BERICHT'ÜBER DIE
BERLINER PSYCHOANALYTISCHE
_ u. PIMIKLINIK
(MÄRZ 1920 BIS JUNI 1922)
AUF DEM VILINTERNATIONALEN
PSYCHOANALYTISCHEN KONGRESS IN BERLIN
AM 26. SEPTEMBER 1922
ERSTATTET VON
Dr. M. EITINGON
MIT EINEM VORWORT VON
PROF. DR. SIGM. FREUD
INTERNATIONALER PSYCHOANALYTISCHER VERLAG
LEIPZIG / WIEN./ ZURICH
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WERKE VON PROF SIGM. FREUD
Vorlesungen zur. Einführung in die Psychoanalyse.
Fehlleistungen, Traum, Allgemeine Newrosenlehre. Drei Teile in einem Band.
Großoktavausgabe, 4. Auflage. (5.—11. Tausend). 1922.
: Taschenausgabe, 2. Auflage. (3.—7. Tausend) 1922. (Auf dünnem Papier, in
biegsamem Ganzleinen- oder Ganzlederband.)
Die Traumdeutung. 7. Auflage, mit Beiträgen von Dr. Otto Rank. 1921.
Über den Trau m. 3. Auflage. 1921. Se en ME rar ——
Zur Psychopathologie des Alltagslebens.’ Über Verg.ssen,
Versprechen, Vergreifen, -Aberglaube und Irrtum. 9. Auflage. 1923.
Totem und Tabu. Über einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden
und Neurotiker. 3. Auflage. 1922.
Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten.
‚ 3. Auflage. 1921.
Über Ps yc hoanalyse. Fünf Vorlesungen, gehalten zur 20-jähr. Gründungs-
feier der Clark University in Worcester, Mass. 6. Aufl. 1922.
Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. 5. Auflage. 1922.
Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre. Erste
Folge. 4. Auflage. 1922. — Zweite Folge. 3. Auflage. 1921. — Dritte
Folge. 2. Auflage. 1921. — Vierte Folge. 2. Auflage. 1922. — Fünfte
Folge. 1922.
Studien über Hysterie (mit Dr. Josef Breuer). 3. Auflage. 1916.
Der Wahn und die Träume in W. Jensens „Gradiva“,
(Schriften zur angewandten Seelenkunde, 1. Heft.) 2. Aufl. 1912.
Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci
(Schriften zur angewandten Seelenkunde, 7. Heft.) 3. Aufl. 1923.
Jenseits des Lustprinzips. 3. Auflage. 1923.
Massenpsychologie und Ich-ÄAnalyse. 2. Auflage. 1923,
Das Ich und das Es. 1923.
IMAGO, Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geistes-
wissenschaften. Herausgegeben von Prof. Dr. Sigm. Freud.
Redigiert-von Dr. Otto Rank und Dr. Hanns Sachs. °
Viermal jährlich im Gesamtumfange von etwa 32.Bogen Großquart. IX. Bd., 1923.
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOANALYSE.
Herausgegeben von Prof. Dr. Sigm. Freud. Unter Mitwirkung
von Dr. Karl Abraham (Berlin), Dr.G.Bose (Calcutta), Dr. Jan
van Emden (Haag), Dr. S.Ferenczi(Budapest), Dr.H.W.Frink
(New-York), Dr. Ernest Jones (London) und Dr.EmilOberholzer
(Zürich), redigiert von Dr. Otto Rank (Wien).
Viermal jährlich im Gesamtumfange von etwa 32 Bogen Großoktav. IX. Bd., 1923.
INTERNATIONALER PSYCHOANALYTISCHER VERLAG
LEIPZIG — WIEN — ZÜRICH.
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BERLINER PSYCHOANALYTISGIIETUTE
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POLIKLINIK PSYCHO-ANALY.IT
REFERENC: LIBRAZ2E.
(MÄRZ 1920 BIS JUNI 1922)
AUF DEM VII. INTERNATIONALEN PSYCHOANALYTISCHEN
KONGRESS IN BERLIN, AM 26. SEPT. 1922, ERSTATTET
VON
DR M. EITINGON
MIT EINEM VORWORT
VON
PROF. DR. SIGM. FREUD
INTERNATIONALER PSYCHOANALYTISCHER VERLAG
LEIPZIG / WIEN / ZÜRICH
1925
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PSYCHO-ANALYSIS
REFERENCE LIBRARY.
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Copyright 1923 by „Internationaler Psychoanalytischer Verlag
Ges. m. b. H.“, Wien. E,
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so» —— — Mein Freund Max Eitingon, der die Berliner Psycho-
analytische Poliklinik geschaffen und bisher aus eigenen
Mitteln erhalten hat, berichtet auf den nachstehenden Blättern der
Öffentlichkeit über die Motive seiner Gründung, wie über Ein-
richtung und Leistung des Institutes. Ich kann zu dieser Schrift
nur den Wunsch beitragen, daß sich bald auch an anderen Orten
Männer oder Vereinigungen finden mögen, welche, dem Beispiele
Eitingons folgend, ähnliche Anstalten ins Leben rufen. Wenn die
Pychoanalyse neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung einen Wert
als therapeutische Methode besitzt, wenn sie imstande ist, leidenden
Menschen im Kampf um die Erfüllung der kulturellen Forderungen
beizustehen, so soll diese Hilfeleistung auch der großen Menge
jener zu teil werden, die zu arm sind, um den Analytiker für
seine mühevolle Arbeit selbst zu entlohnen. Zumal in unseren
Zeiten erscheint dies als soziale Notwendigkeit, da die der Neurose
besonders ausgesetzten intellektuellen Volksschichten unaufhaltsam
in die Verarmung herabsinken. Solche Institute wie die Berliner
Poliklinik sind auch allein imstande, die Schwierigkeiten zu über-
winden, welche sich sonst einem gründlichen Unterricht in der
Psychoanalyse entgegenstellen. Sie machen die Ausbildung einer
größeren Anzahl von geschulten Analytikern möglich, in deren
Wirksamkeit man den einzig möglichen Schutz gegen die Schä-
digung der Kranken durch Unkundige und Unberufene, seien es
nun Laien oder Ärzte, erblicken muß.
Wien, März 1923.
Freud.
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Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik.
(März 1920 bis Juni 1922.)
Von Dr. M. Eitingon.
I.
Manche von Ihnen werden sich gewiß noch erinnern, daß wir bei der
Gründung unseres Institutes auf die Anregung verwiesen haben, die uns durch
Professor Freuds Budapester Kongreßvortrag „Über die Wege der psycho-
analytischen Therapie“ (1918) geworden ist. Er hatte uns damals gemahnt, uns
auf den Moment vorzubereiten, wo das Gewissen der Gesellschaft erwachen
und der Staat es als dringende Pflicht ansehen würde, für seelische Hilfe ebenso
zu sorgen, wie für sonstige lebensrettende und gesundheitsfördernde. Es würden
dann Anstalten und Ordinationsinstitute gegründet werden, welche das psycho-
analytische Heilverfahren weiten Kreisen zugänglich zu machen haben würden.
Als Freud diese Worte sprach, die halb Prophezeiung und halb Forderung
waren, lebte noch jener unvergeßliche Mann unter uns, der mit kühnem Plan
all diese Zukunftshoffnungen in großzügiger Weise der Verwirklichung näher zu
bringen trächtete und es ist mehr als bloß kollegiale Pietät, wenn ich
an dieser Stelle Dr. Anton von Freunds gedenke, mich anschickend,
den Weg zu schildern, den wir seit der Gründung. der Poliklinik zurück-
gelegt haben.
Die Psychoanalyse einem weiteren Kreis zugänglich zu machen, war seit
jeher unser Wunsch, wie der so vieler unter uns, und als wir nach Beendigung
des Krieges am Ende des Jahres 1918 an unsere Arbeitsstätten zurückkehrten,
empfanden wir dies Bedürfnis immer dringender und unabweislicher. Das
neurotische Elend war maßlos gewachsen, mit ihm stiegen aber auch die
Ansprüche des Publikums und damit auch gleichsam eine Art von wachsendem
Vertrauen zu uns. Der beginnende Krieg schien in den ersten Jahren, wie so vieles
andere von Wert, auch die Psychoanalyse verschlingen zu wollen. Es kam anders.
Im Krieg und schließlich auch durch den Krieg gewann die Analyse mächtig
an Boden: Die Kriegsneurosen demonstrierten auch den Blindesten und Ver-
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Bericht über die Berliner;Psychoanalytische Poliklinik 5
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stocktesten Freudsche Mechanismen in der handgreiflichsten Weise und
Be wir erlebten gegen Kriegsende ea der damaligen österreichisch-ungarischen
Armee die Aussicht, psychgzmalytische Neurotikerstationen zu bekommen;
Be: Einzeeren Kollegen | in ı der deuischen Armee ging es ähnlich. Der V. analytische
Er Kongreß in Budapest stand ganz im Zeichen dieser Aussicht. Als mit dem
f Kriegsende für Österreich und Deutschland der Umsturz kam, wurden jene
Aussichten zunichte, auch in Deutschland war von Staat und Behörde nichts
> mehr in dieser Hinsicht zu erwarten. Die alten wissenschaftlichen und gemein-
| nützigen Institute gerieten in Not und waren in ihrer Existenz bedroht, Neu-
gründungen wurden illusorisch, geschweige denn auf einem Gebiete, dem
die wissenschaftlichen Autoritäten des Faches — denn nicht allzuviele von
den veralteten Autoritäten hatte der Umsturz bekanntlich beseitigt — trotz
allem noch gänzlich ablehnend gegenüberstanden. Freuds Voraussicht hatte
nicht getrogen. Private Initiative würde den Anfang zu machen haben. Das
mußte sie, wollte man nicht allzu lange warten, und das mußte sie bald, um
den günstigen Moment nicht zu verpassen. Unter uns hat keiner darüber
gestaunt, daß die äußere schwere Zeit so allgemeinen Zusammenbruches der
Psychoanalyse günstig war. Sie hatte keinen Anteil an den Illusionen, die
nun verloren gegangen waren; sie hatte seit jeher auf die latenten seelischen
Kräfte und die verborgenen Mechanismen der Einzel- wie Kollektivindividuen
aufmerksam gemacht, die nun nach dem Fallen und Reißen so vieler Hüllen
um so nackter zutage lagen. Aus der Stimmung der Zeit heraus rief man
lauter nach Psychotherapie und das, was sich so nannte, hatte nur Phrasen
und Gemeinplätze zur Antwort und wußte keinen Weg, während der der
Psychoanalyse unbeirrt durch Krieg und Misere inzwischen immer weiter
ausgebaut worden war. Fest fundiert, gut gesichert und weitreichend lag
er in jenem Momente da. Ihn gangbarer zu machen und für viele zugäng-
> lich galt es nun. Es brauchte nicht wenig Mut, großem Bedürfnis kleine
Erfüllungsansätze gegenüberzustellen, vor kleinen Anfängen nicht zurück-
zuschrecken. In langen Gesprächen mit meinem nächsten Mitarbeiter Doktor
Simmel reiften uns rasch die Einzelheiten unseres Beginnens und klärten
sich rasch die Organisation wie die Grundlagen unseres Institutes, die
a - wir bei der Ausführung dann prinzipiell nicht mehr zu ändern brauchten;
nur die Dimensionen des zu Beginnenden wuchsen uns gleich während
des Planens.
Eines war uns vom ersten Anbeginn an klar: einer der wichtigsten
Faktoren der analytischen Praxis ist die Zeit, die Stärke unserer Position ist
das Gerüstetsein auf einen langen Weg. Sie wissen ja alle: Der Zeitlosigkeit
f des Unbewußten und den meist sehr weit zurückreichenden Regressionen
ze müssen wir wirkliche Zeit entgegensetzen, Dauer, die wirkende Dauer unserer
| Bemühungen. Wollten wir ein irgend wie beträchtliches Quantum an Arbeit
a
6 Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik
\
leisten, so brauchten wir ein beträchtliches Quantum Arbeitszeit, welches dazu
noch ein möglichst kontinuierliches und konstantes sein mußte. Damit schied für
uns der eine Weg der Gewinnung eines größeren Arbeitszeitquantums vo
vornherein aus, obgleich er auf den ersten Blick. der einfachere’ und leichtere _
zu sein schien, nämlich der, von einer größeren Anzahl von Mitarbeitern,
Kollegen, kleinere, ganz freiwillige Zeitbeiträge zu erhalten. Das schien uns zu
diskontinuierlich, überhaupt zu unsicher. Wir entschieden uns für den anderen
schwierigeren, nur unter günstigen Bedingungen möglichen Weg, nämlich
den, von einer kleineren Anzahl Menschen einen größeren, vor allem regel-
mäßigen, möglichst täglichen Teil ihrer Arbeitszeit für die Poliklinik zu
verlangen und statt der ganz freiwilligen Hergabe eine; auf Verpflichtung
beruhende.
Finanzielle Mittel für einen bescheidenen Beginn wurden uns von
privater Seite auf eine Reihe von Jahren zur Verfügung gestellt und im
Sommer 1919 erbaten Referent und Dr.E. Simmel von der Berliner Psycho-
analytischen Vereinigung das Mandat zur Eröffnung und Führung einer Poli-
klinik. Unser Antrag begegnete nur geringer Skepsis und eroberte sich rasch
wachsende Sympathien im Kreis unserer Berliner Kollegen. Wir gingen an
die Vorbereitungen nnd konnten nach Überwindung diverser äußerer Schwierig-
keiten schon im Februar nächsten Jahres, das ist 1920, unser Institut eröffnen.
Drei ständige Mitarbeiter waren es zunächst, neben dem Referenten Dr. Simmel
und unsere Assistentin Fräulein Dr. Smeliansky, mit zusammen vierzehn-
stündiger täglicher Arbeitszeit. Einige Kollegen der Vereinigung, besonders die
DDr. Liebermann und Boehm, stellten uns sofort ihre Hilfe zur Ver-
fügung und übernahmen einzelne Analysen; andere Vereinsmitglieder folgten
ihnen allmählich, so die DDr. C. und I. Müller, Frau Dr. Horney und
später in bereitwilligster Weise die aus Budapest nach Berlin übersiedelte Frau
Dr. M. Klein. Den stabilen Kern machten aber die ständigen Mitarbeiter aus,
deren Zahl wuchs. Im Dezember 1920 beriefen wir Kollegen Dr. Harnik aus
Budapest an die Poliklinik, im Herbst 1921 nahmen wir den in Berlin aus-
gebildeten und in überraschend kurzer Zeit zum hochwertigen Analytiker
herangewachsenen Dr. F. Alexander in die Zahl unserer Mitarbeiter auf und
in diesem Jahre erfuhr unser poliklinischer Stab eine weitere Bereicherung
durch die Aufnahme des Fräulein Schott für Kinderanalysen und
des Herrn Dr. Lampl, der ebenfalls von uns hier in Berlin ausgebildet
worden ist.
In diesem Jahr waren wir bereits sieben ständige Mitarbeiter mit zirka
fünfundzwanzig- bis achtundzwanzigstündigem täglichem Arbeitsquantum; nicht
inbegriffen waren darin die poliklinischen Analysen der oberwähnten Vereins-
mitglieder, zu denen in diesem Jahre auch unsere russische Kollegin Fräulein
Dr. Naiditsch kam, ferner die unter unserer Kontrolle gemachten Analysen
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Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik 7
unserer Schüler, der psychoanalytiszhen Zöglinge der Poliklinik, die hier
gleichsam ihr praktisches Jahr_adsolvieren, zurzeit fünf Ärzte und eine
Psychologin. Von dieser Seite der Tätigkeit unseres Institutes, von der Poli-
klinik als Lehranstalt der Psychoanalyse, werde ich im zweiten Teil meines
— — Berichtes erzählen.
Schon beginnen sich die fünf Behandlungszimmer unserer Poliklinik als
ungenügend zu erweisen, es wächst der Aufgabenraum, aber die Wohnungsnot
verhindert unser Haus sich auszudehnen. Darf ich nun mit knappen Strichen
unsere Poliklinik noch einmal zeichnen. Mit dem Wachsen des Institutes mußte
die ganz demokratische Verfassung der ärztlichen Mitarbeiterschaft, unter Bei-
behaltung der ursprünglichen Grundsätze, einer etwas strafferen Gliederung
weichen. Die Leitung liegt nun in den Händen des Referenten, dem Kollege
Dr. Simmel beigeordnet ist, ihnen stehen drei Assistenten zur Seite, Fräulein
Dr. Smeliansky und die DDr. Harnik und Alexander, ein
weiterer Mitarbeiter Dr. Lampl1 und die Kinderanalytikerin Fräulein Schott.
Die Mitarbeiter erhalten kleine Fixa, die, wie im Anfang so auch jetzt, noch
in gar keinem Verhältnis zu ihren Leistungen stehen und zum Opfer, das
sie bringen. Wir erwarten und akzeptieren dieses Opfer, weil ohne dasselbe
unser Werk nicht bestehen könnte; ihnen stets Dank dafür wissend, freuen
wir uns andererseits konstatieren und dazu beitragen zu können, daß die
immer offizieller werdende Stellung der Assistenten der Poliklinik ihnen im
Kampfe um ihre Existenz auch nützlich ist. Ich sagte schon oben, daß uns
die notwendigsten finanziellen Mittel auf eine nicht terminierte Zeit zur Ver-
fügung gestellt worden sind. Wir arbeiten mit einem sehr bescheidenen Budget,
was nicht nur unsere ausländischen Kollegen finden werden,
Budget:
Einrichtung im Jahre 1919: zirka Mk. 20.000 außer zahlreichen gespen-
deten Gegenständen.
Ausgaben: Einnahmen:
1920 Februar— Oktober zirka Mk. 20.000 Mk. 2.500
1920/21 Oktober— Oktober zirka Mk. 60.000 Mk. 17.500
1921/22 Oktober— Oktober zirka Mk.150.000 Mk. 25.000
Der vorläufige Voranschlag für das nächste Arbeitsjahr, soweit es sich
voraussehen läßt, beträgt zirka Mk. 250.000 bis 300.000. Unsere Ausgaben ver-
teilen sich:
1. auf Gehälter,
2. auf Miete und Bedienung,
3. auf Anschaffungen und Betriebserhaltung.
Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik _
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Patientenmaterial:
In den zweieinhalb Jahren der bisherigen Existenz der Poliklinik sind
über sechshundert Hilfe- und Ratsuchende durch dieselbe hindurchgegangen.
Sie kamen auf das Schild hin, auf Rat von Freunden und Bekannten, anfangs _ %
vereinzelt, später immer häufiger von Ärzten zu uns gesandt. Auffallend war Ä
es, wie lange nach der Eröffnung noch Patienten auf die Zeitungsnotiz der
Eröffnungsankündigung hin gekommen sind. Zu inserieren oder sonst irgend-
wie Reklame und Propaganda für uns zu machen, vermieden wir konsequent,
den größeren Andrang fürchtend, mit dem wir auch bei unserem an sich
nicht kleinem Kräfteaufgebot nicht fertig werden würden. Gleich nach der
Eröffnung des Institutes, das damals nur drei ständige Mitarbeiter hatte, begannen
wir mit zirka zwanzig Analysen. Dem Wachstum der Analytikeranzahl ging ie
das Wachstum der Analysenanwärter immer weit voraus, im letzten Jahr
hatten wir meist fünfzig bis sechzig Analysen immer gleichzeitig neben-
einander laufen. Alle Mitarbeiter waren fast immer blockiert und wir mußten |
ständig darnach trachten, wie wir das Arbeitszeitquantum vergrößern. Da
Zugänglichermachung der Psychoanalyse für uns nicht analytisches Massen-
therapietreibenwollen bedeutete, war es uns sehr recht, daß der im Anfang
recht lebhafte Patientenzugang später etwas abnahm und einem geringerem,
aber dafür stetigem Zuspruch Platz machte. Unter den Patienten der ersten
Zeit der Poliklinik waren sehr viele Chroniker, inveterierte Neurosen, le
organische Fälle und alte, auf Reste organischer Erkrankungen aufgepfropfte :
psychogene Bildungen; Patienten, die jahrelang von Klinik zu Klinik, von a
Kassenarzt zu Kassenarzt zu laufen pflegten und nun auch im neuen Institut I
vorsprechen mußten. Diese Kategorie wurde nach und nach seltener. In seiner Bi =
Zusammensetzung war unser Material äußerst mannigfaltig in puncto Alter, “
Geschlecht, Beruf und sozialer Stellung (siehe Tabelle 1); vom sechsjährgen
Kind bis zum siebenundsechzigjährigen Greis, vom Arbeiter und Dienstmädchen
bis zur Generalstochter, zur Nichte eines Ministerpräsidenten (von nach dem &
9. November) und zu einem sehr einflußreichen Politiker. Im Laufe der Zeit
traten aber die proletarischen Elemente zurück, die Intelligenz und der kleinere
Mittelstand begann zu überwiegen. Neben der wachsenden Zahl der von Ärzten
geschickten, sind es nun immer mehr die früheren Patienten, die andren
die Poliklinik weisen. Manchmal scheinen ganze Gruppen und Bekanntenkreise
mit größerem pathologischen Einschlag durch die Analyse zu wollen, woraus
wir nur die dringendsten Fälle zulassen ; unsere therapeutischen Ziele fest m
Auge behaltend, lassen wir uns nicht gerne auf solche Sanierungsarbeiten ein,
solange wir noch so gering an Zahl sind.
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Bericht über dıe Berliner, Psychoanalytische Poliklinik -
Die Sprechstunde für alle neuen zur Poliklinik kommenden Patienten
findet täglich mit Ausnahme des Sonntages und eines Wochentages statt,
| änderen-pohklinischen Zweck, der Lehrtätigkeit seiner Leiter, vor
behalten ist. Abgehalten wurde die Sprechstunde anfangs vom Referenten und
Dr. Simmel gleichzeitig oder abwechselnd. Sehr bald aber erwies es sich
als viel zweckmäßiger, alles durch eine Hand gehen zu lassen, und Referent
übernahm im vergangenen Jahr die Sprechstunde ganz, so daß nun das
gesamte Material leicht übersehen werden konnte. Aus Gründen der hier noch
mehr als sonst beim Arzt geltenden Diskretion, vermeiden wir es auch in den
Vorbesprechungen tunlichst, mehr als einen Analytiker, das heißt hier den-
Sprechstunde haltenden, anwesend sein zu lassen. Hält vertretungsweise ein
Assistent die Sprechstunde ab, so bestellt er nach Aufnahme einer eingehenden
Anamnese den Patienten noch einmal für den Leiter, dem die Indikations-
stellung zusteht. In dieser waren wir nur in einer Hinsicht streng: in der
der Dringlichkeit. Ist infolge der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Poliklinik
die Frage der Ermöglichung einer Analyse hier so unvergleichlich leichter als
in der Privatpraxis, so müssen wir, wollen wir nicht überflutet werden, eine
Art von Dringlichkeitsskala haben. Sonst haben wir bei Vorhandensein einer
Neurose zur Analyse geraten, wenn die Patienten sie wollten oder sich bereit
erklärten und wirklich zu wollen schienen. In der Tat sind denn auch bei
uns vergleichsweise kaum mehr Analysenversuche gescheitert, als es in der
Privatpraxis zu geschehen pflegt. Von nicht geringem Belang ist es, daß wir
in unserem Institut einen gewissen Spielraum haben bei der Wahl des
Analytikers für den einzelnen Fall. Gewisse Richtlinien haben sich uns für
die konkreten Verhältnisse unserer Praxis bereits herauskristallisiert, wenn
es auch nicht leicht wäre, die große Fülle der Relationen in bestimmte
Formeln zu bannen. Wie ich schon sagte, hatten wir eine fünfundzwanzig- bis
achtundzwanzigstündige tägliche Gesamtarbeitszeit der ständigen Mitarbeiter,
dazu kamen noch mehrere Stunden täglich seitens unserer obgenannten Hilfs-
arbeiter, die zumeist ebenfalls in den Räumen der Poliklinik arbeiteten, nur
ausnahmsweise und aus Zeitersparnisgründen bei sich zu Hause und ebenso
viele, zeitweise noch etwas mehr Stunden unserer Schüler.
Von der anfangs gefaßten Absicht, die einzelne analytische Sitzung von
einer Stunde systematisch und durchgehend auf eine halbe Stunde herabzu-
setzen, mußten wir abgehen. Nur bei einer kleineren Zahl auch in und trotz
der Neurose noch disziplinfähigen Menschen, wie man sie in Preußen-Deutsch-
land unter Beamten und auch sonst nicht selten findet, konnten wir damit
auskommen. Meist geben wir drei Viertel oder die klassische ganze Stunde.
Die Patienten kommen drei- bis viermal wöchentlich, in schweren Fällen
10 Bericht über die Berliner Psychoanalytısche Poliklinik
öfter. Mit diesem Apparat und Arbeitszeitquantum konnten wir, außer
zahlreichen ganz kleinen Versuchsanalysen, die stattliche Anzahl von 130 Analysen
durchführen. (Vergleiche Behandlungsliste | bis VL, S. 17 ££.).
Für ein so langwieriges und eingreifendes Verfahren ı wie_ das unsrige
doch wahrlich eine ganz imposante Zahl! Und zum erstenmal kann kit-die-______
Analyse Statistiklüsternen auch mit einer Statistik kommen, mit Zahlen, die
an einem Orte in relativ nicht langer Zeit gesammelt sind.
Fragt uns nun jemand nach unseren Erfolgen, so können wir mit ihnen
durchaus zufrieden sein und können sie getrost neben ‘die Erfolge anderer
schwieriger Heilprozeduren, etwa bei schwereren somatischen Erkrankungen,
setzen.
Nicht fertig geworden sind wir, auch in der Poliklinik, bis jetzt mit dem
Problem der Zeit; sie abzukürzen, gelingt uns in den schwierigen Fällen
nicht, wie Sie ja herausgehört haben werden aus den so wohlbekannten
langen Analysenzeiten, die auch wir hier so oft brauchen (Zeittabelle).
Dabei war die Frage der Beschleunigung, beziehungsweise Abkürzung
der Analyse unser Hauptbestreben auf dem poliklinischen Boden und ein
Gegenstand ständiger Aufmerksamkeit. Bisher im wesentlichen ohne Ergebnis,
trotz eifriger Ausnützung jedes förderlichen Momentes. Psychoanalyse ist eben
nur das, was von Freud so genannt, aus Freuds Händen hervorgegangen
ist, oder es ist eben keine Analyse und in diesem Falle auch kein Erfolg. Die
eine Budapester Prophezeiung von Freud, daß „wir bei der Massenanwendung
unserer Therapie das reine Gold der Analyse werden legieren müssen“, haben
wir noch nicht realisieren können, aus dem einfachen Grunde, weil wir keine
geeigneten Metalle zu solchen Legierungen gefunden haben.
Das „Kupfer der direkten Suggestion“ ist ganz unbrauchbar dazu, viel
förderlicher schon ist die indirekte Suggestion des analysegesättigten Milieus
und der Druck, unter dem die poliklinischen Patienten dadurch stehen, daß
so und so viele Vorgemerkte auf eine freiwerdende Analysenstunde warten.
Schon daß sie im Wartezimmer nicht allein sind, wirkt, wie mir auch meine
poliklinischen Kollegen oft bestätigt haben, günstig; in dem gefüllten Warte-
zimmer mahnt die Realität den Neurotiker daran, daß er nicht das einzige
Kind der ärztlichen Vaterschaft ist. Die persönliche materielle Uninteressiertheit
des poliklinischen Analytikers am Patienten stärkt des ersteren Position ganz
erheblich und macht manchen Widerstand sofort fadenscheinig. Ein Umstand
der poliklinischen Behandlung hat manchem Kollegen intra muros et extra
recht viel Pein und Sorge gemacht. Das ist unsere Handhabung der Honorar-
frage. Man fürchtete, wir begäben uns eines wichtigen Druckmittels und einer
guten Gelegenheit, entscheidende Komplexe des Analysanden, wie etwa den
analerotischen, zum Vorschein kommen zu lassen. Wir haben uns sehr
gewundert, daß diese Ängstlichen einen sehr interessanten Satz in jenen für
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Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik 11
uns wegleitend gewordenen Budapester Ausführungen Freuds überhört und
übersehen zu haben scheinen. Freud, der doch die leisesten Tücken der
Analysandenseele und die« schattenhaftesten Erschwerungen der Technik
wahrlich rasch genug erkennt, sagt dort, von den zu gründenden psycho-
analytischen Anstalten und Ordinationsinstituten der Zukunft sprechend, mit
der ihm eigenen souveränen Sicherheit einfach: „Diese Behandlungen werden
unentgeltlich sein.“
Nun, wir haben nicht einmal dieses Prinzip der Unentgeltlichkeit. Aus
praktischen und auch erziehlichen Gründen wünschen und erwarten wir, daß
die Analysanden zahlen, und zwar soviel oder so wenig als sie können oder
zu können glauben und wir glauben ihnen selbst auch dann, wenn sie nichts
zahlen zu können angeben, analysieren sie natürlich auch dann. Unentgeltliche
und jetzt auch ganz gut bezahlte Analysestunden laufen in der Poliklinik
nebeneinander her und wir vermögen nicht zu sagen, daß hier, wo wir vom
Analytiker abstrahieren können, das Moment der Bezahltheit oder Unbezahlt-
heit den Verlauf der Analyse wesentlich beeinflusse. Eine günstige Neben-
wirkung der Unabhängigkeit des poliklinischen Analytikers vom Honorar
möchte ich aber hervorheben, weil sie doch vielleicht ein kleines Novum
bedeutet, mich an eine mir vor vielen Jahren in einer mündlichen Unter-
haltung von Freud gezeichnete Zukunftsmöglichkeit unserer Technik erinnert
und eine Art von „aktiver Therapie“ darstellt, die aus den Ausführungen des
Initiators der Aktivität in der Psychoanalyse, Ferenczi, nicht genügend
herausgehört worden ist. Wenn wir nämlich als Vertreter des Institutes und
doch wieder individuell dem unter neurotischen Konstellationen stehenden
Patienten zunächst erlauben, wenig oder nichts zu zahlen, so spielen wir eine
Zeitlang die Rolle (es ist meist die Vaterrolle, bei manchen auch die der
Mutter), die Rolle also, die der übertragende Patient uns aufdrängt, spielen sie
bis zum geeigneten Moment, wo wir dem Patienten dieses Spiel nehmen
können. Bis dahin retten oder ermöglichen wir aber nicht wenige Analysen,
die in der Privatpraxis unmöglich wären, weil das Leben so kostspielige
Aktivität nur selten erlaubt. Und wir erweitern so den Kreis der zur Analyse
Kommenden. Freilich, zur „Massentherapie“ werden wir auch damit nicht. Das
kann eine Poliklinik nicht, das vermöchten auch viele nicht. Sie erinnern sich,
daß wir immer nur von Zugänglichermachung der Psychoanalyse sprechen
und damit sagen, daß wir bei all unserer großen und, wie ich glaube,
gerechten Befriedigung über die Leistungen unseres Institutes die poliklinische
Anwendungsweise der Psychoanalyse nicht für den Superlativ unserer Therapie
halten, wohl aber für einen sehr erfreulichen Komparaliv derselben.
Auf ein Weiteres noch möchte ich Ihre freundliche Aufmerksamkeit
lenken, was an sich auch nicht neu ist, sich bei uns aber fester auskristallisiert
hat. Das ist das, was wir die fraktionierten Analysen nennen. Sie
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12 Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik
“
alle haben ja die Erfahrung gemacht, daß irgendwie durch äußere Verhältnisse
notwendig werdende Unterbrechungen der. ‚Kur, wenn sie in eine günstige
Phase der Analyse fallen, nicht schlecht wirken. Wir nun, die wir in aller-
erster Linie praktisch-therapeutische und nicht ! orschungsabsichten haben,
machen, erfolgsfreudig wie wir hier sind und sein d tfen, aus diesem Umstand
in geeigneten Fällen eine Art von Prinzip. Ist in dem Befinden des Patienten
eine Besserung eingetreten, hat er, unter Klärung der inneren Situation
natürlich, ein größeres Stück Leistungs- und Lebensfähigkeit erreicht, so unter-
brechen wir an dieser Stelle manchmal die Analyse und verlangen, daß er das
Erreichte erprobe und bewähre. Er darf und soll wiederkommen, wenn es zu
wenig ist. Solches Wiederaufnehmen der Kur zeigt oft genug eine Beschleunigung
des Tempos weiterer Besserung und schließlicher Heilung. Ich kann diesen
Teil meines Berichtes nicht besser beschließen als wenn ich dankbar die Worte
zitiere, in denen jener ofterwähnte Budapester Vortrag Freuds ausklingt:
„.».Wie immer auch sich diese Psychotherapie fürs Volk gestalten, aus welchen
Elementen sie sich zusammensetzen mag, ihre wirksamsten und wichtigsten
Bestandteile werden gewiß die bleiben, die von der strengen, der tendenzlosen
Psychoanalyse entlehnt worden sind.“
Sie haben gemerkt, wie das Wachstum der Poliklinik eine fast kon-
tinuierliche Vermehrung der Zahl unserer Mitarbeiter verlangte, dem galt auch
unsere ständige Bemühung. In brennendster Weise erwuchs uns die Frage des
psychoanalytischen Nachwuchses, das wichtigste praktische Problem unserer
Bewegung, das immer dringlicher eine Lösung verlangt. Gelegenheiten mußten
geschaffen werden, analysieren zu lernen, sich zum Analytiker auszubilden.
Dies war die zweite Absicht, mit der wir an die Gründung unseres Institutes
herangegangen waren. Einführende Vorlesungen, orientierende Vorträge waren
ja schon früher in den meisten Ortsgruppen veranstaltet worden, um die
Kenntnis der Psychoanalyse zu verbreiten. Wir gingen sofort daran, in regel-
mäßiger Weise systematische Lehr- und Ausbildungskurse zu halten. Mit
Dr. Abraham an der Spitze bildeten wir mit den Kollegen Dr. Simmel > >
und Dr. Sachs, unterstützt von unseren Vereinsmitgliedern Frau Dr. Horney
und Dr. Liebermann einen kleinen Lehrkörper zur Durchführung der Aus-
bildung, für welche wir einen Zeitraum von mindestens 1—1!/, Jahren veran-
schlagten.
Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik 13
In den Arbeitsjahren” 1920/21 und 1921/22 hielt Dr. Abraham folgende
Kurse an der Poliklinik: A
1920 im Frübjahr: einen Einführungskurs in die Psychoanalyse;
‚- - im Herbst: d®fi gleichen Kurs (beidemal vor zirka 20—25 Teil-
nehmern).
— er
1921 I—II: ein psychoanalytisches Seminar für Vorgeschrittene. Referate
über neue psychoanalytische Arbeiten (zirka 12 Teilnehmer);
V—VI: einen Einführungskurs (30 Teilnehmer);
XI— XII: den gleichen Kurs (30—40 Teilnehmer),
1922 I—II: wieder ein psychoanalytisches Seminar (20 Teilnehmer);
V—VI: Einführungskurs über „Erfahrungen aus der psycho-
analytischen Praxis“ (30 Teilnehmer).
Dr. Sachs behandelte in der gleichen Arbeitsperiode wiederholt die
Fragen der Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften, die
„Theorie der Traumdeutung“ sowie die „Technik der Traumdeutung“, „Sexual- _
probleme aus der psychoanalytischen Praxis“ und hielt seminaristische Übungen
aus dem Anwendungsgebiet der Psychoanalyse ab.
Frau Dr. Horney und Dr. Simmel sprachen wiederholt über „Die:
psychoanalytischen Gesichtspunkte für den praktischen Arzt“, Dr, Simmel
ferner über „Psychoanalytische Technik“.
Referent hält, respektive beginnt im Verein mit Dr. Simmel drei- bis.
viermal im Jahre einen zeitlich nicht genau terminierten praktischen Kurs der:
„Einführung in die psychoanalytische Therapie“, wobei für Lernende, die
Analytiker werden wollen, die bereits abgeschlossene eigene Analyse Voraus--
setzung ist, während wir von dieser Bedingung bei anderen absehen, bei
Ärzten zum Beispiel, die sich nur genau über die Psychoanalyse orientieren
wollen, ohne daran zu denken, sie selbst zu betreiben.
Nachdem es nun unser aller feste und nur zu gut belegte Überzeugung
ist, daß kein Unanalysierter fortan zu den Reihen der praktisch Psychoanalyse
Treibenden stoßen darf, nimmt die eigene passive Analyse eine ent-
scheidende Stelle im Ausbildungsgang ein und sie fällt bei uns in den
zweiten Teil desselben, nach einer Zeit intensiver theoretischer Vor-
bereitung durch Lektüre und Kurse. Um solches Analysiertwerden durch
einen uns kompetent dünkenden Analytiker zu ermöglichen, haben wir
Dr. Sachs zum Zweck dieser didaktischen Analysen an unsere Poliklinik
berufen.
Die Zahl der von ihm in diesen zwei Jahren ganz oder teilweise
zum Zweck der Ausbildung Analysierten betrug 25 Personen. Es waren
B
=
14 Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik
unter ihnen 13 Ärzte, 5 Ärztinnen, _1 Stud. med., 5 pädagogische oder
anderweitig praktische Anwendung Anstrebende, ferner 1 Studentin der
Ethnologie. ea
Hievon waren 9 Ausländer: 1 Österreichergest-Ungam, 1 ‚Holländer, 77
1 Amerikaner, 2 Engländer. Von diesen hatten sich vorher nur 8 mit der
Analyse befaßt, 4 von ihnen wurden seither ordentliche Mitglieder der Berliner
Ortsgruppe, 10 ständige Gäste derselben, 13 üben die Psychoanalyse praktisch
aus, 12 zu Heilzwecken, 1 als Kinderanalyse. Zwei von den Analysanden,
Dr. Alexander und Dr. Lamp], wurden nach Vollendung ihrer Ausbildung
und kürzerer praktischer Betätigung bei uns als ständige Mitarbeiter unserer
Poliklinik angestellt.
Einen ganz besonders wichtigen Teil dieses von uns gehandhabten Aus-
bildungsvorganges bildet die praktische Arbeit in der Poliklinik, welche, durch
letztere ermöglicht, ein Novum bildet. Es war nicht leicht, für diese Arbeit
die richtige Form zu finden, obgleich uns wieder nur ein einziger Weg gangbar
zu sein schien; was an ihm riskant erscheint, mildern wir durch eine wach-
‘same Kontrolle. Den durch theoretisches Studium und Eigenanalyse bereits gut
Vorgebildeten übergeben wir einen oder mehr uns aus den Konsultationen
einigermaßen bekannte und für Anfänger geeignet liegende Fälle und lassen
die jungen Analytiker daran sofort die ersten Schritte schon allein machen.
An Hand genauer Protokolle, die die Lernenden führen müssen, folgen wir
den Analysen genau und sind leicht in der Lage, die gemachten Fehler zu
merken und allmählich abzustellen: das ganze Heer der Fehler, die der
Unerfahrene macht infolge mißverständlicher Auffassung von Ziel und
Weg und allzu geradliniger Einstellung auf einzelne Theoreme und Funde
der Psychoanalyse. Ihnen unsere Erfahrungen darüber eingehender zu
schildern, überschritte den Rahmen unseres Berichtes, denn die Technik
dieses Unterrichtes läuft ja im wesentlichen auf einen Unterricht in der
Technik der Psychoanalyse hinaus und darüber kann nicht so nebenher
gesprochen werden.
Die den Anfängern übergebenen Kranken schützen wir dadurch, daß
wir, die die Behandlung kontrollieren, jederzeit bereit sind, den Kranken,
falls notwendig, dem Lernenden weg und selbst zu übernehmen.
Auch mit den Erfolgen der Lehrtätigkeit unserer Poliklinik dürfen wir R
zufrieden sein, unsere Schüler haben in diesen zwei Jahren viel und gut A
gelernt, das beweist uns, daß unser Weg richtig ist. Nur führt er uns noch
nicht weit genug, denn auch gute Ausbildungsmöglichkeiten sind nur ein
Anfang. Fortbildungsmöglichkeiten aber sind noch zu schaffen. Hoffen wir,
daß auch das uns in unferner Zeit gelingt.
Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik 15
Statistik 1920-1922.
1921
Konsult. | Behandl,
Behandl.
Konsult,
Summe
Frauen
Total
Männer Summe der Konsultationen || Summe der Behandlungen
Kinder 144
Summe 449
Altersklassen.
Unter 10 10—15 | 15—20 | 20—30 | 30—40 | 40—50 | 50—60 Über 60
Berufsklassen Männlich | Weiblich
Arbeiterklasse 25 35
Angestellte EU, 22 41
Beamte 7 3
Lehrberuf 16 19
Dienst- und Pflegepersonen sale _ 27
Kaufleute 23 —
Studenten! 12 2
Selbständige Berufe? 56 59
Verheiratet, ohne Beruf —_ 63
Witwen — 6
Ohne Beruf 2 8
1 Darunter 5 Mediziner, 1 Medizinerin, ? Darunter 1 Arzt, 14 akad. Gebildete.
\
.
y
16 Bericht über die Berliner Psxychoanalytische Poliklinik
Statistik der Diagnosen 1920—1922.
nun
Diagnose 3” Männlich Weiblich
EEE
IRRE ernten Er N Bet 10 "TT85X
Bag ee RE EN ER 8 23
BURSEHOUSONG. 1, v2 aan aha ee 6 19
ZWEBBBNOBLOBO.. 52 05 no a Ana U SI PT UT 25
MOBtBEtmenie ;:. . 20a rn ER 9 3
BUBD6H0nArlE . . -: . +... ee a 3 5)
BERIBBENBUFOSB . oo oe. 0 0. a Se 3 3 >
BENIERNHEUTOSE .» » » 2 2... . 6 a — 1
Neurotischer Charakter . . ... .» 0 6 ee ee 1
Hemmungszustände. . . . 2 2... ee 9 20
AR >. 3 —
Depressionszustände . . . x 2 2200. ee. 19
Beche Frigidität . . . 2. onen en. 0. 4
BEE RiHoteBZ es eh 14 —
12} VE ee 4 1
Zekiomosexvalität . . . oo. 0.2 neo 6 ==
Manifeste Homosexualität . . . 2. 2 2. ... 1 =
ER ee de R 2 =
re Be 3 . 1 1
a er u. > 1 2
Pseudologia phantastica ..... BEN. - 1 1
ee Er Er 1 —
uhd Paranoid „ : 2. : Sn en oe j 6 10
NT ER a ae a ee — I
Klimakterische Beschwerden . . . 2» 2 2 2.0. _ 11
a ee re ai 6 1
BE EDRBECOE 00 ee ne ; 6 9
Progressive Paralyse . . .. 2... re De 3 _
a ea ehe 1 3
a0 aan 1 1
Multiple Sklerose ...... ; : 1 1
Arteriosklerose: . . .. . EERTERMER en 2 6
Neurose mit Organerkrankung ..... ETEIER 1 1
ee o- een energie En — 4
Störung der inneren Sekretion . . 2. 22 2 2... — 1
ee re a: — 1
Organerkrankung ohne psychischen Befund .. . —_ 7
’
7
- ’
14
4
Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik 17
I
Behandlungsliste I
& ala 4 =
Ä =| © ' Behand-
& 8 BIE= „Beruf-_ 1-5 Diagnose lungs- Ergebnis
e wel = dauer
=|E <
211G A. |i Arbeiter 19 | Stottern 5 Monate| gebessert
2|H.B. '1| Hausfrau Angsthysterie Bun wesentlich gebessert
21 A, B. |1 Gymnasiast 18 | Zwangsneur. Charakter ErPaR: gebessert >
22 |M.B. 1| Lehrerin 33 | Angsthysterie en gebessert 2 |
211 4.8. |1 Rektor Entw. Hemmg. d. Sexual.| 6 „ gebessert ‚20
2 K-8, | 1 Beamter Zwangsneurose SymS geheilt R E
21 16.8. 11 Kaufmann Konversionshysterie 4 ; gebessert 2
21| F.W.|i cand. med. 23 | Neurotischer Charakter 3 e gebessert R
21 | C.H. 1| Kontoristin 28 | Angsthysterie ausgeblieben |
ZI R.RK. | 1 Lehrer 36 | Latente Homosex. U unverändert <
22|L.G. 1| Kontoristin 17 | Triebhafter Charakter 8. unverändert F
21 | M.G. 1 Hysterischer Kopfschmerz| 4 5 geheilt E
22 | I.K. 1 Künstler Zwangsneurose BD 7S5, gebessert 4
2 |J.P. |1 Student 21 | Exzessive Onanie 225 nicht abgeschlossen 2
2|E.M. |i Beamter 33 | Neurotischer Charakter Zum unverändert L>
221 8:8 [14 Gymnasiast 18 | Konversionshysterie 1 . unverändert 4
Behandlungslistell. e
;
21 2 S Behand- 1
> 2 si= Beruf 5 Diagnose lungs- Ergebnis x
= 8 212 = dauer 5
ie zZ =|2 <
210 H.8 |1 Dr. juris 33 | Cycelothymie 11 Monate| gebessert, nicht abg. ee
2-\ V.B. Generalstocht.| 32 | Hochgrad. neur. Hemmg. | 10 „ nicht abgeschlossen R
BIP.A, |1 Beamter Neurotischer Charakter De gebessert “
BLILK. 1| Studentin 24 | Hysterie 11 > gebessert, nicht abg.
20|M.L. 1| ohne Beruf Zwangsneurose 18 ee wesentlich gebessert 'r
21 ©: & 1| Pflegerin 31 | Hysterie, Entw. Hemmg. | 17 s stark gebessert Fe
Fun. |1 28 | Kleptomanie 5’ <> aufgeklärt 9
211G.S. 1| ohne Beruf Angsthysterie 6 5 geheilt ri
20 |M.K. 1 | Stütze 35 | Sex. Erregzust. Paran. Eu u geheilt, gebessert j
| F.S. 1| ohne Beruf Hysterie, Frigidität 18 re geheilt
zu ur 1 Student 24 | Neurotischer Charakter 8 gebessert i
Sa Kapellmeister pseudolog. phantast. DB unverändert Er
21IıB.K. |1 Artist 29 | Neurotische Depressionen| 3 F gebessert iy
BOB: 11 Student 22 | Zwangsneurose BE geheilt u
20. HM. | 1 Student 23 | Angsthyst.Zwangsneurose| 3 = gebessert 2
20 | F. F. 1| ohne Beruf | 32 | Schwere Zwangsneurose | 8 „ unverändert a
BER. | 1 Schriftsteller | 43 | Neurotischer Charakter 5 günstig beeinflußt 3
21 | M.O. 1| ohne Beruf 36 | Alkoholismus -- "Ei abgebrochen 1
zu, 12020: 11 Student 28 | Stottern 4 = wenig verändert -
| E.L. 1| ohne Beruf 29 | Hysterie 9 AR geheilt L
Zu V..Is 1 | ohne Beruf Angsthysterie R28 abgebrochen ee
21 | E. Z. 1| ohne Beruf | 35 | Hysterie 52%, wenig verändert .
21 | H. W. 1| ohne Beruf 25 | Hysterie A günstig beeinflußt I
21 | W.R.|1i Student Psychische Impotenz 1 r abgebrochen [
ZI I au DB. | 1 Beamter 30 | Psychog. Schwindelanfälle 2 ,„ günstig beeinflußt
I
18 Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik
\
Behandlungsliste II.
& R-) }
5 z 5 U }.Behand-
Pi EIRE Beruf u Diagnose lungs- a Ye
c =|> = dauer
— =|i2 -
211 H.8 |1 Kaufmann 24 | Zwangsneurose, Hs. 20 Monate| wesentlich gebessert
DREIER. RK, 13 Student 21 | Sadomasochismus 20 Rn günstig beeinflußt
DIBER, 1 Student 21 | Zwangsneur. Impotenz u gebessert, nicht abg.
21 u: U 1| Kontoristin 26 | Hyst. Infantilismus 11 = wesentlich gebessert
ZumwBSH: 13 Mechaniker 21 | Paranoide Melancholie Ei gebessert, Rückfall
21 | F.H. 1| Angestellte 35 | Hyst. Infantilismus 7 5 abgebrochen
21; W.M.|1i Kellner 26 | Angsthysterie 6 re geheilt
20 | B.H. |1 Referendar 30 | Satyriasis 5 z unverändert
N | Musiker 41 | Angsthysterie 1 abgebrochen
I A.S |1 Hauptmann 40 | Paranoid Dr An abgebrochen
216 |1 Architekt 32 | Psychische Impotenz 095 gebessert,abgebrochen
20 | E. G. 1| ohne Beru 30 | Hysterie 20 = gebessert
IWW: I 3 eand. med, 21 | Stottern, Hysterie 20 IR unverändert
10.11 Angestellter 35 | Psychische Impotenz 10 Re unverändert
21IK.B. |1 Beamter 52 | Ejacul. praecox 4 Mr wesentlich gebessert
ne Beamter 45 | Depressionszustände Fr geheilt
2IiES. |1 Student 23 | Paranoid Bl abgebrochen
Behandlungsliste IV.
Diagnose Ergebnis
Jahrgang
Männlich
Weiblich
H.R, 1| Kontoristin 22 | Konversionshysterie 9 Monate| gebessert
2 Se Bei Maler Zwangsonanie, Hemmg, 0.05 wesentlich gebessert
W.R. 1| ohne Beruf 24 | Zwangsneurose 1 $5 abgebrochen
H. W.|1 Schüler 15 | Neurot. Zwangshandeln 67265 wenig gebessert
E.R. 1| ohne Beruf 20 | Absencen 2 » gebessert, geheilt
E. K. 1| ohne Beruf 24 | Dementia praecox 3 = unverändert
L. L. 1 Maler 29 | Erregungszustände 5 r geheilt
1 Er Re 31 | Neurose 4 „ gebessert
re : A ee! Kaufmann 31 | Kriegsneurose 3 - unverändert
F.G. |1 Verkäufer 23 | Neurotischer Charakter 2 . abgebrochen
1 A! Kriegshysterie 3 = gebessert
Ss. W. |i cand. med. 25 | Neurot. Examensangst 5 R günstig beeinflußt
N.B: 1| ohne Beruf Zwangscharakter, Hyst. Gr wesentlich gebessert
1: u | Angestellter 7 | Angst u. Erregungszust, 7 a wesentlich gebessert
u Monteur Kleptomanie 2 4 abgebrochen
{
Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik 19
Behandlungsliste V.
Behand-
lungs-
dauer
Diagnose Ergebnis
21 |L.B. 1| Schülerin 13 | Angstneurose 12 Monate| gebessert 1 u
21|H.B. 1) cand. med. 21 | Neurotische Hemmungen | 9 „ gebessert 7
231|H.F. 1| Lehrerin 40 | Angstneur. Hemmungen | 18 „ gebessert "3
20 | F.G. 1| Angestellte 22 | Angsthyst. Depression B-.4 geheilt Kl.
21 DT. H. 1| Praktikantin | 41 | Neurotische Depression 6 Monate| unverändert e
2013 H, 1| Stenotypistin | 20 | Neurotische Hemmungen | 12 = geheilt MR
20|R.H. 1| Stenotypistin | 26 | Hysterie 10 Br geheilt 2
20 | H.L. 1| Hebamme 12 Zwangsneurose 2.2 geheilt u
22| LL. 3 Schriftstellerin! 31 Angsthysterie 2 8 geheilt e:
21 IN: L 1| Schneiderin 32 | Zwangsneurose a unverändert #
2816: P: 1 | Angestellte 37 | Paranoide Schizophrenie | 8 ,„ gebessert, Rückfall ee
20|M.S. 1| Kontoristin 32 | Neurotische Hemmungen | 18 " geheilt > F
| ES. 1| Beamtin 24 | Angsthysterie MM ne geheilt “
21|IıES. 1| ohne Beruf Hysterie Sr 8 unverändert
21|G.T. 1| Lehrerin 30 | Zwangsneurose 8. wesentlich gebessert
ZINN: V. 1| ohne Beruf 26 | Hysterie 2.5 wesentlich gebessert
21 2.B. 1 | Angestellte 23 | Psychop. Zwangsgrüb. Bu teilw. geb., n. abg.
20 | M.B. 1| Beamtin 39 | Angsthysterie 2.3 unverändert
20 |H.B. 1 | Näherin 33 | Hysterie a unverändert
| EC. 1 | Kontoristin 25 | Hysterie 8,74 gebessert, Rückfall
DIN F, 1| Angestellte 45 | Hysterie Ba unverändert, n. abg.
2ı1| H.F. i1| Kindergärtn. | 21 | Zwangsneurose er wesentlich gebessert
% | N. G. i1| ohne Beruf 30 | Herzneurose, Hysterie 2 r günstig beeinflußt
21 |E.G. 1| Gymnasiastin | 15 | Angsthysterie I. or abgebrochen
20|D.K, 1| ohne Beruf 31 | Hysterie Br wesentlich gebessert
20|E.K. 1 | Gärtnerin 32 | Schizophrenie AR unverändert
2|H.M. 1 |Schauspielerin| 35 | Hysterie 2 ” unverändert 4
20 | F.R. 1| Angestellte 23 | Neurotische Depression 2 09 unverändert E
2|H.S. 1| Beamtin 27 | Neurotische Hemmungen | 2 „ gebessert, nicht abg. rj
23-07, 1| ohne Beruf 45 | Neurose, Paranoid 3.770 günstig beeinflußt y
”| E.V. 1| Stenotypistin | 29 | Neurotische Hemmungen | 6 „, günstig beeinflußt >
21 | F. 2. 1| Lehrerin 44 | Psychopathie, Paranoid B... unverändert |
211|1H.0. |i Gymnasiast | 15 | Angsthysterie Mo gebessert, geheilt
20 1K%.P. 1| Angestellte 42 | Depression, Perversität 6:5 geheilt
2|ıES. 1| Angestellte | 24 | Hysterische Hypochondrie| 3 , geheilt
441H.H. 1| ohne Beruf 50 | Hysterie, Klimakt. 4 „ gebessert
>20 |M.B. 1 Schriftstellerin) 37 | Neurotische Depression B- nn unverändert
21 A.G. 1| ohne Beruf 41 | Hysterie 4 a. gebessert
20|L.D. 1| Angestellte 17 | Neurose, Hyperthyr. Para ausgeblieben
2119 L 1| Kindergärtn. | 28 | Zwangsneurose 2-9 wesentlich gebessert
21 | H.F. 1| ohne Beruf 55 | Hysterie 2 wesentlich gebessert
315 W. 1| ohne Beruf 48 | Hysterie 11 „ ausgeblieben
Jahrgang
Männlich
Weiblich
Name
m» ı1 Schüler 13 | Neurotischer Charakter
W.G.|1 Schüler 12 | Kleptomanie
K.G. 1| Schülerin 9 | Stottern
E. L. 1| Kontoristin 24 | Depressionszustände
M.B. |1 Schüler 10 | Angsthysterie
HE, ı1 Angestellter | 21 | Epilepsie
M2B.|1 Pfarrer 48 | Zwangsneurose
E.M. 1| Beamtin 24 | Hysterie
EA | Kaufmann Latente Homosexualität
L. B. 1 | ohne Beruf Hysterische Weinanfälle
Es 1 Ing. asp. 20 | Hyst. Zwangsneurose
a Se cand. med. 22 | Neurotische Hemmungen
F. B. 1| Studentin 23 | Neur. Hemmungszustände
ae! Maler 33 | Neurotische Hemmungen
P. J. 1: Kriegsneurose, epilept.
211 K.K, 1| Stütze . 22 | Hysterie
21|E.K. 1 | Stütze 26 | Infantile Depressionen
2jA.S |1 Architekt 21 | Potenzstörungen
22 | E.K. 1| ohne Berut 24 | Zwangsneurose
22 RD |1 Schmied 25 | Hemmungen
2| ES. 1 | Lehrerin 33 | Angsthysterie
22| B.M. 1| Kunstgewerbe! 35 | Zwangsneurose
20 |R.G. 1 | ohne Beruf 30 | tie, Erregungszustände
20/E.S. |1 cand. med, 23 | tic nerveux
20| H.N. 1 | ohne Beruf 48 | Angsthysterie
2.) KK; 1| Lehrerin 24 | Hysterie
20| EL. |1 Arbeiter 32 | Verminderte Potenz
Bericht über die Berliner Psychoanalytische Poliklinik
Ergebnis
en en
9!/, Monate| wesentlich gebessert
1
5l/a
ı1D oo a
DO POUOUDONDPBRBOD OB @
geheilt
wesentlich gebessert
leicht gebessert
ausgeblieben
unverändert
wesentlich gebessert
gebessert
abgebrochen
gebessert
gebessert
nicht abgeschlossen
sehr gebessert
abgebrochen
unverändert
gebessert
gebessert
unverändert, n. abg.
gebessert
abgebrochen
wesentlich gebessert
unverändert
gebessert
gebessert
gebessert
gebessert
abgebrochen
Statistik der Behandlungsdauer.
mm m ll nn
Beit | Zahl |
Unter 3 Monaten 35
3—6 Monate ; 49
6—9 Monate | 30
9—12 Monate z 13
12—18 Monate 6
Über 18 Monate | 8
N
R rt Ri Kr,
ar
En IF
UPS en, (Diskussion, gehalten auf _de
© VInternationalen Psychoanalytischen K.ongreß
2 inBudapest, 28.und 29. September 191/8).1919.
Ne — Inhalt: I. Einleitung, von Prof. Dr. :SIGM. FIREUD. —
Il. Diskussionsbeiträge von Dr. S. FERENCZI (l3udapest),
Dr.KARL ABRAHAM (Berlin) und Dr. E RNSPT SIMMEL
(Berlin). — II. Dr. ERNEST JONES (] ndon): Die
ERTER und die Freudsche vn pie
Ar Z ysterie und Patho-
wguyfrosen. 1919.
Inhalt: I. Über Pathoneurosen. — II. Hysterische Ma-
terialisationsphänomene. — Ill. Erklärungsversuch einiger
hysterischer Stiemata. — IV. Technische Schwierigkeiten
einer Hysterieanalyse. — V. Die Psychoanalyse eines
Falles von hysterischer Hypochondrie. — VI. Über zwei
Typen der Kriegshysterie.
IV. Dr. OTTO RANK: Psychoanalytische
Beiträge zur Mythenforschung. (Aus
den Jahren 1912 bis 1914). 2., veränderte
Auflage. 1922.
Inhalt: Vorwort. — Mythologie und Psychoanalyse. —
Die Symbolik. — Völkerpsychologische Parallelen zu den
infantilen Sexualtheorien. — Zur Deutung der Sintflut-
x sage, — Männeken-Piß und Dukaten-Scheißer. — Das
a Brüdermärchen. — Mythus und Märchen.
V. Dr. THEODOR REIK: Probleme der
= Religionspsychologie. I. Teil: Das Ri-
- 7, tual. Mit einer Vorrede von Prof. Dr. SIGM.
Ya FREUD. 1919.
Inhalt: I. Einleitung. — II. Die Couvade und Ai Psycho-
7 genese der Vergeltungsfurcht. — III. Die Pubertätsriten
"77 der Wilden. — IV. Kolnidre (Stimme des Gelübdes). —
EL ins "V. Das Schofar (Das Widderhorn).
"VI. Dr. GEZA RÖHEIM: Spiegelzauber.
. 1919.
VI. Dr. EDUARD HITSCHMANN: Gott-
an Keller. Psychoanalyse des Diphters,
seiner Gestalten und Motive. 1919.
| vn. Dr. OSKAR PFISTER: Zum Kampf
ER, "um die Psychoanalyse. (Mit einer Kunst-
2ER beilage und 15 Textabbildungen.) 1920.
a aan. I. Die Psychoanalyse als psychologische Me-
5 3 3 _ thode.. Apologetisches. Der erfahrungswissenschaftliche
Er | "Charakter der Psychoanalyse. Proben psychoanalytischer
er . # Arbeit: (Nachtwandeln, Unbezwingliche Abneigung gegen
E Dh “eine Speise. Hypnopompischer Einfall. Ein Fall von
Ir E Hy "kommunisierender religiöser und irdischer Liebe usw.)
Ba; - Einige Ergebnisse und Ausblicke. — Il. Die Entstehung
77 der künstlerischen Inspiration. — Ill. Zur Psychologie
N . des Krieges und des Friedens. Die Tiefenmächte des
5 & der Krieges. Die psychologischen Voraussetzungen des Völker-
Es a friedens. — IV. Zur Psychologie des hysterischen Ma-
FR
e - donnenkultus. — V. Hysterie und Lebensgang bei Mar-
7 . ‚gareta Ebner. — VI. Psychoanalyse und Weltanschauung,
Wi (Positivmus, Metaphysik, Ethik.) — VII. Gefährdete
AL ee Zu beziehen durch den
PSYCHOANALYTISCHEN a
INTE RNATIONALEN
LEIPZIG, HOSPITALSTRASSE 10
INTER Narı ONALE PSYCH Ö ANALYT ISCHE BIBL
cheanal se der Kriegs-! | |
I y ER we |» Wahnvorstellung und 'Schülerselbstmord. — IX. Das
# finder und ihre. Deychoas ly
- Kinderspiel als Frihsymptom krankhafter be |
zugleich ein Beitrag zur Wissenschaftspsychologie.
IX. AURELKOLNAI: Psychoanalyse und
Soziologie. Zur Psychologie von Masse
und Gesellschaft. 1920.
X. Dr. KARL ABRAHAM: Klinische Bei-
träge zur Psychoanalyse aus den
Jahren 1907—1920. 1921.
Inhalt: Über die Bedeutung sexueller Ingenieure
für die Symptomatologie- der Dementia praecox. — Die
psychosexuellen . Differenzen der Hysterie und der De-
mentia praecox. — Die psychologischen Beziehungen
zwischen Sexualität und Alkoholismus. — Die Stellung
der Verwandtenehe in der Psychologie der Neurosen. —
Über hysterische Traumzustände. — Bemerkungen zur
Psychoanalyse eines Falles von Fuß- und Korsettfetisch-
mus. — Ansätze zur psychoanalytischen Erforschung und
Behandlung des manisch-depressiven Irreseins und ver-
wandter Zustände. — Über die determinierende Kraft
des Namens, — Über ein kompliziertes Zeremoniell neu-
rotischer Frauen. — Öhrmuschel und Gehörgang als
erogene Zone. - Zur Psychogenese der Straßenangst im
Kindesalter. — Sollen wir die Patienten ihre Träume
aufschreiben lassen? — Einige Bemerkungen über, die
Rolle der Großeltern in der Psychologie der Neurosen.
— Eine Deckerinnerung, betreffend ein Kindheitserlebnis
von scheinbar ätiologischer Bedeutung. — Psychische
Nachwirkungen der Beobachtung des elterlichen Ge-
schlechtsverkehrs bei einem neunjährigen Kinde. — Kritik
zu C. G. Jung: Versuch einer Darstellung der psycho-
analytischen Theorie. — Über eine konstitutionelle Grund- _ ARTE
lage der lokomotorischen Angst. — Über Einschränkungen Ne
und Umwandlungen der Schaulust bei den Psychoneu-
rotikern. — Über neurotische Exogamie —Untersuchungen
über die früheste prägenitale Entwicklungsstufe derLibide.-
— Über ejaculatio praecox. — Einige Belege zur ER Pr yık
stellung weiblicher Kinder gegenüber den Eltern. = Dass AR Ber
Geldausgeben im Angstzustand. — Über eine besondere
Form des neurotischen Widerstandes gegen die ‚psycho- EN
analytische Methodik. — Bemerkungen zu Ferenezis
Mitteilungen über Sonntagsneurosen, — "Zur Eee,
psychoanalytischer Behandlungen im. vörgeichiikdenen
Lebensalter.
XI. Dr. ERNEST JONES: Therapie nt
Neurosen. 1921. e |
XII. J. VARENDONCK: Über IR 3
bewußte phantasierende Denken. y
Geleitwort von Prof. Dr. Sigm. |
träge aber Peychounaly SS 2
Inhalt: Zur analytischen Auffassung der ee
— Träume der Ahnungslosen, — Suggestion un
anälyse. — Die Psychoanalyse des Witzes ind r
mischen. — Ein Vortrag für Richter und Staatsanwi
— Psychoanalyse und Kriminologie, — Philosophie
Psychoanalyse. — Zur Psychogenese der Mechanik ke
Cornelia, die Mutter der Graechen. — Anatol France
als Analytiker. — Glaube, Unglaube, Überze Hoss
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Über die Ergebnisse der psychoanalytischen Forst
informieren fortlaufend unsere-w’iden Zeitschriften:
IMAGO
Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf'\lie Geisteswissenschaften
Herausgegeben von Prof. Dr. Sigh. Freud
4 Hefte jährlich im Gesamtumfang von mindestens 32 Bogen _
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INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT
FÜR PSYCHOANALYSE
Offizielles Organ der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung
Herausgegeben von Prof. Dr. Sigm. Freud
4 Hefte jährlich im Gesamtumfang von mindestens 32 Bogen
Im Jahre 1923 erscheinen in den beiden Zeitschriften u. a. folgende Beiträge:
Prof. Freud: Bemerkungen zur Theorie und
Praxis der Traumdeutung.
— Eine Teufelsneurose im 17. Jahrhundert.
Dr. Karl Abraham (Berlin): Ergänzungen zur
Lehre vom Änalcharakter,
— Neue Untersuchungen zur Psychologie der
manisch-depressiven Zustände.
August Aichhöorn (Wien): Über die Erziehung
in Besserungsanstalten.
Dr. F, Alexander (Berlin): Über den biolo-
gischen Sinn psychologischer Vorgänge (Über
Buddhas Versenkungslehre).
Dr. Siegfried Bernfeld (Wien): Über eine
typische Form männlicher Pubertät.
Dr. Felix Boehm (Berlin): Bemerkungen über
Transvestitismus.
Dr. A. van der Chijs (Amsterdam): Versuch
zur Anwendung der objektiven Psychoanalyse
auf die musikalische Komposition.
Doz. Dr. Felix Deutsch (Wien): Über die
Bildung des Konversionssymptoms.
Dr.M. ]. Eisler (Budapest): Hysterische Er-
scheinungen am Uterus.
Dr. S.Feldmann (Budapest) Die Graviditäts-
neurosen.
Dr. IL. Hermann (Budapest): Zur Psychologfe
der Schimpansen. .
— Über das psychologische Gesetz der Rand-
bevorzugung.
Dr. Eduard Hitschmann (Wien): Telepathie
und Psychoanalyse.
Dr. St. Hollös (Budapest): Psychoanalytische
Spuren in der vorfreudschen Psychiatrie.
Dr. Karen Horney (Berlin): Zur Genese des
des weiblichen Kastrationskomplexes.
Dr. Ernest Jones (London): Einige Probleme
des jugendlichen Alters,
— Angstaffekt und Geburtsakt.
— Psychoanalyt.Studien über den Heiligen Geist.
Dr. Katherine Jones (London): Zur Symbolik
der Bäume.
Dr. A. Kielholz (Königsfelden): Zur Genese
und Dynamik des Erfinderwahnes.
Melanie Klein (Berlin): Zur Frühanalyse (Über
Entwicklung und Hemmung von Begabungen).
— Die infantile Angst und ihre Bedeutung für
die Entwicklung der Persönlichkeit.
Rudolf Löwenstein: Zur Psychoanalyse der
schwarzen ‚Messen.
Dr. F. Lowtzky (Berlin): Eine okkultistische
Bestätigung der Psychoanalyse,
Dr. Otto Rank (Wien): Zum Verständnis der
Libidoentwicklung im Heilungsvorgang.
Dr. Geza Röheim (Budapest): Nach dem Tode
des Urvaters.
Dr. Emil Simonson (Berlin): Schleichs Psycho-
physik und Freuds Metapsychologie.
Für Studierende und Lehrer aller Grade ermäßigtes Abonnement
beim direkten Bezug vom Internationalen Psychoanalytischen Verlag,
Leipzig, Hospitalstraße 10 oder Wien, VII. Andreasgasse 3