen. 2lucp auf Äppro« felbfl begann fofort ber 2Bett= 
fampf beiber 336'lfer, benn bie Hellenen fanben bieKüflen 
ber 3nfel bereit« befegt mit einer Steipe ppönijifcher 
Kolonien. 

güt ba« popc 2llter ber ppönijifcpen Kolonien auf^ppro« 
fpridit nicpt nur im allgemeinen bie geograppifepe Sage, 
fonbern auch ber Umflanb, baß bie altefle pponijifche 3n: 
feprift, bie wir fennen, nicpt auf bem gefllanbe, fonbern 
auf jfppro« gefunben würbe: C.I. Sem. 1 p. 22—26pl. IV 
eine 3nfcprift, bie oon einem Diener be« .König« jpiram 
bem S3aal gewetpt würbe, „ifl waprfcpeinlicp noch alter 
al« bie 30lcla:3nfcprift, gewiß noep au« bem 10. 3apr: 
punbert" 2 . 2Benn bie Eteofpprier bamal« bie pponijifcpe 
iSucpflabenfcprift noep nicpt fennen fonnten, fo muß ber 

* Soai«, ©riech- £>mleft:3nf<bt. 127 9?r. 59. 

* Siepe ©etpe, ©ötliitg. @el. 'üaepr. 1916, 91S. 

4* 


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3<ttf$rift $>eutf<hen herein« für S3 u <h w t f t n unb Schrifttum 


Urfprung if>rcr Silbenfchrift noch ctwnß alter fein; fonft 
wate eß jebenfallß Flüger gemefen, gleich ju ber oollFomm* 
neren Vucbflabenfdirift überjugehen. Diefe 3 c ^ an Ö a ^ c 
wirb burch ben oben (Seite 27) gefunbenen Slnfag ge* 
flü§t, baß bie einwanbernben Jjellenen im II. 3abrhun* 
bert bie Fpprifche Silbenfchrift bereits oorfanben. Daß 
biefe epicfiorifche Schrift ber Snprier auf ber 3nfet felbfl 
erfunben fei, mcfcbte ich nicht glauben. Nationale Schrift* 
arten entgehen nicht auf girier oerhaltnißmaßig fleinen 
3nfel; fic oerbanFen ihren Urfprung unb ihre Verbreitung 
einein ganjen VolFe. Sluch ifl bie «Schrift nicht einfach 
unb Flav genug; in ber ©eflalt, wie mit fie Fennen, hat bie 
Silbenfchrift fcfion eine längere ©efefnebte hinter fxch» 

Veijebem Volf,baß Vucbflaben Fenn t, werben bieSilben* 
jeichen für jwei Vuchflaben auß einem feflen unb einem be* 
geglichen Zeile begehen: b a , b', b 1 , b', b“. c a , c', e‘, c% c“ ufw.; 
bem wibetfpreeben aber oollflanbig bie formen beß Ft;* 
prifchen Spllabarß; in ber SReifje beß k finben roir weber 
baß Sleibenbe noch haß ffiechfelnbe, eß finb eben ooll* 
fla'nbig abmeichenbe formen: Ka eine 'Pfeilfpifce, Kt ein 
rücfroärtß gelehnteß 3, ki N, ko ein TT ober A, ku ein X 
mit I unb Von ben folgenben Seihen unfrer Zabelle 
gilt baßfelbe, wenn auch oielleicbt nicht in fo flarFem 
Sföaße. Sei einem Volfe bagegen, baß Feine Vuchflaben 
Fennt, entgehen bie Silbenjeichen in ganj anbrer SBJeife. 
Sei ber Vilberfehrift entfielt juerfl bie ipieroglpphe, bann 
wirb fie ftilifiert unb abgeFiirjt; erfl bebeutete baß 23ilb 
bie Sache; bie SlbFürjung aber nur bie erffc Silbe beß 
ÜBorteß. Von Vleibenbem unb SBechfelnbem Fann alfo 
Feine Siebe fein. äBenn bie Spprier bie Silbenjeichen frei 
erfunben hatten, fo müßten fie ber erflen Silbe Fpprtfcber 
©orte entfprechen; aber baneben muffen mit mit ber 
Vföglichfeit rechnen, baß bie Spprier ihr Spllabar einem 
freniben VolFe entlehnt hoben. ÖBenn bie Silbenfchrift 
für bie Sprache erfunben wäre, für bie eß fchließlich an* 
gewenbet mürbe, fo müßte eß einfacher unb überfichtlicber 
fein. SIBahrfcheinlich finb bie 3eich<n oielmehr Slefle oon 
•fcieroglpphen irgenbeineß Fleinafiatifchen VolFeß; unb 
biefe frembartige Vilberfchrift einer frembartigen Sprache 
hat wohl bie abfonberlichen gönnen beß Fpprifchen Spl* 
labarß oerurfacht. Sluf welchem Soben biefe frembartige 
Schrift ermachfen, ifl nicht leicht ju fagen; eß ftnb fehr oer* 
fchiebenartige Vermutungen aufgeflellt, manche finb fchon 
beßhalb jurü'cfjuroeifen, weil fie bloß bie äußere gorm ber 
Schriftjeichen,nichtben Sautwert berfelben berücffichtigen: 

Daßfelbe 3 e,c f> en 8 1 bebeutet im Spprifchen le, im 
Spbtfchen p ?,im Strußfifchen f, alß ^afljeicben acht, erlaubt 
alfo Feinen Schluß auf bie Verroanbtfchaft ber Schrift* 
fpfleme; beroeifenb finb fofehegormen nur, roenn bei äußerer 
’ÜhnlichFeit ber Sautwert berfelbe ijl. 

1 Vergleiche ©arbthaufen, *J}. 'Ibb. f. fl. Mit. 37, 376. Jperbig, 
V.3bb.f.H.21It.25. 1910. 579-80. 

28 


5Benn ftch hei ber Silbung ber Fpprifchen Silbenfchrift 
frembartige Sinflüffc geltenb gemacht haben, fo Fönnen fie 
nach ber ©eographie unb ©efefnehte ber 3nfel nur oon ben 
Sü'flen ber benachbarten gefllänber außgegangen fein, mo’g* 
licherroeife oon brei (ober oier) ^immelßricbtungen. 

Sin bie afriFanifchc Süfle roirb man Faum benFen, 
obroohl bie Spprier oon bort ju flammen meinten, fiehe 
jjerob.7,91 dno Aiöiorrirj«;, dj? aÜTOi Kurrpioi KtYOuffiv. 
Sine Sinroanberung mag oon bort flattgefunben haben; 
baß bie Fpprifche Schrift oon bort flamme, behauptet 
niemanb. Die iflgppter fönnen oon #crobot nicht gemeint 
fein. — 3>n Dflen faßen bie ^hb'nijier; unb ^3ratoriuß, 
Über ben Urfprung beß Fanaana'ifchen Sllphab. Sri. 1906, 
wollte bie pbönijifche Schrift unigePebrt auß ber Fpprifchen 
ableiten, oergleidje jeboch in biefer ^eitfehrift 1918, Seite I; 
ebenforoenig Fönnen bie Vhb'nijicr (ohne Vofale) Üefjrer 
ber Spprier geroefen fein. 

3m Dflen faßen aber auch bie Slffprer, beren Seil* 
fchrift Deecfe, Der Urfprung ber Fpprifchen Silbenfchrift 
(1877) jum Vorbilb ber Spprier machen wollte; bafür 
fpricht, baß baß Spprifche eine Silbenfchrift ifl, bie Seil* 
fchrift wenigflenß Sübenjeichen hat, aber ber affprtfehe 
Schlüffel paßt hoch nicht fürbaßSpprifche. Sinige Reichen 
haben allerbingß bei beiben biefelbe gorm unb benfelben 
Sautwert, aber bei ben metflen muß bie SÜhnlichFeit burch 
fupponierte Vlittelformen (Zranßpofitionen bei Deecfe) 
hergeflellt werben. Die Slnfprü'che, bie Deecfe in bqugauf 
bie ^httlichFett flellt, finb manchmal recht befcheiben: 



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2Bir brauchen unß bei ben UnmahrfcheinlicbFeiten um 
fo weniger aufjuhalten, alß ber Verfaffer felbfl biefe ganje 
Jjjppotbefe aufgegeben hat. 3n ber Sinleifung ju feiner 
Slußgabe ber fpprifchen Silbeninfchrif ten bei Solli(j, ©riech. 
DialeFt*3nfchr. I Seite 12 fagt er, baß ein genauereß 
Stubtum ber hittitifchen Vilberfchrift ihn oon ihrer Ver* 
wanbtfchaft mit ber Fpprifchen Schrift überjeugt habe. 

Sr befennt fich barnit alfo ju ben Slnfchauungen oon 
Sapee in ben Transactions of the Soc. of Bibi. Ar- 
cheol. 5 unb 7, ber bie Fpprifche Silbenfchrift oon ben 
^»ieroglpphen ber Shetiter ableitet; fie jeigen mannig* 
fache unb rounberliche gormen, beren Sautmert wir aber 
nicht Fennen, aber felbfl bie äußere gorm ber Reichen in 
Sapceß Tabellen fpricht burchauß nicht immer für feine 
^ppothefe. Da alfo fowohl bte Sprache wie bie Schrift 


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äettfcprift bes Seutfcpen SSeretns für 93ucproefen unb ©cpcifttum 


bet Epetiter uns ein Staffel ift 1 , fo muffen mit jebe Dip: 
fuffton barüber bis auf weiteres ablepnen. 

9täper noch als bie Epetiter wohnten bie Spfier ben 
Äppriem an bet Sübfüfle ÄleinafienS, beren illlppabet 
mit ber fpprifepen Silbenfcprift bis ju einem gewiffen 
Stabe oetmanbt ift, unb es ift bas iöerbienft oon Jpamil: 
ton Sang batauf bingemiefen ju haben —, Cyprus p. 10 
unb Transact. Soc. Bibi. Arch. 1 p. 128; allein im ein= 
jelnen gebt er oftmals fehl, weil einmal $u feiner ^cit bie 
gorfepung über bie fpprifepe Schrift noch nicht weit genug 
fortgefebritten war, unb anbrerfeits für bie Ipftfcpen 3n= 
febriften noch feine juoerläffigen fJtacpbtlbungen unb 2JuS: 
gaben oorlagen. Da et fetnet oft gönnen betber Schrift: 
arten miteinanber oergleicpt, oon oerfebiebenem fiautwert, 
fbnnen wir uns auf eine iJJolemtf mit ihm im einjelneu 
nicht einlaffen. Erft fegt haben wir eine juoerläffige ©runb: 
läge befomnten in ben T(ituli) A(siae) M(inoris) 1, in 
beren Einleitung auch bie Schrift ber Spfier bebanbelt 
wirb: p. 5 De origine alphabeti Lycii. Dort beifit eS mit 
Stecht: luce clarius est Lycos non a Phoenicibus, neque 
a Cypriis litteras accepisse sed a Graecis. Die meifien 
ihrer SSucpftaben 2 haben wirf lieb ihr iöorbilb im griecbifchen 
SHlppabet, baju fommen bann aber bei ben Spfiern ebenfo 
wie bei ben Spbem 3 
hinter bem T munber: 
liebe 3 u fapP“cpftaben 
im Eparafter ber fppri= 
feben Silbenjeicpen. 

Aalinfa, ber TAM.I 
p. 6—7 eine fehr bans 
fenSwerte Tabelle ber 
Ipftfcpen 23ucpfiaben 
unb ihres Sautwertes 
gibt, geht wohl etwas 
weit, inbem er auch bie 
^ufagbuepfiaben (p. 5) 
aus griecbifchen gor: 
men ableitet. 

93on entfebeibenber 
SEBicptigfeit ift aber, 
bafi wir fpprifepe Sils 
benjeiepen auf Ipftfcpen 
SDtünjen finben. Stach 
Babeion, Tratte des 
monn. Description I 


1 Siebe Jprojni), 35. Sprache ber Jpetbiter 2pj. 1917. Q. iMeper, 
®ef<b. b. 911t. 1* 1909, 618 @. Sapee, The Monuments of the 
Hittites: Transact. Soc. Bibi. Arch. 7.1882, 248. 280 unb Proceed. 
Soc. Bibi. Arch. 27. 1905, 191. 

8 TAM. I p. 6—7. Sardis v. 6. Xittmann 1916. ßeani, Scripta 
Minoa 71. 

8 Siebe itpumb, Amer. Journ. of Arch. II, 15, 169—60. 


No. 358-61. 404. 411-12 lieg ein Ipfifcpet Häuptling 
auf feinen fDtünjen baS fpprifepe Reichen te (bjw. be) 
prägen, bie SlnfangSfilbe feines StamenS DefneoeleS] ca. 
395 o. Ehr. 

3m einjelnen fann man fiep bei folgen ©leiepungen 
natürlich irren; aber bie Übereinftimmung ber eigenartigen 
gormen in ber erften unb legten Äolumne ifi fo grog, bag 
man auf irgenb oerwanbtfcbaftlicpe SSejiepung beSSpf ifepen 
unb beS Äpprifcpen geführt wirb; unb ba baS legtere wohl 
baS ältere ifi, fo bleibt nur bie Slnnapme, bag bie Jpfier 
jene gormen ber fpprifeben Silbenfcprift oberberen Quelle 
entlehnt haben. 

Stern bei Eefnola, Eppern Seite 294 fagt: Ewalb hatte 
bie Slnficpt auSgefprocpen, bag bie ^pönijier nicht bie 
erften Bewohner EppernS gewefen feien, fonbern oielmebr 
ein ben alten 9)prpgern oerwanbteS iöolf, beffen Sllppa: 
bet gleichfalls aus Äleinafiett fiamme. Das Üllphabet ber 
9>prpger 1 ift bem griecbifchen oiel ju nahe oerwanbt (fiepe 
Äirchhoff, Stubien 4 ,54—55) um für uns in S3etracpt ju 
fommen. Die gormen ber einjelnen Sucpftaben finb 
manchmal abfonberlicb, aber ber Umfang beS Sllppabets 
ift ungefähr berfelbe wie bei ben ©rieten; bie wiep: 
tigen Jufagbuchfiaben (fiepe oben) ber Spfet fehlen ben 
'Pprpgern. 

ffienn StbjbarSft in feiner EppemeriS 2, 371 oon ber 
ÜKoglicpfeit fpriept, bag bie fretifepe Scprift bie SDtutter 
ber fpprifepen fein fann, fo bürfen wir biefe SDtogltcpfeit 
hier beifeite laffen, bis wir bie fretifepe Scprift oerftepen. 
2lucp bie oon Scpliemgnn (3lioS, Seite 699) entbeeften 
troifepen Scpriftjeicpen, auf bie Sapce unb 3f. Daplor 
pinweifen, fbnnen wir beifeite laffen, ba fie uns immer 
noch ein Stätfel finb. 

©leicp nach ScpliemannS Entbecfung hat man fiep be: 
müpt, bie 3nfcpriften auf tleinen Spinnwirteln unb Don: 
feperben ju lefen. 23urnouf erflärte fie für epinefifep, Sapce 
(fiepe ScpliemannS 3lioS, Seite 766 ff.) für fppriotifep. 
Dag infcpriftähnlicpe Jeicpen barunter finb, foll niept ge: 
leugnet werben; anbre finb willfürlicpe Ärigeleien ober 
magifepe giguren (Soaftifa); alle finb augerbem fo furj, 
bag man nirgenbS bie i}>robe machen fann. 

Schließlich moepte icp noep bie grage auf werfen, ob 
etwa oon ffieften aus, bas peigt oon ben ©rieepen ein 
Einflug auf bie fpprifepe Silbenfcprift ausgeübt würbe, 
niept urfprünglicp, fonbern fpäter, als ©rieepen unb 
Jtpprier beifammen auf berfelben 3nfel wohnten? 3cp 
mb'cpte fie feineSwegS unbebingt bejahen; benn ©leicp: 
peit ber gorm fann auep jufällig fein: TT, A bebeuten 
fpprifcp fo; 0, A fpprifcp = pa. 3cp mäepte nur auf 
einige frappante gormen pinweifen, bie barauf pinju: 
beuten fepeinen. 

1 Sitpt @ofd)c, b. 22. SppilcLSSerf. (Weiten) Sein 82. 
Xarfrib, Jpanbb. b. Spigr. (1907) 1.140.340. 


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©ebeutung Spptifcp 

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3<ttf$rifr btP ®eutfepen ©treinP ffit © u ep w t f e n unb Schrifttum 


SBer b«« «ine SinroirFung beP griechifchen ülippabetp 
auf bap F»>prifcf)c ©pllabar jugibt, mirb ebenfo ein ©ilbcn» 
jeidjen ty (fe) alP urfprüngliep ppönijifch anerfennen 
müffen. DiefeP ifl beötjalb bap crfle Reichen bep fpprifepen 
©pllabarP, bap oom Duc be 
SupneP in feinem Sautmert als 
f richtig erfannt mürbe. 

?Rit furjen SSBorten fei fcplieg: 
licpaucp noep bie cpronologifcpe 
grage berührt. SLBir haben oben 
bereit« gefepen, baß aup gefcbid>t= 
liehen ©rünben bie Fpprifcpe ©il= 
benfehrift niept jünger fein fann, 
als bie Dorifepe üBanberung, bie 
erpaltenenSnfcpriftenftnbnatürs 
licp bebeutenb jünger. S. Stern in 
feiner Übcrfeßung oon Sefnolap 
ßppem (3ena 1879) ©eite 294 
entfepeibet fiep für „ein jiemlicp 
popeP üllter — ba ©corge ©mitp 
eine fpprifepe 3nfcprift im 'Pa* 
lafte SlffurbanipalP fanb". 2111er: 
bingP gibt ©eorge ©mitp, (5nt= 
bedungen in SJffprien überfegt 
o.löoedlin, ?pj. 1898, ©eite 480 
bap 23ilb eineP „fegeiförmigen" 

©egenftanbeP mit „Fpprifepen 
©epriftjeiepen". (Jp ifl biep eine 33epauptung, bie burep 
nicptP geftügt mirb, niept einmal burep ben Serfucp einer 
Sefung. 

Diea'lteflebatierbare3nfcpriftmitFpprifcbcr©ilbenfcprift 
bieten $mei fepmere golbene 2lrmbä'nber mit ber Fpprifepen 
Snfcpriftt'ETedfvjbpouToOTTaqjou ßaaiXew^.Scponbci 
ber erften spubliFation in ben Transactions unb fpa'ter bei 
2Rorig@cpmibt,©amml. Fppr. 3nfcpriften ©eite 8 mürbe 
biefer®teanbermitbem.Rönige3tu’anbar l oon i Pappa ibens 
tifijiert, ber in ben affprifepen 3nfcpriftcn SlffurbanipalP 3 
(©arbanapal, 668—626 o. ßpr.) über bie23auten2lfarpab: 
bonP (680—669 o. ßpr.) alp einer ber jepn ©tabtfönige 
oon Äpprop angeführt mirb. ÜRein College SBeigbacp 
oerroeifl rniep auf 2lffurbantpal, bearbeitet oon SIR. ©tred, 
Seipjig 1916,141. Sillein SReiflcr, ©riecp.Dial. 3nfcl)t. 2, 
193 pat batauf pingeroiefen, bag bie Sbentitat beiber ^)ers 
fonen niept enoiefen fei; ber eint fönne ein SJlacpfomme 
beP anbern fein. Slllein oon einem folcpen gleichnamigen 
Snfel, ber ebenfalls .König oon ^JappoP gcioefen mare, 
miffen mir nicptP. 22it bentfelben SRccpt Fönncn mir jebe 
anbre pifiorifepe sperfönlicpFcit burep irgenbeinen gleich* 

4 Transact. Soc. Bibi. Arch. 6, 1877, 88 ; 6, 1878, 136, ©rirep. 
X)ia!rft.'3nfd)r. 1, 46—7. Cbrrtjummer, öppern 1, 13. 

* Siepe ßefnola, Qpprtn, btf(p. s. Stern, Seite 265. 

* 3°b n ^/ S. Jp- 2ß., Proceed. Soc. Bibi. Arch. 26, 27. 


namigen Snfet erfegen. SDTit ooller ©ieperpeit müffen mir 
mit ‘PicribeP, Transactions 3, 89 an ber Sbentitat bcP 
3tu’anbar unb Steanber feftpalten. 

spalaograppifepeSegengrünbehatSReiflernicptanführen 
fönnen. Die beiben Slrmbanber beP (Jteanber flammen 
alfo auP ber erflen Jpülfte beP 7. Saptp. oor ßpr. Die 
gro^e23ronjeinf(hriftoon3balion,@riecp.Dialeft:3nfcpr.l 
Dir. 60, pat man baticrcn mollen, rcetl barin oon einem 
Kriege ber SRebet unb Äitier gegen 3ba(ion bie SRebe ifl; 
allein berarttge Äriege maren ju paufig, um barnaep baP 
3apr ju befh'mmen. Gpronologifcpe Jifte ber fpprifepen 
Snfcpriften b. SIReifler 2,198—99. 

93iel fidlerer laffen fiep bie fpprifepen SRünjen mitepw 
(ponfepen Segenben beflimmen; pier pat bie grunblegenbe 
Arbeit oon 3.^. St; 1 Drbnung gefepaffen. Der bei S?eto> 
bot 4,162; 3,104 erroapnteÄönig o. ©alamiP Sueltpon 
(360—27) pat 2Rünjcn mit fpprifeper Sluffcprift £, u, 
oe, le, to, ne (= eü/eX9ujv) gefeplagen unb ebenfo fein 
©opn unbSnfel ©iromop unb (Jperfip 323—300. häufiger 
merben bie Snfcpriften unb SEJlünjcn um bap 3apr 400 
o. Gpr., bie ich hier nicht aufjujaplen brauche; in biefe 
3eit fallen bieüMnjen beP SuagoraP i. (410—374). 9lacp 
Slleranber bem ©ro§en mürben niept lange meprSDJünjen 
mitfpprifd)er2luffcpriftgeprägt oon DtmarclmP(332—20), 
fflifofleP (320—310) 2 unb enblicp SüenelaoP (310—307), 
bem 8?ruber unb Strategen bep s ptolemäoP 3 . ©etpe in 
ben 91acpr. b. ©ött. ©el. 1916, 108 rebet oon ber Fppri: 
fepen ©ilbenfeprift noep im 2. 3aprp. oor ßpr. ÜBorauf 
fiep biefe Slnnapme f!ügt, fann icli niept fagen. 3n ber 
fpäteren 3«'t übermiegt auf ber Snfel oollflanbig bie 
griecpifdie ©eprift, menn auep bie ©praepe ber Urein= 

roopner noep niept ganjliep erlofd)en mar. 

* * 

* 

91 ad) trag. 3u ©eite 2: SJlein College 23ei§bacp maept 
mich barauf aufmerffam, bag agpptifcpe Könige, mit 
2lmenoppiP III., gelegentlicp in ber 2lrjaroa:©pracpe unb 
in babplonifcher Äeilfcprift Forrefponbieren (9lr. 31—32 
bei Änubtjon), gelegentlich) in babplonifcper ©eprift unb 
©praepe. 3 U ® e * te 3: hen 3uben bie 95ucp: 

flabenfcprift gebracht habe, unb biefe ben 9>pöngiern, roirb 
fogar auPbrüdlid' behauptet oon (JufcbiuP, Praepar. 
evang. 9, 26 4 ed. Gifford 1 p. 430 d : töv Mtuanv -- 
YpäupciTa rrapaboOvat toi? Moubaiotq rrptltTOv, napä 
b^ ’loubaiujv OoiviKag napaXaßevv/'EXXnvai; b£ rrapä 
Ooivikiuv. Rotmenbig ifl bie Qlnnapme eineP foldieit 93er: 
mittlerp burcpauP niept; man Fann ebenfogut annepmen, 
bag bie ^pönijier felbjt in ben ©tübten unb .Sjäfen illgpp: 
tenP bie ©eprift Fennen lernten. 

1 ötro. Rum. 1883, 266 ugt. Srireß. Dialeft:3nfdir. I, 61. 

2 Sirpc 9lru. Rum. 1883, 266. 

« Cl'b. p. 300 Soeronof, N. nroX. 2 p. 13 Rr. 73. 

* QlergleiepeDKbaufen, Uber ben Urfprung br6 tUIpbtabete (1841). 


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3eitf$rift beö Deutfdjett 93ereinö für fSucfcwefen unb ©chrifttum 


T)üm unb bte 0$rift 

SBon $tib .Ruljlmann, Diündjcn 


ie nachfolgenbe Unterfucßung wirb öcranlaßt burch 
eine immer aufbringlidjer hcroortretcnbe Erfcbcis 
nung in bem nimmer ruhenben tägigen, fafl ge* 
haffigen Streite um Antiqua unb grattur. ©ir erleben 
bort — waö in dampfen allerbingö nicht feiten ift —, baß 
non ben heftig gegeneinanber ftreitenben Parteien ein 
unb berfetbe Barne alö Betffcmb angerufen unb alö Sd;>ug= 
geifl in Anfprud) genommen wirb. jtein ©eringerer alö 
einer unfret ©roßten wirb oon ben um bie Schrift 
Streitenben in ben .Kampf hineingejogen, bamit fein 
Bame ihre Sad;e becfe unb förbere. 3n ben .Kampfs 
fcbriften ber oerfcbiebenen Bereinigungen bet greunbe 
beutfcber Schrift ift bie Bejeichnung biefer Schrift als 
„Bürerfchrift" nach unb nach allgemein geworben. ©an 
glaubt, baß ber Stempel Bürerfchen ©eifteö unb Bürer= 
fcher Äunji bie .Kraft haben werbe, bie Schrift, bie fie alö 
beutfche oerteibigen, alö eine im tiefften ©efen wirtlich 
beutfche ju fennjetchnen unb ihre ©egner im Kampfe ju 
fchlagen. Schägt baö beutfche Bolt hoch Bü'rerö Äunft 
alö ben reinften unb tiefften Auöbruct beutfcben ©efenö 
unb beutfcher Art. 

3m Jjinblic! auf baö h*>h« Anfehen Bürerö alö beö — 
wenn man fo fagen barf — beutfcheften aller beutfcben 
Äünfiler, haben bie greunbe beutfcher Schrift in ihrem be* 
geiferten Kampfe ju bem ©ittel gegriffen, ihren Schug* 
ling nadi feinem Barnen ju taufen, unter bet Behaups 
tung, baß biefe Schrift in ihrer heutigen gorm eine 
„fünfllerifche Schöpfung inöbefonbere Bürerö" fei. 

Biefe Behauptung finben wir wörtlich unb mit bes 
fonberem Bachbruct auögefprochen in ber „Erflarung beö 
Schriftbunbeö Beutfcher Jjochfchullehrer". Bod) weiter 
geht ber „Beutfche Scf>nft=Berein für Öfterreich", ber in 
feinem öffentlichen Aufruf fagt: „Wibrecht Bu'rer fchuf 
1525 in feiner eigenen Brucferei baö Urbilb ber heutigen 
beutfcben Schrift." 3fmen fchließen fich an: Unioerfita'tös 
profeffor fflilfe, ©ien (Bfitteilungen beö Beutfcben 
Schriftbunbeö 1917 Br. 3) unb ©. Bupredtt (Baö JUeib 
bet beutfcben Sprache). 

Bei bem Einbrucf, ben eine Ertlä'rung einer höchfi an» 
gefehenen wiffenfchaftlichen ©emeinfchaft machen muß, 
ift eö fein ©unber, baß ber ©laube, Burer habe nid;t 
nur in naher unb engfter fchöpferifdjer Bejiehung jur 
Schrift überhaupt geftanben, er fei auch infonberheit ber 
geifiige Urheber unfrer heutigen beutfcben Schrift, 
jiemlich allgemein geworben ift. 

3n ber Sichtung, bie wir ber ©efamtheit unfrer 
fchullehrerfchaft efftgegenbringen, ift eö biölang niemanb 
eingefallen, nach ben Beweifen für bie aufgeftellte Be* 
hauptung ju fragen, ia eö ift »iclleicht noch nicht ein» 


mal aufgefallen, baß ber Schriftbunb ber Jjochfchullehrer 
bie Bewcife fd>ulbig geblieben ift, baß man in feinen 
Streitfcgriften oergeblich nach ihnen fud>t. ©an hat 
feitcitö beö Sd;riftbunbeö anfcheinenb geglaubt, fich mit 
ber Behauptung begnügen ju bürfen, ohne ju bebenten, 
baß eö oon größtem Bacbteil für ihn (alö ftreitenbe Partei 
fowohl alö auch alö Bertreter ber beutfcben J?ochfd>uls 
lehrerfchaft) fein muß, wenn bie Behauptung aufgeftellt 
wirb, ohne fie jugleid? ju beweifen. Boch bebenflicher 
aber erfcheint bie Aufhellung ber gebachten Behauptung 
angcßchtö ber mir geworbenen betrübenben Erfenntniö, 
baß eö überhaupt unmöglich ift, ben Beweiö für fie ju 
erbringen. Baß eine Anfchauung allgemein werben 
tonnte, bie in bem wirtlich eorbanbenen ©aterial Peine 
Begrünbung finbet, hat bie ©egenpartei, baö finb bie 
Bertreter ber Altfchrift, infofetn mitoerfchulbet, alö auch 
fie fich nicht oeranlaßt gefehen hat, bie Angelegenheit 
tiefer ju burd;forfchen. 3h>re Entgegnung befteht lebig= 
lieh barin, baß fie — gleichfallö ohne Beweiö — be* 
hauptet, Bürer habe fich „oiel eingehenber alö mit ber 
beutfcben Schrift mit ber Antiqua befchaftigt, er fei, wie 
fein greunb ©illibalb ©rfheitner, ein Anhänger biefer 
Schrift gewefen". Obgleich nun beibe Parteien ben Barnen 
Bürerö anrufen, würbe feine ihm burch grünbliche 
Unterfucfjung gerecht, beibe begnügen fich hi« mit burch= 
auö oberflächlichen Betrachtungen unb oerfteigen fich ju 
sagen Behauptungen. 

Bie bie Angelegenheit ber Schrift Ernftnehmenben, 
ju benen ber Betfaffet fich regnen barf, rnüffen biefe 
Cberflachlichfeit unb—eö muß wohl einmal auögefprochen 
werben, fclbfl auf bie ©efahr hin, baß eö übelgenommen 
werben fönnte — Unjuoerlaffigfeit ber Streitenben in 
ihren Angaben unb Behauptungen tief beflagen; benn fte 
werben baburch perfönlich vielfach in bie peinlichfie Ber= 
legenhett geführt. Ber Berfaffer betennt, baß er einft, in 
unbebingtem Bertrauen auf bie ■Suoerla'ffigfeit ber Bes 
hauptung beö „Schriftbunbeö Beutfcher Jpochfc^ullehrer", 
in ©ort unb Schrift bie gleiche Behauptung oertreten unb 
oerteibigt hat. Baö war gerechtfertigt, weil er glauben 
burfte, baß gerabe oon biefer Seite eine einwanbfreie 
©ewa'hr auf ©runb wiffenfchaftlidjer gorfchung geboten 
fei. Eö gehört ju feinen bitterflen Enttaufchungen, alö 
er — burch feine Überftebclung nach ©ünchen in bie 
Sage oerfegt, bie Angelegenheit felbft an bem Quellens 
material ju prüfen — ertennen mußte, baß bie oon ihm 
im Bertrauen auf bie Autorität beö Bunbeö ber J^och« 
fchullehret oertretene Anfchauung nicht ^altbar r für 
einen wirtlichen Beweiö baö authentifche ©aterial oöllig 
unjureichenb ift. 



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3ci-tf$rift be« beutfchen herein« für Q3ud>t»efen unb Schrifttum 


©enn ich hier ba« Srgebni« meinet Unterfucfmngen 
jum ^roecfe bet Qlufflarung ber 2lllgemeinheit unb be= 
fonbete aller berer nieberlege, benen bie Schriftangelegen* 
l>eit JjerjenSs unb ©ewtffenöfache jugleicb ijf, fo fann 
mir nicht ber Borwurf gemacht 
werben, bag ich au« einem ©es 
fühl ber Abneigung gegen bie 
beutfche Schrift hanble ober in 
Borurteil befangen fei. @anj 
im ©egenteil! 3d) trat in bie 
Unterfuchung ein mit ber au«= 
gefptochenen 2lbficht, ben bie 
bahin noch unbewiefenen fcbops 
ferifchen Slnteil Dürer« an 
betn ©erben ber grafturfchrift 
nachjuweifen, ber beutfchen 
Schrift unb ihren greunben, 
wenn möglich/ einen Dienft ju 
leifien. Dag^ich er?ennen mugte, 
bag biefer Anteil fich nicht nachs 
weifen lagt, fann für niemanb 
eint bitterere Snttaufchung be= 
beuten ate für mich fetbft. So 
mag benn bae Srgebnie meiner Unterfuchungen ^ier 
niebergelegt werben jugleicb ale ein fkugni« meinee auf* 
richtigen perfonticben Strebene nach Klarheit unb ©abrs 
heit in ben Dingen unb Stagen ber Schrift. 

Die erfle Snttaufcbung bereitete mir bie geflflellung, 
tag nicht nur felbft bie grogten unb umfaffenbften fünfte 
gerichtlichen Sehrbucber, fonbern auch bie reiche Sonbers 
unb eigentliche gorfcherliteratur über Dürer nicht« ent= 
halten, wa« über feine Belegungen jur Schrift 2lu«s 
funft gibt. Sei ber ©rünblichfeit, mit ber alle ©ebiete 
feiner ibealen 3ntereffen wie feiner praftifchen Datigfeit, 
oon feiner ©eltanfchauung bi« ju feinen Serbien (Jen um 
bie BefejligungSlebre, burchforfcht worben finb, mug in 
biefer Datfache fchon ein Beweis bafür erblicft werben, 
bag Dürer« 3ntereffe an ber Schrift Fein folche« gewefen 
ijl, bag e« irgenbwie in bie 
Slugen fallen fonnte ober eine 
beachten«werte ©eftalt ange= 
nonunen hatte. 3ch war jus 
nachft burchau« nicht geneigt, 
biefe« gehlen al« wirtlich be= 
weiSfräftig gelten ju laffen, 
fanb oielmehr in ihm einen 
befonberen Qlnreij ju weiteren 
Bemühungen, in bem guten 
©lauben, allen greunben ber 
beutfchen Schrift nun erfl recht 
einen Dienfi leiften ju fo'nnen. 

3unachft nahm ich Beranlafs 


fung, namhafte Dürerfenner ju State ju jiegen unb auf 
bie oermeintliche Sücfe aufmerffam ju machen. 211« 2lnt= 
wort erhielt ich hi« 2lu«funft, bag non einer Hätigfeit 
Dürer« auf bem ©ebiete ber Schrift nicht« befannt ge* 
worben, alfo eine folche gewig 
nicht nachweisbar fei, fonach 
in ber Literatur eine Sude in 
©irflichfeit nicht befiele. Blan 
nahm feinen 2lnflanb, aufrich 5 
tigc« Befremben über ba« Urteil 
be« „Schriftbunbeö ber Deut» 
fchen ^ochfchullehret" betreff« 
ber Bebeutung unb üatigfeit 
Dürer« auf bem ©ebiete ber 
Schrift auSjufprecgen unb bie 
aufgeffellte Behauptung al« 
nicht beweisbar ju cgarafteris 
fieren. 3ch habe mich auch bas 
mit nicht jufriebengegeben, gäbe 
oielmehr oerfucht, ba« in ben 
hieftgen ÜJlufeen unb Samms 
tungen ©orhanbene ÜKaterial ju 
burchforfchen. golgenbe« ift e«, 
wa« fich über bie 2lngelegenheit feffflellen lieg: 

Die einjigen fieberen unb fichtbaren Spuren oon Bes 
jiegungen Dürer« jur Schrift finben wir in feiner „Unbers 
wepfung ber meffung mit jirfel unb ricbtfcbepb ufw". 
Doch ftnb bie Bejiegungen, wie fie hi« b«»ortreten, 
burchau« nicht tiefinnerliche fcgopferifcbe, fonbern rein 
augerliche, auf bie Qlbficht gerichtete, für bie gegebenen 
lebenbigen Schriftfotmen geometrifche ©efege ju finben, 
fie burch geometrifche Äonfhcuftion mit jirfel unb Sineal 
ju «jeugen. So jeigt Dürer fich unö hier, obgleich 
er fich mit bem Zeichnen oon Schrift befagt, burchau« 
nicht al« ScgriftffinfHer unb sfcgopfer, fonbern mehr 
alsüftathematifer. Dag er ju einer folgenBehanblung 
ber Schrift burch feine italienifche Steife angeregt worben 
ifi, fei beiläufig erwähnt. Schon hi« tritt eine« h«oor, 
wa« für bie um bie Schriftarten 
StreitenbenunbDürerfür ihren 
Streit 3nanfpruchnehmenben 
wenig günflig ifi: bag Dürer 
fich mit bei ben Schriftarten 
burchau« gleichmägig unb 
gleichartig befagt. Der Ums 
ftanb, bag er bie 2lntiqua oor 
ber Dejrtur (wie er nach &<*= 
maligem ©ebrauch bie je§t 
Deutfch=@otifch genannte 
Schrift bejeichnet) behanbelt, 
gibt ben Streitenben meine« 
erachten« fein Stecht, ihm eine 



SCfrbUtung 1. 25u<tfhknfotmen au« Dürft« 
„Un&mutgfung kt meflung ufro." (1525) 
«Äonfltuftion Don SCntiguafotmen 



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3titf$rift b < S 25 e u t f cf> e n Söcretnö für &ud)We(«n unt «Schrifttum 


■^Überbewertung bicfet Schrift ju unterteilen, rechtfertigt 
nur ben Schluß: baf er — ba bie „Unberwepfung" bem 
Unterricht bienen fett — bie Antiqua für bie Schrift; 
erjiefmng als grunbtegenb gewertet wiffen will. 3 nbem 
Dürer ftch nach Bearbeitung ber Antiqua ben Xejrtur« 
formen juwenbet, fchreibt er bie hier als bejeicfjnenb in 
Anfpruch ju nehmenben SBorte: „Die alte Xejrtur hat 
man etwan in foli« 
chermaSgefchrteben/ 
wie wohl man fie 
pegt einer anbernart 
macht/baS ich bann 
auch fchteiben will." 

Sr bringt bie alte 
Xejrtur jur Darfel« 
lung unb banach bie 
neue unb fagt bann 
weiter: „DpSif nun 
bie alte mepnung 
wie oorgemelt / aber pegt macht man bie Xejrtur freier / 
onb fegt bie »errudft fierung mitten auf bie festen ber 
aufrechten fierung / alfo baS bie lini ber puchfaben nit fo 
faf gepuebt werben / »nb etliche jüglein baran / »nb fpaltet 
fie... folicheS habe ich auch hernach fürgefcfjrieben." Biit 
biefen Ausführungen erfennt Dürer.felbf an, baf er ftch 
in ber gorm ber bearbeiteten Buchfaben an bas allgemein 
©ebrauchliche gehalten, nichts, felbfl bie jüglein nicht, 
perfo'nlich gefchaffen habe, ©leichwoht ftnben wir in ber 
Streitliteratur oft genug bie beutfdjen Bucpftaben ber 
„Unberwepfung" als eine Srfinbung Dürers angepriefen. 
Dürer bringt auch beutlich 3 uin AuSbrucf, welchen 3roecf 
er mit feinen .ftonftruftionen »erfolgt. Sr will ben Bau; 
unb Sükrfleuten, fo „Schrift an bie fculen / tljüren onb 
hohen mauren" anjubtingen haben, iin praftifch*mecha= 
nifcheS Berfahren bafür an bie ^anb geben. So fehen wir 
ihn burchauS frei oon ber Meinung, 
bie man im Schriftfhreite fo gern über 
biefeS fein Dun erweefen mochte, baf 
es fich um SchöpferifcfjeS hanbele. 

Sbenfowenig wie Dürer als ber 
Srfinber biefer gormen anjufepen ift, 
fann bie Drucftppe biefeS SBerfeS als 
feine Schöpfung nachgewiefen wer* 
ben. Uber biefe Angelegenheit wirb 
im Verläufe ber Ausführungen, bei 
Erörterung feiner Begebungen jur 
Drucftppe im allgemeinen, noch ju 
fprechen fein. 

Ausführlichere Säuberungen über 
Schrift, als bie in ber „Unberwep* 
fung", fanb ich auch in Dürers 
anbern SBerfen nicht, ebenfowenig 


in feinen Briefen. — gür unfre Unterfuchungen fommen 
nun weiter oor allem noch bie Xitelblatter $u ben oer* 
fchiebenen Sammelwerfen DürerS in Betracht. Selbfl bei 
ber BorauSfegung, baf bie nicht in Drucftppe hergeftellten 
oon il;m felbfl gefchaffen waren (was nicht einmal nadj= 
weisbar ift), würben wir in ihnen Beweife für bie auf« 
gesellten Behauptungen nicht fittben. Btrgenbwo Fön« 

nen mirfepöpferifebe 
Beugeftaltung einer 
beutfehen Schrift im 
Sinne einer Snt« 
wicflungjurgraftur 
feftftellen.Abgefeben 
baoon, baf manche 
Xitel butchauS An« 
tiqua finb, lehnen 
fich bie in gebroche« 
ner Schriften aus« 
geführten burchauS 
bem bamalS@ebräuchtichen an. Bon manchen Seiten wirb 
ber Xitel ber „Apofalppfis" als ber beutfehen Schrift neue 
SBegc weifenb angefprochen (Abbilbung 5). Diefe Auf« 
faffung fann, bei alter SBütbigung ber Schönheit biefeS 
XitelblatteS, faum aufrecht erhalten werben, angefichtS 
ber Xatfache, baf bie ©runbforni ber Schrift ber über« 
lieferten Xejrtur entfpricht, unb bie ihr beigegebenen eigen« 
artigen Berjicrungen fich fcpoti oorher nachweifen taffen. 

ffiir wenben uns ben Xppen 3 U, in benen bie SBerfe 
DürerS gebrueft ftnb unb oon benen man behauptet, 
baf fie jum Xeil Dürerfche Schöpfung oerförperten, bie 
beutfehe Schrift ju einer neuen gorin, ber graftur, 
entwicfelt hatten unb in DürerS eigener Drucferei ent« 
ftanben feien. 

Bach ber Behauptung BuprechtS (DaS Äleib ber beut* 
fehen Sprache) follen bie Urbilber unfrer beutfehen Drucf« 
fchrift 1524 in Straf bürg bei Äöpfel 
unb 1525, bem ErfcbeinungSjabr 
ber „Unberwepfung", in ber eigenen 
Drucferei DürerS in Nürnberg juerft 
„aufgetaucht"fein; nach Beinecfe 
(Die beutfehe Bucpftabenfcbrift) feil 
Dürer mit Stocfner unb 3ob- Beu« 
börffer 1526 eine beutfehe Schrift 
„feftgeftellt" haben; nah bem 
„Deutfcpen Schriftoerein für Dfter« 
reich" „fchuf" Dürer in einer eigenen 
Drucferei baS Urbilb ber heutigen 
beutfehen Schrift, gür nichts oon 
allem biefem fanb ich irgenbeine 
Spur annehmbarer Beweife. BicptS 
ift ficher nachweisbar, weber baf 
Dürer eine eigene Drucferei befeffen, 

5 


U»<t2>£#)6Ar 
fl h f D f f 8 l| 

SCbbinunj 3. ®ud(|lab«nfi>rmtn au« Sürtr« ,,UnbfTO«t)futt<) btr mtffung tifro." (1525) 
Stent Semit 



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Seitfdjtift beß SDeutfdjen herein« für 35 u cf) ro c f e n unb (Schrifttum 


noch baß er irgenbeine Drucftppe gefchaffen ^abe. Glicht 
einmal bie Boraußfegungen, auß benen man folche Be* 
hauptungen lebiglich alß Schlußfolgerungen abgeleitet 
bat, fSnnen alß gefieberte £atfachen angefeben roerben. 
Daß Dürer eine 
Drucferei fetbft|be= 
feffen unb geleitet, 
glaubt man fchlie* 
ßen ju bürfen auß 
bem Scfjlußfag ber 
'Upofalppfiß: „@e= 
brueft ju 9lüm* 
berg bureb Sllbrecbt 
Dürer." Sine anbre 
unb beffere Be* 
ftätigung unb Bes 
grünbung biefer 
Behauptung bube 
icb auch in ben tief» 
grünbigflen gors 
fcberfchriften nicht 
ftnben tonnen. 

Selbfl Jjafe roetß 
in feinem auf heften 
Quellen fußenben 
©erfe über „Die 
Äoberger" nichtß 
anbereß unb 
Beffereßanjugeben, 
fügt aber gleich* 
roobl btnju: „£o ; 
nach ifl nicht jubes 
jroetfeln,baßDürer 
felbfl ^reffen auf* 
geflellt." Sß fei 
bemerft, baß ber 
Schluß fa§ ber 
„Unberroepfung" 
ähnlich lautet unb 
ec auch jur Bes 
grünbung folcber 
Behauptung an* 
geführt roirb. Dort 
beißt eß: „Durch 
SHlbrechtDürerjum 
Drucf gebracht." Daß finb aber meineß Srachtenß fo 
unfichere 2Jnbaltßpunfte, baß bie aufgeflellten Behaup* 
tungen nicht gerechtfertigt erfcheinen. Doch ob Dürer eine 
Drucferei befeffen ober nicht, märe in unfenn gälte nicht 
außfehtaggebenb. i?ier fleht jur Berbanblung, ob er eine 
Zppe fchuf, bie bie grafturform ber beutfehen Schrift inß 
Seben rief ? Dafür fanb ich trog allen Sucbenß nirgenbß 


Belege oberBemeife. SllleDrucftppen berDürerfchenSBerfe 
unterfcheiben fich nicht oon ben ju jener ^eit üblichen unb 
gebräuchlichen. Dabei ifl. roobl ju beachten, baß bamalß 
jebe größere Drucferei ihre eigenen Dppen hatte, an benen 

ihre ©erfe unmits 
telbar ju erfennen 
roaren. ©enn alfo 
bie Dppen ber 
Dürerfchen ©erfe 
fich oon manchen 
anbern jener 3eit 
in etroaß unters 
fcheiben, fo ifl baß 
unter biefem ©es 
fichtßroinfel felbfts 
oerflänblich. 2Ilß 
neue gorm fann 
aber feine anges 
fprochen roerben. 
2Ilfo, roenn Dürer 
eine Drucferei be= 
feffen, felbfl roenn 
er bie Drucftppe 
eineß ober einiger 
feiner ©erfe felbfl 
gejeichnet hätte, 
roäre eine roirfliche 
ßleufchopfung ber 
Schrift,bieSmpors 
fü'hrungjurgraftur 
burchDürer,bamit 
nicht nachgeroiefen. 

Berichtenßroert 
erfcheint,baßDürer 
fehr befliffen roar, 
fein getfligeß Sis 
gentum an feinen 
©erfenjufchügen. 
2luch am Schluß 
feiner „Unbetroeps 
fung" roarnt er 
außbrücflich bas 
oor, baß „fich he* 
manb »nberfleben 
rourb / baß außs 

gegangen büchlein roiber nachjubrucfen". ©äre auch bie 
Drucftppe feine Schöpfung, fo mürbe er auch ft« ficber 
ermähnt haben. 3n feinem feiner ©erfe ifl etroaß in biefer 
SHichtung oon ihm gefagt roorben. 

51 un ju ben Bilbroerfen Dü'terß. ©ir oermögen mit 
bem oorhanbenen Material nicht fefljuflellen, roer bie 
auf ihnen angebrachten Schriften erfanb unb fchrieb. 

34 



3tbi>II0ung 5. Sdjrift auä 6tm -EitelpoCjftfetiitt jur Stpofa[i)pfc* oon Süttt (1511) 

9eu$!|ato6 mijmtc md €t 
mitte m atmitouü meum pio 
puurn <mgdü gionofifftmu: 
quiöefenöatme i)Oöie:ct,ptc 
gat a6 omibuö inimictö mefe 
6cte $g$ad arcf>aitgde*9c< 

Slbbilöung 6. (Scftrift beß ©ebctbudjtö Äaifct SDJarimilianä I. 

(mutmafclid) »on SSicenj SXocftier) 1514 


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beß SDeutfdjen 93 e r e t n ß für 23u<hwefen unb @4>tifttum 


2llß bejeichnertb muß eß jweifelloß erachtet werben, baß in 
ben wenigen galten/ w o wir ben Srfinbet unb Schreiber 
nachweifen fönnen, Dürer felbff eß nicht iff. 

2llß eine Pünfflerifcbe ©roßtat Dürerß werben bie Stanb* 
jeicfmungen jum ©ebetbuch beß Äaiferß Nfarimilian ge* 
wertet. Erhebt ftch angefichtß besfelben nicht bie grage: 
ffienn Dürer in ber Slat in beni behaupteten innigen, 
fchopferifchen Serhältniß jurSchriftgeffanben hatte, wäre 
eß ihm bann nicht Bebürfniß gewefen, auch bie Schrift 
biefeß Stßerfeß felbff ju fchaffen, um bie innigffe fünff* 
lerifche Einheit beß 
©anjenhetjuffellen? 

Nachweißlichiffaber 
bie Schrift beß .Rai* 
fertigen ©ebetbuchß 
nicht »on Dürer, 
fonbem oon einem 
anberngefchaffen.Sß 
iff fo gut atß ficher 
bewiefen, baß ber 
©eheimfchreiber beß 
jtaiferß,3tocfner, ihr 
Schöpfer tff. (Siehe 
©iehlorn, Daß©ebet* 
buchÄaiferSWajimi* 
lianßI.)GErroähnenß* 
wert iff oor altem 
noch, baß feffffebt, 
baß auch bie Unter* 
fchriftunterbenSier 
Slpoffeln, bie ihreß 
fegerifchen 3nhaltß 
wegen jegt entfernt 
iff, nicht oon Dürer, 
fonbem oon feinem 
^eitgenoffen, Nachbarn unb greunbe, bem berühmten 
Schreibmetfter Nfirnbergß, Neubo'rffet, gefchaffen worben 
tff. Neubörffer felbff teilt eß mit in feinen„Nachrichten oon 
.Rünfflem unb fflerfleuten". (Quellenfcbriften für Runff* 
gefchichte, Sßien 1875. 35b. 10, S. 158, ütbfchn. 60.) 

So ffellt fich bei tieferer gorfchung htrauß, baß Dürer 
oermutlich mit ber Schrift überhaupt nicht in einem tief 
inneren, fchöpferifchen Serhältniffe geffanben hat, baß 
baß, waß man ihm jufchreibt, oon anbem geleiffet unb 
gefchaffen worben iff, baß mehrfach Schriften feiner 
ÜBerfe (auch auf feinen Silbern) oon anbem gefchrieben 
ffnb, baß er bie Schrift (oielleicbt fogar auß einet gewiffen 
©teichgültigfeit gegen fie?) gern anbem überlaffen hat. 

Dabei iff nun oor atlem bieß ju würbigen: Schreiben 
war jur 3e»t Dürerß eine hochgefchäfffe, für fich beffehmbe 
jlunff, ber befonbere fNetffer bienten, oon benen Nfirn* 
berg eine ganje 9teibe in fich f<hl»ß. @ß war fomit Peine 


fehr auffaltenbe, fonbem eine burchauß natürliche Sr* 
fcheinung, wenn, wie wir eermuten müffen, Dürer im 
allgemeinm bie Schrift ben befonbem ÜJleiffern biefer 
Äunff überlitß bjw. fie bamit beauftragte. 

lieferten nun bie Serie Dürerß Feinerlei Beweife für bie 
feitenß beß Bunbcß ber Jpochfcbullebrer u. a. aufgeffellten 
Behauptungen, fo ergaben weiterhin bie Unterfuchungen 
anbem Drteß gewichtige unmittelbare Beweife gegen fie. 

£ß würbe bereite erwähnt, baß nach bem Stanbe bet 
heutigen gorfchung SRocFner alß ber Schöpfer ber Sippe 

beß ©ebetbucheß an* 
jufehen iff (Slbbil* 
bung 6). Diefe Sippe 
iff ganj jweifelloß etit 
flarer,ootlfommener 
Ulußbrucf einer Snt* 
wicflung bet beut* 
fchen gebrochenm 
Schrift ju einer 
neuen gorm, bet ge* 
fchweiften graEtur. 
Damit foll nicht be* 
hauptet werben, baß 
biefer^ugjurSchwei* 
fung nicht fchon in 
früheren Sippen her* 
oorgetreten wäre, 
fonbem nur, baß bie 
graftur hier eine be* 
fonberßaußgeprägte, 
oolfenbete@effalter* 
hielt. Sie erfchien 
aberbereitß imSahre 
1514, alfo elf 3af>re 
oor bem ßeitpunPt, 
an bem bie graPturtppe Dürerß anß Sicht getreten fein foll. 
Berffänblid) iff, baß oon ihr eine befonberß ffarfe, bie ganje 
Bewegung förbembc Slnregung außging. Slber ich würbe 
fchon beßhalb Slnffanb nehmen, SRocfner auf ©runb biefer 
Sippe alß ben unmittelbaren Schöpfer ber graEtur ju be* 
jeichnen, weil mit Siecht geltenb gemacht werben Pönntc, 
baß eß wolff glaubhaft gemacht, hoch nicht unbebingt er* 
wiefen fei, baß er biefe Sippe gefchaffen. 9l(ß abfolut ficher 
iff aber bewiefen, baß er bie Sippe beß um brei 3abre 
fpä'ter crfchienenen Sleuerbancf gefchaffen hat (2lbbilbung7 ). 
Der Beroeiß iff geliefert burch baß ^eugniß beß maßgeb* 
lichffen Beurteilerß, beß erwähnten Schrcibmeiffetß 3oh. 
Neubo'rffer. Daß ^eugittß iff niebergelegt in feinen h<mb* 
fchriftlichen „Nachrichten oon lünfflern unb SöerP* 
leuten ufw." auß bem 3ahre 1547. Dort berichtet Neu* 
börffer in bem 2lbfc(mitt, ber bem berühmten gormfehneiber 
ipieronpniuß gewibmetiff, junächff, baß er felbff für btefen 

35 5* 




Dmnacl) »oh^r wtbemt latttibt 
tfötegrofiem romKhabcetn prepe 
. 9?cpbelf)artbcrbc>$ alce arm 



f|m hofltdjen entgegen gutg 
döit fueflen fiwtcen $n cmpfieng 
3(fe$(Erhecal>$metnfTc»& 
ößtoaeaber^m Potthertf^n fepb 

Q Jo 

2lt>t>il&ung 7. ©djrift 2>uer&ancf t?on Q3icen$ Stocfncr. 1517 


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Settfdjrift be« © e u t f e n Sßereinb für Q$ucbmcfen unb ©cbrtfttum 


„ein ^rob uon grafturfcbriften angefertigt" fjabe (eine erfennen, ba§ bamalb febon ber S5egrtff unb bab SSBort im 
Zeitangabe fehlt) unb teilt bann weiter mit: baj; „Dorier ©ebraueb maren,bie graftur alfo nicht erji im 3abre 
Äaiferl.9)?aj.burcbben©cbönbperger[berübmteftenDrucfer 1525t>onDürergefcbaffen oberin feinerDrucferei 
jur 3«t Durerb] auch ein graftur bot machen unb aufgetauebt fein fann. Sb nun SHocfner alb (Jrftnbet 


f>*h * fit J^fj^ 


C C5 ■'W ^ ff™- ^ %*■ 

ryyafl~^Ytyzrfy fcfr Ar&n. Jrj atj{cfi~ s-n»^ 'h’n&rt^hrt 

M- hl^jf «^S ■ Ci ■ (3 ''hyj 'rv^f 'h**y jf***' 


* /(JIi Utfy- ßyrt 


rJZ /*** Qfytyf'&f 1 *l 

&OU* 


SfbbilOuitd S. Brucftftücf« au« tinem SSritf« Dürft« au« bem 3af>« 1523 (au« £e6tr»cfct, Junten 3al)tt 6tut(d)tr 
-PianDfdjrtft, leil II. Q3erlaq 9t. ’Blancferij). Deutfdjc Äurttnt, reldjlid) Curd)f($t mit lateimfd)fn|<St>tmen: A in 
3tile 1,2 unb 9Jam«i«unttt(d)tift; r, n unb m fafl burd)ginqiq; e im SBorte „St>utfiirfHi<foen" (Unttrfdjrift linf«) 


ben Xeucrbaticf bamit bruefen laffen / melcbe sprob 
.f?err 93icenj Btocfner / Äaiferl. 2)?aj. .f?ofs©efrcs 
tari/macbet/babicbaucbgefeben/unbberÄaifer 
mit eigner djanb barunter bie üöort: Te deum 
Laudamus/fcbrieb". 

©o ift bureb etnmanbs 
freieb^eugnib feftgeftellt, 
bafj Sftocfner bie (ber 
©ebrift beb ©ebetbuebeb 
roefetibgleicbe) Dtjpe beb 
leuerbanef gefebaffen 
bat. Diefer erfebien aber 
im Sabre 1517, alfo 
immer noch acht Sabre 
»or bem -Seitpunft, an 
bem Durerb grafturtppe 
in feinerDrucferei aufge: 
tauebt fein foll. 25erücf= 
fiebtigen mir, baj; bie 
'Probe iRocfnerb geraume 
3eit oor bem Srfcbeinen beb ffierfeb felbft bttgejlellt fein 
muf, fo fallt bie ©cböpfung Dlocfnerb noch um mehr alb 
acht Sab« früher alb bie angebliche ©cbo’pfung Dürerb. 
2)eacbtenbmert ift auch, baj; Bteubörffer bereitb ben Flamen 
„graftur" für biefe oor bem angeblichen ©cböpfungb* 
jabre 1525 entftanbenen ©ebriften anmenbet, moraub mir 


ber graftut anjufpreeben ift, mag hier unerörtert bleiben, 
jebenfatlb mürbe ihm bieb eher jufommen alb Dürer. 
Da Bleubörffer für feine eigene 'Probe feinen ^eitpunft 
angibt, fönnen mir nicht ermeffen, roiemeit er felbft b‘ etJ 

bei in betracht fommt. 

Diefe Momente be= 
(tätigen in noch fyöfyttem 
©rabe bab Blecht ju einem 
SBiberfprucb gegen bie®e= 
bauptungen beb ©cbrift= 
bunbeb ber Deutfcben 
Jjocbfcbutlebrer. @b ift 
auf ©runbbefonberb 
beb ^eugniffeb oon 
Bteubörffer febteeb = 
terbingb unmöglich, 
Dürer alb ©cböpfer 
ber graftur anju; 
fpreeben. S^ee 23eseic^= 
nung alb„Dürerfcbrift" 
fann alb berechtigt nicht anerfannt roerben. 

Die um bie ©ebrift ©treitenben haben nun auch bie 
(angeblicbe)©cbriftgefinnungDürerb für fiebunb gegen 
ihre ©egenpartei inb gelb geführt. Sllb ben angeblichen 
©cböpfer ber graftur haben bie greunbe ber Deutfcbfcbrift 
ihn jugletcb alb ©egnerber Antiqua in iSefcblag genommen. 


y* P~~ Vh1<? 




06 ^ 




StbbilCung 9. Dtutfd)« Äurrent.^anbftftttft bt« £an« Sod)« 1494—1576 
(au« Äoennecft, Silberatla« jur btutfdjtn 9it«aturätfdid)tt) 


36 


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3««tf4)rtfr b e $ 35eutfd)cn 93 e r e i n « für 23ucf>tt>efen unb Schrifttum 


roa'hrenb bie Vertreter biefer, angefichth feiner febon er* 
mahnten eingefienben SBefchaftigung mit ber Sintiqua in 
ber „Unberroepfung", behauptet haben, baß er (ich mit ihr 
oiel mehr befchäftigt habe unb atö ein greunb biefer Schrift 


© e m a (b e: Selb jtbilbnie (breijehnjährig) 1484(beu tfd), 
furrent). Shmalb .ftrett 1499 (lateinifch). ijeiligenbilbet 
1500 (lateinifch). (h>a 1507 (beutfeh). 2Jnbetung bet 
Dreifaltigfeit 1511 [fftabmen] (beutfeh, gotifch). $arl 


\L ^v^6V\*dwv« yvvA^tttf *^)«tvwvK v5>*«*w 

\Y J fvCr »wir wwvtfc rv(?s 

Vw» Jvw>VV4ffi*>$♦»> Qta Mf *vvc$ 

Mrv* m^«vwi) wwl ytwv 

(«ptvwutAbc^v firAtvvt.itv^rei^tewr. vww *w\ 
rvwvj^tv>>frw^ 

«Mm)i_^ ■ Ti 1 

SISMIOung 10. Seutfeh« ■Surrent.-hanJfehrtft 3o(j. 9ieubcrjfer« in: „Sine gute ortmung unb fut^e 
Unterricht ufn>." 1538 (au« ©teffen«, Satelnifcfce Paläographie) 



ju betrachten fei. Sinen fiebern ülnhaltspunft in biefer 
Sftidjtung geben unö moßt bie 23ilbroetfe Dürers, auf benen 
er öielfach Schrift, foroohl als jum Silbe gehörende 3ns, 
roie ald 2lufs unb Unterfchtift in nicht geringem Umfange, 

oft große gleichen _ 

füllenb, anbringt. 

dt fann bei 23e= -&»JL £U vM 

trachtung feiner ©es 

finnung ben beiben Ü^y/ o 

Schriftartengegens -v*^w 

über burcßauS bas &/ßß ^ 

hingeflellt bleiben, \J'l & 

ob er bie Schrift . U 

auf benSilbmerfen 

felbfl jeichnete unb XW 

fchrieb.^ieriffauös ß^vw^d ß 

fchlaggebenb,inmels 

(het ffieife unb in SäbttlOung ll. Stutzt Äurrene.^anOfchrl 

welchem Umfange («»< 

bie eine ober anbre, 

bjro.beibe,oon ihm ®cm«rfung: 9Jtan »«gleich« bie »Drgefiibi 
»erroertet mürben. f # fr 0‘ bt W» fcfl f bie .fmnbicfmft Dürer« feit 
Darüber gibt uns fij«'“ 14 ! 

. ° . fijttcbene probe 11 juttlcf fleht. 3 n 'b r P n b 1 

nun bie nachfols Jur au g gt p r ä g ten .Surrentform entmicfclt, t 
genbe Sluffiellung Dürer noch butchau« 9tntiquage|la(t (bei Jp 
flarjte SHuöfunft: [3eile 1 unb 5] unb 10 [3eii 


H»yV Ä^T» ■ -^ 

+*&+*$* es (J'tfCrffi&te i 

»ew5 ««Hy««» 


’'^ U > 


'vt^l I^Uwh» 


3bbt[0urtg 11. 2tutf<f)t Äur«ne.^an5fd)tlft eine« JBriefeö Äalftt SWapimtlianS I. 1513 
(au« ©ttfftn«, t'attimfdje Paläographie) 


Söcmetfung: 5)lan »ergleicb« bie »orgefiifjrten .panbfebriftproben Stbbilbungen 8 bi« 11, 
fo ergibt (ich, baf bie .fmnbfd)tift Dürer« feinen fo ausgeprägt beutfcfien ^urrent^bmoftcr 
trägt alS bie nnbern, barin »or aßem gegen bie bereit« um ein »ofle« 3ol)rjel) nt früher gc.- 
fchticbene probe 11 jurü(f(teht. 3 n >bt finb bereit« aße Söuchßaben im Sinne ber Jtaftur 
jur ausgeprägten Äurrenlform entmicfclt, Bor aßem auch ba« 91 (lehte 3eite), bn« bei 
Dürer noch butchau« ülntiquagcftalt (bei $an« Sach« unb 9?eubörffer in ben Proben 9 
[3«ile 1 unb 5] unb 10 [3«ile 3] UbergattgSformen) jeigt 


her ©roße 1512 (beutfeh, gotifch). Äaifer Sigiemunb 1512 
(beutfeh, gotifch). SOtichael SIBohtgemut 1516 (beutfeh, 
ÄurfiocharaEter). Äaifer üKartmiltan 1519 [SSBien] (latci= 
nifch, Serfalien). Äaifer SRarimilian 1519 [91ümberg] 

_ (beutfeh, graEtur). 

Ecce homo 1523 
(lateinifch). 3of>. 

muh jjoljfchuher 

X” UUß frW» 1526 (lateinifch). 

__ (W, Äf P. 93ier 1526 

^yww/o< 2 ~^j (beutfeh, gotifch). 

^ - Äupferfiiehe: 

»<>vvw*v - - 2lbamunb£oal504 

(lateinifch).9Äelans 
cholie 1514 (latei= 

eine« »riefe« hälfet ®}arimiüan« I. 1513 nifch). 2U6recht»On 

ifefee Paläographie) Scanbenburg 1519 

(lateinifch). 211= 

en Jpanbfcbrtftproben Ütbbilbungen 8 bi« 11, brecht OOn23ranfcen= 

:n fo ausgeprägt beutfehen Äutrent:®h<u«tU r bürg 1523 (tateis 

e bereit« um ein »oße« 3af)rjehnt früh« ge.- {f .. gBilfi&alb 
treit« aße Söud)(laben im Sinne bet gtaftur ; 
r aßem auch ba« 9( (iehte 3ei(e), ba« bei Putbeunet 1524 
n« Sach« unb 5?eubörffer in ben Proben 9 (lateinifch).^h'üpp 
3] UbergangSformen) jeigt SÜRelanchthon 1526 


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Sfitfdjrift b c« 3) e u t f dj c n 23 e r e i n © für 93uchtoefcn unb ©djrifttutn 


(lateinifch). SrnSmu© oon Slotterbam 1526 (lateinifch).— 
Jpoljfc^nittc: Xitel ber Slpofalppfi© 1*11 (beutfch, 
gotifch). Die ^bilofopbie 1502 (lateinifch). Jtonrab Seite© 
1502 (lateinifch). ^trfhetmer© Buchjeicben. Um 1502 (lateis 
nifch). Der heilige granjiSfu© 1504 (lateinifch). Xitel* 
blatt jum Marienleben 1511 (lateinifch). Xitelblatt 3 ur 
Reinen ipaffion 1511 (beutfd) unb lateinifch gemifcht, nach 
feilen). SR^inojeroe 1515 (latcinifcfi). Die [übliche 
Jjimmelöfugel 1515 (3nfcbrift lateinifch, Üherfchrift 
beutfch, graftur). Die norbticge #immel©fugel 1515 (3ns 
fdirift lateinifch, Üherfchrift beutfch, graftur). Die Shren* 
pforte (beutfch, graftur). Die <Sc^u§h>eiligcn oon »fler= 
reich 1515 (lateinifch). Äaifer 97?ajrimilian 1519 (3nfchrift 
lateinifch,Unterfchriftbeutfch,graftur). ÄaiferMatimilian 

1519 (lateinifch unb beutfch). Sappen be©?orenj Stoiber 

1520 (Unterfchrift: linfe jjälfte lateinifch, rechte Jjälfte 
beutfch, graftur). Sappen bcöStabiu© 1521 (lateinifch). 
Sappen beöXfchertte 1521 (lateinifch). Ulrich darnbüler 
1522 (3nfchrift beutfch, graftur, in (ateinifcher Sprache. 
Üherfchrift [darne] lateinifch). Xrturnphmagcn Äaifer 
Maximilian© 1522 (Bejeichnung ber Steile: lateinifch. 
Srflärung: beutfch). DieSlrmillarfpharc 1525 (lateinifch). 
Sobanu© Jpeffe 1527 (lateinifch). 

träte noch be0 hefannten Monogramm© Dürcr0 
ju gebenfen, ba0 er auf allen feinen Zeichnungen unb 
Silbern angebracht hat. Sr hat e0 in Slntiqua geformt 
unb im Saufe feine0 Seben0 unabläffig entwicfelt unb fo 
ju einer au0gefprochenen Monumentalität emporgefühtt. 

Diefe SJufflellung gibt äbcrjeugenb Äunbc oon ber 
©efinnung Dürer© gegenüber ben umgriffenen beiben 
Schriftarten. Sie bemeijl, bag e0 fchlechterbing0 un; 
möglich ifl, barau0 3 u fchliefjen, bag Dürer einer Schrifts 
art mehr al0 ber anbern jugeneigt, ober bag er einer fogar 
ein ©egner getrefen. Sir fehen, bag feine ber Parteien 
ein Stecht hat, ihn al0 Jpelfer unb Schüler in Ülnfpruch 
ju nehmen. S© ift für bie Streitenben eine treffliche, 
boch faft befchämenbe Sehre, bie Dürer burch fein Beifpiel 
gibt. Sr betätigt freimütig bie weitherjigfle ülmoenbung 
aller Schriftformen unb jwar, wa© befonber0 fchlagenb 
wirfen mu^, fogar nebeneinanber unb burcheinanber, 
unter ftch nach Zeilen gemifcht. Dürer ifi fomit in Safjr* 
heit ein Jpelfer berjentgen, bie beibe Schriftarten, unb mit 
ihnen alle anbern gefunb unb natürlich gewachfenen 
Schriften für Srjiebung unb Sehen berechtigt unb wichtig 
halten unb ben Streit um Qlntiqua unb graftur für uns 
berechtigt unb finn(o0, be0halb unfruchtbar unb oerwerf* 
lieh anfehen. S0 mag hier eingefchaltet toerben: So wenig 
bie reiche derwenbung ber Slntiqua Dürer ben Stuljm ju 
nehmen oertnag, ber am tiefflen oolfifch empfinbenbe 
unter ben beutfehen Äünftlern aller feiten ju fein, fo 
wenig fann benen, bie auch heute noch bie Slntiqua al0 
mitberechtigt erachten, ein Mangel an beutfcheni Smps 


finben unterteilt werben. Sill man Dürer feiten0 berer, 
bie ihn in bem Streite a(0 maggebenb aufftellen — unb 
beibe Parteien haben e0 getan —, wirflich gerecht werben, 
fo fann e0 nur baburch gefchehen, bag man ben Streit 
einjlellt, bie Schriften fich ungehemmt lebenbig entwicfeln 
lägt 'unb fich lebiglich auf ba0 Sntfernen ber Silblinge 
unb Sucherungen befebränft. Sill man ba0 nicht, fo ifl 
man Dürer boch unbebtngt fchulbig, bag man feinen 
Flamen, ber fo hoch über ben ^arteten fleht, nicht au0 
Mirteiintereffe migbrauebt. 

Um bie Slngelegenheit mit moglichfter Umficht ju ers 
(ebigen, ift e0 wohl notwenbig, auch auf Dürer0 Jjanb* 
fchrift einen, wenn auch nur furjen Bticf ju werfen. 
Sir erfennen fie jwar al0 beutfehe kurrent, boch flarf 
untermifcht mit lateinifchen gormen. Befonber© treten 
A, n, m, e unb r in biefer ©eflalt auf. Somit jeigt fich 
auch hier her gleiche greimut, biefetbe Seitherjigfeit in 
ber Slnwenbung ber beiben Schriftarten, wie auf bem 
©ebiete ber Drucffchrift. Dabei ift ju bemerfen, bag bie 
beutfcheÄurrent ju Dürer0 Zeit fich bereit0 ju oiel charafter= 
oollercm 2Ju©brucf entwicfelt hatte, fo bag fie in allen 
Buchfiaben eine anbre ©eftalt angenommen hatte, al0 
bie lateinifche Schrift. 3n ihrer wahren ©eflalt ftanb fie 
ju biefer bereit© in einem ftarfen ©egenfaj}. dergleichen 
wir anbre jjanbfcbriften jener Zeit mit bet Dürer©,}. B. 
bie ber Briefe Äaifer Maximilian©, Jjan© Sach©’ unb ber 
Schreibmeifler Nürnberg©, fo erfcheint bie Schrift Dürer© 
un© weniger „beutfeher SIrt" als jene (Slbbilbung 8-11). 

2flle© in allem ergibt fich au© bem mir jugänglichen 
unb heute oorliegenben Material: Dürer© Sinflug auf 
bie Sntmicflung ber beutfehen Schrift ifl nur allgemeiner 
unb anregenbet Statur, boch fein unmittelbar fchopferifcher 
gewefen. Sr hat auf bie befonbere ©eflaltung, bjw. 
Umgeftaltung, webet ber beutfehen Drucfs noch her beuts 
fehen Schreibfchrift einen irgenbwic fichtbaren Sinflug 
auSgcübt. Darum ift e© nicht angängig, bie graftur, 
noch weniger aber bie beutfehe Schrift überhaupt, wie e© 
heute oielfach gefchieht, mit bem Flamen „Dürerfcfirift" 
ju taufen. Sie febon fo oft in ber ©efchichtc, befonbet© 
ber fünfte, hat fich hier eine Segenbenbilbung oolljogen. 
Sine unbewiefene Behauptung, juerfl oon einem einjelnen 
fühnlich aufgeflellt, hat fich, hutrf) atlju groge© dertrauen 
auf bie Qlutorität anbrer, oon derfon ju ^erfon, oon 
Bereinigung ju Bereinigung, oon Slbhanblung ju 9lb* 
hanblung übertragen. Die eigentlichen Dfirerforfcher ers 
fahren oon biefer Segenbe nicht©, weil ba© ©ebiet ber 
Schrift ihrem eigentlichen Stubiengebiet fernliegt. So 
fegt fich ha© galfcge unbeflritten fefl, bi© einer auf ben 
naioen ©ebanfen fommt, ba© bereit© SIKgemeingültige 
unb angeblich längfi ju Stecht Beftehenbe auf feine Stich* 
haltigfeit nachjuprüfen. Seit entfernt baoon, ju wähnen, 
über Dürer© Bebeutung unb Stellung auf bem ©ebiete ber 

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3eitf4>rtft b e« 35eutf<h«n e r e i n $ für Q3udhwefen unb ©cßrifttum 


Schrift UleueS unb für ben wirflicßen kennet UnbefannteS 
jutage geförbert ju haben, bin ich bocß beS ©laubenS, 
burch biefe Darlegungen nicht wenige »on einem Srrtum 
ju befreien, in ben fie, wie ich felbft, butcß bie Streit; 
literatur geführt worben finb. Bie ich weiter glaube, 
baß auch ihnen, gleich nur, biefe Aufflärung ben Schrift; 
fireit in einem anbern Sichte jeigen, ihre Auffaffung über 
ihn berichtigen wirb. 

9tun erhebe ich bie grage: 3ft ber Stame „Dürerfcßrift", 
wie man wähnt, ein wirflicher Schuß für bie beutfche 
Schrift? ÜBerben ©egner unb £>ffentlich?eit fie mehr 
fcßäßen, ober wirb fie an fich fcßäßenSwerter nie ohne ihn? 
Sch beantworte biefe grage mit einem glatten 9lein, in; 
f onberheit auch inBürbigung ber£atfache,baß ber Kampf 
gegen fie trog ber Blamengebung nicht aufgeßört hat. 
Daneben tritt bie anbre grage: ©ereicht ee ber beutfchen 
Schrift irgenbwie jum Nachteil, wirb fie weniger fcßäßenS; 
wert, ale fie an fich ift/ baburch, baß fie fich ale eine 
Sdjüpfung Dürere nicht auejuweifen »ermag? Stimmer; 
mehr! Vielleicht fogar ganj im ©egenteil! Denn ihr 
Bert unb ihre Vebeutung fönnen im ©runbe nur ge; 
winnen, wenn es fich erweift, was tatfä'cßtieh als baS 
Gnbergebniö aller Unterfuchung ju erwünfchen ift, baß 
fie in ihrer heutigen gorm ber graftur, nicht bie fünft; 
lerifche Schöpfung eine« einjelnen, fonbern ber AuS= 
, brud ber Seele beS gefamten VolfeS, ber AuSbrud 
eines in ihm lebenben, jur ©eftaltung treibenben natür« 


liehen ScßriftwillenS ift, bafj fie nicht »on einjelnen „ge« 
macht" ober „erfunben" würbe, fonbern aus bem Smp; 
ftnben ber Sillgemeinheit unb unter Bitwirfung alter 
aus bem beutfchen gormgefü'hl natürlich empotwuchS, 
als bobenjtänbigeS, »ölfifcßeS Kulturgut. Unb ba»on 
follten fich btejenigen, bie bie beutfche Schrift gegen ben 
feinblichen Anfturm »erteibigen wollen, überjeugen, baß 
fie »on biefen allgemein pfpcßologifcßen unb »ölferpftjcßo; 
logifchen ©efichtspunften aus ein »tel fräfttgereS Voll; 
werf für ihren Schübling werben aufrichten fönnen, 
als wenn fie ihn „Dürerfcßrift" taufen. Statt ihn ju 
oerteibigen unb innerlich ju fiärfen, beanftanben unb 
fchmalern fie baburch ihres ScßüßlingS tiefften unb 
eigentlichen 'Bert, ben 'Bert, ber allein fein Dafein unb 
fein gortbeftehen rechtfertigt. Unb auch baS mag noch 
bemerft werben: Dürers Stußm fann baburch nimmer; 
mehr geminbert werben, wenn wir fefiftetlen, baß er ber 
Schöpfer ber graftur nicht ift. 

Sch oermeffe mich nicht anjunehmen, baß ich in biefen 
furjen Ausführungen bie mir geftellte Aufgabe »oll ge; 
löft hatte. Vieles wäre noch 3“ fagen unb ju unterfuchen 
gewefen, unb einiges hatte auch ich» jut Sache noch bei* 
jutragen »ermocht. 3nbeS: 9taum; unb Papicrniangel 
machen fich htnimenb geltenb. So fönnen benn biefe 
meine AuSlaffungen nur als befcheibene Anregungen ju 
ergänjenben unb »erbeffernben Unterfuchungen unb Ve; 
Pachtungen »on anbrer Seite gewertet werben. 


geofcoron>fd)e £)rucfe 

33on AlufeumSbircftot <J5rofeffor Dr. ©djteimm in Stipjig 


er griebe mit Stußlanb ift gefchloffen, ber griebenS; 
»ertrag ratifijicrt unb »eröffentlicht, bie frieblichen 
Vejießungen fönnen wieber beginnen. Da lenfen 
fich °on felbft bie ©ebanfen aller berer, bie an ber burch ben 
.Stieg fo jöß geftörten buchgewerblichen BeltauSftellung in 
Seipjig im 3ahre 1914 irgenbwie tntereffiert waren, bem 
Stuffifcßen jpaufe jener großen Kulturfcßau ju. geinbliche 
Leitungen hatten berichtet, baß bie Schüße beS Stufftfcßen 
Kaufes ein Staub ber glommen geworben feien, ja baß 
Direftorium unb Beamte ber AuSftellung ber Vernichtung 
ruhig jugefehen hätten. Schweijer SSlä'tter wußten bann 
ju berichten, baß ei aud) ben Raufern ber übrigen feinb* 
liehen Staaten nicht »iel beffer ergangen fei, ja felbft in 
Deutfdjlanb gab eS Stimmen, bie bem wilben ©erü'cht 
©lauben fchenfenb ihr Vebauern über ben Verlufi wert; 
»oller Kulturgüter auSfprachen. 

Das Stuffifcße J?auS bet „Vugra" hat geftanben, folange 
bie AuSftellung geöffnet war; würbe auf Bunfch fogar 
mehrfach »on Stubiengefellfdjaften unb 9teutrafen maß; 
renb beS Krieges eingehenb befichtigt; Schaben, bie fich 
am Jpaufe jeigten, würben auogebeffert, furj, alles forglich 


gehütet, ja bas Jjaus würbe nachts burch eine befonbere 
Bache gefeßüßt. Daß ein VerjeichmS ber wert»ollfien 
Stüde angefertigt unb biefe genau fatalogifiert würben, 
brauet eigentlich nicht gefügt ju werben, Jjieute finb bie 
Berte im Deutfchen Kulturmufeum ju Seipjig aufbewahrt, 
gegen geuer »erfichert unb harren bort bereit beS Abrufes. 
Unter ben jahlretcßen wertoollen Druden beßnben fich auch 
brei »ongeoborow, aus benen, ba wie eS fcheint fein folcher 
Drud fich in Deutfcßlanb befinbet 1 unb wir fie infotgebeffen 
nur aus Abbilbungen ruffifcher Berfe über Vucßbruder; 
funft fennen, hier jwet ber Kolophone mitgeteilt feien, bie 
für bie ©efehießte ber 23ucßbruderfunft »on Sntereffe finb. 

Karl V. Sord behauptet in feinem „Jjanbbucß ber ©e; 
feßießte ber Vucßbruderfunft" 33anb I, Seite 279, baß »on 
bem erften befannten Drud geoborowS, »on ben „Acta 
Apostolorum“, baS einjige ©jcemplar in ber Vibliotßef ber 
Afabemie ber Biffenfcßaften ju St.Petersburg aufbewaßrt 

1 Stuf eine 2lnfrage bei bet 3luSfunft8 flcile btt beutfdjcn SBibliotßefen 
in »ettin würbe ber Söefcßeib, baß ein Sremplat ntdßt naeßgeroiefen 
werben fönnt; aueß Anfragen an einjelne große Qinftitute ßauen ein 
negatioe« Ergebnis. 



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Seitfdjtift beß 3> e u t f d> e n Sß e r e i n ß für QJudjwefen unb Schrifttum 


werbe. Biefe ©ehauptung ift oon anbern nachgefchrieben 
worben; fic bcfinbct ficb oucb noch in ber „ßeitfchrift für 
©ücberfreunbe", in bcr allerbingö ©. Jjennig 1 „baß einjige 
jegt noch befannte Sremplar" atß in ber ©pnobalbruderei 
in SKoßfau befinblicb angibt. Baß Sremplar, baß auf bcr 
„©ugra" außgeftellt war, frammt aus bcr ©ibliotheF ber 
SfRoßFauer ©pnobalbruderei, ift aber Feineßwegß baS einjige 
in SRufjlanb noch erbaitene ©tüd, eö finb oielmeht noch 
an einigen anbern ©teilen Sremplare oorl)anben, wie ber 
Petersburger Ä. ©aerent feflgejiellt hat 2 . 3ebenfallß aber 
hoben mir eö mit einem außerorbentlid) fettenen Brud ju 
tun, beffen .Kolophon, baö unferm Xpeft in IReprobuPtion 
beigegeben ift, befonberö beachtenswert ifl. Sß lautet in ber 
uns oon jjerrn Unioerfitätßprofcffor Dr. SKurFo, Seipjig, 
jur ©erfügung geteilten Überfegung wie folgt: 

„ÜRtt bem äßillen beS ©aterö unb bem 33eifTanb beS 
©offnes unb ber ©ollenbung beß fettigen ©eifteß. 91uf 
©efebl beß gotteßfürchtigen 3aren unb ©roßffirften 3wan 
Hßaffiljewitfd) (©afilieoü') 3 , beß ©elbflfferrfcherö oon ganj 
©roßrufjlanb, unb mit bem ©egen beß hodfwürbigften 
SRaParij, ©fetropoliten oon ganj ERufjlanb. föiete heilige 
Äircben würben errichtet in ber regierenben ©tabt SSRoöPau 
unb in ben benachbarten Drten unb in allen ©täbten feines 
SReicheß, namentlich in bem neuerleuchteten Srte in ber 
©tabt^afan unb in feinen ©renjen. Unb alle biefe heiligen 
Äitchen fcfmiüdte bcr rechtgläubige 3 ör mit foftbaren 
Xpeiligenbilbern unb jpeiligenbüchern unb mit ©efäßen 
unb mit Kleibern unb ben übrigen firchlicben Bingen, nach 
ber Überlieferung unb nach ben Siegeln ber heiligen Qlpofiel 
unb ber oon ©ott erleuchteten ©ater unb nach ber 2luß= 
legung ber gotteßfürchtigen griecbifchen tn Äonftantinopel 
berrfchenben Äaifer, beß großen Äonftantin, 3uftinianö 
unb SDtidfaelö unb ber Slbeobeta unb ber übrigen gotteß: 
fürchtigen Äaifer, bie eö in ihren feiten gab. Unb fo be: 
fahl ber rechtgläubige c 3ar unb ©roßfürft 3wan 2Baffil= 
jewitfeb oon ganj SRufjlanb, heilige Sücher auf SDiärFten 
ju taufen unb in heiligen Äircben nteberjulegen: Pfals 
terien unb Soangelien unb Ulpoftelgefchichten unb anbre 
heilige ©ücher, unter benen fiel) wenige brauchbare be= 
fanben, bie übrigen waren aber oerberbt oon unwiffenben 
unb unerfahrenen SIbfchreibern, welche manches auch ohne 
©erbefferung fehrieben. Unb baß tarn auch bem .Raifer ju 
©ehb'r. Sr aber fing an, barüber nacfjjubenEen, wie man 
gebruefte ©ücher auflegen Fonnte wie in ©riechcnlanb, in 
©enetien unb in ©brogien 4 , unb in anbern Sänbern, auf 
baß in ^ufunft bie heiligen ©üd)er richtig erflärt würben. 
Unb fo teilte er feine 3bee bem bochwürbigften SDfaParij, 
©ietropoliten oon ganj iRußlanb mit. 2llß ber hohe ©eift: 
liehe biefe gehört hotte, war er febr erfreut unb nachbein 

1 ©« 0 ttid)f peitfehtift für SBiidjcrftfunfce 1909, Seiblatt ©eite 70. 
— 2 SBttgleiche 3ritftf>rift ftir SBücherfreimbe 1910, 30 f. — ^raan 
bet ®d)te(flict)e. — 4 2Boig gemeint: im Sranfenlanb. 


er ©ott gebanft hotte, fprach er jum Äaifer, baß er oon 
©ott eine ^Benachrichtigung erholten höbe unb eine oon 
oben Fommenbe ©abe. Unb fo begann man auf ©efef)l 
beß gotteßfürchtigen ^oren unb beß ©roßfürflen 3wan 
SBafftljewitfch oon ganj Sfatßlanb unb mit bem ©egen 
beß bochwürbigften ©ietropoliten ©faFarij ©feifterwerfc 
oon gebrudten ©ücbern ju fuchen im 3ahre 8061 1 tm 
35.3ohte feiner ^Regierung. Ber rechtgläubige $ar befahl 
aber ein Xpauß oon feinem ©dfag ju bauen, wo bie BruF= 
Ferei errichtet werben follte, unb gab ohne ju fparen oon 
feinen Faiferlichen Schäden ben Arbeitern: bem BiaFon 
beß .Rlofterß ©iFolauö beß JBunbertätigen oon ©oftun 
3wan geborow 2 unb ©eter Slimofeew SÜJ’ftißlawec jur 
ßufammenjtellung bet Bruderei unb ju ihrer ©elofmung, 
biß ihr 3BerF jur ©ollenbung geriet. Unb juerft begann 
man ju bruden biefeß heilige ©uef), bie Slpoftelgefcffichte 
unb bie Fatholifchen ©enbfehreiben unb bie ©riefe beß 
heiligen Slpoftelö ©auluß im 3af>re 7071 3 am 19.3lpri(, 
am ©ebenFtage beß hochwürbigen Paterö 3oan ©aleoret, 
baö ift ber alten Sawra 4 , unb würbe oollenbet im 3ohee 
7072 5 am l.SRärj unter bem Srjbifchof Slfanaftj, bem 
©fetropoliten oon ganj SRu^lanb im erffen 3ahr 6 feiner 
bifchäflichen SSBürbe juni SRuhm ber allmächtigen leben: 
bringenben BreifaltigFeit beß ©aterß unb ©ohneö unb 
^»eiligen ©eiftcö. ülmen." 

Ber gut erhaltene ©anb enthält ferner einen honbfehrift: 
liehen Sintrag, ber auf ©eite 4 unfrer ©eilage wieber= 
gegeben ifl unb fiel) auf baß ©uch felbft bejieht. Sr lautet 
in Überfegung: „Biefeß Äronbucb beß großen ÜRonarchen: 
©enommen auß bem©ücherhof beß ©ubowo= (= Hfcbus) 
Jtlofierß 7 beßhalb, weil eö oon ber erfien Ülußgabe burch 
©uchbrud ift; unb oon biefem ©uch begann bie ©toßFauer 
©üchertppographie unb eß würbe in ben ©ücherhof ge* 
geben, weil cß im Brudereihof in ber ©tbliotheF ein folcheß 
©uch nicht gab. ©efeftigt hat eö nach Slättern BjaF Slnbrej 
SWichojlow beß gegenwärtigen SWonarchen am 3.©ooember 
im 4.3ahr." 

Bie Seipjiger Slußftellung beß ruffifchen Komitees jeigte 
ferner bieUlpofielgefchichte unb bieSpifieln oom 3al)te 1574, 
bie geoborow in 2wow brudte. ©efchmüdt mit bem ©übe 
beß 2lpofielß SuFaö unb bem ffioppen ber ©tabt Swow 
fowie bem ©ignet geoborowß, intereffiert biefer Brud 
wieberum wegen feineö 9lachworteö, baö unß mitteilt, 
warum er oon SERoßfau nach Sitauen jog. Sö lautet in 
Überfegung beß stud. phü. 3. BetFc: 

„Biefe Srjählung nun legt bat, woher bie Bruderei ihren 
Slnfang genommen unb wie fie oollenbet würbe. 

1 8000 Seglet für 7000. — 2 <£pticf>: Sjotcroo. Schreibung unb 
2tuSfprache Stoboroo ift fircf)enf(aroifd>. — 31563. — 4 Bit großen 
ÄIö(ter, bie unmittelbar bem (patriarchal untergeben. — 3 1664. — 
B SemerfenCroert ift biefe Slngabe, «eil batauS heroorgeht, ba§ nicht 
gleich nach bem (Teb beS Warnrij bieBrucferei jerftert »urbe. — 1 3 n 
fPlcSfau. 


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3cttf$rift b « e X)eutf4»en 2ß t r e t n i für 25 u <h tu t f e it unb <öchrifttum 


Stach bem State unb Killen ©ottcö beö 93aterö, burch 
bie görberung beö ©ohneö unb bie JJnlfe beö Jjeiligen 
©eiffcö, ouf 95cfcf>I beö frommen $axm oon ganj Stuß* 
lanb, beö ©roßfürfien 3wan 2BoffiIjcn>itfcf> unb mit bem 
©egen beö hochwürbigen SDletropoliten älllrußlanbö 9Jta* 
fariuö ifl biefe Drucferei in ber fjerrfchenben ©tobt SJioöfou 
im 3«^re 1563 im 30. Sabre feiner Regierung errichtet 
worben. Sticht müßiger Keife habe ich begonnen, euch 
ju erjä'blen, fonbern ber großen Soöheit wegen, bie unö 
oft wiberfährt, nicht oon biefem gürften felbft, fonbern 
oon oielen Körben trägem, auch gcifHicf>en Kürbenträgern 
unb Sehrern, bie auö Steib gegen unö oieie Äegereien unö 
anbichteten, welche ©uteö in 256'feö oerwanbeln unb ©otteö 
Kerf juleljt ganj oernichten wollten, wie eö ©itte ift bei 
Seuten fchlechten Gharafterö, bei ungebilbeten unb uner= 
fahrenen Sftenfchen, bie weber an bie Sefefunfl gewöhnt 
finb, noch beö geiftigen Skrflanbeö oolt waren; aber un= 
nü§ unb eitel ein böfeö Kort oerfu'nbigten. Denn fo ift 
ber Steib unb bet Jjaß, ber ftch felbft befchwäßt unb nicht 
oerfteht, wie eö geht unb wie eö begränbet wirb. Denn 
bieö hat unö auö ber Jjeimaterbe unferm Saterlanbe unb 
unferm 33otfe oerjagt unb unö in anbre unbefannte Sans 
ber öberfiebeln laffen. 3llö wir oon bort hierher famen 
burch bie Kohltat unferö allgätigen unb göttlichen Jjerrn 
3efuö (fhriftuö, ber bie Kelt gerecht richten wirb, nahmen 
unö freunbltcb auf ber fromme #errfcher ©igiömunb 
Sluguftuö, ber Äönig *Polenö, ©roßfürjf Sitauenö, ber 
Steußen, ^reußcnö, ber 3«nubj [3emaiten],S)tafowienö ufw. 
mit allen Jjerren fetneö Stateö. 2llö ju biefer 3eit ber 
großmächtige J?err ©regot 3Hetanbromitfch @hobPewicj, 
J?err ju Kilno, Dberfier jjetman beö ©rofjfurfientumö 
Sitauenö, Statthalter ju ©robno unb Kogilew, ben 
^errfcher eifrig för mich gebeten hatte, nahm er unö 
freunblich auf in feiner wohlwollenben Siebe unb hat unö 
für lange £eit entlohnt, unb unö mit aller Seibeönotburft 
oerfehen. Slber nicht genug, baß er unö fo eingerichtet 
hat, fo hat mich jebermann nicht wenig ju meinem Kohle 
befchenft, unö, bie wir baö Kort beöJjerm 3efuö (Shrifiud 
in ber Kelt oerbreiteten. Sllö er aber in fjoheö älter fam 
unb fein ^opf anfing, an einer Äranfheit ju leiben, be= 
fahl er unö, mit unfrer Slrbett aufjuhören, bie Äunft* 
fertigPeit unfrer Jpänbe barnieberliegen ju laffen unb unfer 
Seben auf bem Sanbe acferbautreibenb weiterjufähren. 
Sö war mir aber unbequem, bie ^cit meineö Sebenö mit 
pflögen unb ©äen ju oerbringen: hatte ich boch flatt ber 
Wugfchar meine JtunfffertigPeit unb baö KerPjeug, um 
flatt ber Jtornfaat bie ©aat beö ©eijfeö überallhin ju oer* 
ftreuen unb allen nach meinem 2lmt biefe ©eiffeönahrung 
auöjuteilen. 2lm meijlen jeboch fürchtete ich bie ©träfe 
3efu @brifti, meineö Jjerrn. .. Unb mit traurigem SJtute 
fagte tch mir: Kirb mich benn ber J?err auf ewig oerftofjen 
unb mir nicht wieber gut tun? Ober wirb er mir feine 


©nabe auf ewig nehmen nach bem ©leichniö oon bem 
unfruchtbaren geigenbaum? Denn ich belafle nur unnüg 
bie Srbe. Unb beöhalb jmang ich mich/ »an bannen ju 
gehen. Unb alö wir unterwegö waren, iff unö nicht b(o@ 
wegen ber langen Steife oiel Seib unb Slot miberfahren, 
fonbern auch fch«cP(iche ÄranPheit, bie unfre Steife 6e= 
fchwerte. Um einfach ju fagen: alleö 95öfe unb noch 
©chlimmereö. Unb fo bin ich burch bie göttliche Sorfefjung 
unb Siebe in bie oon ©ott bewahrte ©tabt, bie ba Swow 
genannt wirb, gePommen unb alleö, waö mir auf bem 
Kege miberfahren ift, habe ich nicht geachtet, bamit ich 
meinen Shriftuö gewönne... Sllö ich nun in Swow wohnte 
unb bie ©puren betrat, bie ein oon ©ott auöermäblter 
SJlann betreten hatte, fprach ich bei mir folgenbeö ©ebet 
[folgt ein längereö ©ebet]. Unb nachbem ich gebetet hatte, 
fehiefte ich mich an, biefe gotterwählte Slrbeit ju beginnen, 
um bie gotteingegebenen Dogmen ju oerbreiten. Unb ich 
ging ju oielen reichen unb mächtigen Seuten, mir oon 
ihnen jjilfe erbittenb; ich fttl auf bie Änie, ich fiel aufö 
2lntli$ nieber unb benegte ihre güße mit meinen heißen 
oon jjerjen fommenben Dränen. Unb bieö tat ich nicht 
einmal unb nicht jweimol, fonbern oftmalö. Sluch gebot 
ich ben ©etfflichen in ber Äirche allen laut ju oerfünben. 
3ch Ponnte nichtö, weber burch SSitten noch burch Dränen 
erreichen; auch burch bie ©unfl ber geglichen Körben* 
träger Ponnte ich nichtö erlangen. 3ch weinte bittere 
Dränen, ba ich feine Jptlfe weber bei benStuffen [Stutf>enen 
unb ©riechifchorthobojren] noch bei ben ©riechen fanb. 
Slber eö wgren wenige Kurbenträger. Sö waren aber 
anbre fchlichte weltliche Seute, bie mir Jjitfe (eifleten, benn 
ich glaube nicht, baß fie eö auö Überfluß taten, aber wie 
jene arme Kitwe, bie oon ihrem Kenigen jwei ©rofdjen 
gab. 3<h weiß, baß ihnen baö ©ebuhrenbe in biefer Kelt 
wiebergegeben wirb, im jufünftigen Seben wirb eö oom 
reichfehenfenben ©ott hunbertfältig wieberoergolten wer* 
ben. 3ch bitte euch, mir fünbhaften SJfenfchen, ber bieö 
hier fchreibt, nicht ju jürnen; benft nicht, baß ich «ö auö 
Übermut fage ober fchreibe. Sefet bie ganje Äunbe oom 
Slnfang burch, biefe Purjgefaßte ©efchichte, wie ich, burch 
bie ©üte beö Jjerrn ©regor ^hobPewicj, in alter Seibeö* 
notburft unb Slahrung befriebigt würbe. Doch biefeö 
fchä|e ich nicht hoch, ich baute nicht auf Unrecht, ich wollte 
feine Steichtümer jufammenfeharren, unb obwohl beffen 
oiel beifammen fam, neigte fich mein Jjierj nicht bort* 
hin, fonbern ich i»9 eö oor, alle befagten Unfälle unb Slot 
ju erbutben, auf baß ich baö Kort ©otteö oerbreite unb 
baö^eugniö 3efu Shrifti. Denn eö wirb unfer fein, fo wir 
mit Demut bitten unb beginnen werben. Diefeö Steicheö 
@rbe hoffe ich J“ fein unb wir alle follen feiner teilhaftig 
werben burch bie ©üte unb SUenfchentiebe unferö Jperrn 
3efuö Shrifluö. ^reiö, Sluljm unb Sh»* fei »h m fanit 
bem 33atet unb bem ^»eiligen ©cifle heute unb ewig. Simen!" 


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be« &eutfcben herein« für QJucfjwefen unb ©dnrifttum 


SJltüeilungen au« bem Beutfdien Äulturmufeum 

a) WffrUungm im 2)eutftf>en ^uiturmufcum 


5. Auöftellung ter Zeitung bcr 10. Armee 
eben einmal batte bie Zeitung bet 10.Armee im 
Beutfcben Äulturmufeum ju Seipjig jufammen 
mit anbern gelbjeitungen außgcffellt. Seiber gab 
bamale bet befebränfte SRaurn nicht bie SDlöglicbfeit, bie 
Arbeit bet Armeejeitung in umfaffenber SBeife barjulegen. 
Bie« oerfucht unfte jegige Schau. Dlunmebr geioinnen 
mir ein oollfommene« Silb oon bet oielfältigen Arbeit, 
bie bie Armeejeitung in ben wenigen 3abren feit ibrem 
Sefieben geleitet bat. Bie Zeitung ber 10. Armee, bie 
größte unb umfangreicbfle gelbjeitung ber gefamten £>(1= 
front, würbe auf Sefcbl be« ©encralfelbmarfcball« oon 
Sicbbctn, bamaligen Dberbefebl«baberö ber 10. Armee, 
al« eine Ginricbtung ber Armee gegrünbet. Sie erfebien 
jum erftenmal am 9. Dlooember 1915, anfänglich oiers 
feitig unb nur breimal in ber Sffiocbe, feit faft einem 3abr 
aber erfebeint fie wöchentlich fecbßmal unb mit mehreren 
Beilagen: ber wöchentlich erfcbeinetiben Silbbeilage, bem 
„Scheinwerfer", bem gleichfalls wöchentlichen „Ses 
obachter" unb bem 93ilberbogen, ber monatlich ter Leitung 
beiliegt. Bie Anorbnung be« Sefcffoffeö ifl flreng unb in 
ber Senennung ber einjelnen Abfcbnitte auf einen geraben 
unb fnorrigen Zon folbatifcber Sprache jugefebnitten (ba 
beißt}. 35. ber gragefaflen: „Brbonnanjmappe"). 33on 
ber 3urfcbauflellung ber eigentlichen Zeitung ifl in biefer 
Au«flellung abgefeben worben. So würbe oerfucht, fich 
nach SWöglicbfeit auf ba« Ze'fjen 6(8 Silbfcbtnucfe« ju 
befebränfen, bent ja in ber Zeitung unb ihren 35cilagen 
ein breiter Staum jugewiefen ifl. fei au f &' c 

täglich bie Zeitung fcbmücfenben Sportbilber bingewiefen, 
bie in fräfttgem Scbwarjsffieiß ju ben jeweiligen Zage«* 
eteigniffen Stellung nehmen. Zumeiff politifeben 3nbalt«, 
befaffen fie fich aber auch mit ben Bingen, bie ben Sols 
baten am meiflen am Jperjen liegen, mit feiner Umgebung 
unb feinen Sebenßgewobnbeiten. Dieben ben Sportbilbern 
wirb aber auch bem übrigen Silbfcbmucf ber Reifung große 
S3eachtung gefebenft. Bie ©ebenftage geben ©elegenbeit 
ju ganjfeitigen Scbmucfjeicbnungen; ©ebiebte, SRotfel, 
3Bi§e werben mit Silbern perfeben, Sanb unb Seute, oor 
allem bie Sauten be« eroberten Sanbe« burch Zeichnungen 
bem Serflänbni« be8 Sefcr« na'bergebracht. iöerbienen 
tiefe Zeichnungen oorjugöweife oom Stanbpunft beö 
Zeitungölefer« Seacbtung, fo bürfte ben Zeitung6facb« 
mann oor allem bie Silbbeilage „Ber Scheinwerfer" 
inteteffteren, bie wöchentlich erfebeinenb mit einer gölte 
fünf!lerifcher Zeichnungen oon gelbgrauen unb Sicbtbilbem 
aus bem Sehen an unb hinter ber gront aufwartet. £« 


ifl lobnenb, einen Slicf über ben 3nbalt beö im „Scheins 
werfer" Bargeflellten ju werfen. Baß bie Silber au« bem 
Seben ber gelbgrauen ben breiteflen 0taum einnebmen, 
barf nicht wunbernebmen, wenn man bebenft, baß bie 
Zeitung au« ben freiwilligen Seitragen au« Äatnerabens 
freifen mit Silbfloff oerforgt wirb. Baneben wirb aber 
im beffen Sinne oerfucht, burch Barbictung guter .ftunfl 
ben ©efebmaef be« gelbgrauen ju lautern unb ju bilben. 

2Iuch bie beutfebe Jjeimat aller ©aucn finbet reiche Ses 
rucffichttgung im Silb, um fo mehr, al« fich bie Zeitung, 
um ba« allgemeine Serflänbni« ju förbern, jur Pflicht 
macht, Sanb unb Seute be« befefjten ©ebieteö in ums 
faffenber UBeife bilblich barjuflellen. SUucb ber Jpumor, 
ber Zröfler in trüben Stunben, fommt nicht ju furj. G« 
wirb ihm ein breiter 01a um gewahrt* Unb ber oaterläns 
bifche unb oölfifebe ©ebanfe, auf ben fich bie Silbbeilage 
wie bie gefamte Zeitung oortrefflicb einflcllt, fommt in 
ber gulle guter Silber oon gürflen unb gübrern auö* 
gejeiefmet jum Au«brucf. Babei bat fich bie Zeitung nicht 
allein auf ben Scbmarjbrucf befchra'nft,auch in berüöicbers 
gäbe farbiger Silber hot fie fich mit ©lücf oerfucht. 
äBä'brenb fie aber im allgemeinen fämtlicbe Brucfftöcfe in 
ber ber Zeitung angeglieberten eigenen $§crei bcrflcllt, muß 
fie bei Anfertigung ber mehrfarbigen SRafterägungen auf 
bie Heimat jurüdfgreifen. Ben Brucf aber beforgt fie 
felbfl unb e« ijl fein geringe« Zeichen beutfeber Zatfraft, 
wie im eroberten ©ebiet mit ben befchranfteflen ÜJlitteln 
burebau« einwanbfreieBrucfergebniffe erjielt werben. Ber 
„Scheinwerfer" wibmet fich neuerbing« auöfcblic^licb nur 
noch ber ÜBiebergabe fünfHerifctjer Arbeiten unb überlaßt 
bie Seröffentlichung ber Sichtbilbcr bem „Silbbeobachter", 
ber, in unregelmäßiger golge erfebeinenb, über bie ocr« 
febiebenften HßifTenegebiete unterrichtet unb bie Zage«s 
ereigniffe, foweit fie ben gelbgrauen berühren, im Silbe 
feflbölt. Dieben biefer Silberfcbau b«t bie Armeejeitung 
aber auch mehr wie jebe anbre gelbjettung ba« ©ebiet ber 
Jtriegebrucffacben gepflegt. Bienflliche Brucfarbeiten, bie 
ebebem bie flreng oorgefchriebene grtebenöform jeigten, 
fleibete bie Armecjcitung in ein felbgraue« ©ewanb unb 
gab ihnen oft, wie j. S. bei Sntlaufunßefcbcinen, eine 
anfpreebenbe fünfllerifcbe ©eflaltung. Überhaupt lohnt 
ein Slicf in biefe« reiche ©ebiet, ba« mit einer gülle oon 
föfllichen Uberrafd)ungen aufwartet unb nicht nur bartut, 
wie ber gelbgraue fich in ber Zeit be« Stellungöfriegeß bie 
Zeit ju oerireiben wußte, fonbern auch J«>gt, wie jielbes 
wußt auch hier bie Arbeit ber Anncejeitung ftcb einen 
äßeg ju fünfilerifeben Au«brucf«formen ju bahnen wußte. 



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3<itf$rift bes 3)eutfct>en Sßcretn« für 93 u tf> w t f c tt unb @4>tifttum 


Sn bem Steigen btr Kriegebrucffachen festen auch ©ioat= 
banber nicht, bic ©lanjpunfte unb Friegerifcbe Srfolge ber 
Heeresgruppe Siebborn juin ©egenftanbe buben. Sin bes 
fonbereS ©ebiet für ficb ift ber ©erlebt ber Reifung mit 
ben SJtitarbeitern unb ben Statfellofern. 21 uoft fjtcr oer= 
fuebt es bie 21rmeejeitung, bureb fteine SlufinerFfamfeiten 
in ©eftalt oonSlnficbteFarten bie Teilnahme an ben Preis* 
ratfein ju forbern unb ber Srfolg bat ibr recht gegeben. 
23eacbtung oerbienen auch bie jum Teil mehrfarbigen 
fBilberbogen, bie in monatlicber Jolge erfebeinen. Qlucb 
mit piaFaten oermag bie 2lrmeejeitung aufjuwarten. 
Sportliche ©eranftaltungen an berjront, Kriegsanleihen, 
bie 2lufforberung ju eifriger ©partätigfeit ergaben in ben 
meiflen Jollen bie ©eranlaffung. ©te finb gleichfalls im 
eigenen betrieb ber Slrmeejeitung bergcftellt worben. ^um 
©eblug fei noch auf bie ©erlagswerPe bingewiefen, bie jum 
Teil eine 2luSlefe aus 3 c itung0beitragen fin& unb ficb in 
recht angenebmeröewanbungbarbieten. QllleS in ollem: bie 
2luSjtellung gemährt ein reiches 23ilb felbgrauen ©cbaffenS, 
auf baS ftolj ju fein bie beutfebe 2!rmee Urfacbe bot. Die 
21rbeit ber Slrmeejeitung wirb im ißerein mit ben Seiftungen 
ber anbern Leitungen ben Krieg fiberbauern unb noch Pom* 
menben ©efcblecbtern Zeugnis geben oon bem ©eifte, ber 
unfer Heer wabrenb beS grogen ©olFerringenS bewegte. 

6. SluSflellung ruffifeber SucbFunfl 
Die le§te SluSftellung in ben alten Staumen beS 23ucb= 
geroerbeboufeS, bie Furj oor bem Umjug in bie neuen 
Staume beS SDtufeumS noch ftattfanb, mar ruffifeber 23ucb* 
Funft unb ruffifeber 23ficberliebbaberet gewibmet. ©ie 
jerfiel in brei Teile. Der erfte Teil jeigte ruffifeben 
25ucbfcbmucf unbruffifebe SBucbiüuflration teils 
in Originalen teils in SBücbern unb ^eitfebriften. SRan 
Fonnte feben, wie auch in Stuglanb im legten 3abrjebnt 
bie iBeflrebungen Ffinftlerifcber ©ucbauSflattung oer* 
beigungSooll eingefegt, fa in einjelnen ©ertretem einen 
Ho'bepunEt erreicht hoben, ben man in Stuglanb nicht er* 
wartete. Der 2lnfang biefer erfreulichen SntwidPlung gebt 
wohl auf bie ^eitfebrift „üD?ir 3sFuflwa" jurücF, für bie 
Künfller wie 2llejranber SBenoiS, K. ©omoff, S. ©afft, 3. 
©ilibing unb anbre gearbeitet hoben, ©roge ©erbienfte 
um bie ©ucbfunfl hoben ficb fobann bie ^eitfebriften 
„2ßjeffi" unb „^olotofe Stuno" unb als jfingfte ber in 
Petersburg erfebeinenbe „2Ipol(o" erworben, ben oben; 
genannten ©ucbgewerbefünftlern treten Slamen wie 
Starbut, Tfcbecbonin, SRitrocbin, SewitSfji unb eine ganje 
Steibe anbrer binju, bie auf bem ©ebiete ber ©uebgewerbe* 
Funft gerabeju HeroorragenbeS geleiftet hoben. ©afftS 
Titelblatt für bie Kunfljeitfcbrift „Slpollo", ©enois’ 
illuftrierteS 2125S, ©ilibinS Vignetten ffir bas „21(ter= 
tömlicbe Theater" unb ffir baS „Theater SuFomorje", 
überhaupt feine jablreicben Theater* unb Dpernpro* 


gramme, fowie feine Koftfimcntwfirfe, DobufcbinSfjiS 
Titelblätter für oerfebtebene ^eitfebriften, fo insbefonbre 
baS ffir „ÜRir SSfuftwa" unb anbreS mehr hoben mit 
Stecht bie befonbre 2IufmerPfamFeit ber jablreicben ©e* 
fueber biefer ruffifeben 21uSftel(ung erwecFt. 2Bi(l auch 
manchmal bie ©ebrift nicht ganj jum ©uebbilb im ©anjen 
paffen, ift ibr auch manchmal, wie es übrigens auch unfre 
beutfeben ©ucbFünfiler unfrer ©ebrift gegenüber juweilen 
tun, ©emalt angetan: alles in allem hoben wir hier boeb 
Seiftungen oor unS, bie ju ben fcho'nften Hoffnungen be* 
reebtigen, wenn nicht ber furchtbare ©eftfrieg hier 
bemmenb unb labmenb wirft. Stoch mehr SnterefTe als 
biefer erfte Teil ber Slusflellung fanb ber jweite Staum, 
ber nur ruffifeben Kinber*unb SRarcbenbücbern 
gewibmet war. SteibloS mug man anerfennen, bag baS 
ruffifebe Kinberbud) im Durcbfcbnitt auf einer oiel Fünft* 
lerifeben Hohe ftegt, als bie Kinberbücber oieler anbrer 
Sanber, bag auch Deutfcblonb trog beS ©Uten, was eS 
febafft, nicht fo SRannigfaltigeS aufjuweifen bat. Jarbe 
unb Zeichnung, ©uebfebmuef unb ©ucbauSflattung oer* 
bienen gleicbermagen Sob unb 2lnerFennung. DaS ©efte 
com ©eflen war nur auSgeftellt unb beffen war fo oiel, 
bag ber ganje Staum befegt war. Plan mug bem ©erlag 
3. .Knebel in SRosFau laffen, bag er nur wirtlich Heroor* 
ragenbeS mit feinem Künftlerflabe gefeboffen bot, jumal 
wenn man bie oielen „Kitfcb*©flcber" anbrer ruffifeber 
Kinberbucboerleger betrachtet. ©enoiS, Starbut, ©ilibin, 
ÜJtitrocbin unb oor allem S. Poljenoma haben ihr ©efteS 
gegeben. Slucb bie britte 2lbteilung, bie ber ©iblio* 
grapbie gewibmet war, brachte manches Überrafcbenbe. 
Jreilicb bie auSgeftellten StlibriS waren mittelmagig unb 
boten an Ffinftlerifcber .Kraft fo gut wie nichts. 2(ber bie 
jablreicben ffierPe bibliophiler Statur waren wohl wenigen 
SBefucbern ber 2Iusftellung befattnt. SS ift erftaunlicb, 
waS Stuglonb an wertoollften Slrbeiten auf bem ©ebiete 
beS ©ammelwefenS aufjuweifen bot. SS genügt ber 
Stame StowinSFftS, um bieS ffir ben Singeweibten ju 
belegen. Hot er hoch fein ganjeS Seben bem ©ammel* 
wefen gewibmet unb jaglrctcbe wichtige ©ebriften unb 
bibliograpbtfcbe 2BerFe oerfagt. 2lucb 2ßereftfcbagin, ©o* 
lowjew unb UljaninSFji finb neben anbern noch befonberS 
beroorjubeben. DaS Stuffifcbe HouS ber „©ugra" war, 
ba eS erft Furj oor bem Kriege eröffnet würbe, ben meiflen 
unbefannt ober nur oberflächlich beFannt geblieben. @o 
bat eS mancher ©ficberliebbaber freubig begrfigt, bag biefe 
Slusflellung in unferni SJlufeum ftattfanb, ehe bie 
ruffifeben 2IuSfle((ungSgegenftanbe ber „Sugra" an ihre 
Sigentfimer jurfiefgeben. Die geplante biftorifebe 2luS* 
ftellung, bie ebenfalls bes 3ntereffanten genug gebracht 
batte — finb boeb brei Jeoborom=Drucfe barunter —, Fann 
nicht ftattfinben, ba ber Umjug beS ÜJJufeumS in feine 
neuen Staume bereit* begonnen bat. 

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beß X)eutften 93eretn$ für S5ud)t»eftn urtb @4>rtfttum 


b) 23erme&rung t>er ©ammfangen t>etf 2)eutf$en Äutturmufeumtf 

3. ©efcfcenf einer ©lantin^ammlung fonberen spiantin^immerß ermüglüben, waß mit grofjter 
Der 3nfel*Serlag ju Seipjig bat unferm ÜRufeum eine gteube ju begrüben ifb unb eine wertoolle Vereiterung 
60 Vänbe ja'blenbe Sammlung non DrucPen beß ülteften unferö ©lufeumß barftellt. Dem Stifter, ber not mit: 
spiantin, bie fa’mtlit bem 16.3abrbunbert angeboren, alß teilte, bafj er aut Pünftig jur Slußgeftaltung beß spiantin* 
©eftenP übetwiefen, bie jufammen mit ben bereite »or* SRaumeß burt StenPung weiterer ©lantimDrucfe bei: 
banbenen ‘piantimDrucPen bie Sinrittung eineß be* tragen wolle, fei aut hier berjlitft gebanPt. 


Mitteilungen M £>eutf$en SSerein^ für SMt^mefen unt> 0cferifttum 


Sftorftanbßflgung ©onnabenb, ben 

nwefenb finb bie Herren: ©ebeimer JpofratDr. ©olP* 
mann, l.Vorfigenber; ©ebeimer jjofratDr. ©oeg, 
2. ©orfigcnber; SKufeumßbireftor sprofeffor Dr. 
Stramm, Schriftführer; ©ebeimer fRegierungßrat Dr. 
j?et)n; Dbcrregierungerat Dr. Huppert; ©ebeimer Jpofrat 
Slrnbt 2ftet>er; ©ebeimer SRegierungßrat greiberr ». Der; 
Unioerfitätßprofeffor ©ebeimer Jjofrat Dr. Seeliger; ^ro* 
feffor SBalter Diemann. 

Sntftulbigt haben fit bie .Sperren: Äreißbauptmann 
non Vurgöborff, Sjrjctlenj; ©ebeimer Jpofrat ©rofeffor 
©ufjmann; Dberbürgermeifter Dberjuftijrat Dr. SRotbe; 
ßommerjienrat Slrtur Seemann; ©ebeimer Jpofrat ÜRar 
Seliger. 

Der 1. ©orfigenbe ©ebeimer Jpofrat Dr. ©olfmann er: 
öffnet bie Sigung 5 Ubr 20 ©iinuten unb begrübt bie 
erftienenen Herren; et teilt mit, bafj eben ber Deutfte 
Vutgewerbeoerein feine jpauptöerfammlung abgebalten 
habe unb bafj tiefer einftimmig bie Übergabe ber für ben 
Deutften Verein für Vutmefen unb Strifttmn mit* 
tigen Sammlungen beftloffen habe, unb gebt bamit ju 
spunPt 1 ber Dageßorbnung: Übernahme ber b'fto* 
riften unbfünftleriftenSammlungenbeßDeut* 
ften Vutgewerbeoereinß über, inbem er ben ©ertrag 
»erlieft, ben bie Jpauptoerfatnmlung beß Vutgewerbe* 
»ereinß aufgeftellt unb einftimmig gebilligt bat (fiebe Sin* 
läge I). 9lat ©ortrag beßfelben unb nat ©erlefung ber 
©runblinien, bie ber Deutfte Vutfiewerbcoerein aufge: 
ftellt bat (fiebe Slnlage II), beftliefjt ber ©orftanb ein: 
ftimniig, ben ©ertrag mit bem Deutften Vut= 
gewerbeoerein ju genehmigen. 

3u spunPt 2 berDageßorbnung: Übernahme ber jtö* 
niglit'SatfiftenVibliograpbiftenSammlung 
wirb beftloffen,SRufeumßbirePtor *ProfefforDr. Stramm 
ju beauftragen, baß gormate in bie SBege ju (eiten unb 
fit mit bem Äönigliten SKinifterium beß 3nnern hierüber 
inß Venebmen ju fegen, bamit bie Übernahme erfolgen 
fönne, wobei »ielleitt ber ©ame ber Sammlung, ber irre* 
fübrenb fei, eine Enterung erfahren Ponnte. 

3u spunPt 3 ber Stageßorbnung: Singlieberung ber 
VibliotbeParftule bemerPt ber ©orfigenbe, bafj bie 


l?. 3uni 1918, natmittagß 9 Ubr 

©Segnabme betfelben t>on bem gewerbliten Verein unb 
ihre Singlieberung an ben wiffenftaftliten Deutften 
Verein fürVutwefen unbStrifttum nur bem entfprete, 
maß ber SBunft ber gatPreife gewefen fei. ©lufeumß* 
birePtor sprofeffor Dr. Stramm teilt mit, bafj baß .König: 
lite SDlinifterium beß Aultuß unb üffentliten Unterrittß 
beftloffen habe, bie VibliotbeParftule biß Jperbft 1919 in 
ber bißberigen ffieife für mittlere Veamte burtjufübren 
unb bafj bie Stimmung in ben beteiligten Äreifen wohl 
bie fei, bie Stule für mittlere Veamte, natbem fie 
einem wiffenftaftliten Unternehmen angegliebert fei, 
aut für bie Pünftigen 3abre fo ju beiaffen, wa'brenb bie 
ÄurfefürwiffenftaftliteVeamtemitberUnioerfitat 
bejiebentlitUnioerfitatßbibliotbePoerbunbemoerbenfollen. 
Unioerfitatßprofeffor ©ebeimer ^JofratDr. Seeliger betont, 
bafj bie Sinrittung ber Äurfe für wiffenftaftlite Ve* 
amte fofort nat .Rtiegßftlujj oon ber Unioerfität burt* 
geführt würbe, bafj aber ber größte Sffiert barauf gelegt 
werbe,bafjbieSammlungenbeßDeutften£ulturmufeumß 
unb bie SebrPrafte ber VibliotbeParftule aut für biefe 
UnioerfitatßPurfe nugbar gematt werben. Der ©orftanb 
ftimmt biefen Slußfübrun&en in allen Steilen ju. 

3u ^5unPt4: Übernahme »on Veamten beß Deut* 
ften Vutgewerbeoereinß ftlägt ber ©orfigenbe oor, 
ben ©ebalt beß ©iufeumßbirePtorß ben ©ebaltern ber üb* 
rigen Seipjiger DirePtoren gleitsufteden. Die grage, ob 
baß SBobnungßgelb mit 1300 9RarP ober wie bißber mit 
720 ÜRarP einjuftellen fei, wirb babin entftieben, bag eß 
junatft bei 720©larP SBobnungßgelbjuftug ju beiaffen 
fei unb eine Säuberung erft bann eintreten folle, wenn ber 
Satftft«®taateineSrbobungberSffiobnungßgelbjuftüffc 
burtfübre. gür ben DirePtor fowobl alß bie übrigen S3e* 
amten wirb beftloffen, fie gebaltlit genau fo ju ftellen, 
wie bie entfpretenben fa'tftften Staatßbeamten, baju 
für ben DirePtor unb wiffenftaftlit^n Slffiftenten 2Bob* 
nungßgelbjuftuf, aufjetbem für alle Veamten jurjeit 
bie Äriegßjulage, fowie Pünftig bie ©runbfage unb ©e* 
baltfage, bie ber Sa'tfifte Staat jeweilß burtfübrt. 
Sffiegen ber 'Penfion beß DirePtorß tft mit bem SRat ber 
Stabt inß Venebmen ju treten unb biefer ju bitten, bafj 



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beö ©eutfcfcen 93 e r e i n ö f fi r 95ud>wefen unb ©djrtfttum 


er ben feinerjett mit bem Deutfchen Suchgewerbeoerein 
gefchloffenen Vertrag auf ben Deutfchen herein für Such= 
wefen unb Schrifttum übertragt. 

*PunFt 9: SWietung eine« weiteren SRaunteö für 
baö SWagajin jum SWietpreiö oon jährlich 1000 ÜRarF 
wirb nach Seridjt beö Sorfijjenben einjtimmig genehmigt. 

£u 'PunFt 6: Eröffnung beö SWufeumö berichtet ber 
Sorfifcenbe, bafj @e. SWajeffat ber £onig am 26. Slugufl 
bie Seipjiger SWeffe befuche unb bie gaferjloffauöffellung 
eröffne. Sei ber unmittelbaren Wabe beö SWufeumö unb 
angeficbtö ber Jatfacfje, bafj auch baö ,ftriegöwirtfchaftö= 
mufeum, baö im felben jjaufe wie baö Äulturmufeum ficb 
befinbet, burcb Se. SWajeffät ben Üöntg eröffnet werben 
folle, liege eö nabe, Se. SWajeffät ju bitten, auch baöÄultur= 
mufeum ju eröffnen, jumal baburcb nur wenig £eit in 
Slnfpruch genommen werbe. Jperr ©eheimrat o. Cer be= 
fürstet, bafj eö für Se. SWajeflat ben Äonig ju oiel fei, 
an biefem Jage, ber eigentlich einem Sefudje ber SWeffe 
gelte, auch noch jwei SWufeen ju eröffnen. Eö wirb be* 
fcbloffen, mit Sr. Ejrjellenj bem ipcrrn Äreiöfauptmann 
inSerbinbung ju treten unb für ben galt,bafj Se.SWajeftät 
ber .König jur Eröffnung beö Äriegöwtrtfchaftömufeumö 
fowiefo im ijaufe fei, barum nachjufuchen, bafj Se. 
Wtojeffät auch baö 3Seutfcf>c Äulturmufeum eröffne, ge* 
gebenenfallö bie Eröffnung ju oerfehieben, fallö eine folche 
Serfchiebung für bie Eröffnung beö ■Rriegöwirtfcbaftös 
inufeumö eintrete. 

£u ^)unft 7 ber Jageöorbnung: Sefdtlufjfaffung 
über Eintrittögelber unb Öffnungöjeiten wirb 
befcbloffen, bie Sammlungen wocbentagö oon 10 biö 4 Uhr, 
Sonntagö oon 11 biö 2 Ubr ju öffnen, unb jwar Sonm 
tagö unb SOiittmocbö frei, SWontagö mit einem Eintrittö= 
gelb oon 1 SWar?, Dienötagö, Donnerötagö, greitagö unb 
Sonnabenbö mit einem Eintrittögelb oon 2? *pf. Die 
SWitglieber beö Deutfchen Sercinö für Suchwefett unb 
Schrifttum fowie beö Deutfchen Suchgetoerbcoereinö 
haben freien Sutritt. 

£u *PunFt 8: £uwahlen für ben wiffenfdjafts 
liehen, fünfflerifchen unb techtiifchen Seirat liegt 
ein Schreiben oon Jjertn jjofrat Sinnemann oor, ber für 
bie ©ruppe „SWufif" alö weitere SWitglieber bie Jjerren 
©eheimen SRegieruitgörat sprofeffor Dr. Ürc|fchmar, Stos 
feffor Dr. Schering, s f)rofeffor Dr. SRietfcf), Srofeffor Dr. 
Sanbberger unb Dr. SBelleöcj oorfchlägt. Eö wirb gruttbs 
fäglich befcbloffen, in bie einjelncn ©ruppen nicht ju oiel 
jjerren ju berufen unb im oorliegenbengalle nur bicJjerren 
©eheimrat .Rregfchmar, ^cofeffor Schering unb 'profeffor 
Wietfch ju bitten, in ben wiffenfchaftlichen Seirat, 2lb= 
teilung „SWufif" einjutreten. Da £fterreich in ben Sei= 
raten biö fegt nicht ober nicht genügenb oertreten iff, 
wirb ber Sorffanb fchriftlich fich über weitere Slufnahnten 
fchlüfftg machen. 


£u ^Junft 9: Ernennung oon SWitgltebetn beö 
©erwaltungörateö iff ein Schreiben beö #erm We* 
bafteur firauö, Seipjig, eingegangen, ber oorfchlagt, bem 
S3ereinSachfifchcr3eitungöoerleger,Äreiöoereinbeö35ereinö 
Deutfcher ^eitungöoerlcger, einen Si§ im Serwaltungörat 
einjuräutnen. Da ber Serein Sachfifchcr ^eitungöocrlegcr 
nur ein Äreiöoerein beö Sereinö Deutfcher ^eitungöoers 
leger, ber bercitö Si§ unb Stimme im Serwaltungörat 
hat, iff, wirb befcbloffen, ber Slnrcgung nicht golge ju 
geben, fonbern ben Urciöoerein ju bitten, er folle feine 
ffiünjche bem Jjauptoerein mttteilen unb fich burcb biefen 
oertreten laffen. ferner wirb befcbloffen. Sc. Ejrjellenj 
^)errn ÜBirflicben ©eheimen SRat Dr. SRofcher ju bitten, 
in ben fBerwaltungörat einjutreten. 

spunft 10: Einberufung beö SSerwaltungöratö 
wirb bahin erlebigt, ba§ iöerwaltungörat fotoohl wie 93ci= 
rate für ben gall einer Eröffnung beö SDIufeumö burch ben 
Äönig auf benfelben Jag einberufen werben, anbernfallö 
bie Einberufung auf fpatere feiten oerlegt wirb. 

iöei ^unft 11: Serfchiebeneö fchlagt ÜRufeumö= 
bireFtor sprofeffor Dr. Schramm oor, bie Sammlung 
beutfeber ^eitfehnften Sübamerifaö, bie jwar aufjer* 
orbentlich wertooll unb intereffant fei, aber nicht in ben 
SRabmen beö Äulturmufeumö paffe, abjuffojjen unb fte 
bem Deutfchen Sluölanbömufeum in Stuttgart alö @e; 
fcöen! ju überweifen; wenn fte irgenbwo am ^Plage fei, fo 
fei fie bort am spiage. Diefer Worfcblag wirb einffimmig 
angenommen. 

Eine Furje Debatte entfpinnt fich fobann über ben 
Warnen „Deutfchcö Äulturmufeum". ©eheimer ^ofrat 
Üntoerfitatöprofeffor Dr. Seliger glaubt, bafj gar mancheö 
SWifjtrauen gegen bie neue SnfKtution unb gegen bie Wem 
grünbung burch ben Warnen „Äulturmufeum" heroor« 
gerufen worben fei; biefer Warne fei ufcrloö, benn unter 
„.Rulturmufeuin" Fönne allcö oerftanben werben. SWu= 
feumöbireFtor ^rofeffor Dr. Schramm tragt ein Schreiben 
beö SRateö ber Stabt Seipjig oor, ber mitteilt, bafj auch 
bie Jjerren Stabtoerorbneten fich eingebenb über ben 
Warnen unterhalten haben, ^rofeffor Schramm fchlagt 
oor, burch ben -3ufa@ „für SSucf» unb Schrift" ben Warnen 
naher ju crfla'ren. Der SSorfigcnbc unb Jjerr ©eheimer 
^tofrat Üntoerfitatöprofeffor Dr. @oe| betonen, baß ber 
Warne „Hulturmufeum" gewählt worben fei, weil man 
ein Schlagwort haben wollte analog ben Wanten „Deutfcbeö 
SWufeum", „©ermanifcheö SWufeum" ufw. SWan einigt 
fich bahin, bem Wanten „Deutfchcö Äulturmufeuni", ber 
burch bie Soßungen feffgelegt ifl, in Drucffachen unb 
©erö'ffenttichungen ben 3ufag „für Such unb Schrift" 
beijufügen. 

Wach Srlebigung einiger Fleiner Slitfragen ift bie Jagcö* 
orbnung erlebigt. Der Jjerr Sorfigenbe banFt ben Herren 
für ihr Erfchcincn unb fdjließt bie Sigung 6 Uhr 30 SWttt. 


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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 


Seitfdjrtft bt« ®tutfd>en 93er«in<s für S5udi>wefen unb @d)rifttum 


^üc^er- unt> 3eitf$nftenf$au 


Crude her 9Bafj(oerroanbtcn. Cer gefebmadooße, mit rinn 
Originallithographie gcidjmildtc 'Profptfr fünbigt rin neue* biblio: 
pgile« Unternehmen an, ba« unter brr fünfKrrifcfjrn Leitung be« Maler« 
unb ©rapbifet* Srich ©tuner im ©erlag een Meigner & Such in 
Seipjig erfegeint. Cie Ctude ber ’IBablorrroanbtrn (inb üBerfe ber 
Originalgraptjif (0iabietung, Sitgogtaphie, Jpoljfcbnitt) in Serbin: 
bung mit Arbeiten jeitgenöffifebrr IrbenberScbriftdrQer. 3fber ©anb 
erftbeint in einer einmaligen Auflage bi« ju 300 numerierten Srrm: 
plaren, eon benen bie rrften 100 Sremplare »em 91utor unb .Rüniilrr 
mit bet Jpanb ftgniert merben. 3 m ©egenfap ju anbern bibliophilen 
Unternehmungen, bie häufig nur alte Crudroerfe in ihrer urfprilng: 
liehen ©eflaltung reprobujieren ober bereit« in ©uchform erfdjienene 
2Berfe in befferer 9lu«dattung neu erflehen (affen, finb bie Crude ber 
SBabloerroanbten burthgängig literarifthe grd au «gaben ober Sr ff: 
oetöffentlicbungtn oom Cichter felbll neu; ober umgrarbeitrter 
HJerfe. C ie Sigrnai t ber Crude ber 2Babl»etroanbtrn roirb noch baburd) 
roefemlid) erhöht, bag ber ülutor, ohne ba§ ber ©erlag baju Stellung 
nimmt, (ich feinen fündlerifchen Mitarbeiter, berba« IBerf febtnüden 
fofl, fclbfl mahlt unb gemeinfam mit bemfelben bett im Sinne feiner 
Cicgtung liegenben graphifdten Sgaraftet befpriegr. Ciefe 91 rt ber 
Beteiligung ber Urheber an ber SBudjgeftaltung ihrer SJBerfe wirb 
manche« intereffante unb werteoße Buch erflehen taffen. Cie für 
ba« 3<>hr 1918 in Botbereitung beftnblicgen Crude: 1. 91 1 n o Jp o I j, 
0tiefenbugtbtanemit6Originalboljfcbnitrrnüon0li(barb'HündrI; 
2. ^an« SBethge, Ca« ©uch ber Sachte mit 12 Originallitfjo: 
graphien »on g. 8lgler*:.ßrdermann; 3. 3ohanne« Schlaf, 3mei 
Srjablungen mit 18 Originallithographien oon Srich ©runeroer : 
fprechen, roa« 9lu«(lattimg unb CrudauSfübrung betrifft, Müder: 
gültige«. 3 ,6t * ®“<h roirb »on einer noch unbenupten Jppe, bie 
auch bem ©tjarafter be* Suche« entfprechenb getraglr mürbe, gebrutft. 
Cie graphifchrn ©lättcr merben fämtlieg einjeln auf ber J£>anbpteffe 
abgejogen unb forgfältig au«gemählt. Cie ginbiinbe merben mit 
bet Jpanb hergefleBt unb fügen fi<h bem ©anjrn in ber Sffiahl ber 
Materialien gut ein. Ju aQ biefen au«ctlcfenen technifchen ©efchaffcm 
heilen (ommen nun noch bie 9(rbeiten unfrer beflen Cichter unb 
Äünfller, u. a. Hermann ©ahr, Mar ©etfmann, Marcu* ©ehmer, 
granj ©lei, Olicharb Cehmel, gerben gulenberg, Safar glaifcglen, 
Sari Jpauptmann, Hermann J^cffe, Subroig »on Jpofmann, Ulrich 
Jpübner, 9I(freb Äerr, Malier fllemm, Sh°ma« Mann, Aurt Marten«, 
SmilOrltf, SJlicharb Scgaufal, OiobertStcrl, 2Baltrr£iemann, 3afob 
ÜBaffrrmann, 6.0?. 2Beif, 9Inton 2BiIbgan«, ij)aul ;Jech, fo baß bie 
Crucfe bet SBahlorrmanbten neue Äoflbarfeiten bem ©ücherfammler 
bieten merben. Cer erfle Crud, „91rno JpDlj, Oiirfrnbugthränr", ber 
in jmeifarbiger 9lu«führung fafl fertig »or un« liegt, bringt al« be* 
fonbere Uberrafebung auf bem Sinbanb ben erflmaligen Jpanbabjug 
einet graoiertrn 'Platte au« bet Jeit um 1700 mit ber Carfleüung 
einer Scgäftrfjme. Ca« ©uch hat ba« Format »on 30 x 23 cm 
unb umfa§t 70 ©eiten einfcglieglich ber 6 Driginalboljfcgnitte oon 
Oiicharb Bündel unb erfcheint Snbe 3u(i. Cie briben anbern für 
bitfe« 3ahr geplanten Crucfe felgen im September unb Booembet. 
gür ba« 3«h r 1919 ift al« erfler Crud „D«car ©ie, Mufif auf ber 
2BoIga" mit Originallithographien oon Oiobert Srerl geplant. 

Snbtoig ©ternauj, Aber bah Sammeln mobtrner Sütfjer. 
©erlitt 1918. (Überreicht al« *Pftngdgabe oon 'Paul ©raupe, ©erlin.) 
91uf bem febenen, alfo gar nicht friegSgemäfjen Umfdjlagpapiet biefe« 
Oftaoheftchen« fleht ba« Creied mit bem Doal, ba« 9lu«fubrjrid;en. 
Ca« ifl recht fo! Möge birfe« ©Uchlein in« 9lu«lanb gehen, am 
liebflen in6 feinbliche, möge man in Snglanb lefen, mit melcher 
Belehrung ein beutfeher ©ücgrrfrrunb bie 'Damen eine* MiOiatn 
Morri«, Sutern üBaifer, SobberoSanberfon au«fpritgt, mit melcher 


Siebe er ber Schöpfungen ber Ärlm*cort:tpreg, CooeJr'Preg gebenft, 
mit melcher Eingabe fein ©lid in ber Srinnerung über bie „©olben 
Ippe* „Crep unb Sgaucer Cppe" fheichelt! jpier haben mir eine 
au« ber Uberjeugung geborene Berehrung be« 'Huölanbiicgen, feine 
un« fo oft oorgeroorfene, au« Unoerflanb berrührenbe „Bethimmelei“ 
be« 9Iu«lanbifchen. 9lber e« fommt leiber noch oft genug bei un* 
oor, bag beibe« oermecbfelt roirb. — Mit ber deinen ©ternaurfchen 
91rbeit mirb meine« ‘Hüffen« jum erden Male ber Berfucfa gemacht, 
bie mobeme©uchfundberoegung biflorifcb frdjulegen, ju merten. Cag 
in biefem geftbalten, Älafitfijierfn einer oerhitltnifmähig jungen, 
aber bod) fchon übet übermunbene Stoppen oerfllgenben Sricheinung 
ein befonbere« Berbienfl liegt, braucht man nicht ju betonen. 3« ber 
deinen Schrift, bie oon roeit mehr plaubert al« nur oom Sammeln 
moberner ©Ucher, roirb bie ©efthidjte ber mobernen ©udjfund Ceutfd): 
lanb« jroar nur in Umriffen gegeben, aber in biefer Sfij) f maltet im; 
preffionidifche grifche, unb man mirb begierig auf ba« in Borbereitung 
beftnbliche Hferf be«fe(ben Berfaffer* über ba* „feböne ©uch", ju 
bem biefe Schrift nur eine Bordubie id. So fei ein fritifdje« Sim 
gehen auf ben biftorifchrn leil ber Sternatirfd)en 9lu«führungen bi* 
jum Stfcheinen be« üBetfe* aufgefpart. 0lur ein paar Otanbbemer: 
fungen mögen fchon jefet gedartet fein. Sternaux« geroig nidjtüber; 
triebene2Bertfd)äbungHüDiam Morri*’unb bererumihnoerleitetihn 
ju bem Sape: „Srfl jebt dehen mir annähernb ba, mo bie ,Cooe«: 
< Pre| / fchon um bie 3abrhunbertroenbe herum danb.“ Sin Slbmägen 
ber englifchen unb beutfehen Seidungen in ber mobernen ©uebfund 
mug aber immer »on ber $atfad>r au«gehen, bag bie Crude ber eng. 
lifchen ^reffen ben SuruSbrud in Ülcittfultur bardcüen, mährenb ba« 
Schroergemicht ber beutfehtn Seiflungen auf buchfündfrrifchem 
biete — troh her»orragenber unb jahlreicher Schöpfungen in ber für 
bie „oberen Jehntaufenb“ bedimmten ©udjfund — mehr auf ber 
Bereblung be« billigen Buche« lag. Morri«, ber Sojialid, brr bie 
Segnungen ber Sund ben 9lrbeiterdaffen juteil merben laffen moOte, 
fchtog benjenigen Stanb, für ben er (ich leibenfebafilief) einfepte, oon 
feiner ©uebfund ab. ,,S« id nur ju bebauern,“ fagt fein ©iograph 
Semi« g. Cap, „bag gerabe beim ©uchbrud, mogl bem leichteden 
SBege, ba* inteUeftueße Seben ber Mißionen ju heben, ber Sojialid 
nicht ben Mut fanb, feinem 3beal ber Äund für ba« Bolf treu ju 
bleiben." Sine ÜBertung ber mobernen ©uebfund mug unb barf aber 
nicht übetfeben, bag jroifchen ber »o(f*tümIichen unb luxuriöfen buch-- 
fündletifchen Schöpfung fcharf ju untcrfcheiben id; unb ich glaube, 
ber ©efdjicbtfcbrribet fann bann nicht im 3meifel batüber fein, met 
ehern Bolf hier bie ipalme gebührt. 911* ba* treffenbde ©eifpiel, mie 
man eine güfle oon ftund unb Äodbarfeit über ba* Such auöfchütten 
unb ba« einfache ©uch burch grfchmadliche Bernachlaffigung ent: 
mürbigen fann, braucht ja nur ba* franjöfifche ©uchgercerbe heran: 
gejogen ju merben. — Biegt oon ber J£>anb roei*bar fegeint mir bie 
Sternaurfche ©egauptung, bag mir jept mieber im gagrmaffer ber 
buchfündlerifcgen 8uru«au*gaben fegeln, bei ber ba* ©u<h al* fündr 
lerifche Sinheit ju furj fommt. Cir Spuren granfreieg* foflten hier 
fegreden. fSugerd lefenfmert id bie temperamentooße 9Iu*einattber; 
fepung mit ben gegenroärtigenSrfcgeinungen im ©uchoerdeigerung«: 
mefen, b h- ben riedgen ipreiSdeigerungen, bie namentlich bie frügeden 
Schöpfungen ber mobernen ©uchfund burdtjutnachrn gaben. Unb 
bag ber Berfaffer bie Snobiden gefcholtenen, meil auf bie ©ueg: 
au«dattung 3Bert [egenben ©Ucgerfreunbe in Scgnp nimmt, id eine 
reegt banfen*mertr?at. Cie Heine Schrift oerbiente alSilufflärung«; 
fchrift oerbieitct ju merben; aber ba e*igrer nur500Cremplare gibt, 
fo id fie bereit« ein bibliophiler Sederbiffen gemorben. Srnd Goflin. 

©utgbilb, unb ©{tibriS.IBußfttllnng im ©rfiuner ©rggcrjog, 
0fatncr.Mufeum.3nfeincmbid)tenBepdatfbefuchtrt9lu«deßungm 


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PRINCETON UNIVERSITY 




Seitf^rift b«ö Deutfc^en 93er«in« ffir 93ud>w«fen nnfc @djrifttum 


pat 6#* Stjperjog ; (Rainer: ©lufeum in Brünn fdj>on 1898 bie erflen 
gäben jut neujeitigen Srlibriäfunft unb ihren Sammlern ange: 
fnüpft: anläßlich ber großen „Bucpaiiölleflung", bie 1898 jur geier 
be6 fünfunbjroanjigjäprigen Beflanbc« ber Slnflalt flattfanb. Die 
legte unb jüngfle ihrer Slbteilungen mar bamal« bie SriibriS:31u«: 
(ieQung, bie erfte £)(lerreid)S, bie unter ©iitmirfung be4 eifrigftrn 
öftttreid)iftf)en Sammlet« Äarl .Sod) (©ien) einen guten ttbetblid 
bot, banf ber SBefdjicfung bureb namhafte iprisarfammlungen, mie 
jene .Roch« felbft, be« ©rafen Seiningen, be« obereflerreid)ifd)en Stifte« 
•RremSmünflet, ifJrofeffor Dr. Ä. ©Japr« (©iüncpen), bet barin tätigen 
Äünftler. 

3 egt, eben nad) jtnanjig 3apren, freien e« geboten, ju biefer 3ugenb: 
liebe rciebet einmal jurüdjufepren. Der ©eranflaltung umfangreicher 
SluSfleüungen son gcroidjtigen ©egenfiänben fegen bie Bahnen mit 
all ihren beseitigen Sigenpeiten unüberfteiglidje^interniffe entgegen. 
Äunftfteunbe, Sammler, alte unb fepr neue, fdjreien aber nad) 3lu«; 
ftellung, Slblenfung, Belehrung, Srbauung. Die 31uSfte([ungen finb 
sielen ein Sabfal mie ba« tägliche ©rot unb häufiger mie biefe«. 

So jeigte junacpft ba« Stjberjog:iRainer:©liifeum felbft, roomit 
ftd> feine 'Dianen in biefen jtsan jig3ab t{n gefilut, unb auch au« frühe: 
ten Srtserbungen lieh fid> mit sielen tleinen Steineben ein ©lofaif be« 
Budjbilbr« einfcpließlicb be« BucbeignerjeitbenS jufammenbauen. 
SluSgefcploffen blieb ade«, mn61898 ben Sern gebilbetl bie Sntisid: 
lung son Schrift unb Drucf, ber Sinbanb, bie ©efdiicpte ber gra; 
pbifepen Slinfte. Srgtercn hatte eine unmittelbar sorangegangene 
SlusfteOung be«felben ©tufeum« gebient unb bamit ber ihr jegt fot 
gtnben sorgebaut. 

Diesmal follte nur betjufammenhang ber flinfiletifchen unb bruc!: 
technifchtn ©iitroirfung — in Sllppabeten ber bersorgehobenen 31n= 
fang«bucpftaben, in fRanbleiflen, Jitelblättetn, gier: unb Schluß 
flilcfen, in halb; unb ganjfeitigen ©ilbbtuefen, Bucbbnnbletftgneten 
unb Srlibri« — ju ©ort fommen. 3lucp bafür mußte unb fonnte 
ba« GrjberjogiOiaineaOTufeum au« feiner Ornamentilicb-Sammlung 
mehrete hunbett erlefene Belege beifleuern. Denn bie öffentlichen unb 
ptisaten Sammlungen aller Orten sermeiben jegt gerne, ihre Scpäge 
btt ©efahr unb ©idfür in ber ©rrfepidung anjuoertrauen, felbft 
roenn e« (ich um fo leichte ©are hanbtlt, bie nicht in ©erbacht fommt, 
für ©lepl ober gett gehalten ju roerben. 

Den rouchtigtn, fchmer mit ihre ganje Jeit einherfchreitenben Xitel: 
blättern mit Jpol}fd)nitten be« 16.3«htf)unbert« — be« ©lainjer« 
Schöffer, be« ©irtenbergrt« Han« Suft (1562) unb serfchiebener 
anbrer — gefeden ftch bie rebfeligen be« 17. unb bie jierliepen Stiche 
be« 18.3ahrhunbert« son Spreifler, g. gleifchbtrger nach @. Strauch, 
bie neue ©lobe ber ©luftftitel mit siel serfptedjenbet Slnfünbigung, 
etroa: „Die bureb ein Donnetroetter unterbrochene Hittemoonne, eine 
muftfalifche Scbilberung auf ber Orgel gebichtet son Htn. 3uftin 
Jpeinrich -Kneipt“ (Darmftabr), ©olfenbüttlcr, ©einbeimer, Ham¬ 
burger, Seipjiger ülrbeittn. 

Unerfdjöpflidt ift bet Oleidjtum unb bie überfprubelnbe Saune, bie 
ftch in ben fRanbleiflen be« 16. unb in ben eigentsidigen Jiet: 
u n b S ch l u h ft ü d e n be« 18.3ahth u nbert« offenbaren. ©iit bei fern 
©emliben fucht ber H cI J ; «nb Wrtaüfchnitt ber jungen heutigen 
fRenaijfance mit ben Sinfaüen Dürer«, ber ©rüber Holbein, be« 
Sölner« Ülnton ffioenfam, ©fdjtlin« Schritt ju halten. ©a* groben 
in Safel für Holbein, Schöffer in ©lainj auf biefem fruchtbaren 
©oben gebaut unb geerntet, ift fpäterbin leiber nie mehr recht jur 
öteife gebiehen. 

Unter ben japlreidjen halbfettigen ©ilbern, bie mitbem Schrift; 
fag immer eine soDenbete Sinpeit bilben, ben ©lättern son Slmman, 
ffiirgil Soli«, Dobia« Stimmer, ©rofamer unb anbrer, fei hier ber 
son gr. gtebin 1536 in Spon gebrudte .Kober b<rsorgebobcn. 3lu« 
bem 17. unb 18.3abrbunbcrt bie Stiche nach ff). Dedet unb jene son 


©• S. ©lapr nach 'fJicart (1763). Nebft befannten Stichen non ©teil, 
Sbobomiecfp, Sifen unb fo fort. 

Sluch eine Oteibe alter felbflbewußter ©uchbänblerfignete be; 
figt ba« ©rünner ©lufeum: son ben ©enejianern Simon©esilacqua 
(1485) unb ©aptift Detti« (1604) namentlich son monumentaler 
Schönheit, somStraßburger Suca« Sltlanfeunb granffutter Sigmunb 
geprabenb, som Seipjiger H*tnri«h ®rog; bann au« bem 17. unb 
18. 3abrbunbert son ben ©enejianem ©ar. ©arejji (1618) unb 
©ieolo spejjana (1707) unb sielen anbem. 

Da« Slnmutigfte, ein roabrer fprüfftein für ©ig, @eflaltung«fraft 
unb ©erteilunglfunfi, bleiben bie Sllpbabete. H'» jeigt fich, in 
ber ©efchranfung, ber ©teifter. Die Oleige beginnt mit einem sene-- 
jianifchen Sllpbabet son 1492; son eben bort, non Sucantonio ®unta 
(1642) fällt ba« groge rote Sllpbabet auf. 3b nt « febüeien fleh Siena 
unb ©reScia (fRijjarbi 1756) an. Sluf beutf^er Seite beginnt fchon 
1481 ber Nürnberger Slnton Soburger; ihm folgte sor adern H“n« 
unb Slmbrofiu« Holbein, Ur« @raf (1646). Dann etma Hon« Sraft 
in ©ittenberg. H ftfle r Slmfterbam, ©afel (ipapidon 1739) unb 
siele anbre Drudereien treiben bie glüdbaften Slnfäge, nicht immer 
burd) eigene Sinfötle bereichert, som Diefen in« ©eite. Db ne biefe 
sorbilblid>en Arbeiten (opieren ju foden, tann man fte hoch al« befte 
©efcpmadSfchule für ©uehfünftler nicht allein, fonbern für jeben 
gliichenjicrat, namentlich auch <u textiler 9)aumau«teilung, bcjeichnen. 

Die umfangreichfle ©ruppe ber ©rünner 9lu«fledung mar bie Slb-- 
teilung ber Srlibri«. 

1898 hatte ba« Srjberjog:f)tainer:©iufeum al« ganj frühe« ®eu 
fpiel für bie Nennung eine« ©üchetfreunbe« ein spaffionale be« 
14.3abrhunbert« au« bet Frager Uniserfttät«bib(iothefjeigen Tonnen. 
Diefe spergamentbanbfd)tift, batiert „Präge Anno domini Millessimo 
Trecentesimo Daodecimo“ unb mit jablreichen soll- unb balbfeitigen 
©ilbern au« ber ?eiben«gefchichte gefcpmUdt, jeigt auf bem erflen 
©latt eine Slbtiffin son Nonnen umgeben, unter einem ©albacptn, 
in bem Slugenblid, ba fte au« ber Hanb be« Diktator«, hinter bem 
ber fnienbe Schreibet fichtbar mirb, ba« fertige Buch empfangt. Die 
UmfcfjTiften brjeugen, bafj bie ©eflcderin unb ©enuherin Äunigunbe, 
bie Dodjter Äönig Ottofat« IL ifl, Ütbtiffin ju St. @eorg auf bem 
fraget Burgberg. 

Die Sitte, ben Sefiger ju nennen, bat fich tseiterbin befanntlich 
jumal in ben filoflerbüchereien entmidelt, junücpft burep gefchricbene, 
gemalte, fpäterpin bureb gebrudte ober auf ben Sinbanb gepreßte 
©ermerfe, ©appen, Srlibri«. Stäbte unb Slbel folgten bem Bei: 
fpiel. Da« iofungSbucp ber Stabt Brünn au« bem 3 a h K 1608 
trägt auf bem Seberbedel oben bie gemalte Darfledung jmeier ge: 
barnifd)ter ©appenträger, über bem ©ilb be6Henfer«, ber nebfl bem 
langen Nichtfchroert ebtnfaü« ba« Stabtmappen hält. 

©on ©ilpofet & l)ianfd;l'urg (ffiien) brachte bie Brünnet Slu«: 
fledung jegt eine Oieipe son Dedeleplibri«, einen fepönen roten 
©latoguinbanb br« Dogen ©iarcu« DaScarinu« son ©enebig, 
mit feinem ©appen in ®olbpreffung; einen mit ber H°nb 
bemalten be« eifrigen ©Ucperfammler« -Rarbinal ©onelli 
(1612-70); franjofifepe be« 18. 3ahrpunbert« mit btn Dedel; 
mappen be« tparlamentSrate« son Dijon ©licault b’Harselap, 
Almmach royal ('pari« 1771 unb 1776). ©leicpjeitige geflocpene 
©uepeignerjeiepen unb folcpe in Holjfcpnitt, barunter ba« große 
Srlibri« be« au« Dirol fiammenben fcplefifchtn ©ücptrfreunbe« 3ob- 
©ottfrieb Droilo son ifeffot, ber mäprenb feiner ©ienet unb Ära: 
lauer Stubienjeit ju fammeln begann, auch folcpe au« ©iapren unb 
©öpmen, namentlid) be« 31 bei«, au« ben ©iufeum«fammlungen 
unb ©rünner tprisatbefig fcploffen fiep an. Selten mit btm Steiper: 
namen bejeiepnet, nur einjelne auSnahmSmtife mit ben Namen son 
Nilfon, Scpell»nberg, 31. 2. ©itfing, be« fpatifet« ©fal= 
befte. 3m 19.3abtbunbett ifl auep Submig Olicpter barin tätig 


47 


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Seirfdjrift be« JDeutfdjen Söereinö für QSudjwefen unb @djrifttum 


gtroefen. ©eßr gewäßlt ifl bi« ©cpar bft f«it 26 3ogren bafüt tätigen 
jüngeren Siitifller vettteten — befanntlidj ift ja getobt auf tiefem 
©oben aueg mancgeS bilettantifdje Unfraut aufgefd>offen. fttig 
Stier, ©ogeler unb bie ißm nacgfolgten, ©afega ©cgneiber, 
©taffen,2Bentg, Siefe,Jj>araIb 3tnfen,.£öroux, von ben 
£>|treicgern bet fraftvofle 2lloiSSoIb, bet auögejeidjnet vertretene 
Smil Dtlif, bet feinlinige gerbinanb ©taeger, btt ftrenge, 
fegarf egarafterifierenbe Sog mann, Blicgatb Sefcfjner, bann 
fJBaltet Sid^berg, 91. Stcegt unb viele anbete jeigen, bafj fjiet in 
btt Blußfcgale eine ganje ÜDcit, bie intime ÜB eit bei GinjelltbenS 
offenbatt werben fann. 

BJiandjer ©ücgerfreunb ßat eS fiegoudf> bequemer gemadjt. Sin'pa* 
rifer natnrnS tülfreb 'Petit uerbanfte feinem tarnen bie ©efanntfd;aft 
eine$ alten, längft jerfläubten 3egan 'Petit, mit bem ihm offenbar 
nichts als bet gäuftge Blame oetbinbet. Unb et fam auf ben billigen 
Sinfaü, baS alte SrlibriS beS ©tummgewotbenen auSjubeuten, fo; 
pierte «S in jtber Sinie unb feßte einfach für J- P. fein A. P. 

3n Biußlaub auf einet bet jetwühlten Jpeerftraßen fanb ein 
©rünner militätifcher Sunjlfreunb bie „Campagnes de NapolSon“ 
mit einem wenig funflvoßen fd;ablonierten Sucheignetjeichen. 

35en neujtitigen Jltbeiten biefet 2lrt fdjloß fid> in ber beseitigen 
©rünnet 2IuSfltßung eine (noppe 2tuSwagl von ©ucgbilbern ber 
[egten fünfjig 3"h tf *n: Subwig Biidjter unb Blargeot (BJloliere); 
©chattenriffe SonewfaS als brudted)nifch bamalS unvetffanbenet 
©uegfegmud; bie in Jarbe unb ÜBirfung ottblaßten, un6 ßeute 
manierirt unb (taftloS etfd;einenben ©adjen SBalter StaneS unb 
feinet 'Patifet Blaegaßmtr (Soutet be füionvel); bie viel bauen 
hafteten berben Sachen SalbecottS; bie ßocßfleßenben BließoIfonS 
unb BlivicreS unb bann bie große 3aßl fitebenbet öilerteicßifcßer 
unb teid,)Sbeutfcßer Süttfllet: SoßmannS jttngfleS ßBerf, bie 
Blabierungen ju ©ottfrieb SeßerS unßetblidjen „Drei gerechten 
Sammacßetn" (2Bien, ©tftflfdjaft für vetvielfäitigenbe Sunfl); bet 
an bie Jpamburger Sunftgewerbefcßul« berufene trefflid>e Sjefcßfa, 
Blicgatb Sefeßner, bet fragetJßiugo ©teiner,©erthoIb Süfflet, 
Jahringcr — viele von ißnen füt ben rührigen unb gefeßmad; 
voüen ffiiener ©erlag ©erlacß tätig —, von älteren .fpanS 
©egroaiget, Sefflet, BJlud;a; bann Subwig ». {Jumbufcß 
mit feinen aüetliebflen 5iieberbüd;ern für Sinber, ft offner, JpanS 
v. © o I (m a n n uff. 

Blicht alles, waS vor ein bis jwei 3«htjegnten im erften ffrüßlingS; 
flutm ber neuen ©egeiflerung in bet ©ud)(un|i etblußte, wat bauet; 
gaft unb wett ju bauern, ©on vielem ifl bet Bieij btt Bleußeit vetwegt, 
unb waS blieb wat nur bet ernfle SBifle unb ein ©e(enntniS jum 
älufflieg. Blocg immer werben viele fcglecgteSüchetgebtudt ingaltlicg 
wie äußetlicg — aber bie arg vetwagtlofl gewefene bemfeße©ueßfultur 
gat bocgbamalS fräftigen'Suffcgwung genommen unb eine fidjtbate, 
erfreuliche .Böge erlangt. DaS ju jeigtn unb batin ju beflätfen, war 
bet 3wtd bet ©tünnet ÜluSfletlung. 3 uI ' uS äeifeging. 

©erfteigerung ftanjbfifcget fiujubauSgabtn nub ginbnnbe. 
21m 24. BJlai biefeS 3«hteS ifl von bem ©etlinet Blntiquat ipaul 
©taupe bie ©ücgcrfammlung beS vot futjem vetflotbenen ©uba; 
peflet ©ücgerfteunbeS, beS ©auingenieutS unb SifenbaßnbiteftorS 
.fienri ©olbflein, unter ben Jpammer gebracht worben. Die 
©ammlung enthielt 134 bet (oflbat auSgcflatteten, etwa in ben 
3agre« 1886 bis 1913 entflanbenen ftanjofifcgen SiebßabetauS; 
gaben, bie jum leil in reich vetjiette, von ben befannteflen ftanjö; 


ftfegen ©uegbinbetn gergeflellte Sinbänb« geßüüt waten. — Die 
ftatfaege, baß in Deutfcßlanb wägtenb beS SriegeS eine ©ammlung 
franjefifeßer bueggeroerblicßer ©cßcpfungen verfleigett wirb, fönnte 
vielleicht ju aOcrganb abfälligen ©emerfungen 21nlaß geben. SS 
mag Stimmen geben, bie gierin einen 2(uSfluß unftet Jrembtümelei 
erblidcn, jumal wenn fie ctfagten, baß bie auf bet ©erfltigerung et; 
jielttn 'Preife jum beträchtlichen Seil teegt goge waten. 2Iber foßte 
man eS uns nicht eget jum 2obe anreegnen, baß unfte ©inne niegt 
fo von ffiölferßaß getrübt finb, baß wir bie BBertfcßägung ber Sunfl 
von (eittetlei außerhalb biefet fltgenben Biegungen abgängig machen? 
Daß im gegenwärtigen Slugenblief eine ©etfleigerung beutfeget 
iupuSauSgaben in 'patiS unmöglich märe, fptiegt baS etwa füt bie 
granjofen? — Dem tttpogtapgifcg wfltbig auSgefiattetenSatalcg gat 
bet be(annte Senner ber ©ibliopgilie, Dr. ©. 91. S. ©ogeng, ein 
©orwott mit auf ben 2Beg gegeben, baS eine auSgejeicgnetc Sin; 
fügtung in bie ©efegiegte bet mobernen ftanjofifcgen ©ibliopgilie 
unb ©inbefunft entgalt unb bem Satalog, — wie eS bei jebetn auf 
Sffiiffenfcgaftlicgftit 2lnfprucg etgebenben Satalog bet gaß fein foßte 
— aueg übet ben Sag ginauS 2Bctt vetleigt. — Die moberne ftanjö; 
fifege, im Sogt' 1881 burd) ben ©erlag von 9eon Sonquet gtfegaffene 
©ücgttliebgaberei fleßt fid) unS, wie fie Dr. ©ogeng fcgilbert, etwa 
als eine tunftvoß in bie jßiöge gejücgtete SreibgauSpfianje bar. Die 
©uegt, baS ©ejle ju fegaffen unb ju befigen, bie teegnifegen BKöglicg; 
feiten beS BJlaterialS unb bet 2lrbtit auSjunügen, arteten in ©pieletei 
unb 21ffe(tiettgeit auS. BKan ließ fieg füt eine natürlich befegtänfte 
9luflage eigene fpapiete mit eigenen ßBaffetjeicgtn getfleßen, be; 
mügte fieg füt bie 2luSgaben möglichfl aße Sbelpapiete (Jpoßanbe, 
OliveS, 2Bgatmatt, ©eiin ä la cuvt, ©elin bu BJlaraiS, Sgine, 30h 1 » 1 
ancien, 3 a Pon beS manufactureS, ufw.) ju vetwenben, ja, man 
fleßte fogat vetfegiebene ©agfpiegel get, um wirdiege „©toßpapiere" 
ju ergalten. „©etabe bet ©ebanfe, baß niegt baS befle 'Papier für 
jeben Sinjelfaß aueg immer baS tcuetfle 'Papier ftin müffe, baß bie 
beflen 'Papiere niegt ein füt aßemal füt jebeS fflueg bie bejlen feien, 
bie (ünflletifcge Sutpfinbung füt ©toffteije unb ©toffwette fügtte 
gier ju bet fünflletifcgtn Blugung beS 'PapierreidjtumS" fegreibt Dr. 
©ogeng in biefen Jufammengang. Daß man bie cinjclncn 91b; 
bilbungen in vetfegiebenen Dructtecgniten unb ^uflänben getfleßte, 
felbfl 'Probe; unb Umbruefe, niegt verwenbete obet verworfene Dtutfe 
ben ©üegern ginjufügte, baß fieg bie ©Udjcrfrcunbe jufammen; unb 
abfd;loffen, Sörpetfcgaften mit befcgtän(iet BRitglicbjagl bilbtten, 
gegört aßeS in baS ©ebiet franjöftfcget Sücgetliebgabetei, bie fegatf 
an bet ©renje ber ©Ucgetnatrctei (legt. Daß aueg buteg biefe 
©üeger tünflletifcge ÜBette gefegaffen würben, weiß man ginlänglicg. 
Die ©ud>einbänbe, bie meifl von 9eon ©tuet, Sßamboßt;Duru, 
BJlariuS BJlicgel, Sujin, BJleteier, SgampS;@ttoobantS, Olenö 
Sieffet, Sanape, @. Davib, 91ßo flammen, finb BJleiflerwerfe bet 
©inbefunfl. — Bleegt etgeblicge 'Preife würben auf bet ©etfleigerung 
füt einjetne fofibar eingebunbene ßBetfe etjielt: fo 4210 BJlatf füt 
einen Sinbanb BÄStimöe, Sarmen (mit 170 farbigen Sitograpßien) 
von £ßamboße;Duru; 3210 B3lar( für „Chrouique du regne de 
Charles IX.“ etfegienen bei S. ieflatb & So. *pariö, eines non 76 Spem; 
platen auf Saifetlidjen 3»pan (©efamtauflage 100 Stemplate), ba= 
ju ein jmeiter©anb füt bie 'Probebrude auf3apan mit Jpol jfegnitten 
in einem 3uflanb, Biabierungen in btei Juflänben. Die gößeren 
'Preife für anbte ©üeger in Sunfieinbänben bewegten fteg jtvifegen 
1800 unb 3205 BJlatf. Die Säufer waten vorwiegenb Slicgerfreunbe. 


3n^olt6t»erjet(^nt^ 

Die fpprifcgeSilbenfcgtift. ©.26.— Dürer unb bie ©egrift. ©.31. Sulturmufeum. ©.42. — BKifteilungrn beS Deutfegen ©ereinS füt 
— ffeobotowfdje Drude. ®. 39. — BJlitteilungen aus bem Deutfdjen ©ud;wefenu.@cgrifttum. @.44,— ©üeger;u.Jeitfcgriftenfegnu.©.46. 


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j .1 ii ii i ii ii in 1 1 11 iiii iliill inini ii iiiii tin im ii mii ii ii in n ii in ii ii ii ii ii 111 ii ii ii ii i im im ii um ii uimi mm ui 11 ii im i nun 'in in ii n ii in i miiiiii i iiiiii mi i ii ii ii ii ii m im lim ii ihhiii nun 11 ± 


BAND 55 <^Mm> MAI-JUNI <mmm> HEFT 5/6 

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaiiiiiiiiiiifliiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaiiiii 

ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 

iiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiimiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 

HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN 
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW 


in.IIIIIIIIIInun. in11 1 1 1 11 im 11 11 1 nnn1111n1111 1 111n n ii n 1 1 ihm ii n1111in in .. 


Bekanntmachung 

In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im Monat Juni als Mitglieder aufgenommen: 

1. J.W. Altmiiller, i. Fa. L. Altmüller, Buchdruckerei 11. Th. Groth, i. Fa. J. M. Groth, Buchdruckerei und 

und Verlag, Marne. ' Verlag, Elmshorn. 

2. Hans Amende, i. Fa. Amende & Holan, Buch- 12. Max Heyne, i. Fa. Zerreiss & Co., Kunstanstalt, 

handlung und Buchdruckerei, Witkoivitz. Nürnberg. 

3. Wilhelm Arens, Buchdruckerei und Verlags- 13. Johannes Kirdorf, i. Fa. Reuter & Siecke, Berlin. 

anstalt, Berlin. 14. A.Let/mifz.LeiterderDeutschenStaatsdruckerei, 

4. F. W. Becker, Kgl. Hofbuchdruckerei, Arnsberg. Warschau^ 

5. Egon Freiherr v. Berchem, i. Fa. Max Kellerer’s 15. J. B. Obernetier, Kunstanstalt, München. 

Verlag, München. 16. Carol Rasidescu, i. Fa. Carol Göbl, Bukarest. 

6. Arnold Bopp, i. Fa. Arnold Bopp & Co., Verlag 17. Gustav Reisacher, Litho-chemigraphisches In- 

und Buchdruckerei, Zürich. stitut, Stuttgart. 

7. Josef Dametz, Direktor des Druck- und Verlags- 18. Albert Satoiv, i. Fa. Anton Bertinetti, Buch- und 

geschah „Gutenberg“, Linz. Steindruckerei, Berlin. 

8. Franz Drees, i. Fa. A.Harmann, Inhaber Fr. Drees, 19. Carl Schulte, Fachgeschäft fürTiefdruck,Afünc/ten. 

Buchdruckerei und Verlag, Meschede. 20. Dr. Otto C. Strecker, Maschinenfabrik, Darmstadt. 

9. Georg Emmerling, i. Fa. Druck- und Verlags- 21. S. Wächter-Hartmann, Geschäftsführer der 

anstalt „Vorwärts“, Wien. Effingerhof A. G., Brugg. 

10. B. Francke, i. Fa. Bärensprungsche Hofbuch- 22. Kurt Winkelmann, i. Fa. Dresdner Walzengu߬ 
druckerei, Schwerin i. M. anstalt Kurt Winkelmann, Dresden. 

Leipzig, im Juni 1918 

Die Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins 

I. A. Paul Agsten 


NACHRUF 

WIR ERFÜLLEN HIERMIT DIE SCHMERZLICHE PFLICHT, MITZUTEILEN, DASZ UNSER BEAMTER 

WILHELM SCHULZE 

AM 3. AUGUST 1918 IM KRIEGSLAZARETT ZU HEILBRONN GESTORBEN IST. HERR SCHULZE HAT 
16 JAHRE LANG IN TREUESTER PFLICHTERFÜLLUNG UNS ALS LESESAALBEAMTER GEDIENT. 
SEIN ANDENKEN WIRD BEI UNS IMMER IN EHREN GEHALTEN WERDEN. 

DER VORSTAND DES DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREINS 

ARNDT MEYER, GEHEIMER HOFRAT 

2. VORSTEHER 


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Archiv für Buchgewerbe 


Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 

Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig 
(7. Fortsetzung) 


B estrebte sich derHerausgeber des Archivs auch 
stets den Inhalt seines Blattes einem Leser¬ 
kreise aus dem gesamten Buchgewerbe anzu¬ 
passen, so tritt doch mit dem Ende der achtziger Jahre, 
fnehr aber noch in der ersten Hälfte der neunziger 
Jahre eine stärkere Betonung der Fragen des Akzi¬ 
denzsatzes hervor. Es ist dies dem Archiv seiner¬ 
zeit häufig zum Vorwurf gemacht worden, wenn auch 
mit Unrecht. Es liegt außer allem Zweifel, daß von 
jeher die Akzidenzsetzer der treibende Keil auf dem 
Gebiete des Fortschrittes im Buchdruck waren und 
zwar aus dem begreiflichen Grunde, weil deren Be¬ 
tätigungsfeld ein außerordentlich großes ist. Vonihnen 
gewannen sowohl die Künstler wie die Schriftgieße¬ 
reien Anregungen zu Neuschöpfungen, denn mehr als 
wie der Buchsatz ist der Akzidenzsatz auf abwech¬ 
selndes Material zur Erzielung neuer Wirkungen an¬ 
gewiesen. 

In den erwähnten 
Zeitabschnitten ist 
die gesamte Buch¬ 
ausstattung von den 
nach unsern heuti¬ 
gen Begriffen wenig 
schönen Zierformen 
des Akzidenzsatzes 
durchsetzt worden 
und es kann wohl zu¬ 
sammenfassend ge¬ 
sagtwerden, daß im 
ganzen Ende der 
achtziger Jahre eine 
in technischer Voll¬ 
kommenheit zwar 
einzig dastehende, 
aber nach künst¬ 
lerischen und ge¬ 
schmacklichen 
Begriffen weniger 
ruhmvolle Zeit im 
deutschen Buchge¬ 
werbe einsetzt, die 
erst nach geraumer 
Zeit, das heißt mit 
dem Aufkommen des 
Jugendstiles, eine 
wenn auch mehr 
umwälzende als wie 
glückliche Ablösung 
fand. 

Der im vorigen 
Abschnitt bereits 


als für den Buchdruck ungeeignet bezeichnete rein 
naturalistische Einschlag der Schmuckformen nahm 
mehr und mehr überhand; kaum eine Schriftgießerei 
oder Klischeeanstalt unterließ die Herausgabe von 
naturalistischem Zierat, Freiornamenten, sich frei auf¬ 
lösenden Schmuckformen und dergleichen mehr. Alles 
das im Zusammen hang mit den in Anlehnung an ameri¬ 
kanische Vorbilder aufkommenden Zier- und Titel¬ 
schriften, frei verlaufenden Tonflächen, unruhigen 
Farbzusammenstellungen, und dem an Verbreitung 
gewinnenden glatten Kunstdruckpapier ergab eine 
Richtung, für die das für sie gefundene Schlagwort 
Freie Richtung treffend gewählt war. 

Die Aufsätze des Archivs, ebenso die Satzbeispiele, 
Beilagen, Proben der Schriftgießereierzeugnisse wur¬ 
den naturgemäß vondieserAllgemeinrichtungim Buch¬ 
gewerbe beeinflußt, es ist aber immerhin auffällig, daß 

in den ersteren so 
gut wie niemals eine 
eigentliche Befür¬ 
wortung dieser Ge¬ 
schmacksäußerung 
erfolgte,wie es etwa 
in früheren Jahr¬ 
gängen des Archivs 
bei andern Ge¬ 
schmacksrichtungen 
zu geschehen 
pflegte,es fand mehr 
eine Aufzeichnung 
der Haupterschei¬ 
nungen statt, hier 
und da auch eine 
betrachtende Be¬ 
handlung einzelner 
Gebiete des großen 
Ganzen. Die Jahr¬ 
gänge 1890 bis etwa 
1897 ergeben in¬ 
folgedessen auch 
nur eine verhältnis¬ 
mäßig geringere in¬ 
haltliche Ausbeute. 
Die zahlreichen im 
Texte verstreut vor- 
kommenden Satz¬ 
proben sowie die 
immer kunstvoll 
hergestellten Bei¬ 
lagen sindaberohne 
Zweifel für unsre 
Nachfahren wie für 



Abbildung 79. Verkleinerter (sechsfarbiger) Haupttitel zum 
XXVII. Bande (1890) des Archivs für Buchdruckerkunst 


50 


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Archiv für Buchgewerbe 


1890 


Der im 
vorigen 
Bande beginnende 
Aufsatz von Alexan¬ 
der Waldow über 
den Buntdruck er¬ 
fährt noch eine län¬ 
gere Fortführung, 
in der der Bunt- 



Anchiv 


verwandte Geschäftszweige. 


H«pausgeg«b*n 


Alexander Waldow. 


Leipzig 

Druck und Verlag von Aleiende? Nildow. 


die Jetztzeit bemerkenswerte Beispiele aus einer Zeit, 
in der das Buchgewerbe zwar auf eine künstlerische 
Führung nicht verzichtete, in der die letztere aber 
auch wie im übrigen Kunstgewerbe recht eigenartige 
Wege einschlug. 

Als Ergänzung des im Heft 3/4 enthaltenen Ab¬ 
schnittes und unter Bezugnahme auf obigen Hinweis 
über das Kunstdruckpapier, mag eine für die Papier¬ 
beschaffenheit damaliger Zeit nicht unwichtige Mit¬ 
teilung, die das Archiv 1889 unter dem Stichwort 
Amerikanisches Illustrationspapier bringt, hier noch 
eingeschaltet sein. Es heißt darin: Dieses Papier ist 
mit einem dünnen, aber höchst exakt aufgetragenen 
Kreidestrich versehen, später aber sehr scharf und 
vermutlich mit erwärmten Walzen satiniert, so daß 
es sich nicht mehr wie ein Kreide-, sondern wie ein 
sehr gut und glänzend satiniertes Kupferdruckpapier 
anfaßt und ansieht. Zweifellos handelt es sich hier 
um das bis dahin nicht gekannte Kunstdruck- oder 
Naturkunstdruckpapier, denn im Archiv selbst wurde 
anhaltend das nur auf einer Seite mit Kreideaufstrich 
versehene, soge- 
nannteKreidepapier 
verwendet. An and¬ 
rer Stelle des Ar¬ 
chivs heißt es übri¬ 
gens: Anfragen bei 
angesehenenPapier- 
fabrikanten haben 
ergeben, daß unsre 
deutschen Fabrikan¬ 
ten das Geheimnis 
der Herstellung je¬ 
nes amerikanischen 
Papiers noch nicht 
ergründet haben. 

Deutschem Streben 
und beharrlicher 
Versuchsarbeit ge¬ 
lang esbald,das Ge¬ 
heimnis zu ergrün¬ 
den. Seit langem 
liefern unsre deut¬ 
schen Papierfabri¬ 
ken das Beste an 
Kunstdruckpapieren. 


Abbildung 80. Verkleinerter (neunfarbiger) Haupttitel zum 
XXXII. Bande (1895) des Archivs für Buchdruckerkunst 


druck auf den mehr und mehr in Aufnahme kommen¬ 
den Tiegeldruckpressen, ferner der Farbendruck auf 
Rotationsmaschinen behandelt werden. Auf die Pay- 
nesche Vielfarben-Rotationsmaschine, die mit gebo¬ 
genen Platten arbeitete, wird auch entsprechend hin¬ 
gewiesen. Weitere Abschnitte sind der nicht mehr 
zu praktischer Ausübung gelangende Congrevedruck, 
der Irisdruck, der Prägedruck. 

Einen lebhaften Anstoß zur weiteren Fortbildung 
nach beendeter Lehrzeit gibt das Archiv in dem zur 
Behandlung stehenden Bande. Es wird darauf hin¬ 
gewiesen, daß nach vollbrachter Lehre das eigentliche 
Lernen erstrichtigeinsetzt,dennwasdieLehrdruckerei 
dem Lehrling beibringen konnte, sei nur das Grund¬ 
legende des Berufs. Der wechselnde Geschmack des 
Stils, die erhöhten Anforderungen an die Geschmacks¬ 
entfaltung des Arbeiters, sowohl des Werk- wie Ak¬ 
zidenzsetzers, ja selbstdesZeitungssetzers, derneben 
technischem Können auch über einen gewissen Grad 
von Intelligenz verfügen müsse, bedinge fortgesetztes 
Streben. Der Drucker müsse sich in die Ideen des 

Künstlers hinein¬ 
denken können. Es 
wird fernerderWert 
derbereits bestehen¬ 
den und noch zu 
gründenden Fach¬ 
schulen und typo- 
graphischenGesell- 
schaften hervorge¬ 
hoben, ebenso auf 
die Fachzeitschrif¬ 
ten und andre Quel¬ 
len der Belehrung 
hingedeutet. Leider 
finde die periodische 
Fachliteratur in Ge¬ 
hilfenkreisen nicht 
die wünschenswerte 
Verbreitung. Das 
ernste Vorwärts¬ 
streben auf dem Er¬ 
werbsfelde sei eine 
Gabe, die nicht je¬ 
dem zuteil gewor¬ 
den. Viele seien be¬ 
rufen, aber wenige 
auserwählt. Es 
werde stets nur ein 
Bruchteil in den 
vordersten Reihen 
stehen, die Haupt¬ 
masse bleibe Mittel¬ 
ware undwiederein 
Bruchteil sei wert¬ 
loser Ausschuß. 


51 


7* 


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PRINCETON UNIVERSITf 



Archiv für Buchgewerbe 


Überliest man diese Ausführungen heute, so muß 
man zugeben, daß sich in der verflossenen Zeit vieles 
gebessert hat, die anhaltenden Klagen über zu geringe 
Leistungen sind aber nicht verstummt, ja das Buch¬ 
gewerbe ist durch die Einwirkungen des Weltkrieges 
mit neuer, ernster Sorge über die Art der zweck¬ 
mäßigsten Ausbildung des Nachwuchses erfüllt und 
es wird ihm eine schwere Aufgabe in der Zukunft 
daraus erwachsen, ausreichend befähigte Kräfte über¬ 
all zur Verfügung zu halten. Das in dem Aufsatz Ge¬ 
sagte ist sozusagen erneut von großer Wichtigkeit ge¬ 
worden und erscheint wert, allen, die es angeht, vor 
Augen gehalten zu werden. 

In einem Aufsatze des Verfassers dieses Streifzuges 
unter dem Titel Ein Wort über moderne Akzidenzaus¬ 
stattung wird auf die einsetzende Verdrängung des Stil¬ 
materials durch naturalistische Motive hingewiesen 
und vor einer zu häufigen Verwendung derselben ge¬ 
warnt, damit der deutsche Akzidenzsatz nicht nach und 
nach in amerikanische Ausdrucksformen verfalle. Es 
heißt ferner darin: Man könnte infolge dieser freieren 
Arbeitsweise, die auch nur den verschobenen Zeilen¬ 
fall kennt, vermuten, das Wesen des Akzidenzsatzes 
sei vereinfacht worden, da man sich nicht mehr an 
künstlerische Gesetze und Regeln gebunden fühlt, aber 
dem ist nicht so, es wird gerade in dieser sogenannten 
flotten Gestaltung der Druckarbeiten mehr alswie sonst 
auf guten Geschmack und sichere Technik des Aus¬ 
führenden ankommen, sollen die betreffenden Arbeiten 
wirklich zweckentsprechend sein und neben guter, or¬ 
namentaler Wirkung nicht der Schönheit und Deut¬ 
lichkeit entbehren. 

Leider hatte dieser wohlgemeinte Ratschlag wenig 
Erfolg, denn in der Folgezeit nahm die Zerfahrenheit 
und Ziellosigkeit in der Satzanordnung dermaßen zu, 
daß gegen sie anzukämpfen vergeblich erschien, es 
war ratsamer, darauf hinzuarbeiten, daß in der nun 
einmal herschenden Geschmacksrichtung Vollkom¬ 
menes erreicht wurde, was ja auch tatsächlich in vielen 
Fällen geschehen ist. 

Neben mancherlei naturalistischem Zierat und land¬ 
schaftlichen Schmuckstücken erscheinen in diesem 
Bande auch noch als letzte Zeugen einer überwun¬ 
denen Stilrichtung im Buchdruck gotische Initialen 
und ebensolche Ornamente, ferner Einfassungen im 
Renaissance- undRokokostil, daneben in Lithographen¬ 
manier gehaltene Schriften aller Gattungen. Gewisser¬ 
maßen einen Abschluß in der langen Kette von Stil¬ 
material bildete die von Professor Strähl für die 
Schri ftgleilerei Julius Klinkhardt in Leipzig entworfene 
Mzfcado-Defcorafton, eine figurenreiche japanische Ein- 
fassung, die in ihren Einzelheiten außerordentlich reiz¬ 
voll war, aber in der Verbindung mit gotischen und 
Antiquaschriften, Schreib- und Rundschriften, wie sie 
damals beliebt wurde, und in ihrer lockeren Motiven- 
anordnung zu einer einheitlichen Wirkung nur selten 


gelangen konnte. Das dem Archiv als Beilage damals 
beigegebene farbenreiche Anwendungsblatt ist im 
Entwurf und im Satz wie Druck eine typographische 
Kunstleistung jener Zeit. 

Eine der Haupterscheinungen aus dem oben er¬ 
wähnten Zeitabschnitt ist der in Anlehnung an den 
unter dem Titel The International Specimen Exchange 
erschienenen amerikanischen Musteraustausch vom 
Deutschen Buchdruckerverein 1890 ins Leben ge¬ 
rufene Internationale graphische Musteraustausch, von 
dem eine Folge von etwa 13 Bänden erschienen ist. 
Das Archiv bringt in seinem XXVII. Bande eine ein¬ 
gehende Besprechung dieses Unternehmens sowie des 
Inhaltes seines ersten Bandes. Zum Schlüsse heißt 
es: Das Werk gibt einen interessanten Überblick über 
die Leistungsfähigkeit verschiedener Nationen auf 
unserm Berufsgebiete, anderseits wird es ein Ansporn 
sein zu stetem Weiterstreben, zu einer idealen Kon¬ 
kurrenz im Bessermachen. In der Tat geben die um¬ 
fangreichen Bände dieses später noch eine Zeitlang 
vom Deutschen Buchgewerbeverein fortgeführten 



Abbildung 81. Verkleinerte Sattprobe aus Mikado-Dekoration (1890) 


Unternehmens eine vortreffliche Übersicht über die 
Entwicklung der Druckausstattung sowohl wie des 
Kunstdruckes in seiner Weitschichtigkeit. 

In einem längeren Aufsatze wird auf die Wichtig¬ 
keit und den Wert des Sammelns von Drucksachen 
aller Art durch den einzelnen hingewiesen und An¬ 
leitung zum zweckmäßigen Sammeln gegeben. Der 
Wert solcher Privatsammlungen wird wie folgt zu¬ 
sammengefaßt: Sie sollen zeigen, wie man selbst und 
wie andre arbeiten, wie man in diesem und jenem 
Lande zu arbeiten pflegt, wie man vorJahren arbeitete; 
man soll den Unterschied zwischen gut und schlecht 
zu erkennen versuchen, die Entwicklung des Buchge¬ 
werbes verfolgen und seinen eigenen Geschmack fort¬ 
bilden und erweitern. Die Sammlungen bilden neben 
den Fachblättern die für jeden Fachgenossen notwen¬ 
dige geistige Anregung und Unterstützung bei der prak¬ 
tischen Betätigung. 

Ein Verfahren, das man wohl als einen Vorläufer 
des neuzeitlichen Linoleumschnittes ansehen darf, ist 
der im Archiv von Hermann Hoffmann in Berlin be¬ 
handelte damals patentierte Messerholzschnitt. Nach 
der eigenen Angabe des Erfinders, dem der Buchdruck 
auch späterhin noch manche wertvolle Anregung und 
Belehrungzu verdanken hatte,istderMesserholzschnitt 


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Archiv für Buchgewerbe 


eine Technik, die die Mitte hielt zwischen dem Ton¬ 
plattenschnitt und der regelrechten Xylographie. In 
einem damals erschienenen reichhaltigen Hefte war 
eine Anleitung gegeben zur AusübungdesVerfahrens, 
das, wie bereits bemerkt, in der Jetztzeit wieder er¬ 
neute Bedeutung hat und Beachtung finden sollte. 

Die Herstellung von Landkarten in möglichst voll¬ 
kommener Weise hatte man sich Ende der achtziger 
Jahre ebenfalls zur Aufgabe gestellt und zwar wurde 
dabei die zunehmende Vervollkommnung der Zink¬ 
ätzung von ausschlaggebender Bedeutung, ln einer 
längeren Abhandlung wird auf die früheren verfehlten 
Versuche der Landkartenherstellung auf dem Wege 


und Estienne. In jedem mit Bild versehenen Aufsatze 
wird das Wirken des betreffenden Buchdruckerge¬ 
schlechtes in eingehendster Form unter Hinweis auf 
deren Hauptdruckwerke geschildert und damit manche 
Anregung zum Nacheifern gegeben. 

Über die Bedeutung und die sich in Deutschland 
sehr langsam einführende Setzmaschine verbreitet sich 
das Archiv in seinem XXVIII. Bande anläßlich einer 
Besprechung der sich in Amerika auch nur langsam 
bahnbrechenden Matrizen-Setzmaschine Linotype, 
von der zugleich von dem damaligen noch unvoll¬ 
kommenen Modell eine Abbildung gegeben wurde. 
Nach eingehender Beschreibung der Maschine, die 
sich äußerlich in der Bauart von der jetzigen voll¬ 
kommeneren Maschine nur wenig unterscheidet, wird 
gesagt, daß die Einführung von Setzmaschinen in 




Abbildung 82. Messerhol 28 chnltt (stark verkleinert) Abbildung 83. Alleres Modell 

Aus dem XXVII, und XXVIII. Bande (1890/1891) des Archivs für Buchdruckerkunst 


der Setzmaschine Linotype 


des Buchdrucks hingewiesen, ebenso aufdie Kostspie¬ 
ligkeit des Kupferdrucks und dann die Möglichkeit des 
Druckes der nach demUmdruckin Zink geätzten Hoch¬ 
druckplatten auf der Buchdruckpresse hervorgehoben. 
Der Verfasser gibt eine eingehende Beschreibung der 
Plattenherstellung sowie des ganzen Druckvorganges 
beim Landkartendruck. 


1891 


Die Geschichte des Buchdrucks erfährt an¬ 
dauernd Berücksichtigung in den Spalten 
des Archivs. In dem XXVIII. Bande erscheinen unter 
dem Sammeltitel Lebensbilder berühmter alter Buch¬ 
drucker Abhandlungen über die Familie der Manutio, 
über Christoph Plantin, die Familien Breitkopf, Elzevir 


53 


Amerika und England keine vereinzelte Erscheinung 
mehr sei, sondern einen sehr fühlbaren Einfluß aus¬ 
zuüben beginne. In Deutschland liege ein Bedürfnis 
nach Ersatz von teuerer Handarbeit durch billigere 
mechanische Arbeit noch nicht in dem Maße vor. Ein 
solcher Ersatz der Handarbeit werde vorübergehend 
auch einen Teil der Schriftsetzer überflüssig machen 
und es sei daher begreiflich, wenn diese der Setz¬ 
maschine nicht sehr wohlwollend gegenüberständen. 
Eine solche Opposition habe jede neue Sache durch¬ 
zumachen, sie sei aber unbegründet, da durch der¬ 
artige Fortschritte die Arbeitsgelegenheit nicht ver¬ 
mindert werde, sondern sich nur in andrer Richtung 
äußere. Die Abhandlung schließt mit dem Hinweis, 


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Archiv für Buchgewerbe 


daß bei näherer Kenntnis der Sachlage die Abneigung 
gegen die Setzmaschine schwinden werde und deren 
Einführung auch in deutschen Druckereien früher oder 
später unausbleiblich sei. 

Schneller, als es der betreflfendeVerfasservielleicht 
vermutete, hat die Setzmaschine in verschiedenen Bau¬ 
arten ihren Einzug bei uns gehalten und man darf viel¬ 
leicht das Jahr 1897, in dem auf der Sächsisch-Thü¬ 
ringischen Ausstellung in Leipzig drei verschiedene 
Systeme — Linotype, Typograph und Monoline — 
ausgestellt waren, als den Ausgangspunkt der allge¬ 
meineren und sich dann immer schneller vollziehen¬ 
den Einführung auch der Linotype betrachten. Heute 
möchte das deutsche Buchgewerbe auf die Setz¬ 
maschinen nicht mehr verzichten, ja es ist deren Vor¬ 
handensein von ausschlaggebender Bedeutung, wenn 
es sich um zeitgemäße Leistungsfähigkeit handelt. 

Als Neuerung auf dem Gebiete der Galvanoplastik 
bringt das Archiv eine ausführliche Beschreibung nebst 
Abbildung von Scotts Maschine zum Biegen von Gal¬ 
vanos and Stereotypplatten, wie sie beim Rotations¬ 
druck gebraucht werden. Das Biegen der Galvanos 
hat sich in den deutschen Anstalten erst nach und 
nach eingebürgert, und zwar wohl hauptsächlich des¬ 
halb,weil ein Zerdrücken und Beschädigen derfeineren 
Bildteile und Plattenränder nicht immer zu vermei¬ 
den war; man gab dem Hintergießen der zylindrisch 
gebogenen Kupferhaut den Vorzug. In der Jetztzeit ist 
das Biegen der zunächst flach hergestellten Galvanos 
auf Apparaten deutscher Bauart und das nachträgliche 
Verstärken der Hintergußfläche die Regel, während 
Stereotypplatten allgemein halbrund gegossen werden. 

Unter der Überschrift Neue Elemente im Freiorna¬ 
mentieren erscheint eine von C. Kulbe verfaßte Abhand¬ 
lung mit Beispielen, in der die Hauptgesichtspunkte 
für diese Art der typographischen Ausschmückung 
von Akzidenzarbeiten dargelegt wurden. Der Ver¬ 
fasser galt als einer der Hauptvertreter der freien 
Richtung und es zeigt die den Aufsatz illustrierende 
Satzbeilage mehr als manche Arbeit die Eigenart dieser 
Satzrichtung, die an das technische Können des Setzers 
wie das des Druckers ganz bedeutende Forderungen 
stellte (siehe Abbildung auf Seite 55). 

Die außerordentliche Beliebtheit, die die sogenannte 
freie Richtung damals in den Buchdruckereien fand 
und die ursprünglich mit den primitivsten Ausdrucks¬ 
mitteln ausgeübt wurde, weil es zunächst noch an 
flottem, beweglichem Material fehlte, hat eine un¬ 
geheure Menge von Gelegenheitsdrucksachen ent¬ 
stehen lassen, die in ihrer Gesamtheit zweierlei wider¬ 
spiegeln: das außergewöhnliche Streben der damaligen 
Akzidenzsetzer und Akzidenzdrucker, es in der Voll- 
kommenheitderTechnik bis zum höchsten zu bringen 
und dabei die Wirkungen der Merkantillithographie 
zu erzielen; im weiteren erkennt man aber auch an 
diesen Arbeiten die ungeheure Schaffensfreudigkeit 


der Schriftgießereien, die allen gegebenen Anregungen 
folgten und mit großem Verständnis eine Fülle von 
Material auf den Markt warfen, das dem Setzer bald 
die denkbar größte Bewegungsmöglichkeit gestattete. 
Den Druckern erwuchsen bei dieser Richtung neue 
Aufgaben, denn die sogenannten verlaufenden Töne, 
die überschnittenen Linienendungen, fernerdiezweck¬ 
mäßige Druckbehandlung der äußerst komplizierten 
Sätze lag ihm bei fast jeder Arbeit ob. Es braucht 
eigentlich nicht besonders betont zu werden, daß die 
Herstellung solcher komplizierter Sätze größte tech¬ 
nische Fertigkeit des Ausführenden zur Vorausset¬ 
zung hatte. Neben ganz ausgezeichneten Arbeiten 
traten naturgemäß auch solche auf, deren Betrachtung 
heute Entsetzen hervorruft, wie es überhaupt un¬ 
begreiflich erscheint, daß für die Satzherstellung ein 
so bedeutender Zeitaufwand zugelassen wurde, wie 
er nötig war. Die ganze Richtung griff auch auf das 
Ausland über und es verdient vermerkt zu werden, 
daß besonders in den romanischen Ländern den deut¬ 
schen Vorbildern mit wenig Verständnis nachgeeifert 
wurde. Was in Frankreich, Italien, Spanien in der 
genannten Richtung geleistet worden ist, bleibt am 
besten unter dem Schleier der Vergangenheit ver¬ 
borgen, England und die nordischen Länder haben 
mit größerem Verständnis gearbeitet. Ein Gesamt¬ 
bild der ganzen Richtung geben aber die zahlreichen 
Bände des Musteraustausches, auf den an andrer 
Stelle hingewiesen ist. Manche gute Arbeit dieser 
Art enthalten ferner die Bände des Archivs aus der 
Zeit von 1890 bis 1900. 

Eine weitere technische Abhandlung ist eine solche 
über das Hand-in-Hand-Arbeiten von Setzer und 
Drucker, die der Verfasser dieses Streifzuges dem 
Archiv lieferte. Es wird darin auf das zum vollen 
Gelingen jeder Arbeit notwendige harmonische Zu¬ 
sammenarbeiten von Setzer undDrucker hingewiesen 
und bemerkt, daß in allen Fällen, in denen eine ent¬ 
sprechende Verständigung bei der Anlage des Ent¬ 
wurfs, der Satzherstellung, über das Format, die 
Stellung des Satzes auf dem Papiere, die Anordnung 
der Farben, die Herstellung der Tonplatten und was 
alles sonst noch in Frage kommt, nicht stattfindet, er¬ 
hebliche Zeitverluste undErschwernisse entstehen,die 
naturgemäß auch den Nutzen an der Arbeit schmälern 
müssen und manchen Verdruß herbeiführen. 

Die mancherlei Bestrebungen in der damaligen Zeit, 
die Gelegenheitsdrucksachen künstlerischer und ab¬ 
wechselnder auszustatten, dürften wohl auch den An¬ 
laß gegeben haben für die Neubearbeitung der bei¬ 
den Hauptlehrbücher für den Akzidenzsatz, deren 
Inhalt nach dem Verlauf von 20 Jahren kaum noch 
als erschöpfend gelten konnte. Zugleich mit Heinrich 
Fischers Anleitung zum Akzidenzsatz, die derV erfasser 
dieses Streifzuges in Gemeinschaft mit seinem Lehr¬ 
meister Fischer neu bearbeitete, erschien Waldows 

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Verlags-Buchhandlung #_ , 


“5fS?=r 


Siehe den Aufsatz cr>_ 

gleicher Überschrift. 



im modernen 


f rei=lrnameniieren 




Die „verlaufenden*' Linien 
sind mittelst Stichel und Feile 
leicht hcrzustellen. 


^ 

P" % '* Nahmen-Fabrik 

f PHOTOGRAPHIE- ] 

RAHMEN. J 4 _. ^ 





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A Leipzig. 

3 Reudnitz 

48 (^onstantin-Strasse 48 . -» ^ 

_Ni 

Telephon 78 . g- 




Zinkographlsche Wiedergabe einer im Original zweifarbigen (schwarz und verlaufender 
blauer Ton) Satzbeilage aus dem XXVIII. Bande (1891) des Archivs für Buchdruckerkunst 


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Archiv für Buchgewerbe 


Lehre vom Akzidenzsatz in neuer Auflage und zwar 
war Friedrich Bauer der von Waldow berufene Be¬ 
arbeiter des letztgenannten Werkes. Die Hauptab¬ 
schnitte gelangten im Archiv zur Wiedergabe. Im 
XXVIII. Bande erscheint der Abschnitt Zur Einführung 
in die typographische Ornamentik, eine äußerst lehr¬ 
reiche und gründliche Arbeit von dauerndem Werte. 

In einem andern Aufsatze tritt H. Smalian für die 
Beseitigungderalthergebrachten, veralteten und über¬ 
flüssigen Ligaturen JE, CE und für die Teilung von fl, 
ff, fi usw. lebhaft ein unter Bezugnahme auf die gleich¬ 
zeitigen Maßnahmen der Schriftgießerei J. G. Scheiter 
und Giesecke in Leipzig, der auch das Verdienst ge¬ 
bührt, die Beigabe der Akzente auf das notwendige 
Maß seit langem beschränktund durchgeführt zuhaben. 
Seitdem ist manches besser geworden, es bleibt aber 



Abbildung 84. Verkleinerte (mehrfarbige) Satzprobe aus 
dem XXIX. Bande (1892) des Archivs für Buchdruckerkunst 


in dieser Richtung noch manches zu tun übrig und 
es wird bei den zurzeit einsetzenden Normierungs¬ 
bestrebungen auch dieser alten Angelegenheit die ihr 
gebührende Aufmerksamkeit zu schenken sein. 

Ein sehr beachtenswerter Aufsatz unter dem Titel 
Unsre Lehrlinge von Albert Hoffmann behandelt die 
Lehrlingsfrage in einerWeise, die man heute mit vollem 
Rechte als noch zeitgemäß bezeichnen kann. In dem 
Aufsatze ist in wenigen Zeilen mehr gesagt, als wie in 
den unzähligen Aufsätzen, die in der letztverflossenen 
Zeit in derbuchgewerblichen Fachpresse, in Versamm¬ 
lungen und Vorträgen gesagt worden ist. Der Ver¬ 
fasser macht greifbare Vorschläge unter Berücksich¬ 
tigung aller Nebenumstände, die im graphischen Ge¬ 
werbe von jeher gleichungünstige und verschiedene 
gewesen sind. Die Arbeit gliedert sich in folgende 
Abschnitte: Winke für die Eltern, Programmvorschläge 
für die Annahme und Ausbildung von Lehrlingen, Das 
erste Lehrjahr, In den folgenden Jahren. 


1892-1895 


Wie bereits oben bemerkt, sind die 
Bände XXIX—XXXII des Archivs 
nicht minder reichhaltig und umfangreich wie die 
vorhergehenden Bände. Der textliche Inhalt ist aber 


in der Hauptsache technisch-belehrender Art, was 
vielleicht darauf zurückgeführt werden kann, daß das 
Buchgewerbe damals Erschütterungen erfuhr, die auf 
die verschiedensten Gebiete des Gewerbes ausstrahl¬ 
ten und daher eine Beschränkung auf die naheliegen- 
sten Stoffe als richtiger erscheinen ließen. Dabei 
konnte sich Waldow infolge zunehmender Kränklich¬ 
keit nicht mehr in so eingehender Weise wie ehedem 
der Leitung des Blattes widmen und den Verkehr mit 
vielen Mitarbeitern pflegen. In rein technischer Be- 



Abbildung 85. Verkleinerte (mehrfarbige) Beilage aus dem 
XXIX. Bande (1892) des Archivs für Buchdruckerkunst 


Ziehung hat das Blatt seinen alten Ruf stets gewahrt. 
Es soll daher in den nachstehenden Zeilen auch eine 
kürzere Zusammenfassung des Hauptinhaltes der ge¬ 
nannten Bände erfolgen. 

Obgleich die Frage, inwieweit architektonisches 
Ziermaterial für den Buchdruck geeignet ist oder nicht, 
ungelöst blieb, brachte das Archiv an der Spitze des 
XXIX. Bandes noch eine längere Anleitung über das 
architektonische Ornamentieren im Buchdruck von 
Fr. Bosse, die ihrer allgemein-belehrenden Form hal¬ 
ber über den behandelten Stoff hinaus von bildendem 
Werte war. 

Die Frage der Bleivergiftung wird von neuem be¬ 
handelt und es darf wohl gesagt werden, daß die 
zahlreichen Hinweise in der Fachpresse auf diese 


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Archiv für Buchgewerbe 


Berufskrankheit der Buchdrucker ihrTeil dazu beige¬ 
tragen haben, wenn im Laufe der folgenden Jahre 
behördliche Maßnahmen zur Verbesserung der ge¬ 
sundheitlichen Einrichtungen in den Betrieben er¬ 
griffen und durchgeführt wurden. 

Von den zahlreichen technischen Aufsätzen im 
XXIX. Bande seien noch folgende erwähnt: Die Her¬ 
stellung komplizierter Sätze, Zur Reform des Schreib- 
schrifigusses. Der anastatische Druck , Der Entwurf des 
modernen Briefkopfes, Der Druck von Autotypien, Über 
Preßrevisionen, Das Messingmaterial, Vom Logotypen- 
satz. In einer längeren Abhandlung nimmt ein Ver- 




Abbildung 87. Amerikanische Satzprobe (1894) 


fasser wieder energisch Stellung gegen die freie Rich¬ 
tung im Buchdruck und sagt zum Schlüsse: Es lassen 
sich auch nicht nur einerseits in der dem Buchdruck 
eigenen Art und Weise effektvolle und gediegene Ar¬ 
beiten hervorbringen, die bleibenden Wert haben, son¬ 
dern auch anderseits bei mehr Billigkeit in der Her¬ 
stellung Resultate in bezug auf Zufriedenstellung der 
Kundschaft und was noch mehr sagen will, in bezug 
auf die Kasse erzielen. Neues und Effektvolles, das 
man nicht in der Anwendung von Eigentümlichkeiten 
zu suchen braucht, läßt sich immer finden, zumal die 
Schriftgießereien bemüht sind, Material dazu zuliefern. 
Zudem ist auch der Ideenreichtum der in der einfachen, 
gediegenen Richtung Arbeitenden unerschöpflich. 


Besondere Hervorhebung verdient ein Hinweis auf 
den Wert des typographischen Zeichnens, das bis zum 
Jahre 1891 zwar schon hier und da in Kursen von 
typographischen Gesellschaften und von einzelnen 
Fachgenossen ausgeübt und gepflegt wurde, nicht aber 
programmäßig an Kunstschulen. Die Kgl. Kunstaka¬ 
demie zu Leipzig, die sich späterhin zur jetzigen Kgl. 
Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe 
umgewandelt hat, darf wohl als erste Anstalt dieser 
Art genannt werden, die zufolge Anregung Leipziger 
buchgewerblicher Kreise Lehrkurse für reifere Typo¬ 
graphen einrichtete. Das erste Programm dieser Kurse 
ist im Bande XXIX des Archivs wiedergegeben. In 
der ersten Zeit ihres Bestehens haben diese Kurse, 
die unter dem wechselnden Geschmack im Buchdruck 
und durch die mehr handwerkliche Berufsauffassung 
der Gewerbsangehörigen manche Wandlung durch¬ 
zumachen hatten, nicht die rechteWürdigung erfahren. 
Es hat erst langer Zeit bedurft, bis sich aus dem ur¬ 
sprünglichen, zwar von Fachkreisen aufgestellten, 
aber dennoch in vielen Punkten allzu akademisch und 
theoretisch angelegten Programm auf Grund gemach¬ 
ter Erfahrungen beim Unterrichte etwas für die Be¬ 
sucher der Kurse wirklich Nutzbringendes heraus hat 
schaffen lassen. Mit der Umwandlung der Akademie 
zu einer rein buchgewerblichen Lehranstalt haben 
auch die ursprünglichen Kurse eine ganz andre Form 
undRichtung angenommen, über die weiteres zu sagen 
sich an dieser Stelle erübrigt, da die Leistungen der 
Lehrkräfte und Besucher der jetzigen Akademie ge¬ 
nugsam bekannt sind. Leider hat sich der ursprüng¬ 
liche Plan, eine möglichst große Anzahl von befähigten 
Schülern, die die Buchdrucker-Lehranstalt zu Leipzig 
in drei- oder vierjährigem Kursus mit Erfolg besucht 
haben, der Akademie zuzuführen, bis jetzt nicht durch¬ 
führen lassen und es wird noch eine Aufgabe für die 
Zukunft bleiben, diesen idealen Gedanken beim wei¬ 
teren Gedeihen des Planes der Gründung einer Buch¬ 
gewerbeschule in Leipzig zu berücksichtigen und 
durchzuführen. 

In dem XXXI. Bande (1894) des Archivs gibt der 
Verfasser dieses Streifzuges unter der Überschrift 
Über deutsche, englisch-amerikanische und französi¬ 
sche Akzidenzausstattung ein umfassendes Bild der 
Entwicklung, der Arbeitsweise wie der Art der Druck¬ 
sachenausstattung in den beiden fremden Ländern 
sowie in Deutschland und zwar auf Grund eigener 
praktischer Tätigkeit und Erfahrungen wie unter Be¬ 
nutzung des ihm zur Verfügung stehenden umfang¬ 
reichen Materials sowie der hauptsächlichsten Fach- 
blätterdesln-und Auslandes. DiemitvielenBeispielen 
versehene Arbeit bildet einen geschichtlichen Aus¬ 
schnitt, der manches verzeichnet, was erst später von 
Wert sein wird, zum mindesten aber für jeden, der sich 
um die Entwickl ung des Akzidenzdrucks zu bekümmern 
hat, auch heute noch von Interesse und Nutzen ist. 

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Archiv für Buchgewerbe 


Der XXX. Band des Archivs enthält eine umfassende 
Abhandlung über die Stereotypie, und zwar eine Um¬ 
arbeitung des von A. Isermann in Hamburg Ende der 
sechziger Jahre herausgegebenen Werkchens An¬ 
leitung zur Stereotypengießerei in Gips und Papier¬ 
matrizen. Sowohl die Geschichte wie die Technik 
des Verfahrens finden ein¬ 
gehendste Behandlung. 

Die Arbeit ist auch als 
Buch erschienen und 
heute noch als Leitfaden 
beachtenswert. 

Ein Aufsatz über die 
zweckmäßige Anordnung 
und Herstellung einer 
Druckereischriftprobe gibt 
den Druckereien Anre¬ 
gung, ihren Materialbe¬ 
stand in übersichtlicher 
Form zusammenzustellen. 

Unter dem Titel Winke 
für Etablierungslustige er¬ 
scheint im gleichen Bande 
eine größere Arbeit von 
R. Winkler, die manchen guten Hinweis zurBeachtung 
bei der Errichtung neuer Buchdruckereien enthält. 

Es ist eine auffällige Erscheinung, daß Anfang der 
neunzigerjahre die verschiedensten technischen Neue¬ 
rungen und Verbesserungen im Buch¬ 
gewerbe ihren Ausgangspunkt haben 
und zwar bezieht sich das ebenso auf 
die Verfahren wie auf die Arbeits¬ 
mittel der einzelnen Berufszweige. 

Das Archiv verzeichnet in seinen Bän¬ 
den alle diese wichtigeren Erschei¬ 
nungen und Vorgänge und macht die 
Fachwelt damit in Wort und Bild ver¬ 
traut. Es sei nun einiges erwähnt, so 
z. B. Die Kuvertdruckpresse, Die elek¬ 
trische Bandkontroll- Vorrichtung, Die 
Universal - Papierschneidemaschine, 

Die Tiegeldruckpresse Phönix, Der 
selbsttätige Bogeneinlegeapparat, Das 
Parallel- Schließzeug.DieSatzschließer, 

Die eisernen Stereotypunterlagen, Die 
Faden- und Drahtheftmaschinen , Die 
Dampfprägepresse, Der Bogengerade¬ 
schieber u.a.m. Auf dem Gebiete des 
Akzidenzsatzes bedeutete die Auf¬ 
nahme der bis dahin nicht verwende¬ 
ten stumpffeinen Messinglinie eine 
äußerst vorteilhafte Neuerung, denn 
mit ihrem Aufkommen verschwand 
die nur schwer druckfähige feine Linie 
mehr und mehr. Auch in der Farben¬ 
fabrikation wurden um die ange¬ 


gebene Zeit grundlegende Fortschritte gemacht und 
Betriebserweiterungen vorgenommen, da die Anfor¬ 
derungen sich mehr und mehr steigerten. 

In eingehender Weise berichtet A. M. Watzulik im 
Archiv 1894 über die Chikagoer Weltausstellung und 
es ist interessant, daß manches, was Watzulik an den 
amerikanischen Druck¬ 
sachen rühmte, bei uns 
erst recht spät häufiger zur 
Durchführung gekommen 
ist, so z. B. die Entlastung 
der Drucksachen von orna¬ 
mentaler Überladung, die 
Verwendung feinster Pa¬ 
piere und Kartons, die 
Beigabe von elegant und 
originell verschlungenen 
seidenen Fäden und Bän¬ 
dern, durch die ein an¬ 
sprechendes Aussehen er¬ 
zielt wird. An sich hat 
die genannte Ausstellung, 
die von deutschen Firmen 
reich beschickt war, auch 
befruchtend auf das Buchgewerbe eingewirkt, sie ist 
in gewissem Sinne ein Ausgangspunkt für die weitere 
Entwicklung des Geschmacks gewesen. 

Der elektromotorische Antrieb der Schnellpressen 
nimmt Mitte der neunziger Jahre 
größeren Umfang an und es war da¬ 
her selbstverständlich, daß auch das 
Archiv dieser wichtigen Neuerung 
eingehendste Beachtung schenkte, ln 
einer Arbeit vom Oberfaktor Peter 
Luhn,späterem Buchdruckereibesitzer 
in Barmen, wurde dem Stoff eine ein¬ 
gehende Behandlung zuteil. Zugleich 
wird das Bildeines mit Elektromotoren 
versehenen Druckraumes wieder¬ 
gegeben und auf die Nützlichkeit 
solcher Anlagen hingewiesen. Lang¬ 
sam, aber zum Nutzen des Gewerbes 
und seiner Angehörigen hat sich 
seitdem die elektrische Kraft, teils 
im Gruppen-, mehr aber noch im 
Einzelantrieb Bahn gebrochen und 
die Zahl der vom veralteten Trans¬ 
missionsantrieb nicht loskommenden 
rückständigen Firmen im Buchge¬ 
werbe dürfte nur noch eine kleine sein. 

Der XXXII. Band des Archivs wird 
mit der Wiedergabe eines Vortrags 
von dem bekannten Fachmann George 
W. Jones, Herausgebers des Fach¬ 
blattes The Printing World eröffnet. 
In diesem Aufsatz behandelt der 



Abbildung 88. Stumpffeine Linienornamente von Julius Klinkhardt 
in Leipzig (1893) 



Abbildung 89. Moderner Linienschmuck 
von Julius Klinkhardt in Leipzig (1892) 

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Archiv für Buchgewerbe 


Verfasser den künstlerischen Buchdruck vom Stand - 
punkte der Rentabilität und kommt dabei zu dem 
Schlüsse, daß eine ganze Reihe von Druckarbeiten, 
die künstlerisch sein sollen oder die man für künst¬ 
lerische bezeichnet, überhaupt nicht künstlerisch sind. 
Den Herstellern fehlen sehr oft die Grundbedingun¬ 
gen der Kunst, ihre Hauptschwäche dabei sei viel¬ 
leicht die Hinneigung zu Überladungen. Sowohl mit 
dem Material wie mit der Farbe werde zu viel gegeben 
und es sei derjenige der größere Meister, der es ver¬ 
stehe, Material fortzulassen anstatt es reichlich zu be¬ 
nutzen. Die Erzielung der Einfachheit in allen Punkten, 
bei Verwendung bester Papierstoffe sei fürden Kunst¬ 
druck das Erstrebenswerte und dabei Rentabelste. In¬ 
teressant sind die Ausführungen, die Waldow zu dem 
Wortlaute des Vortrags macht. Er sagte u. a.: Wir 
möchten es auch für wünschenswert halten, daß man 
sich, besonders in großen Geschäften angelegen sein 
läßt, bei der Herstellung guter künstlerisch auszu¬ 
führender Arbeiten eine ähnliche Arbeitsteilung ein- 
treten zu lassen, wie solche in vielen großen Ge¬ 
schäften bereits für den Illustrationsdruck seit lange 
geübt wird und zwar in der Weise, daß, wie hier, die 
eigentliche Zurichtung oder vielmehr das sachgemäße 
Anfertigen der Ausschnitte voneigensdazugeschulten 
Kräften besorgt und so in weit kürzerer Zeit eine gute 
Zurichtung erzielt wird, auch dort, für den Akzidenz¬ 
satz die Anfertigung der Entwürfe von eigens dazu 
befähigten und gut geschulten Angestellten besorgt 
werde, die mit dem gesamten Material und dessen 
Wirkung, aber auch mit dem ganzen System der be¬ 
treffenden Druckerei genügend vertraut, Skizzen lie¬ 
fern, die einem exakt arbeitenden Setzer auszuführen 
nur wenig Mühe verursachen, daher ein schnelleres 
und rentableres Arbeiten ermöglichen. 

Eine sich über den ganzen Band ausdehnende reich 
illustrierte Abhandlung unter dem Titel Die modernen 
Druckverfahren und die Herstellung der erforderlichen 
Platten schließt sich an und unterrichtet die Leser 
über alles Wichtige aus dem weiten Gebiete der Re¬ 
produktionstechnik wie der sonstigen Art der Platten¬ 
herstellung für den Buchdruck, den Flachdruck und 
den Tiefdruck. Der Aufsatz ist auf das Verständnis 
der Buchdrucker zugeschnitten, er führt sie in das 
schwierige und vielseitige Gebiet ein, wobei gleich¬ 
zeitig die Frage der Platten-Herstellungsweise erör¬ 
tert wird. Der Aufsatz ist seinerzeit auch in Buch¬ 
form erschienen. 

Den autotypischen Platten, die Mitte der neunziger 
Jahre, also etwa zehn Jahre nach ihrer Erfindung, noch 
nicht allzuvollkommen waren, widmet das Archiv im 
XXXI. Bande eine besondere Betrachtung. Es wird 
auf die Vorzüge der Autotypien hingewiesen und ge¬ 
sagt, daß ihnen trotz der anhaltenden Bevorzugung des 
künstlerischen Holzschnitts durch die illustrierten 
Journale die Zukunft gehört. Die Zeit werde lehren, 



Abbildung 90. Naturalistische Leiste (1890) 






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Abbildung 93. Gotische Einfassung (1894) 




Abbildung 95. Raphael-Einfassung Serie 143 (1895) 


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Archiv für Buchgewerbe 


daß sich auf diesem Gebiete noch Besseres schaffen 
läßt und wohl auch geschaffen werden wird. Der Ver¬ 
fasser verweist auf die Leistungen Amerikas, die auch 
bei uns zu erstreben seieti, und hofft, daß nicht nur 
die Ätzanstalten, sondern auch die Papierfabriken alles 
daran setzen werden, um das denkbar Vollkommenste 
auf diesem Gebiete zu erzielen. Diese Erwartungen 
haben sich erfüllt, denn seit geraumer Zeit stehen 
die deutschen Leistungen nahe an denen Amerikas, 
obgleich und nicht immer die Arbeitsmittel zu Ge¬ 
bote standen, mit denen jenseits des Ozeans gear¬ 
beitet werden konnte. 

Den Vervollkommnungen der Tiegeldruckpressen 
hat das Archiv von jeher besondere Aufmerksamkeit 
zugewandt und durch seine fast ausschließlich auf 
der Libertypresse hergestellten kunstvollen Beilagen 
das Interesse für diese einfache Pressenart bei den 
Buchdruckereien wachgehalten. In dem zur Behand¬ 
lung stehenden Bande werden den Lesern die drei 
verschiedenen Arten von Tiegeldruckpressen, die es 
damals gab und die von Bedeutung waren, vorgeführt 
und deren Vorzüge beleuchtet. Dabei stand Waldow 
auf dem Standpunkte, daß ein geübter Drucker auch 
mit einer Tiegeldruckpresse einfachster Bauart gute 
Resultate zu erzielen in der Lage sein muß, genau 
wie dies der Fall ist bei einfachen Schnellpressen, 
gegenüber einer Maschine kompliziertester Bauart. 

Wirft man einen Blick auf die Schriftgießerei-Er¬ 
zeugnisse, die in den in diesem Abschnitt behandelten 
sechs Bänden des Archivs vorgeführt sind, so kommt 
man zu dem Ergebnis, daß Vielseitigkeit das Losungs¬ 
wort für die Schriftgießereien gewesen ist. Der so¬ 
genannte Linienschmuck, wie er wohl zuerst von 
Julius Klinkhardt in Leipzig in der Serie 70 und den 
stumpffeinen Ornamenten Serie 72 auf den Markt 
kam und dann in unzähligen Schöpfungen verwandter 
Art in die Druckereien einzog, herrschte auf der ganzen 
Linie. Daneben traten naturalistische Einfassungen 
und Vignetten in großer Zahl auf, vollflächige und in 
der Zeichnung offen gehaltene Leistenornamente, da¬ 


neben erschienen figurenreiche Serieneinfassungen 
im Renaissance- und Rokokostil als verspätete Nach¬ 
zügler der verflossenen Stilrichtung, um mit den Frei¬ 
ornamenten, wie sie etwa J.G. Scheiter & Giesecke in 
Leipzig in ihren Serien 176 und 180 auf den Markt 
und zu großer Verbreitung brachten, gemeinsam ver¬ 
wendet zu werden. Eine der bedeutendsten und schön¬ 
sten Schöpfungen jener Zeit ist die im XXXII. Bande 
des Archivs gezeigte, aus vier Abteilungen bestehende 
Raphaeleinfassung Serie 143, die bei Gelegenheit 
des fünfundsiebzigjährigen Bestehens der Firma 
J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig im Schnitt be¬ 
endet wurde und vom Archiv als etwas außerordent¬ 
lich Schönes und Gediegenes anerkannt wurde. Neben 
dem mancherlei Schmuckmaterial haben auch eine 
große Zahl Original Schriften ihren Ursprung in den 
neunziger Jahren, außerdem Fällt die Übernahme ver¬ 
schiedener amerikanischer Schriften in diese Zeit, 
es würde jedoch zu weit führen, hiervon auch nur 
Stichproben zu geben. 

Neben den Schriftgießereien bemühten sich auch 
die damals bestehenden Messinglinienfabriken, den 
Buchdrucker mit Zierformen aller Art zu versehen, 
und zwar sind es hier in der Hauptsache gemusterte 
Linien, verlaufende Kreise und Ovale, wie sie zuerst 
in England zur Verwendung kamen, spiralartige 
Linienausläufer, strahlenförmig verlaufende Schmuck¬ 
stücke und andres mehr, die geboten werden. Dieses 
Material fand beifälligste Aufnahme, obgleich es im 
Preise hoch zu stehen kam und sich kaum bezahlt 
gemacht hat. Das Archiv bringt eine umfangreiche 
Beschreibung und Zusammenstellung dieser Neu¬ 
heiten, bemerkt aber zugleich, daß sich neben man¬ 
chem Guten auch manches Unbrauchbare, über das 
Ziel Hinausgeschossene darunter findet. Das Aus¬ 
land war noch lange Käufer für diese Erzeugnisse, 
heute dürften aber wohl auch die letzten Spuren 
derselben durch die Messing- und Kupferknappheit 
in den deutschen Druckereien und nicht zum Schaden 
derselben ausgetilgt sein. (Fortsetzung folgt.) 


Der Buchrücken 

Von ERNST COLL1N, Berlin-Steglitz 


T echnik und Ästhetik lassen sich nicht mehr 
scharf voneinander trennen. Immer wieder 
stellen wir fest, daß die technischen Vor¬ 
schriften nur da das Richtige treffen, wo die auf Grund 
von ihnen ausgeführte Arbeit die ästhetische Wirkung 
berücksichtigt. Die ästhetische Wirkung, wie wir sie 
verlangen, ist aber wieder eine ganz besondere, eine, 
die sich aus der Arbeit und der zweckmäßigen Ver¬ 
wendung des Werkstoffs ergibt. So finden wir, daß 
die Schönheit einer Arbeit nichts außerhalb von ihr 
Stehendes ist, sondern etwas unlöslich mit ihr Ver¬ 
knüpftes, etwas, das ebenso zu ihr gehört, wie das 

60 


Handwerkzeug, das sie ausführt. Die Schönheit der 
Technik ist zwar keine Erfindung dieses Jahrhunderts, 
aber sie erkannt und folgerichtig auf das neuzeitliche 
kulturelle Empfinden angewandt zu haben, dürfen wir 
mit Recht als eine der wichtigsten Errungenschaften 
unsrer Zeit in Anspruch nehmen. Diese Erwägungen 
drängen sich dem auf, der über nur einen Teil, aber 
nicht den unwichtigsten, des handgebundenen Buch¬ 
einbandes, den Rücken, über dessen Technik und 
Verzierung sprechen will. Eben weil in dem knap¬ 
pen Rahmen dieser Ausführungen nicht beabsichtigt 
ist, einen Ausschnitt aus einem Lehrbuch zu geben. 


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Original ffom 

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Archiv für Buchgewerbe 


sondern weil nur einige Besonderheiten und strittige 
Punkte erörtert, Anregungen gegeben werden sollen, 
wie sie im Zusammenhang mit der technischen und 
ornamentalen Gestaltung des Bucheinbandrückens 
stehen, wäre es ganz unmöglich, die Technik als 
etwas von der Geschmackswirkung Losgelöstes zu 
betrachten. 

Zuerst müssen wir die Stellung des Buchrückens 
innerhalb des Einbandes zu verstehen suchen. Der 
Buchrücken steht in der Mitte des Einbandes, zweifel¬ 
los. Aber damit kommen wir nicht weiter. Sondern 
wir sehen den Rücken zugleich als das wichtigste 
teilende und zugleich verbindende Glied des Einband¬ 
ganzen. Der Bucheinband besteht aus drei Teilen: 
dem Rückdeckel, dem Rücken und dem Vorderdeckel. 
Da der Rücken derjenige Teil ist, der den Buch¬ 
blättern überhaupt den Zusammenhalt gibt, so ist 
seine wichtige technische Bedeutung, die Notwendig¬ 
keit seiner dauerhaften Gestaltung, ohne weiteres 
klar. Zugleich geht aber auch vom Rücken die Ver¬ 
bindung mit den Einbanddeckeln aus, der Buchblock 
erhält hier seinen Abschluß. Das ist äußerlich durch 
die Rundung des Rückens gekennzeichnet, die zwar 
Schwankungen ausgesetzt ist, sich aber aus der Tech¬ 
nik meist ergibt. Ein weiteres wichtiges Merkmal des 
Rückens sind die meist auf ihm sichtbaren stäbchen¬ 
artigen Erhöhungen, die sogenannten Bünde. Sie 
sind heute meist nur noch für das Auge da, um der 
Verzierung bestimmte Anhaltspunkte zu geben. Eine 
technische Notwendigkeit für sie besteht nur dann, 
wenn das Buch so auf den Bindfäden geheftet ist (auf 
erhabenen Bünden), daß sich die Bindfäden unter 
dem Leder abzeichnen. Dann haben wir es mit 
natürlichen Bünden zu tun, und die aus Pappstreifen 
gebildeten künstlichen Bünde sind eben nichts weiter 
als Überbleibsel der echten, sind meinetwegen Ata¬ 
vismen. Sie sind etwa das, was die hintern Knöpfe 
am Gehrock heute sind, die einstmals dazu dienten, 
die langen Rockschöße, wenn sie umgeschlagen wur¬ 
den, festzuhalten. Seit Jahren nun streiten sich die 
Theoretiker unter den Buchbindern darum, ob man 
unechte Bünde überhaupt anbringen darf. Da sie 
keinen Zweck erfüllen, so halten sie viele für falsch. 
Aber darauf kommt es ja gar nicht an. Es genügt, wenn 
man die Bünde als einen schmückenden Teil des Ein¬ 
bandes betrachtet; und das sind sie gewiß. Eine andre 
Frage ist die, ob man aus zweckmäßigen Gründen 
wieder zu den echten Bünden zurückkehren soll. 
Darüber in aller Kürze nur so viel: Die Heftung auf er¬ 
habene Bünde geschah zu einer Zeit ausschließlich, als 
man noch nichts von der Heftung auf eingesägte Bünde 
wußte. Zweifellos hat es etwas Barbarisches, den 
Rücken des Papiers mit der Säge zu bearbeiten, damit 
die Heftbindfäden in diese Vertiefungen eingelassen 
werden. Anderseits ist die Heftart auf erhabene Bünde 
sehr umständlich, überdies ist ein solches Buch, da 


das Leder unmittelbar auf den Rücken geklebt wird, 
schwerer zu öffnen, und die Goldverzierung auf dem 
Leder leidet, wenn man ein derartiges Buch aufschlägt. 
Ein auf echte Bünde geheftetes Buch hat zweifellos 
ein sehr schönes Aussehen. Die natürliche Rundung 
des Bindfadens zeichnet sich wuchtig unter dem Leder 
ab, gibt dem ganzen Einbande etwas Gediegenes. 
Will man aber die Bogen nicht einsägen und ander¬ 
seits auch keine echten Bünde anfertigen, dann hefte 
man das Buch auf aufgedrehten Bindfaden und bringe 
ruhig künstliche Bünde an. Die Hauptsache ist, daß 
diese von schöner Form sind. 

Überhaupt werden die künstlichen Bünde von den 
Buchbindern vielfach zu schematisch angebracht; man 
nutzt die verschiedenen Möglichkeiten ihrer Gestal¬ 
tung zu wenig aus. Meist sind es fünf Bünde, die, der 
Heftung entsprechend, aufdemRücken zu sehen sind. 
Die Bünde haben fast immer einen nicht ganz halb¬ 
kreisförmigen Durchschnitt, sind an ihren nach den 
Deckeln zu verlaufenden Enden verjüngt. Eine Ab¬ 
wechslung läßt sich zuerst durch verschiedene Bund¬ 
formen erzielen. Bei zierlichen Büchern werden 
schmale Bünde, bei stärkeren Büchern breite Bünde, 
die dem Rücken gleichsam Halt geben und das Feste 
des Einbandes betonen, angebracht sein. Eine starke 
persönliche Note geben dem Einband breite band¬ 
artige Bünde. Man wird sie nicht nur an den üblichen 
Bundstellen anbringen können, sondern auch an den 
oberen und unteren Enden des Rückens, die in der 
Regel keine Bünde erhalten. Aber es versteht sich, 
daß dadurch dem Rücken ein eigenartiger Abschluß 
gegeben wird. Viel zu streng hält man sich meistens 
an die Einteilung auf fünf Bünde. Es ist durchaus 
reizvoll, in der oberen Hälfte des Rückens nur zwei 
Bünde anzubringen, die den Titel einschließen. Eine 
Einteilung auf drei, vier oder sechs Bünde wird fast 
immer nur der Größe des Buches entsprechend ge¬ 
wählt; aber es besteht durchaus kein Grund, auch bei 
größeren Büchern nur drei Bünde zu wählen, die dann 
natürlich von besonderer Stärke sein müssen, um dem 
Rücken eine rhythmische Gliederung zu geben. Welche 
Schönheitswerte eine vollkommene Beherrschung der 
Technik verbirgt, kann man an der Art der Bünde 
treffend erkennen. Es ist eine der schwierigsten buch¬ 
binderischen Arbeiten, das Leder so an die Bünde, 
ob sie nun Pappstreifen oder Bindfadenbünde sind, 
zu pressen, daß diese dem Rücken gleichsam ein archi¬ 
tektonisches Gefüge geben. Der Bund wird seirfe 
gliedernde Aufgabe nur dann gut erfüllen können, 
wenn er sich klar vom Rücken abhebt. Ein Bund, der 
wie eine niedrige Wulst wirkt, wird fast immer un¬ 
schön aussehen. Je schärfer der Bund herausspringt, 
desto schöner wird er sein. Ein unentbehrliches Hilfs¬ 
mittel zur Erzielung scharfer Bünde ist die Bünde¬ 
zange, wie sie von Wilhelm Leos Nachfolger, Stutt¬ 
gart, geliefert wird. Hohe und schmale Bünde bilden 

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Archiv für Buchgewerbe 


für sich allein einen schmückenden Bestandteil des 
Buches, sie bedürfen keiner Verzierung. 

Überhaupt sollte man mit der Verzierung der Bünde 
äußerst vorsichtig sein. Sie gar nicht zu verzieren, 
wird niemals falsch sein; etwa Punkte oder eine Linie 
auf sie zu drucken, wirkt selten schön, da es die Klar¬ 
heit des Rückenaufbaus verdirbt. Ein völlig unver- 
zierter Rücken, der nur den Titel trägt, dessen Bünde 
sich gut von ihm abheben, istdurchaus etwas Schönes. 
Und ich ziehe einen unverzierten Rücken einem mit 
überladenem Golddruck versehenen in jedem Fallevor. 

Die Verzierung des Rückens ist ein außerordentlich 
vielseitiges Gebiet, über das ich im Rahmen dieser 
Ausführungen nur in Andeutungen reden kann. Be¬ 
ginnen wir bei den einfachen Einbandarten und stellen 
wir fest, daß, je einfacher der Einband ist, desto spar¬ 
samer auch seine Verzierung zu sein hat. Bei dem 
neuerdings immer mehr in Aufnahme kommenden 
Pappband wird als Verzierung ein farbiges Schild meist 
genügen. Dieses Schild hat eigentlich nur eine zweck¬ 
mäßige Aufgabe zu erfüllen. Da sich namentlich bei 
gemusterten Papieren der Titeldruck nicht genügend 
vom Rücken abhebt, muß dieser auf ein farbiges Schild 
gedruckt werden. Aber es versteht sich von selbst, 
daß dieses Schild zur Farbe des Papiers passend ge¬ 
wählt sein muß, und daß es durch eigenartige Anord¬ 
nung dazu beitragen kann, den Rücken reizvoll zu be¬ 
leben. So ist es z. B. bei modernen Pappbänden recht 
hübsch, das Schild dicht unter den oberen Abschluß 
des Rückens zu setzen. Eine besondere Frage ist die 
nach dem Material des Schildes bei Pappbänden. Soll 
es aus Papier oder aus Leder bestehen? Ich möchte zu 
ersterem raten, da der Pappband immer ein einfacher 
Einband ist. Auch Papierschilder brauchen nicht hä߬ 
lich zu sein. Wie hübsch kann ein weißes Papier¬ 
schild mit schwarzen Buchstaben bedruckt aussehen. 
Es ist auch bei Pappbänden durchaus nicht nötig, das 
Schild durch eine Linie zu begrenzen. Anders ist dies 
bei ovalen Schildern, die man, dem biedermeierischen 
Charakter vieler Pappbände angepaßt, oft wählt, und 
die am besten durch eine aus Punkten und einer ein¬ 
fachen Linie zusammengesetzte Verzierung eingefaßt 
werden. Eine sonstige Verzierung wird der Rücken 
des Pappbandes nur in seltenen Fällen zu haben 
brauchen. Bei Biedermeierpappbänden kann man 
vielleicht noch einen Stempel, ein Blumenkörbchen, 
eine Vase oder sonst einen Stempel im Biedermeier¬ 
stil auf den Rücken drucken. — Auch bei Leinen¬ 
bänden wird die Schild verzierung in den meisten Fällen 
genügen, wenn nicht hier ein gut angeordneter, mit 
schönen Typen gedruckter Titel durchaus genügt. Es 
wird aber in vielen Fällen angebracht sein, den Titel 
durch eine Linie zu umrahmen. Im allgemeinen ver¬ 
zieren die Buchbinder ihre Leinenbände, und gerade 
die einfachen, zu reichlich. Sie bedrucken sie mit 
Linien, die Bünde Vortäuschen sollen, und setzen hä߬ 


liche Stempel in die einzelnen Felder. Es ist selt¬ 
sam, daß gerade bei billigen Leinenbänden, über deren 
gedrückten Preis der Buchbinder klagt, man es nicht 
über sich gewinnen kann, auf die Verzierung zu ver¬ 
zichten. Bibliothekseinbände, die meist zu „Hunger¬ 
preisen“ ausgeführt werden, strahlen von goldenen 
Linien. Darin liegt eine Energieverschwendung, die 
durch nichts gerechtfertigt ist. Der Rücken wird durch 
den vielen Gebrauch schnell abgegriffen und macht 
mit seiner stumpfen Goldverzierung dann einen um so 
häßlicheren Eindruck. Die Schuld, daß bei der Ver¬ 
zierung dereinfachen Einbandarten ein Ungeschmack 
sich breit macht, liegt meist an den Vergoldewerk¬ 
stätten, die Hand- und Preßvergoldung für andre 
Buchbinderbetriebe als Spezialarbeit ausführen. Eine 
strenge Arbeitseinteilung, die die Arbeit zur Schablone 
gemacht hat, ermöglichtes, reichereVerzierungen auch 
billig auszuführen. Aber nur dann, wenn der Kunde 
keine besonderen Wünsche hat, wenn der Handver¬ 
golder immer wieder Linien über den Rücken drucken, 
immer wieder zu seinen häßlichen Stempeln greifen 
kann. Es ist seltsam, daß der edelste Zweig der Buch¬ 
binderei, das Handvergolden, in diesen Spezialgewerk¬ 
stätten geschmacklich so heruntergebracht worden ist. 

Auch in der Verzierung des Halbfranzbandrückens 
wird meines Erachtens meist zu viel getan. Reiche 
und kunstvolle Verzierung an HalbfranZbänden ist 
immer ein innerer Widerspruch. Der Halbfranzband 
ist ein Einband, der billiger sein soll, als der Ganz¬ 
lederband. Indem man nur einen Teil des Deckels 
mit Leder bedeckt, bringt man zum Ausdruck, daß 
man mit dem kostbaren Ledermaterial sparen will. 
Dieser Zweck wird durch eine koststpielige Verzierung 
aufgehoben. Natürlich gibt es auch bei den Halbfranz¬ 
bänden wertliche Unterschiede. Halbfranzbände, aus 
den besten Ledern hergestellt, wird man wohl zu den 
besseren Einbandarten rechnen können, sie werden 
eine reichere Verzierung vertragen. Aber es ist Sache 
des künstlerischen Gefühls des Buchbinders, den 
„besseren“ Halbfranzband so zu schmücken, daß sein 
Charakter als einfacherer Einband gegenüber dem 
Ganzlederbande gewahrt bleibt. Erwird daher auf eine 
reiche ornamentale Verzierung verzichten können, 
und wird zu der äußerst wirksamen und künsterische 
Wirkungen nicht ausschließenden Karoverzierung 
greifen können. Vier Goldlinien auf dem Rücken in 
einemRechteck zusammenzubringen, ist eine äußerst 
schwierige Arbeit, die aber den ästhetischen Erfolg 
wohl verlohnt. Bei der Karoverzierung kann man sich 
einmal an die Einteilung durch fünf Bünde halten. 
Man kann das Titelfeld mit einer Linie umrahmen und 
in den übrigen Feldern ineinandergesetzte Rechtecke 
anbringen. (Die gegenüberliegenden Ecken dieser 
Rechtecke durch Linien zu verbinden, halte ich für 
überflüssig, weil sie die klare Wirkung der Linien nur 
stören.) Man kann aber auch von derFünfbündeteilung 


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Archiv für Buchgewerbe 


abgehen, nur zwei Bünde für den Titel oder gar keine 
anbringen, um so den Rücken durch [langgestreckte 
Karos zu verzieren. Farbige Schilder sollte man bei 
Halbfranzbänden nicht übermäßig oft anbringen. Hat 
man eine tiefe Lederfarbe, so wird sich der Titel von 
ihr am besten abheben. 

Bei der Verzierung künstlerischer Ganzlederbände 
Vorschriften zu machen, ist natürlich eine heikle 
Sache. Wie die Verzierung des Einbandes, so ist auch 
die des Rückens Sache des entwerfenden Künstlers, 
der in unserm Falle meist der Handwerker selbst 
ist. Ihm Gesetze vorzuschreiben, heißt fast immer, 
künstlerischesEmpfinden in spanischeStiefel schnüren 
zu wollen. Deshalb sollen die folgenden Zeilen nur die 
üblichen Verzierungsarten des Rückens betrachten, 
wollen nur Anregungen geben. Mit die wichtigste Auf¬ 
gabe für den Einbandkünstler ist es, die Verzierung 
der Deckel in Einklang mit der des Rückens zu bringen. 
Am einfachsten wäre es dabei, die Deckelzeichnung 
einfach über den Rücken fortzuführen. Dies ist aber 
nicht „konstruktiv“, es berücksichtigt den organischen 
Zusammenhang der einzelnen Einbandteile nicht und 
verwischt auch die Stellung des Rückens innerhalb des 
Einbands, die sich als eine teilende und verbindende 
bezeichnete. Manche Kunstbuchbinder bezeichnen es 
als am konstruktivsten, wenn sich das Ornament vom 
Rücken aus über den Deckel entwickelt. So werden 
die über den Rücken gedruckten Linien auf dem Deckei 
unmittelbar fortgeführt. Ganz abgesehen davon, daß 
man dabei das zusammenhängende Ornament des 
ganzen Einbands nur erkennt, wenn man das Buch in 
der Hand hält, daß also dieser Zusammenhang ver¬ 
loren geht, wenn das Buch in der Bücherreihe steht, 
läßt man dabei die teilende Stellung des Rückens 
außer Betracht. Beim Aufschlagen der Buchdeckel 
entsteht eine scharfe Linie, die das Ornament gewisser¬ 
maßen zerreißt. Ein über den Rücken fortgeführtes 
Ornament ist zwar als ein Ganzes gedacht; wenn wir 
aber den Deckel in die Höhe heben, dann entstehen 
für Rücken- und Deckelverzierung zwei völlig ent¬ 
gegenlaufende Bewegungen, die wiederum den ein¬ 
heitlichen Charakter der ganzen Verzierung stören. 
Daher betrachte ich als die idealste Verzierung des 
Rückens diejenige, die eine Wiederholung des Ein¬ 
bandmotivs oder, besser, ein Auszug aus ihm ist. 
Rücken- und Deckelverzierung müssen dann etwas 
Selbständiges haben, ohne den inneren Zusammen¬ 
hang zu verlieren. Die großen Stempel des Deckel¬ 
schmucks müssen als kleinere auf dem Rücken er¬ 
scheinen; die farbige Auflage auf dem Deckel muß 
auf dem Rücken, wenn auch in zurückhaltender Form, 
irgendwie angedeutet werden. Besteht die Deckel¬ 
verzierung aus Linien, so ist die Aufgabe, da die von 
diesen Linien gebildeten Formen auf dem Rücken 
wieder erscheinen können, wesentlich einfacher. Der 
Erfindungsgabe des Einbandskünstlers sind dabei 


durchaus keine engen Grenzen gezogen. Er kann 
dem reich verzierten Rücken wohl eine spärlicher ge¬ 
schmückte Einbanddecke gegenübersetzen und um¬ 
gekehrt. In vielen Fällen wird der bündelose Rücken, 
der von den Buchbindern viel zu wenig beachtet wird, 
reichere Abwandlungen, stärkere Anpassung an die 
Deckelverzierung erlauben, als der Rücken mit Bün¬ 
den. Über diesen bündelosen Rücken noch ein Wort: 
Es ist falsch, auf ihm etwa Blumen, naturalistisch 
nachgebildete anzubringen, die gleichsam aus dem 
Boden, also dem unteren Teil des Rückens heraus¬ 
wachsen. Es versteht sich von selbst, daß eine solche 
Zeichnung völlig unkonstruktiv ist. 

Über den Einbandtitel braucht nicht allzuviel ge¬ 
sagt zu werden. Als eine Regel wird es von den Buch¬ 
bindern betrachtet, die Schrift des Rückentitels der 
des Buchtextes anzupassen. Man druckt den Rücken¬ 
titel jeweilig in Antiqua oder Fraktur, je nachdem das 
Buch selbst eine oder die andre Schriftform aufweist. 
Das darf man bei einfacheren Einbänden als fest¬ 
stehende Regel betrachten. Bei künstlerischen Ein¬ 
bänden wird man sich hieran nicht immer halten 
können, da die Schrift dem Charakter der ganzen Ver¬ 
zierung angepaßt sein muß. Hier nehmen auch die 
meisten Buchbinder erfreulicherweise nicht fertig ge¬ 
gossene Typen, sondern sie stellen die Schrift aus 
Linien und Bogen, selbst aus Punkten her, um so eine 
künstlerische Einheit zu erzielen. Der größere Auf¬ 
wand an Arbeit, der hierdurch entsteht, darf bei dem 
kostbaren Einband nicht in Betracht kommen. — Im 
allgemeinen verfügt man in Buchbindereien über ver¬ 
altete Schriften, so daß viele sonst geschmackvoll ge¬ 
arbeitete Einbände durch die häßliche und unpassende 
Schrift völlig verdorben werden. Hierin wird sehr 
viel gesündigt, und eine radikale Besserung wäre an 
der Zeit. Wie viele Einbände gibt es, aus eigenartigen, 
bizarren Materialien zusammengestellt, deren Titel 
alsdann wie häßliche Flecke erscheinen.—Die Form 
des Rückens selbst ergibt sich aus dem Arbeitsvor¬ 
gang. Das Buch wird nach dem Heften, wenn der 
Rücken geleimt ist, rundgeklopft, d. h. der Rücken er¬ 
hält eine rundliche Form, der sich der vordere Schnitt 
anpaßt. Das Abpressen des Buches, d. h. das An¬ 
bringen des Rückenfalzes, gibt dieser Rundung Festig¬ 
keit. Das Runden des Buches geschieht aus dem 
Grunde, um dem Buchblock größere Festigkeit zu 
geben. Aber auch hierin wird oft zu viel getan, und 
der Buchbinder hat noch längst nicht genügend den 
ästhetischen Reiz des geraden Rückens erkannt. Ein 
Buch mit geradem Rücken wird von allen Seiten nur 
von geraden Linien begrenzt. Das wirkt auf das Auge 
äußerst wohltuend, das Buch erscheint wie etwas. 
Einheitliches, seine einzelnen Teile als etwas innig 
Zusammenhängendes. Viele Bücherfreunde ziehen 
Einbände mit geraden Rücken vor; und ich kann nicht 
finden, daß sie hierin unrecht haben. Man braucht 


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Archiv für Buchgewerbe 


den geraden Rücken nicht zur Regel zu machen. Oft 
vielleicht wird man den strengen Charakter, den er 
dem Buche gibt, nicht gebrauchen können. Dann ist 
es eben Sache des feinfühligen Buchbinders, sich für 
den andern Rücken zu entscheiden. — Ich glaube, daß 
dieser kurze Versuch, von der technischen Ästhetik 


des Buchrückens zu sprechen, gezeigt hat, ein wie 
schwieriges Handwerk das des Buchbinders ist, der 
fast bei jedem Arbeitsvorgang über dessen ästhetische 
Wirkung nachdenken muß. Tut er dies aber, dann 
hat er eine der edelsten Schöpfungen handwerklichen 
Fleißes, den schönen Bucheinband, hervorgebracht. 


Der „Frieden von Bukarest“ als Druckwerk 

Von Geheimrat Dr. L. VOLKMANN, zurzeit Hauptmann bei der Militärverwaltung Rumänien 


D er kürzlich zum Abschluß gelangte Friedens¬ 
vertrag mit Rumänien beschäftigt seinem In¬ 
halte nach zurzeit lebhaft die Öffentlichkeit 
und begegnet so mancher durch keinerlei Sachkennt¬ 
nis getrübten Kritik. Weniger bekannt ist es wohl, 
daß er auch rein äußerlich als Druckwerk betrachtet 
eine ganz achtbare Leistung darstellt, und so mag 
hierüber kurz einiges mitgeteilt sein. Tatsächlich ist 
die Druckerkunst bei der Vorbereitung und endgül¬ 
tigen Fassung des Vertrages in sehr erheblichem 
Maße herangezogen worden, und zwar erfolgte die 
gesamte Herstellung in dermeinerBukarester Dienst¬ 
stelle zugehörigen rumänischen Staatsdruckerei, die 
mit etwa 200 rumänischen Arbeitern unter Aufsicht 
einiger deutscher Militärpersonen arbeitet. Sie diente 
im Frieden nur der Herstellung des Staatsanzeigers 
und der behördlichen Berichte, Formulare usw. und 
war daher ziemlich einfach eingerichtet; ist doch z. B. 


die Einführung der Setzmaschine wie die Angliede¬ 
rung einer Steindruckabteilung erst durch uns erfolgt. 

Schon geraume Zeit vordem endgültigen Abschluß 
des Friedens waren die Vertreter der verbündeten 
Regierungen in Bukarest zusammengekommen, um 
zunächst untereinander die wichtigsten Fragen zu 
klären. Zu diesen Beratungen wurden bereits vor¬ 
läufige Entwürfe in deutscher Sprache gedruckt, die 
als Unterlagen für die Verhandlungen dienten und 
natürlich ganz einfach ausgestattet wurden. Allmählich 
gestaltete sich das gesamte überaus verwickelte 
Paragraphenwerk immer fester und klarer, und am 
7. Mai konnte bekanntlich, nach Eintreffen des Staats¬ 
sekretärs v. Kühlmann und des Grafen Czernin, die 
formelle Unterzeichnung im Schlosse Cotroceni er¬ 
folgen. Auch sie erfolgte jedoch — wenn auch mit 
bindender Kraft — in einer nur vorläufigen äußeren 
Gestalt, insofern damals nur der deutsche Text 



ul Grund dMArllktlXm 
Ab*. 2 de* Fnedraw- 
trag* iwocfaen DeuUcb- 
kad, (jrterrnrh-Ungani, 
Bulgarien und der Türk« 
«iomeib und Rumänien andere rseiu sind 
di« Be vollmAchtigteD des 
Deutschen Reichs, nämlich 
der SiaataaehrriAr des AuswArtigra Amte«, 
Kaaerlfcher Wirkliche Geheime Rai 
Herr Richard von Kühl mann, 
der kaneriiche Wirkliche Geheime Rat 
Herr Paul von Koerner, 
der Direktor im Auswärtigen Amte, 
Kaixrlichcr WukUcher Geheimer Rat. 

Herr Dr. Johannes Kriege, 
der Kootghrh Premsurhe Generalmajor 
Herr E m i I H * 11 , Chef des Genera Mab« 
des «t|<fkrwnnwvJo« der Heeresgruppe 
»on Mac kernen, und 

der Kanrrtirhr Kap>ian rur Src Herr 
Hans Ban«, sowie 

dis Berollmlthitglen des König¬ 
reichs Rumänien, nämlich 
der küruglirhe Ministerpräsident Herr 
Alexandra Marghilomtu, 
der Königliche Minister des Austern Herr 
Constantia C. Arion, 
dar Köoiglirhe bevoümachugle Minister 
Herr loan N. Papiniuund 


n bau art. XXIX, ahn. 2 
•I Iratalulul de pace diotre 
Romania, de 0 partr, yl Ger¬ 
mania. Austro-Ungana.Buk- 
garu viTurcii.de alt* pari«, 

PlaaipoiaDiiarii Tiegs tului 
Rominiai, anume. 

MiniatnihPreyrdiota Regal. Domnul 
Aleaandru llarghiloman, 

MumlrulRegalalaCaferiloratri ine. Domnul 
Coniianlin C. Arion, 

Uinnirul plenipotcn|iar Regal, Domoul 
loan N. Papiniu yi 
klimeirul plempoterfliar Regal ai dispoitibi- 
liute, Poinnul 
Mibail N. Burghele, 
prerum yi 

Plenipoitnüariilmperiului 
German, anume 

Secrctarul de Stal al drperlamrnlului da 
externe, Consiberul Imperial miuu actual, 
Domoul Richard von Kublmann, 
Cotnilierul Imperial intim xrftul, Domoul 
Paul von Koarasr, 

Dirrclorul In depai lamcniul de eiten*, 
Comdimri Imperial mlim aciuai. Domnul 
Dr Johannes Kriege. 
Generalul Major Regal Pruvan. Domnul 
Emil Hell. §eful suiului major al Co- 
mandamentului de cipi len* al grupei da 
arnuli vno Mackensen, ;i 




u 


Österreich isch-Unga rlach-RumAnischer 
rechtspolliischer Zusatzvertrag 

ru dem Friedeawertrage i wischen Deutschland, 
Oslemich-Uogarti, Buigarfra uod der Türkei 
cioencits und Ru minien «aüermrita. 

aut Artikel XXIX des am 
7. Mai 1 #18 in Buk artet unter- 
(eirhnelen Frieder» vertrag«* 

twiacheo Deutschlaod, &l*r- 
rweb-Ungarn, Bulgarien und 
der Türkei eiocnriU uod 
Rumänien andererseits sind dn Bevoilmürh- 
liften öaterrwb-Ungarn», nümlich: 
der Mimatcr da kante heben and kfaighcbm 
Haus« und das Äusaern, Seiner k. u k. Apo- 
rtohacbeo Majwtit Geheimer Bat, Herr 
Stephan Baron Buridn *on Rajeez, 
dar k. k. öilerreichiacba HamMammnttr. 
Seiner k. u. k. Apeetolueben Majeetat Gebei- 
mer Rai. Herr Dr. Friedrich Freiherr 
•on Witter und 

der kgl. ungarnebe HandebminHlar, Seiner 
k. u. k. Apoatolncban Majmttl Geheimer 
Bat, Herr Joaef Silcrinyi, 
wv« die Bevollmüchügtoo dm köoigraKhaa 
Rumänien, nämlich : 
der königliche MmwtcrprtMdent, Herr 
Alexandra Marghiloman, 
dar königlich* Mittäter dr* Äamern. Herr 
Conatanlm C Arion, 
der kioigtiebe bevollmächtigte Minister, Herr 
loan N. Papmi u und 
der königliche bevollmächtigt* Minister ui 
DopombüiUt. Harr Mikail N Burghele. 
ühereingekoaifne«. dx Wiedertiorslellung der 
ödealJichrn und prirstm Rechtabexiehwngrn, 
den Ervati wo Krieg»- und Zi»ibrhAden. den 
Auatanach der Kriegsgefangenen und Zivtl- 
mternlerten, die A nieart xfrag*. »owio dw 
Frage der Behandlung der in die Gewalt d« 
Gegners geratenen Fluarfahrteuge and too- 
■tigen Verkehrsmittel ün VerbklmtaM sw)- 


OSZTRAK-MAGYAR-RUMAK MGI & POLITIK Al 
kiegEszito SZERZÖDß 

U rgjfrldl RCmetonjüg. Ansxtrii-Mxgyaror- 
tzüg, Bnlgüria ts TOrokomXg.mtofeiÄI Rursaoia 
kütütt kdtttt bfkazeriödfabez. 

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Bulgarin tm TörOkomig. 
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Bukarestben aliirt bekoa- 
enödda XXIX. eikke Srteimfben Ausatha- 
MagyeroresAg roogbaUlrnazottai, ügyrnint: 

rajeeii bür« Boritn Istvin ür, 
a ca. «a kir. HAi Sa a külügyek mir alle re. 
6 e». da apostoli kir. Feteügduek bebö Utkoa 
taaAcaoaa, 

dr. bdrö Wieirr Frigyes ür, oaxtrik cs. 
kir. kereskedelemügyt minewter, Ö cs. H 
ipoaloli kir. Frt»*g*nek bdaO htkos lanA- 

Stlerdn yi Jössaf ür, magyar kir. keres- 
kcdeleroCigyi mimaster, Ö es c* spoaioli kir. 

KeMfCoek bebA tilko* taaienzsa. 
ügyaainUn a Rumin kirülysig megbaulins- 
sotUi, ügymint 

Marghiloman Alexandra ür, kirllyi 
rainntHrrinuk, 

Arion Conataatin C. ür, kirülyi kdlügy- 
miniester, 

Papiniu loan N ür,kirilyi meghatalma- 
roit mmnxler Cs 

Burghele Mihail N. ur, kirülyi mrgha- 
talmarotl mimszier rendelkezCs« illomknyban. 
megilUpodUk, hogy » kdrjogi Cs a magin- 
jogi jogwsaonyok hetyreülliUeit, a hadi-C» 
polgin Itirok megUntCset. a twdüoglyok Ca 
polgin intemillak kic»ereiCs*t. a köikegyetam 
kCrdCael, ügyazintin ai ellenfCl hnlalmiba 
került lolyaim jirdmdvtkkel tm cgyüb köilr- 
krddu asxkdiökkel eaemben követenddelbinia 
kücdbüt egyfalöt as sailrik-Dsgyar mocer- 


- " □ 

TRATATUL JURIDIC POLIHC 

Amlro-Ungir-Romin aditumil la trxtetol da 
pace diotre Germania. Aaitro-Ungar», tolgana 
yi Turda, dr o partc, >i Bern» dis. de alti parle. 

oolorm artieolului XXIX al 
traUtului de paoe annnal U 
7 KUiu 1918 la Bucurnti 
intre BomAnia de o perle }i 
Germanin. Auatro-Ungana. 
Bnlgaria yt Tarda, de alU 
partc. plenipotooliahi Hagatului Romlnm 
anume: 

Minwtrul Prepadinte Regal, Domnul Alexan¬ 
dra Mxrghilomao, 

Mimatrul Regal al ahcerikir strline, Domnul 
Conatanlin C. Arion, 
MuuatrulPknipoUmliarRegal,Domnul loan 
H. Papiniu. y< 

Mmislrul PUmpotunliar Regal ln diaponibt- 
litatc, Domnul Mibail N Burghele, 
prccum yi plCDipotenpani Ausiro-Unganei, 
anume: 

Miniatrul Canti Imperiale yi Regale yi de 
externe, Comilier Intim alMajmUki Sxle I ji R. 
ApwitoUce, Domnul Riefen Baron Buriio 
de Rajecr. 

Mimstrul I R. Austnac de romert. CotmIkt 
I ntim al Maje*U|ei Sale I. yi R. Aponloitcr. 
Baroa Dr. Friedrich de Wlcser u 
Min nt rul de comert Regal Ungur, Comilier 
Intun ai Maj«lt|ei Sale I. yi R. Apretolre. 

Domnul lotef Srterdnyi 
au ronvenit ra In rapnrtul d'intre Romima 
de o parle fi Mocurhia Au'tro-lmgaii. adicü 
d'mlre Austria yi Un(»ria, de allk parle, ak 
reguleze MrS InlArxierr rmubilirce reU|iu- 
nilor de drept pubUe yi privat. roUilmm 
pegubeior de rtsboiu yi cmle, sdiimbul dr 
pritonian de rüsboiu yi de inlarnap cuiü, 
cbeatiunea amncatiei, pivtum yi ckcstiunea 






0 


Abbildung 3. Erste Seite des deutsch-rumänischen 
Wirtschaftsabkommens (stark verkleinert) 


Abbildung 4. Erste Seite des österreich-ungarlsch-rum2nischcn 
rechtspolitlacben Zusatzvertrages (stark verkleinert) 


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Beilage zum Archiv für Buchgewerbe Zu dem Aufsatz: Der Frieden von Bukarest als Druckwerk 












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Archiv für Buchgewerbe 


gedruckt vorlag und von allen Teilen unterschrieben 
wurde. Immerhin war auch hierzu schon eine sehr 
beträchtliche Arbeitsleistung der Druckerei nötig, 
denn neben dem eigentlichen Friedensvertrag selbst 
handelte es sich um eine ganze Reihe von Zusatz- 
und Sonderverträgen, Protokollen und dergleichen, 
meist über politische und wirtschaftliche Einzelfragen, 
die insgesamt Hunderte von Seiten ausmachten. Und 
da die Manuskripte natürlich erst in letzter Minute 
fertig geliefert werden konnten, so mußte mehrere 
Nächte mit Doppelschicht durchgearbeitet werden, um 
rechzeitig fertig zu sein. Auch diese Fassung war, in 
Folioformat, ganz einfach in der Ausstattung; nur die 
Türken hatten ihre Sonderverträge, in französischer 
Sprache, bereits mit Initialen und Ornamenten ver¬ 
sehen und zweifarbig hersteilen lassen. Zum Druck 
wurde ein prachtvolles,starkes,holzfreiesDokumenten- 
papierbenutzt,von dem behauptet wurde,es gebe selbst 
schon beim Knittern einen Klang wie Friedensglocken. 

Aber auch diese Fassung war, wie gesagt, noch 
nicht die endgültige, vielmehr wurden diejenigen 
Exemplare, welche schließlich in den Staatsarchiven 
zur Aufbewahrung gelangen sollen, erst nachträglich 
nach der Abreise der leitenden Staatsmänner her¬ 
gestellt, von den noch anwesenden Delegierten unter¬ 


schrieben und gesiegelt, um dann den Ministern zur 
Unterschrift in die verschiedenen Hauptstädte ge¬ 
sandt zu werden. Die Herstellung dieser endgültigen 
Exemplare nun erfolgte in fünf Sprachen: deutsch, 
ungarisch, bulgarisch, türkisch und rumänisch und da¬ 
bei wurde wohl zum ersten Male der Versuch gemacht, 
ein solches diplomatisches Aktenwerk gleichzeitig zu 
einer typographischen Musterleistung im Sinne neu¬ 
zeitlicher Buchkunst auszugestalten. Der eigentliche 
Friedensvertrag selbst, von dem hier der Titel und 
die erste Seite abgebildet werden, bot eben durch die 
Fünfsprachigkeit die größten Schwierigkeiten. Als For¬ 
mat wurde ein mächtiges Quer-Folio gewählt, das die 
ganze Größe des Papierbogens ausnutzte und den fünf 
Spalten nebeneinander Raum bot. Für den deutschen, 
ungarischen, bulgarischen und rumänischen Text 
waren die Typen mit den nötigen Akzenten vorhanden; 
das Türkische mußte von einem Botschaftsrat ge¬ 
schrieben und danach in Zink geätzt werden, was eines¬ 
teils bei den vielen nachträglichen Korrekturen argen 
Aufenthalt verursachte, andernteils die Spaltenlänge 
vermehrte und dadurch weiße Lücken in den übrigen 
Texten hervorrief, die man lieber vermieden hätte. 
Trotzdem wurde durch eine kräftige, einfache Linien¬ 
einfassung in lebhaft grüner Farbe die einheitliche 



Abbildung 5. Erste Seite des Friedensvertrages von Brest-Lltowsk (stark verkleinert) 


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Archiv für Buchgewerbe 


straffe Zusammenfassung des Ganzen erreicht. Die 
erste Seite wurde noch mit Initialen auf grünem 
Ornamentgrunde geschmückt; im Türkischen, das ja 
von rechts nach links läuft und keine Initialen kennt, 
wurde des Gleichgewichtes halber dafür ein Halb¬ 
mond an der entsprechenden Stelle eingesetzt. 

Bei den verschiedenen Sonderverträgen, die je nach 
derZahl der beteiligten Staaten zwei- oder dreisprachig 
waren, wurde das Format demgemäß verändert, die 
übrige Ausstattung mit leichten Variationen ganz 
ähnlich durchgeführt. Die ersten Seiten des'deutsch- 
rumänischen Wirtschaftsvertrages und des öster¬ 
reichisch-ungarisch-rumänischen rechtspolitischen 
Zusatzvertrages sind als Beispiele hier abgebildet. 
Zugleich kann daran ersehen werden, in welcher 
Weise alle Vertragsexemplare mit Schnuren in den 
betreffenden Landesfarben geheftet und mit Siegeln, 
die in Holzkapseln eingedrückt wurden, versehen 
werden mußten: an den fünfsprachigen Verträgen 
hingen fünf, an den dreisprachigen drei, an den zwei¬ 
sprachigen zwei Siegel untereinander. Was die ganze 
Arbeit so ungeheuer kompliziert machte, war der 
diplomatische Brauch, daß immer in dem Exemplar, 
welches die Regierung eines beteiligten Staates be¬ 
kommt und ihrem Archiv einverleibt, ihre Landes¬ 
sprache an erster Stelle stehen muß, ebenso ihre 
Delegierten zuerst genannt werden, ferner die Heft¬ 
schnur die betreffende Landesfarbe trägt und das 


entsprechende Siegel zuerst kommt. Das war für den 
Druck natürlich überaus erschwerend, da nicht nur 
die verschiedenen Spalten fortwährend ausgewechselt 
werden mußten, sondern auch innerhalb der ersten 
Spalte jeweilig die Reihenfolge der Delegierten zu 
ändern war. Mit wiederholter Nachtarbeit unter stän¬ 
diger Anwesenheit von Vertretern der verschiedenen 
Regierungen wurde aber auch dies glücklich und 
pünktlich überwunden, und in der Nacht vom 16. zum 
17. Mai konnte die Heftung und Siegelung der in 
sauberen grünen Leinwandmappen mit farbigem Auf¬ 
druck liegenden Vertragsexemplare erfolgen, die früh 
5 Uhr beendet war. Um 10 Uhr erfolgte dann die 
Unterzeichnung, und noch am selben Mittag reisten 
die Delegierten mit Sonderzug ab. So stellt vielleicht 
der Frieden von Bukarest eine besondere Betätigung 
der graphischen Kunst in diesem Kriege dar, die 
seine kurze Erwähnung im Archiv für Buchgewerbe 
rechtfertigt. Als Vergleich kann die erste Seite des 
Friedens von Brest-Litowsk gegeben werden, der unter 
viel ungünstigeren äußeren Verhältnissen nur ganz 
einfach durch Überdruck von der Schreibmaschine 
bzw. lithographisch hergestellt werden konnte. — Ich 
möchte diese Zeilen nicht schließen, ohne des Leiters 
und des übrigen militärischen Fachpersonals der 
Bukarester Staatsdruckerei mit Dank und Anerken¬ 
nung für ihre oft bis an die Grenze des Möglichen 
gehende Hingabe und Arbeitsfreudigkeit zu gedenken. 


Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis 


Schriftschnitt und Schriftguß 
Schlcksaleund Lebenswege alter Schriftgießereien. 

Zur Ergänzung einer in Heft 1/2 des Archivs gebrachten 
Notiz lassen wir noch das nachstehende Eingesandt folgen: 
Im Jahre 1743 gründete Friedrich der Große die erste preu¬ 
ßische Staatsdruckerei, die, wie es damals üblich war, ihre 
Schriften selbst schnitt und goß. Dem berühmten Stempel¬ 
schneider Johann Michael Schmidt aus dem Haag wurde 
die Leitung übertragen. Später wurde die Schriftgießerei 
aus unbekannten Gründen von der Staatsdruckerei losgelöst 
und zwar mit allen ihren Beständen „dem von Wittenberg 
in Sachsen allhier sich niedergelassenen Schriftschneider 
und Gießer Johann Ludwig Zinck für 300 Taler erb- und 
eigentümlich“ überlassen, dann kam sie 1770 in den Besitz 
des Schriftgießers Johann Gottlieb Francke, vererbte sich 
bis auf dessen Enkel, der sie im Jahre 1872 an die Danziger 
Buchdruckerei A. W. Kafemann verkaufte und dort unter 
derFirmaJ.G. Francke Nachfolger bis I912fortführte. Durch 
Verkauf kam diese Gießerei nunmehr an Otto Tech nach 
Berlin, und diese Firma wiederum ist vor kurzem von der 
H. Berthold A.-G. übernommen worden. Auch mit einer 
andern berühmten alten Schriftgießerei ging es ähnlich. 
Im Jahre 1799 kaufte Justus Erich Walbaum von dem Buch¬ 
drucker Kircher in Goslar eine Schriftgießerei, die er nach 
Weimar verlegte. Justus Erich Walbaum hat sein Verständ¬ 
nis für Formen als Konditorlehrling erkannt. Er bildete 
sich im Formenstechen aus, indem er Denkmünzen schnitt 


und goß, kam dann auf den Stempelschnitt und machte 
Matrizen und Instrumente fürSchriftgießer. Berühmt wurde 
er durch die von ihm und seinem Sohn Theodor geschnit¬ 
tenen Fraktur- und Antiquaschriften. Es ist gewiß ein gutes 
Zeichen für den Geschmack unsrer Zeit, daß gerade unsre 
großen Künstler wieder auf diese edlen Schriften, die so 
lange der Vergessenheit angehörten, zurückgreifen. So hat 
unter andern kein Geringerer als Professor Bruno Paul in 
der bekannten modernen Zeitschrift „Der Wieland“ vor¬ 
zugsweise die Walbaum-Antiqua zur Anwendung gebracht. 
Im Jahre 1838 kam die Walbaumsche Schriftgießerei unter 
abermaliger Verlegung ihres Sitzes an die Firma F. A. Brock¬ 
haus in Leipzig, die sie zur größten Schriftgießerei in Leipzig 
entwickelte. Später spielte sie vorübergehend nur die Rolle 
einer kleinen Hausgießerei, um vor einigen Jahren durch 
Aufnahme moderner Schriften wieder zur Handelsgießerei 
vergrößert zu werden. Mit der kürzlich gemeldeten Über¬ 
nahme der Schriftgießerei F. A. Brockhaus sind nunmehr 
auch Walbaumsche Schriften in den Besitz der H. Berthold 
A.-G. übergegangen. 

Satz und Druck 

Einfluß der Temperatur auf das Drucken. Fast jedem 
Maschinenmeister dürfte es bekannt sein, daß sich morgens 
beim Druckbeginn ein andrer Farbeton ergibt als bei Be¬ 
endigung der Tagesarbeit, wo der Druckraum und das 
Farbwerk die wünschenswerte Temperatur aufwiesen. Bei 


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Archiv für Buchgewerbe 


minderwertigen Arbeiten tritt dieser Obelstand weniger in 
Erscheinung, der Fortdruck kann hier meist ohne nach¬ 
teilige Folgen für die Arbeit beginnen. Ganz anders liegt 
die Sache aber bei sogenannten Qualitätsarbeiten, die nur 
bei richtiger Erwärmung des Druckraumes in vollem Maße 
gelingen können. Die Erwärmung des Farbwerkes müßte 
damitHand in Handgehen. Washat man in dieser Richtung 
nicht schon alles versucht! Mancherlei Erfinderisches 
ließe sich da aufzählen. Aber alles wanderte wieder all' 
mählich in die Ecke, denn was nützt einem wohl die an¬ 
gewärmte Farbe, wenn die Eisenzylinder Eiskälte besitzen? 
Jlier muß allgemeine Wärme einsetzen, die freilich nicht 
erst beim Arbeitsbeginn in die Wege geleitet werden darf! 
Da heißt es Vorbeugen oder aber man wartet mit dem Druck, 
bis die notwendige Temperatur erreicht ist. Andre Aus¬ 
wege gibt es doch nicht, sofern man die einwandsfreie 
Drucklegung nicht gefährden will. Allerdings gibt es heiz¬ 
bare Farbwerke und sogar Druckfundamente lassen sich 
zufolge geeigneter Vorrichtungen erwärmen, um so dem 
rupfenden Kunstdruckpapier die Schärfe zu nehmen, in¬ 
dem sich warme Typen und Farbe darauf abdrucken — ein 
durchaus anziehendes Bild für den Drucker angesichts 
eines kalten Wintermorgens. Aber es sind wohl nur Einzel¬ 
fälle, die uns hier vorschweben, gedacht für Sonderbetriebe, 
die eben mit allen Mitteln arbeiten, um mit ihren Erzeug¬ 
nissen oben zu bleiben. Wir Kleinen müssen uns da schon 
anders behelfen, um über niedrige Wärmegrade beim Druck 
hinwegzukommen. Dabei denke ich an das von einem be¬ 
kannten Fachgenossen ins Leben gerufene gesonderte Ein¬ 
laufenlassen des Farbwerkes, ohne den sonstigen Mecha¬ 
nismus der Presse oder Maschine in Bewegung setzen zu 
müssen. Der Verfasser erinnert sich, auf der Bugra eine 
Tiegeldruckpresse mit dieser hervorstechenden Neuerung 
in Tätigkeit gesehen zu haben. Nach von ihm eingesehener 
Patentschrift läßt sich diese wichtige Sache mit gleichem 
Vorteil auch auf die Schnellpresse anwenden. Bei der 
jetzigen Erschwernis des Walzenschwundes und Kohlen¬ 
mangels sind derartige drucktechnische Verbesserungen 
nicht von der Hand zu weisen, aber sie lassen sich wie die 
bereits oben gestreiften anderweitigen Behelfe zur Erwär¬ 
mung des Farbwerkes wohl nur vereinzelt antreffen, mithin 
muß schon die Selbsthilfe in Tätigkeit treten, wenn es 
morgens beim Beginn der Arbeit mit dem Weiterdruck 
hapert, weil es dem Druckraum noch an der richtigen Er¬ 
wärmung fehlt. Zu diesem Zwecke stellt man die Auftrag¬ 
walzen, um deren Erwärmung es sich hauptsächlich handelt, 
um zwei volle Umdrehungen amWalzenschloßhöher,um die 
Walzen von der Form abzubringen, und läßt die Maschine 
alsdann einige Zeit blind laufen, bis Walzen und Farbe die 
zu einem anstandslosen Fortdruck erforderliche Geschmei¬ 
digkeit erreicht haben. Natürlich muß die Erwärmung des 
Druckraumes mit diesem Behelf Hand in.Hand gehen. Das 
Verstellen der Walzen ließe sich zwar durch das vorüber¬ 
gehende Ausheben nicht zu großer Formen umgehen, doch 
halte ich die erstere Methode als die sicherere, obwohl das 
zeitweilige Verstellen der Auftragwalzen auch nicht gerade 
empfehlenswert erscheint. Wenn jedoch die gegebene Zahl 
der Umdrehungen genau eingehalten wird, so wird sich die 
Walze ohne Schwierigkeit wieder auf ihren normalen Stand 
bringen lassen. Maschinen mit verstellbarem Druckfunda¬ 
ment lösen diese Temperaturfragen auf Grund eigener 
Praxis geradezu ideal, weil hier die Form durch einige 


Handgriffe gesenkt und daher leicht außer Berührung mit 
den Auftragwalzen und auch dem Druckzylinder gebracht 
werden kann. Km. 

Setzm aschinenwesen 

Vorsicht beim Umschmelzen von alter Schrift für 
Stereotypie und Setzmaschinen. Bisher war man der 
Annahme, daß man sich in der heutigen bleiarmen Zeit 
damit helfen könnte, wenn man in Stereotypie- und Setz¬ 
maschinenbetrieben alte Handsatzschrift verwendete. Dar¬ 
über wird man in Nummer 21 der Z. f. D. B. anders belehrt. 
Es heißt da: Zur Beschaffung von Neumetall fürStereotypie 
und Setzmaschinen sind viele Buchdruckereien der Mei¬ 
nung, daß sie abschlägige Schriften einschmelzen können, 
um damit ihre Stereotypie- und Setzmaschinenbetriebe auf¬ 
zubessern. Wir machen darauf aufmerksam, daß das nicht 
zulässig ist, die betreffenden Firmen machen sich vielmehr 
straffällig, denn es dürfen nur gleichwertige Metalle um¬ 
geschmolzen werden. Da nun Schriften einen Durchschnitts¬ 
gehalt von 5 Prozent Zinn und 22 bis 25 Prozent Antimon 
aufweisen, während Stereotypie- und Setzmaschinenmetall 
etwa 3 Prozent Zinn und 12 bis 15 Prozent Antimon ent¬ 
halten, so ergibt sich hieraus die Berechtigung der gesetz¬ 
lichen Bestimmung. Das Einschmelzen von Schriften für 
Stereotypie- und Setzmaschinenzwecke fällt übrigens nicht 
unter den Begriff „Verwertung im Kreislauf des Betriebes“. 
Wenn also Neumetall benötigt wird, so muß man sich zur 
Beschaffung an die Metallvermittlungsstelle für das gra¬ 
phische Gewerbe in Leipzig, Buchgewerbehaus, wenden 
und dabei die erforderlichen Vorschriften einhalten. Sk. 

Patenterteilung. Unter Nr. 301837 erhielt die Mergen- 
thaler Setzmaschinenfabrik in Berlin ein wichtiges Patent 
erteilt: Der Sammler ist auf einer Achse so drehbar an¬ 
geordnet, daß die in ihm zu einer Zeile gesammelten Ma¬ 
trizen, die auf einer oder beiden Seiten mit Schriftzeichen 
versehen sind, mit der einen oder andern Schmalseite in 
die wirksame Stellung gegenüber der Gießvorrichtung ein¬ 
gestelltwerden können. Dabei ist bei dem Weitergang der 
Zeile durch die Maschine die Achse des Sammlers senk¬ 
rechtzu ihrer Längsrichtung so beweglich, daß der Sammler 
von den anschließenden Teilen der Maschine entkuppelt 
werden kann. Vermittelst dieser Vorrichtung wäre es also 
möglich, wenn die Matrizen auf beiden Schmalseiten mit 
Schriftbildern versehen sind, mit einem einzigen Satz Ma¬ 
trizen vier verschiedene Schriften zur Verwendung bringen 
zu können. Sk. 

Klischeeherstellung 

Die Erhaltung heller Wolken in Autotypieätzungen. 

Wenn der Gesamtton des Himmels ziemlich hell geätzt 
werden muß, so verlieren sich beim Tonätzen die feinen 
Gegensätze mehr und mehr. Dem weniger geübten Chemi- 
graphen fällt es dann schwer, die Formen richtig zu er¬ 
kennen und wiederzugeben. Werden im Negativ solche 
Partien mit fein pulverisiertem Graphit verstärkt, dann tritt 
bereits beim Kopieren eine Verminderung des Umfanges 
der Lichtpunkte ein. Solche Lichtpartien sind gerade im 
Negativ sehr deutlich sichtbar, denn dort ist am meisten 
geschwärztes Silber, weil die gedeckten Punkte Zusammen¬ 
hängen. Die Ränder der Punkte haben am meisten Halbton¬ 
hof und nehmen stärker Graphit an als kleine freistehende 
Pünktchen. Für die Menge des Auftrags wird sich jeder in 
kurzer Zeit hinreichend Erfahrung aneignen, ln der Regel 

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Archiv für Buchgewerbe 


hat sich gewohnheitsmäßig der Kopierer darauf beschränkt, 
die schwachgedeckten Tiefenpunkte durch Überreiben mit 
einem Wattebausch und Graphit zu verstärken. Als Hilfs¬ 
mittel zum Auftrag dient ein weicher Lederwischer, zur 
Not auch ein wenig Watte, die um einen schwachen Pinsel¬ 
stiel oder zugespitztes Holz gewickelt wird. Ist das Negativ 
gummiert und matt aufgetrocknet, so haftet Graphitpulver 
gut. Schnelles Trocknen über Gas bringt häufig eine glän¬ 
zende, glatte Oberfläche hervor und verhindert die Graphit¬ 
annahme. Auf Negativen ohne Schutzüberguß muß mit 
schwachem Druck gearbeitet werden, um Risse zu ver¬ 
meiden. Die Arbeit des Chemigraphen läßt sich so unter¬ 
stützen, was bei den jetzigen Ätzverhältnissen der Beachtung 
wert ist. K. 

Buchbinderei 

Buchbinderstempel und-Schriften. In Heft 11/12 des 
Archivs für Buchgewerbe befindet sich auf Seite 255 ge¬ 
legentlich der Besprechung des Illustrierten Lehrbuches 
von Brade folgender Satz: „Was an beweglichem, das heißt 
zusammensetzbarem Material auf dem Markte ist, kann nur 
bedingtermaßen als künstlerisch bezeichnet werden, und 
die Fälle, in denen der Buchbinder dieses Material mit Ge¬ 
schmack verwendet, sind wohl seltener, als wie diejenigen, 
in denen er die vielen Figuren solcher Ornamentserien zu 
einem recht eigentümlichen Gewirr zusammenstellt.“ Ich 
kann diese Behauptung nur mit sehr wesentlichen Ein¬ 
schränkungen gelten lassen. Es soll zugegeben werden, daß 
ein sehr großer Teil des buchbinderischen Handvergolde- 
und Preßvergoldematerials künstlerischen Ansprüchen 
noch immer nicht genügt, und daß es gerade diese Stempel, 
Platten usw. sind, die von den Buchbindern mit Vorliebe 
angewendet werden. Es ist leider immer noch der Fall, 
daß ein großer Teil der Angehörigen des Buchbinderhand¬ 
werks sich in geschmacklich längst überholten Bahnen be¬ 
wegt. In den Fachzeitschriften derBuchbinderwird dagegen 
seit Jahren angekämpft, aber es ist meist nur ein Kampf 
gegen Windmühlen, solange der Handwerker nicht über ein 
geschmacklich gutes Empfinden verfügt. Leider ist auch 
vielfach das Druckmaterial der Fachschulen nicht dazu an¬ 
getan, den Nachwuchs hier auf einen bessern Weg zu lenken. 
Hervorgehoben muß aber werden, daß es der Buchbinderei 
keineswegs an gutem beweglichem Material fehlt. Die Be¬ 
strebungen, die Handvergoldestempel vom veralteten Wust 
zu befreien, liegen bereits eine Reihe von Jahren zurück. 
Schon im Jahre 1898 gab die Magdeburger Gravieranstalt 
Edm. Koch & Co. moderne Stempel für Handvergoldung und 
Vergoldepresse nach Entwürfen von Paul Kersten heraus. 
Kersten war damals noch stark im Banne des Jugendstils, 
dennoch wiesen seine Entwürfe ein durchaus eigenes Stil¬ 
empfinden auf und waren vor allen Dingen ganz auf die 
Bedürfnisse des Handwerks eingestellt. Es ist bezeichnend 
für die Eigenart der Kerstenschen Stempel, daß viele von 
ihnen heute noch nicht als überholt betrachtet werden 
können. Immerhin muß auch hier zugegeben werden, daß 
viele Buchbinder mit diesen Stempeln nichts Rechtes an¬ 
zufangen wußten. Das mag vielleicht daran liegen, daß die 
Kerstenschen Entwürfe eine starke persönliche Note trugen. 
Die dann imjahre 1906 von Kersten entworfenen, von Dorne¬ 
mann 6• Co. herausgegebenen Entwürfe waren zum großen 
Teil weit unpersönlicher und zeigten namentlich in den¬ 
jenigen Vorlagen, die Naturformen stilisierten und zu Buch¬ 
binderstempeln umformten, daß sie als Befreiung von der 


Unmenge der Stempel gelten konnten, die klassische 
Formen verballhornten, wie sie in der Buchbinderei noch 
heute vielfach im Gebrauch sind. Die von Dornemann 
herausgegebenen, von Paul Adam entworfenen „Düssel¬ 
dorfer Zierformen für Halbfranzbände“ zeigten in ihrer 
gefälligen Art dieselbe Tendenz, können aber zum Teil nicht 
mehr als vorbildlich betrachtet werden. Auch hatten sie 
die keineswegs lobenswerte Nebenerscheinung, die Buch¬ 
binder zur reichhaltigen Verzierung der Halbfranzbände 
anzureizen. Eine sehr wichtige Tat war es, als Kersten die 
in England gebräuchlichen Stempel, meist Stilisierungen 
von Blättern und Blüten, zusammenstellte und gute An¬ 
wendungsbeispiele für sie gab. Mit diesem Material sollte 
es einem einigermaßen geschmacklich durchgebildeten 
Buchbinder nicht schwer fallen, gute Entwürfe anzufertigen. 
Dasselbe läßt sich auch von Kerstens modernen Fileten 
und den dazu passenden Stempeln sagen, die auch für den 
im Laufe der Jahre von Kersten erzielten eigenen künst¬ 
lerischen Fortschritt bezeichnend sind. Neben Kersten ist 
Otto Dorfner in Weimar zu nennen, dessen Stempel zum 
Teil an die Art der Kerstenschen anknüpfen, zum andern 
Teil eine bewegte, meist sich in der Spirale und im Kreise 
bewegende Linie aufweisen, und denen durchaus künst¬ 
lerische Bedeutung zukommt. Von Dorfner werden dem¬ 
nächst neue Entwürfe erscheinen. Spiralenstempel und 
dazu gehörige wuchtige stilisierte Stempel hat auch der 
bekannte Hamburger Kunstbuchbinder Franz Weiße ge¬ 
schaffen, und damit ebenfalls seinen Kollegen die Möglich¬ 
keit eröffnet, Künstlerisches zu leisten. Die Empirestempel 
des ehemals in Rom tätigen E. Andersen sind nur für ganz 
bestimmte Fälle anwendbar. Einem Teil der von Josef 
Galamp in Budapest entworfenen Leipziger Stempel kann 
man ebenfalls Anerkennung nicht versagen, während die 
Kombinationsstempel von Emil Stierli in Zürich kaum 
großen Anklang gefunden haben dürften. Auf jeden Fall 
sieht man aber, daß es der Buchbinderei nicht an gutem 
Material fehlt, und es ist bezeichnend, daß sie dieses nicht 
von den Künstlern, sondern von den ihr Angehörigen er¬ 
halten hat.— Mit dem Material für die Vergoldepresse sieht 
es nicht so gut aus, aber auch hier sind immerhin Fort¬ 
schritte erzielt worden. Auf dem Gebiet der Buchbinder¬ 
schriften bleibt aber noch viel zu tun. Die oben erwähnten 
Stempelentwürfe der Kunstbuchbinder sind sämtlich von 
der Magdeburger Gravieranstalt Dornemann & Co. aus¬ 
geführt worden und mit guten Anwendungsbeispielen in 
hübsch ausgestatteten Musterheften herausgegeben.—Zum 
Schluß sei noch gesagt, daß der Kunstbuchbinder nicht 
nur diese Stempel zur Verfügung hat, daß ihm ein gewöhn¬ 
licher, Punkt- oder Kreisstempel oder die Linie genügen 
muß, Künstlerisches zu schaffen. -11-. 

Klebstoff aus Knoblauch. Einen ganz neuen Rohstoff 
zur Herstellung von Klebstoff hat man jetzt, wie der „Köln. 
Volksztg.“ mitgeteilt wird, im Knoblauch entdeckt. Man 
kann daraus, wie eine kürzlich ausgegebene Patentschrift 
mitteilt, eine leimartige Masse von großer Klebkraft ge¬ 
winnen, wenn man die Knollen zerkleinert, preßt und den 
dabei erhaltenen Saft bei etwa 60° C eindickt. Die Preß- 
rückstände werden sodann eine Stunde lang mit Wasser 
gekocht und nochmals ausgepreßt. Diese Nachpresse wird 
ebenfalls bei 60° C eingedickt und mit dem zuerst erhaltenen 
Extrakt vereinigt. Auf diese Weise bekommt man ein vor¬ 
zügliches Kleb- und Bindemittel. 


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Archiv für Buchgewerbe 


Buchgewerbliche Rundschau 


* Aufschläge auf Druclcsachenpreise. Der Deutsche Buch¬ 
druckerverein alsVertreterder deutschen Buchdruckereien 
versendet ein Merkblatt, dem wir folgendes entnehmen: 
Der Tarifausschuß der Deutschen Buchdrucker als tarif- 
gesetzliche Vertretung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer 
des Buchdruckgewerbes hat in Rücksicht auf die Verteuerung 
der Herstellungskosten fürDruckarbeiten, verursacht durch 
die Zubilligung erhöhter Lohnzulagen an die Gehilfen und 
die anhaltende Steigerung der Materialienpreise und der 
Geschäftsunkosten, eine weitere Erhöhung der Druck¬ 
sachenpreise beschließen müssen. Die Aufschläge betragen 
auf die Sätze des Deutschen Buchdruck-Preistarifs (berich¬ 
tigte Ausgabe vom l.Juni 1918) einschließlich derinGeltung 
gewesenen Aufschläge für 


Satz und Druck: 

ab 1. August 
1918 

ab 1. Dezember 
1918 

bei allgemeinen Drucksachen ein¬ 
facher und besserer Art (Akzi¬ 
denzen), Formularen und der¬ 
gleichen . 

145 Prozent 

160 Prozent 

bei Katalogen, Preislisten und 
ähnlichen Arbeiten größeren 
Umfanges. 

125 Prozent 

140 Prozent 

bei sogenannten Qualitätsarbei¬ 
ten (in vollendetererstklassiger 
Ausführung). 

165 Prozent 

180 Prozent 

für Aufmachungs-, Broschur- 
und Buchbinderarbeiten . . 

145 Prozent 

160 Prozent 


Die Berechnung des zu den Drucksachen verwendeten 
Papieres erfolgt nach dem jeweiligen Stande der außer¬ 
gewöhnlich hohen Papiereinkaufspreise unter Anrechnung 
eines entsprechenden Zuschlages zur Vergütung der den 
Buchdruckereien durch Beschaffung und Lagerung des 
Papieres entstehenden Kosten. Die Preise der Stereotyp¬ 
platten undGalvanos sind von denTagespreisen der Metalle 
abhängig. 

♦ Ein Preisausschreiben für Schularbeiten. Das Bayerische 
Schul-Archiv für Zeichnen, München (Verwaltungsstelle 
Pasing), das in seinen zehn Abteilungen u. a. auch eine 
Sammlung vorbildlicher Schularbeiten (von Schülern und 
Schülerinnen) angelegt hat und das im Hinblick auf die Be¬ 
deutung einer guten Schülerarbeit als Vorbild und zur An¬ 
regung im Unterricht ganz besondern Wert auf eine Be¬ 
reicherung seiner Sammlung legt, veranstaltet zur Gewin¬ 
nung solcher Arbeiten unter den Interessenten aus allen 
Schulkreisen (Deutschlands und Österreich-Ungarns) ein 
Preisausschreiben. Verlangt sind zeichnerische oder male¬ 
rische von Schülern oder Schülerinnen gefertigte Arbeiten 
aus dem Freihandzeichen - Unterricht aller Schulen, wie 
staatliche und private Volks-, Fach-, Mittelschulen und 
höhere Lehranstalten. Die Art der Ausführung und Tech¬ 
nik, sowie Motiv und Format sind dabei völlig freigestellt. 
Auch sind die einzureichenden Arbeiten nicht eigens anzu¬ 
fertigen, sondern es kommen geradesogut bereits aus den 
drei letzten Schuljahren vorhande’ne in Betracht. Als Preise 
sind ausgeworfen für die drei besten Arbeiten je 30 Mark, 
ferner sechs II. Preise von 20 Mark, 15 III. Preise von je 
lOMark, 20IV. Preise mit je einem Jahresanrecht der reich 
illustrierten Zeitschrift „Zeichen-Archiv“ und 25 V. Preise 
mit je einem Halbjahresanrecht dieser Zeitschrift. Das 


Preisrichteramt hat übernommen die Fachkommission des 
Bayerischen Schularchivs. Anspruch auf Beteiligung an 
dem Wettbewerb haben nur Erwachsene, auch vertretungs¬ 
weise für Schüler. Die näheren Bedingungen sind kosten¬ 
frei zu erhalten vom Bayerischen Schularchiv für Zeichnen, 
Verwaltungsstelle Pasing-München. 

* Technisches Museum für Industrie und Kunst. Amß.Mai 

wurde in Wien dasTechnische Museum für Industrie, Kunst 
und Gewerbe, dem Ernste der Zeit entsprechend, ohne jede 
Feierlichkeit eröffnet. Den graphischen Gewerben wurde 
auch der ihnen gebührende Raum in anerkennenswerter 
Weise zuerkannt. Das Museum wurde zur Erinnerung an 
das sechzigjährige Regierungsjubiläum weiland Sr. Majestät 
Kaiser Franz Josephs I. geschaffen. Hervorragende Mit¬ 
glieder der Industrie, Technik und Gewerbe waren hierbei 
eifrig am Werke. Möge es seine Zwecke, der breiten Öffent¬ 
lichkeit, aber auch dem Auslande zu zeigen, was die Technik 
für Industrie und Gewerbe im allgemeinen und für Öster¬ 
reich im besonderen geleistet hat, erfüllen. sk. 

* 50 Jahre Großbuchbinderei. Am I. Juli beging einer 
der ersten buchbinderischen Großbetriebe Deutschlands, 
H. Fikentscher in Leipzig, den Tag seines fünfzigjährigen Be¬ 
stehens. Wie die meisten derLeipzigerGroßbuchbindereien 
ist auch dieses Unternehmen aus kleinsten handwerklichen 
Anfängen emporgewachsen. Die kleine Werkstatt, die der 
Gründer der Firma, der Buchbindermeister Benedikt Hein¬ 
rich Fikentscher am 1. Juli 1868 in der Poststraße zu Leipzig 
errichtete, wuchs gewissermaßen im Laufe der Jahrzehnte 
immer mehr und mehr; von ihr führt eine die schnelle und 
stetige Entwicklung dieses Hauses weisende Linie zu dem 
großenFabrikgebäudeinderOberenMünsterstraße Leipzigs, 
dessen helle und luftige, 120 Meter lange Arbeitsräume vor¬ 
bildlich genannt werden dürfen. Die Firma H. Fikentscher, 
die heute von den beiden Söhnen des 1902 verstorbenen 
Gründers, den Herren Ferdinand und Carl Fikentscher, von 
denen der erstere Fachmann, der andre Kaufmann ist, 
geleitet wird, zählt die ersten deutschen Verleger zu ihrem 
Kundenkreis. Wessen Art das Lesebedürfnis des deutschen 
Volkes nach vier Kriegsjahren ist, läßt sich hier, wo die 
unterschiedlichsten Geisteserzeugnisse wie in einem 
Sammelbecken zusammenströmen, vorzüglich beobachten. 
Da stellt man fest, daß die kriegsgemäße Literatur arg in 
den Hintergrund gedrängt worden ist, und daß ein deutlicher 
Hunger nach schöner Literatur vorhanden ist. Die Namen 
Wilhelm Raabe, Gustav Freytag, Felix Dahn, August Strind- 
berg tauchen am häufigsten auf, Kunstbücher sind zu finden, 
und auch die moderne und modernste Literatur begegnet 
eifriger Nachfrage. Auch die Industrie rüstet sich, wie die 
neuerdings der Firma zahlreich in Auftrag gegebenen Kata¬ 
loge beweisen, zu ihren Friedensaufgaben. — H. Fikentscher 
beschäftigt heute an 350 Arbeitskräfte, die Massenbuch¬ 
binderei gehört neben der kunstgewerblichen zum Wirkungs¬ 
kreis des Unternehmens. Einen Einblick in die Betriebs¬ 
räume der Firma gewährt in besterWeise die anläßlich ihres 
Umzugs in die neue Betriebsstätte, 1913, erschienene Denk¬ 
schrift, die mit vielen Abbildungen versehen ist. Cn. 

* In der Berliner Typographischen Gesellschaft gab 
der Vorsitzende Herr Könitzer Erläuterungen zu den im 
Versammlungsraum ausgestellten Schülerarbeiten der 
Fachschulen in Bautzen, Mainz und Zittau, aus denen 


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hervorgebt, daß auch im vierten Kriegsjabre ungeachtet der 
schwierigen Lage des Buchdruckgewerbes die Ausbildung 
der Lehrlinge in den Fachschulen nicht nur durch theo¬ 
retischen Unterricht, sondern auch durch Anleitung zu 
praktischer Arbeit gefördert wurde. Die Nebeneinander¬ 
stellung der verschiedenen Lösungen der gestellten Auf¬ 
gabe ermögliche lehrreiche Vergleiche. Dadurch werde 
die Arbeitsfreudigkeit der Schüler gehoben und das Inter¬ 
esse für den Unterricht gefördert. Der Redner verwies auf 
einen unter dem Titel „Mehr Humor, weniger Drill“ im 
Berliner Tageblatt vom 23. Juni veröffentlichten Artikel 
von Dr. Max Brahn in Leipzig hin, der sich dagegen wendet, 
daß bei dem Unterricht in unsern Schulen das Haupt¬ 
gewicht auf die Erledigung des vorgeschriebenen Pensums 
gelegt werde. Dadurch würden zwar Pflichtmenschen er¬ 
zogen, aber die Phantasie und die freie Entwicklung der 
Schüler werde gehemmt. Das sei ein großer Nachteil für 
die Ausbildung der heranwachsenden Jugend. — Herr 
Georg Erler hielt einen Vortrag über das Thema „Die Aus¬ 
prägung geistiger Münze“. An der Hand der verbreitetsten 
Werke berühmter Philosophen gab er eine Erläuterung des 
Begriffs der Philosophie. P.-Z. 

* Die Typographische Vereinigung zu Waldenburg i. Schl. 
veranstaltet zurzeit für ihre Mitglieder sowie Gehilfen und 
Lehrlinge einen Schriftschreibekursus unter der Leitung 
des Herrn Robert Matzke aus Liegnitz. An dem Kursus, 
ber aller 14 Tage Sonntags stattflndet, nehmen auch Fach¬ 
genossen aus der weiteren Umgebung teil und es verdient 
alle Anerkennung, wenn trotz der Kriegszeit das Streben 
nach technischer Vervollkommnung in so erfreulicher 
Weise Platz greift, als wie es hier der Fall ist. Es beteiligen 
sich etwa SO Personen an dem Kursus. 

* Kleine Mitteilungen. Am 22. August wurde in Leipzig 
in einem besonderen Ausstellungsbau die Deutsche Faser¬ 
stoff-Ausstellung, die als Wanderausstellung im Laufe dieses 
Jahres zuerst in Berlin und dann in Düsseldorf weitgehend¬ 
stem Interesse begegnete, in Anwesenheit des Prinzen 
Johann Georg von Sachsen eröffnet. — Am gleichen Tage 
fand die Eröffnung des neubegründeten Kriegswirtschafts- 
Museums in Leipzig, Zeitzer Straße 14, statt. Als dessen 
Direktor wurde Herr Dr. Neurath ernannt. — In Reichen¬ 
bach i.V. wird eine Fachschule für Buchdrucker und Buch¬ 
binder in der Gewerbeschule eingerichtet. Bisher mußten 
die Lehrlinge dieser Berufe die Fachschule in Plauen be¬ 
suchen. — Am 30. Juni konnte die Leipziger Illustrierte 
Zeitung (Verlag von J.J. Weber in Leipzig) auf ihr fünfund- 
siebzigjähriges Bestehen zurückblicken. Die anläßlich 
dieses Jubiläums erschienene Festnummer (Nr.3913) werden 
wir im nächsten Hefte eingehender würdigen. — Zwischen 
dem Deutschen Buchdrucker- Verein und dem Deutschen 
Faktorenbunde ist unterm 20. August eine Vertragsgemein¬ 
schaft abgeschlossen worden, die am 1. September in Kraft 
treten wird. Nach dem in der Z. f. D. B. abgedruckten Ver¬ 
trage ist der Zweck des Abkommens die Wahrung der Inter¬ 
essen der Prinzipale und der Faktoren auf Grundlage der 
im Buchdruckgewerbe bestehenden organisatorischen Ein¬ 
richtungen, Aufstellung von Grundsätzen für die Anstel- 
lungs-, Arbeits- und Gehaltsverhältnisse der Faktoren, 
gemeinsames Wirken für bestmögliche Ausbildung des 
Gehilfen- und Faktorennachwuchses und für Durchführung 
der Bestimmungen des Buchdruckertarifs. — Gehilfen¬ 
prüfungen der im Oktober auslernenden Lehrlinge: Setzer, 


Drucker, Stereotypeure, Galvanoplastiker und Stempel¬ 
setzer aus den Stadtkreisen Berlin, Berlin-Lichtenberg, 
Berlin-Schöneberg, Berlin-Wilmersdorf, Charlottenburg, 
Neukölln sowie den Landkreisen Teltow und Nieder-Barnim. 
Anmeldungen nimmt der Vorsitzende des Prüfungs-Aus- 
schusses, Herr Buchdruckereibesitzer Alfred Forsberg , 
Berlin NO. 18, Lichtenberger Straße 17, entgegen. Frei¬ 
werdende Lehrstellen sind zum Zwecke der Neubesetzung 
nur der Geschäftsstel le desVereins Berliner Buchdruckerei¬ 
besitzer (E. V.) in Berlin SW. 48, Friedrichstraße 239, zu 
melden. — Dem Begründer und Direktor der Münchner 
Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Lichtdruck und 
Gravüre, Professor Emmerich, der am 1. September nach 
achtzehnjähriger Wirksamkeit aus seinem Amt ausscheidet, 
wurde vom König Ludwig von Bayern der Titel eines Kgl. 
Bayr. Wirklichen Rates verliehen. — Der Buchdruckerei¬ 
besitzer W. Georgi in Clausthal überwies der Stadt ein 
Kapital von 4000 Mark mit der Bestimmung, daß die Zinsen 
alljährlich zu wohltätigen Zwecken verwandt werden sollen. 
— Aus Anlaß des neunzigjährigen Bestehens des Ham¬ 
burger Fremdenblattes überwies der Verlag der Unter¬ 
stützungskasse der technischen Angestellten des Hauses 
die Summe von 100000 Mark und ließ Gehalts- und Lohn¬ 
raten allen Angestellten auszahlen. — Am 15. August starb 
infolge eines Herzschlages in Dresden, wo er anläßlich 
einer Versammlung weilte, der Buchdruckereibesitzer und 
Kgl. Sächs. Kommerzienrat Hermann Förster, Teilhaber der 
Firma Förster & Borries in Zwickau. Der Verstorbene galt 
im graphischen Gewerbe als Autorität auf dem Gebiete des 
Farbendrucks, im besonderen des Dreifarbendrucks, den er 
seit mehr als zwei Jahrzehnten mit größtem Erfolge pflegte. 
Aus kleinsten Anfängen heraus hat sich Hermann Förster 
emporgearbeitet und seine Firma zu einer der angesehen¬ 
sten und leistungsfähigsten gestaltet. Die Söhne werden 
das Werk des Vaters in dessen Sinne fortsetzen, nachdem 
sie bereits seit längerem Mitarbeiter sind. 

* Poesie in der Typographie. Der Freiherr Ignaz v. Kreitt- 
mayr(geb. 1765, gest. 1845), Sohn des berühmten bayrischen 
Gesetzgebers Wiguläus v. Kreittmayr, war ein seltenes 
Original. Bezeichnend für ihn ist eine von ihm verfaßte, 
seinem Schloßkaplan auf dem Gute Niederhatzkofen ge¬ 
widmete Grabinschrift. Diese ist auf einer in die nördliche 
Mauer der Pfarrkirche zu Oberhatzkofen eingelassene Stein¬ 
tafel zu lesen und lautet: 

1X04 Des 1832 

Scfllos Xuplans ju JTieöerhatflfofcn 
grabpein. 

7. Tebr. 1832. 

S> ier 

liegt in folio in höljernem Banöc 
Oie beRe Eöition bes JlTenfthen, 

3afob grabt, 

in einer Sprache, Oie nun niemanö 
mtßr fennt, leiOer oon 
HJürmem unö Fäulnis angegriffen, 

So bafi eine jmeite Qußage Rd) nid)! mehr 
hopfen läßt, ihn felbR, Öen UTlann, begleite 
fo roie hier aud) jenfeils Harmonie unb 
führe ihn ju .Ruhe unö 8id)i 
□men. 

A. Sagmeister. 


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Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge 


* In dem zur Versendung gelangten Tätigkeitsbericht 
über das Jahr 1917 des Vereins Leipziger Buchdruckerei¬ 
besitzer wird auch ein ausführlicher Bericht über die Buch¬ 
drucker-Lehranstalt zu Leipzig gegeben. Von besonderem 
Interesse sind die Ausführungen des Direktors über die 
Einwirkungen des Kriegs auf den Unterrichtsgang, der 
naturgemäß stark gehemmt wurde, aber dennoch zufrieden¬ 
stellend aufrecht erhalten werden konnte. Es heißt u. a.: 
„Der Krieg entzog der Schule mehrere hauptamtliche und 
nebenamtliche Lehrer. DerFachunterrichtmußtewöchent- 
lich um eine Stunde gekürzt werden, die Versuchsarbeit 
der Drucker kam in Wegfall. Ein verkürzter theoretischer 
Fachunterricht trat an die Stelle der praktischen Arbeit. 
Im zweiten Halbjahr hörte auch die praktische Versuchs¬ 
arbeit der Setzerlehrlinge auf. Die Unterrichtszeit mußte 
erheblich eingeschränkt werden undzwar auf sechs Stunden. 
Zahlreiche Firmen hielten die Schüler mehr als oft not¬ 
wendig war vom Schulbesuche ab, wodurch bei den Lehr¬ 
lingen leicht die Anschauung hervorgerufen wurde, als sei 
die Schularbeit bedeutungslos. Die Anschauung, daß ge¬ 
schäftliche Arbeit das Fernbleiben vom Unterricht recht- 
fertige, dehnte sich bei manchen Schülern auch auf häus¬ 
liche und private Beschäftigung aus, und führte im all¬ 
gemeinen zu einer laxen Auffassung der Schulpflicht 
überhaupt, so daß Bestrafungen wegen ungerechtfertigter 
Versäumnis des Unterrichts in ungewöhnlich hoher Zahl 
vorkamen. Die Jugend setzte sich aber mit der vorgefaßten 
Meinung, daß im Kriege alles erlaubt sei, nicht nur über 
die Vernachlässigung der Pflichten hinweg, sondern schritt 
auch leider in häufigen Fällen zu Vergehen. Während in 
der Friedenszeit Verstöße der Schüler gegen das Straf¬ 
gesetz eine Seltenheit waren und oft mehrere Jahre ver¬ 
gingen, ohne daß auch nur eine polizeiliche oder gericht¬ 
liche Anzeige an die Schule gelangte, hat namentlich das 
letzte Jahr eine recht betrübende Steigerung solcher Fälle 
gebracht. Die auch bei den Erwachsenen vorhandene Ver¬ 
wirrung der Rechtsbegriffe findet besonders in der Jugend 
einen günstigen Boden und die Lockerung der häuslichen 
und Lehrzucht begünstigt die Ausführung strafbarer Hand¬ 
lungen. Nicht selten kamen denn auch Klagen aus Lehre 
und Haus über Unbotmäßigkeit der Jugend mit dem Ver¬ 
langen nach Unterstützung an die Schule, die ihrerseits 
keinen Grund zu besonderer Unzufriedenheit hatte. In 
zahlreichen Fällen führte das Verlangen nach Freiheit und 
Ungebundenheit und der Wunsch, mehr Geld zu verdienen, 
zur Lösung des Lehrverhältnisses. Der Schulwechsel war 
darum größer als sonst.“ Diese notgedrungenen Auslas¬ 
sungen sind recht betrübliche und es ist zu hoffen, daß 
nach Kriegsende durch straffe Maßnahmen in Werkstatt 
und Schule der Geist wieder Einzug hält, der die Buch¬ 
drucker seit Jahrhunderten beseelt hat und der stark im 
Gegensatz zu dem vorstehend geschilderten steht, -a-. 

* Die Entwicklung des Steindruckgewerbes in Deutsch¬ 
land. Von Dr. jur. et rer. pol . Joseph Cramer. Leipzig 1918. 
A. Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Werner Schroll. Diese 
Veröffentlichung, etwa 160 Seiten umfassend, bildet den 
55. Band der im vorgenannten Verlage erscheinenden Wirt¬ 
schafts- undVerwaltungsstudien, herausgegeben vonGeorg 
Schanz. Es ist in hohem Maße erfreulich, daß neuerdings 
Gelehrte auch auf das weite Gebiet des graphischen Ge¬ 


werbes zukommen bei ihren Studienarbeiten und auf diese 
Weise das an unzähligen Stellen verstreute wertvolle Mate¬ 
rial zu einem übersichtlichen, wenn auch kurzen Ganzen 
vereinigen. Die Zahl solcher Arbeiten ist im Gegensatz zu 
der andrer Stoffgebiete eine so verschwindend kleine, daß 
man jede Neuerscheinung dieser Art auf das lebhafteste 
begrüßen muß. Vielleicht würden sich solche Veröffent¬ 
lichungen vermehren, wenn im graphischen Gewerbe mehr 
als wie es geschieht Mittel zu Stipendien für Studierende 
bereitgestellt würden, ähnlich wie das seit Jahren z. B. in 
der chemischen Industrie geschieht und die auf diese Weise 
ein unschätzbares Quellenmaterial zusammengetragen er¬ 
hält. Die vorliegende Arbeit ist eine äußerst interessante 
und verdienstliche, denn in ihr ist zum ersten Male alles 
zusammengefaßt, was das Steindruckgewerb.e angeht. Der 
Verfasser hat seinenStoff in diedrei Abteilungen :a)Erfindung 
und Wesen des Steindrucks, b) das Steindruckgewerbe in 
Deutschland, c) Lohn-, Arbeits- und Organisationsverhält¬ 
nisse gegliedert und darin in denkbar gründlichster Weise 
alle Zeiterscheinungen und Vorfälle, Erfindungen und 
Verbesserungen sowie geschäftlichen und sozialen Fragen 
behandelt. Das Buch bildet daher eine ausgezeichnete 
Fundgrube für jeden, der im Dienste des Steindruckgewerbes 
steht und sich über die eine oder andre Frage Aufschluß zu 
holen in die Lage kommt. S. 

♦ Gutenbergbund. Geschäfts- und Kassenbericht 1917. 

In dem Berichte wird ein Bild gegeben über die Tätigkeit 
des Bundes auf den verschiedenen von ihm gepflegten 
Gebieten. Daß dabei die Einwirkungen des Krieges von 
einschneidender Bedeutung gewesen sind, geht aus allen 
Abschnitten nicht minder hervor als wie aus der angefügten 
Übersicht der Einnahmen und Ausgaben. -r*. 

♦ Fünfter Bericht über die Verwaltung der Deutschen 

Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu 
Leipzig im Jahre 1917. Mit 7 Abbildungen. Leipzig, Börsen¬ 
verein der Deutschen Buchhändler 1918. Der Bericht gibt 
eine kurze Übersicht von der guten Entwicklung des Instituts, 
dem fortgesetzten Ausbau derSammlungen und aller andern 
Einrichtungen. Den Schluß bildet ein kurzer Bericht über 
die Tätigkeit der Gesellschaft der Freunde der Deutschen 
Bücherei, die jetzt etwa 700Mitglieder zählt. Eine größere 
Anzahl guter Abbildungen, Innenaufnahmen in Netzätzung, 
vermittelt einen erwünschten Einblick in die Betriebsräume 
der Bücherei, die an praktischer und geschmackvoller Aus¬ 
stattung nichts zu wünschen übriglassen. -r-. 

♦ Schweizerischer Buchhändlerverein. Jahresberichte 

über die Vereinsjahre 1916/17 und 1917/18. Der Inhalt der 
beiden in bester typographischer Ausführung erschienenen 
Berichte unterrichtet in kurzgefaßter Form über alle Vor¬ 
fälle und Ereignisse innerhalb des genannten Vereins, dessen 
Mitglieder und Einrichtungen naturgemäß auch nicht von 
den Wirkungen des Weltkrieges verschont blieben. Aus den 
einzelnen Abschriften ergibt sich auch ein Bild des guten 
Zusammenarbeitens mit der deutschen buchhändlerischen 
Organisation wie des Verkehrs mit dem deutschen Buch¬ 
handel überhaupt. Dem Bericht von 1916/17 ist ein Bild 
des verstorbenen Dr. Gustav Wyß (1853—1916), dem von 
1917/18ein solches von Sal.Höhr(1807—1862) vorangestellt. 
Über beide Buchhändler enthalten die Berichte ausführ¬ 
lichere Biographien. -r-. 


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* Druckarbeiten aus der Druckerei der 10. Armee. Es liegt 

uns wieder eine größere Auswahl von Drucksachen aus dem 
Betriebe der Druckerei der 10. Armee vor, die als Beweis 
für das zielbewußte Schaffen dieser graphischen Betriebs¬ 
stätte gelten können. Der als Bildbeilage zu der unter meh¬ 
reren verschiedenen Titeln erscheinenden Armeezeitung 
gedruckte „Scheinwerfer“, dessen 124. Nummer uns zuging, 
muß als eine ganz vortreffliche Druckleistung bezeichnet 
werden. Neben einem schönen Dreifarbendruck nach einem 
Aquarell von Lt. d. L. Heilmann enthält diese Nummer 
zahlreiche Wiedergaben von Gegenständen des weißruthe- 
nischen Kunstgewerbes, darunter auch solche eines hand¬ 
schriftlichen Evangeliars aus dem 15. Jahrhundert, sowie 
von Holzschnitten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Ori¬ 
ginelle Scherenschnitte von W. Schmidt schmücken die 
erste Seite des Blattes, dessen bisher erschienene Nummern 
viel Interessantes boten. -w-, 

* Hamburg vor 90Jahren. Zum neunzigjährigen Bestehen 

des Hamburger Fremdenblattes. 1828—1918. Wenn auch 
der Zeitabschnitt von 90Jahren ein etwas ungewohnter ist 
für einen Rückblick, so ist doch der Inhalt des vorliegenden 
Heftchens, das zeitgemäß in Kupfertiefdruck hergestellt 
wurde, seines historisch-technischen Teiles halber von 
vielem Interesse. Der allgemeinen Aufschrift des Heftes 
Rechnung tragend gibt Dr. Artur Obst auf etwa 20 Seiten 
eine kurzgefaßte lokalhistorische Skizze Hamburgs, die mit 
hübschen Bildwiedergaben illustriert ist. Es schließt sich 
dann unter dem Titel: „Die drei Menschenalter des Ham- 
burger Fremdenblattes“ eine Chronik dieses inderdeutschen 
Tagespresse hochangesehenen und politisch hervortreten¬ 
den Organs an, während im letzten Teile „Ein Rundgang 
durch das Hamburger Fremdenblatt“ skizziert ist. Der 
letztere Teil gibt durch Wort und Bild einen guten Einblick 
in den modernen Zeitungsbetrieb, wie er für die Herstellung 
einer so bedeutenden Tageszeitung, wie das Hamburger 
Fremdenblatt, notwendig ist. Nicht nur den Laien, auch 
den Fachmann wird die kleine Schrift interessieren und 
wir begrüßen sie daher auch als wertvolle Bereicherung 
der Fachliteratur. -c-. 

* Der Bücherhamster. Heft 1—4. Verlegt bei ErichMatthes, 

Leipzig 1918. Diese Flugblätter für Bücherfreunde erschei¬ 
nen vom 1. April 1918 an monatlich, sie kosten 10 Pf., bei 
direkter Zusendung durch die Post 13 Pf., halbjährlich 75 Pf. 
Die Veröffentlichung unterrichtet den Empfänger über die 
wichtigsten literarischen Neuerscheinungen, sie gibtText- 
und Bildproben der empfohlenen Werke,auch kommen neue 
Exlibris zum Abdruck,literarische Hinweise,Bücherverzeich¬ 
nisse und Anzeigen schließen sich an. Die Heftchen be¬ 
zwecken eine schnelle Orientierung des Empfängers, ohne 
in ihrer Ausstattung Anspruch auf typographische Kunst¬ 
leistung zu erheben. Immerhin würde eine wenn auch nur 
mäßigeVerbesserung des Drucks den Wert der Hefte steigern 
und es bedarf hierzu unsrer Meinung nach nicht einmal 
andrer Mittel als der verwendeten, sofern Drucker und Buch¬ 
binder sorgfältigere Arbeit leisten. -a-. 


* Das schöne Buch. Antiquariatskatalog 112 von Adolf 

Weigel, Buchhandlung und Antiquariat, Leipzig. In diesem 
vor kurzem erschienenen Verzeichnisse sind etwa 450 
Nummern enthalten und zwar ausschließlich wertvolle 
Werke in geschmackvoller Ausstattung, deutsche und aus¬ 
ländische Vorzugsdrucke, handgearbeitete, in ersten Werk¬ 
stätten gefertigte Ganzlederbände nach besonderen Ent¬ 
würfen u. a. m. Von den letzteren ist eine ganze Reihe 
abgebildet. Wir empfehlen das Heft allen Freunden neu¬ 
zeitlicher Buchkunst. -w-. 

* Das Deutsche Museum in München versandte seinen 
Verwaltungsbericht über das 14. Geschäftsjahr 1916/17. 
Derselbe gibt in ausführlicher Weise Aufschluß über die 
gesamte Tätigkeit des Museums, insbesondere seiner Kriegs¬ 
maßnahmen, seiner Verwaltung, Veröffentlichungen, Aus¬ 
gestaltung der Sammlungen. Ferner werden Mitteilungen 
über den Museumsneubau und den des Studiengebäudes 
gemacht. Ein Bericht über die Sitzung des Vorstandes und 
der Vorsitzenden und Schriftführer des Vorstandsrates in 
Wien, Mitte Oktober 1917, ist ebenfalls eingefügt. -r-. 

* Der Waisenfürsorgeverein (Verband Hannover) der 

Deutschen Reichsfechtschule sandte uns eine Auswahl seiner 
Geschäftsdrucksachen, die sich in ihrerkünstlerischen Aus¬ 
stattung weit über die ähnlicher Vereinigungen erheben. 
Die von Heinz Keune entworfene reizvolle Marke des Ver¬ 
bandes ist auf den einzelnen Drucksachen in verschiedenen 
Größen passend verwendet und in guten Zusammenhang 
mit den eindrucksvollen Schriften gebracht worden. Die 
von Heinz Keune und Änne Kocken entworfenen Werbe¬ 
postkarten treten durch ihre geschmackvolle, in Schrift, 
Bild und Ornament zeitgemäße und farbige Ausstattung 
besonders hervor. -w-. 

* Eduard Engel, Entwelschung. Leipzig, Hesse & Becker, 

Verlag. Preis kart. M 3.—, geb. M 3.60. Auf dieses zeit¬ 
gemäße Buch haben wir in Heft 3/4 besonders ausführlich 
hingewiesen. An dieser Stelle möchten wir aber noch alle 
Fachgenossen, gleichviel ob sie am Kasten stehen oder mit 
der Feder zu tun haben, auf das Werk hinweisen, da es 
eine unerschöpfliche Nachschlagequelle bildet bei der 
Reinigung der deutschen Sprache von allem Fremden und 
Undeutschen. -a-. 

* Als Beilage zu dem in diesem Hefte enthaltenen Auf¬ 
sätze „Der Frieden von Bukarest als Druckwerk“ geben wir 
eine zinkographische Verkleinerung der Titelseite sowie 
einer Textseite der eindrucksvollen, in schwarz und grün 
gehaltenen großformatigen Drucksache, von der übrigens 
in den Sammlungen des Deutschen Kulturmuseums in 
Leipzig ein Exemplar in der Originalgröße und Ausführung 
vorhanden ist. — Einige Holzschnittdrucke illustrieren den 
in dem Hefte enthaltenen Aufsatz „Der Holzschnitt in der 
Leipziger Illustrierten Zeitung“. Die Druckplatten wurden 
uns von der Firma J.J. Weber in Leipzig in dankenswerter 
Weise zur Verfügung gestellt. Das Blatt „Mutter und Kind“ 
bildet übrigens nur einen Ausschnitt aus einem Holzschnitt 
größten Formates. 


Inhaltsverzeichnis 


Bekanntmachung. S. 49. — Nachruf. S. 49. — Ein Streif¬ 
zug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 
(7. Fortsetzung). S. 50. — Der Buchrücken. S. 60. — Der 
„Frieden von Bukarest“ als Druckwerk. S. 64. — Mittei¬ 


lungen aus der buchgewerblichen Praxis. S.66. — Buch¬ 
gewerbliche Rundschau. S.69.— Zeitschriften- und Bücher¬ 
schau; verschiedene Eingänge. S. 71. 

5 Beilagen. 


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SJeilage jur Jeitfdtrift tc« Deiitfcfytn SBemns für 'Sucfjnxfen unb Sdjrifttum 


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fragen unb Aufgaben ber ^appru^fdjrtftfunbe 

2Jon qJroftffor Dr. 3£iIgeInt @cgubart in SBctlin 


eitbem im Saufe ber legten Sagrjegnte au« bem 
23oben $gppten«£aufenbe grieegifeger Urfunben, 
SSriefe unb ©lieber an« Siegt gefommen finb, flegt 
ber Scgriftfunbe für bie £eit oon SUlejanber bem ©roffen 
bi« über bie orabifege Eroberung, 640/1 it. Sgr., ginau« 
ein fo reicher Stoff ju ©ebote, wie für feinen anbern 2lb* 
fegnitt ber 9I(ten ©efegiegte; er ifl aueg reicher al« ber be« 
SJlittelalter« unb bleibt nur hinter ben un« näcgflen 3agr* 
hunberten ber Sleujeit jurü'cf. Dag biefe grieegifegen 
spappruöblätter, benen wir bie geringe 3agl lateinifcher 
Scgriftflücfe anreihen, jum groffen Steile befegobigt unb 
jerriffen finb, tut jwar ber Grforfcgung igre« 3ngalt« oft 
genug Eintrag, oerminbert aber nur feiten ihren 2Bert für 
bie Scgriftfunbe. Dagegen fegränft ihre Jperfunft aller* 
bing« ihren 2Bert etwa« ein, benn ba fie fafl au«nahm«lo6 
au«$gppten flammen, fpiegeln fie nur bie Scgriftentwicf* 
lung ber griecgifcg=rcfmifcgcn 3 cit b * e f cö Snnbe«, unb bie 
wenigen SSla'ttcr anbrer Sperfunft reichen gerabe hin, um 
ju legren, baff wir nicht überall »orauöfegen bü'rfen, waö 
wir in #gppten finben. Die ägpptifcgen, fpäter foptifegen 
S))appri, aramäifege, gebraifege, fprifege, perfifege, arabiftge 
Scgriftflücfe unb wa« fonfl noch fr» 1 ägpptifcgen Sanbe 
entfliegen ifl, laffen wir gier beifeite unb befegränfen un« 
auf ba«, wa« bie grieegifege Scgriftfunbe au« ben ^apprt 
gewinnt; fallt boeg in igr ©ebiet bie grofje SJlegrjag! ber 
junbe unb bamit bie reicgfle (Jrnte, freilich aueg eine gülle 
oon gragen unb Aufgaben. £« oerflegt fieg oon felbfl, 
baff fegon oiele ©elegrte fieg ber Unterfucgung biefer Jpanb* 
fegriften gewibmet unb eine Steige fiegerer Srgebniffe ge* 
wonnen gaben. Sch mo'cgte gier ebenfowenig biefe (Jrgeb* 
niffe barfletlen wie neue oorlcgen, fonbern nur auf einige 
©eficgt«punfte ginweifen, bie etwa für bie weitete £r* 
forfegung wertooll fein fönnen. 

ffiie fegrbie Jjanbfcgrift be« ÜJlenfcgen bureg ba« SDlaterial, 
burch bie Unterlage wie burch ba« Schreibgerät befüinmt 


wirb, tritt auch bei ben grieegifegen SBlättern au« iägppten 
überall flar jutage; man braucht nur neben bie *Pappri 
bie für furjeSlufjeicgnungen oiel gebrauchten Donfcgerben, 
bie Dftrafa, unb bie jpolj* unb fflacgötafeln ber Scgule ju 
galten, braucht nur bie £üge per fegräg gelappten Schreib* 
binfe, beren fieg anfang« auch bie ©rieegen bebienten, mit 
benen be« gefpaltenen ^alamo« ju Dergleichen, um bie 
Unterfcgiebe mit einein S3licfe ju fegen. 31 ber wiegtiger 
noch ifl ba«, wa« ber SDlenfcg felbfl in bie Scgtift ginein* 
trägt. Seine .Spaltung beim Schreiben, ob er flegt ober figt, 
ob er ba« 23latt ganblicg oor fieg gat ober in unbequemer 
Stellung fegreibt, ob er in SWuffe ober in jpafl ifl, trägt 
oiel baju bei, feiner Scgrift eine Prägung ju geben; noeg 
megr bie Stimmung unb oor allem, über ben Ülugenblicf 
ginau«, feine gefamte Stellung im Sehen. 20er mit prüfen* 
bem astiefe bie Jpanbfcgriften ber *J)appri überfegaut, wirb 
aueg in ignen gelegentlich bie jittrige, unfiegere ^)anb be« 
2Ilter«au« ber SSKengc fiegerer^»anbfegriftert,bie auf öiefraf* 
tigen Sebenöfagre weifen, gerau« erfennen; freilieg ifl 23or* 
fiegtgeboten, benn JeberSBeobacgter weiß, baffe« aueg geutju* 
tageauffällige2lu«nagmen gibt. 2Öaö un«geute in bet Siegel 
leiegt unb beutlicg entgegentritt, bie Eigenart männlicher 
unb weiblicher Jpänbe, fg'nnen wir biöger an ben 2>appri 
niegt feflflellen, benn bie £agl folcger SBlätter, bie fieger oon 
einer grauenganb gerrügren, ifl fegr gering unb gemä'grt, 
foweit mein Überblicf reiegt, biöger feinen illngalt bafür. 
Sebocg wirb eine genaue Unterfucgung oielleicgt weiter* 
führen; fie fann freilieg nur an ben Originalen Srfolg gaben. 

Die Jpanbfcgrift ifl etwa« SjPerfänltcge« unb flegt baget 
in SBejtegung jur Eigenart bet ^erfonlicgfeit. Silber gerabe 
bie spappri fegeinen barjutun, baff Sluöbilbung ber^erfon* 
liegfeit unb SSefonbergeit ber Jpanbfcgrift niegt immer #anb 
in Spanb gegen, ©ewiff treten un« aueg auf biefenSBlä'ttern 
eigentümliche Jpanbfcgriften entgegen, bie wir niegt oer* 
geffen unb fofort wiebererfennen, wenn ber Zufall ff« »»b 



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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 











3ettf$rift be« 2) e u t f 4>« n 2Dereind für 93 u dj tt> c f e n unb @chrifttum 


noch einmal unter bte Slugen rücEt; aber im allgemeinen 
flauen gerate bie Scßriftjüge ber ©duldeten gleich* 
mäßiger aud ald bie ungefcßicEte SSuchflahenmaleret ber 
Ungebilbeten. SSeruf unb hebendEretd bilben bie oon ber 
Schule mitgebrachte Schrift um unb formen bei benen, 
bie oiel fchreiben unb in ber Schreibgewohnheit bleiben, 
geineinfame jBüge, eben bad, wad mir ben ScfiriftcharaEfer 
einer ^eit nennen. Diefer GhnraEter,ber einer^eit in einem 
hanbe, ober noch enger bcgrenjt in einem ©efellfchaftd* 
Ereife eigentümlich ift, unb fich, bem einjelnen unbewußt, 
bei größerem Uberbltcf hoch fo merEbat wanbeit, tritt 
nur fchwach, fafi möchte man fagen gar nicht in ber Schrift 
bed Ungebilbeten, feiten Schreibenden betvor. Die ^appri 
bringen und bafür 2?eifptele genug, unb fo ftcber wir je§t 
bie Sntwicflung ber gebilbeten Schrift bed täglichen gebend, 
bie man gewöhnlich Äurfioe nennt, burch bie3ahrhunberte 
oerfolgen,fo ficher wir in ber Siegel einer jjanbfcßrift wenig* 
flend im Nahmen eined Sahrßunbertd ihren *Plag anweifen 
Eönnen, fo fcbwertfl ed, bie ^eit eined unbeholfenen SSriefed 
ober einer fcßwerfalligen Unterfchrift ju befhmmen. Denn 
hier brechen bie fchulma'ßigen aber oerroßten ©runbformen 
ber SSucßflaben burch, bte in früher 3eit jiemlich ebenfo 
audfeßen wie Jahrhunderte fpater. 3fn ber gebilbeten unb 
geläufigen Schrift oermögen wir fogar etwad oon ber 
©eiftedricßtung ber 3cit ju feßen; baß im bpjantinifcßen 
Zeitalter bie fich felbflübertrumpfenbeSRhetoriEberSpracße, 
bie ©roßfpurigEeit bed üludbrucfd mit ber großfpurigen, 
SRaum oerfcßwenbenben Schrift in SJejießung ließt unb 
einen erEennbaren Unterfcßieb oom größeren audbrücft, 
barf felbfi beßutfamed Urteil jugeben. Slber bicfc tiefe 
üßanblung griecßifcher Sprache unb griecßifcher 25ilbung 
bat bie Jjanb bed Ungebilbeten fafi gar nicht berührt, otet* 
leicht weil fte nach unten nicht fo flarE wirEte, »or allem 
aber, weil bie mit Rapier unb Äalamod müßfatn Eäntpfenbe 
Äanb gar nicßt imfianbe war, etwad anbered ald bie SEJfü'he 
bed Schreibend audjubrücfen. 

Die große fOleßrjahl ber griecßifcßen ^appri jeigt ge* 
läufige jjanbfcßriften mit audgefprocßener Neigung, bie 
93ucßflaben im einzelnen bequem ju gefialten unb mit: 
einanber ju oerbinben, alfo mit ben SDierEmaten einer 
audgebilbeten ©efcßaftsfchrift, einer Äutfioe bed täglichen 
hebend. Der Unterfcßiebe unter btefen jjanbfcbriften gibt 
ed genug, aber bocß fo oiel ©emeinfamed, baß man ed nicßt 
allein auf ben GßaraEter ber ^eit jurücffüßren Eann. 93iel« 
meßr wirEt hier ein Umfianb mit, ber bid auf ben heutigen 
Hag im Orient eine Stolle fpielt, bie 33erbreitung ber be* 
rufdma'ßigenSoßnfcßreiber. DiefeSeutebefaßen nicht 
allein bie Äunfl bed Schreibend, fonbern waren im Stile 
ber UrEunben wie auch in ben gewöhnlichen rechtlichen 
grforbetniffen fcer^rioatoertra'ge ju i?aufe unb oerftanben 
genug oon ber lanblaufigen StßetoriE, um fowoßl Vertrage 
wie Eingaben unb Sriefe auffegen §u Eönnen. Ob fie biefe 


Schriftflücfe felbfi ind reine fcßrieben ober Schreiber jur 
Verfügung hatten, mochte oon ber ©rö'ße ißred Söetriebed 
abhangen, oßne an ber Sacße etwad ju anbern. 2luf bem 
Dorfe wirb man weniger oerlangt haben ald in ber Stabt, 
unb auf jeben galt mü'ffen wir mit beträchtlichen Unter* 
fcßieben in ber SBilbung bicfer heute, aber auch int Umfange 
ihrer ©efcßafte rechnen. Diefe prioaten UrEunbenfcßretber 
üben ißre HatigEeit neben ben fiaatlicß anerEannten Ur* 
Eunbenbeamten, bie wir gewöhnlich Notare nennen unb in 
ben oerfcßiebenen amtlichen Scßreibfiuben finben: halb ifi ed 
ein hlgoranometon, halb ein SKnemoneton ober ©rapßeion, 
worin bearbeiten. Die rechtliche SBebeutung ißrerHa'tigEeit 
geßt und hier nicßtd an 1 ; foweit fte ficß aber im entwerfen 
unb Schreiben oon UrEunben betätigen, werben wir Eaum 
einen Unterfcßieb oon jenen amtlofen, prioaten hohn* 
fcßreibern entbecEen Eönnen. 23eibe gehören ju ber großen 
3unft ber Schreiber, ber wir bie metfien fpapprud*i?anb* 
fcßriften oerbanEcn; über fie urteilen wir, wenn wir bie 
Schrift ber ^appri beurteilen, an ißren Jpänben lernen wir 
bie ScßriftentwicElung unb ben ^eitcßaraEter ber Schrift. 
Sd bürfte Elar fein, baß unter folcßen Umflänben unfere 
fßorfiellung etwad einfeitig werben muß, jumal ba ben 
Söerufdfcßreibern naturgemäß eine ©letcßmaßigEeit an* 
haftet, bie aud gleicher Schulung ebenfo erwacßft wie aud 
ber UnperfönlicßEeit ißrer Slrbeit, benn ber hoßnfcßreiber 
fleßt ber Sache fern, bie er fcßreibt. 

üöte ed mit ber Jjanbfcßrift berjenigen audfaß, bie nicßt 
SSetufdfcßreiber waren,gebildeter ober auch minder gebilbeter 
heute, Eönnen wir nur bann aud ben 9>appri ablefen, wenn 
wir bie@ewißßeit haben, nicht bad 2BerE bed hoßnfcßreiberd 

1 über bie notariellen 23etmerfe unter ben Utfunben bpjantinifcßet 
{Seit ßat foeben 23. ©atbtßaufen in üDeffelpt Stubien jur 'Patäo; 
grapßie unb ipapprutfunbe XVII untet bem litei „Di emu ber ägpp: 
tifcben Notare" gefptocßen unb in betfelben {Seitfcßrift einen 2luffaß 
„Die gtiecßifcßen Jpanbjeicßen" ben befonberen beglaubigenden 23er. 
metfen nathentiicb bet qjrioatnotare gewibmet. ©nrbtßaufen ßat 
fetbft benterft, baß folcße Unterfucßungcn er ft bann ben »ollen Ertrag 
bringen finnen, wenn in weitem Umfange bie Originale unterfucßt 
werben, benn in ben Slutgaben fommcn biefe Dinge »ietfacß nicßt 
flar Dber gar nicßt jum 2Iutbruef. 23or altem müßte man bie cpappri 
ber Saiferjeit »er 300 n. Sßr. genau bataufßin ptüfen, um »on biefer 
©runblage aut bie 23ermetfe ber bpjantinifeßen prieatnotate ju be* 
urteilen. So tragen j. @. »iete ber ateranbrinifeßen Urfunben, bie icß 
im 4. Sanbe ber 23crliner fDJufeumtpublifation ßerautgegeben habe, 
unten gewiffe Reichen, bie icß att Jjanbjeießen ber autfertigenben 
Schreibet auffaffe; bat ganje Slutfeßen biefer 'Blatter, bie »on »er; 
feßiebenen, jum leil auferft furfioen .panbeti grfcßticben unb »ietfaeß 
bureßforrigiert fireb, fegt ben ©ebanfen naße, ba§ wir bie (Entwürfe 
einer prioaten Scßreibfhtbe »or unt ßaben. Der [Jnßaber, jcbenfaBS 
ein erfaßtener Urtunbenfcßreiber, feßeint meßrere ©eßitfen befcßäftigt 
unb ißre Arbeiten »etbeffert ju ßaben; baß er feine liuigfeit nicßt auf 
Urtunben befeßränfte, jeigt ber Entwurf einet SBriefet. 3n welcßer 
Olicßtung aber folcße Unterfucßungen oorgeßen müßten, unb worauf 
et anfomnu, leßtrn bie beiben 'Arbeiten ©arbtßaufcnt, auf bie icß baßer 
alt auf 2Begweifet für weitere ftotfcßungbefonbetf aufmerf lam maeßen 
moeßte. 


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Original ffotn 

PRINCETON UNIVERSITY 




Settfcprift b e 6 3>eutfcpen herein« füc QJucpwefen unb @tprifttum 


oor uns ju [eben, Sicherheit im «Sinne au6brüdfli<f>er S3e= 
jeugung gibt eö freilich nur feiten, unb ohne grage muß 
man mit Sßorftcpt urteilen; wer aber oiel gefepen unb ge= 
prüft bat, wirb bocb mit einer geroiffen ffiabrfcheinlichfeit 
Schrift beb Sopnfcpreiberb oon eigenhändiger 9tieberfcprift 
unterfcbeiben fo'nnen. ©it wollen, um einen furjen 2luS= 
brucf ju ©ebote ju haben, oon eigenbänbiger «Schrift 
fprecben, wo nicht bie Schrift beb Sobnfcbretberb oorliegt. 
Die grage nach ber Sigenpänbigfeit oerquicft fiep mit ber 
anberen, rote roeit benn überhaupt im grtecbtfcb=romifcben 
#gppten bie .Runfl beb Scbreibenb oerbreitet roar. 2lnge: 
ficbtb ber Xaufenbe erhaltener Scpriftflürfe in geläufiger 
Jjanbfcprift mochte man junäcpft fehr günfiig urteilen; 
aber eb gibt einige ©rünbe, bie bebenflicp machen. Denn 
roir begegnen einer fehr beträchtlichen ^at)l oon ©enfcpen, 
bie ihre Unfähigfeit ju fchreiben gerabeju eingeflepen ober 
roenigjfenb befennen, baß fie nur „langfam" fchreiben 
fännen. Sie erflären eb bei ©elegenheit ber fogcnannten 
Unterfchrift unter Verträgen, einer furjen 3ufammen= 
faffung beb Snhaltb, bie eigenhänbig fein füllte, aber in 
fehr oielen gälten eben aub jenen ©rünben burch einen 
Vertreter, ben Jpppograppeuö, geleiflet rourbe; biefer ifi 
meijfenb eine anbre iperfon alb ber Sohnfehreiber, ber ben 
Äörpet ber Urfunbe auffegt unb febreibt. ©o aber eigen: 
hänbige Unterfchrift geleiflet roirb, fei eb in ber erwähnten 
©eftalt unter Verträgen, fei eb unter Eingaben ber 23er: 
inert: „ich N. N. habe eb eingereicht", fei eb enblich unter 
9)rioatbriefen ber eigen hänbige Scplußgtuß, ber bie Echtheit 
bejeugte, wie eb j. 35. ber Slpoftel ?)aulub am Schluß beb 
2.2h«ffalonicherbriefeb aubfpricht, faft überall flößen roir 
auf recht ungelenfe, barbarifcb aubfehenbe SBucpftabens 
gruppen, benen man faum ben Flamen Jpanbfcprift geben 
mag. greilich fonn man geltenb machen, baß ein fehr großer 
Xeil ber ©rppri aubDörfern ftamme, wo begreif licperroeife 
bie .Runft beb Scbreibenb weniger Derbreitet geroefen fei, 
benn ber aeferbauenbe gellacb habe bafür weber ^eit noch 
Sufi gehabt. Unb ficherlich ift etroab ^Richtiges baran. Dte 
Schtiftflücfe aub bem entlegenften aller ägpptifcpen Dörfer, 
aub Sofnopaiu Stefob, heute Dim2, bab im norbweftlichen 
gajum, jenfeitb beb Äarunfeeb, weit in bie ©üfle oorge: 
fegoben ifi, jeichnen fich oot ben meiften anbern burch repe 
Jpanbfcpriften, barbarifche Orthographie unb entartete 
Sprache aub, ba hier bie griechifcgeÄultur rooplimmer nur 
bie bünne Oberfläche eines unoerroüfilichen ägpptifcpen 
©efenö geblieben ifi; felbft eine Bewerbung um bab 
©rapheion biefeb Dorfeb, oom 3apre 46 n. ßpr., ifi in ebenfo 
oerroilberter Orthographie wie Sprache abgefaßt: ber 
©ann,ber bort nicht nur Urfunben oerwahren,fonbern auch 
auffegen unb fchreiben, ben Schriftgelehrten beb Dorfeb 
oorfiellen wollte, ftanb felbfi auf pöcbfi unficheren güßen 
(SWitteib, Shrefiomathie 183). 2lber bie -Jap 1 ber gar nicht 
ober fcplecpt Schreibenden ifi hoch auch anberroärtb, auch 


in ben ©aufiäbten, fo beträchtlich, baß man ftugig wirb, 
einen freilich nur fiatiftifepen Uberblicf, bet nach mehr alb 
einer SRtcptung erweitert unb oertieft werben follte, bietet 
©aiersSeonparb, 2lgrantmatoi, granffurt a.©. 1913. 

©ie dergleichen eigenhändige feilen aubfepen, fann nur 
ber Slugenfcpetn lepren, unb fo muß ich auf einige 21 bs 
bilbungen pinroeifen. ©er bie fepönen Xafelbä'nbe jum 
Catalogue of Papyri beb britifepen ©ufeumb jur Jjanb 
hat, finbet leicpt bie 23etfpiele unb mag etwa im jweiten 
23anbe bie tafeln 62, 80, 116 unb 119 auffcplagen, um 
fiep jugteiep baoon ju über jeugen, baß bie S3ucpfiabenf ormen 
biefer ropen Jpänbe ben Sparafter ber 3eit jroar nicht ganj 
oetleugnen, aber boep unenblicp oiel fchwäcper auöbrücfen, 
alb eb bie Schrift ber SSerufbfcpreiber tut. 3m britten 
33anbe nepme man etwa Xafel 47 unb 52 oor, befonberb 
aber Xafe(42, wo unter einem 2lftenfiücfe oiel oerfepiebene 
Unterfcpriften fepr ungleicher ©eläufigfeit fiepen; fie alle, 
auch Sie gewanbteren, weiepen merflicp oon ber Schreib« 
weife beb Sopnfcpreiberb ab, ber ben Äörpet ber Urfunbe 
gefeprieben pat. 93ielleicpt ifi oielen leichter alb bab große 
Sonboner ©erf unb anbre «Publifationen meine (leine 
Sammlung Papyri Graecae Berolinenses jugänglicp; 
hier gibt Xafel 34 b ein anfcpaulicpcb SSeifpiel bafür, wie 
oon ber gleichmäßigen ©efchäftbpanb beb 25erufbfcpreiherb 
fiep bie eigenpänbtge Unterfchrift abpebt: „Sluteliu [flatt 
2(ureliob] ^afpfib, ich habe eb eingereicpt" (2lbbilbung 3). 
©an fiept auch beutlicp, wie ber Sopnfchreiber jwifepen bem 
Xerte ber Eingabe unb ber unten folgenden Datierung *ptag 
für bieflogige Jjanb beb ^riefletb aub Sofnopaiu 9lefob ge« 
laffen pat. 2ln biefem93ilbe wirb fo reept finnfällig,wabber 
Qlpoflel «Paulub am Scpluffe beb ©alaterbriefeb fepreibt: 
„Sept, mit wte großen SSucpflaben icp euch mit meiner 
eigenen Jpanb gefeprieben pabe"; eb ifi, wie Deißmann 
unb anbre erfannt haben, ein Scperj beb 2lpofte(b über 
feine große unb grobe Schrift, bie gewiß im Original oon 
ben ^Ȋnben ber geroanbten Schreiber, benn folcper pat er 
fiep für feine langen Briefe öfterb bebient, feparf abflacp; 
war bocp auch «Paulub jwar rabbinifcp gebilbet, aber ju« 
gleich ein Jpanbwerfer, fiepet ein Scpreibfunbiger, aber fein 
geläufiger ober gar Scpönfcpreiber. 

Die Siften bei ©aier:Seonfjarb öffnen einen 2Iubblicf, 
wie weit hinauf in ber ©efellfcpaft noep fepreibunfunbige 
Seuteanjutreffenfinb. DaßÄomarcpen,b.i. Dorfoorfleper, 
unb Sitologen, iöorfteper ber flaatlicpen ©etreibefpeiepet, 
nicht fchreiben fönnen,fiept unjweifelpaftim ©iberfpruepe 
mit ben Slufgabenipreb2lmtb (©ilefen, ßpreflomatpie406, 
350 n. Spr. unb 2lmperfi sp a p. II, 140, 349 n. Gpr.), 
aber fie finb feinebmegb bie einjigen iprer 2lrt. ©enn unter 
einer großen -Japl oon Solbaten bet ala veterana Gallica, 
oon benen wir im Hamburger ^Pap. 39 Quittungen he« 
figen, 25 ©ann fepreibfunbig finb, 3 mangelhaft unb 58 
gar niept fchreiben fönnen, fo werben roir barüber niept 

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Original from 

PRINCETON UNIVERSITY 




3titfd>rift b e tf $>«utf(hen herein« für u d) w e f e n unb Schrifttum 


crflaunt fein; übrigens beachte man bie fchönen Abbilbungen 
mehrerer tiefer gleichjeitigen ijanbfchriften, bie ber ijerauS; 
gebet b- bf. SDleper beigefügt bat. Um fo bebeuflichermuß 
eS flimmen, baß in bpjantinifcher $eit ein gewefener £>ber= 
prieflerin ber bamalS betcutenben brooinjialfiabt SIrfinoe 
behauptet, bie Schrift nicht ju fennen (Amherfl bap. II, 
82); fucht er auch baburch eine amtliche Saft ton fich abs 
juwäljen, fo fann er hoch nicht wohl gerabeju lügen, weil 
man ihn alljuleicht ju überführen oermöchte. beacfttenSs 
wertftnb auch bte fogenannten Sibelli aus berDecianifchen 
ßbriftenoerfolgung, jene Eingaben römifchet Bürger an 
bie überalleingefe( 3 ten£>pferfommiffioncn,morinfie bitten, 
ihnen baS oolljogene Opfer ju befcheinigen. Oie meiflen 
finbet man in *)>. 9R. SKepcrS Auffaf} „Oie Sibelli aus ber 
Oecianifchen ßhriflenoerfolgung" (Slnf). 3 . b. Abh.b.berl. 
Af. b. SBiff. 1910) mit guten bilbern; auch meine Pap. 
Gr. Berol. enthalten auf Zaf.37a baS bilb eines SibelluS. 
Hier fteht bie eigenhänbige Unterfchrift beS Hermes, 
eines ber 23orfi§enben ber ßpferfommiffion, bie hoch ficfjer 
aus Honoratioren ober borftehern beS Ortes beftanfc, uns 
gefa’br fo aus, wie wenn ein Holjfnecht auf bem Stanbes« 
amte feinen 9tamen fchreibt; fie mir ft faft lächerlich neben 
ber gewanbten Hanb beS berufSfchreiberS, ber ben SibelluS 
niebergefchrieben hat (Abbilbungö). OaS bebeutet furj ges 
fagt, baß man bamalS in bem großen Oorfe Oheabelphia, 
aus bem bie meifien Sibelli flammen, faum fchreibfunbige 
Seuteabgefehen oon Sobnfd>reibetn aufjutreiben vermochte. 

fJlur feiten begegnet uns bie Hanb folget, bie mir ohne 
weiteres als Angehörige ber oberen Älaffen, alfo ficher als 
©ebtlbete erfennen. 3 U ihnen werben wir {ebenfalls bie 
höchfien Beamten SÄgpptenS rechnen, betrachten wir aber 
etwa bie Unterfchrift beS ßlaubiuS ^büotenoS (Abbils 
bung 2), ber BleoforoS beS SarapiS, ßpardjoS ber cohors 
prima Damascenorum, SOiitglieb beS alejranbrinifchen 
SKufeion, brieftcr unb Oberricfjter jur ^eit HabtianS war, 
fo finbeit wir feineSwegS eine fehrgcwanbteHanb (SWitteiS 
ßhreflomathie 207). 3> c mlicb fchledjt fchreibt auch ber 
Oifaiobotes, ber bem Eaiferlichen Statthalter #gpptenS 
als 3lichterbeigeorbnet war, in bem berliner bappruS 7420, 
unb ben Scplußgruß eines Statthalters felbfl, beS Sus 
batianuS Aquila (Abbilbung 1), wirb niemanb für ges 
wanbt erflären wollen (Pap. Gr. Berol. 35, am Silbe 
ber 6 , ^eile). ßlaubiuS ^b'tojrenoS war wohl Offijier 
unb nur als folcher ju feinen anbern Ämtern, ja fogar in 
bie aleranbrinifche Afabemie ber SBiffenfchaften gelangt, fo 
baß man ihm eine befonberS geläufige Schrift nicht jumuten 
barf. Unb fonfl mögen bie höchjten beamten ber Äaifers 
Seit, bieSRömer waren, jeitlebenS bie griechifche Schrift als 
etwas grembeS gehanbhabt haben; übetbieS liegt eS ja 
einem Spanne in hoher Stelluug, ber oiel unb eilig ents 
wirft, aber niemals etwas ins reine fchreibt, nahe genug, 
.feine Hanbfchrift ju oernachläffigen. 3ebenfallS unters 


fcheiben fich bie feltenen beifpiele folcher Unterfchriften, 
benn es hanbelt ftch nur um folche, recht merfbar oon ber 
©eläufigfeit ber Urfunbenfchreiber. Unb ähnlich fleht eS 
mit ben Unterfchriften ber nieberett beamten. 

befonbere gragen flellen uns bie brioatbriefe. 3Bir 
haben briefe in fchöner, geläufiger Schrift unb haben folche, 
bereit buchflaben in roheftcr ©eftalt tnühfelig gemalt ers 
febeinen; eSgibt briefe, bie burdimeg eine Hanb aufweifen, 
briefe mit abweidienber Hanb im Schlußgruße, unb fogar 
briefe, bie oon mehr als einer Hanb gefchrieben ju fein 
fcheinen. Sin beifpiel ber lebten Art habe id) im Aprilheft 
ber Amtlichen berichte aus ben K'gl. Äunftfammlungen 
1918 befprochen unb betont, baß ber bkchfel ber Hanbc 
wohl nur Schein ifl: oietleicht jeigt ber forgfältige Anfang 
bie Sd)önfd)rift beSfetben bfannes, ber gegen Snbe in feine 
AUtagSfd)rift oerfallen ifl. Oaß man aud) beim brioats 
briefe in fehr weitem Umfange fich beS SohnfchreiberS bes 
bient hat, ifl unjwetfelhaft; auch heute fann man bieS in 
Agppten beobachten. 3Bo alfo ber Sd>(ußgruß oon ber 
Schrift beS ooranflehenben briefes abweicht, werben wir 
an ben Sohnfehreiber benfen bürfen,jumal wenn bieSRoheit 
ber Unterfchrift oerrät, baß ber Urheber beS briefeS nur 
fchwer ben ÄalatnoS führen fonnte. Aber auch Seute, bie 
über eine geläufige Hanboerfügten, ließen gelegentlich einen 
anbern für fich fchreiben, wie HerafleibeS in bem fdienen 
briefe jurHochjeit feines Sohnes (iBilcfen, ßhreflomathie 
478). Hi« rührt nur ber Schlußgruß unb bie Abreffc oon 
ihm felbfl her. befonberS lehrreich hierfür ftnb bie briefe 
im jweiten banbe ber glorentinerbappri, ba bie guten Abs 
bilbungen ein Urteil erlauben; namentlich AlppioS hat feine 
jahlreichcn briefe oon oerfchtebenen Schreibern fchreiben 
taffen unb nur ben Schlußgruß etgenhänbig hinjugefügt, 
ba er augenfeheinlid) eine bebeutenbe Stellung einnahm 
unb feine^eitnidjt mitbrieffchreiben ju oergeubenbrauchte 
(Abbilbung 4). 

Sigentümlich fleht eö mit bem befannten briefe, ben 
ber junge Apion nach 6 er Sanbung in Stalien an feinen 
bater SpimachoS richtet (SCBitcfen, ßhreflomathie 480, 
abgebilbet in ben Pap. Gr. Berol. 28). Ber Schlußgruß 
weidft fiditlid; oon ber forgfältigenSchonfchrift beS briefes 
ab, fo baß man glauben fönnte, Apion habe fich ben brief 
fchreiben (affen unb nur felbfl unterjeichnet. Allein ein 
fpäterer brief beSfelben Apion jeigt in ber Schrift enge 
berührung mit bem erfien unb jwar fowohl mit bem 
.Körper beS briefes wie mit ber Unterfchrift. Baher möchte 
ich annehmen, auch ber frühere brief fei ganjeigenfjänbig, 
aber ber berfaffer habe bei ber Unterfchrift eine etwas 
flottere, weniger fchöne Schrift angewenbet; auch wir 
pflegen unfere Unterfchrift befonberS auSjubilben, fo baß 
fie bem fonfligen 3 uge unfrer Jjanb nicht oöllig gleicht, jus 
mal wenn wir im übrigen nach Schönfehrift (heben. Biefe 
beobachtung, bie bereits SJfitteiS gemacht hat, flärt auch 


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Original frotn 

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cffftjutmvtpf 

Stbbilbung 1 

fpt’Nf' 

rfxrt^ 

09- 

m crW txxt m C'^tx Xf x * C^r r '^ 
cVV-VX^/^ Jj >*,c£" 

£bbilbung 2 

J\ e /*st/leG&*yc <frtüjW*u£7Yo>J /?A wo*ji)/y 
fT*7v>t?rfa>y ^ /2Moq/riw/t6yv c tyfr*]&. 

<h^j>h\joy- aM<rc] C*>7/iv2Wv 

Sfbbllbung 3 

C&rrrrrt^^j/royr^r-- 
ß\y7 u Ji> A Aoy 

Slbbilbung 4 

?7&<tyy t ~ h y*r&*j[M') 

th “^*l^fcd*ctyep^ 

^PMcecü^ 

91bbilbung 6 

6N nk?Ae}i}ü-CAf 

AfAy.AtAcyT’/XK 

äbbilbung 5 

rf*f&CMo*-*T(c?rv&<!:c 
cqytJ~CX<Z-\' <?-CX<J I^YTV»"* 

«Jbbilbung 7 


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Scttfcfyrtft beß e u rf cf> e n SÖercinß für Q3ucf>roefen unb (Schrifttum 


mannen anbem gall auf, namentlich unter ben 95rtefen 
an Jperontnoß im jroeiten ©anbe ber glorentiner ©appri. 
©o Tann j. ©. ber Söricf beß Dimaioß,©r. 259, ganj eigen: 
ha'nbtg fein, obwohl bie Unterfcfjrift etroaß anberß außfiebt, 
unb bieJ£>omer»erfe am Sftanbe Tonnen ebenfalls »on feiner 
Jjanb berrfibren; er ^jä'ttc bann, roobl nmuiUfürticf;, baß 
■3itat auß bem <Scf>ul6ucf>e auch fcbul= unb buchmäßig 
gefiattet. 

©iebt wenige ©rioatbriefe liegen in guter, ja manche in 
einer frönen ©efcba'ftßfcbrift »or; atß ©eifpiet nenne icf> 
außer bem ©riefe beß 2lpion ben beß Sboiremon in ben 
Pap. Gr.Berol., Dafel 27, ber unß noch einen anbem Sörtcf 
berfelben jpanb hinterlaffen bat. 2tn fief» ifl in allen biefeit 
galten möglich, an Sigenba'nbigFeit ju benfen; aber not: 
roenbig ifl eß Feincßroegß. Denn auch bie oiclen Schreib: 
unfunbigen wollten gelegentlicb ihren 2tngebörigen ober 
©eFannten einen ©rief juFommen taffen unb nahmen bann 
ohne -Jweifel ben Sohnfcbreiber ober einen greunb in 2In= 
fpruch,genau wie eß heute im Orient gefebiefjt. Der fchrieb, 
baß »erfleht fich »on felbfi, auch ben ©djlußgruß mit. 3cb 
oerniute, fehr »iele ©riefe, bie nur eine unb jroar eine ge: 
wanbte Jjanb jeigen, finb auf biefe ©eife entflanben unb 
haben mit ber eignen ipanb ihreß geifligen Urhebers nicht 
baß geringfle ju tun. Diefe erfennen mir mit einiger 
.©icherheit nur ba, roo ein ©rief bie unbeholfenen ^ü'ge jeigt, 
bie man bem ©eruf ßfcfjreiber nicht jutraut (2(bbilbung 7); ob 
auch bann etroaein greunb geholfen hot,iß jroar für bie eiiu 
jelne 9>erfon »on ©ebeutung, nicht aber für bie grage nach 
S5erufßfchrift unb eigenha'nbiger ©dirift, roie roir fie unß 
gefleflt hoben. Sß gibt ju ben!en,baß ©lütter, beren öigen« 
hanbigfeit außbrücflich bejeugt roirb, nur gor ju oftaußerfl 
unbeholfen außfeben, roie j. ©. ein Sbeirograpbon im 
©erliner ^appruß 7471 (ätbbilbung 5). 

Damit roirb auch ben grauenhriefen, bie eine ge: 
bilbete Jpanbfcbrift jeigen, roie etroa ber ©rief ber 3ftß, ben 
ich i»t „3obrtaufenb am ©il" unter ©r. 70 mitgeteilt höbe, 
bie fefle ©runblage entjogen. Ob 3fiß gut, ob fie über: 
haupt fchreiben Tonnte, roiffen roir nicht, ©enn 263 n. €hr. 
eine romifche ©ürgerin ftch auf baß ius trium liberorum 
beruft, wonach fie eines Kprioß, eineß ©eiberoogteß, für 
SRechtßhonblungen nicht bebürfe, unb hinjufügt, bieß gelte 
etfl recht »on ben ©ebretbfunbigen, unb fie felbfi Tünne 
„leicht" fchreiben, fo fchlicßt man ja roohl barauß, baß 
Kenntnis ber ©chrift eigentlich eine ©ebingung biefeß ©or= 
rechtes roar (Ojprbpneboß ^ap. XII 1467); aber bie fiarTe 
©etonung erfchüttert fffjon ben@lauben an bie Srfüllung, 
unb mehrere ©eifpielc machen ganj Tlor, roie wenig ernfi 
man eß bamit nahm unb nehmen Tonnte. Die römifchen 
©firgtrinnen rnüffen nicht ju ben gebilbeten Kreifen ge= 
hört hoben, nehmen ober hoch eine fiaotßrechtlich fo be»or= 
jugte Stellung ein, baß man Qlngehörige ber unterflen 
Schichten jebenfallß nicht bei ihnen fuciicn barf; wenn 


unter ihnen bie ©chreibTunft butebauß nicht felbfloerflanb: 
lieh roar, fo roirb fie unter bet ©laffe ber grauen erfl recht 
fpa'rlich »ertreten geroefen fein. Die 2Iußnahmen bebeuten 
Feinen ©iberfprueb; gab eß hoch fogar in 2Ilepanbreia 
©chonfchreiberinnen, bie bie ©ortrage beß Origeneß inß 
reine fchrieben. 

©aß ich, ohne nach ©ollflönbigFeit ober beflimmter 
Orbnung ju fhreben, gefchilbert höbe, ifl nirgenbß ein Sr: 
gebniß, fonbern überall grage. ©enn eß biefen ober jenen 
ju roirTlicher Unterfuchung anregen foflte, mürbe eß feinen 
^roccf erfüllen, greilich Tonnen folche ber ©chriftFunbc 
fehr nötigen Arbeiten nur an ben Originalen ober an guten 
2 Ibbilbungen außgefübrt roerben, unb fo »iel 2Jbbilbungen 
auch in Dafelbanbenunb einjeln bisher fchon ben ^appruß: 
publiFationen beigefügt roorben ftnb,fo roar boch tbr3«>ecf 
unb bamit ihre 2lußroahl nach anbem ©eficbtßpunften be« 
ftimmt, ganj abgefehen baoon, baß man fie metflenß nicht 
nebeneinanber legen, alfo nicht unmittelbar »ergleichen 
Fann. Sine Sammlung »on Schriftproben noch roirTlich 
fchriftgefchichfliehen ©ebanfen, im Jjinblicf auf bie Snt: 
roicTlung ber ©erufßfdjrift, auf Sigenba'nbigFeit, auf Unter: 
fchriften, auf gleichartige roie auf befonberß eigenartige 
Danbe, auf männliche unb weibliche ©chriftjüge, ©Übung 
unb ©tanb ber ©chreibenben, foroie auf örtliche Dppen, 
j. S. bie aleranbeinifthen, alleß jugleich mit forgfa'ltiger 
SRücfficbt auf bie 3cit in ein fefieß ©efj batierter ©tücfe 
eingeorbnet, müßte unb mürbe bie ©apprußfebriftfunbe 
außerorbentlich förbern. ©ian bürfte fich aber nicht auf 
©über befchranfen, fonbern hotte alleß ©efentlicbe über 
ben 3nholt beß ©tücfeß, bie ©erfon feines Urhebers, bie 
Umflanbe feinet Qlbfaffung foroeit möglich onjugeben unb 
überall auf ©erroanbteß hinjuroeifen. 2ln Stoff mangelt 
eß nicht, fonbern an ben nicht geringen SDütteln, bie ein 
foldjeß Unternehmen forbert, wenn bie große -fohl ber 
©über, beren man bebarf, roirTlich gut unb lehrreich auß: 
fallen folt. 

* * 

* 

©ä'hrenb unßbiegela'ufigeöSefchaftßfcbriftberUrfunben: 
fchreiber ljunbertfacb,ja man barf ohne Übertreibung fagen 
taufenbfach begegnet, hoben roir bisher nur wenig ©eifpiele 
einer ©chreibroeife, bie man Kan jleifcbrift ju nennen 
pflegt. Sß ifl eine große, gejicrte ©chönfchrift, beren fich 
bie amtlichen Kanjleien für ihre ©einfebriften bebienten; 
für alle übrigen 3«>ecTe, ihren inneren ©erFehr, für 2lbs 
fdiriften unb bergleichen »erroenbeten auch fie bie gewöhn: 
liehe ©efcba'ftßfcbrift. Unb »ermutlich flatiben nur ben 
großen Kanjleien in 2lleranbreta, allenfalls nodi in ben 
©auhauptflübten, ©cbönfchreiber ju ©ebote, bie auf biefe 
amtliche Kalligraphie eiugeübt waren. 

Den beutlühflen unb lehrreichflen gatl flellt ber Srlaß 
beß Statthalters ©ubatianuß Ülquila an ben Strategen 
Iheon 209 nach Shr. bar; er jeigt jugleid), baß bie Kanjlei 


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Seitfcgrift bes 23 e u t f cg e n Vereins für 93 u cg w e f e n unb ©egttfttum 


beS Statthalters auch t^te infjaltlicf) weniger wichtigen 
Sleinfcgriften in fctefer ©eflalt auSgehen ließ. §. ^uefer 
hat biefen 23erlinet BappruS in ben StgungSbericbten ber 
Berliner Afabemie 1910, 710 ff. mit Abbilbung »er* 
6'ffentlicbt unb über bie Schrift bereits bas äBefentlicge 
gefagt; oom Originale gewährt ober Hafel 35 meiner Pap. 
Gr. Berol. eine belfere ©orflellung. Diefem spappruS fefjr 
ähnlich, wenn nicht gar oon berfelben Jjanb ifl baS 
Original beS amtlichen Schreibens, baS AureltuS ©ictor 
199 n. Gigr. an Julius spoIpbeuFeS richtet (ÜBilcfen, Shreflos 
matgie 174), unb ein britteS nahe oerwanbteS Brucgflücf 
ifl ber Berliner BappruS 5479. ÜJlancgeS anbre mag fief) 
in ben nicht abgebübeten Beflänben anbrer Sammlungen 
befinben (oergleiche 23eil, Arch. f. Pap. VI 109). Daß 
eS folcher Jpanbfc^riften nur wenige gibt, erFlärt fich aus 
ber Art ber 'PappruSfunbe, bie ja in ihrer großen SDlehrjagl 
aus Dörfern unb FeineSwegS aus ben SWittelpunFten beS 
©erFegrS flammen; immerhin mliffen auch borthin bei 
oielen Antäffen Steinfcgriften aus ben jjauptFanjleien 
gelangt fein, unb wenn wir nur fo bürftige ©puren baoon 
fehen, fo mag man barauS lernen, einen wie geringen 
Heil bes einfl ©efegriebenen baS jegt Sffiiebergefunbenc 
auSmacht. 

^urfer hat fchon barauf hingewiefen, baß biefe Kanjlei; 
fchrift, beren Beifpiele um 200 n. Sgr. hrtum begegnen, 
Sagrgunberte fpäter in ber fogenannten ©tempelfchrift 
wieber auftaucht, jenen eigentümlichen23uchflabengruppen 
auf bpsantinifchen ^appri, bie ber Sntjifferung fo lange 
wibcrflanben haben; neuerbingS hat jeboch ber hoffnungS« 
oolle, auf franjofifeger ©eite gefallene Scan ©lafpero ben 
erften ©runb jur Sefung gelegt, unb Jj>. 3.Bell hat mit 
Srfolg weitergearbeitet (Journal of Hellenic Studies 37, 
56 ff. 1917). Da es ftch bei ber ©tempelfchrift um ben 
amtlichen ^apierflcmpel ber ^3appruSrollen hanbelt, liegt 
bie Belegung ju amtlichen Kanjleien am Hage. Aber 
oielleicht noch an einer anbern ©teile flößen wir auf eine 
fpätere SntwicFlungSform ber Kanjleifcgrift, nämlich in 
ber ©chrift beS aleranbrinifcben OflerfeflbriefeS aus bem 
Anfänge beS 8. Sagrhunbert n. ßgr., ber im fechflen dpefte 
bet Berliner KlaffiFertexte erfchienen ifl (Hafel 50 in ben 
Pap. Gr. Berol.). Die Kanjlei beS aleranbrinifcben <pa; 
triarchen befegäftigte offenbar ebenfo wie bie ©taatsbe; 
ho'rben für bie Anfertigung ber Steinfcgriften Kalligraphen, 
bie ben amtlichen ©cgreibflil beherrfebten. ©on hier aus 
magbiefer©tilauchinSBucbgewerbeeingebrungenfcin,wo 
wir feineSpur j.23. im fogenannten CodexMarchalianus 
ber Propheten finben (granchi be’ Gaoalieri unb Siegs 
mann, Spec. Codicum Graecorum, Hafel 4). £s ifl 
natürlich nicht mehr biefelbe ©chrift wie 200 n. Gigt-/ aber 
bie oerbinbenbe Sinie entbecFt man leicht beim ©ergleicg. 

Diefe bisher fo fpärlicg oertreterte Kanjleifcgrift unter; 
fcheibet fich metfbar fowohl oon ber ©efehäftsfegrift ber 


BerufSfcgreiber wie oon bet SSuchfchrift unb fcheint neben 
biefen beiben Hppen ber griechifchen ©chrift einen felbfl; 
flänbigen britten barjuflellen. SS oerfleht fich »on felbfl, 
baß biefe Hupen fiel; beeinflußt haben, waren eS hoch oiet* 
fach biefelben ©chreiber, bie fie hanbhabten, unb biefe Sin* 
flüffe fefljuflellen ifl nicht fchwer. Hrogbem muß man 
ihre Eigenart unb ihre gefonberte (fntwicflung anerfennen, 
bie fich auch barin äußert, baß biefe Hppen FeineSwegS ju 
allen feiten in bemfelben ©ergältniffe ber ©erwanbtfcgaft 
ober grembheit jueinanber flegen. Auch ifl nicht ber eine 
aus bem anbern heroorgegangen, fonbern fie finb alle auS 
berfelben SBurjel, ber ©cgulfcgrift, entfprungen. 

©Seit beffer befannt ifl ber britte Hppus, bie Buch; 
fchrift. 3hr braucht bie AiterFennung ihrer ©elbflänbig; 
feit nicht erfl erfämpft ju werben, ©ielmegr müffen wir 
nachbrücflich betonen, baß eS oon J?auS aus eine ©chrift 
ber Bürger gar nicht gibt. Als Siegel galt nur, einen 
literarifchen Heft mäglichfl fchutmäßig fchon ju fchteiben, 
Bucgflaben für Bucgflaben unoerbunben nebeneinanber 
ju fegen unb nach gleichmäßigem AuSfegen ju flreben. 
Dasfelbe >3iel fonnte man fich aber auch bei einer Urfunbe 
unb einem Briefe fegen, unb eS fehlt feineSwegS an Bei; 
fpielen bafür. Auf ber anbern ©eite blieb eS jebern un; 
oerwehrt, einen literarifchen Inhalt in ber ©chrift beS 
täglichen Sehens nieterjuf cg reiben; gaben bie ©elegrten 
früher nur alljugern folche halb ober ganj furfioen Hexte 
für ^rieatabfegriften erflärt, fo finb ihrer allmählich fo 
oiele ans Siegt gefommen, baß wir eger billige BuchauS; 
gaben barin erblicfen müffen, wie ich an anbrer ©teile 
erörtert gäbe. (Das Buch bei ben ©riechen unb Stomern 
145 ff.) Smmergtn gat man in ber Siegel bei ber j?er« 
flellung eines Buches, alfo in älterer ^eit einer Bucgrolle, 
nach ©egonfegrift geflrebt; aber Berührungen mit ber 
©chrift bes täglichen Sehens in einjelnen furfioen Buch; 
flabenformen unb gelegentlichen ©erbinbungen ftnben fteg 
reegt häufig, unb bie ^agl ber ^apprusbüeger, bie fug 
ganj frei baoon galten, ifl nicht gar fo groß. Sliemanb 
wirb fich barüber wunbern, wenn et bebenft, baß auch 
ber berufsmäßige Bucbfcgretber bie ©cgrtft beS täglichen 
Sehens minbeflenS in feinen Brioatrechnungen unb Briefen 
ganbgabte. 

Unter biefen einfegränfenben BorauSfeguttgen bürfen 
wir aber boeg beim Überblicf über bie literarifchen 'Papprt 
oon einem eignen HppuS ber Bucgfcgrift fpreegen, ber 
weber ber ©efehäftsfegrift noch ber Kanjleifcgrift als 
Utfprung, woraus fie fteg entwicfelt hätten, jugrunbe 
liegt, noch auch beiben als Sbeal oorfegwebt, bem fie naeg; 
jlrebten. Alle brei flammen oielmegr oon ber einfachen 
©cgulfcgrift ger unb gaben igre eignen ©cgongettsibeale. 
Die ^rit gat im allgemeinen auf bie regelmäßige, Der; 
binbungSlofe Bucgfcgrift weit weniger gewirft als auf 
bie ©efehäftsfegrift, beren Sntwicflung wir überfegen; 


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I IMNw 


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3citf$tift b <« IDeutfdjen Vereine für 33 u cp mc f« n unb «Schrifttum 


oon bet Äanjleißhrift mißen mir noch ju roenig. Scbocf» 
prägt ftc auch ber Bucpfchrift gemiße mcfentliche Bferfs 
male auf, fo baß eö möglich iß, literarifde Pappri nad) 
ber jjanbfchrift ju batieren, wenn aud) mit geringerer 
Sicherheit unb mit größerem Spielräume alö Urfunben 
unb Briefe. Sie Anlehnungen an bie ©efchaftdfchrtft 
finb eö in erfler Sinie, bie eö unb geßatten. 

Aber bie Budßchrift nimmt ihren Sntmicflungögang 
nicht gleichen Schritte« mit ber ©efchäftöfchrift; baö 
gegenfeitige Berhältniö iß nicht ju allen feiten gleich nah 
ober gleich fremb, fonbern man fann, freilich biö heute 
nur oerfuchenb, Unterfchiebe mahrnehmen. Bon ben 
älteßen Pappri «erbe ich nachher noch fprechen, ba fie 
für fich ju flehen fdjeinen. Sie Buchrollen beb 3. 3obf : 
hunbertö o. Gfjr- meinen im Schreibßile fehr beträchtlich 
oon ber gleichzeitigen ©efchäftöfchrift ab, vielleicht unter 
ber ffiirfung, bie oon Alefatibreia mit feiner SSibliotheF 
aubgegangen fein mag unb mof)l imßanbe mar, bab S5uch« 
geioerbe in eigne Bahnen ju lenfen. 3m 2. 3nhrh u nbeTt 
o. @hr* fcheint fich bie Budßchrift ber Äurßoe ju näbem 
unb bann bib meit in bie Jfaiferjeit hinein menigßenö 
teilroeife in einer geroiffen Berührung mit ihr ju bleiben; 
allerbingb fehlt eb auch nicht an Buchterten, bie ihr recht 
unähnlich finb. Um fo flarer tritt im 4. 3ahrhunbert 
n. Sl;r. bie völlige Spaltung ber Buchfchrift, bie eine 
ganj gleichförmige, cbarafterlofe, ben Srucftppen nahe« 
fomtnenbe Unjiale mirb, unb ber bpjantinifchen .Rurfioe 
jutage; natürlich gibt eb literarifche Hefte in ber Schrift 
beb täglichen Sebenb ober ihr oertoanbt, aber fie ßecfjen 
febarf ab oon ber fafi jeitlofen Unjiale beb Bonnalbucheö, 
mie fie etwa in ben berühmten Bibellfanbfchriften, im 
Sinaiticub unb Alefanbrinuö, aubgeprägt oorliegt unb 
oon ben griechifchen Büdnern in bie foptifchen überges 
gangen iß. 

3ch oenoeife mit Abßcfjt nicht auf Abbitbungen, meit 
bie ©efahr, burch eine meiner Sarßellung gemäße Auös 
mahl ben Sefer unb Betradßer ju befielen, alljunahe 
liegt. SD?ehr alb bab Ergebnis perfönlicher Beobachtung 
an oielen Buchbanbfchriften foll eb nicht fein, roab ich 
gebe, ein Berfud), ber freilich oerbient, an bem gefamten 
Sd>a§e ber Bücher auf Pappruö unb Pergament etroa 
bib jutn 7. Sahrhunbert n. (ihr. forgfältig nachgeprüft 
ju merben. Sabei mürbe fich htrauößetlen, miemeit bie 
Buchfchrift in ffiirflichfeit eine felbßä'nbige Sntmicflung 
erlebt hot unb in eigner Schulung fortgepflanjt roorben 
iß; jugleich mürbe man für ihre Bejiehung jur ©efdfäftös 
fchrift, vielleicht auch jur Äanjleifchrift ungemein oiel 
lernen unb enblich ber Datierung ber Bücher eine ©runbs 
läge geben fönnen, mährenb fie bib je£t im mefentlichen 
auf perfönlid)en Sinbrücfen unb Urteilen meitiger Äenner 
ruht. «Wicht ju oergeffen märe bie eigentümliche Schrift 
ber Scholien, bie mir feit langem aufgefallen iß, meil fie 


neben ganj oerfchiebenen Buchfdjriften merfmürbig oiel 
©etneinfameö jeigt, fo baß man faß an einen Stil ber 
Scholienfdjrift glauben möchte. 

Auch biefe Aufgaben bebürfen junächß einer Samm= 
lung oon Schriftproben nach roirftich fchriftgefchichtlichen 
©efichtöpunften unb müßten jufammen mit ber ©efdwftös 
fchrift in Angriff genommen merben. Sie großen SBerfe 
über Paläographie, j. B. oon ©arbthaufen unb Hhomps 
fon, bieten jmar mertoolle ©runblagen, fönnen aber fchon 
nach Anlage unb ^roeef nicht alleb teißen. 

Snblich noch ein ffiort über bie ©ruppe ber älteßen 
Pappri. Srßfeit einigen 3ahren haben mir ihrer eine auös 
reichenbc,mennauchimmcrnod) geringe An jaljl unb bärfen 
eöroagen,oon ihrenBlerfmalen jufprechen,roä'hrenbfrüher 
nur oereinjelte Beifpiele oorlagen. Surd» Abhebungen 
jugängtich finb jegt ber Himotheoöpappruö (Pap. Gr. 
Berol.l),berfogenannteArtemifiapappruö(2Beßelp,Stus 
bien XV Höfel 1), einige Suripibeöfragmente (Jjibch 14 
Hafel 1 unb ©renfcll II, Hafel 1), ber Sh«»rrtrag oont 
3ahre 311/10 o. @hr. (Pap. Gr.Berol.2), bie Sfolien oon 
Slephontine (Pap. Gr. Berol. 3), ein Romöbienbruchßücf 
(jjibehl 6, Hafel 4) unb ber Äalenber oon Satö (Jpibch 127, 
Hafel 8). ÜWan ficht: Buchterte unb Urfunben, unb jmar 
einanber fo nahe oermanbt, baß man fie gemeinfam be= 
fprechen muß. Saß fie jutn Heil noch inö Sahrhunbert 
o. Shr. gehören, mährenb bie jüngßen ©lieber ber ©ruppe 
etma um 300 fallen, ße(jt feit bem gunbe oon Stephans 
tine feß. Sie alle finb in einjelnen Sonnen ben 3ns 
fchriften ähnlich unb fcheinen in ihrer ßeifen Unbeholfens 
heit ber bequemen Unterlage beö Pappruöblatteö noch 
nicht recht angepaßt. Sie literarifchen Hefte laßen noch 
burchauö bie Dtegclmäßigfeit einer Buchfchtift oermißen, 
miefie balb nachher, im 3. Sahrhunbert o. Shr-, in fdfönen 
Betfptelen oor un« liegt, unb bie Urfunben jeigen jmar 
in einjelnen Buchßaben fchon etroa« oon ber geläußgen 
Äurfioe beö 3. Sahrhunbert o. @hr., im ganjen aber eine 
Unbeholfenfjeit, bie oon biefer jturfioe nur alljufehr abs 
ßicht. SÜIan ßnbet feinen rechten Übergang jum golgenben, 
meber bei ber Buchfchrift noch bei ber ©efdiäftöfchrift. 
Unb hoch mäßen bie Schrifttupen beö 3. 3ahrhunbertö 
o. Shr. Botläufer gehabt haben; man follte meinen, Bors 
läufer, bie anberö auöfä'hen alö biefe älteßen Pappri. 
Senn biefe ermeefen ben Ülnfchein, alö ßänbett mir oor 
ben crßen Berfuchcn, auf Pappruö ju fchreiben. Srroägt 
man aber ihre ^eit, eine «Seit höcbßer Sntrcicflung ber 
griechifchen Literatur unb cineö auögebehnten ©efehäftös 
lebettö, fo fcheint cö unbetifbar, baß bie ©riedKti biö bahin 
meber eine Schönfchrift für bie Bücher, noch c 'ue @c= 
fchäftöfchrift fürö tägliche Scben entmicfelt haben fohlten, 
ffiie fönnte fich bie Literatur beö bemoßhenifchen 3 c ' t: 
alterö, roie baö attifche SReich unb bann bie mafebonifebe 
ißcltpolitif, mie ber griechifchc Bcrfehr über bie ganje 


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3«ttfd)rtft b e $ £>eutfdgen Vereins für £3ucf)wefen unb @<grtfttum 


©ittelmeerwelt entfaltet gaben, ogne eine »öllig auS= 
gebilbete, jebem 2lnfprucf>c an Scgöngeit wie ©elaufigFeit 
gcnu’gcnbc Schrift? 

£aS alles gilt als fclbfloerffanbltch, unb niemanb bürftc 
auch nur ben leifeffcn ^weifet baran gegen, nienn niefit 
bie ©ruppe berälteffeti ^apprt bem allem ju wiberfprechen 
fegiene. ©er fie unbefangen betrachtet, wirb mogl jugeben, 
baß fie bebenflicb nach ben unbeholfenen Söerfucben eines 
ScgulEinbeS unb in t'bren regelmäßigeren SSeifpiclen, im 
< 5 ^et*ertcagc »on 311/10 ». @gr. unb bem (Jrboertrage aus 
Slcpbantine, ber nicht abgebilbet iff, wie bie 3lnfänge einer 
©efegäftsfegrift auöfcgen. Soll man fie alle für befonbcrS 
eigenartige ^ufallsfunbc galten unb »on ber ^uFunft 
befferc SSelegrung entarten? 3 cg wage nicht ju entfeheiben; 
baß aber hier eine hoch fl mcrFwürbige unbfürbie@efchicbtc 
ber griechifchen Schrift febr nichtige grage fich erhebt unb 
geprüft werben will, bas holte idi allerbingS für fiefjer. 

©it Furjer Srroägnung fei noch J'ueter gragen gebacht, 
beren Sebanblung hin }U oicl SRaum einnehmen mürbe. 
Unter ben ^appri finb in 'Ügpptcn einige StücFe, Urfunbcn 
wie 23riefe gefunben worben, bie außerhalb $gpptenS 
gefchriebcn worben finb, in 2lSFalon, in Ga'farca, in 
2lntiocgia, im IpFifdjen ©pra unb fonff noch fc oS eine 
ober anbre 23latt; baju Fonuncn bte betben 'Pergament; 


urFunben auS Äurbiffan (©innS, Journal of Hellenic 
Studies 35,22) unb jwei gegen auS bem ©rcnjgebiete 
jtoifchen ^ala'fhna unb #gppten. Einige unter ihnen 
rühren »on agpptifcgcn ©riechen hot/ bie fich ouf einer 
Sfteife befanben, unb Fönnen beShatb nichts DleueS lehren. 
Sie übrigen aber müßten gefammelt unb nach bem Schrift; 
egarafter bcjtimmt merben; foweit ich hi« Originale Fenne, 
weifen fie SSefonbergeiten auf, j. 33. bicUrFunbe auS ©pra 
einen gewiffen Einfluß latcinifcher Schrift. 

®ie lateinifchen 'Pappri unb igre S3erwanbten,grie; 
cfiifchc Schriftftü'cfc »on Rauben, bie an lateinifcgc Schrift 
gewohnt waren, haben 5 war fegon Beachtung gefunben,bc; 
fonbcrS in ber grünblicgcnScbriftoon »an Jboefen, Roman 
Cursive Writing, iprinceton 1915, unb ^ereteli h«t juerjl 
auf bie lateinifch beeinflußte grieegifebe Schrift gingewiefett 
(Ülrcgio für ^apprusforfegung I, 336; »erglcicge j?am* 
bürget 'Pappri 54); auch älbbilbungcn gibt eS bereits in 
beträchtlicher 2 lnjagl. 2 lber noeg fehlt eine umfaffenbe 
Sammlung lateinifcgcr Schriftproben, bie allein ber bis 
heute noch recht unfiegeren Datierung Jjalt geben unb ju= 
gleich bie (SinwirFung ber lateinifchen Scgrift auf bie 
grieegifege, »or allem auf bie bpjantinifege £ur(t»e Flar 
machen Fonnte. Srfl bann würben bie »crbienffoollen S3or= 
arbeiten jumal .fiarl ©effelpS igre »olle gruegt tragen. 


£>rei ffeinafiatifc^e 3Muf)fta6en T, i, 8 

iüon UninetfitiitSprofffTot Dr. 18. ©aibtpaufen in Seipjig 


ie Schrift ber 336’lfer beS weftlicgen Äleinaftens 
war jum größten ileile grteegifegen, $um Fleineren 
eingeimifchen UrfprungS, bis fie fcgließlich burdi 
bie reingriecgifche erfegt würbe. 21 m meiften einheimifege 
Elemente bewahrte bie Scgrift ber Äarer (fiege bie Tabelle 
»on Sapce, Transact. Soc. Bibi. Arch. 9 p. 138—9); 
gier unterfegeibet man bcutlicg Stefle ber Fpprifcgen Silben; 
fegrift unb anbre barbarifege 23effanbteile. 2)aju gegört 
ber frenibartige Äonfonant (bei Sapec 91r. 24) HH ^ TTT 
a\ >k (=ss), etwas »eranbert als T gaben bie benachbarten 
©rieegen biefeS Reichen in igrer eigenen Scgrift »erwenbet 1 , 
namentlich in barbarifegen Flamen unb ©orten, in Jjtalis 
Farnaß IGA. 500: OaTäTio? unb 'AXiKctpvaTeuo 2 ober 
491 B. 4 (ÄpjiFoS) Sittenberger Splloge 3 1.4 n. 7 vau- 
Tou; IGA. 497 in ben teifegen 93erwünfcgungSformeln 
[6 aXaTpq; in einer altertümlichen 3 nfcgrift »on (fpge; 
foS TtTapdqovra (Hogarth, Excavat. at Ephesos 1908 
p. 122 ); auf einer ©ünje »on ^)erge (^ampgplien) 
VfANA^A baS geißt Favaacra (2lrtemiS) fiege grieb; 

1 Äeil, ^ermeS 29, 269; Octcfe ebb. 41, 642. $oat, J. H. St. 25, 
338,26,286. üBibemamt, Jtfcgr. f.öfl. ®pmn. 1908, 678. 2arfelb, 
Jpanbb.1907,360. ■f* auf fpanifdjeu 21iünjtn (f.SoncgS, Recherches 
p. 30—31) mtrb halb als e, balb aI8 ip aufgffagt. 

2 3» betfelben 3nfd)tift roirb .gali(armt|j and) mit SS gefegrieben. 


länber, SalletS ^tfchr. f. Dlutn. 4, 1877, 397, WANA^AI 
»gl. T. VIII 5. 3n ^)ergc 3 war ävacraa beinahe ju einem 
Beinamen ber 2lrtemiS geworben, unb oom ©ötternamen 
würbe bort ein ©anneSname gebilbet, agnlid) wie 2lrte; 
mifioS: SancForongfi, Stabte ^ampgplienS 174 9?r. 55 
(»gl. 78) 'AavaEiuu[v] Aaparpiou WavaEtujvoq. 25er 
9latne ift fegr feiten, Fommt aber gerabe in ^ampgplien 
noeg einmal »or in ber gorm FANAEIflN b.SancforonSFi 
s ))amphpl.91r. 78. ©ie nad)2Inalogie »on ävaE ju erwarten 
war, entfpriegt in avacroa baS 4* bem kct; benn VvANA 1 } 1 A 
unb 'AavaEiujv finb untrennbar »erbunben; es ift alfo 
anjunegmen, baß aueg ko bebeutet. 

2lußergalb Äleinaficns finben wir biefeS Reichen in 
grieegifegerScgrift nur noch in 'Ügppten (fiege 9lauFratiSl 
pl. XXXII), ferner auf ©ünjen »on SOfefembria in 5£gra; 
jiett: META ober METAMBPIANQN. 

OleuerbingS hat man betreiben ©uegffaben aber auch 
auf ftjilifcgen ©ünjen gefunben. ©. groegner, Rev. 
Num. IV 11, 109 publizierte eine ©ünje »on Sclinunt 
mit ber Darjfellung beS glußgottcS JjppfaS, HVUJAI, ber 
gier aber [H]VTAI geißt; gier »ertritt baS T alfo ein g». 
Seltnunt ift bie einjige griecfiifcge Stabt SijilienS, bei 

3 ©loflen »cn vp<Tsl f fiepe <p. SBötticgct, Arien, p 6. 

57 8 



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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 



Btitfcfyrift b e 8 £>eutfd>en 58 e r e i n 8 für 523ud;wefen unb @cf>rifttum 


bcr ft cft überhaupt ein »p nach »reifen lägt (fiebe Äirchhoff 
©tubien 1 13 Zab. 1 Dir. XXVII). Senn tiefe ©tabt auf 
ihren Sü'njen in benifelben ©inne alfo abwechfelnb tf 1 
(bjw. T) unb i braucht, fo liegt ber ©ebanFe nahe, bag 
beibe Rieben auch grap^ifcf) nur Varianten beSfclbenSuch* 
(laben fmb. Dann liege fich »renigftenS für eine ©tabt 
bie ©ntflehung biefes oielumflrittenen 1 naefweifen. 3 n 
anbern griechifchen ©täbten ijl T ficher nicht ip, fonbern 
er, ctct, kct; unb als ^abl 900. 

Dlun hot befanntlich @lcrmonts@anneau ben gemein; 
griechifchen ^«blenbucbflaben T mit ben» ©amcch I, bem 
13. Sucgjlaben ber pböni}ifcb=griechifchcn Uralphabcte 
ibentifijieren wollen (fiehe meine Gr. Pal. 2 2 39 A. 2). 

Allein fehr bebenFlicb wirb man hoch gleich, »feil wir 
babutch gejwungen werben, bie ©rijlenj bc$ =. jujugeben, 
bas nicht nur in allen Alphabeten ber roten ©ruppe Äirch= 
hoffe fehlt, fonbern auch in ber ©chrift ber Ureinwohner. 
Seber bie Epbcr noch bie £»;Fier noch bie ^ampftolier oer; 
»renbeten biefen Sud; (laben. Daju fommt, bag erflcnS ber 
Unterfchieb in bcr gorn» jwifchen J unb T, m boch fehr 
bebeutenb ifl (ogl. ©oanS, Scr. Minoa 67 n. 1: This sign 
with the three upright strokes is clearly to be distin- 
guished from Samek, where they are horizontal) unb 
jweitens fpridft feine Sebeutung ale ^ahlbuchflabe boch 
entfehieben gegen bie ©leichflellung; benn wenn H unb T 
berfelbe Sud; (labe wäre, fo Fäme er in oerfd;iebener gornt 
jwetmalim ^ahlenalphabct »or, erflcnS als 60 unb j»»eitcn 8 
ale 900, »oährenb fonfl jebet Such (labe nur einmal oors 
hanben ifl. 

Deshalb hatte ich früher Gr. Pal. 2 2 37 bae Reichen T 
»on bem M, bem m=förmigen s ber archaifchen ©chrift 
abjuleiten »erfucht. M oerhält fich ju T, wie £ ju E; 
bann wäre alfo berfelbe Sud;flabe boch nicht jwcimal im 
^ahlenalphabel oertreten; bae M hätte allerbinge nicht 
feinen richtigen *piafj (90), fonbern wäre einfach ane 
©nbe (900) gefchoben. 

Unb bod; wirb man auch tiefe ©rflärung aufgeben 
müffen. T (900) gehörte überhaupt nicht jum phönijifchs 
griechifchen Uralphabct. grembe Such flaben in» griechifchen 
Alphabet fiehe mcincGr.Pal. 2H7A.2. ,,©eine©tellung", 
fagtjtird’h°ff/ , 2 lufcien 4 12,„am©chluffeberganjen9leihe 
hinter bem Dmcga beweifl ineinee ©racf)tenS, bag ee nach 
tiefem, alfo ocrhältniemägig fpät, erg im Saufe be 6 6 .3ahr= 
hunberts oon ben Soniern in ©ebraud; genommen »»orten 
ifl." Alfo mit anbern Sorten: T Fann nicht erfl mit bem 
pbönijifcfcgriechifcben Uralphabet im erflen Safwtaufenb 
o. ßhr. entflanben fein, weil es fchon im jweiten 3 ahr= 
taufenb ejeiflierte. 

Durch ©oanS Ausgrabungen auf ^reta haben wir 3ns 
fchriften beS linearen ©»;flemS mit H 2 Fennen gelernt, bie 
wir jwar noch nicht lefen Fönnen, bie aber i»n ©til uns 
gefäbr ber Fnprifchen ©ilbenfehrift entfprechen. 


Annual ofthe Brit. School at Athens 1900—1901 p. IO 
ogl. o. 6 Zaf. 2. 

T^SfPl 

Graffito inscription on vase. The palace of Knossos 

gerner hat ©oanS in ben Scripta Minoa oiele groben 
ber linearen ©chrift publiziert unb fafl auf jeber längeren 
finbet fich tiefe« Reichen p. 29,32,33,47,49,54 pl. X. 120. 
Sei einfacheren gormen hätte man an ein ©piel beS £us 
falls glauben Fönnen, baS jeboef) bei tiefer Fomplijierten, 
flets wieberFehrenben gönn auSgcfd;lo(Tcn erfcheint. Die 
Sejiehungen ber klarer ju .Kreta, als ©ecräuber unb Ses 
wofmer ber^pflaben finb nach ZfmftjbibeS 1,4 uralt; wir 
bürfen uns baber nicht wunbern, ein Fretifd;es Reichen im 
Farifchen Alphabete ju finben. Darauf hat ©oanb hn» : 
gewiefen. Scripta Minoa 61: Minoan influence on the 
Anatolian side. ©einen üautwert im Ärctifcgen Fennen 
»oir nicht, unb wiffen alfo auch nicht, ob es berfelbe war, 
wie bei ben klarem; aber biefen charaEteriflifchen Dreis 
jaef ober 3»neijacf Fonnten fie Fennen; unb eS ifl »oahrs 
fcheinlich, bag fie ihn in berfelben Seife anwenbeten, wie 
in feiner Jpeimat. 

Die .Rarer brauchen baS Reichen für er, crcr unb kct unb 
bie griechifchen Kolonien ber Dlacf>barfd;aft, JpaliFarnag, 
SphefoS, 'PamphplienS folgten ihnen. Senn bie ©riechen 
auf ©ijilien als 41 brauchten, fo weifl baS auf bircEten 
ScrFchr mit Äreta. Da bie Fleinafiatifchcn Jpellencn ein 
einheitliches 3 eid;en für kct nicht hatten, fo trat ber neue 
FretifchsFarifd^e Sucbflabe an ©teile beS =., aber nicht an 
feinen *pia§ imSucgflabenolphabct,fonbern anben©chlug. 
©S ifl ber einzige, bcr nid;t »on ben *)>böni jiern, fonbern 
»on einem fremben Solle (lammt. Senn wir oon bem 
ganj abfeitS gelegenen ÜJlefembria unb ÄojiFos abfeben, 
fo finb bie anbern gunborte biefes Zeichens: ©ijilien, 
©pI;efoS, Samphplien, Marien unb #g»;pten in einem 
grogen JpalbFreiS gelegen, beffen SittclpunFt .Kreta hübet. 

t 4. 

Am ©ebluffe feine« l»;bifchcnAlpf;abctcS gibt Sittmann, 
©arbiS 6 I p. 1 baS pichen 2? c (?), bas er mit 5Rcd;t 
als curious letter bezeichnet; eS gnbet fid) im Snlaut, aber 
befonbcrS häufig im Auslaut ber Sorte, ©inen JpinweiS 
auf baS s Phäutjifchr 3ob lehnt Sittmann felbfl als unnüg 
ab 1 ; anbte SrFlärungen beS ^«ichfuö finb noch unwabr= 
fcheinlicher. Serwanbte 3«id;en bietet allcrbingS bie auS 
bem femitifchcn Alphabet abgeleitete 'Pehleoifchrift, 


5 T n 
n 


h x 


©tunbrih b. »tan. tp^it. 1, 254 


bie aber einer oicl fpäteren - 3 cü angehört. 3 cb meine, bag 
biefeS $eicfyen, wenn auch nicht feinen Urfprung, fo bod; 


1 <Sift)f !t»abdon, TraitC, Descr. 2, 178. 


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PRINCETON UNIVERSITY 


3<ttf$rtft b e 6 SDeutf<h«n S3 e r e t n $ für Q3 u ch ro e f e n tt n b Schrifttum 


feine gorm bem in Äleinaften fo weit verbreiteten Drei* 
fchenFeljeichen (TrifFcleS) verbanFt. 2luf IpFifchen ©ü'njen 
fte^t man beFanntlich SretrafFcleS, £riffeleS unb Di* 
fiele«. Über biefes fyeilige ßeicfycn fiebe Catal. gr. coins 
Br. Mus. Lycia [pl. VIII] p. XXVI. 

Sine onbrc IpFifchc ©ü'nje bei 33abeton, Perses, Ache- 
menid. p. C1V jeigt in ber ©itte eine große Driquetra 
(ItrifFeleS) mit FT^S.. barunter in ber ©röfje ber Buch* 
(laben: eine Diquetra. 3n ber fclgenben ?Wu'nje (p. CV) 
ifi bie Diquetra crfefjt burch SS : FTj,SSTPT. 

Das Ipbifche £, baS fich meifienS am Schluß eine« 
©orte« finbet „is a case sign“ (Sittmann p. 16); baS 
ermähnte 'Pehlevijeichen T iff ein ©uffijr, vergleiche S. be 
Vatlej, The Pehlevi suffix MAN: Babylon and Or. 
Record 2, 172. 9lun trifft es ficb rounberbar, baß grabe 
bie jroifdjen Snglanb unb 3rlanb gelegene 3nfel ©an baS 
DreifchenFelbilb (ebenfo rote ©ijilien) im ©appen führt, 
©an fönntc alfo benFen, baß vielleicht öelehrfamFeit 
unb 'Patriotismus irgendeines Srientaliflen biefer Fleinen 
3nfel 93eranlaffung baju gegeben batte. Sltlein ein ber* 
artiger 3ufammenhang ifi auSgefchloffen; benn bie 3nfel 
führte biefeS ©appen fdjon, ehe irgend jemanb in ganj 
Snglanb auch nur baS gcringfie von fehlem »erfianb, 
fiebe Encyclopaedia Brit. 17, 539: There has been 
much controversy about the origin of the arms of 
the island— the three legs found on a beautiful pillar 
cross near Manghhold churchyard belonging to the 
latter part of the 14. Century. It was probably a sun 
Symbol and was brought from Sicily by the Vikings. 

8 

3u ben barbarifcbett Slemettfen, bie genau fo nie in 
bellenifcber Schrift vorfommen, gehört auch baS 8/ b«S 
bei ben »erfchiebenfien 93ölfern vorFommt, bercn ©chrift 
gar nicht verwandt ifi (fiebe in biefer Jeitfcbrift 1,2831.1). 
Diefer 23ucbftabe ifi an verfcbiebenen Drten felbfianbig er= 
funben, roeil ec überfichtlicp unb leicht ju fcbreiben ifi; 
leichter fogar als ein einfacher O; benn ein ÄreiS, je größer 
er ifi, muff forgfä'ltig abgejirfelt werben; ein Doppels 
Frei« 8 bagegen nicht. 

Daher finbet ficb btefcö Reichen im Äpprifchen für lo; 
unter unfern 3 a bl«n als acht, über g ftchc SibjbarSFi, 
Ephemeris 1, 1900, 126, Sittmann, Sardis 6 1 p. 11; 
etroaS rechts geneigt : J. G. A. 113 * p. 177, SoanS, Scr. 
Minoa 71 für. 1387 (= ip ? jlirchhoff, ©tubien 1 163). 
Jpa'ufig ifi bie fpifjroinFelige gönn X; fübfemitifch == z, 
fiebe ©ethe, ©ötting. @el. 9lachr. 1917, 442; SibjbarSFi, 
©. 58. 33rl. 31F. 1913, 297; ©cbroeber, 'Phon. Sprache 
T. XVIII; pamphplifch = £; Farifch = go?; Forintbifch 
= t; altlafonifcb IGA. 56 = ? X celtiberifch = q, 
Delgabo; ko, qo 3obet be 3angronih (Monum. ling. Iber, 
ed. Hübner p. LII). Daß biefe fpigroinFelige gorm auch 
auf Äreta oerroenbet rourbe (J. H. St. 21, 1901, 110) ifi 


nicht ju oerrounbern; barf uns aber nicht verleiten, mit 
gr. ©iebemann (Mo 8,1908, 524) eine Sntlebnung aus 
ber Fretifdismpfenifchen ©cbrift anjunehmen. 

Äretfcbmer (DcnFfcpr. b. ©ien. SIFab. 53 II 100 ff.) 
machte nun ben S3erfuch, baS lpbifd;e 8 mit bem etruSs 
Fifchen 8 (f) ju ibentifijicren. ©enn er recht hatte, wäre 
bie ©erroanbtfchaft beider SSölFer allerbingS nicht erroiefen, 
aber hoch roahrfcheinlichct gemad)t, unb Sittmann, bem 
roir für bie ^Behandlung unb Verausgabe ber Ipbifdjen 
3nfchriften (namentlich bet SBilinguen) fo großen DanF 
fchulben,fiellt fich (Sardis 61 p. 11) auf ÄretfcfjmcrS ©eite. 

3lm häufigfien Fommt baS 8 (mit s) in bem eins 
heimifchen Flamen von ©arbiS (unb feinen abgeleiteten 
gönnen) »or; Sittmann gibt (p. 11)8 refp. 9 gönnen 
ber erfien ©ilbe S 8ar(d). 

Die früher viel erörterte gragc nach bem einheimifchen 
Flamen von ©arbeS Fönnen roir hier beifeite taffen; mit 
SRechtfagt SlnbreaS (Mo3,505 6)„baß©parba = ©arbeS 
[Spbien] ifi, ifi abfolut ficber". 3» bem aramaifchen 
üeile ber großen SSilingue bei Sittmann L. 17 heißt bie 
VauptfiabtSpbienS “inB o, roaS Sittmann tranSfFribiert 
burch S£RD; 8 must be either an f or a p. Sr ents 
fd)eibet fich für ©farba. 

^unachfi roare auffallenb,baß f~l, roie Sittmann meint, 
im Spbifcßen fehlen folltc, roa'hrenb eS im gricchifchen 
©utteralphabet unb bei ben füaehbarn, ben SpFiern, 'Phrps 
gern unb 'Pamphpliern »orhanben roar; ferner ifi sp übers 
haupt viel häufiger als sf; roenn bie Spber bennoch sf 
auSbrücFen wollten, fo hatte baju ihre ©chrift ausgereicht, 
roenn fie hinter bem s ein Dtgamma ^ gefchrieben hatten. 
9luch 58artholemae, 3lltiran. ©örtcrbuch (1904) 1613 
gibt nur bie gorm sparda, er »erroeifi auf @. ©eper, Der 
©tabtname ©arbeS: 3nbogerman. gorfch. 1, 326. 

Um aber biegrage Sparda-Sfarda ju entfd;eiben,haben 
roir bie Äeilinfchriften mit biefem füamen, »gl.©ci|bach, 
Die Jfeilinfchriftcn am ©rabe beS DariuS: 2lbh.b. ©achf. 
@ef. b. ©. 1911 9lr. 1. Unter ben Sanbern, bie bem 
DariuS Tribut brachten, wirb aufgeja'hlt im Slltperfifchcn 
(©eite 22): sparda; im Slamifchen 2^e;t (©eite 23): il- 
par-da; im 23abplonifd)en (©eite 24): is-par-da. füun 
gilt aber vom (£lamifd;en unb 58abplonifchen baSfelbe, 
was Sittmann vom ülramaifchen anführt, ba§ bie ©chrift 
jroifchen P unb F Feinen Unterfdfieb macht; bagegen wirb 
bie grage enlfchieben burch öaS 3l(tperfifche. V«tr 'Pros 
feffor ©eifjbacb, ben ich um SRat fragte, hatte bie @üte, 
mir ju fchreiben: „Die altperfifche Äeilfchrift untetfeheibet 

P(^) unbf (^), übrigenÄeilfchriftarten(©umcrifd), 

3lFFabifch, Slamifch, Shalbif^ ufro.) haben nur 3^chen 
für p- unb b-haltige ©ilben entroicfelt. ©ahrfcbeinlicp 
befaßen bie von ihnen roiebergegebenen Sprachen ben f- 
Saut überhaupt nicht, ©ollte er aber einft in ber lebenben 


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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 



3«itfd>rift beb iüeutfdjen 33 e r < i n b für 33ud>tt>efen unb @ cf> r i f 11 u nt 
21ubfprache hier unb ba oorgePommen fein, fo ift anjm jmifchen2pbcrnunb(itrubPcrn,bie ja an unb für ftcf) richtig 


nehmen, ba§ et in ber Schrift burch bie na'chftfichenben p- 
unb b-ljaltigen Silben mitoertreten mürbe. 23gl. 2)incber, 
Proceedings of the Society of bibl. arch. 18 (1896), 
256 (mo übrigens ber Sfebenfalj ,which is absent in the 
Greck form' unPlar ift)." Senn alfo ein 58ucbftabe in 
brei Schriftarten jmeierlei hebeutet, in einer eierten nur 
eine« oon heiben, fo lernen mir feine mähre SSebeutung 
nur burch biefe eierte Schreibung Pennen. Sarnacb Ponnen 
mir mit «Sicherheit annehmen, bajj ber einheimifcheiJlame 
nicht Sfarbib, fonbern Sparba lautete. Sannt fällt alfo 
eine jjauptffüge für bie angenommene iöermanbtfchaft 


fein Pann, aber auf biefe Seife nicht geffugt mirb. 3n 
einer pergamenifchen Siltngue, bie Sittmann ©eite 39 
Ipbifch, Aretfcf;mer bagegen mpfifch nennt, ift ber erfte 
23uchffabe beb griechifchen Hainen flAPTAPAZ burch 9 
miebergegeben; aber baraub folgt burebaub nicht, bafj bie 
Spber jebeb H burch 9 aubgebrüeft hätten. ISielleicht ifi 
urfpränglich im epichorifchen Spbifch, mie in ber Ppprios 
tifchen ©ilbenfehrift, fein Unterfchieb gemacht jmtfehen 
B unb ri; alb man aber anfing, genauer ju unterfcheiben, 
griff man nicht jurücf auf bab griechifehe i~l; fonbern 
bilbete fich ein barteö 9 burch Skrboppelung beb 9 ju 8- 


£>er ärteftc erhaltene SBlocfbrucf: 3apamfdje 2)^aram=3ctte( t>on 770 

33du Dr. phil. D. 0? a cf) o b in ©erlin: ©runcroalb 

3 u ben beacbtcnbrncrteflen ©egenftänben ber 3apam ^agoben oerteilen läfjt, jebe mit einem bebrueften 
Abteilung in ber Äulturhalle bet Söugra oon 1914 Rapier jettel, ber in chinefifchen Schriftlichen einen ber 
jä'hlte ein in einem ©labPaften auf einem «Poffa; alb „Shötani" 1 befannten, aub ben heiligen Schriften 
mente aubgeffellterfleinerspapierjettel mit ein paar SReihen beb 23ubbhibmub entnommenen, formelartigen Segens, 
chinefifcher Reichen nebfi bem pagobenformigen SSehälter, 25ann= ober ^auberfprücbe oerPünbet. 
in bem er einfl aufbemahrt mar. Surfen mir hoch Ser 23locfbtucf bilbet eine ber jahlreichen, im 7. unb 
mahrfcheintich in biefetn jeßt in gleicher Seife in ber 8. 3abrbunbert in 3apan eingeführten Srrungenfchaften 
Sammlung beb Seutfcften Äulturmufeumb ju Jeipjig ber unter ber glänjenben S’ang=Spnaffie bamalb einen 
aubgefiellten fleincn «ine unbeflrittene sprobe beb fo hoben ©rab ber SSlüte erlangenben fefilänbifeben ©rofje 


alt efien erhaltenen iölocfbrudfeb 
ber Seit erfennen, mie aub ber 21ns 
gäbe einer jeitgenofftfehen Quelle ju 
fchliefjen ifi. Sb ift bieb bie im3ahre 
797 oollenbete unb bie 3«it oon 697 
bib791 umfpannenbe,amtliche japa= 
nifche @broniP „©boPu Oiihongi", 
etma fooiel mie gortgefe£teb Oiihongi 
ober gortfe§ung ber SbroniP »on 
3apan, ein mit Stücfficht auf bab 
oorhergehenbe amtliche ülnnalenmerf, 
bab „jJtifjongi" oon 720, gemä’hlter 
Xitel. 2lub bem 3ahrc 770 mirb hier 
berichtet 1 , bafi bie bamalb regierenbe 
Äaiferin ©hötofu (765 bib 770, oor= 
her mit bem 9lamen .RöPen 750 bib 
758) laut einem oon ihr juoor nach 
33ereitelung beb2lufftanbeb threb oors 
maligen ©ünftlingb unb Seiterb ber 
SRegierungbgefchäfte UlaPamaro gu jü 
mara(764) abgclegtenöelübbean bie 
oerfebiebenen Xempel beb Sanbeb eine 
ÜJiillion breiftoefiger fleiner 

1 ©bufu '31ibongi,S8ucb30 ( Jhöfi 1=770, 
4. 'Dictuu. SiuSgabe her ÖueQenfnminlung 
Äofufl)i laifei (®rofse« ©pftem ber nation. 
©efcbichte) Sanb 2, löfpö 1897, Seite 622. 



Stbbilbung 1 . < pago6enförmigfr®ebiIt(rfütSb aran >= 

«prud», gelüftet von Xaiferin ©l)Otofu 770 n. thr. 

60 


macht @hma* 29ereitb 593 mirb hier 
bet erffe faiferliche Srlaf? über 21ub= 
gäbe oon Sexten in 23locfbrucP oer= 
fünbet 2 , mährenb ber erffe Sruc! 
folchcr SerPe fchon aub bem 2lnfang 
beb 4.3ahrhunbertb n. ßbr* berichtet 
mirb 8 . 2Iber erhalten geblieben finb 

1 Diabetes über bie „£)bärani" u. a. bei 
«Bt.üBinternif,, X)ie bubbbiftifd)e !itera= 
tut, SeipjiQ 1913, ©eite 269 bib 272, unb 

bei @. 3-SiteI, Hand-Book of Chinese 
B oddhism,2.31 uf[.,.()otigfongl888,Seite 43. 

2 ©t. Julien unb ip.Sbampion, In¬ 
dustries anciennes et modernes de l Empire 
Chinois d’apres des notices tradnites du 
Chinois, «P«tib 1869, ©eite 163 bib 164. — 
ierrien be Sacouptrie, Western origin 
of the early Chinese civilisation, Sonben 
1894, ©eite 345. 

3 2acoupetie, ebenbat „TheShuh tchi 
of the fifth Century, a description of 
Szetchuen, gives the name of Hiang-liang, 
styled Kiu-to, who being eighty years old, 
first printed books, about 330 A. D., at 
Tcheng-tu, which was then the Capital of 
the Non-Chinese State ofTcheng. Before 
420 A. D. it was established at Nan-King, 
and before 658 at Loh-yang, where print- 
ing halls were organised with eighty hands 
in memory of the old age of the inventor 
(cf. Shuh tchi; Hon Tchou shu: T. I’., 
618, 4, 4 v.).“ 


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geitfdjrift beß 2) e u t f dj e n SSeretnß für Q5 u d> w e f e n unb @ d> r t f 11 u tn 



Slbbilbunj 2. ®it ©fyaranuSprud) bcbnicfttt 'Papietjtttt! von 770 n. gljt. 


anfcbeinenb webcr im SBlutterlanbe <5f>ina noch in 3apan fo 
frühe ©tücfe wie jene Dbäram^ettel ber Äaiferin ©fjötofu, 
bie bafjer wohl atß attcftcö noch »orbanbeneß 23eifpiel beß 
SSlocfbrucfeß in ber Sffielt überhaupt gelten bürfen. 

$8ei ber gewaltigen $abl biefer im Sab« 770 »erteilten 
frommen SMättcben ift eß nicht erflaunlicb, baß manche 
oon ihnen noch beute erbalten unb einjelne fogar auch 
nach Suropa gelangt finb. 2luf ber 25ugra waren fie noch 
bureb ein jweiteß Spemplar oertreten, baß ju ber an 
bibltograpbijcben ©eltenbeiten unb Jioftbarfeiten fo reichen 
Seibgabe ber Äaiferlicben Umoerfitätß;2?ibliotbcf ju 2/öftjö 
gehört. Sin anbreß folcbeß SSlatt war febon feit einiger 
3eit im S3ritifcben SDtufeum ju Sonbon außgcftellt, jeboeb 
ohne baß im ©ebaufaften nicht gezeigte, baju gehörige 
^agöbeben 1 . 

25er in §orm einer breiftöcftgen *Pagobe außgefübrte, 
nieblicbe S3ebälter beffebt auß J?olj, baß mit einet weiß; 
liebgrauen spafte überjogen ift; er lauft auß in eine ab; 
nebmbare bohle ©pige, in welcher ber jufammengerollte, 
mit 23 Slciben »on je fünf ebinefifeben ©cbriftjeicben be; 
bruefte 3ottcl ruhte. 

3llß wertoolleß jeitgenöfftfebeß urfunblicbeß ^eugniß 
erweifen ficb bie fleinen ^)agöbcben auch auf einem etwaß 
abfettß tiegenben ©ebiete, auf bem man eß faum erwarten 
follte. Sß banbeit ficb uni ben jiemlicb umfirittenen ba; 
maligen ffiert beß noch jegt geltenben „©bafu" ober 
guß, ber auch febon nach bem japanifeben ©efegbuebe 
oon 701 2 bie Sinbeit beß Sängentnaßeß bilbet. Senn bie 

1 King’s Library, Case XXIII; „Japanese Block-printing of the 
eighth Century Buddhist Prayers“. 

2 Öli)ö no ©ige, Sud) 30, Slrtifrl 1 unb 4: Äofuffü rtaifei, 
Sanb 12, ©eite 306, Söfpo 1900. 


angeführte Icrtjtelle ber Sbronif „©bofu Hlibongi" er; 
wähnt auch außbrücf lieb bie jjö'be ber *Pagoben mit 4 ‘/ 2 ©un 
(1 ©bafu = 10 ©un) unb ben Surcbmeffer am SSoben 
mit 3‘/ 2 ©uti. Otun betragt bei bem bür abgebilbeten 
©tücfebiejjöbeobnebie abnehmbare ©pige etwa 13,S^cn; 
timeter unb ber Surcbmeffer am S3oben etwa 10,5 ;3enti; 
meter. 5D?itbin mißt ein ©bafu = 10 ©un runb 303enti; 
meter. SiefeßSrgebnißftimmt überein mit fcemSurcbfcbnitt 
einer 2tn ja^l jeitgenöffifc^er, f unftvtolf gefcbmücfter©bafu; 
maße auß gefärbtem Slfenbein, bie baß an üofibarfeiten 
beß 8. Sabrbunbertß fo reiche faiferlitbe ©djagbauß 
©böföin ju Ütara oerwabrt^ibre tnerfwürbigerweife nicht 
ganj übereinftimmenbe Sänge bewegt ficb nach getreuer 
ilBiebergabe jwifeben 295 unb 308 üJtillimeter. Uluffällig 
erfebetnt, baß bie bem jegigen amtlichen japanifeben SBerte 
oon 303 ÜKillimetern jientlicb entfpreebenbe Sänge beß 
bamaligen ©bafu beträchtlich abweidjt oon bem mit bem 
gleichen ©cbriftjeicben bargcffellten, aber oiel fletneren 
ebinefifeben guße „Sb’i" ber gleichseitigen unb fonfl botb 
fo oorbilblicben £’ang;Dt)najtie, beffen ©cfjägungen ficb 
jwifeben 232 unb 255 SKillimcter nur bewegen (jegt 
320 SKillimeter) 2 . 

1 Töyei Shukö. An Illustrated Catalogue of the Imperial Trea¬ 
sury called Shösöin. Compiled by the Imperial Household. 2.2luf: 
läge, 3 SBänbe, Joft)ö 1909/10. üert Saufe I, ©eite 4 biß 5; Slb-- 
bitbungen ©unb II, iptote 82 bie 87. 

2 S. SB tot, Mdmoire sur le Systeme mondtaire des Chinois, 
Journal Asiatique, 3e Serie IV, 1837, ©eite 109 bie 110. — 
91. Olonbot, Pd-king ou Chonn-tien-fou: Dictionnaire universel 
theorique et pratique du commerce et de la navigation, 2 SBänbe, 

tpariß 1868 biß 1861, SBanb II, ©eite 1060. — ft. Jpirtb, SBaufleine 
ju einer ©efd>icbtc ber d»nefifd)en Siteratur als ©upplement ju 
üßpließ „Notes on Chinese Literature“, ‘ü’oung Sgao 7, 1896, 
©eite 605. 


©er .gofäfdjnttt tn ber £eip$t<jer Jlfoftrierten Byfang 

58on Dr. SBaterian Sorniuß in Seipjig 


m 30. 3uni biefcß 3abreß feierte bie „Seipjiger 
Sdufhierte ^itung" ihr fünfunbfiebjtgjäbrigeß93e; 
(leben. Siefeß feltene Sreigniß — benn eß ift immer; 
bin fein alltäglicher Sali, baß eine ^citfebrift ein folcbeß 
2llter erreicht — legt unß bie grage nabe, waß bie „Scip; 
jiger SHuftrierte" in bem Zeitraum ihrer btßbetigen SBirf; 
famfeitfür bie911enfcbb«itbebeutetbat. 3n berSubiläumß; 


nutnmer fajjt Sllepanber »on @leicben;3tu^wurm febr fein 
ihre 23ebcutung in bie ©orte jufammen: „5Bo ficb Silber 
unb £ejt oon bem 3nlanb unb ber grenibe tniteinanber 
oereinen, ergibt ficb ©elcgenbeit, baß bie Sefer auß ihrer 
pfpcbologifcben Snge beraußbenfen unb auch anbre S5e; 
weggrünbe, anbre 2lnficbten alß bie eigenen ju »erflehen 
fueben. 3n ben Kageßjeitungen lefe ich nur bie Hieben ber 



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£<ttf$rtft beß ®eutfd>en Vereine für 53ud)wefen unb (Schrifttum 


©taatßmänner, in ben ©üdnrn bie ©ebanfen unb bie 
©cbnfudjt ber ©dwiftfieller, btt SHufirierte Rettung gibt 
mir ihr ©ilb, oielleicbt auch if;r Jjeim, unb boö SO^enfe^s 
liebe tritt jum falten Urteil, ber ©inn ,für ben anbern' 
wirb mit beim Slnfcbauen feiner 3ügc erfcbloffen." Diefc 
(Bereinigung oon ©eltcbronif unb Jcitfpiegcl — bie ifl eß 
eben, bie ber „fcipjiger S'Kuftrierten" ihr eigen tfitnlidjeß 
©epräge oerleibt unb bie bem fünftigen @efdjicbtfd)reiber 
ber legten 3abrjcbntc eine Quelle unerfdwpflicberSrfennts 
niffe bleiben toirb. Darumniußman bie@rü'nbung3obann 
3afob ©eberß alß eine jfulturtat werten. 

SIber noch ein anbreß Moment if! mit tf>r aufß engfte 
oerfnüpft: bte ©icberbelebung beß Jjoljfcbnitteß. ©ir 
pflegen benÄoljfcbnitt alß ben jüngeren ©ruber ber ©udt: 
brueferfunff ju bejeiebnen, nicht nur weil er ficb mit feiner 
Decbnif in baß Drucfoerfahrcn einfügt, fottbern weil er 
ebenfo, wie baß gebruefte ©ort bem leibenfcbaftlidjen 
Mitteilungßbebürfniß, baß bie Menfchbeit gegen Slußgang 
beß Mittelalterß fennjeidmet, feine Sntfiefjung oerbanft. 
©utenbergß Srftnbung gab bem nach greibeit bürflenben 
3nbioibuunt bie Mittel in bie Jjanb, bie geffeln engberjiger 
unb bie ©cifießfräfte einfehnürenber Mond)ßberrfdtaft ab; 
jufdjütteln; fte würbe im wabrffen ©innc beß ©orteß 
eine ©olfßbefreterin. Um jeboeb ber noch unmünbigen 
freigeworbenen Ma|fe ihren tiefen ©inn flarjumad'en, 
beburfte fie eineß belfenbett Mitjfreiterß: beß ©ilbeß; benn 
baß Sluge begreift fcbneller alß baß ©br. ©o entffanb ber 
Jpoljfcbnitt alß oorläuftg einjige außfübrbare Möglicbfeit 
bilblicber ©eroielfältigung. Splograpb unb ©udjbrucfer 
fanben ficb in gemeinfamer Slrbeit jufammen, unb ihrer 
ficb gegenfeitig ergänjenben, anregenben unb förbernben 
Dätigfeit bürfen wir eß jufebretben, baß baß illufirierte 
©ueb eine ©lütejeit erlebte, wie fie nie wieber fpäter er= 
reicht werben fonnte. Sillein baß, waß baß gcijfig fo bes 
beutfame 16. 3abrhunbert aufge6aut batte, würbe oon 
bem näcbfffolgcnben rücfficbtßloß jerfiort ober jum mim 
befien an ber ©eiterentwicflung gebinbert. Unb bamit 
erlofcb jugletcb ber 9tubm beß ^oljfdmitteß, ju bem er 
oon 35ürer, ©urgfmaier, dpolbein u. a. erhoben worben 
war. Sß mußte erff bie ariffofratifdje Äultur beß ©aroef 
unb SRofofo in baß ©rab finfen, mußte ein neueß, ebenfo 
mitteilungßbebürftigeß bemofratifebeß Zeitalter wie baß 
ber ^Reformation anbreeben, ehe wieber ber ^oljfc^nitt 
— biefer burebauß bem ©olfßempfinben angepaßte bilb= 
liebe Slußbrucf — ju feinem iRcdtte gelangen burftc. Der 
Sluffcbtoung fegte merfwürbigcrwctfe in Snglanb ein, wo 
ber Jpoljfcbnitt unter allen weffeuropäifeben Säubern bie 
befebeibenffe Xrabition befaß. Der Ularne Xbomaß ©ewiefß 
ffebt mit ihm in innigjfem Jufammenbang; benn biefer 
Mann würbe ein (Reformator beß Jpoljfcbnitteß nicht nur 
in fünfflcrifdier, fonbern auch in ted>nifcher £>infidtt. Sr 
fab, baß ber oorbanbene fpoljfcbnitt nicht mehr ben male: 


rifegen ©ebürfniffen ber £eit entfpraeb, unb, um feine 
Slußbrucfßmöglid)feit ju erhoben, wanbeltc er bie biß 
babin übliche ^eegnif, ittbem er an ©teile beß gebrauch' 
liehen „Sangboljeß" — eineß auß Birnbaum in ber 9ticb= 
tung ber gafern gefdtnittenen ©toefeß — alß Material 
baß burdt feinere ©truftur unb ffärfere Slafiijität ftdj 
außjeicbnenbe Jpirnbolj beß ©udißbaunteß oerwenbete, 
wobei er baß Jpolj anffatt mit bem Meffer mit bem ©tid)el 
bearbeitete, alfo ein ber Äupferfleeberei äbnelnbcß ©erfahren 
cinfü'hrte. Daburcb würbe bie Jjerrfdjaft beß an bie linear 
gehaltene Vorlage gc6unbencn gaffimilefcbnittß gebrochen 
unb fonnten bie ntalerifcben ©erte, bie ineinanber übet' 
gehenben Sid)t= unb ©djattentone jur ©eltung gebracht 
werben. 3n Snglanb war eß benn auch, wo ber dpol}= 
febnitt juerfl wieber ju oolfßtümlicbem Slnfehen gelangte, 
unb jwar waren eß bie feit 1832 weitoerbreiteten fo: 
genannten „Penny-Magazines“ — eine mit JJoljfcbnitten 
gefcbmücftc, ber Unterhaltung unb ^Belehrung bienenbe 
populäre Siteratur —, bie ju bem großen Srfofge bcu 
trugen, ©ic bilbeten gewiffermaßen bie SSorfhife ju ber 
erffen großen ilfufrrtertcn Leitung, ber „Illustradet Lon¬ 
don News“, bie im 3al>re 1842 baß ficht ber SBelt er: 
bliefte. Diefc3eitung hat für unß infofern eine Sebeutung, 
alß fie gewiß 3ohann 3afob ©eher bie unmittelbare 31m 
regung jur@rünbung feiner „Cetpjiger 3lluffrierten" gab, 
in ber er, cntfprechenb ber SSorrebe jum erften dpalbjabrß: 
banb, „bie flüchtigen ©über ertnnerungßreicher 2age mit 
behenbentSriffcl" feßbalten unb ber DIacbwelt überliefern 
Fonnte. 

93on bem Slugenblicf feiner ©erlagßgrünbung, bie in 
baß 3al)t 1834 fiel, hatte ©eher fein 3ntercffe bem oer: 
nachläffigten ^)oljfcbnitt jugewanbt unb ihn auf jebe er: 
benFlicbe ©eife ju forbern gefud)t. Daß glänjenbe SReful= 
tat biefer ©eff rebungen warÄuglcrß „©efebieftte griebrichß 
beß ©roßen" mit ben SHuffrationen oon Slbolf ©enjel — 
ein ©er!, baß für bie Äunffgefd;ichte ebenfo bebeutfam 
ijl, wie für bie Sntwicflung beß ©uebgemerbeß. Damit 
febaffte ftd) ©eher bie günffigffen Slufpijien für fein groß: 
jügigeß ^eitungßunternehmen; benn eß war anjunehmen, 
baß biejenigen 3£t)lographen, bie ihr Tonnen in ben Dienff 
jenerfOfeifferfcho'pfungberÄoljfcbneibeFunffgeftelltbatten, 
auch an ber „fcipjiger SHuffriertcn" ficb alß Mitarbeiter 
betätigen würben. Diefe Sinnahme iff jwar nicht ganj in 
Srfüllung gegangen, aber immerhin hat einer auß jener 
©ruppe, Sbuarb firegfebmar, auf bie illuffratioe Sntwicf: 
lung ber 3citung großen Sinfluß gewonnen. Sr oer: 
pflanjte bie oon Unger unb ©ubig alß 'Profefforen ber 
ÄunffaFabemie begrünbete ©erliner ©cbule, beren Sr= 
rungenfebaften griebricb ©ilbelm Unjeimann einen fo 
oollenbet fü'njflerifchen Slußbrucf oerlieb, auf ben feipjiger 
©oben, ©elbff ein ©cbüler beß ©erliner Mcifferß, teilt 
er mit jenem baß ©erbienff, betn beutfd)en jpoljfcbnitt 


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Beitfcfyrift beß T>eutfd>eu e r e i n ß für 33 u dp w e f e n unb @ d) r i f 1 1 u in 


»on neuem ju Fünjflerifcbet ©eltung »erbolfen unb Mm 
ganger unb grcunbe ihm gewonnen ju haben. Nebenbei 
ermießer ficb noch alß »ortrefflicbcrCrganifator: »erbanftc 
boeb baß gro^artigfle beutfebe ipoljfcbncibeatelicr, in bem 
roieberunt unter feiner Seitung eine Slnjabl tüchtiger 3£i;lo= 
grapben berangebilbet mürbe, ibm feine Sntjlebung. Bic 
„Seipjigcr3lluffrierte" murbebic.f?auptFunbinbeßifre(5fcb= 


im Jjoljfdjnitt bin prüft, fo Fann man beutlicb ben gort* 
fc^ritt »erfolgen, .Der aFtuelle Deil bietet allcrbingß noch 
menig Srfreulicbcß. Sß merben jumeift fogenannte Ubet= 
bruefe »ermenbet, baß beifH Slbbrucfe fertiger englifeber 
Schnitte auf eine anbre ipoljplatte, nach rceteben bann 
mieber gefebnitten roirb. 9ftan bebient ficb alfo eineß rein 
niccbanifcben iöerfabrenß, baß jmar bequem unb menig 



marfeben Sltelicrß; ja, baß festere mar mit feinen Sief es 
rungen fo flarF an bie Sßkberfcbe Leitung gebunben, ba§ 
eß nur eine grage bereit febien, mann beibe 3njfitute in 
eine engere ©emeinfebaft miteinanber treten mürben. 
Diefer 3«itpunFt fiel in baß 3afpr 1858, alß Äregfcbmar, 
ber ©rü'nber unb Setter beß Sltelierß, fiarb. 9lun ging bie 
ganje Slnffalt in ben S3efi$ SSeberß über, unb jroar mürbe 
fie juerft »on itarl ipermann Soutß ^immermann, bann, 
nach beffen SRücftritt im 3obre 1863, »on @. ^^i&ler 
geleitet. 

jffienn man bie „Seipjiger 3Uuffrierte" mä'brenb ber 
erften jmei 3nbrjebnte ibreß Seffebenß auf ihre Seiffungen 


fofffpielig ijf, aber auch böcbff unFünfflerifcb mirft. SDIan 
ficht, eß fehlen noch gut gefcbulte üra'fte. 91 ur in folcben 
gälten, mo eß ficb um Äunffblätter banbeit unb Äregfcbs 
mar felbfi bie Ülrbeit außfübrt, fpürt man bie gefebiefte 
ipanb. greilicb nodt behauptet ber gaffimilcfcbnitt baß 
gelb nicht allein in ben Silbern »om Daqe, fonbern auch 
in ben SfeprobuFtionen bebeutenber ÄunffmerFe älterer 
unb neuer £eit. itregfebmar batte, be»or er juUnjelmann 
in bie Sehre Fant, nach bem Sorbilbe ber Snglänber in 
ipirnbotj gefebnitten unb ftcfp babei beß Sticbelß bebient. 
Unjeimann, ber jeboeb Fonferoatio am Sangbolj unb an 
ber SKcffertccbniF fejfbiclt, t»eil er in tiefem Verfahren 


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Settfdjrift bed Seutfchen herein« für 23ud)mefen unb (Schrifttum 


hinfichtlich ber Sicherheit bcr Jpanb unb ber JeichtigFeit 
ber ISemegung eine beffere ©runblage fu'r bte getreue 
ÜBiebergabe ber Drtginaljetchnung erblicfte, brachte ihn 
triebet }u ber altern S0?etf>obe jurücf. Sr meinte, menn 
man beö 9D?cfferd fiefter fei, fo biete ber Stiebe! feine 
SchmierigFeit, rnohl aber umgefef)rt. Siefc grünblicbe 
Schulung im SDlefferfchnitt ift Äregfchntar fpater fel;r jus 
flatten gefontmen; benn fie ermöglichte ihm bte oirtuofe 
S5ehanMung beiber Snjfrumente. Saö jeigt und bte 
Nubendfche „.Rreujabnabme", jeigt und aber noch roirF= 
famer ber SNenjelfche „3ieten", mit betn überhaupt bte 
altere Jpoljfchnittmanier bad .fpöchfle ihrer Jeiffungefraft 
offenbarte. 2Ber biefed 351att aud bem 26. 23anbe ber 
Leitung mit bem „jungen Naffael" im fechfien 23anbe 
oergleicht, bem mirb ber eminente gortfehritt fofort inö 
2luge fallen. 

Seit 1867 leitete ©ottlieb ßhttfiian Sffiilhelnt jjaafe, 
ein Schüler beö englifchen -Eplographen 2Stlltam ällfreb 
Nicolld, bad Nkberfche 2ltclier. Unter ihm ootljog ftch 
ber Übergang oom Jinienfchnitt jum Xonfchnitt, ber nun 
oorherrfebenb mürbe. Sitte noeitere Sluögefialtung fanb 
ber Sonfchnitt jeboch erfi, ald Ä. Schmeger nach £aafed 
Xobe, 1872 bad SItelier übernahm. 3n feine SÄra fiel 
ein überaud roichtiger gortfehritt: bie Srfinbung, jebe 
Sorlage bireft burch Photographie auf ben jjoljffocf ju 
übertragen. Saburch »ereinfachte fich bad Verfahren um 
ein 25ebeutenbed, benn nun brauchte ber SEplograpf; nicht 
mehr bie oermittelnbe Jpanb bed 3eichnerö, ber bie Äopie 
bed Originalö crjl auf ber Platte filierte, fonbern fonntc 
bireft nach bem auf ber Platte befinblichen Silbe arbeiten, 
gür ben 23ucbb<mbel unb oor allem für bad illufiricrte 
3eitungömefen mar bied eine Neuerung oon ungemeiner 
äßichtigFeit. Sinerfeitd förberte fie bie Naturtreue ber 
Slbbilbungen, road befonberd jenen 3Uufirationen jus 
gute Farn, bie ftch mit miffenfchaftlichen unb tcdjnifchen 
Singen, aber auch mit Perfönlichfeiten unb Sagcds 
ereigniffen befchäftigten — man oergleiche nur einen 
SBanb ber „Jeipjiger 3lluffrierten" aud ben achtjtger 
3<thren mit einem aud ben oterjiger 3ahren im aftuellen 
Seil —, anberfeitö gab fie ber iplographifchen Xecftnif bte 
üWöglichfeit ju raffinierterer üludbilbung, benn bem Jpoljs 
fchneiber mar jegt oollfomntene greiheit gelaffen, bie 
malerifchen äBerte bed Originald tn feine eigene Sprache 
ju überfegen: brauchte er fielt hoch nicht mehr an bieJiniett 
ju halten, bie ber Aünfller auf bem ijoljfiocf ihm oorfchrieb. 

Noch einen Schritt rceiter auf biefem SEÖege ging ber 
Seutfchsülmerifaner griebrich Suengling, ber bie Xonabs 
fhtfungen fo forgfaltig flubierte, bafj er fcbltejjlich fogar 
in ber Jage mar, bie 23ortragömanier bed Nlalcrö, bie 
perfönliche Sigenart feined Pinfelftriched nachjubilben. 
Sd mar eine JjoljfcbneibeFunft, bie fich bemunberungds 
mürbigbem auffommenben3mpreffionidmud anjupaffen 


fuchte. 3hc Srftaunlichffed leiflete fie auf bem ©ebiete 
bed Janbfchaftdbilbed, aud bem fie bie feinffen garbenabs 
ffufungen, bie jarteften Sonfchattierungcn h«auöjuholen 
oerflanb. Stefcr neue ^oljfchnittffil blieb felbftoers 
ffanbltch nicht ohne SinmtTfung auf bie „3Uuf!rierfe 
Leitung" bie, ihren fortfchrittlichen Sinn baburch bes 
funbenb, fich immer, flctd gern jebe Neuerung unb 23ers 
oollfotnmnung btenffbar gemacht hat. 2lu<h hier läfjt fich 
nur burch ^Dergleichen jettlich auöctnanberftebcnber iSattbe 
ber gemaltige Unterfchieb in berSechnif oeranfchaulichen. 
2Bar bie Sanbfchaft im Jjoljfchnitt bisher atn fchlechtefien 
meggefomnten, fo trat fie jegt magrenb ber achtjiger 
3ahre in bejug auf NollFommcnheit unb ©üte ber 
technifchen SSehanblung an bie Spige aller Ntotioe. 

She mir nun bie Sntmicflung bed jjoljfchnitted in feiner 
(egten Phafe oerfolgen, mürbe ed fich empfehlen, über bie 
Zeichner, bie auf biefem ©ebiete für bie „Jeipjiger 
3Uuftrierte" tätig maren, einen Überblicf ju geben. Sine 
Slufjahlung aller jener Äünjller, bte int Sienfte bed Jjioljs 
fchnitted geftanbett haben, bürfte Ipr ju roeit führen; 
barum mögen nur bie heroorragenbffen unter ihnen ges 
nannt merben. jffia'hrenb ber Äregfchmatfcben $ra ftanb 
bad ^eichcnatclier unter ber Settung bed Nlalerö Jjarts 
mann, bem im portratfach 2ld)illeö unb bei ©enrebilbern 
Namdtgal unb 23runo Straperger affiflierten. Jjarts 
mannd Nachfolger mar Slnton Nluttenthaler, ein Schüler 
Äaulbachd; fetn Salent erffen Nanged, oerraten feine 
3etdmungen boch grojje ©eroanbtheit unb Äorreftheit, 
bie angenehm oon ber Jperbheit unb .Sparte ber Arbeiten 
feined ißorgangerd abflechen. 21 lö SNuttentgaler 1870 
oon feinem Poftctt jurüeftrat, folgte ihm fetn ©ehilfe g. 
ffiaibler, in beffen fflirffatnfeit bie Sinführung ber photos 
graphtfehen Übertragung oon Originalen auf ben S ?oljs 
ffotf fiel, einer Neuerung, bte auf bad empfinbltchRe bie 
ganje ehrfante ©ilbe ber ^oljfchnittjeichnet fchäbigte, ja 
fogar ju ihrem Untergang beitrug, gortan fattten eigents 
licl; nur noch folche ÄünjKer ald Nlitarbeiter für bie 
„Seipjiger 3Uuffrierte" in grage, bie teild Originals 
jeichnungen aftueller Sreigntffe lieferten, teild bie gä'hig 5 
Feit befaßen, berühmte ©emalbe in eine ber Xplographie 
jugä'nglichen SchmarjsjffieipSprache ju übertragen, 
jpier oerbient oor allen Sittgen Submig pietfeh gebührenb 
herootgehoben ju merben. Sd gab Faum in ben fechjiger 
unb ftebjtget 3al;ren ein Sreigntd oon meltgefchichtlicher 
Pebeutung, bad btefer oielfeitige SNann, beffen Jjatib ebens 
fo gefchicFt bie journatiffifche gebet, mie ben 3rich«n(lift 
ju führen oerftanb, nicht int 23ilbe feftgehalten hat. Sen 
Schiiberern aftueller ^Begebenheiten lieferten bie Neoos 
lutton bed 3ahred 1848 unb namentlich ber Seutfch= 
granjöfifcl;e .Rrieg eine gülle oon 2lnregungen. Sie 
SSarrifabenFantpfe fanben in 3. Äirchhoff, einem Unjels 
tnattnfchüler, unb ©, NölFet oortreffliche 3nterpreten, 


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Oiubeng ('-öctlpiel für bcn gott|djritr bei fün|Hcnfd)cn Jpcljfchnittc6) 


SBtilaae jur 3 


Bcitfcfjrif^bcS 0pifü,’^^£tn 


$ für SBucfjrurfen unb Schrifttum 




















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»nlngc jur pritMirift bc« Deutfdjtn >8emn« für sBucfwrfeit unb 5cf)riftmin 









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Original frotn 

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Copyright 1904 by Franz Hantstsngi, München 

91. s.Änul&fld»: TOutter unb Äinb. Jjoljfdjnitt ('31u$fd)nitt) rcn 91. ©tnrfc 
(®eifpiel eine« fün(Herifcf)en .ftoljfdmittc«) 

Original from 

:eton univi 


ajeilage jur peitfd>nft ^eefi^u^rbin 




für ®ud)n>cfm unb (Schrifttum 














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Original ffom 

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3ettf<f>rift beö ©eutfcben Söeretttö für S3ud)roefen unb «Schrifttum 


roä'brenb bie großen (Jreigniffe oon 1870/71 eine ganje 
SReibe oon tüchtigen jeicbnerifchen Kräften jutage 
förberten. 3cf) erroä'bne nur bie Sdjlacbtenfcbilberer 
o. eiliot unb Qluguß SBecf, ferner Otto Änille, ber ben 
Aufenthalt Napoleon« auf ©ilbelmöbobe bebanbelte, 
Otto ©üntber, ber bie ÄaiferproElamation oon 93erfailleö 
jeiebnete, unb ben jungen granj SParbina, ber ficb ben 
Sinjug jlaifer ©ilbelmö in (Berlin jum 93orrourf ge: 
wählt batte. @ö ift oon jeber baö (Beßreben ber „Seipjiger 
Sllufirtcrtcn" geroefen, angefebene Äünßler alö Mit: 
Arbeiter ju gewinnen, boeb mußten eö ßetö Mnßler mit 
(Begabungen nach einer ganj beßimmten (Richtung fein, 
baö beißt mit einer gä'bigPeit ju möglich fl naturgetreuer 
©iebergabe. Denn mir bu'rfen nicht oergeffen, baß eö 
ficb bei ben meißen (Borroürfen bodj um beftiimnte «Perföns 
liebfeiten unb ©efdjebniffe banbeit, bie bem Sefer ber 
©irPlicbEeit entfprecbenb übermittelt roerben füllten. 
Äünßler mit einen weiten Spielraum ber (Pbantafie unb 
einer ßarPen perfönlicben 9lote paßten alfo oon oorn: 
herein in ben (Rahmen ber „3lluftrierten" gar nicht hinein. 
Aber ein Üünßler, ber, rote Abolf 91 eumann, ^orträtö mit 
abfoluter 91 aturtreue unb fefjarfer SbaraPterißiP beö Auö: 
bruefö jeiebnete — ihm ift in neueret £eit ein glänjenber 
Nachfolger in gelir Scbroormßäbt erroaebfen — ober ein 
Dierfcbilberer, roie ©ilbelnt Äubnert, ober ein Marine: 
maler, roie ©illt) Störoer — baö finb jene Mitarbeiter, 
welche bie „Seipjiger 3Uußrierte" für ihre Abficbten unb 
3roccfc oerroenben fonnte. An biefem ^Prinjip bat fie auch 
feftgebalten,nacbbem berJpoljfcbnitt längßburcbbaöpboto: 
meebantfebe Verfahren ber (ReprobuPtion oerbrängt war. 

Doch Pebren wir jum Jpoljfcbnitt jurücf, ben wir in 
bem Augenblicf oerließen, alö er unter bem Sinfluß ameris 
fanifeber Splograpben feine fubtilfie unb raffiniertefie 
Auöbilbung erlangt batte. Äarl Scbmeger, ber bamalö 
baö Atelier leitete, fudjte in ber Dat bie neuen ©rrungen: 
fünften ficb ju eigen ju machen unb bie Seiftungen feiner 
Anßalt auf ber Jjöbe ju erhalten, obwohl bie photo* 
meebanifebe (Öcroielfältigungöroeife bereitö ernfle Äon: 
Purrenj bot. (iö fam binju, baß ber beseitige 3ns 
habet beö (Öerlagö Dr. geli; ©eher, rote fein (Batet, eine 
befonbere Vorliebe für bie Jpoljfcbneibefunß hegte unb 
alleö ju ihrer pflege unb Jjebung tat. So reformierte 
er noch einmal oon ©runb auö mit Jpilfe oon «Paul gru'b* 
auf, ber 1894- baö Srbe Scbmegerö antrat, bie jrplo: 
grapbifebe Anßalt beö (Öerlagö unb oerfjnlf bem S? olj: 
febnitt ju feiner legten ©lanjperiobe. ©er ficb »an ber 
©ebiegenbeit ber Seiftungen beö gru’bauffcben 3nftitutö 
überjeugen will, ber burcbblättere bie 3abrga'nge ber 
„3Huftrierten" auö biefem Zeitraum, jpoljfcbnitte roie 
bie oon Mat Arnolb nach 236'cflirtö „Kentaur in ber 
Dorffcbnitebe" unb nach ©uillerpö „Dräume" ober bie 
oon Marie 3flcr = Jpeß nach (BöcPliitö „Schweigen im 


©albe" unb Siebermannö „3n ben Dünen" ober bie oon 
(Rubolf Star! nach Senbacbroerfen ober bie oon Martin 
Jjönemann nach SParbinaö ©emä'lbe „Der (egte (Berliner 
©eibnacbtömarPt" gehören unjroeifelbaft ju bem (Beßen, 
roaö bie neujeitlicbe JpoljfcbneibePunß überhaupt ^ert>ors 
gebracht bat. greilicb bemerPen wir, baß ber Jpoljfcbnitt 
ficb jegt fafl auöfcbließlicb auf ffierPe ber bilbenben Äunß 
erftreeft: aPtuelle Sreigniffe liegen nicht mehr in feinem 
(Bereiche; auö biefem ©ebiet bat ihn bie Autotypie oöllig 
oerbrangt. 

Daö allmähliche Auößerben beö Jjoljfcbnitteö beginnt 
mit bem 3abre 188?. (Jö ftellen ficb Älißbeeö oon 3inP= 
ägungen unb pritnitioen Autotypien ein, bie jeboeb oor: 
läußg in geringfügiger 2ln$abl auftreten. Srft Anfang ber 
neunjigerSabre beginnt ficb baö Übergewicht jugunften ber 
2lutotppie ju entfcbeiben,bie jegtmit rafenberScbnelligPeit 
ein ©ebiet nach bem anbern bem Jpoljfcbnitt entroenbet: 
Dageöereigniffe, Sanbfcbaften, ^orträtö, £beaterauffüb= 
rungen, Sluöftellungen, ja fogar ©erPe berbilbenbenÄunft. 
Schienen auch bie Älifcbeebrucfe in ber erfien 3«*t noch 
wenig befrtebigenb, weil ße unbeutticb auößelen unb Pein 
reines Äorn jeigten, fo oeroollPommneten fie ficb bod; all« 
mählich unb eroberten ficb bie Zuneigung beö Seferpublis 
Puntö, baö nun bie .fpoljfcbntttmanier alö etroaö Über: 
rounbeneö betrachtete. Diefer ffianblung beö ^ublifumö: 
gefebmatfö mußte natürlich bie „Setpjiger 3Uuftrierte" 
SRecbnung tragen, wenn fie ficb nicht ber ©efabr auöfegen 
wollte, ficb »on anbern illußrierten ^eitfebriften überholen 
julaffen. Unb fo feftritt im 3abre 190? ber©ebcrfcbeißerlag 
ju ber SBegrünbung eines eigenen cbemigropbifcben 3« s 
ßitutö. Damit batte aber auch für bie jplograpbifcbe 
Slnftalt bieDobeößunbe gcfchlagen: ein 3abr barauf würbe 
fie aufgelöft. gür bie bilblicbe IBericbterßattung waren 
bie jjoljfcbnciber hinfort entbehrlich, unb baö, roaö bie 
ÄunßreprobuPtion erforberte, Ponnte oon einigen auögcs 
wählten Kräften geleißet roerben. 

2lber felbft bie ÄunßreprobuEtion, bie ber Jjoljfcbnitt 
noch einige 3abre auöfcbließlicb für ficb in Slnfprucb nahm, 
mußte er fpä'ter fo gut roie ganj aufgeben. 3n ber 93er: 
oielfältigungötechniE brach ficb ein 93erfabren nach bem 
anbern 93abti. Die SSejeichnungen Drei: unb 93ierfarben: 
bruef, Duplejbrucf, DiefbtucP, DfffetbrucE, Dreifarbige 
»ilgung in Äorns unb Äreujraßer, iöierfarbenägung beuten 
unö bie Stationen biefer (jntroicflung an, bie baö Drucf: 
oerfabren im Saufe oon Paum jroeiSabtjebnten genommen 
bat. So errouebfen bem tecbnifc()en SReffort ber Leitung, 
baö unter ber umfiebtigen unb tüchtigen Seitung Jpans 
©etßenbergö ficb oorjüglicb ben immer höher ßeigenben 
9lnfprücben ber 3eit anpaßte, ßetö neue ülufgaben. Jpatte 
ficb früher jabrjebntelang bie „Seipjiger 3lluflriertc" auö= 
fchließlich auf ben Jpoljfcbnitt eingeßellt unb waren alle 
jeicbnerifchen unb technifcben Kräfte nur in biefem Sinne 


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3 c 1 1 f $r t f t bea IDeutfcben 93ereina für Q3u<ht»efen unb ©cfmfttum 


tätig geroefen, fo ifi bet betrieb jegt bebeutenb Fomplis 
jierter geroorben: gilt «8 hoch, jebe einjelne 9teprobuPtion8s 
möglicbfeit bis jum erreichbaren ©rabe ber Sollfommens 
beit auajugeffalten. Daß auch ber Jpoljfcbnitt bobei jur 
Serroenbung gelangt, jeigt un 8 hier unb ba ein Seifpiel. 
Doch ber (Jinbrucf bleibt befielen: er bot feine SRottc in 


ber „Seipjiger SUuffrierten" auegefpielt. 2Bie ein penfio= 
nierter grauhaariger SScamter roirb er um feinet Serbien fie 
roillen noch an beflimmten ßbrentagen be 8 Serlagö bc= 
rücfficbtigt. Salb roirb man ibn roobl für immer eins 
fargen unb mit ibm bann jugleicb bie große Sabrjebnte 
alte Xrabition. 


Die ©rim&un# ber £of= unb 0taat$f>i6Kot&ef ju 3ttüttc|jen 

93<m ®iblictbefar Dr.Dtto Slauning in DPiflndjen 


m Sabre 1784 fiebelte auf SUnorbnung bee kurs 
Vfürfien karl Xbeobor bie Sttüncbener furfürfilicbe 
Sibliotbef auö bem 2llten jjof in ba 8 ehemalige 
Sefuitenfollegium neben ber ©t.fKicbaeliesJjoffircbe über. 
Diefen Umjug nahm ihr bamaliger Sorfianb, ©erhob 
©teigenberger, jum 2 lnlaß, in einem gefioortrag am 
©tiflungetag ber 21fabemie ber 2Biffenfcbüftm, ber er ale 
9 J?itglieb angebörte, jum erftenmal einen Überblicf über 
Sntfiebung unb ©efebiebte ber feiner Leitung unters 
ftebenben ainffalt ju geben, ©teigenberger bat feiner 
Fleinen, nur 54 ©eiten mäßigen Quartformatee ums 
faffenben (Schrift befebeiben ben Xitel „#ifiorifcb=Sites 
rartfeber Serfud) oon Sntffebung unb Slufnabnre ber Fürs 
fürfilicben SibliotbeF inSiüncben" gegeben. Danf feiner 
grünblicben Sertrautbeit mit ben ©ebagen ber SibliotbeF 
finb biefe „erfien Sinten ju einer ©efebiebte", roic er ficb 
am ©(bluffe feiner Qlrbeit auebrüeft, in ber .fjauptfacbe 
ritbtunggebenb geblieben bi« in bie neuefie ^eit. 

Die ©runbfieinlegung bcö gegenwärtigen Jjeime ber 
Sibliotbef bureb könig Subroig I. im Sabre 1832 regte 
ben bamaligen Sibliotbeföaffifienten unb nachmaligen 
3 feicb«arebi»rat <L 21 . SWuffat baju an, abermale eine 
Darßellung ber ©efebiebte ber Sibliotbef 3 U unternehmen. 
£>bne feinen Samen ju nennen, ließ er in ben „Saperifcben 
Slattern für ©efebiebte, ©tatifiif, Siteratur unb kunfl" 
eine größere 2lbbanblung „Die königliche Sp ofs unb 
©taatesSibliotbeE in SRüncben" erfebeinen. ©eine auf 
guter kenntnie einfeblägiger Säften aufgebaute Slrbeit 
roürbe einen roefentlieben gortfebritt gegenüber feinem 
Sorganger bebeutet haben, roenn er nicht auf jebe Slngabe 
feiner Quellen oerjicbtet unb bamit ^Nachprüfung unb 
Sffieiterfü'brung oereitelt halte. Überbieb ging bie 3 e *l s 
febrift ein, beoor 9)?u ffate Slrbeit fertig abgebrueft roar. ©0 
blieb ein Srucbftücf, an beffen SHuegeflaltung, nicht juni 
Sorteil ber ©acbe, fcböpferifcb eigentlich nur bie unfidf>ere 
münblicbe Überlieferung tätig roar. Daö Verlangen nach 
einer auf bem fefien ©runb urfunblicberQuellenforfcbung 
berubenben ©efebiebte rourbe babureb nicht befriebigt. 

Sn ber jroeiten Aa'lfte bee 19. Sabrbunberte finb bie 
Direftoren Jjalm unb Saubmann bem ©ebanfen einer 
Sibliotbefegefcbicbte näbergetreten, bocb ifl ee in beiben 
Sollen bei Plänen geblieben. 


Um fo erfreulicher iff ee, baß jegt, naebbetn abermale 
Sabrjebnte ine Sanb gegangen finb, unter bem Sarm bee 
SEeltfriegeP ber jahrelange ©elebrtentleiß roieberum einee 
ÜNitgliebeP ber Sibliotbef reife gruebt getragen bat unb 
roenigflene für bie erffen, überaue bebeutungeoollen, ja 
entfebeibenben 20 Sabre eine ebenfo roeitau 8 greifenbe wie 
tief einbringenbe ©efebiebte unfrer ©taatebibliotbef oors 
liegt,„Die ©rünbungberSSünebener^ofbibliotbef 
bureb Sllbrecbt V. unb Sobann Safob gugger" oon 
kufloe Dr. Dtto jjartig 1 . Son bem ungeroöbnlich 
reichen Snbalt biefee 412 ffattlicbe Quartfeiten fiarfen 
SSBerfeP — ber äußere Umfang allein gibt fehon einen ges 
roiffen Sfaßffab für ba 8 gortfehreiten /^artige über feine 
beiben Sorgänger binaue — auf ein paar ©eiten eine ents 
fpreebenbe Sorfiellung ju oermittelit, ift eine Faum bes 
friebigenb ju löfenbe 2 lufgabe. ©ie roirb inbee erleichtert 
burch bie febr geriefte SUnorbnung bee geroaltigen ©toffee, 
ben ^artig mitglücflieber J)anb in jroei .fpauptteile jerlegt, 
bie ich wohl am beffen bamit fennjeiebne, roenn ich ben 
erfien, in bem roir mit SUnteil, ja ©pannung ben äußeren 
Sßerlauf ber ©rünbung miterleben, ale ben bramatifchen, 
ben jroeiten,'ber in eingebenber ©ebilberung ben ganjen 
Reichtum ber gefammelten ©chäge nach Umfang unb 
Snbalt oor une entfaltet, ale ben epifdjen bejeiebne. Das 
mit finb jugleich bie SWöglicbfeiten umfebrieben, bie ficb 
mir hier mit SRücfficbt auf ben Saum bieten. Über ben 
©ang bee ©efebebene oermag ich in kürje ju berichten 
unb bamit auch bem gernerffebenben bae grunblegenbe 
Serbienfi unb bie bleibenbe Sebeutung bee Jpartigfeben 
UBerfee, bie juoerla'ffige klarflellung ber Sorgänge bei ber 
©rünbung ber Sibliotbef, nä'berjubringen. Sei ber über* 
quellenben gülle ber prächtigen (Jinjelunterfucbungen unb 
sergebniffe, aue benen ber jroeite Xeil ficb jufammenfegt, 
muß ich mich auf Sttennung ber beroorflechenbffen Samen 
unb ©neben befcbrünPen. 

Sacbbem Äerjog 2llbreebt V. bie erfie Spä Ifte feineO 
Scbene in einem für ihn unb anbre nuglofen unb unbes 
friebigenben Dafein oerbraebt batte, oolljog ficb heim 

1 SlbfjanMungen ber figl. ®. Slfabratie ber SBiffrnfäjaften, *f)t)i[o: 
fe(.'bifd):))t)iloIogifd)t unb fjiftorifcpe ktafle, XVIII. *«nb, 3. 9lb- 
banblimg. Sö?iind)cn 1917. 25i-rlag brr kgl.SB. Slfabcmie brr üöiffrn: 
fdtaftrn. 9)tit 8 Kofeln. XIV, 412 Scirrn. 20 OT. 


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Settfdjrtft beö ©eutfc^en 2S e r e i n ö für SSudjwefen unb Schrifttum 


Übergang junt Spanne, im 30. Sabre, alö eine golge eins 
bringticber 93otffellungen feiner SRü'te, eine ffarPe fflanbs 
lung feineö äBefenö, unb gerabe in biefer entfcheibenben 
£eit führte ihn eine glücPliche gügung mit einem ber 
größten SücherfürfPen feiner £eit, mit 3oh<»nn 3aPob 
gugger, bem Sproffen ber Poniglichen .Saufleute oon 
ülugöburg jufammen. £>urch SRang unb JperPunft roie 
burdf Äennerfchaft unb SBelterfabrung jum oertrautefPen 
SRat beö jjerjogö erhoben, mar gugger berufen, jroei 3 ahr* 
jehnte hinburdf, biö ju feinem £obe 157?, einen bes 
jpimmenben Sinfluß auf biefen 
auöjuüben. Glicht jum roenigs 
jpen guggerö föerbienfP mar eö, 
roenn in biefer 3 cit bie fü'brenbe 
Stellung in ÄunfP unb3Biffen= 
fchaft oon ben benachbarten 
SReichöfPä'bten an ben bape* 
rifchen Jjtof überging, 23on 
Sebeutung mar babei auch, 
baß guggerö Sugenbfreunb, 
ber fReicböoijePanjler ©eorg 
Sigiömunb Selb, eine bet 
geminnenbjPen ! PerfonlichPeiten 
unter ben bamaligen £iple= 
maten, gletchfallö in na'here 
Sejiehungen ju üllbrecht trat. 

Unter bem (Jinfluß biefer bei* 
ben heroorragenben Scanner 
crmarb SKbrecbt V., alö ber in 
gleicher SSSeife alö Staatö* 
mann roie alö ©elehrter, oors 
nehmlich alö Srientalifp tätige 
Äanjter ber o'fPerreichifcbcn 
Sanbe, Sohann Sllbrecht 
üBibmannjPetter, int 9Mrj 1557 gefPorben roar, beffen 
bamalö fchon berühmte Sücherfatnmlung unb (egte barnit 
ben erfPen ©runb jur Münchener jjofbibliotheP. 9lach einer 
Übergattgöjeit oon wenigen Sahten, roä'hrenb beren ber 
älrchioar beö jj>etjogö,(Jraömuö genb,bie notroenbigjPen 
©efchäfte ber entftehenben SibliotheP beforgte, oolljog 
Sllbrecht auch äußerlich bie ©rünbung, inbem er ben 
fprachenPunbigen OPürnberger $ g i b i u ö £> e r t e l junt erfPen 
SibliotbePar ernannte. ©aöDatum feiner noch erhaU 
tenen SefPallungöurPunbe, ber 26.gebruar 1561, 
ifp juglcid) alö ber ©eburtötag ber SibliotheP 
anjufeben. Daö gleiche 3 ahr noch brachte Sllbrecht eine 
roeitere erhebliche (Bereicherung feineö 23ücherbefigeö,inbem 
eö ihm gelang, ben auch eine größere $at>l oon (Büchern 
umfaffenben OPachlaß beö S) er j ogö <£rnfP, feineö JDnPelö, 
beö früheren Srjbtfchofö oon Saljburg, ju erwerben. 

Sie enge gü'hlungnahme jroifchen (Hlbrecht unb gugger 
in allen gragen beö Üluöbaueö ber fürjPltchen Samnts 


lungen, jufammen mit ber anbauernben Söerfchlecbterung 
oon beö lederen roirtfchaftlicher Sage führte fchließlich 
baju, baß guggerö gefamter, PojPbaret Sammlungöbefif} 
in bie Jpänbe beö jperjogö überging: 1566 erwarb er bie 
Antiquitäten, 1569 bie SRü'jPPamtner, 1571 folgte 
bie StbliotheP. £a roä'hrenb Albrechtö Regierung fonfp 
nur noch Pleinere (Jrroerbungen ju oerjeichnen finb, roar 
mit ber Aufnahme ber glänjenben (Bücherfchäge guggerö 
baö ©rünbungöroerP Sllbrechtö ju feinem 2lbfcf)luß ge= 
Pommen. Set feinem £obe roar nach &er Paiferlichen 
(BibliotfjeP in SBien unter ben 
fürfUichen (Bücherfammlungen 
Deutfchlanbö, bie ruhmreiche 
spalatina in Jjeibelberg einges 
fchloffen, bie SUlünchener (Bis 
bliotheP bie erfPe. Sie übertraf 
fie an 3 <»hl ber (Bänbe roie an 
93ielfä(tigPeitbeö3nholteöunb 
ber Sprachen, in ber erflauns 
liehen SÜafchheit ihreö ÜBachös 
tumö fo recht eine (BerPorpes 
rung unbefchränPten Jjerrfd?er= 
roillenö. 

Diefem Po'fPlicben (Befifs ein 
roürbigcö, fchon in feinem 
äußern auf feinen Snfmlt oots 
bereitenbeö .ijeim 3 U bereiten, 
roar ber Jjerjog fchon fett 3 «h= 
ren bebacht unb eö erfPanb — 
bieö ifp eineö ber glänjenbfPen 
Grgebniffe ber Jjartigfchen ilr= 
beit — nach ben ßMänen 3 afob 
©trabaö, oielfach in Anleh* 
nung an ben berühmten spalafp 
bei 2e ju STOantua, ber heute noch Antiquarium benannte, 
(Brunnens unb ©rottenhof trennenbe (teil ber fRefibenj, 
in beffen Gfrbgefcfjoß bie Antiquitäten aufgefPellt waren, 
roä'hrenb im Dbergefchoß bieSibliotheP ihre erfPe 
prunPoolle Stätte fanb. 

3n ber nun folgenben Schilberung beö inneren Aufs 
baueö ber neuen ©rünbung gibt .Öartig eingehenbfPett 
(Bericht über bie SibliothePare unb ihre ©ehilfen, über bie 
Siittetlung in gacher 1 , über bie Auffpeltung unb Auö= 
fPattung ber (Bücher unb über bie Art unb äBetfe ihrer 

1 entgegen bet früheren, fchon »on Oiiejler beflrittenen S8ch au P : 
tung SiromSfi«, Jhctjog 2tllm-cht V. fyabt, um fid; a(8 befonber« 
treuen @ohit feiner Äirdje ju jetgen, bie reformatorifd)en ©chriften 
»ertitgen Iahen, führt hier Jpartig ben '7iacf>n)ci6, bag für bie fet; 
jerifchen ©chriften ein eigne{ 5®d), bie OJeoterici, gefchaffen mürbe, 
baS nur unter befonbeten SBebingungen jugiinglidj war. ßbrnfo 
mürben bie fonfligen »erbotenen ©djriften nur butd; getoiffe ®or: 
gchtömagregeln »or migbräudjlichcr SBenühung gefiebert. SBetbraunt 
aber unb »ertilgt mürbe nid)t{. 

9* 



3ehann 3«fo& Sugget 


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Sfitfdjrtft b e s 3>eutf4>en 2ß e r e i n 6 für fSucgwefen unb @ d? tr i f r t u nt 


.ftatalogifierung, alles gragen, beren Beantwortung vitU 
leicht nur ber gachntann oolleS BerffänbniS entgegen* 
bringt, ober bennoch bebeuten gerate biefe 2lbftfmitte recht 
eigentlich ben feffeti Aern ber auSgejeichneten -fpartigfeben 
feiflung, bie fichere ©runblage feines ganjen ©erfeS, 
benn hier iff jum etffenmal ein gewaltiger, feit langem 
oor aller 2lugen liegenber, ungeorbneter Bauffoff mit 
flarent Blicf unb feharfem Berffanb georbnet unb mit 
glücklicher #anb unb einem feinen ©efü'hl für ^ufammen: 
hange ju einem bleibenben Bau jufatnmengefügt worben, 
©o wenig hi« auf Sinjeltfeiten einjugefjen ifl, ber Borne 
©olfgang frommere, beS trefflichen ^Nachfolgers 
DertelS, foll als eines ber größten SNündjener unb wohl 
auch beutfehen BibliotheFare hier nicht ungenannt bleiben; 
bis jum Snbe beS 18. Sahrhunberts fleht bie Bibliothef 
im 3eicf>en feines oorbilblichen SebenSwerfeS. 

Bie Barffellung oon Umfang unb 3nha(t ber in ber jjof= 
bibliothef oereintgten KeiUBücherfammlungen, welcher 
Aufgabe jjartig ben jweiten größeren Keil feiner Qlrbeit 
gewibmet hot, beginnt mit einer allgemeinen Uberficht 
über bie Jjanbfchriftenbeffanbe, beren 3 a ht auf über 1400 
feflgeffellt wirb, üßenn beten genaue Beffimniung nach 
ben alten Äatalogen nicht ganj refflos gelingen fonnte, 
fo lag bas neben anbern ©rünben auch baran, bajj bie 
Bibliothef im Saufe ber 3ahrfmnberte oor fchmerjlidjen 
Berluffen nicht immer bewahrt geblieben iff. Bie größte 
Sinbuße, 2000 ©erfe, barunter 50 jpanbfchriften, erlitt 
fie im 3ahre 1632 burch bie Schweben. 

Beoor jpartig bann ber Schilberung ber beiben großen 
Sammlungen oon ©ibmonnffetter unb gugger fich jus 
wenbet, feist er fich noch mit ber wichtigen grage auseim 
anber, ob unb was üllbrecht als Srbe ber 5Mf>nen übers 
fornmen hohe. Sr fomntt babei ju bem Srgebnis, baß, 
wenn man oon ber Bücherfammlung beS oon ihm jum 
crffenmal in bielöibliothefSgefchichteeingeführten -fberjogS 
Srnft unb anberm mehr gelegentlichen Bücberbeftg abs 
fieht, oon einer ooralbertinifchen Bibliothef nicht ges 
fprochen werben fann. Krog biefeS oerntinenben Urteils 
finb bie Unterfuchungen gerabe biefeS SlbfchnitteS baburch 
wertooll, baß es Jj>artig hier wie auch fonft in feinem 
©erfe gelingt, ju Unrecht fanonifch geworbene Übers 
lieferungen juoerläffig ricbtigjuflellen. So führt er ben 
Nachweis, baß baS berühmte ©ebetbuch ÜllbrechtS IV. 
(1457 bis 1508) nicht für biefen angefertigt würbe, fons 
bem aus bem 95efig Sorenjo ÜNebiciS beS 'Prächtigen 
(1448 bis 1492) flammt unb nicht oor 1545, oielleicht 
erff unter ©ilhelm V. ober SDiajrimilian I. nad) 5Nünd;en 
Farn. 2luch baS fogenannte ©ebetbuch SUlbrechtS V., baS 
an Fracht ber Slusffattung mit bem ebengenannten wetts 
eifert, iff nicht für biefen, fonbern für SOTarimtlian I. ge» 
fchrieben. Slucp auf einem anbern, wahrlich oiel be= 
gangenem ©ebiet, ber honbfchriftlichen Überlieferung oon 


äloentinS Qlnnalen, war Jjartig imffonbe, ganj neue übers 
rafchenbe geflffellungen ju machen. 

SWit einer eingehenben gefljfellung unb Burcbforfdiung 
ber ©ibmannffetterfdjen Bibliothef will jpartig in Fluger 
Selbffbefcheibung einem ber Sprachen beS näheren ©ffenS 
Funbigen Bearbeiter nicht oorgreifen unb befchränFt fich 
baher auf Stichproben, bie jeboch jahlretcb genug waren, 
um feine neue üluffaffung oon ber Bebeutung biefer 
Sammlung für ©brecht als burchouS begrünbet erfcheinen 
ju laffen. 2llS baS Sigentümliche an ©ibmannffetterS 
BibliotheF hot man bisher immer unb an fich mit oollem 
9tecf)t ihren außcrorbentlichen Dfeichtum an orientalifchen, 
befonberS hebräifchen Jjanbfchriften angefehen, bie auch 
heute noch bie StaatSbibliotheF inflanb fegen, fid> mit 
umfangreichen gacbbibliotbefen auf btefem ©ebiet inhalts 
lief? ju meffen. ^Demgegenüber weifl jpartig nach, baß 
gerabe biefe ©erte für ben £>erjog bei ber Srwerbung 
nicht auSfchloggebenb waren. ©aS ihm biefe Bibliothef 
begehrenswert »nachte, war ber Borjug, baß fie als fNiebers 
fd?lag ber oieloerjweigten 3ntereffen ihres BefigerS ein 
getreues Spiegelbilb beS jeitgenofifchen ©iffenS= unb 
BilbungSffanbeS war unb baß er hoffte, burch biefen .Rauf 
mit einem Schlage an bie Seite feines pfäljifchcn Betters 
Dttheinrich unb anbrer berühmter europäifchcr Sammler 
ju treten. 

©irFlich erreicht würbe biefeS ^iel freilich erff mit ber 
Sinoerleibung ber Bibliothef guggers, beffen großjügige 
^erfonlichfeit, fcbriftffellerifchen ©beiten unb oielfadjen 
Bejiehungen jur bamaligen gelehrten ©eit mit befonberS 
liebeoollem Singehen befprodjen unb gefchilbert werben. 
Siner ber Jjö'hepunFte biefeS 2lbfrfmitteS iff ber für unfre 
StaatSbibliotheF befonberS wertoolleOfachweiS, baß weber 
bie ©iener noch bie Breebner, fonbern bie ÜNünd;cner 
Jjanbfcbrift oon guggerS utnfangreichem ©achtwerf 
„Shrenfpiegel beS Kaufes D ff erreich"' bie Urfchrift iff. 
gugger iff bie jweite Sammlcrperfänlidjfeit, bie .fpartig 
in bie ©efdjidjte ber beutfehen Bibliothefen einführt; fie 
wirb baburch um einen Flamen oon» allerbeffen .Klang 
bereichert. Sr iff nach Jportig, „nicht nur ber primus 
auctor ac patronus Bibliothecae Monachiensis. Seine 
eigene Sammlung war bie erfte große Bibliothef, bie bie 
gugger errichtet hotten, unb er war ihr Sdföpfcr". Seit 
1536 weiß man ihn im Befig oon Büchern, bie er fich 
auS 3talien mitgebracht hotte unb „feine gonje, eifrige 
Sammeltätigfeit war eingcffellt auf bie gorberung ber 
3eit, baS ffolje trium linguarum peritus. So würbe feine 
Bibliothef bie erffe große beutfehe Bücherfatnmlung, bie 
ben gleichmäßigen ÜluSbau auch in ben beiben neuen 
Sprachen, bem ©riedfifchen unb jjcbräifcben, anffrebte." 
©it wie gutem Srfolg baS gefchah, bejeugt am beffen bie 
jlattliche ^ohl non 183 griechifchen unb 91 hebräifchen 
Jpanbfchriften, bie neben ungleich jaf>lreic(*eren Brucfcn 


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3«itfd;rtft b e ö ©eutfd)tn 93 c r e t n S für fStidtwefen unb @ dj r i f 11 u m 


ben eigentlichen kern ber Sammlung auSmachen. 95ei 
ihrem Slusbau erfreute fich gugger nacbeinanber ber Fun= 
bigen Mitarbeit oon jpieronpmuS ÜBolf, nachmals 
SFteFtor beS ©t. SlnnasSpmnafiumS in SHugSburg, beS 
betgifeben Jjumanifien Samuel Quiccbetberg unb beS 
oben febon genannten ÜBolfgang frommer, ber bann oom 
Jj>erjog in feine Dienfie übernommen mürbe. 

Daß bis auf Jjartig jebe kunbe oon biefer außergeroö'bns 
Heben «Sammlung unb oon ihrem 23egrünber oerloren 
gegangen mar, Fonnte nur gefebeben, roeil jioar in bem 
äußeren ©ef>(? ber Jjerjog gugger abgelö'fi batte, trogbem 
aber baS 2BcrF bce Unteren feinem inneren SHufbau nach 
alö baS fiärFcre ficb erroieS unb nicht in bie bftjaöHcbe 
SSibliotbef einmünbete, fonbern als ber überlegene Drgas 
niSmuS biefe in ficb aufnabm. 93x6 auf Jjarttg fab man 
baber als bibliothefatifcbe Seifiung ber herzoglichen ©rüm 
biitig an, maS in 2BitfltcbFeit baS überragenbe Ukrbienfi 
ber guggerifchen Sammlung mar, oon ber aber gerabe 
baburd; jebe ©pur oermifebt unb überbeeft mürbe. Jpartig 
mar baruin burchauS berechtigt, guggerS Flamen auch im 
Ditel feine« ilüerfeö neben bem beS JjerjogS ju fegen. 

Jjinficbtlicb ber brttten großen SBibliotbeP, bie mit ber 
guggerifdjen in ber ©rünbung 2llbrecbtS V. nufgegangen 
mar, lonnte ficb bärtig am fürjefien faffen. 5« mar bie 
prächtige S3ücberfammlung beS gelehrten Nürnberger 
Jpumaniften unb Slrjteö Jjartmann ©cbebel. Uber 
fie mar am befien oorgearbeitet bureb eine ergebnisreiche 
Slrbeit beS alljufrü'b oerfiorbcneti Kollegen JjartigS, 
Dr. Nicßarb ©tauber, bie jener felbfi feinerjeit jum Drucf 
gebracht batte. Sr Fonnte ficb beSfalb hier auf ^ufammen» 
faffung unb Crgänjung bcfcbränFen. 

Den 23efcblufj bitbet eine fiattlicbe Neif>c oon ^Beilagen, 
in benen miebtige ©chriftfiücPe, Nacbroeife, SSriefe unb 
2lu«jügc aus benügten lüften, rornebmlicb ben jpofjabb 
amtSrechnungen, jum Slbbrucf Fommen, baju gefeiten 
ficb mehrere, ebenfo umfiebtig angelegte roie forgfam auSs 
gearbeitete ißerjeiebniffe, mie fie ein berartigeS, taufenb 
Sinjelbeiten berü brenbeS UBerF für bie roiffenfebaf tlicbc 2luS= 
febopfung eigentlich erft reebtfebaffen brauchbar machen. 
2lucb biefer Deil enthält noch eine nicht geringe £ahl oon 
größeren unb Fleineren Unterfucbungen ju Sinjelfragen. 
3cb nenne nur ben febr mertoollen, Fritifcben Sübbrucf beö 
SanbfartenPatalogS oon 1577 unb ben Nachmeis, baß ber 
berühmte SRüncljener 23occaccio nicht ju ben Srroerbungcn 
3Ra,rimilianS I. gehört, fonbern,febott einen IBefianbteil 
bet 23ibliotbeF Sllbrechts V. bilbete. 

©o bat Jjartig mit eifernem gleiß unb oollfiet S ?ins 
gäbe ein ausgezeichnetes UBerP gefebafen, für baS ihm 
bie Sibliotbef, ihre SDFitglieber unb ihre Söenüger $u 
roärmfiem Danf oerpfliebtet bleiben. Über biefen kreis 
hinaus aber bebeutet feine Slrbeit einen mertoollen SScü 
trag jur @ctfleS= unb ©elebrtengefcbicbte 23apernS im 


16.3abrbunbert. Denn fo jmeifelloS Jjartig über bie für 
ben 23ibliotbeFar bei ber SBemältigung ungezählter Sinjet« 
beiten unumgängliche ©orgfamfeit unb ©emiffenbaftigj 
Feit, ja über eine gemiffe notmenbige unb ergebnisreiche 
Sünbacbt jum kleinen oerfügt, fo gereift ift er ber ©efabr 
entgangen, baß biefe Dugcnben ficb lfm Z u Schiern unb 
©cbäben auSreucbfen. Sr oerflebt es nicht meniger gut, 
feine Srgebniffe in einen größeren ^ufammenbang hinein^ 
jufiellen unb bie oon ihm ju febilbernben Vorgänge oor 
bem lebenbigen Jjintergrunb einer flarfbemegten $eit ficb 
abfpielen ju laffert. 3n ber „kultur ber ©egenmart" 
ftetlt grig SWilfau in feiner ©efebiebte ber SSibliotbeFen 
bie gorberung auf, „nicht auf bie gefificltung ber 
äußeren ©cbicffalc ber ©ammlungen fei ber #auptnacb= 
bruef ju legen, fonbern auf bie freilich ungleich fernerer 
ju erfcbließenbe innere ©efehiebte: ben ©eifi, ber bie 
23ibliotbeF befeelte, bie SSBirFung, bie oon ihr auSging, 
ben Sinflu^, ben umgeFebrt bie ©efialtung beS miffens 
fcbaftlicben Betriebes auf ihre SntmicFlung ausübte, bie 
Anregung, bie fie aus ihrer Slrbeit heraus jur gorberung 
beS gefaulten 25ibliotheFSreefenS beifieuerte." Dicfe hohe 
gorberung ÜJJilPauS barf man bei ijartigS Slrbeit als oolH 
Fommen erfüllt bezeichnen. Die Streichung biefeS ^ielcS 
oerbanFt bärtig oor allem feiner SNetbobe ber gleichzeitigen 
Nugbarmad;ung arebioalifeber unb „monumentaler" 
Quellen, mit anbern UBorten bem ©efcbicF, mit bem er 
ausgiebige Durcbforfcbung ber UlFten mit planmäßiger 
Befragung ber ®ücber= unb .Oanbfcbriftenbcfiänbe felbfi 
Zu oerbinben meiß. Über biefe ©runbfäge hat Jjartig ficb 
in einem längeren Norroort auSgefprochen. SS enthält 
baneben auch manches SSeFenntniS perfo'nlicbcr 21 rt, ocr= 
roeifi u. a. hinfichtlicb ber Stellung unb ?äfung befonberer 
reiffenfchaftlicber Aufgaben im Nahmen ber bienfHicbeti 
Obliegenheiten ber 25ibliotheFare mit Necbt auf baS maßs 
gebenbe Seifpiel ber anbern großen SBibliotbeFen SuropaS, 
unb man mochte gerabe auch biefent Heil nachbenfliche 
Sefer raünfcben. Denn fo erfreulich es ift, baß bie SJFabcmie 
ber UBiffenfcftaften Jjarttg bureb bie Ülufnabme feiner 
Slrbeit in ihre 2lbbanblungen aller Sorge um bie Drucfs 
legung enthoben unb ihn für bie 2lbfaffung oon jeber 
anbern als fachlichen NücFficht befreit hat, erfreulicher 
noch wäre eS, raenn bie 25ibliotbeF in ber Sage roäre, 
folcben für fie fo wichtigen 2lrbeiten felbfi eine Stätte zu 
bieten, roie fie eine folcbe oor 100 Saften in ben 2lretinftf)en 
„S3et>trägen zur ©efebiebte unb Siteratur, oorzüglich aus 
ben ©chägcn ber königlichen $of= unb SentralbibliotheF 
Zu SDlünchen" befaß. SS märe ein fefr Z“ begrüßenbeS, 
mittelbares Srgebnis beS .Oartigfcben SSBerFeS, reenn es 
ben Slnfioß baju gäbe, bie ©taatSbibliotheF, gleich anbern 
miffenfchaftlichen ©taatSanfialten, in ben ©tanb zu fegen, 
biefe Sbciträge in zeitgemäßer 2luSgeftaltung mieterauf: 
leben zu laffen. 


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3 e 1 1 f d>r i f t beß ®eutfd)en 33 e r e t n ß für QJudjroefen unb @djrifttum 


S)er £immeß6rief 

3ur ©efdbidbte eine« fltegenben SHatteß 

9Jcn «profeffor Dr. 01. @tübf in Seipjig 


aß in ruhigen feiten nur in verborgenen liefen, 
auf bem ©runbe beß Solfßglaubenß, an primi; 
tioem Sraud) unb ©lauben lebt, baß bot ber 
.Krieg roieber alß eine pfpegifebe ©affenerffbeinung hervor; 
treten laffen. Denn feiten ber 9lot unb Sorge erroeefen 
im ©enfeben, auch im ©ebilbeten, bie oft ungenannten 
9Rcffe urinenfcblicbcn Sorffellungßlebenß. Son biefem 
©ebanfen auß oerffeben mir erff baß maffenbafte 2luf; 
treten beß fogenannten „Jpimmelßbriefeß", ber feit 
1793 in allen Kriegen Suropaß eine fulturgefcbicbtlicb 
febr intereffante SRolle gefpielt bat. 3tcf> gebenfe an biefer 
©teile feine Sntroicflung alß „fliegenbeß Slatt" unb alß 
Solfßbilberbogen ju bebanbeln. Silo befannt barf icb 
voraußfegen, baß Xpimmelßbriefe Ze;te finb, bie bie Kraft 
befigen follen, ihren Zrager vor Serrounbung ju febügen. 
Diefer ©taube felbff aber beruht auf ber primitiven 2ln; 
febauung, baff Silbern unb ©orten magifebe Kraft eigen 
fei. Sß gibt bet unß noch manche Solfßbraucbe, bie auf 
magifebeß Denfen jurüefgeben, baß mir bei alten primi; 
tioen SölPern finben, baß gerabeju eine al(gemein=menfcf); 
liebe Sebeutung bat. ©orauf beruht bie magifebe .Kraft 
oon ©orten? ©er ficb ber betben altbeutfcben ©erfe; 
burger^auberfprücbe erinnert, fann auß ihnen bie So'fung 
finben. Sin ©ott bat einmal bie gebeimnißooll tvirPenbe 
Zauberformel angeroanbt; feitbem ift fie roirffant. Slber 
nicht nur auf mu'nblicbe Überlieferung gebt baß magifcb 
roirfenbe ©ort jurücf; auch fcbriftlicb bat ficb bie ©ott» 
beit offenbart, fie fenbet Sriefe, benen eine geheime ©acht 
innemobnt. Sine fotebe fcbriftlicbe, in ber gorm beß 
Sriefeß auftretenbeOffenbarungiff ber J?immelßbrief. 
Die 3bee, baff bie ©o'tter Sriefe febiefen, iff uralt, ©ir 
fonnen fie biß gegen 3000 o. Sbr. in Ägypten juru'cf; 
verfolgen. 3m außgebenben Qlltertum mar ber Jpttnmelß; 
brief alß eine Teilung von Kranfbeiten roirfenbe ©acht 
rooblbefannt. Dem jjeilgott SÄßfulap befonberß febrieb 
man fotebe Sriefe ju; mehrfach ermahnt folcfje ber Kaifer 
3ulian in feinen Sriefen. ©erfnmrbig iff unß, baff baß 
Sbriffentum biefen ©lauben auß antiPcr Überlieferung 
aufgenommen bat. Zanäcbff freilich mar ber jjimmelß; 
brief, ber von Sbriffuß gefcbricben unb gefanbt fein follte, 
fein Xpeil* ober Scbugmtttel, fonbern eine ©abttrebe, bie 
ju ffrenget ©onntagßbeiligung aufforberte. 3m Saufe 
beß ©ittelaltcrß aber verbanbeit ficb mit biefem foge= 
nannten „Sonntagßbrief" magifebe Zerte, biegegen Kranf; 
beiten, ©affengeroalt, geuer; unb ©affergefabr febügen 
follten. 3n jablfofen©ifcbungen liegen in ben Jjimmelß; 
briefen ber ©egenmart Serfcbmeljungen einer religib'ß; 
moralifeben ©abnrebe mit Zauberformeln oerfebiebenffer 


Xperfunft vor. 3n allen europa'ifcben unb jablreicben 
orientalifeben Sprachen tauchen biefe Zerte in allen 3abr= 
bunberten auf. Sie haben eine lange unb unenblicb ver* 
rcicfelte ©efebiebte. Son 3ßlanb biß nach 3nbien unb 
Äthiopien lä'fft ficb ber #immelßbrief verfolgen. St er; 
fa'brt ffetig neue ©anblungen unb «ff noch beute lebenbig 
unb Peineßroegß ju einer feffen ©effalt gePommen. 3a, 
eß laffen ficb fogar jroei in ihrer ganjen Qlnlage verfehle: 
bene Zppen aufjeigen. Sie treten unß in jroei gefebiebt; 
lieb febr tntereffanten Solfßbilberbogen beß befannten 
Serlegerß ©uffan Kühn in 9leu;9luppin (9lr. 202 ber 
„©reboriabrief" unb Sr. 4105 ber Scbugbricf oon 1724) 
entgegen. Diefe anfptucbßlofen Sogen haben eine febr 
merfroürbtge Sorgefcbicbte. Den ©reboriabrief fonnen 
mir in feinem .Kern biß jum 3abre 584 n. Sbr. juru'cf; 
verfolgen. Danach verlaß in einem ©otteßbienff berSiffbof 
von 3bija, einer Pletnen Stabt auf ber 3nfelgruppe ber 
Sitpufen (bei Spanien), einen Srief, ber oon Sbriffuß ge; 
febrieben unb auf ben Slltar St. Seterß vom ^»irnntcl 
niebergefallen fein follte. Der Srief enthielt einbringlicbe 
©abnungen jur Suffe, inßbefonbere jur Sonntagßbeili; 
gung, unb brobte mit fcbrecflicben Strafen. Sß nügte 
niebtß, baff ber Sifcbof Sicinianuß oon Karthago ben 
Srief fofort alß galfcbung erfannte, ber baß jübiffbe 
Sabbatgefeg in bie Kirche einfu'bren roolle. Denn ber 
Srief mar ficber febon roeit verbreitet, ege er nach Sbija 
gelangte. $bnlicbe ©ebanPen finben ficb febon in einem 
foptifcb gefebriebenen Sriefe beß ©a'rtprcrbifcbofß ^etruß 
oon Sllepanbria (431); aber fonff iff ber „Sonntagß; 
brief" alß ein oon Sbriffuß außgebenbeß Scbriftffu'cf im 
Srient nicht fru'b naebroeißbar. Sielmebr roirb ber Srief 
oon 584 feinen Urfprung in ber Zeit nach Konffantin unb 
in ber .Kirche beß franPifcben 3teid)cß haben. Die gorbc; 
rung, baff ber cbrifflicbe Sonntag nach bemfelben ©efeg 
roie ber altteffamentlicbe Sabbat ju halten fei, tritt ju; 
erff beroor in einer ^rebigt beß Stfcbofß Sufcbiuß oon 
Sntefa (Snbe beß 4. 3abtbunbertß). Um 500 tritt ber 
©ebanfe in ber franPifcben .Kirche beroor; er roirb noch 
538 von ber Spnobe ju Drleanß beffritten, iff aber um 
580 anerPannt. Son einer unter Sluguffinß Samen er= 
baltenen ^Jrebigt, bie oielleicbt auf Safariuß oon Slrleß 
jurü'cfgebt, treten biefelben gorberungen auf, bie ber Xp im; 
melßbrief oon 584 außfpraef). Sß roar nun eine in ber 
außgebenben SlntiEe oerbreitete Sorffellung, baff göttliche 
©ebote gerabeju alß fcbriftlicbe ©itteilungen ber ©btter 
erfebienett. So febeint auch ber Jpimmelßbrief auß einer 
Serbinbung antifer gormen mit einem cbrifflicben @e= 
banfen entffanben ju fein. Daff er oon ©allien b« über 



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3eitfd>rift be« ©eutfcfcen SSerein« ffir Q3uc&tt>efen unb 


Spanien feinen 2Beg nach 3bi)a gefunden bat, bafüt 
fpricfjt, baß ficf) ein Vtanuffript be« 8. 3al/rbunbert« in 
bet Jlathebrale ju Darragona finbet. 

©ne ftarfe populäre SBirfung übte ber Jpimmelöbrief 
fobann im 8. Sahrbunbert im granfenreicb. 23onifatiu« 
lernte ihn Fennen unb führte feine Verurteilung auf einer 
Spnobe ju 3tom (74?) gerbet; ben banacb oerurteilten 
95rief Fennen mir au« einerÜBienerÄanfcfcfcrift be« 14.3ahr* 
bunbert«. Selbft Äarl ber ©roße ift gegen „bie gottlofen 
unb unwahren 23rtefe, bie ba angeben, oom Jpimmel berab 
in 3erufalem gefallen ju fein", in einem .ftapttulare oon 
789 eingefebritten. Sie follen oerbrannt werben, bamit 
ba« Volf nicht in 3rrtum gerate. Slber weber ba« Firch» 
liebe noch ba« weltliche Verbot bat ben £»immelöbrief bes 
fertigt- © ift oielmebr ein febr populäre« Stücf be« 
VolFöglauben« geworben. Von granFreicb ift er bureb 
irofebottifebe Vtoncbe nach ©nglanb gefommen, wo er 
in Fircblicben Greifen ein gewiffe« Slnfeben gewann. Um 
ba« 3abr 1000 tauebt er in 3«lanb auf. 9Jlit feiner weis 
teren Verbreitung bat er feine ®eftalt unb feinen 3nbalt 
mannigfach gewanbelt. 3ni 9.—1?. Sahrbunbert ift er 
namentlich in Gnglanb oerbreitet, wo er auch in« Äeltifcbe 
überfegt worben ift. ©lblicb gewann ber Jpimmelöbrief 
eine rollige Umbtlbung, inbem er ba« ©ebot ber Sonn* 
tag«beiligung jwar beibebielt, ficb aber mit allgemeinen 
moralifeben Mahnungen oerbanb unb mit ftcb alte magifebe 
Depte, bie ebemalö felbftänbig ejrifiierten, oerFnüpfte. 3n 
biefer ©eftalt bat ber Jjimmelebrief ficb über bie ganje 
©be oerbreitet. ©iftau«2Befteuropaim 12. unb I3.3abrs 
bunbert ju ben ^)olen, SRuffen, 236'bmen, SRumänen unb 
©riechen gelangt. 2lu« ber griechifchen gaffung finb bann 
annenifche unb fprifebe £erte abgeleitet, au« ben fpris 
feben wieber arabifebe unb ätiopifebe, oon Sprien au« ift 
er enbtich ju ben 2boma«chriften nach Snbien gelangt. 
Der 23rief wirb bureb einen 23ericbt über fein ©f($einen 
immer mehr in« VJunberbare gefteigert. Sa« Original ift 
). 23. mit golbenen Vucbftaben auf Vtarmor gefebrieben, 
e« fchwebt lange über einem Ülltar unb erfi nach langem 
gaften unb Veten Fann e« ber Vifchof empfangen, ©es 
wohnlich wirb 9tom alfi Ort feine« erften ©febeinen« ans 
gegeben. Unb ficber ift er oon Stalien nach Deutfcblanb 
gelangt, wo er im 12.Sabrbunbert auftritt. Seine ftärffte 
SBirFung gewann er, al« eine *Peft um 1260 ba« 2lufs 
treten ber ©eißler berbeifübrte, unb al« 3oacbim oon giere 
ba« ©be ber 2öelt unb ba« ©febeinen be« Slntichrift oer* 
Fünbete. Unter ben Vußliebern, bie bie ©eißler fangen, 
finben wir einen fiept, ber mit bem Jrnmmelöbrief Übereins 
ftimmt. Seitbem ift er wohl au« bem öffentlichen Sehen 
gefebwunben; aber im VolE«braucb ift er lebenbig ges 
blieben. $u fcen «ften ©jeugniffen be« Vuchbruefö ges 


hären auch #tmmel«briefe. Straßburger unb Kölner 
Drucfe finb erhalten. 211« literarifche gorm ift er benugt 
oon ber großen fehwebtfeben Prophetin 23irgitta(1303 bi« 
1373) in einer Älagefcbrift an ben spapft, unb ebenfo tritt 
er mehrfach in ber ^Reformation heroor. 2lu« ber Schwei) 
ift ein Stücf erhalten, ba« in bie £eit 1467—1328 fällt, 
unb auf 3«!anb erfdjeint er in bem ^auberbuch be« Sott 
@ubmunb«fon (1374— 1630). Durch bieglagellantenwar 
er nach 23ähnten unb ipolen gelangt; oon bort Farn er 
nach SRußlanb, wo er im 16. 3abrhunbert befonberö 
oolfötümlich würbe. 2luch in Serbien unb Portugal er» 
fcheint er. 

Seine Dteubelebung beginnt mit ben SReoolutionßfriegen 
feit 1791, fie gebt oort granFreicb au«. Der 2Iufflärung 
erfebien er freilich recht gefährlich; bie ^arifer ^olijet 
fabnbete eifrig nach bem Urheber be« abergtäubifeben 
Schriftftücfe«, felbft ber ^)oli)eiminifter erließ gegen ihn 
eine Verfügung. Seither ift er in allen Kriegen Europa« 
erfebienen; befonber« in ber 9ceflaurationö)eit unterÄarl X. 
oon granfreicb trat er beroor. dt hat bie Äämpfer ber 
greiheit«friege begleitet unb ift im Kriege 1864 wieber 
beroorgeholt worben. 2luf bem Schlacbtfelbe oon Honigs 
gräg hat man ihn bei oielen ©efallenen gefunben. 2111= 
gemein oerbreitet war er bei ben Druppen 1870/71. 211« 
1900 beutfebe Solbaten nach @bina gingen, fanbte ein 
fchlefifcher Jjanbwerfer bem Äaifer ein alte« Stücf, ba« 
fchon bie Kriege eine« 3ahrhunbertß mitgemacht hatte. 

3m Volf«brauch aber ift ber J?immel«brief nicht auf 
ben Ärieg befchränFt. ^u biefer SRolle ift er erft geFommen, 
weil fich alte „iffiaffenfegen" mit ihm oerbanben. dt gilt 
allgemein al« Scbugmittel gegen jtranfbeiten unb ©e= 
fahren aller 2lrt, er wirb )um Jjauefegen. 211« folcher 
hängt ber Jjimmelöbrief in norbbeutfehen Vauernhäufern 
oft unter ©la« unb SRabmen. Die jungen SDtänner neh= 
men ihn mit, wenn fie jum SDJilitär Pommen. 2lber auch 
grauen tragen ihn al« Scbugmittel bei ber ©eburt. Dem 
#aufe erwirFt er Scbug gegen geuer unb SEBaffer. Der 
mobeme Druef hat ihn feit 1877 in ben beiben oben ge= 
nannten 23ilberbogen be« Verleger« ©uftao Äü'hn oer* 
breitet. 

Seit 1300 3ahten lebt ber Jjimmelöbrief in allen 2Banb= 
tungen bet europäifchen Äultur fort. Vur uralte Über= 
lieferung erFlärt fein fefte« gaften im Volföbrauch. © 
ift lebenbig geblieben, weil er mit bem primitioen gühlen 
unb DenFen be«Vtenfehen oerwachfen unb au« ihmheroor* 
gegangen ift. Die oielgeftaltige ©efebiebte feine« Depte« 
Fonnte hier nur berührt werben, feine fulturgefchicbtliche 
23ebeutung ift Faune angebeutet. Veibe« habe ich näher 
in bem 23ucbe„Der Jjimmelebrief" (Tübingen 1918) au«= 
geführt. 


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b < 6 35 e u t f d) e n Vereins für Q3u<h»efen unb @ d> r t f 11 u nt 


SJlitteUungen au« bem Deutfcgen Äulturmufcum 


a) ^lu^jlcllungcn im 2>eutf#en Äulturmufeum 


ie bereite im (egten (Berichte mitgeteitt, bat tcr 
Umjug fcee (fRufeume in feine neuen (Räume 
begonnen. (Riebt weniger ale acht (Soeben bat 
er in 2fnfprucf> genommen unb trogbem iff er bei 2lb; 
faffung bee (Berichte« noch nirf>t ganj ju (Enbe geführt. 


2lu6jtellungen fonnten infolgebeffen nicht ffattfinben. Die 
ftebente UluefEellung wirb bereit« in bett neuen (Räumen 
feiger Straffe 12 flottfinben. hierüber fowie über bie 
(Neuaufteilung be« SRufcume bringt ber näcbfte Bericht 
auefü'hrlicbe (Mitteilungen. 



b) 23enw&rung t>er (Sammlungen fces 2>eutfc^en tfultunnufeumtf 


4. (Bereicherung ber ?efefaa(=23ibltotbef 
Jjerr ©ebeimer Jjpofrot 2lrnbt (Wetter, ?eipjig, ffiftete 

bem Deutfcben .Kulturmufeum für feinen Sefefaal ein »oll* 
jfänbigeeßremplar ber fechten MuflageoonfWepereSroffen 
£onocrfatione;?e;rif on, fo bafj bie bi« jegt gebrauchte fünfte 
Sluflage erfegt werben Eonnte, wa« oiele Sefefadbefucber 
mit greuben begrüben werben. Jjerrn ©ebeimrat (Wetter 
fei für feine boebberjige Stiftung auch hier beflen« gebanft. 

5. SBermebrung ber ^lantin;Samtnlung 
Schneller, a(« wir gebucht, bat her 3nfel; (Bcriag ju 

Seipjig feine 3 u fa0e, bi« 'Plantin; Sammlung au«ju; 
gehalten, begonnen, in Erfüllung geben ju (affen, inbem 
er weitere wertoolle spiantimDrucfe überwie«, fo baff bie 
begrünbete Hoffnung beflegt, bafj unfre (})lantin;Samm* 
(ung in Eurjem alle wichtigeren Drucfe enthält. 

6. SchcnEung einer Jjtanbfcbrift unbeinerOlttjabl 
alter Drucfe 

•fjterr granj 3E. (Bachem, in ginna 3. (Sachern, Äoln, 
fchenEte bem (Wufeum eine Slnjabl Drucfe be« 16. unb 
17. Sabrbunberte, barunter folche oon Gljeoier, aufjerbem 
eine SInjabl Äalenber unb Sälmanacbe, bie für bie .Kalcnber; 
abteilung befonber« erwünfebt waren. SBefonber« wertooll 
ift aber bie Überweifung einer prächtigen ^Jergamentbanb; 
fchrift mit fchönen Snitialen, bie im Jjanbfcbriftenfaal 
jur SHuelagc fommt. Dem Stifter auch an biefer Stelle 
bcrjlichff ju banfen, ifl un« ein befonbere« SBebürfni«. 

7. (Bermebruitg ber Äriegefanunlung 
Durch Sermittelung ber SammelffeKe für .KriegSoer; 
offentlichungen in (Belgien, einer (Einrichtung, bie ficb be; 
müht,im befegten ©ebiet Sammelmaterial, ba« nur ju oft 
ber (Bernicbtung prei«gegeben iff, ju fcf>ügen unb beutfeben 
Ärieg«fammlungenjugänglicbjumacben,iflbemDeutfchen 
■Kulturmufeum teil« im 2Bege ber ©ratieüberwetfung, 
teile burch Slnfauf (Material jugcfloffen, ba« für bie 


„Äriegefammlung" einen willfommenen Juwacbe be; 
beutet. Sine wefentlicbe (Ergänjung für unfre ?eben6mittel; 
Earten;Sammlung waren* ©utfebeine unb .Karten be« 
belgifchen (Ernä'brungewcrfee (Comite national), 
barunter folche au« 2lrel, itn beutfehen Sprachgebiet (Bel; 
gien«, welche an erffer Stelle ben Slufbrucf in beutfcfier 
Sprache aufweifen. Sine (Bereicherung unfrer Sammlung 
an .Kalenbern unb Sllmanachen brachte eine (Reibe wä'brenb 
be« .Kriege« erfchienener belgifcher (BolEeEalenber. 
(Waueranfcbläge unb 'PlaEate, Dbeatcrprogramme unb 
Leitungen würben in reichem (Waffe jur Verfügung ge; 
ffellt, beegleichen bie für unfre ^weefe al« Sinblattbrucfe 
wichtigen glugblätter, wie fic bie lebhafte politifche 
(Betätigung ber glämen unb Ißallonen im befegten ©ebiet 
beroorgerufen bat unb bie oon ber flämifch=wallonifcften 
(Bewegung ein cbaraEteriffifcfie« (Bilb geben, ba« burch be; 
merfenewerte ^eitungefonbernummern, toie fie anläßlich 
ber (Eröffnung ba ©enter Unioerfität ober bei ben flämi; 
feben geiern ber ©olbenfporcnfcblacbt beraueEommen, ab; 
gerunbet wirb. (Bon ben wä'brenb be« .Kriege« in (Belgien 
erfcheinenben Reifungen würben (Bclegerem'plare oon faft 
allen, auch ben eingegangenen, übermittelt, bc«gleichen bie 
wichtigffen Drgane ber treffe ber (Belgier im 2lu«lanb. 
■Su ber bi« jegt runb 150 (Belegexemplare umfaffenben 
Sammlung finb Eurje, über (Richtung unb (Bebeutung 
orientierenbe (Mitteilungen beigegeben worben. Die buch; 
gewerblich unb tppograpbifcb in Äricgöjeitcn befonbere 
bemerEenewerten, bei (Bufcgmann in Ülntwerpcn erfegienen 
unb bereite oergriffenen (Bänbchen fowie bie „Fonteine 
Uitgaven“ würben gefcfienEweife überlaffen. .Käuflich 
erworben würben ^»agemanne „Croquis de guerre“, 
eine in 150 (Exemplaren bergcffellte Sammlung oon Sitbo; 
grapbien be« oerftorbenen (Brüffeler Künfflcr«, fowie bie 
oom bclgifcgen „Stubio" 1916 unb 1917 herauegebraebten 
beiben UBeignacbtebänbc. 


3nj)alt&>erseid)m$ 

Stagen unb Slufgabtn bet i JJapt)ruef<btif»funbe. @.49. — Dtei Seipjiget 30u(hietten Reifung. @.61.— Die@riinbungbetÄgI..pof; 
fltinafiatifdje ©udjftabtn. @.57. — Det ättcfle etbaltene ©lottbtud: unb StaatSbibliotgcf ju OTilncgcn. @.66. — Det Jpimmtlebtitf. 
3apanifd)eDl)ätam:3fUeI »en 770. @.60. — Det Jpoljftfmin in bet @.70. — OTitteilungtn auS bem Deutfcben Aulnirmufeum. @.72. 

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®ertf)0(D-3iliale 

in Leipzig. 

2öir teilen F)ier&urcf> mit, baß fair öie hier ©djriftgießereien ©ottfrieb 33öttger, 

<S. $. CHüf)l unb 21. 33rodff)au0 in £eibz»9, fotuie CU. £af)le ©ößne, Süeimar, 
ertuorben haben. CDiefe hier ^Betriebe finb zu einer neuen 

Filiale in Setpaig unter der $irma 
& BertDolö OReffinolinienfabrif unö OcDriftgieberei CU.®. 
3lbt. ©ottfrieö Böttger, JSaunööorf-Setpjig 

mit QOÖirfung bom 1.3uli 1918 ab zufammengefchloffen toorben. 

(£ö erfüflt ficf» Damit ein langgehegter, auch bon unferer zahlreichen fächfifchen 
Äunbfcfjaft bielfadh geäußerter Söunfdj, unfer Unternehmen in Seidig, bem 
ehriuür&igen ©iße beö Seutfdfjen 33ucf)getoerbeö, Durch eine eigene fraftbofle 
Cftieberlaffung bertreten zu fehen. 

£.:BertholD 31.(9. 

Berlin • Setpsig ® ©tuttgart • 2öien 
©t. ßeterö&urg • OHoöfau. 


«(triften: asiocf-graftiir un# Stuttgarter graftur 


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Archiv für Buchgewerbe 


Maschinenfabrik Kempewerk ■ Nürnberg 


STEREOTYPIE 

BUCHDRUCK 

Vollständige Einrichtungen 
mieHilfsmaschinen für Flach- und Rundguß 

Stereotypie-Materialien 
für Zeitungs- und Werkstereotypie 

Sämtliche Metalle 

für Stereotypie und Setzmaschinen 

Schnellpressen 

Kopfdruckpressen, Hand-Zylinderpressen 
Sämtliche Hilfsmaschinen und Utensilien 
Schließzeuge, Formatstege 

Eiserne Druck-Unterlagen 

Hlle Kleineisenwaren 

Ätzerei • Galvanoplastik 

TIEFDRUCK 

Fräs- und Hobelmaschinen, Prägepressen 
Hile sonstigen Hilfsmaschinen 

Tiefdruck-Rotationspressen 
für Bogenanlage 


RUCH WAHREND DES KRIEGES IN ALLEN ABTEILUNGEN IM BETRIEB 


BPSSSSBEBT? 


Monographien des Buchgewerbes 

herausgegeben vom Deutschen Buchgewerbeverein 

I. Band: ANTIQUA ODER FRAKTUR? (Lateinische oder Deutsdie Schrift?) Eine kritische Studie von Dr. August 
Kirschmann. Zweite, durthgesehene und vermehrte Auflage mit zahlreichen Beispielen u. Versuchen. Geheftet M. 1.50 

II. Band: FARBENPHOTOGRAPHIE UND FARBENDRUCK von Professor Dr. E. Goldberg, Leipzig. 84 Seiten 
umfassend, m. 8 Abbildungen imTextu.izTafeln m. 6 einfarbigen sowie cd mehrfarbigen Abbildungen. Geheftet M. 1.50 

III. Band: DER SATZ CHEMISCHER UND MATHEMATISCHER FORMELN von Wilhelm Heltwig, Leipzig. 

5z Seiten umfassend.Geheftet M. —.60 

IV. Band: DER TITELSATZ, SEINE ENTWICKLUNG UND SEINE GRUNDSÄTZE von Reinhold Bammes, 

München. 99 Seiten umfassend, mit 35 ganzseitigen Abbildungen (zurzeit vergriffen).Geheftet M. 1.— 

V. Band: DIE BUCHORNAMENTIK IM 15. UND .6. JAHRHUNDERT von Dr. Hans Wolff, Leipzig. 

Deutschland I. 11 z Seiten umfassend, mit 58 Abbildungen und z farbigen Beilagen.Geheftet M. 1.50 

DeutschlandII. 104 Seiten umfassend, mit 65 Abbildungen und z Beilagen.Geheftet M. i.jo 

VI.Band: BEITRAGE ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT von Dr. R. Stübe, Leipzig. 

Heft 1: Vorstufen der Schrift. 104 Seiten umfassend, mit ji Abbildungen.Geheftet M. i.zj 

Heft z: Bilderschriften. 111 Seiten umfassend, mit 54 Abbildungen und y Beilagen .Geheftet M. c.zy 

VII. Band: DIE GRUNDFORMEN NEUZEITLICHER DRUCKSCHRIFTEN von Lorenz Reinhard Spitzenpfeil, 
Kulmbach. 60 Seiten umfassend mit vielen Beispielen und Versuchen, sowie zo Seiten Anhang . . Geheftet M. i.zj 

VIII. Band: DIE ENTSTEHUNG EINER SCHRIFT von Heinrich Hoffmeister, Frankfurt a.M. 60 Seiten umfassend, 

mit 15 Abbildungen ..Geheftet M. —.60 

IX. Band: DIE PAPIERFABRIKATION von Dr. Bruno Possanner von Ehrenthal, Cöthen i. Anh. 96 Seiten um¬ 
fassend mit 51 Abbildungen und 7 Beilagen .Geheftet M. 1.50 

X. Band: DIE SCHWABACHER SCHRIFT IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART von Hermann 

Clauß, Pfarrer in Schwabaeh. 8z Seiten umfassend mit 8 in den Text eingedruckten Bildertafeln und iz großen 
Schrifttafcln.Geheftet M. z.— 


Durch alle Buchhandlungen zu beziehen — Wenn nicht erhältlich, dann direkt von der 

Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins 


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Archiv für Buchgewerbe 



F;TuW1ial:P7;Tifli 

laiaaHflaai.lgffl 

■siii»yja»ii 


GEGR.T6Y6 


FERHSDD.ll'tO 


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Handwerker- und Kunstgewerbeschule 

BRESLAU 

bietet Buchdruckern, Lithographen 
u.Buchbindern gediegene, fachliche 
Ausbildung. Werkstätten 

Programme und nlhere Auskunft sind durch die 
Direktion, Klosterstraße 19 kostenlos zu erhalten. 


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anstalten-sondersoaten; farbige Papiere 
ICH BITTE PROBEN ZU VERLANGEN» 


10 * 


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Archiv für Buchgewerbe 


Digi 







Gtt&an&e Ct^^de^certjßöevJU^mcSuif}- 

* fyazvöeC ZfrvötiEtete- J>cu?ate txxtö &i* 


ß&oQte &ezc 

aswwg ig^.^, 

ft&veBjezcätjeöec 7Uie&z&vujz& 


ZZ. 




fi. 


Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“ 
Heinrich Schwan, für den Teil „Zeitschrift des Deutschenvereins für Buchwesen und Schrifttum“ Prof.Dr. Albert Schramm 

Druck von Breitkopf & Härtel — Sämtlich in Leipzig 


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BAND 55 <mmm> JULI -AUGUST HEFT 7/8 

............. 

ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 

iiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 

HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN 
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW 


Bekanntmachung 

In den Deutschen Buchgewerbeverein wurden im Monat Oktober als Mitglieder aufgenommen: 


1. Hans Frandsen, Kunsthändler, i. Fa. Kunstsalon 
Hans Frandsen, Kopenhagen. 

2. Wilhelm Friedrich, i. Fa. Graß, Barth & Co., Buch¬ 
druckerei und Verlag, Breslau. 

3. Emil Frohning, i. Fa. Hermann Meyer, Buch¬ 
druckerei und Verlag, Dortmund. 

4. Emil Hadtstein, Buchdruckerei und Verlag, Hom¬ 
berg a. Niederrhein. 

5. Adolf Heine, i. Fa. Ad. Heine’s Buchdruckerei 
und Verlagsanstalt, Wilhelmshaven. 

6. Paul Heinenberg, Direktor der Kriegswirtschafts¬ 
stelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe, Dienst¬ 
stelle München, München. 

7. H.Hofmann, i.Fa.Buchdruckereides„Beobachter“ 
H. Hofmann, Seesen {Harz). 

8. Georg Jahoda, i. Fa. Jahoda & Siegel, Wien. 

9. Dr. Joh.Janke, i. Fa. Otto Janke, Verlagsbuch¬ 
handlung, Berlin. 

10. Victor Jeziorowski, i. Fa. Börsenbuchdruckerei 
Denter & Nicolas, Berlin, 

11. Albert Heinrich Kietz, i. Fa. E. Ungleich, Verlags¬ 
buchhandlung, Leipzig. 

12. Carl M./first, Rohstoff-undMaschinenverteilungs- 
stelle des Kriegsamtes. 


13. Paul Klepsch, i. Fa. Paul Klepsch & Sohn, Durch¬ 
schreibbücherfabrik, Bischofswerda. 

14. H. Klutke, Buchdruckerei und Buchhandlung, 
Stallupönen. 

15. Paul Kretzschmar, Direktor der Verlagsanstalt 
und Druckerei Ernst Mauckisch, Freiberg i. S. 

16. Carl Kuhn, i. Fa. Kunstanstalt und Verlag Carl 
Kuhn, München. 

17. Paul Kühnei, Buchdruckerei und Zeitungsverlag, 
Lätzen. 

18. Gustav Lange, i.Fa. Gustav Lange&Co .,Plauen i. V. 

19. Carl Nitsche, i. Fa. C. W. Baum, Chromol. Kunst¬ 
anstalt, Buch- und Steindruckerei, Chemnitz. 

20. Carl Pape, Prokurist der Junfermann’schen Buch¬ 
druckerei, Paderborn. 

21. Oscar Schlicht, i. Fa. Kolbe & Schlicht, Kunst¬ 
institut für Farbenreproduktion, Dresden. 

22. Dr. K. Strauß, i. Fa. Holbein Verlag, München. 

23. Max Ueberreiter, Direktor der Verlagsanstalt 
Keller&Co.,Buch-und Kunstdruckerei, Dillingen. 

24. K. Werner, Buchbinderei, St. Ludwig. 

25. Gustav Wolff, i. Fa. A. B. C. E. Fritze’s K. Hofbok- 
handel, Stockholm. 

26. Bibliothek der Eidg. Techn. Hochschule, Zürich. 


Leipzig, im Oktober 1918 

Die Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins 

I. A. Paul Agsten 

AN DIE MITGLIEDER DES DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREINS 
UND BEZIEHER DES ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 

Laut Beschluß der Jahresversammlung am 15. Juni 1918 beträgt der Mitgliedsbeitrag für den Deutschen 
Buchgewerbeverein im Jahre 1919: M 20.—. Für Angestellte des graphischen Gewerbes ist dieser Beitrag 
auf M 12.— festgesetzt worden. Gleichzeitig macht sich eine Erhöhung des Bezugspreises für das „Archiv 
für Buchgewerbe“ durch Nichtmitglieder des Deutschen Buchgewerbevereins von M 15.— auf M 20.— ab 
1. Januar 1919 infolge der Verteuerung des Papiers, des Druckes und aller sonstigen Ausgaben notwendig. 

Der Vorstand des Deutschen Buchgewerbevereins 

gez. Arndt Meyer, 2 . Vorsitzender. 

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Archiv für Buchgewerbe 


Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 

Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig 
(8. Fortsetzung) 


D ie in dem vorigen Abschnitte in kurzen Zügen 
angedeutete typographische Geschmacksrich¬ 
tung, für die allgemein die Bezeichnung freie 
Richtung Anwendung fand, wurde durch den im ge¬ 
samten Kunstgewerbe Wurzel schlagenden Jugend¬ 
stil abgelöst und zwar wurden ganz besonders die 
Drucksachen zum Tummelplatz unzähliger Halb¬ 
künstler, die das Bedürfnis verspürten, sich in der 
Vermehrung des typographischen Zierats zu betätigen. 
Traten im Kunstgewerbe manche angesehene und an¬ 
reifende Künstler als schöpferische Kräfte auf, so 
war dies in dieser Zeit im Buchgewerbe nicht allzu¬ 
häufig der Fall: eine ungeheure Flut an Material im 
Jugendstil ergoß sich durch die Schaffensfreudigkeit 
derSchriftgießereien, mehrabernoch diederKlischee- 
fabriken über das Buchgewerbe, das für alles Dar¬ 
gebotene aufnahme¬ 
fähig war. Vieles da¬ 
von ist im Archiv 
auf Beilagen und 
auf eigenen Vorfüh¬ 
rungsblättern der 
Schriftgießereien 
gezeigt worden. In 
den Musterbüchern 
sind diese Erzeug¬ 
nisse heute ein un¬ 
künstlerischer Bal¬ 
last, den abzuschüt¬ 
teln eine der ersten 
Aufgaben für alle 
Firmen sein dürfte. 

Esistwohlzukeiner 
Zeit ein so vollstän¬ 
diges Aufhören der 
Verwendungsmög¬ 
lichkeit typographi¬ 
schen Materials zu 
verzeichnen ge¬ 
wesen als wie beim 
Jugendstil, der im 
Buchgewerbe kein 
Ruhmesblatt bildet. 

Überprüft man die 
Jahrgänge 1896 und 
1897 des Archivs 
auf ihren Inhalt, so 
ist derselbe von kei- 
nerallzugroßenBe- 
deutung, er kann in 
wenigen Strichen 
gezeichnet werden. 


Der XXXIII. Band des Archivs bringt 
eine bemerkenswerte Aufsatzreihe 
über die periodische Presse und deren Ausstattung. Es 
wird darin sowohl die ganze Art der typographischen 
Arbeit wie die Bedeutung und Stellung der Illustra¬ 
tionen auf den Seiten in eingehendster Form behandelt. 
Die Abhandlung ist mit zahlreichen Beispielen ver¬ 
sehen, sie bildet in gewisser Hinsicht die technische 
Ergänzung einer früher erschienenen geschichtlichen 
Abhandlung über den gleichen Gegenstand. 

Ein für die damalige Zeit nicht unwichtiger Aufsatz 
ist ein solcher über geschmackvolle Schriftenwahl, in 
dem ai}f die Notwendigkeit guter einheitlicher Schrift¬ 
wirkung besonders hingewiesen wird; ferner ver¬ 
breitet sich ein Verfasser über die Verwendung der 
Vignette im Akzidenzsatz und zwar werden dabei Hin¬ 
weise gegeben, auf 
welche wirkungs¬ 
vollste Art der bild¬ 
liche Schmuck, der 
damals in der Form 
naturalistischer 
Vignetten in großer 
Auswahlgeschaffen 
wurde,zurBelebung 
der Wirkung beitra¬ 
gen kann.Neben dem 
bildlichen Schmuck 
wurde auch der Far¬ 
bendruck bei der 
Herstellungder Ge¬ 
legenheitsarbeiten 
häufig angewan d t. In 
einer Abhandlung 
unter dem Titel Mo¬ 
derne zweifarbige 
Akzidenzen weist 
ein Verfasser darauf 
hin, daß der Farben¬ 
druck auf der Buch¬ 
druckpresse in der 
letzten Zeit auf neue 
Wege geleitet wurde 
und zwar im Sinne 
einer augenfälligen 
Vereinfachung, die 
auch tatsächlich 
durchgefüh rt wurde. 
Es erschienen gleich- 
zeitigAbhandlungen 
über moderne Kata¬ 
logausstattung u. a. 



Abbildung 96. Verkleinerter (dreifarbiger) Haupttitel zum 
XXXIII. Bande (1896) des Archivs für Buchdruckerkunst 


74 


1896-1897 


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Archiv für Buchgewerbe 


Unter der Überschrift: Ein wichtiges Kapitel für 
Buchdruckereien wird die zweckmäßige Auswahl von 
Brotschriften in sachkundigerWeise behandelt. Auf¬ 
sätze mit juristischem Einschlagtreten in diesem Bande 
des Archivs ebenfalls häufiger auf, z. B. unter dem 
Titel: Aus der Praxis des Urheberrechts, Welche Vor¬ 
teile bietet der schriftliche Lehrvertrag? u. ä. m. 

Auf den Beilagen und in den Satzbeispielen dieses 
Bandes tritt bereits eine auffällige Vereinfachung des 
Satzbaues ein, das Abflauen der freien Richtung ist 
unverkennbar und es erübrigt sich daher auch die Vor¬ 
führung von markanten Beispielen aus dieser Zeit. 

Eine vielbenutzte Einrichtung des Archivs war die 
im XXXIII. Bande eingeführte Rat- und Auskunft¬ 
abteilung, die allen Fachgenossen, die sich an sie 
wandten, auf ihre Anfragen Auskunft in technischen 
und rechtlichen Angelegenheiten erteilte. In der¬ 
selben Zeit veröffentlicht das Archiv auch den Ent¬ 
wurf von Vorschriften für die Einrichtung und den 
Betrieb von Buchdruckereien und Schriftgießereien, 
die bald darauf Ge¬ 
setz wurden. 

Der XXXIV. Band 
(1897) wird mit einer 
ausführlichen Ab¬ 
handlung über die 
Galvanoplastik und 
ihre Anwendung in 
der Buchdruckerei 
eröffnet und zwar 
ist sie so eingeteilt, 
daß zunächst die 
Grundlagen der Gal¬ 
vanoplastik theore¬ 
tisch erläutert wer¬ 
den; im zweiten, 
dem praktischen 
Teile wird alsdann 
die Ausübung des 
Verfahrens in allen 
seinen Einzelheiten 
beschrieben und er¬ 
klärt. DasGanzeist 
im Grunde genom¬ 
men eine Umarbei¬ 
tung der bereits 
früher erschie¬ 
nenen Abhandlung 
unter Berücksich¬ 
tigung aller Fort¬ 
schritte und Neue¬ 
rungen des Ver¬ 
fahrens, das in 
seinen Grundzügen 
eigentlich im Laufe 
der Jahrzehnte nur 


wenig Wandlungen unterworfen gewesen ist. — Eine 
der wichtigsten Aufsatzfolgen in dem vorliegenden 
Bande sind Berichte über Lichtbildervorträge, die der 
damalige Direktor der Bibliothek des Kunstgewerbe- 
Museums in Berlin Dr. P. Jessen im Hörsaale des 
Museums über die Kunst im Buchdruck gehalten 
hat. Jessen sagte u.a.: Trotz der angestrengten Arbeit 
der letzten 25 Jahre, trotz Schulen und Museen hat 
das deutsche Kunstgeiverbe noch nicht die Rolle, 
die ihm Zufällen müßte, erobert. Es klammert sich 
noch zu sehr an alte Techniken, alte Vorbilder und 
Typen, an die Ornamente verflossener Stilperioden ... 
Es ist ein bedenkliches Zeichen, daß heute so viele 
Anregungen zu frischem, freierem Schaffen uns von 
Amerika und von England kommen ... Warum können 
diese Anregungen nicht von uns selbst ausgehen? Wir 
werden erst frei und selbständig werden, wenn wir im 
Kunstgewerbe bei jeder Arbeit die Berücksichtigung 
ihres Zweckes als erste Forderung stellen ... 

Die Vorträge erstreckten sich auf alles, was mit 

zielbewußter künst¬ 
lerischer Arbeit zu¬ 
sammenhängt, auf 
die Heranziehung 
tüchtiger Künstler, 
die gesteigerte Ver- 
wendung echten 
Materials, das Sich- 
freimachenvonÜber- 
ladungen in orna¬ 
mentaler Hinsicht 
und vieles andre 
mehr. Es werden 
den Schriftzeich¬ 
nern und den Buch¬ 
druckern Winke ge¬ 
geben für die einzu¬ 
schlagenden Wege. 
Im weiteren Ver¬ 
laufe der Vorträge 
werden zahlreiche 
Arbeiten der alten 
Meister bildlich vor¬ 
geführt und erläu¬ 
tert und damit zu¬ 
gleich gezeigt, wie 
weitab davon der 
Buchdruck des 19. 
Jahrhunderts steht. 
Zum Schlüsse wird 
auf William Morris 
und Walter Crane 
und deren Arbeits¬ 
weise hingewiesen. 
Das Buch als Gan¬ 
zes zum Kunstwerk 

10 * 





Im 


fycmv 

S«ehdrucl(erl(unst 


Mt 


verwandte Qcaehäftszwcigc. 


Alexander V/aldow 
Leipzig. 


J \ I 


xxxv. Sand. 
"Jahrgang 1898. 





Abbildung 97. Verkleinerter (vierfarbiger) Haupttitel zum 
XXXV. Bande (1898) des Archivs für Buchdruckerkunst 

75 


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Archiv für Buchgewerbe 


za gestalten, das sei das Ziel, auf das sich auch die zenverschlingungen, figurale und naturalistische 
deutsche Buchdekoration einrichten solle. Einzelne Motive, daneben eine buntschillernde Farbenfreudig- 
Firmen hätten bereits verheißungsvolle Anfänge ge- keit machte sich breit, von der auch das Buchgewerbe 
macht und es sei wohl zu hoffen, daß auch die breite mehr, als wie gut war, übernahm. Die Schriftgießereien 
Masse sich rechtzeitig bewegen lasse, damit der entfalteten eine außerordentliche Rührigkeit, um den 
deutsche Buchdruck inderWeltbewegungkünstlerisch Markt mit allem Nötigen zu versorgen, und alles, was 
mit Ehren bestehe, namentlich wenn er 1900 in Paris nur irgendwie den Zeichenstift führen konnte, schuf 
vor das Urteil der Welt trete. Ornamentales und Figurales für das Buchgewerbe. 

Mit dieser bedeutsamen Vortragsreihe setzte zu- Die Forderungen nach neuen kräftig gehaltenen 
gleich eine allgemeine Bewegung auf graphischem Schriften konnten nicht so schnell erfüllt werden und 
Gebiete ein, die allerdings durch den damals zu so wurden zunächst die aus England übernommenen 
breiter Entfaltung gelangenden Jugendstil zunächst Bradley- und Morrisschriften tonangebend für die 
auf Bahnen kam, die bei rückschauender Betrachtung Satzanordnung. Eine Firma, die hier zielbewußt vor- 
keinesfallsalsbesondersglücklicheangesehenwerden ging, war Breitkopf & Härtel in Leipzig, die als erste 
können. in ganz eigenartiger Weise Schriften und Blattorna- 

Zunächst fehlte es scheinbar noch an geeignetem mente in vollständig veränderter Anordnung auf ihren 
Material zur Durchführung der neuen Ideen und man Arbeiten zur Anwendung brachte. Ihre bekannte 
glaubte durch Anleihen im Kunstgewerbe ausreichen- Zoologie für Buchdrucker folgte bald und das Archiv 
deVorbilder für die typographische Ornamentik finden konnte bereits im Jahrgang 1897 einige Satzproben 
zu können. In der Tat bot die Sächsisch-Thüringische dieser Art in der neuen Richtung bringen (siehe Ab- 
Ausstellung, in der der Jugendstil seine ersten bildungen 98, 99, 101). 

Triumphe feierte, auch eine wahre Fundgrube nach In einer andern Abhandlung wird auf die notwendige 
dieser Richtung hin. Blumengebilde aller Art, Pflan- Erstrebung von Einfachheit in der Ornamentierung 

hingewiesen. Später bespricht ein Mitarbeiter die 
Bestrebungen der Neuzeit, wobei er auf das Auf¬ 
kommen von Wasserrosen, Wasserpflanzen, Schilf- 
blumen und pflanzliches Ziermaterial hinweist. Er 
wünscht, daß sich dessen Zeichnung und Ausführung 
in den Grenzen des guten Geschmacks und der Ge¬ 
nauigkeit bewegt, wie diese dem Buchdrucker von 
den vorangegangenen Satzrichtungen her noch in 
guter Erinnerung sei. Mit dem Aufkommen dieser 
Ausstattungsart, für die der Ausdruck Jugendstil ge¬ 
prägt ward, war das Material im gotischen, Renaissance- 
und Rokokostil sozusagen überwunden, denn es ver¬ 
trug sich in keiner Weise mit allem Neuen. Die ersten 
Musterblätter mit neuen Zierformen im Jugendstil 
sind dem Archiv beigegeben und zahlreiche Proben 
in den Heften enthalten. 

Über die neue Richtung spricht sich der Heraus¬ 
geber des Archivs wie folgt aus: Das Aufsteigen 
einer neuen Geschmacksrichtung in der Akzidenz¬ 
ausstattung hat manchen Buchdruckereibesitzer mit 
Besorgnis erfüllt. Weiß man doch, wie viel Zeit und 
Material in der Akzidenzsetzerei durch das Hinein¬ 
arbeiten in die vormalige freie Richtung darauf ge¬ 
gangen ist und wie der ausübende Satzkünstler trotz 
aller möglichen Vorstellungen sich nicht dazu ver¬ 
stand, die Selbstkosten einer Arbeit mit dem erreich¬ 
baren Preise der Drucksachen in Einklang zu bringen. 

.. . Die angehobene neue Richtung ist von den Ver¬ 
fechtern einer rationellen Arbeitsweise schon seit 
Jahren gepredigt worden und wenn auch die Formen 
jetzt erst feste Gestalt angenommen haben, so sipd 
doch die Ziele der neuen Akzidenzausstattung uns 
nicht unbekannt und werden, weil sie auf richtigen 

76 



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Archiv für Buchgewerbe 


Grundsätzen beruhen, bald Eingang und Verständnis 
finden. Die moderne Richtung ist keine ausschlie߬ 
lich naturalistische und keine lediglich stilistische, 
denn die einen nehmen die Formen, wie sie sie in 
der Natur finden, die andern stilisieren sie, aber allen 
Versuchen gemeinsam ist der große dekorative Zug, 
der mit allen Mitteln angestrebt wird, in der Form 
und Flächenwirkung sowohl wie in der Farbe. Man 
kann der neuen Richtung daher den Namen dekorative 
Richtung geben. 

Eine eigenartige Erscheinung auf dem Papiermarkte 
damaliger Zeit waren die sogenannten Lederpapiere , 
die in ihren Musterungen eine außergewöhnliche Viel¬ 
seitigkeit aufwiesen und für Arbeiten im Jugendstil 
besonders geeignet waren. Im Archiv sind auch die 
ersten Proben dieser Art enthalten. 

Der erste Aufruf zur Beschickung der buchgewerb¬ 
lichen Kollektiv - Ausstellung, die innerhalb der im 
Jahre 1897 stattfindenden Sächsisch-Thüringischen 
Ausstellung in Leipzig stattfand, erscheint im XXXIV. 
Bande des Archivs. Danach sollte zum ersten Male 
ein abgeschlossenes Ganze des gesamten Buchgewerbes 
gezeigt werden, was bis dahin noch auf keiner Aus¬ 
stellung gelungen war. 


1898 


Die von Peter Jessen durch seine Vorträge 
gegebenen Anregungen zeitigten bereits 
eine längere Aufsatzreihe im XXXV. Bande des Archivs 
unter dem Titel: Die neuzeitliche Druckausstattung. 
In derselben werden die Hauptvorzüge und Merkmale 
der neuen Richtung eingehend behandelt und durch 
zahlreiche Satzbeispiele veranschaulicht. Schmuck¬ 
material aller Art für die neue Satzweise tritt in den 
Spalten und auf den Beilagen des Archivs mehr und 
mehr auf und es ist erstaunlich, welche Aufwendungen 
an bunten Farben für die Belebung der nicht immer 
schönen naturalistischen Ornamentformen gemacht 
worden sind. 

In der sechsten Fortsetzung des erwähnten Auf¬ 
satzes wird gesagt, daß die neue Richtung nicht so 
einfach ist, als wie es den Anschein hatte; ferner: 
daß das unzureichende Material eine schnellere Aus¬ 
breitung derselben verhindere. Es wird auch betont, 
daß die bisherigen Schriften des Buchdruckers für die 
Ausstattung in dem modernen Stil unbrauchbar seien. 

Mit Bezug auf die Schriften für die neue Richtung 
wird in dem mehrfach erwähnten Aufsatz u. a. folgen¬ 
des gesagt: Die Schriftgießereien haben für das 
Wesen der Schrift und ihre neuzeitliche Entwicklung 
bisher weit mehr Verständnis bewiesen als die Mehr¬ 
zahl der modernen Künstler; sie griffen auf den in 
den besten Werken unsrer Vorfahren aufgehobenen 
Schatz schöner Schriften zurück, entnahmen ihm die 
guten Formen und paßten sie den heutigen Bedürf¬ 
nissen an. Neben den nach klassischen Vorbildern 
erzeugten Schriften ist auch manche durchaus selb- 


77 


ständige Schriftgattung geschaffen worden, die sich 
trotz ihrer Eigenart durch deutliche und regelmäßige 
Züge auszeichnet. Es ist der Stolz der Schriftgießereien, 
eine Schrift so durchzuarbeiten, daß die Einzelformen 
der Buchstaben sichzu vollkommen einheitlichen Wort¬ 
bildern zusammensetzen lassen. Von den Schwierig¬ 
keiten dieser Aufgaben haben die Künstler, die nur 
hin und wieder eine Zeile nach ihrer Laune gestalten, 
meistens gar keine Ahnung. 

Das vorstehend Erwähnte hat noch geraume Zeit 
Wahrheit behalten und es ist bemerkenswert, daß die 
neue Richtung, in die die altgewohnten Schriften nicht 
so recht paßten, sich längere Zeit mit vom Auslande 
übernommenen Schriften behelfen mußte; in erster 
Linie mit Schriften wie der Bertholdschen Altdeutsch 
(Bradley), Drugulinschen Morrisgotisch, der Bauer- 
schen Edison u. a. m. Von den Antiquaschriften 
bewährten sich dabei am besten die Bertholdsche 
Carola-Grotesk, Hansa, Regina. Da die geschaffenen 
Ornamente sich in großen Formen bewegten und die 
erwähnten Schriften ausnahmslos vollflächig waren, 
so erhielten die ersten Arbeiten im Jugendstil fast aus¬ 
nahmslos ein schweres Aussehen, das sie heute als 
aufdringlich und unschön erscheinen läßt. Derselbe 



Jficht nur die pflanze ist dekorativ l 


J tfan verlang e:_. 




preitkopf & JCärtels * • 
Zoologie für Buchdrucker 


Zweiter Nachtrag 
zum Modernen 
Juch-Zierat. • 





• • • Ceipzig • « • 
Druck und Verlag von 

• Breilkopf t Jörtel *. 



Die Ornamentik muss belebt werden! 



Abbildung 99. Verkleinerte Anzeigenseite aus dem XXXVI. Bande (1899) 


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PRINCETON ÜNIVERSITY 



Archiv für Buchgewerbe 


Mangel haftete auch den Erzeugnissen des Kunst¬ 
gewerbes an. Es ist hier noch zu erwähnen, daß auch 
der XXXV. Band des Archivs eine Fülle von Material 
im Jugendstil enthält und zwar auf eigenen Beilagen 
wie auf Musterblättern der Schriftgießereien, die sich, 
wie bereits mehrfach bemerkt wurde, des neuen Stils 
mit einer beispiellos gebliebenen Schaffensfreudigkeit 
angenommen hatten. 

Den Auftakt zur Beschickung der Pariser Weltaus¬ 
stellung gab ein im Jahre 
1898 von Professor Dr. 

PJessen aufVeranlassung 
des Zentralvereins für das 
gesamte Buchgewerbe in 
Leipzig gehaltener Vor¬ 
trag über Ziele und Wege 
der neuen Richtung im 
deutschen Buchgewerbe. 

Das Archiv gibt die Haupt¬ 
punkte des Vortrags wie¬ 
der. Einheitlichkeit und 
Einfachheit in der Schrift 
und im Ornament werden 
als zwei Hauptpunkte von 
grundlegenderBedeutung 
füreineNeugestaltungder 
deutschen Druckausstat¬ 
tung hervorgehoben, die 
Vereinigung von Schrift, 

Ornament und Illustration 
zu einem künstlerischen 
Ganzen unter möglich¬ 
stem Verzicht auf die 
Autotypie. Der Vortrag 
klang wie folgt aus: Wir 
müssen die Verirrungen 
der Neuzeit vergessen 
und an die urwüchsige 
Arbeitsweise der alten 
Meisterder Buchdrucker¬ 
kunst wieder anknüpfen und in deren Sinne aber 
unter wohlerwogener Berücksichtigung unsrer heu¬ 
tigen Bedürfnisse weiterbauen, dann stünde der Buch¬ 
ausstattung eine neue Blüte bevor. 

Die Streitfrage Dreifarbendruck oder Vierfarben¬ 
druck hat Ende der neunziger Jahre die Fachwelt 
häufig beschäftigt und es ist eine diesbezügliche Aus¬ 
einandersetzung zwischen Franz Franke in Berlin und 
A. C.Angerer in Wien, die im XXXV. Bande des Archivs 
stattgefunden hat, nicht ohne Interesse. Ohne auf 
diese fachmännischen Auseinandersetzungen näher 
einzugehen, darf wohl gesagt werden, daß durch die 
gemachten Fortschritte beide Verfahren sich heute 
gleicher Beliebtheit erfreuen und jedes, von Fall zu 
Fall richtig angewendet, seine Vorteile hat. Sind 
Vierfarbendruck-Klischees auch nicht teurer als wie 


Dreifarbendruck-Klischees, so fallen doch die Mehr¬ 
kosten des Drucks einer vierten Farbe ins Gewicht 
und lassen den Dreifarbendruck allein schon aus 
diesem Grunde vorteilhafter erscheinen. Bei obigem 
Streite handelte es sich übrigens nur um die Wirkung. 
In jedem Falle wird die Art der Originale maßgebend 
sein für die richtige Wahl des einen oder anderen der 
beiden Verfahren. 

Von den geschichtlichenAufsätzen, denen dasArchiv 
nach wie vor in seinen 
Spalten Raum gewährt, 
sei aus diesem Jahrgange 
ein solcher von E. Guth 
unter dem Titel Zur Buch¬ 
druckergeschichte der 
Stadt Nürnberg erwähnt, 
in dem recht interessante 
Hinweise auf die Entwick¬ 
lung des Buchdrucks ge¬ 
geben werden. 

In Heft 11 des XXXV. 
Bandes (1898) wird der 
erfolgte Tod des Heraus¬ 
gebers des Archivs, Alex¬ 
ander Waldow gemeldet 
undihmeinwarmerNach- 
ruf gewidmet. Das Blatt 
wurde zunächst in unver¬ 
änderter Weise von des¬ 
sen Erben fortgeführt. 
Dasselbe ging dann bald 
in den Besitz des Zentral¬ 
vereins für das gesamte 
Buchgewerbe über und 
zwar fand gleichzeitig nicht 
nur eine Umänderung des 
Namens dieses Vereins in 
Deutscher Buchgewerbe¬ 
verein statt, und zwar in 
Ansehung der weiterge¬ 
steckten Ziele, die er verfolgte, sondern zugleich eine 
Änderung des Titels Archiv für Buchdruckerkunst in 
Archiv für Buchgewerbe. Das Blatt wurde zugleich 
offizielles Organ des Vereins und erfuhr nach und nach 
unter der Mitwirkung eines eingesetzten Preßaus- 
schusses und unter Heranziehung von Fachmännern 
eine entsprechende innere und äußere Ausgestaltung, 
die mit den Fortschritten, die im gesamten Buch¬ 
gewerbe gemacht wurden, Schritt zu halten hatte. 

Die bisher behandelten 35 Jahrgänge bilden somit 
eine Art Lebenswerk des verstorbenen A. Waldow; 
in ihrer Gesamtheit sind sie, wie in der Einleitung 
erwähnt wurde, zugleich ein Stück Buchdrucker¬ 
geschichte. Die sich nun anschließenden Jahrgänge, 
die in schnellerer Folge behandelt werden können, 
weil ihr Inhalt zum großen Teil von den Lesern Erlebtes 

78 


ARCHIV Fl!JR 

BUCHGEWERBE 



V 


ERLAG DES DEUTSCHEN BUCH¬ 
GEWERBEVEREINS ZU LEIPZIG 


Doppelheft B-XU 


Einzelpreis HL 2^0. 


Abbildung 100. Verkleinerter Umschlag mit ver¬ 
ändertem Haupttitel zum XXXVI. Bande (1899) 


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Archiv für Buchgewerbe 


enthält und in deren Gedächtnis haften dürfte, ent¬ 
halten das Wesentlichste, was über die Entwicklung 
der neuzeitlichen Buchkunst und die neuzeitliche 
Druckausstattung, sowie über das gesamte Buch¬ 
gewerbe zu sagen gewesen ist. Der Umfang der 
Bände steigerte sich im Gegensatz zu dem der bis¬ 
herigen auf mehr als das Doppelte, sie geben dadurch 
ein Spiegelbild des deutschen Buchgewerbes im 
wahren Sinne des Wortes. 


1899 


Der XXXVI. Band des Archivs schließt sich 
in seiner Ausstattung und Anordnung noch 
den bisherigen Jahrgängen an, das heißt es wird vor¬ 
nehmlich der 


Einladung zum $ommerfe$t 



6* wirl arbtirn. dlrtr 
Hart« an €inaan|t 



Abbildung 101. Verkleinertes (zweifarbiges) Satzbeispiel aus dem XXXV. Bande (1898) 


Buchdruck 
behandelt. Im 
ersten Hefte 
erscheint der 
Anfang einer 
verheißungs¬ 
vollen Ge¬ 
schichte der 
Schrift¬ 
gießerei von 
H. Smalian. 

Merkwürdi¬ 
gerweisesind 
aber Fort¬ 
setzungen zu 
der gebrach¬ 
ten „Einlei¬ 
tung“ nicht 
erschienen 
und es kann 

nur angenommen werden, daß der Umfang des Stoffes 
für den damaligen Rahmen des Archivs doch ein zu 
umfangreicher gewesen ist. In Heft 10 desselben 
Bandes bringt Smalian einen weiteren selbständigen 
Aufsatz zur Geschichte der Schriftgießerei, der in¬ 
dessen hauptsächlich den Didots gewidmet ist. Es 
wird darin wiederholt die Tatsache verzeichnet, daß 
bereits J. G. I. Breitkopf die Absicht hatte eine Ge¬ 
schichte der Schriftgießerei zu schreiben und bereits 
1779 eine vorläufige Anzeige des Inhaltes dieser Ge¬ 
schichte herausgegeben. Da es Breitkopf nicht ver¬ 
gönnt war, diese Geschichte zu schreiben, so steht 
außer allem Zweifel, daß dadurch eine bedeutende 
Lücke in der Geschichte der Schriftgießereitechnik 
unausgefüllt blieb. Da nun auch Smalian, als einer 
der Berufensten für die Abfassung eines solchen 
Werkes, überdie ersten Ansätze dergeplanten Arbeit, 
trotz des bis zu seinem 1917 erfolgten Ableben ver¬ 
flossenen Zeitraumes nicht hinweggekommen ist, so 
bleibt nur zu hoffen, daß sich noch eine berufene 
Feder findet, die auf dem von Smalian in Heft 1, 
1899 des Archivs gelegten Grundstein zu einer Ge¬ 


schichte der Schriftgießerei weiterbaut und zwar 
möglichst unter Mitverwertung des Breitkopfschen 
Materials, soweit dasselbe noch verfügbar und ge¬ 
eignet ist. Daß eine solche Arbeit nur von einem 
Fachhistoriker einwandfrei ausgeführt werden kann, 
der es sich zugleich angelegen sein läßt, die bei be- 
sondern Anlässen verstärkten technisch-historischen 
Irrtümer, energisch richtigzustellen, ist allerdings von 
Wichtigkeit. 

Eine längere Abhandlung über das Galvano im 
Buchdruck, sowie eine solche über das Hand-in-Hand- 
Arbeiten von Buchdrucker und Buchbinder, ferner Auf¬ 
sätze über dänische Bucheinbände, über Zierschriften 

imDiensteder 
Kunst, über 
die Ansichts¬ 
postkarte, die 
Klischeebe¬ 
rechnung las¬ 
sen bereits er¬ 
kennen, daß 
der Inhalt des 
Archivs auf 
weitere buch¬ 
gewerbliche 
Kreise zuge- 
schnittenwird. 
Der Kreis der 
Mitarbeiter 
erweitert sich 
zugleich und 
zwar treten 
neben die 
zahlreichen 
Künstler und Kunst- 


*? des Personals der Tirma *?■ 

Breitkopf $ Bärtel 

ay Leipzig *<? a?! 


im neuen Basthof zu £ 
am Sonnabend, 
den o.Juliisot 
nachmittag s Uhr. 


•eohlis 


/m 


mitarbeitenden Fachmänner 
historiker in großer Zahl. 

Den Hauptinhalt des XXXVI. Jahrganges bildet die 
reichillustrierte Wiedergabe der bedeutungsvollen 
sechs Vorträge über die neue Kunst und das Buch¬ 
gewerbe, die Dr. P. Jessen auf Veranlassung des Deut¬ 
schen Buchgewerbevereins 1898 in Leipzig gehalten 
hat und die ganz außerordentlich zur Steigerung der 
Bewegung für eine künstlerische Hebung des Buch¬ 
gewerbes beigetragen haben. Der Inhalt dieser Vor¬ 
träge ist heute noch für jeden Fachgenossen lesens¬ 
wert und nützlich. Am erfreulichsten ist es aber 
feststellen zu können, daß die damals ausgestreute 
Saat und die gegebenen Anregungen, die manchen 
Widerstand der allzufest am Altgewohnten und Hand¬ 
werklichen hängenden Fachwelt zu überwinden hatten, 
zu so eindrucksvoller Blüte und Entfaltung gelangt 
sind, wie es schon seit geraumer Zeit der Fall ist, und 
die ihre Krönung in der buchgewerblichen Weltschau 
von 1914 in Leipzig gefunden haben. 

Der am Ausgang der neunziger Jahre einsetzende, 
fast katastrophale Niedergang der Holzschneidekunst 


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Archiv für Buchgewerbe 


veranlaßte den damaligen zweiten Vorsteher des Deut¬ 
schen Buchgewerbevereins, Johann Jakob Weber, 
Mitinhaber der Firma J. J. Weber in Leipzig, zu einem 
Rettungsversuch dieses vortrefflichen Illustrations¬ 
verfahrens. Nicht nur in seinem eigenen Betriebe 
wurden durch ausübende erste technische Kräfte 
Glanzleistungen der Holzschneidekunst erzielt und 
solche durch Mappen, sowie durch die Leipziger 
Illustrierte Zeitung zur Kenntnis der Leser und 
Kunstfreunde gebracht, auch die Fachwelt sollte von 
der Berechtigung dieses Wiedergabeverfahrens neben 
dem der mechanischen Reproduktionstechniken über¬ 
zeugt werden. Eine große Anzahl ganz ausgezeich¬ 
neter Kunstholzschnitte sind dem XXXVI. Bande des 
Archivs beigegeben. Johann Jakob Weber verfaßte 
zu diesen Kunstblättern mehrere Abhandlungen und 
macht sich darin zum Anwalt des mehr und mehr 
aufhörenden Holzschnittes, er trat zugleich lebhaft 
für eine stärkere, anhaltende Pflege dieses graphischen 
Kunstzweiges ein. Leider waren die Bemühungen 
dieses ausgezeichneten Fachmannes vergebliche,denn 
der Holzschnitt ist aus den illustrierten Zeitschriften 
bald ganz verschwunden und durch die Autotypie, die 
Strichätzung, den Tiefdruck und andre photomecha¬ 
nische Verfahren ersetzt worden. Die Nachfolger jener 
Kunstholzschneider bilden heute lediglich eine ver¬ 
hältnismäßig kleine Anzahl Künstler und Künstlerin¬ 
nen, die den Holzschnitt, besser gesagt, den Holzstich 



Abbildung 102. Verkleinerter (zweifarbiger) Umschlag 
von Prof. A. Christiansen zum XXXVII. Bande (1900) 


nach neueren künstlerischen Gesichtspunkten aus¬ 
üben und zwar bei der Herstellung von Kunstblättern, 
die zumeist durch Handdruck abgezogen werden und 
Sammelzwecken dienen. Hier und da entstehen auch 
kleinere Holzschnittfolgen für illustrierte Bücher oder 
sonstige Druckarbeiten, von einerWiederauferstehung 
desHolzschnittes kann natürlich noch nichtgesprochen 
werden. Was heute geschaffen wird, kann in bezug 
auf technische Durcharbeitung mit den früheren Holz¬ 
schnitten keinen Vergleich aushalten. 

Eine ganze Reihe weiterer Abhandlungen über tech¬ 
nische und künstlerische Angelegenheiten schließen 
sich den vorstehenden an und es äußert sich im 
ganzen Inhalte und in den Beilagen bereits eine Rich¬ 
tung, die mit den Bestrebungen des Deutschen Buch¬ 
gewerbevereins Schritt hält und die auf eine Hebung 
des Verständnisses für die Buchkunst und was mit ihr 
zusammenhing hinauslief. 

Die sich vollziehende Umwandlung 
des Archivs für Buchgewerbe zu 
einem künstlerischen Blatte äußert sich bei dem nun¬ 
mehr folgenden XXXVII. und XXXVIII. Bande bereits 
äußerlich durch die von Professor A. Christiansen ent¬ 
worfenen, markig gehaltenen zweifarbigen Umschläge, 
fernerdurch die satztechnisch interessante Anordnung 
der Textseiten, die aus der bereits in der Mitte der 
achtziger Jahre entstandenen, von Heinz König ent¬ 
worfenen kräftigen Römisch der Firma Genzsch &Heyse 
in Hamburg gesetzt wurden. In einem Geleitworte 
werden die Richtung und die Ziele des Archivs dar¬ 
gelegt. Es erstrebt die Förderung, in technischer und 
künstlerischer Beziehung, der allgemeinen Interessen 
aller Zweige des Buchgewerbes. Es erweitert sein Stoff¬ 
gebiet und will nicht nur dem Buchdrucker, sondern 
auch dem Buchhändler, Schriftgießer, Buchbinder, 
Stein- und Notendrucker, Papier- und Maschinenfabri¬ 
kanten und allen Angehörigen des Buchgewerbes eine 
reiche Quelle der technischen Belehrung und künst¬ 
lerischen Anregung sein. Es will den Zusammenhang 
des Buchgewerbes mit der großen Kunst der Zeit för¬ 
dern, und willmitseinerAusstattung vorbildlich wirken. 

Beim Übergang des Archivs in den Besitz des 
Deutschen Buchgewerbevereins wurde der Verfasser 
dieses Streifzuges als einer der ältesten Mitarbeiter 
Waldows vorübergehend mit der Schriftleitung des 
Blattes betraut (4. Heft 1899 bis 3. Heft 1900). Es 
gelang ihm das Blatt mit Unterstützung angesehener 
Fachgenossen zu neuer Blüte zu bringen. Bei der 
zunehmenden Erweiterung des Umfanges sowie der 
ganzen Gestaltung des Blattes erschien es jedoch als 
das richtigste, den jeweiligen Geschäftsführer des 
Deutschen Buchgewerbevereins mitderSchriftleitung 
und der Herstellungsarbeit des Blattes zu betrauen. 
Die unter der Leitung von Arthur Woernlein 
erschienenen Bände bilden eine wahre Fundgrube 


1900-1901 


80 


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Archiv für Buchgewerbe 


technischer und künstlerischer Arbeit und es gewährt 
die Durchsicht derselben immer wieder hohen Genuß. 

Von den Aufsätzen des XXXVI. Bandes seien nur 
die folgenden als hauptsächliche erwähnt: Professor 
K. Lange: Buchausstattung und Holzschnitt; C.Herr¬ 
mann: Moderne Buchausstattung; Walter von zur 
Westen: Bucheignerzeichen; E. Steiner: Bemer¬ 
kungen zum künstlerischen Bucheinband; Paul Ker- 
sten: Über künstlerische Bucheinbände; Wilh. Schö- 
lermann: Deutscher Buchschmuck; Fr. Fischbach: 
Gutenbergs Buchstaben; H. van de Velde: Neue 
Drucktypen; Gustav Kühl: Gutenberg und sein Ver¬ 
fahren; Rudolf Kautzsch: Der moderne Holzschnitt; 
Walter Crane: Die Illustration in alter und neuer Zeit; 
Dr. L. Volkmann: Zur Ausstattung der Inserate; Dr. 
R6e: Kunst- und Kunsthandwerk; Otto Eckmann: Zu 
meiner Schrift. Neben diesen die künstlerische Seite 
des Buchgewerbes und die Buchkunst berührenden, 
reich illustrierten Aufsätzen erscheint eine ebenso 
große Zahl technischer Arbeiten über den Buch- und 
Akzidenzsatz, das Schriftwesen, die Klischeeherstel¬ 
lung, den Farbendruck, das Maschinenwesen, die 
Setzmaschinen, die Buchbinderei; es schließen sich 
ferner an: Berichte über die Pariser Weltausstellung, 
die Gutenbergfeier und zahlreiche andre buchgewerb¬ 
liche Angelegenheiten und Vorgänge, an denen das 
Jahr 1900 besonders reich war. 

Nicht minder reichhaltig und umfangreich als wie 
der 37. Jahrgang ist der folgende, der u. a. die nach¬ 
stehenden Hauptaufsätze aufweist: Dr. J. Loubier: 
Der künstlerische Bucheinband in alter und neuer 
Zeit; L. Spohr: Vom künstlerischen Bilderbuch; 

R. Kautzsch: Alte und neue Buntpapiere; J. Pabst: 
Erkennungszeichen der verschiedenen Drucktechni¬ 
ken; Fr. Perzynski: Japanischer Farbenholzschnitt; 

R. Kautzsch: Kunst im kleinerenPri vatdruck; A.Schopp- 
meyer: Schrift im Buchdruck; C. Herrmann: Urge¬ 
schichte des Notendrucks; L. Volkmann: Wege und 
Ziele der deutschen Buchausstattung; H. König: Wie 
entstehen Schriftformen; G. Milchsack: Kunsttypo¬ 
graphie. Einelängere Aufsatzreihe istfolgendenBuch- 
gewerbskünstlern gewidmet: Fr. Stassen, R. Grimm, 
M. Lilien, Fidus, T. T. Heine, Vriesländer, L. Burger, 

J. Sattler. Durch diese Aufsätze werden die Künstler 
den Lesern des Archivs nicht nur nähergeführt, zahl¬ 
reiche Proben ihrer Arbeiten zeigen aber auch die 
Eigenart ihres Schaffens. Es ist darin manches fest¬ 
gehalten, das bei der Beurteilung des Gesamtwerks 
des einen oder andern Künstlers in solcher Zusammen¬ 
fassung von außerordentlichem Werte sein dürfte. 

Eine weitere interessante Aufsatzreihe in diesem 
Bande ist jene über die hauptsächlichsten Lehran¬ 
stalten für graphische Künste. 

Wurde den Lesern in diesen Aufsätzen und den 
zahlreichen kleineren Beiträgen eine außerordentliche 
Fülle von Stoff zur Belehrung geboten, so geschah dies 

81 


in noch höherem Maße durch das geradezu prächtige 
künstlerische Beilagenmaterial, das die immer umfang¬ 
reicher werdenden Hefte des Jahrgangs sowie der 
folgenden enthielten. Daneben wird dem Leser eine 
erschöpfende Auswahl bildlicher Darstellungen ge¬ 
boten, die entweder die Aufsätze illustrieren oder 
als Stichproben aus hervorragenden Erscheinungen 
des Büchermarkts gegeben werden. 

Ein besonderes Kapitel in dem zuletzt behandelten 
und den noch folgenden Bänden des Archivs bildet 
die Schriftprobenschau, in der fast alle Erscheinungen 
der Zeit verzeichnet und besprochen sind. Eine oft 
scharfe aber sachliche Kritik solcher Erzeugnisse, 
die dem Geschmack der breiten Masse mehr ent¬ 
sprechen als dem künstlerischen, erfolgte in diesen 
von sach- und fachkundiger Seite verfaßten Be¬ 
sprechungen, durch die die Fachwelt über alle Neu¬ 
erscheinungen auf dem laufenden gehalten wurde. 

Besondere Aufmerksamkeit wurde auch den neuen 
Patenten, die für das graphische Gewerbe von Wich¬ 
tigkeit waren, gewidmet und die Mehrzahl derselben 
nicht nur eingehend besprochen, sondern auch durch 
Abbildungen erläutert. 

Über die Tätigkeit der graphischen Vereinigungen 
brachte das Archiv von seinem 36. Jahrgange an 
ausführliche Berichte. Eine große Anzahl dieser 


Einzelpreis m J_ 



Abbildung 103. Verkleinerter (zweifarbiger) Umschlag zum 
Eckmann-Sonderheft (XXXIX. Band) 1902 


11 


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Archiv für Buchgewerbe 


Vereine waren körperschaftliche Mitglieder des Deut- 
schenBuchgewerbevereins undals solchen stand ihnen 
der Bezug des Archivs zum Vorzugspreise zu. Es 
liegt außer allem Zweifel, daß auf diese Weise ein 
schätzbares und vorbildliches Vorlagenmaterial in die 
Hände der werktätigen Kräfte des Buchgewerbes ge¬ 
langte, das eine günstige Einwirkung auf die Ge¬ 
schmacksbildung sowohl wie auf die Ausübung der 
praktischen Tätigkeit hervorgebracht hat. 

Die bis jetzt in diesem Abschnitte 
besprochenen Bände des Archivs 
zeigten in Inhalt und Ausstattung noch nicht die er¬ 
wünschte Einheitlichkeit, da in denselben eine Über¬ 
leitung aus der früheren überwiegend technischen 
Form in die buchgewerblich-künstlerische stattfand. 
Wesentlich besser sehen schon die Jahrgänge 1902 
bis 1903 aus, die bereits eine einheitlichere Form im 
ganzen Aufbau des Inhaltes und der Beilagen erkennen 
lassen. Es würde indessen zu weit führen, auch nur 
Proben oder Auszüge des Inhaltes zu geben, ebenso¬ 
wenig ist es aus räumlichen Gründen möglich, Proben 
von Beilagen oder Satzbeispielen in größerer Zahl 
zu bringen, was sich auch deshalb erübrigen dürfte, 
als das meiste bei den Lesern des Archivs noch im 



Einladung • zum • Abonnement! 

Is vor einem Jahre die Zeitlchrift-Graphildie Kunst-gegründet wurde, waren 
wir von dem Bestreben beseelt, den Zusammenhang unseres Gewerbes mit 
der großen Kunst unserer Zeir zu fordern und so in Wort und Bild unseren 
freunden des zeitgenOssildre Kunstidiaffen zu vermitteln, soweit dasielbe 
I die vermiedenen graphlidren Zweige berührt. Buch mit ihrer Äußeren Bus« 
I stattung wollte die - Graphifchc Kunst • verbildlich wirken, und so eridieint 
dieselbe denn zu Beginn des zweiten Jahrganges ln einem neuen, modernen Gewände. Die 
neue Cextidrrifl sowohl, als auch die Schriften und Ornamente des Umichlages stammen von 

Prof eff or Otto Gckmann 

welchem genialen Künstler wir auch die vorliegende Bummer gewidmet haben. Es wird auch 
fernerhin unser Bestreben sein, nach FTlBglichkeit darauf hinzuwirken, daß guten graphildien 
Vorbildern, an denen es gegenwärtig nicht fehlt, Beachtung gelchenkt wird und auf ßebung 
der kflnstleriidren Seite unseres graphildien Gewerbes hinzielende Bestrebungen wirksam, 
untersteht werden. Dann dürfen uir auch hoffen, daß sich noch mancher, und zuleßt alle von 
den alten Gewohnheiten befreien werden, um sich des frildien künstlerildien Zuges, der durch 
das graphiiehe Gewerbe geht, zu erfreuen und Befriedigung zu finden an guten Werken der 
graphildien Kunst, möge unser Bestreben allseitige Bnerkennung und Unterstflßung finden, 
damit uns die Erreidiung unserer Ziele wesentlidi erleidifcrt, zugleich aber die ITlOglidikeit 
eines kraftvollen Weiferwirkens zum Besten der Gesamtheit noch erheblich gesteigert werde. 

Stuttgart Redaktion und Verlag 


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Abbildung 104. Verkleinerte Schriftprobenseite aus dem XXXVII. Bande (1900) 


Gedächtnis haften wird und ein Nachschlagen dieser 
neueren Bände keine Schwierigkeiten macht. 

Wie bei den Jahrgängen 1900 und 1901, so wurde 
auch dem Jahrgang 1902 ein künstlerischer Umschlag 
nach einem Entwürfe von Paul Bürck, auf den das 
Archiv bereits sehr früh hingewiesen hatte, gegeben, 
dem Jahrgange 1903 ein solcher von Bernhard Wenig. 
Der Inhalt des Jahrgangs 1902 setzt sich wieder aus 
künstlerischen und technischen Beiträgen zusammen. 
U. a. erscheint ein Aufsatz von Dr. P. Jessen unter 
dem Titel: Die Achtung vor der Kunst; W. Zachrisson 
entwickelt Gedanken über Buchausstattung; Dr. R. 
Kautzsch behandelt die Buchbinderei-A usstellungen des 
Jahres; W. Schölermann gibt Beispiele künstlerischer 
Schrift. Mit diesem Bande beginnt auch die Einrich¬ 
tung sogenannter Weihnachtshefte, die neben einer 
Jahresübersicht in Form zahlreicher Abhandlungen 
über die einzelnen Sondergebiete des Buchgewerbes 
aus der Feder angesehener Fachgenossen eine große 
Anzahl von Kunstbeilagen enthalten, die in ihrer Ge¬ 
samtheit ein vortreffliches Bild vom künstlerischen 
und technischen Schaffen des Jahres geben. 

Gleiches läßt auch sich von dem besonders um¬ 
fangreichen Jahrgang 1903 sagen, dessen Inhalts¬ 
angabe nicht weniger als wie vier Seiten ausfüllt. 



neu/Oeutfflt) 

Stjmften und Der?ierungen 
nad) Zeichnungen von 
Otto ftupp 

Abbildung 106. Probe der Huppschen Neudeutsch. 

Aus dem XXXVII. Bande (1900) 


1902-1903 


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Original ftorn 

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Archiv für Buchgewerbe 


Auch hier haben sich die 
angesehensten Fachmän¬ 
ner und solche aus dem 
weiten Gebiete der Kunst 
zur Behandlung der ver¬ 
schiedensten Fragen, die 
das lebhaft aufstrebende 
Buchgewerbe beschäftig¬ 
ten, zusammengefunden. 

Von den größeren Auf¬ 
sätzen seien nur einige 
herausgegriffen und zwar 
deshalb, weil sie Anregung 
gaben zur Weiterbehand¬ 
lung wichtiger techni¬ 
scher Fragen innerhalb 
des Gewerbes. So er¬ 
schienen die ersten Auf¬ 
sätze über die damals er¬ 
strebte Normalschriftlinie 
im Archiv. Über die Be¬ 
deutung der modernen 
Richtung für den deut¬ 
schen Buchdruck schrieb 
H. Hoffmeister eingehend. 

Professor Peter Behrens 
verbreitete sich wie Otto 
Eckmann vordem über die 
Entwicklung der Schrift. 

Die später zum Abschluß 
gebrachte ß-Frage erfährt 
in diesem Jahrgange be¬ 
reits ihre vorläufige Er¬ 
örterung. Als einer der ersten Aufsätze über die 
Wichtigkeit der Fraktarschrift für die neue Richtung 
erscheint ein solcher von Robert Voigtländer und 
zwar unter dem Titel Die neue Richtung. Als eine Fort¬ 
setzung der bereits weiter oben erwähnten Weber- 
schen Aufsätze über die Holzschneidekunst kann die 
umfassende Abhandlung von H. Meyer über neue Ziele 
und Wege im modernen Holzschnitt bezeichnet werden. 
Dieser reichillustrierte Aufsatz ist ganz besonders 
beachtenswert. Ferner verdient noch erwähnt zu 
werden, daß in diesem Bande zum ersten Male die von 
C. E. Poeschel in Leipzig angeregte stärkere Bevor¬ 
zugung der Linie 
für die typogra¬ 
phische Ornamer.- 
tierung kritisch 
beleuchtet wird. 

Friedrich Bauer 
bemerkt dazu 
anläßlich der Be¬ 
sprechung des er¬ 
schienenen Ban¬ 
desdesinternatio¬ 


nalen Musteraustausches 
etwa folgendes: Ein sehr 
interessanter Beitrag zur 
modernen Buchausstat¬ 
tungist das Doppelblatt der 
Firma Poeschel & Trepte 
inLeipzig. Nach Aufschrif¬ 
ten auf den einzelnen 
Seiten soll dieser Beitrag 
„Die Linien in der Buch¬ 
kunst“ in drei Beispielen 
vorführen. Wir finden drei 
Quart- und zwei Oktav¬ 
seiten, deren Umrah¬ 
mungenausschließlich aus 
Viertelpetit -fetten- Linien 
und Nonpareille-Viereck¬ 
chen gebildet sind. Die 
erste Seite ist mit einer 
Umrahmung geschmückt, 
der der antike Tempel als 
Motiv diente. Die Ausfüh¬ 
rung erinnert an die Ar¬ 
beiten der Linienmanier 
der siebziger Jahre; daß 
sie einfach und in guten 
Größenverhältnissen ge¬ 
halten ist, ist ihr Vorzug, 
die dunkle Goldbronze, die 
für den Druck verwendet 
wurde, läßt sie auch im 
übrigen als guten Schmuck 
erscheinen.Hoffentlich regt 
das Motiv aber nicht zu Nachahmungen an, sonst 
könnten wir wieder dieselben Auswüchse der Tempel¬ 
bauerei erleben, wie vor 30 Jahren. Diese hier kurz 
gekennzeichnete Art der Ausschmückung mit neben¬ 
einander gestellten, hier und da sich in Mäander¬ 
formen bewegenden Linien hat einige Zeit, wenn auch 
nur beschränkte Anwendung gefunden. Aus ihr her¬ 
vorgegangen ist eine primitive Art der Ausschmückung 
durch Einzelgevierte oder Geviertreihen, die in 
Schwarz oder Bunt gedruckt wurden. 

Als wertvolles neues Schmuckmaterial für Buch¬ 
einbände führte das Archiv auch die ausgezeichne¬ 
ten Vergoldewerk¬ 
zeuge von Paul 
Kersten vor, von 
denen neben¬ 
stehend nun eine 
Probe gegeben 
ist. Diese Orna¬ 
mente haben sich 
für die Dauer be¬ 
währt. 

(Fortsetzung folgt.) 


WIENER 


unerwähnt bleibe ferner die Ausstellung 
von 150 Bildnissen Anton Graffs, die in 
Winterthur zur Erinnerung an den 150. 
Geburtstag dieses berühmten Sohnes der 
freien Schweiz zusammengebracht war. 


WIENER AUSSTELLUNG 

* ^ ■ EN Reigen der Ausstellungen 

||| ^ im Künstlerhause eröffnete in 
I H J \\ diesem Jahre der Aquarellisten- 

a - m Klub, der schon seit Jahren 

nicht mehr diesen Namen verdient, da er 
sich keineswegs auf die Aquarellisten 
beschränkt, sondern alle Mitglieder der 
Künstlergenossenschaft umfasst, die dem 
Klub anzugehören wünschen. Wesentlich 
Neues hat die Ausstellung, die XV. in 
der Reihe, diesmal nicht gebracht. Die 
bedeutendsten Leistungen waren wie in 
früheren Jahren auf dem Gebiete der 
Landschaft zu verzeichnen. Hugo Dar- 
naut, Heinrich Tomec, Antonie Hudecek 
und Eduard Zetsche bilden sich immer 
mehr zu feinen Kennern speziell der 


72 


'■ ■ 


Abbildung 107. Verkleinerte Satzprobe in Poeschelscber Linienmanier 
(Band XL) 1903 



Abbildung 108. Muster moderner Vergoldewerk/euge 
von Paul Kersten. Aus dem XXXVII. Bande (1900) 


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Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphische Gewerbe 

Von RICHARD ZEISE, Oberlehrer an der 3. Städtischen Fach- und Fortbildungsschule zu Chemnitz 


D ie Schulwerkstätte ist eine zeitgemäße Ein¬ 
richtung im Dienste der gewerblichen Lehr¬ 
lingsausbildung. Sie ist die letzte Schlußfolge¬ 
rung der berechtigten Forderung, den Beruf in den 
Mittelpunkt des gewerblichen Unterrichts- und Er¬ 
ziehungswesens zu stellen. Anfangs hat man ihre 
Entstehung und Ausgestaltung mit Mißtrauen be¬ 
trachtet, man hat sie bekämpft und ihre Daseins¬ 
berechtigung verneint. Aber die Schulwerkstatt hat 
sich zu behaupten gewußt. Schulen, denen sie schon 
angegliedert war, haben sie weiter ausgebaut, andre 
nahmen sie in ihren Unterrichtsbetrieb auf. Jetzt 
erweckt sie das lebhafte Interesse der Fachleute, und 
manche Geschäftsinhaber empfinden gerade in der 
jetzigen Kriegszeit den Vorteil dieses werktätigen 
Unterrichtes in ihrem eigenem Betriebe. 

So ist auch für das graphische Gewerbe die Schul¬ 
werkstätte eine Notwendigkeit geworden. In den 
umfangreichen Betrieben großer graphischer Kunst¬ 
anstalten und Druckereien ist im Interesse des Ge¬ 
schäftes eine bis ins einzelne durchgeführte Arbeits¬ 
teilung vorhanden, so daß der Lehrlingwohlineinzelnen 


Zweigen seines Berufes eine gründliche Ausbildung 
erfährt, aber keinen Überblick über das ganze Gebiet 
seiner beruflichen Tätigkeit gewinnt. Er wird Teil¬ 
arbeiter. Auch istderganze Geschäftsbetrieb nachdem 
Grundsatzeingestellt: Zeit istGeld. DieArbeitdrängt, 
die Besteller wollen nicht warten, alle Kräfte sind aufs 
äußerste angespannt. Da haben Meister und Gehilfen 
wenig oder gar keine Zeit, bei Ausbildung der Lehr¬ 
linge ihre Anweisungen zu erläutern, das Wie und 
Warum des Arbeitsvorganges zu begründen. Die Aus¬ 
bildung beschränkt sich mehr oder weniger auf ein 
mechanisches Anlernen. Und doch möchte der Lehr¬ 
ling eine möglichst abgerundete und vertiefte Ausbil¬ 
dung erfahren. Er wird dann weniger automatisch und 
mehr denkend und selbständig arbeiten lernen. Sucht 
er sich später als Gehilfe in einem seinen Anlagen 
und Neigungen entsprechenden besonderen Arbeits¬ 
gebiet zu vervollkommnen, wird die breite Grundlage 
seiner Lehrlingsausbildung ihm immer von Nutzen 
sein. Aus all diesen Gründen will die Schulwerkstatt 
die Lehrlingsausbildung ergänzen und vertiefen, nicht 
etwa die Lehrwerkstätte verdrängen und ersetzen. 



Abbildung 1. Von Kornpapier umgedruckt. Luftton gespritzt 


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Abbildung 2. Federzeichnung mit Tonplatte 


Da die Schulwerkstätte sich erst in den letzten 
Jahren demUnterrichtsbetrieb angegliedert hat, können 
wir ihre Entwicklung und Ausgestaltung noch nicht 
als vollkommen und abgeschlossen betrachten. Darum 
ist es wünschenswert, daß die Fachschulen ihre Er¬ 
fahrungen auf diesem Gebiete austauschen, damit 
sich der praktische Unterricht in der Schulwerkstatt 
immer mehr vervollkommnet. Diesem Zwecke wollen 
auch die folgenden Darlegungen dienen. Sie gründen 
sich auf Erfahrungen aus dem Unterrichtsbetrieb der 
Fachklassen für Lithographen undSteindrucker,Schrift¬ 
setzer und Buchdrucker an der 3. Städtischen Fach- 
und Fortbildungsschule zu Chemnitz. 

Diese Schulanstalt, die 1912 eingeweiht wurde, 
hatte als erste ihrer Art in Sachsen auch Schulwerk¬ 
stätten in ihrer Behausung eingerichtet, unter andern 
auch solche für das graphische Gewerbe. Den Jüngern 
Gutenbergs stehen vier Schriftarten in verschiedenen 
Graden mit dem dazu passenden Schmuck zur Ver¬ 
fügung: Salzmann-Fraktur, Federgrotesk, Tiemann- 
Mediäval und Wieynck-Kursiv. Auf einer Schnell¬ 
presse von Koenig & Bauer in Würzburg und einer 
Phönix-Tiegelpresse von J. G. Scheiter & Giesecke 
in Leipzig werden die Schülerarbeiten gedruckt. Für 
Lithographen und Steindrucker sind ungefähr 75 Steine 
kleinen und mittleren Formates vorhanden und drei 
Handhebelpressen von Karl Krause in Leipzig (Format 


60x80) mit den dazugehörigen Werkzeugen und 
Geräten für Steinschleifen, Lithographie und Druck. 
Die Schüler haben wöchentlich drei Stunden „prak¬ 
tischen Unterricht“. Die Schriftsetzer werden in vier 
Klassen, die Drucker in drei Abteilungen, nach Lehr¬ 
jahren geordnet, unterrichtet. Lithographen und 
Steindrucker, die in jetziger Kriegszeit in nur ge¬ 
ringer Anzahl vorhanden sind, mußten in einer Klasse 
vereinigt werden. 

Der praktische Unterricht in der Schulwerkstatt 
soll eine Ergänzung der Werkstattlehre sein. Er 
will das berufliche Können erweitern und vertiefen 
und das Verständnis für geschmackvolle Gestaltung 
der Drucksachen anbahnen. Das ist das Ziel, das in 
dem Lehrplane der Chemnitzer Fachschule festge¬ 
legt worden ist. Es sind also in der Hauptsache zwei 
Aufgaben, die die Schulwerkstatt zu erfüllen hat: 
Ausbildung des Geschmackes und Ergänzung des 
technischen Könnens. Wie nun die Schulwerkstatt 
diese Aufgaben zu lösen sucht, wie sich ihr Unter¬ 
richtsbetrieb gestaltet, wie sie sich mit andern Unter¬ 
richtsfächern zu einem geschlossenen Ganzen ver¬ 
einigt, das soll an einzelnen Beispielen aus dem 
Fachunterricht fürLithographen und Steindruckerund 
dem für Schriftsetzer und Buchdrucker gezeigt werden. 



Abbildung 3. Steinradierung 


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I. Werkstattunterricht für Lithographen und 
Steindrucker. 

Kein Beruf ist mit der Kunst so innig verquickt, 
wie der des Graphikers, und ganz besonders stehen 
Lithographen und Steindrucker in ihrem Dienste. 
Einesteils vermittelt die Lithographie die Werke der 
zeichnenden Kunst den breiten Schichten des Volkes, 
andern teils aber sucht sie 
selbst durch geschmack¬ 
volle Ausgestaltung von 
Drucksachen dem Schön¬ 
heitsbedürfnis des kau¬ 
fenden Publikums Rech¬ 
nung zu tragen. So über¬ 
nimmt sie eine große 
Verantwortung fürdie Ent¬ 
wicklung des guten künst¬ 
lerischen Geschmackes. 

Um so mehrist esgeboten, 
daß die Lithographen und 
Steindrucker selbst einen 
geläuterten Geschmack 
besitzen, damit sie auch 
die Idee des entwerfen¬ 
den Künstlers nachemp¬ 
finden können und selbst 
nichts Geschmackloses 
schaffen. Da tritt nun 
die Schulwerkstatt för¬ 
dernd und erziehend ein. 

Man könnte dagegen einwenden, daß das die Auf¬ 
gabe des Zeichenunterrichtes sei. Seine Naturstudien 
und ornamentalen Übungen genügten, um die jungen 
Leute zum künstlerischen Sehen und Empfinden zu 
erziehen. Dabei läßt man aber außer acht, daß einer 
jeden graphischen Technik ein besonderes Ausdrucks¬ 
mittel eigen ist. Das ist ihre Sprache, ihre Mundart, 
die klar zum Ausdruck kommen muß, um den künst- 
lerischenWert der graphischen Darstellung zu wahren. 
Nun stehen gerade der Lithographie viele solche 
Ausdrucksmittel zur Verfügung. Sie ist in dieser 



Abbildung 5. Vielfarbiger Schmetterling 


Beziehung unter allen Töchtern der Reproduktions¬ 
kunst am reichsten begabt. Als Federzeichnung oder 
Kreidetechnik, als Gravur oder Steinradierung, als 
Asphaltschabzeichnung oder Photolithographie ver¬ 
mag sie sich der Eigenart der Originalzeichnung ganz 
und gar anzubequemen. In dieser Anpassungsfähig¬ 
keit liegt aber auch eine Gefahr, die Gefahr der 
Nachahmung fremder Aus¬ 
drucksweisen. Die Litho¬ 
graphie soll nicht mit 
der Kupferradierung und 
dem Autotypiedruck wett¬ 
eifern wollen. Wie nun 
die Lithographie ihre Aus¬ 
drucksmöglichkeiten ver¬ 
wertet, ohne dabei ihre 
Eigenart preiszugeben, 
wie sie mit einfachen 
Mitteln eine vorzügliche 
Wirkung erzielen kann 
und dabei doch die Ur¬ 
sprünglichkeit des Ent¬ 
wurfes zur Geltung kom¬ 
men läßt: das kann nicht 
im Zeichenunterricht ge¬ 
lehrt werden, das ist Auf¬ 
gabe der Schulwerkstatt. 

Auf einem Ausflug ist 
eineLandschaftsskizzeent- 
standen. Die soll in der 
Schulwerkstatt auf Stein übertragen werden. DieStim- 
mung läßt sich am besten in Kreidemanier wiedergeben. 
Besondere Effekte holt der Lithograph noch mit dem 
Springschaber heraus. Es steht ihm auch frei, die 
Federtechnik zu wählen und durch eine Tonplatte mit 
ausgesparten Lichtern und breiten Flächen oderauch 
gespritztenHalbtönendieWirkungzu erhöhen. So lernt 
der Schüler die Ausdrucksmittel seiner Handwerks¬ 
kunstverwerten und schätzen und wahrt seiner Arbeit 
die Eigenart einer Steinzeichnung. Da der Lithograph 
nicht immer nach eigenen Landschaftsskizzen arbeiten 


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Abbildung 6. Linienführung aus dem Hinterflügel 



Abbildung 4. Asphaltschabzeichnung 


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kann, gibt ihm die Schulwerkstatt auch Gelegenheit, 
photographische Aufnahmen als Feder- oder Kreide¬ 
zeichnung auf den Stein zu übertragen. Dabei soll 
er die Photographie als Naturausschnitt betrachten 
und ist gezwungen, den Charakter des Bildes in der 
gewählten Technik direkt auf dem Steine wiederzu¬ 
geben, ohne sich von der kleinlichen Art der photo¬ 
graphischen Aufnahme beirren zu lassen. Soll die 
Ursprünglichkeit und Frische der Skizze im Stein¬ 
druck gewahrt bleiben, dann ist es ratsam, die Zeich¬ 
nung nach der Natur auf Kornpapier anzufertigen 
oderbesser noch auf selbsthergestelltesÜbertragungs- 
papier. Auch diese lithographische Darstellungsart 
üben die Schüler in der Schulwerkstatt. Sie haben 
es dann immer noch in der Hand, ob sie mit Feder 
oder Schaber gewisse Partien noch betonen wollen 
oderihrerArbeitdieEigenarteinerunberührtenSkizze 
wahren möchten. Daß auch die Wahl des Papieres 
und der Druckfarbe für die Wirkung des Landschafts¬ 
bildes von Bedeutung ist, lernt der Schüler durch 
eigene Versuche kennen. Will er die farbige Wirkung 
durch unterlegte Tonplatten erhöhen, so steigern 
sich mit den Ausdrucksmöglichkeiten auch die Schwie¬ 
rigkeiten. Er muß sich nicht nur überlegen, ob er 
geschlossene Flächen, Kreideplatten oder gespritzte 
Töne verwenden will, er muß auch wissen, welche 
neue Farben er durch das Übereinanderdrucken von 
zwei oder mehr Tonplatten erzielen und wie er diese 
auf vorteilhafte Weise in dem Bilde verwenden kann. 
Ein vorheriges Übermalen der Konturzeichnung mit 
den ausgesuchten Farbtönen können die Arbeit er¬ 
leichtern. Aber immer muß sich der Schüler bewußt 
sein, daß es unmöglich ist, die Farben der Natur un¬ 
verändert wiederzugeben, es sei denn, es stünden 
ihm 10 bis 14 Platten und ein außerordentlich ent¬ 
wickelter Farbsinn und ein meisterhaftes Können 
zur Verfügung. Aber das ist von einem Lehrling 
nicht zu verlangen. Deshalb muß er sich in der 
Schulwerkstatt mit wenigen Platten begnügen. Um 
ihm die Grenzen der Farbenmischung im Steindruck 
zn zeigen und ihn auch zu überzeugen, daß der Stein¬ 
druck mit dem Dreifarbendruck nicht wetteifern kann, 
darf der begabte Schüler versuchen, einen bunten 
Vogel oder ein andres farbenfreudiges Objekt in drei 
Platten wiederzugeben. Er hat vorher an einem Farb- 
mischkursus der Steindrucker teilgenommen und sich 
dadurch die Grundbegriffe über Zerlegung der Farben 
erworben. Nie wird er mit seinen drei Farben all 
die feinen Mischtöne herausbekommen. Aber er wird 
lernen, auch mit drei Farben eine eigenartig schöne 
Wirkung zu erzielen, die an die Naturfarben anklingt 
und der Steinzeichnung ein besonderes Gepräge 
verleiht. Der Lithographie stehen so viele wirkungs¬ 
volle Ausdrucksmittel zur Verfügung, daß sie auf 
die Nachahmung des Dreifarbendruckes verzichten 
kann. Bleibt sie ihrer Eigenart treu, wirkt sie um 


so künstlerischer. Das soll auch den Schülern zum 
Bewußtsein kommen. 

Die Landschaftsskizzen finden nicht nur als freie 
lithographische Übungen Verwendung, sie werden 
auch als Zweckdrucksachen verarbeitet, sei es als 
Ansichtskarte, Verschluß- oder Reklamemarke, als 
Plakat usw. Selbstverständlich handelt es sich nicht 
um reife künstlerische Entwürfe. Die müssen wir 
den Kunstgewerbeschulen und Akademien überlassen. 
Die Schüler sollen nur mit einfachen Mitteln, wie 
Eingliederung in den Raum, Verwendung von Schrift, 
Umsetzen in die Technik des Plakatstiles arbeiten. 
Auch dadurch lernen sie die Grundforderungen einer 
guten Drucksache kennen und beherzigen. Daß sie 
dann ihre Entwürfe wiederum lithographieren und 
drucken müssen, gibt ihnen Gelegenheit, die Probe 
aufs Exempel zu machen, ob sie sparsam mit der 
Wahl der Platten gewesen sind, oder ob sie im Inter¬ 
esse einer billigen Preisberechnung nicht auch mit 
einer Platte weniger hätten auskommen können. 
Solche Erwägungen zwingen zum Nachdenken und 
zur Ausnützung und rechten Anwendung aller tech¬ 
nischen Ausdrucksmittel. Außerdem gewährt es dem 
Schüler eine nicht zu unterschätzende Befriedigung, 
wenn er seine Arbeit bis zur Druckvollendung durch¬ 
führen kann, und der ganze Arbeitsvorgang bringt 
ihm in seinem Verlauf manche wertvolle Erfahrung, 
bereitet ihm vielleicht auch manche Enttäuschung, 
regt ihn aber immer wieder zu neuem Denken und 
Schaffen an. 

Das Arbeitsgebiet, das die Lithographie beherrscht, 
ist ein fast unbegrenztes. Unerschöpflich ist auch 
der Reichtum an Ornamenten, der ihr als Schmuck 
von Geschäftsdrucksachen, Warenpackungen, Vor¬ 
satzpapieren, Ansichtskarten, Kalendern und vielem 
andern mehr zur Verfügung steht. Wenn der Litho¬ 
graph solche ornamentale Motive auf den Stein über¬ 
tragen oder, wie es nicht selten von ihm gefordert 
wird, selbst zusammenstellen oder ausdenken soll, 
so muß eben auch seine Erfindungsgabe oder Ge¬ 
staltungskraft geschult und gepflegt werden. Und das 
ist auch Aufgabe der Schulwerkstatt in Verbindung 
mit dem Zeichenunterrichte. Es kommt hauptsäch¬ 
lich darauf an, neben Betrachtung guter Vorbilder 
und kunstgeschichtlichen Erläuterungen vor allem 
durch ornamentale Übungen das künstlerische Emp¬ 
finden für gute Raumeinteilung, für Rhythmus der 
Formen und Harmonie der Farben zu wecken. Dabei 
ist immer wieder auf den Zweck des Schmuckes 
und seine Beziehung zu dem Gegenstände, der ihn 
an sich trägt, hinzuweisen. Die Motive werden 
zumeist aus der Natur entnommen. Die Schüler 
sollen diese reiche Schatzkammer kennen lernen, 
oft aus ihr schöpfen und durch Betrachtung ihrer 
herrlichen Formen und Farben neue Anregungen 
sammeln. 

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Archiv für Buchgewerbe 


Ein Beispiel für viele. Ein jeder Schüler der Klasse 
hat sich aus der Lehrmittelsammlung der Schule einen 
Schmetterling gewählt, der entweder durch seine 
Farbenpracht oder eigenartige Linienführung der 
Flügelzeichnung auffällt. In Aquarell- oder Tempera¬ 
technik hat er ihn in etwas vergrößertem Maßstabe 
gemalt und dabei die Eigenart seiner Formen- und 
Farbenschönheit besonders betont. In einer Vorbe¬ 
sprechung sind die Schüler auf die Form der Flügel, 
auf die Struktur der spannenden Adern und auf die 
Eingliederung der Farbflecke aufmerksam gemacht 
worden. Nun wählen sie einen Teil des Flügels aus, 
und angeregt durch die Linienführung und Farben¬ 
gebung, entnehmen sie daraus ein Motiv, das sie dann 
durch lineare oder flächige Aneinanderreihung, auch 
in strahliger und zentraler Anordnung, zu Bändern 



Abbildung 7. Zweifarbiges Vorsatzpapier. Motiv frei erfunden 


und Flächenmustern weiter ausbauen. Dabei ist es 
ihnen gestattet, zur Unterstützung ihrer Phantasie 
den Spiegel und Winkelspiegel zu benutzen. Die ge¬ 
wonnenen Motive regen wiederum zu neuem orna¬ 
mentalen Gestalten an. So entwickelt sich eine 
Schmuckform aus der andern, und es kommt durch¬ 
aus nicht darauf an, daß man ihr die Schmetterlings¬ 
herkunft ansieht. Der bunte Falter hat eben nur die 
Anregung gegeben. Ebensogut können auch Blätter 
und Blüten, bunte Käfer und Vögel zu ornamentalem 
Schaffen anregen, wenn der Schüler nicht imstande 
ist, aus sich selbst heraus neue Motive zu gestalten. 
An dieses Aufsuchen von Motiven und Aneinander¬ 
reihen schließt sich eine zweite Aufgabe an: die Auf¬ 
teilung einer zu schmückenden Fläche und die Ein¬ 
gliederung des Ornamentes. Dabei lernt der Schüler 
die Linien kennen, die eine Fläche organisch zerlegen, 
und die Schwerpunkte, um die sich die Motive grup¬ 
pieren. Einfach gestaltete Geschäftskarten, in denen 
zum Ornament auch die Schrift hinzutritt und sich 
harmonisch dem Ganzen unterordnen muß, dürften 
die Entwicklungsreihe der ornamentalen Übung ab¬ 
schließen. 


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Was soll nun die Schulwerkstatt ? Erfüllt nicht 
schon der Zeichenunterricht voll und ganz diesen 
Zweck? Vom Entwurf bis zum fertigen Druck ist 
aber noch ein weiter Weg, auf dem manches verloren¬ 
gehen und manches Fremdartige hinzutreten kann, 
der auch reiflich überlegt sein will, damit er am 
sichersten und in kürzester Zeit zum Ziele führt. 
Unter den verschiedenen Techniken muß oft der Litho¬ 
graph die auswählen, die bei billigster Preisberech¬ 
nung die Arbeit in original treuer Wirkung zur Geltung 
bringt. Im Geschäft ist er in den meisten Fällen nur 
Teilarbeiter und hat oft keine Übersicht über die Ge¬ 
samtarbeit. Dazu gibt ihm dieSchulwerkstattGelegen- 
heit. Bei der Lithographie des Vorsatzpapieres wird 
er sich überlegen müssen, wie er am vorteilhaftesten 
den Rapport abgrenzt, damit er sich beim Umdruck 
möglichst lückenlos aneinanderreihen läßt und wenig 
Nachbesserung bedarf. Ist der Entwurf eines Musters 
mehrfarbig, dann muß erwogen werden, welche Farbe 
als Zeichenplatte gelten soll, damit möglichst wenig 
Hilfslinien zum Einträgen der andern Farben nötig 
sind. Er muß sich überlegen, ob die Farbwirkung am 
besten durch Federzeichnung oder Kreideplatte, durch 
Spritztechnik oder Rasterdruck zu erzielen ist, ob es 
sich lohnt, freie Stellen auszusparen oder mitÄtztusche 
abzudecken. Alles das sind Erwägungen, zu denen 
der Schüler gezwungen ist, wenn er seinen Entwurf 
bis zurDrucklegung selbständig ausführen muß. Dann 
wird er die einzelnen Techniken seines Berufes recht 
kennen lernen und über sie sicher verfügen. 

Wie für den Lithograph, so will auch der praktische 
Unterricht in der Schulwerkstatt für den Steindrucker 
eine Ergänzung und Vertiefung seines technischen 
Könnens sein. Fast alle Arbeiten kommen ihm in der 
Schulwerkstatt unter die Hand. Er druckt Federzeich¬ 
nungen und Kreideplatten, Gravuren und Schabzeich¬ 
nungen; er ist nicht nur als Andrucker oder nur als 
Umdrucker beschäftigt, alle Arbeiten, die der gezeich¬ 
nete Stein bis zur Druckvollendung erheischt, muß er 
ausführen: das Ätzen und Fertigmachen, den Kampf 
gegen das Tonen und Zugehen feiner Punkte und 
Linien, das Mischen und Abstimmen der Farben und 
den Fortdruck auf der Handhebelpresse. Ganz be¬ 
sondere Unterweisungen genießen die Steindrucker 
in der Farbmischlehre, die für sie unbedingt nötig ist. 
Wie die Buchdrucker sollen auch sie erfahren, wie 
man mit Hilfe der drei Grundfarben eine ganze Skala 
mit allen Nebentönen herstellen kann, wie man die 
Farben bricht oder aufhellt und wie die Mischtöne 
auch durch die chemischeZusammensetzungderStein- 
druckfarben beeinflußt werden. Durch besondere Ver¬ 
suche lernen sie auch die Wirkung übereinander ge¬ 
druckter Farben in geschlossenen Flächen oderRaster- 
tönen kennen. Zu solchen Versuchen ist in der Lehr¬ 
werkstatt keine Zeit, und doch sind sie nötig, wenn 
der Steindrucker beim Mischen nicht unnötige Zeit 


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- 



Direkte Zeichnung auf feingekörntem Stein. 

Beilage zum Archiv für Buchgewerbe. Zu dem Aufsatz: Bedeutung der Schulwerkstatt etc. 


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Archiv für Buchgewerbe 


verlieren und Farbe vergeuden will. Durch besondere 
Übungen kann er sich auch von der verschiedenartigen 
Wirkung des Farbdruckes auf getöntem oder buntem 
Papier überzeugen, um vor Enttäuschungen bewahrt 
zu bleiben. 

Ein besonderes Arbeitsgebiet des Steindruckes ist 
der Umdruck. Den muß der Lehrling in allen seinen 
Abarten kennen lernen, denn er ist ja gerade die nur 
dem Steindruck eigentümliche Reproduktionsmöglich¬ 
keit, durch welche er sich dem Buchdruck gegenüber 
im Vorteil befindet. Schon während der Arbeit des 
Lithographen muß der Steindrucker manchmal durch 



Abbildung 8. Anordnung eines Motivs in strahliger Symmetrie 
(im Original funffarbig) 


einen Umdruck helfend einspringen. Der Lithograph 
hat eine Arbeit auf Kornpapier gezeichnet, der Stein¬ 
drucker muß sie übertragen; der Lithograph hat einen 
Teil eines Musters auf Stein gearbeitet, der Drucker 
muß Umdrücke anfertigen, sie aneinanderreihen oder 
auch wohl umkehren. Selbständig und unabhängig 
vom Zeichner arbeitet der Steindrucker, wenn er Um¬ 
drücke zum Zweck eines Aüflagedruckes vorbereitet 
oder Negativabzüge irgendeines Musters herstellt, 
das in umgekehrten Tonwerten gedruckt werden soll. 
Er kann auch die Kunst der Photographie in seinen 
Dienst stellen, um mit Hilfe von photolithographischen 
Umdrücken Originalzeichnungen zu vervielfältigen. 
Selbstverständlich ist für alle diese Arbeiten eine 
fortgesetzte Übung notwendig. Die muß der Lehr¬ 
werkstätte überlassen bleiben, da in den wenigen 
Schulstunden dazu keine Zeit übrigbleibt. Die Schule 
legt das Hauptgewicht auf die Erläuterung des Arbeits¬ 
vorganges. Der Schüler soll die mechanischen und 


chemischen Vorgänge beim Steindruck kennen und 
verstehen lernen: die Zusammensetzung der Fett¬ 
tusche und Kreide, der Abdecktusche und Ätze, die 
Einwirkung der Entsäuerungs- und Auswaschmittel, 
die Beschaffenheit der Druckfarben unddesFirnisusw. 
Dann wird er bei seiner Arbeit nicht mechanisch nach 
auswendig gelernten Rezepten verfahren, sondern 
selbständig denkend die richtigen Mittel anwenden. 

Lithographen und Steindrucker arbeiten in der 
Schulwerkstatt dann und wann miteinander, damit 
einer des andern Handwerksart kennen und schätzen 
lerne. Dadurch werden die Zwistigkeiten zwischen 



Abbildung 9. Positivdruck einer Farbplatte von einem fünffarbigen Motiv 
in strahliger Anordnung 


beiden Jüngern Senefelders schon im Keime erstickt. 
Manche Mißhelligkeiten werden vermieden, und manche 
Stunde Zeit wird erspart, wenn der Steindrucker kleine 
lithographische Arbeiten selbst ausführen kann. So 
muß auch umgekehrt der Lithograph in derSchulwerk- 
statt beim Fertigmachen und Druck seiner Steine mit¬ 
helfen oder wenigstens die Arbeit des Steindruckers 
überwachen. Dabei wird er am ehesten die Untaug¬ 
lichkeit einer flüchtigen, mangelhaften Lithographie 
einsehen lernen und nicht dem Steindrucker alle Ver¬ 
antwortung zuschieben. Der Lithograph muß sich auch 
seine Steine selbst schleifen. Dabei lernt er die Eigen¬ 
art des Steines besser kennen, hat es auch in der Hand, 
die Art des Kornes zu bestimmen, und wird auch der 
untergeordneten Arbeitdes Steinschleifers mehr Wert 
beimessen,weil von ihr der Erfolg seiner eigenen Arbeit 
zum Teil abhängig ist. Endlich ist er auch in der Lage, 
selbst einzuspringen, wenn ein Steinschleifer ihm 
nicht zur Verfügung steht. (Schluß folgt.) 


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Die Leipziger Papiermesse 

Von HEINRICH INHEIM 


ährend bei der Beschickung einer Ausstel¬ 
lung sich der Aussteller die Frage vorlegt, 
ob seine Erzeugnisse der öffentlichen Kritik 
würdig seien, ist für den Messeaussteller der nüch¬ 
terne Zweckstandpunkt der allein maßgebliche. Ihm 
ist der möglichst große Umsatz die beste Kritik. Frei¬ 
lich gibt es auch Ausstellungen, die mehr einen messe- 
artigen Charakter haben, wie es eine Messe geben 
kann — und daß dies im höchsten Grade wünschens¬ 
wert ist, bedarf nicht der Erörterung —, in denen der 
vornehme Charakter einer für die breite Öffentlich¬ 
keit bestimmten Musterschau waltet. Trotzdem wird 
es immer sehrschwersein,mitderBesprechung einer 
Messe eine allgemeine Würdigung der auf ihr ver¬ 
tretenen Gewerbe zu verbinden, weil für ihr Zustande¬ 
kommen nicht das „ästhetische Gewissen“ ihrer Mit¬ 
glieder das Ausschlaggebende bildete. Auf von den 
seit Jahren im Rahmen der Leipziger Herbst-Muster¬ 
messen stattfindenden Papiermessen muß man immer 
wieder behaupten, daß das auf ihnen Vorgeführte 
keineswegs einen Schluß auf die Leistungsfähigkeit 
der durch diese Muster vertretenen Industrien hin¬ 
sichtlich Güte und Geschmack zuläßt. Im Kriege 
kommen dabei noch besondere Umstände in Betracht. 
Einmal haben es infolge der herrschenden Hoch¬ 
konjunktur viele Unternehmungen, und oft gerade 
die bedeutendsten ihres Faches ,> nicht nötig, durch 
eine Beteiligung an der Papiermesse für Absatz und 
neue Kundschaft sich zu bemühen. Die Rohstoff¬ 
knappheit wirkt weiterhin ein, und läßt sehr viele 
Muster überhaupt von der Bildfläche verschwinden, 
die ehedem einen der wichtigsten Bestandteile dieser 
Messen bildeten, und die zur Beurteilung der papier- 
verarbeitenden Industrie gehören. Trotzdem machte 
die jüngste, in der letzten Augustwoche dieses Jahres 
stattgehabte Papiermesse durchaus keinen leeren 
Eindruck, war vielmehr auffallend gut und zahlen¬ 
mäßig besser besucht als in den Vorjahren; denn die 
Lücken waren durch Muster ausgefüllt, deren Gang¬ 
barkeit und Anfertigungsmöglichkeit der Krieg keinen 
Abbruch getan hat. Von einem Darniederliegen der 
papierverarbeitenden Gewerbe war auf der Messe 
nichts zu spüren, diese bot vielmehr im Kleinen einen 
Beweis von der Anpassungsfähigkeit der deutschen 
Erzeugung an die durch den Krieg bedingten fabri¬ 
katorischen Umstellungen. 

Trotz aller grundsätzlichen Einschränkungen, mit 
denen man die Leipziger Papiermesse zu betrachten 
hat — man darf vor allem nicht vergessen, daß die 
Beteiligung der Aussteller mehr durch wirtschaftliche 
Zufälligkeiten bestimmt ist —, sei in folgendem ver¬ 
sucht, durch eine Übersicht über die hier vorgeführten 
Muster einen Einblick in die Erzeugung und Erzeu¬ 


gungsmöglichkeiten der Papierverarbeitung während 
des Krieges zu geben. Ein solcher Einblick ist in der 
Tat nicht ohne Reize, bietet auch zu den notwendigen 
kritischen Bemerkungen genügend Raum. Denn das 
sei zunächst gesagt: Von einem allgemeinen ge¬ 
schmacklichen Hochstand läßt sich angesichts der auf 
den Papiermessen angebotenen Muster nicht reden. 
Nicht so sehr auf der jüngsten Papiermesse, wie auf 
den vorangegangenen, aber doch immer noch in mehr 
als genügendem Maße, war der Gesamteindruck der, 
daß man glaubte, überhaupt zu leistende Geschmack¬ 
losigkeiten hätten in den „Papiermeßhäusern“ eine 
Generalversammlung abgehalten. Was anPostkarten, 
sogenanntem „künstlerischen“ Wandschmuck, buch¬ 
binderischen Erzeugnissen, Papierausstattungen, 
Kartonnagen hier zu sehen war, machte nach der ge¬ 
schmacklichen Seite hin oft einen geradezu nieder¬ 
schmetternden Eindruck. Niemand übersieht dabei, 
daß die „ideale* Forderung des guten Geschmacks, 
die in Wirklichkeit eine höchst praktische ist, sich 
im Kriege eine gewisse Bescheidung auferlegen muß. 
Man weiß, daß neue Muster vielfach nicht anzufertigen 
sind, daß die ältesten Muster, Ladenhüter genannt, 
bei der bestehenden Warenknappheit und dem außer¬ 
ordentlichen und schon sprichwörtlich gewordenen 
Warenhunger der Einkäufer, reißenden Absatz finden. 
Aber schließlich ist es doch entmutigend einzusehen, 
daß das gewachsene Kaufbedürfnis der Menge in 
Kanäle gelenkt wird, die ein recht ungesundes Aus¬ 
sehen haben. 

Was eigentlich birgt diese Papiermesse? Die Ant¬ 
wort lautet zunächst, daß ihr Name ihren Inhalt nur 
unvollständig deckt. Denn das Papier ist nur für einen 
Teil ihrer Warenmuster der wichtigste Rohstoff. Man 
würde diese Messe viel besser kennzeichnen, wenn 
man sie eine „Papier-Kleinhandelsmesse“ nennen 
würde. Denn hier ist alles zu finden, was die Papier- 
und Schreibwarenhandlung zu führen hat, und was, 
wie allgemein bekannt ist, nicht nur die eigentlichen 
Papierwaren, sondern auch die große Zahl der Bureau¬ 
artikel, auch Lederwaren und sogar zum Teil Spiel¬ 
waren umfaßt. Also eine bunte Fülle von Dingen, 
bei denen man natürlich kein einheitliches geschmack¬ 
liches „Niveau“ finden kann, bei denen aber doch das 
Geschmacklose nicht so zu überwiegen brauchte, wie 
es in der Tat der Fall ist. Dabei sind die eigentlichen 
Kriegsschlager ziemlich selten geworden, sind bei 
den Postkarten erfreulicherweise nur noch spärlich 
zu finden, bilden aber in der Hauptsache Gebrauchs¬ 
und Bureaugegenstände. Unter den erstgenannten 
überwiegen die Papiergeld- und Lebensmittelkarten¬ 
taschen, unter den andern findet man Dinge, die der 
durch die RohstofFknappheit angeregte Erfindergeist 

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entstehen ließ, so die Dauerlöscher, die mit ihrer 
kreideartigen Löschmasse einen guten Ersatz für das 
mangelnde Löschpapier bilden, die „endlosen* Notiz¬ 
blocks, bei denen ebenfalls eine solche Masse das 
Papier ersetzt, und schließlich die Trockentinten. 

Die Postkartenindustrie hat sich allmählich wieder 
auf die friedliche Linie eingestellt, sie huldigt nicht 
m ehr wie in der ersten Kriegszeit dem „Hurra-Kitsch“, 
wenn auch hier die Geschmackswidrigkeiten, die 
namentlich durch die humoristischen Kriegspost¬ 
karten dargestellt werden, noch nicht ganz verschwun¬ 
den sind. Ein besonders trauriges, von arger Ge¬ 
schmacksverwirrung zeugendes Kapitel bilden die 
„Kriegsliebespostkarten“, die aber, wie versichert wird, 
einen äußerst gangbaren Artikel bilden. Daß sie im 
Zeichen der Papierknappheit kommen, berührt be¬ 
sonders schmerzlich. Daß die Anpassungsfähigkeit 
nicht immer etwas Rühmliches zu sein braucht, wird 
hier bewiesen. Die Liebespostkarten, auf denen ein 
entweder bartloser oder mit einem kecken Schnurr¬ 
bart versehener, auf jeden Fall aber durch die Geist¬ 
losigkeit seiner Züge auffallender Jüngling ein „süßes 
Mädelchen“ anschmachtet, oder auf denen der holde 
Fratz auf „ihn“ wartet, wobei es natürlich nicht ohne 
schlechte Verse abgeht, waren schon im Frieden ein 
sehr begehrter Gegenstand; es fiel nicht schwer, sie 
kriegerisch umzumodeln. „Er“ ist jetzt feldgrau ge¬ 
worden, trägt einen Rock, dem man es ansieht, daß 
er niemals den Schützengraben gesehen hat, kommt 
entweder zu „ihr“ auf Urlaub oder schreibt süßlich¬ 
schmachtende Verse — wer mag die verbrochen 
haben? — aus dem Unterstand (meistens sitzt sie im 
unteren Teil der Karte und strickt ihm Strümpfe, 
während in der oberen Ecke der schreibende Feld¬ 
graue erscheint). Wer Geschmack hat, lacht über 
diese törichten Karten; wer keinen hat, und das ist 
wohl die Mehrzahl der Menschen, kauft sie. Aber es 
gab auch Lichtblicke in derPostkartenschau derMesse. 
Das Schattenbild tritt als neueste Postkartenmode 
auf, und da es von wirklichen Künstlern, — das heißt 
meistens von Künstlerinnen — entworfen ist, so bildet 
es entschieden eine Bereicherung unsrer Postkarten¬ 
industrie. Auch die Ölgemälde-Postkarte scheint ein 
guter Artikel geworden zu sein. Ich liebe zwar Imi¬ 
tationen nicht, muß aber gestehen, daß diese Post¬ 
karten und Wandbilder, deren Abbildungen ein Öl¬ 
gemälde ziemlich gut vorzutäuschen verstehen, in 
technischerHinsicht entschieden bemerkenswert sind. 
Kommt noch hinzu, daß die Wahl der Motive dieser 
Karten meist auf geschmackliches Verständnis schlie¬ 
ßen läßt. Das gleiche läßt sich von den Bromsilber¬ 
karten, deren Aussteller meist führende Häuser der 
Postkartenindustrie sind, kaum behaupten. 

Einen wesentlichen Bestandteil der Papiermesse 
bilden, wie schon erwähnt, ständig die Erzeugnisse 
der Lederwarenindustrie. Die meisten von ihnen 


tragen jetzt natürlich ihren Namen zu Unrecht, da 
das Leder zu den Dingen gehört, die bald Museums¬ 
ware bilden werden. Da aber auch für die Leder¬ 
warenfabrikanten Sein oder Nichtsein die große Frage 
im Kriege war, so hat man sich das Durchhalten auf 
der Grundlage des Ersatzes ermöglichen können. 
Echte Lederwaren sind dabei noch immer nicht völlig 
verschwunden, aber ihre Preise weisen ihnen nur 
eine beschränkte Rolle zu. Papiergewebe und Papiere 
sind die Ersatzstoffe, die vornehmlich in Betracht 
kommen. Aber auch Seidenstoffe, die namentlich für 
Damentaschen und Beutel Verwendung finden und 
die oft recht hübsche geblümte Muster aufweisen, 
haben sich als ausgezeichneter Ersatzstoff bewährt. — 
Die Großbuchbinderei beteiligt sich auf der Papier¬ 
messe regelmäßig mit den von ihr gefertigten Sammel¬ 
alben und -mappen, Notiz- und Einschreibebüchern. 
Und es gibt hier Firmen, deren Ausstellungswände 
zur Hälfte Ansprechendes aufweisen, zum andern Teil 
das Veraltetste, also Häßliches zur Schau stellen. Es 
gibt aber auch solche Aussteller, deren Erzeugnisse 
auf eine wirklich künstlerische Note eingestellt sind. 
Geschmackvolle Buchbindereiwaren sind nicht jene, 
die mit kritischen Prägemustern von Anno Toback 
versehen sind, sondern die andern, die den modernen 
Buntstoff und das künstlerische Buntpapier als Hülle 
haben. Hier haben wir ein Musterbeispiel dafür, daß 
das Geschmackvolle und Künstlerische gar nicht das 
in geldlicher Hinsicht Kostbarere zu sein braucht, son¬ 
dern gerade umgekehrt, daß für die Geschmackswidrig- 
keiten ein großer Aufwand unnütz vertan wird. Welche 
Verschwendung bildete schon im Frieden die Anfer¬ 
tigung messingner Prägeplatten, des Goldes und der 
Farben, die solchen Büchern und Mappen ein über¬ 
ladenes Muster geben mußten, welche Vergeudung 
an kostbaren Rohstoffen, die von weither zu Schiff 
zu uns gebracht worden, und an Arbeitskraft! Der 
Stoff oder das Papier aber kann jeder Bemusterung 
entbehren, wenn seine Struktur selbst ein Muster 
abgibt, oder wenn seine Farbigkeit und Buntheit ge¬ 
nügende Zier bildet. Als neuester Teilnehmer an der 
letzten Papiermesse sei noch der Verlagsbuchhandel 
hervorgehoben. Während bislang nur eine oder zwei 
Altbuchhandelsfirmen mit Restauflagen aufwarteten, 
konnte man letzthin bereits eine stattliche Reihe füh¬ 
render Firmen des Verlagsbuchhandels bemerken, 
die allerdings zunächst in der Hauptsache den „Roman“ 
anboten. Ob man in dieser Erscheinung bereits die 
Keime einer Buchhandelsmesse, die mit der Leipziger 
Mustermesse durchaus in passenden Zusammenhang 
gebracht werden könnte, zu erblicken hat, mag eine 
offene Frage bleiben. — Wer festgestellt hat, daß auf 
der letzten Messe in mancher Hinsicht ästhetischer 
Fortschritt zu bemerken war, der wird die Hoffnung 
nicht aufgeben, daß von solchen Fortschritten auf 
allen kommenden Messen etwas zu spüren ist. 

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Maximilian- und Frühling-Schrift 

Eine Selbstanzeige von RUDOLF KOCH. Mit einer Beilage 


D ie sogenannte Kochschrift ist in ihren Grund¬ 
formen dasErgebnis handschriftlicherStudien. 
Aber vergeblich wird man versuchen, sie mit 
der breiten Feder nachzubilden, denn jede einzelne 
Form hat darüber hinaus eine weitere Durchbildung 
erfahren nach der Art grob in Holz geschnittener 
Buchstaben, wie sie etwa in den Blockbüchern der 
Zeit kurz vor Gutenberg zu finden sind. Der ununter¬ 
brochene, geradezu leidenschaftliche Wechsel von 
Formen, die Vermeidung aller geometrischen Gleich¬ 
mäßigkeit, die wir in den Antiquaschriften so sehr 
lieben, das An- und Abschwellen der Grundstriche, 
die verschiedene Winkellage der Köpfe und Füße, 
alles dies kann durch den einfachen Federzug nicht 
hervorgebracht werden, so daß wir hier im ganzen 
mehr von einer gezeichneten als von einer geschrie¬ 
benen Schriftform sprechen können. 

Eben diese starke Bewegtheit aber gibt der Schrift 
ihre eigene Bedeutung und gerade durch diese 
Eigenschaft leiste sie seit Jahren dem Buchdrucker 
gute Dienste. 

Bei den ununterbrochen weitergeführten Schreib¬ 
studien entwickelte sich nun in den folgenden Jahren 
unter der Hand des Zeichners und ohne alle Absicht 
eine Schriftform, die in der Bildung, wie sie die breite 
Feder hervorbrachte, wohl bestehen konnte und keiner 
so weitgehenden Nacharbeit wie die erste Schrift be¬ 
durfte, ja auf eine solche fast ganz verzichten konnte. 
Diese Schrift suchte nunmehr ihre Tugend in einer 
gemessenen Haltung, einer größeren Gleichmäßigkeit 
der Formen, ohne deswegen toter Formenarmut zu 
verfallen. Wohl regt sich auch hier noch allenthalben 
gesundes Leben, aber es ist gebannt unter einen 
stärkeren Willen und keiner der einzelnen Buch¬ 
staben darf sich mehr eigensinnige Seitensprünge 
erlauben. 

In weiterer Verfolgung dieser Studien entwickelte 
sich mehr und mehr dieser ruhige Charakter bis zur 
Feierlichkeit, und es entstand eine Schriftart, die end¬ 
lich entschieden als „gotisch“ bezeichnet werden 
konnte, ohne daß ursprünglich die Absicht des Zeich¬ 
ners auf die Schaffung einer Schrift hinausgegangen 
wäre, die irgendeinem geschichtlichen Stilbegriff 
einzuordnen wäre. 

Die schon in der Kochschrift angewendeten Schwung¬ 
buchstaben erfuhren eine weitere und neuere Aus¬ 
bildung in dieser, als Maximilian bezeichneten 
Schrift. Die gleichmäßige Aufeinanderfolge kleiner 
Buchstabenformen gibt einer Buchseite immer eine 
gewisse nüchterne Ruhe, die man sich bei ge¬ 
wöhnlichen Druckarbeiten wohl gefallen lassen kann, 
die auch dem alltäglichen Bedürfnis durchaus ent¬ 
spricht. 


Will man jedoch der Seite einen besonderen Aus¬ 
druck geben, einen höheren ornamentalen Reiz, so 
setzt man etwa an den Anfang einen großformigen 
Initialbuchstaben und erreicht dadurch eine höchst 
wirkungsvolle Gegensetzung dieser großen Linien 
gegen das kleine Formengewirr der Schrift. 

Nichts andres wollen die Schwungbuchstaben. Sie 
unterstützen mit ihren Ober- oder Unterlängen oder 
den freien Ausläufen diese Wirkung auf das lebhaf¬ 
teste und geben uns außerdem die Möglichkeit, eine 
solche Belebung auch dort anzubringen, wo Initialen 
nicht anwendbar sind. 

Aber man beachte zweierlei, und präge es allen 
denen aufs beste ein, die mit diesen Dingen zu tun 
haben: 

Erstens sollen diese Schwungbuchstaben nur dann 
angewendet werden, wenn reichlich Platz für sie vor¬ 
handen ist, das heißt, wenn die Schwünge selbst nicht 
zu nahe an den Papierrand oder an eine Einfassung 
oder andre Schrift stoßen, wenn vielmehr um sie 
herum weißes Papier genug frei bleibt, daß diese, fast 
möchte man sagen, übermütige Bewegung, die ja nur 
aus dem Gefühl einesÜberflusses an Raum entstanden 
ist, auch ihre Berechtigung und ihren Sinn behält. 

Zweitens sollen diese Schwungbuchstaben so spar¬ 
sam wie möglich angewendet werden: je seltener, 
desto größer ist ihre Wirkung. Besonders gilt dies 
von den langen Unterlängen, die stark hervortreten 
und von denen eine oder höchstens zwei auf einer 
Seite fast immer genug sind. Ein Übermaß an sol¬ 
chen Schnörkeln stört die Ruhe des Eindrucks er¬ 
heblich und hebt die erstrebte Wirkung wieder voll¬ 
ständig auf. 

Dasselbe gilt für die Initialen und Schwungbuch¬ 
staben der Frühling. 

Der Schreiber, der diese Schrift hervorbrachte, 
verarbeitete hier die geläufigen Frakturformen, die 
er mit schmaler Feder in lebhafter Bewegtheit schrieb, 
denn auch sie ist eine geschriebene und keine ge¬ 
zeichnete Schrift. Starke Ober- und Unterlängen, 
große Versalien lassen sie sehr licht erscheinen. Die 
heitere Leichtigkeit und Zierlichkeitweisen derSchrift 
ihren besonderen Platz an. Auf sehr weißes Papier 
mit Sorgfalt gedruckt, im Satz möglichst locker und 
offen behandelt, wird sie für alle Zwecke ihren Dienst 
tun, wo man eine zarte Wirkung erstrebt und eine 
feine Zurückhaltung wünscht. 

Noch ein Wort sei erlaubt über die Ausführung 
von Druckschriften überhaupt: 

Auf keinem Gebiete der angewandten Kunst sind 
dem Künstler so schwere technische Hindernisse in den 
Weg gelegt wie bei dem Entwurf von Druckschriften, 
nirgends ist eine so weitgehende Durchdringung 


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int 4 aole flesi «Stoßen Roüegö/ lUtfferfkflJtt 61 • Dritter 

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Stau m.£ouprerf)t'tjan Kommen (Poptan)/ 

Sei. Kili Kupptest (Pioline) beide fluö Stotiffurt a.Jflt.; 
fjerm PauIPrficammßcrlin (Rlaöier) und de«! $taucncfjcir$ dcö (Befangbereino 
untec Geltung deä Rgl. mußt direftorä fjetrn fj.Rofenmeycr 

A 

1. Rlaoiccoortrag 

a) Impromptu ©äut/ b) Impromptu Adur Sr.Ptßuberi 

2. Kicöerüortrag 

a) KiebeOtreu/ b) Stuf dem Rirrfjffofe/ 
t) JPtegcnlicd/ d) tftändtfjen . . . JobonnesPrabma 
9. Piolmüorttng 

konnte für Pioline mit beaiffertem ©ab Antonio Öiöaldi 

ptcluöio a taptkeio ~ prt|to - Ulltgro - aibagio - $iga 1745 

4 . filteßer für irferfHmimgeti Stauender 

a) Pie Kapelle/ b) In meinem (Barten/ 

t) Hänie/ d) iriolett/ e) Jäger Wohlgemut R. Prfiumann 

5. Älaöteröortrag 

a) Aufforderung jum Ifanj .... £. MI. ö. IPcber 

b) fia Campanella.Scan? Kifjt 

6. Piolinüorttag 

a) ÜJaltcrs pceiolieä.HJagner^lPilbelmg 

b) Ariofo.(B.S.fjändel 

7 . ßteßcröortrag 

a) Ptändiften cinea mauern/ b) määdfetilied/ mar IBolff 
t) Ponfi/ d) (Bretel.jjand Pfirner 

Der Bed)fteltv$lügcl fft au« dem Hager der Sfrma C.B Bndre, Jranffurt a.!H.,€itefm»cß 
und für diefen flbend leffymeffe überlaffen morden 


Pie mitgliedec toerden um pünftlidfeo Ctfdfeinen gebeten/ die Paaltüren 
bleiben tnäßrend der Pauec der Porträge gefc^Ioffen. Per Porftand 


ntaiimilian uni maiimilinn-2In(iqun norf) 3»irf|nung Don KuÄolf Rorfj 
Od)riflgitßtrti 6t6r. Rlingfpnt/ f>ffcnbarf) am itloin. 


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des Technischen nötig, nirgends ist diese Durch¬ 
dringung so schwierig und langwierig. Der Hem¬ 
mungen sind so vielerlei: Schon bei der Zeich¬ 
nung die Übereinstimmung der Einzelformen und 
die Rücksicht auf höchste Lesbarkeit, der Stempel¬ 
schnitt, die Technik des Schriftgusses, das Stereo¬ 
typieren, der Schriftsatz in seinen verschiedenen 
Anforderungen als Werk-, Akzidenz- und Tabellensatz, 
alle diese bei der Herstellung und der Anwendung 
von Schriften mitwirkenden Techniken werfen sich 
dem nur seinem Formwillen folgenden Künstler in die 
Zügel und oft genug verzweifelt er daran, noch einen 
Restdessen zu retten, was inihmalsldee lebendigwar. 


Da führt keine Gewaltsamkeit zum Ziele. Ein ver¬ 
ständiges Eingehen des Stempelschneiders auf die 
Absichten des Zeichners und der ernste Wille dessen, 
der den ganzen Verlauf der Herstellung zu über¬ 
wachen hat, eine zähe Ausdauer und unverdrossene 
Geduld können allein und nur Schritt für Schritt zu 
dem erhofften Ziele führen. 

Daß trotz dieser Mühseligkeiten das Endergebnis 
frisch und natürlich erscheine, als wäre alles in einer 
einzigen frohen Laune entstanden, das ist das höchste 
Ziel des Schriftzeichners. 

Ob es bei den oben erwähnten Arbeiten erreicht 
wurde, darüber möge der Beschauer selbst urteilen. 


Ausstellung Deutscher Buchkunst 


D er Deutsche Buchgewerbeverein hat, geleitet von dem 
Bestreben, auch in der Kriegszeit das Buchgewerbe 
wirtschaftlich und künstlerisch zu fördern, unter Beistand 
der Herren Professor Walter Tiemann und Museumsdirektor 
Professor Dr. Schramm Ende August eine Ausstellung neue¬ 
rer deutscher Buchkunst der öffentlichen Besichtigung 
übergeben. Angesichts derstarken militärischen Inanspruch¬ 
nahme auch der Vertreter des Buchgewerbes und der Buch¬ 
kunst, der verhältnismäßig hohen Kosten aller Unterneh¬ 
mungen, sowie der Material- und Transportschwierigkeiten 
war das Zustandebringen der Ausstellung keine leichte 
Arbeit. Nichtsdestoweniger ist das Unternehmen glänzend 
gelungen. Es liefert einen sichtbaren Beweis für die dem 
deutschen Kunst- und Wirtschaftsleben im allgemeinen 
und dem deutschen Buchgewerbe im besonderen innewoh¬ 
nende Kraft, Leistungsfähigkeit und Elastizität. Zahlreiche 
Künstler, Schulen, Schriftgießereien, Verleger und Buch¬ 
bindereien aus ganz Deutschland haben die Ausstellung in 
reichhaltiger Weise beschickt. Ein aus führenden Künstlern 
und Fachleuten der einschlagenden Produktionszweige be¬ 
stehender Prüfungsausschuß wählte das Beste aus dem 
vorhandenen Material aus und sorgte für eine zweckentspre¬ 
chende geschmackvolle Aufmachung der einzelnen Objekte 
sowohl als auch der ganzen Ausstellung. Die Gruppe der 
Künstler, die 40 Vertreter mit klangvollen Namen, wie Pro¬ 
fessor Marcus Behmer, Charlottenburg, Fritz Behnke, Ham¬ 
burg, Lucian Bernhard, Berlin, Walter Buhe, zurzeit in 
Wilna, Christophe, Berlin, Professor C. O.Czeschka, Ham¬ 
burg, Delavilla, Frankfurt a. M., Professor F. H. Ehmcke, 
München, Erich Grüner, Leipzig, Professor Haustein, Stutt¬ 
gart, Kling, Hamburg, Professor Alfred Kubin, Wernstein, 
Professor Steiner-Prag und Professor Walter Tiemann, 
Leipzig, Heinrich Vogeler, Worpswede, Grimm-Sachsen¬ 
berg, Leipzig und andre mehr, aufweist, enthält Illustrationen 
der verschiedensten Art, wundervolle Muster für Vorsatz¬ 
papiere, Buchtitel, Exlibris usw. und ist von geradezu erstaun¬ 
licher Fülle im Hinblick auf geistigen Inhalt, Ausdrucksver¬ 
mögen und technischeAusführung. DieSammelausstellungen 
der Kgl. Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau, 
der Handwerker- und Kunstgewerbeschulen zu Barmen und 


Hannover, der Kunstgewerbe- und Handwerkerschulen zu 
Köln und Magdeburg und der Staatlichen Kunstgewerbe¬ 
schule zu Hamburg liefern ein hocherfreuliches Bild, wie 
erfolgreich die in der Heimat verbliebenen oder aus dem 
Felde zurückgekehrten Lehrkräfte an der Heranbildung eines 
tüchtigen Nachwuchses für die deutsche Buchkunst un¬ 
ablässig fortarbeiten. Ganz hervorragend sind auch die 
Illustrationsleistungen der Schüler Professor Ehmckes in 
München. Auch die Schüler des Graphikers und Vorstands 
der Kgl. Kunstgewerbebibliothek in Dresden H.Wieynck ver¬ 
dienen Beachtung. Die Schriftgießereien, von denen die 
Firmen D. Stempel A.-G., Frankfurt a. M., J. G. Scheiter 
&Giesecke,Leipzig,Bauer’scheGießereiundSchriftgießerei, 
Flinsch, Frankfurt a. M., Genzsch & Heyse, Schriftgießerei 
A.-G., Hamburg, Gebr. Klingspor, Offenbach a. M. und Ben¬ 
jamin Krebs Nachf., Frankfurt a. M. zu erwähnen sind, brin¬ 
gen zu den vorhandenen reichen Schätzen an einfachen 
und künstlerisch ausgestatteten Schriften viel neues, wert¬ 
volles Material an Typen, Vignetten, Initialen, Einfassungen 
und andern Verschönerungen des Satzbildes. Die deutschen 
Schriftgießereien sind unablässig bemüht, Hand in Hand 
mit Künstlern wie Professor Ehmcke,München, Heinz König, 
Lüneburg, Professor Kleukens, ProfessorTiemann, Leipzig, 
Otto Koch, Offenbach a. M., Wieynck, Dresden, Walter Buhe 
und andern stilvolle Neuigkeiten herauszubringen. Die Ab¬ 
teilung der deutschen Verlagshäuser in Leipzig, München, 
Stuttgart, Berlin, Weimar, Köln und Jena ist derart viel¬ 
gestaltig und umfangreich, daß sie in Gemeinschaft mit 
der Gruppe der Buchbindereien, unter denen die bekann¬ 
testen Großbuchbindereien und mehrere Mitglieder des 
Jakob-Krauße-Bundes sich recht gut vertreten zeigen, eine 
Ausstellung für sich allein bilden könnte. Zunächst befand 
sich die Ausstellung (bis Ende September) im Kunst¬ 
gewerbemuseum des Mitteldeutschen Kunstgewerbever¬ 
eins zu Frankfurt a. M., wo sie schon an den ersten Tagen 
nach der Eröffnung eine auffallend große Besucher¬ 
zahl zu verzeichnen hatte, die sich fortgesetzt steigerte. 
Von Frankfurt a. M. wird die Ausstellung voraussicht¬ 
lich nach München und sodann nach Stuttgart überführt 
werden. W. A. Eberwein. 


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Archiv für Buchgewerbe 


Dr. SubtnigUolfmann 

Ein Jlücfblicf auf feine fünfunöjmanjlgjährige gefdjäftlldjeXätlgFelt 


D er 16. DFtober i(l 6erEhrentag Ölefes JTIannes, Öer Öcm 
Öeutfd)en Buchgewerbe Bahnbrecher unö Söröerer, 
Öem elnjelnen ein teud)tenbes Borbilö Ijtngebenöer 
Berufsliebe unö raßloferlätigFeit ifl. SerrgeljeimerSofrat 
Dr. E. BolFmann (iefjl als i. Borßel)er bes Oeutfd)en Buch« 
gcroerbeoereins uns bcfonbers nahe als Bertreter eines ber 
ebelßen beulfdjen gewerbe, bem er half, bie .Kraft einer 
großen 3 öee im 3 af)re 1914 jum Siege ju fuhren: bie 
IBeltausnellung für Buchgewerbe unb graphiF erflanb in 
Sd)önl)eit unter feiner Ceitung. 

geijeimratDr. E.BolFmann, bereis Sauplmann imSclbe 
ßei)t, Iß JTlitinfjaber ÖerSirmaBreitFopf&Särlel inEeipjig, 
beren bucf)geroerblid)er Betrieb einer ber älteflen überhaupt 
ifl, ben er feil 25 3 ai)ren leitet. Er trat mit bud)hänblerifd)er 
Qusbilbung unb nad)Beenbigung Funßhißorifd)erSluÖien 
im 3al)re 1893 in bas gefdjäft ein, übernahm bie Eeitung 
ber Übteilung Orucferei (Buch», Stein» unb JiotenÖrucFerei), 
ber er befonberes 3 ntereffe entgegenbrachte. Seine flarFen 
FUnßlerifd)en Jleigungen in Berbinbung mit lebljafler Qn« 
teilnahme an buchörucftechnifchen Singen brachten balb 
einen frifdjen, freien 3 ug in bie il)m unterfleilten Betriebe. 
Er u>ar einer 6er erflen, 6er bie am üusgattg bes 19. 3 al)r» 
hunöerts Fräftig einfetjenben FUnß(erifd)enBeßrebungen im 
Buchgewerbe in iijrer liefgeijenben Bebeutung erFannte unb 
in BJort unb Schrift temperamenlDoll für bie prahifdje 
Ourd)flif)rung eintrat. 

Oie Pflege ebfer Bud)brucfFunfl liegt if)m befonbers am 
Serjen. Erjeugniffe oon fd)lid)ler, herber Schönheit, roie 
fte ooll tppograpljifeijen Stilgefühls anberwärts oor 1900 
olelleid)t nur nod) Otto oon Jpolttn erflehen ließ, gingen 
aus feinen OrucFpreffen Ijeroor. Um bie IDenbe bes 3 af)r» 
hunöerts erfd)ienen bei Breitfopf & Särtel jwei Jteuf)elten« 
heße oon großer Bebeutung, bie ju einer höheren BJüröigung 
6er bisher wenig beachteten Sdjmurfmolioe aus ÖerPßan» 
jtn. unb Xienoelt führten. 

Oie gcfd)äft[id)e Xätigfeit bes Strrn geheimrat Dr.BolF« 
mann iß mit ben in feinem Qmt als 1. Borflefjer b es Oeulfthen 
Buchgetoerbeoereins liegenben Pflichten eng oerfthiungen, 
ße läßt ßd) nur ln biefem 3 ufammenhang hier anbeuten. 
Unfre JTIUteilungen befd)ränFen ßd) auf bie bebeulenbßen 
Borfäile biefer überaus fruchtbringenben Bereinigung Don 
beruflicher unb felbßlofer gemeinnütjtger bud)gewerblid)er 
□rbeit. 

Uls bie OrucFlegung bes im 3 ahre 1899 00m Oeulfdjen 
Buchgewerbeoerein übernommenen Qrd)io für Bud)ÖrucFer« 
Funß, Jeßt unfer Qrchio für Buchgewerbe, ber Sirma Breil* 
Fopf & Särtel übertragen würbe, Fam biefe bewährte 
3 eitfd)rif( unter ben ted)nifchen unb Fünßlerißhen Einßuß 
Dr. Bolfmanns. Seine Beßrebungen, bem Qrchio in JeÖer 
IBeife bie ihm juFommenbe technifche Bebeutung ju Der« 
fdjaffen, ßnb oon großem Einfluß gewefen. Sie würben 
flärfer, als burd) bie überaus glUcfllcfle UJafl bes Scmi 
Dr.BotFmannjumi.BorßeherbesOrutfthen Buchgewerbe« 
oereins im 3 ahre 1901 an Stelle bes jum Qlterspräßbenlen 
ernannten ^errn Dr. D9car o. Safe alle Borausfeßungen 
gegeben waren, benBerein unb feine 3 eilfct)rift ben geßecflen 
hohen 3 ielen jujuführen. 

Bon ihm aus ging aud) ein nid)t unwefentlicher Einfluß 
auf bie grunblegenben Jleformen ber Königlichen QFaÖemie 
für graphifche Künße unb Buchgewerbe in Eeipjig, bie nun 
feit einer langen Jleilje oon 3 ahren bie langerfehnte bud)* 
gewerbliche ^ocf>fcf)ule iß, in ber auch JTtänner aus ben 


praFtißhen OrucFgewerben eine Fünßlerifdje Schulung be« 
Fommen Fönnen. 

geheimrat Dr. BolFmanns ßänbige Fühlung mit ber 
lebenbigen praj-is war wohl aud) bie Urfadje, baß bem 
Oeulfd)en Buchgewerbeoerein oon OXeichs wegen bie Qus* 
geßaltung unb Ourchführung ber buchgewerblid)en unb 
photographifhen Qbteilung ber Qusflellung bes Oeutfchen 
Gleiches aus Qnlaß Öer BJellausflellung in St. Eouis 1904 
übertragen würbe. Oie Beteiligung ber praFtifdjcn geroerbe 
an ber Kunßgewerbeausßellung in Oresben 1906 muß 
auch als feinBerbienß oerjeld)net werben. Unb bas glücF« 
licfle Erßehen ber 3 nternationa(en Qusßellung für Buch« 
gewerbe unb graphiF in Eeipjig 1914 unter feiner Seilung 
flehert ihm unoergängtldjen Jluf)m. 

Oem Oeutfdjen Berein für Budjwefen unb Schrifttum 
gehört er als JTUtbegrünber unö al9 1. Borßeher an. 

JTeben feiner bebeutenbenehrenamtlichenBereinstätlgFeit 
für bas beutfdje Buchgewerbe flnbet Dr. BolFmann nod) 
3 eit, ßd) in umfaffenber IBeife feinem gefd)äft unb ben 
bamit jufammenhängenben Einrichtungen ju mibmen. Oie 
lechnifchen Betriebe haben ßd) unter feiner ßd)em unb um* 
fleißigen Heilung foroofl räumlich als aud) ber neuen ted)« 
nifd)en EntwicFlung entfprechenb gewaltig ceränbert unb 
ausgebehnt. JTtil Enbe bes 3 af)res 1913 würbe ein fd)öner, 
jeitgemäß eingerichteter Erweiterungsbau fertiggeßellt, er 
ßel)i parallel jum Sauptgebäuöe. 3 n ihm beßnbel ßd) neben 
anbern ted)nifd)en Qbteilungen öer Bud)brucFmafchinen« 
faai; 49 Buchörucf«Sd)nel(preffen flehen barin, ferner fünf 
XlegelbrucFpreffen unb jwei Kalanöer. 

Oem oon echter Bud)brucfFunß burd)brungenen Buche 
hängt S«rr geheimrat Dr. BolFmann mit großer Siebe an. 
Oie Qusßaltung mag ganj neujeillid) ober in Qnlehnung 
an ben gefd)macF unfer Qltoorbem befd)eiöen fein genannt 
werben. Er war hocherfreut, als oor 3 af)ren in einem 
oerßeeften XDinFel bes großen Orucfhaufes bie JTlatern 
aufgefunben würben, aus Öenen feflon fein ruhmreicher 
gefchäftsoorfahre 3 mmanuel BreilFopf eine prächtige 
7 raFturfd)rifl gießen ließ. Unb als gar etwas fpäter In 
einem alten Sd)ranF ed)ler, aller 3 ierat in Driginalhoßßöcfen 
ßd) oorfanb, hielt er in feinen Sänöen eine liebliche Doppel« 
blüte, bie ju Fößlid)er Entfaltung brängle. Oen hohen BJert 
biefes fd)önenOoppelgefd)enFs fplegeln eine große Qnjahl 
oon OrucFmerFen aus feiner unö fremben Dfßjinen, in Öenen 
Öem beulfd)en geßhmacF ßiloolle Bud)ausßattung geboten 
wirb. Einen anbern überrafd)enb fd)önen ffunö unö gleid)« 
jeltig eine befonbere Entbecferfreuöe bilbeten Öle JTTatem 
einer aud) 00m Jungen BreltFopf ßammenben Schrift, bie 
unter bem Ehrennamen 3 ean*Paul*Sd)rift in ber BreilFopf 
& Särtelfd)en OrucFerei jur Berwenbung gelangt. Oaju 
Fommt bie aud) unter JTTitroirFung geheimrat BolFmanns 
ausgewählte große Jleihe fd)öner Bud)fd)rißen jur Pflege 
neujcitlicherBud)Funß.—Oie 3 ahreoor bem Kriege brachten 
Öer Oruderei bie Ourchführung langgehegter, oon well« 
ßhauenöer Borausßd)t getragener großer plane unö Qb* 
ßd)ien unter jlelbewußler Leitung unö in froh fchaffenöer 
Qrbeitsluß; allem weiteren trat öer Krieg entgegen. 

JTtag in frieblid)en 3 eiten öem mannigfad) geglieberten 
BJerF weiteres g!ücFIid)es Schaffen befd)ieben fein. 

„Unö über allem ein [enFenber geifl, Flug prüfenö, was 
not war, 

Oaß bie Qrbeit gebeih Öurd) uns, unö wir In Öer Qrbelt, 

Oaß fle bem Saus jum Seil, ben Oeutfchen gewinn fei." 


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Protokoll des Preisgerichts für eine Reichspostmarke 

im Kgl. Landesgewerbemuseum in Stuttgart am 23. und 24. September 1918 1 


A nwesend: Olaf Gulbransson, München; Professor Paul 
.Haustein, Stuttgart; Geheimrat Direktor Dr. Peter 
Jessen, Berlin; Geheimrat Professor Max Klinger, Leipzig; 
Hofrat Alexander Koch, Darmstadt; Professor Dr. Gustav 
E. Pazaurek, Stuttgart; Direktor Max Strauch, Stuttgart. 

Das Preisgericht hat drei Sitzungen im Laufe zweierTage 
abgehalten. Nach mehrfacher eingehender Prüfung wurden 
von den 766 rechtzeitig und ordnungsgemäß eingereichten 
Arbeiten die mit den nachfolgenden Kennworten in die 
engere Wahl aufgenommen: Adler, Aquila Germanicus, 
Arbeit, Bagage, Bimini, Blitz II, Bündnis, Deutscher Aar, 
Deutsche Art, Deutsche Eiche, Deutsche Reichskrone, 
Deutsche Saat, Deutsche Volksmarken 2, Deutsche Volks¬ 
marken 4, Die Arbeit, Drei Ähren, Eiche, Eichen und Dornen, 
Erwache Volk, Ewige Arbeit I, Herrliches Gedeihen Land¬ 
wirtschaft, Im Schutze des Volks, Jung Deutschland, Kem- 
melberg, Kraetke, Krieg und Friede, Krümelkram, Laokoon, 
Lebensnerv, Margarete, Mathilde 1, Nocturno, Oktober, 
Paula, Postdirektor, Quelle der Kraft, Reichsadler (Mün¬ 
chen), Reichsadler (Elberfeld), Kleinodien, Sämann 101, 
St. Jürgen, September, Sichel, Siegfried, Stammhalter, 
Stephan, Stilles Heldentum, Thurn und Taxis, Unbezwing- 
liches Volk, Vergebliche Liebesmüh, Versuch (Lehe), Ver¬ 
such (Essen), Walhallasehnen, Wandlung A, Wandlung B, 
Wasserwogen, Weltpostverein. 

Das Preisgericht kam einstimmig zur Überzeugung, daß 
eine alleingültige, allen erfüllbaren technischen und künst¬ 
lerischen Ansprüchen genügende, das Ansehen des Deut¬ 
schen Reiches, wie den hohen Stand unsrer Graphik über¬ 


zeugend zum Ausdruck bringende Marke leider nicht erzielt 
worden ist. — Die 20 verhältnismäßig besten Wettbewerb¬ 
arbeiten, über welche eben falls volleübereinstimmung unter 
den Preisrichtern erzielt wurde, werden durch gleichmäßige 
Anerkennungspreise von je M 400.— ausgezeichnet. Es sind 
dies: Und neues Leben von E. P. Börner, Meißen; Fatum von 
M. Eschle, München; Deutscher Aar von C.W. W. Hadank, 
Berlin; Zinnober von Gertrud Kleinhempel, Bielefeld; Be¬ 
freiung und Germania von H. Lehmann, Hohendölzschen; 
Dirndl von K. Michel, Berlin; Seeweg und Unzial von Änni 
Müller-Knatz , Frankfurt a.M.; Sturm 1 von Paul Plontke im 
Feld; Kaiserreich und Kaiserkrone von G.Schlipf, Schorndorf; 
Das Kronland von Th.Scfttvab, Berlin; Blindgänger von Otto 
Ubbelohde, Marburg; Fröhlicher Ausblick von k.Uzarski, 
Düsseldorf; Reichskogge und Kanaria von Paul Wen*, Berlin; 
Barbar von O. Wirsching, Dachau; Mathilde 2 von Peter 
Wolbrandt, Krefeld und Hesperos von J. Wuerstl, München. 

Mit dieser Entscheidung hofft das Preisgericht die Ab¬ 
sicht des Landesgewerbemuseums und auch der Bank Stahl 
& Federer A.-G., die die Mittel zu diesem Preisausschreiben 
in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt hat, am 
besten gerecht geworden zu sein und ist überzeugt, daß die 
Direktion des Reichspostamtes, wie auch die Direktion der 
Reichsdruckerei eine Fülle von Anregungen und Finger¬ 
zeigen erlangen kann, die uns der Verwirklichung des all¬ 
gemeinen Wunsches des ganzen deutschen Volkes nach 
guten Briefmarken wesentlich näher gebracht haben wird. 
Olaf Gulbransson, Paul Haustein, Jessen, Max Klinger, 
Alexander Koch, Pazaurek, Max Strauch. 


Buchgewerbliche Rundschau 


♦ Kleine Mitteilungen. Eine Kalenderausstellung, die 
auch nur eine gedrängte Sicht über die hauptsächlichsten 
Entwicklungsstufen des Kalenders, seiner wissenschaft¬ 
lichen Grundlagen und zeitgeschichtlichen Bestrebungen 
gibt, dürfte wohl mannigfache Interessen wecken. Alle an 
der Herstellung von Kalendern Beteiligten seien auf die 
vom Industrie- und Handelsministerium zu Hannover ge¬ 
plante Ausstellung aufmerksam gemacht. Die alles Nähere 
enthaltenden Ausstellungsbedingungen werden auf Ver¬ 
langen kostenlos und unverbindlich zugeschickt. — Die 
Firma Dr. Kurt Säuberlich in Leipzig zeigt uns durch ein 
geschmackvoll ausgeführtes Rundschreiben an, daß sie in 
Leipzig, Querstraße 17 auf der Grundlage eines käuflich 
erworbenen auswärtigen Betriebes eine Buchdruckerei er¬ 
richtet hat und sich mit Werk- und Akzidenzdruck in künst¬ 
lerischer Ausstattung befassen wird. Für die Zeit, in der 
Herr Dr. Kurt Säuberlich durch Heeresdienst verhindert 
ist, wird Herr Otto Säuberlich die Interessen der neuen 
Firma wahrnehmen.— Die Firma W.Moeser, Buchdruckerei, 
Schriftgießerei und Stereotypie, W. Moeser Buchhandlung 
(Verlag) in Berlin ist käuflich in den Besitz der Herren 
Willy Brandstetter und Dr. Kurt Säuberlich in Leipzig über¬ 
gegangen. — Die Firma Oscar Brandstetter in Leipzig gibt 
von der durch das Ableben des Herrn Oscar Brandstetter 
in Leipzig erfolgten Änderung in den Besitzverhältnissen 

1 Siehe die Bekanntmachung in Heft 3/4 dieses Jahrganges. 


der Firma Kenntnis. Die Firma ist auf die Herren Willy 
und Justus Brandstetter, Dr. Raymund Schmidt und Otto 
Säuberlich übergegangen. — Kommerzienrat Friedrich Soen- 
necken in Bonn beging am 20. September seinen 70. Geburts¬ 
tag. Mit seiner Rundschriftmethode und seinen Rundschrift¬ 
federn trat Soennecken 1875 zuerst an die Öffentlichkeit. 
Bei der allgemeinen Bedeutung der Schreibarbeit für alle 
Kreise hat Soennecken in der Absicht, durch sinnvolle 
Bureaueinrichtungen Ordnung zu schaffen, Arbeitzu sparen 
und Zeit zu gewinnen, wirtschaftlich kulturfördernd ge¬ 
wirkt. Ferner ist Soennecken ein sachkundiger Anwalt für 
die Reform des Schriftwesens und für die Aufhebung der 
Zweischriftigkeit. —Am 1. Oktober dieses Jahres konnte die 
Firm&AlbertKoeniginGuben aufihr fünfzigjährigesBestehen 
zurückblicken. Der am 22. Oktober 1909 verstorbene Kgl. 
Kommerzienrat Albert Koenig gründete am 1.Oktober 1868 
die Firma. Die mit übernommene dreimal wöchentlich er¬ 
scheinende Zeitung „Der Bote“ erhielt bereits ein Viertel¬ 
jahr später den Namen „Gubener Zeitung“. Die Druckerei 
ist ständig gewachsen. Seit 1871 erscheint im Verlage Albert 
Koenig u. a. auch das bekannte Koenigs Kursbuch, das seit 
seinem Bestehen in über 12Millionen Exemplaren verbreitet 
worden ist. Die Firma ging inzwischen auf Herrn Albrecht 
Koenig über, der seinem Vater schon jahrelang zur Seite 
stand. — Das Kempewerk in Nürnberg teilt mit, daß Herr 
Erich Kempe als Teilhaber in die Firma eingetreten ist. 


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Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge 


* Illustrierte Zeitung, Festnummer (Nr. 3913) aus Anlaß 
des 75jährigen Bestehens. 1843—1918. Verlag J.J. Weber, 
Leipzig. Preis M 2.50. Die vorliegende Festnummer des 
altangesehenen, an der Spitze der deutschen illustrierten 
Blätter schreitenden Unternehmens ist sowohl inhaltlich 
wie bildlich eine graphische Leistung im wahren Sinne des 
Wortes, denn die einzelnen Aufsätze geben dem Leser einen 
Begriff von der Art der Entstehung alles dessen, was die 
„Illustrierte“ innerlich und äußerlich ausmacht: vom Satz, 
Bild und Druck des Blattes, von den Werkstätten, in denen 
sie entsteht, und von den Mitteln, die für alles Entstehende 
notwendig sind, sozusagen ihren ständigen Werdegang. Die 
Abhandlungen mögen hier kurz verzeichnet sein: Verleger 
und Mensch, ein Beitrag zur Geschichte des Hauses J.J. 
Weber, von Hofrat Dr.Joh. Baensch-Drugulin; Das deutsche 
Vaterland, die Welt und die Leipziger „Illustrierte Zeitung“ 
von Alexander von Gleichen - Rußwurm; Die Hände des 
Buchgewerbes, von Hugo Steiner-Prag; Bild, Anschauung 
und Phantasie, von Dr. Max Brahn; Illustrierte Presse und 
Politik, von Direktor Heinrich Pfeiffer; Schriftsteller, Ar¬ 
beiter und Kaufmann, von Dr.Julius Zeitler; Derlllustrator 
in voller Fahrt, von Walter Hammer; Das Zwergenreich 
und die „Illustrierte“, von Else Steup; Moderne Verviel¬ 
fältigungsverfahren, von H. Gerstenberg. Die Illustrationen 
und Bildbeilagen der Nummer ergänzen die einzelnen Auf¬ 
sätze in ausgezeichneter Weise, das heißt sie geben dem 
Leser und Beschauer eine Übersicht von den verschiedenen 
Druckverfahren, die ihm in der „Illustrierten“ abwechselnd 
begegnen und sein Interesse oft wachgerufen haben dürften. 
Für den Fachmann wird natürlich darin auch manches 
Interessante geboten, denn daß ein technischer Betrieb wie 
der der Firma J.J. Weber mit den neuesten und vollkom¬ 
mensten Einrichtungen und Mitteln ausgerüstet ist und 
arbeitet, ist selbstverständlich. Und so darf denn diese 
Festnummer im ganzen als eine wohlgelungene graphische 
Arbeit angesehen werden, wie sie sich übrigens fast in jeder 
Nummer des Blattes, wenn auch nicht in so ausgesprochen 
technischer Art widerspiegelt. Möchte es der Jubilarin ge- 

' lingen, noch lange auf der betretenen altbewährten Bahn 
weiterzuwandeln, um zu ihrem Teile dazu beizutragen, dem 
deutschen Volke nicht nur die Geistesarbeit der angesehen¬ 
sten Frauen und Männer sowie zahlreicher Künstler zu ver¬ 
mitteln, sondern auch die Fortschritte graphischer Technik 
und Leistungsfähigkeit. S. 

* Bilder aus Hannover. Die Geschäftsbücherfabrik J. C. 
König & Ebhardt in Hannover in Wort und Bild. Die vor¬ 
liegende Veröffentlichung ist in ihrem bildlichen Teile nicht 
minder von Interesse als wie in rein technischer Hinsicht. 
Geben einerseits die markigen Holzschnittdarstellungen in 
Abwechselung mit einer Anzahl vorzüglicher Vierfarben¬ 
drucke eine kontrastreiche fesselnde Wirkung, so verdienen 
die Holzschnittblätter von Willy Schuster, die einen Einblick 


in die Betriebsräume der Firma vermitteln, ganz besondere 
Beachtung. Es wird hier in wenigen markigen Strichen das 
Wirken in der Werkstatt besser dargestellt als wie es in der 
Regel durch gekünstelte photographische Aufnahmen zu 
geschehen pflegt. Die Wirkung derbildlichen Darstellungen 
in Verbindung mit kräftig geschriebenerSchrift ist eine aus¬ 
gezeichnete und es verdient die kleine sauber hergestellte 
Schrift auch in ihrem übrigen Teile vollste Anerkennung. 

* Wie im Vorjahre so hat die Firma H.Hohmann in Darm¬ 

stadt auch dieses Jahr wieder einige Kalender- Neuheiten 
geschaffen. Es sind dies Kalender-Rückwände mit Original- 
Steinzeichnungen ersterKünstIer,die in ihrer farbenreichen 
Ausführung'den besten Eindruck machen. Daneben liegen 
auch Tages-, Wochen- und Halbmonatsblocks in praktischer 
Anordnung vor. -r-, 

* Altfränkische Bilder. 1918. Mit erläuterndem Text 
von Dr. Theodor Henner. Herausgegeben und gedruckt 
in der Kgl. Universitätsdruckerei H. Stürtz in Würzburg. 
Der 24. Jahrgang dieser Veröffentlichung ist wieder reich 
an textlichem und bildlichem Inhalt und die Druckaus¬ 
führung wie stets eine einwandfreie. Von den Beiträgen 
bietet derjenige über Karl Theodor von Dahlberg Interesse 
für weitere Kreise, handelt es sich doch um eine Persön¬ 
lichkeit, die außer auf die Politik auch auf Wissenschaft 
und Literatur einen gewissen Einfluß auszuüben vermochte. 

* Die Beilagen zum Hefte 7/8. Zu dem Aufsatze Die Be¬ 
deutung der Schulwerkstatt usw. bringen wir als erklärende 
Beilagen eine Originalsteinzeichnung in drei Farben sowie 
den Abdruck einer direkten Zeichnung auf feingekörntem 
Steine. Die Originalsteine der beiden Blätter wurden uns 
von der Leitung der Städtischen Fach- und Fortbildungs¬ 
schule in Chemnitz zur Verfügung gestellt. Der Druck er¬ 
folgte bei Körner & Lauterbach in Chemnitz. — Durch das 
Entgegenkommen der Firma J. C. König & Ebhardt in Han¬ 
nover sind wir in der Lage, zwei Blätter aus der an andrer 
Stelle besprochenen Veröffentlichung Bilder aus Hannover 
wiederzugeben. Das eine Blatt ist eine wirksame hand¬ 
geschriebene Arbeit, während das zweite Blatt die ausge¬ 
zeichnete Wirkung des Linienholzschnittes erkennen läßt. 
Wir verweisen ferner auf die ausgezeichnete Satzbeilage 
der Schriftgießerei Gebr. Klingspor in Offenbach a. M. Das 
Blatt illustriert zugleich die in diesem Hefte enthaltene 
Selbstanzeige von Rudolf Koch über seine deutsche Schrift 
Frühling sowie Maximilian und Maximilian-Antiqua. — End¬ 
lich dürfte auch die umfangreiche Beilage mit zahlreichen 
Wiedergaben von Abteilungen aus der großen Zahl von 
Räumen des Deutschen Kulturmuseums weiterem Interesse 
begegnen. Der Lageplan der Museumsräume gibt dem Leser 
ein ungefähres Bild von der glücklichen Gliederung der ver¬ 
fügbar gewesenen Räume, in die nunmehr eine Fülle wert¬ 
vollster Stücke so untergebracht sind, daß eine ungestörte 
Betrachtung und deren Studium möglich geworden ist. 


Inhaltsverzeichnis 


Bekanntmachungen. S.73. — Ein Streifzug durch 50 Jahr¬ 
gänge des Archivs für Buchgewerbe (8. Fortsetzung). S. 74. 
— Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphische Ge¬ 
werbe. S. 84. — Die Leipziger Papiermesse. S. 90. — Maxi¬ 
milian-und Frühling-Schrift. S.92.—Ausstellung Deutscher 


Buchkunst. S.93.— Dr.LudwigVolkmann. S.94. — Protokoll 
des Preisgerichts für eine Reichspostmarke. S.95. — Buch¬ 
gewerbliche Rundschau. S.95. — Zeitschriften-und Bücher¬ 
schau; verschiedene Eingänge. S. 96. 

6 Beilagen. 


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0tr. 7/8 




1918 


©ie epic^ortfclje (präf)ellentfdje) 0$rift tm SBeften ÄletnaftenS 

SBon UnioerfitätSprofeffor Dr. 33. ® a r b t b a u f e n in Seipjig 


er SiegeSjug bet gtiecbifcb=r6'mifchen äBeltBultur 
trat glänjenb unb jugleid) auch für bie ©efamt* 
heit heilfam; aber ihr 2Beg ging übet Jeicfien unb 
Krümmet Dieter großer unb E leinet Nationen beö Altertums. 

Gttnen ju bereichern unter allen 
9J?ußte biefe f ebene SEBett oergebn. 

SDianche bieferbefiegten «Stamme mürben ooöflänbig »er* 
nicbtet,anbreinibretnationalen£ntroicflunggebrocbenunb 
oeranlaßt, bie Sprache unb Sitte ber Sieger anjunehmen. 

DaS ifi ber ©runb, meöhalb mir fo menig miffen non 
ber nationalen Sprache unb Sitte ber meifien 936'lEet beö 
Altertums; für unö finb fie oerloren. 

ffiir haben allerbingö Flamen oon sperfonen unb £>rt* 
febaften, ferner ©loffen ber ©rammatücr, bie ben unters 
gegangenen 93otEern entflammen; allein etroaö eingeben* 
bere Kenntnis Bonnen mit nur ba geminnen, mo biefe töo'lBer 
eine eigene Schrift auSgebtlbet batten, in ber ftcb nationale 
Snfcbriften erhalten haben. 9lur bie Sufceti, Affprer unb 
#gppter haben eine fetbftänbige Citcratur auSgebilbet, bie 
fiel; erhalten hat, roä'hrenb fie bei ben Karthagern unter* 
gegangen ifi. 

Auf ben größeren Snfeln beö o'filichen SRittelmeereö 
Kpproö unb Kreta hatte fich fchon cot ber Sinmanberung 
ber Seltenen eine felbfiänbige Kultur unb Schrift aus* 
gebilbet; groben finbet man auf beiben 3nfeln; auf Kpproö 
fennen mir mohl bie Schrift, aber nicht bie Sprache ber 
Singebornen; auf Kreta aber roeber Sprache noch Schrift. 

2116 bie Jpellcnen ihre Jjalbinfel befeßten, fanben fie bort 
ebenfalls eine Kultur, bie ihrer eigenen nicht nur gleich, 
fonbern mahrfcheinlich überlegen mar. 

Auch in Stalien hatten bie Struöler fich früher unb 
reidjer entrcicfelt alö bieSRömer; unb hoch mürben fie nach* 
her oollffänbig romanifiert. 3n ähnlicher äßeife hatten 
auch bie löolfer ber ibertfeben ijalbinfel eine nationale 


Schrift unb Siteratur (fiehe Strabo 3, Seite 139); allein 
nur Snfcbriften unb SOiünjen finb uns erhalten. 

SOiehr haben mir auch nicht bei ben 336'lEem beö roefl* 
liehen KleinafienS; bie Sntjifferung ihrer 3nfchriften 
hatte man fchon lange oerfuebt; aber erfi neuerbingS ifi 
fie burch glüefliebe gunbe bei fpfiematifchen Ausgrabungen 
mefentlich geförbert. SCBiffenf^mftliche Steifen mürben 
namentlich oon ÜBien aus unternommen, bort plant man 
auch eine Sammlung ber Snfcbriften Tituli Asiae Minoris, 
beren erfier 23anb mit ben IpEifcben Snfcbriften bereits 
1901 erfeffienen ifi. 

Zie SntmicflungSgefchichte ber Schrift auf Eleinafia* 
tifchem ©oben Bonnen mir roenigfienS in ben äußeren 
Umriffen überfchauen. Urfprünglich herrfchte hier eine 
Silberfchrift, ungefähr mie bie hittitifchen Jpieroglppben; 
bann mürbe baS 23ilb fiilifiert ober oerEärjt unb bebeutete 
nur noch eine Silbe; biefe Stufe jeigt uns noch brüte bie 
Silbenfcbrift oon Kpproö. Sntfianben ifi fie aber roahr* 
fcheinlich nicht auf ber Snfel, fonbern bei ben SßölFern beS 
gcfilanbeS, bie fpäter baS griechifche Alphabet annahnien, 
ihm aber etnheimifche Slemente beimifchten. Auf ben 
SDiünjen unb Snfcbriften ber SpBier, Karer ufro. finben mir 
nicht nur mie auf Kpproö einfache Reichen im Sinne oon 
Silben »erreenbet, fonbern auch epichotifche Reichen neben 
ben grieefüfehen SBuchfiaben: aus ben Bpprifcpen Silben* 
jeichen X (me) unb X- (mu) entfianb baS IpEifche X (m); 
bie ältefien SleEtronmünjen oon 9)?ilet haben baher Beine 
anbere Snfchrift als X = Sü(ilet), fiehe Catal. gr. coins 
Br. mus. (Ionia) pl. III 5. 6., ebenfo pl. I 3 (unattributed) 
baöfclbe Reichen 1 . Ui Epprifch de fieht man auf IpEifchen 
SJiünjen beö De(neoelcS), fiehe 25abclon, Perses Ache- 
menid. p. C V; 77 ocrgleichcS8abe(on,Traite, Descr. 2.271. 

1 X (Dynastes incertains) fiehe SBabelon, Trait£, Descr. I, 491. 
Sliich auf ben Wiinjcn von OTefcmbrin fiept man ein M: X aufset 
gtiedjifcbcn i8ud)iiabcn. 

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Seit f^ri ft b ei 35eutfcben 93 e r e t tt ß für Q3ud)wefeti unb ©dbrifttum 


277. 293; baßfelbe ©ilbenjeicben bebeutet ober auch te alß 
Slnfangßfilbe beß Te(thiveibes); ocrglcicbe 23abclon,Pers. 
Achemen. p. 69 no. 47?. Gbenfo haben bie Spfier auf 
ihre SHünjen ein Y gefegt ögrtttcf? bem fpprifdjen Y (u); 
mit bcmfclbett ©ilbenjeicben bat man auch baß Y (Ipbifd) 
ü) in Sterbinbung gebracht, nach Sittmann, Sardis 6, 16 
probably accidental. jtpprifcb A, ffi\ (re) bleibt farifcb 
A (re), «öiclleicbt gehren auch ^eicben ber SJtünjen f)ier= 
her, bic noch nicht erflärt finb: T P % unb 4i O <? bei 
ISabelon, Traitd d. m. Descr. 2,938 pl. CXLIII, 3. 

Daß finb alfo Elemente ber fleinafiatifcben alten «Schrift, 
bie auch nach Hinnahme ber grieebifeben ©uebftabenfebrift 
ftcb gebolten haben. Snjmifcbcn batte ftcb febon im jmeiten 
Sabrtaufenb oor ShrtfH in ©prien unb ^aläftina eine mirf* 
liebe 95ucbffabenfcbrift gebilbet, bicSERutter ber bellcnifcben 
Schrift. Da bie grieebifeben SSucbftabcnnamen »telfoch 
auf -a enbigen, maß ber aramäifeben gorm entfpriegt, fo 
bat man gemeint, baff bie Slramäer, nicht bie «Pbönijier, 
bie Vermittler gemefen feien. Dann muffte ficb bie S3ucb* 
ftabenfebrift oon «Horbfprien auß ju £anbe nach 2Beften 
oerbreitet haben; fie märe erft nach Äleinafien unb fpäter 
nach Jjellaß gefommen. 

Die frembartigen Reichen neben grieebifeben 23ucbftaben 
in ber ©ebrift ber ©tämme beß meftltcben Äleinafienß roollte 
©apee bei ©cbliemann (3lioß. Slppenb. III ©eite 699) ab* 
leiten from a syllabary previously in use and identical 
in tlie main with the Cypriote unb ich febe in ber Xat 
feine beffere ©rftörung, menn auch 2lrfmrigbt (Sabrcßbefte 
b. j&. 21. 3nfl. 2, 74) ficb bagegen außgefproeben bat unb 
berühmte Drientalijten, mie j. 18. Groalb, ©ö'tting. @el. 
2lnj. 1868, 24, meinen: „eß ift febr bie grage, ob ©ebrift* 
tum unb alle übrige höhere 23ilbung bei ben Spfiern nicht 
otel früher alß bei ben ©riechen blübete" unb ähnlich oon 
ben «Heueren auch SBellbaufen. 

Unß intereffiert hier nur bie grage nach ber Priorität 
ber ©ebrift, unb eß leibet fegt feinen ^meifel mehr, bafj 
nicht nur bie Spfier, fonbern auch bie anbern ißölfer beß 
mefllicbcn Äleinafienß baß pböntjifcbe Uralpbabet jugleicb 
mit ben ^Reformen ber Jjellenen oonSBcften erhalten haben 
unb bie 23ucbftabennamen burebauß nicht bagegen fpreeben, 
oergleicbc Sb. SOteper, ©efef). b. 2llt. 2 (1893), § 2?1 —?3. 

«Pbönijifche ©eefabrer haben bie neuerfunbene 23ucb* 
ftabenfebrift nach HBeftcn getragen. 3n Jjcllaß mürbe fie 
umgebilbet, oereinfaebt unb ermeitert; fo oerbreitete fie ficb 
nach Jtleinafien ju ben griechischen Kolonien unb ben ein* 
geborenen ©tämmen, beren ©ebrift jum größten Xeile 
auß grieebifeben Vucbftaben beftebt, jum Heineren auß 
Reichen ber epicborifcbcn ©ebrift. gür bie SScbürfniffe ber 
aftatifchen Sprachen mürben bie grieebifeben Raichen jum 
Xeil umgebcutet 1 , namentlich aber bic 3al)l ber Vofale 


* (de sonis mutatis; TAM. I, p. 5. 


bebeutenb oermebrt. Diefe gemifchte ©ebrift ber .Klein* 
aftaten fann man mit Stecht prä'bellenifch nennen, ba bie 
Gin fübrung ber rein grieebifeben Schrift erft fpäter erfolgte. 

Gß finb im mefentlicben .Rarer, £pber, 2pftcr, «Pamp&p* 
lier unb «Pbrpger, bie für unß in betracht fomtnen,mä'brenb 
ber Dften ber .fjalbtnfel femitifebe ©ebrift annabm. 



©omohl ber Umfang ber fleinafiatifcben Sllpbabete, mie 
bie gönnen ber 23ucbflaben bemeifen beutlicb ben belle* 
nifeben Urfprung; auch Stiftung ber Schrift ift, mie 
bei ben Hellenen, urfprünglicb linfßläuftg. Die ältefte 
Steform ber jjellenett, ber 23. Vucbftabe, fehlt feinem 
fleinafiatifcben 2llpbabete beß ffiejtcnß. Von ben meiteren 
^ufafjbucbftabcn ift baß Y (x) oorbanben, <t> bagegen blofj 
im Äarifcben, menn mir 0 fo auffaffen bürfett. Daß gj 
fehlt; nur in ©elinunt (fiebe o.©. J7) bat man baß Hein* 
afiatifche Reichen im «Hamen Jjppfaß in biefem ©inne 
oermen&et. Q fomrnt nur auf beit jungen farifeben «Dtünjen 
oor, gemifebt mit femitifeben Gbaraftcren. Daß fürÄircb* 
hoffe ©ruppierung ber hellenifchen «Hationalfcbriften fo 
wichtige =. mirb in feinem ber fleinafiatifcben Sllpbabete 
beß ÜBeftenß, aufjer bem pampbplifeben, oermenbet; bie 
anbern gehören alle jur roten ©ruppe; über baß I bei 
ben Spbern fiebe ©eite 77. 

Stein griechifcbe ©täbte Äleinaficnß ober auch Dpnaften, 
mie Xbemiftofleß alß ©attap oon ÜHagnefia, haben bie 
epicborifcbe ©ebrift niemalß angemenbet; menn alfo X 
auf ben SRünjen SOiiletß richtig erflärt ift (fiebe oben), fo 
müffen mir barauß fcbliefjen, bafj bie ©tobt bamalß noch 
nicht rein grieebifeb mar. 

2lm menigfien Slbroeicbungcn oon bem grieebifeben 
Sllpbabet jeigt 


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3citf$rift b c $ 2>eutf<hen 93 e r e t n S füt 93ud)t»efen unb ©chrifttum 


I. SaS spjjrpgtfc^Scmntfdje. 
spijepgifehe Schriftbenfmaler lernten mir hauptfachlich 
burd) bie oonSeafe entbecften@raber oonSoganlu fennen; 
oergleidje Journ. oftheR. As. Soc. N. S. 15. 1883, 120; 
bie beiten pra'bellenifchen Snfchriften oon SemnoS würben 
publiziert oon Gouftn unb Surrbach, B. C. H. 10. 1886, 
p. 1; eö ift baS 23ruftbitb eines ÄriegerS mit einer bars 
barifcljen Snfchrift in boppelter gaffung oon oerfchtebenen 
Jjanben: IG. XII8,1. Äern, Inscr. graecae no. 1. Sie 
3nfchrift erregte fofort ungewöhnliches 2luffel;en, weil 
man (namentlich ^auli) in ber Sprache 33erwanbtfcpaft 
mit beni Struöfifcpen ju entbeefen meinte. 2tlS ob bie 
Sache fdjon entfd;ieben wäre, hat man bie 3nfchrift fogar 
ins Corpus Inscr. Etrusc. aufgenommen. Slllein mit 
Stecht fagt 23eloch, ©riech. ©efcf>. 1 (1913) Sette 52: „oon 
ben 2B örtern ber Snfdjrift febrt in unfern etruSfifchen 
iEejcten fein einziges wteber; fie zeigt ferner baS £), fcao 
bem (hruSEifchen fehlt; baS üllphabet ift nicht etruSftfcf), 
fonbern phrpgifch" 1 ; bie Sprache bezeichnet er oietmebr 
als tbrafifeb. SiefeS Urteil über bie Sprache ifi auch für 
bie Schrift oon DBicljtigfeit. ®afj bie lemnifdjen unb 
phrpgifchen Reichen berfelben Schriftart angehören, ergibt 
fich namentltd) aus ber ganz fingularen gorm beS l S 
im ©egenfaij ju a: $ SaS phrpgifch=lemnifche lllphabet 
hat nicht, wie bie anbern Sllphabete beS roeftlichen Äleins 
afienS, einen griechifchen ©runbftocf, fonbern eS ift eigents 
lieh altgriechifch (fiehe jtirchhoff/ ©tubien 4 54^-55); auch 
bie jSufagbuchftaben, burch welche bie ©riechen baS phönis 
jifche Uralphabet erweiterten, finb oorhanben; baS Y, ber 
a'lteffe^ufafcbuchftabe, ber in feinem griechifchen Alphabete 
fehlt, ifi in ben beiben lemnifchen Snfchriften allerbingS 
nicht nachjuweifen; eS leibet aber feinen Zweifel, bajj er 
oorhanben war; auch baS gehlen oon B, r, A fann nur 
jufallig fein. Sie oon ben Hellenen im Saufe ber 3afjr= 
hunberte auSgefchiebenen (phönizifeben) Rieben $ (15), 

M (18 = s'), (19) haben feine Spuren im ^fwpgifch 5 

Semntfchen hintertaffen, baS baher wegen ^ ber roten 
©ruppe bei Äirchhoff zuzuweifen ifi 2 . Sa baS Y hier als 
X gebraucht wirb, fo hat Ätrcbboff wahrfcheinlich recht 
(Seite 57), wenn er baS Y ber beiben lemnifchen 3n= 
fchriften als x erflart, j.25. in bem 2Borte sialchwiz; 
baS cp ift oorhanben, im ^hrpgifehen einmal 'F; über feine 
23ebeutung herrfd»t fein Zweifel. 

II. SaS *))amphplifche. 

3n ^htpgten unb SemnoS fanben wir baS gewöhnliche 
griecpifche Sllphabet ber öfilicben ©ruppe bereichert burch 
bie ^ufaße ©riechen, aber ohne fleinafiatifche 3ufa§* 
buchftaben. Ungefahr baSfelbe gilt auch oom 'Pamphp 5 
lifchen, oon bem SRoeftl fagt: alphabetum est ordinis 

1 SBerglfidje Sretfcpmcr, @inl. Seite 408. 

2 Sieh« <f. SBiebtmarm, Ätio 8. 1908. 624. 

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orientalis addito signo >A. I.G.A. 505. Soch biefeS 
Reichen ift fein ^ufa^buchftabe, fonbern 23efianbteil beS 
altefien phöntzifch--gricc(iifchen UralphabetS; biefelbc 33a* 
riante beS gewöhnlichen f finben wir bereits bei Äirchhoff, 
Stubien 4 , Seite 169, Dir. 6. ein wirflicher afiatifdjer 
fJufatj ift bagegen w,oon bem war Seite 57 bereits bie 9tebe. 

gür ben Sialeft unb bie Schrift ^amphplienS ift bie 
grofje 3nfchrift oon Sitlpon I. G. A. 505 unfere Haupts 
quelle in iBerbinbung mit einigen SWünzen beS SanbeS; 
anbre bagegen hoben eine genügenbe ©rflatung noch nicht 
gefunben, z- 25. $eab, Hist. num. p. 584. SSabelon, 
Traite, Descr. 1, 541, no. 888 (Incertaine de Pam- 
phylie): HMÜM"1C. — I" (t) richtete urfprünglich feine 
Spi§e nach oben (wie V X nach unten), aber es gab Übers 
gangsformen, bie leicht ocrwechfelt werben fonnten; bie 
©riechen, bie baS alte A beibehielten, anberten zur gröfjern 
Seutlichfeit baS t, baS feine Spiße nach linfs fehrte ober, 
wie in ^amphplien, nach unten. Über f fiehe oben. 
2lm haufigften war bte junge gornt F; fiehe .ftirchboff, 
Stub. 4 51. 3n ^antphplien brauchte man aber auch bie 
altefte gorm v \, bie in jüngeren Snfchriften (f. Sancfos 
ronSfi, ^amphplien 174, 9tr. 55) zu H würbe. 2Bict}tig 
für bie 33erwanbtfchaft ift befonbers X, ohne grage aus I 
entfianben; eS zeigt, ba§ bie pamphplifdic Schrift ber 
blauen ©ruppe bei Ätrchhoff zuzuweifen ifi. 

Ste griechifchen ^ufagbuchftaben amSd)lug beS 2llpha= 
betS (ohne Q) finb oorhanben. „@in Y begegnet nicht, hoch 
ifi bieS nur zufällig" (Äirchhoff S. 52). Dieben bem X 
finbet fich ein + als Reichen beS rauhen ^»aucheS; biefen 
SSuchfiaben mit bem H tn 33trbinbung zu bringen, feheint 
mir ber gorm wegen unmöglich. Über baS ^ fiehe oben. 

Über bie 33erwanbtfchaft bemerft Äirchhoff: „SaS 
2(lphabet oon 2lrgoS fann — wenigftenS mit bemfelbcn 
3techte — als baS DKutteralphabet beS pantphplifchen 
betrachtet werben, als baS ionifdje beS 7. Sahrhunberts 1 ." 

DBa'hrenb bie^amphplier früher ein griechifcheSällphabet 
bcnufjten, mit einheimifchen £(ementen oermifcht, oer= 
wenbete wenigftenS bie Stabt Sibe in ber erften Jpä'lfte 
beS eierten Salwhunberts ein aramaifcheS Sliphabet mit 
griechifchen Suchfiaben oermifcht; auf ihren DJtünzen ficht 
man /1/f? WAW 2 : The letters (half Semitic, half 
Greek) he equates to "Abuuuvi Catal. gr. coins Br. M. 
Lyc. Pamph. p. LXXXI—II; ein fl unb Y lägt fiel) 
ficher erfennen. Siefe Srflarung geht zurücf auf 3.^. ©it/ 
Numism. Chron. 1897, 194—205. 

III. SaS tpfifche Sllphabet. 

Les linguistes sont d’accord aujourd’hui pour affir- 
mer, que le lycien est une langue arienne detachee, 
de bonne heure, de la source commune d’oü sontaussi 

1 fiircfcboff, Stubien *, 53. 

2 Sabelon, Trait6 d. m., Descr. II937, a. 394—360. 

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Seitfcgrift b t« Seutfegen Sßereinö für fSucgwefen unb ©cgtifttum 


sortis le grec, le phrygien et le carien (23abelon, Traite, 
Descr. 1, 485). Sretfchmer bagegen, Einleitung in bie 
©efch. b. gried). Sprache, Seite 375, hott bie (pfifche 
Sprache nicht für inbogernianifch (oergleicpeTAM. I, p.9). 

Unter ben IpEifchen 3nfd)riftcn ragt befonber« bie Stele 
non Xantfjo« heroor, TAM. 1,44. Babyl. and Or. Record 
3,254. 4, 153. 3agreöhefte £>. 21. 3ng. 3,98. 

Luce clarius est, fagt jtalinfa TAM. I, p. 5, Lycios 
non a Phoenicibus neque a Cypriis litteras accepisse 
sed a Graecis; einunbjroanjig ihrer 23uchgaben muffen 
ohne «eitere« al« griechifch anerfannt «erben, anbre jeigen 
leichte 23eranberungen, foroohl in ber gorm roie in bet 
23ebeutung; aber ber SReg ig ungriechifch'. — 23efonber« 
grog ig bie 3ahl ber Sofale. 2(uger bem griechifchen A 
unb E gibt Äalinfa Seite 6—7 bei jebeni ber beiben Söofale 
noch fünf Varianten im Stile ber epicgorifchen Schrift. 
2lud) ba« griecbtfcHpfifche A hot eine Nebenform A, roie 
fiej. 23. auch in SWegara unb im Uralphabet ber italifchen 
Stamme oorfomtnt; biefe gorm hot ben Sautroert ä (bei 
jtalinfa: e). 

Da« t hot ungefähr bie ©eftalt eine« Y i; auch im 
©riecpifchen ftnb bie gormen biefeö 23ud)gaben fehr oer= 
fchieben; 25abelon, Traite, Descr. 2,182 fegt Y V Y = 
g, v, .Ralinfa bagegen nur = g. 

Da« E entfpricht äußerlich bem griechifchen; bem £aut* 
roert nach tg biefer 23uchgabe aber ein i 2 , ebenfo roie EE 
(fiehe unten). 3ch holte E unb EE für baöfelbe Reichen: 
I mit brei Strichen (fiehe unten ba« tpbifcge 2llphabet). 

Da« fret«förmige 0 ber ©riechen fehlt im Spfifchen; 

»round forms O ® 9 and 9-are not only incon- 

venient to engrave on stone, but also very easily con- 
fused« ä . 

3n einem neuen 2luffagJ.H. St. 1915, 100—06 erflärt 
Slrfroright ba«)(für einen ^ifchlaut, ungefähre, unb meint, 
ba« ft tarne in IpEifchen ©orten unb Flamen nicht oor. 
Dag aber )( mirflich ben Sautroert oon 0 hot, bejmeifelt 
fong ntemanb; biefe« Reichen ftnben mir j. 58. in ber IpEifchen 
Dranffription bei Flamen« SWithra«; aber für gewöhnlich 
halt man )( für ein roitlfürliche« 3 e ‘9cn, ma'hrenb e« 
nach Sautroert unb gorm nicht« ift al« eine QSariante beö 
griechifchen 0. 

Do« ö befiehl olfo nicht au« einem gefchloffenen Greife, 
fonbern au« jroei nach äugen offenen jjalbfreifen, bie in 
ber Dat leichter ju fchreiben gnb. 2luö bemfelben ©runbe 
oermeibet man in ber rufftfehen Scgreibfchrift ba« <t> unb 
fchreibt oielmehr ober g/S. 3n ähnlicher ©eife ifi auch 
D|C au« Q abjuleiten (gehe unten). 

Jjill, Catal. of gr. coins Br. Mus. Lycia p.XXV führt 
unter ben Sibilanten auch (= et?) on, ba« wirb nicht« 

1 Scrglfidjc ba« 2llpbabt t Jpeab, Hist. num. pl. II unb TAM. I p.6-7. 

2 3inbfrt, The Letters E and I. Babyl. and Or. Record 2, 211. 

3 älrftwigbt, 3ahrcSf)tftt Ö. 2t. 3nft. 2, 71. 


fein alSeinbifferenjierteöö. Siehe Num.Chron. 1895,27. 
— Jjnnter bem k folgt bei Äolinfa 3|C, ba« er Seite 5 für 
ein fpmmetrtfche« |c erflart; e« fcheint oielmehr au« 9 
entfianben }u fein tn ber ffieife be« X J . Die $hnlicf)fcit 
mit bem Epprifdjen Reichen * (a) unb bem 23ucbfinben gi 
oon spfopfn« ig jufällig. — 23eim g hoben mir mieber eine 
griechtfehe gorm unb eine epichorifche X, beren ißerroanbts 
fchaft mit fpprifchem X ma unb X mu nic^t ju leugnen 
tg; ba« Ipfifche X gammt alfo oon einer alteren flein= 
afiatifchen Schrift.—Do« 1(15) f ehlt foroohl bem Spfifcgen 
rote bem Spbifcgen; ein 23uchgabe in beiben Schriftarten, 
ber allerbtng« fo außgegt, ig oielmehr al« ein breü 
gegrichene« I aufjufaffen. 

Der 18. SBucggabe be« Uralphabete«, £abe (= Mrför« 
migeö s') fehlt allerbingß bei üalinfa, TAM. p. 6-7, unb 
Äirchhoff/@tubien 4 59 meint, baö^obe fei oon benSpfiern 
aufgegeben. 2lllein 58abelon,Trait6, Descr. 2,180 hat auf 
SJlünjen bie gorm M = ts, g gefunben, bie genau ber 
alten gorm be« 3obe entfpricht unb aud) im farifegen 
Qllphabet erholten ig rote im ttalifcgen Uralphabet; e« 
gheint alfo außgefcglogen, bag hier eine iöerroecgflung 
mit bem M (g) oorliegt. Eine «eitere grage fcgliegt baran 
an, ob biefe« M (ts, g) ibentifch ig mit ber gorm (t); 
ich holtebaßnichtfürunmöglich,obgleich 2lrfroright(o.a.D.) 
biefen 23uchgaben au« bem Apprifchett ableitet: vy (a form 
of T) has more resemblance to the Cypriote A (ti), 
than to Greek and Lycian T. 

Da« 9 , ba« bie ©riechen früh aufgegeben hoben, er* 
hielt geh im IpEifchen DIC 2 in bemfelben Sinne umgebilbet 
roie ba« !>. Äalinfa roill ba« 9 roiebererfennen in bem O, 
ba« allerbing« betn k entfpricht, aber bie chorofterigifche 
gorm beö 9 nicht roicbergibt. 

Ein oom Digamma (6) getrennte« Y (23) 3 , ba« auch 
in ben altegen griechifchen 2llpbabetcn nicht fehlt, ig im 
fpateren ?pfifchen nicht nachäuroetfen; ba« ooEalifche u 
rourbe bureb O auögebrücft *. 

2ln le§ter Stelle ig bann noch 9 ju ermähnen roie auf 
SRfrobo« im Sinne oon kh; hoch fcheint biefe« x mattch= 
mal ju einem r erroei^t ju fein 5 , benn 9 gilbet geh auch 
in ber Dranffriptton oon Flamen roie 2lrpago«, ^)igre«, 
2)?aga6 ufro. 

Der iBollpän big feit halber fei nod> + ermähnt, ba« ben 
rauhen Hauchlaut bejeichnet; e« läge baber nahe, biefe« 

1 3 nl betl/ The letter OIC: Babyl. and Or. Record 6,105. Jpeab, 
Hist. num. pl. II erflärt OIC fiit u = v, w, ö. 

2 2lf)n(i(b pjg (fcltibcrifd)) Monum. ling. Iber. ed. Hübner p. LVI. 

3 Scrglfidic 3nibtrt, Babyl. and Or. Record 2, 279. 

4 ärfwrigbt, Babyl. and Or. Ree. 5,549 leitet bie O-iBcfdle »on Y ab: 

Y onginally ^ ~ ° | f r0 m Greek u Y. 2lnber$ erflärt »Oll 

•Saltnfa;»crg(eid)c3mL'er!,The letters in form ofUpsilon;^9Y Y). 
Babyl. and Or. Record 3, 252. 

6 3mbett, The letter 4<: Babylon and Or. Record 2, 1887, 214. 


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3«itfd>rift b e s S>eutf<f>en 53 e r e i n ö für SSuctytvefen unb ©c^rifttum 


Reichen mit bem grtccfjtfc^cn H in ©erbinbung ju bringen; 
ich fehe aber feine ©töglichfeit, bie eine gönn aus ber 
nnbern abjuleiten. Über ein uj = B fiebe .Öeab, Hist, 
num. pl. III. 

Sie grieebifeben gönnen ber Ipfifchen Schrift jeigen am 
meiften ©errcanbtfchaft mit ber Schrift ber Sorer im 
Peloponnes unb in ben Kolonien/ befonberS bem benach= 
barten Sfiboboö, „baS übrigens nach HirdjhoffS eigenen 
©orten nicht mehr geblaut werben barf"; fiebe Alto 8, 
1908,525. Silber bieSpfier hielten an ihrer eigentümlichen 
Schrift noch feft, als bie Sorer in Aleinafien bereits ju'nt 
3onifchen in Schrift unb Sprache übergegangen waren. 
Tituli... omnes saeculis quinto et quarto orti esse vi- 
dentur. TAM. I, p. 5. üluf ben SDIünjen halt ficb bie eins 
beimifebe Schrift nach Jpeab, Hist. num. 574 bis in bie^eit 
oon 400—360; nach SJleranber b. @r. ifi fie oerfchwunben. 

©abelon, Traitd, Descr. 1, 486 fafjt fein Urteil babin 
jufammen:L’alphabet [lycien] est, en partie, unrameau 
derivee de I’alphabet phenicien, il se rattache ä l’al- 
phabet grec primitif de Rhodes et des lies et en partie 
aussi ä l’alphabet chypriote. 

IV. 

2luch baS 

Ipbifche 3l(pbabet 

flammt auS bem grieebifeben. SuibaS behauptet allen 
btngSbaSöegenteilu.b.©.: tpoivncriia: Auboi Ka\ v lwves 
xd Ypä|i|iaTa dno OoiviKO? toO Afrivopos toü eüpövios, 
allein berSatbeftanb fpriebt ju beutlicb bagegen. Sion ben 
22 pb6'nijifcb=griecbifcbcn ©udfftaben finb 14 im lpbtftf;en 
2llphabet nach gönn unb Sautwert ficber grieebifeben Un 
fprungS, ebenfo ber breiunbjwanjigfte, ber ben ©to'nijiern 
fehlt; auch oon ben anbern Ipbifchen ^ufagbuchfiabeit hat 
feiner ein phönijifchcS ©orbilb. Safj bie grieebifeben $u; 
fagbuchftaben cp, ip fehlen, weift auf ein hohes 2llter ber 
Ipbifdjen Schrift. Unfere heutige Kenntnis ber Ipbifdfen 
Sprache unb Schrift beruht hauptfachlich auf ber prachts 
»ollen oonSittmann herausgegebenen lpfifch»aramäifchen 
Silingue. Spbifche STOünjcn mit epichorifdier Schrift gibt 
cS nicht. 

SaS A bat eine Nebenform M, bei ber nur bie Spige 
beS ©uchftaben ju fehlen febeint. A ift ein Sreiccf mit 
überhöhter Spige ohne ©afiS; auch baS E ([pbifch *0 
hat eine Nebenform T (e), bie nach oben gefehrt ift wie 
'Nebenformen biefeS ©ucbftabenS im oerwanbten 2pfifcben. 
Sie eefigen gormen beS B werben juweilen abgerunbet; 
eS wäre alfo möglich, ba§ Q (e, i) barauS entfianben ift, 
wenn auch berüuerbalfen fehlt. — ÜberO fiehe baSSpfifcpe. 

SaS 3ota hot jwei ^Nebenformen, bie fiel) allerbingS 
beibe unter frembartiger©erfleibung oerfteefen: baS I wirb 
entweber blofj rechts ober an beiben Seiten breimal ge* 
ftricben. Sin E als I fannten wir fchon burcf) forinthifche 
Snfcbriften: 3 A[pJqpiTpETav, 3 A!)r|vaEa, TlepaEohev 


(=nepaiobev), gormen, benen-Rtrchhoff Stubien 4 103 A. 
nicht gerecht wirb, obgleich baS forinthifche «, fr oerfchieben 
ifi oon E. 

ÜllS eine jweite «Nebenform oon I unb E betrachte ich 
baS i, baS man gewöhnlich bem im Spfifchen »etfchwun* 
benen E gleichfegt *, aber eine folc^e ©ertaufchung beS 8aut= 
wertes eines ©ucbftabenS ift ohne ©eifpiel. Sie Spfier 
oerwenben J für i, in, n, bie Spber für in, fl 2 . Spfifch 
j. ©. APEENA+t = Slrinah^, Ipbifcb II» = Ml» (Üitt* 
mann Seite 8). 

Unter ben ^ufagbudiftaben gibtJittmann eine nach oben 
gerichtete *})feilfpige (t) mit ber ©ebeutung oon q (?); 
wenn baS richtig ift, brauchen wir uns unter ber Spige 
nur einen jjalbfreis hinjujubenfen, bann haben wir ein <P, 
baS wir an ben ncunjefmten ©ag im Sllphabet fegen 
fönnen. 2llS «Nebenform oor I (21) gibt Sittniann ^ (s); 
eS ift ein erweichtes z (7). 

SaS Y hat im Üpbifcben jwei gormen 1 (u), Y (ü), 
bie nur als ©arianten ju Y aufjufaffen finb. Sa biefet 
©uebftabe im «Phonijifchen fehlt, in allen griechtfehen 2llpha= 
beten aber oorhanben ift, fo beweift er, baß bie Spber 
Schüler ber ©riechen waren. *f entfpricht oielleicht bem 
griedfifchen X ober + auf SR^oboS, SeoS, «jJamphhlien, 
aber in bem abgefchwachten Sinne oon h. 

Ser merfmürbigfte unter allen tpbifchen ©uchftaben ift 
Dielleicht £ (f. o. S. 58); Sittmann, Seite 16, erflart ihn 
als c. ©ir finben ihn im Snlaut, aber befonberS häufig 
im SluSlaut ber ©orte. 

SiefcS wunberbare £eid)en fommt ähnlich auch im 
«Pehleot oor unb wirb bort als Suffir erflart 5 . Sie 
©ermutungen über feine #erfunft fmb wenig glaubhaft; 
ich jweiflc nicht, baf; er aus bem in üteinafien fo weit 
oerbreiteten SriffeleSjeichen 4 h^juleiten ift. Über biefeS 
heilige ^riehen Dcrgleiche j. ©. Catal. of gr. coins Br. 
Mus. Lycia pl. VIII p. XXVII. GtwaS ähnliches fiegt 
man auf einer Ipfifcpen ©tünje bei ©abelon, Pers. Ache- 
mdnid. p. CIV; in ber STOitte eine grofje Xriquetra (Sris 
ffeleS): Ft>l<S ..., barunter in ber ©röfje ber ©uch^ 
ftaben: eine Siquetra. 3n ber folgenben SNünje (p. CV) 
ift bie Siquetra erfegt burch SS: EtJ-SStPf. 

2lm größten fcheint bie ©erwanbtfcbaft ber Ipfifchcn mit 
ber Ipbifchen Schrift ju fein; fie befieht nicht nur in bem 
genteinfamen ©runbftocf griechifcber ©uchftaben, fonbern 
aud) 5 (in, n) unb Y (e); anbrerfcitS unterfd^eiben fie 

1 3 in ben, The letters X and S. Babyl. and Or. Rec. 2,1887,282. 
Slrfrortgfjt, 3af)reSf)cftf Ö. 91. 3n(i. 2, 73. 

2 I ne sc trouve que devant <i, t, n et ä la valcnr de 7, in, ind. 
©abelon, Pers. Achdmenides p. XCVI. In the ordinary funerary 
inscr. it is very rare. 9ittmann p. 8. 

3 ®crg(eidje 6. be .parlej, Babylon, and Or. Record 2, 1887,172. 

3 9luf Ipfifchcn UNiinjen ftefyt man ScttafftleS, jSctffeleS unb DU 

ffeleS. S. fPtUKer, Det saakaldte Hagekors Anwendelse og Betyd- 
ning. Copenh. 1877. Vergleiche ©abelon, Traite, Descr. II, 688. 


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bei ®eutfd>en $8 er e in 4 für Q5ud)w>efen uni» (Schrifttum 


ftc^> barin, bafj bog SpPifcbe bic Aonfonanten oerboppelt 
unb bic ©orte im SpPifcben oofalifd), im Spbifcben aber 
Ponfonantifcheitbigen. Dictpbifcbe©pracbe(unb©cbrift?) 
bat fich $ur 3eit oon Ebdfli ©eburt erhalten: 'Strabo 14, 
4, 17, p. 631: TCTTapffi bfe fXioTTat«; dxP©vro ol Ki- 
ßupäicu: TrJ rTiffibixn, Trj ZoXüpwv, Trj 'EXXrivibi, Tri 
AuIhjuv. 

V. 

SSBenn mir nun jum 

Äarifcßcn 

übergeben, fo empfinben mir halb, baf? mir uns auf febmans 
fenbem Seben ju bemegen buben; ung fehlt t)icr ein Cor¬ 
pus inscriptionum, namentlich aber auch pbotograpbifcbe 
SReprobuftionen in genügenbem Sttafjflab. SLBir haben hier 
nur Pleine 91acbjeicbnungcn oon ©apee, ber old ber eigenu 
Hebe ©ema'brömann für bag Äarifcbe anjufeben ifl, bem 
mir aber bei feiner ^bantafie unb feiner Söorliebe für bag 
Jjittitifcbe nur mit Verficht folgen bü'rfen. Unfere 3m 
febriftett finb nicht nur in Äarien, fonbern auch in ’Ügppten 
gefunben,roabrfcbeinlicboonParifcben©ölbnernflammenb; 
über brei ägpptifcfcfartfcbe SSilinguen fiebe Äretfcbmer, 
(Einleitung, ©eite 378—79. 

Die ©ebrift ber Äarer ifl ficber au« ber grieebifeben abs 
geleitet, aber fie enthalt oiel neue Reichen, namentlich für 
ißofale; befonberg bie Nuancen beö A finb flarP oertreten 
bureb gärten, bic nicht grieebifeb finb. 

Dag Digamma bat eine hoppelte gorm, FunbM 1 . 23eibe 
finb grtecbifcb, menn fie auch halb oerfebminben; am erflen 
bag ficb 6er alten pbo'ni}ifcbengorm na'bert. Ülucb tag H 
bat hoppelte gorm: ein burcbflricbeneg gefcbloffeneg 9tecbt= 
ccf mit rechten SBinfeln; in ber jmeiten gorm iji bie eine 
Jjälfte beg Btecbfecfg abgerunbet, ähnlich mie im Spbifcben. 

Der Sautmert beö abgerunbeten Q ift ungefähr n unb 
entfpriebt bem IpPifcben^fe); farifcb B4ßMBM = M\^- 
STFT+ (SKefeoeb). S3abelon, Pers. Achem. p. XVII. 

2lucb bag 0 bat eine grieebifebe unb eine einbeimifebe 
gorm; bie grieebifebe ifl altertümlich mit bem 4- in ber 
SJlitte; bei ber etnbeimifeben gorm ifl, mie im SpPifcben, 
ber Äreig in jmei JjalbPreife aufgelofl, bie in gorm eineg 
Äreujeg jufammengefügt finb; ähnlich mirb in ber mobernen 
ruffifeben ©ebreibfebrift aug rt:$. Sag M flammt ficber 
aug bem pboniäifcb=griecbifcbcn Sllpbabet, erinnert in feiner 
gorm an bag entfpreebenbe Epprifcb>e ©ilbenjeicljen unb bat 
nach ©apee nicht ben 3Bert eineg IBucbflaben, fonbern 
einer ©ilbe. 

Dag tft flammt mabrfcbeinlicb aug ber Pretifcben £inear= 
febrift; fiebe ^eitfebr. f. SJucbmef. u. ©ehr. 1918, ©. 57. 
0 ifl meifleng ein ffeinerer, feiten ein größerer Äreig; ifl 
er bureb eine ©enPrecbte in jmei JTpälften geteilt (©), fo 

1 b Siebe @erfe, JpetmeS 41, 645. — EftoetjT, IGA. p. 143 jagt: 

quod quin sonum quendam a digammo non longe diversum signi- 
fiect — non dubium videtur. @erfc, Jpfrmcö 41, 642 31. 


erhält er bie SSebeutung ü ’. Der 18. 93udbflobe (3abe) bat 
mie im Ulltgriecbifcben bie gorm M, aber ben Sautrcert ss; 
um if;n oon bem mirPlicben M ju unterfebeiben, mirb er 
nicht unterflricbcn. Dag <t> febeint oorbanben }u fein in 
ber gorm oon 0 2 (ähnlich in ^roPonnefog); eine Sters 
mecbflung mit bem Parifcben Ö mar nicht ju befürchten; 
Y, Y mirb im Sinne oon x oerroenbet. Dag Äarifcbe mup 
alfo jur roten ©ruppe beg Sllpbabetg gerechnet merben. 
Die Äarer batten ein eigeneg 3ablcnfpftem (fiebe meine 
@r. *)>aläogr. 2 2 357). 

* * 

* 

93on einer eigenen f i liPi f cb e n ©ebrift miffen mir niebtg. 
©efeniug, Monumenta 287, tab. 37 v unb 2!?ionnet, 3,664 
no. 655,pl.LVI no.8’baben allerbingg einigeSWünjen mit 
Ppprifcber Segenbe PiliPifcben ©täbten jumeifen mollen. 
2lllein /?. Dreffel batte bie @üte mir ju jeigen, bafj beibe 
Sftünjen mitjlilifien (unb fpejieOclenberig) nidftg ju tun 
haben; eg finb oiclmebrüUünjenPpprifcberStäbte. Die oon 
©efeniug bebanbelte SSMnje mürbe geprägt oon bem Äonig 
Euagorag oon ©alamig; bie fpprifeben Reichen bebeuten: 
E-u-/a-YÖ-ptu. R ßa-ai-Xe-/uu-? Eu. fiebeSabelon,Pers. 
Achem.87, pl. XVI. 26; bie anbcre(9)iionnetfcbe) flammt 
oon ©tafanbrog, Äo’nig oon ^'apbog (440—20 o. @br*)/ 
fie trägt bie fpprifebe 3nfchrift: la-xa-cra-bo-puj Ba-ai. 
Siebe 23abe!on, 109, no. 749, pl. XX. 17. 18. Jpiff, Gr. 
coins Br. Mus. Cyprus 38, pl. VII, 13. Rev. Num. 
1883, 353. 23eibe fDlünjen Pö'nnen alfo nichtg für eine 
befonbere PiliPifche Schrift bemeifen. Die SKünjen biefer 
^rooinj haben nur aramäifebe ober grieebifebe Segenben. 
2luf einigen üRünjen oon ÜUallog fiebt man 3 : 
jpeab. Hist. Num. 1 605 n. 1. The letters 0/ \ 
V, T, etc. on the silver staters of Mallus in connection 
with the pyramidal stone are supposed to represent 
the lepd OTOixeta, sometimes inscribed on the sacred 
stones called ßairuXia. 

Db eg fonfl noch epicborifche Sllpbabete in Äleinafien 
gegeben bat, lä^t ficb mit ©eflimmtbeit nicht fagen. ÜBag 
Äretfchmer alg mpfifcb bejeiebnet, bcbanbelt Sittmann, 
©arbig 6, ©eite 39, alg Greco-Lydian Bilingual from 
Pergamon. 

2llg PappaboPifcb (oergleicbc Aretfcbmer, Einleitung 
398) gibt ©apee bet ©cbliemann, 3liog ©eite 775, ein 
gragment oon ungefähr jroolf ISucbflaben nach Ebantrc, 
Cappadocie p. 169. 

Über unbePannte 3nfcbdften fiebe Jjammer, 3. o., 
Xopogr. 2lnfic(ften-Steife in bie Seoante, ©eite 189. 

> © auep im -Rcltibfrifcbcn aI8 o. Sict)f ^>ltbner, Mon. ling. 
Ibericae p. XLVIII. 

2 Siehe Sarfelfc, .hanbtud) 1 (1907), 370. 

3 SBabelon, Trait6 Descr. pl. CXXXVI1, 16. JpiQ, Cat. gr. c. Br. 
Mas. Cilicia, pl. XVI, 5—7. 3 m b oe f : ®t., Annuaire de Num. 7. 
1883, 35. 103. 


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S«itfd>rift be« $>eutfd>«n herein« für QSucpwefen unb (Schrifttum 


Sieben 3nfcptiften in noch unentjifferten ällppabctcn. — 
SibjbarSfi, Ephemeris 3, p. 192. 

Die cpronologifcpe gragc rourbe bereite gelegentlich 
berührt. Die eptehortfepe Schrift be« »ocftlicbcn Älein= 
afien« Bann nicht fehr alt fein, benn fie erhielt ihre grieepi* 
fchen ©eftanbteile burch bic grieepifepen Kolonien ber ©efl« 
füfie. Sie griechifchen 3u|agbucpftaben x, <p, v ftnb bereit« 
jicmlich früh entflanben; „mit Sicherheit" fagt Kircppoff, 
Stubien 4 172 „laßt fich nur erfennen, baß im eigentlichen 
Jijetla« fich biefer gortfeptitt bereit« cor Snbe be« 8.3apr= 


hunbert« oolljogen hatte". Sinjetne Neuerungen bet Klein* 
afiaten »reifen fogar auf fpätere 3eit. E unb 5 im Spfifcpen 
unb Spbifcpen fönnen fiep nur au« ber jüngeren gorm I, 
nicht au« ber alteren gebrochenen gorm 5 entwicfelt haben. 
Diefer Übergang oon ber älteren jur jüngeren gorm be« I 
läßt fich natürlich nicht genau befltmtnen, Kircppoff, 
Stubien *, 105 »reift barauf hin, „baß man in Korintp bereit« 
im Saufe be« 6.Saprpunbert« beim 3ota ron S ju I übers 
gegangen war". Slucp bie ältefteattifche3nfcprift(8.3aprp.) 
hat noch bie alte gorm be« Sota; alle anbern bagegen I *. 


S)ie erfte Drucferei in Simertfa 

Son sprofeffor Dr. Ol. @ tti b t in äeipjig 


a« fpattifch gefchriebene ©er! eine« ©etifaner«, 
bas vielleicht nicht allen befannt ift, bie fich mit 
ber ©efepiepte ber ©uepbrueffunft befepäftigen, 
hat ben ©e»oei« erbracht, baß ©etifo bie erfte ©uep* 
brucferci in älmerifa befeffen hat unb baß biefe eine 
beutfebe Schöpfung trar. deshalb möchten mir 
Eurj ptnweifen auf baö ©erf ron Soagutn ©arcia 
Scajbalceta „Bibliografia Mexicana del Siglo XVI. 
Primera Parte. Catälogo razonado de libros impresos 
en Mexico de 1559 a 1600. Con biografias de autores 
y otras ilustraciones. Precedido de una noticia acerca 
de la introducciön de la Imprenta en Mexico (Mexico 
1886, Libreria de Andrade y Morales, Sucesores). 
Diefe« ©erE jeiepnet fich nicht nur burch forgfältige 3«= 
fammenftellung,fonbernauch burch einbringenbe ^iftorifd^e 
gorfepung au«, ©aö e« an Srgebniffen bietet, ift burch« 
au« ficher; unb e« fcheint für bie Anfänge be« Drucfe« in 
Slmerifa abfcpließenb ju fein; nur neue UrEunbenfunbe 
Eönnten noch einjelne Zatfacpen pinjufügen. 

S« ift ein für bafi ©erfepröleben ber 3eit beachtenswerte 
Zatfacpe, baß ba« erfte ©uep in ©e.rifo — unb bamit in 
Slmerifa—1537 gebruef t »rorben ift, ba« heißt 18 3apre nach 
ber (Eroberung be« Sanbe« burch Sorte} unb etwa 85 3ahre 
nach Srftnbungber©ucpbrucferfunfl.Sin beutfcperDrucfer 
in Serilla aber, beffen 9tame wohl Sopanneö Krön* 
berget lautete, hat ben Drucf nach SOtepifo gebracht. 2luf 
ben Drucfeit, bie au« feiner ©erEfiatt in ©etifo heroor* 
gegangen ftnb, fleht ber fftante 3uan Sromberger; amtliche 
Scbriftftücfe au« ben 3ahren 1542 bi« 1543 fepreiben 
Sonbergel, Sonoergel, Sronberjel unb Sonoerger. gür bie 
fpanifepe Sluöfpracpe, unb bamit auch für bie Schreibung, 
machte ber Olame Schwierigfeiten. 

Die Anregung, eine Drucferei in SOtepiEo ju errichten, 
ging oon 3uan 3umärraga, bem ©ifcpof ©etifo«, au« 
unb fiept im 3ufammenpang mit ber eifrigen ©ifftonö* 
arbeit ber Kirche unter ben (Eingeborenen. Sr unternahm 
1533 bi« 1534 eine Steife nach Spanien. Die .Öerfiellung 
oon ©üepern für ben Unterricht, oor allem oon Zetten 


für ben fircplicpen ©ebrauep, mußte biöper in Spanien 
erfolgen, waö um fo mehr bie Arbeit erf cp werte, alö bie 
©iffion japlreicper Zette in ben Sprachen ber (Eingeborenen 
(Slapuas unb ©apafpraepen) beburfte. 3m Sapre 1533 
ober 1534 fcploß ber ©ifcpof in Seoilla einen ©ertrag 
mit bem ©efiger einer bebeutenben Drucferei, eben bem 
Deutfcpen 3opann Kronberger. Sr richtete bie Drucferei 
für ©eriEo ein, bie bort 1536 anlangte. Sr felbft ging 
freilich nicht nach ©etifo, fonbern fanbte einen feiner 
©epilfen, einen 3taliener au« ©reöcia, berfpantfcp 3uan 
Pablos genannt wirb, waprfcpeinlicp alfoötooanni 
spaoli bieß. Der feltfame Plural ^)abto« läßt fiep wopl 
nur barau« erflären, baß ^aoli al« Plural oon $5aolo 
OPaul) aufgefaßt würbe, ©ielleicpt ift bamal« auch rin 
beutfeper DrudEer nach ©etifo mitgegangen, ©enigflcnö 
würbe 1539 ber „Drucfcr Sfteban [Stephan] ©artin" 
al« ©ärger aufgenommen. 

Da« erfte ©uep ift in ©etifo 1537 gebrueft worben; 
eö »rar eine religiöfe Schrift nun San 3uan Slimaco 
„©eiftliche Seiter, um in ben jjimmel $u fomrnen", au« 
bem Sateinifcpen in« Spanifcpe überfegt oon bem Domi* 
nifaner grap 3uan be Sftraba. 2luf ben älteften Drucfcn 
©etiEoö ift flet« bie Drucferei Sromberger alö ©erleget 
angegeben. Sr patte ein auöfcpließlicpe« Privileg für 
Drucf unb ©erfauf oon ©üepern in ganj „Steufpanien" 
erhalten. Der DrucB »rurbe mit einem viertel Steal für 
ben ©ogen bcjaplt; für au« Suropa eingefüprte ©üeper 
ftanben ipm 100 sprojent ©ewinn ju. Diefer ©ertrag 
würbe für feine Stacpfommen erneut. 3m 3apre 1540 
muß Kronberger geftorben fein. 2lu« biefern 3apre ift 
noch eine ©elbanweifung oon ber Kirche in ©etifo für 
Steinmegarbeiten an ihn gerichtet. SIber auf einem Drucfe 
feiner £>ffi}in in Seoilla, einer Sluögabc be« „Palmerin 
de Oliva“ »oirb fein ©ame 3uan Sromberger genannt 
mit 3 u f a (3 >,que Dios perdone“ („bem ©ott oerjeipen 
möge"). Sr »oar im 3apre be« Drucfe« alfo bereit« tot. 


1 Sifpf SfarfetD, Jpanbbucp 1 (1907), 396. 



80 


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itizea b;. Gq glC 


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für JBuch. und jSchrift zu Leipzig 





















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Chinesisches Oelehrtenhaus 


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Blick in den Raum des Islam 


Phot. König-Leipzig 


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Stein von Rosette 



P5n^ 131 RibiÄli 

M 

1 m/Sr 




.• 1 

&h;fsks* 

2 Wjv.'.7^IiTiue:?injÄ it MlAUSSMJKI 





Statue des Schreibers Der-senez 



Babylonischer Urkundeft'stein 


Stück des Schwarzen Obelisken 


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mmm. 


Phot. König-Leipzig 


Blick in die griechisch-römische Abteilung 


Grabmal des Schreibers Timokrales 


Griechische und römische Beschreibstoffe 
und Schreibwerkzeuge 


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Schwedische Runensteine 



Scriptorium 


V- 


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Blick in die Räume des Mittelalters 


Phot. König-Leipzig 


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Klosterbibliothek des Mittelalters (Zutphen) 


s 



Kuppelraum 


Phot. König-Leipzig 


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3»t'tft^rift b e S ©eutfdjen Sßerein« für S3 u d) w e f e n tt ti b <Bdbrifttum 


Bie weiteren ©efdiiefe ber Drlieferet inüRejrtfo (affen ficf> 
an ber ipanb ber mejrifanifdien UrPunben verfolgen, bie 3raj: 
balceta beibringt, Bie erftc Urfunbe, bie oon ber Brucferei be= 
ricf>tct,ificin93rief &«ö93ifcf)ofe3umärragar>om 3«brcl538. 
Scheinbar batte bieBrucP «rrei mancherlei Sch wierigfeiten ju 
überroinbenjbennberSifdwf bcflagtficb über ihre langfante 
Arbeit. 93ieUeicf>t war bie BrucPerei trog ber güngigen Se; 


bingungenigreSsprioilegSntcbtrecbtgeminnbringenb. Benn 
in bernaeggen Urfunbe (1545) befebwert ftcb ber Sijefonig 
oon Keufpanien über ju geringe Ginfugr oon Sücgern 
auS Guropa. Bie Brucferei war 1544 in ben Scftg oon 
3uan ^abloS übergegangen, wa'grenb ÄrombergerS öffijin 
in Seotlla balb nach 1546 eingegangen ju fein fcheint, 
weil feine Kacgfommcn ficb anbern Serufen juwanbten. 


Ü5er $arifaturenjet$ner ^onftantin ü. ©rtmm 

33on 'OTufeumSbirtfict Dr.^riebrte^ ©cgulje in Seipjia 


in GreigniS wie bie SReichSgrünbung bat auch auf 
bie Gntwicflung ber politifeben Äarifatur gebeuten: 
ben Ginflug geübt. Gr füllt war bie Sebnfucgt 
ooraufgegangener ©enerationen, oiel ÄampfeSleibenfcgaft 
batte ficb bannt auch abgcfüglt, unb geigumgrittene ^er* 
fonlicbfeiten waren wettgefcbicbtlicbe ©rogen geworben. 
Bein bequemte ficb ber ÄariPaturenjeidmet an. Sefannt 
ig bie Haltung beS Älabberabatfcb, ber bie 3nbemnita'tS« 
politif beS 3agreS 1866 fojufagen PariPaturiftifcb be= 
gatigte, aber auch fonft gewinnt eine als etwa national: 
liberal ju bejeiebnenbe KeicbSgeftnnunq Kaum, bie ficb, 
jeber fegarfen Satire abgeneigt, mit gemütlichem Spütteln 
begnügt unb beren auSgefprocbener Siebling mebr unb 
mehr ber SlltreicboPanjler wirb. Gine ebarafterigifebe 
Schöpfung biefer Kicgtung war bie in ben3abren 1876 bis 
1878 erfebeinenbe üeipjiger gumorigifebe Sffiocgenfcgrift 
„<J>ucP", bie ber ju Unred)t oergegene Äanfaturenjeicgner 
Äongantin o. ©rimm im Serlage oon 21. J?. $>apne 
gerausgab. 

Äongantin o. ©rimm (1845 bis 1896) — Sohn eines 
Staatsrats in ruffifeben Biengen unb Serwanbter beb 
GnjpPlopabigen 5Reld)ior ©rimm — war junaepg preu= 
gifcher ©arbeofgjier. Koch nicht breigigjagrtg, quittiert 
er ben Bieng unb wirb, an frühere füeblingSplane wieber 
anPnüpfenb, Zeichner. Sine eigentliche fünglerifcge 2luS= 
bilbung bat er wobl bei biefem SebenSgange nie gehabt, 
aber foweit bieS möglich ig, würbe fie bei ihm burd) Se: 
obaegtungsgabe unb teebnifebe ?eicbtigfeit, fowie auch 
bureb eine glänjcnbe weltmannifcbe unb gefellfcbaftlicbe 
Silbung, bie ihn bie oier wid)tiggen mobernen Sprachen 
beberrfeben lieg, erfegt. Äein SBunber bager, wenn feine 
fünglerifcge 2lrt gleichfalls ein buregaus internationales 
©eprage tragt: ©rioin, bem Äarifaturigen bes jweiten 
ÄaiferreicgS, gebt feine ©efellfcgaftsfatire am na’d)gen, 
trogbeni fie wefentlicb gemagigter ig. Gin ffierf wie 
„GrnegineS Grjiegung" Po'nnte auf manches Statt oon 
©rimm eingewirft haben. Unb ficberlicb gat er auch 
BaumierS farifierte Porträts nicht ohne Kugett gubiert, 
obfegon er fie faum unmittelbar naebgeabmt gat. Benn 
Baumier gibt in tiefen Äarifaturenfolgen übertreibenbe 
ober weniggens Ponjentriertege Ggarafterigif, ©rimm be* 

81 


gnügt ficb mit febarfer ^Beobachtung, Äleinen Kfenfcgen: 
leibern ober auch wigig gewählten Bierfigurcn (wie in 
feiner ben „spuef" burcglaufenben joologifcben ©alerie) 
fegt er fieger gejeiegnete 'Portratfopfe auf. 3nbeS, bag im 
ganjen Äongantin o. ©rtmm aus granfreid) feine ent: 
fegeibenben ted;nifcgen Ginflüge empfing, bürfte auger 
grage gegen. 

Son einer gewigen Ubereingimmung beS Sngaltlicben 
lagt fieg überbieS bei ©rinimö ©efellfcgaftsfatire fpreegen, 
wie bies ja bei ben ganjrn 93orbebingungen feiner Gnt: 
wicPlung nabeliegen mug. 2lls feine perfonlicge Gigens 
art ig aber fegjugalten, bag ©rimm gitS ber belugigte 
— oielleicgt Pritifcge, oielleicbt auch in feiner Gnipgnbung 
mitgegenbe — Jufcgauer bleibt, bem ein 2lbgrafenwollen 
ga'njlicg fernliegt. ^pücbgenSgewige2luSwücbfeberBamen: 
mobe, wie bie eng jufammenpregenben „©urgfcgalens 
Pleiber" gat er bureb Sa'cberlicgmadjen befampft. 93on 
^»auS auS liegt ©rimm bie rein gefellggaftlicbe Seite 
oorjüglicg; ber Sportsmann unb Äaoalicr, ben er jeber: 
jeit garP ju betonen pflegte, Pomrnt babei auf feine SRecg: 
nung. Sport, üOfobe, iBabelebcn, Äarneoal unb 9J?asPen: 
balle gnb igm unerfdwpflicbe Ügemen. 2lucg eine KubriP 
„Silber auS bem gamtlienleben" gat er als berufener 
Scgilberer ber ©rünberjeit burd) oiele Kümmern feiner 
3ettfd>rift beibegalten. 

BerpolitifcbeÄarifaturiggebtbagegenfelbginGrgnbung 
unb SRotioen bem „Älabberabatfcb" nicht fern. SiSmarcP 
im ©etriebe ber augeren ^olitiP ig igm ?teblingsqcgen= 
ganb feiner Bargellung. 2ßie bie fü'brenben Biplomaten 
an ihm igre Ärafte niegen, namentlich ber profegorale 
©ortfebafom unb ber bcwegiid)e Bisraeli, Pegrt in feinen 
Silbern immer wieber, unb bie oricntalifcge grage, bie bie 
jweiunbeinDterteljägrige Sebensjeit bes „^.HicP" ganj er: 
füllte, gab baju immer wieber oon neuem bie bege @e: 
legenbeit, gag gets ig SismarcP babei bie überlegene 
Kuge, bas bewugte Qlnficgbalten, ein oiel ju fiegere© Über: 
fegauen ber Sorgange, um fieg als Partei am Streite ju 
beteiligen. 2lucg bie Bürfei, ber „franPe Kiann", ig mit 
einer gewigen Spmpatgie erfagt; ba ©rimm aber, tro§ 
alles Keidts: unb SiemarcPentgufiaSmuS, oon ganatiS: 
muS gegen anbre Süa'cgte weit entfernt ig, treten bie 

ll 



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Original frorn 

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Wan imn» rrin in tit Qtnftrfij 1 


Drr ($ri|l in gnlrn dbratrrgrfdjiniKk» (Conbr) 
(411 -fnufl auf Jlirptyido Örulrnti' 

Xu fltidifl bcm (9cif). 

X» Xu brjrrifi», — nicf)t mir. 


Äatifatuttn au« bem Pucf 

finf« bic Siflur tti 'fucf mit SSiemaccf, ÖortfijaForo, SiStatli foroit bcm „Ftanftn SKann“, tctfcts bit im Sfrtiftl befprod;cne ^fjeattrfarifotur 


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Original frotn 

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3,titfcf>rift bei ©eutfdßen 23 e r e t n b für 25ud)t»efen unb (Schrifttum 



Abflufungen oon Vorliebe unb 2(6= 
neigung ntcfjt feßr aubgefproeßen 
ßeroor. Um bie innere spolitiF bat 
fieß ©rimm nur feiten unb nicht mit 
befonberer Anteilnahme beEümmert. 

Mit ebenfo riet greube wie in 
ben politifcßen Zeichnungen »erben 
»ir in ©rimrnb SheaterFariFaturen 
blättern. Die fiärPften Pünftlerifcben 
Stnbrücfc damaliger Zeit, Kicßarb 
©agtter unb bie Meininger, bat er 
jeießnerifeb oerwertet unb inbbefons 
bere ©eignere »abrbaft napoteoni= 
feben ©eflub nicht ohne lebhafte 
SFepfib bargeflellt. Überhaupt ifl 
ber Xbeaterjeicbner ©rimm mehr 
als ber 9>olitiFer unb ©efellfcßafts» 
fenner spolemifer. An benx heftigen 
.Stampf gegen bie DireFtion beb Seip= 
jiger Stabttßeaterb, bie feit 1876 in 
ben Jjänben oon Dr. Augufl görfler 
unb Angeio ijleumann lag, war er 
alb einer ber lauteflen SHufer be= 
teiligt. Sogar £beaterffanbale bat 
er ju infjenieren oerfuebt, FariEatu= 
rifüfcb aber bat er bem im geheimen 
»uebernben unb halb auch öffentlich 
geäußerten Söerbacßt bewußter ffru= 
pellofer Ausbeutung beb 0tabt= 
theoterb in bem 6eigegebenen Silbe 
„gaufl in Seipjig" einen »irflicb 
treffficherenAuSbrucF ©erließen: roiegörfler=gauflunb9leus 
mannsMepßiflo ihren Aubbeuterpaft eingeben, »äbrenb 
im Jjintergrunb Heinrich Saube als Srbgeifi erfebeint unb 
feinen unfähigen Schäler mit ben ©orten nieberfebmettert: 


„Du gleicbft bem ©eifl, ben bu be= 
greifff, nicht mir": bab alleb ifl 
jwar oon biflorifcb berechtigter Dar= 
flcllung ber Vorgänge »eit entfernt, 
ja fogar hoch fl unbegrünbet, aber 
Satire ifl nun einmal ber ©egenfag 
objeftioer ©efchichtfchreibung, unb 
oor allem ifl eb bie Enappefle bilb= 
mäßige Zufammenfaffung beffen, 
»ab bie görflergegner oon ben Ab= 
fiebten unb Seiflungen ber bamaligen 
^heaterleitung gehalten haben. 

Son Mitte 1878 ab, nach bem 
frühen Singehen beb ^ucF, ber nicht 
nur alb ©rimniS Schöpfung, fon= 
bern auch alb feine »ertoollfle Sei= 
flung ju betrachten ifl, hat ©rimm 
rege an anbern humoriflifchen Zeit= 
fchriften, »ie bem „Schalt", mit= 
gearbeitet, hat bann in «Poris Mal« 
ftubien getrieben unb fich — nicht 
mit gleichem ©lücf »ie alb Zeichner 
— in Ölmalerei oerfucht, unb ifl 
enblich oon bem befannten amert= 
fanifchen Zeitungboerleger ©orbon 
Sennett in ber ganjen AEtualität 
feiner Begabung ertannt unb für 
ben 9te» 2JorE Jjeralb gewonnen 
roorben. 3n9leuporBiflerauch 1896 
geflotben. Monographien unb 9tacb= 
fchlage»erfe fennen junieifl nicht 
einmal feinen Flamen, aber bie ©efchichte ber beutfehen 
ÄariEatur wirb fünftig auf biefen glänjenb beanlagten, 
überaub probuftioen Äünfller, ber jugleich ein intereffanter 
unb abenteuerlicher Menfcß war, nicht oerjichten fönnen. 


Äonflantiti ». ©rimm. 


Mitteilungen M SDeutfc^en SBerein^ für SMidjroefen unb 0cjjrtfttum 

©itjung heb Sßorjlanbeb beb ®eutfch<tt föeretnb für 93uch»efen unb (Schrifttum 
©onnabenb, ben 12. Oftober 1918, mittag« 12 Uhr im Sefefaai beb ©eutfehen Äulturmufeumb 


nwefenb finb bie Herren: ©eheimer Jjofrat Uni= 
oerfitätbprofeffor Dr.Soeß, Seipjig; ©eheimer 9te= 
gierungbrat Dr. jpepn, Drebben; ©eheimer SRegie= 
rungbrat Dr. Älien, Drebben; ©eheimer SRegierungbrat 
oon Der, Seipjig; ©eheimer Jjofrat ^rofeffor Seliger, 
Seipjig; «profeffot ©.Siemann, Seipjig; MufeumbbireEtor 
«Profeffor Dr. Schramm, Seipjig. 

Der 2. «Borfigenbe beb Sereinb, ©eheimrat ©oeg, er= 
öffnet bie Sigung 12 Uhr IO Minuten unb begrüßt bie 
erfeßienenen Herren. 

Zu «Punft 1 ber lEageborbnung: Sefcßlußfaffung über 
SemeflerFarten, wirb befchloffen, Feine SemeflerFarten aub= 


jugeben, fonbern gegen eine Sinfcßreibgebühr oon 1 Mart 
für bab Semefler ben Stubierenben beroerfchiebenen^och* 
fcßulen Seipjigb unentgeltlichen ©intritt inb Mufeum unb 
unentgeltliche Senugung ber Sücßerei auch nach Jpaufe ju 
gewähren. 

s PunFt2 berilageborbnung: Sefcßlußfaffung über @e= 
wäßrung oon einmaligen Üeuerungbjulagen an bieSeamten 
wirb bahin erlebigt, baß fämtlicßen Seamten, ber J?ilfb= 
orbeiterin unb ben Auffebern bie oom Sächfifcßen Staate 
gewährte einmalige UeuerungSjulage jugebilligt wirb. 

*Punft 3: Sefprecßung über ben ©tat. Auf Sorfcßlag 
oon «Profeffor Schramm wirb trog ber oeränberten 

li* 



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Original ftom 

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Seitfchrift bes $5eutfd>en 35 e t e t n S für 35 u <b w e f c n unb «Schrifttum 


Verbültniffe unb wefen fliehen spreiefleigerungen oon sporto, 
Rapier, Drucf ufro. bcfcfjtoffen, bet beut fru'ber aufgeffells 
ten Stat es bewenben ju taffen, bie Xitel 3-7 (Sachliche 
2luegabett, Vermehrung ber Sammlungen, Vucbbinber* 
foften, VereinSjeitfchrift, Drucffachen) aber auf Vorfcglag 
oon Xperrn ©eheimrat jpepn unter ficb becfungSfagig }u 
machen unb augerbent auf Vorfcglag bcSfelben Jperrn bei 
ben Sinnahmen einen Xitel Sintrittsgelber unb fonffige 
Sinnahmen mit 300 5SJ?arf einjuftellen. Sie Slnflellung 
einer ©arberobefrau toirb juna'cbfi in SluSficgt gcfiellt mit 
einem Srunbenlogn oon 60 spf. tote bei ben amtlichen 
Sammlungen beS Staates unb ber Stabt. Sollte ficb 


jetgen, bafj bet Verfegr im Sefefaal unb SDtufeum nicht fo 
flarf iff unb burch einen Sluffeger mit beforgt werben !ann, 
fo foll oerfucht toerben, ohne ©arberobefrau burchjufoms 
men. Sie ©arberobe foll für baS «Publifum frei fein; auf 
Vorfcglag oon Jperrn ©eheimrat Jpepn foll aber bas @ar= 
berobcbüchfen:Spfietn eingeführt werben; bie Vücgfen 
follen in ©egenwart oon jwei Veamtcn wöchentlich geleert 
werben. 

Vun!t4: VerfchtebeiteS brachte nur einige Mitteilungen 
betreff Sröffnung beS SKufeumS ufw., worauf bie am 
wefenben Jpcrren bie Vlufeumsraume befichtigten. 

Schlug ber Sigung: 12 Uhr 48 9Jiinuten. 


©igung bes 33erwaltungsrates bes fDeutfcgen Vereins für 35ucgwefen unb Schrifttum 
©onnabenb, ben 12. Oftober 1918, nachmittag« 'A4 Uhr tn ber „Harmonie" ju Seipjig 


nwefenb finb bie Xperren: Se.koniglicbeJpobeitsprinj 
3obann ©eorg, Ggrenoorfigenber bes Verwaltung«» 
rates; ©ebeinter Xpofrat Dr. o. Xpafe, Seipjig; 
kominerjieurat ©eorg ©iefeefe, Seipjig; ©eheimer Sftat 
©raefel, ©era; ©eheimer Xpofrat 'l'rofeffor Dr. Xpeinje, 
Seipjig; Photograph Schwier,Beimar;Xpeinrich klinficgt, 
Vcfigcr ber girnta S. S. klinficgt & Sohn, Meißen; ©es 
tjeimer Jpofrat Profeffor Dr. Sgwalb, ©otha; 93iblioth»ef= 
bireftor UnioerfitatSprofeffor Dr. Sacobo, Sretburg; ©es 
heimerÄommerjienrat SReclam,Seipjig; VerlagSbuchhünbs 
ler Quelle, Seipjig; Stabtrat Dr. Sampe, Seipjig; ©eheimer 
XpofratXperfurtb,Seipjig;ProfefforDr. Vennewig,Seipjig; 
Xpofmufifaliengänbler Xpoffmann, Seipjig; Verlagsbudjs 
ha'nbler SWajr 9J?erfcburger, Seipjig; profeffor Xperouf, 
Seipjig; Profeffor StemersPrag, Seipjig; Jpofrat Sinnes 
mann, Seipjig; Suflijrat Dr. 3uncf, Seipjig; ProfefforDr. 
3ioth, Seipjig; XpofratDr. SWciner, Seipjig; kommerjien= 
rat Sperling, Seipjig; Sireftor 2miipinfau, Seipjig; Dr. 
21. Vccfer, kö’tterigfch; gabrifbefiger Vog, Seipjig; ©es 
heirner 9tat Dr. Sittrich, Seipjig; Profeffor Dr. Rippen» 
berg, Seipjig; Xpofrat Dr. Slcfermann, Seipjig. 

Se. königliche Xpogeit Prinj Sohann ©eorg eröffnet bie 
Sigung unb begrüßt bie erfchienencn Xperren. 3n ernfier 
Stunbe trete ber Verwaltungsrat jufammen, aber ©ott 
im Jpimmel broben, ber bisher unfer Vaterlanb fo ficht= 
bar befehligt habe, werbe, fo hoffen wir olle, auch in 
ber ^ufunft unS-nidit oergeffen; barum fonnen wir fefi 
auf ©ottes Xpilfe oertraucn unb alle biejenigen 2lrbeiten 
übernehmen, bie junt Ptugnie, jur Ggre unb jur ©rüge 
unferes Vatcilanbes weitergehen feilen. 3n biefent Sinne 
folle auch &* Sigung beS VerwaltungSrateS abgchalten 
werben. 

3uPunft 1 berXageSorbnung: konftitutcrung beS Vers 
waltungsrates übergegenb, erteilt Se. königliche Xpogeit 
bent Schriftführer bes üeutfdten Vereins für Vucbmefen 
unb SchnfttumüJJufeuinsbircftor ProfefforDr. Schramm 


baS Bort, ber namens beS VorftanbcS oorfchlagt, ju 
wählen jum I. Vorfigenben Xperrn JpofratDr. ülcfermanns 
Xeubner, Seipjig; jum 2. Vorfigenben Jperrn ©egeimen 
9tat Dberbürgermeifter a. 35. Dr. Dittricg, Seipjig; juni 
3. Vorfigenben: Xperrn @ebeimen9tcgierungSratDr.3cffen, 
Verlin. 

Se. königliche Jpogeit (feilt feff, bag bie Vorfchla'ge eins 
ffimntig angenommen werben, unb fragt Jperrn JpofratDr. 
SHcfermann, ob er bie auf ihn gefallene Bagl annehme. 

Xpofrat Dr. Slcfermann s Xeubner banfte für baS igm 
entgegengebrachte Vertrauen unb bie ehrenoolle Bagl, bie 
er gern annehme, fei ihm hoch bie „Jpalle ber kultur" unb 
bamit auch baS nun eröffnete 35eutfcge kulturmufeum 
immer am Jpcrjen gelegen gewefen. 

gür Xperrn Dberbürgermeiffer a. 35. ©eheimen (Rat Dr. 
Dietrich, ber ju Veginn ber Sigung noch nicht anmefenb 
feinfann,erflart3Jiufeum0bireftorprofefforDr.Schramnt 
beffen Vercitwilligfeit, bie Bagl anjunehmen. 

©eheimer 9tegierungSrat Dr. 3effen, ber leiber am £r= 
feheinen oerhinbert iff, iff brieflich um Qlnnagme ber auf 
ihn gefallenen Bagl ju bitten. 

#ofrat Dr. SlcfermannsXeubner übernimmt ben Vors 
fig unb bittet um Vorfchla'ge für bie Bagl ber nach ben 
Sagungen ju waglenben jwei Schriftführer. 

9tamenS beS Vorffanbes fd;lagt ÜOiufeumSbireftor spros 
feffor Dr. Schramm oor, bie Xperren Dr.3t.gaber,SKagbes 
bürg, unb Jpofrat 9t. Sinnemann, Seipjig, juSchriftfü'hrern 
ju wählen. 

Die Bahl erfolgt einftimmig. 

3u 'Punft 2 ber XageSorbnung: Vefdflugfaffung über 
ben Voranfchlag ber Einnahmen unb SluSgaben bittet ber 
Vorftgenbe ben Schriftführer bes VorgaitbeS, Vericgt ju 
erffatten. 

ÜRufeumSbireftor ^rofefforDr. Schramm legt ben oom 
Vorftanb entworfenen Voranfchlag für baS 3agr 1919 
oor. Sr lautet: 



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beb SDetttfchen 95eretnb für Q3uchwefen unb (Schrifttum 


jjaubhaltplan 1919. 

ginnahmen: 

1. 2lub Mitgliebbbeitrogen. 25000 M. 

2. -Jinfen aub bem ©runbeermügen . . . 5000 „ 

3. Beitrag beb Deutfchen SRcic^cö .... 6000 „ 

4. Beitrag beb fachfifchen ©taateb . . . 10000 „ 

5. Beitrag ber ©tobt Seipjig.10000 „ 

6. Mietbethdfe.4000 n 

7. gintrittbgelber unb fonflige ginnohme n 300 „ 

60300 M. 

idubgaben: 

1. Befolbungen. 20000 M. 

2. Mictc. 31000 „ 

3. Sachliche idubgaben. 2000 „ 

4. Bermehrung ber Sammlungen • . . 2000 „ 

5. Buchbinberfoflen.1000 „ 

6. Bereinbjeiifchrift. 3000 „ 

7. Drucffachen. . 1000 „ 

60000 M. 

3u biefem Boronfdjlag teilt Mufeumbbireftorsprofeffor 
Dr. Schramm mit, baj: ber Borjtanb befdjloffen habe, bie 
Xitel 3-7 ber älubgoben untercinanber becfungefa’big ju 
mncben,ba bie heutigen Berhaltniffe mit ihrer wefentlichen 
Xeuerung auf bem ©ebiete beb ^off; unb gifenbabnwefenb, 
beb ^apiermarfteb, beb Drucfereigewerbeb ufw. weitere 
Beranberungen nicht aubgefchlofTen erfchuncn laffen. ©o 
bitter eb für einen Mufeumbbireftor fei, für21nfd>affungen 
fo gut wie feine Mittel jur Verfügung ju haben, fo fei im 
jegigen ülugenblicf bab wichtigfte, bie großen ©d)ä§e beb 
Mufeumb ju erhalten unb mo'glichfi jngünglich ju machen; 


er hoffe übrigenb, burch ©elbfpenben auch im fommenben 
Jahre unterffüfjt ju werben, um bieb ober jeneb anfaufen 
ju fonnen. 

Ser Boranfchlag für 1919 wirb fobann einffiinmig ge= 
nehmigt. 

3u 'Punft 3 Berfdfiebeneb teilt Mufeumbbireftor ^ro= 
feffor Dr. ©chramm mit, bafj non bem 1. Borfigenben 
beb Deutfchen Beretnb für Buchwefen unb Schrifttum 
folgeitbcb Xelegramtn aub Bufarefi eingelaufen fei: 

„Durch hiefige gleichftrebenbe Kulturarbeit leibet be; 
hinbert, ber grüffnung beijuwohnen, fenbe aufriehttgfle 
©rüfje unb SBünfche unb banfe allen Beteiligten marm; 
jtenb für treueb gehalten in ernfler -Seit, befonberb auch 
©r. Kgl. Jjobeit ^rtnj Johann ©eorg für .Ijocbftfeine 
Xeilnahme, rollet Jjoffnung auf balbige freiegntwicflung 
in griebenbjeit. 

Dr. Bolfmonn, ijauptmann." 

^rofeffor Schramm fchlagt oor, Jjerrn ©eheimrat 
Bolfmonn ben Danf für feine Begrünung aubjufprechen 
unb ihm oon ber Srüffnung unb guten gntwicflung beb 
Mufeumb unb beb Bereinb telegraphifch Mitteilung ju 
machen, n>ab unter bem Beifall aller Slnwefenben be; 
fchloffcn wirb. 

Damit tfl bie Xageborbnung erfchopft. Der 1. Bor« 
fi§enbebebS3ernjaltungbrateb^)err JjofratDr.Slcfermanns 
Xeubner banf t ©r. Königlichen Jpoheit bem iprinjen Johann 
©eorg im Bornen oller Slnwefenben hcrjlichfl für feine 
perfönlicfje Sdnteilnahme an ber Berwaltungbratbfigung 
unb gibt ber Jjoffnung idubbruef, bofj Mufcum fowohl wie 
Berein fich auch Bünftig günffig weiter entwicfeln werben. 


SBermejjrung ber Sammlungen be$ £>eutf$en $ulturntufeum$ 


8. Überweifung einer grlifaribsSommlung 
gine wefentliche Bereicherung hat bie grlibrib;©amm; 
lung beb Mufeumb erfahren burch gefchenfweife Über; 
laffung oon über 100 gjrlibrib, bie grau Marie Soinnig; 
Klamroth, bie Seiterin ber Deutfchen ^entralbücherei für 
Blinbe ju Beipjig, übermiefen hat. Die ©chenfung war 
um fo willfommener, alb fie oielfod) bie Befio'nbe beb 
Mufeumb glücflich ergonjt. 2luch biefer ©efehenfgeberin 
herjlid;ffen Danf. 

9. ©chenfung oon ginbünben in Klippfifchhaut 
•Sperr Buchbinbermeifler granj Martini, jurjeit in 
Brüffel, überließ unb jwei gefchmacfoolle ginbanbe in 
Klippfifcbhaut, bie für unfre Bucbeinbanbfantmlung oon 
befonberem Sntereffe finb. 2luch ihm httjlichffen Danf! 

10. ©chenfungen für ben Sefefaol 
©eorg D. SB. gollioet), München. 2lb. Bartelb: gin; 
führung in bie SBeltliterotur. 


©ufloo gifdjer, Jena. Dietrid» Schäfer: Deutfche @e; 
fchichte. 

©. greptog, Seipjig. gngel: Deutfche ©tilfunfi. 
^ohnfehe Buchhanblung, ^»onnooer unb üeipjig. 

©eorgeb: Slusfübrlicheb lateinifcheb ^Janbroo'rterbud). 
glaube unb ©penerfche Buchhanblung, Berlin. 

Büchmonn: ©eflügelte SBorte. 

^ermann Jperber, greiburg i. Br. Baumgartner: @e= 
fchichte ber SBeltliterotur. 

Bongenfcheibt’fche Berlogbbuchhanblung, Berlin. 

Muret: gnglifch;Deutfd>eb SBorterbuch. 

B.@.Xeubner,Seipjig. ©erefeunbSRorben: ginleitung 
in bie Slltertumbioiffenfchaften. — Kultur ber ©egen; 
wart. 

SOelhogen unb Kloftng,Bielefelb unb Seipjig. ©cobel: 
@eogrophifcheb^»onbbud). — garlBuffe: ©efchichteber 
SBeltliterotur. — B. Jjaenbcfe: gntwicflungogefchichte 
ber ©tilorten. 


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3eitfd>rtft beß ©eutfdijen 23 c r e i n ß für 05 u <b t» e f e n unb ©ditrtfttum 


Q3erroa[tuw$rat t>eS £)eutf#en 23emn£ für SSuchroefen uni) (Schrifttum 

ebrcnoorfi|enbcr: ©eine .Röniglicbe Jpobeit 9>rinj 3ob<*nn ©eorg, ^»crjog ju ©acbfen 

SSttitglieber 

1. SRegierungßoertreter 

üD^iniflerial&ireftor ©epimer SRat DDr. ©ebmalfj, alß Vertreter beß .Kgl. ©aebfifeben üRinifferium beß Äulfuß unb 
Öffentlichen Unterricbtß 

SRinifferialbireFtor ©ebeimer SRat Dr. ©ebne, alß Vertreter beß Kgl. ©a'cbftfcben ÜRinifferiumß bcö 3nnern 
SRiniflerialbireftor ÜBirfl. ©ebeimer SRat Dr. ©eb rüber, Stellen}, für baß Kgl. ©acfififcbe ginanjminijterium 
Kgl. ©berregierungßrat Korn im Kgl. ©taatßminijferium beß Innern für Ätrcf;cn= unb ©cbulangelegenbeiten, aiß 
Vertreter ber Kgl. SSaprifeben Regierung 

Kgl. ©ebeimer SRat Dr. ©ebnorr oon Sarolßfelb, ©ireftor ber Kgl. ^?of; unb ©taatßbibliotbeF, alß Übertreter ber 
Kgl. übaprifeben Regierung 

SRegierungßbireftor o. Se^te, alß Übertreter ber Kgl. ÜBürttembergifcben SRegierung 
SRegierungßbireftor Dr. c. ÜRarquarbt, alß Übertreter ber Kgl. ÜBürttembergifcben SRegierung 
SSibliotbeFßbireftor Unicerfitatßprofeffor Dr. 3acobß, alß Übertreter ber ©rofsberjoglicb 93abifcf;en SRegierung 
SBibliotbeFßbircFtor ©ebeimer X?ofrat ^rofeffor Dr. ÜBille, alß Übertreter ber ©roffberjoglicb ÜJabifcben SRegierung 
©roffberjoglicbcr SRinifferialrat Dr. ÜBagner, ©armjfabt, alß Übertreter ber ©rofsberjoglicb Jjefftfcben SRegterung 
©rogbfrjoglicber ^rofeffor Sberbarbt, Dffenbacb, alß Übertreter ber ©roperjoglicb Jpefftfcben SRegierung 
©ebeimer ÜRinifferialrat SÖ?el$, ©cbicerin, alß Übertreter ber ©roffberjoglicbcn SRegierung 5D2ecflenburg:©cbroerin 
©ebeinter Jjofrat sprofeffor Dr. ©b«>alb, ©otba, alß Übertreter ber Koburg=@otbaifcbcn SRegierung 
©taatßminiüer unb ÜBirfl. ©ebeimer SRat greiberroon ber SRecfe, SRubolflabt, alß Übertreter beß gürftentumß 
©cbroarjbutfl=SRuboljlabt 

Schulrat Knoll, SIrolfen, alß Übertreter ber gürffl. ÜÖalbecfs^prmonter SRegterung 
©ebeimer SRegierungßrat Sam mann, alß Übertreter ber gürfH. SReufHfcben (alt.) Regierung 
©ebeimer SRat ©raefel, ©era, alß Übertreter ber gürftl. SReufjifcben (jüng.) SRegierung 
*Profeffor Dr. ülnemüller, alß Übertreter ber gürftl.Sippifcben SRegieruttg 

©ebeimer SRegierungßrat ^ßrofeffor Dr. üBolfram, ©trapurg, alß Übertreter ber SRegierung oon Slfaf?s£otbringen 

2. Übertreter ber ©tabt Beipjtg unb beß ©eutfeben SSucbgeicerbecereinß 

©tabtoerorbnetenoorfieber 3ufiijrat Dr. 3uncF, für bie ©tabt Beipjig 
©tabtrat Sampe, für bie ©tabt Seipjig 
©tabtrat 3uf!ijrat Dr. Bimburger, für bie ©tabt Seipjig 
Kommerjienrat Snberß, feipjig, für ben ©eutfeben Ü3ucbgeioerbeoerein 
Kommerjienrat ©eorg ©iefeefe, Beipjig, für ben ©eutfeben SBucbgeiocrbccerctn 
jjofrat Dr. übiftor Klinfbarbt, Seipjig, für ben ©eutfeben übucbgetcerbeoerein 


3. Übertreter roiffenfcbaftlicber, fünfllerifcbcr, tetbnifeber überbanbe, Jpocbfcbulen, übereine ufro. 

SRebafteur SJtar SSa'cfler, SSerlin, für ben ©tenograpbemüberbanb ©tolje=©cbrep 

übrofeffor Dr. übennennt}, Seipjig, für ben ÜJllgemetnen ©eutfeben ©pracboerein 

©ebeimer SRat ^rofeffor Dr. SSejolb, ^»eibelberg, für bie Jpcibclberger 2lfabemie ber ÜBiffenfcbaften 

sprofeffor Dr.SSinj, SKainj, für bie @utenberg=@efeUfcbaft 

©ebeimer J)»ofrat Dr.ÜSopfen, Beipjig, für ben Überein ©eutfeber SSibliotbeFarc 

übcrlagßbucbbonbler 23 6'rner, Beipjig, für ben überbanb beß ©eutfeben Äunü 5 unb Ülntiquitatenbanbclß 

©encralfeFretar SBraun, übonn/ für ben überein com ^eiligen SSorromauß 

SRubolf Sbart, ©peebtbaufen, für ben überein ©eutfeber ^«pierfabriFantcn 

Dr. SRobert gaber, SSRagbeburg, für ben überein ©eutfeber ^eitungßocrleger 

©ebeimer SRegierungßrat Dr. c. galFe, ÜScrlin, für ben ©eutfeben überein für ^unfFiciffcnfc(iaft 

greiberr c. ©leicbensSRufhourm, Serlin, für ben übunb ©eutfeber ©elebrter unb Äünfller 

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Original frorn 

PRINCETON UNIVERSITY 



% c i t f c t f t bc« e u t f <f> e n 93 e r e t n ö für 35 u d) w e f e n uttb ©djrifttum 


©ebeimer Bberregierungßrat ©orte, 23erlin, für bie SReicbßbrucferei 
ßbeftebafteur Dr.Qrautoff, für ben Sanbeßoerbanb bcr ©ad; ftfcben treffe 

sprofeffor Dr. Jjatm,SMneben, Bireftor beß 2?aprifcf;cn SRationalmufeumß, für ben Söerbanb Bcutfcber Äunjlgeroerbe:: 
Vereine 

©ebeimer #ofrat Dr. oon J;>afe, Seipjig, für ben Beutfcben ®crmaniften=23erbanb 
©ebeimer .£>ofrat ^rofeffor Dr. Jjein je, Seipjig, für bie Ägt. ©ad;fifcbe ©efettfcfmft ber äßiffenfebaften 
*Profeffor 23runo Jjerou;:, Seipjig, für bie 2lltgemeine Bcutfd;e Äunftgenoffcnfebaft 
©eminorsDireftor Dr. jjofer, (fifenacb, für bie ©efeüfcfmft ber SBibtiopbilen 
Jjofmufifalienbanbler jjoffmann, Seipjig, für ben herein ber Beutfcben Üftufifalienbanbter 
@ef;etmer SRegierungßrat Dr. Reffen, 23erlin, Bireftor ber 23ibliotbef beß .RunffgetDerbesSSJtufeumß, für ben Beutfcben 
Stöerfbunb 

€befreba£teur $atfcb, 23ertin, für ben Soangelifcben spreffesSBerbanb für Bcutfcblanb 

spaut Werften, SSerlin, für ben 3afob=Ärouf?e:23unb 

Jlart Jitingfpor, Dffenbacb, für ben SBerein Beutfcber ©cbriftgiefjereien 

Dberbibliotbefar Dr. Seibtnger, SKüncben, für bie $gl. SSaperifcbe SIfobemic ber SBiffcnfcbaften 

Jjofrat Sinnemonn, Seipjig, für ben föerein ber S3ud)bonbler ju Seipjig 

.fjofrat Dr. h. c. deiner, Seipjig, für ben Beutfcben SöerlegersSBerein 

33erlogßbucf)banb(er SDtar ÜRerfeburger, Seipjig, für ben Beutfcben 9Rufifalien=93erleger=23erein 
Äreißfcbulinfpeftor sprofeffor ^fo ff, Barmftabt, für ben Beutfcben ©tenograpl;en=S8unb „©abelßberger" 

©ebeimer SRegierungßrat ^rofeffor Dr. spietfcbmann, ©o’ttingen, für bie Ägt. ©efellfcbaft ber ffitffenfdjoften ju 
©üttingen 

Bireftor (finit spinfau, Seipjig, für ben 23erbanb Beutfcber ©teinbrucfereibefiger 
sprofeffor Dr. Sftabemacber, 33onn, für bie ©orreßs ©efellfcbaft 
Sßorfcbuttcbrer SRebbubn, 23ertin, für ben Beutfcben Sefjreroerein 
sprofcffor Dr. SRotb, Seipjig, für ben 23unb Beutfcber Serfebrßoereine 
Dr. Jbanß Socfoß, 23erlin, für ben SSerein ber spiafatfreunbe 

StBolfgong ©tf;umann, Brcßbcn, SO?itleitcr beß „Beutfcben ffiitlen", für ben BüreriSSunb 
Äarl ©freier, SBeimar, für ben Beutfcben spbotograpbemSßercin 

©ebeimer Jjofrat Unioerfitatßprofeffor Dr. ©eeliger, Seipjig, für ben Serein für boß Beutfcbtum im 2lußlanbc 

Äommerjienrat 21. ©perling, Seipjig, für ben Söerbanb Beutfd;er 23ucbbinbereibefi§er 

sprofcffor ©teiners^rag, Seipjig, für ben SDerein Beutfcber 23ucf>gcn>erbefunfHcr 

9)out Xbranert, 23erlin, für ben ©utenbergbunb 

SReftor Xrott, 23ertin, für bie gretc Sebreroereinigung für Äunftpflegc 

4. Ernannte SDfitgltebcr 

^»ofrot Dr.Br.=3ng.2tcfermann=£eubner, Seipjig 

ißerlagßbucbbanbter g. 3£. 23 acf; ein, i. ga. 3- ‘P- 23act;em, &oln 

Dr. 2t. 25 e cf er, SDfitgtieb ber 1. ©a'ebf- ©tanbefammer, SRittergut MttcriCfd; 

Sürffbifebof Dr. Sßertram, 23reßtau 

.Sommer jienrat SKa.r o. 23leid;ert, Seipjig 

©ebeimer 9iat Sberbürgcrmeifter o. B. Dr. SR. Bittrieb, Seipjig 

Äommcrjienrat Jpermann Berber, greiburg 

©ebeimer ipofrat Sbgar 3?erf urtb, Seipjig 

«Profeffor Dr. 2t.Rippenberg, Seipjig 

Jjeinricb Älinficbt, 23efi§cr ber ga. S. d. Ä(infid;t & ©obn, S0?ei§en 
^ommerjienrat Dr. 9?etter, Sbarlottenburg 
Söertogßbucbbanbler SR. Quelle, Seipjig 
©ebeimer Äommerjtenrat ^». S}, SReclam, Seipjig 
ÜKiniifetialbireftor SBirfl. ©ebeimer SRat Dr. SRofd;er, Breßben 
2Ibotf ©cbroeber, i. ga. ©ieter & 23oget, Seipjig 
gabrifbefifjer Söog, Seipjig 

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PRINCETON UNIVERSITY 



3 c i t f cf) r t f t b e $ 3>eutfcf)en 93 e r«t n $ für 93 u d) w e f e n unb @<f>rtfttum 


233ifTenfc|>aftIic^er S3ctrat 

SBorfiufenber ©djnft: 3RufeumSbireftorProfefforDr.©eule,Setpjig;9RufeumSbireEtor Prof eff orDr. ©ebramm, 
Seipjig; Profeffor Dr. ©tube, Seipjig 

tgpptifcbe Abteilung: Unberfitatsprofeffor Dr. greiberr oon 23tffing, SRtfncben; ©ebeimer Jpoft« Unberfitat$= 
profeffor Dr. ©teinborff, Seipjig 

58abplontfcbsaffprifcbe Abteilung: ©ebeitner SftegierungSrat Unberfitatsprofeffor Dr. S^ctt^fcf», 23erlin; Dber* 
bibliotbefar Unberfitatsprofeffor Dr. 2Betßba<f>, Seipjig; ©ebeimer Jjofrat Unberfitatsprofeffor Dr. Zimmern, 
Scipjig 

Äanaanitifcb 5 #ebraifcbe 2I6teiIung: Unberfitatsprofeffor D. Dr. ©utbe, Seipjig; ©ebeimer SRat UnberptatS* 
profeffor D. Dr. Mittel, Seipjtg 

©ie ©eit beS 3flam: ©ebetmer jjofrat Unberfitatsprofeffor Dr. gifdjer, ?etpjig; Unberfitatsprofeffor Dr. jjart* 
mann, Seipjig; ©ebetmer SRegierungsrat profeffor Dr. 9R o r i £, SBertin; Unberfi tatSprofeff or Dr. © t u m m e, Seip jig 
jtleinafiatifcbe Slbtetlung: ©treftor profeffor Dr. ©eher, 23erlin 

Sbinefifcbe Abteilung: Unberfitatsprofeffor Dr. Sonrabt), Seipjig; Prbatbojent Dr. SrfeS, Seipjig 
3apanifdje Slbteilung: Dr. phil. fRacbob, 23erlin 

© ri e cb i f cb = r b in i f cb e 21 b t e i l u n g: ©ebetmer IRegierungSrat Unberfitatsprofeffor Dr. 23 1 r t, StRarburg; UnioerfitatSs 
profeffor Dr. @arbtba:ufen, Seipjig; sj>rofcfTor Dr. greiberr Jf>iller o. ©aertringen, 23er(in; UnberfitatSs 
profeffor Dr. Äorte, Seipjig; Unberfitatsprofeffor Dr. jtrabbo, Seipjig; profeffor Dr. SarfeIb, SRemfcbeib; 
©ebeimer iRat Unberfitatsprofeffor Dr. ©tubnicjfa, Seipjig; ©ebeimer SRegierungSrat Unberfitatsprofeffor 
Dr. f£angl, 23erlin; Unberfitatsprofeffor ©ebeimer SRegierungerat Dr. ©ilefen, 23er(in 

2lltcbrifHid)c ©enftnaler: Unberfitatsprofeffor Dr. giefer, ©trafiburg 
Äeftifcb=®ermanifcbe Kulturen ber fRorbfeegepabe: Unberfitatsprofeffor Dr. SSRogf, Seipjig 
iöblfertoanberung: Unberfitatsprofeffor Dr. ©cbmeibler, Seipjig 

ÜRittelalter: profeffor Dr. Siemen, 3 ro *^ au 5 ©ebetmer SRegierungSrat UnberfitötSprofeffor Dr. Äaufjfcb, 
granffurt; Unberfitatsprofeffor Dr. Krabbe, Seipjig; ©berbibliotbefar profeffor Dr. Seibinger, SRüncben; 
Unberfitatsprofeffor Dr. ©raf 93if3tum, Äiel; Unberfitatsprofeffor Dr. ffiacfernagel, Seipjig 

3nfunabetn: ©berbibliotbefar Dr. SrnP grepS, Pfüncben; ©bcrbibliotbefar Dr. ©untber, Seipjig; 23ibliotbefs 
bireftor Profeffor Dr.Ga bler, 23ertin; 23ibliotbefbireftor Dr.». ütatb, Seipjig; 23ibliotbefbireftor Dr. ©cfjmibt, 
©armPabt; SKufeumSbireftor profeffor Dr. ©ebramm, Seipjig; ©berbibliotbefar ProfePor Dr. S3ouüieme, 
23ertin 

Sutberabteilung: Unberfitatsprofeffor D. Dr. 23oebnter, Seipjig; SfRufeumSinfpeftor 'profeffor Dr. glecbftg, 
23raunfcbn3eig;DberbibItotbefarProfefforD.Dr. jfrofer,Seipjig;Dberbib!iotbefarProfeffor Dr.Sutber,@reifSn)alb 
SRenaiffance, ©egenreformation unb 23arocf, SRofofo: Unberfitatsprofeffor Dr. Jjerre, Seipjig; ©ireftor 
Profeffor Dr. SRtnbeiPouet, Seipjig; Dr. paul 3totb, Seipjig; SRufeumSbireftor Dr. phil. ©ebulje, ©tabts 
gefcbicbtlicbeS SfRufeum Seipjig; Unberfitatsprofeffor Dr. ©itforoSfi, Seipjig 
©ruef unb ©ebtnuef ber ©egenroart: Unberfitatsprofeffor Dr. giefer, ©trafjburg; ©ebetmer SRegierungSrat 
Dr. 3effen, SSerlin; Profeffor Äletnbempel, Premen; Profeffor Dr. Soubier, 23erlin; SRufeumsbireftor 
Profeffor Dr. ©ebramm, Seipjig; Profeffor Dr. ©pa!;n, ©trafiburg; Dr. ©torcf, SRannbeim; Profeffor 
Xientann, Seipjig 

SflibtiS unb ©ebraucbSgrapbif: Dr. Sortoegb, ©armPabt; ©ebeimer SRcgierungSrat o. 3ur©epen, 23er(in 
©rapbif unb ©iffenfebaft: ©ebetmrat Profeffor Dr. ©ubboff, Seipjig 

SfRufif: Unberfitatsprofeffor Dr. SRictfcb, Prag; ©ebetmer SRegierungSrat Profeffor Dr. jirefjfcbmar, Sb« 5 
lottcnburg; Unberfitatsprofeffor Dr. ©bering, Seipjig; Profeffor Dr. ©ebtoarg, Seipjig 

SSibliotbefroefen: Profeffor Dr. 23onböffer, ©ireftor ber SanbeSbibliotbef ©tuttgart; ©ebeimer jjofrat 
Dr. 23opfen, ©ireftor ber Unb.s23ibliotbef Seipjig; @eb. IReg.^iRat Dr. Srmifcb, ©treftor ber Ägt. SanbeS* 
bibliotbef ©resben; ©cf;. 5Reg.=SRat Dr. SDJtlfau, ©treftor ber jtgl. u. Unb.=23ibliotbef 23reS(au; ©ebeimer SRat 

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PRJNC 


Original frorn 

ETON UNIVERSITY 





' t f tif t t>es ©cutfdjen Vereins für 525u<fn»efen uttb <S<f>tifttum 


Dr. ©cfinort c. (Sarolßfelb, StrcFtor ber i?ofs unb ©taatßbibliotbeF, 50tünd)en; ©eb- 3fleg. = Eftat sprofeffor 
Dr. SlBolfram, SireFtor ber Unit>.= u. Sanbeßbibliotbef ©trapurg 
23ucbeinba'nbc: sprofeffor Dr. 23erling, Direktor beß Äunllgcroerbemufeumß Sreßben; 23ibliotbeFar Dr. ©lau« 
ning, j?of= unb ©taatßbibliotbeF 50itfncben; pofcffor Dr. Soubicr, 23erlin; ^rofeffor Dr. 9tce, Nürnberg 
50tiffionß=5Befen: SireFtor 'Profcffor D. Dr. ^aul, Seipjig; SircFtor D. Dr. Schreiber, 23erlin 

25linbenfcbrift unb 23ltnbenbrucf: ©cbulrat Sittricb, @bemni§; 50tarie Somni§sÄlamrotb, Leiterin ber 
Seutfcben ^entralbücberet für 23linbe, Seipjig; Schulrat 59?attbieß, 23erlin=©tegli§; Btegierungßs unb Scbulrat 
Dr. SDtell, ffiien; 50tufeumßbireFtor sprofeffor Dr. ©ebramm, Seipjig 
Äurjfcbrift: Biegierungßrat ^rofeffor Slbnert, Sreßben; OtebaFteur 50t at 33 a' cf (er, 23erlin; Stegierungßrat sprofeffor 
Dr. guebß, Sreßben; Dbcrlanbeßgericbtßrat ©ebeimer 3uflijrat Dr. 3obnen, Suffetborf; ©ebeimer 9iat 
Dr. Ärifcbe, Sreßben; ÄreißjcbulinfpeFtor sprofeffor spfaff, Sarmjtabt; Äanimerftcnograpb ©cbaible, ©tut U 
gart; ©tubienrat sprofejjor Dr. Sftuefj, 50tu'ncbcn; 50tufeumßbireFtor sprofeffor Dr. ©ebramm, Seipjig 
SBeltFrieg: Dberftleutnant 23ubbecFe, 23erltn; gabriFant Sticbarb granF, 23erlinsSubn)igßburg; 25i6ltotf)cCar 
Dr. ©launing, 50tuncben; *Profeffor Dr. 59tenf3, 3cna; 50tuleumßbircFtor sprofeffor Dr. ©ebramm, Seipjig; 
SireFtor sprofeffor Dr. t>. ©toefmaper, Stuttgart; ©ebeimer FRegierungßrat Dr. ÜBincfel, Äönigßberg 

9teflame=@aal: SOtufeumßbireFtor sprofeffor Dr. ^ajauref, Stuttgart; Dr. Jpanß ©aebß, 23erlin; 50taler unb 
©rapbiFer ©eorg üBagner, Berlin 

t 

$ünfUetifcf)er Beirat (juglei# Söauautffc&uft) 


sprofeffor Dr. ®rebt, Äonferoator, 5Dtßncben 
©tabtbaurat 23übring, Seipjig 
©eb. Stegterungßrat Uniö.=*Profcffor Dr. (Siemen, 23onn 
©eb. 9tegierungßrat sprofeffor Dr. *>. gal Fe, Berlin 
Unioerfitätßprofeffor Dr. giefer, ©trapurg 
SOtufeumßbireFtor sprofeffot Dr. ©raut, Seipjig 
Jjocbfcbulprofeffor Dr. jjartniann, ©armftabt 
©ebeimer Otegierungßrat Dr. jjetjn, Sreßbeit 
©ebeimer 9tegicrungßrat Dr. 3effen, Berlin 
(Profeffor gr. Äallniorgen, Berlin 
©ebeimer Jpofrat Dr. phil. h. c. SOtajc Älinger, Seipjig 
SOtufeumßbireFtor (profeffor Dr. Äoetfcbau, Suffetborf 
Unioerfita'tßprofeffor Dr. o. Sange, Tübingen 
'Profeffor Dr. phil. h. c. SOtajr Siebermann, 23erlin 
©ebeimer Jpofrat ^rofeffor Dr. SOteier, 23raunfcb>t>eig 


Unioerfttatßprofeffor Dr. 9teumann, J)eibelberg 
SOtufeumßbireFtor ^rofejfor Dr. *Pauli, Jpamburg 
SOtufeumßbireFtor ^rofejfor Dr. spajaureF, Stuttgart 
SOtufeumßbireFtor sprofeffor Dr. spoppelrcuter, Äoln 
9Jtufeumßbire!tor Dr. ^p o ffe, Dreßbcn 
^)rofeffor Jpeinrtcb 9teiffer|cbeib, SBannfce bei 25erlin 
^rofeffor SRubolf ©cbiefll, 9türnberg 
Sltufeumßbircftor ^Profeffor Dr. ©ebramm, Seipjig 
©ebeimer ijofrat 2lFabcmiebireFtor 'Profeffcr Seliger, 
Seipjig 

sprofeffor Stltap ©leoogt, 23erlin 
iDiufeumßbircFtor sprof .Dr. ©marjenß F i ,granFf urt a. 50t. 
ßtrjellenj SSBirFl. ©ebeimer Sftat 2d;oni(»/ Äarlßrube 
fOtufeunißbireFtor ^rofeffor Dr. 23ogcl, Seipjig 
©ebeimer ^lofrat Dr. Submig StolFmann, Seipjig 


5Tec|>nifc^er Beirat 


©ebeimer Äommerjienrat Sx 95iagofeb, Seipjig 
IBerlagßbucbbunbler ÜBilbelm Siebener, Seipjig 
Äoinmerjienrat 50?a,r Snberß, Seipjig 
Äommerjienrat ©eorg ©iefeefe, Seipjig 
^3rofeffor Dr. (5. ©olbberg, Sreßben 
©ebeimer Dberregicrungßrat ©orte, SireFtor ber 9teicbß= 
brucFerei, 23crlin 
^Profeffor Äirebner, (5bemni§ 

^rofeffor Dr. Älemm, ©au^fcb bei Seipjig 
.Karl ■fttingjpor, Dffenbacb a. 50t. 

Äommcrjienrat geltjr Äraiß, Stuttgart 
23crlogßbucl)bänbler be Siagre, Seipjig 
äßilbelm 5Ötei§ner, i. ga. SOteiper & 2?ucb, Seipjig 

89 


’ProfefTor Dr. 50teifjner, ^)eibctberg 
Dr. Sbuarb 5Dtertenß, greiburg i. 23. 

Äomtnerjienrat 2llfreb Oteoen bu 50tont, Äbln 

Dr. 9)offanner o. Sbeentbol, Sotben 

Dr. SRübencamp, i. ga. d. X. ©leitßmann, Sreßben 

SireFtor Stummel, Seipjig 

©tabtrat ©anber, Seipjig 

Dtto Säuberlich, i. ga. Dßear 23ranbfietter, Seipjig 

poFurift ^teinrid) ©cbmarj, Seipjig 

Äarl ©cbmier, ÜBeimat 

Äommerjicnrat griebricb ©oenneefen, 23onn 

Äarl SIBagncr, t. ga. iffiagnet & Sebeß, Seipjig 

Heinrich SSBagner, i. ga. 2Bagner & Sebcß, Seipjig 

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be$ Detttf^en SBereitt« für SSudjroefen unb <3<f>rffttum 


£)a$ ®eutfc^e Mturmufeum ju £eip$tg 


aö Alte ßü'rjt, eß anbert fiel) bk ^eit unb neueß 
Seben bricht außben Sutnen: bicö iß ber (Einbruch, 
ben wohl jeber Vefucber beb nun eröffnet™ Deut* 
fd^cn kulturmufeumß bat- ©lanjooll batte bie Vugra 
begonnen; ja'b war fie burcb ben krieg geßort worben; 
bie jablreicben Scbage, bie oon ihr überblieben, batten 
gar batb ibr prooiforifcbeß Jjeim, bie ßabtißbe Vetonballe 
auf bem Außßeltungßgelanbe oerlaßen unb ber Militärs 
oerwaltung weichen muffen; in Verfcbläge unb kißen 
mußte in (Eile alleß reebt unb fcbtecbt oerpacft unb in 
heiler geräumt werben; baß Deutfcbe Vucbgewerbemufeuni 
aber mußte im Vucbgewerbebauß ficb noch weiter eins 
fcbrä'nfen, ba bort ber burcb bie Vugra bebeutenb erweiterte 
Vefig ber tecbnifcben Sammlungen beß Deutfcben Vucb* 
gewerbeoeretnß untergebracbt werben mußte. 3n gual* 
ooller (Enge, jeber (Entwicflungßmüglicbfeit beraubt, für 
baß Vublifuni fo gut wie unjuganglicb, jum £eil bem 
ß^eren Verberben außgefegt, benimten bie oerfcbtebcnen 
Sammlungen, bie bereitß beflebenben wie bie neu ents 
ßanbenen, ficb gegenfettig. @ar mancher greunb ber „feilte 
ber kultur" fab betrübt bereitß alle mit fo biel Mühe 
unb wiffenfcbaftlicber Arbeit gefebaffenen 2Berte wieber 
untergeben. Da wagte eß im Marj »origen 3abreß eine 
Eieine Scbar tatfraftiger Scanner unb febritt jur ©rün* 
bung einer neuen Drganifation, um bie großen ÜBerte ber 
Vugra ber wiffenfcbaftlicben 2Belt för immer ju bewahren, 
kleingläubige fal;en bem Treiben fopffdjüttelnb ju. Die 
Vorarbeiten begannen, ber (Erfolg blieb nicht auß, ja bie 
greunbe beß ©ebanfenß, alle bie 'liierte in einem „Deut* 
feben kulturmufeum" jufammenjufaßen, mehrten ficb 
täglich, fo baß im Dejember in Anwefenbeit Sr. Majeßät 
beß Äo'ntgß oon Sacbfen unter gewaltiger Anteilnahme 
auß bem ganjen Deutfcben Reiche unb mit Unterßügung 
beß Sachlichen Staateß unb ber Stabt Seipjig ber „ Deutfcbe 
Vsrein für Vucbwefen unb Schrifttum" gegrü'nbet werben 
fonnte. Socb gab eß kleingläubige, bie auch je§t, trog ber 
fixeren (Erfolge, an ein pofitioeß Siefultat nicht glaubten, 
ja, eß würben Stimmen laut, wenn auch nur wenige, bie 
in ihrer Sfepfiß wa'brenb beß kriegeß ben s ])lan überhaupt 
für unburebfübrbar hielten. 3n ber Stille ging bie Arbeit 
weiter. Die 3«bl ber Mitglieber unb Stifter nahm immer 
noch ju. jpauptforge war unb blieb, ba an einen Seubau 
wa'brenb beß kriegeß nicht ju benfeti war, geeignete Saume 
für baß „Deutfcbe kulturmufeum" ju finben, baß man 
in ber feierlichen ©rünbungßoerfammlung gefdjaffen batte. 
Sie würben gefunben. Daß gewaltige ©ebaube beß Vers 
banbeßDeutfcbetJpanblungßgebilfen auf ber feiger Straße 
bot willfommene Unterfunft. Der (Erbauer beß Jjaufeß, 
Arcbitcft ©eorg üBünfcbmann, half über bie befiebenben 
ßnanjiellen unb nicht geringen bauteebnifeben Scbwierigs 

90 


feiten weg. Die wiffenfcbaftlicben Mitarbeiter ber„kulturs 
balle" griffen halb ba halb bort heratenb ein, um ein 
wiffenfcbaftlicb einwanbfreieß ©anje ju febaffen, fo baß 
am 12. Sftober burcb <3e. königliche Jjobeit ben ^rinjen 
3obann ©eorg, J?erjog ju Sacbfen, ben (Ebrenoorßgenben 
beß Verwaltungßrateß beß Deutfcben Vereinß für Vucb s 
wefen unb Schrifttum, baß Mufeum ber Dffentltcbfeit 
übergeben werben fonnte. greilicb, bie Saume genügten 
nicht, um auch nur anna'bernb bie jablreicben ©egenßa’nbe 
ju jeigen; bie Jpauptmerte aber finb aufgeßellt, alleg anbre 
wenigßenß fo magajiniert, baß eß ber wiffenfcbaftlicben 
gorfebung juganglicb gemacht werben fann. DaßDeutfcbe 
kulturmufeum umfaßt beute alß ©runbßocf bie oon ber 
„jpalle ber kultur" unb oielen anbern Abteilungen ber 
Vugra überwiefenen SBerte, bie gefcbicbtticben unb fünft* 
lerifeben Veßanbe beß bißbertgen Deutfcben Vucbgewerbe* 
unb Scbriftmufeumß unb bie königlich Sacbfifcbe Viblio* 
grapbifebe Sammlung. Jjterju finb eine große Anjabl 
weiterer Sammlungen getreten, bie unten im einjetnen 
erwa'bnt finb. 

1. Die Scbaufammlung 

Saum 1 iß ben Vorßufen ber Schrift gewibmet. Auß* 
geßellt finb: Votenßabe auß Außratien unb Afrifa unb 
bie jum (Einferben benügten Mufcbeln; knotenfebriften 
auß Stroh oon ben Sbu=fbu*3nfeln; Sacbbilbungen ber 
berühmten ratfelbaftenkiefel oon Maß b’Ajil; groben oon 
Sinbenfcbriften ufw. An ben fffianben bangen groben 
ber ©aunerjtnfen, ferner Vufcbmannßjeicbnungen fowie 
Vilberfcbriften ber oerfcbiebenßcn Art. 

Sa u m 2 bringt bie (Entwirf lung ber cbineßßben Schrift. 
Mobelle jur SHußrierung ber ©egenßanbßfcbrift, baß beißt 
beß ©ebanfenaußbruefß burcb greifbare ©egettßä'nbe, bie 
einen Sinn* ober Sautrebuö barßellen, eröffnen bie Seihe. 
Scbriftrollen unb Scbrifttafeln jeigen im einjelnen bie 
(Entwicflung. 

Saum 3 jeigt junücbß bie alteße ebineßfebe Stein* 
infebrift, eine Steintrommel mit ber beglaubigten 3n* 
febrift auß bem 9. 3abrbunbert o. (Ebfv fobann bie (Ent* 
wicflung beß ebinefifeben Vucbeß unb beß ebinefifeben 
Schreib* unb Drucfwefenß. 

Saum 4 iß ein cbineßßbeß ©elebrtenbauß mit ooller 
(Einrichtung unb jablreicben ©egenßanben jur 3llußrie* 
rung ber ©efebiebte beß Vucbeß unb ber Schrift bei ben 
(Ebinefen. Daß J?auß iß breiteilig: 3n ber Mitte baß (Emp* 
fangßjimmer, über bem (Eingang eine Schriftprobe ber 
kaiferin Dje*bt, im übrigen baß 3>mmcr in ber ganjen 
Mannigfaltigfeit eineß ebinefifeben Jpaufeß außgeßattet; 
reebtß baß Stubierjinimer mit Scbreibtifcb, Scbrcmfcn 
unb oielen Schreibgeräten, Vücber* unb Scbriftrollen, 



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Settfeprift befi ©eutfepeit Lettin« für QJuepwefen unb @cprtfttum 


linFS baS ÜRufifjtminer mit ©itarre, beten Unterlage eine 
Konfiffe ifl, bie angeblich bet Ipanperiobe angeb o'rt unb 
eine 3nfcf>rift aus ber 'Puanjett tragt. 

SRaum 5 ffellt einen iapanifcpenBucplabenbeSKfutapa, 
beS ©erlegerS beS berühmten SO^eifterö beS §arbenpolz= 
fcpnitteS Utamaro am Enbe beb 19.3afjrpunbertS bar. ©or 
ipm unb in ihm eine Steife oon ©egenffänben beS japanis 
fcpen Buch* unb ScpriftroefenS, wobei ber japantf^e^ol}* 
fcpnitt befonberS berucFficptigt tf%. 2Iuc^> Bucpbinberei unb 
pinfelfabriEation Fann ffubiert roerben. ©Jan beachte bes 
fonberö ein Original einer Fleinen breiftcfrfigcn Pagobe mit 
bent fru'fjeften uns erhaltenen Biocfbrucf. 

SRaum 6 ifl ber tnbifcpen Kultur geroibmet. Sieben 
Teppichen unb bilblichen Sarftellungen befonberS reich 
an Palmblattbüchern oon ben einfachen StücEen bis ju 
ben Foftbarften, mit Silber unb Ebelflein gefchmücFten 
Stemplaren, bie auch reichen BucpfchmucF zeigen. älnfcplies 
fjenb roerben Palmblätter ber Palmpras unb Eorpppas 
palme, bie auch heute noch ben Befcpreibjloff beS 3nberS 
bilben, gezeigt. Scpreibmeffer unb Schreibgriffel jum Be= 
fähreiben ber Palmblätter, Scpülerfcbreibhefte aus folchen 
Palmblättern, 35uchrollen aus Stoffe 25ambuSfebern ufro. 
oeroollftänbigen ben Überblicf über baS Schreibroefen ber 
3nber. 

Staunt 7 zeigt bt'e Kultur beS 3flam. 3n ©laSFäffen 
liegen Schreibjeuge mit Kintenfaf; unb Scpreibrobrbüchfen, 
Zahlreiche Schreibrohre (Falam), pcflzetne Scpülertafeln 
aus Roranfcpulen, gefchriebene unb gebrucFte Roranejcems 
plare oom einfachffen bis jum teucrffen Eremplar; oot 
allem finb beachtenswert bie prächtigen Roraneinbänbe unb 
eine SMnjafjl Jpanbfcpriften. 3n ber EcFe beS StaumeS ein 
Kairoer ©otiobrunnen mit ©erfen aus ber 76. Sure beS 
Roratt, baran anfcf>lieffenb 

Staunt 8 ein Buchlaben aus Rairo mit ber gttmenbes 
Zeichnung „Bucplaben oon Sälim Jjafan C 2lbberrapmcm 
& Eo." Sie ganze Einrichtung ffammt aus Rairo. 

Staunt 9 gibt in großen Kofeln an ber Sängsroanb 
bie EntroicFlung ber ägpptifcpen Schrift (pieroglpppifcpe 
©Jonumentalfcbrift,bieroglppbifcheBucbfchrift,bieratifche 
Schrift, bemotifche Schrift), ^nblreicpe ©ipSabgüffe er= 
läutern ben EntroicFlungSgang, fo ber breifpraepige Stein 
oon Stofette, ber bem Jranjofen Ehampollion als ©runb* 
läge jur Entzifferung ber Jjieroglpppen biente; baneben bet 
3nfchriftenffetn oon RanopuS, ein ähnliches breifprachigeS 
SeFrct,ferner zahlreiche 35eifpiete ber monumentalen Jjteros 
glppbenfcprift zunr Keil in Originalen, zum Keil in 2lbs 
griffen. Sie ©laSFäfien enthalten bie SSefchreibjioffe. Ser 
PappruS ift bureb eine 2Inja^l prächtiger großer Originals 
flücFe oertreten, neben benen zahlreiche Fletne PappruS= 
ffücFe liegen, ferner Kopf fcherben ober Splitter oon roeifjem 
RalFfiein (Ofirafa, Scherben), bie zu ScpriftffücFen beS 
tagtäglichen üebenS rote ^Rechnungen, Quittungen ufro. 


oerroenbet rourben. 23eachtenSroert ftnb fcpliefjlicb bie alten 
ägpptifcpen Schreibzeuge mit zwei runben Näpfchen für 
fchroarze unb rote Kinte, Behälter für bie Binfenfebern 
unb EeberfäcFcpen für bie garbe, foroie bie Statue beS 
Schreibers Serfenez, bie hinübcrleitet zu 
Staunt 10,ber bie babplonifcpsaffprifcpe Rultur umfaßt. 
2lucp hier an ben ÜSänben Kafeln über Urfprung unb Ent« 
roicFlung ber Schrift, zu benen eine Kafel „$ur Entziffes 
rung ber Reilfcprift" tritt, ©rofje Statuen unb SteliefS 
mit charaFteriflifcher Befcpriftung finb in reichem ©Jafe 
oorbanben, fo bie figenbe gtgur ©ubeaS, bie ©efegeSffele 
opammurabis, ber fchroarze ObelifF Salmanaffars II., bie 
gewaltige StegeSffele ülfarhabbonS, ferner grofje Steltefs 
platten aus bem Palafte beS affprtfepen RonigS 2ljfur= 
naftr; pal. 3n ben ScpauBäften liegen Siegelzplinber ber 
oerfepiebenen Perioben, ©erotepte, BeftallungSs unb ©er* 
tragSurEunben, foroie zahlreiche Photographien oon afft;; 
rifcpsbabplontfcpen ^Reliefs ufro. Sen Übergang zu 
Staunt 11 bilben einige ©ipSabgüffe, fo oon bem bes 
rühmten SenEjiein beS RonigS ©tefa, oon ber 3nfchrift 
beS RßnigS Panammu oom SocFel ber Statue beS ©otteS 
j?abab unb bie Fanaanitifche 3nfcprift Panammu II. 
Staunt 11 ifi ben ©riechen unb Stomern geroibmet. 3ln 
ben ©änben fepen wir bie Scpuggotttn beS Schreibens, 
bie Pallas Sltpene mit aufgefcplagenem Kriptpcpon, bie 
©acphilbung einer PappruSpflanze, ferner baS KrajanSs 
relief mit ber Sarjfellung bet ©erbrennung ber Scpulb* 
tafeln; in ben beiberfeitigen ScpränFen OfiraFa, PappruSs 
ff ücFe, ^olztafeln, Siptpcpa, Kriptpcpa, Polpptpcpa, 3lFten 
beS Senats, Stempel ber oerfepiebenfien 3lrt, ferner bie 
Scpreibroerfzeuge: SHluS unb Scpreibtopr (römifepe unb 
grieepifepe ©riffel unb Scpreibfebern), Kintenfäffer, Pas 
ppruSrolle, ©acpbilbungen oon UrEunben ufro. 3n ben 
©laSFäfien ©acpbilbungen oon SlfcnbetnsSiptpcpa foroie 
Belege für bie EntroicFlung ber griccpifcpen unb romifepen 
Scprift, barübet an ben SSänben bie ©rabftele beS Schreis 
berS KimoFrateS mit Buch unb SRollenbünbel, bie 3nfcprift 
beS Schreibers KrebiuS3uffuS mit feinem ^»anbroerFSzeug 
ufro. 3n ber ©litte beS Saales baS Sigbilb beS EpareS 
mit furcpenfo'rmiger 3nfcprtft, an ber SinfSroanb bie 3ns 
feprift oom ©rabmal beS BärferS Eurpfaces. Eine grofjere 
2lnzapl ©ipSabgüffe beFannter 3nfcpriften oeroollflänbigen 
baS Bilb ber EntroicFlung. ©on befonberem Sntereffe finb 
baS Monumentum Ancyranum, bie Schlangenfäule oon 
piatää unb ber feproarze Stein beS SRomuluS mit ber 
älteffen ro'mifcpen 3nfcprift, bie furepenformig gefeprieben 
iff. Ser ©erbinbungSgang 

SRaum 12 enthält Sarffellungen einer attifepen Scpuls 
ffube naep ber SuriSoafe, einet romifepen Scpulftube (IRes 
lief oon Kricr) foroie zaplreicpe ©ipSabgüffe, barunter baS 
berühmte Renotappium beS ©f.EaeliuS, beS^>auptmannS 
oom Keutoburger äßalbe. 

91 12 * 


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3 e 1 1 f cfr r t f t b e S ® e u t f cfr e n 33 e r e i tt $ für 03 u cfr w c f e tt unb ©cfrrifttum 


Dlaum 13 ifl ber norbifcfren Kultur gewibmet. Jjier 
fiefren ©ipSabgüffe beS DlocffieineS mitDluneninfcfrrift unb 
weitere bret Dlunenfieine; an ten ffiänben frängen jafrlreicfre 
Photographien oon folcfren Steinen, oon Dlunenfäficfren, 
Dluncnfiäben ufw. 

Din um 14 bringt ben Dlnfang berMiniaturenfammlung 
bcS MufeumS. Jjier fefren wir groben auS ben 3talas 
fragmenten, ein Sölatt ber ffiicner ©cnefiS, ben SSiener 
DiosfuribeS, aufserbeni eine 2lnjafrl£)riginalfranbfd)riften, 
an ben SBänben bpjantinifefre Miniaturen. 

Dlaum 1? ifi ber ^eit ber PolFcrwanberung gewibmet 
mit Pelegfiücfen für bas Scfrriftwefen biefet 3 c it- 25ci 
benöfigoten ift bie farbigeÄopie eines 93tatteö oon UlfüaS 
Pibelüberfegung (Codex Argenteus) ju fefren. Sangos 
barben, granfen, SBefigoten, 3ren unb Slngelfacfrfen haben 
in biefem Dlaum Plag gefunben. Dieben ber Sntwicflung 
ber Scfrrift ifl ber Fünfilerifcfre Pudtfcfrinucf (meifi orna= 
mental, feiten illufiratio) frier befonberS ju flubieren. 

Dlaum 16 enthält eine grofse Slnjafrl Miniaturen bet 
wiefrtigfien jjanbfcfrriften teS früfren Mittelalters, wa'fr; 
renb ber Durchgang naefr bem anfcfrlief; enben Dlaum Pfrotos 
grapfrien jur ©efefriefrte ber Dlotenfcfrrift jeigt. 

Dlaum 17 bringt originalgetreue MnfilerFopien ber 
wiefrtigfien farolingifefren unb ottonifefren Jpanbfcfrriften, 
bie bie Pucfrmalerei biefer feiten freroorragenb oor Dlugen 
füfrren. Äein wichtigeres Sölatt fefrlt frier. 3n ber großen 
Mitteloitrine liegen auf erbem ©ipSabgüffe befonberS Fofls 
barer Pucfreinbänbc ber ^cit. 

Dl au nt 18 ifi bem frofren unb fpäten Mittelalter ge= 
wibmet, wicberuni mit jafrlreicfren prächtigen Miniaturen, 
bie einen fafl lücfenlofen Sinbticf in bie Sntwicflung ber 
Pucfrmalerei unb ber Scfrrift gewähren. 2ln ber Dßanb 
bie pfrotograpfrifefre Pergräfjerung einer Miniatur bcS 
12. Safrrfrunbcrts, bie bie oerfdüebenen Sätigfciten bes 
Schreibers jeigt (wie ein Moncfr Pergament bearbeitet, bie 
geber fpigt, fcfrreibt unb Pergamentlagcn ju einem Pud) 
jufaminenbinbet ufw.), ferner ein ©ipSabgufj eines Die» 
liefs oom ©rabmale beS italicnifcfren DicfrterS unb Unis 
oerfitätSlefrrerS Sino ba pifloja, welches einen mittelalters 
Itcfren UnioerfitätSunterricfrt barflellt. SleFtrifd) burefrs 
leuefrtete Sumicreaufnafrmen jeigen pracfrtoolle Pucfrbecfel. 
3n ben Scfraufäfien liegen Pergaments unb Papierfranbs 
fcfrriften größeren unb fleitteren UmfaitgS; unter ihnen 
fallen bie grofjcn prächtigen golianten befonberS ins Slugc, 
baruntcr ein lateinifcfrcS Preoiarium in jwei Pänben, mit 
fcfrönen Miniaturen, gcfefrriebeit unb oollenbet ju Diürns 
berg 1446 bis 1452; befonberS beachtenswert ftnb auefr 
Fleinc ©ebetbücfrcr mit fcfrönen 3nitialen unb Miniaturen. 
2ln ber Dlücfcnwanb wirb bie Sntwicflung ber Scfrrift auf 
einer großen Dafel gejeigt (linfs bie Benennung ber oer= 
fcfriebenen Scfrrifttppen bis jum 16. 3afrrfrunbert, reefrts 
Peifpiete biefer Schriftarten). 


Diaunt 19. Sine floflerlicfre Scfrreibflube, eng unb 
bunfel mit einfachem Scfrreibpult, einem aus einem Äufrs 
frorn in fcfrlicfrtefler gorm frergeflellten Dintenfafj, Per= 
gament unb ©änfefielfeber, Meffet jum Dlabieren unb 
jum ^urecfrtfcfrneiben ber Fragenben geber, Stneal, Punft* 
eifen, gaben unb Dlabel jum iöernäfren ber fcfrabfraften 
Stellen im Pergament, ScfrranF, Dtufrc, Petpult, Sfror= 
rocF ufw. oeroollflänbigen bie Sinricfrtung. 

Dlaum 20 gibt weitere Pelcgflücfc für bie Sntwicflung 
ber jpanbfcfrrift, an ber DBanb bie Pergrofjerung einer 
Miniatur, bie ein Scriptorium barflellt. Darunter ber 
Sarfopfrag bes PifcfrofS Dfrilo. 

Dlaum 21 bringt bie Vorläufer ber DrucFfunfl, tnös 
befonbere ben JjoljtafelbrudP mit Driginalflocfen unb 3lbs 
brudFen; unter ben PlocFbücfrern ifl befonberS wertooll 
JpartliebS „Sunfl Siromantia". Pon bem Äatenber beS 
3ofranneS be@antunbia oomSafrre 1493 iflJjoljblocf unb 
Slbbrucf ausgeflellt. 

Dlaum 22 jeigt bie fd)6'nflen3nfunabelnbeS MufeumS; 
in ben Mitteloitrinen liegen bie beiben Pänbe ber 42 jeiligen 
Pibel, baS Satfrolicon, bie 48 jeilige Pibel unb anbre pr aefr ts 
ooll erhaltene grüfrbrucFe. Die reefrte 2Banb jeigt oon 
weitem fiefrtbar baSDrucFjeicfren gufl unbScfro'fferS fowie 
Slbbilbungen alter DBerfflättcn. Darunter liegen in brei 
©laSFäflen bie fcfränflen Drucfe ber guflsScfrofferfcfren 
unb fpätcren Scfrofferfcfren Dfftjin, fowie ber übrigen 
Mainjer grüfrbrucFer. Die übrigen Pitrinen beS grofjen 
DlaumeS jeigengrßfrfrtucfe auSPamberg, Straf bürg, Soln, 
Sübecf, Setpjig, SlugSburg unb Dlürnberg, alles fcfron ers 
fraltene Stemplare, bie fafl alle mit Jpotjfcfmitten oerfefren 
finb. Die gröften StücFe ber früfreflcn mit reichem 
Pucfrfcfrmucf, präditigen 3nitta(en unb Miniaturen liegen 
in ber jweiten Mitteloitrine. 2ln ben DBänben frängen Sins 
blattbrucfc, Dlblafbrtefe ufw. 

Dlaum 23 bringt 3nFunabcln 3talienS unb granFreicfrS 
in ben mittleren ScfrauFäflen, wäfrrenb bie Scfraufäfien 
an ben Mänben mit SrjeugnifTen beS 16. 3afrrfrunbertS 
gefüllt finb. Slucfr frier finb feiten fd'6'ne Drucfe auSgeflellt 
fowofrl was bie 3nfunabcln als bie Drucfe ber Dlenaiffance 
betrifft. Daß ber „fteuerbanf" in erficr unb jweiter Slufs 
läge fowie in fpätcren Dlacfrbrucfen mit ausliegt, fei bes 
fonbers crmäfrnt. 

Dlaum 24 bringt weitere Drucfe beS 16. 3afrrfrunbertS 
unb jwar folcfre ber Officina Plantiniana unb ber 23ucfr= 
brueferfamitieberStienncS;PucfrtitelnnbÄDlumnen,fowie 
bie Drucfcrfigncte ber beiben Drucfcrfamilien fcfrnuirfcn 
bie ißänbc. 

Dlaum 25 entfrält jafrlreicfre Drucfe ber DleforniationSs 
jeit, PibclauSgabeti, Flcine Scfrriften SutfrcrS, barunter 
feine befantitefien Streitfcfrriften, Streitfefrriften feiner 
©egner ufw.; an ben DBänben haben Sinblattbrucfe (Slcfrts 
briefe, PeEanntmacfrungen ufw.) Plag gefunben. 


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>^titf$rift beö ©eutfden 33ereinö für S5ud(>t»efen unb ©(^rifttum 


Sau m 26 zeigt bie fcbönften Drude bet Slaeu,Amflers 
bam, unb ÜKerian, granFfurt. Die SBänbe jeigen Zitel= 
blätter bet großen Atlanten unb ÄartenroerPe biefer ^eit. 

Saum 27 jeigt in einer befonberen Abteilung Drude 
bet Sljeoiere unb ifl auch im übrigen bem 17. Sabrbunbert 
geroibmet. Die2Bänbe fdmüden Darfleltungen non bud= 
getoerb(icf)en äBerPflätten (Sudbruderei, Sapiermaderei, 
Sudbinberei, ©driftgießerei) mit SrFlärungötafeln. Sin 
febr bübfder $upferjlid „Sine Sapiererin" oon SSartin 
Sngelbrecbt ifl befonberö beadtenöroert. 

Saum 28 enthält einerfeitö Palligrapbifde Slätter 
unb Anleitungen jur ©dreibPunfl, anberfettö Drude mit 
jiupfern auö bem 18.3abrbuntcrt. Sr fdließt mit Silbern 
unb Drucfen 3obann ©ottlob Smmanuel SreitFopfö bie 
btflorifden Abteilungen non Such unb ©drift ab. 

Saum 29 gibt einen Auöfdnitt auö ber großen Such 5 
etnbanb5©ammlung beb Sftufeumö unb ermb'glicbt einen 
Überblid über bie ©efeftiebte ber SudbinberFunfl. Dcutfcb= 
lanb, Stalien, granPreicb unb Snglanb finb befonberö gut 
oertreten. 3afob=.ftrauße*Sänbc, Sponefer Sinbänbe, bie 
oerfebiebene Sinbänbe im ©enre ©roltcrö, bie jablreicben 
raertoollen ttalienifden 'äJlufler, bie übcrlabencn, mit 
©eibenflidetet, Serien ufto. Geriebenen englifcben Sänbe 
ber früheren 3ett unb bie prächtigen englifcben Sinbänbe 
unfrer Zage, fdlteßlid bie mobernen Äunfleinbänbe ber 
beute lebenben Äünfller, barunter auch folcbe oon Ange= 
hörigen beö 3aFobsÄrauße=Sunbeö füllen bie ©laöFäflen. 

Saum 30 ifl für SiBedfelauöflellungen auö ben reichen 
Seflänben beö SSufeumö, bie in ben STOagajincn liegen, 
oorbehalten. ^urjeit roirb in ihm baö Sotgelb ber beuts 
[eben ©täbte oom primitioften unb einfacbflen, in ber 
erjten £eit beö ÜBeltPriegeö entjlanbenen ©dein bie ju bem 
fünfllerifd bodflebenben ©tüde unfrer läge gejeigt. 

3n Saum 31 finb fünf Dioramen eingebaut, bie baö 
SibliotbePtoefen einfl unb je£t oeraitfd;auliden: SibliotbeP 
auöbcrXonplattenjeitunbauöbcrSappruöjeit,eineÄlofler= 
bibliotbeP beö Slittelalterö Qutpben), bie/pofs unb ©taatö; 
bibliotheP in 3Btetr unb fdliefjlid bie Söniglide SibliotbeP 
in Serien. 

Saum 32, ber prädtigeÄuppelfaal, ifl ber SucbPunfl 
unfrer läge oorbehalten. 3n ihm toedfeln in Abflänben 
oon 6 biö 8 äßoden Auöflellungen ber beflen Sudtünfller 
unfrer Zage. Sidt nur biefe intimen Auöflellungen feffeln 
bie Sefuder, foitbern ihrer märtet etn berrlider Sunbblid 
über bie ©tabt Seipjig unb bereu Umgebung. 

2. Der Sefefaal, bie Slattfammlungen unb bie 
Süderei 

Saum 33 bilbet bie@arberobefoioohl für baö SSufeunt 
alö bie übrigen Säume, bie bet Aufbewahrung ber jablreiden 
nidt auögeflellten 2Berte bienen. SSBä'brenb baö Slufeum 
nur ©onntagö unb SWittmocbö unentgeltlich* jugänglid ifl 


(üftontagöSintrittöpreiö 1 2SarP,Dienötagö,Donnerötagö, 
greitagö unb ©onnabenb 25 Sf.), Pann ber Scfefaal jeberjeit 
unentgeltlid oon jebermannbenugttoerben. Sr umfaßt ben 

Saum 34 unb bietet mit feinen breiten Zifden bie 
fdönfle ©elegenbeit, bte magazinierten Scflänbe beö 
üftufeuntö ju flubieren, bte jeberjeit burd einen Seamten 
auf SBunfd herbeigebradt roerben. 3m Scfefaal ifl eine 
jjanbbibliotbef aufgeflellt, bie bie toidtigflen Sadfdlage= 
toerfe enthält, oor allem SonoerfationöleyiPa unb Snjt)= 
Plopäbien, baneben aber bie toidtigflen jjanbbü'der für 
ffieltgefdidte, Sitcraturgefdicbte, .ftulturgefdidte unb 
Äunflgefdtdte fotoie SSBörterbüder für bie oerfdiebenflcn 
©praden. Anwerbern liegen bie fübrenben Zageöblätter 
unb runb 200 ^eitfdriften ber einfeblägigen ©ebiete auf, 
barunter oor allem jfunfljeitfdciften. 

Der anfdliejicnbe Sa u m 35 birgt bie Slattfammlungen 
mit jablreiden Slättern beö Jpoljfdnitteö, beö Tupfers 
flideö, ber Sabierung, ber Sithograpbie unb aller übrigen 
ScprobuPtionöoerfahren. Außerbem ifl hier bie .ftleim 
grapbiP unb ©cbraudögraphiP untergebradt. 

Saum 36 enthält einen Zctl ber Äriegöfammlung beö 
SSufeumö (Äriegönotgelb, SebenömittelParten, SlaFate, 
Aufrufe, SeFanntmadungen unb jlriegögrapbtP) unb bient 
gleichseitig alö Amtöraum beö DirePtorialaffiflenten. 

3n Saum 37 laufen bie gäben beö Sureaubienfleö jus 
fammen. Jjter ifl bie Äanjtei unb ber Serfanb ber Jeits 
fdrift beö Deutfcben Sereinö für Sudroefen unb ©drift: 
tum untergebradt. 

Saum 38 ifl ber Slufcumöleitung oorbehalten unb 
Amtöjimmer beö SDlufeumöbirePtorö. 

Saum 39 beherbergt bie ^eitfdriftenftelle, in ber bie 
laufenbeti ^citfchtiftcn unb ^eriofciPa beö SKufeumö über« 
fidtlid georbnet finb, fo baß fte jeberjeit für benöebraud 
im Scfefaal jur Verfügung flehen. 

Saum 40, bie Singangöflelle unb Auögabeflelle für 
ben Sucbbtnber, enthält aufjerbem bie 2Bei§enbad s ©amm= 
lung mit ihren äahlreidcn Slättern (Sltniaturcn, Zitcl 
unb Umfcbläge, Kolumnen, 3nitialen, ©ignete, Jjoljs 
fdnitte, Slatter beö Ziefbrudeö unb glacbbrudeö, 3nEu= 
nabeln, ber Sbotograpbieufm.) unb bie Sjclibriöfammlung. 

Saum 41 unb 42 beherbergt bie reidboltige Sü'deret 
beö SDlufeumö. ©ie ifl in jmei Zeilen aufgeflellt. Auf ber 
linPen ©eite beö obcrenSüdcrfaaleöflebt biegadhihliotbeP. 

Die redte ©eite beö oberen Sü'derfaaleö ifl ber 3n= 
Punabetfammlung unb ben Druden beö 16. biö 18. 3abr= 
bunbertö, fotoeit fie nidt in ber ©doufammlung auöliegen, 
oorbehalten. Aufjerbem fleht hier bte SJluflerbibliotheP unb 
SffierPe ber Äriegöfannnlung. Daö barunter befinblide 
SHagajin enthält toeitere ©eflelle für bie Süderei, auper* 
bem bie ©amntlung ber jablreiden Sidtbilber, ber ©cf>rift= 
oorlagen unb ber ©ebtaudögraphiP, fomie bie große SlaPat* 
fammlung beö SWufeumö. 


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3<itf$rift be« Deutfc^en herein« füc QSuc&wefen uni @d)ciftt«m 


unt> 3ettfdjrtftenf$au 


$« Dftergruß bcr Saifcr=2Bill)elm§=Umwfität Straßburg 
an ißre ©tubcntcn int gelbe 1917. Do« Krieg«buf, ba« bie 
Straßburger Uni»er|ttät an Ofiern 1917 an ißte ©tubcntcn im gelbe 
»erff idt fjar, ifl bei feinem 2r|f einen nid)t naf ©cbütjr gewürbigt 
»orben. Die J^auptnrfadf)« ßieroon war wohl, baß biefe feine ©abc, 
beten teiger ©eßalt »eit über ißten urfptünglif en gwed ßinauigeßf, 
nidE)t in ben SBuf ßanbel getommen ift. 3 m Sdjmuß bet ©f üßen; 
graben, im Drang be« Kriege« mag ein großer Deil bcr Auflage »en 
borben unb »erff öden fein. 

WoßI ade beutff en Jpofjfdjulcn haben ißren Kämpfern folf e 
Seiten ißre« rteuen unb banfbaren ©ebenfen« ßinau«geff idt. 21ber 
feines bieferSrjeugniffe reitet auct) nur »on ferne an ben Straßburger 
„Oftergruß" heran. gaft überall finb erßeblif e Wittel aufgewenbet 
»orben, aber bet 'Huffiißtung fehlte ba« Originelle, ©f opferiff e 
unb SUeif r, ba« unfer SBüf lein au«jeid)nct. 

3oßanneS gider, ber Seiter bcr Kriegsfüße ber Uniocrfität Straß: 
bürg, f>at ba« SBÜnbf en »on 92 Seiten rebigiert. 2« ifl eine mit 
reifem SBuf ffmud gejierte gufammenfieHung »on Dofumenten, 
»elfe mit ber geifligen ©eff if te ber alten, 1872 ju neuer SBlüte 
erftanbenen Jß>cf ff ule in Jufammenßang flcßcn. gider ßot hier ein 
•RabinettfWd feine« oft bewährten ßiflotiff en gcinfinneS gegeben, 
gür ißn, ben ©djeibenben, bebeutet ba« SMif lein jugleif einen 9lb: 
ffiebSgruß an bie Uniocrfität unb Stabt Straßburg unb an ba« 
ganje ßlfaß, biefe« Sanb ber überreifen Sfönßeit, ber heiteren 
güße, bcr uralten fatten Kultur. Unb biefe {lüge trägt aud) bie @e: 
ff if te ber Unioerfität, in ißter alten roie in ißret neuen SBlüte. 

Der Stoff gliebert fif «on felbft in bie btei ©tuppen ,,2lu« bem 
alten SKeif t", ,,9lu« ber 3eit ber grembßerrffaft" unb ,,21u« bem 
neuen Öleife". Denn bie politiff en Sf idfale Straßburg« ßaben 
bie tiefflen Wirfungen auf bie @efd;if te bet Uniocrfität gehabt. Die 
©eff if te bcr Unioctfität ifl eine große ßlpologie be« bcutff en ©c; 
banren« im 2(faß. Die alte ßlfabemie ifl ein Kinb ber beutfdien 
Sleformation, bc« beutff en .fjiumaniSmu«. Sie nimmt an ber ßoßen 
SBlüte ber alten beutff en öicif Sflabt im fefjeßnteu unb fiebjcßnten 
3aßtßunbtrt teil. Die gran jofen haben jie ff mäßlif oerfallen laffen. 
Da« neue beutff c 91eif oerrif tete eine feinet erflen Kulturtaten mit 
bcr SJleugrünbung bet .fiof ff ule. So ifl »on ben bcutff en SBnr* 
baren im 2lfaß germanifiert »orben. 

Da« 2lfaß ifl e«, um ba« .Krieg geführt »irb. Der „Dffergruß" 
ifl eine Wohnung an ba« beutff e ©ewiffen. 

3m ßlnfang ließt bie übertagenbe ©eflalt 3ohantK« Sturm«. 2« 
ifl nur eine Stelle au« einem SBriefe bc« Slltmeifler«, in ber er in fei: 
nent ff bnen fräftigen Satein ber Jpingabe an fein 2eben«werf mann: 
Iif en 2lu«bntd gibt. 2lber fie genügt, um bie impofante gigur bc« 
großen Sf ulmannc« ganj »or ba« geiflige 2Iuge ju bringen, ßlfle«, 
»a« bamal« in ber europäiff en ©eff if te ftf ereignete, fanb feinen 
Wiberßaß in ber füllen ©elchttenflube. überall hatte er feine SB et: 
binbungen, unb fie haben feiner Sf ule en gebtaf t. Die Straß; 

bürget 2lfabemie genoß einen eurcpäiffeit Oiuf, au« aller Herren 
Säubern fttrben fif bie Joglinge ein. gür biefe SBlüte ber Sfule 
unb für bie trefflif en Wänner, bie al« Sichrer ißren Oiußm ref U 
fertigten, fprcdjen bie folgenben Jeugniffe, bie bi« in bie jroeite Jjälfte 
be« fiebjeßnten 3oßrhunbert« reichen. 

Söortrefflif bem 3»ed bc« SBüf lein« angemeffen finb fobann alte 
Straßburger gaßnenfptüf e unb KriegSliebcr, bie leßteren befonber« 
au« 3» ÜB. Woff eroff 8 mit Unreft hinter bem Simpliciu« ©im: 
pliciffimu« an SBeriihmtßeit jurüdjießenben „spßilanber »on Sitte; 
»alb". Da ifl bie »on 2rid; Sf mibt gelcgentlif cnoäßnte über; 
tragung be« Sutßerffen Drußliebt« in ba« buntffedige Solbaten; 
beutff be« fiebjeßnten 3ahrßunbert6: 


©ott ifl ber Sßritlen Jpitfff unb Weift, 

2in uefle Sitabeße, 

2r »af t unb ff iüert Sag unb 9?af t, 

Sßut 81onb unb Sentinelle. 

3efu« ifl ba« SB ott, 

S8rufl:9®eßr, SIBeg unb Sport, 

Der ref te Sorpoutal, 

.fpauptmann unb ©eneral, 

Quattier unb Sorp« be garbc. 

9Bic in unferen Dogen entflanben flingt 2ß. Dß. üBaKifer«, be« 
Wufifmeiflet« bet 2lfabemie, fraftooüc« „Sf anjlieb": 

So bauen »ir bif, SBaterlanb, 

3u ©otte« 2ob unb 2ßten; 

©ott ßalte ob bir feine .ßianb, 

®oü’ beinen geinben »eßren. 
grifd) her unb bran, greift« tapfer an! 

2« g’reif t aud> un« ju 2ßrcn. 

Wiebet au« bem Spßilanber »on Sitteroalb ifl ba« näd)fte, feßr 
finnooll au8ge»äß(tc ©tüd, SBerfe be« Jpcibefberger iprofeffor« unb 
früheren 3ögling« ber 9Ifabcmie 3oß. grein«ßeim, jum greife be« 
berühmten Straßburger SBuf gewerbe«: 

Straßburg, ob bif bein ©eff üfce, 

Deiner SBiirger Kunfl unb 9Biße, 

Deiner ©üttcr gruf t unb 9iu|e, 

Deine gute Spolicep, 

Dein Dßurn erfreroe unb beiner Wählen ©fuße: 

So freroe bif bof meßr umb beine Druderep. 

Stüde fpringen, Wenff en fterben, 

©üttet feßlen unb »erberben, 
folicepen gehen unber, 

Dhätn mib Wäßle fallen ein: 

.fpingegen ifl bir biefe« Wunbet 

2in oßnoeränbert @ut unb bleibet ewig bein. 

Straßburg, bie glorreidje SBIüteflätte be« SBudf rud«, barf fif auf 
unfere« „OflergrußeS" nif t fdjämen. 

Die berühmten ©olbatenlieber „0 Straßburg, o ©traßbutg" unb 
„3u Straßburg auf bcr Sf anj", in urfptünglid)cr Dertgeftalt bar; 
geboten, leiten in bie franjöfifdje Seit hinüber, beten ©lanjpunlt 
©oethe« Straßburger ©cmefler finb. „J?)eibentö6Icin" erinnert an 
bie bort mit Jperber betriebenen 93olf«liebcrftubien, „Wapfejl" unb 
„Witlfommen unb 9lbff ieb" an bie Sefenßeimet 3bpHf- 9(uf hier 
bie erflen gaffungen, »on benen bcr 9lnfang be« leßtgenanntcn Sie; 
be« im SBetgleif mit bem un« ßeutc geläufigen Wortlaut erwähnen«; 
wert ifl: 

2« ff lug mein f>crj', geffwinb ju <pfetbe, 

Unb fort, »ilb wie ein f)elb jur Sf laf t! 

Dann bie wenig gclefenen 3ugenbetgießungen ©oetße« über ba« 
Straßburger Wünfler, »on uitferer 2infid)t in bie burfau« fran; 
j'ofiff e 2ntfleßung ber ©otif längfl überßolt unb in ihrem ge»al= 
tigen bumpfen Drang un« heutigen fdjwcr genießbar, aber burf 
ißre unmittelbare gefunbe 9lnfd)auung ber beiben ©runbformen aller 
SBaufunfl — Säulen; unb Wauerbau — unb burd) ißt biißpram; 
biff e« SBcfcnntni« ju bem urbcutff en 3beal einer f araftetifliff en 
Kunfl gegenüber bem unperfonlif cn gormaliSmu« bet romaniff en 
Olenaiffance ßcf fl bebeutfatn. 

über meßr ober weniger befannte Straßburger unb 2Ifäffer ©e; 
bifte »on Ußlanb unb SBiidert unb ein beutffe« SBefenntniS be« 
großen 2buarb Bleuß (in feiner SBorrebe ju ben ©ebif ten »on 
Daniel £irß) gelangen mir ju »erff oflenen Didjtungen »on Karl 


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3ettf<$rtft bee Seutfctyen herein« für 93tic()wefen unb @d>rtfttum 


SanbibuS unb ©uftav 5Jl(if)l, bebeutfame Jeitpunfte beS neunjefjnten 
3af)rf)unbert6 bejeicbnenb. SUiSfübrlidje Erwähnung verbienen Satt 
£adenfcfimibtS fd)öne 23erfe an bie wicberbefreite, aber unmutig bem 
Sefreier abgefebrte .$eimat: 

2Benn adcS hofft, wenn adeS fingt, 

2BaS trauerfl bu allein? 

2Bof)[an ( wenn nicfjt bein fDlunb etflingt, 

@o reb’ unb jcttg’ ber Stein! 

©u ‘Dtünflcrturm fo fjod) unb fdjön, 

©u ©ttorn, bet unS umjicbt, 

3bt Sieben auf beS SBaSgauS Jpöbn, 

Stuf, werbet Klang unb Sieb! 

D Jpelbem23orwelt, Bidjterdjor, 

©teig auS bet ©rüber fRuf)! 

Jpol frifd) bein ©aitenfpiel hervor, 

3folbenS ©ünger bu! 

SS gilt ein ©anf aus frommem ©rieb 
©ern Oietter gottgefanbt, 

Sin ©ruß in oft’ unb neuer Sieb 
©cm großen Sktcrlanb! 

3b«t; bem ebeln SSeflot bcS wurjeledjten elfüffifd)en ©eutfdjtumS, 
burften auch wir noch inS ^eOe Sluge fdiauen, el)C if>n wie fo viele 
bet verehrten Sitten bie fdjlimme KriegSjeit binwegnabm. 

Unb nun bie beiben Jpauptbotumente, bie ©tiftungSutfunbe ber 
neuen Univerfität vom 28. SIpril 1872 unb Simon Springers fiaffifrbc 
SintoeibungSrebc! ©ie ift ein fciteneS 3eU|)iuS tniffenfcbaftiirber 25 e: 
geijterung, bie ftdj ju bem ©ittlidpr'ftationalen befennt, ohne batum 
etwas von ihrer reinen Unbefangenbeit einjubüßcit. 28ie in einem 
friftadflaren SBeden gefammelt, fdjauen wir bie Summt ber fein; 
griffigen elfäffifchen Kultur beS JpodjmittcIaltetS unb ber Üienaiffance 
bis b>nab ju ber 3«it, ba ©oetbe Straßburger ©tubent war. Unb 
anfniipfcnb an bcS größten ©eutfdjen Srfabtung, baß baS Elfaß 
beutfdjeS Sanb ifi, feiert Springer bie neue Univerfität beS SlfaffeS 
als baS ©pmbol feines nie ganj unterbtotbenen, iebenSnotwcnbigen 
3ufammenbangeS mit bem beutfdjen ©eifieSIeben. SS folgt ;einc 
febwungvode unb botb von SBort ju 2ßort tiefbefonnene ©arftedung 
beS 2BefcnS beutftber 2Bi|fenfd)aft. Cr, ber bodjfultisierte Srforfcber 
übernationaler Kunft, ftnbet biefeS 2Befentlid)e in bem organiftben 
Witieben ber beutfdjen 28iffenfd)aft in bem reiebgegiieberten ©anjen 
ber Nation, in ihrem Sßurjein in ben fruchtbaren @ainbfd)id)ten beS 
23oIfeS. Siber bennoeb würbe bie Srjiebung ber fünftigen Süßter unb 
Sebrer ber Oiaticn ber .f)od)fd)uie nicht gelingen, wenn fie ihnen nicht 
bie fchwere Kunft lehrte, baS (forfdien oott jeber öiüdftd)t auf SBerte 
ju befreien, bie nidjt in ihm felbft, in feiner SBabrliaftigfeit unb 
SBabtbeit, liegen, ©iefe SBabtbaftigfeit aber ift ©eutfdpbeit. 

©eutfehbeit ift nicht minber bie Konfequcnj beS wiffenfehaftiiehen 
©bftemS, ber ©laube an eine Sinbeit ber SBijfenfdjaft. Unb fo 
feben wir fdjon bamaiS Sinne 1872 ben großen ©eiehrten Uber bie 
peinliche ©pejialifierung ber 2Biffenfd)aften propbctifd) binauSweifen, 
fogar auf ein fünftigeS Jufammcnwacbfen ber ©eifleS; unb Oiatur-- 
wiffenfehaft. Sine gewaltige ©pntbefe, eine „3bee", bie aud; unS 
heutigen noch l u ben Slufgaben ber werbenben neubeutfehen Kultur 
gehört, be6 heiligen ©uteS, um baS lebten SnbeS beute ber .Kampf 
gebt. SBeicheS beutfdpen ©tubenten Jpanb foHte nid)t feftet ben ©riff 
beS ®d)roette6 umfpannen bei fo gewaltiger sprebigt! 

Bie ^efigebichte von ©eibei unb ©cbeffei unb bie fjilbfche ©teg; 
reifrebe 25ertboIb SiuetbachS bei bem ber (feiet fotgenben SluSftug 
auf ben Dbiiienbetg [eiten von fo fioljer 2Batte wieber mehr ju ben 
OTittelmäßigfeiten beS batnaligen ©cutfchtonb jurüd. 2ßir finb froh, 
über biefen Juftanb im ganjen hinaus ju fein; bie ©eneration vor 


unfrer heutigen afabemifchen 3ugenb b fl t ihn fämpfenb überwun; 
ben. fpeute aber ift auch et bereits ©efdjidjte, unb wir flehen feinen 
einjelnen Srfdjeinungen unbefangener gegenüber. Unb wenn Sitter: 
bach bie KriegSfunfl als KriegSwiffenfdjaft feiert unb ihre Jugebörig: 
feit ju bem ©anjen ber 2Biffenfchaft als ©egenwitfung gegen fo 
ntand^eS ©rennenbe betont, fo fprid)t er jebem 3>’tedefmeüen im 
feibgtauen Ölod auS ber ©ecle. 2Bir ade haben eine tiefe Sichtung 
befommen vor bem miffenfdmftlidjeit ©eifl unfereS großen Jpeer: 
wefenS, unb ebenfo freubig erfennt auf ber anbern ©eite bie .ftcereS: 
leitung felbfl bie unfcbäpbaren ©ienfle, bie uitfre 2Biffcnfd)aft ber 
Slerteibigung beS SaterlanbcS geieiflet bat. — 

hinter ber SBürbigung beS reichen ©ebaitS jebod) barf baS Sob 
bcS ebien ©djmudeS, in bem berfeibe bahetfommt, nicht jutüdbieiben. 
©ie SiuSflattung beS ©üdjIeinS fyat einer ber anerfannten Sltcifter 
beutfehen 25ud)fd)mudS übernommen, ‘ProfefTor 3o|epb ©attier in 
©rtahburg. 

Ben Sefern bet geitfebrift für Sud)wefen unb Schrifttum fattn 
ber SSame beS berühmten 3ß«flratorS nicht fremb fein, unb eS ift 
nid)t biefeS DrtS, bem ©anjen feiner Kunft gerecht ju werben. Jum 
50. ©eburtStag beS OTciflctS ift bieS non berufenen Sehern in auS-- 
reichenbem SRage gefebeben. Srwübnt feien nur bie beiben Slufiape 
in ^)eft 7/8 beS SirchinS für ©udpgewerbe 1917, unb im 9. #eft beS 
gieidpen 3abtgangS ber „OT^einlanbc". 

3ofepb ©attierS Kunft bat jwei ©efichtet. Siuf bet einen ©eite 
liebt et ben berben ©trid;, ben feden, eigenwilligen, bejiebungSooflen 
Sinfall, auf bet anbern gibt er ftdj einem fchiidpten, nichts weniger 
als ibeenbafteit ©egenHattbe mit etflaunlicber ©reue bin unb ringt 
um ihn mit ben feinften grapbifdjen TOitteln. 

Biefe beiben 'Pole feiner reichen Künfllerperfönlichfeit veranfd)au> 
liehen etwa bie bei bem genannten Siuffap ber „SHbcin[anbe‘' repto-- 
bujicrten SriibriS auf bet einen ©eite, unb auf ber anbern bie ent. 
jttdcnb feinen 'Proben auS feinem KriegSffijjenbuch, bie man 
ebenbort ftnbet. 

Siuch ber Scpmud beS DflergrujjeS, auS jabireichen Iufd)ejeid)= 
nungen befltbenb, jeigt biefe gegenfüplichen Qualitäten beS ©attier; 
fepen ©tileS. 

3um größten ©eit finb eS Kopfieiflen, bie abwedpfelnb biibiidj unb 
beforativrfpntbolifch finb. 3 n ben betorativen ©tüdett hoben wir 
ganj ben berben Sattlerfdjcn ©trid). Sim flärfflen, faft gewalttätig 
fomntt er jum SluSbrud in ber SSerjierung ju bem obenerwähnten 
folbatifcpen ©ruplieb, wo ohne Umfcbweif ber ridptige 'ptan einer 
2?aubanfd)cn fünfedigen Jitobelie mit einem bidbaifigen 93otlbrud; 
freuj in ber 9J?itte über ein langes Oicdjted mit gerablinigcn Sichen: 
gerten gelegt ift. 9!üdjid)tS!oS unb b«tt (lebt ber Sinfad ba, man 
vergißt ii;n nicht mehr, wenn man ißn einmal gefeben b«t. gugäng- 
Iidjer ift fchon bie Kopfieifte ju bem „©chanjlieb". Jpier ftnben wir 
Späten unb Jpaue, bie 2Babrjeichen unferS waderen SlrmierungS; 
wefeuS, über einem flarfgcbunbenen Kober getreujt. SliS 91anb« 
fepmud verwenbet ©attier hier wie anberwcittS in unferrn SBüchlein 
baS ebenfo einfad)e wie battfbate 'Diotir ber Knofpengerte, baS ge: 
iegentlich auch einem feiner SriibriS auftaucht unb vor adern auf 
bem einbtudSvoden Umfchlag unb ©iteiblatt beS DftergrußcS ju 
einer ftarf fpmboiifdjen 2Birfung fommt. ©er ßetbe ©chntud ber 
ÜBeibenfäßchen jiemt ber ößeriidjen Jeit unb ber ganjen Stimmung 
beS SBucheS: baS UniverfitätSfiegel mit bem Silbe bcS Slufcrflanbencn 
nimmt Sider in feinem ©eleitwort jum SlufgangSpunft einer furjen, 
feinftnnigen, echt erbaulichen, ja begeifternben Setrachtung über bie 
große ©aat; unbDflerjeit beS Krieges. 

Sine tcd>nif<h »eit fchwerere Siufgabe batte ber OTeifler bei ben 
Kopfleiften mit bilblicben ©arjledungen. fOiit jwei SiuSnabnten 
jeigen biefe ©ilbdpen bie Stätten, bie in ber @cfd)id)te ber alten 
Sltabemie eine Diode fpielen. Slußerbem feben wir (ju bem Sieb „Ju 


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Seitfdjrift b e« 35eutf4>en ©erein« für 35u^wefeit unb ©djrtfttum 


©traßbutg auf ber ©dwnj") ein ©tüd bet alten ftanjöfifdjen '2Baß: 
mauer mit einem bet djarafteriflifcfjen JlanfierungSerfer, bie man 
nodj vor wenigen 3 n f)tcn an bcm je§t gefdjleiften Mehgertor fetjen 
tonnte, unb eine 21ufid)t ton ©efenheim. 

Siefe ungemein lodenbe Aufgabe bat bet künfller mit braun; 
bernSroertem ©lüde geloft. ©S galt fffer, mit bet primitiven formen; 
fptadjc ber Xufdjejeicfjnung — unb jroar einet Sufdjejeidjnung mit 
ftumpfer ffeber — Miniaturen jener jebem Straßburger ©tubenten 
vertrauten unb lieben Ülnficbten ju ftbaffen, Miniaturen, bei bencn 
obnebin baS üluge umoidfürlich mehr [eben will als ibm gezeigt 
roerben fann. Ser ©ebanfe, ben Sofumenten jur ©efdjidjte bet Uni; 
verfitat biefe Ülnfidjten beijugeben, gebürt ju ben banfenSroertefien 
beS ganjcn fdjönen Unternehmens. (Sie geben bem Sind) baS Sinjig; 
artige, baS eS jum redjten Siebhaberbudj madjt. 

3u@oetheS2luSfül)rungcn über gotifcben unb 0lenaiffnncegefd)mad 
enblitb gibt Sattler eine prächtige ganjfeitigc 2lnfid)t beS SHofjan; 
fchloffeS mit bem baffintcrauftagenbcn Münfler. Jß)iet roirb fogar bie 
einfache 9iad)ahmung ber Sßirflicbfeit jutn gebanfenvollen ©tjmbol. 

©ebanfenvoll unb formvoll, eine bnrmonifcbe unb voßenbete@djöp> 
fung ift baS fleine Vudj. SBir bojfen ben Sefer überzeugt ju haben, 
bofj eS nidjt verbient, im Strome ber kriegSIiteratut ber Vergeffen; 
heit entgegenjutreiben. 

©anj abgefehen von bem bejicljungS: unb gebanteitreichen 3nfjalt 
muß ber ©attlcrfdjeSdjmud ben kennet anjiehen. Ifaff alle Sattler; 
fchen 2Berfe ftnb in flcinen unb teuren SiebhaberauSgabcn erfdjienen. 
,f>ier ifl nun eine«, baS jroeifelloS in kürje ebenfalls ju ben Selten; 
heiten gehören wirb, baS aber jurjeit nodj ju einem fef>r billigen ß)reiS 
erlauben roerben fann. SaS Sefretariat ber Univerfität ifl bereit, 
früheren ©tubenten bet ©traßburget #ocbfdjule auS bem nodj vor; 
hanbeittn bcfdjränften Vorrat ©pemplare jtt 3 Mart abjugeben. 
2Ibcr auch anbetn Viidjetliebhabern, bie nidjt Jpiirer bet Univerfität 
gctvcfen ftttb, fann baS Vüdjlein von ftflü ju faß jugänglich gemacht 
roerben. k. 21. Meininger. 

Sie fdjiiuc S8üd)erei. granffurt a. M., Siebemann & Ujiefli 
1917. (LXIV, 282 ©eiten) 8°. 3 n tetnationafe ®iblio; 
gtaphie berkunffroiffenfeßaft. j£>erauSgegebenvonDr.3gnaj 
SBeth- 14. Vanb. 3ahr 1915/16. SBerlin, V. ®ef>r« »erlag, 1918. 
(VIII, 286 ©eiten) 8 n . kartoniert M 18. — „Sie feßöne SBUdjerei" 
ifl ein VerjeidjniS, baS „in tunlidjffet Sücfenlofigfeit bie in SBüdjer 
gefaxte kunfl (in roeiteflem Sinne) vereinigen unb in ihrer @efamt; 
heit als ibeale Vüdjerei barffeßen foH". Sie augenblidliche Unju; 
gänglichteit fremben ©djrifttumS veranlaßt SBefchräntung auf baS 
Seutfdjfpradjige; nach bem kriege fofl fleh baS änbern, hoffentlich 
nicht in ber üblichen äBeife auf koflen bc$ Seutfdjen. Sem eigent; 
liehen VerjeidjniS votangefleütfmb eine 2lnjaf)l roenig feßöner Silber, 
bie baS 8udj verunflalten. ©S ftnb nur auSlänbifcffc künfller, bie 
man bet Sf)re, vertreten ju fein, geroürbigt hat: ©harafu, Saumier, 
Selacroir, (Spanne, van ©ogß, ©auguin, Mund), Matiffe, kan-- 
binsfp, Shagafl. 3h |,E n folgen Sertproben von kungfutfe, fffaScal, 
©oethe, 2cnj, Jpölbetlin, Stenbhal, Solftoi, ©trinbberg, Sternheim, 
Säubier; hi« f>at man roenigflenS einige Seutfcfje jugelaffen. — 
SaS VerjeidjniS bietet, gegliebert nach ©efdjidjte, fJiaffc unb 2lrt, 
4106 Üitetaturuachroeife. Sie aitgeflrebte Voßflänbigfeit roirb ftch 
erjl mit ber Jeit erreichen taffen, bie ©runblage ifl nitht übel. — Sie 


©dfriftroahl erfchroett bie überfiel)tlidjfeit unb baS 3 ure 4>tffnben: 
Schöpfer unb SfBerftitel auS Verfallen, alles mager, bie ©ruppen 
ohne Sperrung. SaS taufcf)t freilich Oleichhaltigfeit vor, verwirrt unb 
ermübet aber. SaS gleiche ifl ber 55afl mit ben burdjrocg einheitlich 
geflalteten SBerlegeranjeigen, bie ben proetf bet Oieflatne, bie 2luf; 
merffamfeit auf SBeflimmteS ju lenfen, unerfüllt laffen. Ser „3nber" 
ifl eine redjt erroünfehte Zugabe. — Sine .f)od)ft[ciflung ifl baS ©anje 
nod; nicht. — 2US alten SBefannten begrüßen roir bie (internationale 
^Bibliographie ber kunfhviffenfehaft", bie feit 1910 von 3ö ria S 
horauSgegeben rourbe unb je&t, nadjbem SB. burdj einen Straßen; 
bahnunfall löblich verungliidte, von Dr. Jri(5 ©olbfehmibt in SBerlin 
fortgefefst roirb. Set krieg hat auch Iji« SBefchräntung aufetlegt, ba 
aiuSlänbifchcS nur fchroer unb nur in engen ©tenjen erreichbar roar. 
Ser neue .fterauSgcber hofft aber nach fJiüdfeljt georbneter iBerhält; 
niffe bie Süden füllen ju tiinnen. Sie Sinteilung ifl bie gewohnte 
fachliche unb man follte an ihr nichts änbern. Sie ©ad); unb baS 
2lutorenregiflcr vctjeidjnen eine faum erroartete Oleichhaltigfeit von 
Oladjroeifen. Sie Sarbietung beS ©anjen ifl ohne iabel. 21. ©. 

$a8 tlluftricrtc Such- Unter biefem Sitel gibt SbmunbMeper 
(S8erlinW35) foeben feinen 46.2lntiguariatSfata(og heraus, ber eine 
}iemlicl) erfch'öpfenbe überfidjtitber bie im 19. u. 20.3«hth- erfchicnenen 
bebeutfamett SBeröffentlidjungen auf bem ©ebiete beS ittufhietten 
SBudjeS gibt. 2luS bcm mit funflbiflorifd)em SßcrflänbniS jufamnten-. 
gefleüten SBerjeidjniS roirb roieber einmal bie fultureße unb bibliophile 
2lufgabe beS mobernen 2lntiguarS erfennbar, roie er nidjt nur roahlloS 
alte SBiidjcr auffattfen unb anbieten foll, fonbem gerabeju moralifdj 
verpflichtet ifl, felbfl ©atnmler ju fein, um feiner bücherfammclnben 
kunbfdjaft Olatgeber ju roerben. Mit bem votliegenben katalog hot 
Met)cr,auchroennetbnSbe}üglid)eMaterial nidjtlüdenloS jufammen* 
bringen tonnte, biefe ülufgabe votbilblich gelöfl. $el)lt auch bieüb-- 
lidje SBeigabe ber 2lbbilbungrn, fo vermittelt hoch bie SBefdjäftigung 
mit biefem SBerjeidjniS ben Sinbrud einer an fünfrlerifchen Seiflungen 
ber pnhl unb bcm SBerte nadj überragenben ©poche auf bndjfünfl; 
lerifdjem ©ebiet. ©S erhöht baS 23crflänbniS für baS unter bem Sitel 
„SaS iflufhierte Sud)" jufammcngefaßteShttttOi baß eine von 2ub; 
roig ©ternaur verfaßte ©inleitungbcnüluftaft ju bem eigentlidjcn 
verjeichnenben 3nhalt gibt, ©tetnaitv nennt baS ittujlrierte SBudj bie 
©ebnfudjt von 3oh'huttberten, meint aber, baß nidjt jebergeit bie Sr; 
fiiüung biefer ©ebnfudjt bcfchieben roar. Sie ©djöpfungcn ber ©er; 
gangcnljeit ftttb fjiec SBaufleine, auf benen roir roeitergebaut haben. 
Mit Oledjt nennt ©temaup baS illuflciecte SBud) ein tptoblem, unb er 
fügt ebenfo richtig h>nju, baß biefeS flSroblem für ben künfller, ber 
aus feiner Sittgabe heraus fd)offen foD, nicht befielen barf. ©ternaur 
meint weiter, baß bie kunfl beS 3ßuflratorS bis ju einem geroiffen 
©rabc felbflloS fein muß, ba 3ßuflrieren Unterorbnung bebingt. Sie 
spijantafie beS 3ßuflratorS fei immer gebunben, biefer erapflnbe nach, 
begleite nur. Ülber in biefen ©renjen habe er viel eigene greif>ett, fo 
baß er bod; roieber eigene kunfhuerfe geflalten tonne. SS fei h>nju< 
gefügt, baß ©renjen biefer 21rt für jebc kunfl befleljen. Sbenfo fönne 
man audj fagen, baß ber SanbfdjaftSmaler nur nadjempfinbe. SBeffer 
ifl eS vielmehr ju behaupten, baß baS 3Huftrieren innerhalb berkünfle 
auf feinem nieberen fflang fleljt, unb baß für ben edjtenkünftler ber 
Sert nidjt mehr fein foU unb roirb als von außen fommenber 2lnfioß, 
ber ben inneren kern ber ©cflaltung nicht beriihtt. ®. ©. 


3n^a[t^erjet$nt^ 


Sie epichorifcße (ptäheQenifche) Sdjrift im iffioffen kleinaftenS. 
©.73. — Sie erffe Srudctei in ülmecita. ©.80. — Ser karifaturen; 
jeidjner konffantin v. ®rimm. @.81. — Mitteilungen beS Seutfdjen 
SJereinS füt SBud)roefen unb Schrifttum. @. 83. — Vermehrung ber 


Sammlungen beS Seutfdjen kulturmufeumS. @.85.— VerroaltungS- 
unb SBeiräte beS Seutfcßen Vereins füt SBudjrocfen unb ©chtifttum. 
@.86. — SaSSeutfdjekuItutmufeum juSeipjig. @.90.— SBücher; 
unb peitfdjriftenfdjau. @. 94. 


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DES BUCHGEWERBES 

Herausgegeben vom Deutschen Buchgewerbeverein 


I. Band ! ANTIQUA ODER FRAKTUR? <Lateinische oder Deutsche Schrift?) Eine 

: kritische Studie von Professor Dr. August Kirsdimann. Zweite, durdigesehene und 
! vermehrte Auflage mit zahlreichen Beispielen und Versuchen. Geheftet M. 1.50 

II. Band j FARBENPHOTOGRAPHIE UND FARBENDRUCK von Professor 

: Dr. E. Goldberg, Leipzig. 84 Seiten umfassend, mit 8 Abbildungen im Text und 
j I2TafeIn mit 6einfarbigen sowie 16 mehrfarbigen Abbildungen. Geheftet M. 1.50 

III. Band | DER SATZ CHEMISCHER UND MATHEMATISCHER FORMELN 

j von Wilhelm Hellwig, Leipzig. 52 Seiten umfassend . . . . Geheftet M. — .60 

IV. Band I DER TITELSATZ, SEINE ENTWICKLUNG UND SEINE GRUND- 

: SATZE von Reinhold Bammes, München. 99 Seiten umfassend, mit 35 ganz- 
I seifigen Abbildungen.Geheftet M. 1.— 

V. Band ! DIE BUCHORNAMENTIK IM 15. UND 16. JAHRHUNDERT von 

| Dr.Hans Wolff, Leipzig. Deutschland I: enthaltend die Straßburger, Augsburger 
j und Ulmer Buchornamentik. 112 Seiten umfassend, mit 58 Abbildungen und 

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| Deutschland II: enthaltend die Baseler und die Wittenberger Buehornamentik. 
: 104 Seiten umfassend, mit 63 Abbildungen und 2 Beilagen. . Geheftet M. 1.50 

VI. Band I BEITRAGE ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT 

| von Dr.R. Stube, Leipzig. Heft 1: Vorstufen der Schrift. 104 Seiten umfassend, mit 
I 51 Abbildungen u. vielen in den Text eingefügten Zeichnungen. Geheftet M. 1.25 
: Heft 2: Die Bilderschriften. 111 Seiten umfassend, mit 54 Abbildungen und 
| 5 Beilagen.1.Geheftet M. 1.25 

| VII. Band | DIE GRUNDFORMEN NEUZEITLICHER DRUCKSCHRIFTEN 
] von Lorenz Reinhard Spitzenpfeil, Kulmbach. 60 Seiten umfassend mit vielen 
\ Beispielen und Versuchen, sowie 20 Seiten Anhang.Geheftet M. 1.25 

! VIII. Band I DIE ENTSTEHUNG EINER SCHRIFT von Heinrich Hoffmeister, Frank- 
| furta. M. 60 Seiten umfassend, mit 15 Abbildungen . . . Geheftet M. —.60 

lX.Band I DIE PAPIERFABRIKATION von Dr. Bruno Possanner v. Ehrenthal, Cöthen 
| i.Anh. 96 Seiten umfassend mit 51 Abbildungen u.7 Beilagen . Geheftet M. 1.50 

| X. Band | DIE SCHWABACHER SCHRIFT IN VERGANGENHEIT UND 
| GEGENWART von Hermann Clauß, Pfarrer in Schwabach. 82 Seiten umfass. 
! mit 8 in denText eingedruckten Bildertaf.u. 12großenSchrifttaf. GeheftetM.2.— 


Die Bände sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Wenn nicht erhältlich, dann direkt von der Geschäftsstelle 

Deutscher Buchgewerbeverein / Leipzig 

Weiter ist zu beziehen von der Geschäftsstelle: Bauer, Chronik der Deutschen Schriftgießereien, geb. M. 4. — 


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26. August 1918 75 jähriges Bestehen 
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Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“ 
Heinrich Schwarz, für den Teil „Zeitschrift des Deutschenvereins für Buchwesen und^Schrifttum“ Prof. Dr. Albert Schramm 

Druck von Breitkopf Sr Härtel — Sämtlich in Leipzig 


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BAND55<=Ü«M^ SEPTEMBER-OKTOBER <^^>HEFT9/10 

liiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii | 

ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 

kiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiitimiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinE 

HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN BUCHGEWERBEVEREIN 
BEGRÜNDET VON ALEXANDER WALDOW 


Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 

Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig 
(9. Fortsetzung) 


A ls einer der wichtigsten Aufsätze aus dem 
L\ XL. Bande verdient ein solcher von Heinz 
A. m^König über das Thema Neue Wege zu alten 
Zielen erwähnt zu werden, denn der Verfasser be¬ 
leuchtet darin in vortrefflicher Zusammenfassung das 
Unsichere der damaligen Bewegung im Buchgewerbe, 
aus der heraus erst etwasVollkommenes, Abgeklärtes 
geboren werden sollte. Unter anderm sagt er: Wir 
erstrebten die kräftige, formschöne Schrift, die ein¬ 
fache im Tonwerte hierzu stehende Schwarz-Weiß- 
Wirkung der Illustrationen und des Buchzierats, die 
vornehme Raumverteilung, aber wir suchen Ausdrucks¬ 
mittel fürdieseaus unsrerZeitheraus. Neue Schriften, 
in welchen der Zeitgeschmack und seine Anforde¬ 
rungen an heutige Lesbarkeit zum Ausdruck kommen, 
Illustrationen unsrer Maler im Gewände des jetzigen 
Lebens, wenn auch in der kraftvollen einfachen Linien¬ 
zeichnung alter Meister, doch ohne Stilkopien der¬ 
selben zu sein, Buchschmuck im Sinne moderner 
Formgebung und neuer dekorativer Anordnung. 

Für die formelle Gestaltung dieser Grundlagen 
der Buchkunst haben wir zum Teil neuzeitliche For¬ 
men gefunden, besonders für das Ornament sind wir 
auf die einzig wahre Lehrmeisterin „Natur“ zurück¬ 
gegangen. Hier linden wir alles, was uns fehlt, jede 
Blume, jedes Blatt gibt uns Anregung zu neuen For¬ 
men, jede Farbstimmung in der Landschaft zeigt uns 
Töne, die wir direkt in ihrer Zusammenstellung ver¬ 
werten können.... Wenn nun zwar noch viele an den 
Äußerlichkeiten hängen bleiben und glauben, der 
moderne Schnörkel sei die Hauptsache, so dringt 
doch der ernste künstlerische Geist der Moderne 
allmählich in weitere Kreise vor, immer mehr bricht 
sich die Erkenntnis Bahn, daß es sich um eine ehr¬ 
liche und kraftvoll angestrebte Reform handelt. An 
uns tritt nun die dringende Pflicht heran, mitzuhelfen 
und auch in unsrer schönen Kunst die Wege zu ebnen 
für „neue Wege zu alten Zielen“. 

Inzwischen sind 15 Jahre verflossen und es hat 
sich das, was der Verfasser erhoffte, nicht nur in 
vollstem Maße erfüllt, die künstlerische Entwicklung 


hat sich im Buchgewerbe mit Riesenschritten voll¬ 
zogen und es muß wohl betont werden, daß die da¬ 
maligen Anregungen kräftig Wurzel geschlagen und 
reiche Früchte gezeitigt haben. 

Eine Anzahl Aufsätze, die des Nachlesens wert er¬ 
scheinen, schließen sich den bis jetztaus dem XL.Bande 
erwähnten an, auch verdient gerade dieser Band seiner 
wertvollen Beilagen halber ganz besondrer Hervor¬ 
hebung. Das Schlußheft des Bandes allein enthält 
zahlreiche prächtige Proben mehrfarbiger Reproduk¬ 
tionstechnik, welch letztere durch die Beilagen des 
Archivs in reichem Maße zur allgemeineren Kenntnis 
der Fachwelt gebracht wurde. 

Eine umfassende Abhandlung von Otto Grautoff 
über den Deutschen Verlegerband mit zahlreichen 
Abbildungen von Einbänden aus ersten Buchbinde¬ 
reien gibt ein Bild von dem Stande der deutschen 
Einbindekunst, im besondern von deren geschmack¬ 
licher Seite. Hierbei zeigt sich, daß man noch am 
Hergebrachten festhielt und dem Ausländischen man¬ 
ches entlehnte, sich aber auch schon stark auf eigene 
Füße zu stellen begann. Der Verfasser schließt, in¬ 
dem er die Hoffnung ausspricht, daß der deutsche 
Verlegereinband, wenn er sich auf dem bisherigen 
Wege wie bisher weiterentwickelt, bald auch dem 
Auslande, besonders England, Amerika und Dänemark 
gegenüber eine hochbedeutende, Achtung gebietende 
Stellung einnehmen wird. 

Einige vom Deutschen Buchgewerbeverein im Jahre 
1903 in der Gutenberghalle veranstalteten Vorträge 
sind ebenfalls in diesem Bande des Archivs wieder¬ 
gegeben und zwar betreffen sie Stil und Ornament 
unter besondrer Berücksichtigung des Buchgewerbes, 
über welches Thema Dr. R. Kautzsch gesprochen hat. 

Franz Fleischmann behandelt eine bis dahin wenig 
bekannte alte Buchdruckerordnung von 1717, die ge¬ 
schichtlich recht interessant ist. 

Eine Abhandlung von dauerndem Wert ist die Über 
die Erzeugung der Druckfarben und ihre Venvendung 
von Dr. Dorn, der den Leser in das Wissenschaft¬ 
liche und das Technische dieses Sondergebietes der 

13 


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Archiv für Buchgewerbe 


DruckkunstinWortund Bild einführt. FerneristeinAuf- ten die in diesem Bande enthaltenen Berichte über 
satz über Bogenanlegeapparate und Handanlegung die von C. E. Poeschel gehaltenen praktischen Kurse 
hervorhebenswert, weil in ihm alle Typen von An- über moderne Buchdruckkunst (Leipzig-Hamburg) 
legeapparaten eingehend beschrieben und abgebildet gelten. Die Wirksamkeit Poeschels war seiner¬ 
sind. Von R. Bammes erscheint eine reich illustrierte zeit von grundlegender Bedeutung, denn seine Be- 
Abhandlung über den Goldenen Schnitt im Akzidenz- Strebungen liefen auf eine Befreiung des Satzbildes 
sate,dessenBeispieleganzbesondersgutgewähltsind. von jedwedem Schnörkelwerk hinaus; die einfache 

Linie und das primitive Flächenornament erschienen 
10 f >A ^ er nunme hr einsetzenden Zeit hatten ihm im Verein mit gutgewählten, zum Wortlaut pas- 
die buchgewerblichen Fachzeitschriften ein senden klaren Schriften die besten Mittel, um den 
so umfangreiches und sich durch die im vorigen Setzer wieder auf richtige Bahnen zurückzuführen. 
Abschnitt bereits gekennzeichnete fortschrittliche Daß eine solche puritanische Einfachheit, die zudem 
Bewegung in allen werktätigen und künstlerischen zunächst noch mit den vorhandenen alten und wenigen 
Kreisen vermehrendes Stoffgebiet zu berücksich- neuen Mitteln erzielt wurde, sich nicht für die Dauer 
tigen, daß es ihnen nach und nach unmöglich wurde, und jedwede Druckarbeit durchführen ließ, liegt klar 
alles Wichtige zu erfassen und zu behandeln. Beim auf der Hand. Das letztere bestätigt eine Abhand- 
Archiv für Buchgewerbe zeigt sich das insofern am lung Poeschels, die den vielbesagenden Titel Der 
deutlichsten, als seine Bände von 1904 bis 1913, mit Unverstand im Kampfe mit der Tradition trägt. Der 
denen sich das halbe Hundert erfüllte, einen Umfang Verfasser wendet sich gegen gewisse typographische 
annahmen, der für Leser wie für Bibliotheken ein Größen, die allzufest am gewohnten Alten hängen, 
bedenklicher zu werden begann. die das Eindringen der Künstler und Laien in das 

Für den textlichen Teil allein bot sich schon so Tätigkeitsgebiet des Buchdrucks bekämpfen und eine 


vielerlei aus allen 
Gebieten, daß die 
bisherige besondere 
Betonungdes Buch¬ 
drucks (Satz und 
Druck) mehr und 
mehr aufgegeben 
werden mußte. 

Die Berücksich¬ 
tigung aller tech¬ 
nischen Gebiete 
des Buchgewerbes 
und der buchkünst- 
lerischenBewegung 
erschien als das 
Gebotene und es 
spiegelte sich diese 
Richtung sowohl im 
Inhalte wie in den 
zahlreichen Bei¬ 
lagen der einzelnen 
Hefte und Bände, 
die noch zu behan¬ 
deln sind, deutlich 
wieder. 

Von den vielen 
Abhandlungen des 
XLI.Bandes erwähne 
ich zunächst jene, 
die sich auf eine 
grundsätzliche Ver¬ 
besserung der Satz¬ 
anordnungbeziehen 



ARCHIV FÜR 
BUCHGEWERBE 


VERLAG DES DEUTSCHEN 
BUCHGEWERBEVEREINS 
LEIPZIG 


HEFT 3 


42. BAND JAHRGANG 1905 


Gefährdung dessel¬ 
ben in handwerk¬ 
licher Hinsicht be¬ 
fürchten. 

EineReihevonAb- 
handlungen unter 
dem Sammeltitel 
Lehranstalten für 
graphische Künste 
läßt erkennen, daß 
manüberall bestrebt 
ist, den gegebenen 
Anregungen zu grö߬ 
ter Einfachheit zu 
folgen und syste¬ 
matisch verbessernd 
und befestigend vor¬ 
wärtszuschreiten. 
Besonders wichtig 
ist eine ausführliche 
reich illustrierte 
und mit Beilagen 
versehene Abhand¬ 
lung über die König¬ 
liche Akademie für 
graphische Künste 
und Buchgewerbe 
zu Leipzig, die mit 
ihren zahlreichen 
Fachklassen und 
neugewählten 
Lehrkräften kräftig 
und bald sehr er- 


und als solche dürf- Abbildung 109. Verkleinerter Umschlag (zweifarbig) zum XLII. Bande 


folgreich in die 


9S 


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Archiv für Buchgewerbe 


Bewegung einsetzt und eine sich durch Vornehmheit 
und künstlerische Wirkungen auszeichnende Aus¬ 
stattungsweise begründet. Zahlreiche Beilagen, die 
in den Lehrwerkstätten der Akademie entstanden, 
sowie technisch-belehrende Aufsätze der Lehrkräfte 
erscheinen im Archiv und es werden auf diese Weise 
die Ziele dieser Lehranstalt der Allgemeinheit ver¬ 
mittelt. 

Weitere Aufsätze dieser Art betreffen die Ein¬ 
richtung einer graphischen Gewerbeschule in Berlin, 
Fachklassen für Steindrucker in Berlin, Lehr- und 
Versuchsanstalt für Photographie in München, Gra¬ 
phische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. 

In ausgedehntester Weise kommen die sich 1904 
auf etwa 60 belaufenden typographischen Vereine und 
Gesellschaften im Archiv zu Worte und zwar durch 
eingesandte Tätigkeitsberichte, aus deren Inhalt man 
wohl ein Gesamtbild von dem allseitigen Fortschreiten 
gewinnt. 

Das Gebiet der Schriftgießerei betreffen folgende 
Aufsätze: M. Wöller, Systematischer Ausschluß; Herrn. 
Smalian, Zur Ge¬ 
schieh te der Lettern - 
breite; M. Wöller, 

Die Einteilung der 

Messinglinien- 
Sortimente; Herrn. 

Smalian , Zur Ge¬ 
schichte der No rmal- 
linie, der Schrift¬ 
höhe und desSchrift- 
kegels; Zum Kapitel 
Musterschutz. 

Umfassende tech¬ 
nische Ausarbeitun¬ 
gen von Arbeits¬ 
ausschüssen oder 
Firmen fanden im 
Archiv stets Vorzugs - 
weise Aufnahme, 
so in vorliegenden 
Bande Grundsätze 
für Feststellung der 
Nomiallinievon J.G. 

Scheiter & Giesecke, 
eine höchst ver¬ 
dienstliche, reich¬ 
illustrierte Arbeit. 

Ferner die ausführ¬ 
liche Abhandlung 
über die von der 
Typographischen 
Gesellschaft zu 
Leipzig nach mehr¬ 
jähriger Arbeit aus¬ 
gearbeiteten Nor¬ 


malgießzettel. Die Anhänger der Logotypen (Silben¬ 
typen) kommen ebenfalls mehrfach zu Worte. 

Weitere technische Aufsätze in diesem Bande sind 
folgende: R. Bammes, Das Prinzip der vergleichenden 
Gegenüberstellung beim Fachunterricht; Stefan Stein¬ 
lein, Das Grundübel im farbigen Akzidenzdruck; A. 
W. Unger, Über manuelle und mechanische Zurich¬ 
tung; M. Junge, Zur Geschichte der Tiegeldruckpresse 
und das rationelle Arbeiten an derselben. Zahlreiche 
kleinere Beiträge aus dem Gebiete des Satzes und 
Druckes ergänzen diese mehr grundlegenden Ab¬ 
handlungen. 

Der auch in Deutschland Eingang gewinnenden 
Setzmaschine Lanston Monotype wird besondere Auf¬ 
merksamkeit zugewendet, ebenso dem zu weiterer 
Verbreitung gelangenden Aluminiumdruck, dessen 
Gesamtgebiet von F. Hesse behandelt wird. 

Die Mitwirkung des Deutschen Buchgewerbe¬ 
vereins bei der buchgewerblichen Beschickung der 
Weltausstellung in St. Louis spiegelt sich in einem 
längeren Aufsatze von Dr. L. Volkmann wieder, der 

sich anschließend 
daran auch über 
den buchgewerb¬ 
lichen Großbetrieb 
in Amerika ver¬ 
breitet. 

Von allgemeine¬ 
ren Aufsätzen seien 
folgende hervorge¬ 
hoben: Stefan 
Steinlein, Das Buch¬ 
gewerbe auf derA us- 
stellung der Künst¬ 
lerkolonie in Darm¬ 
stadt; M.v.Schwinds 
WO. Geburtstag; 
A. Bär ekel, Buch¬ 
drucker-Mißbräuche 
in früherer Zeit; E. 

Arnold, Wolrabs 
Dresdener Sachsen¬ 
spiegelausgabe. 

Den Arbeiten gra¬ 
phischer Künstler 
wird die weiteste Be¬ 
achtung geschenkt: 
so bringt das Archiv 
umfassende Proben 
aus dem prachtvol¬ 
len Werke Die Nibe¬ 
lungen von J.Sattler, 
aus dem Betriebe 
derReichsdruckerei. 
Die 1904 erschei¬ 
nende Behrensprobe 

13 * 




| ••• cirujw Jur LjuCf)y6W£ruQ g 



Abbildung 110. Verkleinerter Umschlag (schwarz, 
rot, Gold) zur Festnummer des XLVI. Bandes 


99 


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Archiv für Buchgewerbe 


wird eingehend besprochen. — Ganz besondere Be¬ 
rücksichtigung erfährt im Archiv das bis dahin ziem¬ 
lich vernachlässigte Gebiet des künstlerischen Buch¬ 
einbandes und zwar zunächst durch einen Aufsatz 
von Anker Kyster unter dem Titel Von Büchern und 
von Bucheinbänden und von E. Steiner über * Unsern “ 
künstlerischen Bucheinband. 

Als eine lange beibehaltene ständige Einrichtung 
im Archiv sind noch zu erwähnen die in jedem Weih¬ 
nachtshefte enthaltenen, von besonders gewählten, 
sachkundigen Mitarbeitern verfaßten Jahresübersich¬ 
ten über die verschiedenenGebiete des Buchgewerbes. 
Diese Aufsätze bilden ein äußerst wertvolles Ge¬ 
schichtsmaterial, in dem alles Wichtigere zusammen¬ 
gehalten ist. 

Im Gegensatz zu den früheren Bänden vermehren 
sich von nun an auch die sogenannten bildmäßigen 
und drucktechnischen Beilagen, während die ein¬ 
facheren Satzbeilagen zurücktreten. Es erklärt sich 
dies daraus, daß das Archiv weniger Wert auf die 
Behandlung und Betonung der elementaren Fach¬ 
wissenschaft legt als wie auf die Zusammenfassung 
aller wichtigeren technischen und künstlerischen An¬ 
gelegenheiten des Buchgewerbes. Die Beilagen im 
ganzen bilden daher auch eine wertvolle Sammlung 
künstlerischer und buchgewerblicher Arbeit aus den 
betreffenden Zeitabschnitten. 

In dem jetzt zu behandelnden XLII. Bande 
äußert sich die Vielseitigkeit des Stoffes 
in noch stärkerem Maße als wie es weiter oben be¬ 
merkt wurde. Die Anzahl der Aufsätze ist nicht nur 
eine größere, deren Inhalt ist auch von ganz beson¬ 
derer Bedeutung, denn die betreffenden Verfasser 
nehmen zu den von ihnen behandelten Fragen eine 
grundsätzliche Stellung ein und bringen sie klar zum 
Ausdruck. Es trifft dies besonders zu auf folgende 
Aufsätze: Dr. E. Willrich, Graphische Kunst und Volks¬ 
kunst; St. Steinlein, Die photomechanischen Repro¬ 
duktionsmittel alsVerderber des Stilgefühls; H. Wallau, 
Gutenberg. Techniker und Künstler; G. Kühl, Anti- 
Larisch (in dieser Abhandlung wird der ablehnende 
Standpunkt Larischs der Frakturschrift gegenüber in 
interessanter Weise beleuchtet); St.Steinlein, Kunst 
oder Technik?• C. Matthies, Ein Rückblick. Dieser 
letztere Aufsatz ist insofern nachlesenswert, weil er 
den Stand des Buchgewerbes und der Buchkunst nach 
einer zehnjährigen Entwicklung in neuer Richtung 
festhält. Der Verfasser schreibt u. a. folgendes: 

„Wir haben jetzt zehn Jahre buchgewerblicher Ent¬ 
wicklung hinter uns und vierzehn Jahre sind seit 
Morris’ Gründung der Kelmscott-Press verflossen. 
Im allgemeinen blicken wir wohl ruhiger auf das, was 
uns einst mitten im Kampfe umbrandete. Wir selber 
sind ruhiger geworden und sicherer im Urteil. Vom 
Ausland haben wir uns freigemacht. Auf unsre Art 


1905 


besannen wir uns und finden jetzt, daß wir damit 
weiter kommen, als im Nachahmen des Auslandes. 
Weil wir wieder aus unserm Boden unsre Kräfte 
zogen, konnten wir in St. Louis an erster Stelle mar¬ 
schieren, trotz Morris und Walter Crane .... 

Wenn wir die zeitgenössischen Drucksachen auf 
ihren Zierat hin durchmustern, so können wir ver¬ 
schieden gestimmt werden. Pessimisten dürften ver¬ 
zweifeln. Neben der strengen, geschlossenen Form, 
den Empirekassetten und mäanderartigen Linienaus¬ 
läufern, finden wir einen Durchschnitt, der von der 
seligen freien Richtung nicht zu unterscheiden ist. 
Wir finden aber auchzielbewußte Kunststätten, wenige 
zwar, aber sie bilden ein gutes Gegengewicht. Und 
die wenigen bringen immer die Kultur!“ 

Von den zahlreichen rein technischen Aufsätzen 
seien noch einige erwähnt: M. Kunz: Der Hochdruck 
für Blinde; 0. Winkler: Der Einfluß des Wassers auf 
das Druckpapier; M. Fiedler: Der Druck mit bunten 
Farben au f farbige Papiere; Fr. Bauer: Das Motiv im 
Akzidenzsatz. Über die systematische Schriftlinie ver¬ 
breitet sich N. F. Werner, St. Louis, H. Smalian be¬ 
schreibt das Schriftsystem Aloys Auers. 

Zu gleicher Zeit berichtet das Archiv ausführlich 
über die nach langen Beratungen und Verhandlungen 
sowie Auseinandersetzungen in der Fachpresse auf 
der am 27. Juni 1905 in Kassel abgehaltenen Haupt¬ 
versammlung des Deutschen Buchdruckervereins 
endgültig angenommene deutsche Normalschriftlinie. 
H.Smalian beleuchtet unter dem Titel Der Schlußstein 
des Normalsystems diese ganze Angelegenheit in zu¬ 
sammenfassendem Sinne. Daß die Normallinien frage 
bis zu ihrer Erledigung eine umfangreiche Literatur 
gezeitigt hat, mag nebenbei bemerkt sein. 

Die Ligaturenfrage gab immer wieder Anlaß zu 
Erörterungen und zwar behandeln diese Frage hinter¬ 
einander H. Smalian und M. Wöller. 

Auf dem Gebiete der Setzmaschine tritt der Elektro- 
typograph als neuer Typus auf, er wird von L. Anarius 
eingehend im Archiv besprochen und zahlreiche Ab¬ 
bildungen gegeben. Eine Einführung in den Druk- 
kereien war der Maschine nicht beschieden. Als 
weitere bedeutungsvolle Neuerung behandelt G. Fritz 
die Autoplate, die für die Herstellung der Rundplatten 
für Zeitungsdruck von Bedeutung werden sollte. 

Die Reproduktionstechnik findet Berücksichtigung 
durch folgende Aufsätze: F. Mai, Die chemische Re¬ 
produktion oder das anastatische Verfahren; G. Fritz, 
Verbesserung des galvanischen Prozesses. Diese Ab¬ 
handlung bezieht sich auf das Albert-Fischer-Galvano 
bzw. die Bleiprägung, durch deren Einführung wesent¬ 
liche Vorteile bei der Galvanoherstellung erzielt 
wurden. A. W. Meyer behandelt im gleichen Bande 
die neuerfundene Spitzertypie, ein Wiedergabe ver¬ 
fahren, das mancherlei Vorzüge hat, sich aber den¬ 
noch nicht einzubürgern vermochte. 


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Archiv für Buchgewerbe 


Als ergänzende Aufsätze können folgende gelten: 
Frz. Zimmermann, Das Papierlager; A. Steinkrüger, 
Kalkulation der Drucksachen; E. Steiner, Der Perga¬ 
menteinband. 

Der Geschichte und allgemeineren Abhandlungen 
wurde in diesem Bande das Archivs ein besonders 
breiter Raum gewährt. H. Heidenheimer behandelt Die 
Heimatstadt der Druckkunst; A. Kippenberg, Die Ge¬ 
schichte des Buchdrucks; F. Vogel, Menzel als Graphiker, 
A. W. Meyer, Die k. u. k. Hof- and Staatsdruckerei in 
Wien; der Verfasser dieses Streifzugs, Schillers Be¬ 
ziehungen zum Buchdruck und die Ausstattung seiner 
Werke. 

Endlich seien noch erwähnt ein Aufsatz von 
H. Leferenz über Die Zensur und die Presse in Deutsch¬ 
land; Joh. Thren, Ein belgisches Buchgewerbemuseum. 

Über die 1905 abgehaltene Internationale Aus¬ 
stellung in Lüttich, deren deutsche buchgewerbliche 
Abteilung wieder der Deutsche Buchgewerbeverein 
angeordnet hatte, berichtet das Archiv in ausführlicher 
Weise, ebenso über eine Ausstellung buchgewerb¬ 
licher Arbeiten deutscher Kunstschulen im Deutschen 
Buchgewerbehause zu Leipzig. 

Hiermit ist in kurzen Strichen der Hauptinhalt des 
XLII. Bandes skizziert. Die Fülle des Stoffes verbot 
leider die Wiedergabe besonders wichtiger Stellen 
aus den Aufsätzen, deren Nachlesen jedoch jedem 
angeraten werden kann, der sich für die Entwicklung 
unsrer Kunst zu begeistern vermag. Die Beilagen 
des Bandes sind äußerst wertvoll. 

DerXLIlI. Band beginnt mit einem Aufsatze 
von Fr. Ad. Lattmann unter der Überschrift 
Rückblicke und Ausblicke. Der Verfasser gibt seiner 
Befriedigung Ausdruck über das allerseits einsetzende 
Streben zum Fortschritt, zur Durchführung gegebener 
Anregungen und über alles schon Erreichte. Er beklagt 
aber auch die zum Teil mangelhafte Ausbildung des 
Personals, besonders desjenigen, das den Provinz¬ 
druckereien zur Verfügung steht; ferner den Unver¬ 
stand mancher Auftraggeber, die für künstlerische 
Ziele oft kein rechtes Verständnis besitzen und dem 
Drucker das Geschäft recht erschweren. Zum Schlüsse 
schreibt der Verfasser folgendes: „Mögen diejenigen, 
die berufen sind, Leiter und Pfleger unsres Kunst¬ 
gewerbes zu sein, weder erlahmen noch nachlassen, 
noch sich in Resignation zurückziehen, weil noch 
nicht mehr erreicht ist, sondern mögen sie den guten 
Samen auch ferner ausstreuen, auf daß der Wind ihn 
in immer weitere Kreise trägt, damit er befruchtend 
wirken kann, wo immer er niederfällt. Stillstand ist 
Rückgang. Das gilt wie überall so ganz gewiß auch 
in unsrem Fache, dessen Losungswort seit langer 
Zeit doch ist: durch Nacht zum Lichte.“ 

Die zahlreichen weiteren Aufsätze erstrecken sich 
wieder auf die verschiedensten Gebiete des Buch¬ 


1906 


gewerbes. Als hervortretend sind die Berichte über 
eine Reihe von Vorträgen, die Dr .J. Loubier in Berlin 
gehalten hat und zwar über graphische Kunst und 
Reproduktion zu nennen. Ebenso interessant ist ein 
Aufsatz von H. W. Singer über Weihnachten in der 
graphischen Kunst. 

Seiner Gepflogenheit gemäß macht das Archiv seine 
Leser immer wieder mit hervortretenden Buchkünst¬ 
lern bekannt und zwar behandelt Dr. Biermann 
H. Vogler. 

Ein Sonderheft ist ganz dem Münchner Buch¬ 
gewerbe gewidmet, in dem folgende Verfasser zum 
Worte kommen: F. v. Ostini, Über Münchner Buch¬ 
kunst; Fr. Fleischmann, Geschichte des Münchner 
Buchgewerbes; R. Bammes, Über den gegenwärtigen 
Stand des Münchner Buchgewerbes und das buchge¬ 
werbliche Fortbildungswesen. Zahlreiche Beispiele und 
Beilagen illustrieren diese interessanten Aufsätze. 

Als hervortretende Neuerung auf dem Gebiete des 
Drucks behandelt A. W. Meyer die damals neuauf- 
gekommene mechanische Kreide-Relief-Zurichtung 
von Lankes & Schwärzier, die sich in der Folgezeit 
und bis jetzt als eine äußerst schätzenswerte Er¬ 
rungenschaft erwiesen hat. Weitere Aufsätze be¬ 
treffen die Doppeltonfarben, den Guß und die Behand¬ 
lung der Buchdruckwalzen. 

Die Frage der Einführung des Versal-SZ wird in 
mehreren Heften dieses Bandes behandelt. Zahlreiche 
Fachgenossen machen Vorschläge für die zweck¬ 
mäßigste Form, nachdem das gemeine ß sozusagen 
zur Einführung gekommen ist. Inzwischen ist mehr 
als ein Jahrzehnt vergangen, und ungeachtet der 
wiederholten späteren Ansätze, das SZ der Druck¬ 
schrift einzureihen, sind die Aussichten hierfür nach 
wie vor wenig günstige. Eine eingehende Behand¬ 
lung erfuhr die SZ-Frage erst wieder in neuester 
Zeit im Archiv und zwar durch Professor Kuhlmann 
in München. 

An sprachlichen Aufsätzen sind die letztbespro¬ 
chenen Bände des Archivs ärmer gewesen als wie 
früher. Mit einem Aufsatz von W. Hellwig über 
Mundartensatz ändert sich das aber, denn es folgen 
später zahlreiche sprachliche und verwandte Aufsätze 
desselben Verfassers. 

An drucktechnischen Aufsätzen bringt der Band 
noch solche über den Blechdruck, den Abziehbilddruck, 
Dr .Streckers Zinkdruckverfahren, den lithographischen 
Kreidedruck, die lithographische Gravierung und die 
Asphaltätzung. Der Dreifarbendruck wird in einer sich 
über mehrere Hefte erstreckenden Aufsatzreihe von 
ProfessorDr. A. W. Meyeraufs eingehendste behandelt. 

Als wichtige Neuheit auf dem Gebiete der Chemi¬ 
graphie bringt das Archiv Dr. E. Alberts Ätzstriegel, 
dem später die Ätzmaschine folgte. 

Die von der Typographischen Gesellschaft zu 
Leipzig vorgenommenen Erhebungen über die am 


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Archiv für Buchgewerbe 




2H lief? Pilatus Je[us ergreifen unD geißeln. 
]Unt> Die Solbaten (lochten eine Krone oon 
| Dornen, unb festen flc ihm auf fein ßaupt 
I unb legten itim einen Purpurmantel um. 
Unb fie traten zu ihm unb fpradien: Sei 
1 gegrüßt,buKönigberjuben! Unbfiegaben 
ihm Badrenftreictie. Da ging Pilatus abermals hinaus 
unb fpradt zu ihnen: Sehet, ich führe ihn zu euch her* 
aus, bamit ihr ernennet, baß Ich Keine Sdtulb an ihm 
ßnbe. (Mus alfo trat hinaus, mit berDornenhrone unb 
bem Purpurmantel angetan). Unb er fpradt zu ihnen: 
Sehet ba ben tnenfdien! ftls ihn ble ßohenpriefterunb 
bie Diener faßen, fdtrieen fie, unb fprachen: Kreuzige, 
Kreuzige ihn! Pilatus aber fpradt zu ihnen: nehmet 
ihr ihn hin, unb Kreuziget ihn; benn ich ßnbe Keine 
Sdtulb an ihm. Die fuben aber antworteten ihm: IDir 
haben ein 6efet|, unb nach bem öefeß muß er ßerben, 
weil er fidt zum Sohne 6ottes gemacht hat. Bis nun 
Pilatus biefe [Porte hörte, fürchtete erfleh noch mehr 


Abbildung 111. Verkleinertes Satzbeispiel aus dem XLII. Bande 

meisten eingeführte Plattenstärke sowie die Höhe des 
Unterlagen- und Füllmaterials bringt das Archiv in 
diesem Bande zum Abdruck. Leider hat sich bis 
heute Einheitlichkeit noch nicht erzielen lassen, es 
ist aber berechtigte Hoffnung vorhanden, daß bei den 
jetzt einsetzenden Normierungsbestrebungen eine 
solche erzielt wird. Im Anschluß an die früheren 
Gießzettel-Veröffentlichungen bringt das Archiv die 
ebenfalls von der Typographischen Gesellschaft zu 
Leipzig ausgearbeiteten neuen Normalgießzettel für 
Titelschriften zum Abdruck und zwar nebst eingehen¬ 
dem Berichte über die damit verknüpft gewesenen 
Häufigkeits-Untersuchungen. 

Von den zahlreichen erscheinenden Schriftgießerei- 
Neuheiten, die das Archiv fast lückenlos in seiner 
Schriftprobenschau verzeichnete, gibt eine solche 
von Gebr. Klingspor in Offenbach a. M. H. Wallau 
Anlaß zu einer illustrierten Abhandlung unter dem 
Titel: Künstlerischer Schriftschnitt und Hupps Litur¬ 
gisch. 

Zum Schlüsse sei aus diesem Bande noch erwähnt, 
ein Bericht von Dr. L. Volkmann über das Buchge¬ 
werbe auf der Mailänder Ausstellung. 

Die immer mehr zunehmende Anzahl der 
Abhandlungen macht es fast unmöglich, 
alles auch nur kurz zu streifen, und darum soll beim 
Herannahen an die neuzeitlichen Bände nur kurz auf 
die Hauptaufsätze hingewiesen sein. 


1907 


ln dem XLIV. Bande bringt O. Hampel eine reich¬ 
illustrierte Zusammenstellung aller Schließzeuge und 
Satzschließer, aus der ersichtlich ist, daß es nicht an 
Erfindern auf diesem Gebiete gefehlt hat. Die Praxis 
hat aber nur das Einfachste als zweckmäßig berück¬ 
sichtigt und es gehört die Mehrzahl der Erfindungen 
der Geschichte an. — Eine äußerst interessante Ab¬ 
handlung von Wilh. Hellwig betrifft die fremdsprach¬ 
liche Satzkunst, das heißt die Eigenheiten der letz¬ 
teren gegenüber der deutschen. 

Die sich in den Betrieben mehr und mehr ein¬ 
führende Elextrizität zeitigt auch in der Fachpresse 
Äußerungen und belehrende Aufsätze. In dem vor¬ 
liegenden Bande des Archivs behandelt Dr.Aug.König, 
Die elektrischen Ausrüstungenvon Rotationsmaschinen 
sowie DieTourenregulierung und Motorgröße beim elek¬ 
trischen Antrieb der Schnellpressen. 

In satztechnischer Hinsicht nimmt das Archiv in 
diesem Bande eine seiner frühesten Gepflogenheiten 
wieder auf, nämlich die Gegenüberstellung schlech¬ 
ter und verbesserter Satzbeispiele aus der Praxis. 

In einem längerem Aufsatz behandelt Wilh. Glotz, 
Die EntstehungderLandkarten undderen Reproduktion. 



Abbildung 112. Verkleinertes Satzbeispiel aus dem XLII. Bande 


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Archiv für Buchgewerbe 


Zahlreiche Beispiele und technische Proben illu¬ 
strieren diese höchst interessante Arbeit. 

Einer der Hauptaufsätze aus dem Bande ist ein 
solcher von Professor Dr. Kirschmann über Antiqua 
und Fraktur. Derselbe ist als Monographie im Ver¬ 
lage des Deutschen Buchgewerbevereins erschienen. 
Die Abhandlung hat übrigens das Interesse weitester 
Kreise gefunden, vornehmlich solcher, die sich mit 
der Fraktur-Antiqua-Bewegung befassen. 

Unter den Fachwerken, die im Laufe der Jahrzehnte 
erschienen sind, nimmt das Buch von A.W. Unger, 
Die Herstellung von Büchern, Illustrationen, Akzi¬ 
denzen usw. (Verlag von Wilh. Knapp, Halle a. S.) 
eine erste Stelle ein, was das Archiv auch zu einer 
ausführlichen Besprechung veranlaßt. 

Von weiteren Aufsätzen sind folgende hervorzu¬ 
heben: Dr .H. Sachs, Bedeutet der Aufschwung Berlins 
in der Plakatkunst den gleichzeitigen Rückgang Mün¬ 
chens auf diesem Gebiete ?; Dr. E. Willrich, Die Buch¬ 
bindekunst der alten Meister; Dr .H.Sachs, Neuzeitliche 
Gelegenheitsdrucksachen-, Dr .Pazaurek, Künstlerische 
Besuchskarten. Durch die letztgenannten beiden Auf¬ 
sätze wurde das Verständnis und das Interesse für 
die Erneuerung geschmackvoller Gebrauchsgraphik 
ohne Zweifel gehoben und es haben sich private 
Künsterwie graphische Lehranstalten mit wesentlich 
besserem Geschick und Geschmack dieses Gebietes 
angenommen als wie die Buchdruckereien selbst, die 
sich von althergebrachten Ausdrucksformen und 
Mitteln nur schwer freizumachen verstanden. 

Um die gleiche Zeit setzt auch das Verlangen und 
das Verständnis für schöne Buntpapiere ein und es 
bringt das Archiv wiederholt vortreffliche Original¬ 
proben dieser Art. Dr. H. Sachs verbreitet sich im 
vorliegenden Bande über moderne Buntpapiere und 
ihre Verwendung. 

Wie in fast allen Bänden, so finden sich auch hier 
mehrere historische Aufsätze, die als Quellenmaterial 
geschätzt werden dürften: Joh. Pabst, Der Werdegang 
von Gutenbergs Erfindung;E. O.Guth,2SJahre Akzidenz; 
Gustav Mori, ChristianEgenolff,der erste ständigeBuch- 
drucker in Frankfurt a.M.; Derselbe, Geschichte und Ent¬ 
wicklung des Schriftgießereigewerbes in Frankfurt a.M. 

Was sich von dem Inhalte und dem Umfange 
der vorigen Bände des Archivs sagen ließ, 
trifft auch auf den XLV.Band zu. Besonders lesens¬ 
wert ist eine Reihe von Aufsätzen, die von den tech¬ 
nischen Kursen der Königlichen Akademie für gra¬ 
phische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig handeln 
und die von den Lehrkräften dieser Anstalt verfaßt 
sind. Zahlreiche Proben von Lehrergebnissen des 
Unterrichts auf den verschiedensten graphischen Ge¬ 
bieten illustrieren die Aufsätze. 

Eine Abhandlung von Fritz Karge über Rudolf Koch 
als Mehrer der Schriftkunst ist nicht unwichtig, weil 


1908 


sie als Vorläuferin der späteren Kochschriften anzu¬ 
sehen ist. Die zugleich gegebenen Beispiele lassen 
die Eigenart der Schriften des Künstlers allerdings 
in vollkommenerer Weise erkennen als wie die vom 
Stempelschneider für den Buchdruck hergerichteten 
Kochschriften selbst. 

Über das immer wieder der Betrachtung wert er¬ 
scheinende Gebetbuch Kaiser Maximilians I. handelt 
ein längerer Aufsatz Dr. E. Willrichs, während eine 
Abhandlung von E. Scheer über das Diplom, seine 
Geschichte und seinen Stil als ein seltener in der 



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Abbildung 113. Verkleinerte Beilage (zweifarbig) aus dem XLII. Bande 


Fachpresse vorkommender Stoff betrachtet werden 
kann und darum von dauerndem Werte ist. 

Von den zahlreichen technischen Aufsätzen er¬ 
wähne ich nur noch die nachstehenden: O. Neubert, 
Matte Kunstdruckpapiere; Dr. P. Ritter von Sprott, 
Die Arbeitsweise und der Energieverbrauch von Tiegel- 
und Zylinder-Flachformschnellpressen; A. W. Unger, 
Über die Eignung der verschiedenen Typen von Buch¬ 
druckpressen; Aug. Köhler, Die Stärken der Linien¬ 
bilder. An diesen letzten Aufsatz schloß sich erst 
nach längerer Zeit eine eingehendere Behandlung der 
Frage einheitlicher Linienstärken im Verein Deutscher 
Schriftgießereien und es dürfte die genannte Arbeit 
auch bei den schwebenden Normierungsarbeiten 
schätzenswerte Anhaltspunkte bieten. 


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Archiv für Buchgewerbe 


Der historischen Vollständigkeit halber sei noch 
eine Abhandlung Dr. L. Volkmanns über Le musee du 
livre in Brüssel erwähnt; ebenso eine sich auf mehrere 
Bände erstreckende zwanglose Folge von Aufsätzen 
Dr.P.Marfel/süberdie hauptsächlichsten Bibliotheken 
des In- und Auslandes. 

Die im vorigen Bande enthaltene Aufsatz¬ 
reihe über die technischen Kurse der König¬ 
lichen Akademie für graphische Künste und Buch¬ 
gewerbe zu Leipzig erfahren eine Fortsetzung durch 
den Inhalteines Sonderheftes, das ein umfassendes Bild 
von den Aufgaben undZielen, sowie den Einrichtungen 
und Lehrergebnissen dieses staatlichen Institutes gibt. 
Privatdozent Dt.G eorgGraf Vitzthum schildert in einem 
einleitenden Aufsatze die Wandlungen, die die Aka¬ 
demie im Laufe der letzten Jahrzehnte durchgemacht 
hat; er kommt dann auf die Neuorganisation durch 
den zu diesem Zwecke berufenen neuen Direktor zu 
sprechen. Im weiteren Verlaufe der Ausführungen 
werden die Einrichtungen selbst behandelt und Ab¬ 
bildungen der Lehrwerkstätten gegeben. In einem 
sich anschließenden Aufsatze gibt der Direktor Pro¬ 
fessor Max Seliger, der sich seit seiner im Jahre 
1901 erfolgten Berufung unschätzbare Verdienste 
um die Ausgestaltung der Akademie sowie der künst¬ 
lerischen Hebung des Buchgewerbes erworben hat, 
Auskünfte über Studienart und Studienziele in der 
Königlichen Akademie für graphische Künste und 
Buchgewerbe zu Leipzig. Die in dem Sonderhefte 
enthaltenen zahlreichen Beilagen sind prächtige 
Proben der Tätigkeit vorwärtsstrebender Kräfte im 
Buchgewerbe. 

In den fast zehn Jahren, die seit dem Erscheinen 
dieses Heftes verflossen sind, hat das Unterrichts¬ 
wesen an der Akademie bis zum Ausbruche des Welt¬ 
krieges eine glückliche Weiterentwicklung gefunden 
und selbst während desselben ist alles geschehen, 
um auf der betretenen Bahn vorwärtszukommen. Eine 
große Anzahl gereifter Kräfte ist aus den zahlreichen 
Schülern dem Buchgewerbe und der Buchkunst er¬ 
wachsen und es ist zu hoffen, daß auch die neu- 
anbrechende Zeit die Möglichkeit zu vollster Weiter¬ 
betätigung bringen wird. 

Eine weitere Sondernummer ist in diesem Jahrgange 
anläßlich des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des 
Deutschen Buchgewerbevereins erschienen. Sie ent¬ 
hält einen Aufsatz von Dr. O. v. Hase über die Ent¬ 
stehn ngdes Deutschen Buchgewerbevereins sowie einen 
solchen von Dr. L. Volkmann über die Arbeit des Deut¬ 
schen Buchgewerbevereins in 25 Jahren. Beide Auf¬ 
sätze sind von ganz besonderem historischenlnteresse, 
da in ihnen vieles zusammengefaßt ist, was mit der 
Entwicklung des deutschen Buchgewerbes sowie der 
neuen deutschen Buchkunst in Beziehung steht. Eine 
ganze Reihe prächtiger Bildwiedergaben aus den Samm¬ 


1909 


lungen des Vereins bzw.des Deutschen Buchgewerbe¬ 
museums sind dem Hefte beigefügt. 

Neben den Anregungen, die durch die Veröffent¬ 
lichung der Akademie gegeben werden, erscheinen im 
XLVI. Bande des Archivs auch noch weitere Aufsätze, 
die sich auf die Ausbildungder Arbeitskräfte beziehen. 
U. a. ein solcher von A. Heilmaier über den fachlichen 
Unterricht, von A. Scheiter über die Erziehung des 
Lithographen zum Kunsthandwerker; von Franz Täsch¬ 
ner über die Ausbildung unsrer Gehilfen. 

Eine für das Buchgewerbe zwar nicht ganz neue 
Aufgabe bildete Ende der neunziger Jahre das Schrift¬ 
schreiben. Die langjährigen Bemühungen R.v.Larischs 
griffen auch auf Deutschland über und es darf un¬ 
streitig die Akademie in Leipzig das Recht für sich 
in Anspruch nehmen, mit ihren Lehrkräften auf diesem 
Gebiete als Bahnbrecherin mit größtem Erfolge ge¬ 
wirkt zu haben. In dem zur Besprechung stehenden 
Bande behandelt der bekannte Schneibmeister H. 
Delitsch zunächst die Frage des Schriftunterrichts in 
Deutschland, während in dem oben erwähnten Sonder¬ 
heft bereits Ausführlicheres über die Klassen für 
Schriftschreiben enthalten ist. In einem weiteren 
Aufsatze desselben Verfassers wird bereits eine ein¬ 
gehende Schilderung des Schriftunterrichts an der 
Königlichen Akademie fürgraphische Künste und Buch¬ 
gewerbe gegeben. P. Westheim behandelt an gleicher 
Stelle die Schrift als soziales Problem; H. Hoffmeister 
die Schrift und das Ornament im Buchdruck. Von 
technischen Abhandlungen aus diesem inhaltreichen 
Bande sind noch hervorzuheben: Dr. H.Sachs, Deut¬ 
sche Gebrauchsgraphik im Dienste der Luxusklein¬ 
kunst; Wilh. Hellwig, Der Satz von Sprachwörter- 
büchern; A. IV. Ungcr, Über Kombinationsdruck; Wilh. 
Hellwig, Vom Satz medizinischer Werke. 

Der Erwähnung wert erscheint noch ein Aufsatz 
H. Hoffmeisters über das 1909 aufkommende neue 
Kunstschutzgesetz mit Bezug auf die Erzeugnisse der 
Schriftgießereien, sowie ein solcher über das Deutsche 
Farbenbuch, für dessen Zustandekommen und Aus¬ 
bau sich die Leitung der Akademie zu Leipzig be¬ 
sonders bemühte. 

Der XLVII. Band des Archivs schließt sich 
seinen Vorgängern würdig an, das heißt der 
Umfang des Inhaltes wie der Zahl der Beilagen ver¬ 
größern sich wiederum ganz erheblich. Im allge¬ 
meinen tritt die reine Technik in dem Bande und den 
nachfolgenden etwas zurück zugunsten der Frage 
über künstlerische Buchausstattung und verwandte 
Angelegenheiten, was sich aus nachfolgender kurzen 
Andeutung ergibt. 

So behandelt P. Westheim die Frage der Buchaus¬ 
stattung als wirtschaftliches Problem. Er greift dabei 
zurück auf die ersten Verbesserungsansätze der 
Buchausschmückung Otto Eckmanns und P. Behrens 


1910 


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Archiv für Buchgewerbe 


und weist darauf hin, daß das Interesse der Bücher¬ 
liebhaber und Käufer sich umso mehr steigere, je mehr 
die Ausstattungsfrage individuell und nicht allgemein 
oder nebensächlich behandelt werde. Was der Ver¬ 
fasser damals erhoffte, ist im vollsten Maße einge¬ 
troffen, das heißt die Anzahl der Buchkünstler und 
der Verlage, die sich mit Verständnis und praktischem 
Geschäftssinn zugleich der Pflege echter Buchkunst 
gewidmet haben, können über mangelnde Erfolge 
nicht klagen. Eine andreFrage behandelt Dr .H.Sachs, 
Kunst und Reklame; Dr. J. Schinnerer verbreitet sich 
über das moderne Buch. 

In gewissem Zusammenhänge mit vorstehenden 
Aufsätzen stehen die eingehenden und stets gern 
gelesenen Aufsätze über einzelne hervortretende 
Buchgewerbekünstler. Dr.J. Schinnerer bespricht den 
Meister der Graphik Otto Happ, Dr. Delpy den 
Leipziger Graphiker Bruno Heroux, Dr. Pelka den 
Buchkünstler E. M. Lilien, Fr. Worm die Kunst Karl 
Kösters, P. Westheim: E. Neumann und seine Schule. 
Eine besondere Abhandlung ist Georg Belwe und 
seiner Klasse an der Kgl. Akademie für graphische 
Künste und Buchgewerbe za Leipzig gewidmet. 

Als zur Technik überleitende Aufsätze können fol¬ 
gende gelten: Rud. Koch, Über die Not der deutschen 
Buchkunst; Dr. J. Schinnerer, Lithographien aus der 
Zeit der Romantik; Derselbe, Moderne Inserate; 
P. Westheim, Tabakgraphik. 

An technischen Abhandlungen ist der Band nicht 
minder reichhaltig. Es seien nur einige derselben 
hier aufgeführt und zum Nachlesen empfohlen: Otto 
Hupp, Die vermutliche Vorstufe des Typendrucks; 
H. Hoffmeister, Die Prinzipien des Akzidenzsatzes; 
O. Würzberger, Mertensdruck-Offsetdruck; Dr. Aug. 
Koenig, Die variable Rotationsmaschine in ihrer 
heutigen Vollkommenheit; R. Bammes, Der Titelsatz, 
seine Entwicklung und seine Grundsätze; W. Hellwig, 
Die gesetzten Anzeigen moderner Tageszeitungen; 
Dr. R. Stube, Die Anfänge der Papierindustrie; Dr. 
Nicolaus , Die technischen Anforderungen des Wert¬ 
papierdruckes. 

Die Verfasser sämtlicher vorerwähnten Aufsätze 
behandeln die Stoffe in denkbar gründlichster und 
umfassendsterWeise unter Einschaltung einer Fülle 
von Illustrationen sowie erklärender Darstellungen, 
so daß im wahren Sinne des Wortes eine Menge 
grundlegenden Studienmaterials in diesen Archiv¬ 
bänden enthalten ist. 

Von allgemeinerem Interesse sind Aufsätze über 
eine sich kaum je wiederholende Studienreise des 
Deutschen Buchgewerbevereins nach Brüssel und Lon¬ 
don, die seinerzeit von bestem Erfolge gekrönt war. 
Die Brüsseler Weltausstellung 1910 erbrachte dem 
Archiv Aufsätze über das Buchgewerbe, die Photo¬ 
graphie und die Buchdruck-Maschinen-Abteilung 


auf der genannten Ausstellung, deren buchgewerb- 
licheGruppe wieder der Deutsche Buchgewerbeverein 
durchgeführt hatte. 

Endlich sind auch noch zu erwähnen die jetzt ein¬ 
setzenden, äußerst interessanten regelmäßigen Be¬ 
richte aus dem Deutschen Buchgewerbemuseum, durch 
die versucht wird, die Allgemeinheit und die Leser des 
Archivs mitden reichen Schätzen der einzelnen Samm¬ 
lungen desMuseums bekannt und vertraut zu machen. 
Diese Berichte setzen sich längere Zeit fort, und zwar 
erfolgt keine trockene Aufzählung der Bestände und 
Eingänge, sondern eine ausführliche, technische oder 
historische Beschreibung zahlreicher Einzelstücke 
oder Gruppen. Gestattete die große Anzahl von Auf¬ 
sätzen in den letzt besprochenen Bänden des Archivs 
auch nur eine knappe Aufzählung, so ist doch noch 
auf die in allen Bänden enthaltene Fülle von tech¬ 
nischem und allgemeinem Kleinstoff, auf die Schrift¬ 
probenschau, die Zeitschriftenbesprechungen und 
nicht zuletzt auf die wertvollen Beilagen hinzuweisen. 
Unter den letzteren sind eine ganze Reihe enthalten, 
die in bezug auf die Entwicklung der Wiedergabe- 
und Druckverfahren als wertvolle Belegstücke gelten 
müssen und daher dauernde Bedeutung haben. Die 
Satzbeilagen geben anderseits ein vortreffliches Bild 
von der Geschmacksentwicklung im Buchdruck, die 
andauernd Wandlungen unterworfen ist, und von dem 
Schaffen der Schriftgießereien, die dabei der Mitwir¬ 
kung der Künstler nicht mehr entraten möchten. 

Durch viele andre Beilagen wurde im weiteren auch 
die Leistungsfähigkeit des deutschen Buchgewerbes 
dem Auslande gegenüber in vollkommenster Weise 
dargetan und ein Gesamtbild des technischen Kön¬ 
nens gegeben, nicht minder regte aber dieses Vor¬ 
lagenmaterial die werktätigen Kräfte zur Nacheiferung 
an. Die Beilagen selbst wechselten in bunter Folge 
ab, das heißt neben Satzvorlagen aller Art erschienen 
Druckblätter in allen Techniken, Bilderproben, Schrift¬ 
proben, und vieles andre Einschlägige zum Teil von 
höchster künstlerischer Qualität. Besonderes Gewicht 
wurde von jeher auch auf eine zweckmäßige und um¬ 
fassende Illustrierung der Abhandlungen gelegt. Das 
letztere geschah insbesondere bei Aufsätzen histori¬ 
scher Art sowie maschinellen Fragen, Patentangelegen¬ 
heiten und dergleichen mehr. In den neueren Bänden 
wurden auch Proben aus den hauptsächlichsten Bücher¬ 
erscheinungen im Bilde wiedergegeben, ferner solche 
von Einbänden, Vorsatzpapieren und andres mehr. 

Die Umschläge und Haupttitel des Archivs, von 
denen nur wenige verkleinert in diese Aufsatzreihe 
eingefügt werden konnten, sind in ihrer Gesamtheit 
ein ausgezeichnetes Spiegelbild des fortdauernd wech¬ 
selnden Geschmacks im Buchdruck. Auch in rein 
technischer Beziehung dürfte deren Wiedergabe nicht 
ohne Interesse gewesen sein. (Schluß folgt.) 


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Bedeutung der Schulwerkstätte für das graphische Gewerbe 

Von RICHARD ZEISE, Oberlehrer an der 3. Städtischen Fach- und Fortbildungsschule zu Chemnitz 

(Schluß) 


II. Werkstattunterricht für Schriftsetzer und 
Buchdrucker. 

A uch für die Jünger Gutenbergs ist die Schul- 
ZA werkstätte eine notwendige Ergänzung der 
X A. Lehrlingsausbildung. Es erübrigt sich, diese 
Notwendigkeit nachzuweisen und zu begründen; denn 
viele Fachschulen haben sie schon ihrem Unterrichts¬ 
betriebe angegliedert. Um so willkommener aber wird 
eine Darlegung ihrer methodisch gestalteten Unter¬ 
richtsweise sein. Was soll in der Schulwerkstätte ge¬ 
lehrt und wie soll es den Schülern vermittelt werden ? 
Das sind die beiden Fragen, die zu beantworten wären. 

Die Grundsätze für die StofFauswahl ergeben sich 
aus dem Zweck und der Aufgabe der Schulwerkstatt: 
Ergänzung der Meisterlehre. Der Schriftsetzer kann 
nicht so frei schaffen wie der graphische Zeichner. 
Er ist gebunden durch das Manuskript und abhängig 
von seinem Schrift- und Satzmaterial, und doch ver¬ 
mag auch er künstlerisch zu gestalten. Gerade weil 
ihm so wenig Ausdrucksmittel zu Gebote stehen, 
muß er darauf bedacht sein, durch Einfachheit und 
Klarheit in Satzbau und Farbe zu wirken. Er muß 
lernen, auf unnötiges Beiwerk zu verzichten, um der 
Schönheit des Schriftbildes gerecht zu werden. Neben 


derung des Satzes erlangen, er muß verstehen, Schrift 
und Schmuck, Format und Farbe dem Zweck und der 
Eigenart der Drucksache anzupassen. Er muß mit ein¬ 
fachen Mitteln eine gute Wirkung erzielen können. Er 
soll nicht gedankenlos nach althergebrachten Regeln 
arbeiten,sondern selbständigdenkend und empfindend 
schaffen. Der Drucker erhält den fertigen Satz m it An¬ 
gaben über Farbe und Format aus der Setzerei. Seine 
Arbeit ist mehr technischer Art, wiewohl auch er eine 
Pflege der Geschmacksbildung nicht entbehren kann. 
Sie macht sich notwendig beim Mischen der Farben, 
beim Zurichten der Druckstöcke oder bei der Stellung 
des Satzspiegels im Format. So hat also die Schul¬ 
werkstatt auch für Setzer und Drucker eine doppelte 
Aufgabe zu erfüllen: Pflege des Geschmacks und Er¬ 
gänzung und Vertiefung der technischen Ausbildung. 

Der Lehrstoff umfaßt folgende Wissens- und Ar¬ 
beitsgebiete: für Schriftsetzer Material- und Weifc- 
zeugkunde, satztechnische Teilarbeiten und Regeln, 
die Satzkolumne.Tabellen-,Titel-, Katalog-,Inseraten- 
und Akzidenzsatz; für Drucker Material- und Maschi¬ 
nenkunde, Bedienung des Tiegels und der Schnell¬ 
presse, der Bilderdruck, Prägedruck, Dreifarbendruck 
und Farbenmischlehre. Die Verteilung dieses Lehr- 


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Xitelförmiges ©ruppicrcn ber 
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Abbildung 1 

manchen technischen Erörterungen über Werkzeuge, 
Satzmaterial und Herstellung der verschiedenen Satz¬ 
arten muß für den Schriftsetzer das Hauptgewicht auf 
die Entwicklung des Geschmacks gelegt werden. Er 
muß Verständnis für gute Raumverteilung und Glie- 


Abbildung 2 

Stoffes erstreckt sich für beide Berufsgattungen auf 
vier Lehrjahre bei wöchentlich drei Stunden Unter¬ 
richt nach folgendem Plane 1 : 

1 Der Plan liegt dem Unterricht in der 3. Städtischen Fach- 
und Fortbildungsschule zu Chemnitz zugrunde. 


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SCHRIFTSETZER 

1. Lehrjahr: Die Pflichten des Lehrlings (Werkstattord¬ 
nung). Berufsgefahren und Unfallverhütung in der Werk¬ 
statt. Das Material für Schriftsatz, deren Herstellung und 
Beschaffenheit. Das typographische Kegelsystem, Schrift- 



Abbildung 3 


2. Lehrjahr: Das Korrigieren des Satzes (Benennung 
und Bedeutung der Korrekturzeichen). Die Satzkolumne 
im Werksatz (Bestandteile und Arten). Die Satzkolumne 
im Gedichtsatz (das wechselseitige Einziehen gewisser 
Teile; die Verteilung der Strophen bei breitem Papier- 



Abbildung 5 



Abbildung 4 Abbildung 6 


höhe, Schriftarten und Schriftcharaktere. Utensilien und formst; das Brechen langer Zeilen). Vom Satz fremder 
Werkzeuge für die Setzerei. Die Einrichtung der Schul- Sprachen (Eigenarten, Akzente,Teilungen, Kürzungen). Die 
werkstätte. Allgemeine Setzregeln (Ausschließen, Aus- Papierformate und das Ausschießen der Formen. Der 
gleichen, Spationieren, Teilen, Abbreviieren, Unterlegen, Tabellensatz (Bestandteile und technische Beschaffenheit). 
Durchschießen). Fertigstellen einer geschlossenen Satz- 3. Lehrjahr: Der Satz des Titelbogens beim Werk¬ 
kolumne. satz die Bestandteile eines Buches: Titelarten, Vorwort, 

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Inhaltsverzeichnis usw.). Gemischter Satz (Katalogsatz): maschinen). Einrichten (Ausschießen, Formate, Schließen, 
Auszeichnungen,Unterlegungen,Unterführungen,Klischee- Anlage, Bänder, Aufzug, Greiferstellen, Zurichten nach 
Stellung, mathematische Zeichen. Der Inseratensatz Schattierung, Ausschnitt, Deckbogen, Farbe, Fortdruck), 
(schnelles Erfassen des Textes, richtiges Hervorheben der Bilderdruck (Abrichten, Behandlung des Druckstockes, 


DIE KULTUR DER GEGENWART 

IHRE ENTW/OaUNCUNDjHREZIELE 

HERAU5GEGEBENWN 

Prf. Paul Hinnebeag 


DIE KULTUR 

DER GEGENWART 

IHRE ENTWICKLUNG 
UNDIHRE 

ZIELE 


HERAUSGEGEBEN VON 

PROF. PAUL HILLEBERB 

VERLAG von G.B.TEUB NE R»n LEIPZIG 


VERLAß VON B.TEUBNER 

IN LEIPZIG UND BERLIN 


Abbildung 7 Abbildung 8 


Hauptsache, schnelles Entwerfen, müheloser Satzbau). 
Skizzieren und Herstellen einfacher Akzidenzen. Formulare 
für den Geschäftsverkehr und für Privatdrucksachen. Der 
Setzer im Druckersaal (der Mecha¬ 
nismus der Pressen; Gefahren). 

4. Lehrjahr: Papierformate und 
Satzspiegel (Stellung des Satzes 
auf dem Papier, die Aufteilung der 
Fläche). Die Anwendung der Vi¬ 
gnette im Akzidenzsatz. Die Schrift 
imAkzidenzsatz. Entwerfen undSkiz- 
zieren neuzeitlicher Drucksachen. 

Die Tonplatte im Dienste des Akzi¬ 
denzsetzers. Der Satz von Pa߬ 
formen. Das Mischverhältnis und 
die Druckfähigkeit der Buchdruck¬ 
farben. 

BUCHDRUCKER 

1. Lehrjahr: Betragen in der 
Werkstatt (Hinweis auf Berufsge¬ 
fahren , Unfallverhütung, Verhalten 
des Druckers). Einrichtung unsrer 
Schulwerkstatt. Maschinenkunde 
(Bewegungsarten beim Flach-, Zy¬ 
linder- und Rotationsdruck, Hand¬ 
pressen, Tiegeldruckpressen ver¬ 
schiedener Systeme. Bedienung des 
Tiegels in der Schulwerkstatt). Her¬ 
stellung einfacher Drucksachen aus den Setzerklassen. 

2. Lehrjahr: Einfache Schnellpresse (Aufbau, Walzen, 
Bänder,Schnüre,Greifer. Übungen an dereinfachenSchnell- 
presse. Doppel-, Frontbogen-, Zweitourenpresse und Hilfs- 


Kraftzurichtung). Drucken farbiger Arbeiten aus den Setzer¬ 
klassen. Der Drucker in der Setzerei. 

3. Lehrjahr: Prägedruck (Herrichten der Maschine, 
Schließen,Unterlegen,Walzen,Farbe, 
Matrizen aus Karton, Masse, Pulver 
oder Folie). Blindprägen, Prägen mit 
Gold, Farbe und Ton auf geeignetem, 
sowie ungeeignetemKarton. Farben¬ 
lehre (Licht und Farbe, Lasur- und 
Deckfarben, Erdfarben, Mineral¬ 
farben, Lackfarben. Kopierfarben, 
Spezialfarben. Grund- und Misch¬ 
farben). Praktische Anwendung der 
Farbenlehre durch Herstellung von 
Farbtafeln. Drucken farbiger Ar¬ 
beiten aus den Setzerklassen. 

4. Lehrjahr: Dreifarbendruck 
(Farben, Platten, Walzen. Schließen, 
Andruck,Ausschnitt,Skalen,Gummi¬ 
tuch, Fortdruck). Illustrations- und 
Plattendruck, seine Art und Behand¬ 
lung (Schmitz, Falten, Spieße). An- 
legeapparate und Rotationsmaschi¬ 
nen,ihreKonstruktion und ihrArbei ts- 
gang. Fertigstellung eines Buches. 
Farbenlehre (Wiederholung und Er¬ 
weiterung; Zusammenstellung aller 
gefundenen Farbtöne zu einem Farb¬ 
kreis). Herstellung von Drucksachen aus den Setzerklassen. 

Ergänzt oder vorbereitet wird der Werkstattunter¬ 
richt noch durch andre Unterrichtsfächer. Die Ge¬ 
werbekunde behandelt die Gesundheitslehre, das 


DIE KULTUR 

DER GEGENVG54RT 
IHREBNTWICKLUNG 
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PKOF PAUL HINN EBERG 


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Abbildung 9 


108 


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Rohmaterial, die Geschichte der Buchdruckkunst, nun der Lehrstoff dem Schüler übermittelt werden 
die Entwicklung unsrer Druckschrift, die Vervoll- soll, ist eine Frage rein methodischer Art. Ihre Be- 
kommnung der Buchdruckpressen, die Herstellung antwortung ist teils durch erprobte pädagogische 



PROMENADEN-UNO 
STRA55ENKLEIDER 



PROMENADEN-UND 
STRASSEN KLEIDER 


empfiehlt 

Bruno SchelLenberger 

Chemnitz 


empfiehlt 

Bruno Sdiellenberger 

Chemnitz 


Abbildung 10 


Abbildung 11 


des Papieres in alter und neuer Zeit, die Herstellung 
der Typen und Druckstöcke, die physikalische Wir¬ 
kung und technische Gestaltung der Maschinenele¬ 
mente und die Bedeutung des 
Buchdruckes im Dienste der 
Zeitung, der Reklame und des 
kaufmännischen Verkehrs. Der 
Zeichenunterricht will vor allem 
die Geschmacksbildung fördern, 
den Setzer für das Skizzieren 
seiner Akzidenzen vorbereiten 
und dem Drucker den Sinn 
für gute Raumverteilung und 
Farbenwirkung schärfen. Die 
Schüler schreiben eine Block¬ 
schrift, die Wieynck-Kursiv und 
Salzmann-Fraktur und üben Ein¬ 
fassungen und Zierstücke, die 
sich aus dem Schreibwerkzeug 
herausgestalten. Sie zeichnen 
geometrische Grundformen, 
auch einfache Blätter, Blüten 
und Schmetterlinge, um daraus 
Schmuckformen und gute Far¬ 
benzusammenstellungen abzu¬ 
leiten. Auch Übungen im Lino¬ 
leumschnitt bilden eine wertvolle Ergänzung der 
praktischen Unterweisungen. — Somit wäre die eine 
Frage nach Umfang und Verteilung des Lehrstoffes 
durch Aufstellung eines Lehrplanes beantwortet. Wie 


Grundsätze gegeben, teils ist sie aber auch durch 
die Veranlagung des Lehrers bedingt. Zwei Beispiele, 
eins aus der Setzer- und eins aus der Druckerwerk¬ 
statt mögen die Unterrichtsart 
kennzeichnen:TitelsatzundEin- 
richtung einer Autotypie. 

Im Gegensatz zum Betrieb in 
der Lehrwerkstatt, wo gleich¬ 
zeitig verschiedene Arbeiten 
fertiggestellt werden müssen, 
lösen die Schüler einer Abtei¬ 
lung der Fachschule ein und 
dieselbe Aufgabe. In einer Vor¬ 
besprechung werden an der 
Hand guter und auch schlechter 
Vorbilder die wesentlichen Arten 
und Teile des Titelsatzes be¬ 
sprochen. Der Lehrer macht 
die Schüler darauf aufmerksam, 
wie sich der Titel in seiner 
Form dem Inhalt des Buches 
anpassen muß, wie die Zeilen 
zu strengen blockartigen Grup¬ 
pen geformt werden, wie sie 
aber auch in ungezwungener 
freierer Gestaltung sich in die 
Fläche eingliedern können. Daran schließt sich noch 
eine Belehrung über das Format, die Einteilung im 
Goldenen Schnitt, Wahl der Schriftart und des 
Schmuckes an. Die wichtigsten Merksätze aus dieser 



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Abbildung 12 


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Vorbesprechung tragen die Schüler in ein bereit¬ 
liegendes Heft ein. Nun gibt ihnen der Lehrer den 
Wortlaut des Titels und zwar allen denselben. Ein 
jeder muß sich nun überlegen, in welcher Art er den 
Titel ausarbeiten und welche der zur Verfügung 
stehenden Schriften er benutzen will. Dann entwirft 
er eine Faustskizze, die vom Lehrer durchgesehen 
wird. Dann erfolgt die Durcharbeitung des Entwurfes. 
Die fertigen Skizzen, die der Begabung der Schüler 
entsprechend ganz verschiedenartig ausgefallen sind, 
werden an einer Ausstellungswand aufgehangen, ge¬ 
meinschaftlich besprochen und danach abgeändert. 
Nun erst können die Schüler den Titel setzen. 
Dabei ist Gelegenheit, sie auf technische Eigenarten 
aufmerksam zu machen und vor satztechnischen 
Fehlern zu warnen. Mancher der jungen Akzidenz¬ 
setzer wird merken, daß sich sein Entwurf nicht so 
ohne weiteres praktisch ausführen läßt, und sieht 
sich zu einer Abänderung gezwungen. Damit sich 
die Schüler von der Wirkung eines zweifarbigen 
Satzes bequem überzeugen können, werden die far¬ 
bigen Teile mit besonderen Ringelwalzen eingefärbt, 
so daß der zweifarbige Titel gleich in einem Druck¬ 
gang auf der Abziehpresse fertig wird. Gedruckt 
werden können nur die besten Entwürfe, sonst würden 
die Druckerklassen überlastet werden. Diese Aus¬ 
wahl ist für die Schüler eine Auszeichnung und ein 
Ansporn zugleich. 

Auch in den Buchdruckerklassen soll durch die 
Unterrichtsart die Selbsttätigkeit der Schüler angeregt 
und die Selbständigkeit dadurch gefördert werden. 
Ein Unterrichtsthema ist die Zurichtung einer Auto¬ 
typie. In der Gewerbekunde haben die Schüler die 
Herstellung eines solchen Druckstockes kennen ge¬ 
lernt. Sie wissen, wie zart die Rasterpunkte sind, und 
sind nun begierig, die Druckbehandlung kennen zu 
lernen, die eine vollkommene Wiedergabe des Bildes 
gewährleistet. Ein jeder Schüler erhält einige Roh¬ 
abzüge ein und derselben Autotypie. Nachdem der 
Lehrer das Justieren des Druckstockes, das Aus¬ 
gleichen unter der Platte oder auf dem Tiegel erläutert 
und die Schüler über den Zweck und die Art der 
Kraftzurichtung an der Hand mustergültiger Drucke 
aufgeklärt hat, schneidet jeder Schüler selbst die 
Tiefen, Mitteltöne und Lichter aus und heftet die 
Ausschnitte aufs Grundblatt auf. Vorerst haben die 
Schüler, um größere Sicherheit im Schneiden zu er¬ 
langen, vorgedruckte Reklamebuchstaben oder Bilder 
mit einfachen Konturen ausgeschnitten. Damit die 
Schüler auch ihre Arbeiten prüfen können, wird eine 
Kraftzurichtung nach der andern auf dem Tiegel be¬ 
festigt und mit ihr gedruckt. Die Schüler müssen 
die Fehlerselbstaufsuchen und durch neue Ausschnitte 
verbessern. Ist die Arbeit beendet, klebt der Schüler 
seine Zurichtung mit einem unzugerichteten und 
einem zugerichteten Druck in ein Heft ein, in das er 

110 


auch wichtige Merksätze eingetragen hat. Mittels 
einer Zurichtung wird dann eine kleine Auflage ge¬ 
druckt und dabei den Schülern die Stellung der Walzen 
und die Farbengebung erläutert. Diese beiden Bei¬ 
spiele aus den Setzer- und Druckerklassen mögen 
genügen, um zu zeigen, wie die Schüler in der Schul¬ 
werkstatt unterrichtet werden. 

Schulung des Geschmackes und Ergänzung und 
Vertiefung der technischen Ausbildung, das sind die 
zwei Hauptpunkte, auf denen die Daseinsberechtigung 
der Schulwerkstatt fürs graphische Gewerbe be¬ 
gründet ist. Der Werkstattunterricht steht selbst¬ 
verständlich auch in enger Fühlung und organischer 
Verbindung mit den andern Unterrichtsfächern, die 
sich bemühen, Arbeitsvorgänge durch gewerbkund- 
liche Besprechungen oder Lichtbildervorträge zu er¬ 
läutern. Auch Skizzierausflüge, Besuche von Museen 
und kunstgewerblichen Anstalten ergänzen die fach¬ 
lichen Erläuterungen, und Wettbewerbe, die in der 
Klasse veranstaltet werden und dem Schüler Gelegen¬ 
heit geben, sein bestes Können zu zeigen und als 
Belohnung dafür einen kleinen Preis zu erwerben, 
spornen zu weiterem Streben und Schaffen an. 

Alles in allem: der »PraktischeUnterricht“ ist eine 
notwendige Ergänzung der Werkstattlehre auch für 
das graphische Gewerbe. Die Schulwerkstatt möge 
auch in Zukunft in ihrer Bedeutung immer mehr ge¬ 
würdigt und in ihrem Betriebe immer mehr ausgebaut 
werden, um neben der Lehrwerkstatt für eine gedie¬ 
gene Ausbildung der Jünger Gutenbergs und Sene- 
felders Sorge tragen zu können. 

* * 

* 

Bemerkungen zu den Abbildungen und Beilagen. 

Abbildungen 1 bis 6 sind typische Beispiele für 
drei verschiedene Anordnungen der Titelzeilen, so¬ 
wohl ohne jeden Schmuck, als auch mit einfachen 
Verzierungen, die der Schüler mit Feder und Farbe 
zur Satzskizze hinzufügte. 

Abbildungen 7 bis 9 zeigen, wie die Schüler ein 
und denselben Text eines Titels in verschiedener 
Weise in ihren Skizzen gruppiert haben. 

Abbildungen 10 und 12 veranschaulichen die Ver¬ 
wendung von Bild und Text (in Antiqua und Fraktur) 
für eine Werbedrucksache. Abbildung 11 stellt die 
nach Skizze 10 angefertigte Satzarbeit dar.' 

Die dem Hefte beigegebenen Schülerarbeiten 
zeigen 1. die Behandlung einer Textseite mit Über¬ 
schriftszeilen, Initial, Norm und Signatur, 2. die 
Gruppierungeines gegebenenTitelsund seine zweck¬ 
mäßige Ausstattung in Papier und Farbe, 3. drei 
Briefköpfe, deren Text symmetrisch angeordnet ist. 
Alle Arbeiten sind Ergebnisse von Klassenaufgaben, 
an deren Lösung sich alle Schüler einer Abteilung 
durch Entwurfsskizzen beteiligten. 


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Der neue Zwanzigmarkschein 


D er neue Darlehnskassenschein ist im Verkehr! 
Es ist wohl das erstemal, daß ein Graphiker 
für diese wichtige Aufgabe herangezogen ist 
und nicht, wie bisher, ein Nur-Maler. So ist es denn 
auch zum ersten Male nicht ein verkleinertes Ge¬ 
mälde, sondern ein wirklich graphisches Blatt. Man 
vergleiche den alten mit dem neuen Schein. Hier das 
alte übliche Genre, kreuz und quer gelegte Muster, 


der andern Seite in den Köpfen der gleiche ausklin¬ 
gende Akkord Schutz und Kraft (Kunst und Handel), 
in der Pallas und im Merkur. Dazu eine überaus 
klare Fraktur, welche an die gotischen Lettern Guten¬ 
bergs gemahnt. Schlicht, kraftvoll, verzichtleistend 
auf jeden Schnörkel, auf alles entstellende Beiwerk. 

Der Weg, der hier beschritten ist, läßt ahnen, daß 
in derReichsdruckerei eineHand am Werke ist, welche 




ein Wust von Formen aus allen Zeit- und Stil¬ 
epochen ohne jeden Zusammenhang, dazu als letztes 
Siegel eine unglaublich charakterlose verschnörkelte 
Renaissanceschrift. 

Wie außerordentlich wohltuend dagegen die klare 
Aufteilung der Flächen, welche das sichere architek¬ 
tonische Gefühl des bekannten Buchkünstlers Cissarz 
kennzeichnet. Trotz des großen Reichtums ornamen¬ 
taler Einzelformen ein volles Zusammenklingen zum 
Ganzen. In den Halbfiguren das Symbol der Kraft 
(Ritter) und eine weibliche Figur mit dem Friedens¬ 
attribut und den Segnungen der Landwirtschaft. Auf 


veraltete Anschauungen kraftvoll beiseite schiebt. 
Zum ersten Male spricht in der vorliegenden Arbeit 
der Künstler das erste und letzte Wort. Seiner Arbeit 
paßt sich die Technik an. Nicht umgekehrt, wie es 
früher war, als der Künstler nur beiseite stand. Diese 
enge Fühlungnahme zwischen den beiden ist dieRicht- 
schnur, welche einzig zu der erwarteten Entwicklung 
und den Hoffnungen führen kann, welche wir in die 
weiteren Arbeiten (einschließlich Postwertzeichen) 
der Reichsdruckerei setzen. Der erste bedeutungs¬ 
volle Schritt ist getan, wozu man nur herzlich gratu¬ 
lieren kann. H. K. 


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Die Gefahr der leichten Zerstörbarkeit 
der Zeitungen und andrer Drucksachen 

Von ROBERT MATZKE in Liegnitz 


M an kann zu dem größten und furchtbarsten 
aller Kriege stehen wie man will, eines muß 
man aber doch sagen: Wir leben in einer er¬ 
eignisreichen und folgenschweren Zeit. Ganzgewaltige 
Veränderungen und Vorkommnisse sind in politischer, 
wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und technischer 
Beziehung vor sich gegangen, die der Welt ein ganz 
neues Gesicht geben und von weittragender Bedeu¬ 
tung bleiben werden. 

Über alle diese Vorkommnisse und Veränderungen 
haben unsre Politiker, Wirtschaftler, Wissenschaftler 
und Techniker geschrieben, zum Teil in Werken, 
zum Teil in Zeitungen, und es wäre ein großer Nach¬ 
teil, wenn vieles von dem, was geschrieben wurde, 
nicht derNachwelt erhalten werden könnte. Zunächst 
ist daher die Frage berechtigt: Ist diese Gefahr tat¬ 
sächlich vorhanden? Der Fachmann muß sie bejahen: 
er sollte vor allen Dingen die Regierungen, Schrift¬ 
stellerund alle andern in Betracht kommenden Stellen 
daraufaufmerksam machen, daß sie im wohlverstande¬ 
nen eigenen Interesse Schritte unternehmen oder 
unterstützen, um diese Gefahr abwendig zu machen, 
soweit dies wenigstens noch möglich ist, denn viel 
ist schon so gut wie verloren für die Zukunft. 

Jeder einigermaßen mit der Buchdruckerkunst 
Vertraute weiß, daß wir seit etwa zwei Jahren neben 
allen andern Nöten auch an der Papiernot leiden. 
DasPapier ist rationiert. Aber nicht nur das ist der 
Fall, es ist infolge des Mangels an Rohstoffen auch 
bedeutend schlechter geworden. Dadurch und durch 
die gewaltige Verteuerung des Papiers und der da¬ 
mit hervorgerufenen Sparsamkeit in seiner Verwen¬ 
dung besteht für die seitdem gedruckten hauptsäch¬ 
lich journalistischen Arbeiten, Verordnungen usw. 
die Gefahr, daß ihre Haltbarkeit, ihr Bestand nur von 
kurzer Dauer ist. Bei besseren Werken hat man ja 
zum Teil dadurch vorgebeugt, indem man wo irgend 
möglich die teueren und haltbaren Papiere immer 
noch verwandte, aber zu den Durchschnitts- und 
alltäglichen Drucksachen — alle sind ja glücklicher¬ 
weise nicht für eine lange Lebensdauer bestimmt — 
sind meistens die gewöhnlichen, leicht vom Licht und 
der Luft zerstörbaren Papiere verwandt worden. Unter 
diesen gewöhnlichen sogenannten Tagesdrucksachen 
sind zunächst die Zeitungen hervorzuheben. Sie schil¬ 
dern doch so ausführlich und eindrucksvoll von jedem 
Ort und von jeder Zeit die Nöte der Zeit und die 
Größe der Ereignisse, wie man das alles selbst in 
großen, allgemeinen Werken, die vielleicht später in 
vielgestalteten Ausgaben im Druck erscheinen werden, 
nicht so erschöpfend wiedergeben kann. Selbst das 


allerkleinste Provinzblättchen gewinnt in dieser be¬ 
wegten Zeit erhöhte Bedeutung, weshalb die dauernde 
Erhaltung dieser Zeitspiegel eine Selbstverständlich¬ 
keit sein sollte. 

Nicht allein durch das Drucken auf schlechtes Papier 
besteht die Gefahr der Zerstörung der ungemein 
wichtigen Urkunden der Begebenheiten der heutigen 
Zeit, sondern auch durch die Farbe, die gleichfalls 
zum größten Teil gerade zu diesen Alltagsdruck¬ 
sachen in schlechter Beschaffenheit verdruckt wird 
und daher nur auf kurze Zeit die Lesbarkeit des Ge¬ 
druckten gestattet. 

Bei Werken besteht noch die Möglichkeit, daß sie 
durch neuere Auflagen in späterer, besserer Zeit 
ihren wertvollen Inhalt der Nachwelt erhalten, aber 
bei den Zeitungen und sonstigen Durchschnitts¬ 
drucksachen ist ein Nachdruck ausgeschlossen, da 
er zum Teil nicht angängig (z. B. bei den Zeitungen) 
sein dürfte. 

Da drängt sich hierbei die Frage auf: Wie können 
wir dem Übel abhelfen? Ganz ist es nicht zu be¬ 
seitigen, weil wir leider zu knapp mit unserm Papier 
und den Rohstoffen bestellt sind; aber wir können 
das Übel mildern. Leider ist dies für alle die Zei¬ 
tungen und andern Drucksachen nicht mehr möglich, 
die im Zeichen und seit der Zeit der Papier- und 
Farbennot bisher gedruckt worden sind. 

Verleger, Regierungen und Besteller sollten un¬ 
bedingt darauf sehen und bestehen, daß wenigstens 
eine bestimmte Anzahl von Exemplaren der Auflage 
der Zeitungen und Drucksachen auf festes, haltbares 
Papier gedruckt werden und wenn irgend möglich 
auch bessere Farbe verwendet wird. Dazu ist aber 
zunächst die Hilfe der Regierungen und zuständigen 
Behörden notwendig, die den Verlegern das nötige 
Quantum von gutem Papier beschaffen helfen und 
ein besseres Verständnis für die Kulturarbeit des 
Buchdruckgewerbes bezeigen sollten. Diese Sonder¬ 
drucke sollten nur für Sammlungszwecke des Reiches, 
der Museen usw. dienen. 

IstdasEnde desWeltkriegesauch erreicht, so dürfte 
die Papiernot doch noch geraume Zeit anhalten und 
mancherlei Ersatzstoffe bei der Drucksachenherstellung 
Verwendung finden. Die Weiterverwendung der letz¬ 
teren ist sogar in vielen Fällen geboten, denn in der 
Tat wurde bisher häufig genug für Drucksachen, die 
oft nur eine eintägige Bedeutung haben, aus Unüber¬ 
legung, Bequemlichkeit oder Unverstand guter Stoff 
vergeudet. Die vorstehenden Ausführungen behalten 
daher auch jetzt, ebenso wie in normalen Zeiten, 
noch ihre volle Berechtigung. 


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Archiv für Buchgewerbe 


Mitteilungen aus der buchgewerblichen Praxis 


Schriftschnitt und Schriftguß 

Die Signatur der Schriften hat schon häufig zu Klagen 
seitens der Buchdrucker geführt, und gar mannigfach sind 
die zur Beseitigung der gerügten Übelstände gemachten 
Vorschläge. Unter anderm wurde auch die Einheitlichkeit 
angeregt, wie wir sie schon bei Kegel, Höhe und Linie haben. 
Im allgemeinen ist den Klagen die Berechtigung nicht ab¬ 
zusprechen, wenn man berücksichtigt,daß dem Buchdrucker 
die Möglichkeit gegeben sein muß, ähnliche Schriften ein 
und desselben Kegels ohne zeitraubende Feststellungen auf 
den ersten Blick durch die Verschiedenartigkeit der Signatur 
zu unterscheiden. Eine Einheitlichkeit in der Signatur¬ 
gestaltung dürfte aber nicht zu dem gewünschten Ziele 
führen, ganz abgesehen davon, daß die Erreichung an den 
den Schriftgießereien entstehenden bedeutenden Unkosten 
scheitern müßte, die in gar keinem Verhältnis zu dem ver¬ 
meintlichen Vorteil stünden. Die Hauptsignatur ist in fast 
jeder Gießerei eine feststehende, und Änderungen bedingen 
bei jedem Kegel die kostspielige Neuanfertigung von Kernen 
und maschinelle Änderungen. Was würde es dem Buch¬ 
drucker auch nützen, wenn alle Gießereien mit einer ein¬ 
heitlichen Signatur lieferten, das heißt einer in Form und 
Stellung vollständig übereinstimmenden Signatur? Es hätte 
gerade das Gegenteil des Gewollten im Gefolge. Der Um¬ 
stand der Verschiedenartigkeit ermöglicht in vielen Fällen 
ohne Anbringung einer besondern Signatur die wünschens¬ 
werte Unterscheidung. Daß die letztere beim Guß kleinerer 
Schriftbilder auf größere Kegel herbeigeführt wird, ist 
selbstverständlich. Sie hat hier durch Anbringung meh¬ 
rerer Signaturen zu erfolgen. Eine einheitliche Festlegung 
wäre aber auch da von Übel, weil es vielfach vorkommt, 
daß z. B. Borgis auf Korpus in verschiedenen Schnitten 
von verschiedenen Gießereien im Gebrauch sind. In diesen 
Fällen müssen die Garnituren sich nicht nur von der Korpus 
auf Korpus, sondern auch unter sich unterscheiden, und 
zwar durch die Anbringung von Hilfssignaturen, die am 
besten in jedem einzelnen Falle vom Buchdrucker selbst 
bestimmt werden. Jede Gießerei wird solchen Wünschen 
gern entsprechen. -d. 

Ligaturen. Die Entstehung der Ligaturen ist in der Haupt¬ 
sache auf Gründe der Zweckmäßigkeit zurückzuführen, 
wenngleich sie nebenbei auch dem Schönheitssinn Rech¬ 
nung trugen. In den alten Drucken finden wir zahlreiche, 
heute nicht mehr gebräuchliche Ligaturen, die lediglich 
nur dem Zwecke dienten, beim schlechten Ausgehen einer 
Zeile gleichmäßigere Wortabstände zu erzielen und dadurch 
dem Satz ein geschlosseneres Aussehen zu verleihen. Die 
Verwendung dieser Ligaturen, von denen natürlich auch die 
einzelnen Zeichen vorhanden waren, erfolgte nach Maßgabe 
der Notwendigkeit. Sie hatten keinen Selbstzweck, sondern 
waren nur Mittel zum Zweck. Dasselbe war auch ursprüng¬ 
lich bei unsem heutigen Ligaturen der Fall, als da sind: ff fi 
fl ff fi ft d) d II 6 tj in der Fraktur und ff fi fl in der Antiqua. 
In der letzteren treten noch ff fi ft in solchen Schriften hin¬ 
zu,denen das lange f beigegeben wird. Diese und Gekommen, 
obwohl sie größtenteils mitgeliefert werden,eigentlich nicht 
in Betracht, weil sie im deutschen Satz niemals gebraucht 
werden und nur im Dänischen und Norwegischen, bzw. im 
Französischen Verwendung finden. Die Schaffung der mit f f 


und ff zusammengesetzten Ligaturen erwies sich ursprüng¬ 
lich als notwendig, und zwar infolge des seitlich über den 
Typenkörper hinausragenden Kopfes beim f f und langen f f, 
der ein Zusammensetzen dieser Buchstaben mit andern 
ohne Spatium unmöglich machte, wenn ein Abbrechen des 
Kopfes vermieden werden sollte. Bei den Ligaturen d> d II 
lag eine solche Notwendigkeit nicht vor. Es konnte nur eine 
Engerstellung bezweckt werden. Versuche der Gießereien, 
wenigstens einen Teil der Ligaturen dadurch entbehrlich 
zu machen, daß man dem seitlichen Überhängen der 
Typen durch entsprechenden Schnitt des Bildes begegnete, 
schlugen fehl. Der Buchdrucker bestand auf der Lieferung, 
weil laut Tarif ohne die Ligaturen hergestellter Satz einen 
Preisaufschlag erfährt. Im allgemeinen beschränkt man sich 
auf die angegebenen zusammengegossenen Buchstaben. 
Eine feste Norm besteht aber nicht, und es ist in neuerer 
Zeit vorgekommen, daß auch noch weitere Verbindungen 
geschaffen wurden, ohne daß dazu eine eigentliche Not¬ 
wendigkeit Vorgelegen hätte. Ein besonderer Vorteil ist 
damit auch nicht verbunden, eher ein Nachteil für den 
Buchdrucker, dem das Unterbringen neuer Ligaturen im 
Setzkasten Schwierigkeiten bereitet, soweit Brotschriften 
in Betracht kommen. In dieser Hinsicht sollten feste Ver¬ 
einbarungen getroffen werden. Die Titel-und Zierschriften 
müßten allerdings ausgeschlossen bleiben. Hier muß dem 
Zeichner freie Hand gelassen werden, auch einmal eine 
neue Buchstabenverbindung zu schaffen, wenn die Einzel¬ 
formen es bedingen oder eine eigenartige Wirkung erreicht 
werden soll. Dieses Zugeständnis kann um so eher gemacht 
werden, als sich bei derartigen Schriften, die in der Regel 
nicht unter Cicero gehen, wegen des Unterbringens der 
Ligaturen keine Schwierigkeiten ergeben, weil es sich um 
Steckschriften handelt. -d. 

Akzente. Angesichts der im Gange befindlichen Reini¬ 
gung der deutschen Sprache von allen entbehrlichen Fremd¬ 
wörtern dürfte eine Prüfung der Frage angebracht sein, ob 
bei Schriften noch die Mitlieferung von Akzenten erforder¬ 
lich ist. Diese Frage bildete immer einen strittigen Punkt 
zwischen Buchdrucker und Schriftgießer. Für den letzteren 
war die Lösung eine schwierige, weil die Wünsche der 
Buchdrucker ziemlich auseinander gingen. Während der 
eine auf sämtlichen Akzenten der romanischen Sprachen 
bestand, beschränkte sich der andre auf wenige Zeichen, 
und ein dritter glaubte sie ganz ablehnen zu sollen. Da er 
es nicht allen recht machen konnte, schlug der Schriftgießer 
zuletzt den goldenen Mittelweg ein und lieferte nur die in 
der französischen Sprache am häufigsten vorkommenden 
Akzente, während die übrigen nur auf besonderes Verlangen 
beigegeben wurden. Ohne die ersteren konnte der Buch¬ 
drucker bisher nicht auskommen. Denken wir nur an den 
Satz einer Speisekarte. Darin waren die französischen Be¬ 
zeichnungen mit ihren vielen Akzenten zahlreich vertreten. 
Auch in Preislisten, in Zeitungsanzeigen — namentlich der 
Kaufhäuser — ging es ohne die französischen Warenbe¬ 
nennungen nicht ab. An Stelle der Fremdlinge sind jetzt 
gute deutsche Bezeichnungen getreten. Und dawir in unsrer 
Sprache glücklicherweise ohne die das Satzbild nicht gerade 
verschönernden Akzente auskommen, so dürfte auch deren 
Mitlieferung bei den Schriften entbehrlich sein, wenn sie 

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r’.y *.;t 


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nicht ausdrücklich bei der Bestellung verlangt werden. Der 
größte Teil der Buchdrucker wird sie unter den gegen¬ 
wärtigen Verhältnissen wohl niemals gebrauchen; wenig¬ 
stens bei den Titelschriften nicht. Höchstens könnten sie 
hin und wieder bei den kleineren Graden der Brotschriften 
in Frage kommen, wo es sich um die Wiedergabe franzö¬ 
sischen Originaltextes oder dergleichen handelt. Eine Ver¬ 
ständigung hierüber wäre am Platze. -d. 

Satz und Druck 

Arbeit des Maschinenmeisters. Bei der Maschinen¬ 
bedienung ist dasVerantwortlichkeitsgefühl stetseineHaupt- 
sache. Die so notwendige Wartung wichtigerMaschinenteile 
wird oft vernachlässigt. Die Maschinenmeistertätigkeit 
sollte aber stets mit Ernst und Eifer betrieben werden. In 
der Jetztzeit verlangt diese eine besondere Regsamkeit, 
denn viele zuverlässige Hilfskräfte sind ausgeschieden, es 
verbleibt dem Meister der Maschine selber die Aufgabe, 
überall nach dem Rechten zu sehen, um den Mechanismus 
in gutem Gange und alles in Ordnung zu erhalten. Das 
geschieht hauptsächlich durch regelmäßiges Ölen der 
Maschinen, um dem Fressen und schließlichen Stillstand 
der einzelnen Maschinenteile vorzubeugen, nur dann wird 
sich ein ungehinderter Lauf aller Räder, Wellen und Achsen 
ergeben. Die Beschaffenheit der Arbeitsmittel hat in vielen 
Punkten nachgelassen, soweit man die Friedensware damit 
in Vergleich stellt. Da heißt es überlegen und aufmerksam 
erwägen, wie es auch unter den veränderten Verhältnissen 
möglich ist, zu einem annehmbaren Druckergebnis zu ge¬ 
langen. Der Maschinenmeister muß versuchen, über alle 
Klippen hinwegzukommen, soweit Farben, Waschmaterial, 
Schmieröle usw. Hindernisse bieten. Kommt man im 
Sommer scheinbar gut über manche Übelstände hinweg, so 
läßt sie die kalte Jahreszeit schon mehr zu einerErschwernis 
ausarten, zumal wenn man sich mit eingetrockneten Walzen 
und häufig zu kalten Druckräumen abzufinden bat. Ein recht¬ 
zeitig vorgesehener Ersatz der Auftragwalzen wird dann in 
Fällen der Not gute Dienste leisten. Die Arbeit des 
Maschinenmeisters wird also auch darin zu bestehen haben, 
daß er beizeiten vorbeugende Maßnahmen ergreift, um 
seine tägliche Wirksamkeit in jedem Betracht zu einer 
nutzbringenden zu gestalten. Km. 

Vorbereitung der Druckform. Wer das Herausziehen 
und Abbrechen von Buchstaben und Linien durch die Auf¬ 
tragwalzen verhindern will, der hat, noch ehe die Form 
eingehoben wird, eine Reihe vorbeugender Maßnahmen 
zu treffen. Jede auf der gutbelichteten Schließplatte aus¬ 
geschossene Form ist auf ihre gute Beschaffenheit peinlich 
zu prüfen; dieselbe muß durch das Schließen in allen ihren 
Teilen gute Festigkeit erlangen, um den Erschütterungen 
durch die Maschine dauernd widerstehen zu können. Dazu 
gehört vor allem das sorgfältige und aufmerksame Schließen 
der Form in der Weise, daß möglichst jeder Satzteil für 
sich angeschlossen wird, um jede Spannung zu verhindern, 
von der das Steigen des Satzes und Ausschlusses herrührt. 
Die Auswahl guter und zuverlässiger Schließzeuge, die das 
genaue und allmähliche Anschließen der Satzteile und 
Klischees gewährleisten, ist die Hauptsache; verzogene 
Rahmen lassen sich durch fachmännische Bearbeitung 
leicht in die ursprüngliche Verfassung bringen. Eine auf 
der Schließplatte zunächst leicht angeschlossene Druck¬ 
form muß derMaschinenmeister dahingehend untersuchen, 


ob alle Linien nicht nur schließen, sondern auch so fest¬ 
sitzen, um der Einfärbung durch die Walzen den nötigen 
Widerstand leisten zu können; frische und daher zugkräftige 
Auftragwalzen haben das Bestreben, lockeres Satz- und 
Linienmaterial hochzuziehen, wodurch leicht Fehldrucke 
entstehen. Es versäume daher niemand die ruhige Vor¬ 
bereitung der Druckform. Mancherorts ist die dazu not¬ 
wendige Schließplatte mit allerlei ausgedruckten Sätzen 
belegt, und es muß der Maschinenmeister das Fundament 
der Maschine zum Schließen seiner Formen benutzen, was 
für solch wichtige Arbeit nicht ratsam ist, es kann allen¬ 
falls bei besonders umfangreichen Formen ausnahmsweise 
geschehen. Die auf der Platte festgeschlossene Form wird 
noch in der Weise besonders geprüft, daß man unter eine 
Ecke des Schließrahmens einen harten Gegenstand schiebt, 
um die einzelnen Satzteile durch Betupfen mit dem Finger 
auf Festigkeit zu untersuchen. Hierdurch läßt sich noch 
manche Unebenheit, besonders bei Formen mit Klischees, 
beseitigen und ein anstandsloser Fortdruck vorbereiten. 
Schon beim Schließen einer Form soll darauf Bedacht 
genommen werden, daß alle Druckstöcke sich in guter 
Ordnung befinden; das setzt voraus, daß sie mit ihrer 
Unterlage fest verbunden sind. Ein Lockern während des 
Druckes hat höchst unliebsame Begleiterscheinungen im 
Gefolge. Km. 

Buchdruckerfarben. Anfrage: Einer unserer Leser 
schrieb uns wie folgt: „Ich stamme aus einer Buchdrucker¬ 
familie und wir haben in unserem Familienwappen den 
bekannten alten,Buchdruckergreif' mit zwei Farbreibern in 
seinen beiden Klauen. Nun möchte ich mir unser Wappen 
gern in seinen richtigen Farben malen lassen, weiß jedoch 
nicht, welche Farbe dieser Greif ,im Original* hat; wenn 
ich nicht irre, ist er rot: welches Rot? Würden Sie die 
Güte haben mir mitzuteilen, ob meine Vermutung richtig 
ist, bzw. in welcher Farbe der Greif von alters her dar¬ 
gestellt wird?“ ... Antwort: Eine authentische Farbgebung 
für den Buchdruckergreif, der ein Bestandteil des Buch¬ 
druckerwappens bildet, gibt es nicht. In Waldows Encyclo- 
pädie der graphischen Künste ist Ausführlicheres über das 
Buchdruckerwappen und seine Farben mitgeteilt. Zuletzt 
hat der Wiener Heraldiker Freiherr von Rosenfeld das 
Wappen der Buchdrucker behandelt und für den Greif im 
besondern bestimmt, daß er „aus derKrone wächst ,in Silber 
zu halten ist und eine rote Zunge hat“. Ein bestimmtes Rot 
ist nicht vorgesehen und da das ganze Wappen ein Phantasie¬ 
wappen ist, so dürfte das Normalrot, das auch zum Blau, das 
im Wappen vorkommt, paßt, das geeignetste sein. S. 

Satzschließer als Ersatz für Bindfaden. Der durch 
den Krieg herbeigeführte Mangel an Kolumnenschnuren 
hat erneut die Aufmerksamkeit der Buchdruckereien auf 
die sogenannten Satzschließer gelenkt, die in der mannig¬ 
fachsten Form entweder in den Betrieben bereits vorhanden 
sind oder jederzeit angeschafft werden können. Neben den 
bekannten Jesinghausschen Satzschließern aus Stahl, die 
vor etwa 25 Jahren aufkamen, haben sich die Vogtschen 
Satzschließer (Cicero starke Bleiregletten mit Einschnitten) 
gut bewährt. Neuerdings sind die Lemkeschen Satzschließer 
sowie die Richterschen Satzklammern, beide aus Messing 
gefertigt,hinzugekommen. Trotz der einfachen Handhabung 
dieser Hilfsmittel und ihrer sonstigen Vorteile vermochten 
sich Satzschließer nicht allgemeiner einzuführen oder gar 
den Bindfaden zu verdrängen. S. 


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Buchgewerbliche Rundschau 


♦ Deutscher Buchgewerbeverein. Die Neuaufstellung und 
Erweiterung der technischen Sammlungen des Deutschen 
Buchgewerbevereins ist nunmehr in Angriff genommen 
worden. Durch die Überführung der wissenschaftlichen und 
künstlerischen Sammlungen des Vereins in das Deutsche 
Kulturmuseum ist die Überlastung der Sammlungsräume 
im Deutschen Buchgewerbehause in Leipzig behoben und 
ausreichender Platz für die zweckmäßige Aufstellung der 
technischen Sammlungen geschaffen worden. Zum Leiter 
der Sammlungen wurde Herr Max Fiedler gewählt; er hat 
sein Amt bereits angetreten. — Die alljährlich stattfindende 
Weihnachtsausstellung des DeutschenBuchgewerbevereins 
wurde am 8. Dezember im Deutschen Buchgewerbehaus 
eröffnet. Sie ist trotz der verminderten Erzeugung und der 
Ebbe in den Lagern von vielen Firmen gut mit Büchern, 
mit künstlerischem Wandschmuck und Kunstbuchbinder¬ 
arbeitenbeschickt worden. Der Besuch durch das Publikum 
läßt nichts zu wünschen übrig. — Die Wanderausstellung 
des Deutschen Buchgewerbevereins ist, nachdem sie in 
Frankfurt a. M. einen durchschlagenden Erfolg gehabt hat, 
unter Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten nach 
Stuttgart überführt und dort am 26.November dem Besuche 
freigegeben worden. DasWürttembergische Landesgewerbe¬ 
museum (Direktor Professor Dr. Pazaurek) nahm die Aus¬ 
stellung gastfreundlich auf und würdigte ihre Bedeutung 
dadurch besonders, daß es ihr den vornehmsten Teil des 
Prachtbaues, die König-Karl-Halle, überließ. In diesem 
großen Raume, zu dessen Ausstattung für die Zwecke der 
Ausstellung ausreichende bewegliche Wände und geeignete 
Schaukästen in genügender Anzahl zur Verfügung standen, 
konnten die zahlreichen Ausstellungsgegenstände ungehin¬ 
dert geschlossen gruppiert und in denkbar bester Weise 
herausgebracht werden. Alsbald nach Eröffnung der Aus¬ 
stellung setzte ein starker Besuch ein, der trotz der Ab¬ 
lenkungen der Gegenwart von stillem künstlerischen Ge¬ 
nießen und ernstem Lernen bis zur Stunde angehalten hat. 
Die Presse hat dem Unternehmen auch in Stuttgart ihre 
Anerkennung nicht versagt. Die Ausstellung soll bis Mitte 
Januar 1919 in Stuttgart belassen werden. Sie, wie geplant, 
hierauf in Hamburg zu zeigen, ist durch die Gestaltung der 
Verhältnisse unmöglich geworden. Dagegen ist ihre Veran¬ 
staltung in Dessau für das kommende Frühjahr gesichert. — 
Eine große Ausstellung schweizerischer Graphik wird Mitte 
Januar 1919 im Deutschen Buchgewerbehause in Leipzig 
eröffnet werden; sie wird vom Komitee für Ausstellungen 
schweizerischerGraphik im Auslande in Basel veranstaltet. 
Ihre Durchführung in Leipzig ist dem Deutschen Buch¬ 
gewerbeverein anvertraut worden und soll in denkbar bester 
Weise erfolgen. Die Ausstellungsgüter sind nach einer 
langen Reise dieser Tage in unversehrtem Zustande in 
Leipzig eingetroffen. — In Kopenhagen veranstaltete kürz¬ 
lich die bekannte Firma Erslev als Verkaufsausstellung 
eine internationale Buchausstellung. Es traten hierbei vor 
wiegend Erstausgaben und Prachtbände deutscherund eng¬ 
lischer Herstellung in Wettbewerb miteinander. Unter den 
deutschen Werken standen im Vordergründe verschiedene 
Prachtausgaben Goethescher Werke, Hauffscher Erzäh¬ 
lungen und deutscherMärchen sowie moderne Ausgaben des 
Jörn Uhl von Frenssen, der Hirtenflöte von Schnitzler und 


andres mehr. Es sind hauptsächlich englische und deutsche 
Werke verkauft worden. Das Auswärtige Amt inBerlin hat 
dem Deutschen Buchgewerbeverein einen die Ausstellung 
betreffenden Bericht derdeutschen Gesandtschaft in Kopen¬ 
hagen zur Kenntnisnahme übermittelt. W. A. Eberwein. 

♦ Deutsches Kulturmuseum in Leipzig. Der Lesesaal 
(Zeitzer Str. 12,1) ist unentgeltlich für jedermann zugänglich 
und zwar Sonntags von 11—2 Uhr, wochentags von 10—4 Uhr. 
Neben Tageszeitungen liegen die wichtigsten Fachzeit¬ 
schriften, insbesondere alle Kunstzeitschriften des In- und 
Auslandes auf. Bücher aus den Magazinen sind jederzeit 
im Lesesaal zu benutzen. Das Museum selbst ist Sonntags 
und Mittwochs ebenfalls unentgeltlichen den übrigenTagen 
gegen eine Eintrittsgebühr von 25 Pf., beziehentlich Montags 
1 Mark zu besichtigen. 

♦ Die an der III. Fach-und Fortbildungsschule zu Leipzig 

angegliederte Fachschule für Lithographen und Steindrucker¬ 
lehrlinge, die unter der Leitung des Herrn Zeichenlehrers 
Schröder steht, veranstaltete vor kurzem eine Ausstellung 
von Schülerarbeiten, aus der sich sowohl die Vielseitigkeit 
des Unterrichtsganges wie der erzielten Erfolge ergab. Die 
Schule, die auch mit einer Lehrwerkstätte ausgestattet ist, 
erfreut sich der Förderung des Vereins Leipziger Stein¬ 
druckereibesitzer und bezweckt eineWeiterbildung der Lehr¬ 
linge in theoretischer und praktischer Hinsicht. Bei der im 
Steindruckgewerbe üblichen Gliederung der Arbeitsweisen 
ist der Werkstattunterricht von ganz besonderem Werte ) 
da zahlreiche Lehrlinge dabei in Techniken unterwiesen 
werden können, die in ihrer Lehrwerkstatt überhaupt nicht 
Vorkommen. Die Ausstellung fand berechtigtes Interesse 
bei den zahlreichen Besuchern. -r-. 

♦ Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Am 4. Septem¬ 
ber wurde vom Vorsitzenden eine kurze Übersicht über die 
für die Normierung in Aussicht genommenen Fragen ge¬ 
geben und beschlossen, aus dem Kreise der Mitglieder eine 
Anzahl geeigneter Herren zum Eintritt in die einzelnen 
Arbeitsausschüsse zu wählen. — Es wurde gleichzeitig auf 
die bereits früher geleisteten Normierungsarbeiten der 
Typographischen Gesellschaft hingewiesen und eine ge¬ 
meinsame Erledigung fernerer Arbeiten mit der Berliner 
Typographischen Gesellschaft in Aussicht genommen. — 
Am gleichen Abend wurde eine größere Auswahl gut aus¬ 
gestatteter Drucksachen aus derHausdruckerei derFarben- 
fabriken vormals Friedrich Bayer & Co. in Leverkusen be¬ 
sprochen. Die Festschrift der Farbenfabrik Gebr. Jänecke 
& Fr. Schneemann in Hannover fand günstige Beurteilung. 
— Am 2. Oktober wurde vom Vorsitzenden ein Bericht über 
die Faserstoff-Ausstellung zu Leipzig gegeben. — In der 
Sitzung vom 16. Oktober wurde die jetzt wieder im Vorder¬ 
gründe des Interesses stehende Satzschließerfrage erörtert. 
Wenn auch die Knappheit an echten Ausbindemitteln mehr 
als früher zur Verwendung mechanischer Ausbindevorrich¬ 
tungen drängt, so ist doch nicht zu sagen, daß man durch 
diesenZwangzuumfassendererBenutzungderSatzschließer 
in ihren mannigfachen Formen mit besonderem Erfolge 
verschreitet. Die Benutzung der Satzschließer ist nach wie 
vor mit Umständlichkeiten und Gefahren aller Art für Setzer 
und Drucker verknüpft und es gehört im ganzen neben 
gutem technischen Geschick auch ein gewisses Maß guten 

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Willens dazu, die Schließer zu benutzen. Die Kosten der 
Satzschließer, gleichviel aus welchem Metall sie hergestellt 
sind, sind jetzt keine niedrigen, da alle Metalle knapp sind. 
Zumeist nehmen die Satzschließer zuviel Raum ein; neu 
aufgekommene Stegklammern können kaum für Ausbinde¬ 
mittel Ersatz bieten, da sie das Vorhandensein großer Posten 
Stege voraussetzen. 

♦ Berliner Typographische Gesellschaft. In der Sitzung 
vom 15. Oktober berichtete Herr Otto Winzer über die in 
Leipzig vorgenommenen Verhandlungen des Normen-Aus- 
schusses für das graphische Gewerbe. — Herr Oskar Möller 
gab einen kurzen Bericht über eine Sitzung des Vereins der 
Reklame-Fachleute, die sich mit den Vereinheitlichungs¬ 
bestrebungen im Werbefach beschäftigte. — Herr Hermann 
Görnitz erläuterte die Anwendung der als eine technische 
Neuerung vorgelegten W. Richertschen Stege-Klammern 
als Ersatz der Kolumnenschnuren. Es handelt sich dabei 
um eine praktische Erfindung. Sie besteht in sehr wider¬ 
standsfähigen, mehrfach gehärteten Klammern in der Form 
eines umgekehrten fl- Der zusammenzuhaltende Satz wird 
mit umgekehrten Zweicicero-Stegen umgeben, und an den¬ 
jenigen Stellen, wo zwei Stege zusammenstoßen, als auch 
an den Ecken, wird eine solche Klammer angebracht, die 
mit je einem ihrer Schenkel in den Hohlraum eines der bei¬ 
den sich berührenden Stege hineingreift. Die Klammern 
sind so kräftig konstruiert, daß der Satz eine genügende 
Festigkeit erlangt. Die Vorzüge dieser Neuheit wurden all¬ 
gemein anerkannt. — Herr Erler berichtete über den Inhalt 
des Jahresberichts der Gutenberg-Gesellschaft für 1916/17. 
— In der letzten Sitzung hielt Herr Geheimer Regierungsrat 
Dr. P. Jessen einen durch Lichtbilder erläuterten Vortrag 
über Deutsche und feindliche Werkkunst vor und nach dem 
Kriege. 

♦ Achtstündige Arbeitszeit im graphischen Gewerbe. Von 
den durch die neuen politischen Verhältnisse herbeige¬ 
führten Neuerungen ist die allgemeine Durchführung des 
Achtstundentages im graphischen Gewerbe eine der wich¬ 
tigsten und in die bisherigen Einrichtungen einschnei¬ 
dendsten. Es wird einiger Zeit bedürfen, bevor die zweck¬ 
mäßigste Lagerung der Arbeitsstunden innerhalb der 
Tageslichtzeit ermittelt wird, denn mehr als wie in andern 
Berufszweigen hat das graphische Gewerbe mit den Licht¬ 
verhältnissen zu rechnen, ferner mit Vorbereitungsarbeiten 
für die Tagesschicht sowie abschließenden Verrichtungen, 
z. B. Reinigen, die die volle Tagesleistung stark kürzen und 
Doppelschichtenherbeiführenwerden.Daßdurchdiekürzere 
Arbeitsdauer, abgesehen von dem Stundenausfall, auch be¬ 
trächtliche Zeitaufwendungen unproduktiver Art (z. B. knap¬ 
pere Maschinenausnützung) entstehen, liegt klar auf der 
Hand und es werden alle diese Ausfälle bei der Preisberech¬ 
nung gebührend zu berücksichtigen sein. In richtiger Er¬ 
kenntnis dieser Erscheinungen hat der Deutsche Buch¬ 
druckerverein sofort eine Neubearbeitung des Deutschen 
Buchdruck-Preistarifs vornehmen lassen, welch letzterer 
von der Geschäftsstelle Leipzig, Dolzstraße 1 bezogen wer¬ 
den kann. 

♦ Kleine Mitteilungen. Der Verein der Plakatfreunde E. V. 
zu Charlottenburg2 erläßt einen Wettbewerb zur Erlangung 
geeigneter Aufsätze für seine Zeitschrift „Das Plakat“ und 
setzt M 3000 für Preise aus. Einlieferung bis zum 1. Februar 
1919. Preisrichter sind Lucian Bernhard, Rudolf Bleistein, 


Fritz Hellwag, Hans Meyer, Professor Dr. Nicklisch, Her¬ 
mann Reckendorf, Dr. Hans Sachs, Dr.W.F. Schubert, Hans 
von Weber. Nähere Bedingungen durch die Geschäftsstelle 
Kantstraße 158. — Herr Georg Spieß teilt mit, daß die bis¬ 
herige Firma Schweder, Spieß & Co., G. m. b. H. in Leipzig 
von ihm als alleinigen Eigentümer sämtlicher Geschäfts¬ 
anteile aufgelöst worden ist. Das Unternehmen wird jedoch 
von ihm unter der Firma Georg Spieß, Maschinenfabrik, 
Leipzig, in der bisherigen Weise fortgesetzt. Die Firma baut 
als Spezialität den Bogen-Anlege-Apparat „Rotary“. — Die 
Firma W.Drugulin, Buchdruckerei, Schriftgießerei und Ver¬ 
lagsbuchhandlung inLeipzig, hat sich in eine G.m.b.H.um- 
gewandelt. Eine Änderung in der bisherigen Richtung ihrer 
Tätigkeit ist damit nicht beabsichtigt; vielmehr sollen die 
Vorzüge, die den Ruf der Firma begründeten, weiter aus¬ 
gebaut werden. Die Unterschrift von Hofrat Dr. Johs. 
Baensch-Drugulin und die Prokura von Wilhelm Baensch 
und Vizekonsul v. Rautter sind erloschen. Hofrat Dr.Johs. 
Baensch-Drugulin wird seine Tätigkeit auch weiterhin in 
mitberatender Weise dem Hause widmen. Die Geschäfts¬ 
führung hat Dr. Leo Janko gemeinsam mit dem bisherigen 
Prokuristen Vizekonsul v. Rautter inne. — Zu Heilsberg 
feierte sein sechzigjähriges Buchdruckerjubiläum am6.No- 
vember im Alter von 74 Jahren der Begründer und Verleger 
der „Warmia“, Buchdruckereibesitzer Anton Wolff. — Am 
23. November konnte die Firma A. W. Zickfeldts Verlag und 
Buchdruckerei in Osterwieck a. H. ihr fünfzigjähriges Be¬ 
stehen feiern. Zu Ehren des Tages gab sie eine schön aus¬ 
gestattete illustrierte Festschrift „In ernster Zeit“, 12 Seiten 
großen Formates stark, heraus, in der die Geschichte des 
Hauses und seiner Unternehmungen geschildert wird. Das 
Geschäft wurde von August Wilhelm Zickfeldt 1868 in be¬ 
scheidenstem Umfang begründet und die Druckerei im Ver¬ 
lauf von ein paar Jahrzehnten zu großer Bedeutung und 
großem Umfang entwickelt. Ihr Begründer war gelernter 
Buchhändler, wurde aber in seinem Betriebe zu einem 
echten und rechten Buchdrucker. Ebenso brachte Zickfeldt 
seinen Verlag zu großem Umfang und Ansehen. August 
Wilhelm Zickfeldt starb am 11. August 1905 und das Unter¬ 
nehmen wurde von seiner Gattin Johanna geb. Könne und 
seinem Sohn Rudolf Zickfeldt mit großem Erfolg weiter¬ 
geführt. — Der Buchdruckereibesitzer Anton Schreiber in 
Breslau konnte am 18.Novembersein diamantenes (sechzig¬ 
jähriges) Berufsjubiläum feiern.—In derM. Attenkoferschen 
Buch- und Kunstdruckerei in Straßburg beging am 15. No¬ 
vember der Oberfaktor Robert Held sein fünfzigjähriges 
Faktoren- und Geschäftsjubiläum. — Am 24. Dezember 1918 
kann das Stuttgarter Neue Tagblatt, die größte Zeitung 
Württembergs, auf ihr 75jähriges Bestehen zurückblicken. 
Aus kleinen Anfängen hat sich das Blatt zu einer der an¬ 
gesehensten Zeitungen Deutschlands heraufgearbeitet. Ins¬ 
besondere im letzten Jahrzehnt, das unter der Führung von 
Direktor Carl Esser stand, hat es sich zu einer einflußreichen 
Zeitung ausgebildet, die heute bei 13maligem Erscheinen in 
derWoche übereine feste Bezieherzahl von über 100000 ver¬ 
fügt. Sämtliche Angestellte und Arbeiter, dasTrägerpersonal 
und die Agenturen, sowie alle dem Zeitungs- und Buch¬ 
druckwesen nahestehenden Vereinigungen, auch mehrere 
der öffentlichen Wohlfahrtspflege, wurden mit namhaften 
Zuwendungen bedacht. Die zahlreichen Jubilare des großen 
Geschäftsbetriebes wurden in besondererWeise geehrt. 


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Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge 


* Anfangsgründe für Schriftsetzerlehrlinge von Friedrich 

Bauer. Klimschs Graphische Bibliothek. Es ist bemerkens¬ 
wert, daß zur gleichen Zeit, wann überall Bestrebungen im 
Gange sind, eine bessere Ausbildung der Lehrlinge zu er¬ 
zielen, auch Handbücher erscheinen, die die praktische 
Lehre unterstützen sollen. Es konnte bereits im letzten 
Hefte des Archivs auf ein solches Buch hingewiesen werden, 
das oben erwähnte erscheint in fünfter Auflage und erfreut 
sich bereits großer Beliebtheit. Der Inhalt des ausgezeich¬ 
net durchgearbeiteten, handlichen Bändchens ist bis auf 
die Neuzeit ergänzt und es bürgt der Name des Verfassers 
dafür, daß der Stoff ganz auf das Auffassungsvermögen der 
strebsamen Lehrlinge zugeschnitten ist. Der Verfasser hat 
alles fortgelassen, was über den Begriff „Anfangsgründe“ 
hinausragt und die gegebenen Anleitungen durch treffende 
Beispiele illustriert. Wir können das Bändchen allen Buch¬ 
druckereibesitzern, Eltern und Fachschulen aufs ange¬ 
legentlichste empfehlen. S. 

* Technik im modernen Zeitungsbetrieb. Von Dr. Hans 
Fuchs. Die vorliegende Schrift behandelt in groben Um¬ 
rissen den Ausbau der Technik im modernen Zeitungs¬ 
betriebe Deutschlands und ihren Einfluß auf die Organisation 
dieserBetriebe. Die Arbeit, die nach des Verfassers eigenen 
Angaben durchaus nicht erschöpfend sein soll, bringt ein¬ 
leitend in gedrängter Form eine Übersicht über das Ge¬ 
samtbuchdruckgewerbe. ln diesem Abschnitt sowie in den 
folgenden Ausführungen über die mannigfachen Betriebs¬ 
abteilungen einer Zeitungsdruckerei sind eine größere 
Anzahl von statistischen Zusammenstellungen über die 
Betriebe, ihre Größengruppen und die Zahl der darin be¬ 
schäftigten Personen, nach den einzelnen Sparten geordnet, 
zur Belebung des Textes eingefügt. Außer diesen Aufzäh¬ 
lungen, die als Grundlage die Erhebungen der Buchdrucker- 
Berufsgenossenschaft und des Tarifamtes haben, schließen 
sich ferner noch solche an über Art und Zahl von Druck- 
und Hilfsmaschinen, über die Unfälle in den einzelnen Ab¬ 
teilungen des Zeitungsbetriebes sowie über Verteilung der 
Zeitungsdruckorte nach Erscheinungsart der Zeitungen. 
Einen breiteren Raum nimmt der Abschnitt über die Setz¬ 
maschine ein, der ebenfalls von statistischen Tabellen unter¬ 
brochen wird, die in der Hauptsache über die Art der Setz¬ 
maschinen, deren Verbreitungskreis und die Anzahl der an 
diesen arbeitenden Leute Auskunft gibt. Daß in diesem 
Abschnitte auch noch die Leistungsfähigkeit der einzelnen 
Maschinenarten eingehende Würdigung erfährt, entspricht 
der Anlage des Buches, das darauf hinwirken will, daß der 
Zeitungsfachmann, für den es jedenfalls eine Fülle von Ge¬ 
danken enthält, an der Gestaltung eines mit allen Vorteilen 
derNeuzeit arbeitenden Betriebes weiterbauen kann. -rd. 

* Was ist Fraktur? Eine wissenschaftliche Auseinander¬ 
setzung mit dem Kommerzienrat Friedrich Sönnecken in 
Bonn von Gustav Milchsack. Selbstverlag des Verfassers 
(in Kommission bei Fr. Vieweg & Sohn in Braunschweig) 
1918. Der Streit über Fraktur oder Antiqua gibt immer 
wieder von neuem Anlaß zu Auseinandersetzungen, wie 
eine solche auch die vorliegende Schrift sein soll. Siebringt, 
worauf schon ihr Untertitel hinweist, an erster Stelle eine 
wissenschaftliche Beurteilung des Sönneckeschen Buches 
„Das deutsche Schriftwesen“, um sich dann im folgenden 


Abschnitt über die Lesbarkeit der Fraktur zu verbreiten. 
Der Verfasser kommt dabei zu dem Urteil, daß „die Fraktur 
mit ihren kraftvoll lebendigen, formenreichen, schwung- 
und phantasievollen Buchstabenbildern, die das deutsche 
Formgefühl unmittelbarsympathisch anziehen,unvergleich¬ 
lich viel schöner, als die Antiqua mit ihren steifen und 
frostigen, geometrisch nüchternen, völlig phantasielosen, 
in jedem Zuge undeutschen, die reine italienische Linie her¬ 
auskehrenden Buchstabenformen ist“, und er sagte weiter, 
daß die Fraktur lesbarer ist als die Antiqua. Wenn er im 
Anschluß daran vergleichsweise die Wörter 

ALTVATER BLATTLAUS 

untereinanderstellt, so geschieht dies wohl nur aus dem 
Grunde, um die Schönheit und das Ausgeglichene der 
großen Frakturbuchstaben gegenüber denen der Antiqua 
mit ihrer „geometrischen unbiegsamen Steifheit der Buch¬ 
stabenformen“ zu zeigen, denn für die Lesbarkeit selbst 
würden die Beispiele kaum zugunsten der Fraktur wirken. 
Die Abschnitte „Die Entwicklung der Druckschriften“, 
„Dürer und die Fraktur“ und „Das künstlerische Motiv in 
der Fraktur“ bringen dem Frakturfreund wertvolle An¬ 
regungen sowohl in wissenschaftlicher als auch geschicht¬ 
licher Beziehung. Zwei Tafeln mit Probesätzen in Antiqua, 
Gotisch, Schwabacher und Fraktur beschließen das Heft¬ 
chen, das, obwohl es zunächst mehr als eine gegen Sön¬ 
necken gerichtete Streitschrift gedacht sein mag, doch An¬ 
spruch darauf erheben darf, auch in unsern Berufskreisen 
freundliche Beachtung zu finden. Obgleich wir als Buch¬ 
drucker Fraktur und Antiqua eine gewisse Gleichberech¬ 
tigung nebeneinander zuerkennen müssen, können wir uns 
doch des seinerzeit in diesen Heften veröffentlichten Auf¬ 
satzes von Dr. August Kirschmann erinnern, den er mit den 
nachstehenden, noch heute geltenden Worten schloß: „Das 
Bestreben aber, die deutsche Druckschrift und auch die 
deutsche Schreibschrift zugunsten eines allgemeinen Welt¬ 
monopols der lateinischen Druck- und Schreibschrift auf¬ 
zugeben, muß als eine mittelalterliche Versündigung am 
deutschen Volke mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen 
werden.“ -rd. 

* Enzyklopädie der Photographie, Heft 80. Die Grund¬ 
lagen der Reproduktionstechnik. In gemeinverständlicher 
Darstellung von Dr. E. Goldberg, Professor an der König¬ 
lichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe 
in Leipzig. Mit 49 Abbildungen im Text und vier farbigen 
Tafeln. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. 
Preis broschiert M 4.80, gebunden M5.40. Die Reproduktions¬ 
technik läßt heute fast kein Wirtschaftsgebiet unberührt. 
Sowohl die Wissenschaft und die Kunst als auch die In¬ 
dustrie, der Handel und der Verkehr bedürfen deren Hilfe, 
um in die Breite und Tiefe zu wirken. Mit den mannig¬ 
faltigen Aufgaben sind naturgemäß auch die Ausführungs¬ 
möglichkeiten gewachsen. Es ist nicht leicht, von dem 
Hergange der Arbeiten in den verschiedenen Reproduk¬ 
tionsarten ein klares Bild zu gewinnen. Und doch reizen 
die täglich uns vor Augen tretenden Erzeugnisse, einige 
Kenntnisse darüber zu erwerben. Der Verfasser hat es 
sich angelegen sein lassen, solche Kenntnisse zu vermitteln, 


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3s;» • 


und damit kommt er jedenfalls einem Bedürfnis entgegen. 
In vortrefflich klarer Weise werden in dem Buche, an sinn¬ 
fälligen Begriffen und Beispielen aus dem täglichen Leben, 
selbst die schwierigen Vorgänge gut verständlich gemacht, 
wodurch auch der Laie einen klaren Überblick gewinnen 
kann. Selbst der Drei-und Vierfarbendruck, mit den mannig¬ 
faltigen und komplizierten Verhältnissen, finden darin eine 
leichtbegreifliche Erklärung. Dabei hätte allerdings der 
Hinweis gegeben werden sollen, daß heute im Vierfarben¬ 
druck für Gelb meist nicht mehr eine Kornrasteraufnahme, 
sondern ebenfalls eine Kreuzrasteraufnahme gebräuchlich 
ist, die in einem Winkel von 15° zu zwei andern Farben 
steht. Der Wert des Buches wird aber dadurch keineswegs 
herabgedrückt. Die weiteste Verbreitung kann den Inter¬ 
essen des Buchgewerbes und der Reproduktionstechnik 
nur förderlich sein. K. 

* Fremdwörterhatz und Fremdvölkerhaß. Eine Streit¬ 
schrift gegen die Sprachreinigung. Von Dr. Leo Spitzer, 
Privatdozent an der Universität Wien. Manzsche Hof- Ver¬ 
lags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1918. Im all¬ 
gemeinen soll in diesen Spalten nicht über Streitschriften 
berichtet werden, doch kann man sich in dem vorliegenden 
Falle schon einmal eine Ausnahme gestatten, weil das Büch¬ 
lein immerhin einen eigenen Reiz auf den Leser ausübt. 
Da in dem Doppelheft 3/4 dieser Zeitschrift unter Hinweis 
auf Engels bekannte Schriften ausführlich über„Das Fremd¬ 
wort im Deutschen“ gesprochen wurde, darf daher auch 
eine gewisse Beachtung für die Ausführungen der gegne¬ 
rischen Seite erwartet werden, obgleich sie sich nicht immer 
in einem ruhigen und sachlichen Tone bewegen. Sie wen¬ 
den sich vielmehr in scharfer Weise gegen die Bestrebungen 
des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, von denen sie 
sagen, daß nicht die Sprachreinigung allein es sei, die zur 
Ausmerzung der Fremdwörter triebe, sondern daß dem ge¬ 
nannten Verein vor allen Dingen ein politisches Ziel vor¬ 
schwebe — die Hatz gegen die Fremdvölker. Ob der Ver¬ 
fasser mit der Vertretung eines solchen Standpunktes, der 
vollständig auf das Politische eingestellt ist und bei dem 
auch die Alldeutschen einen Hieb wegbekommen, recht hat, 
kann hier nicht untersucht werden. Das eine steht fest, 
daß nicht jedermann seine Ansichten teilen wird; am aller¬ 
wenigsten werden es wohl diejenigen tun, die ernsthaft ver¬ 
suchen, ihre Muttersprache möglichst rein von Fremdwör¬ 
tern zu halten. Man kann natürlich das Kind nicht mit dem 
Bade ausschütten, aber man kann doch den festen Willen 
haben, dazu beizutragen, daß alles das Fremde aus unsrer 
Sprache verschwindet, was sie nur unnötig belastet und 
mithin überflüssig ist. Der Verfasser sagt ja selbst, daß die 
Bewegung der Sprachreinigung im allgemeinen nicht zu 
tadeln ist. Um so weniger ist es zu verstehen, wenn er in 
seinem Buche viele Fremdwörter gebraucht, die sich hätten 
vermeiden lassen, und die durch mindestens ebenso gute 
deutsche Wörter zu ersetzen waren. Als Beispiel, das zu¬ 
gleich die kämpferisch gestimmte Art seiner Ausführungen 
kennzeichnen möge, seien nur ein paar Zeilen von ihm an¬ 
geführt: „Die Besinnung auf die Muttersprache, das Achten 
auf ihre Schönheit, die Beseitigung unnützer Neuerungen, 
pomphafter, in Wirklichkeit wenig besagender Wörter, das 
alles ist gewiß eine schöne Aufgabe des Philologen (die 
Sprachtherapie wurde leider zu sehr den Laien überlassen!) 
— aber die Bundesgenossenschaft von Chauvinismus und 
Philologie, von Parteirichtung und wissenschaftlicher Be¬ 


trachtung kann naturgemäß nur zur Übertölpelung der sach¬ 
lichen Überlegung durch die politische Leidenschaft führen: 
l’esprit est la dupe du coeur.“ Wenn der Verfasser das Wort 
„naturgemäß“ anwendet, das einen schlechten Ersatz für 
„natürlich“ darstellt, sei es erlaubt daran zu erinnern, daß 
er an andrer Stelle selbst gegen das schlechte Deutsch — 
und dies nicht mit Unrecht — kämpft. Das Buch möge trotz 
seiner Ausspielung auf die politische Seite allen denen 
empfohlen sein, die nicht nur nach einer Richtung arbeiten, 
sondern auch die von der Gegenseite kennen lernen wollen, 
und die dabei des Spruches gedenken: „Eines Mannes Rede 
ist keines Mannes Rede, man soll sie billig hören beede“ 
oder wie veilleicht der Verfasser der Streitschrift sagen 
würde: „ Audiatur et altera pars.“ -rd. 

* Fritz Kuhlmann, Von einem neuen, schaffenden Schrei¬ 

ben. Verlag Georg Müller, München 1918. Vorstehende 
Veröffentlichung bildet das dritte Heft der Flugschriften 
des Münchener Bundes. Der Verfasser, der den Lesern 
des „Archivs“ kein Unbekannter mehr ist, geht in seinen 
interessanten und gründlichen Ausführungen davon aus, 
daß das Schreiben in der Tat eine der wenigen Handtätig¬ 
keiten und -fertigkeiten höherer Gattung ist, die das ge¬ 
samte Volk in allen seinen Alters- und verschiedenen 
Standesstufen ausübt, vor allem die einzige wirkliche Volks¬ 
kunst, die die Schule in ihrem Rahmen treiben kann. In 
den sich anschließenden Abschnitten wird das gesamte 
Wesen der Schreibschriftentwicklung, des Schreibunter¬ 
richts sowie die gemachten Versuche zur Verbesserung 
des Schreibwesens in teils technischer, physiologischer 
und pädagogischer und nicht zuletzt ornamental-dekorativer 
Hinsicht behandelt. Ist das Heft auch nicht für die An¬ 
gehörigen des graphischen Gewerbes bestimmt, so gibt 
dessen Inhalt doch auch ihnen manche Anregung und es 
wird überall da Beachtung verdienen, wo man sich mit 
dem Schriftschreiben befaßt. S. 

* Die Kunst des Entwerfens für zeichnende Buchbinder. 
Von Paul Adam. Heft 8, IX. der Lehrbücher der Buch¬ 
binderei. Mit 192 Abbildungen. Verlag Wilhelm Knapp, 
Halle a.S. In meinem Bericht über die Buchbinderei auf 
der Bugra habe ich vor einigen Jahren an dieser Stelle 
daraufhingewiesen, daß es für unsre Kunstbuchbinder eine 
Lebensfrage ist, sich die Entwürfe für ihre Einbände selbst 
anzufertigen. Und ich machte darauf aufmerksam, daß die 
Mehrzahl der deutschen Kunstbuchbinderzu eigenem künst¬ 
lerischen Schaffen befähigt ist. Angesichts der steigenden 
Wertschätzung, deren sich die Kunstbuchbinderei heute 
erfreut, und angesichts der Tatsache, daß sich eine große 
Zahl jüngerer Kräfte zu dem kunstgewerblichen Zweige des 
Buchbinderhandwerks drängt, ist ein Buch wie das von 
einem so alten Fachmanne wie Paul Adam verfaßte über 
die Kunst des Entwerfens, das die künstlerischen Grund¬ 
lagen der Einbandverzierung erläutert, eine begrüßenswerte 
Tat. Man wird dabei freilich nicht übersehen dürfen, daß 
es eine heikle Sache ist, Vorschriften über Entwerfen zu 
geben, das heißt dem künstlerischen Schaffen Gesetze 
vorschreiben zu wollen. Adam tut dies auch erfreulicher¬ 
weise nicht, der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt darin, daß 
er an Hand von Abbildungen die sich bei der Schaffung 
kunstgewerblicher Buchbinderarbeiten bisher zeigenden 
Verzierungsweisen erläutert. So betont er mehr das 
Grundsätzliche, Gesetzmäßige, das sich beim Anblick 
einer Einbandverzierung ergibt. Leider hat es Adam nicht 


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verstanden, unter seinen Beispielen nur diejenigen auszu¬ 
wählen, die einem geläuterten Kunstempfinden entsprechen. 
Der Kunstbuchbinder, der an das Studium des Adamschen 
Buches herangeht, wird also selbst einen Teil kritischen 
Verständnisses mitbringen müssen. Die wichtigsten Ab¬ 
schnitte des Adamschen Buches sind diejenigen, in denen 
er über den allgemeinen Gesamteindruck der Einbandver¬ 
zierung, über die richtige Abwägung zwischen Rand und 
Mittelfeld und über das Mittelstück selbst spricht. Manches 
an den Erläuterungen erscheint gesucht. So wenn er die 
müde Linie des Jugendstils oder die Ausstrahlungen des 
Ornaments behandelt. Was er über die Rücksichtnahme 
auf die Technik sagt, ist nicht erschöpfend, da es doch ohne 
weiteres einleuchtend ist, daß alle Verzierungskunst für 
den Bucheinband von den Bedingungen der Technik aus¬ 
zugehen hat. Das künstlerische Verständnis des Buch¬ 
binders wird sich immer besonders da zeigen, wo er es 
versteht, die verschiedenen Verzierungstechniken entweder 
jede für sich oder mehrere zusammen ornamental zu durch¬ 
denken. Ernst Collin. 

* Her der sehe Verlagshandlung zu Freiburg i. Br. Jahres¬ 

bericht 1917. (V. Nachtrag zum Hauptkatalog von Neu¬ 
jahr 1913.) Mit einer Einleitung: Bartholomäus Herder als 
Buchhändler. Von Franz Meister. Mit 15 Bildern. Neben 
dem reichhaltigen Bücherverzeichnis, das eine vortreff¬ 
liche Übersicht von der Verlagstätigkeit der altbekannten 
Firma gibt, ist die vorangestellte Biographie Bartholomäus 
Herders von besonderem Interesse, denn sie gewährt einen 
Einblick in das anhaltende Schaffen und Vorwärtsstreben 
Herders, seinen Verkehr mit den Verfassern und Mit¬ 
arbeitern, die Eigenart und Vielfältigkeit der von ihm ver¬ 
legten Werke u. a. m. Über das Privatleben Herders unter¬ 
richtet ebenfalls ein Abschnitt, ebenso über dessen Mit¬ 
arbeiter. Hieraus möchten wir herausgreifen, daß auch 
Joh. Jak. Weber von Basel (1803—1880), der Gründer und 
Verleger der Leipziger „Illustrierten Zeitung“, von Mai 
1827 an auf ein Jahr „mit der Besorgung und Führung der 
Buchhandlung betraut“ war. Die einfache aber außer¬ 
ordentlich übersichtliche und gute typographische Aus¬ 
stattung des etwa 60 Seiten umfassenden Schriftchens 
möchten wir nicht unerwähnt lassen. S. 

♦ WO Jahre J. P. Bachem, Buchdruckerei, Verlagsbuch¬ 
handlung, Zeitungsdruckerei. 1818bis 1918. Köln,4.Mai 1918. 
Aus Anlaß ihres hundertjährigen Bestehens hat die alt¬ 
angesehene Kölner Firma eine über 300 Seiten starke Denk¬ 
schrift herausgegeben, deren Inhalt nach verschiedenster 
Richtung hin Interesse zu erwecken geeignet ist. Der Verlag 
J. P. Bachem wird in zehn Teilabschnitten ausführlich be¬ 
handelt und zwar von seiner Gründung an bis zum Kriege. 
Das nach Jahrgängen geordnete Verlagsverzeichnis von 
1818 bis 1918 schließt sich in übersichtlicher Form an und 
es ist äußerst interessant, die große Reihe von Veröffent¬ 
lichungen zu überschauen, die im Laufe eines Jahrhunderts 
erschienen sind. Aus dem dritten Kapitel: Die Druckerei 
J. P. Bachem 1818 bis 1918 gewinnt man einen Eindruck 
von dem Umfange und der Bedeutung dieses hervorragen¬ 
den graphischen Unternehmens, dessen Inhaber stets auf 
künstlerische und technisch vollendete Ausführung ihrer 
Erzeugnisse Wert gelegt haben. Ein besonderes Kapitel 
bilden die Wohlfahrtseinrichtungen der Firma, die in der 
umfassendsten Weise ausgebaut sind und vielen Segen ge¬ 
stiftet haben. Einzelheiten und Nachweisungen, Geschäfts- 


jubilare, Frau Katharina Bachem, ein Charakterbild, die 
Feier am 4. Mai 1918, Personenverzeichnis und Sachver¬ 
zeichnis bilden weitere Kapitel der zwar einfach, aber 
durchaus zweckentsprechend ausgestatteten, mit einigen 
Bildbeilagen versehenen Denkschrift. Der Verfasser der¬ 
selben ist Georg Hölscher. -w-. 

* Denkschrift zum 75jährigen Fabrik- und Geschäfts¬ 
jubiläum der Firma Gebr.Jänecke&Fr. Schneemann in Han¬ 
nover am 26. August 1918. Wenn ein Haus den Tag seines 
75jährigen Bestehens inmitten der Kriegszeit durch die 
Herausgabe einer Gedenkschrift, wie sie uns in einem statt¬ 
lichen Quartbande vorliegt, betont, so ist das allein schon 
ein Beweis dafür, daß es sich über die geschäftlichen Kriegs¬ 
wirkungen hinwegzusetzen versteht und darauf bedacht ist, 
die Beziehungen mit seinen Geschäftsfreunden und mit 
der Fachwelt in vollstem Maße aufrechtzuerhalten. Der 
Inhalt der Gedenkschrift macht den Empfänger mit der 
Entwicklungsgeschichte der Firma, die zu den ältesten 
Farbenfabriken zählt, in eingehendster Weise bekannt. Es 
wird gezeigt, wie aus kleinsten, auf das Jahr 1843 zurück¬ 
gehenden Anfängen durch die fleißige Arbeit einer ganzen 
Reihe geschäftskluger und tüchtiger Männer ein Werk ent¬ 
standen ist, das heute in der graphischen Industrie eines 
der angesehensten ist und dessen Fabrikate sich durch ihre 
andauernde Güte einer großen Beliebtheit bei den Ver¬ 
brauchern erfreuen. Auf den reichen Inhalt des Buches 
näher einzugehen, müssen wir uns aus räumlichen Gründen 
leider versagen, obgleich die Wiedergabe einer Anzahl Mit¬ 
teilungen, die für die Geschichte der Druckfarbenherstellung 
von Wichtigkeit sind, verlockend erschien. Die technische 
Ausführung der Gedenkschrift ist eine ausgezeichnete, sie 
hebt sich von dem althergebrachten Stile solcher Veröffent¬ 
lichungen vorteilhaft ab. Das letztere gilt besonders von 
den Bildern, die den Wortlaut unterstützen. Sie sind von 
E.W.BauIe, der auch den markigen Titel der Gedenkschrift 
entworfen hat, in kräftiger Strichzeichnung ausgeführt und 
auf Satzbreite in jede rechtsstehende Seite des aus Belwe- 
Gotisch gesetzten Buches eingestellt. Alle Seiten sind durch 
eine braun gedruckte Umrahmung eingefaßt. Das Ganze 
macht einen wirkungsvollen geschlossenen Eindruck. Von 
besonderem Interesse ist noch das vorangestellte Aquarell 
„Die alte Fabrik“, die Wiedergabe einer Jugendarbeit des 
verstorbenen Geheimen Kommerzienrates Louis Jänecke. 
Am Schlüsse des Buches wird darauf hingewiesen, daß im 
Laufe der Zeit die jetzigen Räumlichkeiten für den Betrieb 
längst zu enge geworden sind und alle Vorbereitungen für 
einen nach Friedensschluß zu errichtenden Neubau ge¬ 
troffen sind. Möge es der Firma Gebr.Jänecke & Fr. Schnee¬ 
mann vergönnt sein, noch lange ihr altes Ansehen zu er¬ 
halten und ihr nach Eintritt geordneter Verhältnisse im 
graphischen Gewerbe eine weitere gedeihliche Fortentwick¬ 
lung im In- und Auslande zu Anden. -w-, 

* Vierteljahrsschrift für angewandte Bücherkunde. Her¬ 
ausgegeben von G. A. E. Bogeng. Max Harnisch Verlag, 
Nikolassee bei Berlin. Von dieser Schrift liegt das zweite 
Heft des ersten Jahrgangs vor. Der Inhalt berührt die Erst¬ 
drucke von Goethes Egmont, Tasso, Faust und ihre ver¬ 
steckten Vorzugsausgaben; es folgen dann Bemerkungen 
zur Buchgeschichte von Heines Werken, Sir R. F. Burstons 
Kasidah, Druckerstlinge (Beiträge zur Buchdrucker-Ent¬ 
wicklungsgeschichte). In diesen Heften wird wohl zum ersten 
Male in gründlicher Weise versucht, den technischen 


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Werdegang der Erstdrucke der Werke unsrer Klassiker zu 
ergründen und alle Nebenumstände, die hier mitgewirkt 
haben, festzustellen. Manche Nebenfragen werden dabei 
miterörtert, z. B. der Einfluß der Verfasser auf die Aus¬ 
stattung, die Seitenanordnung und vieles andre. Die 
Abhandlungen sind daher auch für den Techniker von In¬ 
teresse,denn letzten Endes handelt es sich ja dabei auch um 
buchtechnische Angelegenheiten. -r-. 

♦ Mitteilungen des Deutschen Werkbundes. Heft 2, 1918- 

Das vorliegende zweite Heft dieser Veröffentlichung, die 
den Mitglieder des D. W. B. kostenlos zugestellt wird, ist 
inhaltlich in vieler Hinsicht bemerkenswert. Von beson¬ 
derem Interesse ist die typographische Ausstattung des 
Heftes,das vollständig in der Czeschkaschrift gesetzt wurde. 
Die nächste Nummer wird Rudolf Koch in seiner Koch¬ 
schrift anordnen. -r-. 

♦ Max Klinger als Poet. Von Ferdinand Avenarius. Kriegs¬ 

ausgabe. Erschienen im Kunstwartverlage D. W. Callwey, 
München. Preis geheftet M 6.—, gebunden M 7.50. Die 
außerordentlich günstige Aufnahme, die das Werk in seiner 
ersten Auflage gefunden hat, zeitigte die jetzige, bereits 
das dreizehnte Tausend erreichende Neuauflage, die eine 
fast unveränderte gegenüber der Erstauflage ist. Die Aus¬ 
stattung des Buches ist auch diesmal noch eine tadellose 
und es dürfte dasselbe allen Verehrern Klingerscher Kunst 
und solchen, die es noch werden wollen, eine willkommene 
und wohlfeile Gabe sein. -r-, 

♦ Lötschen, das ist Landes- und Volkskunde des Lötschen- 
thales. Text von Dr. phil. Hedwig Anneler, Bilder von Kunst¬ 
maler Karl Anneler. Akademische Buchhandlung von Max 
Drechsel, Bern 1917. Preis broschiertM50.—, handgebunden 
Halbpergament M 62.50, Halbleder M 100.—, Ganzleder 
M150.—. Wenn derlnhalt des von den Geschwistern Anneler 
verfaßten Buches, das unter obigem Titel erschienen ist, in¬ 
haltlich und seiner ganzen Anlage nach mit dem Buch¬ 
gewerbe auch in keiner näheren Beziehung steht, so ver¬ 
dient dasselbe doch als Druckwerk erhöhte Beachtung und 
Anerkennung. Der Inhalt erstreckt sich, wie der Titel be¬ 
sagt, auf das in den Schweizer Bergen im Kanton Wallis 
liegende Lötschenthal, und zwar haben die Verfasser in 
mehrjährigem Zusammenwirken durch Wort und Bild eine 
Landes-und Volkskunde geschaffen, der nurwenige Arbeiten 
von gleicher Gründlichkeit und Vollständigkeit an die Seite 
gestellt werden können. Was uns an dem in Großquart 
angelegten Werke ganz besonders interessiert, ist zunächst 
die mit einfachsten Mitteln, das heißt mit Schrift und Linien 
erzielte übersichtliche Wirkung des Seitenbildes. Die zahl¬ 
reichen, in kräftiger aber offener Strichmanier gehaltenen 
Illustrationen, die den Wortlaut erklärend unterstützen, 
passen sich der schönen Schwabachertype, aus der das 
Buch gesetzt ist, ausgezeichnet an, es ist damit zugleich 
ein gutes Beispiel für die mögliche, geschickte Zusammen¬ 
stimmung von Bild und Schrift bei einem Buche, dessen 


Inhalt teils belehrende, teils unterhaltende Bedeutung hat, 
gegeben. GanzbesondereHervorhebungverdient die äußerst 
zweckmäßige, auf die geschlossene Seitenwirkung berech¬ 
nete Einschaltung der sich teils nur über die Breite einer 
Spalte oder einer halben Seite ausdehnenden Illustrationen, 
die zeichnerisch so gehalten wurden, daß sie bei der er¬ 
folgten Verkleinerung in ihrer Flächenwirkung mit der der 
Schrift übereinstimmen. Die Zeichnung der Bilder selbst 
ist übrigens auch mit gutem Verständnis für die Wieder¬ 
gabe in Strichätzung angelegt worden. Himmel-, Luft- und 
Erdpartien sind in ganz andrer Weise gefüllt, als wie es ge¬ 
meinhin geschieht, das heißt nicht nur mit horizontalen 
Strichlagen,sondern auch mit Korn,Wellenlinien,Kreuzlagen 
und andres mehr. Hier und da erinnern die Bilder an kräf¬ 
tige Holzschnitte und es bildet die Durchsicht des Buches 
schon in rein zeichnerischer und buchtechnischer Hinsicht 
viel Bemerkenswertes. Die Hauptrubrikzeilen sind schein¬ 
bar etwas groß und kräftig ausgefallen, sie trennen aber 
auf diese Weise den Inhalt in markanterWeise, was kein 
Fehler gerade bei diesem stoffreichen Buche ist. Zwei farbige 
Beilagen sind dem Werke auch beigegeben. Der Umschlag 
des Buches ist in wirkungsvollem Vielfarbendruck her¬ 
gestellt. Den Schluß des Werkes bildet eine „Einteilung 
des Buches“, das heißt eine ganz ausführliche Übersicht 
des Inhaltes, der sich in vier Abteilungen gliedert. Ein 
Verzeichnis der Sagen, der Gedichte und Sprüche, der Lieder 
und Weisen, der Bilder schließt sich an. Auf der letzten 
Seite des Buches endlich erscheint eine stark symbolisch 
gehaltene sogenannte redende, ganzseitige Umrahmung, 
in deren Mittelschild über die „Herstellung des Buches“ 
Genaueres gesagt ist. — Die Auflage des Buches ist im 
ganzen 2050, davon 50 auf Bütten, 500 Exemplare wurden 
durch Vorauszeichnung gedeckt. Die Druckherstellung 
des Buches oblag der Firma Büchler & Co. in Bern, der 
man für diese ausgezeichnete typographische Leistung 
vollste Anerkennung zollen muß. H. S. 

* Albrecht Dürer, Kunstbrevier, gewählt und eingeleitet 
von Prof. Dr. H. W. Singer. Mit 80 Abbildungen, Briefen, 
Auszügen aus den „Tagebüchern“ und „Schriften“ des 
Künstlers. Hugo Schmidt Verlag, München. Den bereits 
veröffentlichten Kunstbrevieren Chodowieckis, Spitzwegs, 
Ludwig Richters, M. v. Schwindts, Wilhelm Büschs ließ 
derVerlag das über Albrecht Dürer, des deutschesten aller 
deutschen Meister folgen. Der Inhalt des im Format für 
den Handgebrauch äußerst praktischen Buches spricht für 
sich selbst, und was die Bildwiedergaben anbetrifft, so muß 
gesagt werden, daß es ganz vortreffliche Netzätzungen 
enthält, die den Gesamteindruck ebenso wie die Einzel¬ 
heiten der Darstellungen aufs deutlichste erkennen lassen. 
Die ganze Ausstattung wie der Druck des über 100 Seiten 
umfassenden Buches ist eine ausgezeichnete und wir wün¬ 
schen demselben die weiteste Verbreitung auch in Fach¬ 
kreisen. -h-. 


Inhaltsverzeichnis 


Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buch¬ 
gewerbe (9. Fortsetzung). S. 97. — Bedeutung der Schul¬ 
werkstätte für das graphische Gewerbe (Schluß). S. 106. — 
Der neue Zwanzigmarkschein. S. 111. — Die Gefahr der 
leichten Zerstörbarkeit der Zeitungen und andrer Druck¬ 


sachen. S. 112. — Mitteilungen aus der buchgewerblichen 
Praxis. S. 113. — Buchgewerbliche Rundschau. S. 115. 
— Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Ein¬ 
gänge. S. 117. 

4 Beilagen. 


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£>te 0tnat=3nfd)rtften 

Sfteue Beiträge jum Urfprutrg beö 2(lpb«betS 

93on <profeffot Dr. 91. ©tiibe in Scipjig 


aö Problem oom Urfprung beö Sllpbabetö ift 
roieber lebhaft in gluß gefonimen unb fcfjcint bureb 
neuefte Snfcbriftenfunbe feiner Sofung nä'bers 
gebracht ju fein. 9Ktt bet SntbecFung pbänijifcber 3ns 
febriften einerfeitö - 1694 ift wohl bie erfte pbonijifcbe 
3nfcbrift auf SOialta beFannt geworben - unb mit ber Snts 
jifferung ber Jjieroglppben bureb Sbontpollion (1822) 
anberfeitö war baö Problem geteilt. Seither bat eS 
mit bem 23eFanntwerben jebcö neuen ©cbriftfpftemö - 
immer neue So'fungöoerfucbe gcwecFt, u'ber bie 93. ©arbts 
baufen im erjicn Jjefte biefer ^eitfebrift eine Fritifcbe Übers 
fiebt gegeben bat. Die neuen gorfebungen ©etbeö, übet 
bie ber genannte 3luffa§ berichtet, febeinen }u bem Srgebniö 
ju f übren, baö febon bergenialeßbompollionauögefprocben 
bat: baö Sllpbabet ber ©emiten ift jroar Feine unmittels 
bare gortbilbung ber Jpieroglppben, ift aber bureb ibr 93or; 
bilb oerurfadjt worben. Sllö „modele mdthodique“ 
bejeicbnele Sbampoltion bie ägpptifcbe Schrift für bie 
©emiten. Damit würben bie neuefien SrFenntniffe auf 
bie älteften Slnnabmen jurücflenFen. 3n ben 1905 ent« 
becFten elf 3nfcbriften oon ©inai, bie etwa 150 Reichen 
enthalten, febeinen ägpptifcbe jjieroglppben jurScbreibung 
einet femitifeben Sprache als Sautjeicben oerwenbet ju 
fein. Dann hotten wir in ihnen oietleicbt auch baö oer» 
mittelnbe 33inbeglteb, eine ältere Stufe ber SInwenbung 
ägpptifcber Reichen im femitifeben ©praebbereieb, bie unö 
jeigt, wie man pnäcbft mit Jjieroglppben bie eigene 
Sprache $u febreiben fuebte, ehe man baju gelangte, für 
ben Fonfonanttfcben Sautbeftanb ber femitifeben ©pracbe 
ein eigenes 9llpbabet ju bilben. Die Skbeutung biefer 
3nfcbriftcnfunbe Fann alfo nicht hoch genug angefcblagen 
werben; inbeö fie bongt auch oon ber Deutung ber 3ns 
febriften ab. 


Seit@arbtbaufenö2lrbeiterfcbienen ift, finb nun mehrere 
Äußerungen jur Sntftebung beö Sllpbabetö oeroffentlicbt. 
9tur Furj berührt ©. Sergfträßer in ber 29. Auflage 
oon ©tlbeltn ©efeniuö’ ,,/pebräifcber ©rammatiF" 
(I. Üeil, Seipjig 1918, § 5f.) bie grage. Sr fpriebt ficb 
babin aus, baß in erfter Sinie wol;l baö ^rinjip ber SIFros 
pbonic, baö beißt bie Darftcllung ber Saute bureb ein S3ilb, 
beffen SSejeicbnung mit jenem Saute anfängt, entlehnt 
würbe. Daö betreffenbe ©ort würbe bann 5tame für baö 
Reichen. 2lucb SSergflräßer holt baö femitifebe üllpbabet 
nicht für eine üteufebopfung, fonbern nimmt Slnlebnung 
an ein ältereö ©cbriftfnfinn, baö ägpptifcbe ober Fretifcbe 
an. gaft gleichseitig erfebien bie „jjnftorifcbe ©rammatiF 
ber bebräifeben Sprache beö 21X" oon Jpanö 23auet unb 
spontuö Seanber (1.25anb, Jjalle a.©., 5J?ap fßiemeper, 
1918, 1. Sieferuttg, ©eite 60 ff.), bie eingebenb bie febrifts 
gefchicbtliche grage bebanbelt. 

93or allem aber ift bebeutfam bie 2lrbeit oon Jjanö 
33auer „$ur Sntjifferung ber neuentbeeften ©inaifebrift 
unbsut Sntftchung beö femitifeben 3llpbabetö"(j?allea.S., 
‘Map (Jltemeper, 1918). Sie (teilt ficb »or allem bie 
Slufgabe, bie Scfungen ber 3nfcbriften su prüfen unb 
fucht mit einbringenbem Scbarffinn neue Scfungen su 
gewinnen. Darauö allein Fann man erFennen, wie bie 
Schreiber ber Sinais3nfcbriften bie jjieroglppben benugt 
haben unb in welchem SKafje fie ein ©chriftfpftem auö= 
gebilbet hoben. Die Sefung berartiger 3nfcbriften Fann 
nur bureb glücfliche Dtoination unb bureb Kombination 
glücEen. Man muß wobt oon ber grage auögeben: ©aö 
Fonnen biefe Snfcbtiften enthalten? Sö (tnb auönabmloö 
febr Furse Snfcbriften, eine ober wenig feilen umfaffenb. 
Solcher Snfcbriften finb auf femttifebem SSoben febr oiele 
überliefert; ihr Snbalt ift ftetig ber gleite: fte geben 

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3<itf$rtft beö (Deutfchen SOercinö für ®u<hn>efen unb (Schrifttum 


©igennamen, oielfad) oerbunben mit ffiibmung an eine 
©ottheit. Schon ber andere SinbrucP ber Sinai «3ns 
[Triften legt eö nafje, $hnlid)cö aud) in ihnen ju oer; 
muten. 93on biefer Sinnahme auö unb unter ber 23or; 
auöfegung, baß eö ftch um eine femitifebe Sprache 
hanbelt, fucht Sauer baö (Ratfel nun burch fef)t flar 
burchgefährte Kombinationen ju lofen. Cjr fief;t junfthft 
ganj oon einer Deutung ber 3cicf>en nad) ihrer äußeren 
gönn unb ihrer etroaigen Serroanbtfchaft mit a'gyp; 
tifchen ober femitifchen Reichen oh. Vielmehr betont er 
- roie mir fd)eint mit entfeheibenben ©rünben -, baß 
bie phonijifche Schrift (alfo baö norbfemitifche Sllphabet) 
nicht bie gerablintge gortbilbung berSinaifchrift ifl. Sin 
folcberjufammenbangiftjunächftan beneinjelnengormen 
nicht alö roahrfcbetnlid) ju enoeifen; oor allem fpricfjt aud> 
bie Slnjaht ber Sinai Stichen bagegen. Daö phonijifdje 
Sllphabet Pennt nur 22 3<nd)m, unter benett oier fePunbat 
auö anbern Reichen beö Sllphabetö gebilbet finb. Dagegen 
roeifen bie Sinai;3nfd)tiften 32 ober 34 Reichen auf (gegen 
28 Reichen im Slrahifchen). Dabei ifl immerhin möglich/ 
baß einjelne Jeichen alö Varianten aufjufaffen roaren, 
ober baß eö ftch überhaupt nicht um eine reine Sud)ftaben; 
fchrift hanbelt, fonbern einjelne Reichen - roie im $gyp= 
tifchen - tbeographifchen 2Dert haben, baö heißt alö 2Bort= 
bilber bienen. Sluch baö ifl nicht ficher, baß unö bergan je 
Jeidjenbeftanb »erliegt, ben ein fchreibenbeö SolP auf bem 
Sinai etroa fannte. (fnblich ifl bie Sprache ber 3n; 
fchriften burefmuö ungeroiß; baß eö ein femittfeber 
DialePt ifl, barf man mit SBabrfcheinlichPeit annehmen. 
Schwerlich aber ifl eö eine unö fonft überlieferte Sprache. 
Doch müßten bei ber nahen Serroanbtfchaft in 2Bort; 
beftanb unb gormbau ber femitifchen Sprachen erfennbare 
SBorte heroortreten. 

Die ÜUetbobe ber Sntjifferung Pann hei unbePannten 
Dejten nur biefelbc fein, rote fic Shampollion bei ben 
Hieroglyphen unb ©rotefenb bei ben perfifchen Keil; 
infehriften angeroanbt hat. 9Jian Pann jumichft nur 
oermuten, roelcbeö ffiort - etroa ein Olame - fich in einer 
Jeid)engruppe oerbirgt. Danach Pann man bie einjelnen 
Reichen nach ihrem Sautroert beftimmen. Stöar bie Ser; 
mutung richtig, fo müffen bie ermittelten Sautroerte auch 
für anbrejeidiengruppen aitroenbbar fein, baö heißt fpracl); 
lieh erPlarbare 2Bcrte ergeben. Diefee Serfahren hat Sauer, 
roie eö fdteint mit gutem Srfolgc, gegenüber ben früheren 
Deutungen angeroanbt, roobei er nur bie Sorauöfefjung 
tnacht, baß eö fich um «ine reine Suchflabcnfchrift in einer 
femitifchen Sprache hanbelt. Um feine Sefungen ganj 
Plar ju machen, ifl nun freilidi bie Kenntniö ber femiti= 
fd>en ©rammatiP unb - alö etneö Jjilfönüttelö ber Um; 
fchreibung- bieberhebräifd)cnSd)rifterforberltch. Da roir 
beibeö nicht bei allen Sefern biefer Jcitfdrift oorauöfegen 
Po'nnen, fo roollen roir unö auf baö 916'ttgfle befchranfen. 


Die früheren Deutungöoerfudje gingen roefentlich oon 
ber @e(Palt ber Jcid)en auö unb fuchten fte ju beuten je 
nach ihrer 'ilfmlichPeit mit agyptifchen ober phonijifchen 
Reichen. Demgegenüber unternimmt25aucr eineSrPlarung 
ber Snfcbriften „oon innen het", baö heißt, er fucht mo'g= 
liehe SBorte ju erfchließen unb leitet auö ihnen bie Sc; 
beutung ber Reichen ab. 

Daß eine Jeid)cngruppe roie Sr. 347 jur Scfung oer= 
(ocPte, tfl Plar: baö erfle unb legte Reichen finb ibentifch, 
nur brei Saute muß baö SBort hohen. DaöKreuj ift nun 
im femitifchen Sllphabet ein t, baö mittlere Reichen Po'nnte 
nad) bem a'gyptifchen Sllphabct ein n fein. So ifl man 
auf tnt, baö heißt ben Flamen ber ©ottin Tanit gePommcn. 
Slbet roie Pomrnt biefer Same auf eine menfchlidje Süfte, 
auf ber man bie Scjeidfnung beö Stifterö ober eine ffieif)= 
formet, aber nicht eine ©ottin erwartet, am roenigften 
hier bie Stabtgottin oon - Karthago! Sor allem ifl wichtig 
bie mehrfach roieberPehrenbe ©ruppe oon oier Reichen 
□ <■— 4 in Sr. 34? (jroeinial), 348, 353, 354. 

SBcil □ (alö ©runbriß beö Haufeö, hebräifch bet) baö b, 
baö Sluge im Scmitifchen = Sljin y, unb + im Scmiti* 
fdien = t ift, fo hat man auf Ba'alat = Herrin, ©ottin 
gefchloffen. 3nbcö erheben fich bagegen 23ebcnfcn. 2ln= 
genommen, eö fei eine SBeibinfchrift für eine ©ottin, fo 
müßte ber 9lame ber SBeibenben ooraufgehen - tatfachlich 
gehen in allen Snfchriften oerfd;iebene ^eichengeuppen 
oorauf aber eö müßte oor Ba'alat jcbeömal bie ^ras 
pofition l („für") ftehen. 3n berDat ßnben roir baö mut= 
ntaßliche 1 in 345 (untere -Seile) unb 346 am Snbe. 3n 
allen anbern gallen fleht baoor bie ©eflalt eineö SDlenfchen 
mit erhobenen Slrmen. Unb btefeö Reichen fleht auch auf 
9lr. 345. 2ln biefen 4'unft Pnüpft bte Sntjiffetung oon 
Sauer an: 

2Bir gehen am beflen oon 9tr. 345 auö, bie jroei offen; 
bar ganj gleichgebaute unb im jrociten Deile glei^lautenbe 
Purje Snfchriften auf beiben Seiten einer Spbinjr bietet. 
Daß bie erften brei Reichen jeber 3«tl« «inen Flamen an= 
beuten, ifl fel)r roal;rfcheinlich. Dann folgt baöfelbe 2öort, 
juerfl beginnenb mit bem Jetdien 4^, bann eingeleitet 
mit . Die föerfebiebenbeit biefer Jeichen muß im gorm; 
charaPter ber SBorte begrünbet fein, ber burd) bie oorauf; 
gehenben SBorte (ober (Kamen) grammatifch bebingt fein 
roirb. Diefe ßrroagung führt baju, baß eö fich um fo; 
genannte „praßte" hanbelt, bie befonberö in ber Konju= 
gation eine (Rolle fpielen. Siegt eine femitifche Sprache 
oor, roie roir oben oorauöfegen, fo liegt eö am na'chflen 
an bie britte ^)erfon Stngulariö beö SmperfePtö ju benfen, 
bie im (KaöPulinum baö *))raßy j, im geminin t hat. 3n= 
fchriften enthalten oft ffiunfcbformcln; fie aber flehen im 
SmperfePt. Diefe beiben gönnen crflärcn fich bann barauö, 
baß bet eine ooraufgehenbe Olame männlich, ber anbre 
roeiblich ifl. 9lun ifl t überall im Semitifchen Kennjeichen 


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äettfdjrift b e $ ®«utfd)nt Vereins für 3$ u cg w e f e n unb @d>rifttum 


beö geminin, unb im Smperfeft bient j alö ^räfi; beö 
ÜJlaSfulinunt. Sß3clcf>eö 3«icf>en ifl nun j, welches t? Die 
ooraufgegenben Flamen fagen unö nichts bar über, ba mir 
fic noch nicht (efen fonnen. 316er eö liegt nahe ju oer= 
muten, bafj auf 3«fchriften männliche tarnen häufiger 
erfcheinen alö weibliche; ferner barf man oermuten, baf? ^ 
ein Riegen für „?Kann", mithin auch pichen für baS 
männliche ipräfijnfl. Dem entfpricht ber S3efunb: oietmal 
erfcheintoorbcrfclben3eicgengruppe,biemirnuralö93erbals 
form auffaffen, baö männliche ^räpr 4^ = j, nur jweimal 
baS weibliche ^räfir = t. 3(1 bie bisherige Erwägung 
richtig, fo ergibt für 9lr. 34? bie Deutung „X (SWann) 
fei (iOerbum), Y (grau) fei (äkrbum)". 

9lun ganbclt eö fich barum, bie Saute ber ^eiegengruppe, 
in ber wir baS Serburn mutmaßen, ju beflimmen. Daju 
bient 9lr. 347, bie nur auö bret Reichen befleht, oon benen 
baö erfle unb britte ibentifch finb. Derartige gebaute üBorte 
gibt eö nur wenig. 3cg fann hier bie oerfegiebenen Äoms 
binationen nicht oerfolgen, bie 23auer fpflematifcg vor* 
führt; eö mag genügen, baö Srgebniö oorjufügren. gür 
bie 3nfchrift 9lr. 350 ber gorm xyx fönnten etwa fecf>6 
femitifche 2Borte in grage fommen, unter ihnen mqm. 
£egt man biefe Sefung jugrunbe, fo ift für + ber 2ßert m 
ermittelt. Dann ergibt fich für 9lr. 341 bie Sefung j..tm 
refp. t.. tm. Die Sautgruppe tm erfcheint auch in 91 r. 3?2 
(linfe Sfteihe unten). Sie liefje fich &ort, wenn eö fich um 
eine SBunfchformel hanbelt, nach bem hebräifchen tom 
„SBollfommengeit = 2Boglergegen, Jjeil" beuten. 3fl bie 
Sautgruppe tm richtig beflimmt, fo ift auch bie Vermutung 
befiätigt, ba§ 4^=j un b bafj in 9lr. 347 baö mittlere 
Reichen (Schlange) = q ift, ba wir ja auö ber Slnnagme, 
baf? bie brei Reichen == mqm feien, bie Sefung tm ges 

wonnen haben. 3n ber ^eichengruppe "ja ^4 haben wir 

eine äöunfchformel (im Smperfeft britte Singulariö 
geminin) oermutet, bie etwa ben Sinn hat, „fie möge ©lü'cf 
haben, /peil erlangen" unb begleichen. £ö hanbelt fich alfo 
nur noch barum, bie Sefung t..tm fo ju ergänjen, baff 
jwei paffenbe 23ucg (laben eingefegt werben, bie ein ents 
fprechenbcö 93erbum ergeben. 9Ilö folche Sefung fchlägt 
S3auer trbtm oor: „fie möge an #eil wachfen". Dann 
ergibt fiel; alö bie entfprechenbe männliche gorm in ber= 
fetben 3nfchrift jrbtm. 93or biefen gönnen mujj nun ein 
männlicher unb ein weiblicher 9lame flehen, ben wir noch 
nicht lefen fonnen. Die SRicgtigfeit ber Deutung fann 
nun baburch erhärtet werben, baff bie bisher gewonnenen 
Reichen in anbern Snfcgriften baju führen, beutbare äßorte 
fefljuflellen. ^unächfl beachten wir, baf in 9k. 346 (rechts 
unten) bie gorm trbtm wieberfehrt, ihr alfo auch hier ein 
weiblicher 9lame ooraufgegen wirb. Darüber (jwei Äol.) 
fleht nun bt Qb.. Darin ift bt leicht als bat „Docgter" 
erfennbar; bem Flamen beö Saterö, ber mit Qb beginnt, 


fehlen an btefer ©teile ein ober jwei SSucgflaben. 9Bir 
fegen benfelben 9lamen aber auf berfelben 3nfchrift in 
ber erflen feilet bt Qbx. 2BaS ift für x (bie gebrochene 
Sinie) ju fegen? 3m ägpptifcgen 2Ilpl>abet ifl eö m; man 
wirb 1 oermuten bü'rfen unb erhält fo ben 91 amen Qbl. 
Sicher ifl hier alfo ein weiblicher ^erfonenname oor einer 
weiblichen iöerbalform nachgewiefeit, ber burcbauS fcmi= 
tifegen Sprachcharafter trägt. 

Ächten wir nun nach 347 jurücf. Das 2Bort mqm fleht 
nun auf einer 23üfle, bie wogl ben Stifter barflellt. (?ö wirb 
fein 9lame fein, ber alö arabifcher9lame gewöhnlich mqimu 
gefchrieben wirb. Doch fönnte eö - als ^Dartijip gefaxt - 
auch einfach „ber Sluffleller" (b. g. „Stifter") bebeuten. 

9J?it ben bisher ermittelten Reichen fonnen wir nun an 
bie anbern Snfchriften herantreten. 3n 9lr. 3?3 finben 
wir am ülnf atig xmr; für x (Strich) fonnen wir h, s, c, z, n 
einfegen; jebeömal ergeben fich männliche ^erfonentiamen. 
3n 3?0 am £nbe fleht qbr (oielleicgt bqbr), wieberum 
eine mögliche Sautgruppe. 

Die gröfjte 3nfcgrift (349), bie am ergiebigflen fein 
fönnte, ifl leibet flarf jerflört. 3n ber erflen Jede lefen 
wir xqm. Der Stamm qm bebeutet „aufrecht flegn". 
SBagrfcgcinlich beginnt bie 3nfchrift mit „eö flellte auf", 
bem entfpricht baö femitifche Äaufatio, baö mit bem Saut 
2lleph (hebt. 8) ober mit h ober s beginnt. Diefeö Äaufatios 
jeichen muff in einem SRinberfopf flecfcn. Dann erhielten 
wir etwa eine gorm aqm. Äegren wir nach 91 r. 34? jurücf 
unb nehmen für — ben SBert 1 an, fo ergibt fich ein 
9lame 1’ (s6), ber alö 9RaSfulin an hebräifch le ä „2Bilb= 
fug", babplontfcg lü „ffiilbflier" erinnert, ein fegt gut 
möglicher 9lame. Diefe Sefung wirb nun wieber burch 
ben Slnfang oon 3?2 geftügt, bie fegeinbar mit aqrb „eö 
got bargebracht" beginnt. 

Soweit etwa laffen fich bie Snfcgriften enträtfeln; bie 
auö 34? unb 347 erfchloffenen Sautwerte laffen fich an 
anbern Stellen oerwerten unb ergeben überall im Semi= 
tifchen mögliche 2Berte. 

SSJenn bamit auch hie Grntjifferung noch nicht burch= 
geführt ifl unb überhaupt wohl erfl an reicherem SDlaterial 
burchfü'hrbar ifl, fo fegeint boeg fo oiel ficher, bag gier 
Semiten igte Sprache mit Sautjeicgen fegreiben, bie bem 
sägpptifcgen entlehnt finb. Dabei ergibt fich, bafj bie 
Scgreiber jrnar bie Joicroglppgen fannten, aber nicht ihren 
Sautwert im 'Ügpptifcgen. Sie gaben beliebige ägpptifcge 
^»ieroglppgen auSgewäglt jur Datflellung einjelner Äons 
fonanten. Diefeö Verfahren gat eine moberne parallele 
in ber Silbeninfcgrift, bie ber Dfcgerofefe Sequopa um 
1824 für feine SRutterfprache feguf, inbeni er lateinifcge 
IBucgflabcn unb 3 a hlen, bie er auö einem englifcgen 
23ucge entnahm unb beten SBebeutung igm unbefannt war, 
jur Datflellung oon Silbenwerten benugte. Die Sinais 
Snfcgriften genügen webet baö ägpptifche üllpgabet, noch 

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3<itfcprtft b c s iDeutfcpen 93 < r e t n S für 93ucpwefen uttb «Schrifttum 


fcpeinen fie baS ^rinjip bet 2lfropponie ju fennen. Daraus 
ergibt fiep roetter, bog fie nur eine altere, wopl auf ben 
engen ÄreiS eines oon a'gpptifcper Äultur berührten 
Stammes befepranfte ©orftufe beS femitifefjen 2J(ppabetS 
ftnb, niefjt aber als eigentliches ©inbcglicb jwifepen ber 
agpptifcpen unb femitifepen Schrift angefeben werben 
fcmnen. 51 ur baS ©rinjip berSautfcprift ift ^ier auf 
femitifeben ©oben übertragen; bie eitijelnen beiden aber 
ftnb nach ihrer ©ebeutung oon ben ^ieroglppben ganj 
oerfepieben. Daraus ergibt ficb auch, baß ber Sinaifcbrift 
baS ^rinjip ber Slfropponie noch fremb iff. SS liegt am 


naepften ju vermuten, baß Semiten, benen im ©erfepr 
mit #gt)ptern bie.Hieroglt)ppen befannt würben, ben 93er- 
fueb unternahmen, mit beliebigen J^ieroglppben, bie ihnen 
ber Zufall brachte, bie Saute ihrer Sprache ju febreiben. 
DaS eine aber müffen fie beobachtet haben, baß man mit 
Hieroglyphen einjelne Saute - nicht nur ganje Horte - 
fchrieb. Die gragc, inwieweit überhaupt bie 2lfropponic 
auf baS agyptifepe unb baS femitifcpeSllpbabet beftimmenb 
gewirft hat, ift oon ©auer in ein neues Sicht gerüdt 
worben. 2Iuf bicfeS Problem werben wir fpa'ter jurüd= 
fommen. 


Sfteubnufe ber ^etltgenfegenben 

5Bon spioftffot Dr. „panS Soubiet in ®etlin 


ugen DiebericpS unb ber Snfels ©erlag, beibe oon 
Slnfang an für bie neue beutfehe ©uepfunft bie füp= 
renben ©erlagSpanblungen, finb in einen Hett= 
(freit getreten, um ben beutfehen Siteraturfreunben bie 
feponen alten Jpeiligcnlegenben na'perjubringcn. 

DiebericpS war fcpon 1910 als erfter auf bem ^Man 
erfchienen mit einer 21uSwapl„3llte beutfehe Segen ben, 
gefammelt oon SRicparb ©enj, oertegt bei Sugen 
DiebericpS, 3ena, im 3apre 1910". 3n biefern 
Quartbanb hat SRicparb ©enj, ein ausgezeichneter Äcnner 
biefer Siteratur, aus ber großen Sammlung oon ^eiligen* 
leben, bie 1471 in Sllugsburg jum erfien SRale gebrueft 
würbe, aber fchon feit bem ©eginne beS 1?. 3aprpunbertS 
in oielcn Jjanbfcbriften über ganj Deutfcplanb oerbreitet 
war, bie fepönften unb bleibenben Segenben auSgewäplt, 
unb jwar auSgewa'hlt lebiglich unter bem ©efieptspunfte 
beS Dicpterifcpen. Darum hat er jwar oieleS gcfürjt unb 
geanbert,aber hoch baS Hefentlicpe wörtlich, imÄlang unb 
«Rhythmus ber alten Sprache, jur Hirfung gebracht. „Sin 
Stüd oergeffener Dichtung", fo heißt eS im ©orwort, 
„mochte biefeS ©uch wieber erfchließen." 

Der 3nfeU©erlag fegte fiep ein anbereS, weitergepenbes 
Programm mit bem 1913 erfepienenen jweibanbigen 
Herf: „Der ^eiligen Seben unb Selben, anberS 
genannt baS^affional",aus altbeutfcpen Druden 
übertragen burep Seoerin SRüttgerS. Der ^)erauS= 
geber (feilte fiep pier bie Stufgabe, aus ben alten beutfehen 
^affionalcn, bie in ber £eit ber Hiegenbrude bis ins 
erfte 3aprjehnt beS 16. 3aprpunbertS in SlugSburg, Min, 
Sübecf, Nürnberg, Straßburg, ©afel immer oon neuem 
gebrueft würben, baS aufjunepmen, „was er für ben 
lebenbigen üluSbrucf jenes ©eifteS erfannte, ber fie ents 
fiepen ließ". So pat er atfo ben 3npalt jener beutfepen 
grü'pbrudc beS «PaffionalS, baS alle ^»eiligenlegenbcn, bie 
im 15. Saprpunbert befannt unb lebenbig waren, um= 
faßte, ju einer neuen ©efamtauSgabe umgefcpmoljen. 
Unb wie jene alten Herausgeber pat er ben SRnpmen beis 


bepalten unb bie Seben unb Hunbet ber heiligen 3ung= 
frauen, SRä'rtyrer unb ©efenner in ben feffgefügten Meis 
ber fircplicpen 3apreSfejte eingefcploffen. So umfaßt, ben 
alten Drucfcn entfprecpenb, ber erfte ©anb ber neuen 
SluSgabe naep bem Mrcpenjapr baS „Hinterteil", ber 
jweite ©anb baS „Sommerteil". 2lucp SRÜttgerS war wie 
©enj barauf bebaept, bie feine Tragung gotifeper «Prof« 
bem mobernen Sefer aufjufcpließen. Sin ausführliches 
51acpwort über bie Sntjfepung ber Segenbe, über bie panb= 
fcpriftlicpen Sammlungen unb Drude fowie mehrere 
SRegifter oeroollftanbigen feine neue SluSgabe. 

Unb 1917 waptenb beS Krieges (feilte ftep DiebericpS 
mit feinem neuen großen Segenbenbucp nochmals eine 
anbte Slufgabe: 3acobuS be ©oragtne, Legenda 
aurea, beutfep oon 3ticparb ©enj. Srffer ©anb, 
3ena bei Sugen DiebericpS 1917. Der Pieper er= 
fepienene erffe ©anb i(f ein bider goliant oon 760 Spalten; 
ber jweite ©anb ift, wie ber ©erlag mitteilt, bereits auS= 
gebrudt, fann aber noch niept ausgegeben werben, weil 
ber Herausgeber niegen Sinjiepung jum MiegSbienft baS 
SRegiffet niept fertigffellen fonnte. 

Die Legenda aurea, bie ©olbene Segenbe, tff bie erffe 
umfaffenbe Sammlung atler ^>ciligentegcnben burep einen 
gelehrten Dominifaner, ben Srjbifcpof oon ©enua 3acobuS 
be ©oragine oom Drben ber «Prebigermb'ncpe, ber im 
13.3aprpunbert lebte. Sr würbe um 1230 in ©orago 
bei ©enua geboren, feprieb fein H 0U Ptwerf, bie ©olbene 
Segenbe, in bem 3aprjepnt oon 1263 bis 1273 unb (färb 
1298. 3acobuS be ©oragine pat aus ber gefamten cprift= 
liepen Siteratur unb aus ber münblicpen Überlieferung feiner 
eigenen 3eit biefe Heiligenlegenben jufammengetragen,ben 
gewaltigen Stoff fritifcp gefteptet, in ben fRapmcn beS 
MrcpenjapreS eingeglicbert unb ben heiligen Segenben bie 
fepone feptiepte oolfstümlicpe gorm gegeben, in ber fie 
japrpunbertelang weitergelebt haben. Sein Herf würbe 
bas oerbreitetffe ©uep beS ©fittelalterS unb ift uns noch 
fegt in unjä'pligen Hmibfcpriften, beren alteffe aus bem 



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PRINCETON UNIVERSITY 




Seitfdjrtft beß ©eutfdten 93 e r e t n ß für 33 u d) w e f e n unb <3 d> r i f 11 u ni 


I3. 3abrhunbert flammen, ermatten. (fß würbe in alle 
©praßen öberfegt unb biö jum 3ahre IS'OO allein gegen 
bunbertmal gebrueft. 216er inß Seutfcbe ifl eß feit ben 
Überarbeitungen beß 1 5 .Sabrbunbcrtß nicht inteber über; 
fegt worben, felbfl in ber (ateinifd)en Urfpracbc ifl cß in 
neuerer ^eit nur einmal, in ber auch febon feiten gewor; 
benen Xertreoifion oon ©raeffe oom Sabre 1846 berauß; 
gegeben worben. ©o (teilt fiel) bic ©cuaußgabc ber Legenda 
aurea — übrigenß bat erfl bic fpa'tcre £eit bem ffierf beß 
3acobuß btefen ebrenbet» Xitel gegeben — in beutfeber 
Sprache alß ein befonberß oerbienfllicbeß unb anerfennenß; 
loerteß Unternebmcn beß ©erlcgerß Siebericbß unb beß 
Überfcgcrß ©enj bar. Sie ©olbene Segenbe in ber unge= 
fürjten reinen urfprüngltcben Raffung beß 3acobuß be 
©oragine ju bieten, befreit oon ben oielen nationalen unb 
(ofalen jjufagen, Kürjungen, Ünberungen ber fpäteren 
3abrbunberte, für bie Xejrtreoifion jurücfgretfenb auf bie 
älteren ^»anbfebriften, übertragen in ein pracbtoolleß 
fernigeß alteß Seutfcb, baß unß oergeffen lägt, bag mir 
cß mit einer Überlegung ju tun haben, baß unß oielmehr 
wie ein 2Berf ber beutfeben ©pa'tgotif felbft anmutet, — 
baß mar bie Aufgabe, bie fleh ©enj geflcllt bat, unb bie er 
beroorragenb gut unb glüeftieb gelöfl bat. Sie neue 2luß; 
gabefuebt einem wiffenfcbaftlicben unb einem fünfllerifcben 
3ntereffe gerecht ju werben, ©ieerfcbliegt ber Sßiffenfcbaft 
bie biebterifeben Quellen ber gotifeben Kunfl. 2111c Künfllcr 
beß gotifeben ©Jittelalterß, bie ©Jaler fowobl wie bie ©ilb; 
bauet unb jjoljfcbniger, auch bie funflgewerblicb febaffen; 
ben ©leifler haben bie Stoffe für ihre Sarflellungcn auß 
ber Legenda aurea entnommen, barum mug bie Kunfl; 
gefebtebte beß gotifeben ©Jittelalterß ftä'nbig auf biefeß 
Quellenwerf jurüefgreifen. Saß ifl bem Kunflbiflorifer 
jegt bureb biefe 2lußgabe auf wiffenfcbaftlicber ©runb; 
läge erfl recht möglich gemacht. Seß weiteren ifl für bie 
wiffenfcbaftlicbe ©enugung beß umfangreichen ffietfeß 
ein außfü'brlicbeß ©egtfler nötig, baß ein fcbnetleß 2luf; 
finben ber oielen ^eiligen, fowie ber Vorgänge in ben 
Segcnben ermöglicht unb ©aebweife gibt über bie Srtß;, 
^erfonens unb ©aebnamen, bie febwieriger ju beuten finb. 
©enj bearbeitet ein jweiteß ©cgifler über bie Quellen ber 
alten Jpeiligenlitcratur, bie Sacobuß bc ©oragine in feiner 
Kompilation jitiert bat. Siefe für bie (Jrföbltegung beß 
ffierfeß febr wcfentlicben ©cgifler wirb ber jweite ©anb 
enthalten. Sem erflen ifl eine etngebenbe, übrigenß febr 
lefenßwerte 2lbbanblung über baß Sehen unb baß ffierf 
beß Sacobuß bc ©oragine oorangefegt. 

©eben biefem wiffenfcbaftlicben pweef will bie neue 
Ülußgabe aber auch ber litcrarifcb=a(tbetifcben ©cbeutung 
beß berühmten alten ©uebeß gerecht werben, fie will „bic 
Sichtung, bie in bem 2Berfe lebt", ju neuer UBirfung auf 
bie ©egenwart bringen. Unb baß erreicht ©enj befonberß, 
wie febon angebcutct, bureb feine muflergültige, ficb in 


^eit unbjlluffaffung beß alten Gfrja'blerß lieberoll oer; 
tiefenbe Überfegung. 3« all biefem liegt bie ©ebeutung 
biefer neuen 2lußgabe ber Legenda aurea, beren jweiten 
©anb barum oicle mit ©ebnfuebt erwarten werben. 

gür bie Sefer biefer ^eitfebrift wirb eß oon einem be= 
fonberen Sntereffe fein, ju febett, in welch ein ©ewanb 
bie beiben ©erleget, Siebericbß unb ber 3nfel = ©erlag, 
bie im oorflebenben nach ihrem 3nbalt hefebriebenen bret 
Segenbenbücber gefleibet haben. 2llle brei ©ücber, baß fei 
oorweggenommen, finb ihrem 3nbalt unb ber 3eit ihrer 
Sntffebung entfprecbenb in einen altertümlichen ©til eins 
gefleibet worben, unb bod) bat jebeß fein eigeneß ©epräge 
befommen, ein guteß ©eprage, bafü'r bürgt ber ©efebmaef 
ihrer ©erleger. 

Siebericbß h fl t für bie Srucf; unb Stlbaußflattung 
feineß erflen Segenbcnbucbeß, ber „2llten beutfeben 
Segen ben ", ein gewiffeß ÜBagniß unternommen, ©am; 
lief; er (feilte bie fpatgotifeben Jjoljfcbnittbilber, bie er auß 
ben Slugßburger Srucfen oon ©ebönfperger 1482 unb oon 
Stbmar 1307 nacbbtlbete, 20 Jjeiligenbilbcr unb einen 
großen Xitefboljfcbnttt, mit einer grafturtppe jufammen. 
©otifebe j?ol}fchnttte unb grafturtppe — baß fommt unß 
junaebft (filwibrig »or, aber baß ffiagniß ifi bennoch ge« 
lungen. (5ß iff gelungen, weil er eine ber fcbön(!en alten 
Srafturtppen nabm,bie wir fennen: bic ©reitfopfsgraftur. 
Sie (tammt jwar in ihrem Driginalfchnitt oom alten ©reit; 
fopf auß bem 18.3ahrbunbcrt, aber fie bat bie Kraft, um 
gegen bie fernigen alten 2lugß6urger Sinienholjfcbnitte 
flanbjubalten; fie gebt in bem für ben ©a£ gewählten 
großen Xertia;@rabe mit ihnen fogar ganj außgejeidmet 
jufammen. Siefeß^ufammengeben ju einer guten ©efamt; 
wirfung oon ©ebrift unb ©ilb iff aber in gleicftent ©Jage 
bureb bie ©ageinteilung erreicht worben. Ser jweifpaltige 
©a§ unb bic 2Jnorbnung ber Kapitelüberfcbriften finb mit 
übernommen auß 6en2lugßburger©orlagen,bicKolumnen; 
breite ift ber ©reite ber Lioljfcbnitte angepagt. @o ffebt 
alleß febr gut jufammen: baß gormat, ein fcbmaleß Quarto, 
bieKolumncn, ohne (Jinjüge gefegt, a6er mit ©ubrifjeicben 
an ben 2lbfcbnittffellen, bie ©tegbreite, bie ©erhaltniffe ber 
SRönber, ber ©tanb ber ©eitenjablcn, ber Xitel, ber 2luß; 
gange, ber Srucfoermcrf, — baß alleß jufammen ergibt in 
guten ©erhaltniffen bie frönen ©eitenbilber, bie unß an 
bem©uebe erfreuen. Sen Srucf bat Srugultnß altbewährte 
Qfgjin forgfaltig außgefü'brt. 3n ben 600 grcmplaren ber 
©orjugßaußgabe finb bie ^oljfcbnitte nach ben alten Sri« 
ginalen mit ber ^)anb foloriert; ein ffilgereebter Vergas 
mentbanb mit fraftoollem Xitelaufbrucf umfchlicgt fie. 
(Siefe ©orjugßaußgabe foflct ©f. 12.—, bic brofebierten 
S’remplare ©?. 4.J0, bic in Jjalbpergament gebunbenen 
©f. 6.-). 

Ser 3nfel;©erlag hat bie öeiben ©anbe feineß 9)af; 
fionalß in Dftaoo gehalten, ©pamer hat fie gebrueft in 


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Scttfdjrift Des ®etttfd>en 95 e r e i tt ö für QJudjwefen unb ©dtrifttum 


einet halbfetten ScgwabacgersTppe. Deren Stricgepaffen in 
ihrer Sinienfia'rfe auch wieber ju ben eingefügten 146 Jjolj= 
fegnitten, tie bem Jübeder Pafftonalbrud bes Stefan 
SJtnbeg oon 1492 entnommen finb. Padj bem naben 
Seifpiel ber alten Druder hat ber Xperauögcbcr etliche ber 
holjfcgnitte wiebergolt unb alfo oerfegiebenen Jpeiligen 
jugeteilt. Diefe Sübcder ^»oljfchnitte beg nieberbcutfcfjen 
Pieifierg fcgilbern ihre Segenben bewegter unb erregter, 
alg eß jener ruhigere oberbeutfehe Pleifier ber früheren 
Sluggburger üluggabe, bie Diebertcgg nachbilbete, getan 
hatte. Die Silber finb hier fcgmaler alg bie Kolumnen* 
breite, aber ber ©eget hat burch bie auf oollc Äolumnen* 
breite gefegten Überfcgriften ben Sreitenunterfcgieb ge= 
fehieft augjugleichen gewußt. Sluch bie Drucffeiten biefeg 
Sucgeg gehen einem gefällig unb in Stimmung oerfegenb 
burch bie Jjanbe. (Die beiben Sanbe fofien in halbleinen 
mit rotem Schnitt gebunben Pi. 12.—, in Jjalbpergament 
Pi. 14.-). 

Dieberichö hat ben Drucf ber Legenda aurea wieber 
Drugulin übertragen. Sr hat fich im gormat, — eg ifi in 
gotio —, in ber Sag= unb Drudaugfiattung, im Papier 
wie im Sinbanb ganj unb gar an bie 3 nfunabe(n gehalten. 
Verleger, Xperausgeber unb Druder haben gleichermaßen 
an ber Drudaugfiattung nütgearbeitet, unb eö ifi ihnen 
burch oercinte Slrbeit gelungen, bag fegonfie neue beutfdjc 
Sud) getreu im Sharafter unfrer alten SBiegenbrucfe ger= 
jufiellen. Dem großen gormat unb ber Starfe ber biefen 
Sa'nbe entfprechenb ifi jweifpaltiger Sag in einer gotifchen 
Tppe — eg ifi bie fogenannte Plorrig*@otifcg im .Rorpug* 
©rab — gewählt worben. SBieber bewunbern wir bie feine 
Abwägung in allen Piaßen, bie gute Proportion oon 
Spalten unb Seitengroße, oon Sageinteilung, ^opftiteln, 
Seitenjaglen, Titelblatt; mit einem 2Bort, bag Such ifi 
fo gut gebrueft wie bie befien beutfegen 3nfunabeln. Unb 
hier war eg wie nur irgenbwo am Plage, bie alte gönn 
in allem nacgjubilben: ber Stil beg alten Segenbenerjäg* 


lerg, ber Stil beg Überfegerg unb ber Stil ber Drudaug* 
fiattung finb aug einem @uß. Stuf Silber hat Dieberichg 
oerjicgtet, aber fcgb’ne rote unb blaue gotifege 3 nitialen 
burcgjiegen, wieberum ganj fiilgerccht, bag Such. Sie 
finb nicht eingebrudt, fonbern wie in ben Sßiegenbruden 
mit ber Jjanb eingemalt ober, genauer gefagt, mit h*lf e 
oon Schablonen einfopiert. Unb jwar hat ber Überfeger 
unb h«auggeber Senj bie 3nttia(en in firenger Slnleg* 
nung an bie gotifchen 3 Uuminatorcn mit ficheretn geber* 
buftug felbfi gejeiegnet, er hat auch, mit gotifcher Such* 
funfi eng oertraut, ben Titel gejeiegnet unb ben Sinbanb 
mit gotifegen Slinbpreffunggmotiocn entworfen, ja big 
in alle Sinjelgeiten ben Drud angeorbnet unb überwacht. 
Der erfie Sanb ifi, wegen Piangelg an geeignetem Piaterial, 
in einem oorloufigem Umfcglag aug fcgo’nem fiarfen 
blauen Papier mit ©olbpreffung gerauggegeben worben, 
aber er ifi, mit SRüdficgt auf ben fpa'teren Sinbanb, auf 
Sü'nbe hanbgeheftet. Sobalb wieber normale Seberpreife 
eintreten, foll nach bem Profpeft beg Serlegerg eine Sin= 
banbbede aug braunem Schaf (eher ober weißem Scgwetng* 
leber mit bltnbgepreßten Stempelornamenten geliefert wer* 
ben. (Die brofegierten Sremplare ber einmaligen Sluflage 
oon 1500 Sjreniplaren fofien 2? Piarf für jeben Sanb). 

So gaben wir brei neue Hluggaben ber alten heiligem 
legenben befommen, alle brei oon oerfegiebenen ©eficgtg* 
punften unternommen, jebc für fiel) berechtigt unb jebe 
für fieg ju einem fegönen Such gefialtet, bag ben Siteratur* 
unb Sücherfreunben fegr roillfommen fein wirb. 

* * 

* 

Srfi naegbem biefer Sluffag abgefcgloffen unb gefegt war, 
erfuhr ich, baß auch ber Serlag 3uliug Sarb neuerbingg 
eine beutfege Übcrfegung ber ©olbenen Segenbe oeranfialtet 
gäbe. Sg ifi mir aber, aueg nach Anfrage bei bem Serlag, 
niegt möglich gewefen, biefe Sluggabe ju ©efiegt ju be* 
fommen. < q . g. 


£>te (Bnfüfjrwts fc>e$ $8w(jbmcf$ in ber dürfet 

93on Profeffot Dr. 81. ©tiibc in Seipjig 


er Orient gat im allgemeinen ber Stnfügrung beg 
Drucfeg lange wiberfirebt. ißenn eg auch heute in 
$gppten, Sprien unb 3nbien große Drucfereien 
gibt, bie eine große Piaffe an SJerfen gerauggebraegt gaben, 
fo gat boeg immer noch bie h an bfcgrift eine gewiffe Sc* 
beutung, jumal für religib'fe Tejtte; bem Äunfifinn ber 
Drientalen, ber fieg aueg in ben gönnen ber Schrift aug* 
fpriegt, fagt bie Pracgt farbiger Srnamente unb falli* 
grapgifeg auggefügrte Scgrift weit megr ju alg ber gleich* 
förmige Drucf. Die große Pienge ber orientalifcgen Drude 
gegb'rt bem legten Sagrgunbert an; feiten finb Drude, bie 
über ein Sagrgunbert alt finb. 


Pierfwürbig ifi, baß Xionfiantinopcl, fietg eine jjatibelg* 
fiabt oon internationalem ©eprage, ben Drud erfi fpat 
eingefügrt gat. Die altefie Druderei in Äonfiantinopel 
fegeint eine jübifege gewefen 3 U fein; bag erfie gebräifege 
Such ifi 1503 in Äonfiantinopel gebrudt worben. 
Seginn beg 17. Sagrgunbertg erfi (oor 1627) entfianb 
eine grieegifege Druderei, bie ein ©eifilicger Sgrillug aug 
Snglanb befegaffte, bie aber oon ben granjofen wieber 
gintertrieben würbe. 2lucg einige armenifege Drudereien 
gab eg. Sie arbeiteten nur im geheimen, ba fie ben 2lrg= 
wogn berTürfen fürchten mußten. Söieberum oerfirteg ein 
3agrgunbert, ege bie erfie iflamifcge Druderei entfianb. 



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3ettfd>rtft beö ©eutfdjen 95 e r e i n ö für 95 u cg w c f e n unb @d>rifttum 




auö ber 1728 ber erge ©rud heroorging. Über ihre Snt; 
gehung geben bie Einleitungen ju ben älteffen türFifchen 
©rüden nur bürftige Slochrichten; ihr 2Bert ig befchrn'nFt 
auf bie 2lufja’blung ber erfchienenen SBerFe. ©agegen haben 
wir eine wertoolle Quelle in bem ffierf beö Sreölauer 
Slrjteö 3of>ann Sbriffion Kunbmonn „Rariora 
naturae et artis, item in re medica“ (Sreölau unbSeipjig 
1737), baö @. 2Beil anö £tdf>t gejogen bat (^entrolblatt 
für SibliotheFöwefen 23anb 24 [1907] Seite 49 biö 61). 
Ergänjung baju bot geliefert Viftor Shouoin (bafelbg 
Seite 23? biö 262) noch einer SIbbonblung oon Jjenri 
©mont in ber „Revue des bibliotheques“ 1893. Kunb; 
monnö Vericht gebt auf münblicfie SOtitteilungen jurüd, 
bie ibm ber 2lrjt Sobonn griebrich Vachgrom ge; 
inocbt bat, ber 1729 in Kongontinopel gewefen war. 

Sö waren fchon früher Verfuge gemacht worben, ben 
©rud in ber dürfet einjuführen. Sine mit orobiffhen 
Settern ouögeffottete ©ruderet batten bie tCenetianer einem 
Sultan gefcbenFt. ©a bijfer fie für fchäblich hielt, lieg er 
fie im ÜReer oerfenfen. Später lieg ein Snglänber, ber 
bie teueren Jjanbfchriften beö Koran gefeben batte, ben 
Koran in Snglanb bruden unb fanbte bie ©rüde noch 
Kongontinopel. ©ort erhob geh gegen biefe Neuerung 
eine heftige Srregung, fo bag ber Sultan bie ©rüde jwor 
bejahten, ober gleichfollö im SDfeere oerfenfen lieg. 21(6 
ein jum 3flam ubergetretener Europäer ben Verfuch 
machte, ben Vuchbrud in ber £ürfei einjuführen, würbe 
er jum 5£obe butcb geuer oerurteilt. 

Verfchiebene ©rü'nbe hoben bie Slbncigung ber dürfen 
gegen ben Vuchbrud oeranlagt. 2ln ficb gab eö nicht etwa 
ein auöbrüdltcheö ©efeg, baö ihn oerbot; auch fehlte nicht 
bie Sinficbt, bag ber ©rud eine größere Srleichterung für 
baö Schrifttum bebeute. Unb boeb fonb man ©rünbe. 
^unä'chg oon ber ^Religion auö: ©er 3flam ig eine fo; 
genannte „Vuchreligion", baö beißt fie bat jur UrFunbe 
ihrer ©ffenbarung eine heilige „Schrift". Stur oonfehtif t; 
lieber SRitteilung Slllobö on ben Propheten fpriebt ber 
Koran gelegentlich- Natürlich Fonnte SERohommeb (ge; 
gerben 632) ben ©rud nicht Fennen; ober man jog bar; 
auö, bog er nur oon Schrift fproch, ben Schlug, bag 
heilige Sucher nur gefchrieben werben bü'rften, bag fie im 
©rud aufberen würben, heilige „Schrift" ju fein, ©iefen 
©runb teilt ber beFonnte SReifenbe Vufbeg mit (Lega- 
tionis turcicae epistola IV 1620 Seite 243). Sntereffont 
finb bie©ebatten, bie de Stochove in feiner „Voyage 
du Levant“ (Vrüffel 16?0,Seite 439 biö 441) erwähnt, ©ie 
ÜürFen, bie er auf ben Slugen beö ©rudeö hinwieö, legten 
ihm bar, bag bie moffenhafte Verbreitung oon Schriften 
Feineöwegö nur forbernb fei, bog auch oiele fcblecbte 
Schriften oerbreitetwürben. Sögenüge,wenn bieVerufenen, 
bie ©eiehrten, bie Vücher befägen, bie in ihr gach feblügen. 
©aö oiele Sefen bringe mancherlei Schaben. Sogar ein 


Jpinweiö auf ben -König Salomo, ber ba fagte: „©eö 
Vüchermochenö tff Fein Snbe, unb oieleö Stubieren oer; 
birbt ben Seib" (^3rcb. Salom. 12,12) fehlt nicht. Sinen 
gonj realen ©runb, ber wirFlicb eine Stolle gefpielt bat, 
teilt SRorfigli mit (Stato militare dell Imperio otto- 
manno 1732 = Biblioth^que frangoise XVIIp.313biö 
314). Sö war baö wirtfchoftlicbe üjntereffe ber jobb 
reichen Schreiber oom Veruf, bie nicht nur bie Fleinen 
Schreibarbeiten beö täglichen Sebenö für baö einfache Volf 
leigeten, fonbern oor ollem ihren Srwerb im 2lbfcbreiben 
oon Vüchern fonben. Solcher Schreiber gab eö in Äon; 
gontinopel bontolö 40000. ©og fie einen etnbrudöoollen 
s^roteg erhoben, ig benFbar. 

So gab eö in Slnfchauung, religiöfem Vewußtfein unb 
wirtfcbaftlicbem 3ntereffe manche ©rünbe gegen bie Stn; 
fü'hrung beö ©rudeö. Sie ig auch nur unter grögten 
SchwierigFeiten erfolgt, bie nur burcf> bie Singcht unb 
Sntfchiebenheit beö Sultanö ÜIhme b III. überwunben 
würben. Sr hotte, wenn auch nur ein oberflächlicheö 
Sntereffe für Kung unh 2Biffenfchaft, bie bem ^>runf 
feineö Jjofeö bienen feilten, ©oö wirFlidje Verbteng für 
bie Einführung beö Vuchbrudö gebührt feinem ouögejeid) 1 
neten ©roßwefir 3b ro h i m 9)a f ch a,ber nicht nur gängige 
griebenöfchlüffe für bie ©ü'rfei erjielte, fonbern auch bie 
Kulturarbeit in ber Xürfei förberte. ©ie erge öffentliche 
VibliotheF ber üürfei (1719) ig fein SEBerF. Sr hotte auch 
für bie europäifche ÜBiffenfchaft wirFlicheö 3ntereffe; baö 
„Sournal beö Saoantö" loö er eifrig. Untergügt würbe 
er oon bem fronjöfifchen ©efanbten Villeneuoe, bergronF; 
reichö Sinflug in ber 2ürFei wefentlich geförbert hat. 
©iefer fronjöfifche Sinflug fpricht geh borin auö, bag be; 
fonberö SRathematiF unb Voturmiffenfcbaften gefchägt 
würben. Qluch bie ©eogropbie fonb baö 3ntereffe weiterer 
Äreife; Korten unb ©loben brangen olö ÜRittel ber Unter; 
holtung in ben ^orem. ©en 9)lon, noch franjögfchem 
Vorbilb eine mebijtnifch;pbhg?alifche ©efetlfchaft ju 
grünben, würbe oon Sachgrom ouögearbeitet. ©en iffitber; 
gonb, ber ficb gegen biefe Steuerungen in weiten Kreifen 
regte, wußte Sbrahim Vafcha ju überwinben. 2llö ber 
Scheich ul 3flant geltenb machte, bag noch bem Koran 
„bie Schrift" bie ©runblage beö ©loubenö fei, bag olfo 
ber ©rud unerlaubt fei, brobte ber ©rogwefir, ihn abju; 
fegen. SchwierigFeiten ober mochte bie große -3unft ber 
Schreiber, bie fid) burch ben ©rud in ihrem Srwerb be= 
broht fah. SRit ihnen oereinten geh bie Ulemoö, baö 
heißt bie berufömäßigen ©eiehrten, bie um ihre Jjerrfchoft 
über bie ungebilbeten SRaffen beforgt waren. 3n ihnen 
lebte auch baö ©efüfff für bie Fünglerifche Schönheit ber 
Kpanbfchriften, bie ber einförmige unb forblofe ©rud 
natürlich nicht erfegen Fonnte. 

©er ©ebonfe, in Kongantinopel eine türFifche ©ruderei 
ju errichten, ig angeregt worben oon Soib Sfenbi im 


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gettfdjrift beb 3)cutfdf>en 93 e r e i n S für 95 u d> to e f c n unb (Schrifttum 


3abtel727. Gr batte 1720feinen Vater9Rohanuncb=Gfenbi 
auf einer biplomatifcben VJiffion nach granFreicb begleitet 
unb b>er bie europetifefje SBigenfcbaft fennen gelernt. SDlit 
febarfem Vlid erfannte er, baß bie gortfebritte GuropaS 
jum großen Deil auf ber 2BirFung beb Vuebeb beruhten. 
2llb er nach Äongantinopel jurüdgefehrt mar, teilte er feine 
©ebanfen einem ungarifeben ^Renegaten Sbrabim mit, ber 
im perfonlicben Dtenge beb ©ultanb flanb. Diefer ergriff 
ben ©ebanfen mit Gif er; er war ein geiftig bebeutenber, 
»ielfeitig gebilbeter 3)fann: ©eogropb, Vbbfifer, Druder, 
©cbrtftgeller unb Überfeger, Sunacbg arbeiteten Sbrabim 
unb ©atb gemeinfam eine DenFfcbrift übet bie Grricbtung 
einer Druderei aus, beren 3nhalt in bem fpateren Gr laß 
beb Sultans mitgeteilt ig. ©ie ift fo angelegt, baß bie 
Ginwanbe gegen ben Drud berüeffiebtigt unb bureb bie 
Darlegung felbfi wiberlegt werben. Die Verfaffer fpreeben 
junacbg »on ber Vebeutung ber ©ebrift für ben ©lauben 
wie für bie SBiffenfcbaft unb weifen bann auf bie Vernich* 
tung jabllofer wertooller Jjanbfcbriften f)in, bie eb im 
iflomifcben Orient gab, bie aber namentlich bureb Kriege 
unter Dfcbmgbijcban unb Ditnur jugrunbe gegangen 
waren. Der geringe SHefl alter #anbfcbriften aber fei aub 
SWangel an geeigneten älbfcbreibern ebenfallb non ber ©es 
fahr beb Untergangb bebrobt. Daju Fommen bie hoben 
greife, bie bie Verbreitung »on jpanbfcbriften einfcbra’nfen. 
Dab einjige SRittel gegen weitere Verluge fei aber ber 
Vucbbrud. 

Der@roßwefir wieber©ultan waren bem »orgetragenen 
Vlane butebaub geneigt. Sb galt junücbg ben Üöiberfprucb 
ber Ortbobopie ju befeitigen; bab gefebab bureb ein getwa, 
bab folgenbe Gntfcbeibung gibt: „SBenn eine Werfen, beren 
gertigEeit in ber Drudfung begeht, unb bie bie 83ucb* 
gaben unb 2Borte eineb forrigierten Vuebeb in eine gorm 
richtig gießen unb auf Rapier »ermittelb Drud in Furjer 
Seit ohne ©cbwierigfeit »iele Gpemplare bergeilen, eine 
ÜCRenge Vücber für billigen ^retb junt Verfauf bringen 
unb auf btefe 2Beife einen großen 9lugen giften Eann, 
fo ig, fatlb für biefe ^erfon einige ©elebrten jwedb 
Äorreftur ber SSücber, beren Veroielfaltigung bergegellt 
werben foll, aubgewa'blt gnb, bab ein fjo'cbg lobenbs 
wertet 28erF." 

Vacbbem noch ein ©machten ber borgen Siebter eins 
geholt war, erfebien am 5.3uli 1727 ber faiferlicbe Grlaß 
(jjattsisfeberif), bureb ben bie Faiferlicbe Drucferei in Äons 
ganttnopel errichtet würbe. 9lur in jwei fünften Farn 
man ber £>rtbobo;ie entgegen: ffierfe religiofen Snbalts 
(Äoran,ÄoranerFlorung,Vrophetenoubfprücbeunbheiligeb 
3ftecbt) waren »om DrucE ganj aubgefebtoffen. ©obann 
follte jebeb SLBerP ber Senfur unterworfen fein, bie oier »om 
©ultan ernannte ©elebrte unb Siebter übten. 

©omit Fonnten nun ©atb=Gfenbi unb 3brabtm an bie 
Grricbtung ber DrucFerei gehen, bie in einem ^)rioathaufe 


^>log fanb. Die Vefcbaffung ber Dppen unb bie Gtngel= 
lung oon ©egern waren bab erge Grforbernib. S l| na'cbg 
würbe eine fcblecbte treffe aub einer armenifeben Drucferei 
geFauft, wabrenb man aub jübifchen Drucfereien einige 
©ebriftgießer bog«- Sie arabifcb=türFifcben Dppen, bie 
©aib gießen ließ, genügten nicht. Debbalb würben feebb 
Dürfen über SBien nach üeiben gefanbt, bie bort 40 bib 
50 Rentner türfifebe Dppen erwarben. 3n SBien warb ber 
türFifcbe Äonful einige Vucbbruder unb ©eger, bie nach 
Äongantinopel gingen. DortfanbenfiebereitbachtSKeiger, 
jumeig ©riechen, in ber Druderei tätig. 

3n ben 3abren 1728 bib 1742 ganbber tüchtige 3brabint 
an ber ©pige beb ganjen Unternehmens unb erjielte große 
Grfolge. 3n biefer Seit erfchienen 17 SBerfe in 23 Van ben, 
im ganjen 12500 Gremplare. Die greife, bie »on ber 
^Regierung begimmt würben, febwanften jmtfdjen 10 bib 
30 Viagern (25 bib 75 SWarF). Der erge Drud war bie 
türFifcbe Überfegung beb arabifchen SeriFonb beb Dfcbaubari 
in jwei goliobanben, in beffen Ginleitung bie UrFunben 
abgebrudt gnb, aub benen wir bie Gntgebung ber ergen 
türFifcben Drude Fennen. Gin banbfcbriftlicbeb Gjremplar 
Fogete 350 ß)iager,ber Vreib bebDrudeb war nur 25 Viager. 
2tuffallenb rafcb gelangte bie Äunbe »on biefer Neuerung 
nach Guropa, wo ge großeb Sluffeben erregte. 3n ber 
„Seipjiger ©elebrten Seitung" (1728,9Rr. 40, ©eite 377) 
wirb juerg oon ihr berichtet. Der bamalige Vrofeffor 
ber arabifchen ©prodje in üeipjig, 3ob- Ghrig. Globiub, 
trat fogar mit ber Druderei brieflich in Verbinbung unb 
erhielt einige ihrer Drude. Die ergen Gpemplare türFifcber 
Drude, bie nach Guropa gelangten, beßnben ficb in Varib, 
wohin fte Villeneuoe gefanbt bat. 

* * 

* 

SlnmetEung ber ©cbrtftleitung: Über bie Gins 
fübrung beb Vucbbrudcb in ber Dürfet berichtet außer 
ber oben angegebenen Literatur auch bie Seitfcbrift für 
Vücberfreunbe 1897/98, ©eite 111 unb ©eite 168f. Dab 
bort erwähnte ©ebrifteben »on ©eorg Daniel ©epler „De 
fatis artis typographicae in Turcia, Elbingae 1740“ 
bürfte hier befonberb nennenswert fein, jjerr Unioerfitatbs 
profeffor ©arbtbaufen machte unb fobann aufmerffam 
auf „Missions Archeologiques fran§. en Orient aux 
XVII e et XVIII' siecles: Imprimerie turque ä C. P. 
p. 386. 393-402. 468 n. 472. 695-696. - Voir: Zaid- 
Aga.“ Schließlich bürfte eb nicht untntereffant fein, auf 
ben Slbfcbnitt „Vucbbanbel unb 23ucbfung in ©tambul" 
in griebricb ©ebraberb „Äongantinopelb Vergangenheit 
unb ©egenwart" (Verlag »on 3- 93. SRobr, Dübingen) 

ju »erweifen. ÜBir werben im naebgen Sabrgange aubs 
führlicb auf bie ©efebiebte ber Vucbbrudcrfung unb beb 
©ebriftwefenbin berDürFei, inbbefonbercberÄalligraphen, 
ju fpreeben fomnien. 

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3<itfd;rift beß ©eutfcßen 93 e r e i n ß für 93 u d; tt> e f e n unb © cf) r i f 11 u nt 


Sftotgetö 

äSon <ptoftifor Dr. ©u(la« 2. *p« jnurtf in Stuttgart 


O ber bcm ©roßen baß Älcinc nicht auß bcm 2 lugc 
ju verlieren unb umgcfehrt, barm liegt auf dien 
©ebietcn baß ©eßeimniß beß Srfolgß. Bir haben, 
mciß ©ott, jeljt bringenbere Sorgen, aiß unß um »er* 
fdiiebenc ÄletnigFetten 3 U Fümmern, ba uitß baß ©eto'fc 
beß furchtbaren Beltringcnß bißfier ganj unbcfannte SJlaß« 
jiabe gelehrt bat. Unb bocß märe eß oerPchrt, felbft„Älcinig« 
Feiten" ju oernachläffigen, menn auch baju t 3eit unb Ärafte 
gemonnen werben Fönnen. ©erabe baß Slotgelb, baß unß 
ja auch ber große Ärieg gebraut hat, Forinte hoch alß Äinb 
feiner 3 eit aud) ctmaß von bent (5rnft ber $eit, wie von 
beutfeher 2 lrt unb Äraft jum SMußbrucf bringen. 

Sß liegt in ber Statur ber Sache begrünbet, baß mir eß 
nur mit einer Stnprovifation 3 U tun haben. Stabt« 
'Vertretungen, VcjirFßvcrbaribe, SparFoffen, ©utßverwal« 
tungen unb anbre Äörperfcßaften leiben befanntlicb, je 
länger ber Ärieg bauert, um fo mehr unter bent Mangel an 
^ahlungßmitteln, namentlich an bem für bie fehlichten 
Vebürfniffe auch bei meiteftgehenber Verbreitung ber bar« 
gelblofen Höhlung notroenbigen Äleingelb, ber gewöhnlichen 
Scßeibemünje. ^roar mürben bie non ftaatlicber Seite jum 
größten 'Xetle jurüefgejogenen SticPelmünjen burch Äriegß« 
metatl«Jjartgelb erfegt; aber bie Vtenge reicht bei meitem 
nicht auß. Slußcrbem empfiehlt eß fielt für befchränFten Ve« 
barf,namentltcß in Äricgßgcfangenenlagern,bie allgemein« 
gültigen SMnjen unbScheinc,auch mennfie in Überfluß vor« 
banben mären, außjufcßließen, bamit bie Äriegßgefangenen 
mit ihren erarbeiteten ober ihnen von außen jugefanbten 
Vlitteln außerhalb ihreß üagerß Feinen Mißbrauch treiben 
ober gar bequemere glucbtuerfucbe unternehmen Forinten. 

Der Stoff für baß Äriegßgelb Fann natürlich f«ht »er« 
fchieben fein. Sind) in alter ^eit mürben in befonberen 
fällen fclbft fcltfamc Materiale, mie Eeberabfälle, ©laß 
ober Jjolj ßerangejogen. Sofern man SDletallgclb fcblagcn 
läßt, mirb man natürlich biejenigen Stoßfloffe, bie man für 
bicÄriegßroirtfcßaft benötigt unb bietn ber erften^eitunferß 
großen Äriegeß trofcbem auch bcrhaltcn mußten, tunlichft 
außfchließen. GFinjelne menige 'Prägungen, namentlid) 
auß bem Stßeinlanb mie auch auß Dflerreicß finb fogar 
Fünftlerifcb alß fef>r gelungen 3 U bejeidjncn. Vteifl he« 
gnügte man fich aber mit red)t phantafielofen fpielittarFen« 
ähnlichen Slotmünjen, bie außer ber Bertjaßl nur ben 
Flamen ber betreffenben Stabtgemeinbe ober Äörperfcßaft 
aufmeifen. Um bie überauß ftörenben Verwecßflungen mit 
ber Steicßßfchcibemünje ßintanjubaltcn, hat man baß Slot« 
gelb häufig burdfbroeßen ober oielectig gejialtet, am Staube 
gejahnt ober gelappt ober begleichen. 

Ungleich häufiger bagegen alß baß Jöartnotgelb ift aber 
baß gebruefte Papiernotgclb, baß unß hier alßgraphi« 


fcheß Srjeugniß am meiften intereffiert. Daß erfte Papier« 
notgelb roaren beliebig jerfeßnittene Papiere mit ßanb« 
fcßriftlicßer ober hrftograpßicrtcr Bertbejeichnung unb 
aufgebrucFter Stampiglie, meift formlofe Vliniatur« 
urFunben ohne irgcnbmelche Fünfllerifcße Vebeutung; mit« 
unter fogar nur auf jerfeßnittene Spielfarten«Äarton« 
ftücfe gefeßrieben unb gejlempclt, alfo gerabeju in bic 
Slugen fpringenbe SlotftücFe, bie fo rafcß alß möglich burch 
entfprechenbereß Slotpapiergelb erfeßt roerben mußten. 
$ftßetifcbe StücFficßten hätten vielleicht bic Dauer beß pri« 
mitioften Slotgelbeß nießt eingefeßränft, aber man mußte 
fieß oor Slacßaßmungen möglicßfl fd;ü|en, fomit DrucFe 
roäßlen, beren Vervielfältigung immerhin einige Scßmierig« 
Feiten bereitet. Da eß fieß jeboeß meift nur um Scheine 
über geringfügige Veträge von 10 biß 50 Pf. ßanbelte, 
Fonnte man natürltdj nicht baß ganje Slaffincment von 
Bafferjeicßenpapier ober ®uillochier«Untergrunb in jaßl« 
teilen, miteinanber feßmer ju pßotograpßierenben Farben« 
abftufungen müßten. Dagegen mar oielmeßr ber mog« 
lidifl balbigeDrucf mit etma 2—4 Platten rcießtig, meift 
fogar nur auf gewöhnlichem, farblofein ober farbigem 
Papier, ba auch bie Papierbefcßaffungßfrage, je meiter ber 
Ärieg geht, um fo größere Scßmierigfeiten bietet. 

Denttocß lag natürlich für bie Jjerftcllung beß Papier« 
notgelbeß bie Slnleßnung an baß griebenßpapiergefb 
unb bamit an bie 'IBertpapierbrucFe überhaupt naße, nur 
baß neben ber fcßlicßteren Slußfüßrung auch eine geringere 
©rößc in 29etrad>t Fornrnt. Daburcß mm rücFt baß Slot« 
papiergelb in bie Släße anbrer <Jr jeugniffe ber © e b r a ti cß ß« 
grapßiF, mie einzelner PacFungen ober Stiletten, poftali« 
feßer DrucFe, ber „Sjclibriß", in mancher Vejießung auch 
ber Silbpoftfarte. Baß bie Jjerfrellung anlangt, fo 
roecßfeln bie oerfeßiebenen DrucFtecßniFen miteinanber ab, 
boeß ßcrrfdjt ber JjocßbrucF oor; teilroeifc ßerangejogenc 
Steliefprägung ift mit Siecht nur vereinzelt geblieben, 
ebenfo bie Durddocßung. Beim man bebenft, baß baß 
SlotFleingelb beftänbig in viel unreinere ijänbe Pommt 
unb viel ßäußger ben Vcfißcr mecßfelt, fomit eiVie un« 
gleich größere 3 nanfprudnaßmc außjußalten ßat, alß 
größere Staatß« ober VanFnoten, mirb man bieß begreif« 
ließ finben unb auf möglicßft Floren DrucF Bert (egen. 

3m allgemeinen Fann man nießt fagen, baß mir auf 
unfer Slotgelb alljuftolj fein Fönnen. Slicßt alß ob etma 
bie Äräfte für Sntmürfc gefehlt hätten: an biefen ift viel« 
meßr felbft jegt, obmoßl bie meiften jungen ©rapßiFcr im 
Selbe flehen, bureßauß Fein SHangel, unb fie mären audi 
gemiß gern bereit gcroefen, eine folcße, banfbarc Ülufgabe im 
Vebarfßfalleaucb im äpanbutnbreßcn glücFlid) 3 U erlebigen. 
'Uber bie betreffenben Vermaltungßorganc,benen bie Sorge 


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3eitf$r(ft be$ $) e u t f d> e n S&eteinö für ®u<h»efert unb Schrifttum 



33. Oiicfcfrtafjnfrcm 35. ®frgi|"dj=@labbacb (® töbtif(f)c SBcvüljmtlieitfn!) 


®app«,-Umf(btiftcn: 1“"^ b "o“ t fbVn«1^i'tt t'” ^f c ff er i un O, wie beS 58abeS Jtreujnach (oon 

£. J?art) mit ihren ^anoramenmotioen ftnb als fef>r ge; 
um bic raffle 95cfcJ)affung beS spapiergelbeS oblag, hoben lungen ju bcjeichnen, wogegen bie buntgehaltenen *Per; 

tneig nicht bie richtige 5öorgellung, wie man folchc Dinge fpeftioen auf ben Scheinen oon Sin bau a. 58. (oon ©. 

anpacft, unb wenben (ich oielfach an bie nä'chgbege Druf; J£)aib) hoch mehr in baS Oebiet her SlnfichtSpogfarte ge= 

feret, inbem fie nur bie £ile, mit ber bie ganje ülngelegen; hören. — (Jinige Stabte »nie jliel ober Jpalle hoben 

heit georbnet werben muffe, unterftreichen. ffiir werben Stabtbilber oorwiegenb gilifiert unb auch baniit gute 
uns baffer nicht wunbern, wenn weitaus bie meigen 9tot; Sßirfungen erjielt. — Dag aber bie Stabt Sulj ihre 

papiergelbgücfc bic (Jierfchalen ber fluchtigen 3mproou primitiven Panoramen oon ber unglaublichgen Drna; 

fatioti weitertragen, fomit ben beseitigen $ochganb ber mentif, j. 58. biefen 3tofofowürgen umgeben lägt, ig 

©ebrauchSgraphif gewöhnlich gar nicht erfeunen laffen; einfach unocrgä'nblich; welcher .fbinterwälbler mag biefe 

ganj banale Drucfe ohne fünglerifcheS ober technifcheS Entwürfe auf bem ©ewigen hoben? 3n biefem gälte ig 

Snterege ftnb baher leiber bie Sftegel. bic 2lnonpmitä't für uns fein 58erlug, währenb man fong 

Stber jutn ©lücf gibt eS auch SluSnahmen unb jwar oielfach beflagen mug, bag wolg ab unb ju bie Drucferei 

genug jahlreiche Ausnahmen, bie cS oollauf rechtfertigen, — j. 58. bic Uhlonbfche 58ucl)brucferci ©. m. b. Sp. in Stutt; 

bag wir uns mit ihnen näher befebäftigen. gart ober Duntont; Schauberg in .Köln ober ©ebr. 

£in 58lättchen wie baS oon ^aul jjaugein für bic ^arfuS in JlKincbcn ober Ärcp & Sommerfelb in lieber; 

Stabt Sglingen entworfene bleibt mit feiner licbenS; feblig ober Sclmar 58aper in 58erlin — genannt ig, aber 

würbigen giligramDrnamentif wie mit ber äBiebergabe nur in ben feltengen gällen ber entmerfenbe Aü'ngler. 

ber Stabtanficht ein oorjüglicheS SOlugerbeifpiel eines Die 58erbinbung mitfiguralenDargellungenignicht 
für biefen ^weef fog ju oornehmen graphifchen ©ebtlbeS. feiten, aber nur in ben weniggen galten ooll befriebigenb. 

DaS eben erg herausgegebene, in fräfttgen, roten unb Die;3ehn;unb günfjigpfennigfeheine berStabtSinbberg 
gelben Üonen gehaltene ÄriegSgetb oon Schornborf hat oon Sp. Schiegl finb ebenfo, wie bic oon bem gleichen 
ber gleiche Stuttgarter füngier ju ebenfo reijoollen 58la'tt; Äünglcr für ^affau gezeichneten Scheine ganj oortreff; 
chen ju gegolten gernugt. 2luch bie Dtotfcheine ber fchwäbi; liehe, wenn auch ein wenig antiftfierenbe Äungblä'ttchen, 
fchenStä'bte@münb(oon2lntonSifchingcr;anStelle baS eine etwa in3runbSberg:Stimtnung, baSanbretnehr 
furälebigerunfünglerifcher58orgänger)unb58ibcrach(oon auf bie Kreujfahrerjcitcn jurücfgreifenb, nebenbei auch 



-® — — — [ Die Gültigkeitsdauer dieses Scheines ist auf 2. Jahre beschrankt 

34. SBielefelb 36. @ufj (unmögliche SRofofowiirfre!) 

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Seitfdprift b«s &eutf#ett SSercittß für Q3u<f>wefen unb @d>rifttum 


oon fernigen Sprüchen begleitet; bie auf bem Slotgelb auch 
fong feine «Seltenheit finb. ©ecabeju ©egenpolc unb bocp 
auef) in ihrer 2 Irt nicht fehlest finb bte ©enrebilber auf ben 
beiben Scheinen oon S a u l g a u (oon 5B. P l a n cf) mit ber 
©egenübergellung oon gronts unb Jjeimf 3 cnen,figniert oon 
SB. 23. unb 2B. 3B.; bie Ste$äf}ungen=2Biebergabe erinnert 
an 3eitfcbriften=3lluffaationen nach SftatSfellergemälben. 
Zwifcpen biefenbeiben Polen fleht bie StabtSmmengabt 
im 2 lllgäu, bte@enremotioe mit Jjeralbif nicht ungefchicft 
ju oerbinben weig, toährenb baS Slotgelb oon SlugSburg 
in farbigen Sllugrationen alte ©ermanen mit ber charah 
tertgifepgen Stabtanficpt abwecpfeln lägt. — 2luch bie 
Stabt Paffau mochte mit ihren gefälligen Blättchen 
nicht unerwähnt bleiben. 

Dag bte Jj e r a l b i E, bie fiep ja ber Drnamenttf in allen 
Stilarten fo oorjuglich anjufepmiegen oerfleht, bei bem 
fläbtifchen Slotpapiergelb eine groge Stolle fpielen mug, 
liegt auf ber Jjanb. Sin in Sinie unb garbe fräftigeö, 
gelungenes Blättchen pat ber Äommunaloerbanb oon 
Pfarftpeibenfelb perauSgcgcben. Siner ber begen 
fleinen Scheine würbe oon g. Jj. Spmcfe för Preugifcps 
Stargarb' gcjeidinet; an oornehmer ffiirfung überbietet 
biefeS nur mit einer glatte pergegellte Stücfcben bie 
meiften anbern. 2Jber auch Sie Slotpapiere ber Stäbte 
Stottweil (mit bem altertu'melnben Stabtabler oon 
Plajr SBühlrr), © oppingen in mobernerer Sluffaffung, 
bie ber Sejirfsocrbänbe oon DreSben ober greiberg, 
bei benen Schrift unb 2Bappen einanber gefepieft ergäben, 
ferner bte Stäbte Düffelborf, Stuttgart (oon gr. 
Son 3 ) ober ©logau mögen nicht unerwähnt bleiben.— 
üBir geben bie eparafterigifebgen ber genannten Blättchen 
meig nach ben Srigtnalen ber reichhaltigen JlriegSfamm= 
lung ber Stuttgarter Jlgl. Jjofbibliotbef im 23ilbe wteber. 

23crgifcps@labbacp hat immerhin ein befonbereS 
SDlotio gewählt, nämlich eine Zufammengellung oon 
25 Äo'pfen, bie wohl in ber SluSgabegegenb befannter fein 
bärften als auswärts. 2Bir oermuten, bag es fich um 
bie mächtigen Stabtregenten hanbeln bärfte. SSBenn fich 
btefe einen tüchtigeren Äüngler für ben Entwurf gefiebert 
hätten, hätten fie fich baburep wopl beffer oerewigt. — 
Sttancpmal fommt auch ein gewollt pumortgifeper 
Zug hinein, ber aber bem Zeitcparafter entfprechenb mepr 
©algenpumor ig; fo oerewigt ber Plagigrat oon S3iele* 
felb bie leibliche JEellerrübenpäufung beS britten JEriegS* 
japreS — neben StcbuSbilbcpcn — burep eine äweifaepe 
PerfonigEation biefeS unS bamalS leihet fo notwenbigen 


1 SBeibe ©eiten tiefes ©cpcineS (rote aitcp ben Oteicpenberaer 
©epein) »eteffemlicpt 5.Jj>.@pmcf e fclbft alS cinjige 'Proben in ber 
(erben oon ipm im 2tu(trage beS Deutfcpen SJBerfbunbeS berauS-- 
gegebenen ©eprift „SImtlicpe ©rappif" ((Dlitncpen,JpugoSBrucf; 
mann, 1918), tno auep bie Unjulanglicpfeit beS fonftigenipapiergelbeS 
naper bepanbelt wirb. 


©ewäcpfeS. SSBeitauS am oolfStümlicpgen jeboch ig bie 
Dotfcpenepifobe in bem Slotgelb oon Slieberlapngein 
geworben, baS neben einer jarten Stabtanficpt einen faf= 
tigen Scpinfen ber weniger beliebten Slübe gegenübergellt. 
Die 23eifcpriften „Zarte Sepnfucpt, fü'geS hoffen" unb 
anberfeits „So (eben, fo leben wir 1917" finb ebenfo un= 
auffällig, wie peralbifcp unmöglich ju SBappenumfcpriften 
geworben, bie baS SRapportgrunbmuger füllen. 23om 
fünglerifcpen ©eficptSpunft wäre bie Popularität gerabe. 
biefeS 23lättchenS, begen SHucffeite oon banaler llnbe: 
beutenbpeit ig, unoergänblicp. 

2Benn bie 23egeller fiep oon berufener fünglerifcper 
Seite hätten oorper beraten lagen, bann wäre allerbingS 
baS Ergebnis ein oiel goljereS geworben, als bieS in ber 
ergen SlotgelbauSgellung — im 3uli 1918 im Stutts 
garter SanbeSgewerbemufeum — ber galt war. 
DeSungeacptet gepen bie beutfepen S^eugnige, benen fiep 
nur wenige begere 6 'gerreicptfcpe, wie j. 23. baS oom ÄricgSs 
gefangenenlager in Steicpenberg (oon S. @.) jur Seite 
gellen, pimmelpocp über bem Slotpapiergelb beS 2luSs 
lanbeS, foweit wir bieS jegt fcponju oerfolgenoermogen. 
3n23elgien perrfcht noep immer bie gereotppe Ulllegorie 
ober aber baS Diplommotio mit bem anpängenben Siegel 
( 3 . 23. Sart), baneben SRofoEoornamente (j. 23. Sourfel) 
ober Sugenbgil. Sin wirflicp gelungenes 23lättcpen ig 
mir nicht ju ©efiept gefommen. — Slocp oiel rücfgänbiger 
jeboch ig baS Slotgelb, baS in granf reich, namentlich 
oon Seite ber JjanbetSfammern pcrauSgegeben würbe, 
öbege SÖlugerjeicpnerei ber aeptjiger Sfapre, — fo rnügte 
man bie mitunter ganj primitioen ©elbfcpeine bejeiepnen, 
beren Slllegorien unb Smbleme auep nicht einen .(jauch 
beS feitperigen grogen SluffcpwungS in ber ©rappif oer« 
raten, an bem boep fong bie granjofen, 3 . 58. im piafat 
gewig niept unbeteiligt finb. Das 23lättcpen oon ber 
StabtSlemiremontig eine primitioe 2lnficptSpogfarte, 
baS ber JjanbelSfammer oon 31 i 33 a bie StiEette einer 
Parfütnflafcpe im 3ugenbgil. — iöielleicpt fonnte man 
bod) auep auf Polen pinweifen, baS neben 3 eit(ofen unb 
international wirfenben, interegelofen Scheinen aller 2lrt 
auep Sinpalbs unb Sllarffcpeine beS SBarfcpauer ©enetah 
gouoernements fü'prt, bie ipre Slbpängigfeit oon Plüm 
epener ffiappenmalerei nicht oerleugnen fonnen. @ut ig 
baS gnnifepe Slotgelb, allerbingS wie jenes bet Ufrainc 
nur in päperen (Sanfnotenwcrten befannt *. 

SBenn ber Ärieg noep lange bauert, namentlich wenn 
auch Zahlungsmittel für popere SBertc notwenbig finb, 
wirb wopl noep weiteres Slotpapiergelb überall erforberlicp 

1 SBergtetdje SIbbilbungen in ber SBeitage „Der SBeobocptet" jur 
lO.Strmeejeitung, üBilna, oom 23. Jlugufl 1918, roo ©uflao 'Ptaagc in 
einem ätuffap „DeutfcfjeS .ftrirgfgelb" auch einige beutfepe Slotgelb: 
fepeine abbilbet unb japlreicpe« Japfen: unb Slamenmaterial oeröff ent; 
liept, bas namentlich bem ©pejiatfammler miHfommen fein blirfte. 


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3 e i t f df> r i f t b c ö £>eutfc&en 53rretti« ffir $Su<bwefen unb @d>rffttum 


fein, jumal bic biöfjertgen 2luSgaben febr rafd) jugrunbe 
geben. Da wäre eS boeb angejeigt, rechtjeittg beffere 23latt= 
eben »orjubereiten, bie bem beutfefjen 9tamen mehr ©bre 
machen fonnten. Der Munitionsarbeiter ober bieMarft; 
frau, bie berartige 23lä'tter in bie J?anb befommen, mögen 
boeb nicht als bie einjigen Äonfumcnten betrachtet werben, 
©in Zeitraum oon einer Boche, ber ffir einen febr eiligen 
©ntwurf nicht fiberfebritten werben möfte, fann bod) 
jegt wirElicb feine Stolle fpielen. Unb teuerer iji ein 
gutes %piergclb EeineSfallS. 3m ©egenteil! Diejenigen 
©tabtoerwaltungen ober S3ebo'rben, bie ffinffterifcbeS 9lot= 
gelb berauSgegcben haben, finb febon jegt oon allen ©amm* 


lern, fogar auch febon oon ©pejialbänblem tiefe ©ruppe 
fo bejffirmt worben unb haben bamtt einen fo weitgehend 
ben 2lbfa§ erjielt, baf felbff nicht unbebeutenbe Drucf= 
Eoften mehr als reichlich eingebraebt waren, ja fogar ein 
recht flattlicher Überfd;uf erjielt werben fonnte. Unb 
nach bem Kriege werben tiefe guten Blättchen - foweit 
fie gut erhalten finb - erft recht fofibare, gefudjte unb gut 
bejablte ©rinnerungen unb ©ammelobjefte hüben. ©S 
wäre baber fehr wfinfcbenSwert, wenn tnan auch in btefer 
©ruppe ber ©ebraucbSgraphif trog ber anberwettigen 
wichtigen Sllblenfungen unfrer $eit jene ülufmerffamfeit 
febenfen wollte, bie fie oerbient. 


Sufammenffellung bes Äriegsnotgelbes beutfe^er @tabte 

53on befreunbeter ©eite wirb uns eine ^ufammenftellurtg bes ÄriegSnotgelbeS beutfeber ©tä'bte mit bet 23itte um 
Söeroffentlidjung mitgeteilt. Benn wir biefe 23itte hiermit erfüllen, tun wir eS, um einem lä'ngft gehegten Bunfcbe 
oieler, eine wenn aud) unoollfiänbtge lüfte ber 9totgelber ju haben, entgegenjufommen unb bic fcblief liebe Slufftcllung 
einer folchen anjubahnen. Die uns fiberlaffene Sifte ift uneollftä'nbig, febr unoollftä'nbig, fehlen boeb barin nicht 
weniger als 527 ©tä'bte, bie in ber Dlotgelbfammlung beS Deutfcben ÄulturmufeumS oertreten finb. 3n einem 
©onberbeft ber „^eitfdjrift beS Deutfcben S3ereinS ffir S3ucbrcefen unb Schrifttum" wirb baS Deutfdje Äulturmufeum 
eine ausführliche Darftellung beS 91otgelbwefenS mit einer ^ufatnmcnftellung ber ihm befannt geworbenen 9!otgelber 
bemnä'chfl geben unb wäre jebermann, bem biefe 3eilen ju ©eficht fommen, für Untcrftügung feines SorbabenS bureb 
Mitteilung oon 91 otgelbfiellcn an baS Dcutfcbe Äulturmufeum, Seipjig, feiger ©träfe 14, ju groftem Danf oerpflichtet. 


Äßnigreicb ^reufen 

sprooinj Dftpreuf en 

»ifeboffiein: 10 %, 50 %, 1 M., 2 M., 3 M. 
JpeilSberg: 5 «Pf., 50 %, 1 M. 
üpcf: 10 «Pf., 50 «Pf. 

SRaftenburg: 1 M. 

iProoinj Beftpreuf en 
Dirfcbau: Äaufmännifcber 93erein. 

©Ibing: 1 M., 2 M., 3 M., 5 M., 10 M., 20 M. 
©taubenj: 10 «Pf., 50 % 

Marienburg: 10 %, 50 % 

Marienwerber: 1 M., 2 M., 3 M., 5 M. 

*Preuf ifcb ©targarb: 20% weif mit©cbwarj,50 
weif mit S3raun. 

Xborn: 10 %, 50 % 

*Prooinj 25ranbenburg 
granffurt a.£>.: 

ÄottbuS: 5 %, 10 %, 20 %, 50 % 
©ommerfelb: 5 % grün. 

©orau: 50 % 

©panbau: 50 % 

3fillicbau: 5 %, 10 %, 25 %, 50 % 

sprooinj Sommern 
■Rolbetg: 10 spf., 25 %, 50% 

©cbneibemfibl: 1 M., 2 M. 50 %, 5 M. 


©tettin: 10 %, 50 %, 1 M. 

©tralfunb: 5 %, 10 %., 50 %, 1 M. gemönjt. 
©winemfinbe: 5 %, 10 % gemönjt. 

%ooinj %fen 

grauftabt: 5%, IO %, 50 % 

©onfawa: 5 %, 10 %., 25 %, 50 % 

©ofipn: 

Jpobenfalja: 1 M., 2 M., 3 M., 5 %, 10 %, 

50 % 

flempen: 5%, 10 %, 50 «Pf. 

ÄlegEo: 1 M.,2M., 3 M. 

Äolmar i.% */ 2 M., 1 M., 2 M., 3 M. 

. MiloSlaw: 50 %, 1 M., 2 M., 3 M. 
r ‘ Dftrowo: 25 %, 50 %, 1 M., 2 M. 

%fen: 5 %, 10 % 

©antoniifcbel: 50 %, 1 M., 2 M. 

©ebilbberg: 50 %, 1, 2, 3 M. 

©cbwerfenj: 1 %, 2 %, 5 %, 10 %, 50 % 
BEionS: 5%, 10 %, 50 % 

sprooinj ©cbleften 
»irfenbain: 10 %, 25 %, 50 % 

23reSlau: 10 %, 50 1 M. 

©laSbutte: 5 «Pf. grün, 10 % gelb, 50 % rofa. 
©logau: 1 ^f. gelb, 9tücffeite grau, 2 % lila, 3tücf= 
feite grau, 5 'Pf. grün, Stficffeite grau, lO'Pf. rofa, SRficf* 
feite grau, l j 2 M. blau, SRficffeite grau. 

109 


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3«ttfd>rtft be$ 3>eutfd>ett S&eretn« für QSudbwefett unb «Schrifttum 


© o r t i §: 10 Pf. Mau, 50 Pf. Mau mit Kot, 10 Pf. roeifj 
mit ©raun unb ©lau unb HN, 50 Pf. n>ei§ mit ©raun 
unb HN, 50 Pf. roeifj mit ©lau unb HN. 
©rofj:©treli§: 

©ruenberg: 5 pf., 10 pf., 50 pf. 

.Rattoroig: 10 Pf. in jroci oerfcbiebenen 3lu6fübrungen, 

1 SK., V 2 SK. in jroei »erfcbiebenen 2lut)fübrungen. 

Sicgni§: 

Keifjc: 10 pf. Mau, 50 Pf. in jroei 2Iuöfü'brungen. 
Keuftabt ©.;©.: 

PaulSborf: 50 Pf., 1 SK. 

Drebni§: 1 Pf., 5 pf., 10 Pf., 50 Pf. 

SSeijjroaffer: 50 Pf. 

Prooinj ©acbfen 
©itterfelb: 10 pf., 50 Pf. gemünjt. 

Siäleben: 50 Pf. 

Kaumburg: 50 Pf. 

Korbbaufen: 10 pf., 50 pf. 

Prooinj @cbleöroig=Jjoljiein 
äiel: 50 Pf. 

Kenböburg: 10 Pf., 50 «Pf. 

©cbleöroig: 50 Pf. 

prooinj jjannooer 
Dannenberg: 5 Pf., 10 pf., 50 Pf. 

©6'ttingen: 10 Pf., 50 Pf. 

©oölar: 10 «Pf., 25 «Pf., 50 «Pf. 

Prooinj SSeflfalen 
©telefelb: 10 Pf. grün, 25 Pf. rot. 

©ocbolt: 10 Pf., 50 Pf. 

©ottrop: I SK., 2 SK., 3 SK. 

Jameln: 25 Pf. grün, Jlünfllet: S. Snber«, 50 «Pf. 

braun, Äünjilet: £. Snberö. 

£erne: 10 Pf., 25 «Pf. 

SKinben: 10 pf. rotbraun, DrucJer: 3. S..König & Sb* 
barbt, jjannooer. 

SSattenfcbetb: 50 «Pf., 1 SK., 2 SK. 

Kbeinprooinj 

©onn:50pf. 

Düren: 25 «Pf. orange mit ©rün unb ©rau, Jtünffler: 
©tabtbaumeijler Dauer; Drucf er: ßugen Jjoefcb&Stts 
bau«, Düren, 50 «Pf. gelb unb fcbroarj, Kücffcite braun, 

50 «pf. braun unb blau, ÄünfHer: ein 3c*cb ne t ber 
girma Sari ©cpleicber & ©<büll, Düren, 1 «Pf. gemünjt, 

2 «Pf. gemünjt, 5 «Pf. 1917 gemünjt, 5 «Pf. 1918 gc= 
mü'njt, 10 Pf. 1917 gemünjt, 10 «pf. 1918 gemünjt. 

Duieburg: 

3ülicb: 50 Pf. bräunlich, Kücffeite bläulich, 
floblenj: 10 Pf., 25 Pf., 50 Pf. 

.Köln: 10 Pf., 50 Pf. 

110 


©ab Äreujnacb: 10 «Pf. bunfelbraun, 50 «Pf. braun 
unb blau, Äünfilet: Stiel' Jpartroig; Drucf: (Schleicher 
& ©cbüll, Düren. 

SKülbeim an ber SRubr: 10 «Pf., 50 «Pf. 
SKüncben=@labbacb: 10 «Pf., 50 «Pf. 

Keuroieb: 10 spf., 50 «Pf. 

Kenrfcbeib: 50 «Pf. 

©aarbrüefen: 50 «Pf. blau. 

SSSefel: 25 Pf. bräunlich, 50 «Pf. oiolett. 

«Prooinj Reffen 

Diej a. b. £.: 10 «pf. grün, 25 «pf. rot, 50 «Pf. braun. 
Äünjiler: Kubolf gucbösDiej. Drucf er: 3obanne« 
«Parier, Drcßben. 

Dillenburg: 50 «pf. 
granffurt a. SK.: 10 «Pf., 50 «Pf. 
gulba: 10 «Pf., 50 «Pf. 

Jjanau: 10 pf. Mau, 50 «Pf. orange. 

Jtaffel: 50 «Pf. 

SKainj: 50 «Pf. rofa, 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt. 
SKarburg: 10 «Pf., 50 Pf. 

©ab Kaubeim: 50 «pf. braun unb blaugrau. 
Kieberlabnfletn: 50pf.Maumit©raun,Kücffeitegrän. 

.Königreich kapern 

2In«bacb: 50 Pf. grünlich, roeifj, fcbroarj. Äünftler: 
Jj>. D. 50 «Pf. braun unb grün, jtünfiler: «Satter 
Sbtingbaufen. 

Slugöburg: Va SK. gelb, 50Pf. buntfarbig mit braunem 
©runb. 

©eilngrteö: 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «pf. 
gemünjt. 

©ercbteögaben: 50 «pf. braun mit Dunfelbraun unb 
©rau. 

©erneef: 10 «Pf., 25 «Pf., 50 «Pf. 

Sberöberg: 5 «Pf. gelb unb rot, 10«Pf. braun unb oiolett, 
50 «Pf. oiolett unb rot. 

Sicbflätt: 5 pf. gelb mit Stau, 10 «Pf. grün mit ©lau, 
20 «Pf. bunfelgelb mit Kot, 50 «Pf. oiolett mit Kot. 
gürtb: 50 Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt. 
jperöbruef: 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «Pf. 
gemünjt. 

Äof: 1 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «Pf. gemünjt. 
jjoljfircben: 5 Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt, 50 Pf. 
gemünjt. 

jjomburg (Pfatj): 10 Pf. grün, 50 Pf. orange. 
Smmcnftabt im SUllgäu: 10 Pf. bunfelgelb mit Kot, 
10 Pf. oiolett mit ©lau, 10 pf. braun unb grün. 
Äünftler: Ppp. = jpane Pplipp jr., «Nürnberg. Drucf: 
2lb. ©ebroarj, Sinbenberg. 50 Pf. rot, 50 Pf. blau, 
50 «pf. braun mit ©rün unb Kot. Mnftler: Sugcn 
Subroig Doep. Drucf: 2lb. ©ebroarj, Sinbenberg. 


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be« ® e u t f cf> e n 93erein* für 95u$n>efen unb ® d^rifttum 


/ 


Ä a i 1« r 81 a u t e r n: S Pf . gern u njt, 10 Pf. gem ü'n jt, SO Pf. 
gemünjt. 

.ft elbeim o. I?,: 5 «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 «Pf. 
gemunjt. 

ftrumbadj: 5 «Pf. gelb unb blau, 10 «Pf. rotbraun unb 
rot, SO «Pf. rot. 

Sicbtenfelb: 5 «Pf. gemunjt, 10 «Pf. gemünjt. 

Sinbau i. 23.: 10 Pf. braun mit ©rün (Soioe), 25 «Pf. 
braun unb blau (Slatbauö), SO Pf. braun unb gelb 
(3nfel). ftünfller: @.J?atb. 

Sinbenberg im Slllgäu: 10 Pf. grau mit Slot, 10 «Pf. 
braun, SO «Pf. buntfarbig, meiner ©runb, SO «Pf. 
Äünftler: Jpeinj ©cbieftl. 

ÜJlainburg: 10 Pf. gemünjt, 15 Pf. gemünjt. 

«Jlfarftbeibenfelb: SO Pf. meiner ©runb mit ©elb, 
Slot, Plau. 

Plemmingen: S pf. blau, 10 Pf. gelb, SO Pf. rofa. 

PHttenroalb: 5 Pf. grau mit 23lau, 10 Pf. rot mit 
©rau, 2S Pf. grün mit Slot, SO Pf. gelb mit Slot. 

Sleuburg a.23.: 

Slorbltngen: SO Pf. gelb mit 23raun. 

Dberammergau:SP«f.gernünjt, 10 Pf. gemünjt, SO Pf. 
gemünjt. 

Settingen: S Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 20 «Pf. 
gemünjt. 

«Partenfircpen: spf.gemünjt, 10 Pf. gemünjt, SO «Pf. 
gemünjt. 

«Paffau: 

Plattling: 10 Pf. gelb, 25 Pf. grau, SO «Pf. rot. 

3lef)au: 10 Pf. gemünjt, SO Pf. gemünjt. 

@d)n>abmünd)en: S Pf. grün mit 23lau, 10 Pf. rot 
mit 23lau, SO Pf. bunfelgelb mit Praun. 

©ebroeinfurt: 

©elb: 1 Pf., 10 Pf. gemünjt, SO Pf. in «Papier. 

Xegernfee=3lottacb: S Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt, 
50 Pf. gemünjt. 

23ab £o'lj: S «Pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, SO pf. 
gemünjt. 

Unterpcifienberg: S «Pf. gemünjt, 10 Pf. gemünjt, 
SO Pf. gemünjt. 

«ffieifjenburg: 10 «Pf. grau mit Slot, 25 «Pf. rot mit 
Sita, SO «Pf. gemünjt. 

ÜBunftebel: SO P'f. hellblau mit ©ebroarj, 10 pf. ge= 
münjt. 

«Bürjburg: SO Pf. braun, Slüeffeite grünblau, 
ftünfller: H. 

3>oeibrücfen: 10 «Pf., SO Pf. 

Äönigret^ ©adjfen 

aiborf: S Pf. grün, 10 Pf. lila, SO Pf. rot. 

«ünnaberg: S Pf., 10 pf., SO «Pf. 

«21 u erb ad): SO Pf. blaugrün. 


23au§en: 50 Pf. gelb unb bunfelblau. 

23orna: SO Pf. blau unb gelb. 

Sbentnifc: SO Pf. bläulich. 

ßrtmmitfchau: 10 Pf. braun, Slücffeite blau, 25 Pf. 

grün, SO Pf. oiolett, Slüeffeite grün. 
Dippolbibroalbe: 10 pf. gelb, 25 Pf. grün, SO Pf. 

rotoiolett. 

Säbeln: 

SreSbensSleuftabt: SO Pf. grau. 
Sre6beni2lltffabt: 10 Pf. oiolett, SO Pf. grün. Sn U 
rourf unb Srucf: ftrei; & ©ommerlab, «Kteberfeblt§. 
gläba: 10 Pf. grau unb oiolett, SO Pf. grau unb 
grün. 

greiberg: T^ÜJt.bellbraunmitSrünunböelb. ftünfller: 

SO Pf. ftünfller: Sliefj. 

©lauebau: 10 Pf., SO Pf. 

©rtnima: 10 Pf., SO Pf. 

©rünbain: 10 Pf. unb 50 Pf. in Pappe (runb). 
ftamenj: 10 Pf. braun, SO Pf. grün. 

Seipjig: 10 Pf. braun unb grün, SO Pf. lila. 

Seipjig=Sanb: 10 Pf. roeifj mit ©rü'n, SOPf. roeifj mit 
23raun. 

Sobau: 10 «Pf. grün, SO Pf. roeif? unb blau. 
Plarienberg: 10 Pf. rofa mit 25raun, 25 Pf. blau mit 
25raun, SO Pf. gelb mit 23raun. 

SJJarfneufircben: 10 Pf. blau, 25 Pf. gelb, SO Pf. rot. 
Delänig i. ®.: SO Pf. orange. 

Pirna: 

Plauen i. «ß.: S Pf. blau, 20 PI., 10 Pf. grün, SO pf. 
braun. 

«Pulönifj: 25 pf. roeifj, SO Pf. blau, 1 PI. rot. 

«Regiö: 10 Pf., 25 Pf. grün. 

Peicbenbacb i. 93.: SO Pf. 

©ebneeberg: 5 «Pf. grün, 10 Pf. braun, SO Pf. blau, 
©ebroarjenberg: SO «Pf. bellbraun. ftünfller: ©rimm* 
©aebfenberg, SRicliarb, Seipjig. 

©tollberg i.Srjgeb.: 25«pf.grün mit 23lau, SO «Pf. gelb 
mit 23lau. 

2Burjen: 

■Jroenfau: S Pf. blau, 10 Pf. bellgrün, */j PI* Selb. 

•3 ro i cf a u: 10 Pf. bell; unb bunfelblau mit ©ebroarj, 10Pf. 
blau, 50 Pf. rotbraun. 

■ftonigrticf» SBürttmberg 
Srat 16beim: S «Pf. gemünjt, 10 pf. gemünjt, SO Pf. 
gemünjt. 

Sbingen: SO «Pf. grün mit 23raun. 

Sfjlingen: 7i PI* braun mit 231au unb Slot, 
greubenflabt: 10 Pf. gemünjt, «/i PI* gemünjt. 
griebrteböbafen: 10 Pf. gemünjt. 

©ebroäb. ©mü'nb: SO Pf, hellbraun mit23lau unb Slot, 
SO Pf. braun unb grau. 


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3ettf$rift bes S)eutfd>en herein« für Q5ttdjn>efen unb (Schrifttum 


©Appingen: 50 spf. braun mit 3tot (unb Scbroarj). 
Zünftler: ©melicb, ©oppingen. Drurfcr: 3. 3Hig, 
©oppingen. 

jjeilbronn: 50^f. grau unb blau auf roeifjem ©tunb. 

Jperrenberg: 50 ^f. gemünjt. 

■Rtrcbbeim unter Secf: 50 'Pf. gelb mit Slau. 

9lürtingen: 50 'Pf. blau unb gelb. 5 (pf. gemünjt, 

10 gemünjt. 

SRottroeil a.9t.: 50roeifjer©runb mit Sraun, Slot, 
Scbroarj. Mnftter: M. B. 

Saulgau: IO'Pf.braun. Äünfiler: W. Ph. 50^>f.blau. 
ÄunfHer: W. Ph. 

Scbornborf: 50 (pf. grau, rot, gelb, jtünjfler: «Paul 
Jjtaujfein. £rucf:Ublanb’febeSucbbrucFerei@.m.b.Jp., 
Stuttgart. 

Sebramberg: 

Sebroenningen: 50 *Pf. grün mit Sraun. 

Stuttgart: 50 'Pf. 6raun unb grün. 

©roflherjogtum 93aben 

Sonauefcbingen: 50'Pf. gemünjt, |10 ^>f. gemünjt. 

Smmenbingen: 10 Sf. grün, 20 'Pf. gelb, 50 <Pf. rot. 

(Jttenljeim: 50 ^ßf. gelb, 5 *pf. gemünjt, 10 *Pf. ge: 
münjt. 

greiburg i. Sr.: 50 'Pf. rofa. 

Jpeibelberg: 10 «Pf. grau unb blau, 50 spf. rofa, SRücf: 
feite grau. 

Safcenburg: 10 ^f. braun, 50 «Pf. blau. 

üleefargemünb*. 10 *pf. braun, 50 ^>f. blau. 

$>forjbeim: 

'Pfullenborf: 50 'Pf. braun. 

Sftaflatt: 5 (pf. gemünjt, 10 (pf. gemünjt, 20 *pf. ge: 
münjt. 

Xriberg: 10 (pf. gemünjt. 

ffiallbfirn: 5 *Pf. gemünjt, 10 *Pf. gemünjt. 

^etl L SBiefental: 5 'Pf. gemünjt, 10 *pf. gemünjt, 20^. 
gemünjt. 

©reßberjogtum Olbenburg 

Dlorbenb^m: 50 ^5f. rot. 

Wringen: 1 «Pf., 5 «Pf., 10 $f., 50 «Pf. 

®ro§^erjogtum J^cffen 

2Iljet): 10 (Pf. gemünjt, 50 'Pf. gemünjt. 

JJarmflabt: 50 'Pf. grün, Sftücffeite braun, 10 'Pf. ge: 
münjt. 

©roi^erjogtum @a<jbfen=2Beimar*©tfenad> 

SJuma: 10 'Pf. braun, 50 'Pf. blau. 

Sab Serfa: 10 *pf. blau unb rot, 25 ^)f. gelb unb grün, 
50 'Pf. gelb unb blau. 


Suttfiabt: 50 *pf. braun, SRüdPfctte blau. 

3ena: 

Oflbcim o. b. SKfjon: 5 spf. blau, 10 <pf. rofa, 50 *pf. 
bellbraun. 

Sab Sulja: 5 'Pf. grün, 10 Sf» braun, 50 Sf. blau. 

9Beimar: 50 'Pf. 

Jperjogtum @ad>f«n»3Cltenburg 

Cfifenberg: 50'Pf. blau. 

Sucfa: 5 'Pf., 10 Sf., 50 'Pf. (runbeö ^5appgelb). 

9Jleufeltoi£: 5 (pf. gemünjt, 10 «Pf. gemünjt, 50 *Pf. 
gemünjt. 

Jperjogtum @a<bfen*.ßo&urg*©otl>a 

grtebricbroba: 30 q)f. oiolett, 50 ^)f. grün. 

Obtbruf: lO^f.roeifj mit ©rün, 25 spf. toeifj mit 3tot, 
50 Sf. n>ei§ mit Slau. 

Jfperjogtum @a<^fcn»9Kcmiitgcn 

'Pofjnecf: 10 (pf. grün mit SRofa, 25^. grün mit Sraun, 
50 spf. braun mit ©rün. 

#erjogtum Inhalt 

Seffau: 50 $f. 

Surffrntum SXeu§ junger« Sinie 

©era: 5 'Pf. braun, 10 «Pf. grün, 25 'Pf. rot, 50 *Pf. 
blau. 

JMr f cb berg a. S.: 10 'Pf. braun, lO'Pf. bellbraun, 50'Pf. 
blau, 50 Sf. rot. 

Scbleij: 5 ^)f. grün, 10 «Pf. rot. 

£anna: 

£rtebeö: 10 'Pf. oiolett, 1 'Pf., 50 «pf. blau, 50 ^)f. auch 
mit berSUuffcbrift: 3n Triebes nichts ürübeS nur Siebe«, 
©ott gieb eS. 

Sürftentum @<f>aumburg«£ippe 

Sürfeburg: 25 *pf. grün, 50 *pf. blau. 

Sippe: 50 'Pf. gemünjt. 

Sürfientum @chn>ftrjburg>9iubolftabt 

Mnigfee: 10 spf. gelb. 

«Rubolflabt: 50 q>f. 

Dveidtßlanb ©IfafMJotbrtngen 

Sllgtingett: 5 'Pf. gemünjt, lO'Pf. gemünjt, 50 'Pf. 
gemünjt. 

Stflein: 5 'Pf. gemünjt, 10 'Pf. gemünjt, 50 'Pf. ge: 
münjt. 

Sföarftrcb: Slnmeifung 50 «Pf., 1, 2, 5 5)?. 

Sftappoltörociler: 


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*$Oie <2)11 deinen Körper unfc (Seift gefunb 
erhalten Pannft 


n 3 äßlig finb bie XDunber ber Qlafur. 5)u mußt 
(Softes $P\IImacf>f unb XOeisßeif, aber aueß {eine 
(Süfe betounbern, toenn ‘Du mit offenen <Augen 
bie XDelf anfeßauft. 5)ie Krone ber Schöpfung 
aber ift ber Q 2 ?enfeß. 5)er ßimmlifeße 3)afer ßaf 6 Dir einen 
Körper gegeben, beffen tounberbare OSinricßfung in 
Staunen berfeßf, je länger unb je genauer “Du ißn be* 
fraeßteft, aber aud) einen (Seift, ber (Stoßes unb S)err- 
licßes Senilen unb feßaffen Hann. 

Körper unb (Seift finb (SefcßenHe ebelfter (Art in 
“^Deine ^>anb gegeben. Sie bleiben gefunb unb braueßbar, 
toenn , S)u fie pflegeft unb oor alfem Sd)aben beßüfeft. 
c 5 )ü eßrft bamit nießf nur ben gütigen 3>afer, jonbern be- 
grünbeft aud) ‘JDein gan 3 es SebensglücS, benn (Sejunb- 
ßeif ift ber größte irbifeße Scßafj. S>erlierft “S)u fie, bann 
berlierft ^)u gar 3 U leießf bie $reube an ber XOelf, ben 
ßeifern Sinn, bie £uft am Schaffen, bie Kraft 5 ur ^Arbeit. 

XOenn “üDu bureß eigene Scßulb Hranl? toirft, 3 erftörft 
5>u aber aueß bas £ebensglüdl deiner QJlifmenfcßen. 
SOelcß enffeßließes ^>er 5 cleib bringt ein fold) leießffinniger 
QTtenfcß über S>afer unbQIluffer, trüber unbScßtoefter! 
(Sr oernießfef ben ‘Jroßfinn ber gan 3 en Familie, oft genug 
bas gefamte Vermögen, ben leßfen Sparpfennig. XOelcß 
feßtoere Scßulb labet er aber aud) auf feine Scßulfern 
gegenüber Sem gefamten X>aferlanSl (Sr oerminberf bie 
^Arbeite- unb XOeßrHraff bes beuffeßen Golfes, ^e ge- 
fünber ein X>olf? ift, befto fiegreießer geßf es aus bem 
XOeffHampf mit anberen XölHern ßerbor. 


Hlüller, 5)ic Körperpflege. 

• I 


3u bem £Auf|atj: 

“3)ie 33ebeufung ber Scßultoerßftäffe für bas grapßifcße ©etoerbe 


Beilage 311m ©rcf)it> für ©uebgemerbe. 


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#crausgegcben unter 
QlUtoirlhmg t>e$ herein» 
für bas ^Deuffebfutn 
im£\u&lanbe 


'Haufenftrauef) $ <£o., 5)rc0ben 


3u 6«m SRuflafc: 

5>ie Sebeufung bet 6d>ult»erßftäfte für bas grapbifd)e ©etoerbe 


Büilag? jum &td>io für Bud>g«»nbc 










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3<«tfdjrtft bes e u t f dg e n Vereins für QJuegwefen unb Schrifttum 


SJlitteilungen aus betn Deutfegen Äulturmufeum 

a) Zuteilungen im £)eutfdjen ßulturmufeum 


7. SluSfleltung 3upp ©ierg 
3IIS erfic Slusflellung in bem pracgtoollen Äuppelraum, 
ber bem Deutfegen Äulturmufeum naeg bem S3ejug feiner 
neuen 3ftaume für ©onberauSflellungen jur Verfügung 
flegt, roerben 2lrbeiten oon bem berliner Supp 2Bierg ge= 
jeigt. Sö finbArbeiten ber oerfcgiebenflen bucggemerblicgen 
©ebiete, bei ber Äünfller 2Bter§ trog feiner Sielfeitigfeit 
überall ©uteS gefegaffen gat. ©ein 2KE'@=^>IaBat ijl ja 
mögt ben meiflcn befannt. SBcniger befannt bürften aber 
feine neueren 2lrbeiten, inSbefonbere bie für bie H«reS= 
leitung fein, bie in ber 2luSftcllung jufammengeflellt finb. 
Sie oier Abteilungen jeigen im übrigen bie entroicflung 
3upp üßierg’. ©eine Ladungen, 23rieffo'pfe unb ^lafate 
gegoren jmeifeltoS mit jum 33eflen, roaS mir oon 35ucgs 
gemerbefünfllern gaben. SSBic toerben 3upp äBicrg in einem 
befonberen Artifel in unfrer „3eitfcgrift" noeg befpreegen 
unb befegranfen uns beSgatb gier auf Eurje SRittcilungcn. 
Über bie AuSflellung ift ein fleinergügrer erfcgienen,beffcn 


Titelblatt berÄünjller entmorfen gat unb ber aegt Abbtls 
bungen bringt. (5r mürbe oon ber girma iDleißner & 23ucg 
trog aller ÄriegSginbemiffe in mürbiger gorni gebrueft. 

8. aiuSflellung beutfeger Ulotgelber 
AuS berreiegen illotgelbfammlung beS SDlufeumS mürbe 
ein Teil ber fünfllerifcg beflen Ulotgelber jur Ausfüllung 
gebracht, bie meifl auS fübbeutfegen ©tobten flammen. 
Daneben mürbe eine gefcgicgtlicge Sntmicflung beS 9lot= 
gelbes gegeben, beginnenb mit ben ganjprimitioen ©tüdfen 
ber erflen Tage bes SBeltfriegeS. Über bie Ulotgelbfamms 
lung unb baS beutfege illotgelb überhaupt erfegeint bem* 
nacgfl eine umfaffenbe ©onberbrofegüre mit jaglretcgen 
Abbtlbungen, bie ben Sftitgliebem beS Deutfegen fBereinS 
für aJucgmefen unb Schrifttum, bie 30 SKarf unb megr 
3agreSbcitrag jaglcn, als befonbere ©abe übermiefen mirb. 
Die fSrofcgüre mirb niegt in ben 23ucgganbel fommen unb 
nur in fo oiel Stemplaren gebrueft, als folcge SWitglieber 
oorganben finb. 


b) SSerme^ung betr Sammlungen t>etf ©eutfeben Mturmufeumtf 


11. ©efegenfe für bie $riegSfammlung 
Sin große Anjagt oon intereffanten unb jutn Teil reegt 
roertoollen ©egenflänben überfanbten uns bieHerren SJlajor 
be fiagre unb Seutnant fDlotgeS, benen mir oor allem für 
igre regelmäßigen ©enbungen ju Dan!e oerpfliegtet 
finb, roetl babureg ganje ©ruppen unfrer ÄricgSfammlung 
entflanben. DaSfelbe gilt oon ber ©ruppe glanbern, 216= 
tetlung Unterricht. Durch ^lerrn UnioerfitätSprofeffor 
Dr.@arbtgaufen ließunSaußerbem HerrSeutnantSEHotgeS 
eine ganje Anjagl Drucffacgen unb einblattbrucfe für eine 
Sfteoolutionsfammlung jugegen, barunter oon glugjeugcn 
abgemorfene „entfcgließungen beSgreiburger Arbeiter* unb 
©otbatenrateS", bie „SKarfeillatfe", SSRaueranfcglage bcS 
©olbatcnrnteS beim ArmeesDber:.ßommanbo A unb beS 
©otbatenrateS ber Heeresgruppe D unb anbreS. Aucg 
Herrn Dberarjt Dr. Öflerlen fei gier gerjlicgfl gebanft für 
bie überfanbten gliegerjettel. ©cgließlicg übergab uns Herr 
©egetmrat Dr.fBolfmann rumanifcgeS ^apiergelb, baS in 
bem unbefegten [Rumänien in ©eflalt oon aJriefmarfen 


größeren gormatS ausgegeben mürbe, fomie 3s unb 1 0;23ani= 
©egeine, bie „nur auf ber Straßenbahn jur 33ejaglung 
eines gagrfcgeineS" gültig roaren unb oon ber „Staats* 
brueferei aJufarejl" gergejlellt finb. 

12. ©egenfung oon alteren Drudfmerfen 
Herr föerlagsbucgganbler SJlar SRerfeburger übermteS 
bem SERufeum als ©efegenf eine Anjagl älterer gut ergals 
tencr Drucfroerfe, bie für bie (Jntmicflung ber SHuflration 
oon SScbeutung finb unb fomit unfere SUuflrationSbrucfe 
mcfcntlicg bereichern, mofür igm aucg gier gerjlicgfl ges 
bonft fei. 

13. ©egenfung einer 23untpapierfammlung 
Herrn H°frat Älamrotg oerbanfen mir eine außer* 
orbentlicg reiege Sammlung oon ißuntpapieren, bie er im 
Saufe ber 3agre gefamtnelt unb nun bem Deutfcgen Kultur* 
mufeum als ©efegenf übermiefen gat. 3gnt niegt nur für 
biefe ©egenfung, fonbern aueg für fern flänbigeS Sntereffc 
für basSKufeum ju banfen,ifl uns eine angenehme ^fliegt. 


Mitteilungen M ©eutf^en SSerein^ für 3Mt$n>efen unb 0djrifttum 


1. fBerflorbene SERitglieber 
Der Tob gat in legter ^eit in ben [Reigen unfrer SJlit* 
glieber reiege ernte gegolten, golgenbe SSRitglieber finb, 
mie mir ju unferm fclnnerjlicgen SSebauern mitteilen 
müffen, oerflorben: 


1. ^)rofeffor SBilgelm SlrmintuS, SIBeimar 
2.50lafor Saffermann, SWitglicb bes 3RetcgtStagS, 
SKanngeim 

3. ©egeimerHuftut^)rofefforDr. eifenganS, DreSbcn 

4. ©egeimer 3tegierungSrat ^rofeffor Dr. goefe, IJJofen 


113 15 


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3>eutfd)en .herein« für 95ud>wcf«n tinb «Schrifttum 


5. Äommerjienrat gorffer, 3«ncEau 

6. Dr. ©oliner, Srfurt 

7. Dr. Sa'fchEe, ©üffelborf 

8. Dr. Äart 3entfcff, SReiffe 

9. Dr. jur. grhr. o. Äünig = gacfffenfclb, Schloff 
gadffenfelb 

10. ©eheimer 9legierungSrat Prälat ^rofcffor Dr. Jjugo 
Sümmer, 23reSlau 

11. .Rammerrat gtig SWaper, Seipjtg 

12. ©taatSminiffer Dr. flöget, ©jcjctfenj, ©reSben 
17. sptofeffor Dr. spabff, Weimar 

14. JSuchhanbler 2lbolf 91 oft, Seipjtg 


17. Jpofrat Dr. ©chneiber, ©era=9leuff 
16. grau 3ba ©ch o'ller, ©üren. 

2. ©onberhefte 

SKtt ber 2Iuögo6e non Sonberheften für Sfflitgtieber, bie 
30 SJlarE unb mehr 3ahrcSbeitrag bejahten, fonnte leiber 
noch nicl;t begonnen »erben, nicht »eil bie »iffenfchafts 
liehen Beiträge nicht oorliegen, fonbern »eil Rapier in 
genügenbet unb guter 2lrt nicht ju befchaffen »ar. Wir 
hoffen jeboch bie erffe ©onbergabe noch biefeS 3«hr »er* 
fenben ju Eonnen. ©ebrueft »erben nur fooiet Sjremplare 
als SRitglieber mit 30 Sftarf 3ahreSbeitrag oorhanben finb; 
SSeffetlungen burch ben SJuchhanbet finb unmöglich. 


£>eutfdje 35i&fiotIjeförfdjule £etpst$ 

Q3crtcf)t ü6er bk betben erffen ©emefkr be$ jroeiten ÄurfuS für mittlere Beamte 1917/18 


ie ©ächfifebe ^Regierung hatte entgegen ihrer fru'he= 
ren©tellungnabmebefchloffen,bie©eutfche23iblio= 
thefarfchule »ie bisher mit bem ©eutfd)en 23uch= 
ge»erbemufeum, bejiebentlidj ©eutfehen .Rulturniufeum 
»erbunben fein ju taffen, aber eine Staatsprüfung einju* 
führen, um ben Rurfett einen amtlichen Slbjcplufj ju ermogs 
liehen. ©ie ©acfffifche ©taatSregierung errichtete ju biefem 
3»ecfe ein „königlich ©achfifcheS «PrüfungSamt" unb er= 
nannte ju ÜJlitgliebern biefeS QlmteS ben ©ireEtor ber Unioer: 
fitatSbibliotheE ju Seipjtg, ©ebetmen jjofratDr.SSopfen, 
ben ©ireEtor ber SanbeSbibliotbeE ju ©reSben, ©eheimen 
9legierungSrat Dr. Srmifch, ben ©ireEtor ber ©eutfehen 
23ücherei ju Seipjtg, *Profeffor Dr. SRinbesspouet, ben 
©ireEtor beS ©eutfehen ÄulturmufeumS ju Setpjig, ^>ro= 
feffor Dr. Schramm unb ben UnioerfitatSprofeffor ©es 
heimen Jjofrat Dr. ©eeliger, Seipjig. Sine befonbere 
*PrfifungSotbnung »urbe ertaffen. ©o Eonnte im ©es 
jember 1917 bie erffe Staatsprüfung, ju ber als ^IrüfungSs 
Eommiffarenochbiej?erren©berbibliotbeEarDr.@üntber, 
Seipjtg unb ber ©ireEtor ber 9teicbSgericbtSbibliotbeE Dr. 
». Statff jugejogen »urben, abgehalten »erben. ©iefe 
Prüfung beffanben mit Srfolg bie ©tubierenben ber23iblio= 
theEarfchule: 

oorn SBauer, Jjerta ©och, Margarete 

SSlume, Stfa üleuborf, Jpenriette 

©ierfch, Jjetene liefert, Sbarlotte 

©umont, gienate ©chmibt, Sfolbe 

Stier, ©ertrub ©chmibt, Margarete 

Hertmann, Margarete ©eibel, Äurt 
©tocEmann, Slfe 

Sine jroeite Prüfung muffte bereits am 14. bis 16. DEs 
tober 1918 abgehalten »erben. Sluch an biefet nahmen 
©tubierenbe ber ©eutfehen SBibliotbeFarfchule teil. SS bes 
ffanben bie Prüfung bie ©tubierenben: 


23orbein, jjtlbegarb SRcifftter, Sharlotte 

SbertsSuchheim, Sfolbe SJfcufch, ipilbegarb 

Rorte, SRagba SRecf), ÜRargarete 

9J2alE»i§, üWagbalcne SRicbarb, Sohattna 

Sachs, Slbelheib 

©er neue RurfuS begann mit 20 Teilnehmern. 3m 
Winterfcmeffer trug ©cheimer Jpofrat Dr. Sopfen über 
SibliothcESoermaltungSlehre oor. ©er erffc 23ibliotbeEar 
ber ©eutfehen Sücherci Dr. Sercbe las über „SnjpElopäbte 
unb ©pffeme ber Wiffenffbaftcn"; ber ©ireEtor ber 
©eutfehen 93üchcret ^>rofeffor Dr. SRinbesSpouet hklt 
Sorlefungen über bie „©runbjüge ber Weltliteratur"; 
SKufeumSbireEtor ^rofeffor Dr. Schramm behanbelte bie 
„©efchichte ber Schrift" unb bie „©efchichte beS SucheS 
unbS3uchge»erbeEunbe"; DberbibliotheEar Dr. Wahl laS 
über bie „3nffruEtionen für bie alphabetifchen Äatalogc 
ber preuffifchen 23ibliotheEcn". SBefucht »urben aufferbem 
eine 9teibe oon buchgetrcrblichen betrieben unb SBiblio* 
tpeEen, um ben ©tubierenben moglichff oiel Sinblicf in 
bie ocrfchiebenffen ^roeige beS 33u^)s unb ©chriftwefenS 
ju ermöglichen. 3m ©ommerfemeffer 1918 fegte @e= 
hettnrat Dr. SSopfen feine S3orträ'ge über 83ibliotheESs 
»er»altungSlehre fort. 21 n ©teile bcS nach Jjannooer bes 
rufenen23ibliotheEarS Dr. SerchelaS Dr. ©olbfriebrich 
über ©efchichte bes SSuchhanbelS. ^rofefforDr. SRinbes 
'Pouet unb sprofeffor Dr. Schramm fegten ebenfalls 
ihre ißorlefungen über ©runbjüge ber Weltliteratur, bes 
jiehentlich ©efchichte bcS SSucheS unb 58ucbge»erbeS fort. 
2lufferbem gab SJfufeumsbtreEtor ^rofefforDr.Schramtn 
einen ÜberblicEüber©eutfchlanbS SibliothcEen unb SWufeen, 
»a'hrenb an ©teile beS nach Hamburg berufenen ©ber* 
bibliotheEarS Dr. Wahl ber ©ireEtor ber SReichSgerichtSs 
bibliotheE Dr. o. 9lath über bie 3nffruEtionen für bie 
alphabetifchen Kataloge ber preuffifchen SSibliotheEen fpracb. 
©en Sateinunterricht gab in beiben ©emeffetn ^rofeffor 



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3eitf4>rift bes £)eutfd>tn 93 e r e t n ö für fSttdjwefen unb (Schrifttum 


Suffe. Trog beS Krieges unb bet boburcf» bebingten Sr* 
fchroerniffe rourbeeine größere ©tubienreife unternommen, 
on bet faff die ©tubierenben tetlnahmen. ©ie führte 
junachff nach © o tha, mo bet Bireftor bet Sibliothef beS 
jjerjogtichen JpaufeS, ©eheimrat El; m alb in liebenS= 
roürbigffer Seife ben Teilnehmern einen Übetblicf übet 
bie ©efchichte feiner Sibliothef gab unb ihnen bie merts 
oollffen JjMnbfcbriften unb Brucfe jeigte. Stuf bet 
Seiterfahrt nach ©ubbeutfchlanb mürbe in Jpeibelberg 
haltgemacht, mo bem Jjeibelberger ©chlojj ein Sefuch 
abgeffattet mürbe. Bet jroeite Stafftag mürbe in S?aut= 
bronn gehalten, beffen berühmtes Kloffer EphoruS *Pro= 
feffot Dr. gang ben ©tubierenben eingchenb jeigte unb 
in lehrreicher Seife ihnen bie Sauperioben oorfü'hrte. 31 m 
britten Tage mürbe bie alte Steichsffabt Efjlingen er* 
reicht, in ber „grauenfirche" unb „©tabtfirche" mie auch 
bie Surg befichtigt mürben. Bie nachffen Tage maren 
©tuttgart gemibmet. 3mganbeSgemerbemufeum mürbe 
ben ©tubierenben eine gü'hrung burch bie aufserorbentlich 
reichen unb infhuftmen ©ammlungen, unter benen bie 
3lbteilungSuchgemerbebefonberSberoorragenbiff,geroa'brt. 
Ber Bireftor ber ganbeSbibliothef ^rofeffor Dr. Sons 
hü ff er ermattete fobann bie Teilnehmer in feiner Slnffalt 
unb ermöglichte in juoorfommenbffer Seife Einblicf in 
Einrichtung unb Sermaltung ber ©tuttgarter SanbeSs 
bibliothe?; oor allem begrüßten es bie ©tubierenben banf* 
bar,bafj fie bie Katalogeinrichtungen genau erflartbefamen. 
©tuttgart brachte aber auch meiter ben Sefuch ber Jjofs 
bibliothef, beten Bireftor ^rofeffor Dr. o. ©tocfmaper 
eS oerffanb, in furjer 3eit einen Überblicf unb Einblicf in 
bie ©cha'ge ber ihm anoertrauten ©ammlung ju geben, 
fo bafj bie ©tubierenben Sefen unb Sebeutung einer 
fotchen Sibliothef flar oor Slugen hotten. 3luch bie neueffe 
Sibliothef SürttembergS füllten bie ©tubierenben fennen 
lernen. Bie Teilnehmer fuhren nach STübingen, mo £)ber= 
bibliothefar Dr. ©eiger feine fchmucfe Sibliothef mit 
ihren Einrichtungen unb ©d/agen jeigte. 3luch baS alte 
Tübinger ©chlojf, baS früher bie UnioerfitatSbibliothef 
beherbergt hotte, mürbe befucfit, mo bie Teilnehmer oon 
ber Terroffe oor ber Sofmung beS DberbibliothefarS ben 
rcunberootlen Slicf auf bie ©chmabifche 3llb genießen 
fonnten,berenSefuch am nachffen Tage erfolgte. Jjohen* 
jollern unb Sichtenflein maren jmei Stuhepunfte. 
Som Sichtenflein aus ging cSnach Slaubeuren, beffen 
Kloffer EphoruS ^rofeffor Dr. ^lancf jeigte, ber bie 
©tubierenben auch in liebenSmürbigffer Seife jubemherrs 
liehen Sloutopf unb ben Slaubeurer gelfen führte. Stoch 
am felben 2lbenb erreichte man Ulm. ijier mar eS oor 
allem baS Ulmer SOiünffer, betn ber Sefuch galt, ©tobts 
oifar ©eeger liefs eS ftch angelegen fein, ben ©tubierenben 
nicht nur bie ©efchichte beS Ulmer SMitfferS, fonbern auch 
feinen heroorragenbffen ©chmucf oorjuführen, mie er auch 


in liehenSroürbigfter Seife bie gü'hrung burch bie ©tabt 
übernahm. Ehe eS meiter jur 3lrbeit nach Sünchen unb 
Stürnberg ging, mürbe oon Ulm aus ein Slbffechet nach 
bem Sobenfee gemacht, griebrichshafen, Konffanj 
unb ßinbau merben ben Teilnehmern in angenehmer 
Erinnerung bleiben. 3n Sünchen galt eS oor allem bie 
Jjofs unb ©taatsbibliothef ju befichtigen. 3n be= 
fannter juoorfommenber Seife gab J?err Sibliothefar Dr. 
@laun ing nicht nur fachbienliche 3lufflarungen, fonbern 
legte ben ©tubierenben befonbere tprunfffücfe ber fo reich 5 
haltigen Sibliothef oor: Jjanbfcbriften, feltene Brucfe, 
prächtige Sinbanbe ufm. BoSfelbe Entgegenfoinmen 
fanben mir im Beutfchen Sufeum, mo Sngenieur S i e b a s 
monn führte, ©chliefjlich mürben baSSaprifcbeStationals 
mufeum unb bie oerfchiebenen ©emalbefammlungen noch 
befucht. 3n Stürnberg fam nur noch ein Teil ber©tus 
bierenben an, ba eine groffe Steibe es oorjog, noch bei 
ben „gleifchtüpfen" ©übbeutfchlonbS ju bleiben, bie in 
Sürttemberg oon fDfaulbronn ongefangen bis jum lebten 
Tag in StaoenSburg freilich auch ju oerlocfenb maren. @o 
mar eS nur noch rine Keine ©char unter gührung oon 
^rofeffor Suffe, ber erfreutichermeife bie Steife mit« 
gemacht hatte, bie baS ©ermanifche SDtufeum in Stürnberg 
befuchte. Sillen benjentgen, bie unfere Steife unterflügt 
unb burch mertoolle Erflarungen unb Sortrüge uns er« 
freut haben, fei auch h>« nochmals ber herjlichffe Banf 
gefagt. Bie ©tubienreife hat oiel Kenntniffe oermittelt, 
aber auch bie ©tubierenben emanbet nabergebracht, rcoju 
auch jmei gliegerangriffe, bie bie ©tubierenben im Keller 
in jmei Staaten oereinigten, baS Shrige mit beigetragen 
haben mögen. 

3m Sinters©emeffer 1918/19 mtrb oorgetragen: 

Sopfen, ©efchichte ber Sibliothefen. 

©olbfriebrich, ©efchichte beS SuchhanbelsII. Teil 
©ü nt her, Sibliographie I. Teil 
SOtinbes^ouet, ©runbjüge ber Seltliteratur III. Teil 
©chramm, Suchfunf! unb Suchilluffration L Teil 
©chramm, 3lnlage unb Sermaltung oon Slattfamms 
lungen 

3m ©ommerfemeffer 1919: 

©ünther, Sibliographie II. Teil 
Sinbes^ouet, ©runbjüge ber Seltliteratur IV. Teil 
o. Statt), Sibliophilie 

©chramm, Suchfunff unb Sucbilluffration II. Teil 
©chramm, ©efchichte beS SucheinbanbeS unb bes 
EplibriS 

©tenographte unb gateinunterricht merben auch 
in biefeit beiben ©emeffern fortgefegt. 

115 IS* 


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3eitfchrift bes ©eutfchen Vereins für Vuchwefen «n b ©chrifttum 


2ln unfre SDiitglfcbcr 

^aßr ifl verfloffen, fett wir in feierlicher Verfammlung, »oder 3«verft4>t auf eine balbige 
l gtütfliche Veenbigung bes Kriege«, ben ©eutfd>en herein für Vuchwefen unb ©chrift» 
^^^tum begrfinbeten unb bas ©eutfehe .Sulturmufeum jur bauernben Vewafwung ber burd> bie 
„Vugra" geraffenen geifligen Sffierte ine Seben riefen. (Es ifl anbers gefomnten, als wir ade hofften, 
unb wir flehen vor neuen ^atfachen, vor neuen Verhältniffen. 3lber wie auch jeber einzelne ßch int 
befonberen ju biefen fteden mag — eine ifl wohl ftc^cr unb une aden gemeinfam: ber fefle ©taube an 
ben §ortbeflanb beutfeher Kultur troh ber ßd> fo wilb gebärbenben Unfultur biefer Sage, ja 
barüber hinaue ber ©taube an eine ffinftig wieberfehrenbe SSBeltfultur troh ader Dtufe nach Jpa§ 
unb SKache, bie noch aus bem gegnerifchen Säger ertönen. — Unb beehatb ifl auch bie injwifchen von 
une geleiflete tatfrdftige Arbeit webet vergeblich gewefen, noch ifl fte für bie 3«funft ausßchtslos. 
Unfer SDlufeum ifl in wirfungSvoder, überftchtticher §orm aufgefledt unb bilbet bereite einen erfreu» 
liehen SOlittelpunft ernfler wiffenfchaftlicher Arbeit wie volfstümlicher Anregung unb Belehrung; unfre 
Seitfchrift ifl regelmäßig erfchienen unb h«t bae jut Verbreitung unfrer 3i«l« unb ©ebanfen* 
freife beigetragen. 

5Dlit gutem Specht burfen baher auch wir troh ader ©chwierigfeiten an unfre ÜJlitglieber bie brin» 
genbe Vitte unb SOlahnung richten, ben 50lut nicht finfen ju taffen unb unfrer ale gut er» 
fannten ©ache treu jn bleiben. Seicht wirb auch uns bas ©urchh«lten nicht werben, ba unfre 
SfJlittel infolge ber (Erhöhung ader greife unb Unfoflen auf bas äußerfle angefpannt ftnb unb immer 
neue notwenbige 2lnforberungen an uns Ijttantreten. 

SUlit um fo größerer §reube fann befanntgegeben werben, baß uns für bie Aufgaben ber nächflen 
^ahre einige überaus widfommene befonbere ©penben jugegangen ßnb, bie uns über bas ©chwerfle 
hinwegbringen unb namentlich bie bringenb nötige (Einfledung einer wiffenfchaftlichen #ilfsfraft ermög« 
liehen werben, wenn ßch noch einige verßänbnisvode Slachfolger ßnben. ©o ßiftete Jperr Hermann 
Voß, in Sirma (E. 503. Seo Dlachf. in Seipjig, 501. 3000— unb Jpert (Earl Srihfche, in §irma 
©cßimmel & (Eo. in 50liltih, SOI. 2000.—, wofür wir ihnen auch hier ben aufrichtigen ©anf unfers 
Vereins ausfprechen möchten, jugteich mit ber Jpoffnung, baß bas bantit fo flar befunbete Vertrauen 
in unfre 3iele unb unfre Arbeit ß<h rücfwirfenb aden unfern SOlitgliebern mitteilen unb von guter 
Vorbebeutung für unfre Sufunft fein wirb. 

Seipjig, ben 16. ©ejember 1918 

©er SBorftanb beS ®eutfd^en SBereinS für 3Mtcfm>efen unb 0djrifttum 

Dr. ?. 93olPmattn, 1. 23orßf5enter 


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Original ftom 

PRINCETON UNIVERSITY 




b«$ X) e u t f $ e n 93 e r e t n S für 93 u d) w e f e n unb @4>riftt«nt 


SMcjjer* unb 3^tf$riftenf$cm 


JBnlter Sieder, Die fdjönflen «Jloveden 6er italienifdjen Olenaif: 
fance. BJit Sitel unb Buehfcßmud von «Paul Sammitller. Ber: 
(egt bei Drell güßli, gürich. 1918. 8°. 383 ©eiten. Brofdjicct 
20 Bl., gebunben 25 Bl. ßS ifl jweifedoS ein 93erbienft beS SöerfogcS 
Drcd Jüßli, biefen Banb ßerauSgebrad)t ju hoben, nicht nur, weil et 
unS mit «üooeüen ber itofienifchen SJlenaiffimce befonnt macht, bie 
ben SDenigilen bisher befonnt mären, fonbern vor «Dem, weil ber 
Söerfag bie Sollen nicht gefcheut hot, ben Banb burch «Paul Sam-- 
müder idufhieren ju (affen, unb biefe 3duflrationrn in ihrem fünf}; 
terifchen «Bert weit über ba$ hinauSgcßen, waS man gemeinhin auch 
heute noch als 3duflration bem «publifum bietet. «JBirroetben in einem 
ber nädjflen Jpefte auf biefe 3Quflrationen jutüdfommen. 21m. 

.<piftorifdjer Setein für «Körbtingen nnb Umgebung, ©onber: 
abbrud auSbem6.3af)tbucb(1917). Olörblingen 1918. 3m ©elbfl; 
»erlag beS BereinS. Der Jpoljbedelfatalog in ber ©tabtbibliothef ju 
«Jlörblingen. Bon Dr. Otto ©launing. ©eite 21 bis 72. einen 
weiteren wertooden Beitrag für bie Senntnis alter Bücfjerfataloge 
legt unb bet ©ibliothefat an ber Blttncßcncr Jpof; unb ©taatSbiblio: 
thef Otto ©launing, bem wir fißon fo manche »erbienfivode 2lrbeit 
übet baS Buch; unb ©chriftwefcn »etbanfen, in bem 3<>ßtbud) 
beS Jpiflotififjen BeteinS für «Herblingen »or. ßS honbeit fich um 
baS BücberoerjeicfjniS eines ©eidlichen in ber erden Hälfte beS 
16. 3ah r hunbettS. fjlicfjt nut bie (form beS SatalcgeS, fonbern 
auch beffen 3 n ß # f*, foteie ©launingS Ausführungen baju »er; 
bienen befonbere Beachtung, weshalb hi« auf biefen 2tuffi>h befom 
berS h'ngemiefen fei. Am. 

©utenbcrg:@efettfdjaft. 16. unb 17.3ahteSbericht über bie @e: 
fihäftSjaßre 1916/17 unb 1917/18. Blainj 1918. ©ebrudt bei 
«Philipp von 3obern. 26@eiten. Der Adermann au6Böhmen, 
baS ältefle, mit Bilbern auSgeflattete unb mit beweglichen Settern 
gebrudte beutfehe Buch unb feine ©tedung in ber Überlieferung ber 
DichtungvonSottfricbgcbler. 65@eiten. «JBäßrenb bet 3flßrcS: 
bericht für 1916/16 ohne Beilage erfchien, erhalten wir für bie beiben 
näcßjlen ©efchäftSjahre mit bem »orliegenben Jrieft eine außerorbent; 
lieh titfgehenbe unb wertoode Beilage übet ben „Adermann auS 
Böbnttn", ber geblerS »erbienfivode Slrbcit über bie «pfiflet>Drude 
wefentlich ergänjt unb fich mit AloiS Bernt auSeinanbcrfeht. Btan 
muß eS Rebler (affen: 2BnS er vom brudtechnifchen ©tanbpunft vor: 
bringt, ifl nicht nut überjeugenb, fonbern auch für bie ganje 2lrt ber 
gorfihung auf biefem ©ebiet »orbilblich. DaS Beifeitelaffen brud: 
tcchnifcher fragen, ja baS gefliffentliche überfehen folcher hat fihon 
ju manchen Srugfeßlüffen unb Annahmen geführt, bie (eicht hätten 
vermieben werben fönnen. ©elbil wer nicht mitaüen 2luSführungen 
geblerS übereinflimmt, wirb ihm biefe feine 2lrbeit mitten im Stiege 
von Jperjen banfen. Aut. 

©erfjfter ^atjrca&eridjt beS DiiifcitniSocreiiiC beä BiStumS 
'ftabetborn über baS Sereinöjaßr 1917. ipaberbotn, 15. Df: 
tobet 1918. Drud ber BonifaciuS:Druderei. 8°. 48 ©eiten. 
Der vorliegenbe Bericht jeigt wie bei anbern BlufeumSvereinen trog 
beS SriegeS nicht nur ein Anwadjfen ber Blitglicberjaßl, fonbern auch 
bet ©chenfungen unb ifl bamit ein betulicher Beweis bafür, baß 
DeutfchlanbS Sulturarbeit nie unb nimmer flide fleht. Bon ben Auf; 
fähen, bie ber Bericht enthält, feien folgenbe als für unfre Sefer inter» 
effant, befonberS genannt: „groei Ulrid):Sreuje", „Die unbatierten 
©loden beS«pabetbomerSanbcS", „Sün|l(erifcl)e ©iegel" unb „@rab= 
mä(erauS©tein",Iehtete beiben mit einer grofjen 2lnjahIAbbilbungcn, 
bie ©chtift unb Scbmud in verfchiebenflet Anorbnung jeigen. Am. 

•fjaanbfiog i Bibliotclöfunbc unber mebvitfing af cn taeffe fag- 
maenb ubg. af ©venbDahl. Anben foragenbe nbgave. Saben: 
havn 1916. XV. unb 611 ©eiten. DahlS .fmanbbog erfchien in erfler 


Auflage im 3 fl h t£ 1912; es fanb eine fo günftige Aufnahme, baß 
fihon 1916 eine jweite Auflage nötig würbe; fie ifl ein »odflänbig 
neueS reich iduflriettcS Buch geworben burch eine Oiciße von neuen 
Blitarbcitern: 1. Sange, Der Bibliotßefar. 2. Bibliothefen. 3. Dahl, 
Die wichtigflen auStänbifchen Bibliothefen. 4, «Peterfen, Dänifchc 
wiffeufchaftliche Bibliothefen. 5. AarSbo, BolfSbibliothefen. 6. ßden 
3orgenfen, Satcinifiße Jpanbfißriften. 7. «Hpftram, «Heuere Jpanb« 
fegriften. 8. Blabfen, @efd)id)te beS BudjbrudS. 9. .ftannooer, ®e> 
fißidjte beS ßinbanbcS. 10. Sange, Bucßßanbel. 11. Shrifienfen, 
tpapier.l2,©efmar,Buchbrud.l3..f)enbriffen,3dudtation.l4.Shfler, 
Bud)einbanb. 15. Sange, BibIiotbefS:ffierwa(tung. 16. Blonbal, 
Satalogificrung. 17. Dahl, Bibliographie 1 . 6S finb nicht nur ®e= 
lehrte, fonbern aud) praftifche Buchbruder unb Buchbinber, bie fich 
ju biefer grofjen Arbeit jufammengetan haben, unb wir fönnen ihnen 
ju ihrem ßrfolg nut ®(üd wünfiben; cS ifl eine ctnfle Arbeit, bie 
bebeutenben «Hupen f (paffen wirb. 3<h mar juerfl fogar jweifelhaft, 
ob eS fid) nidjt lohnen würbe, baS ©anje inS Deutfche ju übertragen; 
bei einjelnen Sapiteln wäre eS gewiß wünfchenSwert, adein nidjt 
beim ©anjen; eS ifl juviel fpejied DänifcheS barin, fo j.B. über bie 
bänifdjen Sffentlicfjen unb prioaten ©ammlungcn, auch bet ganje 
Betrieb unb bementfprechenb bie gewählten Beifpiele weichen trep 
oder Ähnlichfeit ju feßr ab von ber beutfihen «prariS. Der ganje gu: 
fißnitt beS bänifdjen JpanbbudjS berüdfidjtigt nidjt fo fefjr bie großen 
als bie mittleren unb (leinen Bibliothefen. ©ewiffe Ungleichheiten, 
weicheben fpfiematifißcn Aufbau »erhinbern, ließen (ichbei ber Blenge 
»on Blitarbeitetn faum »ermeiben; aud) bie DiSpofition ifl nicht ein; 
wanbfrei: «Hr. 1. Der Bibliothefar war ju verbinben mit 9?r. 15. 
Berwaltung; «Hr. 8. ©efchichte beS BudjbrudS mit filr. 12. Buch: 
brud (teeßnifeh); 9?r. 9. ©efdjicßte beS SinbanbeS mit Sdr. 14. Bud)= 
einbanb (technifdf). fKicßt mit bem Bibliothefar mußte biefeS Jpanb: 
buch beginnen, fonbern mit einem Sapitel über baS Buch, baS 
in ben meiflen Jpanbbfidjern adetbingS fehlt, ©o wie ein 2Berf über 
baS Jfieer beginnen wirb mit einem Abfd;nitt über ben ©olbaten, 
fo ein .fjanbbuch über Bibliothefen mit bent Bud); ein Seil biefeS 
SapitelS wäre ber Abfcßnitt über Rapier, Bucßbrud unb ßinbanb. 

Da idj fetbfl fipon länger an einem beutfdjen fpaitbbudj fürBiblio: 
tpefsfunbe arbeite, baS natürlich erfl nach Slbfcßluß beS ftriebenS er» 
feßeinen fann, fo möchte icß bet Daßlfdjen eine anbre DiSpofition 
gegenüberfleden, bie icß für richtiger palte: 1. DaS Buch (Befcßrcib; 
floff; gefcßriebeneS, gebrudteS Buch). 2. Beßanblung unb ßinbanb 
beS BucßeS. 3. ßrwerb unb Bertufl beS BucßeS. 4. Bibliotßef ber 
.fjanbfeßriften. 5. Die neue Bibliotßef (»erfeßiebene Arten; bie @e: 
bäube unb ßinrießtung). 6. Büdjerverjeicßniffe (Bibliographie, Sa: 
taloge, ©ijflcme). 7. Bibliotßefat unb Beamte; ißre Borbilbung. 
8. 3ßre Arbeit; ber 2ßeg eines BudjeS in ber Bibliotßef. Bei biefer 
Bcrteilung ifl, wie eS fdjeint, für adeS ein paffenbet 'piap unb jugleicß 
geniigenber Oiaum vorßanben. Audj mit Bejug auf ben Umfang 
bedt fieß mein «Programm nießt ganj mit bem bänifeßen, bei bem 
bie ©renjen, wie mir feßeint, ju weit gejogen finb. Denn nießt adeS, 
waS für einen Bibliotßefar ju wiffen gutobeenotwenbig ifl, muß in baS 
^janbbud) aufgenommen werben, ßr muß lefen unb rechnen f ön nen, ec 
muß alte unb neue ©pradjen »erfleßen, aber baS Abc unb baS ßin: 
maleinS, ober aud) nur eine einjige ©rammatif unb ein Serif on wirb 
niemanb in ein Jpanbbucß ber BibliotßefSfunbe aufneßmen woden. 
2BaS für bie ©praeße gilt, ßat aud) für ißt Bilb, bie ©cßrift ©ültigfeit. 

ßden 3«tgenfen ßat ein ganj brauchbares Sapitel über (ateinifeße 
«Paläograpßie gcfißticben, baS in aden früheren Jpanbbildjctu 


l ©iefe Me 3?ejenfiön »on ©ißroenfe, 3H. f- SßiM. 34. 1917, 107. unb 
©. -ßaOberg, Slotb. Sitffr. f. Bof otß Bibi. 1917, 333. 


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3«itf<$rfft be« ®<utfd>en Sßeretnß fur Q5ud)W«fen uttb 


ooUßänbig feßlt, nicftt »eil man lateinische 'Paläographie für unnötig 
hielt, fonbern »ei( man feinen ff)laß bafät hatte; baS Jpanbbucß märe 
um einen Sanb bitfer gemotben, benn »er tateinifche tpaläogtaphie 
aufnimmt, fann auch griechifche ttnb oricntalifche uf». nicht jurücfc 
»eifen, ohne unlogifch ju »erben; unb um einen »eiteren Sanb würbe 
baS 2Berf anfcßwellen, »enn man auch noch tote 2lbflirjungen, bie 
hier Seite 225 bis 227 ermähnt »erben, aufnehmen wollte. SS folgt 
bann noch «in 2lbfd)nitt über bie Schrift ber lebten 3aßrßunberte 
(mit Schriftproben), ber natürlich ebenfo ju beurteilen iß, wie bet 
oothergehenbe; ber aber bei ber ©eßimmung unb ©efeßreibung ber 
2lutograpßen hoch gute Eienße leißen fann. 

Ea ferner jebe größere ©ibliotßef eine eigene Abteilung 3nfunabeln 
hat, fo barf im Jpanbbuch ein .Kapitel über ben älteßtn Erud nicht 
fehlen; aber ein »eitereS über bie Sntmidlung ber lypographie bis 
jut ®egen»art (Seite 398), über Stereotypieren, Sdjncffpreffen, Seß; 
mafchinen, Korrefturenlefen (Seite 416) unb moberne 3ßußrationen 
(Seite 429) »ar nicht nötig, ba ber ©ibliotßefar boch nur baS fertige 
Sud) ju beurteilen hat. Ei« Schönen Etüde oon 3unta, Sljeoir uf». 
fönnten bei ben Sicbhaberbüchern behanbelt »erben. 2Ber einen Kata¬ 
log ber Kupferßicße Schreiben will, muß baju boch befonbereStubien 
machen, fferner finbe id) nicht baS richtige ©erßältniS bei ben Kapiteln 
bet ©udjeinbänbe. Siebßaberbänbe »on ©rotier unb anbern ©iblio; 
philen finb auch in großen ©ibfiothefen feiten unb »erben j. 23. Bon 
©taefel nicht einmal ermähnt; baS banifeße .ipaanbbog bagegen»ibmet 
ihnen ungefähr 32 3üu(haiionen (gelegentlich eine ganje Seite füß 
lenb), »äßrenb faftifch ■oieüeicfjt ber »ierte Seil auSgereicht hotte. EaS 
ifl nicht baS tägliche ©rot, oon bem bie ©ibliotßefarc leben, baS ffnb 
oielmeht bie feinften unb Seltensten Äederbiffen, bie ißm überhaupt 
oorgefeßt »erben fönnen. Srmünfcßt wäre bagegen eine 'Probe auS 
bem frühen Mittelalter gewefen. ©ubge gibt j. ©. in feinen Coptic 
Homilies (1910) groben beS SinbaubeS eines foptifchen 'PapyruS; 
bud>e6 pl. m—V, waßrfdjeinlid) auS bem 7. 3ahrhunbert; auch ber 
technische Seit „©ueßbinben" Bon bem ©udjbinbetmtißrt 21. Kyßer 
iß reich idufhiert, aber aus biefen Zeichnungen fann aueß ber Siblio; 
thefar manches lernen. 

ÜBenn bie 21rbeit unter siele Mitarbeiter «erteilt wirb, fommt eS 
oft sor, baß bet eiujetnc fein ©ebiet möglich fl reich ju geflalten bc; 
ßrebt iß, baß er Seile beanfprueßt, übet bie ein einheitlicher ©erfaffer 
anberS oerfügt hatte. 2Bit oerßehen unter SibliothefSsermaltung bie 
2Irbeit auSfdjließlich beS EircftorS; 2ange im 15. Kapitel umfaßt auch 
bie 2Irbeiten bet ©tarnten; nur bie Katalogisierung, bie et auSnimmt 
(Seite 636), hat et mit bemfelben OTecßt noch mit h'neingejegen 
(Seite 518), »enn man ben 21uSbrud ©ermalmng in biefem »eiten 
Sinne faßt. Man fief)t barauS, baß bie Beamten (Seite 495) hinter 
bem Eireftor aUjufeßr in ben Jpintergrunb treten. Sine angenehme 
Zugabe ju bem erßen Kapitel über ben ©ibliothefar bilben bie <pors 
trätS berühmter Sibliothcfare Europas; ob aber bie Silber non 
fftüuleitt 21. @j nt unb K. ©rahe ebenfalls »ünfdjenSwert waren, 
muß bahingeßellt bleiben. Sehr fein unb banfenSwert finb SangcS 
2tuSfüßrungen im lO.Kapitel über bie Organisation beS Sud)hanbclS. 

Stoße Müße hat ber ©erfaffer, ber hier jugteich JperauSgeber iß, auf 
baS 3. KapitelScitc 37, Vißorifdfe unb ßatißifche Erläuterung über bie 
bcbeutenbßen auSlänbifcßen ©ibliotßefen, oermanbt. ©ei jebet »eiben 
bie »id)tigßen tinoerleibten Sammlungen namhaft gemacht. 2Bicß; 
tiger »äte gewefen, bie jeßt noch felbßänbig Bermalteten Sammlungen 
ju bejeießnen, beren Flamen bie Vanbfcßriften heute noch tragen; 
namentlid) aber fehlen bei biefen ©ibliothefen bie Sitel ihrer gebrud; 
ten Kataloge, befonbetS ber .fmnbfcßriftrn. Eie 2iße iß nach ben 
Säubern alphabetisch georbnet, aber in ffranfreieß wirb nur ‘Paris 
erwähnt, in Eeutfcßlanb fehlen siele UniserfftätSbibliothefen. ©ei 
3talien war ju oerweifen auf Martini, Catalogo di mss. gr. nelle 
bibl. ital. Milano 1893. Eer Orient iß faß gar nicht nertreten. Eie 


reichen Kloßerbibliothefen beS 2!tho8, Sinai, oon 3erufalem (mit 
einem Jpanbfdjriftenfatalog son sier Sänben) »erben hier nicht tr. 
wähnt. 21tßen mit 314000 gebrueften ©Ucßern unb 2630 Vanb= 
feßriften serbient firfjet eßer Cr»ä()nung, als 3nnSbtuef (Seite 58) 
mit 260000 ©änben unb 1300 Jpanbfcßriften, ebenfo oermiße ich in 
MoSfau (Seite 61) bie wichtige ©ibliotßef beS Jpeiligen Synob in 
bem Kreml. 3" Spanien »itb ber SScorial allerbingS genannt, aber 
bie für feine ©efeßiehte grunbtegenbe 21rbeit son Sß. ©raur fueßt man 
oergebenS; bei Mabrib feßlt 3riarte, roie überhaupt bie meißen Jpanb* 
fcßriftetifatafoge. 21m meißen begünßigt iß — unb in einem bänifeßen 
Jpanbbud) mit Oiccßt - Kopenhagen; bort finb Seite 137 bis 138 
bie Kataloge ber ©ibliotßel aufgejäßlt. Eer ©erfaffer biefeS Kapitels 
feßeint meine „Sammlungen unb Katalogegriccßifcher hjanbfchrifteii" 
Seipjig 1903 nicht gefannt ju haben. 

ferner finb neuerbingS — oßne baß baS Jßaanbbog bason Blotij 
nimmt — bie älteßen mittelalterlichen SibliotßefSfataloge ©egenßanb 
eifriger ffotfeßung geworben; Berfcßiebene 2(fabemien haben ßcß ju 
biefem Z*»ecfe seteinigt, um ißre Verausgabe möglich ju machen, 
unb ©ottliebS Mittelalterliche SibliotßefSfataloge jSßerreicßS, ßerauS : 
gegeben son ber 2(fabemie ber SBiffenfcßaften in 2Bien, 1. ßlieben 
ößerreieß iß bereits 1915 erfeßienen unb ßätte furj erwäßnt werben 
müffen, jumal ba baS Unternehmen auS langer Jpanb sorbereitet war; 
ber entfpreeßenbe erße ©anb bet beutfeßen ffiibliotßefen son <p. 2eß; 
mann iß allerbingS erß 1918, alfo naeß Srfcßeinen beS VaanbbogS 
ßerauSgefommen. 

©eraltet iß, »aS ber ©erfaffer über ben ©iidjermurm bemerft; 
biefer ffeinb ber ©üeßer braucht uns jeßt feine Sorge meßr ju maeßen. 
Man legtbaS gef ährbete Such einfach in einen ßermetifcß gefcßloffenen 
©lecßfaßcn mit Scßwefclfoßlenßoff (CS 2 ) unb in 24 Stunben iß 
jebet lebenbige Keim barin getötet 1 . 

Seite 381 wirb behauptet, bie äfteße 'Papierßanbfcßrift ßamme 
auS bem 3*ht« 866; baS iß «ließt meßr rid)tig. Kobert, über einige 
echte, gefiljte (Papiere beS fräßen M. 21. im ,,'Papierfabrifant" 1910, 
Jpeft 30 oerweiß auf batierteS oßturfeßanifdjeS <papier oom 3aßre 
399 n. Sßr., sergteichc S®. Seel. 211ab. 1914, 85. Eer ©efamt; 
fatalog ber preußifd;en Sibliotßefen wirb einmal bei ©elegenßeit 
ber Serliner ©ibliotßef (Seite 64) enoäßnt; allein auf bie ffrage 
bet ©otwenbigfeit, 2IuSfüßrbarreit, auf bie 2(rt ber 2(uSfüßrung unb 
bie 2luSficßten ber ©odenbung geßt ber ©erfaffer nid;t ein; ebenfo; 
wenig auf bie ff tage, wie bie anbern fflationcn bie ffrage löfen. Eaß 
gelegentlich bei biefen Eaufenben oon Sücßertiteln ein oeralteter mit 
unterläuft, ober baß gelegentlich aueß einmal ein widriger feßlt, barf 
unS natürlich nicht »unternehmen. Eie teidjen Schüße beS Zentral» 
blatteS für ©ibliotßefswefen finb betrugt, hätten aber in größerem Um; 
fang fyßematifcß ßerangejogen werben fönnen. Sin allerbingS nid)t 
ooüßänbigeS ölegifler bilbet ben Schluß, ffienn wir bisher ßauptfäcß: 
ließ bei bem setroeilten, »aS unS überffüfüg, falfcß ju fein ober ju fehlen 
fd)ien, fo gefeßaß bieS burcßauS nid)t, um baS ®ute beS ©ud)eS ßerab; 
jufeßen. EaS Vaanbbog bebrütet einen cntfdjicbenen ffortfeßritt; eS 
ßat feine JebenSfäßigfeit bewiefen, unb wirb fid)er noch neue 2tuf» 
lagen erleben; baju möd)te id) mit ben sorßeßenben ©emerfungen 
einen Beitrag geliefert haben. ©. ©arbtßaufen. 

ftiißrer burtß bie 2(u5ßtUimg ber bentfißen ©cfangenen im 
japanifdjen Saget Sanbo. Eer gute ©ebanfe, bie ScßaffenSIuß 
unftet ©erwunbrten baburd) anjuregen, baß man ißnen Mittel unb 
21ntrieb ju Vanbarbciten aller 2Irt gab unb baS ©efertigte bann in 
2IuSßellungcn ber öffentlichen ©efießtigung barbot, ßat bei ben beut; 
fdjen Kriegsgefangenen in 3 a P fl n eine 21uSfüßrung in größerem 
Maßßabe gefunben. ©om 8. bis 18. Märj 1918 haben bie ©e; 
fangenen beS ©efamtlagerS ©anbo eine 21uSßcffung seranßaltet 


1 ©ieße meine ©r. ßtalaecgr. l s , 122 biS 123. 


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3 e 1 1 f d) r t f t beö ©cutfcbett Sßereinß ffir 35udnt>efen unb (Schrifttum 


über bie man fid) in bem eigen« bafür gcfd;affenen güfjrcr fefjr gut 
unterrichten fann. ©fl« otiginePe, 62 ©eiten flatfe Jpeft, in ber 
Sagetbruderei Sanbo bergefleflt, ifl in biefet beutfd)en 2lu«gabe jeben: 
faPS für bie gefangenen «Dein 1 bcflimmt gewefett, roäf)tenb füt ba« 
übrige \fublifum jebenfaP« eine japanifdie verfertigt würbe, gür 
bie gefangenen waren bloß oier SefudjStage feflgefefct, an ben brei 
anbern war bie Sefichtigung ben 3apanern freigeflePt. 3 n ber Sin; 
leitung be« Kataloge« fjcißt eS: „3ebe8 ber brei gefangenenlager — 
9)?atfui;ama, 9)?atugame, Dofufhima bie h«nte jufammcn ba« 
Säger Sanbo bilben, hat bereit« feine eigene 2lu6fleüung gehabt. 
3ef)t foö bie,2lu8flePung fürSilbfunjl unb-ipanbfertigfeit inSanbo' 
einen gefamtiibetblitf über bie Kunjlfertigfeit unb gefcfjidlichfeit 
ber Sagcrbewohner geben unb ben Sewei« erbringen, baf; wir un« 
auch nach mehr benn brei Süßten ber gefangenfebaft unfre geiflige 
griffe unb SlrbeitSfreubigfeit bewahrt haben, ©ie foP jeigen, in 
weld;er SQJeife ba« Sßieberjufammentreffen mit anbern Kamcraben 
anregenb unb befrucfjtenb gewitft hat. ©cdsticßlicf) wiP fie benen, 
beren Olamen wir nicht in biefent Süd;lein ftnben, nahelegen, bie 
größeren SetätigungSmöglid;fciten, bie biefe« Saget bietet, nid)t un; 
genügt ju laffen unb auch itjrerfeitS ihr fUnfllerifcfjeS ober beruflidje« 
Können wacpjubalten unb fotrjubilben." Die Seranflalrer ber 2lu«: 
flePung finb: Jpauptmann ©ted;er, Scutnant b. 01. fDiüPer, U;geuer: 
männcr b. 0t. Oiahan« unb Kod;, tPgeucrmann b. ÖJ. 9JlÖPer, Unter- 
offtjicr b. 2. Defebrocf, Örfafsreferoifl». Jpolflein. 2(ngefüb« finb bann 
noch bie Herren be« ©thiebSricßteramte«, je fünf für Silbfunft unb 
Jpanbfertigfeit, unb 19 Dolmetfcßcr. gmei kleine geben ein Silb ber 
2lu«flePung8gebäube ober gelte unb be« Orte«, wo fie aufgeflePt waren. 
Der „Kofaibo" - ein Spiaß wie »ietXeicf)t bie S.b {t( f> cnn >tefe in 
ÜJlündjcn, wo ba« berühmte Oftoberfeft abgehalten wirb -, an beffen 
einem (Jtrbe bet Oaja: I empel fleht, bietet ganj nach bem 9Jtufter einer 
beutfehen 2Iu«flePung ein frieblidje« gemifd; beutfeßen unb japani: 
fchen Seben«. üiuger bem £auprau6flePung«raum, jwei Reinen 
Olebenräumen, »erfeßifbenen „beutfehen gelten" (Sefucß«:, Setfauf«;, 
Sfflufifjelt) unb ber beutfd;en Konbitorei „geba" am gingang jum 
Kafftegarten, jeigt ber '(Man aud> eine „3apanifche 2lu«ftePung" unb 
mehrere „japanifche gelte". Ginc ‘Pagobe, ein Srunnen, ein abget 
grenjter garten, ber jebenfaP« ber ausgeprägten Slumenliebe ber 
3apaner genüge leijlet, unb Reine »erflreute Einlagen beleben ben 
Kofaibo im übrigen. 

Die erfle Katalogabteilung enthält bie Silbfunfl. ©ie jäßlt übet 
200 Olummern, barunter mehrere Serien mitinbegriffen. Settreten 
finb aPe 2lu«führung«arten außer ber Oiabierung: Öl, 2lquareP, 
iJJafleO, gatb-- unb Sleijlift, geber, Dufcße, .Sohle, Kreibe. über; 
wiegenb finb e« SanbfdmftSbilber, bort nach ber Olatur aufgenommen 
ober nach Silbern, spbotoS unb entwürfen aufgefül;tt; genannt finb 
unter lefjtcren: Deutfdje Sanbfchaften, 9JotbifebeK(ifie, Sin ber blauen 
2lbtia, Karwenbelbaßn unb 'Panamafanal, gaffe in SDJoSfau, SDfing- 
tau-gebenfblatt unb ©eeflüde. Sei ber fölehrjahl ber „Köpfe" fleht 
ber Setuietf „Kopie", nur bei einem „Kinbetfopf" unb einigen 
„grauenföpfen" fleht „Original", wobei ungewiß bleibt, ob ein 
japanifche« 9)lobeP bem OMaler gebient. 3” gatben aufigefüb« finb 
auch bie wenigen üüännerföpfe: Jpinbenburg, Dirpiß, Slbmital ©cheer 
unb anbre. Sine ganje Slnjaßl »on Silbern (affen burch ihre Se-- 
jeießuung barauf fdjließen, baf) fid; bie gefangenen hoch jicmlicher 
SeroegungSfreißeit erfreuen bürfen; fo mehrere au« bem „Kofaibo", 
bann 3apanerinnen, Dänjcrinnen, SaPonoetfäufer unb anbre bem 
bortigen öffentlichen Seben (Entnommene«. gum ©tipeben hat bloß 
ein einjiger Sanbflurmmann bie erfotber(id;e ©timmung gehabt, er 
bietet „Olofen" unb „Olofcn unb gtUcßte". gwei Ölbilber haben 
„fölein glternhau«" jum Sorwutf. 21 ud; Karifatuten, barunter 


1 JBrim Salt »on IjtngMU toaten e« 2300 Ärieg«gefangent. 


eine ©erie „Sin Wlonatim fernen Oflen", < piafat:unbOleRamebiIber 
unb ein 3?au8entwurf mit ginjeljeichnungen für bie 3nneneinri<htung 
finb angeführt, ©dtabe, baß gar feine SBilbgröfien angegeben finb. 
3ntereffant wäre eS aud; ju wiffen, wie (ich bie japanifd;en Sefchauer 
ju biefer Äunfl flePten, bie ja aPeS fo gänjlich anber« wiebergibt al« 
bie eigentliche SolfSbilbfunfl ber 3«paner, ber farbige ^)oljfd;nitt mit 
feinem fd;attiening«lofen, tnofaifattig wirfenben garbenburebeinam 
ber, in bem wir unfierflnach einigem Suchen unb ©tubieren jurecht 
finben fönnen. 

Die Abteilung „Jpanbfertigfeit" gibt an erfler ©tePe © ch i f f 8 b a u. 
Die »erfd;iebenartigflen ©chiffStppen finb in 14 WobePen oorgeführt: 
giinf; unb Dreimafl»oPfd;ifft, Oleich«poflbampfer, ©chulfchiff, bie 
Smbcn, Segeljachten, Segelboote, 'Pabbelboot, eine Jpothfee;Äreujer< 
joPe. Sei einigen ifl befonber« angegeben „ÄleinmobcP". 2ßeld; 
eine Summe «on TOiibe, gebulb unb liebeooPfler Eingabe mufj in 
biefen ficher mit großen ©chwierigfeiten auSjufübrrnbcn gahrjeugen 
flecfen! 3Bie mag bie ©ebnfucfjt ba mitgefchafft haben, ber PBunfcfj, 
ein gauber möd;te ba« ©chiffd;en «ergrößern unb feinen Setfertiger 
in bie Heimat tragen! — 2118 nädpfleS folgen Sl et allarbeiten. 
Da finb Sclcudjtung«:, ©chrcib; unb Olaud;gegenfiänbe, Silber: 
rahmen, Äaflen unb Häfldjcn, ein llaifer; unb PBagnerfopf in 
Supfertreibarbeit, eine automatifdpe Saffeemafchine. Die 2lbteilung 
.^oljarbeiten jeigt außer ben mannigfaebfien Sleingegenflänben 
mit Sranbmalerei, .Serbfd;nitt, Sinfegcatbeit unb ©d)niherei bie 
SlobePe ju einem PBohm unb Slodhau«, ju einet .^oljbrücfe für 
fd;mete Sclaflung unb ju einem ©egelfchlitten. Dann folgen ©piel> 
fachen: eine 2lrdje Oloah, eine Surg, gutsbof, 2!uppenflube, ©ob 
baten, Sfurjelmännchen, ÄaruffeP, ©anbmüljlen, PBagen unb anbre. 

Die 2lbteilung 201 ufif in flrumen te jeigt: SePo, gither, Slanbo: 
line, altbentfdje Saute, Saß, Äinbergcige, eine „Olepariette geige, 
urfprünglich in 23 Deile jerbrochen". Sine beigefügte ( Photograph' ( ' 
jeigt bie geige im {erbrochenen guflanb. gu folcfp einer 2lrbeit gehört 
noch etwaS#öbere6 fl i« gefchidlichfeit: gebulb unb nochmal« gebulb! 

21uffaüenb Hein, befonber« im Sergleich ju bem, wa6 Serwunbete 
in beutfehen Sajaretten an berartigem geleiflet, ifl bie 2lbteilung 
PBeb: unb PBirfmaten. Sin Difchlaufer, ein Duhenb Dedchen 
in Knüpfarbeit, brei 'Paar geflricfte ©trlhnpfe, ein 'Paar geflridte 
^tanbfehuhe — ba« ifl aPe«. 

Die bebeutenb reid;haltigeren „Sammlungen" enthalten au«.- 
geflopfte Sögel, ©chmctterlinge, ipflanjen, ©amen. 21uf bie weniger 
bemcrfenSwerte2lbteilung „iPhotofadpen" folgt etwa« ganjOrigi: 
neüe«: ein fDlarionettentbeatet! 3 n Slatfupama entflanben, 
wutbe c8 in Sanbo wefentlich »ergrößert unb «erbeffert. übet bie 
auSgeflePten ipuppenfoflüme f>eißt e«: „Die tjiflorifc^en Koflüme 
fönnen nid;t immer 2lnfptud) barauf machen, genaue SDiebergaben 
ju fein, fonbern man wirb häufig nur gewiffe Sßaraftcriflifa ftnben. 
g8 wirb bie« «erllänblid), wenn man bie Slittef, mit benen gearbeitet 
werben fann, unb bie befonberen Sethältniffe im Kriegsgefangenen: 
läget berüctfichtigt." 

2lufgeführt würben bi« jefjt: 'Peter ©quenj »on 2lnbrea« 
grpphiu« (in Slatfupama 16.2.16, in Sanbo 28.2.18). Da« 
heiße Sifen »on JpanS ©ach« (Watfuoama 11,6.16). Der 
böfe Oiauch »on ^)an« ©ach8 (Sanbo 27.12.17). Die ffläuber 
»on ©d;iPer (Sanbo, gteilicht 10.7.17). göp ». Serlichingen 
(Sanbo 29.12.17). 9)1 in na ».Sarnl;elm(9Batfut)amal6.3.17, 
Sanbo 8.11.17). ©herlod ,$olme« »on gerb. Sonn (Sanbo 
12.1.18). 3» Sorbereitung ifl: Da« Seben ein Dtaum »on 
galbeton. 

Die 2lbteilung Seben«mittel führt mit ihren gudetbäder: unb 
gleifchetwaren für unfre jepigen Segriffe gerabeju üppige Srjeugniffe 
an: ein 'Pfefferfuchenhau«, Saum: unb ^)od;jeit«tuchfn, Dorten unb 
»erfchiebencanbreKud;tn. Dann: gefüüte©panfetfel,@chwein8fopf, 


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3<itfd>rift b < ß ®eutfdj«n 93 e r e t n $ für Q3uc&wcfen unb <Sd)rifttum 


Schweinebauch,kalb«fopf,2Bilbpaflete,;5ungcnafpif ( eiSbein,kaifctl. 
3agb»urR unb allerlei 2Burfl»arcn. X3if „ÄiicfjeI"bittet allerlei ©er: 
lodenbc«, barunter Sdjofolabepubbing. ,,Grlö« ju ©unflen berküeßen: 
faffe." — 3n ber Schlußabteilung ,,©etfd)iebeneS" finben |tcß nodj 
allerlei dpanbarbeitcn: OKobcCle ju einem 'Panjetwerf unb einem 
OBcßnhau«, ein 2lguarium mit felbfltätigem Springbrunnen, ein 
©ienenflod mit Jubeftör, Stiefel in bcn «etfdjiebenen jperftellungS- 
flufcn, Grjeugniffc ber Sagetbtudcrei unb ba« tbemifcße Saboratorium 
mit foSmetifcßen unb pbarmajcutifd)en (Präparaten. Damit fd)ließt 
ba« ©erjeicbni« ber auSgefleütcn ©egenflänbe. 

05un folgt nocß eine öltifje non Unjeigen unb „@ef<f>riftSempfef> : 
lungen". „3nt Jpofe bc« ÖajarDctnpel« ©ergnügungäparf. 
Schießen. ölingwerfen. fpiattenwerfeti. Jpau ben Sufa«. Unthro.- 
pologifch-ctßnologifdjc Sonbetau«fleflung auS bem 3 a ^ te 4918. 
kaffeegarten." Die näcßöe Seite gibt ein 2 o S ffir bie am 14. OKärj 
flattftnbenbe ©crlofung unb einen Stimmjettcl mit bem 2luf: 
brud: „©on allen auSgeflellten Sachen gefällt mir am heften 0!r.— 
(nur eine Olummer! feine Unterfcßtift)". Der burdjlodjt umgrenjtc 
^ettel muß in ben baflir beflimmten Mafien geworfen »erben. — 
Da8 ÖKarionettentßeater gibt ben ÖBiebctbeginn ber 2luffüßrungen 
im Uptil an. 3»ei ©abcanflaltcn empfehlen ißre Dufdjenanlagcn. 
ÖKonatSprci«, flir j»ei bi« brei Dufcßcnbäber täglid), 1 ®en (2,08 OK.), 
gilt biefen billigen <prei« »irb itod) „fiel« geniigcnb unb frifdje« 
SBaffcr, vöQtge Saubcrfeit unb befle ©cbienung" jugcficßcrt! Da 
bit 3<tpaner ©oübäbet »on 36° R. ju neunten pflegen (©rüßfebrotin: 
bäber), fo entfpracfjen biefe Dufdjenanlagcn jebenfatlS bringlidjem 
Sebürfni« ber Deurfcßcn. Otariirlid) barf baneben Jpaar: unb ®art> 
pflege nicht »erfäumt »erben, beShalb empfiehlt ficf), übrigen« in 
lafeniftper kürjr, bie „©arbierflubc Äocf)“. Die ber „kcgclbaßn. 
©anbo* jugefcOte kegelbaßnlücbc «erabreießt »arme Speifen »on 
9 bi« 12 unb 3 bi« 6, falte Speifen bi« 9'/ä Uf>i ftbenb«. Gin origi¬ 
nelle« Oieflamebilb jeigt bie Unterfdjrift: „läglirf) frifd) gerößeten 
kaffee." Sogar ein — klaoier fann flunbemueife gemietet »erben. 
G i n klaoier für« ganje Saget! Die Sagcrtifdjlerei, jroei me(f)amfd>e 
aBerfflättcn fertigen alle gewüttfdjten Arbeiten. 2Ber et»a« „tippen" 
laffen ober felbfl tippen »i0, finbet einen Schreibet ober fann fteß eine 
2Bellingtonmafd)ine mieten. SelbRverftänblid) fcßlt auch für ben 
ORatfenfammlernidjtba«'Ungebot »unechten alten Gßina« unb 3apan: 
fflefonberheiten. Die eigen« angefertigte UuefleHungS^oflfarte, ba« 
Stüd ju 3 2)en (et»a 7 flJf.) barf nur bi« ju fofgenbcc 2lnjahl »er: 
fd)idt »erben: gefbroebel 18 Stüd, Untcroffijier 16 Siiid, OKann: 
fdjaften 12 Stüd. — Die Sagerbruderei Banbo enblidj, in ber 
bie Sagcrjcitung „Die ©arade" gebrudt »irb, empfiehlt bie ^er= 
fleOung »on Dßeaterjctteln, konjertjettcln, Gintrittsfarten, Sachen 
für Seßrjwede, Oloten, < piäne, tcdjnifdjc fSeidjmmgen uf». — 
unb, »ermutlid) als einjige« ©erlag«»etf: „Drei ORärdjett" »on 
G.Baßr. Zweite Sluflage in ©otbeteitung. Uud) ba« ifl beadjten«. 
»ert. 05ur ORärcßtngefdjitfjtrn, aber Hießt« ber 2Bitflid;feit Gnt; 
nommene« barf fteß bort unter ben Slugen ber Jenfur an« Sicht 
»agen. 2Benn bie ©efangenen alle«, »a« fte be»egt, jum Drud 
bringen bürften, fo »ürbe fidjer eine einjige Drudetei bie« faum bc: 
Ȋltigen Tonnen. G. <p f a f f: 2B i n b e d, Grlangen. 

UBir bringen biefe ausführliche ®efpre<hung, bie »eit über unfern 
{Rahmen h>'>au«geht, nur, um bcn ferft in aBen .fitiegSfamui; 
lungen fehtenben OluSfleüungSftibrer ben Sammlern befannt ju 
machen. Die Sd)riftleitung. 


'•Mitteilungen auä ber königlichen Sibliothef. .^erauSgegeben 
»on ber ®eneral»cr»alrang. IV. Äurje« iBerjeidmi« ber romanifchen 
^tanbfehriften. Berlin 1918. SBeibmannfcbe ®ud;hanblung. 8°. 
141 Seiten. 10 OK. Die königliche SBibliothef in {Berlin hatte im 
3abre 1882 fafl 700 J^anbfchtiften au« Hamilton fllalace enoorben, 
über bie bi« jefet nur Oiaherc« au« bem feinerjeitigen 2$erfauf«fatalog 
ju erfahren »ar. Da biefet infolge feiner Seltenheit für bie meiflen 
fo gut wie unjuganglich ifl, blieb ber »ertooße ®efitj felbfl ben 
Spejialforfcbern »ielfach unbefannt. Um fo banfbarer muf man ba« 
jefct mitten in ben krieg«»irten erfdiienene {ßerjeichni«, ba« S). OKorf 
barbietet, begrüben. 3fl e« auch nur ein f u rj c« 2)erjeidjni«,bem wofll 
fpäter ausführlichere folgen »erben, fo ifl e« bod) ein auflerorbentlich 
»ertuoüerSBcgweifer für alle, bieauf biefem ©ebietearbeiten. 9lm. 

königliche OKufeen jn {Berlin. Da« alte Slgppten unb feine 
ipappruS. Gine Ginführung in bie spapprufauSflettung. ®erlin 1918. 
®erlag »on @eorg Öleimer. k(.:8“. 32 Seiten. 76 ipf. 25?. Schubart, 
bet unfern Sefern ja wofitbefannt ifl, hat un« in biefem deinen, auf 
kriegSpapier gebrudten .tpeftdjen einen überau« ju begtiifjenben führet 
burch bie ipappruSauSflellung gefchenft, ber »eit über ba« binauSgebt, 
»a« man gewöhnlich in einem gührer finbet. Droh f*iner knappljcit 
gibt biefe Heine ©chrift jebem Sefer ba« 253ichtigfle »on ben {pappri 
unb ihrer Sebcutung fürOtgppten« kulturgefcijidjte. 23on ben neun 
Slbfdjnittcn »erben unfern Sefern befonbet« wiüfommen fein ber 9lb< 
fchnitt 2: Schreibmaterial unb SBucflwcfen unb bet 2lbfd)nitt 9: Schrift 
unb Spradje. Daß Schubart am Schluß ju ben einjelnen Slbfchnitten 
noch bie widjtigfle Siteratur gibt, macht ba« fleine Jpeftchen noch »ert; 
«oller. 21 m. 

'Bcrbaub beutfeher firicgöfammlungcn. OKitteilungen. .ftetau«. 
gebet 'Drofeffor Dr. 'lllbert Sdjramm unb Dr. Jf»an« Sach«. 05ur für 
OKitglieber bc« SBcrbanbc«. ®erlag bc« ®ctbanbe« (Seipjig,Deutfd)e« 
kulturmufeum, 3*>h« Straße 14). Der im DKai biefe« 3abre« in 
Berlin begrünbete 23erbanb beutfeher kriegfifammlungen »erfenbet 
foeben Olummer 1 feinet „OKitteilungen", bie junächfl einen übetblid 
übet bie Söorbtreitung unb ®rünbung be« fBerbanbe« geben, fobann 
aber eine ganje öleifle »on Uuffahcn bringen, bie für bie UUgemeinheit 
»on 3nterefle ßnb, fo bie Unregung ©launing« „Untfaffenbe krieg«-- 
fammlungen im (Rahmen umfaffenber Sibliotl)cfen", Schramm« 
Sufammcnflellung ber „SiebeSgabcn beutfeher ,pod)fd)ulen für ihre 
im gelbe flehenbeit Stubierenben", ba« Oleferat »on Saß Uber 
„©eheime kriegSbrudfachen", ber übetblid »on Sach« über bie „Um 
leißeplafate ber friegfüßrenben Sänber" mit jat)lrei(f)cn Ubbilbungen. 
Da« Ditelblatt ber peitfdjrift ifl »on 3upp 2Bieth, einem jungen 
'Berliner künfller, entworfen, bet in lehter peit mit ähnlichen Urbeiten 
beachtenswert hcroorgetretcii ifl. Um. 

UltsMiirnfierg. Sdjmänfe, Siebet unb Sänje be« .fian« Sach« 
unb feiner Jeitgenoffcn. 3 n einer ©ühneneintichtung »on®eorg 
Ultmann. Drei ÖRa«fen:23erIag BerlimOKündjen. 8°. 82 Seiten. 
2Ba« an biefem ®uche un« befonbet« »crtnoll ifl, finb bie ®ilber 
«on 2llbred)t Dürer, ^)an« Sebalb Bcßam, Sigi«munb Jpelbt unb 
Grnfl ÖRoriß Gngert, bie ißm beigegeben finb. Befonbet« intereffant 
finb bie giguren au« bem alten Oiürnbctg, bie bem Dradjtenbud) 
be« 6igi«munb J^elbt, ba« nie gebrudt roorben, fonbern nur hanb ; 
fchriftlich in ber Sippetbeibefdjcn koflümbibliothef überliefert ifl, 
entnommen finb, ba fte bisher nidjt reprobujiert »utben. 2Ber 
.ftan« Sacß« liebt unb fdjäht, »irb bie« ©ud) gern fein eigen 
nennen. 21 m. 


3n&alt&er$et$nt$ 

Die Sinai-'3nfchriften. S. 97. — Oleubrude ber fpeiligcnlegenben. S. 113. — OKitteilungen be« Deutfcßen Betein« für ®uch»efen unb 
S.100.— Die Ginfüßrung be« ©ueßbrud« in bet Dürfei. S.103. — Schrifttum. S. 113.— Deutfche®ibliotßcfarfchulcju Seipjig. S.114. 
Ofotgelb. 6.106. — OKitteilungen au« bem Deutftßen kulturmufeum. — Un unfre OKitglieber. S.116.— ©iichet: u.^eitfehriftenfeßau. S.117. 

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I. Stilingen (»on 'foul Jpaufiein) 23otberfeite 


2. Sjilingcn (von Paul Jpaufiein) SHücffeite 




7. ©dtotntiorf (von 'Paul Jpaufiein) ©orberfeite 


4. ©dtornborf (von Paul Jpaufiein) iliürtfeite 




6. Düren 


5. Äreujnad) 



7. 'äcftn'übif’clt @münb (von Simon Jifdiinger) SBorbcrfeite 


8. Äc^n'äbifd) ömünb (»on Simon gifctjinger) SJiücffeite 


SBeilage jur 3eitfd>tifl be$ ©eutfcben 2?erein$ für SBudnoefen unb '»d)riftmm 

Goe >gle 


3u bem Sluffabe: 'dfotgelb 

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) lg 1112 





































































































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17. 3inmmjhibt i. '2111g. 



1 9. Saulgau 



21. (Söppingcit 




18. *21ug$burg 



20. 9JfarfiI)«ib«nfcIb 



27. JKottnxil (von Wat SPütjler') 


24. Jpcilbronn 


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Original fr 

PRINCETON Ul\ 


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25, ©reiben 


iN? 065477 

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29. (Jllcn 29. ©liiudjrtu 




27. Jrci6<rg i. @. 



28. Dicj 


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c3 ‘SnWrst fomfi cic 6mfo>8rmrinbc£ 
6 ommtrffli,f. 3 (jmtiO(C < 
Dträfltufftm: < 

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Oxin m« «»l»“'* am n 



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30. Sommerfelb 



Rzesza Nicmiecka prcyjarajc odpovie* 
Jii.il/i05caa sptatf Bilrt6vKasyPoiy&* 
kowti * Marklch Nicmieckidi po c<Ä: 
«*<*«• nornrnafnej. « h [:<* <* * 
Zarz^d jcneraf-gubernatörstva- 
warszawskiego 
Würuawada.9C0grudnu I916r. 


32. 253arjcf)au 





flUtip mirimÄri<ft5ci«fangcncitIag«r ", 

%/vflCwCtirnrg 

S(attamiltp(mr £*e#rfc<*ntnjnbaAt fj 


31. OicidH'iibftj) i. ®öi>mcn 


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■■cnti r ^ • 


Beilage zum „Archiv für Buchgewerbe 
















Archiv für Buchgewerbe 


Ein Streifzug durch 50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe 

Von HEINRICH SCHWARZ in Leipzig 
(Schluß) 


Die noch zur Besprechung verblei¬ 
benden drei Jahrgänge des Archivs 
bilden insofern ein Ganzes, als sie die Vorboten der 
1914 abgehaltenen, vom Deutschen Buchgewerbe¬ 
verein veranstalteten Internationalen Ausstellung für 
Buchgewerbe und Graphik (Buchgewerbliche Welt¬ 
ausstellung) sind. In dem Gesamtinhalte dieser drei 
an Umfang alle bisherigen weit übertreffenden Bände 
ist eine solche Fülle buchgewerblicher, künstlerischer 
und organisatorischer Geistesarbeit vertreten, daß 
eine andre als kurze Andeutung der Einzelheiten zu 
weit führen würde. 

Ich muß mich daher auch schon aus räumlichen 
Gründen darauf beschränken, zunächst hervorzu¬ 
heben, daß sich in jedem der Jahrgänge die Zahl der 
Mitarbeiter vergrößert und zwar sowohl aus den 
Kreisen der Künst¬ 
ler,Kunsthistoriker 
wie Fachgenossen. 

Einen weiten Raum 
nehmen dieAufsätze 
Dr .Hans Wolffs ein, 
der in ganz ausge¬ 
zeichneter Weise 
buchhistorische 
Themata behandelt, 
z.B.: Die Augsburger 
Buchornamentik im 
15. und 16. Jahr¬ 
hundert; Die Stra߬ 
burger Ornamentik 
im 15. und lö.Jahr- 
hundert; Alte und 
neue Verleger- und 
Druckerzeichen; 

Die Basler Buch¬ 
ornamentik; Die 
Ulmer Buchorna¬ 
mentik; Die Witten¬ 
berger Buchorna¬ 
mentik. Zahlreiche 
Abbildungenderbe¬ 
merkenswertesten 
Stücke sind jedem 
Aufsatze eingefügt. 

Dr ./?.Stube bringt 
in den drei Jahrgän¬ 
gen reichillustrierte 
Beiträge zurEntwu k- 
lungsgeschichte der 
Schrift; Dr. Schin- 
nerer behandelt wie¬ 


derholt die mehr und mehr in den Vordergrund tretende 
Schriftfrage im allgemeinen und die Fraktur im beson¬ 
deren. Zahlreiche andre Verfasser schließen sich mit 
Beiträgen an, und es bildet sich aus dieser Aussprache 
und aus den gegebenen Anregungen unverkennbar 
eine Strömung zugunsten der mehr und mehr durch 
die Altschriftbestrebungen fast verdrängt gewesenen 
Fraktur, die während des Weltkriegs eine beträcht¬ 
liche Ausdehnung erfahren hat. 

Von den größeren Aufsätzen ist noch zu ermähnen 
ein solcher von Dr. von Possanner über die Papier¬ 
fabrikation. Ferner ein solcher von A. IV. Meyer über 
die Buchdruckerei währendder letzten fünfundzwanzig 
Jahre, in denen alle technischen Errungenschaften 
in dem angegebenen Zeiträume zusammengefaßt sind. 
Bemerkenswert sind auch Aufsätze von Jeannot Grün¬ 
berg über Rußlands 
ersten Drucker/ivan 
Feodorow. Ferner 
zahlreiche Aufsätze 
überdieFortschritte 
auf dem Gebiete 
desSchnellpressen- 
wesens,dasvonden 
mehr und mehr zur 
Einführung kom¬ 
menden Zweitou¬ 
renmaschinen und 
vervollkommneten 
Rotationsmaschinen 
für Illustrations¬ 
druck beeinflußt 
wird,zeichnendiese 
Bände des Archivs 
aus. 

Der 50. Band be¬ 
ginnt mit einem 
prächtigen Sonder¬ 
hefte der Ernst- 
Ludivig- Presse in 
Darmstadt, über die 
Dr. Jean Loubier 
sich in einem ein¬ 
leitenden Aufsatze 
verbreitet und deren 
Tätigkeit und Ar¬ 
beitsweiseschildert. 
Eine große Anzahl 
dem Hefte beige¬ 
gebener Druck¬ 
proben aus der 
Ern s t-Lud wi g-Presse 


1911-1913 


ARCHIV FÖR 
BUCHeEV-ERBE 

VERLAG DES DEUTSCHEM BUCH' 
GEWERBEVEREIMS LEIPZIG 

HEFT 2 1 AHDFn 1 BAflD50 


JAHRÖ.1Q13 



JÄHRLICH 
IZriEFTE: li.12 
EinZELH.n.150DOPPELH.n.3 


Abbildung 114. Verkleinerter Umschlag (zweifarbig) 
zum 50. Bande (1913) des Archivs für Buchgewerbe 

122 


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Original frotn 

PRINCETON UNIVERSITY 





Archiv für Buchgewerbe 


bilden den übrigen wertvollen Inhalt des typographisch 
interessanten Heftes. 

Ein zweites Sonderheft erschien aus Anlaß des in 
das Jahr 1913 fallende fünfundzwanzigjährigen Regie- 
rungsjubiläums Sr. Majestät des Deutschen Kaisers 
Wilhelm II. Fritz Hellwag gibt darin eine interessante 
Beschreibung des Berliner Buchgewerbes während 
der letzten 25 Jahre unter Hervorhebung der haupt¬ 
sächlichsten buchkünstlerischen Ereignisse, Erschei¬ 
nungen und Veröffentlichungen. 

Als drittes Sonderheft ist in diesem, in technischer 
Hinsicht auch äußerlich hervortretenden Jubiläums¬ 
bande ein solches zu verzeichnen, das der Geschichte 
des illustrierten Buches gewidmet ist. Dr. G. A. Bogeng 
behandelt darin die alte Buchillustration in ihren 
Hauptepochen, Hermann Eßwein: Das moderne illu¬ 
strierte Buch unter Ausschluß photomechanischer 
Illustrationsveifahren. Die große Anzahl der bei¬ 
gegebenen Druckproben macht diese Sonderhefte zu 
graphischen Wertstücken, die man jederzeit gerne 
zur Hand nimmt. Sie geben zugleich ein vortreffliches 
Gesamtbild von dem hohen künstlerischen und tech¬ 
nischen Stande der deutschen Druckkunst. 

In demselben Jahrgange wird auch in längeren Aus¬ 
führungen davon Kenntnis gegeben, daß in Verbin¬ 
dung mit dem Deutschen Buchgewerbemuseum ein 
Schriftmuseum begründet wird. Dasselbe hat sich 
schneller als wie man es vermutete unter der Leitung 
des 1913 zugleich in die Dienste des Deutschen Buch¬ 
gewerbevereins getretenen Direktors Herrn Professor 
Dr. A. Schramm entwickelt und konnte bereits auf der 
Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und 
Graphik 1914 seine reichen Schätze vorführen. War 
das Schriftmuseum ursprünglich nur als eine Ergän¬ 
zung des Buchgewerbemuseums geplant, so hat sich 
durch die Fülle des Materials bald die Notwendigkeit 
ergeben, aus den älteren Museumsbeständen mit den 
neuen Zugängen und dem vielenWertvollen,das aus den 
Darbietungen derBugra übernommen werden konnte, 
ein abgerundetes Ganze zu schaffen. Das inzwischen 
— 1918—entstandene Deutsche Kulturmuseum für 
Buch und Schrift hat nunmehr alles in Betracht 
Kommende aufgenommen und in zwar provisorischen 
aber besonders geeigneten Räumen, die außerhalb 
des Deutschen Buchgewerbehauses liegen, unterge¬ 
bracht und aufgestellt. Damit ist zugleich ein Kultur¬ 
werk entstanden, wie es in gleicher Art kaum wieder 
geschaffen werden kann. 

Wenn ich mit diesem Abschnitte 
den von mir unternommenen Streif¬ 
zug durch fünfzig Jahrgänge des Archivs für Buch¬ 
gewerbe beende, so kann dies nicht geschehen, ohne 
daß ich der Aufgabe gedenke, die dem Archiv während 
der langen DauerseinesErscheinenszugefallen istund 


die es zu erfüllen hatte, nämlich: den Berufsgenossen 
ohne Ansehung ihres Standes oder ihres Besitzes an 
Kenntnissen stets Belehrendes und dem Fortschritte 
Dienendes zu bieten. Daß dabei ein weites, fast un¬ 
übersehbares Gebiet zu beackern war, dürften die 
einzelnen Abschnitte dieser Arbeit mit ihrer Fülle 
von Auszügen und leider oft nur möglich gewesenen 
Andeutungen bewiesen haben. Naturgemäß wurde 
der Inhalt der ältesten Bände, der dem Gedächtnis 
der Leser entrückter ist, ausführlicher behandelt, da 
es darauf ankam, manches geschichtlich Wertvolle 
aus der älteren Zeit festzuhalten und die Möglichkeit 
zur Neuverwertung zu geben. Die neueren Bände 
mit gleicher Ausführlichkeit zu behandeln und mehr 
Bildproben aus denselben zu geben, war aus räum¬ 
lichen Gründen unmöglich und erschien auch nicht 
notwendig. Alles in allem darf wohl gesagt werden, 
daß die 50 Bände des Archivs eine unerschöpfliche 
Quelle der Belehrung auf graphischem Gebiete bilden, 
die den ganz besonderen Vorzug hat, auch eine kaum 
übersehbare Menge von künstlerisch und technisch 
wertvollen Bild- und Druckproben einzuschließen, die 
fast noch mehr als wie das geschriebene und gedruckte 
Wort von Wert für die Zukunft und die Geschichte 
des Buchgewerbes sind. 

Inzwischen sind weitere fünf Bände erschienen, 
und zwar bilden der Jahrgang 1914 und 1915 sozu¬ 
sagen Marksteine des Buchgewerbes, da sie alles 
schildern und zum Teil im Bilde wiedergeben, was 
die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und 
Graphik geboten hat. 

Wie überall, so hat auch beim Archiv für Buch¬ 
gewerbe der Weltkrieg die Verwirklichung gehegter 
Absichten vereitelt und Grenzen gezogen für das, 
was geboten werden sollte. Immerhin darf gesagt 
werden, daß auch die während des Krieges erschie¬ 
nenen Bände an Reichhaltigkeit nichts zu wünschen 
übriglassen. 

Eine durch den Weltkrieg bedingte Änderung in 
der Einteilung des Archivs ist die erfolgte Angliede¬ 
rung der Zeitschrift des Vereins für Buchwesen und 
Schrifttum im 55. Bande und den ihm folgenden. Es 
wird damit dem lange gehegten Wunsche der besseren 
Abgrenzung des wissenschaftlichen Stoffes vom tech¬ 
nischen Inhalte Rechnung getragen und es dürfte der 
mit diesem Hefte 11/12 zum Abschluß gelangende 
55. Band durch seinen reichen textlichen Inhalt sowie 
die die Aufsätze illustrierenden Beilagen gewiß das 
Interesse der Leser gefunden haben. 

Zum Schlüsse möchte ich noch den zahlreichen 
Freunden und Mitarbeitern desArchivs Dank abstatten, 
die sich veranlaßt gefühlt haben, in freundlichen Zu¬ 
schriften ihr Interesse für die einzelnen Abschnitte 
des „Streifzuges“, die ein gutes Stück ihres eigenen 
Erlebens bildeten, kundzugeben. H. S. 


Schlußwort 


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Archiv für Buchgewerbe 


Verleger und Mensch 

Hin Beitrag zur Geschichte des Hauses J.J. Weber in Leipzig 1 

Von Hofrat Dr. JOHANNES BAENSCH-DRUGULIN 


M itten im Weltkrieg, über den wir Heimgeblie¬ 
benen durch ungezählte Zeitschriften mit 
ihrer Fülle von Bildern allwöchentlich unter¬ 
richtet wurden, konnte Deutschland den 75. Geburts¬ 
tag seiner ersten illustrierten Zeitschrift feiern. Am 
1. Juli 1843 unternahm es Johann Jakob Weber, dem 
deutschen Volke die „Illustrirte Zeitung“ zu schen¬ 
ken, ein Wagnis, das die Zeitgenossen in Erstaunen 
setzte! Gar manchem drängte sich damals freilich die 
Frage auf, ob J. J. Weber ein so kühnes Unternehmen 
werde durchhalten können, aberalle, die„jeanjacques“ 
näherstanden, wußten es, daß er für das neuartige 
große Werk just der rechte Mann war. Hatte sich 
doch J. J. Weber bereits in seinem 1843 begründeten 
Verlagsgeschäft mit so viel leidenschaftlichem Eifer 
den illustrierten Verlagswerken zugewandt, daß er 
schon vor Erscheinen der neuen Zeitschrift der „illu¬ 
strierte Weber“ genannt wurde. Mignets „Geschichte 
derfranzösischenRevolution“und Sporschills „Kaiser¬ 
chronik“ gehören zu seinen ersten illustrierten Ver¬ 
lagsunternehmungen, ihnen folgten zwei schon mit 
deutschen Stichen ausgestattete Werke, die „Vier 
Bücher von der Nachfolge Christi“ und Sporschills 
„Schweizerchronik“. Laurents „Geschichte des Kaisers 
Napoleon“ mit Bildern von Vernet bedeutete den 
ersten großenVersuch,in Deutschland die Holzschnitt- 
Illustration einzuführen, die das Haus J. J. Weber 
im Laufe der kommenden Jahrzehnte so berühmt 
machen sollte. —Die Holzschneidekunst war mit dem 
Niedergang der Renaissance in Verfall geraten und 
erst gegen die Wende des achtzehnten Jahrhunderts 
infolge technischer Vervollkommnungen von England 
aus wieder zu neuer Blüte gelangt. Bahnbrechend 
beeinflußte ihre weitere Entwicklung Adolf Menzel, 
der die von Franz Kugler verfaßte „GeschichteFried¬ 
richs des Großen“, die im Jahre 1840 bei J. J. Weber 
in Lieferungen zu erscheinen begann, zu illustrieren 
berufen war. Adolf Menzel stellte Aufgaben, die nur 
der geschickteste Holzschneider zu lösen imstande 
war; rücksichtslos verwarf er, wasnichtseinen höchst¬ 
gestellten Anforderungen genügte. Johann Jakob 
Weber gelang es immer, für ein neues Amt den rechten 
Mann zu finden: einen Meisterder neuen Holzschneide¬ 
technik gewann er in Eduard Kretzschmar. — Als im 
Jahre 1832 in London das „Penny Magazine“ erschien, 
erkannte J. J. Weber mit scharfem Blick das Gro߬ 
zügige dieses Unternehmens, und ein Jahr später 
gab er im Verlag Bossange Pöre in Paris, dessen 
Leipziger Zweiggeschäft er leitete, das „Pfennig- 

1 Wir geben diesen Aufsatz aus der „Illustrierten Zeitung“ 
mit freundlicherGenehmigungdesVerlagsJ.J. Weber wieder. 


Magazin“ heraus, das in kurzer Zeit die für Deutsch¬ 
land damals unerhörte Auflage von 100000 zahlenden 
Abonnenten erreichte. Die Erfahrungen, die er bei 
der Organisation dieses Verlagsgeschäftes sammeln 
durfte, kamen seinem eigenen Zeitschriften-Unter¬ 
nehmen wesentlich zustatten. Wo zu frischem Wage¬ 
mut sich reiche Erfahrungen gesellen, kann der Erfolg 
nicht ausbleiben — die Gründung der „Illustrirten 
Zeitung“ wurde ein voller Erfolg! So reiche Schätze 
von Illustrationsmaterial hatte J. J. Weber bald zu¬ 
sammengetragen, daß er es in andern gediegenen 
Verlagsunternehmungen, im „Illustrierten Kalender“, 
in den illustrierten Handbüchern und in den „Meister¬ 
werken der Holzschneidekunst“ auswerten konnte. 
Kriegsjahre, die gar manchem Unternehmen verderb¬ 
lich wurden, bedeuteten für das Haus J. J. Weber 
immer neuen Aufstieg. In den Jahren 1864, 1866, 

1870/71 gab der Verlag „IllustrierteKriegschroniken“ 
heraus, unschätzbare Fundgruben für das Studium 
jener großen Zeiten! Und auch im Weltkriege ist die 
Firma J. J. Weber dieser Überlieferung treu geblieben, 
die „Illustrierte Kriegschronik“bedeutete nach Gehalt 
und Form eine Meisterleistung rascher Kriegsbericht¬ 
erstattung durch literarisch wertvollen Text und künst¬ 
lerische, volkstümliche Illustration. Aber nicht nur 
auf dem Gebiete des Zeitschriftenwesens betätigte 
sich Johann Jakob Weber erfolgreich, in ihm steckte 
ein Rembrandt als Erzieher der Deutschen. Mit dem 
genialen Friedrich List gründete er das „National¬ 
magazin für Erfindungen, Entdeckungen und Fort¬ 
schritte in Handel und Gewerbe“, er wurde ein 
Vorkämpfer für die Anwendung der Frakturschrift, 
er begann im Jahre 1851 die für die Hebung der 
allgemeinen Volksbildung wichtige Sammlung von 
„Illustrierten Katechismen“, die heute unter dem 
Namen „Webers Illustrierte Handbücher“ auf eine 
Bücherei von mehr als 250 Bändchen angewachsen 
ist. Auch der dramatischen Literatur nahm sich Weber 
an; Werke von Benedix, Hebbel, Laube, Ludwig sind 
in seinem Verlage erschienen, und auch für den 
Schöpfer des deutschen Musikdramas, für Richard 
Wagner trat er als Verleger ein, mehrere Schriften 
Wagners erschienen zuerst im Weberschen Verlage. 
— Aber nicht nur als Verleger, auch als Mensch war 
J. J. Weber eine von den Zeitgenossen allverehrte 
Persönlichkeit, in fröhlicher Runde schätzte man ihn 
als geselligen Unterhalter. Ich erinnere nur an den 
Stammtisch „Die Illustrierten“, der aller vierzehn 
Tage im „Hotel de Pologne“tagte. Die Mitglieder dieser 
Runde waren neben Johann Jakob WeberC.G. Börner 
und Wilhelm Drugulin, die beiden Kunstantiquare, 


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Archiv für Buchgewerbe 


der Holzschneider J.G. Flegel, der dänische General¬ 
konsul Karl Berend Lorck, mit dem Weber 1837 bis 
1845 gemeinsam seinen Verlag führte (Lorck über¬ 
nahm später die Niessche Buchdruckerei, die 1868 
an W. Drugulin überging), und der Privatgelehrte 
Karl W. Whistling, der in der Leipziger Tagespresse 
vielbeachtete Nachrufe schrieb, und dem Webereines 
Tages sagte, daß er sich dringend verbäte, von ihm 
einen Nachruf zu bekommen. Dieses Sextett von 
Gourmets kam in „Pologne“ zu wissenschaftlichen 
Studien zusammen: es handelte sich darum, die Koch¬ 
rezepte des im Weberschen Verlage erschienenen 
Kochbuchs in praxi zu begutachten. Und was nicht 
im Hotel geprüft werden konnte, erprobte man an den 
Sonntagabenden in J.J. WebersWohnung. Dem Abend¬ 
schmaus ging regelmäßig von drei Uhr ab ein Skat 
voraus, bei dem der Wirt als der „gemütliche Ver¬ 
lierer“ mitwirkte, und sobald der letzte Gang des 
Abendessens bewältigt war, ertönte die Frage: „Also, 
wer gibt?“ Weniger lustig war für Johann Jakobs 
Sohn eine andre Frage, die der Vater zuweilen im 
Hotel an seinen Filius richtete, die Frage: „Hast ka 
Münz?“ Vater Weber pflegte nämlich meist ohne 
einen Pfennig Geld in der Tasche auszugehen, und 
der Sohn war Studio!.. . Verehrt im Freundeskreise, 
hochgeschätzt unter den Kollegen, von der gesamten 
zeitgenössischen Kritik als mutiger Bahnbrecher, als 
tatkräftige Persönlichkeit geachtet — da überrascht 
es denn nicht, daß über weite Kreise Trauer kam, als 
sich am 16. März 1880 die Kunde verbreitete: Johann 
Jakob Weber ist nicht mehr! Ein Mann der Tat hat 
seine Augen geschlossen. „Was vergangen, kehrt 
nicht wieder. Aber ging es leuchtend nieder, leuchtet’s 
lange noch zurück.“ — Nacheinander waren die drei 
Söhne des Gründers in die Firma eingetreten: 
Johannes, geboren am 26. Februar 1838, Hermann, 
geboren am 23. August 1842 und Dr. Felix, geboren 
am 18. Januar 1845. Da das Haus J. J. Weber früh¬ 
zeitigerkannte, daß es bei jedem bedeutendenZeitungs- 
unternehmen geraten ist, Fühlung mit den politischen, 
geistigen und künstlerischen Persönlichkeiten in der 
Reichshauptstadt zu suchen, gründete und leitete 
Johannes Weber eine Berliner Zweigniederlassung 
der „Illustrirten Zeitung“. Mit Berliner Verhältnissen 
wohlvertraut und in maßgebenden Kreisen beliebt, 
war er die geeignete Persönlichkeit, das väterliche 
Werk in dieser Beziehung zu stützen und zu fördern. 
Leider wurde seiner erfolgreichen Tätigkeit viel zu 
früh ein Ziel gesetzt: schon am 9. Mai 1889 verschied 
er, nachdem wenige Wochen zuvor sein zweiter 
Bruder Hermann, der erfahrene Organisator der 
technischen Abteilungen des Hauses, einem schweren 
Herzleiden erlegen war. — Schwer lastete nach dem 
Heimgange dieser beiden tüchtigen, mit künstleri¬ 
schem Empfinden und gesundem, kaufmännischem 


Sinn ausgerüstetenMänner dieSorge um dasGeschäft 
nun auf dem dritten und jüngsten Bruder, auf dem 
historisch und nationalökonomisch vorgebildeten Dr. 
Felix Weber, der sich mit liebevoller Hingabe und 
rastlosem Eifer dem gesamten, weitverzweigten Ge¬ 
schäftsbetriebe widmete. Nach sieben Jahren wuchs 
ihm in dem Sohne Hermann Webers, Hans Weber, 
geboren am 14. April 1873, eine junge, frische Kraft 
zu, die es verstand, das Haus J. J. Weber nach der 
technischen Seite noch weiter auszubauen. Denn 
mittlerweile hatte sich der Holzschneidekunst die 
Ätzung zugesellt, neue photographische und chemi- 
graphische Verfahren waren erfunden worden, und 
jede neue Vervielfältigungsart, jede neue Illustrations¬ 
maschine mußte erprobt werden — in den Weber¬ 
schen Betrieben gab es nie ein Sichbegnügen mit 
alten Lorbeeren, es gab nie Stillstand, daher auch 
keinen Rückschritt. Trotz seiner aufreibenden ge¬ 
schäftlichen Tätigkeit fand Hans Weber doch noch 
Zeit und Muße, sich den Vereinsbestrebungen seiner 
Kollegen zu widmen, den Deutschen Buchgewerbe¬ 
verein und die Unterstützungskasse des Deutschen 
Buchdruckervereins leitete er einige Jahre als organi¬ 
satorisch sich betätigender Vorsitzender. Ein tragi¬ 
sches Geschick rief den rastlos Tätigen am 21. April 
1906 plötzlich aus dem Leben ab. Vier Monate nach 
ihm verschied auch sein umsichtiger, nimmermüder 
Onkel, Dr. Felix Weber, und die Leitung der Firma 
ging an Horst Weber, den zweiten Sohne Hermanns, 
und an Siegfried Weber und Dr. Wolfgang Weber, 
die Söhne von Dr. Felix Weber, über. Alle drei hatten 
sich in Deutschland und im Auslande reiche Kennt¬ 
nisse erworben und waren dann mit frischer Kraft 
und hohen Zielen in die Firma eingetreten. — Am 
30. Juni 1917 schied Hofrat Horst Weber aus der 
Firma aus, und die Leiter des Welthauses sind in 
diesem Jubiläumsjahre Dr.WolfgangWeber, dem bis 
zu seiner Einziehung die Leitung der Berliner Zweig¬ 
stelle unterstand, und Hofrat Siegfried Weber, der 
getreu seinem Wahlspruche „Ziel erkannt, Kraft ge¬ 
spannt!“ dabei ist, das gewaltige Werk Johann Jakob 
Webers nach der künstlerischen, technischen und 
kaufmännischen Seite immer mehr zu vervollkomm¬ 
nen, sei es durch Angliederung neuer Zeitschriften, 
sei es durch Einführung der modernsten Druckver¬ 
fahren oder vorallem durch immer anspruchsvolleren 
Ausbau der „Illustrirten Zeitung“, durch Blankhalten 
dieser geistigen Waffe Deutschlands im großen Ringen 
unsrer Tage. In diesem jüngsten Zweige der alten 
Eiche treibt noch der Saft von Anno 1843, und so 
darf vom Hause J. J. Weber das Dichterwort gelten: 
„Liegt dir Gestern klar und offen, 

Wirkst du heute frisch und frei, 

Kannst auch auf ein Morgen hoffen, 

Das nicht minder glücklich sei 1“ 


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Vom Werte schnellaufender Buchdruckmaschinen 

Von EDUARD KÜHNAST in Magdeburg 


S chon seit einer ziemlichen Reihe von Jahren 
sind Versuche in der Richtung unternommen 
worden, eine Schnellpresse Für alle Zwecke 
des Druckes zu bauen. Die Ansprüche, die an die 
Ausführung der Buchdruckarbeiten gestellt werden, 
haben sich mehr und mehr gesteigert, wobei die 
Beobachtungen während der Kriegszeit nicht ma߬ 
gebend sein können, da hier vielfach die minder- 


ihren Stützpunkt in den gegen frühere Zeiten ganz 
wesentlich verbesserten Schnellpressen. Die Fach¬ 
kreise zeigten stets das größte Verständnis für die 
Fortschritte im deutschen Buchdruckmaschinenbau, 
dessen gegenwärtige Höhe wohl nicht zuletzt durch 
ständige Anregungen aus Berufskreisen erreicht 
worden ist. WennwirunsdaherderErreichungimmer 
leistungsfähigerer Maschinen nähern, so kommen wir 



Abbildung 1. Buchdruckmaschine vom Jahre 1848 (Maschinenfabrik Johannisberg) 


wertigen Arbeitsmittel die'vorher üblichen besseren 
Arbeiten etwas in den Hintergrund gedrängt haben. 
Das sind vorübergehende Erscheinungen, die einem 
späteren Aufblühen des Gewerbes nicht weiter hinder¬ 
lich sein können. Über die Druckpressen selbst 
brauchen wir uns da wenig zu sorgen. 

Es hat sich immer mehr die Auffassung heraus¬ 
gebildet, daß man auf einer Schnellpresse neuerer 
Bauart jede sonstwie geartete Druckarbeit herzu¬ 
stellen in der Lage sein müßte. Das setzt voraus, daß 
wir dem Rahmen einer Universalschnellpresse immer 
näher kommen. Es sollte möglich sein, von der ein¬ 
fachsten Gelegenheitsarbeit zum guten Autotypie¬ 
druck auf ein und derselben Maschine überzugehen, 
um sich technisch und wirtschaftlich helfen zu können, 
wenn es erforderlich wird. Diese Möglichkeiten finden 


zugleich in die angenehme Lage, auf die durch über¬ 
seeischen Bezug verteuerten ausländischen Druck¬ 
pressen wohl für dauernd verzichten zu können. 

Was es mit der allmählichen Schaffung einer so¬ 
genannten Universalschnellpresse auf sich hat, das 
braucht nicht erst besonders erklärt zu werden, weil 
es dem Fachmann schon längst bekannt ist: er ver¬ 
langt eine Druckmaschine, die in der Anschaffung und 
im Betriebe nicht übermäßig hoch zu stehen kommt, 
dafür aber für Arbeiten aller Grade verwendbar sein 
soll. Solche Maschinen besitzen wir eigentlich schon 
längst: es sind dies unsre für den Autotypiedruck 
gebauten Schnellpressen mit vier Auftragwalzen, die 
außer einem vollkommenen Farbwerk auch die für 
den Klischeedruck notwendige verstärkte Bauart 
aufweisen. Mit diesen Maschinen läßt sich jede 


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Abbildung 3. Zweltouren-Schnelläufer mit drei Aufiragwalzen (Maschinenfabrik J.G.Scheiter & Giesecke, Leipzig) 


Universalmaschine doch 
manche Schattenseiten. 
Diese scheinbare Neben¬ 
sache mag an Stellen, wo 
die Voraussetzungen andre 
sind, weniger wichtig er¬ 
scheinen. Immerhin darf 
auch die Bedienung einer 
größeren oder vielmehrmitt- 
leren Maschine gegenüber 
den kleineren, die noch zu 
würdigen sind, nicht außer 
Betracht bleiben. Nach die¬ 
ser Folgerung wäre mehr 
solchen Maschinen, die für 
die jeweiligen Zwecke des 
betreffenden Betriebes zu¬ 
geschnitten sind, das Wort 
zu reden. Wenn eine Ma¬ 
schine bezüglich ihrer Lei¬ 
stungsfähigkeit zur Beur- 

Abblldung 2. Schnelläufer mil drei Aufiragwalzen und mechanischer Bogenzuführung (MaschincnfabrikJohannisbcrR) teilung Steht, SO kann eS 

dabei nur auf die Frage an- 

Druckarbeitbewältigen.sofernderenHerstellungfach- kommen, ob ihre Arbeit auch eine nutzbringende ist. 
kundig angefaßt wird, aber man gewinnt doch häufig Damit kommen wir zu den sogenannten Schnell- 
den Eindruck, als ob Maschinen in der Größe von etwa laufmaschinen. Maschinen für schnellen Gang hat 
70x100 cm für den nur gelegentlichen Akzidenz- es schon immer gegeben, wobei nur an den Kreis¬ 
druck denn doch zu kostspielig seien. Die Betriebs- bewegungs- und Planetenantrieb erinnert zu werden 
kraft von etwa zwei Pferdestärken will ja nicht viel be- braucht. Insbesondere besitzt die erstere Gattung 
sagen, da man bei einfachen Arbeiten nur die Hälfte eine gewisse Vornehmheitin ihrer ganzen Betriebsart, 
des Farbwerks in Benutzung zu nehmen braucht und daß diese auch von recht langer Dauer ist, das 
und dadurch auch der Kraftanspruch vermindert kann der Verfasser tagtäglich an einer 31 Jahre alten 
wird, es wäre aber immerhin unwirtschaftlich, vor- Maschine dieser Bauart beobachten. Eigentümlich 
handene Maschinen nicht voll auszunutzen. Unter hat es berührt, daß auf der ganzen „Bugra“ nur zwei 
diesem kaufmännischen Gesichtswinkel hat eine Schnellpressen mit Kreisbewegung aufgestellt waren. 


















Archiv für Buchgewerbe 


Soll die ideale Kreisbewegung, die hin und her 
gehende Bewegungen nicht kennt, tatsächlich als über¬ 
lebt gelten, oder ist dieselbe in ihrer Bauart zu kost¬ 
spielig geworden? Das mögen die Maschinenfabriken 
einstweilen unter sich ausmachen. Vielleicht hängen 
manche Buchdrucker zu sehr an Überlieferungen? 
Diesen letzteren müssen wir uns bei Beurteilung der 
„Schnelläufer“ ein wenig zu entschlagen suchen; denn 
es sind Kinder der Neuzeit, die in ihrer ganzen Art er¬ 
heblich abweichen von den Maschinen alter oder älterer 
Bauart, wozu die beigegebenen drei Abbildungen das 
Nötige sagen mögen. Daraus erkennt man auch, 
daß sich die ganze Arbeitsweise ganz gehörig um¬ 
gewandelt hat, obwohl die Vorläufer der heutigen 
Akzidenzmaschinen ziemlich weit zurückliegen, wo¬ 
bei wir an die „Liliput“ erinnern möchten, die vor 
etwa40 Jahren erstmalig gebaut ward. Die Notwendig¬ 
keit des Baues leichterer Maschinen hatte sich mit 
der Ausbreitung des Akzidenzdruckes ganz von selbst 
ergeben. Daß gerade bei dieser Gattung von Maschinen 
dieSchnelligkeitsgrenze ziemlich hoch gesteckt werden 
kann, liegt wohl mit darin, daß keine zu schweren 
Massen in Bewegung kommen, und es läßt sich da¬ 
her die sonst wahrnehmbare Erschütterung auf ein 
Mindestmaß beschränken, was für den ganzen Druck¬ 
vorgang nur vorteilhaft ist. Die kleinen und großen 
Schnelläufer erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, 
weil ihre ganze Bauart ständige Verbesserungen er¬ 
fährt. Wie sehr die Nachfrage nach solchen Pressen 
gestiegen ist, beweist wohl am besten die Tatsache, 
daß heute jede Schnellpressenfabrik den Bau von 
Schnellaufmaschinen aufgenommen hat, um dem an¬ 
drängenden Zweitourensystem vorteilhaft begegnen 
zu können. 

Die sonstigen Vorzüge der Schnellaufmaschinen 
lassen sich kurz beschreiben. Es sei vorausgeschickt, 
daß sich letztere sowohl für den kleinsten als auch den 
größten Betrieb gleich vorteilhaft verwerten lassen. 
Wir fanden selbst in der größten Druckerei Deutsch¬ 
lands neben umfangreichen Maschinenformaten auch 
eine ziemliche Reihe Akzidenzschnelläufer. Es gibt 
überall Arbeiten, deren Vervielfältigung in Platten sich 
nicht immer lohnt, so daß dann auch kleine Maschinen 
ihre ständige Daseinsberechtigung erlangen. 

Das Geheimnis des stoßfreien Ganges solcher 
Maschinen selbst bei hoher Tourenzahl liegt zunächst 
einmal in der leichten Fortbewegung des Druckfunda¬ 
ments durch Stahlrollen und zum andern im Antriebe 
der Presse durch eine Doppelkurbel. Der Kurbel¬ 
antrieb an und für sich ist ja alt und gebräuchlich. 
Beispielsweise dient zum Antriebe der in Abbildung 1 
festgehaltenen alten Maschine die durch Riemen be¬ 
tätigte einfache Kurbelwelle, welche mit der Zug¬ 
stange des Karrens verbunden ist. Bei dieser heute 
veralteten Antriebsweise konnte der Antrieb selten 
stoßfreiarbeiten, wenn dernormale Gang derMaschine 


zeitweilig überschritten wurde, wozu die Lagerung 
des Karrens auf vier Rädern nicht wenig beitrug. Der 
heutige Antrieb dieser Schnellaufmaschinen ist durch 
das Vorhandenseineiner zweiten Kurbel ein indirekter 
und damit gänzlich stoßfreier bis in die höchsten 
Tourenzahlen hinauf, die lediglich in der Art derDruck- 
arbeit und der An- und Auslage des Bogens eine 
Grenze finden. Die ganze Form des Antriebes mit 
seinem schnellaufenden Schwungrad, welches bei 
jedem Abdruck zehn bis zwölf Umdrehungen erreicht, 
ist auf den elektrischen Einzelantrieb zugeschnitten. 
Durch dessen Anwendung in Verbindung mit einem 
kurzen Treibriemen gestalten sich solche Schnell¬ 
läufer nur noch vorteilhafter. Der Wellenantrieb 
könnte nur beim Fehlen des elektrischen Stromes in 
Frage kommen. Der elektrische Einzelantrieb ge¬ 
stattet nebenbei die für die Bedienung zweckmäßigste 
Aufstellung der Maschine, was Licht- und Platzver¬ 
hältnisse anbelangt, welche oftmals von ausschlag¬ 
gebender Bedeutung sind. 

Es mag die Frage entstehen: welche Arbeiten 
sind wohl am vorteilhaftesten auf den in Rede stehen¬ 
den Maschinen herzustellen? Die Antwort ergibt sich 
einzig und allein aus der geschäftlichen Praxis. In 
der Hauptsache stehen nur zwei Auftragwalzen zur 
Verfügung und diesen sind bezüglich der Einfärbung 
ganz naheliegende Schranken gezogen, wenn man 
auch den Einwurf hört, daß es früher überhaupt nur 
Maschinen mit zwei Auftragwalzen gegeben hat. Die 
Zeiten waren damals eben andre, wobei nur an das 
Feuchten der Papiere erinnert sein mag. Auch hin¬ 
sichtlich der Stundenleistung läßt sich die heutige 
Schnelläufermaschine mit früheren einfachen Schnell¬ 
pressen keinesfalls in Vergleich stellen. Aber eines 
wollen wir vom drucktechnischen Standpunkt aus fest- 
halten: Läßt man eine Maschine langsam laufen, so 
verbessert sich der Ausfall des Druckes. Das ist auch 
eine Erscheinung, die uns lehrt, die stündliche Ge¬ 
schwindigkeit nicht zu überspannen. In Wirklich¬ 
keit sieht dieselbe aus ganz naheliegenden Gründen 
anders aus, als wie in den Feldern der Maschinen¬ 
kataloge. Diese letzteren Angaben stützen sich mehr 
auf Versuche, die beim Leerlaufen dieser Pressen 
erzielt wurden. Das Format einer Maschine und die 
Art der Druckarbeit greifen in die Druckleistung alle¬ 
zeit verändernd ein. Bei einfachen Sachen, wie Rech¬ 
nungen, Briefbogen und allen sonstigen in diesesFach 
schlagenden Drucksachen mögen sich die Schnellauf¬ 
maschinen bewähren, aber die stündliche Leistung 
erfährt bei sogenannten besseren Sachen, bei Ton¬ 
platten- und Autotypieformen ganz von selbst Ein¬ 
schränkungen und zwar zuweilen in ganz erheblichem 
Maße; es fehlt dabei auch an der noch ergiebigeren 
Druckfähigkeit und Farbeverreibung. 

Bei den Ausmessungen der kleineren Formate läßt 
sich auch der für schwere Formen erforderliche 


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Die erften 3M(>Iiotfjefen Japans (8.6t$ 9* Jafjr&unbert) 

Von Dr. phil. 0. 9}ad>ob in ®etlin:®runen>alb 


acbricbten über S3ibliot^cfcn in Sb»«« reichen 
jurücf bis oor beginn unfrer Zeitrechnung. 
Verzeichnet bocf) fcbon bet bibliegrapbifcbe 2ib= 
fcbnitt ber 2lnna(en ber früheren jjan (206 o. Gbr. bis 
24 n. Gibr.) ben Vefianb non fetbs jener fieben ©ruppett, in 
toelcbejbie 93ücherfammlung biefer Dnnaftiegegliebert toar, 
eine t 3uf«nnnenfteiiung, roelcbe bie ftattliche Ziffer » on 
inSgefamt 11 332 Scbriftcilen ergibt >. Die iin 3. 3abr= 
bunbert n. @br. angelegte Vibliotbef ber XfimDpnaftic 
(26? bis 420) johlt bereits 29 94? Schriftrollen 2 , unb 
eine Sammlung ber £iang:Dpnaftie (?02 bis ??7) ent= 
halt fogar 33 106 ausfcbliefflich bubbhiftifcbe Schriften 3 . 
Der legte Sui=Äaifer Äung Xi (getötet 618), felbft ein 
eifriger Sefer unb fleißiger Slnmerfer, befigt nach bem Ver* 
jeichnis ber SJBcrFe in ben SInnalen biefer Dpnaftie allein 
in ber roeftlichen Jjauptftabt £b’ang=an, bem jegigeti 
Singanfu, eine Vibliotbef oon 370000 Scbriftrollen 4 . 
(Jtroa ein 3abrbunbert fpäter (Vienbao ober Sa^rjäfjlcr 
•ft’ai 'püan = 713 bis 741), jur Vlütejeit ber fo literaten= 
freunblicben X’angeDpnaftie, beträgt bie Zahl ber SBerfe, 
melcbe bie amtliche Sifte ber faiferlicben Vibliothef be= 


1 91. 2Bt;tie, Notes on Chinese Literature, 2. Ülufl., ©bnngbai 
1902, ©eite XIII—XIV: „ < pem" ober „sections“. 

2 ISbenBo ©eite XV—XVI: „.Reuen" ober „books 1 ', utfptünglid) 
fine SHofle bebeutenb. 

3 Sbenba, ©eite XVII. 

1 3- 01 o6< History of Corea, Paisley 1879, ©eite 144. — ®leicbf 
3iffer bei 91. 'bfijmaier, Der ©tanb ber d>inrfifcf>rn ©efd)id)t$' 
febteibung in bem ber ©ung: Denfidjrirten b. pbilub'Ü- 

■Klaffe ber Slfabemie ber üBifTeufdjafteit ju üBien XXVII, 1878, 
©eite3. — üßplie bagegen, ebenba ©eite XVIII, gibt aßetbingS bie 
3«f>t mit nur 37000 an; bo<b barf man toobi in 31nbetrad)t ber 
anbern Ubereinflimmenben Eingaben hier bie SEBeglaffung einer Vufl 
burd) ®rudfet)let annebinrn. 


febreibt, ?39? 1 Vücher; baneben gab es noch eine Samm= 
lung neuerer Schriftfteller oon 28469 Vüchern'. 

Solch riefigen frühen Vücherfchägen oermag baS ba= 
malige 3apan nichts ähnliches jur Seite ju ftellen. Srft 
feit 23eginn beS ?. SabrbunfcertS n. @br. fegt fjier bie 
Verbreitung ber Schrift ein, unb jtoar ber ebinefifeben 
Scbrtftjeicben; oon Vücberfammlungen aber oerlautet 
noch nichts oor ber 3eit ber als Vorbilb fo eifrig betoun= 
berten ebinefifeben X’angsDpnaftie. Den erften JjimoeiS 
oielleicbt bilbet eine Stelle ber Xaibö=@efeggebungoon 701. 
Sie führt unter ben Sonberäintern bes Vnfatfufafa Sgö, 
beS oberften ber acht VJinifterien, ein Vureau ber Zeich= 
nungen („ju") unb Vücher („fbo") an, alfo eine 2lrt 
ülrcbioSs unb VibliothefS=a3ureau, wie auch fein nach* 
ftebenber, bort angegebener ©cfchäftSfreiS bartut: Qlufs 
betoabrung ber fonfujiantfeben unb bubbbiftifeben Vücber 
unb Zeichnungen fottie ber bubbbiftifthen Statuen; 2luf= 
jeiegnung ber 3fteicf>ögefcfjicbte; Seitung ber bubbbiftifeben 
Zeremonien im spalafte; Veforgung ber SUbfcfiriften oon 
Vücbern unb beS SinbanbeS; Jjerftellung oon Rapier, 
Vinfeln unb Xufcbe 2 . 

Die beiben erften roirfli eben Sibliotbefen3apan6 
aber, beren bie Quellen gebenfen, enlfteben im 8. unb 
9. 3abrbunbert, unb jtoar nicht als Sammlungen beo 
ÄaiferbaufeS ober ber 9tegierung,fonbern roie auch mehrere 
üebranftaltcn biefer Zeit als Stiftungen oon prioater 


1 2B t) (i e, ebenba, ©eite XVIII. ft j m a i e r, ebenba, ©eite 3, gibt 
bie elftere Zagt mit 63916 an; auch mären nad) feiner Deutung bei 
Irrte i biefe SBildjer aßein im Zeitraum Ä’ai 9)iian oetliffemlidjt unb 
aujjerbfm oon ^Beamten ber I’ang:Dpna|tie roeitere 28469 3?lieber 
oerfaßt toorben. 

3 01t)5 no @ige, ®ud> 2, 9Irt. 6: „3udbo Sofufbi laifei, 

*b. 12, löfnB 1900. 



12 1 


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3 e i t f d) r i f t beß 35 e u t f d> e n herein« für & u d> w t f e it unb (Schrifttum 


©eite. Die eine rührt her oon bem ©taatßmann unb 
©elebrten 3etfugu 3fonofami (729 bis 781), beni bie 
amtliche EbroniE „ShoPu Hlibongi" oon 797 1 bie beim 
ißermerE beß Xobcß einer angefebenen sperfönlicöEeit üb« 
liebe Sebenßbcfcbreibung wibmet, aber nicht nur mit ber 
gebräudflicben Slufjä'blung ber in ber amtlichen Scufbalm 
erreichten ffiurben nebß Abftammung unb bergleidten, 
fonbern in biefem galle auch mit näheren Eingaben über 
3etfuguß geiffigeß SBirEcn, oor allein über feine ©tif= 
tungen auf biefem ©ebiete 2 . Ein Enfel beß Äanjlerß 
(©abaijin) üDlaro (geworben 717), bringt er eß 3 U ber nur 
wenig ntebrigeren ÜBurbc eineß ©taatßratcß (Dainagon, 
3ahr 780); beim £obe wirb er geehrt bureb poffhumc 33er= 
leibung beß fehr hohe” jmeiten fRangeß. Die fonft fo 
nüchterne SbroniE rühmt fehr fein gelchrteß fffiiffen unb 
feine ©cbönfchrcibefunff wie auch fein Benehmen. »Bieber 
unb wicber hatten bie Beitgenoffen feine ©ebiebte gelefcn, 
oon fcenen aber leiber niebtß überliefert ju fein fcheint, biß 
fie fic außwenbig fonnten. Er unb ein anbrer einfluß= 
reicher ©elebrter unb ©taatßmann HJlifune Dnii (722 biß 
785) werben itnSEejrte außbrücElid) alß bie beroorragcnbften 
Dichter ihrer 3 eit bejeiebnet. ©eine ÜBohnung macht 
3etfugu ju einem Stempel, benannt Arainji. Einen Deil 
baoon richtet er 311 einer jebem jum©tubium juganglidjcn 
iöibliothef ein, bie er „©raß^aoillon" (Uiutei) nennt. 
Aueb oerfaßt er für fie außfü'brliche unb mit Erörterungen 
über febroierige ©ebanfenga'nge ber bubbbiffifeben ')M)ilo= 
fopf>ie oerfnüpfte iSefHmmungen, oon benen ber Jert 
einigeß mitteilt, wie bie iöorfdirift, baß jeher, ber bie 
SMbliotbef betrete, anbädftig fein muffe, ba bie ©tätte ein 
geheiligter Stempel fei. 

Über bie jroeite 23ibliotf)eE berichtet eine ©teile ber 
841 oollenbetcn amtlichen EbroniE „Hüben ÄüEi" ober 
©päterc Cif^ronif oon 3 apan, weldie bie ^ortfegung beß 
©boEu Ulibongi bilbet unb bie Sabre 792 biß 833 um= 
faßt 3 . 58eim 2 obe beß noch fegt als c ' n dufter ber Äaifer; 
treue oerherrlichtcn Äipomaro HBaEe (733 biß 799) 
bringt fie bie übliche unb jiemlich außfü'brltdie Sebenß= 
befebreibung biefeß ©taatßmanneß 4 . Unter äußerfter 
eigener Sebenßgefabr oereitelt er alß Überbringer beß be= 
beutfamen Drafelfprucbeß beß jtriegßgotteß fpadiiman bie 
Abfichten beß ocrblcnbeten Äatijlcr^'rtefferß DßEtw, beß 
übermächtigen ©üitftlingß ber Äaiferin ©bütoEu, auf ben 
Xb^on felbff, bie in ber ©cfdjicbte 3 apanß ben einzigen 


1 Söirfltficbc ben sothergehenben 2lrtiM über SMcdbrui ©eite 60, 
jpeft ö/6 biefer 3eitfct)rift. 

2 Sl)cfu 'Uibongi, Such 3S, tcn:ö 1 = 781, 6. Atonal; Sctnfhi 
Jaifei, ®b. 2, Seite 663 biß 664, JötpS 1897. 

3 .^eraufgegeben in Sauuntung „Hofuff)i laifei", SS6. 3, Seite 1 
bi« 163, T5ft>5 1897. 

4 H?if)on Äöti, ^ud) 8, (Emnafu 18 = 799. 2. Alonat; JU'fulhi 
laifei 3, Seite 18 bi6 20. 


ernftbaften 23erfuch einer Unterbrechung ber uralten Ü^ron= 
folge beß angeßammten Aerrfchergefchlecbteß bilben. Aber 
auch alß trefflicher äkrwaltungebeamter jeicfinct Ätpos 
maro fpäter fiel) auß; ffeht er hoch faß 3 wei 3 nbrjehnte 
lang (feit 781) an ber ©pige beß oorwiegenb mit Aufgaben 
' ber üerwaltung unb ber Sinanjen befaßten HAinifteriumß 
„SDlimbu ©hö", für baß er auch 2023änbc 25eßimmungen 
(Wimbu fhö rei) oerfaßt. Hieben bent eigenen HBirfcn 
Äipomaroß bebanbclt feine Sebenßbefcbreibung aber auch 
bie ihm 3 U Streit oon feinem ©ohne Jjiropo üBafe oer= 
roirf lichten oäterlicben Sibficfjten. ©ein Jjauß im ©üben ber 
fatferlicben J?od)fcbuleber.f?auptftabt.ftt)öto,beß„Datgafu", 
bem ^)irot;o 40 Sbö 1 fReißlanb alß ewigen 23efi$ fpenbet, 
richtet er 311 einer ber bauptfäcblicb ber Ülußbtlbung beß 
eigenen ©efchlechteß bienenben, prioaten i'ebranffalten ein. 
3 n biefem „Äöbun= 3 n" ober Slnffalt 3 ur 2 Iußbreitung ber 
ffiiffenfchaften oereinigt er eine S 8 üd)erci oon einigen 
taufenb ©ebriften, fürwahr ein gan§ anfehnlicber üßiffenß: 
febag für jene^eit, ein paar Sdhrhunberte oor bem erßen 
Drucf japanifcher ©ücher. 2luch wirb Jjirobo gerühmt 
alß Kenner ber üBetßfagungßwiffcnfcbaft, ber Sehre ootn 
„£)n=bü" ober chinefifd) ,/pin unb l l)ang", jenen 3 wei 
allen Erfcheinungen unb Vorgängen beß ffieltallß 3 U: 
grunbe liegenbcn Hlaturfräften, bie in ber ebinefifeben 
spbilofopbie feit unbenflicben Beiten alß negatioeß unb 
pofitioeß ober alß wciblidieß unb männlicbeß ^)rinjip 
gelten. Enbliffi erwähnt bie Efußnif ^)iroi)o alß 23crfaffer 
eineß mebi 3 inifcben SBcrfeß, beß „l)aftei Daifo"; feine 
©runblagc folt ein bamalß hochgefebägteß ebinefifebeß 
2BerE ber D’ang^eit fein, baß ,,©in=fiu ; pen=tfao" oon 
©u;d)ing, baß 254 auß bem SüineraU, spfla^em unb 
Xierrcicb ffantmenbe 2 lrjneimittcl fnnfiditlid) ihrer 3 u= 
bercitung, Aufbewahrung, Anwenbung unb »Birfung be= 
banbeit 2 . 

Über bie weiteren ©cbicffale jener einffigen beiben erffen 
23ibliothefen 3apanß fcheint leiber niebtß befannt; nodi 
oorhanbene Übcrreffe barauß türften faum naebweißbar 
fein, wä'hrcnb oon fdiriftlicben Urfunben beß 8. unb 
9. 3abrlnmbertß eine jiemlicfi ßattlicbe Steibe erhalten iff. 

* * 

* 

Anmerfung ber ©cbriftlcitung: 2luf bie 58iblio= 
thefen 3 apanß werben wir im nächften Sahrgang unfrer 
Bcitfcbrift tiod) ausführlich 3 u fpred^cn fotnmen, wie auch 
auf bie ©efchichte beß 2 ?uchbrucfß unb ber ©d>rift in 
3apan, ba unß oerfebtebene wertoolle 23ctträge hierüber 
jugefagt fiitb. 


1 1 Öl)o, jeßt gteicl) 99,17 ’llr, ifl füt bomal« auf fttun 78 bi« 85 ’llr 
ju fdjäßeit. 

*p. Suiifatun, ©rfdiidur tttHRtbijitt in gapau, iöfnö 1911, 
Seite 20. 


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3 c » M d; r i f r b c j X) c u t f d) c it herein» für Q5 n tv c f c i» u n b @ d> r i f 11 u nt 


2)eutfc5e ^tnbanbfunft 

2Jon (Srnft Rellin in SJfrlin 


enn unfre funjlbanbmerflid)e©ud)binberei ihre 
©eflänbc an cblcn Sebent, wie fie als tt>r ©inbe= 
material allein in ©etrarbt fomnten, aufges 
arbeitet haben wirb, bann mirb |ie fiel? eines? miditigjlen 
iJlrbeitsmittcls beraubt feben, für bas cö einen Srfag nicht 
ju befebaffen gibt. Obod; finb jmar bic Quellen, auö benen 
Seber ju fchöpfen ifl, nicht ganj oerfiegt, irenri eö auch 
nur febr fpärlicb hier uoeb liefert, unb fdjliefjlicb bleibt bic 
.Hoffnung, bajj baöSnbe beö Krieges unfern funflgeroerb: 
lieben ©uebbinbern mieber ihre Seber jufübren mirb, beoor 
bic noch oorbattbenen refiloß oerbraudit finb. Bcnn eö 
mörc mirflicb febabe, menit, burd) bic $iad>t ber ©erhalt; 
niffc gejmungen, bic beutfdie futiflbanbmcrflicbc ©ucf)= 
binberei,als einer ber fdmnflcn^mcigcunferöÄunftgnmbcß, 
gcrabe in tiefem Slugenblicfc „ftillgelegt" mürbe. Denn 
auch hier bat man oon bem allgemeinen mirtfcbaftlicbcn 
©uffdjmung, von bem in oielen ©olfsfreifen oermebrten 
©Jobljlanb©ortcilcgcl)abtunbifl im allgemeinen mä'brenb 
ber Äricgöjabrc mit lobnenben Aufträgen reichlich oerfeben 
geroefen. ©iclleicbt ijt ein Beil beS ©runbes für bie 
flärFerc 3nanfprud)nal)me unfrer .fUmftbuclsbinbcr auch 
in bem Umflanbc ju fueben, bafj eö ben beutfeben ©üd)er; 
freunben jegt nicht mehr möglich »ft» ben englifcben unb 
franjöfifcben ©udibinbermcrfflättcn Aufträge juFomnten 
ju taffen. Sin fold>cr rein negatiocr ©runb mirb aber 
hoffentlich feinen pofitioen, nicht auf bie ÄriegSbauer be= 
fchranEten Srfolg hoben. 

fflenn tiefe gcflflellungcn rein mirtfcbaftlicbcn Sl)araf= 
terö an ben älnfang biefer ©ctrachttingcn gefiel!t morben 
finb, fo gefebiebt eö, meil uufer ganjeö Benfcn jegt um 
bic burd) beit Jtricg bttoorgerufenen llntmaljungen freijt 
unb beren golgecrfd)cinungen abjumägett trachtet, unb 
meil für siele ©ebietc beo funflbanbmcrFlicbcn Schaffens 
baö mirtfchaftliche Burcbbalten gegenwärtig eine meit 
fdtmerer miegenbe grotje ifl, als bie ber a'flbetifcben ©e; 
bauptung. Sß ifl aber in biefem ©ugeitblicf, ba bie mirt= 
fcl)aftliehe ©ebauptung ber beutfeben Munflbuchbinberci 
aus ©rünben einer höheren ©emalt auf beö SDfefferö 
Sd)neibe fleht, auch nicht umsichtig, ihre oou tiefen rein 
a'ufietlichen Sinflüffen unabhängige ©crechtigung prüfenb 
ju überfdiouen. ’Jllle berartigen ©etrad)tungen muffen 
ihren Ulusgangöpunft oon ber „©ugra" nehmen, bem 
großen unb einflrceilen lebten ©rüfflein beö beutfeben 
©uebgemerbeö innerhalb &uftur,,5Vunjl,$unflgemerbe unb 
©emerbe einer bantals noch im frieblicben Sbeenfampfe 
ftebenben SBelt. Ss ifl beute,ba öölfifd)e©orcingenommens 
beiten teils mit 3ted)t, teils in übertriebener SBeife auf 
baö Urteil mirfen, nicht oon Unmert fefljufletlen, bafs bas 
jmifebett ber beutfeben, englifcben unb franjöfifcben Äunfl= 


hudtbinbereiabmägenbe Urteil bereits jugunften bcrcrflcrn 
ausfiel ju einer £eit, als bie ©ifcht beS ©ölferbaffeö noch 
nidit bie ©Jeden frieblicben Schaffens frönte, mentgfiens 
nicht in ber oerbtenbenben ©Jcifc mie beute. Sö mürbe er= 
ntübenb fein, bie bantals über bie funflbuchbinberifchen 
Seiftungen ber brei ©ölfer geäußerten Meinungen ju 
mieberbolen, obwohl einige 2lnjeid>en bafür ju fpred)ctt 
febeitten, taff mir gar leidit mieber in bic Schwärmerei 
für bie franjöfifcbe Sinbanbfunfl ocrfallen fönnen. ©ur 
ber ©crfucl) foll gemadit merben, einmal bic ©JefenSjüge 
ber Funflgemerblichen ©uchbinberfdiöpfungen jener brei 
Sättber in ihren grunbfegenben ©erfdiicbenbeiten gegen: 
cinanbcr abjumügen. Stellen mir habet ©orjüge, nicht 
binmegjulcugnenbc gute Sigenfchaftcn auf jeber Seite 
feft, uni fo beffer, — ben beutfehen Äunflbudtbinbcrn Faun 
cS itid;t baran liegen, auf ihrer auSlänbifcben Kollegen 
.Sofien in ben Jpiittmcl gehoben ju merben. Sin berartigeS 
Sob legte ©erpflid)tungen auf, bie mehr Jjcinmfcbub benn 
görberung fein mürben. Unb fddteßlicb ifl es ebrenootler, 
mit gleichmcrtigen Kämpen in bie Sdtranren ju treten 
als mit bereits auörangierten. 

Bic Simen hiflorifchen ©JerbcnSmuffcn babei in fnappem 
2luSma§e gejogen merben. 3mmer mieber bat man fefl* 
juflellctt, baß bic franjöfifcbe unb englifche SinbeFunfl 
ben ©orjug einer oielc 3abrjebnte, fclbft 3af)rl)unberte 
umfaffenben Sntmicflung für ficb haben. Sine eingehettbe 
©eleuchtung biefer S£atfad)c erübrigt fid) an biefer Stelle, 
©enug möge cS fein ju lagen, baß Bcutfcblanb niemals 
eine gleid) golbene jjeit ber ©ittbcfunfl erlebt bat miegranf; 
reich im 18. 3ab r b l| nbcrt, unb baß bic ©Jiebererwccfung 
beö ©ucbgcmcrbeS nicht aus bemSanbe Fant, baö ber ©Jelt 
bie ©ucbbrucferfunfl febenfte, fonbern aus Snglanb, mo 
fie mit beut ©amen ©Jilliam üOiorriS eng oerfnüpft ifl. 
Daher mag cs bann Fontmen, baß ber erjl menige 3abt= 
jehnte jurücFliegenbc 2luffd)wung ber bcutfdtcn Sinbanb: 
funfl eine meit oielfeitigere 3lid)tung nahm, als bieö in 
SraitFreicb unb Snglanb ber gall gemefeit ifl, unb ba| bie 
©uchbinbcFunfl granFrcicbS unb Snglanbö fletö bic ©or= 
jüge unb ©achteile einer einfeitigen SntmicFlung aufmieö. 
2lls aber ber jtunflcinbanb ber franjöfifcben ©inbemeifter 
bereits alle slennjeichen beS ©erfalls'jeigte, flanb bie 
beutfdte .ftunflbuchbinberei gerabe am Anfang eines oer= 
heijjungSoollen 'JluffticgS. Unb mie oiel febmerer batten 
es bie beutfeben ©udibinber bis in bic legte ^ett hinein! 
gür bie franjöfifcben unb englifcben 03telfter mar ftets bic 
ju allen Srfolgen notroenbige mirtfchaftlidie ©runblagc 
gegeben burcl) jablrcidic unb lobnetibe Aufträge, bic ihnen 
oon ben mit einem fultioiertcn@efd)macf begabten ©ücber: 
freunben — eS gibt auch anbre — juteil mürben. Bic 



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Eeopere tfcberilruiupf.ErjaljIungen, $anb2 Blevogt^ßujharionen 
Einbanb in rotem ^ftaroffo 3*egenleber mit hellgrünen, aufgelegten Greifen. 
Entwurf unb ?(u$fübrung: ‘paul Äer|'ten,5®crlm 



Die vier Evangelien Wartue, *!ufrt6, 9)Jatt|)rtu6 unb 3°i) ünn ' ,f 
Euibanb in fdjwarjem 3i«gcnleber mit •f'anbvcrgolbung. Entwurf unb 
5lu«tü|?rung: Otto Dorfner, Weimar 



Die (9ebid)te bc$ .öafi$ 

Ewbanb in bunfelrotem geglättetem <§affianleber mit -^anboeraelbuini. 
Entwurf unb Sluoiüljrung: Otto Donner, Weimar 



»Pope, Der ^oefenraub 

Einbanb in meinrotem Oafen^iegenleber mir Jpanbrerqolbung. 
Entwurf unb <üu$fubrung: Otto Dortner, Weimar 


Google 







































92if&t'<f)f, ’iluöqeiraljlte gßcrfe 

ÜinbanD in rofa amcrifanifdjcm SeebunbleDcr, Die fedie quaC>rattfcl>cu 
SM&tcnfelDtr au« hellblauem, aufgelegtem Scber. (£tinpurfunb3u«fiil)runq: 
*Pau( Äcrfien, SScrlin 



Öonfneb .Heller, £)ie brei \\treü)ttn J\ammad)cr 
GinbanD in rehbraunem 3)iaroffi>*3i«9enleber mit £anb»ergolDung unD 
Durch 2-MinDDrucf umrahmter SeDerauflage. Entwurf unD $u«fübrung: 
9>aul ßerjien, ^Berlin 



3nnenfctte $u spanl Äerjteng (£inbanb tür slüilDes sttaUabe 

©rüne$ # geglättete« 9Äaroffo3icgenleDer mit JjanDvergolDung 
"'unD i'eberauflage 



C. 2öilbe, ibaUabe aug beut 3ud)tl)aug gu Dleabinq 
£inbanD in Dunfelblauem amertfanifefcen «SeeljunDleDer mit 2MinDDrucf, Da« 
Oval in Der SDiittc rotctS, Die ad)t Blüten in Den übrigen Ovalen grüne« 
aufgelegte« 2eDer. Entwurf unD 3u«tüb* un 0: 'Paul Äetfien, Berlin 


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3 fitf 4 >rift b c 6 D«utf 4 >en 35 c r c i n 0 für IS u d) ro e f e n unb (Schrifttum 


beutfdjen SBudjbinber aber faben fid) jabrjehntclang auf 
baß fünfflcrifdjer ^Betätigung menig SRaum bictenbe gelb 
ter Slnfertigung von gkunfarbeiten, bic 511 ©efebenh* unb 
Wibmungßjmccfcn bienten, gebrängt, ober fie fertigen mit 
nimmermüber, einem SBcrjmeiflungßfampf äl)ne(nber©at= 
fraft„ 2 lußffellungßgut"an. 2111 f jül)(rcicben 2 lußgellungcn 
mürben ihre Ülrbeitcn bemunbert unb anerfannt, aber ge= 
tauft mürben fie feiten, unb aud) bic beutfeben SJufcen 
’ermarben lieber golbüberlabenc fraitjöfifcbe unb englifcbe 
Ginbänbe. Sobncnbc Qluftruge von büchcrfreunblidjer 
'Seite gab ce nur febr fpärlicbc. ©a nun in ber jünggen 
3eit hierin ein Waitbcl eingetreten ig, feilte man fid) 
biefer ©atfadie rücfl)altloß freuen, angatt fie, rote bieß 
bereits gefebiebt, ju befrittcln unb ben ^Bibliophilen, bereit 
SBliefc fielt am SBcfiß fofrbarer Ginbänbe meiben, ©nobißs 
muS vorjumerfen. 22arum ntüfTen mir Scutfclten beim 
immer fo „grünblieb" fein! Siegen ein paar „Äriegßs 
gcminnler" unter ben cinbaublicbenben 25ü'd)erfrcuitben 
fein, ©eben! Warum oergigt man babei ganj, bag bureb 
jenen „©nobißmue" ein 3 mcig unferß Äunftgcmerbcß in 
btt Jpöbe gebracht mirb, au beffen (Blättern jahrjcbntelang 
bie (Raupen beß Unvergänbniffeß unb ber 2lußlanbßlicbe= 
bietterci fragen, ber unter flcinbürgcrlicbcr Sfergänöniß* 
lefigfeit fchmer ju leiben batte, Warum oergigt man bettn, 
bag eß für uttfre kulturelle 'Weltgeltung nicht ganj ebne 
(Belang ift, bag baß ?anb ber grögten mtb hegen 58ücber= 
probuttionaueb auf funftbuebbinberifdjent ©cbiete 2 lcbtung 
unb SBemunbcrung beanfprueben barf. Soch fiitb bic $ 8 ud)= 
einbanbfreunbe unter ben SBücberfrcunben bünn gefät. 
Wöge man biefe flcine ©ebar nid)t bureb überlegen tuenbe 
ÜBeoormunbung abfcbrccfcn! 

(Betrachten mir junäcbg bic franjöfifcbc SBinbefung unb 
(teilen beren unveränbert beibcbaltene gä'bigfcit voran, 
auß bem (Bucbblod 1 ein tcdfnifcbcß ©ebilbe ju machen, baß 
allein bureb feine gorm äffbetifche ©enüffe außlöft. ©eben 
mir bann, mir bic Serjierung beß franjofifeben Ginbanbcß 
in früheren 3 abrb*mberten ganj auf eine ornamentale 
i'inic gegellt mar, bie tlaffifcbc ©trenge unb febepferifdie 
23ielfeitigfeit ju einer fünglerifcben Ginbeit 51 t »crfcbineljen 
mugte. Wie man fielt bmficbtlicb ber räumlichen Gin= 
teilung ftarre (Binbungen auferlegtc, fielt an ben fonftruf; 
tiven ©ebanten beß Ginbanbß hielt, mar man bodj jugleid) 
nidtt einfeitig, fonbern feftuf unb entmicfelte ein jabfreidjeß 
©tempelmaterial fo pricfelnber (Reije »oll, mit eblen 
©cbb'nbeitcn burebfegt, mie eß in feinen fünglerifcben 
Werten beute noch nicht übertroffen ift unb ben a5udt= 
binbermciftern ttodt immer vorbilblid) fein fantt. ©aß 
außfcblaggebenbe mar hier, bag bic Söerjicrungcn nie allein 
um ihrer fclbft millen angemanbt mürben, fonbern bem 
foiiftruftio^äftbctifcben ©ebanten untergeorbnet erfebienen. 
©ie ftanjöfifdfe SBinbefunft mugte in bem SHugcnblidf jcr= 
fallen, ba bieß aufbörtc ber gall ju fein, 2 lnjcid>cn bafür 


tarnen juerg in ber 3«t beß Gmpire auf. ©a begannen 
biceinjclnen 23erjierungßteile fiel) in ibrcrGigenart hervor* 
511 tun unb ben einheitlichen SBerjicrungßgebanfcn beifeite 
ju febieben. ©ic bienten nid)t mehr, fie berrfebten; bag 
fid) mit ihnen bic gefamte (öerjierung ber Ginbanbbecfe 
nodt ju einem einheitlichen ©anjen jufammenfügte, mar 
mehr ber 2 'ietät bcß23ucl)binbcrß, feinerÜlbbängigfett ttoin 
Überlieferten ju »erbanfen. 21 Iß fid) bann im vorigen 
3 abrl)unbert litcrarifcbeÜlnfprücbe bervorbrängten, alß bie 
Ginbanbbccfc nid)t meltr nur bem Snltalt angepagte mür= 
bige .ftülle fein mollte, fonbern jum spiafat mürbe, alß 
blenbenber (Reichtum in garbc unb ©olb — fclbft unter 
Zuhilfenahme frember ©cdinifen — über baß l'cber auß= 
gegolten mürbe, mar bie franjöfifcbc (Binbefunff in eine 
©aefgaffe geraten. ©reffenb febrieb vor 3 aftren Wei)er= 
©raefe: ,,©ie franjofifeben SBinber unfrer Zeit, bie erfannt 
haben, bag ber alte ©til fid) itid)t mehr mit bem ber 
©egenmart vertrage, glauben mit bem alten ©rnament 
aud) bie alten ©eebnifen abfebaffen ju müffen unb haben 
auß ber franjofifeben (Reliurc, bic nod) vor 20 fahren baß 
Wonopol ber ganjen Welt befag, ein müfteß ©urd)ein= 
anber gemacht, in bem eß von allen ©cdinifen mimmelt... 
Stariuß 2 Utid)el, bergü'brer berWobemcn, ein SBinber von 
unjroeifelbafteniöerbiengen, gellte ben unglficflieben Sag 
auf, bag berGinbanb in ergerSinie einemöglicbff intenfe, 
gofflidfe SBejiehung jum SBucf» b«fcn muffe, baß er um* 
gibt, ©abureb mürbe bem ä'rgffcn ©ilettantißmuß ©ür 
unb ©or geöffnet, ©er frattjöftfd)e Ginbanb mürbe eine 
Grgänjung bcrfranjöfifd)enS 8 ilberillugration,bieauß bem 
SBud) eine ©ammlung von ©ravüren, aber fein gemerb* 
lidfeß Gnfemble macht: mentt fd)on eine literarifche iVunft 
bcbentlicbeScbmächcn enthält, ein literarifebeß ©crocrbe iff 
mongröß von ©runb auß. ©0 mirftc in granfreicb bic 
mobernc beforalive SBcmegung nur junädjg begenerierenb, 
fie löge bic meltberül)mte©rabition ber franjofifebenSBinber, 
bie ficb allcrbingß überlebt batte, auf, ohne etmaß Seueß 
ju geben, ©ie jergörte an einer falfd)en ©teile unb unters 
grub baburd) bie SBafiß für einen gebcihlichcn gortfepritt." 

©ie englifcge Ginbanbfunff — mir brauchen nur bie 
mobernc bür in SBetracht ju jiclien — l)nt auß einer ges 
miffen Ginfeitigfeit ihre gärfgen .Kräfte gejogen. ©ie mit 
literarifd)en Slnfprücficn auftretenbe Söerjierung gnbet 
man bi« nur feiten, foldje rein beforativer 2 (bficbt über; 
miegen. ©er eitglifdie.Öanbvergolber verfügt in ber Jpaupri 
fad)e über ein begrenjteß ©tempelmatcrial — meig gilt* 
fierte gönnen auß bem 'Pflanjenrcich —, baß (Raum für 
Söcrjicrungen mannigfaltiger 2 lrt lägt, ©iefe englifeben 
©tempel gellen für bie mobernc SBucbbinbefung burebauß 
etmaß SBeachtcnßmertcß bar, unb eß ig vor einigen 3 abren 
baß23crbicngeineß beutfcben)8inbemeigerß,23au(Äergenß, 
gemefen, fie bureb fine übcrgditltdic Znfammengeüung 
ihrer felbff unb ihrer beforativen Serbinbungen ben beutfeben 


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3 < 1 1 f $ r t f t b e o ® e u t f d> e n Vereine für S3 u cb w e f c n unb @d)rtfttum 


©ucbbinbern jugänglicb gemacht ju haben. 3 m atlge= 
meinen ftnb aber feie 3luOwirEungcn ber englifeben ©uchs 
binbefunft geringer gewefen, alfl bic ber franjöfifcbcn. 
Hinjugefügt muß aber werben, baß auch in ben englifeben 
©erEßätten bie airbeitOinctf>oben ganj auOgcjeidmete finb 
unb ficb jum großen Deil noch eng an bie alte, oor 3 «br= 
bunberten übliche ©inbeweife anlebncn. 

Unb nun ju ber beutfdeen jtunßbucbbinberei in ihrer 
jüngßen, ungefähr ein ©iertcljabrbunbert jurüefliegenben 
SntwicElung. Die Beit ber fiebriger unb aebtjiger 3al>re 
bcö »origen 3abrhunbertö braucht hier nur Eurj gefbreift 
ju werben, weil irgenbwelcbe inneren ©ejiebungen ju ihr 
unb ber btutigen ©inbeEunß faum noch beßeben. ißir 
hatten bamnle gewiß auOgejetchnete ©uebbinber, bie tcchs 
nifcb einwanbfreie unb reich oerjierte ©udieinbänbe ans 
fertigen fonnten, waren aber binfiebtlid) beb ©efcbmacfeO 
gänjlicb unfelbßa'nbig unb unfruchtbar, Elaffifche ©otioe 
auOßblacbtenb, ihnen auch wohl einen oerbrebenbeu Stil 
gebenb. So war eben ber Stil, ber jur Beit ber ©ufcbelaufs 
fäfse unb beo spiüfcbfofae berrfebte, unb aus beffen ©es 
Eämpfung bie moberne Eunßgewerblicbe ©ewegung ihre 
ßärEßen Antriebe empfing, gü'r bie ©ucbbinbeEunß war 
jene 3eit infofern nicht oerloren, alb fie einen Stamm 
tüchtiger airbeiter heranbilbete, fo baß bie bnnbmerElicbe 
©runblage für bie innere Befreiung gegeben war. 3 tgcnb= 
welche bleibenben Eünßlerifcben ÜBcrte—bab barf hier ruhig 
aubgefprochen werben — hat jene Beit für bie Sinbanbs 
Eunß nicht gefebaffen. ailb ficb bie ©uebbiuberei baher ber 
Eunßgewerblichen Steoolution anfehloß, ßanb fie aller ©ors 
bilber beraubt ba, weil fie wirElicb etwab UmwäljenbeO 
leißen unb auch nicht int englifeben unb franjöfifcbcn 
gabrmaffer fegcln wollte. So iß eb auch ju oerßeben, 
baß bie erße Beit tiefer beutfeben funßbuchbinberifcben 
Bewegung eine bee 3lbtaßenb unb beb Sucbenb war unb 
baß manebe Halbheiten unb 3lnlebnungcn nidtt oennieben 
würben. Dieb unt fo mehr, alb ben Äunßbuchbinbcrn in 
ber ©ebrjabl noch bie 2 luftraggeber fehlten, bie fclbß 3(ns 
regungett geben Eonnten ober 31 uftrage juwtefen, bie 3eit 
unb iD?uße beanfpruchenbe Serticfung in bie 3lufgabe er= 
laubten. So fei alb bißorifd) ju wertenbe Xatfadie bcroor= 
gehoben, baß ber erße größere 3luftrag, ber einem beutfeben 
.Kunßbuchbinber juteil würbe, nicht oon einem prioaten 
Sinbanbliebbabcr Eam, fonbern oon einem inbußriellen 
Unternehmen ber©ucbbinberei. 3m 3abre 1896 oerpflich= 
tete bie Seipjiger ©roßbuebbinberei oon S}. Sperling 9>aul 
.fterßen jur 3(nfertigung oon ungefähr fiebjig reich »er* 
gierten Sinbänben, bie für bie SäcbßfcbsDhüringifcbc @e= 
werbeaueßellung beb 3abre0 1897 beßimntt waren. Diefe 
Dat hat febr oiel baju beigetragen, ber beutfeben .Hunß- 
bud)binberet ben äöeg ju ebnen. 

©er bie fd;wanEenbeSinie, bie in ben erßen 3ahrjehntcn 
beb beutfeben Funßbucbbinberifd'enSdiaffenb 511 erfennen 


iß, beobachten will, wer feben will, wie alle möglichen 
©erjierungoartcn unb Eünßlerifchcn 3lubbrurfbweifen bei 
ben beutfeben .ftunßeinbänben feßjußcllen waren, wie ficb 
ober aub bem üBtrrwarr balb bie Elare unb abgeflärte Sr= 
Eenntnib beb 3 ieleö heraubfebälte, ber betrachte bie runb 
250 aibbilbungen, bie ©ogeugö „Deutfcbe SinbanbFunß 
im erßen 3 abrjef>nt beb 20 . Sahrhunbertb" (©erlag oon 
Üßilhelm .Knapp, jpallea. S.) begleiten. Die „ 3 ugenbs 
linie" würbe bamalb natürlich auch für ben Äunßeinbanb 
entbeeft, aber ße berrfebte nicht alljulange. aiucb in ber 
„literarifd)en" ©erjierung oerfuchte man ficb, meiß aber 
fo, baß ber figürliche Scbmucf aub ber DecbniE beb Hanb= 
oergolbenb heraubwud'b. ©ir ßnben ba einige oon Stauch 
unb 3ebfen, ben beiben Hamburger Äunßbucbbinbern, 
gefertigten Sinbänbe, bei ber bie Decfelillußration aub 
giguren ober fjenifeben Darßellungen beßeht, aber ganj 
linearen, ßreng an bie DedjniE gebunbenen SbaraEter bat. 
©ei anbern berartigen Sinbänben tritt bann belebenb 
farbige Sebcrauflage (ünju, bie oon golbenen, aber auch 
oon blinbgebrueften ober febroarjen Sinien umrahmt iß. 
3lucb bie Sebertrcibarbeit wirb für ben ©uebeinbanb an= 
gewanbt, namentlich um bie ©ilbniffe berübmter©änner, 
bie ju bem ©ucbinbalt irgenbeine ©ejiebung haben, wieber* 
jugeben. Sie wirEt aber auf ben Sinbanb immer alö ein 
grembEö'rper, oermag cö nicht, mit biefem eine beforattoe 
Sin heit ju bilben. Hrralbifcbe ©otioe werben ganj neu* 
artig ber ©erjierungOtecbnif angepaßt, getreue Stacbbils 
bungen Elaffifcber ©erjierungcn finb nicht feiten ju ßnben. 
^ergamcntsgledrtarbeiten fielet man auf ben Sinbänben, 
ohne baß fie fiel) aber über einen fpielerifcben Sl;araEter 
beraub erheben. 3lber bie ©ebrjabl ber Sinbänbe weiß 
hoch ßhon auf ben Eommenben beEoratioen ©ebanEen hin, 
ber ber beutfeben SinbanbEunß ber ©egenwart ihre Stgen= 
art unb SelbßänbigEeit oerleiht. Bmeierlei iß für biefe 
airt oon Sinbänben, beren ©erjierung in ber Hauptfacbe 
eine Bufammenßellung oon bem Hanboergolber jur ©er= 
fügung ßebenben HanbwerEjeugen iß, feien e$ nun 
Stempel ober Sinien. (Die gilete tritt, alb bie funßbanb; 
werflicbe Slrbeit beb ©inberö hemmenb, erfreulicberweife 
jurürf.) So iß erßenö bie Suß mit bem ©erEjeug ju ge= 
ßalten, fo wie ber ©Jußfer feinem 3nßrument Däne ents 
locEt. SO iß jweitenO bie aibficht, immer eine ©erjierung 
ju feboffen, bie ficb ber XedintE unterorbnet, nur in ihr 
bcnEbar iß unb nur ale gläcbenoerjierung ber Sinbanb; 
becfc. So Eommt eO, baß man auo ber aineinanberreihung 
nur eineo ober weniger Stempel ßeto felbßänbige, gabU 
reiche ©ariationen herauOholen Eann, baO 3lugenmerE bas 
bei unabläffig auf bie originelle 3lufteilung ber Sinbanbs 
fceefe riditenb. 3luch bem ©inbematerial felbß Eommt 
eine beEoratioe Stolle ju, baO heißt: man oermeibet eO 
in ber Stegel peinlich, baO Seber bureb allju reichliche 
©olb= unbgarbenbeberfung ju unterbrüefen. ©an oerteilt 


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3 tttfd>rift beß ©eutfd)cn 58 e r e i n ß für $3 u cf) w e f c tt unb Schrifttum 


sielmebr bie Sinicn bcr Stempel fo, baß beß Seberß Sdjön* 
beiten, bie auß 9tarbung,5arbc unb ©lanjbcftchcn Pönnen, 
jur ©eltung fommen, ober man fuebt biefe äBirfung auch 
ju erreichen, inbem man jwifeffen ®olb* unb ©linbbrud'* 
Rempeln wechfelt, fo baß ju biefer bureb bie Slbwcdjflung 
erreichten äfthetifepen ffßirEung nod) bie jweite beß Sehers 
pinjutritt. Unb ein foldicr Sinhanb wirb bann am »oll* 
fommenften fein, wenn man nicht mehr feftftellen fann, 
ob bie ©erjierungßtechnif in ihren Spielarten baju ba ift, 
um felbfl ju wirfen ober um bie Schönheit beß Scberß ju 
fteigern, ober ob man biefeß lieber genommen hat, um bie 
beftimmte 3lrt beß SchmucPeß ftarfer jur ©eltung ju 
bringen, Erft wenn bieß altes fiel) jum ©anjen webt, einß 
in bem anbern wirft unb lebt, wirb ber ©uepeinbanb ein 
»ollfommeneß Stücf Äunfthanbmerf fein, ©efagt muß 
aber werben, baß ju ihm nicht nur bie ©crjterung beß 
äußeren Decfelß gehört, baß bie beß 3nnenfpiegelß, ber 
SnnenEantcn, ber fid) um bie Decfel herumjiehcnben 
Stehfanten, beß Schnitteß unb fcpließlich bie richtige ffiapl 
beß ©orfageß hinjuPommen muffen, um ben funftpanb* 
roerfltchen Sinhanb ooltfommen ju geftalten. 

Die heutige beutfepe .Runftbudjbinberei hat ben tcchnifcp: 
aftpetifchen ©erjierungßgcbanfen immer mehr »erooll* 
Potnmnet, burebgeifiigt. Die Sinic, auf bcr fic fich bewegt, 
ifp im allgemeinen bie einer gewiffcn,3urücfbaltung. Über: 
reicher SchmucP beß Sinbanbeß ift, wie angebeutet, nur 
feiten ju finben. Daß Xpcma ber ©erjierung wirft ftetß 
Ponjentriert. Sin ©Jittelftütf, auß wenigen Stempeln 
jufammengefegt, burch S'inie ober 'PunPte, bie oon ihm 
außgehen, eß mit ber flache »erfd)meljenb, ©crjicrungen, 
auß ber 3ufammenfügung nur cineß Stempelß, bcr oft 
ein 9)unPt ift, gelberung ber gla'cpe, baß finb bie reij* 
oollften ©eftanbteile, bie bie beutfepen Äunfteinba'nbe aus: 


jeidmen. Dieje ^urucPhaltung, oon bcr mir eben fprachen, 
mirPt fu'r uttfer Hluge natürlich immer ungemein mopl* 
tuenb, wenn man auch hie unb ba münfehte, baß unfre 
©inbefünftler etmaß mehr auß fich heraußgingen. Sic 
braud;cn gewiß Peine predigen ©crjicrungen ju fchaffen, 
braudjen nicht bie Jarbcnmilbheit moberner franjöfifcher 
Sinba'nbe nadjjuahmcn, aber ein Schuß mehr Buntheit, 
ein wenig mehr Schwelgen in ber XecpntP wäre mitunter 
mcbtunangcbradd,mcnncinefold;ercichcre2luefcömücfung 
beß Sinbanbeß auch nur, wie bie granjofeti eß auf ben 
Sinba'nbett ,,K la janseniste“ lieben, auf bem Seberfpiegel 
beß 3nncnbecfelß jur ©eltung fontmt. 

Daß unfre Äunfibuchbinber fo gefchult finb, baß fic 
t’icb bie Sntmürfc ihrer Sinba'nbe ntcifl felbft anfertigen 
Pönnen, bebeutet Peitießwegß ben ©erjid;t auf Pünftlerifchen 
SReichtum, fonbern fcf>afft eben jene tedjnifcpe unb aftpe: 
tifche Sinfeit, bie wir an ihren Arbeiten lieben. Daß fic 
Ülnbeutungen unb Erläuterungen, bie auf ben ©ucpinpalt 
©ejug nehmen, meift nur in rein beforatioer Sßeife, ge: 
miffermafjen in bcr ©erjierung »erfteeft, außfü'hren, fo 
baß biefe bann aud) ohne bie befonbere ©ejiepung ©eltung 
hat, ift ein weiterer ©orjug bcr beutfehen ©inbefunfi. 

Sine ißürbigung beß Schaffend auch nur ber heften unter 
unfern Punftpanbrnerflidjen ©uepbinbern ift hier abficht* 
lieft nicht »erfuept worben, ba ein Singehen auf bie Pünfl* 
lerifd)e3nbioibualität jener ©Jcifter einen befonberenfRaum 
beanfprud;en würbe. Jjier füllten nur bie allgemeinen 
©ebanPen, Richtlinien unb ©erpeißungen, bie fich auß bem 
Schaffen vieler cinjelner ergeben, jum Slußbrudf gebracht 
werben. Sie biefen 3*üen beigefügten illbbitbungen — 
fpärlicpe Slußwahl nur auß ber SReitjc ber heften Äunftein* 
bänbe ber legten 3at)rc — werben bann ohne Kommentar 
ben Seroeis für bie obigen Slußfüprungen erbringen. 


2tttf[an>tf$e ^)rucfe tn ber Q3üe^erei ber ^osfauer 0t)noba(brucferet 

93on TOufeumSbircftot vprofcfTcr Dr. @d)ramm in Seipjig 


rogbern ich im 3?eft 3/4 uttferer „3eitfcprift beß 
Seutfchen öereinß für ©uchwefen unb Schrift* 
tum" Seite 39 ff. berichtet habe, baß bie hiftorifchen 
ffierte beß fRuffifchen Jjaufeß ber „©ugta" wohlgeborgen 
im Seutfcben Äulturmufeum in Seipjig liegen unb nur 
ber 3eit harren, in ber fie ihren Eigentümern jurüefgegeben 
werben Pönnen, will baß ©erücht, biefelben feien oerbrannt, 
bejiehentlich ju Spottpreifen oerfchleubert worben, nicht 
jur Stube Pommen. ©emiffenlofe ?cute haben, nachbem 
bie SOiöglichPeit beß Sin* unb 2lußreifenß auß ruffifdjen 
bjw. finnifchen ©ebieten möglich ift, baß ©erücht nun 
auch nach fRufjlanb gebracht, fo baß oon bort auß beftürjt 
bei unß angefragt wirb, ob nicht wenigftenß bie ©erfaufe 
rücfgangig gemacht werben Pönnen. Sß muß weit ge* 
fommen fein iitberSerhegung, wenn man ©ücberfreunben, 


bie eine „©ugra" juftanbe gebracht haben, folche ©inge 
jutraut. Slichtß ift oerfchleubert worben, Pein ©anb ber 
hiftorifchen Slbtcilung ift »erlauft worben; oera'ußert 
würben nur nad) amtlicher Xaration Sperrgüter, wie 
©itrinen, ©erlagßwerfe, bie burch baß lange 2lußliegen 
nur mehr „Siemittenbencpemplare" finb unb begleichen 
Dinge, beren äßert bie Sagerfoften la'ngft überfchritten, 
unb ber Srlöß hiervon ift ben Eigentümern gutgefebriebeu 
worben. Der einjige fffiunfeh, ben wir pjicr haben, ben 
leiber bie „©ugra" nicht erfüllen fonnte, weil bae SRuffifche 
Jjauß ju fpat eröffnet würbe unb Purj barauf ber Ärieg 
feine Dore wieber fd;loß, war unb ift ber, bieÄulturwerte 
ber ©üdjerbeftänbe Stußlanbß Pennen ju lernen. 

Sine ber wertoollften ©ibliothefen ift bie ber SWoßPauer 
Spnobalbrucferei ober bie „Xppographifdte ©ibliotheP", 



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herausgegeben vom Deutschen Buchgewerbeverein 

[.Band: ANTIQUA ODER FRAKTUR? (Lateinisdie oder Deutsdie Schrift?) Eine kritische Studie von Dr. August 
Kirschmann. Zweite, durchgesehene und vermehrte Auflage mit zahlreichen Beispielen u.Versuchen. Geheftet M t.yo 

II. Band: FARBENPHOTOGRAPHIE UND FARBENDRUCK von Professor Dr. E. Goldberg, Leipzig. 84 Seiten 
umfassend, m. 8 Abbildungen imText u. izTafeln m.6 einfarbigen sowie 16 mehrfarbigen Abbildungen <zurzeit vergriffen). 

III. Band: DER SATZ CHEMISCHER UND MATHEMATISCHER FORMELN von Wilhelm Hellwig, Leipzig, 

yz Seiten umfassend.Geheftet M —.60 

IV. Band: DER TITELSATZ, SEINE ENTWICKLUNG UND SEINE GRUNDSÄTZE von Reinhold Bammes, 
München. 100 Seiten umfassend, mit 35 ganzseitigen Abbildungen. 2. vermehrte u. verbess. Auflage. Geheftet M t.yo 

V. Band: DIE BUCHORNAMENTIK IM 15. UND .6, JAHRHUNDERT von Dr. Hans Wolff, Leipzig. 

Deutschland I. uz Seiten umfassend, mit 58 Abbildungen und 2 farbigen Beilagen. Geheftet M 1 .yo 

Deutschland II. 104 Seiten umfassend, mit 63 Abbildungen und 2 Beilagen. Geheftet M t.yo 

VI. Band: BEITRAGE ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT von Dr. R. Stöbe, Leipzig. 

Heft t: Vorstufen der Schrift. 104 Seiten umfassend, mit 51 Abbildungen. Geheftet M t.zy 

Heft 2: Bilderschriften. 111 Seiten umfassend, mit y4 Abbildungen und y Beilagen. Geheftet M i.zy 

VII. Band: DIE GRUNDFORMEN NEUZEITLICHER DRUCKSCHRIFTEN von Lorenz Reinhard Spitzenpfeil, 
Kulmbach, do Seiten umfassend mit vielen Beispielen und Versuchen, sowie 20 Seiten Anhang . . Geheftet M i.2y 

VIII. Band: DIE ENTSTEHUNG EINER SCHRIFT von Heinrich Hoffmeister, Frankfurt a.M. 60 Seiten umfassend, 

mit ty Abbildungen.Geheftet M. —.60 

IX. Band: DIE PAPIERFABRIKATION von Dr. Bruno Possanner von Ehrenthal, Cöthen i. Anh. 96 Seiten um* 

fassend mit yi Abbildungen und 7 Beilagen.Geheftet M, t.yo 

X. Band: DIE SCHWABACHER SCHRIFT IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART von Hermann 

Clauß, Pfarrer in Schwabach. 8z Seiten umfassend mit 8 in den Text eingedruckten Bildertafeln und 12 großen 
Schrifttafeln.Geheftet M. 2.— 


Durch alle Buchhandlungen zu beziehen — Wenn nicht erhältlich, dann direkt von der 

Geschäftsstelle des Deutschen Buchgewerbevereins 

Weiter ist von der Geschäftsstelle: Bauer, Chronik der Deutschen Schriftgießereien, geb. M. 4 . — zu beziehen 


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STEREOTYPIE 

BUCHDRUCK 

Vollständige Einrichtungen 
nile Hilfsmaschinen für Flach- und Rundguß 

Stereotypie-Materialien 
für Zeitungs- und Werkstereotypie 

Sämtliche Metalle 
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Schnellpressen 

Kopfdruckpressen, Hand-Zylinderpressen 
Sämtliche Hilfsmaschinen und Utensilien 
Schließzeuge, Formatstege 

Eiserne Druck-Unterlagen 

Hlle Kleineisenwaren 

Ätzerei • Galvanoplastik 

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Fräs- und Hobelmaschinen, Prägepressen 
nile sonstigen Hilfsmaschinen 

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für Bogenanlage 


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$mtftan|Mf für 'Keptobufttottstbcbtttf 


äufofppicit 
in 2Rtffittg t $apfcr unb 
^ittE - 5fr»djö^utt0Ctt 
— pbotogrop^ie ~~ 
ßofpönoplag. 3n|Mt 



öpcnaliföt: 
^lifc^ccss für <Prri~ wtb 
— 2>ictfatf>cnbru«l ~~ 
Tciugr otttcri^ünifi^c 
^cfufd)C'2t^o0ropbic 


S'oftettanfd’lätjß, QHuftcr unb ifntirürfc auf Verlangen 


ferttfprctbcr H8B-I 1 * * 



* 2icHg|fräl?t 2tr. U~8 


Sduift „Waltraute“. Entworfen von Kunftmaler Julius Nltfdie in Miindien 





üüül 




•*. .. B 

i';,' 


■* JH 

- ■ 


TDir marijen ©ie darauf aufmerffam 


daß es in 3fjrem eigenen Jntereffe liegt, bei ünfcfjaffung 
neuer ©Triften nur unfere ©Triften ^u roöfjlen, die auf 


1- • ._> 


: •jX’iitlVIiL' Tlormallinie 

yigig 

gegoffen find. 'Purdj die Ttorteile diefer ©cfjriftlinien= 
Reform erfparen ©ie bei der ©a^arbeit 3?it und hoffen 


Genffd) 6 Jbersfe Gdjriftgießerei ß.=(£>. 


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Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“ 
Heinrich Schwarz, für den Teil „Zeitschrift des Deutschen Vereins für Buchwesen und Schrifttum“ Prof. Dr. Albert Schramm 

Druck von Breitkopf & Härtel — Sämtlich in Leipzig 


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Archiv für Buchgewerbe 


Widerstand nicht recht einbauen, obwohl in der Ver¬ 
stärkung der am meisten beanspruchten Teile dieser 
Schnellpressen sichtbare Fortschritte erzielt sind. Das 
findet man leicht heraus, wenn ein zehn Jahre alter 
„Schnelläufer“ mit einem solchen neuester Bauart in 
gegenseitigenWettbewerb tritt. Alle diese Erfahrungen 
und Beobachtungen sollten uns lehren, diesen 
Maschinen nur jene Arbeiten zuzuweisen, die sie 
vorteilhaft zu bewältigen vermögen, oder aber größere 
Formen lieber in zwei Hälften zu drucken, um den 
Mechanismus weniger zu belasten. Daß Akzidenz¬ 
maschinen mit drei Auftragwalzen oder solche mit 
zweifacher Einwalzung Besseres zu leisten vermögen, 
das braucht dem Fachmann nicht gesagt zu werden. 
Für diese kleinen Akzidenzmaschinen wird es stets 
die dafür geeigneten Drucksachen geben, somit steht 
ihre Einträglichkeit, gemessen am Anschaffungswert 
und der Betriebskraft, außer jedem Zweifel. 

Die Schnellaufmaschinen werden immer weiter aus¬ 
gebaut und sie wachsen demnach auch in ihren Größen. 
Allerdings ist hierbei festzuhalten, daß eine Buch¬ 
druckmaschine mit ihrer Größe auch unwirtschaft¬ 
licher wird, sofern nicht für dauernd dem Formate 
entsprechende Arbeiten vorhanden sind, wobei die 


Maschine nicht gerade bis auf den Zentimeter aus- 
genutzt zu sein braucht. Diese Auffassung von der 
Uneinträglichkeit so mancher Druckerei ließe sich 
durch viele Beispiele belegen, wo große Maschinen¬ 
formate infolge ständigen Mangels an geeigneten 
Arbeiten nur selten ausgenutzt werden können. Solche 
Befürchtungen entbehren bei unsern Schnelläufern 
der nötigen Unterlage. 

Es gibt dann noch eine andre Art von Schnellauf¬ 
maschinen, welche innerhalb des Zweitourensystems 
anzutrefFen ist (siehe Abbildung 3). Hier sind es 
auch die kleineren Formate, welche in bezug auf Ge¬ 
schwindigkeit Erkleckliches leisten, sofern man ihnen 
die dafür geeigneten Arbeiten zuweist. Das Zwei¬ 
tourensystem ergibt durch seinen Frontausleger und 
seine gesteigerte Druckfähigkeit noch Besseres als 
wie es den einfachen Schnelläufertypen des Stopp¬ 
zylindersystems auf Grund deren einfacher Bauart 
möglich ist. Dafür sind Zweitourenmaschinen in An¬ 
betracht ihres höheren Wertes in Anschaffung und 
Unterhaltung auch erheblich teurer als die neuzeit¬ 
lichen Akzidenzschnelläufer, welcher Punkt bei der 
Kalkulation von Druckarbeiten nicht zuletzt ins Ge¬ 
wicht Fällt. 


Über technische Bibliotheken 

Von Dr. P. MARTELL in Duisburg 


D er Wiederaufbau unsrer Volkswirtschaft stellt 
an uns die Forderung, jedes sich uns bietende 
Mittel für diesen Zweck dienstbar zu machen. 
Mehr denn je wird sich die Industrie mit allem gei¬ 
stigen Rüstzeug wappnen müssen, wenn sie auf dem 
Weltmarkt erfolgreich bestehen will, und in dieser 
Richtung dürfte in Zukunft den technischen Biblio¬ 
theken eine wichtige Aufgabe zufallen. 

Versuchen wir zunächst einen Überblick über den 
Umfang und Stand unsrer heutigen technischen 
Bibliotheken zu gewinnen, denen wir als nächste 
vaterländische Tat den einzig richtigen, wahrhaft deut¬ 
schen Namen „Bücherei“ verleihen sollten. Die größte 
Büchereides Deutschen Reiches, die Königliche Biblio¬ 
thek zu Berlin, pflegt naturgemäß auch das Sonder¬ 
gebiet der Technik, ohne uns eine erschöpfende tech¬ 
nische Fachbücherei bieten zu können. Wichtig ist, 
daß alle technischen Werke sämtlicher preußischen 
Verleger auf Grund des Pflichtexemplargesetzes an 
die Königliche Bibliothek nach Berlin gelangen; es 
fehlen also die für die technische Literatur wichtigen 
Verlagsorte, wie Leipzig, München und Stuttgart. 
Technische Werke aus diesen Verlagsorten können 
also nur käuflich in den Besitz der Berliner König¬ 
lichen Bibliothek gelangen, woraus sich notwendig 
eine gewisse Lückenhaftigkeit des Fachgebietes 
„Technik“ ergibt. Es bedarf keiner Verteidigung und 
Entschuldigung, daß die größte Bücherei des Reiches 


schließlich jedes Fachgebiet unr mit einem lücken¬ 
haften Besitzstand vertritt, denn es geht über die 
Kraft und Aufgabe einer jeden führenden Staats¬ 
bibliothek hinaus, etwa jedes der zahllosen Fach¬ 
gebiete im Bücherbestand lückenlos und restlos 
sein eigen zu nennen. Unsre wichtigsten tech¬ 
nischen Büchereien wurzeln auf akademischem 
Boden. Unsre technischen Hochschulen sind die 
Hauptträger unsrer technischen Büchereien, und wir 
finden dann die letzten Ausläufer dieser Art in den 
meist kleinen Büchereien unsrer gewerblichen Fach¬ 
schulen wieder. 

Neben den Büchereien unsrer technischen Hoch¬ 
schulen besitzen wir aber eine große Zahl zum Teil 
sehr bedeutender technischer Büchereien, von denen 
hier einige namhaft gemacht seien. Vielleicht die 
größte technische Bibliothek Deutschlands dürfte die 
des Kaiserlichen Patentamts zu Berlin sein, die einen 
Bücherbestand von mehr als 110000 Bänden besitzt. 
Daneben werden über 1500 Zeitschriften gehalten. 
Diese für die Technik äußerst wichtige Bücherei ist 
jedoch dem Publikum nur in beschränktem Maße 
zugängig, da die Bücher nur im Lesesaal des Kaiser¬ 
lichen Patentamts eingesehen werden können. Ein 
Verleihen findet nicht statt. Das eisenbahntechnische 
Gebiet ist wohl am umfassendsten in der Bücherei 
des Reichs-Eisenbahnamts in Berlin vertreten, welche 
Bücherei etwa 20000 Bände zählt. Die etwa 40000 

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Bände zählende Bücherei des Ministeriums der öffent¬ 
lichen Arbeiten zu Berlin pflegt neben dem Eisen¬ 
bahnwesen sehr stark das Bauwesen. Das militär¬ 
technische Gebiet findet in den Büchereien des 
Kriegsministeriums mit etwa 40000 Bänden, der 
Kriegsakademie mit mehr als 100000 Bänden und der 
Militärtechnischen Akademie zu Charlottenburg mit 
rund 100000 Bänden seinen Mittelpunkt. Auch die 
Bibliothek der Generalinspektion des Ingenieur- und 
Pionierkorps und der Festungen zu Berlin mit etwa 
25000 Bänden ist technisch wichtig. Telegraphie 
und Fernsprechwesen ist in der etwa 50000 Bände 
zählenden Bücherei des Reichspostamts zu Berlin 
hervorragend vertreten. 

Die Literatur des Bergbau- und Hüttenwesens ist 
in den Büchereien der Königlichen Bergakademien 
zu Berlin, Clausthal und Freiberg i. S. in umfassender 
Weise vertreten. Mit an erster Stelle steht hier die 
Bibliothek der Königlichen Geologischen Landes¬ 
anstalt und Bergakademie zu Berlin, die über rund 
50000 Bände verfügt. Auch die Königlichen Ober¬ 
bergämter pflegen meist mehr oder weniger große 
Büchereien zu besitzen. Naturgemäß hat das Bücherei¬ 
wesen in den technischen Vereinen vielfach eine 
reiche Pflegestätte gefunden. So hat der in der deut¬ 
schen Technik führende „Verein Deutscher In¬ 
genieure“ zu Berlin in seinem neuen, stattlichen Heim 
der Bücherei ausgedehnte Räume gewährt, so daß 
schon heute diese technische Vereinsbibliothek eine 
der größten und ersten ihrer Art ist. Über eine her¬ 
vorragende technische Bibliothek verfügt auch der 
„Verein Deutscher Eisenhüttenleute“ zu Düsseldorf; 
beachtenswert ist ferner die seit 1824 bestehende 
Bücherei des Architektenvereins zu Berlin mit rund 
20000 Bänden und die 1838 begründete Bibliothek 
des Polytechnischen Vereins zu Berlin mit rund 
10000 Bänden. In Bayern ist in dieser Hinsicht der 
seit 1815 bestehende Polytechnische Verein zu Mün¬ 
chen bemerkenswert, der eine wertvolle Bücherei 
im Besitz hat. In Stuttgart ist die ebenfalls sehr alte 
Bücherei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel 
hervorzuheben, die eine beachtenswerte technische 
Bücherei besitzt. Überhaupt erweisen sich die Ge¬ 
werbevereine vielfach als Träger und Verbreiter 
technischer Literatur, und haben diese Büchereien 
in Einzelfällen deshalb besonderen Wert, weil sie 
durch die frühe Gründung dieser Gewerbevereine 
in der Regel im Besitz älterer technischer Literatur 
sind, die heute wenig oder gar nicht mehr käuflich 
erreichbar ist. In diesem Sinne seien genannt der 
1892 gegründete Verein zur Beförderung des tie- 
werbefleißes in Preußen zu Berlin, der 1847 er¬ 
richtete Gewerbeverein für Nassau zu Wiesbaden, 
der 1852 gegründete Breslauer Gewerbeverein, dem 
ein Jahr später der Gewerbeverein für Hannover 
folgte, und verschiedene andre. Die mehr der jüngsten 


Zeit angehörenden Handwerkskammern sind in der 
Mehrzahl dazu übergegangen, Büchereien zu be¬ 
gründen, in denen in der Regel die Technik starke 
Berücksichtigung findet. Unter den letzten Grün¬ 
dungen technischer Bibliotheken großen Stils ist die 
Bücherei des Deutschen Museums zu München her¬ 
vorzuheben, die eine bereits vielversprechende Ent¬ 
wicklung aufweist. 

So erfreulich diese großen technischen Büchereien 
für den Ruhm und Ruf der deutschen Technik und 
Industrie sind, so wäre anderseits doch eine wesent¬ 
lich großzügigere Gestaltung als bisher wünschens¬ 
wert. Der Staat kann angesichts der Fülle der ihm 
obliegenden Kulturaufgaben naturgemäß für den Aus¬ 
bau von Fachbüchereien nur begrenzte Mittel zur 
Verfügung stellen, und hier sollte die über reiche 
Finanzmittel verfügende Industrie eine Ehrenaufgabe 
darin erblicken, durch Stiftungen das technische 
Büchereiwesen mehr als bisher zu entwickeln. Er¬ 
freulicherweise bricht sich die Meinung vom Werte 
technischer Büchereien in der Industrie immer mehr 
Bahn, und so finden wir heute bereits auf vielen, 
sich durch eine weitblickende Leitung auszeichnenden 
Werken der Industrie technische Büchereien, welche 
zur Unterstützung und Förderung der technischen 
Beamten äußerst segensreich wirken. Allerdings 
kann nicht geleugnet werden, daß große und ange¬ 
sehene Werke dem Gedanken einer technischen 
Bücherei, wenn nicht gerade ablehnend, so doch teil¬ 
nahmslos gegenüberstehen, und mancherWerksleiter 
sieht in einem Buche einen unverzeihlichen Luxus. 
Zu dieser mehr als rückständigen Anschauung stellung 
zu nehmen erübrigt sich wohl. So selbstverständlich 
jeder Werksleiter die Anschaffung von Werkzeugen 
findet, die jährlich oft Hunderttausende beanspruchen, 
so wenig sollte man sich der Anschaffung von tech¬ 
nischen Büchern verschließen, die als geistiges Werk¬ 
zeug für jede gutgeleitete Fabrik so unentbehrlich 
wie Hammer und Zange sind. Es kommt hinzu, daß 
Bücher meist von jahrzehntelangem Bestände sind, 
so daß das hierin angelegte Kapital nur mäßigen Ab¬ 
schreibungen ausgesetzt ist. Der Grund, daß tech¬ 
nische Büchereien einer schnellen Veraltung anheim¬ 
fallen und so wertlos werden, kann nicht gegen die 
Anschaffung und Begründung von technischen Büche¬ 
reien ins Feld geführt werden. Auch ältere tech¬ 
nische Bücher pflegen selbst bei neuen technischen 
Problemen oft wertvolle Fingerzeige zu geben, und 
vollends in Patentstreitsachen greift die ältere tech¬ 
nische Literatur oft entscheidend ein. Der Gedanke 
der Veraltung ist einfach absurd. Denn schließlich 
jede Wissenschaft lebt dem Fortschritt, und so decken 
sich beispielsweise viele medizinische Schriften vor 
20 Jahren nichtmehrmitden heutigen Heilmethoden; 
noch schärfer tritt dies bei juristischen Werken zu¬ 
tage, wo die Aufhebung eines einzigen Gesetzes oft 


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zur praktischen Entwertung aller damit verknüpften 
Kommentare führt. Kein Arzt oder Jurist wird aber 
deswegen eine Schrift nicht kaufen, weil sie mög¬ 
licherweise in einem Jahrzehnt von dem Fortschritt 
überholt ist. Das gleiche gilt von der Technik. Wo 
immer angängig, sollten große und kleine Werke, je 
nach ihrer wirtschaftlichen Kraft, zur Begründung 
von technischen Werksbüchereien schreiten, die dem 
eigenen Unternehmen sicher mittelbar wertvolle 
Dienste leisten dürften. Friedrich Krupp in Essen 
hat seine für Werksangehörige 1899 gegründete 
„Bücherhalle“ von anfangs 800 Bänden gegenwärtig 
auf rund 90000 Bände gebracht. Neben dieser mehr 
der Unterhaltung dienenden Bücherhalle besitzt Krupp 
jedoch eine besondere „Technische Bibliothek“, die 
nur der technischen Literatur gewidmet ist. Die 
größte Kranfabrik der Welt, die Deutsche Maschinen¬ 


fabrik A. G. Duisburg, besitzt eine recht beachtens¬ 
werte technische Bücherei von rund 5000 Büchern; 
dieselbe Firma unterhält auch den Dauerbezug von 
mehr als 100 Zeitschriften des verschiedensten In¬ 
halts. Die Hannoversche Maschinenbau A. G. vorm. 
Georg Egerstorff verfügt über eine Bücherei von 
etwa 2000 Bänden. Diese wenigen Beispiele mögen 
genügen zu zeigen, daß der Gedanke einer tech¬ 
nischen Bücherei auf manchen Werken bereits zur 
Tat geworden ist. Nichtsdestoweniger bleibt auf 
diesem Gebiete noch viel zu tun, und es kann nur 
im Interesse des Fortschritts der deutschen Technik 
liegen, wenn unsre führenden Industrieunternehmen 
sich zurGründung vonWerksbüchereien entschließen, 
zumal der verhältnismäßig geringe Finanzaufwand 
hierfür sich wohl überall ohne Schwierigkeit bereit¬ 
stellen läßt. 


Das Ornament der Zukunft 

Von HEINR. HOFFMEISTER in Frankfurt a. M. 


I n letzter Zeit mehren sich die Forderungen, welche 
einer reicheren ornamentalen Ausschmückung der 
Druckarbeiten das Wort reden. Die zurückhaltende 
Art der gegenwärtigen Ornamentik dünkt vielen Fach¬ 
genossen zu nüchtern. Um die Berechtigung dieser 
Wünsche zu prüfen, müssen wir uns vergegenwärtigen, 
worin die jetzt übliche, etwas spartanische Behand¬ 
lung des Schmucks ihren Grund hat. 

Durch die neue Kunstbewegung erfuhr das Orna¬ 
ment gleich dem gesamten typographischen Material 
eine grundlegende Veränderung, nicht allein in sei¬ 
ner äußeren Gestaltung, sondern auch, durch die 
letztere veranlaßt, in seiner Anwendung. Greifen 
wir einmal zurück bis zur Herrschaft der großen Ein¬ 
fassungen. Diese Umrahmungen, allen möglichen 
historischen Stilarten nachgebildet, krankten daran, 
daß ihre geschickte Zusammenstellung, die in den 
Anwendungen der Schriftproben vielleicht — durch¬ 
aus nicht in jedem Falle — erreicht wurde, in der 
Praxis meist versagte. Kein Künstler, auch nicht 
der größte, ist Herr über die vielen Zufälligkeiten, 
welche die wechselnden Aufgaben des Tages an die 
Verwendung solchen umfangreichen Materials logi¬ 
scherweise stellten. Deshalb war der typographische 
Gedanke, ausdemdieseEinfassungen geboren wurden, 
im Kern verfehlt. Das fließende, bewegte Element 
des Vorbildes konnte durch die typographische Nach¬ 
bildung niemals erreicht werden. Man kann ein 
reiches Ornament nicht in beliebig viele Stücke auf- 
lösen und diese Stücke durch einen zeichnerischen 
Zwang so gestalten, daß sie, je nach dem Bedürfnis 
zusammengestellt, immer wieder ein einwandfreies 
Gesamtbild ergeben. Ein Fehler lag ferner darin, 
daß diese Einfassungen, selbständig für sich heraus¬ 
gebracht, dem Setzer die Wahl ihrer Verwendung 


mit Bezug auf den Schriftcharakter überließen, wo¬ 
durch der falschen Anwendung Tür und Tor geöffnet 
wurde. Auf die Schwierigkeit der Zurichtung und 
die dadurch vielfach verursachte Unzulänglichkeit der 
typographischen Leistung soll hier nur andeutungs¬ 
weise hingewiesen werden. 

Während die Periode der historischen Einfassungen 
noch den Grundgedanken wahrte, den Schriftkörper 
durch eine Umrahmung zu umschließen, gab die ihr 
folgende, die freie Richtung, auch diese Forderung 
preis. Sie löste den Satz, die Schrift wie den Schmuck, 
auf und verstreute beides wähl- und zügellos über 
die Fläche. Durch diese Methode, zu der die Litho¬ 
graphie das Vorbild geliefert hatte, war der Schmuck, 
in völliger Verkennung seiner eigentlichen Aufgabe, 
auf immer breitere Abwege geraten. Außer diesen 
ornamentalen Episoden liefen noch eine Reihe anderer 
nebenher,die aufzuzählen zu weit führen würde. In der 
formalen Gestaltung verschieden, war ihnen allen doch 
das eine gemeinsam, daß durch sie der Schwerpunkt der 
Satzkunst in der Verzierung gesucht wurde; die Schrift 
war mehr und mehr zum Stiefkind herabgesunken. 

In dieser Verfassung befand sich die ornamentale 
Frage, als die große Bewegung der neunziger Jahre 
des vorigen Jahrhunderts ein trat. Ihr oberster Grund¬ 
satz, der in den Eigenschaften: Zweckmäßigkeit und 
Materialechtheit gipfelte, konnte sich nur dann durch¬ 
setzen, wenn mitdenGepBogenheiten derVergangen- 
heit endgültig gebrochen wurde. Dabei ist es stellen¬ 
weise etwas radikal zugegangen, aber wir müssen 
daran festhalten, daß eine gesunde Grundlage nur 
durch das völlige Verschwindendieses ganzen Wustes 
einer unverstandenen Ornamentik zu erhoffen war. 
Je unbarmherziger dieser Prozeß geschah, desto eher 
war eine Gesundung zu erwarten. 

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Die Arbeit der graphischen Künstler führte auf die 
besten Traditionen zurück; sie setzten die Schrift 
wieder in ihre alten Rechte ein und der Schmuck 
wurde das, was er sein soll: ein Beiwerk. Sie schufen 
zu ihren Schriften nicht nur die zugehörigen Initialen, 
sondern auch die Ornamente und den Schmuck. Das 
jeweilige Erzeugnis wurde dadurch zu einem einheit¬ 
lichen Ganzen und seiner Verwendung von vornherein 
der Weg gewiesen. Der Charakter des Schmuckes 
kennzeichnet sich durch Einfachheit der Zeichnung, 
er besteht hauptsächlich aus Reihenbildurgen. Die 
einzelnen Stücke, in sich selbständig, sind auf keinen 
Anschluß, als den von selbst gegebenen, angewiesen, 
die formale Gestaltung geht mit derjenigen der Schrift 
zusammen, das typographische Bild kann nicht ver¬ 
rückt werden und der durch den Schmuck bean¬ 
spruchte Raum hält sich in solchen Grenzen, daß 
auch der Schrift die volle Entfaltung gesichert ist. 
Ich glaube, mit diesen Eigenschaften ist die Grundlage 
wiederhergestellt, die eine gesunde typographische 
Entwicklung zur Voraussetzung hat. 

Jahrzehntelang haben wir uns nun dieser orna¬ 
mentalen Richtung erfreut, und, vergessen wir nicht, 
die Buchdruckerkunst hat in ihrem Zeichen einen 
glänzenden Aufstieg genommen. Trotzdem will der 
Ruf nach einer reicheren dekorativen Gestaltung 
nicht verstummen. Woran liegt das? Wir sehen im¬ 
mer wieder dasselbe Spiel: wir können nicht lange 
bei einer Setzart stehen bleiben. Die treibenden 
Kräfte in der Sehnsucht nach einem Wechsel bilden 
in der Hauptsache die Setzer. Wohl nur in den ersten 
Jahren der neuen Satzkunst waren sie mit ihrer gan¬ 
zen Seele ihre eifrigen Anhänger, ihre Leidenschaft 
bestand von jeher darin, zu bauen, zu kombinieren, 
die Linienführung selbst zu bestimmen und damit 
die äußere Gestaltung der Arbeit maßgebend zu be¬ 
einflussen. Nur einzelne Setzer sind heute in ihren 
Anschauungen so abgeklärt und gefestigt, daß sie 
den Schmuck als eine Begleitung des Textes an- 
sehen. Nun haben wir aber eine größere Anzahl 
neuerer Schriften, die im geschlossenen Satz wie 
auch in einzelnen Zeilen so dekorativ wirken, daß 
eine reichere Ornamentierung diese Wirkung nur be¬ 
einträchtigen würde. Ich denke hierbei auch an die 
Art, wie Rudolf Koch seine deutschen Schriften ent¬ 
worfen hat, obwohl sich natürlich nicht jede Schrift für 
die gleiche Behandlung eignet, an die Schwungbuch¬ 
staben, die Verzierung der Ausgangsbuchstaben usw. 
Hier wird das dekorative Element in der richtigen 
Weise erfaßt, bewußt gesucht und die Aufgabe glän¬ 
zend gelöst. 

Gar oft würde auf ein Zuviel des Schmuckes ver¬ 
zichtet werden, wenn der Setzer der Schönheit eines 
einwandfreigesetztenSchriftkörpersganzinne werden 
könnte. Aber nur wenige Setzer besitzen den Ehr¬ 
geiz, der Sache auf den Grund zu geben und den 


Satz der Schrift bis zur vollkommenen Harmonie ab¬ 
zuwägen. Zum großen Teil sind sie noch immer nicht 
von der Tatsache durchdrungen, daß die Schrift das 
eigentliche Rückgrat jeder Drucksache bildet und daß 
allein die Art, wie ihre satztechnische Behandlung 
erfolgt, neben dem Wert der Schrift selbst, über die 
Wirkung entscheidet. Auch das „schönste“ Orna¬ 
ment kann eine unverstandene Behandlung der Schrift 
nicht ersetzen; aberdieser Wahrheit ungeachtet bleibt 
der Schmuck die Vorliebe des Setzers und in ihr ist 
sein Verlangen nach seiner reicheren Verwendung 
begründet. 

Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß 
der ornamentale Schmuck, wie ihn die neue Kunst¬ 
bewegung geschaffen hat, der jetzigen Satzweise voll¬ 
kommen gerecht wird und auch für eine reichere Ge¬ 
staltung ausreicht, wenn man ihn nur zu behandeln 
versteht. Allerdings ist damit nicht genug geschehen, 
zu einem beliebigen Reihenornament zu greifen und 
es, ohne viel zu überlegen, um einen mehr oder 
weniger gelungenen Satzbau zu führen. In der Wahl 
des Ornaments, seiner Größe und Färbung, in der 
Abstimmung zur Schrift liegt die eigentliche künst¬ 
lerische Betätigung und das Geheimnis einer voll¬ 
kommenen Harmonie. Wie wird dagegen in der 
Regel auch heute noch der Satz gehandhabt? Nach¬ 
dem die Frage entschieden ist, ob Schmuck verwendet 
werden soll oder nicht, wird vielleicht noch die Stärke 
des Kegels erwogen, das ist alles. Vielfach wird das 
Ornament zuerst gesetzt und dann die Schrift binein- 
kombiniert. Daß bei einem solchen Vorgehen nichts 
Gutes herauskommen kann, ist ohne weiteres ver¬ 
ständlich. 

In den letzten Jahren ist die Linie stark in den 
Vordergrund gerückt. Die Linie stellt das Ornament 
in seiner einfachsten Form dar; ihrer reichlichen 
Verwendung, die nur als Reaktion auf die Über¬ 
sättigung mit dem Schmuckmaterial früherer Jahre 
aufzufassen ist, kann wohl das Wort gesprochen 
werden, denn, mit Verständnis gesetzt, wirkt sie so¬ 
lide und vornehm. 

Die Forderung nach einer reicheren Ornamentik 
hat daher kaum eine Berechtigung; trotzdem wird 
in absehbarer Zeit ein Wechsel in den Formen des 
Schmuckes eintreten. Leise Anklänge nach dieser 
Richtung sehen wir ja bereits vor uns. Das Maß der 
künstlerischen Verzierung kann natürlich nicht für 
ewige Zeiten festgelegt werden, ebensowenig wie 
die Art seiner Gestaltung. Die Frage muß vielmehr 
so gestellt werden, ob wir heute in unserm Stilgefühl 
schon so gefestigt sind, um einen Wechsel ohne 
Schaden ertragen zu können. Diese Frage muß ver¬ 
neint werden. Wir sind bestrebt gewesen, mit dem 
falschen Schein aufzuräumen, den Erfolg sehen wir 
vor uns. Wir haben angefangen, uns in unserm 
Hause wohnlich einzurichten, eine Änderung würde 


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Archiv für Buchgewerbe 


die mit Mühe gewonnene Sicherheit wieder in Frage 
stellen. Daher ist eine weitere Zeit stabiler Ruhe er¬ 
forderlich. Ganz gewiß haben die Buchdrucker heute 
in ihrer breiten Masse mehr Gefühl für das gute Aus¬ 
sehen einer Drucksache wie zur Zeit der freien Rich¬ 
tung und der Jugendlinien. Ein Wechsel in der künst¬ 
lerischen Gestaltung des Schmucks würde uns daher 
nicht mehr ganz unvorbereitet treffen. Aber so ge¬ 
festigt ist der Boden doch nicht, daß wir uns Experi¬ 
mente erlauben dürften. In dieser Beziehung können 
wir zu der Arbeit der Künstler das Vertrauen haben, 
daß sie uns vor einer geschmacklosen Umwälzung 
bewahren. Das ist auch eine Errungenschaft, die 
wir den Künstlern verdanken. 

Wie der zukünftige Schmuck aussehen wird, dar¬ 
über kann man heute nicht einmal Vermutungen an¬ 
stellen. Dabei spricht auch die Eigenart eines Künst¬ 
lers ein gewichtiges Wort. In den Arbeiten Peter 
Behrens’ wird immer eine andre Auffasaung zum 
Ausdruck kommen, wie in derjenigen Lucian Bern¬ 
hards. Die Früchte dieser Verschiedenheit in der 


künstlerischen Veranlagung wollen wir nicht zu ge¬ 
ring bemessen, sie bedeutet für unsre Arbeit einen 
großen Vorteil. Die erste Bedingung bleibt, daß alles, 
was für den Buchdruck geschaffen wird, im Rahmen 
der technischen Möglichkeit gegeben ist. Die Archi¬ 
tektur, die unsrer Arbeit in vieler Beziehung wesens¬ 
verwandt ist, suchte im Anfang der neuen Kunst¬ 
bewegung für den Geschmack der Zeit nach den 
erforderlichen Ausdrucksmitteln und fand sie in dem 
sogenannten Zweckmäßigkeitsstil. 

Reine Sachlichkeit wurde oberstes Gesetz. So steht 
die Sache auch im Buchdruck. Wir mußten uns erst 
einmal auf die Grundlinien einer gesunden Orna¬ 
mentik zurückfinden, ehe für eine weitere Entwick¬ 
lung neue Möglichkeiten geschaffen werden konnten. 
Wenn wir uns bewußt bleiben, daß man nichts 
zwingen soll, was gegen die Natur der Technik geht, 
weil es Stückwerk ist und bleibt, und wenn wir ferner 
Geschmack und Stilgefühl walten lassen, so ist da¬ 
mit die Richtung angedeutet, in der sich der Buch¬ 
schmuck der Zukunft bewegen muß. 


Die bisherigen Normierungsbestrebungen im Buchgewerbe 


B ereits im Dezember 1917 wurde in Berlin ein 
Normenausschuß der Deutschen Industrie be¬ 
gründet, dem die Aufgabe zufällt, die Ver¬ 
einheitlichung der jetzt so vielgestaltig gearteten 
Arbeitsweisen, Einrichtungen und Vorrichtungen, 
Methoden, Instrumente, Maschinen und, was alles 
sonst noch in Frage kommt, herbeizuführen, damit 
eine Vereinfachung der Herstellung, Steigerung der 
Leistungsfähigkeit und Minderung der Selbstkosten 
aller Erzeugnisse erzielt werde. Bei diesen Bestre¬ 
bungen konnte das Buchgewerbe nicht abseits stehen, 
und es ist dem Eingreifen des Deutschen Buch¬ 
drucker-Vereins zu verdanken, wenn die Normie¬ 
rungs-Bestrebungen im Buchgewerbe festere Gestalt 
angenommen haben, als wie es bislang der Fall ge¬ 
wesen ist. 

Vor einiger Zeit wurde ein engerer dreigliedriger 
Ausschuß eingesetzt, dem sich das neue Wirtschafts¬ 
amt des Deutschen Buchdrucker-Vereins in Leipzig 
angliederte und dem es oblag, die nötigen Vorarbeiten 
zu erledigen. Am 14. Oktober vorigen Jahres konnte 
bereits eine Versammlung angesetzt werden, in der 
sich ein Normenausschuß für das graphische Ge¬ 
werbe bildete. In demselben sind bis jetzt folgende 
Körperschaften vertreten: Bund der chemigraphischen 
Anstalten, Verband Deutscher Buchbindereibesitzer, 
Deutscher Faktorenbund, Typographische Gesellschaft 
zu Leipzig, Berliner Typographische Gesellschaft, Ver¬ 
band der Deutschen Typographischen Gesellschaften, 
Vereinigung Deutscher Schnellpresscnfabrikanten, Ver¬ 
ein Deutscher Schriftgießereien, Verband Deutscher 
Steindruckereibesitzer, Deutscher Buclidrucker-Verein. 


Auf der Tagesordnung stand an erster Stelle ein Vor¬ 
trag des Herrn Kommerzienrats Felix Krais in Stutt¬ 
gart, der jedoch ausfiel, weil sich dessen Inhalt mit 
der von ihm bereits vor längerem im Aufträge des 
Deutschen Buchdrucker-Vereins bearbeiteten und 
jedem Teilnehmer an der Sitzung vorliegenden Denk¬ 
schrift deckte. 

In der letzteren waren folgende Punkte für die 
geplante Normierung vorgesehen: Das Papier; die 
Schriften; die Maschinen; die Farben. Sie bildeten 
die Grundlage für eine sich anschließende Aussprache 
über die einzelnen Punkte und den Arbeitsplan, zu 
dessen Bewältigung besondere Unterausschüsse ein¬ 
gesetzt werden sollen. 

An zweiter Stelle stand ein Vortrag des Herrn 
H. Schwarz, Vorsitzenden der Typographischen Ge¬ 
sellschaft zu Leipzig, der ersucht worden war, über 
die bisherigen Normierungsbestrebungen im Buch¬ 
gewerbe zu berichten. Wir geben diese Ausführungen, 
die weiterem Interesse begegnen dürften, auszugs¬ 
weise nachstehend wieder: 

I. Das Papier. Obgleich bis zum Anfänge des 19.Jahr- 
hunderts der Buchdrucker mit dem normalen Maximal¬ 
formate der Handpresse und dem handgeschöpften Papiere 
zu rechnen hatte, so vermochte er doch eine Vielseitigkeit 
der Bücherformate auch in damaliger Zeit nicht zu ver¬ 
hindern. Die gleiche Ursache, die unsre Altvordern zur 
Abwechslung in der Wahl der Formate veranlaßte, die Ge¬ 
schmacksform und der Gebrauchszweck des Buches, da¬ 
neben die Größe der Schrift und der Umfang des Buches, 
bringt es mit sich, daß auch heute mit einer Vielartigkeit 
der Papierformate gerechnet werden muß. Bei Akzidenz- 
und Katalogpapieren spielt die Portogrenze noch eine 


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Archiv für Buchgewerbe 


besondere Rolle. Daß die Franzosen uns bereits vor fast 
einem Jahrhundert mit festen Format bezeichnungen, wie 
Coquille, Raisin, Jösu, Soleil, Pot usw. zuvorgekommen sind 
und bestimmte Begriffe — Bildzeichen — anstatt Maße, die 
sich zudem gut beim verarbeitenden Personal wie beim 
Buchhändlereinprägen, anwandten, sei erwähnt. In Deutsch¬ 
land sind die in den siebziger oder achtziger Jahren auf¬ 
gestellten Normalformate als die Hauptbestrebungen dieser 
Art hervorzuheben. Von den Formaten selbst dürfte aber 
wohl nur das Reichsformat und daneben das Postkarten¬ 
format sich der Größe und dem Maße nach allgemein und 
fester eingeprägt haben. Betreffs der Einheitsformate sind 
die langjährigen Versuche der Papierfabrikanten und 
-händler beachtlich, ferner die Bestrebungen der ver¬ 
flossenen „Brücke“ (Ostwald), die alles, was mit Papier 
zusammenhing, zu normalisieren trachteten. Daß diese 
letzteren Bestrebungen, trotz ihrer scheinbar praktischen 
Vorteile, keine günstige Aufnahme fanden und ganz be¬ 
sonders von der geschmacklichen Seite Einwendungen er¬ 
fuhren, sei erwähnt. Das gleiche gilt von dem sogenannten 
Monoformate, das besonders in der Schweiz lebhafte Be¬ 
fürworter fand. 

II. Die Schriften, Linien usw. a) Höhe und Kegel 
der Schrift. Es darf wohl gesagt werden, daß in den letzten 
zehn Jahren auf diesem Gebiete vieles besser geworden 
ist. Wenn besonders große Druckereien noch eigene Höhe 
führen, so ist dies in den großen Mengen Stehsatz be¬ 
gründet, dessen Ablegen und Neusetzen zur Überleitung 
des Materials auf Normalhöhe mehr Kosten verursachen 
würde als wie das Abhobeln selbst. Ein wesentliches Mittel, 
den Übergang zur Normalhöhe zu beschleunigen, haben 
die Schriftgießereien in der Hand durch die Preisgestal¬ 
tung, und es ist durchaus berechtigt und infolge technischer 
Mehrarbeit begreiflich, wenn für eigene Höhe ein Auf¬ 
schlag von etwa 12 bis 15 Prozent zur Berechnung kommt. 
Gleichgroßes Interesse an einheitlicher Höhe und Kegel 
haben die Schriftgießereien, die dadurch zurVereinfachung 
ihrer Läger und Herstellungsweise und damit zur schnel¬ 
leren Lieferungsmöglichkeit gelangen würden. 

b) Kopf- und Schriftbild. Es ist in den letzten Jahren 
mehrfach Anregung gegeben worden, eine bessere Über¬ 
einstimmung der Brotschriftziffern herbeizuführen. Nicht 
nur, daß in Fraktur und Antiqua der Schnitt der Ziffern, 
Punkte usw. derselbe sei, sondern daß eine Normalziffer 
für jede Schriftgröße geschnitten werde, die von allen 
Gießereien als solche vorrätig gehalten wird. Also Nor¬ 
malziffern für Nonpareille bis einschließlich Cicero, Halb¬ 
geviert stark, mittelgroßes, deutliches Bild, passend zu 
Fraktur, französischer, englischer, moderner Antiqua, Medi¬ 
äval, Romanisch usw. 

c) Betreffs der Messinglinien ist zu erwähnen, daß der 
Verein Deutscher Schriftgießereien bereits vor Jahren 
Normalien für Messinglinienstärken aufgestellt hat, die 
indessen bis jetzt noch nicht allgemein eingeführt wurden. 

d) Einheitsschriftlinie. Die umfangreichen Arbeiten und 
Beratungsschwierigkeiten, die die Durchführung der Nor¬ 
mallinie gemacht haben, sind bekannt. Es wäre hier nur 
zu erwähnen, daß dieVerschiedenheit der Korpuslinie nach 
wie vor ein Übelstand geblieben ist. 

e) Ausschluß. Über die Einteilung des Ausschlusses hat 
die Typographische Gesellschaft zu Leipzig im Einver¬ 
nehmen mit dem Verein Deutscher Schriftgießereien be¬ 


reits vor fünf Jahren Ermittelungen angestellt und gleich¬ 
zeitig einen Normal-Ausschlußzettel bearbeitet, der noch 
der Annahme und Veröffentlichung harrt. Ob eine punkt¬ 
weise Einteilung, eine solche nach Bruchteilen des Ge¬ 
vierts oder eine gemischte die geeignetste ist, wird ein 
besonderer, aus Schriftgießern und Buchdruckern zu bil¬ 
dender Ausschuß festzustellen haben. Über die Ausschlu߬ 
höhe sind bereits vor zehn Jahren umfassende Erhebungen 
seitens der Typographischen Gesellschaft zu Leipzig er¬ 
folgt und im Archiv für Buchgewerbe abgedruckt. Dabei 
ist man auf eine Höhe von 51 Punkten, nicht von 54 Punkten, 
zugekommen, weil diese Höhe zuzüglich einer Plattenstärke 
von 11 bis 12 Punkten die Normalhöhe ergibt. Bei der Steg¬ 
höhe von 54 Punkten ist das Schmitzen beim Druck nicht 
ausgeschlossen und doppeltes Stegmaterial erforderlich. 
Für das Korrigieren wiederum ist der Ausschluß von 
54 Punkthöhe vorteilhafter. 

f) Legierung des Metalls. In der Fachliteratur ist diesem 
Kapitel seit 100 Jahren die größte Wichtigkeit beigelegt 
worden. Zinn, Wismut, Antimon, Blei, Kupfer, Eisen sind 
die Bestandteile, mit denen die alten Gießer angeblich die 
Lettern gossen. Es steht aber wohl fest, daß eisen- und 
kupferhaltiges Metall auf unsern modernen Gießmaschinen 
kaum verarbeitet werden kann. Im Interesse der Rechts¬ 
lage wäre eine einheitliche Legierung erstrebenswert, 
wobei jedoch eine durch den Schmelzprozeß nicht zu ver¬ 
meidende, oft erhebliche Schwankung als Toleranz berück¬ 
sichtigt werden müßte. 

g) Normal-Gießzettel. Die Gießzettel-Reformen ziehen 
sich durch das ganze 19. Jahrhundert. Benjamin Krebs, 
Hasper, Faulmann, Marahrens, Smalian und viele andre 
Fachgenossen haben sich bemüht, dafür zu sorgen, daß dem 
Buchdrucker nichts Unnützes geliefert wird, und als letztes 
umfassendes Ergebnis langwieriger Berechnungen von ver¬ 
schiedenen Materien und mit Verwendung der Kaedingschen 
Häußgkeitsuntersuchungen istdervonderTypographischen 
Gesellschaft zu Leipzig geschaffene Normal-Gießzettel 
entstanden, der vom Verein Deutscher Schriftgießereien 
angenommen wurde. Eine Nachprüfung desselben hat 
bereits stattgefunden; das Ergebnis ruht fertig im Schoße 
des Arbeitsausschusses der Leipziger Typographischen 
Gesellschaft. Einer Veränderung bedurfte derZettel weniger 
aus Gründen der Notwendigkeit, als aus äußerer Ursache: 
dem Buchdrucker will es nicht einleuchten, daß er nor¬ 
malerweise selten vorkommende Buchstabensorten nur in 
der Anzahl gebraucht, wie sie der Gießzettel vorschreibt. 
Mit dem jedoch nur bedeckten Boden des Faches an sol¬ 
chen Typen ist er nicht zufrieden, und es sind Nach¬ 
bestellungen dieses Ballastes die Regel, also auch hier 
mangelnde Einsicht. 

III. Stereotypie usw. Sowohl die Plattenstärke, wie die 
Art der Metallegierung sind in der verflossenen Zeit oft 
Gegenstand fachlicher Erörterungen gewesen. Über die 
Plattenstärke hat die Typographische Gesellschaft zu 
Leipzig umfassende Untersuchungen und Erhebungen an¬ 
gestellt. Das Ergebnis ist im Archiv für Buchgewerbe ent¬ 
halten. Einheitlichkeit ist leider trotz alledem nicht erzielt 
worden, weil einesteils die Fabrikanten der Gießwinkel 
nicht einig sind, im weiteren aber die Steghöhe eine 
schwankende ist. Ebenso wichtig wie die Frage der Platten¬ 
stärke ist die des Facettenwinkels, die bislang ebenfalls 
ungelöst blieb und zu erheblichen Schwierigkeiten und 


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Archiv für Buchgewerbe 


Aufenthalten durch verschiedenes Facettenmaterial in den 
Druckereien führt. Ein Normal-Plattenwinkel, wie er bereits 
vorgeschlagen wurde, wäre zu erstreben, ebenso eine Nor- 
malgröße für die Facetten der Zinkklischees. — Hierbei 
wäre auch die grundsätzliche Frage, ob bei der Klischee¬ 
berechnung die Bildfläche oder der Klischeefuß für das 
Ausmaß maßgebend ist, zu erörtern. 

Zu erwähnen ist noch folgendes: Der Normalsetzkasten 
gehört zu den Gegenständen des Druckgewerbes, die am 
frühesten vereinheitlicht werden sollten. Die Typographi¬ 
sche Gesellschaft zu Leipzig und Berlin und der Graphische 
Klub in Stuttgart haben bereits Ende der siebziger Jahre 
die Frage des Normalkastens behandelt. Das Leipziger 
Normal-Setzkastenschema ist entstanden, das Endergebnis 
waren der Berliner und der Leipziger Kasten mit zwei ver¬ 
schiedenen Größen und Einteilungen. 

Infolge der damals nicht erreichten Verständigung herr¬ 
schen heute noch die verschiedensten Kasten- und Regal¬ 
formate sowie die wildesten Kasteneinteilungen, welch 
letztere sowohl für die Buchdruckereibesitzer, als auch für 
die Arbeitskräfte ein dauerndes Hindernis bilden. Beide 
Übelstände würde ein Normalkasten mit feststehender Ein¬ 
teilung und Größe beseitigen. 

Wei tere Gegenstände für die Normierungsind die Akzente 
und Ligaturen in den Schriften, die auf ein Mindestmaß 
einzustellen wären. 

Die Gradbezeichnungen der Schriften, z. B. corps 6, 8, 
10 usw. oder 6, 8, 10 Punkte, anstatt Nonpareille, Petit, 
Korpus usw. müßten festgelegt werden. Umfassende Vor¬ 
arbeiten wurden in der Fachpresse geleistet. 

Das Nlinimumgewicht der Schriften ist heute ein ganz 
verschiedenes. Smalian hat diese Frage bereits eingehend 
seit 30 Jahren behandelt. Der Verein Deutscher Schrift¬ 
gießereien wird hier Einheitlichkeit herbeizuführen in der 
Lage sein,obgleich dabei auch gießereitechnischeSchwierig- 
keiten zu überwinden sind. 

DieVereinheitlichung der mathematischen und allgemeinen 
Zeichen, wie sie in jeder Druckerei gebraucht werden, ist 
eine Notwendigkeit. 

DieSignaturen der Schriften bilden einen weiteren Gegen¬ 
stand, der der Nachprüfung unterzogen werden sollte, denn 
es ist ohne Zweifel ein Übelstand, wenn sich z.B. die verschie¬ 
densten Korpusschriften einer Druckerei in den Signaturen 
nicht voneinander unterscheiden. Hiergilt es allerdings tech¬ 
nische Schwierigkeiten in den Gießereien zu überwinden. 

Wenn der Neigungswinkel der Kursivschriften hier noch 
erwähnt wird, so geschieht es, weil er oft genug der Gegen¬ 
stand von Erörterungen gewesen ist. In gußtechnischer 
Hinsicht ist die Frage nicht unwichtig, die geschmackliche 
Frage hat aber zumeist eine Vereinheitlichung der Schräg¬ 
lage des Schriftbildes bzw. des Neigungswinkels vereitelt. 

Die Korrekturzeichen bedürfen ebenso der Vereinheit¬ 
lichung wie manches andre, und es werden auch hier 
bereits Vorarbeiten der Korrektorenvereine zu berück¬ 
sichtigen sein. 

# * 

4 

Mit dem bis jetzt Gesagten ist bei weitem noch nicht 
alles berührt, was in der verflossenen Zeit in bezug auf 
Vereinheitlichung behandelt wurde, es würde aber zu 
weit führen, noch auf weitere Einzelheiten einzugehen. 
Der Erwähnung wert erscheint aber noch zum Schlüsse 
etwas Grundsätzliches: die Ausbildung der Lehrlinge im 


allgemeinen. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß dem 
Normenausschuß nicht etwa die Aufgabe zufällt, für die 
vierjährige Ausbildung der Lehrlinge Normen zu schaffen. 
Meines Erachtens ist aber in den letzten 25Jahren nichts so 
außer System geraten, als wie die Art der Ausbildung der 
Lehrlinge, ganz besonders der Setzerlehrlinge. Ohne Regel 
keine Ordnung! hieß es früher, und das gilt auch noch beute. 

Ist es schon ein Übel, daß mit minderem Lehrlings¬ 
material gerechnet werden muß, so droht durch die Ver¬ 
kürzung der Lehrzeit und der Arbeitszeit noch eine weitere 
Verschlechterung der Ausbildung. 

Eine durchaus systematische, sich überall gleich ge¬ 
staltende Ausbildung im Elementaren des Berufes ist eine 
Notwendigkeit. Die Verhältnisse von heute sind nicht 
mehr jene von vor 30 Jahren. Die Fachschulen vermögen 
nur hier und da einzugreifen und Falschgelehrtes zu be¬ 
richtigen. Darum sollte daran gedacht werden, alles, 
was der Lehrling in den vier Lehrjahren zu erlernen hat, 
in eine feste, fortschreitende Stichwortform zu bringen, 
nach der gehandelt werden kann, und damit wieder eine 
systematische Festigung des Nachwuchses Platz greift. In¬ 
wieweit zugleich Prüfungsordnungen für Handwerker- oder 
Gewerbekammern aufgestellt werden können, ist eine 
weitere Frage, die der Erörterung wert erscheint. 

Zum Schlüsse sei noch darauf hingewiesen, daß in 
den Vereinheitlichkeits-Bestrebungen auch eine gewisse 
Gefahr liegt, nämlich die der Aufhaltung des Fortschrittes 
und der Einschränkung der Bewegungsfreiheit, zumal wenn 
es sich um solche Dinge handelt, die auf die geschmack¬ 
liche Seite übergreifen, wie z. B. bei den Bücherformaten 
durch die Normalformate, beim Schriftschnitt durch die 
Normallinie, bei den Linien durch die Normalbilder u.a.m. 

Es wird sich also immer nur um die Vereinheitlichung 
solcher Dinge handeln können, die eine mechanische Ver¬ 
einfachung des Werdeganges oder die Vereinfachung der 
manuellen Betätigung mit sich bringen, nicht aber die 
Stillegung oder Abstumpfung der geistigen Tätigkeit der 
Arbeitskräfte. 

Nach Entgegennahme dieses Vortrags schritt man 
zu einer eingehenderen Besprechung der einzelnen 
Punkte, wobei sich bereits klar ergab, welche 
unnötige Vielseitigkeit auf zahlreichen Gebieten 
herrscht, wieviel Umständliches das Gewerbe überall 
belastet und welche ganz bedeutenden Verein¬ 
fachungen eintreten können. 

Zur gründlichen Behandlung der einzelnen Fragen 
sollen besondere Ausschüsse gebildet werden, die 
bereits geleistete Normierungsarbeiten verwerten 
und allem eine festere Form geben, damit es durch 
den Normierungsausschuß bzw. die Berufsorganisa¬ 
tionen zum Beschluß erhoben werden kann und für 
die Gewerbsangehörigen verbindliche Kraft erlangt. 

Es ist zu erwarten, daß durch die Zusammenfassung 
der berufenen Kräfte die Normierungsarbeit im Buch¬ 
gewerbe gute Fortschritte machen wird und dann der 
Allgemeinheit daraus recht bald Nutzen erwächst. 

Alle die Normierungs-Bestrebungen betreffenden 
Zuschriften sind an das Wirtschaftsamt des Deut¬ 
schen Buchdruckervereins, Leipzig, Dolzstraße 1, zu 
richten. 


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Technische Kriegserfahrungen in der Buchbinderei 

Von ERNST COLLIN in Berlin-Steglitz 


D erRohstoffmangel, der sich in der Buchbinderei 
besonders fühlbar gemacht hat, ist aber in 
mancher Hinsicht auch zum Lehrmeister ge¬ 
worden und es steht zu erwarten, daß die mit einigen 
neuen Arbeitsmitteln gemachten Erfahrungen die 
buchbinderischeTechnikauch im Frieden beeinflussen 
werden, ln einem Augenblick, da die Arbeitsmittel¬ 
not für die Buchbinderei, namentlich für den Gro߬ 
betrieb, im wesentlichen überwunden zu sein scheint, 
sei über einige der im Kriege gemachten Erfahrungen 
gesprochen. 

Heftfäden, a) Seide: Da Hanfzwirn nur für behörd¬ 
liche Arbeiten freigegeben wird, so wird statt Heftzwirn 
Seide verwendet, die sich als sehr haltbar erwiesen hat. 
Sie wird in allen Farben gebraucht, da es jetzt nicht 
möglich ist, nur weiße Seide in genügender Menge zu 
erhalten. Für bessere und starke Einbände empfiehlt 
es sich, den Faden mehrfach zusammengelegt zu ver¬ 
wenden, da der einzelne Faden nicht genügend auf¬ 
trägt. b) Papiergarne: Die leicht zerreißbaren Papier¬ 
garne haben sich bisher in der Großbuchbinderei nur 
für das Heften von Broschüren bewährt. 

Gaze: Als besonders geeignet hat sich eine zum 
Teil aus Leinen und Papiergarnen bestehende Gaze 
gezeigt. Die lediglich aus Papiergarnen gefertigte 
Gaze war anfangs zu dick und nicht weich genug. 
Es ist aber jetzt gelungen, eine dünnere und weiche 
Papiergaze herzustellen. 

Klebstoffe: Kaltkleister ist anfangs in einerMischung, 
die für Buchbinderzwecke nicht sehr geeignet war, 
hergestellt worden. Es ist aber auch hier gelungen, 
einen Klebstoff zu erzeugen, der den an ihn gestellten 
Ansprüchen entspricht, und der sich in der Gro߬ 
buchbinderei, falls er nicht zu teuer ist, wahrschein¬ 
lich auch im Frieden behaupten wird. Von Kaltleimen 
gibt es zwei Arten. Den Dextrinkaltleim, der aber 
zugeteilt ist, und der sich wegen seiner hellen Fär¬ 
bung am besten für Bucheinbände eignet. Der aus 
der Sulfitablauge gewonnene Kaltleim hat den Übel¬ 
stand, daß er sehr dunkel ist. Auch von den neuen 
Kaltleimen kann man sagen, daß sie auch im kom¬ 


menden Frieden zu den Materialien der Buchbinderei 
gehören werden, sofern sie eben billiger sind als echte 
Leime. Heute sind sie noch teurer, da sie im Gegen¬ 
satz zu den Knochenleimen nicht verdünnt werden 
können. Den Wünschen der Großbuchbindereien sind 
die Hersteller von Kaltleimen insofern entgegenge¬ 
kommen, als sie dessen Klebkraft erhöht haben und 
ihn auch in kleineren Gefäßen, also nicht mehr in 
großen Fässern liefern. 

Pappen: Diese sind heute um 600 bis 700 Prozent 
teurer und wesentlich schlechter. Sie sind weicher 
als früher und, da sie meist auf dem Wasserwege be¬ 
fördert werden und auch nicht mehr so lange aus¬ 
trocknen wie sonst, ziemlich feucht. Irgendwelche 
nennenswerten technischen Schwierigkeiten für ihre 
Verarbeitung haben sich nicht ergeben. Für die Groß- 
buchbindereien ist der Pappenmangel nicht so fühl¬ 
bar, da diese durch ihre Papierspäne ein wichtiges 
Mittel haben, Pappen als Gegenleistung zu erhalten. 

Einbandstoffe: Papiergewebe haben sich bisher in 
der Großbuchbinderei nicht eingeführt. Dagegen wird 
als Ersatz für Kaliko ein Papier genommen, das eine 
leinenartige Prägung erhalten hat, die sich nicht auf 
den ersten Blick von der des Leinens unterscheidet. 
Da dieses Papier einmal eingeführt ist, so darf man 
wohl behaupten, daß man zu ihm auch im Frieden 
greifen wird, und daß so ein nicht unerheblicher Rück¬ 
gang des Kalikobedarfs in der Großbuchbinderei ein- 
treten wird. Für die Album- und Mappenfabrikation 
wird seit einiger Zeit ein äußerst festes Papier her¬ 
gestellt, das meist mit lederähnlicher Prägung ver¬ 
sehen wird, und das sich ebenfalls in normalen Zeiten 
behaupten dürfte. Dieses Papier wurde zuerst in einer 
für buchbinderische Zwecke schwer zu verarbeiten¬ 
den Stärke hergestellt, wird aber heute auch in dünnen 
Sorten geliefert. 

Prägeplatten: Kn Stelle der Messingplatten werden 
Zinkplatten gebraucht, die für Prägezwecke tiefer ge¬ 
ätzt werden. Sie stellen einen brauchbaren Ersatz 
dar, ohne daß man natürlich an sie dieselben An¬ 
sprüche stellen kann, wie an Messingplatten. 


Buchgewerbliche Rundschau 


* In einem längeren Artikel weisen die „Mitteilungen 
der Handelskammer zu Berlin“ auf die verschiedenen 
Gegenstände hin, welche bei Lieferungen im Kleinhandel 
der Luxussteuer (10 vom Hundert) unterworfen sind. Dar¬ 
unter befinden sich auch Werke der Graphik und Plastik 
sowie Kopien und Vervielfältigungen solcher Werke, sofern 
der Entgelt für die LieferungM 200 überschreitet. Es kommt 
hierbei nicht darauf an, ob die Werke einen Kunstwert 
haben. Ferner Antiquitäten, einschließlich alter Drucke 
und Gegenstände, wie sie aus Liebhaberei von Sammlern 


erworben werden, sofern diese Gegenstände nicht vor¬ 
wiegend zu wissenschaftlichen Zwecken gesammelt zu 
werden pflegen, sowie Erzeugnisse des Buchdruckes auf 
besonderem Papier mit beschränkter Auflage. Der Luxus¬ 
steuer unterliegen dagegen nicht Originalwerke derGraphik 
(auch Radierungen) deutscher lebender oder innerhalb 
der letzten fünf Jahre verstorbener Künstler, die von 
dem Künstler selbst oder nach seinem Tode von seinem 
Ehegatten, seinen Abkömmlingen oder seinen Eltern ver¬ 
trieben werden. 


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J 


Archiv für Buchgewerbe 


* In Leipzig fand vor kurzem eine Zusammenkunft der 
Gauleiter des Verbandes der Deutschen Buchdrucker statt, 
bei der u. a. auch folgende Beschlüsse gefaßt wurden: 
1. Die Beschaffung und Regelung von Arbeit und Verdienst: 
Man schloß sich den dahinzielenden Beschlüssen des Buch¬ 
druckerrates an; falls sich keine Verbilligung des Lebens¬ 
unterhaltes herbeiführen läßt, ist aberder Verbandsvorstand 
beauftragt, Maßnahmen zu treffen, um höhere Löhne oder 
Teuerungszulagen zu erreichen. Weil das Gewerbe viele 
Arbeitslose unterzubringen haben wird, soll der Tarifaus¬ 
schuß anordnen, daß beim nächsten Termin Lehrlinge nur 
ausnahmsweise aufgenommen werden dürfen. Ferner wird 
bessere Berücksichtigung des Druckgewerbes in der Gas- 
und Kohlenzuteilung verlangt; so wie bisher die Rüstungs¬ 
industrie bevorzugt wurde, verdiene dies jetzt das Druck¬ 
gewerbe, das fast die ganze Kriegszeit geschäftlichen Tief¬ 
stand hatte und nun unter schwierigsten Verhältnissen an 
seinem Wiederaufbau arbeiten muß. 2. Der Organisations¬ 
vertrag wurde nicht erneuert, sondern dem Deutschen 
Buchdruckerverein sogleich eine Erklärung folgenden Wort¬ 
lauts übermittelt: Der zwischen dem Verbände der Deut¬ 
schen Buchdrucker und dem Deutschen Buchdruckerverein 
abgeschlossene Organisationsvertrag erlischt am 31. De¬ 
zember 1918. Eine Verlängerung über den genannten Ter¬ 
min hinaus oder eine Erneuerung in der bisherigen oder 
abgeänderten Form wird zurzeit nicht beabsichtigt. Auch 
ohne Vorhandensein besonderer Abmachungen ist die Ge- 
bilfenschaftan der Aufrechterhaltung angemessenerDruck- 
preise interessiert. Die Zusammenkunft erklärt darum die 
Bereitwilligkeit des Verbandes, zur Erhaltung gesunder 
gewerblicher Verhältnisse gegen Preisschleuderer in Ge¬ 
meinschaft mit den Prinzipalen von Fall zu Fall bis auf 
weiteres vorzugehen. 3. Regeln über Beitragsleistung, 
Unterstützung bei Arbeitslosigkeit, Behandlung der Kriegs¬ 
teilnehmer, der Kriegsverletzten usw. Die Beschlüsse 
bringen denen Erleichterungen und Hilfe, die wegen Ein¬ 
berufung zum Heeresdienst noch keine Beiträge leisten 
konnten, die arbeitslos bleiben, oder die kriegsverletzt oder 
aus dem Ausland zum Berufe zurückkehren. 

* Typographische Gesellschaft zu München. Am 15. No¬ 
vember sprach Herr Wilhelm Wichmann, Betriebsleiter 
der Firma Grimm & Bleicher über Buchbindereiarbeiten. 
Der Vortragende behandelte eingehend die Arbeitsgänge 
vom Druckbogen, wie er von der Presse kommt bis zum 
fertigen Buch, außerdem legte er den Berechnungen die 
Sätze des Buchdruckerpreistarifs zugrunde und gab Auf¬ 
klärungen über die Papiere und deren Größen und Her¬ 
stellungsart. Den Vortrag veranschaulichten fertige und 
unfertige Bücher und Broschüren, deren Machart erklärt 
wurde. 

* Typographische Gesellschaft zu Leipzig. Mit der Sitzung 
vom 4. September trat die Gesellschaft in das Winterhalb¬ 
jahr ein, in dem cfie Sitzungsabende regelmäßig aller 14 Tage 
stattgefunden haben. Herr H. Schwarz regte die Ernennung 
von Mitgliedern zum Normenausschuß an, und zwar sollen 
die dazu geeigneten Herren durch besondere Aufforderung 
zur Mitarbeit herangezogen werden. Ferner wurde eine 
Anzahl gut ausgestatteter Drucksachen, die durch den Be¬ 
triebsleiter H. F. Müller der Hausdruckerei der Farben¬ 
fabriken vormals Friedrich Bayer & Co., Leverkusen, über¬ 
wiesen waren, sowie die Denkschrift des Hauses Gebr. 
Jänecke & Fr. Schneemann besprochen. Ein Eingehen auf 


die letztere Denkschrift erübrigte sich an dieser Stelle, da 
sie in einem Aufsatze dieses Heftes ausführlich gewürdigt 
ist. — Die Sitzung vom 18. September war als technischer 
Arbeitsabend angesetzt, der dadurch belebt wurde, daß eine 
Anzahl Mitglieder bemerkenswerte graphische Neuheiten 
und Bücher aus ihrem Besitz vorlegten. Eine den Werde¬ 
gang und die jetzige Gestalt der Druckerei der 10. Armee 
behandelnde Schrift, die noch keinen Mangel an Papier, 
Farben usw. aufwies, gab den Anwesenden Gelegenheit zu 
einem Austausch über die Unzweckmäßigkeit solcherUnter- 
nehmungen zu einer Zeit, die dem Buchdrucker die zur 
Ausübung seiner Tätigkeit erforderlichen Rohstoffe nur in 
einer auf das Allermindeste beschränkten Weise zukommen 
läßt. 

* Aktograph benennt sich ein von dem Berliner Ober¬ 
sekretär M. Stewein erfundener photomecbaniscber Appa¬ 
rat. Mit dessen Hilfe können Urkunden, Dokumente, Wech¬ 
sel, Akten usw. originalgetreu wiedergegeben werden. Der 
Wert der neuen Erfindung ist für Ämter und Behörden so¬ 
wie für das kaufmännische Leben sehr erheblich. Die 
Originale können vergrößert oder verkleinert werden; die 
Herstellungsweise ist eine schnelle und die Gestehungs¬ 
kosten sind gering. Anfänglich verwendete man für der¬ 
artige Zwecke Apparate, die nach den Modellen der Kameras 
für Fach- und Liebhaberphotographen erbaut wurden. Dann 
kam der amerikanische Photostat in den Handel, er wies 
schon nennenswerte Fortschritte auf. 

* Kleine Mitteilungen. Die frühere „Königl. Leipziger 
Zeitung“ hat am 31. Dezember 1918 das Erscheinen als 
Amtsblatt eingestellt. Verlagsrecht und Zeitungstitel sind 
durch Kaufvertrag auf den Verlag der Leipziger Abend¬ 
zeitung übergegangen. Diese erscheint vom 1. Januar 1919 
an unter dem Titel Leipziger Zeitung als demokratische 
Bürgerzeitung. — Am 30. November 1918 konnte Herr 
Heinrich Brupersky, Rotationsmaschinenmeister in der 
Druckerei der Reichspost in Wien, auf eine fünfzigjährige 
erfolgreiche Berufstätigkeit zurückblicken. — Am 29. De¬ 
zember 1918 starb in Leipzig der Buchdruckereibesitzer 
Herr Oskar K. G. Leiner im Alter von 31 Jahren. Der Ver¬ 
storbene war alleiniger Inhaber der angesehenen Firma 
Oskar Leiner, er erfreute sich in besonderem Maße der 
Wertschätzung seiner Kollegen, gehörte er doch zu jenen 
Fachgenossen, die sich neben der beruflichen Tätigkeit auch 
den sonstigen Berufsangelegenheiten mit vollstem Eifer 
widmeten. Leiner entfaltete u. a. im Deutschen Buch¬ 
druckerverein, im Verein Leipziger Buchdruckereibesitzer, 
im Lehrlings- und Schulausschuß des letzteren eine ehren¬ 
amtliche Tätigkeit, der Typographischen Gesellschaft ge¬ 
hörte er ebenfalls als Mitglied an. — Am 20. Dezember 1918 
beging der bekannte Meister der Graphik Professor Bruno 
Heroux seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlaß fand 
im Leipziger Kunstverein eine Ausstellung des neuesten 
Werkes des Künstlers statt und zwar einer Folge von 
Zeichnungen, die das Ergebnis der Wirkungen des Krieges 
auf das Schaffen des Künstlers darstellen. — In Leipzig 
wurde am 9. Januar ein Verein Leipziger Buchbinderei¬ 
besitzer gegründet. Derselbe hat sich in der Hauptsache 
dieWahrung der wirtschaftlichen Interessen seiner Mit¬ 
glieder zum Ziele gesetzt.—In Leipzig verstarb am I4Januar 
der bekannte Graphiker R. Bossert , Professor an der 
Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu 
Leipzig. 

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Archiv für Buchgewerbe 

Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Eingänge 


* Die Berufseignung der Schriftsetzer. Bericht über 
eine Experimental-Untersuchung von Otto Lippmann. — 
Eignungsprüfungen bei der Einführung von weiblichen Er¬ 
satzkräften in das Stuttgarter Buchgewerbe von Dora Krais. 
— Der Schriftsetzerberuf besitzt in Buchdruckerkreisen 
leider nicht überall die Einschätzung, die er verdient, denn 
jeder gesunde, junge Mann mit leidlich guten Schulzeug¬ 
nissen findet als Schriftsetzerlehrling leicht Aufnahme. Die 
schon längere Zeit bestehenden Stellen für Berufsberatung 
und Berufswahl haben an diesem drückenden Zustand im 
allgemeinen praktisch nichts bessern können. Dem Schul¬ 
entlassenen fehlt meistens die wirkliche Berufseignung, sie 
muß mitgebracht werden und läßt sich zweifellos ohne tief¬ 
gründige Beobachtungen während der Probelehrzeit nicht 
feststellen. Neuerdings gehört zur lohnenden Aufgabe der 
Wissenschaft, die Berufseignung zu erforschen. Sie will 
schon vorBeginn eines Lehrverhältnisses durch experimen¬ 
telle psychologische Untersuchungen die Berufseignung 
bestimmen. Versuche mit Jugendlichen liegen noch nicht 
vor. Die Untersuchungen erstrecken sich vielmehr auf 
männliche und weibliche Personen für solche Berufe, denen 
der Krieg die gelernten Arbeiter entzogen hat. 

In dem vorliegenden Heft berichtet der Verfasserüberdie 
Berufseignung der Schriftsetzer — an weiblichen Personen, 
die als Ersatzkräfte für Gehilfen beim Verein Berliner Buch¬ 
druckereibesitzer sich gemeldet hatten und so rasch als 
möglich praktische Arbeit leisten sollten. DieBewerberinnen 
wurden geprüft in Rechtschreibung, Lesen undeutlicherund 
lückenhafter Texte, Buchstabieren, Niederschrift eines 
diktierten Satzes und Schreibmaschinen-Schreiben. Das 
Ergebnis dieser mühevollen und dankenswerten Experi- 
mental-Untersuchung steht auf breiter, wissenschaftlicher 
Grundlage, die bei der Untersuchung der Schriftsetzerlehr¬ 
linge wohl etwas einfacher gestaltet werden müßte. Lipp¬ 
mann als Berichterstatter empfiehlt die Aufnahme von 
Bewerbern für den Schriftsetzerberuf abhängig zu machen 
von folgenden Leistungen: l.Zahl der Rechtschreibungs¬ 
und Satzzeichenfehler in einem Diktat; 2. Zahl der Fehler 
und der erforderlichen Hilfen beim Vorlesen eines undeut¬ 
lichen und lückenhaftenTextes;3. Zahl der Auffassungsakte 
und Fehler beim Buchstabieren eines Textes; 4. Zahl der 
Auffassungsakte beim Abschreiben eines Textes; 5. Dauer 
des Vorlesens, Buchstabierens und Abschreibens. Hierzu 
kommt noch für dieMaschinensetzerö.Dauerdes Schreibens 
auf der Schreibmaschine nach vorheriger kurzer Einübung. 
Unsers Erachtens wird damit nur die Berufsbewährung der 
Versuchspersonen erhofft, nicht bestimmt vorausgesetzt; 
die Praxis allein mit ihren mannigfachen Anforderungen 
kann endgültig über den Wert oder Unwert der Ersatzkräfte 
entscheiden. 

Der Bericht Dora Krais’ über Eignungsprüfungen bei der 
Einführung von weiblichen Ersatzkräften in das Stuttgarter 
Buchdruckgewerbe deckt sich im allgemeinen mit den in 
andern Städten gemachten Erfahrungen beim Anlemen von 
Setzerinnen. Sie stellte zunächst fest: 1. ob sich die Be¬ 
werberinnen überhaupt für den Buchdruckerberuf eignen 
und 2. zu welchen von den beiden verschiedenen Arbeits¬ 
zweigen : Handsatz oder Helferinnen an den Druckmaschinen 
sie vermöge ihrer geistigen und körperlichen Qualitäten 
zugeführt werden können. Sie benutzte dazu eine für ihre 


Zwecke eigens geschaffene Prüfungsordnung, ihr zufolge 
mußte zunächst eine leichte Vorprüfung abgelegt werden. 
In der nachfolgenden Prüfung wurden folgende Aufgaben 
gestellt: 1. Manuskriptlesen; 2. Telephonnummern im Tele¬ 
phon-Adreßbuch aufsuchen; 3. Korrigieren eines fehlerhaft 
gedruckten Satzes; 4.Abscbreiben eines gedruckten Textes; 
5. Versuch an einem vereinfachten Setzkasten. Hierbei 
zeigte sich, daß in den meisten Fällen Teilbegabungen Vor¬ 
lagen. Daß derartige Prüfungen eben doch nicht unbedingt 
sichern Aufschluß über die Bewerberinnen bringen können, 
gibt die Verfasserin unumwunden zu. Ihr lag vor allem 
daran, möglichst schnell eine größere Anzahl Frauen auf 
ihre Tüchtigkeit hin zu prüfen und dem Gewerbe rasch 
leistungsfähige Ersatzkräfte zuzuführen. Dies scheint hier 
wie auch in Berlin in bester Weise gelungen zu sein. E. Wg. 

* Handelsmarken und Fabrikzeichen. Eine wichtige Werbe¬ 
schrift, in Buchform, fügen wir hinzu. Herausgeber und 
Hersteller ist das Wilhelmwerk, Carl Ernst Hinkefuß und 
Wilhelm Deffke, Pflegestätte deutscher Werbekunst, Berlin- 
Charlottenburg. Die Aufmachung ist ebenso kostbar wie 
eigenartig. Blütenweißes Papier wurde benutzt; die Blätter 
sind nach japanischem Vorbild nur einseitig bedruckt und 
an den Außenseiten verbunden. Der Umschlag ist aus 
feinstem weißen Karton, nur das Geschäftszeichen in sau¬ 
berer Hochprägung ziert ihn. Das Ganze ist auf japanische 
Art gebunden. Gewaltige Blockschriftzeilen in vornehmem 
Grau-Olivdruck auf weißem Grund schmücken den losen 
Schutzumschlag und weisen auf den eigentlichen Inhalt hin, 
der in zwei Abschnitte, einen textlichen und einen bildlichen, 
geteilt ist. Der erstere bringt auf 20 Seiten Iesens- und 
beherzigenswerte Ausführungen über Ursprung, Wert, Ver¬ 
breitung, Form, Herstellung, Verwendung, Rechtsschutz 
und Gesetz der Handelsmarken und Fabrikzeichen. Gro߬ 
kaufleute und Fabrikherren dürften über diesen wichtigen 
Teil des Buches nicht achtlos hinwegsehen,er gibt mancher¬ 
lei wertvolle Anregungen. Die genaue Durchsicht des Textes 
wird leiderunnötig erschwert: die Zeilen laufen zufolge der 
eigenartigen Heftung tief in den Bundsteg hinein. Der ge¬ 
ringe seitlichePapierrand ist kleiner als derAbstand zwischen 
zwei Zeilen mit weitem Durchschuß. Das ist Widersinn 
und ein grober Verstoß gegen buchtechnische Grundsätze, 
über die sich kein Künstler hinwegsetzen darf. Die Schuld 
trägt auch hier das japanische Vorbild. Die typographische 
Ausführung ist geschmackvoll; es wurde die schöneBehrens- 
Mediäval benutzt, auch für die Beschriftung der Abbildungen 
im zweiten Teil: Weltmarken. Sie sind teils in samtnem 
Schwarz, teils in lebhaften bunten Farben erfreulich wieder¬ 
gegeben. Die Marken sind zeichnerisch knapp geformt, oft 
verblüffend einfach dargestellt, dabei voll kraftvoller Schön¬ 
heit. Sie prägen sich unauslöschlich dem Gedächtnis ein 
und können auf die verschiedensten Materialien und fertigen 
Erzeugnisse übertragen werden, um auf dem weiten Gebiete 
des Handels und Verkehrs in allen Fällen als Geschäfts¬ 
zeichen eindringlich und unauslöschlich zu wirken. Be¬ 
kannte Marken bedeutender Industriefirmen liegen in der 
Ausführung, andre im trefflichen Entwurf vor. Es gibt im 
Buchgewerbe wenig Firmen, die ihnen etwas gleich Gutes 
zur Seite stellen können. Die Mehrheit derneueren Drucker¬ 
zeichen ist geradezu verwahrlost, in ihnen spreizt sich 
zeichnerische Unfähigkeit und scheinbar unausrottbare 


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Gewohnheit. Die wirklich guten kann man an den Fingern 
abzählen. Die Verlegerzeichen machen eine rühmliche 
Ausnahme, natürlich auch hier könnte manches besser sein. 
Die Veröffentlichung des Wilhelmwerkes ist ein kräftiger, 
dankenswerter Vorstoß in vernachlässigtes Gebiet voll Un¬ 
kultur. Sie zeigt neue Wege zum Wiederaufbau, Fortschritt 
und Aufschwung des deutschen Erwerbs- und Handels¬ 
lebens. Wer geht mit? E. Wg. 

♦ Mitteilungen für das Jahr 1917. Fachtechnischer Klub 

der Beamten der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien. 
In diesem neuesten Hefte wird ein ausführlicher Bericht 
über die rege Tätigkeit des fachtechnischen Klubs im 
Jahre 1917 gegeben. Im Anhang ist ein Aufsatz über das 
Schoopsche Metallspritzverfahren enthalten, ferner Be¬ 
sprechungen neuangeschaffter Werke, sowie das Mitglieder¬ 
verzeichnis. -r-. 

♦ Jahresbericht der Fachschule für das Buchdruckgewerbe 

und Verwundetenschule in Stuttgart 191 7 bis 1918. Der 
Bericht gibt eine Übersicht von der Tätigkeit der Schule 
im abgelaufenen Schuljahre, im besonderen auch von dem 
Verwundeten-Unterrichte, der sich in zufriedenstellendster 
Weise abgewickelt hat. Auch über die Erfolge bei der Aus¬ 
bildung weiblicher Ersatzkräfte für das Buchdruckgewerbe 
gibt der Bericht Aufschluß. Leider ist das Ergebnis auch 
hier genau wie anderwärts kein günstiges zu nennen, es 
entspricht dasselbe weder der aufgewendeten Mühe noch 
den Kosten für die gemachten Versuche. Der Bericht ist 
geschmackvoll ausgeführt. -r-. 

♦ Klingsporkarten. Von den in J. F. Lehmanns Verlag in 
München bereits früher erschienenen prächtigen Klingspor¬ 
karten sind jetzt die Reihen 66 und 67 als Neujahrs-Post¬ 
karten erschienen und zwar enthält jede Reihe zehn ver¬ 
schiedene mehrfarbige Karten. Alle Karten sind in Fraktur 
gehalten und in ganz ausgezeichneter Weise von Professor 
Tiemann, G. Matthey und Professor Wackerle mit farbigen 
Ornamenten geschmückt. Die einzelnen Karten enthalten 
Volkssprüche und Gedichte von Goethe, Bierbaum, Bethge, 
Dehmel, Henckell, Mörike, Flaischlen, Vesper. Für die 
jetzige Zeit, in der es ohnehin schwer fallen dürfte, fürNeu- 
jahrswünsche zutreffenden Wortlaut zu Anden, eignen sich 
diese, im ganzen einen gewissen Einschlag ins Biedermeier- 
liche aufweisenden Kartenserien ganz besonders. -r-. 

♦ Der papierne Feind. Die Weltpresse als Schürer des 
Deutschenhasses. Von Moritz Loeb. Preis M 2.—. Haas 
& Grabherr Verlag, Augsburg. Der Verfasser hat durch 
seine Bücher Eduards unselige Erben „Die Kriegshetzer“ 
und „Schürer des Weltbrandes“ dergestalt von sich reden 
gemacht, daß ein neues Werk seiner bewährten Feder mit 
Interesse begrüßt wird. Die neue Schrift handelt von unsern 
papiernen Feinden, von jenen Zeitungen des feindlichen 
Auslandes und der neutralen Länder, die sich durch syste¬ 
matische Deutschenhetze als getreue Helfershelfer der 
Hetzer und Schürer erwiesen und dadurch nicht weniger 
als diese am Ausbruch des Weltkrieges und seiner Ver¬ 
längerung schuldig sind. Das Buch zeigt ein getreues 
Spiegelbild von der politischen Verschlagenheit und ab¬ 
scheulichen Korruption der feindlichen Presse. 

♦ Die Presse als Verleumderin. Ein Beitrag zurGeschichte 
des Weltkrieges. Von Tony Kellen. Verlag von Friedrich 
Pustet, Regensburg 1918. Preis in Umschlag geheftet M 1.50. 
Der Verfasser, ein bekannter neutraler Schriftsteller, der 
zu den gründlichsten Kennern des Weltpressewesens zählt, 


hat in dem Buche den Versuch unternommen, dieZeitungen 
und Zeitschriften der uns feindlich gesinnten Länder auf 
die durch sie verbreitete Weltlüge zu sichten. Es ist ja 
leider erst zu spät bekannt geworden, daß diese Presse und 
auch diejenige der uns nicht wohlgesinnten Neutralen es 
verstanden haben, schon lange vor Beginn des Weltkriege- 
ihre Wühlarbeit gegen uns aufzunehmen, die natürlich 
während des Krieges selbst zielbewußt fortgesetzt worden 
ist. Auf 120 Seiten des für seine Zwecke gut ausgestatteten 
Buches bringt der Verfasser eine größere Anzahl von Bei¬ 
spielen mit verbindendem Text, die uns zeigen, daß von 
der Gegenseite das Unglaublichste herhalten muß, um 
Deutschland und seine Verbündeten herabzusetzen und zu 
schmähen. Man möchte oft die Ergüsse dieser Zeitungs¬ 
schreiber wegen der Vertrauensseligkeit, die sie bei ihren 
Lesern voraussetzen, belächeln, wenn sie uns nicht mit 
bitterem Ernste zeigten, was wir vor dem Kriege insofern 
versäumt haben, als wir die feindliche Presse nicht genügend 
beachteten. Um uns über die einschlägigen Verhältnisse 
zu unterrichten, sollten wir zu dem Kellenschen Buche 
greifen, das für uns noch dadurch an Wert gewinnt, daß 
sein Verfasser kein Deutscher ist und somit der Schein 
von Voreingenommenheit von selbst verschwindet. Kellens 
„Presse als Verleumderin“ müßte nicht nur jeder Deutsche 
lesen, dem daran liegt, auch einmal das Urteil von der 
andern Seite zu hören, sondern es wäre auch zu wünschen, 
daß das Buch weiteste Verbreitung im neutralen Auslande 
fände, um denen die Augen zu öffnen, die sich noch immer 
von der Weltlüge umgarnen lassen. -rd. 

♦ Aus 50Jahren. Beiträge aus alten Zeitungsbänden zur 

kulturellen, kommunalen und wirtschaftlichen Entwicklung 
des Solinger Kreises. Herausgegeben aus Anlaß des fünfzig¬ 
jährigen Bestehens der Bergischen Zeitung und der aus ihr 
hervorgegangenen Zeitungen der Bergischen Verlagsgesell¬ 
schaft m.b.H.: Wälder Zeitung, Generalanzeigerfür Solingen 
und Umgegend, Ohligser Zeitung, Haaner Tageblatt. Der 
Inhalt dieser uns vorliegenden, 20 Quartseiten umfassenden 
Erinnerungsblätter ist insofern interessant, als nicht ein 
trockener Entwicklungsgang der genannten Blätter in neuer 
Fassung gegeben wird, sondern bemerkenswerte Auszüge 
aus den betreffenden Blättern selbst und zwar aus den ver¬ 
schiedensten Zeitabschnitten. Die Denkschrift ist typo¬ 
graphisch gut ausgeführt. -r- 

♦ Die Wege der Kunst. Von Julius Leisching. Mit 133 Ab¬ 

bildungen und einer Farbtafel. Wien, F.Tempsky; Leipzig, 
G. Freytag, G. m. b. H. Preis M 4.80. Dieses knapp gefaßte 
Werk führt den Leser schnell durch die verschiedenen 
Abschnitte der Kunstentwicklung unter besonderer Berück¬ 
sichtigung des Heimatlichen. Das Buch wendet sich im 
besonderen an Lehrkräfte, das heißt an solche, denen die 
Kunsterziehung andrer übertragen ist, und es wird jedem 
bei der Erfüllung dieser Aufgabe die besten Dienste leisten. 
Durch die gewählte Anordnung des Stoffes nach Schlag¬ 
worten ist die Benutzung des Buches zu Lehrzwecken be¬ 
sonders geeignet, während die zahlreichen Abbildungen 
das Verständnis fördern. S. 

♦ Die bildenden Künste. Eine Einführung in das Ver¬ 
ständnis ihrer Werke. Von Alwin Schulz, neu bearbeitet 
von Rudolf Bernoulli. Mit 160 Abbildungen. G. Freytag, 
G. m.b.H., Leipzig-, F. Tempsky, Wien. Preis gebunden 
M 7.20. Das vorliegende Werk ist keine Kunstgeschichte, 
es will lediglich der Kunst und der Kunstgeschichte neue 

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Freunde gewinnen helfen. Der Verfasser streift daher auch 
nur in groben Strichen die vielen Seiten des Gesamtgebietes, 
um den Leser möglichst schnell und sicher mit dem weit¬ 
schichtigen Stoff in Verbindung zu bringen und ihn für die 
Einzelfragen zu interessieren. Inmitten der vielen Ab¬ 
schnitte findet auch die graphische Kunst gebührende Be¬ 
rücksichtigung. Zahlreiche Wiedergaben illustrieren die 
einzelnen Kapitel in bester Weise und es dürfte das typo¬ 
graphisch vorzüglich hergestellte Werk jedem willkommen 
sein, der sich schnell und über alles Einschlägige unter¬ 
richten will. S. 

♦ Albrecht Dürers Zeichnungen. (Comenius-Bücher 4.) 

Mit einer Einleitung herausgegeben von Willibald Franke. 
Verlag Grethlein & Co., G. m. b. H., Leipzig-Berlin. Diese 
soeben erschienene erste wohlfeile Ausgabe von Albrecht 
Dürers Zeichnungen mit einer Einleitung versehen von 
Willibald Franke, dem wir auch die vor kurzem erschienene 
Ausgabe von Zeichnungen Ludwig Richters verdanken. 
Wohlfeil (das Buch kostet M5.20) ist in diesem Falle nicht 
gleichbedeutend mit unzulänglich. Im Gegenteil, die Nach¬ 
bildungen sind künstlerisch so vollkommen, daß sie nicht 
nur eine Vorstellung vom Bildinhalt, sondern einen künst¬ 
lerischen Genuß gewähren gleich den Originalen selbst. 
In verschiedenen Farben, die dem Eindruck der Originale 
nabekommen, sind diese Zeichnungen gedruckt. Der Wort, 
laut führt in verständiger Weise den kunstfrohen Laien in 
das Verständnis Dürerscher Zeichenkunst ein. Er erläutert 
zunächst, weshalb wir in Dürers Zeichnungen fast das Wert¬ 
vollste und Bedeutendste in Dürers gesamtem künstlerischen 
Schaffen sehen, und geht dann in die Einzelheiten der im 
Buche nachgebildetenZeichnungen ein in einerArt,daßDürer 
selbst gewissermaßen ausdeutend hinterseinenWerken steht. 
Das technisch mit viel Sorgfalt hergestellte geschmackvoll 
gebundene Buch wird bei Laien wie Fachgenossen und Fach¬ 
gelehrten Wertschätzung erfahren. -a-. 

* Die Beilagen zum Hefte 11/12. Trotz der Ungunst der 
Zeit und der Schwierigkeiten, die sich der Herstellung jed¬ 
weder Druckarbeit andauernd entgegenstellen, sind wir in 
der Lage, dem Schlußhefte dieses Jahrganges eine statt¬ 
liche Reihe von technisch-interessanten Beilagen beifügen 
zu können und zwar durch das freundliche Entgegenkom¬ 
men der betreffenden Firmen, denen wir hiermit für diese 
wohlwollende Förderung des Archivs unsem wärmsten 
Dank aussprechen. Im Gegensatz zu den Beilagen in den 
Heften 1 bis 10, die ausnahmslos Beziehung zu den in den 
einzelnen Heften enthaltenen Aufsätzen hatten, sind die 
Beilagen zu diesem Hefte vom Inhalte des Heftes 11/12 
unabhängig, sie bilden aber eine vortreffliche Ergänzung 
des Jahrganges. An erster Stelle erscheint eine schöne 
Arbeit der Reichsdruckerei in Berlin. Die beiden Innen¬ 
seiten sind in satztechnischer Hinsicht auch in der Ver¬ 
kleinerung von ausgezeichneter Wirkung, während die 
Titelseite nur ein näherendes Bild von der künstlerischen 


Außenseite der Mappe gibt. — Eine beachtenswerte, zeich¬ 
nerisch nicht uninteressante Druckleistung der Firma 
AI. Dumont-Schauberg in Köln ist das zweiseitige Blatt der 
Rheinischen Lichtbild-A.-G. (Bioskop-Konzem) in Köln. — 
Die Beilage der Schlesischen Druckerei-Genossenschaft in 
Breslau ist bei aller Einfachheit der Satzanordnung von 
bester, eigenartiger Wirkung. — Ein beachtenswerter Bei¬ 
trag zur Frage der stilgerechten Ausstattung der Gebet¬ 
bücher, über die das Archiv bereits im vorigen Jahrgange 
einen Aufsatz des Herrn Prof. Dr. Ficker brachte, ist der 
Beitrag von Philipp v. Zabern in Mainz: eine Satzprobe 
aus dem vortrefflich ausgestatteten „Seelengärtlein“, das 
bei Herder in Freiburg i.B. erschienen ist. — Auf den Bei¬ 
trägen der Schriftgießereien J. G. Scheiter & Giesecke in 
Leipzig und Benj. Krebs Nachf. in Frankfurt a.M. begegnen 
wir zwei reizvollen Scherenschnitten, wie sie besonders von 
der erstgenannten Firma den Buchdruckereien in hübscher 
Auswahl dargeboten werden. Die Krebssche Altschwab¬ 
acher kommt auf den beiden Buchseiten zu bester Wir¬ 
kung. — Die Schriftgießerei Julius Klinkhardt in Leipzig 
zeigt durch drei Buchseiten die Wirkung dreier Buch¬ 
schriften, deren Namen allein genügen zur Erläuterung des 
Wertes dieser Erzeugnisse: Breitkopf-Unger-Wallbaum- 
Fraktur, drei Schriften für bibliophile Druckwerke. Die auf 
dem Blatte vorkommende Didot-Antiqua (einzelne Zeilen) 
verdient nicht mindere Beachtung. — Die Firmen Berger Er 
Wirth, Farbenfabriken in Leipzig, sowie Otto Baer in Dres¬ 
den bringen durch technisch-interessante Bildbeilagen ihre 
als ausgezeichnet bekannten Fabrikate in empfehlende Er¬ 
innerung. — Sodann verweisen wir auch auf das Blatt 
Möwe des Papierfabrik-Lagers Leo Bäcker in Berlin, welch 
letztere durch ihr reiches Lager in Papieren für vornehme 
Druckausstattung bekannt ist. — Das Blatt der Firma Franz 
Dahlinger in Leipzig darf als erfreulicher Vorbote der hof¬ 
fentlich bald wiederkehrenden guten Sorten von Kunst¬ 
druckpapieren angesehen werden. — Die Firma Gebr. Kling¬ 
spor in Offenbach a. M. gibt auf einer zweiseitigen Beilage 
eine Anzahl hübscher Satzproben aus ihrer bekannten 
Behrens-Mediäval. — Als eine wirksame Arbeit von eigen¬ 
artiger Anordnung ist das Blatt der Firma D. Stempel A.-G. 
in Frankfurt a.M. zu bezeichnen. Die verwendete Schwab¬ 
acher von Rudolf Koch dürfte ganz besonders i nteressieren.— 
Eine bei aller Einfachheit der verwendeten Mittel aus¬ 
gezeichnet wirkende Eröffnungsanzeige ist das uns von 
der neugegründeten Druckereifirma Dr. Kurt Säuberlich 
in Leipzig zur Verfügung gestellte Blatt, dessen Anord¬ 
nung zeigt, daß sich auch für solche Arbeiten Lösungen 
finden lassen, die von den althergebrachten vorteil¬ 
haft abweichen. — Als Beitrag der altangesehenen Eirma 
Fischer & Wittig in Leipzig bringen wir deren ganz in 
gezeichneter Schrift gehaltene Adreßkarte, auf der der 
reiche Wortlaut zu einheitlicher geschlossener Wirkung 
gelangt. 


Inhaltsverzeichnis 


Einladung zum Jahresbezug. S. 121.— Ein Streifzug durch 
50 Jahrgänge des Archivs für Buchgewerbe (Schluß). S. 122. 
— Verleger und Mensch. S. 124. — Vom Werte schnell¬ 
laufender Buchdruckmaschinen. S. 126. — Über technische 
Bibliotheken. S. 129. — Das Ornament der Zukunft. S. 131. 


— Die bisherigen Normierungsbestrebungen im Buch¬ 
gewerbe. S. 133. — Technische Kriegserfahrungen in der 
Buchbinderei. S.130. — Buchgewerbliche Rundschau. S.136. 

— Zeitschriften- und Bücherschau; verschiedene Ein¬ 
gänge. S. 138. — /.5 Beilagen. 


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3 e i t f dj r i f r b e s £>eutfd;en 95 e r e i n ö für $8 u di w e f e n unb (Schrifttum 


»nie fie furj genannt wirb. Sttit ber SpnobalbtucEcrei, 
bie 3wan geoborow eingerichtet hotte, iß febon rcrf;t früh 
eine SSücberei oerbunben gemefen, für bie im Sab« 1679 
ein befonbereS@ebäube errichtet würbe, in bem bie 2?ib(io; 
tbef ficb bis SluSbrucb beö Krieges befanb unb wohl auch 
beute noch beßnbet. Diefe 23ibliotbeE bot in entgegen* 
fommenbßer ffieife wertoolle StücEe aus ihren Schaden 
für bie SluSßellung jur Verfügung geßellt, bie jeigen, 
was bort für eine ©efcf>id)tc ber 23ucbbrucEcrPunß in (Kuß* 
lanb im Saufe ber feiten an SDJaterial alles ju holen iß. 
2luf alles einjugeben, mürbe ficb wohl lohnen, iß aber bei 
bem befcbra'nBten 9laum, ber jur Verfügung (lebt, nicht 
möglich. ©o f« wenigßcnS auf ihren 23efig an feltenen 
unb wertoollcn altflawifcben DrucEen hier eingegangen in 
ber jjojfnung, baß eine berufene gebet biefe jufammen 
mit ben ihnen nabeßebenben jjanbfcbriften in einer aus* 
fübrlicben Slbbanblung würbigt. 

jpanbfcbriften finb nur jmei aus bem 58eßg ber 
aSibliotbcE ber SWoSEauer SpnobaUDtipographie in Seipjig 
auSgeßellt gewefen. S3cibe flammen aus bem 16. 3abt 5 
bunbert. 3Die eine enthalt eine ^falmenfolge unb ijl wegen 
ihres SucbfcbmucfeS befonberS benierBenSrocrt. Äunftooll 
gemalte RopfßücEe mit Crnamenten in ©olb, ©rün,23lau 
unb Zinnober — befonberS prächtig ein ÄopfßücE mit jmei 
Pfauen, bie in allen garben fcbillern — leiten einzelne 
Slbfchnitte ein. 91icf>t fo fcbo'n ifl bie streite Jpanbfcbrift, 
etn Eoangetium. Sie jeigt gebruefte ÄopfßücEe unb ge* 
bort bem Snbe beS 16. 3abrbunbertS an. ißeibe Jjanb* 
febriften aber finb für bie ©efebiebte ber Schrift unb beS 
iSucbeS cor Einführung ber 23ucbbrucEerfunß in SRußlanb 
wertoolleS fOlaterial: jeigerx fie boeb, wie auch birr bie 
^tanbfebrift $treifelloS 23orbilb für bie erflen DrucEe ges 
trefen ifl. Schabe, baß bei ber Späteren Jjanbfcbrift ber 
Sinbanb nicht mehr intaft ifl, er läßt nur noch ahnen, 
baß fein Schöpfer bie Äunfl beS 23ucbbinbenS trohl oer* 
(lanben bot. @ar manche anbre .fjanbfebrift mag in ber 
iSibliotbef ber SUoSfauerSpnobab^hpographienocb ruhen, 
ba folche als Vorlagen für bie erflen gebrueften SSücber 
bortbin abgegeben mürben. 

Über welch große Schäle bie SBücheret beS üftoSfauer 
DrucEbofeS an DrucEen roerfügt, taoon bePommt man 
beim Überblicf beö nach Seipjig gefehlten SWaterialS einen 
rollen SSegriff. ©leid; ber erfle DrucE ifl eine Seltenheit 
erflen SRangeS unb wenigen SSücberliebhobern in Deutfcb* 
lanb wohl bisje§tsu©eficbt gcBomnten. EsiflgeoboromS 
erfleS beBanntcS DrucEwerE, bie „Acta apostolorum“, 
über beren Übergabe an bie SSibliotheP eine im Such eins 
getragene banbfcbriftlicbe 23cmerfung (näheres mitteilt *. 
iSucbfcbmucf unb 3nitialen finb ein SWeiflerwerP, wä'brenb 
ber beigegebene Jgtoljfdfmitt beS Eoangelißen SuEaS recht 

1 SUcrfltcicfec über if>n unfere Jtitftbrift £eft 3/4 Seite 39 ff. unb 
bie jtnem £eft beigefügte Beilage. 


primitio ifl. 3n btefer 23ejiel>ung jeigt ber DrucE ber 
Slpoßelgefcbicbte unb bet Spißcln rom 3ohre 1574, ber 
in Swow gebrucEt würbe, einen wefentlicben gortfebritt. 
$on ihm befigt freilich bie SSücherei beS SrucEhofeS Pein 
Epemplar, aber bie Äaifcrlicbe ©efellfcbaft für ©efebtebte 
unb Slltertum in SRosPau nennt -ein Exemplar ihr eigen. 
Dagegen finbet ficb in berDrucEbofbibliotbef ein Exemplar 
ber in Dflrog gebrucEten SSibcl, ber erflen flawifcben, bie 
im DrucE erfebienen iß. Sie jeigt, wie geoborow in ber 
DrucEtecbnif fortgefebritten iß unb wie ihm bereits reiches 
Dppenmaterial sur Verfügung ßebt, bei bem bie Snitialcn 
befonberS auffallcn. 

fffiertrolle unb feltene DrucEe aus ÜBilnacr preßen 
reihen ficb ben eben genannten Schagen an. 2luS bem 
3abre 1575 befigt bie 23ibliotbeE einen fcbo'n erhaltenen 
DrucE mit großen Settern unb oier ganjfeitigen ^)otj= 
febnitten: bie oier Eoangelien, gebrueft oon ^cter 2imo= 
fejew, bem ©enoßen geoborows, ber in feiner DätigFeit 
oon ber gamilic bcrSOlamonitfch totfräftig unterßügt unb 
geförbert worben iß. Diefer gamilie oerbanEt auch ber 
weitere oorbonbene äBilnaer DrucE aus bem 3ahre 1588 
fein Entßchcn, ber bas Statut beS ©roßfürßentumS 
Sitauen enthält. Seiber ßnb Xitelblatt unb erße Seiten 
nicht gut erholten, aber bas äöappen SitauenS unb baS 
iörußbilb beS Königs SigiSmunb III. finb noch gut su 
erPcnncn. gü'r bie DppenEunbe SRußlanbS iß biefer 25anb 
befonberS intereßant. 

Daß bie Bücherei ber Spnobaltppograpbie an 91foS= 
Bauer DrucEen beS auSgebenben 16. 3ahtbuttbertS unb ber 
erßen Sabrsefmte beS 17. 3ahrbunbcrtS befonberS reich iß/ 
iß oerßänblicb. Diefe jeigen in Schrift unb S3uchfcbmucE 
Sunäcbß noch ben Eharafter ber erßen DrucEe geoborows, 
fo oor allem baS im 3ahtc 1597 in SDiooEau gebruefte 
„SIpoßoliEon", baS aus ber ^reße beS SlnbroniEoS Dimos 
fejew beroorging. ^croorragenb fcbo'n finb bie oier Eoam 
gelien oom 3ohre 1606 auS ber DrucEerei oon Dniffim 
SUicbailow SHabifcbemsfii mit ihren großen Settern unb 
prächtigen 3nitialen. iüließrituale unb anbre Äircbenbücbet 
aus ben 3abten 1607 bis 1609 finb beS ferneren in gut er* 
baltenenStücEen in benSSeßänben berfSücherei oothonben, 
beren Etnbänbe sunt Dcil recht bemcrfcitSwert finb unb es 
oerbienen, oon einem Sacfßunbigcn einmal ausführlich 
befcbriebeit ju werben *. DaS Äircbenbuclt oon 1609 ent: 
hält int fBormort SWitteilungen über bie ffiieberherßellung 
beS üWosFauer DrucfbofeS im 3abrc 1606 unb iß bcSbalb 
für bie ©efebiebte beS S8ud)brucEeS in ßiußlanb befonberS 
bebeutfam. Es iß gebrucEt bei 2lniEita geborow gofanow. 

2lltflawifcbe DrucEe finb außer in 9)?oSFau, iffiilna, 
Dßrog noch in .Riem, ^otfehaew, üKogilew unb anbertt 

1 (Ein ä?anb einer 'Prebigtfammlung, gekauft 1660, i|l bcfonfcetS 
fd;ön unb jeigt baS ÜBappcn beS 99?c8(auer X)uufi)ofe6: Ürrcc unb 
CEiuhetn in Stberjjreffung, 

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Jpoljfdjttitt« aui bcm'A vOoX^igv, .Ri«» 1619 





































3eitf$rift b e S 3)eutfd>en 93 e r e t n S für 93ucgwefen unb (Schrifttum 


©tobten bmjeftellt worben. Slucg hiervon bcfigt bie 93i= 
bliotgef beS DrudgofeS eine größere Slnzogl, barunter 
geroorragenbe Drude, bie fef>r gut erholten finb. SluS 
einer ßüotfcfjacwer Druderei flammt ein theologifcgeS 
Segr 6 uch, wohl bas erfte gebrucfte in ruffifcger Sprache. 
2lus ber Druderei beS Kiewer KloflerS (^etfcgerSfaja 
Sawra) ging baS "AvGoXoyiov 3 vom 3agrc 1619 geroor, 
ein Meßbuch, baS burcb feinSöorwort, in bcm wirlJlagereS 
über bie Druderei beS Kiewer KloflerS erfahren, befonberS 
bebcutfain ifl. 2Bir werben biefeS, wie auch bie oben gc= 
nannten Mitteilungen über ben Mosfauer Drudgof im 
Äirchcnbuct; von 1609 im Sffiortlaut im nacgflen 3agr* 
gang untrer 3eitfcgrift, in welchem wir Studienmaterial 
jur ©efcgicgte beS SucbgcwerbeS ju geben gebenfen, mit= 
teilen. Slucg bucbgcfcgtchtlich ifl biefeS Meßbuch in mehr 
als einer SScjiehung intereffant. 3'»«r flehen feine OJ 0 I 5 : 
fchnitte, 21 an ber 3 agl, nur auf ber Jpöhe beffen, waö 
wir in beutfchen 3nfunabeln ber allererflen 3eit in SlugSs 
bürg unb anbern fübbeutfcbcn ©tobten ju finben pflegen, 
fie übertreffen aber weit baS, was an anbern Drten in 
SRußlanb um biefe 3 eit an jjoljfchnitten gefcfjaffcn wors 
ben ifl, unb finb beShalb für bie ©efchichte beS^poljfchnitteS 
im ruffifchen SSucge von ffiicgtigfeit. SHuch ber SSucgfcgmud 
fleht über beni Durcbfchnitt ber jeitgcnöffifchen Seiflungen. 
Dies gilt aber am mciflen von ben zahlreichen 3nitialen, 
bie in SRotbrud, ber fie freilich febr beeinträchtigt, baS 
SSuch fcgmfiden unb eine große Mannigfaltigfeit nicht 
nur aufweifen, fonbern wirflicheS Können zeigen, jebens 
falls aber für ben, ber bie ©efchichte ber 3 nitialen flubieren 
will, oon SSebeutung finb. Slucg baS reiche Titelblatt 
mit feinen oerfegiebenen Darflellungen ifl für bie S3uch= 
gefchicpte oon 3ntereffe. 3nt KuteinSfet Klofler entflanb 
im 3ahre 1637 eine SluSgabe ber jpiflorie oon SSarlaam 
unb 3 ofaphat, bie ein jpoljfchnitt fehmfieft, ber nicht 
gerabe bebeutenb ifl unb zweifellos auf beutfege 3 Uu= 
flration ber Jpiflorie jurüefgeht unb dou biefer be= 
einflußt ifl. Söon ben großen SSerfcn, bie metfl in golio= 
format gebrueft finb, fei gier nur noch baS „Sftitual beS 
Metropoliten ^eter Mogileo" 00 m 3öh rc 1646 aus 
einer Kiewer Druderei genannt, baS in einem gut er= 
haltenen ©tücf in ber SSibliotgef vergangen unb feiner 
Jpoljfchnitte unb Snitialcn halber ber Urwägnung befon= 
berS wert ifl. 

Daß auch fleinere Drucf'e in ber MoSfauet SSibliotgef 
beS DrudgofeS nicht fehlen, liegt auf ber Jpanb. SSefonberS 
bebeutungSooll ifl babei, baß Sehrbücher, ©rammatifen 
unb bergleicöen aus bem 16. unb 17. 3ahrhunbcrt vors 
hanben finb, bie eS ermöglichen, einen Uberblicf über bie 
©cgultccgnif biefer feiten zu gewinnen. 3 n biefer SSes 
Ziehung fällt am meiflen bie flawifche ©rammatif beS 
MeletiuS ©motrigfp, beren zweite Sluflagc inMoSfau im 
3ahre 1648 gebrueft würbe, in bie Slugen, bie in ihrem 


Söorwort auf bie SBichtigfeit ber ©rammatif ginweifl unb 
fie als lebenbeS Sffiefcn einführt. 

©rößere illuflrierte 2Bcrfe finb in biefer 3cit feiten. Der 
Kupferflich ifl, foweit er oorfommt, nicht in MoSfau 
ausgeführt worben. Dies gilt z- 55. für ein „jpanbbuch 
ber3nfanteric" 00 m 3«brc 1647, baS bieMoSfauer ©pnos 
bahTppographie ihr eigen nennt. Die 35 Tabellen in 
Kupfer finb in Slmflerbam bergeflellt worben, wä'hrenb 
baS 35ucf> in Mosfau gebrudt würbe. 

SReicg ifl bie a3ibliotl;ef beS SSücgergofeS an fogenannten 
Korrefturbrucfen, oon welchen bie erfle Mosfauer SSibch 
auSgabe vom 3ahre 1663 auf ber SSucggewerblichen 2Belts 
ausfletlung in Seipzig im 3ahre 1914 511 fehen war, bie 
mit febr vielen bonbfchriftlicben SScmerfungen unb Korref; 
turen oerfehen, im übrigen aber letber, was Sinbanb 
unb Slnfang beS SSanbeS betrifft, fehlest erhalten ifl. 
Der Drucf ifl in zwei ©palten in einer fleinen Tppe ges 
fegt unb längfl nicht mehr oon ber ©chönheit unb Klar= 
heit ber erflen Mosfauer SSüdjer. S>(ucg ber SSilberfchmucf 
ifl nichts weniger als fünfllerifch- 

sieben rcligiöfer Stteratur, bie im TppuS fleh faum ans 
bert — beachtenswert finb hier meifl bie Sinbänbe, bie 
oft mit ©ilberbefcglag funflooll oerfehen finb —, tritt 
mit ber zweiten Jpälfte beS 17. 3nbrbunberts bie juriflifche 
unb gefchicluliche Sitcratur in ben Söorbergtunb. SHuch giers 
oon befigt bie Drucf goflSSücherci recht wertoolle unb feltene 
SEkrfe. Das ©efegbueg beS 3 orerl SXleprej Michailowitfch 
vom 3ahre 1649 ifl um beswillcn beachtenswert, weil bie 
©efchichte ber Sntflegung beS SSucgeS in ihm erzählt wirb. 
Drucfgefchichtltch intereffant ifl auch baS poetifche ^>fal= 
menbuch beS ©itneon *})ologfi vom 3ahre 1680, baS in 
ber fogenannten „oberen Druderei", bie in ber ©efchichte 
her SSuchbruderfunfl SRußlanbS eine SRolle fpielt, her* 
geflellt würbe. 

2luS berfclben Drucferei flammt eine SluSgabe beS fcfwn 
oben genannten SIBerfeS vom „Sehen beS heiligen SSarlaam 
unb 3ofaphat" vom 3abre 1680, bie hier befonberS wegen 
ihres Titelblattes erwähnt fei, auf bcm fleh ber Künftler, 
ber eS entworfen, nennt; es ifl ©imon Ufcgafow. Stuf 
ben Flamen eines SSuclfllluflratorS flößen wir zum erflern 
mal in bem Ktewflhen „^aterifon" ootn Sagre 1678, baS 
eine große SUnjagl fignierte ^olzfcgnitte enthält, bie allers 
bings fünfllerifch wenig bebeutenb, in ber Darflellung 
aber in mehr als einer SSeziegung beachtenswert finb. 

Sffiahrlich eine recht flattlichc SReige altflawifchcr Drude, 
bic wir bis jegt aufgcfügrt gaben! Unb boeg gaben wir 
nur bic wiegtigflen genannt. Unb wie oielc mögen noch 
— hoffen wir, baß bcm nicht etwa burch KriegSungunfl 
jegt anbero ifl — in ben Magazinen ber SSüchcrei ber 
©pnobalsTppograpgie in MoSfau ruhen! — Mir werben 
gerne oon berufener §cbcr im nächflen Sahrgatig barüber 
SScricgt erflatten (affen. 


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beö 35eutfd)cn SÖtreinö für ©udbroefen unb @d>rtfttum 


SXotfttft mti> 0djere 


enn cö erlaubt ifl, ficb ber Sefinicrung eineö 
93egriffc6 burcf? Umfchreibung }u cntjieben um 
beutlicb ju werben, fo fann bie grage „Saö 
ifl 3enfur?" oon bcnen, btc um if>r Sefen ober Unwefen 
S9cfcf?cib nsiffen, mit ben Sorten „ Scberj - Satire - 
3ronte — unb tiefere Sebcutung" beantwortet werben. 

Kaum ifl in biefen noch immer Fricgerifcften 3eitcn bie 
berühmte Serliner „Q. 3>" (Qberjenfurjlelle) }um alten 
Gifen geworfen, ba erleben mir eincö neuen 9tegimenteö 
ganj anberö, fjanbgreiflicber, geftaltete ÜTZet^obc, um ber 
treffe bie gcwünfdjten Scge ju weifen; eine Sletbobc, im 
Sergleicb mit welcher ficf> alle jcnfuriflifcfjen Qrbnungeit 
unb'Jleuorbnungcn bcrScrgangenbcit roie Kinberfpielauös 
nehmen: Saö ebebem SKefultat febarffinniger Schnüffelei 
unb SRiebertracbt ober angeborener ^Borniertheit mar, 
mabrenb beö Krieges auf ber fcbwcrgebüßtenUntcrfcbägung 
geifliger Qualitäten wcitefler Kreife beruhte, ifl beute jur 
Xpranniö geworben. 

3 n «ergangenen fetten, alö flaatlicbc ©cfüge unb tntcr= 
europäifchc SUUianjen noch waefliger jlanben alö jur 3«it 
beö Kriegöauöbrucbcö, bottc bie politifebe Sageöpreffe bei 
weitem nicht bie „©efä'brlicbfcit" erreicht, wie in neuerer 
3 cit, wo fie alö „Tagebuch ber 3cit" bie 9Racbricbtcn oon 
fern unb nab regiflriert unb Fommentiert, ju ben fragen 
beö Sageö innens, außen* unb fomniunalpolitifcb Stellung 
nimmt, im Jpanbclötcil wirtfcbaftlidfe 3ufammcnbängc 
beleuchtet unb „Unterm Strich" Siteratur unb Kunfl, 
KritiF unb Unterhaltung ju Sorte fommen lägt, öleine 
grage, baß bie treffe ber ©egenwart felbfl in erfler Sinie 
baju beitragen wirb, ben Terror ju brechen, ber fie epbe* 
mertfeh bebrobt. Sic ifl eine ©roßinadjt geworben, bie 
auch nur oorübergebenb unterbrächen ju wollen ein ge* 
fä'brlicbeö Spiel unb eine Torheit bebeutet. Saö (ehrt am 
beflen baö Seifpiel ber ©efehiebte ber ^reffejenfur, wie fie 
unö in einem Süchlcin oon öj).Jj..f?oubcn*, baö in einen 
fcherjbciftcn Umfcblag oon Hb-2b.^»eine gef (eibet ifl, ge= 
boten wirb. Saö Such ifl eine Quelle ber Unterhaltung 
unb Selebrung jugleicb. Gö beginnt mit ben 3cnfur«er= 
bältniffen jur3eitgnebrid)ö beö ©roßen, beffen Sluöfprucb 
„©ajetten burfen nicht genieret werben" fiel; einer 3itier; 
beliebtbcit erfreut, über beren ^Berechtigung fchon jpoubcnö 
Kapitelüberfdjrift oon „griebrichö beö ©roßen Fontglicber 
greibeit" einige ScbenFcn auölofl. Unb mutet eö nicht wie 
eine geflflellung auö burchlcbten Kriegö$eiten an, wenn 
unö Jpouben erjäblt, baß unter griebrichö Jjcrrfchaft nach 
ben ©cboten ber Kriegöjcnfur allcö unterbrächt nmrbe, waö 
feinen näcbflcn 3wechcn wiberfprach, baß man auf Ser* 
breiter falfdicr unb flauer KriegögerüdUe fabnbetc unb 


1 Jp..£..f'oubcn, .gierjjmfur — roet bott'? Scipjui 1918. 208 ©. 8°. 


frem bc 3eitungen, bie bie „Stimmung" oerbarben, ocr* 
bot! (S. 11/12.) 'Dloch weniger alö beute mußeöbamalö 
ein jßergnugcit gewefett fein, alö Schriftleiter einer3eitung 
baö 3bcal einer cinwanbfrcten Sericbtcrflattung unb fach= 
liehen Stellungnahme mit Sünfchen beö Sublifumö unb 
gorberungen eineö geheimen Kabinetts in GinFlang ju 
bringen! ülber nicht ber 3eitung allein, fonbern mehr noch 
bem Suche brobte ebebem beö grimmigen 3cnforö Schere, 
womit nicht gefagt fein foll, baß 3enforen ber ©egenwart 
nicht auch ben ^robuften ber heutigen Suchocrleger ein 
gebietertfeheö öpalt jujurufen oerflanben hätten: Xbomaö 
9)iannö „Untertan" läßt fich alö jüngflcöDpfcr bewunbern. 
Unb mit Staunen wirb bie Bladfwelt cinfl oon unfrer 
3enfurtätigFcit in ben befegten ©ebieten hören, wo bei* 
fpiclöweife oerboten war, Silber eincö flüchtigen Jpcrrfcber* 
paareö bann ju oerbreiten, wenn bie SKbbilbungen einen 
„leibenbcit ©efichtöauöbrucf" aufwiefen, ober wo @ebet= 
bucher mit Sitten für ben juflänbigen Jperrfcher erfl mit 
ber Scgrünbung oerboten würben, bie Seoolferung habe 
nicht für bie Erhaltung eineö feinblichen ^»errfebero $u 
beten, unb nndi feiner ’llbfcljung erneut ber 3enfur jum 
Qpfer ßclen, weil cö unangebracht erfchien, bie etwaige 
iRücffebr beö Gnttbronten gebetöweife ^u erwirfen! 

Analoga auö ber Scrgangenbett ju biefen unb ähnlichen 
Singen bringt Jpouben in ben .Kapiteln oon „Seö gotts 
feligen Jperrn üOliniflerö oon Soellner Sluntens, gruchts 
unb Sorncnßücfen", ferner in bem beute mehr benn je 
lefenöwerten Ötapitcl oon ber „gurebt oor bcrlRcoolution" 
unb bem bcfchämenben Ülbfcbnitt oom Ölampf ber 3cnfur 
gegen bie Öllaffifcr. Über 9lapolconö Serbältniö jur treffe 
unb bie 3uflänbe im Serliner ^reffewefen umö Saht 1806 
liefert ein meitcrcö Äapitel lefenöwerte Selegc. Sic Schild 
berungen oon ber traurigen .Spaltung beö Serliner „Ulcuen 
Selegraph", giebteö Sejiebungcn jur 3«nfur alö 3enfor 
unb alö „3enfuricrter", von ^urnbolbtö ängßlicber unb 
fleinlidier 3cuforcntätigfcit, werfen intereffante Schlags 
lichter auf baö Preußen biefer 3abtc. Gin .Kapitel für ftch 
ifl ber aud) weiteren ölretfcn befanitt geworbene Kampf 
öpeinrtcb oon Kleißö für feine „ÜJbcnbblätter", ein üftingen, 
in bem ber Sid/ter legten Gnbcö unterlag unb jugrunbe 
3‘ug. 

3mSd)luf;fapitel „Sürofratie unb SWilitariömuö" finb 
wahre Serien enthalten, bie oon ber Jjcrrfcbaft beö 9?ot= 
fliftö 3cugniö geben. Unb wenn ber Serfaffer in einem 
alö gortfegung geplanten jweiten Xcil bie „Siebermaicr= 
3 enfur" behanbcln will, fo barf man biefem ju erwartenben 
gü'brer burch bie Slütejeit ber Senfur mit Spannung ents 
gegenfeben. .f).®. 



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3<it fdjrtft beß 35 e u t f d)« n S0 e r e t n ß für Q3ud)V»efen unb @<f>rifttum 


Mitteilungen au« bern ©eutfchen Jhulturmufeum 


er SSunfdi jahlrcidter Mitglicber beß ©cutfdjen 
föereinß für SBuchmcfen unb Schrifttum unb oer 
allem ber Scfcfaalbefuchcr, gcbrucf tc a3crjctcf) = 
niffe ber einjelnen 2lbtcilungen bcö Mufeumß, ber 
SBüchcrci unb ber SSlattfammlungen ju haben, fonnte bi« 
jeljt nicht berücffid'tigt merben, ba Rapiers, Sag= unb 
©ruefpreife fo enorm gefliegen finb, bafj an eine billige 
ülbgabe in Sonn oon 10:^fcnnig=.öcftcbcn nicht gebadet 
merben Pann. ©er Mufcumßleitung liegt e« fclbfl am 
Jjerjcn, möglich fl halb ben berechtigten Münfdfen nach 
gcbrucPtcn iBerjeichniffcn ju entfprcchen, ba erfl bann bic 
reichhaltigen Sammlungen au«giebig unb nugbringenb 
in ©ebrauch Polinnen Pötinen. Jjeute fei ber otclfad; ge» 
hegte Munfcb, roetiigjlenß über bie im Sefefaal außltcgem 
ben ^cttfdfriftcn ein föerjeiefmiß ju erhalten, baburd? er« 
füllt, bafj mir hier in unfrer ^eitfehrift eine Purje Überficht 
ber michtigflen bort aufliegenben SMa'tter geben. 

Sifle ber im fefefaal beß ©eutfdien 
Äulturmufeumß feiger Strafe 12,1 
(unentgeltlich geöffnet mochentag« 10 bi« 4, Sonntag« 
II biß 2 Uhr) außliegenben ^eitfeöriften: 


23uchcinbanb SaA.wr. 

Ülnjeigcr, 2lllgemeiner, für 93ucbbinbercicn .... 93 

SIrchio für SSuchbinberei.91 

SSuchbinber, 32er..97 

33ud;>binberz3citung.96 

Journal für 23uchbinberci.94 

Jeitfchrift für ©eutfd?lanbß 2?udibinbcr.92 

^eitfehrift beß McrPmeifler:23unbeß.93 

SöudfbrucP 

2ln$ctger, Slllgemeiner, für ©ruefereien.117 

95uch= unb Äunflbrucf.77 

23uch= unb Steinbrucfer, ©eutfeher.78 

SSuchbrutferroehr.80 

23ud)brucfer=2Bochc, ©ie.72 

aSucbbrucfcr^eitung, ©eutfehe. 

IBucbbrucfer^eitung, £flerreicbifcb ; uttgarifd;e. . . 73 

(5entral=2lnjeigcr, Schmelzer graphifeber.82 

gaftorenjeitung, ©flerreichifche ..81 

Jahrbücher, ©ppographifche.73 

Journal für 2)ud)brurferfunfl.76 

jtorrefponbent für ©eutfchlanbß fBuchbrucfcr unb 

Sdtriftgic&er.114 

Mebbelanbcn. 

Mitteilungen, Schmeijer ©raphifdie.71 

Mitteilungen, ©ppographifche.79 


Stnnurfung: 3citfd)riften, bei benen feine SachMummer an: 
gegeben ift, »erben nur auf ©erlangen auggegeben. 


Sadj.ßl r. 

Mitteilungen be« SSereinß Schmeijer Sithographie= 


SSefiger.90 

Nachrichten, Neue graphifche.111 

SReoue, ©raphifche, Dflerreich=Ungarnö.118 

SteinbrucPgerocrbe, ©eutfehe«.74 

Stimmen, ©raphifchc.113 

Hiebonantoja. 

Unpograph, ©er.112 

äßelt, ©raphifebe.119 

^eitfehrift für ©eutfchlanbß S3uchbrucfer.116 

löuchhaubel 

23uchbönblergilbe:S3latt. 

58uchhanbler=5Barte.129 

Such* unb ^eitfchriftenhanbel, ©er.132 

Mufifbanbel unb MufiPpflege. 

95ucf?s unb fSibliothefßmcfen 

2lrd)io für SBuchgemerbc.39 

IBibliotbeEar, ©er.63 

2?oeP, J£>et.63 

©ruefe ber MahbermanbtemMitteilungen .... 
üibfPrift, NorbifP, für boPs och bibliotePßoä'fen . . 64 

löierteljahröfchrift für angemanbte 23ücherPunbc. . 

^citfcf>rift für SBüdferfreunbe.60 

3eitfd>rift beß ©eutfchen 93crcinß für 23utf)mefen 

unb Schrifttum.61 

^entralblatt für 23ibliothePßroefen.62 

■Hulturgefchidjte 

9frcf?ir> für .Rulturgefchichte.30 

SIrchio für Maffem unb UniformEunbe. 

Monatßhefte, Sübbcutfche.32 

spolptechniPum, ©aß. 

SRecht, ©aß.69 

9teoue, ©eutfdfe.29 

SRunbfchau, ©eutfehe.31 

Mehr, ©ic.67 

3eitfd?rift für bi(lorifd)e MaffenPunbe.68 

£uPunft, ©ie.66 

St u n fl 

SIPtion.17 

2lntiquitaten=9tunbfchau. II 

ÜBaujeitung, ©eutfehe. 1 

SMatter, ©eutfehe, für Reichem unb Äunfluntcrricbt 

23urgmart, ©er. 8 

Cicerone, ©er. 6 

MerFbunNMittcilungen, ©eutfehe. 

$jrli6rißs2nbffrift, SoenfP. 


(frlibriß, 23uchPunfl unb angemanbte ©rapbiP • • 

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3eitfd>rift beö Seutfdien Vereines für 95 u d) w e fe n unb (Schrifttum 




garbe unb gönn. 

©artenFunft, Sie. 7 

3nncnbeEoration. 13 

Äirche, Sie. 

.Rünfie, Sie bilbenben.47 

fünfte, Sie graphien. 

Äünftler, Ser beutfdje. 2 

Äunft, Sie.14 

.Runft, Seutfche, unb Seforation. 3 

.Runff, Seutfchlanbö.49 

Äunft unb JjanbrocrE. 4 

Jiunft unb .Rünfller.42 

Äunft unb .Runflh<Mibn>erE.43 

ßunft, Snje.48 

.RunftchroniE, Äunflmarft.41 

■Runftfreunb, Ser. 

.Runflhanbel, Ser. 

Äunfihauö, T) fl g. 


Plitteilungen, üechnifche, für PJalerei 


Pfonatöbefte, Seutfche. 18 

Pfonatöbefte für .Runftirnffenfcbaft. 

Pfonatöfcbrift, 3nternationale, für Äunff, SfBiffen* 

fc^aft unb XecbniE.20 

PeuigFeiten beö beutfcben Äunfthanbctö. 

Pionier, Ser. 9 

PlafiiE, Sie. 

Sammler, Ser. 

Scftaffenben, Sie. 

Schönheit, Sie.19 

©täbtebau, Ser. 

Stidferei= unb Spibenrunbfcbau.15 

Sturm, Ser.44 

herein geprüfter Zeichenlehrer an beeren Schulen 

Seutfchlanbö. 

SlBerf, Sa«. 16 

QBerEflatt, Sie, ber Äunff. 10 

SBielanb.4? 

SBille, Seutfcfjer. 5 

2etcfjen=SUrcf)iD. 

Zeitfcfmft für $ftbetiE unb allgemeine ,Runfiroiffen= 

fcbaft. 

Zeitfchrift für bitbenbe Äunft.46 

Zeitfchrift für cbrijtliche Äunft.12 

^eitfcfmft, öftafiatifcbe. 

Zeitfcbrift für gewerblichen Unterricht.120 

Siteratur 

Scho, Saö literarifche.22 

Eigentum, ©etftigeö.133 

©egenroart, Sie.136 

Literatur jeitung, Seutfche.23 


Pfitteilungen, äßiener, auö bem ©ebiete ber Siteras 


tur, .Runft.149 

Schriftfiellcrs^citung, 2Bciinorer. 

Üöachtcr, Ser. 

Zentralblatt, Siterarifcheö.24 

3»»iebelftfch, Ser.21 


Ptufeumöroefen 

PfufeumöEunbe. 

Berichte auö bem Rnopfmufeum . 

Rapier 


Äartonnagens unb Papierwarenjeitung.88 

PapierfabriEant, Ser.89 

Papierbanbier, Ser.86 

Papiermarft, Ser.83 

PapiermarEt, Seutfcher. 

9>apier=3eitung.87 

Rappen* unb J^otjftoffs^eitung. 

äBochenfchrift für ben Rapiers unb Schteibmaretts 

hanbel.84 

^eitfchrift für Papier= unb Schreibmarenhanbler . 83 

Photographie 

Sitetier beö Photographen.103 

33ilb, Saö.. 

ShroniE, Photographie.101 

Snbufirie, Sie photographifche.109 

Äorrefponbenj, Photographifche.102 

Pfitteilungen, üßiener, photographifchen 3nt;altö . 140 

Photograph, Ser.HO 

Photograph, Ser b'fterreicbifcb'ungarifcbe .... 144 

Photographenjeitung, Seutfche.103 

Photographie für alle.106 

Prunbfchau, Photographifche, unb Plitteilungen. . 107 

äBelt, Photographifche.108 

SBochenblatt, Photographiee.141 

Jeitfchrift für SReprobuEtionötccbniE.104 

PlaEat unb SfeElame 

Pfitteilungen beö ißereinö beutfcher SReElamefachleute 99 

Pfuftermeffe, Sic Seipjigcr > . 100 

PlaEat, Saö. 

SBeltmarft, Ser.98 

Preffe 

gachpreffe, Sie. 121 

Zeitungöbeainte, Ser Seutfche.124 

3 citungösi8erlag. 125 

Zeitfcbrift beö S3erbanbeö ber gachpreffe Seutfch* 
lanbö.128 

Unterhalt ungöjeitfchriften 

Sajar, Ser.56 

33la'tter, glicgenbe. 37 

SMa'tter, Supige.38 


135 


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3 e i t f <f> r i f t lei 35cutfd>en SÖcreinö für Q5ucf>n>efen unb <Scf»rifttum 


Sod)=9!r. 

93la'tter, SSReggenborfer.39 

Daheim.36 

Dame, Die.50 

Deutf erlaub.14? 

geierffunben. 

grauenfleibung, Oleue, unb grauenfultur .... 58 

©artenlaube, Die.35 

Jjocblanb.148 

Sugcnb.28 

3ugenb, Deutfchc. 

3ugenbblatter. 

Älabberabatfcb.40 

SSJlonatßbefte, 23etf)agcn unb .Klafingß.27 

5Wonat6beftc, SBeffermannß.26 

fWotor.172 

SRomanjeitung, Deutfctje. 

©intplijiffimuß.55 

©onntagßjcitung fure Deutle Jjauß.152 

Dünner, Der. 25 

Über Sanb unb SDieer.57 

Unioerfum, fReflamß.33 

iffielt, 2llte unb neue.153 

ÜBelt, Elegante.157 

SBocfje, Die.34 

Reifung, berliner Slluflrierte.52 

Rettung, SHuffrirte.51 

Rettung, 9leue Seipjiger 3llufirierte. 

Leitung, Dflerreichß SKuffricrte.54 

Rettung, ©djroeijer SHuffrierte.53 

^ufunft, Die.66 

3ur ©Uten ©tunbe.156 

©tenographie 

2lrbeiters©tenograpb.122 

iSlatter, QJunte.123 


23ennef)rung t>er ©ammfungen 

14. ©dfenfung »on Drucffachen ber Leitung 
ber 10. Slrmee 

Die Seitung ber Leitung ber 10. 2lrmee, bie unß l'cfjon 
bißher immer reiflich mit Drucfmaterial, baß bei il;r ent= 
fionben ifi, oerforgt bat, überfanbte in ben (egten 'IBodfen 
in einer SReige non 'Pafcten bie cerfcgiebenffen Druef= 
erjeugniffc, bie unfre Äriegöfammlung roertooll bereichern, 
aber auch jeigen, roic jielbcrouft ber betrieb ber Leitung 
unb ber Druefcrei geleitet mürbe; ein griebenßbetrieb in 
ber Jpeimat batte nicht beffer arbeiten fönnen. 

23on bem unß 5 ugegangencn Material ift an erjter 
©teile eine für bie ^meefe unferß ÜKufeumß befontcrß 
mertoolfe ©amittelmappe mit SSilbern ju nennen, bie, 
einer iöilberbeilage ber -Jeitung &cr 10> 2lnnee, bem 


Satß.Wr. 

SSlatter, &fferreid;ifche, für gaulmannfche ©teno= 


graphie.126 

95lig, Der.127 

Slbbote, ©tenographifcher.130 

Jrauenjeitung, ©tenographifche.131 

©efchaftßffenograph. Der.134 

Sugenb, ©tenographifchc.135 

3ugenbbla'tter, ©tenographifchc .138 

3ugenbmart.139 

Konforbia.142 

Äorrefponbenjblatt beß ©tenographifchen Sanbeß= 

amtß Dreßben.143 

üWonatßblatter beß ©tenographcn=S8ercinß ©abelß* 

berger in 2lugßburg.146 

SWonatßfchau, ©tenographifche.147 

2Wonatßfd;rift, ©tenographifd^e, auß Janbßhut . . 150 
Olachrichten, ©tenographifche, auß bem 2lltenburger 

Sanbe.151 

fftationaljfenograpb, Der.154 

'Pionier, Der.155 

'Praftifer, Der.158 

'Prajiß, Die.159 

'Prajiß, ©tenographifchc.162 

©cbülcrfreunb.163 

©tenograph. Der Slrenbfche.166 

©tenograph, Der bcutfdje.167 

©tenographenjeitung, 2ll(gemetnc beutfdjc. . . . 171 

©tenographenjeitung, Deutfche.170 

©tenotachhgraphenjeitung, 2lUgemeineöfferreichifd;e 173 

©tenotachpgraphenjeitung, Deutfche.174 

Dacht;, Der.176 

Dachpgraph, Der.177 

Sfperanto 

Sfpcrantofpiegcl.180 


fceö 25eutfd)en Äulturmufeumtf 

„©cheinmcrfer" entnommen, fauber außgefchnitten unb 
auf braunen .Karton angebangt finb, fo baf; ein mü'helofer 
Überblic? über bie graphifd^e unb fonflige fünfllerifche SBcs 
tatigung beß ÄünfHerfreifeß um „Die Zehnte" ermöglicht 
wirb. Die burefnoeg cimoanbfreicn SReprobuftionen geben 
©fijjen unb Silber, ©teinjeichnungcn unb ganj reijenbe 
©chcrenfcbnitte roieber. 

Srroähnt fei auß ber gebotenen gülle beß bübfeben 
©ammelmerfeß eine meiheoolleiPfeffe in ber 23onifratrcßs 
firchc, ferner ein ©tinnnungßbilb auß Srcßlau „SBilna 
gefallen" oott JpenbrioF, baß bie frohberoegte fWenge oor 
bem Sathauß jeigt. 2ln farbigen SRcprobuftionen ftnb 
bemerfenßmert ein ÜBafferfarbenbilb oon ©erb 'Paul, baß 
bie „Slnnenfirche mit bem ©iebel ber SJemborbinerfirche" 


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PRINCETON UNIVERSITY 





























































3 e i t f <h r t f t b e s 3) e u t f $ e n 93 e r e i tt ß für 95 u eh w e f e n unb (Schrifttum 


in ffiilna jeigt, eine farbige Sfijje oon Steigüber „ffiilna 
oom©eBiefehbergeauS"(ffiinterlanbfchaft)unbHeiImannS 
2lquarell „Kirchgang in Schirwinti". ®on SchmoU 
o. Sifenmertb finben wir einen St. Plichaeljin moberner 
2luffaffung im Stile feines ÄriegSanleiheplaPateS, oon 
bem fpäter bie SRebe fein wirb. Vertreter ber „fchwarjen 
Jtunff" finb nicht otrgeffen. grig DiofeS Scherenfchnitte 
finb überaus gut gelungen, fo bie arbeitenben „©äffhe* 
rinnen", eine Sjene iin Kor unb bie „Schwierige 
©erhanblung", wo bie ©efchreibung eines ©egeS ju 
Bifferenjen führt, bie aufs lebhaftere juni SHuSbrucP 
Pommen. 

©ne jweite Plappe enthalt Photographien oem ©e= 
bä'ube ber Leitung, SlicFe auf ffiilna u. a. m. 

Brei SammclPartonS brachten eine gülle oon Brucf* 
fachen, bie im ©etriebe berBrucferei ber Leitung bergeffellt 
mürben. Bie Plenge ber übermittelten gormulare, bie für 
bie oerffbiebenffen militärifchen unb jtoilen 3wecBe im 
befegten ©ebiet beftimmt waren, betreffen Sajarett* unb 
guhrwefen, ©erpflegungSParten, Sofinliffen unb Urlaubs* 
fcheine, ©erichts* unb Plelbewefen, ©erjeichniffe aller 
Slrt - um nur einige ©ruppen gerouSjugreifen, unb geben, 
fachlich georbnet, einen intereffantenEinblicP in benSRiefen* 
betrieb einer mobernen 21rmee, oon bem man fich am beffen 
einen anfchaulichen ©egriff machen Bann, wenn bie Plög* 
lichteit oorliegt, an Jjanb beS gebrucften „Apparates" in 
Crganifation unb ©erwaltung einjubringen. ©erabe auf 
bem ©ebiete bet ©erwaltungSbrucffachen finb bie ©e* 
mühungen ber Sammlungen leiber nur ju oft oergebenS 
gctoefen unb eS ifi ihren ©effrebungen,eben biefeS,manchem 
junächff wertlos erfcheinenbe Ptaterial ju erhalten, häufig 
mit©erffänbniSlofig?eit begegnet worben. Um fo mehr muff 
unfer Ptufeum ber Leitung ber „Leitung ber 10. Slrmce" 
banPbar fein, baff auch biefeS Platerial nunmehr im fichercn 
Hafen gelanbet iff, wo es burch Sichtung unb Crbnung 
ju einem brauchbaren StubienobjeFt werben foll. 

2lber nicht nur mit ben für ben QlrbeitSbetrieb einer 
groffen ©erwaltung notwenbigen „©efcbä'ftobrucffachen" 
hat fich bie BrucPerei begnügt. Sie wollte jeigen, baff fie 
auch bem fünfflerifch ausgeführten 2lBjibenjbrucB unb ben 
übrigen ©ebieten beS BrucBwefenS gewachfen fei unb 
fo entffanben Etnlabungß*, Speife* unb ©einFarten, 
piaPate, Biplome unb EgrenurBunben, ferner glug* 
unb Plerfblätter, SQ3erbe= unb Slufflä'rungSfchriften, 
baju bie gölte ber oon .Rünfflern gejeichnetcn 2tnfichtS= 
Parten mit Stabte* unb Sanbfchaftsbilbern, mit Sjenen 
aus bem Sehen ber Kruppen unb ber ©ewobner beS be= 
fegten SanbeS. 

greb jjienbrioP unb 21. Paul ©eher, Schmoll o. Eifen* 
werth unb ©erb Paul - um einige Blamen ju nennen - 
haben gewetteifert, ihrer „Ahnten" greunbe ju gewinnen. 
’Ißaö wä're nicht alles ju fchilbern, wollte man im ein* 


jelnen oerweilen — ht« «ine ©illBommentafel, oon jwei 
Solbaten getragen, im Jjintergtunb herbfllicher 2Balb an 
einer JpügelPette, als eine harmonifch wirPenbe EinlabungS* 
Parte, bort eine Putte auf einer ©einflafche reitenb, beren 
fpringenber ÄorPen nach einer grämlichen Spinne fegiefft, 
als tteffenben Schmucf einer ©einfarte, eine BrucPer* 
preffe aus ©utenbergS Seit, ber bie SpeifeParte für 
eine „Kagung ber beutfehen gelbpreffe" entgleitet, lauter 
Binge, bie SReprobuBtionoerbienten, weit fieÄriegSgraphiP 
im beffen Sinne bebeuten. 

©ei ben Btplomen fpielen als Umrahmung Eichenlaub 
unb Eicheln, natürlich aufgefaßt, ober ffilifiert ju Ptuffern 
oerbunben, bie oornehmffe SRolle. Cb es fich uni bie oor* 
läufigen ©efigjeugniffe für bie mit bem Eifernen .ftreuj 
SluSgejeichneten banbeit ober um ©ebenFblätter für Keil* 
nehmet an Sportfcffen ober für gute Schicffleiftungen — 
überall erfcheint baS Eichenblatt: Heeresgruppe Eichhorn! 
Blur bei einem humorooll aufgefafften EntlaufungSfchein 
hat greb Jjenbriof auf biefeS Emblem oerjichtet. 

Erwähnenswert iff ein Pletner ©elegenheitSbrucP: „Ur* 
teile über ein ÄriegSanleiheplaPat", Stetnjeichnung oon 
Profeffor Schmoll o.Eifenwerth, Stuttgart. BaSPlaPat, 
einen griebenSgeniuS in moberner 2luffaffung barffellenb, 
hatte bei ber groffen Piaffe ber Solbaten ©efreinben er* 
regt unb war abgelehnt worben. Bie Schriftleitung ber 
„Ahnten" entfefffoff fich ju einer Umfrage. Äünffler unb 
.Runffoerffänbigc antworteten,foPeter©ef)ren6,Dr. Sachs 
(©erein ber piaPatfreunbe), E. SR. ©eiff, Emil CrliB unb 
mancher anbre, unb alle waren einerPleinung, nämlich, 
baff man fich nicht ju wunbern brauche benn man habe 
eS mit einem fünfflerifch burchauS bebeutungSoollen ©erP 
ju tun. Cb cS gerabe als piaPat geeignet fei, barübet 
Bonne man allerbingS ffreiten. 2lucb biefe Epifobe jeigt 
ben regen ©ciff, ber in ber „Ahnten" unb um fie herum 
geherrscht haben muff. 

Plit Bleclit Bann baher ihr Herausgeber oom „geiffigen 
2lmt" feiner Reifung fprechen, wenn er ben ihm gewor* 
benen Auftrag, burch feine Rettung „ben Solbaten bei 
guter Saune ju erhalten", in bem Sinne auffaffte, baff er 
wohl alle „Quellen ber Unterhaltung fpringen", fie aber 
hoch nur bem ^weefe bienen laffen wollte, auf ©efinnung, 

©ilbutig unb ©efehmaef ber Scfer einjuwirFen. 

* * 

* 

Ber ©unfeh unferS PlufeumS, baff baS ©eifpiel ber 
„3eitung ber 10. Slrmee" Blachahmung finben mäge, iff 
bereits mehrfach junt 2luSbrucf gebracht worben, ©ir 
wicberholen bie ©itte, baff alle Stellen, bie für Samm* 
lungßjwecfe geeignetes BrucPmaterial auS ben befegten 
©ebieten gerettet haben, biefeS unferni Plufeum juweifen 
mochten, welches für jebeÖabc banPbar fein wirb unb 
baS geffiftetePlaterial flir 2lnfchauungS* unbgorfchungS* 
jweefe nugbar ju machen beffrebt iff. 

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PRINCETON UNIVERSITY 




be« 3)«utfd>en SöeretnS für Q3 u dp w e f e n unb @d>rifttum 


Mitteilungen be$ S)entf$en Vereins für 2Mu(>n>efen unb 0$rifttum 

föorftanbsftgung @ennftb«nb, ben 28.3)ejember 1918, nachmittags 5 Itgr 


nwefenb waren bie Herren: ©ebeimrat Dr. 33olf= 
mann,@ebeinuat2lrnbt2f?eper,2Birflicber@eheüner 
%itoon55urg6borff,(5;c}elIenä©ebeimer3RegierungS= 
rat Dr. klien, Jjofrat Dr. Slcfermann, 9)?ufeumSbireftor 
sprofeffor Dr. Schramm. 

©er erfle 93orfigenbe, ©ebeimer ipofrat Dr. fBolfmann, 
teilt mit, baß ©eine königliche Roheit ^)rtnj 3obann 
©eorg, ber gebeten worben fei, an ber Spige beS 33er= 
waltungSrateS beS ©eutfehen iBereinS für Sucgwefen unb 
Schrifttum ju bleiben, mitgeteilt fyaht, baß er biefem 
ffiunfcb gern entfprecbe unb nach rote oor lebhafteren 
Slnteil an ber SBeiterentwicflung beS 2l?ufeumS nehme. 

gerner gibt ber fBorfigenbe befannt, baß 16 2)?its 
glieber, barunter folcbe oon befonberer 25ebeutung für 
ben ©eutfcljen herein fu't 23ucbwefen unb Schrifttum, im 
oerfloffenem Sagr leiber burcb ©ob abgegangen finb unb 
roibmet ihnen einen ebrenben Nachruf. 

SllSauSgefcgieben werben 40 SWitglieber mitgeteilt, 
bie jum größten ©eil fich burcb bie Umflurjungen ber 
legten $eit jum Austritt oeranlaßt fahen. ©erfBorfigenbe 
hat bereits einen Slufruf an bie SOTitglieber entworfen, 
ber in ber ^eitfcgrift beS fBereinS abgebrucft werben foll 
unb bie SOJitglieber aufforbert, ben ÜJfut nicht finfen ju 
laffen unb unfrer als gut anerfannten Sache treu ju 
bleiben, ©er iBorfigenbe fann auch erfreulicherweife mit* 
teilen, baß Jperr gabrifbefiger Jpermann 33oß 3000 2)?. 
unb Jjerr kontmetjtenrat karl grtgfcge 2000 ütt. jur 93e= 
bebung ber gegenwärtigen Scgwierigfeiten gcfliftet haben, 
bie es ermöglichten, einen Sluffeger, ber aus bem gelbe 
jurücfgefegrt ift, fofort wieber einjufletlen. 

2luf fBorfcglag oon ^rofeffor Schramm foll ber ülufruf 
beS Sorfigenben mit ben Unterfcbriften beS ©efamtoor= 
(taubes an alle ättitglieber bemnäcgfl befonberS oerfanbt 
werben. 

3u spunft 1 ber ©ageSorbnung übergegenb, legt ber 
iBorfigenbe bie ginanjlage beS IBereinS flat unb betont, 
baß alles getan werben tnüffe, bie Einnahmen bes 
beutenb ju erhöben, ba bie Qlusgaben infolge SteigenS 
beS ^ortoS, ber ©efcgäftSunfoflen, ber koßen ber ©rucfs 
fachen, Steigerung ber Söhne ufw. oon ©ag $u ©ag größer 
würben. <5S entfpinnt fich eine längere ©ebatte über bie 
oerfebiebenen 2J?öglicbfeiten, weitere 2J?ittel ju befchaffen. 
©iefe werben barin gefehen, junächft ju oerfuchen, eine 
größere Slnjagl pefuniär gutftebenber Scanner unb grauen 
als lebenslängliche 9J?itglieber mit einem einmalis 
gen SSeitrag oon 500 2)?. ju gewinnen unb baju bie 93?it= 
hilft [amtlicher 2)?itglieber beS IBerwaltungSrateS unb beS 
iöereinS überhaupt ju erbitten. 


©rogbem im (5tat 2J?ittel für einen ©ireftorials 
affiflenten nicht oorbanben finb, würbe einflimmig 
befchloffcn, Jjerrn Dr. 23ocfwig, ber fchott früh« am 
S3ucbgewerbemufeum tätig unb währeitb beS kriegeS in 
SSrüffel bei ber ^reffejentrale befchäftigt war, jum ©irefs 
torialaffiflenten mit einem ©ebalt oon 3600 bis 7200 9)1. 
unb ber in Sachfen gewährten kriegSjulage ju ernennen 
unb bie Mittel, falls fie nicht burcb Stiftungen aufs 
gebracht werben, junächfl für ein 3agr aus bem Stamms 
oerntögen ju entnehmen, ©ie Stelle beS ©ireftorials 
affißenten burfte nicht länger unbefegt bleiben, ba ber 
Umfang ber Ülrbeiten bringenb eine tüchtige wiffenfehafts 
liehe kraft als 2J?itarbeiter für ben ©ireftor unb als beffen 
Stelloertreter febon feit Sagten erforberte. 

ÜÄufeumSbircftor sprofeffor Dr. Schramm bittet ferner, 
bie So'hne ber 2luffeher mit ben Söhnen berfelben 25es 
amten im Staatsbetriebe gleicbsußellen, ba bie jegige 
fBejaglung bei ben teueren feiten ein gortfommen unmögs 
lieh mache. (Jinftimmig wirb baraufhin befchloffen, bie 
Sluffeger beS ©eutfehen kulturmufeumS oom 1.3anuar 
ab ben ©tenern an ben ffaatlicgen Sammlungen in ©es 
halt unb SBejügen gleichäußellen. 

?)unft 3 fBerfcgiebeneS brachte eine SluSfpracge über ju 
oeranßaltenbe iBorttäge. (5s würbe befchloffen, folcbe, 
fobalb als bie Umflänbe ee erlauben, ju oeranflalten; 
überhaupt foll baS SSereinSleben tunlicgfi auSgepaltet 
werben, ©er SBorfigenbe wirb jufammen mit bem Schrifts 
führet alles weitere in bie 2Bege leiten. 

©er erße Sagrgang ber SereinSjeitfchrift, bie auch 6m 
üKitgliebern beS ©eutfehen ®ucbgcroerbes23ereinS geliefert 
wirb, liegt oollftänbig oor, bagegen war es noch nicht 
möglich/ bie nur ben SWitgliebern beS ©eutfehen Vereins 
für SSuchwefen unb Schrifttum mit 30 9W. unb mehr 
Sabresbeitrag ju liefernben Sonberhefte $u oerfenben. 
S^wierigfeiten im ©ruefgewerbe gaben bie gertigflellung 
oerjögert. 3n Arbeit bepnben fich ^»efte über keilfehrift, 
über bie ©rueferfamilie ber StienneS, über ben SBuchbrucf 
im ©Smanifchen Speiche unb über bas beutfehe kriegSnots 
gelb, ©iefe SIrbeiten fommen nicht in ben iBuchhanbel. 
©amit war bie ©ageSorbnung erfcfwpft. 

9iach wort: (frfreulkherweife fönnen wir berichten, baß 
außer benStiftungenoonJ?errngabrifbefigerißoßunb^>errn 
kommerjienratkarlgrigfcheinjwifchenweitereaußcrorbents 
liehe Juwenbungen an baS 9)?ufeum erfolgten, unb jwar 
ftiftete Jpcrr gabrifbefiger ©ufoursgeronce 2500 21?., .Sperr 
Dr.2Balter@iefecfe, Seipjtg, 5000 21?., fo baß baS Stamms 
oermögen nicht angegriffen werben muß. Sluch biefen beiben 
hochhetjigen görberern in fegwerer ^cit herjlichPen ©anf! 



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PRIN( 


Original frorn 

:eton university 




3«ttfd)rtft beö ®eutf^cn Vereine f u r Q3ud)wefen unb «Schrifttum 


35ü(^er- unb Settfc^riftcnfc^au 


Slarbog fot ©ogöeitncr. Ubgiuetaf ©»cnbDapl. 2lnben2Iar= 
gong. q>iöS © ogpanbel. ©oul © tonnet, -Sabcnpaon, 1918. 
(8), 278 (280) (Seiten. 4". 2(ud) bas ©ud)gcroerbc in Dänemarf hat 
burd) bic Eiitflüffe bet -RriegSjapre manche Hemmungen feinet Ent; 
rcidlung etfahten müffen, bie not adern in ben ©todungen bet 2lu«; 
lanbSeinfupren begtiinbet tnaten. Darüber finbet man in betn an; 
gejeigten fepönen ©anbe, bet eine im ©orjapre gludlid) begonnene 
Olcipe erfolgreich fortfebt, manchen bemerftnSroertcn Hwmci«. 2lbcr 
man fieht bem jweiten Steil be« banifd)en 3<>htbu<pe$ füt ©ucp= 
fteunbe biefe Oiotlage nicht an, feine 2(u«flattung unb fein Umfang 
beseligen eher ba« ©egenteil. 9Jid)t etma, bah ein Ubettrcibenber 
Sluftoanb bie „©iblioppilie" fennjeichnen foflte. Die@efd)mntffid)er-- 
heit, bic nid)t ju nicl nttb su menig )U geben »erfleht, geh'ott feit langem 
SU ben beften Sennseid)en gutet bänifdjet Bucpfunft, eine ©efdjmad«; 
iteperpeit, bic in bet bucpgemetblidjen SErabitien fefl »eranfett ifl. @o 
bürgen benn bereit« bie ©amen fiit ba« gelungene ©tüd 2Itbeit, ba« 
fienerttetentooüen: bie gotcnebe'Papirfabtiffer ffitba« ftäftige ® iitten= 
papier, H-£-‘Spiele« ©udjbrudetei für bieDtudauSfüprung, für ben 
Bilbetfdjmud bet Jpo(jfd)nfiber Jp. 0t. ©lüücr, bie ©lalerin Ebba 
Holm, bet 'BfaietSt.Äongflab unb 3-S-H tI, briffenS Oieprobuftion«: 
ateiier, für ben gefödigen, nach einem Entwürfe Sh- ©inbefibufl« 
au«gefühtten SBuntpapiet^appbanb 2Infer Äpffet« 2Detf|latt. 

Dem Gbemnaj? bet äujjeren Erfdjeinung be« Jahtbucfje« entfprid>t 
fein 3nfjalt, bet unter ©»enb Dahl« funbiget Leitung in einet 21m 
Sahl »on 2luffäpen bie SBibliophiliechtonir 1918 füt Dänemarf 
Sufammenffedt unb roeitetfjm bie im etflen (mir (eibet noch nicht 
Sur Hanb gefommenen) Sanbe begonnenen (Beiträge sur bänifchen 
Bibliopfjiliegefdjicbte fortfitbrt. Der etftgenannteit ©tuppe tton 21b* 
banblungen geböten an eine 2B(lrbigung be« unoergefjlidjen epeter 
OJanfen a(« ©litatbeiter unb Seifet be« @{)lbenbalfd>en ©erlag« »on 
»Paul Serin, eine ttberficht bet ©lidjetoetflcigetungen be« Iahte« 1917 
unb ihrer h«uptföd)lid;en greife »on Jnetmann Stjnge, ein mit ad; 
gemeinen budjgcmctblid)en Unterfudjungen »etbunbener (Bericht über 
bie bebeutenbflen lepten Seiflungen be« bänifchen (Buchhanbi»et(« 
»on Ätiflian Äongflab, ber, fetbfl einet bet nambafteflcn ©ertretet 
bänifdjet ©udjfunjt, mit nicht vot ben Drutfoermerfcn haltmad^em 
bem @ad)»etflänbni« neben ben äjlhetifd)en ÜBirfungen and) ihre 
ted>nifchen ©runblagcn eingehenbet prüft, eine fursc ©efchichte be« 
Öffentlichen SibliotbefSroefenS Danemarf« in ben 3af)ten 1917 unb 
1918 »om Herausgeber. ©on bteibenbem rJBert für bic bäntfdjc 
(8ibliophiIiegefd)id)te ifl ber 21uffafs iibet bie Seltenheitswerte ber 
älteren gebrudten bänifchen Siteratur »on Sautifc ©ielfrn, finb 2lnfet 
Stifter« aitd) praftifd):ted)nifd) fein auffcbluhreidjen ©etrad)tungen 
über ben bänifd)cn ©uebeinbanb ber Jpolber^jcit, Sari DumreidjerS 
%id)ridjten übet bie ©üd)erfamtnlungcn jütlänbifcher Jpcrrenh'öfe 
unb biejenigen ©iftor (p. EbriftenfenS über alte ©ildjereiseidjen, 
bauptfädjlid) über ErIibriS;©(ättcr. Slufierbem enthalt ba« 3°(>r* 
buch noch eine vortreffliche Einführung in ba« ©udjbonbroerf unb 
bie (Budjfunfl (perficnS, al« beren ©etfaffer 2Irtfjur t^Spriflenfen seich- 
net, foroic »otn Herausgeber eine OJotis über bie amüfante biblio- 
graphifdje ©Ipflififation ber Sentc gortfa«. paljlrridje 21bbilbungcn, 
gut gemälzt unb gut ruiebergegeben, erläutern ben Jejrt. 

©id)t nur in Dänemarf mirb ba« fdjönc Unternehmen be« Herrn 
Sucnb Dahl allen, bic für ba« ©udjroefen (Teilnahme haben, mid; 
fotninett unb in feiner admäfjlid)en ®er»odflänbigung auch als 
brauchbare« ©ad)fd)Iagcroerf nüplicb fein, befonbet« bann, t»enn e« 
fpater burd) ein ausführlichere« 3 n h a 9«»etseidjuiS ergänst »»erben 
fodte. Der adfeitige dlnflang, ben e« in feinem UrfptungSlanbc ge; 
funben hat — bie 2luflage »on 685 gejählten ülbsügen ifl rafd) »er; 
griffen motbett — jeigt, bah ber Herr Herausgeber mit feinem 3«h r: 


bud) nidjt ein SBcbürfni« fiinfllich fdjaffen loodte — i»a6 (eiber ge* 
rabe jept in Deutfdjlanb ba« SBeflreben fo »icler leerer Siebhaberau«; 
gaben su fein fcheint—, fonbern ein »ielfach »orfjanbcneS (BebürfniS 
in ber richtigen form su beliebigen »erflanben hat. G. A. E. B. 

©jlibriä, tegnebe af Dlj- ® iinbcSboll. Ubgisne af 21 n f e r Ä p fl er. 
Holffebro, OlielS <p. Dhomfen« (Bogtrpfferi, 1917. (1 (81. 
69 ©eiten. 2 (81.8°.) Dp- ©inbeSbod mar ein Älaffifer bet ODlono; 
grantmDrnamentif. Da« ©efipscidjen ber ©udjflabtrtvcrfdjlin* 
gungen, bene» er mit »etblüffenber ©elbflserflänblichfeit immer neue 
Jiermirfungcn absugeminnen ruufire, braudjtc er gern bei feinen Snt; 
nüirfen für funflgeroetblidje 21rbeiten unb Überad roar eS an feinem 
spiahc, t»o er e« hinfepte. ©nbringlid) prägt fiep ein (BinbcSbnd: 
fOionogramm aud) bem ffüdjtigcn ©etradjter ein unb erfüdt bamit 
feinen Olufssrced, ©efiherjeidjen su fein, auf« befle. 21ud) für £x; 
IibriS; unb @upralibro«;@tempeI pat bet OTeifler eine 2lnsapl »on 
(Borlagen gefepaffen, bie in einem fdjon auSgeflatteten, in 240 21b; 
Siigen auSgegebenen 2Berfe sufammengefledt su haben ba« (Betbienfl 
feine« langjährigen SOiitarbeiter« 2Infer -ftpfler, be« befannten bäni; 
fdjen ©ucpfünftler«, ifl, ber fiep al« foldjer in ber 21norbnung unb 
21uSfüprung berfleinen 6xlibri«;Wonograppie »on neuem betoäprte. 
Hier mup e« genügen, mit einem fttrsen H'nmeife bie (Butpfreunbe 
auf bie fdjöne SBeröffcntlidjung aufmertfam su rnaepen. Deep 
fod bie ©elegenpeit niept »ctfäumt roerben, bnbei anSbrüdlicp bie 
©inbcSbodfdjen ©upraIibro«;@tempeI pereorsupeben, bie beifpiel; 
gebeitb für ipre ©onberart finb. Da« ©ebürfni«, ba« ©efipseiepen 
auf bem ©uepeinbanbe fetbfl ansubringen, fei e« bei Halbbanben in 
©erbinbung mit ber 9iüdcn»ersiemng, fei e« bei ©ansbänben im 
^ufammenpang mit bem Dedenftpmud, mirb fiep aud) bei un« mit 
ber neubelebten ßinbanbliebpaberei flcigetn. (für einen Äunflcinbanb 
aber ifl bie Serroenbung be« fd)meren SEappenflempel« »ielfacp eine 
Einfcpränfung ber freien Sinbanbseidjnung, mäprenb ein fleine« unb 
leichte« ODionogramm mit feinen geringen Slnfptiidjen an einen be; 
fcpcibenen (piap fid) beffer überall einfügt. ©orauSgefept, bah e« fein 
©ionogramm au« ber ©djablonenfabrif, fonbern ein .fUeinfunflroctf 
ifl, roie e« bie alten beutfepen ©leifler mit liebevoller Sorgfalt su er* 
finnen liebten unb wie e«, barin ipt ©adjfolger, ©inbeSbod mit un- 
erftpöpflicper ErftnbungSgabe fepuf. G. A. E. B. 

<55cift unb Sehen im alten unb neuen ^ranffuti. Sfijjcn 
ffrariffurrcr H 0C pWl u ^ f P rer «1* SBcipnacptSgabe für ipre ©tubieren; 
ben im Selbe. 1918. 3nt ©erlog »onEnglcrt & Schlöffet in 
Jranffurt a. ©I. 8». 168 ©eiten. DnS ©ormort biefer SBeip; 
nacptSgabe, »om Oleftor ber Uni»erfität (profeffor Dr. H- 5Eipe flam; 
menb, batiert »om 23. Dftober 1918, olfo auS einer peit, ba bereits 
baS ÜBaffenfliÜfrmtbSangcbot gemacht morben mar; ber Drud pat 
fid) fo »ersögert, bah insmifdjen bie Stubierenben ber ftrantfurter 
Uni»crfirät surüdfepren ober beteitS sutUdgefeprt finb. Dropbem ober 
»iedcid)t gerabc megen biefer Umflänbc ifl biefe ©abe ber Sranffurter 
Hod)fdjulIeprer nidjt nur befonbetS bcadjtenSmert, fonbern aud) be* 
fonberS mertsod. Die im .Stiege entflanbcne Sranlftttter Hodjfcbulc 
mirb burd) fte aden benen, bie fie fünftig befuepen merben, erfl red)t 
hefudjenSmett erfdjeinen. Der ©eifl im alten unb neuen fftanffurt, 
ber auS bem ©ud)e fpridft, mirb baS ©einige boju tun. (profeffor 
(panscr fd)Iägt glricp bie richtigen (töne mit feiner Einführung nn, 
unb bie ipm folgen, »erflepcn im einjelnen SranffurtS ©eifl einfl 
ttnb jept trefflid) »orsufüpren. Die beigegebenen 21bbilbungen finb 
eine rcdjt bantenSmette Jugabe. Die JufammeitfleÜung ber „SiebeS; 
gaben beutfd)er Hocbldjulen für ipre im Selbe flepenben ©tubieren; 
ben" in ben „©iitteilungen be« ©etbanbe« beutfepet ÄriegSfamm; 
langen" 1919, ©eite 12 ff. etfäprt mit biefer granffurter 2Beip; 
nad)t«gabe für 1918 eine mefentlicpe ©ereidjerung. 2lm. 


139 18* 


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£ e 1 1 f $ r i f t bcs £> c u t f $ e n Vereins für Q3 u d>«> e f « n unD ©djrifttum 


G. n. Servern, Sieget, ©ibliothef für Äunft; unb Antiquitäten; 
fammler, ©b. 11 (©erlag G. ©djmibt & Go.). ©er(in 1918. 
189 ©eiten. 8 ° mit 152 Al'bilbungen. Preil gebunbrn TO. 8 .—. 
3 u ber bem ©ammler vertrauten ©eric bei ©cfjmibticfjcn ©erlag! 
ifl roähtenb bei Kriege! all 11. ©anb eine Einführung in bie Siegel; 
funbe non G. v. Serd)etn erfdjienen, bie nid)t nur bem Anfänger, 
bet fiel) mit bem äßefen bet ©ieget nettraut machen will, ein »ifl; 
fommenc! SBetfjtug fein, fonbern auch bem fforfdjer auf biefem 
Gebiete manchen guten 2ßinf geben roirb; benn langjährige! ©er; 
feilten in eine eigene, mit Siebe gepflegte ©ammtung fjnt t)ier ein 
3nft rumrnt gefebaffen, bal bem Anfänger Olidjtfdmur, bem fjotr; 
gefdjrittneren roidfommener ©egteiter für ©treifjüge burd) bal für 
bie uerfdjicbenften tjiflorifcftcn Jpilflroiffenfdjaften (Kofittmgefcbichtr, 
.fieralbif u. a.) rotrtvofle @ebiet fein fann. 

9118 Einführung für ben ©ammler gebacht beginnt bal ©ud) mit 
einer fachlichen Sarfteüung ber ©ebeutung bet ©ieget für Äunfl 
unb üBiffenfcfjaft, fpridjt oom ©egriff „©iegel" unb geht auf beren 
Alter unb ©erroenbung ein, um bann vertraut ju machen mit Sie; 
gelflempeln unb ©iegelfioffen, mit TOateriat unb #ctffeflung, mit 
©tempelfchnitt unb Arten ber©tempel. TOetad unb '2ßad)8, ©iegel; 
(ad unb Oblate roerben im Jpinblicf auf ihre ©enuenbbarfeit vor» 
geführt. 91eicfjel Silbermaterial unterflüf)t bie ©etehrungen, bie 
über Anfertigung unb ©efeftigung, Sotm unb ©rofic ber ©iegel ge; 
geben roerben. 

ffiom äugeten ©iegelbilbc führt ber ©erfader ben Sefer bei roei; 
teren ju üßefen unb ©ebeutung ber ©iegel unb laßt ncidjfr einer 
Erflärung ton ©chrift;, ©ilb;, Porträt; unb 'IPappenfiege! bie ge ; 
fchicßtliche ©eite httvortreten: all ©iegelinhaber treten auf 
ÄaiferunbÄonige, hoher unb nieberer Abel,©ilrgerliche unb grauen, 
©emeinben unb 3 iinfte, auch bie ©eifllidjfeit ifl nicht vergeben. 

Sen Umfchriften, Auf; unb Olanbfchriften ber ©iegel ifl ein bt; 
fonberel Kapitel geroibmet unb bie beigegtbenen ©eifpiele in ÜBort 
unb ©ilb roerben befonberl bem Anfänger roidfemmen fein. 

Sie ©ddugfapitel geben Anroeifungen für ben ©ammler. Sie 
Anlegung unb Drbnung einer ©iegelfammlung roirb oorgeführt, 
Olatfchlage jur Anfertigung von ©iegelabgüffen roerben erteilr. Gin 
alphabetifchel Ortlregifler unterrichtet bariiber, roo ©iegelfammlungen 
ju finben finb, ein Siteraturverjeichml bringt eine reichliche, aber fief) 
nicht in! Uferlofe oerirrenbe ©ibliographie. Überflüffig ju fagen, bag 
ein ©cglagroortregiflcr ben Abfd)lu§ biefel lehrreichen unb, roeil aul 
®ammIeTprari!erroad)fen,boppe!troertuoüenSitd)elbiIber. .$.©. 

Almattad) auf baS 3ahr 1919, httoulgegeben vom ©erlag 
gtifc ©utlitt. ©erlino. 3 . 147 + XXXVI ©eiten 8 °, iduflriert. 
'Preis TO. 4.—. Unter ben ©erlcgetalmanadjcn für! 9)euc 3«h c ifl 
ber bei Jrifc ®urlittfd)en ©erlag! eine bemcrfenlroerte Grfcheinmtg. 
Glfat Klein! farbenfroher Umfdjlag in ©lau*9iot=@elb auf roeigem 
©runbe ifl mit feiner Suntheit eine ©orbereitung auf ben bunten 
3ngalt bei Almanad)! felbft. ÜBilgclm Seil'l unb TOar Pechflein, 
Anfelm fteuerbad) unb Jovi! Gorinth, .Norbert Gulenberg unb Alfrcb 
Polgar — um nur vorerft einige Olamen ju nennen—finb mit'Proben 
in ©er! unb Profa, ©ilb unb ©fijje vertreten, gut gewählte Stüde, 
bie 2 Bünfcbe nach ®tfifc aullöfen unb ber ©et(egerabfid)t fomit bienen. 

Gin hübfd)er ©orfpruch Herbert Gulenbergl, ber programmlofen, 
geh frei entfaltenben Kunft geroibmet, leitet ben Almanad) ein, beffen 
Kaltnbarium Gefar Klein gefdimüdt hot. Sann folgen in bunter 
Oleihe ©erfc unb ©über, Gh®raftetiflifen unb ©fijjen ber malenben 
unb jeichnenben, bidjtenben unb benfenben Künfiler bei ©erlag!. 


©eotg ©iermann fchreibt über Gorinth, bet mit einem ©elbflbilb; 
nil von 1918 vertreten ifl, TOar pechftein plaubett unb ffijjiert in 
feinem erotifchen lagebud) von ben palauinfeln, wohin el ihn furj 
vor Kricglaulbrud) getrieben hotte, unb fmbet burd) Paul Rechter 
eine treffenbe üßlirbigung. Seibl all ©raphifer — nur etwa 20 8 labie; 
ruitgen finb befannt — fd)ilbert Gmil SBalbmann unb 3ugenb; 
erinnerungen roerben bei Sovil Gorinth in „Künfiler! Gtbenroaüen* 
mach. Olfar ©ie verfud;t etroal mühfam für Jpoblerl Jigurcn ber 
„©riden ©tunbe" ©erftänbni! ju erroeden unb Ul)be ©etnapl geht 
auf Anfelm ^euerbach all Sanbfchafter liebevoll ein. 

©on Herbert Gulenberg, ber allein mit acht literarifcfaen Proben 
vertreten ifl, mug ein GlTapbanb mit Spannung erwartet roerben, 
wenn ihm ade „©eftaltcn unb @efid)te" fo gelungen finb wie bal hier 
abgebtudte Probe; unb TOeifletflüd „TOatthial ©rüneroalb", unb 
ebenfo mcd)te el einem ergehen mit ©tefan ®rogmannl „©otlefer ber 
Äaifetin",roorinncn„@d)openhauer in ©enebig"fbg(icht 5 igur macht. 

©on pechfleinl paraphrafen ju Sautenfadl „©amlänbifchet Obe" 
wirb im Almanad) (@.124) eine Sitljographie reprobujiert, bie einen 
©egriff von feinem können gibt unb von ©ernharb Jpoetgerl Kunft 
all piaftifer unb Atdjiteft — von Äufimir Gbfd)mib etroal über; 
fcgroenglich empfunben — roirb burd) ÜBiebetgabe eine! Jrauenfopfel 
unb bet Entwürfe jur „üet'^Jabrif eine ©orfledung gegeben, ©od) 
mancherlei wäre bei Gcroahnen! wert — fo bie Oieprobuftion von 
2 Bidi ©eigerl „©tierfampf", eine glänjenbe Sllabierung voll h'ö<h : 
fter Spannung, ober bie Proben von Jpunbhaufen! 91ad)bid)timgen 
bei ^oraj unb Gatud, bie bilroeilen all nicht ganj gelungen bejeidwet 
roerben bürfen —, aber genug bei ©or; unb Oiüdroärtlblättetnl; 
biel äßenige bereit! war nid)t vergeben!. S). 0. 

Seutfdfe Aulfdfagen. Aulgcroahlt von ffricbrich Süfel. TOit 
18 ein; unb mehrfarbigen ©ilbern von ,f). ©euhaul foroie einem 
®emälbe von TOorih von ©chroinb unb 21 Jpoljfdjnitten von 
iubroig Olid)ter. ©taunfehroeig 1918. ©erlag von ©eorg 
2 Be(Iermann. ÄI. 8 °. 241 ©eiten. 3 n Seinroanb TO. 4.55. Dal 
vorliegenbe Sud) ifl ©anb 36 ber „?eben!büd)er ber 3ugenb", bie 
von griebrid) Siifel heraulgegeben werben. Gl ifl gut gemeint unb 
in ber Aulroagl beffen, roa! el an Sert gibt, recht glüdlich; aber in 
btr ©ilberbeigabe fodte heute ein ©erlag wie SBeflermann anber! 
verfahren. 5 ür unfere 3 ugenb ifl ba! ©efle gerabe gut genug! Sal 
gilt vor adern für iduflrierte ©iid)er. @d)on bie ^ufammenfledung 
ber Äünfller ift feine glüdliche, bie Sfleprobuftion aber ifl ungenügenb. 
dßie wäre el, wenn ber verbienflvodc ©erlag biefe beutfd)en ©olfl; 
fagen von einem unferer jüngeren Äünfller, etroa Jpanl Aleranber 
TOüder, idufltieren liege'? Sicherlich (äme etroal Einheitliche! ju; 
ftanbe, mal unfern heutigen Anforberungen an ein 3ugenbbud) mehr 
entfpricht, unb ber ©erlag roürbe babeificherlid) fein fchlechtel ©efchäft 
madjen! Sahn frei für unfere jungen 3Quflratoren! Am. 

Sßeiljnadjten tu allbcutfd)et TOalerci. 16 ©emiilbe bei 15. unb 
16. 3®b r hunbert4 in farbiger üßiebergabe mit einer Einführung von 
Dr.Jpnnl ßlaumann. 5utche;©erlag, Serlin. TOit Jreube 
roirb jebermann biefe fleineTOappe in biejpanb nehmen. ©d>on äuget; 
lid) mad)t ge einen vornehmen Ginbrud. Sie bud)füngletifd)e Aul; 
flattung lag in ben Jjiinben SBalter Siemannl, ber ftd) roieber all 
bewährter TOeifler ber ®ud)funfl jeigt. Aber auch ber ©erfaffer ber 
Einleitung „®om altbeutfchen Hunflroiden unb von ber 3Beil)nacht" 
hat el verganben, ju geben, roal man erwartet; unb bie Üleprobuf 
tionen btt Silber finb gut, unb ba ein Seil ttflmal! farbig un! ju; 
gäuglid) gemadit roirb, aud) wertvoll. Ant. 


3nljaft&)er$eicijntö 

Sie erftrn ©ib!iothefen3apanl ( 8 .bi! 9-3ahrhunbett). ©.121. — ©.133. — TOitteilungen au! bcmScutfchenÄuIturmufcum.@.134.— 

Seutfdje Cinbanbfang. @.123.— AltflaroifdjcSrude inberSüdierei TOitteilungen bei Seutfd)en ©ereinl für ©ud)rorfrn unb Schrifttum, 
bet TOolfauer ©pnobalbruderti. ©.128. — TOit Olotflift unb Schere. @.138. — ©üd)cr; unb ^eitfchriftcnfdjau. @.139. 

140 


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3n(jalt$&eräeic&nt$ 

fcer 3<»tf4>rift bt# $>«utfdi«n 93erein# für 95ucf>tt>tftn unb @d>rifttum, 1. Sßanb, 1918 


SBtbliotbtfarfdjult, ©eutfdje, ju üfipjig.114—115 

4$olIin, @tnfl: ©eutfd>e @inbanbfun|t.123—128 

Sid et, 3ot>annff: ©rutf unb ©d)tnu<f bft neuen warn 

gelife&en SffangbUdjer.15—17 

®arbtl>auffn, 33.: ©ft ögnptifdjc Utfptung unftct 

©(prift. 1—3 

® atbtfiaufen, SB.: ©rei fleinaftatifd)e SButbflaben . 57—60 
®atbtf>au fen, 93.: X)i( epitbotiftfie (prabeflfnifdjt) 

©ttyrift im ’JBeflen .SItinafifnf.73—80 

©arbtftauffn, SB.:©ie fppriftpc Silbenftfirift . . . 25—30 
©launing, Otto: ®ie ©rilnbung bfr ÄgI. #ofr unb 

@taatfbib(iotf)ef ju 9Rümf)en.66—69 

Äublmann, Stife: ©ütct unb bit ©d)tift ...... 31—39 

•K u 1 1 u r m u fe u m, © futfdjf 8, ju ?eipjig.90—93 

Soubiet, Jpanf: fReubrude her .£>filigenlegfnben . . . 100—103 

%oubier, £an6: SReinefe S“d> 8 »on ©eetfje.18—19 

Olatbob, O.: ©ttaltrffc erhalteneSModbrud: 3apanifd)e 

®f)örani.'3ftte( »on 1770 . 60—61 

"3?ad)ob, £).: ®ie erften SBibliothefcn 3apanf (8. bif 

9. 3af>tf>unbert).121—122 

ipajaureT, ©uflao G.: Olotgelb.106—109 

© d> u b a rt, 2ßi(t)f (m: fragen unb Aufgaben bft papnruf- 

föriftfunbe.49—67 

©d)utjf, Jricbtief): ©tt .ftarifaturfnjeidincr-ftonRantin 

v. ©ritnm . 81—83 

©dframm, illbert: 3J(tfIaroifd)e©rutff in bft©ildjftti 

bft SJJloffauer ©pnobalbrudetei.128—132 

@ <5 ramm, TUbtrt: Sfoborotoftbe ©tude.39—41 

©tübt, SR.: ©if Ginfüfuung beS ®ucf)brudf in btt 

lürfei.103-105 

© t(i b e, 91.: ©if frfl* ©rutfftti in Ültnerifa. 80 

© tübe, SR.: ©er ^immelfbrief.70—71 

© t ti b t, SR.: ©if ©inai--3nf«btiftfn.97—100 

@tübe,SR.: Gin türfifd)« 2ifbeSbrief auf Sentralafien 

in „5JRarfenfd)rift". 3 

lorniuf, SBaletian: ©er Jpoljfdtnitt in bet Sfeipjiger 

3Huffrietten 3 f > tun 8.61—66 

SBogel, 3uliuä: ?luf ©anieS Gf)obott>iecfi8 Briefen an 

Unton ©raff. 4—14 

^ufammrnfteMung bef Ätiegfnotgelbef beutldjet 
©labte.109-112 


SJRittf ilungen au6 bfm ©futfdjen äulturmufeum 

20—22, 42—43, 72, 113, 134-137 
^Mitteilungen bef ©eutfd)fn SBereinf füt SBudjroefen 

unb ©ebtifttum. . . . 44— 45, 83—89, 113—114, 116, 138 


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Beilagen 

Jeidjnungen Gf>obon>ieffi8.SJlad) @. 8 

©d)Iug»ott bef ütpoflclifonf »on Schottin) . . 93ot ©. 26 

JpoIjfd)nitte.5J?ad> ©. 64 

äbbilbungen auf bem®eutfcf)fn.Äulturinuffum SJlatb®. 92 

Sriegfnotgelb.SJlacb ©. 108 

S3üd)tr= unb 3ettfdjrifteuf<fiau 

»larbog fot SBogoennet. 139 

$Ilmanacb auf baf 3af)t 1919. 140 

Slltt^Jürnberg. 120 

ftufflellung S. Gtjmdr. SJRai.-3uni 1917. SBttlin. 

Untft ben Sinben 16. SBü$trfhibe Untet ben Sinbtn 24 

Sftdjfm, G.».: ©ifget. 140 

SBütfierei, ©if ftfjöne. 96 

© a f>(, ©oenb: £aanbbcg i SBibliottfffunbr. 117 

© tudf bft SffiafjlBfrmanbtfn. 46 

Grl i b t i 8, tegnfbe af <pf). SBinbefbol). 139 

Sorenittg fot S8ogf)aanboaftr:Äebfnbapn. SBeröffent; 

Iid)ungen 1917. 23 

SU^ret fctird) bie SRufftclIung bft bcutfd)cn ©efangenen 

im japanifdttn 2aget SBanbo. 118 

®eifl unb Stbfii im alten unb neuen Stanffurt. . . . 139 

®utfnbetg:@efrllftbaft. 16. unb 17. 3af>re8bfricf)t 117 

3af)ie8betid)t, fed>fler, bt8 SJÄufeum8vetein8 be8 35if 
tumf 'Pabetborn übet ba8 SBereinf jai)t 1917 .... 117 

•Seilet, 2Ealter: ©if fd)£n(len SJlooeHen bft italienifd)tn 

SRtnaiffanfr. 117 

tagerbote. 24 

üeifd)ing, 3“Iiu8: 35ud)bilb: unb (SrIibti8:S!tu8flfRung 

im ®rünner Crj^erjogtSRainettSüRufeum. 46—48 

SBlepcr, ebmunb: ©af iOuflriette ®u<b. 96 

SÜRitttiiungrn auf brr £bniglid)en SBibliotbef. . . . 120 

SJRufeen, Äbnigtidif, ju SBetlin. 120 

Dflf rgtuf; bet .fiaifft:3BiIbftmf:llnincrfität ©trapburg 

an iljre ©tubrntcit im Selbe 1917. 94 

SP lafat, ©af: 3eitfd>f'f t bef SOfteinf bet 'piafatfreunbe. 

8 .3af)fg«ng 1917. 23 

©ternaur, Sfubroig: über baf Sammeln mobttner 

SBUtpfr. 46 

SB e r b a n b beutlet ÄtiegS Sammlungen. 120 

SBetein, .^iflorifdjcr, füt SJJbtblingen unb Umgegenb 117 

SBetfltigctung franjofifetjet 2urufau8gabtn unb Cin; 

bänbe. 48 

SBoIfffagen, ©eutfd)e. 140 

Sffieifjnaditfn in altbfutftbet SDialftei. 140 


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f dH \ FARBENFABRIKEN OTTO BAER 

: WM ! RflDEBEUL-bRESbEN 





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VIERFARBENDRUCK 


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Beilage zum „Archiv für Buchgewerbe" 


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PRINCETÖN UNIVERSITY 
















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^ MÖWE 


BEILAGE ZUM 

„ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 


LEO BÄCKER 

PAPIERFABRIK-LAGER 
BERLIN W 9 

POTSDAMER STRASSE 20 


|V ’ s Go gle 

























Beilage 311m 2tnf>iD filc Suc&geroer&e 


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DIE WALLBAUM - FRAKTUR 


n ber ehrwürbigen, bamalö nod) freien Steid)öftabt ®anjig würbe 
3ol)anna ©chopenhauer am 9. 3uli 1766 geboren, ©ie fam an 
einem Stittwod) jur 2Belt, einem spofitage, beren eö bamalS nur 
jroei in ber 2Bod)e gab. ®e8ijalb wollten einige behaupten, itjre 2ln= 
funfit fei an biefem Sage intern Bater nid)t ganj bequem gewefen, weil fte 
it)n in feinen oielen @efd)äften flörte. Neffen ungeachtet erregte fte grofe 
greube. £>a6 .fpaue ihrer Eltern lag in ber ^eiligengeijlgaffe, jwifdjen ber 
Englifchen Jtirdjc unb einem uralten ©chiffergilbenljaufe. @6 war auf ber 
(SSiebelfpifce gefrönt mit einer großen metallenen, auf bem Bauche liegenben 
©d)ilbfröte; wenn ber SEBinb wehte, nicfte fte mit bem .Stopfe unb zappelte 
mit ben Pfoten, bie ftarf oergolbet waren. Sohannaö Bater war ber an= 
gefehene unb wof)lhabenbe Kaufmann Ehrijtian Heinrich Sroftener. Er war 
oon großer ftattlidjer ©efialt unb fah namentlich impofant auS in feiner 
StatSherrentracht, in bem faltenreichen, mit ©ammet breit aufgefdjlagenen 
Stantel »on fernerer, fchwarjer ©eibe unb ber lodenreichen, weifgepuberten 
Ällongeperücfe, bie bis auf ben Stücfen t?erabreid>te. Er hatte oiele Steifen 
gemacht unb ftd) baburch neben ber ©prache ber oerfd)iebenen fiänber einen 
erweiterten Blicf unb eine geijtige unb förperliche ©ewanbheit angeeignet, 
burch bie er ftd) in feinem .Streife vorteilhaft auSjeichnete. 3uweilen aber 
warf über alle biefe lobenswerten @igenfd)aften eine unbezähmbare f}eftig= 
feit einen »erbunfetnben ©chatten unb fd)uf feiner Familie manche fehlere 
©tunbe. ©eine grau Elifabeth, geborene Sehmann, fügte ftd) vortrefflich in 
feine Eigenheiten. 3h« ©anftmut lief ftd) nicht auS ber gaffung bringen, 
©ie war ein fleineS, jierlidjeS gigürd)en mit ben nieblichften ^änbd)en unb 
güf d)en, hatte ein $)aar große, fet)r lichtblaue Tlugen, eine fef>r weife, feine 
4?aut unb fdjöneS langet, lidjtbrauneS fpaar. 3h« Erziehung war, wie bie 
ber ÜÄehrjahl ihrer 3eitgenofftnnen, »ernachläffigt worben. Tiber natürlicher 
Berftanb, SKutterwih unb eine rege TluffajfungSgabe entfd)äbigten für ben 
Stängel an Äenntniffen, ®ie Äinberfrau Äafche, ber Wiener Ttbam unb ber 
Buchhalter Ehtiftophoruö Stofer fpielten eine wichtige Stolle in Soljannaö 
erften Äinberjahren. Bon Aafd)e lernte fte, noch früher als ihre Stutter= 
fprache, polntfd) fpred)en. ©o wollte eS ber Bater; er meinte, bie fernere 
TluSfprache werbe ihr fpäter baS fiernen jeber anberen ©prache erleichtern. 
Bei Sohanna hat ber Erfolg, wie fte felbjt fagte, biefe 2Cnftd>t als richtig 


VIERZEHN SCHRIFTGROSSEN / PERL BIS VIER CICERO 


sniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii 


t! Go gle 



DIE ORIGINAL-UN GER-FRAKTUR 


'1p\ie tiefe Harmonie, bie §ran 
Don ©fein mit ifyrem (^rifs 
Der band, erFlärte fic ßd; nun aud> 
aus ber ©eelenmanbernng: 3fy re 
beiden ©eelen ßnb einmal eine ge= 
roefen. Unb wenn icß ßerbe, bann 
mirb bie meinige mieber übergeben 
in bidf). 3^re Siebe gu ^ri| mar 
it)t ein 23emeis, baß bie 3Qftenfd)en 
nad) il;rem Sode ein ^ö^eree unb 
aud) geifiigcs Seben anfeinem um 
endlichen 3jimmeIsFi>rper führen 
merben. ©ie Fonnfe nidft glauben, 
baß fo Diel Siebe für immer Der= 
loren fein Fönnte. Saß©oefl)eunb 
©cfjitler über folcßes 353ieberfelgen 
fcßetgten, Fonnfe ße nid>f beirren; 
ße Raffen eben, unb i£>r Ginmanb 
mar edf>£ meiblicf), bie redete Siebe 
nidE)f. 9Tur mer red)f geliebt E>af, 
Fann unb muß an eine 3«Funff 
glauben; Raffen nur ©cßiller unb 
©oefße einen 9Henfd)en fo geliebt, 
mie id) bid) liebe, bie 3«Funft, bas 
353ieberßnben märe ißnen unent= 
beßrlid; gemefen. Saran Ijielf fie 
fcfi. 3Siele3<*h e fpäter fdfrieb fie 
an il^ren §ri|: 353ir merbeit uns 
gemiß irgenbmo mit Siebe mieber= 
feßen, menn mir uns nidE>f gleid) 
erinnern Fönnen, auf mas für 2lrf 
mir einander angel;örfen. 333ie ber 
©ebanFe Don ©ein unb DflidEjffein 
mit immer fdjönern nnb unenblid) 


mannigfaltigen 353orfen, 333em 
bungen unb Silbern bie Sichtung 
burd)gog, feffelte fie an Siebges 
Urania. Um ßcß über biefes ©ein 
ober STFic^tfein ©emißljeif gu Der= 
fd^affen, foll ße, mie iljre DTid;fe 
2lmalie ton 3tnl;off crgäljlfe, iljre 
ßerbenbe 3IFuffer gebeten Ijaben, 
i£>r bocß nacß iljrem Sobe, menn 
es möglid), ein ßd;fbares 3 E >d)en 
bes '^orflebens unb bes ©ebenFens 
an bieSüdEjfer gu geben. Sie bibel= 
ßarFe 9I£uffer aber gab gur 2Inf= 
morf: „3h DUbfes unb bie 
^3rop!;efen". $rau oon ©fein fei 
aber fcofebern in einer ber nädfßen 
£Ttäcf>fe nad> ber 23eftattung auf 
ben 3aFobsfriebt>of gegangen unb 
^abe gittern b auf ein 3 E id? En an 
ber Dltuffer ©rab gedarrt. Sen 
Sob I;afte ße fo oft fein nnerbiff* 
licfyes 2lmf Derricften feigen, baß 
ße ißn nidft fürchtete unb gegen 
feine Unbegreiflicheren ßd) andf 
nidff mel;r auflefynte- ©ebanFen 
an ben Sob maren fdfon feljr frul) 
ilfrent leihenden 3»ß<inb gemäß, 
(finß fal> ße auf dem Aodjberger 
^rrieb^of alte SQftenfcfjenFnodfen, 
meldfe bei einem neuen ©rab mit 
Ijerausgemorfen mürben. Sa mar 
ißr E rß EE ® E frtnFe: adf, id) mollfe, 
meine 3“^ ne Fügen aud) da. 2lls 
ße den ©prudE) ber lebenslußigen 



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DIE BREITKOPF-FRAKTUR 


U nter ber ©tut oon ©oetheß (Sonne roaren otte fcicfe Sieber gereift, 
au6 feinem ©cifl h«morgcgangen; unb mit Siecht fonnte er oon 
ihnen fagen: (Sie fiitb ©uleifaß, finb bie ©einen. ©ie oft höbe ich 
nicht baß Sieb fingen hören, fchrieh er an SDtarianne über ben ©eff* 
roinb, mie oft beffen Soh oernommen unb in ber (Stilte mir Idchelnb 
angeeignet, maß benn auch roohl im fch&nften ©innc mein eigen ge» 
nannt roerben burfte. ©urch eine fritifefjc ffiurbigung gefermannß 
angeregt, in ber btefer ©uleifaß Sieb atß ©oetheß meifterhafteß ©e« 
bicht bezeichnet, unb auch bie Stgenart feiner Sprif nachmicß, mürbe 
©oethe angeregt, an Marianne einen ocrfchtungenen SJiprtens unb 
Sorbeerfrattj ju fenben, zum (Symbol eineß roie Ratern unb ©uleifa 
in Siebe unb ©ichtung metteifernben ^aoreß, mit fotgenbem 23erß: 

©prf unb 2erbccr hatten fid) »erbunben; 
ffljigen fie »ietteidjt getrennt erfdieinen, 

ÜBoßen fie, gebenfenb fet’ger ©tunben, 

Jpoffnungßooü fid) abermals meinen. 

SWariannenß gefunbe, harmonifche Statur, ihr fjettereß Temperament 
unb ihre f&füiche ©chalfhaftigfcit hotfen ihr, ihre merbenbe ©eh tu 
fucht ju einem füllen ^erjenßgtanj ju beruhigen, unb fie fagt, fo bin 
ich benn in jenen ^auberfreiß ber grauen getreten, nicht, um barin ju 
bleiben, fonbcrit nach getaner 23efcfm>orung fogteich mieber ben füllen 
ipfab, ben ich fett meinen Sugenbjahren manble, ju betreten unb, fo 
©ott miß, nie ocrlaffen merbe. Sine fanftc, treue Statur, nährte unb 
pflegte fie ihre ©oetheliebe mit frauenhafter ©orgfalt, alß ihr $6jb 
lichfteß, alß ben ©ilberbltcf ihreß Sebcnß. (Ein SSefucf; in Jjcibelbcrg 
im 3ahre 1824 machten ihr jene unoergcßliche $üt, alß 23licf um 
93ticf, unb ffiort um 'IBort fich taufcht, mieber ganz lebenbig. ©oethe 
hatte immer ein ©ieberfchen mit ben greunben oermieben; nie hatte 
er ben ©unfeh außgefprochett, fie bei fich ju fehett, unb menn fie 2ln« 
beutungen eineß föefucheß machten, hotte er fing unb jart eine birefte 
Ulntmort umgangen, ginmal noch batte er fich mieber zu einer Steife 
nach bett oaterldnbifchen Vögeln beß Stheinß unb SKainß aufgemacht; 
aber ber ©agen erlitt untermegß einen Unfall unb fofort gab ©oethe 






Archiv für Buchgewerbe 


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-Telegramm-Adresse: Manschnee, Hannover 

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Gegründet 1843 

25. August 1918 75jähriges Bestehen 
Vielfach prämiiert 19 Auszeichnungen 

Vertretung Leipzig: Theodor Plencje 


Die neue Zeit 


zwingt zur Verwendung arbeitsparender 
Maschinen. — Buchbindereien, die auf 
der Höhe bleiben wollen, bedienen sich 
deshalb der ganzautomatischen Falz¬ 
maschine „Auto-Triumph“, welche be¬ 
deutende Ersparnisse schafft. 


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Diesem Hefte ist eine Beilage: 

Das alte Buch 

von Dr. Karl Schottenlohen 
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neu erschienen bei 
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Berlin W. 62 beigegeben 


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Archiv für Buchgewerbe 


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I töolpottoplöfJ, ^Cttpfolt ' w 1 ^ C tuf^e<2i^o9top^ie 

&c|*<monfct>lä!je, 2Iluftcr und (Entwürfe auf Verlangen 


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Sdirift „Waltrnute“. Entworfen von Kunftmaler Julius Nitfche in Mündien 


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Archiv für Buchgewerbe 


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ZEITSCHRIFTEN UND MODE JOURNALEN, 
ANSICHTSPOSTKARTEN, KATALOGEN UND PRACHTWERKEN 



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BEI GENAUESTEM REGISTER - GERINGER KRAFT- UND 
ÖLVERBRAUCH, EINFACHE BEDIENUNG, 

DAHER SPARSAM IM BETRIEBE 


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FRANKENTHAL IN RHEINBAYERN 


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Archiv für Buchgewerbe 


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SCHWEIZERISCHER GRAPHIK 

FREIE UND ANGEWANDTE GRAPHIK 

VERANSTALTET VOM 

AUSSCHUSS FÜR AUSSTELLUNGEN 
SCHWEIZERISCHER GRAPHIK IM 
AUSLAND UNTER DEM PATRONAT 
DES GEWERBEMUSEUMS IN BASEL 

IM 

DEUTSCHEN BUCHGEWERBEHAUS 

LEIPZIG, DOLZSTRASSE Nr. 1 


JANUAR * 1919 * FEBRUAR 


GEÖFFNET WOCHENTAGS VON 10 BIS 4 UHR 
SONNTAGS VON 11 BIS 2 UHR - EINTRITT FREI 


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Archiv für Buchgewerbe 


Maschinenfabrik Kempewerk • Nürnberg 


STEREOTYPIE 

BUCHDRUCK 

Vollständige Einrichtungen 
nile Hilfsmaschinen für Flach- und Rundguß 

Stereotypie-Materialien 
für Zeitungs- und Werkstereotypie 
Sämtliche Metalle 
für Stereotypie und Setzmaschinen 

Schnellpressen 

Kopfdruckpressen, Hand-Zylinderpressen 
Sämtliche Hilfsmaschinen und Utensilien 
Schließzeuge, Formatstege 

Eiserne Druck-Unterlagen 
nile Kleineisenwaren 

Ätzerei • Galvanoplastik 

TIEFDRUCK 

Fräs- und Hobelmaschinen, Prägepressen 
nile sonstigen Hilfsmaschinen 

Tiefdruck-Rotationspressen 
für Bogenanlage 


„ ANZEIGEN 


wefche eine weite Verbreitung in Fachkreisen finden 
sollen, erreichen dies durch die öftere Aufnahme im 

ARCHIV FÜR BUCHGEWERBE 


Spezialitäten s 

I. Buchdruck-Metall-Utensilien 

II. Rollen-Liniermaschinen 

II. Matrizenschlag- 
maschinen 




^ IV. Anfertigung 

von Klischees aller Art 
für Hoch-; Flach- und Tiefdruck 


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TDir mad)en 0ie darauf aufmerffam 

daß es in 3h rpm eiß^nen Jntereffe liegt, bei Ünfdjaffung 
neuer Gcfjriften nur unfere Gcfiriften ^u mahlen, die auf 

'X>eutfd)E Tlormallinie 

gegoffen find. Durch die Vorteile diefer Gd)ri(tlinien= 
Reform erfparen Gie bei derGatjarbeitSeit und Sofien 

©en^fd) 6 Jberjfe Gchriftgießerei /f.=®. 

.öamburg und TRünchen 


Herausgeber: Deutscher Buchgewerbeverein — Verantwortliche Schriftleiter: für den Teil „Archiv für Buchgewerbe“ 
Heinrich Schwarz, für den Teil „Zeitschrift des Deutschenvereins für Buchwesen und Schrifttum“ Prof. Dr. Albert Schramm 

Druck von Breitkopf & Härtel — Sämtlich in Leipzig 

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SYMPHONIEN 

MENDELSSOHN-BARTHOLDYS 
VERANSTALTET VOM VEREIN 
HAMBURGER MUSIKFREUNDE 
IM BURGERHAUSSAAL 
HIMMELFAHRT 




































ilic Domain in the United States, Goog 





Beilage zum Archiv für Buchgewerbe 


Druck von M. DuMont Schauberg, Köln 


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^ PRINCETON UNIVE 


UNIVERSITY 






























^Ürot* Sec Hngunft Öec äußeren ÖecfjoItmJfe und der Jort* 
daucr meines ^cecesöienftes an der Jront tjabe idj einen 
frfjonlängergefjcgtenpian öertpirfiid^undunterderjicma 


DR* KURT SÄUBERLICH 

in Heipjig/ flüuerftraße ttr. 17 eine Ihuffdrurf erei eccitfytet. 



WERK* UND AKZIDENZDRUCK IN 
KÜNSTLERISCHER AUSSTATTUNG 


pflegen und die Anlage durrfj Äefrfjaffung guter Reiften 
und #etriebsemrirfpunaen diefem Jtuerfe enfjprerfjend 
ausgefallen, ” 

Jur die Jeü/ bis irf) felbft den betrieb fuhren fann 7 fjat 
mein tHater 7 tjerr Dtto ^äubetlirfj/ fufj bereit erflart^ die 
Jnterejfen meiner Jirma ämtfäunef men, die frfjon jetf 
in der 4 age iß Aufträge nusjufufjren^ um deren Uber* 
tueifung fie fperdurrf) bittet^ 


Heipjig, Sfoguf 1916, 


Dz. Hurt ^äubetfiri). 


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^Beilage 311111 -ftcchio tue Buehgeioerbe ^vanj^altlingec^VpiergroßhanMung^eipgig 


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id) liefen Boftor eingelabenf! IDer 2terl nerfiettt 
ja rein gar nidjta »on 6er 3ägerei un6 fcfjeittt fd>tt>er* 
t)örig obenörein; t»ill rnir'a aber gefügt fein lafjen... 
6er roar 6as legte ilTal bei mir, barauf fann er ftcf) 
nerlaffen!" 


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Beilage 3 um ,,2ird)it) für Sucfjgemerbe" (öefegt am Sorgte „2fItfd)X»abac^er XX>ertfct>rtft'‘ 

»on 25enjamtn Kreba Hacbf., 0d;rtftgiegerei, Jranffitrt a.tn 






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]. W. VON GOETHE 


ZWEITER AUFZUG 


TORQUATO 
T A S S O 



1 920 

IM INSEL-VERLAG • LEIPZIG 


Prinzeffin — 

Mein Freund, die goldne Zeit ift wohl vorbei. 
Allein die Gluten bringen fie zurück; 

Und foll ich dir geliehen, wie ich denke: 

Die goldne Zeit, womit der Dichter uns 
Zu fchmeicheln pflegt, die fthöne Zeit, fie war, 

So fcheint es mir, fo wenig, als fie ift; 

Und war fie je, fo war fie nur gewiß, 

Wie fie uns immer wieder werden kann. 

Noch treffen fich verwandte Herzen an 
Und teilen den Genuß der fchönen Welt; 

Nur in demWahlfpruch ändert fich, mein Freund, 
Ein einzig Wort: Erlaubt ift, was fich ziemt. 
'Taffe 

O wenn aus guten, edlen Men ich en nur 
Ein allgemein Gericht beftellt entschiede, 

Was fich denn ziemt! anftatt daß jeder glaubt, 

Es fei auch fchicklich, was ihm nütjlich ift. 

Wir fehn ja, dem Gewaltigen, dem Klugen 
Steht alles wohl, und er erlaubt fich alles. 
Prinzeffin _ 

Willft du genau erfahren, was Geh ziemt, 


HAMBURGER AI IS WAN DERER* UND SCH IFFAHRTS - KONTOR 

RUDOLF GERHOLD-HAMBURG 

KIRSCHNER-STRASSE 



i 1 IAH PT' VERTRETER WALTHER BERN1NGER ■ FRANKFURT AM MAIN 

n 

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Beilage zum Archiv für Buchgewerbe 


Behrens-Mediäval und Schmuck von 
Gebr. Klingfpor, Offenbach am Main 


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VERLAG VON GERHARD KÜHTMANN 


ALFRED I.1CHTWAKK 
DIE WIEDERERWECKl INC 
DER MEDAILLE 

MIT 

ABBILDUNGEN 


DRESDEN 1907 


D!F \ViFI>FRFR\YFCKlJNG DFR 
MEDAILLE 

aß die Medaillenunmehr ihre alte 
« Volkstümlichkeit wiederzugewin- 

tl nen fich anfchickt, war bei der Au¬ 

fteilung der Werke Chaplainsund Rotys und 
ihrer Nachfolger in der Hamburger Kunft- 
halle erfichtlich. Kaum je hat eine andere 
Erwerbung fo begeifterte Aufnahme in allen 
Kreifen gefunden. Auch ging die Hoffnung, 
die bei der Anlage der Sammlung ausge- 
fprochen wurde, (chneller als erwartet wer¬ 
den konnte, in Erfüllung. Auf ein von der 
Kunft-Halle eingefordertes Gutachten be- 
fchloß der Senat fchon 1892 , die Reorganifa- 
tion des Hamburgifchen Medaillen-Wefens 
im künftlerifchen Sinne anzubahnen. Für die 
neuen Medaillen wurden unter Künftlern 
Konkurrenzen ausgeßhrieben, bei denen die 
Bedingungen auf die Abßhaffung der bishe¬ 
rigen Ubelftände hinwiefen. 

Da feit kurzem auch in anderen deutfchen 
Städten derVerfuch gemacht worden ift, vor¬ 
bildliche Werke der führenden Meifter aus 
Paris zu erwerben, fo dürfte bei uns bald al- 


Hierdurch beftelle ich feft im voraus: 

5 STÜCK G. HEINERSDORFF-DIE GLASMALEREI 

Ihre Technik und ihre Gefchichte. Mit 120 Tafeln der heften Scheiben 
aller Zeiten und Länder. Eine Einleitung über die 
allgemeine Äfthetik und ein mit 
30 Tafeln erläuterter 

ANHANG 

ÜBER MODERNE GLASMALEREI 
VON KARL SCHEFFLER 

Wohnort: . p re is geb. 8 Mark Name: 


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^tZ»an ge// ^ 

fftarcus, 

fucas, Blattlaus unb Johannes 
m6erUeberfe5ungr>onÖr.ÄXartmfutl)er 



SurdjgeJeben t>on ^dnrid) IDeinel. 
©ebrucft nad) Angabe »on £uboif 
Kod), ©ffenbad)^., in ben äppen 
{einer 0d>rift burd) bie CDffi^in con 

S.5l.£attmann,©0ölax 


£ r f d) e i n t im Dejember 1918 


f&tt 

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„Archiv für Buchgewerbe" 


Schriftgießerei D. Stempel, A-G, Frankfurt - M - Süd 


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U.DIE REICHSDRUCKE R El SJ 




SSeilage»umSirenefürSucfcgemerbe «el«WD.#<*t*l l» »etlln 


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a m 3af>rc 1867 mürbe bon mettfehauenben unb führenben 
Männern ber herein „3>eutfcheS ©emerbe- SJtufeum §u 
Berlin" begrünbet unb bamit ber Söoben gefct>affen, auf 
bem ber jtolje Söau beS gütigen kun|tgcmerbemufeumS 
in ben feitbem berflofienen fünfzig 3ahren empormachfen 
follte. 3n ben Anfängen fcf>on erfannte ber bamalige kronprini 
SriebrichSBilhflm bon Preußen unb feine £of)e©emaf)lm bieSßich- 
ttgfeit biefeg aus Söürgerftnn entjlanbenen Unternehmens für bie 
gntmicfelung eines tüchtigen kunjfgemerbeS; fte mürben, inbem fie 
eS in perfönlicher Anteilnahme burd) 3tat unb tat (fügten, ju ÜKit- 
fchöpfern beS neuen berliner SRufeumS. 

entmicfelte ft<h baS SÜtofeum in gefunbem Wachstum bon 
f leinen Anfängen in ber Stallflraße $u tfwlottenburg über 
bie bebeutfame unb erfolgreiche Ausheilung älterer funjtgemerblicher 
©egenjtänbe im königlichen 3eughaufe $u gejfeigertemSßirfen in 
feinem jmeiten £eim, ben Räumen ber königlichen ^orjeüanmanu- 
faftur in ber Seliger ©trage. AlSbann fam bie Überfiebelung in baS 
eigene jtottliche £auS in ber 9Jrin$-Albrecht-Straße, mo ben reichen 
AuSgejtaltungen beSSJtofeumS in (Sammlungen, in Unterricht unb in 
ben Schäden ber Bücherei eine mürbige Stätte bereitet morben mar. 

^Vy?ir3ünger ber fchmarjen kunjt h a ben befonberen Anlaß, 
'vVhuitt mit&anf bemkunjlgemerbemufeum $u hulbigen. 
kam hoch bon bort bem 33ucbgemerbe in matt gemorbener 3cit ber 


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anjtoß m 33eftnnung unb $u frifcbem ©Raffen, als Der berbiente 
Seiter ber 33ibliotbef beS ÜKufeumS im 3abrei8 97 feine ba^nbrec^cn- 
ben Sorträge über bie $ unfl im Sßuebbruef ^ielt unb bamit auf 
©runb beS guten alten bem 33ucbgen>erbe neueSBege mieS,auf benen 
mir noch beute manbcln. SDauernb (teilt baS funjlgemerbemufeum 
bem SBucbbrucfer «Borbilber auf unb (lebt ibm förbernb m ©eite, 
roenn er bort Anregung unb 9tat fucf)t. 

/©y n$ befonberS aber fu^lt ftcb bie DteicbSbrucferei feit langem 
Si&xburcb enge Besiegungen fachlicher unb perfönlicber art mit 
bem ÜRufeum berbunben. £)urd) bie Mitarbeit leitenber Dinner beS 
StöufeumS in i^rer fünfKertfd>en ©acbberjMnbigenfontmiffton fanb 
fte an biefer ©teile ftetS 3tat unb görberung in ihren eigenen Befhre- 
bungen. £afj biefeS erfprießlid)e Berl>ältni^ auch in f ommenben Sa¬ 
gen bleibe unb ftcb bertiefe, ijt ber innigjte SSBunfcb ber 5Direftion. 

jj^l®ögc ein gütiges ©efebief bem funjfgemerbemufeum in gol- 
V feVbener SriebenSjeit neues Blühen unbgortfebreiten bergön- 
nen, um beutfeber $unft unb beutfebem funjtgemerbe SBegbereiterin 
SU fein n>ie biSber, fo in alle Sufunft! 



Berlin, am einunbjmansigjten 9tobember beSSabreS 1917 

S? aiferlicbe Sireftion ber 9Uicb§brucfem 




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Spsafl 5eeltngärtlein baff Du hier 
m 3n neuem £fitf und Ölüttnjier *:*:• 
fflit firüutlein tjeitfom monnigfoft 
Unb buftenb füfi für jung unö alt. 

Diel neue (tofen blühen ötin 
Unö Eilien aurfj do(( frommem 5inn. 
0 nimm unö (ieo unö laß Dir fein 
flecfft rooljl im früljlingsfonnenfrfjrin: 
3n öiefes ßnrtleins öeil’ger Pracht •:* 
Der 5eeleleben neu erroarfjt, 

Unö blüht unö roätffff in ßnaöettiier. 
Drum bete fleißig! ßottmit Dir! 

H. 6. 


£eelengärtlem 

fiatffoltfrfjea ißebetburti 

oon Sfepban Beiffef 8 . 1. 



Oreiburg im Breisgau 

fferöerfcffe Uerlagsßanölung 



J30 öebefe 




Dlefigebete JS 



Bebete jur fjeiligftea Üreifaltigfrit 

Glaubens befenntnis des 
ßl. Rtf) anaflus. •!•••!• 
J. tu er immer mili felig roerben, 
muff oor allem Den tatffolifrtjen 
Glauben fe(ltjalten. (Der Diefen 
(durch feine 5it)ulb] 
nirf)t gani unb unuer> 
fälfcfjt beroaf)rt, toirb 
iroeifelsofjne einig |u 
ßrunbe gehen. <• 
Oer tatbolifcbe Glaube 
lehrt uns, einen Gott in ber Dreifaltigkeit unb 
öie Dreifaltigkeit in brr Einheit iu oerehren, 
mir Dürfen roeber Die Perfonen oermengen 
norf) öie Einheit jertrennen. 

2. (Die Einheit ber llatur.) Eine andere Prrfon 
if) namlirf) her Pater, eine andere der Sohn, 
eine andere der heilige Grift. Aber Pater, 
5oljn und heiliger Geift haben gleicherer:* 
lirfjfeit, gleidjeroige fltajeftät. So groß als 
der Pater, fo groß ift der Sohn, fo großdet 
heilige Geifi. Unerfdjaffen i(t der Pater, un> 
erftßaffen der Sohn, unerfrfjaffen der heilige 
Geilt. Unendlid) ift der Pater, unendlich der 


). Bebete Oer feierlirfjert flleffe >— 

Oie heilige OlefTe beginnt mit einer längeren Dorberei« 
tung, worin 6rbete unb £efungen nbroectrfeln. Aach ihr 
erfter fjauptttil, Die Opferung non Orot unb Dein, iß 
eine Oorbereitung ju ihren mefenttirhen Oeltnnbteilen: 
ber tDanbluag unb ber fiomtnunton. 

Oorbereitung. priefier unb Diener beten oor 
den ftltnrftufen: 

3m Hamen des Paters und des Sohnes und 
des heiligen Geiftes. Amen. <• • •> 

ltntiphon, fjauptgebanfe des folgenben pfatmes: 
3cf) mili hintreten jum Altäre Gottes, ju Gott, 
dtr mir frifcffe firaft oerleiht. 

P faIm 42. Gebet Dnoibs am hilft gegen feine 
feinde: 

Schaffe mir Recht, o Gott, und entfdjecde meine 
Sache mider unheiliges Polt, oor einem ungr> 
rechten und argliftigen fttenfcfjen errette mid). 
Denn du, Gott, bifi meine Starte. [Darum haft 
du mich ueriaffen, und marum geh’ ich trau> 
ernö einher, da der feind mich plagt ? •> 

Sende dein Eicht und deine tPahrheit: fie mö* 
gen mid) leiten und führen auf deinen heiligen 
Berg und in deine Wohnungen. 

Und ich merde hintreten |um Altäre Gottes, |u 
Gott, der mir frifch« firaft oerleiht. 


Beilage |um .Archio für Guchgeroerbe* 


Sah und Druct non Philipp non Zabern, fTtainj 


Aus Oeilfel, Seelengärtlein. fjerötrfthe Derfagshanblung, freibarg i. 0. 


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