Geleitwort
„Deutschland im Kampf" ist der Titel dieser Sonderausgabe des Archiv.
„Befindet sich das Reich nicht seit 1914 ununterbrochen im Kampf, im Kampf um seine innere und im
Kampf um seine auBere Freiheit?" GewiB — aber nun hat dieser Kampf seine hochste Steigerung
gefunden. Nun heiBt es fur das deutsche Volk, sich zu bewahren und, um mit einem Wort von Goethe
zu sprechen: alien Gewalten zum Trutz sich zu erhalten; gilt es, den Ring zu sprengen, den
Deutschlands Gegner um seine Grenzen zu legen sich miihten, das Wurgeband zu zerreiBen, das
Deutschland erdrosseln soil. Das deutsche Volk ist in diesen Kampf mit einer Geschlossenheit und
Entschlossenheit hineingegangen wie nie zuvor in der Geschichte. Es ist in diesen Kampf gegangen
mit der festen GewiBheit, daraus als Sieger hervorzugeben und fur diesen Sieg ohne Rucksicht und
ohne Zogern Alles einzusetzen.
So tragt der Kampf, der Deutschland jetzt aufgezwungen wurde, einen ganz anderen Charakter als
fruhere Kriege. Es fehlten die sturmischen Begeisterungskundgebungen beim Auszug der Truppen, es
fehlten aber auch die groBen Siegesfeiern und die starken Worte. Es fehlt die Biertischpolitik und das
Parlamentsgeschwatz, es fehlen die "Vereinsreden von der stolzen GroBe unserer Zeit". Um so mehr
empfindet jeder Deutsche bis in die letzte Htitte hinein diese GroBe. Es ftihlt jeder, daB der
geschichtliche Entscheidungskampf entbrannt ist, von dem Sein oder Nichtsein Deutschlands und des
deutschen Volkes abhangen wird. Wir wissen, daB wir siegen werden, wenn wir niemals die Lehren
der Geschichte und die Lehren der letzten 25 Jahre vergessen.
Um das Geschehen dieser Tage, das fur jeden Deutschen zur stolzesten Erinnerung seines Lebens
gehoren wird, fur alle Zeiten festzuhalten und jedem Deutschen die Moglichkeit zu geben, sich,
riickschauend die Vorgange seit den letzten Augusttagen unseres Jahres 1939 wieder gegenwartig zu
machen, ist dieses Werk ins Leben gerufen worden: „Deutschland im Kampf.
Wer als Kind den Weltkrieg erlebte, der wird sich erinnern, wie damals die Schuler die wochentlich
erscheinende Ausgabe des Gesamtwerkes erstanden, das den Titel trug „Der Weltkrieg". GewiB, sie
verstanden oft noch gar nicht, welches Geschehen hinter diesen Schlachtberichten stand, die
gezeichnet waren: Der Generalquartiermeister gez. von Stein. Trotzdem haben sie mit heiBem Herzen
iiber den Heften gesessen und ein Bild daraus gewonnen, wie die Vater und Briider drauBen an den
Fronten kampf ten.
So soil diese Folge „Deutschland im Kampf nicht nur dem Erwachsenen in der Heintatfront, nicht nur
unseren Soldaten und unserer kampfenden Wehrmacht das eigene Erlebnis festhalten, sondern auch
der Jugend die Moglichkeit geben, die Geschichte unserer Zeit im Werden zu verfolgen und verstehen
zu lernen, damit sie alle die groBe Verpflichtung sptiren, die der deutschen Nation vom Jungling bis
zum Greis in diesem groBen Kampf am deutschen Schicksal erwachst. Im gesamten deutschen Volk
aber soil sie das Gedachtnis an den Freiheitskampf Deutschlands verankern.
Berlin, im September 1939.
Die Herausgeber
Ministerialdirigent im Reichspropagandaministerium Oberstleutnant des Generalstabes im Oberkommando der Wehrmacht
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
Mai-Lieferung
(Nr. 41/42 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fiihrers im Reichstag
Der Ftihrer gab in der Reichstagssitzung am 4. Mai folgende Erklarung der Reichsregierung ab:
Abgeordnete! Manner des Deutschen Reichstags!
73 In einer Zeit, da Taten alles und Worte wenig sind, ist es nicht meine Absicht, vor Sie als die erwahlten
Vertreter des deutschen Volkes ofter- als unbedingt notwendig hinzutreten.
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Zum erstenmal habe ich mich bei Kriegsausbruch an Sie gewendet in dem Augenblick, da dank der
englisch-franzosischen Verschworung gegen den Frieden jeder Versuch eines sonst sicher moglichen
Ausgleichs mit Polen gescheitert war. Die gewissenlosesten Manner der Gegenwart, die — wie sie es
heute zugeben — schon seit dem Jahre 1936 den EntschluB gefaBt hatten, das ihnen in seiner friedli-
chen Aufbauarbeit zu machtvoll werdende Reich in einem neuen blutigen Krieg zu verwusten und,
wenn moglich, zu vernichten, hatten es glucklich fertiggebracht, in Polen endlich den Staat zu finden,
der als erster bereit war, fur ihre Interessen und Ziele das Schwert zu ziehen. Alle meine Versuche,
gerade mit England zu einer Verstandigung, ja zu einer dauernden und freundschaftlichen Zusammen-
arbeit zu kommen, scheiterten damit an dem Wunsch und Willen einer kleinen Clique, die — sei es
aus HaB oder aus materiellen Gesichtspunkten — jeden deutschen Vorschlag einer Verstandigung mit
dem nicht verhehlten EntschluB abtaten, den Krieg unter alien Umstanden zu wollen.
Der treibende Mann dieses ebenso fanatischen wie teuflischen Planes — koste es, was es wolle, ei-
nen Krieg zu bekommen — war schon damals Mister Churchill; seine Gehilfen die Manner, die zur
Zeit die britische Regierung bilden. Die starkste offene und versteckte Forderung wurden diesen Be-
strebungen zuteil aus den sogenannten „groBen Demokratien" diesseits und jenseits des Ozeans. In
einer Zeit steigender Unzufriedenheit der Volker mit ihren versagenden Regierungskunsten glaubten
dort die verantwortlichen Manner am ehesten durch einen erfolgreichen Krieg der sonst doch nicht
mehr losbaren Probleme Herr werden zu konnen. Hinter ihnen stand das groBe internationale judische
Bank-, Borsen- und Rustungskapital, das wieder, wie schon einst, die Moglichkeit eines, wenn auch
schmutzigen, so doch groBen Geschaftes witterte. Und so wie fruher war man ohne Skrupel bereit,
zugunsten ihres Goldes das Blut der Volker zu vergieBen. So nahm dieser Krieg seinen Anfang! We-
nige Wochen spater war der Staat, der sich als erster leichtfertig genug fur die Finanz- und Kapitalsin-
teressen dieser Kriegshetzer einspannen lieB,
74 geschlagen und vernichtet. Ich glaubte, es unter diesen Umstanden unserem eigenen deutschen Volk
und zahllosen an sich ebenso anstandigen wie unschuldigen Menschen einer anderen Welt schuldig zu
sein, erneut einen Appell an die Einsicht und das Gewissen der anderen Staatsmanner zu richten. Am
6. Oktober 1939 stellte ich daher abermals fest, daB Deutschland weder von England noch von Frank-
reich etwas verlangt habe, noch verlangen wolle, daB die Fortsetzung des Krieges Wahnsinn sei, daB
vor allem der Schrecken der modernen Kriegswaffen, so wie diese erst einmal in Tatigkeit treten wur-
den, groBe Gebiete vernichten muBten. Ich warnte vor dem Kampf der schweren und weittragenden
Artillerie gegen zivile Orte in der Erkenntnis, daB daraus nur eine beiderseitige Zerstorung defer
Landstriche kommen konnte. Ich wies vor allem darauf hin, daB der Einsatz der Luftwaffe mit ihrer
Fernwirkung zur Vernichtung alles dessen ftihren muBte, was jahrhundertelange Arbeit muhselig auf-
gebaut und in Europa als Kulturwerte geschaffen haben.
So wie aber schon mein Appell am 1. September 1939 vergeblich blieb, so verfiel auch der neue ei-
ner geradezu entrusteten Ablehnung. Die britischen Kriegshetzer und ihre jtidisch-kapitalistischen
Hintermanner hatten fur meinen Appell der Menschlichkeit keine andere Erklarung als die Annahme
des Vorhandenseins einer deutschen Schwache. Man versicherte den Volkern in England und in
Frankreich, daB Deutschland vor der Auseinandersetzung im Fruhjahr 1940 zittere und aus Angst vor
der ihm dabei bevorstehenden Vernichtung gerne Frieden schlieBen mochte. Man erklarte aber, daB so
ein Friede unter keinen Umstanden kommen diirfte, bevor nicht das Deutsche Reich zertrummert und
die deutschen Menschen so weit geschlagen und verelendet waren, bis sie endlich an den Feldkuchen
ihrer Gegner anstehen wurden, um sich dort etwas Essen zu erbetteln.
Schon damals begann, geblendet von den mit eiserner Stirn vorgetragenen Prophezeiungen Mister
Churchills, die norwegische Regierung mit dem Gedanken einer britischen Invasion zu spielen, um
iiber den Weg der Duldung einer Besetzung norwegischer Hafen und des schwedischen Erzgebietes
zur Vernichtung Deutschlands beizutragen. So sicher wurden endlich die Herren Churchill und Paul
Reynaud des Erfolgs ihres neuen Anschlags, daB sie — sei es aus Leichtsinn oder unter alkoholischem
EinfluB — ihre Absichten glaubten, nicht mehr verheimlichen zu mtissen. Dieser Schwatzhaftigkeit
der beiden Herren verdankte damals die deutsche Regierung die Kenntnis der gegen das Reich ge-
schmiedeten Plane, das deutsche Volk damit vielleicht aber seinen entscheidendsten Gegenhieb in
diesem Kriege. Denn der britische Anschlag gegen Norwegen war ohne Zweifel die fur das Reich
bedrohlichste Aktion.
75 Wenige Wochen darauf war diese Gefahr gebannt. Eine der kuhnsten Waffentaten der Kriegsge-
schichte aller Zeiten vereitelte den Angriff der englischen und franzosischen Armeen gegen die rechte
Flanke unserer Verteidigungsfront. Diese so uberaus erfolgreiche deutsche Abwehr ftihrte zu einer
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solchen Starkung unserer europaischen Stellung, daB sie strategisch liberhaupt nicht hoch genug be-
wertet werden kann.
Sofort nach dem Versagen dieser Plane setzte ein erhohter Druck der englischen Kriegshetzer auf
Belgien und Holland ein. Das Ziel war nunmehr — nachdem der Anschlag gegen die Erzzufuhr miB-
lungen war — , durch das MitreiBen der belgisch-hollandischen Staaten die Front an den Rhein vorzu-
tragen und damit die das Erz verarbeitenden Statten zu bedrohen und auszuschalten.
Am 10. Mai des vergangenen Jahres begann der denkwurdigste Kampf vielleicht in unserer deut-
schen Geschichte liberhaupt. In wenigen Tagen wurden die feindlichen Fronten aufgebrochen und die
Voraussetzung zu jener Operation geschaffen, die zu den groBten Vernichtungsschlachten der Weltge-
schichte flihrte. So brach Frankreich nieder. Belgien und Holland waren besetzt, die britischen Ver-
bande verlieBen, zusammengeschlagen und waffenlos, in Trummern den europaischen Kontinent.
Am 19. Juli 1940 rief ich daraufhin zum dritten Male den Deutschen Reichstag zusammen zu jenem
groBen Rechenschafts- bericht, dessen Sie sich alle noch erinnern. Die Sitzung verschaffte mir die
Moglichkeit, dem Dank der Nation an ihre Soldaten jenen Ausdruck zu verleihen, der der einmaligen
GroBe der Ereignisse entsprach. Ich habe aber auch diese Zusammenkunft wahrgenommen, um noch
einmal die Welt zum Frieden zu mahnen. Ich lieB keinen Zweifel dariiber aufkommen, daB meine
Hoffnungen in dieser Richtung auf Grund der Erfahrungen nur geringe sein konnten. Denn die Man-
ner, die den Krieg gewollt hatten, handelten ja nicht aus irgendeiner idealen Uberzeugung. Hinter ih-
nen stand als treibende Kraft der judisch-demokratische Kapitalismus, dem sie verpflichtet und damit
verfallen waren. Die von diesen Kriegsinteressenten aber schon festgelegten, weil investierten Milliar-
denkapitalien schrieen nach Verzinsung und Amortisation. Daher erschreckte sie auch die lange Dauer
des Krieges nicht nur nicht, sondern, im Gegenteil, sie ist ihnen erwlinscht. Denn dieses Kapital
braucht in der Gestalt seiner Anlage in Fabriken und Maschinen Zeit zum Anlaufen und erst recht Zeit
zur Ausschuttung der erwarteten Gewinne.
76 Diesen judisch-demokratischen Kriegsinteressenten ist daher von vornherein nichts verhaBter als der
Gedanke, es konnte einem Appell an die Vernunft der Volker vielleicht noch in letzter Minute gelin-
gen, den Krieg ohne weiteres BlutvergieBen zu beenden, und damit die Gewinne ihrer angelegten Mil-
Harden zu beschranken.
So wie ich es damals vorausahnte und vorhersagte, kam es. Mein Friedensangebot wurde als das
Zeichen der Angst und Feigheit hingestellt. Es gelang den europaischen und amerikanischen Kriegs-
hetzern, die gesamte Vernunft der breiten Massen, die keinen Gewinn von diesem Kriege haben kon-
nen, abermals zu benebeln, durch lligenhafte Darstellung neue Hoffnungen zu erwecken und damit
endlich mittels der von ihrer Presse dirigierten offentlichen Meinung die Volker aufs neue fur eine
Fortsetzung des Kampfes zu verpflichten.
Auch meine Warnungen gegen die Anwendung des von Herrn Churchill propagierten Nachtbom-
benkrieges gegen die Zivilbevolkerung wurde nur als Zeichen der deutschen Ohnmacht ausgelegt.
Dieser blutigste Dilettant der Geschichte aller Zeiten glaubte im Ernst, die monatelange Zuriickhaltung
der deutschen Luftwaffe nur als einen Beweis fur ihre Unfahigkeit, in der Nacht fliegen zu konnen,
ansehen zu dlirfen. So lieB der Mann durch seine bezahlten Schreiber monatelang dem englischen
Volk vorlligen, daB die britische Luftwaffe allein und als einzige in der Lage sei, auf solche Weise
Krieg zu flihren, und daB man damit das Mittel gefunden hatte, um durch den rticksichtslosen Kampf
der englischen Luftwaffe gegen die deutsche Zivilbevolkerung in Verbindung mit der Hungerblockade
das Reich niederzuzwingen. Ich habe gerade davor immer wieder gewarnt, und zwar iiber dreieinhalb
Monate lang. DaB diese Warnungen auf Herrn Churchill ohne Eindruck blieben, wundert mich nicht.
Was gilt diesem Mann das Leben anderer? Was gilt ihm die Kultur, was gelten ihm Bauwerke? Er hat
es ja bei Beginn des Krieges bereits ausgesprochen, daB er seinen Krieg haben will, auch wenn selbst
die Stadte Englands dabei in Schutt und Trummer sinken sollten.
Er hat nun diesen Krieg bekommen. Meine Versicherung, daB wir von einem gewissen Augenblick
an jede Bombe — wenn no tig — hundertfach vergelten wurden, hat diesen Mann nicht bewegen kon-
nen, auch nur einmal iiber das Verbrecherische seines Handelns nachzudenken. Er erklart, daB ihn dies
nicht bedriicke, ja, er versichert uns sogar, daB auch das britische Volk ihn nach solchen Bombenan-
griffen erst recht nur mit strahlender Heiterkeit angesehen hatte, so daB er immer wieder neu gestarkt
nach London zuriickgekehrt sei. Es mag sein, daB also Herr Churchill in seinem an sich festliegenden
EntschluB, den Krieg auch auf diesem Wege weiterzufuhren, neu gestarkt wurde. Wir sind aber nicht
minder ent-
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77 schlossen, flir jede Bombe auch in der Zukunft, wenn notwendig, hundert zuriickzuschlagen, und
zwar so lange, bis das britische Volk sich dieses Verbrechers und seiner Methoden entledigt. Und
wenn Herr Churchill von Zeit zu Zeit glaubt, die Kraft und Eindringlichkeit seines Krieges durch Pro-
paganda verstarken zu mlissen, dann sind wir bereit, endlich auch auf diesem Wege den Krieg zu be-
ginnen. Der Appell dieses Narren und seiner Trabanten an das deutsche Volk anlaBlich gerade des 1.
Mai, mich zu verlassen, kann nur erklart werden entweder durch eine paralytische Erkrankung oder
mit dem Wahn eines Saufers.
Aus dieser anormalen geistigen Verfassung heraus stammt auch der EntschluB, den Balkan in einen
Kriegsschauplatz zu verwandeln. Wie ein Wahnsinniger lauft dieser Mann seit bald flinf Jahren durch
Europa und sucht irgend etwas, was brennen konnte. Leider finden sich immer wieder bezahlte Ele-
mente, die diesem internationalen Brandstifter die Tore ihrer Lander offnen. Nachdem er es im Laufe
des Winters fertigbrachte, dem britischen Volke durch eine Wolke von Behauptungen und Schwinde-
leien die Meinung aufzuoktroyieren, als ware das Deutsche Reich, erschopft durch den Feldzug des
vergangenen Jahres, vollkommen am Ende seiner Kraft, sah er sich nun verpflichtet, um dem Erwa-
chen vorzubeugen, wieder einen neuen Brandherd in Europa zu schaffen. Er kehrte dabei zu jenem
Projekt zuriick, das ihm schon im Herbst 1939 und Fruhjahr 1940 vorschwebte. Sie erinnern sich,
meine Abgeordneten, Manner des Reichstages, an die veroffentlichten Dokumente von La Charite, in
denen der Versuch enthiillt wurde, schon im Winter 1939/40 aus dem Balkan einen europaischen
Kriegsschauplatz zu machen. Die hauptsachlichsten Arrangeure dieses Unternehmens waren damals
Herr Churchill, Halifax, Daladier, Paul Reynaud, General Weigand und General Gamelin. Wie aus
diesen Akten hervorgeht, rechnete man mit der Moglichkeit, im Falle des Gelingens dieses Attentats
gegen den Frieden im Sudosten Europas, etwa hundert Divisionen fur die Interessen Englands mobili-
sieren zu konnen. Der jahe Zusammenbruch im Mai und Juni des vergangenen Jahres brachte auch
diese Plane zunachst wieder zum Einschlafen. Allein, schon itn Herbst des vergangenen Jahres begann
Herr Churchill erneut, dieses Problem in den Bereich seiner Erwagungen zu ziehen. Wenn dieser Ver-
such nun schwieriger geworden war, so deshalb, weil unterdes auf dem Balkan selbst insofern eine
Wandlung eintrat, als durch die Veranderung in Rumanien dieser Staat fur England endgultig ausfiel.
Das neue Rumanien unter Ftihrung des Generals Antonescu begann eine ausschlieBlich rumanische
Politik zu treiben, ohne Rucksicht auf die Hoffnungen britischer Kriegsinteressenten. Dazu kam die
Haltung Deutschlands selbst.
78 Wenn ich, meine Abgeordneten, heute tiber diese Frage spreche, dann will ich zuerst eine kurze
Darstellung der Ziele der deutschen Balkanpolitik geben, so wie sie mir vorschwebten und wie wir sie
zu erreichen uns bemuhten.
1. Das Deutsche Reich vertrat auf dem Balkan — wie seit jeher — keine territorialen und auch keine
eigensuchtigen politischen Interessen. Das heiBt, das Deutsche Reich war an den Fragen der territoria-
len Probleme und der inneren Verhaltnisse in diesen Staaten aus irgendwelchen egoistischen Griinden
uberhaupt nicht interessiert.
2. Das Deutsche Reich hat sich aber bemiiht, gerade mit diesen Staaten enge wirtschaftliche
Beziehungen anzukntipfen und diese zu vertiefen. Dies lag aber nicht nur im Interesse des Reiches,
sondern auch im Interesse dieser Lander selbst, denn, wenn sich irgendwo die Nationalwirtschaften
zweier Handelspartner vernunftig erganzen, dann war es zwischen den Balkanstaaten und Deutschland
der Fall. Deutschland ist ein Industriestaat und benotigt Lebensmittel und Rohstoffe. Die
Balkanstaaten sind Landwirtschafts- und Rohstoffgebiete und benotigen Indus trieprodukte. Daraus
ergab sich zwangslaufig die Moglichkeit eines auBerordenflich fruchtbaren Ausbaues der
gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen. Wenn englische oder gar amerikanische Kreise darin ein
unberechtigtes Durchdringen des Balkans durch Deutschland feststellen wollten, dann war dies eine
ebenso dumme wie unverschamte AnmaBung, denn jeder Staat wird sich seine Wirtschaftspolitik nach
seinen volklichen Interessen aufbauen und nicht nach den Interessen fremder, wurzelloser judisch-
demokratischer Kapitalisten. AuBerdem: sowohl England als auch Amerika konnten in diesen
Gebieten hochstens als Verkaufer, aber selbst niemals als Kaufer auftreten. Es gehort aber die ganze
volkswirtschaftliche Beschranktheit kapitalistischer Demokraten dazu, um sich einzubilden, daB auf
die Dauer Staaten existieren konnen, wenn sie wohl verpflichtet sind, bei jemand einzukaufen, der von
ihnen selber aber weder etwas kaufen will noch kaufen kann. Deutschland hat aber nach den
Balkanstaaten nicht nur verkauft, sondern es war dort vor allem auch der groBte Einkaufer, und zwar
ein dauerhafter und solider Einkaufer, der die Produkte des Balkanbauern mit der Arbeit des deutschen
Industriearbeiters bezahlte und nicht mit schwindelhaften Valuten und Devisen, die schon seit Jahren
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nicht mit schwindelhaften Valuten und Devisen, die schon seit Jahren ohnehin an einer chronisch ge-
wordenen Entwertung litten.
3. In Anbetracht dessen hat das Deutsche Reich — wenn man uberhaupt von politischen Interessen
sprechen will — nur ein Interesse gehabt, namlich die Handelspartner innerlich gesund und kraftig zu
sehen. Das Deutsche Reich hat daher alles getan, um durch seinen EinfluB und durch seine Hilfe,
durch
79 Rat und Tat diesen Landern beizustehen und der Festigung ihrer eigenen Existenz, ihrer inneren
Ordnung, ohne Riicksicht auf ihre besonderen Staatsformen. Die Befolgung dieser Gesichtspunkte
ftihrte auch tatsachlich nicht nur zu einer steigenden Prosperitat in diesen Landern, sondern auch zu
einem sich allmahlich anbahnenden gegenseitigen Vertrauen.
Um so groBer war das Bestreben des Weltbrandstifters Churchill, diese friedliche Entwicklung zu
unterbrechen und durch das unverschamte Aufoktroyieren von an sich ganzlich wertlosen britischen
Hilfsversprechen, britischen Garantien und so weiter in dieses befriedete europaische Gebiet die Ele-
mente der Unruhe, der Unsicherheit, des MiBtrauens und endlich des Streites zu tragen. Er fand dabei
eine Unterstiitzung bei all jenen obskuren Erscheinungen, die, sei es wirtschaftlich, sei es ideell, unter
britischem EinfluB stehend, bereit waren, die Interessen ihrer eigenen Volker gegenuber den Wiin-
schen ihrer materiellen und geistigen Auftraggeber zuriickzustellen. Mit diesen „Garantien" wurde
einst erst der rumanische Staat eingefangen und spater dann vor allem der griechische. DaB hinter
diesen Garantien uberhaupt keinerlei Macht stand, wirkliche Hilfe zu geben, sondern, daB es sich nur
darum handelte, Staaten auf die abschussige Bahn der britischen Interessenpolitik zu verlocken, dtirfte
unterdessen wahrscheinlich doch schon geniigend bewiesen sein. Rumanien hat seine Garantie, die es
mit Absicht den Achsenmachten entfremden sollte, bitter bezahlen miissen.
Griechenland, das gerade diese Garantie am allerwenigsten vonnoten hatte, war ebenfalls bereit,
dem englischen Lockruf folgend, sein Schicksal mit dem des Geld- und Auftraggebers seines konigli-
chen Herrn zu verbinden. Denn ich muB auch heute noch — ich glaube, dies der historischen Wahrheit
schuldig zu sein — einen Unterschiedmachen zwischen dem griechischen Volke und jener dtinnen
Schicht einer verderbten Fuhrung, die von einem englandhorigen Konige inspiriert, weniger die wah-
ren Aufgaben der griechischen Staats fuhrung im Auge hatte, als sie sich vielmehr die Ziele der briti-
schen Kriegspolitik zu eigen machte.
Ich habe dies aufrichtig bedauert, es war fur mich als Deutschen, der schon durch die Erziehung in
seiner Jugend und durch seinen spateren Lebenslauf eine tiefste Verehrung fur die Kultur und Kunst
eines Landes besaB, von dem einst das erste Licht menschlicher Schonheit und Wurde ausging, sehr
schwer und bitter, diese Entwicklung zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu konnen. Wir hatten
durch die Akten von La Charite einen Einblick bekommen in das Treiben der Krafte, die friiher oder
spater den griechischen Staat nur in ein maBloses Ungluck ftihren muBten. Im Spatsommer des ver-
gangenen Jahres gelang
80 es Herrn Churchill, die platonischen Garantieversprechen an Griechenland in den Kopfen gewisser
Kreise so zu substantiieren, daB sich daraus eine ganze Reihe fortgesetzter Neutralitatsverletzungen
ableiten lieB. In erster Linie war davon Italien betroffen. Es ftihlte sich deshalb auch veranlaBt, im
Oktober 1940 der griechischen Regierung Vorschlage zu unterbreiten und Garantien zu fordern, die
geeignet erschienen, diesem fur Italien unertraglichen Zustand ein Ende zu bereiten. Unter dem Ein-
fluB der britischen Kriegshetzer stehend, erfuhr dieses Ersuchen eine briiske Ablehnung und damit der
Friede des Balkans sein Ende. Die einbrechende Ungunst des Wetters, Schnee, Sturm und Regen ga-
ben in Verbindung mit einem — ich muB es der geschichtlichen Gerechtigkeit wegen feststellen —
uberaus tapferen Widerstand der griechischen Soldaten der Athener Regierung geniigend Zeit, um sich
die Folgen ihres ungliicklichen Entschlusses zu iiberlegen und sich nach den Moglichkeiten einer ver-
niinftigen Losung der Situation umzusehen.
Deutschland hat in der leisen Hoffnung, vielleicht doch noch irgendwie zu -einer Klarung der Frage
beitragen zu konnen, einerseits die Beziehungen zu Griechenland nicht abgebrochen. Ich muBte aber
auch schon damals pflichtgemaB vor der ganzen Welt darauf hinweisen, daB wir einer Wiederaufnah-
me der alten Saloniki-Idee des Weltkrieges nicht tatenlos zusehen wiirden. Leider wurde meine War-
ming, daB, wenn sich irgendwo in Europa der Englander festsetzen wurde, wir ihn augenblicklich in
das Meer zuriickzutreiben entschlossen seien, nicht ernst genug genommen. So konnten wir denn im
Laufe dieses Winters sehen, wie England in steigendem MaBe begann, sich die Basen fiir die Bildung
einer solchen neuen Saloniki-Armee auszubauen. Man begann mit der Anlegung von Flugplatzen,
schaffte sich erst die notwendigen Bodenorganisationen in der Uberzeugung, daB die Belegung der
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Platze selbst dann sehr schnell stattfinden konnte. Endlich kamen in laufenden Materialtransporten die
Ausriistungen fiir eine Armee, die — nach der Auffassung und Einsicht des Herrn Churchill — dann
im Laufe weniger Wochen nach Griechenland zu bringen waren.
Der Rlickschlag, den die italienische Armee in Nordafrika infolge einer technischen Unterlegenheit
der Panzerabwehr und der Panzerwaffe selbst erlitt, flihrte endlich Herrn Churchill zur Uberzeugung,
daB nunmehr der Moment gekommen sei, um den Kriegsschauplatz von Libyen weg nach Griechen-
land zu verlegen. Er veranlaBte den Abtransport der noch vorhandenen Panzer- sowie den der haupt-
sachlich aus Australiern und Neuseelandern bestehenden Infanterie-Divisionen und war iiberzeugt,
nunmehr jenen Coup starten lassen zu konnen, der mit einem Schlage den Balkan in Feuer setzen
wtirde. Herr Churchill
81 hat damit strategisch mit einen der groBten Fehler dieses Krieges gemacht. Sowie ein Zweifel iiber die
Absicht Englands, sich auf dem Balkan festzusetzen, nicht mehr moglich war, habe ich die notwendi-
gen Schritte eingeleitet, um auch deutscherseits Zug um Zug auf diesem fur uns lebenswichtigen Platz
jene Krafte bereitzustellen, die notwendig waren, um jedem eventuellen Unfug dieses Herrn sofort
entgegentreten zu konnen. Ich muB hier ausdrticklich feststellen, daB sich dies nicht gegen Griechen-
land richtete. Der Duce selbst hat mich nie darum gebeten, ihm fiir diesen Fall auch nur eine deutsche
Division zur Verfiigung zu stellen. Er war der Uberzeugung, daB mit dem Einbruch der guten Jahres-
zeit der Kampf gegen Griechenland PO oder so schnell zu einem Erfolg fiihren werde. Ich selbst war
derselben Meinung. Es handelte sich also beim Aufmarsch der deutschen Krafte nicht um eine Hilfe
fiir Italien gegen Griechenland, sondern um eine vorbeugende MaBnahme gegen den britischen Ver-
such, gedeckt im Getose des italienisch-griechischen Krieges sich auf dem Balkan im geheimen ein-
zunisten, um von dort nach dem Vorbild der Saloniki- Armee des Weltkrieges eine Entscheidung her-
beizufiihren, vor allem aber, um damit auch noch weitere Krafte in den Strudel des Krieges mit hi-
neinzureiBen. Diese Hoffnung stiitzte sich dabei unter anderem auf zwei Staaten:
auf die Tiirkei und auf Jugoslawien. Gerade mit diesen beiden Staaten aber habe ich mich seit den
Jahren der Machtiibernahme bemiiht, eine enge, auf wirtschaftlichen ZweckmaBigkeiten basierende
Zusammenarbeit herbeizufiihren. Jugoslawien war, soweit es sich um den serbischen Kern handelte,
im Weltkrieg unser Gegner gewesen. Ja, von Belgrad aus hat der Weltkrieg seinen Anfang genommen.
Trotzdem war im deutschen Volk, das von Natur aus nicht nachtragend ist, keinerlei HaB dagegen
vorhanden. Die Tiirkei war im Weltkrieg unser Verbiindeter. Sein ungliicklicher Ausgang lastete auf
diesem Land genau so schwer wie auf uns selbst. Der groBe geniale Neuschopfer der jungen Tiirkei
gab als erster ein wunderbares Vorbild fiir die Erhebung der damals vom Gliick verlassenen und vom
Schicksal so entsetzlich geschlagenen Verbiindeten. Wahrend sich nun die Tiirkei dank der realisti-
schen Haltung ihrer Staatsfiihrung die Unabhangigkeit des eigenen Entschlusses wahrte, fiel Jugosla-
wien britischen Intrigen zum Opfer.
Meine Abgeordneten! Manner des Deutschen Reichstages!
Die meisten von Ihnen, vor allem Sie, meine alten Parteigenossen, wissen, wie sehr ich mich be-
miiht habe, zwischen Deutschland und Jugoslawien aufrichtige Beziehungen des Verstandnisses, ja
der Freundschaft herzustellen. Ich habe daran jahrelang gearbeitet. Ich glaubte, mich dabei unterstiitzt
zu sehen von
82 einzelnen Vertretern dieses Landes, die, so wie ich, sich von einer engen Zusammenarbeit unserer
beiden Staaten nur Niitzliches zu versprechen schienen. Als sich dem Balkan infolge der britischen
Intrige die Gefahr naherte, friiher oder spater in den Krieg hineingerissen zu werden, war es erst recht
mein Bemiihen, alles zu tun, um Jugoslawien vor einer so gefahrlichen Verstrickung zu bewahren.
Unser AuBenminister, Parteigenosse Ribbentrop, hat in diesem Sinn mit der ihm eigenen Geduld und
genialen Beharrlichkeit in zahlreichen Zusammenkiinften und Besprechungen immer wieder auf die
ZweckmaBigkeit, ja Notwendigkeit hingewiesen, wenigstens diesen Teil Europas aus dem unseligen
Krieg herauszuhalten. Er hat in diesem Sinne der jugoslawischen Regierung Vorschlage unterbreitet,
die so hervorragend und loyal waren, daB sich endlich auch im damaligen jugoslawischen Staat die
Stimmen zu mehren schienen, die einer solchen engen Zusammenarbeit das Wort redeten. Es ist daher
vollkommen richtig, wenn Mister Halifax heute erklart, daB es nicht die deutsche Absicht gewesen
war, auf dem Balkan einen Krieg herbeizufiihren. Ja, es ist richtig, daB es demgegeniiber unser auf-
richtiges Bestreben war, iiber den Weg der Anbahnung einer engen Zusammenarbeit mit Jugoslawien
vielleicht sogar noch die Moglichkeit einer fiir die berechtigten italienischen Wiinsche tragbaren Bei-
legung des Konfliktes mit Griechenland zu erreichen. Der Duce hat dem Versuch, Jugoslawien in eine
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enge Interessengemeinschaft mit unseren Friedenszielen zu bringen, nicht nur zugestimmt, sondern
ihn mit alien Mitteln unterstiitzt. So wurde es endlich mogfich, die jugoslawische Regierung zum Bei-
tritt zum Dreierpakt zu bewegen, der an Jugoslawien liberhaupt keine Forderungen stellte, sondern
diesem Lande nur Vorteile bot. Denn ich muB dies heute der geschichtlichen Wahrheit wegen feststel-
len, daB in diesem Pakt und durch die mit ihm verbundenen Zusatzabkommen Jugoslawien zu keiner-
lei Hilfeleistung verpflichtet war. Im Gegenteil, es erhielt von den Dreierpaktmachten die feierliche
Versicherung, nicht nur um keine Hilfeleistung angegangen zu werden, sondern wir waren bereit, so-
gar auf jeden Durchtransport von Kriegsmaterial von Anfang an zu verzichten. Dariiber hinaus aber
hatte Jugoslawien auf die substantiierte Forderung seiner Regierung hin die Zusicherung erhalten, im
Falle von territorialen Veranderungen auf dem Balkan einen der jugoslawischen Souveranitat unter-
stehenden Zugang zum Agaischen Meer zu bekommen, der unter anderem auch die Stadt S a 1 o n i k i
umfassen sollte. So wurde am 25. Marz dieses Jahres in Wien ein Pakt unterzeichnet, der dem jugo-
slawischen Staat die groBte Zukunft bot und dem Balkan den Frieden sichern konnte.
Sie werden verstehen, meine Abgeordneten, daB ich an diesem Tage mit einem wahrhaft glucklichen
83 Geftihl die schone Donaustadt verlieB, nicht nur, daB sich damit eine fast achtjahrige auBenpolitische
Arbeit ihren Lohn zu holen schien, nein, ich glaubte auch, daB damit vielleicht noch in letzter Minute
das deutsche Eingreifen auf dem Balkan liberhaupt uberflussig werden konnte. Zwei Tage darauf er-
schutterte uns alle die Nachricht von jenem Streich einer Handvoll gedungener Putschisten, die jene
Tat vollbrachten, die den britischen Premierminister zu dem Jubelruf hinriB, er habe nun endlich etwas
Gutes zu berichten. Sie werden weiter verstehen, meine Abgeordneten, daB ich nunmehr aber sofort
den Befehl zum Angriff gab. Denn es ist unmoglich, daB man in dieser Weise mit dem Deutschen
Reich verfahrt. Man kann nicht jahrelang um eine Freundschaft bitten, man kann auch nicht einen
Vertrag abschlieBen, der nur dem anderen zugute kommt, und es dann erleben, daB dieser Vertrag
nicht nur liber Nacht gebrochen wurde, sondern daB nun als Antwort der Vertreter des Deutschen Rei-
ches insultiert, der Militarattache bedroht, der Gehilfe dieses Militarattaches verletzt, zahlreiche ande-
re Deutsche miBhandelt werden, daB man Biiros, Schulen, Ausstellungsraume und so weiter demoliert,
die Wohnungen von Reichsdeutschen zerstort und Volksdeutsche liberhaupt wieder einmal als rechtlo-
ses Wild hetzt und totet. Ich habe weiB Gott den Frieden gewollt. Wenn aber ein Mister Halifax mit
Hohn erklart, daB man das sehr wohl wuBte und gerade deshalb uns zwang, zu kampfen, so, als ob dies
also ein besonderer Triumph der britischen Staatskunst sei, dann kann ich einer solchen Bosheit ge-
geniiber nichts anderes tun als die Interessen des Reiches mit den Mitteln in Schutz zu nehmen, die
uns Gott sei Dank zur Verfugung stehen.
Ich konnte diesen EntschluB in diesem Augenblick um so ruhiger treffen, als ich mich dabei in Uber-
einstimmung wuBte:
erstens mit der dem Deutschen Reich unwandelbar gleich treu gebliebenen Gesinnung und Haltung
Bulgariens und zweitens mit der nunmehr ebenfalls mit Recht emporten Auffassung Ungarns. Unsere
beiden alten Kriegsverblindeten muBten diesen Akt als eine Provokation empfinden, ausgehend von
einem Staat, der schon einmal ganz Europa in Brand gesetzt und in der Folge fur Deutschland, Ungarn
und Bulgarien so unsagbar groBes Leid auf dem Gewissen hat.
Die noch am 27. Marz von mir durch das Oberkommando der Wehrmacht ausgegebenen allgemei-
nen Operationsanweisungen stellten das Heer und die Luftwaffe vor eine sehr schwere Aufgabe. Es
muBte formlich aus dem Handgelenk heraus ein neuer zusatzlicher groBer Aufmarsch eingeleitet wer-
den, Verschiebungen bereits eingetroffener Verbande muBten stattfinden, der Materialnachschub muB-
te sichergestellt sein, die Luftwaffe auBerdem zahlreiche improvisierte Einsatzhafen beziehen, die zum
Teil zunachst auch unter Wasser standen.
84 Ohne die verstandnisvolle Mithilfe Ungarns sowie die uberaus loyale Haltung Rumaniens ware es uns
nur sehr schwer gelungen, in der vorgesehenen kurzen Zeit die befohlenen Anordnungen durchzufuh-
ren. Als Termin des Angriffs wurde von mir der 6. April bestimmt. An diesem Tag war die in Bulgari-
en stehende Sudgruppe angriffsbereit. Der Einsatz der weiteren Armeen sollte sofort nach der Herstel-
lung ihrer Bereitschaft stattfinden. Als Termine waren vorgesehen der 8., 10. und 11. April. Der Ge-
danke der Opera tionen war:
1. Mit einer Armee aus dem bulgarischen Raum gegen das griechische Thrazien in Richtung auf das
Agaische Meer vorzugehen. Der Schwerpunkt lag auf dem rechten Fltigel, wo unter Einsatz von Ge-
birgsdivisionen und einer Panzerdivision 4er Durchbruch auf Saloniki erzwungen werden sollte.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 7
2. Mit einer zweiten Armee in Richtung auf Skoplje durchzustoBen mit dem Ziel, auf schnell-
stem Wege eine Verbindung mit den in Albanien stehenden italienischen Kraften herbeizufiihren. Die-
se beiden Operationen sollten am 6. April beginnen.
3. Die am 8. April anlaufende weitere Operation sah den Durchbruch einer Armee aus Bulgarien in
der allgemeinen Richtung auf N i s c h vor mit dem Ziele, den Raum um Belgrad zu erreichen. Im
Zusammenwirken damit sollte ein deutsches Korps am 10. April das Banal besetzen und damit von
Norden her vor Belgrad eintreffen.
4. Am 11. April sollte eine weitere in Karnten-Steiermark und Westungarn aufmarschierende Ar-
mee zum Angriff in der allgemeinen Richtung auf Agram, Sarajewo und Belgrad antreten.
Im Zusammenhang damit waren freie Abmachungen getroffen worden mit unseren Verbundeten
Italien und Ungarn. Die italienische Wehrmacht hatte die Absicht, von ihrer julischen Front aus den
Kiisten entlang in allgemeiner Richtung auf Albanien vorzugehen, von Albanien aus liber Skutari die-
sen Verbanden entgegen die Hande zu reichen, ebenso die jugoslawischen Grenzstellungen an der
jugoslawisch-albanischen Grenze gegeniiber Skoplje zu durchbrechen, um die Verbindung mit der
dort vorgehenden deutschen Armee zu gewinnen und endlich die griechische Front in Albanien selbst
zu durchbrechen und, wenn moglich, umfassend gegen das Meer zu driicken. Im Zusammenhang da-
mit sollten die dalmatinischen und jonischen Inseln besetzt, alle sonstigen Stlitzpunkte genommen
werden. Auch zwischen den beiden Luftwaffen waren Vereinbarungen iiber die Zusammenarbeit ge-
troffen worden.
Die Flihrung der gegen Mazedonien und Griechenland angesetzten deutschen Armeen lag in den
Handen des schon in den bisherigen Feldziigen sich uberaus hoch bewahrt habenden Generalfeldmar-
schalls
85 von List. Er hat auch dieses Mai und unter den schwersten Bedingungen die ihm gestellten Aufgaben
in wahrhaft uberlegener Weise gelost. Die aus dem Sudwesten des Reiches und aus Ungarn gegen
Jugoslawien vorgehenden Krafte standen unter dem Befehl des General obers ten von W e i c h s. Auch
er hat in klirzester Zeit mit den ihm unterstellten Verbanden seine Ziele erreicht. So haben die unter
dem Oberbefehl des Generalfeldmarschalls von Brauchitsch und dem Chef des Generalstabes,
Generaloberst Haider, operierenden Armeen des Heeres und der Waffen-SS schon nach fiinf Tagen
die griechisch-thrazische Armee zur Kapitulation gezwungen, die Verbindung mit den aus Albanien
vorgehenden italienischen Kraften hergestellt, Saloniki fest in deutsche Hand gebracht, nach zwolf
Tagen Serbien zur Kapitulation gezwungen und damit die allgemeine Voraussetzung geschaffen zum
ebenso harten wie ruhmvollen Durchbruch liber Larissa nach Athen. Die Kronung fand diese Operati-
on durch die Besetzung des Peloponnes und zahlreicher griechischer Inseln. Eine eingehende Wiirdi-
gung dieser wahrhaft geschichtlichen Leistungen aber wird das Oberkommando der Wehrmacht vor-
nehmen, dessen Chef, Generalfeldmarschall K e i t e 1, und General J o d 1 wie immer auch bei diesen
Operationen hervorragend arbeiteten.
Die unter dem personlichen Oberbefehl des Reichsmarschalls und seines Chefs des Generalstabes,
Generals Jeschonnek, eingesetzte Luftwaffe stand in zwei Gruppen gegliedert unter den Befehlen des
Generalobersten L o h r und des Generals von Richthofen. Ihre Aufgabe war es: 1. die feindliche Luft-
waffe zu zerschlagen, ihre Bodenorganisationen zu vernichten, 2. die Verschworerzentrale Belgrad in
alien militarisch wichtigen Objekten anzugreifen und damit von Anfang an auszuschalten, 3. der
kampfenden deutschen Truppe im aktivsten Einsatz durch Flieger und Flak liberall zu helfen, den Wi-
derstand des Gegners zu brechen, seine Flucht zu erschweren, seine spatere Einschiffung — wenn
irgend moglich — zu verhindern, durch den Einsatz von Luftlande- und Fallschirmtruppen den Auf-
gaben des Heeres eine weitere wichtige Hilfe zu geben.
In diesem Feldzuge hat sich die deutsche Wehrmacht selbst ubertreffen. Schon der Aufmarsch des
Heeres bot ungeheure Schwierigkeiten. Der Angriff auf die zum Teil stark befestigten Stellungen,
besonders an der thrazischen Front, gehorte mit zu den schwersten Aufgaben, die einer Armee gestellt
werden konnen. In diesem Feldzug haben Panzerverbande in einem Gelande gekampft, das bisher fur
den Tank als ganzlich unpassierbar gait. Motorisierte Verbande vollbrachten Leistungen, die fur sich
das hochste Lob darstellen, fiir den Mann, sein Konnen, seinen Mut, seine Ausdauer, aber auch fur die
Giite des Materials.
86 Infanterie-, Panzer- und Gebirgs-Divisionen sowie die Verbande der Waffen-SS wetteiferten
miteinander im rastlosen Einsatz an Tapferkeit und an Hingabe, an Ausdauer und an Zahigkeit in der
Erkampfung der befohlenen Ziele. Die Arbeit des Generalstabes war wieder wahrhaft her- vorragend.
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 8
Die Luftwaffe aber hat ihrem schon geschichtlich gewordenen Ruhm einen neuen besonderen hinzu-
gefiigt:
Mit einer Aufopferung und einer Klihnheit, die nur der ermessen kann, der die Schwierigkeiten dieses
Gelandes kennt, hat sie unter tagelangen, oft schlechtesten klimatischen Bedingungen Angriffe geflo-
gen, die man noch vor kurzem fur ganzlich unmoglich gehalten hatte. Flakgeschutze begleiteten wie
immer die Infanterie- und Panzer-Divisionen auf Wegen, die kaum als Saumwege gelten konnten.
Uber diesen Feldzug kann man daher nur einen Satz schreiben; Dem deutschen Soldaten ist nichts
unmoglich. Die Fahrer der Kampffahrzeuge sowohl als die der Kolonnen, die Fahrer des Nachschubs,
der Zugmaschinen, der Artillerie- und der Flakwaffe miissen auf diesem Kriegsschauplatz besonders
erwahnt werden. Im Kampf gegen die befestigten Stellungen sowie in der Herstellung von Brticken
und StraBen haben sich unsere Pioniere ein besonderes Ruhmesblatt verdient. Die Nachrichtentruppen
verdienen das hochste Lob. Auf grundlosen Wegen, liber gesprengte StraBen, auf Steinhalden und
Geroll, in engsten Felspfaden und durch reiBende Gewasser, liber zerbrochene Brticken, durch him-
melhohe Passe und liber kahle Felsenriicken hinweg hat dieser Siegeszug in kaum drei Wochen in
zwei Staaten den Krieg geloscht.
Wir sind uns dabei bewuBt, daB einen hohen Anteil an diesen Erfolgen unsere Verbundeten besit-
zen, daB besonders der sechs Monate lange unter schwersten Bedingungen und groBten Opfern durch-
gehaltene Kampf Italiens gegen Griechenland nicht nur die Hauptmasse der griechischen Verbande
band, sondern sie vor allem so schwachte, daB ihr Zusammenbruch an sich schon unvermeidlich ge-
worden war. Auch die ungarische Armee hat ihren alten Waffenruhm wieder unter Beweis gestellt. Sie
besetzte die Batschka und marschierte mit motorisierten Verbanden liber die Save vorwarts. Die ge-
schichtliche Gerechtigkeit aber verpflichtet mich, festzustellen, daB von den uns gegenlibergetretenen
Gegnern besonders der griechische Soldat ebenfalls mit hochstem Todesmut kampfte. Er kapitulierte
erst, als der weitere Widerstand unmoglich und damit zwecklos war.
Ich bin nun aber auch gezwungen, nunmehr liber den Gegner zu sprechen, der AnlaB und Ursache
dieses Kampfes war. Ich halte es als Deutscher und als Soldat fur unwlirdig, jemals einen tapferen
Feind zu schmahen. Es scheint mir aber notwendig zu sein, die Wahrheit gegeniiber den Flunkereien
eines Mannes
87 in Schutz zu nehmen, der als Soldat ein miserabler Politiker und als Politiker ein ebenso miserabler
Soldat ist. Herr Churchill, der auch diesen Kampf begann, versucht, so wie in Norwegen oder bei
Dlinkirchen auch hier etwas zu sagen, was friiher oder spater vielleicht doch noch zum Erfolg umgelo-
gen werden konnte. Ich finde das nicht als ehrenhaft, aber ich finde es bei diesem Mann allerdings als
verstandlich. Wenn jemals ein anderer als Politiker so viele Niederlagen und als Soldat so viele Kata-
strophen erlebt hatte, dann ware dieser wohl keine sechs Monate im Amt geblieben, es sei denn, er
hatte sich ebenfalls im Besitz jener Fahigkeit befunden, die Mr. Churchill als einzige auszeichnet,
namlich der Fahigkeit, mit gottergebener Miene zu lligen und die Wahrheit so lange zu verdrehen, bis
am Ende aus den furchtbarsten Niederlagen sogar noch glorreiche Siege werden. Herr Churchill kann
damit seine Landsleute benebeln, er kann aber nicht die Folgen seiner Niederlagen beseitigen. In Grie-
chenland ist eine britische Armee von 60 oder 70 000 Mann gelandet worden. Vor der Katastrophe
behauptete librigens der gleiche Mann, es seien 240 000 Mann gewesen. Das Ziel dieser Armee war,
Deutschland vom Siiden her anzugreifen, ihm eine Niederlage beizufugen und von hier aus wie 1918
den Krieg zu wenden. Der von Churchill wieder einmal in das Ungllick hineingejagte Mithelfer — in
diesem Falle Jugoslawien — war kaum zwei Wochen nach Beginn der Aktion vernichtet. Die briti-
schen Truppen aber selbst sind drei Wochen spater in Griechenland entweder gefallen, verwundet,
gefangen, ertrunken oder verjagt worden. Das sind die Tatsachen. Ich habe also auch in dem Fall in
meiner letzten Rede, da ich ankiindigte, daB, wo immer Briten auf das Festland kommen, sie von uns
angegriffen und in das Meer gejagt wiirden, richtiger prophezeit als Herr Churchill.
Er erklart nun mit seiner dreisten Stirn, daB dieser Krieg uns 75 000 Tote gekostet habe, also mehr
als das Doppelte des Westfeldzuges. Ja, er geht noch weiter: er laBt seinen schon selten intelligenten
Englandern durch eine seiner bezahlten Kreaturen mitteilen, daB sich die Briten, nachdem sie unge-
heure Massen von Deutschen erschlagen hatten, endlich abwendeten aus Abscheu vor diesem Morden
und sich sozusagen nur deshalb zuriickzogen. Also: die Australier und Neuseelander wtirden iiber-
haupt noch in Griechenland sein, wenn nicht die Englander in ihrer seltenen Mischung von Lowenmut
und Kinderweichherzigkeit so viele Deutschen erschlagen hatten, daB sie sich endlich aus Abscheu
und Grauen vor ihren eigenen Heldentaten zuriickzogen, auf die Schiffe stiegen und auf und davon
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 9
fuhren. Daher kam es dann wohl auch, daB wir fast nur Australier und Neuseelander als Tote fanden
oder zu Gefangenen machten. So was kann man also in einer Demokratie seinem Publikum erzahlen.
88 Ich werde Ihnen nun die Ergebnisse dieses Feldzuges in ein paar kurzen Zahlen vorlegen: Im Zuge
der Operationen gegen Jugoslawien wurden ohne Beriicksichtigung der Soldaten deutscher Volkszu-
gehorigkeit sowie der Kroaten und Mazedonier, die zumeist sofort wieder freigelassen worden waren,
an rein serbischen Gefangenen gemacht:
6298 Offiziere,
337864 Mann.
Auch diese Zahlen sind keine endgiiltigen, sondern stellen nur das Ergebnis bisheriger Zahlungen
dar. Die Zahl der griechischen Gefangenen mit rund
8000 Offizieren und
210000 Mann
ist demgegenuber nicht gleich zu bewerten, da sie, insoweit es sich um die griechische, mazedonische
und Epirus-Armee handelt, nur infolge der gemeinsamen deutsch-italienischen Operationen zur Kapi-
tulation gezwungen worden sind. Auch die griechischen Gefangenen wurden und werden mit Riick-
sicht auf die allgemein tapfere Haltung dieser Soldaten sofort entlassen. Die Zahl der gefangenen Eng-
lander, Neuseelander und Australier betragt an Offizieren und Mannschaften tiber 9000. Die Beute
kann zur Zeit noch nicht annahernd ubersehen werden.
Der infolge der deutschen Waffenwirkung auf uns entfallende Anteil betragt nach den jetzt vorlie-
genden Zahlungen schon tiber eine halbe Million Gewehre, weit tiber tausend Geschiitze, viele tau-
send Maschinengewehre, Flakwaffen, Morser, zahlreiche Fahrzeuge und groBe Mengen an Munition
und Ausriistungsgegenstanden.
Hierzu mochte ich noch anfugen die Zahlen der durch die Luftwaffe versenkten feindlichen Tonna-
ge. Es wurden vernichtet 75 Schiffe mit 400000 Tonnen, es wurden beschadigt 147 Schiffe mit
700000 Tonnen.
Diese Ergebnisse wurden erzielt durch den Einsatz folgender deutscher Krafte:
1. Fur die Operationen im Sudosten waren insgesamt vorgesehen 31 voile und zwei halbe Divisio-
nen. Der Aufmarsch dieser Krafte wurde in sieben Tagen bearbeitet.
2. Davon sind tatsachlich im Kampf gewesen: elf Infanterie- und Gebirgsdivisionen, sechs Panzer-
divisionen, drei voile und zwei halbe motorisierte Divisionen des Heeres und der Waffen-SS.
3. Von diesen Verbanden waren elf mehr als sechs Tage und zehn weniger als sechs Tage im Ein-
satz.
4. Uberhaupt nicht zum Einsatz gekommen sind elf Verbande.
5. Schon vor AbschluB der Operationen in Griechenland konnten drei Verbande herausgezogen
werden;
89 drei weitere Verbande wurden, weil nicht mehr benotigt, nicht mehr antransportiert; zwei Verbande
sind aus dem gleichen Grunde in den Ausladeraumen angehalten worden.
6. Mit den Englandern im Kampf gestanden sind davon uberhaupt nur fiinf Verbande. Von den dar-
in enthaltenen drei Panzerdivisionen waren jedoch nur zwei eingesetzt. Die dritte wurde schon im Zug
der Operationen angehalten und als nicht mehr benotigt zuriickgezogen.
Ich stelle daher abschlieBend hier fest, daB im Kampf gegen Englander, Neuseelander und Austra-
lier praktisch uberhaupt nur zwei Panzerdivisionen, eine Gebirgsdivision und die Leibstandarte ge-
standen sind.
Die Verluste des deutschen Heeres und der deutschen Luftwaffe sowie der Waffen-SS sind nun in
diesem Feldzug die geringsten, die wir bisher hatten. Die deutsche Wehrmacht hat im Kampf gegen
Jugoslawien, Griechenland und GroBbritannien in Griechenland verloren:
Im Heer und in der Waffen-SS :
57 Offiziere und 1042 Unteroffiziere und Mannschaften tot,
181 Offiziere und 3571 Unteroffiziere und Mannschaften verwundet,
13 Offiziere und 372 Unteroffiziere und Mannschaften vermiBt.
In der Luftwaffe:
10 Offiziere und 42 Unteroffiziere und Mannschaften tot,
36 Offiziere und 104 Unteroffiziere und Mannschaften vermiBt.
Meine Abgeordneten! Ich kann wieder nur sagen, daB wir die Schwere des Opfers fur die einzelnen
betroffenen Familien empfinden, daB ihnen das ganze deutsche Volk aus tiefstem Herzen dankt. Im
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 10
groBen gesehen, sind diese Verluste aber so gering, daB sie wohl die hochste Rechtfertigung darstel-
len,
1. fur den Ansatz und die Zeitbestimmung dieses Feldzuges,
2. fur die Flihrung der Operationen und 3. fur ihre Durchfuhrung.
Es ist die liber alle Vergleiche erhabene Ausbildung unseres Flihrerkorps, das hohe Konnen unserer
Soldaten, die Uberlegenheit unserer Ausrlistung, die Giite unserer Munition sowie die eiskalte Tapfer-
keit des einzelnen Mannes, die uns einen geschichtlich wahrhaft entscheidenden Erfolg mit so gerin-
gen Opfern erringen lieBen, und dies in der gleichen Zeit, da die beiden verblindeten Achsenmachte in
Nordafrika in wenigen Wochen den sogenannten Erfolg der dortigen britischen Streitkrafte ebenfalls
wieder zunichte machen konnten. Denn wir konnen diese mit dem Namen des Generals Rommel
verbundenen Aktionen des Deutschen Afrikakorps und
90 der italienischen Streitkrafte im Kampf um die Cyrenaika nicht trennen von dem Einsatz auf dem
Balkan. Einer der stiimperhaftesten Strategen hat hier zwei Kriegsschauplatze mit einem Schlag verlo-
ren. DaB dieser Mann, der in jedem anderen Volk vor ein Kriegsgericht kame, in seinem Lande als
Premierminister eine neue Bewunderung erfahrt, ist nicht das Zeichen der antiken GroBe romischer
Senatoren ihren ehrenvoll unterlegenen Feldherrn gegenuber, sondern der Beweis jener ewigen Blind-
heit, mit der die Gotter diejenigen schlagen, die sie vernichten wollen. Die Konsequenzen dieses Feld-
zuges sind auBerordentliche. Angesichts der durch die Umstande erwiesenen Moglichkeit, daB in Bel-
grad immer wieder ein kleiner Kllingel von Verschworern in der Lage sein konnte, im Dienste auBer-
kontinentaler Interessen einen Brandherd anzufachen, bedeutet es eine Entspannung fur ganz Europa,
daB diese Gefahr nunmehr endgliltig beseitigt ist. Die Donau als wichtigste VerkehrsstraBe ist damit
fur alle Zukunft gegen weitere Sabotageakte gesichert. Der Verkehr selbst ist bereits wieder in vollem
Umfange aufgenommen.
Das Deutsche Reich hat auBer einer bescheidenen Korrektur seiner ihm durch den Weltkriegsaus-
gang verletzten Grenzen keine besonderen territorialen Interessen an diesen Gebieten. Politisch sind
wir nur interessiert an der Sicherung des Friedens in diesem Raume, wirtschaftlich an der Herstellung
einer Ordnung, die es ermoglicht, zum Nutzen aller die Erzeugung der Giiter zu fordern und den Aus-
tausch der Waren wieder einzuleiten. Es liegt aber nur im Interesse einer hoheren Gerechtigkeit, wenn
dabei auch jene Interessen ihre Bertie ksichtigung linden, die in ethnographischen, historischen oder
auch wirtschaftlichen Bedingungen begriindet sind. An dieser Entwicklung aber ist Deutschland nur
ein interessierter Zuschauer. Wir begriiBen es, daB unsere Verblindeten ihre gerechten nationalen und
politischen Ambitionen nunmehr zu befriedigen vermogen. Wir freuen uns liber die Entstehung eines
unabhangigen kroatischen Staates, mit dem wir fiir alle Zukunft hoffen, in Freundschaft und Vertrauen
zusammenarbeiten zu konnen. Besonders auf wirtschaftlichem Gebiet kann dies nur zu beiderseitigem
Nutzen flihren. DaB das ungarische Volk einen weiteren Schritt in der Revision der ihm einst auferleg-
ten ungerechten Friedensvertrage vollziehen kann, erfullt uns mit herzlicher Anteilnahme. DaB an
Bulgarien das ihm einst zugefugte Unrecht wieder gutgemacht wird, bewegt uns dabei besonders,
denn indem das deutsche Volk diese Revision durch seine Waffen ermoglichte, glauben wir uns einer
historischen Dankesschuld entledigt zu haben gegenuber unserem treuen Waffengefahrten aus dem
groBen Krieg. DaB aber das mit uns verbundete Italien territorial und politisch den EinfluB in dem ihm
allein zukommenden Lebensraum erhalt, hat es sich
91 selbst mehr als verdient durch die uberaus groBe Blutlast, die es seit dem Oktober des vergangenen
Jahres fiir die Zukunft der Achse zu tragen hatte. Dem besiegten, ungliicklichen griechischen Volk
gegenuber erfullt uns aufrichtiges Mitleid. Es ist das Opfer seines Konigs und einer kleinen, verblen-
deten Flihrungsschicht. Es hat jedoch so tapfer gekampft, daB ihm auch die Achtung seiner Feinde
nicht versagt werden kann. Das serbische Volk aber wird aus dieser seiner Katastrophe vielleicht doch
noch einmal den einzig richtigen SchluB ziehen, daB die putschistischen Offiziere auch fiir dieses Land
nur ein Ungliick sind.
Alle die Betroffenen aber werden vielleicht dieses Mai nicht mehr so schnell die so uberaus vor-
nehme Art und Weise vergessen, in der sie der Staat und seine Flihrer, fur die sie die Ehre hatten, sich
aufopfern zu dlirfen, abgeschrieben haben nach dem schonen Grundsatz, daB der Mohr, so er seine
Schuldigkeit getan, dann ruhig gehen moge. Es ist wohl selten mit einem groBeren Zynismus des Op-
fers kleiner Volker gedacht worden als in diesem Fall. Denn Nationen als Gehilfen in einen Krieg zu
hetzen und dann zu erklaren, daB man von vornherein nicht an einen Erfolg geglaubt habe, sondern
daB man es nur tat, um einen anderen, der auf diesem Kriegsschauplatz nicht kampfen wollte, zum
Kampf zu zwingen, ist wohl das Schamloseste, was die Weltgeschichte zu bieten vermag. Nur ein
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Zeitalter, in dem kapitalistische Geldgier und politische Heuchelei sich so vereinen, wie dies in unse-
ren Demokratien heute der Fall ist, kann ein solches Verfahren als so wenig entehrend empfinden, daB
seine verantwortlichen Macher sich dessen sogar noch offentlich riihmen dlirfen.
Wenn wir diesen letzten Feldzug uberblicken, dann wird uns erst wieder so recht bewuBt, welche
Bedeutung der besten Ausbildung des Soldaten, aber auch seiner besten Ausriistung zukommt. Es ist
so viel Blut gespart worden, nur weil vorher sehr viel SchweiB geopfert wurde. Was in unentwegter
muhevoller Ausbildung unseren Soldaten an Konnen beigebracht wurde, fuhrte gerade in diesem Ein-
satz zu hohem Nutzen. Mit einem Minimum von Blut wird dank dieser Ausbildung, dank dem Konnen
des deutschen Soldaten und seiner Fuhrung ein Maximum an Wirkung erreicht. Allein, das Minimum
an Opfern erfordert auch ein Maximum an Waffen, an Gtite dieser Waffen, an Munition und an Gtite
dieser Munition. Ich gehore nicht zu den Menschen, die im Krieg nur ein materielles Problem sehen;
denn das Material ist tot, der Mensch allein belebt es. Allein, auch der beste Soldat muB scheitern,
wenn ihm eine schlechte oder ungeniigende Waffe in die Hand gegeben wird. Das Leben vieler unse-
rer Sonne liegt daher in den Handen der Heimat. Auch ihr SchweiB kann das Blut unserer Soldaten
ersparen. Es ist daher die hochste Pflicht
92 des deutschen Volkes, im Blick auf unsere kampfende Front alles zu tun, um ihr die Waffen zu geben,
die sie benotigt, denn neben all den anderen Ursachen, die einst zum Verlust des Weltkrieges fuhrten,
war es am Ende doch auch das Fehlen einer damals schon kriegsentscheidenden neuen Waffe fur den
Angriff und das Fehlen der daftir geeigneten Waffen der Abwehr. Was unsere Soldaten zu leisten
vermogen, haben sie gerade in diesem Feldzuge bewiesen. Die Summe der Anstrengungen im einzel-
nen sowie im gesamten kann die Heimat nie ermessen. Was sie auch an eigener Arbeitskraft der Na-
tionen in ihrem Schicksalskampf zur Verfugung stellt, steht in keinem Verhaltnis zu dem, was die
Millionen unserer Manner an den Fronten geleistet haben, leisten miissen und leisten werden. Und ich
mochte nicht, daB uns in dieser Leistung jemals ein anderer Staat ubertreffen wird. Ja, nicht nur das,
wir alle sind verpflichtet, daftir zu sorgen, daB der Vorsprung, den wir besitzen, sich nicht verkleinert,
sondern daB er standig groBer wird. Dies ist kein Problem des Kapitals, sondern ausschlieBlich ein
Problem der Arbeit und damit unseres Willens und unserer Fahigkeiten.
Ich glaube, daB dabei vor allem auch das deutsche Madchen und die deutsche Frau noch einen zu-
satzlichen Beitrag leisten konnen. Denn Millionen deutscher Frauen sind auf dem Lande auf dem Fel-
de und miissen dabei in hartester Arbeit die Manner ersetzen. Millionen deutscher Frauen und Mad-
chen arbeiten in Fabriken, Werkstatten und Biiros und stellen auch dort ihren Mann. Es ist nicht un-
recht, wenn wir verlangen, daB sich diese Millionen deutscher schaffender Volksgenossinnen noch
viele Hunderttausende andere zum Vorbild nehmen. Denn wenn wir auch heute in der Lage sind, mehr
als die Halfte Europas arbeitsmaBig fur diesen Kampf zu mobilisieren, dann steht aber als wertvollste
Substanz in diesem ArbeitsprozeB weitaus an der Spitze unser eigenes Volk. Wenn heute die demokra-
tischen Hetzer eines Landes, denen das deutsche Volk nie etwas getan hat, und deren Behauptung, daB
es die Absicht hatte, ihnen etwas zu tun, geradezu eine absurde Luge ist, drohen, den ihnen unbeque-
men nationalsozialistischen Volksstaat mit der Wucht ihres kapitalistischen Systems, ihrer materiellen
Produktion zu ersticken, dann kann es dagegen auch nur eine einzige Antwort geben: Das deutsche
Volk wird niemals mehr ein Jahr 1918 erleben, sondern zu einer nur noch hoheren Leistung auf alien
Gebieten des nationalen Widerstandes emporsteigen. Es wird sich immer fanatischer zu jenem Satz
bekennen, den ich schon in meiner ersten Reichstagsrede aussprach, daB weder Waffengewalt noch
Zeit uns je zu beugen, geschweige denn zu brechen vermogen. Es wird daher die Uberlegenheit seiner
Rustung festhalten und unter keinen Umstanden den Vorsprung vermindern lassen. Wenn der deutsche
Soldat schon jetzt die besten Waffen der Welt be
93 sitzt, dann wird er schon in diesem und im nachsten Jahr noch bessere bekommen. Wenn schon jetzt
die materielle Seite des Kampfes ihn zum Unterschied vom Weltkrieg nicht belastet, dann wird dies in
Zukunft erst recht nicht schlechter, sondern noch gunstiger werden. Wir sind daher verpflichtet, die
Arbeitskraft der ganzen Nation in diesen gewaltigen RustungsprozeB der Weltgeschichte einzuglie-
dern. Die dazu notwendigen MaBnahmen werden mit nationalsozialistischer Entschlossenheit und
Griindlichkeit getroffen.
Im ubrigen kann ich Ihnen, meine Abgeordneten, Manner des Reichstages, nur die Versicherung
geben, daB ich mit voller Ruhe und hochster Zuversicht in die Zukunft blicke. Das Deutsche Reich
und seine Verbundeten stellen militarisch, wirtschaftlich und vor allem moralisch eine Macht dar, die
jeder denkbaren Koalition der Welt uberlegen ist Die deutsche Wehrmacht aber wird stets dann und
dort eingreifen, wann und wo es notwendig ist. Das deutsche Volk wird dabei mit seinem Vertrauen
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den Weg seiner Soldaten begleiten. Es weiB, daB der Krieg dieser Welt nur die Folge der Habgier ei-
niger internationaler Kriegshetzer und des Hasses der dahinter stehenden jlidischen Demokratien ist.
Diese Verbrecher haben jede deutsche Friedensbereitschaft abgelehnt, weil sie ihren kapitalistischen
Interessen widerspricht.
Wer aber dann zu einem so satanischen Beginnen sich auch noch untersteht, das Wort „Gott" in den
Mund zu nehmen, der lastert die Vorsehung und kann nach unserem tiefsten Glauben nichts anderes
ernten als die Vernichtung. So kampfen wir heute daruber hinaus nicht nur um unsere eigene Exi-
stenz, sondern um die Befreiung der Welt von einer Verschworung, die in skrupelloser Weise das
Gltick der Volker und Menschen ihrem gemeinen Egoismus unterordnet. Die nationalsozialistische
Bewegung hat einst im Innern in einem funfzehnjahrigen Ringen diese Feinde bezwungen, der natio-
nalsozialistische Staat wird sich ihrer auch nach auBen erwehren konnen. Das Jahr 1941 soil und wird
in die Geschichte eingehen als das groBte Jahr unserer Erhebung. Die deutsche Wehrmacht, Heer,
Marine und Luftwaffe, werden in diesem Sinne ihre hochste Pflicht erftillen.
Lassen Sie mich nun an dieser Stelle meinen Dank aussprechen den deutschen Soldaten, die in dem
neuen Feldzug wieder so Uberragendes geleistet haben, den Dank aber auch fur das deutsche Volk in
Stadt und Land, das durch seinen FleiB mit die Voraussetzung fiir diese Erfolge geschaffen hat, be-
sonders danken denjenigen deutschen Volksgenossen, die als Opfer dieses Krieges gefallen oder ver-
wundet sind und jenen, die als Angehorige diese Opfer betrauern. Wenn wir bei alledem zum
allmachtigen Lenker der
94 Schicksale blicken, dann wollen wir besonders dankbar sein daftir, daB er es ermoglichte, diese groBen
Erfolge mit so wenig Blut zu erreichen. Wir konnen ihn nur bitten, auch in Zukunft unser Volk nicht
zu verlassen. Was in unseren Kraften liegt, uns unserer Feinde zu erwehren, das soil geschehen. In
diesem Lande ist ein Geist lebendig geworden, den bisher die Welt noch nie uberwunden hat. Ein
glaubiges Gemeinschaftsgefuhl erfaBt unser Volk. Was wir uns nach einem langen Irrweg innerer
Kampfe erstritten haben und was uns so stolz macht anderen Volkern gegenuber, wird keine Macht
der Welt uns mehr entreiBen. Im Zeitalter des judisch-kapitalistischen Geld-, Standes- und Klassen-
wahns steht der nationalsozialistische Volksstaat wie ein ehernes Denkmal sozialer Gerechtigkeit und
klarer Vernunft. Er wird nicht nur diesen Krieg uberdauern, sondern das kommende Jahrtausend.
95 Am Anfang des Monats Mai steht der Feiertag des schaffenden deutschen Volkes, der Tag der
Arbeit. Die deutsche Nation beging ihn auch in diesem Jahre in Arbeitsruhe. Einmal sollten die Ma-
schinen und Motoren innehalten, um das fur den Verteidigungskampf arbeitende Volk zur Besinnung
zu bringen, um ihm Zeit zum Nachdenken zu geben iiber die GroBe des gegenwartigen Schicksals-
kampfes. Reichsleiter Dr. Ley erlieB an Arbeiter und Arbeiterinnen, Betriebsfuhrer und Gefolgschaf-
ten einen Aufruf, in dem er erklarte, daB kein Volk der Welt das Fest der Arbeit mit mehr Recht feiern
diirfe als das deutsche. Der Aufruf Dr. Leys schloB mit den siegesgewissen Worten, daB der Feind
fallen werde: Der deutsche nationalsozialistische Staat der schaffenden Arbeit werde leben, die Frei-
heit, die Schonheit und die Wtirde unserer deutschen Zukunft werde in der heutigen Zeit erstritten!
Erstritten durch jeden Mann und jede Frau an den Platzen, an die sie gestellt sind! Durch den deut-
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schen Soldaten im Einsatz an der Front, durch den deutschen Arbeiter und den deutschen Bauern,
durch Mann und Frau am Arbeitsplatz in der Heimat.
Am Ehrentag der deutschen Arbeit trat die Reichsarbeitskammer in feierlicher Tagung in einer
Werkhalle der Messerschmitt-Flugzeugwerke in Augsburg zusammen. Bei dieser Gelegenheit erhiel-
ten drei um die Entwicklung der deutschen Arbeitskraft hochverdiente Manner die hochsten Aus-
zeichnungen, die das nationalsozialistische Deutschland in der Schlacht der Arbeit zu vergeben hat:
Reichsleiter Max A m a n n , Reichspostminister Dr. Ohnesorge und Prof. Willy Messerschmitt
wurden zu „Pionieren der Arbeit" ernannt. Zugleich erhielten 419 deutsche Betriebe goldene Fahnen
der Arbeit als Anerkennung fur ihre auBerordentlichen Leistungen.
Am Sonntag, den 4. Mai, trat der GroBdeutsche Reichstag zusammen. Auf seiner Tagesordnung
stand die „Entgegennahme einer Erklarung der Reichsregierung". Der Ftihrer gab in dieser denkwiir-
digen Sitzung den AbschluBbericht tiber die Vorgeschichte und Abwicklung des Balkanfeldzuges
(siehe Seite 73). Es war eine Sieges- und Kampf rede, die der Fiihrer im Reichstag hielt. Sie war eine
Abrechnung mit
96 Churchill, wie sie in dieser Scharfe noch nicht erlebt worden ist. Sie war politisch und militarisch ein
Rechenschaftsbericht, der vor der Welt zeigte, daB sich die Waage des Sieges endgultig zugunsten
Deutschlands neigt. „Die deutsche Wehrmacht hat sich selbst ubertroffen, und dem deutschen Solda-
ten ist nichts unmoglich!" Diese Satze stellte Adolf Hitler iiber seinen Bericht. Wenn uberhaupt Worte
in der Lage sind, die Leistung des deutschen Soldaten und seiner Fuhrung in diesen beiden Feldziigen
nachzuzeichnen, so hat das die Anerkennung aus dem Munde des Obersten Befehlshabers in dieser
Reichstagsrede getan. „Aus dem Handgelenk heraus muBte in wenigen Tagen ein neuer Aufmarsch
improvisiert werden. Der endliche Erfolg einer so hingeworfenen Planung stellt der Generalstabsarbeit
und der Truppe das hochste Zeugnis aus." Der Ftihrer nannte die verantwortlichen Befehlshaber und
spendet ihnen uneingeschranktes Lob: Generalfeldmarschall List und Generaloberst von W e i c h s,
von der Luftwaffe Generaloberst LOhr und General von Richthofen, fiir die Gesamtleitung General-
feldmarschall von Brauchitsch und Generaloberst Haider, der Reichsmarschall mit seinem General-
stabschef, General Jeschonnek, sowie Generalfeldmarschall K e i t e 1 und General J o d 1. Bewun-
dernswert fur die Kampfleistung der Truppen vor dem Feind ist die Tatsache, daB zahlreiche Divisio-
nen uberhaupt nicht eingesetzt zu werden brauchten. Mit groBter Dankbarkeit vernahm das deutsche
Volk, daB die Verluste bei den Kampfhandlungen iiber alles Erwarten gering waren: an Toten wenig
mehr als 1000 Mann. Das ist in erster Linie der glanzenden Schulung des deutschen Soldaten, seiner
hervorragenden Fuhrung und seiner unvergleichlichen Ausriistung zu verdanken. Das letzte Geheim-
nis des Sieges aber liegt in dem Genie des Feldherrn Adolf Hitler, der die Ziele gewiesen und die Pla-
ne im groBen entworfen hat.
Am 10. Mai jahrte sich der Tag, an dem die deutsche Westarmee zum Angriff gegen die Feindmach-
te Frankreich und England sowie ihre beiden Vasallenstaaten Belgien und Holland schritt. Die deut-
sche Presse gedachte in wtirdiger Form in Artikeln und Betrachtungen dieser denkwiirdigen Stunde.
Unter alien militarischen Wurdigungen der ruhmreichen Kampfe im Westen ist besonders bemer-
kenswert ein Aufsatz von Reichsarbeitsfuhrer Oberst Konstantin H i e r 1 tiber die „Deutsche Oberste
Fuhrung im Westfeldzug und der Schlieffenplan". In seinen Ausfuhrungen arbeitet Reichsleiter Hierl
den Unterschied der strategischen Plane des einstigen Generalstabschefs und des Feldherrn Adolf Hit-
ler heraus. Den Kern seiner Betrachtungen enthalten folgende Satze: „Wahrend im Geiste des Schlief-
fenplanes und der Schlieffenschen Operationslehre die Fortfuhrung der Operationen mit starkem, rech-
tem Heeresflugel westlich um Paris
97 herum zur Umfassung ausholend gelegen hatte, entschloB sich der Ftihrer, die Entscheidung im
Durchbruch durch die feindliche Front sudlich der Aisne herbeizufuhren." — „Nicht in Anlehnung an
den Schlieffenplan oder auf dem Boden der Cannae-Doktrin oder sonstiger starrer Lehrmeinungen,
sondern im freien kunstlerischen Schaffen, aus der Eingebung des kriegerischen Genius heraus hat der
Ftihrer die deutsche Wehrmacht zum glorreichsten Siege ihrer ruhmreichen Geschichte gefuhrt."
Reichsleiter Hierl schlieBt seine bemerkenswerten strategischen Betrachtungen mit der Erkenntnis,
daB der Ftihrer durch diese genial angelegten Feldzugsplane im Westen auch auf dem Gebiete der
Kriegfuhrung revolutionar gewirkt habe.
Wahrend England noch glaubte, Deutschland benotige noch weitere Zeit, die Friichte seines Sieges
im Balkan zu pflucken, schritt die deutsche Fuhrung zu weiteren ruhmvollen Taten. Am 24. Mai gab
das Oberkommando der Wehrmacht bekannt, daB deutsche Fallschirmjager und Luftlandetruppen seit
den friihen Morgenstunden des 20. Mai auf der Insel Kreta im Kampf gegen Teile des britischen Hee-
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res stiinden. In klihnem Angriff aus der Luft eroberten sie, unterstiitzt durch Jagd-, Zerstorer-, Kampf-
und Sturzkampffliegerverbande taktisch wichtige Punkte der Insel. Nach weiterer Verstarkung durch
Verbande des Heeres gingen die deutschen Truppen zum Angriff iiber. In harten, zahen Kampfen auf
unwegsamem Gelande drangen die durch Luft- und Seestreitkrafte gelandeten Verbande Schritt um
Schritt vor. Die einzelnen deutschen Widerstandsnester vereinigten sich miteinander. Nach zehn Ta-
gen war der Sieg entschieden, die Englander verlieBen fluchtartig, soweit sie nicht vernichtet oder
gefangen waren, die Insel, von der Churchill gesagt hatte, sie wtirde bis zum letzten Mann verteidigt
werden. In seiner ersten Erklarung iiber die Kampfe in Kreta erfrechte sich der britische Premier zu
behaupten, daB deutsche Fallschirmjager in der Umform neuseelandischer Truppen abgesetzt worden
seien. Selbstverstandlich war diese Behauptung unwahr. Diese liigenhafte Erklarung Churchills sollte
offenbar nur eine nachtragliche Begriindung dafiir sein, daB deutsche Fallschirmjager, entgegen alien
Regeln des Volkerrechts grausam miBhandelt und gequalt worden sind. Der Bericht des Oberkom-
mandos der Wehrmacht kiindigte fur dieses neue britische Verbrechen eine entsprechende Vergeltung
an der zehnfachen Anzahl britischer Kriegsgefangener an. Die gesamte Weltpresse, nicht zuletzt die
englische Presse sah in dem siegreichen Feldzug auf Kreta den Beweis dafiir, daB der deutschen
Wehrmacht nichts unmoglich sei. Die deutsche Luftwaffe hatte entscheidenden Anteil an diesem Sie-
ge. Der Prestige-Verlust, den England mit dem Verlust Kretas erlitt, der Stimmungsriickschlag, den
diese Niederlage in England selbst ausloste, war ungeheuer.
98 Am 23. Mai meldete der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht einen schmerzlichen Verlust,
an dem das ganze deutsche Volk Anteil nahm. „Das von Korvettenkapitan Giinther P r i e n gefiihrte
Unterseeboot ist von seiner letzten Fahrt gegen den Feind nicht zuriickgekehrt. Mit dem Verlust dieses
Bootes muB gerechnet werden." In ehrenden Worten gedachte der OKW-Bericht dieses vorbildlichen
U-Boots-Kommandanten:
„Korvettenkapitan Giinther Prien, der Held von Scapa-Flow, der vom Fiihrer in Anerkennung seiner
iiberragenden Verdienste mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet
worden war, und seine tapfere Besatzung leben im Herzen aller Deutschen fort." Der Oberbefehlsha-
ber der Kriegsmarine, GroBadmiral R a e d e r, wiirdigte in einem Tagesbefehl die Leistungen des
Siegers von Scapa-Flow.
Als 12. Offizier der deutschen Wehrmacht iiberreichte der Fiihrer dem Oberleutnant der Luftwaffe
Miincheberg das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. In 40 Luftkampfen war Oberleutnant Miincheberg
Sieger iiber den englischen Gegner geblieben. — Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, GroBadmi-
ral Raeder, hat fur besonders hervorragende Taten der Schlachtschiffe und Kreuzer bei ihren weittra-
genden und wagemutigen Unternehmungen ein Flottenkriegsabzeichen gestiftet. — Ein weiteres Ab-
zeichen wurde fiir die Besatzungen der im Kreuzerkrieg eingesetzten Hilfskreuzer gestiftet.
Die Soldaten des Deutschen Afrikakorps fiihrten wahrend des ganzen Monats Mai unter heiBer afri-
kanischer Sonne mit dem zuriickgeworfenen britischen Gegner, der sich bei Solium und Tobruk ver-
schanzt liat, einen erbitterten Kampf. Fiir hochsten personlichen Einsatz verlieh der Fiihrer mehrfach
Offizieren des Deutschen Afrikakorps das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Im BewuBtsein, in Agyp-
ten eine Schliisselstellung des britischen Empire zu verteidigen, kampfen die Englander mit einer au-
Bergewohnlichen Zahigkeit. Die Hitze der afrikanischen Wiiste tut ein iibriges, um von den deutschen
Soldaten das Hochste an Einsatz zu fordern.
Am 22. Mai jahrte sich zum zweitenmal der Tag, an dem Deutschland und Italien den Freund-
schafts- und Biindnisvertrag abschlossen, der die beiden autoritaren Nationen im Kampf gegen die
Demokratien vereinte. An diesem Tage empfing der Fiihrer auf dem Obersalzberg den italienischen
Botschafter, Dino A 1 f i e r i, in Gegenwart des Reichsministers des Auswartigen, von Ribbentrop,
und des Reichspressechefs, Dr. Dietrich. Als vor zwei Jahren der deutsch-italienische Pakt in Kraft
trat, waren die europaischen Spannungen schon sehr fiihlbar. Die Warming, die in diesem Paktab-
schluB lag, wurde freilich damals ebensowenig gehort wie die Friedensbemiihungen, die auf Grund
der deutsch-italienischen
99 Solidaritat spaterhin von deutscher Seite und besonders auch vom Duce buchstablich bis in die letzte
Minute fortgesetzt wurden.
Ereignisse, die im deutschen Volke hochsten Stolz und zugleich tiefste Trauer auslosten, waren Sieg
und Untergang des heldenmiitigen Schlachtschiffes „B i s m a r c k". Am 24. Mai meldete das Ober-
kommando der Wehrmacht, daB die „Bismarck", die im Atlantik in einem Flottenverband unter Fiih-
rung des Flottenchefs Admiral Liitjens operierte, im Kampf gegen schwere feindliche Seestreitkrafte
die „Hood" vernichtet und ein weiteres englisches Schlachtschiff zum Abdrehen gezwungen habe. Seit
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der Stunde dieses siegreichen Kampfes war die „Bismarck" das Ziel ausgedehntester britischer Flot-
tenoperationen. Zur Niederkampfung des deutschen Schlachtschiffes zogen die Englander alle ihnen
zur Verfligung stehenden schweren und schwersten Einheiten, unter ihnen zwei Flugzeugtrager, zu-
sammen. Im Kampfe gegen die sich allmahfich verstarkenden feindlichen Seestreifkrafte focht das
Schlachtschiff „Bismarck" in seinem bewegungsunfahigen Zustande, bis es endlich am 27. Mai vor-
mittags das Opfer der Ubermacht von drei britischen Schlachtschiffen, einem Flugzeugtrager, mehre-
ren Kreuzern und Zerstorern geworden ist.
Wenn auch Trauer das ganze deutsche Volk erflillte iiber diesen schweren Verlust der jungen deut-
schen Kriegsmarine, so bewegte doch Stolz jeden einzelnen Deutschen bei dem Gedanken, daB die
„Bismarck" nur in ruhmvollem Kampfe uberwunden werden konnte. Der Verlauf des Kampfes hat
gezeigt, daB der Mut der deutschen Seemanner unerschiitterlich und die Konstruktion des Schiffes
hervorragend waren; denn erst nach dem neunten Torpedotreffer versank das Schlachtschiff in den
Wellen, wahrend die „Hood" nach einem einzigen wohlgezielten Artillerievolltreffer in die Luft flog.
Mit groBter Anteilnahme vernahm das deutsche Volk in seiner Gesamtheit das Schicksal von Ru-
dolf H e B, der einen Weg ging, auf dem ihm das Verstandnis des Volkes nicht folgen konnte. Am 12.
Mai wurde parteiamtlich mitgeteilt: „Parteigenosse HeB, dem es auf Grund einer seit Jahren fortschrei-
tenden Krankheit vom Ftihrer strengstens verboten war, sich noch weiter fliegerisch zu betatigen, hat
entgegen diesem vorliegenden Befehl es vermocht, sich in letzter Zeit wieder in den Besitz eines Flug-
zeuges zu bringen.
Am Samstag, den 10. Mai, gegen 18 Uhr, startete Parteigenosse HeB in Augsburg wieder zu einem
Flug, von dem er bis zum heutigen Tage nicht mehr zuriickgekehrt ist. Ein zuriickgelassener Brief
zeigte in seiner Verworrenheit leider die Spuren einer geistigen Zerruttung, die befurchten laBt, daB
Parteigenosse HeB das Opfer von Wahnvorstellungen wurde.
Der Fiihrer hat sofort angeordnet, daB die Adjutanten des Parteigenossen HeB, die von diesen Flu-
gen
100 allein Kenntnis hatten, und sie entgegen dem ihnen bekannten Verbot des Fuhrers nicht verhinderten,
beziehungsweise nicht sofort meldeten, verhaftet wurden.
Unter diesen Umstanden muB also leider die nationalsozialistische Bewegung damit rechnen, daB
Parteigenosse HeB auf seinem Flug irgendwo abgestiirzt bzw. verungluckt ist." — So weit die Erkla-
rung vom 12. Mai. Am Tage darauf gab die Nationalsozialistische Partei-Korrespondenz die Aufkla-
rung dieses die deutsche Offentlichkeit erschutternden Vorganges. Diese zweite Veroffentlichung
lautet: „Soweit die bisher vorgenommene Durchsicht der von Rudolf HeB zuriickgelassenen Papiere
ergibt, scheint HeB in dem Wahn gelebt zu haben, durch einen personlichen Schritt bei ihm von friiher
her bekannten Englandern doch noch eine Verstandigung zwischen Deutschland und England herbei-
ftihren zu konnen. Tatsachlich ist er auch, wie unterdes durch eine Mitteilung aus London bestatigt
wurde, in Schottland vom Flugzeug in der Nahe des Ortes, den er aufsuchen wollte, abgesprungen und
wurde dort anscheinend verletzt aufgefunden.
Rudolf HeB, der seit Jahren, wie es in der Partei bekannt war, korperlich schwer litt, nahm in letzter
Zeit steigend seine Zuflucht zu den verschiedensten Hilfen, Magnetiseuren, Astrologen usw. Inwie-
weit auch diese Personen eine Schuld trifft in der Herbeifuhrung einer geistigen Verwirrung, die ihn
zu diesem Schritt veranlaBte, wird zu klaren versucht. Es ware aber auch denkbar, daB HeB am Ende
von englischer Seite bewuBt in eine Falle gelockt wurde.
Die ganze Art seines Vorgehens bestatigt jedenfalls die schon in der ersten Mitteilung gegebene
Tatsache, daB er unter Wahnvorstellungen gelitten hat. Er kannte die zahlreichen, aus ehrlichstem
Herzen gekommenen Friedensvorschlage des Fuhrers besser als irgendein anderer. Anscheinend lebte
er sich nun in die Vorstellung hinein, durch ein personliches Opfer einer Entwicklung vorbeugen zu
konnen, die in seinen Augen nur mit der vollkommenen Vernichtung des britischen Imperiums enden
wurde. HeB, dessen Aufgabenbereich, wie bekannt, ausschlieBlich in der Partei lag, hat daher auch,
soweit es aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht, irgendeine klare Vorstellung iiber die Durchfiihrung
oder gar iiber die Folgen seines Schrittes nicht gehabt.
Die Nationalsozialistische Partei bedauert, daB dieser Idealist einer so verhangnisvollen Wahnvor-
stellung zum Opfer fiel. An der dem deutschen Volke aufgezwungenen Fortfiihrung des Krieges gegen
England andert sich dadurch nichts. Er wird so lange fortgefiihrt, bis — wie der Fiihrer auch in seiner
letzten Rede unterstrich — die britischen Machthaber gestiirzt bzw. friedensbereit sind."
101 Tief bewegt vernahm das deutsche Volk diesen Bericht von der menschlichen Tragodie eines
Idealisten, der sich um die Partei, um die Wiederaufrichtung Deutschlands auBerordentliche Verdien-
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ste erworben hat. Wenn London und alle Feinde des Reiches geglaubt haben, die Personlichkeit von
Rudolf HeB benutzen zu konnen, um dem Reiche Schaden zuzufiigen, so sahen sie sich bald bitter
enttauscht. Nach alien moglichen und unmoglichen Kombinationen, die das schwindende Selbstbe-
wuBtsein der britischen Massen aufputschen und Zweifel erwecken sollten an dem Siegeswillen des
deutschen Volkes, wurde es sehr bald still und stiller in der britischen Agitation zum Fall HeB. Es
blieb den Briten nichts als ein Kriegsgefangener, der unter ungewohnlichen Umstanden und mit einer
ungewohnlichen Vorstellung und Absicht nach England gekommen war. Fur die Partei und fiir das
deutsche Volk war die Angelegenheit HeB abgeschlossen, nachdem der Ftihrer am 13. Mai die Reichs-
leiter und Gauleiter bei sich empfangen hatte. Wie die Nationalsozialistische Partei-Korrespondenz
mitteilte, bereitete die Parteifuhrerschaft dem Fiihrer, der zu den Versammelten sprach, eine vom ent-
schlossenen Siegeswillen getragene uberwaltigende Kundgebung.
Die bisherige Dienststelle des Stellvertreters des Fuhrers fiihrt, wie eine Verfugung Adolf Hitlers
vom 12. Mai bekanntgab, die Bezeichnung „Parteikanzlei". Sie ist dem Fiihrer personlich unterstellt.
Ihr Leiter ist wie bisher Reichsleiter Martin B o r m a n n.
Einen bemerkenswerten ErlaB gab das Oberkommando der Wehrmacht am 23. Mai bekannt. Er ent-
stand aus den Erfahrungen des Krieges. Schon im Frieden sei das Schwarzsenden vermittels einer
Funkanlage grundsatzlich mit Zuchthausstrafe bedroht gewesen. Im Kriege store jedes Schwarzsenden
alle fiir die Landesverteidigung unerlaBlichen MaBnahmen der Wehrmacht und leiste damit dem Fein-
de Vorschub. „Wer im Kriege schwarz sendet, stellt sich daher auBerhalb der Volksgemeinschaft und
hat damit zu rechnen, als Landesverrater mit Zuchthaus- oder Todesstrafe bestraft zu werden."
Am 18. Mai beging das deutsche Volk den Muttertag. Eine Ringsendung des GroBdeutschen Rund-
funks aus diesem AnlaB wurde eingeleitet durch eine Ansprache des Reichsministers Dr. F r i c k. Sein
erster GruB gait den Miittern, die mit dem Verlust ihres Sohnes oder ihres Mannes das schmerzlichste
Opfer bringen muBten. Er gedachte nicht minder herzlich der Frauen und Mutter, die heute noch um
ihre Lieben im Felde bangen. Reichsminister Dr. Frick erklarte, daB das nationalsozialistische
Deutschland sich bemiihe, diesen Frauen wenigstens die wirtschaftlichen Sorgen fiir sich und die Ihri-
gen abzunehmen. Er gedachte mit besonderem Dank derjenigen Frauen, die dem Rufe des Fuhrers
folgend sich in die Reihe der
102 schaffenden Deutschen eingegliedert haben, um den Mann zu ersetzen im Munitions- und Riistungsbe-
triebe, an Schaltern und Schreibtischen, in Ziigen und StraBenbahnen. Sie haben UnermeBliches dazu
beigetragen, die Kraft des deutschen Volkes zu starken und zu erhalten. In herzlichen Worten sprach
Dr. Frick auch von den Frauen, die dem deutschen Volke in diesem Jahre Kinder geschenkt haben. Er
verkiindete, daB die Geburtenzahl des Jahres 1940 nicht hinter der des Vorjahres zuriickstiinde. —
Frau Schollz-Klink, die Reichsfrauenfiihrerin, machte sich zur Sprecherin aller deutschen
Frauen, um an diesem Tage dem Fiihrer die Liebe und Verehrung aller Mutter entgegenzubringen.
Mit Riicksicht auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft sind in diesem Jahre der Himmelfahrtstag
(22. Mai) und der Fronleichnamstag (12. Juni) auf die nachstfolgenden Sonntage verlegt worden. Mit
Verstandnis nahm die Offentlichkeit diese Entscheidung auf.
Auf Einladung des Reichswirtschaftsministers und Reichsbankprasidenten Funk fand am Freitag,
den 23. Mai, im groBen Sitzungssaal der Reichsbank eine Tagung der Gauleiter, Reichsstatthalter,
Oberprasidenten und Gauwirtschaftsberater aus alien Gauen GroBdeutschlands statt. Reichswirt-
schaftsminister Funk gab vor diesem Gremium einen Uberblick iiber die kriegswirtschaftliche Lage im
GroBdeutschen Reich und in den besetzten Gebieten, insbesondere iiber die Rohstoffe, den AuBenhan-
del und das Geld- und Kreditwesen. Danach ist die kriegsnotwendige Rohstoffversorgung gesichert.
Die Zinssenkung hat eine wesentliche Erleichterung der Kriegsfinanzierung herbeigefiihrt. All diese
Probleme wurden weiterhin in Vortragen von Unterstaatssekretar General von Hanneken, Unterstaats-
sekretar von Jagwitz und Ministerialdirigent Dr. Riehle eingehender zur Darstellung gebracht. Staats-
sekretar Dr. Landfried hielt das SchluBreferat, das sich mit grundsatzlichen Fragen der deutschen
Wirtschaftsstruktur unter besonderer Bertie ksichtigung des Handels befaBte.
Ein Zeugnis fiir die ununterbrochene Betriebsamkeit der deutschen Wirtschaft legte die 2. Breslauer
Kriegsmesse ab. Sie wurde am 21. Mai in Anwesenheit des Ministerialdirektors Gutterer sowie der
Berliner Botschafter und Gesandten der an der Messe beteiligten Siidoststaaten, ferner Vertretern des
Generalgouverneurs und des Reichsprotektors durch den Gauleiter von Oberschlesien, Parteigenossen
Bracht, eroffnet. In seiner Rede gab Gauleiter Bracht Unterlagen dafiir, daB die Wirtschaft des gesam-
ten Ostraumes auf verschiedenen Gebieten zu jener Hochstleistung aufgestiegen sei, wie sie die Indu-
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strie im iibrigen Reiche seit langem schon zeige. Dadurch, daB die Breslauer Messe die Menschen des
neuen deutschen
103 Ostens mit jenen alten Reichsgebieten zusammenfiihre, sei sie nicht nur im wirtschaftlichen Sinne
raumverbindend, sondern vielmehr gleichzeitig auch Mittlerin der engsten volkspolitischen Verbun-
denheit. Durch die besondere Pflege der wirtschaftlichen Beziehungen zum europaischen Osten und
Sudosten habe die Breslauer Messe die gegenseitigen Blickfelder in Gegenwart und Zukunft ausge-
weitet. Die fur die Zukunft vorbereitete Verkehrsplanung unterstreiche die Briickenstellung, die Bres-
lau als Bindeglied fur den deutschen Raum und dariiber hinaus im europaischen Raum zukomme. Es
sei darum Breslaus Aufgabe, nicht nur zwischen der deutschen, besonders ostdeutschen Wirtschaft
und jener des Auslandes, vor allem des Ostens und Siidostens, zu vermitteln, sondern dariiber hinaus
Breslau zu einem Beriihrungspunkt der volkswirtschaftlichen Beziehungen zwischen den nordischen
Staaten und dem Sudosten Europas zu machen.
Am 23. Mai publizierte die deutsche Presse, daB der Fiihrer auf Vorschlag von Reichsminister Dr.
Goebbels den Ministerialdirektor Leopold Gull erer zum Staatssekretar im Reichsministerium fiir
Volksaufklarung und Propaganda ernannt habe. Mit dem Parteigenossen Gutterer iibernimmt ein er-
probter Nationalsozialist die bedeutsamen Funktionen dieses Amtes, dessen Gewicht im Kriege be-
sonders schwer und ausschlaggebend ist.
Die Assimilierung des Altreichs und der dem Reiche eingegliederten Gebiete macht weiterhin Fort-
schritte. In Bad I s c h 1 fand eine Tagung der Akademie fiirDeutsches Recht statt, die zum Ziele
hatte, die Rechtsangleichung des osterreichischen Straf rechts an das Straf recht des Reiches vorwarts-
zutreiben. Grundsatzlich geht man bei diesem Problem davon aus, daB das Strafrecht des Altreichs in
der Ostmark nicht so eingefiihrt werden soil, wie es heute ist, daB vielmehr die beiden Rechtsformen
vorerst nebeneinander bestehen bleiben, um nur schrittweise einander nahergebracht zu werden. Es
wurden zuerst jene Gebiete behandelt, in denen Einrichtungen des osterreichischen Strafrechts im
Altreich neu eingefiihrt werden sollen, und zwar aus dem allgemeinen Teil: der Versuch, die versuchte
Verleitung, die Verjahrung. Aus dem besonderen Teil: die Strafbarkeit der unbeeideten falschen Aus-
sage vor Gericht und weitere Einzelfragen, insbesondere auch die Verbesserung des strafrechtlichen
Schutzes fiir den gesetzlichen Unterhalt, ferner Einrichtungen, die fur den StrafprozeB im Altreich eine
wesentliche Vereinfachung und Beschleunigung des Verfahrens ermoglichen. Unter anderem auch die
Wiederaufnahme des Strafverfahrens. Umgekehrt sollen auch Einrichtungen des deutschen Strafrechts
in das osterreichische Strafrecht organisch eingebaut werden. Hier handelt es sich insbesondere um
jene Neuerungen, die im Altreich seit der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus durchge-
fiihrt wurden.
104 Weitere Fragen sollen in spateren Tagungen durchberaten werden, nachdem sie im Reichsjustizmini-
sterium ausgearbeitet worden sind.
Am Mittwoch, den 14. Mai, fiihrte Reichsminister Dr. F r i c k den Prasidenten des neuerrichteten
Reichsverwaltungsgerichtes) Walther Sommer, feierlich in sein Amt ein. Diese oberste Behorde der
Verwaltungsrechtspflege wurde durch ErlaB des Fiihrers vom 3. April fiir den Bereich des Gesamtrei-
ches geschaffen. Dr. Frick wies darauf hin, daB dieser AbschluB im Aufbau der Verwaltungsgerichts-
barkeit von der Gestaltungskraft des Reiches mitten im Kriege zeuge. Er stelle einen bedeutsamen
Schritt dar auf dem Wege zur Vereinheitlichung des Reiches. Die bedeutungsvollen Aufgaben dieser
obersten Spruchbehorde bestehen in der Fortbildung des deutschen Verwaltungsrechts und in der Ge-
wahrleistung der Rechtseinheit und damit der Gerechtigkeit.
Bei einer Feier aus AnlaB der Errichtung neuer Lehrstiihle fiir koloniale und auslandische Forstwirt-
schaft, fiir koloniale Bodenkunde und Kulturtechnik, fiir koloniale Tierzucht, fiir Kolonial- und Wirt-
schaftsgeographie an der Hamburger Universitat umriB Reichserziehungsminister Rust Aufgaben
und Begrenzung des kolonialen Studiums. Die Errichtung kolonialer Lehrstiihle konne keinesfalls an
alien oder mehreren Universitaten vorgenommen werden. Dies wurde dem Gesetz der Okonomie der
Krafte widersprechen, denn es gebe weder die erforderliche Anzahl qualifizierter Lehrkrafte noch eine
geniigend groBe Zahl von Horern. Auch der Gedanke einer eigenen Kolonialhochschule scheide aus.
Die Vorbildung fiir die kolonialen Berufe sei der Hamburger und der Gottinger Universitat vorbehal-
ten. Sie konne nur in einem Erganzungsstudium zu den abgeschlossenen Ausbildungen in den entspre-
chenden Fachern bestehen. Die Atmosphare der Welthandelsstadt Hamburg lege es nahe, hier eine
Universitat mit besonderem kolonialen Akzent zu entwickeln. Aus diesem Grunde seien die eingangs
genannten vier neuen Lehrstiihle mit den dazugehorigen Instituten eroffnet worden.
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Im BewuBtsein dessen, daB der Wehrdienst fiir jeden einzelnen Soldaten gewisse Nachteile in sei-
nem blirgerlichen Beruf, in seiner Ausbildung mit sich bringt, bemtiht sich der nationalsozialistische
Staat, auf der anderen Seite alle Schwierigkeiten fiir die Fortentwicklung des einzelnen beiseite zu
raumen. Im Rahmen des schon bekannten Forderungswerkes fiir Kriegsteilnehmer, die sich einer wei-
teren Ausbildung unterziehen wollen, hat der Reichserziehungsminister bestimmt, daB auf die prakti-
sche Tatigkeit ein Teil der Wehrdienstzeit anzurechnen ist. Und zwar werden angerechnet der iiber
zwei Jahre hinausgehende Wehrdienst bis zur Hochstgrenze eines Jahres bei nichttechnischen Truppen
und bis zu zwei Jahren bei
105 technischen Truppen. Unter diesen ErlaB fallt das Studium an Bau- und Ingenieurschulen, Textilschu-
len, Chemieschulen, Bergschulen, Meisterschulen des Deutschen Handwerks, Seefahrtschulen usw.
Besonders begabte Kriegsteilnehmer konnen unter bestimmten Voraussetzungen ein Semester iiber-
springen, Versehrte brauchen kein Schulgeld zu bezahlen. — Mit Riicksicht auf mancherlei Schwie-
rigkeiten, die durch die Einberufung insbesondere bei selbstandigen Gewerbetreibenden entstanden
sind, hat der Reichsfinanzminister eine Anzahl von Erleichterungen und Vereinfachungen steuerlicher
Art eingefiihrt. Oberregierungsrat Dr. Oeftering vom Reichsfinanzministerium behandelte sie in der
Deutschen Steuerzeitung anfangs Mai.
Um die Mitte des Monats legte Staatssekretar Fritz Reinhard! vor Vertretern der Presse einen Re-
chenschaftsbericht iiber das Steuerjahr 1940 ab, das am 31. Marz abgelaufen war. „Man hatte bei Be-
ginn des Rechnungsjahres das Steueraufkommen des Reiches auf insgesamt 25 Milliarden geschatzt,
in Wirklichkeit aber ist eine Ziffer von 27,2 Milliarden Reichsmark erreicht worden, eine Entwick-
lung, aus der sich ergibt, daB die Wirtschaftskraft des Reiches auch im Kriege noch fortgesetzt zu-
nimmt, und daB die Aufwartsentwicklung ihren Hohepunkt noch nicht erreicht hat. Das Steuerauf-
kommen im laufenden Jahre wird auf 30 Milliarden geschatzt." In seiner Rede kiindigte Staatssekretar
Reinhardt an, daB nach dem Kriege mit einer Neugestaltung und Vereinfachung der Einkommensteuer
zu rechnen sein wiirde. Es sei auch nicht beabsichtigt, den Kriegszuschlag zur Einkommensteuer zu
verewigen.
Diesem giinstigen Bericht iiber die Finanzlage des Reiches entspricht ein Uberblick iiber den Stand
des deutschen Sparwesens. Der Bestand der deutschen offentlichen Spareinlagen hat im Jahre 1940,
wie President Dr. Heinze vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband mitteilte, die 33-Milliarden-
Grenze iiberschritten. Das sind Zahlen, die in der Sparkassengeschichte ohne Beispiel sind. Die Er-
gebnisse aller Vorjahre sind um das drei- bis vierfache iibertroffen worden, und auch in den ersten
Monaten des Jahres 1941 hat sich der ungewohnlich giinstige EinlagezuschuB nicht nur fortgesetzt,
sondern sogar weiter verstarkt. Wenn auch eine solche Kapitalansammlung groBtenteils darauf zu-
riickzufiihren ist, daB der einzelne sein Geld in Waren und Gebrauchsgegenstanden nicht anlegen
kann, so zeugt dennoch diese Anhaufung der Riicklagen auf eine in Kriegszeiten gesunde Entwicklung
des deutschen Volksvermogens. — Im Reichsgesetzblatt vom 27. Mai ist eine Verordnung des Mini-
sterrats fiir die Reichsverteidigung veroffentlicht iiber den weiteren Ausbau der knappschaftlichen
Versicherung der Bergleute. Sie bringt erhebliche Ver
106 besserungen in der Berufs versicherung dieses Standes, der von wesentlicher Bedeutung fiir die
Wehrkraft des Reiches ist (siehe Seite 143).
Im Reichsarbeitsblatt behandelt um die Mitte des Monats ein Bericht den Kriegsgefangeneneinsatz
im zweiten Kriegsjahr. Er zeigt, daB die Arbeit der Kriegsgefangenen aus dem Westen eine bedeuten-
de Rolle gespielt hat. Weit mehr als 1 1/2 Millionen westlicher Kriegsgefangener wurden dem Bericht
nach zum Einsatz gebracht. Jetzt werden die ersten Kriegsgefangenen aus dem Siidosten zur Arbeit
kommandiert. Die Organisation des Kriegsgefangenenwesens habe sich glanzend bewahrt. Zuzeiten
sei der Kriegsgefangeneneinsatz in der Landwirtschaft 95% gewesen. Gegen Ende des Jahres betrug er
noch 52%. Dagegen stieg der Einsatz im Bergbau, in der gewerblichen Wirtschaft und in offentlichen
Verwaltungen von zunachst nur 5 auf 48%. Der Bericht gibt auch AufschluB iiber die groBe Aktion
zur Erfassung und Umsetzung Kriegsgefangener Facharbeiter. Sie wurden fast ausschlieBlich von den
Arbeitsamtern in ihren erlernten Berufen eingesetzt.
Die Hoheitstrager der Auslandsorganisation der NSDAP aus 20 Landern traten im Mai in der
Reichshauptstadt zu einer Kriegstagung zusammen, die an Stelle der groBen Kundgebungen stattfand,
die zu Friedenszeiten in Stuttgart, der Stadt der Auslandsdeutschen, abgehalten werden. Den Hohe-
punkt des Tages bildete eine Ansprache des Leiters der Auslandsorganisation, Gauleiters Bohle, iiber
„Haltung und Tatigkeit des Auslandsdeutsch turns im Kriege".
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Am 1. Mai, dem Tag, an dem in Deutschland das Fest der Arbeit gefeiert wird, wandte sich Reichs-
kommissar Terboven in einer Massenversammlung, die iiber samtliche norwegische Rundfunksender
iibertragen wurde, an das norwegische Volk, um einen Rlickblick liber dieses erste Jahr unter deut-
scher Besetzung zu geben. Zunachst unterstrich der Reichskommissar noch einmal seine Erklarung
vom 25. September, nach der die einzige staatstragende Partei in Norwegen die Quisling-Bewegung,
Nasjonal Samling, sei. Er erklarte, daB Norwegen nur durch sie den Weg zu einer selbstandigen Stel-
lung im Rahmen eines neuen Europa linden werde. Er wies sodann auf die Erfolge bin, die die Zivil-
verwaltung des Landes unter seiner Leitung bisher gehabt habe. Vor allem gehore dazu das schnelle
Verschwinden der Arbeitslosigkeit, die von 100 000 auf 20000 Arbeitslose zuriickgegangen sei. An
praktischen Aufgaben, die bereits in Angriff genommen wurden, nannte der Reichskommissar den
Ausbau der Wasserkrafte im Rahmen eines Zehnjahresplanes und die Durchfuhrung einer gesunden
Forstwirtschaft, die den bisherigen Raubbau in Norwegens Waldern beendigen soil. Ferner nannte er
die ErschlieBung der norwegischen Bodenschatze, von denen Norwegen selbst bisher noch nichts ge-
wuBt habe, und die den wirklichen Reichtum
107 des Landes ausmachen. Am SchluB seiner Rede ermahnte Reichskommissar Terboven seine
norwegischen Horer, mitzuarbeiten an dem Werk der Wiederaufrichtung eines selbstandigen, unab-
hangigen Norwegens. Den Feinden einer neuen Zeit gegen- tiber erklarte er, nicht einmal den norwe-
gischen Englandfreunden zuliebe werde sich das Rad der Geschichte zurtickdrehen.
Einen bedeutsamen Tag beging am 24. Mai die Nasjonal Samling. Von Oslo kommend besuchte an
diesem Tage zusammen mit Vidkun Quisling Reichsfuhrer SS Himmler die erste Division norwegi-
scher SS-Manner, die im Laufe der letzten Monate auf einem deutschen Truppenubungsplatz ausge-
bildet worden war. Mit herzlichen Worten wandte sich Reichsfuhrer SS an die norwegischen Kamera-
den: „Wenn ihr vom Einsatz heim- kommt, so werdet ihr Zeugen und Ktinder sein fur die groBe ger-
manische Gemeinschaft. Denn ihr werdet sagen konnen, an der Gestaltung Europas haben wir mit der
Waffe in der Hand teilgenommen ! " Vidkun Quisling uberbrachte seinen jungen Mitkampfern die Grii-
Be der Heimat und sagte ihnen, daB der EinfluB ihrer Bewegung, der Nasjonal Samling, in Norwegen
von Tag zu Tag zunehme. Wenn sich das Verstandnis fur die neue Zeit in Norwegen langsam Bahn
bricht, dann ist dies nicht zuletzt dem deutschen Bemuhen zu verdanken, alle Gebiete der revolutiona-
ren nationalsozialistischen Lebensgestaltung dem norwegischen Volke nahezubringen. Unter diesem
Gesichtspunkte muB auch eine Ausstellung der Deutschen Arbeitsfront genannt werden, die am 15.
Mai in Oslo eroffnet wurde. Sie zeigt Leistungen der Sozialfursorge, Siedlungshauser und zweckma-
Bige Inneneinrichtungen, vermittelt einen Eindruck von der Aktion Schonheit der Arbeit und den zahl-
reichen Moglichkeiten des deutschen Volksbildungswerkes und der NS -Gemeinschaft Kraft durch
Freude.
Nicht unerwahnt durfen auch bleiben die zahlreichen Reisen von maBgebenden Norwegern nach
dem Reich. So folgten funfzehn Ftihrer der Nasjonal Samling einer 14tagigen Einladung von Reichs-
organisationsleiter Dr. Ley zu einer Deutschlandreise.
Nicht zuletzt hat auch die „Deutsche Zeitung in N o r w e g e n" in der Zeit ihres einjahrigen Beste-
hens ein Wesentliches dazu beigetragen, deutsches Denken verstandlich zu machen und das politische
Wollen des nationalsozialistischen Deutschlands den Norwegern nahezubringen. Das Blatt ist zur
zweitgroBten Zeitung Norwegens geworden. Fur die Jubilaumsnummer am 20. Mai haben namhafte
Manner, unter diesen Reichskommissar Terboven, der Wehrmachtsbefehlshaber von Norwegen, Gene-
raloberst von Falkenhorst, und Reichspressechef Dr. Dietrich Beitrage zur Verfugung gestellt.
Im ElsaB und in Lothringen macht der deutsche Kulturaufbau weiterhin auch im Kriege seine Fort
108 schritte. In S t r a B b u r g ist die Erneuerung der Universitat fast schon vollendet. Das StraBburger
Theater riistet sich, seine weitgesteckten Plane in die Wirklichkeit umzusetzen. Es ist das Ziel aller
Verantwortlichen, daB StraBburger Theater zu einer reprasentativen Reichsbuhne zu erheben. Die
Verpflichtungen fur Schauspieler, Orchester sind in die Wege geleitet. Man vergewisserte sich auch
namhafter Krafte aus dem Reich zu Gastspielen. In Metz zeigen sich ebenfalls die ersten Ansatze einer
neuen Bliite im kulturellen Leben dieser Stadt. Aus dem Wehrmachtstheater entwickelt sich langsam
eine Btihne, an der die gesamte Bevolkerung Anteil nimmt. In der nachsten Spielzeit wird man sich
der Pflege der Klassiker und des Gegenwartsdramas widmen. Die Griindung einer Tanzakademie ist in
Aussicht genommen. Das Musikleben hat eine Keimzelle in der neugebildeten Kammermusikvereini-
gung gefunden.
Generalgouverneur Dr. Frank hat in seinem Aufbauprogramm die kulturelle Betreuung des Landes
aufgenommen. Ihr dient, soweit die deutsche Fuhrerschicht in Frage kommt, das Institut fur deutsche
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Ostarbeit und die Krakauer Volksbildungsstatte der NSDAP. Unter deutscher Flihrung soil aber auch
das volkische Eigenleben Polens wieder erstarken. So beginnt man das Schulwesen des 14 Millionen
zahlenden Generalgouvernements neu zu ordnen. Die Philharmonie des Generalgouvernements, be-
stehend aus Professoren und Lehrern polnischer Musikschulen und Instrumentalisten frliherer Posener
und Warschauer Orchester, hat ihre Konzerttatigkeit unter dem Mtinchner Dirigenten Dr. Hanns Rohr
aufgenommen. — Am 8. Mai wurde im Institut fur deutsche Ostarbeit eine Veit-StoB-Ausstellung
eroffnet, der durch Generalgouverneur Dr. Frank das Geleitwort gegeben wurde. In seiner Rede ver-
kiindete Dr. Frank, daB er in Krakau eine „Veit-StoB-Akademie fur Bildende Ktinste" ins Leben rufen
werde, ferner einen Preis von 50 000 Zloty fur hervorragende deutsche Kunstleistungen im General-
gouvernement gestiftet habe.
Am 11. Mai hatte die diesjahrige Buchhandler-Kantate in Leipzig ihren Hohepunkt. Vor fuhrenden
Mannern des Geisteslebens der Partei und der Wehrmacht legte Reichsleiter Baldur von Schirach ein
heiBes Bekenntnis des Zusammengehorens von Jugend und Buch ab. Er wtirdigte die Bedeutung der
deutschen Sprache fur die Wesensbildung des deutschen Volkes. In bedeutsamen Ausfuhrungen
befaBte sich Baldur von Schirach mit der notwendigen Verbindung von schopferischer Einsamkeit und
dem Gemeinschaftsleben und erklarte: „Gerade die Polaritat von Einsamkeit und Gemeinschaft schaf-
fe erst die schopferische Spannung, in der zu leben eine Lust und in der zu handeln eine Erlosung be-
deutet. Der Gedanke ist einsam, aber seine Durchfuhrung kann das Werk der Gemeinschaft sein, und
ohne Gemeinschaft
109 scheint uns heute alles Denken sinnlos." Am SchluB seiner Rede richtete Baldur von Schirach einen
Appell an die Verleger, neben den Werken der GroBen die Erstlingswerke der Kommenden nicht zu
vergessen.
Am Sonntag, den 25. Mai, sendete der GroBdeutsche Rundfunk das 75. Wehrmachtswunschkonzert,
das letzte vor der Sommerpause. Heinz Goedecke gab dabei einen Ruckblick, eine stolze Bilanz: In 75
Wunschkonzerten wurden insgesamt 52 797 Soldaten und Wehrmachtseinheiten genannt, die Geburt
von 9297 Kindern wurde angezeigt. An Geldspenden allein gingen 15 477 375 RM. ein. Vom ersten
bis zum letzten Wunschkonzert hat diese Veranstaltung des GroBdeutschen Rundfunks die Anteilnah-
me und den Beifall von Front und Heimat gehabt.
Auf Veranlassung von Reichsminister Dr. Goebbels sendet der GroBdeutsche Rundfunk ab 23. Mai
allabendlich drei verschiedene Rundfunkprogramme, um sowohl dem einfachen wie auch dem an-
spruchsvollen Horer Auswahl zu bieten. Wer die umfangreichen Kriegsaufgaben des Rundfunks
kennt, wird diese kulturelle Leistung der deutschen Sender und ihrer politischen Flihrung zu wlirdigen
wissen.
Im Bereich des GroBdeutschen Rundfunks sind verschiedene Anderungen durch Reichsminister Dr.
Goebbels verfugt worden. Eine Veroffentlichung vom 8. Mai verklindet, daB der bisherige stellvertre-
tende Intendant des Deutschen Kurzwellensenders, Dr. Toni Winkeinkemper, zum Auslandsdirektor
der Reichsrundfunkgesellschaft, der bisherige Abteilungsleiter Horst C 1 e i n o w zum stellvertreten-
den Intendanten des Deutschen Kurzwellensenders, der bisherige Leiter des Drahtlosen Dienstes, Wal-
ter Wilhelm D i 1 1 m a r , zum Intendanten der deutschen Europasender und Sendeleiter Dr. Harald
Diettrich zum Auslandsinspektor der Reichsrundfunkgesellschaft ernannt wurde.
.-Miiliiiniijiiiillifiilk
110 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung hat die nach der Winterpause im April steil aufwarts
gerichtete Kurve der Aktion und des Erfolges, liber die der Fiihrer am 4. Mai vor dem Reichstag sei-
nen stolzen Bericht gegeben hat, im Mai fortgesetzt. Am 20. Mai begann die Eroberung Kretas, das
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die Englander nach dem Ausbruch des italienisch-griechischen Konfliktes besetzt hatten, durch Luft-
landetruppen von den Flugplatzen Griechenlands aus. Am 1. Juni konnte die vollige Besetzung der
Insel und das Ende der Kampfhandlungen gegen die griechischen und Empiretruppen verkundet wer-
den.
Damit war eine Kriegshandlung abgeschlossen, die Deutschlands Kriegflihrung auf der Hohe wahr-
haft revolutionaren Handelns gezeigt hat. Die Eroberung eines so groBen Landgebietes auf eine so
groBe Entfernung liber See und durch die Luft hat erneut erwiesen, daB die Auswertung der neuen
Kriegsmittel und die Einstellung der Strategic auf die neuen technischen Moglichkeiten nur von der
deutschen Kriegflihrung erkannt worden sind. Die Luftmacht hat sich beim Kampf in engen Gewas-
sern der Seemacht uberlegen gezeigt.
Von englischer Seite wurde in einer Ubersicht tiber die Kriegslage am 21. Mai darauf hingewiesen,
der Kampf um Kreta sei nur ein Teil der Schlacht um Suez, die die Achsenmachte von Libyen aus und
aus der Richtung des Agaischen Meeres zu gewinnen suchten. Es sei die wichtigste Schlacht des gan-
zen Krieges, und die Aussichten fur England wiirden duster sein, wenn Deutschland sie gewinnen
wurde. Die Seeherrschaft der englischen Flotte im Mittelmeer sei in diesem Kampf der wichtigste
Faktor zugunsten Englands.
Die Seeherrschaft Englands im Mittelmeer ist jetzt bedroht. Ihre Stiitzpunkte konnen von Libyen
und von den Inseln des Agaischen Meeres aus angegriffen werden. Eine mindestens zeitweilige
SchlieBung des Suezkanals durch Luftangriffe ist moglich und hat sich bereits ereignet. Die Zersto-
rung der Brennstofftankanlagen in Haifa und Alexandria, kombiniert mit einer Unterbrechung des
Schiffsverkehrs im Suezkanal, wurde die englische Flotte im ostlichen Mittelmeer der Aktionsfahig-
keit berauben, weil ihr bald der Brennstoff fehlen muBte. Die Eroberung Kretas bedeutet andererseits
den AusschluB Englands aus dem Agaischen Meer und die Unmoglichkeit fur die Englander, mit
Handelsschiffen ins Schwarze
111 Meer zu gelangen, wahrend fur die Achsenmachte nunmehr der Seeweg vom Schwarzen Meer durch
die Agais und den Golf von Korinth nach der Adria moglich wird, was besonders fur Italiens Versor-
gung mit Treibstoff wichtig ist.
Die historische Mittelmeerstellung Englands ist durch die Ereignisse der Monate April und Mai
stark reduziert und schwer bedroht. Die Vision eines englandfreien Europas, das durch ein england-
freies Mittelmeer mit einem englandfreien Vorderen Orient und Nordafrika in Verbindung steht, hebt
sich zu Beginn des letzten Viertels des zweiten Kriegsjahres liber den Horizont der politischen und
militarischen Wirklichkeit. Man kann sich unschwer ausmalen, was die Verwirklichung dieser Vision
fur England, fur die Achsenmachte und fur die weitere Entwicklung des Krieges, besonders auch im
Hinblick auf Englands Blockade und die Gegenblockade der Achsenmachte bedeuten wurde. Der Ring
Englands um die Stellung der Achsenmachte, der liber Gibraltar, Malta, Kreta, Vorderer Orient liegt,
ware zerbrochen, England aus gewaltigen Gebieten ausgeschlossen, die mit alien ihren Erzeugnissen
nur mehr den Achsenmachten zur Verfugung standen.
Die am 14. Mai bekanntgegebene Warnung der Reichsregierung vor dem Befahren des nordlichen
Teiles des Roten Meeres (siehe Seite 71), die Antwort auf die Freigabe dieses Seegebietes fur die
USA-Schiffahrt durch eine Erklarung Roosevelts vom 10. April, ist in diesem Zusammenhang zu be-
achten.
Mit dem Vordringen der Achsenmachte im ostlichen Mittelmeerraum geht die weitere innere Kon-
solidierung ihrer Kontinentalstellung einher. Der Balkan ist dem politischen System der Achse nun-
mehr ganz eingegliedert. Der neuerstandene kroatische Staat, mit dem Deutschland am 13. Mai einen
Staatsvertrag liber die Festlegung der Grenze abschloB, und mit dem am 18. Mai entsprechende Ab-
kommen durch Italien erfolgten, hat mit einem Umfang von etwa 115 000 qkm und einer Einwohner-
zahl von sieben Millionen hierbei eine besondere Bedeutung. Im Westen hat Frankreich, das so lange
gezogert hat, seitdem in Montoir der erste grundsatzliche Schritt zur Zusammenarbeit mit Deutschland
getan worden war, durch das Abkommen vom 7. Mai und durch die Besprechung Darlans mit dem
Fiihrer am 13. Mai den Weg der Eingliederung in das neue Europa praktisch betreten. Der Kontinent
schlieBt sich immer mehr zusammen.
Am 22. Mai konnte der zweite Jahrestag des Abschlusses des deutsch-italienischen Bundnisses, des
stahlernen Paktes, wie er in Italien mit Vorliebe genannt wird, gefeiert werden. Die beiden seit dem
PaktabschluB verflossenen Jahre gehoren zu den denkwlirdigsten der Geschichte Europas. Sie haben
die Struktur des Kontinents griindlich geandert. Das politisch-militarische Bundnis der Achsenmachte
hat sich als
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112 ein Instrument von ungeheurer Durchschlagskraft erwiesen und ist zum politischen Kern eines neuen
Europas geworden. Es ist ein seltsames Zusammentreffen, daB im gleichen Monat, am 10. Mai, sich
der Beginn der deutschen Westoffensive des Jahres 1940, durch die die Achse in Westeuropa sich
Raum schuf, zum ersten Male jahrt.
Die Kampfgemeinschaft der Achsenmachte ist in und um Kreta besonders wirksam geworden. Sie
hat von deutscher Seite ihre besondere Anerkennung gefunden. In der Cyrenaika, vor Tobruk und an
der Grenze Agyptens ist diese Kampfgemeinschaft weiter erprobt worden. In Italienisch-Ostafrika hat
der Ftihrer der italienischen Streitkrafte, der Herzog von Aosta, mit dem Hauptteil der noch iibrigen
Truppen den Kampf aufgeben miissen, der jedoch von zwei weiteren italienischen Kampfgruppen
gegen groBe feindliche Uberlegenheit zah fortgesetzt wird. Auch der Gegner hat die Tapferkeit der
italienischen Truppen durch die ehrenvolle Form, in der sich die Ubergabe vollzog, anerkannt. Der
Herzog von Aosta und der Duce haben in einem letzten Telegrammwechsel die GewiBheit der Erwar-
tung ausgesprochen, daB die jetzt verlorengegangenen Gebiete wieder gewonnen werden. Ihr Schick-
sal wird selbstverstandlich durch den Ausgang des Kampfes mit England im ganzen entschieden wer-
den.
Italien hat durch die Eingliederung der Provinz L a i b a c h ins italienische Konigreich und durch
die Abmachungen mit Kroatien iiber die gegenseitige Grenzfestsetzung das politische Ergebnis seines
Kampfes um den Balkan eingebracht. Die Provinz Laibach erhalt mit autonomer Verwaltung unter
einem Oberkommissar, ohne Militardienstpflicht der slowenischen Bevolkerung und mit weitgehen-
der Kulturautonomie eine Sonderstellung im Rahmen des italienischen Staates. Kroatien wird eine
Monarchic unter einem Zweige des Hauses Savoyen. Die MaBnahmen, die der neue Staat hinsichtlich
seiner Organisation und seines Aufbaues bisher getroffen hat, zeigen, daB er hierbei das politische und
wirtschaftliche Gedankengut der Achse zugrundelegt. Am 18. Mai wurde eine Gruppe von Abkom-
men zwischen Italien und Kroatien unterzeichnet, namlich ein Vertrag iiber die Festlegung der Gren-
zen zwischen Italien und Kroatien, ein Abkommen iiber das adriatische Kiistengebiet betreffend mili-
tarische Zonen, ein Vertrag der Garantie und der Zusammenarbeit, ein Notenaustausch beziiglich der
Verwaltung der Stadte Spalato und der Insel Kurzola und ein SchluBprotokoll. Der gegen Italien be-
griindete jugoslawische Staat, oder wie er urspriinglich hieB, das Konigreich der Serben, Kroaten und
Slowenen, und die Erfindung einer „siidslawischen Nation", haben ihr Ende gefunden. Der Faschis-
mus hat das Ziel, die Adria politisch und militarisch
113 zum mare nostra zu machen, erreicht. Der siidslawische Traum ist ausgetraumt. Die Slowenen treten
als autonome Provinz in den Verband des italienischen Staates, die Kroaten werden eine durch die
Verwandtschaft des Herrscherhauses und durch politische Vertrage eng mit Italien verbundene Mon-
archic, und die Serben werden ein ihrer Volkszahl entsprechendes Eigenleben fiihren. Die adriatische
Kiiste ist militarisch in der Hand Italiens. Montenegro und Albanien sind weitere Glieder fur Italiens
Sicherheit auf dem Balkan.
Von den drei Halbinseln, mit denen sich der europaische Kontinent nach Siiden erstreckt, dem Bal-
kan, Italien und der Pyrenaen-Halbinsel, sind die beiden ersteren nunmehr der politischen und militari-
schen Einwirkung Englands entzogen. Die Pyrenaen-Halbinsel, an deren Siidende die englische
Zwingburg Gibraltar liegt, und deren westlicher Teil Portugal das alteste Biindnis der Geschichte mit
England verbindet, hat sich aus der geistigen Horigkeit Englands ebenfalls gelost. Ihre beiden Staaten
sind, Portugal seit dem Mai 1926, Spanien seit dem Biirgerkriege, autoritar. Beide Staaten stehen des-
halb, jeder auf seine Weise, in der groBen Auseinandersetzung der Gegenwart ideologisch auf der
Seite des neuen Europa gegen die Angelsachsen. Dies gilt auch hinsichtlich der Lagerung der politi-
schen Interessen.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daB weder der Staat Salazars, noch der Francos einen Sieg der
Angelsachsen iiberleben wurde. Jene Krafte, die in Portugal durch das ebenso weitblickende wie zahe
Wirken Salazars ausgeschaltet wurden und niedergehalten werden, und die in Spanien durch einen
beinahe dreijahrigen Krieg aus der Macht geworfen wurden, wurden wieder zur Macht gelangen und
mit ihnen innere Zerrissenheit, auBere Machtlosigkeit und englische Gefolgschaft. Das wissen die
Fiihrenden in Madrid und Lissabon sehr wohl, ebenso, daB der angelsachsische Imperialismus sich
anschickt, ihnen die letzen geistigen und moralischen Positionen, die sie noch in ihren friiheren Kolo-
nialreichen in Slid- und Mittelamerika besitzen, streitig zu machen.
Diese Situation hat im Monat Mai durch verschiedene Ereignisse eine bemerkenswerte Beleuchtung
erfahren. Als der zum AuBenminister seines Landes ernannte bisherige Botschafter Argentiniens in
Rom, Ruiz G u i n a z u , auf der Heimreise durch Madrid und Lissabon kam, wurde er ostentativ ge-
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feiert. Auf einem ihm am 2. Mai vom portugiesischen Ministerprasidenten Salazar gegebenen Essen
sagte dieser: „Fiir uns alle, die beiden Staaten der Pyrenaen-Halbinsel, wie die Lander Latein-
Amerikas gibt es ein gemeinsames Erbe an Traditionen, Anschauungen und Idealen, und damit geisti-
ge Bande, die die Jahrhunderte iiberdauern, und Sympathien und Freundschaften, die in ihrem Kern
auch von Zeitstromungen nicht
114 beriihrt werden. Von dem jetzt so aufgewiihlten Europa aus scheint es, als wenn der Atlantische Ozean
die lateinischen Lander Amerikas von ihm trennt, und doch konnen wir sie nur als zu ihm gehorig
betrachten. Ohne sie ware Europa nur ein geographischer Begriff ohne geistigen Gehalt, weil fiir den
schopferischen Geist und die Vitalitat Europas durch Jahrhunderte kein besserer und reicherer Zeuge
existiert, als die gegenwartig hier versammelten Nationen, die wirklich Fleisch seines Fleisches und
Blut seines Blutes sind. Im Grunde sind wir alle eine groBe Familie."
Der flihrende Staatsmann Portugals hat damit Gedanken geauBert, wie sie vom spanischen AuBen-
minister, wenn er tiber das Problem Hispanitat sprach, mehrfach zum Ausdruck gebracht worden sind.
Die beiden Staaten der iberischen Halbinsel wollen nicht, daB ihr historisches Verdienst der Entdek-
kung, ErschlieBung und Besiedlung von Slid- und Mittelamerika, die groBte Leistung, die sie auBer-
halb des Mutterlandes vollbracht haben, ihnen von den Nordamerikanern sozusagen weggenommen
wird, daB im Namen eines durchsichtigen USA-Interessen dienenden Panamerikanismus eine vollige
Eingliederung der ibero-amerikanischen Welt in die der USA erfolgt. Denn es liegt auf der Hand —
und die intensiven Bemuhungen der USA, auch kulturpolitisch die Ibero-Amerikaner zu uberfremden,
beweisen es — , daB auch die aus den Mutterlandern uberkommenen Werte auf dem Spiele stehen. Die
kulturelle Uberfremdung durch die Vereinigten Staaten wtirde auch die letzte Geltung, die Spanien
und Portugal von ihrer Kolonisationstatigkeit in Amerika geblieben ist, in Frage stellen.
Portugal hat aber gegenuber den Vereinigten Staaten noch unmittelbarere Sorgen. Am 9. Mai sah
sich die portugiesische Regierung veranlaBt, in einer offiziellen Erklarung gegen in den Vereinigten
Staaten lautgewordene Bestrebungen auf Besetzung der Kapverdischen Inseln und der Azoren Stel-
lung zu nehmen. Die Erklarung schloB mit folgenden Feststellungen: „Der portugiesischen Regierung
ist bisher kein Antrag oder Vorschlag bezuglich einer eventuellen Benutzung irgendwelcher Hafen
oder Stutzpunkte der portugiesischen Kiiste oder Inseln durch irgendeinen der Kriegfuhrenden gegen
den anderen oder durch dritte Staaten gemacht worden. Die Regierung hat sich mit der Verteidigung
der drei Inselgruppen des Atlantik beschaftigt, und die bestehenden Einrichtungen verstarkt als Besta-
tigung ihrer Souveranitat, aber auch um einem Angriff Widerstand leisten zu konnen, obwohl sie ihn
nicht erwartet." Am 5. Mai wurde der erste von mehreren Transporten von Artillerie- und Infanterie-
Einheiten nach den Kapverdischen Inseln, und am 23. Mai weitere Truppenverstarkungen nach den
Azoren von Lissabon abgesandt. Portugal
115 ist also offenbar nicht geneigt, dem Imperialismus der Angelsachsen seine Inselstellung im Atlantik
kampflos preiszugeben.
Am 28. Mai konnte Portugal den funfzehnten Jahrestag der Beseitigung des parlamentarisch-
demokratischen Systems und des Ubergangs zum autoritaren Staat feierlich begehen. Das Regierungs-
blatt „Diario da Manna" stellte dazu fest, die Revolution sei noch nicht abgeschlossen, sondern gehe
weiter, bis auch der letzte Portugiese zum neuen Staat gefunden habe. Aus dem korrupten System des
demokratisch-liberalistischen Niederganges habe Portugal durch diese Revolution sich selbst den Weg
zu neuer GroBe und nationaler Wtirde geoffnet.
Ein Jubilaum anderer Art beging Spanien am 2. Mai, dem Jahrestag seiner Erhebung gegen Napole-
on. Der spanische AuBenminister hielt dabei eine Rede mit heftigen Angriffen gegen die Plutokratien
und ihre Machenschaften in Spanien, und betonte, diejenigen, die Spanien zweihundert Jahre lang
ihren Willen aufzwangen, hatten kein Wort mitzureden, wenn Spanien sein Schicksal heute selbst in
die Hand nehme.
In solchen Ereignissen und AuBerungen leuchtet eine iberische Schicksalsgemeinschaft auf, die zu-
gleich eine europaische ist. Sie reicht als iberische und europaische hinuber tiber den Atlantik nach
Siid- und Mittelamerika. Im weiteren Verlaufe der gegenwartigen groBen Auseinandersetzungen wird
auch die Schicksalsfrage der iberischen und der ibero-amerikanischen Volker eine Antwort linden.
Zur europaischen Schicksalsfrage, die allmahlich klarer auch als die eigene erkannt wird, hat Frank-
reich im Monat Mai eine realistischere Einstellung gefunden. Sie hat sich nach geraumem Zogern zur
praktischen Zusammenarbeit entschlossen. Das deutsch-franzosische Abkommen vom 7. Mai und der
Besuch Darlans beim Fuhrer vom 13. Mai wurden schon erwahnt. Marschall P e t a i n hat in einer
Rundfunkansprache am 16. Mai einen ebenso schlichten wie dringlichen Appell an das franzosische
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Volk gerichtet, ihm auf dem Wege der Zusammenarbeit mit Deutschland als dem „der Ehre und des
nationalen Interesses" zu folgen: „Wenn es uns gelingt, die im Gange befindlichen Verhandlungen bei
einer straffen Disziplin unserer offenflichen Meinung zum Guten zu fiihren, kann Frankreich seine
Niederlage iiberwinden und sich in der Welt den Rang einer europaischen und Kolonialmacht erhal-
ten", so schloB der Marschall. Der stellvertretende franzosische Ministerprasident, D a r 1 a n, wandte
sich am 23. Mai an die Franzosen. Er dementierte zunachst verschiedene Geriichte iiber angebliche
deutsche Forderungen und sagte, von dem Wege, auf den Frankreich sich begebe, hange seine Ge-
genwart und seine Zukunft ab. Es werde den Frieden bekommen, den es sich selbst erwerbe, und in-
nerhalb der europaischen Organisation den Platz ein
116 nehmen, den es sich selbst vorbereite. Frankreich habe in der Vergangenheit sich dazu hinreiBen
lassen, fremde Interessen zu verteidigen und eine zusammenhanglose Politik gefuhrt. Jeder habe die
Pflicht, jetzt Petain zu folgen und die Politik der Zusammenarbeit zu unterstiitzen. Noch deutlicher
wurde Darlan in einem Interview mit der Zeitschrift „Gringoire" vom 29. Mai. „England hat diesen
Konflikt angestiftet. Wir waren nur ein Spielzeug in seinen Handen. Von 1919 bis 1936 hat England,
getreu seiner jahrhundertelangen Politik, allae getan, um Frankreich daran zu hindern, aus seinem Sieg
zu profitieren." Darlan, der als einer der Schopfer der modernen franzosischen Flotte zu gelten hat,
machte anschlieBend Angaben iiber die Bemiihungen der Englander, den Ausbau der franzosischen
Flotte nach dem Weltkrieg hintan zu halten. Diese Bemiihungen sind bekannt, neu ist jedoch die Mit-
teilung Darlans, daB die Englander noch nach 1936 die franzosischen Flottenbauplane durch direkte
Einwirkung auf das franzosische AuBenministerium zu durchkreuzen versucht haben.
Die Hinwendung der franzosischen Politik zur praktischen Zusammenarbeit mit Deutschland und
zur Bejahung des neuen Europa hat zu scharfen Reaktionen in London und Washington gefuhrt. Eng-
lische Flugzeuge warfen iiber Syrien Flugblatter mit der Aufforderung zum Abfall von Vichy und zum
AnschluB an de Gaulle ab. Bald folgten Bombenabwiirfe auf syrische Flugplatze und auf die Hafen
von Beirut in Syrien und auf S f a x in Tunis. Im englischen Unterhaus erklarte der Unterstaatssekretar
im Foreign Office, kiinftig wiirden Navicerts fur franzosische Schiffe nicht mehr ausgegeben. Die
englische Presse drohte mit Bombenangriffen auf das unbesetzte Frankreich, de Gaulle erlieB Aufrufe
an die Bevolkerung Syriens und gegen die Zusammenarbeit mit Deutschland. Der franzosische Ober-
kommissar in Syrien, General D e n t z, erklarte demgegeniiber am 19. Mai, er sei beauftragt, die Stel-
lung Frankreichs in der Levante zu verteidigen. Gewalt werde mit Gewalt beantwortet werden.
Beinahe symbolisch erscheint es, daB im Rahmen der Gedenkfeiern am Tage der Jeanne d'Arc am
11. Mai die in Orleans wiederhergestellte Loire-Briicke, bei der Jeanne d'Arc im Kampf gegen die
Englander verwundet wurde, wieder auf ihren alten Namen „Pont de Tournelles" umgetauft wurde.
Das englandhorige Frankreich hatte sie vor Jahren auf englische Veranlassung „King George V.-
Briicke" getauft!
Da Roosevelt sich in der Rolle des englischen Sekundanten um jeden Preis und bei jeder Gelegen-
heit gefallt, hat der EntschluB Vichys zur praktischen Zusammenarbeit mit Deutschland natiirlich das
starkste MiBfallen in Washington erregt. Roosevelt beantwortete die erwahnte Rundfunkansprache
Petains am 16.
117 Mai mit einer Erklarung, in der er sich auf den deutsch-franzosischen Waffenstillstand berief, wie
wenn er durch ihn Rechtsanspriiche an Frankreich erworben hatte, die es Frankreich verboten, eine
Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland zu betreiben. Er appellierte an das franzosische Volk
gegen die eigene Regierung und konstruierte eine „Bedrohung fiir Friede und Sicherheit der westli-
chen Hemisphare" aus einem Zusammengehen Frankreichs mit Deutschland. Gleichzeitig mit dieser
Erklarung wurden zehn in amerikanischen Hafen liegende franzosische Schiffe, darunter das groBte
Schiff der franzosischen Handelsflotte, die „Normandie", militarisch besetzt. Am 21. Mai erfuhr man
aus New York, die amerikanische Regierung sei an die franzosische mit dem Verlangen herangetreten,
sie miisse ihre Zukunftsplane gegeniiber Deutschland mitteilen. Hull habe dem franzosischen Bot-
schafter eroffnet, die einzige Hoffnung auf eine Wiederherstellung der guten Beziehungen zwischen
Frankreich und Nordamerika sei eine schriftliche Verpflichtung der franzosischen Regierung, sich in
Zukunft bei den Verhandlungen mit Berlin streng an das Waffenstillstandsabkommen vom Juni 1940
zu halten. Das bedeutet also, die Vereinigten Staaten verlangen von Frankreich, es solle seine Politik
kiinftig unter die Aufsicht Washingtons stellen. Das MaB der Einmischung in die europaischen Ver-
haltnisse von selten Roosevelts hat wirklich einen Grad erreicht, der kaum noch gesteigert werden
kann! Die franzosische Regierung hat es denn auch an einer scharf ablehnenden Gegenerklarung nicht
fehlen lassen. Die franzosische Presse unterstrich Roosevelts Mitverantwortung an Frankreichs Un-
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gliick. Angesichts der in den Vereinigten Staaten lautgewordenen Absicht auf Wegnahme der franzo-
sischen Besitzungen im Karibischen Meer erhielten die franzosischen Land-, See- und Luftstreitkrafte
auf Martinique den Befehl, die notwendigen MaBnahmen zur Verteidigung der Inse3n gegen einen
eventuellen Angriff der Vereinigten Staaten zu ergreifen. Dies erklarte auch der franzosische
Botschafter Staatssekretar Hull in aller Form. Botschafter de Brinon erklarte gegenuber
amerikanischen Pressevertretern, wenn die Vereinigten Staaten Dakar zu nehmen beabsichtigten,
miiBten sie das mit Gewalt tun. Wenn die USA in den Krieg eintreten wtirden, wtirde die gemeinsame
Aufgabe Europas darin bestehen, auch eine gemeinsame Verteidigung zu organisieren.
Marschall P e t a i n und seine Regierung sind also offenbar willens, sich von dem friiheren Ver-
biindeten, der Frankreich im Sommer 1940 im Stich lieB, und von den Kriegshetzern in USA nicht die
Linie ihres Handelns vorschreiben zu lassen, sondern diese nach dem nationalen franzosischen Inter -
esse festzulegen. Dieses Interesse fordert aber das Zusammengehen mit Deutschland und die Einglie-
derung in das neue Europa.
118 Es ist nur logisch, daB die franzosische Regierung gegen die im englischen Solde stehende
Verraterbewegung des Generals de Gaulle im Wege der Strafverfolgung und mit anderen Mitteln vor-
geht. De Gaulle und seine Anhanger versuchen durch Aufrufe und sonstige Propaganda die franzosi-
schen Truppen in Syrien zum Abfall von Vichy zu bringen. Sie sind ferner bemtiht, mit Hilfe der eng-
lischen Propagandamittel auch auf die Franzosen in Frankreich unmittelbar einzuwirken. In Vichy hat
man dagegen wiederholt scharf reagiert. Der Staatssekretar fur die Kolonien, Admiral P 1 a t o n, konn-
te in einem Presseinterview vorn 28. Mai die beruhigende Feststellung machen, daB nur ein Sechzehn-
tel der Bevolkerung des franzosischen Kolonialreiches von der Bewegung de Gaulles erfaBt worden
sei, und daB man diese schon seit dem Herbst 1940 als bezwungen ansehen konne. Tatsachlich hat de
Gaulle nur in solchen Gebieten Erfolg gehabt, in denen er von den Englandern militarische und sonsti-
ge Unterstiitzung erhalten konnte, und wo nur geringe franzosische militarische Krafte vorhanden
waren.
Im Innern hat Frankreich das Judenproblem energischer angefaBt. Man will 125 000 auslandische
Juden, die sich in Paris und Umgebung aufhalten, ausweisen. Das gleiche beabsichtigt man mit den
175 000 auslandischen Juden in der besetzten und unbesetzten Zone. Botschafter de Brinon, der dies
mitteilte, ftigte hinzu: „Im Zusammenhang mit der Reorganisierung des neuen Europa miissen die
Juden aus Frankreich entfernt werden. Wenn sie dies nicht konnen, werden wir sie in besonderen La-
gern unterbringen." Dies wird verstandlich, wenn die franzosische Zeitschrift „Au Pilori" am 19. Mai
feststellen konnte, daB der Besitzanteil der Juden bei Bankunternehmungen 57%, im Edelsteinhandel
45%, im Pelzwarenhandel 56%, bei Feinmanufakturen 61%, im Musikverlag 71%, im Konfektions-
handel 47% usw. betrug.
Die neue nach dem Vorbild des Faschismus und Nationalsozialismus geformte Einstellung der Re-
gierung Petain zu den sozialen Fragen kam am 1. Mai zum Ausdruck. Zum ersten Male wurde dieser
Tag nicht wie bisher im Sinne marxistischer Klassenkampfideen, sondern im Zeichen des sozialen
Friedens als Tag der Arbeit gefeiert. Arbeiter und Unternehmer nahmen an den veranstalteten Feiern
teil. Marschall Petain sprach in einer groBen Versammlung von Arbeitern und Unternehmern. In einer
Ansprache bezeichnete er die Arbeit als das versohnende Element fur alle Franzosen. Der 1. Mai, bis-
her ein Symbol der Entzweiung und des Hasses, werde in Zukunft ein Symbol der Einheit und der
Freundschaft sein. Die Arbeit sei eine Voraussetzung fur die gute moralische und physische Gesund-
heit. Dies gelte fur den Einzelnen wie fur die Gesamtheit. Die in Vorbereitung befindliche soziale
Neuordnung mtisse das Prinzip
119 verlassen, daB der Einzelne isoliert gegenuber dem Staate stehe und Arbeitergewerkschaften und
Unternehmerorganisationen sich gegeneinanderstellten. Die Neuordnung werde Arbeiter und Unter-
nehmer in korporativen Gruppen vereinigen. Zum erstenmal erhielten die franzosischen Arbeiter am 1.
Mai, der Feiertag war, Lohn gezahlt.
Uber den Wiederaufbau Frankreichs seit dem Waffenstillstand machte Verkehrsminister Berthelot
am 30. Mai interessante Angaben. Danach sind in Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzungsbe-
horden von 5200 km durch Kriegshandlungen unbefahrbar gewordener Wasserwege bereits 5000 km
wieder befahrbar, von 2332 gesprengten Bracken 1674 wiederhergestellt. Uber 140 000 Arbeiter sind
fiir derartige Arbeiten eingesetzt.
In den Landern Nord-, Ost- und Sudosteuropas sind fur den Monat Mai nur wenige Ereignisse von
Bedeutung zu verzeichnen.
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In Schweden hat AuBenminister Giinther am 3. Mai eine Rede iiber die schwedische AuBenpolitik
gehalten, in der er die Bedeutung eines guten Verhaltnisses zu Deutschland unterstrich. In einer weite-
ren Rede am 28. Mai liber die AuBenhandelslage Schwedens betonte er die Wichtigkeit des Handels-
verkehrs mit Deutschland, der einen groBen Teil des infolge des Krieges eingetretenen Ausfalls der
alten Handelsbeziehungen wettgemachthabe.
Wie sehr die Schiffahrt der nordischen Lander unter den Auswirkungen der volkerrechtswidrigen
englischen Seekriegsfuhrung zu leiden hat, ergibt sich aus folgenden Ziffern: die norwegische Han-
delsflotte hat bisher 186 Schiffe mit 681000 Bruttoregistertonnen, die schwedische 102 Schiffe mit
392000 BRT und die danische ungefahr 100 000 BRT verloren.
Die volkerrechtswidrige Besetzung Islands durch englische Truppen hat offenbar Englands angebli-
chen Kampf fur die freien Volker befruchtet: Das islandische Alting hat am 17. Mai die Aufhebung
des Bundes mit Danemark beschlossen und die Absicht bekundet, Island zu einer Republik zumachen.
In Bulgarien konnte Ministerprasident Filoff am 14. Mai in der Kammer feststellen, daB die gluckli-
che Beendigung des Krieges auf dem Balkan die Befreiung der bulgarischen Gebiete in Thrazien, Ma-
zedonien und langs der Westgrenze, die sich unter griechischem und serbischem Joch befunden hatten,
bedeute. Ein machtiges und geeintes Bulgarien von der Donau bis zum Agaischen Meere bedeute die
Verwirklichung des nationalen Ideals des bulgarischen Volkes, das bei der Festigung der Neuordnung
im Sudosten Europas eine wichtige Aufgabe zu erfullen habe.
In RuBland wurde am 6. Mai bekanntgegeben, daB Molotow auf seinen Wunsch von der Erfullung
der
120 Pflichten des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare entbunden worden sei, daB Stalin den
Vorsitz des Rates der Volkskommissare ubernommen habe, und daB Molotow zum stellvertretenden
Vorsitzenden ernannt worden sei. Damit hat der machtigste Mann der Sowjetunion, der Stalin schon
seit langen Jahren unbestreitbar ist, auch die nach auBen wichtigste politische Stellung, die Minister-
prasidentschaft, ubernommen.
Am 12. Mai hat die Sowjetunion mit dem inzwischen in den Krieg mit England eingetretenen Irak
offizielle diplomatische Beziehungen aufgenommen.
Fur England war auch der Monat Mai ein ausgesprochen schlechter Monat, der schwere MiBerfolge
gebracht hat. Obwohl das englische Parlament mit Rucksicht auf die Wirkung im Auslande von dem
Recht auf Kritik nur noch einen bescheidenen Gebrauch macht, war die Erregung und MiBstimmung
iiber die dauernden MiBerfolge und Niederlagen so stark geworden, daB in den Parlamentssitzungen
des 6. und 7. Mai eine heftige Debatte entstand. Das Parlament hatte sich in Spannung und gereizter
Stimmung versammelt. Lloyd Georg und mehrere andere Redner gaben der MiBstimmung durch eine
heftige Kritik an der Regierung Ausdruck. Lloyd George gab eine ziemlich realistische Schilderung
der Lage Englands und der gegenwartigen Machtverhaltnisse und wies nach, wie sehr viel glinstiger
die Lage Deutschlands heute gegenuber der Zeit des Weltkrieges sei.
AuBenminister Eden verteidigte Politik und Kriegfuhrung der Regierung. Er schilderte die Entwick-
lung der Verhaltnisse auf dem Balkan und im Nahen Osten. Die Hauptschuld am Zusammenbruch der
englischen Politik auf dem Balkan schob er Jugoslawien zu, das unter der Regierung des Prinzen Paul
sich den englischen Wunschen auf Mobilisierung der Armee versagt habe. Erst nach dem Staatsstreich
habe die neue Regierung einen wirklichen und dringenden Versuch gemacht, ihre Armeen in Bereit-
schaft zu bringen. „Aber, so fuhr Eden fort, es war beim besten Willen der Welt schon zu spat gewor-
den, die Armeen zu mobilisieren und sie dort zu konzentrieren, wo sie die von uns geforderte Unter-
stiitzung und Hilfe hatten leisten konnen. Und so kam es denn, wie es kommen muBte. Trotz aller Tap-
ferkeit der jugoslawischen Armee war diese nicht mehr in der Lage, den deutschen VorstoB aufzuhal-
ten."
Eden sprach also nicht von der Hilfe, die England Jugoslawien bringen wollte, sondern von der Hil-
fe Jugoslawiens fur England! Zynischer kann man den Sinn der englischen Politik nicht zum Ausdruck
bringen. Nach einigen Komplimenten an die Adresse der Tiirkei, Drohungen gegen den Irak und der
grotesken Behauptung, England kampfe fur die Freiheit der Araber, schloB Eden mit einem dringen-
den Hilferuf an die Vereinigten Staaten.
121 Zum AbschluB der Debatte sprach Churchill am 7. Mai. Er suchte sich gegen die Angriffe Lloyd
Georges und der anderen Kritiker zu verteidigen. Er gab zu, daB der Verlust der britischen Stellung im
Mittelmeer und im Niltal die schwersten Schlage sein wlirden, die man GroBbritannien zufugen konnte
England sei jedoch entschlossen, fur diese Stellung zu kampfen und „Kreta und Tobruk bis zum Tode
und ohne irgendeinen Gedanken an Rlickzug zu verteidigen". Drei Wochen spater war der Rlickzug
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aus Kreta freilich eine Tatsache. Die Niederlage am Balkan suchte er mit der Bemerkung zu beschoni-
gen, man habe Griechenland „aus Griinden der Ehre" helfen mlissen. DaB das englische gegeniiber der
gewaltigen militarischen Uberlegenheit der Achsenmachte von vornherein illusorische Hilfsverspre-
chen Griechenland uberhaupt erst in den Kampf getrieben hat, verschwieg Churchill naturlich. Auch
er schloB mit einem Hilferuf an die Vereinigten Staaten.
An englischen Ministerreden des Monats Mai sind noch die beiden Reden Edens vom 22. Mai im
Unterhaus und vom 29. Mai im Mansionhaus zu erwahnen. Am 2. Mai griff Eden die Regierung Pe-
tains wegen der Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland scharf an und lieB es an Drohungen nicht
fehlen. Besonders bezeichnend war Edens Rede vom 29. Mai. Er begann mit einem Lob- und Preisge-
sang auf Roosevelt wegen seiner Kriegshetzrede vom 27. Mai. die Eden als Ereignis von weltge-
schichtlicher Bedeutung feierte. Dann folgten wtiste Beschimpfungen gegen Deutschland und die
deutschen Plane zur Neuordnung Europas, die naturlich als denkbar verwerflich und bose bezeichnet
wurden. AnschlieBend entwickelte Eden das Zukunftsbild Europas, wie England es nach seinem Siege
angeblich plant. Dieser typische Vertreter der englischen Gleichgewichtspolitik, d. h. der Politik des
Gegeneinanderhetzens der europaischen Volker pragte dabei Satze von geradezu monumentaler Ver-
logenheit wie: „Ein dauernder und internationaler Friede auf dem Kontinent ist unser einziges Ziel."
Wie dieser Friede fur Deutschland aussehen wtirde, daftir nur folgendes Zitat: „Wir durfen niemals
vergessen, daB Deutschland der schlimmste Herr ist, den Europa je gekannt hat. Funfmal im letzten
Jahrhundert hat es den Frieden gebrochen. Niemals darf es in der Lage sein, dies wieder zu tun. Unse-
re politischen und militarischen Friedensbedingungen werden so abgefaBt werden, daB eine Wiederho-
lung der deutschen Untaten unmoglich ist." Offenbar ist also Eden der gleichen Meinung wie diejeni-
gen, die glauben, daB das Versailler Diktat noch viel zu menschlich mit Deutschland verfahren sei.
Der Erzbischof von Canterbury, der australische Ministerprasident M e n z i e s , der sudafrikanische
Ministerprasident Smuts und Churchill selbst wiederholten bei den verschiedensten Gelegenheiten
die
122 bekannten Phrasen vom Kampf fur die Freiheit, die Zivilisation und gegen Tyrannei und Unfreiheit. Es
wirkt besonders seltsam, wenn Leute wie Menzies, Vertreter des zuletzt entdeckten aller Erdteile, der
bisher zur Menschheitskultur nicht einen Namen, nicht eine Schopfung beigetragen hat, gegen das
Deutschland, das ein Vielfache solcher Namen und Schopfungen aufweisen kann als alle englisch-
sprechenden Volker zusammen, den Kampf fur die menschliche Kultur durchfechten will !
Das A und der englischen Hoffnungen und Wunsche, ist die Hilfe der Vereinigten Staaten. Eng-
land gibt sich deshalb die groBte Miihe, Roosevelt und seine Leute beim Aufhetzen der offentlichen
Meinung in USA gegen die Achsenmachte und im Sinne des Kriegseintritts gegen diese zu unterstiit-
zen. Englands Botschafter in USA, Lord Halifax, unternahm im Mai einen langeren Redefeldzug
durch den Mittelwesten der Vereinigten Staaten, um der uberwiegend isolationistisch eingestellten
Bevolkerung klarzumachen, daB die Hilfe fiir England ihre hochste Pflicht sei. Seine zahlreichen bei
dieser Gelegenheit gehaltenen Reden gipfelten in Satzen wie: „Wir kampfen, um zu verhindern, daB
die Zivilisation, und zwar die Zivilisation der ganzen Welt, gemordet wird. Das ist eine Angelegen-
heit, die Amerika sehr ernsthaft angeht. Denn es gibt kein freies Amerika, wenn Europa in Ketten
liegt." Auch der australische Premier Menzies machte eine Propagandatournee durch die Vereinigten
Staaten. Der britische Wirtschaftsdelegierte in USA, J. M. Keynes, konstatierte trocken, England sehe
die sieben Milliarden Dollar, die die Vereinigten Staaten fur die Englandhilfe bereitstellten, nur als
erste Rate an. Die Summe muBte erhoht werden, und zwar bald. Am 21. Mai erklarte als erste engli-
sche Zeitung „News Chronicle", jetzt miisse Amerika in den Krieg eintreten, wozu eine amerikanische
Zeitung bemerkte, hierin spiegele sich das Geftihl der verzweifelt ernsten Lage Englands offenbar
wider.
Auch Irland mochten die Englander in ihren Krieg hineinziehen. Aber Irland ist entschlossen, auch
weiterhin neutral zu bleiben. Am 17. Mai hat de Valera dies erneut bestatigt mit dem Hinzufugen,
notigenfalls werde Irland sich bis zum auBersten verteidigen. Als die englische Regierung die Absicht
aussprach, in Nordirland die Wehrpflicht einzufuhren, ging iiber Nord- und Sudirland eine so heftige
Welle des Protestes hinweg, daB Churchill am 27. Mai im Unterhaus erklarte, die Regierung verzichte
darauf, „da die Einfuhrung der Wehrpflicht mehr Arger verursachen wtirde als sie wert ist".
Wie sehr die englischen Schiffsverluste, die im Monat April nach der am 10. Mai in London be-
kanntgegebenen, wie wir wissen, noch sehr unvollstandigen Ubersicht die groBten seit dem Juni 1940
waren, die englische Lebenshaltung einschranken, und wie andererseits der Schleichhandel in England
bltiht, ergibt
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123 sich aus vielen Meldungen. Die Rationierung wird immer weiter ausgedehnt und ebenso die Ein-
schrankung. Am 5. Mai wurden Gemiisekonserven und Kase rationiert, am 15. Mai die Herstellung
von Kakaoprodukten unter Lizenz gestellt, ab 1. Juni die Ausgabe von Zucker fur warme Getranke in
offentlichen Gaststatten eingestellt. Das Bier ist ebenso knapp wie die Fische, fur die zudem uner-
schwingliche Preise verlangt werden. Die Kohlenproduktion wird als ungeniigend bezeichnet. Auch
Benzin ist knapp geworden, so daB einen Tag der Woche samfliche Heereskraftwagen stillgelegt wur-
den. Der Benzinverbrauch wurde auBerdem allgemein erneut herabgesetzt.
Die Kriegshetze, die von Roosevelt, Frau Roosevelt, Roosevelts Ministern, Staatssekretaren, Di-
plomaten, Parteifreunden und journalistischen Mitlaufern in einem unaufhorlichen Crescendo auf das
Volk der Vereinigten Staaten losgelassen wird, und von der man im April hatte glauben mogen, sie
konne nicht mehr uberboten werden, hat sich im Mai erneut selbst ubertroffen und geradezu tiber-
schlagen. Roosevelt hat sich in seiner Rolle als Weltfriedensfeind und Kriegshetzer Nr. 1 erneut besta-
tigt.
Wenn man die Reden und Proklamationen Roosevelts und seiner Leute aus dem Monat Mai hinter-
einander liest und auf sich wirken laBt, greift man sich an den Kopf und fragt, ob man es mit einer
Produktion aus dem Tollhaus zu tun habe;
einer so haBerfullten Verzerrung der Tatsachen steht man gegeniiber. Aber, ist es schon Unsinn, hat es
doch Methode. Allen diesen AuBerungen liegt in gleicher Weise HaB und Feindschaft und eine gera-
dezu ubermenschliche Fahigkeit der Luge und Verdrehung zugrunde.
Das Glanzstiick aller bisherigen Leistungen Roosevelts in der HaBpropaganda gegen die Achsen-
machte und der Kriegshetze ist seine „Rede am Kamin" vom 27. Mai. Diese mehrfach verschobene
und mit absichtlich gesteigerter Spannung erwartete Rede enthielt nur ganz wenige Gedanken, die aber
mehrfach variiert und gesteigert wurden. Roosevelt begann mit der Behauptung, der ganze amerikani-
sche Kontinent sei aufs schwerste bedroht. Schon nahere sich Hitler Afrika und den Inseln im A flan -
tik, und wenn die „Demokratien" Amerikas ihm nicht zuvorkamen, wurden sie von ihm unterjocht
werden. Deshalb sei es die nationale Pflicht, Widerstand zu leisten, und ein Teil dieses Widerstandes
sei es, England zu unterstiitzen. Gegen die Kritiker seiner Kriegspolitik ging Roosevelt mit Anklagen
und Verdachtigungen vor, um schlieBlich den ganzen verlogenen Phrasenschwall vom Kampf zwi-
schen Freiheit und Demokratie usw. in Formulierungen zu wiederholen, die auch von den schlimmsten
Entgleisungen der Ententepropaganda es
124 Weltkrieges kaum ubertroffen worden sind. Er schloB mit einem Appell an die Amerikaner des
gesamten Kontinents und erkundete den „Zustand eines unbegrenzten nationalen Notstandes".
In England, wo man gehofft hatte, Roosevelt werde den Eintritt der Vereinigten Staaten in den
Krieg bekanntgeben, war an enttauscht, weil Roosevelt zwar sich zum Kampf bereiterklart, aber nicht
mitgeteilt habe, wann er in diesen eintreten wurde. Offenbar ist also Roosevelt noch nicht davon iiber-
zeugt, aB seine und seiner Heifer Kriegshetze die Urteilsfahigkeit es amerikanischen Volkes geniigend
verdunkelt hat, um es rotz seines gegenteiligen Willens in den Krieg zu treiben. Der on Roosevelt
erklarte „Zustand des unbegrenzten nationalen Notzustandes" gibt Roosevelt freilich sehr erhebliche
weitere Vollmachten, besonders auch zu Eingriffen n die personliche Freiheit und in die Wirtschaft.
Roosevelt kann jetzt auBer einer Kriegserklarung so ziemlich alles durch einfache Proklamation ohne
die Volksvertretung durchsetzen. er Vorkampfer gegen die Diktatoren hat sich diktoriale Vollmachten
gegeben!
Roosevelts Hetzrede am Kamin war aber nicht die einzige, ie er im Monat Mai gehalten hat. Am 4.
Mai hielt er am Geburtshaus des Prasidenten Wilson eine kurzere, aber nicht in der gehassige und
verlogene Rede iiber Freiheit und Demokratie, fur die angeblich Wilson stets gekampft habe. Die Me-
thoden der Pariser Friedenskonferenz und des Versailler Vertrages sind fur Roosevelt also offenbar
schonste Bliiten der Demokratie und der Freiheit!
Mit Roosevelt singt ein ganzer Chor von Stimmen, Frau Roosevelt, die Minister Stimson, Knox, Ik-
kes, der unvermeidliche Willkie und viele andere denselben lugnerischen HaBgesang, um das ameri-
kanische Volk in Kriegspsychose zu versetzen und in den Krieg hineinzudrangen.
Aber auch einige Stimmen der Vernunft machen sich bemerkbar. Die Lindbergh, Wheeler, Kenne-
dy, Taft, Reynolds, Hutchins, Hearst, Karl v. Wiegand, Hoover, Clark, Fish und manche andere reisen
ebenfalls durch das Land, halten Massenversammlungen ab, sprechen im Rundfunk und schreiben
Artikel und Interviews. Sie zerpflucken Roosevelts Argumente, weisen ihre Halt- und Sinnlosigkeit
nach und appellieren an den Realitatssinn und an den gesunden Menschenverstand ihrer Landsleute.
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Noch steht der Kampf, noch kann Roosevelt offenbar den Sprung in den Krieg nicht wagen. Aber
daB er alles darauf anlegt, ihn zu tun, und daB er auch vor den verwerflichsten Mitteln nicht zuriick-
schrecken wird, um den Absprung in den Krieg zu vollziehen, dariiber kann kein Zweifel sein.
Solange er noch nicht so weit ist, tut er weiterhin alles, um einerseits die Produktion von
125 Rustungsmaterial und von Schiffen aufs auBerste zu steigern und zu beschleunigen, andererseits
England in jeder nur denkbaren Weise zu helfen. In kurzen Abstanden drangt er die Industrie, mehr
Schiffe oder mehr Bombenflugzeuge zu produzieren. Von den letzteren verlangte er eine Monatspro-
duktion von 500 Stuck, wahrend bisher angeblich nur funfzig im Monat hergestellt werden. Entspre-
chend werden die Rustungsausgaben sprung- haft gesteigert. Die Staatsausgaben sollen ab Juli ds. Js.
2 Milliarden Dollar monatlich betragen. Das sind schon sechseinhalb Milliarden Dollar jahrlich mehr
als der im Januar von Roosevelt dem KongreB vorgelegte Haushalt vorsah. Mit der unaufhaltsamen
und uferlosen Steigerung der Rustungsausgaben kann aber offenbar die Industrie nicht Schritt halten.
Vieles geht lange nicht so schnell, wie es sollte, besonders auch in der Flugzeugproduktion.
Da die amerikanischen Werften nicht in der Lage sind, England den immer mehr fehlenden Schiffs-
raum herzustellen, hat Roosevelt Befehl zur Bildung einer Art von Handelsschifffahrtspool gegeben,
der mindestens 2 Millionen Tonnen umfassen und zu beschleunigter Hilfeleistung „fiir die bedrohten
Demokratien" eingesetzt werden soil. Die durch die Herausnahme dieser Schiffe aus dem amerikani-
schen Frachtverkehr entstehenden Folgen fur die Einschrankung der amerikanischen Versorgung
selbst, miissen, so stellte Roosevelt fest, eben in Kauf genommen werden. Der Amerikaner muB sich
also im Benzinverbrauch usw. Beschrankungen auferlegen, um damit „den bedrohten Demokratien zu
helfen". Die GroBe der englischen Schiffsraumnot wird hierdurch drastisch beleuchtet. Im gleichen
Sinne wurde ein Gesetz angenommen, durch das Roosevelt ermachtigt wurde, zu Zwecken der natio-
nalen Verteidigung auslandische Schiffe, die unbenutzt in amerikanischen Hafen liegen, zu requirie-
ren. Es handelt sich um 83 Schiffe. Begehrliche Blicke richten sich ferner auf den etwa eine Million
Tonnen umfassenden Schiffsraum, der in slid- und mittelamerikanischen Hafen aufliegt. Die siidame-
rikanischen Staaten sind jedoch bisher diesen Wiinschen im allgemeinen nicht entgegengekommen.
Wie der„Patrouillendienst", der auf Roosevelts Befehl von der amerikanischen Flotte „in den Ge-
wassern der westlichen Hemisphare" durchgefiihrt werden soil, gemeint ist, geht aus einer Meldung
aus Washington vom 4. Mai hervor, wonach es nicht Aufgabe der patrouillierenden Schiffe sei, Schif-
fe, Unterseeboote oder Flugzeuge der Achsenmachte zu vernichten, sondern ihre Anwesenheit festzu-
stellen, dariiber zu berichten und in Kontakt mit ihnen zu bleiben, bis britische Streitkrafte eintrafen".
Auch eine Illustration zu Roosevelts infamer Behauptung, die USA kampften fur die Freiheit der Mee-
re!
126 Im iibrigen hat Roosevelt seine Politik der Einmischung alliiberall, des schrankenlosen Imperialis-
mus und der Kriegstreiberei rund um den Erdball auch im Mai fortgesetzt. Der polnische „Premiermi-
nister" Sikorski erklarte am 20. Mai, er habe mit President Roosevelt ein Projekt fur die zukiinftige
Gestaltung Europas besprochen, das Roosevelts Billigung gefunden habe. Das Projekt sieht die Auftei-
lung Europas in einzelne „Blocks" vor, von denen keiner stark genug ware, eine Hegemonie in Europa
aufzurichten. Aufgeteilt wiirde danach natiirlich vor allem Deutschland! Roosevelts Sohn James ist
nach Kairo entsandt worden „als militarischer Beobachter". Er ist, wie sich das fur einen Abgesandten
von so hoher S telle geziemt, kurz hintereinander von drei Konigen, namlich dem agyptischen, dem
griechischen und dem jugoslawischen empfangen worden, obwohl es die beiden letzteren bekanntlich
nur noch dem Namen nach gibt. Dem agyptischen Konig und dem griechischen iiberbrachte er person-
liche Botschaften seines Vaters. DaB Roosevelt auch den Negus von Abessinien zu seiner Riickkehr
nach Addis Abeba begliickwiinschte, durfte natiirlich nicht ausbleiben. Nach der Siidafrikanischen
Union hat Roosevelt Wehrmachts-Attaches entsandt. Es soil angeblich iiber die Anlage von Flotten-
stiitzpunkten an den Kiisten der Union verhandelt werden. DaB Roosevelt nicht nur die Inseln im At-
lantischen Ozean, sondern auch die Westkiiste Afrikas, besonders Dakar, in die „amerikanische Si-
cherheitszone" einbezieht, also am liebsten morgen in Besitz nehmen wiirde, hat er in seiner Kaminre-
de vom 27. Mai selbst ausgesprochen.
Roosevelts unbegrenzter Imperialismus umfaBt aber nicht nur ganz Nord- und Siidamerika, was er-
neut demonstriert wurde, indem Roosevelt seine Kaminrede in Anwesenheit der diplomatischen Ver-
treter aller amerikanischen Staaten von Kanada bis Argentinien und Chile hielt, und mit dem An-
spruch, in ihrem Auftrag zu reden, sondern auch den ganzen Atlantischen Ozean, Europa, Afrika und
natiirlich erst recht Asien. Die Demokratie, fiir die er in Asien kampft, ist das Diktatoriat von Tschi-
angkaischek regierte Rumpfchina. Ende Mai ist mit Tschiangkaischek die Lieferung von Kriegsmate-
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rial im Werte von 100 Millionen Dollar im Rahmen des Englandhilfsgesetzes vereinbart worden. Die
panamerikanische Luftfahrtgesellschaft hat einen Flugdienst von den Philippinen nach Singapur eroff-
net, der zwar kommerziell sei, „jedoch im Kriegsfall auch militarisch groBe Bedeutung haben wlirde,
da er eine glanzende Gelegenheit fur USA-Piloten sei, sich mit den Flugproblemen auf der neuen Rou-
te vertraut zu machen". Der Kommandeur der amerikanischen Luftwaffe auf den Philippinen ist Mitte
Mai zu langerem Aufenthalt in
127 Tschungking eingetroffen. Offenbar soil er die Moglichkeiten einer wirkungsvollen Unterstiitzung der
chinesischen Flugwaffe durch die USA studieren.
Auf die Staaten Mittel- und Sudamerikas laBt Washington Welle auf Welle der Propaganda, der Be-
einflussung jeder Art, der Lockung und des Drucks los, um diese Staaten fur die eigenen Ziele gefugig
zu machen. Man entsendet FilmgroBen, Wirtschaftsleute und Politiker, ladt sudamerikanische Militars
und Marineleute zu Besuchen nach den Vereinigten Staaten ein usw. Neuerdings hat man begonnen,
den gesamten sudamerikanischen Flugverkehr, der zum Teil von deutschen und italienischen Flugge-
sellschaften aufgebaut worden ist, an sich zu reiBen. Mit amerikanischen Krediten sollen diese Flugge-
sellschaften durch die betreffenden Staaten „nationalisiert" und dann mit Hilfe amerikanischer Flug-
zeuge und Piloten „ausgebaut" werden. Unter Fiihrung von Nelson Rockefeller arbeitet ein „Buro zur
Pflege der Beziehungen mit den ibero-amerikanischen Landern" daran, aus dem Handel zwischen
Slid- und Nordamerika alle „achsenfreundlichen Vertreter und Firmen" auszuschalten. Demnachst soil
durch Griindung eines Interamerikanischen Kulturinstituts eine Zusammenfassung samflicher kultur-
propagandistischen Bestrebungen nach den ibero-amerikanischen Landern hin erfolgen.
Gegenuber Japan wird, wie schon erwahnt, die Politik der Unterstiitzung Chinas, aber auch die der
handelspolitischen Bekampfung fortgesetzt. Die Philippinen sind Ende Mai in die Kontrolle der Aus-
fuhr einbezogen worden. Aus den Philippinen hat Japan bisher betrachtliche Mengen von Eisenerz,
Kupferkonzentraten, Hanf u. a. bezogen. Diese Ausfuhr will Roosevelt nun verhindern, ohne Riick-
sicht darauf, was aus der Wirtschaft der Philippinen wird. Die seit vielen Monaten im Gang befindli-
chen Wirtschaftsverhandlungen Japans mit Niederlandisch-Ostindien sind auch im Mai nicht zum
AbschluB, sondern anscheinend endgiiltig auf den toten Punkt gekommen. Natiirlich stecken hinter der
ablehnenden Haltung Hollandisch-Ostindiens England und die Vereinigten Staaten.
In Tokio laBt man offiziell und offizios keinen Zweifel dariiber, daB man bereit und willens sei, Ja-
pans Verpflichtungen aus dem Dreimachtepakt jedenfalls zu erfiillen, d. h. der Kriegseintritt Amerikas
werde den Japans zur Folge haben. Dies erklarte der japanische Kriegsminister Hidoki am 14. Mai und
AuBenminister Matsuoka am 30. Mai. Der Sprecher des Marineministeriums gab am 27. Mai eindeuti-
ge Erklarungen iiber Japans Bereitschaft im Stillen Ozean ab.
Der Friedensfeind und Kriegshetzer in Washington hat es also in der Hand, ob der gegenwartige
Krieg sich zum Weltkrieg im vollsten Sinne des Wortes ausweiten wird.
WeiBbuch Nr. 7
Dokumente beweisen die neutralitatswidrige Politik Jugoslawiens und Griechenlands
Das Auswartige Amt veroffentlichte die in der Proklamation des Fuhrers und in den
Erklarungen der Reichsregierung erwahnten Urkunden und Dokumente iiber die neu-
tralitatswidrige Politik Jugoslawiens und Griechenlands in einem WeiBbuch Nr. 7. Aus
dem in Vorbereitung befindlichen WeiBbuch wurden in mehreren Veroffentlichungen
folgende Dokumente wiedergegeben:
/. Die Westmachte wollten eine Balkanfront schaffen
128 Aufzeichnung des Oberbefehlshabers der franzosischen Levantetruppen, General Weygand, vom 9.
Dezember 1939 iiber eine Intervention der Alliierten auf dem Balkan
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... Deutschland und die Westmachte stehen sich auf einem Schlachtfeld von begrenzter Ausdehnung
gegenliber, das auf beiden Seiten mit guten Truppen dicht besetzt ist, deren Abwehrkraft aufs hochste
gesteigert wird durch die machtvolle Organisation, auf die sie sich sriitzen. Diese Westfront bietet fiir
sich allein, wenn sie nicht durch irgendein anderweitiges Unternehmen erweitert wird, wenig Aussich-
ten auf entscheidende Manover oder Aktionen. Und doch ist zur Erreichung der Kriegsziele der Alli-
ierten ein voller, unstreitiger Sieg notig.
Bei dem gegenwartigen Stande der Dinge kann in Europa nur der Balkankriegsschauplatz die Mog-
lichkeit gtinstiger Ereignisse bieten, sei es durch die Zermurbung, die die Eroffnung einer neuen Front
fur den Gegner bedeuten wtirde, sei es durch einen erfolgreichen Umgehungsangriff auf seine lebens-
wichtigen Punkte ...
2. Griechische und serbische Hilfstruppen zur Erdrosselung Deutschlands
Aufzeichnung des Oberbefehlshabers des franzosischen Heeres,
General Gamelin, vom 10. Marz 1940. Streng geheim!
Nr. 104/1.
Aufzeichnung betreffend die Teilnahme franzosisch-britischer Streitkrafte an den Operationen in
Finnland
. . . Die Eroffnung eines nordischen Kriegsschauplatzes bietet vom Standpunkt der Kriegfuhrung aus
gesehen ein hervorragendes Interesse. Abgesehen von den moralischen Vorteilen wird die Blockade
umfassender, vor allem aber ist es die Sperrung des Erztransportes nach Deutschland, auf die es an-
kommt.
In diesem Zusammenhang ware ein Vorgehen auf dem Balkan, wenn es mit der skandinavischen
Unternehmung kombiniert wtirde, geeignet, die wirtschaftliche Abdrosselung des Reiches zu verstar-
ken. Deutschland verfugte dann nur noch iiber einen einzigen Ausgang aus dem
129 Blockadering, namlich tiber seine Grenze mit SowjetruBland, wobei zu berucksichtigen ist, daB die
Ausbeutung der russischen Rohstoffquellen noch langer Fristen bedarf.
Auf militarischem Gebiet ware eine Aktion auf dem Balkan fur Frankreich viel vorteilhafter als eine
solche in Skandinavien: der Kriegsschauplatz wurde in groBerem MaBstab erweitert. Jugoslawien,
Rumanien, Griechenland und die Tiirkei wiirden uns eine Verstarkung von ungefahr 100 Divisionen
zufuhren. Schweden und Norwegen wtirden uns nur die schwache Unterstiitzung von ungefahr 10
Divisionen verschaffen. Die Starke der Truppen, die die Deutschen von ihrer Westfront wegziehen
muBten, um gegen unsere neuen Unternehmungen vorzugehen, wtirden sich zweifellos in dem glei-
chen Verhaltnis bewegen . .
Unsere skandinavischen Plane miissen also entschlossen weiterverfolgt werden, um Finnland zu ret-
ten oder doch mindestens, um die Hand auf das schwedische Erz und die norwegischen Hafen zu le-
gen. Lassen wir uns aber gesagt sein, daB vom Standpunkt der Kriegfuhrung aus der Balkan und der
Kaukasus, durch die man Deutschland auch vom Petroleum abschneiden kann, von viel groBerem
Nutzen sind. Den Schliissel zum Balkan halt jedoch Italien in der Hand.
M. Ga-
melin.
3. Vorbereitung der Landung in Saloniki mit Hilfe Griechenlands.
Handschreiben des Oberbefehlshabers der franzosischen Levantetruppen.
General Weygand.
An den Oberbefehlshaber des franzosischen Heeres,
General Gamelin. Beirut, den 9. 9. 1939.
... Sie kennen die Griinde der Verzogerung meiner Reise nach Ankara. Ein Telegramm von Massigli
laBt mich heute auf eine rasche Beseitigung der noch nicht behobenen Schwierigkeiten hoffen. Er teilt
mir auch mit, daB der griechische Generalstab noch nicht in der Lage ist, meinen Besuch zu wiinschen,
daB er jedoch einen Offizier entsenden wird, mit dem ich eine geheime Besprechung haben werde.
Alle diese Verzogerungen und VorsichtsmaBnahmen, die ich begreife, sind mir auBerst unangenehm,
weil sie die Frage von Saloniki in Verwirrung bringen. Falls die gegenwartige politische Stellung ge-
geniiber Italien eine sofortige Festsetzung der alliierten Truppen in Saloniki nicht gestattet, so kann
man meiner Ansicht nach von Griechenland zunachst verlangen, eine sehr weitgehende Vorbereitung
dieser Besetzung zuzulassen — insbesondere die Entsendung von Spezialisten fiir die Einrichtung von
Stutzpunkten und fiir die Aufstapelung von Vorraten und vielleicht auch die Ausfuhrung gewisser
130
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Arbeiten zum Ausbau der StraBen oder der Verteidigungswerke durch die Griechen selbst. Dies werde
ich bei der ersten Unterhaltung zu erreichen suchen, die ich mit dem Griechen in Ankara haben werde.
gez. Wey-
gand.
4. Griechische Wunsche fur die Zusammensetzung des Expeditionskorps.
Der Oberbefehlshaber der franzosischen Levantetruppen, General Weygand,
an den Oberbefehlshaber des franzosischen Heeres, General Gamelin.
Telegramm.
(Auszug)
Beirut, den 15. September
1939.
3. Die von Oberst D o v a s, dem Leiter des 3. Griechischen B tiros, tiberreichte Note fordert aus
Griinden gleicher Art die sofortige Verstarkung durch vollstandige franzosische oder englische Luft-
waffenformationen und erklart, die Vorhut eines franzosischen Expeditionskorps in Saloniki miisse
aus vollstandigen Luftwaffeneinheiten bestehen.
5. Serbien laBt alles Kriegsmaterial fur Polen durch.
Der franzosische Militarattache in Belgrad an das franzosische
Krieg sminis terium .
Telegramm.
(in Ziffern)
Nr. 0116. Belgrad, den 5. September 1939.
21.16 Uhr.
Jugoslawien hat Genehmigung aller Transporte fur Polen bestimmten Kriegsmaterials durch sein
Gebiet erteilt.
6. Sperrt aber Durchfuhr fur Deutschland und Ungarn.
Der franzosische Militarattache in Belgrad an das franzosische Kriegsministerium
Telegramm (Entzifferung).
(Auszug)
Nr. 127. Belgrad, den 9. September
1939.
21.35 Uhr.
Deutsches Material fur Bulgarien weiterhin gesperrt. Versuch, zwei als Obsttransporte getarnte Zti-
ge durchfahren zu lassen, ist gescheitert.
Ungarn hat 65 Tonnen Antimon in Jugoslawien bestellt, 30 Tonnen sind geliefert. Es ist uns gelun-
gen, den Rest zuriickzuhalten.
Wir haben den Versand des Kupfers aus den Bergwerken von Bor nach Ungarn untersagt.
300 Tonnen wurden auf Ragusa umgeleitet. Sie werden fur den Bestimmungshafen Antwerpen ver-
laden werden.
Sollten Sie mit dem Verbot nicht einverstanden sein, so teilen Sie mir dies bitte mit.
7. Griechischer Staatssekretar stellt aktive Unterstutzung Saloniki-Unternehmens in Aussicht
und wunscht Mitwirkung Jugoslawiens.
Der franzosische Marineattache in Athen, Fregattenkapitan Pol-Lahalle, an den Admiral der Flotte,
Oberbefehlshaber der franzosischen Marinestreitkrafte.
Athen, den 5. Oktober 1939.
Nr. 22. Geheim und person-
lich!
Betrifft: Ansicht der griechischen Regierung tiber die etwaige
Landung alliierter Truppen in Saloniki.
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In meinem Schreiben Nr. 11 vom 22. September wies ich darauf hin, daB trotz des Wohlwollens der
griechischen Regierung uns gegeniiber das gegenwartige Stadium der diplomatischen und militari-
schen Lage nicht gestattet, auf ihre Zustimmung zu der offenen Vorbereitung einer Expedition nach
Saloniki zu rechnen.
Diese Ansicht wird bestatigt durch die vollig zufallige Unterhaltung, welche der Unterstaatssekretar
im AuBenministerium Herr Mavroudis und unser Gesandter in Athen iiber diese Frage gehabt haben.
Im Verlauf dieser weder systematischen noch amtlichen Unterhaltung erklarte Herr Mavroudis
Herrn Maugras, daB, wenn wir zu gegebener Zeit eine Armee in Saloniki landen wollten, Griechen-
land dem nicht nur keinen Widerstand entgegensetzen, sondern sogar seine Streitkrafte den unseren
beigesellen wiirde „unter der Voraussetzung, daB durch eine diplomatische und militarische Vorberei-
tung der Erfolg der Operation sichergestellt ist".
„Zu dieser Voraussetzung, prazisierte Herr Mavroudis, gehort die Mitwirkung Jugoslawiens, dessen
Armee die Vorhut der Expedition bilden muBte."
131 Herr Maugras hat in einem Telegramm vom 25. September seiner Behorde tiber die AuBerungen des
Herrn Mavroudis berichtet, die, obwohl als personliche Ansicht dargestellt und im Verlauf eines Pri-
vatgesprachs vorgebracht, voraussehen lassen, welchen Standpunkt die griechische Regierung ein-
nehmen wiirde, wenn sie amtlich befragt ware.
Lahal-
le.
8. Griechische Handeisschiffahrt erhalt amtliche Weisung, sich in Dienst Eng lands zu stellen.
Bericht des franzosischen Marineattaches in Athen.
(Auszug)
Athen, den 30. Oktober 1939.
Nachrichtenzusammenstellung Nr. 23 Griechenland.
Kap. IX, Art. 90 der Nachrichtenzusammenstellung
Nr. 23 Griechenland vom 1. November 1939.
Inhalt: Die griechische Handelsflotte und England.
Quelle: Griechischer Reeder.
Ein griechischer Reeder teilt mit, daB unlangst der griechische Ministerprasident ihn zu sich in sein
Arbeitszimmer hat kommen lassen gleichzeitig mit alien seinen Berufskollegen.
Der Ministerprasident hat ihnen mitgeteilt, daB die englische Regierung von ihnen verlangt habe, die
Halfte der griechischen Handelsflotte GroBbritannien zur Verfiigung zu stellen. Er hat hinzugefiigt,
daB er im Namen der griechischen Regierung geantwortet habe, diese konne nicht ohne gegen ihre
Neutralitat zu verstoBen und sich berechtigten Vorwiirfen auszusetzen, einen Teil der privaten griechi-
schen Handelsflotte zum Nutzen einer kriegfiihrenden Nation requierieren, aber er hat nichtsdestowe-
niger den anwesenden Reedern empfohlen, sich, soweit sie dies nur konnten und in streng personlicher
Weise, in den Dienst Englands zu stellen.
Einzelne Reeder haben um AufschluB gebeten iiber die Bedingungen, die die britische Admiralitat
ihnen stellen wiirde. Es wurde ihnen geantwortet, daB diese letztere die Charterung 10 bis 15 v. H.
teurer bezahlen wiirde als sie dies bei ihren eigenen Handelsschiffen tate;
daB sie die Schiffe schiitzen wiirde, indem sie sie im Konvoy fahren lieBe, und daB die englischen
Versicherungsgesellschaften die Versicherungspramien herabsetzen wiirden.
.9. Serbien bittet um engere Zusammenarbeit mit dem franzosischen Generalstab.
Schreiben des Generals Gamelin an den franzosischen Ministerprasidenten
Geheim !
Nr. 26 — Cab./D-N.
GroBes Hauptquartier. Den 27. November
1939.
Mit Telegramm Nr. 9177 vom 23. November 1939, wovon Sie eine Kopie erhielten, berichtet unser
Militarattache in Belgrad iiber den Wunsch des Prinzregenten und des jugoslawischen Generalstabs,
die Verbindung mit unserem militarischen Vertreter enger zu gestalten. Er berichtet gleichfalls die
Bitte des Kriegsministers, eine jugoslawische Militarmission nach Frankreich schicken zu diirfen.
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 34
Was den ersten Punkt anlangt, so habe ich, im Einverstandnis mit Herrn Brugere, der in dieser Frage
Ihre grundsatzliche Zustimmung besaB, die Ehre, Sie davon zu verstandigen, daB ich, in meinem eige-
nen Namen, einen Offizier meines Generalstabs nach Belgrad schicke, um die zur Herstellung engerer
Beziehungen notwendigen Verbindungen mit dem serbischen Oberkommando aufzunehmen.
132 Was die Entsendung einer jugoslawischen Mission anlangt, so bin ich der Ansicht, daB sie nur von
Vorteil sein kann, und unter dem Vorbehalt, daB Sie meine Auffassung teilen, werde ich unserem Mi-
litarattache sagen lassen, daB wir die Entsendung dieser Mission nach Frankreich akzeptieren,
gez. Gamelin.
10. Griechenland bleibt den Westmachten treu!
Aufzeichnung fur den franzosischen Ministerrat.
(Auszug)
20. September 1939.
Griechenland: Bleibt den Westmachten treu. Es ist von der italienischen Regierung aufgefordert
worden, einen Freundschaftsvertrag, der im kommenden Oktober ablauft, zu erneuern. Es wtirde je-
doch vorziehen, nur einen Neutralitatsvertrag abzuschlieBen. Uberdies wird es einen solchen nur in-
soweit abschlieBen, wie eine derartige Abmachung nicht die Bildung einer Ostfront behindern wtirde.
(Erklarung des griechischen Gesandten Politis an Herrn Coulondre vom 18. September 1939.)
11. Griechenland sabotiert italienische Freundschaftsbemuhungen.
Der franzosische Marineattache in Athen, Kapitan zur See Po-Lahalle, an den Admiral der Flotte,
Oberbefehlshaber der franzosischen Marinestreitkrafte.
Athen, den 31. Oktober 1939.
Nr. 55. Geheim!
Betrifft: Italienisch-griechische Beziehungen.
Mein Telegramm Nr. 45/46 vom 25. Oktober 1939 hat Ihnen die unmitteibar bevorstehende Verof-
fentlichung eines Schreibens der griechischen Regierung angekiindigt, in dem die zwischen den bei-
den Landern bestehenden freundschaftlichen Beziehungen testgestellt werden.
Darin soil sogar das Wort „Zusammenarbeit" gebraucht werden: Diese Erklarung ist von Italien er-
beten worden, dessen Nichtangriffspakt mit Griechenland abgelaufen war. Um der Erneuerung dieses
Vertrages auszuweichen, hat die griechische Regierung den Briefaustausch angenommen, der, wie sie
behauptet, nicht die gleiche Tragweite wie ein zweiseitiger Vertrag hatte und Athen freie Hande lieBe,
Frankreich und England bei gewissen Moglichkeiten seine Mitwirkung zu gewahren.
Ein Schreiben der faschistischen Regierung, das in den gleichen Ausdriicken abgefaBt ist wie das
der griechischen Regierung, soil gleichzeitig veroffentlicht werden.
Auf jeden Fall besteht kein Geheimvertrag zwischen Italien und Griechenland, wie man behauptet
hat, und der angekundigte Briefaustausch darf nicht als eine Anderung in der politischen Orientierung
Griechenlands ausgelegt werden.
Anliegend wird Abschrift eines Berichts unseres Militarattaches vom 21. Oktober tiber das gleiche
Thema vorgelegt. Lahal-
le.
12. Erklarung des griechischen Generalstabes: Griechenland bewahrt seine
Handlungsfreiheit an der Seite der Alliierten.
Der Militarattache bei der franzosischen Gesandtschaft in Griechenland an
den Herrn Ministerprasidenten, Landesverteidigungs- und Kriegsminister
(Generalstab der Armee — 2. Biiro — S.A.E.).
(Auszug)
Nr. 122/S. Athen, den 30. Oktober 1939.
Betr.: Gesprach mit General Papagos.
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 35
Ich habe heute morgen General Papagos, den Chef des Generalstabes der griechischen Armee, auf-
gesucht, um ihn zu seiner Ernennung zum Inhaber des GroBkreuzes der Ehrenlegion zu begllickwlin-
schen...
133 Der Generalstabschef der griechischen Regierung hat mir .versichert, daB der in meinem Bericht Nr.
121/S vom 29. Oktober angekiindigte Briefaustausch sehr bald stattfinden wird, aber daB dies keine
Bedeutung hatte und daB Griechenland sich geweigert habe, den Nichtangriffspakt zu erneuern, um,
falls es notwendig ware, seine Handlungsfreiheit an der Seite der Alliierten zu bewahren . . .
Ich habe diese Gelegenheit benutzt, um mit General Papagos liber die geheimen Kriegshafen in der
Gegend von Kavalla zu sprechen . . .
gez.: Oberstleutnant de Lobit,
Militarattache.
13. Griechenlands Neutralitatspolitik — eine heuchlerische Tarnung.
Aufzeichnung des Unterdirektors der Europa-Abteilung des
franzosischen AuBenininisteriums.
(Auszug)
Diplomatische Lage auf dem Balkan. 20. September 1939.
...Griechenland: Die griechische Regierung ftihrt eine Neutralitatspolitik durch, die amtlich auBerst
strikt, im geheimen jedoch in der Richtung auf eine etwaige franzosisch-englische Zusammenarbeit
ausgerichtet ist. Ein griechischer Generalstabsoffizier ist nach Ankara geschickt worden, um mit Ge-
neral Weygand in Fuhlung zu treten und an der Ausarbeitung gewisser Plane fur eine gemeinsame
Aktion teilzunehmen. Italienische Fiihler zwecks Erneuerung von italienisch-griechischen Nichtan-
griffsvertragen sind von General Metaxas nur mit auBerster Reserve aufgenommen worden . . .
14. Serbien verbessert die Eisenbahnen nach Saloniki, dem Landungshafen der Alliierten.
Der franzosische Ministerprasident und Minister des Auswartigen an das
Kriegsministerium (2. Btiro) und an General Gamelin.
Betrifft: Lieferung von Kriegsmaterial an Jugoslawien.
Der Chef des Generalstabes gibt unserem Militarattach6 Beweise wachsenden Vertrauens. Schon
jetzt werden MaBnahmen getroffen, um die Leistungsfahigkeit der Eisenbahnen in der Richtung nach
Saloniki zu verbessern.
Indem er betont, daB die Atmosphare, in der am 27. November unsere Handelsvertragsverhandlun-
gen beginnen werden, sich als gunstig ankiindigt, teilt Herr Brugere mit, daB diese Verhandlungen, die
eine ausschlaggebende Bedeutung fur unsere Interessen in Jugoslawien und fur die Verscharfung der
Blockade Deutschlands haben sollen, nur in dem MaB Erfolg haben werden, in dem wir damit einver-
standen sein werden, Jugoslawien das Kriegsmaterial zu liefern, das es unbedingt braucht.
Herr Brugere zieht den SchluB, daB es daher Sache der franzosischen Regierung sei, zu entscheiden,
ob die groBe Unterstutzung, die Jugoslawien bei der Verscharfung der Blockade Deutschlands leisten
kann, die Uberlassung eines kleinen Teils unserer Reserven an Kriegsmaterial wert ist oder nicht wert
ist.
Ich beehre mich. Ihre Aufmerksamkeit auf die vorstehend entwickelten Gedankengange zu lenken.
Das Schriftstuck tragt folgenden Vermerk:
Herr des Boisanger, 10. November 1939.
Tel. 834 vom 8. November aus Belgrad.
134
15. Besprechungen uber die Zusammenarbeit des serbischen Generalstabs mit Frankreich.
Der franzosische Gesandte in Belgrad an das franzosische Ministerium des AuBern.
Telegramm (Entzifferung).
(Auszug)
Nr. 938. Belgrad, den 5. Dezember 1939, 0.40 Uhr.
Eingegangen: 5. Dezember 1939, 2.40 Uhr.
135
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 36
Wenn wir zu unseren Gunsten ein wenig Ordnung in dem Chaos, das sich vorbereitet, sicherstellen
wollen, so ist es dringlich, daB wir durch angemessene Militarabmachungen unsere Lage und unsere
Bemuhungen sowohl nach der tiirkischen wie nach der jugoslawischen Seite hin konsolidieren. Unter
diesem Gesichtspunkt besteht meiner Ansicht nach ein unmittelbares Interesse an den Besprechungen,
die gegenwartig eingeleitet werden, sowohl auf dem Gebiet der Jugoslawien zu liefernden Rustungen
wie liber die etwaige Zusammenarbeit der beiden Generalstabe.
Bru-
gere.
16. Der griechische Generalstab regt Besprechungen uber die Landungshafen an.
Der franzosische Militarattache in Athen an das franzosische Kriegsministerium.
Chiffriertes Telegramm.
Athen, den 4. Dezember 1939, 15.10 Uhr.
Der Chef des hellenischen Generalstabes hat dem britischen Militarattache und mir selbst gegenuber
den Wunsch geauBert, Besprechungen liber die militarischen Fragen aufzunehmen, die sich aus den
Griechenland erteilten Garantien ergeben.
Er mochte zunachst die Unterstiitzung durch die Luftwaffe und die Frage der Luftabwehr fur den Lan-
dungshafen (Name ausgelassen)
priifen, zur Wahrung einer vollstandigen Geheimhaltung lehnt er jedoch die Entsendung einer Mission
oder einer offiziellen Personlichkeit nach Athen ab.
Der franzosische Gesandte in Athen hat mit dem Unterstaatssekretar des AuBern in der gleichen
Angelegenheit eine Besprechung gehabt.
1 7. Griechische Regierung befiehlt Auslieferung militarischer Geheimnisse an die West-
machte.
Der franzosische Militarattache in Athen an das franzosische Kriegsministerium.
Chiffriertes Telegramm.
Athen, den 8. Dezember 1939.
Der Unterstaatssekretar im AuBenministerium hat dem franzosischen Gesandten mitgeteilt, der Chef
des Generalstabes habe Befehl erhalten, unsere Bitten um Auskunfte zu beantworten. Im Einverstand-
nis mit dem britischen Militarattache bereite ich eine kurze Zusammenstellung der ersten zu stellenden
Fragen vor und erwarte Ihre Weisungen, die ich Sie zur Ausnutzung der gunstigen Einstellung
schnellstens zu senden bitte.
19. Die Sondermission eines franzosischen Militarbevollmachtigten in Athen.
Der Oberbefehlshaber des franzosischen Heeres, General Gamelin,
an den Oberbefehlshaber der franzosischen Kriegsmarine, Admiral der Flotte Darlan.
Nr. 163 Cab/DN Den 15. Dezember
1939.
Geheim !
Ich beehre mich, Ihnen mitzuteilen, daB ich
den Obersten Mariot und
den Bataillonschef Ganeval
mit einer Mission betraut habe. Der erste begibt sich nach Griechenland, der letztgenannte nach
Schweden und Finnland. Die Aufgabe dieser Offiziere besteht darin, an Ort und S telle die allgemeinen
Bedingungen zu priifen, unter denen eine militarische Zusammenarbeit mit diesen Landern in Aussicht
genommen werden konnte.
Die Abreise der beiden Offiziere ist von mir auf Mittwoch, den 20. Dezember, festgesetzt worden.
Falls Sie an einen der beiden Offiziere oder an beide bestimmte Fragen richten wollen oder die Akti-
on dieser beiden Offiziere in einem bestimmten Sinn zu beeinflussen wlinschen, bitte ich Sie, mir dies
sofort mitzuteilen, wenn notig durch Entsendung eines Verbindungsoffiziers.
Ga-
melin.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 37
1 9. Griechenland ubernimmt Garantie fur Landung eines alliierten Expeditionskorps in Salo-
nika
Aufzeichnung iiber eine eventuelle interalliierte Intervention auf dem Balkan.
(Auszug)
GroBes Hauptquartier. 4. Januar
1940.
Der Chef des GroBen Generalstabes der griechischen Armee hat wissen lassen, daB er unter Vorbe-
halt einer ausreichenden Unterstiitzung mit Luftstreitkraften und Luftabwehrkraften in der Lage ware,
die Landung eines interalliierten Expeditionskorps in Saloniki zu garantieren.
Das franzosische Oberkommando wird unter Wahrung der groBten Diskretion weiter mit dem
jugoslawischen, dem rumanischen und dem griechischen Oberkommando Fuhlung halten, ohne die
Chefs der britischen Generalstabe irgendwie festzulegen.
Gamelin.
20. Griechenland richtet Stutzpunkte fur die Luftwaffe der Westmachte ein.
Armeegeneral Weygand, Oberkommandierender des Kriegsschauplatzes
Ost-Mittelmeer, an den Oberbefehlshaber der Landstreitkrafte
(Kabinett).
(Auszug)
Oberbefehlshaber des Kriegsschauplatzes Ost-Mittelmeer
Generalstab
3. Bliro. Nr. 333/3 S.
Inhalt: Fuhlungnahme mit den Hauptquartier, den 14. Marz 1940.
Generalstaben des Balkans. Geheim!
Ich habe die Ehre, Ihnen zu berichten, wie weit unsere Fiihlungnahmen mit den verschiedenen Gene-
ralstaben des Balkans gelangt sind und welche Ergebnisse erzielt wurden. ...
136 In Griechenland hat ein Offizier der Leitung des Transport- und Trainwesens, Major Cherriere,
soeben eine Erkundung iiber die Stutzpunkte beendet, welche ungefahr eine Woche gedauert hat. Der
Bericht hieriiber ist noch nicht in meinem Besitz.
Der griechische Generalstab hatte auch die Erkundungsreisen zweier Offiziere der Luftwaffe gestat-
tet. Diese Offiziere sind soeben zuriickgekehrt. Ihr Bericht ist befriedigend. Ihre Erkundungen haben
gestattet, festzustellen, welche erheblichen Bemiihungen der griechische Generalstab unternommen
hat, um eine Bodenorganisation zu schaffen, welche das schnelle Eingreifen moderner Luftwaffen-
gruppen ermoglicht. Der griechische Generalstab stellt uns von jetzt an folgende Stutzpunkte zur Ver-
fiigung:
In Thessalien: Kardista, Pharsala, Nea Agchicios, Turnavos, Almyros;
in Mazedonien: Guida, Neo Pella, Lembet, Mikra Megala, Mikra, Gorgop Cheiseru, Livadogluri,
Fiorina, Ptolimay.
Abgesehen von einigen Abanderungen, um die wir gebeten haben, entsprechen diese Flugplatze den
zum Ausdruck gebrachten Bediirfnissen. Sie werden mit den Nachschubbasen durch Zugangswege
verbunden werden. Unsere Offiziere der Luftwaffe sind iiber ihre Aufnahme und die ihnen vom grie-
chischen Generalstab gewahrten Erleichterungen sehr befriedigt gewesen.
Der General
Oberbefehlshaber des Kriegsschauplatzes Ost-Mittelmeer.
gez.: Weygand.
21. Griechenland zur Ubernahme von alliiertem Kriegsmaterial fur die Landungstruppen bereit —
Tarnung durch Scheinkauf.
Telegramm der franzosischen Admiralitat an das franzosische AuBenministerium vom 19. Mai 1940.
Das Telegramm tragt auf dem Umschlag folgende handschriftliche Notiz:
„Die griechische Regierung ist bereit, schon jetzt Material entgegenzunehmen, das fur etwaige alli-
ierte Landungstruppen bestimmt ist."
Text des Telegramms:
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 38
Nr. 4213.
„... Dieses Material, welches von keinem Personal begleitet sein darf, wiirde zum Schein an grie-
chische Regierung verkauft. Nach Landung im Piraus wiirde es auf griechisches Gebiet verteilt
gemaB Angaben Generalstabs franzosischer Armee."
22. Serbien bittet urn Verstarkung der militarischen Zusammenarbeit.
Der franzosische Gesandte in Belgrad an das franzosische Ministerium des Auswartigen.
Telegramm.
Belgrad, den 16. April 1940, 21.35
Uhr.
Eingegangen am 17. April, 1.30 Uhr.
Nr. 364—366. Ge-
heim!
Wie es mit dem Prinzregenten abgemacht war, habe ich heute nachmittag mit General Neditsch den
Gedankenaustausch liber die beste Art der erneuten Aufnahme der Generalstabsbesprechungen weiter-
gefuhrt. Da nach Ansicht General Weygands die Frage der Flugplatze und ihrer Ausnutzung die drin-
gendste ist, wiirde General Neditsch zustimmen, daB ein geeigneter Mitarbeiter General Weygands
unter groBter Geheimhaltung in Zivil hier- herkommt, der im Lande herumreisen konnte und dem ein
jugoslawischer Oflizier, ebenfalls in Zivil, alle bestehenden Anlagen zeigen wiirde.
AuBerdem wiirde man den jetzigen Militarattache in Ankara durch einen Oflizier ersetzen, der das
voile Vertrauen des Oberkommandos genieBt und der bei uns ausgebildet ist. Dieser wiirde dann der
zustandige
137 Verbindungsmann bei General Weygand sein. Ich bin der Meinung, daB diese beiden Vorschlage
geeignet sind, den Meinungsaustausch und die Nachrichtenubermittlung zu erleichtern, ohne die von
einem auBerordentlich engen Netz deutscher Spione umgebenen Jugoslawen zu groBen Risiken auszu-
setzen. Ich lasse dieses Telegramm General Weygand unmittelbar mitteilen.
Bru-
gere.
23. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs ist Serbien noch immer bereit, sofort auf die
Seite der Westmachte zu treten, wenn das Blatt sich wenden sollte.
Telegramm des franzosischen Gesandten in Belgrad.
AuBenministerium
Geheim
M. D. Belgrad, den 11. Juni 1940, 22.10
Uhr.
Nr. 697. Eingegangen am 12. Juni, 8.00 Uhr.
Ich nahm selbstverstandlich mit dem AuBenminister die Fragen wieder auf, die ich vor einigen Ta-
gen mit dem Prinzregenten, besprochen hatte. Ich warnte den Prinzregenten vor der moralischen Un-
terstiitzung, zu welcher Jugoslawien durch Abgabe einer offensichtlich iiberfllissigen Neutralitatser-
klarung unseren Feinden gegeniiber bewuBt oder unbewuBt veranlaBt werden konnte. Der Minister
versicherte mir, daB sowohl seine Gesinnung als auch die aller seiner Landsleute zu eindeutig auf un-
serer Seite lage, als daB er die Lage, in der sich sein Land gegenwartig befinde, nicht schmerzlich
empfinden miisse.
Er rechnet damit, daB die gegenwartige Lage sich moglicherweise andern wird, und bei einer derar-
tigen glinstigen Gelegenheit wird Jugoslawien sich beeilen, auf unsere Seite zu treten.
Beim jugoslawischen Generalstab sind die gleichen Eindriicke gewonnen worden.
Bru-
gere.
pMtsr|iiitM^iii}tf 39
137
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
Juni-Lieferung
(Nr. 43/44 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
pritsr|Iiit tm^imirF
^liiMjiiiilliiill;
95 Am Beginn des Monats Juni war die in der Geschichte in ihrer Art einzig dastehende Aktion der
Eroberung Kretas mit dem vollstandigen deutschen Sieg abgeschlossen. Der Reichsmarschall des
GroBdeutschen Reiches und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Goring, erlieB aus diesem
AnlaB an seine Soldaten einen Tagesbefehl, in dem er den Fallschirmjagern und Luftlandetruppen, den
Fliegern und den Kameraden des Heeres Dank sagte fiir ihren todesmutigen Einsatz. Der Tagesbefehl
des Reichsmarschalls gipfelte in dem Satze, der Bezug nimmt auf ein friiheres Wort des Fuhrers:
„Es gibt keine uneinnehmbaren Inseln mehr." — Am 4. 6. veroffentlichte auch der Oberbefehlshaber
des Heeres, Generalfeldmarschall von Brauchitsch, einen Tagesbefehl an die auf Kreta eingesetzten
Truppen des Heeres. In seinen Worten kamen noch einmal die besonderen Schwierigkeiten dieses
Kampfes zum Ausdruck, die von den deutschen Kretakampfern unter hartester Anstrengung uberwun-
den wurden.
Eine Sondermeldung des OKW vom 21. 6. bezifferte die endgultige Zahl der auf Kreta Gefangenen
mit 18 735, wovon 13 123 Briten und 5608 Gefangene Griechen waren. Mit dieser Meldung darf die
ruhmreiche Kretaaktion als abgeschlossen gelten. Die deutsche Armeefuhrung hat damit eine Phase
dieses Krieges wiederum mit dem volligen Sieg der deutschen Waffen beschlossen.
Zur gleichen Zeit schon bereiteten sich neue Dinge vor, die das ganze Interesse der deutschen Of-
fentlichkeit beanspruchten. Der Schwerpunkt aller weltgeschichtlichen Ereignisse im Juni liegt bei
dem so plotzlich vor die Offentlichkeit getretenen deutsch-russischen Konflikt, bei dem Kriegsaus-
bruch zwischen Deutschland und der UdSSR. Riickschauend diirfen wohl auch die Ereignisse darge-
stellt werden, die lange schon das groBte Interesse der breitesten Kreise beschaftigten, ohne daB Presse
und Rundfunk davon Notiz nehmen konnten. Seit Wochen sprach man in Deutschland von jenen
Truppenverschiebungen, die vom Westen nach dem Osten vor sich gingen. Obwohl amtliche Verlaut-
barungen tiber diese Vorgange nichts
96 aussagten, so bewegte doch das ganze deutsche Volk die Frage, welche Entwicklung sich im Osten
anbahne. Als dann am 22. Juni die Proklamation des Fuhrers den Schleier des Geheimnisses zerriB,
und RuBland als der groBe Verrater, die Sowjetarmee als die gefahrliche Bedrohung der europaischen
Sicherheit dastand, atmete ganz Deutschland auf. Viele Vorgange, die vorher keine Erklarung linden
konnten, stellten sich nun als selbstverstandlich und zwingend dar.
Dem groBen Ereignis voraus gingen zahlreiche hochst wichtige diplomatische Besprechungen. Am
2. Juni trafen sich der Ftihrer und der Duce in Anwesenheit ihrer AuBenminister am Brenner. Am 14.
Juni weilte ReichsauBenminister von Ribbentrop in Venedig, wo Kroatien seinen Beitritt zum Dreier-
pakt vollzog. Am 7. Juni war Konig Boris von Bulgarien Gast des Fuhrers auf dem Berghof. Am 11.
Juni weilte der rumanische Staatschef, General Antonescu, auf Einladung der Reichsregierung in
Miinchen. Dort hatte er im Fiihrerbau der NSDAP eine Begegnung mit Adolf Hitler.
Eine groBe Perspektive eroffnete auch der am 18. Juni in Ankara von dem deutschen Botschafter
von Papen im Auftrage der Reichsregierung und dem tiirkischen AuBenminister Saracoglu namens der
tiirkischen Regierung abgeschlossene Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und der Ttirkei.
Dieses Abkommen, in dem sich die beiden Staaten verpflichten, gegenseitig die Integritat und Unver-
letzlichkeit ihres Staatsgebietes zu respektieren und keinerlei MaBnahmen zu ergreifen, die sich direkt
oder indirekt gegen den anderen Vertragspartner richten, wurde in Deutschland als ein Meisterstiick
der deutschen Diplomatic, insbesondere des Botschafters von Papen gewiirdigt. In England empfand
man diesen Vertrag als eine schwere Schlappe. In dem Notenwechsel, der anlaBlich dieses Vertragsab-
schlusses zwischen Deutschland und der Tiirkei ausgetauscht wurde, zeichneten sich neue Moglichkei-
ten fiir die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Landern ab. Dazu kommt eine nicht unwich-
tige gemeinsame Erklarung tiber Presse und Rundfunk, deren Auswirkungen sich insbesondere auf
eine MaBigung der zum Teil sehr deutsch-feindlichen tiirkischen Presse richteten, wahrend Deutsch-
land auf diesem Gebiete seinen alten Gepflogenheiten entsprechend stets eine korrekte Sprache ge-
fiihrt hat. Zwischen dem Ftihrer und President Inonii sowie zwischen den beiden AuBenministern
wurden Telegramme gewechselt. Am 19. Juni suchte der tiirkische Botschafter in Berlin den Ftihrer in
der Reichskanzlei auf, um ihm ein Handschreiben des tiirkischen Staatsprasidenten zu iiberreichen.
Auf dem Hintergrund der spateren Ereignisse gewinnen diese Besuche, wie auch der des kroatischen
Staatschefs Dr. Pavelitsch am 6. 6., ihre ganz besondere Bedeutung, sie kiindeten an, daB zum
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 2
97 mindesten neue und groBe Entscheidungen bevorstiinden. Sie trugen dazu bei, die Spannung, die iiber
dem ganzen deutschen Volke lag, zu erhohen.
Die Proklamation des Flihrers vom 22. Juni bestatigt vollauf, daB dieses Geflihl des Volkes, einer
Ungewissen Gefahr gegenliberzustehen, berechtigt war. Sagt doch der Flihrer in seiner Proklamation
selbst, daB, von schweren Sorgen bedriickt, zu monatelangem Schweigen verurteilt, nun die Stunde
gekommen sei, in der er endlich offen sprechen konne. Die ins einzelne gehende Darstellung des sei-
nem Wesen nach von Anfang an kompliziert gelagerten deutsch-russischen Verhaltnisses klart alle
Fragen, die von jedem Deutschen insgeheim, oft aber auch laut in den letzten Monaten gestellt wur-
den. Sie zeigt die Gefahr der internationalen bolschewistischen Weltverschworung, die nunmehr den
Zeitpunkt fur gekommen ansah, dem nationalsozialistischen Deutschland in seinem Lebenskampfe
gegen die britische Plutokratie in den Rticken zu fallen. Jetzt erst erfuhr das deutsche Volk, daB die
Politik des Kremls dem Reich gegenuber eine permanente Kette niedertrachtigster Erpressungen und
ubelsten Verrates gewesen ist. Die weiteren Dokumente haben in einer Note an die Sowjetregierung
ihren Niederschlag gefunden. Sie sind ferner in einem Bericht des Auswartigen Amtes tiber die Propa-
ganda und politische Agitation der Sowjetregierung, des Oberkommandos der Wehrmacht iiber den
sowjetrussischen Aufmarsch gegen Deutschland und des Reichsministers des Innern sowie des
Reichsfiihrers SS und Chefs der Deutschen Polizei iiber die gegen Deutschland und den Nationalsozia-
lismus gerichtete Zersetzungsarbeit der UdSSR zusammengefaBt. Sie beweisen auf das eindriicklichste
die Gefahr, in der sich Deutschland und damit Europa befand. All diese Dokumente sind so reich an
Beweisen fur die von SowjetruBland drohende Gefahr, daB die Umwandlung des Friedenszustandes in
den Kriegszustand, wie er sich so plotzlich noch nie vollzogen hatte, von jedem einzelnen Deutschen
begriffen und gebilligt wurde. Insbesondere die Angehorigen der Nationalsozialistischen Deutschen
Arbeiterpartei, groB geworden im Kampf gegen den Bolschewismus, sahen in dem Aufbruch der deut-
schen Wehrmacht am 22. Juni in der Morgenfriihe die geradlinige Fortsetzung des alten antibolsche-
wistischen und antijiidischen Kampfes der friiheren Jahre. Nur zu gut war gerade in den Kreisen
der Partei verstanden worden, daB der PaktabschluB mit SowjetruBland eine iiberaus weitsichtige und
fur den Freiheitskampf des Reiches gegen die britische Plutokratie notwendige MaBnahme war, daB
aber auch mancherlei Griinde bestanden, an der wirklichen Geisteswandlung der Herrscher im Kreml
zu zweifeln.
Die ersten Wochen des deutsch-russischen Feldzuges, die Hintergriinde der verhangnisvollen so-
wjet
98 russischen Angriffsabsichten, die unmenschlichen Methoden der GPU und der Sowjetsoldateska, die
sich schon in den ersten Kriegstagen schonungslos enthiillten, haben in einer Art und Weise ein ge-
meinsames Fiihlen und Denken der europaischen Volker enthiillt, wie man es bis dahin noch nicht
gekannt hat. Noch vor Monatsende sind Rumanien, Finnland, Ungarn und die Slowakei an Deutsch-
lands Seite getreten. Freiwillige aus alien anderen europaischen Staaten, ausgenommen aus der
Schweiz, meldeten sich fur die Freiwilligenverbande zum Kampf gegen den Weltfeind. Sympathieer-
klarungen aus anderen Teilen der Welt, insbesondere aus Siidamerika, sind dem deutschen Volke in
solch spontaner Herzlichkeit dargebracht worden, daB mit Recht von einem „Kreuzzug fur Europa"
gesprochen werden kann. Die nationalsozialistische Auffassung dieses Kampfes geht noch einen
Schritt weiter. Sie erkennt und hat Beweise dafiir, daB die Plutokratien und der Bolschewismus aus
einer Wurzel gespeist werden, daB in ihnen das internationale Judentum am Werk ist, dessen Ziel es
immer war und auch bleiben wird, den Nationalsozialismus und damit das deutsche Volk zu vernich-
ten.
Zum denkwiirdigen 22. Juni erlieB der Fiihrer einen Tagesbefehl an die Soldaten der Ostfront, in
dem er ihnen die Aufklarung gibt, die er der Heimat in seinem Aufruf an das deutsche Volk gab. Seit
den friihen Morgenstunden des 22. Juni 3.05 Uhr kampfen die deutschen Divisionen mit dem gleichen
Elan, der sie im Westen befliigelt hat, gegen die sowjetrussischen Regimenter. Die antibolschewisti-
sche Parole, die fast zwei Jahre geschwiegen hatte, beherrscht nunmehr wieder das politische Feld.
Die fiihrenden Manner der nationalsozialistischen Bewegung, unter ihnen Reichsorganisationsleiter
Dr. Ley und Reichsleiter Rosenberg, nahmen kurz nach Kriegsausbruch zu den durch diesen Kampf
aufgeworfenen Fragen Stellung. Dr. Ley sprach am 23. 6. in der Breslauer Jahrhunderthalle. Er wiir-
digte die weltgeschichtlich bedeutsame Entscheidung des Fiihrers und zeigte die Gemeinsamkeiten
zwischen Plutokratie und Bolschewismus auf. Der heutige Tag erinnere uns an jene Zeit, so betonte
der Reichsorganisationsleiter, da wir den Kampf gegen den Marxismus begannen und damals schon
dem Fiihrer glaubten, der ohne „wenn" und „aber" die Entscheidung zwischen dem Bolschewismus als
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dem Triumph des Judentums und der neuen deutschen Weltanschauung predigte. Es sei immer ein
Kampf zwischen beiden Welten gewesen und nur ganz harmlose Menschen konnten erhebliche Unter-
schiede erblicken zwischen der Welt der Plutokratie eines Churchill und dem auf der gleichen materia-
listischen Ebene fuBenden Bolschewismus. Beides seien Machte der Verneinung. Ihnen stehe gegen-
iiber unsere Auffassung von Arbeit, Leistung, Ehre und Gemein-
99 schaftsgeist. Deutschland kampfe um seine nackte Existenz, und zwar seit 1914. Fruher habe man nur
nicht gewuBt, um was es gegangen sei. Deshalb sei ein 1918 gekommen mit dem vollkommenen Nie-
derbruch Deutschlands. Als Dr. Ley ausrief: „Der Glaube Adolf Hitlers hat Berge versetzt, und ich
glaube daran, daB dieser Glaube an das deutsche Volk starker ist als die Welt der Plutokratie und des
Bolschewismus", wurde er minutenlang von sturmischem Beifall unterbrochen. Stalin habe sich ktirz-
lich dahingehend geauBert, daB Deutschland nur noch bis August warten mtisse, dann sei RuBland
auch so weit. „Deutschland wartet nicht, Adolf Hitler schlagt zu, wenn es Zeit ist." So mancher fruhere
Marxist habe wohl heute im ersten Augenblicke gedacht, warum machen wir Vertrage mit den Russen,
wenn sie unsere Feinde sind? Diese Pakte muBten versucht werden, wie der Fuhrer auch alles versucht
hat, um mit England in Frieden auszukommen. RuBland hat sie gebrochen. Was wurde es uns helfen,
wenn wir gegen England den Krieg gewinnen und seine judischen Verbundeten in Moskau wiirden
dann liber uns herfallen? Wenn wir heute mit dem Fuhrer, der immer Recht hatte und dem wir deshalb
vertrauen, den entscheidenden Kampf um die Freiheit, die zugleich unsere Nahrungsfreiheit ist, wa-
gen, dann wissen wir, daB wir es schaffen. Wer nicht kampfen will, geht unter, heute oder morgen.
Wenn wir unser tagliches Brot fur die Jahrhunderte sichern wollen, dann jetzt!
In der Nationalsozialistischen Parteikorrespondenz veroffentlichte am 23. Juni der Reichsleiter Al-
fred Rosenberg einen Artikel, dessen bemerkenswerteste Ausfuhrungen in den folgenden beiden Ab-
satzen enthalten sind: „Wir alle haben gewuBt, welch eine Uberwindung und welche Harte einer ntich-
ternen Staatseinsicht notwendig gewesen sind, um den Vertrag mit der Sowjetunion 1939 herbeizuflih-
ren. Wir haben den Bolschewismus als die extremste Erscheinung der marxistischen Gedankenwelt als
unseren Todfeind 14 Jahre bekampft, und wir haben erlebt, wie nach der Machtubernahme alle seine
offenen und getarnten Freunde in der Welt eine Hetze gegen Deutschland entfachten. Der Pakt mit der
Sowjetunion hatte zum Zweck, durch eine kalte Staatsraison Deutschland vor einem gleichzeitigen
Zweifrontenkrieg zu bewahren und damit die Chancen des Krieges im Westen entscheidend zu erho-
hen.
Heute, wo durch die dauernden Erpressungen des Bolschewismus der Kampf um die nationalsozia-
listische Revolution und ein verjungtes Europa in das Stadium der letzten Entscheidung getreten ist, da
dtirfen wir wohl aussprechen, daB dieser fur den Fuhrer schwere, aber von der Staatsnotwendigkeit
diktierte EntschluB wohl Zehntausenden und aber Zehntausenden deutschen Soldaten das Leben be-
wahrt und die gesamte Kampfkraft der deutschen Wehrmacht entscheidend gesteigert hat." So ftihrt
nun Deutschland einen
100 Verteidigungskampf von weltgeschichtlichem AusmaB. Die deutschen Divisionen heften erneut Sieg
um Sieg an ihre Fahnen.
Im Zusammenhang mit dem schmerzlichen Verlust der „B i s m a r c k" standen noch zwei Meldun-
gen im Juni. Die erste vom 5. Juni berichtete, daB kurz nach der Vernichtung der „Hood" der Fuhrer
und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine,
GroBadmiral Raeder, dem Ersten Artillerieoffizier des Schlachtschiffes „Bismarck", Korvettenkapitan
Schneider, das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen habe. Die Verleihung erreichte Korvetten-
kapitan Schneider noch auf funkentelegraphischem Wege. Er hat durch den glanzenden Einsatz der
schweren Artillerie des Schiffes den britischen Schlachtkreuzer „Hood" bereits nach 5 Minuten ver-
nichtet und anschlieBend sofort nach dem Zielwechsel auf das britische Schlachtschiff „Prince of
Wales" Treffer erzielt, die den Feind zum Abdrehen zwangen. Man wird auch nicht fehl gehen, wenn
man annimmt, daB die schweren Beschadigungen der „Rodney", die Vernichtung der beiden vorderen
Geschutzturme, ebenfalls auf die hervorragenden artilleristischen Fahigkeiten von Korvettenkapitan
Schneider und seiner Mannschaft zuruckzufuhren sind. Sie wurden erst beim Einlaufen der „Rodney"
in einen amerikanischen Hafen, wo das Schiff fur mehrere Monate ins Dock gehen muBte, anfangs Juli
bekannt. Die zweite Meldung bestatigte den Tod des Flottenchefs, Admiral Luetjens, beim Untergang
des Schlachtschiffes „Bismarck". Zu seinem Nachfolger hat der Fuhrer und Oberste Befehlshaber der
Wehrmacht den bisherigen Chef des Stabes der Seekriegsleitung, Admiral S c h n i e wind, ernannt.
Den beiden erfolgreichsten deutschen Jagdfliegern, Oberstleutnant G a 1 1 a n d und Oberstleutnant
Molders, lieB der Fuhrer erstmalig eine ganz besondere Ehrung zuteil werden. Er verlieh den bei-
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den Fliegeroffizieren am 23. Juni, Oberstleutnant Molders fiir die Vernichtung seines 72. Gegners und
Oberstleutnant Galland fiir die Vernichtung seines 69. Gegners, das Eichenlaub mit Schwertern zum
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Der Fiihrer richtete an die beiden Offiziere aus diesem AnlaB herz-
lich gehaltene Gliickwunschtelegramme.
Drei weitere verdiente U-Bootskommandanten erhielten im Laufe des Juni vom Fiihrer das Eichen-
laub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Es sind dies Kapitanleutnant Liebe, Oberleutnant zur See
E n d r a 6 und Kapitanleutnant Schultze. Hauptmann Ihlefeld, Kommandeur einer Jagdgruppe, errang
am 26. Juni seinen 39. und 40. Luftsieg. Als 16. Offizier der deutschen Wehrmacht erhielt er das Ei-
chenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
101 Eine bemerkenswerte Leistung vollbrachte der Steuermannsmaat Paul Meyer, der vom Oberbefehls-
haber der Kriegsmarine wegen besonderer Auszeichnung vor dem Feinde zum Leutnant zur See be-
fordert wurde. Meyer befand sich als Unteroffizier an Bord eines deutschen Hilfskreuzers und erhielt
den Auftrag, eine wertvolle Prise in die Heimat zu bringen. Er hat das aufgebrachte Schiff als Prisen-
kommandant mehr als 10 000 Seemeilen sicher gefuhrt. Mit einer Prisenbesatzung von nur wenigen
Mann hat der 23jahrige Unteroffizier die Besatzung des aufgebrachten Schiffes auf wochenlanger
Seefahrt durch vom Feind patrouillierte Gewasser in Schach gehalten. Mit der gliicklichen Einbrin-
gung dieses Schiffes in einen heimischen Stiitzpunkt ist fiir die deutsche Ernahrungswirtschaft ein
besonders wertvoller Beitrag geleistet worden.
Vom 3. bis 19. Juni haben in Berlin Verhandlungen zwischen Deutschland und Italien iiber die
kriegswirtschaftliche Zusammenarbeit und iiber eine Reihe weiterer, die wirtschaftlichen Beziehungen
zwischen den beiden Landern betreffenden Fragen stattgefunden. Insbesondere wurden dabei auch die
Probleme behandelt, die sich aus den letzten politischen Veranderungen in Siidosteuropa fiir die wirt-
schaftlichen Interessen Deutschlands und Italiens in den betreffenden Gebieten ergeben. Das wichtig-
ste Ergebnis der Verhandlung war die Ausarbeitung eines alien Bediirfnissen der Kriegswirtschaft
Rechnung tragenden gemeinsamen Programms fiir die Rohstoffversorgung der beiden Lander fiir die
zweite Halfte des bis zum 31. Dezember 1941 laufenden Vertragsjahres.
Auf Einladung des Reichsministers Dr. Goebbels traf am 21. Juni der italienische Minister fiir
Volkskultur, Alessandro Pavolini, zu einem mehrtagigen Besuch in der Reichshauptstadt ein. Dr.
Goebbels und Reichspressechef Dr. Dietrich hatten mehrfach Besprechungen mit dem italienischen
Gast. Pavolini wurde auch vom Reichsminister des Auswartigen von Ribbentrop empfangen. Am 23.
Juni empfing der Fiihrer Minister Pavolini in Gegenwart von Reichsminister Dr. Goebbels.
Am 15. Juni bereitete die Stadt Hannover dem Kaiserlich Japanischen Botschafter in Berlin, General
s h i m a, einen Tag deutsch-japanischer Freundschaft. AnlaB zu diesem Besuch war die Tatsache,
daB die Universitat Gottingen Botschafter Oshima das Ehrenbiirgerrecht verlieh. Die Stadt Hannover
empfing den japanischen Botschafter aufs herzlichste. Am Nachmittag fand im LeineschloB die Griin-
dung einer Zweigstelle der Deutsch- Japanischen Gesellschaft start. Hierbei wiirdigte Gauleiter Lauter-
bacher die Verdienste des Botschafters um das Zustandekommen des Dreimachtepaktes. General Os-
hima erklarte in einer langeren Ansprache, das Verhaltnis zwischen der arteigenen Kultur Japans und
Deutschlands zueinander sei
102 erfreulich in die Breite und Tiefe gewachsen. Der Weg zu dem sich Deutschland, Italien und Japan
zusammengefunden hatten, sei der geradeste und kiirzeste Weg zum Weltfrieden.
Am 13. Juni gab Reichspressechef Dr. Dietrich im Kaiserhof zu Ehren des in Berlin weilenden Pres-
sechefs der bulgarischen Regierung, Dr. Nicolaeff, einen Empfang, der im Zeichen der deutsch-
bulgarischen Freundschaft und der Zusammenarbeit beider Volker auf dem Gebiet der Presse stand.
An dem Empfang nahm auch der bulgarische Gesandte in Berlin, Draganoff, teil. In einer kurzen An-
sprache hob Dr. Dietrich die freundschaftlichen Gefiihle hervor, mit denen Deutschland den Weg Bul-
gariens in die Zukunft des neuen Europa begleitet. Der Reichspressechef skizzierte sodann die Grund-
gedanken einer neuen Presseordnung, die getragen ist von der Idee wirklicher nationaler, journalisti-
scher Verantwortung und der vertrauensvollen pressepolitischen Zusammenarbeit von Volk zu Volk.
Der bulgarische Pressechef, Dr. Nicolaeff, brachte in seiner Erwiderung die politische und kulturelle
Verbundenheit Deutschlands und Bulgariens zum Ausdruck. Der ewige Dank des bulgarischen Volkes
gegeniiber dem deutschen Volk und seinem Fiihrer habe sich in Dank und Liebe fiir den deutschen
Soldaten verwandelt, der nach kaum 24 Stunden das Herz des gesamten bulgarischen Volkes fiir sich
gewann. Das Gelobnis Treue um Treue sei die starkste Prophezeiung fiir die Zukunft Bulgariens.
Wahrend an der Grenze des Generalgouvernements die Bedrohung des Bolschewismus ihr Haupt
erhob, plante Generalgouverneur Reichsminister Dr. Frank unbeirrt den weiteren Ausbau seines Re-
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gierungssitzes. Nach seinem Wunsche soil die alte deutsche Handels- und Hansestadt Krakau wieder
zu einem Zentrum des deutschen geistigen und kulturellen Lebens werden. Nachdem bereits vor mehr
als Jahresfrist das Institut fur deutsche Ostarbeit gegriindet, das Staatstheater des Generalgouverne-
ments geschaffen und eine Philharmonie ins Leben gerufen worden ist, wurde in diesem Jahre die
Staatsbibliothek, das modernste Bibliotheksgebaude Europas, eingeweiht. Ferner hat der Generalgou-
verneur durch Stiftung eines Coppernikus- und eines Veit StoB-Preises sowie durch die kiirzlich voll-
zogene Griindung der Veit StoB-Akademie fur Bildende Kiinste in Krakau das Fundament des deut-
schen Geisteslebens wesentlich erweitert. Als Kronung des groBen Aufbauwerkes ist die Schaffung
der Copperniku s-Universitat anzusehen, die in einem eigenen Krakauer Stadtviertel unterge-
bracht werden wird. Der mit der Planung fur dieses Werk beauftragte President der Hauptabteilung
Wissenschaft und Unterricht in der Regierung des
103 Generalgouvernements, W a t z k e , auBerte sich iiber die Aufgaben dieser neuen Ostuniversitat. Sie
wird drei Fakultaten, eine geisteswissenschaftliche, eine biologische und eine mathematisch-
technisch-physikalische besitzen, wobei hervorzuheben ist, daB die biologische Fakultat etwas Neues
im deutschen Hochschulleben sein wird. Diese neue Ostuniversitat soil ein typisch nationalsozialisti-
sches Geprage erhalten und auf dem Grundsatz der Gemeinschaftserziehung errichtet werden.
Aus Den Haag wird unter dem 3. Juni berichtet, daB dort fiir die mannliche und weibliche Jugend
vom 1 8. Jahre ab die Arbeitsdienstpflicht eingefuhrt ist. Es besteht der Plan, den Arbeitsdienst auf eine
jahrliche Starke von 50000 Mann zu bringen, die in 160 Abteilungen untergebracht werden sollen.
Am 17. Juni waren es ftinf Jahre, daB der Ftihrer den Reichsfuhrer Iflf, Himmler, zum Chef der
Deutschen Polizei ernannte. Dieses Amt ist eine Neuschopfung der nationalsozialistischen Revolution.
Im Zuge der Konzentration der Krafte hatte der Reichsfuhrer A seit den Marztagen 1933 zunachst
schrittweise die Leitung der Landerpolizeien ubernommen, eine Entwicklung, die dann vor ftinf Jahren
in der Schopfung des Amtes des „Chefs der Deutsehen Polizei" ihren AbschluB fand. So wurden auf
einem der wesentlichsten Sektoren des offentlichen Lebens die Ziele der Reichseinheit und der Ein-
heitlichkeit der staatlichen Exekutive eine noch nie vorhandene Starkung der polizeilichen Schlagkraft
erreicht.
Reichsfuhrer A Himmler hat in stiller, zaher und energischer Arbeit die deutsche Polizei geschaffen.
Der Dienst in der Polizei ist soldatischer Dienst. Er entspricht den modernsten Anforderungen. Reichs-
fuhrer SS Himmler hat in vielen Erlassen und bei vielen Gelegenheiten darauf hingewiesen, daB die
deutsche Polizei alien anstandigen Menschen Freund und Heifer, den Volks- und Staatsfeinden aber
ein stets uberlegener Gegner und ein gerechter Vollstrecker des Volkswillens sein soil. SS und Polizei
stehen nach dem Willen des Fuhrers vereint bereit, die innere Sicherheit des GroBdeutschen Reiches
zu gewahrleisten. Der Krieg hat die Aufgaben der deutschen Polizei vervielfaltigt. Die Manner der
Polizei wurden in den letzten Jahren vor bisher unbekannte Aufgaben gestellt und haben sie uberall
bewaltigt. Viele von ihnen kampfen in den Reihen der Wehrmacht, der Waffen-SS und der SS-
Polizeidivision.
In Anwesenheit des Reichsorganisationsleiters Dr. Ley eroffnete Reichspostminister Dr. Ohnesorge
am 6. Juni das von der Deutschen Reichspost geschaffene Schulungsl a g e r fur die weiblichen Ge-
folgschaftsmitglieder der Deutschen Reichspost. Dr. Ley zeigte den Teilnehmerinnen des ersten Schu-
lungslagers den Weg der Partei von der Idee zu einer Macht auf, die iiber die Erde hinwegbraust. „Wir
stehen an
104 der Wende einer neuen Zeit, eine alte Welt bricht zusammen und wir sind die Trager einer neuen.
Gerade in groBen Zeiten sei es notwendig, iiber die weltanschaulichen Fragen nachzudenken, und dazu
sei auch das neue Schulungslager entstanden. Dr. Ley betonte auch, keine Frau solle bei aller Pflicht-
erflillung und Berufstreue vergessen, daB es ihre hochste und wichtigste Berufung sei, einmal Mutter
zu werden.
Der Gauleiter und Reichsstatthalter von Mecklenburg, Hildebrandt, hat an die Parteidienststellen
und Behorden Richtlinien fiir den Bau von Landarbeiterwohnungen und die Anlage von Wohndorfern
gegeben, die von ihm auf Grund jahrelanger personlicher Studien bearbeitet wurden. Sie diirften in
ihrer Klarheit richtunggebend fiir das ganze Reich werden, wo immer landlicher Wohnungsbau zur
Debatte steht. Im Gau Mecklenburg werden diese Richtlinien und die darin enthaltenen Bedingungen
zugleich Voraussetzung bilden fiir die Moglichkeit staatlicherseits Zuschiisse fiir den Wohnungsbau
zu erhalten. Niemand, der die Frage des Arbeitermangels auf dem Lande und das Problem der Land-
flucht kennt, wird die Bedeutsamkeit der Plane des Gauleiters und Reichsstatthalters Hildebrandt un-
terschatzen. Wahrend der Landarbeiter- Wohnungsbau bisher durchweg nach materialistischen Ge-
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sichtspunkten durchgeflihrt wurde, sollen die neuen Bauten losgelost vom Wirtschaftsbetrieb sein,
unter Ausnutzung hygienischer und kultureller Erfahrungen und unter Betonung des Gemeinschafts-
gedankens. In jedem Kreise Mecklenburgs wird mindestens ein Mustergut und ein Musterbauernhof
entwickelt werden, die beispielgebend sein sollen fur die weiteren Planungen. Bei Neuanlagen von
Wohndorfern sollen diese frei von Quellen und Wasseradern sein, da diese erfahrungsgemaB die Ge-
sundheit beeintrachtigen und die Gefahren des Blitzschlages erhohen. AuBerdem sind sie in gtinstiger
Sonnenlage zu errichten. Fur die Hauser sind Doppelfenster vorgesehen, sie sollen ausreichende Kel-
ler besitzen, Wohn- und Schlafzimmer sollen zur Sonnenseite gerichtet sein, und die Wasserversor-
gung soil unabhangig vom Hof angelegt werden. Diese Richtlinien sind Ausgangspunkt einer Ent-
wicklung, die sofort nach der siegreichen Beendigung des Krieges beginnen wird. Gauleiter Hilde-
brandt, der bekanntlich selbst aus dem Landarbeiterstand hervorgegangen ist, hat hier ein Programm
aufgestellt, das unter Mitwirkung von Staat, Partei und Betriebsfiihrern auch in dieser Hinsicht eine
Umwertung der Landarbeit bringen wird.
Auch auf dem Gebiete des stadtischen Wohnungsbaues werden zur Zeit schon immer mehr Konse-
quenzen aus dem ErlaB des Fuhrers vom 15. November 1940 gezogen, der eine grundlegende Umge-
staltung des bisherigen sozialen Wohnungsbaues in Aussicht stellt. Obwohl die Grundsatze dieses
Fiihrerer-
105 lasses erst fur den Wohnungsbau in der Zeit nach dem Kriege Geltung haben sollten, hat der
Reichskommissar fur den sozialen Wohnungsbau dennoch bestimmt, daB die vom Ftihrer Testgesetz-
ten Richtlinien bezuglich der RaumgroBe und der Ausstattung auch schon auf die jetzt im Bau befind-
lichen Wohnbauten, soweit wie irgend moglich angewendet werden. Nach Moglichkeit sollen auch
jetzt schon wahrend des Krieges Vierraumwohnungen erstellt werden, da diese Kategorie der Woh-
nungen am meisten gefragt ist.
Die Deutsche Arbeitsfront hat auf Initiative von Reichsorganisationsleiter Dr. Ley eine grundsatz-
lich neue bedeutsame Institution geschaffen, deren Aufgabe es sein soil, dem vorbildlichen nationalso-
zialistischen Betriebsfuhrer von morgen das letzte Geprage zu geben. Bei der neuen Institution handelt
es sich um die erste Betriebsfuhrerakademie der D A F., die demnachst in Wien ihre Arbeit aufnehmen
soil. Eine zweite Akademie dieser Art wird spater in Berlin errichtet werden. Wie dazu vom Amt fur
Berufserziehung und Betriebsfiihrung der DAF mitgeteilt wird, soil dieses Institut sinnfalliger Aus-
druck der nationalsozialistischen Auffassung von Arbeit, Bewertung des Arbeiters und verantwor-
tungsbewuBter Menschenfiihrung sein und damit den Gegensatz zu Bolschewismus und Plutokratie
zeigen. Es sei, so wird weiter gesagt, nur selbstverstandlich, daB bei dieser Entwicklung der Betriebs-
fuhrer ein „gelernter Betriebsfuhrer" sein mtisse, ein berufliches und menschliches Vorbild seiner Ge-
folgschaft, ein Mann, der nicht deshalb auf seinem Platze steht, weil er der reichste, sondern weil er
der beste ist. Wie ferner die Wehrmacht ihre Generalstabler hat, so solle auch die Wirtschaft einmal
ihre „Werkstabler" haben. Schon seit langem hat die DAF Reichsschulen fiir Arbeitsfiihrung geschaf-
fen, in denen Werkmeister, Anlernerinnen, Arbeitsfiihrungslehrgange fiir betriebliche Unterfiihrer
durchgeflihrt werden. Die Ergebnisse der Leistungswettkampfe zeigen, wie stark das deutsche Unter-
nehmertum schon vom nationalsozialistischen Gedankengut erfaBt sei. Die allerbesten der Betriebs-
fuhrer, die Leiter der NS-Musterbetriebe und hervorragend bewahrten Inhaber von Gaudiplomen sol-
len auf der neuen Betriebsfuhrerakademie fiir zunachst 10 Tage vereint werden. Personlichkeitsgestal-
tung, Betriebskultur und Menschenpflege sind einige Grundthemen der Akademie, nicht zuletzt auch
das fiir den Arbeitseinsatz so fundamentale Gebiet der Frau im Betriebe. Die Pioniere des vorbildli-
chen nationalsozialistischen Betriebsfiihrertyps, die von hier ausgehen wiirden, bildeten iiberhaupt erst
die Voraussetzung fiir die allmahliche Schaffung eines deutschen Betriebsfiihrernachwuchses. Dieser
Nachwuchs wurde einmal nach AbschluB seiner schulischen und beruflichen Ausbildung mindestens
ein halbes Jahr auf diese Akademie gehen. Er werde danach ein Betriebsfiihrerprakti-
106 kum unter einem bewahrten Betriebsfuhrer selbst zu absolvieren haben, ehe er ein fertiger Betriebs-
fuhrer sein konne.
Die Aufgaben, die auf die deutsche Arbeitskraft nach dem Kriege warten, sind riesengroB, groBer
als vor diesem und wahrend dieses Krieges. So wird ein groBziigiges Aufbauprogramm fiir das deut-
sche Bauerntum durchgeflihrt werden miissen, fiir das ein Investitionsbedarf von mehr als 40 Milliar-
den Mark veranschlagt worden ist. Die deutsche Kohlenwirtschaft wird fiir die Versorgung Europas
mit Heizmaterial groBere Aufgaben zu bewaltigen haben. Dazu kommen der Ausbau deutscher Stadte
und der Wiederaufbau in den neuen Gebieten, die Reichsautobahnen, die WasserstraBen, der soziale
Wohnungsbau, die Energiewirtschaft. SchlieBlich werden wir auch in Zukunft dafiir sorgen miissen,
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daB wir die beste und technisch vollkommenste Wehrmacht der Welt behalten. Dies alles erklart, daB
man sich heute schon Sorge macht liber die Spannung zwischen dem Bedarf und dem Angebot an
Arbeitskraften. In der „Wirtschaftspolitischen Parole" untersucht Dr. Stothfang, der personliche Refe-
rent des Staatssekretars Syrup im Reichsarbeitsministerium, die Frage, wie diesem Problem entgegen-
getreten werden kann. Die verstarkte Hereinnahme auslandischer Arbeitskrafte wird auch nach dem
Kriege zur Deckung des Bedarfes beitragen miissen. Weiter wird es notwendig sein, einen hohen
Stand der Frauenbeschaftigung aufrechtzuerhalten. Desgleichen wird Wert auf die starkere Mitarbeit
der Alteren gelegt. Alters ftirsorge, Berufserziehungswerk, Nachwuchslenkung und Ausbau der Ge-
sundheitsftihrung werden dazu beitragen, die Kapazitat der Arbeitskraft auszuweiten. Dr. Stothfang
verbreitet sich des weiteren in diesem Aufsatz iiber die Probleme der starkeren Konzentration der
volkswirtschaftlichen Produktion und fordert auch energisch eine Einschrankung der oft ungebuhrlich
aufgeblahten Verwaltungstatigkeit.
Das kulturelle Leben wird auch im kommenden Sommer nach Moglichkeit im bisherigen Umfange
weiter gefuhrt werden. Die Festspiele der verschiedenen Art werden aber ganz besonders den deut-
schen Soldaten zugute kommen. So werden die in der Zeit vom 2. bis 24. August wieder in Salzburg
stattfindenden Festspiele auf Veranlassung von Reichsminister Dr. Goebbels in erster Linie von An-
gehorigen der Wehrmacht besucht werden. Im Gedenkjahre des 150. Todestages von Mozart sollen
besonders glanzvolle Auffuhrungen des „Don Juan" und von „Figaros Hochzeit" vorbereitet werden.
Daneben werden der „Rosenkavalier" von StrauB und Shakespeares „Viel Larm um nichts" im Spiel-
plan enthalten sein. Zahlreiche Mozartkonzerte werden das Salzburger Festspielprogramm umrahmen
und den deutschen Soldaten Entspannung und Freude vermitteln.
107 Im Laufe des Juni wurden von der Reichsjugendfuhrung erneut Richtlinien fur den Einsatz der
Jugend in der Landwirtschaft herausgegeben. In Anlehnung an die Bestimmung des Vorjahres wird
angeordnet, daB wegen der Verschiedenartigkeit der Verhaltnisse in den einzelnen Gauen die Gaulei-
ter tiber den Umfang des Jugendeinsatzes und die Notwendigkeit einer SchlieBung von Schulen oder
Klassen fur ihren Bereich die Entscheidung treffen. Eine allgemeine SchlieBung der Schulen auf lan-
gere Zeit erscheint dabei unzweckmaBig und diirfte auch nicht notwendig sein. — Am 10. Juni sprach
in der Aktion „Fronfkampfer sprechen zur Hitlerjugend" im Berliner Sportpalast Ritterkreuztrager
Korvettenkapitan Erdmenger iiber den Einsatz der deutschen Kriegsmarine bei der Besetzung Norwe-
gens im Fruhjahr 1940. Der Sportpalast stand im Zeichen des fur diese Aktion bezeichnenden Leitsat-
zes: „Nicht Schiffe kampfen, sondern Menschen."
In einem Staatsakt im groBen Saal des Gewandhauses zu Leipzig erfolgte am Sonntag, den 8. Juni,
die Umbenennung des Landeskonservatoriums in die „Staatlichen Hochschulen fur Musik, Musiker-
ziehung und Darstellende Kunst" durch Reichsminister R u s t. In seiner Eroffnungsrede erinnerte der
Minister daran, daB vor nahezu 100 Jahren, im Jahre 1843, das erste Konservatorium fur Musik in
Deutschland in der Stadt Leipzig gegriindet worden sei. Reichsminister Rust betonte, daB diese zweite
Musikhochschule nach dem Muster der ersten Hochschule ihrer Art, wie sie vor 2 Jahren in Salzburg
gegriindet wurde, aufgebaut sein soil.
Am 24. Juni beging Staatsrat Heinz T i e t j e n , Generalintendant der PreuBischen Staats theater,
seinen 60. Geburtstag. Der Fiihrer hat dem verdienten Kunstler aus diesem AnlaB in Anerkennung
seiner erfolgreichen Arbeit im Dienst der deutschen Kunst die Goethe-Medaille fur Kunst und Wis-
senschaft verliehen. Reichsmarschall Goring ubermittelte dem Generalintendanten ebenfalls seine
herzlichen Gluckwunsche und wiirdigte dabei das verdienstvolle Schaffen Tietjens als Generalinten-
dant der PreuBischen Staats theater und Leiter der Staatsoper.
Am 4. Juni ist der ehemalige Kaiser Wilhelm II. um 11.30 Uhr im 83. Lebensjahre gestorben. Sei-
nem eigenen Wunsche entsprechend wurde der friihere Kaiser im Park des Schlosses Doom mit mili-
tarischen Ehren beigesetzt. Als Vertreter des Fuhrers nahm der Reichskommissar fur die Niederlande,
Reichsminister Dr. SeyB-Inquart, an der Beisetzung teil. Er legte auch den Kranz des Fuhrers nieder.
Die militarischen Ehren erwies ein aus den drei Wehrmachtteilen zusammengesetztes Ehrenbataillon.
Unter den zahlreichen Trauergasten waren zugegen der greise Feldmarschall v. Mackensen, der Fiihrer
des Nationalso-
108 zialistischen Kriegerbundes, General der Infanterie Reinhard, als Vertreter der einzelnen Wehrmacht-
teile waren erschienen General der Flieger Christiansen fur den Reichsmarschall und Oberbefehlsha-
ber der Luftwaffe, Admiral Densch fur den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaloberst Haase
fur den Oberbefehlshaber des Heeres und Admiral Canaris fur den Chef des Oberkommandos der
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Wehrmacht. Unter Trommelwirbel und der Retraite wurde der Sarg in der Gruft beigesetzt, wahrend
drei Ehrensalven ertonten.
Die deutsche Presse ging in Gedenkartikeln auf das Leben und die Person des friiheren Kaisers ein.
Aus dem Gesichtspunkt unserer nationalsozialistischen Gegenwart wurden dabei auch Worte der Kri-
tik gesprochen, denen allerdings — ein schones Zeichen fur den versohnenden Geist der Zeit — jegli-
che Bitterkeit fehlte. In fast alien Aufsatzen wurden die glanzenden Anlagen Wilhelms II. anerkannt.
Auch wurden nirgends Zweifel geauBert, an seinem ehrlichen Willen, als Herrscher das beste zu tun.
Die in seiner Regierungszeit in Erscheinung tretenden Schwachen seines Wesens wurden erkannt als
Folgen eines mangelnden festen Willens. In den Kreis der Betrachtungen wurden auch die Ereignisse
gezogen, die zum Ausbruch des Weltkrieges fuhrten. Nie ist von deutscher Seite die Friedensliebe des
Kaisers in Zweifel gezogen worden, sogar Geschichtsschreiber aus den Reihen der Gegner im Welt-
kriege haben, nachdem die erste Zeit ungerechter Beurteilung nach dem Weltkrieg voriibergegangen
war, dem friiheren Kaiser in dieser Angelegenheit Gerechtigkeit zukommen lassen. Wilhelm II. wird
in der Geschichte, das ist im wesentlichen der Tenor der deutschen Presse gewesen, eingehen als ein
typischer Vertreter seiner Zeit, ihres Glanzes und ihrer Schwache. Mit ihm scheidet der letzte Vertreter
einer Zeit, die durch die kraftvolle Erscheinung der nationalsozialistischen Revolution geschichtlich
iiberwunden ist.
Aniljiriijiiiiiilliiilk
109 Deutschlands Politik und Kriegfiihrung hat nach den groBartigen Erfolgen der Monate April und
Mai im Juni neue Erfolge erzielt, und zu noch gewaltigeren Taten ausgeholt. Nachdem am 1. Juni die
Eroberung von Kreta als abgeschlossen gemeldet werden konnte, ist am 18. Juni in Ankara ein
Freundschaftsvertrag zwischen der Tiirkei und Deutschland (siehe Seite 93) unterzeichnet worden.
Gleichzeitig wurde in einem Notenwechsel vereinbart, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen
beiden Landern moglichst auszuweiten. Ferner wurde eine gemeinsame Erklarung abgegeben, nach
der Presse und Rundfunk beider Lander in ihren Veroffentlichungen und Sendungen stets dem Geist
der Freundschaft und des gegenseitigen Vertrauens Rechnung tragen sollen, der die deutsch-tiirkischen
Beziehungen charakterisiert.
Dieses Vertragswerk bedeutet einen wesentlichen Erfolg der deutschen Politik, wie allenthalben in
der Welt bemerkt worden ist. Es stellt zugleich, wie auch der tiirkische AuBenminister Saracoglu in
seiner anlaBlich der Ratifikationsdebatte iiber den Vertrag im tiirkischen Parlament gehaltenen Rede
unterstrichen hat, die Riickkehr zu einem Zustand der deutsch tiirkischen Beziehungen dar, der als hi-
storisch bezeichnet werden kann, und demgegeniiber die durch das Biindnis der Tiirkei mit England
erfolgte Storung nur als ein Intermezzo anzusehen ist. Wenn man sich erinnert, welche Absichten und
Hoffnungen die englische Politik hinsichtlich der Tiirkei seit dem Ausbruch des Krieges gehabt hat,
wie sie auch durch die in den WeiBbiichern 6 und 7 veroffentlichten Dokumente vielfach bestatigt
werden, so erscheint der deutsch-tiirkische Freundschaftsvertrag als vorlaufiger AbschluB einer diesen
englischen Absichten und Hoffnungen zuwiderlaufenden Entwicklung. Das tiirkische Parlament hat
den Vertrag am 25. Juni einstimmig gutgeheiBen.
Vier Tage nach dem AbschluB des deutsch - tiirkischen Freundschaftsvertrages begann eine neue
Aktion der deutschen Politik, die die an Uberraschungen von deutscher Seite allmahlich gewohnte
Welt geradezu erschiitterte und die gesamte Menschheit irgendwie zur Stellungnahme zwang: In den
friihen Morgenstunden des 22. Juni trat die deutsche Wehrmacht im Osten zum Kampf gegen den
Bolschewismus, zur militarischen Auseinandersetzung mit der Sowjetmacht an.
110 Durch den Aufruf des Fiihrers an das deutsche Volk (siehe Seite 73), den Reichsminister Dr.
Goebbels im Rundfunk bekanntgab, durch die Note des Auswartigen Amtes (siehe Seite 80), die der
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Reichsminister des Auswartigen, von Ribbentrop, im historischen Bundesratssaal des Auswarti-
gen Amtes der Weltpresse und dem deutschen Volke mitteilten, und durch die gleichzeitig erfolgte
Veroffentlichung eines Berichts des Auswartigen Amts liber die Propaganda und politische Agitation
der Sowjetregierung, ferner eines Berichts des Oberkommandos der Wehrmacht an die Reichsregie-
rung liber den sowjetrussischen Aufmarsch gegen Deutschland sowie eines Berichtes des Reichsmini-
sters des Innern und des Reichsfuhrers A an die Reichsregierung liber die gegen Deutschland und den
Nationalsozialismus gerichtete Zersetzungsarbeit der Sowjetunion erfuhr das deutsche Volk und die
ganze Welt, daB die Stunde einer welthistorischen Entscheidung geschlagen habe, und erfuhren sie
zugleich die Hintergrunde dieser Entscheidung: Die Periode des Ausgleichs und der Verstandigung
zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus, zwischen GroBdeutschland und der Sowjetunion,
die mit dem AbschluB eines Nichtangriffspakts am 23. August 1939 und eines Grenz- und Freund-
schaftsvertrages vom 28. September 1939 begonnen hatte, war beendigt. Es begann die Phase des un-
erbittlichen Kampfes, der letzten Auseinandersetzung auf Leben und Tod. Die genannten Dokumente
beleuchten alle Seiten dieser groBen Wandlung und geben ihre Griinde bekannt: Mit dem Bolsche-
wismus ist keine Verstandigung moglich, weil seine politische und soziale Doktrin die Vernichtung
alles dessen bedeuten und bezwecken, was den Sinn unseres Lebens und unserer Auffassung von
Staat, Gesellschaft, Kultur, vom privaten und offentlichen Leben ausmacht.
Fur den Kreml war der gegenwartige Krieg von Anfang an nur eine Etappe auf dem Wege zur Welt-
revolution und zur Eingliederung Europas in das wirtschaftliche und politische System der Sowjet-
macht und des Bolschewismus. Die Verstandigung mit Deutschland hat Stalin nur angenommen, um
den Kriegsausbruch sicherzustellen, um die Volker Europas auf das auBerste zu schwachen, dabei
moglichst groBen territorialen Gewinn einzustreichen, und um dann im geeigneten Moment Deutsch-
land und damit Europa in den Rue ken zu fallen. Die von Stalin und der ganzen bolschewistischen Leh-
re stets vertretene Auffassung, daB die Rote Armee die Armee der Weltrevolution sei, daB der ganze
mit ungeheuerlichem MenschenverschleiB durchgefiihrte Industrieaufbau der Ftinfj afire splane nur die
machtmaBige Grundlage fur die militarische Durchsetzung der Weltrevolution schaffen sollte, all dies
war durch die scheinbare deutsch-sowjetische Verstandigung des Herbstes 1939 unberlihrt geblieben.
Ill Deutschland ist durch die ungeheuren Erfolge Adolf Hitlers in die Flihrerrolle in Europa
hineingewachsen. Aus dieser Stellung ergibt sich zwangslaufig die Aufgabe der Auseinandersetzung
mit dem Bolschewismus. Nachdem Deutschland den Kontinent englandfrei und militarisch zu einem
geschlossenen Gebiet gemacht hat, fallt ihm in gleicher Weise die Aufgabe zu, diesen Zustand gegen
die angelsachsischen Machte auf der einen und gegen den Bolschewismus auf der anderen Seite zu
verteidigen und endgultig zu sichern. Der gegenwartige Krieg ist damit in eine neue entscheidende
Phase getreten. Sein europaischer und grundsatzlicher Charakter enthlillt sich nun erst in ganzer Gro-
Be. Deutschland erscheint nunmehr nicht nur als der Schopfer einer neuen europaischen Ordnung,
sondern auch als der Verteidiger der abendlandischen Kultur gegen bolschewistisch-asiatische Barba-
rei. Die Resonanz, die das gewaltige Ereignis des 22. Juni innerhalb und auBerhalb Europas gefunden
hat, zeigt, daB die Erkenntnis solcher Zusammenhange auch in vielen Kopfen dammert, die bisher von
der Phraseologie Englands und seiner Mitlaufer verdunkelt worden sind. Auch in der Tatsache, daB in
den Kampf gegen den Bolschewismus Finnland, die Slowakei, Ungarn und Rumanien miteingegriffen
haben, daB italienische Truppen auf dem Anmarsch zur russischen Front sind, und daB in den nordi-
schen Landern und in Spanien sich Freiwillige in groBer Zahl sammeln, um an der europaischen Auf-
gabe dieses Kampfes mitzuwirken, ist ein Beweis fur diese Erkenntnis.
Uber der Wiirdigung der Bedeutung des 22. Juni darf man die genaue Lekture der an diesem Tage von
der deutschen Regierung veroffentlichten Dokumente nicht vergessen. Sie stellen in ihrer Gesamtheit
ein neues WeiBbuch von durchschlagender Beweiskraft dar, aus dem wir eine Flille hochst wissens-
werter und wichtiger Dinge erfahren, die bisher unbekannt geblieben sind, weil, wie der Fuhrer selbst
es in seinem Aufruf mehrfach unterstrich, die deutsche Politik sich lange Schweigen auferlegen muB-
te. Die aggressive imperialistische Politik der Sowjetunion wird durch die neuen Dokumente erwiesen.
Von hochstem Interesse ist besonders, was wir liber den Besuch Molotows in Berlin erfahren und von
den vier Forderungen, die Molotow bei dieser Gelegenheit vorbrachte, namlich die Auslieferung Ru-
maniens und Finnlands an die Sowjets, die militarische Besetzung Bulgariens und der Meerengen
durch sowjetische Truppen, Forderungen, die natlirlich abgelehnt wurden, abgelehnt werden muBten.
Betrachtet man die Karte Europas, wie sie nach Erfullung der Forderungen Molotows ausgesehen
haben wlirde, so wird klar, daB der Bolschewismus dann nicht nur Skandinavien, sondern auch den
Balkan militarisch beherrscht und damit die Aus-
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112 gangsstellung zu einer Umfassung Europas von den beiden Fliigeln her besessen hatte. In den vier
Forderungen Molotows enthlillt sich ein Imperialismus, der aufs Ganze gent, der Finnland, Schweden
und Norwegen, die Tlirkei, Rumanien, Bulgarien, alle Volker des Donaubeckens und des Balkans
eben- so umfaBt, wie die Mitte Europas selbst. Von allem Material, das die Dokumente des 22. Juni
sonst noch enthalten, abgesehen, erweisen die vier Forderungen Molotows allein die ungeheure Ge-
fahr, die die sowjetische Politik fur ganz Europa bedeutet, und damit die Zwangslaufigkeit der kriege-
rischen Auseinandersetzung mit dem Trager dieser Gefahr, der bolschewistischen Rateunion.
Unsere Kenntnis der auBenpolitischen Zusammenhange und der Hintergriinde der politischen und
militarischen Ereignisse dieses Krieges ist noch durch zwei weitere deutsche Veroffentlichungen des
Monats Juni wesentlich bereichert worden, namlich durch die vom Auswartigen Amt herausgegebenen
WeiBbucher Nr. 6 und7. WeiBbuch Nr. 6 (Die Geheimakten des franzosischen Generalstabes)
und Nr. 7 (Dokumente zum Konflikt mit Jugoslawien und Griechenland) beleuchten die Vorgeschich-
te und teilweise auch den Ablauf des Krieges in Norwegen, der Schlacht im Westen und des Kampfes
auf dem Balkan. Sie zeigen erneut, in welch engem Zusammenhang Deutschland den Krieg der Waf-
fen und den der Dokumente ftihrt, d. h. wie eng Kriegfuhrung und Propaganda heute zusammengehen.
Dies hat schon der ganze Verlauf des Krieges erwiesen. In jeder Phase hat die Fuhrung des Reiches
die militarische Vorbereitung und Durchfuhrung durch eine gleich weitblickende und griindliche hin-
sichtlich der Aufklarung des eigenen Volkes und des Auslandes erganzt. Die Funde in den eroberten
Archiven unserer Feinde haben uns dabei sehr geholfen, und aus solchen Dokumenten sind die beiden
neuen WeiBbucher wieder hauptsachlich zusammengestellt.
WeiBbuchNr.6 gibt die Unterlagen fur die Bemuhungen der Westmachte im Jahre 1940 um die
Ausweitung des Krieges im Sinne einer Umklammerung Deutschlands vom Norden und vom Stid-
osten her. Was Molotow durch seine vier Forderungen vom Osten her erreichen wollte, wollten Eng-
land — Frankreich durch ihre Kriegsausweitungsplane auf der skandinavischen und auf der Balkanseite
vom Westen her. Die Umklammerung sollte in erster Linie der Vervollstandigung der volkerrechts-
widrigen englischen Blockade dienen. Deutschland sollte von den kriegswichtigen Rohstoffen Erz und
Erdol ausgeschlossen werden. Der russisch-finnische Krieg sollte in Form der Hilfeleistung der „west-
lichen Demokratien" fur Finnland Gelegenheit zur militarischen Besetzung von Nordnorwegen und
Nordschweden und damit der Erzgruben Skandinaviens bieten. Als durch den FriedensschluB zwi-
schen Finnland und RuBland diese Moglichkeit verbaut war, sollte das gleiche Ziel durch
113 Im Osten liefen die Plane der Westmachte ferner darauf hinaus, die Olfelder Bakus durch massive
Luftangriffe aus Syrien und Mesopotamien zu zerstoren, damit die Lieferung von russischem 01 nach
Deutschland zu unterbinden, auBerdem darauf, den Wasserweg der Donau durch Sabotage als Ver-
kehrsweg fur Deutschland ungangbar zu machen, und schlieBlich die Zerstorung der rumanischen
Petroleumquellen und Raffinerien ebenfalls im Wege der Sabotage herbeizufuhren. Zahlreiche Doku-
mente beleuchten diese Plane bis in alle Einzelheiten. So linden wir als Dokumente Nr. 34 und 38
genaue Aufstellungen tiber die Ziele, die im russischen Petroleumgebiet von Baku angegriffen werden
sollten, sowie einen genauen Fahrplan fur die Zerstorungsaktion. Dokument Nr. 36 enthalt iiber einen
von der rumanischen Regierung noch rechtzeitig entdeckten groBangelegten Versuch der Englander,
die Donau durch Sabotageakte zu sperren, genaueste Angaben.
Die auf die Schlacht im Westen bezuglichen Dokumente des WeiBbuches Nr. 6 werfen ein bezeich-
nendes Licht auf die Art, wie die Englander sich gegenuber dem franzosischen Bundesgenossen ver-
hielten, wie sie ihn ausnutzten, immer wieder die ganze Last des Kampfes auf ihn legten und ihn
schlieBlich aufs schmahlichste im Stiche lieBen. Diese Dokumente sind heute, da England Vichy mit
alien Mitteln von der Zusammenarbeit mit Deutschland abhalten mochte und sich als Vorkampfer fur
eine spatere „Befreiung" Frankreichs aufspielt, besonders aktuell. Alle Franzosen sollten diese Doku-
mente aufmerksam lesen, besonders die Dokumente 52 bis 55, 64, 69 und 70. Sie
geben eine ganze Reihe immer dringlicher werdender Hilferufe des franzosischen Oberkommandos
und der franzosischen Regierung um Unterstutzung fur die verzweifelt kampfenden franzosischen
Truppen durch die englische Luftwaffe wieder. Diese aber kam nicht, sondern zog es vor, ihre Krafte
fur die Verteidigung der englischen Insel zuriickzuhalten, d. h. den franzosischen Bundesgenossen
einfach in Stich zu lassen.
Besonders interessant ist sodann Dokument Nr. 61, das einen Vortrag des franzosischen Oberkom-
mandierenden Weygand vom 22. Mai tiber die Kriegslage, also vier Wochen vor dem Waffenstill-
stand, wiedergibt. Schon damals hielt Weygand die Schlacht im Westen fur verloren. Die Frage des
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Abschlusses eines Sonderfriedens mit Deutschland wurde im AnschluB an seinen Vortrag erortert.
Schon damals flihlte man sich von England verlassen, wie sich aus Dokument Nr. 61 klar ergibt.
Das WeiBbuchNr.7 (Dokumente zum Konflikt mit Jugoslawien und Griechenland) enthalt als Einlei-
tung
1 14 den Aufruf des Flihrers an das deutsche Volk vom 6. April, die gleichzeitige amtliche Erklarung der
Reichsregierung, das ihr als Anlage beigefligte Memorandum, die Note der Reichsregierung an die
griechische Regierung vom 6. April und das ihr beigefugte Memorandum. Diese seit dem 6. April
bereits bekannten Dokumente, die die Griinde von Deutschlands militarischem Eingreifen gegen Jugo-
slawien, Griechenland und das englische Expeditionskorps auf griechischem Boden ausfuhrlich darle-
gen, erhalten nun durch die anschlieBenden 144 Dokumente ihren dokumentarischen Unterbau. Vor
uns wird die ganze Geschichte der deutsch-jugoslawischen Beziehungen seit dem Weltkrieg aufge-
rollt, wir uberblicken die langjahrigen Bemtihungen der deutschen Politik, um mit diesem Staat, trotz-
dem er einen wesentlichen Teil des Versailler Zwangssystems darstellte, sich zu verstandigen, eine
Politik, die im AnschluB Jugoslawiens an den Dreierpakt und der damit verbundenen Garantierung
seines Besitzstandes ihre Kronung fand. Wie diese Politik von den Westmachten systematisch gestort
und bekampft wurde, wie die Politik Jugoslawiens immer wieder zweigleisig war, einerseits die
Freundschaft mit Deutschland zu pflegen schien, andererseits mit Deutschlands Feinden engsten Kon-
takt behielt, erfahren wir bis ins einzelne, nicht minder, wie schlieBlich Jugoslawien sich vollig zum
Werkzeug der englischen Kriegspolitik machte.
Die Dokumente hinsichtlich des Konflikts mit Griechenland (Nr. 103 bis 144) zeigen das enge Zu-
sammenspiel der griechischen Regierung mit den Westmachten schon vor und erst recht nach dem
Ausbruch des Krieges. Es ergibt sich ganz einwandfrei, daB Griechenland vom Beginn des Krieges an
nicht neutral war, sondern auf der Seite der Westmachte stand, diese in jeder Weise unterstiitzte und
ihnen das griechische Territorium fur ihre kriegerischen Vorbereitungen gegen die Achsenmachte zur
Verfugung stellte, schlieBlich daB mindestens vom November 1940 an sich der Aufmarsch englischer
Streitkrafte auf griechischem Boden vollzog. Deutschlands militarische Aktion erscheint so als der
unausweichbare Gegenschlag gegen die englische Politik der Einmischung und Festsetzung auf dem
Balkan.
Mit den Dokumenten des 22. Juni und den WeiBbuchern Nr. 6 und 7 haben wir wiederum drei
Sammlungen von Dokumenten vor uns, die in ihrer Gesamtheit die Schlagkraft der deutschen AuBen-
politik in diesem Kriege glanzend bestatigen. Sie erweisen erneut die scharfe Durchdringung der poli-
tischen Problematik, die hinter der kriegerischen Auseinandersetzung steht, und deren souverane Be-
herrschung durch die deutsche Fuhrung. Sie beweisen auch erneut, wie die politische und militarische
Fuhrung in diesem Kriege bei uns auf gleicher Hohe sind, ein geschlossenes Ganzes bilden, und wie
alle Aktionen der deut-
115 schen Fuhrung auf militarischem und politischem Gebiet' sich aus einer genialer Einsicht und
Voraussicht entspringenden Planung entwickeln.
Der Krieg gegen die Sowjetunion hat bis Ende des Monats Juni bereits zu gewaltigern Erfolgen ge-
ftihrt. Die riesigen, von den Sowjets an den deutschen Grenzen gesammelten Streitkrafte wurden in
scharfem Zupacken teils zerschlagen, teils zuriickgedrangt. Am groBten ist offenbar der Erfolg gegen
die sowjetische Luftwaffe, der durch das schnelle und durchschlagende Eingreifen der deutschen
Luftwaffe jede Moglichkeit offensiven Vorgehens gegen den deutschen Luftraum genommen worden
ist, ein Erfolg, der angesichts der zahlenmaBigen Starke der sowjetischen Luftstreitkrafte und der im
deutschen Osten und Sudosten liegenden industriellen und sonstigen Werte von kriegswichtiger Be-
deutung nicht genug unterstrichen werden kann. DaB z. B. von den Tausenden sowjetischer Flugzeuge
auch nicht eines die Reichshauptstadt erreicht hat, ubertrifft jede auch noch so optimistische Erwar-
tung, die man vor dem Konflikt in dieser Hinsicht haben konnte.
Die Wirkung des Beginns der kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus ist auf der
ganzen Welt ungeheuer. In England und den Vereinigten Staaten haben die Regierenden sich beeilt,
die Sowjetmacht als Bundesgenossen im „Kampf fiir die Demokratie und Zivilisation" zu begriiBen!
Niemand konnte von Churchill oder von Roosevelt etwas anderes erwarten. Man sprach von einer
Atempause, die England dadurch erhalte, wenn man auch sehr schnell feststellen muBte, daB der Krieg
zur See und in der Luft gegen die englischen Inseln mit gleicher Heftigkeit und mit gleichen Erfolgen
weitergeht. In Europa jedoch hat Deutschlands Kriegserklarung an den Bolschewismus ein bemer-
kenswertes Echo gehabt. Alle Staaten, die mit Deutschland das gefahrliche Schicksal teilen. Grenz-
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nachbarn der Sowjetunion zu sein, sind an seiner Seite in den Krieg eingetreten, Finnland, die Slowa-
kei, Ungarn und Rumanien.
Finnland ist in Beantwortung russischer Angriffe in der Luft und zu Lande in den Krieg eingetreten.
Am 25. Juni wurde in Helsinki ein BlauweiBbuch iiber das Verhaltnis zwischen Finnland und der So-
wjetunion veroffentlicht, das den Nachweis fiihrt, daB Moskau sofort nach dem FriedensschluB vom
12. Marz 1940 begann, immer neue Forderungen an Finnland zu stellen mit der deutlichen Absicht,
Finnland dadurch und durch Einmischung in seine inneren Verhaltnisse ebenso zu unterjochen, wie
dies mit den Randstaaten geschah. Molotows zweite Forderung wahrend seines Berliner Aufenthaltes,
Deutschland solle Moskau gegenuber Finnland freie Hand lassen, erfahrt durch die im linnischen
BlauweiBbuch veroffentlichten Dokumente eine eindeutige Beleuchtung. Die Feststellung des Blau-
weiBbuches „es geht um die Existenz
1 16 des ganzen Volkes, sie wird in diesem Kampf fur lange Zeit entschieden werden" ist nur zu richtig. Am
27. Juni gab Finnlands Staatsprasident R y t i in einer eindrucksvollen Rundfunkansprache noch ein-
mal einen Uberblick tiber die Politik der Feindseligkeit, Bedrohung und Einmischung, die von Moskau
gegenuber Finnland gefuhrt worden ist. Er dankte dem Fiihrer daftir, daB er Molotows Forderung zu-
riickgewiesen habe, und rief das finnische Volk zum Verteidigungskampf gegen den Erbfeind auf.
Dies tat auch der greise Feldmarschall Mannerheim in einem Tagesbefehl an die finnische Wehrmacht
vom 29. Juni.
Die Reaktion Londons und Washingtons auf diese von der bittersten Notwendigkeit diktierte Hal-
tung Finnlands war wirklich beschamend. Wahrend Finnland im finnisch-russischen Konflikt von
1939/40 als der heldenhafte Vorkampfer fur die Demokratie und Freiheit, dem man mit alien Mitteln
helfen miisse, gefeiert wurde, weil man damals im finnisch-russischen Krieg eine gunstige Gelegen-
heit zu linden hoffte, um Deutschland das Erz Schwedens wegzunehmen und das Reich vom Norden
aus anzugreifen, wurde nun in London und Washington heftig protestiert, die englische Blockade auf
Finnland ausgedehnt und lieB Roosevelt die Guthaben Finnlands in USA einfrieren!
Die Slowakei brach am 22. Juni die diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetunion ab, und am
24. Juni teilte President T i s o in einem Aufruf an das slowakische Volk mit, daB die slowakische
Armee die Grenzen der Slowakei tiberschritten habe, um sich der kampfenden deutschen Wehrmacht
anzuschlieBen.
Ungarn erklarte am 27. Juni den Kriegszustand mit der Sowjetunion. Seine Divisionen fechten wie
im Weltkrieg Seite an Seite mit der deutschen Wehrmacht.
Rumanien erklarte in der Nacht des 22. Juni die allgemeine Mobilmachung, und General Antonescu
erlieB einen Aufruf an die rumanische Wehrmacht und an das rumanische Volk zum Kampf gegen die
Sowjets und zur Riickeroberung Bessarabiens und der Bukowina. Wenige Tage spater, am 28. Juni,
war der erste Jahrestag des sowjetischen Ultimatums an Rumanien zur Abtretung Bessarabiens und
der Nordbukowina.
So herrschte an der ganzen langen Grenze der Sowjetunion vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer
der Kriegszustand, und hatte sich die vordere Linie einer gemeinsamen europaischen Phalanx gegen
den Bolschewismus gebildet. In sie traten schnell neue Kampfer ein. Italien hatte sich am 22. Juni 5.30
Uhr morgens als im Kriegszustand mit der Sowjetunion befindlich erklart, und bereits am 26. Juni
besichtigte Mussolini die erste motorisierte Division des fur die russische Front bestimmten Expediti-
onskorps.
1 17 In Spanien loste die Kampfansage des Fiihrers an den Bolschewismus einen Sturm der Begeisterung
und eine wahre Kreuzzugsstimmung aus. Die Bemuhungen der deutschen Politik um eine Verstandi-
gung mit Moskau waren in Spanien nie popular; denn man hatte im spanischen Burgerkrieg das Wtiten
des Bolschewismus allzusehr am eigenen Leibe zu spiiren bekommen. Um so uneingeschrankter be-
griiBte man es nun, daB die deutsche Wehrmacht zum Entscheidungskampf gegen den Bolschewismus
antral In alien Teilen des Landes meldeten sich Zehntausende von Freiwilligen. Die Aufstellung einer
kriegsstarken Division, in der jedoch nur ein kleiner Teil der gemeldeten Freiwilligen Platz linden
kann, ist im Gange.
In Portugal gab die gesamte Presse der Uberzeugung Ausdruck, daB der Kampf gegen den Bol-
schewismus einer Notwendigkeit entspreche, und das Regierungsblatt „Diario de Manha" auBerte am
24. Juni, Portugal habe aus seiner antibolschewistischen Einstellung nie ein Hehl gemacht, und der
Staat Salazars miisse fortfahren, wie dies im spanischen Burgerkrieg geschehen sei, einen scharf anti-
bolschewistischen Kurs z.u steuern.
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Danemark hat am 26. Juni die Beziehungen mit SowjetruBland abgebrochen. Freiwillige eilen aus
Danemark, ebenso wie aus Schweden, Finnland zu Hilfe. In Norwegen gab Reichskommissar Terbo-
ven am 29. Juni bekannt, daB der Flihrer der Aufstellung einer norwegischen Legion zugestimmt habe.
In Schweden nahmen Ministerprasident Hansson und Kultusminister Bagge in offentlichen Reden
Stellung. Sie begriindeten die von der schwedischen Regierung gegebene Erlaubnis zum Durchmarsch
deutscher Truppen aus Norwegen nach Finnland, und erklarten im librigen Schwedens Absicht, aus
dem Konllikt herauszubleiben.
Die franzosische Regierung gab am 30. Juni folgende Erklarung heraus: „Die franzosische Regie-
rung hat, nachdem sie die GewiBheit erlangt hat, daB die diplomatischen und konsularischen sowjet-
russischen Agenten in Frankreich eine die offentliche Ordnung und Sicherheit des Staates gefahrdende
Tatigkeit austibten, beschlossen, die diplomatischen Beziehungen zu Moskau abzubrechen." Botschaf-
ter de B r i n o n teilte am 29. Juni der Presse mit, daB die Pariser Polizei in den letzten Tagen etwa
250 auslandische Kommunisten verhaftet habe, die zu den seit dem Juli des letzten Jahres verhafteten
16888 hinzukamen. Die kommunistische Propaganda versuche, die durch den Krieg in Frankreich
verursachten Leiden der Bevolkerung, besonders die Schwierigkeiten der Lebensmittelversorgung, fur
ihre Zwecke auszunutzen. Das Ziel sei, das gegenwartige Regime zu beseitigen und eine Sowjetrepu-
blik in Frankreich zu errichten.
118 Es ergibt sich also, daB Deutschlands Kampf gegen den Bolschewismus nicht nur in der Idee und in
der Perspektive der Gestaltung der Zukunft, sondern in der politischen und militarischen Realitat der
europaischen Gegenwart ein Verteidigungskampf Europas gegen eine gemeinsame Gefahr ist, und daB
es sich nicht um eine Machtauseinandersetzung ublicher Art, sondern eine grundsatzliche Entschei-
dung tiber das Schicksal unseres Erdteils handelt.
DaB in diesem Kampf das verbundete Italien in selbstverstandlicher Kampfgemeinschaft mit GroB-
deutschland zusammensteht, wurde schon erwahnt. Eine amtliche Erklarung vom 23. Juni schloB mit
folgendem Satz: „Das faschistische Italien, das geschlossen hinter dem Duce, dem Htiter seiner hoch-
sten Werte, als ein Block in Waffen steht, griiBt den Vormarsch der neuen europaischen Kultur gegen
die dunklen barbarischen Krafte des Kommunismus, die dabei waren, den Plutokraten die Hand zu
reichen, die in ungeheuerlichem ZusammenschluB der verneinenden Krafte heute gegen die junge
Kraft der Achse und den schopferischen Geist der beiden Revolutionen des neuen Europa nicht auf-
kommen konnen."
Am 10. Juni beging Italien den ersten Jahrestag seines Eintritts in den Krieg. Der Duce hielt in einer
Sitzung der faschistischen korporativen Kammer eine Rede, in der er einen Uberblick tiber den
Kriegsverlauf gab mit interessanten Zahlenangaben tiber die italienischen Leistungen und Verluste. Er
schilderte sodann die politischen Folgen des siegreichen Balkankrieges und unterstrich mit Befriedi-
gung die Losung des Problems der Sicherheit in der Adria als Folge dieses Sieges. Ferner stellte er
fest, daB Griechenland in den italienischen Lebensraum im Mittelmeer eintrete. Nach einem Uberblick
tiber die Entwicklung des Krieges in Italienisch Nord- und Ostafrika formulierte Mussolini in seiner
pragnanten und eindrucksvollen Art das Wesen der Achsenpolitik: „Wir arbeiten zusammen, wir mar-
schieren zusammen, wir kampfen zusammen, und wir werden zusammen siegen. Die Kameradschaft
zwischen den Kampftruppen ist im Begriff, zur Kameradschaft zwischen den Volkern zu werden
.Zwei Volker — ein Krieg! Das ist die lapidare Formel, die unsere Handlungsweise eindeutig erklart,
eine Handlungsweise, die auch nach dem Siege fortdauern wird." tiber Spanien sagte der Duce: „Es ist
klar, daB Spanien trotz aller mit erpresserischen Drohungen abwechselnden Schmeicheleien nicht dar-
auf verzichten kann, die einzigartige Gelegenheit wahrzunehmen, die Spanien geboten wird, um fur in
anderen Zeiten erlittene Ungerechtigkeiten Wiedergutmachung zu erlangen. Wir verlangen von Spani-
en in keiner Weise eine Entscheidung, die von den verantwortlichen Stellen in voller Freiheit getroffen
werden muB. Wir beschranken uns darauf, zu denken
119 und zu glauben, daB Spanien weiB, auf welcher Seite seine erprobten Freunde und seine ebenso
erwiesenen Feinde stehen." Hinsichtlich der Vereinigten Staaten 'a-'te Mussolini: „Man moge wissen,
daB der Eintritt Amerikas in den Krieg uns nicht ubermaBig aufregt. Eine ausdruckliche Kriegserkla-
rung wurde an der gegenwartigen Lage nichts andern, die schon der Krieg de facto, wenn auch nicht
de jure ist. Der amerikanische Kriegseintritt wurde auch nichts mehr andern. Der Kriegseintritt Ame-
rikas wird erstens GroBbritannien den Sieg nicht schenken, sondern den Krieg verlangern, er wird
zweitens den Krieg raumlich nicht beschranken, sondern auf andere Weltmeere ausdehnen, und wird
drittens die Herrschaftsform der USA in eine autoritare und totalitare umwandeln." Mit einem flam-
menden „wir werden siegen" schloB der Duce inmitten gewaltiger Begeisterung seine Rede.
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Mit groBter Freude wurde in Italien die dreitagige Panzerschlacht bei Solium vom 15. bis 17. Juni
zur Kenntnis genommen, die zur Vernichtung von liber zweihundert englischen Panzerwagen geflihrt
hat, und den Versuch der Englander, Tobruk zu entsetzen und womoglich die Cyrenaika wieder zu
erobern, vereitelt hat.
Italiens Mitwirkung am politischen Geschehen kam im ubrigen im Zusammentreffen des Duce mit
dem Fiihrer am 2. Juni, im Besuch des ungarischen Minis terprasidenten von Bardossy in Rom, am 5.
Juni, und dem des Konigs Boris von Bulgarien sowie in der feierlichen Unterzeichnis des Dreimachte-
paktes durch Kroatien am 14. Juni in Venedig zum Ausdruck.
Der geistigen Unterbauung des politischen Verhaltnisses der Achsenmachte dient die Annahme des
Statuts des italienischen Instituts fur deutsche Studien durch den italienischen KammerausschuB fiir
auswartige Angelegenheiten am 7. Juni, bei der betont wurde, „daB es notwendig sei, eine immer gro-
Bere Anzahl von Lehrern fur die deutsche Sprache und das deutsche Schrifttum an den italienischen
Schulen heranzubilden und so zu einem immer groBeren Austausch zwischen den beiden befreundeten
und verbundeten Nationen auf kulturellem Gebiet zu gelangen."
In Spanien hat, wie schon erwahnt, die Eroffnung des Kampfes gegen den Bolschewismus eine wah-
re Kreuzzugsstimmung ausgelost. Am Tage der Eroffnung der Meldeburos fiir die spanische Legion
meldeten sich allein liber 40 000 Freiwillige. GroBe Sympathiekundgebungen fur Deutschland fanden
im ganzen Lande statt, die spanische Presse feierte in zahlreichen Artikeln die geistige Kampfgemein-
schaft zwischen Spanien und Deutschland im Kampf gegen den Kommunismus.
Am 27. Juni hat Spanien mit dem Vatikan nach langen Verhandlungen ein Abkommen liber die
Frage
120 der Ernennung der Bischofe abgeschlossen, als ersten Schritt zu einem neuen Konkordat, daB das alte
von 1851 ersetzen soil. Dieses, das der spanischen Krone in der Investiturfrage besondere Vorrechte
sicherte, wird vom Vatikan als durch das Intermezzo seiner Nichtgultigkeit in der Zeit der spanischen
Republik seit 1931 als obsolet geworden angesehen. Die ersten vier Paragraphen des Konkordats von
1851, die Spanien als Staat katholischer Pragung definieren, bleiben jedoch in Gultigkeit.
Hinsichtlich Spaniens Verhaltnis zu Siidamerika ist bemerkenswert, daB der 26. Juni, der Todestag
des Eroberers von Peru, Pizarro, der aus Trujillo in Estremadura, woher bekanntlich viele der Eroberer
Sudamerikas gekommen sind, stammte, sowohl in Spanien wie in der von Pizarro gegriindeten Haupt-
stadt Perus, Lima, festlich begangen wurde. Die historische Verbindung Perus mit Spanien wurde
hervorgehoben und die Hispanitat, die geistige Einheit der spanisch sprechenden Volker, gefeiert.
Der andere Staat der iberischen Halbinsel, Portugal, hat sich auch im Monat Juni intensiv mit dem
Imperialismus der USA auseinandersetzen miissen. Am 12. Juni wurde in Lissabon ein Notenwechsel
mit Washington veroffentlicht: Die portugiesische Note vom 30. Mai brachte die Verwunderung und
Beunruhigung Portugals iiber die auf die portugiesischen Inseln im Atlantik bezliglichen Ausfiihrun-
gen Roosevelts in seiner kriegshetzerischen Kaminrede vom 27. Mai zum Ausdruck und verlangte
Aufklarung daruber, wie diese Ausfuhrungen zu verstehen seien. Die portugiesische Note unterstrich
ferner den absoluten Willen Portugals, die Neutralitat und die Souveranitatsrechte Portugals gegen
jeden Angriff zu verteidigen. Die Antwortnote Hulls vom 11. Juni, die versicherte, die USA hatten
keine aggressiven Absichten gegen Portugal, jedoch einer eindeutigen Stellungnahme auswich und
indirekt die imperialistischen Ausfuhrungen Roosevelts aufrechterhielt, wurde in Lissabon als sehr
wenig befriedigend angesehen und von der Presse auch entsprechend kommentiert. Ahnlich war die
Reaktion in Brasilien, wo die Presse Portugal Hilfsstellung leistete. Beide portugiesisch sprechenden
Lander sind eben vom Imperialismus der USA bedroht.
Portugal hat es jedoch mit Worten nicht bewenden lassen, sondern im Laufe des Monats Juni lau-
fend weitere erhebliche Verstarkungen an Truppen- und Kriegsmaterial nach seinen Inseln im Atlantik
geschickt. Als Roosevelts Sohn James auf dem Ruckweg von seiner Informations- und Kriegstreiber-
reise im Fernen, Mittleren und Nahen Osten nach Lissabon kam und sich von einer Lissaboner Zeitung
interviewen lieB, verbot die portugiesische Zensur den groBten Teil des Interviews ebenso wie die
Veroffentlichung von Bildern liber Ankunft und Abreise des Sohnes des imperialistischen USA-
Diktators.
121 DaB der angelsachsische Imperialismus sich gegen Europa im ganzen richtet, und daB jede
Entwicklung, die sich im Sinne europaischer Einheit anbahnt oder vollzieht, von ihm mit alien Mitteln
und ohne jede Einschrankung bekampft wird. Hat Frankreich im Monat Juni eindringlich erfahren
miissen. Die Hinwendung der franzosischen Politik zur Zusammenarbeit mit Deutschland ist den Eng-
landern und Amerikanern ein Dorn im Auge.
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Vichy hat aber seine Entschlossenheit zu dieser Politik mehrfach mit aller Deutlichkeit geauBert.
Admiral D a r 1 a n hat in einer Presseerklarung vom 31. Mai die Englander wegen der Luftangriffe auf
den tunesischen Hafen Sfax scharf angegriffen und bei dieser Gelegenheit ein Sundenregister der Eng-
lander aufgestellt. Die Bilanz der „Akte englischer Seerauberei" sei die folgende: „90 Schiffe mit
370000 Tonnen wurden von England bis Ende Juni 1940 beschlagnahmt, 10 Schiffe mit 36000 Ton-
nen wurden von den Englandern in den abtriinnigen Kolonien beschlagnahmt, 33 Schiffe mit 158000
Tonnen wurden von den Englandern seit dem 26. Juni 1940 auf den Meeren beschlagnahmt, 13 Schif-
fe mit 142 000 Tonnen wurden auf Verlangen der Englander in Amerika blockiert, 21 Schiffe mit 86
000 Tonnen gingen seit Juli 1940 durch Bombardierung, Torpedierung oder freiwillige Versenkung
angesichts der englischen Drohung der Wegnahme verloren. Im ganzen ist das ein Verlust von 792
000 Tonnen, die einen Wert von 120 Milliarden Franken darstellen." Nach Aufzahlung weiterer Ge-
waltakte der Englander erklarte Darlan, all dies sei bedingt durch Englands Willen, Frankreich als
Seemacht zu zerstoren, trotzdem es bis Ende Juni 1940 der Verbundete GroBbritanniens gewesen sei.
England habe in der ganzen Nachkriegszeit die Macht Frankreichs zu beschranken versucht. Als
Deutschland dann als militarische Macht und als Faktor der Einigung Europas erschienen war, so ftihr-
te Darlan weiter aus, habe sich England auf seine Allianz mit Frankreich besonnen und von der
Dummheit franzosischer Politiker profitiert, um Frankreich in diesen Krieg zu verwickeln, in dem
Recht und Freiheit die Vorwande waren. Weil heute Frankreich in Marschall Petain endlich einen
klarsehenden Chef habe, stiirze sich England mit Heftigkeit und Heuchelei tiber es her. England wolle
Frankreich aushungern und sich seiner Kolonien und Schiffe bemachtigen. Es wolle Frankreich ver-
bieten, an einer neuen europaischen Ordnung teilzunehmen und es verhindern, die Einheit seines Ter-
ritoriums und seines Kolonialreiches aufrechtzuerhalten. Beztiglich der Ansichten, daB ein Sieg Eng-
lands Frank- reich wieder wie einst erstehen lassen wtirde, miisse man sagen, daB selbst in dem un-
wahrscheinlichen Falle eines englischen Sieges man sehr gut wisse, daB England sich nur von seinen
ei-
122 genen Interessen leiten lassen wtirde, ganz gleich, welches die Haloing Frankreichs wahrend des
Krieges gewesen ware. Man brauche nur an 1919 zu denken. In einer siegenden angelsachsischen
Welt wtirde Frankreich nur ein Dominium zweiten Ranges sein, ein Fremdkorper in einem System, in
dem es keine ehrenwerte Rolle spielen konnte. AbschlieBend erklarte Darlan, Frankreich sei immer
noch stark genug, um die englische Gewaltpolitik abweisen zu konnen.
Am 10. Juni hielt Darlan eine Rundfunkansprache an das franzosische Volk, das er warnte, der
Propaganda de Gaulles zu glauben. Er umriB die schwere Aufgabe, vor der die Regierung Petains
stehe und verlangte Mut und Glauben an den Marschall.
Am 8. Juni schritten die Englander von Palastina aus, zusammen mit Streitkraften des Verratergene-
rals de Gaulle, zum Angriff auf das franzosische Mandatsgebiet Syrien mit der fadenscheinigen und
vollig unwahren Begriindung, daB sich in Syrien deutsche Truppen befanden. Der im Auftrag de
Gaulles auftretende General Catroux richtete an die franzosischen Truppen in Syrien einen Aufruf mit
der Aufforderung, nicht zu kampfen und Syrien zu ubergeben. Die englische Propaganda hatte es vor-
her so dargestellt, als ob eine friedliche Besetzung Syriens zu erwarten sei. Dies erwies sich jedoch als
ein groBer Irrtum. Die franzosische Syrien-Armee unter Befehl des Generals D e n t z nahm den
Kampf an. Marschall Petain erlieB eine Botschaft an die Armee in Syrien, in der er den englischen
Angriff als vollkommen unberechtigt bezeichnete und die Erwartung aussprach, daB die franzosischen
Truppen die Integritat Syriens zu verteidigen wissen wurden. In Vichy wurden emporte und entriistete
Erklarungen gegen die Englander und ihren Heifer de Gaulle ausgegeben: „England begeht einen neu-
en ungerechtfertigten Angriffsakt gegen das franzosische Imperium, und wir werden dieses Imperium
bis zur auBersten Grenze unserer Kraft verteidigen. Wir kampfen gegen einen Angreifer, der die au-
genblickliche Lage Frankreichs feige ausniitzt." General Dentz rief seine Armee zum entschlossenen
Widerstand auf. Die franzosische Regierung richtete iiber den englischen Botschafter in Madrid, Sir
Samuel H o a r e , eine scharfe Protestnote an England wegen des ungerechtfertigten Uberfalls und
erklarte ihre Entschlossenheit, bis zum letzten Widerstand zu leisten. Die englische Antwortnote vom
13. Juni gipfelte in der impertinenten Forderung, Vichy solle die franzosischen Truppen in Syrien
anweisen, keinen Widerstand zu leisten. Diese englische Note wurde in Vichy scharf abgelehnt und als
AnmaBung bezeichnet. In einer Erklarung des franzosischen Kriegsministeriums vom 16. Juni wurde
Englands Angriff gegen Syrien schandlich und jammerlich genannt.
123 Die franzosische Syrien-Armee, die durch die Demobilisierung des groBten Teiles der weiBen
Truppen nach dem Waffenstillstand eine starke Verminderung erfahren hatte, hat ich gegen den engli-
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schen Angriff tapfer zur Wehr gesetzt, und trotz groBer Uberlegenheit konnten die Englander bis Ende
Juni in drei Kampfwochen nicht weit vordringen.
Am 21. Juni wurde aus Vichy gemeldet, daB die franzosische Regierung eine neue Protestnote an
England gerichtet habe. diesmal wegen Englands Haltung gegeniiber Franzosisc h-Somaliland.
Am 9. Juni hatte der Befehlshaber der englischen Streitkrafte in Afrika Franzosisch-Somaliland aufge-
fordert, sich de Gaulle anzuschlieBen, und gedroht, im Weigerungsfalle die Kolonie zu blockieren und
auszuhungern. Der franzosische Protest hiergegen hat jedoch offenbar bisher keine Wirkung gehabt.
Die Politik der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich wird in Washington ebenso
abgelehnt und bekampft wie in London. Roosevelt hat seinen Botschafter L e a h y ja hauptsachlich zu
dem Zweck nach Vichy geschickt, um der Politik der Zusammenarbeit entgegenzuwirken. Admiral
Darlan sah sich am 17. Juni veranlaBt, Leahy, der offenbar im gegenteiligen Sinne insistiert hatte, die
Entschlossenheit Frankreichs zum Ausdruck zu bringen, Syrien mit alien Mitteln zu verteidigen. Der
franzosische Botschafter in Washington, Haye, machte der USA-Presse ahnliche Erklarungen.
So steht die Regierung von Vichy nach verschiedenen Seiten im Kampf. Sie muB sich zur Wehr set-
zen gegen den Verrater General de Gaulle und seine von England finanzierte Propaganda drauBen im
franzosischen Kolonialreich und tiber den englischen Rundfunk in Frankreich selbst, ferner gegen
England und USA, die mit alien Mitteln der Propaganda, des politischen Drucks, der Blockade und der
kriegerischen Gewaltanwendung den fruheren Verbundeten verhindern wollen das zu tun, was nach
Lage der Sache fur ihn das allein mogliche ist, namlich die Niederlage anzuerkennen, aus ihr die Fol-
gerungen zu ziehen und sich in das in der Bildung begriffene Europa einzufugen.
Frankreichs Haltung gegeniiber dem Kampf Europas gegen den Bolschewismus wurde schon er-
wahnt. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Moskau hat Frankreich von der Verschwo-
rerzentrale befreit, die diplomatische und konsularische Sowjetvertretungen in jedem Lande, darstel-
len.
Die Loslosung von bisherigen Anschauungen und Grundsatzen, die fur den Zusammenbruch mit-
verantwortlich gemacht werden, geht aber weiter. In der Losung der Judenfrage hat Vichy durch die
Veroffentlichung von zwei neuen Gesetzen am 13. Juni einen weiteren Schritt getan. Sie bringen Ver-
scharfun-
124 gen der bisherigen Vorschriften, z. B. totale Berufsverbote fur Juden in Rundfunk, Presse und Film,
den numerus clausus fur jiidische Studierende an den Universitaten und genaue statistische Erfassung
der Juden. Die endgiiltige Regelung der Judenfrage wird, besonders weil man die Juden gegenwartig
nicht aus Frankreich entfernen konne, auf die Zeit nach II Kriegsende aufgeschoben.
Die Nachrichten aus der Sowjetunion waren in den Wochen vor dem 22. Juni recht sparlich. Auf die
besonders von London aus schon seit langerer Zeit verbreiteten Nachrichten von deutsch-russischer
Spannung, bevorstehenden deutschsowjetischen Verhandlungen und nahem Konflikt antwortete Mos-
kau mehrfach mit Dementis. Im Lichte der Dokumente des 22. Juni erklaren sich diese Dementis, de-
ren gereizter Ton auffallig war, einfach genug: Es war Moskau unangenehm, wenn von einem
bevorstehenden Konflikt geredet wurde, solange der Aufmarsch der Sowjetarmeen fur den
beabsichtigten Angriff gegen Deutschland noch nicht beendigt war.
Als der Schleier zerrissen war, zeigte sich das Gesicht des Bolschewismus wieder offen und unver-
hiillt. M o 1 o t o w sprach im Rundfunk am 22. Juni, bezeichnete Deutschland als Angreifer und die
Sache Moskaus als die gerechte Sache und den bolschewistischen Krieg als einen „Krieg des Vater-
landes fiir Heimat, Ehre und Freiheit". Er rief die „Sowjetpatrioten" zum auBersten Widerstand auf.
DaB die Rote Armee nun nicht fiir die Weltrevolution, sondern fiir Vaterland und Heimat kampfe, war
schon eine Drehung der bisherigen Phraseologie um 180%, daB aber nach wenigen Tagen von London
tiber die Welt verbreitet wurde „in der Kathedrale von Moskau und in alien anderen fiinfundzwanzig
Kirchen der Hauptstadt hatten Gottes- dienste fiir den Sieg der russischen Waffen stattgefunden, und
in der Kathedrale habe der Patriarch eine Botschaft verlesen, in der alien, die die Grenzen des Vater-
landes verteidigen, der Segen erteilt worden sei", das iibersteigt doch alle Begriffe von Luge und Heu-
chelei. Plotzlich sollte die jahrzehntelange systematische Ausrottung jeder Religion, die blutige Unter-
driickung des kirchlichen Lebens, die vom Staat ins Leben gerufene und geforderte Gottlosenbewe-
gung nicht mehr wahr sein, und wandelte sich der Staat der Weltrevolution, des Atheismus und der
blutigsten Tyrannei in ein Vaterland betender Patrioten und Kampfer fiir Ehre und Freiheit! Nichts
kann auch die Skrupellosigkeit der englischen Propaganda und ihre Instinktlosigkeit klarer dartun als
die Tatsache, daB der Londoner Propagandaapparat sich voll und ganz in den Dienst derartig offen-
kundiger und torichter Liigen stellte. England braucht eben Bundesgenossen und Hilfe um jeden Preis.
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 17
Nach dem Zusammenbruch aller seiner Bundesgenossen auf dem Kontinent kommt ihm die Aussicht,
RuBland als Bundesgenossen zu haben, offensichtlich geradezu verlockend vor.
125 Die Lage Englands auf dem vitalsten Gebiet, dem der Schiffahrt, gibt die Erklarung. Zwar wird die
Lage von der Regierung moglichst verschleiert, wie schon die ganz unvollstandigen Angaben iiber die
Schiffsverluste zeigen. Die englische Regierung hat sich denn auch dem aus parlamentarischen Krei-
sen lautgewordenen Wunsch, die Lage der Schifffahrt und den Stand der „Schlacht im Atlantik" im
Unterhaus zu diskutieren, versagt. Churchill erklarte am 19. Juni, „daB die Debatte iiber die Handels-
marine in geheimer Sitzung stattfinden miisse, da sonst eine ernste Gefahr fiir das offentliche Interesse
bestehen wiirde, wenn man die Angelegenheit offentlich diskutierte. Der Abgeordnete Shinwell erklar-
te auf dem KongreB der Arbeiterpartei am 4. Juni, Roosevelts Erklarung, daB die Versenkungen drei-
mal groBer seien als die Kapazitat der britischen Werften, lege die Lage nicht vollkommen klar. Die
Lage sei viel schlimmer. Es handle sich nicht mehr um ein Schiffahrtsproblem, sondern um eine Fra-
ge, die die Einfuhr, die Rationierung und die Herabsetzung des gesamten zivilen Verbrauchs beriihre.
Jetzt sei eine Umlegung des gesamten Wirtschaftslebens notwendig. Wenn die Englander nicht schnell
ihre beschadigten Schiffe reparieren und die verlorene Tonnage ersetzen konnten, dann wisse er nicht,
ob ein Sieg in Sicht sei.
Die Englander haben ihre im Stillen Ozean fahrenden Schiffe fast ganz aus der Fahrt nehmen miis-
sen, um sie in der „Schlacht im Atlantik" einzusetzen, mit der Folge, daB die Verfrachtungsmoglich-
keiten in den pazifischen Teilen ihres Reiches katastrophal geworden sind.
Die unmittelbare Folge der Schiffsraumnot sind immer weitere Einschrankungen der englischen
Versorgung und eine Erweiterung der RationierungsmaBnahmen auf immer neue Gebiete. Am 1. Juni
wurde die Kleiderkarte in England eingefiihrt. Auch jede andere Art von Textilien, und sogar der
Handel mit alten Kleidern soil baldigst rationiert werden, im England der Textilindustrie, in dessen
Weltreich Baumwolle und Wolle in UberfluB produziert wird, gewiB ein bezeichnender Vorgang.
tjber die Knappheit an Futtermitteln und die sich daraus ergebende Notwendigkeit umfangreicher
Viehschlachtungen kamen Mitte Juni verschiedene Meldungen aus London.
Arbeitsminister B e v i n wandte sich am 23. Juni in einem Aufruf an die Bergarbeiter und die
Bergwerksindustrie und unterstrich die Notwendigkeit der Steigerung der Kohlenproduktion. Es miiB-
ten wochentlich eine halbe Million Tonnen Kohle mehr gefordert werden, wenn England nur einiger-
maBen fiir den kommenden Winter geriistet sein wolle. Auch Papier ist knapp, so daB man sogar die
GroBe der Scheckformulare um ein Drittel verkleinert hat. Das auf seinen Individualismus so stolze
England sieht
126 sich genotigt, durch Gesetz eine Standardisierung von Stoffen, Trikotwaren und Hausrat festzulegen,
ebenso von Kiichengeraten, EBservicen, Pfannen usw. Die Preise sind in Folge der Knappheit stark
gestiegen, im GroBhandel durchschnittlich um 54% seit Beginn des Krieges, bei Lebensmitteln sogar
um 59,5%. Neuerdings muB man sogar in den Gebieten, aus denen England seine Versorgung erhalt,
an Einschrankungen denken. Nach einer Meldung aus New York haben Beamte des USA-
Landwirtschaftsministeriums erklart, daB der Verbrauch in USA an Butter, Kase, Sahne und Milch
und auch an Konserven eingeschrankt werden miisse, wolle man Englands Mindestforderungen erfiil-
len. Die kanadische Bevolkerung wurde amtlich aufgefordert, den Verzehr an Schweinefleisch herab-
zusetzen, um die Englandlieferungen zu erhohen, damit England seinen beliebten Friihstiicksspeck
bekommen konne. Uber die Ernahrungslage der englischen Arbeiter machte ein Artikel der Zeitschrift
„Spectator" vom 26. Juni interessante Angaben, der diese Ernahrung als vollig ungeniigend bezeichne-
te.
Die unaufhorlichen Niederlagen Englands, zuletzt die in Kreta, haben im Monat Juni zu einem An-
schwellen der Kritik gefiihrt, wie es bisher in England noch kaum wahrzunehmen war. Der „Daily
Herald" schrieb am 5. Juni: „Wir miissen sagen, was man nicht sagen darf. Wir miissen unsere Gedan-
ken auf das Undenkbare konzentrieren. England kann den Krieg verlieren." Der parlamentarische Se-
kretar des ersten Lords der Admiralitat, Fletcher, erklarte am 7. Juni: „Wir haben eine vollkommen
neue Art von Krieg zu fiihren. Es geht um unsere Existenz. Bisher wurde viel zu viel dariiber gespro-
chen, daB wir auch in der Vergangenheit schwierige Krisen iiberstanden und schlieBlich immer die
letzte Schlacht gewonnen haben. Die Niederlage kann nur durch eine viel groBere Leistung vermieden
werden sowie durch einen viel groBeren Erfolg als den, den wir bisher verzeichnen konnten." Der
friihere jiidische Kriegsminister Hore Belisha kritisierte in einer Rede in Edinburgh am 25. Juni die
englische Kriegfiihrung scharf. Jeder Riickzug finde die gleichen unvollkommenen Erklarungen, und
immer werde falsches Vertrauen in die Zukunft als Narkotikum verabreicht.
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Im Unterhaus fand am 10. Juni eine Debatte iiber Kreta statt, bei der die Regierung und die engli-
sche Kriegfiihrung einer scharfen Kritik unterzogen wurden.
Um so mehr muB sich die englische Propaganda bemiihen, dem eigenen Volke und der Welt die La-
ge Englands im gtinstigen Lichte erscheinen zu lassen und den englischen Kampfwillen und die Sie-
gesaussichten moglichst wirkungsvoll hinzustellen. Dieser Aufgabe hat sich Churchill in drei Reden
unterzogen,
127 am 10. Juni im Unterhaus, als er auf die Kritik wegen der Niederlage in Kreta antwortete, bei einer
Konferenz der Vertreter aller Regierungen des englischen Reiches und der vielen Scheinregierungen
von Englands besiegten Bundesgenossen auf dem Festlande, die am 12. Juni in London stattfand, und
schlieBlich in einer Rundfunkrede vom 22. Juni, als Churchill zum Beginn des europaischen Kampfes
gegen den Bolschewismus Stellung nahm.
Die Unterhausrede war im ersten Teil ein gequalter Versuch, das Parlament und die englische
Offentlichkeit iiber Kreta zu beruhigen, und durch phantastische Angaben iiber angebliche deutsche
Verluste glauben zu machen, der Kampf um Kreta sei im groBen und ganzen gesehen doch fur
England niitzlich gewesen. Dabei verstieg sich Churchill zu einer niedertrachtigen Verleumdung der
deutschen Armee. Einige Tage zuvor hatte er gesagt, die deutschen Fallschirmtruppen seien in
neuseelandischen Uniformen abgesprungen. Das widerrief er nun und sagte, sein Irrtum sei dadurch
entstanden, daB die Deutschen auf Kreta gefangene Neuseelander vor sich hergetrieben hatten. Es
wirft ein bezeichnendes Licht auf die moralischen Qualitaten Churchills, daB er sich auf ein so
niedriges Niveau der Liigenpropaganda herunterbegibt. Im zweiten Teil seiner Unterhausrede
versuchte er dann, die Lage Englands im ostlichen Mittelmeer und in Afrika moglichst giinstig
hinzustellen, und auf diesem Hintergrund die Niederlage auf Kreta als geringfiigig erscheinen zu
lasSimrchills Rede vom 12. Juni war eine reine Propagandarede, hauptsachlich fur die Wirkung im
Ausland bestimmt. Er hielt sie zur Eroffnung einer Konferenz, die mit der Annahme einer Entschlie-
Bung durch die Vertreter aller Teile des englischen Reiches und aller von Deutschland niedergekampf-
ten Bundesgenossen Englands endete, und in der es hieB, daB alle diese „Regierungen", „die zusam-
menstehen im Kampf gegen die Bedriickung, beschlossen haben, daB sie den Kampf gegen die deut-
schen und italienischen Angreifer fortsetzen werden, bis der Sieg erreicht ist, und daB sie sich gegen-
seitig in ihrem Kampf bis zur Grenze des Moglichen unterstiitzen werden". Auf dieser Versammlung
einer Koalition machtloser Scheinregierungen hielt Churchill eine Rede, die ein wilder HaBgesang
gegen den Fiihrer und das nationalsozialistische Deutschland und ein ebenso wilder Racheschwur war,
Deutschland bis auf den Grund zu vernichten. Natiirlich erschien in dieser Rede England als der Vor-
kampfer fur die Freiheit Europas und der ganzen Menschheit.
SchlieBlich die Rede vom 22. Juni: Sie iiberbot an haBerfiillter Demagogie alles, was Churchill sich
bisher geleistet hat. Man spurt in jedem Satz Churchills Wut dariiber, daB der so feingesponnene Plan,
die bolschewistischen Massenheere an dem von' Stalin und Churchill gewahlten gtinstigen, d. h. fur
Deutsch-
128 land ungiinstigen Augenblick, im Riicken Deutschlands losbrechen zu lassen, durch den Fiihrer
vereitelt und daB die bolschewistische Zange zerbrochen wurde, noch bevor sie zum Zugriff ansetzen
konnte. Alle Register wurden von Churchill gezogen, und unversehens war es nicht mehr das blutbe-
fleckte und verbrecherische Bolschewikenregime der Gottlosenbewegung, sondern das gute, fromme,
betende russische Volk, gegen das sich die „blutdiirstige, tyrannische Nazikriegsmaschine" in Bewe-
gung setzte. Ganz natiirlich folgte darauf die Ankiindigung Churchills, daB England die Sowjets mit
alien ihm zur Verfiigung stehenden Mitteln unterstiitzen werde. „Die Gefahr RuBlands ist unsere Ge-
fahr und die Gefahr der Vereinigten Staaten", so schloB Churchill. Diese in vieler Hinsicht aufschluB-
reiche Rede enthiillte vor allem die Hohlheit der englischen Phrasen iiber Freiheit und Demokratie
ebenso wie die schon lange im Gange befindliche Konspiration zwischen London und Moskau, denn
Churchill gestand an einer Stelle seiner Rede, er habe Stalin schon lange vor Hitlers Planen gewarnt!
Die Reise des englischen Botschafters in Moskau, Sir Staford C r i p p s , nach London Anfang Juni
und was iiber ihren Zweck in die Offentlichkeit gedrungen ist, beweist das Zusammenspiel Moskau —
London ebenfalls. England ist eben heute wie seit dreihundert Jahren jedes Mittel und jedes Biindnis
recht, um Europa zu beherrschen.
Londons Propaganda wandte sich aber nach wie vor in erster Linie an Amerika, besonders an USA,
aber auch an Siidamerika. So suchte Eden in einer Rundfunkansprache an Siidamerika am 13. Juni
seine Horer glauben zu machen, daB England einen Krieg des Glaubens und der Uberzeugungen und
nicht des englischen Nutzens und Machtwillens fiihre, und daB ihm der Sieg sicher sei. Am 16. Juni
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wandte sich Churchill an die Vereinigten Staaten in einer Rundfunkrede. Sie bestand aus den bekann-
ten haBerfullten Phrasen vom Kampf fur hochste Ideale und endete naturlich mit der SchluBfolgerung,
daB alle in diesem edlen Kampf England helfen muBten. Die Hilfe aus USA, letzflich die aktive
Kriegsunterstiitzung, ist und bleibt das wichtigste Ziel der englischen Politik, die darin die einzige
Chance der Rettung sieht.
Seit dem 22. Juni hat die englische Propaganda jedoch eine neue Aufgabe und ein neues Ziel: Das
politische und militarische Zusammengehen mit dem Kreml muB dem eigenen Volk und der Welt
schmackhaft und notwendig erscheinen. Dabei ist man nicht verlegen in der Wahl der Mittel. Chur-
chill begann diese Propagandaaktion in seiner Rede vom 22. Juni. AuBenminister Eden hielt am 24.
Juni im Unterhaus eine Rede zu diesem Thema, in der die Sowjets als bedauernswertes Opfer eines
vollig unprovozierten und ungerechtfertigten deutschen Angriffs hingestellt wurden. Eden hat aller-
dings, ahnlich wie Churchill
129 am 22. Juni, das Gestandnis nicht unterdriicken konnen, daB London schon seit Wochen mit Moskau in
engem Gedankenaustausch gestanden habe „uber die Gefahr, in der RuBland schwebte". Eden teilte
mit, daB eine enge militarische und politische Zusammenarbeit zwischen London und Moskau in Vor-
bereitung sei, und daB Moskau mitgeteilt habe, das englische Angebot, militarische und wirtschaftli-
che Missionen nach RuBland zu schicken, wurde gerne angenommen. Das Unterhaus stellte sich ohne
Zogern in die Linie des Zusammengehens mit Moskau, und die konservative und aristokratische „Ti-
mes" schrieben am 25. Juni, „der AuBenminister hat die voile und herzliche Unterstutzung des Unter-
hauses fur die Politik der Zusammenarbeit mit RuBland". Das Oberhaus nahm dieselbe Haltung ein.
In den Vereinigten Staaten folgte man nach kurzer Uberlegung dem englischen Beispiel hinsicht-
lich der Stellungnahme zu Deutschlands Kampf gegen den Bolschewismus. Nachdem der englische
Botschafter, Halifax, am 23. Juni zwei Stunden mit Sumner Welles konferiert hatte, gab dieser am
gleichen Tage eine gehassige und beleidigende Erklarung heraus, die von deutscher Welteroberung,
grausamer und brutaler Versklavung, verraterischem Angriff usw. sprach und mit dem Satz endigte:
„Hi tiers Armeen sind heute die Hauptgefahr fur die amerikanischen Lander." Tags darauf erklarte R o
o s e v e 11, die Vereinigten Staaten wurden RuBland alle nur mogliche Hilfe leisten. Vorlaufig seien
freilich nur solche Dinge wie Socken oder Schuhe verfugbar. Der jtidische Finanzminister Morgenthau
hob am 25. Juni die Einfrierungsbestimmungen betreffs der russischen Guthaben in den Vereinigten
Staaten auf. Welles erklarte, es sei nicht beabsichtigt, Wladiwostok als Kriegszone zu erklaren, was
bedeutet, daB USA-Schiffe jederzeit dorthin fahren, d. h. amerikanisches Kriegsmaterial nach RuBland
bringen diirfen.
Aber die Regierungsbegeisterung fur die Sowjets trifft offensichtlich auf erhebliche Widerstande
und die Aussicht, Seite an Seite mit den Bolschewiken „fur Demokratie und Freiheit" zu kampfen,
erscheint der Mehrheit der Amerikaner offensichtlich gar nicht verlockend. Der ehemalige President H
o o v e r gab dieser Stimmung durch eine Rundfunkansprache am 30. Juni scharfen Ausdruck.
Die Hinwendung Frankreichs zur Zusammenarbeit mit Deutschland stoBt dagegen auf scharfste
Ablehnung in Washington. Hull gab am 6. Juni dieserhalb eine drohende Erklarung an Vichys Adresse
ab. Wenn Vichy sich fur eine aktive Zusammenarbeit mit Deutschland gegen England entscheide, so
muBte die USA-Regierung das als Angriffsakt und als feindliche Haltung gegenuber den Interessen
des franzosischen Volkes betrachten. Zu Englands Angriff auf Syrien erklarte Hull am 14. Juni, er sei
vollig gerechtfertigt.
130 Deutschland und Italien sind auch im Monat Juni, wie schon seit langem, von der USA-Regierung mit
offener Feindseligkeit behandelt worden. Am 16. Juni verlangte Welles durch Verbalnote an die deut-
sche Botschaft in Washington die sofortige SchlieBung aller deutschen Konsulate und die Abreise aller
Beamten und Angestellten bis zum 10. Juli mit der fadenscheinigen Begriindung, ihr weiterer Verbleib
sei unvereinbar mit der Wohlfahrt der USA. Deutschland und Italien erwiderten diese Unverfrorenheit
sofort damit, daB sie die SchlieBung der USA-Konsulate in ihrem gesamten Machtbereich verlangten
bzw. veranlaBten. Wenige Tage zuvor hatte Roosevelt die deutschen und italienischen Guthaben ein-
frieren lassen, was naturlich prompt mit entsprechenden MaBnahmen der Achsenmachte erwidert wur-
de.
Besonders bezeichnend war Roosevelts und seiner Heifer Haltung in der Frage der Versenkung des
USA-Frachters „Robin Moor", der mit Bannware nach englischen Hafen unterwegs gewesen war.
Roosevelt richtete an den KongreB aro 21. Juni eine von bosartigen und niedertrachtigen Beschimp-
fungen Deutschlands strotzende Botschaft, durch die er aus dem Fall „Robin Moor" moglichst Kapital
fur seine Kriegshetze zu schlagen sich bemuhte. Roosevelts AuBenminister aber trieb die Unverfro-
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renheit so weit, dieses minderwertige Pamphlet mit Verbalnote der deutschen Botschaft zu iibersen-
den! Das schon seit langem beobachtete Bestreben Roosevelts, Deutschland zu provozieren, Zwi-
schenfalle zu schaffen, um weiteren Stoff fur seine Kriegshetze zu finden und das widerstrebende
amerikanische Volk endlich doch noch in den Krieg hineinzustoBen, gibt die Erklarung fiir derartiges,
den guten Sitten und dem primitivsten Rechtsgeflihl gleichermaBen widersprechenden Verhalten.
Genau umgekehrt wie zu Deutschland verhalt sich Roosevelt natiirlich gegeniiber England. Beinahe
taglich wurde im Monat Juni irgendeine MaBnahme zur Unterstiitzung Englands gemeldet, besonders
nachdem Roosevelts Botschafter Winant, der zur Berichterstattung nach Washington gekommen war,
iiber Englands Lage einen offenbar sehr pessimistischen Bericht geliefert hatte. Was an Schiffen nur
aufzutreiben ist, wird England zur Verfugung gestellt. Man legt sich selbst Beschrankungen auf, um
Schiffe fiir die Englander frei zu machen. Roosevelt erklart, jeder Amerikaner konne ohne weiteres in
die englische Armee eintreten. Englische Piloten werden in USA ausgebildet usw. Die Kriegslieferun-
gen werden immer noch groBer geplant und immer neue Milliardenbetrage bewilligt. Als Jedoch Roo-
sevelt am 11. Juni den im Englandhilfsgesetz vorgesehenen Bericht iiber die zwischen dem 11. Marz
und 31. Mai d. J. auf Grund dieses Gesetzes gemachten Lieferungen „an die Demokratien" vorlegte,
ergab sich, daB in diesen beinahe
131 drei Monaten fiir ganze 75 Millionen Dollar geliefert worden war! Die Anglophilen fanden die
Summe denn auch enttauschend niedrig. die weiteren Plane Roosevelts ist besonders bezeichnend,
sein Kriegsminister am 28. Juni den KongreB in einem vertraulichen Schreiben aufforderte, ein Gesetz
zu erlassen, da die Entsendung einer amerikanischen Expeditionsarmee nach irgendeinem Teil der
Welt gestatten wurde. Die juristische Voraussetzung fiir die Entsendung amerikanischer Truppen auf
die Schlachtfelder Englands soil also offensichtlich geschaffen werden.
Nur mit solchen Absichten konnen die ungeheuerlichen Kredite erklart werden, die Roosevelt fiir
den Ausbau der Armee anfordert. Am 10. Juni nahm das Reprasentantenhaus einen Rekordkredit von
10 009 Millionen Dollar fiir die Armee an. Vorlaufig ist nach der Manoverkritik eines USA-Generals,
die von einer USA-Zeitung am 21. Juni wiedergegeben wurde, freilich der Stand der Ausbildung und
Bewaffnung der Armee offenbar noch ganz in den Anfangen. Dies diirfte auf die Kriegslust Roose-
velts einstweilen noch etwas dampfend wirken.
Auch die offentliche Meinung ist noch nicht weit genug. Zwar hammern Roosevelt und seine Leute
nach wie vor beinahe taglich mit ihrer hetzerischen und verlogenen Phraseologie auf die Seele des
amerikanischen Volkes, aber auch die Gegner des Krieges sind nicht miiBig, und die neue Freund-
schaft mit Moskau hat den Krieg offensichtlich nicht popularer gemacht. Das Ansteigen der Preise fiir
Lebenshaltung wird allmahlich fiihlbar. Streiks kommen weiter vor. Neuerdings hat Roosevelt sie
jedoch mit dem Einsatz von Militar bekampft.
Auch hinsichtlich Siidamerikas verfolgt Roosevelt seinen schrankenlosen Imperialismus unentwegt
weiter. Wirtschaftliche, militarische, politische und propagandistische Uberfremdung ist nach wie vor
die Parole, natiirlich mit dem Ziel, nachdem es Roosevelt gelungen sein sollte, sein Land in den Krieg
zu bringen, auch die Staaten Ibero-Amerikas dazu zu veranlassen. Vorlaufig sind freilich, besonders in
den ABC-Staaten, die Widerstande gegen eine derartige Politik recht betrachtlich. Man kennt dort aus
Erfahrung die Gefahrlichkeit der „Politik der guten Nachbarschaft" Onkel Sams zur Geniige. Aber je
langer Siidamerika von Europa wirtschaftlich abgeschnitten ist, um so groBer werden die Moglichkei-
ten der USA, durch wirtschaftlichen Druck ihre imperialistischen Ziele in Siidamerika zu verfolgen.
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
Juli-Lieferung
(Nr. 45/46 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
^liiMjiiiilliilll;
86 Der gesamte Monat August stand im Zeichen des gigantischen Ringens gegen die Heere der Sowjet-
Union. Am 21. Juli waren es vier Wochen, daB die deutschen Truppen gegen die bolschewistische
Bedrohung der deutschen Ostgrenze angetreten waren. Die deutsche Presse wiirdigte in diesen Tagen
den Kampf, dessen AusmaBe die Welt bisher noch nicht erlebte. Der Kriegsschauplatz umspannt die
riesige Front von 2500 Kilometern. Dem OKW-Bericht vom 17. Juli zufolge stehen an der Ostfront im
Ringen um die Entscheidung 9 Millionen Soldaten einander gegenuber. An diesem Tage, wie auch an
alien anderen meldete das deutsche Oberkommando, daB sich die Operationen planmaBig und erfolg-
reich entwickeln.
Die unvergleichlichen deutschen Soldaten sind schneller als jeder Optimismus es erwartete, in die
weiten Lander RuBlands hineinmarschiert und haben Siege erfochten, die von weltentscheidender
Bedeutung sind. In 20 Tagen sind die deutschen Armeen stellenweise mehr als 550 Kilometer tief in
die Sowjet-Union vorgestoBen. Sie haben riesige feindliche Armeen vernichtet und die Stalin-Linie,
auf die der Feind alle Hoffnung gesetzt hatte, uberall durchbrochen. Ostwarts dieser Befestigung toben
bereits neue groBe Vernichtungsschlachten, die den Feind zwingen, letzte Reserven, schlecht ausge-
bildete Truppen, fur andere Zwecke vorgesehene Spezialverbande in die Schlacht zu werfen. Sie alle
werden von dem unvergleichlichen Zusammenspiel des deutschen Heeres und der Luftwaffe niederge-
rungen. „Die deutsche Offensive ist heute souveran", stellt in einem Kommentar der franzosische Ge-
neral Duval im Journal fest, „und niemand findet gegen sie eine gunstige Parade."
Die Kampfe im Osten sind auBerordentlich schwer, der Gegner kampft zah, haBerfullt und erbittert.
Der deutsche Soldat aber ist ihm an jeder Stelle der Front an Geist und Waffen uberlegen. Er kampft
aus dem tiefen BewuBtsein heraus, daB es in diesem Krieg gegen die Sowjet-Union keinen Kompro-
miB gibt, daB nur die Vernichtung des Gegners die Schlacht und den Feldzug entscheidet. Der deut-
sche Soldat weiB
87 zugleich, daB er hier im Osten nicht nur fur Deutschland, sondern auch fur Europa kampft. Dieses
Wissen hat sich auch in anderen Landern Europas durchgesetzt. An der Seite der deutschen Divisionen
kampfen darum heute nicht nur die verbundeten Italiener, Finnen, Slowaken, Ungarn und Rumanen,
sondern auch Kroaten, Schweden, Norweger, Danen, Flamen, Belgier, Franzosen, Spanier. Der
Kreuzzug fur Europa ist Wirklichkeit geworden. Der Leiter des danischen Freikorps, Oberstleutnant
Kryssing, erklarte im danischen Rundfunk, das Freikorps der Danen wolle beweisen, daB es mehr gebe
als nur eine „Phrase von der nordischen Briiderschaft". Auch er nennt den Krieg gegen den Bolsche-
wismus einen Kreuzzug gegen das Vaterland der Gottlosen. Der Wert des danischen Einsatzes liege
darin, daB sich die Danen als Nation und freies Volk in Waffenbruderschaft mit denjenigen Nationen
zusammengeschlossen hatten, die gegen den Feind Europas angetreten seien.
AnlaBlich der Aufstellung der beiden Freiwilligen-Regimenter „Flandern" und „Wallonien" schrei-
ben die belgischen Blatter, daB nunmehr auch „Belgien am gigantischen Kampf dieser Zeit fur die
Zivilisation, fur die Einheit und Freiheit Europas, fur die Herstellung einer besseren sozialen Ordnung
und eines dauerhaften Friedens teilnehmen wolle".
Der Kampf gegen den Bolschewismus hat seine weltgeschichtliche Bedeutung, er ist aber auch in
gleicher Weise innenpolitisch gesehen ein entscheidendes Ereignis, gewissermaBen die uberzeugende
SchluBphase der innerpolitischen Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialismus und Bolsche-
wismus. Umfangreich ist das Material, das in den Jahren des Aufstiegs des Nationalsozialismus iiber
das Wesen der Sowjet-Union und iiber die Zustande in diesem „Arbeiterparadies" veroffentlicht wur-
de. Die deutsche Aufklarungsarbeit hat in jenen Jahren bereits Unendliches geleistet, um aller Welt
das wahre Gesicht des Bolschewismus zu zeigen. In diesen Tagen und Wochen haben nun Hundert-
tausende deutscher Soldaten die Grenze des alten eigentlichen Sowjetreiches iiberschritten. Dabei
muBten sie erkennen, daB all das, was sie bisher iiber das bolschewistische Paradies wuBten, so grau-
enhaft es auch war, noch in keinem Verhaltnis steht zu dem, was sie mit ihren eigenen Augen nun-
mehr sehen. Die Worte der menschlichen Sprache reichen nach den jetzt vorliegenden Erlebnissen,
wie sie in den Berichten der Presse und in Hunderttausenden von Briefen geschildert werden, kaum
aus, um das MaB an Elend zu zeichnen, das die bolschewistische Diktatur entstehen lieB und schlieB-
lich iiber den ganzen Erdball ausdehnen wollte. Wenn es wirklich noch Deutsche gab, die sich iiber die
wahren Zustande Sowjet-RuBlands Illusionen machten, dann werden sie durch die Schilderung all der
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grauenhaften Zustande belehrt worden sein, denen die deutschen Soldaten auf ihren Siegesmarschen
iiberall begegnet sind. So gesehen, bedeutet der Krieg gegen
88 Sowjet-RuBland innerpolitisch eine ungeheure Starkung der Nation in ihrem Existenzkampf gegeniiber
Bolschewismus und Plutokratie.
Von Millionen deutschen Soldaten werden Einzelleistungen vollbracht, die allerhochster Bewunde-
rung und hochsten Lobes wert sind. Aus ihnen heraus aber heben sich Taten, die der Fiihrer ganz be-
sonderer Ehrung wtirdigte. Im Laufe des Juni wurde zahlreichen Offizieren das Eichenlaub zum Rit-
terkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Die Reihe der Ritterkreuztrager erganzt sich vom 17. bis
zum 25. Trager des Ritterkreuzes in folgender Reihenfolge: Hauptmann der Luftwaffe Balthasar;
Leutnant der Luftwaffe Schnell; Kommandierender General eines Armeekorps General der Panzer-
truppen Schmidt; Oberleutnant der Luftwaffe Baumbach; Oberstleutnant D i n o r t, Kommodore ei-
nes Sturzkampfgeschwaders; Major S t o r p , Kommodore eines Kampfgeschwaders; Korvettenkapi-
tan Schiitze, Kommandant eines Unterseebootes; Befehlshaber einer Panzergruppe Generaloberst G u
d e r i a n; Befehlshaber einer Panzergruppe Generaloberst Hoth; Kommandierender General eines
Fliegerkorps, General der Flieger Freiherr von Richthofe n; sie alle haben AuBergewohnliches voll-
bracht im Kampfe gegen den Feind in Ost und West.
Im Laufe des Juli uberreichte der Ftihrer den verdientesten aller deutschen Jagdflieger personlich
das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes: Oberstleutnant Gall a n d als
erstem Offizier, Oberstleutnant M o 1 d e r s als zweitem und Hauptmann e s a u als drittem Offizier
der deutschen Wehrmacht. Oberstleutnant Galland, der bei Luftkampfen im Westen verwundet war
und eine Kampfpause einlegen muBte, war am Ende des Monats schon wieder am Feind.
Das Jagdgeschwader des Oberstleutnants Molders schoB seit Beginn der Kampfhandlungen im
Osten bis zum 12. Juli 500 Sowjetflugzeuge bei nur drei eigenen Verlusten ab. Das Geschwader hat
damit am 12. Juli insgesamt 1200 Luftsiege erkampft.
Am 16. Juli gab das Oberkommando der Wehrmacht bekannt:
Bei den Kampfen an der Ostfront schoB Oberstleutnant Molders, Kommodore eines Jagdgeschwaders,
gestern ftinf Sowjetflugzeuge ab. Er hat damit in diesem Kriege insgesamt 101 Abschusse erzielt und
einschlieBlich seiner 14 Abschusse im Spanien-Feldzug insgesamt 115 Luftsiege errungen. Der Ftihrer
und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat diesem heldenhaften Vorbild der Luftwaffe und erfolg-
reichstem Jagdflieger der Welt als erstem Offizier der Wehrmacht die hochste deutsche Tapferkeits-
auszeichnung, das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen K r e u z e
s verliehen. Der
89 Ftihrer wtirdigte diese Tat des Oberstleutnant Molders durch ein Handschreiben, in dem er dem
verdienten Offizier seinen und des ganzen deutschen Volkes Dank sowie seine besten Wunsche fur die
Zukunft ubermittelte. Auch Reichsmarschall Hermann Goring sandte an Oberstleutnant Molders einen
herzlich gehaltenen Gluckwunsch.
Auch das Jagdgeschwader Trautloft hat am 18. Juli seinen 500. Luftsieg an der Ostfront errungen
und damit insgesamt seine Abschusse seit Kriegsbeginn auf mehr als 800 Luftsiege erhoht.
Am 17. Juli empfing der Ftihrer in seinem Hauptquartier die fur ihren heldenhaften Einsatz beim
Angriff auf Kreta mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichneten Angehorigen der Fall-
schirmtruppe und der Gebirgsjager. Mit anerkennenden Worten dankte der Ftihrer den Kreta-
Kampfern, an ihrer Spitze den Befehlshabern des Unternehmens, General der Flieger Student, und
Generalmajor Ringi, Kommandeur einer Gebirgsdivision. Der Ftihrer brachte zum Ausdruck, daB die-
se kiihne Tat mit eine der Voraussetzungen fur die erfolgreiche Durchfuhrung unseres Freiheitskamp-
fes schuf. Er ehrte mit diesem Empfang zugleich die vorbildliche Tapferkeit aller Kretakampfer.
Am 10. Juli berichteten die deutsche Presse und der deutsche Rundfunk den Heldentod des soeben
mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichneten Hauptmanns Balthasar.
Mit ihm fiel einer der Besten der deutschen Luftwaffe.
Ein beinahe in der Offentlichkeit unbeachtetes Ereignis, das dennoch von groBer politischer Bedeu-
tung ist, war der Austausch der Ratifikationsurkunden des deutsch - tiirkischen Freundschaftsvertrages
am 5. Juli in Berlin. Den Austausch nahmen vor von deutscher Seite der Staatssekretar im Auswarti-
gen Amt, von Weizsacker, von tiirkischer Seite der riirkische Botschafter in Berlin, Hiisrev Gerede,
und der stellvertretende Generalsekretar im tiirkischen AuBenministerium, Cevad Acikalin, der zu
diesem Zwecke aus Ankara nach Berlin entsandt worden war.
SA-Obergruppenfuhrer von J a g o w, der in den diplomatischen Dienst ubergetreten ist — er wurde
als Gesandter nach Budapest geschickt — , legte am Grabe Horst Wessels am 22. Juli auf dem Nikolai-
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Friedhof einen Kranz nieder. Mit dieser Ehrung der im Kampf um Berlin gefallenen SA-Manner ver-
abschiedete sich Obergruppenfiihrer v. Jagow von der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg, an deren Spit-
ze er sieben Jahre gestanden hatte.
Im Rahmen der „Weimar-Festspiele der deutschen Jugend" feierte in diesem Jahre die Hitlerjugend
den
90 15. Jahrestag ihrer Namensgebung. Am 4. Juli fand eine Feierstunde im Deutschen Nationaltheater
statt, bei der der bevollmachtigte Vertreter des Reichsjugendflihrers, Stabsfiihrer Helmut M 6 c k e 1,
das Wort nahm, um einen Ruckblick auf die Tage der Kampfzeit zu geben und der bedeutsamen Ent-
scheidung zu gedenken, da der Fiihrer der Jugend des Reiches seinen Namen gegeben hatte. Auch
Reichsleiter von Schirach lieB in einer Ansprache noch einmal die Erlebnisse jener Tage aufklin-
gen. Mannigfach seien die Ausstrahlungen Weimars im GroBdeutschen Raum in den vergangenen
Jahrhunderten gewesen. Der deutschen Jugend, die hier Jahr um Jahr an den klassischen Statten deut-
schen Geistes weilt, rief der Redner ins Gedachtnis, daB die wahre GroBe aus der Einsamkeit und der
inneren Schau erwachsen mtisse. Der Reichsleiter kam sodann auf die gegenwartig in Weimar stattfin-
denden Festspiele der deutschen Jugend zu sprechen und sagte, es scheine ein Gegensatz zu bestehen,
wenn gewissermaBen im Schatten der Schlacht sich hier in Weimar die Jugend mit den Dichtern und
Denkern ihres Volkes befasse. Wer dieser Auffassung huldige, habe aber den Sinn des deutschen
Kampfes nicht begriffen. Es gehe nicht um den auBeren Ruhm, sondern um die Behauptung und
Durchsetzung der deutschen Kulturidee. Die nationalsozialistische Revolution habe aus der Tiefe der
deutschen Sprache geschopft und mit dieser Sprache den deutschen Menschen bezwungen. Nachdem
v. Schirach die fur die Hitler-Jugend in den vergangenen 15 Jahren geleistete Arbeit kurz gewiirdigt
hatte, gedachte er in ehrenden Worten des Einsatzes der jungen Deutschen im jetzigen Kriege. Viele
Fiihrer der HJ hatten ihre Treue zu Fiihrer und Volk mit dem Tode besiegelt. Der Reichsleiter schloB
mit den Satzen: „Nicht allein das GroBe zu wollen, sondern das GroBe zu t u n ist entscheidend. Das
hat uns Adolf Hitler vorgelebt, wir tragen nicht nur seinen Namen, sondern wir tragen auch seine Idee.
Generation auf Generation deutscher Jugend wird sich in seinem Geiste in Weimar versammeln, um
das Treuegelobnis zu erneuern. Reichsleiter von Schirach nahm am Tage darauf die Enthiillung einer
Gedenktafel an den Armbrust-Gaststatten vor. Er iibergab sie in die Obhut der Stadt Weimar. Die Ta-
fel tragt die Inschrift: „In diesem Hause erhielt die Jugend GroBdeutschlands auf dem Reichsparteitag
der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei am 4. Juli 1926 den Namen des Fiihrers: „Hitler-
jugend."
Eine an sich weniger bedeutende Tagung im Rahmen der groBen Ereignisse war die Fiihrerschafts-
tagung des Kreistages Miinchen der -NSDAP. Sie verdient aber dennoch gewtirdigt zu werden, da sie
beispielhaft ist fur Geist und Haltung der Partei im Kriege. Eingeleitet wurde der Kreistag durch einen
Tag der schaffenden Front und Tag der Deutschen Frau. Darauf folgte ein Tag der Kultur, der zu ei-
nem ein
91 dringlichen Appell an die Kunstschaffenden in der Stadt der deutschen Kunst wurde, ihr Werk in
nationalsozialistischem Geiste zu vollenden. Im festlich geschmiickten Saal des Deutschen Museums
sprach Gauleiter Staatsminister Adolf Wagner zu den Kulturschaffenden der Stadt. Seine Rede wurde
zu einem mitreiBenden Aufruf. Die gewaltigen Aufgaben, aber auch die Plane, die der Fiihrer gerade
fur Miinchen, die Stadt der deutschen Kunst und die Hauptstadt der Bewegung, vorsehe, seien eine
Verpflichtung, deren wir gerecht werden miissen. Miinchen werde die groBte und schonste Oper der
Welt bekommen. Neben dem Hause der deutschen Kunst werde das Haus der Architektur erbaut, das
neue Odeon werde zu einer einzigartigen Pflegestatte der Musik werden. Neue wissenschaftliche Insti-
tute, ein Museum fur Zeitgeschichte seien vorgesehen, die Grundlage der Planungen seien fertigge-
stellt. Der Gauleiter rief alle Schaffenden auf, Anteil an diesen Planen zu nehmen und das Erlebte
wahrhaft kiinstlerisch zu gestalten. — Eine bedeutsame Rede im Rahmen dieses Kreistages hielt
Reichsschatzmeister Schwarz vor den Politischen Leitern. Der Reichsschatzmeister betonte dabei ein-
leitend, daB sich infolge der Opferwilligkeit der Parteigenossen die finanzielle Lage der Bewegung
trotz des Krieges befriedigend gestaltet habe. Sie sei auch von dieser Seite her in der Lage, die ihr vom
Fiihrer gestellten groBen Aufgaben voll zu erfiillen. Die Grundlagen der Finanzen der Partei seien die
Mitgliedsbeitrage. Der Reichsschatzmeister streifte das Verbot der Partei, Sammlungen vorzunehmen,
sowie das Verbot, Geldmittel von Gemeinden und Gemeindeverbanden anzunehmen. In der Frage der
Versorgungsordnung innerhalb der Partei bekannte sich der Reichsschatzmeister zu dem Grundsatz,
daB die erste Sorge den Hinterbliebenen von Gefallenen und den Kriegsbeschadigten zu gelten habe.
Zu den Bauplanen des Fiihrers in den Gauen der NSDAP erklarte Reichsschatzmeister Schwarz, daB
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der Fiihrer gerade in der Hauptstadt der Bewegung nach dem Kriege groBe Bauten vorgesehen habe.
Im Rahmen dieser Planung beabsichtige er in Mtinchen ein beispielgebendes Mustergemeinschafts-
haus fur eine Ortsgruppe zu bauen. An ihm solle man erkennen, wieviel ihm als Reichsschatzmeister
daran liege, die politische Flihrung gerade auch im Bereiche der Ortsgruppe in zweckmaBige Weise
unterzubringen und auszustatten. Aber nicht nur mit diesem groBen Bauvorhaben der NSDAP selbst
habe er sich zu befassen, sondern auch mit der Errichtung einer mustergiiltigen Wohnstadt in Miin-
chen, der sogenannten Siidstadt, die ein ganz neuer Stadtteil sein werde. Er habe sich als Reichs-
schatzmeister der NSDAP an diesem Wohnungsbeschaffungsvorhaben gerade in Mtinchen mit Riick-
sicht darauf beteiligt, daB die Hauptstadt der Bewegung als Urheimat der Partei die besondere Unter-
stiitzung
92 der nationalsozialistischen Bewegung genieBen mtisse. Zum AbschluB seiner Rede befaBte sich der
Reichsschatzmeister mit der Frage der Parteiverwaltung und den besonderen Schwierigkeiten dieser
Riesenorganisation, die zur Zeit gekennzeichnet ist durch die starken Einberufungen aus den Kreisen
der Parteigenossenschaft. Stets sei es seine oberste Sorge gewesen, die Sauberkeit der Bewegung zu
gewahrleisten. Er werde auch in Zukunft mit allem Nachdruck daftir Sorge tragen, den Schild der Be-
wegung vor dem deutschen Volke rein und sauber zu halten. Die politische und weltanschauliche Flih-
rung mtisse fehlschlagen, wenn nicht eine gute, straffe und saubere Verwaltung die Voraussetzung
daftir schaffe. Seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter stiinden immer unter dem Leitsatz: Nichts fur
uns, alles fur den Ftihrer und die Bewegung!
Welch tiefgreifende Wirkungen die Einbeziehung der friiher dem Reich benachbarten deutschen
Gebiete auf das Leben und die Struktur dieser Lander austibt und ausgetibt hat, ist oft nur mittelbar zu
erkennen. Aus dem Bericht, den Stadfkammerer Dr. Hanke vor den Wiener Ratsherren am 12. Juli
iiber das letzte Rechnungsjahr gemacht hat, ergeben sich in dieser Beziehung interessante Schlusse.
Sie beweisen, daB der Wirtschaftsaufschwung seit dem Umbruch im Jahre 1938 auch fur Wien ein
entscheidender und bedeutender gewesen ist. Der Geburtenzuwachs in Wien ist seit dieser Zeit so
stark, daB im Jahre 1945/46 mehr als doppelt soviel Kinder mit dem Schulbesuch beginnen werden als
heute. Aus diesem Grunde wird die Stadt Wien in Ktirze den Neubau von Schulen anfangen und die
lange vernachlassigten 343 Schulgebaude von GroBwien moglichst bald erneuern und ausbauen. Wie
es mit Wien ohne den AnschluB rapid abwarts gegangen ware, zeigt die Tatsache, daB fur das begin-
nende Schuljahr 1941/42 in den Wiener Volksschulen nur 10 920 Kinder eingeschrieben wurden, um
1975 Schiiler weniger als im Vorjahr; es ist ein Absinken, das noch andauern und erst 1945 durch ein
Anwachsen abgelost werden wird.
Als Kronung einer langjahrigen Erziehungsarbeit ist der Kriegseinsatz der deutschen Studen-
tinnen anzusehen. Wie das Amt der Reichsstudentenftihrung mitteilt, werden auch in diesem Jahre die
deutschen Studentinnen geschlossen in den vorlesungsfreien Monaten dieses Sommers als zusatzliche
Arbeitskrafte in die Rustungsindustrie gehen. Der Fabrikdienst als jiingstes Arbeitsgebiet im Frauen-
dienst wurde im Jahre 1934 erstmalig freiwillig durchgefuhrt. Seit dieser Zeit haben Studentinnen in
jedem Jahre erholungsbedurftige Frauen in den Betrieben abgelost und ihnen durch ihren Einsatz ei-
nen zusatzlich bezahlten Urlaub verschafft. Nunmehr ist der Fabrikdienst 1940 pflichtmaBig einge-
ftihrt worden. Es kann nach den
93 Erfahrungen dieser Kriegsmonate gesagt werden, die Erziehung zum Einsatz hat Stand gehalten. Im
Vorjahre haben etwa 4000 Studentinnen 1 Million Arbeitsstunden in den Betrieben abgeleistet. Das ist
eine beachtliche Zahl, die nicht nur einen ideellen Wert verkorpert, sondern auch einen sehr prakti-
schen Nutzen im Rahmen der Produktion in sich beschlieBt.
Einen bedeutsamen Schritt, das Problem der Hausgehilfinnen der Losung naher zu bringen, ist mit
einer Durchfuhrungsvorschrift des Reichsarbeitsministers zu einer Verordnung des Beauftragten fur
den Vierjahresplan vom 12. Mai 1941 getan worden. Demzufolge werden Haushaltsgehilfinnen deut-
scher Volkszugehorigkeit eine Ausstattungsbeihilfe erhalten, wenn sie in Haushaltungen deutscher
Staatsangehoriger mit mindestens 3 Kindern unter 14 Jahren wenigstens 4 Jahre tatig waren. Die Bei-
hilfe kann auch fur eine Tatigkeit in Volksdeutschen Haushalten gewahrt werden. Es sollen hierbei
Beschaftigungszeiten oder Lehrzeiten im kinderreichen Haushalt seit dem 1. Januar 1939 beriicksich-
tigt werden. Die Beihilfe betragt nach vierjahriger Tatigkeit 600 RM und erhoht sich fiir jedes weitere
Jahr um 150 RM. Der Hochstbetrag der Beihilfe, der nach 10 jahriger Haushaltshilfe erreicht wird,
betragt 1500 RM. Die Ausstattungsbeihilfe wird der Hausgehilfin bei ihrer Heirat oder nach Vollen-
dung des 30. Lebensjahres ausgezahlt. Ist die Anwartschaft schon friiher erworben, so wird die Beihil-
fe bis dahin auf einem verzinslichen Sperrguthaben bei einer Sparkasse angelegt. Nach einer dritten
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Durchflihrungsverordnung zur Verordnung liber die Beschrankung des Arbeitsplatzwechsels vom 10.
Juli 1941 mlissen Haushaltungen, die am 15. August 1941 mehr als eine Hausgehilfin oder Haushalts-
angestellte beschaftigen, dies bis zum 1. September 1941 dem Arbeitsamt anzeigen. Dem Arbeitsamt
ist die Moglichkeit gegeben, nach entsprechender Prufung eine dieser Arbeitskrafte einem anderen
Einsatz zuzuflihren. Soil zu einer Haushaltshilfe spaterhin in einem Mehrkinderhaushalt eine zweite
Arbeitskraft eingestellt werden, so bedarf auch dies der Zustimmung des Arbeitsamtes.
Der Reichsminister des Innern hat die Bestimmungen iiber die Abgeltung von Kriegsschaden und
Nutzungsschaden weiter erganzt. Nach der neuen Anweisung konnen auch schriftliche Ausarbeitun-
gen, z. B. Handschriften fur Aufsatze in Zeitschriften, groBere Arbeiten in Buchform, Gutachten oder
Urkundensammlungen bei Verlust oder Beschadigung unter den Voraussetzungen der Kriegschaden-
Verordnung mit Kriegsentschadigung bedacht werden. Eine allgemein gliltige Richtlinie liber die
Wertermittlung laBt sich zwar nicht feststellen, es soil aber auf die Umstande im einzelnen Falle Riick-
sicht genommen werden, die Beurteilung bleibt dem pflichtgemaBen Ermessen der Entschadigungsbe-
horde iiberlassen.
94 Nachdem das Oberkommando der Wehrmacht durch eine Verordnung vom 20. April 1941 die
Zuwendung fur Fronfkampfer und Kriegsbeschadigte des Weltkrieges durch Gewahrung einer Alters-
zulage erhoht hat, ist durch eine weitere Verordnung vom 12. Mai eine weitere Verbesserung in der
Versorgung der Kriegsbeschadigten des Weltkrieges und ihrer Hinterbliebenen angeordnet worden.
Unter den Bestimmungen sind folgende Punkte von Wichtigkeit: 1. Die Voraussetzung der Bediirftig-
keit wird fur die Hinterbliebenen im allgemeinen beseitigt. 2. Schwerbeschadigte erhalten klinftig
Zusatzrente, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, eine ihren Kenntnissen und Fahigkeiten billiger-
weise zumutbare Erwerbstatigkeit auszuiiben. 3. Die Zusatzrenten der Schwerbeschadigten sind um 15
RM monatlich erhoht worden. 4. Witwen und Waisen erhalten die Zusatzrente klinftig ohne Riicksicht
auf ihre wirtschaftlichen Verhaltnisse. — Diese Regelung zeigt, daB der nationalsozialistische Staat
nach Kraften bemiiht ist, den Dank an den Frontkampfer des Weltkrieges abzustatten.
Zur Schaffung einer textilen Rohstoffreserve hat der Reichskommissar fur Altmaterialverwertung
und Reichsbeauftragte der NSDAP fur Altmaterialerfassung, Hans Heck, einen Aufruf erlassen zur
Reichsspinnstoffsammlung in der Zeit vom 28. Juli bis 23. August 1941. Alle Abfalle von Stoffen,
Teppichen, Vorhangen, Kleidungs- und Waschestiicken sollen dieser Reserve zugefuhrt werden, die
eine groBe Bedeutung fur die Neuproduktion auf dem Gebiete des textilen Marktes hat.
Gegen Ende des Monats Juli stand die Ordensburg Sonthofen im Zeichen der Leistungswoche der
Adolf-Hi tler-Schule n. 1400 Adolf-Hitler-Schiiler legten hier Zeugnis ab von ihrem Konnen auf wis-
senschaftlichem, musischem und sportlichem Gebiete und maBen sich im Wettkampf. Nachdem
Reichsminister Rust zu Beginn des Monats die Leistungen der Adolf-Hitler-Schliler auf der Ordens-
burg iiberpriift hatte, trafen am 24. Juli Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, Reichsschatzmeister
Schwarz, Reichsleiter v. Schirach sowie Stabsfuhrer Mockel auf der Ordensburg ein, um die Schiiler
in ihrem Wettkampf zu sehen. Die Gaste liberzeugten sich von der systematischen wissenschaftlichen,
musischen und korperlichen Erziehung, die auf diesen Schulen in revolutionarer Weise aufgebaut
worden ist.
Zu Beginn des Ernteeinsatzes der Hitler-Jugend legte Oberstammfuhrer Stolle, Abteilungsleiter im
Amt Bauerntum und Landdienst der Reichsjugendfuhrung, Rechenschaft ab iiber den Arbeitseinsatz.
Ein wesentliches Kriterium fur die Bedeutung der Landdienstlager ist die Zahl der Jugendlichen, die
spaterhin,
95 auch nach ihrem Einsatz im Landdienst bleiben wollen. 75% aller Landdienstfiihrer haben diesen
Wunsch, und das ist zweifelsohne eine hohe Zahl. Am 1. April des Jahres 1940 wurden 1063 Land-
dienstlager eroffnet. 18 400 Jugendliche waren in 406 Jungen- und 657 Madelscharen eingesetzt. 26 v.
H. der mannlichen und 25 v. H. der weiblichen im Landdienst eingesetzten Jugendlichen wahlten
landwirtschaftliche Berufe und sind damit fiir das Land zuriickgewonnen. Von den Jungens sind im
Landdienst im vergangenen Jahr 1 500 000, von den Madel 2 680 000 Arbeitstage geschafft worden.
Heute laBt sich schon libersehen, daB der Gesamteinsatz im neuen Jahr um 25% steigen wird.
Die Reichsjugendfuhrung hat mit der bulgarischen Staatsjugendfuhrung ein Abkommen getroffen,
wonach 125 deutsche und 125 bulgarische Jugendflihrer wechselseitig eine Reise in das befreundete
Land machen. Am 29. Juli reisten die deutschen Jugendflihrer zu einem achttagigen Aufenthalt in die
Lager der bulgarischen Staatsjugend, um daran anschlieBend eine mehrtagige Fahrt durch verschiede-
ne bulgarische Provinzen zu unternehmen. Vor ihrer Abfahrt wurden die HJ-Flihrer dem bulgarischen
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Gesandten in Berlin, Draganoff, vorgestellt, der sie verabschiedete mit einer kurzen Rede liber die
Grundlage und die Bedeutung der deutsch-bulgarischen Zusammenarbeit.
Am 12. Juli begannen in Bayreuth die diesjahrigen Kriegsfestspiele. Wie im vergangenen Jahre
wehte auch dieses Mai in Bayreuth eine ganz besondere Atmosphare, die vom Geist des Nationalso-
zialismus erflillt ist: deutschen Soldaten, Urlaubern und in der Genesung begriffenen Verwundeten,
deutschen Arbeitern aus den Riistungsbetrieben, Arbeiterinnen und Rote-Kreuz-Schwestern, all denen,
fur die es Herzenssache ist, deutsche Kunst in sich aufzunehmen, hat der Fiihrer die Moglichkeit gebo-
ten, in der Festspielzeit die Werke Richard Wagners in Bayreuth zu erleben. Bis Ende des Monats war
die Wagner-Stadt erflillt vom Gehen und Kommen immer neuer Gaste, die, aufnahmebereit wie nur je
Besucher dieser Festspiele, Wort und Musik des Bayreuther Meisters erlebten. Unter der Betreuung
von „Kraft durch Freude" haben Tausende in diesen Tagen Entspannung und Bereicherung gefunden.
Frau Winifried Wagner als die Leiterin der Festspiele, aber auch alle Kiinstler gaben ihr Bestes, um
den Gasten das wahre Bild Bayreuther Kunst nahe zu bringen Dr. Ley und andere ftihrende Manner
des nationalsozialistischen Staates bekundeten durch kurze Besuche ihre Anteilnahme an diesem Werk
nationalsozialistischer Kultur und Gemeinschaftssinns.
Am 26. Juli wurde in Munchen die GroBe deutsche Kunstausstellung von Reichsminister Dr. Goeb-
bels
96 in Gegenwart zahlreicher Mitglieder des Diplomatischen Korps, zahlreicher Reichsminister und
Gauleiter, vieler Kiinstler und Kunstfreunde im Haus der deutschen Kunst eroffnet. An S telle des Ftih-
rers, der sonst alljahrlich diese Schau eroffnete, sprach in diesem Jahr Reichsminister Dr. Goebbels.
Der Minister ging in seiner Rede davon aus, daB in diesen Wochen die deutschen Soldaten in trium-
phalen Feldziigen die Existenz des deutschen Volkes verteidigen, aber auch ihr Schwert erheben fur
die deutsche Kultur, fur die deutsche Kunst. Denn auch die Kunst gehore zu den unabdingbaren Funk-
tionen unseres nationalen Daseins. Und das erst gebe dem gegenwartigen Kriege seine unwiderstehli-
che StoBkraft, daB er fur dieses nationale Dasein unseres Volkes insgesamt gefuhrt werde. Unsere
Soldaten verteidigten alles, war wir besaBen: unsere Acker und Felder, unsere Fabriken und Maschi-
nen, unsere Stadte und Provinzen, unsere Frauen, Kinder und Familien, aber auch das, was wir den
deutschen Geist schlechthin nennen. Die deutsche Kunst und die deutsche Wissenschaft, die Freiheit
der Forschung, die Ehre und die Wurde der Nation. Es sei eine AnmaBung sondergleichen, wenn unser
Gegner im Osten auf seine kulturschiitzerische Mission pocht, dessen ganze Geschichte doch von den
blutigen Spuren seines Barbarismus, seiner Kulturlosigkeit und Zivilisationsfeindschaft gekennzeich-
net sei. Die westlerische Plutokratie dagegen empfinde auch jetzt nicht einmal eine Spur von Scham
darliber, wenn sie das aufreizende Konkubinat mit dem Bolschewismus heuchlerisch als Schutzwehr
gegen die angebliche Bedrohung des freien Geisteslebens durch uns preise. Europa stehe heute vor
einem ahnlichen ProzeB, wie wir ihn im Inneren durchgemacht haben, als wir die in der demokrati-
schen Republik getarnten Krafte der geistigen Unterwelt aus dem Wege schafften. Im Zeichen dieser
neuen geschichtlichen Auseinandersetzung, in der Reiche zerfielen und in der unser Erdteil in einer
erdbebenartigen Erschutterung seine neue Formung erfahre, versammle sich die deutsche Kunstwelt
wie alljahrlich in Munchen im Haus der deutschen Kunst zur Eroffnung der groBen deutschen Kunst-
ausstellung. Dr. Goebbels wtirdigte sodann diese Schau als Sache des ganzen deutschen Volkes. Er
schloB mit einem GruB an den Fiihrer. Gauleiter Staatsminister Dr. Wagner eroffnete sodann die Gro-
Be deutsche Kunstausstellung 1941. Die 5. Jahresschau der deutschen Bildenden Kunst umfaBt 1350
Werke. Bemerkenswert ist, daB neben alien Themen die Gestaltung des Kriegserlebnisses in den Vor-
dergrund tritt und eindrucksvolle Werke aufweisen kann.
Am Montag, dem 21. Juli, empfing Reichsminister Dr. Goebbels im Thronsaal seines Ministeriums
die zur Tagung der Internationalen Filmkammer in Berlin versammelten Delegationen aus 17 Landern
Europas. Im Auftrage des neugewahlten Prasidenten der Internationalen Filmkammer, Graf Volpi di
Misurata,
97 gab der Generaldirektor der Abteilung Film im italienischen Ministerium fur Volkskultur, Aw. comm.
Eitel Monaco, einen Uberblick liber die auf der Tagung geleistete Arbeit. In einer langeren Ansprache
behandelte sodann Reichsminister Dr. Goebbels grundsatzliche Fragen der europaischen Zusammen-
arbeit auf dem Gebiete des Films. Bisher habe Europa anderen Kontinenten gegentiber ein Bild volli-
ger Atomisierung geboten. Es sei deshalb auch in seiner Entwicklung weit hinter den anderen Erdtei-
len zuriickgeblieben. Solange dieser Zustand angedauert habe, hatte das Lebensniveau in ganz Europa
zwangslaufig absinken mlissen. Eine Losung auf revolutionarem Wege konnte sich einmal drohend
am Horizont abzeichnen, wenn nicht im gegenwartigen Kriege die Losung all dieser Probleme in die
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Wege geleitet wlirde. DaB eine Bereinigung auf bloBem Verhandlungswege nicht mehr moglich gewe-
sen sei, habe die Vergangenheit zur Evidenz erwiesen. Dr. Goebbels zeigte im einzelnen, ein wie un-
wlirdiger Zustand es gewesen sei, daB bisher der Erdteil, der der wahrhaft kulturtragende sei, so stark
auf die Filmeinfuhr aus einem Lande angewiesen war, das einen groBen Teil seiner Kultur von Europa
bezogen habe. Die bisherige Zersplitterung in Europa habe sogar dazu geflihrt, daB kulturschopferi-
sche Krafte, die sich hier segensreich hatten auswirken sollen, in das Land der bisher groBeren Mog-
lichkeiten ausgewandert seien. Wenn sieh der europaische Film gegen diesen Zustand nicht energisch
zur Wehr setzen wolle, so sei er allerdings fur die Zukunft dem amerikanischen gegentiber hilflos un-
terlegen.
Deutschland stehe nun freilich auf dem Gebiete der Filmproduktion so sehr auf eigenen FuBen, es
sei so unabhangig von alien Fragen der Einfuhr und Ausfuhr auf diesem Gebiet, daB ihm diese Ent-
wicklung gleichgultig sein konnte, wenn es nicht wirklich ganz uneigenntitzig die europaischen Inter-
essen tiber seine eigenen stellte. Dr. Goebbels entwarf sodann das Bild eines groBen europaischen
Filmkongresses, auf dem sich nach dem Kriege in einer gewaltigen Demonstration europaisches Kul-
turbewuBtsein werde manifestieren konnen. Dann werde der fur jeden europaischen Kulturmenschen
unertragliche Zustand der Vergangenheit angehoren, daB sich die USA jede Krankung gerade der klei-
nen Lander Europas auf diesem Gebiete erlauben konnen, weil der Kontinent mit der weitest- und
tiefgreifendsten Kultur auf die Einfuhr amerikanischer Filmerzeugnisse bedingungslos angewiesen
war. Deutschland liege nichts ferner als die Absicht, das Filmschaffen kleinerer Lander zu unterdriik-
ken. Es wolle seinen Ehrgeiz daransetzen, nicht so sehr in der Zahl wie in der Qualitat der Filme zu
glanzen. Daneben bleibe mehr als genug Spiel
98 raum und Betatigungsfeld fur alle anderen filmschaffenden Volker in Europa. Es seien wirklich alle
Voraussetzungen fur eine fruchtbare und erfolgversprechende Zusammenarbeit gegeben. Aus der In-
ternationalen Filmkammer aber konne eine bahnbrechende Organisation werden, die den Weg frei
mache — auf einem zunachst klein erscheinenden Gebiete — fiir eine moderne Zusammenarbeit der
Volker Europas.
Diese von Dr. Goebbels angedeuteten Perspektiven scheinen hier und dort schon Wirklichkeit wer-
den zu wollen. Bisher hatte es z. B. kein norwegischer Regisseur gewagt, sich des Kulturfilms anzu-
nehmen, da bei der ubermachtigen Konkurrenz der amerikanischen Filme, die von der fruheren nor-
wegischen Regierung sogar noch gefordert wurde, auch nicht annahernd mit einem Kassenerfolg ge-
rechnet werden konnte. Vor einem Jahr wurde in Norwegen endlich begonnen, zunachst versuchswei-
se kleine Vorfilme zu zeigen, deren Niveau allmahlich gesteigert wurde, bis man schlieBlich auch die
deutschen Kulturfilme zeigte. Diese Art der Filme hat sich in Norwegen nicht leicht, aber nun doch
entschieden durchgesetzt. Nach diesen Erfahrungen hat sich nun der norwegische staatliche Filmdirek-
tor Leif Sinding entschlossen, zwei norwegische Filmregisseure zu beauftragen, mit der Herstellung
norwegischer Kulturfilme zu beginnen. Der erste Film wird in erster Linie unbekannte Gegenden
Nord-Norwegens, der zweite Film die Landschaft Telemark im Sommer zeigen. Mit dieser Eigenpro-
duktion wird die norwegische Filmindustrie sicherlich nicht nur in der Heimat, sondern auch jenseits
ihrer Grenzen Erfolg haben.
Um den groBen Aufgaben der Zukunft gerecht zu werden, hat der President der Reichskulturkam-
mer, Reichsminister Dr. Goebbels, einen groBziigigen Ausbau der Reichskulturkammer veranlaBt. Es
wurden der Wichtigkeit der Sachgebiete entsprechend fiinf Abteilungen gebildet: Organisation, an der
Spitze der bisherige Geschaftsfuhrer der Reichsfilmkammer Heinz Tackmann; berufsstandische Be-
treuung SS-Standartenfuhrer Waldemar Owens; Abteilung Propaganda Referent Erich Kochanowski;
Abteilung Kulturpersonalien Obersturmfuhrer Helmut v. Loebell; Abteilung Sonderaufgaben NSKK-
Standartenfuhrer Regierungsrat Hans Schrade. Den Leiter der Abteilung Reichskulturkammer im Pro-
pagandaministerium, Hans H i n k e 1, bestellte Reichsminister Dr. Goebbels zum Hauptgeschaftsfuh-
rer der Reichskulturkammer mit der Dienstbezeichnung Generalsekretar.
In der Nacht zum 8. Juli ist Agnes Straub, die groBe deutsche Schauspielerin, im Alter von 51 Jah-
ren unvermutet einer Embolie erlegen. Das deutsche Theater hat mit ihr eine seiner starksten, eigen-
willigsten Begabungen verloren. Vor dem Weltkrieg war Agnes Straub zuerst auf dem Kleinen Thea-
ter Unter den
99 Linden aufgetaucht. Unverkennbar waren an ihr die Ziige einer groBen Schauspielkunst. Nach dem
Weltkrieg sah man sie als Penthesilea, Minna von Barnhelm, aber auch in Werken, die mit der ganzen
Problematik der damaligen Zeit geladen waren, etwa in Barlachs „Toter Tag", ferner in vielen moder-
nen Gesellschaftsstticken. Am hinreiBendsten war sie in den Momenten, in denen ein Mensch oder ein
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Werk ihr die Grenzen entgegenbaute, deren wohl jeder zur letzten Vollendung bedarf. Im Herbst 1938
hatte Agnes Straub einen schweren Autounfall erlitten, der ihr die Bewegungsfreiheit des rechten Ar-
mes lahmte. Ihre Leidenschaft zur Darstellung kampfte auch diese Behinderung nieder. Gleichsam
mitten aus der Szene heraus wurde sie von der Biihne abberufen, die ihre ganze Welt gewesen ist.
An den Folgen eines Unfalls, den er in Belgrad, wo er als Militarbefehlshaber Serbien wirkte, erlit-
ten hat, ist der President des Reichsluftschutzbundes, General Ludwig v. S c h r o d e r, in Hohenly-
chen gestorben. Der General hatte sich bei einem Flugzeugunfall einen Oberschenkelbruch zugezogen,
einer plotzlich aufgetretenen Embolie ist er am 29. Juli 1941 erlegen. Seit 1937 gehorte General v.
Schroder dem Presidium des Luftschutzbundes als Vizeprasident an. In den letzten Jahren ftihrte er
diese riesige Organisation, in der 13 Millionen Deutsche zusammengefaBt sind, verantwortlich. Seiner
Tatigkeit ist es zu danken, daB das Amtstragerkorps des Reichsluftschutzbundes in unermudlicher
Schulung heute zu einem zivilen Schutzkorper der Nation ausgestattet worden ist, der sich vielfach bei
den britischen Angriffen auf die deutsche Zivilbevolkerung bewahrt hat. An den Erfolgen der moder-
nen deutschen Luftverteidigung ist v. Schroder, der der zweite General der Flakartillerie der deutschen
Wehrmacht war, in hervorragender Weise beteiligt.
.-Miiiliiiniijiiiiillifiilk
100 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung im Monat Juli kennzeichnen sich durch die erste Phase des
siegreichen Kampfes gegen die Sowjetunion, die zur Durchbrechung der beiden an den neuen und an
den alten Grenzen der Sowjetunion errichteten Befestigungszonen gefuhrt hat, durch eine weitere Be-
kraftigung des gesamteuropaischen Charakters dieses Kampfes mit einer Verstarkung der militari-
schen Mitarbeit aus Gesamteuropa, durch die unerbittliche Fortsetzung des Kampfes gegen England
und durch eine weitere ganz der Gegenseite zur Last fallende Verscharfung der Beziehungen zu den
USA.
Der Kampf gegen den Bolschewismus hat sowohl durch seinen Verlauf selbst, wie durch das Be-
kanntwerden weiterer Dokumente zu seiner Vorgeschichte und durch die Entwicklung der Beziehun-
gen zwischen SowjetruBland und den angelsachsischen Machten eine neue Rechtfertigung erhalten,
die freilich an sich gar nicht no tig ware.
Die ungeheueren an den deutschen Grenzen aufmarschierten Massen an sowjetischen Menschen und
Kriegsmaterial, besonders an Tanks und Artillerie, die verbissene Harte des Kampfes und die wilde,
durch Fanatismus und Zwang gesteigerte Einsatzbereitschaft der bolschewistischen Truppen haben
erst die GroBe der Gefahr enthullt, der Deutschland und Europa sich gegenuberbefanden. Der von
Moskau aus immer wieder zur Schau gestellte angebliche „sozialistische Aufbau" in der Sowjetunion
hat sich vor aller Augen jetzt als das erwiesen, was er fur Kenner schon immer gewesen ist, der Auf-
bau einer industriellen und militarischen Angriffsmaschinerie zur Vollstreckung der bolschewistischen
Weltrevolution.
Zwei im „Journal de Geneve" am 12. Juli veroffentlichte oder besser gesagt friiher vertuschte und
jetzt wieder in Erinnerung gebrachte Dokumente bestatigen dies. Das eine Dokument enthalt Erkla-
rungen, die Stalin am 19. August 1939 unmittelbar nach der Unterzeichnung der deutsch-russischen
Verstandigung vor dem Politburo, dem hochsten sowjetischen Parteigremium, abgegeben hat. Stalin
verteidigte den AbschluB mit Deutschland als einen Akt der Realpolitik. Er ftihrte aus, das Abkommen
mit Deutschland habe den Zweck, den Ausbruch des Krieges sicherzustellen. Die kommunistische
Diktatur sei nur moglich
101 durch einen groBen Krieg. Man miisse wahrend desselben Deutschland wirtschaftlich helfen, damit es
den Krieg moglichst lange aushalten konne mit der Folge einer allgemeinen Schwachung, die dann der
am Kriege nichtbeteiligten Sowjet-Union seine Chance geben werde. Stalin kam zu der SchluBfolge-
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 9
rung: „Es ist in unserem Interesse, daB der Krieg zwischen Deutschland und dem englisch-
franzosischen Block ausbricht. Es ist wesentlich fur uns, daB dieser Krieg solange als moglich dauert.
Wir miissen die kommunistische Arbeit in den kriegfuhrenden Landern intensivieren, um gut vorberei-
tet zu sein fur den Moment, wo der Krieg zu Ende geht." Das zweite Dokument ist eine Instruktion an
Kominternbeauftragte in Frankreich und Belgien vom 25. November 1939, die die Gedanken Stalins
tiber den Krieg, der die giinstigen Umstande und Bedingungen zur Entfesselung der Weltrevolution
schaffe, naher ausfuhrt.
Es entspricht diesem europaischen Charakter, daB die im Juni bereits klar abgezeichnete Bewegung
innerhalb der europaischen Volker, den Kampf gegen den Bolschewismus als europaische Aufgabe zu
begreifen, sich weiter verstarkt hat. In A g r a m hat der Staatsfuhrer am 2. Juli kroatische Freiwillige
aufgerufen, um „mit der Waffe in der Hand, Schulter an Schulter mit seinen jahrhundertealten Kriegs-
kameraden, den unbesiegbaren deutschen Soldaten zu kampfen, und die geschichtliche Waffenbriider-
schaft zu erneuern." Das erste Bataillon des Freiwilligenkorps Danemark ist am 19. Juli aus Kopenha-
gen ausgeriickt. Auch in Frankreich ist ein zahlenmaBig anscheinend sogar recht starkes Freikorps in
der Bildung begriffen. Die spanische „Blaue Division" ist bereits in Deutschland eingetroffen. Die
Bundesgenossen aber, Finnland, die Slowakei, Ungarn und Rumanien stehen mit ihren Verbanden
Seite an Seite mit der deutschen Wehrmacht schon tief im Feindesland, und die italienischen Verbande
sind auf dem Wege zur Front. Das einzige Land, aus dem bisher keine Freiwilligen sich gemeldet ha-
ben und wo dies sogar als mit der „historischen Neutralitat" unvereinbar erklart wird, ist die Schweiz.
Hinsichtlich der politisch-diplomatischen Hintergriinde des Kampfes gegen die Sowjets haben wir
aus dem erst im Monat Juli im einzelnen bekanntgewordenen finnischen Blau-WeiB-Buch iiber die
Entwicklung der Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion seit dem „FriedensschluB" des
11. Marz 1940, der den russisch-finnischen Krieg beendigte, und aus einer am 18. Juli dazu erfolgten
Verlautbarung des schwedischen AuBenministeriums recht bemerkenswerte Einzelheiten erfahren.
Das finnische Blau-WeiB-Buch bringt ein umfangreiches Material iiber die feindselige, erpresserische
und drohende Haltung
102 Moskaus gegeniiber Finnland. Es ergibt sich zweifelsfrei, daB die Sowjetunion ihr Ziel, Finnland zu
unterjochen, dem sie zuerst durch den Krieg mit Finnland nachgegangen war, nach AbschluB des Frie-
dens durch eine extensive und rauberische Anwendung des Friedensvertrags, durch die Stellung im-
mer neuer iibersteigerter Forderungen sowie durch innere Aushohlung des finnischen Staatswesens auf
dem Wege kommunistischer Propaganda und der Gewinnung wirtschaftlicher Positionen in Finnland
zu erreichen gesucht hat. Als die drei nordischen Staaten, aufgeschreckt durch den sowjetischen An-
griff gegen Finnland, wahrend der finnisch-sowjetischen Friedensverhandlungen und nachher die Fra-
ge des Abschlusses eines gemeinsamen Verteidigungsbiindnisses priiften, griff Moskau scharf ein mit
der Drohung, ein solches Defensivbiindnis als die AuBerkraftsetzung des finnisch-sowjetischen Frie-
densvertrages anzusehen. Finnland sollte eben jeder Stiitze entbehren, um dem sowjetischen Imperia-
lismus im gegebenen Moment allein und moglichst schwach gegeniiberzustehen. Natiirlich war Finn-
land fur Moskau nur eine Station auf dem Wege nach den eisfreien Hafen an der Nordkiiste der skan-
dinavischen Halbinsel und nach den wertvollen Rohstoffen der skandinavischen Lander.
Diese Erkenntnis wird heute auch in Schweden offen ausgesprochen, obwohl betrachtliche Teile der
schwedischen Presse und die politisch Fiihrenden aus ideologischer, parlamentarischdemokratischer
Voreingenommenheit sich der Anerkennung der Folgerungen aus solcher Erkenntnis hinsichtlich der
Rolle Deutschlands und der Notwendigkeit fur Schweden, zu ihr positiv Stellung zu nehmen, entzie-
hen mochten. Aber Schweden wird, wie es die englische Wirtschaftszeitung „Economist" ausdriickte,
„standig und unentrinnbar zu einem Teil des deutschen Europa verwandelt", oder wie „Svenska Dagb-
ladet" vom 4. Juli sagte, Schweden sei eine Enklave in der Machtsphare der Achse geworden. In der
gewaltigen Auseinandersetzung zwischen dem neuen Europa der Achse und dem Bolschewismus gibt
es im Grunde keine Moglichkeit der Neutralitat, eine Erkenntnis, die in Schweden freilich noch lange
nicht allgemein geworden ist, aber doch auch von bedeutenden Presseorganen bereits offen vertreten
wird.
Die innere und auBere Zwangslaufigkeit der Entwicklung der neuen Struktur Europas unter der Fiih-
rung der Achse, die im Osten eine Befreiung vom Druck der Sowjetmacht und des Bolschewismus
und im Westen eine solche von der historischen Einmischungs- und Veruneinigungspolitik Englands
bedeutet, findet seit dem Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus bei
den Volkern Europas offensichtlich wachsendes Verstandnis.
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Im auBereuropaischen Bezirk hat die deutsche Politik durch die am 1. Juli erfolgte Anerkennung der
na
103 tionalen chinesischen Regierung in Nanking, die gleichzeitig mit der durch Italien erfolgt ist, zu der
Lage im Fernen Osten Stellung genommen. Die von Japan begonnene Neuordnung des ostasiatischen
Raumes hat hierdurch von selten von Japans Verbundeten im Dreierpakt eine Anerkennung und di-
plomatisch-politische Unterstiitzung erhalten.
Dafiir ist das Verhaltnis zu den Vereinigten Staaten womoglich noch schlechter geworden, obwohl
die offene Feindschaft und haBerfullte Gesinnung Roosevelts und seiner Leute Deutschland gegenuber
eigentlich keiner Steigerung mehr fahig erscheint. Ein bekannter USA-Publizist schrieb, zwischen den
USA und Deutschland bestehe bereits der ideologische und der Wirtschaftskrieg, es fehle nur noch der
offene Ausbruch des „SchieBkrieges". Das Buch des Prasidenten der amerikanischen Friedensliga,
Theodor N. Kaufmann, „Deutschland muB vernichtet werden", liber das die deutsche Presse am 23.
Juli ausflihrlich berichtete, ist bezeichnend. Die von der deutschen Presse veroffentlichte, in einer
norwegischen Freimaurerloge gefundene Fotografie, die Roosevelt als Hochgradfreimaurer mit seinen
drei Sohnen in mitten einer judisch-freimaurerischen Gesellschaft zeigt, ist eine weitere Illustration.
Ganz offensichtlich ist der HaB- und Vernichtungswille des Kreml gegen die Achsenmachte nicht
groBer als der des WeiBen Hauses. Beidemal ist die ideologische Feindschaft eng verkntipft mit impe-
rialistischem Machtstreben. Molotows Forderungen bei seinem Aufenthalt in Berlin und Roosevelts
Griff nach Gronland, Island, Nordirland, den Inseln des Atlantik und der Westkuste Afrikas geschehen
mit ideologischen Begriindungen sehr antithetischen Charakters, aber mit grundsatzlich gleichartigem
machtpolitischen Wollen: Das in der Bildung begriffene geeinte Europa, nach Volkszahl und Lei-
stungsfahigkeit die starkste Potenz des zuktinftigen Weltgeschehens, soil im Entstehen erstickt, um-
klammert, unmoglich gemacht werden.
Den Kampf um den Sieg des neuen Europa ftihrt auch das verbundete Italien unentwegt weiter. In
Italienisch-Ostafrika ist die Kampfgruppe von Galla und Sidamo nach langem Ringen gegen eine ge-
waltige Ubermacht und nachdem alle Vorrate an Lebensmitteln und Munition verbraucht waren, aus-
geschieden. Sie muBte in ehrenvoller Form die Waffen strecken. Jetzt halt nur noch eine italienische
Kampfgruppe, die im Gebirgsland von G o n d a r , stand. Im Mittelmeer, im Atlantischen Ozean und
an der Grenze Agyptens geht der Kampf mit England weiter.
Auf dem Balkan ist Montenegro am 12. Juli durch die Proklamation der Unabhangigkeit seiner kon-
stituierenden Nationalversammlung zu neuem staatlichen Dasein wieder erstanden. Punkt 3 der Pro-
klamati
104 on besagt, Montenegro werde als souveraner und unabhangiger Staat in der Form einer konstitutionel-
len Monarchic wiederhergestellt. Weg und Schicksal Montenegros sollten mit denen Italiens verkntipft
und der Konig von Italien gebeten werden, einen Regenten zu ernennen. Italiens Stellung an der Adria
und auf dem Balkan erfahrt dadurch eine weitere Konsolidierung.
Es liegt auf der Hand, daB Italiens neue Stellung am Balkan es zu jenem Staat, der als der starkste
Balkanstaat aus dem Kampf hervorgegangen ist, zu Bulgarien, in ein neues Verhaltnis bringen muB.
Beide Staaten sind Grenznachbarn geworden. Die bulgarischen Staats manner Ministerprasident F i 1 o
f f und AuBenminister P o p o f f haben sich vom 20. bis 23. Juli in R o m aufgehalten. Wie offizios
verlautet, wollte man sich u. a. liber die durch die Auflosung des ehemaligen Jugoslawien ergebende
Lage auf dem Balkan unterhalten, ausgehend von der Uberzeugung, daB die italienisch-bulgarische
Solidaritat gegenwartig das starkste Element der Ordnung und Sicherheit auf dem Balkan darstelle.
Im fernostlichen Raum hat Italien gleichzeitig mit Deutschland im Geiste des Dreierpaktes die An-
erkennung der chinesischen Nationalregierung in Nanking vollzogen.
Die als Staaten autoritarer Herrschaftsform ideologisch und durch ihre Interessenlage auch materiell
im gegenwartigen Weltkonflikt auf der Seite des neuen Europa stehenden Lander der iberischen Halb-
insel haben diese Einstellung und Interessenlage auch im Monat Juli in bedeutsamer Weise unterstri-
chen.
Spaniens AuBenminister Serrano S u n e r hat in einem Gesprach mit dem Madrider Vertreter der
„Deutschen Allgemeinen Zeitung" die Stellung Spaniens klar umrissen: „Spaniens Stellung gegenuber
dem deutsch-russischen Kriege kann nur die der entschlossenen moralischen Kriegflihrung an der
Seite unserer Freunde und gegen den am meisten verhaBten Feind aller Spanier sein. Diese moralische
Kriegflihrung muB und wird ihre Erganzung in der Teilnahme spanischer Kampfer auf dem Schlacht-
feld finden Deutschlands Kampf ist ein Kreuzzug der europaischen Ordnung gegen die asiatische Bar-
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 1 1
barei. Der Sieg iiber RuBland ist die unbedingte Voraussetzung flir die Reorganisation und die Zukunft
Europas."
Noch deutlicher auBerte sich Spaniens Staatschef, General Franco, am flinften Jahrestage der na-
tionalen spanischen Revolution in einer feierlichen Sitzung des Nationalrates der Falange am 17. Juli.
Franco fiihrte aus: In dieser Stunde wird um das Schicksal Europas gekampft, das auch das unsrige ist.
Aber dieses Schicksal ist bereits entschieden, denn der Untergang des russischen Kommunismus, der
wie ein Alpdruck auf unserer Generation lastete, ist unvermeidlich. Keine menschliche Gewalt wird
diesen Lauf des
105 Schicksals andern konnen, auch nicht der Irrsinn, mit dem die Politiker gewisser Lander Europa in ein
neues Ungliick stiirzen mochten. Gegen solche Versuche miissen wir gewappnet sein, damit die Welt
weiB, daB wir uns unsere Unabhangigkeit und Rechte nicht nehmen lassen. Spanien ist wie kein ande-
res Land dazu berechtigt, festzustellen, daB Europa keinerlei Ambitionen in Amerika hat. Ein Ent-
scheidungskampf zwischen den beiden Kontinenten ist unmoglich; er wtirde nur einen ergebnislosen,
unabsehbar langen Krieg bedeuten mit ungeheuren Schiffsverlusten, unerhorten Kriegsgewinnen eini-
ger Weniger und den Niedergang jeglichen friedlichen Welthandels bedeuten.
Nach einem Uberblick iiber die bisherige Entwicklung des Krieges sagte Franco weiter: „Der ame-
rikanische Kontinent kann an keine Intervention in Europa denken, ohne sich selbst in eine Katastro-
phe zu stiirzen. Ebensowenig kann Amerika behaupten, daB seine Kiisten durch europaische
Kriegsziele bedroht seien. Dies ware eine Verdrehung der Tatsachen. Die Freiheit der Meere ist ein
Sarkasmus flir die Volker, die unter dem Krieg leiden. Ebenso ist der Begriff internationales Recht,
dem die unmenschliche Hungerblockade Hohn spricht, und die sogenannte Verteidigung der
bedrohten Volker nichts als ein groBartiger Schwindel, an den kein Mensch mehr glaubt. Die
Behauptung, daB das Schicksal dieses Krieges durch den Eintritt eines dritten Landes geandert werden
konnte, ist auf Grund dieser Erkenntnis ein verbrecherischer Wahnsinn und wtirde zu einem Weltkrieg
ohne absehbares Ende fiihren, der jahrelang dauern und den Ruin aller Nationen herbeifiihren wiirde,
die im Welthandel ihre natiirliche Existenzgrundlage haben. An diesen Tatsachen laBt sich nicht
riitteln. Die Blockierung Europas wtirde eine Autarkie im Gefolge haben, die auch Siidamerika schwer
schadigen wiirde. Der Krieg wurde ungeschickt vom Zaun gebrochen. Die Alliierten haben ihn
verloren. Die verantwortlichen Manner geben selbst unumwunden zu, daB sie aus eigener Kraft nichts
mehr zu erreichen vermogen und daB sie daher ihre letzten Hoffnungen auf einen neuen Krieg setzen,
den Krieg zwischen den Kontinenten, der ihre Agonie verlangern und ihnen noch ein Schattendasein
gewahren soil. Aus Liebe zu Amerika wiinschen wir, daB dieser neue Krieg nicht kommt. Der Feldzug
gegen SowjetruBland, mit dem sich die plutokratische Welt solidarisch erklart, wiirde an den
verheerenden Folgen des Krieges zwischen den Kontinenten nichts andern.
Die Welt steht seit zwanzig Jahren unter dem Druck der verbrecherischen Agitation des russischen
Kommunismus, und Spanien kann wie kein anderes Volk die Reichweite der Folgen des gegenwarti-
gen Kampfes beurteilen, denn es lieferte dem Kommunismus die erste und blutigste Schlacht. Das
kommuni
106 stische Gold und die jiidische Presse mogen vielleicht die Welt gegeniiber den revolutionaren
Umtrieben der Komintern blind gemacht haben, auch die siidamerikanischen Nationen mogen bislang
nicht gewuBt haben, daB die Komintern sie als semikoloniale Volker bezeichnete und ihnen ihre be-
sondere Aufmerksamkeit widmete, jetzt ist aber die Stunde gekommen, in der sich niemand der Er-
kenntnis dessen verschlieBen kann, was fur eine ungeheure Gefahr das schandliche Sowjet-Regime in
sich birgt. Unsere nationale Erhebung hat heute vor der Welt ihre allerhochste Rechtfertigung erfahre
n. In dieser Stunde, da Deutschland eine Schlacht aufnimmt, die Europa und die ganze Christenheit
seit so vielen Jahren herbeisehnte, und bei der auch unsere Jugend zugegen ist, erneuert Spanien das
felsenfeste Vertrauen auf seine Zukunft, iiber die die Wehrmacht und die Falange gemeinsam wa-
chen."
Die von den Angelsachsen gegeniiber Spanien in seiner schweren wirtschaftlichen Not geiibte Er-
pressung kennzeichnete Franco wie folgt: „Zwei Millionen Tonnen Getreide muBten aus fernen Lan-
dern herbeigeschafft werden. Als die Not im vergangenen Jahre am groBten war und das Brot fiir un-
ser Volk zur Neige ging, verhinderte Nordamerika die Verschiffung von hunderttausend Tonnen Ge-
treide, das bereits gekauft und verschiffungsbereit lag. Alle unsere Bemiihungen scheiterten an den
Verfiigungen der nordamerikanischen Regierung. Jede wirtschaftliche Hilfe, die man uns anbot, wurde
mit politischen Forderungen verkniipft, die mit der Wtirde und Unabhangigkeit eines freien Volkes
nicht vereinbar waren. Die Stunde ist gekommen, wo ich offen zu euch iiber diese hinterlistigen Ma-
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chenschaften sprechen kann. Jedes Volk kann sich nur auf Grund seiner eigenen Arbeitskraft und Op-
fer behaupten. Es ist ein schwerer Irrtum, zu glauben, daB die Plutokratien ihr Gold fur groBmiitige
Hilfsaktionen hergeben. Das Gold erniedrigt die Nationen ebenso wie die Menschen. Gibt es einen
besseren Beweis daflir als den Tausch von den Gliedern des Korpers eines Imperiums gegen funfzig
veraltete Zerstorer?"
Der spanische Staatschef schloB mit einem Appell an die Einheit, den Opfergeist und den Selbstbe-
hauptungswillen des spanischen Volkes.
Francos Worte haben an der Adresse, an die sie gerichtet waren, in London und Washington, verar-
gerte Unfreundlichkeit und erneute Drohungen mit wirtschaftlichen ZwangsmaBnahmen hervorgeru-
fen.
Der englisch-amerikanische Imperialismus bedroht auch den anderen Staat der iberischen Halbinsel,
Portugal, mit wachsender Starke. Aber auch im Monat Juli hat Portugals Regierung sich in ihrem ent-
schiedenen Willen zur Selbstbehauptung nicht beeintrachtigen lassen. Staatsprasident C a r m o n a hat
am
107 23. Juli eine auf einen Monat berechnete Reise nach den Azoren angetreten. Als politischen und
moralischen Zweck der Reise bezeichnete das Regierung sblatt „Diario da Manha", durch die Anwe-
senheit des Staatsprasidenten sollten die physischen und seelischen Bande, die die Volker und Lander
des portugiesischen Imperiums verbinden, wenn moglich noch enger gestaltet werden. Die Reise des
Prasidenten zeige die enge Verbundenheit, die das ganze portugiesische Volk mit seinem uberseei-
schen Besitz verbinde. Weitere betrachtliche Truppentransporte sind im Monat Juni, wie schon in den
vorhergehenden Monaten, nach den Kapverdischen Inseln und nach den Azoren verschifft worden. Es
ist klar: eine Besetzung der portugiesischen Inseln im Atlantik in der Art, wie Roosevelt Gronland
oder Island besetzte, namlich mit dem durch verlogene Manover bewirkten Schein der Zustimmung
der Vergewaltigten, wird nicht moglich sein.
Am 9. Juli haben sich auf Einladung der brasilianischen Regierung der Direktor des portugiesischen
Propagandasekretariats und der Leiter der Kolonialverwaltung im Kolonialministerium nach Brasilien
eingeschifft, um dort eine Reihe von Vortragen zur Vertiefung der portugiesisch-brasilianischen
Freundschaft zu halten. Die portugiesische Presse unterstrich bei dieser Gelegenheit, wie schon ofter
in den letzten Monaten, die historische und kulturelle Verbundenheit der beiden Lander, die Interes-
sengemeinschaft, die sie iiber den Atlantik hinweg verbindet, und die Notwendigkeit, „irgendwelche
egoistische Einmischungen, Intrigen und Begehrlichkeiten auszuschalten."
Den angelsachsischen Imperialismus hat auch Frankreich im Monat Juli in gesteigertem MaBe er-
fahren mtissen. Nach funfwochigem tapferen und hartnackigen Kampf gegen die technisch und zah-
lenmaBig stark uberlegene englische Invasionsarmee haben sich die franzosischen Truppen in Syrien
vor der Unmoglichkeit gesehen, den Kampf fortzusetzen. Die zuerst von englischer Seite gestellten
Bedingungen fur einen Waffens tills tand enthielten die Forderung, den Verratergeneral de Gaulle als
Vertragspartner anzuerkennen und den franzosischen Offizieren und Soldaten den Eintritt in die
Streitkrafte de Gaulles freizustellen. Vichy hat dies rundweg abgelehnt und ausdruckfich festgestellt,
Frankreich sei nicht bereit, aus welchem Vorwand es auch sei, mit Leuten wie de Gaulle und Catroux,
die ihr Land verraten hatten, in Verhandlungen einzutreten. Gleichzeitig wurde der Kommandeur der
franzosischen Truppen in Syrien, General D e n t z, ermachtigt, „die der tatsachlichen Lage entspre-
chenden MaBnahmen zu ergreifen". Am 14. Juli kam dann zwischen dem englischen Kommandeur
Wilson und General Dentz ein Waffenstillstand streng militarischen Charakters zustande, der die Ehre
der franzosischen Waffen respektierte, und vor
108 allem jede Anerkennung de Gaulles vermied. Syrien wurde nun, soweit es nicht schon wahrend der
Kampfhandlungen von den Englandern erobert worden war, von diesen besetzt. Nachdem die Erhe-
bung des Irak gegen England, die Anfang Mai begonnen hatte, Anfang Juni nach vier Wochen Kampf
gegen materiell und personell weit uberlegene englische Truppen mit der Eroberung Bagdads und dem
Zusammenbruch der irakischen Nationalregierung geendigt hatte, hat England durch die Besetzung
des Iraks und Syriens eine betrachtliche Verstarkung seiner Position im vorderen Orient erreicht. Uber
die Interessen seines fruheren Bundesgenossen Frankreich ist es dabei mit der ublichen Rucksichtslo-
sigkeit hinweggegangen. Die erfolgreichen Angriffe der deutschen und italienischen Flugwaffe auf
Englands Stiitzpunkte auf Cypern, in Haifa, Suez und Alexandrien zeigen jedoch, daB England sich
dieser Position nach der Besetzung des gesamten Balkans, Kretas und der Inseln des Mittelmeers kei-
neswegs ungestort erfreuen kann.
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In einem anderen, dem fernostlichen Ted des franzosischen Kolonialreichs, in Indochina, haben die
Dinge jedoch einen anderen Verlauf genommen, als England es wohl beabsichtigt hat. Dort ist Japan,
das durch seine Vermittlung den Streit zwischen Thailand und Indochina seine Stellung als flihrende
Macht in Ostasien bewiesen hat, dem englisch-amerikanischen Zugriff zuvorgekommen. Am 24. Juli
wurde zwischen Vichy und Tokio ein Abkommen iiber die gemeinsame Verteidigung von Franzo-
sisch-Indochina abgeschlossen. Unter Wahrung und Garantierung der franzosischen Souveranitat und
territorialen Integritat wurde die Besetzung der strategisch wichtigsten Punkte Indochinas durch Japan
bestimmt. Japan hat dadurch seine Stellung wesentlich verstarkt, und zwar sowohl fiir seinen Kampf
mit Tschiangkaischek, wie fiir den Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung mit England und
USA, nicht zuletzt aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht, da Indochina eine bedeutende Ausfuhr von
Reis, Gummi u. a. kriegswirtschaftlich wichtigen Rohstoffen hat. Die Bereitschaft Vichys zu dem
Vertrag mit Japan ist sicher durch Englands Angriff auf Syrien wesentlich herbeigefuhrt worden.
Hinsichtlich des Krieges in Europa ist festzustellen, daB die positive Stellungnahme Frankreichs im
Sinne der Achsenmachte verstarkt erscheint. Die Bildung eines zahlenmaBig recht starken Korps von
Freiwilligen zum Kampf gegen den Bolschewismus ist im Gange. Die kommunistischen Zellen in
Frankreich werden, wo man sie zu fassen bekommt, ausgehoben.
Marschall P e t a i n hat vor dem Nationalrat, der mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung be-
auftragt ist, am 8. Juli eine bemerkenswerte Rede gehalten, in der er die Grundsatze, nach denen die
kunftige Verfassung ausgerichtet werden soil, dargelegt hat. Diese Grundsatze enthalten eine Absage
an die bishe
109 rige parlamentarisch-demokratische Einstellung und an die Prinzipien der Revolution von 1789, ein
Zuriickgehen auf die konstitutionellen Werte und Krafte der Nation, besonders die Familie, den Ge-
meinschaftssinn und die Autoritat. Man wird gespannt sein diirfen, wie die neue Verfassung im ein-
zelnen aussehen und wie der neue politische Kern der franzosischen Nation, dessen Bildung Petain als
notwendig bezeichnete, entwickelt werden wird.
Wie sehr sich Frankreich bemtiht, im Staatsleben wieder Ordnung zu schaffen, zeigt die Tatsache,
daB bereits Anfang Juli fur das zweite Halbjahr 1941, zum erstenmal seit Frankreichs Zusammen-
bruch, wieder ein ordentlicher Staatshaushalt aufgestellt worden ist.
Die Sowjetunion, der Feind Europas, ist durch die gewaltigen Erfolge der deutschen und verbiinde-
ten Truppen bereits in schwere Bedrangnis geraten. Die wenigen Nachrichten, die, auBer Propagan-
dameldungen, zu uns gelangen, zeigen dies deutlich. Stalin sah sich genotigt, am 1. Juli den Vorsitz
des neugebildeten Verteidigungsrates zu ubernehmen, in dessen Hande die gesamte Regierungsgewalt
gelegt wurde. Als Grund fiir die Bildung des Verteidigungsrates wurden die „augenblicklichen auBer-
gewohnlichen Umstande" angegeben. Wenn man sich erinnert, bis zu welchem Grade in der Sowjet-
union die Staatsmacht bereits zentralisiert war, und wie absolut Stalins Wille schon immer Gesetz
gewesen ist, dann muB man zur SchluBfolgerung kommen, daB die Bildung des Verteidigungsrates, zu
dem auBer Stalin nur Molotow als stellvertre tender Vorsitzender und Woroschilow als Verteidigungs-
kommissar und der Innenkommissar Beria gehoren, der Ausdruck eines schon weit fortgeschrittenen
Notzustandes sein muB.
Nicht minder bezeichnend war der Aufruf, den Stalin am 3. Juli als Vorsitzender des Verteidigungs-
rates erlieB. Er verheimlichte nicht die GroBe der Gefahr, sprach von einem Kampf auf Leben und
Tod, sagte alien Panikmachern, die den Widerstand lahmten, den Kampf an und rief unter heftigen
Beschimpfungen gegen Deutschland und seine Fuhrung zum Kampf bis aufs Messer auf. Als wesent-
lich fiir diesen Kampf bezeichnete er, daB dem Feinde nichts, was ihm von Nutzen sein konnte, in die
Hande fallen diirfe. Das rollende Material der Bahnen, alle Vorrate, alles Getreide muBten zerstortund
die Walder niedergebrannt werden. Hinter der Front miisse der Partisanenkrieg, d. h. also der volker-
rechtswidrige Heckenschiitzenkrieg, bis aufs auBerste gefiihrt werden. Im gleichen Atem sprach Stalin
von „der demokratischen Einheitsfront aller freigesinnten Volker" und berief sich auf die Unterstiit-
zung Churchills und Roosevelts! In einer fiir England bestimmten Rundfunkrede auBerte der friihere
langjahrige AuBenkommissar der So
110 wjetunion, der plotzlich von Stalin wieder aus der Versenkung hervorgeholte L i t w i n o w: „Wir
fiihren diesen Kampf gemeinsam fiir Wahrheit und fiir die Befreiung versklavter Volker! "
Die „Freiheit", in der die Volker der Sowjetunion leben, erfuhr eine besondere Beleuchtung durch
ein am 17. Juli veroffentlichtes Dekret des Obersten Verteidigungsrates iiber die Reorganisierung der
politischen Propagandabehorden und die Einfiihrung des Instituts militarischer Kommissare in der
Roten Armee. Danach werden die politischen Kommissare, deren Tatigkeit in der nach dem finnisch-
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russischen Krieg durchgeflihrten Reorganisation der Roten Armee wesentlich eingeschrankt worden
war, wieder bis hinunter zu den Kompanien, Batterien und Schwadronen eingefuhrt. Diese Kommissa-
re miissen Kommandeure und Soldaten liberwachen, melden, „wenn die Kommandeure nicht die Be-
fehle erflillen und nicht ehrlich ihre Pflicht tun . . ., miissen erzwingen, daB die militarischen Befehle
erflillt werden . . ., miissen einen unerbittlichen Kampf gegen die Feiglinge, die Panikmacher und De-
serteure flihren, miissen bis auf den Grund den Verrat ausmerzen".
Der Militarsachverstandige der „New York Times" vom 18. Juli meinte hierzu, die Wiedereinfiih-
rung des Systems der politischen Kommissare sei hochst entmutigend. Wenn Stalin es fiir notig finde,
die Zuverlassigkeit und Treue seiner Generale zu iiberwachen, sei dies nur ermutigend fur Hitler.
Wie die Verordnung vom 17. Juli im einzelnen durchgeflihrt wird, und welch blutigen Terror die
Kommissare gegenliber Soldaten und Offizieren der Roten Armee ausliben, ist im ubrigen durch zahl-
reiche Gefangenenaussagen und durch die Beobachtung der deutschen Truppen hundertfach bestatigt
worden. Ein Ende Juli von finnischen Truppen erbeuteter Tagesbefehl Stalins vom 22. Juli gab be-
kannt, es seien „wegen schimpflicher Flucht, Panikmacherei, Unfahigkeit zum Flihren, Untergrabung
der Kriegflihrung, kampfloser Preisgabe von Waffen an den Feind und eigenmachtigem Verlassen der
Stellung" eine ganze Anzahl von Sowjetgeneralen, die einzeln genannt werden, verhaftet und vor das
Kriegsgericht gestellt worden. Der Tagesbefehl schloB mit dem Aufruf an alle Kommandeure und
politischen Kommissare, alle Feiglinge, Panikmacher und Deserteure zu beseitigen und selbst mit
gutem Beispiel voranzugehen.
Blutiger Terror, die Bedrohung mit Mord, ist eben im Kriege wie im Frieden des Bolschewismus
und Stalins einziges Argument. Stalins Aufruf zum Heckenschiitzenkrieg, zum Terror gegen die eige-
ne Truppe und zur Verteidigung der demokratischen Freiheit ist eine wahrhaft bezeichnende
Kombination!
Was im ubrigen nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die von der Sowjetunion im Verlauf
111 dieses Krieges neu unterjochten Gebiete an blutigstem Verbrechen, an qualvollem Morden und
barbarischer Zerstorung aller Kulturwerte zur Kenntnis der Welt gelangt ist, ist wahrhaft erschlitternd
und kann den Wunsch und die Entschlossenheit, das bolschewistische Regime mit Stumpf und Stiel
auszurotten, nur noch verstarken und als eine europaische Notwendigkeit erweisen.
England jedoch, und zwei der Scheinregierungen, die es in London aushalt, die polnische und die
sogenannte tschechoslowakische, schlossen mit Moskau Biindnisvertrage! !
Die Haltung Englands zur Frage von Krieg und Frieden hat durch die Tatsache, den Bolschewismus
als offenen Mifkampfer zu haben, nur noch eine weitere Vertiefung erfahren — falls dies liberhaupt
noch moglich war. Der zahe russische Widerstand und die gewaltigen AusmaBe des Kampfes haben
der englischen Propaganda reichlich Stoff gegeben, um das eigene Volk und die Weltoffentlichkeit
glauben zu machen, daB die deutsche Kraft zum Sieg nicht ausreichen oder doch bei der Niederrin-
gung des Bolschewismus eine wesentliche Schwachung erfahren werde. Nach der Niederwerfung aller
Verblindeten auf dem europaischen Festlande nun in der Sowjetunion einen neuen Festlandsdegen zu
besitzen, und gar einen, der sogar starker erscheint wie alle anderen, wird von der englischen Propa-
ganda besonders freudig ausgewertet. Freilich fehlen die kritischen Stimmen nicht, und die Erfolge der
deutschen Wehrmacht und ihrer Verbundeten tun das ihrige, um allzu laute Freudenausbriiche an der
Themse einzuschranken.
Die Kritik an der eigenen Regierung ist in England denn auch im Monat Juli keineswegs verstummt.
Bezeichnend waren hierfur die Debatten iiber das Informationsministerium, in dem Ende Juli schon
der vierte Ministerwechsel stattgefunden hat, und liber die Rlistungsindustrie. Die Regierung muBte
beide Male scharfe Vorwlirfe hinnehmen, wenn es auch Churchill gelang, sich schlieBlich durchzuset-
zen. General Wave 11, einst wegen seiner Erfolge in Italienisch-Nordafrika als „Napoleon der Wii-
ste" laut gefeiert, wurde Anfang Juli nach Indien versetzt. Churchill weigerte sich, im Unterhaus die
Griinde, die in den deutsch-italienischen Erfolgen in der Cyrenaika und dem katastrophalen Ausgang
der Schlacht von Solium klar zutage liegen; anzugeben. Gegeniiber dem von Churchill meist zur
Schau getragenen Zweckoptimismus steht die Erklarung des Ersten Lords der Admiralitat, Alexander,
vom 16. Juli, der schlimmste Teil des Krieges stehe noch be vor.
An Ministerreden, die in England ja immer gewisse, wenn auch oft nur in Spiegelschrift zu lesende
Erlauterungen der Situation bieten, sind eine Rede Edens vom 5. Juli in Leeds und zwei Reden Chur-
chills vom 14. Juli im Londoner Rathaus und vom 29. Juli im Unterhaus zu erwahnen. Eden gefallt
sich hin und
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112 wieder in vagen Erklarungen liber die Friedensziele Englands. Diesmal klindigte er ganz offen als Ziel
Englands nach einem Sieg liber Deutschland einen bewaffneten Frieden zwecks dauernder Niederhal-
tung Deutschlands an. England hat natiirlich nach Eden keinerlei materielle, sondern nur ideelle
Kriegsziele. Wie Churchill es bei jeder Gelegenheit tut, erklarte auch Eden, mit Hitler werde unter
keiner Bedingung Frieden gemacht werden. Denn die Vernichtung Hitlers und seines Regimes sei das
Ziel. Deshalb sei auch jeder willkommen, der bei diesem Kampf mithelfe, der Bolschewismus also
jetzt vor allem. Den Sowjets versprach Eden „auf militarischem und wirtschaftlichem Gebiet mit unse-
rer gesamten Starke und Loyalitat" zu helfen. Wie diese Hilfe durchgefuhrt werden solle, hat Eden
freilich nicht gesagt. Eden hat auch ebenso wie der englische Botschafter in USA, Halifax, dies am 18.
Juli in San Franzisco getan hat, davon gesprochen, Hitler werde wohl bald ein Friedensangebot ma-
chen, aber England werde es auf jeden Fall und unbesehen ablehnen. Solche angeblich bevorstehenden
Friedensangebote des Fuhrers werden von der englischen Propaganda immer wieder erfunden. Man
will dadurch den Eindruck erwecken, als ob Deutschland es notig hatte, sich um Frieden zu bemuhen,
d. h. man will die deutsche Lage als schwierig erscheinen lassen, um dann mit der Betonung, man
werde jedes Friedensangebot ablehnen, sich selbst um so starker hinzustellen. Die wiederholte An-
wendung dieses Tricks macht ihn weder wirksamer, noch vergroBert er den Eindruck wirklicher
Selbstsicherheit und Starke.
In seiner Rede vom 14. Juli im Londoner Rathaus gab Churchill einen Uberblick tiber die Wirkung
der deutschen Luftangriffe auf London im letzten Herbst und Winter, der gegenuber der Vertuschung
von friiher bemerkenswerte Eingestandnisse enthielt. Darauf malte er aus, wie kunftig die deutschen
Stadte bombardiert werden wtirden, wenn erst England dazu geniigend vorbereitet sei. Churchills wil-
de und haBerfullte Natur kam dabei wieder einmal klar zum Durchbruch. Churchill wiederholte auch
die Luge, daB Deutschland mit „dem unbeschrankten Bombardieren" von Stadten angefangen habe,
und nannte Warschau und Rotterdam als Beispiele. In Wirklichkeit handelte es sich dabei bekanntlich
nicht um offene, sondern um mifitarisch verteidigte Stadte, und es ist die englische Luftwaffe gewe-
sen, die im Sommer 1940 mit der wahllosen Bombardierung offener Stadte begonnen hat. Erst nach
mehrmonaflichem Warten und Warnen ist dann die deutsche Vergeltung erfolgt.
Churchills Unterhausrede vom 29. Juli enthielt einige bemerkenswerte Gestandnisse. Churchill
muBte die Regierung gegen Vorwurfe verteidigen, daB die Rustungsproduktion nicht geniigend arbei-
te, die Leistung der Arbeiter nur noch 75% von friiher betrage und die Organisation der Industrie gro-
Be Mangel auf
113 weise. Natiirlich wies Churchill alle diese Vorwurfe zuriick, gestand aber dabei, daB die Leistungen der
Arbeiter tatsachlich nicht mehr auf der fruheren Hohe hatten gehalten werden konnen. Er sagte:
„Uberdies muB auch die sehr ernste Veranderung in der Ernahrung der Schwerarbeiter beriicksichtigt
werden, die jetzt bedeutend weniger arbeitsfordernd wirkt als vor einem Jahr. Mit Ausnahme unserer
Wehrmachtsteile sind wir in groBem AusmaBe von Fleischessern zu Pflanzenessern geworden, was
Ernahrungswissenschaftlern Grund zur Genugtuung verschaffen mag, jedoch eine entschiedene Aus-
wirkung auf die Leistungen der Schwerarbeiter zur Folge gehabt hat." Das andere Eingestandnis Chur-
chills ergibt sich aus seinen Bemerkungen zu der Kritik an der Organisation der Riistungsindustrie. Er
teilte mit, daB Roosevelts Beauftragter fur die Kontrolle der Durchfuhrung des Pacht- und Leihgeset-
zes, Harry Hopkins, an Besprechungen iiber die englische Riistungsindustrie teilgenommen habe,
und fuhr fort: „Wir sind natiirlich mit unseren amerikanischen Freunden und Helfern zu einem genau
umrissenen Abkommen gelangt. Sie unternehmen in der gemeinsamen Sache ungeheure Anstrengun-
gen, und sie verlangen daher natiirlich sehr vollstandige Angaben dariiber, was mit den von ihnen ge-
lieferten Giitern geschieht, und ob irgendwelche Verschwendung oder schlechte Leitung besteht. Es ist
unsere Pflicht, sie dariiber zu vergewissern, daB es kein Durcheinander gibt oder daB das Durcheinan-
der bis auf ein Minimum reduziert wird, und daB sie fur ihr Geld auch den entsprechenden Gegenwert
bekommen." Deutlicher kann nicht gesagt werden, daB das einst weltbeherrschende England unter
Kuratel der USA steht!
Uber die Wirkungen des Krieges auf Englands Wirtschaft und Finanzen liegen aus dem Monat Juli
mancherlei Nachrichten vor. Man will alle Frauen bis zum Alter von 40 Jahren und alle nichtwehr-
pflichtigen Manner bis zum Alter von 50 Jahren allmahlich mobilisieren, um sie in der Kriegsindustrie
einzusetzen. Moglicherweise erfolgt diese der „englischen Freiheit" so widersprechende MaBnahme
unter sanftem Druck aus USA.
Die englischen Staats finanzen stehen unter dem immer starker werdenden Druck der Kriegsausgabe
n. Die Ubersicht iiber die Entwicklung der Staatsausgaben im ersten Vierteljahr des Rechnungsjahres
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1941/42, die vom Schatzamt Anfang Juli herausgegeben wurde, zeigt, daB die Einnahmen mit 319
Millionen Pfund nur erheblich weniger als ein Drittel der Ausgaben mit 1,1 Milliarden Pfund aus-
machten, und daB die Einnahmen erheblich unter dem Voranschlag zuriickblieben, wahrend die Aus-
gaben iiber ihn hinausgingen. Steuern zahlen, Sparen zwecks Bereitstellung des Geldes fur Anleihen
und drastische Ver
114 minderung des zivilen Verbrauches sind daher die immer wieder verkundete Losung. Damit ist jedoch
die Tatsache, daB die Preis- und Lohnschraube sich immer schneller und beangstigender dreht, wie
„Financial News" am 1. Juli feststellte, nicht in Einklang zu bringen. Noch scharfere Rationierung und
noch rigoroseres Sparen sei deshalb zu fordern. Die „Times" schrieben am 23. Juli in einem „die
Schraube ohne Ende" betitelten Leitartikel, die Inflation mtisse auf jeden Fall vermieden werden. Jede
Erhohung der Produktionskosten und der Preise sei zu vermeiden.
Die RationierungsmaBnahmen und ihr weiterer Ausbau beschaftigen die englische Offentlichkeit
sehr. „Daily ExpreB" vom 14. Juli wuBte mitzuteilen, daB die neuen Versuche der Regierung, eine
Steigerung der Kohlenproduktion hervorzurufen, unter den Bergleuten „einfach verhaBt seien". Mini-
ster und Gewerkschaftsfuhrer wenden sich immer wieder mit Aufrufen an die Bergarbeiter, doch ja
mehr zu produzieren, da davon der Sieg und im nachsten Winter die Moral des ganzen englischen
Volkes abhange. Die Lebensmittelknappheit, die Verteilung der Lebensmittel, der Schleichhandel
usw., auch der Benzin-, Bier- und Tabakmangel beschaftigen die englische Presse erheblich. Neuer-
dings dtirfen die Inspektoren des britischen Ernahrungsministeriums, um das Hamstern zu verhindern,
sogar — ein schrecklicher Eingriff in die private Freiheit und die Unantastbarkeit des hauslichen Her-
des — die Speisekammern untersuchen!
Daftir traten Mitte Juli in Washington Vertreter der Vereinigten Staaten, GroBbritanniens, Kanadas,
Australiens und Argentiniens zusammen, um Probleme zu besprechen, die aus dem enormen Weizen-
uberschuB entstanden sind, den die englische Blockade in diesen Landern hervorgerufen hat. Auch
tiber die Uberschusse an Baumwolle in verschiedenen Landern sowie an Meiereiprodukten in Austra-
lien und Neuseeland wurde gesprochen. Zwischen England und seinen Dominien steht ferner das Pro-
blem, wie die durch die Forcierung der Rtistungsindustrie in den Dominien schnell fortschreitende
Industrialisierung derselben nach dem Krieg sich auf die Absatzmoglichkeiten der englischen Indu-
strie auswirken werde.
Die groBte und dringlichste Sorge Englands ist und bleibt aber die Frage des Handelsschiffsraums,
besonders auch an Tankschiffen. Die Vereinigten Staaten haben schon alles Verfugbare abgegeben,
aber Roosevelt plant weitere Abgabe von Tankern mit der notwendigen Folge einer Einschrankung der
Versorgung in den USA selbst. Neuerdings planen nach einer Mitteilung der „Financial News" vom
22. Juli die in beiden Landern fur Handeisschiffahrt zustandigen Behorden, samtlichen neutralen
Schiffsraum fur ihre
1 15 Rtistungstransporte in Anspruch zu nehmen, d. h. zu requirieren mit der Drohung, daB im Weigerungs-
falle den neutralen Schiffen das Anlaufen britischer und amerikanischer Hafen verboten wurde. Auch
dies ein Beitrag zu dem angeblich von Roosevelt gefuhrten Kampf fur die Freiheit der Meere!
AuBenpolitisch ist in London neben den Vereinigten Staaten, die immer noch an erster Stelle stehen,
die Sowjetunion Trumpf. Mitte Juli wurde zwischen Moskau und London ein Vertrag gegenseitiger
Waffenhilfe mit der Verpflichtung, nur gemeinsam Frieden zu schlieBen, unterschrieben. Eine sowjeti-
sche Militardelegation wurde am 8. Juli in London enthusiastisch empfangen und gefeiert. In der Ka-
thedrale von Canterbury beteten der Dompropst und die Gemeinde zusammen fur die Sowjetunion,
und eine Londoner Zeitung verstieg sich zu der Behauptung, daB drei groBe Personlichkeiten fuhrend
in der Verteidigung der menschlichen Freiheit seien, namlich Churchill, Stalin und Roosevelt! Im Un-
terhaus aber sagte Churchill am 15. Juli, England segne die Waffen der Sowjets und wunsche ihnen
alien Erfolg.
Die finnische Regierung hat aus dieser Haltung Englands am 29. Juli die SchluBfolgerung gezogen,
die diplomatischen Beziehungen mit England abzubrechen.
Englands Beziehungen zu Spanien sind durch die oben erwahnten Erklarungen Francos nicht ver-
bessert worden. Eden erwiderte am 24. Juli im Unterhaus mit einer verlogenen Darstellung tiber die
angebliche uneigennutzige Hilfe, die England Spanien bei seinem Wiederaufbau nach dem Biirger-
krieg habe angedeihen lassen, und schloB mit unverhtillten Drohungen gegen Spanien.
Auch mit Japan haben sich Englands Beziehungen weiter verschlechtert. Das franzosisch-japanische
Abkommen iiber die gemeinsame Verteidigung von Indochina erregte den groBten Unwillen Londons.
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England klindigte am 26. Juli den britischjapanischen Handels- und Schiffahrtsvertrag von 1911 und
die Handelsvereinbarungen Japans mit Indien und Burma von 1934 und lieB die japanischen Guthaben
einfrieren. Die englischen Dominien folgten England sofort auf diesem Wege.
Irland hat mit einer Diskussion im Parlament am 25. Juli erneut seinen Willen zur Neutralist zum
Ausdruck gebracht. UnmiBverstandlich erklarte Ministerprasident de V a 1 e r a , ahnlich wie bei ver-
schiedenen anderen Gelegenheiten, Irland werde sich gegen jeden Angriff zur Wehr setzen, woher er
auch kommen moge. Solange Irland nicht seine Einheit gefunden habe, habe es „keinen Zweck, tiber
die groBen Prinzipien zu reden, fiir die die eine Seite angeblich kampft, und die die andere Seite an-
geblich vernachlassigt".
1 16 Diese AuBerung de V a 1 e r a s paBt auf die verlogene Phraseologie Londons so gut wie auf die
Washingtons, und Irland hatte als Bestatigung fur die Richtigkeit seiner Neutralitatspolitik das Schick-
sal Islands. In einer Sonderbotschaft an den KongreB teilte Roosevelt am 7. Juli mit, daB „amerikani-
sche Truppen auf Grund eines Ubereinkommens zwischen ihm und dem Ministerprasidenten in Island,
heute in Island eingetroffen seien. Die amerikanischen Marinetruppen sollten die britischen Streitkraf-
te erganzen und moglicherweise ersetzen. Die Vereinigten Staaten konnten eine Besetzung von strate-
gischen Vorposten durch Deutschland, die als Luft- oder Flottenbasen fur einen eventuellen Angriff
auf die Westhemisphare benutzt werden konnten, nicht dulden". Gleichzeitig wurde de" Briefwechsel
zwischen Roosevelt und dem Ministerprasidenten Islands veroffentlicht. Der Brief des Islanders laBt
aus den darin fiir die Besetzung formulierten Bedingungen deutlich die Besorgnisse der Islander, ihr
inneres Widerstreben und damit die unter dem Schein der Freiwilligkeit erfolgte Vergewaltigung der
Islander erkennen.
Die Besetzung Islands wurde allenthalben als ein offensiver Akt gegen Europa und ein Hinausgrei-
fen tiber die westliche Hemisphare erkannt, und von der gesamten nicht England- und USA-horigen
Presse, besonders auch der mit Island stammverwandten nordischen Lander, scharf kritisiert.
DaB Roosevelt diesen Angriffsakt auf einen zweifellosen Teil des europaischen Raumes unternahm,
in einem Augenblick, in dem Europa im Existenzkampf gegen den alle menschlichen Werte bedro-
henden Bolschewismus steht, ist ein neuer Beweis fur seine wirkliche Gesinnung. Sie kam iibrigens
treffend zum Ausdruck, als Roosevelt am 9. Juli von Pressevertretern darauf hingewiesen wurde, daB
er doch noch vor wenigen Monaten Island als nicht zur westlichen Hemisphare gehorig bezeichnet
habe. Roosevelt erwiderte lachelnd, seine Ansicht, was zur westlichen Hemisphare gehort, richte sich
danach, mit welchem Geographen er zuletzt gesprochen habe. Er habe es aufgegeben, Gebiete und
Interessenspharen der westlichen Halbkugel innerhalb genauer Grenzen zu definieren.
Derselbe Roosevelt hat am 21. Juli in einer an den KongreB gerichteten Botschaft, mit der er die
unbeschrankte Verlangerung der Dienstzeit der USA-Armee forderte, gesagt, es sei die
ubereinstimmende Meinung aller sachlich unterrichteten, „daB die Absichten und Plane der
Angreifernationen so augenscheinlich gegen die amerikanische Sicherheit gerichtet sind, daB die
Vereinigten Staaten und die iibrigen amerikanischen Lander tatsachlich in ihren nationalen Interessen
bedroht sind. Aus diesem Grunde stelle ich widerstrebend fest, daB ein unbeschrankter nationaler
Notstand besteht". Als Grund fiir diese unsinni
117 ge Behauptung gab Roosevelt u. a. den AnschluB der Ostmark an das Reich an! Wahrhaftig, die
zynische Verlogenheit dieses Mannes kann kaum noch iibersteigert werden.
Die Minister und engsten Mitarbeiter Roosevelts, die Stimson, Knoxs, Ickes, Willkie usw. setzen ih-
re Kriegshetze natiirlich ebenso unentwegt fort wie ihr Meister. Der stellvertretende AuBenminister,
Sumner Welles, trieb die heuchlerische Verlogenheit in einer Rede vom 23. Juli so weit, fiir die
Nachkriegszeit einen neuen Volkerbund im Stile Wilsons mit allerlei angeblichen idealen Zielsetzun-
gen zu fordern. Die Presse so ziemlich aller europaischen Lander, besonders die deutsche, hat darauf
unter ausgiebiger Verwendung von historischen Hinweisen auf den Genfer Volkerbund und sein
schmahliches Versagen die entsprechende Antwort erteilt.
Die Gegner von Roosevelts Kriegspolitik, Wheeler, Lindbergh, Taft, Clark, Hearst u. a. haben auch
im Monat Juli ihren Kampf zah fortgesetzt, um die USA aus dem Kriege herauszuhalten. Offensicht-
lich ist die groBe Mehrheit der Bevolkerung der USA nach wie vor gegen einen Kriegseintritt. Roose-
velt, der durch Strohmanner die Aufhebung des bisher noch bestehenden gesetzlichen Verbotes, USA-
Truppen auBerhalb der Westhemisphare zu entsenden, betrieben hatte, muBte angesichts der starken
Reaktion im KongreB und in der offentlichen Meinung gegen diese Absichten diese zunachst aufge-
ben. Er hat jedoch, ohne den KongreB zu fragen, unter Hinweis auf seine Befehlsgewalt als Oberbe-
fehlshaber der Armee, Truppen nach der ostlichen Hemisphare, und zwar nach Island geschickt.
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Wenn man sich die Riistungsziffern der USA ansieht — ein neuer Kredit von iiber 8 Milliarden Dol-
lar ist gegen Ende Juli vom KongreB verlangt worden — , wenn man erfahrt, daB allein die Armee fiir
das am 1. Juli beginnende Finanzjahr liber 15,3 Milliarden Dollar verfugen soil, daB die USA-Armee
sich jetzt bereits der Zwei-Millionen-Grenze nahert und auf drei Millionen vermehrt werden soil, so
kann kein Zweifel daruber bestehen, daB all diese riesigen Rlistungen nie und nimmer fiir die Vertei-
digung des amerikanischen Kontinents, sondern zum Angriff gegen andere Kontinente gedacht und
geplant sind. Die sogenannte Verteidigung der westlichen Hemisphare, die angebliche Gefahrdung der
USA, die Notwendigkeit der Rustung, um dieser Gefahr zu begegnen, sind nichts anderes als verloge-
ne Schlagworte. Roosevelts Politik zielt auf Einmischung liberall, ist in Wirklichkeit unbegrenzter
Imperialismus, bedeutet Aggressivitat nach alien Richtungen, besonders aber gegen Europa.
Allerdings zeigen sich auch gewisse Schranken fur diesen Imperialismus auf dem Gebiet von Wirt-
schaft
118 und Produktion. Selbst die sehr groBe Produktionskraft der USA-Wirtschaft ist dem Ansturm immer
neuer Milliardenziffern an Riistungsauftragen nicht gewachsen. AnlaBlich der Beendigung des Haus-
haltsjahres am 1. Juli erfuhr man aus einem Artikel des „Washington Evening Star", daB von den im
abgeschlossenen Haushaltsjahr gesetzlich fur Rustungszwecke zur Verfugung gestellten 20 Milliarden
Dollars vom Schatzamt nur 6 Milliarden ausgegeben waren, daB fur weitere 5,7 Milliarden Auftrage
erteilt, fiir 8,7 Milliarden aber noch keine Verwendung gefunden war. Nach dem 1. Juli sind weitere 10
Milliarden allein fiir die USA-Armee bewilligt worden, ohne nahere Einzelpriifung, „weil man iiber-
haupt nicht mehr ubersehen konne, was, wann und wie teuer fabriziert werden konne". Eine ernste und
gefahrliche Verknappung von Aluminium, Stahl, Mangan, Kautschuk und anderen Rohmaterialien, z.
B. auch Zinn und Zink, sei eingetreten. Am 14. Juli erklarte der Preiskoordinator Henderson, die
wachsenden Anforderungen an diesen Rohstoffen zwinge dazu, deren Verbrauch in der Privatindustrie
einzuschranken. Diese Rationierung sei der Preis, den man fiir die Rustung zahlen miisse. Es bestehe
auch eine schwere Gefahr der Inflation, der man nur durch verstarktes Sparen und gesteigerte Steuern
vorbeugen konne.
Neuerdings sieht man sich in den USA und England gezwungen, sich mit der Frage einer Neuvertei-
lung der Rustungslieferungen aus USA zu beschaftigen. Harry Hopkins hat sich gegen Ende Juli
nach England begeben, um festzustellen, „ob England in den kommenden Monaten einen Teil der
urspriinglich vorgesehenen USA-Materialhilfe entbehren konne, damit diese nach dem Fernen Osten
geleitet werden konne. Die Bedurfnisse dort seien gestiegen, sowohl fiir China wie fiir Niederlandisch-
Indien und auch fiir RuBland. Die USA-Regierung erwarte, daB die Englander ihre Anspriiche verrin-
gern konnten." Hopkins hat dann im englischen Rundfunk durch eine aufmunternde Rede den Englan-
dern die im Gang befindliche Riistungshilfe der USA, freilich ohne Zahlen zu nennen, in den gliihend-
sten Farben geschildert.
Der nach alien Seiten ausgreifende Imperialismus Roosevelts beunruhigt weiterhin auch die Lander
der Iberischen Halbinsel. Dem Unterstaatssekretar Sumner Weites ist am 21. Juli bei einer Bemerkung
an die Adresse des spanischen Staatschef Franco iiber dessen Rede (siehe Seite 104) ein bemerkens-
wertes Gestandnis entschlupft. Er sagte, was Francos AuBerungen iiber die Freiheit der Meere angehe,
„sei die amerikanische Geschichte auf die Bedingung gegriindet, daB die Meere vollig frei, oder in der
Kontrolle befreundeter Machte seien. Die Kontrolle durch unfreundliche Machte wiirde Amerikas
Freiheit der Meere toten". Es darf als nur jene „Freiheit der Meere" geben, iiber die die Angelsachsen
ausschlieBlich zu bestimmen haben!
1 19 Das Zusammengehen mit dem Bolschewismus ist fiir Roosevelt und seine Leute im Monat Juli schon
eine Selbstverstandlichkeit geworden. B u 11 i 11, einst Roosevelts Botschafter in Moskau und spater
in Paris, auBerte in einer Rede am 15. Juli, Stalin bekampfe die Macht Hitlers und helfe dadurch der
Zivilisation !
Uber die tatsachliche, wirtschaftliche und Kriegsmaterialhilfe der USA, an die Sowjets ist bisher
noch nicht viel bekannt geworden. Am 25. Juli teilte Sumner Welles mit, Moskau wolle eine Son-
derkommission nach den USA entsenden, um iiber den Ankauf von Kriegsmaterial zu verhandeln.
Eine Einbeziehung der Sowjetunion in das sogenannte Pacht- und Leihgesetz ist bisher wenigstens
noch nicht erfolgt. Es scheinen doch noch erhebliche Widerstande dagegen zu bestehen, daB das Geld
der USA-Steuerzahler in Form von Kriegsmaterial den Bolschewiken zur Verfugung gestellt wird.
Einstweilen betont man in Washington, man werde an Moskau nur gegen Barzahlung liefern. Auch hat
die USA-Regierung das Ersuchen der Sowjets, ihre diplomatische Vertretung in Vichy mit zu iiber-
nehmen, abgelehnt.
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Hinsichtlich des Fernen Ostens hat sich die Haltung des USA-Imperialismus weiter verscharft. Am
9. Juli verlautete aus Washington, daB die Hilfe an die Tschungking-Regierung weiter verstarkt wer-
den solle. Die Burma-StraBe, der einzige Verkehrsweg, der Tschungking noch einigermaBen offen-
steht, solle mit amerikanischer Hilfe verbessert und das zu seiner Benutzung notige Transportmaterial
geliefert werden, ferner Benzin, 01, Flugzeuge und andere Waffen. Die Hilfe an China erscheine Wa-
shington sogar noch wichtiger als die an RuBland.
Entsprechend wachst die Feindschaft und die Gegenaktion gegen Japan. Die gemeinsamen franzo-
sisch-japanischen VerteidigungsmaBnahmen in Indochina haben in Washington Ausbriiche heftiger
und feindseliger Ablehnung hervorgerufen. Das AuBenamt gab eine Erklarung heraus, in der es u. a.
hieB:
„Die japanische Regierung hat durch die Art ihres Verhaltens, welches sie in bezug auf Indochina
beobachtet hat und weiter beobachtet, den klaren Beweis daftir geliefert, daB sie entschlossen ist, ein
Expansionsziel durch Gewalt oder Gewaltandrohung zu erreichen ... Im Lichte der vergangenen Ent-
wicklungen bringen derartige MaBnahmen, wie sie jetzt die japanische Regierung ergriffen hat, die
Benutzung des Pazifik durch die friedliebenden Volker in Gefahr. Sie bringen die Belieferung der
Vereinigten Staaten mit wichtigen Rohstoffen, wie Zinn und Kautschuk, die fur den normalen Wirt-
schaftsgang Amerikas und fur die Durchfuhrung unseres Rustungsprogrammes notwendig sind, in
Gefahr. Das Recht zum Einkauf von
120 Zinn, Kautschuk, Erdol oder von anderen Rohstoffen im Pazifikraum auf der Grundlage der
Gleichberechtigung mit anderen Nationen ist Japan niemals verweigert worden. Die MaBnahmen, die
die japanische Regierung ergriffen hat, bringen auch die Sicherheit anderer Gebiete im Stillen Ozean,
darunter auch die Philippinen, in Gefahr. Die Regierung und das Volk der Vereinigten Staaten sind
sich vollstandig dariiber im klaren, daB derartige Entwicklungen unmittelbar das lebenswichtige Pro-
blem unserer nationalen Sicherheit beriihren." So viel Satze, so viel Verdrehungen der Tatsachen. Na-
her an der Wirklichkeit blieb — ausnahmsweise — Roosevelt, als er am 24. Juli erklarte, man habe
bisher Japan Ol geliefert, um zu verhindern, daB Japan Niederlandisch-Indien besetze. Diese Hoff-
nung, Japan aus dem Krieg herauszuhalten, sei seit zwei Jahren im Interesse Amerikas, Englands und
der Freiheit der Meere in Erfullung gegangen. Amerika habe sich seit Kriegsausbruch bemtiht, eine
Ausweitung des Weltkrieges auf dem Pazifik zu verhindern, denn es beziehe wichtige Materialien,
darunter Gummi und Zinn, aus Niederlandisch-Indien, den Straits Settlements und Indochina. AuBer-
dem habe Amerika helfen mtissen, australische Uberschusse an Fleisch und Getreide nach England zu
schaffen. Es seien also eigennutzige Grtinde gewesen, wenn man versucht habe, in der dortigen Ge-
gend einen Kriegsausbruch zu verhindern.
Am 26. Juli lieB Roosevelt als VergeltungsmaBnahme gegen die nach vertraglicher Vereinbarung
mit der franzosischen Regierung erfolgte Landung japanischer Truppen in Indochina alle japanischen
Guthaben in den Vereinigten Staaten einfrieren und die gesamte Ausfuhr nach Japan blockieren, bzw.
unter Lizenzzwang stellen. Offenbar hatte man auch Absichten auf die in USA-Hafen liegenden oder
dort ankommenden japanischen Schiffe. Funfundvierzig japanische Schiffe, die in Fahrt auf USA-
Hafen waren, wurden jedoch von der japanischen Regierung durch Funkspruch angehalten, und erst
nach entsprechenden Sicherungen wurde ihnen das Einlaufen in die USA-Hafen erlaubt. Die Durch-
fahrt durch den Panamakanal wurde einer Anzahl japanischer Schiffe durch Verwaltungsschikanen
unmoglich gemacht. Die angelsachsische „Freiheit der Meere" hat eben immer wieder dasselbe Ge-
sicht! Nach einer Erklarung von Sumner Welles vom 29. Juli wollen die USA auch die Staaten Stid-
und Mittelamerikas zu ahnlichen MaBnahmen der Wirtschaftsblockade gegen Japan veranlassen,
ebenso wie man durch Aufstellung von Schwarzen Listen, auf die man alle Firmen dieser Lander, die
mit den Achsenmachten Handel treiben, gesetzt hat, die englische Blockade und den eigenen Wirt-
schaftsimperialismus gegenuber Slid- und Mittelamerika zu fordern bemiiht ist. Am 29. Juli hat Roo-
sevelt einen Teil der Streitkrafte der Philippinen in die USA-Armee einberufen.
121 Rossevelts Imperialismus zielt seit der franzosisch-japanischen Vereinbarung iiber Indochina im
Fernen Osten offener und rticksichtsloser als bisher auf die wirtschaftliche Niederringung und militari-
sche Einkreisung Japans. Durch eine moglichst luckenlose Wirtschaftsblockade soil Japan wirtschaft-
lich niedergerungen werden. Die verstarkte Unterstiitzung Tschungkings und die Hilfe fur die Sowjet-
union bezeichnen die zwei Seiten einer Zange, die vom asiatischen Kontinent gegen Japan angesetzt
werden soil. Schon spricht man von Stiitzpunkten an der Nordosfkuste Asiens, von einer angeblichen
Bedrohung Alaskas, wenn die Sowjetunion unter den deutschen Schlagen vollig zusammenbreche,
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und stellt Erwagungen dariiber an, welche niitzliche Rolle die fernostliche Armee der Sowjets und
deren Bombengeschwader in Wladiwostok gegen das japanische Inselreich spielen konnten.
Der USA-Imperialismus gegeniiber Slid- und Mittelamerika ist im Monat Juli noch gesteigerter ak-
tiv gewesen. Was zunachst die Propaganda angeht, so hat Roosevelt selbst anlaBlich des Unabhangig-
keitstages Argentiniens am 9. Juli eine Rundfunkbotschaft verlesen, in der folgender Passus vorkam:
„In diesen kritischen Zeiten, wo die amerikanischen Republiken sich einer aktiven Gefahr gegeniiber-
sehen in Form einer Herausforderung von auBerhalb an die christliche Zivilisation, die sie als ein kost-
liches Erbe hochhalten, ist es besonders herzerfrischend, teilzunehmen an den beredten Ausdruck ge-
meinsamer Ideale, die die Kette der freien Republiken dieses Erdteils fest verbinden." Ein bemer-
kenswertes Stiick Heuchelei von dem Hochgradfreimaurer Roosevelt, der sich als Bundesgenosse des
antichristlichen, jede Freiheit und Menschenwurde zertretenden Bolschewismus ftihlt und betatigt!
Diese Art der Propaganda ist in Washington langst aufs beste organisiert. Roosevelt hat fur sie mit
Geldmitteln reichlich ausgestattete Heifer und Organisationen bereit. Nelson A. Rockefeller aus der
bekannten Plutokratenfamilie dirigiert ein „Biiro fur Angleichung der wirtschaftlichen und kulturellen
Beziehungen zwischen den amerikanischen Republiken zur nationalen Verteidigung", das iiber 5 Mil-
lionen Dollar verfugt und iiber dessen Plane Mitte Juli interessante Einzelangaben bekannt wurden.
Fur Presse-, Film-, Radio- usw. Beeinflussung in Slid- und Mittelamerika sollen Millionenbetrage
ausgegeben werden. Freilich haben der Filmschauspieler Douglas Fairbank s, der Anfang Juli von
einer im Auftrag Roosevelts mit groBem Tamtam durchgefuhrten Propagandatournee aus Sudamerika
zurlickkehrte, und der Ibero-Fachmann Leon Pearson darauf hingewiesen, daB die Ibero-
Amerikaner nicht so sehr erpicht seien, die Demokratie und das britische Empire zu retten, da England
jahrelang und zuerst Ibero-Amerika wirt
122 schaftlich ausgebeutet habe. Was mit der „kulturellen" Filmbeeinflussung Sudamerikas in Wirklichkeit
gemeint ist, geht aus Zahlen tiber die gewaltigen Einnahmeverluste Hollywoods im Auslandsfilmge-
schaft hervor. Wahrend in Normalzeiten 40% der Bruttoeinnahmen aus dem Ausland stammten, ver-
minderte sich dieser Anteil im letzten Jahre auf etwa 15%. Durch die Kriegsereignisse seien die USA-
Filme aus iiber 20 000 Filmtheatern ausgeschlossen worden. Demgegentiber besaBen die iberoameri-
kanischen Staaten, der Feme und Nahe Osten, Kanada und Afrika insgesamt nur 15000 Filmtheater!
Man redet von Kultur und meint Profit aus den Kinos der ganzen Welt. Sicher will man auch der Kul-
tur in erster Linie dienen, wenn man, wie „New York Times" am 7. Juli meldete, fur das USA-Heer
ein militarisches Worterbuch in portugiesisch-englisch herausbringt!
Ziel der USA-Propaganda in Slid- und Mittelamerika ist wesentlich die Hetze gegen Deutschland
und die Achsenmachte. Sie hat im Monat Juli zu zwei Zwischenfallen gefuhrt, die geradezu unerhort
in der Geschichte der Diplomatic genannt werden mlissen. Mitte Juli wurde dem deutschen Gesandten
in Bolivien vom bolivianischen AuBenministerium plotzlich eroffnet, er sei nicht mehr persona grata
und solle schleunigst das Land verlassen. Gleichzeitig wurde ein angeblicher Brief des bolivianischen
Militarattaches in Berlin, des Majors Belmonte, an den deutschen Gesandten veroffentlicht, der ge-
meinsame Plane zu einem Umsturz in Bolivien enthullen sollte. Der deutsche Gesandte erklarte, die-
sen Brief nie erhalten und Belmonte, ihn nie geschrieben zu haben. Er ist also eine Falschung, wie sich
inzwischen ergeben hat, eine in Washington hergestellte und von dort der bolivianischen Regierung
zugespielte. Das „Deutsche Nachrichtenbliro" hat in einer Verlautbarung vom 26. Juli dazu bemerkt:
„Dem Prasidenten Roosevelt blieb es vorbehalten, nun auch auf dem Gebiete der Diplomatic zwischen
Kulturvolkern die Mittel und die Moral von Gangstern eingefuhrt zu haben." In Argentinien lieB ein
nach nordamerikanischem Vorbild und unter USA-EinfluB gebildeter parlamentarischer Untersu-
chungsausschuB deutsches diplomatisches Kuriergepack wegnehmen und offnen, um mit dem Inhalt
eine wliste Pressekampagne zu inszenieren.
Die deutsche Regierung hat in beiden Fallen energisch protestiert, den bolivianischen Geschaftstra-
ger in Berlin aus dem Reichsgebiet verwiesen und von der argentinischen Regierung Genugtuung ver-
langt.
Der USA-Imperialismus in Ibero-Araerika ist bekanntlich stets stark wirtschaftlich orientiert gewe-
sen. Das Geschaft in Ibero-Amerika, die Ausbeutung der dortigen Bodenschatze, die wirtschaftliche
Beherrschung sind das Ziel. Dazu kommt, daB die Verknappung aller kriegswirtschaftlich wichtigen
Rohstoffe,
123 die moglichst ausschlieBliche Erfassung derselben in Ibero-Amerika den USA als besonders dringlich
erscheinen laBt. Geplant sind Ankaufe in Hohe von 500 Millionen Dollar. Mit Brasilien und neuer-
dings mit Mexiko sind entsprechende Abkommen bereits abgeschlossen, wahrend mit Argentinien
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iiber ein solches verhandelt wird. Natiirlich ist wichtiges Nebenziel hierbei, Japan den Bezug solcher
Rohstoffe aus Ibero-Amerika unmoglich zu machen.
Japan hat sich nach dem Beginn des Kampfes Europas gegen den Bolschewismus zu einer griindli-
chen Uberpriifung seiner weltpolitischen Lage veranlaBt gesehen. Diese Uberpriifung gipfelte in einer
Kaiserkonferenz am 2. Juli, nach der erklart wurde, daB auf ihr eine Entscheidung liber die National-
politik Japans getroffen worden sei, um der gegenwartigen Lage zu begegnen. Wie diese Entscheidung
ausfiel und welche Politik Japan auf Grund derselben einschlagen wurde, wurde nicht bekanntgege-
ben. Wenige Tage spater, am 5. Juli, trat das japanische Volk in das fiinfte Jahr des Krieges mit China
ein. In zahllosen Versammlungen und Demonstrationen wurde der Wille zur Entschlossenheit, den
Chinakonflikt gegen alle Widerstande zum erfolgreichen Ende zu bringen und den ostasiatischen
Raum gegen alle Eingriffe und Bedrohungen der Angelsachsen zu sichern, zum Ausdruck gebracht.
Ein weiteres Durchgreifen der Regierung im Innern im Sinne autoritarer Staats- und Wirtschaftsfuh-
rung wurde zugleich als notwendig bezeichnet.
Um diese Politik nach innen und auBen mit moglichster Starke durchzufuhren, erschien eine Regie -
rungsneubildung notwendig. Das Kabinett K o n o y e trat am 16. Juli zuriick, genau ein Jahr nach
seiner Bildung. Es hatte innerpolitisch die Auflosung aller politischen Parteien zwecks Aufbaues einer
totalitaren nationalen Struktur, auBenpolitisch den AbschluB des Dreimachtepaktes und die Unter-
zeichnung des Vertrages mit der Nankingregierung Wangtschingweis durchgeflihrt. Am 18. Juli bilde-
te Konoye ein neues Kabinett, in dem AuBenminister Matsuoka durch Admiral T o y o d a ersetzt
wurde. Am 22. Juli wurde offiziell erklart: „Es gibt keinerlei Wechsel in der auswartigen Politik Ja-
pans, welche sich um den Dreimachtepakt dreht, trotz der Veranderungen im Kabinett. Wir unterstiit-
zen auch weiter den Geist und die Ziele des Dreimachtepaktes."
Es lag in der Linie dieser Ereignisse, daB Japan, fur das die Beendigung des Krieges mit China das
A und der Politik sein muB, den angelsachsischen Bemuhungen, das Rest-China von Tschungking in
verstarktem MaBe zu untersoitzen, einen Riegel vorzuschieben sich entschloB. Die fruheren erfolgrei-
chen Verhandlungen zur Wiederherstellung des Friedens zwischen Thailand und Indochina, die durch
den feierlichen Austausch der Ratifikationsurkunden des Friedensvertrages und seiner Zusatzprotokol-
le am 5. Juli
124 in Tokio ihren AbschluB gefunden hatten, boten dazu eine ausgezeichnete diplomatische Grundlage.
Englands unprovozierter Angriff gegen Syrien und die angelsachsischen Rustungen und sonstigen
Vorbereitungen im hinterindischen Raum brachten Japan und Frankreich am 25. Juli zu dem schon
erwahnten Einverstandnis liber die gemeinsame Verteidigung Indochinas. Damit hat Japan eine starke
Flankenstellung gegen Singapur und Niederlandischindien sowohl wie gegen die BurmastraBe, die
Lebensader fur Tschungking, bezogen. Auf die ebenfalls schon erwahnten von den Angelsachsen und
ihren Hilfsvolkern gegen Japan ergriffenen wirtschaftlichen ZwangsmaBnahmen hat Tokio mit densel-
ben MaBnahmen gegen alle auf der Gegenseite Beteiligten geantwortet. Inwieweit der gegenseitige
Handel, besonders auch die Zufuhr von 01 aus den Vereinigten Staaten und Niederlandisch-Indien
nach Japan dadurch abgeschnitten wird, d. h. praktisch in welchem MaBe durch die Erteilung von Aus-
fuhrlizenzen nach Japan ein Wirtschaftskampf bis zum auBersten vermieden oder doch gemaBigt wird,
ist noch nicht zu libersehn. Es scheint, daB man in Washington und London die Gefahr, Japan zu au-
Bersten MaBnahmen zu zwingen, nicht unterschatzt. Nicht unwichtig wird auch Japans Haltung ge-
gentiber den geplanten Kriegsmaterialzufuhren aus USA nach Wladiwostok sein. Man hat in Tokio
bereits erklart, daB diese Frage Japan nicht gleichgliltig lassen konne.
Moskaus Verrat an Europa
Wir bringen nachstehend von den zu Beginn der Operationen im Osten von deutscher Seile
veroffentlichten Berichten und Dokumenten den Bericht des Auswartigen Amtes iiber die Pro-
paganda und politische Agitation der Sowjetregierung.
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125 Der Bericht des Auswartigen Amtes
Das Auswartige Amt ist im Besitz umfassender Beweise, daB von Moskau aus in dritten Landern ei-
ne groBangelegte Wiihl- und Umsturzpropaganda in betont deutschfeindlichem Sinne betrieben wird.
Der alte Gedanke der Weltrevolution wird unverandert weiterverfolgt. Deutschland aber wird auch
nach AbschluB des deutsch-sowjetischen Freundschaftsabkommens auf eine Stufe mit England und
Frankreich gestellt und gilt auch weiterhin als kapitalistischer Staat, der vernichtet werden muB. Die
Vertrage mit Deutschland dienen hierbei lediglich als taktisches Mittel zur Ausnutzung einer giinsti-
gen politischen Konjunktur.
Diese Tendenzen zeigen sich ubereinstimmend in der von SowjetruBland in alien Landern betriebe-
nen Propaganda. Sie werden besonders klar defmiert in den im Oktober 1939 herausgegebenen „Richt-
linien ftir die innerparteiliche, organisatorische und ideologische Kampagne der kommunistischen
Partei der Slowakei". Diese Richtlinien kniipfen an einen Ausspruch Lenins an, wonach auch mit ein-
zelnen kapitalistischen Landern Pakte abgeschlossen werden konnen, wenn sie den Interessen der So-
wjetunion dienen und die Moglichkeit schaffen, den Gegner unschadlich zu machen. Die taktische
Zusammenarbeit mit Deutschland, so heiBt es in diesen Richtlinien weiter, entspreche vollig diesen
Worten Lenins. Das Ziel der sowjetischen Politik wird mit folgenden Worten gekennzeichnet: „Die
Sowjetunion und ihre rote Armee konnen sich ohne Verluste bereit halten, im geeigneten Augenblick
an geeigneter S telle den geschwachten Feind anzugreifen."
Der gleiche Gedankengang kehrt in Flugblattern wieder, die in verschiedensten Landern Europas
verbreitet worden sind. So wird in einem in der Schweiz gedruckten Flugblatt die aktuelle Sowjetpoli-
tik mit einem anderen Ausspruch Lenins umschrieben: „Sobald wir stark genug sein werden, um den
gesamten Kapitalismus niederzuschlagen, werden wir ihm sofort an den Kragen gehen."
Auch die in Moskau erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften geben den Kommunisten aller Lan-
der immer wieder die Parole der Weltrevolution. Bezeichnend ist z. B. ein Leitartikel der Zeitschrift
„Internationalnij Majak" (1941 Nr. 1), der unter der Uberschrift „Die Sache Lenins wird in der ganzen
Welt siegen" ausfuhrt: „Unter der Fiihrung des groBen Fortsetzers des Werkes Lenins, des Genossen
Stalin, schreitet unser Land kiihn und iiberzeugt vorwarts zum Kommunismus. Das internationale Pro-
letariat, die unterdriickten und verelendeten Massen der ganzen Welt wiederholen in fester Hoffnung
die prophetischen Leninschen Worte: Soil die Bourgeoisie vorlaufig noch wiiten, soil sie ruhig Tau-
sende von Arbeitern morden, der Sieg ist mit uns, der Sieg der kommunistischen Weltrevolution ist
gewahrleistet." Und weiter: „Unter diesem kampferischen revolutionaren Banner, dem Banner der
kommunistischen Internationale, vereinen sich die Proletarier und Werktatigen der ganzen Welt zu
dein letzten und entscheidenden Schlag gegen den Kapitalismus, fur den Sieg der sozialistischen Re-
volution, fur den Kommunismus." (Jahrg. 41 Nr. 4.)
Im gleichen Sinne betonen die fuhrenden Personlichkeiten in Moskau immer wieder die internatio-
nale Mission der Sowjetunion, so Molotow in einer Rede vom Dezember 1939: „Fiir die internationale
kommunistische Bewegung ist Stalin nicht nur der Fiihrer des Bolschewismus und der UdSSR, son-
dern auch
126 der natiirliche Fiihrer des Weltkommunismus"; und in einem Artikel vom Marz 1940: „Wir werden
dem Vermachtnis, daB der Kommunismus stets international bleiben muB, bis ans Ende treu bleiben."
Und Stalin sagt in einer Rede im Januar 1940: „Mit Lenins Fahnen haben wir im Kampfe fur die Ok-
tober-Revolution gesiegt. Mit derselben Fahne werden wir bei der proletarischen Revolution in der
ganzen Welt siegen."
Hand in Hand mit dieser Aufhetzung zur Weltrevolution geht eine fur das Inland bestimmte und
sich standig verscharfende Kriegs- und Riistungspropaganda in der Sowjetunion selbst. In zahllosen
Reden und Proklamationen wird das Volk zur militarischen Bereitschaft und Einsatzfreudigkeit aufge-
rufen. Es geniigt in diesem Zusammenhange, an das Manifest des Marschalls Budjenny zum Jah-
reswechsel 1940,41 zu erinnern, in dem die Jugend aufgefordert wird, immer daran zu denken, „daB
im Augenblick, in dem fast die ganze Erdkugel vom Kriege ergriffen ist, die Weisung Stalins heilig
erfiillt werden muB: Unermiidlich das ganze Land im Zustandstandiger kampferischer mobilisierter
Bereitschaft zu halten. Man muB sich taglich, stiindlich der Kriegswissenschaft bemachtigen. indem
man sich auf die Erfiillung des Kampfbefehle vorbereitet. Man muB beharrlich daran denken, daB nur
ein Krieger, der sich in vollem Umfang der Militarwissenschaften bemachtigt hat, dem Feind den tod-
lichen StoB versetzen kann." Ende Mai 1941 schreibt Gebietskommissar Batanowin der „Praw-
da", es sei notwendig, „daB die Sowjetunion sich von Tag zu Tag auf den Krieg vorbereite t." Immer
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wieder bringt die gesamte Sowjetpresse das gleiche Motto: „Unsere rote Armee ist eine Armee der
Weltrevolution und des Weltproletariats."
Diese allgemeinen, iiberall in Europa propagierten Gedankengange der fortdauernden Hinarbeit auf
die Weltrevolution und die innersowjetische militarische Vorbereitung darauf werden unter dem Ein-
druck der militarischen Erfolge der Achsenmachte in zunehmendem MaBe auf Deutschland abgestellt
und in den einzelnen Landern durch eine konkrete, sich standig verstarkende Agitation gegen das
Reich erganzt. Alle auBen- und innenpolitischen Schwierigkeiten der verschiedenen europaischen
Staaten miissen in diesem Hetzfeldzug Argumente liefern. In Rumanien ist die Hetze der Kommuni-
sten nicht einmal in den ersten Monaten nach AbschluB des deutsch-russischen Freundschaftsvertrages
gemildert worden. Von amtlicher rumanischer Seite wurde dem deutschen Gesandten am 15. Februar
1940 erklart, die rumanischen Kommunisten seien in ihren AuBerungen und Rundschreiben stark anti-
nationalsozialistisch und antideutsch; durch die offizielle Politik von Moskau und Berlin lieBen sie
sich in keiner Weise beeinflussen. In Ubereinstimmung mit dieser Feststellung betont die kommunisti-
sche Propaganda in Rumanien, daB fur die innerpolitischen Schwierigkeiten und fur die wirtschaftli-
che Notlage lediglich Deutschland verantwortlich sei. Die durch die Losung der siebenburgischen
Frage aufgewuhlten nationalistischen Leidenschaften werden zur Hetze gegen den Wiener Schieds-
spruch und damit gegen die Reichsregierung ausgebeutet. Nach dem Beitritt Rumaniens zum Drei-
machtepakt wird — wenn auch vergeblich — versucht, die Bevolkerung gegen die deutschen Truppen
aufzuhetzen. Und das alles geschieht mit Druckschriften und Flugblattern, deren Form- und Druck-
technik erkennen laBt, daB sie im Ausland hergestellt wurden, und die nach Mitteilung der zustandigen
rumanischen Behorden durch Kuriere der Sowjetgesandtschaft nach Bukarest gebracht worden sind.
In Jugoslawien laBt sich vom Spatsommer 1940 an gleichfalls eine Wendung der kommunistischen
Propaganda in antideutschem Sinne beobachten. In einem Rundschreiben der Verwaltung des Drau-
Banats in Laibach an die nachgeordneten Behorden vom 5. August 1940 heiBt es, daB nach den zur
Verfiigung stehenden Unterlagen die kommunistische Propaganda im Gegensatz zu friiher darauf aus-
gehe, „in Zukunft Manifestationen im feindlichen Sinne gegen Deutschland und Italien zu veranstal-
ten". Diese Behauptung
127 der serbischen Behorden wird durch die besonders in Slowenien verbreiteten kommunistischen
Flugblatter bestatigt. So wird in einem anlaBlich des Jahrestages des deutsch-russischen Vertrages am
23. August 1940 verbreiteten Flugblatt die jugoslawische Regierung angegriffen, weil sie eine Anna-
herungspolitik an Rom und Berlin betreibe und Jugoslawien „vor den imperialistischen Wagen
Deutschlands und Italiens spannen" wolle. AuBenpolitisch verlangt diese Propaganda die Anlehnung
Jugoslawiens an RuBland. Ahnlich wird in einem im November in Agram vertriebenen kommunisti-
schen Flugblatt Macek angegriffen, weil er das Land „an die faschistischen Imperialisten in Berlin und
Rom verkaufen wolle". In einem in Slowenien zirkulierenden Flugblatt zum russischen Revolutionstag
am 7. November 1940 wird zum Protest aufgerufen „gegen das Paktieren des Regimes Cvetkovic mit
den imperialistischen Regierungen von Berlin und Rom". Dem gleichen Ziel dienten Massendemon-
strationen, die von sowjetischer Seite in Szene gesetzt wurden; als gelegentlich einer solchen Kundge-
bung von der jugoslawischen Polizei Verhaftungen vorgenommen wurden, stellte sich heraus, daB sich
unter den Verhafteten Angestellte der Belgrader Sowjetgesandtschaft befanden.
Mitunter werden in kommunistischen Kreisen offen russische Eroberungsabsichten auf dem Balkan
und gegen Deutschland proklamiert. So berichtet die Deutsche Gesandtschaft in Belgrad am 13, Sep-
tember 1940, vor einigen Wochen sei auf einer Tagung kommunistischer Parteifunktionare in Agram
von einem Teilnehmer erklart worden, „daB nach den aus RuBland eingegangenen Informationen die
Gebiete der Slowakei, Ungarns, Jugoslawiens, Bulgariens, Rumaniens sowie des zur Zeit von den
deutschen Truppen besetzten polnischen Raumes als russisches Protektorat bezeichnet werden sollten.
Die Neuregelung konne aber erst nach Eintritt der zu erwartenden militarischen Schwachung Deutsch-
lands durchgefuhrt werden".
DaB derartige Parolen iiber ein kommendes Vorhaben SowjetruBlands gegen Deutschland wirklich
von russischer Seite den serbischen Kommunisten und Sowjetfreunden erteilt worden sind, zeitigt ein
nach der Besetzung Belgrads in der dortigen Sowjetgesandtschaft aufgefundenes Schriftsttick, in dem
zusammengefaBt ist, in welcher Weise man russischerseits die Haltung der Sowjetunion nach dem
AnschluB Rumaniens an die Achsenmachte den russophilen serbischen Gruppen darstellte. Es heiBt in
diesem in russischer Sprache abgefaBten, nach seinem Inhalt aus dem Herbst 1940 stammenden
Schriftsttick:
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„Die UdSSR wird erst im gegeben e.n Moment reagieren. Die Achsenmachte haben ihre Streit-
krafte weiter verzettelt und deshalb wird die UdSSR plotzlich gegen Deutschland losschlagen.
Dabei wird die UdSSR die Karpaten iiberschreiten, was das Signal fiir eine Revolution in Ungarn
sein wird, und durch Ungarn werden die Truppen nach Jugoslawien ziehen und an die Adria vor-
dringen, werden den Balkan und den Nahen Osten von Deutschland trennen. Wann wird das ge-
schehen? In dem Augenblick, den die Sowjets fur einen Erfolg dieses Unternehmens am geeig-
netsten halten! Gleichzeitig damit wird die Revolution in Frankreich ausbrechen. In Jugoslawien
werden die Massen in dem MaBe, wie sich die heutige wirtschaftliche Lage verschlechtert, immer
mehr radikalisiert werden. Wenn der Winter ebenso kalt wie hungrig wird, dann wird Jugoslawi-
en im Friihling zu einem PulverfaB, an das man nur ein Streichholz zu halten braucht."
In Bulgarien wurde der deutsch-sowjetische Freundschaftspakt von der kommunistischen Propagan-
da als voile Kapitulation Deutschlands vor der Starke RuBlands ausgegeben, und unter ungeheuerli-
chen Beschimpfungen Deutschlands wurde zur Weiterfuhrung des Kampfes gegen den Faschismus
und die deutsch-italienische Aggression aufgerufen. Von bulgarischer amtlicher Seite muBte im Som-
mer 1940 eine allgemeine Verstarkung der bolschewistischen Propaganda in den sudosteuropaischen
Staaten fest-
128 gestellt werden. Auch in Bulgarien suchte sich die bolschewistische Propaganda nationalistischer
Parolen zu bemachtigen. So wurde in der Dobrudschafrage die maBvolle und verantwortungsbewuBte
Politik der bulgarischen Regierung als schwachlich gebrandmarkt und die Unterstiitzung der Sowjet-
union fur ein weitergehendes Vorgehen in Aussicht gestellt.
In Ungarn konnte die bolschewistische Propaganda kaum Heifer finden, da hier die Erinnerung an
die Schreckensherrschaft Bela Khuns noch lebendig ist. Um so ungehemmter verfolgt deshalb die
Sowjetunion in den im Marz 1939 Ungarn zuriickgegebenen Gebieten mit ruthenischer Minderheit
ihre unterirdische Propaganda, die sie hier mit annexionistischen Zielen verbindet. So berichtet z. B.
die Amsterdamer Zeitung „Algemeen Handelsblad" am 30. Dezember 1939, daB man in jenen Gebie-
ten uberall Sowjetsterne und Hammer-und-Sichelzeichen auf den Mauern sahe. Es wiirden fortwah-
rend und in groBem Umfang Flugzettel verteilt, die hochstwahrscheinlich aus RuBland eingeschmug-
gelt seien. Die Flugzettel besagten, daB Vaterchen Stalin, der Vater aller Russen und stammverwand-
ten Gruppen, und Bruder Woroschilow das arme unterdriickte ruthenische Volk von seinen ungari-
schen Gewaltherrschern befreien wollten. DaB die Sowjetunion tatsachlich aggressive Absichten ge-
gen Ungarn hegte, wird in einem in Athen aufgefundenen Bericht des griechischen Gesandten in An-
kara vom 3. Februar 1941 bezeugt. Danach hat der Sowjetgesandte seinem griechischen Kollegen
gegenuber erklart, „daB Ungarn noch nichts von seiten RuBlands zu befurchten habe", wobei er „das
Gegenteil fur die Zukunft keineswegs ausschloB".
In der Slowakei stand die Propaganda ganz im Geiste der bereits erwahnten „Richtlinien", die ins
einzelne gehende Anweisungen fur die Arbeit der komunistischen Partei enthielten. Der Kampf gegen
die bestehende Regierung sollte durch Eindringen in die Hlinka-Garde und die staatlichen Gewerk-
schaften vorangetrieben werden. Tatsachlich ist eine iiberaus rege Agitation mit Flugblattern. Mauer-
anschriften. Handzetteln und kommunistischen Symbolen betrieben worden, wobei die scharfe anti-
deutsche Tendenz Hand in Hand ging mit Bestrebungen, die offen auf eine Angliederung des Landes
an die Sowjetunion hinzielten. Die Leitung der Propaganda durch die Sowjetgesandtschaft in PreBburg
ist hier besonders augenfallig in Erscheinung getreten; wie Havas Anfang Marz 1940 bezeugt, wurde
das Agitationsmaterial im Gebaude dieser Gesandtschaft gedruckt. Besonders intensiv waren die so-
wjetrussischen Umtriebe in der Ostslowakei, wo die verwickelten Voikstumsverhaltnisse den Vor-
wand fur nationalistische und panslawistische Parolen boten.
In Schweden ist die kommunistische Partei zwar zahlenmaBig nicht besonders groB, doch kommt ihr
im Rahmen der internationalen Tatigkeit der Komintern eine besondere Bedeutung zu. Da Schweden
das einzige Land Europas ist, das den Kommunismus nicht verboten hat, ist ein Teil der friiher in der
deutschen Ostmark, der ehemaligen Tschechoslowakei, der Schweiz und Frankreich ausgetibten
kommunistischen Tatigkeit nach Schweden verlegt worden. So wird z. B. das friiher in Basel erschei-
nende offizielle Organ der Komintern „Die Rundschau" nunmehr in Stockholm gedruckt. Hauptpropa-
gandaorgan der schwedischen Kommunisten ist die Tageszeitung „Ny Dag", die fiir die Sowjetunion
von besonderer Bedeutung ist, da sie wohl die einzige noch regelmaBig legal erscheinende kommuni-
stische Tageszeitung in einem neutralen Lande Europas darstellt. Die Haltung dieses von SowjetruB-
land ausgehaltenen Blattes ist zunehmend deutschfeindlich; iiberdies wird dafiir Sorge getragen, daB
die deutschfeindlichen Veroffentlichungen des „Ny Dag" in der ganzen Welt Verbreitung finden. So
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publizierte das Blatt z. B. Ende April 1941 ein angebliches Manifest der deutschen kommunistischen
Jugend, in dem die deutschen MaBnahmen gegen Jugoslawien aufs scharfste verurteilt wurden. Wie
fur die internationale Weiterleitung dieses deutschfeindlichen Artikels Sorge getragen wurde, schildert
die folgende Meldung des Berichters tatters
129 der „New York Times" in Stockholm vom 29. April d. J.: „Die heutige Ausgabe der kommunistischen
schwedischen Zeitung wurde den englischen und amerikanischen Zeitungskorrespondenten in ver-
schlossenem Umschlag zugeschickt. Das erwahnte Manifest war blau angestrichen, als legte die
schwedische Sektion der kommunistischen Internationale besonderen Wert auf die Veroffentlichung
des Manifestes im Ausland. Dieses ungewohnliche Dokument mit dem heftigen Angriff auf Hitler und
dessen Politik enthalt einen klaren Aufruf zum Aufstand und zum Defaitismus. Es droht mit Moskaus
MiBbilligung. Das Dokument kommt in Wirklichkeit, so ist die allgemeine Auffassung hier, von den
Komintern in Moskau. Beobachter in Stockholm betrachten das Manifest als ein neues und eindrucks-
volles Zeichen fur die schnelle Verschlechterung der Beziehungen zwischen SowjetruBland und
Deutschland."
In Finnland war die bolschewistische Propaganda wahrend des finnisch-russischen Krieges zum
Stillstand gekommen. Nach FriedensschluB ging die Sowjetgesandtschaft in Helsinki sofort an den
Wiederaufbau der kommunistischen Partei, die zunachst in Form von kleinen Zellen organisiert wur-
de. Fur die eigentliche Propaganda wurde die „Vereinigung fur Frieden und Freundschaft mit der So-
wjetunion" geschaffen, unter deren Mitgliedern sich — laut finnischem Gerichtsurteil — zahlreiche
kriminelle Elemente bestanden. Fur die Propaganda wurde vom russischen Staatsrundfunk in der Nahe
der finnischen Grenze der Sender Petroskoi errichtet, der in zahllosen Affitationssendungen das inner-
politische Leben Finnlands zu storen und die finnische Regierung standig unter Druck zu halten such-
te. Auch hierbei wird dag Ziel verfolgt, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Finnland und
dem Deutschen Reich zu triiben.
In Frankreich wurden die Bemuhungen franzosischer Politiker, die nach der Niederlage der 3. Repu-
blik die franzosische Bevolkerung fur eine Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland und der euro-
paischen Solidaritat zu gewinnen suchten, von Moskau systematisch gestort. Die Mitglieder der Regie-
rung Petain wurden als kaufliche Verrater und Soldlinge kleiner hochkapitalistischer Gruppen hinge-
stellt. Die wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten Frankreichs nach der Niederlage wurden
ausschlieBlich auf die Besetzung des Landes durch Deutschland zuriickgefuhrt. Fast alle Flugblatter
und illegalen Zeitungen enden mit dem Aufruf zur bolschewistischen Revolution und zur Zusammen-
arbeit mit Sow jetruBland, die zur Behebung aller Note der Gegenwart ftihren werde. Auch in Belgien
und Holland ist die antideutsche kommunistische Agitation im gleichen Sinne uberaus rege.
Im Generalgouvernement hat sofort nach Abgrenzung der deutschen und russischen Interessengebie-
te die Sowjetpropaganda eingesetzt. Sie wendet sich hier vor allem mit der panslawistischen Idee an
den polnischen Nationalismus und sucht sich diesen Kreisen als zukunftiger Befreier von der deut-
schen Herrschaft vorzustellen. Andererseits verschmahen es die Russen natiirlich nicht, sich besonders
der Juden fur PaBfalschungen und Nachrichtenubermitflung zu bedienen. Neuerdings wird auch der
vergebliche Versuch unternommen, mit hetzerischer Zersetzungspropaganda an die deutschen Trup-
pen heranzutreten.
Sogar in Griechenland haben nach Berichten des dortigen Bevollmachtigten des Reiches in den we-
nigen Wochen, die seit dem deutschen Einmarsch verstrichen sind, die Bolschewiken bereits versuch t,
das von England im Stich gelassene griechische Volk erneut gegen Deutschland und Italien aufzuhet-
zen. Wie iiberall in den besetzten Gebieten wird auch hier fur den Fall eines deutsch-russischen Krie-
ges die Revolution vorbereitet und der AnschluB an die Sowjetunion als Allheilmittel fur die Uber-
windung der Schwierigkeiten verkundet.
So hat die russische Propaganda in alien Landern Europas die Schwierigkeiten und Umwalzungen,
die der Krieg mit sich brachte, fur ihre weltrevolutionaren Umtriebe auszunutzen versucht. Uberall ist
diese
130 revolutionare Agitation mit einer von Monat zu Monat zunehmenden Hetze gegen das Reich und seine
Versuche, eine neue stabile Ordnung in Europa zu schaffen, verbunden worden.
II.
In genauer Ubereinstimmung mit der vorstehend geschilderten unterirdischen Propaganda stehen die
sonstigen Mittel der politischen Agitation, die die Sowjetunion in den genannten Landern verwendet.
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 26
So hat Moskau immer wieder versucht, die vermittelnde Rolle Deutschlands bei der Beilegung der
territorialen Streitigkeiten zwischen Rumanien, Ungarn und Bulgarien zu storen und den Beitritt der
Balkanstaaten zum Dreimachtepakt zu verhindern. Die deutsch-italienische Garantie fur die neuen
rumanischen Grenzen wurde von der kommunistischen Agitation in eine antirussische KampfmaB-
nahme umgefalscht. Gegen den AnschluB Bulgariens an den Dreier-Pakt hat Moskau mit besonderem
Nachdruck gearbeitet. Ein Sonderdelegierter der Sowjetunion wurde Ende November 1940 zu Konig
Boris entsandt, um die Annaherung Bulgariens an die Achsenmachte zu hintertreiben und gleichzeitig
Bulgarien durch das Angebot eines Garantiepaktes in das sowjetische Fahrwasser zu ziehen. Die
Russen versuchten, diese Mission durch Mobilisierung der bulgarischen Kommunisten zu unterstut-
zen, die fingierte Massenpetitionen an die Regierung in Szene setzen muBten. Als wenige Monate
spater Bulgarien die Zustimmung zum Einmarsch deutscher Truppen erteilte, machte sich die Sowjet-
regierung, obwohl sie vorher von der Reichsregierung iiber die Griinde und Ziele der deutschen MaB-
nahmen auf dem Balkan auf das genaueste unterrichtet worden war, geradezu zu einem Werkzeug der
britischen Propaganda, indem sie in einer gewollt feindlichen offentlichen Erklarung behauptete, daB
die bulgarische Haltung zur Hineinziehung dieses Landes in den Krieg ftihren wurde — eine Behaup-
tung, die inzwischen durch die Tatsachen hinreichend widerlegt worden ist.
In Rumanien verfolgten seit dem Herbst 1940 die russischen Bestrebungen das Ziel, die innerpoliti-
schen Schwierigkeiten des neuen Regimes in jeder Weise zu verstarken und durch Hervorrufen von
Unruhen den Burgerkrieg vorzubereiten. Schon im November 1940 wurden Kommunisten und bezahl-
te Agenten in die Legionar-Bewegung eingeschmuggelt, die die inneren rumanischen Gegensatze fur
die trtiben Zwecke Moskaus auszunutzen versuchten. Den Hohepunkt der kommunistischen Aktion,
die sich bereits im November 1940 in lokalen Putschplanen, insbesondere im Erdolgebiet angekundigt
hatte, bildete der Aufstandsversuch der extremen Legionare am 23. und 24. Januar 1941, der, wie ein-
wandfrei feststeht, weitgehend von bolschewistischen Agenten und lokalen Kommunistenfuhrern ins
Leben gerufen worden ist. Nach Scheitern des Putsches fluchteten sich einige Ftihrer des Aufstandes
in die Sowjetgesandtschaft, um so ihrer Festnahme zu entgehen. Der deutsche Gesandte in Bukarest
hat am 11. Februar 1941 tiber die Hintergriinde des Putschversuches zusammenfassend folgendes be-
richtet: „Der Umsturz ist geplant von russischen Elementen, die hierdurch die Brticken bilden wollten
nach Bulgarien tiber Rumanien sowie durch Agenten des Secret Service. Beide haben die Situation
sofort erkannt und haben sie sich zunutze gemacht. Wer ihre Methoden kennt, ist sich vollkommen
klar dariiber, daB sie ihre Hand im Spiel gehabt haben. Plan: Mache Wirrwarr um jeden Preis, um Ru-
manien als Wirtschafts- und Aufmarschgebiet fur Deutschland in Unruhe zu bringen."
Ebenso deutlich zeigen sich die russischen Intrigen in der Haltung Moskaus gegeniiber Jugoslawien.
Aus aufgefundenen franzosischen Dokumenten sind der Reichsregierung AuBerungen des russischen
AuBenkommissars M o 1 o t o w bekannt geworden, die dieser im Mai 1940 gegeniiber dem jugoslawi-
schen Delegierten Georgewitsch getan hat und die deutlich beweisen, daB Molotow in den Gesprachen
mit Jugoslawien von vornherein bemtiht war, sich als gegen Deutschland eingestellt zu zeigen, wah-
rend er tiber
131 Frankreich und England in Ausdrticken sprach, die kein ubelwollen zeigten". Dabei hat Molotow, wie
Georgewitsch berichtet, offen die Moglichkeit angedeutet, daB sich RuBland jedem Vorgehen Italiens
und Deutschlands im Donaugebiet widersetzen wurde. Uberdies hat die Sowjetregierung bei dieser
Gelegenheit Jugoslawien zu beschleunigter Aufrustung angetrieben und mitgeteilt, daB sie bereit sei,
diese Aufrustung durch Lieferung von Waffen auf Kredit zu unterstutzen.
Georgewitsch hat in Moskau den Eindruck gewonnen, daB man Deutschland dort als den Gegner
von morgen ansah. „Schon jetzt ist Deutschland der machtige Feind, gegen den man sich in Moskau
vorbereite t." Auch glaubt der jugoslawische Delegierte sagen zu konnen, daB man in RuBland „mit
alien Mitteln die Deutschland versprochenen Lieferungen zu verlangsamen und nicht zu erleichtern
sucht". Von den militarischen Stellen Belgrads wurde die russische Haltung ahnlich beurteilt. In einer,
in den Akten des jugoslawischen Generalstabs aufgefundenen Aufzeichnung vom 24. Juni 1940 wird
gesagt, daB „die AuBenpolitik der UdSSR vollig unabhangig von Deutschland ist und daB daher auch
fur Deutschland selbst Uberraschungen nicht ausgeschlossen sind".
Die Grundhaltung RuBlands zeigt sich besonders deutlich in der Frage der russischen
Waffenlieferungen an Serbien, wortiber die in Belgrad aufgefundenen Akten des serbischen
Kriegsministeriums AufschluB geben:
Entsprechend der Anregung der Sowjetregierung uberreicht am 14. November 1940 der serbische
Gesandte in Moskau dem Gehilfen des AuBenkommissars Wischinski ein Verzeichnis des von Serbien
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gewiinschten Kriegsmaterials. Bereits eine Woche spater, am 21. November, wurde dem serbischen
Militarattache vom russischen Generalstabschef die Antwort erteilt: „Wir geben alles Angeforderte,
und zwar sofort." Das russische Entgegenkommen ging noch weiter: noch mehr Material konne gelie-
fert werden; auch konne Jugoslawien die Preise und die Zahlungsweise selbst bestimmen. Der jugo-
slawische Militarattache konnte melden, daB russischerseits „die Bereitschaft zu einer umfassenden
Kriegsversorgung bestehe". Einzige Bedingung der Russen war absolute Diskretion; insbesondere
sollte verhindert werden, daB Deutschland, Bulgarien oder Rumanien etwas von den Lieferungen er-
flihren. Seitens des jugoslawischen Militarattaches in Moskau ist wiederholt der Wunsch ausgespro-
chen worden, daB diese Verhandlungen ausschlieBlich iiber die militarischen Stellen laufen sollten, da
sonst Indiskretionen zu befurchten seien. Die Beftirchtungen der Militars gingen vor allem dahin, daB
die Achsenmachte von den geplanten Kaufen Kenntnis erhalten konnte n. Hieraus ist ersichtlich, daB
die jugoslawischen Militarkreise die von RuBland angeregte Aufriistung als eine gegen die Achse ge-
richtete MaBnahme verstanden. Das Drangen der Russen auf schnellen AbschluB der Verhandlungen
auBerte sich weiter darin, daB bereits am folgenden Tage — dem 22. November — vom russischen
Generalstab verlangt wurde, schon bis zum nachsten Tage Einzelangaben iiber den Typ der angefor-
derten Waffen zu geben. Die Russen betonten dabei, es lage im eigensten Interesse der Jugoslawen,
sofort zu antworten. „Jede Verzogerung sei sehr gefahrlich." Die Jugoslawen iibersandten daraufhin
am 23. November die angeforderten Einzelangaben. In den folgenden Wochen werden dann aber die
Verhandlungen russischerseits verzogert. Als Begriindung gibt man zunachst technische Umstande,
spater aber auch offen politische Argumente an. Offensichtlich soil der Waffenhandel als Druckmittel
gegen die damals beginnende Annaherung der Cvetkowic-Regierung an die Achsenmachte benutzt
werden. Nachdem einige Wochen mit Versuchen der Behebung der von RuBland vorgeschobenen
technischen Griinde vergangen waren, meldet der jugoslawische Militarattache in Moskau am 4. Fe-
bruar 1941 wortlich folgendes: „Am 4. Februar hat mir das sowjetrussische Kriegsministerium mitge-
teilt, die Verhandlungen iiber die Lieferung des Kriegsmaterials seien durch die Unterzeichnung
132 unseres Paktes mit Ungarn und des Handelsvertrages mit Deutschland verzogert worden. Diese
Vertrage legt man als Abkehr von RuBland aus. Hierin zeigt sich ebenso wie in der Betonung, der
Preis spiele keine Rolle, daB sie unseren Wunsch fur ein politisches Spiel auszunutzen versuchen."
Offenbar ist es unter der Regierung Cvetkowic nicht zum AbschluB dieser Verhandlungen gekommen.
Bekanntlich wurde der Belgrader Staatsstreich und die Regierung Simowitsch vom russischen Rund-
funk und von der russischen Presse lebhaft begriiBt. Zweifellos sind die Putschisten bereits vor dem
Umsturz durch Hoffnungen auf russische Hilfe in ihren Planen bestarkt worden. Die Erwartungen der
Simowitsch-Gruppe schienen sich zu erfiillen, als am 5. April 1941 der russisch-jugoslawische
Freundschafts- und Nichtangriffspakt in Moskau unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag kann nach der
ganzen Lage der Umstande nur als eine direkte Provokation Deutschlands und als eine Ermutigung der
antideutschen Haltung der Regierung Simowitsch aufgefaBt werden und hat in der ganzen Weltpresse
seinerzeit ein entsprechendes Echo gefunden. Uberall wird die Unvereinbarkeit dieses Vertrages mit
den deutsch-russischen Abmachungen hervorgehoben. Er wird als entscheidende Wendung in den
deutsch-sowjetischen Beziehungen angesehen: es wird sogar von der Moglichkeit eines Kriegseintritts
der Sowjetunion gegen Deutschland gesprochen.
Der Unterstaatssekretar der Vereinigten Staaten, Sumner We 11 e s, kommentiert den russischen
Schritt folgendermaBen, nachdem er vorher mehrere Besprechungen mit dem Sowjetbotschafter in
Washington gehabt hatte: „Der jugoslawisch-russische Freundschaftspakt kann unter Umstanden von
allergroBter Bedeutung sein. Der Pakt wird auf vielseitiges Interesse stoBen. Es sind Griinde vorhan-
den, um anzunehmen, daB e r mehr als lediglich ein Freundschafts- und Nichtangriffspakt ist." DaB der
VertragsabschluB auch von der Regierung Simowitsch als Aufforderung zum Kampf gegen das Reich
verstanden wurde, geht aus einer urkundlich vorliegenden Feststellung des Gesandten Nintschitsch —
des Bruders des AuBenministers der Staatsstreichregierung — einwandfrei hervor. Fur die starke Ver-
bundenheit zwischen Simowitsch und SowjetruBland spricht weiter der Umstand, daB nach Ausbruch
der Kampfhandlungen eine groBe Anzahl jugoslawischer Militarflugzeuge nach RuBland geflogen
sind, um sich der Vernichtung zu entziehen. AuBerdem wurde nach zuverlassigen Nachrichten jugo-
slawischen Offizieren von der Sowjetregierung die Verwendung im Sowjetdienst angeboten.
Ferner liegen urkundliche Beweise dafiir vor, daB SowjetruBland dem jugoslawischen und griechi-
schen Generalstab Nachrichten iiber Stand und Bewegung deutscher und italienischer Truppen iiber-
mittelt hat. Aus einwandfreier Quelle ist schlieBlich bekannt geworden, daB die Sowjetregierung am
10. April dem jugoslawischen Gesandten die Lieferung von Kriegsmaterial durch das Schwarze Meer
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 28
vorgeschlagen hat. Das Kriegsmaterial sollte zunachst nach dem Piraus gebracht werden. Diese Nach-
richt zeigt, daB die Sowjetregierung den jugoslawischen Kampf gegen das Reich wenigstens durch
Waffenlieferungen zu unterstiitzen und damit dem Reich in seinem Existenzkampf in den Rlicken zu
fallen gewillt war.
Diese ganze Politik beruht offenkundig auf einer politischen und militarischen Zusammenarbeit der
Sowjetunion mit England und neuerdings auch mit Amerika. Ein weiteres Zeichen dieser Zusammen-
arbeit ist z. B. in der am 18. Marz ergangenen Verordnung des AuBenhandelskommissars Mikojan zu
erkennen, wonach der Durchtransport von Kriegsmaterial durch das Gebiet der Sowjetunion verboten
wird. Es ist ganz offensichtlich, daB diese Bestimmung, die in erster Linie gegen die Zufuhr Deutsch-
lands aus Ostasi
133 en gerichtet ist, einseitig die Interessen der Gegner Deutschlands begunstigt. Sie wird von der
englischen und amerikanischen Presse ganz offen in diesem Sinne kommentiert und begruBt.
Etwa zu gleicher Zeit tritt auch die diplomatische Unterstiitzung, die RuBland der englischen Regie-
rung auf dem Balkan gewahrt, offen zu Tage. Bekanntlich verfolgte die Reise des englischen AuBen-
ministers Eden nach Istanbul den Zweck, eine Balkanfront unter Einbeziehung der Ttirkei aufzubauen
und womoglich auch die Sowjetunion in diesen Kreis einzuspannen, was durch eine Reise Edens nach
Moskau angebahnt werden sollte. Wenn auch diese Reise nicht zustande kam, weil die Sowjetunion
den Zeitpunkt noch nicht fur gekommen ansah, um formlich auf die Seite der Gegner Deutschlands zu
treten, so war Moskau doch entschlossen, in engem Kontakt mit England vorzugehen, was durch die
Reise des englischen Botschafters Cripps mit einem russischen Militarflugzeug nach Ankara und
durch Vermittlung des dortigen Sowjetbotschafters erreicht wurde. Das Ergebnis dieser Besprechung
war die am 25. Marz 1941 veroffentlichte Erklarung, in der die Sowjetunion unter Berufung auf den
bestehenden Nichtangriffspakt der Tiirkei vollste Neutralitat fur den Fall etwaiger Konflikte zusicher-
te. Welches hierbei das Ziel der Sowjetunion war, wurde von dem Korrespondenten der Associated
PreB in Ankara mit folgenden Worten gekennzeichnet: „Durch Ausschaltung einer moglichen russi-
schen Gegenaktion fur den Fall eines turkischen Kriegseintritts an der Seite Englands arbeitet Moskau
zum ersten Male offen und eindrucksvoll gegen die deutsche Diplomat i e." Wenn die englischen
Kriegsausweitungsplane damals an der realistischen Haltung der Ttirkei scheiterten, so andert das
nichts an der Tatsache, daB RuBland den englischen Absichten Vorschub leistete. Die gleiche Politik
verfolgte Moskau mit mehr Erfolg gegeniiber Jugoslawien, als es die Belgrader Putschisten in voller
Ubereinstimmung mit England zum Staatsstreich ermunterte und durch AbschluB des Freundschafts-
vertrages in ihrem Kriegswillen bestarkte. Seitdem haben sich die Beziehungen zwischen der Sowjet-
union und England auf politischem und militarischem Gebiet immer enger gestaltet, wie namentlich
aus den in letzter Zeit eingegangenen Nachrichten tiber die Reise des Botschafters Cripps nach Lon-
don hervorgeht.
SchlieBlich liegen noch urkundliche Beweise daftir vor, daB auch Verhandlungen zwischen Moskau
und Washington im Gange sind, die eine engere politische Verbindung zwischen diesen beiden Staa-
ten zum Ziele haben. Ein vertrauliches Zirkularschreiben, das der Sowjetgesandte in Bukarest am 8.
Juni an eine Reihe von ihm politisch nahestehenden Diplomaten gerichtet hat, bezeichnet ein solches
Bundnis triumphierend als die groBte militarische und wirtschaftliche Macht der Welt.
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
August-Lieferung
(Nr. 47/48 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
^liiMjiiiilliilll;
75 Der Siegeslauf der deutschen Armeen im Osten pragte auch im Monat August dem innerdeutschen
Leben seinen Stempel auf. Gewaltig war der Eindruck, den der Rechenschaftsbericht des Oberkom-
mandos der Wehrmacht vom 6. August machte, der das bisherige Ergebnis der Siege im Osten durch
ungeheure Vernichtungszahlen umriB: 895 000 Gefangene, dariiber hinaus schwerste blutige Verluste
der Bolschewisten, 13145 Panzerkampfwagen, 10 388 Geschutze, 9082 Flugzeuge kennzeichnen die
GroBe der Waffentaten der deutschen Wehrmacht, zugleich aber auch das katastrophale AusmaB der
Niederlage der Roten Armee. Das deutsche Volk erfuhr durch diesen Bericht zum erstenmal zusam-
menfassend von dem Ablauf der grandiosen militarischen Operationen an der Ostfront, von dem Vor-
marsch in den Ostseelandern, von dem Durchbruch zur Umfassungsschlacht in der Ukraine und von
dem entscheidenden Sieg von Smolensk, von Unternehmungen, in denen feindliche Millionenheere
nicht nur geschlagen, sondern vollig vernichtet wurden.
Wie sprunghaft die Erfolgszahlen im Laufe dieses Ostfeldzuges in die Hohe schnellten, erwies eine
weitere Erfolgsmeldung des Oberkommandos der Wehrmacht am 22. August. Es war zugleich der
Rechenschaftsbericht tiber 2 Monate Krieg gegen den Bolschewismus. Er zahlte 1 250 000 Gefangene,
14 000 Panzer, 15 000 Geschutze, 11 250 Flugzeuge auf. Aus diesem Bericht erfuhr das deutsche
Volk, daB seine Armeen tief in Feindesland, am Dnjepr, ostwarts von Gomel und nicht weit vor Le-
ningrad stiinden. Am 19. August war das ganze Gebiet westlich des Dnjepr in deutscher Hand, der
Angriff auf Odessa eingeleitet, das groBte Erzgebiet der Sowjet-Union, das Industrierevier von Krywoi
Rog ebenfalls in deutschem Besitz, Nikolajew, die wichtige Industrie- und GroBstadt der Sudukraine
genommen. Am 20. August kundigten die Fanfaren des deutschen Rundfunks eine neue Sondermel-
dung an, derzufolge im Raum um und nordlich Gomel eine Schlacht stattgefunden habe, in der 17
sowjetische Schutzendivisionen, 1 motorisierte, 2 Panzer- und 5 Kavalleriedivisionen sowie 2 Luftbri-
gaden geschlagen, vernichtet oder ge
76 fangengenommen worden waren. Am 26. August berichtete eine weitere Sondermeldung, daB nach
schwerem Kampfe der Briickenkopf von Dnjepropetrowsk sowie die Stadt selbst im Sturm genommen
sei. Wiederum werden 83 596 Gefangene eingebracht und zahlloses Kriegsmaterial erbeute:
Das Ende des Monats stand im Zeichen der Siege an der Nordfront. Am 21. August war Nowgorod
und Narwa genommen, am 29. August wurde Reval nach hartem Kampfe bezwungen und der sowjeti-
sche Kriegshafen Baltisch Port erobert. Hier haben die deutsche Luftwaffe und die deutsche Kriegs-
marine der Sowjetflotte gewaltige Verluste beigebracht: 19 Truppentransporter und 10 Kriegsfahrzeu-
ge wurden versenkt, 1 Schwerer Kreuzer und 6 weitere Kriegsschiffe wurden schwer beschadigt.
Diese nuchterne Aufzahlung umreiBt eine Reihe beispielloser Siege. Es sind in erster Linie Waffen-
taten der deutschen Truppen. Bei zahlreichen Gelegenheiten aber hat das Oberkommando der deut-
schen Wehrmacht nicht versaumt, darauf hinzuweisen, daB sich auch die Truppen der verbundeten
Machte hervorragend geschlagen haben. Rumanen, Finnen, Slowaken und Ungarn wetteiferten im
heldenmutigen Einsatz mit den deutschen Divisionen. — Aus AnlaB der Befreiung Bessarabiens von
bolschewistischer Zwangsherrschaft verlieh der Flihrer und Oberste Befehlshaber der deutschen
Wehrmacht dem rumanischen Staatsfuhrer und Oberbefehlshaber deutscher und rumanischer Truppen,
dem General Antonescu, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Der Flihrer nahm die Auszeichnung
am 6. August an der Sudfront des ostlichen Kriegsschauplatzes personlich vor. — Am Ende des Mo-
nats nach der Eroberung der karelischen Hauptstadt durch finnische Truppen verlieh der Fiihrer dem
Oberbefehlshaber der finnischen Armee, Feldmarschall Mannerheim, ebenfalls das Ritterkreuz zum
Eisernen Kreuz. Solche Ehrungen von Heerfuhrern der verbundeten Nationen fuhrten dem deutschen
Volke und der Welt vor Augen, daB dieser Krieg, dessen Hauptlast zwar von der deutschen Wehr-
macht getragen wird, eine Sache aller europaischen Volker ist. Dies BewuBtsein, im gegenwartigen
Schicksalskampfe eine internationale Mission zu erflillen, hat immer tiefer im deutschen Volke Wur-
zel geschlagen.
Im August verlieh der Flihrer an weitere deutsche Fliegeroffiziere das Eichenlaub zum Ritterkreuz
des Eisernen Kreuzes: Rittmeister Niemack, Kommandeur einer Aufklarungsabteilung in einer Infan-
teriedivision fur seinen heldenhaften Einsatz im Ostfeldzug; Leutnant Bar erhielt diese Ehrung aus
AnlaB seines 60. Luftsieges, Hauptmann Hahn, Kommandeur einer Jagdgruppe, aus AnlaB seines 42.
Abschusses und Oberleutnant Philipp anlaBlich seines 62. Luftsieges. — Am 29. August meldete der
Wehrmachtbericht
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 2
77 einen schmerzlichen Verlust: Hauptmann J o p p i e n, Inhaber des Eichenlaubes zum Ritterkreuz des
Eisernen Kreuzes, Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader, war nach seinem 70. Luftsieg vom
Feindflug nicht zuriickgekehrt. Mit ihm verlor die Luftwaffe einen ihrer kiihnsten und erfolgreichsten
Jagdflieger.
Die englische Agitation versuchte wahrend der Zeit der groBen deutschen Erfolge im Osten der Welt
einzureden, daB die Royal Air Force in einer Non-Stop-Offensive die deutsche Luftwaffe schwer be-
drange, ihre Stiitzpunkte schwer beschadige und die deutsche Rustungsindustrie vernichtend treffe.
Die Wirklichkeit sah allerdings ganz anders aus. Jedesmal, wenn die englischen Flieger tiber dem be-
setzten Gebiet oder iiber Reichsgebiet erschienen, holten sie sich schwere Verluste. Um die Mitte des
Monats, am 12. und 13. August, sind allein 60 britische Flugzeuge abgeschossen worden. An anderen
Tagen waren die Ergebnisse von gleicher Hohe. Eine Addition der Verlustziffern der britischen Luft-
waffe in der Zeit ihrer „Non-Stop-Offensive" vom 22. Juni bis 20. August ergibt die stattliche Summe
von 931 Flugzeugen und 2800 Piloten. Demgegenuber stehen ganz minimale deutsche Verluste. Die
EinbuBe an Maschinen ist fur die Englander sicherlich recht spiirbar, noch empfindlicher aber wird sie
der Verlust an fliegendem Personal treffen, an dem die britische Luftwaffe ohnehin starken Mangel
leidet.
Am Ende des 2. Kriegsjahres zeigt sich dem deutschen Volke somit ein Bild, das jedes Vertrauen,
auch das hochstgespannte, auf den Endsieg rechtfertigt. Nichts vermag dieses Volk von seinem mit
Entschlossenheit eingeschlagenen Wege abzubringen, am wenigsten aber Schalmeienklange, die alt-
bekannte Melodien in neuer Tonart lebendig werden lassen: wir meinen die Churchill - Rooseveltsche
Atlantik-Erklarung ! „Heisere Trompeter" hat man mit Recht diese beiden Verschworer genannt, die
Wilsons Programm in neuer Auflage der Welt und dem deutschen Volke offerierten. Der Nationalso-
zialismus hat das deutsche Volk erkennen gelehrt, daB alles Ungluck Deutschlands in den Jahren 1918
bis 1932 herriihrte von dem Vertrauen, das es auf das Wort eines amerikanischen Prasidenten gesetzt
hat.
Die Kommentare der deutschen Presse haben diese Roosevelt-Churchill-Erklarung scharf angegrif-
fen und im richtigen Lichte dargestellt. Die wahre Absicht und die letzten Hintergriinde dieser Uber-
einkunft hat aber Churchill wenige Tage spater durch eine neue Rede gedeutet, in der er eine Herr-
schaft der englisch sprechenden Volker iiber alle Kontinente proklamierte. Einen Kommentar zu die-
sen Worten stellte vollends der englisch-sowjetische Uberfall auf den Iran dar. Er demonstrierte dem
deutschen Volk und der Welt in der Praxis, was von den amerikanisch-englischen Weltbegliickungs-
planen zu halten ist.
78 Demgegenuber steht die festfundierte Erklarung aus dem Fiihrerhauptquartier vom 31. August, die
dem deutschen Volke Kunde gab von dem Treffen des Fiihrers mit dem Duce (siehe Seite 72). Hier
an der Front, inmitten ihrer kampf enden Truppen hielten die beiden Staatsmanner Zwiesprache iiber
den Stand der militarischen Operationen und iiber die Konsequenzen, die sich aus Siegen der deut-
schen Waffen und aus der vernichtenden Niederwerfung der bolschewistischen Armeen ergibt. Als
Wesentlichstes an dieser Erklarung aber wurden von der gesamten Weltpresse die Satze gewiirdigt, die
sich auf die Organisation des Friedens und auf das Zusammenleben der europaischen Volker nach dem
Kriege bezogen. Hier handelt es sich nicht um Phrasen, sondern um Worte, die gegriindet sind auf
Tatsachen und Ereignisse, die aller Welt sichtbar sind,, die nicht von einer Gewaltherrschaft, sondern
von einer gerechten und neuen Ordnung kiinden. Das deutsche und italienische Volk, dariiber hinaus
aber auch alle Volker wissen, daB auf solchen Begegnungen Taten folgen, daB es nicht bei leeren pro-
grammatischen Erklarungen bleibt, wie sie die Welt von den demokratischen Politikern seit Jahren
kennt.
Auf dem innerpolitischen Sektor hat der Fiihrer eine fur die Zukunft bedeutsame Entscheidung ge-
troffen. Er hat fur alle Aufgaben der Wasser- und Energiewirtschaft eine Neuregelung unter einheitli-
cher Leitung angeordnet. Die bisher in vier verschiedenen Ministerien liegenden Zustandigkeiten ge-
hen an den vom Fiihrer bestellten „Generalinspektor fur Wasser und Energie" iiber. Dieser hat die
Stellung und Befugnisse eines Reichsministers. Der Fiihrer ernannte zum „Generalinspektor fiir Was-
ser und Energie" Reichsminister Dr. Ing. T o d t. Dr. Todt behalt seine bisherigen Aufgabengebiete
bei. StraBenbau, Wasserbau, Energieausbau und Regelung der Bauwirtschaft sind damit durch diese
Neuordnung im Interesse erhohter Leistung, einheitlicher Fiihrung des Personals und auch im Sinne
wesentlicher Vereinfachung der Verwaltung zusammengefaBt. Die GroBe der Aufgaben, die nunmehr
Dr. Todt in seiner Hand vereinigt, ist bisher einmalig. Die Perspektiven, die sich der Energiewirtschaft
in den kommenden Jahren im Leben der europaischen Volker eroffnen, lassen dieses Aufgabengebiet
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 3
als besonders wichtig erscheinen. Die Bildung eines ersten groBen technischen Ministeriums wird die
sich stellenden Probleme am ehesten zu meistern vermogen. Nicht nur fur Deutschland, sondern auch
fur die besetzten Gebiete ist der neue, dem Reichsminister Dr. Todt erteilte Auftrag von besonderer
Bedeutung, ermoglicht er doch den planmaBigen Einsatz der besten Ingenieure und die Zusammenfas-
sung der wichtigsten Aufgaben in einer Hand. Daher werden fur die besetzten Gebiete keine Einzel-
stellen fur Wasser, Kulturbau usw. vorgesehen, die von ver
79 schiedenen Ressorts abhangig; sind, sondern es wird jeweils ein Ingenieur fur die Leitung der drei
Arbeitsgebiete Wasser-, StraBen- und Kulturbau eingesetzt werden. Der dem Reichsminister erteilte
Auftrag bietet einen besonderen Vorteil, als die Erzeugung von Aluminium, Treibstoff, Pulver, Brenn-
stoff und Buna groBe Energiemengen voraussetzt, abgesehen davon, daB fur die Rustung ganz allge-
mein die Schaffung neuer Energiequellen, ihre zweckvolle Ausnutzung sowie beste Verkehrswege
uberaus wichtig sind.
Im Bereich des Bildungswesens ist ein ErlaB des Reichserziehungsministers erschienen, der das
schwierige Problem der richtigen Auslese der Schuler der Hauptschule fur die Oberschule bewaltigen
soil. In diesem, Zusammenhang interessiert ein Aufsatz iiber die deutsche Hauptschule in der Zeit-
schrift des NS-Lehrerbundes, den mit berufener Feder Dr. Roller, Gauhauptstellenleiter fur Erziehung
und Unterricht in Oberdonau geschrieben hat. Aus. den Erfahrungen, die wahrend des 70 jahrigen
Bestehens der Hauptschule im alten Osterreich gemacht worden sind, bestatigt Dr. Roller, daB das
Verhaltnis zwischen Oberschule und Hauptschule stets ungetriibt war. Durch das gute Einvernehmen
mit den Hauptschullehrern hatten sie einen tieferen Einblick in die Verhaltnisse der Hauptschulen
erhalten, hatten ihre Bedurfnisse und Anforderungen kennengelernt. Wahrend die Oberschule in erster
Linie zur Hochschulreife zu ftihren habe, bestehe die Aufgabe der Hauptschule darin, eine iiber das.
Volksschulziel hinausreichende, abschlieBende Bildung zu vermitteln und ihre Schuler vor allem zum
Eintritt in das praktische Leben, aber auch zum Ubertritt in weiterfiihrende Bildungsanstalten vorzube-
reiten. Sie sei Lebensschule und habe nie eine „verkleinerte Oberschule" sein sollen.
Auch die im Altreich so bekampfte und fur die Forderung der begabten Schuler so hinderliche
Schulgeldbarriere der Oberschule habe in der Ostmark im Verhaltnis zur schulgeldfreien;
Hauptschule so gut wie gar keine Rolle gespielt, da das Schulgeld an der Oberschule sehr niedrig ge-
wesen sei. Im Altreich wiirden nun auch gewisse Verbindungen organisatorischer und lehrplanmaBiger
Art zwischen alien Schulen geschaffen werden miissen. Die wirklich sozialen Schulgeldeinrichtungen
der Ostmark miiBten beibehalten und auf das ganze Reich ausgedehnt werden. Die vollkommene
Schulgeldfreiheit werde das End- ziel sein.
Millionen deutscher Frauen leisten heute in Biiros, Fabriken, Rrankenhausern und vor allem auch in
der Landwirtschaft einen zusatzlichen Dienst, in dem sie die Arbeitskraft der Manner ersetzen miissen.
Aber auch an die Hausfrauen und die Mutter, die nicht in einem Rriegsberuf stehen, werden heute
erhohte Anforderungen gestellt. Ihnen alien Erleichterungen zu schaffen. ist das Ziel des Deutschen
Frauenwerks,
80 dessen Mitglieder freiwillig und ehrenamtlich neben ihrer Arbeit Rriegseinsatz leisten. Wie groB die
Bereitschaft zu diesem Rriegseinsatz ist, zeigt die Tatsache, daB seit Rriegsbeginn die Mitgliederzahl
des Deutschen Frauenwerks um 20%, das sind 1,1 Millionen Mitglieder, stieg. In mehr als 200000
Rursen wurden seit Rriegsbeginn 10350400 Frauen mit den besonderen Bedingungen der Rriegswirt-
schaft in ihrem Wirkungskreis vertraut gemacht. Jede 10. Frau im Deutschen Frauenwerk hat z. B. 14
Tage im Jahr in der Nachbarschaftshilfe gearbeitet. 4129 000 Frauen halfen jede 12 Sonntage oder
eine entsprechend lange Urlaubszeit in der Ernte, 1 Million Frauen haben in 20 Millionen Stunden
Arbeiterinnen von ihrem Arbeitsplatz abgelost, damit diese einen zusatzlich bezahlten Urlaub erhalten
konnen. Dazu wurden IVz Millionen Mahlzeiten fur Rranke und Wochnerinnen gekocht. AuBerdem
sind an Militartransporte auf den Heimatbahnhofen mehr als 8 Millionen Essensportionen ausgegeben
worden. Und schlieBlich haben 353 000 Frauen in der Lazarettbetreuung ihren Teil am groBen Dienst
erfiillt. So zeigt dieser Ausschnitt aus der Arbeit des Deutschen Frauenwerks einen Teil des Rriegsein-
satzes, zu dem sich alle Schichten des Volkes verpflichtet fiihlen.
Auch das tschechische Volk, das im Schiitze der deutschen Waffen ruhig seiner Arbeit nachgehen
kann, hat in weiten Rreisen den Wunsch, seinen Beitrag zu leisten am Schicksalskampf, der von den
deutschen Waffen fur ganz Europa ausgefochten wird. Eine unter der tschechischen Bevolkerung des
Protektorats durchgefiihrte Sammlung zugunsten des Deutschen Roten Rreuzes hat einen Betrag von
4,35 Millionen Reichsmark erbracht. Staatsprasident Dr. H a c h a und die Regierung des Protektorats
stellten hierzu in zwei Rundgebungen fest, daB mit diesem Ertrag das Ergebnis der gleichen Samm-
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lung im Vorjahre betrachtlich iibertroffen wurde, und daB insbesondere auch die Zahl der kleinen
Spender stark angestiegen sei. Die Sammlung sei ein beredtes Zeugnis daflir, daB das tschechische
Volk auf den Boden der realen Erfassung seiner Lage beharre und sich in keiner Weise von dem Wege
der Arbeit der Ruhe und der Ausdauer abbringen lasse. Die tschechische Bevolkerung habe damit ihr
Verstandnis fur den groBen Kampf bekundet, den das Deutsche Reich gegenwartig ftihrt. — Am 2.
August fand in Luxemburg eine GroBkundgebung der Volksdeutschen statt. Auf ihr sprach Dr. Ley,
der in groBen Ziigen den Schicksalskampf des deutschen Volkes vor seinen Horern schilderte. Die
Entwicklung und die Festigung der Volksdeutschen Bewegung in Luxemburg, die durch diese macht-
volle Kundgebung groBartig demonstriert wurde, zeigt, daB das Deutschtum auch auf diesem Vorpo-
sten des Reiches vorwartsschreitet.
81 Am 12. August wurde aus Krakau gemeldet, daB der bisher unter Militarverwaltung stehende Teil
des fruheren polnischen Galizien unter die Verwaltung des Generalgouverneur Dr. Frank gestellt wur-
de. Der Militarbefehlshaber von Lemberg, General von Roques, ubertrug seine Funktion an den Gene-
ralgouverneur, Reichsminister Dr. Frank, im Beisein von Vertretern der Wehrmacht, von Abordnun-
gen der verbundeten slowakischen Armee mit ihrem Oberkommandierenden, General Catlos, und der
verbundeten konigl. ungarischen Armee mit Feldmarschalleutnant von Scombathelyi. Zu den bisher
bestehenden vier Distrikten des Generalgouvernements: Krakau, Warschau, Radom und Lublin ist
damit ein funfter getreten. An seine Spitze hat Reichsminister Dr. Frank den bisherigen Chef des Di-
strikts Radom, Gouverneur Dr. Karl Lasch, berufen, an dessen Stelle in Radom der bisher in der Re-
gierung des Generalgouvernements als Unterstaatssekretar tatige Ernst K u n d t trat, der aus dem su-
detendeutschen Freiheitskampfe bekannt ist. Der neue Distrikt umfaBt die ehemaligen polnischen Wo-
jewodschaften Lemberg, Tarnopol und Stanislau. Er weist eine Bevolkerung von etwa 6 Millionen
Menschen auf. Dadurch hat sich die Einwohnerzahl des Generalgouvernements auf etwa 1 8 Millionen
Einwohner erhoht. Amtssitz des Distriktschefs ist Lemberg. Mit dieser VerwaltungsmaBnahme ist
Galizien wieder in die europaische Kulturgemeinschaft eingegliedert, aus der es durch den Bolsche-
wismus herausgedrangt worden war. Der deutschen Verwaltung harrt in Galizien eine gewaltige Auf-
gabe. Man denke nur allein an die riesigen Probleme, die die Wiedereinfiihrung des Privateigentums
nach der Enteignung samtlicher Hauser, Geschafte, Landbesitzungen und Industrieunternehmungen
mit sich bringt. Wie weitgehend die gesamte Bevolkerung dieses Gebietes bewuBt proletarisiert wor-
den ist, geht daraus hervor, daB die Bolschewisten im November 1939 von einem Tage zum andern
das polnische Geld als Zahlungsmittel abschafften, ohne daB die Moglichkeit des Umtausches bestand,
so daB mit einem einzigen Federstrich samtliche Ersparnisse und Barvermogen vernichtet wurden.
Um die Mitte des Monats August fand in Krakau ein Generalmitgliederappell der Nationalsozialisti-
schen Deutschen Arbeiterpartei statt. Dr. Frank umriB auf einer GroBkundgebung die bisher geleistete
Arbeit und den bis jetzt vollzogenen organisatorischen Aufbau der Partei und der Verwaltung im Ge-
neralgouvernement. Die Partei sei hier im Osten das Riickgrat der Gesinnung jedes einzelnen und da-
mit der Garant fur die Zukunft des Ganzen. Dr. Frank bezeichnete es als vornehmste Aufgabe der Par-
tei, einen harten, verantwortungsvollen Typ von deutschen Menschen zu erziehen, denn hier im Osten
gelte nicht die Theorie, sondern einzig und allein die harte praktische Arbeit. Im Rahmen dieses Deut-
schen Tages
82 sprachen u. a. Dr. Ley, Frau Scholtz-Klinck und Reichshauptamtsleiter Sundermann. Seinen
Hohepunkt fand dieser Deutsche Tag mit einem Appell der politischen Leiter vor Dr. Ley auf dem
Burghof. Generalgouverneur Dr. Frank lieB ihn ausklingen mit einer Heldenehrung.
Zum AbschluB einer Gauschulungswoche sprach in der Bremer Kampfbahn Reichsleiter Alfred Ro-
senberg vor vielen tausend Bremern. Reichsleiter Rosenberg stellte am Eingang seiner Rede die fur
den Schicksalskampf so bedeutsame Frage, ob dieser Krieg notwendig gewesen oder ob er irgendwie
zu vermeiden gewesen sei. Diese Frage, so sagte er, ist tatsachlich fiir den Kampf und das ganze iibri-
ge Leben des Einzelnen entscheidend. Denn es ist nicht gleichgultig, wie eine Nation diese Frage be-
antwortet. Rosenberg schilderte sodann in groBen Ziigen das Bemiihen des Fiihrers, immer wieder
sichere Grundlagen fiir einen dauernden Frieden zu linden. Systematisch und bewuBt haben aber zur
gleichen Zeit alle Feinde an der Vernichtung der deutschen Nation gearbeitet. Der Fiihrer selbst hat in
Erkenntnis dieser Gefahr iiber Deutschland gewacht, und gerade in diesen Wochen erlebten wir, wie
notwendig diese Wachsamkeit gewesen sei, wie bedroht Deutschland und der ganze europaische Kon-
tinent gewesen seien. Wenn nun die demokratischen Politiker iiber dem Atlantik die alten verlogenen
Parolen von einst wieder aufleben lassen wollten, so wisse das deutsche Volk aus bitterer Erfahrung,
was es davon zu halten habe. „Als dieser Krieg uns aufgezwungen wurde", so schloB Reichsleiter Ro-
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senberg, „hatten wir vor der Weltgeschichte nur die eine Wahl: entweder zu kampfen oder kampflos
zu fallen. Nicht wir sind unersattlich, sondern sie, die die halbe Welt beherrschen und nun noch ein
80-MillionenVolk versklaven wollen."
Die Fragen kriegsbedingter, standig zunehmender Arbeitsflille, die von der Partei der NSV ubertra-
gen worden sind, veranlaBten um die Monatswende Juli/ August Oberbefehlsleiter Hilgenfeldt, zu einer
Besprechung in der Gauschule der NSV in Berlin- Wannsee einzuladen. Immer starker, so ftihrte er vor
den Anwesenden aus, trete in den Mittelpunkt der Aufgaben die fachliche Vertiefung der volkspflege-
rischen Arbeit der NSV. Der reiche Arbeitsanfall machte es notwendig, daB die ehrenamtliche Tatig-
keit weiter ausgedehnt wurde, und so sind heute trotz des Krieges insgesamt 150 000 Blockwalter und
Blockwalterinnen in der volkspflegerischen Arbeit mehr eingesetzt als im Frieden. Die Ausbildung
von Fachkraften hat weiterhin 10 000 ausgebildete Mitarbeiter in die NSV-Arbeit einschalten konnen.
Vor allem sind es die Strukturveranderung mancher Gaue und die Volkstumsfragen in Grenzgebieten
sowie die gesundheitliche Betreuung in den neuen Gauen, die das Gesetz und das Arbeitstempo der
volkspflegerischen Tatig
83 keit bestimmen. Die groBen Gesichtspunkte dieser vielfaltigen Arbeitsgebiete verlangen vor allem eine
groBere Zahl verantwortungsbewuBter Volkspflegerinnen und Schwestern. Man werde in Zukunft die
sozialpflegerischen Frauenberufe noch starker in den Mittelpunkt der Berufswahl stellen mtissen. Hier
habe die Nachwuchslenkung ganzbesondere Aufgaben zu erfullen.
Reichsminister S e 1 d t e gibt in einem Aufsatz in der neuen europaischen Wirtschaftswochenzei-
tung „Europa-Kabel" eine Leistungsbilanz liber den Arbeitseinsatz im Westen. Die Arbeitseinsatzver-
waltung hatte in den Westgebieten aus dem Nichts in kiirzester Zeit geschaffen werden miissen. Ob-
gleich man sich bei der Organisation auf deutscher Seite auf ein MindestmaB beschrankte, konnten
auBerordentliche Erfolge erzielt werden. AuBer der Bereitstellung von Arbeitskraften fur die Land-
wirtschaft, fur die noch im vorigen Herbst mit einem Fehlbetrag von 400 — 500000 gerechnet wurde,
konnten aus dem Gebiet des Militarbefehlshabers in Frankreich bisher etwa 70000 Arbeiter nach dem
Reich vermittelt werden, wobei der Prozentsatz der Nationalfranzosen dauernd gestiegen ist, der heute
rund 80% betragt. Wahrend im November 1940 im besetzten Frankreich noch iiber eine Million Ar-
beitslose gezahlt wurden, ist die Zahl jetzt auf 120 000 mannliche Arbeitslose gesunken. Aus Holland
sind fur den Einsatz in Deutschland 156 000 niederlandische Arbeitskrafte geworben worden, wozu
noch 27 000 Vermittlungen in die besetzten Westgebiete sowie weitere 40 000 zu wichtigen kriegs-
wirtschaftlichen Arbeiten kommen. Auch die Arbeitslosigkeit in Belgien, die wahrend der Kriegstage
auf 600 000 hinaufschnellte, habe jetzt den Stand der Arbeitslosigkeit des gleichen Monats im Jahre
1938 bereits um 200 000 unterschritten und betrage nur etwa 86 000 Arbeitslose. Auch aus Belgien
sind 190 000 Arbeitskrafte fur den Einsatz in Deutschland angeworben worden. Reichsarbeits minister
Seldte schlieBt seine Ausfuhrungen mit dem Hinweis auf die Leistungen, die damit die deutsche Ar-
beitseinsatzverwaltung in den besetzten Westgebieten nicht allein fur das Reich, sondern auch zum
Wohle dieser Lander selbst aufweisen kann.
Eine Ausstellung, die Beachtung verdient wegen der Breite des Fundaments, auf der sie gegriindet
ist, wurde in Koln am 16. August eroffnet. Es ist die Ausstellung „Seefahrt ist not", die wie der
gleichnamige Schulerwettbewerb von der Reichswaltung des NS-Lehrerbundes in Verbindung mit
dem Oberkommando der Kriegsmarine veranstaltet wird. Millionen deutscher Jungen und Madel
machten diesen Wettkampf mit. Die Ausstellung zeigt in den Kolner Messehallen 20 000 der besten
Arbeiten, die aus einigen hunderttausend Einzelarbeiten ausgewahlt sind. Gebietsfuhrer Hohoff erklar-
te vor den Gasten der Ausstellungseroffnung, daB die Hitlerjugend die Nachwuchssicherung fur die
Kriegsmarine und die Handelsmarine als
84 eine besonders wichtige Aufgabe betrachte. Vizeadmiral Warzecha wtirdigte in warmen Worten die
groBe Arbeit, die in diesem Wettbewerb von Erzieherschaft und Jugend geleistet wurde — eine Arbeit,
die in der Stille getan worden sei und die nun um so glanzender vor die Offentlichkeit trete. Die ei-
gentliche Eroffnung der Ausstellung nahm Gauleiter Wachtler, der Reichswalter des NS-
Lehrerbundes, vor.
Der Ftihrer hat, so meldete am 2. August das „Deutsche Nachrichtenburo", den Obergeneralarbeits-
ftihrer Konteradmiral z. V. B u s s e als Nachfolger des verstorbenen Admirals Staatsrat v. Trotha zum
Leiter des Reichsbunde' Deutscher Seegeltung ernannt.
In der Leitung des Deutschen Auslandsinstituts in Stuttgart ist in der letzten Zeit eine Anderung
eingetreten. Am 20. August wurde gemeldet, daB zum neuen Leiter des Deutschen Auslandsinstituts
Dr. Hermann Rudiger berufen worden sei, der bisher schon Stellvertre tender Leiter des Instituts gewe-
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sen ist. Der bisherige Direktor des DAI, Dr. C s a k i, libernimmt den wissenschaftlichen Ausbau und
die Intensivierung der Auslandskunde, namentlich im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft fur Auslands-
kunde an den wurttembergischen Hochschulen sowie die Neuplanung des auslandskundlichen Muse-
umswesens.
Vor einem kleinen Kreise geladener Gaste machte Reichsintendant Dr. G 1 a s m e i e r bemerkens-
werte Mitteilungen iiber die Rundfunkarbeit im Kriege und liber Neuerungen, die in technischer Hin-
sicht aber audi in der Programmgestaltung demnachst ihren Ausdruck finden werden. Wahrscheinlich
schon im September werde das Wunschkonzert in seiner bewahrten Form wieder aufgenommen wer-
den. Die Truppenbetreuung betrachte der deutsche Rundfunk als eine seiner vornehmsten und zugleich
dankbarsten Aufgaben. Uber den Auslandsrundfunk gab Dr. Winkeinkemper interessante Einzelheiten
bekannt. Die Leistungen, die der Auslandsrundfunk taglich vollbringe, ubersteigen alle Vorstellungen.
Allein die deutschen Europasender, die taglich in 27 verschiedenen Fremdsprachen senden, bewalti-
gen ein Programm, das ein Vielfaches der Sendeleistung eines Reichssenders darstellt. Hinzu komme
der Deutsche Kurzwellensender, der, in verschiedene Regionen gegliedert, bis in die entferntesten
Winkel der Erde reiche. Eine groBangelegte Abhoreinrichtung, die alle wichtigen auslandischen Sen-
der kontrolliere, insbesondere den Nachrichten- und Propagandadienst der Feindmachte, versetze den
deutschen Auslandsrundfunk in die Lage, sich taglich ein klares Bild der feindlichen Propagandaab-
sichten zu verschaffen und darauf entsprechend zu reagieren. So sei es dem deutschen Rundfunk ge-
lungen, die vom Feinde beabsichtigte geistige
85 Blockade Deutschlands zu durchbrechen. Die deutsche Rundfunkpropaganda stelle eines der
wirksamsten Kampfmittel in diesem Kriege dar. Als interessante technische Neuerung wurde bei die-
ser Gelegenheit das neue Magnetophonverfahren gezeigt, ein neues Tonaufzeichnungssystem, das von
der AEG im engsten Einvernehmen mit dem Rundfunk entwickelt worden ist. Es lost die Schallplatte
und die Lichttonaufzeichnung ab und setzt an die Stelle der bisherigen Verfahren das magnetisierbare
Filmband, das sowohl technisch wie auch kunsflerisch den bisherigen Tonaufzeichnungsverfahren
weit uberlegen ist, zumal es praktisch leichter zu handhaben und bedeutend billiger ist als die Wachs-
platte oder das tonende Lichtband.
Die innere Verbundenheit zwischen Deutschland und dem faschistischen Italien kommt in verschie-
denen Besuchen namhafter Italiener zum Ausdruck, die sie auch im Laufe des Monats August im
Reich abstatteten. So empfing Reichsminister Dr. Goebbels verschiedene italienische Journalisten, die
sich auf einer Deutschlandreise befinden: den Direktor der „Gazetta del Populo", Bertuetti, den Haupt-
schriftleiter des „Popolo d'ltalia", Dr. P i n i, und den militarischen Schriftleiter der gleichen Zeitung,
General Fetterappa, sowie den auBenpofitischen Schriftleiter der „Tribuna , Prof. P u c c i o. — Am
21. August suchten der Chef der Abteilung Wehrmachtpropaganda im Oberkommando der italieni-
schen Wehrmacht, Oberst der Luftwaffe V e c c h i, der Chef der Propagandaabteilung im italieni-
schen Luftfahrtministerium, Oberstleutnant Cepeccione, und der Korvettenkapitan M a z e 1 1 i von
der Propagandaabteilung des italienischen Marineministeriums Reichsminister Dr. Goebbels auf. —
Am 26. August trafen 64 Jugendfuhrer der ungarischen Jugendorganisation zu einem mehrtagigen
Besuch in Berlin ein, nachdem sie sich schon 14 Tage im Deutschen Reich aufgehalten hatten. Nach
einem kurzen Aufenthalt in Wien hatten die ungarischen Jugendfuhrer der Stadt der Reichsparteitage
einen Besuch abgestattet und waren dann iiber Jena nach Weimar gefahren, von wo aus sie das Ge-
bietsausbildungslager Bad Berka und das Segelfliegerlager der Hitler- Jugend in Blankenhain (Thlirin-
gen) besuchten und mit Einrichtungen und Organisationsformen der Hitler-Jugend bekanntgemacht
wurden. Zum AbschluB ihrer Reise fuhren die ungarischen Jugendfuhrer nach Breslau, um dort den
Sommerkampfspielen der Hitler-Jugend beizuwohnen.
Nachdem Ende Juli mit der „Gotterdammerung" als der letzten „Ring"-Vorstellung die diesjahrigen
Kriegsfestspiele in Bayreuth zu Ende gegangen waren, begannen am 2. August die Salzburger Fest-
spiele. Auch sie standen im Zeichen des Dankes an die deutsche Wehrmacht. 20 000 Platze sind in
Salzburg fur
86 Soldaten reserviert worden, aber auch Manner der Organisation Todt und des Arbeitsdienstes sind
eingeladen worden. Fur die Auswahl der Gaste waren Musikverstandnis und Vorliebe fur hervorra-
gende Darstellungskunst maBgebend. Bevorzugt wurden in erster Linie Trager von Kriegsauszeich-
nungen und genesende Verwundete. Die Festspielgaste sahen stets zwei Vorstellungen, da sich ihr
Besuch in Salzburg auf zwei Tage erstreckte. Vorgesehen waren insgesamt 16 Opernauffuhrungen von
Mozarts „Zauberflote", „Don Giovanni", „Figaros Hochzeit" und des „Rosenkavaliers" von Richard
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StrauB, 6 Schauspielvorstellungen von Shakespeares „Viel Larm um nichts" sowie verschiedene Kon-
zerte.
Ein eindrucksvoller Beweis fiir die Anziehungskraft, die die Kunst auch in Zeiten des Krieges auf
breite Massen des deutschen Volkes ausiibt, sind die Besucherzahlen, die auch in diesem Jahre das
Haus der Deutschen Kunst aufzuweisen hat. Seit der am 26. Juli erfolgten Eroffnung der Ausstellung
halt der gegeniiber dem Vorjahr noch erheblich verstarkte Besucherandrang unvermindert an. In 14
Ausstellungstagen haben nicht weniger als 100 000 Volksgenossen die Ausstellung besucht. Die
Schau hat auch in diesem Jahre einen ungewohnlich starken Verkaufserfolg zu verzeichnen. Bisher
wurden 380 Werke, also beinahe die Halte aller ausgestellten Arbeiten verkauft. Der der Kiinstler-
schaft hieraus zuflieBende Betragerlos betragt 1,5 Millionen Reichsmark.
Ein Jubilaum besonderer Art verzeichnete der deutsche Film im Monat August: In den ersten Au-
gusttagen lief zum ersten Male die 100. Kriegswochenschau iiber die Leinewand. Dieses Ereignis ist
erwahnenswert, besonders, wenn man bedenkt, welch ungeheuer wichtige Rolle als Vermittler des
Kriegserlebnisses die deutsche Wochenschau in diesem Kriege ubernommen hat. All die groBen Erei-
gnisse vom ersten Kriegstage an sind durch die Wochenschauen Millionen und aber Millionen nahe-
gebracht worden. Der heldenmiitige Kampf der deutschen Armeen an alien Fronten ist durch sie jedem
einzelnen Deutschen in seiner GroBe und in seiner Schwere zum BewuBtsein gebracht worden. Wenn
das deutsche Volk leidenschaftlichen Anteil nimmt an dem Geschehen drauBen, so ist das nicht zuletzt
ein Verdienst der Wochenschauen, die unter Einsatz des Lebens der Kameramanner aufgenommen
worden sind. Die 100. Kriegswochenschau, die noch unter dem Eindruck der iiberwaltigenden deut-
schen Siegesmeldungen vom ostlichen Kriegsschauplatz stand, zeigte den Ftihrer und Obersten Be-
fehlshaber an der Front im Osten, sie brachte eindrucksvolle Aufnahmen von alien Teilen der Ostfront,
von dem Einsatz der Luftwaffe und auch vom verantwortungsvollen und schwierigen Werk der Orga-
nisation Todt.
Im Kunstlerhaus zu Munchen fand im August die 8. Tagung der Auslandslektoren der Deutschen
Aka
87 demie statt. Der Rektor der Universitat Munchen, Prof. Dr. Walther Wiist, stellvertretender President,
stellte dabei fest, daB sich die Deutsche Akademie im Laufe der letzten Jahre in sehr starkem MaBe
entwickelt und im In- und Auslande mit ihrer Arbeit weitgehendste Beachtung gefunden habe. Die
Kulturarbeit der deutschen Akademie und besonders ihre Ausstrahlung ins Ausland ist wahrend des
Krieges nicht nur machtvoll vorwarts getrieben worden, sie hat auch einen tieferen Sinn bekommen.
Deutschland schicke sich an, ein neues Europa aufzubauen. In diesem Kampf hat auch die deutsche
Akademie ihren Platz. Die Lektoren sollten nicht Sprachlehrer im verflachten Sinne des Wortes sein,
sondern ausgezeichnete Methodiker, sattelfeste Germanisten, Kenner der auswartigen Kulturpolitik,
Sendboten des geistigen Deutschland. Der Leiter der Abteilung Auslandslektorate, Dr. Heinz Nitsch-
ke, umriB im einzelnen die besonderen Aufgaben eines Lektors. Er solle an seinem Platz im Auslande
Sprachlehrgange fiir erwachsene Auslander veranstalten, die an der deutschen Kultur anteilnehmenden
Menschen um sich sammeln und allmahlich ein deutsches Haus entstehen lassen, das alien Menschen
offen steht, denen deutscher Geist etwas zu sagen hat. Hochster Sinn und Zweck der Auslandsarbeit
bestehe darin, unserer heiligen deutschen Muttersprache zu dienen und fiir sie in aller Welt zu werben.
Der Goethepreis der Stadt Frankfurt a. M. wurde in diesem Jahre dem Dichter Dr. h. c. Wilhelm
Schafer verliehen. Damit erfuhr ein Dichter eine verdiente Ehrung, der seit langem in der Reihe derje-
nigen Manner steht, die Zeit ihres Lebens in ihrer Kunst bewuBt aus dem Volksganzen und fiir dieses
Ganze gewirkt haben.
Am 1. August konnte Reichspressechef Dr. Dietrich auf eine 10 jahrige Tatigkeit als Reichspresse-
chef der NSDAP zuriickblicken. Die deutsche Presse wiirdigte anlaBlich dieses Tages die Arbeit und
die Leistungen Dr. Dietrichs. Auch die Presse der befreundeten Nationen widmeten dem Reichspres-
sechef anerkennende Worte, die seine Arbeit umrissen. So stellte der „Popolo d'ltalia" zu der 10 jahri-
gen Tatigkeit Dr. Dietrichs als Reichspressechef fest, daB er stets die Liigen der plutokratischen Presse
aufs heftigste bekampft und schon lange vor dem Kriege die gefahrlichen Auswirkungen ihrer verant-
wortungslosen Hetze aufgezeigthabe.
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Aiiiljiriuiiiiiilliiilk
88 Im Monat August haben Deutschlands Politik und Kriegfiihrung mit der unerbittlichen Konsequenz
und Zahigkeit, die sie kennzeichnen, das begonnene groBe Werk erfolgreich fortgesetzt. Der Kampf
gegen den Bolschewismus hat zu neuen gewaltigen Erfolgen gefiihrt, die am 22. August, am Ende des
zweiten Kriegsmonats gegen den Bolschewismus wie folgt unterstrichen werden konnten: Nach
zweimonatiger Dauer
des Ostfeldzuges steht die deutsche Wehrmacht mit ihren Verbiindeten in ungebrochener Kraft tief in
Feindesland. Auf der gesamten Front sind die Operationen in vollem FluB. In der Sudukraine werden
die letzten Stiitzpunkte des Gegners am Dnjepr planmaBig und unter schwersten Verlusten des Ge-
gners beseitigt. Nordwestlich Kiew weicht der Feind hinter den Dnjepr. Im Raum ostwarts Gomel
wird die Verfolgung des geschlagenen Gegners fortgesetzt. An der Front vor Leningrad und in Estland
kampfen sich unsere Truppen stetig vorwarts. Auch die Angriffe an der finnischen Front beiderseits
des Ladogasees gewinnen taglich an Boden. In einer Folge schwerer Vernichtungsschlage hat die So-
wjetwehrmacht unvorstellbar blutige Verluste erlitten. Seit Beginn des Feldzuges sind nunmehr iiber 1
250 000 Gefangene eingebracht, rund 14000 Panzerkampfwagen und 15000 Geschiitze erbeutet oder
vernichtet worden. Die Sowjetluftwaffe verlor insgesamt 11 250 Flugzeuge; davon wurden 5633 am
Boden zerstort, die iibrigen in Luftkampfen und durch Flakartillerie abgeschossen. AuBerdem wurde
schon jetzt der feindlichen Kriegsfuhrung durch die Wegnahme wichtiger Rohstoff- und Industriege-
biete schwerster Schaden zugefugt.
Bis zum Ende des Monats August war der untere Dnjeprbogen und das ganze darin liegende reiche
Industriegebiet in deutscher Hand. Die Sowjets hatten das erste ihrer fur die Kriegswirtschaft lebens-
wichtigen Industriegebiete verloren. Im Norden war die Sauberung Lettlands und Estlands vollendet
oder im Gange und zeichnete sich der konzentrische Angriff auf Leningrad ab. Konnte man Ende Juli
feststellen, daB die im Aufmarsch begriffenen Angriffsarmeen Moskaus zerschlagen, die beiden Befe-
stigungslinien,
89 die erste an den deutschen Grenzen liegend, und die zweite, hinter der alten Grenze der Sowjetunion
errichtete Stalinlinie, durchstoBen und damit der Zugang zur inneren Sowjetunion aufgebrochen war,
so brachte der Monat August die Eroberung der Ukraine bis zum Dnjepr, den Besitz des ersten groBen
Industriegebietes der Sowjets und eines bedeutenden Teiles der Schwarzmeerkuste. Der deutsche
Vormarsch hatte auf der ganzen Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer eine Tiefe von 700 bis
800 km und dariiber erreicht und war iiberall in weiterem Fortschreiten.
Die bedrohliche Lage der Bolschewiken verursachte in Moskau selbst und bei den Verbiindeten und
Helfern in London und Washington die groBten Besorgnisse, die mit propagandistisch bedingtem
Zweckoptimismus abwechselten, wenn der deutsche Vormarsch zeitweilig langsamer fortschritt oder
an einzelnen Stellen der Front verhielt. Dann wurden abwegige Vergleiche mit Napoleons RuBland-
feldzug von 1812 gezogen, bei denen die wesentlichsten Vergleichspunkte absichtlich iibersehen oder
verdreht wurden. Die wesentlichsten Unterschiede zwischen damals und heute sind, daB Napoleon auf
einer StraBe iiber Smolensk nach Moskau vorstieB und sich dadurch im russischen Raum verlor, wah-
rend sich der deutsche Vormarsch auf der ganzen Front vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer voll-
zieht, und die ganze gewaltige Landermasse, die von den deutschen und verbiindeten Truppen durch-
schritten wird, gleichzeitig militarisch gesaubert, verkehrlich organisiert und wirtschaftlich nutzbar
gemacht wird. Wahrend sich die russische Armee 1812 Napoleon nicht zum Kampf stellte, ist mit dem
deutschen Vormarsch die systematische Vernichtung der bolschewistischen Millionenarmeen und
ihres in vielen Jahren durch Sklavenarbeit und Entbehrungen von 180 Millionen Menschen erzeugten
Kriegsmaterials erfolgt. Wie eine riesige, unwiderstehlich einmal schneller, dann wieder langsamer
sich vorwartsbewegende Maschine greift die deutsche Wehrmacht mit ihren Verbiindeten iiber den
sowjetrussischen Raum, zertriimmert die Angriffs- und Verteidigungskraft der bolschewistischen Hee-
re und unterwirft das von der bolschewistischen Herrschaft befreite Gebiet dem politischen Willen
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Deutschlands und seiner Verbiindeten. Die Organisierung und Ordnung des gewonnenen Raumes ist
mit den modernen Verkehrsmitteln ein durchaus losbares Problem. Uberblickt man am Ende von zwei
Monaten Krieg im Osten die militarischen Ereignisse seit dem 22. August, so kann man sie kaum an-
ders als wie den Gang eines eisernen, unabwendbaren Schicksals empfinden, das sich am Bolsche-
wismus vollzieht.
Wenn die angelsachsischen Pluto kratien den Beginn der militarischen Auseinandersetzung mit dem
Bolschewismus freudig begriiBt hatten in der Hoffnung, dieser Kampf werde Deutschlands Krafte
verzehren und von ihm nicht gewonnen werden, und er werde eine sofortige und dauernde fuhlbare
Entlastung
90 fur England bedeuten, so wurden diese Hoffnungen schwer enttauscht. Kaum zwei Monate nach
Beginn der Auseinandersetzung im Osten sah sich Churchill veranlaBt, sich in aller Heimlichkeit mit
Roosevelt im Atlantik nahe der USA-Kiiste zu treffen, um iiber die Lage zu beraten, weitere Hilfe zu
fordern und nach Auswegen aus den Schwierigkeiten zu suchen. Dieses Zusammentreffen war ein
deutlicher Hinweis auf die Lage am Ende des zweiten Kriegsjahres, an das uns der Ablauf des Monats
August herangeftihrt hat.
Jedem sind die politischen und militarischen Erfolge der Achse in den zwei ersten Kriegsjahren ge-
genwartig. Man braucht sie nicht im einzelnen aufzuzahlen, und ein Blick auf die Karte Europas, wie
sie in diesen zwei Jahren gestaltet worden ist, vermag jedem die GroBe der Ereignisse, unserer Erfolge
und die der gegnerischen Niederlagen vor Augen zu fiihren. Auch die letzte Karte Englands auf dem
Kontinent, die bolschewistische, hat sich als schlecht erwiesen; sie sticht nicht, und der Zeitpunkt, wo
sie ebenso wie friiher die polnische, franzosische, serbische und griechische aus dem Spiel ausfallt, ist
bereits in Sicht. Da bleibt fur England nur eine Hoffnung, die Hilfe der Vereinigten Staaten, besser
gesagt, Roosevelt und seine Hintermanner und die vage Spekulation auf die Auswirkungen der Blok-
kade auf Wirtschaft und Psychologie der Achsenvolker.
Churchills Reise zu Roosevelt erhalt dadurch ihren Sinn als Bittgang in der Not, als Reise zum letz-
ten Freund, als Griff nach dem letzten Hoffnungsanker. Nachdem alles und alle versagt haben, sollen
die Vereinigten Staaten in allem und jedem helfen. Aber sie mtissen zunachst sich selbst helfen, d. h.
ihre eigene Rustung entwickeln, sie miissen England helfen und China und jetzt auch noch RuBland.
Eines der Gesprachsthemen zwischen Churchill und Roosevelt war denn auch zugegebenermaBen, wie
man England und den Bolschewisten gleichzeitig helfen konne und was Churchill eventuell entbehren
konnte, damit es Stalin zugute kame. Freilich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daB diese
Hilfe fur Stalin in erster Linie ein Propagandatrick ist. Wies doch die Presse in England und USA im-
mer wieder darauf hin, daB es, abgesehen von der Bereits tellung des Kriegsmaterials fur die Sowjets,
so sehr schwierig sei, dieses Kriegsmaterial nach RuBland zu bringen. Tatsachlich muB man, wenn
man die gewaltigen Verlustziffern der Bolschewiken an Kriegsmaterial und Gefangenen sich verge-
genwartigt, fragen, wie diese Verluste zunachst produktionsmaBig von England und USA ersetzt wer-
den konnten, vor allem aber, wie sie auf die Schlachtf elder des Ostens gebracht werden konnten. Dies
ist, da weder vom Eismeer noch vom Schwarzen Meer etwas nach der Sowjetunion gelangen kann,
und also nur die transsibirische Bahn zur Verfugung
91 steht, ein unlosbares Problem. Deshalb hat man offenbar einen anderen Weg im Auge, den tiber den
Vorderen Orient, iiber den Irak und Iran, den Kaukasus und die Landbriicke zwischen dem Schwarzen
und Kaspischen Meer.
Auch hier steht freilich nur eine eingleisige Bahn von geringer Leistungsfahigkeit zur Verfugung
und miissen Entfernungen von 2000 km und mehr allein auf dem Landweg zuriickgelegt werden. Ob
im iibrigen die Englander, wenn sie Hilfe fur RuBland sagen, ihrer Gewohnheit entsprechend, nicht
etwas ganz anderes meinen, in diesem Falle Ausdehnung des Glacis vor den Olquellen des Iraks und
Irans und zum Schutz Agyptens und des Suezkanals und, wenn der deutsche Angriff bis zum Kauka-
sus vorgedrungen ist, die Zerstorung der sowjetrussischen Olfelder nach dem Vorbild der Zerstorung
der rumanischen Olquellen wahrend des Weltkrieges, ist noch wieder eine andere Frage. Vor allem
aber soil durch die laut verkiindete „Hilfe fur die Sowjetunion" deren Kampf- und Opferbereitschaft
gesteigert werden. Sie hat fur England und USA propagandistisch einmal den Sinn, die Sowjets selbst
widerstandsbereiter und ausdauernder zu machen, sodann die Kommunisten in der ganzen Welt fiir
den Krieg der ansonsten verhaBten Plutokratien zu gewinnen, schlieBlich dem eigenen Volk das Phan-
tom eines Zweifrontenkrieges vorzutauschen, in dem Deutschland angeblich begriffen ist und seine
Krafte erschopft.
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Was den zweiten Punkt angeht, so treffen sich die Kominternbemiihungen mit denen der Plutokrati-
en. Schon lange arbeitet die Propaganda Englands und der Vereinigten Staaten mit dem Schlagwort,
man kampfe fur die „Befreiung der unterdriickten Volker", d. h. also der unter militarischer Besetzung
der Achsenmachte stehenden Gebiete, und deren Einwohner mliBten sich daher in gleichem Sinne
betatigen, mit anderen Worten Anschlage gegen das Leben der Besatzungstruppen, Sabotage gegen
Verkehrseinrichtungen, die Lebensmittelversorgung und gegen die industrielle Produktion begehen,
mit dem Endzweck, sich gegen die „Unterdrucker" in Massen zu erheben und zusammen mit einer
zukunftigen englischen Landungsarmee das Gebaude der Machtstellung der Achsenmachte zum Ein-
sturz zu bringen. Die Weltrevolutionsplane der Sowjets und die „Befreiungsplane" der Plutokratien
bewegen sich also bruderlich auf derselben Ebene und in gleicher Richtung. In Attentats- und Sabota-
geversuchen linden sich der Intelligence Service der Plutokraten, iiber dessen Wirken in Bulgarien
Anfang August beim ProzeB gegen den englischen Hauptagenten Dimitroff und Konsorten hochst
aufschluBreiches Material bekannt wurde, und das kommunistische Verschworertum, ob es sich um
Aktionen serbischer Banden oder die von Attentatern in Norwegen oder dem besetzten Frankreich
handelt. Die einzige Wirkung solcher Betatigung kann nur sein,
92 die militarische Besetzung dieser Lander, die grundsatzlich so milde und schonend gehandhabt wird
wie moglich, fur die Bevolkerung driickender zu machen und den Sieger zu zwingen, seine durch
nichts zu erschutternde Kraft fuhlbarer zu zeigen.
Diese unerschutterhche Kraft und SiegesgewiBheit ist durch die Begegnung des Duce mit dem Ftih-
rer der Welt erneut vor Augen gefuhrt worden (siehe Seite 72). Bedingungsloser Siegeswille, europai-
sches VerantwortungsbewuBtsein, Ausschaltung der das Leben unseres Kontinentes und seine Eini-
gung bedrohenden Krafte, also ganz klar umschriebene realistische Zielsetzungen wurden aufgestellt
bzw. neu bekraftigt; keine nebelhaften, unaufrichtigen angeblichen Weltverbesserungsplane, wie sie in
dem von Churchill und Roosevelt am 14. August nach ihrer Zusammenkunft bekanntgegebenen „Pro-
gramm" vorkommen, sondern klare, offene Realpolitik auf der Grundlage kraftvoller Selbstsicherheit.
Die Beurteilung der acht Churchill-Roosevelt-Punkte ist im gesamten nichtbolschewistischen euro-
paischen Raum ziemlich einheitlich gewesen: Eine verschlechterte Neuauflage einiger von Wilsons
vierzehn Punkten, grobes Tauschungsmanover, Spekulation auf das kurze Gedachtnis der europai-
schen Menschheit, die jedoch keineswegs vergessen hat, am wenigsten in Deutschland selbst, daB die
Angelsachsen schon einmal die Macht in der Hand hatten, um die Welt besser und glucklicher zu ma-
chen, namlich nach dem Weltkrieg, und daB sie bei dieser Aufgabe vollkommen versagt haben, daB sie
weder das Seibstbestimmungsrecht der Volker geachtet, noch die wirtschaftlichen Notwendigkeiten
erkannt oder zu befriedigen vermocht haben, daB sie weder Abriistung noch Sicherheit zu bringen
vermochten, kurz, daB sie alle acht Punkte der „Atlantik-Deklaration" schon fruher einmal als Plan
und Versprechen verkundet und nachher aus Unfahigkeit und schlechtem Willen in der Durchfuhrung
schmahlich versagt haben. Die mit der Churchill-Roosevelt-Erklarung beabsichtigte Propagandaaktion
war schon drei Tage nach ihrem Beginn gescheitert. Es erwies sich wieder einmal die Wahrheit des
Satzes, daB Propaganda nur wirksam ist und sein kann, wenn sie durch Tatsachen gestiitzt wird und
nicht auf unuberwindfiche psychologische Hindernisse stoBt, im Kriege also nur dann, wenn sie mit
militarischen Erfolgen parallel geht. Diese aber waren auch im Monat August beim Gegner, namlich
bei den Achsenmachten.
Um so eifriger waren die „Demokratien" um politische und propagandistische Erfolge gegen die
Achsenmachte auf anderen Schlachtfeldern bemiiht. In Mittel- und Sudamerika ging die Hetze gegen
Deutschland und seine diplomatischen und konsularischen Vertreter, sowie gegen die dort ansassigen
Reichsund Volksdeutschen in verstarktem MaBe weiter. In Argentinien wurde mit der unter Bruch des
Volkerrechts
93 erfolgten Durchsuchung von Kuriergepack der deutschen Botschaft in Buenos Aires eine laute
Hetzkampagne gegen die deutsche Botschaft und den deutschen Botschafter personlich durchgefiihrt.
Der argentinische sogenannte Taborda-AusschuB, eine Nachbildung des beriichtigten Dies-
Ausschusses in den Vereinigten Staaten, der mit diesem in engster Arbeitsgemeinschaft steht, d. h. ein
Instrument Rooseveltischer Kriegshetze ist, hat sich dabei besonders hervorgetan und sich auch nicht
gescheut, den argentinischen AuBenminister, der sich bemuhte, die volkerrechtlichen Spielregeln zu
wahren, dieserhalb scharf anzugreifen. Mexiko, auf das der US A-Dollarimperialismus seine besondere
Aufmerksamkeit konzentriert, hat am 22. August die deutschen Konsuln unter fadenscheinigen Vor-
wanden ausgewiesen und die deutschen Vorstellungen wegen Duldung der Schwarzen Listen der USA
gegen den deutschen Handel Anfang August briisk abgelehnt. Die wirtschaftliche und geistige Horig-
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keit gegeniiber dem Dollarimperialismus ist eben in manchen Kreisen von Slid- und Mittelamerika
offensichtlich sehr weit vorgeschritten. Wie sehr dies nach siegreicher Beendigung des Krieges durch
Deutschland fur die Staaten Ibero-Amerikas und ihrer Wirtschaft schadlich werden kann, ist in der
deutschen Note an die mexikanische Regierung deutlich genug zum Ausdruck gebracht: „Die resi-
gnierte Annahme der fraglichen MaBnahme (Schwarze Listen) durch die mexikanische Regierung,
wird nicht ohne EinfluB auf die EntschlieBungen der deutschen Regierung bei Wiederaufnahme der
Handelsbeziehungen nach dem Kriege bleiben." Der wirtschaftliche Neuaufbau Europas wird
Deutschland in ein ganz anderes, sehr viel freieres wirtschaftliche s Verhaltnis zu Amerika setzen, das
es gestatten wird, Kauf und Verkauf ausschlieBlich so zu lenken, wie es unseren eigenen Interessen
entsprechen wird.
Der Gedanke der Einordnung in dieses in der Bildung begriffene Europa hat bisher am wenigsten
Fortschritte in der Schweiz gemacht. Die Gedenkfeiern aus AnlaB des 650. Jahrestages der Begriin-
dung der Schweizer Eidgenossenschaft, die dabei gehaltenen Reden und veroffentlichten Presseartikel,
haben dies wieder gezeigt. Eigenbrotlerisch, will man das bleiben, was man bisher war, und stellt ei-
nen veralteten einseitig individualistischen Freiheitsbegriff, sowohl innerpolitisch und innerwirtschaft-
lich, wie auBenpolitisch und auBenwirtschaftlich in den Vordergrund. Ahnliches ist in Schweden zu
beobachten, wo man sich immer noch nicht zu durchgreifenden MaBnahmen gegen den Kommunis-
mus hat entschlieBen wollen, wie dies in Danemark Ende August durch ein Gesetz gegen den Kom-
munismus geschehen ist.
Am Krieg gegen den Kommunismus, zweifellos eine der groBten Unternehmungen der Weltge-
schichte, nehmen auch italienische Divisionen, die Blaue Division aus Spanien und Verbande aus
Frankreich teil.
94 Wo und seit wann sie eingesetzt sind, ist nicht im einzelnen bekannt. In Frankreich sind die ersten
Verbande noch in der Bildung begriffen. So ist tatsachlich von alien Staaten Europas nur die Schweiz
an diesem gesamteuropaischen Unternehmen nicht beteiligt.
Frankreich befindet sich hinsichtlich des Kampfes gegen den Kommunismus in einer besonderen
Lage. Noch vor wenigen Jahren herrschte in Frankreich die Volksfront und waren die Kommunisten,
wenn auch nicht in der Regierung, so doch regierungsfahig. Die kommunistische Irrlehre hatte weite
Volkskreise erfaBt, und die Kommunistische Partei zahlte etwa dreihunderttausend eingeschriebene
Mitglieder und tiber eine Million Wahler. Die Beamtenschaft, besonders die Lehrerschaft, war weitge-
hend kommunistisch infiziert. Dazu kam, daB Marxismus und Radikalsozialismus in ihren verschiede-
nen Spielarten Kinder derselben Ideologic waren wie der Kommunismus.
Die durch die Niederlage verursachte Abkehr von der Ideologic der Revolution von 1789 und die
Gegnerschaft gegen die daraus erwachsenen Staats- und Gesellschaftsauffassungen haben das Frank-
reich Petains auch in eine scharfe Kampfstellung gegen den Kommunismus hineingezwungen. Trotz
Verhaftung von Zehntausenden von Kommunisten, dem Verbot der Kommunistischen Partei und der
Verfolgung aller ihrer LebensauBerungen, der sich besonders der Innenminister P u c h e u widmet, ist
der Kommunismus in Frankreich keineswegs tot, sondern offenbar nach wie vor eine durchorganisier-
te und tatige Organisation und Macht. Seit Beginn der militarischen Auseinandersetzung mit der So-
wjetunion steht diese Organisation sowohl im unterirdischen Kampf gegen die deutsche Besetzungs-
macht in Frankreich wie gegen die Regierung Petain und gegen die Politik der deutsch-franzosischen
Verstandigung. Der Kommunismus in Frankreich vollstreckt die Befehle Moskaus und handelt als
Verbundeter Englands und des franzosischen Landesverraters de Gaulle. Der europaische Kampf ge-
gen den Bolschewismus reicht somit ins Innerste des franzosischen Lebens und beriihrt unmittelbar
die wichtigsten Fragen der franzosischen Existenz. Fur das Frankreich Petains ist der Sieg Europas
liber den Bolschewismus eine Lebensfrage. Hinsichtlich der Bekampfung des Kommunismus im In-
nern Frankreichs besteht hiertiber in Vichy wohl auch kaum ein Zweifel. Aber die Propaganda de
Gaulles, fur den der Kommunismus ebenso wie fur London der Bundesgenosse ist, verwirrt viele fran-
zosische Kopfe. So wird das militarische Geschehen in den Ebenen RuBlands vielfach mit stillen
Wunschen und Hoffnungen begleitet, die sich gegen den Sieg Deutschlands richten, und die nicht
erkennen wollen, daB die militarische Niederwerfung der Sowjetmacht und die Liquidierung des
Kommunismus in Frankreich nur zwei Seiten desselben Problems sind, und daB
95 der Sieg der Sowjets zugleich der Untergang des burgerlichen Frankreich und die Vernichtung aller
geistigen und kulturellen Werte und Traditionen der franzosischen Nation zur Folge haben wtirde.
Seit Versailles war die franzosische AuBenpolitik immer und immer wieder eine solche der verpaB-
ten Gelegenheiten. Die Politik Vichys bleibt trotz der grundsatzlichen Bejahung der Zusammenarbeit
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mit Deutschland in dieser Linie. Man kann sich nicht entschlieBen, die neue Lage in Europa vorbehalt-
los anzuerkennen, den deutschen Sieg als entschieden zu betrachten, und sich entschlossen in der
Richtung dieser Erkenntnis und der sich aus ihr ergebenden Folgerungen zu orientieren. Immer noch
haben viele und maBgebende Franzosen die innere Umstellung von der historischen Europapolitik im
Geiste Richelieus auf das im Werden begriffene neue europaische Dasein nicht vollzogen und traumen
von der Wiederkehr des Vergangenen. Sie machen sich nicht klar, daB das Vergangene selbst im Falle
einer glucklicherweise auBer jedem Betracht stehenden Niederlage der Achsenmachte niemals wieder-
kehren konnte, und daB Frankreich nur die Wahl hatte, eine Provinz der Sowjetunion oder ein Briik-
kenkopf und damit ein Dominion Englands zu werden, wahrend es im Rahmen des neuen Europas die
seinen geographischen und volkischen Gegebenheiten entsprechende Stellung zu erwarten hat.
Inzwischen bemuhen sich Petain und seine Mitarbeiter wie bisher, zwischen den vielen Schwierig-
keiten hinsichtlich der Versorgung der Bevolkerung mit dem Notigsten, der Heilung der Kriegsfolgen,
durch das staatliche und innerpolitische Trummerfeld den Weg in die Zukunft zu linden bzw. offen zu
halten. Der alte Marschall ist als Staatschef das Symbol fur die Werte der Vergangenheit und fur die
nationale Wiedergeburt. Sein Name und seine Gestalt sind der Mythos, um den sich die Krafte der
Nation gruppieren und aufrichten sollen. Ein autoritarer Staat, der sich auf Biirokratie, Polizei, Armee,
Besitz und Kirche sttitzt und zugleich sozialen Tendenzen huldigt, der die wirklichen Werte des Bo-
dens, der Familie, den Gemeinschaftsgedanken und den nationalen Selbstbehauptungswillen pflegt,
und der im Namen des Marschalls eine neue Intekration dieser Werte in Staat und Gesellschaft er-
strebt, das ist die staatliche Doktrin, die von Vichy ausgeht. Sie ist von ihrer Verwirklichung weit ent-
fernt. Dessen ist man sich in Vichy sicher sehr bewuBt. Man ftihlt dort auch das Bedurfnis, auBer der
mythischen Figur des Marschalls und den ausfuhrenden Organen, die ihm zur Verfugung stehen, noch
andere tragende Krafte zu entwickeln. Die Legion der Frontkampfer des gegenwartigen und des Welt-
krieges, verstarkt durch die Aufnahme auch von Nichtfronfkampfern, soil die tragende Bewegung
innerhalb des Volkes werden. In diesem Sinne wurde am
96 31. August der erste Jahrestag der Begriindung der Legion gefeiert. Marschall Petain richtete an
diesem Tage an die Legion eine Botschaft, in der er ihre Mitglieder zur Arbeit an der Wiedergeburt,
zur beispielhaften Haltung im privaten und offentlichen Leben und die Nation zur Einheit und zur
Arbeit fur die Gemeinschaft aufrief.
DaB Petain sich wohl keiner Tauschung iiber die Schwierigkeit seiner Aufgabe und iiber die keines-
wegs geklarte innere Lage des franzosischen Volkes hingibt, kam in einer langeren Rundfunkanspra-
che zum Ausdruck, die er am 12. August gehalten hat. Mit bemerkenswerter Offenheit ging er auf die
krisenhafte psychologische Lage der Nation ein und entwickelte anschlieBend zwolf Programmpunkte:
1. Die Bestatigung der politischen Parteien und der Gruppen politischen Ursprungs ist bis auf wei-
teres in der Freien Zone suspendiert. Diese Parteien werden weder offentliche noch private Versamm-
lungen mehr abhalten konnen. Sie werden auf jede Verteilung von Flugschriften und Plakaten verzich-
ten miissen. Diejenigen, die sich diesen Bestimmungen nicht fiigen sollten, werden aufgelost.
2. Die Auszahlung der parlamentarischen Tagegelder wird vom 30. September ab eingestellt.
3. Die ersten disziplinarischen StrafmaBnahmen gegen diejenigen Beamten, die sich falscher Erkla-
rungen hinsichtlich der geheimen Gesellschaften schuldig gemacht haben, sind ergriffen worden. Die
Namen dieser Beamten sind heute morgen im Staatsanzeiger veroffentlicht worden. Die Inhaber der
hohen freimaurerischen Grade, deren erste Liste soeben veroffentlicht worden ist, werden kein offent-
liches Amt mehr ausiiben konnen.
4. Die Legion bleibt in der Freien Zone das beste Werkzeug der nationalen Revolution. Aber sie
wird ihre Aufgabe nur dann richtig und rasch erfiillen konnen, wenn sie hinsichtlich aller ihrer Dienst-
grade der Regierung untergeordnet bleibt.
5. Ich werde die Aktionsmittel der Polizei verdoppeln, deren Disziplin und Loyalitat die offentliche
Ordnung gewahrleisten miissen.
6. Es ist ein Cadre fur die Kommissare der Regierungsgewalt geschaffen worden. Diese hohen Be-
amten werden beauftragt sein, den Geist zu priifen, in welchem die Gesetze, Verordnungen, Verfii-
gungen und Weisungen der Zentralgewalt durchgefiihrt werden. Sie werden die Aufgabe haben, die
Hindernisse aufzudecken und zu vernichten, wo die Betatigung der geheimen Gesellschaften sich dem
Werk der nationalen Wiederaufrichtung widersetzt.
7. Die Vollmacht der regionalen Prafekten wird verstarkt, ihre Initiative gegeniiber den Verwal-
tungsbe
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 13
97 horden ist erhoht, ihre Befehlsgewalt iiber alle leitenden Beamten der orflichen Amtsstellen wird
unmittelbar und vollstandig sein.
8. Das Arbeitsgesetz, das bestimmt ist, gemaB den Grundsatzen meiner Rede von St. Etienne die
Beziehungen der Arbeiter, der Handwerker, der Techniker und der Betriebsfiihrer in Eintracht und
unter gegenseitigem Verstandnis zu regeln, war Gegenstand eines soeben abgeschlossenen feierlichen
Abkommens, das unverziiglich verkiindet werden wird.
9. Das vorlaufige Statut fur die Wirtschaftsorganisation wird auf der Grundlage der Lockerung und
der Umgestaltung der Komitees umgebildet werden. Es wird eine breitere Vertretung der Kleinindu-
strie und der Handwerker eingerichtet werden. Eine Umgestaltung der Grundbesitzverwaltung und
ihrer Durchfiihrung zusammen mit den provinzialen Schiedsgerichtskommissionen wird vorgenom-
men werden.
10. Die Vollmachten, die Rolle und die Organisation der nationalen Versorgungsamter werden ge-
maB Richtlinien abgeandert, die unter Wahrung der Verbraucherinteressen die Ausiibung der Staatsau-
toritat auf dem nationalen und auf dem regionalen Gebiet ermoglichen.
11. Ich habe beschlossen, die Vollmachten auszuiiben, die mir die Verfassungsakte Nr. 7 verleiht,
um die an unserem Unheil Schuldigen abzuurteilen. Ein politischer beratender Gerichtshof ist fur die-
sen Zweck geschaffen worden. Er wird mir seine Vorschlage noch vor dem 15. Oktober unterbreiten.
12. In Anwendung derselben Verfassungsakte werden mir alle Minister und hohen Beamten den
Treueid schworen und sich verpflichten mtissen, ihre Amtsobliegenheiten zum Besten des Staates
nach den Gesetzen der Ehre und Rechtschaffenheit auszuiiben.
Zugleich gab Petain bekannt, daB der Vizeprasident seines Ministeriums, Admiral D a r 1 a n , erwei-
terte Vollmachten erhalten habe, und unterstrich die Notwendigkeit der Einheit des Volkes.
Die zwolf Punkte sind kein Programm, sondern eine Reihe von EinzelmaBnahmen sehr unterschied-
licher Trag- weite. Ihre Lektiire vermittelt einen ziemlich deutlichen Eindruck dessen, was Vichy be-
deutet und was es nicht bedeutet. Die schopferische Personlichkeit, die das Neue intuitiv erkennt und
gestaltet, fehlt in Vichy. Inmitten eines Triimmerfeldes, das durch den gewaltigen Ansturm einer neu-
en Ideologic und einer sie vollstreckenden und von ihr erfiillten iiberlegenen Wehrmacht entstanden
ist, sucht der alte
98 Marschall mit einer Gruppe sehr unterschiedlich zu bewertender Mitarbeiter, von denen die einen vom
Hauch der Zeit beriihrt sind, wahrend die anderen sich nur notgedrungen damit abfinden, seinen Weg.
Frankreich, das im Laufe der europaischen Geschichte mehr als einmal die Rolle des zukunftssicheren
Fackeltragers zu spielen vermochte, ist miihsam bestrebt, dem Zeitgeschehen zu folgen und sich in
ihm, so gut es gehen mag, zurechtzufinden. Die nach einer langen Periode des Individualismus nach
wie vor auseinanderstrebenden Krafte sollen durch die Autoritat des Marschalls zusammengehalten
werden. Diesem Zweck dienen auch die am 17. August neuerdings veroffentlichten Verfassungsakte
Nr. 8 und 9, die die Ablegung eines Treueides auf den Staatschef zur Bedingung jeder Stellung in Ar-
mee und Verwaltung machen. Die Gefolgschaftstreue zum Staatschef soil der Kristallisationspunkt der
staatlichen Ordnung sein. Eine wichtige Stelle hat neben dem Staatschef der Staatsrat, bei dessen Ver-
eidigung am 19. August Petain seine Rolle im Staatsleben und sein Verhaltnis zum Staatschef darleg-
te.
Schon im Monat Juli war von London und Moskau aus eine Propagandaaktion gegen den Iran be-
gonnen worden, durch welche die im Iran lebenden Deutschen als angebliche „fiinfte Kolonne" de-
nunziert und die iranische Regierung bedroht und von ihr gefordert wurde, alle Deutschen im Iran des
Landes zu verweisen, da durch ihre Anwesenheit die Sicherheit der Sowjetunion bzw. des englischen
Empires bedroht werde. Die offiziose iranische Telegrafenagentur und die iranische Presse wiesen
diese Propaganda gebiihrend zuriick.
Auf die Pression iiber Presse und Rundfunk folgte schnell die diplomatische in der Form von Vor-
stellungen und Forderungen des britischen und des sowjetischen Gesandten bei der Regierung in Te-
heran. Diese hielt ihre von Anfang an eingenommene Stellung, daB es keine fiinfte Kolonne gebe, und
daB keine Veranlassung zur Ausweisung der Deutschen vorliege, aufrecht. Darauf antworteten Mos-
kau und London am 25. August mit einer durch ihre Gesandten beim iranischen AuBenminister ge-
meinsam vorgenommenen Demarche, durch die der Einmarsch sowjetischer und englischer Truppen
mitgeteilt wurde. Gleichzeitig wurden iranische Hafen und offene Stadte von sowjetischen und engli-
schen Flugzeugen bombardiert. Etwa sieben sowjetische und vier bis fiinf englische Divisionen dran-
gen in den Iran ein, dessen Wehrmacht gegen die Invasion Widerstand leistete. Aber schon am 28.
August sah sich die iranische Regierung gezwungen, angesichts der ungeheuren Uberlegenheit der
pritsr|Iiit tm^imirF
14
Angreifer, besonders hinsichtlich der Luftwaffe und der schweren Angriffswaffen, den Befehl zur
Einstellung der Feindseligkeiten zu geben. Eine neugebildete Regierung in Teheran sah sich genotigt,
ein englisch-sowjetisches Diktat anzunehmen, durch das den Eindringlingen die Besetzung aller wich-
tigen Punkte des Landes und die vollige
99
E IScfier
w Erdolgebiete
Zum englisch-sowjetischen Uberfall auf den Iran
100 Unterwerfung zugestanden wurde. England sicherte sich besonders die Besetzung der iranischen
Olquellen.
England und die Sowjetunion sind damit zu einer Politik zuriickgekehrt, die durch das Abkommen
von 1907 zwischen dem zaristischen und englischen Imperialismus ihre erste vertragliche Form erhal-
ten hatte, zur Politik der Aufteilung Irans in Interessenzonen. Der bolschewistische und der englische
Imperialismus haben sich nunmehr wiederum auf ahnlichen Wegen an einem Schnittpunkt weltpoliti-
scher Interessen begegnet, freilich in wesentlich anderer Lage: RuBland ist hilfsbedurftig, es braucht
dringend Zufuhr an Rustungsmaterial. Die Vergewaltigung Irans soil hierzu den Weg offnen. England
ist es auBerdem ebensosehr um den Besitz der Olquellen des Irans wie darum zu tun, zu verhindern,
daB die russischen Olfelder des Kaukasusgebietes in deutsche Hand fallen.
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 15
Die Reaktion auf die Vergewaltigung des Iran war recht bemerkenswert. Uberall in Europa auBer-
halb des bolschewistischen Machtbereiches wurde die sowjetisch-englische Handlungsweise als das
bezeichnet was sie war, als Uberfall und Gewalttat gegen eine Regierung und ein Volk, die keinerlei
AnlaB hierzu gegeben hatten. Diese Auffassung brachte audi die turkische Presse ohne Umschweife
zum Ausdruck, wahrend die turkische Regierung ihre Neutralitat erklarte. In London, Washington und
Moskau bemuhte man sich, den Gewaltakt zu beschonigen und Englands AuBenminister Eden gab
hieriiber am 31. August im Unterhaus eine jener salbungsvollen und heuchlerischen Erklarungen ab,
mit denen englische Staatsmanner in solchen Fallen darzutun pflegen, daB die englische Politik nicht
nur durchaus begriindet und richtig, sondern sogar im Interesse des Vergewaltigten selbst liegt. In
Washington enthielt man sich oflizieller Kommentare, wohl in dem BewuBtsein, daB die englisch-
sowjetische Gewaltpolitik gegen den Iran in allzu schreiendem Gegensatz gegen die acht Punkte der
Roosevelt-Churchill-Erklarung vom 14. August stehe. Daftir war aber die Presse um so deutlicher,
wenn sie ihre Befriedigung dariiber zum Ausdruck brachte, daB durch die Besetzung des Irans nun-
mehr ein neuer Weg fur die USA-Waffenlieferungen nach der Sowjetunion offen stehe.
Das stetige Vordringen der deutschen Armeen in der Sowjetunion und die riesigen Materialverluste
der Sowjets lassen deren Lage eben immer gefahrlicher und unhaltbarer erscheinen. Hierfur ist auch
die Tatsache bezeichnend, daB die sowjetische Fuhrung, fur die Volkerrecht wie Recht iiberhaupt
grundsatzlich nur Propagandawert haben, jede Riicksicht habe fallen lassen und in wiederholten Auf-
rufen an die Zivilbevolkerung sowohl der von den deutschen Armeen schon besetzten wie der noch
unbesetzten Gebiete
101 diese zur aktiven Teilnahme an den Kampfhandlungen, zum Heckenschiitzen- und Partisanenkrieg
aufgerufen habe. DaB die Folge davon nur eine entsprechende Gegenaktion der deutschen Truppen
sein kann, die fur die Zivilbevolkerung auBerst nachteilig sein muB, liegt auf der Hand.
Zusammen mit London hat Moskau die Vergewaltigung des Irans auch durch eine diplomatische
Aktion in der Ttirkei vorbereitet. Am 14. August iibergaben der sowjetische und der englische Ge-
sandte in Ankara gleichlautende Noten, die das Versprechen der Respektierung der territorialen Inte-
gritat der Tiirkei und das der Hilfeleistung im Falle eines Angriffs einer dritten Macht auf die Tiirkei
enthielten. Man wollte die Tiirkei beruhigen und davon abhalten, etwa dem Iran zu Hilfe zu kommen.
Auch in Kabul erhoben England und die Sowjets Vorstellungen wegen der angeblich in Afghani-
stan sich aufhaltenden „deutschen Techniker". Aber der Konig von Afghanistan erklarte am 27. Au-
gust, sein Land sei nie von einem fremden Eroberer bezwungen worden und wurde sich gegen jeden
derartigen Versuch verteidigen.
In England haben verschiedene Minister im Monat August wieder ziemlich viel Reden innerhalb
und auBerhalb des Parlaments gehalten. Besonders AuBenminister Eden war gesprachig und nahm
mehrfach zu Fragen des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens, des Verhaltnisses zu den USA, zur Fra-
ge des Friedens und der Zeit nach dem Kriege Stellung. Viel Neues ist bei all diesen Reden nicht zum
Vorschein gekommen. Die englische Propagandathese, man werde keineswegs mit Hitler Frieden
schlieBen oder auch nur in irgendwelche Besprechungen eintreten, wurde von Eden mehrfach wieder-
holt, zugleich mit der sinnlosen Unterstellung, „demnachst" sei ein Friedensangebot des Fiihrers zu
erwarten, weil der Krieg gegen die Sowjets angeblich nicht den deutschen Wiinschen entsprechend
verlaufe, England denke aber nicht daran, auf ein solches Angebot einzugehen. Eden hat damit nur
nach der bekannten Methode gehandelt, dem Gegner den Wunsch auf Eroffnung von
Friedensverhandlungen anzudichten, dadurch dessen Stellung als geschwacht und des Friedens
bediirftig hinzustellen, um dann mit der Ablehnung solcher angeblichen Wiinsche die englische
Stellung als besonders stark erscheinen zu lassen, und damit Eindruck zu machen. Dem entsprechend
tat Eden in seinen Reden auch betont siegesgewiB, mit dem ja auch nicht mehr gerade neuem Hinweis
auf die angeblich unbegrenzten englischen und amerikanischen Hilfsquellen. SchlieBlich entwarf Eden
Wunschbilder davon, wie der Friede aussehen sollte. Auch hierbei sagte er nichts Neues. Die „Daily
Mail" gab im AnschluB an eine der Reden Edens am 20. August den Sinn des Krieges fur Eng
102 land und das englische Kriegsziel etwas deutlicher als Eden selbst u. a. wie folgt an: Das Ziel der
Alliierten bei einem FriedensschluB muB sein, PreuBen zu schwachen und die Einheit des Reiches zu
zerstoren. PreuBen im alten Sinne diirfe nicht mehr bestehen bleiben, sondern werde auf Gebietsteile
jenseits der Elbe beschrankt und umfasse etwa 70000 Quadratmeilen und 20 Millionen Einwohner.
Dieses PreuBen wurde kein Land fur sich darstellen, sondern bilde den Teil einer autonomen deut-
schen Staatengemeinschaft, sei wirtschaftlich und verwaltungsmaBig — aber nicht politisch — selb-
standig.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 16
Wir wissen also wieder einmal, woran wir sind, und was wir von all den Phrasen iiber Freiheit und
Selbstbestimmung zu halten haben. Es fehlte freilich im Laufe des Monats August auch nicht an Er-
klarungen englischer Minister, die auf die GroBe der England drohenden Gefahren und auf die unge-
heuren Schwierigkeiten der englischen Lage hinwiesen. So stellte Attlee fest, die Atlantikschlacht sei
noch keineswegs gewonnen und es standen noch schwere Priifungen bevor.
Der Wert der bolschewistischen Karte im englischen Spiel, d. h. die Kamplkraft der sowjetischen
Armeen, beherrschte nach wie vor die Gedanken der Englander. Freilich haben die Erfolge der deut-
schen Wehrmacht die englischen Hoffnungen schon stark heruntergedriickt, und die Aktion gegen den
Iran ist ja nur ein Ausdruck fur die Erkenntnis der Gefahr, in der sich die Sowjets befinden, nicht min-
der die wiederholten Aufforderungen hoher englischer Geistlicher, die Bolschewiken in die englischen
Gebete fiir den Sieg einzuschlieBen. Der hochste Geistliche der englischen Hochkirche, der Erzbischof
von Canterbury, der Anfang August durch Rundschreiben die ihm unterstehenden Geistlichen auffor-
derte, fur die Sowjets zu beten, erfuhr von Seiten des finnischen Erzbischofs Erkki unter Hinweis auf
die Erfahrungen, die man in Finnland mit den Sowjets gemacht hat, eine energische Abfuhr. Erkki
erinnerte daran, daB am 1. Februar 1940, als die Englander aus bekannten Griinden noch mit den gegen
die Sowjets kampfenden Finnen sympathisierten, derselbe Erzbischof von Canterbury erklart habe,
Finnland verteidige die christliche Kultur gegen Gottesleugnung und rohe Gewalt.
. Die groBte Anstrengung der englischen und USA-Propaganda kniipfte sich aber an die Zusammen-
kunft zwischen Churchill und Roosevelt in der Nahe der USA-Kuste im Atlantik, und das im An-
schluB daran am 14. August veroffentlichte „Programm" von acht Punkten. Man hatte dadurch, daB
die Zusammenkunft heimlich, ohne vorherige Ankiindigung und ohne Zuziehung der Presse, stattfand,
und daB man nur allmahlich etwas iiber sie durchsickern lieB, den Eindruck erwecken wollen, es sei
etwas ganz GroBes im Gange, und die offentliche Meinung absichtlich in einen Spannungszustand zu
versetzen sich bemiiht. Am
103 14. August wurde dann eine offizielle Verlautbarung herausgegeben, in der es u. a. hieB: „Der
President und der Ministerprasident haben mehrere Begegnungen gehabt. Sie haben' die Gefahren
gepriift, denen die Weltkultur dadurch ausgesetzt ist, daB die Hitlerische Regierung in Deutschland
eine Politik der Beherrschung und der militarischen Eroberung verfolgt, und sie haben die MaBnah-
men klargestellt, die ihre beiden Lander ergreifen, um angesichts dieser Gefahren ihre Sicherheit zu
gewahrleisten. Sie haben sich darauf geeinigt, folgende gemeinsame Erklarung zu veroffentlichen:
„Nach ihrer Begegnung waren Roosevelt und Churchill der Meinung, es sei richtig, die gemeinsamen
Grundsatze der Politik ihrer beiden Lander bekanntzumachen, auf die sie ihre Hoffnung auf eine bes-
sere Welt griinden:
1. England und die Vereinigten Staaten erstreben keinen territorialen Gewinn. 2. Sie wiinschen keiner-
lei territoriale Veranderung, die nicht in Ubereinstimmung mit der frei zum Ausdruck gebrachten
Meinung der interessierten Volker in Einklang ware. 3. Sie erkennen das Recht aller Volker an, die
Regierungsform zu wahlen, unter der sie zu leben wiinschen, und sie wiinschen die Wiederherstellung
der Unabhangigkeit und der selbstandigen Regierungsform bei all den Volkern, denen dieselben mit
Gewalt genommen worden sind. 4. Sie werden sich bemiihen, unter Beriicksichtigung ihrer gegenwar-
tigen Verpflichtungen alien Volkern, ob groB oder klein, ob Sieger oder Besiegte, Rechtsgleichheit
hinsichtlich des Handels und des Zuganges zu den Rohstoffen in der Welt, deren sie bediirfen, zu si-
chern. 5. Sie wiinschen eine moglichst vollstandige wirtschaftliche Zusammenarbeit unter alien Natio-
nen zu verwirklichen, um alien bessere Arbeitsbedingungen, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale
Sicherheit zu gewahrleisten. 6. Nach der endgiiltigen Zerstorung der Nazityrannei hoffen sie, Zeugen
der Herbeifiihrung eines Friedens zu sein, der alien Nationen erlaubt, innerhalb ihrer Grenzen zu leben
sowie alien Menschen ihr Leben frei von Gefahr und Not zu leben. 7. Ein solcher Friede wurde alien
Menschen die Benutzung der Meere und den freien Verkehr auf ihnen ermoglichen. 8. SchlieBlich sind
sie der Ansicht, daB alle Nationen der Erde aus materiellen und geistigen Griinden auf den Gebrauch
der Gewalt verzichten sollen. Da kein kiinftiger Friede aufrecht erhalten werden kann, solange die
Riistungen von solchen Staaten benutzt werden konnen, die andere Staaten auBerhalb ihrer Grenzen
mit Angriff bedrohen, sind sie der Meinung, daB die Entwaffnung dieser Nationen grundlegend wich-
tig ist, bis die Herbeifiihrung eines dauernden und umfassenderen Systems der nationalen Sicherheit
gelungen ist. Deshalb werden sie auch alle praktischen MaBnahmen unterstiitzen und ermoglichen, die
den Druck der Riistungen fiir die friedlichen Volker erleichtern."
104 Die gesamte nichtengland- und USA-horige Weltpresse hat auf dieses wahrhaft erstaunliche
Dokument spontan die richtige Antwort gegeben und es als eine verschlechterte Neuauflage der vier-
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zehn Punkte Wilsons, als ein Dokument der Heuchelei und zugleich der Schwache bezeichnet. Bei
einer naheren Priifung kann man nur zum selben Ergebnis kommen. Es ist ein schwaches und geistes-
armes Dokument, ein kiimmerliches Programm und ein deutlicher Beweis daflir, wie sehr die Angel-
sachsen sich ideologisch in der Defensive befinden, wie wenig sie in der Lage sind, zu der gegenwar-
tigen groBen Auseinandersetzung etwas Neues, In-die-Zukunft-Weisendes zu sagen. Nichts anderes
als diese langst durch die Tatsachen widerlegte Phraseologie, deren Verlogenheit dieselben Machte
durch ihre Politik seit dem Weltkrieg hundertfach erwiesen haben, vermogen sie zu wiederholen. Die
Englander haben diesen Krieg ganz nach dem Vorbilde des Weltkrieges von 1914/18 vorbereitet, be-
gonnen und bisher gefuhrt. Sie betreiben auch ihre Propaganda ganz nach dem Vorbild des Weltkrie-
ges, und sie wollen auch den ideologischen und propagandistischen Kampf um den Frieden genau so
ftihren. Dies wird durch das Programm der acht Punkte klar erwiesen. Aber die Geschichte wiederholt
sich nie, und wie sehr die Lage heute von der des Weltkrieges verschieden ist, ist offenkundig genug.
Die Bemuhungen der englischen und USA-Propaganda, die acht Punkte vom 14. August als ein groBes
Programm des Friedens und der zukiinftigen Weltentwicklung hinzustellen, sind denn auch klaglich
gescheitert. Die Propaganda Londons und Washingtons hat diese Bemuhungen deshalb schon wenige
Tage nach der Veroffentlichung der acht Punkte aufgegeben, besonders wohl auch deshalb, weil die
Reaktion in den Vereinigten Staaten selbst durchaus negativ war.
Dafiir sprechen die Nachrichten aus England iiber die Auswirkungen des Krieges auf das englische
Leben eine um so deutlichere Sprache. Weitere RationierungsmaBnahmen und Herabsetzungen der
bisherigen Rationen wurden gemeldet. Uber die steigende Verknappung aller Konsumguter, die infla-
tionistische Erscheinung in der englischen Geldwirtschaft, die steigende Differenz zwischen den Ein-
nahmen und Ausgaben im Staatshaushalt, horte man aus England ebenfalls vielerlei Nachrichten.
Gegen alle diese libel sollen die USA helfen. Von ihnen erwartet London nicht nur unbeschrankte
Geldmittel — Roosevelt hat denn auch weitere sechs Milliarden Dollar im Rahmen des Englandhilf-
gesetzes angefordert — , sondern auch gesteigerte Zufuhren an Lebensmitteln, Treibstoffen, neuen
Schiffen und besonders an Flugzeugen. Hierzu ist Roosevelt vollkommen bereit. Seine Bereitschaft
wird nur einge
105 schrankt durch die noch lange nicht geniigende Produktionsfahigkeit der USA-Industrie, die Transport-
schwierigkeiten und dadurch, daB auch andere Lander als England starke Bedurfnisse zeigen. Die un-
geheuren Material verluste der Sowjets werfen neue schwere Probleme auf.
Im AnschluB an die Acht-Punkte-Erklarung vom 14. August haben England und die USA an Stalin
eine Botschaft gerichtet, in der sie ihm jede materielle Hilfe zusagten und anregten, mit moglichster
Beschleunigung in Moskau eine Dreimachtekonferenz zu veranstalten, um die Frage der Hilfeleistung
an die Sowjets gemeinsam zu priifen. Wahrend in der Acht-Punkte-Erklarung von SowjetruBland of-
fenbar absichtlich — man wollte die Verlogenheit dieser Friedensphraseologie nicht durch Nennung
der Bolschewiken noch besonders unterstreichen — nicht die Rede war, hat die Besorgnis wegen der
unaufhorlichen sowjetischen Niederlagen bei den Beratungen zwischen Churchill und Roosevelt of-
fenbar eine groBe Rolle gespielt und ebenso das sich aus der Notwendigkeit groBer Lieferungen an die
Sowjets sich ergebende Problem, wie dann die Bedurfnisse Englands befriedigt werden konnten.
Schon Ende Juli hatte Hopkins Stalin in Moskau eine Note Roosevelts mit Versprechungen iiber Hilfe-
leistung iiberreicht, in der er auch Roosevelts „festen Glauben, daB RuBland seinen Anteil bei der Zer-
storung des Hiflerismus beitragen werde" zum Ausdruck brachte. Roosevelt treibt also RuBland ge-
geniiber dasselbe Spiel wie friiher gegeniiber Polen, Frankreich, Jugoslawien und Griechenland: Er
hetzt zu Krieg und Widerstand, obwohl er im Falle der Sowjetunion genau so wenig helfen kann, wie
in den friiheren Fallen.
Umgekehrt versucht man von Washington aus Japan im Verein mit England in steigendem MaBe
unter Druck zu setzen. Die nach AbschluB der Vereinbarungen zwischen Japan und Frankreich iiber
die gemeinsame Verteidigung von Indochina von den Angelsachsen und den Hollandern ergriffenen
finanziellen und wirtschaftlichen SperrmaBnahmen wurden weiter verscharft, und den bald einsetzen-
den japanischen Bemuhungen auf einen, wenigstens teilweisen Abbau dieser MaBnahmen zaher Wi-
derstand entgegengesetzt. Am 27. August teilte Roosevelt der Presse mit, daB er eine Militarmission
nach Tschungking entsenden werde, und Hull erklarte am gleichen Tage, daB die USA fur die Entsen-
dung von Kriegsmaterial nach Wladiwostok am Grundsatz der Freiheit der Meere festhielten. Also
wirtschaftliche Abschniirung und Unterstiitzung der tatsachlichen oder moglichen Kriegsgegner Ja-
pans.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 18
Im gleichen Sinne fand man in Washington jedesmal Worte scharfer Kritik und ernster Drohung,
sobald man Anzeichen fur eine verstarkte Neigung der franzosischen Regierung zur Aktivierung der
Politik der
106 Zusammenarbeit mit Deutschland zu erblicken glaubte. Die Rede des Marschalls Petain vom 12.
August, in der die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit unterstrichen wurde, wurde in Washington
scharf abgelehnt, und ebenso die kurz darauf erfolgte Umbildung der franzosischen Regierung und die
damit verbundene Erweiterung der Machtbefugnisse des Admirals Darlan.
Roosevelts Politik der Kriegsverlangerung fand in Presseerklarungen des Prasidenten nach seiner
Ruckkehr von der Begegnung mit Churchill einen besonders deutlichen Ausdruck in Roosevelts Mit-
teilung, er habe Anweisung gegeben, nicht nur Aufstellungen iiber die Rustungsbedurfnisse fur 1942,
sondern auch fiir 1943 zu machen. Der Krieg miisse notigenfalls solange gefuhrt werden. Mit der ihm
eigenen Unwahrhaftigkeit ftigte Roosevelt hinzu, seine Zusammenkunft mit Churchill habe die Verei-
nigten Staaten nicht naher an den Krieg herangebracht.
Die Kriegsgegner in USA waren freilich anderer Meinung und kritisierten Roosevelts kriegstreiberi-
sche Politik kraftig. Roosevelts Hilfeleistung an die Bolschewisten hat offensichtlich den Kriegsgeg-
nern in USA erheblichen Auftrieb gegeben. Die Aussicht, Hand in Hand mit dem blutbefleckten und
verbrecherischen Moskauer Regime aufzutreten oder gar Krieg zu fiihren, geht offenbar der groBen
Mehrheit der Amerikaner doch sehr gegen den Strich. Die Krieg sstimmung in USA wird auch zweifel-
los nicht dadurch gefordert, daB Roosevelts Rustlings- und Kriegspolitik fur Wirtschaft und Lebens-
haltung der Amerikaner in steigendem MaBe unerfreuliche Ruckwirkungen zeitigt. Es wird ihnen zu-
gemutet, weniger Benzin zu verbrauchen, weniger zu essen und sich auch in anderen Dingen einzu-
schranken, damit die Englander geniigend beliefert werden konnten, von erhohten Steuern ganz abge-
sehen. Es scheint durchaus, als ob die groBe Masse des USA-Volkes heute innerlich einer aktiven Be-
teiligung am Kriege abgeneigter ist als vor drei oder vor sechs Monaten.
Diese Stimmungslage in USA ist offensichtlich das einzige Hemmnis fur Roosevelts haBerfullte
kriegstreiberische Politik. Er sucht mit alien Mitteln dieses Hemmnis loszuwerden, um doch noch
aktiv in den Krieg eingreifen zu konnen. Er hofft auf Zwischenfalle, mit deren Hilfe es ihm gelingen
konnte, einen Stimmungsumschwung zu erzielen, und die Amerikaner mit sich fort und in den Krieg
hineinzureiBen.
Sowohl im Fernen Osten wie in Slid- und Mittelamerika hat Roosevelt auch im Monat August seine
Politik imperialistischer Expansion fortgesetzt. Die in Sudamerika durch diese Politik hervorgerufenen
Zwischenfalle wurden bereits erwahnt. Im Fernen Osten hat diese Politik zu einer erheblichen Ver-
starkung der politischen Spannungen gefuhrt. Es ist nicht klar ersichtlich, ob man Japan zum Kriege
provozieren oder
107 es beruhigen will, das letztere mit dem Ziel, es dem Dreierpakt zu entfremden. Japan scheint
demgegenuber die Politik des elastischen Widerstandes bei grundsatzlicher Aufrechterhaltung seiner
Positionen und gleichzeitigem Bemuhen um Abschwachung des wirtschaftlichen Druckes zu verfol-
gen.
Moskaus Verrat an Europa
Die Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht
Oberkommando der Wehrmacht
F. H. Qu., den 13. 1.1941.
WFST / Abt. L (1 Op)
Geheime Kommandosache
Nr. 00 110 a/41 g. Kdos.
Betr.: Sowjetrussische Grenzverletzungen.
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An das Auswartige Amt, z. H. Herrn Botschafter Ritter. Nachdem bereits im Herbst des vergangenen
Jahres vereinzelt Flugzeuge der UdSSR die Demarkationslinie nach Westen in groBer Hohe iiberflo-
gen, teilt das Oberkommando der Wehrmacht mit, daB neuerdings am 10. 1. 1941 bei Wojciechowice
eine fremde Maschine bis tief iiber deutsches Gebiet einflog. Flughohe ca. 1200 m. Gestalt und Abzei-
chen lieBen einwandfrei erkennen, daB es sich um ein Flugzeug der UdSSR handelte. Das Oberkom-
mando der Wehrmacht wird von GegenmaBnahmen zunachst absehen, hat aber Anweisung erteilt,
etwaige weitere Grenzverletzungen fortlaufend zu melden.
Das Auswartige Amt wird von hier entsprechend unterrichtet.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
Im Auftrag: (gez.) Warlimont.
Oberkommando der Wehrmacht F. H. Qu., den 1. Marz 1941.
WFSt / Abt. L (1 Op) Geheime Kommandosache
Nr. 00369a/41 g. Kdos.
Betr.: Sowjetrussische Grenzverletzungen.
An das Auswartige Amt, z. Hd. Herrn Botschafter Ritter.
Das Oberkommando der Wehrmacht teilt mit, daB in den Monaten Januar und Februar wiederum,
abgesehen von dem im Schreiben vom 13. Januar erwahnten Falle, an den verschiedensten Stellen der
Demarkationslinie sowjetrussische Grenzuberfluge stattfanden. Meldungen liegen insbesondere aus
der Gegend ostwarts Cholm und Ostrolenka vor.
Da in dieser Gegend die deutsch-russische Interessengrenze durch den Bug besonders deutlich ge-
kennzeichnet und daher eine Orientierung aus der Luft sehr leicht ist, ist das Oberkommando der
Wehrmacht nunmehr zu der Uberzeugung gelangt, daB es sich bei den Grenzverletzungen um bewuBte
Provokationen handelt.
In diesem Zusammenhang wird auch auf die dem Auswartigen Amt bekannten AuBerungen sowjet-
russischer Offiziere tiber deutsch-russische Spannungen hingewiesen, die in ihrer haBerfullten Art der
deutschfeindlichen Propaganda nicht nur in der russischen Wehrmacht, sondern auch im russischen
Volke Vorschub leisten.
Das Oberkommando der Wehrmacht weist auf den Ernst der hierdurch moglicherweise entstehenden
Folgen hin.
Die deutsche Luftwaffe ist nach wie vor zur auBersten Zuruckhaltung angewiesen worden.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
Im Auftrage: (gez.) Jodl.
Oberkommando der Wehrmacht
F. H. Qu., den 23. April 1941.
WFST / Abt. L (1 Op) Geheime Kommandosache
Nr. 00731a/41 g. Kdos.
Betr.: Sowjetrussische Grenzverletzungen.
An das Auswartige Amt, z. Hd. Herrn Botschafter Ritter. Fast taglich einlaufende Meldungen tiber
weitere
109 Grenzverletzungen sowjetrussischer Flugzeuge bestatigen die im Schreiben vom 1. Marz dem
Auswartigen Amt ubermittelte Auffassung des Oberkommandos der Wehrmacht, daB es sich hierbei
um bewuBte Provokationen von sowjetrussischer Seite handelt.
Am 11. April uberflogen zwei zweimotorige Flugzeuge vom Typ SB 2 die Stadt Beiz in groBer Ho-
he. Am 11. April wurde je ein Flugzeug bei Malkinia und Ostrow-Mazowike gesichtet. Ebenfalls wur-
de am 14. April ein sowjetrussisches Flugzeug tiber Langszorgen gemeldet. Mehrere Flugzeuge uber-
flogen am 15. April im Raum Dynow-Lodzina — s. Losko — die Interessengrenze. Am 17. April
wurden allein 8 Flugzeuge iiber deutschem Gebiet festgestellt, und zwar je 4 bei Deumenrode und
Swiddern, am 19. April zwei Flugzeuge iiber Malkinia, ein weiteres in 200 m Hohe (!) iiber Ostrowi-
ce.
AuBerdem wurde noch eine Reihe weiterer Flugzeuge gemeldet, deren Nationalitat jedoch infolge
der Flughohe nicht einwandfrei erkannt werden konnte. Es besteht jedoch nach Flugrichtung und den
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bei den dort eingesetzten deutschen Verbanden gemachten Feststellungen kein Zweifel, daB es sich
hierbei ebenfalls um Grenziiberfllige durch Flugzeuge der UdSSR handelt.
Das Oberkommando der Wehrmacht muB nunmehr feststellen, daB die sich standig steigernden
Grenzuberfliegungen nur noch als planmaBiger Einsatz der Luftwaffe der UdSSR iiber dem Hoheits-
gebiet des Reiches gewertet werden konnen. Da inzwischen auf Grund der Truppenverstarkungen auf
der anderen Seite der deutschen Ostgrenze auch weitere deutsche Verbande zur Sicherung herange-
ftihrt werden muBten, ist mit erhohter Gefahr von folgenschweren Grenzzwischenfallen zu rechnen.
Die Anordnungen des Oberkommandos der Wehrmacht zur auBersten Zuruckhaltung sind trotzdem
weiterhin in Kraft.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
Im Auftrage: (gez.) Jodl.
Oberkommando der Wehrmacht
F. H. Qu., den 6. Mai 1941.
WFST / Abti. L (I Op) Geheime Kommandosache
Nr.: 00805/41 g. Kdos.
Betr.: Sowjetrussische Grenzverletzungen.
An das Auswartige Amt, z. Hd. Herrn Botschafter Ritter. Im Nachgang zum Schreiben vom 23. April
teilt das Oberkommando der Wehrmacht mit, daB nunmehr auch Grenzverletzungen sowjetrussischer
Soldaten in besorgniserregendem Umfange zunehmen.
1. Bereits Anfang Dezember 1940 wurden im Gebiet zwischen Jaroslau und Sokal an verschiedenen
Stellen bewaffnete Offiziere und Soldaten gesichtet, die offenbar systematisch das deutschrussische
Grenzgebiet beobachteten. In Einzelfallen wurden fotografische Aufnahmen gemacht. Ob es sich hier-
bei um Angehorige der sowjetrussischen Wehrmacht oder um Beamte des russischen Zollgrenzschut-
zes handelt, konnte nicht immer einwandfrei festgestellt werden. In jedem Falle gelang es den Russen,
bei Annaherung deutscher Grenzposten in dem dichten Unterholz zu entkommen.
2. Neuerdings wurden gleiche Beobachtungen auch bei Smalodarsen, Kamienczyk, Terespol und
Cabuce gemacht. In den drei letzten Fallen handelt es sich um sowjetrussische Offiziere und Soldaten,
die mit einem Motorboot am deutschen Bugufer anlegten und anschlieBend langere Zeit das deutsche
Grenzgebiet mit Doppelglasern absuchten.
3. Unter Bezugnahme auf die fernschriftlich vorausgemeldete BeschieBung des Obltn. Dallinger vom
Div.-Stab der 291. Div. gibt das Oberkommando der Wehrmacht nachstehend den ausfuhrlichen Be-
nefit des AOK 18 im Wortlaut wieder:
„Der Obltn. d. R. Dallinger, Leiter der Kartens telle der 291. Inf. -Div., hatte den dienstlichen Auftrag,
mit
110 dem Gefr. GieBen der Div.-Kartenstelle die durch Bodensicht und durch die russischen Beobachtungs-
turme eingesehenen Raume zu uberpriifen und genau festzulegen.
Bei Ausiibung dieser Tatigkeit in der Nahe des Grenzgrabens wurde Obltn. Dallinger am 25. April
1941, um 16.30 Uhr, im Raum nordostwarts von Ramutten von einem russischen Posten beschossen.
Obltn. Dallinger und der Gefr. GieBen nahmen sofort Deckung, stellten Uhrzeit und genauen Aufent-
haltsort fest und setzten darauf ihre Erkundungen, nunmehr allerdings in mehr als 100 m Entfernung
von der Grenze, fort. Einem in der Nahe befindlichen Beamten der Grenzaufsicht, der durch den
SchuB auf den Vorfall aufmerksam gemacht war, hat Obltn. Dallinger den Vorfall sofort mitgeteilt.
Obltn. Dallinger, dem der Verlauf der Grenze genau bekannt war, befand sich einwandfrei auf deut-
schem Gebiet. Genaue Lageskizze wird beigefugt."
Das Oberkommando der Wehrmacht muB aus diesen Tatsachen in Verbindung mit den zahlreichen
sich fortwahrend noch steigernden Grenzuberflugen die Uberzeugung gewinnen, daB die sowjetrussi-
sche Heeresleitung alle ihr zur Verfugung stehenden Aufklarungsmittel systematisch einsetzt.
Wenn auch die Anordnungen des Oberkommandos der Wehrmacht, vollige Zuruckhaltung zu be-
wahren, nach wie vor aufrecht erhalten werden, so muB das Oberkommando der Wehrmacht doch
nachdrticklichst darauf hinweisen, daB sich aus dem Grade des Spannungszustandes, der nunmehr
vorliegt, jederzeit bewaffnete ZusammenstoBe, auch groBeren Umfangs, entwickeln konnen.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
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Im Auftrage: (gez.) Jodl.
Der Chef
des Oberkommandos der Wehrmacht
F. H. Qu., den 11. Mai 1941.
WFSt / Abt. L, (I Op) Geheime Kommandosache
Nr.: 00886/41 g. Kdos.
An den
Herrn Reichsminister des AuBern.
Sehr verehrter Herr Reichsminister!
Das Oberkommando der Wehrmacht beobachtet seit Monaten mit standig wachsender Besorgnis die
Entwicklung, die der Aufmarsch russischer Streitkrafte entlang der deutschen Ostgrenze nimmt.
Nach den hier vorliegenden Meldungen befanden sich bei Kriegsausbruch 1039 etwa 77 russische
Schutzen-Divisionen im europaischen RuBland, davon nur wenig mehr als die Halfte im west-
russischen Grenzraum. Nach Beendigung des Polenfeldzuges erhohte sich diese Zahl auf 114. Wenn
das Oberkommando der Wehrmacht damals eine gewisse Begriindung dieser MaBnahme in der aller-
dings fast kampflosen Besetzung Ost-Polens durch russische Truppen sah, so muBte es nach planma-
Bigem AbschluB dieser Operationen mit um so groBerem Befremden ein noch weiteres Anwachsen
dieser Zahl auf 121 feststellen.
Seit Beginn dieses Jahres aber liefen fast taglich beim Oberkommando der Wehrmacht von alien
Teilen der Grenze Meldungen ein, die in ihrer Gesamtauswertung das Bild einer umfassenden russi-
schen Truppenkonzentration an der deutschen Ostgrenze ergaben. Unter rticksichtslosem Abtransport
von Schutzen-, mot. und Pz.-Divisionen aus dem asiatischen Raum und Kaukasien — besonders nach
dem russisch-japanischen Nichtangriffspakt — erhohte sich die Zahl allein der festgestellten Schut-
zen-Divisionen im europaischen RuBland am 1. Mai 1941 auf 143. Davon befanden sich 119 Divisio-
nen im deutsch-russischen Grenzraum.
Bei den Pz.-Brigaden und Pz.-Divisionen ist diese wachsende Schwerpunktbildung noch erheblich
ausgesprochener. Seit Jahresbeginn befinden sich fast samtliche uberhaupt festgestellten mot. und.
Pz.-
111 Einheiten in West-RuBland. Hinzu kommen weitere 20 Kav.-Divisionen und mehrere Fallschirm-
Bataillone.
Eine gleiche Entwicklung ist auch bei der russischen Luftwaffe zu erkennen. Mit der standig zuneh-
menden Anhaufung leichter Fliegerverbande zur Unterstutzung des Heeres laBt der rasche Fortgang
des Ausbaues der Bodenorganisation in Grenznahe die Vorbereitung weitreichender Bombenangriffe
starker Kampffliegereinheiten in das Deutsche Reich hinein erkennen.
Weiterhin weist das Oberkommando der Wehrmacht erneut auf die wiederholten AuBerungen hohe-
rer sowjetrussischer Offiziere hin, die bei Planspielen und Truppenubungen offen von einer baldigen
russischen Offensive sprachen.
Das- Oberkommando der Wehrmacht ist durch diese Tatsachen in Verbindung mit den dem
Auswartigen Amt laufend mitgeteilten Grenzverletzungen sowjetrussischer Flugzeuge und Soldaten
zu der Uberzeugung gekommen, daB dieses, einer Mobilmachung praktisch gleichkommende AusmaB
des russischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze, nur noch als Vorbereitung fur russische
OffensivmaBnahmen groBten Umfanges gedeutet werden kann. Die Gefahr eines bewaffneten
Konflikts riickt daher in bedrohliche Nahe.
Der annahernd abgeschlossene Aufmarsch ihrer Wehrmacht ermoglicht der sowjetrussischen Staats-
flihrung dabei die freie Wahl des Angriffsbeginns. Entsprechende deutsche GegenmaBnahmen werden
nunmehr unumganglich.
Heil Hitler!
Ihr sehr ergebener
gez. Keitel.
Geheime Kommandosache.
Oberkommando der Wehrmacht
F. H. Qu., den 8. Juni 1941.
WFST / Abt. L (I Op)
Nr. 00 1096a/41 g. Kdos.
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Betr.: Sowjetrussische Grenzverletzungen.
An das
Auswartige Amt
z. Hd. Herrn Botschafter Ritter.
In der Anlage iiberreicht das Oberkommando der Wehrmacht eine Zusammenstellung der Grenzver-
letzungen durch russische Flugzeuge und Soldaten seit Jahresbeginn. Dazu wird bemerkt, daB sich
diese Liste auf solche Falle beschrankt, deren Tatbestand von verschiedener Seite bestatigt wurde. DaB
dariiber hinaus noch eine Anzahl weiterer Grenzverletzungen vorgekommen sind, wurde bereits im
Schreiben vom 23. April erwahnt.
Auf die im Schreiben vom 6. Mai aufgezeichneten bedrohlichen Folgen dieser Verhaltnisse an der
deutschen Ostgrenze wird aus diesem AnlaB erneut und mit starkstem Nachdruck hingewiesen.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
Im Auftrage: gez. Jodl.
(Anlage enthalt Verzeichnis von 41 Grenzverletzungen in der Zeit vom
10. Januar bis 6. Juni 1941.)
Geheime Kommandosache.
Oberkommando der Wehrmacht Berlin, den 11. Juni 1941.
Aus!. Nr. 212/41 g. Kdos. Chefs.
Chefsache. Nur durch Offizier!
An die Reichsregierung, tiber den Herrn Reichsminister des Auswartigen.
Das Oberkommando der Wehrmacht hat die Reichsregierung fortlaufend dariiber unterrichtet gehal-
ten,
112 wie sehr die militarische Haltung SowjetruBlands in wachsendem MaBe einen bedrohlichen Charakter
angenommen hat. Wenn die politische Haltung der Sowjetunion ein wechselndes Gesicht zeigte und
die Erfiillung der Vertrage auf wirtschaftlichem Gebiet im wesentlichen keine Veranlassung zu Bean-
standungen gab, so hat sich doch inzwischen klar erwiesen, daB die militarischen MaBnahmen der
Sowjet-Union eindeutig auf die Vorbereitung eines Angriffs auf das Deutsche Reich eingestellt sind.
Diese Entwicklung, die zu einem GroBaufmarsch der Roten Armee vom Schwarzen Meer bis zur
Ostsee gefiihrt hat, stellt sich wie folgt dar:
Um die Jahreswende 1939/40 bestanden noch keine Besorgnisse fur die Sicherheit der deutschen
Ostgrenze. Die Sowjet-Union hatte bei der Liquidierung Polens eine auBerlich freundschaftliche Hal-
tung gezeigt. Bereits Anfang 1940 muBte jedoch mit Befremden festgestellt werden, daB die Sowjet-
Union nicht nur ihre Westgrenze stark zu befestigen begann, daB sie nicht nur die bekannte tote Zone
entlang der Grenze schaffte und die Verlegung der Industrie in das Innere einleitete, sondern daB sie in
immer steigendem MaBe eine Verstarkung der Grenztruppen vornahm.
Am 1. September 1939 hatten in dem Gebiet westlich der Linie Archangelsk — Kalinin — Poltawa —
Westspitze Krim gestanden:
44 Schiitzen-Divisionen,
20 Kavallerie-Divisionen und
3 motorisierte und Panzer-Brigaden.
Aus AnlaB des Polenfeldzuges hat die Sowjet-Union bis zum 28. November 1939 diese Truppen um
47 Divisionen und motorisierte und Panzer-Brigaden verstarkt auf
76 Schiitzen-Divisionen,
21 Kavallerie-Divisionen und
17 motorisierte und Panzer-Brigaden.
Trotz der Beendigung des Polenfeldzuges wurden die Verstarkungen in groBein Umfange fortge-
setzt. So kamen bis zum 12. Marz 1940 mindestens weitere 16, wahrscheinlich sogar 25 Divisionen
und motorisierte Brigaden neu hinzu. Die Gesamtstarke der sowjetrussischen Truppen im westlichen
Grenzgebiet betrug danach Mitte Marz 1940:
86 — 95 Schiitzen-Divisionen,
22 Kavallerie-Divisionen und
22 motorisierte und Panzer-Brigaden.
Nachdem anfanglich die Zusammenarbeit der deutschen und sowjetrussischen Stellen an der
neuen Grenze im friiheren Polen scheinbar forderlich und reibungslos vor sich gegangen war, kam es
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im Winter 1939/40 immer haufiger zu ernsten Zwischenfallen. Diese Zwischenfalle enthiillten eine
ausgesprochene Abneigung und deutschfeindliche Einstellung der sowjetrussischen Grenztruppen. Ihr
Verhalten war vollig unbegriindet, da man deutscherseits offen seine friedlichen Absichten zeigte und
sich um ein friedliches Zusammenleben an der Grenze bemuhte. Wahrend die deutschen Grenzverlet-
zungen sich ineist als geringfligig und immer als unbeabsichtigt erwiesen, waren die sowjetrussischen
Grenzverletzungen viel zahlreicher, ungleich schwerer und hatten haufig Todesfalle auf deutschein
Gebiet zur Folge. Erst auf ernstliche Vorstellungen der Deutschen Reichsregierung hin sind die so-
wjetrussischen Grenzverletzungen wenigstens zeitweise zuriickgegangen.
Bei der Besetzung der baltischen Staaten durch Sowjet-RuBland war durch Vertrage eine Hochst-
starke der Besatzung von insgesamt 70 000 Mann vereinbart worden. Diese Zahl ist zunachst nicht
einmal erreicht worden. So war die Starke der Besatzungsarmee am 28. Januar 1939 53 000 Mann und
am 1. Februar 1940 57 500 Mann. Die Besetzung ging widerstandslos vonstatten; auch in der weiteren
Besatzungszeit
113 ist es in den besetzten Gebieten niemals zu einem Zustand gekommen, der eine Erhohung der
sowjetrussischen Besatzungszahlen militarisch erforderlich gemacht haben wtirde. Trotzdem ging die
Sowjet-Union, nachdem sie die drei Lander vollig einverleibt hatte, daran, diese Gebiete mit einer
uberstarken Truppenmacht aller Waffengattungen zu besetzen. Im Fruhsommer 1940 hatte die Bele-
gung eine Gesamtstarke von rund 250000 Mann erreicht; zur Zeit stehen schatzungsweise 650000
Mann in dem Gebiet der fruheren baltischen Staaten. Eine weitere schwere Bedrohung Deutschlands
stellte der Aufmarsch russischer Krafte an der russisch-rumanischen Grenze dar, der im Oktober 1940
begann. Als im September 1940 auf Wunsch der damaligen rumanischen Regierung die Entsendung
einer deutschen Militarmission nach Rumanien erwogen und spater durchgefuhrt wurde, benutzte die
Regierung der UdSSR diesen Umstand zum AnlaB, erhebliche Truppenmengen des Heeres und der
Luftwaffe in Bessarabien und in der Bukowina an der rumanischen Grenze zusammenzuziehen und
dort zu belassen. Aufgabe dieser Krafte war zunachst, durch Ausiibung eines Drucks auf die Balkan-
staaten den deutschen EinfluB auf dem Balkan zu mindern und die auf friedliche Durchflihrung gerich-
teten Absichten Deutschlands auf dem Balkan zunichte zu machen. Seit dem immer starker werdenden
Auftreten englischer Krafte in Griechenland bestand jedoch die Aufgabe der an der rumanischen
Grenze versammelten russischen Krafte offensichtlich darin, bei der nach dem Putsch in Belgrad vom
27. Marz 1941 unvermeidlich gewordenen bewaffneten Auseinandersetzung einzugreifen und, in
westlicher Richtung vorstoBend, die Verbindung mit der jugoslawischen Wehrmacht aufzunehmen
sowie die deutschen Balkankrafte von ihren Nachschublinien abzuschneiden. Die Voraussetzungen fur
einen angriffsweisen Einsatz wurden geschaffen, grenznahe Flugplatze angelegt. Versorgungsbasen
geschaffen, Panzerverbande herangefuhrt, die ruckwartigen Verbindungen verbessert und zahlreiche
Vormarschmoglichkeiten durch das Gebirge zur Grenze geschaffen. Nur durch die schnellen und ent-
scheidenden deutschen Waffenerfolge wurden diese Plane durchkreuzt.
Wie ein roter Faden zieht sich durch die Jahre 1940 und 1941 eine ununterbrochene Kette von Ver-
letzungen der deutschen Hoheitsgrenze durch die sowjetrussische Luftwaffe. So ist allein im Monat
Mai 1941 die deutsche Grenze von sowjetrussischen Flugzeugen 27mal liberflogen worden. Auch die
Grenzverletzungen durch sowjetrussische Soldaten lebten mit Beginn des Jahres 1941 wieder auf und
nehmen allmahlich unertragliche Formen an.
Ein eindringliches Bild der auBerordentlichen sowjetrussischen Truppenzusammenziehungen an der
Westgrenze gibt die nachstehende Aufstellung:
1. September 1939:
44 Schutzen-Divisionen,
20 Kavallerie-Divisionen,
3 motorisierte und Panzer-Brigaden
(zusammen ca. 65 Divisionen). 28. November 1939:
76 Schutzen-Divisionen,
21 Kavallerie-Divisionen,
17 motorisierte und Panzer-Brigaden
(zusammen ca. 106 Divisionen). 1. Mai 1941:
118 Schutzen-Divisionen,
20 Kavallerie-Divisionen,
40 motorisierte und Panzer-Brigaden
(zusammen ca. 158 Divisionen).
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Das Oberkommando der Wehrmacht hat angesichts dieser Truppenverstarkungen der Roten Armee
nach und nach erhebliche Krafte an die deutsche Ostgrenze verlegen mlissen. Diese Umgruppierung
ist unmit
114 telbar und ausschlieBlich durch den bedrohlichen sowjetrussischen Aufmarsch veranlaBt worden.
Der Bedrohung, die aus dem Aufmarsch der sowjetrussischen Armee fur Deutschland erwachst, ent-
spricht der in ihr hochgeztichtete deutschfeindliche Geist der dauernd geschurt und wachgehalten wird
durch eine feindselige Propaganda. Hierfur liegen zahllose Nachrichten auch von befreundeten und
neutralen Beobachtern vor.
Daraus ergibt sich, daB der Aufmarsch der Roten Armee im wesentlichen als abgeschlossen angese-
hen werden muB. Denn von insgesamt
170 Schutzen-Divisionen,
33 1/2 Kavallerie-Divisionen,
46 motorisierten und Panzer-Brigaden
befinden sich im westlichen Grenzgebiet:
118 Schutzen-Divisionen,
20 Kavallerie-Divisionen,
40 motorisierte und Panzer-Brigaden,
im ubrigen europaischen RuBland nur
27 Schutzen-Divisionen,
5 1/2 Kavallerie-Divisionen,
1 motorisierte und Panzer- Brigade,
im Fernen Osten lediglich
25 Schutzen-Divisionen,
8 Kavallerie-Divisionen,
5 motorisierte und Panzer-Brigaden.
Es ergibt sich also das Bild, daB der russische Aufmarsch immer naher an die Grenze vorgeschoben
worden ist. Die einzelnen Verbande des Heeres und der Luftwaffe haben in sich nach vorne aufge-
schlossen: grenznahe Flugplatze sind mit starken Verbanden der Luftwaffe belegt worden. Die Erkun-
dungstatigkeit hat auffallend zugenommen und ist teilweise durch hochste Offiziere mit groBen Staben
ausgefuhrt worden.
Alle diese Tatsachen, verbunden mit dem in der russischen Wehrmacht gezuchteten Vernichtungs-
willen gegen Deutschland zwingen notwendig zu dem SchluB, daB die Sowjetunion sich bereit macht,
in jedem ihr geeignet scheinenden Augenblick zum Angriff gegen das GroBdeutsche Reich anzutreten.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
gez. Keitel.
Oberkommando der Wehrmacht Berlin, den 20. Juni 1941.
WFST / Abt. L. (I Op)
Nr. 001 161/41 g. K.
Betr.: Sowjetrussische Grenzverletzungen.
Geheime Kommandosache.
An
das Auswartige Amt
z. Hd. Herrn Botschafter Ritter.
Am 17. Juni 1941 um 8.25 Uhr liberschritten bewaffnete russische Soldaten im Abschnitt des deut-
schen VI. A.-K. ostrich der Romintener Heide bei Eiszeryszki (15 km westl. Kalvarija) die russische
Grenze und bewegten sich sichernd auf deutschem Gebiet. Als deutsche Posten Gewehrschtisse auf die
russischen Soldaten abgaben, nahmen sie Deckung. Nach einem kurzen Feuergefecht zogen sich dann
die Russen wieder auf ihr Gebiet zuriick.
Dieser Vorfall ist im Zusammenhang mit dem gerade gegenuber OstpreuBen besonders massierten
Aufmarsch sowjetrussischer Krafte ein erneutes Anzeichen fur die provokativen Absichten SowjetruB-
lands.
1 15 Seit 11. Juni d. J. sind allein gegenuber dem Grenzabschnitt Suwaiki — Memel 20 Inf.-Div., 2 Pz.-Div.
und 5 Pz.-Brigaden einwandfrei festgestellt.
In dem weit nach Westen vorspringenden Bogen um Bialystok sind 19 Inf.-Div., 7 Kav.-Div., 1 Pz.-
Div. und 5 Pz.-Brigaden zusammengezogen.
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Dahinter um Baranowitschi ist eine Reserve-Armee von 10 Inf.-Div. und 2 Pz.-Brig. versammelt.
Daraus geht hervor, daB sich jeden Augenblick eine ungeheure sowjetrussische Truppenmacht, die in
4 Armeen gegliedert ist und
49 Inf.-Div., darunter zahlreiche motorisierte,
3 Pz.-Div., 12 Pz.-Brigaden und
7 Kav.-Div.
umfaBt, von Osten und Sudosten her gegen OstpreuBen und gegen das Mlindungsgebiet von Bug und
Narew nordlich Warschau in Bewegung setzen kann.
Ein solcher Angriff kann nach den vorliegenden Meldungen iiber die Belegung der sowjetrussischen
Flugplatze nordlich der Pripet-Siimpfe von nahezu 2000 Flugzeugen unterstiitzt werden.
DaB auch an der gesamten ubrigen Ostfront die sowjetrussischen Krafte in ahnlicher, wenn auch
nicht solch ausgesprochener Masse konzentriert sind, wurde dem Auswartigen Amt schon am 11. Mai
eingehend erlautert. In den letzten Wochen hat sich das Lagebild iiber den Aufmarsch der Sowjettrup-
pen nur insofern geandert, als in Siidbessarabien ausschlieBlich schnelle Krafte (Panzer-Div. und -
Brigaden sowie motorisierte und Kav. Div.) versammelt sind, was eindeutig auf offensive Absichten
schlieBen laBt.
AbschlieBend muB das Oberkommando der Wehrmacht feststellen, daB eine derartige militarische
Situation einem Staate gegeniiber, mit dem ein Freundschaftspakt besteht, als einzigartig zu bezeich-
nen ist.
Es kann kein Zweifel dariiber bestehen, daB SowjetruBland diesen Pakt seit Monaten nur mehr als
eine Sicherung betrachtet hat, um moglichst ungestort im Sinne Englands den gewaltigsten militari-
schen Aufmarsch seiner Geschichte gegen Deutschland zu vollziehen.
Die Sicherheit des Reiches macht es erforderlich, diese Bedrohung unverziiglich zu beseitigen.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht.
i. A.: gez. Jodl.
Der Bericht des Reichsministers des Innern und des
Reichsfuhrers SS und Chefs der Deutschen Polizei
an die Reichsregierung
Der Chef der Sicherheitspolizei Berlin, den 10. Juni 1941.
und des SD.
IV E L 17/41 gRS. Geheime Reichssache.
Bericht
an den Reichsfiihrer SS und Chef der Deutschen Polizei. Die zersetzende Tatigkeit der kommu-
nistischen Internationale bis zum AbschluB des deutsch-sowjetrussischen Konsultativ- und Nichtan-
griffspaktes vom 23. August 1939 gegeniiber den Achsenmachten, insbesondere gegen das national-
sozialistische Deutschland, ist allgemein bekannt.
Die Hoffnung, SowjetruBland wurde sich nach AbschluB dieses Paktes entsprechend den Vertrags-
abmachungen loyal verhalten und die Wiihlarbeit gegen das Reich einstellen, war triigerisch. Im Ge-
genteil: Kommunistische Zersetzung, Sabotage- und Terrorversuche und auBerste Forcierung des mili-
tarischen,
116 wirtschaftlichen und politischen Nachrichtendienstes waren die unverriickbaren — jedoch erkannten
— Ziele der sowjetrussischen Machthaber.
Das einzige, was man geandert hatte, war die Methode, die durch stets neue Formen und raffinierte
Tarnungen der Abwehr dauernd neue Aufgaben stellte.
7. Aufbau und Zielsetzung der Komintern.
Die kommunistische Internationale (Komintern) ist die sowjetrussische Organisation (Sitz Moskau)
mit dem Ziel (§ 1 des Statuts): „Die kommunistischen Parteien aller Lander zu einer Weltpartei zu
vereinen, fur die Gewinnung der Arbeiterklasse sowie die Grundsatze des Kommunismus und der
Diktatur des Proletariats zu kampfen." Noch heute gehoren Stalin — als 1. Sekretar der kommunisti-
schen Partei der SU — dem Presidium des Exekutivkomitees der Komintern an, ebenso wie Molotow,
ferner der deutsche Emigrant P i e c k, als Vertreter der deutschen Sektion der kommunistischen In-
ternationale, der franzosische Kommunistenfuhrer T h o r e z und als Vorsitzender der aus dem
Reichstagsbrand bekannte bulgarische Terrorist Dimitroff.
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Fiir die amtlichen Stellen der SU bedeutet die Komintern den unbelasteten — inoffiziellen, d. h.
nicht staatlichen Apparat — , der fiir jede Zersetzungsarbeit im internationalen MaBstab eingesetzt
werden kann. Neben den Spezialnachrichten- und Spionagediensten wird aber auch die Komintern zu
diesen Spezialaufgaben im Ausland angesetzt, so daB eine genaue Trennung bei der Bekampfung nur
schwer durchzufiihren ist.
Mit einem intensiven Aufwand an Menschen und Geld wurde gerade wahrend des Krieges die
Wiihlarbeit der Komintern gesteigert. Ganz Europa wurde mit Aufrufen und Weisungen der einzelnen
Landersektionen iiberschiittet mit dem Ziel, die Anhanger der kommunistischen Ideologic zu ange-
strengtester und ausdauerndster Zersetzungsarbeit gegen den „imperialistischen Krieg Deutschlands"
anzufeuern, nicht zuletzt, um durch diese Steigerung der Aktivitat die fiir die Sowjetunion vermuteten
nachteiligen Wirkungen des Paktabschlusses mit dem nationalsozialistischen Deutschland auszuglei-
chen.
//. Die neue Methode der illegalen Zersetzungsarbeit.
1. Gegen das Reich.
Infolge der riicksichtslosen Bekampfung und Vernichtung der kommunistischen Partei — von 1933
an — als notwendige Folge der kompromiBlosen Kampfstellung des Nationalsozialismus — waren in
der Zeit vor dem PaktabschluB sowohl die scharfsten Bemiihungen der Komintern vom Ausland her,
als auch die — iiberwachte — Arbeit kleinerer Restbestandteile der KP, mit ihren AM- und BB-
Gruppen (AM = Abteilung fiir Militarpolitik, BB = Betriebsspionage) umsonst.
Dem gesteigerten Druck der polizeilichen Abwehr gegeniiber antwortete die Komintern mit metho-
dischen Anweisungen einer verfeinerten Zersetzungstaktik. Nach dem Beispiel des „Trojanischen
Pferdes" sollte noch mehr von innen heraus — nach dem Schulbeispiel des spanischen Biirgerkrieges
— gearbeitet werden. Durch den PaktabschluB vom 23. August 1939 wurde diesem Vorgehen jede
propagandistische Resonanz genommen, der das Exekutivkomitee der Komintern mit einer gesteiger-
ten Tatigkeit zur Erneuerung eines umfassenden AM- und BB-Apparates begegnen wollte. Wahrend
in den besetzten Gebieten durch die immer noch bestehenden starken Auffangapparate der kommuni-
stischen Parteien selbst die Komintern leichtere Arbeit hatte, kamen ihre Bemiihungen gegen das
Reich aus dem Stadium des Versuches durch rechtzeitigen Zugriff nie heraus.
Durch fortlaufende Beobachtung wurde festgestellt, daB in den europaischen Landern die Verbin-
dungsstellen der Komintern erneut stark ausgebaut wurden mit dem alleinigen Ziel, die zersetzende
und nachrichtendienstliche Tatigkeit nach Deutschland zu steigern.
117 So befindet sich eine Hauptverbindungsstelle bei der schwedisch-kommunistischen Partei in
Stockholm. Diese Stelle ist eine der riihrigsten und gefahrlichsten Einsatzzentren der Komintern. Ihre
Methode gegen das Reich soil aus der Vielzahl des vorliegenden Materials im nachstehenden naher
beschrieben werden.
Zur Arbeit gegen das Reich wurden ehemalige deutsche kommunistische Spitzenfunktionare, die in
langjahriger Ausbildung in Moskau und anderen Stadten Europas geschult waren, bevorzugt benutzt.
Sie wurden erstmalig im Jahre 1939 in das Reich eingeschleust. Einem der Gerissensten gelang es, in
umfassender Weise mit den von friiher her bekannten Genossen in Berlin in Verbindung zu kommen
und in systematischer Arbeit in Berliner GroBbetrieben, in denen wehrwichtige Arbeit durchgefiihrt
wurde, erneut kommunistische Betriebszellen aufzuziehen. Der eindeutig verfolgte Zweck dieser Un-
ternehmung war sowohl die Belegschaft zu zersetzen als sie zur Sabotage anzuleiten und dabei gleich-
zeitig Betriebsspionage auszuiiben. Auf geschickt ausgebauten Kurierwagen wurden fortlaufend Mate-
rial, Befehle und Geld von den Komintern-Instrukteuren aus Stockholm und Kopenhagen bezogen.
Fiihrenden Anteil in der Steuerung dieser im gefahrlichen MaBe sich ausbauenden Organisation hatte
der schwedische Reichstagsabgeordnete Linderoth, der der Vertreter des europaischen Biiros der
Komintern in Stockholm ist. Er erledigte besonders Auftrage, die ihm vom Exekutiv-Komitee der
kommunistischen Internationale fiir die einzelnen Lander iibertragen wurden. Linderoth aktivierte von
Stockholm aus in Kopenhagen unmittelbare Beauftragte der Komintern in der Arbeit gegen das Reich,
die auch von ihm finanziert wurden. Um die zum Einsatz gelangenden Spitzenfunktionare, wie z. B.
Arthur Emmerlich, geb. 20. September 1907 in Niederwiese, oder Willy Gall, geb. 3. Oktober 1908
in Falkenstein/Vogtland, oder Rudolf Hallmeyer, geb. 3. Februar 1908 in Flauen, oder Heinrich S c h
m e e r, geb. 20. Marz 1906, gegen Zugriffe der Sicherheitspolizei (SD) weitgehend zu schiitzen, wur-
den sie iiber die vermutliche polizeiliche Arbeitsweise von den Beauftragten des Linderoth geschult.
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Die Schulung wurde durch den hier bestens bekannten Kommissar der GPU — die seit dem 3. Februar
1941 Teil des vereinigten Volkskommissariats fur innere Angelegenheiten geworden ist, mit dem Titel
„Volkskommissariat fur Staatssicherheit" — Dimitri Fedoseiewitsch Krylow betrieben.
Die von den obengenannten Spitzenfunktionaren ausgebaute Organinisation arbeitete liber eine
inzwischen in Hamburg fest eingebaute Kuriers telle iiber Kopenhagen, Stockholm nach Moskau mit
dem Ziel, gegen Erhalt von Geldmitteln und Weisungen liber den wichtigsten Fabrikations- und Pro-
duktionsstand neuartigster Waffen in Deutschland zu berichten.
Der Organisation oblag neben diesen Aufgaben auch die laufende Herstellung zersetzender Flugblat-
ter. Aus dem zuletzt — Ende Mai 1941 — an Emmerlich gelangenden Befehl der Komintern aus
Moskau ist auffallend ersichtlich, daB gerade fur die nachsten zwei Monate die Entsendung einer gro-
Beren Zahl weiterer Instrukteure, aufgegliedert nach den einzelnen Gauen des Reiches, vorbereitet und
in Durchfuhrung begriffen war.
Da die fortlaufende Beobachtung durch den Umfang der Organisation nicht mehr in der Lage war,
tatsachliche Schaden zu verhindern, erfolgte Ende Mai 1941 rechtzeitig der Zugriff und die Festset-
zung samtlicher Beteiligten.
2. Gegen die von Deutschland besetzten Gebiete.
Die Technik der illegalen Zersetzung durch die Komintern in den von Deutschland besetzten Ge-
bietsteilen verlauft in der Form ahnlich wie oben beschrieben.
118 Im einzelnen ist hervorzuheben:
a) Im Protektorat.
Bereits vor der Besetzung der ehemaligen Tschecho-Slowakei war die kommunistische Partei sehr
rege, die aber vor allem nach Errichtung des Protektorats in ihrer Illegalitat voll zur Auswirkung ge-
langte. In den letzten Jahren waren aus diesem Gebiet laufend kommunistische Funktionare auf die
Lenin-Schule nach Moskau berufen worden, wo sie in einem militar-politischen Unterricht in der
Theorie und Praxis des Burger- und Terrorkriegs geschult wurden.
Diese qualifizierten Funktionare wurden nach Errichtung des Protektorats in Ansatz gebracht. Sie
begannen unverzliglich mit dem Auf- und Ausbau der illegalen KPD. Die Verbindung mit der Komin-
tern und die Uberwachung und Leitung der Parteiarbeit wurde durch das Generalkonsulat der UdSSR
in Prag aufrecht erhalten und durchgefuhrt. Als Verbindungsmann zum sowjetrussischen Generalkon-
sulat arbeitet der T a B korrespondent und Pressereferent beim sowjetrussischen Generalkonsulat Kurt
Beer (Jude!). In Ausiibung seiner Funktion erhielt er von der diplomatischen Vertretung russische
Zeitungen und kommunistisches Propagandamaterial, das er weisungsgemaB den Spitzenfunktionaren
der KPD uberlieB. Er war auch Vermittler riesiger Geldbetrage fur die Unterstlitzung der illegalen
Parteiarbeit.
AuBer dieser Verbindung iiber das sowjetrussische General-Konsulat bestand im Protektorat noch
eine direkte Funkverbindung der Komintern mit Moskau. Die mit der Leitung dieses Kominternge-
heimsenders in Prag beauftragten Funktionare waren ebenfalls in einem Spezialkursus in Moskau auf
der Schule fur Radio-Telegraphie ausgebildet. (Diese Schule wird von den Komintern beaufsichtigt
und steht unter Bewachung der roten Armee.) Die Lehrgange werden auf breitester Basis durchgefuhrt
und haben die Bezeichnung „Oms", d. h. Organisacia mezdunarodnowa sojedinemina (Organisation
der internationalen Verbindungen).
Der funktechnische Apparat in Prag, der bis vor einigen Tagen in Tatigkeit war, bestand aus einer
groBen Sende- und Empfangsanlage.
Auf funkentelegraphischem Wege wurden von Prag aus Berichte liber die allgemeine innenpoliti-
sche Lage, iiber die Anleitung und den Verlauf der durch die Partei durchgefuhrten Aktionen, liber die
Sitzungen der gesamten Zentralleitung und die dabei getroffenen Entschliisse sowie iiber die Lage,
Stimmung und Tatigkeit der Partei durchgegeben und entsprechende Befehle und Anweisungen des
Exekutivkomitees der Komintern aus Moskau empfangen. Die sichergestellten beiderseitigen Funk-
spriiche sind der vollendete Beweis fur die unnachsichtige Revolutionsidee der Komintern, gerichtet
auf die Vernichtung des Nationalsozialismus.
b) Im besetzten Teil Frankreichs.
Weiteres Augenmerk hat die Komintern besonders der franzosischen kommunistischen Partei ge-
schenkt, zumal Frankreich schon nach Ansicht Lenins das bolschewistische Bollwerk Westeuropas
werden sollte. Bei der derzeitigen Zersplitterung und inneren Schwache Frankreichs hofft die kom-
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munistische Internationale, die vor dem Krieg iiber eine zahlreiche Anhangerschaft verfiigte, zum
Erfolg zu gelangen.
Auch hier wieder wurde die einwandfreie Feststellung getroffen, daB die Kommunisten in Frank-
reich von den diplomatischen Vertretungen der Sowjetunion in jeder Form mit Geld und Propagan-
damitteln ausgestattet werden.
Auch hier spielte der Pakt vom 23. August 1939 keine Rolle, hochstens insoweit, als man von die-
sem Zeitpunkt ab in indirekter Arbeit die Aktivitat der franzosischen Kommunisten gegen Deutsch-
land steigerte. Schlagkraftigster und zugleich objektivster Beweis hierfur 1st ein bei der Uberpriifung
in Paris sichergestellter Akt der „Surete nationale" (franz. Geheimpolizei) betr. die franzosische Ta-
geszeitung
119 „L'Ordre". Ausweislich der authentischen Unterlagen der franzosischen Polizei war an der im
November 1939 durchgefuhrten Sanierung neben dem Chef des Pressedienstes der jugoslawischen
Gesandtschaft, Vutzevitsch, und Jaques E b s t e i n , Liebhaber der Lady Stanley, einer Schwe-
ster des Lord Derby, der tschechische Jude Otto K a t z alias Karl Simon, der im sowjetrussischen
Dienst stand, beteiligt. Im November 1939 hat der Sowjetbotschafter S u r i t z in Paris zusammen mit
dem ehemaligen rot-spanischen Minister N e g r i n und im Januar/Februar 1940 mit dem Sekretar der
Botschaft, Biriukotf, den Hauptschriftleiter der Zeitung „Bure" in seiner Villa in Saint Cloud
besucht. Bei dieser Gelegenheit wurde vereinbart, daB ein gewisser Etevenont als offizieller Beauf-
tragter der sowjetrussischen Botschaft in der Verwaltung des „L'Ordre" beschaftigt wird. Die hierfur
gewahrte Unterstiitzung wurde Ende Marz auf 800000 Francs monatlich erhoht. Den kommunisti-
schen Fiihrern wurde nach der Auflosung ihrer Partei in Frankreich der ausdruckliche Befehl gegeben,
ihren Anhangern Weisung zu erteilen, den „L'Ordre" als deutschfeindlich-zuverlassig zu lesen.
c) In den iibrigen besetzten Gebieten.
In Norwegen ist es ebenfalls die Sowjetgesandtschaft in Oslo, die den Mittelpunkt der Komintern-
Zersetzungspropaganda darstellt. Hier konnten Angehorige der Gesandtschaft bei Ausfuhrung der Tat
ermittelt werden.
In Holland, Belgien, im ehemaligen Jugoslawien ist die gleiche Arbeitsmethode, wie gegen das
Reich zum Einsatz gebracht, bewiesen.
Es wiirde den gestellten Rahmen dieses Kurzberichts weit iiberschreiten, wenn das umfangreich
dokumentarisch belegte Zeugen- und Schriftmaterial, was tiber die Zersetzungs- und
Ausspahungsarbeit der Komintern im einzelnen vorliegt, erschopfend angefiihrt wurde.
Wichtig hervorzuheben bleibt die immer wieder festzustellende Erkenntnis, daB das Verhalten der
Sowjetunion gegenuber dem Reich und den von ihm besetzten Gebieten unaufrichtig und die Zerset-
zungsarbeit der Komintern seit 1940 fieberhaft zugenommen hat.
///. Sabotage durch die Komintern.
Bereits ein Jahrzehnt vor Ausbruch des Krieges war die Komintern dazu ubergegangen, erprobte
Kommunisten aller Sektionen nach SowjetruBland zu beordern und sie dort auf den einschlagigen
Schulen insbesondere im Sabotage- und Sprengstoffwesen zu unterrichten. So wurden seit dem Jahre
1930 die sogenannten militarpolitischen Schulungskurse in Moskau
mit besonderer Intensitat wieder aufgenommen und bis heute nicht wieder
eingestellt. Da die Komintern bei Verwirklichung ihrer weltpolitischen Machtgeliiste stets mit der
Moglichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung rechnete, gab sie auf ihren Weltkongressen
Richtlinien heraus, die eindeutig ihre Anhanger zur Durchfuhrung von Terror- und Sabotageakten
aufforderten und diese Gewaltverbrechen als politische Notwendigkeit hinstellten.
Die Vielzahl der von der Sicherheitspolizei (SD) im Reichsgebiet aufgedeckten Terror- und
Sabotagegruppen, die auf Befehl der Komintern gegriindet worden sind, ist bezeichnend fur die
Haltung der Sowjetunion dem Reich gegenuber. Sabotageanschlagsvorbereitungen gegen
kriegswichtige Objekte, Briicken, Sprengungen wichtiger Eisenbahndurchgangsstrecken, Zerstorung
und Lahmlegung bedeutender Industrieanlagen sind Angriffsziele dieser rein kommunistischen
Gruppen gewesen, die bei Durchfuhrung ihrer Aktionen auch davor nicht zuriickschreckten,
Menschenleben zu vernichten. Neben den Auftragen zur Ausiibung von Sabotageakten erhielten die
Tater Anweisung zur Durchfuhrung von Attentaten gegen fuhrende Personlichkeiten des Reiches.
120 Obwohl angenommen werden konnte, daB die Serie dieser von der Komintern durchgefuhrten bzw.
in Vorbereitung befindlichen Gewaltverbrechen mit AbschluB des deutsch-russischen Konsultativ-
und Nichtangriffspaktes vom 23. August 1939 ihren AbschluB finden wiirde, haben sich durch die
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umfassenden Ermittlungen, insbesondere auch in den von Deutschland besetzten Gebieten, Beweise
ergeben, daB die Komintern nicht gewillt ist, ihre verbrecherische Tatigkeit gegen das Reich einzustel-
len.
Neben den von England auf Weisung des Secret Service gebildeten Schiffssabotagegruppen, deren
Ziel schon im Frieden die Vernichtung deutschen Schiffsraums, bestand eine noch weit verzweigtere
von der Komintern aufgezogene Terrororganisation, deren Aufgabe hauptsachlich in der Vernichtung
der Schiffe derjenigen Staaten bestand, die seinerzeit im Antikominternblock zusammengeschlossen
waren.
Nachweisbar waren Mitglieder dieser Organisation bis Ende 1940 tatig und versuchten, von Dane-
mark aus erneut ins Reichsgebiet hineinzuarbeiten. Leiter dieser Organisation war der deutsche Emi-
grant Ernst Wollweber, der 1931 Mitglied der Reichsleitung der RGO (Rote Gewerkschafts-
Opposition) war und im November 1932 als Abgeordneter der KPD in den Reichstag gewahlt wurde.
Wollweber ubernahm nach seiner Emigration nach Kopenhagen im Jahre 1933 die Leitung der ISH,
die als Berufsinternationale der Seeleute und Hafenarbeiter die Tragerin der von der Komintern ange-
ordneten Sabotageaktionen, insbesondere gegen deutsche Schiffe, ist. Er ist maBgeblich verantwortlich
fur den Aufbau und aktiven Einsatz der auf Weisung Moskaus gebildeten Sabotagegruppen in
Deutschland, Norwegen, Schweden, Danemark, Holland, Belgien, Frankreich und den ehemals balti-
schen Randstaaten. Im groBen MaBstab uberwachte er die Beschaffung und den Transport von Spreng-
stoffen und anderem Sabotagematerial und verfugte tiber die in reichem MaBe zur Finanzierung der
Organisation und zur Entlohnung der Agenten von der Komintern bereitgestellten Geldmittel. Woll-
weber floh nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Oslo im Mai 1940 nach Schweden, wo er
sich bis zum heutigen Tage in Stockholm in Haft befindet. Von Seiten der Sowjetregierung sind bei
der schwedischen Regierung Schritte unternommen worden, Wollweber nach SowjetruBland auszulie-
fern, zumal ihm inzwischen wegen seiner erfolgreichen Arbeit fiir die Komintern die sowjetische
Staatsangehorigkeit zuerkannt worden ist.
Auf die Tatigkeit dieser iiber ganz Europa verbreiteten kommunistischen Terrorgruppen sind fortlau-
fend Sabotageanschlage auf 16 deutsche, 3 italienische, 2 japanische Schiffe zuriickzufuhren, die in
zwei Fallen zum Totalverlust wertvollster Schiffe fuhrten. Wahrend die Tater zuerst die Vernichtung
der Schiffe durch Brandsatze herbeizufuhren versuchten, gingen sie, da diese Methode meist nicht
zum Totalverlust der Schiffe fiihrte, in neuester Zeit dazu iiber, Sprengstoffanschlage gegen die in der
Ost- und Nordsee verkehrenden Schiffe durchzufiihren. Ihre Hauptstiitzpunkte befinden sich insbe-
sondere in den Hafen Hamburg, Bremen, Danzig, Rotterdam, Amsterdam, Kopenhagen, Oslo, Reval
und Riga.
Die in Holland, Belgien und Frankreich gebildeten kommunistischen Sabotagegruppen standen unter
der Leitung des hollandischen Kommunisten Josef Rimbertus S c h a a p , der als Leiter des Interklubs
in Rotterdam tatig war und engste Verbindung mit den Spitzenfunktionaren der Gesamtorganisation in
Skandinavien unterhielt. Ihm unmittelbar unterstellt war der friihere Hamburger RFB-
Organisationsleiter Karl Bargstadt, dem in der Gesamtorganisation die technische Durchfiihrung
der Sprengstoffanschlage oblag. Das fiir die Sabotageakte notwendige Sprengmaterial stammte aus
nordskandinavischen Erzminen und wurde den kommunistischen Sabotagegruppen in Holland, Belgi-
en und Frankreich durch hollandische Seeleute iiber den norwegischen Erzhafen Narvik und den
schwedischen Erzhafen Lulea zugefiihrt. Als
121 einer der markantesten Sprengstoffkuriere konnte der hollandische Kommunist Willem van Vreeswijk
in Rotterdam festgenommen »werden.
Sowohl die hollandische als auch die belgische Gruppe unterhielten einige Laboratorien, in denen
sie Brand- und Sprengbomben herstellten. Die Sabotageanschlage auf den italienischen Dampfer
„Boccaccio" und den japanischen Dampfer „K a s i j M a r u" sind auf die Tatigkeit dieser Gruppen
zuriickzufuhren. Vorbereitete Sabotageaktionen gegen deutsche Schiffe in den Hafen von Amsterdam
und Rotterdam konnten rechtzeitig entdeckt und verhindert werden.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen gelang es der Sicherheitspolizei (SD), 24 kommunistische
Terroristen festzunehmen, unter denen sich auch der Leiter der hollandischen Sabotagegruppe Achille
Beguin und der Leiter der belgischen Sabotagegruppe Alfons Fictels befinden.
S c h a a p selbst konnte am 1. August 1940 von der danischen Polizei in Kopenhagen festgenommen
werden, als er im Begriff war, die schon in Danemark bestehende Schiffssabotageorganisation erneut
in Aktion zu setzen.
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Wie sehr die Komintern bestrebt ist, auch im Ostseeraum die deutsche Schiffahrt durch Sabotageak-
te vernichtend zu treffen, geht daraus hervor, daB es in den Monaten Februar bis April 1941 der Si-
cherheitspolizei (SD) zusammen mit der danischen Polizei gelang, flihrende Funktionare der Kommu-
nistischen Partei Danemarks festzunehmen, die kommunistische Sabotagegruppen aktiv handelnd
unterstlitzt haben. Unter ihnen befinden sich u. a. da; Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunisti-
schen Partei Danemarks und der Generalsekretar der ISH, Richard Jensen, der Redakteur der dani-
schen kommunistischen Zeitung „Arbeiterblatt" in Kopenhagen, Thoser Thogensen, und das Vor-
standsmitglied des Bundes der Freunde der Sowjetunion Danemarks, der Halbjude Otto Melchior.
Auf das Konto der kommunistischen Sabotagegruppen in Danemark sind insbesondere die Anschla-
ge auf den deutschen Dampfer „S a a r" im Hafen von Reval und den deutschen Frachtdampfer „Phil
a" im Hafen von Konigsberg zuriickzufuhren, wobei bei letzterem durch eine heftige Explosion ein
groBes Leek in der Schiffswand des Vorderschiffes in Hohe der Wasserlinie entstand. Die Anbord-
bringung der chemischen Zeitzunderpackung erfolgte im Hafen von Riga.
Von der danisch-kommunistischen Organisation verwandte chemischmechanische Ziindsprengstoffe
und Ziindschniire kamen aus Schweden und wurden jeweils durch besonderen Kurier aus einem
Herrenbekleidungsgeschaft in Malmo, wo sie lagerten, nach Kopenhagen transportiert.
Wichtigste Hinweise fur die Arbeit der Komintern gegen Deutschland haben sich auch durch die
Aussagen weiterer kommunistischer Terroristen in Danemark ergeben.
So wurde von der Komintern besonderer Wert auf die Gewinnung skandinavischer Seeleute als
Mitarbeiter gelegt, da man die Ansicht vertrat, daB in einem kommenden Kriege die skandinavischen
Staaten allein neutral bleiben wurden und nur die Angehorigen dieser Lander dann die Moglichkeit
besaBen, in deutschen Hafen bzw. auf deutschen Schiffen Terrorakte durchzufuhren. Dartiber hinaus
bestand die dringende Anweisung, die Ladung ihrer eigenen Schiffe durch Brand- und Sprengsatze zu
vernichten, falls dies den Interessen der Sowjetunion dienlich sei. Wollweber selbst hatte an die ein-
zelnen Sabotagegruppen in den Ostseestaaten und den deutschen Nordseehafen die Anweisung erteilt,
auf alien in diesem Raum fahrenden Schiffen mindestens einen zuverlassigen Mitarbeiter zu werben,
der fur seine kunftige Arbeit im Sinne der 3. Internationale bestens geschult werden sollte.
Auf seine Anordnung ist auch der Versuch einer Griindung einer Sabotagegruppe in Danzig
zuriickzufuhren.
Fiihrende ISH-Funktionare dieser Gruppen, unter ihnen der aus Oslo stammende norwegische
Staatsangehorige Arthur S a m s i n g, der langere Zeit in der Sowjetunion aufhaltlich war, konnten
inzwischen
122 festgenommen werden und haben ausfiihrliche Angaben iiber ihre im Auftrage Wollwebers gegen das
Reich gerichteten Sabotageakte gemacht. Im Auftrage der Komintern errichtete Wollweber gleichfalls
Stiitzpunkte auf den Ostseeinseln Dago und s e 1. Die auf diesen Inseln angeworbenen Mitarbeiter
sollten jedoch erst in Aktion treten, falls in einem Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion
diese Inseln von deutschen Truppen bzw. von der Kriegsmarine in Besitz genommen wurden. Die
Sabotageakte sollten sich dann in erster Linie gegen U-Boot-Basen, Flugplatze und 11 a g e r rich-
ten.
Wie sehr der Bolschewismus auch im Reich selbst eine Tatigkeit zu entfalten versuchte, geht aus der
Tatsache hervor, daB seit Marz 1941 Feststellungen in Oberschlesien und im Generalgouvernement
durch die Sicherheitspolizei (SD) getroffen werden konnten, wonach als Leiter polnischer Sabotage-
und Terrororganisationen in vermehrtem Umfange kommunistische Elemente eingesetzt worden sind.
Auch hier zeigt die Organisierung von in letzter Zeit durchgefiihrten Gewaltverbrechen typisch kom-
munistische Ausfiihrungsmethoden, wie sie von der Komintern bei Aufstellung der „Kriegsthesen" auf
dem VI. und VII. WeltkongreB in Moskau an alle Sektionen herausgegeben worden sind.
IV. Die sowjetrussische Spionage (wirtschaftlicher, militdrischer und politischer Nachrichtendienst)
gegen das Reich.
1. GPU-Methoden gegen Volksdeutsche Umsiedler.
Als durch den deutsch-russischen Grenzvertrag vom 29. September 1939 RuBland die Friichte des
deutschen Sieges iiber Polen durch einen erheblichen Gebietszuwachs in einem groBen Umfange auch
fur sich verbuchen konnte, hat es die Aufrichtung der deutsch-russischen Interessengrenze dazu be-
nutzt, die erstmalig wieder in Erscheinung getretene Landberiihrung mit dem GroBdeutschen Reiche
zum Einfallstor fiir zahllose Spionageagenten im Gebiet seines Nichtangriffspartners auszubauen.
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Die groBziigige Aktion des Fiihrers zur Heimfiihrung der auf russischem Territorium lebenden
Volksdeutschen wurde in schmahlicher Weise zu obengenannten Zwecken ausgenutzt.
Als die Volksdeutschen, dem Rufe des Fiihrers folgend, sich in Massen zur Umsiedlung meldeten,
trat die beriichtigte GPU — die seit dem 3. Februar 1941 Teil des vereinigten Volkskommissariats fur
innere Angelegenheiten geworden ist, mit dem Titel „Volkskommissariat fur Staatssicherheit" — auf
den Plan, und zwar um viele dieser deutschen Menschen unter Anwendung verwerflichster Mittel, sich
fur eine Spionagetatigkeit gegen das Land, in das sie von Heimatliebe getrieben zuriickzukehren sich
anschickten, zu verpflichten. Wenn auch die GPU kaum praktische Erfolge zu verzeichnen hatte, weil
die meisten dieser so mit Gewalt zu Spionageverpflichtungen GepreBten auf deutschem Boden hiervon
sofort Mitteilung machten, so bleibt trotzdem diese Tatsache als ein Schandmal fur die Arbeitsmetho-
den der GPU und damit der sowjetischen Machthaber bestehen.
Die deutschen Umsiedler wurden in solchen Fallen von der GPU vorgeladen, stundenlang verhort
und es wurde ihnen angedroht, daB sie von der Umsiedlung ausgeschlossen wurden, wenn sie sich
dem Ansinnen der GPU nicht gefugig zeigten. Beliebt war auch die Methode, den angegangenen Um-
siedlern zu erklaren, daB man sich an zurtickbleibenden Angehorigen schadlos halten und diese als
Geiseln behandeln wurde, wenn sie den unter Zwang ubernommenen Verpflichtungen nicht nach-
kommen oder es wagen sollten, in Deutschland Anzeige zu erstatten. Man drohte ihnen weiter, daB der
lange Arm der GPU sie auch in Deutschland erreichen wurde, eine Drohung, die auf den einzelnen —
kleinen — Umsiedler ihren Eindruck nicht verfehlte. Nicht nur Manner, sondern auch Frauen wurden
in dieser schamlosen Weise zu Verpflichtungserklarungen gepreBt. Nachstehend sollen aus den in die
Hunderte gehenden Fallen einige
123 angefuhrt werden, die ein bezeichnendes Beispiel darstellen, wie man mit deutschen Menschen
verfahren hat.
a) Im Zuge der Umsiedlung von Bessarabiendeutschen ins Reich erschien die Frau Maria Baumann
aus Tschernowitz, die durch andere Zeugeneide erhartet angab, daB der russische Geheimdienst sie fur
Spionagezwecke in Deutschland pressen wollte. Sie sei wiederholt zu maBgebenden Dienststellen der
GPU bestellt worden, wo man mit alien Mitteln auf sie einwirkte, sich dem Ansinnen der Spionagear-
beit gefugig zu zeigen. Da sie Mutter von fiinf unversorgten Kindern ist (Witwe), versprach man ihr
hohe Verdienstmoglichkeiten, wobei man auBerte, daB auch Summen von 10 000 RM und hoher keine
Rolle spielten. Sie war fur eine Spionagetatigkeit in Prag eingeteilt. Sie ftihrte bereits Material und
Unterlagen mit sich, die den Umfang der spezialisierten Schulung erkennen lieBen.
b) Die Ehefrau Elisabeth K r e u t e 1, deren Mann in Tschernowitz ein Bandagengeschaft betrieb,
wurde gelegentlich der Vorlage der Reisepasse
Gleichfalls von der GPU angegangen. Sie sollte in Sachsen russischen Spionagedienst ausiiben. Auch
sie brachte wichtiges Schulungsmaterial zur Kenntnis der deutschen Abwehr.
Diese Anfuhrung von begriindeten Einzelbeispielen konnte auf Hunderte von Fallen ausgedehnt
werden, da es feststeht, daB die GPU nach vorsichtiger Schatzung an etwa 50% der Umsiedler heran-
getreten ist, um sie durch erpresserische Drohungen oder riesenhafte Geldversprechungen zur Mitar-
beit zu zwingen.
Aber nicht genug damit, daB die GPU diese deutschen Menschen, unter Anwendung verwerflichster
Mittel, zu Verratern an ihrer Heimat zu machen versuchte, haben es ihre Organe sogar fertiggebracht,
diese Leute in vielen Fallen auszufleddern, ihnen Ausweispapiere, Geld und Wertsachen zu s t e h 1 e
n. In 16 Fallen liegen Beweise daftir vor, daB der Diebstahl von Ausweispapieren zu dem Zweck ge-
schehen ist, um damit russische Spionageagenten auszustatten. In sechs weiteren Fallen besteht sogar
der dringende Verdacht, daB die GPU fur diesen Zweck Volksdeutsche gemordet hat, um deren Papie-
re fur den unauffalligen Agentenschmuggel ins Reich zu benutzen.
2. Sowjetrussische diplomatische Vertretungen als Zentren der wirtschaftlichen, politischen und mi-
litarischen Nachrichtendienste gegen das Reich mit der eindeutigen Zielsetzung, einer Kriegsvor
b e r e i
t u n g zu dienen.
Seit dem PaktabschluB hat sich der russische Spezial-Spionagedienst in einer fast provozierend wir-
kenden Form in seiner Arbeitsweise gezeigt. Er ging bei seinen bereits tiblichen rticksichtslosen Me-
thoden nunmehr auch dazu iiber, die russischen Vertretungen im Reich — und hier an der Spitze die
Russische Botschaft in Berlin — fur seine Ausspahungszwecke weitgehendst einzuschalten. Als vor
einiger Zeit der damalige russische Botschafter Schkwarzew in Berlin abberufen und durch den Bot-
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 32
schafter Dekanasow ersetzt wurde, war dieser Wechsel auf dem Botschafterposten das Signal zu noch
starkerer Intensivierung der Ausspahung in Form der politischen, wirtschaftlichen und militarischen
nachrichtendienstlichen Tatigkeit. Dekanasow, ein Vertrauter Stalins, war in RuBland Leiter der Nach-
richtenabteilung des NKWD (des russischen Volkskommissariats des Innern), dem die GPU als Spio-
nage-Spezialabteilung angehort. Seine Aufgabe, die er aus Moskau mitbrachte, war dahin festgelegt,
durch ein auszubauendes Vertrauensmannernetz in die Reichsbehorden Eingang zu finden und vor
allem Berichte iiber militarische Starke und die operativen Plane des Reiches zu beschaffen. Sein ge-
treuer Gehilfe war der GPU-Angehorige und sogenannte „Botschaftsrat" K o b u 1 o w, der eine inten-
sive Tatigkeit auf dem Spionagegebiet entwickelte
124 unter riicksichtsloser Ausnutzung seiner exterritorialen Stellung. Das Ziel der russischen Spionage im
Reich ging dahin, neben der rein militarischen Nachrichtengewinnung die politische Planung des Rei-
ches zu erfahren und durch Ausbau geheimer Schwarzsendeanlagen an vielen Stellen Deutschlands
Meldekopfe bereit zu haben, die nach einem ausgeklugelten Chiffriersystem alle fiir RuBland wichti-
gen Meldungen durchgeben sollten. Es war also seit 1940 eine groBangelegte Mobilisationsvorberei-
tung auf dem Spionagegebiet im Gange, die unter Einsatz unvorstellbarer Geldmittel in Szene gesetzt
wurde. (Der deutsche Abwehrdienst konnte sich rechtzeitig einschalten.)
Die Erfahrung, daB der wachsende Druck der russischen Spionage vor allem in den deutschen Ost-
gebieten — und hier an erster S telle im Generalgouvernement und im Protektorat — in Erscheinung
trat, war die Veranlassung, gerade diesen gefahrlichen Gebieten besondere Aufmerksamkeit zuzu-
wenden. Es wurde dabei festgestellt, daB der Angehorige des russischen Generalkonsulats in Prag,
Leonid M o c h o v, der Kopf eines russischen Spionagenetzes war, das die GPU im Protektorat auf-
gezogen hatte. Man hatte ehemalige Angehorige der tschechischen Legion, die im Krieg gegen Polen
auf polnischer Seite kampften und sich hauptsachlich aus Kreisen von Anhangern der ehemaligen
kommunistischen Partei in der Tschecho-Slowakei zusammensetzten und die nach dem Niederbruch
Polens in russische Kriegsgefangenschaft kamen, zum russischen Spionagedienst gepreBt und vor
allem in der Bedienung von Schwarzsendern geschult. Man sandte diese Leute mit gefalschten Aus-
weispapieren in das Protektorat, wo sie unter Leitung des erwahnten russischen Konsulatsmitgliedes
Mochov tatig wurden. Als der Zugriff erfolgte, konnten weit tiber 60 Personen dieses russischen
Spionagenetzes festgenommen und ein Dutzend in Betrieb befindliche Schwarzsendeanlagen be-
schlagnahmt werden. (Hinweis: Dieses Netz arbeitete vollig unabhangig von dem durch die Komin-
tern im Protektorat aufgezogenen illegalen Apparat.)
In Berlin war inzwischen der russische Botschaftsrat und GPU-Beamte K o b u 1 o w auch nicht un-
tatig. Es ist nicht ohne Interesse, hier die Aussage eines der Deutschfreundlichkeit nicht verdachtigen
ehemaligen jugoslawischen Diplomaten, des fruheren jugoslawischen Militarattaches in Berlin,
Oberst V a u h n i k, anzufuhren, der mit Bezug auf den Gehilfen des russischen Militarattaches in
Berlin, Oberst Korniakow, erklart hat, daB dieser sich ausschlieBlich mit dem Nachrichtendienst —
mit soviel Geld als irgendwie notwendig — abgebe. Ziel des Kobulow an der Spitze gemeinsam mit
dem russischen Militarattache Tupikow und seinem Gehilfen Skornjakow war, in der Reichshaupt-
stadt sowie alien wichtigen Stadten des GroBdeutschen Reiches Schwarzsendeanlagen zur Nachrich-
tenubermittlung aufzubauen.
Aus dem umfangreichen vorliegenden Material iiber die Tatigkeit dieser Herren und ihres weiteren
Mitarbeiterstabes sollen als Beispiel nur folgende zwei Falle angefiihrt werden:
a) Der Backermeister Wietold P a k u 1 a t aus Mariampol im Litauischen, der Mitglied des Deut-
schen Kulturbundes in Litauen war und im Reich — vor allem in Berlin — Verwandte besaB, wurde
eines Tages nach Kowno vor die GPU zitiert. Hier drohte man ihm, einen SpionageprozeB gegen ihn
anzustrengen. Die Tatsache, daB er Angehoriger des Kulturbundes war und zwecks Besuchs seines
Bruders in Memel einige Male von Litauen nach Deutschland gegangen war, war der GPU genug,
gegen ihn ein Polizeiverfahren wegen Spionage einzuleiten. Dem verangstigten Manne versprach man
Straffreiheit nur dann, wenn er sich bereit erklarte, unter der Maske eines Volksdeutschen Fliichtlings
nach Berlin umzusiedeln und dort nach bestimmten Weisungen fiir RuBland zu arbeiten. Unter Zu-
riicklassung von Frau und Kind, die als Geiseln in den Handen der GPU blieben, wurde er ins Reich
geschickt. Auch ihm gab man die
125 Drohung mit, daB der Arm der GPU lang sei und ihn in Berlin bei Verrat sicher treffen wurde. Trotz
dieser Drohung und obgleich er Angehorige in der Macht der GPU zuriicklassen muBte, hat auch die-
ser Volksdeutsche seine Pflicht erkannt und sich mit der Sicherheitspolizei (SD) in Verbindung ge-
setzt. So gelang es, in dem den Russen unbekannt gebliebenen Gegenspiel alle ihre Absichten zu
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 33
durchkreuzen und ihre Tatigkeit von Anfang an unter Kontrolle zu halten. In Berlin wurde Pakulat
durch einen Mittelsmann der GPU aus der russischen Botschaft mit laufenden Weisungen und Befeh-
len versehen. Er muBte hier eine Wohnung mieten, in die die GPU eine groBe Schwarzsendeanlage
einbaute. Er muBte weiter auf russischen Befehl ein kleines Hotel mit Bierlokal iibernehmen, um des-
sen Raume als Quartier fur durchreisende russische Agenten und Kuriere bereitzustellen. Er bekam
fortlaufend Auftrage, sich an Spezialarbeiter der Rustungsindustrie heranzumachen, um Verratsmate-
rial zu erlangen. Der russische Spionagedienst zielte mit Vorbedacht auf eine kriegsmaBige Vorberei-
tung ab, die neben der Bezeichnung von Zielpunkten fiir kunftige Luftbombardements auch auf unauf-
fallige Verstecks auf offentlichen Platzen und Anlagen, an denen Verratsmaterial und Sabotagegegen-
stande zur Abholung im geeigneten Augenblick bereit gelegt werden konnten, sich erstreckte.
Allein in diesem Fall zahlte die GPU rund 100 000 RM, um alle die oben nur kurz skizzierten Vor-
bereitungen in die Wege zu leiten. Fiir seine Schwarzsendeanlage hat der russische Nachrichtendienst
iiber Pakulat einen deutschen Funker von der Fa. Siemens geworben, den ihm die Sicherheitspolizei
(SD) — im Gegenspiel — zur Verfiigung gestellt hat. Der russische Nachrichtendienst rechnete fest
damit, daB Pakulat inzwischen ein zuverlassiges Vertrauensmannernetz von 60 Deutschen geworben
hatte, die neben reichlichen Spionageauftragen auch zersetzend wirken sollten. Das im Gegenspiel
gesteuerte Netz hatte bereits eine Ausdehnung bis Konigsberg, wo gerade jetzt begonnen werden soll-
te, kriegswichtige Betriebe im Stadtplan zu markieren.
b) Ein anderer Fall verwerflicher Erpressung eines Reichsdeutschen wurde gleichfalls in Berlin
aufgegriffen. Dieser in Petersburg geborene Reichsdeutsche, dessen Name aus begreiflichen Griinden
zur Zeit noch nicht genannt werden kann, kehrte nach wiederholtem Aufenthalt in Deutschland im
Jahre 1936 endgiiltig nach Berlin zuriick. Er hatte in RuBland nach russischem Recht geheiratet. Aus
der Ehe war eine Tochter hervorgegangen. Da nach russischem Recht die Ehefrau russische Staatsan-
gehorige geblieben war, wurde ihm nicht erlaubt, sie in das Reich mitzunehmen. Von Berlin aus be-
miihte er sich mit Unterstiitzung des Auswartigen Amtes wiederholt um die notwendigen Personalpa-
piere, um die russische Ehe nach deutschem Recht anerkannt zu bekommen. Da er schwer lungen-
krank ist und daher auch schon aus diesem Grunde auf eine baldige Vereinigung mit seiner Familie
Wert legte, sah er in seiner Lage keinen anderen Ausweg, als selbst noch einmal nach Petersburg zu
fahren, um dort die Beschaffung der Urkunden zu betreiben und Frau und Kind endlich ins Reich zu
bekommen. Er wandte sich zu diesem Zweck an das russische Reisebiiro Intourist und erbat dort die
notwendigen Papiere zur Einreise nach RuBland. Als der Leiter dieses Biiros, der Russe Schach a n o
w, aus seinen Schilderungen heraushorte, daB dieser kranke Mann in groBer Sorge um seine Familie
lebte, begann er mit ihm ein Spiel schmahlichster Niedrigkeit. Schachanow stellte ihm die Einreise
nach Petersburg in Aussicht unter der Voraussetzung, daB er sich als Deutscher zum Verrat gegen sein
Vaterland bereitfinden wurde. Immer wieder drang Schachanow auf den verzweifelten Menschen ein,
der damit dem Selbstmord nahegebracht wurde. Schachanow spielte immer wieder Frau und Kind
gegen ihn aus und machte Andeutungen dahin, daB sie als Geiseln in der Hand der GPU waren. Der in
Rede stehende Reichsdeutsche offenbarte sich schlieBlich der deutschen Abwehr. Unter ihrer Anlei-
tung ging er zum Schein auf die Wiinsche des GPU-Agenten Schachanow ein und mietete in
126 dessen Auftrag eine groBe Wohnung, die gleichfalls fiir die Installierung eines Schwarzsenders in
Angriff genommen wurde.
Zur Abrundung diene die Tatsache, daB engstes Einvernehmen zwischen Schachanow und dem
„Botschaftsrat" Kobulow bestand.
c) Durch fortlaufende Beobachtung des Funkspezialisten der Berliner russischen Botschaft, der ver-
schiedentlich in Danzig auftauchte, konnte auch hier — im Gegenspiel — die Installierung eines
Schwarzsenders nebst zugehorigem politischem und wirtschaftlichem Vertrauensmannernetz in die
Wege geleitet werden. Auch hier ist durch rechtzeitige Anzeige der Danziger Staatsangehorigen
Gebriider Formella, die in die Dienste der GPU gepreBt werden sollten, der Erfolg des russischen
Spionagevorhabens durchkreuzt worden.
Diese Serie von Beispielen konnte beliebig fortgesetzt werden, da der russische Nachrichtendienst
in alien ihm wichtig erscheinenden deutschen Stadten in der gleichen Weise gearbeitet hat.
V. Grenzzwischenfalle.
AbschlieBend muB noch darauf hingewiesen werden, daB seitens der Sowjets fortlaufend, aber seit
Februar 1941 gesteigert, Grenzzwischenfalle hervorgerufen werden, die auf der deutschen Grenzbe-
volkerung im Osten wie ein Alpdruck liegen. Schuldhafte ErschieBung deutscher Staatsangehoriger
;liiiisirlill,iii<i tm^amirF 34
und fortlaufende Abgabe von Schiissen von russischer Seite auf deutsches Hoheitsgebiet wechseln in
nichtabreiBender Kette miteinander ab.
VI. Zusammenfassung.
Die gesamte, gegen das nationalsozialistische Deutschland gerichtete Tatigkeit der Sowjetunion
zeigt an den aus der Fiille des Materials herausgegriffenen namentlich angeflihrten Beispielen, in wel-
chem Umfange illegale Zersetzung, Sabotage, Terror und kriegsvorbereitende Spionage in militari-
scher, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht betrieben wurde.
Diese feindlichen Bestrebungen haben nach dem AbschluB des Konsultativ- und Nichtangriffspaktes
vom 23. August 1939 sich nicht vermindert, sondern sind im Gegenteil in Umfang und Starke gestei-
gert worden.
gez. Heydrich.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
September-Lieferung
(Nr. 49/50 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
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liiM|»lifih
94 Anfangs September jahrte sich zum zweiten Male der Tag, an dem Deutschland die Waffen erhob
zum gigantischen Ringen um seine Freiheit, um das Recht, „nach seiner Art zu leben". Das deutsche
Volk blickte an diesem Tage zuriick auf eine Reihe unvergleichlicher Feldziige, in denen England und
seine Trabanten vernichtend geschlagen wurden, wo auch immer sie sich den deutschen Armeen ent-
gegengestellt hatten. Alles Denken und alle Erinnerung an diese zwei Jahre des Kampfes wurden aber
uberschattet durch die Gegenwart, in der das deutsche Millionenheer in entscheidungsvollen Schlach-
ten vom Finnischen Meerbusen bis hinunter zum Schwarzen Meer den bolschewistischen Gegner ver-
nichtet. Mochte auch mancher Deutsche vor zwei Jahren geglaubt haben, daB dieser Krieg in ktirzeren
Zeitraumen sein Ende linden wtirde — der Blitzkrieg der 18 Tage gegen Polen schien diese Hoffnung
zu bestatigen — , so hat doch inzwischen das ganze deutsche Volk erkannt, daB dieser Krieg Entschei-
dungen bringen wird, die fur Jahrhunderte das Gesicht Europas, ja das der Welt bestimmen werden.
So steht neben dem Geftihl der SiegesgewiBheit der Wille unbedingter Entschlossenheit. In solcher
Geisteshaltung tritt GroBdeutschland in den dritten Kriegswinter. Nicht die Frage der Dauer des Krie-
ges steht fur das deutsche Volk an erster Stelle, sondern jeder einzelne Deutsche weiB, daB es heute
darauf ankommt, eine eindeutige Entscheidung fur Jahrhunderte zu erzwingen, einen vollstandigen
deutschen Sieg zu erringen.
Die Stimmung des deutschen Volkes ist nicht zuletzt dadurch bestimmt worden, daB von der Ge-
genseite, die sich auch nach den letzten furchtbaren Schlagen noch in Illusionen zu wiegen versucht,
Stimmen laut werden, die den Vernichtungswillen der britisch-amerikanisch-judischen Plutokratie
aufs deutlichste kennzeichnen. Wenn der „Manchester Guardian" am Beginn des 3. Kriegsjahres er-
klart, „man moge zwar die Notwendigkeit, Zivilisten anzugreifen, aus christlichen Griinden beklagen,
es sei aber notwendig, so viel Deutsche zu toten, wie man konne, ob sie nun Uniform triigen oder
nicht", wenn Roosevelts Ratgeber
95 Kaufman verkiindet, Deutschland muB vernichtet werden, seine Volkskraft zerstort, samtliche
deutsche Soldaten muBten sterilisiert werden, dann sind das AuBerungen, die den Lebensund Wider-
standswillen der gesamten Nation bis zum letzten aufpeitschen.
Mit Genugtuung wurden darum allenthalben in Deutschland die groBen Erfolge der Unterseeboots-
und Luftwaffe im Kampf gegen England zur Kenntnis genommen. Mehrfach wurden im September
groBe Geleitzuge angegriffen und vernichtet. Der Taktik der deutschen Seekriegsfuhrung hat die briti-
sche Admiralitat kein wirksames Mittel entgegenzusetzen. 683 460 BRT wurden im September ver-
senkt. Der Anteil der U-Boote betragt allein daran 452 000 BRT. — Demgegenuber erlebte die briti-
sche „Non-S top-Offensive" erneut so starke MiBerfolge, daB man von ihrem volligen Zusammenbruch
sprechen kann.
Die eindrucksvollen Ereignisse des Krieges spielten sich aber auch im Monat September im Osten
ab. Am 19. September meldete der OKW-Bericht, daB die Heeresgruppen Rundstedt und Bock ost-
warts Kiew einen riesigen Kessel geschlossen hatten, in dem 4 Sowjet-Armeen isoliert wurden. In
gigantischen Vernichtungskampfen ist hier das Heer Budjennys vernichtet worden. Am 27. September
meldete der OKW-Bericht aus dem Fuhrerhauptquartier, daB die groBe Schlacht bei Kiew beendet sei.
Im Verlaufe der in engstem Zusammenwirken von Heer und Luftwaffe durchgefuhrten Operationen
wurden insgesamt 665 000 Gefangene eingebracht, 884 Panzerkampfwagen, 3718 Geschutze und un-
gezahlte Mengen an sonstigem Kriegsmaterial erbeutet oder vernichtet. Damit war ein Schlachtensieg
errungen, wie ihn die Geschichte bisher nicht gekannt hat. Der vielsagende Satz des OKW-Berichts,
„die Ausnutzung dieses Erfolges ist im Gange" lieB auf weitere groBe Operationen schlieBen.
Der Kampf gegen den Bolschewismus ist von Monat zu Monat starker die gemeinsame Sache aller
europaischen Volker des Kontinents geworden. Der belgische Rexistenfuhrer Degre 11 e bekannte
sich in einem Aufruf, der am 16. September durch die deutsche Presse ging, zu Deutschlands Kampf
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 2
gegen den Bolschewismus. Wie iiberall, so stiinden auch heute in Belgien die jungen Krafte der natio-
nalsozialistischen Revolution im Kampf gegen die rote Gefahr. Zahlreich seien die rexistischen Kame-
raden, die sich in der wallonischen Legion an die Ostfront begeben hatten, um ihre Krafte und ihr Le-
ben fur die gemeinsame Sache einzusetzen. Zahlreich seien auch jene, die im Lande selber kampften.
Die flamischen Nationalisten machten die gleichen Anstrengungen. Alle seien von demselben revolu-
tionaren Glauben beseelt. — Im Laufe des September begab sich auch die franzosische Legion, die
zum Kampf gegen den Bolschewismus aufgestellt wurde, an die Ostfront. — In dem groBen Ringen
im Osten leisten die Bundesgenossen
96 des Reiches, in erster Linie die Finnen, Rumanen und Italiener, aber auch die Ungarn und Slowaken
ihren wertvollen und von selten des Reiches stets anerkannten Beitrag.
Aus AnlaB des ersten Jahrestages der Unterzeichnung des Dreimachtepaktes fanden in Berlin ver-
schiedene Veranstaltungen statt, die alle erkennen lieBen, daB der Dreimachtepakt, dieses Instrument
zur Herbeiftihrung einer gerechteren Weltordnung, heute so lebendig und wirksam ist wie vor einem
Jahre. Am 27. September veroffentlichte die deutsche Presse die Telegramme, die der Ftihrer (siehe
Seite 93) und ReichsauBenminister von Ribbentrop mit den fuhrenden Staatsmannern Italiens und
Japans wechselten. Der ZusammenschluB der drei autoritaren Machte wird in diesen Botschaften als
die Voraussetzung und Vorbedingung fur eine Neuordnung und eine gliickliche Zukunft der Welt ge-
feiert. Ein Presseempfang des ReichsauBenministers in Berlin, an dem auch die Botschafter und Ge-
sandten aller dem Dreimachtepakt angeschlossenen Machte teilnahmen, unterstrich die Bedeutung
dieses Tages ebenso, wie ein Empfang namhafter politischer Personlichkeiten durch die Deutsch-
Italienische Gesellschaft im Haus der Flieger zu Berlin. — Nicht nur an Jubilaumstagen, auch im All-
tag sind die Beziehungen zwischen den Dreimachtepakt - Staaten lebendig. Dies bewies das deutsch-
italienische Kulturtreffen in Hannover, bei dem Staats minister Farinacci und Gauleiter Lauterbacher
iiber den gemeinsamen Kampf fur Europas Kultur sprachen. Bei einer GroBkundgebung in der Stadt-
halle zu Hannover kniipfte S taats minister ¥ a rinacci seine Rede an das gemeinsame geschichtliche
Erleben Italiens und Deutschlands im Heiligen Romischen Reiche an. Die moderne europaische Kul-
tur, so unterstrich er, sei die Frucht eines Italiens, das in der Zeit von Dante bis Galilei lebte und eines
Deutschlands aus der Zeit von Luther bis Fichte. Gauleiter Lauterbacher betonte, daB die deutsch-
italienische Begegnung in Hannover im Zeichen der gemeinsamen Revolution beider Volker stiinde,
jedem sei es heute klar, daB der gegenwartige Kampf nicht allein um die Freiheit des Brotes, sondern
auch um die Freiheit der europaischen Kultur gehe. — Am 25. September fand in B r e s 1 a u die fei-
erliche Griindung einer Zweigstelle der Deutsch-Japanischen Gesellschaft statt. Gauleiter Oberprasi-
dent Hanke gab bei dieser Gelegenheit der Erwartung Ausdruck, daB die Arbeit der Gesellschaft, der
durch die Anwesenheit von Botschafter Oshima ein so hoffnungsvoller Auftakt gegeben worden sei,
sich fur die Festigung der deutsch-japanischen Freundschaft bedeutsam und segensreich auswirken
moge. — Nicht minder bedeutsam ist die Griindung einer Deutsch-Slowakischen Gesellschaft, die auf
97 einer Freundschaftskundgebung beider Volker am 12. September in Berlin vollzogen wurde. Der
President der Vereinigung zwischenstaatlicher Verbande und Einrichtungen, SS-Obergruppenfiihrer
Lorenz, hat zum Prasidenten der Deutsch-Slowakischen Gesellschaft den Generaldirektor Dr. V o s s,
einen hervorragenden Kenner slowakischer Verhaltnisse, berufen. Zu Ehrenprasidenten der Gesell-
schaft wurden die Staatssekretare Gutterer, Keppler und Alpers ernannt, zu Ehrenmitgliedern der slo-
wakische Staatsprasident Dr. Tiso, der slowakische Ministerprasident Dr. Tuka, der slowakische Ge-
sandte in Berlin, Cernak, sowie der Ftihrer der Deutschen Volksgruppe in der Slowakei, Staatssekretar
Karmasin.
Staats minister Farinacci, der sich nach seinem Besuch in Hannover nach Berlin begeben hatte, be-
suchte dort Reichsminister Dr. Goebbels, mit dem er eine langere Aussprache iiber Fragen des
deutsch-italienischen Kulturaustausches hatte. — Gegen Ende des Monats traf der italienische Minister
fur nationale Erziehung Giuseppe Bo 11 a i zu einem mehrtagigen Besuch in Berlin ein. Als Gast des
Reichsministers Rust lieB er sich iiber die verschiedensten Fragen des deutschen Erziehungswesens
unterrichten und nahm in zahlreiche Erziehungsstatten und wissenschaftliche Institute Einblick. —
Auch mit Spanien wurde im September der Gedankenaustausch weiter gepflegt. Die Reichsfrauenfiih-
rerin Frau Scholtz-Klink empfing am 2. September die in Deutschland weilende Leiterin der spani-
schen Frauen- und Madelschaft, Pilar Primo de R i v e r a. Bei dieser Begegnung wurde iiber die ge-
meinsamen Ziele der deutschen und spanischen Frauenarbeit gesprochen.
Eine sehr bedeutsame Entscheidung auf dem innerpolitischen Gebiete wurde vom Ftihrer am 27.
September fur das Protektorat getroffen. Der Reichsprotektor in Bohmen und Mahren, Reichsminister
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Freiherr von Neurath, hat sich genotigt gesehen, beim Flihrer einen langeren Urlaub zur Wiederher-
stellung seiner angegriffenen Gesundheit zu beantragen. Mit Rlicksicht darauf, daB die gegenwartige
Kriegszeit den vollen Einsatz des Reichsprotektors verlangt, hat Herr von Neurath den Flihrer gleich-
zeitig gebeten, ihn bis zur Wiederherstellung seiner Gesundheit von seinen Geschaften voriibergehend
zu entbinden und wahrend dieser Zeit einen Vertreter fur ihn zu bestellen. Der Fiihrer hat unter diesen
Umstanden nicht umhin gekonnt, dem Ansinnen des Reichsprotektors zu entsprechen und hat den SS-
Obergruppenfuhrer Heydrich fur die Dauer der Erkrankung des Reichsministers von Neurath mit der
Fuhrung der Geschafte des Reichsprotektors in Bohmen und Mahren beauftragt. Es ist kein Zweifel,
daB mit dem Amtsantritt des SS-Obergruppenfuhrers Heydrich ein neuer Abschnitt in den Beziehun-
gen des Protektorats zum Reich begann, nicht auf Veranlassung des Reiches, sondern hervorgerufen
durch eine kleine Clique englandhoriger, chauvinistischer Politiker und Verschworer, die im Laufe der
vergangenen Monate reichsfeindliche
98 Bestrebungen angezettelt hatten. An der Spitze standen, wie die Erhebungen der Geheimen Staatspoli-
zei ergaben, ehemalige tschechische Offiziere, darunter der Ministerprasident der Protektoratsregie-
rung, Ingenieur E 1 i a s. Am 28. September sind eine Reihe dieser Verschworer verhaftet und den
Sondergerichten zugeleitet worden, die eine harte und gerechte Siihne verlangten. Eine Anzahl dieser
Verschworer wurden nach kurzer Verhandlung, die ihre Schuld erwies, erschossen. In einzelnen Be-
zirken des Protektorats wurde zugleich der zivile Ausnahmezustand verhangt. Jedem Einsichtigen ist
klar, daB das Reich in seinem Existenzkampf weder Verschworung noch Sabotage dulden kann. Am
ehesten hatten sich das die tschechischen Politiker sagen sollen, deren Volk in diesem Kriege keinen
Blutzoll zu zahlen hat, das vielmehr im Schtitze der deutschen Wehrmacht seiner friedlichen Arbeit
nachgehen kann.
Im Monat September hat die deutsche Presse mehrfach Gelegenheit genommen, sich mit der Frage
des Abhorens feindlicher Sender zu befassen. Aus verschiedenen Anzeichen muBte geschlossen wer-
den, daB unverantwortliche Kreise trotz des strengen Verbotes ihre Apparate auf auslandische, insbe-
sondere englische Sender einstellten. AnlaB dazu mag gewesen sein, daB die deutsche Presse wochen-
lang Schweigen bewahrte tiber die im Gang befindlichen groBen militarischen Operationen im Osten,
ein Schweigen, das den Feind in Unkenntnis lieB iiber den Stand der Ereignisse und dadurch Tausen-
den und Zehntausenden deutscher Soldaten das Leben erhielt. Die Korrektheit der deutschen Wehr-
machtberichte hatte auch diese Kreise bestimmen sollen, Disziplin zu wahren. Da sie es nicht taten,
haben die Sondergerichte mehrfach zu schwersten Strafen gegriffen und Todesstrafen sowie schwere
Zuchthausstrafen ausgesprochen. Staatssekretar Freisler befaBte sich am 23. September im „Rund-
funkarchiv" mit dem Rundfunkverbrechen. Er wies darauf hin, daB im totalen Krieg auch der Rund-
funk als Waffe eingesetzt wird. Die Erfahrungen des Weltkrieges hatten uns voraussehen lassen, daB
England den Atherkrieg nicht mit der Mannhaftigkeit der Wahrheit, sondern mit der Giftwaffe der
Luge ftihren wurde. Deshalb muBte die notwendige Abwehr bereitgestellt werden. Sie liegt zunachst
und in erster Linie in der Immunisierung des deutschen Volkes gegen die Luge des Feindes. Das Ver-
bot des Abhorens wird in den breitesten Kreisen des deutschen Volkes durch das Anstandsgefuhl der
Volksgenossen und durch ein Gebot der gesunden Vernunft gesichert. Die Rundfunkgesetzgebung
richtet sich darum nur gegen die wenigen Unbelehrbaren und Verstockten, die zumeist Reichsfeinde
sind und die das Gesetz mit voller Strafe treffen muB. Es verhangt deshalb Zuchthausstrafen, in
schweren Fallen sogar die Todesstrafe.
99 Am 12. September wurde das deutsche Volk wie in jedem Jahre zum Winterhilfswerk aufgerufen.
Diesmal begann das neue Kriegswinterhilfswerk zu einer Zeit, in der die Front in vollem Einsatz ge-
geniiber einem an Masse und Material gewaltig starken Feinde stand. Das soziale Hilfswerk des
WHW ist seit dem ersten Male ein besonders sinnfalliger Ausdruck der neuen sozialen Auffassung des
nationalsozialistischen Reiches geworden. Der Fiihrer sprach in seinem am 12. September veroffent-
lichten Aufruf (siehe Seite 91) von der dem Reiche heute feindlichen Welt des jlidischen Kapitalismus
und des Bolschewismus, die sich gegen Deutschland verbiindet haben. Das neue Deutschland, das sich
in den vergangenen acht Jahren aus Not und Elend durch nichts als eine epochale gemeinschaftliche
Arbeitsleistung zu seinem heutigen Stand erhoben hat, ist sich bewuBt, daB das wesentlichste Binde-
mittel fur die Starke und den Erfolg in der Zukunft die aufgeschlossene soziale Haltung gegenuber
alien Menschen seines Reiches ist. Wenn der Flihrer sagt, daB der Einsatz der Heimat in diesen ent-
scheidenden Monaten dazu mithelfen soil, das groBe nationalsozialistische Gemeinschaftsideal zu
verwirklichen, so ist in diesem Appell die GewiBheit eingeschlossen, daB Front und Heimat wie in
keinem anderen Lande der Erde untrennbar zusammenstehen.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 4
In feierlichen Kundgebungen im ganzen Reich wurde am Sonntag, dem 28. September, die Uber-
weisung des Jahrganges 1923 aus der Hitlerjugend in die Partei und die Uberfuhrung in die Gliede-
rungen vollzogen. Nach vierjahriger Erziehung und Schulung in HJ und BDM beginnt nun fur diese
jungen Menschen die neue hartere Bewahrungsprobe. Der Bedeutung dieses Tages gedachte bei einer
Sportveranstaltung in Berlin-Griinau der bevollmachtigte Vertreter des Jugendflihrers des Deutschen
Reiches, Stabsflihrer Helmut M o c k e 1. In dem stolzen BewuBtsein, daB die Partei einst dieses Reich
erkampft und den Aufbau vollzogen habe, sei die Jugend in die NSDAP aufgenommen worden. Jeder
der sich fur die Nation einzusetzen wisse, gleich wo er hingestellt sei, diene durch diesen Einsatz dem
Ftihrer.
Trotz dem Kriege ftihrt die Partei auch in den Gliederungen ihre politische Arbeit weiterhin durch,
erfullt von dem BewuBtsein, daB sie mitten im Kriege, aber auch nach dem Kriege groBe Aufgaben zu
losen hat und haben wird, die nur sie allein ubernehmen kann. Eine Veranstaltung groBeren AusmaBes
ftihrte die SA-Gruppe Berlin-Brandenburg mit ihrem zweitagigen groBen Fuhrerappell durch, der am
14./15. September auf dem Reichssportfeld stattfand. An diesem Appell nahmen die Ftihrer samtlicher
Brigaden, Standarten, Sturmbanne und Stiirme, die Verwaltungs- und z. V. -Ftihrer sowie als geladene
Gaste ftihren
100 de Vertreter der Wehrmacht, der Polizei, des Reichsarbeitsdienstes und der Gauleitung teil. Obergrup-
penfuhrer L u y k e n kennzeichnete die innere Geisteshaltung und die historische Mission der SA im
Rahmen des Werdens und Wachsens der Partei, das Aufbauwerk nach der Machtergreifung und das
weltgeschichtliche Ringen der Gegenwart um Freiheit und Weltgeltung des Reiches. Nach dem Willen
des Ftihrers von Anfang an Tragerin und Kunderin des Wehrgedankens, habe sich die SA unentwegt
ihrer Aufgabe gewidmet, Wehrgeist und Wehrwillen in das deutsche Volk zu tragen. Auf die besonde-
ren Aufgaben der SA eingehend, betonte der Obergruppenfuhrer, daB man iiber die vordringliche Ge-
genwartsaufgabe der Aufstellung und Ausbildung von SA-Wehrmannschaften niemals den eigentli-
chen Auftrag der SA vergessen dtirfe: die Wehrgemeinschaft des deutschen Volkes in seiner Gesamt-
heit zu schaffen, sie zu erhalten und bis zum Siege zu vertiefen. Aus einem Rechenschaftsbericht tiber
die Arbeit der SA-Gruppe in den beiden ersten Kriegsjahren ging deutlich hervor, daB die SA in au-
Bergewohnlich hohem Prozentsatz ihre Ftihrer und Manner an die Front gestellt hat. Samtliche 6 Bri-
gadefuhrer, 26 von 29 Standartenfuhrern und 80% der Sturmbann- und Sturmfuhrer des Gruppenbe-
reiches sowie weitere 27 000 SA-Kameraden, darunter 2100 als Offiziere und 5500 als Unteroffiziere
stehen an der Front. Solche Zahlen unterstreichen sehr nachtraglich den Kriegseinsatz der Partei.
Um die Mitte des Monats hat die Partei erneut das groBe soziale Werk der Kinderlandverschickung
aufgenommen. Nach dem Willen des Ftihrers soil es der Gesunderhaltung jener Jugendlicher dienen,
deren Eltern durch die angespannte Kriegsarbeit im Einsatz stehen. Die Verschickungsdauer betragt
fur die kommende Periode mindestens 6 Monate. Die Eltern verpflichten sich durch Unterschrift auf
dem Anmeldebogen, diesen Termin einzuhalten. Die Kinderlandverschickung zeigt fur diesen Winter,
gesttitzt auf die Erfahrungen des ersten Jahres, eine sehr klare Gliederung. Die wichtigsten Fragen sind
nunmehr reichseinheitlich geklart.
Am Anfang des Monats September gedachte die Hitlerjugend in zwei groBen Veranstaltungen zwei-
er Ereignisse, die am Beginn dieses Krieges standen: Am Vorabend des Tages, an dem vor zwei Jah-
ren Hunderte von Volksdeutschen Burgern Brombergs und seiner Umgebung dem polnischen Blutter-
ror zum Opfer fielen, vereinte sich am Dienstag die deutsche Bevolkerung Brombergs mit der Hitler-
jugend des Gaugebietes zu einer feierlichen Stunde des ehrenden Gedenkens. Die Kundgebung bildete
zugleich den AbschluB und Hohepunkt des Sternmarsches der Hitlerjugend des Gaues Danzig-
WestpreuBen, die aus alien Bannen des Gaues Abordnungen mit 645 Fahnen nach Bromberg entsandt
hatten.
101 Und weiterhin trafen sich Abteilungen der Hitlerjugend aus alien Bannen des Warthelandes am 1.
September zu einer Gedenkfeier an den groBen Sieg von K u t n o, der ersten Einkreisungsschlacht,
die Entscheidung brachte iiber das Schicksal sowohl der polnischen Armee wie des polnischen Staates.
Auf ihrem Marsch nach Kutno sind die Jungen die gleichen StraBen entlang marschiert, auf denen vor
zwei Jahren die Volksdeutschen von polnischen Terrorbanden getrieben wurden und zu vielen Tau-
senden ihre Treue zum deutschen Volkstum mit dem Tode besiegelten.
Wie alljahrlich im Herbst, so fand auch in diesem Jahre anfangs September in Leipzig die groBe
Reichsmesse statt, deren Eroffnung zahlreiche diplomatische Vertreter auslandischer Staaten beiwohn-
ten. Bei einem Empfang des Reichsmesseamtes brachte der President, Ludwig Fichte, zum Ausdruck,
daB Deutschland heute mitten im gewaltigsten Volkerringen die Hand am Pfluge habe, um das Feld
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der wirtschaftlichen Beziehungen unter den Volkern neu zu bestellen, damit es in Zukunft Friichte fur
alle tragen konne. Im Namen der Ehrengaste dankte der tlirkische Botschafter Gerede. Es bedeute ein
wertvolles Erlebnis, die vielfachen Eindriicke Leipzigs auf sich wirken zu lassen und an dieser wahr-
haft kulturfordernden volkerverbindenden Wirtschaftsschau teilzunehmen. Im Laufe der Zeit sei das
Ausland immer mehr dazu libergegangen, die Reichsmesse zu besuchen und sich hier den bedeutenden
Absatzmarkt Deutschlands zu erschlieBen. Zum SchluB seiner Rede nahm der tiirkische Botschafter
die Gelegenheit wahr, seiner Befriedigung iiber den deutsch-tiirkischen Freundschaftsvertrag Aus-
druck zu geben. Dieser Vertrag, so erklarte er, sei seiner Ansicht nach kein lediglich zeitgebundener
und formeller Pakt, sondern er sei nur ein neuer Ausdruck und eine neue Bestatigung der seit Jahrhun-
derten zwischen den beiden Nationen bestehenden aufrichtigen Freundschaft. Deutschland und die
Ttirkei seien zwei Lander, die einander in okonomisch struktureller Beziehung hervorragend erganz-
ten. Er schloB mit dem Wunsche, daB die zur Zeit laufenden Verhandlungen tiber einen neuen deutsch-
tiirkischen Handelsvertrag mit einem vollen Erfolg enden mochten. — Im Rahmen eines Empfanges
aus AnlaB der diesjahrigen Leipziger Herbstmesse sprach auch Staatssekretar Dr. Landfried. Er erklar-
te, daB nach dem Willen des Fiihrers die Leipziger Herbstmesse halbjahrlich die Bilanz der deutschen
Wirtschaft ziehen solle, um die Erfolge und Fortschritte nationalsozialistischer Wirtschaftsfiihrung vor
der breitesten Offentlichkeit aufzuzeigen. — Unter den Ehrengasten der Leipziger Messe weilte in
diesem Jahre auch der spanische Wirtschaftsminister D. Demeetri Carceller-Fegura. Die Gelegenheit
seines Besuches hat der Minister zu Aussprachen mit dem
102 Staatssekretar im Reichswirtschaftsministerium Dr. Landfried und Staatssekretar Korner iiber
schwebende Wirtschaftsfragen benutzt.
Kaum hatte die Leipziger Messe ihre Pforten geschlossen, wurde die Wiener Herbstmesse eroffnet.
Zahlreiche Ehrengaste waren bei der Eroffnung zugegen, sie alle horten mit groBter Spannung einen
Vortrag des Generalbevollmachtigten fur das Kraftfahrwesen, Generalmajor und Unterstaatssekretar
im Reichsverkehrsministerium v. Schell. Seinen Vortrag erganzten in anschaulichster Weise eine
Schau von Traktoren, bei der auch die neuesten Sauggaskraftfahrzeuge und Maschinen zu sehen wa-
ren. Die Wiener Herbstmesse vermittelte in ihrer Gesamtheit eine lebendige Anschauung von
Deutschlands wachsendem WirtschaftseinfluB und steigendem Giiteraustausch auf dem Balkan.
Mit groBerer Anteilnahme als in Friedenszeiten verfolgt das deutsche Volk im Kriege das Wachsen
und Gedeihen der Ernte. Jeder weiB, daB vom FleiB und Einsatz des Bauern fur die Gesamtheit der
Nation unendlich viel abhangt. So begegnet auch die Tatsache groBem Interesse, wenn Reichsminister
Darre Bauern empfangt, die sich in der Erzeugungsschlacht besonders hervorgetan haben. Am 18.
September ehrte er auf einem Empfang im Reichsernahrungsministerium 104 Reichssieger des Milch-
leistungskampfes. In einer Ansprache dankte der Minister den Bauern und Bauerinnen fur ihren Ein-
satz. Wertvoller als der Dank der Gegenwart werde fur unser Landvolk die Anerkennung vor der Ge-
schichte und der Dank der Kinder und Enkelkinder sein, den diese einst dem deutschen Landvolk fur
seine entscheidenden Kriegsleistungen zollen werden. Man werde dann allgemein erkennen, daB die
Landwirtschaft die Gardetruppe der deutschen Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland und
in dem entscheidenden Freiheitskampfe des deutschen Volkes gewesen ist. Auf die Fragen der gegen-
wartigen Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus iibergehend, erklarte der Minister, daB es zwi-
schen Bauerntum und Bolschewismus keinen KompromiB geben konne. Um so fanatischer aber werde
gerade deshalb das deutsche Landvolk an seinem Frontabschnitt kampfen, um den Krieg zu gewinnen.
Zu der so sehr wichtigen Frage der Kartoffelversorgung im kommenden Winter nahm Staatssekretar
Backe Stellung. Er stellte fest, daB wir mit einem guten Ergebnis der Kartoffelernte zu rechnen hatten,
daB die Anspriiche in diesem Jahre aber auBergewohnlich hoch seien. Darum miisse mit auBerster
Sparsamkeit umgegangen werden. An der Spitze des zu befriedigenden Kartoffelbedarfs stehe die
Versorgung des Volkes mit Speisekartoffeln. Die Frage der Kartoffelversorgung werde kompliziert
durch die angespannte Transportlage der Reichsbahn. Aus dem Artikel von Staatssekretar Backe ging
erneut hervor, daB die fiih
103 renden Manner der deutschen Ernahrungswirtschaft aus verschiedenen Griinden die Kartoffel nicht
bewirtschaften wollen. Es soil aber dafiir Sorge getragen werden, daB die Einkellerung sachgemaB
geschieht. Staatssekretar Backe gab verschiedene Hinweise fur eine pflegliche Behandlung. Zugleich
verkiindete er die Absicht, in Gaststatten die sogenannten „Salzkartoffeln" von der Speisekarte zu
streichen und nur Schalkartoffeln zu verabfolgen.
Reichsgesundheitsfiihrer Dr. C o n t i ist zusammen mit dem Reichsminister fur Ernahrung und
Landwirtschaft bestrebt gewesen, die wissenschaftliche Forschung iiber die Vitaminfrage und deren
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Umsetzung in die Ernahrung spraxis durch eine bisher noch fehlende zentrale Arbeitsstatte in die Wege
zu leiten. Beide Dienststellen gingen dabei von der Uberlegung aus, daB die Ernahrung im Kriege
nicht nur mengenmaBig ausreichen, sondern auch in bezug auf die Qualitat alien Anforderungen ent-
sprechen und dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechen muB. Durch einen ErlaB des Fiihrers
vom 15. August tiber die Errichtung einer „Reichsanstalt fur Vitaminpriifung und Vitaminforschung"
mit dem Sitz in Berlin hat dieses wichtige Aufgabengebiet nunmehr die ihm zukommende ideelle und
materielle Anerkennung erfahren. Die neue Reichsanstalt soil nach dem Wortlaut des Fuhrererlasses
zur Beratung der Reichsregierung bei den auf dem Gebiete der Vitaminversorgung des deutschen Vol-
kes entstehenden Fragen tatig werden. Ihre Unterstellung unter die gemeinsame Aufsicht der Reichs-
minister des Innern und fur Ernahrung und Landwirtschaft bringt zum Ausdruck, daB sie sowohl fiir
die Erzeugung und Gewinnung der Lebensmittel als auch fiir deren Verbrauch wichtige wissenschaft-
liche und praktische Grundlagen erarbeiten soil. Die Reichsanstalt wird bis zur Fertigstellung des fiir
sie vorgesehenen Dienstgebaudes in Berlin ihre Arbeit unter Leitung des bekannten deutschen Vit-
aminforschers Prof. Dr. Scheunert im raumlichen AnschluB an die Leipziger Universitat aufnehmen.
Der Staatssekretar im Reichsfinanzministerium, Reinhardt, gibt in der Deutschen Steuerzeitung im
Rahmen eines Aufsatzes tiber den Finanzbedarf des Reiches interessante Zahlen tiber Ehestandsdarle-
hen, Kinderbeihilfen und Ausbildungsbeihilfen. Demnach sind seit August 1933 1,8 Mill. Ehestands-
darlehen, seit Oktober 1935 1,1 Mill, einmalige Kinderbeihilfen, seit April 1938 400000 Ausbildungs-
beihilfen und seit Oktober 1938 180000 Einrichtungszuschiisse und Einrichtungsdarlehen fiir die
Landbevolkerung gewahrt worden. Seit August 1936 werden auch laufende Kinderbeihilfen gewahrt.
Gegenwartig an 2,5 Mill. Familien fiir 5 Mill. Kinder. Die Aufwendungen fiir diese MaBnahmen sind
mit dem Aufbau von Jahr zu Jahr gestiegen. Sie betragen bis jetzt etwas mehr als 3 Milliarden Reichs-
mark und erreichen im laufenden
104 Rechnungsjahr mindestens 1 Milliarde. Die Zahl der EheschlieBungen im Altreich sind von 527 000 im
Jahre 1933 auf 772 000 im Jahre 1939 gestiegen. Im ehemaligen Osterreich von 49 000 im Jahre 1937
auf 121 000 im Jahre 1939. Die Zahl der lebend Geborenen hat im Altreich betragen im Jahre 1933
971 000 oder 14,7 vom Tausend der Bevolkerung, im Jahre 1939 1 407 000 oder 20,3 vom Tausend
der Bevolkerung.
Der Reichsminister des Innern hat kiirzlich ein Sonderrecht fiir die Kriegerbraut und das etwa vor-
handene uneheliche Kind auf den Namen des Brautigams geschaffen. Es werden darin der Krieger-
braut Vergiinstigungen eingeraumt, die sie bei der Namensgebung so stellen, als ob die beabsichtigte
Ehe nicht durch den Heldentod des Brautigams unmoglich gemacht worden ware. Wahrend andere
Namensanderungsantrage wahrend der Kriegszeit aus Personalmangel nicht bearbeitet werden, sind
diese Antrage nach der Vorschrift des Ministers sofort zu erledigen.
Im Laufe der Zeit sollen in alien Teilen des Deutschen Reiches deutsche Heimschulen errichtet wer-
den. Sie sind bestimmt, Kinder Gefallener aufzunehmen und Kinder von Eltern, die im Auslande ihren
Wohnsitz haben oder auBerhalb des Reiches ihrem Beruf nachgehen, die als politische Leiter, Offizie-
re, Beamte oder Kaufleute ihren Dienst haufig wechseln miissen, oder aus beruflichen Griinden sich
nicht in ausreichendem MaBe der Erziehung ihrer Kinder widmen konnen. Die Heimschulen werden
fiir Jungen und Madchen eingerichtet, und zwar als Schulen aller Gattungen. Reichsminister Rust hat
die oberste Leitung der deutschen Heimschulen dem SS-Obergruppenfiihrer HeiBmeyer als „Inspek-
teur der deutschen Heimschulen" iibertragen. Die mittlere Schulaufsicht verbleibt in den einzelnen
Gauen bei den bisher zustandigen Schulaufsichtsbehorden des Reiches bzw. der Lander.
Der Reichsarbeitsminister hat durch ErlaB vom September 1941 Mittel bereitgestellt, um Reichszu-
schiisse fiir Instandsetzungsarbeiten an Wohngebauden und Wohnraumen auch in den Teilen des Rei-
ches zu gewahren, die nicht zu den Grenzgebieten gehoren. Die Arbeiten miissen notwendig sein, um
zu verhindern, daB die Wohngebaude oder Wohnraume unbenutzbar werden. Eine Priifung der Dring-
lichkeit unterliegt der NSV; die Genehmigung erteilt der Landrat oder Oberbiirgermeister. Die Zu-
schiisse betragen in der Regel 20% und steigen in Ausnahmefallen bei Bediirftigkeit des Antrags tellers
auf 50, ja sogar auf 75%.
Zur planmaBigen kulturellen Durchdringung,, und ErschlieBung des in der Tradition des Deutschen
Ritterordens wurzelnden Reichsgaues Danzig-WestpreuBen hat Gauleiter Reichsstatthalter Forster das
Kulturwerk „Deutsches Orden s 1 a n d" errichtet. President dieses Werkes ist der Gauleiter selbst, den
Ehren
105 schutz iibernahm Reichsminister Dr. Goebbels. Das Kulturwerk hat die Aufgabe, aller deutschen
Kulturinstitutionen des Gaues sowie die schaffenden Kiinstler zu fordern und zu unterstiitzen. Soweit
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es sich um den ostdeutschen Dichterkreis handelt, soil diesen Dichtern Gelegenheit gegeben werden,
das Ordensland kennenzulernen, um sie zu neuem Schaffen anzuregen.
In zwei Jahren deutscher Herrschaft ist im ehemaligen Ostoberschlesien viel Elend in den Kreisen
der Volksdeutschen gelindert worden. Anfang September hat aber Gauleiter Bracht erneut eine groBe
Sanierungsaktion, die der NSV. ubertragen wurde, in die Wege geleitet. Dieser bisher in Art und
AusmaB wohl einzig dastehende Plan, der in seinen Anfangen bereits in die Praxis umgesetzt ist, sieht
im einzelnen vor: Instandsetzung von etwa 21 000 Wohnungen im Werte von iiber 1,5 Millionen
Reichsmark, die Beschaffung von tiber 66 000 Mobeln aller Art im Werte von 2,8 Millionen Reichs-
mark sowie die Deckung eines Kleider- und Waschebedarfs im Werte von 4 Millionen Reichsmark.
Der Plan umfaBt ferner eine Betreuung von 40000 Muttern und Kindern sowie 20000 Sauglingen mit
Milch. Weiterhin werden an 60 000 Kinder ein halbes Jahr hindurch je 1 kg Obst wochentlich zusatz-
lich ausgegeben. 60 000 Mutter, Sauglinge und Kleinkinder erhalten zusatzliche Starkemittel. Insge-
samt erfordert diese Sanierungsaktion, die auch einen Teil des alten beim Reich verbliebenen Ober-
schlesiens umfaBt, einen Aufwand von tiber 1 6 Millionen Reichsmark. Auf diese Weise wird hier im
Sudosten des Reiches, wo die Not unter den Volksdeutschen groB war, eine wirkliche Tat des deut-
schen Sozialismus durchgefuhrt.
Am 13. September ftihrte Generalgouverneur Dr. Frank auf der Burg zu Krakau Staatssekretar Dr. B
o p p 1 e in sein neues Amt als Stellvertreter des Leiters der Regierung des Generalgouvernements ein.
— Am 10. September fand unter dem Vorsitz des Generalgouverneurs Dr. Frank in Anwesenheit des
Stellvertretenden Leiters des Arbeitsbereichs der NSDAP, des Distriktschefs sowie des Bevollmach-
tigten des Generalgouverneurs in Krakau eine Regierungssitzung start, auf der alle vordringlichen
Fragen erortert wurden, die insbesondere durch den Ostfeldzug dem Generalgouvernement gestellt
wurden. Bei dieser Gelegenheit erklarte Dr. Frank, daB das Generalgouvernement nicht nur ein Be-
standteil des deutschen Machtbereichs, sondern des GroBdeutschen Reiches schlechthin sei. Es gelte
darum heute mehr denn je, alle Energiequellen auch dieses Landes bis aufs auBerste einzuspannen, um
dem GroBdeutschen Reich in dem gewaltigsten Ringen aller Zeiten den Endsieg zu sichern. Der Leiter
des neu eingegliederten Distrikts Galizien, Gouverneur Dr. Lasch, wies auf die in seinem Distrikt be-
sonders groBen Aufgaben des StraBenbaues hin, wo
106 durch ein hoher Bedarf an Arbeitskraften vorliege. Er berichtete ferner von der Stabilisierung des
Brotpreises und der Wohnungsmieten sowie von der erfolgten Einfuhrung der Zloty-Wahrung als
UbergangsmaBnahme. Andere Referate berichteten iiber die Einbringung der diesjahrigen Ernte, aus
der die Volksernahrung im Generalgouvernement sichergestellt sei. — Am 13. September wurde in
Krakau die Ausstellung „Germanenerbe im Weichselraum" durch Generalgouverneur Dr. Frank eroff-
net, die vom Institut fur Deutsche Ostarbeit in Krakau veranstaltet wird. In seiner Eroffnungsanspra-
che betonte Dr. Frank die hohe Aktualitat dieser Ausstellung, die darin liege, daB sie in wissenschaft-
lich exakter Weise den uberzeugenden Beweis dafiir erbringe, daB in diesem Raum germanisches Blut
schon seit Jahrtausenden anwesend war. Friihgeschichtliche Funde und Zeugnisse bis in die letzten
Jahrhunderte dokumentieren, wie lebendig von fruhester Zeit an germanisches Leben und germanische
Kulturmission in diesem Ostland gewesen sind.
Die Lebendigkeit des deutschen Kulturlebens im Kriege erwies sich auch im Monat September
durch verschiedene groBere Veranstaltungen. Die bedeutendste dieser Veranstaltungen war die Ta-
gung „Deutsches Kulturschaffen" in Munchen um die Mitte des Monats. Unter den Referaten seien als
bedeutendste hier aufgefuhrt der Vortrag des Vizeprasidenten der Deutschen Akademie Prof. Walter
Wtist mit dem Thema „Die deutsche Akademie und ihre Spracharbeit", ferner der Vortrag von Mini-
sterialrat Dr. Ziegler „Der deutsche Schicksalsweg". Und schlieBlich die Rede von Staatssekretar
Gutterer, der die Grundziige der deutschen Kulturpolitik und des deutschen kunsflerischen und kultu-
rellen Schaffens darlegte. — Eine Tagung, die iiber den Rahmen einer innerdeutschen Veranstaltung
hinausging, war die Paracelsus F e i e r in Salzburg am 23. September. Hier gedachten Vertreter deut-
scher Wissenschaft und Wissenschaftler aus weiteren 18 Nationen des genialen Theophrastus von
Hohenheim. Reichsminister Dr. Frick wohnte dieser Feier bei; Reichsgesundheitsfuhrer Dr. Conti
wlirdigte in einer groBangelegten Rede die Personlichkeit und das Werk des Paracelsus.
Am 28. September fand im Leipziger Gewandhaus ein Festakt zur Einweihung des in Leipzig ge-
grundeten Musischen Gymnasiums statt. Reichsminister Rust und der italienische Minister fur
nationale Erziehung Bottai wohnten der Feier bei.
Ein Zeugnis von der starken Kraft kultureller Eigenstandigkeit erbringen von Zeit zu Zeit in der
Reichshauptstadt einzelne Gaue durch Veranstaltungen, in denen sie schopferische Leistungen ihrer
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Kiinstler darstellen. Im September trat der Gau Moselland mit einer ganzen Veranstaltungsreihe an die
Berliner
107 Offentlichkeit. Gastspiele des Mosellandischen Landestheaters, der Moselland-Puppenspiele und eine
Kunstausstellung im SchloB Schonhausen hinterlieBen in Berlin nachhaltigen Eindruck. Derartige
Kulturveranstaltungen haben im Laufe der letzten Jahre mehrfach das geistige Leben der Reichshaupt-
stadt angeregt und befruchtet.
Mit Beginn der Spielzeit hat Generalintendant Lothar M u t h e 1 in Wien, wo er schon seit zwei Jah-
ren Direktor des Burgtheaters ist, offiziell die Gesamtleitung der Wiener Staats theater, also auch
der Staatsoper, ubernommen.
Die zweite Posener Musikwoche wurde am 1. September mit einem Festakt in der Aula der Reichs-
universitat eroffnet. Nach einer BegruBungsansprache des Landeskulturwalters Maul gab Oberbur-
germeister Dr. Scheffler die Trager des Musikpreises Reichsgau Wartheland bekannt. Es sind dies zu
gleichen Teilen der Kapellmeister an den Reichsgautheatern zu Posen, Willfried Zillig, und der bal-
tendeutsche Komponist A. M. Schnabel, der Posener und Litzmannstadter Bachchor sowie der Balten-
deutsche Prof. Johannes Paulsen.
Zum Nachfolger des als Ministerialdirektor in das Reichsministerium des Innern berufenen Sonder-
treuhanders fur die kulturschaffenden Berufe, Regierungsprasident Riidiger, ist auf Vorschlag von
Reichsminister Dr. Goebbels der Generalsekretar der Reichskulturkammer und Ministerialdirektor im
Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda, Hans H i n k e 1, ernannt worden.
Am Anfang des Monats verschied in Munchen der um das deutsche Verlagswesen hochverdiente
Verleger Hugo Bruckmann. Der Ftihrer hat fur ihn ein Staatsbegrabnis angeordnet. In Anwesen-
heit namhafter Vertreter des Staates und der Partei wtirdigte bei dieser Trauerfeier Gauleiter Adolf
Wagner die Personlichkeit und das Werk des Verstorbenen. In einer Zeit, in der nur eine kleine Schar
von Mannern sich um Adolf Hitler versammelte, habe sich Bruckmann schon als einer der ersten Ver-
treter des deutschen Geisteslebens auf die Seite der jungen nationalsozialistischen Bewegung gestellt
und ihr jede nur mogliche geistige und materielle Hilfe gegeben. Im Namen und Auftrag des Fuhrers
legte Gauleiter Wagner einen Kranz am Sarge des Verstorbenen nieder. — Am 23. September wurde
Robert Bosch, der weltbekannte deutsche Erfinder und Wirtschaftler, 80 Jahre alt. Der Ftihrer hat
den Dr. Ing. Geh. Robert Bosch zu diesem Tage telegraphisch herzlichste Gliickwunsche ubermittelt
und verlieh ihm durch Reichsorganisationsleiter Dr. Ley die Urkunde und Ehrennadel in Gold zur
Auszeichung „Pionier der Arbeit". — Am 16. September feierte Generaldirektor Ludwig Klitzsch den
60. Geburtstag. Die
108 Verdienste des Jubilars um Film und Verlagswesen wtirdigte Reichsminister Dr. Goebbels personlich
bei einem Besuch in herzlichen Worten.
Einer der hervorragendsten Soldaten des nationalsozialistischen Reiches, Generalfeldmarschall Rit-
ter von L e e b, feierte am 4. September seinen 65. Geburtstag. Der Ftihrer ubermittelte dem Feldmar-
schall seine Gluckwiinsche zu diesem Tage durch ein Handschreiben. — Am gleichen Tage feierte
Generalmajor Dr. T o d t seinen 50. Geburtstag. Auch ihm ubermittelte der Ftihrer seine Gliickwun-
sche. — Am 12. September wurde der Ftihrer des NSKK, Reichsleiter Adolf H u h n 1 e i n, 60 Jahre
alt. Auch dieses Tages gedachte Adolf Hitler, der sowohl in Dr. Todt wie in Reichsleiter Huhnlein
treue und um die Nation hochst verdiente Mitarbeiter besitzt.
Am 12. September meldete der Wehrmachtbericht, daB Generaloberst Ritter v. Schober t, Oberbe-
fehlshaber einer Armee, in den Kampfen an der Ostfront gefallen sei. Die Tatsache, daB wiederum ein
so hoher militarischer Ftihrer vor dem Feinde geblieben ist, bezeugt den heldenhaften Einsatz des
deutschen Soldaten in diesem Kriege, in dem kein Unterschied im Heldenmut bei Offizier und Mann
zu finden ist.
Unter den fuhrenden Mannern der Partei, die an der Front ihr Leben lieBen, sind im September zu
nennen SA-Obergruppenfuhrer M a n t h e y, der im Osten fiel, und SA-Obergruppenfuhrer R a e c k
e, der in einem Luftwaffenlazarett auf Kreta starb.
SchlieBlich beklagt die Partei einen sehr verdienten Parteigenossen: Am 25. September starb in
Munchen der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Gottfried Feder. Als Vorkampfer und
Theoretiker der Partei hat er sich in der Kampfzeit hochverdient gemacht. In dem Nachruf heiBt es:
sein Name werde fur immer in der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung unvergessen blei-
ben.
pritsr|Iiit tm^imirF
^tiflnjiiliflfe
109 Deutschlands Politik und Kriegflihrung standen im Monat September im Zeichen neuer groBer
Erfolge, die durch zwei Gedenktage, die in diesen Monat fielen, den zweiten Jahrestag des Kriegsaus-
bruchs und den ersten des Abschlusses des Dreierpaktes, in ihrer Bedeutung noch besonders unterstri-
chen wurden.
An alien Fronten des Krieges haben die deutschen und verbiindeten Truppen neue gewaltige Erfolge
errungen. Im Osten hat die gewaltige Schlacht im Raum ostlich Kiew die Uberwindung der Dnjeprli-
nie und die Vernichtung von vier Sowjetarmeen gebracht. Auf einem Raum, der in den GroBenmaBen
etwa dem des Dreieckes Koln — Munchen — Stettin entspricht, wurde die groBte Vernichtungsschlacht
der Weltgeschichte ausgefochten, mit Gefangenen- und Beutezahlen, wie sie die Kriegsgeschichte
bisher nicht gekannt hat. Das wichtigste Industriegebiet der Sowjetunion, das Donezbecken, wurde
dem deutschen Zugriff geoffnet, und ebenso der Weg nach Rostow am Don, wo die Olleitung aus dem
Kaukasus endigt und die einzige leistungsfahige Bahn aus dem Kaukasusgebiet nach Moskau vorbei-
fuhrt.
Am 22. September, drei Monate nach Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Bol-
schewismus, ist der Krieg im Osten in seine entscheidende Phase eingetreten. Das Ziel der Vernich-
tung der bolschewistischen Kampfkraft ist in greifbare Nahe geriickt, und mit eisernem Schritt geht
das Schicksal seinen Gang iiber die weiten Ebenen RuBlands. Das groBte militarische Unternehmen,
das die Weltgeschichte bisher zu verzeichnen hat — nie ist auf so langer Front, unter Einsatz von so-
viel Menschen und Kriegsmaterial und in so weitem Raum um die militarische Entscheidung nicht nur
zwischen zwei militarischen und politischen Gegnern, sondern zwischen zwei grundverschiedenen
Auffassungen von Mensch, Staat und Gesellschaft gerungen worden — , nahert sich wie eine gewalti-
ge Tragodie dem Moment der hochsten Spannung und dem Umschwung.
Kein Wunder, daB von interessierter gegnerischer Seite Waffenstiilstandsgeruchte ausgestreut wur-
den. Sie haben deutscherseits sofort die einzigmogliche Richtigstellung erfahren:
110 Mit dem Bolschewismus gibt es keinen Waffenstillstand, er wird vielmehr besiegt und vernichtet.
Dieser gefahrliche Infektionsherd im Korper Europas muB verschwinden, wenn Europa endlich seine
politische und wirtschaftliche Einheit finden soil. Zum erstenmal steht gegen das Riesenreich im
Osten, das den groBeren Teil der Flache von Gesamteuropa umfaBt, eine Kriegsmacht, gegentiber der
jener Faktor, der bisher immer eine wirkliche militarische Niederwerfung des russischen Staatsgebil-
des unmoglich gemacht hat, der der Weite des russischen Raumes, sich nicht mehr durchsetzen kann.
Dies muB in der Zukunft weittragende Auswirkungen haben. Die militarische Beherrschung dieses
Raumes durch die Krafte aus der Mitte Europas erscheint geeignet, das ganze Bild unseres Kontinents
auf lange Zeit grundlegend zu verandern. Eine ungeheure Perspektive offnet sich vor uns, wenn wir
das militarische Geschehen in den weiten Raumen des Ostens unter historischen Gesichtspunkten be-
trachten: Eine Umgestaltung Europas von wahrhaft welthistorischem AusmaB ist in Sicht, wenn die
alten Kernlande der europaischen Kultur auf absehbare Zeit von der Bedrohung aus dem Osten befreit
werden, wenn andererseits die Eingliederung des Ostens in den Kreislauf europaischen Lebens und die
Nutzbarmachung ihrer groBen wirtschaftlichen Werte und Moglichkeiten in Aussicht steht. Das milita-
rische Geschehen im Osten erscheint so als die Vorbereitung einer Strukturwandlung unseres Konti-
nents, deren Folgen und Auswirkungen sich heute noch gar nicht ubersehen und nur mit einer an ge-
schichtlichen VergleichsmaBstaben orientierten Phantasie ahnen lassen.
Das Zarenreich ist stets ein kulturell und wirtschaftlich hinter Mittel- und Westeuropa weit riick-
standiges Gebiet gewesen, dessen Bodenschatze, landwirtschaftliche Moglichkeiten und Menschen-
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krafte nie wirklich dem wirtschaftlichen Kreislauf Europas und damit dessen wirtschaftlicher Kraft
nutzbar geworden sind. Der Bolschewismus hat darin nichts geandert. Er hat zwar riesige Programme
industrieller Entfaltung aufgestellt und z. T. auch durchgeflihrt, aber einseitig zu militarischen Zwek-
ken, in der Absicht, mit diesen Rustungen die Weltrevolution zu machen, wozu der erste Schritt die
Eingliederung Mittel- und Westeuropas in den Sowjetstaat sein sollte. Die Weite, die Menschenfiille
und die Wirtschaftskrafte des Ostens sollten dazu benutzt werden, um auch wirtschaftlich und poli-
tisch aus dem ubrigen Europa das zu machen, was es geographisch eigentlich darstellt, namlich eine
vielgegliederte Halbinsel am eurasischen Kontinent. Der gewaltige Waffengang, der sich in den Rau-
men des Ostens abspielt, fuhrt zu der entgegengesetzten Entwicklung: der geographisch, volkisch,
politisch und kulturell so reich gegliederte und bisher des- halb auch so gespaltene und uneinige We-
sten, uberwaltigt unter Deutschlands Fuhrung den ungestal
111 ten Osten und unterwirft ihn seinem Gesetz. Das Abendland riickt siegreich weit in den Osten vor und
wird ihm seine Form aufzwingen.
Zu solchen Ausblicken konnten auch die beiden Gedenktage des Monats September anregen, der
zweite Jahrestag des Dreimachtepaktes am 26. September.
Seitdem am 3. September 1939 England den Krieg entfesselte — heute wissen wir, daB England
Frankreichs ihm horige Regierung in den Krieg gefuhrt hat — , hat die Welt eine ununterbrochene
Folge deutscher Siege und englischer Niederlagen gesehen. Alle Bundesgenossen Englands auf dem
Festlande sind niedergerungen, und der Kampf mit dem letzten, dem Bolschewismus, ist ins Endstadi-
um eingetreten. Der europaische Raum wird damit ganzlich von England frei, und keine Macht der
Welt wird dieses Ergebnis von zwei Kriegsjahren andern konnen. Weder die Mengen an Kriegsmate-
rial, noch die Truppen, die notig waren, um dieses Ergebnis in Frage zu stellen, sind irgendwo auf der
Welt vorhanden oder konnten in Zukunft bereitgestellt und ins Spiel gesetzt werden. Dies ist das Er-
gebnis zweier Kriegsjahre auf dem europaischen Festlande. Auf der See ist Englands Macht an alien
Ktisten Europas ausgeschaltet oder in Frage gestellt, wahrend die Schlacht im Atlantik mit schwersten
englischen Verlusten und gefahrlichen Auswirkungen auf Englands Leben unentwegt weitergeht.
Der zweite Gedenktag des Monats, der erste Jahrestag des Abschlusses des Dreimachtepaktes, der
am 26. September gefeiert wurde und in einem Telegrammwechsel zwischen dem Ftihrer, dem Duce
und dem Fursten Konoye (siehe Seite 93) sowie in einem solchen zwischen den AuBenministern der
drei Lander unterstrichen wurde, bot Gelegenheit, Kriegftihrung und AuBenpolitik Deutschlands unter
noch weiterem Gesichtswinkel als dem europaischen zu betrachten.
Der Dreierpakt, der das Zusammengehen der Achsenmachte und Japans zum Zwecke der Durchset-
zung einer neuen Ordnung in Europa und im Fernen Osten und der Verhinderung einer weiteren Aus-
dehnung des Krieges abgeschlossen wurde, hat die auf ihn gesetzten Hoffnungen durchaus erftillt. Er
hat in Europa durch den Beitritt der Slowakei, Ungarns, Rumaniens, Bulgariens und Kroatiens die
neue Ordnung betrachtlich gefordert. Im Fernen Osten hat er Japan bei seinen Bemuhungen um eine
neue Ordnung in Ostasien unterstiitzt und sicher auch sehr zur Einschrankung des Kriegswillens in den
Vereinigten Staaten beigetragen. Die Anerkennung der Regierung in Nanking, Japans Vermittlung im
Streit zwischen Thailand und Indochina und die gemeinsame Verteidigung Indochinas durch Japan
und Frankreich, all diese
112 Ereignisse standen im Zeichen des Dreierpaktes. Er hat sich in Europa und in Ostasien als Kern- und
Kristallisationspunkt einer neuen Ordnung durchaus bewahrt.
Der Telegrammwechsel zwischen den Regierungschefs und AuBenministern der Dreierpaktmachte
war im ubrigen ein eindrucksvolles Dementi aller jener Zweckmeldungen, die im Zusammenhang mit
den Verhandlungen, die Japan iiber Einzelfragen in den USA fortlaufend fuhrt, von gegnerischer Seite
immer wieder in die Welt gesetzt worden sind. Im gleichen Sinne wirkte die Art und Weise, wie die
japanische Presse den Jahrestag der Unterzeichnung des Paktes herausstellte.
Wenn es der im Texte des Dreierpaktes ausdrticklich genannte Zweck des Paktes war und ist, einer
weiteren Ausdehnung des Krieges entgegenzuwirken, so hat die Regierung der Macht, deren Eintritt in
den Krieg die Interessen aller Dreierpaktmachte wesentlich beriihren muBte, namlich die der Vereinig-
ten Staaten, auch im Monat September alles getan, um dieser friedwilligen Zielsetzung des Dreierpak-
tes entgegenzuwirken. Roosevelt und seine Leute setzen ihre bisherige Taktik ununterbrochener
Kriegshetze, verbunden mit einem hartnackigen Bemuhen um die Schaffung von Zwischenfallen, mit
Hilfe deren sie die Kriegsstimmung steigern und den Kriegsintritt der USA herbeifuhren wollen, eifrig
fort. Ihre kriegshetzerischen Reden linden in Deutschland die Beachtung, die sie verdienen. Ihre ver-
logene und hinterhaltige Argumentation wird von der Presse und auch in offizioser Form zuriickge-
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wiesen, aber die flihrenden Personlichkeiten des Reiches haben es bisher noch kaum fur notig befun-
den, sich mit der schmutzigen Flut von Beschimpfungen und Verleumdungen zu beschaftigen, die der
USA-Prasident und seine Heifer beinahe taglich in Gang setzen. Gegenliber Roosevelts Politik der
Schaffung von Zwischenfallen wird eine ahnliche Haltung eingenommen. Die Fahrt von im USA-
Auftrag tatigen Handelsschiffe in die von Deutschland erklarten Sperrzonen um England kann natiir-
lich die deutsche Seekriegsfuhrung in keiner Weise aufhalten. Mehrere dieser Schiffe wurden bereits
torpediert, und jedesmal stellte es sich heraus, daB die Versenkung seekriegsrechtlich vollig einwand-
frei war. Das Geschrei Roosevelts und seiner Pressemeute blieb, auch in USA, ohne wesentliche Wir-
kung. Besonders bezeichnend war der Zwischenfall mit dem USA-Zerstorer „G r e e r", den Roose-
velt, da es sich um ein USA-Kriegsschiff handelte, besonders aufdringlich fur seine Hetzzwecke aus-
zunutzen sich bemuhte. Am 6. September erfolgte dazu von deutscher Seite folgende amtliche Fest-
stellung:
„Am 4. September wurde auf 62 Grad 31 Minuten Nord und 27 Grad 06 Minuten West ein deut-
sches U-Boot um 1 1 Uhr 30 im deutschen Blockadegebiet mit Wasserbomben angegriffen und laufend
verfolgt.
1 13 Das deutsche U-Boot war nicht in der Lage, die Nationalitat des angreifenden Zerstorers festzustellen.
Es hat in berechtigter Abwehr daraufhin um 14 Uhr 39 als Abwehr einen Zweierfacher geschossen,
der fehlging. Der Zerstorer setzte die Verfolgung mit Wasserbomben bis gegen Mitternacht erfolglos
fort. Wenn von einer amtlichen amerikanischen Stelle, namlich dem USA-Marinedepartementbehaup-
tet wird, der Angriff sei von dem deutschen U-Boot ausgegangen, dann kann das nur bezwecken, dem
neutralitatswidrigen Angriff eines amerikanischen Zerstorers auf das deutsche U-Boot wenigstens den
Anschein eines Rechtes zu verleihen. Der Angriff selbst ist der Beweis dafiir, daB Herr Roosevelt ent-
gegen seinen Behauptungen schon friiher den amerikanischen Zerstorern allgemein den Befehl erteilt
hat, den Standort deutscher Schiffe und U-Boote nicht nur neutralitatswidrig zu melden, sondern dar-
tiber hinaus diese selbst anzugreifen. Herr Roosevelt versucht auch dadurch mit alien ihm zu Gebote
stehenden Mitteln, Zwischenfalle zu provozieren, um das amerikanische Volk gegen Deutschland in
den Krieg zu hetzen."
Dieser amtlichen Verlautbarung braucht nichts hinzugefugt zu werden.
Die Stimmungsmache gegen Deutschland und die offene Kriegshetze Roosevelts und seiner Leute
beschrankt sich aber nach wie vor nicht auf die USA, sondern ist auch weiterhin besonders lebendig in
Sudamerika, mit dem Zweck, die Staaten Sudamerikas dadurch immer mehr in die Gefolgschaft der
USA hineinzuzwingen und sie den Kriegsplanen und -Vorbereitungen Roosevelts gefugig zu machen,
zum andern, um die deutschen Interessen in den Landern moglichst auszuschalten. Auch im Monat
September haben daher die USA-horigen und direkt oder indirekt von den USA ausgehaltenen Verei-
nigungen, Verbande und Einzelpersonen mit den niedrigsten Mitteln gegen Deutschland, die in Siid-
amerika ansassigen Deutschen und sogar die konsularischen und diplomatischen Vertretungen
Deutschlands in Slid- und Mittelamerika gehetzt, wobei sich besonders der beriichtigte Taborda-
AusschuB in Argentinien hervorgetan hat. Hiergegen muBte sich der deutsche Botschafter in Buenos
Aires, von Thermann, am 17. September in einer energischen Erklarung wenden, die unge-
schminkt die unerhorten Methoden des Taborda-Ausschusses, der immerhin eine Kommission des
argentinischen Parlamentes ist, kennzeichnete.
Die wiederholten Verhaftungen von Reichsdeutschen, die in verschiedenen Staaten Sudamerikas
unter fadenscheinigen Vorwanden erfolgten, und die nichts anderes darstellten als einen Teil der gegen
Deutschland und alles Deutsche betriebenen Hetze, ist damit beantwortet worden, daB man sich in
Deutschland und in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten die Staatsangehorigen der fragli-
chen
114 sudamerikanischen Lander etwas naher auf etwaige staatsgefahrliche Betatigung ansah. Das
GroBdeutsche Reich wird heute und in Zukunft Mittel und Wege finden, um Verunglimpfungen abzu-
wehren und sich mit alien Mitteln, die ihm zur Verfugung stehen, durchzusetzen.
Die Bekampfung und Verfolgung alles Deutschen, wie wir sie aus dem Weltkrieg kennen, und wie
sie England jetzt wieder mit Hilfe der USA mit Schwarzen Listen, Pressekampagnen, bestellten Par-
lamentsdebatten, mit durch allerlei Machinationen bewirkten Verhaftungen und vielen anderen Mit-
teln, durchzufuhren sich bemiiht, hat im Iran einen Hohepunkt erreicht. Nach dem Einmarsch der so-
wjetischen und englischen Truppen muBten alle Deutschen das Land verlassen oder wurden in Gefan-
genschaft gefuhrt. Die Frauen und Kinder der Reichsdeutschen im Iran haben nach entbehrungsreicher
Fahrt die Heimat erreicht, wahrend die Manner groBtenteils zuruckgehalten und zum Teil den Bol-
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schewiken ausgeliefert wurden. Dieselbe Taktik, die England im Weltkrieg befolgte, als es Deutsche,
um das deutsche Ansehen zu treffen, durch Neger verhaften und bewachen lieB und iiberhaupt die
Auslandsdeutschen der Verunglimpfung durch Kolonialvolker preisgab, wird auch in diesem Kriege
wieder angewandt. Die vollige Auspliinderung der aus dem Iran vertriebenen deutschen Reichsange-
horigen auf dem Weg zwischen Teheran und der tlirkischen Grenze trotz der vorherigen Zusicherung
freien und sicheren Geleites, reiht sich den vielen Schandtaten, die England auf sein Schuldkonto zu
buchen hat, wtirdig an.
Auch sonst handelt die englische Politik nach den im Weltkrieg angewandten Methoden. Damals
hatte sie schlieBlich Erfolg mit der unterirdischen Wuhlarbeit in den Landern der Mittelmachte. Sie
ftihrte in Deutschland zur Revoke von 1918 und im damaligen Osterreich-Ungarn zum Aufstand der
Nationalitaten gegen die Doppelmonarchie. Englands Propaganda verfolgt heute offen ahnliche Ziele
mit gleichen Methoden wie ehemals. Sie ubersieht nur, daB die Ansatzmoglichkeiten hierfur heute
nicht mehr bestehen. Eine Reihe von Attentaten im besetzten Frankreich, die der englisch-
kommunistischen Wuhlarbeit zuzuschreiben sind und dazu bestimmt waren, das gute Verhaltnis zwi-
schen der Bevolkerung und der Besatzungsarmee zu storen, sind ohne diese Wirkung geblieben und
haben zu entsprechenden GegenmaBnahmen gefuhrt. Ahnlich ist die unterirdische Wuhlarbeit im Pro-
tektorat durch schnelles und scharfes Zugreifen gefaBt worden. In beiden Fallen, im besetzten Frank-
reich wie im Protektorat, wurde die Wuhlarbeit vom Kommunismus und Chauvinismus im engsten
Verein mit der englischen Propaganda getragen. Die Opfer, die die Ausmerzug solcher Wuhlarbeit
erforderte, kommen auf Londons. und Moskaus Konto.
115 Die englisch - gaullistisch - kommunistische Propaganda in Frankreich richtet sich nicht nur gegen
Deutschland, sondern ebensosehr gegen die franzosische Regierung in Vichy selbst. Marschall Petain
sah sich deshalb am 21. September veranlaBt, in einer Rede an die Bevolkerung des besetzten Gebietes
diese vor derartigen Wuhlereien zu warnen. Die franzosische Polizei und Justiz aber faBten Kommuni-
sten und de Gaullisten scharf an.
Fur das gegen die Interessen Frankreichs gerichtete Wirken de Gaulles ist dessen Haltung in Syrien
besonders bezeichnend. Sein Beauftragter in Syrien, General Catroux, hat am 27. September die Be-
seitigung des franzosischen Mandats tiber Syrien und die Unabhangigkeit Syriens erklart. Ein Leitar-
tikel der „Times" vom 29. September machte dazu bemerkenswerte Ausfuhrungen, die deutlich zeig-
ten, was in Wirklichkeit hinter der Unabhangigkeitserklarung Catroux steckt. Die „Times" stellten es
so dar, als ob die im Schatten der englischen Bajonette gebildete „Regierung" Syriens sich in volliger
Unabhangigkeit bilde und Syrien tatsachlich frei wurde. Die zukunftigen Beziehungen Syriens zu den
benachbarten arabischen Staaten seien im Rahmen der Zukunfts vision einer arabischen Foderation zu
betrachten, d. h. also, England beabsichtigt, das nach dem Weltkrieg im Vorderen Orient aufgebaute
System scheinbar unabhangiger, aber in Wirklichkeit von England abhangiger Staaten weiter auszu-
bauen und Syrien diesem System einzugliedern, d. h. es Frankreich wegzunehmen.
Die Reaktion Vichys gab am 29. September ein Sprecher der dortigen Regierung wie folgt wieder:
„Die Unabhangigkeitserklarung Syriens durch den Verrater-General Catroux andert nichts an der von
der franzosischen Regierung schon mehrfach gemachten Feststellung, daB Frankreich auf seine Rech-
te in der Levante nicht verzichte und irgendwelche politischen und territorialen Veranderungen, die
Syrien und Libanon betreffen, nicht anerkennt." Der Sprecher der franzosischen Regierung ftigte hin-
zu, daB die Proklamation von Catroux in keiner Weise die Haltung Frankreichs beeinflussen konne.
De Gaulle wird von seinen englischen Auftraggebern auf dem Wege des Verrats immer weiterge-
trieben. Am 25. September gab er die Bildung eines „franzosischen Nationalausschusses" von neun
Mitgliedern, also die Bildung einer Gegenregierung gegen Vichy, bekannt. Durch einen Briefwechsel
zwischen de Gaulle und dem Sowjetbotschafter M a i s k y in London fand diese neue „Regierung" die
freilich etwas verklausulierte Anerkennung Moskaus. London beherbergt also nun noch eine weitere
Scheinregierung, die ebenso wie alle anderen, die es dort gibt, Instrumente gegen die in der Bildung
begriffene Einheit Eu
116 ropas sein sollen. Mit blinder Konsequenz geht England seinen Weg weiter und will es in den alten
Bahnen der „Gleichgewichtspolitik", d. h. der Veruneinigung und Beherrschung Europas verharren,
obwohl die Siege der deutschen Waffen dieser Politik bereits den Boden entzogen haben und die Nie-
derwerfung der Sowjetunion den letzten Zweifel am Ergebnis des Krieges beseitigen muBte.
Die franzosische Regierung in Vichy bemtiht sich unter der Fuhrung des Marschalls Petain wei-
terhin, mit den vielen schweren Problemen, vor denen Frankreich steht, so gut es gehen will, fertig zu
werden. Die Umbildung des staatlichen, administrativen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Le-
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bens vom individualistischen, parlamentarisch-demokratischen auf das autoritare System wird weiter
fortgesetzt. Die Ausschaltung der Freimaurerei, der alten Parlamentarier und der bisherigen Organisa-
tionsformen geht weiter. Es fehlt jedoch bei diesem Tun der schopferische Hauch des Revolutionaren
und der geistige und moralische Schwung, wie er nur von einer groBen Personlichkeit und einer auf-
steigenden Idee ausgeht. Alles, was sich in Vichy vollzieht, geht langsam und muhevoll vor sich. Das
Neue ist Stiickwerk und tragt den Stempel des Ausgleichs divergierender Einflusse und nicht selten
auch den der Zusammenhanglosigkeit an der Stirne. Frankreich hat den Weg in die Zukunft im Innern
und nach auBen noch nicht gefunden. Es bietet sich auch weiterhin das Bild eines Landes und Volkes,
das sein Gleichgewicht noch nicht wiedergefunden hat, und das nur zogernd sich vom Alten lost und
den Weg in die Zukunft unsicher und schwankend beschreitet.
Gegenuber England und den Vereinigten Staaten befindet sich Vichy nach wie vor in einer wenig
erfreulichen Lage der Verteidigung. Die englische Begehrlichkeit richtet sich nicht nur auf Syrien,
sondern auch auf Franzosisch-Somaliland, das die Briten auf dem Wege der Blockade und der buch-
stablichen Aushungerung zum AnschluB an de Gaulle zwingen und damit zur Einordnung in englische
Machtplane bringen wollen. Auch im Monat September hat England franzosische Schiffe aufgebracht
und versenkt. Von Washington wird alles nur Mogliche getan, um de Gaulle zu fordern und auf Vichy
in einem gegen den AnschluB Frankreichs an die neue europaische Ordnung gerichteten Sinne Druck
auszuiiben.
Es liegt auf der Hand, daB die Moglichkeiten dieses Drucks um so geringer werden, je schwacher
die Stellung Englands im ganzen wird und je geringer in Vichy selbst die Bereitschaft ist, diesem
Druck nachzugeben. Beide Faktoren hangen wesentlich mit der Kriegslage im Osten zusammen. So
lange die englische Propaganda noch mit einem Schein von Glaubhaftigkeit es so hinstellen konnte,
als ob die Sowjets wenn nicht zeitlich unbeschrankt, so doch noch auf lange hinaus Widerstand leisten
konnten, und daB die
1 17 deutsche Kraft in den Kampfen im Osten sich erschopfen wtirde, fuhlten sich alle jene Kreise in Vichy
gestarkt, die im Abwarten, im Fuhlunghalten mit Washington und in mehr oder weniger verschleierter
Nachgiebigkeit gegenuber England und USA den richtigen Sinn einer nationalen franzosischen Politik
sahen. Das rasche Fortschreiten der militarischen Operationen im Osten ist geeignet, diese Leute zum
Nachdenken zu veranlassen.
Die Lage der Sowjetunion ist durch die kriegerischen Ereignisse des Monats September schon sehr
schwierig geworden. Das beweisen am deutlichsten die wiederholten und immer dringlicher werden-
den Hilferufe, die aus Moskau nach London und Washington gesandt werden, ebenso aber auch die
Deklamationen der Sowjetpropaganda, durch die auf die offentliche Meinung in den „demokratischen
Landern" Eindruck gemacht werden soil und von denen eine Erklarung des Sowjetbotschafters in
London, Maisky, vom 14. September auf der dort abgehaltenen „interalliierten Konferenz" ein beson-
ders treffendes Beispiel darstellt. Maisky erklarte, der Angriff Hitlers auf die Sowjetunion bringe Kul-
tur und Zivilisation in Gefahr. Man dtirfe nicht dulden, daB die „friedlichen Volker der Sowjetunion
unter das Nazijoch kamen". Seine Erklarung schloB mit folgender in der Geschichte der Verwendung
der Luge zu politischen Zwecken wirklich bemerkenswerten AuBerung:
„Die Sowjetunion verteidigt das Recht einer jeden Nation auf Unabhangigkeit und territoriale Inte-
gritat. Sie kampft ebenso fur das Recht eines jeden Landes, seine soziale Struktur und seine Regie-
rungsform, die es fur gunstig und notwendig halt, um seinen Wohlstand auf wirtschaftlichem Gebiet
zu steigern, selbst zu wahlen. Die Sowjetunion hat immer jede Verletzung der souveranen Rechte der
Volker durch Aggression verurteilt. Die Regierung der Sowjets teilt mit, daB sie die grundlegenden
Prinzipien der Erklarung Churchills und Roosevelts anerkennt. Die energische Anwendung dieser
Prinzipien wird die unbedingte Unterstiitzung der Sowjet-Regierung linden. Die Sowjetunion ist in der
Lage, den Volkern, die das Opfer einer Aggression wurden und fur die Unabhangigkeit ihres Heimat-
landes kampfen, jede nur mogliche Hilfe zukommen zu lassen. RuBland war immer fur eine allgemei-
ne Abriistung."
Es liegt in der gleichen Linie, wenn Moskau an die bulgarische Regierung eine entriistete Note
schickte, in der Bulgarien mit Vorwurfen wegen Begunstigung der Feinde der Sowjetunion und angeb-
licher kriegerischer Vorbereitungen gegen diese uberhauft wurde, wahrend gleichzeitig aus England
und den USA eine scharfe Propagandakampagne gegen Bulgarien inszeniert wurde. Die bulgarische
Antwortnote vom 15. September lieB an Deutlichkeit nichts zu wunschen iibrig. Sie konnte darauf
hinweisen, daB iiber bulgarischem Gebiet mehrfach sowjetische Fallschirmspringer abgesprungen
seien, die Propaganda und Kriegs
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118 material in groBen Mengen mit sich flihrten. Aus wiederholten Veroffentlichungen der bulgarischen
Polizei erfuhr man Einzelheiten liber diese sowjetischen Fallschirmspringer, deren Aufgabe es war,
Verkehrseinrichtungen zu sprengen, kommunistische Propaganda zu machen und Unruhe zu stiften.
Sie wurden aber alle in klirzester Zeit unschadlich gemacht.
Aus Schweden und der Schweiz kamen im September mehrfach Meldungen iiber verstarkte kom-
munistische Umtriebe. Die Komintern-Propaganda sollte offenbar allenthalben die bedrangte Sowjet-
union entlasten.
Am 28. September begann in Moskau eine Konferenz zwischen sowjetischen, englischen und USA-
Vertretern tiber die Frage der den Sowjets durch England und USA zu liefernden Kriegsmaterialien,
auf deren „Ergebnisse" man neugierig sein kann.
In England verfolgt man die Entwicklung des Krieges im Osten mit wachsender Besorgnis. Man un-
terstreicht einerseits, daB England alles nur Mogliche tun werde, um RuBland zu helfen, andererseits
weist man auf die groBen produktionsmaBigen, verkehrlichen und strategischen Schwierigkeiten hin,
die dieser Hilfe Einschrankungen auferlegten. Der englische GewerkschaftskongreB beschloB am 2.
September, „der Sowjetunion jede nur mogliche Hilfe zu leisten". Ferner wurde die Bildung eines
britisch-sowjetischen Gewerkschaftsrates beschlossen, der alljahrlich abwechselnd in England und in
der Sowjetunion tagen soil. Am 6. September erklarte Schatzkanzler Kingsley-Wood, England werde
der Sowjetunion jede nur mogliche Hilfe gewahren, und die finanzielle Hilfe werde unbegrenzt sein.
Das sagte derselbe englische Schatzkanzler, der ohne die auf Grund des Pacht- und Leihgesetzes von
Roosevelt England zur Verfugung gestellten Dollarmilliarden langst am Ende seines finanziellen La-
teins ware. Am 8. September erfuhr man aus London, daB britische Frauen aus alien berufstatigen
Kreisen und religiosen, politischen, sozialen und sportlichen Gemeinschaften eine BegruBungsbot-
schaft an eine Massentagung der Sowjetfrauen gesandt hatten, in der es u. a. hieB: „Wir Frauen GroB-
britanniens begriiBen die sowjetischen Frauen als unsere Kameradinnen im Kampf aller freien Volker.
Wir sind durch euren Heroismus und eure Bestandigkeit bewegt und ermutigt. Wir erwarten den Tag,
wo die Frauen der Welt an dem Aufbau der zukunftigen Freiheit und Gerechtigkeit fur die gesamte
Menschheit mitarbeiten werden." Vom 7. bis 14. September wurde in der ehrwlirdigen und feudalen
Universitatsstadt Cambridge eine britisch-sowjetische Freundschaftswoche abgehalten. Die Woche
wurde durch den Burgermeister von Cambridge eroffnet. Das Organisationskomitee bestand aus vier-
undzwanzig prominenten Burgern, darunter dem stellvertretenden Rektor der Universitat, zwolf Pro-
fessoren und Vertretern der Kirche. In London wurde eine Ausstellung
119 „Leben in der Sowjetunion" eroffnet, die am ersten Tage so uberfullt gewesen sein soil, daB sie
geschlossen werden muBte. „Bilder und Photos von den Sowjeterziehungsmethoden, von Ackerbau,
Industrie und besonders vom Theater in der Sowjetunion erregten tiefes Interesse", so hieB es in der
Londoner Meldung dariiber. Der britische „AusschuB fur Pressefreiheit" nahm gar eine EntschlieBung
an, in der die sofortige Aufhebung des Verbots der kommunistischen Zeitung „Daily Worker" „ange-
sichts der durch das Bundnis Englands mit der Sowjetunion geschaffenen Lage" gefordert wurde. Der
englische Rustungsminister Lord Beaverbrook richtete, bevor er London verlieB, um sich nach
Moskau zu einer sowjetisch-englisch-amerikanischen Konferenz liber die Unterstiitzung der Bolsche-
wiken mit Rtistungsmaterial zu begeben, eine Botschaft an die englischen Rustungsarbeiter mit der
Aufforderung, ihm an die sowjetischen Arbeiter das Versprechen mit auf den Weg zu geben, die eng-
lische Rlistungsproduktion aufs hochste zu steigern, damit er den russischen Soldaten und Arbeitern
dieses Versprechen tibermitteln konne. Churchill hat nach einer Londoner Meldung vom 22. Septem-
ber Sir Charles Wilson, den Prasidenten des Royal Medical Institut, nach Moskau geschickt, damit er
iiber die fur die Sowjets notwendige medizinische Hilfe berichten konne.
Die innige geistige gegenseitige Durchdringung mit den Bolschewiken und die Hilfe fur sie ist also
den humanen Englandern offenbar schon geradezu ein Herzensbedlirfnis geworden !
Die Kommentare liber die Lage in der Sowjetunion sind freilich mit dem immer weiteren Ansteigen
der deutschen Siegeskurve immer dusterer geworden. Noch vor dem Fall Kiews sagte der bekannte
Kommentator Cyrill Laykin im englischen Rundfunk, „die Lage ist definitiv kritisch". Am 19. Sep-
tember sagte der Erste Lord der Admiralitat, Alexander, England verfolge mit auBerster Besorgnis die
Entwicklung des Widerstandes der Bolschewiken. Bei den schrecklichen Schlachten im Osten stehe
fur England viel auf dem Spiele. England erkenne auch an, was von den Bolschewiken fur die engli-
sche Sache getan werde. Englands guter Wille und Entschlossenheit zur Hilfeleistung an die Sowjet-
union werde leider durch physische Schwierigkeiten begrenzt. Alles, was getan werden konne, um den
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Bolschewiken zu helfen, werde bereits getan. „Wir gehen in dieser Sache mit den Bolschewisten bis
zum Tode", so schloB Alexander.
Englands schwere Besorgnis um den sowjetischen Bundesgenossen war auch eine wesentliche Ur-
sache fur den gemeinsamen englisch-bolschewistischen Uberfall auf den Iran, der im August begann
und im September sich fortsetzte.
Das englisch-russische „Zusammenwirken" im Iran hat sich in sehr bezeichnenden Formen vollzo-
gen.
120 Schah Pahlaevi, der zwanzig Jahre lang sein Land mit groBem Erfolg durch alle Schwierigkeiten
hindurchgeftihrt hat, die sich besonders au& dem Verhaltnis zu England ergaben, und der fur die Ent-
wicklung des Verkehrswesens, der Landwirtschaft, der Industrie und des Unterrichtswesens AuBeror-
dentliches geleistet hat, muBte am 16. September abdanken. Der Iran wurde dadurch der starksten
Kraft fur die Durchfuhrung einer nationalen Politik beraubt. Schon am 12. September hatte Reuter
freudig gemeldet, daB die iranischen Erdolfelder jetzt ganz unter englischer Kontrolle standen. Die
Meldung besagte weiter, die britischen Streitkrafte hatten zusammen mit den sowjetischen die strate-
gisch wichtigen Punkte der iranischen Verkehrslinien besetzt. Die britische und sowjetische Regierung
priifen jetzt eingehend das Problem der Transporte von Kriegsmaterial nach der Sowjetunion durch
den Iran. Nur eine Bahn durchquere das Land, das dreimal so groB sei wie Frankreich. GroBe Schwie-
rigkeiten wtirden zu uberwinden sein. Da die Bahnlinie von Teheran iiber das Gebirge nach dem Kas-
pischen Meer ftihrt, sei es wahrscheinlich, daB diese Linie sehr bald verschneit sein werde. Das Mate-
rial, das mit der Eisenbahn vom Persischen Golf nach Teheran transportiert wurde, mtisse nach dem
Kaspischen Meer weitergeleitet und von dort nach Baku verschifft werden. Zu den weiteren Schwie-
rigkeiten gehort, wie Reuter betont, daB die iranischen Eisenbahnen knapp an rollendem Material sei-
en und weiterhin das Problem des Schnees auf den Gebirgslinien drei oder vier Monate lang bestehe.
Schon Mitte September gingen Nachrichten ein, daB die Sowjetunion die Bolschewisierung der von
Sowjettruppen besetzten Teile des Iran und dariiber hinaus von ganz Nordiran in sehr raschem Tempo
nach den in den fruheren Ostseestaaten angewandten Methoden vorbereitete. Die staatliche
Selbstandigkeit Irans hat praktisch aufgehort zu bestehen. Das Land ist ahnlich wie nach dem russisch-
englischen Vertrag von 1907 ein britisch-russisches Kondominium geworden.
Am anderen Ende der langen Ostfront hat England im September mit einer diplomatischen Entla-
stungsoffensive zugunsten der Sowjetunion begonnen. Es lieB in Helsinki eine am 26. September ver-
offentlichte Note uberreichen, in der es u. a. hieB:
Solange Finnland im Bundnis mit Deutschland einen aggressiven Krieg gegen die Sowjetunion fort-
setzt, wird die Regierung seiner Majestat gezwungen sein, Finnland als ein Mitglied der Achse zu
betrachten, da es unmoglich ist, den Kampf, den Finnland gegen die Sowjetunion ftihrt, von dem all-
gemeinen europaischen Kriege unterscheiden zu konnen. GroBbritannien wird also gezwungen sein,
Finnland — nicht nur wahrend des jetzigen Krieges, sondern auch nach FriedensschluB — als Feind
zu betrachten. Die Regie
121 rung seiner Majestat wurde, angesichts der traditionellen Freundschaft, die zwischen beiden Landern
existiert hat, diese Lage auBerst bedauern. Obwohl die finnische Regierung den britischen Gesandten
in Helsinki ausgewiesen hat, ware GroBbritannien bereit, diese unfreundliche und unhofliche Geste zu
vergessen und eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu begriiBen. Die Vorausset-
zung dafur ware aber selbstverstandlich die Einstellung der Feindseligkeiten Finnlands der Sowjetuni-
on gegenuber und die Raumung aller Gebiete jenseits der Grenze von 1939. Sobald dies geschehen
sei, ware die Regierung seiner Majestat bereit, die Verbesserung der Beziehungen zwischen den bei-
den Landern im freundschaftlichen Sinne zu untersuchen, wenn auch die Anwesenheit deutscher For-
mationen auf dem finnischen Hoheitsgebiet eine vollstandige Aufnahme normaler diplomatischer Be-
ziehungen vorlaufig verhindern wurde.
Die finnische Antwort wurde bereits durch eine Erklarung, des finnischen Handelsministers T a n n
e r vom 24. September vorweggenommen, der sich unter Bezugnahme auf die von London aus ver-
breiteten Zweckgeriichte, Finnland beabsichtige einen Separatfrieden mit den Sowjets, sich dahin au-
Berte, daB von einem Separatfrieden mit der Sowjetunion keine Rede sein konne. Die wiederholten
Wort- und Vertrag sbruche der Sowjets, besonders in der letzten Zeit, hatten Finnland jedes. Vertrauen
zu den Machthabern im Kreml verlieren lassen .Finnland werde an der Seite Deutschlands bis zum
Endsiege kampfen.
Das englische Interesse an einem Separatfrieden Finnlands mit der Sowjetunion liegt auf der Hand.
Abgesehen von der betrachtlichen militarischen Entlastung, die er den Bolschewiken bringen wurde,
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wlirde er den Weg fur eine Unterstiitzung der Sowjetunion iiber das Nordliche Eismeer und die Hafen
Murmansk und Archangelsk freizumachen geeignet sein.
Je hilfsbediirftiger aber die Sowjetunion wird, um so entscheidender erscheint London die Unter-
stiitzung aus USA. Dort mit alien Mitteln zu arbeiten, ist deshalb das Gebot der Stunde. Am 8. Sep-
tember meldeten die „New York Times", daB der Stab der englischen Diplomaten, Beamten, Techni-
ker und Propagandisten in den USA die noch nie dagewesene Zahl von 4626 Personen gegeniiber 219
Personen bei Kriegsausbruch erreicht habe. Allein das britische Botschaftspersonal sei von 45 auf 288
Personen, das Konsulatspersonal von 150 auf 449 gestiegen. Diese Tatsache habe bereits dazu gefiihrt,
daB die Isolationisten im KongreB eine Untersuchung iiber die englischen Missionen in den USA ge-
fordert hatten. Senator Wheeler habe erklart, England gebe 150 Millionen Dollar aus, um die USA in
den Krieg hineinzuziehen.
122 Die groBe Mehrheit der US-Amerikaner wiinscht aber nach wie vor dem Kriege fernzubleiben, so
sehr die Unterstiitzung Englands von ihr vielleicht gebilligt wird. Freilich ist man in England mit der
Produktionsleistung der us-amerikanischen Riistungsindustrie langst nicht zufrieden, obwohl man ihr
angebliches lawinenhaftes Anschwellen aus Propagandagriinden gerne unterstreicht. So schrieb der
bekannte Publizist Garvin am 20. September im „Observer": Es gibt keine Aussichten eines Sieges
weder in der Atlantikschlacht, noch auf anderen Fronten, ehe die Proportion der industriellen Produk-
tionskapazitat der Vereinigten Staaten auf dem Gebiet des Riistungsmaterials verdoppelt oder verdrei-
facht wird. Amerikanische Sachverstandige schatzen die gegenwartige Produktion auf ungefahr 20%
des Gesamtpotentials ein. Die einzige Moglichkeit auf der Welt, die hitlerische Produktion zu iiber-
treffen und damit den Krieg und den Frieden zu gewinnen, ist, diesen Prozentsatz zu verdoppeln und
zu verdreifachen. Ahnliche Stimmen gab es im Monat September in England ziemlich viele.
Auch die Rede, die Churchill am 29. September in einer AusschuBsitzung des Unterhauses iiber die
Kriegslage hielt, brachte die Besorgnis um die Zukunft deutlich zum Ausdruck. Churchill sagte, er und
seine Kollegen muBten in ihren Erklarungen und Voraussagen sehr vorsichtig sein, da sie auch auf die
alliierten Regierungen Riicksicht nehmen muBten, d. h. also mit Riicksicht auf die alliierten Bolsche-
wiken hielt es Churchill offenbar nicht fiir angebracht, iiber die Lage in der Sowjetunion zu sprechen.
In der weitverbreiteten USA-Zeitschrift „Life" schrieb Ende September ein bekannter Militarschrift-
steller iiber die Lage Englands, daB die deutschen Streitkrafte voll ausgeriistet, gut ausgebildet und mit
der Schlachterfahrung siegreicher Feldziige gewappnet seien. Von den englischen Landdivisionen
konne nur ein kleiner Prozentsatz als gut ausgebildet betrachtet werden und ein noch kleinerer als gut
ausgeriistet. Weiterhin wird festgestellt, daB die deutsche Produktionskapazitat im Flugzeugbau die
britische weit iibertreffe. AuBerdem habe die britische Riistungsindustrie mit mancherlei sehr ernsten
Schwierigkeiten zu kampfen, die durch die deutschen Luftangriffe und die Rohstoffknappheit hervor-
gerufen wiirden. Die deutsche Krieg sproduktion laufe miihelos, weil Deutschland vorgesorgt habe und
infolgedessen die Anforderungen begrenzt seien. Baldwin halt die deutsche Blockade Englands fiir
wirksamer als die britische Blockade des europaischen Kontinents. Deutschland habe England gegen-
iiber hundert Hafen in dem gewaltigen Kiistenbogen von Spitzbergen bis zur Biscaya zur Verfiigung.
Heute verspiire England und nicht Deutschland wirklichen Hunger und wachsende Verknappung. Kei-
ner der Hafen der britischen Ostkiiste siidlich von
123 Schottland und kein Hafen der Siidkiiste werde noch viel benutzt, es sei denn fiir Kiistenverkehr.
England „atme" durch Glasgow, Liverpool und die Stadte des Bristol-Kanals, und auch diese seien
von Bomben gezeichnet und weiter verletzlich. Die Chancen seien fiir Deutschland, erklarte Baldwin,
und wenn Deutschland die Sowjetunion besiegt habe, werde die britische Blockade iiberhaupt zur
Farce werden. England sei im Begriff gewesen, die Schlacht im Atlantik zu verlieren, es habe sich
kaum in der Schlacht um England halten konnen, die Schlacht im Mittelmeer habe es klar verloren.
Ohne die „Shooting"-Hilfe der USA habe England vor der Niederlage gestanden. Wenn Deutschland
nach einem Siege iiber die Sowjetunion noch niedergerungen werden konne, dann augenscheinlich
nicht durch das britische Empire. Denn wenn die Sowjetunion und ihre Hilfsquellen in den Kreis
Deutschlands fielen, liege der Sieg auBerhalb der britischen Reichweite.
Angesichts solcher Einschatzung der Lage durch niichterne Beobachter klingt das, was wir aus Eng-
land iiber englische Kriegsziele und Friedensvorstellungen horen, wahrhaft grotesk. Forderte doch das
bekannte englische Finanzblatt „Financial News" am 11. September die Vernichtung der hochentwik-
kelten deutschen Industrie, insbesondere der Werkzeugmaschinenfabriken, die fiir den Aufbau der
neuen Industrien aller jungen Lander von groBter Wichtigkeit ist. In der Vernichtung dieser Fabriken
sieht „Financial News" das hauptsachlichste Kriegsziel Englands und der USA. Durch die Niederle-
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gung ganzer deutscher Industriekomplexe soil die Wiedereroberung der durch die deutsche Konkur-
renz verloren gegangenen liberseeischen Markte fur die englische und nordamerikanische Industrie
erzwungen werden. Die Zeitung weist auf den hohen Anteil der deutschen Werkzeugmaschinenindu-
strie bei der Wiederaufrichtung Deutschlands hin. Deshalb muBten nicht nur samtliche Werkzeugma-
schinen an die „Sieger" ausgeliefert, sondern auch die kunftige Herstellung dieser Maschinen in
Deutschland miiBte unterbunden werden. Die Zeitung fordert als eine notwendige kunftige MaBnahme
Deutschland gegenuber eine Zerstorung derartiger deutscher Fabrikanlagen vom Dach bis zum Keller,
desgleichen die Vernichtung aller Anlagen zur Herstellung synthetischen Benzins, kiinstlichen Gum-
mis und der Zellwolle. SchlieBlich bezeichnet das Blatt die Beschrankung der deutschen Handelsbe-
ziehungen zum europaischen Siidosten und zum ubrigen Europa als letzten Abschnitt der wirtschaftli-
chen Abriistung Deutschlands. Seine Rohstoffe solle Deutschland von Ubersee einfuhren.
Am 24. September wandte sich dasselbe Blatt energisch gegen den Gedanken, daB „ein bluhendes
und wirtschaftlich starkes Deutschland geduldet werden diirfe". Denn ein solches Deutschland wtirde
immer eine Gefahr fur England bedeuten. Den Wahnsinn des Versailler Diktates mit der militarischen
und wirt
124 schaftlichen Abriistung Deutschlands mochte man also offenbar in verstarkter Auflage wiederholen —
wenn man dazu nur in der Lage ware !
Hierzu ist noch der luftmilitarische Mitarbeiter der „Sunday Times" vom 7. September zu zitieren,
der schrieb, erst im Sommer 1943 werde die englische Luftwaffe so groB sein, daB Deutschland sie
nicht mehr schlagen konne. Noch vor wenigen Monaten las man es anders, daB namlich die englische
Luftwaffe infolge der ungeheuren Lieferungen aus USA spatestens 1942 so stark sein werde, daB der
Himmel Europas von deutschen Flugzeugen leer gefegt werden wtirde. Jetzt vertrostet man sich schon
auf 1943 und mit der Hoffnung, daB Deutschland die englische Luftwaffe dann nicht mehr schlagen
konne.
Wie wenig der von England vom Zaun gebrochene Luftkrieg im ubrigen zugunsten Englands ver-
laufen ist, geht aus einer am 28. September veroffentlichten offiziellen Mitteilung iiber die Verluste
bei der deutschen Zivilbevolkerung infolge englischer Luftangriffe hervor: Bis Anfang August 1941
hatte die deutsche Zivilbevolkerung 3853 Todesopfer zu beklagen, wahrend die englische nach offizi-
ellen englischen Angaben 41 900 Tote verloren hatte.
Je triiber Englands Aussichten werden, um so leidenschaftlicher betreibt Roosevelt mit seinen Leu-
ten seine Kriegspolitik. Auch im Monat September ist er dieser Politik der Kriegshetze und des Nach-
laufens hinter dem Krieg treu geblieben. Den Hohepunkt der Kriegshetze dieses Monats bildete Roo-
sevelts Rede am 12. September. Er nahm den schon erwahnten Zwischenfall mit dem USA-Zerstorer
„Greer" zum AnlaB, um es den Amerikanern und der Welt gegenuber so hinzustellen, als ob die USA
angegriffen seien. Es folgten die iibliche verlogene Phraseologie von der angeblichen Bedrohung der
Freiheit der Meere durch Deutschland und dessen angebliches Bestreben nach Beherrschung der
Weltmeere. Weiter gab Roosevelt eine lange Liste von Sabotageakten, Verschworungen und Umtrie-
ben, die angeblich auf das Schuldkonto der bosen Nazis zu setzen seien, um daraus die SchluBfolge-
rung zu ziehen, daB die Amerikaner jetzt endlich einsehen muBten, sie diirften nicht langer die unge-
heure Gefahr iibersehen, die ihnen von Deutschland drohe. Jetzt muBten die USA gegen die Piraten
und internationalen Verbrecher verteidigt werden und sei die Stunde der aktiven Verteidigung ge-
kommen. Die USA-Flotte und -Luftwaffe werde von jetzt an „alle Handelsschiffe, nicht nur die ame-
rikanischen, sondern auch alle anderen unter anderer Flagge, die in den amerikanischen „Verteidi-
gungsgewassern" Handel treiben, schiitzen. Es ist keineswegs ein Kriegsakt, wenn wir uns entschlie-
Ben, die Meere zu schiitzen;, die fur die amerikanische Verteidigung lebenswichtig
125 sind. Der Angriff kommt nicht von uns, fiir uns handelt es sich lediglich um eine Verteidigung".
Das war wieder eine echte Roosevelt-Rede, scheinheilig und verlogen von A bis Z! Weil Roosevelt
sich in Europa einmischt, das ihn nichts angeht, weil er den Englandern um jeden Preis helfen will,
nachdem sie Deutschland aus rein machtpolitischen Griinden den Krieg erklart haben, und weil die
deutsche Seekriegsfiihrung die Waffenlieferungen aus USA, die diesem Zwecke dienen, so behandelt,
wie sie nach Volkerrecht behandelt werden miissen und diirfen, namlich als Bannware, sind die USA
angegriffen und miissen sich verteidigen!
Roosevelt hat in seiner Rede eine Definition dessen unterlassen, was er unter Verteidigungsgewas-
ser der USA versteht. Eine solche Definition ist auch von niemand anders gegeben worden. Ob man
nur die Gewasser zwischen USA und Island, den ganzen Atlantik zwischen USA und England und
eventuell auch zwischen USA und Afrika meint, wird verschwiegen. Der USA-Admiral Stirling auBer-
pnitar| (nt f ■ ^Hmpf 1 8
te am 13. September, daB zwar samtliche Meere mangels genauer Definierung des Prasidenten als
wichtige Verteidigungsgewasser bezeichnet werden konnen, daB aber die USA-Flotte unmoglich ein
derart riesiges Seegebiet durchsuchen und patrouillieren konne. Die USA-Flottentatigkeit werde daher
zum groBten Teil auf die Seegebiete um Amerika beschrankt sein sowie auf die wichtigen USA-
Lieferrouten: Fiir England Mittel- und Nordatlantik, fur Sudafrika Sudatlantik, liber den zur Zeit viele
USA-Lieferungen gingen. Dann die Strecken, liber denen amerikanische Kriegsflugzeuge nach Eng-
land bzw. dem alliierten Afrika geflogen werden, weiter die Pazifikroute nach Wladiwostok und Ran-
goon, zuletzt der Seeweg zum Roten Meer.
Es ist also offenbar Roosevelts Politik, Zwischenfalle, d. h. ZusammenstoBe mit deutschen See-
oder Luftstreitkraften iiberall da zu suchen, wo sie iiberhaupt zu finden sind, ob im Nord-, Mittel- oder
Sudatlantik, im Roten Meer oder sonst irgendwo. Es ware ja auch zu argerlich, wenn man die USA-
Verteidigungsgewasser irgendwie durch eine offizielle Erklarung begrenzt hatte und es wiirde ein
propagandistisch wertvoller, d. h. fiir die Kriegshetzer besonders geeigneter Zwischenfall dann auBer-
halb dieser Grenzen sich ereignen.
Aber auch dies scheint Roosevelt fiir seine Kriegspolitik noch nicht zu geniigen. Er hat deshalb
gleich im AnschluB an seine Rede vom 12. September eine lebhafte Kampagne zur Beseitigung oder
mindestens zur Anderung des Neutralitatsgesetzes begonnen, das bekanntlich den USA-Schiffen das
Befahren der Kriegszonen untersagt. Die sattsam bekannte Garde der Kriegshetzer, Stimson und Knox
an der Spitze, fiihren seitdem diese Kampagne mit der erklarten Absicht, dadurch eine Gesetzesvorla-
ge an den KongreB vorzubereiten
126 Roosevelts Rede vom 12. September ist von den Gegnern seiner Kriegspolitik scharf kritisiert
worden. Diese setzen auch der Propaganda fur die Anderung des Neutralitatsgesetzes zahen Wider-
stand entgegen. Oberst Lindbergh fiihrte in einer Rede am 12. September aus, die drei Gruppen, die in
der Kriegshetze in Amerika fuhrend seien, die Englander, die Juden und die USA-Regierung selbst,
hatten zuerst den Plan gehabt, Amerika unter der Tarnung einer „Verteidigung" in den Krieg hineinzu-
fiihren. Der zweite Schritt, den sie getan hatten, sei der Versuch gewesen, Amerika in den Krieg zu
verwickeln, ohne daB sich das USA-Volk dieser Tatsache bewuBt wiirde. Dann hatten sie versucht,
Zwischenfalle herbeizufuhren, die Amerika zwingen wiirden, in den Krieg einzutreten. Jedoch hatten
bisher solche fur einen Kriegseintritt geniigenden Zwischenfalle gefehlt, obwohl sie bereits sichtlich in
Vorbereitung seien. Englands Lage bezeichnet Lindbergh als „verzweifelt". England sei nicht stark
genug, um auf dem europaischen Kontinent einzufallen und den Krieg zu gewinnen, den es an
Deutschland erklart habe. England konne auch nicht den Krieg in der Luft gewinnen, gleichgiiltig,
wieviel Flugzeuge ihm aus Amerika geschickt wiirden. Selbst ein Eintritt der USA in den Krieg konne
kaum die Lage andern. Wenn England, so meinte Lindbergh, nicht von den USA finanziell wie milita-
risch unterstiitzt worden ware, hatten die Englander bereits vor Monaten Friedensverhandlungen anzu-
bahnen versucht. Lindbergh warnte dann die Juden davor, sich fiir eine Kriegsteilnahme der USA ein-
zusetzen, da sie die ersten sein wiirden, die die Konsequenzen zu fiihlen bekamen. Lindbergh fiihrte
weiter aus, die internationale Lage sei dazu benutzt worden, um Roosevelt einen dritten Amtstermin
als USA-Prasidenten zu sichern. Roosevelts Machtbeibehaltung sei abhangig von der Aufrechterhal-
tung des nationalen Krisenzustandes. Die Regierung Roosevelt sei gefahrlich, weil sie mit Ausfluchten
arbeite. Wahrend sie dem Volk die Erhaltung des Friedens verspreche, habe sie die USA tatsachlich an
den Kriegsbrand gefuhrt, ungeachtet der gegebenen Versprechungen, das Land aus dem Krieg fernzu-
halten. Sobald die Englander, Juden und die Roosevelt-Administratoren ihre Kriegsagitation einstell-
ten, bestehe keinerlei Gefahr mehr, daB die USA in den Krieg verwickelt wiirden. Lindbergh griff
dann das England-Hilfsgesetz an, daB die Uberlastung der Hauptproduktion der Rustungswirtschaft
der USA an England vorsieht. Heute, zwei Jahre nach Kriegsbeginn, hatten die USA nur einige hun-
dert Flugzeuge fiir ihre eigenen Zwecke zur Verfugung, stellte Lindbergh fest. Weiter kritisierte er das
Rustungsprogramm der USA, das in der Hauptsache von einer Kriegsfuhrung in Europa an Stelle einer
Verteidigung der USA ausgehe.
127 Recht bezeichnend ist, was eine amerikanische Zeitschrift von AuBerungen des Marineministers K n
o x zu berichten wuBte, die Knox getan hat, als er noch nicht Kabinettsmitglied war, sondern noch zur
republikanischen Opposition gehorte. Knox habe in verschiedenen Reden iiber Roosevelt erklart:
„Er hat praktisch jedes Versprechen gebrochen, das er je dem Volk gegeben hat", oder „wenn der Pre-
sident sich auch als beides hinstellt, so ist er dennoch weder ein wahrer Demokrat noch ein wahrer
Liberaler, sondern ein aristokratischer Dilettant mit radikalen Neigungen und einem auBergewohnli-
chen Hunger nach personlicher Macht". Uber Roosevelts Fuhrerrolle im Falle eines Krieges habe
pnitar| (nt f ■ ^Hmpf 1 9
Knox gesagt: „Es ist schlimm genug, in Friedenszeiten als President einen Mann zu haben, der allzu
anmaBend, unvorsichtig, selbstherrisch, unsicher und unzuverlassig ist. In Kriegszeiten ware das kata-
strophal."
Man versteht, wamm Roosevelt gerade Herrn Knox, obwohl er zur republikanischen Opposition ge-
horte, zum Minister gemacht und damit aus der Reihe seiner Gegner und Kritiker ausgeschaltet hat!
Da die Politik der USA sich vollig der englischen untergeordnet und sich mit der Hilfe fiir England
als identisch erklart hat, sind Englands Feinde auch die Feinde der USA und dessen Bundesgenossen
auch die der Vereinigten Staaten. Also muB RuBland geholfen werden, wird der Uberfall auf den Iran
gebilligt, ist man gegen Japan unversohnlich und untersttitzt China und sogar den Verratergeneral de
Gaulle. Die Bolschewiken erhalten Waffen und Kredite und ihr Krieg ist Amerikas Krieg. USA-
Kommissionen fahren nach Moskau und bolschewistische Kommissionen nach den USA, um iiber
amerikanische Lieferungen und iiber die Moglichkeit ihrer Durchfiihrung zu beraten. Sogar den Vati-
kan will man fiir die Zwecke von Roosevelts Kriegspolitik bemiihen, wozu im Auftrag des Prasidenten
dessen „personlicher Botschafter fiir den Vatikan, Myron Tayior, nach Rom geschickt wurde, ohne
indes das anscheinend erstrebte gute Leumundszeugnis fiir die Machthaber im Kreml vom Papst zu
erreichen.
Um alien und iiberall helfen und den Krieg auszudehnen und verlangern zu konnen, soil die
Riistungsproduktion immer weiter gesteigert werden, und immer neue Milliarden muB der KongreB
bewilligen, was immer weitere Milliarden an Steuern notwendig macht. Aber mit der forcierten und
unproduktiven Riistungsproduktion steigen die Preise, die der Lebensmittel auch deswegen, weil
groBe Mengen nach England ausgefiihrt werden. Die Folge sind zahlreiche Streiks, da die Arbeiter die
Steigerung der Lebenshaltungskosten natiirlich durch Lohnerhohungen ausgeglichen haben wollen.
Roosevelts Kriegspolitik und die angelsachsische Wirtschaftsblockade gegen Japan haben Tokio ve-
ran
128 laBt, die Konzentration aller Krafte des Landes und des von Japan politisch und militarisch beherrsch-
ten Raumes mit der groBten Energie zu betreiben, und andererseits um eine Entspannung mit den USA
bemiiht zu sein. Es scheint jedoch, daB in Washington keinerlei Bereitschaft zu irgendwelchen nen-
nenswerten Entgegenkommen besteht, daB man dort vielmehr darauf aus ist, Japans gesamte Stellung
im ostasiatischen Raum in Frage zu stellen und Entgegenkommen auf dem Wirtschaftsgebiet von einer
politischen Unterwerfung Japans abhangig zu machen. Es liegt auf der Hand, daB Japan diesen Weg
nicht betreten kann, da es damit seine ganze Politik der letzten zehn Jahre verleugnen und seinen Fiih-
rungsanspruch in Ostasien aufgeben rruiBte. DaB es dazu nicht bereit ist, hat es anlaBlich des ersten
Jahrestages des Abschlusses des Dreimachtepaktes zum Ausdruck gebracht. Was Washington von
Japan fordert, ist ein Verzicht, zu dem Japan nur nach einem verlorenen Kriege sich bereit finden
konnte. In solcher Lage pflegen Volker den Krieg vorzuziehen, selbst wenn die Siegeschancen gering
sind, was bei Japan jedoch keineswegs der Fall ist.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
Oktober-Lieferung
(Nr. 51/52 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fiihrers zur Eroffnung des Kriegswinterhilfswerkes
Bei der Eroffnung des Kriegswinterhilfswerkes 1941/42 im Berliner Sportpalast hielt der Fiih-
rer am 3. Oktober folgende Rede (DNB);
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 1
Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen!
77 Wenn ich heute nach langen Monaten wieder zu Ihnen spreche, dann geschieht es nicht, um etwa
einem jener Staatsmanner Rede und Antwort zu stehen, die sich vor kurzem wunderten, warum ich so
lange geschwiegen habe. Die Nachwelt wird einmal abwagen und feststellen konnen, was in diesen
dreieinhalb Monaten mehr Gewicht hatte: Die Reden des Herrn Churchill oder meine Handlungen.
Ich bin heute hierher gekommen, um wie immer dem Winterhilfswerk eine kurze Einleitung zu ge-
ben. Dieses Mai wurde mir das Herkommen allerdings sehr schwer, weil sich in diesen Stunden an
unserer Ostfront eine neu eingeleitete Operation wieder als gewaltiges Ereignis vollzieht. Seit 48
Stunden ist sie in gigantischem AusmaB im Gange! Sie wird mithelfen, den Gegner im Osten zu zer-
schmettern.
Ich spreche nunmehr zu Ihnen im Namen der Millionen, die in diesem Augenblick kampfen, um Sie,
die deutsche Heimat, aufzufordern, zu alien sonstigen Opfern auch in diesem Jahr das zusatzliche
Winterhilfswerk auf sich zu nehmen.
Seit dem 22. Juni tobt ein Kampf von einer wahrhaft weltentscheidenden Bedeutung. Umfang und
Auswirkung dieses Ereignisses wird erst eine Nachwelt klar erkennen. Sie wird dereinst feststellen,
daB damit eine neue Zeitenwende begann.
Aber auch dieser Kampf wurde von mir nicht gewollt. Seit dem Januar 1933, in dem mir die Vorse-
hung die Fuhrung und Lenkung des Reiches anvertraute, hatte ich ein Ziel vor Augen, das im wesent-
lichen im Programm unserer nationalsozialistischen Partei umrissen war. Ich bin diesem Ziel nie un-
treu geworden, ich habe mein Programm niemals aufgegeben. Ich habe mich damals bemiiht, den in-
neren Wiederaufbau eines Volkes herbeizufuhren, das nach einem durch eigene Schuld verlorenen
Krieg den tiefsten Sturz in seiner Geschichte hinter sich hatte. — Allein schon eine riesenhafte Aufga-
be! Ich begann dabei diese Aufgabe in dem Augenblick, als alle anderen an ihr entweder gescheitert
waren oder nicht mehr an die Moglichkeit der Erfullung eines solchen Programms glaubten.
Was wir nun in diesen Jahren im friedlichen Aufbau geleistet haben, ist einmalig. Fur mich und
meine
78 Mitarbeiter ist es daher oft geradezu eine Beleidigung, uns mit jenen demokratischen Nullen abgeben
zu mtissen, die selbst noch auf keine einzige wahre groBe Lebensleistung zuriickzublicken in der Lage
sind.
Ich und meine Mitarbeiter hatten diesen Krieg nicht notwendig gehabt, um dadurch etwa unsere
Namen zu verewigen. Dafur wtirden die Werke des Friedens gesorgt haben, und zwar genugend ge-
sorgt. Und auBerdem: Wir waren nicht etwa am Ende unserer schopferischen Arbeit angekommen,
sondern wir standen auf manchen Gebieten erst am Beginn. So war die innere Sanierung des Reiches
unter den schwersten Voraussetzungen gelungen. Denn immerhin miissen in Deutschland 140 Men-
schen auf den Quadrafkilometer ernahrt werden. Die andere Welt hat es hier leichter. Trotzdem aber
haben wir unsere Probleme gelost, wahrend die andere demokratische Welt zum groBen Teil gerade an
diesen Problemen scheiterte. Unsere Ziele waren dabei folgende:
Erstens die innere Konsolidierung der deutschen Nation, zweitens die Erringung unserer Gleichbe-
rechtigung nach auBen und drittens die Einigung des deutschen Volkes und damit die Wiederherstel-
lung eines naturgegebenen Zustandes, der durch Jahrhunderte nur kunsflich unterbrochen worden war.
Damit, meine Volksgenossen, war also auch unser auBeres Programm von vornherein festgelegt, die
dazu notigen MaBnahmen von vornherein bestimmt. Keineswegs aber war damit gesagt, daB wir je-
mals nach einem Kriege strebten. Nur eins war sicher, daB wir unter keinen Umstanden auf die Wie-
derherstellung der deutschen Freiheit und damit auf die Voraussetzung zum deutschen Wiederaufstieg
verzichten wiirden.
Ich habe aus diesen Gedanken heraus der Welt sehr viele Vorschlage unterbreitet. Ich brauche sie
hier nicht zu wiederholen; das besorgt die taglich publizistische Tatigkeit meiner Mitarbeiter. Wie
viele Friedensangebote ich aber auch dieser anderen Welt machte, Abriistungsvorschlage, Vorschlage
zur friedlichen Herbeifuhrung neuer vernunftiger wirtschaftlicher Ordnungen usw. — sie sind alle
abgelehnt worden, und zwar im wesentlichen von jenen abgelehnt worden, die ersichtlich nicht glaub-
ten, durch eine Friedensarbeit ihre eigenen Aufgaben erfullen oder, besser gesagt, ihr eigenes Regime
am Ruder erhalten zu konnen.
Trotzdem ist es uns allmahlich gelungen, in jahrelanger friedlicher Arbeit nicht nur das innere groBe
Reformwerk durchzufuhren, sondern auch die Einigung der deutschen Nation einzuleiten, das GroB-
deutsche Reich zu schaffen, Millionen deutscher Volksgenossen wieder in ihre eigentliche Heimat
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 2
zuriickzuholen und damit auch das Gewicht ihrer Zahl dem deutschen Volk als machtpolitischen Fak-
tor
79 zur Verfligung zu stellen. In dieser Zeit gelang es mir, eine Anzahl von Bundesgenossen zu
erwerben, an der Spitze Italien, mit dessen Staatsmann mich eine personliche enge und innige Freund-
schaft verbindet.
Auch zu Japan wurden unsere Beziehungen immer besser. In Europa hatten wir auBerdem von frii-
her her eine Reihe von Volkern und Staaten, die uns in einer immer gleichbleibenden Sympathie
freundschaftlich gegenliberstanden, vor allem Ungarn und einige nordische Staaten. Es sind zu diesen
Volkern andere hinzugekommen, leider nicht das Volk, um das ich in meinem Leben am meisten ge-
worben habe, das britische. Nicht, daB etwa das englische Volk in seiner Gesamtheit daftir allein die
Verantwortung tragt. Nein: aber einige Menschen sind es, die in ihrem verbohrten HaB und Wahnwitz
jeden solchen Versuch einer Verstandigung sabotierten, untersriitzt von jenem internationalen Welt-
feind, den wir alle kennen, dem internationalen Judentum. So gelang es leider nicht, GroBbritannien,
vor allem das englische Volk, mit Deutschland in jene Verbindung zu bringen, die ich immer erhofft
hatte. Deshalb kam eben, genau wie 1914, der Tag, da die harte Entscheidung getroffen werden muB-
te. Ich bin nun allerdings auch davor nicht zuriickgeschreckt. Denn tiber eines war ich mir im klaren:
Wenn es eben nicht gelingen konnte, die englische Freundschaft zu erringen, dann war es besser, sei-
ne Feindschaft traf Deutschland in einem Augenblick, in dem ich selbst noch an der Fuhrung des Rei-
ches stand. Denn wenn durch meine MaBnahmen und durch mein Entgegenkommen diese englische
Freundschaft nicht zu erwerben war, dann war sie fur alle Zukunft verloren; dann blieb nichts anderes
librig als der Kampf, und ich bin dem Schicksal nur dankbar, daB dieser Kampf denn von mir selbst
gefuhrt werden kann.
Ich bin daher auch der Uberzeugung, daB es mit diesen Mannern wirklich keine Verstandigung gib
t. Es sind das wahnsinnige Narren, Leute, die schon seit zehn Jahren kein anderes Wort mehr kannten
als das eine: „Wir wollen wieder einen Krieg mit Deutschland!" Denn in all den Jahren, in denen ich
mich bemuhte, unter alien Umstanden eine Verstandigung herbeizuftihren, da hat Herr Churchill im-
mer nur eines gerufen: „Ich will meinen Krieg haben!" Er hat ihn jetzt! Und alle seine Mithetzer, die
nichts anderes zu sagen wuBten, als daB das „ein reizender Krieg" sein wird, und die sich damals am 1.
September 1939 gegenseitig begluckwunschten zu diesem kommenden reizenden Krieg — sie werden
wohl unterdes iiber diesen reizenden Krieg schon jetzt anders denken gelernt haben! Und wenn sie es
noch nicht wissen sollten, daB dieser Krieg fur England keine reizende Sache wird, so werden sie es
sicher mit der Zeit noch merken, so wahr ich hier stehe!
80 Diese Kriegshetzer — nicht nur in der Alten, sondern auch in der Neuen Welt — haben es fertig
gebracht, zunachst P o 1 e n vorzuschieben. Schlau haben sie ihm eingeredet, daB erstens Deutschland
sowieso nicht das sei, was es zu sein vorgebe, und zweitens, daB man ja die Garantie besaBe, unter
alien Umstanden die notwendige Hilfe zu bekommen. Das war die Zeit, in der England noch nicht
seinerseits in der Welt um Hilfe herumgebettelt hat, sondern noch jedem groBmutig seine Hilfe ver-
sprach. Das hat sich ja seitdem schon wesentlich geandert. Jetzt horen wir ja nicht mehr, daB England
einen Staat in den Krieg fiihrt mit dem Versprechen, ihm zu helfen, sondern jetzt horen wir, daB Eng-
land in der Welt herumbettelt, es mochte ihm in seinem Krieg geholfen werden.
Ich habe damals gerade Polen gegenuber. Vorschlage gemacht, von denen ich heute, nachdem die
Ereignisse gegen unseren Willen einen anderen Verlauf genommen haben, geradezu sagen muB: Es
war die Vorsehung, die allmachtige Vorsehung, die es damals verhindert hat, daB dieses mein Angebot
angenommen wurde. Sie hat wohl gewuBt, warum das nicht so sein durfte, und heute weiB auch ich es
und wir alle wissen es! Diese Verschworung von Demokraten, Juden und Freimaurern hat es also da-
mals vor zwei Jahren fertig gebracht, Europa in den Krieg zu stiirzen. Es muBten die Waffen entschei-
den.
Seitdem findet nun ein Kampf statt zwischen der Wahrheit und der Luge. Und wie immer, so wird
aber auch dieser Kampf am Ende fiir die Wahrheit siegreich ausgehen. Das heiBt mit anderen Worten:
Was immer auch die britische Propaganda, was immer das internationale Weltjudentum und seine
demokratischen Helfershelfer zusammenlugen, an den historischen Tatsachen werden sie nichts an-
dern! Und die historische Tatsache ist, daB nicht die Englander in Deutschland stehen, daB nicht die
anderen Staaten etwa Berlin erobert haben, daB sie nicht nach dem Westen oder nach dem Osten vor-
geriickt sind, sondern die historische Wahrheit ist, daB seit nunmehr zwei Jahren Deutschland einen
Gegner nach dem anderen niedergeworfen hat. Ich habe das gar nicht gewollt. Sofort nach der ersten
Auseinandersetzung gab ich ihnen wieder meine Hand. Ich war selbst Soldat und weiB, wie schwer
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Siege zu erkampfen, wieviel Blut und Elend, Jammer, Entbehrungen und Opfer damit verbunden sind.
Meine Hand wurde aber noch briisker zuriickgestoBen, und seitdem haben wir es ja erlebt, daB jedes
Friedensangebot von mir sogleich dem Kriegshetzer Churchill und seinem Anhang dazu diente, um
den betrogenen Volkern zu erklaren, das sei der Beweis der deutschen Schwache. Das sei der Beweis,
daB wir nicht mehr kampfen
81 konnte n und vor der Kapitulation stiinden. Ich habe es daher aufgegeben, noch einmal diesen Weg zu
versuchen. Ich habe mich zu der Uberzeugung durchgerungen: H i e r m u B nunmehr eine ganz klare
Entscheidung, und zwar eine weltgeschichtliche Entscheidung fur die nachsten hundert Jahre erkampft
werden !
Immer in dem Bestreben, den Umfang des Krieges zu begrenzen, habe ich mich im Jahre 1939 zu
etwas entschlossen, was vor allem Sie, meine alten Parteigenossen, als das schwerste begreifen, was
ich, ich mochte fast sagen, an menschlicher Demlitigung hinnehmen muBte: Ich habe damals meine
Minister nach Moskau geschickt. Es war die bitterste Uberwindung meines Gefuhls, aber in solchen
Augenblicken, in denen es sich um das Wohl von Millionen anderer handelt, darf ja nicht das Gefiihl
entscheiden. Ich habe versucht, hier zu einer Verstandigung zu kommen. Sie wissen selber am besten,
wie ehrlich und aufrichtig ich diese Verpflichtungen dann gehalten habe. Weder in unserer Presse ist
damals auch nur ein Wort mehr gegen RuBland geschrieben, noch in unseren Versammlungen ein
Wort tiber den Bolschewismus gesagt worden. Leider hat sich die andere Seite von Anfang an nicht
daran gehalten. Die Folge dieser Abmachungen war ein Verrat, der zunachst den ganzen Nordosten
Europas liquidierte. Was es fur uns damals bedeutete, stillschweigend zusehen zu mtissen, als das
kleine finnische Volk abgewurgt wurde, das wissen Sie alle selbst. Ich habe aber geschwiegen. Wie es
uns endlich traf, als die baltischen Staaten ebenfalls iiberwaltigt wurden, das kann nur der ermessen,
der die deutsche Geschichte kennt und weiB, daB es dort kein Quadrafkilometer gibt, der nicht einst
durch deutsche Pionierarbeit der menschlichen Kultur und Zivilisation erschlossen worden war. Trotz-
dem habe ich auch dazu geschwiegen, erst als ich von Woche zu Woche mehr empfand, daB Sowjet-
ruBland nunmehr die Stunde gekommen sah, gegen uns selbst vorzugehen, als sich in einem Augen-
blick, da wir knapp drei Divisionen in OstpreuBen besaBen, 22 sowjetische Divisionen dort ansammel-
ten, als ich allmahlich die Unterlagen erhielt, wie an unserer Grenze Flugplatz an Flugplatz entstand,
wie eine Division nach der anderen aus dem riesenhaften Sowjetreich hierher zusammengeballt wurde,
da war ich nun verpflichtet, auch meinerseits besorgt zu sein. Denn es gibt in der Geschichte keine
Entschuldigung fur ein Versehen, eine Entschuldigung, die etwa darin besteht, daB man nachtraglich
erklart: Ich habe das nicht gemerkt, oder ich habe nicht daran geglaubt. An der Spitze des Deutschen
Reiches stehend, ftihle ich mich nun einmal verantwortlich fur das deutsche Volk, fur sein Dasein, fur
seine Gegenwart und, soweit moglich, gerade auch fur seine Zukunft. Ich war
82 daher gezwungen, AbwehrmaBnahmen einzuleiten. Sie waren rein defensiver Natur. Immerhin ergab
sich bereits im August und September des vergangenen Jahres eine Erkenntnis: Eine Auseinanderset-
zung im Westen mit England, die vor allem die ganze deutsche Luftwaffe gebunden hatte, war nicht
mehr moglich, denn in unserem Riicken stand ein Staat, der sich taglich mehr fertig machte, in einem
solchen Augenblick gegen das Reich vorzugehen. Wieweit allerdings diese seine Vorbereitungen be-
reits getroffen waren, das haben wir erst jetzt in vollem Umfang kennengelernt.
Ich wollte damals noch einmal das ganze Problem klaren und habe deshalb M o 1 o t o w nach Ber-
lin eingeladen. Er stellte mir die Ihnen bekannten vier Bedingungen. Erstens:
Deutschland mtisse endgultig einwilligen, daB, nachdem sich die Sowjetunion erneut von Finnland
bedroht ftihle, sie zu einer Liquidierung Finnlands schreiten durfe. Ich konnte nicht anders, als diese
Zustimmung verweigern.
Die zweite Frage betraf Rumanien. Es war die Frage, ob die deutsche Garantie Rumaniens auch ge-
gen SowjetruBland schutzen wurde. Ich muBte auch hier zu meinem einmal gegebenen Wort stehen.
Ich bereue es nicht, daB ich es getan habe, denn ich habe auch in Rumanien in General Antonescu
einen Ehrenmann gefunden, der auch seinerseits blind zu seinem Wort gestanden hat.
Die dritte Frage betraf Bulgarien. Molotow forderte, daB SowjetruBland das Recht erhalte, nach
Bulgarien Garnisonen zu legen, um damit tiber diesen Staat eine russische Garantie auszuiiben. Was
das heiBt, wuBten wir ja unterdes von Estland, Lettland und Litauen her zur Geniige. Ich konnte mich
hier darauf berufen, daB eine solche Garantie doch bedingt sei von dem Wunsch des zu Garantieren-
den. Mir sei aber von einem solchen Wunsche nichts bekannt, und ich muBte mich daher erst riicker-
kundigen und mich mit meinen Verbundeten besprechen.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 4
Die vierte Frage betraf die Dardanellen. RuBland forderte Stiitzpunkte an den Dardanellen. Wenn
Molotow das jetzt abzustreiten versucht, ist es nicht weiter verwunderlich. Er wird, wenn er morgen
oder libermorgen nicht mehr in Moskau sein wird, wahrscheinlich audi abstreiten, daB er nicht mehr
in Moskau ist. Er hat aber diese Forderungen gestellt, und ich habe sie abgelehnt. Ich muBte sie ableh-
nen, und damit war ich mir allerdings klar, daB nunmehr hochste Vorsicht am Platze war. Ich habe
seitdem SowjetruBland sorgfaltig beobachtet. Jede Division, die wir feststellen konnten, wurde bei uns
gewissenhaft eingetragen und durch GegenmaBnahmen pflichtgemaB beantwortet. Die Lage war be-
reits im Mai so weit verdustert, daB es keinen Zweifel mehr dariiber geben konnte, daB RuBland die
Absicht hatte, bei der ersten Gelegenheit iiber uns herzufallen. Gegen Ende Mai verdichteten sich die-
se Momente
83 so, daB man nunmehr den Gedanken einer drohenden Auseinandersetzung auf Leben und Tod nicht
mehr von sich weisen konnte.
Ich muBte nun damals immer schweigen, und es ist mir das doppelt schwer geworden. Nicht so
schwer vielleicht der Heimat gegentiber; denn letzten Endes muB sie begreifen, daB es Augenblicke
gibt, in denen man nicht reden kann, wenn man nicht die ganze Nation in Gefahr bringen will. Viel
schlimmer ist mir das Schweigen meinen Soldaten gegentiber gefallen, die nun Division an Division
an der Ostgrenze des Reiches standen und doch nicht wuBten, was eigentlich vor sich ging, die keine
Ahnung hatten von dem, was sich unterdes in Wirklichkeit verandert hatte, und die aber eines Tages
vielleicht zu einem schweren, ja dem schwersten Waffengang aller Zeiten antreten muBten. Und gera-
de ihretwegen durfte ich ja nicht reden, denn hatte ich auch nur ein Wort verloren, dann hatte dies
nicht im geringsten Herrn Stalins EntschluB geandert, aber die Uberraschungsmoglichkeit, die mir als
letzte Waffe blieb, ware dann weggefallen. Und jede solche Voranktindigung, ja jede Andeutung hatte
Hunderttausenden von unseren Kameraden das Leben gekostet.
Ich habe deshalb auch in dem Augenblick noch geschwiegen, in dem ich mich endgtiltig entschloB,
nunmehr selber den ersten Schritt zu tun. Denn wenn ich schon einmal sehe, daB ein Gegner das Ge-
wehr anlegt, dann werde ich nicht warten, bis e r abzieht, sondern dann bin ich entschlossen, lieber
selber vorher abzudrticken. Es war, das darf ich heute hier aussprechen, der schwerste EntschluB mei-
nes ganzen bisherigen Lebens. Ein jeder solcher Schritt offnet ein Tor, hinter dem sich nur Geheimnis-
se verbergen, und erst die Nachwelt weiB genau, wie es kam und was geschah. So kann man sich nur
im Innern mit seinem Gewissen abfinden, das Vertrauen auf sein Volk, auf die selbst geschmiedete
Waffenstarke und schlieBlich — was ich friiher oft sagte — den Herrgott bitten, daB er dem den Segen
gibt, der selbst bereit und gewillt ist, heilig und opfervoll fur sein Dasein zu kampfen.
Am 22. Juni morgens setzte nun dieser groBte Kampf der Weltgeschichte ein. Seitdem sind etwas
iiber 3 1/2 Monate vergangen, und ich kann heute hier eine Feststellung treffen: Es ist alles seitdem
planmaBig verlaufen! Was immer auch vielleicht im einzelnen der Soldat oder die Truppe an Uberra-
schendem erleben muBte — der Ftihrung ist in dieser ganzen Zeit in keiner Sekunde das Gesetz des
Handelns aus der Hand gewunden worden. Im Gegenteil: Bis zum heutigen Tage ist jede Aktion genau
so planmaBig verlaufen wie einst im Osten gegen Polen, dann gegen Norwegen und endlich gegen den
Westen und auf dem Balkan.
84 Und noch eines muB ich hier feststellen: Wir haben uns weder in der Richtigkeit der Plane getauscht,
noch in der Ttichtigkeit, in der einmaligen geschichtlichen Tapferkeit des deutschen Soldaten — wir
haben uns schlieBlich auch nicht getauscht tiber die Gtite unserer Waffen!
Wir haben uns nicht getauscht tiber das reibungslose Funktionieren unserer ganzen Organisation
der Front, iiber die Beherrschung der gigantischen hinteren Raume und auch nicht getauscht iiber die
deutsche Heimat.
Wir haben uns aber iiber etwas getauscht: Wir hatten keine Ahnung davon, wie gigantisch die Vor-
bereitungen dieses Gegners gegen Deutschland und Europa waren und wie ungeheuer groB diese Ge-
fahr war, wie haarscharf wir diesmal vorbeigekommen sind an der Vernichtung nicht nur Deutsch-
lands, sondern ganz Europas. Das kann ich heute hier aussprechen!
Ich spreche das erst heute aus, weil ich es heute sagen darf, daB dieser Gegner bereits gebrochen
und sich nie mehr erheben wird!
Hier hat sich gegen Europa eine Macht zusammengeballt, von der leider die meisten keine Ahnung
hatten und viele heute noch keine Ahnung besitzen. Es ware dies ein zweiter Mongolensturm eines
neuen Dschingis Khan geworden. DaB diese Gefahr abgewendet wurde, das verdanken wir zunachst
der Tapferkeit, der Ausdauer und Opferwilligkeit unserer deutschen Soldaten und dann auch den Op-
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 5
fern aller derer, die mit uns marschiert sind. Denn zum erstenmal ist diesmal doch so etwas wie ein
europaisches Erwachen durch diesen Kontinent gegangen.
Im Norden kampft Finnland — ein wahres Heidenvolk. In seinen weiten Raumen steht es oft ganz
allein, nur auf seine eigene Kraft, auf seinen Mut, auf seine Tapferkeit und seine Zahigkeit angewie-
sen. Im Stiden kampft Rumanien. Es hat sich aus einer der schwersten Staatskrisen, die ein Volk und
ein Land befallen konnen, in staunenswerter Schnelligkeit erholt unter einem ebenso tapferen wie
entschluBfreudigen Mann.
Und damit umfassen wir auch bereits die ganze Weite dieses Kriegsschauplatzes vom WeiBen bis
zum Schwarzen Meer. Und in diesen Raumen kampfen nun unsere deutschen Soldaten und in ihren
Reihen und mit ihnen gemeinsam Italiener, die Finnen, die Ungarn, die Rumanen, Slowaken, Kroaten
sind im Anmarsch, Spanier — sie riicken jetzt in die Schlacht, Belgier, Hollander, Danen, Norweger,
ja selbst Franzosen sind eingeriickt in diese groBe Front oder werden es demnachst sein.
Der Ablauf dieses einmaligen Geschehens ist Ihnen, soweit es zuriickliegt, im groBen bereits jetzt
85 bekannt. Drei deutsche Heeresgruppen traten an. Eine hatte die Aufgabe, die Mitte aufzubrechen. Eine
der beiden Flanken hatte den Auftrag, gegen Leningrad vorzustoBen, und die andere, die Ukraine zu
besetzen. Im wesentlichen sind diese ersten Aufgaben gelost.
Wenn die Gegner in dieser Zeit gewaltigster, weltgeschichtlich einmaliger Kampfe oft sagten:
„Warum geschieht jetzt nichts?" — nun, es ist immer etwas geschehen! Gerade weil etwas geschah,
konnten wir auch nicht reden!
Wenn i c h heute englischer Minis terprasident sein muBte, wtirde ich unter diesen Umstanden viel-
leicht auch dauernd reden — weil dort eben nichts geschieht. Aber gerade das ist der Unterschied!
Meine Volksgenossen, ich muB das heute hier vor dem ganzen deutschen Volk einmal aussprechen: Es
konnte oft einfach nicht geredet werden: nicht etwa, weil wir die ununterbrochenen gewaltigen Lei-
stungen unserer Soldaten nicht geniigend wiirdigen, sondern weil wir dem Gegner nicht voreilig von
Situationen Kenntnis geben diirfen, die ihm selbst, bei seinem miserablen Nachrichtendienst, oft Tage,
ja manchmal erst Wochen spater bewuBt werden.
Denn — ich habe das neulich schon im Wehrmachtbericht bringen lassen — : Der deutsche Wehr-
machtbericht ist ein Bericht der Wahrheit.
Wenn irgendein bloder britischer Zeitungslummel nun erklart, das muBte erst bestatigt werden: Der
deutsche Wehrmachtbericht ist bisher schon griindlich bestatigt worden! Es gibt doch wohl keinen
Zweifel, daB w i r in Polen gesiegt haben und nicht die Polen, obwohl die britische Presse es anders
behauptet hat. Es gibt auch keinen Zweifel, daB wir in Norwegen sitzen und nicht die Englander. Es
gibt auch keinen Zweifel, daB wir in Belgien und in Holland erfolgreich gewesen sind und nicht die
Englander. Und es gibt auch keinen Zweifel, daB Deutschland Frankreich besiegt hat und nicht umge-
kehrt. Es gibt endlich auch keinen Zweifel, daB wir in Griechenland sind und wiederum nicht die Eng-
lander oder Neuseelander, und auch auf Kreta sind nicht sie, sondern wir. Also hat der deutsche Hee-
resbericht die Wahrheit gesagt und nicht der.. .(das Ende des Satzes geht im tosenden Beifallsjubel der
Tausenden unter).
Und jetzt im Osten ist es nicht anders. Nach der englischen Version haben wir dort seit drei Mona-
ten eine Niederlage nach der anderen erlitten. Aber wir stehen tausend Kilometer jenseits unserer
Grenzen, wir stehen ostlich von Smolensk, wir stehen vor Leningrad, und wir stehen am Schwarzen
Meer. Wir stehen vor der Krim, und nicht die Russen etwa am Rhein. Wenn bisher die Sowjets dau-
ernd gesiegt haben, dann haben sie ihre Siege jedenfalls schlecht ausgenutzt, sondern sie sind nach
jedem Sieg hundert
86 oder zweihundert Kilometer sofort zuriickmarschiert, wahrscheinlich, um uns in die Tiefe des
Raumes zu locken!
Im ubrigen sprechen fur die GroBe dieses Kampfes Zahlen. Es sind viele unter Ihnen, die noch den
Weltkrieg mitgemacht hatten, und die wissen, was es heiBt, Gefangene zu machen und gleichzeitig
hundert Kilometer vorwarts zu erobern. Die Zahl der Gefangenen ist nunmehr auf rund 2,5 Millionen
Sowjetrussen gewachsen. Die Zahl der erbeuteten oder vernichteten, also bei uns befindlichen Ge-
schutze betragt jetzt rund 22 000. Die Zahl der vernichteten oder erbeuteten, also bei uns befindlichen
Panzer betragt jetzt bereits iiber 18 000. Die Zahl der vernichteten, zerstorten und abgeschossenen
Flugzeuge iiber 14% Tausend. Und hinter unseren Truppen liegt nun schon ein Raum, der zweimal so
groB ist, als das Deutsche Reich war, als ich 1933 die Fiihrung erhielt, oder viermal so groB als Eng-
land.
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 6
Die Luftlinie aber, die die deutschen Soldaten zuriickgelegt haben, betragt fast durchgehend heute
iiber 800 bis 1000 Kilometer. Das ist Luftlinie. An Marschkilometern bedeutet das oft das 1 1/2 fache
und Doppelte — auf einer Fronflange, die gigantisch ist, und einem Gegner gegeniiber, der — das
muB ich hier aussprechen — nicht aus Menschen besteht, sondern aus Tieren, aus Bestien.
Was der Bolschewismus aus Menschen machen kann, das haben wir jetzt gesehen. Wir konnen der
Heimat gar nicht die Bilder bringen, die uns da zur Verfugung stehen. Es ist das Grauenhafteste, was
Menschengehirne sich ersinnen konnen, ein Gegner, der einerseits aus tierischer Blutgier kampft und
zugleich aus Feigheit und Angst vor seinen Kommissaren andererseits. Es ist ein Land, das nach fast
25jahrigem bolschewistischem Dasein unsere Soldaten nunmehr kennengelernt haben. Und ich weiB
eines: Wer dort war und im Herzen in irgendeiner Falte vielleicht noch Kommunist gewesen sein soll-
te, sei es auch nur im idealsten Sinne, der kehrt von dieser Auffassung geheilt zurtick. Davon konnen
Sie iiberzeugt sein.
Das „Paradies der Arbeiter und Bauern" habe ich immer richtig geschildert. Nach Beendigung die-
ses Feldzuges werden fiinf oder sechs Millionen Soldaten mir bestatigen, daB ich die Wahrheit aus-
sprach. Sie werden Zeugen sein, die ich dann aufrufen kann. Sie sind iiber die StraBen dieses Paradie-
ses marschiert. Sie haben in den elenden Katen dieses Paradieses nicht leben konnen, denn sie gehen
gar nicht hinein, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Sie haben die Einrichtungen dieses Paradieses
gesehen. Es ist nichts als eine einzige Waffenfabrik auf Kosten des Lebens standards der Menschen.
Eine Waffenfabrik gegen Europa!
Und gegen diesen grausamen, bestialischen, tierischen Gegner, gegen diesen Gegner mit seiner
87 gewaltigen Riistung, haben unsere Soldaten ihre gewaltigen Siege erkampft. Ich weiB kein Wort, das
ihrer Leistung gerecht werden konnte. Was sie an Mut und Tapferkeit hier dauernd vollbringen, an
unermeBlichen Anstrengungen — das ist unvorstellbar! Ob es sich um unsere Panzerdivisionen oder
die Motorverbande handelt, ob es sich um unsere Artillerie oder Pioniere dreht, ob wir unsere Flieger
nehmen — Jager, Sturzkampfbomber oder Schlachtflieger — oder ob wir an unsere Marine denken, an
die Besatzungen der U-Boote, ob wir endlich von unseren Gebirgstruppen im Norden sprechen oder
von den Mannern unserer Waffen-SS: Sie sind alle gleich! liber allem aber — und das mochte ich
wieder besonders betonen — , iiber allem steht in seiner Leistung der deutsche Infanterist, der deutsche
Musketier!
Denn, meine Freunde, wir haben dort Divisionen, die seit dem Friihjahr iiber 2500 bis 3000 Kilome-
ter zu FuB marschiert sind, zahlreiche Divisionen, die ein- und anderthalb- und zweitausend Kilometer
zuriickgelegt haben. Das spricht sich leicht aus. Ich kann nur sagen: Wenn man von Blitzkrieg redet,
dann verdienen es diese Soldaten, daB man ihre Leistungen als blitzartig bezeichnet! Denn in der Ge-
schichte sind sie im Vo rwartsmarschieren noch nie iibertroffen worden, hochstens im Riick-
zug von einigen englischen Regimentern.
Es gibt da ein paar historische Blitzriickziige, die diese Aktionen an Schnelligkeit iibertroffen haben.
Aber dabei handelte es sich nicht um so groBe Entfernungen, weil man sich von vornherein immer
etwas naher an der Kiiste hielt. Ich will nun nicht etwa den Gegner schmahen; ich will nur dem deut-
schen Soldaten die Gerechtigkeit zuteil werden lassen, die er verdient! Er hat Uniibertreffliches gelei-
stet! Und mit ihm auch alle die Organisationen, deren Manner heute Arbeiter sind und zugleich auch
Soldaten. Denn in diesem gewaltigen Raum ist heute fast jeder Soldat. Jeder Arbeitsmann ist Soldat,
jeder Eisenbahner dort ist Soldat. In diesem ganzen Gebiet muB jeder dauernd mit der Waffe Dienst
tun. Und es ist ein Riesengebiet! Was hinter dieser Front geschaffen wird, ist in seiner Art genau so
gewaltig wie die Leistungen der Front. Uber 25 000 Kilometer russische Bahnen sind wieder im Be-
trieb, iiber 15 000 Kilometer russische Bahnen sind wieder auf deutsche Spur umgewandelt worden.
Wissen Sie, meine Volksgenossen, was das heiBt? Das heiBt, daB der groBte Querschnitt des Deut-
schen Reiches von einst, etwa von Stettin bis zu den bayerischen Bergen, also eine Linie von rund
1000 Kilometern, fiinfzehnmal nebeneinander im Osten auf deutsche Spur gelegt worden ist. Was das
an Anstrengungen und SchweiB kostet, das kann vielleicht die Heimat noch gar nicht so recht ermes-
sen. Und hinter dem allem da sind die
88 Arbeitsbataillone des Arbeitsdienstes, unserer Organisationen, vor allem die Organisation Todt und
die Organisationen unseres Berliners S p e e r, und all die anderen, die wieder zu deren Betreuung da
sind.
Im Dienste dieser ganzen gigantischen Front steht unser Rotes Kreuz, stehen Sanitatsoffiziere, Sani-
tatspersonal und Rote-Kreuz-Schwestern. Sie alle opfern sich wahrhaft auf! Und hinter dieser Front
baut sich bereits die neue Verwaltung auf, die dafiir sorgen wird, daB, wenn dieser Krieg langer dauert,
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diese riesigen Gebiete der deutschen Heimat und unseren Verblindeten niitzen werden. Ihr Nutzen
wird ein ungeheurer sein, und keiner soil zweifeln, daB wir diese Gebiete nicht zu organisieren verste-
hen.
Wenn ich Ihnen so in kurzen Ziigen ein Bild der einmaligen Leistungen unserer Soldaten und all de-
rer gebe, die heute hier im Osten kampfen oder tatig sind, dann mochte ich auch der Heimat den Dank
der Front iibermitteln! Den Dank unserer Soldaten fur die Waffen, die 'die Heimat geschaffen hat, fur
diese ausgezeichneten und erstklassigen Waffen, den Dank fur die Munition, die dieses Mai zum Un-
terschied des Weltkrieges in unbegrenzten Massen zur Verfugung steht. Das ist heute nur ein Trans-
portproblem. Wir haben so vorgesorgt, daB ich mitten in diesem gigantischen Materialkrieg auf groBen
Gebieten die weitere Produktion nunmehr einstellen kann, weil ich weiB, daB es jetzt keinen Gegner
mehr gibt, den wir nicht mit den vorhandenen Munitionsmengen niederringen wiirden.
Wenn Sie aber manches Mai in der Zeitung etwas lesen tiber die gigantischen Plane anderer Staaten,
was diese alles zu tun gedenken und was sie alles beginnen wollen, und wenn Sie dabei von Milliar-
densummen horen, so, meine Volksgenossen, erinnern Sie sich an das, was ich jetzt sage:
l.Auch wir stellen in den Dienst unseres Kampfes einen ganzen Kontinent,
2. wir reden nicht vom Kapital, sondern von Arbeitskraft, und diese Arbeitskraft setzen wir hundert-
prozentig ein, und
3. wenn wir dariiber nicht reden, dann heiBt das nicht, daB wir nichts tun.
Ich weiB ganz genau, daB die anderen alles besser konnen als wir. Sie bauen Tanks, die uniiberwind-
lich sind, sie sind schneller als die unseren, starker gepanzert als die unseren, sie haben bessere Kano-
nen als die unseren, und sie brauchen gar kein Benzin. — Aber im Kampf haben wir sie bisher noch
uberall abgeschossen! Und das ist das Entscheidende ! Sie bauen Wunderflugzeuge. Es sind immer
Wunderdinge, die sie machen, alles unbegreiflich, auch technisch unbegreiflich. Aber sie haben noch
keine Maschinen, die die unseren ubertreffen. Und die Maschinen, die bei uns heute fahren oder
schieBen oder fliegen, sind
89 nicht jene Maschinen, mit denen wir nachstes Jahr fahren, schieBen oder fliegen werden! Ich glaube,
daB das fur jede Deutschen gentigen wird. Alles andere, das wird durch unsere Erfinder und durch
unsere deutschen Arbeiter und auch durch die deutsche Arbeiterin besorgt.
Hinter dieser Front des Opfers, des Todesmutes und des Lebenseinsatzes steht die Front der Heimat,
eine Front, die gebildet wird von Stadt und Land. Millionen deutscher Bauern, zum groBen Teil auch
oft ersetzt durch Greise, Jugendliche oder durch die Frauen, sie erfiillen im hochsten Grade ihre
Pflicht. Millionen und aber Millionen deutscher Arbeiter, sie schaffen unentwegt, es ist bewunde-
rungswiirdig, was sie leisten. Und iiber alien auch hier wieder die deutsche Frau, das deutsche Mad-
chen, die Millionen von Mannern ersetzen, die heute an der Front sind.
Wir konnen wirklich sagen: Zum ersten Male in der Geschichte ist ein ganzes Volk jetzt im Kampf
— teils an der Front, teils in der Heimat.
Wenn ich aber das ausspreche, dann ergibt sich fur mich als altem Nationalsozialisten daraus eine
zwingende Erkenntnis:
Wir haben nun zwei Extreme kennengelernt. Das eine sind die kapitalistischen Staaten, die mit Ltigen
oder mit Betrugereien ihren Volkern die natiirlichsten Lebensrechte verweigern, die ausschlieBlich
ihre Finanzinteressen im Auge behalten, die jederzeit bereit sind, daftir Millionen Menschen zu opfern.
Auf der anderen Seite da sehen wir das kommunistische Extrem, einen Staat, der unsagbares Elend
iiber Millionen und Millionen gebracht hat und auch das Gliick aller anderen nur seiner Doktrin opfert.
Daraus kann sich nun in meinen Augen fur uns nur eine Verpflichtung ergeben: unserem nationalen
und sozialistischen Ideal mehr den je zuzustreben! Denn iiber eines miissen wir uns im klaren sein:
Wenn dieser Krieg einst beendet sein wird, dann hat ihn der deutsche Soldat gewonnen, der aus den
Bauernhofen, aus den Fabriken usw. stammt, der in seiner Gesamtheit wirklich die Masse unseres
Volkes darstellt. Und es hat ihn gewonnen die deutsche Heimat mit den Millionen Arbeitern und Ar-
beiterinnen, Bauern und Bauerinnen. Es haben ihn gewonnen die schaffenden Menschen im Kontor
und im Beruf. Alle diese Millionen Menschen, die tatig sind, die haben ihn gewonnen! Und auf diese
Menschen hin muB dann dieser Staat ausschlieBlich ausgerichtet werden.
Wenn dieser Krieg zu Ende sein wird, dann werde ich aus ihm zuriickkehren als ein noch viel fana-
tischerer Nationalsozialist, als ich es friiher war! Ebenso wird es bei all denen sein, die zur Fiihrung
90 berufen sind; denn in diesem Staat herrscht ja nicht, wie in SowjetruBland, das Prinzip der sogenann-
ten Gleichheit, sondern das Prinzip der Gerechtigkeit. Wer als Fiihrer geeignet ist, sei es politisch,
militarisch oder wirtschaftlich, der ist uns immer gleich wert. Aber genau so wert muB auch derjenige
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sein, ohne dessen Mitarbeit jede Fiihrung ein leeres Tun und nur Gedankenakrobatik bliebe. Und das
ist das Entscheidende. Das deutsche Volk kann heute stolz sein: Es hat die besten politischen Fiihrer,
es hat die besten Feldherrn, es hat die besten Ingenieure, Wirtschaftsfuhrer und Organisatoren, es hat
aber auch den besten Arbeiter und den besten Bauern.
Alle diese Menschen in eine Gemeinschaft zu verschmelzen, war einst die Aufgabe, die wir uns als
Nationalsozialisten stellten, eine Aufgabe, die uns heute noch viel klarer ist als je zuvor. Ich werde aus
diesem Krieg einst zuriickkehren wieder mit meinem alten Parteiprogramm, dessen Erfiillung mir jetzt
noch wichtiger erscheint als vielleicht am ersten Tag!
Diese Erkenntnis hat mich auch heute nur ganz kurz hierher gefiihrt, um zum deutschen Volke zu
sprechen. Denn es hat auch im Winterhilfswerk wieder eine Gelegenheit, den Geist dieser Gemein-
schaft zu bekunden.
Was die Front opfert, das kann uberhaupt durch nichts vergolten werden. Aber auch das, was die
Heimat leistet, muB vor der Geschichte dereinst bestehen konnen!
Es ist notwendig, daB der Soldat an der Front weiB, daB zu Hause sich die Heimat um jeden Zuriick-
gebliebenen bekummert und fur ihn nach bester Moglichkeit sorgt. Das muB er wissen, und das muB
sein, damit auch diese Heimat dereinst in Ehren genannt wird neben den gewaltigen Leistungen der
Front.
Jeder weiB, was er tun muB in dieser Zeit. Jede Frau, jeder Mann, sie wissen, was man mit Recht
von ihnen fordert und was zu geben sie verpflichtet sind.
Wenn sie nur einmal auf die StraBen gehen und im Zweifel sein sollten, ob sie noch einmal geben
sollen, geben miissen oder nicht, dann mogen sie nur einen Blick seitwarts wenden:
vielleicht wird ihnen dann einer begegnen, der viel mehr als sie fur Deutschland geopfert hat. Nur
dann, wenn dieses ganze deutsche Volk zu einer einzigen Opfergemeinschaft wird, dann allein konnen
wir hoffen und erwarten, daB uns die Vorsehung auch in der Zukunft beistehen wird.
Der Herrgott hat noch niemals einem Faulen geholfen, er hilft auch keinem Feigen, er hilft auf kei-
nem Fall dem, der sich nicht selber helfen will. Hier gilt im groBten der Grundsatz:
Volk hilf dir selbst, dann wird auch der Herrgott dir seine Hilfe nicht verweigern!
.Iiiiiiiiiii-iiijiiiiiilliiih'lk
91 Das Ereignis, das dem Monat Oktober seinen Stempel aufdriickte, war die Eroffnung des Winter-
hilfswerkes am 3. Oktober, bei der der Fiihrer eine groBangelegte Rede (Wortlaut siehe Seite 77) hielt.
Erst am Mittag dieses Tages wurde die Fiihrerrede dem deutschen Volke angekiindigt. Es war die
Stimme des Siegers an der Ostfront, die an diesem Tage zum deutschen Volke und zu der Welt sprach.
Zu Beginn dieser Sportpalastkundgebung gab Reichsminister Dr. Goebbels den Rechenschaftsbericht
iiber das Kriegs-Winterhilfswerk 1940/41. Er teilte dabei mit, daB das Gesamtaufkommen der Samm-
lungen des vergangenen Winters 916 240 000 Reichsmark gegeniiber 681 Millionen Reichsmark im
vorvergangenen Jahre betrage. Nahezu 2/3 des Gesamtaufkommens des vorjahrigen Kriegs-WHW
konnten als Zuwendung an die Hilfswerke der NSV abgefiihrt werden, wahrend das letzte Drittel zur
Linderung von Not, vor allem in den neu zum Reich gekommenen Gebieten aufgewendet worden sei.
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Dr. Goebbels nannte im weiteren Verlauf seiner Rede imponierende Zahlen, die die GroBe dieses So-
zialwerkes vor aller Welt anschaulich belegten. Das Erfreulichste wohl ist, daB der 1. Opfersonntag in
diesem Jahre, der 14. September, mehr als 23 Millionen Reichsmark erbrachte und damit eine Steige-
rung um mehr als 24% gegeniiber dem Vorjahre ausmachte.
Dem Ftihrer wurde im Sportpalast ein stiirmischer, jubelnder Empfang bereitet. Die ersten Worte
seiner Rede waren ein Bekenntnis zur Front. Er eroffnete dabei zugleich der Nation die Tatsache, daB
seit 48 Stunden neue militarische Operationen in Gang gesetzt wurden von einem AusmaB, wie sie die
Welt bisher noch niemals gesehen hat. Der Feldherr sprach, seines Sieges sicher. Im weiteren Verlauf
seiner Rede, in der jede Minute das ungeheure Ringen unserer Soldaten vom Eismeer bis zum
Schwarzen Meer gegenwartig war, enthullte der Ftihrer das ganze gigantische AusmaB der bolschewi-
stischen Gefahr, einer Gefahr, von der wir keine Ahnung gehabt hatten, so daB Deutschland und Euro-
pa haarscharf an der Vernichtung vorbeigekommen sind. „Ich spreche das erst heute aus, weil ich heu-
te sagen darf, daB dieser
92 Gegner bereits gebrochen ist und sich nie mehr erheben wird." Tiefen Eindruck hinterlieB bei seinen
Horern wiederum die Erkenntnis, daB zu ihnen ein Mann sprach, der den Krieg nicht gewollt hat, der
ihn nie gebraucht hatte, um sein hohes Ziel zu erreichen, der ihn aber seit der Stunde seiner Unab-
wendbarkeit im vollen BewuBtsein seiner personlichen und historischen Verantwortung annahm und
ftihrte. So zeichnete der Ftihrer noch einmal in groBen Ziigen die Vorgeschichte des Krieges, in der
von seiner Seite alle Moglichkeiten einer friedlichen Regelung der europaischen Probleme erschopft
worden sind. Er fand fur den deutschen Soldaten Worte heiBen Dankes und vermittelte der Heimat
einen Uberblick in die gewaltige Arbeit, die hinter der Front heute schon geleistet wird. Zum SchluB
richtete Adolf Hitler den Blick der Nation auf die noch in der Zukunft liegende siegreiche Beendigung
des Krieges: „Wenn dieser Krieg", so sagte er, „zu Ende sein wird, dann werde ich aus ihm zuriickkeh-
ren als ein noch fanatischerer Nationalsozialist, als ich es friiher war... Ich werde aus diesem Kriege
einst zuriickkehren wieder mit meinem alten Parteiprogramm, dessen Erfullung mir jetzt noch wichti-
ger erscheint als vielleicht am ersten Tage." Diese Rede des Fuhrers hinterlieB im deutschen Volke
tiefsten Eindruck, sie wirkte in Tagen und Wochen nach, zumal schon wenige Stunden danach die
ersten Erfolge jener Operationen offenbar wurden, von denen der Ftihrer am Anfang seiner Ausfiih-
rungen gesprochen hatte. Es ist aber auch kein Zweifel, daB Europa den Ftihrer verstanden hat. In den
Kommentaren der italienischen, japanischen, ungarischen, rumanischen, finnischen und slowakischen,
ja sogar aus der franzosischen Presse ging hervor, daB die Volker des Kontinents das Gemeinsame
dieses Verteidigungskampfes zutiefst empfinden. In all diesen Landern sah man in des Fuhrers Worten
den Ausdruck der Kraft und der unerschiitterlichen Siegeszuversicht, die das deutsche Volk beherr-
schen. Die Blatter unterstreichen insbesondere die Stellen der Fiihrerrede, in denen die Uberzeugung
des siegreichen Feldherrn zum Ausdruck kam, daB die Gefahr des Bolschewismus von Europa nun-
mehr endgultig gebannt sei.
Der Rede folgte, wie immer beim Ftihrer, die vollbrachte Tat: Am 8. Oktober gab das Oberkom-
mando der Wehrmacht aus dem Fiihrerhauptquartier bekannt, daB in der Ukraine die Angriffs- und
Verfolgungsoperationen im Flusse seien und der am 2. Oktober eingeleitete Durchbruch in der Mitte
der Ostfront zu einer neuen Folge gewaltiger Vernichtungsschlachten gefuhrt habe. Allein im Raum
von Wjasma seien mehrere sowjetische Armeen eingeschlossen. Am 9. Oktober meldete das Ober-
kommando einen weiteren Erfolg: die Einkesselung von drei weiteren bolschewistischen Armeen bei
Brjansk, die
93 ebenfalls ihrer Vernichtung entgegengehen wurden. Marschall Timoschenko habe damit die letzten
vollkampffahigen Armeen der sowjetischen Gesamtfront geopfert.
Am gleichen Tage veroffentlichte die deutsche Presse einen Tagesbefehl des Fuhrers vom 2. Okto-
ber (siehe Seite 74), in dem der Ftihrer die Soldaten der Ostfront zur letzten Entscheidungsschlacht
dieses Jahres aufgefordert hatte. Zwei Erkenntnisse unterstrich der Ftihrer in diesem Aufruf: 1. DaB
dieser Gegner sich fur seinen Angriff militarisch in einem so enormen AusmaB gertistet habe, daB die
starksten Befurchtungen noch ubertroffen worden seien, 2. Gnade Gott unserem Volk und der gesam-
ten europaischen Welt, wenn dieser barbarische Feind seine Zehntausende von Panzern vor uns in
Bewegung hatte setzen konnen. Ganz Europa ware verloren gewesen. Denn dieser Feind bestehe nicht
aus Soldaten, sondern zum groBen Teil nur aus Bestien. Vor seinen Soldaten, die den Bolschewismus
mit eigenen Augen gesehen haben, weist der Ftihrer auf die Trager dieses Systems hin: es seien Juden
und nur Juden. Der Aufruf schlieBt mit einer Bitte an den Herrgott, er moge den deutschen Armeen
den Sieg verleihen, die wichtigste Voraussetzung fur den Frieden.
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Am gleichen Tage, am 9. Oktober, sprach Reichspressechef Dr. Dietrich vor der Pressekonferenz
der Reichsregierung liber die Bedeutung der angelaufenen, gigantischen Operationen. Die Ausfuhrun-
gen des Reichspressechefs gipfelten in der Feststellung, daB mit der Zertriimmerung der Heeresgruppe
Timoschenko — nachdem Woroschilow in Leningrad eingeschlossen und Budjenny im Siiden ver-
nichtend geschlagen wurde — der Feldzug im Osten entschieden sei. Damit ist sehr klar gesagt, daB
weder der Krieg beendet noch der Ostfeldzug zu Ende ist, wohl aber, daB dem Feinde das Ruckgrat
gebrochen ist.
Es bleibt nun noch chronologisch zu verzeichnen, wie die Vernichtung des Gegners vor sich ging:
Am 14. meldete das OKW, daB die Feindkrafte im Raum von Wjasma vernichtet seien. Die Gefange-
nenzahl betrug mehr als 500 000, die Gesamtzahl aller seit Beginn des Ostfeldzuges eingebrachten
sowjetischen Gefangenen hatte zu diesem Zeitpunkt die Hohe von 3 Millionen weit uberschritten. Am
18. berichtete das OKW, daB auch die Schlacht von Brjansk siegreich beendet sei. 648 000 Gefangene
wurden dabei gemacht, unubersehbares Kriegsmaterial fiel in deutsche Hand. Man rechnet, daB bis
zum 24. Oktober 260 sowjetische Divisionen, darunter 226 Schutzendivisionen, ferner 40 Panzerdivi-
sionen und zahlreiche andere Einheiten aus dem Felde geschlagen wurden, d. h. vernichtet oder gefan-
gen sind.
Auch an der Slidfront reihte sich ein Erfolg an den anderen: Am 16. Oktober haben die rumanischen
Truppen Odessa eingenommen. Wenige Tage darauf naherte sich der deutsche VorstoB dem
94 Donezbecken, einem der wichtigsten Rustlings- und Wirtschaftszentren der Sowjetunion. Am 24.
Oktober wurde Charkow genommen. Am 29. berichtete das OKW, daB in hartnackigen Kampfen In-
fanteriedivisionen im Zusammenwirken mit Verbanden der Luftwaffe den Zugang zur Halbinsel Krim
erzwungen hatten. Im Zusammenhang mit diesen Operationen wurden die sowjetischen Seestreitkrafte
im Schwarzen Meer hart bedrangt.
An der Nordfront brachte auch das Monatsende abschlieBende Erfolge: Am 21. gab das Oberkom-
mando der Wehrmacht bekannt, daB die Insel Dago genommen sei. Damit waren alle baltischen
Inseln in deutscher Hand und der gesamte baltische Raum vom Feinde befreit. Ein AbschluBbericht
iiber die Operationen der hier kampfenden Heeresgruppe Leeb nannte neben den operativen und stra-
tegischen Erfolgen die Zahl von 300000 Gefangenen.
Wahrend dieser weltgeschichtlich bedeutsamen Kampfe im Osten wurde der Kampf gegen die briti-
sche Insel mit unverminderter Harte fortgefuhrt. Die Versenkungsziffer fur den Monat September, am
3. Oktober veroffentlicht, betragt 700 000 Bruttoregistertonnen. Damit haben die feindlichen Handels-
schiffsverluste die Gesamtziffer von fast 13,8 Millionen BRT erreicht. Auch im Oktober selbst ftihrte
die Kriegsmarine und die Luftwaffe harte Schlage gegen Englands Versorgungsschiffahrt. Eine Son-
dermeldung vom 18. Oktober berichtet, daB ein von USA nach England fahrender Geleitzug von deut-
schen U-Booten gefaBt wurde, die 10 feindliche Handelsschiffe, darunter drei vollbeladene Tanker,
mit zusammen 60 000 BRT herausschossen. Am 23. versanken wiederum vier feindliche Schiffe mit
zusammen 32 000 BRT in den Fluten, unter ihnen war der 14 000 BRT groBe britische Truppentrans-
porter „Aurania". Am 29. Oktober wurde schlieBlich wiederum ein Geleitzug, diesmal auf der Gibral-
tar-Route, vernichtet. 27 000 Bruttoregistertonnen sowie einen Zerstorer verlor die englische Marine.
Das Echo der groBen Ereignisse an der Ostfront nahm sich in russischer oder englischer Sprache
zumeist sehr sonderbar aus, stimmte jedenfalls nie mit der Wirklichkeit uberein. Moskau, London und
Neuyork setzten taglich liber den Gang der Operationen die haarstraubendsten Lligen in die Welt.
Aber die Welt hat sich langst an die Zuverlassigkeit der OKW-Berichte und der Nachrichten sowohl
der deutschen Presse als auch des deutschen Rundfunks gewohnt, deren Zuverlassigkeit und Wahr-
heitstreue bisher niemand in der Welt erschlittern konnte.
So flihlte man auch in anderen Landern instinktiv, daB gerade das deutsche Pressewesen in hervor-
ragendem MaBe Ausdruck einer neuen Geisteshaltung darstellt. Dies ist wohl auch der Grund,
95 weshalb immer wieder Pressedelegationen aus anderen Staaten nach Deutschland kommen. Am 17.
Oktober weilten unter Flihrung des bulgarischen Pressechefs, Gesandten Dr. Nikolaeff, bulgarische
Journalisten in Deutschland.
Auf Einladung des Flihrers weilte am 21. Oktober der slowakische Staatsprasident, Dr. T i s o, und
der slowakische Ministerprasident, Dr. T u k a, in deren Begleitung sich u. a. Innenminister Sano
Mach und der Verteidigungsminister General Catlos sowie der slowakische Gesandte in Berlin, Cer-
nak, und der deutsche Gesandte in PreBburg, Ludin, befanden, zu einem Besuch im Fuhrerhauptquar-
tier. Die politischen und militarischen Besprechungen beim Flihrer verliefen im Geiste der herzlichen
Freundschaft zwischen den beiden Volkern und standen im Zeichen der Waffenbriiderschaft, die durch
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den Kampf deutscher und slowakischer Truppen gegen den gemeinsamen bolschewistischen Feind
erneut ihre Bewahrung findet. Die slowakischen Staatsmanner besuchten auch das Hauptquartier des
Reichsmarschalls und des Oberbefehlshabers des Heeres.
Der Chef des Generalstabes der italienischen Luftwaffe, Unterstaatssekretar Generaloberst P r i c o 1
o, besuchte in der Zeit vom 30. September bis 8. Oktober auf Einladung des Reichsmarschalls das
Hauptquartier der deutschen Luftwaffe und unternahm von dort aus eine Inspektionsreise zu den ita-
lienischen Einheiten an der Ostfront. In den Gesprachen zwischen den Oberbefehlshabern der deut-
schen und der italienischen Luftwaffe wurden alle wichtigen Probleme erortert, die die Luftstreitkrafte
der Achse interessieren.
Zu einer erneuten Bestatigung der deutsch-italienischen Freundschaft wurde eine Kundgebung der
Deutsch-Italienischen Gesellschaft im Haus der Flieger am 28. Oktober, die damit in ein neues Ar-
beitsjahr eintrat. Der Fiihrer hatte dem Prasidenten der Gesellschaft, Reichssportfuhrer von T scham in
er und Osten, die besten Wiinsche fur eine erfolgreiche Tatigkeit der Gesellschaft ubermittelt. Nach-
dem President von Tschammer und Osten das gemeinsame Streben beider Volker gewiirdigt hatte,
hielt der Militarattache an der Koniglich Italienischen Botschaft in Berlin, Generalleutnant M a r r a s,
einen Vortrag tiber „Die militarische Geschichte Italiens in den letzten 30 Jahren". Der Vortrag klang
aus in einem Gelobnis zum gemeinsamen Kampf bis zum Endsieg. — Am Vortage des Dia de la Raza
wurde in feierlicher Form das neue Gebaude des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin-Lankwitz
eingeweiht. In dem groBen Saal der einstigen Siemens-Villa versammelten sich die Vertreter von
Staat, Partei, Wehrmacht, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam mit den Botschaftern Spaniens und
Chiles, den Gesandten von Portugal und den Geschaftstragern und Mitgliedern der Missionen Ibero-
Amerikas. Der
96 President des Instituts, Botschafter a. D. General F a u p e 1, sprach den anwesenden Diplomaten
seine Gliickwiinsche zum Dia de la Raza aus. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, daB der Atlantische
Ozean sich in Zukunft wieder als verbindende Briicke zwischen den Landern Ibero-Amerikas und dem
europaischen Kontinent erweisen moge. Die ibero-amerikanische Kultur werde in dem neuen Hause
wie bisher in dem alten und langst zu eng gewordenen Institut jedes Verstandnis und treueste Pflege
finden. — In Fortsetzung einer ersten deutsch-franzosischen energiewirtschaftlichen Tagung in Paris
im Juli dieses Jahres hat der Generalinspektor fur das deutsche StraBenwesen, Reichsminister Dr. T o
d t, auf Vorschlag des Militarbefehlshabers in Frankreich eine Gruppe franzosischer Ingenieure aus
der Elektrizitats- und Bauwirtschaft nach Deutschland eingeladen. Die franzosischen Ingenieure weil-
ten vom 13. bis 18. Oktober zu einer Vortragsveranstaltung in Freiburg im Breisgau, um anschlieBend
eine Studienfahrt zu sudwestdeutschen Wasserkraftanlagen zu unternehmen. Deutsche Ingenieure von
Elektrizitatsversorgungsunternehmen von Wasserwirtschaftsverbanden und Baugesellschaften nahmen
an den Besprechungen teil, um Erfahrungen iiber den Ausbau von Wasserkraften auszutauschen.
Gleichfalls wurden erneut Fragen eines deutsch-franzosischen Hochstspannungs-Verbundbetriebes
erortert, nachdem in der Zwischenzeit die wesentlichen Voraussetzungen zur Aufnahme eines derarti-
gen Betriebes geklart werden konnten.
Der President der Stiftung deutsches Auslandswerk, Dr. Hans Friedrich B I u n c k, hat auf eigenen
Wunsch wegen Arbeitsuberlastung sein Amt niedergelegt. Der Reichsminister fur Volksaufklarung
und Propaganda und der Reichsminister des Auswartigen haben daraufhin SS-Obergruppenfuhrer
Lorenz zum Prasidenten und Dr. Blunck in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenprasidenten der
Stiftung ernannt. Dr. Blunck wird sich auch weiterhin an den Aufgaben des deutschen Auslandswerks
beteiligen.
In der Zeit vom 7. bis 12. Oktober fand in Berlin im Gastehaus der Reichsfrauenfuhrung ein interna-
tionales Frauentreffen statt. Vertreterinnen aus 14 Staaten versammelten sich hier, um eine Aussprache
iiber die im Augenblick wichtigen Frauenfragen herbeizufiihren und um sich kennen und verstehen zu
lernen. Bedeutsame Referate hielten auf dieser Tagung die Gattin des japanischen Botschafters, Frau
O s h i m a, die spanische Frauenfiihrerin, Pilar P r i m o de R i v e r a, fur Italien Marchesa Olga M e
d i c i und fur Finnland Frau Helle K a n n i 1 a, Prasidentin des Verbandes nationalfmnischer Frauen,
und die Prasidentin der Lotta-Bewegung, Frau Fanny Luukkonen.
Ihrer Aufgabe, das Volk zu fiihren und die Probleme der Gegenwart in aller Offenheit zu erortern,
hat
97 sich die Partei auch im Monat Oktober mit Gewissenhaftigkeit unterzogen. Im BewuBtsein, daB der
kommende Winter harte Anforderungen an die geistigen und physischen Krafte des deutschen Volkes
stellen werde, hat die NSDAP, in fast alien Gauen groBere Versammlungsaktionen eingeleitet. Der
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Gau Berlin flihrte vom 5. bis 19. Oktober eine Versammlungswelle durch. Der Kreis IV des Gaues
Berlin veranstaltete am 31. Oktober eine GroBkundgebung im Sportpalast, auf der
Reichshauptamtsleiter Wachter sprach. Er stellte in den Mittelpunkt seiner Ausflihrungen die
Forderung, alles Trennende auszuschalten und die Volksgemeinschaft noch enger
zusammenzuschlieBen. Gegenliber den Strapazen und den Opfern der Soldaten an der Front sei alles,
was die Heimat an Erschwerung und Entbehrung zu ertragen hatte, ein Nichts. Alle Einschrankungen,
die wir auf uns nehmen miiBten, seien notwendig im Dienste des Sieges. Am Ende stiinde das Ziel:
Deutschlands Sieg — Brot und Freiheit fur unser Volk und Europa.
Reichsminister Dr. Goebbels sprach am 15. Oktober auf einem Appell der Berliner SA-Fiihrerschaft
im Kriegervereinshaus. Der Feind habe es allmahlich erfahren miissen, so sagte der Minister, daB das
Reich sowohl militarisch als auch wirtschaftlich unangreifbar geworden sei. Daher unternehme er in
seiner letzten Verzweiflung einen hoffnungslosen Ansturm auf die Seele des deutschen Volkes. Es
entspringe daher einem Gebot der Selbstdisziplin und der Selbsterhaltung, wenn die nationalsozialisti-
sche Staatsfuhrung das deutsche Volk abschirme gegen das Gift, das die Feindpropaganda standig der
Nation in ihrer Gesamtheit einzuimpfen versuche. Die Partei sei heute das stets wache Gewissen unse-
res Volkes, ihre vornehmste Aufgabe bestehe darin, die Heimat stark zu machen in ihrem opferberei-
ten Einsatz fur den Sieg. — Reichsminister Dr. Goebbels sprach auch am 6. Oktober in zwei GroB-
kundgebungen der NSDAP, in Saarbriicken und Metz. Der Minister wiirdigte zu Beginn seiner Rede
in Saarbriicken die tapfere Haltung der Bevolkerung dieser Stadt, einer Stadt, die im ersten Kriegsjah-
re am meisten habe leiden miissen. Er gab sodann ein groBziigiges Bild des gegenwartigen deutschen
Schicksalskampfes. Er schloB mit der Aufforderung, daB der Vernichtungswille unserer Gegner an
zwei uniiberwindlichen Fronten zerbrechen miisse: an der tapf ersten und bestgeriisteten Wehrmacht
der Welt und an der unermiidlich schaffenden Heimat, die alle Krafte auf den Sieg konzentriere und
bereit sei, jedes Opfer dafiir zu bringen. In Metz erinnerte Dr. Goebbels an die wechselvolle Geschich-
te dieser Stadt, die im Wandel der Jahrhunderte immer Gegenstand blutigen Streits gewesen sei. Nun
aber sei sie endlich heimgekehrt in den SchoB eines machtigen Reiches, das als fiihrende Macht Euro-
pas auch Metz die Moglichkeit einer groBen Entwicklung erschlieBe.
98 Auch in Sachsen wurde gegen Ende des Monats eine Versammlungswelle unter der Losung „Wo
Adolf Hitler fiihrt, ist der Sieg" durchgefiihrt. Machtvoller Auftakt dieser Aktion war eine GroBkund-
gebung in Dresden, bei der Reichsinnenminister Dr. F r i c k zu 5000 Dresdnern sprach.
Einen Gedenktag, der die Erinnerung an ein entscheidendes Datum der Parteigeschichte weckte,
beging der Gau Berlin der NSDAP am 27. Oktober: Vor 15 Jahren wurde an diesem Tage Dr. Goeb-
bels vom Fiihrer in die Reichshauptstadt gerufen, um die Leitung des Gaues Berlin zu iibernehmen.
Gauleiter Dr. Goebbels wandte sich an diesem Erinnerungstage riickblickend an seine Berliner, um
ihnen Dank zu sagen fiir alle Beweise der Anhanglichkeit und Gefolgschaftstreue, die sie ihm in guten
und schlechten Tagen stets entgegengebracht hatten. Daneben sprach er der gesamten Berliner Bevol-
kerung Worte der Anerkennung aus fiir die tadellose Haltung, die sie besonders in den zwei Kriegs-
jahren gezeigt hatten. Der Artikel des Ministers, der in alien Berliner Zeitungen erschien, ist ein war-
mes Bekenntnis zu dieser so viel geschmahten Stadt und ihren so oft verkannten Bewohnern.
Am 18. Oktober erfolgte in Wiirzburg in Gegenwart des Reichsstudentenfiihrers die feierliche Neu-
griindung des Nationalsozialistischen Altherrenbundes. Am 1. Oktober war der NS-Altherrenbund
vermogensrechtlich aus der Reichskassenverwaltung des NSD-Studentenbundes ausgegliedert worden
und hatte seine eigene Verwaltung bekommen. Der Leiter der Parteikanzlei hat den weltanschaulichen
Erziehungsauftrag des Studentenbundes auch auf den NS-Altherrenbund ausgedehnt und damit engste
politische Zusammen- arbeit auf dem Gebiet der Hoch- und Fachschule ermoglicht. Der Reichs-
schatzmeister nahm die Vermogensselbstverwaltung des Bundes in seinen Schutz und die Reichsor-
ganisationsleitung hat die zur weiteren festen Verankerung in der Bewegung notwendigen Organisati-
onsmaBnahmen verfiigt.
Bei AbschluB der Semesterferien hat der Reichsstudentenfiihrer dem Fiihrer Meldung erstattet iiber
den Kriegseinsatz der deutschen Studentenschaft. Demnach sind 26000 Studentinnen und Studenten
fiir 10 Wochen im GroBeinsatz der Riistungsindustrie verpflichtet gewesen. Der Fiihrer hat den
Reichsstudentenfiihrer gebeten, den Studenten und Studentinnen seinen Dank zu iibermitteln.
Reichsarbeitsfiihrer H i e r 1 versammelte am 15. Oktober seine altesten Mitarbeiter aus dem ganzen
Reich zu einem Erinnerung stag an den 15. Oktober 1951, an dem mit der Schaffung des „Vereins zur
Umschulung freiwilliger Arbeitskrafte" der Grundstein zu dem heutigen gewaltigen Instrument des
Reichsarbeitsdienstes gelegt wurde. Bei dieser Gelegenheit konnte Reichsarbeitsfiihrer Hierl den
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99 dienstaltesten 38 Arbeitsflihrern, darunter zwei Generaloberarbeitsfiihrern und vier Generalarbeitsfuh-
rern, als Zeichen der Anerkennung und des Dankes im Auftrag des Fuhrers ein Bild des Fuhrers mit
dessen eigenhandiger Unterschrift iiberreichen. Der Reichsminister des Innern Dr. F r i c k empfing
diesen Kreis der Arbeitsflihrer am gleichen Tage. Er dankte ihnen fur ihren unermudlichen und bei-
spielhaften Einsatz.
Der 13. Oktober war ein Ehrentag unserer Verwundeten. Reichsminister Dr. Goebbels empfing an
diesem Tage eine groBere Anzahl von ihnen und lud sie anschlieBend zu einem Mittagessen in die
blaue Schinkelgalerie seines Ministeriums ein. Der Minister widmete sich den ganzen Tag seinen Ga-
sten und sprach am Nachmittag bei der 300. Veranstaltung der Berliner Kunstlerfahrt im Kuppelsaal
des Reichssportfeldes zu den Verwundeten. 2000 Verwundete hatten sich hier eingefunden, um ein
erlesenes kunsflerisches und kabarettistisches Programm zu sehen. Mit Worten tiefsten Dankes hatte
der Minister zu Beginn der Veranstaltung des Heldentums und der ubermenschlichen Leistungen unse-
rer gegen den Bolschewismus kampfenden Soldaten gedacht. Diesen tapferen Mannern gehore die
ganze Liebe der Heimat, die sich erst recht offenbare, wenn es darum gehe, die Verwundeten zu um-
sorgen und zu betreuen. Der nationalsozialistische Staat betrachte es als seine Ehrenpflicht, fur die
Zukunft der Verwundeten in der groBziigigsten Weise zu sorgen. Im Gegensatz zu den hohlen Phra-
sen, mit denen vielfach in der Zeit der Republik die Verwundeten vertrostet worden seien, indem man
ihnen versicherte, „der Dank des Vaterlandes ist euch gewiB", werde sich die heutige Fuhrung des
Staates in praktischer Flirsorge fur unsere Verwundeten betatigen. Verwundete, denen eine Fortfuh-
rung ihres bisherigen Berufes nicht moglich sei, wlirden in besonderen Lehrgangen und Instituten auf
einen neuen Beruf vorbereitet werden. Die wenigen jedoch, die keinerlei Beruf mehr ausiiben konnten,
wlirden als Ehrenpensionare der Nation fiir dauernd in die Obhut des Staates genommen. An der Ver-
anstaltung nahmen neben Reichssportfuhrer von Tschammer und Osten Generaloberstabsarzt Kafer,
Generalleutnant Reinecke, der Koniglich Italienische Botschafter Alfieri sowie der Koniglich Bulgari-
sche Gesandte Draganoff teil.
Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe hat anfangs des Monats Ver-
anlassung genommen, einen ErlaB herauszugeben, der die Pflicht zur Hilfeleistung bei Luftangriffen
genau umschreibt. Demnach konnen bei Gefahr im Verzuge die ordentlichen Polizeibehorden und die
polizeilich herangezogenen Werkluftschutzleiter, Betriebsluftschutzleiter und Luftschutzwarte alle in
ihrem Zustandigkeitsbereich Anwesenden zur voriibergehenden Hilfeleistung heranziehen. Wer sich
100 fahrlassig oder boswillig aus der Schutzgemeinschaft ausschlieBt, kann empfindlich bestraft werden.
Am 17. Oktober wurde in Prag in feierlicher Weise ein Staatsakt vollzogen, der weit iiber die Gren-
zen des Protektorats hinaus als ein Markstein in der Entwicklung des deutschen Kulturlebens von blei-
bender Bedeutung sein wird. Das einst als deutsche Kulturstatte geschaffene, durch das ehemalige
tschechische Regime enteignete Rudolphinum, das bis zum Jahre 1938 als Parlamentsgebaude ver-
wendet wurde, ist seiner ursprunglichen Zweckbestimmung zuriickgegeben worden. In Gegenwart
zahlreicher Ehrengaste gab der stellvertretende Reichsprotektor, SS-Obergruppenfuhrer Heydrich,
dieses Haus seiner ursprunglichen Bestimmung zuriick: der Durchfiihrung deutscher Konzertveranstal-
tungen. Nachdem der erkrankte Reichsprotektor Freiherr von Neurath am 11. April 1940 eine bauliche
Erneuerung dieses Hauses angeordnet hat, entspricht das Rudolphinum nunmehr in geradezu idealer
Weise den an dieses Haus gestellten Anforderungen. Bei dem festlichen Staatsakt schilderte SS-
Obergruppenfuhrer Heydrich den Werdegang und die Geschichte des Rudolphinums, um es schlieB-
lich dem Fiihrer Adolf Hitler als dem groBten Kunsfler und Gestalter unserer Gegenwart zu weihen.
Zum AbschluB des diesjahrigen studentischen Facheinsatzes Ost fand in der Reichsuniversitat Po-
sen am 6. Oktober ein Empfang start, bei dem ein Bild von der Bedeutung des studentischen Sied-
lungs- und Facheinsatzes gegeben wurde. Der Leiter des Presseamtes der Reichsstudentenfuhrung, Dr.
Wolff, wies bei dieser Veranstaltung darauf hin, daB das junge Akademikertum in der gesamten
Beruf sausbildung systematisch nach dem Osten ausgerichtet werden miisse. Seit Beginn des Sied-
lungseinsatzes seien rund 4000 Studierende nach dem Osten gekommen. Seit 1936 seien es bisher 60
000 Studierende gewesen, die in der praktischen Ostarbeit tatig waren. Als letzte groBe Aufgabe des
studentischen Facheinsatzes Ost habe sich der Leistungskampf im Interesse der stadtebaulichen Neu-
gestaltung des Ostens herausgebildet. Eine kleine Ausstellung gab ein eindrucksvolles Bild von den
bisher geleisteten wertvollen Arbeiten im Interesse des kunftigen Wiederaufbaus.
Am 28. Oktober wurde im Rahmen des warthelandischen Freiheitstages in Posen der Clausewitz-
Preis durch Gauleiter und Reichsstatthalter Arthur Greiser verliehen. Die in diesem Preis ausgeworfe-
nen Geldmittel sollen den Tragern gestatten, im Warthegau Grund und Boden zu erwerben, um so ihr
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Leben und das ihrer Familien fest mit diesem heiBumstrittenen Ostgau zu verbinden. Er ist in diesem
Jahre auf 20000 Mark festgesetzt worden und gelangt in die Hande solcher Manner, die durch ihren
personlichen
101 Einsatz und durch ihr Wirken entscheidend zur Forderung und Starkung des Wehrwillens und der
Wehrkraft des deutschen Volkes beigetragen haben. Der diesjahrige Preis wird geteilt, ihn erhalten zu
gleichen Teilen Sturmmann Fritz Christen, ein verdienter Ritterkreuztrager aus Pommern, und der
Schrifts teller und Dichter Ehrhard Witteck, der in dem warthelandischen Stadtchen Wrongrowitz ge-
boren ist. Die bekanntesten seiner Werke sind sein Kriegsbuch „Durchbruch anno 18" und sein Buch
„Manner", das mit einem starken Bekenntnis des Dichters zu dem Land an der Warthe ausklingt.
Am 26. Oktober vollendete das Generalgouvernement das 2. Jahr seines Bestehens. In den vergan-
genen Monaten hat es als Aufmarschgebiet des zum Kampf gegen den Weltfeind Bolschewismus an-
tretenden deutschen Heeres eine Aufgabe von wahrhaft geschichtlicher Bedeutung erfullt. War das
erste Jahr des Generalgouvernements dem Ausbau des deutschen Fuhrungsapparates und den Haupter-
fordernissen des schnell vorwartsgetriebenen Aufbaus gewidmet, so stellt das Jahr 1941 die wichtige
Epoche der Konsolidierung und der Bewahrung des Geschaffenen dar. Die gewaltige Summe der Ar-
beit, die die Deutschen im Generalgouvernement mitten im Kriege im Aurbau des durch den Krieg
zerstorten Gebietes geleistet haben, erhielt ihre schonste Anerkennung dadurch, daB das erste durch
die deutsche Wehrmacht von den Bolschewisten befreite Gebiet im Osten, der Distrikt G a 1 i z i e n
dem Generalgouvernement eingegliedert wurde. Damit umfaBt das Generalgouvernement auf 150 000
qkm eine Bevolkerung von etwa 17 Millionen Menschen. Am Sonntag, dem 26. Oktober, stand Kra-
kau im Zeichen nationalsozialistischer Flaggen. An den Feiern nahmen Reichsminister Dr. SeyB-
Inquart und Staatssekretar Gutterer vom Propagandaministerium, der bei der Eroffnung der Ausstel-
lung „Kampf im Osten" die Festrede hielt, teil. Es gelte, so flihrte er aus, in den deutschen Schicksals-
raum im Osten nicht die Schlechten, sondern die Besten zu schicken. Die Starke der Grenzraume si-
chere die Kraftzentren des Kerns, und es sei nicht nur eine geistige, sondern in vielen Fallen auch eine
organisatorische Frage, den Ostraum geistig und kulturell so stark zu machen, daB er ein fur allemal
gegen jedes Abgleiten und Zerflattern geschutzt und gesichert wird. Es blieb dem groBten Sohn der
deutschen Ostmark, Adolf Hitler, vorbehalten, den deutschen Ostkampf und den deutschen Kolonisa-
tionsgedanken zum tragenden Reichsgedanken schlechthin und damit zum deutschen Schicksal zu
machen. Den Hohepunkt der 2-Jahres-Feier des Generalgouvernements bildete ein Staatsakt auf der
Burg. Dabei stellte Generalgouverneur Dr. Frank fest, daB man heute auf alien Gebieten einen Auf-
stieg feststellen konne, der zu den groBartigsten Hoffnungen berechtige. Das Generalgouvernement sei
nunmehr nach der
102 Unterstellung unter die deutsche Fuhrung dazu berufen, alle fruheren Vorurteile tiber Ostarbeit und
Osteinsatz zu beseitigen. Mit der Einbeziehung des Distrikts Galizien habe das Generalgouvernement
am 1. August eine Verkehrs- und ernahrungsmaBig sowie der Wirtschaftsstruktur nach auBerordentlich
zukunftsreiche Erweiterung erfahren. Das Generalgouvernement hat in diesen beiden Jahren, das ging
aus alien Riickblicken hervor, vorbildliche Arbeit geleistet. Es ist zugleich eine harte Schule fur alle
diejenigen gewesen, die ihre Osterfahrung nun in weiteren ostlichen Gebieten einsetzen konnen.
Am 13. Oktober hat die 29. deutsche Ostmesse in Konigsberg ihre Pforten geoffnet. Seit je hat sich
die Konigsberger Messe die Aufgabe gestellt, der deutschen Wirtschaft den europaischen Osten zu
erschlieBen und die so lange vom Reich geographisch getrennte Provinz an die Wirtschaft des Reiches
zu binden. Aus der diesjahrigen Messe, die ein eindrucksvolles Bild auch der ostpreuBischen Wirt-
schaft vermittelte, konnte man die strukturelle Wandlung der Wirtschaft dieser Provinz erkennen, die
sich immer mehr von der reinen Landwirtschaft zu einer gesunden Mischung von agrarischem und
industriellem Charakter wandelt. Ein besonderer Teil der Ausstellung gab an Hand von realistischen
Darstellungen und Modellen einen Einblick in die sowjetische Landwirtschaft. Sie zeigte, wie der
ungeheure und unfruchtbar arbeitende Apparat der Verwaltung und Organisation den Lebensstandard
des Kolchosbauern herabgedrtickt hat und wie wenig bei diesem System aus dem Boden herausgeholt
wurde, obwohl in den kollektivierten Betrieben der Theorie nach alle modernen Hilfsmittel zur Verfii-
gung standen. Vergleichszahlen mogen dies belegen. Der Ernteertrag je Hektar bei Weizen stellte sich
im Durchschnitt der letzten Jahre in SowjetruBland auf 7,3 dz, in Deutschland auf 21,2 dz, bei Roggen
wird der Ernteertrag in Deutschland mit 17,2 dz, in SowjetruBland mit 8,7 dz angegeben. Diese Zahlen
mogen ahnen lassen, welche Moglichkeiten im Ostraum fur die Ernahrung Europas liegen. Bei der
Eroffnungsfeier der Messe sprach der Reichswirtschaftsminister, Reichsbankprasident Walther Funk.
Er entwickelte groBziigige Gedanken fur eine politische und wirtschaftliche Neugestaltung des osteu-
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ropaischen Raumes. Durch die Gewinnung eines unermeBlichen Hinterlandes eroffne sich fur die ost-
deutsche Wirtschaft, nicht zuletzt fur die OstpreuBens und Konigsbergs, eine groBe Zukunft. Als vor-
dringlichste Aufgabe betrachtete es der Minister, die im wesentlichen agrarische Produktion der balti-
schen Lander der Ernahrungswirtschaft des Reiches dienstbar und nach der Beseitigung der katastro-
phalen wirtschaftlichen Desorganisation der ehemals russischen Gebiete auch diese der Ernahrung
Europas nutzbar zu machen. Auch die Werte und
103 Krafte des weiten rohstoffreichen Gebietes gelte es fur unser Kriegspotential auszunutzen. Aus all
dem ergibt sich, daB der europaische Kontinent nach dem Siege der deutschen Waffen eine weitge-
hende, in sich geschlossene Erganzung finden kann. Als Ziele stellte Reichsminister Funk heraus: Wir
wollen einmal das System des plutokratischen Imperialismus zerbrechen und den internationalen Han-
del zu einem sauberen Instrument gegenseitiger Wirtschaftsforderung neugestalten. Wir wollen wei-
terhin, daB der Schwerpunkt des Europahandels, vor allem in den Ernahrungsgrundstoffen und den
lebenswichtigen Rohstoffen im europaischen Machtbereich bleibt. Denn kunftige Kriege werden am
sichersten dadurch unterbunden, daB wirtschaftliche KampfmaBnahmen keine Aussicht auf Erfolg
mehr bieten.
Der Staatssekretar im Reichsfinanzministerium, Fritz Reinhardt, hat am Vorabend des Nationa-
len Spartages im Rundfunk eine Rede gehalten, in der er auf eine gegen Ende des Monats erscheinen-
de Verordnung des Ministerrats fur die Reichsverteidigung hinwies, die ein steuerfreies „Eisernes
Sparen" ermogliche. Es sei Pflicht, so sagte er, fur jeden Volksgenossen, seinen privaten Bedarf an
Gtitern und Leistungen auf das unbedingt Erforderliche einzuschranken, der Verzicht der Heimat sei
aber die Voraussetzung fur eine fortgesetzte Steigerung der Schlagkraft unserer Wehrmacht an der
Front. Jeder mtisse daher bestrebt sein, den groBtmoglichen Teil seines Einkommens fur die Zeit nach
Beendigung des Krieges zuriickzulegen. Es sei ein Gebot der Stunde, zumindest einen Teil der verein-
nahmten Gelder zur Sparkasse oder zur Bank zu bringen. Dieses Sparen solle nunmehr belohnt werden
durch einen sptirbaren SteuernachlaB. Voraussetzung fur diese Belohnung aber ist, daB der Lohn- und
Gehaltsempfanger fur die Dauer des Krieges darauf verzichtet, das Sparguthaben zu kiindigen. Spar-
konten solcher Art sind eiserne Sparkonten. Durch diese MaBnahme erwartet der Staat eine Einspa-
rung von etwa 4 bis 5 Milliarden Reichsmark. Zum Vergleich sei bemerkt, daB sich die Sparkassenein-
lagen bei Kriegsanfang auf etwa 19 bis 20 Milliarden stellten, sie betragen jetzt etwa 35 Milliarden
Reichsmark, so daB der hier sichtbare Sparbetrag bisher jahrlich rund 7 Milliarden betragt. Um diese
Summen ist die Kaufkraft gebunden worden und soil in Zukunft durch die neue MaBnahme noch star-
ker festgelegt werden. Die Wirkung des eisernen Sparens liegt also auf warenmarktpofitischem und
preispolitischem Gebiet. Die Verordnung sieht die Anlage von Sparkonten vor, die nach Beendigung
des Krieges mit 12monatiger Frist gekiindigt werden konnen. Der Staatssekretar unterstrich ausdriick-
lich die Sicherheit dieser Sparguthaben, sie wtirden dem Sparer niemals irgendwelchen Nachteil, son-
dern nur Nutzen bringen.
Am 15. Oktober wurde die neue, die dritte Reichskleiderkarte verteilt. Sie enthalt 120 Punkte, ihre
104 Geltungsdauer lauft bis zum Dezember 1942. Die Kurzung ist das Ergebnis einer sehr sorgfaltigen
Bilanz der gesamten zivilen Versorgung, die selbstverstandlich den ungeheuren Anspruchen der
Wehrmacht gegenuber zuriickzustehen hat. Einmal ist die Rohstoffdecke in mancher Hinsicht knapper
geworden, vor allem in Baumwolle und Wolle. Und zweitens sind die Fabriken so haufig „durchge-
kammt" worden, daB fur die zivile Produktion nur noch eine beschrankte Zahl von Arbeitskraften zur
Verfugung steht.
In Franzensbad, dem beruhmten Moorbad im Sudetenland, wurde am 16. Oktober eine neue For-
schungsstatte der deutschen Baderwissenschaft, das „Moorforschungsinstitut fur das deutsche Bader-
wesen" feierlich eroffnet. Dieses neue Institut schlieBt eine Liicke in der groBangelegten wissenschaft-
lichen Arbeit, die in den Jahren seit 1933 in Deutschland so planmaBig vorwartsgetrieben wurde, daB
wir heute in der Balneologie unbestreitbar den ersten Platz in der Welt einnehmen. Die Eroffnungsfei-
er fand statt in Gegenwart von Staatssekretar Esser und Gauleiter Henlein. — Gegen Ende des Monats
eroffnete Staatssekretar Esser ein weiteres Institut, das „Institut fur Kochwissenschaft" in Frankfurt am
Main. In seiner Rede wies Staatssekretar Esser auf die Wichtigkeit einer ausreichenden und richtigen
Verpflegung im Kriege hin. Sie sei fur die Heimat wie fur den Frontsoldaten gleich wichtig. Die Be-
deutung einer hochwertigen Ernahrung fiir den Soldaten erklart auch das Interesse und die Anteilnah-
me des Oberkommandos der Wehrmacht an dieser neuen Forschungsstatte.
Eine Anregung, die fur die kunftige Volksgesundheit nicht unwichtig sein mag, gab Reichsgesund-
heitsfuhrer Dr. C o n t i, auf den Erfahrungen fuBend, die deutsche Soldaten in Finnland gemacht ha-
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ben. Der Reichsgesundheitsflihrer ordnete an, daB sich die Arzte mit dem Saunabad eingehender be-
fassen und Erfahrungen sammeln sollen, um das Saunabad auch in Deutschland allgemein zur Ge-
sunderhaltung und schnelleren Wiederherstellung nach bestimmten Krankheiten heranzuziehen. Er
regte weiterhin an, auch bei der klimatischen Forschung und Heilung die Sauna in Forschungsstatten
aller Art einzurichten, in Heilbadern, Kurorten und Erholungsstatten. Sie sei auch ein unentbehrliches
Mittel der Korperpflege in alien Schulungsstatten und Lagern und solle bei der Auslibung des Sports
und in der militarischen und vormilitarischen Ertiichtigung eingeftihrt werden.
Am Anfang des Monats veroffentlichte die deutsche Presse eine Verordnung des Fuhrers vom 28.
September, in der ein „Kriegsorden des Deutschen Kreuzes" gestiftet wurde. Der Orden wird in Silber
verliehen fur vielfache auBergewohnliche Verdienste in der militarischen Kriegsftihrung. Das Deut-
sche
105 Kreuz in Gold wird verliehen fur vielfach bewiesene auBergewohnliche Tapferkeit oder fur vielfache
hervorragende Verdienste in der Truppenfuhrung. Voraussetzung fur die Verleihung des Deutschen
Kreuzes in Silber und Gold ist der Besitz des Eisernen Kreuzes Erster Klasse von 1939 oder die Span-
ge zum Eisernen Kreuz I. Klasse des Weltkrieges oder des Kriegsverdienstkreuzes I. Klasse mit
Schwertern.
Am Sonnabend, dem 25. Oktober, wurde in Weimar in Anwesenheit von Reichsminister Dr. Goeb-
bels dieKriegsbuchwoche eroffnet. Der Minister gab einen Rechenschaftsbericht tiber die
Leistungen und Erfolge des deutschen Schrifttums im zweiten Kriegsjahr und umriB in umfassender
Darstellung die Bedeutung des deutschen Buches als Spiegel unserer Zeit und als Bindeglied der Hei-
mat zur kampfenden Front. Dr. Goebbels zeigte in einer Reihe imponierender Zahlen den Erfolg unse-
rer Buchpflege, die der Krieg zu noch groBeren Leistungen angespornt habe. 250 Millionen Bticher
und Schriften seien im abgelaufenen Berichtsjahr im Reich herausgebracht worden. An erster Stelle
steht auch in dieser Zeit das schongeistige Schrifttum mit einer Gesamterzeugung von 72 Millionen
Buchern, worunter wiederum 39 Millionen Bticher Neuerscheinungen seien. An zweiter Stelle stehe
die politische und dokumentarische Literatur unserer Zeit mit einer Gesamtauflage von tiber 56 Mil-
lionen. Daneben sei im deutschen Volke starkes Interesse am Schrifttum der uns befreundeten Natio-
nen lebendig; allein 641 auslandische Werke seien im Berichtsjahr ins deutsche ubertragen worden.
Der Minister unterstrich die Notwendigkeit, auch im kommenden Winter den deutschen Soldaten mit
Millionen von Buchern zu versehen. Diesem Zwecke dienten auch "Aufrufe der Oberbefehlshaber der
drei Wehrmachtteile, Aufrufe des Reichsministers Dr. Goebbels und des Reichsleiters Rosenberg an
die deutsche Offentlichkeit. Ein weiteres Ergebnis des deutschen Dichtertages in Weimar ist die Griin-
dung eines europaischen Schriftstellerverbandes unter Vorsitz von Hans Carossa.
Am 13. Oktober eroffnete Reichsminister Dr. Goebbels in einer Feierstunde im Ufapalast am Zoo zu
Berlin die diesjahrigen Filmfeierstunden der deutschen Jugend. Der Minister wies in seiner Rede dar-
auf hin, daB die groBten Filmkunstwerke der vergangenen zwei Jahre Ergebnisse von Auftragsertei-
lungen der staatlichen Fuhrungsinstanzen gewesen seien. Der Minister erwahnte in diesem Zusam-
menhang die Filme „Ohm Kriiger", „Bismarck", „Jud SuB", „Wunschkonzert", „Annelie", „Ich klage
an" und „Heimkehr". Wir wollen mit diesen Filmen, so sagte Dr. Goebbels, keine Propaganda treiben,
wir wollen mit ihnen Kunst schaffen, und zwar Kunst, die ihrem hochsten Sinne nach volkserziehe-
risch wirkt.
Am 4. Oktober feierte der Oberbefehlshaber des Heeres Generalfeldmarschall v. Brauchitsch seinen
60.
106 Geburtstag. Der Fiihrer und Oberste Befehlshaber uberbrachte dem Generalfeldmarschall v.
Brauchitsch personlich seine Gluckwunsche. Der Oberbefehlshaber des Heeres konnte an diesem Tage
auch von alien fuhrenden Mannern des nationalsozialistischen Deutschland aufrichtige und herzliche
Gluckwunsche entgegennehmen. Aus den Reihen der kampfenden Truppe empfing er vielfache Be-
weise des Treuegelobnisses seiner Soldaten.
Im Laufe der letzten Monate erhielt eine Anzahl von Offizieren der deutschen Wehrmacht und auch
ein Oberfeldwebel das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Der Fiihrer uberreichte ih-
nen die Auszeichnung personlich und begluckwunschte jeden von ihnen herzlich dazu. Im einzelnen
erhielten das Eichenlaub zum Ritterkreuz: Major L u t z o w und Oberleutnant P r i 1 1 e r am 20. Juli
1941; Major Freiherr von Maltzahn am 24. Juli 1941; Rittmeister N i e m a c k am 10. August 1941;
Hauptmann Hahn und Leutnant B a er am 14. August 1941 ; Oberleutnant Philipp am 25. August 1941 ;
Generalleutnant C r u w e 1 1 am 1. September 1941 ; Oberleutnant Nordmann am 17. September 1941 ;
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Oberfeldwebel Hoffmann am 19. Oktober 1941; Oberst Freiherr von Liitzow am 22. Oktober
1941; Hauptmann Goll o b am 25. Oktober 1941 und Oberleutnant Graf von Kageneck am 27.
Oktober 1941 (siehe auch die Bildbeilage).
Aiiiljiriiijiiiiiillifiilk
107 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung im Monat Oktober, dem sechsundzwangzigsten des Krieges
und dem zweiten des dritten Kriegsjahres, haben sich, uneingeschrankt durch die beginnende schlechte
Jahreszeit, auf der gleichen Hohe des Erfolges gehalten, wie in den vorhergehenden Monaten des
Sommers und des Herbstes.
Der Ftihrer hat zu den Ereignissen zweimal im Monat Oktober selbst das Wort ergriffen, am 3. bei
Eroffnung des dritten Winterhilfswerkes (siehe Seite 77) und mit seinem Aufruf an die Wehrmacht
vom 2. Oktober (siehe Seite 74).
Bei Eroffnung des Winterhilfswerkes 1941/42 hat der Ftihrer och einmal die Hintergriinde und das
Wesen des Kampfes gegen die Sowjetunion aufgezeigt. Er unterstrich die Verantwortung Englands
und besonders Churchills am Ausbruch des Krieges, erinnerte an seine eigenen Verstandigungsbemu-
hungen, auch mit Moskau, und an die vier Forderungen Molotows, als dieser auf Einladung des Fiih-
rers im November 1940 in Berlin war, jene vier Forderungen, die darauf hinausliefen, Finnland, Ru-
manien, Bulgarien und die Dardanellen, und damit die Tore zu Nord- und Sudeuropa, dem Bolsche-
wismus auszuliefern. Die Bedeutung des sowjetischen Faktors im Kampf gegen England kennzeichne-
te der Ftihrer mit den Worten: „Es ergab sich bereits im August und September des vergangenen Jah-
res eine Erkenntnis: Eine Auseinandersetzung im Westen ist England, die vor allem die ganze deut-
sche Luftwaffe gebunden hatte, war nicht mehr moglich, denn in meinem Riicken stand ein Staat, der
sich bereits fertigmachte, in einem solchen Augenblick gegen uns vorzugehen."
Der Bolschewismus war also der stille Bundesgenosse Englands, lange bevor die kriegerische Aus-
einandersetzung mit hm von Deutschland begonnen wurde.
Der Ftihrer unterstrich dann den planmaBigen Verlauf der Operationen im Osten, um fortzufahren:
„Wir haben uns allerdings iiber etwas getauscht: Wir hatten keine Ahnung davon, wie gigantisch die
Vorbereitungen dieses Gegners gegen Deutschland und Europa waren und wie ungeheuer groB die
Gefahr war, wie haarscharf wir diesmal vorbeigekommen sind an der Vernichtung nicht nur Deutsch-
lands,
108 sondern Europas. DaB dann ich heute hier aussprechen. Ich spreche das erst heute aus, weil ich es
heute aussprechen darf, daB dieser Gegner bereits gebrochen ist und nie sich mehr erheben wird. Hier
hat ich gegen Europa eine Macht zusammengeballt, von der leider die meisten keine Ahnung hatten
und viele heute noch keine Ahnung besitzen. Es ware dies ein Sturm eines Dschingis Kans geworden."
Dem gesamteuropaischen Charakter der Gefahr entspricht er europaische Charakter des Feldzuges
im Osten, den der Ftihrer mit den Worten unterstrich: „Und in diesen Raumen kampfen nun unsere
deutschen Soldaten. Und in ihren Reihen und mit ihnen gemeinsam die Finnen, die Italiener, die Un-
garn, die Rumanen, Slowaken. Die Kroaten sind im Anmarsch, die panier, sie riicken jetzt in die
Schlacht. Belgier, Hollander, Danen, Norweger, ja selbst Franzosen sind eingeriickt in diese groBe
Front."
Die wirtschaftliche Bedeutung des siegreichen Krieges im Osten hat der Ftihrer in seinem Geleit-
wort zur Eroffnung der neunundzwanzigsten deutschen Ostmesse in Konigsberg wie folgt unterstri-
chen: „Die durch den aufopfernden Einsatz der deutschen Soldaten im Osten geschaffenen neuen Ver-
haltnisse eroffnen der neunundzwanzigsten deutschen Ostmesse neue Wege fur die wirtschaftliche
ErschlieBung weitester Gebiete."
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Die gewaltigen militarischen Erfolge, die bereits Anfang Oktober im Osten erzielt waren, und die
ungeheure Leistung inter der Front in der Organisation des riesigen Raumes, charakterisierte der Fiih-
rer mit eindrucksvollen Zahlen: Zweieinhalb Millionen Kriegsgefangene, zweiundzwanzigtausend
Geschiitze, achtzehntausend Panzerwagen, vierzehntausendfunfhundert Flugzeuge in deutscher Hand,
fiinfundzwanzigtausend Kilometer russischer Eisenbahn wieder in Betrieb, davon funfzehntausend auf
deutsche Spurweite umgenagelt, dazu der Beginn des Aufbaus einer neuen Verwaltung.
Der Fiihrer verwies schlieBlich auf eine Tatsache, die ebenso en europaischen Sinn dieses Kampfes
wie seine soziale und kulturelle Tragweite beleuchtet, darauf namlich, daB die Sowjetunion eine einzi-
ge Waffenfabrik auf Kosten des Lebens standards der in ihr lebenden Volker darstellt. Die ungeheuren
Massen von Rtistungsmaterial, die im Osten gegen Deutschland und ganz Europa angehauft worden
sind, konnten nur produziert werden, weil eine Bevolkerungsmasse von 180 Millionen Menschen zur
Fronarbeit fur die Rtistung eingesetzt und die Herstellung von Verbrauchsgiitern auf ein Minimum
eingeschrankt wurde. Niedrigster Lebensstandard, um eine riesige und unwiderstehliche Rustung auf-
zubauen, das war die soziale Realitat in der Sowjetunion. Sie war nur die Folge des Programms der
Weltrevolution: Nicht das Gliick der im Sowjetstaat lebenden Menschen, sondern ihre Organisation,
Ausntitzung und ihr Einsatz
109 zur Bekampfung und Vernichtung jeder anders gearteten sozialen Ordnung in Europa, war der Sinn
der Politik der Sowjetmacht.
Die sich geschichtlich aus dem antiken Casarentum herleitende universal-monarchische Tendenz
des Zarentums und die Ideologic der kommunistischen Weltrevolution, asiatischer rang ins Grenzenlo-
se, auch hinsichtlich der Beherrschung von Mensch und Raum, und marxistischer Materialismus im
Sinne er Mobilisierung der Massen und der Ausbeutung der wirtschaftlichen Hilfsquellen sind in der
Politik Moskaus zu einer Gesamterscheinung zusammengeflossen, deren damonische, unmenschliche,
gewalttatige, kulturzerstorende Physiognomie jeden Betrachter, der aus der europaischen Sphare
kommt, mit Schrecken erfullen muB. Voile Dankbarkeit schulden wir alien, deren Tat und Opfer wir
es verdanken, daB dieser neue Sturm eines Dschingis Khan, wie der Ftihrer es so treffend ausgedrtickt
hat, nicht iiber Europa hereinbrechen konnte.
Der SchluB der Fuhrerrede hat die soziale Problematik des Kampfes im Osten noch einmal klarge-
macht: Das Erlebnis des „Sowjetparadieses" durch Millionen deutscher Soldaten ist die endgtiltige
Desavouierung der kommunistischen Phraseologie. Fur sich selbst aber stellte der Fiihrer fest: „Wenn
dieser Krieg zu Ende sein wird, dann werde ich aus ihm zuriickkehren als ein noch viel fanatischerer
Nationalsozialist als ich es friiher war. Ich komme aus diesem Krieg einst zuriick wieder mit meinem
alten Parteiprogramm, dessen Erfiillung mir noch wichtiger ist und zu sein scheint als vielleicht am
ersten Tag."
Die sozialen Inhalte des Nationalsozialismus werden durch den Sieg im Osten ihre tatsachliche Uber-
legenheit iiber den Kommunismus erweisen. Der Fiihrer aber bekennt sich am Beginn des dritten Win-
terhilfswerkes, nachdem die deutsche Wehrmacht das „Paradies der Arbeiter und Bauern" personlich
erlebt hat, iiberzeugter denn je zum nationalsozialistischen Programm, zur sozialen Tat. DaB fur das
Ende des Krieges der Sieger den Aufbau eines Europas sozialer Gestaltung sieht und plant, gibt fur die
europaischen Volker, besonders fur deren breite Massen, dem gewaltigen Ringen im Osten seinen
wahren Sinn.
Am 2. Oktober wandte sich der Fiihrer mit einem Aufruf an seine Soldaten und kiindigte eine neue
Offensive an, die an diesem Tage begann und wiederum gewaltige Erfolge gebracht hat.
Die Bilanz der kriegerischen Ereignisse, die Anfang Oktober gezogen werden konnte, enthielt fiir
den September eine Versenkungsziffer von 683 400 Tonnen und fiir den Ostfeldzug fiir die Zeit vom
22. Juni bis Ende September die Vernichtung von 260 Sowjet-Divisionen, darunter 226 Schiitzendivi-
sionen und 40 Panzer-Divisionen. In einer Verlautbarung vom 2. Oktober hieB es hieriiber: 260 Divi-
sionen mit dem dazu
no gehorigen Kriegsgerat, das bedeutet nicht nur die Zerschlagung der zum Angriff gegen das
Reich und Europa bereitgestellten Sowjetarmeen, sondern dariiber hinaus auch der hinter der
Aufmarschfront angetretenen zweiten und dritten Welle. Die deutsche Wehrmacht hat die
bolschewistische Gefahr fiir Europa endgultig gebannt.
Diese ungeheuren Erfolge haben im Oktober ihre Fortsetzung erfahren. Am 14. Oktober konnte der
deutsche Heeresbericht melden, daB die im Raume von Wjasma eingeschlossenen Krafte vernichtet
und iiber 500 000 Gefangene gemacht, daB damit die Gefangenenzahl auf iiber 3 Millionen angestie-
gen sei. Am 16. Oktober wurde die Einnahme von Odessa, am 21. Oktober die Besetzung der Insel
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Dago und damit die vollige Befreiung des baltischen Raumes vom Feinde, am 24. Oktober die Ein-
nahme von Charkow, des Zentrums des Donezbeckens, gemeldet.
Alle Hoffnungen und Wlinsche unserer offenen und versteckten Gegner, die Weite des russischen
Raumes und die GroBe der sowjetischen Rustungen an Menschen und Material konnten uns aufhalten
und schlieBlich unsere Krafte verzehren, sind also auch im Monat Oktober wieder gescheitert. Das
gleiche gilt fur die Bemuhungen Englands, eine zweite Front im Westen, wenigstens hinsichtlich des
Luftkrieges zu bilden. Die immer wieder mit groBer Propaganda angekundigten englischen Luftoffen-
siven im Westen sind klaglich zusammengebrochen, und die Hilferufe und -forderungen aus Moskau,
eine Entlastungsfront auf dem Kontinent durch eine Landung englischer Streitkrafte zu schaffen, ha-
ben aus England nur das Echo wiederholter Erklarungen, daB England dazu nicht imstande sei, gefun-
den.
Es liegt auf der Hand, daB dieses offene Eingestandnis englischer Unfahigkeit, dem verbundeten
Bolschewismus, dem die deutschen Waffen eine schwere Niederlage nach der anderen zufugen und
der bereits die wertvollsten .Landwirtschafts- und Rustungsgebiete verloren hat, auf alle Volker Euro-
pas einen tiefen Eindruck machen muB, besonders aber auf die Bewohner jener Lander, die von der
englischen Propaganda immer wieder als diejenigen bezeichnet werden, von denen die „Befreiung"
Europas ausgehen soil, in erster Linie also in Frankreich. Wenn die Franzosen erleben, wie die Ver-
nichtung des Bolschewismus, ungehindert durch England, fortschreitet, wenn sie horen, daB London
selbst sich auBerstande erklart, etwas fur die Sowjets zu tun, daB es nicht daran denken kann, im We-
sten , einen Landungsversuch zu unternehmen, wahrend es die Bevolkerung der besetzten Gebiete, die
waffenlos ist, zum Aufstand auffordert, und Attentate gegen die Besatzungsmacht anzettelt, mtissen
die Franzosen ganz
111 von selbst zu der Uberzeugung kommen, daB England sie fur selbstsuchtige Zwecke in ein hoffnungs-
loses Abenteuer treiben will. Die Verbreitung dieser Erkenntnis bedeutet aber fur die englische und
die Gaullistische Propaganda eine entscheidende Niederlage.
Deutschlands AuBenpolitik hat im Monat Oktober auf den bisherigen Linien mit Erfolg weiterope-
riert. Der grundlegende Tatbestand im Verhaltnis zwischen Deutschland und seinem Bundesgenossen
in Europa ist der gemeinsame Krieg im Osten. Immer wieder unterstreicht der deutsche Wehrmachtbe-
richt den Anteil der verbundeten Truppen, und der Fiihrer hat ihn in seiner Rede vom 3. Oktober be-
sonders hervorgehoben. Der Besuch der fuhrenden slowakischen Staatsmanner im Fuhrerhauptquartier
am 20. und 21. Oktober, der des italienischen AuBenministers, Grafen Ciano, am 25. Oktober, der
herzliche Telegrammwechsel zwischen dem Ftihrer und dem Konig von Italien sowie dem Duce an-
laBlich des Jahrestages des Marsches auf Rom, der Besuch des Reichswirtschaftsministers Funk in
Rom waren weitere Anzeichen der dauernden und engen Verbindung zwischen der Fuhrung des Rei-
ches und den leitenden Mannern unserer Bundesgenossen. Rumanien konnte durch die am 19. Oktober
erklarte Eingliederung Odessas in das rumanische Verwaltungsgebiet jenseits des Dnjestrs als Haupt-
stadt von Transnistriens dem militarischen Erfolg bereits den politischen hinzufugen. Die deutsche
AuBen- und AuBenhandelspolitik hat mit dem am 9. Oktober abgeschlossenen deutschturkischen Han-
delsvertrag einen sehr bedeutenden Erfolg erzielt. Die Verhandlungen, die mit diesem Vertrage
schlieBlich erfolgreich beendigt wurden, haben sehr lange gedauert, und wurden immer wieder durch
politische Einflusse gestort. Noch kurz vor dem AbschluB haben London und Moskau diese Stoning
mit alien nur denkbaren Mitteln betrieben. Die deutsche und die turkische Regierung sahen sich des-
halb am 8. Oktober zu folgender gemeinsamer Erklarung veranlaBt: „In den letzten Tagen haben Pres-
se- und Radiomeldungen verschiedener fremder Quellen zu wiederholten Malen und in verschieden-
sten Variationen versucht, den Eindruck zu erwecken, als ob das Deutsche Reich durch Forderung und
Pressionen sowie Truppenaufmarsche in Bulgarien im Begriff stande, die Turkei anzugreifen. Die
turkische und die deutsche Regierung, welche in keinem Augenblick diesen tendenziosen Geriichten
auch nur die geringste Bedeutung beigemessen haben, sind trotzdem ubereingekommen, festzustellen,
daB solche jeglicher Begriindung entbehrenden Veroffentlichungen in gar keiner Weisegeeignet sind,
die Beziehungen der vertrauensvollen Freundschaft zu storen, welche die beiden Lander durch ihr
Ubereinkommen vom 18. Juni betatigt haben." Das war eine deutliche Abfuhr fur die britisch-
bolschewistischen Brunnenvergifter!
Ihr folgte am 9. Oktober der AbschluB des Handelsvertrags auf dem FuBe. Er regelt den Handels-
verkehr
112 zwischen den beiden Landern bis zum 31. Marz 1943. Wie der Staatssekretar im turkischen AuBenmi-
nisterium, Menemcioglu, in einer Unterredung mit der turkischen Zeitung Ulus am 15. Oktober fest-
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stellte, fanden die Interessen beider Lander wert- und warenmaBig in gleicher Weise Beriicksichti-
gung. Im Rahmen des Abkommens haben die Staatsauftrage den Vorrang vor privaten. In zwei Listen
sind im einzelnen die Waren aufgefiihrt, die gegenseitig zur Lieferung kommen. Die erste Liste bezif-
fert sich wertmaBig auf 110 Millionen RM. Sie sieht seitens des Reiches die Lieferung von Kriegsma-
terial vor, wie von Eisen- und Stahlwaren, Maschinen, Transportmitteln, Lokomotiven, pharmazeuti-
schen Produkten, Papier, Zellulose und Zuckerriibensamen. Die Tiirkei exportiert im Rahmen dieser
ersten Liste Mineralien und Metalle, Olivenol, Erbsen, Kleie, Putzwolle und kondensierte Milch,
Baumwolle, Olsamen, Opium, Haute, Hanf, Flachs, Rohseide, Bohnen, Linsen. Die zweite Liste um-
faBt Waren im Gesamtwert von 82 Millionen RM und sieht fur die Tiirkei den Export von frischem
Tabak, getrockneten Friichten, Niissen, Eiern, Wein, Kognak und anderen Waren vor.
Die Tiirkei ist mit diesem Abkommen zu dem traditionellen Status der wirtschaftlichen Beziehun-
gen mit Deutschland zuriickgekehrt, der dadurch gekennzeichnet ist, daB nach dem Handelsvertrag
vom 19. Mai 1936 48% der tiirkischen Einfuhr aus Deutschland kam, wahrend 52% der tiirkischen
Ausfuhr nach Deutschland ging. Es hat sich in der Folgezeit gezeigt, nachdem die Tiirkei die englische
Garantie angenommen und sich zeitweilig wirtschaftlich wie politisch stark nach England orientiert
hatte, daB England trotz aller Bemiihungen nicht in der Lage war, als Abnehmer und Kunde an die
Stelle Deutschlands zu treten. Der deutsch-tiirkische Handelsvertrag bedeutet einen ebenso groBen
Erfolg fur die deutsche Politik, wie er ein MiBerfolg fur die englische ist. Das natiirliche Schwerge-
wicht des infolge des bisherigen Verlaufes des Krieges zusammengeschlossenen Wirtschaftsraumes
macht sich auch iiber Europa hinaus auf dem Vorderen Orient geltend. Die Tiirkei ist durch den neuen
Vertrag an diesen Wirtschaftsraum herangeriickt und hat sich fur die Zukunft ihren Platz an der Seite
der neuen europaischen Wirtschaftsordnung gesichert.
Um so mehr bemiiht sich England, im Mittleren Orient jeglichen EinfluB Deutschlands und der
Achsenmachte mit alien, auch den fragwiirdigsten Mitteln auszuschalten. Nachdem durch die britisch-
bolschewistische Vergewaltigung Irans eine Landverbindung mit der Sowjetunion hergestellt wurde,
setzte ein verstarkter Druck auf Afghanistan ein, um auch von dort die diplomatischen Vertretungen
der Achsenmachte zu entfernen und deren Staatsangehorige aus dem Lande zu vertreiben. Am 22.
Oktober
113 meldete „Stephani" aus Kabul, der Generaldirektor fiir auswartige Angelegenheiten im afghanischen
AuBenministerium habe im Rundfunk eine Erklarung iiber die erzwungene Heimschaffung der deut-
schen und italienischen Staatsangehorigen abgegeben, aus der sich ergab, daB diese Heimschaffung
der Regierung Afghanistans aufgezwungen worden ist. Nach einer langeren Pressekampagne hatten
schlieBlich am 17. und 19. Oktober der britische und der sowjetische Botschafter die Ausweisung und
Heimschaffung der Deutschen und Italiener gefordert. Der afghanische Ministerrat habe sich dieser
Forderung gebeugt. Die afghanische Regierung sei auBerst schmerzlich durch die Abreise der Deut-
schen und Italiener beriihrt, sie habe aber zugestimmt, um jedes Motiv fiir Kontroversen zu beseitigen.
Afghanistan hat also, durch das Schicksal des Iran eingeschiichtert, dem britisch-bolschewistischen
Druck nachgegeben. Auch ein Beitrag fiir Englands angeblichen Kampf fiir die kleinen Volker!
Deutschlands Verhaltnis zu den Vereinigten Staaten oder besser gesagt zu Roosevelt und seinem
Kriegshetzerkreis ist nach wie vor gespannt und denkbar schlecht. Roosevelt tut auch weiterhin alles,
was in seinen Kraften steht, um es zu verschlechtern, mit dem Endziel, die in der groBen Mehrheit
widerstrebende USA-Bevolkerung in den Krieg gegen die Achsenmachte zu bringen. Die deutsche
Reaktion gegen Roosevelts und seiner Leute wiiste Kriegshetze hat sich sichtlich verscharft.
Mit England war im Monat Oktober ein Austausch von Schwerverwundeten vorgesehen, der leider
im letzten Moment daran gescheitert ist, daB man in London auf die von Deutschland vorgeschlagene
Austauschmethode nicht eingehen wollte.
Gegen Ende des Monats wurde von London her, wie schon mehrfach wahrend dieses Krieges, Be-
hauptungen iiber angebliche deutsche Friedensfiihler in die Welt gesetzt, bei denen der Name des
Herzogs von Bedfort eine Rolle spielte. Diese Geriichte erfuhren von Berlin eine scharfe Zuriickwei-
sung mit dem Hinweis darauf, daB der Krieg nicht durch Friedensgeriichte und bestellte Unterhausde-
batten, sondern allein durch den Sieg der deutschen Waffen sein Ende finden werde.
Hinsichtlich des Fernen Ostens hat die deutsche Politik durch die am 17. Oktober bekanntgegebene
Ernennung des Botschafters Stahmer zum Botschafter in Nanking einen weiteren Schritt auf dem Weg
der im Rahmen des Dreierpaktes orientierten Auffassung von der zukiinftigen Gestaltung des fernost-
lichen Raumes getan, die mit der Anerkennung der Regierung von Nanking bereits ihren volkerrecht-
lichen Ausdruck gefunden hatte.
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Deutschlands Verhaltnis zu dem besiegten und zu Dreiflinfteln von deutschen Truppen besetzten
114 Frankreich hat im Monat Oktober zeitweilig eine Belastung dadurch erfahren, daB in Nantes und in
Bordeaux in kurzem Abstand je ein deutscher Offizier hinterhaltig niedergeschossen worden ist und
die Attentater entkommen konnten. Die deutsche Antwort war die ErschieBung von je 50 Geiseln, die
wegen irgendwelcher Verbrechen und wegen kommunistischer Umtriebe bereits lange verhaftet wa-
ren. Die Vergeltung traf also Personen, die zweifellos zum Kreis der geistigen und materiellen Urhe-
ber der Attentate gehorten. Die franzosische Polizei, die von der Regierung in Vichy zu auBerster Ak-
tivitat angetrieben wurde, konnte bald darauf in Paris und in anderen Orten zahlreiche Verhaftungen
vornehmen und dabei wichtige kommunistische Zentralen mit geheimen Druckereien und groBen
Geldbestanden ausheben. Marschall Petain und Admiral Darlan wandten sich in ernsten Aufrufen an
das franzosische Volk und warnten vor solchen im Auftrage des Auslandes vollbrachten verbrecheri-
schen Attentaten gegen Mitglieder der Besatzungstruppen.
Interessant war in diesem Zusammenhang die Haltung der englischen und de Gaullistischen Propa-
ganda. Sie sprach zuerst davon, daB „franzosische Patrioten" sich gegen die Besatzungsmacht erhoben
hatten und „daB die ErschieBung der Geiseln den Widerstand Frankreichs noch verstarken wurde".
Man sprach auch davon, daB die „deutsch-franzosischen Beziehungen zu einem plotzlichen Stillstand
verurteilt seien". In Wirklichkeit hat die gemeinsame Abwehr gegen so sinnlose und letzten Endes das
franzosische Volk selbst am meisten schadigende verbrecherische Anschlage die deutschen Besat-
zungsbehorden und die franzosische Regierung und deren Organe nur zu einer um so engeren Zu-
sammenarbeit auf polizeilichem und auf anderem Gebiet gefuhrt, wahrend die ungeheure Mehrheit
des franzosischen Volkes im besetzten und im unbesetzten Gebiet, besonders auch durch Vermittlung
der Presse, ihren Abscheu tiber solche Taten zum Ausdruck brachte und alle Franzosen dazu auffor-
derte, mitzuhelfen, um die Tater aufzuspuren und weitere Attentate zu verhindern.
Die Attentate des Monats Oktober gegen Angehorige der deutschen Besatzungsarmee in Frankreich
haben offensichtlich das Gegenteil von dem erreicht, was sie erreichen sollten, namlich eine tiefge-
hende Storung des an sich guten Verhaltnisses zwischen der Besatzungsarmee und der franzosischen
Bevolkerung und die besonders auf wirtschaftlichem Gebiet sich gtinstig entwickelnde Zusammenar-
beit zwischen Deutschland und Frankreich.
Es war sicher kein Zufall, daB die beiden Attentate gerade in die Zeit fielen, als am 22. und 24. Ok-
tober sich der Tag von Montoire jahrte, an dem der Fiihrer dem damaligen franzosischen Ministerpra-
sidenten Laval und dem Marschall Petain zur Zusammenarbeit die Hand bot. Die franzosische Presse
hat diesen
115 Jahrestag sehr stark unterstrichen und seine historische Bedeutung herausgestellt, freilich auch nicht
unterlassen, darauf hinzuweisen, daB lange nicht alle Hoffnungen sich verwirklicht hatten, daB die
Politik der Zusammenarbeit lange nicht die Friichte getragen habe, die man von ihr erwartete, und daB
dafiir die Haltung von Vichy in erster Linie verantwortlich zu machen sei.
Tatsachlich muB man ruckblickend feststellen, daB die franzosische Politik, die seit dem Versailler
Diktat in beinahe ununterbrochener Folge die der verpaBten Gelegenheiten war, diesen Charakter auch
nach Montoire grundsatzlich behalten hat. Sie hat die groBe Gelegenheit, die ihr der Ftihrer in Montoi-
re geboten hat, nicht oder doch nur sehr unvollstandig ergriffen. Laval hatte die Bedeutung des Au-
genblickes zweifellos verstanden und gedachte ihn fur sein Land zu niitzen, aber er wurde durch einen
in seinen Hintergriinden auch heute noch nicht vollig aufgeklarten Gewaltstreich am 13. Dezember
1940 aus der Macht geworfen, und in Vichy wurde an Stelle einer Politik des Zugreifens, der aktiven
Beteiligung am politischen Geschehen eine solche des Abwartens und des Hinhaltens gemacht. Die
franzosische Politik hatte die Chancen, sich aus der Rolle des besiegten Feindes in die des mitkamp-
fenden und damit schlieBlich mitsiegenden Freundes zu begeben und damit sich einen moralischen
Anspruch auf einen besonders bevorzugten Platz im neuen Europa zu erwerben, wahrend bisher das
Konto Frankreichs mit der Verantwortung fur den Ausbruch des Krieges belastet ist, und der katastro-
phale Zusammenbruch der franzosischen Machtstellung, das Versagen des franzosischen Volkes in der
groBen Auseinandersetzung der Gegenwart jedenfalls nichts weniger als eine positive Bewertung ver-
dient.
In dieser Perspektive gesehen sind die wahren franzosischen Patrioten zweifellos nicht jene, die mit
Bitterkeit im Herzen abwarten, ob nicht vielleicht doch die Angelsachsen das Kriegsgluck zu ihren
Gunsten wenden oder doch vielleicht bei kunftigen Friedensverhandlungen ihren EinfluB fur Frank-
reich in die Waagschale werfen konnten, sondern jene, die sich entschlossen und offen zum neuen
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Europa bekennen und sich bemiihen, an der Seite der Achsenmachte an seiner Gestaltung mitzuwir-
ken.
Von den heute flihrenden Mannern Frankreichs haben offenbar nur die wenigsten die Lage ihres
Landes und seine Aufgabe in diesem Sinne begriffen. Man bemliht sich in Vichy, das Notigste, das,
was sich nicht vermeiden laBt, zu tun. Die Verantwortlichen fiir die Niederlage sollen nun endlich
verurteilt werden. Der Beginn des Prozesses von Riom ist nunmehr endgultig auf den 15. Januar fest-
gesetzt. Marschall P e t a i n hat am 16. Oktober vorlaufige StrafmaBnahmen gegen die Hauptverant-
wortlichen
116 bekanntgegeben und die Internierung Daladiers, Leon Blums und des Generals Gamelin in Pourtalet,
einem Felsenfort in den Pyrenaen, und von Guy la Chambre und Jacomet in Bourassol verfugt, wah-
rend Paul Reynaud und George Mandel, die als besonders schuldig betrachtet werden, ebenfalls vor-
laufig interniert wurden. Die genannten Personlichkeiten werden in erster Linie fur die franzosische
Niederlage verantwortlich gemacht.
tjber die Anklagen, die gegen die einzelnen erhoben werden, wurde am 17. Oktober aus Vichy auf
Grund des Berichts des von Petain zur Beurteilung der Verantwortlichkeiten gebildeten politischen
Rates folgendes gemeldet:
Bezuglich Daladier wird angefuhrt, daB Frankreich unter seiner Regierung ohne ausreichende Vor-
bereitung und ohne Betragen des Obersten Kriegsrates in den Krieg eintrat. Es sei volliges Versagen
bei nahezu alien fur die militarische Bereitschaft Frankreichs notwendigen MaBnahmen festgestellt.
Ferner falle Daladier zur Last: schlechte Organisierung des Oberkommandos, schuldhafte Unterwer-
fung unter politische Einfllisse, Lieferung zahlreicher Flugzeuge an die spanische Volksfront sowie
zahlreiche andere VerstoBe, die im Zusammenhang mit den erwahnten Handlungen stehen. Infolge
dieses Versagens habe sich Frankreich im Kriege moralisch und materiell entwaffnet und ohne uner-
laBliche Mittel fiir die Durchfuhrung seiner Aufgaben gesehen. Daladier habe seine Amtspflichten
verletzt.
Dem Generalstabschef, General Gamelin, wird zur Last gelegt, daB er aus Mangel an Energie und
Charakter eine Erhohung der Mangel in der Rustung und Kriegsvorbereitung zugelassen und im Laufe
des Krieges durch seine katastrophalen Entscheidungen das Kommando desorganisiert habe. Leon
Blum habe seine Pflichten miBachtet und es versaumt, der Rustungsindustrie den der Lage entspre-
chenden Impuls zu geben. Durch seine Autoritat habe er die unheilvolle Tatigkeit seiner Minister Da-
ladier und Pierre Cot gedeckt. Reformen der Arbeitsordnung habe er zu Instrumenten des Klassen-
kampfes und die moralische Starke des Landes in gefahrlicher Weise geschwacht. Er habe Frankreich
ins Verderben gestiirzt. Pierre Cot habe wahrend seiner zweimaligen Amtstatigkeit als Luftfahrtmini-
ster trotz wiederholter Warnungen vernachlassigt, Frankreich die Luftwaffe zu geben, die die Lage
verlangte. Er habe die Luftarmee desorganisiert, die Disziplinlosigkeit begunstigt und seinen parteipo-
litischen Ideen die Interessen des Landes geopfert. Durch lugenhafte Versicherungen habe er das Par-
lament und das Land zu tauschen versucht, obwohl Frankreichs Sicherheit in nicht wiedergutzuma-
chender Weise kompromittiert war.
Die Formulierung der Verantwortlichkeit, d. h. der Schuldfrage, ist bemerkenswert. In Versailles
wurde
117 Deutschland bekanntlich im Artikel 231 des Diktates und in anderen Dokumenten die alleinige
Verantwortung fur den Ausbruch des Weltkrieges aufgeblirdet. Deutschlands angebliche Schuld am
Kriege war der groBe Vorwurf, mit der man die Harte des Diktates begrunden wollte. Die deutschen
Linksparteien haben diese Propagandathese der Gegner zu der ihrigen gemacht und sogar einen par-
lamentarischen UntersuchungsausschuB des Deutschen Reichstags zum Beweis dieser These einge-
setzt, um damit dem kaiserlichen Deutschland den ProzeB zu machen. Freilich haben die Verhandlun-
gen dieses Ausschusses dann zu gegenteiligen Ergebnissen gefuhrt.
Die Anklage, die das besiegte Frankreich gegen die von ihm als verantwortlich erklarten Manner er-
hebt, lautet ganz anders:
Nicht daB sie den Krieg erklarten und daB sie durch ihre wesentlich unter englischem EinfluB getatigte
Politik den gegenwartigen Krieg mit alien seinen Opfern auf dem Gewissen haben, wird ihnen zum
Vorwurf gemacht, sondern daB sie den Krieg nicht genugend vorbereitet und nicht erfolgreich gefuhrt
haben. Die Schuldfrage wird also in Vichy und in Riom ausschlieBlich vom Standpunkt des franzosi-
schen Nationalinteresses, ohne jede moralische Note und keineswegs vom Standpunkt europaischer
oder menschlicher Verantwortung gestellt. Dies liegt freilich ganz in der Linie franzosischer politi-
scher Tradition.
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Innerpolitisch wurde in Frankreich im Monat Oktober der Kampf auBer gegen den Kommunismus
auch gegen die Freimaurer fortgesetzt. Es wurden Hunderte von Namen im Gesetzblatt veroffenflicht,
deren Trager Freimaurer sind oder waren, und die daher als unfahig erklart wurden, klinftig amtliche
Stellungen einzunehmen. Die Zahl der aktiven franzosischen Freimaurer hat nach einer auf Grund der
beschlagnahmten Freimaurerarchive aufgestellten Statistik in Frankreich liber 60000 betragen. Es ist
auch festgestellt, daB iiber die Freimaurerei der englische EinfluB in Frankreich sich stark geltend ge-
macht hat.
Vielleicht das bemerkenswerteste Ereignis der inneren Politik in Frankreich war aber der Besuch
des Erzbischofs Suhard von Paris in Vichy, der den Fragen des weltlichen und geistlichen Unterrichtes
gait. Die kirchlichen Kreise haben anscheinend eine Subventionierung der „freien", d. h. religiosen
Schulen erreicht, ein vom Standpunkt der Geschichte der dritten franzosischen Republik ganz unerhor-
ter Vorgang. Wenn man sich erinnert, daB einer der Kernpunkte des Programms dieser Republik, wie
es im wesentlichen im Programm der radikalen Partei auf deren KongreB von Belleville im Jahre
1869, also noch unter dem Kaiserreich formuliert worden war, der Laizismus, d. h. die grundsatzlich
freidenkerische,
118 religions- und kirchenfeindliche Haltung gewesen ist, daB obligatorischer, staatlicher und religionslo-
ser Unterricht gefordert und daB die Durchfuhrung dieses Programms die innere Politik der dritten
Republik jahrzehntelang immer wieder leidenschaftlich bewegte, daB schlieBlich diese Programm-
punkte durchgefuhrt und gesetzlich verankert wurden, dann wird man das grundsatzlich Neue des
Vorgangs der staatlichen Subventionierung religioser Schulen in Frankreich verstehen.
Was man aus der Sowjetunion und iiber dieselbe auBer aus den deutschen Wehrmachtberichten im
Monat Oktober erfahren hat, ist bezeichnend fur deren Lage. Das Diplomatische Korps hat Moskau
Mitte Oktober auf Befehl der Sowjetregierung plotzlich verlassen mlissen. Die Sowjetregierung selbst
ist nach Samara und Kasan, viele hundert Kilometer hinter Moskau, ubergesiedelt. DaB die Lage kri-
tisch, ja auBerst kritisch sei, wurde in Moskau selbst ebenso betont wie in London und Washington.
Der bestialische Charakter der bolschewistischen Kriegsflihrung, der letzten Endes in wilder Zersto-
rungswut endet, auBerte sich auch darin, daB man von dem festen EntschluB der sowjetischen Flihrung
sprach, Leningrad und Moskau nur als Trummerhaufen in deutsche Hand fallen zu lassen. Das Schick-
sal der Millionen Einwohner dieser Stadte ist den bolschewistischen Machthabern natiirlich grundsatz-
lich ebenso gleichgliltig wie das der vielen Millionen Menschen, die sie ihrer Tyrannei und ihren bol-
schewistischen Wirtschaftsmethoden seit der Oktoberrevolution von 1917 geopfert haben.
Neues dokumentarisches Material aus Bulgarien, Rumanien, Finnland, Estland und Spanien, das im
Monat Oktober bekanntgeworden ist, hat die GroBe der bolschewistischen Gefahr fur Europa und den
Charakter des bolschewistischen Systems wieder erneut bewiesen. Nicht weniger als 160 000 Estlan-
der sind in der kurzen Zeit der bolschewistischen Herrschaft entweder ermordet oder verschleppt oder
in die Reihen des bolschewistischen Heeres gezwungen worden. Allein in Reval werden 40 000 Men-
schen vermiBt. Es waren offensichtlich Vorbereitungen getroffen worden, um die gesamte estnische
Bevolkerung zu evakuieren, d. h. also praktisch auszuloschen.
In Bessarabien hat man, wie die Bukarester Zeitung „Universul" am 6. Oktober meldete, eine weit-
verzweigte bolschewistische Terroristen-Organisation aufgedeckt, mit Terroristenschulen, Folter-
kammern und all den vielen schon bekannten Requisiten bolschewistischer „Menschheitsbegluckung".
In der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurde im Oktober eine Ausstellung aller jener Gegenstande
gezeigt, die man bei den rechtzeitig unschadlich gemachten sowjetischen Fallschirmspringern gefun-
den hat, mit deren Hilfe Moskau in Bulgarien eine Revolution entfesseln und eine transdanubische
Sowjetrepublik auszurufen gedachte. Fallschirmspringer und von sowjetischen U-Booten gelandete
1 19 Sabotagegruppen sollten Bulgarien von innen heraus fur das Sowjetparadies gewinnen; ein schlechter
Scherz mochte man sagen, wenn man den nationalen Elan der Bulgaren und die groBen Erfolge des
Landes auf auBenpolitischem Gebiet wahrend der letzten Jahre liberdenkt, aber ein Zeichen daflir, wie
sehr man in Moskau durch intensive unterirdische Propaganda das Terrain vorbereitet zu haben glaub-
te.
In Helsinki wurde ebenfalls interessantes Material iiber bolschewistische Umtriebe bekanntgegeben.
Dort haben die Sowjets nach dem sowjetisch-finnischen „Frieden" vom 31. Marz 1940 unter der Firma
der „Gesellschaft der Freunde der Sowjetunion" eine systematische Wlihlarbeit gegen den finnischen
Staat und die bestehende soziale Ordnung durchgefuhrt, die dazu bestimmt war, der politischen Ein-
mischung Moskaus Handhaben zu verschaffen und die Vernichtung der staatlichen Selbstandigkeit
Finnlands in die Wege zu leiten.
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In Lissabon wurde Mitte Oktober ein Sonderbeauftragter der Kommunistischen Partei verhaftet, der
mit Hilfe anderer inzwischen in Spanien dingfest gemachter Kommunisten ein neues rotes Regime in
Spanien vorbereiten sollte. Das Verhor dieses Agenten fiihrte auBerdem zu Gestandnissen liber kom-
munistische Zentralen in Mexiko und in ibero-amerikanischen Landern.
So sehen die Bundesgenossen Churchills und Roosevelts im „Kampf fiir die Freiheit" aus, mit de-
nen zusammen General Wavell die Verteidigung des Kaukasus vorbereitet. Dieser fur die moralische
Stellung der Angelsachsen so abtragliche Verblindete ist auch sonst nicht bequem. Er fordert nicht nur
Waffen- und Kriegsmaterial jeder Art in groBten Mengen — Stalin hat nach USA-Meldungen gegen-
iiber den Abgesandten Roosevelts und Churchills, Harry Hopkins und Lord Beaverbrook, wahrend der
Moskauer Tagung liber die den Sowjets zu gewahrende Hilfe „sehr unverblumt gesprochen" und an
Kriegsmaterial die Halfte der britischen Produktion und von der in USA den groBten Teil gefordert — ,
er verlangt auch, daB England, wie der diplomatische Mitarbeiter von Reuter in Bestatigung von Wa-
shingtoner Berichten zu melden muBte, Finnland, Ungarn und Rumanien den Krieg erklaren solle.
London scheint dieser Forderung Moskaus nicht entsprechen zu wollen. Denn es hat zunachst die Re-
gierungen der Dominien befragt, was man in London meist dann tut, wenn man sich nicht entschlieBen
will oder kann und Zeit zu gewinnen sucht.
Darauf ist letzten Endes Englands Gesamtpolitik eingestellt. Man will Zeit gewinnen, um die eige-
nen Rustungen, die man selbst immer wieder, sowohl in personeller wie in materieller Hinsicht, als
ungeniigend bezeichnet, zu entwickeln und auf den hochsten Stand zu bringen, man will Zeit gewin-
nen,
120 damit die Vereinigten Staaten ihre Aufrustung ebenfalls so weit als moglich steigern konnen, man
will Zeit gewinnen, bis Deutschlands Kraft sich vielleicht erschopft haben konnte, und man will Zeit
gewinnen, weil man immer noch auf die Wirkungen der Blockade hofft.
Inzwischen muB man feststellen, daB der Seekrieg gegen die englischen Inseln unentwegt weiter-
geht, daB der Luftkrieg, obwohl die deutsche Luftwaffe im Osten und im Mittelmeer sehr stark enga-
giert ist, gegen die englische Versorgung und gegen die englische Insel selbst wirkungsvoll weitergeht
und daB z. B. die Zahl der Toten, VermiBten und Schwerverletzten, die der Luftkrieg zwischen April
und September d. J. den Englandern gekostet hat, erheblich groBer ist als im vergangenen Jahr, daB der
Krieg im Osten also in der Luft England keine Entlastung gebracht hat. Der englische Luftfahrtmini-
ster Sinclair erklarte denn auch in einer Rede am 2. Oktober, England miisse darauf vorbereitet sein,
daB die deutsche Luftwaffe im bevorstehenden Winter wieder schwere Angriffe gegen England flihren
werde, die ebenso hart, wenn nicht noch harter sein wlirden als im letzten Jahre. AnschlieBend kam er
dann auf den alten englischen Wunschtraum zuriick, Deutschland durch immer starkere Bombenan-
griffe auf die Knie zu zwingen. Die Londoner „Daily Mail" bemerkte dazu am 3. Oktober, die briti-
sche Luftoffensive sei ungewohnlich verlustreich, und die besten englischen Flieger seien dabei be-
reits umgekommen. Englands Luftkrieg gegen Deutschland wird neuerdings besonders unter dem
Gesichtspunkt der Hilfe fur RuBland gesehen und diskutiert. Die gewaltigen Erfolge der deutschen
Wehrmacht im Osten erregen in London die schwersten Besorgnisse. Sie sind im Monat Oktober in
Unterhausdebatten, in der Presse und in offentlichen Reden aufs starkste zum Ausdruck gekommen.
So erklarte der bekannte Labour-Abgeordnete Noel Baker am 23. Oktober im Unterhaus: „Es herrscht
eine stark ausgepragte Unruhe iiber den Verlauf des Krieges in SowjetruBland und daruber, was GroB-
britannien unternahm, um RuBland in seiner schweren Stunde beizustehen. Manche Beobachter mei-
nen, Hitlers Heer und Luftwaffe seien in gefahrlicher Weise vorgedrungen. Englands Front liege an
der Wolga und am Don. Indien, Irak, Agypten und Afrika muBten an der ukrainischen Front verteidigt
werden. AuBenminister Eden stellte wahrend derselben Unterhausdebatte die besorgte Frage:
„Was wird aus uns, wenn RuBland nicht aushalt?"
Der englische Arbeitsminister B e v i n forderte in einer Rede am 20. Oktober die britischen Rli-
stungsarbeiter auf, nachdrucklicher und schneller zu arbeiten, und der englische Rustungsminister
Lord Beaverbrook rief am 22. Oktober im Oberhaus die Werktatigen auf, fiir RuBland zu arbeiten,
denn nach der Niederringung RuBlands wlirde England darankommen.
121 Wenn es sich so um Englands hochste Interessen handelt, diirfen die englischen Bischofe nicht
fehlen. Der Erzbischof von Canterbury hat auf einer in London abgehaltenen Bischofskonferenz zu
einer Sammlung zugunsten der Sowjetunion aufgerufen und dabei folgendes erklart: „Wir haben gute
Griinde, auf unseren Alliierten stolz zu sein. Zweifellos, wenn wir an die Vergangenheit denken, kann
dieses Bundnis als sonderbar empfunden werden. Es gibt Leute, die dieses Bundnis bis jetzt noch nicht
vor ihrem Gewissen rechtfertigen konnen; wir mlissen aber alle in dieser Frage nicht an die Vergan-
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genheit, sondern vor allem an die jetzige Lage und an die Zukunft denken. Wir miissen daran denken,
daB die Hauptnot der sowjetischen Armeen und der zivilen Bevolkerung, die an ihrer Seite kampft, in
dem Mangel an Medikamenten und sonstigen sanitaren Mitteln besteht."
Dariiber freilich, wie den Bolschewiken praktisch geholfen werden konne, gingen die Meinungen
stark auseinander. Es wurden viele Stimmen laut, die die einzige Rettung in der Schaffung einer zwei-
ten Front gegen Deutschland sahen. Offenbar waren die sowjetische Botschaft und die kommunistisch
eingestellten Arbeiterkreise eifrig tatig, um diese Meinung zu propagieren. Versammlungen in Indu-
striebetrieben nach sowjetischem Muster wurden abgehalten, die mit EntschlieBungen zugunsten einer
englischen Offensive auf dem Kontinent endigten. In einer EntschlieBung, die angeblich 500 000 Fa-
brikarbeiter hinter sich hatte, wurde der Verdacht ausgesprochen, daB die britische Regierung die So-
wjets verraten hatte und daB gewisse Regierungsmitglieder absichtlich die Bildung einer zweiten Front
verhinderten. England miisse dieselben Opfer bringen wie die Sowjetunion, und es miisse beschleunigt
eine Westfront gegen Deutschland hergestellt werden. Am 26. Oktober demonstrierten Zehntausende
von Menschen im Zentrum Londons und verlangten mehr Hilfe fiir die Sowjetunion. Die Kundge-
bung, die von der Arbeiterpartei ausging, endigte mit Hochrufen auf die Sowjets, dem Absingen der
Internationale und dem Schwenken roter Fahnen.
Die maBgebliche englische Presse erklarte sich aber gegen jedes Abenteuer auf dem Kontinent und
warnte vor unuberlegten Aktionen. Am besten konnte den Sowjets durch Kriegsmateriallieferungen
geholfen werden, es sei besser, dieses Kriegsmaterial fur die russischen Millionenarmeen in England
zu produzieren anstatt englische Soldaten in den Kampf zu schicken. Die alte englische Methode, an-
dere Volker fur sich bluten zu lassen und das eigene teure Leben moglichst zu schonen! Ein merkwur-
diges Durcheinander der Meinungen, das eine deutliche Ratlosigkeit verriet, kam in der Unterhausde-
batte vom 25. Oktober zum Ausdruck. Einem der Abgeordneten erschien als der Weisheit letzter
SchluB, die
122 englische Luftwaffe miisse ihre Angriffe gegen, die Moral der deutschen Bevolkerung richten.
Deutschlands Kriegspotential sei bereits so gewaltig geworden, daB ihm die englische Luftwaffe
nichts mehr anhaben konnen.
Mehrere Berichte aus London wahrend des Monats Oktober schilderten die gedriickte und miBmuti-
ge Stimmung, die sich besonders aus der Beobachtung ergab, die die Englander machen muBten, daB
die deutsche Wehrmacht im Osten unaufhaltsam vordrang, daB Deutschland ungestort die russischen
Armeen vernichten konnte, ohne daB die Englander selbst etwas dagegen zu unternehmen vermochten.
Diese Beobachtung fiihrte in Presse und Parlament zu scharfer Kritik an der Regierung und besonders
gegen einzelne Minister, die man fiir diese unbefriedigende Lage hauptsachlich verantwortlich mach-
te.
Ernste und sachlich denkende Beobachter der Lage machten sich Gedanken dariiber, auf welchem
Wege die englische und amerikanische Hilfe nach der Sowjetunion gelangen konne. Sie priiften die
drei Wege, den iiber Archangelsk, den iiber Iran und den iiber Wladiwostok, um festzustellen, daB der
erste demnachst zufrieren wurde, daB der zweite vollig ungeniigend und daB der dritte viel zu lang sei.
Es gab deshalb sogar Stimmen, die rieten, man solle den Sowjets dadurch helfen, daB man ihnen er-
mogliche, ihre fernostliche Armee nach dem Westen zu ziehen, indem England und die Vereinigten
Staaten die fernostlichen Grenzen der Sowjetunion gegen Japan garantierten und Stiitzpunkte in diesen
Gebieten besetzten.
Man wird annehmen diirfen, daB die englische Regierung sich dieser schwierigen Sachlage durch-
aus bewuBt ist. Wenn die englischen Minister trotzdem immer wieder erklaren, England werde alles
tun, um den Sowjets zu helfen, wenn sie Kabinettsmitglieder nach Moskau schicken, um mit Stalin
iiber das AusmaB und die Einzelheiten dieser Hilfe zu verhandeln, wenn der englische Gewerkschafts-
fiihrer Walter Citrine, der vor Jahren nach langerem Aufenthalt in der Sowjetunion ein dickes
Buch geschrieben hat, das eine einzige vernichtende Kritik des Bolschewismus und seiner politischen
und wirtschaftlichen Methoden darstellt, nun wieder in der Sowjetunion herumreist und die sowjeti-
schen Arbeiter zur Arbeit in den Riistungsfabriken und zum letzten Einsatz auf dem Schlachtfeld auf-
ruft, dann liegt auf der Hand, daB dies alles nicht in der ehrlichen Uberzeugung geschieht, den Sowjets
wirksam Hilfe leisten zu konnen, sondern in der Absicht, sie bis zum letzten fiir England zum Einsatz
zu bringen. Ein amerikanischer Journalist hat auf einer Pressekonferenz, die Roosevelts Sendbote,
Harriman, nach seiner Riickkehr aus Moskau Mitte Oktober in London abhielt, auf dessen Erklarung,
daB England und die Vereinigten Staaten
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123 hinter der Sowjetunion standen, die wirkliche Lage recht treffend durch die Frage gekennzeichnet:
„Sagen Sie, Mister Harriman, wie weit hinten stehen eigentlich England und die USA?"
Tatsachlich konnen die ungeheuren Material verluste der Sowjets und der Ausfall ihrer von der deut-
schen Wehrmacht besetzten Rtistungsindustrien nicht ausgeglichen werden, am wenigsten durch Eng-
land, dessen Bevolkerung von 46 Millionen einfach nicht ausreicht, um die englische Flotte zu be-
mannen, eine Millionenlandarmee aufzustellen, eine Luftwaffe, die starker sein soil als die deutsche,
zu entwickeln und nun noch fur diese die Menschenreserven Englands bereits in anspruchnehmende
militarische Anstrengung das notige Rustungsmaterial herzustellen und auBerdem noch groBe Mengen
davon an die Sowjetunion zu liefern.
Einen Einblick in die wirkliche Lage gab AuBenminister Eden, als er im Unterhaus am 23. Oktober
ausfuhrte: „Wir verloren in Frankreich ungefahr tausend Kanonen, und damals blieben uns in England
viel weniger als tausend. Wir besaBen einmal in unserem Lande sogar keine einzige ausgebildete und
ausgeriistete Division. Unsere Verteidigungsmittel waren einfach nicht vorhanden und unseren Trup-
pen im Mittleren Osten fehlte es buchstablich an jeglicher moderner Ausriistung." Dies war Englands
Lage im Sommer vor einem Jahr! Die Sowjets aber haben nicht tausend, sondern zweiundzwanzig tau-
send Geschutze verloren.
Nicht weniger bezeichnend ist eine Erklarung des Lordsiegelbewahrers A t 1 1 e e bei seiner An-
kunft in Neuyork am 25. Oktober, England leide unter betrachtlichem Arbeitermangel. Deshalb muB-
ten England und die Vereinigten Staaten ihre Rohstoffquellen und ihr Menschenmaterial in groBtmog-
lichem Einsatz gemeinsam ausnutzen. Associated PreB meldete am 2. Oktober aus London, es verbrei-
te sich dort die Auffassung, das Menschenmaterial Englands sei, soweit nicht aus den Kolonien ver-
ftigbar, erschopft. Eine VergroBerung der Armee fur Offensivzwecke werde kaum moglich sein.
Wahrscheinlich werde das Unterhaus demnachst in einer Geheimsitzung die Frage erortern, ob Eng-
land weitere Aushebungen vornehmen konne, ohne die Kriegsindustrie ernstlich zu schwachen. Es
verlaute auch, daB keine rein britischen Truppenverbande mehr aufgestellt wtirden, da die wichtigen
Industrien jeden Mann brauchten und der Einsatz der Frauen bei weitem nicht geniige, um die Lticken
zu ftillen.
Wie weit der Kampf Deutschlands gegen die englische Versorgung im einzelnen wirksam ist, laBt
sich infolge des englischen Bemuhens, diese Frage moglichst ungeklart zu lassen, schwer nachweisen.
Immerhin erklarten zwei von einer Englandreise zurtickgekehrte Beamte des USA-
Landwirtschaftsministeriums
124 nach einem Bericht von Associated PreB vom 1. Oktober in einem Presse-Interview, jeder von ihnen
habe wahrend seines vierwochentlichen Aufenthalts in England 8 Pfund an Gewicht verloren.
Nachdem es den Englandern immer klarer wird, daB die russische Karte nicht sticht und daB sie
selbst militarisch nicht in der Lage sein konnen, das Blatt zu wenden, richten sich ihre Hoffnungen
erneut auf die Vereinigten Staaten, von denen man allein noch eine gunstige Wendung erhofft. Der
sudafrikanische Premierminister Smuts erklarte denn auch ganz offen am 4. Oktober, er glaube
nicht, daB England den Krieg gewinnen konne, wenn die Vereinigten Staaten nicht in den Krieg
eintraten. Um den letzten Weltkrieg zu gewinnen, sei die Teilnahme der USA am Kriege notwendig
gewesen. Um diesen Krieg zu gewinnen, sei die Teilnahme der USA ebenfalls notwendig. Smuts pries
die Widerstandskraft Englands, betonte aber, Widerstand leisten und den Krieg gewinnen seien zwei
verschiedene Dinge.
Eine empfindliche diplomatische Zurechtweisung muBte sich England Anfang Oktober von Finn-
land gefallen lassen. Die englische Regierung hatte sich durch Vermittlung der schwedischen an die
finnische gewandt und sie mit Versprechungen und Drohungen zu einem Separatfrieden mit der So-
wjetunion aufgefordert. In einer ausfuhrlichen Note wies die finnische Regierung dieses Ansinnen
zuriick. In dieser Note, die am 6. Oktober durch schwedische Vermittlung nach London geleitet wur-
de, heiBt es u. a.: „Die finnische Regierung halt es fur angebracht, auf folgende Tatsachen hinzuwei-
sen: Am 30. November 1939 begann die Sowjetunion einen unbegriindeten und unprovozierten An-
griff auf Finnland. Am 14. Dezember erklarte der Volkerbund aus diesem Grunde gemaB Artikel 16
des Volkerbundstatuts die Sowjetunion zum Angreifer und schloB sie aus dem Volkerbund aus. Eng-
land nahm an dieser Abstimmung teil. Finnland wurde in seiner Kriegfuhrung allein gelassen, und es
wurde nicht die Frage aufgeworfen, wie der Angreifer die Folgen seines Angriffes wiedergutzuma-
chen hatte. Am 12. Marz 1940 muBte Finnland mit der Sowjetunion den Moskauer Zwangsfrieden
abschlieBen. Hierbei konnte Finnland die Abtretung wesentlicher Teile seines Territoriums an den
Feind nicht vermeiden, woriiber hinaus es seine Einwilligung zu dem Bau einer die Sicherheit Finn-
|liiiisirlill,iii<i tm^amirF 27
lands und ganz Skandinaviens bedrohenden strategischen Eisenbahn zugunsten des Angreifers erteilen
muBte. Gleich nach AbschluB des Friedens setzte von selten der Sowjetunion eine riicksichtslose Er-
pressungspolitik Finnland gegenliber ein, ebenso wie eine zum Teil von innen her erfolgende Einmi-
schung in das staatliche Leben Finnlands. Mit dieser Tatigkeit strebte die Sowjetunion dasselbe End-
ziel an wie schon durch den einige Zeit friiher erfolgten bewaffneten Angriff:
125 Die Vernichtung Finnlands. Am 22. Juni 1941 leiteten die Streifkrafte der Sowjetunion wieder die
Feindseligkeiten gegen Finnland ein. Am 25. Juni entwickelte sich die Feindseligkeit von Seiten der
Sowjetunion zu einem systematischen Angriff. Nachdem Finnland festgestellt hatte, wiederum Gegen-
stand eines bewaffneten Angriffs geworden zu sein, ging es erst Anfang Juli zu aktiven AbwehrmaB-
nahmen tiber. Der Kampf Finnlands war und ist Selbstverteidigung. Wichtige Gebiete innerhalb der
Grenzen von 1939 sind immer noch in Feindeshand und diese ebenso wie die auBerhalb der erwahnten
Grenze befindlichen Gebiete, bis zu denen finnische Truppen im Verlaufe der Kampfe vorgedrungen
sind, wurden als Ausgangspunkt eines Angriffes auf Finnland benutzt. Die Sowjetregierung hat diese
Gebiete als denkbar vollstandige Stutzpunkte fur nach dem Westen gerichtete Angriffe ausgeriistet.
Dies konnte nunmehr an Ort und Stelle festgestellt werden. Die sowjetischen MaBnahmen enthullen
unbestreitbar die Angriffsplane der Sowjetunion und die unhaltbare strategische Lage, in die Finnland
auf Grund dieser Vorbereitungen geraten war. Eine effektive Verteidigung, zu der niemand Finnland
das Recht versagen kann, ist fur das Land nur moglich durch die Verschiebung seiner Verteidigung
auf diese Gebiete selbst. Diese jenseits der alten Ostgrenze liegenden Gebiete sind auch nicht „rein
russisch", sondern ihre Bevolkerung ist in erster Linie finnisch. Finnland ftihrt seinen Verteidigungs-
krieg ohne politische Verpflichtungen. Das Land ist daftir dankbar, daB es diesmal nicht allein zu
kampfen braucht. Finnland kann es nicht verstehen, daB GroBbritannien, mit dem es die Beibehaltung
friedlicher Beziehungen gewunscht hat und dies noch immer tut, nur aus dem Grunde, weil Finnland
jetzt nicht allein gegen die Sowjetunion kampft, sich als berechtigt oder gar als verpflichtet ftihlen
kann, Finnland als offenen Feind zu behandeln."
Die Politik der Vereinigten Staaten ist auch im Oktober, und sogar in verstarktem MaBe, in den
Bahnen weitergelaufen, die ihr Roosevelts HaB und Machtgier seit langem vorgezeichnet haben. Die
Rede, die Roosevelt am 27. Oktober anlaBlich des sogenannten Tages der Marine gehalten hat, war ein
neuer Gipfelpunkt seiner schon krankhaft anmutenden haBerfullten Kriegspropaganda. Diesmal
schreckte er auch nicht davor zuriick, mit bewuBten Falschungen zu arbeiten. Er sprach von einer
Landkarte, die in seinem Besitz sei und aus der sich ergebe, daB Deutschland Slid- und Mittelamerika
unter seine Herrschaft bringen und neu aufteilen wolle. Weiter behauptete er, Dokumente in Handen
zu haben, die bewiesen, daB Deutschland alle Religionen auf der ganzen Welt ausrotten und den Na-
tionalsozialismus als Religion an ihre Stelle setzen wolle. Deshalb mtisse USA alles daransetzen, um
sich selbst den amerikanischen
126 Kontinent und die hochsten Giiter der Menschheit zu verteidigen. Deshalb auch muBten die
amerikanischen Handelsschiffe bewaffnet werden, habe die amerikanische Kriegsflotte den SchieBbe-
fehl, muBte die Sowjetunion unterstiitzt und ein HochstmaB von Rustungen durchgefuhrt werden. Eine
der bedeutendsten USA-Zeitungen, die „Chicago-Tribune", nannte diese Rede eine Politik des Selbst-
mordes. Staatssekretar Hull aber rtickte von den angeblichen Dokumenten Roosevelts, als er von der
Presse darauf angesprochen wurde, mit der Bemerkung ab, er habe damit nichts zu tun gehabt und die
Journalisten sollten sich „an direktere Stellen" wenden. Derselbe Hull hat freilich, als ihn am 20. Ok-
tober die Presse fragte, ob die USA-Regierung gegen die Torpedierung des USA-Zerstorers „Kearney"
protestieren wurde, zu auBern gewagt: „Diplomatische Noten werden selten an internationale Banditen
geschickt."
Auf dieser Tonart ist die HaB- und Hetzpropaganda Roosevelts und seiner Leute also angelangt. Ei-
ne Steigerung in Worten ist kaum mehr denkbar. Aber wir wuBten ja auch so schon langst, wie es ge-
meint war. Roosevelt ist in seinem Hasse gegen uns jeder Bundesgenosse, und wenn es der Teufel
selbst ware, recht, und Stalin und die Bolschewiken sind als Freunde und Heifer hochwillkommen.
Roosevelt verstieg sich, als er von Presseleuten gefragt wurde, wie es denn mit der Religionsfreiheit in
RuBland stehe, da er doch die Freiheit und besonders auch die Religionsfreiheit gegen die bosen Nazis
verteidige, zu der Behauptung, die Sowjetverfassung gewahrleiste die religiose Freiheit genau so wie
die amerikanische. Diese freche Luge hat denn doch einen wahren Sturm der Entrustung in „Gottes
eigenem Land" hervorgerufen. Der groBte Teil der Presse, vor allem aber die kirchlichen Kreise, pro-
testierten heftig, erinnerten an die systematische Unterdriickung und Vernichtung jeder Religion in der
Sowjetunion und kritisierten aufs scharfste, daB die Sowjets mit Waffen und gar mit Geld unterstiitzt
IliiiisirlilLiiiii ie^iinitf 28
wlirden. Aber Roosevelt laBt sich dadurch natiirlich nicht beirren. Er hat seine Stellung langst bezo-
gen. Dies zeigte der am 8. Oktober veroffentlichte Brief an Stalin, den Roosevelt durch Harriman, den
Leiter der USA-Delegation auf der schon erwahnten Konferenz in Moskau iiber die englisch-
amerikanische Unterstiitzung an die Sowjets uberreichen lieB. Der Brief hat folgenden Wortlaut:
„Mein lieber Freund Stalin. Dieser Brief wird Ihnen durch meinen Freund Harriman uberreicht wer-
den, den ich beauftragt habe, der Leiter unserer Moskauer Delegation zu sein. Herr Harriman ist ein
guter Kenner ihrer Probleme und wird, das weiB ich, alles tun, was er kann, um die Verhandlungen in
Moskau zu einem erfolgreichen AbschluB zu bringen. Harry Hopkins berichtete in langen Ausfuhrun-
gen tiber seine erfolgreichen und befriedigenden Besuche beim AuBenministerium. Ich kann nicht
sagen, wie tief wir alle
127 beeindruckt sind von den Leistungen der tapferen sowjetischen Armeen. Wir werden geeignete Wege
linden, das Material und die Ausriistung zu beschaffen, die erforderlich sind, um Hitler an alien Fron-
ten zu bekampfen, einschlieBlich der Sowjetfront. Ich mochte die Gelegenheit wahrnehmen, um mein
groBes Vertrauen dariiber zum Ausdruck zu bringen, daB Ihre Armeen zum SchluB tiber Hitler siegen
werden und versichere Sie der groBten Entschlossenheit, den erforderlichen materiellen Beistand zu
leisten. Ihr in Freundschaft ergebener Franklin D. Roosevelt."
Dieser Brief, der natiirlich keineswegs zur Veroffentlichung bestimmt war, hat allenthalben, beson-
ders aber in USA selbst, berechtigtes Aufsehen erregt. Aber im Grunde besagt er auch nicht viel mehr
als die am 1. Oktober in Moskau veroffentlichte Erklarung der Chefs der englischen und USA-
Delegation auf der genannten Konferenz, des Lords Beaverbrook und Harrimans, die wie folgt lautet:
„Die Konferenz der Vertreter der Regierungen SowjetruBlands, der Vereinigten Staaten und GroBbri-
tanniens hat ihr Ende erreicht. Die Mitglieder der Konferenz waren beauftragt, zu priifen, welche Lie-
ferungen aus den USA und GroBbritannien SowjetruBland benotigt, um die Achsenmachte zu besie-
gen. Die Konferenz fand unter dem Vorsitz Molotows statt und tagte seit Montag. Alle moglichen der
Sowjetunion zur Verfugung stehenden Hilfsquellen und die Herstellungsmoglichkeiten der USA und
GroBbritanniens wurden gepriift. Es wurde beschlossen, der Sowjetunion fast jedes von Militar- und
Zivilstellen geforderte Material zur Verfugung zu stellen- Die Sowjetunion wird GroBbritannien und
den USA groBe Mengen von Rohstoffen liefern, die diese Lander dringend benotigen. Transportmog-
lichkeiten waren Gegenstand eingehendster Untersuchungen; Plane zur Erweiterung des Verkehrs
nach alien Richtungen hin wurden ausgearbeitet. Stalin ermachtigte Harriman und Beaverbrook, den
USA und GroBbritannien seinen Dank fur die reichliche Hilfe an Rohstoffen, Maschinen, Munition
und Kriegsmaterial auszusprechen. Die Hilfe sei groBmutig gewesen und hatte sofort die Sowjet-
Truppen instandgesetzt, ihre Verteidigung hartnackig zu gestalten und gewaltige Angriffe gegen den
eindringenden Feind zu unternehmen. Harriman und Beaverbrook sagten im Namen ihrer Regierun-
gen, diese Staaten erhielten groBe Mengen Rohstoffe von der sowjetrussischen Regierung, was die
Rustungsproduktion sehr steigere. Harriman und Beaverbrook unterstrichen besonders die freund-
schaftliche Atmosphare der Konferenz, die den schnellen AbschluB — ein Rekord — der Verhandlun-
gen ermoglichte. Sie betonten vor allem, Stalin brachte stets Beweise des Verstandnisses und der Ka-
meradschaftlichkeit entgegen. Sie dankten Molotow fur die sachkundige Art, der Konferenz vorzuste-
hen, und alien sowjetrussischen Vertretern fur ihre Mitarbeit.
128 Zum AbschluB kommt die Konferenz zu dem EntschluB der drei Regierungen: Nach einer endgulti-
gen Vernichtung der Nazityrannei soil der dann entstandene Frieden alien Menschen gestatten, in ih-
ren diesbeztiglichen Landern ohne Furcht und ohne Not zu leben."
Allerdings stellte sich bald heraus, daB die in dieser Erklarung zum Ausdruck gebrachte
Ubereinstimmung und Zuversicht offenbar nicht vorhanden war, und in der amerikanischen
Offentlichkeit selbst erhoben sich zahlreiche Stimmen, die darlegten, daB eine Unterstiitzung der
Sowjets schon aus Transportgriinden in irgendeinem namhaften Umfang gar nicht moglich sei.
Was man liber den Fortschritt des USA-Rlistungsprogrammes hort, weist in die gleiche Richtung. Es
zeigt sich immer mehr, daB man den Mund zwar ungeheuer voll nimmt, daB die Wirklichkeit aber
doch ziemlich anders aussieht: So wurde am 1. Oktober aus Washington gemeldet: „Die wirtschaftspo-
litische Erorterung des Rlistungsprogramms verrat immer mehr, daB sich sowohl in der Finanzpresse
als auch in den Kreisen der Regierung neuerdings eine wachsende Beunruhigung bemerkbar macht,
die auf das unveranderte MiBverhaltnis zwischen der tatsachlichen Erzeugung von Kriegsgerat und
den unvergleichlich hoheren Anspriichen des Auslandes und der USA-Wehrmacht an die Wirtschaft
der Vereinigten Staaten zuruckzuftihren ist. Durch die Bildung der gewaltigen Fronten in RuBland und
im mittleren Osten erfahrt das bisher in den USA produzierte Kriegsgerat eine starke relative Verrin-
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gerung. Gleichzeitig unterstreichen die Kritiker, was bisher in puncto Wirtschaftsplanung grundlegend
versaumt worden ist. Hierbei werden folgende Hauptmangel hervorgehoben: 1. Da bis Mitte 1940 eine
Wehrwirtschaft in den USA praktisch so gut wie .nicht bestanden hat, ergibt sich die Notwendigkeit,
eine solche vollig neu von unten her aufzubauen. Demgegentiber ist fest- zustellen, daB das aufgestell-
te Programm noch nicht einmal im Baustadium durchgefuhrt worden ist. Der Leiter der OPM, William
Knudsen, hat erst neuerdings zum Ausdruck gebracht, daB mit voller Kapazitatsausnutzung der neuen
Rustungswerke nicht vor dem Friihjahr 1943 zu rechnen ist. 2. Die von vornherein unzureichende
Planung einer Erweiterung der Rohstoffkapazitat hat die Erschopfung der ohnehin knappen Rohstoff-
lager, besonders bei Metallen, beschleunigt. Auch durch diese Produktionseinschrankung konnen nicht
mehr zusatzliche Rohstoff-Reserven geschaffen werden. 3. Immer starker macht sich jetzt der Fehler
bemerkbar, daB man einseitig nur die groBen Firmen in die Durchfuhrung des Rustungsprogramms
eingeschaltet hat. Es wurden also lediglich die groBindustriellen Energien mobilisiert, durch die nur
etwa 20 bis 25% der USA- Industrie reprasentiert werden. Die
129 Mittel- und Kleinindustrie aber steht heute vor einer schweren Massenkrise. Auf lange Sicht hofft
man das Problem der jetzt wtinschenswert erscheinenden Einschaltung der mittleren und kleinen Be-
triebe zu losen, fiirs erste diirfte aber die laufende Erzeugung durch die Einschaltung eher vermindert
als vermehrt werden. Als Ergebnis dieser drei Versaumnisse wird festgestellt, daB Washington auf
eine eigene Aufrustung ganz verzichten muBte, wenn es den dringenden Bedarf der Sowjetunion an
Kriegsgerat auch nur teilweise decken will.
Knudsen, der Direktor des Produktionsamtes, erklarte am 6. Oktober, die Amerikaner muBten alle
moglichen Anstrengungen machen, damit die Kriegsmaterialherstellung der USA „in ein oder zwei
Jahren die Deutschlands ubersteigt". Noch vor wenigen Monaten tat man so, als ob die Rustungspro-
duktion der USA die deutsche bereits uberholt hatte. Jetzt rechnet man schon mit zwei Jahren, bis dies
der Fall sein konnte! Nach einer Meldung vom 18. Oktober hat Roosevelt Armee, Marine und Produk-
tionsamt beauftragt, ein „Siegesprogramm" auszuarbeiten und die Rustungsproduktion noch einmal zu
verdoppeln. Ein bekannter amerikanischer Publizist kam bei einer genauen Untersuchung des bisher
von USA an England gelieferten Rtistungsmaterials zu dem SchluB, daB „anstatt eines Niagara-
Wasserfalles nur ein Tropfeln festzustellen sei".
Trotzdem ist nach einer Mitteilung des USA-Finanzministeriums ein Defizit der USA-Finanzen
von 12 1/2 Milliarden Dollar im laufenden Finanzjahr zu erwarten. Fur den Amerikaner wirkt sich die
Verlagerung der Produktion auf den Rustungssektor bereits in RationierungsmaBnahmen auf dem zivi-
len aus. Seit August dieses Jahres haben bereits 700 000 Arbeiter der Zivilindustrie infolge des Man-
gels an Material ihre Stellung verloren. Kein Wunder, wenn man hort, daB z. B. Kupfer vom 1. Januar
1942 an fur zivile Zwecke nicht mehr benutzt werden darf
So groBe Miihe sich Roosevelt und seine Leute auch geben, das widerstrebende amerikanische
Volk kriegswillig und kriegsbereit zu machen, um so aktiver werden die zahlreichen Personlichkeiten
und Krafte, die dagegen arbeiten. Auch im Monat Oktober hat es an Versammlungen, Reden, Erkla-
rungen und publizistischen AuBerungen dieser Art nicht gefehlt. Roosevelt gab durch seine AuBerun-
gen iiber die angebliche Religionsfreiheit im Sowjetparadies und durch andere offenkundige Ltigen
seinen Gegnern auch reichlich Anhaltspunkte zur Kritik und Widerlegung.
Er geht jedoch stur seinen Weg weiter und raumt juristische und sonstige Hindernisse auf seinem
Wege zum Kriege so gut er kann beiseite. Am 8. Oktober richtete er eine Botschaft an den KongreB,
um die Anderungen des Neutralitatsgesetzes herbeizufuhren. Das Verbot der Bewaffnung von Han-
delsschiffen und
130 das ihrer Entsendung in die Kriegszone soil beseitigt werden, damit die USA um so besser hinter dem
Kriege herlaufen und ihn vielleicht doch noch erreichen konnte. Die zweite Frage war die Erhohung
der im Rahmen des Pacht- und Leihgesetzes England zur Verfugung zu stellenden Mittel. Am 28.
Oktober konnte Roosevelt ein Gesetz unterzeichnen, das weitere Mittel in Hohe von fast 6 Milliarden
England zur Verfugung stellt. Gleichzeitig wurde das Pacht- und Leihgesetz auch auf Mittel- und Siid-
amerika ausgedehnt. Roosevelt hat damit praktisch unbeschrankte Mittel zur Durchfuhrung seines
Dollarimperialismus in Ibero-Amerika erhalten.
Mit welchen Methoden der USA-Imperialismus in Ibero-Amerika arbeitet, zeigte ein Zwischenfall
in Panama. Da das Neutralitatsgesetz USA-Schiffen das Fahren in die Kriegszone bisher verbot, wur-
den zahlreiche USA-Reedereien gehorende und mit Kriegstransporten nach England fahrende Schiffe
in Panama registriert und fuhren unter der Flagge dieses Landes. Als Roosevelt die Bewaffnung der
USA-Handelsschiffe in Angriff nahm, erschien Washington auch die Bewaffnung der unter ihrer
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Flagge fahrenden Schiffe notig, da man deren fur England bestimmte Ladungen moglichst schiitzen
wollte. Die Regierung von Panama aber weigerte sich. Dies machte in Washington natiirlich einen
„hochst- ungiinstigen" Eindruck, um so mehr, als die Bewaffnung der panamesischen Schiffe von der
USA-Marine praktisch bereits durchgefuhrt war, ohne daB man sich dariiber vorher mit Panama ver-
standigt hatte. Dies erklarte Hlill am 7. Oktober ganz ungeniert vor der Presse. Wenige Tage spater
wurde bekannt, daB der Staatsprasident von Panama, Arias, plotzlich nach Cuba geflohen sei. Dort
erklarte er dem Vertreter einer amerikanischen Zeitung, ernste Schwierigkeiten hatten ihn gezwungen,
die Prasidentschaft Panamas aufzugeben und nach Cuba zu fliehen, um sein Leben zu retten. Seine
Weigerung, die Schiffe Panamas zu bewaffnen, wie es von Washington verlangt wurde, habe einen
starken diplomatischen Druck auf sein Land und eine unmittelbare Lebensgefahr fur ihn selbst hervor-
gerufen.
Herr Roosevelt und Herr Hull sind wahrlich auBerordentlich legitimiert, von den Regierenden ande-
rer Lander als von Banditen und Gangstern zu sprechen!
Was man dem kleinen Panama gegenuber ohne weiteres riskiert, mochte man am liebsten natiirlich
auch gegenuber den anderen Staaten Amerikas tun. Vorlaufig bevorzugt man aber noch die indirekte-
ren Methoden. Man kauft die Presse, finanziert hetzerische Ausschiisse, wie den Untersuchungsaus-
schuB des Madchenhandlers Taborda in Argentinien, gibt Anleihen iiber Anleihen, stiitzt Wahrungen,
die man vorher selbst ins Wanken gebracht hat, bietet mit Hilfe des Pacht- und Leihgesetzes Millio-
nenbetrage fur
131 Riistungen gegen den angeblichen gemeinsamen Feind, und bei alledem verdienen so viel einfluBrei-
che Leute, daB der politische Widerstand gegen den USA-Imperialismus schwacher und schwacher
wird.
Gegenuber Japan versucht man es in erster Linie mit wirtschaftlichem Druck und politischer Ein-
kreisung. Der Riicktritt des Kabinetts Konoye am 15. Oktober und die Neubildung des Kabinetts durch
den General Tojo war offensichtlich die Antwort auf diese Politik der USA. Man wollte ein Kabinett
der starksten Personlichkeiten, nicht zuletzt wohl, um die Verhandlungsposition gegenuber der USA-
Regierung zu starken. Ob die zur Zeit im Gang befindlichen Verhandlungen von beiden Seiten etwas
anderes bedeuten als ein Arbeiten auf Zeitgewinn, ist noch nicht ersichtlich.
9" 131
prfsrlliitM^iitftf 31
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
November-Lieferung
(Nr. 53/54 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fiihrers in Miinchen
Die Rede des Fiihrers am Vorabend des 9. November in Miinchen hatte folgenden Wortlaut
(DNB):
|liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 1
Parteigenossen, Parteigenossinnen! Deutsche Volksgenossen!
84 Ich bin wieder auf wenige Stunden hierhergekommen, um, dem alten Brauche treu, mit Ihnen, meine
ersten Anhanger und Mitkampfer, zu sprechen und jene zu ehren, die damals das groBte Opfer, das sie
bringen konnten, fur unsere Bewegung und damit fur Deutschland gebracht haben. Als ich das letzte-
mal hier vor Ihnen stand, lag hinter uns ein ruhmvolles Jahr groBer Geschehnisse. Ich weiB nicht, wie
viele Menschen auBerhalb des Reiches sich vor dem Jahre 1940 eine klare Vorstellung von dem ge-
macht hatten, was sich ereignen wtirde. Selbst in unserem eigenen Volk gab es wohl nur ganz wenige,
die eine Ahnung besaBen von dem, was damals bevorstand, was gelingen muBte und was gelungen ist.
Als im Jahre 1939 auch meine letzten Bemuhungen, die notwendige Revision auf friedlichem Wege
zu erreichen, schlieBlich gescheitert waren, nachdem es also endlich den internationalen demokrati-
schen Hetzern gelungen war, Europa in den Krieg zu stiirzen, war zunachst unsere erste Aufgabe, den
einen Feind im Osten zu beseitigen. Das geschah in 18 Tagen. Eigentlich hatten sich die nicht ganz
vom Geist Verlassenen schon nach wenigen Wochen Rechenschaft dariiber ablegen miissen, wie aus-
sichtslos ihr Versuch war, das Deutsche Reich noch einmal niederzuzwingen. Sie taten es nicht, im
Gegenteil, die Friedenshand, die ich ihnen entgegenstreckte, wurde zuriickgestoBen. Ich wurde per-
sonlich daftir beschimpft und der Feigheit bezichtigt. So blieb nichts anderes iibrig, als das Jahr 1940
mit dem EntschluB zu beginnen, nunmehr den westlichen Gegner des Reiches endgultig niederzuwer-
fen. Nur durch Unvorsichtigkeiten und Schwatzhaftigkeit der Gegner erfuhren wir, daB man unter
dem Motto, Finnland helfen zu wollen, einen Handstreich gegen Norwegen, in Wirklichkeit gegen die
schwedische Erzbahn und die schwedischen Erzgruben, plante. Sie haben schon damals nicht mit un-
serer und mit meiner EntschluBkraft gerechnet! Sie haben sich das Bild meiner Personlichkeit von
jenen Emigranten zeichnen lassen, die gerade wegen mir Deutschland verlassen muBten.
Dieses Bild stimmt allerdings nicht ganz genau; es ist falsch. Ich habe mich namlich im Gegensatz
zu den Erwartungen dieser Gegner sehr schnell entschlossen, zunachst die norwegische Frage in unse-
rem Sinn zu losen. Das ist gelungen. Und kurze Zeit darauf kam dann jener beispiellose Siegeszug,
der den
85 Gegner im Westen niederwarf und England zu jenem „ruhmvollen" Ruckzug zwang, der, wie man
behauptet, einer der Ehrentitel der britischen Militargeschichte fur alle Zeiten sein wird. Ich habe die
Spuren dieser „ruhmreichen" Aktion personlich gesehen, sie sahen aber sehr unordentlich aus.
Ich habe mich auch dann noch einmal, zum letzten Male — und dies habe ich ausdriicklich betont
— entschlossen, England die Hand hinzustrecken und es darauf hinzuweisen, daB eine Weiterfuhrung
dieses Krieges gerade fur England nur sinnlos sein konnte, und daB es nichts gebe, was einen vernunf-
tigen FriedensschluB verhindern konnte, ja, daB zwischen England und Deutschland an sich keine Ge-
gensatze vorhanden seien, auBer solchen, die kiinstlich gemacht wtirden. Der wahnsinnige Saufer, der
nun seit Jahren England dirigiert, hat auch darin sofort wieder ein neues Zeichen meiner Schwache
erblickt. Ich wurde abermals als ein Mann hingestellt, der sich die Zukunft schwarz vorstellt und sich
deshalb nicht mehr getraut, den Kampf fortzusetzen. In Wirklichkeit habe ich die Zukunft nicht anders
gesehen, als sie sich abspielte. Aber ich habe neben all dem Glorreichen auch die Opfer vorausgese-
hen, und ich wollte diese Opfer nur alien Seiten ersparen.
Zuerst wollte ich sie unserem eigenen Volke ersparen, aber auch der ubrigen Welt gegenuber glaub-
te ich als Sieger es verantworten zu konnen, die versohnende Hand hinzuhalten. Das wurde, wie ge-
sagt, von jenen nicht begriffen, die ja selbst noch nie in ihrem Leben Opfer gebracht hatten und die
auch keine nahere Beruhrung mit den Opfern ihres eigenen Volkes besaBen.
So blieb uns nichts anderes iibrig , als nunmehr den Helm endgultig festzuschnallen und den Weg
anzutreten, der uns fur alle Zeit von den Gefahren befreien wird, die nicht nur das Deutsche Reich,
sondern ganz Europa bedrohen.
Als ich das letztemal hier zu Ihnen sprach, meine alten Parteigenossen, da konnte ich im Vollgefuhl
eines Sieges sprechen wie kaum je ein Sterblicher vor mir. Und trotzdem lastete damals auf mir eine
schwere Sorge, denn ich war mir im klaren, daB hinter diesem Kriege als letzter derjenige Brandstifter
zu suchen ist, der immer von den Handeln der Nationen gelebt hat:
der internationale Jude! Ich ware kein Nationalsozialist mehr gewesen, wenn ich mich von dieser Er-
kenntnis je entfernt hatte. Wir haben seine Spuren verfolgt durch so viele Jahre, wir haben, wohl zum
erstenmal, in diesem Reich wissenschaftlich planmaBig dieses Problem fiir alle Zeiten geklart und so
recht die Worte eines groBen Juden begriffen, der sagte, die Rassenfrage sei der Schliissel zur Weltge-
schichte. Wir wuBten daher auch ganz genau, und ich wuBte es vor allem, daB hinter diesem Gesche-
hen der Jude die treibende Kraft war, und daB es — wie immer in der Geschichte — Strohkopfe sind,
|liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 2
die bereit waren, fur ihn einzutreten: teils charakterlose, bezahlte Subjekte, teils Leute, die Geschafte
machen wollten und
86 nicht davor zuriickschreckten, fur solche Geschafte jederzeit Blut vergieBen zu lassen. Ich habe diese
Juden als die Weltbrandstifter kennengelernt. Man sah ja, wie sie in den Jahren vorher liber den Um-
weg von Presse, von Rundfunk, von Film und Theater usw. langsam die Volker vergiftet hatten, man
sah, wie diese Vergiftung weiterlief, man sah, wie ihre Finanzen, ihre Geldgeschafte in diesem Sinne
arbeiten muBten. Und in den ersten Tagen des Krieges haben es ja gewisse Englander — es waren nur
Rlistungsaktieninhaber — auch ganz offen ausgesprochen: „Der Krieg muB mindestens drei Jahre
dauern! Er wird und darf vor drei Jahren nicht enden!" — So sagten sie. Das war selbstverstandlich,
denn sie hatten ja ihre Kapitalien festgelegt und konnten nicht hoffen, "daB sie unter drei Jahren eine
Amortisation wlirden erreichen konnen. GewiB, fur uns Nationalsozialisten, meine Parteigenossen und
-genossinnen, ist das fast unverstandlich. Aber in dieser demokratischen Welt ist es eben so. Man ist
Ministerprasident oder Kriegsminister und zugleich Inhaber zahlloser Aktienpakete von Rustungsfa-
briken. Die Interessen sind damit geklart.
Wir haben diese Gefahr als die treibende Kraft in unserem inneren Kampf einst kennengelernt. Wir
hatten diese schwarz-rot-goldene Koalition vor uns, diese Vermischung von Heuchelei, MiBbrauch
von Religion auf der einen und Kapitalsinteressen auf der anderen Seite, und endlich die wirklich jli-
disch-marxistischen Ziele. Wir sind mit dieser Koalition im Innern in einem harten Kampf restlos fer-
tig geworden. Nun steht dieser Feind im AuBeren genau so vor uns, er ist ja der Inspirator der Weltko-
alition gegen das deutsche Volk und gegen das Deutsche Reich.
Er hatte einst Polen vorgeschoben, dann spater Frankreich, Belgien, Holland und Norwegen in den
Bann seiner Dienste gezwungen. England war dabei von vornherein eine treibende Kraft. Aber was
war verstandlicher, als daB eines Tages auch die Macht gegen uns antreten wtirde, die diesen jiidi-
schen Geist als klarsten Herrscher besitzt: die Sowjetunion, die nun einmal der groBte Diener des Ju-
dentums ist. Die Zeit hat unterdessen das bestatigt, was wir Nationalsozialisten viele Jahre hindurch
behauptet hatten; es ist wirklich ein Staat, in dem die gesamte nationale Intelligenz abgeschlachtet
worden war und ein geistloses mit Gewalt proletarisiertes Untermenschentum ubrigblieb, iiber dem
sich eine riesige Organisation jlidischer Kommissare — das heiBt in Wirklichkeit Sklavenhalter er-
hebt. Es gab oft Zweifel, ob nicht vielleicht doch in diesem Staat die nationale Tendenz siegen wtirde.
Man hat dabei nur ganz vergessen, daB es ja die Trager einer bewuBten nationalen Einsicht gar nicht
mehr gibt, daB letzten Endes der Mann, der voriibergehend der Herr dieses Staates wurde, nichts ande-
res ist als ein Instrument in der Hand dieses allmachtigen Judentums, und daB, wenn Stalin auf der
Btihne vor dem Vorhang sichtbar ist, hinter ihm
87 jedenfalls Kaganowitsch und alle diejenigen Juden stehen, die in einer zehntausendfachen Verastelung
dieses gewaltige Reich ftihren.
Als ich damals im vergangenen Jahr zu Ihnen hier sprach, bedriickte mich bereits die Einsicht in ei-
ne Entwicklung, die nicht mehr miBdeutet werden konnte. Wahrend wir gerade den Aufmarsch im
Westen durchfuhrten, begann SowjetruBland schon mit dem Aufmarsch im Osten. Es trat ein Moment
ein, da standen von uns in OstpreuBen 3 Divisionen, wahrend RuBland im baltischen Raum 22 mobili-
siert hatte. Und das verstarkte sich nun von Monat zu Monat. Es blieb uns das nicht verborgen, fast
Monat fur Monat konnten wir bei jedem einzelnen Verband genau feststellen, wo, wie und wann er
einriickte. Damit verbunden war eine ungeheure Arbeit an unseren Ostgrenzen, die auch nicht liberse-
hen werden konnte. Im Laufe von wenigen Monaten wurden nicht weniger als 900 Flugplatze in Bau
gegeben und zum Teil fertiggestellt; man konnte sich ausrechnen, zu welchem Zweck eine so giganti-
sche, tiber alle Vorstellungen hinausreichende Massierung der russischen Flugwaffe stattfand. Dazu
begann nun das Auffullen einer Basis fur einen Aufmarsch, einer Basis, die so gewaltig war, daB man
schon daraus wieder auf die GroBe des Aufmarsches schlieBen konnte. Parallel damit ging eine ins
Unerhorte gesteigerte Rtistungsproduktion. Neue Fabriken wurden eingerichtet. Fabriken, von denen
Sie sich, meine Parteigenossen, zum Teil vielleicht keine Vorstellungen machen konnen. Wo vor zwei
Jahren noch ein Bauerndorf stand, wurden in dieser Zeit Rustungsfabriken aufgerichtet, die nunmehr
65 000 Arbeiter beschaftigten! Vor Lehmhohlen wurden Fabrikanlagen und Verwaltungsgebaude der
GPU gebaut. Vorne Palaste, riickwarts Gefangniszellen fiir grausamste Marterung! Parallel damit ging
nun eine Verschiebung von Truppen an unsere Grenze, nicht nur aus dem Innern RuBlands, sondern
sogar aus dem fernen Osten dieses Weltreiches. Division reihte sich an Division. SchlieBlich waren es
iiber 100, dann 120, 140, 170 Divisionen und dariiber hinaus.
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Unter diesen bedriickenden Erkenntnissen habe ich damals M o 1 o t o w nach Berlin geladen. Sie
kennen die Ergebnisse der Berliner Besprechung. Sie lieBen keinen Zweifel dariiber, daB RuBland
entschlossen war, spatestens in diesem Herbst vorzugehen, moglicherweise bereits im Sommer. Er
verlangte, daB wir selbst, ich mochte sagen, das Tor des Aufmarsches friedlich offnen sollten. Ich ge-
hore nun nicht zu den Menschen, die gewisse Tiere nachahmen, die sich ihre Schlachter selbst aussu-
chen. Ich habe daher auch Molotow damals in Berlin kurz verabschiedet. Ich war mir im klaren, daB
nunmehr die Wiirfel gefallen waren, und daB uns der schwerste Gang nicht mehr erspart bleiben wiir-
de. Dies wurde
durch die Tatigkeit SowjetruBlands vor allem auf dem Balkan bestatigt, durch jene unterirdische
Wiihlarbeit, die wir ja von Deutschland her zur Geniige kennen. Uberall bolschewistische Agenten,
iiberall Verhetzung und Zersetzung, die man nach kurzer Zeit schon gar nicht mehr verheimlichen
wollte und auch gar nicht mehr verheimlichen konnte. Auch bei uns begann man aufs neue mit der
bolschewistischen Propaganda. Sie war allerdings nicht erfolgreich;
denn die Wirksamkeit der nationalsozialistischen Arbeit hatte sich unterdes gezeigt.
Endlich kam der Moment, da man den AbschluB des russischen Aufmarsches daran erkennen konn-
te, daB es — ausgenommen ein paar Divisionen in Moskau, die man ersichtlich zuriickhielt als Hand-
habe gegen das eigene Volk, und einige Divisionen im Osten — nichts mehr gab, was nicht an der
Westfront war. Und zu all dem brach in Serbien, von RuBland geschurt, der Ihnen bekannte Aufstand
los, der Putsch der bolschewistischen Agenten, von englischen Emissaren angezettelt, und gleich dar-
auf der Unterstiitzungspakt RuBlands mit Serbien. Damals war Herr Stalin der Uberzeugung, daB
schon dieser Feldzug uns vielleicht das ganze Jahr festhalten wurde, und daB dann bald der Moment
kommen konnte, wo er nicht mit Waffen und Material, sondern mit seinem ganzen Menschenreservoir
wurde in Erscheinung treten konnen. Heute aber kann ich es zum ersten Male aussprechen: Es war
noch etwas weiteres, was uns dariiber belehrt hat.
Im Jahre 1940 fanden in London eine Anzahl von sogenannten Geheimsitzungen des britischen Un-
terhauses statt. Und in diesen Geheimsitzungen hat der whiskyselige Herr Churchill seine Gedanken
geauBert, seine Hoffnungen und endlich seine Uberzeugung, namlich daB RuBland zu England hin auf
dem Marsch sei, daB er von Mister Cripps die absoluten Unterlagen besitze, daB es hochstens 1 bis 1,5
Jahre dauere, bis RuBland in die Erscheinung treten wurde und man daher hochstens noch 1 bis 1,5
Jahre aushalten muBte. Das war auch der Grund fur diesen damals nicht begreiflichen Mut dieses
Herrn. Wir haben davon Kenntnis erhalten, laufend Kenntnis erhalten.
Ich habe nun daraus die Konsequenzen gezogen. Die erste war die der Freimachung unserer Siidost-
flanke. Ich kann nur sagen, wir miissen heute, nach Kenntnis von all dem, was vorgefallen war, Mus-
solini wirklich danken, daB er noch im Jahre 1940 in diese Eiterbeule hineingestoBen und gestochen
hat. Es war uns in wenigen Wochen mit Hilfe der zu uns stehenden europaischen Staaten gelungen,
dieses Problem endgiiltig zu losen und mit der Einnahme von Kreta und damit der Vorlegung eines
Riegels vor die Dardanellen siegreich abzuschlieBen.
Ich habe schon oft iiber die Leistungen unserer Wehrmacht gesprochen. Sie hat sich auch in diesem
Feldzug ruhmvoll bewahrt, sowohl da? Heer als auch die Luftwaffe.
Und nun achtete ich auf jede Bewegung unseres groBen Gegners im Osten. Ich war seit April und
Mai, ich mochte sagen fortgesetzt, auf der Beobachtungs station und sah mir ununterbrochen jeden
Vorgang an, entschlossen, in jedem Moment, in dem mir bewuBt wurde, daB der Gegner Anstalten
machte, seinerseits anzugreifen, wenn notwendig 24 Stunden vorher loszuschlagen.
Mitte Juni wurden die Anzeichen drohend, und in der zweiten Halfte des Juni konnte es keinen
Zweifel mehr geben, daB es sich hier um eine Frage von Wochen, ja vielleicht Tagen handeln wurde.
So gab ich den Befehl fur den 22. Juni, nun unsererseits sofort anzutreten. Glauben Sie mir, meine
alten Parteigenossen, es war das der schwerste EntschluB meines ganzen bisherigen Lebens, ein Ent-
schluB, von dem ich wuBte, daB er uns in einen sehr schweren Kampf verwickeln wurde, von dem ich
aber hoffte, daB die Chancen, ihn zu gewinnen, um so groBer waren, je schneller wir dem anderen
zuvorkommen wurden.
Wie war nun damals die Lage? Der Westen war an sich gesichert. Dabei mochte ich gleich eines
vorwegnehmen: es gibt sogenannte geniale Politiker im Lager unserer Gegner, die jetzt sagen, ich
hatte gewuBt, daB man uns im Westen nicht angreife, daher hatte ich den Mut gehabt, im Osten anzu-
packen. Diesen Genies kann ich nur sagen: sie verkennen meine Vorsicht. Ich habe mich im Westen so
vorbereitet, daB sie jederzeit antreten konnen. Wenn es den Herren Englandern beliebt, sei es in Nor-
wegen, sei es an unserer deutschen Kiiste oder sei es in Holland, in Belgien oder in Frankreich eine
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Offensive zu unternehmen, so konnen wir nur sagen: Tretet an, ihr werdet schneller wieder abtreten,
als ihr gekommen seid! Wir haben diese Kiisten heute in einen anderen Zustand verse tzt als sie es
noch vor einem Jahr gewesen waren. Es ist dort gearbeitet worden, und zwar mit nationalsozialisti-
scher Griindlichkeit. Der Chef eines groBen Teiles dieser Arbeit — um nur einen einzigen Namen zu
sagen — war unser T o d t.
Und es wird dort naturlich dauernd noch weiter gearbeitet. Sie kennen mich ja aus unserer Parteizeit
her. Ich habe niemals den Stillstand gekannt, sondern wenn irgendwo zehn Batterien stehen, dann
kommen noch fiinf dazu, und wenn funfzehn stehen, dann noch einmal ftinf weitere und noch weitere
dazu — unsere Gegner liefern uns ja die Kanonen selber.
Wir haben auch uberall geniigend Krafte gelassen, um jederzeit bereit zu sein. Sie sind nicht ge-
kommen. Auch gut! Ich will gar kein Blut vergieBen. Aber wenn sie gekommen waren, dann — wie
gesagt — wtirden sie langst wieder gegangen sein. Hier waren wir also sicher.
90 Den Balkan hatten wir auch gesaubert. In Nordafrika war es unseren gemeinsamen Bestrebungen
gelungen, ebenfalls eine stabile Ordnung herzustellen. Finnland erklarte sich bereit, an unsere Seite zu
treten. Rumanien desgleichen. Bulgarien begriff ebenfalls die Gefahr. Ungarn erkannte die groBe hi-
storische Stunde und faBte einen heroischen EntschluB, so daB ich es, als der 22. Juni kam, vor mei-
nem Gewissen verantworten zu konnen glaubte, dieser Gefahr — und wenn auch nur mit wenigen
Tagen Vorsprung — entgegenzutreten.
Dieser Kampf ist nun, meine alten Parteigenossen, ein Kampf wirklich nicht nur fur Deutschland,
sondern fur ganz Europa, ein Kampf um Sein oder um Nichtsein!
Sie kennen unsere Verbundeten, angefangen vom Norden das tapfere kleine Heldenvolk der Finnen,
das sich wieder so tiber alle MaBen bewahrt hat. Aber dazu sind dann gekommen Slowaken, Ungarn,
Rumanen und endlich Verbundete aus ganz Europa: Italiener, Spanier, Kroaten, Hollander, danische
Freiwillige, selbst franzosische und belgische Freiwillige. Ich kann wirklich sagen, daB im Osten viel-
leicht zum ersten Male in einer gemeinsamen Erkenntnis ganz Europa kampft: so wie einst gegen die
Hunnen, so diesmal gegen diesen Mongolenstaat eines zweiten Dschingis Khan.
Das Ziel dieses Kampfes war 1. die Vernichtung der feindlichen Macht, d.h. der feindlichen Streit-
kraft, und 2. die Besetzung der feindlichen Rustlings- und Ernahrungsgrundlagen. Prestigemomente
spielen bei uns uberhaupt keine Rolle. Wenn daher heute einer sagt: „Sie sind bei Leningrad ja in der
Defensive", dann komme ich und antworte: Wir waren vor Leningrad genau so lange offensiv, als dies
notwendig war, um Leningrad einzuschlieBen. Jetzt sind wir defensiv, und der andere muB jetzt aus-
zubrechen versuchen, aber er wird in Leningrad verhungern!
Ich werde sicher nicht einen Mann mehr opfern, als unbedingt notwendig ist. Wenn heute jemand da
ware, um Leningrad zu entsetzen, dann wtirde ich den Befehl geben, es zu sturmen, und wir wtirden es
sturmen. Denn wer von der ostpreuBischen Grenze bis 10 Kilometer vor Leningrad gesturmt ist, der
kann auch noch die 10 Kilometer vor Leningrad bis in die Stadt hinein marschieren.
Aber das ist nicht notwendig. Die Stadt ist umklammert. Niemand wird sie mehr befreien, und sie
fallt in unsere Hand. Und wenn man sagt: „Nur als Trummerhaufen" — ich habe gar kein Interesse an
irgendeiner Stadt Leningrad, sondern nur an der Vernichtung des Industriezentrums Leningrads. Wenn
es den Russen gefallt, ihre Stadte in die Luft zu sprengen, ersparen sie uns selbst vielleicht manche
Arbeit.
91 Prestigemomente — ich wiederhole es — spielen bei uns uberhaupt keine Rolle. Wenn man z. B. sagt:
„Warum marschieren wir denn jetzt nicht?" — Weil es momentan regnet oder schneit, oder vielleicht,
weil wir die Bahnen noch nicht ganz fertig haben! Das Tempo dieses Vormarsches bestimmen nicht
jene wunderbaren britischen Strategen, die das Tempo ihrer Ruckzuge bestimmten, sondern das
bestimmen ausschlieBlich wir. Und zweitens:
Besetzung der feindlichen Rustlings- und Ernahrungsgrundlagen. Auch hier werden wir planmaBig
vorgehen! Es gentigt manchmal die Zerstorung eines einzigen Werkes, um sehr viele Werke lahmzu-
legen.
Wenn ich nun zusammenfassend den bisherigen Erfolg dieses Feldzuges umreiBen will, dann hat die
Zahl der Gefangenen nunmehr rund 3,6 Millionen erreicht, d. h. 3 600 000 Gefangene, und ich verbitte
mir, daB hier ein englischer Strohkopf kommt und sagt, das sei nicht bestatigt. Wenn eine deutsche
militarische S telle etwas gezahlt hat, dann stimmt das!
Zwischen einem deutschen Offizier und einem britischen Borsenjobber ist jedenfalls immerhin noch
ein wesentlicher Unterschied. Das stimmt also genau so, wie ja auch unsere Angaben iiber die franzo-
sischen und die englischen Gefangenen gestimmt haben!
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Die Englander wissen es ja selbst sehr gut, weil sie sich ja dauernd um ihre Gefangenen klimmern
wollen. Wenn ich nun 3,6 Millionen Gefangene auf der einen Seite sehe, und ich nehme nur die Welt-
kriegsverhaltnisse, dann entspricht dies mindestens der gleichen Zahl an Gefallenen. Es wlirde fiir
Herrn Stalin ein schlechtes Zeugnis sein, wenn seine Leute jetzt weniger tapfer kampfen wtirden, als
sie das im Weltkriege getan haben; im Gegenteil, sie kampfen ja teils aus Furcht und teils mit tieri-
schem fanatischem Wahnwitz. Wenn ich nun annehme, daB in RuBland ahnlich wie bei uns auf einen
Gefallenen drei bis vier Verwundete kommen, dann ergibt das eine Zahl, die einen absoluten Ausfall
von mindestens acht bis zehn Millionen bedeutet, und zwar ohne die leichter Verwundeten, die viel-
leicht noch einmal geheilt und eingesetzt werden konnen. Meine Parteigenossen, davon erholt sich
keine Armee der Welt mehr, auch die russische nicht! Wenn nun Stalin plotzlich sagt, wir hatten 4Y2
Millionen Menschen verloren, dagegen RuBland nur 378 000 VermiBte — und das konnen dann nur
Gefangene sein — , 350 000 Tote und 1 000 000 Verwundete, dann kann man nur fragen: Warum sind
die Russen dann eineinhalbtausend Kilometer zuriickgelaufen, wenn sie bei ihren riesigen Truppen-
massen nur die Halfte der Opfer hatten als wir?
Es ist wirklich schon stark jtidisch, was dieser Kremlgewaltige hier von sich gibt. Im ubrigen wer-
den
92 sich ja die Gefangenen langsam den europaischen Gefilden nahern. Hier werden wir sie nutzlich in die
Produktion einbauen, und man wird sehen, daB es nicht 378 000, sondern wirklich 3,6 Millionen sind.
Das Material, das wir in dieser Zeit erbeuteten, ist unermeBlich. Zur Zeit sind es 15000 Flugzeuge,
liber 22000 Panzer, liber 27 000 Geschlitze. Es ist ein wirklich gewaltiges Material. Die ganze Indu-
strie der Welt, einschlieBlich selbst unserer deutschen, konnte dieses Material nur langsam ersetzen.
Die Industrie unserer Demokraten ersetzt es jedenfalls in den nachsten Jahren nicht!
Und nun komme ich zum Territorialen. Wir haben bisher 1 670 000 Quadratkilometer besetzt. Das
ist also immerhin ein Gebiet, das rund drei- bis viermal Frankreich und etwa funfmal England umfaBt.
In diesem Gebiet liegen 60 bis 75 v. H. aller Industrien und aller Rohstoffe, die RuBland besitzt. Ich
hoffe, daB wir in kurzer Zeit noch ein paar weitere MaBnahmen treffen konnen, durch die wir ihnen
Strang um Strang langsam aber sicher abschneiden werden.
Wenn nun jemand sagt: „Ja, aber Sie haben sich in der Zeit geirrt" — diese Leute also wissen genau,
was ich fur ZeitmaBe habe! Wir haben Frankreich in rund sechs Wochen befliegt;
das besetzte Gebiet ist nur ein Bruchteil dessen, was wir im Osten eroberten. — Jetzt kommt jemand
und sagt, wir hatten erwartet, daB wir im Osten das in eineinhalb Monaten machen. Blitzkriege in alien
Ehren! Aber marschieren muB man dabei trotzdem! Und was nun unsere Infanterie hierbei geleistet
hat im Marschieren, ist weltgeschichtlich liberhaupt einmalig. Naturlich, wenn man von Dlinkirchen
nach Ostende geht und sich dann von Ostende wieder nach Dlinkirchen zuriickzieht, dann geht das
leichter, das gebe ich zu. Aber wenn man immerhin von der deutschen Grenze bis nach Rostow oder
bis zur Krim oder bis nach Leningrad marschiert, dann sind das Entfernungen, besonders wenn man
die StraBen des „Paradieses der Arbeiter und Bauern" berticksichtigt. Ich habe noch nie das Wort
Blitzkrieg verwendet, weil es ein ganz blodsinniges Wort ist. Wenn es sich liberhaupt auf einen Feld-
zug anwenden laBt, dann aber auf diesen! Noch niemals ist ein Riesenreich in kiirzerer Zeit zertriim-
mert und niedergeschlagen worden als dieses Mai SowjetruBland! Geschehen und gelingen konnte
dies nur durch die unerhorte einmalige Tapferkeit und Opferwilligkeit unserer deutschen Wehrmacht,
die unvorstellbare Strapazen auf sich nimmt.
Was hier alles die deutschen Waffen geleistet haben, das ist in Worten nicht auszudriicken. Wir
konnen uns nur vor unseren Helden auf das tiefste verneigen. Ich habe schon in Berlin gesagt, ob wir
unsere
93 Panzerschiitzen nehmen oder unsere Pioniere, unsere Artillerie, unsere Nachrichtentruppen, unsere
Flieger, unsere Sturzkampfbomber, unsere Jager oder Aufklarer oder unsere Marine — wen wir immer
nehmen, am Ende kommt man doch stets zu dem Resultat: Die Krone geblihrt dem deutschen Infante -
risten, dem deutschen Musketier. Er marschierte in endlosen Weiten auf grundlosen Wegen, durch
Morast, durch Siimpfe, er marschierte im Sonnenbrand liber die endlosen Felder der Ukraine oder im
Regen, Schnee und Frost, und er kampfte Bunker um Bunker nieder. Mit seinen Sturmpionieren reiBt
er Front um Front auf. Es ist wirklich ein Heldenlied, was er sich hier selber singt.
Hinter dieser Front aber steht nun die zweite Front, und das ist die deutsche Heimat. Und hinter die-
ser deutschen Heimat steht eine dritte Front, und die heiBt Europa. Wenn mir in der letzten Zeit so oft
gesagt wird, daB nunmehr die Demokratien riisten — so habe ich es schon oft erwahnt, daB wir doch
nicht nichts tun. Ich habe ja die deutsche Riistung in den Jahren 1939/40 und 1941 nicht eingestellt.
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Was wir bisher auf diesem Gebiete leisteten, war doch allerhand. Und wir riisten weiter. Ich habe nur
die Rustung jetzt auf einige besondere Gebiete verlagert. Wenn die Herren dauernd mit ihren Zahlen
kommen — ich rede nicht von Zahlen, aber ich spreche nur das eine aus: Sie werden staunen, mit was
wir eines Tages antreten!
Wir haben das, meine alten Parteigenossen, ja auch im Innern erlebt. Jedes Jahr horten wir, was die
Demokraten machen, was die Sozialdemokraten machen, was das Zentrum oder die Bayerische
Volkspartei macht, was meinetwegen die burgerlichen oder sonstigen Gruppen machen oder was gar
die Kommunisten tun. Wir haben auch etwas gemacht, und zwar am Ende mehr als diese ganze Koali-
tion zusammen: denn wir haben sie niedergeschmettert!
Man sagt mir: „Ja, aber da ist Amerika mit 125 Millionen Menschen." — Das Reichsgebiet mit Pro-
tektorat und Gouvernement umfaBt aber auch 125 Millionen Menschen! Das Gebiet, das heute direkt
fur uns arbeitet, umfaBt weit mehr als 250 Millionen Menschen. Das Gebiet, das in Europa indirekt
aber fur diesen Kampf arbeitet, umfaBt schon jetzt tiber 350 Millionen! Soweit es sich nun um das
deutsche Gebiet handelt, das Gebiet, das wir besetzt haben, das Gebiet, das wir jetzt in unsere Verwal-
tung genommen haben — so soil man nicht daran zweifeln, daB wir es fertig bringen, es in die Arbeit
restlos einzuspannen. — Das kann man uns glauben!
Es ist nicht das deutsche Volk des Weltkrieges, das heute im Kampfe steht. Es ist ein ganz anderes
94 deutsches Volk! Es ist das Ungluck unserer Gegner, daB sie das nicht begriffen haben, und daB sie
diesen judischen Strohkopfen nachlaufen, die immer wieder erklaren: „Man braucht es nur genau so
zu machen, wie man es schon einmal gemacht hat." — Das nehme nicht einmal ich von unseren Geg-
nern an, obwohl ich sie nicht fur gescheit halte. Selbst ich tue niemals das gleiche, sondern immer
etwas anderes. Sie sollten es erst recht aber endlich aufgeben, immer auf das Alte zu hoffen! So sagen
sie jetzt z. B.: „In der Etappe wird ein Aufruhr ausbrechen." — Es kann vielleicht irgendeinen Dumm-
kopf geben, der auf englische Rundfunkmeldungen sich plotzlich riihrt. Aber nicht lange ! Wir werden
mit solchen Dingen fertig! Man soil sich dariiber keiner Tauschung hingeben, solche Versuche bre-
chen sehr schnell zusammen, denn heute tritt ihnen nicht mehr ein burgerliches Deutschland mit Gla-
cehandschuhen entgegen, sondern das nationalsozialistische, und das hat harte Fauste!
Wir sind iiberall dort, wo wir Gebiete besetzen, sehr hoflich und sehr anstandig zur Zivilbevolke-
rung, vielleicht manches Mai zu anstandig, zu entgegenkommend. Bei uns wird niemand vergewaltigt
da driiben, aus vielerlei Griinden nicht. Es linden auch keine Einbruchsdiebstahle der deutschen Solda-
ten statt, die dort auf Raub und Pliinderung ausgehen. So etwas wird dort sogar harter bestraft als in
der Heimat. Wir schutzen diese Bevolkerung. Wenn aber einer glaubt, sich gegen die Besatzung auf-
lehnen oder durch Meuchelmord sie vielleicht erschtittern zu konnen, dann werden wir zuschlagen, so
wie wir es zu Hause getan haben in den Jahren, wo unsere Gegner glaubten, uns terrorisieren zu kon-
nen. Am Ende sind wir mit ihrem Terror fertig geworden; wir hatten uns die Organisationen dafiir
geschaffen. Wir werden auch mit dem Terror unserer heutigen Gegner fertig !
Dann kommen nun die allerblodesten Hoffnungen, namlich, in Deutschland breche ein Aufstand,
eine Revolution aus. Die Leute, die hier eine Revolution machen konnten, die sind gar nicht mehr da.
Die sind namlich schon lange in England, in Amerika und in Kanada usw. Die haben wir also nicht
mehr. Die Leute aber, die vielleicht eine Revolution machen wollten, sind so wenige und so belanglo-
se, daB es geradezu ein Witz ist, auf ihre Hilfe zu hoffen. Sollte aber irgendeiner ernstlich bei uns hof-
fen, unsere Front storen zu konnen, ganz gleich, woher er stammt, aus welchem Lager er kommt, so —
Sie kennen meine Methode — sehe ich dem immer eine gewisse Zeitlang zu. Das ist die Bewahrungs-
frist. Aber dann kommt der Augenblick, an dem ich blitzartig zuschlage und das sehr schnell beseitige.
Und dann hilft alle Tarnung nicht, auch nicht die Tanning mit der Religion. Aber, wie gesagt, das wird
ja bei uns gar nicht notwendig sein, weil ja vor allem dieses ganze deutsche Volk heute in einer Bewe-
gung organisiert ist, was
95 unsere Gegner nur nicht begriffen haben, eine Bewegung, die bis in jedes Haus hineinreicht, die
eifersuchtig dariiber wacht, daB sich ein November 1918 niemals mehr wiederholt. Ich bin so oft Pro-
phet gewesen in meinem Leben. Man hat mich immer ausgelacht, aber ich habe doch recht bekom-
men. Ich mochte es wieder sein:
Niemals wird sich in Deutschland ein November 1918 wiederholen! Er kann sich gar nicht wiederho-
len. Alles ist denkbar, nur eines nicht: daB Deutschland jemals kapituliert!
Wenn unsere Gegner sagen: „Ja, dann dauert eben der Kampf bis zum Jahre 1942" — er kann dau-
ern, solange er will — das letzte Bataillon aber auf diesem Feld wird ein deutsches sein!
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Es ist auch ganz zwecklos, mich irgendwie einschlichtern zu wollen. Sie wissen, daB ich oft monate-
lang, ja oft jahrelang iiber eine Sache schweige. Es heiBt nicht, daB ich sie nicht beriicksichtige oder
daB ich sie nicht erkenne. Wenn heute, besonders von Amerika aus, immer neue Drohungen gegen
Deutschland ausgestoBen werden, so habe ich auch das beizeiten ins Auge gefaBt. Ich habe schon vor
iiber einem Jahr erklart: Was fur ein Schiff auch immer Kriegsmaterial bringt, also Material, um
Mannschaften zu toten, es wird torpediert werden! Wenn nun der amerikanische President Roosevelt,
der einst schon verantwortlich war fur den Eintritt Polens in den Kampf, der, was wir ihm heute genau
belegen konnen, Frankreich bestimmte, in diesen Krieg einzutreten, glaubt, durch einen SchieBbefehl
uns vielleicht mtirbe machen zu konnen, so kann ich diesem Herrn nur eines zur Antwort geben: Herr
President Roosevelt hat seinen Schiffen befohlen, zu schieBen, sobald sie deutsche Schiffe sehen. Und
ich habe den deutschen Schiffen befohlen, wenn sie amerikanische sehen — nicht darauf zu schieBen,
aber sich zu wehren, sobald sie angegriffen werden. Einen deutschen Offizier, der sich nicht wehrt,
stelle ich vor ein Kriegsgericht.
Wenn also ein amerikanisches Schiff auf Grund des Befehls seines Prasidenten schieBt, dann wird
es das auf eigene Gefahr hin tun. Das deutsche Schiff wird sich wehren, und unsere Torpedos werden
treffen.
Ich habe auch gar keine Lust, mich mit diesen lacherlichen Falschungen abzugeben, z. B. daB ich
durch deutsche Experten eine Landkarte fabriziert hatte. Da kann ich Herrn Roosevelt nur sagen: Ich
habe auf gewissen Gebieten liberhaupt keine Experten. Bei mir geniigt immer mein Kopf ganz allein.
Ich habe keinen Gehirntrust zu meiner Unterstlitzung notwendig. Wenn also wirklich eine Verande-
rung irgendwo
96 stattfinden soil, dann entsteht das zunachst in meinem Gehirn und nicht im Gehirn anderer, auch nicht
in dem von Experten. Ich bin auch kein Gymnasiast, der in einem Schulatlas Karten einzeichnet. Siid-
amerika liegt so weit weg wie meinetwegen der Mond. Es sind das dlimmste Behauptungen.
Aber nehmen wir die zweite Falschung, wir wollten alle Religionen der Welt ausloschen. Ich bin
jetzt 52 Jahre alt und habe etwas anderes zu tun, als mich mit Kindereien oder Dummheiten zu be-
schaftigen. AuBerdem interessiert es mich gar nicht, welche Arten von Religionen in der Welt sind
und wie die Volker zu diesen Religionen stehen. Das interessiert nur den Herrn amerikanischen Prasi-
denten Roosevelt. Im Deutschen Reich — und nach unserer Auffassung kann jeder nach seiner Fasson
selig werden!
Ich habe gelesen, daB es in den Vereinigten Staaten verboten ist, daB ein Prediger gegen den Staat
redet, und daB es Soldaten verboten ist, solche Predigten zu besuchen. Es ist das gleiche wie bei uns,
nur mit einem Unterschied, namlich dem, daB im Deutschen Reich die Konfessionen fast 900 Millio-
nen Mark jahrlich von Staats wegen bekommen, in Amerika aber keinen Pfennig! Es ist auch im
Deutschen Reich kein Priester jemals wegen seiner Glaubensgrundsatze verfolgt worden, sondern nur
dann, wenn er von den Glaubensgrundsatzen weg sich in Staatsgrundsatze einmischte. Das haben aber
immer nur sehr wenige getan. Die groBe Mehrzahl steht in diesem Kampf hinter dem deutschen Staat.
Sie weiB ganz genau, daB, wenn dieser Kampf fur das Deutsche Reich verloren wlirde, unter dem Pro-
tektorat von Stalin jedenfalls die Religion schlechter fahren wiirde als unter unserem.
Alle Versuche, von auBen her vielleicht auf das deutsche Volk einzuwirken, sind kindisch und la-
cherlich. Das deutsche Volk kennt nun das nationalsozialistische Regime als Partei seit bald zwanzig
Jahren, als Staatsfuhrung jetzt ebenfalls schon acht Jahre, und ich glaube, daB es keine Zeit der deut-
schen Geschichte gibt, innerhalb der in acht Jahren so Gewaltiges geleistet worden ist als im Deut-
schen Reich unter der Flihrung der nationalsozialistischen Bewegung.
Die groBten Zeugen fur das Wirken unserer Bewegung werden diejenigen sein, die von der Front
zuruckkommen und ein 23jahriges Wirken des Kommunismus mit dem unsrigen vergleichen konnten.
Sie konnen ein Urteil abgeben, was der Nationalsozialismus geleistet hat und was unserem Europa
bevorstlinde, wenn diese andere Welt siegreich sein sollte. Sie verstehen unsere groBe Zielsetzung:
daB wir in diesem Kampf nunmehr endlich die Gefahr des Ostens von Europa nehmen und dadurch
diesen Osten in seiner unermeBlichen Fruchtbarkeit, mit seinem unermeBlichen Reichtum an Boden-
schatzen und
97 Erzen nicht mehr gegen Europa mobilisieren lassen, sondern ihn in den Dienst Europas stellen.
Das ist ein gewaltiges Ziel, das weit liber die Grenzen unseres Deutschen Reiches hinausreicht, ge-
waltig nicht nur als Leistung, sondern auch gewaltig in den Folgen. Der bisherige Zustand ist doch ein
Wahnsinn — dieses Europa, in dem auf manchen Gebieten — ich brauche nur an den Westen zu den-
ken — bis zu 260 Menschen auf dem Quadrafkilometer leben!
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Ich sehe alle diese Dinge von einer — ich darf wohl sagen — hoheren Warte. Ich unterscheide zwi-
schen den Franzosen und ihren Juden, zwischen den Belgiern und ihren Juden, zwischen den Hollan-
dern und ihren Juden. Ich weiB, daB dort zahllose Menschen leben, die auch die Opfer dieser wahn-
witzigen europaischen Konstruktion sind, nach der tatsachlich der reichste Teil Europas gegen Europa
fortgesetzt mobilisiert wird, ohne daB dabei die eigenen Menschen dort auch nur den primitivsten Le-
bensstandard besitzen. Das haben ja auch unsere Soldaten gesehen: In einem Land, in dem die
Fruchtbarkeit nur so aus dem Boden quillt, in einem Land, in dem man mit einem Bruchteil der Arbeit
ein Vielfaltiges an Gewinn erzielen wiirde wie bei uns, da haben die Menschen kaum so viel, daB sie
auch nur einen Kochtopf ihr eigen nennen; in elenden Katen hausen sie, verkommen, verlaust und
verdreckt. Vor wenigen Tagen habe ich gelesen, daB man bei einem deutschen Kriegsgefangenen im
Osten Lause gefunden haben sollte. Das laBt Herr Stalin verbreiten. Ich nehme an, daB er doch nicht
glauben machen will, dieser Kriegsgefangene habe die Lause etwa von Munchen oder von Berlin
nach RuBland mitgebracht. Im Sowjetparadies existiert wirklich das Miserabelste, was es an Sklaven-
tum iiberhaupt auf dieser Welt je gegeben hat, Millionen verangstigter, unterdriickter, verkommener
Menschen, halbverhungert! Dariiber allerdings steht ein Regime von Kommissaren, zu 90 Prozent
jiidischer Herkunft, das diesen ganzen Sklavenstab dirigiert.
Es wird fur Europa eine wahre Erlosung sein, wenn nicht nur diese Gefahr verschwindet, sondern
wenn die Fruchtbarkeit dieser Erde ganz Europa zugute kommt. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die
uns gestellt ist, und ich bin nun allerdings so viel Materialist, daB ich sie als viel wichtiger ansehe, als
mich etwa darum zu kummern, welche Religionen in den verschiedenen Landern herrschen.
Wir haben ein Ziel, es umfaBt diesen Kontinent, primar unser Vaterland, dann dariiber hinaus aber
auch alle diejenigen, die in gleicher Not leben wie wir auch. Und dann bin ich der Uberzeugung, daB
dieser Kontinent nicht der zweite der Welt sein, sondern daB er nach wie vor der erste bleiben wird.
Und wenn Herr Willkie, dieser Ehrenmann, erklart, es gebe nur zwei Moglichkeiten, entweder Ber-
lin wird Welthauptstadt oder Washington — dann kann ich nur sagen: Berlin will gar nicht Welt-
hauptstadt
sein, und Washington wird nie Welthauptstadt werden! In Europa wiirde, so glaube ich, ein halbes
Hundert sogar von Mittelstadten gegen eine derartige Kulturbelastung der Menschheit protestieren.
Unser groBes Ziel im Osten ist im Grunde genommen nur die letzte Auswertung unseres Pro-
gramms, nach dem wir einst angetreten sind, dieses niichternen Programms, das die menschliche Ar-
beit und damit den Menschen selbst in den Mittelpunkt des Handelns, des Strebens und auch des Er-
fiillens riickt. Wir haben damals gegen die Begriffe von Gold und Kapital den Begriff, Mensch,
Volksgenosse und Arbeit gesetzt, und wir setzen heute gegen diese Begriffe wieder den Menschen
und seine Arbeit. Wir umfassen damit auch alle diejenigen, die mit uns heute als Verbiindete stehen,
in erster Linie den Staat, der unter der gleichen Not, zum Teil unter einer noch viel groBeren leidet als
Deutschland selbst: Italien. Der Duce — ich weiB es — , er empfindet diesen Kampf nicht anders als
wir: auch sein Land ist arm, iibervolkert, immer benachteiligt, nicht wissend, woher das tagliche Brot
genommen werden soil. E r h a t sich mit mir verschworen, und diesen Bund wird und kann keine
Gewalt der Welt losen! Es sind zwei Revolutionen, die zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen
Formen, aber doch mit gleichen Zielen angetreten sind. Sie werden gemeinsam diese Ziele erreichen.
Zu uns sind nun eine ganze Anzahl weiterer europaischer Staaten gestoBen. Wir konnen sagen, daB
fast ganz Siidosteuropa heute in unserem Lager steht, und daB groBe Teile des iibrigen Europa sich,
wenn auch nicht staatlich, dann wenigstens gesinnungsmaBig in unserer Front befinden. So kampfen
wir als Nationalsozialisten heute nicht mehr allein, sondern in einer gewaltigen europaischen Front.
Und wir konnen am Ende dieses Jahres wohl sagen, daB durch diese europaische Front die groBte Ge-
fahr bereits abgewendet worden ist. Als ich neulich in Berlin sprach, da standen wir gerade vor dem
Anlauf zu einem letzten gigantischen Hieb. Er ist iiber alle MaBen gelungen. Rund 75 Divisionen
wurden mit einem Schlag ausgeloscht und vernichtet.
Und die Fiihrung dieses Kampfes sowohl als die Ausfiihrung wird nicht ermiiden und nicht ermat-
ten. Was der Heldenmut an der Front geleistet hat, ist unsterblich, und fur eine so u n sterbliche Tat
wird auch — das konnen wir als Menschen, die an eine Vorsehung glauben, annehmen — ein unver-
ganglicher Lohn kommen!
Wir diirfen keinen Zweifel dariiber haben, daB in dieser Zeit jetzt das Schicksal Europas fur die
nachsten tausend Jahre entschieden wird. Wir alle konnen gliicklich sein, daB wir diese Zeit anbahn-
ten, und Sie, meine Freunde aus alter Zeit, Sie konnen stolz darauf sein, daB Sie mir, den die Vorse-
hung
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99 bestimmt hat, diesen Weg zu beschreiten, schon damals in einer Zeit und unter Umstanden folgten, in
denen ich in dieser Stadt noch als ein unbekannter Mann meinen Weg begann.
Wir dlirfen gerade in diesem Jahr mit noch mehr Stolz vor die Graber unserer alten Kameraden hin-
treten. Im vergangenen Jahr konnte uns vielleicht vor ihnen etwas belasten. Wir haben nicht mehr
gegen Rotfront gekampft, das Schicksal hatte uns gezwungen, mit ihm einen Waffenstillstand zu
schlieBen. Ich habe diesen Waffenstillstand ehrlich gehalten. Von der anderen Seite ist die Entbindung
von dieser Verpflichtung erfolgt. Ich blicke jetzt fast wie erlost in diesem Jahr zu den Grabern unserer
Parteigenossen hin, denn ich weiB, daB diese Parteigenossen ja einst alle das gleiche Ziel hatten: den
Kampf gegen diesen marxistischen Weltfeind und seine Verbundeten. Sie sind damals unter den Ku-
geln dieser Front, die sich von einer dummen Reaktion bis zum fanatisierten Wahnwitz des Bolsche-
wismus hin erstreckte, gefallen.
Wir erinnern uns gerade in diesem Jahr dieser Gefallenen mit besonderer Ruhrung und mit besonde-
rer Ergriffenheit. Meine eigenen Empfindungen werden Sie verstehen. Ich bin nur wenige Stunden
wieder hier in dieser Stadt, von der ich einst auszog, aber ich bin so glticklich, Sie wieder hier zu se-
hen, meine alten Gefahrten, meine alten Kampfgenossen. Und Sie diirfen mir schon glauben, daB mir
in diesem Jahre eine ungeheure Last vom Herzen genommen worden ist. Ich empfinde so recht die
ganzen Opfer, die wir bringen muBten: alle unsere vielen jungen und alten Freunde, die jetzt wieder
mit ihrem Blut Deutschlands Rettung bezahlen muBten und vielleicht noch bezahlen miissen.
Allein es ist der alte, ewige Streit und der alte, ewige Kampf. Er fand eben im Jahre 1918 kein Ende.
Damals hat man uns um den Sieg betrogen. Damals haben wir zwei Millionen Tote geopfert, liber 7 V-
s Millionen Verwundete gehabt und sind trotzdem durch den Wahnwitz einer inneren Revolution um
den Sieg gebracht worden. Es war aber nur der Anfang, das erste Stuck dieses Dramas, das zweite und
der SchluB werden jetzt geschrieben, und wir werden diesmal nun das einholen, um was man uns da-
mals betrogen hat. Punkt um Punkt und Position um Position wird jetzt wieder in Rechnung gestellt
und einkassiert werden.
Es wird die Stunde kommen, da wir auch vor die Graber der Gefallenen des groBen Krieges hintre-
ten und sagen werden konnen: „Kameraden, auch ihr seid nicht umsonst gefalle n." Das, was wir einst
vor der Feldherrnhalle aussprachen, das werden wir noch mit einem tausendmal groBeren Recht vor
den Grabern unserer Weltkriegssoldaten verkunden konnen: „Kameraden, ihr habt doch gesiegt!"
Jnrijiiiilliiill;
100 Mit groBer Spannung erwartet in jedem November das deutsche Volk die Rede des Fuhrers zum
Gedenktag der Munchner Heldenehrung. Noch in jedem Jahre hat der Ftihrer in seiner Rede, die dem
Gedachtnis der Toten vom 9. November gewidmet ist, grundlegende, richtungweisende Worte zum
deutschen Volke gesprochen. So auch in diesem Jahre. In groBen Ziigen schilderte der Fiihrer in seiner
Rede die politische Entwicklung, die zum Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Deutschland und
der Sowjetunion fiihrte. Erschutternd war es zu horen, welch schwere Sorgen den Fiihrer schon zu
einer Zeit bedriickt hatten, als die Welt noch meinte, zwischen dem Reich und seinem ostlichen Nach-
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bar ware alles zum Guten geregelt. Mit groBer Eindringlichkeit schilderte er das ungeheuere AusmaB
der Gefahr, von der das Reich und Europa bedroht waren. Eindrucksvoll waren die Zahlen, die er fur
die bisherigen Erfolge im Ostfeldzug anflihrte. Scharf war seine Abrechnung mit London und Wa-
shington, flammend sein Bekenntnis zu den alten Kampfparolen der Bewegung. Der Appell an die
gesamte Nation, diesen Kampf alien Fahrnissen und Widerwartigkeiten zum Trotz bis zum endgulti-
gen Sieg durchzufechten, ist von alien Deutschen bis zum letzten Mann begriffen worden. Wie immer
ging von dieser Rede des Fuhrers ein Kraftstrom ins Volk, der Heimat und Front mit dem gleichen
Willen zum Sieg beseelte. Wortlaut der Fuhrerrede siehe Seite 84).
Die Munchner Feiern fanden im traditionellen Rahmen statt. Die Feiern, die allenthalben im Reich
stattfanden, waren in schlichter Form gestaltet worden. Vielfach hatte man mit ihnen eine Totenehrung
der Gefallenen des Weltkrieges und des gegenwartigen Schicksalskampfes verbunden.
Die Kriegsereignisse im Osten und im Kampf gegen England nahmen im Laufe des November wei-
terhin ihren Fortgang. Hart und schwer war das Ringen insbesondere an der groBen Front vom Finni-
schen Meerbusen bis hinunter zum Schwarzen Meer. Die Ungunst des Wetters verzogerte den
101 Siegeslauf der deutschen Armeen im gewissen Sinne und bereitete den Soldaten unendliche
Strapazen, deren sie mit der ganzen zahen und verbissenen Kraft des deutschen Menschen Herr wur-
den. Am 8. November veroffentlichte das OKW die Zahl der Gefangenen, die bis zum 1. November im
Ostfeldzug gemacht wurden:
3 230 614 bolschewistische Gefangene waren bis dahin in deutscher Hand. Die Masse des vernichte-
ten sowjetischen Kriegsmaterials, die Zahl der erbeuteten Tanks, Fahrzeuge, Geschutze und sonstiger
leichter Waffen ist gar nicht zu ubersehen. Aus alledem ergibt sich, daB des Fuhrers Wort, von einem
solchen Schlage konne sich keine Armee der Welt erholen, auf harte Tatsachen gegriindet ist. Den
bisherigen Gesamtverlust der Sowjetarmeen beziffert das OKW mit 7 bis 8 Millionen Sowjetarmisten.
Eine genaue Nachpriifung ergab, daB in der Zeit zwischen dem 22. Juni und 30. September 1941 na-
hezu 300 sowjetische Divisionen mit der Masse ihrer Mannschaften und ihres Kriegsgerats vernichtet
worden sind. Im Laufe des Oktobers setzten sich die schweren Verluste fort. Allein zwischen 30. Sep-
tember 1941 und Anfang November verloren die Sowjets 76 Schutzendivisionen, 6 Kavalleriedivisio-
nen, 7 Panzerdivisionen und 6 Panzerbrigaden. Insgesamt rechnet man, daB 389 geschlossene groBere
Verbande des bolschewistischen Feindes zerschlagen sind, deren Ersatz ihm nicht mehr moglich sein
wird. Diese Zahlen umreiBen vollig eindeutig die GroBe der Gefahr, in der sich die europaische Kultur
durch den Aufmarsch dieser Krafte befand. Die deutsche Wehrmacht hat diese Gefahr beseitigt. Im
Kampf gegen England war die U-Bootswaffe auch in dem durch Witterungsunbilden so gefahrvollen
Monat weiterhin erfolgreich. Vor allem die britische Kriegsmarine hat schwere Schlage erhalten.
Mit groBem Aplomb- starteten die Englander um die Mitte des Monats mit einer riesigen Ubermacht
an Panzer- und motorisierten Verbanden einen wohlvorbereiteten Angriff auf die Divisionen des Ge-
nerals Rommel und die italienischen Verbande in der Marmarica. Die gesamte englische und amerika-
nische Presse sprach von „Blitzkrieg" und der in wenig Tagen abzusehenden volligen Vernichtung der
deutsch-italienischen Truppen. Die gesamte Propagandamaschinerie Churchills lief auf hohen Touren.
Demgegenuber hielt sich das deutsche Oberkommando auBerst zuriick. Wie immer, wenn schwere
Kampfe im Gange waren, verlautete nichts tiber den vermutlichen Ausgang und die Entwicklung der
Operationen. Gegen Ende November wurde es aber offenbar, daB die Truppen Rommels, hervorra-
gend gefuhrt, mit unerhortem Schneid kampfend, zusammen mit den vortrefflich fechtenden italieni-
schen Divisionen den englischen Angriff aufgehalten und dem Feinde schwere Verluste zugefugt hat-
ten. Am Monatsende waren die Kampfe noch im Gange, aber die englische Presse und der englische
Rundfunk sind wesentlich kleinlauter geworden.
102 Auch die britische Non-stop-Offensive, die den Russen Entlastung bringen sollte, erfuhr im Monat
November schwere Ruckschlage. Bei den starkeren Angriffen, so in der Nacht vom 7. zum 8. Novem-
ber und am Monatsende, wurden auBerordentlich zahlreiche britische Maschinen abgeschossen und
vernichtet. In der Nacht vom 7. zum 8. November fielen allein 27 der angreifenden Bomber der deut-
schen Abwehr zum Opfer. Ein weiteres knappes Dutzend erreichte ebenfalls in dieser Nacht die hei-
mischen Flugplatze nicht mehr. Auch die Verluste der Briten in der Nacht vom 30. November auf den
1. Dezember waren unverhaltnismaBig hoch. 19 englische Maschinen gingen dabei verloren-
Ein groBes Ereignis, das weit tiber die Bedeutung eines innerpolitischen Vorgangs hinausging, war
der Staatsakt anlaBlich der Verlangerung des Antikominternpaktes, der am 25. November im Bot-
schaftersaal der Neuen Reichskanzlei stattfand. Die Bedeutung dieses Staatsaktes wurde dadurch er-
hoht, daB weitere sieben Staaten, und zwar Bulgarien, Danemark, Finnland, Kroatien, Rumanien, Slo-
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wakei und China diesem Pakt beitraten. Reichsminister von Ribbentrop hielt dabei eine vielbeachtete
Rede, die Deutschlands Stellung in Europa, Europas Haltung zu den Problemen der Weltpolitik in
klarer und eindeutiger Weise festlegte. Der Rahmen, in dem diese Feierlichkeit stattfand, lieB erken-
nen, welches Gewicht die nationalsozialistische Staatsflihrung der Erweiterung dieses Paktes beimiBt.
In der Tat deutete sich an diesem 21. November zum erstenmal die Form des neuen Europa an, das
sich ebenso gegen den Bolschewismus geeint flihlt, wie es eine gemeinsame Abwehrfront gegen den
Blockadekampf der westlichen Demokratien England und die Vereinigten Staaten zu bilden bereit ist.
Nachdem der Reichsminister des Auswartigen am Mittwoch Einzelbesprechungen mit den verschie-
denen Staatsmannern gefuhrt hatte, empfing am 27. November der F u h r e r in Gegenwart des
ReichsauBenministers die einzelnen Delegationsfuhrer. Alle die verschiedenen, die Volker Europas
bewegenden Fragen wurden bei dieser Gelegenheit unter dem Aspekt der neuen Ordnung unseres
Kontinents besprochen. Am Mittag des gleichen Tages sah der Fiihrer die anwesenden Staatsmanner
und die Berliner Missionschefs der Antikominternmachte bei sich zu Gaste. Fuhrende Manner des
nationalsozialistischen Staates waren bei diesem Empfang zugegen.
Aus AnlaB der Unterzeichnung des Protokolls iiber die Verlangerung des Abkommens gegen die
kommunistische Internationale und des Beitritts weiterer sieben Staaten sandte der Ftihrer an die
Staatsoberhaupter der im Antikominternpakt vereinigten Machte sowie an den Duce und den Staats-
chef Rumaniens herzlich gehaltene Gliickwunschtele gramme. Diese GriiBe wurden auf das herzlichste
erwidert. Auch Reichsmarschall
103 Hermann Goring gab den in Berlin weilenden Vertretern der Vertragsmachte am 26. November in
seinem Berliner Hause einen Nachmittagsempfang. Der Bedeutung dieses Berliner Paktabschlusses
entsprach weiterhin das deutsche und das auslandische Presseecho. In Deutschland und in den ubrigen
Staaten des Antikominternpaktes wurden die Berliner Tage als Beginn einer neuen europaischen Epo-
che gewurdigt, vom feindlichen Ausland her aber mit gehassigen und verkleinernden Kommentaren
begleitet. Aber sogar aus diesen Stimmen des feindlichen Auslandes ging hervor, welch entscheidende
Bedeutung man dort diesem groBartigen politischen Akt fur die weitere Entwicklung des Krieges bei-
miBt.
Der Monat November brachte der deutschen Wehrmacht eine ganze Reihe schmerzlicher Schlage
durch den Tod hervorragender Offiziere. Am 17. November erlitt der Generalluftzeugmeister, Gene-
raloberst U d e t, bei Erprobung einer neuen Waffe einen so schweren Unglucksfall, daB er an den
Verletzungen auf dem Transport verschied. Der Ftihrer hat fur den auf so tragische Weise in Erfullung
seiner Pflicht dahingegangenen Offizier ein Staatsbegrabnis angeordnet. In Anerkennung der hervor-
ragenden Leistungen des im Weltkrieg in 62 Luftkampfen siegreichen Jagdfliegers und in Wurdigung
der hohen Verdienste bei dem Aufbau der Luftwaffe hat der Ftihrer den Generaloberst Udet durch
Verleihung seines Namens an das Jagdgeschwader 3 ausgezeichnet. Am 21. November fand im Eh-
rensaal des Reichsluftfahrtministeriums der Staatsakt fur Generaloberst Udet in Gegenwart des Fiih-
rers statt. Reichsmarschall Goring wtirdigte in seiner Rede die Personlichkeit und das Werk Ernst
Udets. Auf dem Invalidenfriedhof in der Nahe des Grabes Manfred von Richthofens fand der erste
Generalluftzeugmeister der nationalsozialistischen Luftwaffe seine Grabstatte.
Ein hartes Geschick hat es gefiigt, daB die deutsche Luftwaffe wenige Tage nach dem Heimgange
des Fliegerhelden aus dem Weltkriege auch den kuhnsten und besten aus dem Reich ihrer jungen
Jagdflieger verlor. Der Inspekteur der Jagdflieger, Oberst Werner M o 1 d e r s , ist am 22. November
auf einem Dienstflug bei der Ruckkehr aus der Krim nach einer Zwischenlandung in Lemberg durch
Ausfall beider Motoren — eine tragische und seltene Verkettung von Umstanden — in einem Kurier-
flugzeug, das er nicht selbst steuerte, bei Breslau abgestiirzt. Vom Feinde unbesiegt, fand der Sieger in
115 Luftkampfen auf so tragische Weise den Fliegertod. In Wurdigung des einmaligen Verdienstes
des Obersten Molders hat der Fiihrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verfugt, daB das bisher
von Molders zu gewaltigen Siegen gefuhrte Jagdgeschwader in Zukunft seinen Namen tragen soil.
Zugleich hat der Ftihrer
104 fur den jungen Helden ein Staatsbegrabnis angeordnet. Unter gewaltiger Anteilnahme des ganzen
deutschen Volkes wurde Werner Molders, der erste und bisher einzige Trager des Eichenlaubs mit
Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, am 28. November nach einem feier-
lichen Staatsakt, der ebenfalls in Anwesenheit des Fuhrers stattfand, auf dem Invalidenfriedhof beige-
setzt. — Der bevollmachtigte Vertreter des Reichsjugendfuhrers, Stabsfuhrer M o c k e 1, erlieB aus
AnlaB des Todes dieser beiden vorbildlichen Soldaten einen Tagesbefehl, der die Jugend aufforderte,
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im Geiste der beiden Flieger, des Generaloberst Udet, des Oberst Werner Molders, zu leben und wie
sie im Einsatz fur das Reich niemals mlide zu werden.
Auch General der Flieger W i 1 b e r g, einer der altesten Fliegeroffiziere der deutschen Wehrmacht,
verungluckte am 20. November todlich auf einem Dienstflug. General der Flieger Wilberg hat sich im
Weltkriege als Inspekteur der Fliegertruppen und als Kommandeur der Flieger der IV. Armee groBe
Verdienste erworben. Nach dem Kriegsende wirkte er im Reichswehrministerium und kampfte um die
Erhaltung des Fliegergedankens in Wehrmacht und Volk. An der Aufstellung der Legion Condor war
er maBgebend beteiligt, seit Kriegsbeginn stellte General der Flieger Wilberg sein Konnen und seine
Erfahrung als hoherer Fliegerausbildungskommandeur in den Dienst der Luftwaffe.
Am 22. November meldete der Wehrmachtbericht, daB der Kommandierende General eines Armee-
korps, General der Infanterie von Briesen, in den Kampfen der Ostfront den Heldentod starb. General
von Briesen hat mehrfach bei den Operationen im Osten sowohl im Polenfeldzug als auch jetzt bei den
Kampfen in der Sowjetunion in vorderster Linie gestanden und seinen Soldaten ein ganz personliches
Beispiel gegeben. Im Polenfeldzug wurde der General verwundet, trotzdem blieb er nach Anlegung
eines Notverbandes auf dem Schlachtfelde. Der Ftihrer hat dieses tapferen Offiziers in seiner
Reichstagsrede vom 6. November 1939 gedacht. General von Briesen war es auch, der vor dem Are de
Triumphe in Paris den Vorbeimarsch der deutschen Truppen abnahm.
Um die Mitte des Monats weilte der rumanische Handelsminister Marinescu in Berlin. Er hatte hier
mit Reichswirtschafts minister Funk bedeutsame Besprechungen iiber den deutsch-rumanischen Han-
delsverkehr. Auf Einladung des Reichskriegerfuhrers Generals der Infanterie, SS-Gruppenfuhrers
Reinhardt, weilte zu Anfang des Monats der Ftihrer des italienischen Kriegerbundes, Generalleutnant
Rossi, in Deutschland.
Ein FuhrererlaB von weittragender Bedeutung wurde am 17. November veroffentlicht. Er ernannte
den
105 Reichsleiter Alfred Rosenberg zum Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete und bestimmte die
Einrichtung der Zivilverwaltungen im Osten. Zum standigen Vertreter von Reichsminister Rosenberg
hat der Ftihrer den Gauleiter und Reichsstatthalter Dr. Alfred Meyer bestellt. Zunachst sind die Zivil-
verwaltungen in dem Gebiet der fruheren Freistaaten Litauen, Lettland, Estland und in Teilen von
WeiBruthenien eingefuhrt worden. Die Gebiete bilden zusammen das Reichskommissariat O s tl a n d.
Zum Reichskommissar fur das Ostland hat der Ftihrer den Gauleiter und Oberprasidenten Hinrich L o
h s e bestellt. Auch in Teilen der Ukraine ist bereits die Zivilverwaltung eingerichtet worden. Hier
wurde Gauleiter und Oberprasident Erich Koch zum Reichskommissar bestellt. Damit ist fur die Ent-
wicklung der vom Bolschewismus befreiten Gebiete eine neue und bessere Zukunft vorgezeichnet.
Die ersten Aufgaben dieser Zivilverwaltung sind die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der
offentlichen Ordnung und des offentlichen Lebens.
Zum Generalkommissar in Litauen wurde der Hauptdienstleiter der NSDAP Dr. v. Renteln, zum
Generalkommissar fur Lettland der Oberburgermeister von Liibeck, Drechsler, zum Generalkommis-
sar fur Estland der SA.-Obergruppenfuhrer Litzmann und zum Generalkommissar fur WeiBruthenien
der Gauleiter und Oberprasident a. D. K u b e ernannt.
Die Verwaltungsakademie eroffnete am 19. November in der Berliner Universitat eine kriegs- und
wehrwirtschaftliche Vortragsreihe mit einem Vortrag des Generalgouverneurs, Reichsminister Dr.
Frank, iiber das Generalgouvernement. Dr. Frank leitete aus der geschichtlichen Entwicklung und der
ErschlieBung dieses Raumes durch deutsche Stamme und deutscher Kolonisatoren das Recht des
Deutschtums her, an der Weichsel wiederum die Fuhrung zu ubernehmen. Lange bevor die slawischen
Volksteile ins Land kamen, hatten in diesem Raum schon germanische Stamme, besonders Goten und
Vandalen, gelebt und gewirkt. Durch die ganze mittelalterliche Geschichte lieBe sich die dauernde
Abhangigkeit des Polentums vom Deutschen Reiche liickenlos verfolgen. Deutsche Kunsfler und Stad-
tebauer seien es gewesen, die den Weichselraum mit Kultur erfiillt hatten. Allein 181 Stadte verdank-
ten ihr Entstehen dem Magdeburgischen Recht. Der Polenkrieg 1939 habe die polnische Gefahr fur
alle Zeiten gebannt und damit eine endgultige Sicherung des deutschen Lebens geschaffen. In seinen
weiteren Ausfuhrungen ging Dr. Frank auf Verwaltungsfragen im Generalgouvernement ein. Die Er-
folge, die die deutsche Verwaltung in zwei Jahren errungen habe, seien ungeheuer groB. Heute herr-
sche wieder Ordnung, die Aufbauarbeit sei in vollem Gange. Fast eineinhalbtausend Kilometer Stra-
Ben seien gebaut,
106 die Eisenbahnstrecken uberholt und 1700 Kilometer zusatzlich dem Verkehr ubergeben. Samtliche
groBen Fabriken seien in den Produktionsapparat eingespannt worden. Der Boden wurde bestellt und
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die Ernte iiberall geborgen. Uber 2000 Schulen wurden neu eroffnet, das Bauwesen belebt; in Krakau
selbst wurden ein groBes Theater und die Philharmonie gegriindet. Besondere Bedeutung komme dem
Ausbau der Weichsel als einer der wichtigsten WasserstraBen des Ostens zu. Ein Polenproblem, so
schloB der Generalgouverneur, gabe es nicht mehr. Die vom Kriege hart mitgenommene Bevolkerung
stehe heute wieder in Arbeit und Brot. Diese Tatsache allein beweise die Richtigkeit der von der deut-
schen Verwaltung beschrittenen Wege.
Am 20. November fand in der Wenzelskapelle des Veitsdoms in Prag ein symbolischer Akt statt.
Der stellvertretende Reichsprotektor, SS-Obergruppenfuhrer General der Polizei H e y dr i c h , und
der Staatsprasident Dr. Emil H a c h a besichtigten die bohmischen Kronungskleinodien. Bei dieser
Gelegenheit uberreichte der Staatsprasident dem Reichsprotektor als dem Beauftragten des Fuhrers im
Protektorat die in seinem Besitz befindlichen Schliissel der Kronungskammer. Der Reichsprotektor
ubernahm sie und damit den Schutz der Insignien. Er richtete dabei folgende Worte an den Staatspra-
sidenten: „Wie die Kronungskleinodien als Symbol der Treue Bohmens und Mahrens zum Reich gel-
ten, sind Sie, Herr Staatsprasident, heute der vom Fiihrer anerkannte Garant der Verbundenheit und
Treue des Protektorats zum Reich. So gebe ich Ihnen von den in meinem Besitz befindlichen sieben
Schliisseln drei in Ihre Obhut zuriick. Sehen Sie darin Vertrauen und Verpflichtung zugleich. Ich bitte
Sie, Herr Staatsprasident, mit mir die Kronungskammer zu betreten."
Generalleutnant von Hanneken, der Generalbevollmachtigte fur die Eisen- und Stahlbewirtschaf-
tung und Unterstaatssekretar im Reichswirtschaftsministerium, hatte der schwedischen Zeitung
„Svenska Dagbladet" ein Interview gegeben, das von diesem Blatt unter der Uberschrift „Das deutsche
Kriegspotential reicht fur den Sieg" veroffentlicht wurde. Die deutsche Presse entnahm diesen Ausfiih-
rungen bedeutsame Absatze. General von Hanneken weist in seinen Ausfuhrungen darauf hin, daB die
deutsche Luftriistung bei Ausbruch des Krieges bedeutend iiber der englischen Produktion lag und
wahrend des Krieges standig gesteigert wurde. Deutschlands Vorsprung auf diesem Gebiet konne
nicht mehr eingeholt werden. Zur Frage der amerikanischen Rustung erklarte der General: „Wir besit-
zen bereits die Rustungsmaschinerie, die auf der anderen Seite des Ozeans als „nachstes Ziel" jetzt
angesetzt wird. Wir haben bereits Methoden fur die Bewirtschaftung und die organisatorischen und
personlichen Erfahrungen, die uns in die Lage versetzen, unter alien Umstanden das fur die Kriegfuh-
rung notwendige
107 Material herbeizuschaffen und dieses auf anderem, nicht kriegswichtigem Gebiete einzusparen." Die
Rohstofferzeugung des sich jetzt abzeichnenden europaischen GroBraumes liege hinsichtlich der wich-
tigen Rohstoffe wie Eisen, Kohle und Aluminium weit tiber dem, was Deutschland selbst 1938 her-
vorbringen konnte. Kein Weltmeer schiebe sich zwischen unseren Produktionsplan und seine Durch-
fiihrung.
In drei maBgebenden Fuhrungsstellen des Reiches, in den Gauen Salzburg und Karnten, hat der
Ftihrer Neuernennungen vorgenommen. Gauleiter in Westfalen-Stid wurde der stellv. Gauleiter SA-
Obergruppenfiihrer Paul G i e s 1 e r. Den Gauleiter und Reichsstatthalter in Salzburg, Dr. Friedrich
Rainer, ernannte der Fiihrer zum Gauleiter und Reichsstatthalter des Gaues Karnten und den Reichs-
studentenfiihrer, Oberdienstleiter Dr. Gustav Adolf Scheel, zum Gauleiter und Reichsstatthalter des
Gaues Salzburg. Gleichzeitig hat der Reichsfiihrer SS mit Genehmigung des Fuhrers den Stellvertre-
tenden Gauleiter A -Brigadefiihrer Franz Kutsch era, der an S telle des verstorbenen Gauleiters Klaus-
ner die Geschafte der Gauleitung Karnten gefiihrt hat, in die Dienststelle des Reichskommissars fiir
die Festigung des deutschen Volkstums berufen. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley fiihrte am Sonn-
abend, dem 29. November, Gauleiter Scheel und am 30. November Gauleiter Dr. Rainer in ihre Amter
ein.
In einem aufschluBreichen Vortrag vor Vertretern der Wirtschaft, Partei, Wehrmacht und Verwal-
tung iiber die wirtschaftlichen Aufgaben und insbesondere iiber den Aufbau Niederschlesiens gab
Gauleiter Hanke bekannt, daB der Gau Niederschlesien in demselben Umfang wie die Ostmark und
der Sudetengau in den GenuB der Oststeuerhilfeverordnung kommen wird. Mit dieser MaBnahme ist
der erste Schritt zu einer wirtschaftlichen Angleichung des Gaues Niederschlesien an den Aufschwung
all jener Gebiete gemacht worden, die durch die deutschen Siege im Osten vor einer groBen Zukunft
stehen.
Aus dem Gau Oberschlesien wird von der Inangriffnahme einer groBen Wohnungsbauaktion berich-
tet. In der Polenzeit ist dieses vordringlichste Problem Oberschlesiens vollig vernachlassigt worden.
Zur Zeit rechnet man mit einem Fehlbestand von 16 000 Wohnungen, der sich jahrlich um 22 400
Wohnungen vergroBern wird. Im Regierungsbezirk Kattowitz werden zur Zeit mehrere tausend Woh-
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nungen gebaut, in Laband bei Gleiwitz entsteht zur Zeit eine neue Wohnstadt aus zwei- und dreige-
schossigen Heimstatten von insgesamt 3000 Wohnungen. 700 Wohnungen dieser in Griinflachen ein-
gebetteten Stadt werden um die Jahreswende bezugsfertig sein. Auch in Kattowitz und Konigshiitte
sind bereits Hunderte von Wohnungen im Bau, an anderen Orten in der Planung begriffen.
108 Oberschlesiens Gauleiter ist sich dariiber klar, daB das Wohnungsproblem ein Volkstumsproblem ist,
und daB die Schaffung von Stadtesiedlungen, die alle Forderungen nationalsozialistischer Wohnungs-
und Lebenskultur erflillen, die Grundlage der restlosen Wiedereindeutschung der riickgegliederten
Teile des Gaues ist. Deshalb wird diese Aufgabe auch fur nicht weniger wichtig betrachtet als die Ra-
tionalisierung der oberschlesischen Industrie. Die Kronung der groBangelegten Stadtebauplanung in
Oberschlesien soil die Errichtung einer neuen Gauhauptstadt sein.
Am 27. November veroffentlichte der Staatssekretar fiir den Fremdenverkehr im Reichsministerium
fur Volksaufklarung und Propaganda, Esser, eine Anordnung, die bestimmt, daB der Beherbergungs-
raum in alien Fremdenverkehrsorten in diesem Winter nur denen zur Verfugung gestellt werden kann,
die kriegswichtige Arbeit leisten und somit der Erholung bediirfen. Man hat jedoch diesen Rahmen
weit gezogen. AuBer den Urlaubern der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes und anderen ahnlichen
Organisationen darf jeder zur Wintererholung fahren, der nachweist, daB er kriegswichtige Arbeit in
einem Betriebe, einer Behorde oder Dienststelle leistet und daB ihm rechtmaBig Urlaub zusteht. Das-
selbe gilt fur selbstandige Gewerbetreibende und fiir Angehorige der freien Berufe. AuBerdem hat
jeder, der ein begriindetes arztliches Attest vorlegt, die Berechtigung zu einem Kuraufenthalt. Grund
fiir diese MaBnahme ist, daB von dem vor dem Kriege .vorhandenen Beherbergungsraum nur etwa 50
Prozent zur Verfugung stehen. Die andere Halfte muBte fiir Zwecke der Wehrmacht oder des groBen
sozialen Hilfswerks der NSV abgegeben werden. Demgegeniiber waren in den letzten Jahren die Zif-
fern der Beherbergungen in alien Erholungs- und Wintersportplatzen gewaltig in die Hohe gegangen,
zum Teil mehr als 100 Prozent. Aus diesem Grunde miissen nun alle Reisen, die nicht notwendig sind,
zuriickgestellt werden.
Die gesundheitliche Betreuung der Schulkinder ist zum erstenmal in Sachsen mit der HJ-
Gesundheitspflege unter dem Begriff „Jugendgesundheitspflege" vereinigt worden. Die Jugend wird
durch sie vom 6. bis 18. Jahre auch iiber die Schule hinaus erfaBt. Rontgen-Reihenuntersuchungen,
besonders der Lunge und des Herzens, sind als wichtigste Teile der Untersuchungen vorgesehen. In
den groBten sachsischen Stadten Dresden, Chemnitz und Leipzig sind bisher 40000 Jugendliche unter-
sucht worden. Diese Reihenuntersuchungen sollen, wenn sie sich in Sachsen bewahren, auf das ganze
Reich ausgedehnt werden und die Grundlage fiir neue gesetzgeberische MaBnahmen schaffen. Diese
Arbeiten werden von Jugendarzten, die man rich tig erweise wohl als Jugendfacharzte bezeichnet,
durchgefiihrt. In Sachsen
109 plant man fiir die Zukunft die Errichtung einer Jugendarztlichen Akademie in Leipzig. Hier sollen alle
Voraussetzungen geschaffen werden fiir die groBziigige Inangriffnahme der Jugendgesundheitspflege.
Am 10. November wurde eine Durchfiihrungsverordnung iiber das Eiserne Sparen veroffentlicht,
die im einzelnen den Kreis der sparberechtigten Personen, die Hohe der Sparbetrage, die Geltungsdau-
er der Erklarung und ahnliches festlegt.
Interessante Ausfiihrungen iiber die deutsche Kriegsfinanzierung machte Reichsfinanzminister Graf
Schwerin von Krosigk in einem Vortrag vor der bulgarisch-deutschen Gesellschaft in Sofia. Die deut-
sche Wirtschaftskraft werde durch ein Volkseinkommen dokumentiert, das wahrend des Krieges nicht
gesunken, sondern noch gestiegen sei und rund 100 Milliarden betrage. Deutschland habe bisher die
Halfte der gesamten Aufwendungen wahrend des Krieges durch ordentliche Einnahmen gedeckt und
werde das auch zukiinftig tun. England stehe auch auf diesem Gebiet — im Gegensatz zum Weltkrieg
— weit hinter Deutschland zuriick. Die Reserven, die Deutschland noch auf steuerlichem Gebiet und
im Sparwillen des deutschen Volkes habe, wiirden ausreichen, um auch kiinftig, wie lange der Krieg
auch dauern moge, den Vorsprung gegeniiber den Feindmachten zu erhalten und Deutschland vor
einer Inflation zu bewahren. Die Verschuldung des Reiches stehe zur Finanzkraft des deutschen Vol-
kes in einem Verhaltnis, das zu keinerlei Sorge AnlaB gebe. Wahrend die Staatsschuld der Feindlander
das Volkseinkommen langst weit iiberschritten hat, habe die deutsche Reichsschuld erst Mitte 1941
den Betrag des jahrlichen Volkseinkommens erreicht.
In Braunschweig wurde Anfang November in feierlicher Form ein Haus der Technik eroffnet, des-
sen Aufgabe es sein soil, unter Fiihrung des Amtes der Technik der NSDAP den Technikern in enger
Zusammenarbeit mit den im NS-Bund Deutscher Technik zusammengefaBten technisch-
wissenschaftlichen Organisationen den neuesten Stand der Wissenschaft und der Praxis zu vermitteln.
IliiiisirlllLiiiil iii^iB|if 15
Ministerialrat Dorsch von der Organisation Todt sprach aus diesem AnlaB iiber den Fronteinsatz der
Technik. Ihr Einsatz und der Einsatz des lebenden Menschen seien in der Organisation Todt zur hoch-
sten Synthese gekommen. Aus dem verachteten Schipper von 1914 — 18 habe sich der Frontarbeiter
entwickelt, der diesen Namen mit Stolz trage. Ein groBer Erfolg sei es auch, daB es gelungen sei, die
auslandischen Arbeiter im Rahmen der Organisation Todt fur lebenswichtige Arbeiten einzusetzen.
Der braunschweigische Ministerprasident, K 1 a g g e s , erklarte in seinem SchluBwort, Reichsminister
Todt habe mit den Hausern der Technik etwas geschaffen, dessen Bedeutung sich erst in der Zukunft
zeigen werde. Diese Griindung werde dazu beitragen, daB die deutsche Technik alle Aufgaben, die ihr
der Ftihrer
1 10 fur Krieg und Frieden gestellt habe, losen werde.
Ende Oktober fand, wie die deutsche Presse am 1. November berichtete, im Thronsaal des Reichs-
propagandaministeriums unter Leitung von Ministerialdirektor B e r n d t die Mitgliederversammlung
der „Deutschen KongreBzentrale" statt. Geschaftsfuhrer Dr. Schweig gab den Jahresbericht. Aus ihm
war die ungeheuer umfangreiche und segensreiche Tatigkeit der KongreBzentrale zu erkennen. Auch
im vergangenen Jahr wurden wieder rund 160 genehmigungs- und meldepflichtige Veranstaltungen
mit internationalem Charakter betreut. Betreuung heiBt hier: Planung und Garantierung eines reibungs-
losen Verlaufes eines jeden Kongresses. Einen groBen Teil ihrer Aufmerksamkeit hat aber auch jetzt
schon die KongreBzentrale den Vorbereitungen fur die neuen groBen Aufgaben gewidmet, die nach
dem Kriege an sie herantreten werden. Als Aufgaben solcher Art zeichnen sich eine groBe Zahl neuer
Kongresse und die Ubernahme mancher Verbande, die bisher ihren Sitz im Ausland hatten, sowie eine
Neuordnung des gesamten recht verwickelten internationalen Verbandswesens an. Die Fuhrung der
KongreBzentrale wird in Zukunft als President Staatssekretar Gutterer, als Vizeprasident Ministerialdi-
rektor B e r n d t und als geschaftsfiihrender Vizeprasident Dr. Schweig innehaben.
Der Reichswalter des NS-Lehrerbundes, Gauleiter Wachtler, nahm am 28. November in den Rau-
men der Verbindungsstelle des NSLB in Berlin die Verteilung der Preise im Wettbewerb des „Hans-
Schemm-Preises" und des „H i 1 f - mit-Preises" vor. Die Themenstellung fur die Jugendwettbewerbe
lehnte sich nahe an die Aktion „Seefahrt ist not", diese Gemeinschaftsarbeit des NS,LB und des Ober-
kommandos der Kriegsmarine, an. Den ersten Preis erhielt das Buch „Mein Weg nach Scapa Flow"
von Giinther P r i e n , den zweiten Preis erhielten die ausgezeichneten Biicher von Frau Erika Miiller-
Hennig, Biicher, in denen RuBlandschicksale in lebensnaher Schilderung Gestalt geworden sind. An-
schlieBend eroffnete Gauleiter Wachtler eine kleine, aber eindrucksvolle Schau unterhaltenden und
lehrhaften Schrifttums, das sich mit dem Gedanken der Seegeltung und der Seefahrt befaBt.
In Anwesenheit des Chefs der Kanzlei des Fiihrers, des Reichsleiters Bouhler, wurde am 28. No-
vember die erste Arbeitstagung der „Reichsarbeitsgemeinschaft fur das Geschichtsbuch" eroffnet, bei
der Oberdienstleiter Hederich iiber den gegenwartigen Stand des Geschichtsunterrichts und im beson-
deren iiber die Aufgaben des Geschichtsbuches fiir die Volksschulen sprach. Vom nationalsozialisti-
schen Gesichtspunkt aus muBte das Geschichtsbuch, so fiihrte er aus, fiir alle Schularten von ein und
denselben
111 politischen Grundsatzen und Zielsetzungen bestimmt werden. In groBen Ziigen umriB der Redner
hierauf die weltanschaulichen und wissenschaftlichen Aufgabenstellungen des neu zu schaffenden
Geschichtsbuches, dem wissenschaftliche Treue, verbunden mit politischer Bestimmtheit und Eindeu-
tigkeit, als vordringlichste Forderungen gestellt sind. Aus den Geschichtsbiichern miiBten alle partiku-
laristischen, dynastischen oder gar konfessionellen MaBstabe iiberwunden werden. Es sei selbstver-
standlich, daB im Geschichtsunterricht nicht der Einzelfall, sondern das Ganze, nicht die Heimat, son-
dern das Reich Ausgangspunkt und Mittelpunkt jeder geschichtlichen Betrachtung zu sein habe.
Am 24. November wurde in Gegenwart des Reichserziehungsministers R u s t in groBer Feierlich-
keit die Reichsuniversitat StraBburg eroffnet. Aus diesem AnlaB hielt der Reichserziehungsminister
eine Rede, in der er Lehrende und Lernende aufforderte, in das Erbe der kampfenden Geschlechter mit
den Waffen des Geistes einzutreten, um fiir eine Erneuerung eines kampferischen, nur der Wahrheit
verschworenen Forschergeistes eines erwachten Europas zu wirken. Bezugnehmend auf die jiingste
politische Entwicklung Europas erklarte der Minister, dieser Krieg werde zugleich zur geistigen
Selbstbefreiung des Kontinents fiihren, zur Befreiung nicht nur von der Bedrohung durch ein Zwie-
tracht saendes und von der Zwietracht lebendes England, sondern zugleich zur Befreiung von dem
Alpdruck einer seelisch geistigen Bevormundung durch unwahrhaftige Doktrinen. Reichsminister Rust
gab seiner Zuversicht Ausdruck, daB die Universitat StraBburg, ihres alten Ruhmes eingedenk, an der
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Grenzscheide zweier Volker nicht nur eine Statte freier Wissenschaften sein, sondern auch zu ihrem
Teil an der Befreiung und Einigung Europas mitwirken werde.
Im groBen Konzerthaussaal zu W i e n fand am 28. November die festliche Eroffnung der Mozart-
Woche des Deutschen Reiches aus AnlaB der 150. Wiederkehr des Todestages Mozarts statt. Bei die-
ser Feier wlirdigte Reichsleiter von Schirach die hohe Bedeutung, die Mozarts Werke fur die deut-
schen Biihnen haben. Baldur von Schirach feierte den Genius Mozarts als eine der edelsten Gestalten
der deutschen Nation, die zum Symbol der menschlichen Kunst iiberhaupt geworden ist. Nie sei Mo-
zart lebendiger gewesen als heute. Hundertfunfzig Jahre, nachdem er einsam zu Grabe getragen wur-
de, sei er alien Guten gegenwartig.
Dem Meister der Operette Paul Linke wurde am 7. November im Festsaal des Berliner Rathauses
aus AnlaB seines 75. Geburtstages der Ehrenbiirgerbrief der Reichshauptstadt und die Goethemedaille
uberreicht. In einer Rede umriB Reichsminister Dr. Goebbels das Lebenswerk Paul Linkes, dessen
Musik
1 12 stets von neuem ein Quell der Lebensfreude in unserer so ernsten Zeit war und geblieben ist.
Wahrend einer Kulturtagung des Deutschen Gemeindetages wurde durch Reichsleiter Rosenberg an
die beiden Schrifts teller Berchtold Gierer und Karl Gotz der Volkspreis der deutschen Gemeinden fur
deutsche Dichtung verteilt. Berchtold Gierer erhielt den Preis fiir den Roman „Geschlechter am See",
Karl Gotz fiir „Die groBe Heimkehr", seine Darstellung der Heimkehr der Wolhyniendeutschen.
Am 24. November feierte der groBe deutsche Chirurg und Philosoph August Bier seinen 80. Ge-
burtstag. Der Fiihrer iibermittelte dem Jubilar telegraphisch seine herzlichsten Gliickwiinsche und lieB
ihm durch SS-Oberfeldarzt Prof. Dr. Karl Brandt sein Bild mit herzlicher Widmung iiberreichen.
Reichsgesundheitsfiihrer Dr. Conti iiberbrachte dem um die Heilkunde und um die Biologie hochver-
dienten Arzt die Gliickwiinsche der deutschen Arzteschaft.
Am 19. November ist der beriihmte Physiker Geheimrat Prof. Dr. Walter N e r n s t auf seiner Besit-
zung bei Muskau im Alter von 77 Jahren gestorben. Mit diesem groBen Physiker, der einst als Lehrer
an der Berliner Universitat wirkte, verlieren die deutschen Naturwissenschaften eine ihrer fiihrenden
Gestalten, einen Wissenschaftler, der vom theoretischen wie vom praktischen her der Physik eine Fiil-
le von Anregungen gegeben hat und der als Denker und praktischer Konstrukteur die abstrakten wie
die konkreten Bereiche seiner Wissenschaft in gleicher Weise befruchtend erweitert hat.
Aiiiljiriuiiiiiilliiilk
113 Deutschlands AuBenpolitik und Kriegfiihrung im Monat November haben wiederum groBe Erfolge zu
verzeichnen. Der gefahrliche und bosartige Gegner im Osten, die bolschewistische Sowjetunion, hat
weitere schwere Schlage erhalten, auf dem Schlachtfeld und in der Politik. Nach fiinf Monaten Ost-
feldzug am 22. November waren 1 700 000 qkm Gebiet im Osten besetzt mit 75 Millionen von den
insgesamt 190 Millionen der Sowjetunion. Die sowjetische Wehrmacht hatte 3 792 600 Gefangene
verloren, 389 Divisionen waren zerschlagen und ein Gesamtausfall von iiber 8 Millionen Soldaten
eingetreten. Mehr als 22000 Panzerkampfwagen, 27452 Geschiitze, 15877 Flugzeuge wurden zerstort
oder erbeutet. Dazu kommen gewaltige Verluste an Kriegs- und Handelsschiffen, an Transportmateri-
al und drei Viertel der gesamten Industrie des Landes. Jene Teile des Sowjetgebietes, in denen die
Kriegshandlungen zu Ende sind, konnten unter dem hierzu neugeschaffenen Ostministerium unter
deutsche Verwaltung genommen werden. Der „Berliner KongreB von 1941", die feierliche Erneuerung
des Antikominternpaktes und der Beitritt von sieben weiteren Staaten zu ihm am 25. November, war
zugleich ein neuer diplomatisch-politischer Triumph iiber die Sowjetunion und ein Grundstein fiir das
neue in der Bildung begriffene Europa. Die zornige und haBvolle Reaktion, die dieses Ereignis in
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London und Washington gefunden hat, zeigte, wie sehr man dort den wahren Sinn und die Tragweite
des Berliner Kongresses begriffen hat.
Die Erfolge im Osten fanden ihre Parallele durch hervorragende Taten unserer Kriegsmarine gegen
die englische Flotte und durch die energische Abwehr der von Churchill selbst geradezu als kriegs-
wendend angekiindigten und mit einer vielfachen Ubermacht begonnenen englischen Offensive in
Libyen durch die Truppen der Achse unter dem Befehl des Generals Rommel.
Deutschlands militarische und politische Aktion, seine Erfolge auf beiden Gebieten, die Kriegslage
im ganzen und die weltpolitische Situation, wurden dem deutschen Volke und der Welt durch zwei
uberaus wichtige Reden verdeutlicht, durch die Rede des Fuhrers am 8. November in Munchen (siehe
Seite 84) und die des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop am 26. November in Berlin.
Beide Reden
114 sind das Bedeutsamste, was im Monat November uberhaupt tiber die militarischen und politischen
Fragen der Gegenwart geauBert worden ist. Sie stehen natiirlich in einem engen inneren Zusammen-
hang und erfordern eine grundliche Lektiire und Analyse, weil sie alle wesentliche Elemente fur die
Beurteilung der genannten Fragen enthalten.
Das vom Ftihrer in seiner Rede berufene neue geeinigte Europa trat sichtbar als politische Tatsache
in Erscheinung, als sich am 25. November die Vertreter Deutschlands, Italiens, Japans, Ungarns,
Mandschukuos und Spaniens in der Neuen Reichskanzlei in Berlin zu einem feierlichen Staatsakt zu-
sammenfanden, um ein Protokoll iiber die Verlangerung des Antikominternpaktes auf weitere fiinf
Jahre zu unterzeichnen, und als im AnschluB hieran die Vertreter Bulgariens, Danemarks, Finnlands,
Kroatiens, Rumaniens und der Slowakei den Beitritt ihrer Lander zu diesem Pakt vollzogen und der
Beitritt der chinesischen Nationalregierung in Nanking mitgeteilt wurde (siehe Seite 74).
Die Erklarungen, die bei diesem Staatsakt von den Vertretern der genannten Machte abgegeben
wurden, waren vom Willen zum gemeinsamen Kampf gegen den Kommunismus durchdrungen. Die
versammelten Staatsmanner gaben alle ihrem Vertrauen darauf Ausdruck, daB aus dem gegenwartigen
Kampf gegen den Bolschewismus sich der Sieg der europaischen Ordnung und Einheit ergeben werde.
Der Ftihrer empfing in Gegenwart des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop am 27.
November die in der Reichshauptstadt weilenden europaischen Staatsmanner der in der antibolschewi-
stischen Front vereinigten Machte: den slowakischen Ministerprasidenten, Professor T u k a, den un-
garischen Ministerprasidenten und AuBenminister von Bardossy, den rumanischen Vizeministerprasi-
denten Mihai Antonescu, den italienischen AuBenminister Graf C i a n o , den bulgarischen Minister
des AuBern P o p o f f , den danischen AuBenminister Scavenius, den spanischen AuBenminister Ser-
rano S u n e r, den finnischen Minister fur Auswartige Angelegenheiten Witting, den kroatischen
AuBenminister Lorcovic sowie die Bevollmachtigten der kaiserlich japanischen Regierung, Bot-
schafter s h i m a , und der Regierung des Kaiserreichs Mandschukuo, Gesandten Lu-I-Wen.
Auf einem Empfang, den ReichsauBenminister v. Ribbentrop am 26. November den auslandischen
Staatsmannern gab, hielt er eine hochbedeutsame Rede, die er selbst als „einen Uberblick tiber die
Entstehung und den Verlauf des Krieges und iiber die Auffassung der Reichsregierung zur gegenwar-
tigen auBenpolitischen Lage" bezeichnete. ReichsauBenminister v. Ribbentrop zeichnete das Bild der
historischen Entwicklung, die zum gegenwartigen Krieg gefuhrt hat, die englische Politik der
115 Veruneinigung des Kontinents und der Niederkampfung jedes Gegner? dieser Politik durch europai-
sche Bundnisse. Nach Niederwerfung aller Bundesgenossen Englands galten alle Hoffnungen Chur-
chills und seiner Helfershelfer dem Osten. Auch der ReichsauBenminister erwahnte jene Geheimsit-
zungen des englischen Unterhauses, von denen der Ftihrer am 8. November in Munchen gesprochen
hatte. Aus den Unterlagen der Reichsregierung iiber diese Geheimsitzungen, so stellte der Reichsau-
Benminister fest, geht vollig einwandfrei hervor, daB das Unterhaus nach dem Zusammenbruch Frank-
reichs iiber den Fortgang und die Chancen des Krieges begreiflicherweise auBerordentlich besorgt
war. Herr Churchill hat nach den uns vorliegenden Unterlagen dann versucht, das englische Volk er-
neut fur seine Kriegspolitik zu gewinnen, indem er vor dem Unterhaus folgendes erklarte: 1. Er habe
auf Grund der in Moskau gefuhrten Verhandlungen nunmehr die prazise Zusage erhalten, daB Sowjet-
ruBland in den Krieg auf englischer Seite eintreten wurde, und 2. er habe die uneingeschrankte Zusage
des Prasidenten Roosevelt zur Unterstutzung der englischen Kriegfuhrung. Das Ziel des englisch-
russischen Planes war, die auf dem Balkan befindlichen deutschen Truppen nach Moglichkeit von drei
Seiten anzugreifen, ein Plan, der bekanntlich dank der Haltung unserer Balkanfreunde und der tiirki-
schen Regierung durch die schnellen und entscheidenden Siege der Achse vereitelt wurde. Die kurz
nach Ausbruch der deutschrussischen Feindseligkeiten zwischen London und Moskau veroffentlichte
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Biindnisabmachung war nur die offizielle Bestatigung eines Zustandes, der in Wirklichkeit bereits im
geheimen seit langem bestanden hatte. Tatsachlich liegt heute vor aller Welt klar, daB der Vabanque-
Spieler Churchill, indem er SowjetruBland zum Bruch mit Deutschland trieb, wobei sich seine Wiin-
sche mit denen Roosevelts und Stalins trafen, seine letzte Karte in Europa gegen Deutschland
ausspielte und sich von dieser alles erhoffte.
Die Haltung der „Demokratien" zum Kampf gegen den Bolschewismus geiBelte der ReichsauBenmini-
ster wie folgt:
In selten unwurdiger Weise wurde jetzt von den westlichen Demokratien iiber Nacht das aggressive
Biindnis mit dem Bolschewismus verherrlicht. Sogar Erzbischofe, Bischofe und Kardinale, die noch
bis vor kurzem RuBland als Wiege des Atheismus in heiligem Eifer bekampft hatten, verkundeten
plotzlich, die Sowjetunion sei immer die Wiege des Christentums gewesen und heute ihr Beschiitzer,
und der Erzbischof von Canterbury betete im offiziellen Gottesdienst fiir die Rote Armee und seinen
Freund Stalin. Alles iiberschlug sich in den westlichen Demokratien an erbarmlichen Liebes- und
Sympathiebezeugungen fiir den jiidisch-bolschewistischen Verbrecherstaat, wahrend die von Stalin
ersehnte materielle Hilfe allerdings ausblieb.
1 16 Angesichts der deutschen Erfolge im Osten klammert sich nun Churchills letzte Hoffnung an die Hilfe
des letzten noch moglichen Bundesgenossen, die Vereinigten Staaten. An diese Feststellung lieB der
ReichsauBenminister eine an Scharfe und Deutlichkeit nichts zu wiinschen iibriglassende Klarstellung
unseres Verhaltnisses zu den USA und zu Roosevelt folgen. Die infame Kriegshetze Roosevelts wurde
an den Pranger gestellt, ebenso wie die geheimen Hintergriinde seiner Kriegspolitik. Der Reichsau-
Benminister erinnerte an die verhangnisvolle kriegshetzerische Tatigkeit Roosevelts schon vor dem
gegenwartigen Kriege, wie sie uns aus den inzwischen veroffentlichen Berichten seiner Botschafter
bekanntgeworden sind, und stellte fest: „Aus diesen Berichten sowie aus zahllosen weiteren authenti-
schen Nachrichten, die iiber die Haltung des amerikanischen Prasidenten in den letzten Jahren be-
kanntgeworden sind, ergibt sich die erschreckende Tatsache, daB President Roosevelt als der letzte
Urheber und damit als der Hauptschuldige an diesem Kriege bezeichnet werden muB." v. Ribbentrop
schloB mit folgender, auf die politische Zukunft Europas und des Fernen Ostens hinweisenden Fest-
stellung: „Uber eines sind sich die meisten Menschen Europas schon heute vollig einig: DaB England
auf dem Kontinent fiir alle Zukunft nichts mehr zu suchen hat. Europa will von der englischen Politik
ein fiir allemal nichts mehr wissen. Selbst in Frankreich beginnt sich in diesem Sinne das europaische
Gewissen zu regen. Die Volker Europas sind naher zusammengeriickt. Europa zum erstenmal in seiner
Geschichte auf dem Wege zur Einigung. Fiirwahr, eine bedeutsame Entwicklung. Heute kampfen die
Sonne von fast alien europaischen Landern im Osten fiir die Erhaltung des Lebens und der Kultur
unseres Erdteils. Das in diesem gemeinsamen Kampfe vergossene Blut aber wird schwerer wiegen als
alle Uberlieferungen eines vergangenen Zeitalters. Das neue Europa marschiert. Unbeirrbar — unauf-
haltsam. Ob Herr Churchill und Herr Roosevelt und deren jiidische Hintermanner dies wollen oder
nicht. Militarisch unangreifbar und wirtschaftlich gesichert konnen wir unseren Erdteil politisch orga-
nisieren, als ob Frieden ware. Tatsachlich konnte Europa heute, wenn es sein muBte, einen dreiBigjah-
rigen Krieg fiihren, ohne daB unser Kontinent dadurch jemals in ernste Gefahr geraten wurde. Und mit
der neuen europaischen Ordnung unter Fiihrung der Achse und ihrer Freunde marschiert die Neuord-
nung in Ostasien unter der Fiihrung von Japan und seinen Freunden. Niemand kann diese Entwicklung
auf die Dauer aufhalten.
Die Rede des Reichsministers des Auswartigen hat den historischen und weltpolitischen Rahmen
117 gezeichnet, in dem die Staatsmannerzusammenkunft in Berlin vom 25. November, der Berliner
KongreB von 1941, zu sehen ist. Mit diesem KongreB wurde das Fazit aus dem bisherigen Verlauf des
gegenwartigen Krieges gezogen und die Planung fiir die Zukunft aufgestellt. KongreB und Rede er-
scheinen als auBenpolitisches Ereignis von groBter Tragweite. Deutschlands Politik und Kriegfiihrung
haben damit einen neuen Erfolg erreicht, von dessen Hohe die kiinftige Entwicklung klar abzusehen
und das Bild Europas nach dem Siege bereits deutlich zu erkennen ist.
Die am 17. November bekanntgegebene Verordnung des Fiihrers, daB in den Teilen der von deut-
schen Truppen neubesetzten Ostgebiete, in denen die Kampfhandlungen beendet sind, Zivilverwaltun-
gen eingerichtet werden, gehort bereits zu diesem Zukunftsbild. Deutschland hat damit eine neue ge-
waltige Aufgabe von geschichtlichen AusmaBen angetreten, die des Neuaufbaus im Osten, der Ein-
gliederung des Ostens in Europa und fiir die Dauer des Krieges der Nutzbarmachung dieser Gebiete
fiir den Sieg der neuen europaischen Ordnung.
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In den Rahmen dieser Ordnung, deren Kern die Achse ist, gehort das deutsch-italienische Abkom-
men iiber die Umsiedlung deutscher Staatsangehoriger und Volksdeutscher aus der Provinz Laibach.
Wenn es sich dabei auch um eine verhaltnismaBig geringe Zahl von Volksdeutschen, namlich um
vierzehntausend, handelt, so unterstreicht sie doch die vorbildliche Art der Losung von Volkstumsfra-
gen zwischen den Achsenmachten.
Bulgariens Rolle beim Kampf um die neue Ordnung unterstrich Ministerprasident Filoff am 19. No-
vember in der Sobranje. Er wies auf das Schicksalhafte des gegenwartigen Kampfes hin, in dem die
Machte der Achse fur die neue Ordnung Europas kampfen. Bei diesem Kampf, so erklarte Filoff, kann
Bulgarien nicht zur Seite stehen. Es vollzog den AnschluB an die Achsenmachte, denen es schon seit
langem herzlich und tief verbunden war. Die Ungerechtigkeiten der Friedensvertrage waren der
Grundstein einer spateren Politik, die dagegen ankampfen muBte. Aus diesem Grunde verhinderte
Bulgarien die Vollendung des Balkanpaktes und machte das Ziel der 100 Divisionen zunichte, die
gegen die Achse einmal eingesetzt werden sollten. Als der italienisch-griechische Krieg ausbrach, war
die Zeit fur Bulgarien gekommen, sich dem Dreierpakt anzuschlieBen. Filoff erinnerte an seinen Be-
such in Wien und an den Einmarsch deutscher Truppen. Die Art, wie das bulgarische Volk die deut-
schen Soldaten aufnahm, sagte Filoff, sei das beste Plebiszit fur die bulgarische Regierung gewesen.
Das Verhaltnis zur Achse habe sich auch weiter auf das gunstigste entwickelt und sei durch die Worte
zu umschreiben: Gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft. Bulgariens Politik sei vollig klar. Sein
Weg entspreche einzig
118 und allein den Belangen des bulgarischen Volkes. Bulgarien glaube an den Sieg Deutschlands, weil
Deutschland und seine Bundesgenossen fur den Sieg der Gerechtigkeit kampfen. Filoff wandte sich
darauf gegen die Sendungen des englischen und des sowjetischen Rundfunks in bulgarischer Sprache.
Ihre Agitation, so erklarte er, sei vergeblich, weil ihr der gesunde nationale Geist des bulgarischen
Volkes entgegenstehe. Dafiir sei auch ein Beweis die Angelegenheit der Failschirmspringer, die in
Ktirze festgenommen werden konnten dank der Mithilfe bulgarischer Bauern und Burger. Bulgarien
miisse gegen den Bolschewismus kampfen, nachdem es bisher schon eine ablehnende Haltung gegen-
iiber dem Bolschewismus eingenommen habe. Der Bolschewismus stelle eines der groBten Hindernis-
se bei der Schaffung der Neuordnung dar."
In diesem Zusammenhang ist auch die Rundfunkansprache zu erwahnen, die Staatsprasident H a c h
a am 28. November an das tschechische Volk richtete, und in der er nachdrucklich darlegte, daB des-
sen Interesse aufs engste mit dem des GroBdeutschen Reiches verbunden sei, und daB es deshalb die
hochste Zeit sei, mannlich und entschlossen an die realste und aufrichtige Erfullung der Pflicht dem
Reiche gegenuber zu gehen.
Man muB andererseits leider feststellen, daB aus zwei Landern Europas miBtonende Stimmen iiber
den Berliner KongreB von 1941 und die in ihm angekiindigte neue Ordnung Europas zu horen waren,
namlich aus Schweden und aus der Schweiz. In Schweden, wo man mit historischem Romantizismus
noch Fiihrerideen im Sinne des nordischen Gedankens nachhangt, fiihlt man die Isolierung, nachdem
sich Finnland und Danemark dem Antikominternpakt, d. h. dem neuen Europa, angeschlossen haben.
Was die Schweiz angeht, so kennt man deren eigenbrotlerische, uneuropaische und kurzsichtige Hal-
tung zu gut, um sich iiber schweizerische Pressestimmen noch zu wundern.
Besondere Aufmerksamkeit durfte im Monat November Finnland beanspruchen. „Das tapfere
Heldenvolk der Finnen", wie der Fiihrer es in seiner Miinchener Rede vom 9. November nannte, hat
diesem Namen nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch auf dem Felde der Diplomatic alle Ehre
gemacht. Nachdem schon friiher zunachst England vergebens versucht hatte, zwecks Entlastung des
bolschewistischen Bundesgenossen die finnische Regierung zur Aufgabe des Kampfes und zum Ab-
schluB eines Waffenstillstandes mit Moskau zu bringen, hat sich am 30. Oktober die USA-Regierung
in gleicher Richtung bemiiht und die Einstellung der Kriegshandlungen durch Finnland und die Zu-
riickziehung der finnischen Truppen auf die Grenzen von 1939 verlangt. Hierauf hat die finnische
Regierung mit einer
119 ausfiihrlichen Note geantwortet, die am 7. November durch den finnischen AuBenminister dem USA-
Gesandten in Helsinki iiberreicht wurde.
Sie ist ein vortreffliches diplomatisches Dokument. Unter den verschiedensten Gesichtspunkten
weist es die Halt- und Sinnlosigkeit der USA-Forderungen nach. Der zweimalige Angriff der Sowjets
auf Finnland 1939 und 1941, die zwischen den beiden Kriegen liegenden unaufhorlichen Versuche der
Sowjets, die finnische Kraft von innen heraus zu unterhohlen, und die ungeheuren Angriffsvorberei-
tungen der Bolschewiken gegen Finnland werden eindrucksvoll aufgezahlt. Die finnische Note stellt
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fest, daB die Forderungen der USA-Regierung fur die Sicherheit Finnlands verhangnisvoll seien und
im Widerspruch mit den Lebensinteressen Finnlands stlinden. Gegenliber der in dem USA-
Memorandum vom 30. Oktober aufgestellten grotesken Behauptung, die finnischen Operationen seien
eine direkte Gefahr fur die Sicherheit der USA, sagt die finnische Note: „Die von zwei Weltmeeren
geschutzten und durch zahlreiche Stiitzpunkte gesicherten USA konnen von der finnischen Wehr-
macht nicht bedroht werden, und die finnische Regierung kann auch nicht glauben, daB eine Beset-
zung derjenigen Gebiete durch finnische Truppen, von denen aus die finnische Sicherheit fortwahrend
bedroht wurde, im Widerspruch mit den Forderungen der amerikanischen Sicherheit stehen konne. Die
Besorgnis der USA fur ihre eigene Sicherheit gibt Finnland das Recht, bei Regierung und Volk der
USA Verstandnis daftir zu erwarten, daB Finnland gewillt ist, sein Leben zu schutzen, seine Sicherheit
zu erhohen und seine alte demokratische Freiheit zu verteidigen, zumal es in einer Zeit von nicht ein-
mal zwei Jahren zweimal durch das machtige bolschewistische Regime zum Gegenstand eines unbe-
rechtigten bewaffneten Angriffs gemacht wurde, ohne daB dies Amerika oder irgendein anderes Land
verhindern oder Garantien daftir abgeben konnte, daB sich dieser Angriff nicht mehr wiederholt."
Auf die Bedeutung der deutschen Hilfe weist die finnische Note mit dem Satze hin: „Es ist ohne
weiteres klar, welch eine ungeheure Bedeutung fiir Finnland darin liegt, daB wahrend es in einen fort-
gesetzten Verteidigungskrieg gegen die Sowjetunion geraten ist, gleichzeitig auch Deutschland gegen
diesen Feind Finnlands kampft. Ein neuer Krieg, in dem Finnland wiederum allein gestanden hatte,
ware gleichbedeutend mit der Vernichtung Finnlands und aller nordischen Lander gewesen." Die fin-
nische Note schlieBt mit folgender Absage an das groBenwahnsinnige Begehren der USA-Regierung:
„Das finnische
Volk, das die Rechte von niemandem verletzt und nichts anderes wtinscht, als in Frieden zu leben und
arbeiten zu diirfen, ftihrt den Krieg gegen die Sowjetunion nur so lange weiter, bis seine Sicherheit
und sein Arbeitsfrieden endgultig sichergestellt sind."
120 Ein Aufruf des Feldmarschalls Mannerheim an das finnische Volk und eine Erklarung des finnischen
Ministerprasidenten, Range 11, vom 30. November haben Finnlands Entschlossenheit und gutes
Recht zur Sicherung seines Lebensraumes und seines Volkstums nochmals energisch unterstrichen.
Gleichzeitig wurden dem finnischen Reichstag mehrere Gesetze vorgelegt, die die Beseitigung des
Moskauer Friedens vom 12. Marz 1940 und aller seiner Folgen, vor allem die Wiedervereinigung aller
in ihm abgetretenen Gebiete mit der finnischen Heimat vorsehen. Der finnische Reichstag billigte
einhellig die Haltung der Regierung. Finnland hat so die politischen Friichte seines opferreichen Rin-
gens noch mitten im
Kriege pfliicken konnen.
Der Bundesgenosse am anderen, am sudlichen Ende der europaischen Front gegen den Bolsche-
wismus, Rumanien, hat im Monat November durch eine Volksabstimmung, die beinahe mit Einstim-
migkeit zugunsten des Marschalls Antonescu entschied, die groBe Leistung dieses Mannes und seiner
Regierung anerkannt und sich zum weiteren Kampf gegen den Bolschewismus und zum neuen Europa
bekannt.
Der sudliche Anlieger des Schwarzen Meeres, dessen nordliches Ufer durch die Erfolge der deut-
schen und verbundeten Truppen dem Machtbereich des neuen Europa eingegliedert worden ist, die
Tiirkei, befindet sich nach dem siegreichen Balkanfeldzug dieses Fruhjahrs und nach unseren Waffen-
erfolgen gegen die Sowjetunion, nach der Besetzung Syriens, des Iraks und groBer Teile des Irans
durch die Englander mitten zwischen den feindlichen Fronten. Diese Lage, die den Vorteil bietet, von
beiden Seiten begehrt zu sein, hat aber auch zur Folge, sich mit den antithetischen Interessen der
Kriegsgegner dauernd in Ftihlung zu befinden. Die tiirkische Politik, die sich seit der Annahme des
englischen Garantieangebotes nach dem AnschluB Albaniens an Italien zeitweilig sehr stark nach Eng-
land hin orientierte und auch wahrend des gegenwartigen Krieges lange in dieser Haltung verharrte,
hat sich allmahlich wieder in die Bahnen des traditionellen freundschaftlichen Verhaltnisses zu
Deutschland zuruckgefunden.
Uber die gegenwartige auBenpolitische Einstellung der Ttirkei machte Staatsprasident Ismet Inonti
am 1. November im turkischen Parlament bemerkenswerte Ausfuhrungen. Die militarischen Bewegun-
gen, so ftihrte er aus, die sich nach und nach auf alle Nachbarlander der Tiirkei bezogen und schlieB-
lich zur Tragodie der Besetzung Irans gefuhrt hatten, hatten die Wachsamkeit der Ttirkei auf das aller-
hochste gesteigert, deren Wunsch nach Frieden und nach Wahrung ihrer Ehre und Sicherheit stets der
Angelpunkt ihrer Politik gewesen sei. Nachdem die Regierung ihre Neutralitat im gegenwartigen Kon-
flikt erklart
;liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 21
121 hatte, seien die Beziehungen der Tlirkei zu alien kriegflihrenden Staaten durch alte oder neue Vertrage
bestimmt gewesen. Die Bestimmungen dieser Vertrage seien in vollem Umfange in Kraft.
Uber die Beziehungen zu Deutschland fiihrte Inonii aus: „Unsere Beziehungen zu Deutschland
durchschritten die schwierigste Probe wahrend der Ereignisse auf dem Balkan. Im damaligen Augen-
blick hat das hervorragende Oberhaupt des Deutschen Reiches, Hitler, der unsere Interessen und unse-
re Beunruhigung sah und vollig verstand, in einer personlichen Botschaft, die er an mich richtete, sei-
ne Freundschaft fur unser Land bekundet. Die Antwort, die ich ihm im Einvernehmen mit der Regie-
rung sandte und der darauffolgende neue Austausch von Botschaften schaffte eine Atmosphare gegen-
seitigen Vertrauens, die dem deutsch-ttirkischen Vertrag vom 18. Juni als Grundlage diente. Ich moch-
te dies mit groBer Befriedigung hervorheben. Die deutsch-ttirkischen Beziehungen entwickelten sich
seither in einer ungetrubten Freundschaft. Die Bestimmungen des Vertrages der Freundschaft und
Nichtangriffes vom 18. Juni haben ihre Wirkungen gezeigt und werden es in vollem Umfange weiter
zeigen. Das deutsch-tiirkische Wirtschaftsabkommen, das kurzlich unterzeichnet wurde und das Ihnen
bald zur Genehmigung vorgelegt werden wird, darf als gluckliche Folge dieser Politik der Freund-
schaft und des Vertrauens betrachtet werden."
Nachdem der Staatsprasident erklart hatte, daB die Tlirkei ihren Bundnisverpflichtungen gegeniiber
England treu bleiben wolle, fuhr er fort: „Unsere AuBenpolitik, die sich auch fernerhin auf die glei-
chen Grundsatze der Verteidigung und der Unversehrtheit soitzen wird, betrachtet die Treue zu Ver-
pflichtungen als den einzigen Grundsatz, der dem Charakter des tiirkischen Volkes, den Interessen der
Allgemeinheit und der internationalen Moral entspricht. Die Politik, die ich Ihnen erlautert habe, ent-
springt der geographischen Lage unseres Landes und der Besonderheit der Entwicklung des Krieges.
Diese Politik findet ihren Ausdruck in Loyalitat, die nunmehr uberall angenommen und als solche
gewiirdigt werden muB. Unabhangig, stark und Herrin ihrer Handlungen fordert die Tlirkei niemanden
heraus. Wir haben ein Recht darauf, zu glauben, daB die Ziele der Politik unseres Landes nach ihrem
wirklichen Wert beurteilt werden. Die Tlirkei will also eine nlichterne nationale Interessenpolitik der
Selbsterhaltung und des Fernbleibens vom Kriege betreiben. Dementsprechend hat die tiirkische Re-
gierung, wie am 15. November aus Ankara gemeldet wurde, eine Note an die britische Botschaft ge-
richtet mit der Forderung, die britische Propaganda in der Tlirkei einzuschranken und vor allem von
einer Art Propaganda abzusehen, die der
122 Tlirkei befreundete Machte beleidige und die Beziehungen der Tlirkei zu dritten Machten belasten
konnte.
Die Vergewaltigung des Irans durch die Sowjets und durch England hat offenbar in der Tlirkei er-
nlichternd gegeniiber England gewirkt. Diese Vergewaltigung wurde wieder in lebhafte Erinnerung
gerufen, als der friihere deutsche Gesandte in Iran, E 11 e 1, am 10. November vor der in- und auslan-
dischen Presse in Berlin liber das Verhalten der Englander und der Sowjets gegeniiber den diplomati-
schen Vertretern des Reiches und der deutschen Kolonie in Iran Erklarungen abgab. Wir kennen briti-
sche FairneB in Kriegszeiten ja aus dem Weltkrieg zur Geniige. Im Iran gab es davon eine neue Aufla-
ge schandlichster Art, die darin gipfelte, nicht nur diplomatische Vertreter gegen jede volkerrechtliche
Verpflichtung und Frauen und Kinder als Freiwild zu behandeln, sondern schlieBlich sogar deutsche
Manner den Bolschewisten auszuliefern. Ein ahnlich iibles Verhalten der Englander muBte auch der
deutsche Generalkonsul in Island liber sich ergehen lassen. Die Briten haben freilich seit Jahrhunder-
ten ihren angeblichen Kampf fur Recht und Zivilisation immer in dieser Weise gefuhrt!
Ihr Bundesgenosse jenseits des Ozeans, mindestens soweit er durch die Person Roosevelts vertreten
wird, bleibt in dieser Hinsicht allerdings nicht zuriick. Wenn Lligen eine Kunst ist, dann wird diese
Kunst von Roosevelt wirklich virtuos beherrscht. In seiner Rede vom Ende Oktober hatte er dafiir
neue Beweise gegeben. Wahrend man von deutscher Seite gegeniiber Roosevelt lange Zeit eine real-
politisch wohlbegriindete Zuriickhaltung libte, ist diese neuerdings aufgegeben worden. Aus dem Flih-
rerhauptquartier wurde am 1. November eine Verlautbarung der Reichsregierung bekanntgegeben, die
sich in scharfster Form gegen Roosevelts Falschungen richtete (siehe Seite 72).
Die Verlautbarung der Reichsregierung wurde alien neutralen Regierungen notifiziert, ebenfalls der
franzosischen Regierung. Der Fiihrer hat in seiner Rede vom 8. November und der ReichsauBenmini-
ster in seiner Rede vom 26. November eine scharfe Abrechnung mit dem Kriegstreiber und Kriegsver-
antwortlichen Roosevelt gehalten.
Das mit den westlichen Demokratien bis zu seinem Zusammenbruch verbiindete Frankreich hat im
Monat November neue drastische Beweise fur die Haltung und Gesinnung bekommen, die England
seinen Bundesgenossen gegeniiber zur Anwendung zu bringen pflegt. Am 2. November wurden 200
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Kilometer siidlich des siidafrikanischen Hafens Durban flinf franzosische Handelsschiffe, die im Ge-
leitzug unter dem Schutz eines kleinen Kriegsschiffes auf dem Wege von Madagaskar nach Dakar
fuhren, von einem britischen Geschwader in Starke von vier Kreuzern und sechs Patrouillenbooten
aufgebracht.
123 An Bord der fiinf Schiffe befanden sich zahlreiche franzosische Kolonisten, die nach Frankreich
zuriickkehren wollten, sowie umfangreiche Ladungen an Lebensmitteln fur Franzosisch-Westafrika
und das unbesetzte Frankreich, u. a. 9000 t Zucker, 5000 t Kaffee, 2000 t Reis und vieles andere. Die
Proteste der franzosischen Regierung gegen diese GewaltmaBnahme, die das franzosische Volk groBer
Mengen in seinen gegenwartigen Ernahrungsschwierigkeiten besonders wertvoller Waren beraubte,
blieb naturlich vollig wirkungslos. Frankreich hat seit dem Waffenstillstand im ganzen tiber 800 000 t
Handelsschiffsraum infolge englischer GewaltmaBnahmen verloren.
Am 1 1 . November kehrte der franzosische Kolonialminister, Admiral P 1 a t o n, von einem auf dem
Luftwege durchgefuhrten Besuch in Dschibuti, der Kolonie Frankreichs am Roten Meer, zuriick. Die-
se Kolonie wird von England seit Monaten blockiert, um sie zur Ubergabe zu zwingen. Platon erklarte
nach der Riickkehr, der Zweck seiner Reise sei gewesen, zu beweisen, daB fur die gegenwartige Situa-
tion Dschibutis nicht die franzosische Regierung die Schuld treffe, sondern daB deren Standpunkt dar-
in bestehe, daB Frankreich seine politische Freiheit wiedergewonnen habe, und daB die Zeit voriiber
sei, wo die franzosische Regierung jeden Befehl Englands willenlos durchftihre. Die Treue Dschibutis
zur Regierung in Vichy stehe iiber jeden Zweifel. Die franzosische Presse stellte die Erklarungen Pla-
tans stark heraus und griff London scharf an.
Hinsichtlich des von England Frankreich gewaltsam entrissenen Syrien erklarte der de Gaulleisti-
sche General Catroux am 26. November die Unabhangigkeit des Libanon. „Unabhangigkeit" bedeutet
die Loslosung von Frankreich und Einordnung in die Gruppe britischer Vasallenstaaten im Vorderen
Orient.
Am 20. November trat der Generaldelegierte Vichys fur Afrika, General W e y g a n d, der nach der
Schlacht in Flandern und dem Einbruch der deutschen Heere ins nordliche Frankreich als franzosi-
scher Generalissimus versuchte, in der sogenannten Weygandlinie den Widerstand neu zu organisie-
ren, der Schiiler und Vertraute des Marschalls Foch beim Waffenstillstand 1918 und wahrend der
Friedensverhandlungen, in einem Alter, das erheblich iiber der fur franzosische Offiziere festgelegten
Altersgrenze liegt, in den Ruhestand. Zugleich erfolgte eine Neuorganisierung der Befehlsverhaltnisse
in den west- und nordafrikanischen Teilen des franzosischen Kolonialreiches. In London und Wa-
shington erhob sich ein wahrer Sturm der Entriistung, ganz, als ob Frankreich noch der „Bundesgenos-
se" ohne eigenen politischen Willen sei, der wie zu Reynauds und Mandels Herrschaft nichts ohne
Zustimmung
124 und Auftrag Churchills und Roosevelts tun diirfte. Man hatte nach Weygands ganzer Vergangenheit
in London und Washington, besonders aber auch im Kreis de Gaulies, groBe Hoffnungen auf den an-
geblichen Widerstand Weygands gegen die Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland gesetzt und
von einem moglichen AnschluB der unter seiner Leitung stehenden Gebiete an de Gaulle getraumt.
Jetzt beschuldigte man Vichy, Weygand unter deutschem Druck in Pension geschickt zu haben und
lieB es an Drohungen gegen Vichy nicht fehlen. Auch zu Handlungen schritt man. Am 21. November
gab das Staatsdepartement in Washington bekannt, daB infolge der Amtsenthebung General Wey-
gands, die einem deutschen Druck zuzuschreiben sei, die Vereinigten Staaten alle wirtschaftlichen
HilfsmaBnahmen fiir Franzosisch-Nordafrika einstellen wiirden. Unterstaatssekretar Welles aber unter-
richtete den franzosischen Botschafter in USA, daB der Vorschlag der franzosischen Regierung, den
franzosischen Kriegsgefangenen in Deutschland Lebensmittel aus den USA zu schicken, nicht eher
gepriift werden konne, „ehe die Lage in Frankreich geklart sei".
Die Behandlung, die Frankreich von den angelsachsischen Machten erfahrt, ist ein eindringlicher
Anschauungsunterricht iiber die Notwendigkeit der Umschulung des franzosischen Denkens auf euro-
paisches BewuBtsein!
Im Innern setzt die franzosische Regierung ihre Bemiihungen um Besserung der in vieler Hinsicht
so schwierigen Lage fort. Die Arbeitslosigkeit ist vom Februar bis Anfang November dieses Jahres um
70% zuriickgegangen, was wesentlich durch die groBen Auftrage, die von deutscher Seite der franzo-
sischen Industrie gegeben wurden, bedingt ist.
Gegen Kommunisten, Freimaurer und Juden wird mancherlei, wenn auch kaum alles wirklich Mog-
liche, getan. Die franzosische Legion zum Kampf gegen den Bolschewismus iibt eine steigende An-
ziehungskraft aus, wie denn die Einsicht in die Notwendigkeit des Kampfes gegen den Bolschewismus
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offenbar
im Wachsen begriffen ist. Marschall P e t a i n lieB am 5. November eine Botschaft an den Fiihrer
dieser Legion, Oberst L a b o n n e, bekanntgeben. Darin hieB es, der Marschall sei gllicklich, zu wis-
sen, daB die franzosischen Freiwilligen sich dariiber klar seien, die franzosische militarische Ehre zu
verteidigen. Durch ihr Handeln hatten sie Frankreich das Vertrauen in seine Tugenden wiedergegeben
und durch ihre Teilnahme an dem von Deutschland gefuhrten Kreuzzug erflillten sie gleichzeitig die
noch konkretere Aufgabe, das Land vor der bolschewistischen Gefahr zu schlitzen. Am 29. November
erfuhr man, daB der bekannte Rektor der katholischen Universitat in Paris, Kardinal Baudrillart, sich
an die Spitze eines Komitees zum Kampf gegen den Bolschewismus gestellt habe, dem hervorragende
Mitglieder der Akademie und des Institut de France angehoren.
125 Die Notwendigkeit dieses Kampfes wird immer wieder durch alle Nachrichten bestatigt, die aus
SowjetruBland zu uns gelangen oder die wir anderweitig iiber die Tatigkeit des Kommunismus erhal-
ten. Am 6. November wurde in Moskau der vierundzwanzigste Jahrestag der Oktoberrevolution gefei-
ert. Sie zeigte erneut, daB Stalin und der Bolschewismus entgegen aller in London und Washington
beliebten Schonfarbereien iiber einen angeblichen Wandel zum Besseren nichts von ihrer weltrevolu-
tionaren Ideologic und ihrem imperialen Machtwillen verloren haben, daB sie nach wie vor die alten
Ziele weiter verfolgen, und daB die deutsche Auffassung, mit dem Bolschewismus sei jede Verstandi-
gung unmoglich, wieder bestatigt worden ist.
Die Rede Stalins in Moskau zum 6. November, deren Verbreitung sich die Londoner Reuter-
Agentur besonders angelegen sein lieB, bemiihte sich, die Lage der Sowjets entgegen neuen Tatsachen
moglichst giinstig hinzustellen, Siegeszuversicht zum Ausdruck zu bringen, das enge Einvernehmen
mit England und den USA zu unterstreichen und Hoffnungen auf riesigen Zustrom von Kriegsmaterial
aus diesen Landern zu erwecken. Freilich stellte Stalin auch Betrachtungen iiber „die Griinde fur das
militarische Ungliick der Roten Armee" an. Einer der Hauptgriinde sei, daB keine zweite Front gegen
Deutschland in Europa bestehe. Die Deutschen konnten deshalb ihre Front im Westen als sicher anse-
hen und ihre ganze Kraft und die ihrer Bundesgenossen gegen die Sowjets werfen. Es gebe keinen
Zweifel dariiber, daB die Schaffung einer zweiten Front auf dem europaischen Kontinent — und sie
miisse bestimmt in nachster Zukunft geschaffen werden — die Lage der Sowjets in bedeutendem Ma-
Be erleichtern wurde. Ferner leide die Sowjetarmee unter dem Mangel an Flaks, Flugzeugen und vor
allem an Tanks. Die bolschewistischen Niederlagen dem Mangel an Kriegsmaterial zuzuschreiben, ist
angesichts der gewaltigen deutschen Beuteziffern, die ein geradezu ungeheures AusmaB von Riistun-
gen bei den Bolschewiken erweisen, eine drastische Verdrehung der Tatsachen! Noch erstaunlicher
war freilich, was Stalin iiber die Hohe der sowjetischen Verluste zu sagen wagte. Er sprach von
350000 Toten, 368000 VermiBten und 1020000 Verwundeten. Er gab also die Zahl der Gefangenen,
denn das sind die VermiBten, auf gerade 10% der Wirklichkeit an! Am 26. November gab man in
Moskau etwas andere Ziffern an, namlich 490 000 Tote, 520000 VermiBte und 1112 000 Verwundete.
Die Deutschen hatten 15000 Tanks, 13000 Flugzeuge und 19000 Kanonen verloren, die Sowjets dage-
gen 7900 Tanks, 6400 Flugzeuge und 12900 Kanonen. Jeder wird sich fragen, wie die deutschen
Truppen bei ihrem siegreichen Vormarsch 19 000 Kanonen gegen nur
126 12 900 der in riesigen Kesselschlachten millionenweise gefangenen Russen verloren haben konnten!
Von maBgeblichen militarischen Kritikern in England und USA wurde freilich die militarische Lage
der Sowjetunion ganz anders eingeschatzt, namlich sehr pessimistisch. Die riesigen Verluste an Men-
schen und Kriegsmaterial, an Rohstoffen und Riistungsindustrien wurden immer wieder unterstrichen
und Zweifel dariiber geauBert, wie lange die Sowjets noch Widerstand wurden leisten konnen.
Die vollig volkerrechtswidrige Art, mit der die Bolschewisten kampfen — nur die Anwendung der
Methoden, die dieses Regime im Innern gebraucht, bei dem Kampf auf dem Schlachtfeld — , ist be-
kannt. Ermordung, Verstiimmelung und Marterung von Kriegsgefangenen sind den Bolschewisten
genau so selbstverstandlich wie bei politischen Gefangenen. Der AuBenkommissar dieses Verbrecher-
staates, Molotow, hat Ende November an alle Botschafter und Gesandten der Staaten, die mit der So-
wjetunion diplomatische Beziehungen unterhalten, eine Notgerichtet, in der er sich iiber angeblich
systematische volkerrechtswidrige Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen durch Deutschland
beschwerte! Andererseits hat die Sowjetregierung jede Initiative des Roten Kreuzes hinsichtlich eines
Nachrichtenaustausches iiber Kriegsgefangene und des Besuchs von Gefangenenlagern durch Dele-
gierte des Internationalen Roten Kreuzes, dem bezeichnenderweise die Sowjetunion gar nicht ange-
hort, rundweg abgelehnt. Moskau muB eben angstlich jeden Lichtstrahl scheuen, der auf die von ihm
angewandte Art der Behandlung von Kriegsgefangenen fallen konnte.
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Das wahre Gesicht der Sowjetunion wurde wieder einmal durch Veroffentlichungen des bulgari-
schen Regierungsblattes „W e t s c h e r" vom 7. November beleuchtet. Es brachte die Ergebnisse der
Untersuchung von Fallschirmspringern auf bulgarischem Gebiet und der Landung von Saboteuren
durch sowjetische U-Boote. Danach sind auf bulgarischem Gebiet insgesamt flinf Gruppen von Fall-
schirmspringern gelandet, die zum Teil getotet, zum Teil gefangen wurden. Es waren friiher aus Bul-
garien geflohene Kommunisten. Sie wurden systematisch ausgebildet und der Generalsekretar der
Komintern, Dimitroff, gab ihnen vor dem Abflug nach Bulgarien personlich Instruktionen. Sie sollten
Lager und Fabriken anziinden, Bahnhofe und Eisenbahnlinien zerstoren, flihrende deutsche und bulga-
rische Personlichkeiten ermorden. Die durch Unterseeboote gelandeten Saboteure hatten die Aufgabe,
eine umfangreiche Verschworer- und Agitationstatigkeit zu entfalten. Sie sollten Bulgarien in Bezirke
einteilen, bewaffnete Trupps bilden, Sabotageakte veriiben, Aufstande vorbereiten usw. Man hatte
diesen Sendlingen in der Sowjetunion glauben gemacht, das bulgarische Volk warte nur auf sie und sei
127 bereit, ihnen bei der Durchfiihrung ihrer Instruktionen behilflich zu sein.
Ahnliches Material tiber die Richtlinien, die die Komintern den Kommunisten in Finnland gegeben
hat, in der Zeit zwischen dem finnisch-sowjetischen Frieden des 12. Marz 1940 und dem Beginn der
neuen Feindseligkeiten mit der Sowjetunion, wurden in Helsinki veroffentlicht. Sabotageakte in Fa-
briken und Verkehrseinrichtungen und in der Armee, Streiks, die Griindung von Kampfgruppen, be-
sonders auch mit der Aufgabe, bolschewistischen Fallschirmtruppen zu helfen, Spionage jeder Art
usw. waren die Aufgaben, die die Komintern aus Moskau den finnischen Kommunisten stellten.
Wirklich bezeichnend nicht nur fur die Sowjetunion, sondern auch fiir die Regierungsclique in Wa-
shington ist die Tatsache, daB Anfang November der ehemalige bolschewistische AuBenminister, der
Jude Litwinow-Finkelstein, der ebenso wie Stalin seine politische Karriere mit Attentaten und Raub-
uberfallen begonnen hat und spater im Genfer Volkerbund die Sicherheitstrommel gegen Deutschland
riihrte, zum sowjetischen Botschafter in den USA ernannt wurde. Die „New York Times", die als die
vornehmste Zeitung in den USA gilt, meldete dazu aus Washington am 8. November, dort herrsche die
Ansicht vor, daB Stalin mit dieser Ernennung „seinen tiichtigsten Diplomaten" in die USA entsende,
der sich in Washington groBen Ansehens erfreue. Stalin habe Litwinow fraglos deshalb nach Washing-
ton entsandt, weil er das Geftihl habe, daB er dadurch groBen EinfluB in der Bundeshauptstadt ausiiben
konne. Diese Hoffnung Stalins ist freilich erklarlich genug, wenn man an den entscheidenden EinfluB
des Judentums auf Roosevelt und seine Umgebung denkt.
Das mit den Bolschewisten so eng verbiindete und, wenn man Londoner Versicherungen glauben
darf, so herzlich befreundete konservative England gibt sich bei offiziellen und kirchlichen Anlassen
die groBte Miihe, sich zu dieser Freundschaft zu bekennen. Der englische Konig lieB es sich in seiner
bei Eroffnung der neuen Parlamentssitzung am 12. November gehaltenen Rede nicht nehmen, die Ent-
schlossenheit Englands festzustellen, „bis zum auBersten die Sowjetunion in ihrem heroischen Kampfe
zu unterstiitzen. Ich begruBe herzlich als Verbiindeten die groBe sozialistische Sowjetrepublik", geruh-
ten sich Ihre Majestat zu auBern. In einem von einem englischen Bischof abgehaltenen Gottesdienst,
bei dem der Herr Bischof zum Gebet fur die Bolschewiken aufforderte, wurde eine Botschaft des so-
wjetischen Botschafters Maisky verlesen, die fur moglichst enge Zusammenarbeit zwischen England
und der Sowjetunion zwecks baldiger Erringung des Sieges pladierte. Der englische Rustungsminister
Lord Beaverbrook freilich
128 erklarte vor Abgeordneten der britischen Gewerkschaften, man diirfe sich nicht auf den sowjetischen
Widerstand verlassen. Was die Englander in der kommenden Zeit auf sich nehmen und leiden miissen,
sei viel schwerer als das, was sie bis jetzt gelitten hatten, denn sie muBten die Last, die die Bolschewi-
sten heute triigen, morgen auf ihre Schultern nehmen.
Auf ahnliche Tone war eine Rede Churchills gestimmt, die er am 9. November bei Einfuhrung des
neuen Lordmayors hielt. Auch Churchill feierte die Bolschewiken als Bundesgenossen im schweren
Kampf fiir die Freiheit. Auffallig waren seine scharfen Drohungen gegen Japan, falls es zu einem
Krieg im Pazifik kommen sollte. Mit diesen Drohungen wollte Churchill offenbar Druck auf die japa-
nischen Unterhandler in Washington ausiiben.
Was den Krieg angeht und seine Folgen fiir England, so wurden im November verschiedentlich
neue RationierungsmaBnahmen aus England gemeldet. Am 19. November kiindigte Churchill eine
groBe Offensive in Libyen an, die er geradezu als eine bevorstehende Wendung des Kriegsgliickes
zugunsten Englands anpries. Aber schon am 23. November muBte der britische Nachrichtendienst aus
Kairo die Erklarung des militarischen Sprechers der britischen Armee mitteilen: „Es muB zugegeben
werden, daB wir auf harten, ja, sehr harten Widerstand stoBen und daB die Kampfe sehr schwer sind."
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Wenige Tage spater gab man in London offen zu, die erste Runde in Libyen sei zugunsten Rommels
ausgegangen. Die deutschitalienische Waffenbriiderschaft hat bei der Abwehr der englischen Offensi-
ve sich erneut hervorragend bewahrt.
Englands angeblicher Kampf fur die Freiheit wurde neuerdings wieder durch einige Meldungen aus
Indien beleuchtet. Die Volkszahlung ergab, daB in diesem Lande, das die Englander seit zweihundert
Jahren beherrschen, immer noch 88% der 388 Millionen starken indischen Bevolkerung Analphabeten
sind. Ganz sinngemaB erklarte der englische AuBenminister Eden, der die Freiheit der Welt so oft im
Munde ftihrt, am 28. November im Unterhaus gegenuber dem Antrag eines linksstehenden Abgeord-
neten, Indien Autonomic zu gewahren, eine solche Autonomic sei fur Indien „hochst unnotig und ab-
surd". Ahnliche AuBerungen machte der Indienminister A m e r y. In Agypten suchte der britische
Botschafter in Kairo Konig Faruk auf, um ihm mitzuteilen, eventuelle Ausgleichsversuche zwischen
der Wafdpartei und der agyptischen Regierung mit dem Ziel, die Wafdpartei an die Regierung zu
bringen, wtirden gegebenenfalls gewaltsam unterbunden werden. Die Englander hatten kein Vertrauen
zum Wafd — er ist die Partei des agyptischen Nationalismus — und seien entschlossen, diesen mit
Gewalt zu verhindern, an die Macht zu kommen. Demokratie und Freiheit sind eben nur dann gut,
wenn sie englischen Interessen dienen!
129 DaB Roosevelt auch im Monat November die gleiche verlogene Phraseologie wiederholt und
verkiindet hat, daB er weiter gegen Deutschland gehetzt und zum Kriege getrieben, daB er sich weiter
bemuht hat, die groBen Widerstande innerhalb des amerikanischen Volkes gegen diese Politik zu be-
seitigen, wird niemand wundernehmen, der das Wirken dieses Mannes laufend verfolgt hat. Der 1 1 .
November, der Waffenstillstandstag, bot ihm eine besondere Gelegenheit, seine Phrasen von Freiheit,
Unabhangigkeit und Demokratie, fur die die Amerikaner angeblich im Weltkrieg gefallen seien, zu
wiederholen und dazu aufzufordern, zum gleichen Opfer jetzt, wo die Tyrannei wieder die Welt be-
drohe, bereit zu sein. Die gleiche kriegshetzerische Phraseologie lieB Roosevelt auch bei mehreren
anderen Gelegenheiten los, nicht ohne daB er von den zahlreichen Gegnern seiner Politik wiederholt
scharfe Abfuhren bezogen hatte. Dies geschah besonders von seiten des friiheren Prasidenten Hoover,
der in einer Rundfunkansprache am 19. November das Unsinnige von Roosevelts Kriegspolitik mit
scharfen Worten charakterisierte.
Wie wenig sich Roosevelt und die anderen Kriegshetzer im Einklang mit der wirklichen Stimmung
des amerikanischen Volkes befinden, zeigte sich deutlich bei der Abstimmung iiber die Anderung des
Neutralitatsgesetzes im KongreB. Das Neutralitatsgesetz sollte dahingehend geandert werden, daB die
Bewaffnung amerikanischer Handelsschiffe und Fahrten ins Kriegsgebiet kunftig nicht mehr wie bis-
her verboten, sondern erlaubt sein sollten. Der KongreB nahm diesen Antrag mit 212 gegen 194 Stim-
men an. Da er 435 Abgeordnete zahlt, stellten die 212 Jasager nicht einmal die absolute Mehrheit dar.
Der Antrag ging nur durch, weil eine groBere Anzahl von Abgeordneten der Abstimmung aus Griin-
den, liber die jegliche Vermutung gestattet ist, ferngeblieben waren. Immerhin ist durch die Annahme
der Abanderung des Neutralitatsgesetzes Roosevelt seinem heiBersehnten Ziel, sein Land in den Krieg
zu bringen, einen guten Schritt nahergekommen.
Nicht weniger kann es wundernehmen, daB Roosevelt auch im Monat November seine
Freundschaftspolitik mit dem anderen groBen Verteidiger von Freiheit und Demokratie, mit dem
blutigen Erztyrannen Stalin, eifrig gepflegt hat. Er richtete am 30. Oktober an Stalin einen
freundlichen Brief, in dem er ihm seiner vollen Unterstiitzung hinsichtlich der Lieferungen von
Kriegsgerat versicherte und ihm in Aussicht stellte, ihm im Rahmen des Pacht- und Leihgesetzes einen
Kredit bis zu einer Milliarde Dollar zur Verfugung zu stellen. Roosevelt sprach am SchluB seines
Briefes seine Bereitschaft und seinen Wunsch nach personlichem Kontakt mit Stalin aus. Stalin
erklarte sich in seinem Antwortbrief vom
130 4. November gern bereit, Roosevelts Angebote anzunehmen sowie von Herzen dem Vorschlag eines
direkten personlichen Kontaktes nachzukommen. Der USA-Botschafter in Washington wollte dahinter
nun naturlich nicht zuriickbleiben und richtete am 7. November ein Schreiben an das bolschewistische
Hauptorgan „Iswestia", in dem er versicherte, „das amerikanische Volk bewundert das heldenmutige
sowjetische Volk". Roosevelts Vertreter bei der im Oktober in Moskau abgehaltenen sowjetisch-
englisch-amerikanischen Konferenz iiber die gegenseitige Hilfeleistung, Harriman, von Hause ein
ganz groBer Plutokrat, konnte sich in einer Rundfunkansprache vom 23. November an Lobspriichen
und Bewunderungsausdriicken fur die Bolschewiken nicht genug tun.
Hinsichtlich der Unterstiitzung der Tschungkingregierung, der immer weiteren Einbeziehung der
sudamerikanischen Staaten in die Kriegshetze und die Zielsetzungen des Dollarimperialismus und in
IliiiisirlllLiiiil iii^iB|if 26
der Bekampfung Japans blieb Roosevelt auch im Monat November so konsequent wie bisher. Wah-
rend des ganzen Monats wurden jedoch die Verhandlungen zwischen Japan und den USA, zu denen
Tokio im Oktober die Initiative ergriffen hatte, und zu denen als Unterstiitzung fur den japanischen
Botschafter in Washington der friihere Botschafter in Berlin, K u r u s u, entsandt wurde, fortgesetzt.
Die Japaner lieBen es an wiederholten Erklarungen ihrer Verstandigungsbereitschaft nicht fehlen, un-
terstrichen jedoch nicht weniger deutlich ihre feste Absicht, auf ihre Lebensraumpolitik im Fernen
Osten keinesfalls zu verzichten. Hierfur waren besonders die Erklarungen kennzeichnend, die Mini-
sterprasident T o j o und AuBenminister T o g o in den Sitzungen des japanischen Reichstags vom 16.
und 17. November abgaben, sowie die EntschlieBungen, die beide Kammern des Reichstages gemein-
sam annahmen und in denen die Regierung aufgefordert wurde, die Ziele Japans unerschutterlich mit
Unterstiitzung des gesamten Volkes durchzufuhren.
Uber die Einzelheiten der japanisch-amerikanischen Verhandlungen in Washington wurde wenig
bekannt. Es wurde aber offensichtlich, daB Washington vollig intransigent blieb und auf den bisheri-
gen Forderungen an Japan, die letzten Endes auf die Wiederherstellung des Status quo vor dem Beginn
des Chinakrieges hinauslaufen, beharrte. Die Erfiillung dieser Forderung wurde den Verzicht Japans
auf die Ergebnisse eines vierjahrigen opferreichen Krieges, auf seine Lebensraumpolitik und seinen
Fiihrungsanspruch in Ostasien und auf seine Stellung als Weltmacht, ja sogar als GroBmacht, sowie
die Unterwerfung unter angelsachsisches Diktat darstellen. Es bedeutet das Eintreten des Falles, von
dem AuBenminister Togo in seiner schon erwahnten Reichstagsrede vom 1. November sprach, als er
sagte:
131 „Die internationale Lage ist Tag fiir Tag gespannter geworden und der Druck Englands und der USA
gegeniiber Japan stellt eine wirklich ernste Frage dar, die die Existenz unseres Kaiserreiches tief be-
riihrt. Sollte sich wirklich der Fall ergeben, der die tatsachliche Existenz des Kaiserreiches bedrohen
oder das Prestige Japans als einer GroBmacht bloBstellen konnte, so ist es selbstverstandlich, daB Ja-
pan demgegeniiber mit fester Entschlossenheit auftreten muB."
Das Barometer der Spannungen im Pazifischen Ozean stand deshalb im Monat November immer
mehr auf Sturm. Die Politik Roosevelts war auch in diesem Raum sichtlich erfolgreich im Sinne der
Kriegshetze des amerikanischen Prasidenten. Dr. S.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1941
Dezember-Lieferung
(Nr.55/56 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede dies Fiihrers vor dem GroBdeutschen Reichstag
Der Fiihrer hielt am 11. Dezember vor dem GroBdeutschen Reichstag folgende Ansprache
(DNB):
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 1
Abgeordnete! Manner des Deutschen Reichstages!
70 Ein Jahr weltgeschichtlicher Ereignisse geht zur Neige, ein Jahr groBter Entscheidungen steht vor uns.
In dieser ernsten Zeit spreche ich zu Ihnen, Abgeordnete des Reichstags, als den Vertretern der deut-
schen Nation. Allein dariiber hinaus soil das ganze deutsche Volk von diesem Ruckblick Kenntnis
nehmen und von den Entscheidungen, die uns Gegenwart und Zukunft aufzwingen.
Nach der abermaligen Ablehnung meines Friedensangebotes im Jahre 1940 durch den derzeitigen
britischen Ministerprasidenten und der ihn tragenden oder beherrschenden Clique war es im Herbst
1940 klar, daB dieser Krieg gegen alle Griinde der Vernunft und der Notwendigkeit mit den Waffen
bis zum Ende durchgekampft werden muB. Sie kennen mich, meine alten Parteigenossen, daB ich stets
ein Feind halber oder schwachlicher Entschltisse war. Wenn die Vorsehung es so gewollt hat, daB dem
deutschen Volk dieser Kampf nicht erspart werden kann, dann will ich ihr daftir dankbar sein, daB sie
mich mit der Fuhrung eines historischen Ringens betraute, das fur die nachsten 500 oder 1000 Jahre
nicht nur unsere deutsche Geschichte, sondern die Geschichte Europas, ja der ganzen Welt entschei-
dend gestalten wird.
Das deutsche Volk und seine Soldaten arbeiten und kampfen, heute nicht nur fur sich und ihre Zeit,
sondern fur kommende, ja fernste Generationen. Eine geschichtliche Revision einmaligen AusmaBes
wurde uns vom Schopfer aufgetragen, die zu vollziehen wir nunmehr verpflichtet sind. Der schon kurz
nach der Beendigung des Kampfes in Norwegen mogliche Waffenstillstand im Westen zwang die
deutsche Fuhrung zuallererst, die gewonnenen politisch, strategisch und wirtschaftlich wichtigen Ge-
biete militarisch zu sichern.
So haben die damals eroberten Lander seitdem ihre Widerstandsmoglichkeit wesentlich verandert.
Von Kirkenes bis zur spanischen Grenze erstreckt sich ein Giirtel von Stiitzpunkten und Befestigungen
groBten AusmaBes. Zahllose Flugplatze wurden gebaut oder im hohen Norden zum Teil aus dem Ur-
gestein des Granits gesprengt. Marinebasen erhielten Schutzbauten fur U-Boote in einem AusmaB und
in einer Starke, daB sie sowohl von See aus als auch von der Luft aus praktisch unverletzbar sind. Der
71 Verteidigung selbst dienen mehr als eineinhalbtausend neue Batterien, deren Stellungen
erkundet, geplant und ausgebaut werden muBten. Ein Netz von StraBen und Eisenbahnen wurde ange-
legt, so daB heute die Verbindung zwischen der spanischen Grenze bis Petsamo unabhangig vom Meer
sichergestellt ist. Pioniere und Baubataillone der Marine, des Heeres und der Luftwaffe in Verbindung
mit der Organisation Todt haben hier Anlagen geschaffen, die dem Westwall in nichts nachstehen. An
ihrer Verstarkung wird unentwegt weitergearbeitet. Es ist mein unbeirrbarer EntschluB, diese europai-
sche Front fur jeden Feind unangreifbar zu machen. Diese auch iiber den letzten Winter hin fortgesetz-
te Arbeit defensiver Art fand ihre Erganzung durch eine offensive Kriegfuhrung, wie sie, durch die
jahreszeitlichen Verhaltnisse bedingt, moglich war. Deutsche Uberwasser- und Unterwasser-
Seestreitkrafte fuhrten ihren stetigen Vernichtungskrieg gegen die britische und die ihr dienstbare
Kriegs- und Handelsmarine weiter. Die deutsche Luftwaffe unterstiitzte durch Angriffe, durch Aufkla-
rung die Schadigung der feindlichen Tonnage und brachte in zahllosen Vergeltungsflugen dem Eng-
lander eine bessere Vorstellung tiber den „reizenden Krieg" bei, dessen Urheber mit in erster Linie
sein heutiger Premierminister ist.
In diesem Kampf wurde in der Mitte des vergangenen Jahres Deutschland vor allem durch seinen
italienischen Bundesgenossen untersoitzt. Viele Monate lastete das Gewicht eines groBen Teiles der
britischen Macht auf den Schultern des mit uns verbundeten italienischen Staates. Nur infolge der
enormen Uberlegenheit an schweren Panzern gelang es den Englandern, in Nordafrika voriibergehend
eine Krise herbeizufuhren. Schon am 24. Marz des vergangenen Jahres aber begann eine kleine Ge-
meinschaft deutsch-italienischer Verbande unter der Fuhrung R o m m e 1 s zum Gegenangriff anzutre-
ten. Am 2. April fiel Agedabia. Am 4. wurde Bengasi erreicht. Am 8. zogen unsere gemein-
samen Verbande in D e r n a ein, am 11. wurde T o b r u k eingeschlossen und am 12. April B a r d i a
besetzt. Das Deutsche Afrika-Korps hat um so Hervorragenderes geleistet, als den Deutschen rein
klimatisch dieser Kriegsschauplatz vollkommen fremd und ungewohnt war. So wie einst in Spanien
sind nunmehr in Nordafrika Deutsche und Italiener dem gleichen Feinde stets gemeinsam gegentiber-
getreten.
Wahrend durch diese ktihnen MaBnahmen die nordafrikanische Front unserer beiden verbundeten
Lander mit dem Blute deutscher und italienischer Soldaten wieder gesichert wurde, zog sich tiber Eu-
ropa bereits der unheildrohende Schatten einer entsetzlichen Gefahr zusammen. Der bittersten Not
gehorchend habe ich mich im Herbst 1939 entschlossen, wenigstens den Versuch zu machen, durch
das Ausschalten
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 1
72 der akuten deutschrussischen Spannung die Voraussetzung fur einen allgemeinen Frieden zu schaffen.
Dies war psychologisch schwer infolge der Gesamteinsteilung des deutschen Volkes und vor allem der
Partei gegentiber dem Bolschewismus, sachlich genommen aber leicht, da Deutschland in all den Ge-
bieten, die England als von uns bedroht erklarte und mit Beistandspakten uberfiel, tatsachlich immer
nur wirtschaftliche Interessen gesehen und vertreten hatte. Denn ich darf Sie erinnern, meine Abge-
ordneten, daB England im ganzen Friih- und Hochsommer des Jahres 1939 zahlreichen Staaten und
Landern seinen Beistand anbot mit der Behauptung, Deutschland besaBe die Absicht, bei ihnen einzu-
fallen und sie ihrer Freiheit zu berauben. Das Deutsche Reich und seine Regierung konnten mit bestem
Gewissen daher versichern, daB es sich dabei nur um Unterstellungen handelte, die der Wahrheit in
keiner Weise entsprachen.
Es kam dazu noch die nuchterne militarische Erkenntnis, daB im Falle eines Krieges, der durch die
britische Diplomatic dem deutschen Volk aufgezwungen werden sollte, der Kampf nach zwei Fronten
ohnehin nur mit sehr schweren Opfern durchfuhrbar schien. Nachdem auBerdem die baltischen Staa-
ten, Rumanien usw. der Annahme der britischen Beistandspakte zugeneigt waren und damit zu erken-
nen gaben, daB sie ebenfalls an eine solche Bedrohung glaubten, war es fur die deutsche Reichsregie-
rung nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht, ihrerseits die Grenzen der deutschen Interessen zu
bestimmen. Die betroffenen Lander muBten allerdings — auch zum Leidwesen des Deutschen Reiches
selbst — in kurzer Zeit erkennen, daB der einzige Faktor, der der starkste Garant gegentiber dem dro-
henden Osten sein konnte, nur Deutschland war. So wie sie durch ihre eigene Politik die Verbindun-
gen zum Deutschen Reich durchschnitten hatten und statt dessen sich dem Beistand der Macht anver-
trauten, die in ihrem sprichwortlichen Egoismus seit Jahrhunderten nie Beistand gab, sondern stets nur
Hilfe forderte, waren sie verloren.
Dennoch erregte das Schicksal dieser Lander das starkste Mitempfinden des deutschen Volkes. Der
Winterkampf der Finnen zwang uns ein Gefuhl, gemischt aus Bitternis und Bewunderung, auf. Be-
wunderung, weil wir selbst als Soldatenvolk fur Heldentum und Aufopferung ein empfangliches Herz
besitzen, Bitternis, weil wir mit dem Blick auf den drohenden Feind 'im Westen und auf die Gefahr im
Osten militarisch zu helfen nicht in der Lage waren. Sowie es klar wurde, daB SowjetruBland aus der
Abgrenzung der politischen deutschen EinfluBsphare das Recht ableitete, die auBerhalb lebenden Na-
tionen praktisch auszurotten, war das weitere Verhaltnis nur noch ein zweckbestimmtes, dem Vernunft
und Gefuhle feindlich gegenuberstanden.
73 Von Monat zu Monat mehr wurde schon im Jahre 1940 die Erkenntnis gewonnen, daB die Plane der
Manner im Kreml bewuBt auf die Beherrschung und damit Vernichtung ganz Europas hinzielten. Ich
habe der Nation schon ein Bild des Aufmarsches der russischen militarischen Machtmittel im Osten
gegeben, zu einer Zeit, in der Deutschland nur wenige Divisionen in den an RuBland angrenzenden
Provinzen besaB. Nur ein Blinder konnte es ubersehen, daB sich hier ein Aufmarsch von weltge-
schichtlich einmaligen Dimensionen vollzog. Und zwar nicht um etwas zu verteidigen, was nicht be-
droht war, sondern nur um etwas anzugreifen, was zur Verteidigung nicht mehr fahig zu sein schien.
Wenn die blitzartige Beendigung des Feldzuges im Westen den Moskauer Machthabern auch die
Moglichkeit nahm, mit einer sofortigen Erschopfung des Deutschen Reiches rechnen zu konnen, so
beseitigte dies keineswegs ihre Absichten, sondern verschob nur den Zeitpunkt des Angriffes. Im
Sommer 1941 glaubte man den gunstigsten Moment des Losschlagens zu sehen. Nun sollte ein neuer
Mongolensturm tiber Europa hinwegbrausen.
Fur die gleiche Zeit aber versprach Mister Churchill auch die Wende des englischen Kampfes gegen
Deutschland. Er versucht heute in feiger Weise abzuleugnen, daB er in den Geheimsitzungen des Jah-
res 1940 im englischen Unterhaus als wesentlichsten Faktor fur die erfolgreiche Fortfuhrung und Be-
endigung dieses Krieges auf den sowjetischen Kriegseintritt hinwies, der spatestens im Jahre 1941
kommen sollte und der England dann in die Lage versetzen wurde, auch seinerseits zum Angriff iiber-
zugehen. Im Friihling dieses Jahres verfolgten wir deshalb in gewissenhafter Pflicht den Aufmarsch
einer Weltmacht, die an Menschen und Material iiber unerschopfliche Reserven zu verfugen schien.
Schwere Wolken begannen sich iiber Europa zusammenzuziehen.
Denn, meine Abgeordneten, was ist Europa? Es gibt keine geographische Definition unseres Konti-
nents, sondern nur eine volkliche und kulturelle. Nicht der Ural ist die Grenze dieses Kontinents, son-
dern immer jene Linie, die das Lebensbild des Westens von dem des Ostens trennt. Es gab eine Zeit,
da war Europa jenes griechische Eiland, in das nordische Stamme vorgedrungen waren, um von dort
aus zum ersten Male ein Licht anzuziinden, das seitdem langsam aber stetig die Welt der Menschen zu
erhellen begann. Und als diese Griechen den Einbruch der persischen Eroberer abwehrten, da vertei-
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digten sie nicht ihre engere Heimat, die Griechenland war, sondern jenen Begriff, der heute Europa
heiBt. Und dann wanderte Europa von Hellas nach Rom. Mit dem griechischen Geist und der griechi-
schen Kultur
74 verbanden sich romisches Denken und romische Staatskunst. Ein Weltreich wurde geschaffen, das
auch heute noch in seiner Bedeutung und fortzeugenden Kraft nicht erreicht, geschweige denn iiber-
troffen ist. Als aber die romischen Legionen gegenuber dem afrikanischen Ansturm Karthagos in drei
schweren Kriegen Italien verteidigten und endlich den Sieg erfochten, war es wieder nicht Rom, fur
das sie kampften, sondern das die griechischromische Welt umfassende damalige Europa.
Der nachste Einbruch gegen diesen Heimatboden der neuen menschlichen Kultur erfolgte aus den
Weiten des Ostens. Ein furchtbarer Strom kulturloser Horden ergoB sich aus dem inneren Asien bis
tief in das Herz des heutigen europaischen Kontinents, brennend, sengend und mordend als wahre
GeiBel des Herrn. In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern traten zum ersten Male in einem
Schicksalskampf von unabsehbarer Bedeutung Romer und Germanen gemeinsam fur eine Kultur ein,
die, von den Griechen ausgehend, tiber die Romer hinweg nunmehr auch die Germanen in ihren Bann
gezogen hatte.
Europa war gewachsen. Aus Hellas und Rom entstand das Abendland, und seine Verteidigung war
nunmehr fur viele Jahrhunderte nicht nur die Aufgabe der Romer, sondern vor allem auch die Aufgabe
der Germanen. In eben dem MaBe aber, in dem das Abendland beleuchtet von griechischer Kultur,
erfullt vom Eindruck der gewaltigen Uberlieferungen des Romischen Reiches durch die germanische
Kolonisation seine Raume erweiterte, dehnte sich raumlich jener Begriff, den wir Europa nennen.
Ganz gleich, ob nun deutsche Kaiser an der Unstrut oder auf dem Lechfeld die Einbruche aus dem
Osten abwehrten oder Afrika in langen Kampfen aus Spanien zuriickgedrangt wurde, es war immer
ein Kampf des werdenden Europa gegenuber einer ihm im tiefsten Wesen fremden Umwelt. Wenn
einst Rom seine unverganglichen Verdienste an der Schopfung und Verteidigung dieses Kontinents
zukamen, dann ubernahmen nunmehr auch Germanen die Verteidigung und den Schutz einer Volker-
familie, die unter sich in der politischen Gestaltung und Zielsetzung noch so differenziert und ausein-
anderweichend sein mochte: im Gesamtbild aber doch eine blutmaBig und kulturell teils gleiche, teils
sich erganzende Einheit darstellt.
Und von diesem Europa aus ging nicht nur eine Besiedelung anderer Erdteile vor sich, sondern eine
geistige und kulturelle Befruchtung, deren sich nur jener bewuBt wird, der gewillt ist, die Wahrheit zu
suchen, statt sie zu verleugnen. Es hat deshalb auch nicht England den Kontinent kultiviert, sondern
Splitter germanischen Volkstums unseres Kontinents sind als Angelsachsen und Normannen auf diese
Insel gezogen und haben ihr eine Entwicklung ermoglicht, die sicher einmalig ist. Ebenso hat nicht
75 Amerika Europa entdeckt, sondern umgekehrt. Und all das, was Amerika nicht aus Europa bezogen
hat, mag wohl einer verjudeten Mischrasse als bewunderungswtirdig erscheinen, Europa aber sieht
darin nur ein Zeichen des Verfalls in Kunst und kultureller Lebenshaltung, das Erbe jtidischen oder
vernegerten Bluteinschlags.
Meine Abgeordneten! Manner des Deutschen Reichstages! Ich muB diese Ausfuhrungen machen, denn
der Kampf, der sich in den ersten Monaten dieses Jahres allmahlich als unausbleiblich abzuzeichnen
begann und zu dessen Fuhrung dieses Mai in erster Linie das Deutsche Reich berufen ist, geht eben-
falls iiber die Interessen unseres eigenen Volkes und Landes weit hinaus. Denn so wie einst die Grie-
chen gegenuber den Persern nicht Griechenland und die Romer gegenuber den Karthagern nicht Rom,
Romer und Germanen gegenuber den Hunnen nicht das Abendland, deutsche Kaiser gegenuber Mon-
golen nicht Deutschland, spanische Helden gegenuber Afrika nicht Spanien, sondern alle Europa ver-
teidigt haben, so kampft Deutschland auch heute nicht fur sich selbst, sondern fur unseren gesamten
Kontinent. Und es ist ein gluckliches Zeichen, daB diese Erkenntnis im UnterbewuBtsein der meisten
europaischen Volker heute so tief ist, daB sie, sei es durch offene Stellungnahme, sei es durch den
Zustrom von Freiwilligen, an diesem Kampfe teilnehmen.
Als die deutschen und italienischen Armeen am 6. April dieses Jahres zum Angriff gegen Jugosla-
wien und Griechenland antraten, war dies die Einleitung des groBen Kampfes, in dem wir uns zur Zeit
noch befinden. Denn die Revoke, die in Belgrad zum Sturz des ehemaligen Prinzregenten und seiner
Regierung fiihrte, war bestimmend fur den weiteren Ablauf der Geschehnisse in diesem Raum Euro-
pas. Wenn auch England an diesem Putsch maBgebendst beteiligt war, so spielte doch die Hauptrolle
SowjetruBland. Was ich Herrn Molotow anlaBlich seines Besuches in Berlin verweigert hatte, glaubte
Stalin nunmehr auf dem Umweg einer revolutionaren Bewegung auch gegen unseren Willen erreichen
zu konnen. Ohne Rucksicht auf die abgeschlossenen Vertrage weiteten sich die Absichten der bol-
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schewistischen Machthaber. Der Freundschaftspakt mit dem neuen revolutionaren Regime erhellte
blitzartig die Nahe der drohenden Gefahr. Was von der deutschen Wehrmacht in diesem Feldzuge
geleistet wurde, fand im Deutschen Reichstag am 4. Mai 1941 seine Wlirdigung. Was auszusprechen
mir damals aber leider versagt bleiben muBte, war die Erkenntnis, daB wir mit rasender Schnelligkeit
der Auseinandersetzung mit einem Staat entgegengingen, der im Augenblick des Balkanfeldzuges nur
deshalb noch nicht eingriff, weil sein Aufmarsch noch nicht vollendet und die Benutzung der Flugha-
fen vor allem infolge der um diese
76 Jahreszeit erst einsetzenden Schneeschmelze und damit der Grundlosmachung der Rollfelder
unmoglich war.
Meine Abgeordneten !
Sowie mir im Jahre 1940 durch Mitteilungen aus dem englischen Unterhaus und durch Beobach-
tung der russischen Truppenverschiebungen an unseren Grenzen die Moglichkeit der Entstehung einer
Gefahr im Osten des Reiches bewuBt wurde, erteilte ich sofort die Anweisung zur Aufstellung zahl-
reicher neuer Panzer-, Mot- und Infanteriedivisionen. Die Voraussetzungen dafiir waren sowohl per-
sonell als auch materiell reichlich vorhanden. Wie ich Ihnen, meine Abgeordneten, und uberhaupt
dem ganzen deutschen Volk nur eine Versicherung geben kann: wenn man auch in den Demokratien,
wie leicht begreiflich, sehr viel redet, dann wird aber trotzdem im nationalsozialistischen Deutschland
dafiir immer noch mehr gearbeitet. Es war in der Vergangenheit so und es ist dies auch heute nicht
anders. Jedes Jahr wird uns mit vermehrten und vor allem auch besseren Waffen dort linden, wo die
Entscheidungen fallen.
Trotz aller Einsicht in die Notwendigkeit, unter keinen Umstanden dem Gegner die Moglichkeit zu
bieten, den ersten StoB in unser Herz tun zu konnen, war der EntschluB in diesem Fall doch ein sehr
schwerer. Wenn die Artikel Schreiber unserer demokratischen Zeitungen heute erklaren, daB ich bei
genauerer Kenntnis der Starke des bolschewistischen Gegners es mir uberlegt haben wurde, zum An-
griff zu schreiten, so verkennen sie ebensosehr die Lage wie meine Person. Ich h a b e keinen Krieg
gesucht, sondern habe im Gegenteil alles getan, um ihn zu vermeiden. Ich wurde aber pflichtverges-
sen und gewissenlos handeln, wenn ich es trotz der Kenntnis der Unvermeidbarkeit eines Waffengan-
ges versaumen wurde, die daraus einzig moglichen Konsequenzen zu ziehen. Weil ich SowjetruBland
fur die todlichste Gefahr nicht nur des Deutschen Reiches, sondern fur ganz Europa hielt, habe ich
mich entschlossen, wenn moglich noch wenige Tage vor Ausbruch dieser Auseinandersetzung selbst
das Signal zum Angriff zu geben. Fur die Tatsache der Absicht aber des russischen Angriffs liegt heu-
te einwahrhaft erdriickendes und authentisches Material vor. Ebenso sind wir uns im klaren iiber den
Zeitpunkt, an dem dieser Angriff stattfinden sollte. Angesichts der uns vielleicht im ganzen Umfang
aber wirklich erst heute bewuBt gewordenen GroBe der Gefahr kann ich dem Herrgott nur danken, daB
er mich zur richtigen Stunde erleuchtet und mir die Kraft schenkte, das zu tun, was getan werden
muBte. Dem verdanken nicht nur Millionen deutscher Soldaten ihr Leben, sondern ganz Europa sein
Dasein. Denn das darf ich heute
77 aussprechen: Wenn sich diese Welle von iiber 20000 Panzern, Hunderten an Divisionen, Zehntausen-
den an Geschlitzen, begleitet von mehr als 10000 Flugzeugen, unversehens liber das Reich hin in Be-
wegung gesetzt haben wurde, ware Europa verloren gewesen! Das Schicksal hat eine Reihe von Vol-
kern bestimmt, durch den Einsatz ihres Blutes diesem StoB zuvorzukommen bzw. ihn aufzufangen.
Hatte sich Finnland nicht sofort entschlossen, zum zweiten Male die Waffen zu ergreifen, dann wurde
die gemachliche Biirgerlichkeit der anderen nordischen Staaten schnell ihr Ende gefunden haben.
Ware das Deutsche Reich nicht mit seinen Soldaten und Waffen vor diesen Gegner getreten, wiirde
ein Strom iiber Europa gebrandet sein, der die lacherliche britische Idee der Aufrechterhaltung des
europaischen Gleichgewichts in ihrer ganzen Geistlosigkeit und stupiden Tradition einmal fur immer
erledigt hatte. Wiirden nicht Slowaken, Ungarn und Rumanen den Schutz dieser europaischen Welt
mit ubernommen haben, dann waren die bolschewistischen Horden wie der Hunnenschwarm eines
Attila iiber die Donaulander gebraust, und an den Gefilden des Ionischen Meeres wiirden heute Tarta-
ren und Mongolen die Revision des Vertrages von Montreux erzwingen. Hatten nicht Italien, Spanien,
Kroatien ihre Divisionen gesendet, dann wiirde nicht die Abwehr einer europaischen Front entstanden
sein, die als Proklamation des Begriffs des neuen Europas ihre werbende Kraft auch auf alle anderen
Volker ausstrahlen lieB. Aus diesem ahnungsvollen Erkennen heraus sind von Nord- und Westeuropa
die Freiwilligen gekommen: Norweger, Danen, Hollander, Flamen, Belgier usw., ja selbst Franzosen,
die dem Kampf der verbundeten Machte der Achse im wahrsten Sinne des Wortes den Charakter eines
europaischen Kreuzzuges geben.
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Es ist noch nicht die Zeit, iiber die Planung und Fiihrung dieses Feldzuges zu sprechen. Allein ich
glaube schon jetzt, in diesem gewaltigsten Kampfe aller Zeiten, bei dem sich durch die GroBe des
Raumes, die Vielzahl und Gewalt der Ereignisse nur zu leicht die einzelnen Eindriicke verwischen, in
der Erinnerung verblassen, in wenigen Satzen auf das Erreichte hinweisen zu dlirfen.
Am 22. Juni begann im grauenden Morgen der Angriff. Mit unwiderstehlicher Klihnheit waren jene
Grenzbefestigungen
durchstoBen worden, die bestimmt waren, den russischen Aufmarsch gegen uns vor jener Uberra-
schung zu sichern. Schon am 23. Juni war Grodno gefallen. Am 24. Juni waren nach der Einnahme
von Brest-Litowsk die Zitadelle niedergekampft und ebenso W i 1 n a und K o w n o genommen. Am
26. Juni fiel Dlinaburg. Am 10. Juli wurden die ersten beiden groBen Umfassungsschlachten bei Biali-
stok und Minsk
78 abgeschlossen. 324 000 Gefangene, 3332 Panzer und 1809 Geschutze Helen in unsere Hand. Schon
am 13. Juli erfolgte an fast alien entscheidenden Stellen der Durchbruch durch die Stalin-Linie. Am
16. Juli fiel nach schweren Kampfen Smolensk, wahrend am 19. Juli deutsche und rumanische
Verbande den Ubergang iiber den D n j e s t r erzwangen. Am 6. August wurde in vielen Kesseln die
Schlacht von Smolensk beendet. Wieder marschierten in deutsche Gefangenschaft 310000 Russen,
wahrend 3205 Panzer und 3120 Geschutze teils als vernichtet teils als Beute gezahlt werden konnten.
Schon drei Tage spater vollendete sich das Schicksal einer weiteren russischen Heeresgruppe. Am 9.
August wurden in der Schlacht von U m a n wieder 103 000 Sowjetrussen gefangen, 317 Panzer, 1100
Geschiitze zerstort oder erbeutet. Am 17. August fiel Nikolajew, am 21. August wurde C h e r s o
n genommen. Am selben Tage fand die Schlacht bei Gomel ihren AbschluB mit 84 000 Gefangenen
und 144 Panzern und 848 Geschiitzen, die abermals teils erbeutet, teils vernichtet worden waren. Am
21. August wurden die russischen Stellungen zwischen dem 11 men- und Peipus-See durchbrochen,
wahrend am 26. August der Briickenkopf um D n j e propetrowsk in unsere Hande kam. Schon am 28.
des gleichen Monats zogen deutsche Truppen nach schweren Kampfen in R e v a 1 und Baltisch-Port
ein, wahrend am 30. August V i i p u r i durch die Finnen genommen wurde. Mit der am 8. September
erfolgten Eroberung von Schliisselburg wurde Leningrad endgiiltig auch nach dem Siiden hin abge-
schlossen. Am 16. September gelang es, die Briickenkopfe iiber den Dnjepr zu bilden, und schon am
18. September fiel P o 11 a w a in die Hand unserer Soldaten. Am 19. September erstiirmten deutsche
Verbande die Zitadelle von Kiew und am 22. September wurde die Eroberung von s e 1 durch die
Einnahme der Hauptstadt gekront.
Nunmehr aber erst reiften die groBten Operationen zu den erwarteten Erfolgen heran. Am 27. Sep-
tember war die Schlacht bei Kiew abgeschlossen. 665 000 Gefangene setzten sich in endlosen Kolon-
nen nach Westen in Bewegung. 884 Panzer, 3178 Geschiitze aber blieben in den Kesseln als Beute
liegen. Schon am 2. Oktober begann die Durchbruchsschlacht nunmehr in der Mitte der Ostfront, wah-
rend am 11. Oktober die Schlacht am Asowschen Meer ihren erfolgreichen AbschluB fand. Wieder
wurden 107 000 Gefangene, 212 Panzer und 672 Geschiitze gezahlt. Am 16. Oktober erfolgte nach
hartem Kampf der Einzug der deutschen und rumanischen Verbande in d e s s a. Am 18. Oktober
war die am 2. Oktober begonnene Durchbruchsschlacht in der Mitte der Ostfront mit einem neuen
weltgeschichtlich einmaligen Erfolg beendet. 663 000 Gefangene waren das eine Ergebnis, 1242 Pan-
zer, 5452 Geschiitze teils
79 vernichtet und teils erbeutet das andere. Am 21. Oktober wurde die Eroberung von Dago abge-
schlossen, am 24. Oktober das Industriezentrum Charkow genommen, am 28. Oktober in schwersten
Kampfen der Zugang zur Krim endgiiltig erzwungen und schon am 2. November die Hauptstadt Sim-
feropol erstiirmt. Am 16. November war die Krim durchstoBen bis K e r t s c h. Am 1. Dezember aber
betrug die Gesamtzahl der gefangenen Sowjetrussen 3 806 865. Die Zahl der vernichteten oder erbeu-
teten Panzer betrug 21 391, die der Geschiitze 32541 und die der Flugzeuge 17322.
Im gleichen Zeitraum wurden 2191 britische Flugzeuge abgeschossen, durch die Kriegsmarine
4170611 BRT, durch die Luftwaffe 2346180 BRT versenkt, also zusammen 6516791 BRT vernichtet.
Meine Abgeordneten ! Mein deutsches Volk!
Das sind niichterne Tatsachen und vielleicht trockene Zahlen. Mogen sie aber nie der Geschichte
und vor allem dem BewuBtsein und der Erinnerung unseres eigenen deutschen Volkes entschwinden!
Denn hinter diesen Zahlen verbergen sich die Leistungen, Opfer und Entbehrungen, stehen der Hel-
denmut und die Todesbereitschaft von Millionen der besten Manner unseres eigenen Volkes und der
mit uns verbiindeten Staaten.
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Alles das muBte erkampft werden mit dem Einsatz der Gesundheit und des Lebens und unter An-
strengungen, von denen die Heimat wohl kaum eine Ahnung hat. In endlose Fernen marschierend,
gequalt von Hitze und Durst, oft fast bis zur Verzweiflung gehemmt durch den Schlamm grundloser
Wege, vom WeiBen bis zum Schwarzen Meer den Unbilden eines Klimas ausgesetzt, das von der Glut
der Juli- und Augusttage sich senkt bis zu den Wintersturmen des November und Dezember, gepeinigt
von Insekten, leidend unter Schmutz und Ungeziefer, frierend in Schnee und Eis, haben sie gekampft,
die Deutschen und die Finnen, die Italiener, Slowaken, Ungarn und Rumanen, die Kroaten, die Frei-
willigen aus den nordischen und westeuropaischen Landern, alles in allem: die Soldaten der Ostfront!
Der Einbruch des Winters allein wird dieser Bewegung nunmehr eine Hemmung auferlegen. Der Ein-
bruch des Sommers wird die Bewegung wieder nicht mehr verhindern konnen.
Ich will an diesem Tag keine einzelnen Waffen nennen, will keine Fuhrung riihmen, sie haben alle
ihr Hochstes gegeben. Und doch verpflichten Einsicht und Gerechtigkeit, eines immer wieder festzu-
stellen: von all unseren deutschen Soldaten tragt so wie einst auch heute die schwerste Last des Kamp-
fes unsere einzig dastehende Infanterie.
80 Vom 22. Juni bis 1. Dezember hat das deutsche Heer in diesem Heldenkampf verloren:
158773 Tote,
563 082 Verwundete und
31191 VermiBte;
die Luftwaffe 3231 Tote,
8453 Verwundete und
2028 VermiBte;
die Kriegsmarine
310 Tote,
232 Verwundete und
115 VermiBte.
Mi thin die deutsche Wehrmacht zusammen:
162314 Tote,
571 767 Verwundete und
33 334 VermiBte.
Also an Toten und Verwundeten etwas mehr als das Doppelte der Sommeschlacht des Weltkrieges,
an VermiBten etwas weniger als die Halfte der damaligen Zahl, alles aber Vater und Sonne unseres
deutschen Volkes.
Und nun lassen Sie mich demgegenuber zu jener anderen Welt Stellung nehmen, die ihren Repra-
sentanten in dem Mann hat, der, wahrend die Volker und ihre Soldaten in Schnee und Eis kampfen, in
taktvoller Weise vom Kaminfeuer aus zu plaudern pflegt, und damit also vor allem von jenem Mann,
der der Hauptschuldige an diesem Kriege ist. Als sich im Jahre 1939 die Lage der Nationalitaten im
damaligen polnischen Staat als immer unertraglicher erwies, versuchte ich zunachst auf dem Wege
eines billigen Ausgleichs die untragbar gewordenen Zustande zu beseitigen. Es schien eine gewisse
Zeit so, als ob die polnische Regierung selber ernstlich erwogen hatte, einer verntinftigen Losung zu-
zustimmen. Ich darf hier noch einfugen, daB bei all diesen Vorschlagen von deutscher Seite nichts
gefordert wurde, was nicht schon fruher deutsches Eigentum gewesen war, ja daB wir im Gegenteil auf
sehr viel Verzicht leisteten, was vor dem Weltkrieg Deutschland gehorte. Sie erinnern sich noch der
dramatischen Entwicklung dieser Zeit, der sich fortgesetzt erhohenden Opfer der deutschen Volks-
gruppe. Sie sind, meine Abgeordneten, am besten in der Lage, die Schwere dieser Blutopfer zu ermes-
sen, wenn Sie sie in Vergleich setzen zu den Opfern des jetzigen Krieges. Denn der bisherige Feldzug
im Osten hat die gesamte deutsche Wehrmacht rund 160000 Tote gekostet, allein im tiefsten Frieden
sind damals in wenigen Monaten in Polen tiber 62000 Volksdeutsche zum Teil unter den grausamsten
Martern getotet
81 worden. DaB das Deutsche Reich ein Recht besaB, solche Zustande an seiner Grenze zu beanstanden
und auf ihre Beseitigung zu drangen, uberhaupt auch auf seine Sicherheit bedacht zu sein, dtirfte wohl
kaum bestritten werden in einer Zeit, in der andere Lander Elemente ihrer Sicherheit sogar in fremden
Kontinenten suchen. Die Probleme, die korrigiert werden sollten, waren territorial genommen unbe-
deutend. Im wesentlichen handelte es sich um Danzig und um die Verbindung der abgerissenen
Provinz OstpreuBen mit dem ubrigen Reich. Schwer wogen die grausamen Verfolgungen, denen die
Deutschen gerade in Polen ausgesetzt waren.
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Ein nicht minder schweres Schicksal hatten dort iibrigens auch die anderen Minoritaten zu erdulden.
Als sich nun in den Augusttagen die Haltung Polens dank der als Blankovollmacht ausgestellten Ga-
rantie Englands immer mehr versteifte, sah sich die deutsche Reichsregierung, und zwar zum letzten-
mal, veranlaBt, einen Vorschlag zu unterbreiten, auf Grund dessen sie bereit war, in Verhandlungen
mit Polen einzutreten und von dem sie dem damaligen englischen Botschafter wortlich Kenntnis gab.
Ich darf diese Vorschlage am heutigen Tage der Vergessenheit entreiBen und sie Ihnen wieder zur
Erinnerung bringen.
Vorschlag fur eine Regelung des Danzig-Ko rridor-Problems sowie der deutsch-polnischen
Minderheitenfrage
Die Lage zwischen dem Deutschen Reich und Polen ist zur Zeit so, daB jeder weitere Zwischenfall
zu einer Entladung der beiderseits in Stellung gegangenen militarischen Streitkrafte fiihren kann. Jede
friedliche Losung muB so beschaffen sein, daB sich nicht bei nachster Gelegenheit die diesen Zustand
ursachlich bedingenden Ereignisse wiederholen konnen und dadurch nicht nur der Osten Europas,
sondern auch andere Gebiete in die gleiche Spannung versetzt werden.
Die Ursachen dieser Entwicklung liegen
1. in der unmoglichen Grenzziehung, wie sie durch das Versailler Diktat vorgenommen wurde,
2. in der unmoglichen Behandlung der Minderheit in den abgetrennten Gebieten.
Die deutsche Reichsregierung geht daher bei diesen Vorschlagen von dem Gedanken aus, eine end-
giiltige Losung zu finden, die die unmogliche Situation der Grenzziehung beseitigt, beiden Teilen ihre
lebenswichtigen VerbindungsstraBen sichert, das Minderheitenproblem — soweit irgend moglich —
beseitigt und, soweit dies nicht moglich ist, das Schicksal der Minderheiten durch eine sichere Garan-
tie ihrer Rechte ertraglich gestaltet.
82 Die deutsche Reichsregierung ist iiberzeugt, daB es dabei unerlaBlich ist, wirtschaftliche und
physische Schadigungen, die seit dem Jahre 1918 stattgefunden haben, aufzudecken und in vollem
Umfange wieder gutzumachen. Sie sieht selbstverstandlich diese Verpflichtung als eine fur beide Teile
bindende an.
Aus diesen Erwagungen ergeben sich folgende praktische Vorschlage:
1. Die Freie Stadt Danzig kehrt auf Grund ihres rein deutschen Charakters sowie des einmiitigen
Willens ihrer Bevolkerung sofort in das Deutsche Reich zuriick.
2. Das Gebiet des sogenannten Korridors, das von der Ostsee bis zu der .Linie Marienwerder —
Graudenz — Kulm — Bromberg (diese Stadte einschlieBlich) und dann etwa westlich nach Schonlanke
reicht, wird iiber seine Zugehorigkeit zu Deutschland oder zu Polen selbst entscheiden.
3. Zu diesem Zweck wird dieses Gebiet eine Abstimmung vornehmen. Abstimmungsberechtigt sind
alle Deutschen, die am 1. Januar 1918 in diesem Gebiete wohnhaft waren oder bis zu diesem Tage dort
geboren wurden, und desgleichen alle an diesem Tage in diesem Gebiet wohnhaft gewesenen oder bis
zu diesem Tage dort geborenen Polen, Kaschuben usw. Die aus diesem Gebiet vertriebenen Deutschen
kehren zur Erfullung ihrer Abstimmung zuriick.
Zur Sicherung einer objektiven Abstimmung sowie zur Gewahrleistung der dafiir notwendigen um-
fangreichen Vorarbeiten wird dieses erwahnte Gebiet ahnlich dem Saargebiet einer sofort zu bildenden
internationalen Kommission unterstellt, die von den vier GroBmachten Italien, Sowjetunion, Frank-
reich, England gebildet wird. Diese Kommission iibt alle Hoheitsrechte in diesem Gebiet aus. Zu dem
Zweck ist dieses Gebiet in einer zu vereinbarenden kiirzesten Frist von den polnischen Militars, der
polnischen Polizei und den polnischen Behorden zu raumen.
4. Von diesem Gebiet bleibt ausgenommen der polnische Hafen G d i n g e n, der grundsatzlich pol-
nisches Hoheitsgebiet ist, insoweit er sich territorial auf die polnische Siedlung beschrankt.
Die naheren Grenzen dieser polnischen Hafenstadt waren zwischen Deutschland und Polen festzu-
legen und notigenfalls durch ein internationales Schiedsgericht festzusetzen.
5. Um die notwendige Zeit fur die erforderlichen umfangreichen Arbeiten zur Durchfiihrung einer
gerechten Abstimmung sicherzustellen, wird diese Abstimmung nicht vor Ablauf von zwolf Monaten
stattfinden.
6. Um wahrend dieser Zeit Deutschland seine Verbindung mit OstpreuBen und Polen seine Verbin-
dung
83 mit dem Meer unbeschrankt zu garantieren, werden StraBen und Eisenbahnen festgelegt, die einen
freien Transitverkehr ermoglichen. Hierbei diirfen nur jene Abgaben erhoben werden, die fur die Er-
haltung der Verkehrswege bzw. fur die Durchfiihrung der Transporte erforderlich sind.
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 1
7. Uber die Zugehorigkeit des Gebietes entscheidet die einfache Mehrheit der abgegebenen Stim-
men.
8. Um nach erfolgter Abstimmung — ganz gleich, wie diese ausgehen moge — die Sicherheit des
freien Verkehrs Deutschlands mit seiner Provinz Danzig-OstpreuBen und Polen seine Verbindung mit
dem Meere zu garantieren, wird, falls das Abstimmungsgebiet an Polen fallt, Deutschland eine exterri-
toriale Verkehrszone, .etwa in Richtung von Biitow, Danzig bzw. Dirschau, gegeben zur Anlage einer
Reichsautobahn sowie einer viergleisigen Eisenbahnlinie. Der Bau der StraBe und der Eisenbahn wird
so durchgeflihrt, daB die polnischen Kommunikationswege dadurch nicht beriihrt, d. h. entweder liber-
oder unterfahren werden. Die Breite dieser Zone wird auf einen Kilometer festgesetzt und ist deut-
sches Hoheitsgebiet.
Fallt die Abstimmung zugunsten Deutschlands aus, erhalt Polen zum freien und uneingeschrankten
Verkehr nach seinem Hafen Gdingen die gleichen Rechte einer ebenso exterritorialen StraBen- bzw.
Bahnverbindung, wie sie Deutschland zustehen wtirden.
9. Im Falle des Zuriickfallens des Korridors an das Deutsche Reich erklart sich dieses bereit, einen
Bevolkerungsaustausch mit Polen in dem AusmaB vorzunehmen, als der Korridor hierfiir geeignet ist.
10. Die etwa von Polen gewtinschten Sonderrechte im Hafen von Danzig wtirden paritatisch ausge-
handelt werden mit gleichen Rechten Deutschlands im Hafen von Gdingen.
11. Um in diesem Gebiet jedes Gefuhl einer Bedrohung auf beiden Seiten zu beseitigen, wiirden
Danzig und Gdingen den Charakter reiner Handelsstadte erhalten, d. h. ohne militarische Anlagen und
militarische Befestigungen.
12. Die Halbinsel Heia, die entsprechend der Abstimmung entweder zu Polen oder zu Deutschland
kame, wiirde in jedem Fall ebenfalls zu demilitarisieren sein. Das gleiche betrifft die Vorschlage liber
die Sicherung der Minoritaten. Es ist dies ein Vorschlag, wie er loyaler und groBziigiger uberhaupt
von keiner Regierung gemacht werden kann, als von der nationalsozialistischen Ftihrung des Deut-
schen Reiches.
13. Da die deutsche Reichsregierung heftigste Beschwerden gegen die polnische Minderheitenbe-
handlung vorzubringen hat, die polnische Regierung ihrerseits glaubt, auch Beschwerden gegen
Deutschland vorbringen zu mtissen, erklaren sich beide Parteien damit einverstanden, daB diese
84 Beschwerden einer international zusammengesetzten Untersuchungskommission unterbreitet
werden, die die Aufgabe hat, alle Beschwerden liber wirtschaftliche und physische Schadigungen so-
wie sonstige terroristische Akte zu untersuchen.
Deutschland und Polen verpflichten sich, alle seit dem Jahre 1918 etwa vorgekommenen wirtschaft-
lichen und sonstigen Schadigungen der beiderseitigen Minoritaten wieder gutzumachen bzw. alle Ent-
eignungen aufzuheben oder fur diese und sonstige Eingriffe in das wirtschaftliche Leben eine voll-
standige Entschadigung den Betroffenen zu leisten.
14. Um den in Polen verbleibenden Deutschen sowie den in Deutschland verbleibenden Polen das
Gefuhl der internationalen Rechtlosigkeit zu nehmen und ihnen vor allem die Sicherheit zu gewahren,
nicht zu Handlungen bzw. zu Diensten herangezogen werden zu konnen, die mit ihrem nationalen
Gefuhl unvereinbar sind, kommen Deutschland und Polen liberein, die Rechte der beiderseitigen Min-
derheiten durch umfassendste und bindende Vereinbarungen zu sichern, um diesen Minderheiten die
Erhaltung, freie Entwicklung und Betatigung ihres Volkstums zu gewahrleisten, ihnen insbesondere zu
diesem Zweck die von ihnen fur erforderlich gehaltene Organisierung zu gestatten. Beide Teile ver-
pflichten sich, die Angehorigen der Minderheit nicht zum Wehrdienst heranzuziehen.
15. Im Falle einer Vereinbarung auf der Grundlage dieser Vorschlage erklaren sich Deutschland und
Polen bereit, die sofortige Demobilmachung ihrer Streitkrafte anzuordnen und durchzufuhren.
16. Die zur Beschleunigung der obigen Abmachungen erforderlichen weiteren MaBnahmen werden
zwischen Deutschland und Polen gemeinsam vereinbart.
Die damalige polnische Regierung hat es abgelehnt, auf diese Vorschlage auch nur zu reagieren. Es
erhebt sich dabei aber doch die Frage: Wie konnte es ein so unbedeutender Staat wagen, solche Vor-
schlage einfach zu negieren und dariiber hinaus nicht nur zu weiteren Grausamkeiten gegenliber den
Deutschen, die diesem Lande die ganze Kultur geschenkt hatten, zu greifen, sondern sogar noch die
allgemeine Mobilmachung anzuordnen?
Der Einblick in die Dokumente des Auswartigen Amts in Warschau hat uns alien spater die iiberra-
schende Erklarung gegeben: Ein Mann war es, der mit teuflischer Gewissenlosigkeit seinen gesamten
EinfluB zur Anwendung brachte, um Polen in seinem Widerstand zu bestarken und jede Moglichkeit
einer Verstandigung auszuschalten. Die Berichte, die der damalige polnische Gesandte in
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85 Washington, Graf Potocki, seiner Regierung in Warschau schickte, sind Dokumente, aus denen mit
erschreckender Deutlichkeit hervorgeht, wie sehr ein einziger Mann und die ihn treibenden Krafte mit
der Verantwortung fur den zweiten Weltkrieg belastet sind.
Es erhebt sich zunachst die Frage, aus welchen Griinden konnte dieser Mann in eine so fanatische
Feindschaft gegenuber einem Land verfallen, das bisher in seiner ganzen Geschichte weder Amerika
noch ihm selbst irgendein Leid zugefugt hatte?
Soweit es sich um die Stellung Deutschlands zu Amerika handelt, ist folgendes zu sagen:
1. Deutschland ist vielleicht die einzige GroBmacht, die weder auf dem nord- noch sudamerikani-
schen Kontinent jemals eine Kolonie besessen oder sich sonst politisch betatigt hat, es sei denn durch
die Auswanderung vieler Millionen Deutscher und deren Mitarbeit, aus der der amerikanische Konti-
nent, insonderheit die Vereinigten Staaten, nur Nutzen gezogen haben.
2. Das Deutsche Reich hat in der ganzen Geschichte der Entstehung und des Bestehens der Verei-
nigten Staaten niemals eine politisch ablehnende oder gar feindliche Haltung eingenommen, wohl aber
mit dem Blut vieler seiner Sonne mitgeholfen, die USA zu verteidigen.
3. Das Deutsche Reich hat sich an keinem Krieg gegen die Vereinigten Staaten selbst beteiligt, wohl
aber wurde es von den Vereinigten Staaten im Jahre 1917 mit Krieg iiberzogen, und zwar aus Griin-
den, die durch einen AusschuB restlos aufgeklart worden sind, den der jetzige President Roosevelt zur
Priifung dieser Frage selbst eingesetzt hatte. Gerade dieser UntersuchungsausschuB zur Klarung der
Griinde des amerikanischen Kriegseintritts hat einwandfrei festgestellt, daB diese fiir den amerikani-
schen Kriegseintritt 1917 ausschlieBlich auf dem Gebiet der kapitalistischen Interessen einiger kleiner
Gruppen lagen, daB Deutschland selbst jedenfalls keinerlei Absicht hatte, mit Amerika in einen Kon-
flikt zu geraten.
Auch sonst gibt es zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Volk keine Gegensatze, seien
sie territorialer oder politischer Art, die irgendwie die Interessen oder gar die Existenz der Vereinigten
Staaten beriihren konnten. Die Verschiedenheit der Staatsformen war immer gegeben. Sie kann aber
iiberhaupt nicht als ein Grund fiir Feindseligkeiten im Volkerleben herangezogen werden, solange sich
nicht eine Staatsform bemiiht, auBerhalb des ihr natiirlich gegebenen Bereiches in andere einzugreifen.
Amerika ist eine von einem Prasidenten mit groBer autoritarer Vollmacht geleitete Republik.
86 Deutschland war einst eine von einer bedingten Autoritat gefiihrte Monarchic, spater eine autoritatslo-
se Demokratie, heute eine von starker Autoritat gefiihrte Republik. Zwischen beiden Staaten liegt ein
Ozean. Die Divergenzen zwischen dem kapitalistischen Amerika und dem bolschewistischen RuBland
muBten, wenn iiberhaupt diese Begriffe etwas Wahres in sich hatten, wesentlich groBer sein als zwi-
schen dem von einem Prasidenten gefiihrten Amerika und dem von einem Fiihrer geleiteten Deutsch-
land.
Es ist nun aber eine Tatsache, daB die beiden historischen Konflikte zwischen Deutschland und den
Vereinigten Staaten, wenn auch von der gleichen Kraft inspiriert, doch ausschlieBlich durch zwei
Manner der USA angefacht worden sind, namlich durch den Prasidenten Wilson und durch F r a n k 1 i
n Roosevelt. Das Urteil iiber Wilson hat die Geschichte selbst gesprochen. Sein Name bleibt verbun-
den mit einem der gemeinsten Wortbriiche aller Zeiten. Die Folgen seines Wortbruchs waren eine
Zerriittung des Lebens der Volker nicht nur bei den sogenannten Besiegten, sondern auch bei den Sie-
gern selbst. Das durch seinen Wortbruch allein ermoglichte Diktat von Versailles hat Staaten zerris-
sen, Kulturen zerstort und die Wirtschaft aller ruiniert.
Wir wissen heute, daB hinter Wilson eine Gesellschaft interessierter Finanziers stand, die sich dieses
paralytischen Professors bedienten, um Amerika in den Krieg zu fiihren, von dem sie sich erhohte
Geschafte erhofften. DaB das deutsche Volk diesem Mann einst geglaubt hatte, muBte es mit dem Zu-
sammenbruch seiner politischen und wirtschaftlichen Existenz bezahlen.
Welches ist nun der Grund, daB nach so bitteren Erfahrungen sich wieder ein President der
Vereinigten Staaten findet, der erneut seine einzige Aufgabe darin sieht, Kriege entstehen zu lassen
und vor allem die Feindschaft gegen Deutschland bis zum Kriegsausbruch zu steigern? Der
Nationalsozialismus kam in Deutschland im selben Jahre zur Macht, in dem Roosevelt zum
Prasidenten der Vereinigten Staaten gewahlt wurde. Es ist nun wichtig, die Momente zu priifen, die als
Ursache der heutigen Entwicklung angesehen werden miissen:
Zunachst die personliche Seite:
Ich verstehe nur zu wohl, daB zwischen der Lebensauffassung und -einstellung des Prasidenten Roo-
sevelt und meiner eigenen ein weltweiter Abstand ist. Roosevelt stammt aus einer steinreichen Fami-
lie, gehorte von vornherein zu jener Klasse von Menschen, denen Geburt und Herkunft in den Demo-
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kratien den Weg des Lebens ebnen und damit den Aufstieg sichern. Ich selbst war nur das Kind einer
kleinen und armen Familie und muBte mir unter unsaglichen Miihen durch Arbeit und FleiB meinen
Weg erkampfen. Als der Weltkrieg kam, hatte Roosevelt in einer unter dem Schatten Wilsons
87 befindlichen Stellung den Krieg aus der Sphare des Verdienstes miterlebt. Er kennt daher nur die
angenehmen Folgen der Auseinandersetzung von Volkern und Staaten, die sich fur den ergeben, der
dort Geschafte macht, wo andere verbluten. In dieser gleichen Zeit war mein eigenes Leben wieder auf
der ganz anderen Seite gelegen. Ich gehorte nicht zu denen, die Geschichte oder gar Geschafte mach-
ten, sondern nur zu denen, die Befehle ausfuhrten. Als gewohnlicher Soldat habe ich mich bemtiht, in
diesen vier Jahren vor dem Feinde meine Pflicht zu erfullen, und kehrte aus dem Kriege natiirlich ge-
rade so arm zuriick, wie ich im Herbst 1914 in ihn gezogen war. Ich habe also mein Schicksal mit dem
von Millionen geteilt, Herr Franklin Roosevelt das seine mit dem der sogenannten oberen Zehntau-
send. Wahrend Herr Roosevelt nach dem Kriege schon seine Fahigkeiten in Finanzspekulationen er-
probte, um aus der Inflation, d. h. dem Elend der anderen, personlichen Nutzen zu ziehen, lag ich
noch, ebenso wie viele andere Hunderttausend, im Lazarett.
Und als Herr Roosevelt endlich die Laufbahn des normalen geschaftlich erfahrenen, wirtschaftlich
fundierten, herkunftsmaBig protegierten Politikers beschritt, kampfte ich als namenloser Unbekannter
fur die Wiedererhebung meines Volkes, dem das schwerste Unrecht in seiner ganzen Geschichte ange-
tan worden war. Zwei Lebenswege! Als Franklin Roosevelt an die Spitze der Vereinigten Staaten trat,
war er der Kandidat einer durch und durch kapitalistischen Partei, die sich seiner bediente. Und als ich
Kanzler des Deutschen Reiches wurde, war ich der Ftihrer einer Volksbewegung, die ich selbst ge-
schaffen hatte. Die Krafte, die Herrn Roosevelt trugen, waren die Krafte, die ich auf Grund des
Schicksals meines Volkes und meiner heiligsten inneren Uberzeugung bekampfte. Der „Gehirn trust",
dessen sich der neue amerikanische Prasident bedienen muBte, bestand aus Angehorigen desselben
Volkes, das wir als eine parasitare Erscheinung der Menschheit in Deutschland bekampften und aus
dem offentlichen Leben zu entfernen begannen.
Und doch hatten wir beide etwas Gemeinsames:
Franklin Roosevelt ubernahm einen Staat mit einer infolge der demokratischen Einflusse verfalle-
nen Wirtschaft, und ich trat an die Spitze eines Reiches, das sich ebenfalls dank der Demokratie vor
dem vollkommenen Ruin befand. Die Vereinigten Staaten besaBen 13 Millionen Erwerbslose,
Deutschland
88 7 Millionen und allerdings noch weitere 7 Millionen Kurzarbeiter. In beiden Staaten waren die
offentlichen Finanzen zerrtittet, das Absinken des allgemeinen wirtschaftlichen Lebens schien kaum
mehr aufzuhalten.
In diesem Moment beginnt in den Vereinigten Staaten und im Deutschen Reich nunmehr eine Ent-
wicklung, die es der Nachwelt leicht machen wird, iiber die Richtigkeit der Theorien ein abschlieBen-
des Urteil zu fallen. Wahrend im Deutschen Reich unter der nationalsozialistischen Fuhrung in weni-
gen Jahren ein ungeheuerer Aufstieg des .Lebens, der Wirtschaft, der Kultur, der Kunst usw. einsetzte,
war es dem Prasidenten Roosevelt nicht gelungen, auch nur die geringsten Verbesserungen in seinem
eigenen Lande herbeizufuhren. Wieviel leichter aber muBte diese Arbeit in den Vereinigten Staaten
sein, in denen knapp 15 Menschern auf den Quadratkilometer leben gegentiber 140 in Deutschland.
Wenn es in diesem Lande nicht gelingt, eine wirtschaftliche Bltite herbeizufuhren, dann hangt es nur
zusammen entweder mit dem schlechten Willen einer herrschenden Fuhrung oder mit einer vollkom-
menen Unfahigkeit der berufenen Menschen in knapp ftinf Jahren waren in Deutschland die wirt-
schaftlichen Probleme gelost und die Erwerbslosigkeit beseitigt. In derselben Zeit hat der President
Roosevelt die Staatsschulden seines Landes auf das ungeheuerlichste erhoht, den Dollar entwertet, die
Wirtschaft noch mehr zerriittet und die Erwerbslosenzahl beibehalten.
Dies ist aber nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daB die Geister, die dieser Mann zu seiner
Unterstiitzung gerufen hat, oder besser, die ihn gerufen hatten, zu jenen Elementen gehoren, die als
Juden ein Interesse nur an der Zerruttung und niemals an der Ordnung besitzen konnen! Wahrend wir
im nationalsozialistischen Deutschland die Spekulation bekampften, erlebte sie unter der Are Roose-
velt eine staunenswerte Bliite. Die Gesetzgebung des New Deals dieses Mannes war falsch und damit
der groBte Fehlschlag, den je ein Mann erlitten hatte. Es gibt keinen Zweifel dariiber, daB eine Fortset-
zung dieser Wirtschaftspolitik in Friedenszeiten diesen Prasidenten fruher oder spater trotz all seiner
dialektischen Geschicklichkeit zum Scheitern gebracht haben wurde. In europaischen Staaten wurde er
sicherlich sein Ende vor dem Staatsgerichtshof wegen willkurlicher Verschleuderung des nationalen
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Vermogens gefunden haben. vor einem biirgerlichen Gericht aber wegen schuldhafter Geschaftsgeba-
rung dem Gefangnis kaum entgangen sein.
Dieses Urteil oder besser diese Erkenntnis besitzen auch viele und auch angesehene Amerikaner.
Eine
89 drohende Opposition braute sich liber dem Haupt dieses Mannes zusammen. Sie lieB ihn ahnen, daB
nur eine Ablenkung der Aufmerksamkeit der offenflichen Meinung von seiner inneren Politik zur au-
Beren hin Rettung bringen konnte. Es ist interessant, in diesem Zusammenhang die Berichte des polni-
schen Gesandten Potocki aus Washington zu studieren, der immer wieder darauf hinweist, daB sich
Roosevelt der Gefahr des Zusammenbruchs seines ganzen wirtschaftlichen Kartenhauses genau be-
wuBt sei und deshalb unter alien Umstanden eine auBenpolitische Ablenkung benotige. Er wurde darin
bestarkt durch den Kreis der ihn umgebenden Juden, die aus alttestamentarischer Rachsucht in den
Vereinigten Staaten das Instrument zu sehen glaubten, um mit ihm den europaischen, immer antisemi-
tischer werdenden Nationen ein zweites Purim bereiten zu konnen. Es war der Jude in seiner ganzen
satanischen Niedertracht, der sich um diesen Mann scharte und nach dem dieser Mann aber auch griff.
So beginnt denn steigend der EinfluB des amerikanischen Prasidenten sich in dem Sinne auszuwirken,
Konflikte zu schaffen oder vorhandene Konflikte zu vertiefen, auf alle Falle aber zu verhindern, daB
Konflikte eine friedliche Losung finden. Jahrelang hat dieser Mann nur einen einzigen Wunsch, daB
irgendwo in der Welt ein Streit ausbricht, am besten in Europa, der ihm die Moglichkeit gibt, durch
Verpflichtung der amerikanischen Wirtschaft an einem der beiden Streitenden eine politische Interes-
senverflechtung herzustellen, die geeignet sein konnte, Amerika einem solchen Konflikt langsam na-
herzubringen und damit die Aufmerksamkeit von seiner zerfahrenen Wirtschaftspolitik im Inneren
nach auBen hin abzulenken.
Besonders briisk ant war sein Vorgehen in diesem Sinne gegen das Deutsche Reich. Vom Jahre
1937 ab setzten eine Anzahl von Reden ein, darunter eine besonders niedertrachtige vom 5. Oktober
1937 in Chikago, in denen dieser Mann planmaBig beginnt, die amerikanische Offentlichkeit gegen
Deutschland aufzuhetzen. Er droht mit der Aufrichtung einer Art von Quarantine gegen die sogenann-
ten autoritaren Staaten. Im Vollzug dieser sich nun dauernd steigernden Hetzreden des Prasidenten
Roosevelt beruft er nach neuerlichen beleidigenden Erklarungen den amerikanischen Botschafter in
Berlin zur Berichterstattung nach Washington. Seitdem sind die beiden Staaten nur noch durch Ge-
schaftstrager vertreten.
Vom November 1938 ab beginnt er planmaBig und bewuBt jede Moglichkeit einer europaischen Be-
friedungspolitik zu sabotieren. Er heuchelt dabei nach auBen hin Interesse am Frieden, droht aber je-
dem Staat, der bereit ist, die Politik einer friedlichen Verstandigung zu betreiben, mit Sperrung von
Anleihen, mit wirtschaftlichen Repressalien, mit Kundigung von Darlehn usw. Hier geben einen er-
schutternden
90 Einblick die Berichte der polnischen Botschafter in Washington, London, Paris und Briissel.
Im Januar 1939 beginnt dieser Mann seine Hetzkampagne zu verstarken und droht mit alien MaB-
nahmen vor dem KongreB, gegen die autoritaren Staaten vorzugehen auBer mit Krieg. Wahrend er
dauernd behauptet, daB andere Staaten versuchten, sich in amerikanische Angelegenheiten einzumi-
schen und auf die Aufrechterhaltung der Monroe-Doktrin pocht, beginnt er seit dem Marz 1939 in
innereuropaische Angelegenheiten hineinzureden, die den Prasidenten der Vereinigten Staaten iiber-
haupt nichts angehen. Erstens versteht er diese Probleme nicht, und zweitens, selbst wenn er sie ver-
stiinde und die geschichtlichen Hergange begriffe, hatte er ebenso wenig das Recht, sich um den mit-
teleuropaischen Raum zu bekummern, wie etwa das deutsche Staatsoberhaupt ein Recht hat, iiber die
Verhaltnisse in einem Staat der USA zu urteilen oder gar zu ihnen Stellung zu nehmen.
Ja, Herr Roosevelt geht noch weiter. Entgegen alien volkerrechtlichem Bestimmungen erklart er,
Regierungen, die ihm nicht passen, nicht anzuerkennen, Neuordnungen nicht entgegenzunehmen, Ge-
sandtschaften von langst aufgelosten Staaten zu belassen oder gar als rechtmaBige Regierungen einzu-
setzen. Ja endlich geht er soweit, mit solchen Gesandten Vertrage abzuschlieBen, die ihm dann sogar
das Recht geben, fremde Territorien einfach zu besetzen. Am 15. April 1939 kam der beriihmte Appell
Roosevelts an mich und den Duce, der eine Mischung von geographischer und politischer Unkenntnis
einerseits, gepaart mit der Arroganz eines Angehorigen bestimmter Millionarskreise andererseits, dar-
stellte und in dem wir aufgefordert wurden, Erklarungen abzugeben und mit x-beliebigen Staaten
Nichtangriffspakte zu schlieBen, dabei zum groBen Teil mit Staaten, die uberhaupt nicht im Besitz
ihrer Freiheit waren, weil sie von den Bundesgenossen des Herrn Roosevelt entweder annektiert oder
in Protektorate verwandelt worden sind. Sie erinnern sich, meine Abgeordneten, daB ich damals diesen
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zudringlichen Herren eine ebenso hofliche wie deutliche Antwort gab, was immerhin wenigstens fur
einige Monate den Strom der Redseligkeit dieses biederen Kriegshetzers abstoppte.
An seine Stelle trat aber nun die ehrenwerte Frau Gemahlin. Sie lehnte es ab, mit ihren Sohnen in
einer Welt leben zu wollen, wie wir sie besitzen. Das ist allerdings verstandlich. Denn dies ist eine
Welt der Arbeit und nicht eine solche des Betruges und der Schiebungen. Nach kurzer Erholung aber
setzt dann der Mann dieser Frau daftir am 4. November 1939 die Abanderung des Neutralitatsgesetzes
so durch, daB
91 nunmehr das Waffenausfuhrverbot aufgehoben wird, und zwar zugunsten einer einseitigen
Belieferung der Gegner Deutschlands. Er beginnt dann so ahnlich wie in Ostasien mit China, audi hier
iiber den Umweg einer wirtschaftlichen Verflechtung, eine friiher oder spater wirksam werdende In-
teressengemeinschaft herzustellen. Noch im selben Monat erkennt er einen Haufen von polnischen
Emigranten als sogenannte Exilregierung an, deren einziges politisches Fundament ein paar Millionen
von Warschau mitgenommener polnischer Goldstiicke gewesen ist. Schon am 9. April geht er weiter
und verfugt nunmehr eine Sperrung der norwegischen und danischen Guthaben mit dem verlogenen
Vorwand, einen deutschen Zugriff dadurch zu verhindern, obwohl ihm genau bekannt ist, daB z. B. die
danische Regierung in ihrer Vermogensverwaltung von Deutschland uberhaupt nicht beachtet, ge-
schweige denn kontrolliert wird.
Zu den verschiedenen Exilregierungen wird nun weiter von ihm auch noch eine norwegische aner-
kannt. Schon am 15. Mai 1940 kommen zu diesen nun auch noch hollandische und belgische
Emigrantenregierungen, und ebenso tritt eine Sperrung der hollandischen und belgischen Guthaben
ein. Allein die wahre Gesinnung dieses Mannes enthullt sich erst in einem Telegramm vom 15. Juni an
den franzosischen Ministerprasidenten Reynaud. Er teilt ihm mit, daB die amerikanische Regierung die
Hilfeleistungen an Frankreich verdoppeln wird, vorausgesetzt, daB Frankreich den Krieg gegen
Deutschland fortsetzt. Um diesem Wunsch nach Kriegsverlangerung noch besonders Nachdruck zu
geben, gibt er die Erklarung ab, daB die amerikanische Regierung die Ergebnisse der Eroberung, d. h.
also die Ruckgewinnung z. B. der einst Deutschland geraubten Gebiete, nicht anerkennen werde. Ich
brauche Ihnen nicht zu versichern, meine Herren Abgeordneten, daB es jeder deutschen Regierung
ganzlich gleichgultig ist, ob der Prasident der Vereinigten Staaten eine Grenze in Europa anerkennt
oder nicht und auch in der Zukunft gleichgultig sein wird.
Ich fuhre den Fall nur zur Charakterisierung der planmaBigen Hetze dieses Mannes an, der von
Frieden heuchelt und ewig nur zum Kriege hetzt. Denn nun uberfallt ihn die Angst, daB im Falle des
Zustandekommens eines europaischen Friedens die Milliardenvergeudung seiner Aufrustung in kurzer
Zeit als glatter Betrug erkannt wird, da niemand Amerika dann angreift, wenn dieses nicht selbst den
Angriff provoziert! Am 17. Juni 1940 verfugt der President der Vereinigten Staaten die Sperrung der
franzosischen Guthaben, um, wie er sich ausdriickt, sie dem deutschen Zugriff zu entziehen, in Wirk-
lichkeit aber, um mit Hilfe eines amerikanischen Kreuzers das Gold von Casablanca nach Amerika
abzufuhren.
92 Vom Juli 1940 steigern sich die MaBnahmen Roosevelts immer mehr, um, sei es durch den Eintritt
amerikanischer Staatsangehoriger in die britische Luftwaffe oder durch die Ausbildung von engli-
schem Flugpersonal in den Vereinigten Staaten, den Weg zum Kriege selbst zu finden, und schon im
August 1940 erfolgte die gemeinsame Aufstellung eines militarischen Programms fur die Vereinigten
Staaten und Kanada. Um aber nun die Bildung eines amerikanisch-kanadischen Verteidigungskomi-
tees wenigstens den groBten Dummkopfen plausibel erscheinen zu lassen, erfindet er von Zeit zu Zeit
Krisen, in denen er tut, als ob Amerika von einem Uberfall bedroht sei, was er seinem — schon wirk-
lich erbarmungswurdigen — Anhang dadurch einsuggeriert, daB er plotzlich Reisen abbricht, in hoch-
ster Eile nach Washington zuruckfahrt, um solcherart die Gefahrlichkeit der Situation zu unterstrei-
chen.
Im September 1940 nahert er sich dem Krieg noch mehr. Er tritt an die englische Flotte 50 Zerstorer
der amerikanischen Flotte ab, woftir er allerdings militarische Stutzpunkte in den britischen Besitzun-
gen von Nord- und Mittelamerika ubernimmt. Wie denn uberhaupt eines erst die Nachwelt klaren
wird, namlich inwieweit bei all diesem HaB gegen das soziale Deutschland auch noch die Absicht
mitspielt, das britische Empire in der Stunde des Verfalls moglichst sicher und gefahrlos ubernehmen
zu konnen.
Nachdem nun England nicht mehr in der Lage ist, mit barem Gelde amerikanische Lieferungen
bezahlen zu konnen, preBt er dem amerikanischen Volk das Pacht-Leih-Gesetz auf. Als President
erhalt er nun Vollmachten zur Pacht und leihweisen Unterstiitzung der Lander, deren Verteidigung
ihm, Roosevelt, fur Amerika als lebenswichtig erscheinen. Allein im Marz 1941 geht dieser Mann,
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Roosevelt, fur Amerika als lebenswichtig erscheinen. Allein im Marz 1941 geht dieser Mann, nach-
dem Deutschland unter keinen Umstanden zu bewegen ist, auf seine fortgesetzten Anflegelungen zu
reagieren, wieder einen Schritt weiter.
Schon am 19. Dezember 1939 haben amerikanische Kreuzer innerhalb der Sicherheitszone den
Dampfer „C o 1 u m b u s" britischen Kriegsschiffen in die Hande gespielt. Er muBte deshalb versenkt
werden. Am selben Tage haben USA-Streitkrafte mitgewirkt bei dem Aufbringungsversuch des deut-
schen Dampfers „A r a u c a". Am 27. Januar 1940 hat der USA-Kreuzer „T r e n t o n" wieder volker-
rechtswidrig von Bewegungen der deutschen Handelsdampfer „A r a u c a", „La Plata" und „W a n
g o n i" die feindlichen Seestreitkrafte unterrichtet. Am 27. Juni verfugte er vollstandig volkerrechts-
widrig eine Beschrankung der Freizugigkeit auslandischer Handelsschiffe in USA-Hafen.
Im November 1940 lieB er die deutschen Dampfer „P h r y g i a", „I d a r w a 1 d" und „R h e i n"
durch
93 USA-Kriegsschiffe so lange, verfolgen, bis sich diese Dampfer endlich selbst versenken muBten, um
nicht dem Feinde in die Hand zu fallen. Am 13. April 1941 erfolgte die Freigabe des Verkehrs durch
das Rote Meer fur USA-Schiffe zur Versorgung der britischen Armeen im Nahen Osten. Im Monat
Marz war unterdes bereits die Beschlagnahme aller deutschen Schiffe durch die amerikanischen Be-
horden erfolgt. Deutsche Reichsangehorige wurden dabei in der entwtirdigendsten Weise behandelt,
ihnen ganzlich volkerrechtswidrig bestimmte Aufenthaltsorte angewiesen, Reisebeschrankungen auf-
erlegt usw.
Zwei aus kanadischer Gefangenschaft entkommene deutsche Offiziere wurden ebenfalls entgegen
alien volkerrechtlichen Bestimmungen gefesselt und wieder an die kanadischen Behorden ausgeliefert.
Am 27. Marz begriiBt derselbe President, der gegen jede Aggression ist, die durch eine Aggression in
Belgrad nach dem Sturz der legalen Regierung ans Ruder gekommene Putschistenclique Simowitsch
und Genossen. Der President Roosevelt schickte schon monatelang vorher den Oberst Donovan, ein
vollstandig minderwertiges Subjekt, in seinem Auftrag auf den Balkan, um dort zu versuchen, in Sofia
und in Belgrad einen Aufstand gegen Deutschland und Italien herbeizufuhren. Er verspricht darauf im
April Jugoslawien und Griechenland Hilfe auf Grand des Leih- und Pachtgesetzes. Noch Ende April
erkennt dieser Mann die jugoslawischen und griechischen Emigranten wieder als Exilregierung an und
sperrt im ubrigen erneut volkerrechtswidrig die jugoslawischen und griechischen Guthaben. Von Mitte
April ab erfolgt auBerdem eine weitere Uberwachung des Westatlantiks durch USA-Patrouillen und
deren Meldungen an die Englander.
Am 26. April liefert Roosevelt an England 20 Schnellboote und zugleich linden laufend Reparaturen
britischer Kriegsschiffe in USA-Hafen statt. Am 12. Mai erfolgt die volkerrechtswidrige Bewaffnung
und Reparatur norwegischer Dampfer, die fur England fahren. Am 4. Juni treffen amerikanische Trap-
pentransporte in Gronland zum Flugplatzbau ein. Und am 9. Juni kommt die erste englische Meldung,
daB auf Grand eines Befehls des Prasidenten Roosevelt ein USA-Kriegsschiff ein deutsches Untersee-
boot bei Gronland mit Wasserbomben bekampft habe.
Am 14. Juni erfolgt wieder volkerrechtswidrig die Sperrung der deutschen Guthaben in den Verei-
nigten Staaten. Am 17. Juni verlangt President Roosevelt unter verlogenen Vorwanden die Zuriickzie-
hung der deutschen Konsuln und SchlieBung der deutschen Konsulate. Er verlangt weiter die Schlie-
Bung der deutschen Presseagentur „Transocean", der deutschen Informationsbibliothek und der deut-
schen
94 Reichsbahnzentrale. Am 6. und 7. Juli erfolgt die Besetzung des in der deutschen Kampfzone
gelegenen Island auf den Befehl Roosevelts durch amerikanische Streitkrafte. Er hofft dadurch nun
bestimmt
1 . Deutschland endlich zum Kriege zu zwingen,
2.ansonsten den deutschen Unterseebootkrieg genau so wertlos zu machen wie etwa im Jahre
1915/16.
Zur gleichen Zeit schickt er ein amerikanisches Hilfsversprechen an die Sowjetunion ab. Am 10. Ju-
li gibt plotzlich der Marineminister Knox bekannt, daB die USA einen SchieBbefehl gegen die Ach-
senkriegsschiffe besitze. Am 4. September operiert der USA-Zerstorer „Greer" entsprechend dem ihm
gegebenen Befehl mit englischen Flugzeugen gegen deutsche Unterseeboote im Atlantik.
Fiinf Tage spater stellt ein deutsches Unterseeboot USA-Zerstorer als Geleitfahrzeuge im englischen
Convoy fest. Am 11. September endlich halt Roosevelt jene Rede, in der er selbst den Befehl zum
SchieBen gegen alle Achsenschiffe bestatigt und neu erteilt. Am 29. September greifen USA-
Bewacher ein deutsches Unterseeboot ostlich Gronland mit Wasserbomben an. Am 17. Oktober be-
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kampft der USA-Zerstorer „K e a r n e y", im Geleitschutz fur England fahrend, wieder ein deutsches
Unterseeboot mit Wasserbomben, und am 6. November endlich kapern USA-Streitkrafte volker-
rechtswidrig den deutschen Dampfer „0 d e n w a 1 d", schleppen ihn in einen amerikanischen Hafen
und setzen die Besatzung gefangen.
Die beleidigenden Angriffe und Anflegelungen dieses sogenannten Prasidenten gegen mich person-
lich will ich dabei als belanglos ubergehen. DaB er mich einen Gangster nennt, ist um so gleichglilti-
ger, als dieser Begriff wohl mangels an derartigen Subjekten nicht aus Europa, sondern aus den USA
stammt. Aber abgesehen davon, kann ich von Herrn Roosevelt uberhaupt nicht beleidigt werden, denn
ich halte ihn so wie einst es Woodrow Wilson war, ebenfalls fur geisteskrank.
DaB dieser Mann mit seinem judischen Anhang seit Jahren nun mit den gleichen Mitteln gegen Ja-
pan kampft, ist uns bekannt. Ich brauche sie hier nicht zur Sprache bringen. Auch hier sind dieselben
Methoden zur Anwendung gekommen. Erst hetzt dieser Mann zum Krieg, dann falscht er die Ursa-
chen, stellt willktirliche Behauptungen auf, hiillt sich dann in widerwartiger Weise in eine Wolke
christlicher Heuchelei und ftihrt so langsam aber sicher die Menschheit dem Krieg entgegen, nicht
ohne dann als alter Freimaurer dabei Gott zum Zeugen anzurufen fur die Ehrbarkeit seines Handelns.
95 Ich glaube, Sie alle werden es als eine Erlosung empfunden haben, daB nunmehr endlich ein Staat als
erster gegen diese in der Geschichte einmalige und unverschamte MiBhandlung der Mann ja ge-
wiinscht hat und iiber den er sich daher jetzt nicht wundern oder gar beschweren darf. DaB die japani-
sche Regierung es nach jahrelangem Verhandeln mit diesem Falscher endlich satt hatte, sich noch
weiter in so unwiirdiger Weise verhohnen zu lassen, erftillt uns alle, das deutsche Volk und ich glaube
auch die ubrigen anstandigen Menschen auf der ganzen Welt, mit einer tiefen Genugtuung.
Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist jener ewige Jude, der seine Zeit als gekom-
men erachtet, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in SowjetruBland alle schaudernd sehen
und erleben muBten. Wir haben das jtidische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen
deutscher Soldaten haben den personlichen Einblick gewinnen konnen in ein Land, in dem dieser in-
ternationale Jude Mensch und Gut zerstorte und vernichtete. Der President der Vereinigten Staaten
mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht dies nur fur seine geistige Beschranktheit. Wir
aber wissen, daB dies das Ziel seines ganzen Kampfes ist: Auch wenn wir nicht im Bundnis mit Japan
stiinden, waren wir uns dariiber im klaren, daB es die Absicht der Juden und ihres Franklin Roosevelt
ist, einen Staat nach dem anderen allein zu vernichten. Das heutige Deutsche Reich hat aber nun nichts
mehr gemein mit dem Deutschland von einst. Wir werden daher auch von unserer Seite nun das tun,
was dieser Provokateur seit Jahren zu erreichen versuchte. Nicht nur, weil wir Verbundete von Japan
sind, sondern weil Deutschland und Italien in ihrer derzeitigen Ftihrung gentigend Einsicht und Starke
besitzen, um zu begreifen, daB in dieser historischen Zeit das Sein oder Nichtsein der Nationen be-
stimmt wird, vielleicht fur immer. Was diese andere Welt mit uns vorhat, ist uns klar. Sie haben das
demokratische Deutschland von einst zum Verhungern gebracht, sie wtirden das sozialistische von
heute ausrotten. Wenn Herr Roosevelt oder Herr Churchill erklaren, daB sie dann spater eine neue
soziale Ordnung aufbauen wollen, dann ist das ungefahr so, als wenn ein Friseur mit kahlem Kopf ein
untrugliches Haarwuchsmittel empfiehlt. Die Herren, die in den sozial riickstandigsten Staaten leben,
hatten, statt fur Kriege zu hetzen, sich um ihre Erwerbslosen kummern sollen. Sie haben in ihren Lan-
dern Not und Elend genug, um sich dort im Sinne einer Verteilung von Lebensmitteln zu beschaftigen.
Was das deutsche Volk betrifft, so braucht es weder von Herrn
96 Churchill noch einem Herrn Roosevelt oder gar von einem Mister Eden Almosen, sondern es will
nur sein Recht. Und dieses Recht zum Leben wird es sich sicherstellen, auch wenn tausend Churchills
oder Roosevelts sich dagegen verschworen wollten. Dieses Volk hier hat nun eine fast zweitausend-
jahrige Geschichte hinter sich. Es war in dieser langen Zeit noch nie so einig und geschlossen wie
heute und wie es, dank der nationalsozialistischen Bewegung, fur alle Zukunft sein wird. Es war aber
auch vielleicht noch nie so hellsehend und selten so ehrbewuBt. Ich habe daher heute dem amerikani-
schen Geschaftstrager die Passe zustellen lassen und ihm folgendes eroffnen lassen:
In Verfolg der immer weiteren Ausdehnung einer auf unbegrenzte Weltherrschaftsdiktatur gerichte-
ten Politik des Prasidenten Roosevelt sind die Vereinigten Staaten von Amerika im Verein mit Eng-
land vor keinem Mittel zuriickgewichen, um dem deutschen, dem italienischen und auch dem japani-
schen Volke die Voraussetzungen ihrer nattirlichen Lebenshaltung zu bestreiten. Die Regierungen
Englands und der Vereinigten Staaten von Amerika haben sich aus diesem Grunde nicht nur fur die
Gegenwart, sondern auch fur alle Zukunft jeder berechtigten Revision zur Herbeifuhrung einer besse-
ren Neuordnung der Welt entgegengesetzt.
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Seit Kriegsbeginn hat sich der amerikanische President Roosevelt in steigendem MaBe eine Reihe
schwerster volkerrechtswidriger Verbrechen zuschulden kommen lassen. Gesetzlose Ubergriffe auf
Schiffe und sonstiges Eigentum deutscher und italienischer Staatsblirger verbanden sich mit der Be-
drohung, ja der willkurlichen Beraubung der personlichen Freiheit der Betroffenen durch Internierun-
gen usw. Die sich auch sonst weiter verscharfenden Angriffe des Prasidenten der Vereinigten Staaten,
Roosevelt, fuhrten am Ende so weit, daB er der amerikanischen Marine den Befehl erteilte, entgegen
alien Volkerrechtsbestimmungen Schiffe deutscher und italienischer Nationality uberall sofort an-
zugreifen, zu beschieBen und sie zu versenken. Amerikanische Minister ruhmten sich auch, auf diese
verbrecherische Weise deutsche Unterseeboote vernichtet zu haben. Deutsche und italienische Han-
delsschiffe wurden von amerikanischen Kreuzern uberfallen, gekapert und ihre friedliche Besatzung in
Gefangnisse abgefuhrt. Ohne jeden Versuch einer amtlichen Widerlegung von seiten der amerikani-
schen Regierung wurde aber dariiber hinaus nunmehr in Amerika der Plan des Prasidenten Roosevelt
veroffentlicht, spatestens im Jahre 1943 Deutschland und Italien mit militarischen Machtmitteln in
Europa selbst angreifen zu wollen.
Dadurch ist das aufrichtige und von beispielloser Langmut zeugende Bestreben Deutschlands und
97 Italiens, trotz der seit Jahren erfolgten unertraglichen Provokationen durch den Prasidenten Roosevelt
eine Erweiterung des Krieges zu verhuten und die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten aufrecht-
zuerhalten, zum Scheitern gebracht worden.
Deutschland und Italien haben demgegenuber sich nunmehr endlich gezwungen gesehen, getreu den
Bestimmungen des Dreimachtepakts vom 27. September 1940 Seite an Seite mit Japan den Kampf zur
Verteidigung und damit zur Erhaltung der Freiheit und Unabhangigkeit ihrer Volker und Reiche gegen
die Vereinigten Staaten von Amerika und England gemeinsam zu Ende zu ftihren.
Die drei Machte haben deshalb das folgende Abkommen abgeschlossen und am heutigen Tage in
Berlin unterzeichnet:
In dem unerschiitterlichen EntschluB, die Waffen nicht niederzulegen, bis der gemeinsame Krieg
gegen die Vereinigten Staaten von Amerika und England zum erfolgreichen Ende gefuhrt worden ist,
haben sich die deutsche Regierung, die italienische Regierung und die japanische Regierung iiber fol-
gende Bestimmungen geeinigt:
Artikel 1
Deutschland, Italien und Japan werden den ihnen von den Vereinigten Staaten von Amerika und
England aufgezwungenen Krieg mit alien ihnen zu Gebote stehenden Machtmitteln gemeinsam bis
zum siegreichen Ende ftihren.
Artikel 2
Deutschland, Italien und Japan verpflichten sich, ohne voiles gegenseitiges Einverstandnis weder
mit den Vereinigten Staaten von Amerika noch mit England Waffenstillstand oder Frieden zu schlie-
Ben.
Artikel 3
Deutschland, Italien und Japan werden auch nach siegreicher Beendigung des Krieges zum Zwecke
der Herbeifuhrung einer gerechten Neuordnung im Sinne des von ihnen am 27. September 1940 abge-
schlossenen Dreimachtepaktes auf das engste zusammenarbeiten.
Artikel 4
Dieses Abkommen tritt sofort mit seiner Unterzeichnung in Kraft und bleibt ebensolange wie der
Dreimachtepakt vom 27. September 1940 in Geltung. Die Hohen VertragschlieBenden Teile werden
sich
98 rechtzeitig vor Ablauf dieser Geltungsdauer tiber die weitere Gestaltung ihrer im Artikel 3 dieses
Abkommens vorgesehenen Zusammenarbeit verstandigen.
Abgeordnete! Manner des Deutschen Reichstages!
Wir sind uns schon seit der Ablehnung meines letzten Friedensvorschlags vom Juli 1940 im klaren,
daB dieser Kampf bis zur letzten Konsequenz durchgekampft werden muB. DaB sich die angelsach-
sisch-judischkapitalistische Welt mit dem Bolschewismus dabei in einer Front befindet, ist fur uns
Nationalsozialisten keine Uberraschung. Wir haben sie im Inneren stets in der gleichen Gemeinschaft
befunden. Allein wir haben diesen Kampf im Innern erfolgreich bestanden und unsere Gegner endlich
nach 16-jahrigem Ringen um die Macht vernichtet. Als ich mich vor 23 Jahren entschloB, in das politi-
sche Leben einzutreten, um die Nation aus ihrem Verfall wieder emporzufuhren, war ich ein namenlo-
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ser unbekannter Soldat. Viele unter Ihnen wissen, wie schwer die ersten Jahre dieses Kampfes gewe-
sen sind. Der Weg der kleinen Bewegung von sieben Mann bis zur Ubernahme der verantwortlichen
Regierung am 30. Januar 1933 war ein so wundersamer, daB nur die Vorsehung selbst durch ihren
Segen dies ermoglicht haben kann.
Heute stehe ich an der Spitze des starksten Heeres der Welt, der gewaltigsten Luftwaffe und einer
stolzen Marine. Hinter mir und um mich als eine verschworene Gemeinschaft weiB ich die Partei, mit
der ich groB geworden bin und die durch mich groB geworden ist.
Die Gegner, die ich vor mir sehe, sind die bekannten Feinde seit liber 20 Jahren. Allein der Weg, der
vor mir liegt, ist nicht zu vergleichen mit dem Weg, auf den ich zuriickblicken kann. Das deutsche
Volk steht in der Erkenntnis der entscheidenden Stunde seines Daseins. Millionen von Soldaten erflil-
len unter den schwersten Bedingungen gehorsam und treu ihre Pflicht. Millionen deutscher Bauern
und Arbeiter, deutscher Frauen und Madchen stehen in den Fabriken und Kontoren, auf den Feldern
und Ackern und schaffen im SchweiBe ihres Angesichts der Heimat das Brot und der Front die Waf-
fen. Mit uns im Bunde sind starke Volker, die, von der gleichen Not gequalt, die gleichen Feinde vor
sich finden.
Der amerikanische President und seine plutokratische Clique haben uns als die Volker der Habe-
nichtse getauft. Das ist richtig! Die Habenichtse aberwollen leben, und sie werden auf alle Falle errei-
chen, daB das Wenige, das sie zum Leben besitzen, ihnen nicht auch noch von den Besitzenden ge-
raubt wird. Sie
99 kennen, meine Parteigenossen, meine unerbittliche Entschlossenheit, einen einmal begonnenen Kampf
bis zum erfolgreichen Ende durchzufuhren. Sie kennen meinen Willen, in so einem Kampf vor nichts
zuriickzuschrecken, alle Widerstande zu brechen, die gebrochen werden mtissen.
Ich habe Ihnen in meiner ersten Rede am 1. September 1939 versichert, daB in diesem Krieg weder
Waffengewalt noch Zeit Deutschland niederzwingen werden. Ich will meinen Gegnern auch versi-
chern, daB uns nicht nur die Waffengewalt oder die Zeit nicht bezwingen werden, sondern daB uns
auch kein innerer Zweifel wankend machen kann in der Erflillung unserer Pflicht. Wenn wir an die
Opfer unserer Soldaten denken, an ihren Einsatz, dann ist jedes Opfer der Heimat ganzlich belanglos
und unbedeutend. Wenn wir aber die Zahl all jener uns liberlegen, die in den Generationen schon vor
uns fur des deutschen Volkes Bestehen und GroBe gefallen sind, dann wird uns erst recht die GroBe
der Pflicht bewuBt, die auf uns selbst lastet. Wer aber dieser Pflicht sich zu entziehen beabsichtigt, der
hat keinen Anspruch darauf, in unserer Mitte als Volksgenosse bewertet zu werden. So wie wir mit-
leidslos hart gewesen sind im Kampf um die Macht, werden wir genau so mitleidslos und, hart sein im
Kampf um die Erhaltung unseres Volkes. In einer Zeit, in der Tausende unserer besten Manner, Vater
und Sonne unseres Volkes fallen, soil keiner mit dem Leben rechnen, der in der Heimat die Opfer der
Front entwerten will. Ganz gleich, unter welchen Tarnungen jemals der Versuch gemacht werden
wtirde, diese deutsche Front zu storen, den Widerstandswillen unseres Volkes zu untergraben, die
Autoritat des Regimes zu schwachen, die Leistungen der Heimat zu sabotieren. Der Schuldige wird
fallen! Nur mit einem Unterschied, daB der Soldat an der Front dieses Opfer in hochster Ehre bringt,
wahrend der andere, der dieses Ehrenopfer entwertet, in Schande stirbt.
Unsere Gegner sollen sich nicht tauschen. In den zweitausend Jahren der uns bekannten deutschen
Geschichte ist unser Volk niemals geschlossener und einiger gewesen als heute. Der Herr der Welten
hat so GroBes in den letzten Jahren an uns getan, daB wir in Dankbarkeit uns vor einer Vorsehung
verneigen, die uns gestattet hat, Angehorige eines so groBen Volkes sein zu diirfen. Wir danken ihm,
daB wir angesichts der fruheren und kommenden Generationen des deutschen Volkes auch uns in Eh-
ren eintragen konnen in das unvergangliche Buch der deutschen Geschichte!
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JliiBijiiliftfe
100 Verschiedene groBe Ereignisse auBenpofitischer wie innerpolitischer Art driicken dem Monat
Dezember ihren Stempel auf. Spannungen, die den ganzen Erdball umfangen und ihre explosionsartige
Auslosung im Fernen Osten finden, strahlen ihre Reflexe zuriick auf den Krieg in Europa und finden
im deutschen Volke selbst ein lebhaftes Echo. Das weltpolitische Ereignis dieses Monats ist der Aus-
bruch des Krieges zwischen Japan und den beiden Plutokratien, den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika und England. Mit verhaltenem Atem hatte das deutsche Volk die immer kritischer werdende
Situation in Ostasien verfolgt. Roosevelts Provokationen gegen Japan waren von Deutschland mit
Ingrimm und Abscheu beobachtet worden, die stolze Haltung des befreundeten Japan diesen Unver-
schamtheiten des groBten Kriegshetzers aller Zeiten gegentiber war mit steigender Bewunderung be-
achtet worden. Das blitzschnelle Zuschlagen der japanischen Waffen auf Hawai, auf den Philippinen
und die harten Schlage gegen Englands Flotte an der Osfkuste der Malaienhalbinsel haben sturmische
Begeisterung in Deutschland ausgelost. Es ist hier nicht der Ort, im einzelnen die Erfolge der Japaner
aufzuzahlen. Es muB aber hier gesagt werden, daB die Bewunderung fur Japans glanzende Waffenta-
ten im deutschen Volke schrankenlos ist, um so hoher, als Deutschland, selbst in hartem Kampfe, den
Wert und die Bedeutung der amerikanischen und britischen Verluste abzuschatzen vermag. Jedermann
in Deutschland war sich dartiber klar, daB der Kriegszustand in Ostasien nunmehr auch eine Klarung
des schwebenden Verhaltnisses zwischen den beiden Achsenmachten und den USA bringen wiirde.
Am 11. Dezember kam diese erwartete Klarung: der Flihrer verkiindete vor dem Reichstag die un-
auflosliche Waffengemeinschaft Deutschlands mit Italien und Japan, wahrend der Duce in gleich
kompromiBloser Form Italiens Willen zum gemeinsamen Entscheidungskampf manifestierte. Wie
immer, wenn der Flihrer vor dem Reichstag sprach, wurde seine Rede (siehe Seite 70) zu einer groBar-
tigen Ruckschau, zu einer weiten Perspektive und schlieBlich zu einer vernichtenden Abrechnung mit
den
101 Gegnern, an diesem Tage mit President Roosevelt, den der Flihrer als groBten Kriegshetzer aller
Zeiten und als unubertroffenen Scharlatan kennzeichnete. Die Rede des Flihrers vom 11. Dezember
griff in der Weite ihrer Betrachtung hinaus liber alle voraufgegangenen. Sie gait nicht mehr allein ei-
ner Deutung unseres eigenen Schicksals und der Revolution unseres europaischen Erdteils, sie um-
spannte vielmehr die ganze Welt und brachte uns zum BewuBtsein, daB sich vor unseren Augen und
unter unseren Handen das Antlitz des Erdballs fur die kommenden Jahrhunderte zu formen beginnt.
Von innenpolitisch groBer Bedeutung waren des Flihrers Satze liber den bisherigen Verlauf des Krie-
ges im Osten. Den immensen Verlusten des Feindes stellte er gegentiber die Zahl der eigenen Verlu-
ste, die im Verlaufe des Kampfes vom 22. Juni bis 1. Dezember 1941 zu verzeichnen waren. Demnach
starben 162 314 deutsche Soldaten den Heldentod im Kampf gegen den bolschewistischen Feind. Die
Zahl mag hoch erscheinen im Vergleich zu den unverhaltnismaBig geringen Verlusten der ubrigen
Feldziige dieses Krieges. In Vergleich gesetzt aber zu den Zahlen der groBen Schlachten des Weltkrie-
ges und in ihrem Erfolge ist sie gering. Dies dankt das deutsche Volk dem Flihrer. Es erkennt auch
zugleich, daB diese Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus eine geschichtliche Notwendigkeit
war, die, das beweist gerade die Harte dieses Kampfes, in letzter Stunde begonnen worden ist. Nach
einer messerscharfen Abrechnung mit Herrn Roosevelt verkiindete Adolf Hitler in seiner Rede das
Abkommen liber die gemeinsame Kriegsfuhrung der Dreierpaktmachte. Der Flihrer schlieBt mit einer
neuen Bekundung und Bekraftigung seines Willens, diesen Krieg alien Gegnern zum Trotze zum sieg-
reichen Ende zu fiihren. Er versichert, daB uns weder Waffengewalt noch die Zeit bezwingen werden,
daB uns auch kein innerer Zweifel wankend machen konne in der Erfullung unserer Pflicht. So wie wir
mitleidlos hart gewesen seien im Kampf um die Macht, wlirden wir genau so mitleidlos und hart sein
im Kampf um die Erhaltung unseres Volkes.
Am 13. Dezember 1941 empfing der Flihrer in Gegenwart des Reichsministers des Auswartigen den
japanischen Botschafter in Berlin, General s h i m a, in Sonderaudienz, um ihm in Anerkennung
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seiner hervorragenden Verdienste um das Zustandekommen des Dreimachtepaktes die hochste Aus-
zeichnung, die Deutschland zu vergeben hat, das GroBkreuz des Ordens vom deutschen Adler in Gold,
zu liberreichen.
Am 15. Dezember fand unter Vorsitz des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop eine
Sondertagung der Dreierpaktmachte in Berlin statt, auf der die politischen und militarischen
102 Konsequenzen gezogen wurden, die sich aus der Erweiterung des Krieges ergaben. Als Vertreter der
italienischen Regierung nahm an der Tagung Botschafter A 1 f i e r i, als Vertreter der japanischen
Regierung Botschafter s h i m a teil. Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Keitel sprach
dem neuen Waffengefahrten die Bewunderung der deutschen Wehrmacht fur die groBen Erfolge in
den ersten Tagen der Kriegfiihrung im Pazifik aus. Sodann wurde im einzelnen der Plan fiir die Fort-
fiihrung und Erweiterung der gemeinsamen Aufgaben festgelegt.
Mit Recht viel bemerkt wurde in Deutschland, aber auch jenseits der Grenzen, eine kleine Notiz, die
das DNB am 9. Dezember 1941 verbreitete, des Inhalts, daB der Fiihrer den GroBmufti von Palastina
Sayid Amin al Hussein! zu einer herzlichen und fur die Zukunft der arabischen Lander bedeutungsvol-
len Unterredung empfangen hatte.
Am 24. Dezember 1941 erschien in der deutschen Presse ein Interview, das ReichsauBenminister
von Ribbentrop einem Vertreter der spanischen Nachrichtenagentur EFE gegeben hatte. In diesem
Interview nagelte der Reichsminister nochmals die Schuld Roosevelts am Ausbruch dieses Weltkrie-
ges fest und gab dem Willen der im Dreierpakt verbiindeten Machte zum kompromiBlosen Kampf bis
zum Endsieg Ausdruck. Sehr energisch und eindeutig setzte sich von Ribbentrop mit den von der Ge-
genseite im Umlauf gesetzten sogenannten deutschen Friedensfuhlern auseinander. Er bezeichnete sie
als dummes Geschwatz. Uber den weiteren Verlauf des Krieges im Osten befragt, erklarte der Reichs-
auBenminister, daB die deutsche Wehrmacht im kommenden Jahr die russische Frage endgultig berei-
nigen werde. Die Ausfuhrungen des ReichsauBenministers schlossen mit einem festen und zuversicht-
lichen Bekenntnis zum Endsieg.
Im Laufe des Dezember, am 16. ds. Mts., verlieh der Ftihrer dem Kommandanten des am 15. Juli im
Kampf mit dem britischen Kreuzer „Cornwall" untergegangenen Hilfskreuzers „Pinguin", Kapitan-
leutnant Ernst Felix K r ti d e r , das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Damit ehrte
der Fiihrer den Heldenkampf und die erfolgreiche Seekriegsfiihrung dieses lange Monate in iiberseei-
schen Gewassern operierenden Hilfskreuzers und seiner tapferen Besatzung. — Am 21. Dezember
1941 fand bei den harten Kampfen im mittleren Abschnitt der Ostfront der Kommandeur einer Infan-
teriedivision, Generalleutnant Friedrich Bergmann, den Heldentod. In vorderster Linie fiihrte er seine
Kampftruppe. Er starb als leuchtendes Vorbild.
Keine Frage, daB der in diesem Jahre friihzeitig hereinbrechende Winter den Kampf an alien Fron-
ten ersehwert. Unvermindert wurde im Dezember der Kampf gegen Englands Kriegsmarine und
Handeisschiffahrt fortgefiihrt.
103 An der Afrikafront setzte das britische Oberkommando im letzten Drittel des Monats November die
gewaltigen aus dem gesamten Empire und aus USA herbeigezogenen Krafte in Bewegung, um das
deutsche Afrikakorps und die italienischen Divisionen zu vernichten und die Kiiste Nordafrikas von
deutschitalienischen Truppen freizufegen. In harten, erbitterten, mit groBem Geschick gefiihrten Ab-
wehrkampfen schlug General Rommel den ersten Ansturm unter groBten Verlusten fiir den Feind zu-
riick. In den weiteren Operationen muBte er zwar zunachst die Cyrenaika nach Vernichtung aller fiir
den Feind wichtigen Anlagen, so der Hafen, aufgeben, behauptete aber die strategisch bedeutsame
Stellung in der GroBen Syrthe bei El Agheila, aus der er am 31. Marz 1941 seinen Vormarsch angetre-
ten hatte, und brachte damit den englischen OffensivstoB um sein strategisches Ziel. Von Tag zu Tag
verfolgte das deutsche Volk diesen Kampf in den kurzen Darstellungen der Wehrmachtberichte; voll
Stolz und Bewunderung stellte es wieder einmal fest, daB der uniibertreffliche Mut und die hohe Kunst
der Fiihrung weit iiberlegenen Kraften gegeniiber eine strategische Position mit Erfolg verteidigte, die
der Feind mit einem Schwall groBer Worte und im Vertrauen auf die Masse der konzentrierten Krafte
schon in seinen Handen sah.
Am 17. Dezember 1941 brachte der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht die wichtige Mit-
teilung, daB an der Ostfront im Zuge des Ubergangs zum Stellungskrieg der Wintermonate an ver-
schiedenen Abschnitten der Ostfront die erforderlichen Frontverbesserungen und Frontverkiirzungen
planmaBig vorgenommen wurden. Der stets seit Mitte dieses Monats in den OKW-Berichten enthalte-
ne Satz, daB harte Kampfe, insbesondere im mittleren Abschnitt der Front stattfinden, bezeugte, daB
die Russen den verzweifelten Versuch machen, diese planmaBigen Riickverlegungen an der Front zu
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taktischen Erfolgen auszunutzen. Die Riickwartsbewegung bezieht sich in erster .Linie auf die fur
Angriffsoperationen vorbereiteten Einbriiche in die feindliche Front. Die hinhaltend kampfenden Divi-
sionen haben unter der Einwirkung der feindlichen NachstoBe und des winterlichen Wetters groBte
Strapazen auszubauen. Das BewuBtsein, daB nunmehr in den Wintermonaten jeder einzelne Soldat das
letzte an Willenskraft und Kampfbereitschaft einzusetzen habe, ist in diesen Monaten Allgemeingut
des ganzen deutschen Volkes geworden. Mit dem Herzen weilte die Heimat mehr denn je in diesen
Wochen an der Front.
Als am 22. Dezember 1941 aus dem Fuhrerhauptquartier gemeldet wurde, daB der Ftihrer am 19.
Dezember mit Riicksicht auf die Notwendigkeit der Zusammenfassung aller Krafte den Oberbefehl
des Heeres selbst iibernehme, da ging eine Welle der Bewegung durch das deutsche Volk. Es ftihlte,
daB in
104 entscheidender Stunde wiederum einmal der Fiihrer dort seine Person zu restlosem Einsatz brachte,
wo allein eine vollige Zusammenfassung der Krafte den Erfolg verburgen konnte. Diese Meldung aus
dem Fuhrerhauptquartier gab auch der deutschen Offentlichkeit einen Tagesbefehl des Fuhrers vom
19. Dezember 1941 zur Kenntnis, der sich an die Soldaten des Heeres und der Waffen-SS wendet. In
diesem Aufruf umreiBt der Ftihrer in klaren und pragnanten Satzen die militarisch-strategische Situati-
on und die sich aus ihr ergebenden Konsequenzen, die in der Umdisposition des Oberkommandos des
Heeres ihren sichtbaren Ausdruck finden. Diese Satze unterstreichen ebenso klar wie entschieden, daB
wahrend der gegenwartigen Kampfpause in der Heimat, in der Rustung, hinter der Front und in der
Aufstellung neuer Verbande alles getan werde, um im Fruhjahr den offensiven Kampf bis zur endgiil-
tigen Vernichtung des Gegners im Osten weiter zu ftihren. (Text des Aufrufes auf Seite 67.)
Die GroBe dieser Entscheidung, besonders hinsichtlich des personlichen Opfers, das der Ftihrer in
dieser Schicksalsstunde der Nation gebracht hat, ist uberall im deutschen Volke verstanden und mit
Dankbarkeit gewiirdigt worden. Der bisherige Befehlshaber des Heeres, Generalfeldmarschall von B r
auchitsch, der unter voller Wurdigung seiner Verdienste von seinem Amt zuriickgetreten war,
erlieB am 22. Dezember einen Tagesbefehl an die Soldaten des Heeres, worin er seinen Soldaten
dankt. GroBe Aufgaben seien erfullt, groBe und schwere soinden noch bevor. Er sei iiberzeugt, daB das
deutsche Heer auch diese losen werde. Der Ftihrer, so schlieBt der Aufruf, wird uns zum Siege ftihren.
Stahlhart den Willen, vorwarts den Blick, alles fiir Deutschland!
Eine Aktion, die das ganze deutsche Volk im letzten Drittel des Monats Dezember vollig beschaftig-
te und in ihren Bann schlug, war die Sammlung von Pelz-, Woll- und Wintersachen fiir die Front, die
von der Partei unter Leitung von Reichsleiter Dr. Goebbels fur das Ostheer mit auBerster Energie und
unter Einsatz ihrer gesamten Organisation durchgeftihrt wurde. Der friih hereinbrechende Winter hat
das deutsche Heer in den unendlichen Weiten RuBlands mit einer fur mitteleuropaische Verhaltnisse
unvorstellbaren Harte iiberrascht. Es war deshalb notwendig, iiber das hinaus, was schon vom Ober-
kommando des Heeres vorgesehen war, zusatzlich weitere Pelz-, Woll- und Wintersachen an die Front
zu schaffen. Wie immer ubernahm die Partei mit gewohnter Schlagkraft diese Aufgabe, obwohl ein
auBerordentlich hoher Prozentsatz ihrer Politischen Leiter und Mitglieder an der Front steht. Am 20.
Dezember 1941 verkiindete Reichsminister Dr. Goebbels einen Aufruf des Fuhrers, der sich an alle
105 deutschen Manner und Frauen wendete. In eindringlichen Worten erganzte Dr. Goebbels den Aufruf
des Fuhrers. Er gab bekannt, daB die Sammlung am 27. Dezember beginnen und mit dem 4. Januar
1942 ihren AbschluB finden wurde. Tatsachlich ist dann die Sammlung bei beispiellosem Erfolge bis
zum 11. Januar durchgeftihrt worden. Auf unzahligen Sammelstellen, von Millionen von Sammlern,
ist mit einer Einsatzfreudigkeit ohnegleichen ein groBartiges Hilfswerk durchgeftihrt worden. Hundert-
tausende von Frauen und Handwerkern nahten und verarbeiteten die eingelaufenen Sachen zu niitzli-
chen Kleidungsstiicken. Die Gebefreudigkeit der Bevolkerung bezeugte, daB diese Hilfe fur die kamp-
fende Front Herzenssache des ganzen Volkes gewesen ist. Uberall sah man Bilder, die denen aus den
Freiheitskriegen in nichts nachstanden, als das Volk Gold fiir Eisen gab und die Frauen ihr Haar auf
dem Altar des Vaterlandes fur die Freiheit und den Sieg opferten. Schon am 2. und 3. Sammeltage
gingen die ersten Transporte an die Front. Truppentransporte nach dem Osten wurden auf verschiede-
nen Heimatbahnhofen fix und fertig eingekleidet. Wenn je das Wort, daB, wer schnell gibt, doppelt
gibt, einen Sinn hatte, so erfullte es ihn hier.
Dieser Wollsammlung schloB sich eine Sammlung von Schi- und Schistiefeln an. Hier konnte es
nicht dabei bleiben, die private Gebefreudigkeit anzusprechen, sondern hier muBte mit einem gewissen
Nachdruck von alien Kreisen der Bevolkerung dieses Opfer fiir die Front gefordert werden. So erlieB
der Reichsverkehrsminister fiir alle offentlichen Verkehrsmittel ein Verbot fur den Transport von Schi.
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Als zur Weiterbenutzung der Schi moralisch berechtigt erklart wurden lediglich die Bergbevolkerung
und die Hitlerjugend, soweit sie die Schi in der vormilitarischen Ausbildung benotigt, ferner Schileh-
rer, Forstbeamte und ahnliche Berufe. Die Sammlung von Pelz-, Woll- und Wintersachen fiir die Front
kam einer Volksabstimmung gleich. Sie zeigte, daB die Heimat geschlossen hinter der Front steht.
Dem Schutz der Sammlung von Pelz-, Woll- und Wintersachen fur die Front diente eine Verord-
nung des Fiihrers vom 23. Dezember 1941, die denjenigen mit dem Tode bestraft, der sich in irgend-
einer Form an der Sammlung bereichert. Die Verordnung gilt sowohl im Reich wie im Generalgou-
vernement und in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten. — Die Reichsfrauenfuhrerin forder-
te in einem Aufruf vom 27. Dezember 1941 die Mitglieder der Frauenschaft, dariiber hinaus aber alle
deutschen Frauen auf, ihre Mitarbeit in den Nahstuben zur Verfiigung zu stellen. Auch dieser Aufruf
ist tiber Erwarten in breitesten Kreisen befolgt worden.
Im Rahmen einer groBen wirtschaftspolitischen Tagung, die von der Sudosteuropa-Gesellschaft in
Wien
106 und der Deutschen Gesellschaft fiir Wirtschaft m Bohmen und Mahren am 17. und 18. Dezember
veranstaltet wurde, hatte der stellv. Reichsprotektor in Bohmen und Mahren, SS-Obergruppenfiihrer
Heydrich, in Gemeinschaft mit dem Prasidenten der Sudosteuropa-Gesellschaft, Reichsleiter Baldur
von Schirach, die Tagungsteilnehmer zu einer Kundgebung auf die Prager Burg geladen. Hier nahmen
SS-Obergruppenfiihrer Heydrich, Reichsleiter von Schirach und Reichswirtschaftsminister Funk Stel-
lung zu den Aufgaben der GroBdeutschen Wirtschaft bei der Neuordnung des europaischen Raumes.
Nach einem Hinweis auf die nun mehr klare weltpolitische Situation, die Scheidung der Fronten, be-
faBte sich der stellvertretende Reichsprotektor mit der politischen und wirtschaftlichen Lage im Pro-
tektorat. Die Auswirkungen der Losung vom 16. Marz 1939 im Protektorat und die kluge, loyale Ein-
stellung des Staatsprasidenten im Sinne der Wenzeltradition kamen auf der Ebene der Wirtschaft in
besonders pragnanter und plastischer Weise zum Ausdruck. Hier schienen die alten Wunden am ra-
schesten zu heilen und der Ubergang vollziehe sich in einer natiirlichen GesetzmaBigkeit und Folge-
richtigkeit. Der stellvertr. Reichsprotektor betonte, daB der groBte Teil der arbeitenden Bevolkerung,
insbesondere die Arbeiterschaft, das Handwerk und die gewerbliche Wirtschaft real denkend den Weg
des Reiches verstiinden. Damit sei die Konzentration der Krafte gerade auf dem wirtschaftlichen Sek-
tor im Sinne der europaischen Zukunft besonders gefordert worden. Auch die Zusammenfiihrung be-
deutsamster Wirtschaftszweige mit der des Reiches sei im Wege der freien Vereinbarungen vollzogen
worden. Reichswirtschaftsminister Funk deutete in langeren Ausfiihrungen die Wandlung der wirt-
schaftlichen und sozialen Struktur des Kontinents, deren Auswirkung wir heute erst zu erkennen be-
ginnen (siehe Seite 157).
Zur gleichen Zeit, am 18. Dezember, fand in Krakau die letzte diesjahrige Sitzung der Regierung
des Generalgouvernements statt. Hier erteilte der Generalgouverneur Dr. Frank dem Gouverneur des
Distrikts Galizien, Dr. Lasch, den Auftrag, im nachsten Jahre zum ersten Male eine Lemberger Messe,
die kiinftig zwischen der Konigsberger und Wiener Messe liegen soil, vorzubereiten. Dr. Frank legte
des weiteren den Modus der kiinftigen Zusammenarbeit mit den neugebildeten Osfkommissariaten dar,
und unterstrich die Bedeutung der nunmehr gesicherten deutschen Verwaltung in diesem Ostraume.
Wenn es im Generalgouvernement gelungen sei, aus einem Katastrophengebiet ein Land mit norma-
len, allerdings dem Kriege entsprechenden Verhaltnissen zu machen, dann sei dies bezeichnend fiir die
groBartige Einsatzbereitschaft und den opfervollen Dienst der hier eingesetzten Deutschen. — Reichs-
verkehrminister
107 Dr. Dorpmiiller besichtigte um die Mitte des Monats das Generalgouvernement, um sich an
verschiedenen Stellen tiber den Stand der von der Ostbahn dauernd vorangetriebenen Arbeiten und der
Verbesserung der Verkehrsbedingungen des Gouvernements zu unterrichten.
Auch im Westen beginnen sich in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten die Fron-
ten zu klaren. Als ein Symptom dafiir kann man die Tatsache gelten lassen, daB es, wie Reichskom-
missar Dr. SeyB-Inquart auf der Zehnjahrestagung der Nationalsozialistischen Bewegung in den Nie-
derlanden in Utrecht verkiindete, nach Auflosung aller alten Parteien in den Niederlanden nur noch
einen politischen Willen, den der NSB, der Mussert-Bewegung, geben wird. Der Leiter der NSB, A.
A. Mussert, nahm in der gleichen Kundgebung auf seine Begegnung mit dem Fiihrer Bezug, der er-
klart habe, daB das Wohl und der Fortbestand der Niederlande einzig in der Schicksalsverbundenheit
aller germanischer Volker gewahrleistet werden konne. Am 23. Dezember sprach Mussert auf einer
offentlichen Versammlung in Groningen. Nach einer Darstellung des Schicksal entscheidenden
Kampfes, in dem sich Europa zur Zeit befindet, forderte er die Niederlander auf, selbst dafiir Sorge zu
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tragen, daB ihr Land im neuen Europa den ihm gebiihrenden Platz einnehme. Dies konne nur gelin-
gen, wenn die Niederlande gemeinsam mit Deutschland zusammenstunden.
Am 23. Dezember erschien im Verordnungsblatt des Generalsekretars des Ministeriums fur Justiz
in Den Haag ein ErlaB, der eine weitere Gleichstellung von Deutschen und .Niederlandern vor den
Zivilgerichten der beiden Lander verfugt. Mehr als viele Worte bezeugt eine solche praktische MaB-
nahme, daB allenthalben die Uberwindung des alten zersplitterten Europa auf dem Wege ist.
Am 16. Dezember flihrte Reichsminister Dr. F r i c k den Gauleiter Dr. R a i n e r in sein neues
Amt als Reichsstatthalter des Reichsgaues Karnten ein. Die wesentlichste Aufgabe in diesem Gebiet
werde fur den Reichsstatthalter darin bestehen, die neuen Gebiete Sudkarntens und Oberkrains restlos
einzugliedern und zu wertvollen Teilen dieses Gaues zu machen. Die Rechtsangleichung der befreiten
Gebiete werde besonders sorgfaltiger Prufung bedurfen. Die formelle Eingliederung werde in Klirze
durchgeflihrt werden konnen. Alle verwaltungsmaBigen Aufgaben stiinden aber zuriick hinter der
letzten Endes entscheidenden Frage der volkischen Eingliederung des Landes sudlich der Karawan-
ken. Ohne die Schaffung eines Walles von deutschen Menschen in diesem Lande und ohne die politi-
sche Aktivierung des letzten Deutschen werde jedes noch so schone Verwaltungsgebaude mehr oder
minder bald zusammenbrechen. — Am Tage darauf flihrte der Reichsinnenminister den Gauleiter Dr.
Gustav Adolf
108 Scheel als Reichsstatthalter des Reichsgaues Salzburg in sein neues Amt ein. Der Minister umriB
dabei die Grundgedanken des Verwaltungsaufbaus der Ostmarkgaue. Der AnschluB der Ostmark ha-
be die Gelegenheit geboten, durch Schaffung der Reichsgaue beispielgebend fiir die kunftige Gestal-
tung im Altreich in ein verwaltungspolitisches Neuland vorzustoBen. Dabei habe sich aus der natio-
nalsozialistischen Auffassung von der Reichseinheit und vom Fuhrerprinzip die grundlegende Rege-
lung ergeben: GroBtmogliche Konzentration der gesamten offentlichen Verwaltung in der Mittelstufe
im Interesse groBtmoglicher Schlagkraft und Beweglichkeit der Verwaltung. Die Reichsstatthalter als
Behorden der Mittelstufe auf Grund des Ostmarkgesetzes seien berufen, im Rahmen der ihnen zuge-
henden allgemeinen Weisungen der Zentralbehorden weitgehend aus eigenem EntschluB zu handeln.
Sie hatten nach den allgemeinen Weisungen selbstschopferisch tatig zu werden und damit wahre
Verwaltungskunst zu tiben. Aus der tatsachlichen und nattirlichen Gegebenheit der Landschaft heraus
halte man die Gauselbstverwaltung fur das hervorragendste Mittel zur Durchfuhrung eigener land-
schaftsgebundener Gemeinschaftsaufgaben.
Wie alljahrlich, so fand auch in diesem Jahre anfangs Dezember in Munchen eine Dienstbesprechung
der Gebietsfuhrer und Gebietsmadelfuhrerinnen der H J statt. Reichsschatzmeister Schwarz sprach bei
dieser Tagung iiber die Prinzipien, die ihn bei dem Aufbau der Verwaltung der Partei geleitet hatten.
tjber die Zusammenarbeit von HJ und Gemeinden sprach Reichsleiter F i e h 1 e r. Er wies darauf hin,
daB die Gemeinden im Interesse nationalsozialistischer Jugendfuhrung viele Opfer auf sich genommen
hatten. Er erklarte, daB in der Frage der Heimbe schaffung die Gemeinden willens seien, alles in ihren
Kraften stehende zu tun. Die Jugend solle darin ein Bekenntnis des nationalsozialistischen Staates zu
ihrer Arbeit sehen. — Auch Reichserziehungsminister Rust, wie auch Reichsinnenminister Dr. F r i
c k sprachen vor den HJ-Fiihrern. Der Reichserziehungsminister gab einen Uberblick liber die Nach-
wuchsfrage auf dem Gebiet des Erziehungs- und Bildungswesens. Der Reichsinnenminister nahm
Bezug auf seinen ErlaB zur Schaffung von Jugendwohnheimen, der einem dringenden Bedurfnis ent-
spreche. Der Zweckbestimmung dieser Raume gemaB sei zu erwarten, daB die Wirtschaft sich an der
Finanzierung angemessen beteilige. In der AbschluBbesprechung sprachen Reichsjugendfuhrer A x m
a n n und Reichsleiter von S c h i rach. Baldur von Schirach widmete der Frage des Lehrernachwuch-
ses eine langere Darstellung. Zwischen Jugendfuhrer und Lehrer herrsche heute im allgemeinen ein
erfreuliches Vertrauens vernal tnis. Die HJ habe die Auslese fur den Lehrernachwuchs ubernommen
und mit ihrem Jugendfuhrerkorps dem
109 Berufsstand der Erzieher junge und zur Erziehung berufene Menschen zugefuhrt. Reichsjugendfuhrer
Axmann, der nach seiner schweren Verwundung seinen Dienst wieder aufgenommen hat, befaBte sich
mit der Entwicklung der Jugendarbeit im Kriege und mit den Ostaufgaben, die insbesondere der deut-
schen Jugend gestellt sind.
Im Anfang des Monats weilte Reichsorganisationsleiter Dr. Ley mehrere Tage in der Westmark,
wo er Arbeitsstatten in groBeren Betrieben, in Hlitten und im Bergbau besichtigte. Am 9. Dezember
fand in Metz eine groBe offentliche Kundgebung statt, die zu einem Bekenntnis der Tausende zum
deutschen Volkstum wurde. Vor seinen Horern, die zum groBten Teil nicht Zeuge des gewaltigen so-
zialistischen Aufbauwerks vor diesem Kriege waren, schilderte Dr. Ley das nationalsozialistische Ide-
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al der Arbeits- und Volksgemeinschaft, aus der allein heraus die groBen Leistungen in Krieg und Frie-
den seit 1933 zu verstehen sind.
Am 15. Dezember hatte Reichsleiter Dr. Ley im groBen Saal des Glirzenich in Koln mehrere hun-
dert Kinder gefallener politischer Leiter mit ihren Angehorigen versammelt, um ihnen in einer wlirdi-
gen Feierstunde das Gedenken des Flihrers und der Nation auszudrucken. Zu gleicher Zeit fanden auch
in mehreren anderen Gauhauptstadten des Reiches gleiche Veranstaltungen statt, bei denen den Kin-
dern nutzliche Gaben liberreicht wurden. Dr. Ley kennzeichnete den Sinn dieser Feierstunde, indem er
erklarte, in diesem Augenblick trete die ganze Nation als Vater vor sie. Die Kinder der Gefallenen
seien Glieder der Gemeinschaft. Sie zeige ihnen, daB ihnen angesichts der deutschen Opfer die Liebe
der Gemeinschaft ganz besonders gehore.
Das Weihnachtsfest des deutschen Volkes wurde in diesem Jahre als wirkliches Kriegsweihnachten,
d. h. in Gedanken an die Soldaten vor dem Feinde gefeiert. Lange vor dem Fest war die Frist gesetzt
fur die Absendung der letzten Weihnachtsfeldpostpackchen. So war zu erwarten, daB jeder einzelne
Soldat zur richtigen Zeit die GriiBe und Gaben seiner Lieben erhalten wurde. Ungeheures hat in diesen
Wochen und Tagen die Reichspost und die Reichsbahn geleistet. — Es war nur selbstverstandlich, daB
an die Zivilbevolkerung verschiedene Aufforderungen gerichtet wurden, Post und Eisenbahn zu entla-
sten. Fur den zivilen Reiseverkehr wurden in der Weihnachtszeit scharfe Einschrankungen verfugt.
Gegen die Ubersendung von Weihnachts- und Neujahrsgratulationen nahm der Reichsminister fur
Volksaufklarung und Propaganda Stellung. Gluckwunschtelegramme, auch Brieftelegramme fur Neu-
jahrs- und Weihnachtsgluckwunsche wurden gesperrt. — Der Reichspropagandaminister hatte auch
um die Mitte des
1 10 Monats die Bevolkerung aufgefordert, mit Zuruckhaltung an den Einkauf von Weihnachtsgeschenken
heranzugehen. Wichtiger als Geschenkartikel fur Erwachsene und Kinder sei die Kriegsproduktion.
Die Transportmittel wurden in erster Linie fur die Versorgung unserer Truppen im Osten und fur den
Transport von Kohle und Kartoffeln benotigt. Allein die Feldpost befordere taglich 15 Millionen Post-
sendungen.
Mit groBer Genugtuung nahm die deutsche Offentlichkeit eine Meldung des Deutschen Roten Kreu-
zes entgegen. Sie berichtete, daB das Deutsche Rote Kreuz alien deutschen Wehrmachtangehorigen,
die in Kriegsgefangenschaft geraten sind, einen WeihnachtsgruB und ein Weihnachtspaket zugesandt
habe. Tausende von liebe voll und sorgfaltig gepackten Weihnachtssendungen sind seit Oktober an die
deutschen Vertrauensleute der Lager deutscher Kriegsgefangener in England, Kanada, Agypten und
Australien unterwegs. Die Zustellung der Pakete erfolgte durch die Delegierten des Internationalen
Komitees vom Roten Kreuz in Genf in den Feindlandern. Die Zahl der Pakete war so reichlich bemes-
sen, daB wohl jeder deutsche Kriegsgefangene diese personliche Gabe des Deutschen Roten Kreuzes
erhalten hat.
Reichsjugendfuhrer A x m a n n wandte sich zum Weihnachtsfest in einer Veroffentlichung an alle
Eltern und Soldaten und brachte unter anderem folgendes zum Ausdruck: An diesem Tage gedenke
die Jugend in defer Dankbarkeit der Soldaten. Wenn am Weihnachtsfeste an den Baumen die Lichter
brennen,
dann wanderten die Gedanken der Jugend hinaus zu den namenlosen Kampfern, die an alien Fronten
auf einsamen Posten stehen. Die Jugend denke an die Kameraden in den Lazaretten und offne ihr Herz
dem Gedenken an die Gefallenen, die durch das Opfer ihres eigenen Lebens unsterblich geworden
sind. Mit Liebe umfange sie ihre hinterbliebenen Flauen, Braute, Mutter, Vater und Geschwister. Der
Reichsjugendfuhrer wies auf die Arbeit und den Einsatz der Jugend im vergangenen Jahre hin und
betonte insbesondere, daB die Hitlerjugend glucklich sei iiber das Vertrauen, mit dem die Eltern die
Arbeit der HJ trotz der kleinen Schwachen des Alltags ausgezeichnet hatten. Zu Weihnachten danke
sie ihnen, die dem deutschen Volke so tapfere Sonne gaben, mit aufrichtigem Herzen dafiir. Ihr selbst-
loses Dasein fiir die Jugend wolle die HJ lohnen mit Bescheidenheit, Gehorsam und FleiB. Die Jugend
verspreche den Eltern in die Hand, daB sie ihnen viel Freude machen wolle.
Am Nachmittag des 24. Dezember versammelten sich im Lowenbraukeller wie alljahrlich viele der
Alten Kampfer, die auf ihrem Posten in der Heimat ausharren mtissen, um als Gaste des Flihrers sich
in Gedanken mit dem Manne zu vereinen, der in diesem Jahre im Hauptquartier bei seinen Soldaten
lebt und
111 fiir sie arbeitet. Gauleiter Adolf Wagner uberbrachte den Alten Kampfern die herzlichsten GriiBe und
Wunsche des Fuhrers. Die Weihnachtsstunde klang aus mit einem Treueschwur der Alten Kampfer.
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 1
Von Interesse ist eine Stellungnahme der Fachgruppen GroB-, Ein- und Ausfuhrhandel gegeniiber
den sogenannten Tauschgeschaften. Der Hauptgeschaftsfiihrer der Wirtschaftsgruppe wies daraufhin,
daB es Pflicht der GroBorganisation sei, an ihre Mitgliedsbetriebe zu appellieren, daB sie jedes Ansin-
nen ablehnen, das darauf gerichtet ist, zusatzlich Mangelwaren durch Austausch gegen andere Waren
zu erhalten. Ein wirklich begrliBenswerter ErlaB!
Der Ministerrat fur die Reichsverteidigung hat in einer neuen Verordnung vom 4. Dezember
(RGB1. I, S. 759) das Strafrecht gegeniiber Polen und Juden in den eingegliederten Gebieten geord-
net. Das neue Polenstrafrecht dient in erster Linie dem Schiitze des deutschen Volkes gegeniiber ord-
nungsstorenden Angriffen des Polentums. Es bietet die Moglichkeit, gegeniiber alien Ausschreitungen
von Polen und Juden scharfste Strafen anzuwenden und ist verfahrensrechtlich durch groBe Schnellig-
keit, gepaart mit sofortiger Vollstreckbarkeit des Urteils gekennzeichnet. Jede gehassige oder hetzeri-
sche Bekundung deutschfeindlicher Gesinnung wird mit schweren Strafen bedroht.
Auf einer Kundgebung der deutschen Arzteschaft im deutschen Hygienemuseum in Dresden am 12.
Dezember 1941 kennzeichnete der Reichsgesundheitsfiihrer Dr. C o n t i den. gegenwartigen Gesund-
heitszustand des deutschen Volkes im Verhaltnis zu dem bisherigen Kriege als so giinstig, wie wir ihn
uns nicht besser wiinschen konnten. Die arztliche Kunst und Leistungsfahigkeit werde auch weiterhin
in der Lage sein, die Kampf- und Arbeitskraft des deutschen Volkes voll zu erhalten. Ohne die Zu-
sammenarbeit von Staat und Partei auf dem Gebiete der Gesundheitsfiihrung konne die Idee der Ge-
sundheitspflicht in das deutsche Volk nicht hineingetragen werden. Im weiteren Verlauf seiner Rede
forderte Dr. Conti die Arzteschaft auf, den hier und da anzutreffenden MiBbrauch von Schlafmitteln
auszumerzen. Der Arzt diirfe seine Aufgabe nicht nur als Betreuer des einzelnen, sondern als Arzt der
Nation betrachten. — Zur Jahreswende erlieB der Reichsgesundheitsfiihrer einen Aufruf, an dessen
Spitze der Dank fur die Blutopfer steht, die von der deutschen Arzteschaft an den Fronten des Krieges
Seite an Seite mit den deutschen Soldaten fur die Freiheit unseres Volkes gebracht worden sind. In
dem Aufruf heiBt es weiter, es sei seine Uberzeugung, daB der deutsche Mensch die freie Wahl des
Arztes brauche und daB wahres Arzttum sich nur bei Wahrung der beruflichen Freiheit entfalten kon-
ne. Mehr Vertrauen
112 und weniger Biirokratie! Mehr arztliche Leistung und weniger Papierkrieg! Mehr Selbstverantwor-
tung und eigene arztliche Entscheidung als Kontrolle und Uberwachung! Das seien die Grundsatze,
die allein letzten Endes die arztliche Leistung fur das Volk gewahrleisten.
Am 18. Dezember 1941 wurde in Braunschweig an der Bernhard-Rust-Hochschule ein Staatsinstitut
fur landwirtschaftlichen Unterricht eroffnet. Ministerprasident Klagges dankte dem Reichserzie-
hungsminister fur die Uberweisung eines der fiinf deutschen Staatsinstitute fur landwirtschaftlichen
Unterricht nach Braunschweig. In Zukunft werden in diesen Instituten nicht nur die landwirtschaftli-
chen Referendare, sondern auch die .Lehrer und Lehrerinnen der Landwirtschaftlichen Fach-, Berufs-
und Haushaltungsschulen ausgebildet werden. Sie werden auBerdem auch als Priif- und Forschungs-
stelle fiir alle landwirtschaftlichen Lehrmittel besondere Bedeutung haben.
Zu Beginn des Monats Dezember ehrte das kulturelle Deutschland den musikalischen Genius Wolf-
gang Amadeus Mozarts aus AnlaB der 150. Wiederkehr seines Todestages durch eine Mozart-Woche
in Wien. Mustergiiltige Auffiihrungen von Mozarts Werken auf deutschen Biihnen und in deutschen
Konzertsalen bezeugten, daB dieses Meisters Genius im deutschen Volke heute so lebendig wie je ist.
Ein Mozart-KongreB in der Akademie der Wissenschaften zu Wien, an der die Vertreter von 18 Natio-
nen teilnahmen, unterstrich, daB Mozarts Klangwelt bei alien Volkern Eingang gefunden hat. Ver-
schiedene Vortrage namhafter Mozartforscher vertieften das Wissen um Wesen und Werk dieses Ge-
nius. Am 5. Dezember, in der Todesstunde Mozarts, ehrten die Teilnehmer der Mozartwoche, mit
ihnen aber auch das ganze deutsche Volk und die musikalische Welt das Gedachtnis Mozarts durch
einen Huldigungsakt vor dem Stephansdom. Der Reichsstatthalter in Wien, Reichsleiter Baldur von S
c h i r a c h , legte hier an den Stufen eines flammengekronten Katafalks einen Lorbeerkranz des Fiih-
rers nieder, der die Verehrung des deutschen Volkes fiir Wolfgang Amadeus Mozart sinnfallig zum
Ausdruck bringen sollte. In einem Staatsakt am 4. Dezember 1941 wiirdigte Reichsminister Dr. Goeb-
bels das Werk Mozarts, wobei er die Mission der Kunst im Leben des Volkes in den Brennpunkt sei-
ner Ausfiihrungen stellte.
Eines anderen groBen Toten gedachte das deutsche Volk am 21. Dezember. Reichsleiter Alfred Ro-
senberg wiirdigte in einer Morgenfeier in der Staatsoper am Konigsplatz zu Berlin das Gedachtnis
Paul de Lagardes, dessen Todestag sich an diesem Sonntag zum 50. Male jahrte. Reichsleiter Rosen-
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berg beschaftigte sich in seinen Ausflihrungen eingehendst mit dem politischen Programm dieses
Denkers, der
113 von Anbeginn seines Wirkens die Einheit des Reiches verkundet hatte. Rosenberg zeigte das
Seherische im Werk de Lagardes, er wies auf die friihzeitige Erkenntnis dieses Politikers von der jlidi-
schen Gefahr hin und unterstrich, wieviel lebendiges Gedankengut der Nationalsozialismus dem Den-
ker Paul de Lagarde verdankte.
Wie alljahrlich im Dezember, so trat auch in diesem Jahre am 23. Dezember 1941 der Ehrenaus-
schuB der „Stiftung fur Opfer der Arbeit" zu seiner liblichen Jahressitzung zusammen. Von 4277 An-
tragen wurden 2468 Antrage mit einem Gesamtbetrage von 449 768 RM bedacht. Insgesamt wurden
seit Bestehen der Stiftung rund 7,1 Million RM an die Hinterbliebenen von im Berufe todlich Verun-
gluckten ausgeschuttet.
Nach einer kurzen Pause eroffnete am 1. Weihnachtstage das Haus der Deutschen Kunst seine Pfor-
ten wieder, nachdem die inzwischen verkauften Werke ihren neuen Besitzern ausgehandigt worden
waren. 535 neue Arbeiten kamen neu in die Ausstellung — davon sind 365 Arbeiten Werke der Male-
rei, 122 Graphiken, 47 Plastiken und 1 Gobelin. Da eine weitgehende Umhangung vorgenommen wur-
de, bietet sich die GroBe Deutsche Kunstausstellung in einer vollig neuen Gestalt der Offentlichkeit
dar.
Generalfeldmarschall von Bohm-Ermolli, der verdiente osterreichische Heerfiihrer im Weltkrieg,
starb am 10. Dezember in Troppau. Am 14. Dezember fand auf dem Heldenplatz der Hofburg in Wien
zu Ehren des verdienten Soldaten ein Staatsakt auf Befehl des Fuhrers statt, bei dem Generalfeldmar-
schall Keitel die Trauerrede hielt. In Troppau wurde Generalfeldmarschall von Bohm-Ermolli zur
letzten Ruhe gebettet. — Am 14. Dezember 1941 verstarb plotzlich an den Folgen eines Herzschlages
Reichsminister SA.-Obergruppenfuhrer Hanns K e r r 1. Auch fur diesen in langen Jahren bewahrten
alten Mitkampfer ordnete der Fiihrer ein Staatsbegrabnis an. Es fand am 16. Dezember in Gegenwart
des Reichsmarschalls Hermann Goring statt, der bei dem Staatsakt im Marmorsaal der Neuen Reichs-
kanzlei Worte des Gedenkens sprach. Der Reichsmarschall wie auch Reichsminister Rust wurdigten
hier die Verdienste des Verstorbenen.
iiflntjml3ilfe
114 Der Dezember des Jahres 1941 bedeutet nicht nur fur Deutschlands Politik und Kriegfuhrung,
sondern fur den Gang der Weltgeschichte im eigentlichsten Sinne des Wortes, d.h., fur die gesamte
Menschenwelt eine Wende, deren Wesen und Wirkung heute noch nicht uberschaut werden kann. Der
Krieg der in Mitteleuropa begann, sich allmahlich auf Gesamteuropa das Mittelmeer und Afrika aus-
gedehnt hat und zugleich auf den Weltmeeren gegen England gefuhrt wurde, der nach dem Ausschei-
den aller europaischen Gegner der Achse mit dem Kampf gegen die Sowjetunion ideologisch und
militarisch den Charakter einer europaischen Auseinandersetzung gegen die bolschewistische Barbarei
und fur die Einigung Europas bekommen hatte, ist nunmehr zum Weltkrieg geworden. Der Kampf um
die Bildung des europaischen Lebensraumes hat sich zum Ringen um die Gliederung der ganzen Erde
in groBe volkisch und geographisch geordnete Lebensraume entwickelt. Er wird gefuhrt gegen das
Britentum, das in seinem grundsatzlich auf die Beherrschung und Ausnutzung aller Volker und Konti-
nente gerichteten kapitalistischen Imperialismus jede Abgrenzung von unter der Ftihrung anderer als
nichtbritischer Volker stehenden Lebensraume verhindern will, weil es dadurch seine auf Seeherr-
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schaft und Kapitalmacht gegriindeten Weltherrschaftsplane bedroht sieht. Der gegenwartige Weltkrieg
vollzieht sich einerseits als Kampf um Europa zwischen dem Bolschewismus und alien gesunden
Kraften innerhalb des Kreises der abendlandischen Kultur, andererseits als Kampf zwischen den Bri-
ten und alien deren Weltherrschaft widerstrebenden und zur Abwehr bereiten und fahigen Kraften
innerhalb und auBerhalb Europas.
Wie alien groBen geschichtlichen Ereignissen, wohnt auch der Erweiterung des europaisch-
mediterran-afrikanische Krieges zum Weltkrieg eine unbestreitbare Logik inne. Wenn England die
Einigung Europas verhindern will, weil sie eine historische Gleichgewichts-, d. h. Beherrschungspoli-
tik unmoglich machen und England im Verhaltnis zu Europa zu dem reduzieren wiirde was es geogra-
phisch ist, eine Insel von der Bodenflache eines Mittelstaates, die sich irgendwie dem Kontinent ein-,
d.h., unterordnen mliBte, so wollen England und USA die Bildung einer unter japanischer Ftihrung
stehenden asiatisch-pazifischen
115 Ordnung verhindern. Die Vereinigten Staaten, einst eine Schopfung des englischen Kolonialimperia-
lismus, dann mit der Monroe-Doktrin Vertreterin eines amerikanischen Kontinentalismus gegen jede,
besonders auch englische interkontinentale Machtpolitik, haben sich langst in die FuBtapfen jenes
Imperialismus begeben, dem sie zunachst ihre Entstehung verdankten, gegen den sie sich dann erho-
ben und als dessen mindestens teilweisen Erben sie jetzt auftreten. War der englische Imperialismus
von jeher kapitalistisch orientiert und selbst wieder Triebkraft und Sprungbrett des Kapitalismus, so
war der USA-Imperialismus immer zugleich und wesentlich Dollar-Imperialismus. Wenn Geldmacht,
Macht des Goldes, Kapital als Mittel der Beherrschung und Ausbeutung nicht nur bestimmter Schich-
ten innerhalb des eigenen Volkes, sondern auch anderer Volker, ja ganzer Kontinente, jtidisch ist, von
judischem Geist am konsequentesten entwickelt wiirde, ist es nicht verwunderlich, daB der englisch-
amerikanische Kampf gegen auf volkischer Grundlage und nationaler Arbeit aufgebaute politisch-
wirtschaftliche GroBraume wesentlich von judischem EinfluB bestimmt wird.
Immer wieder haben Churchill und Roosevelt vor diesem Kriege und wahrend desselben in ihren
Reden versichert, die autoritaren Staaten vertraten grundsatzlich eine Lebens- und Staats ftihrung, die
sich mit der der plutokratischen Lander nicht vereinbaren lasse, die autoritaren Ftihrer erstrebten eine
Welt, mit der das Weltbild Englands und der USA sich nicht verstandigen konne oder wolle. Diese
wesentlich zu Propagandazwecken aufgestellte und immer wieder variierte Phraseologie ist keines-
wegs so verlogen, wie sie erscheint. Verlogen ist an ihr nur die idealistische Aufmachung, ihr Kern ist
wahr und realistisch: USA und England, selbst im Besitz von GroBraumen, die uberreichlich alle Gii-
ter der Erde enthalten und die sich iiber mehrere Kontinente ausdehnen, wollen die Bildung kontinen-
taler GroBraume in Europa, Afrika und Asien verhindern, weil dies den von ihnen entwickelten politi-
schen und wirtschaftlichen Herrschaftsspharen und -formen zuwiderlauft. Im Bestreben, jede Beein-
trachtigung ihre macht- und wirtschaftspolitischen und finanziellen Positionen zu verhindern, treten
sie mit der Forderung der tatsachlichen Weltherrschaft auf. So heiBt z. B. die von England und den
USA wahrend dieses Krieges vertretene Auffassung von der „Freiheit der Meere" nichts anderes als
Herrschaft auf alien Meeren und Unterwerfung des gesamten Seeverkehrs unter ihren Willen.
Niemand hat diese Politik auf den von den Meeren umgebenen Kontinenten eindeutiger und konse-
quenter in die Praxis umgesetzt als Roosevelt. Ob seine diplomatischen Vertreter Polen oder Frank-
reich, Griechenland oder Jugoslawien in den Krieg hetzten, ob er in Slid- oder Mittelamerika jede
116 nichtenglische oder Nicht-USA-Position mit Schwarzen Listen oder politische Agitation angriff,
wenn er sich mit Moskau offen verbundete, als noch das Neutralitatsgesetz in Geltung war, und das
gleiche mit Tschungking tat, wenn er die Volker des Vorderen Orients zum Einsatz gegen die Ach-
senmachte zu bringen suchte, kurz, wenn Roosevelt sich uberall und stets einmischte und die Sicher-
heit der USA selbst durch die Fortsetzung des finnischen Freiheitskampfes gegen die Sowjets als be-
droht erklarte, so erscheint uns das auf den ersten Blick zwar immer als geradezu unsinnig, es ist aber
doch sehr logisch: Die neuen kontinentalen Lebensraumziele der Dreierpaktstaaten sollen uberall und
bei jeder Gelegenheit bekampft werden, weil sie grundsatzlich als gegenpolig zum plutokratischen
Weltimperialismus empfunden werden. Die Bildung von politisch und wirtschaftlich gegen die pluto-
kratische Einwirkung immunen kontinentalen Lebensraumen bedroht das auf interkontinentale Herr-
schaft aufgebaute und darauf zielende politische und wirtschaftliche Machtsystem der USA und Eng-
lands von Grund aus. Es soil ja gerade die Volker, die Schopfer und Kern dieser neuen Lebensraume
sind, von englisch-amerikanischer Beherrschung freimachen.
Dies wollen London und Washington verhindern. Hierzu erscheint jedes Mittel recht, selbst das
Bundnis mit dem Kommunismus, obwohl dieser der Weltherrschaft der Angelsachsen und dem pluto-
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kratischen Imperialismus die Zielsetzung der Weltrevolution entgegenstellt. Die gewaltigen Kriegs-
vorbereitungen der Sowjetunion erweisen ja eindeutig, daB das Wort Stalins, die Rote Armee sei die
Armee der Weltrevolution, keine Phrase, sondern ein politisches Programm darstellt. Aber man dtinkt
sich in London und Washington hochst realpolitisch, wenn man iiber diese Antithese hinwegsieht und
sich mit der Sowjetunion verbiindet. Gegen Kommunismus im eigenen Lande glaubt man sich gefeit,
von den eigenen Machtspharen hofft man ihn jedenfalls fernhalten zu konnen, und in Europa ist man
bereit, ihm groBe Konzessionen zu machen, im stillen hoffend, daB er sich im Kampf gegen die Ach-
senmachte auf jeden Fall gentigend verbluten werde.
In blinder Uberschatzung der eigenen wirtschaftlichen Machtmoglichkeiten haben England und
USA geglaubt, in Ostasien ohne Kampf zum Ziel zu kommen — bis am 7. Dezember Japan plotzlich
das lange und zahe von London und Washington um die japanische Inselstellung herumgezogene Netz
mit schnellen Schlagen zerhieb. Jene wesentlich wirtschaftlich und kapitalistisch orientierte Einstel-
lung, aus der heraus England Jahre hindurch vor dem Kriege die Moglichkeit des nationalsozialisti-
schen Wirtschafts- und Riistungsaufbaus in Deutschland leugnete oder nicht wahrhaben wollte, dann
wahrend des Krieges mit Hilfe der Blockade schnell zu zerbrechen hoffte, hat auch die Einstellung
und Haltung gegemiber Japan bedingt:
117 Wieder wurde Wirtschaftsaufbau und Rustung, die aus der Armut, aber mit neuen ideologischen
Grundlagen und Methoden entwickelt wurden, in Wert und Wirkung verkannt und die Antriebs- und
Schopferkraft des nationalen Idealismus nicht verstanden.
Japans blitzartiger Ubergang von geduldigem Verhandeln zur militarischen Tat war fiir England und
USA in jeder Hinsicht eine Uberraschung, die ihre Berechnungen tiber den Haufen warf. Man hatte
den immer wieder betonten und praktisch betatigten Verhandlungswillen Tokios als Schwache, als
Angst vor der „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln", namlich durch die militarische Aktion,
angesehen und geglaubt, man habe Zeit, die eigene Rustung in aller Ruhe aufs hochste zu steigern, um
dann den Moment der Entscheidung selbst zu wahlen. Dies hat sich als ein groBer, und wie bereits
sichtbar ist, folgenschwerer Irrtum erwiesen. Die japanische Mentalitat wurde ebenso verkannt wie die
tatsachlichen Machtverhaltnisse im Pazifischen Ozean.
Fiir Deutschlands Politik und Kriegfiihrung bedeutet der Kriegseintritt Japans, wenn auch freilich
im Gegensinne, die Folgerung aus einer politischen Planung, wie sie im Dreierpakt ihren Ausdruck
gefunden hatte, und die Gewinnung eines militarischen Bundesgenossen vom hochsten Wert. Der
Dreierpakt war Ausdruck gleichgerichteter politischer Uberzeugungen und nach Sinn und Wortlaut
friedenswillig. Er war eines der von der deutschen Politik angewandten Mittel, um den Krieg zu ver-
hindern oder in seiner Ausdehnung zu beschranken. Diese Zielsetzung des Dreierpaktes wurde durch
den Kriegswillen Roosevelts vereitelt. Roosevelts schrankenloser Imperialismus stellte sich dem Frie-
densprogramm des Dreierpaktes entgegen.
Der Einkreisungs- und Blockadekrieg, den England zunachst in Mitteleuropa gegen uns gefuhrt und
nach dem Zusammenbruch seiner Bundesgenossen auf Gesamteuropa ausgedehnt hat, wendet sich nun
gegen England und die USA selbst. War bisher schon die Atlantikschlacht und unser ganzer Krieg
gegen die englische Versorgungsschiffahrt eine kraftige Antwort auf die Blockadekriegfiihrung Eng-
lands, so trifft der Krieg im Pazifik beide -Lander in dem Sektor, auf den sie erklartermaBen immer
wieder ihre Siegeshoffnungen setzten. „Die unbeschrankten Hilfsmittel des englischen Empires" und
„die unbeschrankte industrielle Leistungsfahigkeit der Vereinigten Staaten" waren Hauptschlagworte
der Feindpropaganda. Die Hilfsmittel der ganzen Welt stehen uns zur Verfiigung, daher ist unser Sieg
nur eine Frage der Zeit, so und ahnlich pflegten Churchill und die anderen englischen Propagandisten
zu sagen, wenn die Waffenerfolge der Achsenmachte die englischen Gemiiter zu sehr verdiisterten.
118 Graphik: Einkreisungsring der USA und Englands gegen Japan
119 Der Krieg im Pazifik bedroht die Angelsachsen an dieser Grundlage ihrer Siegeshoffnung. Die
Philippinen, Indochina, Thailand, die Malaiische Halbinsel und Niederlandisch-Indien sind zusam-
mengenommen ein unentbehrliches Kernstiick der wirtschaftlichen Kriegfiihrung der Angelsachsen.
Aus diesen Gebieten Japan auszuschlieBen und sie der eigenen Nutzung vorzubehalten, war ja der
ganze Sinn der politischen und wirtschaftlichen Einkreisungspolitik, die die Angelsachsen gegen Ja-
pan gefuhrt haben. Worum es sich wirtschaftlich handelt, zeigen folgende Ziffern:
In diesen Gebieten werden hohe Prozentsatze an kolonialen Landwirtschaftsprodukten wie Tee und
Zucker, 57% des Palmols, 73% der Kopraproduktion, iiber 90% der Weltproduktion von Rohgummi,
namlich auf der malaiischen Halbinsel 400 000 Tonnen, in Hollandisch-Indien 300 000 Tonnen, Bri-
tisch-Borneo 36 000 Tonnen, Thailand 42 000 Tonnen, Indochina 66 000 Tonnen gewonnen. In den
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genannten Gebieten werden 63% der Zinnproduktion der Welt gewonnen, dazu in Hollandisch-Indien
allein 8 Millionen Tonnen Petroleum. Kriegswichtige Erze jeder Art, an denen Japan bisher ebenso
Mangel hatte wie an Petroleum und Gummi, finden sich .n den jetzt schon groBenteils in seiner Hand
befindlichen oder nach aller Wahrscheinlichkeit bald von ihm besetzten Gebieten in groBer Mengen.
Eine an landwirtschaftlicher Produktion und Bodenschatzen jeder Art besonders reiche Weltgegend
wird also den Angelsachsen entzogen und der Kriegfiihrung Japans dienstbar.
Dariiber hinaus bedroht aber das japanische Vordringen, das sich facherformig tiber den ganzen
Umkreis des chinesischen Meeres, iiber die westlich bis Indien und siidlich bis Australien sich aus-
dehnende Inselwelt erstreckt, das nur schwach besiedelte Australien und das nach Freiheit von engli-
scher Beherrschung strebende Burma und Indien. Mit dem Fall Hongkongs und der volligen Beset-
zung der Philippinen, die nur noch eine Frage kurzer Zeit ist, der Wegnahme der USA-Flotten- und
Flugzeugstiitzpunkte Guam und Wake, der Besetzung Thailands und dem Militarbundnis mit diesem
Staat, mit der Besetzung Nordborneos und dem schnell vordringenden Angriff auf Singapur, alles das
ermoglicht und gesichert durch die blitzartigen Schlage gegen die englische Schlachtflotte vor Singa-
pur und die US A-Pazifikflotte in Hawai, hat sich Japan bereits zum wesentlichen Teile nicht nur jeder
Bedrohung der eigenen Inseln entledigt, sondern die See- und Luftherrschaft im Raume des japani-
schen und chinesischen Meeres mindestens vorlaufig gesichert. Es hat alle Vorteile des Operierens auf
der inneren Linie, ahnlich wie die Achsenmachte im europaischen Raum bis an die Ostfront wirt-
schaftliche und militarische Bewegungsfreiheit auf der inneren Linie besitzen.
120 Uberlegt man sich die Konsequenzen dieser durch wenige Wochen japanischer Kriegfuhrung
geschaffenen Lage im Pazifik, so beantwortet sich die Frage, wie die Angelsachsen voraussichtlich
darauf reagieren werden, ziemlich einfach. Sie miissen ihre ganzen Machtmittel einsetzen, um Japan
an der Durchfuhrung seines klar vor Augen liegenden und durch die geographischen, wirtschaftlichen
und politischen Gegebenheiten bedingten Kriegsplanes zu verhindern bzw. das bereits Erreichte riick-
gangig zu machen. Dies konnen sie nach .Lage der Dinge nur durch Einsatz ihrer Flottenmacht versu-
chen. Nur wenn es den Angelsachsen gelange, die See- und Luftherrschaft in den umkampften Gebie-
ten an sich zu bringen, hatten sie Aussicht auf Erfolg. Die USA-Pazifikflotte, die etwa die Halfte der
gesamten USA-Flotte ausmachte, ist aber in Hawai entweder vernichtet oder fur lange Zeit auBer Ge-
fecht gesetzt worden, wenigstens was die Schlachtschiffe angeht. Das gleiche gilt fur die schweren
Seestreitkrafte, die England im Poemen Osten hatte. Die Angelsachsen mtissen also ihre Atlantikflot-
ten einsetzen, wenn sie gegen Japan antreten wollen. Inwieweit ihre Luftriistung zu solchem Einsatz
geniigt, ist dann noch eine andere Frage.
Der Krieg im Pazifik, den die Angelsachsen durch ihre Politik gegen Japan herausgefordert haben,
und fur den sie die ungeteilte Verantwortung tragen, wird aller Voraussicht nach den Freiheitskampf
der Achsenmachte fur ein neues und geeintes Europa wesentlich beeinflussen.
Als am 7. Dezember die groBe Nachricht vom Kriegseintritt Japans die Welt durcheilte, war es klar,
daB der Krieg im Pazifik und im Atlantik, in Europa und in Afrika eine politischmilitarische Einheit
sein wtirde. Am 11. Dezember zog der Fiihrer vor dem Reichstag die SchluBfolgerungen aus der Lage:
Deutschland erklarte den Kriegszustand mit den USA und der Fiihrer gab am SchluB seiner Rede ei-
nen am gleichen Tage zwischen den Dreierpaktmachten unterzeichneten Vertrag bekannt, der ein
formliches Krieg sbiindnis darstellt und die Verpflichtung enthalt, nur gemeinsam Frieden zu machen
und auch nach dem Frieden politisch eng zusammenzuarbeiten (siehe Seite 70). Dieser Vertrag ist die
durch Roosevelts Kriegspolitik erzwungene Folge und Erganzung des Dreimachtepaktes, dessen Teil-
nehmer er zum Kampf auf Leben und Tod zusammenschlieBt.
Der Ring ist geschlossen: Roosevelt und seine jiidisch-kapitalistischen Hintermanner haben den von
ihnen so eifrig erstrebten Krieg. Er hat freilich einen ganz anderen Anfang und bisher auch Verlauf
genommen, als man es sich in London und Washington vorgestellt hat. Fur die Achsenmachte wird
praktisch insofern nichts Wesentliches geandert, als die Hilfskrafte der USA schon vorher ganz zur
121 Verfiigung unserer Feinde gestanden haben, aber es macht einen groBen Unterschied, daB die USA
und England sich jetzt einem neuen und, wie sich gezeigt hat, auBerordentlich gefahrlichen und star-
ken Gegner zuwenden miissen.
Deutschlands Kriegfuhrung ist im Osten in eine neue Phase, die des Aufhorens der Offensivbewe-
gung und des Beziehens einer Verteidigungsstellung fur die Zeit des Winters, eingetreten. Am 19.
Dezember hat der Fiihrer selbst das Oberkommando iiber das deutsche Heer unter ehrenvoller Entlas-
sung des Generalfeldmarschalls von Brauchitsch aus seiner bisherigen Stellung iibernommen. Der
Aufruf des Fiihrers an die Soldaten vom 19. Dezember zeigt Tragweite und Bedeutung dieses Fiihrer-
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entschlusses im Rahmen der Kriegflihrung und der weltpolitischen Lage auf, ebenso die Zielsetzung
fur das kommende Fruhjahr: „Die Vorbereitungen zur sofortigen Wiederaufnahme des offensiven
Kampfes im Fruhjahr bis zur endgultigen Vernichtung des Gegners im Osten mlissen unverzliglich
getroffen werden."
An der einzigen Front, die die Siege der Achsenmachte neben der Ostfront ubriggelassen haben, an
der libyschen, ist die im November von den Englandern begonnene groBe Offensive fortgesetzt wor-
den. Sie hat ortliche Erfolge erzielt, die aber teuer bezahlt werden muBten. Am 20. Dezember wurde
mitgeteilt, daB die deutschen und italienischen Truppen dauernd gegen eine groBe zahlenmaBige Uber-
legenheit gekampft und dabei 12 000 Gefangene, darunter ftinf Generale, gemacht, iiber 1100 Panzer-
wagen zerstort oder erbeutet und 271 Flugzeuge abgeschossen hatten. Am Ende des Monats Dezember
war die englische Offensive zum Stehen gekommen. Das von Churchill bei ihrem Beginn angekiindig-
te Ziel, namlich ganz Italienisch-Nordafrika zu erobern, wurde nicht erreicht. Der im Besitze Englands
befindliche Teil der Mittelmeerkuste hat sich um ein relativ kleines Stuck vergroBert. Die strategische
Position der Achsenmachte in Nordafrika ist nicht wesentlich verringert. In England ist in der Presse
daran Kritik getibt worden, daB die Offensive in Libyen zuviele Krafte gebunden habe, die in Hong-
kong, auf der malaiischen Halbinsel und in Singapur gefehlt hatten. In Australien und Neuseeland hat
man die Entsendung der eigenen Divisionen nach Libyen bereits bereut. Im Gesamtrahmen der Krieg-
fiihrung und Politik ist festzustellen, daB die im nordafrikanischen Raum versammelten englischen
Streitkrafte trotz groBter Opfer das gesetzte strategische Ziel nicht erreicht haben, und daB ihr Fehlen
auf dem ostasiatischen Kriegschauplatz fur die ganze Stellung Englands in diesem Raum verhangnis-
volle Folgen hervorgerufen hat.
In dem politisch und wirtschaftlich von den Achsenmachten gefuhrten europaischen Raum waren im
Monat Dezember keine besonderen Ereignisse zu verzeichnen. DaB Deutschlands Bundesgenossen
122 Graphik der Stiitzpunkte im Stillen Ozean
123 und Freunde, an der Spitze Italien, die vom Ftihrer am 11. Dezember verkiindete Politik mitmachten,
daB also auch Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Finnland sowie Bulgarien mit den USA brachen, war
nur folgerichtig. Denn alle diese Staaten kampfen einen gemeinsamen Schicksalskampf.
Die Tiirkei hat im Krieg zwischen den Dreierpaktmachten und den Angelsachsen ihre Neutralitat,
Spanien wie schon bisher im gegenwartigen Kriege die Position der Nichtkriegfuhrung eingenommen,
und Frankreich hat ebenfalls Neutralitat erklart. Portugal hat jedoch sehr schnell hochst unerfreuliche
Wirkungen des Krieges im Pazifik erfahren. Am 17. Dezember drangen hollandische und australische
Truppen vom hollandischen in den portugiesischen Teil der Insel Timor ein und besetzten dieses zwi-
schen den hollandischen Kolonien und Australien gelegene Stuck des portugiesischen Kolonialreiches.
Portugals Ministerprasident, S a 1 a z a r , hat zu diesem Ereignis in einer groBen Rede im portugiesi-
schen Parlament am 19. Dezember Stellung genommen und genaue Einzelheiten iiber die Vorge-
schichte dieses englischen Gewaltaktes gegen das seit Jahrhunderten mit GroBbritannien verbiindete
Portugal mitgeteilt. „Ich iibergehe mit Stillschweigen", so sagte Salazar, „die Kampagne, die vor eini-
gen Wochen in einem gewissen Sektor der Weltpresse hinsichtlich Timor und der Besorgnisse iiber
die portugiesische Kolonialpolitik entfacht wurde, eine Kampagne, die zwischen interessiert und la-
cherlich schwankt und worin Forderungen auf nicht gewahrte Monopole und der Schreck vor der ja-
panischen Infiltration, die aus 14 japanischen Untertanen besteht, eine Rolle spielten. Am 4. Novem-
ber stellte das Foreign Office der portugiesischen Regierung folgende drei Fragen: a) Welches ist die
Haltung Portugals im Falle eines japanischen Angriffs auf Timor? b) Ist die portugiesische Regierung
gewillt, unter dieser Voraussetzung die britische Hilfe anzunehmen? c) Wenn ja, wurde es nicht vor-
teilhaft sein, einen Plan fur eine gemeinsame Aktion auszuarbeiten? Es war unsere Uberzeugung, fuhr
Salazar fort, daB ein japanischer Angriff auf die portugiesische Besitzung Timor als unwahrscheinlich
betrachtet werden muBte, nicht nur weil unsere freundschaftlichen Beziehungen zu dem japanischen
Reich diesem entgegenstanden, sondern auch "weil dafiir keine strategischen Griinde vorhanden wa-
ren."
Ans der englischen Anfrage entwickelten sich Verhandlungen, bei denen Portugal sich bereit erklar-
te, englische Waffenhilfe anzunehmen, falls Timor von Japan angegriffen wurde, „aber da in der Be-
sprechung in London ein nicht ganz klares Wort gefallen war, wurde der dortige portugiesische Bot-
schafter unterrichtet, daB er keinen Zweifel aufkommen lassen solle, daB eine Zusammenarbeit mit
auslandischen Truppen nur im Falle eines Angriffs in Frage kame und daB diese Zusammenarbeit kei-
nen
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 1
124 Praventivcharakter haben konne, wie man es vielleicht in London wlinsche". Salazar teilte weiter mit,
daB am 9. November und 12. Dezember australische Flugzeuge verschiedentlich Timor liberflogen
hatten, „eine nicht zu rechtfertigende Verletzung unseres Territoriums und eine offensichtliche Gefahr
fur die portugiesische Neutralitat. In London wurde der notwendige Protest erhoben und die Hoffnung
ausgesprochen, daB diese herausfordernden Fltige aufhorten". Ohne die Beendigung der Verhandlun-
gen abzuwarten, lieB London dann Portugiesisch-Timor besetzen.
Die Darstellung Salazars iiber die Vorgeschichte der Vergewaltigung eines Teils des portugiesi-
schen Kolonialreiches durch England, an deren Sachlichkeit nicht zu zweifeln ist, ist ein neues Schul-
beispiel daflir, was England unter dem Schutz der kleinen Nationen versteht. England hat dabei ganz
nach der Methode verfahren, die wir aus den Akten iiber die Vorgeschichte der Garantien kennen, die
es in einer fur die betroffenen Lander schlieBlich so verhangnisvollen Weise Polen, Jugoslawien und
Griechenland gegeben hat. Die Schilderung Salazars gab andererseits interessante Einblicke in die
diplomatischen und militarischen Kriegsvorbereitungen Englands im pazifischen Raum und die sy-
stematische Einkreisungspolitik gegeniiber Japan.
Das portugiesische Parlament nahm im AnschluB an die Rede Salazars folgende EntschlieBung an,
die an Deutlichkeit gegeniiber England nichts zu wiinschen iibrig laBt: „Angesichts der Darlegung des
Herrn Ministerprasidenten und AuBenministers iiber die kiirzlichen Ereignisse in Timor, in deren Ver-
lauf trotz der portugiesischen Neutralitat und der vollkommenen Treue in der Erfiillung der internatio-
nalen Verpflichtungen unsere Hoheitsrechte miBachtet wurden, beschlieBt die Nationalversammlung,
indem sie in ruhiger Weise das Gefiihl und die Wiinsche der Nation zum Ausdruck bringt, folgendes:
a) Sie driickt der AuBenpolitik der Regierung ihren bedingungslosesten Beifall aus. b) Sie erklart die
portugiesische Souveranitat iiber samtliche nationalen Territorien als unantastbar und unwandelbar, c)
Sie driickt ihre formelle Zuriickweisung gegen das in Timor auf die Jahrhunderte alte und friedliche
portugiesische Souveranitat begangene Attentat aus. d) Sie vertraut ganz auf die Losung, die die Re-
gierung bei einer fiir die Nation ehrenvollen und wiirdigen Behandlung der schwebenden Angelegen-
heiten in Ubereinstimmung mit dem patriotischen Gefiihl aller Portugiesen treffen wird."
DaB von Deutschland mit den europaischen Landern fortlaufend neue wirtschaftliche Abreden ge-
troffen werden, so am 4. Dezember ein Zusatzabkommen iiber Verkehrsfragen mit der Tiirkei, mit
Schweden am 19. Dezember ein wichtiger Handels vertrag, mit Rumanien eine Vereinbarung iiber den
Einsatz einer
1 25 groBeren Anzahl von rumanischen Arbeitskraften in Deutschland, ist nur natiirlich.
Das verbiindete Finnland konnte am 25. Dezember den vierundzwanzigsten Jahrestag seiner staatli-
chen Selbstandigkeit feiern. Staatsprasident Ryti hat bei dieser Gelegenheit die Wiedervereinigung der
Finnland durch den Moskauer Diktatfrieden vom 12. Marz 1940 entrissenen Gebiete bekanntgegeben.
Englands friiherer Verbiindeter Frankreich bekam auch im Monat Dezember weiter die Wirkungen
der „britischen Freundschaft" zu spiiren. Abgesehen von der Einbeziehung Frankreichs und der ihm
treugebliebenen Kolonialgebiete in die englische Blockade, die an den Ernahrungsschwierigkeiten
Frankreichs die Hauptschuld tragt, und der oft wiederholten Bombardierungen nordfranzosischer Kii-
stenstadte, unterstiitzen England und die USA weiterhin offen den Verratergeneral de Gaulle, und
bedrohen die Vichy treugebliebenen Teile des franzosischen Kolonialreiches. Der Beginn des Krieges
in Ostasien hat die Lage der fernostlichen Kolonien Frankreichs weiter erschwert. Vichy hat durch
Verordnung vom 20. Dezember samtliche Besitzungen im Fernen Osten, im Indischen Ozean, im Pa-
zifik und in Ozeanien dem Generalgouverneur von Indochina unterstellt und gewisse nicht naherbe-
zeichnete SicherungsmaBnahmen angeordnet. Die indochinesische Regierung hat mit Japan am 10.
Dezember ein Zusatzabkommen zu dem im Juli 1941 in Tokio abgeschlossenen Vertrag iiber die ge-
meinsame Verteidigung Indochinas geschlossen. In Vichy wurde dazu erklart, dies bedeute keines-
wegs, daB Frankreich die von ihm erklarte und den kriegfiihrenden Machten notifizierte Neutralitat im
Pazifik aufgeben wolle. Vorstellungen von seiten der USA iiber eine angebliche Verstarkung der japa-
nischen Truppen in Indochina iiber die im Abkommen vom Juli 1941 vorgesehene Zahl von 50 000
Mann wurden von Vichy zuriickgewiesen. Gegen die Einmischungsabsichten der USA in Fragen, die
Frankreich und sein Kolonialreich angehen, wandte sich am 4. Dezember das Informationsministerium
in Vichy mit einer Erklarung, in der u. a. gegen die Unterstiitzung de Gaulles durch Washington prote-
stiert wurde. Der franzosische Botschafter in Washington hat bei der USA-Regierung in ahnlichem
Sinne Vorstellungen erhoben.
Der schon ofter in Washington und London sichtbar gewordene Appetit auf Dakar und iiberhaupt
auf Franzosisch-Westafrika, hat den franzosischen Kolonialminister Admiral P 1 a ton nach seiner
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Rlickkehr von einer Inspektionsreise durch Westafrika am 23. Dezember zu folgender Erklarung ver-
anlaBt:
„Auf militarischem Gebiet ist alles getan worden. Es sind Mittel in einer Menge angehauft worden, die
geeignet sind, die Angriffsideen derjenigen zu entmutigen, die sich fur die Kosten des von ihnen
126 fortgesetzten Krieges in unserem Imperium bezahlt machen mochten. Das Material ist betrachtlich
vermehrt worden und Waffen treffen in immer starkerem MaBe ein. Die Moral unserer Truppen gibt
uns die GewiBheit, daB wir vor jeder Uberraschung sicher sind. Alles in allem ist die Lage zufrieden-
stellend. Der Staatschef kann sich materiell und moralisch auf unser Imperium verlassen, daB eine der
wichtigsten Karten unserer Politik und unserer Wiederaufrichtung ist."
Die am 8. Dezember erfolgte Eroffnung der ersten Teilstrecke der Transsaharabahn, die Franzo-
sisch-Nordafrika mit dem franzosischen Kolonialgebiet am Niger verbinden soil, ist ein weiteres Zei-
chen des franzosischen Willens, das Kolonialreich nach Moglichkeit zu erhalten und zu sichern.
Ein wenn auch nicht sehr bedeutender anderer Teil des franzosischen Kolonialbesitzes, die Inseln
St. Pierre und M i q u e 1 o n bei Neufundland, wurden am 25. Dezember von „Seestreitkraften der
freien Franzosen", d. h. des Verratergenerals de Gaulle, besetzt. In Washington und London beeilte
man sich zu erklaren, daB dies ohne Wissen und gegen den Willen der englischen und USA-Regierung
geschehen sei. In Vichy betonte man, England und USA muBten die Besetzung wieder riickgangig
machen, da die Aufrechterhaltung des Status quo hinsichtlich der franzosischen Besitzungen in der
Neuen Welt von Washington wiederholt versprochen worden sei. Frankreich rechne daher mit der
schnellen Wiederherstellung der friiheren Lage. Es ist nicht klar, ob die de Gaullisten tatsachlich ohne
Wissen Washingtons und Londons gehandelt haben oder was sonst hinter der Sache steckt.
Mitte Dezember wurden von den USA-Behorden die franzosischen Besatzungen von den in den
USA-Hafen liegenden franzosischen Schiffen entfernt, wozu aus Washington verlautete, diese Schiffe,
unter denen sich das groBte Schiff der franzosischen Handelsflotte, die „Normandie", befindet, wurden
von der USA-Marine in Gebrauch genommen werden. Vichy hatte erneut Gelegenheit, in Washington
einen Protest anzubringen.
Hinsichtlich der Lage Frankreichs in Europa hat sich bis zum Jahresende 1941 nichts geandert. Im
Innern wurden die Bemuhungen der Regierung um den Wiederaufbau der Zerstorungen des Krieges,
die Bekampfung der Arbeitslosigkeit, die Festigung des neuen autoritaren Regimes und die Bekamp-
fung des Kommunismus fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit ist, wesentlich infolge der von Deutschland
der franzosischen Industrie gegebenen Auftrage, weiter zuriickgegangen. AuBenpolitisch bedeutsam
war die Begegnung des franzosischen Staatschefs P e t a i n mit Reichsmarschall Goring am 1. De-
zember und die Begegnung des stellvertretenden Ministerprasidenten Admiral D a r 1 a n mit dem
italienischen AuBenminister Graf C i a n o am 10. Dezember in Turin. Die Begegnung Petain — Go-
ring setzte jene in
127 Montoire begonnene Reihe von Besprechungen zwischen fuhrenden deutschen und franzosischen
politischen Personlichkeiten fort, die der Politik der Zusammenarbeit Grundlage und Gestalt gegeben
haben. Zu der Begegnung Darlan — Ciano wurde franzosischerseits darauf hingewiesen, „daB es sich
bei dem Treffen von Turin um die erste offizielle franzosisch-italienische Ftihlungnahme seit dem
Waffenstillstand handelt. Man stellt fest, daB sich die Aussprache zwischen den beiden Staatsmannern
in einer sehr herzlichen Atmosphare abgespielt hat. Man gibt in den genannten Kreisen zu, daB die
Unterredung einen sehr allgemeinen Charakter getragen hat, und daB es noch verfruht ist, fur den Au-
genblick irgendwelche SchluBfolgerungen aus dem Meinungsaustausch zu ziehen."
Frankreichs Verhaltnis zu Deutschland ist im Monat Dezember wiederholt durch Attentate gegen
Angehorige der deutschen Besatzungsarmee gestort worden. DaB diese Attentate von Agenten des
Auslandes angestiftet werden und darauf hinzielen, die normale Weiterentwicklung der Zusammenar-
beit zwischen Deutschland und Frankreich zu storen, ist langst klar. Die deutschen GegenmaBnahmen,
die sich gegen Juden und Kommunisten richteten, sind daher auch vom franzosischen Volk im allge-
meinen richtig verstanden worden. Von selten der Regierung in Vichy ist mehrfach die Uberzeugung
ausgesprochen worden, daB die Anstifter der Attentate im Ausland zu suchen seien.
Was die aus England gekommenen Verlautbarungen zur politischen und militarischen Lage nach
dem Kriegseintritt Japans angeht — England erklarte natiirlich sofort den Kriegszustand mit Japan — ,
so waren sie zunachst recht hochmutig, wurden aber schnell bescheiden und sehr besorgt, als die er-
sten Schlage der japanischen Wehrmacht so erfolgreich waren. Als die beiden englischen Schlacht-
schiffe „Prince of Wales" und „Repulse" vor der malaiischen Ktiste durch die japanische Flugwaffe
versenkt wurden, muBte Churchill am 11. Dezember im Unterhaus gestehen, „diese beiden machtigen
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Schiffe seien wesentliche Figuren in den britischen Plane n gewesen und er konne sich keines schwe-
reren Schlages gegen die englische Flotte entsinnen als dieses. Kurz vorher, Anfang Dezember, hatte
der britische Nachrichtendienst stolz die Ankunft eines Flottenverbandes unter Flihrung der „Prince of
Wales" in Singapur gemeldet, sowie daB dies in Washington groBe Befriedigung ausgelost habe und
als ein neuer Beweis fur die Ubereinstimmung der britischen und USA-Politik im Fernen Osten ange-
sehen worden sei.
Die englische Presse war noch offener im Ausdruck der schweren Besorgnisse, die die japanischen
Erfolge in London auslosten. Die Gefahr fur unsere gemeinsame Sache ist ebenso groB wie bei
128 Dunkirchen, schrieb „News Chronicie". Jede Neigung, die neueste Vermehrung in den Reihen unserer
Feinde auf die leichte Schulter zu nehmen, wird durch die furchtbaren Schlage, die England und die
USA von selten Japans erlitten haben, entschwinden, schrieben die „Times". DaB in den Stammlan-
dern des Kapitalismus auch die Borsen entsprechend reagierten, und in London und New York Mitte
Dezember die groBte Baisse seit Kriegsausbruch erlitten, ist nicht verwunderlich. Erregte Rufe nach
mehr Streitkraften und Rustungsmaterial wurden laut, aber, so ftihrte der englische Publizist Frazer
aus, „es ist ein Problem, wie man die Streitkrafte einsetzen muBte. Eine Hurricane-Maschine kann
nicht zugleich an der Moskauer Front und in Malaya eingesetzt werden, ein Kreuzer nicht zugleich in
Libyen und in Sudchina, und ein gleichzeitiger Einsatz in den Kampfabschnitten der mittelostlichen
Front sowie im Gebiet von Kehda ist ebenso unmoglich".
Damit hat Frazer allerdings auf eine wesentliche Seite der Lage aufmerksam gemacht: Der neue
Kriegsschauplatz und der Einsatz des japanischen Hundertmillionen-Voikes muB alle bisherigen Be-
rechnungen der angelsachsischen Machte iiber den Haufen werfen und sich auf jedem Kriegsschau-
platz geltend machen. Die Frage, wie man die vorhandenen Streitkrafte und Kampfmittel auf die ver-
schiedenen Kriegsschauplatze verteilen, wie man zu einem gemeinsamen Kriegsplan kommen konne,
stand denn auch schon wenige Tage nach den ersten Schlagen der japanischen Wehrmacht in London
und Washington an erster Stelle. Ein oberster Kriegsrat, eine Koordinierung, ein gemeinsamer Ober-
befehl wurde gefordert. Die Bedeutung von Singapur fur den Schutz Indiens und fur die Versorgung
Tschungkings mit Kriegsmaterial, fur die Lebenslinien des englischen Empires und fur die ganze Stel-
lung der Angelsachsen im ostasiatischen Raum wurde dabei immer wieder unterstrichen.
Am 22. Dezember wurde in London bekanntgegeben, daB Churchill in den USA angekommen sei,
„um mit dem Prasidenten Roosevelt alle die Kriegsanstrengungen betreffenden laufenden Fragen zu
besprechen". Eines der Hauptziele von Churchills Besuch sei, „die Zerstorung des Hitlerismus auf der
ganzen Welt". Die Konferenz Roosevelt-Churchill werde die erste einer Reihe anderer Besprechungen
sein, an denen offiziell RuBland, China, die Niederlande und die englischen Dominien teilnehmen
wurden.
Am 26. Dezember hielt Churchill im USA-Senat eine Rede, die alle Charakteristiken solcher Reden
des englischen Ministerprasidenten enthielt. Einerseits pflegt Churchill mit einer gewissen Offenheit
die Schwierigkeiten der Lage Englands, wenn auch unter Umbiegung wesentlicher Faktoren, zu-
zugeben, um dann moglichst viele Argumente anzufuhren, die angeblich zur Hoffnung auf den End-
sieg berechtigen.
129 Churchill meinte, im Jahre 1942 konnten England und die Vereinigten Staaten noch nichts GroBes
unternehmen, dies wurde erst von 1943 an moglich sein. Churchill verschiebt die Siegeshoffnungen
also von einem Jahr in das andere, denn in fruheren Reden hat er mehrfach vom Jahre 1942 als von
dem Jahr gesprochen, in dem England erst seine voile Kraft werde entfalten konnen. Auch ein von ihm
immer wieder angewandter Propagandatrick, zu behaupten, vor so und so viel Monaten hatte England
gar nicht zu hoffen gewagt, sich in so gunstiger Lage zu befinden wie gerade jetzt, wurde auch dies-
mal von Churchill nicht verschmaht. Am SchluB von Churchills Rede kam dann in verhullter Form das
wirkliche Kriegsziel zum Vorschein, das der Ausloschung von Deutschland, Italien und Japan als Fak-
toren der Weltpolitik und deren vollige und dauernde Unterwerfung unter den Willen der Angelsach-
sen, d. h. also, ohne Umschweife ausgedrtickt, die ungeschmalerte Weltherrschaft der Angelsachsen,
nattirlich als edles Menschheitsziel formuliert.
Einen Gipfelpunkt der Heuchelei von gerade gotteslasterlichem Charakter stellten angesichts sol-
cher Plane, fur deren Verwirklichung man ja doch in erster Linie auf die Hilfe des Bolschewismus
zahlt, dem man Europa offenbar preiszugeben bereit ist, die Reden Roosevelts und Churchills dar, die
sie am 25. Dezember „beim Anziinden des nationalen Weihnachtsbaumes durch den Prasidenten", die
unter Zustrom einer groBen Menschenmenge in der stidlichen Saulenhalle des WeiBen Hauses erfolg-
te, gehalten haben. Die imperialistischen, von jtidischem Kapitalismus inspirierten Weltherrschafts-
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plane Roosevelts und Churc hills wurden als Kampf gegen das Bose „im Glauben an die menschliche
Liebe und die gottliche Flirsorge" erklart. Die beiden Erzkriegshetzer traten ganz ungeniert in der Rol-
le salbungsvoller Prediger auf. Die Herren kennen eben den urteilslosen religios gefarbten Sentimenta-
lismus des Durchschnittsamerikaners.
Die Verlautbarungen, die iiber die verschiedenen Sitzungen des „Obersten Kriegsrats Englands und
der USA" erfolgten, klangen freilich realistischer und zeigten die Sorgen, mit denen man sich ausein-
anderzusetzen hatte. So meldete der englische Nachrichtendienst am 27. Dezember, bei der am 26.
Dezember abgehaltenen zweiten Sitzung seien Fragen der militarischen und Flottenstrategie Hauptge-
genstand der Besprechungen gewesen, das Problem der Lieferung und Produktion sei dabei mehr in
den Hintergrund geriickt. Der Ausdruck „Fragen der Flottenstrategie" kann nur bedeuten, daB man
iiber den Einsatz der englischen und USA-Hochseeflotte zur Rettung von Singapur und vielleicht auch
der Philippinen gesprochen hat. Uber die Beschliisse, die gefaBt wurden, hat man natiirlich nichts er-
fahren. Uber sie werden die kiinftigen Ereignisse Auskunft geben.
130 Uber eines freilich kann kein Zweifel bestehen, iiber den Charakter von Churchills Besuch in
Washington. Es war die Reise eines Bittstellers. Der erste Politiker des in schweren Noten befindli-
chen englischen Empire suchte Rat und Hilfe bei dem „starken" Vetter jenseits des Atlantik. DaB die
Fiihrung von London nach Washington iibergegangen ist, wurde wieder einmal offenkundig. Tatsach-
lich ware England unter den gegenwartigen Verhaltnissen aus eigener Kraft nicht einmal zu einem
Versuch imstande, sich Japan im Fernen Osten entgegenzustellen.
Dies hat man innerhalb des englischen Empires, besonders in dem am nachsten bedrohten Domini-
on, Australien, auch klar erkannt. Auf einer Konferenz der Premiers der australischen Provinzen er-
klarte der australische Ministerprasident C u r t i n , daB die Australien bedrohende Gefahr groB sei.
Bei anderer Gelegenheit sagte Curtin, Australien blicke in erster Linie auf Amerika, und die australi-
sche Politik strebe an, mit den USA einen Plan fiir die Strategic im Pazifik auszuarbeiten. Australien
gehore jetzt zur Front und miisse einem machtigen, gutgefiihrten und unglaublich mutigen Feind ins
Auge sehen. Am 27. Dezember richtete derselbe Curtin an Churchill und Roosevelt in Washington ein
Telegramm, in dem es hieB, Australien sei iiber den Mangel an britischen Luft- und Seestreitkraften
sowie iiber die mogliche Aussicht, daB Singapur von den Japanern erobert werde, erschiittert. Die Ge-
fahr fiir Australien werde unerbittlich groBer, wenn die Japaner weitere Erfolge zu erzielen vermoch-
ten. Die Landung der Japaner auf den Philippinen wiirfe ein grelles Schlaglicht auf die Schwache der
Alliierten. Offenbar habe die anglo-amerikanische Luftwaffe im Pazifik keinerlei Aussicht, mit der
japanischen Luftwaffe fertig zu werden.
Dasselbe England, daB nicht in der Lage ist, seine eigenen Dominions zu schiitzen und hierfiir an
die Hilfe der Vereinigten Staaten appellieren muB, hat sich unter dem Druck Moskaus veranlaBt gese-
hen, am 30. November an Rumanien, Ungarn und Finnland ultimativ die Forderung zu stellen, ihren
im eigensten Lebensinteresse wie in dem Europas gefiihrten Abwehrkampf gegen den Bolschewismus
bis zum 5. Dezember abzubrechen, andernfalls wurde sich England vom 6. Dezember Mitternacht an
mit ihnen als im Kriege befindlich ansehen. Die drei genannten Staaten haben diese englische Forde-
rung natiirlich eindeutig abgelehnt und dabei die durchschlagenden Argumente fiir die unabanderliche
Notwendigkeit ihres Existenz- und Freiheitskampfes noch einmal wiederholt.
Der Notenwechsel zwischen England und Finnland, Ungarn und Rumanien ist eine drastische Illu-
stration zu Englands Behauptung, es kampfe fiir die Freiheit der kleinen Volker und, was sehr viel
131 ernster ist, dafiir, daB England offenbar bereit ist, Europa den Sowjets zu iiberlassen, weil es die
bolschewistische Kriegshilfe bedingungslos notig hat. Letzten Endes wird es damit jedoch Europa, das
es wie so oft in der Geschichte verrat, einen Dienst erweisen: Es hammert die Notwendigkeit der eu-
ropaischen Einheit und das BewuBtsein der europaischen Schicksalsgemeinschaft auch in widerstre-
bende Kopfe.
DaB die englischen Vasallenstaaten — Dominion heiBt ja Herrschaftsbereich — Kanada, die Siid-
afrikanische Union, Australien, Neuseeland, deren Stellungnahme im Freiheitskampf europaischer
Staaten gegen den Bolschewismus eine besonders dreiste raumfremde Einmischung darstellt, Finn-
land, Rumanien und Ungarn dann ebenfalls den Krieg erklarten, beleuchtet die englische Politik ge-
geniiber Europa erst recht deutlich.
Diese Akte der englischen Politik fanden bezeichnende Parallelen in den „Vertragen", die England
gemeinsam mit den Sowjets im Dezember dem Iran und Afghanistan und fiir sich allein dem Irak auf-
genotigt hat. Der „Vertrag" mil dem Iran unterwirft dieses Land vollig den Erfordernissen der eng-
lischsowjetischen Kriegfiihrung. Freier Durchzug fiir Truppen und Kriegsmaterial, jede Art Hilfe fiir
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die Durchfuhr, Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit den Achsenmachten, Einflihrung einer
Zensur, die jede nationale Regung gegen diese Vergewaltigung unmoglich machen soil, was freilich
nicht verhindert, daB das iranische UnabhangigkeitsbewuBtsein sich in Uberfallen gegen englische
Transporte auBert, sind die Hauptpunkte dieses „Vertrages". Die afghanische Regierung hat sich unter
dem gemeinsamen Druck der Sowiets und Englands und unter dem Eindruck der bosen Erfahrungen
des benachbarten Iran gezwungen gesehen, die Benutzung der afghanischen Transits trecke von Quetta
liber Kandahar und Herat nach Kuschk, dem Endpunkt der von der Turksibbahn zur afghanischen
Grenze abzweigenden Stichbahn fur Waffen- und Materialtransporte zuzugestehen.
Die Regierung des Irak, wie die des Iran ja nur eine von England aufgezwungene Marionettenregie-
rung, hat sich durch einen Anfang Dezember bekanntgewordenen Vertrag bereit erklart, Basra und den
etwas weiter stidlich gelegenen Ort Fao GroBbritannien als Flottenstiitzpunkt auf unbestimmte Zeit
auszuliefern. England hat sich damit zugleich die Kontrolle iiber den gesamten Uberseehandel des Irak
gesichert.
DaB andererseits in Agypten die Wafdpartei, die Tragerin des agyptischen Unabhangigkeitsgedan-
kens gegen die englische Vergewaltigung der Lebensinteressen des Landes, sich wenn auch nur de-
monstrativ immer wieder auflehnt, daB die Vorkampfer fur die Befreiung Indiens von englischer Be-
herrschung und Ausnutzung immer wieder ihre Forderungen erheben, weshalb sich der englische Vi-
zekonig am 15.
132 Dezember zu einem Aufruf veranlaBt sah, die „inneren Streitigkeiten" zu vergessen, zeigt von anderer
Seite, wie es in Wirklichkeit mit Churchills Propagandabehauptung, England kampfe „im Namen der
groBen Mehrheit der Menschen", steht. Auch Englands Ultimatum an Thailand vom 9. Dezember, das
den AnschluB dieses Landes an Japan nicht verhindern konnte, und der am 27. Dezember bekanntge-
bene AbschluB eines Militarbundnisses zwischen GroBbritannien und Tschungking runden das Bild
der englischen Politik: In Europa, im Vorderen, Mittleren und Fernen Osten verlangt England Gefolg-
schaft und Waffenhilfe, will es uberall den bodenstandigen Nationalismus niederhalten und die Krafte
der Staaten und das Blut ihrer Volker fur seine grundsatzlich alien Kontinenten feindliche liberkonti-
nentale Machtpolitik einsetzen. Das England zunachst gelegene Irland, das die Englander aus jahrhun-
dertelanger trauriger Erfahrung freilich am besten kennt, hat auch nach dem Kriegsintritt der USA
seine bisherige Stellungnahme zum Krieg, die der Neutralitat und der Bereitschaft, diese wenn notig
mit den Waffen zu verteidigen, aufrecht erhalten.
Von den Verhaltnissen auf der englischen Insel selbst wurde im Monat Dezember nicht sehr viel
Neues bekannt. Bemerkenswert ist, daB das englische Lebensmittelministerium Mitte Dezember einen
neuen „Schnallt-den-Leibriemen-enger"-Feldzug begonnen hat, weil eine starke Verminderung der
Lebensmittelzufuhr nach England zu erwarten sei. Das kriegfuhrende Amerika konne nicht mehr so-
viel Lebensmittel schicken wie das neutrale. Dies paBt ganz zu Churchills Erklarung im Unterhaus
vom 11. Dezember: „Auf jeden Fall miissen wir uns darauf gefaBt machen, daB der Umfang der ame-
rikanischen Lieferungen an GroBbritannien und das MaB an Unterstiitzung, daB uns die amerikanische
Flotte gewahrte, zuriickgehen wird."
Anfang Dezember wurde das englische Unterhaus mit einem Gesetzentwurf befaBt, durch den die
Achtzehnjahrigen zum Militardienst einberufen und uberhaupt die letzten Menschenreserven Eng-
lands, besonders auch an Frauen, und bis herab zu den Jungen und Madchen zwischen 16 und 18 Jah-
ren zum Arbeitseinsatz einberufen werden sollen. Dies zeigt, daB die fur einen Kampf gegen Europa ja
viel zu geringen Menschenreserven Englands offenbar bereits bis zum letzten beansprucht sind.
Wie man die von Churchill aus Propagandagriinden immer wieder verkundeten Siegeshoffnungen in
Washington tatsachlich einschatzt, zeigt ein Anfang Dezember von den beiden USA-Zeitungen „Wa-
shington Times Herald" und „Chicago Tribune" veroffentlichtes Dokument. Es ist ein auf Veranlas-
sung Roosevelts entworfener und vom 11. September 1941 datierter Kriegsplan. Er wurde als Antwort
auf einen Brief Roosevelts an den Kriegsminister Stimson von einem gemeinsamen AusschuB der
133 Armee und Marine, der das Oberkommando der USA darstellt, ausgearbeitet. Diesem AusschuB
gehoren die Chefs der Generalstabe der Marine, des Heeres und der Luftwaffe und andere flihrende
Generale und Admirale an. Interessant ist, daB der Bericht von Roosevelt schon vor seiner ersten Zu-
sammenkunft mit Churchill auf dem „Potomac" am 14. August in Auftrag gegeben wurde und somit
anzunehmen ist, daB sein Inhalt schon Gegenstand der ersten Besprechungen zwischen Roosevelt und
Churchill gewesen ist, mit anderen Worten, daB die sogenannte Atlantikcharta schon auf seinen Ge-
dankengangen basiert.
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Der Bericht enthalt einen groBen Kriegsplan flir das Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Krieg
auf dem europaischen Kontinent. Er gent von der darin auch klar ausgesprochenen Uberzeugung aus,
daB die bisherigen Gegner Deutschlands, daB England und die Sowjetunion keineswegs in der Lage
seien, Deutschland zu besiegen, daB deshalb die USA in den Krieg in Europa in groBtem Umfang
durch Entsendung einer Armee von mindestens fiinf Millionen Mann mit allem dazugehorigen
Kriegsmaterial und einer entsprechenden Luftwaffe eingreifen muBten. Die einzelnen Stadien der
Vorbereitung und Durchfuhrung dieses Unternehmens, das von Roosevelt zur Planung und Vorberei-
tung durch seine militarischen Fachleute befohlen worden ist, als das Neutralitatsgesetz noch die Ent-
sendung von USA-Streitkraften nach Europa formell verbot — ein neuer Beweis, wie systematisch der
Kriegshetzer Roosevelt sein eigenes Volk hinterging — , werden in dem Bericht im einzelnen darge-
legt. Der Kriegsplan sieht nicht nur die Einbeziehung Gesamteuropas einschlieBlich der iberischen
Halbinsel, sondern auch Japans in den Kreis der von den USA zu bekampfenden Feinde vor. Im Lichte
der inzwischen eingetretenen kriegerischen Ereignisse in Ostasien erweisen die in dem Bericht gegen
Japan vorgesehenen kriegerischen MaBnahmen eine erstaunliche Unterschatzung des japanischen Ge-
gners, den man hauptsachlich durch Wirtschaftsblockade und ohne wesentlichen Einsatz von USA-
Streitkraften niederzuhalten hoffte.
Mag dieser USA-Kriegsplan vom 11. September 1941 auch reichlich dilettantisch anmuten, obwohl
die ersten militarischen Fachmanner der USA ihn unterzeichnet haben, er erweist endgultig Roosevelts
im Widerspruch zu der damaligen groBen Mehrheit des amerikanischen Volkes stehenden Kriegswil-
len, seine Absicht, gegen Europa, wie in dem Bericht ausdriicklich gesagt wird, auch nach einem mili-
tarischen Zusammenbruch der Sowjetunion und Englands, einen totalen Krieg zu ftihren, der mit der
von Roosevelt immer wieder ltignerisch im Munde gefuhrten „Verteidigung der westlichen Hemispha-
re" nichts zu tun hat, sondern nur dem groBenwahnsinnigen Plan dienen sollte, Europa und Asien einer
angelsachsischen
134 Weltherrschaft zu unterwerfen. Unter den vielen Dokumenten, die die Kriegsverantwortlichkeit
Roosevelts erweisen, ist dieser Kriegsplan vom 11. September 1941 vielleicht das schlagendste aller
Beweisstucke. Kriegsminister S t i m s o n gab am 5. Dezember die Echtheit des Dokumentes zu.
Der Krieg hat eine andere Wendung genommen, als Roosevelts Kriegsplan voraussah. Japan hat
nicht gewartet, wie sich das Roosevelt vorgestellt hat, bis die Wirtschaftsblockade die in Washington
und London erhofften Wirkungen erzielt hatte, sondern hat im rechten Moment die heimtuckischen
Plane seiner Gegner zerschlagen. Roosevelt, dessen Kriegsplan vom 11. September davon ausging,
daB er im Pazifischen Ozean den Riicken frei haben wtirde, um alle Krafte der USA zum Angriff auf
Afrika und Europa zu konzentrieren, hat bereits das ganze zusammen mit England in vielen Jahren
gegen Japan aufgebaute Stiitzpunkt-, Einkreisungs- und -angriffssystem in wenigen Wochen zusam-
menbrechen sehen. Der Kriegsplan vom 11. September hat sich als eine dilettantische Fehlrechnung
erwiesen.
Dieser Plan wirft ubrigens ein bezeichnendes Licht auf die Verhandlungen, die zwischen Washing-
ton und Tokio bis zum 7. Dezember, dem Beginn der japanischen Operationen im Pazifik, gefuhrt
worden sind. Sie hatten von Roosevelts Standpunkt aus nur den Sinn, Japan hinzuhalten, damit es die
Kriegsplane der USA moglichst wenig store.
DaB Roosevelt nach dem Kriegseintritt Japans den neuen Botschafter Stalins in Washington, Litwi-
now-Finkelstein, mit besonderer Herzlichkeit empfing und von Freundschaftsbeteuerungen fiir „die
Volker der Sowjetunion" uberstromte, daB er seine Bemuhungen, die Lander Sudamerikas immer
mehr dem USA-Imperialismus zu unterwerfen, fortsetzte, wird niemand wundernehmen, auch nicht,
daB er Herrn Bullitt, als Kriegshetzer auf dem Botschafterposten in Paris nach Ausweis der spater
bekanntgewordenen diplomatischen Geheimdokumente bestens bewahrt, nach dem Nahen Osten ent-
sandte, um dort ganz im Sinne der Kriegsplane Roosevelts vom 11. September 1941 die politisch-
militarische Einkreisung Europas zu fordern.
Nicht vergessen sei eine fiir Roosevelt und seine Leute bezeichnende Episode nach dem Kriegsaus-
bruch im Pazifik. Roosevelt lieB die deutschen und italienischen Pressevertreter in den USA verhaften,
um sie fiir die Dauer des Krieges mundtot zu machen. Erst als die USA-Pressevertreter in den von den
Achsenmachten beherrschten Gebieten Europas ebenfalls festgesetzt worden waren, erklarte sich Wa-
shington bereit, die Pressevertreter der Achsenmachte wie die Diplomaten zu behandeln, d. h. auszu-
tauschen. Leute wie Roosevelt verstehen eben nur die Sprache der Handgreiflichkeit.
135 Sie ist von Japan nach jahrelangem geduldigen Verhandeln, durch das Tokio sich immer wieder
bemiiht hat, Washington zu einer Anerkennung der japanischen Lebensinteressen in Ostasien zu brin-
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 1
gen, schlieBlich mit einer nicht nur die Angelsachsen verbluffenden Schlagkraft und Energie zur An-
wendung gebracht worden. Uber den Verlauf der letzten Verhandlungsperiode, die dem EntschluB
Japans, die Politik schlieBlich mit anderen Mitteln fortzusetzen, vorausgegangen ist, sind wir durch die
am 7. Dezember dem Staatssekretar Hull von den beiden japanischen Unterhandlern Nomura und
K u r u s u ubergebene abschlieBende Stellungnahme Japans, die veroffentlicht worden ist, unterrich-
tet. In ihr sind die Forderungen Japans, die von den offiziellen Sprechern Tokios und von der japani-
schen Presse ja seit Jahren immer wieder formuliert worden sind, noch einmal zusammengefaBt. Sie
lauten darauf hinaus, daB Japan den seit der Begriindung Mandschukuos geschaffenen Status quo in
Ostasien anerkannt, die Unterstiitzung Tschiangkaischeks durch Washington aufgegeben und den
Wirtschaftskrieg der Angelsachsen und Niederlandisch-Indiens gegen Japan eingestellt sehen wollte.
Auf diese Forderung hat die USA-Regierung zuletzt am 26. November 1941 ausfuhrlich und vollig
negativ geantwortet. Diese Antwort enthielt nicht nur die Forderung auf einen Verzicht Japans auf
samtliche im Sinne seines Fuhrungsanspruchs in Ostasien unter groBen Opfern gewonnenen Positio-
nen, sondern auch den Verzicht auf den Fuhrungsanspruch selbst und die Unterwerfung Japans unter
die angelsachsischen, im Sinne der kolonialen Epoche formulierten Herrschaftsanspruche in Ostasien
und im Pazifik.
Die Gegenuberstellung der japanischen und amerikanischen Zielsetzungen in Ostasien, wie sie in
der japanischen Note vom 7. Dezember enthalten ist, laBt die SchluBfolgerung dieser Note, die japani-
sche Regierung sehe sich angesichts der Haltung der USA-Regierung zu der Feststellung gezwungen,
daB weitere Verhandlungen zwecklos sein wiirden, als vollkommen berechtigt und den Tatsachen ent-
sprechend erscheinen. Die Forderungen Washingtons waren so, daB nur ein vollig geschlagenes Japan
sie hatte annehmen konnen. Also blieb Japan nichts anderes tibrig, als mit dem Schwert sein Recht
gegen die raumfremden Herrschaftsanspruche der Angelsachsen in Ostasien durchzusetzen.
Der kaiserliche ErlaB vom 8. Dezember, in dem die Kriegserklarung an die USA und England mit-
geteilt wurde, wiederholte noch einmal in pragnanter Zusammenfassung die Griinde fur Japans
Kriegseintritt. AuBenminister Togo hat in seiner Reichstagsrede vom 16. Dezember Japans Politik
noch einmal dargelegt und dabei das Bundnis mit Deutschland und Italien als ein Ereignis von aller-
groBter geschichtlicher
136 Bedeutung bezeichnet. Die Zusammenarbeit zwischen den drei Staaten werde ganz ohne Zweifel von
groBtem Erfolg gekront sein.
Kriegserklarungen gab es nach den Ereignissen des 7. Dezember in groBer Anzahl. Den GroBmach-
ten folgten die mit ihnen befreundeten oder von ihnen abhangigen Staaten. An Japan erklarten auBer
USA und England den Krieg: Kanada, Costarica, Australien, Nicaragua, Niederlandisch-Indien, die
Dominikanische Republik, Haiti, Honduras, Cuba, El Salvador, Mexiko, Panama, die Sudafrikanische
Union und Neuseeland. Tschungking erklarte den Krieg an Japan, Deutschland und Italien. Anderer-
seits stellten sich Mandschukuo und die chinesische Nationalregierung in Hankau an Japans Seite.
Thailand schloB am 8. Dezember ein Ubereinkommen mit Japan liber den Durchmarsch japanischer
Truppen durch das thailandische Staatsgebiet. Am 21. September wurde zwischen Japan und Thailand
ein Vertrag liber ein zehnjahriges militarisches, politisches und wirtschaftliches Bundnis abgeschlos-
sen. Wie der thailandische Ministerprasident Vertretern der japanischen Presse in Bangkok hierzu
erklarte, wurden zugleich mit dem AbschluB des Schutz- und Trutzbundnisses zwischen Thailand und
Japan automatisch die Beziehungen Thailands zu England und den Vereinigten Staaten abgebrochen.
Eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Japan sei ebenfalls beabsichtigt.
Die Sowjetunion hat zum Krieg in Ostasien und im Pazifik eine abwartende Haltung eingenommen.
Litwinow hat am 12. Dezember offen erklart, die Sowjetunion furchte einen Zweifrontenkrieg, der den
sowjetischen Widerstand gegen Deutschland schwachen wurde. Die USA-Regierung sei mit dieser
Haltung Moskaus einverstanden. USA und England miissen den Krieg in Ostasien also allein ausfech-
ten.
Sie haben sich dieser Aufgabe bisher als durchaus nicht gewachsen gezeigt. Auf die schlagartige
Vernichtung eines groBen Teiles der USA-Pazifikflotte folgten die Versenkung der zwei englischen
Schlachtschiffe „Prince of Wales" und „Repulse", die Wegnahme der amerikanischen Flottenstiitz-
punkte Guam und Wake. Die englische Niederlassung in Tientsin wurde ebenso wie die internationale
Niederlassung in Schanghai am 8. Dezember von japanischen Truppen besetzt. Am 26. Dezember fiel
Hongkong, das zusammen mit den Philippinen Japans Vordringen nach Sliden sperren sollte. Landun-
gen starker japanischer Krafte auf den Philippinen fuhrten schnell zur Besetzung aller entscheidender
Punkte dieses groBen, an Natur- und Bodenschatzen reichen Archipels. Die malaiische Halbinsel war
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 1
Gegenstand wahrhaft erstaunlicher Landungs- und militarischer Operationen, die die japanischen
Truppen in kurzer Zeit Hunderte von Kilometern weit in Richtung auf Singapur vorstoBen lieBen. Ja-
pans Marine und
137 Luftwaffe beherrscht die ausgedehnten Land- und Seegebiete, in denen sich alle diese Operationen
vollzogen, vollkommen. Kriegsvorbereitung und -fuhrung Japans zeigte sich der der USA und Eng-
lands in wahrhaft erstaunlichem MaBe uberlegen.
Die von Japan in so kurzer Zeit besetzten Landergebiete enthalten an Nahrungsmitteln und kriegs-
wirtschaftlichen Rohstoffen alles, was Japan selbst fur eine vieljahrige Dauer des Krieges benotigen
konnte.
^im§^
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Januar-Lieferung
(Nr. 57/58 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Rede des Fuhrers zum 30. Januar
Der Fiihrer hielt zum 9. Jahrestage der Machtergreifung im Berliner Sportpalast am 30. Januar 1942 folgende Rede
(DNB):
72 Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen! Meine Kameraden!
Jeder spricht in dieser Zeit vor dem Forum, das ihm am geeignetsten erscheint, der eine vor einem Parlament, des-
sen Existenz, Zusammensetzung und Entstehung uns alien zur Geniige bekannt ist — ich aber glaube an diesem
Tage dorthin wieder zurlickkehren zu miissen, woher ich gekommen bin, namlich zum Volk! Alle diejenigen, die
hier vor mir sitzen, sind namlich auch Abgeordnete des Volkes, nur mit dem Unterschied, daB sie keine Diaten
beziehen und es oft schwieriger haben, zu einer solchen Kundgebung zu kommen, als die sogenannten berufenen
Vertreter der Demokratien.
Ehe wir in das zehnte Jahr des nationalsozialistischen Deutschen Reiches eintreten, ist es wohl angebracht, einen
Blick in die Vergangenheit zu werfen und sich wieder einmal mit den Ursachen unseres Daseins, unseres Werdens
und unseres Sieges zu beschaftigen.
Wir horen heute sehr oft die Bemerkung, daB dieser Krieg eigentlich der zweite Weltkrieg sei, d. h. also, man iden-
tifiziert diesen Kampf mit dem ersten, den wir selbst noch zum groBen Teil als Soldaten miterlebt. Und das ist
nicht nur richtig etwa in dem Sinne, daB auch dieser Kampf wirklich fast die ganze Welt umfaBt, sondern es ist
noch viel mehr richtig, wenn man bedenkt, daB die gleichen Krafte, die schon den ersten Weltkrieg veranlaBten,
auch fur den jetzigen verantwortlich sind, und daB diese Krafte und Machte die gleichen Ziele anstreben, die sie
damals vielleicht nicht im ersten Augenblick vorgaben erreichen zu wollen, die aber doch im tiefsten Grande den
Absichten ihres Kampfes zugrande lagen. Es sind aber nicht nur gleiche Ursachen, sondern es sind vor allem die
gleichen verantwortlichen Personen. Ich darf mit Stolz sagen, daB eine Ausnahme davon gerade die Staaten ma-
chen, die heute als Verbiindete durch das Deutsche Reich, Italien und Japan verkorpert werden. Denn eins kann
man doch wohl nicht bestreiten: daB Churchill bereits vor den Jahren 1914 einer der gemeinsten Kriegshetzer der
damaligen Zeit war — daB Herr Roosevelt damals der junge Mann des Prasidenten Wilson gewesen ist, daB die
kapitalistischen Manner von heute auch damals bereits das Gewicht ihres Einflusses in die Waagschale fiir den
Krieg geworfen haben, wahrend umgekehrt niemand leugnen kann, daB w i r an dem damaligen Krieg ganzlich
73 unschuldig gewesen sind. Wir waren alle nur ganz kleine Soldaten, so wie Sie jetzt, meine lieben Verwundeten,
hier vor mir sitzen, unbekannte Namenlose, die einfach die Pflicht gerafen hatte und weiter gar nichts, also Man-
ner, die damals ihre Pflicht, so brav sie konnten, erfiillten.
Die gleichen treibenden Krafte, die den ersten Weltkrieg verschuldeten, sind auch fur diesen zweiten verantwort-
lich. Dabei mochte ich hier gleich eines einfugen: Das damalige Deutschland war eine Monarchic, also keine na-
tionalsozialistische Diktatur, das damalige Deutschland war demokratisch, also kein nationalsozialistischer Staat,
und das damalige Deutschland war parlamentarisch, also auch nicht das, was das heutige Deutschland ist, von alien
sonstigen Unterschieden abgesehen. Es miissen also Grande sein, die nicht in der Staatsform liegen, die damals so
wie heute als AnlaB zum Angriff gegen uns verwendet wurden, obwohl unsere Feinde in beiden Fallen behaupte-
ten, daB es gerade die Staatsform sei, die sie auf den Plan gerufen hatte. Wir Deutsche konnen uns allerdings iiber-
haupt nicht vorstellen, daB wir, wenn ein Volk sich plotzlich eine bestimmte Staatsform zulegt, nun deshalb erkla-
ren, wir miiBten dagegen in einen Krieg eintreten, nur weil uns diese Staatsform nicht passe. Das verstehen wir
nicht, und das meinen natiirlich auch die anderen im Ernst nicht. Sie sind daher auch gar nicht deshalb in den Krieg
eingetreten, weil die Staatsform sie irgendwie irritiert hatte. Nein! Sie bringen es ja fertig, die gemeinste Staats-
form, wenn notwendig, zu umarmen, um mit ihr Briiderschaft zu trinken. Nein, nein, das ist es nicht. Es ist nicht
die Staatsform, sondern es sind andere Grande, die sie schon 1914 zum Krieg gegen das Deutsche Reich getrieben
hatten!
England war damals der Haupthetzer gegen Deutschland, jenes England, das sich im Laufe von 300 Jahren nur
durch Gewalt, durch eine einzige Folge blutiger Kriege etwa ein Viertel der ganzen Erdoberflache unterworfen hat.
Denn es war doch nicht so, daB etwa eines Tages indische Fiirsten oder indische Stamme oder deren Deputationen
nach London gekommen sind mit der Bitte: „Englander, kommt nach Indien und regiert uns!", sondern die Englan-
der sind nach Indien gegangen, und zwar obwohl die Inder sie gar nicht haben wollten. Sie gingen mit Gewalt
dorthin und waren auch nicht mehr hinauszutreiben. Mit Gewalt allein haben sie sich einst dieses riesige Gebiet
mit etwa 380 Millionen Menschen unterworfen und es in der Unterdriickung erhalten. Nur mit Gewalt haben sie
sich Staat um Staat tribut- und zinspflichtig gemacht. Hinter all dem stand natiirlich jene andere uns bekannte
Macht, die iiberall dort Geschafte wittert, wo es Unrahen gibt: das internationale Judentum. So hat sich England im
Laufe von einigen Jahrhunderten die Welt erobert, und um diese Welteroberung, die Volkerunterdriickung sicher
74 zustellen, hat es sich bemiiht, in Europa das sogenannte „Gleichgewicht der Krafte" aufrechtzuerhalten, das heiBt
also, dahin zu streben, daB kein europaischer Staat iiber ein gewisses MaB hinaus an Kraft gewinnen konnte, um
vielleicht dadurch zu einer fiihrenden Rolle in Europa aufzusteigen. Was sie wollten, das war das zersplitterte und
in sich aufgeloste, in seinen Kraften ewig gebundene Europa, und um dieses Ziel zu erreichen, hat England Krieg
mit Europa gefiihrt, einen Krieg nach dem anderen. Erst sahen sie ihre Vormachtstellung bedroht durch Spanien;
nachdem sie endlich Spanien besiegt hatten, wandte sich ihr Interesse den Niederlanden zu; und als dann Holland
keine Gefahr mehr zu sein schien, konzentrierte sich der britische HaB auf Frankreich, und als Frankreich mit Hilfe
ganz Europas gebrochen wurde, da glaubten sie in Deutschland den Faktor sehen zu mtissen, der geeignet sein
konnte, Europa vielleicht zu einigen. Und deshalb begann nun der Kampf gegen Deutschland, nicht aus Liebe zu
den Volkern, sondern nur aus eigenstem, nuchternstem Interesse, dabei unterstiitzt von jenem ewigen Judentum,
das in jedem Volkerstreit, in Zwist und Hader, immer zu verdienen versteht und zu gewinnen vermag.
Als sie im Jahre 1914 zum erstenmal eine Weltkoalition gegen das damalige Deutsche Reich zusammenbrauten, da
hatten sie sonderbare Begriindungen. Sie sagten: „Deutschland muB zunachst von seinem Kaiser befreit werden!"
An sich ware das die Englander gar nichts angegangen, sondern eine innere Angelegenheit des deutschen Volkes
gewesen. Aber die Englander sind immer um andere Nationen besorgt, und sie wollten also Deutschland von sei-
nem Kaiser befreien. Sie sagten weiter: „Der Militarismus ist es, der das deutsche Volk unglucklich macht und
bedriickt!" Und die Englander sind ja bekanntlich iiberall gegen Bedriickung und gegen das Ungltick, das den Vol-
kern aufgebiirdet wird. Und endlich versicherten sie noch: „Es muB uberhaupt mit dem Krieg ein Ende nehmen,
also Krieg dem Kriege!" — Eine wunderbare, verlockende, herrliche Perspektive! Wenn man sie riickwirkend
anwenden wollte, das heiBt, wenn man erklart haben wurde, wir Englander sehen ein, daB der Krieg ein Unrecht
ist, denn es entscheidet in ihm nur die brutale Gewalt, und deshalb wollen wir Gewalt fur alle Zukunft ausschalten
und nun alles annullieren, was durch Gewalt entstanden ist. Das ware naturlich ein sehr schwieriges Beginnen, weil
die ganze Welt sich bisher nur nach dem Prinzip des Rechtes des Starkeren aufgebaut hat. Aber immerhin, es ware
wunderbar gewesen, wenn England in seinem Abscheu vor dem Kriege der Welt dadurch vorangegangen ware,
daB es auf die Resultate seiner Kriege verzichtet, das heiBt sie also der Welt zuriickerstattet hatte. Wurde England
75 das getan und erklart haben: „Wir verabscheuen den Krieg und ziehen uns daher aus Sudafrika zuriick, wir
verabscheuen den Krieg und verlassen daher Indien, das wir nur durch den Krieg erworben haben, wir verabscheu-
en den Krieg und gehen daher aus Agypten heraus, denn auch Agypten haben wir nur mit Gewalt unterworfen, wir
geben auch den ganzen Nahen Osten auf, den wir auch nur gewaltsam besetzten", dann ware das eine wunderbare
Geste gewesen, um auf diese Weise dem Kriege den Krieg anzusagen!
Aber unter der Parole „Krieg dem Kriege" verstand man in England etwas anderes, namlich die Verhinderung je-
der Moglichkeit, das zugefugte Unrecht auf dieser Welt wieder einmal gutzumachen. Man verstand darunter, die
Machtigen noch machtiger und die Machtlosen noch machtloser zu machen. Es ist ungefahr so, wie wir das auch
innerpolitisch kennen, wenn Leute sagen: „Wir wollen keine Anderung der Gesellschaftsordnung mehr. Wer reich
ist, soil reich bleiben, wer arm ist, muB arm bleiben; so wie es gegeben ist, ist es gewollt, und so wie es gewollt ist,
soil es sein; denn der Mensch soil sich nicht aufbaumen gegen dasjenige, was gewollt ist, indem es gegeben wur-
de."
Sie kennen nun, meine Volksgenossen, im Gegensatz hierzu unsere nationalsozialistische Auffassung. Wir sehen
zu jeder Zeit in dem bestehenden Zustand auf dieser Welt das Ergebnis eines sich nie unterbrechenden Lebens- und
damit Entwicklungsprozesses. Es ist unmoglich, in einem bestimmten Augenblick zu sagen: Nun hort dieser Pro-
zeB auf. Es liegt in der Natur der Entwicklung aller Dinge, daB jede Stagnation zu einem Absterben ftihren muB. Es
liegt im Wesen der Natur, daB immer wieder der Tuchtigere emporgehoben und herausgehoben wird, das heiBt
also, daB man im Innern der Volker die Bahn dem Tuchtigen freimachen muB und sie nicht durch Gesellschafts-
ordnungen verriegeln darf. Man muB daftir sorgen, daB fortgesetzt ein Strom frischen Blutes von unten nach oben
flieBt, und daB alles das, was oben faul ist und absterben soil, weil es zum Absterben reif ist, auch tatsachlich ab-
stirbt.
Es ist also der „Krieg gegen den Krieg" nur eine durch und durch verlogene Parole gewesen. Der beste Beweis war
der, daB in dem Moment, in dem der Krieg zu Ende war, weder die Voraussetzungen noch die Instrumente zur
Fuhrung neuer Kriege beseitigt wurden. Es ware eine wunderbare Geste gewesen, wenn nach der Abriistung
Deutschlands, so wie es vertraglich zugesichert war, auch Amerika, England und Frankreich abgerustet hatten. Wir
haben sie ja so oft ermahnt, in der Weimarer Republik gebeten, spater dann gefordert, daB sie das tun muBten. Sie
dachten gar nicht daran! Im Gegenteil, die Kriege gingen weiter. Nur der Unterlegene, das deutsche Volk, hatte
damit jede Aussicht verloren, sein Dasein auf dieser Welt noch einmal zu seinen Gunsten zu verandern.
76 Die Methoden, mit denen man im ersten Weltkrieg kampfte, waren ahnlich den heutigen. Zunachst Kampf von
auBen in Form der Zusammenbringung von Koalitionen. Es gehort schon ein Stuck Churchillscher Unverschamt-
heit dazu, heute zu sagen: „England war niemals in der Lage, allein aus eigener Kraft mit Italien oder Deutschland
Krieg zu ftihren." Er gibt jetzt also selber zu, daB er gar nicht in der Lage gewesen ware, allein zu kampfen. Aber
dieser gleiche Mann hat jahrelang der ganzen Welt durch seinen Vordermann Garantieversprechungen anbieten
lassen. Sie liefen herum und haben jedem Staat der Welt versichert: „GroBbritannien wird mit seiner ganzen Macht
hinter euch treten und wird euch beschutzen." Und heute sagt dieser gleiche Erzlugner: „Wir waren uberhaupt
nicht in der Lage, einen Krieg allein zu ftihren." Und das ist richtig! Sie waren auch im Weltkrieg nicht in der La-
ge, den Krieg allein zu ftihren. Sie haben deshalb eine Koalition weltweiten AusmaBes zusammengebraut. Es wa-
ren die gleichen Methoden: Versprechungen an alle diejenigen Kleinglaubigen, Leichtglaubigen oder Dummen, die
darauf hereinfallen wollten und hereingefallen sind — und im librigen der Versuch, moglichst viel fremdes Blut fiir
die eigenen Interessen kampfen zu lassen. So hat das britische Weltreich im Verlauf von 400 Jahren seiner Entste-
hung kaum 10 v. H. von dem Blut verloren, das Deutschland in zahllosen Kriegen vergieBen muBte, nur um seine
nackte Existenz zu verteidigen. Und trotzdem sind wir dabei immer kleiner und armer geworden.
DaB das damals so war, hangt zusammen mit unserer inneren Zersplitterung. In der Zeit, in der das britische Welt-
reich entstand, hat sich Deutschland selbst geschwacht. Es waren Gedankengange, die wir heute nicht mehr verste-
hen, Gedankengange religioser Art, die leider mit dem Schwert ausgefochten worden waren, Gedankengange, die
aber entsetzlich in ihren Folgen wurden, obwohl sie uns heute in ihrem inneren Wesen ganzlich belanglos erschei-
nen. Allein diese furchtbaren inneren religiosen Kampfe, die das deutsche Volk unendlich viel Blut kosteten, haben
England die Moglichkeit gegeben, in dieser gleichen Zeit einen Weltanspruch zu erheben, der ihm weder an Zahl
noch an Bedeutung jemals zugestanden hat. Denn ich muB immer wieder darauf hinweisen, daB nicht etwa wir
Deutsche die Emporkommlinge sind. Wenn man schon von Emporkommlingen reden will, dann sind das hoch-
stens die Englander selbst und nicht wir! Wir haben eine altere Geschichte als sie. In einer Zeit, in der Europa ein
gewaltiges deutsches Kaiserreich kannte, war England nur eine ganz unbedeutende griine Insel.
Im vergangenen Weltkrieg nun sah man die Moglichkeit einer solchen Zersplitterung auf einem anderen Gebiet.
77 Nachdem die religiosen Fragen nicht mehr zum BlutvergieBen ausreichten, sintemalen die Priester selbst nicht mehr
bereit gewesen waren, sich fur diese Ideen totschlagen zu lassen, fand man nach der Unmoglichkeit, das deutsche
Volk noch in dynastische innere Krisen zu verwickeln — eine neue Moglichkeit im Ausspielen der Parteien. Wir
haben das damals erlebt: Parteien der Rechten und der Linken, in sich selbst wieder zerfallen, ein halbes Dutzend
burgerlicher und ein halbes Dutzend proletarischer Erscheinungen. Und mit diesen Parteien, angefangen von den
Burgerlichen liber das Zentrum bis zur KPD., ist es gelungen, das deutsche Volk im Innern langsam auszuhohlen
und zu zermtirben. Trotzdem war der Verlauf des Krieges ein glorreicher. Die Jahre 1914 bis 1918 beweisen, daB
nicht etwa der Gegner gesiegt hat; es war eine gemeine Revoke, angezettelt von marxistischen, zentrumlerischen,
liberalistischen, kapitalistischen Subjekten, und hinter allem als treibende Kraft der ewige Jude, die Deutschland
damals zu Fall gebracht hatte.
Wir wissen heute aus den Aussprlichen der Englander selbst, daB sie im Jahre 1918 am Ende waren und vor ihrem
eigenen Zusammenbruch standen, als sich gerade noch eine Viertelstunde vor zwolf die ersehnte Revoke in
Deutschland verwirklichen lieB. Dazu kamen die Feigheit der damals Regierenden, ihre Unentschlossenheit und
Halbheit sowie die eigene Unsicherheit. Und so allein konnte der erste Weltkrieg verloren werden, nicht infolge
der Verdienste unserer Gegner, sondern ausschlieBlich durch unsere eigene Schuld.
Die Folgen dieses Zusammenbruchs im November 1918 waren nun nicht etwa die Aufnahme Deutschlands in die
offenen Arme der Weltdemokratie, waren nicht die Sorgen der anderen um die Befreiung des deutschen Volkes
von seinen Lasten, um eine Hebung des deutschen Volkes auf eine hohere Kulturstufe, das konnten sie schon des-
halb gar nicht fertigbringen, weil sie selbst auf einer viel tieferen waren, sondern die Folge war nur der entsetzlich-
ste Zusammenbruch politischer und wirtschaftlicher Natur, den jemals ein Volk erlebte. Damals trat uns ein Mann
entgegen, der dem deutschen Volk unermeBlichen Schaden zugefiigt hat: Woodrow Wilson, der Mann, der mit
eiserner Stirn log, wenn Deutschland die Waffen niederlegen wlirde, bekame es einen Frieden der Versohnung und
der Verstandigung, dann wiirde es nicht seine Kolonien verlieren, sondern es sollen dann nur die Kolonialprobleme
gerecht geordnet werden. Der Mann log uns vor, daB eine allgemeine Verstandigung die Folge sei, daB wir aufge-
nommen wurden in einen gleichen Bund aller Volker. Er log weiter, daB damit die Geheimdiplomatie beseitigt
werde und dann endlich ein neues Zeitalter des Friedens, der Gleichberechtigung, der Vernunft usw. die Welt be-
friedete. Der junge
Mann dieses Heuchlers war der heutige President Roose-v ell. Er war seine rechte Hand. Diesem Manne aber
hatte unser deutsches Volk damals vertraut. Es besaB keine Ahnung, daB es sich hier um einen amerikanischen
Prasidenten handelte, d. h. also um einen Mann, der nicht zur Wahrheit verpflichtet ist, der z. B. vor einer Wahl
ruhig sagen kann: „Ich werde gegen den Krieg eintreten" — und nach der Wahl erklaren darf: „Ich trete fur den
Krieg ein", und der, wenn er dann zur Rede gestellt wird, es ebenso ruhig aussprechen kann: „Ja, das habe ich al-
lerdings vorher gesagt, weil ich glaubte, daB es in den USA Dumme genug geben wlirde, die das fur Wahrheit
nehmen." Das deutsche Volk hat aber noch etwas nicht gewuBt, daB es sich hier um einen Paralytiker gehandelt
hat, um einen Irrsinnigen, der das USA-Volk damals flihrte, ein Volk, mit dem das deutsche in seiner Geschichte
noch nie zuvor einen Konflikt gehabt hatte. So kamen die Stunden jener bittersten Enttauschung, die schon in
dem Augenblick begannen, als die deutschen Unterhandler im Wald von Compiegne zu dem Salonwagen hintraten
und dort mit der barschen Frage angefahren wurden: „Was woken die Herren hier?" Es kam ein Waffenstikstand,
der in Wirklichkeit bereits die totale Wehrlosmachung bedeutete. Und die Folge dieses Waffenstillstandes war
dann der Friedensvertrag, die vollkommene Entwaffnung unseres Volkes, seine Rechtlosmachung und damit die
ermoglichte Auspllinderung und Ausbeutung durch ein internationales Finanzkomplott, das unser Volk in das
tiefste Elend warf. Vorher hatte man erklart: „Wer behauptet, daB wir die Absicht haben, Deutschland die Kolonien
wegzunehmen, der lligt." Man hat sie uns weggenommen ! Man sagte: „Wer behauptet, daB wir uns mit dem Ge-
danken tragen, Deutschland etwa seine Handelsflotte wegzunehmen, der spricht nicht die Wahrheit." Man hat sie
uns weggenommen! Man hat vorher gesagt: „Wer behauptet, daB wir vom deutschen Volk Teile wegreiBen wollen,
der hetzt das Volk auf." Man hat uns spater einen Teil nach dem anderen weggenommen! Man hat alle Verspre-
chungen gebrochen! Das deutsche Volk sank in wenigen Monaten in eine unvorstellbare tiefe, verzweifelte Ver-
zagtheit, an alien Ecken und Enden nirgends mehr eine Hoffnung, ein ausgehungertes Volk, dem man selbst dann
seine Kriegsgefangenen nicht zuriickgab, als es bereits den Waffenstillstand und den Frieden unterzeichnet hatte,
ein Volk, dem man auch dann keine Lebensmittel gab, als es bereits waffenlos war, das man nur immer wieder
erpreBte und dem man immer wieder mit einer neuen Erpressung eine neue Unterwerfung abforderte und abzwang.
Wenn man sich das heute vor Augen halt, dann kommt man jetzt noch in den Zustand eines Grimms und eines
Hasses hinein gegen eine Welt, in der so etwas geschehen konnte.
79 In dieser Zeit, meine Volksgenossen, als alles zerbrochen war, als die oberste Spitze des Reiches nach dem Ausland
floh, als andere kapitulierten, als die Wehrmacht ihre Waffen abliefern muBte und das Volk sich selbst freiwillig
entwaffnete, in der Zeit, in der sogar noch Deutsche gegen Deutschland im Innern wiiteten, da man schrie: „Es ist
gut, daB wir den Krieg verloren haben", als es Subjekte gab, die erklarten: „Wir durften diesen Krieg gar nicht
gewinnen", in dem Moment, da jeder angespien wurde, der uberhaupt noch von Deutschland redete, in einer Zeit,
in der man den Lebensverzicht, den Verzicht darauf, als Deutscher in der Welt zu gelten, als vernunftig pries, in
der Zeit, meine Volksgenossen, bin ich in das politische Leben eingetreten mit dem EntschluB, dieses verlorene
und verratene Deutschland wieder aufzurichten. Es war ein so wahnwitziger EntschluB in den Augen vieler an-
derer, daB mich meine nachsten Freunde gar nicht verstanden. Ich habe die Kraft zu diesem EntschluB nur gewon-
nen aus der Kenntnis des Volkes. Hatte ich damals nur die oberen Zehntausend gekannt, glauben Sie mir, meine
Volksgenossen, ich stiinde heute nicht vor Ihnen. Ich hatte nie den Mut gefunden, dieses Volk in eine bessere Zu-
kunft zu fuhren. Ich kannte damals aber in erster Linie das breite Volk, vor allem meine Kameraden. Ich wuBte,
daB diese Manner UnermeBliches und Unvorstellbares geleistet hatten. Ich wuBte vor allem, wie treu und zuverlas-
sig sie waren.
Ich wuBte, daB, wenn sie nur die richtige Fuhrung gehabt hatten, sie niemals zu einer Kapitulation zu bewegen
gewesen waren, schon ihrer Kameraden wegen nicht, weil sich jeder sagte: fur das, fiir was ich kampfe, sind schon
so viele meiner Kameraden gefallen. Ich darf sie nicht im Stich lassen, das ware ein Verrat an ihnen. Auch sie ha-
ben ihr Leben eingesetzt!
Ich hatte die breite Masse des Volkes gekannt aus meinem damaligen Leben. Und diese Masse hat mir den Glau-
ben an das deutsche Volk nicht nur erhalten, sondern neu gegeben, wenn spater all die Jahre hindurch widrige Um-
stande oder irgendein Ungluck doch noch gegen die Verwirklichung meines Planes zu sprechen schienen.
Ich war mir im klaren, daB die Entwicklung so, wie wir sie in den letzten 20 bis 30 Jahren vor dem Kriege gesehen
haben, zu nichts anderem als zum Zusammenbruch fuhren muBte. Und ich hatte daher den EntschluB gefaBt, nun
von Grund auf dieser Entwicklung den Kampf anzusagen, d. h. also nicht einfach zu erklaren: Ich will, daB
Deutschland wieder eine Wehrmacht bekommt, eine Armee oder eine Luftwaffe, sondern ich war mir im klaren,
daB zunachst unsere innere Struktur und die Gesellschaftsordnung umgestaltet werden muBten, daB wir in dem
80 abgestorbenen Korper unseres Volkes das Blut von unten nachsteigen lassen muBten und daB zu dem Zwecke
schwere Eingriffe in die Gesellschaftsordnung notwendig waren. Ich habe es nicht fiir moglich angesehen, diesen
Eingriff erst nach dem Erreichen der Macht vorzunehmen, sondern ich war der Uberzeugung, daB einst die Macht
uberhaupt nur dem Korper zuteil werden konne, der das Gesicht und das Wesen des neuen Zustandes schon in sich
verkorpern wurde, das heiBt also, ich war entschlossen, mit wenigen Menschen beginnend, eine Bewegung aufzu-
bauen, die in sich das bereits verkorpern sollte, was mir spater als wesentlich und fiir die Gesamtheit notwendig
vorschwebte. Und es war dies vielleicht doch nicht so schwer, als manche dachten, insofern, als ich ja vor der Ge-
fahr bewahrt blieb, daB damals unwiirdige Streber oder eigensiichtige Menschen in meine Reihen kamen. Denn
wer in den Jahren 1919, 1920, 1921, 1922, 1923 zu dieser Bewegung stieB, der muBte ein grenzenloser Idealist
sein. Alle anderen konnten nur sagen: „Da ist ein vollstandiger Narr, der will ein neues Volk aufbauen, der will
einen neuen Staat griinden, der will eine neue Wehrmacht aufrichten, der will Deutschland wieder freimachen, und
dabei hat er nicht einmal einen Namen, kein Kapital, keine Presse, keine Partei, gar nichts hat er — also mit einem
Wort: ein Verriickter!" Es muBten schon grenzenlose Idealisten sein, die damals zu mir kamen, denn sie hatten gar
nichts zu gewinnen, sondern immer nur zu verlieren, immer nur zu opfern. Und das kann ich von meinen damali-
gen Kampfern sagen: Viele haben alles verloren, manche sogar das Leben.
Ich habe diesen Kampf nun zunachst gegen die Dummheit begonnen, gegen die Dummheit und Tragheit unserer
sogenannten oberen Schichten. Ich habe ihn angefangen gegen die Feigheit, die sich iiberall breitmachte, diese
Feigheit, die immer als Klugheit getarnt einherging und sagte, man muB sich fiigen, man muB geduldig sein, oder,
wie Herr Erzberger es ausdriickte: „Alles unterschreiben, was sie uns vorlegen, dann werden sie uns verzeihen, und
alles wird wieder gut werden." Mit dieser maBlosen Feigheit, die alles andere vorzog als standhalten, habe ich da-
mals kampfen miissen im kleineren und ebenso bald im groBeren Kreis. Wie oft habe ich erlebt, daB dieses Burger-
turn uns vorwarf: „Warum gehen Sie auf die StraBe, Sie sehen doch, das wollen die anderen nicht, das kommt zu
Konflikten. — Warum also? — Hal ten Sie sich zurlick, seien Sie doch stille." Wir aber sind nicht stille gewesen,
ja, ich habe damals das Programm aufgestellt: Die deutsche StraBe gehort den deutschen Mannern und nicht den
Juden (der SchluB des letzten Satzes geht in einem Beifallssturm unter), und ich habe sie diesen deutschen Man-
nern erobert, nicht durch die Klugheit der Feiglinge, sondern durch die Tapferkeit dieser Draufganger, die sich
81 damals mir angeschlossen hatten und mit mir bereit gewesen sind, die StraBen freizukampfen von unseren Feinden
und Gegnern und langsam wieder die deutschen Farben in diese deutschen StraBen der deutschen Markte, Dorfer
und Stadte hineinzupflanzen. Und ich muBte damals weiter ankampfen gegen so viele Interessen aller einzelnen.
Der Mann von links sagte mir: „Du gehst gegen meine Interessen vor. Ich habe ein Klasseninteresse, und dieses
Klasseninteresse verpflichtet mich, den anderen umzubringen ! " Und der andere erwiderte: „Herr, bleiben Sie weg
von uns. Wir haben unsere alten Standesinteressen." Ich muBte mich gegen beide Seiten wenden. Und iiber alle
diese Interessen, die im Stand oder in der Klasse verankert schienen, die Interessen stellen, die im Volkstum liegen,
dieser unlosbaren Gemeinschaft. Das sieht heute alles so selbstverstandlich aus, aber meine alten Mitkampfer wis-
sen, daB es nicht selbstverstandlich war, diese Binsenwahrheit in die Querschadel von links und rechts hineinzu-
bringen. Die einen wollten diesen Gedanken nicht aufnehmen, einfach aus Verbissenheit: „Was, wir werden den
anderen den Schadel einschlagen!" war ihre Parole. Und die anderen wollten sie nicht aufnehmen aus Dummheit
oder aus tragem GedankenfluB, weil sie sagten: Das war bisher so, warum sollen wir uns jetzt plotzlich andern.
Uberhaupt, Sie konnen von mir nicht verlangen, daB ich mich plotzlich mit diesen Leuten aus dem einfachen Volke
abgebe, das kann ich einfach nicht. Am Ende verlangen Sie von mir noch, daB ich mich in der Trambahn zu ihnen
hinsetze. Alles, was recht ist, ich bin selbstverstandlich auch der Meinung: Wir sollen sein ein einig Volk von Brii-
dern, aber mit Abstand, meine Herren, mit Abstand, nicht zu nahe, und vor allem nur bei Wahlzeiten, sonst nicht.
Das war also alles nicht so einfach, langsam einen nach dem anderen aus diesem Volk herauszuholen, und wie
viele sind mir wieder davongelaufen. Es war ja nicht so, meine Volksgenossen, als ob jeder, der damals zu mir
gekommen ist, auch etwa bei mir geblieben ware. Manchesmal hatte ich 50, 60 irgendwo in einem Ort gewonnen,
und drei Monate spater waren es wieder bloB 6, 7 oder 8. Man muBte wieder anfangen. Aber ich habe mir damals
eine Rechnung aufgestellt: wenn ich 100 gewinne und es bleiben mir immer nur 10 und die anderen 90 gehen wie-
der weg, dann werden es, wenn ich 1000 gewinne, 100 sein, wenn ich 10 000 gewinne, werden 1000 bleiben, und
allmahlich wird die Zahl derer, die bleiben, immer groBer und groBer werden, und wenn einer das zweite und dritte
Mai wieder weggelaufen ist, geniert er sich vielleicht, das ftinfte Mai wieder davonzugehen. Er wird dann doch
dabeibleiben. Und so werde ich langsam mit Geduld und Beharrlichkeit mir eine neue Volksgemeinschaft im
Deutschen Reich selbst aufbauen, die anderen mogen lachen oder spotten, soviel wie sie wollen. Das ist gleich. Sie
82 mogen gegen uns vorgehen, auch dies ist gleich, dann werden wir uns wehren. Wir werden nicht von der StraBe
gehen, nicht unsere Platze raumen, sondern werden uns so lange schlagen, bis wir entweder liegenbleiben oder die
anderen weichen und uns der Weg frei wird. Diese Grundsatze sind fur uns Nationalsozialisten heute selbstver-
standlich, damals waren sie aber ganz neue Vorstellungen und Erkenntnisse, die von vielen weder begriffen noch
als selbstverstandlich angenommen wurden. Dann kam noch ein Weiteres hinzu: die verfluchte Tradition, in der
jeder einzelne groB geworden war und von der er glaubte, sich nicht loslosen zu konnen, uberhaupt dieses ganze
Problem der Erziehung, diese Eierschalen, die der einzelne ja viel schwerer ablegt als alles andere, die Meinung, er
sei nun eben anders geboren als der andere, er konne sich nun eben nicht mit dem breiten Volk vermischen, aus
dem Grunde, weil er von einer besonderen Gesellschaftsschicht stammt, der andere aber kann es nicht, weil er
wieder von einer anderen kommt. Es war ein Kampf gegen Traditionen und naturlich auch gegen die Bildungsele-
mente, die man nur zu leicht mit dem Wert der Menschen verwechselt. Denn man sagte: „Sie konnen doch mir
nicht als Gebildetem zumuten, daB ich mich in eine Ortsgruppe hineinbegebe, in der meinetwegen ein Tagelohner
oder so etwas der Ftihrer ist. Ich muBte den Menschen erst beibringen, daB Fuhren mit einem abstrakten Wissen,
das man in einer Studienanstalt eingepaukt bekommt, gar nichts zu tun hat. Das eine ist eingelernt — und oft
eingetrichtert in weiB Gott wieviel Nachhilfestunden, und das andere ist angeboren und wird sich immer
durchsetzen. Und hier nun eine Synthese zu linden zwischen der naturlichen Veranlagung zum Fuhren und dem
notwendigen Wissen, das war die gestellte groBe Aufgabe. Das begriff man damals gar nicht. Es war ein Kampf
gegen fast alle Lebensgewohnheiten und dazu auBerdem noch ein Kampf gegen die natiirlichsten Interessen, in
dem der einzelne sagte: „Ja, horen Sie, wenn ich Ihnen beitrete, verliere ich mein Geschaft!" und der andere
wieder: „Dann fliege ich aus meinem Arbeitsplatz heraus. Meine Kollegen, die dulden das ja nicht!" — Glauben
Sie, meine Volksgenossen, es war damals ein Heldentum, erster Nationalsozialist in einer Grube, in mancher Fa-
brik zu sein, aber es gehorte auch fast ein Heldentum dazu, erster Nationalsozialist in einem Salon zu sein, fur die
einen, weil sie korperlich, und die anderen, weil sie geistig bedroht worden sind. Und ich weiB nicht, was schlim-
mer ist: eine korperliche Bedrohung oder eine geistige Anblodelung, die unter Umstanden vielleicht einen Men-
schen noch schneller kaputt machen kann als eine korperliche MiBhandlung. Es sind Idealisten gewesen, die
damals zu uns gekommen sind, und ich mochte hier noch etwas erklaren: Diese Helden haben in Wirklichkeit den
83 Krieg 1914/18 ja nur fortgesetzt. Man hat es spater oft so dargestellt, als ob etwa hier Soldaten waren und dort die
Partei. Nein, das waren einst die Soldaten gewesen, und zwar die besten Soldaten, namlich jene ewigen Soldaten,
die die Unterwerfung nicht ertragen wollten und nicht konnten, so wie ich heute der Uberzeugung bin, daB ein
wirklich guter Nationalsozialist auch in Zukunft der beste Soldat sein wird. Und nun kamen noch die organisierten
Gegner. Das waren zunachst so ungefahr 46 oder 47 Parteien. Das schwankte, je nachdem sich die Radfahrer oder
die Kleingartner oder Hausler oder sonst irgendwelche Leute zusammengeschlossen hatten. Aber es waren
manchmal bis zu 46 Parteien. Organisierte Gegnerschaft! Und hier vor allem die Parteisekretare, ihre Funktionare,
die in uns naturgemaB den Ruin ihres ganzen Daseins sahen, denn wo sollte endlich eine blirgerliche Parteienwelt,
reprasentiert durch ihre Syndizi, Parteisekretare usw., hinkommen, und wo eine proletarische, reprasentiert durch
Gewerkschaftsftihrer und auch wieder durch Parteisekretare, wenn nun plotzlich einer kommt und sagt: „Dieser
ganze Kampf ist an sich ein heller Wahnsinn, ihr streitet hier fur etwas, was niemand einen Nutzen bringt, ihr wer-
det beide von eurem hohen RoB heruntersteigen miissen, auf die Dauer konnt ihr jedoch ohne einander nicht aus-
kommen, also laBt das Gezeter und kommt einmal verniinftiger miteinander aus, als daB ihr euch erst gegenseitig
zugrunde richtet." Das konnte man naturlich dem einzelnen sagen, aber es einem Parteisekretar sagen, hieBe, den
Mann sofort zum Nachdenken zu bringen, und das Nachdenken ftihrte bei dem zur Erkenntnis, daB damit seine
ganze Existenz vorbei war. Wenn ich erst einmal zugebe, daB man um Konfessionen keine politischen Kampfe
ftihren soil, wo kommt dann der Zentrumsinteressent hin? Wenn ich sage, ich kann keinen politischen Kampf fiih-
ren, beispielsweise um Gegensatze, die rein wirtschaftlicher Art sind, und da er nicht mit brachialer Gewalt ausge-
kampft, sondern mit Vernunft ausgeglichen werden miisse, wo kommen die Gewerkschaftssekretare und Syndizi
hin? Und wo kommen vor allem dann die lieben Juden hin, die in beiden Lagern ihre Interessenten haben, die auf
der einen sowohl das Kapital dirigierten, als auf der anderen Seite die Antikapitalisten anfuhrten und oft in einer
Familie zwei Briider in beiden Lagern hatten?
Meine Volksgenossen! Als ich diesen Kampf damals begann, war ich mir genau bewuBt, daB es ein Kampf gegen
eine ganze Welt war, und wie schwer er war, konnen nur meine alten Mitkampfer wissen. Ich kann sagen, daB fiir
mich der Krieg seit dem Jahre 1914 kein Ende gefunden hatte. Ich habe weitergekampft, sowie ich erst reden konn-
te, und bin landauf, landein von Ort zu Ort gezogen, habe geredet und geredet, gearbeitet, immer nur mit dem ei-
84 nen Gedanken, das deutsche Volk aus dieser Zersplitterung zu erlosen, aus seiner Lethargie herauszureiBen, es aus
seinem Schlaf zu erwecken und wieder zu einer bewuBten Kraft zusammenzuschlieBen.
Ich habe im Laufe dieser Jahre nicht nur politische Mitkampfer gefunden, sondern auch unzahlige Menschen, die
uns nur mit ihrer Arbeit geholfen haben. Frauen und Manner, die ihr Leben hingegeben haben fiir die Partei, die ihr
alles war. Das konnten die anderen, diese armseligen Biirgerlichen zum Beispiel, iiberhaupt nicht verstehen, was
der Nationalsozialismus fiir so viele Familien bedeutete, fiir Menschen, die den ganzen Tag nur an ihre Bewegung
gedacht hatten, alles dafiir gaben, die dafiir gearbeitet haben, jedes Opfer einsetzten! Heute weiB es die ganze Nati-
on. Denn was damals kleine Gruppen waren, das sind heute die Millionen deutscher Volksgenossen, die zu den
Sammelstellen hingehen und heute als Angehorige unserer Gemeinschaft fiir unsere Wehrmacht, unsere Soldaten,
ihre letzten Pelze oder Pullover hingeben!
Dieses Gliick, einer Sache dienen zu konnen, fiir sie opfern zu diirfen, das heute Millionen haben, das hatten da-
mals nur die wenigen Nationalsozialisten unserer Bewegung. Wie groB deren Gliick aber war, konnen nur die er-
messen, die heute auch von sich sagen konnen: Ich tue alles fiir mein Volk, alles fiir unsere Soldaten, damit sie
bestehen konnen in ihrem Kampf fiir uns alle! Aus der damaligen kleinen Bewegung ist eben doch die deutsche
Volksgemeinschaft geworden, wenn auch langsam, aber das war gut so. Sie brauchte Zeit. Aber sie wurde. Dieser
Kampf um die Sache unseres Volkes verlief nun nicht ununterbrochen in einem gleichformigen Aufstieg. Es sind
auch wieder Tage gekommen schwerster Bedrangnis, Zeiten des tiefsten Riickschlages. Ich brauche Sie nur erin-
nern an das Jahr 19 2 3. Ich habe damals gekampft. Im Ruhrgebiet standen unsere Feinde. Deutschland war von der
Inflation ruiniert. Das ganze deutsche Volk schien einem Elend ohnegleichen entgegenzugehen. Und iiber alles
triumphierte der Jude. Er profitierte an unserem Ungliick. Da versuchte ich damals als ein Mann die Macht in die
Faust zu bekommen, um dem noch Einhalt zu gebieten. In dem Augenblick aber, in dem ich nun glauben durfte,
die Macht zu erhalten, da schlug mich das Schicksal zu Boden, und statt an die Macht zu kommen, kam ich in das
Gefangnis.
In dieser Zeit muBte sich die Bewegung bewahren. Selbstverstandlich auch ich mich selbst. Und ich darf es schon
aussprechen, daB ich in diesem Augenblick, kaum daB mir erst wieder die Besinnung gekommen war, sofort neuen
Mut gefaBt und meinen alten Glauben wiedergewonnen hatte. Meine Gegner sagten: „Jetzt ist er tot! Man braucht
iiberhaupt gar keine Riicksicht mehr auf ihn zu nehmen, man braucht ihn auch nicht mehr zu erwahnen. Der Na-
85 tionalsozialismus ist eine erledigte Angelegenheit." Nach 13 Monaten kehrte ich aber wieder zuriick und begann
nun von neuem. Und ich glaube, daB das vielleicht das Entscheidende fiir unsere Partei war: Siege ertragen kann
jeder Schwachling, Schicksalsschlage aushalten, das konnen nur die Starken! Die Vorsehung gibt aber nur jenen
den letzten und hochsten Preis, die es vermogen, mit Schicksalsschlagen fertig zu werden.
Ich habe damals in der Bewegung den ersten schweren Schlag groBen AusmaBes bekommen. Er war wenige Jahre
spater liberwunden. Was es an Arbeit kostete und an Nervenstarke, das wissen diejenigen, die mir damals nahe-
standen. Aber ich habe auch dieses unbandige Vertrauen erhalten, auch zu meiner eigenen Person, daB mich gar
nichts, was immer es auch sei, jemals aus dem Sattel werfen kann, daB mich nichts mehr zu erschlittern vermag.
Derjenige geht daher fehl, der da glaubt, mich durch irgend etwas erschrecken oder gar verbliiffen zu konnen. Ich
habe mir die Worte eines groBen deutschen Philosophen zu Herzen genommen: „Ein StoB, der einen starken Mann
nicht umwirft, der starkt ihn nur noch mehr!"
Und wie verhielt sich nun damals das Ausland? Von uns nahm es ja keine Notiz; denn es wurde unterrichtet von
seinen Diplomaten, und die Diplomaten verkehrten in Kreisen, in denen wir Nationalsozialisten nicht verkehren
konnten und nicht verkehren wollten und von mir aus auch nicht verkehren durften. Diese Diplomaten haben wun-
derbare Berichte an ihre Regierungen geschickt, in denen sie das ganze Kraftespiel des Reiches aufhellten, aber
dabei die Kraft iibersahen, die das ganze Reich eines Tages zu ubernehmen bestimmt war. Sie behandelten das
damalige Deutschland, als ob es uberhaupt keinen Nationalsozialismus geben wurde.
Wie haben sie nun aber dieses Deutschland selbst behandelt? Ihr Deutschland! Ihr demokratisches Deutschland!
Das Kind, das sie selbst einst gezeugt hatten, diese MiBgeburt parlamentarischer Demokratie, Weimarer Verfas-
sung und Versailler Gesetzgebung ! Wie haben sie dieses Kind miBhandelt, erpreBt und ausgedruckt. Wenn sie
heute so tun, als ob sie gegen uns Nationalsozialisten waren oder das nationalsozialistische Deutschland ablehnten.
Was haben sie denn dem demokratischen Deutschland zugefugt? Es gibt hier nur einen Unterschied: Uns konnen
sie ja gar nicht bedriicken, aber das demokratische Deutschland konnten sie.
Ich habe nie einen Wert darauf gelegt, wie das Ausland tiber mich urteilt. Es ist mir dies ganz gleichgultig. Wenn
86 mich einmal meine Feinde loben sollten, dann kann mich das deutsche Volk zum Teufel jagen. Also uns und mir
war das gleichgultig. Aber das demokratische Deutschland haben sie miBhandelt, dieses Deutschland, das dann in
den Volkerbund hineinkroch, das dort herumwinselte und bettelte, von einer Anleihe zur andern kam, und doch nur
abgespeist wurde mit einigen Brosamen, die vom Tisch dieser sogenannten Besitzenden herunterfielen. Sie sind
wirklich als Habenichtse behandelt worden, aber sie hatten daftir den Vorzug, in Genf sitzen zu diirfen. Man hat
ihnen alle Menschenrechte verweigert, aber sie hatten die Ehre, hie und da an einer internationalen Konferenz teil-
nehmen oder in ihr sogar prasidieren zu dtirfen. Man hat das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes in
dieser Zeit miBhandelt, man hat sich um nichts gekummert, aber sie durften wenigstens vom Selbstbestimmungs-
recht anderer Nationen im Genfer Volkerbundsparlament sprechen, und sie waren damit schon glucklich und zu-
frieden.
Die Abriistung: Wenn man heute sagt, dieses Deutschland, dieses nationalsozialistische Deutschland, es hat uns zur
Rustung gezwungen, so ist dies eine grobe Luge. Abgesehen davon, daB ich ihnen ja selbst so oft Vorschlage zur
Abriistung vorgelegt habe, gab es einst ja ein Deutschland, das uberhaupt keine Rustung hatte. Warum haben sie
denn damals nicht ebenfalls abgeriistet? Sie konnten das doch tun. Oder glaubte man, daB etwa Stresemann oder
Marx oder irgendein anderer dieser Herren, Wirth, Bauer, Ebert, Scheidemann usw., der Welt den Krieg erklart
haben wiirden? Nein, das konnen sie niemand vormachen. Das haben sie auch selbst nicht geglaubt. Damals also
konnten sie abriisten. Sie haben es nicht getan. Im Gegenteil, sie haben Kriege gefiihrt. Die einen setzten sich da
fest, die anderen dort. Die Englander haben sich um ihre europaischen Verbiindeten nicht mehr gekummert. Sie
haben die Araber um ihr Selbstbestimmungsrecht betrogen: Den Indern, denen sie, als sie sie im Kriege brauchten,
Versprechungen gemacht hatten, wurden spater alle Zusagen kurzerhand wieder gebrochen. Aber sie wuBten ge-
nau, warum Deutschland abriisten muBte! Denn was haben sie alles dieser deutschen Demokratie zugefugt! Und
wo blieb angesichts der ungeheuren Erwerbslosigkeit und des wirtschaftlichen Elends die wirtschaftliche Hilfe der
Welt? Wo waren sie denn damals, die Tausendkiinstler? Wenn ich heute in der Zeitung lese, daB Herr President
Roosevelt erklart, Amerika werde der Welt ein neues Wirtschaftssystem geben, ein neues schon, aber es wird ein
miserables sein, namlich das System, mit dem er selbst schon bankrott gemacht hat, so daB er endlich glaubte, sich
nur durch einen Krieg vor der Volksjustiz retten zu konnen. So hat auch wirtschaftlich das deutsche Volk nicht das
bekommen, was man ihm einst vor dem Versailler Vertrag in Aussicht stellte.
Im Gegenteil. Die Erwerbslosigkeit stieg und wurde immer groBer. Die lahre von 1923 bis 1930 sind lahre eines
fortgesetzten Experimentierens, eines dauernden wirtschaftlichen Verfalls, einer ununterbrochenen Preisgabe wirt-
schaftlicher Hoheitsrechte des deutschen Volkes, Verlust aber auch seiner wirtschaftlichen Substanz. Und das alles
muBte man in diesen lahren mit ansehen. Ich habe nun dagegen gekampft. Aber auch in diesen lahren, meine
Volksgenossen, gab es viele Riickschlage: Verbot der Partei, dann durfte ich selbst wieder zwei lahre lang uber-
haupt nicht reden, bald wurden wieder Ortsgruppen aufgelost, dann wieder in ganzen deutschen Bundesstaaten die
Bewegung verboten; kurz und gut, ein dauernder Kampf mit ununterbrochenen Riickschlagen. Dann kam endlich
der September 1930, und wir zogen nun mit unseren 106 Mandaten und einem dazu, also 107 Mann, in den
Reichstag ein.
Nun hatte man uns eigentlich an der Regierung beteiligen sollen. Im Gegenteil! letzt begann erst recht die Unter-
driickung, und sie steigerte sich ununterbrochen. Es war ein fortgesetzter Kampf, der sich nunmehr auch des Ter-
rors bediente. Wertvolle Parteigenossen haben wir in dieser Zeit verloren, alle meuchlerisch getotet. Uber 40 000
nationalsozialistische Verletzte sind in diesen Jahren zu zahlen. Dann kam das Jahr 1932. Erste Prasidentenwahl.
Ein Rlickschlag. Die zweite Prasidentenwahl hat die Partei wieder in Form gesehen. Und dann folgte Wahl um
Wahl, Schlag um Schlag in diesem Kampf um die innere Macht im Staat. Es war ein Ringen, bei dem auch alles
auf dem Spiel stand. Viele muBten dieses Jahr wieder mit ihrem Leben bezahlen, zahlreiche Parteigenossen sind in
die Gefangnisse gewandert. Und dann kam der Juli 1932 mit einem uberwaltigenden Sieg. Und nun rief alles: Jetzt
ist die Stunde der Machtubernahme gekommen! Und die Stunde verging wieder; sie muBte wieder vergehen. Und
dann kam abermals ein Ruckschlag und dann eine letzte Schlacht und endlich der Tag, dessen Erinnerung wir heu-
te feiern.
Nun, meine Volksgenossen, ich habe Ihnen das nur ganz kurz hier vor Augen gehalten, um Ihnen vor allem eins zu
zeigen: Der Sieg, den wir heute hier feiern, ist uns damals nicht als ein leichtes Geschenk in den SchoB gefallen,
sondern der Sieg ist verbunden gewesen mit Anstrengungen, mit Opfern, mit Entbehrungen, mit unausgesetzten
Arbeiten und mit Ruckschlagen sondergleichen. Und wenn Sie noch am 25. Januar jemanden gefragt hatten:
„Glauben Sie, daB dieser Mensch — damit meinte man damals nur mich — zur Macht kommen wird?", dann hatte
er noch am 25., ja noch am 28. versichert: „Niemals!" Und selbst als ich am 30. endlich zur Macht kam, sagte noch
ein weiser Mann: „Nur auf sechs Wochen!" Und heute sind es neun Jahre!
Und nun, meine Volksgenossen, muB ich noch etwas erwahnen. Ich sagte Ihnen, was ich im Jahre 1919 auf 20, als
ich die Partei ins Leben rief, vorfand; ich schilderte Ihnen, wie die Lage nach meinem ersten groBen Zusammen-
bruch war. Ich muB Ihnen nun aber auch in wenigen Satzen ins Gedachtnis zuriickrufen, was ich an diesem 30.
Januar ubernommen hatte: Es war eine Erbschaft, die schon gar keiner mehr antreten wollte: Alles ruiniert, die
Wirtschaft vernichtet, sieben Millionen Menschen erwerbslos, und das stieg von Woche zu Woche, sieben Millio-
nen Kurzarbeiter, die Reichsfinanzen ein gigantisches Defizit von fast drei Milliarden, die Landesfinanzen unge-
heure Defizite, die Gemeinden verschuldet, das Bauerntum vor dem vollkommenen Zusammenbruch, vor der Ver-
steigerung von Grund und Boden, der Handel gelahmt, der Verkehr stillgelegt, unsere Schiffahrt nicht mehr vor-
handen. Deutschland schien tot zu sein. Das habe ich damals ubernommen! Es war keine glanzende Erbschaft, aber
ich habe es als meine Ehre angesehen, etwas zu ubernehmen, nicht in dem Augenblick, in dem es floriert, sondern
es zu ubernehmen in dem Augenblick, in dem andere sagten: „Da ist bereits alles verloren, da kann niemand mehr
helfen." Ich habe es damals gewagt, ich zweifelte nicht, daB, wenn es nicht gelungen ware, man mich wahrschein-
lich gesteinigt hatte. Ich ware totgeschlagen worden und man hatte erklart: Nun habt ihr es! Ich aber habe es ge-
wagt, und wir haben es gewonnen. In wenigen Jahren sind wir mit diesen Problemen fertig geworden. 1933/34
habe ich zunachst im Innern Ordnung geschaffen, die Parteien mit ihrem ganzen Unfug sofort beseitigt. Ich habe
mit der Griindung der Deutschen Arbeitsfront unter Parteigenossen Ley die Voraussetzungen erhalten, um endlich
uberhaupt vernlinftig an die wirtschaftlichen Probleme herantreten zu konnen, ohne von zwei Seiten gestort zu
werden, der einen, indem sie dauernd sagte: A Ich sperre aus", und der anderen, die erklarte: „Ich streike." Die Lei-
denden waren alle Teile. Ich habe begonnen, die deutsche Wahrung zu stabilisieren, und zwar durch riicksichtslo-
sen Druck von oben. Ich habe aber begonnen, sie nicht nur zu stabilisieren durch Druck von oben, sondern auch
dadurch, daB ich hinter die deutsche Mark wieder eine deutsche Produktion setzte.
Das spricht sich heute alles leicht aus. Aber damals war es nicht so. Denn wenn es so leicht gewesen ware, warum
haben es meine Gegner dann nicht selbst gemacht! Ich habe zugleich damit begonnen, alle die volksfremden Ele-
mente in Deutschland zuruckzudriicken, vor allem unsere Weltburger. Ich habe in dieser Zeit aber auch angefan-
gen, die einzelnen Lander in das Reich endgultig einzufugen. Als das Jahr 1934 kam, war ich im Innern mit den
wesentlichsten Voraussetzungen, um das deutsche Volk nunmehr in den GenuB seiner Arbeit zu bringen, fertig
geworden. An Stelle zahlloser Lander und Parlamente gab es nur eine einzige Reichssouveranitat. An Stelle
zahlloser Parteien nur eine einzige Fuhrung des deutschen Volkes. An Stelle zahlloser Wirtschaftsorganisationen
eine Zusammenfassung aller in einer einzigen Hand. Naturlich hat jeder, der in seinen Interessen bedroht war, zu-
nachst geschimpft. Aber das eine kann doch niemand bestreiten, weder von rechts noch von links, am Ende ist es
alien besser gegangen als zuvor. Und was auch der eine vielleicht im Augenblick abgeben muBte, er hat es doch
wiedergewonnen, gewonnen durch die Vernunft, die nun alien Handlungen zugrunde lag, und durch die Einsicht in
das Notwendige. 1935 begann nun der Kampf um die Freiheit nach auBen. Sie wissen das alles noch: Einfuhrung
der Wehrpflicht, 1936 Beseitigung dieser driickenden Versailler Fessel, die das Rheinland betraf, damit Wieder-
herstellung der vollen Reichssouveranitat, 1937 und 1938 Vollendung unserer Aufrustung, nicht ohne daB ich vor-
her zahllose Angebote den anderen machte, uns diese Aufrustung zu ersparen.
Denn das eine, meine Volksgenossen, mlissen Sie doch alle zugeben: Wo Sie auch her sein mogen, liberall sehen
Sie heute Werke des Friedens, die wir durch den Krieg nicht fortfuhren konnten. Uberall sehen Sie heute Siedlun-
gen, Schulen usw., die nur der Krieg verhinderte, weiterzubauen.
Ehe ich in den Krieg trat, hatte ich ein Riesenprogramm kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Arbeit angefan-
gen, begonnen oder zum Teil auch schon vollendet. Uberall aber entstanden neue Plane, neue Projekte von mir und
meinen Mitarbeitern.
Wenn ich mir demgegenliber meine Gegner ansehe: Was haben sie nun wirklich geschaffen? Sie konnten sehr
leicht zum Kriege drangen, denn sie hatten ja keine Friedenstaten aufzuweisen. Sie hatten nichts geleistet, was fur
sie sprach. Dieser Schwatzer und Trunkenbold Churchill, was hat er wirklich an dauernden Werten geschaffen,
dieses verlogene Subjekt, dieser Faulpelz ersten Ranges? Wenn dieser Krieg nicht gekommen ware, dann hatten
Jahrhunderte von unserem Zeitalter und auch von uns alien und auch von meiner Person geredet als Schopfer gro-
Ber Werke des Friedens. Wenn aber Mister Churchill dieser Krieg nicht gelang, wer wtirde von ihm reden? So aber
wird er allerdings weiterleben als der Zerstorer eines Imperiums, das er und nicht wir vernichteten. Eine der er-
barmlichsten Herostratennaturen der Weltgeschichte, unfahig, irgend etwas Positives zu schaffen oder zu leisten,
eine schopferische Tat zu vollbringen, nur fahig, zu vernichten. Und von seinem SpieBgesellen im WeiBen Haus
mochte ich dabei gar nicht reden, denn dieser ist nur ein armseliger Irrer.
90 Allerdings, je mehr wir arbeiteten, je mehr wir Deutschland in Ordnung brachten, um so mehr wuchs der HaB.
Denn nun kam der bornierte HaB von Gesellschaftsschichten im Auslande hinzu, daB das soziale deutsche Vorbild
unter Umstanden auch dort angewendet werden konnte. Ich habe so oft gehort, wie mir Auslander selber sagten:
„Aber fur uns sind diese nationalsozialistischen Gedanken nicht durchfuhrbar." Ich entgegnete: Ich verlange es
auch gar nicht, im Gegenteil, ich bin nicht daftir da, daB ich fur das Gltick anderer Volker sorge, sondern ich fiihle
mich allein verantwortlich fur mein eigenes Volk. Ich werde mir zu meinen schlaflosen Nachten nicht noch solche
fur das Ausland dazubiirden. Und trotzdem sagten sie: „Nein, es ist schon das Beispiel, das Beispiel ist es eben. Es
verdirbt die guten Sitten", das heiBt in diesem Falle die schlechten Gewohnheiten oder die schlechten Untugenden.
Sie sagten: „Sie fahren mit ihren KdF-Schiffen, wir konnen nicht erlauben, daB sie bei uns landen. Das verdirbt
unsere Arbeiterschaft." Wieso soil das die Arbeiterschaft verderben? Das sehe ich nicht ein. Der deutsche Arbeiter
hat mehr gearbeitet als je zuvor, warum soil er sich nicht erholen? Ist es nicht geradezu ein Witz, wenn heute der
Mann aus dem WeiBen Hause sagt: „Wir haben ein Weltprogramm, und dieses Weltprogramm soil den Menschen
Freiheit und das Recht auf Arbeit geben"? Herr Roosevelt! Machen Sie Ihre Augen auf — das haben wir in
Deutschland schon langst, oder wenn er sagt, es soil fur die Kranken gesorgt werden. Gehen Sie aus den Garten
unseres Parteiprogramms hinaus, das sind nationalsozialistische und nicht Ihre ,Lehren, mein Herr. Das ist Haresie
fur einen Demokraten. Oder wenn er sagt: „Wir wollen, daB der Arbeiter auch einen Urlaub bekommt." Das wollen
Sie sehr spat, das haben wir schon in der Praxis durchgefuhrt. Und wir waren noch viel weiter, wenn Herr Roose-
velt nicht dazwischengekommen ware. Oder wenn er sagt: „Wir wollen die Prosperitat erhohen, auch fur die breite
Masse der Arbeiter." Das sind lauter Dinge, die in unserem Programm stehen! Er hatte sie vielleicht durchfuhren
konnen, wenn er keinen Krieg angefangen hatte. Denn wir haben das ja auch vor dem Kriege getan. Nein, diese
kapitalistischen Hyanen denken nicht daran, so etwas zu tun. Sie sehen in uns nur das bedenkliche Vorbild, und nur
um jetzt ihre eigenen Volker zu kodern, miissen sie in unser Parteiprogramm einsteigen und einzelne Satze heraus-
fischen, diese armseligen Stumper. Und dabei machen sie selbst das noch unvollkommen.
Wir haben eine geschlossene Welt hier gegen uns gehabt. Natiirlich nicht nur von rechts, sondern auch von links.
Denn die Linken befurchteten, wenn dieses Experiment gelingt, und er schafft es tatsachlich und bringt die Woh-
nungsnot weg, und er bringt es fertig und ftihrt ein Schulsystem ein, auf Grund dessen ein talentierter Junge, ganz
91 egal welcher Art die Eltern sind, weiB Gott welche Stellung einnehmen kann, und er bringt das fertig, er macht
schon jetzt aus einem ehemaligen Landarbeiter einen Reichsstatthalter, wenn er wirklich eine Altersversorgung fiir
das ganze Volk einfuhrt, tatsachlich dem ganzen Volk einen Urlaub sichert, wo er Schiffe baut und sie in eine ge-
ordnete, gesicherte Lebenshaltung hineinbringt, ja, was machen wir dann? Wir leben doch davon, daB das nicht da
ist. Davon leben wir, also mtissen wir gegen den Nationalsozialismus kampfen. Was aber die anderen geschaffen
haben, das konnten unsere Kameraden am besten in RuBland sehen. Wir sind jetzt neun Jahre am Ruder. Der Bol-
schewismus seit dem Jahre 1917 — also bald 25 Jahre. Jeder kann ein Urteil abgeben, der nur dieses RuBland mit
Deutschland vergleicht. Was haben wir alles in den neun Jahren getan, wie sieht das deutsche Volk aus, und was
hat man dort geschaffen? Von den kapitalistischen Staaten will ich gar nicht erst reden. Die kummern sich nicht
um ihre Erwerbslosen, denn ein amerikanischer Millionar kommt ja nicht in die Gegend, wo diese leben, und der
Arbeitslose nicht in die Gegend der Millionare. Es werden wohl Hungermarsche nach Washington und zum Wei-
Ben Haus organisiert, die aber unterwegs meistens von der Polizei mit Gummiknuppeln und Tranengas auseinan-
dergetrieben werden, alles Dinge, die im autokratischen Deutschland nicht vorhanden sind. Wir werden ohne diese
Sachen — Gummiknuppel und Tranengas — mit solchen Problemen fertig.
Mit anderen Worten: Wir haben wirklich eine geschlossene Welt an Gegnern gegen uns gehabt, und es ist selbst-
verstandlich, daB im Augenblick der Machtubernahme sich das nur steigerte. Ich habe versucht, eine bestimmte
AuBenpolitik einzuleiten. Sie kennen sie schon aus der Kampfzeit. Ich wollte mit drei Landern in ein enges Ver-
haltnis treten, mit England, Italien und Japan.
Jeder Versuch, mit England zu einer Verstandigung zu kommen, war ganzlich zwecklos. Es waren hier Menschen,
die von ihrer Voreingenommenheit, wahnsinnigen Ideologic und Verbohrtheit nicht mehr loszukommen schienen.
Sie sahen in Deutschland einen Feind. DaB die Welt sich seit den Zeiten ihrer groBen Konigin Victoria wesentlich
geandert hat, das wurde diesen Menschen gar nicht bewuBt. DaB nicht Deutschland letzten Endes ihr Empire be-
droht, sondern daB dieses Empire liberhaupt nur aufrechtzuerhalten war, wenn England die Verbindung zu Europa
fand, wurde ihnen nicht klar. Im Gegenteil: sie kampften mit Europa bei jeder Gelegenheit, und es war vor allem
der Mann, den ich schon ein paarmal erwahnte: Churchill. Jeder Versuch, an diesen Mann auch nur den Gedanken
einer Verstandigung heranzubringen, scheiterte an seinem sturen: „Ich will einen Krieg haben." Mit diesem Mann
92 war daher liberhaupt nicht zu reden, und um ihn stand eine Clique — Duff Cooper usw. Es ist ja traurig, wenn man
ihren Namen nennt, es sind nur Nullen. Das macht nichts. Es sind unzerbrechliche Eier: wo sie auch hinfallen,
bleiben sie eine Zeitlang liegen. Man kann sie, so oft man will, selbst von Englandern, wie z, B. Wavell, irgendwo
hinauswerfen. Sie sind eben durchgehend zu lange in Kalk gelegen, schon seit Jahrhunderten. Sie sind — von den
Juden will ich hierbei nicht reden — unsere alten unversohnlichen Gegner, sie haben durch uns eine Durchkreu-
zung ihrer Plane oder ihres Lebens befurchtet, sie hassen uns, geradeso wie wir sie deshalb hassen mlissen. Wir
sind uns dabei im klaren dariiber, daB der Krieg nur damit enden kann, daB entweder die arischen Volker ausgerot-
tet werden oder daB das Judentum aus Europa verschwindet. Ich habe am 1. September 1939 im Deutschen
Reichstag es schon ausgesprochen — und ich hiite mich vor voreiligen Prophezeiungen — , daB dieser Krieg nicht
so ausgehen wird, wie es sich die Juden vorstellen, namlich daB die europaischarischen Volker ausgerottet werden,
sondern daB das Ergebnis dieses Krieges die Vernichtung des Judentums sein wird. Zum erstenmal werden nicht
andere Volker verbluten, sondern zum erstenmal wird diesmal das echt altjudische Gesetz angewendet: Aug um
Aug, Zahn um Zahn!
Und je weiter sich diese Kampfe ausweiten, um so mehr wird sich — das mag sich das Weltjudentum gesagt sein
lassen — der Antisemitismus verbreiten. Er wird Nahrung finden in jedem Gefangenenlager, in jeder Familie, die
aufgeklart wird, warum sie letzten Endes ihr Opfer zu bringen hat. Und es wird die Stunde kommen, da der boseste
Weltfeind aller Zeiten wenigstens auf ein Jahrtausend seine Rolle ausgespielt haben wird.
Mit England war der Versuch der Verstandigung zu meinem tiefsten Leidwesen vergeblich, was ich auch alles
getan habe, wie oft ich auch die Hand hinhielt, was ich ihnen auch anbot.
Ich war um so glucklicher, daB ich daflir mit dem zweiten Staat jenes Verhaltnis gefunden habe, das wir einst an-
strebten. Und das ist eigentlich gar kein Wunder, sondern es ware fast verwunderlich, wenn es anders gekommen
ware. Denn es ist doch — ich habe das heute einer Deputation gesagt — kein reiner Zufall, wenn zwei Volker im
.Laufe von kaum hundert Jahren fast genau die gleichen Schicksale erlebten. Deutschland und Italien: beide
kampften im vergangenen Jahrhundert um ihre staatliche Wiedergeburt und Einigung, und zum ersten Male sind
damals beide Staaten eng miteinander gegangen. Dann gehen beide Staaten wieder auseinander und finden nun
nicht mehr ihr Gllick. In beiden Staaten kommt es fast zur selben Zeit zu einer Revolution, deren Ideen so ahnlich
93 sind, wie das bei zwei Volkern liberhaupt nur denkbar ist. Beide Revolutionen nehmen fast den gleichen Verlauf.
Uberall schwere Ruckschlage, am Ende doch der Sieg. Das Programm beider ist die soziale und nationale Wieder-
geburt. Beide Revolutionen flihren dieses Programm unbeirrbar durch. Beide erregen den HaB ihrer Umwelt, beide
Revolutionen vertreten Volker, die auf ihrem eigenen Grund und Boden trotz alien FleiBes nicht das tagliche Brot
finden. Beide Volker stehen eines Tages ohne ihren Willen den gleichen Feinden gegeniiber, der gleichen interna-
tionalen Koalition. Es begann schon im Jahre 1935, als sich plotzlich England ohne jede Veranlassung gegen Itali-
en wandte. Italien hat England gar nichts genommen. England wollte nur nicht, daB Italien seine Lebensfreiheit
bekommt. Genau wie bei uns, wo England ebenfalls nicht will, daB Deutschland seine Lebensfreiheit erhalt. Was
haben wir England genommen? Was konnten wir von England nehmen, was Frankreich oder gar Amerika? — gar
nichts! Wie oft habe ich ihnen den Frieden angeboten. Uberhaupt, was sollte ich ihnen denn noch anbieten. Es
waren Manner, die einfach wie Herr Churchill sagte: „Ich will den Krieg haben", und mit ihnen eine gewisse Cli-
que und hinter diesen bestechlichen, betrunkenen Subjekten die zahlenden Krafte eines internationalen Judentums,
und auf der anderen Seite ein alter Freimaurer, der nur durch einen Krieg glaubte, seine bankrotte Wirtschaft viel-
leicht noch einmal sanieren zu konnen oder Zeit zu gewinnen. So stehen wieder beide Staaten den gleichen Fein-
den gegeniiber, aus ganz den gleichen Griinden. Und sie sind gezwungen, miteinander zu kampfen, den gleichen
Kampf zu flihren, auf Leben und Tod miteinander verbunden zu sein.
Und dann kommt noch ein Viertes: In beiden Fallen sind es Manner, zwei Manner, die aus dem Volk gekommen
sind, die Revolutionen entflammten und die die Staaten emporfuhrten. Ich habe in den letzten Wochen in den we-
nigen freien Stunden, die ich hatte, sehr viel auch liber die italienische faschistische Revolution gelesen, und mir
kam es dabei vor, als wenn ich die Geschichte meiner eigenen Partei vor mir hatte: So ahnlich, so gleich, dasselbe
Ringen, die gleichen Feinde, die gleichen Gegner, die gleichen Argumente, wirklich ein Wunder. Und nun kamp-
fen wir auch auf den gleichen Kriegsschauplatzen, Deutsche in Afrika, Italiener im Osten. Wir kampfen gemein-
sam, und man soil sich nicht tauschen: dieser Kampf wird bis zum gemeinsamen Sieg durchgefuhrt!
Und nun ist endlich auch der dritte Staat zu uns gestoBen, zu dem ich auch immer gute Beziehungen haben wollte
seit vielen Jahren. Sie kennen das alle aus meinem Kampf: Japan!
Und damit sind nun die drei groBen Habenichtse vereint, und wir wollen nun sehen, wer in diesem Kampf die Star-
keren sind: diejenigen, die nichts zu verlieren und alles zu gewinnen haben, oder diejenigen, die alles zu verlieren
94 haben und nichts gewinnen konnen. Denn was will England gewinnen? Was will Amerika gewinnen? Was wollen
sie alle gewinnen? Sie haben so viel, daB sie mit dem, was sie besitzen, nichts anzufangen wissen: wenige Men-
schen auf dem Quadratkilometer brauchen sie zu ernahren, sie haben alle die Sorgen nicht, unter denen wir leiden.
Eine einzige schlechte Ernte bedeutet fur uns ein rationales Ungltick — ihnen steht die ganze Welt zur Verfiigung.
Sie haben uns jahrzehntelang ausgeplundert und ausgebeutet und ausgepreBt, und trotzdem konnten sie ihre eigene
Wirtschaftsnot nicht beseitigen. Sie haben Rohstoffe, mehr als sie uberhaupt brauchen konnen, und sie bringen es
nicht fertig, fiir ihre Probleme eine vernunftige Losung zu finden. Wir werden nun sehen, wem die Vorsehung in
diesem Kampf den Siegespreis gibt! Demjenigen, der alles hat und der dem anderen, der fast nichts hat, noch das
Letzte wegnehmen will, oder demjenigen, der das verteidigt, was er als sein Letztes sein eigen nennt! Und wenn
ein britischer Erzbischof zu Gott betet, daB er den Bolschewismus tiber Deutschland und tiber Europa als Strafe
schicken mochte, so kann ich nur sagen: tiber Deutschland kommt er nicht. Aber ob er nicht England trifft, das ist
eine andere Frage. Dann kann dieser alte Sunder und Gottesfrevler erst einmal versuchen, ob er mit seinem Gebet
diese Gefahr selber bannen wird. Wir haben England, Frankreich und Amerika nie etwas getan. Trotzdem erfolgte
im Jahre 1939 die Kriegserklarung. Sie hat sich nunmehr erweitert.
Nun mtissen Sie mich aus meiner ganzen Entwicklung heraus aber auch richtig verstehen. Ich habe einmal ein
Wort ausgesprochen, das das Ausland gar nicht begriff. Ich sagte: Wenn schon der Krieg unvermeidlich ist, dann
will ich ihn lieber selbst ftihren; nicht weil ich nach diesem Ruhm diirste — im Gegenteil: ich verzichte hier auf
jeden Ruhm gerne, denn es ist hier in meinen Augen gar kein Ruhm. Mein Stolz wird, wenn mir die Vorsehung das
Leben erhalt, einmal doch in den groBen Werken des Friedens bestehen, die ich noch zu schaffen gedenke! Aber
weil ich glaube, daB, wenn schon die Vorsehung es so gefiigt hat, dieser Kampf nach ihrem unerforsch-lichen Wil-
len ausgefochten werden muB, dann allerdings kann ich die Vorsehung nur bitten, daB sie mich mit der Last dieses
Kampfes betraut, daB sie sie mir aufburdet. Ich will sie tragen und will vor keiner Verantwortung zuruckscheuen.
Ich will in jeder Stunde, in der eine Not kommt, diese auf mich nehmen. Jede Verantwortung will ich tragen, so
wie ich sie bisher getragen habe. Ich habe die groBte Autoritat in diesem Volk. Es kennt mich, es weiB, was ich in
diesen Jahren vor dem Kriege an Planen vorhatte. Es sind uberall die Zeugen des Beginns unserer Arbeit und zum
95 Teil auch die Dokumente der Vollendung. Ich weiB, daB dieses Volk mir vertraut; ich bin so gliicklich, das zu
wissen. Das deutsche Volk darf aber auch von einem uberzeugt sein: Ein Iahr 1918 wird, solange ich lebe, nie pas-
sieren ! Denn ich werde niemals die Fahne senken !
Ich bin gliicklich, daB zu unseren Soldaten nun so viele Verbundete gestoBen sind: Im Siiden Italien, ganz im Nor-
den Finnland und dazwischen nun all die anderen Nationen, die auch ihre Sonne nach dem Osten schicken: Ob das
nun Rumanen sind oder Ungarn, Slowaken, Kroaten, Spanier, Belgier, ja selbst Franzosen beteiligen sich an die-
sem Kampf, und dazu die Freiwilligen unserer germanischen Staaten aus dem Norden und aus dem Westen. Es ist
schon heute ein Krieg Europas! Und schlieBlich im Osten als neuer Verbundeter, der einem Herrn seine lacherli-
chen Phrasen schon ausgetrieben hat: Japan.
Uber den Krieg selbst will ich wenig sprechen. Hier spricht bereits die Geschichte: 1939 die Erledigung von Polen,
1940 Norwegen, Frankreich und England, Niederlande und Belgien, 1941 erst der Balkan und dann endlich der
Staat, von dem uns Mister Cripps erst vor ein paar Tagen mit seiner Plauderhaftigkeit versichert hat, daB er sich
schon seit Jahren auf die Auseinandersetzung mit Deutschland vorbereitet hatte. Ich begriff das in dem Moment, in
dem mir bewuBt geworden war, daB hier ein falsches Spiel getrieben wurde. In dem Augenblick, als ich erfuhr, daB
Churchill bereits in seinen Geheimsitzungen auf diesen neuen Verbundeten hinwies, war mir die Lage klar. Und in
der Stunde, in der sich hier in Berlin Molotow verabschiedete, und zwar verabschiedete unter dem Eindruck seiner
gescheiterten Forderungen, war es feststehend, daB diese Auseinandersetzung kommen muBte. Und nun bin ich
dem Schicksal dankbar, daB es mich an die Spitze des Reiches gestellt hat und daB es mir 14 Tage oder drei Wo-
chen fruher die Zeit vergonnt hat, den ersten StoB zu fuhren. Denn wenn schon gekampft werden muB, dann stehe
ich auf dem Standpunkt, daB der erste Hieb schon der entscheidende sein kann.
Und wir haben das auch in Ostasien erlebt. Wir konnen Japan nur begluckwtinschen, daB es, start sich noch langer
von diesen verlogenen Subjekten provozierenzulassen, kurzerhand zugeschlagen hat.
Und nun kampfen seit diesem 22. Juni unsere Soldaten des Heeres und der Waffen-SS im Osten einen Kampf, der
einmal in die Geschichte eingehen wird als ein Heldenlied unseres Volkes.
Auf dem Meere aber werden unsere Seestreitkrafte, unsere Unterseeboote das zuschanden machen, was dieser Pra-
96 sident Roosevelt beabsichtigt hatte. Denn er wollte durch immer neue Deklarationen amerikanischer Hoheitsgebiete
die deutsche Unterseebootwaffe allmahlich aus dem Ozean durch einfache papierne Akte verdrangen und auf einen
ganz kleinen Raum zwingen, der von den britischen Seestreitkraften hatte geschutzt werden konnen.
Und das, meine Volksgenossen, war auch der Grund des Zuriickgehens der Versenkungsziffern, nicht etwa die
mangelnde Qualitat oder die sinkende Zahl der Unterseeboote. — Im Gegenteil! Sie ist ungeheuer gestiegen. Auch
nicht etwa der mangelnde Mut unserer Besatzungen, auch nicht die Unmoglichkeit, uberhaupt anzugreifen, son-
dern ausschlieBlich dieses Verfahren, uns durch das Mittel von Deklarationen in unserer Handlungsfreiheit einzu-
engen. Sie werden verstehen, daB es fur mich immer eine Uberwindung war, abzuwagen, ob man nun mit diesem
Lug und Trug SchluB machen solle, oder um des lieben Friedens willen sich noch eine neue Beschrankung auferle-
gen lassen mlisse. Der Angriff Japans hat uns endlich dieser Not enthoben. Jetzt werden sie Geleitziige bilden miis-
sen auf alien Ozeanen der Welt, und jetzt werden sie sehen, wie unsere Unterseeboote arbeiten. Und was sie auch
fur Plane haben mogen und wie diese auch aussehen, wir sind fur alles gewappnet vom hochsten Norden bis zum
Stiden, von der Wiiste bis zum Osten, tiber eines mogen sie sich auch im klaren sein: Sie stoBen heute auf ein ande-
res Deutschland als auf das Deutschland von einst, sie stoBen jetzt wieder auf ein friderizianisches Deutschland.
Wir stehen fest, und wo wir stehen, wird kein FuBbreit Boden ohne Kampf aufgegeben. Und wenn wir einen FuB-
breit aufgeben, wird sofort wieder nachgestoBen. Und wir sind glticklich, es seit gestern zu wissen, daB unser Ge-
neraloberst R o m m e 1 mit seinen tapferen italienischen und deutschen Panzern und Mot.-Verbanden in dem
Moment, wo sie alle glaubten, ihn geschlagen zu haben, sofort kehrt machte und sie wieder zurticktrieb. Und sie
werden das so lange und so oft erleben, bis dieser Krieg mit unserem Sieg geendet haben wird.
Zu diesen beiden Waffen kommt als dritte unsere Luftwaffe. Ihr Ruhm ist ein unverganglicher. Was sie geleistet
hat in Einsatzen in der arktischen Kalte im hohen Norden, im Osten oder in der Hitze der Wtiste oder im Westen:
Es ist uberall das gleiche: ein Heldentum, das man mit Auszeichnungen uberhaupt nicht belohnen kann.
Diese drei Waffen umfassen nun all das, was zu ihnen gehort, denn ich kann nicht eine einzelne Sonderwaffe he-
rausheben. Nur eine muB ich immer wieder besonders nennen: Es ist das unsere Infanterie.
97 Hinter diesen Waffen steht eine Verkehrsorganisation mit Zehntausenden und aber Zehntausenden Kraftfahrern
und Eisenbahnern, und sie alle setzen sich ein und werden auch die schwersten Aufgaben meistern, denn eines ist
selbstverstandlich: leicht war die Umstellung vom Vorwartskrieg zur Verteidigung im Osten nicht. Die Verteidi-
gung hat uns nicht der Russe aufgezwungen, sondern nur die 38, 40, 42 und zum Teil 45 Grad Kalte waren es. In
dieser Kalte aber kann keine Truppe, die das von sich aus nicht gewohnt ist, kampfen, so wenig als sie es in der
Gluthitze der Wtiste in den heiBen Monaten kann. In dem Moment aber, da diese Umstellung notig war, habe ich
es als meine Pflicht angesehen, die Verantwortung auch daftir auf meine Schultern zu nehmen. Ich wollte dadurch
auch meinen Soldaten noch naherrucken, und ich will ihnen an dieser Stelle, soweit sie es heute an diesen eisigen
Fronten horen, nur versichern: Ich weiB, was sie leisten, aber ich weiB auch, daB das Schwerste hinter uns liegt.
Wir haben heute den 30. Januar. Der Winter war die groBe Hoffnung des ostischen Gegners. Er wird ihm diese
Hoffnung nicht erfullen. In vier Monaten waren wir fast bis Moskau und Leningrad gertickt. Vier Monate des Win-
ters im Norden sind jetzt vorbei. Der Feind ist an einzelnen Stellen wenige Kilometer vorwartsgekommen und hat
dabei Hekatomben an Blut und Menschenleben geopfert. Es mag ihm das gleichgultig sein. Aber es wird sich
schon in wenigen Wochen im Siiden der Winter brechen, und dann zieht der Fruhling langsam weiter nach Norden,
das Eis wird schmelzen, und es wird die Stunde kommen, wo der Boden wieder hart und fest sein wird und der
deutsche Musketier mit seinen Geraten auf ihm wieder operieren kann und neue Waffen aus der Heimat nachstro-
men werden... (die nachsten Worte des Fuhrers gehen in einem ungeheuren Beifallssturm unter), wo wir den Feind
schlagen werden und diejenigen rachen wollen, die jetzt nur allein diesem Frost zum Opfer gefallen sind. Denn das
kann ich ihnen sagen, der Soldat vorn hat das Gefuhl seiner turmhohen Uberlegenheit tiber den Russen nicht verlo-
ren. Ihn mit jenem zu vergleichen, wiirde eine Beleidigung sein. Das Entscheidende ist aber, daB diese Umstellung
vom Angriff zur Verteidigung gelang, und ich darf sagen: sie ist gelungen. Diese Fronten — sie stehen, und wo an
einzelnen Stellen die Russen durchbrachen und wo sie irgendwo glaubten, einmal Ortschaften zu besetzen, sind es
keine Ortschaften mehr, sondern nur noch Trummerhaufen. Was bedeutet das gegeniiber dem, was wir besetzt
haben, was wir in Ordnung bringen und was wir im kommenden Friihjahr und vom Friihjahr ab in Ordnung brin-
gen werden !
Denn hinter dieser Front steht heute eine ihrer wiirdige deutsche Heimat. Ich habe neulich angesichts der Erkennt
98 nis, daB das, was alles vorbereitet war, zum Schutze gegen den Frost noch lange nicht geniigen konnte, einen Appell
an das deutsche Volk gerichtet. Ich wollte nun ihm selbst, diesem Volk, meinen Dank aussprechen. Dieser Appell
war auch eine Abstimmung. Wenn die anderen von Demokratie reden: Das ist wahre Demokratie! Wie, das hat
sich gezeigt in diesen Tagen — und ich weiB, was so viele kleine Menschen dabei gegeben haben, aber diesmal
waren es auch viele, viele, denen es schwer geworden ist, oder bei denen es fruher aussichtslos erschienen ware,
daB sie sich von ihren kostbaren Pelzen trennen konnen. Sie haben sie heute aber doch gegeben in der Erkenntnis,
daB der kleinste Musketier mehr wert ist als der kostbarste Pelz. Und ich habe daftir gesorgt, daB es dabei nicht so
zuging wie im Weltkrieg, da die Heimat Kupfer ablieferte und eine Kupferablieferungsgesellschaft 2260 v. H.
Dividende auszahlte, daB die Heimat Leder ablieferte und eine Lederverwertungsgesellschaft 2700 v. H. Dividende
ausgezahlt hat. Wer sich im Dritten Reich am Kriege bereichert, der stirbt! Denn niemand weiB, ob nicht da vorn
ein kleiner armer Musketier ist, dem vielleicht durch ein Paar Handschuhe seine Hand gerettet werden konnte, oder
der vielleicht vor einer Erfrierung geschutzt werden konnte durch eine warme Weste, die ihm zu Hause einer weg-
nimmt. Ich werde hier die Interessen der Soldaten vertreten, und ich weiB, daB das ganze deutsche Volk dabei hin-
ter mir steht!
So kann ich nur eins versichern an diesem 30. Januar: Wie dieses Jahr ausgehen wird, weiB ich nicht. Ob darin der
Krieg sein Ende nimmt, kann niemand sagen. Aber eins weiB ich: Wo der Gegner auch auftritt, wir werden ihn in
diesem Jahre wieder schlagen, genau wie bisher! Es wird wieder ein Jahr groBer Siege sein. Und so wie ich friiher
die Fahne zu jeder Zeit trug, so werde ich sie jetzt erst recht hochhalten, denn in welch einer anderen Lage befinde
ich mich heute !
Meine deutschen Volksgenossen! Meine Soldaten! Wir haben hinter uns eine glorreiche Geschichte und man zieht
so gerne Vergleiche mit dieser Geschichte. In ihr haben oft deutsche Helden gekampft in scheinbar aussichtslosem
Unterlegensein. Wir diirfen aber keine Vergleiche ziehen etwa zur friderizianischen Zeit. Dazu haben wir kein
Recht. Wir haben die starkste Armee der Welt. Wir haben die starkste Luftwaffe der Welt. Friedrich der GroBe
muBte gegen eine Ubermacht kampfen, die geradezu erdriickend war. Als er den ersten Schlesischen Krieg ftihrte,
standen 2,7 Millionen PreuBen gegen einen Staat von damals immerhin 15 Millionen. Als er den dritten zu ftihren
gezwungen war in sieben Jahren, da standen 3,7 oder 3,8 Millionen PreuBen gegen rund 50 oder 54 Millionen an-
dere. Ein Mann mit eisernem Willen hat durch alle Ruckschlage das Banner hochgehalten und an seinem Volke nie
99 verzagt, und wenn er verzagen wollte, sich immer wieder selbst zurecht-gerissen und dann erneut die Fahne in seine
starke Hand genommen. Was wollen wir heute von uns reden? Wir haben einen Gegner vor uns, der uns jetzt zah-
lenmaBig uberlegen sein mag. Aber im Frtihjahr wird sich auch das wieder andern. Wir werden ihn wieder schla-
gen. Denn es kommt dann wieder unsere Zeit. Und so wird es uberall sein. Vor allem aber: Wir haben heute Ver-
biindete, es ist nicht mehr so wie im Weltkrieg. Was allein Japan im Osten leistet, ist fur uns nicht abschatzbar.
Uns bleibt auch kein anderer Weg als der des Kampfes und der Weg des Erfolges. Er mag schwer sein, oder er mag
leicht sein — er ist niemals schwerer als die Kampfe unserer Vorfahren waren. Wir dtirfen aber auch nicht erwar-
ten, daB er leichter sein kann. Damit aber erfassen wir so recht die ganzen Opfer, die unsere Soldaten bringen. Wer
kann das mehr begreifen als ich, der ich einst selbst Soldat gewesen bin. Ich ftihle mich auch heute nur als der erste
Musketier des Reiches. In der Zeit, da ich selbst nur Soldat war, habe ich meine Pflicht erfullt. Ich erfulle sie heute
genau so unbeirrbar. Aber ich verstehe alles Leid meiner Kameraden, weiB alles, wie es um sie ist. Ich kann daher
und will daher gar keine Phrasen gebrauchen. Denn das wtirden sie nicht verstehen. Ich kann ihnen nur eines sa-
gen, die Heimat ahnt es schon, meine Kameraden, was ihr durchzumachen habt. Die Heimat ahnt es, was es heiBt,
bei 35, 38, 40, 42 Grad Kalte in Schnee und Eis zu liegen, um Deutschland zu verteidigen. Aber weil die Heimat es
weiB, will sie auch alles tun, was sie nur kann. Sie will arbeiten und sie wird arbeiten! Und ich muB Sie selbst auf-
fordern:
Deutsche Volksgenossen zu Hause, arbeitet, schafft Waffen, schafft Munition, schafft wieder Waffen und wieder
Munition! Ihr spart dadurch zahlreichen Kameraden da vorn das Leben. Schafft und arbeitet an unseren Trans-
portmitteln, damit das alles nach vorn kommt. Die Front wird dann stehen, sie wird ihre Pflicht erfullen, dann kann
die deutsche Heimat beruhigt sein. Und das Gebet dieses teuflischen Priesters, der wiinscht, daB Europa durch den
Bolschewismus bestraft werde, wird sich nicht erfullen, sondern ein anderes Gebet wird in Erfullung gehen:
Herrgott, gib uns die Kraft, daB wir uns die Freiheit erhalten, unserem Volk, unseren Kindern und Kindeskindern,
und nicht nur unserem deutschen Volk, sondern auch den anderen Volkern Europas. Denn es ist nicht ein Krieg,
den wir diesmal fiir unser deutsches Volk allein fiihren, sondern es ist ein Kampf fur ganz Europa und damit fiir die
ganze zivilisierte Menschheit.
100 Zur Jahreswende erlieB der Ftihrer aus seinem Hauptquartier an das deutsche Volk einen Aufruf, in dem er in
groBen Ziigen die inneren Gesetze des Kampfes, zu dem das GroBdeutsche Reich angetreten ist, bloBlegte (siehe
Seite 62). Er stellte der jiidisch-angelsachsischen Finanzverschworung gegeniiber das Lebensrecht der jungen Vol-
ker, die um ihre Existenz ringen. Er wies das deutsche Volk auf seine Bemuhungen um einen dauerhaften Frieden
und auf die Werke der Kultur hin, die das nationalsozialistische Regime in sechs Friedensjahren hervorgebracht
hat. Aus dem BewuBtsein der Starke heraus wies der Fiihrer auf die gewaltige Front nationaler Staaten, die vom
Kanal bis nach Ostasien reicht und die im Kampf steht gegen die judisch-kapitalistisch-bolschewistische Weltver-
schworung. Der Fiihrer bezeichnete das erste Jahr dieses hinter uns liegenden Kampfes als das Jahr der groBten
Siege der menschlichen Geschichte. Das kommende Jahr werde gewaltige Anforderungen an uns stellen, die Front
und Heimat erfiillen wlirden. Der Aufruf des Flihrers klingt aus in einer Bitte an den Allmachtigen, daB er dem
deutschen Volk und seinen Soldaten die Kraft geben moge, das mit FleiB und tapferem Herzen zu bestehen, was
erforderlich sei, um uns Freiheit und Zukunft zu erhalten. Diese starken und siegeszuversichtlichen Worte des Fiih-
rers, in denen er die Schwere des Kampfes und die GroBe der Entscheidung vor seinem Volke betont, hat in den
Herzen jedes deutschen Mannes und jeder deutschen Frau in Front und Heimat einen lebhaften Widerhall gefun-
den.
Wahrend des ganzen Januar ftihrte die deutsche Wehrmacht an der Ostfront harteste und erbittertste Abwehrkamp-
fe. Immer wieder unterstrichen die taglichen Wehrmachtberichte den Heldenmut der deutschen Truppen, die bei
30, 40 und mehr Kaltegraden wtitende Angriffe der Bolschewisten zuriickwiesen, Meter um Meter der unendlichen
russischen Weiten nur nach zahestem Kampfe aufgaben, um sich auf die befohlenen und vorbereiteten Verteidi-
gungspositionen zuriickzuziehen. Was Offizier und Mann in diesen Wintermonaten geleistet haben, das wird erst
101 eine spatere Zeit in alien Einzelheiten erfahren. Die Zusammenarbeit von Verbanden des Heeres und der Luftwaffe
feierte auch hier in Schneesturmen und eisigster Kalte ihre Triumphe. Die Luftwaffe hat taglich in todesmutigen
Einsatzen in die Erdkampfe eingegriffen und in zahlreichen Fallen die Bereitstellungen des Gegners zerschlagen.
In kiihnen Gegenangriffen haben Verbande des Heeres insbesondere auf der Krim bemerkenswerte Erfolge erzielt.
Am 7. Januar meldete der Wehrmachtbericht, daB feindliche Krafte, die unter dem Schutz von Kriegsschiffen in
Jewpatoria gelandet waren, durch raschen Zugriff in zahem Hauserkampf vernichtet wurden. Am 19. Januar wurde
die Stadt Feodosia in entschlossenem Angriff wieder in Besitz genommen, wobei mehr als 4600 Gefangene einge-
bracht, 73 Panzerkampfwagen, 77 Geschutze und zahlreiches anderes Kriegsgerat erbeutet wurden. Am 20. Januar
meldete der Wehrmachtbericht, daB die nord-ostwarts Feodosia kampfenden feindlichen Krafte weiter nach Osten
zuriickgeworfen worden seien. Am Tage darauf berichtete das OKW, daB die Beute in der Schlacht von Feodosia
sich auf 10 605 Gefangene, 85 Panzer und 177 Geschutze erhoht habe. Ein wahrhaft stolzer Erfolg, der zeigt, daB
der deutsche Soldat auch unter hartesten Bedingungen und ungunstigsten winterlichen Umstanden dem Feinde
uberlegen ist.
Es scheint fast verstandlich, daB der Feind, der sich durch die erfolgreichen Abwehrkampfe an alien Teilen der
Ostfront von dem Ziel seiner gewaltigen Anstrengungen, dem operativen Durchbruch durch die deutsche Front,
abgedrangt sieht, zu den verzweifelten Mitteln der Luge greift. Nicht genug damit, daB die sowjetische Agitation
von gewaltigen Siegen und Vernichtungsschlagen geschrieben hat, Herr M o 1 o t o w entblodete sich nicht, in
einer an Umfang kaum uberbietbaren Note der deutschen Wehrmacht all jene ScheuBlichkeiten und Greueltaten
vorzuwerfen, die die Bolschewismen seit Jahren an den unterdriickten Volkerschaften ihres Staates veriibt haben.
Die deutsche Presse nahm scharf und schneidend am 7. Januar 1942 zu dieser bolschewistischen Ungeheuerlichkeit
Stellung und zeigte, daB es ganz allein die Bolschewisten sind, die sich an der Bevolkerung der von ihnen zuriick-
gewonnenen Dorfer und Stadte grausam rachen.
Ein Ereignis, das zur Herzenssache des deutschen Volkes geworden war, die Sammlung von Pelz-, Woll- und Win-
tersachen fur die Front, beschaftigte in den ersten Januartagen die Heimat in alien Schichten und in alien Gauen.
Von Tag zu Tag steigerten sich die Ergebnisse, die ersten Eisenbahnzuge waren um die Jahreswende langst an die
Ostfront unterwegs. Diese Sammlung hat gezeigt, daB das deutsche Volk fur seine Soldaten zu beispiellosen Lei-
stungen bereit ist. Obwohl es fur manche Familie nicht leicht war, sich von ihren Woll- und Pelzsachen zu trennen,
102 da sie schlieBlich in Deutschland nicht im UberfluB vorhanden sind, wurde die Wollsammlung doch ein uberwalti-
gender Erfolg, als moralischer Erfolg ebenso hoch einzuschatzen, wie ihr tatsachlicher Wert fur die Ostfront zu
begriiBen war. Uber den zuerst festgesetzten Termin wurde die Sammlung bis zum 11. Januar 1942 verlangert.
Insgesamt wurden liber 67 Millionen Einzelstiicke Pelz- und Wollsachen abgegeben. Das war ein Ergebnis, wie es
niemand erwartet hatte und mit dem sich das deutsche Volk ein glanzendes Zeugnis seiner Hilfsbereitschaft ausge-
stellt hat. Es erbrachte damit eine Gemeinschaftstat, die fur immer mit der Geschichte des Krieges gegen die So-
wjet-Union verbunden bleiben wird. Mit der Bekanntgabe dieses Ergebnisses tibermittelte Reichsminister Dr.
Goebbels am 14. Januar durch den Rundfunk dem deutschen Volk den Dank des Flihrers. Der Minister dankte den
Spendern, aber auch den Millionen deutscher Frauen, die in mehr als 24 000 Nahstuben unermlidlich geschafft
hatten, um warme Kleidungsstiicke fur unsere Soldaten umzuandern, herzustellen und instand zu setzen. Er dankte
der deutschen Jugend und alien Organsiationen der Partei, die sich unter Flihrung der Gauleiter selbstlos und
einsatzfreudig der schnellsten und groBziigigsten Durchfuhrung dieser Sammlung zur Verfugung gestellt hatten.
Reichsminister Dr. Goebbels fand auch anerkennende Worte fur Presse, Rundfunk und Film, deren Propaganda
wesentlich zum Gelingen der Sammlung beigetragen hatte. Ein besonders herzliches Dankeswort richtete Reichs-
minister Dr. Goebbels an die Schilaufer, die fast ausnahmslos willig und gern den Soldaten ihre Bretter zur Verfu-
gung gestellt haben. In seiner Rundfunkansprache bezeichnete der Minister das Sammelergebnis als eine uberwal-
tigende Volksabstimmung fur das nationalsozialistische Regime und den Flihrer, dem das deutsche Volk ein Ver-
trauensvotum liberzeugendster Art dargebracht habe. Wenn sich das deutsche Volk die in dieser Gemeinschaftstat
zum Ausdruck gekommene Gesinnung durch den ganzen Krieg hindurch und fur alle Zukunft bewahre, dann wlir-
den wir mit alien Schwierigkeiten des Krieges fertig werden und unentwegt dem Siege naher marschieren.
Auf dem Frontsektor gegen England war die deutsche Kriegfuhrung auch im Januar weiterhin erfolgreich. Der
Vollstandigkeit halber seien hier auch in diesem Zusammenhang die im Wehrmachtbericht vom 4. Januar 1942
genannten Versenkungsziffern des Dezember 1941 aufgeflihrt: Die britische Versorgungsschiffahrt verlor in die-
sem einen Monat 74 Handelsschiffe mit zusammen 257 000 BRT. Davon vernichtete die Unterseebootwaffe 23
Schiffe mit 115 700 BRT. Die britische Kriegsmarine verlor auBerdem in der gleichen Zeit durch Waffenwirkung
103 deutscher See- und Luftstreitkrafte 3 Kreuzer, einen Flugzeugtrager, 3 Zerstorer, 3 Schnellboote, 1 Kanonenboot,
ein Unterseeboot. AuBerdem wurden zum Teil schwer beschadigt 6 Kreuzer, 5 Zerstorer, 4 Schnellboote, 1 Minen-
leger, 2 Bewacher und 2 Unterseeboote.
Bemerkenswert waren die deutschen Seekriegserfolge im Monat Januar insbesondere an der nordamerikanischen
Ktiste, wo deutsche U-Boote der feindlichen Handelsschifffahrt empfindliche Verluste zufugten. Am 24. Januar
wurde zum erstenmal in einer Sondermeldung von dem Auftreten deutscher U-Boote an der amerikanischen Atlan-
tikkuste gesprochen. An diesem Tage wurde gemeldet, daB unmittelbar vor der feindlichen Kiiste 18 Handelsschif-
fe mit zusammen 125 000 BRT versenkt wurden. An dieser Ziffer ist das Boot des Kapitanleutnants Hardegen mit
8 Schiffen von 53000 BRT beteiligt. Am 27. Januar erhohte sich die Zahl dieser Versenkungen auf 30 Handels-
schiffe mit zusammen 228 000 BRT. Am 30. Januar wurde die Vernichtung weiterer 13 Schiffe mit 24 000 BRT
gemeldet, so daB insgesamt 43 feindliche Handelsschiffe mit insgesamt 302 000 BRT in den Gewassern jenseits
des Atlantischen Ozeans versenkt worden sind. Bei den letztgenannten Erfolgen zeichnete sich das Unterseeboot
des Korvettenkapitans Kais besonders aus. Bei diesen hohen Verlustziffern allein in einem Seegebiet nimmt es
nicht Wunder, daB die Gesamtzahl der versenkten feindlichen Tonnage im Monat Januar besonders hoch war. Sie
betragt 400 600 BRT, wie der Wehrmachtbericht am 3. Februar 1942 bekannt gab.
Auch auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz hielten im Januar die erbitterten Kampfe weiterhin an. Die Rtick-
wartsbewegungen der deutsch-italienischen Verbande auf vorbereitete Stellungen bei El Agheila, naher an die
Versorgungsbasis heran, wurden von General Rommel mit groBtem Geschick durchgefuhrt. Die deutsch-
italienischen Verbande haben sich in diesen schwierigen Kampfen erneut hervorragend bewahrt. Die umzingelten
und von Artillerie aller Kaliber von der See, vom Lande sowie aus der Luft ununterbrochen beschossenen Stellun-
gen von Solium und Halfaya, die seit Tagen wegen des schlechten Wetters ohne Zufuhr aus der Luft, insbesondere
von Wasser auch fiir die Verwundeten waren, wurden nach zwei Monaten heldenhaften Widerstandes am 18. Janu-
ar gezwungen, den Kampf aufzugeben. Bis zur letzten Patrone hatten sich die tapferen deutschen und italienischen
Verteidiger gewehrt. Im weiteren Verlauf der Operationen zeigte es sich, daB gerade diese Kampfe im besonderen
dazu beigetragen haben, die StoBkraft der britischen Offensive zum Erliegen zu bringen. Das deutsche Volk ver-
folgte mit brennendem Herzen diese gegen uberwaltigende feindliche Ubermacht gefuhrten Operationen.
104 Die geschickte Kriegfuhrung des Generals Rommel hatte die Englander um ihren Sieg gebracht, die mit ihrer
Libyen-Offensive kein geringeres Ziel verfolgten, als die deutsch-italienischen Verbande in Afrika vollig zu ver-
nichten und durchzustoBen bis nach Franzosisch-Tunis. — In Anerkennung dieses Abwehrsieges verlieh der Ftih-
rer am 20. Januar dem General der Panzertruppen Rommel, Befehlshaber der Panzergruppe Afrika als 6. Offizier
der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Die nun folgenden Ereignisse sind ein leuchtender Beweis fur die hohe Fuhrungskunst General Rommels, fur die
Einsatzfreudigkeit seiner Truppen und fur die Giite seiner Waffen. Am 21. Januar namlich brachen die deutsch-
italienischen motorisierten und Panzerstreitkrafte zum Gegenangriff aus dem Gebiet von El Agheila hervor. Sie
uberwanden den ersten Widerstand der am weitesten vorgeschobenen britischen Lager und riickten langs der Via
Balbia gegen Agedabia und auf Wustenpfaden gegen El Haleiat vor. Starke britische Einheiten wurden im unwi-
derstehlichen VorstoB schnell uberwaltigt und nahezu vernichtet. Rommels Vormarsch wandte sich nach Norden
und Osten. Antelat und Msus wurden besetzt, und nach nur 10 Tagen wurde, wie eine Sondermeldung am 30. Ja-
nuar verkundete, Bengasi durch deutsche und italienische Truppen genommen. GroBe Beutevorrate aller Art fielen
ihnen in die Hande. Weiter im Innern gingen die Panzerverbande im Djebel der Cyrenaika vor, in Ostlicher Rich-
tung auf El Mechili in nordostlicher Richtung auf Barce und Cirene. Gegen Monatsende waren die siegreichen
Operationen, die das ganze Gebaude britischer Hoffnungen und bombastischer Propaganda zu Fall brachten, noch
nicht abgeschlossen.
In Anerkennung seiner hohen Verdienste hat der Ftihrer am 30. Januar den Oberbefehlshaber der Panzerarmee in
Afrika, General Rommel, zum Generaloberst befordert.
AuBergewohnliche Auszeichnungen verlieh der Fuhrer im Laufe des Monats Januar an zwei weitere Offiziere der
deutschen Wehrmacht: Am 28. Januar 1942 uberreichte der Fuhrer in Gegenwart der Generalfeldmarschalle Keitel
und Milch dem Oberst G a 1 1 a n d als zweitem Offizier der deutschen Wehrmacht die hochste deutsche Tapfer-
keitsauszeichnung, das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Oberst
Galland schoB in unermudlichem, heldenhaftem Einsatz 94 Gegner, vornehmlich britische Jager, im Luftkampf ab.
Nach dem Tode von Oberst Molders wurde Oberst Galland als dessen Nachfolger zum Inspekteur der Jagdflieger
ernannt. Am 16. Januar wurde aus dem Hauptquartier gemeldet, daB der Fuhrer dem Korvettenkapitan K r e t s c h
m e r als 5. Offizier der deutschen Wehrmacht das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreu
105 zes verliehen habe. Wie der Wehrmachtbericht vom 25. April 1941 mitgeteilt hatte, hat Korvettenkapitan
Kretschmer 313 611 BRT feindlichen Schiffsraums, darunter 3 Hilfskreuzer und 3 feindliche Zerstorer vernichtet.
Korvettenkapitan Kretschmer fiel mit einem Teil seiner tapferen Besatzung in englische Gefangenschaft.
Eine ganze Reihe von Offizieren erhielten im Januar in Anerkennung ihrer Verdienste das Eichenlaub zum Ritter-
kreuz des Eisernen Kreuzes. Es waren folgende Offiziere, die wir in der Reihenfolge der Verleihungen, vom 41.
bis zum 69. Soldaten nacheinander aufzahlen: am 1. Januar 41. General der Waffen-SS Obergruppenfuhrer Sepp D
i e t r i c h, 42. Oberst Eberbach, 43. Oberst Scheidies, 44. Oberleutnant Buchterkirch, 45. Kapitan zur See R
o g g e , 46. Hauptmann P e 1 1 z. Am 2. Januar Hauptmann Schulz (47.), Major Eckinger (48.), Major Hoff-
mann-Schonborn (49.), Oberst Eibl (50.), Kapitanleutnant Lehmann-Willenbrock (51.), Major WeiB (52.). Am 3.
Januar Rittmeister Frhr. v. Boeselager (53.), Generalmajor v. Seydlitz-Kurzbach (54.), Generalmajor Horte (55.),
Oberleutnant z. See Suhren (56.), Major Hitscholt (57.). Am 12. Januar Oberstleutnant v. Boddien (58.), am 17.
Januar Oberst Jordan (59.), Oberst Specht (60.), Major Frhr. v. W o 1 f f (61.), Generalmajor Hube (62.), Oberleut-
nant Noak (63.), Hauptmann Heibig (64.), Oberleutnant Hitzfeld (65.). Am 19. Januar Oberst Wegener (66.),
am 23. Januar Oberst Kraut (67.), am 25. Januar Generalmajor Frhr. von und zu G i 1 s a (68.) und am 31. Januar
als 69. Soldaten der deutschen Wehrmacht Generalmajor B r e i t h.
Am 3 0. Januar, einem Zeitpunkt, an dem der langste und wohl auch harteste Teil des Winters bereits iiberwunden
ist, eines Winters, auf dessen Priifungen die Feinde des Reiches ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten, sprach der
Ftihrer zum deutschen Volk. Auf wenige Stunden war er von der Ostfront gekommen, in deren Schneesturmen die
deutsche Wehrmacht eisern verteidigt und mit fast ubermenschlichem Einsatz halt, was sie im Sommer eroberte.
Mit denen, aus deren Reihen er gekommen ist, mit den Parteigenossen, mit den breiten Massen der Nation wollte
er des Tages gedenken, an dem vor neun Jahren das neue Reich geboren wurde. In seinen BegriiBungsworten
sprach Reichsminister Dr. Goebbels das aus, was das ganze deutsche Volk an diesem Tage empfand. Viele Jahre
schwersten Kampfes, stolzester Siege, aber auch aufreibendster Ruckschlage hatten am 30. Januar hinter der Partei
gelegen. Aber niemals in all diesen Jahren habe des Fuhrers Alte Garde am Siege gezweifelt. „Der Sieg", so wen-
dete sich Dr. Goebbels an den Fiihrer, „war uns eine Sache des Glaubens, und zwar eine Sache des Glaubens an
106 Ihre Person. Heute nun steht das ganze deutsche Volk, an seiner Spitze unsere stolze Wehrmacht, im Kampf um die
Verteidigung der Errungenschaften unserer Revolution, der Sicherung unseres Reiches und des Lebensraumes
unseres Volkes. Was damals fur uns eine Sache des Glaubens war, namlich der Sieg, das ist heute fur uns eine
Sache der GewiBheit. Wie die Front fur den Sieg kampft, so arbeitet die Heimat fur den Sieg. Das ganz deutsche
Volk ftihlt sich geeint in dem BewuBtsein der Starke und einer souveranen inneren Sicherheit." Aus dieser GewiB-
heit des Sieges heraus sprach auch der Fiihrer an diesem Tage (siehe Seite 72). Er vermittelte der ganzen Nation
die Uberzeugung, daB nach der schweren Zeit erbitterter Abwehrkampfe die Phase neuer siegreicher entschei-
dungsvoller Operationen kommen werde. Die Rede des Fuhrers klang aus in einem Appell an die Heimat: „Arbei-
tet, schafft Waffen, schafft Munition, schafft wieder Waffen und wieder Munition! Der Herrgott moge uns die
Kraft geben, daB wir uns die Freiheit erhalten, unserem Volk, unseren Kindern und Kindeskindern und nicht nur
unserem deutschen Volk, sondern auch den anderen Volkern Europas."
An der groBen Sportpalastkundgebung mit der Fiihrerrede nahm auch eine Delegation der Faschistischen Partei
unter Fiihrung des Generalsekretars der Fasci im Ausland, Exe. De C i c c o , teil. Die Abordnung iiberbrachte dem
Fiihrer die Gliickwiinsche der italienischen Schwarzhemden zum Jahrestag der Machtiibernahme. Sie wurde in der
Neuen Reichskanzlei vom Fiihrer empfangen und besuchte wahrend ihres mehrtagigen Aufenthalts die verschie-
densten Einrichtungen der Partei. Der D u c e selbst iibermittelte dem Fiihrer aus gleichem AnlaB am 30. Januar ein
Gliickwunschtelegramm, in dem er seinem felsenfesten Vertrauen auf den gemeinsamen Endsieg Ausdruck gab. —
Der deutsch-italienischen Zusammenarbeit diente auch ein Besuch des italienischen Verkehrsministers Exe. Host
Venturi, der auf Einladung des Reichspostministers die Reichshauptstadt besuchte. Der italienische Verkehrsmini-
ster traf am 8. Januar mit seiner Begleitung in Berlin ein, um in mehreren Besprechungen mit dem Reichspostmini-
ster einen Gedankenaustausch iiber schwebende gemeinsame Probleme zu haben.
Eine bedeutsame Begegnung hatten am 14. und 15. Januar in Garmisch-Partenkirchen der Oberbefehlshaber der
deutschen Kriegsmarine, GroBadmiral R a e d e r, und der konigl. italienische Flottenadmiral Riccardi, Unterstaats-
sekretar und Admiralstabschef der italienischen Kriegsmarine. Die Besprechung gait der operativen Zusammenar-
beit der beiden Kriegsmarinen und erbrachte vollstandige Ubereinstimmung der Auffassungen hinsichtlich der
Niederringung des gemeinsamen Feindes.
107 Der Pflege und Forderung der deutsch-ungarischen Beziehungen gait ein Besuch des Reichsministers des
Auswartigen v. Ribbentrop in Ungarn. Nachdem der ReichsauBenminister zwei Tage lang Gast des Reichsverwe-
sers auf dem Lande gewesen war, begab er sich am 8. Januar nach Budapest, wo er herzliche und eingehende Be-
sprechungen mit dem konigl. ungarischen Ministerprasidenten und AuBenminister v. Bar-dossy hatte. — We-
nige Tage danach begab sich auch der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel,
nach Budapest zu Besprechungen mit dem Generalstabschef der Honvedarmee. — Zu fast der gleichen Zeit be-
suchte der President des konigl. ungarischen Abgeordnetenhauses v. Tasnadi-Nagy die Reichshauptstadt. v. Tasna-
di war hier Gast des Presidiums des GroBdeutschen Reichstages. Der Vizeprasident des Reichstages, Staatsrat Dr.
Dr. h. c. v. S t a u 6, hieB auf einem Empfang im Haus der Flieger Prasident v. Tasnadi-Nagy herzlich willkommen
und unterstrich in seinen Ausflihrungen die in Jahrtausenden entwickelte und bewahrte Schicksalsgemeinschaft des
deutschen und ungarischen Volkes. Der ungarische Gast betonte, daB Ungarn heute mit voller Uberzeugung hinter
dem gigantischen Kampf fur ein neues Europa der Gerechtigkeit stehe. Ungarn sei gllicklich, an der Seite des
machtigen deutschen Volkes kampfen zu konnen.
Das groBe Interesse fur den Schicksalskampf Japans, das in alien Schichten des deutschen Volkes rege ist, hat in
verschiedenen Begebenheiten im Laufe des Januar sichtbaren Ausdruck erhalten. Die deutsche Presse zitierte am 3.
Januar Ausziige eines Interviews, das Reichsminister Dr. Goebbels japanischen Pressevertretern in Berlin gegeben
hatte. Der Minister hatte den japanischen Pressevertretern gegenuber die Bewunderung des deutschen Volkes fur
Japans Waffenerfolge zum Ausdruck gebracht. — In gleicher Weise auBerte sich in einer von Tokio nach Deutsch-
land gesendeten Rundfunkansprache der japanische AuBenminister Togo, der seinerseits den erfolgreichen Kamp-
fen der deutschen Wehrmacht hochste Anerkennung zollte.
Am 10. Januar wurde in St. Anton die 4. deutsch-japanische Akademikertagung durch Reichsstatthalter H o f e r
eroffnet. Sie gait der Vertiefung der deutsch-japanischen Studentenarbeit und war fruchtbringendem Gedankenaus-
tausch gewidmet. An der Tagung nahmen auch der Leiter des Japan-Instituts in Berlin, Prof. R a m i n , der Direk-
tor des japanisch-deutschen Kulturinstituts in Tokio, Dr. D o n a t h , sowie Botschafter General s h i m a und
Reichsstudentenfuhrer Dr. Scheel teil.
Ein bedeutsames innerpolitisches Ereignis war die Tatsache, Staatsprasident Dr. Hacha mit Zustimmung des stell
108 vertretenden Reichsprotektors in Prag, SS-Obergruppenfiihrer Heydrich, am 20. Januar eine neue Regierung
berufen hat. Mit der Leitung dieser neuen Regierung wurde der bisherige Vorsitzende der Protektoratsregierung
und Justizminister Dr. K r e j c i betraut. Mitglied dieser Regierung ist auch ein Deutscher, der bisherige Leiter der
Abteilung Wirtschaft beim Reichsprotektor, Ministerialdirigent Dr. Walter B e r t s c h , der das Amt eines Mini-
sters fur Arbeit und Wirtschaft ftihrt. Der Regierung gehoren ferner an der bisherige Prasident von Bohmen Ri-
chard B i e n e r t als Innenminister, der ehemalige tschechische Generalstabsoberst Emanuel M o -r a v e c als
Minister fur Schulwesen und Volkserziehung, der Prasident des tschechischen Landeskulturrates fur Bohmen
Adolf H r u b y als Minister fur Land- und Forstwirtschaft, ferner wie bisher Dr. Camenicky als Verkehrsminister
und Dr. K a 1 f u s als Finanzminister. Bei einem Empfang der neuen Regierung betonte der Staatsprasident Dr.
Hacha, er habe sich zur Umbildung der Regierung mit Riicksicht auf die Tatsache entschlossen, daB sich heute fast
alle souveranen Staaten Europas eindeutig zur Neuordnung des Kontinents nach dem Willen des Fuhrers bekannt
hatten und aktiv mit dem Reich zusammenarbeiteten. Darum sei es auch notwendig, daB im Protektorat ein voll-
standig neuer Regierungskurs der positiven und aktivistischen Krafte eingeschlagen werde. In der Regierungserkla-
rung heiBt es: Wir haben endgiiltig den Mut zur Wahrheit. Zum Wohl des tschechischen Volkes gehen wir diesen
Schritt offenen Herzens und sauberen Sinnes, im Bekenntnis zu Ftihrer und Reich, in der GewiBheit um den Sieg
der neuen europaischen Ordnung und in eindeutiger und scharfster Verurteilung und Ablehnung der bolschewisti-
schen und plutokratischen Machte. Auf einem Empfang der neuen Regierung in der Burg betonte der stell-
vertretende Reichsprotektor, SS-Obergruppenfuhrer General der Polizei Heydrich, daB es sich nicht um einen iibli-
chen Personenwechsel, sondern um einen geschichtlich bedeutsamen Richtungswechsel handele. Nachdem er der
Regierung grundsatzliche Richtlinien fur ihre zukiinftige Arbeit gegeben hatte, sprach der stellvertretende Reichs-
protektor den neuen Ministern sein Vertrauen aus.
Der Aufbau in den besetzten Ostgebieten hinter der kampfenden Front schreitet Zug um Zug vorwarts. In Luck
(Wolhynien) erschien am 24. Januar erstmals die „Deutsche Ukrainezeitung" als neues deutsches Organ fiir die
gesamte Ukraine. In der ersten Ausgabe des Blattes wenden sich Reichsminister Rosenberg und Reichskommissar
Koch in Aufrufen an die ukrainische Bevolkerung. Das Deutsche Reich, so stellt Reichsminister Rosenberg fest,
habe die Verwaltung der Ukraine ubernommen, um fur alle Zeiten die Wiederkehr bolschewistischer Zustande und
109 eine Herrschaft des Judentums zu verhindern. Die deutsche Verwaltung erwarte den Einsatz aller Ukrainer, um die
Schatze des Bodens zu heben, wahrend sie ihrerseits alle Anstrengungen machen werde, um nach furchtbarer Zeit
der Zerstorung eine Epoche des Aufbaues einzuleiten. Die Leistung jedes Ukrainers wird dabei entsprechend aner-
kannt und belohnt werden. Reichskommissar Koch fordert in seinem Aufruf die ukrainische Bevolkerung auf,
durch Arbeit und Leistung den deutschen Soldaten ihren Dank fiir die Befreiung vom Bolschewismus abzustatten.
Jeder Faulenzer und Storenfried werde bestraft werden, jeder Ukrainer aber habe die Moglichkeit, nach seiner Auf-
fassung zu leben und gliicklich zu werden. Die „Deutsche Ukraine-Zeitung" stellt zu diesem Aufruf fest, daB der
Bevolkerung dieses Landes eine Chance gegeben sei, wie sie selten einem Volke zuteil werde.
Uber die Aufbauarbeit im Warthegau veroffentlicht die DAZ am 8. Januar einen aufschluBreichen Bericht aus Po-
sen. Nicht nur in der Gauhauptstadt und in den Stadten des Gaues, besonders auf dem Lande hat die deutsche Ver-
waltung hier groBe Wandlungen geschaffen. Das eingestromte neue Bauerntum beginnt bereits dem Lande ein
freundlicheres Gesicht zu geben. Im Warthegau sind bis zum Herbst des vergangenen Jahres rund 48 800 deutsche
bauerliche Familien mit etwa 200 000 Kopfen eingesetzt worden. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine unermeB-
liche Flille von Arbeit. Die unter polnischer Herrschaft groBtenteils verfallenen Gehofte muBten, soweit es die
Kriegsverhaltnisse erlaubten, in einen einigermaBen wohnlichen und betriebsfahigen Zustand versetzt werden.
Allein flir die Beschaffung des notwendigen Inventars und fur die Bereitstellung von Saatgut und Dungemittel sind
nach dem Stande von Ende Oktober in einem Jahr 23 Millionen RM zur Verfugung gestellt worden. Bis zum glei-
chen Zeitpunkt waren bereits an 10 290 bauerlichen Stellen Instandsetzungsarbeiten durchgeflihrt worden. Rund
2000 Stellen sind in der Zwischenzeit erneuert worden. Fur die nachste Zukunft ist auf Grund der vorhandenen
Grundlagen die Planung von 25 Hauptdorfern in einer GroBe von zusammen 3000 qkm eingeleitet. Nach diesem
Planungsvorhaben werden audi im Warthegau nach dem Kriege 6000 Stellen in 150 neuen Dorfern entstehen.
Diese wenigen Zahlen geben heute schon ein eindrucksvolles Bild von den bisherigen Leistungen und von der
groBziigigen Planung, die bereits in Angriff genommen worden ist.
Durch die Eroffnung der 4. Staatsbibliothek des Generalgouvernements in Lublin ist eine Statte ihrer Bestimmung
ubergeben worden, die einen wichtigen Beitrag zur deutschen Ostforschung leisten wird. Mit der beachtlichen Zahl
von 223 000 Banden, zu der noch einige kleine Sammlungen hinzukommen, ist diese Bibliothek groBer als die
mancher GroBstadte des Reiches. Ihre Aufstellung bezeugt den Kulturwillen der deutsehen Fuhrungsschicht in
110 diesem ostlichen Nebenlande des Reiches.
Zu Anfang des Monats weilte der Leiter der nationalsozialistischen Bewegung in den Niederlanden, Dipl.-Ing.
Mussert, in Berlin. Der Reichsfuhrer SS und Chef der deutschen Polizei empfing Mussert zusammen mit seinen
beiden Stellvertretern, van Geelkerken und Rost van Toningen, sowie dem Kommandanten der niederlandischen
SS, Feldmeyer, in seinem Hauptquartier. Ferner wurde Mussert von Reichsminister Dr. Goebbels, Reichsminister
Rosenberg und Reichsarbeitsfuhrer Hierl empfangen.
Bemerkenswert sind die Zahlen, die Mitte Januar die Deutsche Reichsbahn tiber ihre Einnahmen im Jahre 1941
veroffentlichte. Sie liegen etwa um 18% hoher als im vorvergangenen Jahre und sind auf rund 9 Milliarden gestie-
gen. Da der Personenverkehr aus leicht erfindlichen Griinden gedrosselt wurde, liegt die Steigerung der Gesamt-
einnahme beim Guterverkehr. Nimmt man an, daB die Gtiter, die groBere Frachteinnahmen bringen, mehr in den
Vordergrund treten, solche, die weniger bringen, aber in die zweite Linie absinken — beispielsweise gingen die
Baustofftransporte zuriick, wahrend mehr hochwertiges Rustungsgut befordert wurde — , bedenkt man weiter, daB
sich das Tatigkeitsfeld der Reichsbahn im Osten gewaltig ausgedehnt hat und die besetzten Westgebiete zum er-
stenmal fur ein ganzes Jahr in der Rechnung der Reichsbahn erscheinen, so wird damit hinreichend diese Steige-
rung der Einnahmen erklart. Hinter diesen 18% steckt aber eine gewaltige, nochmals gesteigerte Arbeitsleistung,
fur die es in der Geschichte der Deutschen Reichsbahn keinen Vergleich gibt. Die Punkflichkeit und Zuverlassig-
keit der Deutschen Reichsbahn, Eigenschaften, von der insbesondere die Wehrmacht zu berichten weiB, haben sich
auch unter den schwierigsten Kriegsbedingungen in hochstem MaBe bewahrt.
Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag aus dem Leben unseres Volkes im Kriege, wenn wir verzeichnen, daB seit Mitte
Januar am Montag und Donnerstag jeder Woche auf den Speisekarten aller Gaststatten im Reich wahrend des gan-
zen Tages das „Fe ldkuchengericht" steht. Front und Heimat werden gewissermaBen aus einem Topf
essen. Der Sinn dieser Anordnung des Staatssekretars fur den Fremdenverkehr ist die Absicht, dem schwer bean-
spruchten Gaststattengewerbe, insbesondere den Bedienungen, dringend notwendige Erleichterungen und Verein-
fachungen zu gewahren. Das Institut fur Koch-Wissenschaften in Frankfurt a. M. hat sich um die Aufstellung eines
rationellen, nahrhaften und schmackhaften Speisezettels fiir diese Feldkuchengerichte verdient gemacht. Ein nicht
unbedeutender Beitrag zur Meisterung der Ernahrungslage ist durch diese Einrichtung geschaffen worden.
1 1 1 Am 18. Januar fanden im Lippischen Lande eindrucksvolle Erinnerungsfeiern an den entscheidenden Wahlsieg der
NSDAP im Jahre 1933 statt, an diesen Sieg, der den Ftihrer und seine Bewegung an die Schwelle der Machtergrei-
fung gefuhrt hatte. In der alten Hansestadt Lemgo sprach aus diesem AnlaB Reichsminister Dr. F r i c k. Der Mini-
ster verglich die Wegstrecke des Fuhrers vom Unbekannten Soldaten bis zum unbestrittenen Fiihrer des deutschen
Volkes mit dem zweiten Abschnitt vom Obersten Befehlshaber der starksten Wehrmacht der Welt bis zum kom-
menden Endsieg und erklarte, daB die erste Etappe sicherlich weitaus schwerer gewesen sei als die zweite. Uber
die GroBe und Schwere des Kampfes, in dem wir stehen, so sagte Dr. Frick, wollen wir uns keinen Illusionen hin-
geben. Es gehe gegen einen zahen, erbitterten, entseelten und vertierten Feind, mit dem kein KompromiBfriede
moglich sei. Die Parole laute: wir konnen siegen, wir mtissen siegen und wir werden siegen. In Detmold sprach
Reichsleiter Dr. Ley. Wenn der Wahlsieg in Lippe, was die Zahl betreffe, auch klein gewesen sei, so sei er doch
seiner Bedeutung nach der Sieg der Partei tiber ihre Gegner gewesen, ein Sieg des Ideals, des Geistes, des Willens,
der Tapferkeit, des Opfers, des Einsatzes und des Glaubens. Dr. Ley wtirdigte in diesem Zusammenhang den per-
sonlichen Einsatz des Fuhrers, der damals wie heute die Fahne trage. Dr. Ley zeichnete den gegenwartigen Kampf
als eine dem deutschen Volke vom Schicksal ubertragene Bewahrungsprobe. Je harter der Kampf sei, desto harter
wollten auch wir sein, desto glaubiger wollten wir zum Ftihrer aufblicken.
Wie schon so oft in diesem Kriege, ergriff auch im Januar Reichsminister Dr. Goebbels das Wort in groBen Kund-
gebungen, um die gegenwartige Situation deutschen Freiheitskampfes zu deuten. Am 15. Januar sprach Dr. Goeb-
bels vor den fuhrenden Mannern der Hansestadt Hamburg, am 17. Januar aus AnlaB der Errichtung des „Kultur-
werkes Deutsches Ordensland" im Artushof zu Danzig. Jedesmal entwickelte der Minister ein hinreiBendes Bild
des weltgeschichtlichen Ringens unserer Tage. Wichtiger noch als die Frage, wann dieser Krieg zu Ende gehe, sei
die Frage, w i e er zu Ende gehe. Gewinnen wir ihn, dann ist alles gewonnen: Rohstoff und Ernahrungsfreiheit,
Lebensraum, Grundlage der sozialen Neugestaltung unseres Staates und die Moglichkeit des volkischen Sichausle-
bens fur die Achsenmachte. Verloren wir ihn, so ware alles verloren: namlich unser nationales Leben iiberhaupt
und insgesamt.
Am 6. Januar gab der Reichsjugendfuhrer bekannt, daB auf Grund der Jugenddienstverordnung im Jahre 1942 alle
112 lOjahrigen Jungen und Madel zum Dienst in der Hitler- Jugend zu erfassen und anzumelden sind. Der Jahrgang
1931 und 1932 umfaBt die zwischen dem 1. Juli 1931 und dem 30. Juni 1932 Geborenen. In den Reichsgauen der
Ostmark und des Sudetenlandes wird der Geburtsjahrgang 1932 erfaBt. Weiter sind alle bei der Erfassung im Vor-
jahre zuriickgestellten Jugendlichen nochmals listenmaBig zusammenzufassen, da iiber ihre Heranziehung erneut
entschieden werden soil. — Gelegentlich der Weihe von 300 Fahnen der warthelandischen Hitlerjugend sprach am
5. Januar 1942 Reichsjugendfuhrer A x m a n n in Posen zu der deutschen Jugend des Warthelandes. Nach einer
Wurdigung der bisher im Wartheland geleisteten Aufbauarbeit bezeichnete der Reichsjugendfuhrer die Ausrich-
tung der Jugend auf den Osten als die groBe Zukunftsaufgabe. In den Ostgebieten werde darum der Landdienst der
HJ seinen starksten Ausbau erfahren. Denn mit dem Landdienst sei eine groBe Bewegung zum Osten und zum
Boden geschaffen worden, deren Ziel es sei, der Neubildung neuen Bauerntums die besten Krafte zur Verfugung
zu stellen. — Am 12. Januar eroffnete in einer eindrucksvollen Kundgebung Reichsleiter v. Schirach, der vom
Ftihrer beauftragte Leiter der Kinderlandverschickung, in der National-Galerie zu Berlin eine Ausstellung tiber die
erweiterte Kinderlandverschickung unter dem Thema „Jugend im Reich". Baldur v. Schirach wtirdigte die Leistung
der Lehrerschaft und der Hitlerjugendfuhrer, die gemeinsam fur die geistige und korperliche Fortbildung der Ju-
gend mit bestem Erfolge gewirkt hatten. Anerkennende Worte fand der Reichsleiter auch fur die Partei, fur die
Hilfe des Reichsministers des Inneren, des Reichsernahrungsministers und Reichswirtschaftsministers. Ruhmend
hob der Redner auch hervor, daB die Sonderzuteilungen fur die KLV-Lager an Fett, Brot, Kase, Zucker, Marmela-
de, Kartoffeln, Frischgemuse und Frischobst eine hervorragende Ernahrung gewahrleistet hatten. Bei der sorgfalti-
gen arztlichen Betreuung, fur die der Reichsarztefuhrer Sorge getragen habe, sei dies immer wieder erneut festge-
stellt worden. Uber die politische Bedeutung der Kinderlandverschickung, die nach den Worten Schirachs astro-
nomische Summen gekostet habe, sei zu sagen, daB sie das wirksamste Unternehmen zur Beseitigung des Stam-
mesdunkels darstelle. Falsche Vorstellungen sozialer und stammesmaBiger Art wtirden durch die KLV uberwun-
den und die Jugend werde sich zutiefst der Tatsache bewuBt, einem einzigen groBen Reiche anzugehoren.
Am 9. Januar legte das Winterhilfswerk die Ergebnisse der Vierten ReichsstraBensammlung vor, die am 20./21.
Dezember 1941 von der Hitlerjugend und dem BDM durchgefuhrt wurde. Das Gesamtergebnis stellt sich im
Reichsgebiet auf 19 712 314,98 RM. Dies Ergebnis hat sich gegentiber dem Vorjahr um rund 37%, d. h. um 5
369113,81 RM.erhoht.
1 1 3 Ein wahrhaft stolzes Sammelergebnis, das Sammler und Spender ehrt!
Bei dem auBerordentlichen Umfang der Aufgaben, die dem Generalbauinspektor fiir die Reichshauptstadt mit der
Ubertragung der Rtistungsbauvorhaben der Luftwaffe tiberantwortet wurde, war die baldige Schaffung einer eige-
nen Transportorganisation unerlaBlich. So wurde schon wenige Wochen nach Kriegsausbruch die „NSKK-
Transportstandarte Speer" aufgestellt, die sowohl bei den Rtistungsbauten der Luftwaffe wie auch bald im unmit-
telbaren Fronteinsatz Verwendung fand. Mehrere ihrer KW-Regimenter stehen weit im Osten und in Afrika, um
Treibstoff und Munition zu den Feldflughafen zu fahren. Zur weiteren Verstarkung der Transport-Organisation ist
nun auch eine eigene „Tranportflolle Speer" ins Leben gerufen worden. Mit der Ftihrung dieser Flotte hat
der Generalbauinspektor den Kommandeur der „Transportstandarte Speer", Brigadeftihrer Nagel, beauftragt.
Schon heute umfaBt diese Flotte mehrere hundert Binnenkahne, die jetzt in erster Linie eingesetzt wurden, die Ver-
sorgung Berlins mit Kohle und lebenswichtigen Gtitern zu gewahrleisten. Mitten im Kriege ist so ein Instrument
geschaffen worden, das vollig auf die Friedensaufgaben ausgerichtet ist, dem aber schon jetzt bei der Behebung
wichtiger Transportprobleme eine auBerst bedeutsame Rolle zukommt.
Im Laufe des Januar legte das deutsche Volksbildungswerk in der NSG „Kraft durch Freude" seinen jtingsten Jah-
resbericht vor. Aus ihm ergibt sich, daB auch auf diesem Kultursektor die Arbeit trotz des Krieges erfolgreich wei-
ter gehen konnte. Gegentiber dem letzten Friedensjahr, in dem sich rund 8,1 Millionen Menschen an den Einrich-
tungen dieses Bildungswerkes beteiligten, haben im letzten Berichtsjahr nicht weniger als 10,6 Millionen Gebrauch
von seinen Einrichtungen gemacht. Dazu kommen die sehr hohen Zahlen aus der Wehrmachtbetreuung, tiber die
vorerst Genaueres nicht mitgeteilt werden kann. Bei einigen Gauen aber lagen die fiir . die Wehrmachtbetreuung
ermittelten Zahlen um ein Vielfaches hoher als die Zahlen fiir die Zivilbetreuung.
Wie alljahrlich in Erinnerung an den Geburtstag Friedrichs des GroBen am 24. Januar veranstaltete auch in diesem
Jahre die PreuBische Akademie der Wissenschaften eine Festsitzung, an der fiihrende Manner des nationalsoziali-
stischen Staates, vor allem aber die bedeutendsten Wissenschaftler und Ktinstler der Reichshauptstadt teilnahmen.
Der President der Akademie, SS-Oberftihrer Prof. Vahlen, wies auf den entscheidenden geistig-seelischen Unter-
schied hin, der den Deutschen vom Englander uniiberbriickbar trenne. An den Beispielen des schopferischen Hu-
manisten Erasmus von Rotterdam und des Englanders Thomas Moms als dem Sinnbild einer satten und faulen
114 Lebensauffassung zeigte der Redner diesen Unterschied. Den Jahresbericht der Akademie gab in kurzer gedrangter
Form Prof. Grapow. Den Hohepunkt der Festsitzung bildete ein Vortrag von Prof. Wilhelm Pinder iiber die „Son-
derleistungen der deutschen Kunst". Die Ausfuhrungen Pinders waren ein uberzeugender Beweis, daB das deutsche
Volk in der selbstandigen Wahl von Form und Gegenstanden der kunstlerischen Darstellung durch keine andere
Nation iibertroffen worden ist. Mit einer Ftille von Beispielen aus der Kunstgeschichte der letzten tausend Jahre
belegte Prof. Pinder diese seine These.
Am 12. Januar gedachte das ganze deutsche Volk in Verehrung des Reichsmarschalls Hermann Goring, der an
diesem Tage seinen 4 9. Geburtstag feierte. In Hermann Goring sieht das deutsche Volk den getreuesten Paladin
des Fiihrers, den es gerade um dieser Treue willen — von seinen unverganglichen Verdiensten als Soldat und
Oberbefehlshaber der Luftwaffe sei hier nicht gesprochen — besonders liebt.
Am 1 1 . Januar blickte einer der bedeutendsten deutschen Musiker der Gegenwart, Paul G r a e n e r , auf sieben
Jahrzehnte eines schaffensreichen Lebens zuriick. Neben Richard StrauB und Hans Pfitzner steht sein Werk in der
Musik unserer Zeit unbestritten. Sein Wirken als Vorsitzender des Berufsstandes der deutschen Komponisten war
ebenso segensreich wie seine Tatigkeit als Leiter einer Meisterklasse der Akademie der Kiinste, und noch heute ist
Dr. h. c. Prof. Paul Graener Vizeprasident der Reichsmusikkammer. Reichsminister Dr. Goebbels ubermittelte dem
Jubilar zu diesem Tage seine herzlichsten Gliickwiinsche.
Einen schweren und tiefen Verlust erlitt das deutsche Volk und die deutsche Wehrmacht durch den plotzlichen Tod
des Generalfeldmarschalls v. Reichenau. Durch einen Schlaganfall war der Generalfeldmarschall mitten aus der
Fiihrung seiner Armeen herausgerissen worden. Wahrend seiner Uberfiihrung in die Heimat ist er am 17. Januar
verstorben. Der Fiihrer hat fur den so verdienten Feldmarschall ein Staatsbegrabnis angeordnet. Mit seiner Vertre-
tung als Fiihrer der deutschen Nation hat der Fiihrer Reichsmarschall Hermann Goring und in seiner Eigenschaft
als Oberbefehlshaber des Heeres den Generalfeldmarschall v. Rundstedt beauftragt. Die Nachricht vom Tode Rei-
chenaus hat im ganzen Volke aufrichtige Trauer hervorgerufen. Weit iiber die Kreise der Wehrmacht hinaus war
die auBergewohnliche, jugendfrische Gestalt dieses Offiziers, der eine beispiellose militarische Laufbahn hinter
sich hat, beliebt und verehrt. Der Fiihrer hat am 18. Januar einen Tagesbefehl an das Heer erlassen, in dem er den
Tugenden des Generalfeldmarschalls hochste Anerkennung zollte. Bei dem feierlichen Staatsakt, der zu Ehren des
115 Verstorbenen am 23. Januar im Berliner Zeughaus, der Ruhmesstatte preuBisch-deutschen Soldatentums stattfand,
hielt Reichsmarschall Hermann Goring die Gedenkrede. Der Verlust treffe das deutsche Volk ungeheuer schwer,
denn mit dem Feldmarschall v. Reichenau sei ein Soldat von uns gegangen, der so ganz ausgefiillt war von den
groBen Aufgaben dieser Zeit, der, durch und durch Soldat und Heerfiihrer, auch von ganzer Seele der neuen Welt-
anschauung aufgeschlossen war. Reichsmarschall Hermann Goring sprach dem Verstorbenen seinen ganz person-
lichen heiBen Dank aus fur alle die Hilfe und Aufgeschlossenheit, die Feldmarschall v. Reichenau in seinem friihe-
ren Wirkungskreis im Kriegsministerium dem Aufbau der Luftwaffe entgegengebracht habe. Sodann wiirdigte er
die vorbildliche unerschrockene Personlichkeit des Toten, der in jeder Situation, als Offizier und Kamerad, seinen
Soldaten vorgelebt habe. — Auch Generalfeldmarschall v. Rundstedt, der der Trauer der deutschen Wehrmacht
Ausdruck gab, gedachte der soldatischen Eigenschaften v. Reichenaus, die der Verewigte in drei Feldziigen, in
Polen, Frankreich und RuBland, in hochstem MaBe bewiesen hatte.
Aiiiljiriiijiiiiilliiilk
116 Im Monat Januar 1942, dem ersten des vierten Kalenderjahres, in dem der Krieg bereits wahrt und der die
Kriegsdauer auf zweiundeinhalb Jahre brachte, ging der Kampf auf der Hauptfront, im Osten, wie es der Fiihrer in
seiner Neujahrsbotschaft vom 31. Dezember ausdriickte, auf und ab, um langsam zu erstarren. An der Afrikafront
fiihrte er die Armee Rommels, die von der Defensive plotzlich und hochst unerwartet fur den Gegner zur Offensive
iibergegangen war, zu glanzendem Sieg, der dem Gegner beinahe den ganzen in zwei Monaten unter schwersten
Opfern gemachten Gelandegewinn wieder nahm und die deutsch-italienischen Streitkrafte bis in die Nahe von
Tobruk fiihrte. In Ostasien setzte Japan die glanzende Reihe seiner Erfolge fort. Die Malaiische Halbinsel und Tei-
le Burmas, Borneo, groBe Teile von Celebes und zahlreiche Inseln und Stiitzpunkte wurden erobert. Der Weltkrieg,
der mit dem Eintritt Japans am 7. Dezember 1941 erst wirklich begann, hat sich audi im Januar fur die Machte des
Dreierpakts und ihrer Bundesgenossen sehr gunstig entwickelt. GroBe Erfolge der deutschen U-Boote an den Kii-
sten Kanadas und der USA haben den Krieg, den Roosevelt seit Jahr und Tag in alien Kontinenten schiirte, nun
audi den USA vor die eigene Ttir gebracht.
Zu Beginn und am Ende des Monats Januar hat der Ftihrer selbst zur Kriegs- und Weltlage sich geauBert und dem
deutschen Volk durch seinen Aufruf zum Jahreswechsel am 3 1 . Dezember (siehe S . 62) und durch die Rede am
Jahrestag der Machtubernahme am 30. Januar (siehe S. 72) Richtlinien und Sinngebung fur den weiteren Kampf
vermittelt. Dabei hat der Fiihrer die Frage nach der Verantwortlichkeit an diesem Kriege erneut gestellt und mit
gewohnter Klarheit und Uberzeugungskraft die Kriegsschuld Englands, Churchills und Roosevelts und ihrer jiidi-
schen Hintermanner herausgestellt. In beiden Verlautbarungen kam der Fiihrer zum gleichen SchluB: Der Kampf
muB mit Aufbietung aller Kraft fortgesetzt werden, denn es geht um Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes. Im
Osten war die Umstellung von der Offensive zur Defensive Ende Januar vollzogen, die bolschewistischen Versu
117 che, unsere Front zu durchbrechen, waren gescheitert. Im Friihjahr wird der Endkampf gegen den Bolschewismus
mit zahlenmaBig gleichen Kraften und verbesserter Riistung beginnen.
Deutschlands Politik und Kriegfiihrung im Monat Januar kennzeichnet sich im Osten durch das infolge der Harte
des russischen Winters schwere Ringen gegen die unter ungeheurem Menscheneinsatz und Menschenverlust ge-
fiihrten bolschewistischen Angriffe, die nirgends zu einem wirklichen Erfolg gefiihrt haben, in Afrika durch die
groBartigen Taten Rommels, auf dem Ozean durch den hochst erfolgreichen Beginn des Angriffs der deutschen U-
Bootswaffe auf die USA-Schiffahrt, wahrend auf politischem Gebiet als wichtigstes Ereignis die deutsch-
italienisch-japanische Militarkonvention zu verzeichnen ist. Sie wurde am 18. Januar in Berlin unterzeichnet, legte
die Richtlinien der gemeinsamen Operationen gegen die gemeinsamen Gegner fest und stellt die natiirliche Folge
aus dem vom Fiihrer in seiner Reichstagsrede vom 11. Dezember bekanntgegebenen deutsch-japanischen Kriegs-
biindnis dar.
Die Diskussion, die in England iiber die Ereignisse in Ostasien und in Nordafrika in Presse und Parlament stattge-
funden haben, zeigen deutlich, daB man sich in London iiber den inneren Zusammenhang zwischen den Ereignis-
sen auf diesen beiden Kriegsschauplatzen sehr wohl im klaren ist. Da Englands Kraft nicht ausreiche, um iiberall
stark zu sein, habe man in erster Linie auf dem nordafrikanischen Krieg sschauplatz stark sein wollen, um so mehr,
als Japan damals noch nicht im Kriege gewesen sei. Der Krieg in Nordafrika hat also England veranlaBt, Truppen
und Kriegsmaterial, darunter hauptsachlich Divisonen aus Australien, Neuseeland und Indien fur den Kampf urns
Mittelmeer einzusetzen, die dann in Hongkong und Singapur, auf der Malaiischen Halbinsel und in Burma nicht
zur Stelle waren, als Japan plotzlich zuschlug. Dieses Beispiel zeigt, wie zeitgemaB und sinnvoll die deutsch-italie-
nisch-japanische Militarkonvention ist: Sie ist das Instrument, mit dem die Dreierpakt-Machte die Planung ihrer
weltweiten Kriegsfiihrung vornehmen konnen; sie ermoglicht eine oberste Kriegsleitung der drei Machte, die die
Richtlinien fur den gemeinsamen Kampf gegen die britisch-amerikanischen Weltherrschaftsplane festzulegen hat.
Die Hilferufe, die aus Australien und Niederlandisch-Indien angesichts des unaufhaltsamen japanischen Vordrin-
gens nach London und Washington gesandt wurden, die heftige Unzufriedenheit, die besonders in Australien und
Neuseeland laut wurde, weil die besten Truppen dieser Lander im Mittelmeerraum eingesetzt waren, wahrend die
japanische Gefahr sich blitzschnell dem eigenen Lande naherte, machen es deutlich, wie sehr das durch Kontinente
getrennte militarische Handeln der Dreierpakt-Machte sich in
1 17der Auswirkung trifft und unterstiitzt. Der gegenwartige Krieg ist somit nicht nur der zweite Weltkrieg, sondern
er ist erst Weltkrieg im vollsten Sinne des Wortes, weil Kriegsplanung und -fiihrung sich erst jetzt wirklich auf den
ganzen Erdball erstrecken und iiber seine ganze Ausdehnung hin als ein groBes Unternehmen in Erscheinung tre-
ten.
Im europaischen Raum sind wahrend des Monats Januar wenig Ereignisse von Bedeutung zu verzeichnen. Die
durch den Krieg mehr als je zur Notwendigkeit gewordene Ausbildung einer europaischen Wirtschaft setzte sich
auch im Monat Januar fort. Am 23. Januar wurde durch Vertreter der danischen, deutschen, finnischen und schwe-
dischen Regierungen in Berlin ein Abkommen unterzeichnet, das Vorkehrungen trifft fur eine enge Zusammenar-
beit dieser Lander in alien forst- und holzwirtschaftlichen und -wissenschaftlichen Fragen. Das Abkommen soil vor
allem einen geregelten Austausch der Holziiberschiisse auf moglichst breiter Grundlage herbeifiihren und sieht
auch ausdriicklich die Beitrittsmoglichkeit anderer europaischer Staaten vor. Am 17. Januar wurden neue deutsch-
rumanische Wirtschaftsvereinbarungen abgeschlossen, die den Waren- und Zahlungsverkehr zwischen den beiden
Landern fur das Jahr 1942 festlegen.
Der Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete, Rosenberg, und der Reichskommissar fur die Ukraine, Koch,
fordern in der „Deutschen Ukrainezeitung", die am 24. Januar zum erstenmal als Organ fur die gesamte Ukraine
erschienen ist, die ukrainische Bevolkerung zur Mitarbeit am Wiederaufbau des Landes auf. Die endgiiltige Be-
freiung vom Kommunismus soil der ukrainischen Bevolkerung die Moglichkeit eines Aufbaus geben, innerhalb
dessen jeder durch Arbeit und Leistung sich ein gesichertes Dasein schaffen kann. Die Bildung eines groBen euro-
paischen Wirtschaftsraumes werde in den weiten Gebieten, die die deutschen Waffen der bolschewistischen Herr-
schaft entzogen haben, groBe Moglichkeiten bieten.
Noch wissen wir nicht, wie das neue Europa, das zu formen und zu sichern der Sinn dieses Krieges ist, im einzel-
nen aussehen wird, wie die mannigfaltigen Krafte, die das Wirken der Geschichte im europaischen Raum hat ent-
stehen lassen, zusammengeordnet, auf einen Nenner gebracht und zur harmonischen Entfaltung gebracht werden
konnen, wie die politische Karte des zuklinftigen Europas aussehen wird, welches im einzelnen Natur und Form
der europaischen Gesamtwirtschaft sein wird. Wahrend des Krieges stehen naturgemaB die Fragen der Kriegswirt-
schaft an erster Stelle und werden fur die wirtschaftlichen wie fur die politischen Beziehungen der europaischen
Staaten untereinander die Fragen der Kriegfuhrung das Entscheidende bleiben. Der Krieg ist ein harter Lehrmei-
119 ster. Er zwingt auch diejenigen Krafte, die sich am liebsten der Ein- und Unterordnung entziehen mochten, unter
das Gesetz seines groBen Geschehens. Er formt in Wirklichkeit ein neues Europa.
Auf dem politisch-diplomatischen Gebiet wie auf dem wirtschaftlichen bilden die taglichen Ereignisse nur den
Ausdruck der Bei- und Zuordnung, der Neugruppierung und des Ausgleichs im europaischen Kraftefeld. Der Be-
such des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop in Ungarn gegen Mitte des Monats Januar gab Gele-
genheit zu Besprechungen mit Reichsverweser Horthy, den Mitgliedern der ungarischen Regierung und maBge-
benden militarischen Stellen iiber die Zusammenarbeit Ungarns mit den Achsenmachten im allgemeinen und zwi-
schen Ungarn und Deutschland im besonderen.
In Holland konnte die nationalsozialistische Bewegung der Niederlande am 4. Januar ihr zehnjahriges Bestehen
feiern. Ihr Leiter, M u s s e r t, bekannte sich zum neuen Europa. Nicht an der Seite Englands gegen Europa, son-
dern an der Deutschlands fur Europa hatte Holland kampfen miissen. Ebenso falsch wie die Unterordnung der hol-
landischen Politik unter die englische sei die Kriegserklarung Niederlandisch-Indiens an Japan, durch die Indien
den Hollandern verlorengehen werde. So sei die See, der seit Jahrhunderten Hollands Blick zugewandt gewesen
sei, verschlossen und Holland wende sich Europa zu. Mussert teilte weiter mit, daB seine Bewegung als Tragerin
des Willens des niederlandischen Volkes und als einzige Staatspartei zugelassen sei. Damit erscheint hinsichtlich
Hollands der Schleier ein wenig geltiftet, der das zukiinftige Europa noch unseren Blicken verbirgt.
Auch diejenigen Staaten Europas, die an den kriegerischen Ereignissen nicht oder nicht mehr teilnehmen, bleiben
von den Wirkungen des Krieges, je langer um so weniger, ausgenommen und konnen sich den europaischen Not-
wendigkeiten nicht entziehen. Das am auBersten Sudwestende des europaischen Kontinents gelegene Portugal,
dessen uberseeische Besitzungen sich tiber mehrere Kontinente erstrecken und dessen Insel-Besitz im Atlantik
durch Roosevelts Kriegsplane gegen Europa besonders gefahrdet ist, hat durch die feste Haltung seines hervorra-
genden Ministerprasidenten gegeniiber England einen bemerkenswerten politischen Erfolg erzielen konnen. Nach-
dem hollandische und australische Truppen den portugiesischen Teil der Insel Timor, die nordlich von Australien
liegt, besetzt hatten, was zu einer scharfen Reaktion Portugals gefiihrt hatte, veroffentlichte die Kanzlei des Mini-
sterprasidenten S a 1 a z a r am 23. Januar folgende Bekanntmachung: „Als Folge, der mit der britischen Regierung
gepflogenen Besprechungen erhalten die in Lourenzo Marques bereitstehenden Truppen den Befehl zur Abfahrt
120 nach Timor, um die Verteidigung des portugiesischen Teiles der Insel zu ubernehmen. Das Transportschiff Joao
Belo wird von einem Kriegsschiff begleitet werden." Salazar hat also die Raumung des portugiesischen Teils der
Insel Timor von den hollandischen und australischen Eindringlingen erreicht. Zu diesem Erfolg wurde in Lissabon
folgender Kommentar von unterrichteter politischer Seite gegeben: 1. Angesichts der festen Haltung der portugie-
sischen Regierung hatte Londons Bestehen auf der Besetzung Timors logischerweise nur zum Abbruch der diplo-
matischen Beziehungen fiihren konnen. 2. Dieser Abbruch ware fur die englischen Interessen abtraglich. 3. London
hat sich inzwischen iiberzeugt, daB die Gefahr eines japanischen Angriffs auf Timor durch die kriegerischen Erei-
gnisse im Fernen Osten uberholt ist. Die Japaner sind auf Celebes, auf New Britain gelandet und haben gleichfalls
den englischen Teil Borneos besetzt. Die damit gewonnene strategische Stellung kann Tokio auf die Insel Timor
verzichten lassen, denn Ausgangspunkte fur einen Angriff auf Sumatra und Australien sind nunmehr geniigend
vorhanden. Unter Berticksichtigung aller dieser Punkte hat London eingesehen, daB es sich nicht mehr lohnt, die
Position Portugal in Europa zu verlieren. Der Staat Salazars hat mit der Bereinigung des Timor-Zwischenfalles
nicht nur alle internationalen Spekulationen iiber die portugiesische Haltung, sondern gleichzeitig alle innerpoliti-
schen Manover mit einem Schlag beseitigt. Die portugiesische Regierung wurde nach innen und auBen gefestigt
und ihr Ansehen erhoht.
Die andere sehr viel groBere Gefahr, in der sich Portugal befindet, bedroht jedoch seine Kiisten und die weit drau-
Ben im Atlantik vor ihnen liegenden Inseln. Die Starkung der Verteidigungskraft dieser Inseln ist von Portugal
auch im Januar fortgesetzt worden. Man weiB in Lissabon sehr wohl, welch begehrliche Augen die plutokratischen
Machthaber auf diese Inseln geworfen haben, und Salazar ist entschlossen, das Hochstmogliche fur ihre Verteidi-
gung zu tun, wie dies bekanntlich auch der Wille Spaniens hinsichtlich seines kanarischen Inselbesitzes ist. Der
Inselbesitz der beiden iberischen Staaten im Atlantik ist eine Vorpostenstellung vor den Kiisten Europas. Churchill
und Roosevelt mochten sie ebenso wie Irland als Ausgangsstellung zum Angriff gegen den Kontinent gewinnen.
Wenn man sich an den bekannten vom 9. September 1941 datierten Kriegsplan Roosevelts erinnert, der zum groB-
ten Arger des WeiBen Hauses in der USA-Presse veroffentlicht wurde, so ist klar, daB die Westkliste Afrikas, der
spanische und portugiesische Inselbesitz und Irland flir die Durchflihrung des von Roosevelt geplanten Angriffs
auf Europa von gleicher Wichtigkeit sind. Als Flotten- und Luftstiitzpunkte gegen den Kontinent sollen sie in die-
sem Angriffsplan eine wichtige Rolle spielen. Aber ebensowenig wie das Spanien Francos und das Portugal Sala
121 zars ist das Irland de Valeras bereit, die ihm von Roosevelt zugedachte Rolle freiwillig zu spielen. Alle drei Lander
haben im Laufe der letzten Jahrhunderte die englische Machtpolitik und Unterdriickung zur Gentige kennen ge-
lernt, und der ganze Sinn ihrer Politik, seitdem diese Staaten unter der Leitung ihrer gegenwartigen Ftihrer stehen,
ist ja darauf gerichtet, der englischen Beherrschung und Beeinflussung durch die Entwicklung der eigenen nationa-
len Krafte zu entgehen, und die Gestaltung des eigenen Schicksals nicht nach englischen Wiinschen, sondern aus-
schlieBlich nach den eigenen nationalen Bedurfnissen vorzunehmen.
Als USA-Truppen gegen Ende Januar in Nord-Irland landeten, wo USA-Ingenieure und -Arbeiter schon seit Mona-
ten am Ausbau von Marine- und Luftstutzpunkten arbeiteten, hat de Valera in Washington scharf protestiert. Die
irische Regierung hat die LosreiBung von Ulster aus der irischen Gemeinschaft nie anerkannt. Sie betrachtet die
irische Insel als ein unteilbares Ganzes, das dem irischen Volke gehort und friiher oder spater auch eine politische
Einheit bilden kann. Es ist klar, daB ein englischer Sieg dieses nationale Ziel der Iren fur jede absehbare Zukunft
von der Realisierung ausschlieBen wurde, und daB die Einbeziehung Irlands in den Krieg die unter so schweren
Opfern gewonnene Befreiung vom englischen Joch mit Sicherheit beseitigen wurde. Denn wer konnte nach alien
Analogien der englischen Geschichte glauben, daB ein siegreiches England die wahrend des Krieges besetzten
irischen „Stiitzpunkte" nach dem Kriege wieder aufgeben wurde? Wenn de Valera sich bisher gegen die Hergabe
solcher Stutzpunkte geweigert hat, so hat er damit nur vitalste Interessen seines Landes verteidigt. Sein zweimal
wiederholter Protest gegen die Landung von Amerikanern in Nordirland hat denselben Sinn, und wenn Roosevelt
am 28. Januar der Presse erklarte, er sei tiber diesen Protest de Valeras sehr erstaunt, so hat er, wie meist, wenn er
etwas sagt, gelogen. Denn er weiB ganz genau, daB im Rahmen seiner Kriegsplane die Amerikaner in Ulster nicht
Selbstzweck sind. Er mochte ganz Irland in seinen Kriegsplan gegen Europa einspannen.
In jenem Kriegsplan Roosevelts vom 9. September 1941 waren auBer Portugal und Spanien auch Frankreich, und
zwar ausdriicklich das besetzte und das unbesetzte Frankreich, unter den Feinden aufgezahlt. London und Wa-
shington befinden sich Frankreich gegenuber in einem Zwiespalt, in einer Art Zwitterstellung. Diese zwiespaltige
Politik flihrt dazu, daB auf der einen Seite Roosevelts Botschafter in Vichy, Admiral Leahy, mit Lockung und Dra-
ining, mit Propaganda und Bestechung Vichys Politik der Zusammenarbeit mit den Achsenmachten zu hindern und
zu sabotieren sucht, daB die USA durch freilich kleindosierte Lieferungen von Zucker, Tee und Benzin nach Fran
122 zosisch-Nordafrika ihre durch ein zahlreiches iiber das ganze Gebiet verstreutes konsularisches und Agenten-
Personal betriebenen Bemuhungen, die Franzosen und Einheimischen fur sich zu gewinnen, zu unterstiitzen sich
bemiihen, wahrend gleichzeitig der Verratergeneral de Gaulle und die von ihm aufgestellte Gegenregierung gegen
Vichy jede Forderung in London und Washington finden, und die von de Gaulle zusammengebrachten Streitkrafte
verschiedentlich in den englischen Heeresberichten wie selbstandige Bundesgenossen erwahnt werden.
Ein besonders deutlicher Ausdruck dieser zwiespaltigen Politik ist die Geschichte der Besetzung der bei Neufund-
land liegenden franzosischen Inseln Saint Pierre und Miquelon. Am 20. Januar wurde aus Vichy gemeldet, der
franzosische Botschafter in Washington, Henry Haye, sei erneut beim USA-Staatssekretar des Auswartigen, Hull,
in der Angelegenheit der genannten Inseln vorstellig geworden. Dies sei die siebente Demarche, die die franzosi-
sche Regierung in dieser Angelegenheit in Washington unternommen habe! Vichy vertritt den einzig moglichen
Standpunkt, daB die von den Streitkraften de Gaulles besetzten Inseln wieder geraumt werden miissen, besonders
da zwischen Vichy und Washington eine Vereinbarung besteht, daB am Status quo hinsichtlich der franzosischen
Besitzungen in der westlichen Hemisphare wahrend des Krieges nichts geandert werden solle. Inzwischen haben
die de Gaullisten auf den Inseln den franzosischen Gouverneur abgesetzt, und zwar auf dem Wege des „Volksent-
scheids". Reuter meldete am 29. Dezember aus Washington, die Regierungen GroBbritanniens, Kanadas und der
Vereinigten Staaten hatten iiber die Ereignisse auf den franzosischen Inseln Saint Pierre und Miquelon beraten. Die
drei Regierungen stehen der Tatsache des von Admiral Muselier veranstalteten Volksentscheids gegenuber. „Es ist
noch zu friih, um vorauszusagen, welche Entscheidungen getroffen werden. Es ist aber unwahrscheinlich, daB man
die Bevolkerung dieser Inseln zwingen wird, gegen ihren Willen unter der Herrschaft Vichys zu leben." Das Spiel
ist also klar. Die de Gaullisten haben die Inseln natiirlich im stillen Einverstandnis mit den USA besetzt, und diese
denken nicht daran, der Forderung Vichys auf Wiederherstellung der franzosischen Souveranitat zu entsprechen.
An einer anderen fiir das franzosische BewuBtsein aus historischen und kulturpolitischen Griinden empfindlichen
Stelle Afrikas, in Agypten, hat die englische Politik Frankreich einen weiteren Schlag versetzt. Agypten hat am 10.
Januar die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich abgebrochen und Frankreichs diplomatische und konsulari-
sche Vertreter aus dem Lande verwiesen. Dies ist auf englischen Druck hin erfolgt. Man erfuhr, daB die agyptische
123 Regierung sich dieser englischen Forderung lange widersetzte. Die britische Botschaft beharrte jedoch auf ihrer
Forderung, und das agyptische AuBenministerium sah sich schlieBlich gezwungen nachzugeben, und den von der
britischen Botschaft ihm iibersandten Entwurf zu der Note an Frankreich, in der der Abbruch mitgeteilt wurde,
dem franzosischen Gesandten zu libergeben. Das kann man wahrhaftig in aller Form agyptische AuBenpolitik nach
englischem Diktat nennen!
Die franzosischen Interessen in Agypten sind ziemlich betrachtlich. Die Zahl der franzosischen Staatsangehorigen
wird auf 30 000 angegeben. Die kulturpolitische Position Frankreichs in Agypten, wo es zahlreiche franzosische
Schulen und Institute mit vielen Tausenden von Schulern gibt, sowie auch die wirtschaftlichen Interessen in der
Suezkanalgesellschaft, der Baumwollindustrie und zahlreichen Handelsunternehmungen sind betrachtlich. Ob die
englische Politik, der die aus einer langen historischen Entwicklung seit Napoleons Agyptenfeldzugs entwickelte
Stellung Frankreichs in Agypten immer ein Dorn im Auge war, die Gelegenheit benutzen will, um diese Stellung
zu beseitigen oder ob es ihr nur darum zu tun ist, die Franzosen und ihre wirtschaftlichen Krafte in Agypten zum
Einsatz fur de Gaulle zu bringen und eventuell einige tausend Mann franzosisches Kanonenfutter zu mobilisieren,
wird sich noch zeigen miissen.
Die ungeheuren Erfolge Japans im ostasiatischen Raum lassen Englands Sorgen um die Bereitstellung weiterer
Hilfsvolker ja besonders dringlich erscheinen. Japans kriegerische Aktion ubersteigt die kuhnsten Erwartungen.
Das Blitzkriegtempo, mit dem die Japaner am 7. Dezember den Krieg gegen Roosevelts und Churchills Einkrei-
sung, Blockierung und gehassige Provokationen begonnen haben, haben sie auch wahrend des ganzen Monats
Januar unvermindert durchgehalten. Am Ende des Monats standen sie am Sudende der Malayischen Halbinsel
dicht vor der Insel Singapur, im Norden weniger als hundert Kilometer von Burmas Hauptstadt Rangoon entfernt,
sie hatten die Philippinen auBer einem kleinen Teil der groBten Insel Luzon, wo die amerikanischen Streitkrafte
eng zusammengedrangt einen hoffnungslosen Widerstand leisten, ganz hollandisch und englisch Borneo, den groB-
ten Teil von Celebes und zahlreiche Inseln und Stiitzpunkte, einschlieBlich der fruheren Bismarckinseln und Teile
von Neu-Guinea, besetzt. Die Inseln Java und Sumatra waren bereits zu Angriffsobjekten der japanischen Luftwaf-
fe geworden. Nirgends hatten Japans Gegner diesem Vordringen mehr als einen nur kurze Zeit hinhaltenden Wi-
derstand entgegensetzen konnen. Am 21. Januar kennzeichnete Ministerprasident T o j o in einer umfassenden
Rede vor dem Reichstag die politische und militarische Situation. In einem kurzen Zeitraum haben die japanischen
124 Streitkrafte bereits die meisten der strategischen Punkte des Feindes in GroBostasien vernichtet. Auch gegen das
Tschungkingregime wurde der japanische Druck zunehmend verstarkt, wahrend die japanische Verteidigung im
Norden sicher und unangreifbar ist. Als wichtigste Ziele des gegenwartigen Krieges bezeichnete der Ministerprasi-
dent die Sicherung strategischer Stiitzpunkte in GroBostasien und die Einbringung der iiber wichtige Hilfsquellen
verfligenden Gebiete unter japanische Kontrolle, um damit — wie Tojo erklarte — die Kampfkraft Japans zu erho-
hen und in engem Zusammenwirken mit Deutschland und Italien das AusmaB der Operationen immer mehr auszu-
dehnen und zu verscharfen, bis die USA und das britische Empire auf die Knie gezwungen sind. Das Grundprinzip
der japanischen Politik nannte Tojo die Schaffung einer Sphare gemeinsamen Wohlstandes in GroBostasien in
Zusammenarbeit mit den Volkern dieses Gebietes. Der Ministerprasident sprach von der riicksichtslosen Ausbeu-
tung dieser Gebiete durch die Vereinigten Staaten und GroBbritannien wahrend der letzten 100 Jahre und betonte,
daB mit dem Beginn einer neuen Epoche der Geschichte auch eine neue Auffassung zutage getreten ist, die sich
den Aufbau einer neuen Weltordnung zum Ziel gesetzt hat, fur die Japan zusammen mit seinen Verblindeten und
den befreundeten Machten Europas arbeitet. Tojo erwahnte sodann die militarische Besetzung strategisch wichtiger
Punkte Niederlandisch-lndiens sowie Hongkongs und der Malaya-Halbinsel und teilte mit, daB Japan diese Gebiete
in „Bollwerke fur die Verteidigung GroBostasiens" zu verwandeln gedenkt. Die Philippinen wlirden, falls ihre Be-
volkerung die wahren Absichten Japans verstehen und an der Schaffung der groBostasiatischen Wohlstandsplane
mitarbeiten werde, „die Ehre der Unabhangigkeit" genieBen. Ahnliche Absichten habe man mit Burma, falls Nie-
derlandisch-Indien und Australien, so erklarte der japanische Premierminister weiter, ihre gegenwartig gezeigte
Haltung des Widerstandes gegen Japan nicht aufgeben, werden wir keine Rucksicht kennen und sie zerschmettern.
Falls aber ihre Volker die wahren Absichten Japans verstehen lernen und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit
uns aussprechen wlirden, wlirden wir nicht zogern, ihnen unsere Hilfe zu gewahren. Tojo bezeichnete es als bedau-
erlich, daB das Tschungking-Regime seinen sinnlosen Widerstand gegen Japan immer noch fortsetze. Japan werde
dieses Regime griindlich vernichten. Als Hauptgrund der bisherigen Haltung Tschungkings sei seine Abhangigkeit
von den USA und GroBbritannien anzusehen. „Es ist fur uns eine groBe Befriedigung", so stellte der Ministerprasi-
dent weiter fest, „daB unsere Verblindeten, besonders Deutschland und Italien, neben Japan fortgesetzt Siege errin-
125 gen, die zur Schaffung der neuen Weltordnung flihren werden. Japan beabsichtigt, die Solidaritat mit diesen
verblindeten Machten auf militarischen, diplomatischen, wirtschaftlichen und anderen Gebieten weiter zu starken
und in der Verfolgung des gemeinsamen Sieges weiterzuschreiten."
Ministerprasident Tojo gab des weiteren in seiner Rede die Absicht der Regierung bekannt, zum Zweck der Auf-
rechterhaltung und Erhohung des Kriegsproduktionspotentials die Rohstoffe, Arbeitskrafte und Kapitalien in erster
Linie fur wichtige und vordringliche Unternehmungen bereitzustellen. Besondere Aufmerksamkeit solle der Pro-
duktionssteigerung der Rustungsindustrien geschenkt werden. Auf dem Gebiet des Transportwesens werde insbe-
sondere der Schiffsbau intensiviert werden. Tojo kundigte an, daB die Regierung weitgehende Verbesserungen auf
dem Gebiet der Ernahrung sowie der gesundheitlichen Betreuung und Erziehung des japanischen Volkes schaffen
wolle. „Zum SchluB", so betonte der Ministerprasident, „mochte ich unseren tiefgeflihlten Dank fiir den guten Wil-
len zum Ausdruck bringen, den unsere Verbiindeten und die befreundeten Machte unserem Land gegeniiber bewie-
sen haben."
In einem Vortrag iiber alle Sender Ostasiens gab ein Sprecher des kaiserlichen Hauptquartiers der Marine am 11.
Januar einen Uberblick iiber die militarische Lage:
Entscheidend fiir den Verlauf der Operationen sei die Tatsache, daB die USA nicht mit dem Angriff auf Hawai und
schon gar nicht mit dem Verlust der Flotte in Pearl Harbour rechneten, die den einzigen Riickhalt fiir die gegen
Japan versuchte Einkreisung hatten bilden konnen. Der japanische Vormarsch nach Siiden vollzog sich planmaBig,
nachdem in Saigon und Bangkok politische und militarische Sicherungen gegen die englische Bedrohung von
Burma oder Malaya eingeschaltet waren. Die Wegnahme Hongkongs beseitigte die letzte Flankenbedrohung. In
kurzer Zeit wurden an verschiedenen Kiistenplatzen Landungskopfe erkampft, als Ausgangspunkt der Operationen,
die in knapp drei Wochen zur Einkesselung der feindlichen Land- und Seestreitkrafte in der Bucht von Manila
fiihrten. Einige Schiffe, die vor der EinschlieBung nach Niederlandisch-Indien oder Hawai zu entkommen versuch-
ten, fielen japanischen U-Booten zum Opfer, wie der Flugzeugtender „Heron" und der Flugzeugtrager „Lengley"
und 2 U-Boote. Im Zusammenhang mit den Kampfen in Singapur und den Landungsoperationen in Britisch-
Borneo sowie die im Angriffsabschnitt zwischen Sumatra und Neu-Guinea vorbereiteten und zum Teil schon ange-
setzten Operationen kann Japan im Gegensatz zum Gegner auf die gesicherte Zufiihrung unbegrenzter Reserven
rechnen. An der endgiiltigen Niederlage Englands und seiner Hilfstruppen kann kein Zweifel bestehen. Wenn von
126 einer neuen Verteidigungsfront Englands und Amerikas gesprochen wird, so sind damit die verzweifelten Versuche
gemeint, sich in Niederlandisch-Indien festzusetzen und hier die noch verbliebenen Reste aus Malayen und den
Philippinen zu sammeln. Das japanische Oberkommando hat sich grundsatzlich zum Ziele gesetzt, Ostasien von
fremden Einfliissen jeder Art zu saubern. Das wiirde voraussetzen, daB gegen den Indischen Ozean und Indien
selbst aus Richtung Burma Sicherungen geschaffen werden, die einen Versuch der Gegner, mit Hilfe Tschungkings
neue Krafte zu mobilisieren, unmoglich macht. Gegeniiber Amerika hat Japan bereits gezeigt, daB es entschlossen
ist, „keine irgendwie geartete Einmischung der USA in ein neugeordnetes Ostasien zu dulden".
Zusammenfassend kann gesagt werden, daB Japan nach der Zerschlagung der anglo-amerikanischen Streitkrafte im
gewaltigen Operationsraum zwischen Amerika und dem Indischen Ozean nicht nur die absolute Seeherrschaft er-
rang, sondern auch gleichzeitig die Zugange zum Pazifik iiber Hawai und Singapur kontrolliert. Das bedeutet, daB
weder die USA noch England fiir absehbare Zeit in der Lage sind, mit neuen Kraften im Pazifik aktiv zu werden
oder die von Japan diktierte Entwicklung aufzuhalten, die sich nach vier Wochen Kriegfiihrung deutlich abzeich-
net. Diese Entwicklung wurde durch „die weltumspannende Achsenstrategie" moglich gemacht, die dem Gegner
eine Kraftgruppierung aufzwang, die wesentliche Verschiebungen nicht mehr gestattet.
Am 17. Januar verlautete in Tokio iiber die militarische Lage, immer deutlicher trete der Plan des japanischen
Oberkommandos hervor, eine mogliche anglo-amerikanische Kraftevereinigung im Pazifik zu verhindern und den
siidlichen Angriffsraum zwischen Singapur und Neu-Guinea zu isolieren. Nach Beseitigung der aus dem Abschnitt
Panamakanal — Hawai moglichen Flankenbedrohung beschrankte sich die Tatigkeit der Flotte auf die seestrategi-
sche Sicherung im ostlichen Pazifik. Hierbei gelang es der japanischen Flotte, nicht nur das USA-Inselgebiet zwi-
schen Midway und Hawai, sondern auch die in britischem Besitz befindlichen Gilbert-, Ellice- und Phoenix-Inseln
als Ausgangsbasen fiir feindliche Storungen gegen die linke Flanke der zwischen Singapur und Neu-Guinea ope-
rierenden japanischen Wehrmacht auszuschalten. Bei diesen Operationen spielten Flugzeugtrager und U-Boote
gleichermaBen eine besondere Rolle. Angelehnt an diese ostliche Flankendeckung vollziehen sich die zur Sicher-
stellung des neuen groBasiatischen Raumes angesetzten Operationen als siidwarts gerichtete Bewegung mit er-
staunlicher Schnelligkeitund Sicherheit. Hierbei sind zu unterscheiden:
1. die am auBersten rechten Fliigel vorlaufig zur Luft angesetzte Offensive gegen eine englische Flankenbedro-
hung von Burma her,
2. der Angriff auf Singapur,
3. der gleichzeitige Angriff auf die Philippinen,
4. die Einnahme Britisch-Borneos,
5. Angriffe der japanischen Flotte auf Feindziele zwischen Borneo und Neu-Guinea.
Die erstaunlichen japanischen Erfolgsmeldungen zeigen, mit welcher GroBziigigkeit im ganzen und welcher Ge-
nauigkeit im einzelnen Tokio das gewaltige Unternehmen, das es gegen England und USA im pazifischen Raum
begann, geplant und vorbereitet hat. Man muB sich die ungeheuren Raume auf der Karte vergegenwartigen, die
Entfernungen etwa von Tokio nach Singapur, von Singapur nach Rangoon, von Tokio nach Manila, nach Borneo
oder nach dem Bismarck-Archipel, muB sich klarmachen, welche ausgedehnten Operationen die japanische
Kriegsmarine durchzufiihren hatte, um den Transport von Hunderttausenden von Soldaten mit ihrem Kriegsmateri-
al und ihrem Nachschub zu decken und wieviel Planung z. B. auf dem Gebiet des Transportwesens notig war.
Dann wird man die geistige Arbeit, die in den Amtern und Staben geleistet wurde, nicht weniger bewundern als die
hervorragende Tapferkeit des japanischen Soldaten, den Stand seiner Ausbildung und die Giite der Flihrung. Dem-
gegenliber steht auf amerikanischer und englischer Seite ein fast ebenso llickenloses Versagen.
Aber in Tokio hat man nicht nur fur den Krieg und seine unmittelbaren Bedurfnisse, sondern auch flir die kriegs-
wirtschaftliche Organisierung der gewonnenen riesigen Raume und an deren friedensmaBige Gestaltung nach dem
Krieg gedacht.
Im ostasiatischen Raum trifft der englisch-amerikanische Kolonial-Imperialismus kapitalistischer Pragung mit dem
japanischen Nationalgedanken und seinem Flihrungsanspruch in GroB-Asien zusammen. Der japanische Flihrungs-
anspruch ist etwas anderes als der englisch-amerikanische kapitalistische Imperialismus. Der japanische Flihrungs-
anspruch bezieht sich auf rassenverwandte Volker in einem gemeinsamen geographischen Lebensraum. Der eng-
lisch-amerikanische Imperialismus basiert auf dem Gedanken der kapitalistischen Ausbeutung von grundsatzlich
als minderwertig betrachteten Rassen in einem fremden Lebensraum. Wenn man diese Antithese mit Sinn fur ge-
schichtliche Dynamik betrachtet, so ist klar, daB England und die USA im Kampf um GroB-Asien die Vergangen-
heit, Japan aber die Zukunft vertritt. Sehr bezeichnend erscheint in diesem Zusammenhang die Haltung Thailands.
Am 25. Januar wurde in Thailands Hauptstadt Bangkok bekanntgegeben, daB Thailand England und den USA den
Krieg erklart habe. Gleichzeitig trat die thailandische Armee in der beach tlichen Starke von hunderttausend Mann
an der Seite der japanischen Truppen den Vormarsch gegen Burma an. Japan wendet sich wie an die Thailander
128 auch an die anderen Volker im groBasiatischen Raum. Tojo hat den Philippinen die Unabhangigkeit versprochen,
an die Einwohner Burmas erging der Ruf, sich Japan anzuschlieBen. Ein burmesisches Freiwilligenkorps wurde
gebildet und Tausende von indischen Kriegsgefangenen haben sich in einem „all-indischen Regiment" zusammen-
gefunden. Es gibt ein „freies indisches Hauptquartier" in Bangkok, das sich vom Sender Bangkok aus an die Inder
wendet und die indischen Soldaten an alien britischen Fronten auffordert, fur die Freiheit Indiens zu kampfen. Der
Tag riickt naher, an welchem Burma an die Seite Japans, Chinas, Mandschukuos und Thailands als die flinfte freie
Nation im Fernen Osten treten wird, so schrieb eine Zeitung in Bangkok. In einem Rundfunkaufruf forderte der
Befehlshaber der japanischen Streitkrafte in Burma das burmenische Volk zur Zusammenarbeit mit Japan auf,
dessen Ziel die Befreiung Burmas von den Fesseln des jahrhundertealten britischen Imperialismus sei. England
habe Burma rucksichtslos ausgebeutet. Mit Japans Unterstiitzung werde Burma seinen Wunsch nach Selbstandig-
keit verwirklichen konnen.
Auch mit dem China Tschiangkaischeks erklart sich Japan zur Zusammenarbeit bereit. Ministerprasident Tojo
erklarte am 22. Januar, daB Japan bereit sei, von Tschungking Vorschlage fur eine friedliche Versohnung zu erhal-
ten, wenn dieses Regime seine Haltung andere. Tojo erklarte, „obwohl Japan in den letzten 5 Jahren gegen
Tschungking gekampft hat, so betrachtet es China immer noch als Schwesternation, und sein Wille, Tschungking
mit offenen Armen zu empfangen, wenn es nur seine irrigen Ideen aufgibt, ist unverandert. Japan hat sein verdor-
benes Kind zurechtgewiesen, das von England und Amerika verzartelt worden war. Alle seine Fehler in der Ver-
gangenheit werden vergessen sein mit dem Verschwinden des englischen und amerikanischen Einflusses. Jetzt ist
die Zeit fur Tschungking gekommen, zu erwachen, und ich benutze diese Gelegenheit, um es dazu aufzufordern.
Es hat bisher nicht den Anschein, als ob Tschungking, d. h. also Tschiangkaischek, der die Seele des Widerstandes
gegen Japan ist, bereit ware, den Weg der Zusammenarbeit mit Japan zu betreten. Deshalb ist die Hoffnung, die
riesigen Bevolkerungsmassen der chinesischen Gebiete, die noch zum Machtbereich Tschungkings gehoren, gegen
Japan zu mobilisieren, eine der entscheidendsten Hoffnungen Englands und der USA. Aber diese Mobilisierung ist
unmoglich, wenn es nicht gelingt, Tschungking riesige Mengen von Kriegsmaterial, besonders an Flugzeugen,
Tanks, Automobilen, Artillerie usw. zukommen zu lassen. Der einzige Weg hierfur ist die BurmastraBe. Schon
stehen die japanischen Truppen, nachdem sie den SalwienfluB in Burma erreicht haben, nur einige Tagemarsche
129 von dieser StraBe entfernt, die bereits auf weite Strecken im Aktionsbereich der japanischen Luftwaffe liegt. Es ist
das Hauptziel der japanischen Offensive gegen Burma, die Unterbindung des Verkehrs auf der BurmastraBe her-
beizufuhren. Denn wenn es gelingt, die Zufuhr an Kriegsmaterial fur Tschangkaischek zu verhindern, muB dessen
Widerstand auf die Dauer erlahmen. Japans Ziel, den Krieg in China zu beendigen, ware dann der Verwirklichung
nahe. Es liegt auf der Hand, daB dies militarisch und wirtschaftlich eine entscheidende Entlastung fur Japan bedeu-
ten wiirde. Wird doch die Zahl der im weiten chinesischen Raum engagierten japanischen Truppen auf etwa eine
Million Mann geschatzt.
Am 11. Januar begann Japan die Feindseligkeiten gegen Niederlandisch-Indien. Hierzu wurde am 12. Januar durch
das amtliche Informationsburo in Tokio eine Erklarung veroffentlicht, in der es u. a. hieB:
„Obwohl die japanische Regierung an die USA und das britische Empire den Krieg erklarte, sah sie davon ab, ir-
gendwelche feindlichen MaBnahmen gegen Niederlandisch-Indien zu ergreifen. Sie tat das in dem aufrichtigen
Wunsch, wenn moglich, zu vermeiden, daB auch die Bewohner Niederlandisch-Indiens von den Schrecken des
Krieges heimgesucht werden. Die Regierung Niederlandisch-Indiens jedoch hat der japanischen Regierung mitge-
teilt, daB sie sich genotigt sehe, angesichts der beginnenden Feindseligkeiten seitens Japans gegenliber den USA
und dem britischen Empire, mit denen Niederlandisch-Indien untrennbar verbunden sei, den Kriegszustand zwi-
schen Japan und Niederlandisch-Indien festzustellen. Dariiber hinaus haben die niederlandisch-indischen Streit-
krafte seitdem die verschiedensten feindseligen Handlungen gegeniiber Japan begangen. Japan hegt gegeniiber der
schuldlosen Bevolkerung Niederlandisch-Indiens keinerlei feindselige Absichten. Angesichts der Notwendigkeit
jedoch, das feindselige Vorgehen Niederlandisch-Indiens zu unterdriicken und Leben und Eigentum der dort ansas-
sigen Japaner zu schlitzen, haben das Militar und die Marine-Streifkrafte Japans am 11. Januar die militarischen
Operationen gegen die Streitkrafte Niederlandisch-Indiens eingeleitet.
Die japanische Zeitung „Yomiuri Shimbun" flihrte hierzu aus, daB Japan urspriinglich nur den anglo-
amerikanischen EinfluB in Ostasien vernichten wollte und keine weiteren Absichten gegen andere Machte hatte.
Unklugerweise habe sich die Londoner Exilregierung von England und den USA zum Kriege gegen Japan aufput-
schen lassen und Niederlandischindien habe sogar die Festung Soerabaja dem englischen Oberbefehlshaber als
Hauptquartier zur Verfiigung gestellt. Auch die Uberbleibsel der britischen Ostasienflotte in Singapur seien in Soe
130 rabaja stationiert. England und die USA versuchten nunmehr, nach dem Verlust wichtiger Stiitzpunkte, in
Niederlandisch-Indien letzte Verteidigungsstellungen zu beziehen.
Diese AuBerung der japanischen Zeitung kommt zu demselben Ergebnis wie der Ftihrer der hollandischen Natio-
nalsozialisten Mussert (siehe S. 119).
Hinsichtlich der sudamerikanischen Staaten, die auBer Argentinien und Chile im AnschluB an die Konferenz von
Rio de Janeiro mit Japan die diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben, erklarte der Sprecher der japani-
schen Regierung am 19. Januar in Tokio, Japan hege keinerlei Absichten irgendwie feindseliger Art gegeniiber den
sudamerikanischen Landern. Die japanische Einstellung wurde, wie der Sprecher feststellte, durch die Botschaft
geklart, die AuBenminister Togo kiirzlich an die AuBenminister von Argentinien, Brasilien, Chile und Peru richte-
te. Japan wird alles in seiner Macht stehende tun, um den lateinamerikanischen Landern ungiinstige Auswirkungen
des Krieges zu ersparen. Japan ist trotz des Krieges bestrebt, engere Wirtschaftsbeziehungen zu den sudamerikani-
schen Landern herbeizufuhren, die ihre Neutralitat aufrechtzuerhalten wiinschen. Japan ist auch bereit, so weit dies
moglich ist, die Sicherheit der von diesen sudamerikanischen Landern mit ihren eigenen Schiffen und fur ihren
eigenen Handel befahrenen VerkehrsstraBen weitestgehend zu beriicksichtigen. Der Sprecher bedauerte, daB einige
Lander Japan den Krieg erklart oder die Beziehungen zu Japan abgebrochen haben. Er warnte die sudamerikani-
schen Lander davor, durch die von den USA geschaffene Auslegung der hemispharischen Solidaritat den Krieg auf
sich zu ziehen. Ich bin der Meinung, so erklarte der Sprecher, daB eine blinde Annahme der Forderungen der USA
und die Vornahme von Schritten, wie z. B. den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Japan, MaBnahmen
sind, die kein verantwortlicher Staatsmann der sudamerikanischen Lander treffen wurde. Es ist sehr zu hoffen, daB
die Regierungen der neutralen Lander Siidamerikas es ablehnen werden, fiir die USA die Kastanien aus dem Feuer
zu holen.
Japans Politik und Kriegfiihrung bietet somit das Bild einer weitsichtigen, einheitlichen und bis ins einzelne genau
berechneten Planung, aus der sich eine mit hochstem geistigen, moralischen und materiellen Einsatz und Erfolg
gefiihrte Aktion entwickelt. Nirgends ein Versagen oder ein Riickschlag, keine einzige Fehlrechnung. Planung und
Aktion entwickeln sich mit harmonischer Prazision zu allseitigem Erfolg.
Wie anders ist das Bild, das Japans Gegner, England und die Vereinigten Staaten und ihre Satelliten, bieten. Pla-
nung und Vorbereitung erweisen sich bei ihnen als fehlerhaft und ungeniigend, und die militarische Aktion fiihrt
131 von MiBerfolg zu MiBerfolg. Heftige Kritik in Presse und Parlament erheben sich in England gegen Churchill.
Jeder Trostversuch beim Eintreffen schlechter Nachrichten wird nach wenigen Tagen durch noch schlechtere
Nachrichten illusorisch. In Australien wird starkste Besorgnis und scharfe Kritik gegen England laut, das sich als
unfahig erweist, den Schutz des fernen, nur wenig bevolkerten Dominiens sicherzustellen.
Churchill war gegen Ende Dezember nach Washington gefahren und landete am 17. Januar wieder auf englischem
Boden. In langen Beratungen wurde zwischen ihm und R o o s e-v e 1 t iiber die Fragen der Kriegfiihrung, die
Schaffung eines gemeinsamen Oberbefehls, die Verteilung der Leitung des Krieges auf den verschiedenen Kriegs-
schauplatzen und die Moglichkeiten des Einsatzes gesprochen. Einer der Gegenstande der Beratung war offenbar
die Frage, ob man durch den Einsatz der USA-Flotte Japans Vordringen Einhalt gebieten konne. Churchill soil den
Einsatz der amerikanischen Atlantikflotte hierzu gefordert, Roosevelt ihn abgelehnt haben. Tatsache ist, daB das
einzige Mittel, die ungestiime Ausdehnung Japans im pazifischen Raum aufzuhalten, namlich die Riickgewinnung
der durch die Vernichtung des groBten Teiles der englischen und amerikanischen schweren See streitkrafte im Pazi-
fik verlorene Seeherrschaft nicht versucht worden ist. Dies bedeutet, daB man sich hierzu offenbar nicht in der
Lage fiihlte. Der Verbiindete in Washington war also nicht imstande und nicht willens, den japanischen StoB gegen
die wichtigsten Nahtstellen des englischen Empires zu parieren. In der Kernfrage war also Churchills Besuch in
Washington ein MiBerfolg.
Das einzige, was in Washington erreicht wurde, war die Ausstellung von Wechseln auf die Zukunft. Am 1. Januar
wurde, um das alte Jahr, das mit so schweren MiBerfolgen geendigt hatte, hoffnungsvoll zu beenden und dem neu-
en einen guten Auftakt zu geben, eine „Erklarung der sechsundzwanzig Nationen" veroffentlicht, die folgenden
Wortlaut hatte: „1. Jede Regierung verpflichtet sich, ihre gesamten militarischen und wirtschaftlichen Hilfsquellen
gegen die Mitglieder des Dreierpaktes und die dazu beigetretenen, mit denen sich jede einzelne Regierung im
Kriegszustand befindet, einzusetzen. 2. Jede Regierung verpflichtet sich, mit den diese Erklarung unterzeichnenden
Regierungen zusammenzuarbeiten und weder einen Separatfrieden noch einen Waffenstillstand mit den Feinden
abzuschlieBen. Die obige Erklarung steht auch dem Beitritt anderer Nationen offen, die materielle oder andere
Hilfe im Kampfe zur Besiegung des Hitlerismus leisten oder leisten werden."
Auf sechsundzwanzig Nationen kam man durch die Beiziehung der zahlreichen Schattenregierungen, wie z. B. der
132 tschechischen oder polnischen, und der mittelamerikanischen Satellitenstaaten der USA, die auf einen Wink
Washingtons den Achsenmachten und Japan den Krieg erklart haben. Die Washingtoner Erklarung vom 1. Januar
wurde von der englischen und amerikanischen Propaganda zu einem unumstoBlichen Beweis fur die Sicherheit des
Endsieges hingestellt, da ein Bundnis so vieler Staaten eine absolute Gewahr fur ihren Sieg sei.
Einen anderen Wechsel auf die Zukunft stellte Roosevelt in seiner Rede an den KongreB am 7. Januar aus. Nach
allgemein gehaltenen Drohungen gegen die Dreierpaktmachte mit dem Einsatz der amerikanischen Macht, gab
Roosevelt ungeheuerliche Produktionsplane fur Flugzeuge, Tanks, Geschutze und Schiffsraum bekannt. Es war die
alte Walze von der unbeschrankten Waffenproduktion der Vereinigten Staaten, die irgendwann in der Zukunft
einmal die Gegner geradezu wie von selbst zermalmen wurde. Die typisch materialistische Weltauffassung Roose-
velts und seiner Heifer, die sich in der Einschatzung von Japans Kraften und Moglichkeiten so griindlich verrech-
net hat, kam hier wieder einmal zum Ausdruck. Wenn es auf die Anhaufung riesiger Mengen von Kriegsmaterial
ankame, dann muBten die Sowjetarmeen nicht vor Moskau, sondern mindestens am Rhein stehen!
Noch bevor Churchill wieder nach England zuruckgekommen war, beschaftigte sich die englische Offentlichkeit
mit den Fragen, die man ihm im Parlament vorlegen wurde, mit neuen Regierungskombinationen, mit deren Hilfe
Churchill die Kritik parieren und das geschwundene Vertrauen wiedergewinnen wollte. Aber Churchill hatte es gar
nicht eilig, sich seinen Kritikern zu stellen, und erst nach tiber acht Tagen war er hierzu bereit. Die Rede, mit der
Churchill am 28. Januar die britischen Niederlagen zwar nicht zu rechtfertigen, aber doch zu erklaren versuchte, ist
merkwurdig genug. Weil vieles schlecht gegangen ist und noch Schlimmeres bevorsteht, verlange ich ein Vertrau-
ensvotum, mit diesem paradoxen Satz begegnete Churchill der Kritik. Er verlangte das Vertrauensvotum nicht, wie
das sonst im parlamentarischen System iiblich ist, am Ende, sondern am Anfang seiner Verteidigungsrede. Dann
schilderte er die Kriegslage. Er begann mit den Kampfen im Osten und stellte sie so dar, als ob die Bolschewiken
drauf und dran waren, die deutsche Wehrmacht einfach tiber den Haufen zu rennen. Dann kam er auf die Kampfe
in Libyen zu sprechen. Er gab zu, daB das Ziel der englischen Offensive die Vernichtung der Armee Rommels
gewesen sei, daB dieses Ziel aber nicht erreicht wurde, daB man die Cyrenaika zwar gewonnen, sie aber auch hatte
halten mtissen, was bekanntlich nicht gelang. Ein wahrhaft klagliches Eingestandnis fiir das Versagen der engli-
schen Politik war aber, was Churchill tiber den Krieg im Pazifik sagte. Er ftihrte aus, England sei nie in der Lage
133 gewesen, wirksam fur die Verteidigung des Fernen Ostens gegen einen japanischen Angriff zu sorgen. „Es gab nie
einen Augenblick", so erklarte Churchill, „und es hatte nie einen Augenblick geben konnen, in welchem GroBbri-
tannien oder das britische Empire hatten allein gegen Deutschland und Italien kampfen oder sich in GroBbritanni-
en, im Atlantik, im Mittleren Osten gleichzeitig schlagen und sich dabei vollstandig bereithalten zu konnen in
Burma, in Malaya und im Fernen Osten uberhaupt gegen den Ansturm eines so starken Militarstaates wie Japan,
das tiber mehr als siebzig bewegliche Divisionen verfugt sowie tiber eine Kriegsflotte, die an dritter Stelle unter
den groBen Seemachten der Welt steht, des weiteren tiber eine starke Luftflotte und tiber achtzig bis neunzig Mil-
lionen kiihne, zum Kampf bereite Asiaten. Wenn wir angefangen hatten, unsere Streitkrafte auf die riesigen Gebie-
te des Fernen Ostens zu zerstreuen, so waren wir verloren gewesen."
Churchill sagte weiter, England habe nie die notige Tonnage gehabt, um Kriegsmaterial und Truppen in der noti-
gen Menge nach dem Fernen Osten zu entsenden. „Wir konnten der hypothetischen Gefahr eines japanischen An-
griffs im Fernen Osten nur teilweise und bescheiden begegnen. GewiB wurden in Singapur sechzigtausend Mann
konzentriert, indessen wurde die Prioritat an Flugzeugen, Tanks, Munition, Luftabwehrgeschtitzen und Antitankge-
schiitzen dem Niltal zugesprochen." Das bedeutet also: England hat nicht geniigend Truppen und Kriegsmaterial
gehabt, um zugleich die Offensive in Libyen zum Schtitze des Niltals zu machen und um im Fernen Osten stark
genug zu sein.
Die Frage, worum es sich bei dem von ihm geforderten Vertrauensvotum handle, sei folgende: „Die Regierung
hatte recht, wenn sie bei der Verteilung des zuganglichen Kriegsmaterials und der Mannschaftsbestande die Priori-
tat RuBland und Libyen und in geringem MaBe auch der Front von der Levante bis zum Kaspischen Meere ein-
raumte, auf Kosten der Bedtirfnisse im Fernen Osten. Tatsache ist jedoch, daB im Fernen Osten Frieden herrschte
und daB auf den tibrigen Kriegsschauplatzen eben Krieg war. Es ware eine schlechte Politik gewesen, in Indien,
Burma und auf Malaya groBe Mannschaftsbestande und groBe Mengen Kriegsmaterial zu immobilisieren, da diese
Gegenden als ruhig angesehen werden konnten. Wir hatten, im Falle, daB wir anders gehandelt haben wurden,
unsere Verpflichtungen gegentiber RuBland nicht einhalten konnen, und wir hatten die Schlacht in der Cyrenaika,
die wir tibrigens noch nicht gewonnen haben, verloren. Das Problem kann aber nicht vollig gelost werden, ohne
auf eine weitere Frage Antwort zu geben, namlich die Frage nach der Wahrscheinlichkeit, daB Ostasien durch
134 die japanischen Angriffe zu einem neuen Kriegsschauplatz wenden wiirde. Eine Tatsache muB dabei betont werden,
namlich die, daB im Herbst 1940 GroBbritannien schwach und allein war. Japan hat damals nicht in den Krieg ein-
gegriffen. Es schien unwahrscheinlich, daB Japan eine Invasion auf der Halbinsel Malaya, einen Sturm auf die
Festung Singapur und einen Angriff auf Niederlandisch-Indien wagen wiirde bei Anwesenheit der groBen amerika-
nischen Flotte auf seiner Flanke und seinen riickwartigen Verbindungen. Wir schickten die ,Prince of Wales' und
die ,Repulse'. Wir verstarkten Singapur nach Moglichkeit und ergriffen auch andere VorsichtsmaBnahmen."
Klarer konnte Churchill nicht gestehen, wie sehr sich die englische Politik hinsichtlich Japans getauscht hat! Aller-
dings vergaB er ganz darauf hinzuweisen, wie London und Washington Japan jahrelang bis aufs Blut gereizt und
wirtschaftlich zu erdrosseln versucht hatten, natiirlich doch nur, weil sie glaubten, daB Japan nicht in der Lage sein
wiirde, sich dagegen mit Erfolg zur Wehr zu setzen. Churchill schloB seine Rede mit dem bei ihm iiblichen Hin-
weis auf eine hoffnungsvollere Zukunft, namlich auf die Hilfe der Vereinigten Staaten, die schon so oft angekiin-
digte „umfassende Luftoffensive gegen Deutschland", die Entsendung groBer amerikanischer Armeen iiber See
und die Zuriickeroberung der Seeherrschaft im Pazifik, wo der Sturm gegen Japan das groBe Ereignis des Jahres
1942 oder 1943 sein wiirde, und nicht die Invasion der Japaner in Australien.
Das englische Unterhaus aber sprach Churchill das Vertrauen aus. Je mehr Niederlagen, um so mehr Vertrauen!
Wahrend Churchill sich um die Biindnishilfe der Vereinigten Staaten in Washington bemiihte, ohne dabei einen
praktischen Erfolg zu erzielen — Marine minister Knox erklarte am 12. Januar, daB „kein baldiger wesentlicher
Waffengang mit der japanischen Flotte erwartet werden konne, die Zeit, die Entfernung, die notwendig bedingte
weite Verteilung der USA-Marinestreitkrafte lieBen das nicht zu" — , bemiihte sich Englands mit politischen MiB-
erfolgen wahrend seiner Laufbahn ebenfalls reich gesegneter AuBenminister Eden um den anderen Verbiindeten im
Kampf fur Demokratie und Freiheit, um den Massenmorder Stalin. Uber seine Reise nach Moskau gab Eden am 5.
Januar im Unterhaus eine lange Erklarung ab. Er konnte den „hoflichen und freundschaftlichen Empfang", der ihm
in der Sowjetunion zuteil wurde, die kriegerischen Leistungen der Bolschewiken und das vollige Einverstandnis,
das er mit Stalin und Molotow nicht nur iiber die weitere Kriegfiihrung, sondern auch iiber die Gestaltung der Zu-
kunft Europas erreicht habe, nicht genug loben. DaB es zwischen Moskau und London Interessengegensatze geben
konne, leugnete er einfach. Kurz nach dieser Rede Edens erfuhr man von einer Note Molotows, die auf die person-
135 liche Initiative Stalins zuriickzufiihren sei und in der, „um MiBverstandnisse in der Zukunft auszuschlieBen", die
Forderungen Moskaus hinsichtlich des kiinftigen Friedens formuliert wurden. Diese Forderungen laufen ganz ein-
fach auf die Beherrschung Mitteleuropas und damit Europas iiberhaupt durch Moskau hinaus. Herr Eden aber
meint, daB dies englischem Interesse nicht im mindesten widerspreche, und die „Times" vom 6. Januar fand dies
ganz in der Ordnung !
Bekanntlich hat England in erster Linie deswegen den Krieg begonnen, um Deutschland zu verhindern, eine fiih-
rende Stellung in Europa zu entwickeln. Jetzt ist es bereit, der bolschewistischen Sowjetunion Europa schlechthin
auszuliefern. Wahrhaftig, es steht schlecht um England!
Angesichts des volligen Zusammenbruchs seiner pazifischen und ostasiatischen Politik hat Roosevelt in einer we-
niger gefahrlichen Richtung, namlich nach Mittel- und Siidamerika, dem traditionellen Betatigungsfeld des Dollar-
imperialismus, den man gern als Pan-Amerikanismus tarnt, einen VorstoB unternommen, der den Zweck verfolgte,
Siidamerika ebenfalls in den Krieg zu treiben. Am 15. Januar begann die Konferenz in Rio de Janeiro, auf der Roo-
sevelts Abgesandter, der ehrgeizige Unterstaatssekretar Sumner Welles, alle Register politischen und wirtschaftli-
chen Drucks zog, um Slid- und Mittelamerika bedingungslos an die Seite der USA zu bringen. Nur zwei Staaten,
Chile und Argentinien, haben einen nachhaltigeren Widerstand geleistet und haben den Abbruch der diploma-
tischen Beziehungen mit den Machten des Dreierpaktes nicht vollzogen. Die ibero-amerikanischen Staaten haben
die Chance nicht erkannt, die ihnen die Kriegslage gibt. Der Verlust der Rohstoffgebiete im Pazifik macht Siid-
und Mittelamerika als Lieferant fur England und die Vereinigten Staaten geradezu lebensnotwendig. Ihre Produk-
tion an Rohstoffen und Nahrungsmitteln, fur deren Absatz sie nach dem Ausfall Europas als Abnehmer infolge der
englischen Blockade auf den guten Willen und auf die Hilfe Englands und der Vereinigten Staaten angewiesen
waren, wird fiir diese jetzt zur Notwendigkeit. Ibero-Amerikas Gewicht in der Waagschale muBte damit starker
und wertvoller werden. Die groBe Mehrheit der Staaten Ibero-Amerikas hat diese Chance nicht wahrzunehmen
vermocht. Die Folgen fiir solch falsches Handeln werden ihnen nicht erspart bleiben.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Februar-Lieferung
(Nr. 59/60 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Der Fiihrer ehrte Dr. Todt
76 Unter auBerordentlich starker Anteilnahme der Berliner Bevolkerung, der Frontarbeiter, der Schaffen-
den aus der deutschen Riistungsindustrie und seiner alten Mitkampfer aus der Bewegung wurde am
12. Februar der todlich verungliickte Reichsminister Dr.-Ing. Fritz Todt zu Grabe getragen. Der Fiihrer
selbst gab der tiefen Trauer des ganzen deutschen Volkes bei dem feierlichen Staatsakt in der neuen
Reichskanzlei, dem die Spitzen des gesamten offentlichen Lebens beiwohnten, in einem warm emp-
fundenen Nachruf auf seinen getreuen Gefolgsmann und genialen Mitarbeiter Ausdruck. In dichten
Reihen bildete die Bevolkerung der Reichshauptstadt bei der letzten Fahrt Dr. Todts das Trauerspalier,
um den groBen Toten zu ehren, der auf dem Invalidenfriedhof zur letzten Ruhe gebettet wurde. Im
Herzen der Nation aber wird Dr. Todt fur immer weiter, leben.
Der Nachruf des Fuhrers hatte folgenden Wortlaut (DNB):
Verehrte Trauergaste! Liebe Frau Todt!
Es ist sehr schwer fur mich, eines Mannes zu gedenken, von dem die Taten lauter und eindringlicher
zeugen, als es je Worte zu tun vermogen. Als wir die schreckliche Nachricht von dem Ungluck erhiel-
ten, dem unser lieber Parteigenosse Dr. Todt zum Opfer gefallen war, hatten wohl viele Millionen
Deutsche die gleiche Empfindung von jener Leere, die immer dann eintritt, wenn ein unersetzbarer
Mann seinen Mitmenschen genommen wird. DaB aber der Tod dieses Mannes fur uns einen unersetz-
baren Verlust bedeutet, weiB das ganze deutsche Volk. Dabei ist es nicht nur die schopferische Person-
lichkeit, die uns genommen wurde, sondern es ist auch der treue Mann und unvergeBliche Kamerad,
dessen Weggang uns so schwer trifft.
Dr. Todt war Nationalsozialist, und er war dies nicht nur verstandesmaBig seit dem Augenblick, da er
zum erstenmal Kenntnis von der Bewegung erhielt, sondern auch aus seinem ganzen Herzen heraus.
Die erste Beriihrung mit der Partei im Jahre 1922, die erste Begegnung mit mir selbst, haben diesen
Mann nicht nur sofort innerlich zu mir gefuhrt, sondern ihn verpflichtet, auch nach auBen hin zu dem
zu stehen, was er als einzige Moglichkeit einer deutschen Wiedergeburt ansah. Dem Techniker und
Ingenieur, der sich voriibergehend selbst durch seiner Hande Arbeit das Brot verdienen muBte, er-
schien die Verbindung des nationalen mit dem sozialen Gedanken nicht als ein Problem oder gar als
77 eine Frage, sondern als die kategorische Pflicht des Kampfes fur eine wahrhafte deutsche Wiederaufer-
stehung, die mehr sein muBte als eine bloBe Restauration einer durch den Zusammenbruch sich selbst
schon als iiberlebt erwiesenen auBeren staatlichen Form. Schon im Jahre 1922 war es diesem Manne
klar, daB das Ziel der deutschen Erhebung nicht eine Restaurierung zerbrochener alter Formen, son-
dern eine Revolutionierung des deutschen Geistes, des deutschen Denkens und damit des deutschen
Volkes und seiner inneren gesellschaftlichen Ordnung sein muBte.
Als Dr. Todt zur Bewegung stieB, zahlte er 3 1 Jahre. Hinter ihm lag ein Leben, das, von der Volks-
schule angefangen, das Humanistische Gymnasium einschloB. Von 1910 bis 1911 diente der Einjah-
rig-Freiwillige beim Feld-Artillerie-Regiment 14 in Karlsruhe. Von 1911 bis zum August 1914 stu-
dierte er wieder als Bauingenieur an den Technischen Hochschulen in Miinchen und Karlsruhe. Schon
1913 bestand er das erste Vorexamen an der Technischen Hochschule zu Miinchen. Der Kriegsaus-
bruch fiihrte ihn im Feld-Artillerie-Regiment 14 zur Westfront. Im Oktober 1914 wird er als Leutnant
der Reserve zum Grenadier-Regiment 110 abkommandiert. In ihm kampft er bis zum Januar 1916.
Dann tritt er iiber zur Luftwaffe, wird Fliegerbeobachter und ist endlich Fiihrer einer selbstandigen
Fliegerformation bis Kriegsende an der Westfront. Im Luftkampf wird er auch verwundet.
1919 beendigt er sein Studium und besteht im Winter 1920 an der Technischen Hochschule zu Karls-
ruhe sein Diplom-Examen. Seiner Doktorpromotion an der Technischen Hochschule in Miinchen aber
liegt das Thema zugrunde: „Fehlerquellen beim Bau von LandstraBendecken aus Teer und Asphalt."
Am 5. Januar 1923 tritt dieser Doktor-Ingenieur Fritz Todt aus Pforzheim endgiiltig der NSDAP bei,
und zwar in der Ortsgruppe Eitting in Bayern. Sofort nach Aufhebung des Verbotes der Partei vom
November 1923 bis 1925 wird er wieder Mitglied. In der Zwischenzeit agitiert er unentwegt, und erst
1924 werden die verschiedenen gegen ihn angelaufenen Strafverfolgungen eingestellt. 1931 kommt er
zur SA, und zwar wie ein wahrer Nationalsozialist beginnend als einfacher SA-Mann. Er wird dann
Scharfuhrer. Im selben Jahr erfolgt noch seine Beforderung zum Standartenfuhrer, um in der Zeit bis
1938 zum Oberfuhrer, Brigadefuhrer, Gruppen- und Obergruppenfuhrer emporzusteigen. Allein seine
Tatigkeit in der Partei geht nicht im Dienste der SA allein auf. Er ist anfangs Mitarbeiter des Kampf-
bundes Deutscher Architekten und Ingenieure in Munchen und auBerdem Fachberater fur StraBenbau
im damaligen Amt fur Wirtschaftstechnik und Arbeitbeschaffung der NSDAP. 1932 wird er Leiter der
78 Fachgruppe Bauingenieure und Landesleiter des Kampfbundes Deutscher Architekten und Ingenieure.
1934 erfolgt dann der ZusammenschluB der von ihm geleiteten Abteilung mit der des Kampfbundes
Deutscher Architekten und Ingenieure zum Amt fur Technik und endlich zum NS-Bund Deutscher
Technik unter seiner Fuhrung. 1936 wird das Amt fur Technik wegen der besonderen Leistungen zum
Hauptamt fur Technik erhoben.
Unterdes erfolgt der Eintritt dieses Mannes in jenen Wirkungsbereich, da ihn zum erstenmal nicht nur
das deutsche Volk, sondern dariiber hinaus ein groBer Teil der iibrigen Welt kennenlernen sollte.
AnschlieBend an die im Jahre 1933 erfolgte Eroffnung der Automobil-Ausstellung versuchte ich, die
damals proklamierten Grundsatze auch auf dem Gebiet nicht nur der Verbesserung des schon vorhan-
denen deutschen StraBennetzes, sondern der Erbauung besonderer AutostraBen zu verwirklichen. Es
war dies eine allgemeine Planung, die im wesentlichen nur das Grundsatzliche umfaBte. In Dr. Todt
glaubte ich nach langen Priifungen und Erwagungen den Mann gefunden zu haben, der geeignet war,
eine theoretische Absicht in die praktische Wirklichkeit umzusetzen.
Eine von ihm herausgegebene Broschure iiber neue Wege des StraBenbaues wurde mir vorgelegt und
bestarkte mich noch besonders in dieser Hoffnung. Nach langen Aussprachen iibertrug ich ihm am 30.
Juni 1933 die Aufgabe des Baues der neuen Reichsautobahnen und im Zusammenhang damit iiber-
haupt die Reformierung des gesamten deutschen StraBenbauwesens als Generalinspektor fur das deut-
sche StraBenbauwesen. Damit hatte dieser Mann nun einen Rahmen gefunden, den er in wahrhaft un-
vergleichlicher und unverganglicher Weise auszufullen begann. Die deutschen Reichsautobahnen sind
in der Planung der Anlage und Ausfuhrung das Werk dieser ganz einmaligen technischen und dabei
auch kunstlerischen Begnadung.
Diese StraBen sind aus dem Deutschen Reich nicht mehr wegzudenken, sie werden aber in der Zukunft
als selbstverstandliche groBe Verbindungslinien im gesamteuropaischen Verkehrsraum ihre Fortset-
zung finden. Was aber nebenbei noch in dieser gleichen Zeit in Deutschland an StraBen verbreitert,
verbessert, vergeradet, an schlechten Kurven beseitigt und an Briicken erbaut worden ist, ist so um-
fangreich, daB nur ein eingehendes Studium einen annahernd dieser Leistung gerecht werdenden Ge-
samteindruck vermitteln kann. Sie alle, meine lieben Parteigenossen, erinnern sich noch der ein-
drucksvollen Minuten, in denen unser Generalinspektor fur das StraBenwesen, Dr. Todt, auf den
Reichsparteitagen in Nurnberg, kurz und pragnant zusammengefaBt, das Bild des Werdens einer Auf-
79 gabe zeigte, die weit iiber den Rahmen aller bisherigen Ingenieurbauten der Welt hinauszuwachsen
begann.
Es war daher nur selbstverstandlich, daB dieser Mann endlich zum Generalbevollmachtigten der Rege-
lung der gesamten Bauwirtschaft ernannt wurde und dann auch im Vierjahresplan als Generalinspektor
fur Sonderaufgaben seine besondere Stellung erhielt.
Unterdes begannen rings um Deutschland die Wolken einer mehr und mehr drohenden Kriegsgefahr
aufzusteigen. Als es sich, besonders infolge der unentwegten Hetzreden Churchills und seines Anhan-
ges in England, nicht mehr ubersehen lieB, daB sich bei den labilen Verhaltnissen der parlamentari-
schen Demokratien in diesen Landern eines Tages ein Wechsel des Regimes gegen den Frieden erge-
ben konnte, sah ich mich veranlaBt, die Verteidigung des Reiches beschleunigt und groBziigig sicher-
zustellen.
Ich hatte den Plan gefaBt, gegeniiber der Maginot-Linie, aber nach anderen Gesichtspunkten, ein Fe-
stungswerk aufzurichten, das unter alien Umstanden, selbst im Falle der Bindung groBer deutscher
Streitkrafte im Osten, den lebenswichtigen Westen des Reiches vor jedem Angriff schutzen konnte.
Es gab nur einen einzigen Mann, der in der Lage war, diese ganz einmalige ingenieurtechnische Auf-
gabe in der Weltgeschichte zu losen, und zwar in kiirzester Zeit zu losen. Als ich am 28. Mai 1938 der
Armee und Luftwaffe meinen EntschluB bekanntgab, erteilte ich zugleich dem Generalinspektor Dr.
Todt den Auftrag, in Zusammenarbeit mit den zustandigen militarischen Stellen die Verantwortung
und Bauleitung iiber den gewaltigsten Teil dieses neuen Riesenwerkes zu ubernehmen unter der Be-
dingung, daB bereits spatestens September 1938 mindestens 5000 Beton- und Panzerwerke fertig bzw.
verwendbar sein sollten. Das erste Programm wurde mit insgesamt 12 000 Objekten festgelegt, eine
Zahl, die sich durch dauernde Erweiterungen im gesamten dann einschlieBlich der Bauten der Luft-
waffe sowie der Festungspioniere in knapp \ x h Jahren auf rund 23 000 erhohte. Auch die jetzigen
Kriegserfahrungen haben die Uberzeugung nur noch verstarkt, daB es keiner Macht der Welt gelungen
ware, diese gigantischste Festungszone aller Zeiten zu durchbrechen. Dieses Wunderwerk ist in seiner
bautechnischen Planung sowie den rein organisatorischen MaBnahmen des Baues sowie des techni-
schen Ausbaues selbst fur alle Zeiten mit dem Namen Dr. Todt verbunden.
Der ausbrechende Krieg aber gab diesem gewaltigsten Organisator der neueren Zeit sofort neue zu-
satzliche Auftrage. Ein System groBer AufmarschstraBen muBte in kurzester Frist in Gebieten des
80 Reiches erstellt werden, die bisher gerade in ihren Verkehrswegen sehr vernachlassigt worden waren.
Tausende und aber Tausende Kilometer von StraBen wurden entweder neu gebaut oder verbreitert, mit
harten Decken versehen und staubfrei gemacht. Ja, als endlich der Kampf begann, marschierten die
von diesem einmaligen Organisationstalent ins Leben gerufenen Verbande hinter und mit den Truppen
vorwarts, beseitigten Hindernisse und zerstorte Briicken, verbesserten StraBen, schufen iiberall neue
Ubergange iiber Taler, Schluchten, Fliisse, Kanale und erganzten so in einer unersetzbaren Weise die
Pioniertruppen, die durch diese Entlastung befahigt wurden, sich enger an die vorwartsdrangende
Front zu hangen und dadurch noch mehr aktiv in den Kampf eingreifen konnten, bei dem sie sonst oft
nicht zur Stelle hatten sein konnen.
Der Sieg in Norwegen und der Sieg im Westen brachte neue Aufgaben. Nachdem schon vorher Partei-
genosse Todt zum Reichsminister fur Bewaffnung und Munition ernannt worden war und damit ein
neues wahrhaft ungeheures Gebiet zu ordnen und zu steuern hatte, trat nunmehr hinzu die Aufgabe,
die eroberten Kiisten gegen feindliche Angriffe durch die Anlage neuer gewaltiger Befestigungen zu
schiitzen. Dariiber hinaus sollten Heimat und Front mit Bauwerken des passiven und aktiven Luft-
schutzes versehen werden, die in ihrer Art ebenfalls in der Geschichte einmalig und bisher unerreicht
sind und es wohl noch lange bleiben werden.
So war es seinem Erfindungs- und Organisationsgenie gelungen, in kurzester Frist fur zahlreiche Un-
terseeboote Betonbauten zu errichten, die auch durch schwerste Bomben ganzlich unzerstorbar sind.
Gigantische Batterieanlagen aus Beton und Stahl sind unter seiner Leitung entstanden. Fur zahllose
Hunderttausende an Menschen wurden Luftschutzraume und Bunker zum Teil in Ausfuhrungen er-
stellt, die ebenfalls ihresgleichen in keinem Lande der Welt besitzen.
Der Krieg im Osten hat die Organisation Todt wieder vor neue Aufgaben gestellt. Die Kilometerlan-
gen der ausgebesserten StraBen sowohl, als die Zahlen der neu gebauten Briicken gehen in das Unend-
liche. Dieses ganze ungeheure Werk aber einschlieBlich seiner Tatigkeit als Reichsminister fur Be-
waffnung und Munition meisterte dieser Mann mit einem Minimum an Hilfskraften. Er war ohne
Zweifel auf diesem Gebiete der bisher groBte Organisator, den das deutsche Volk sein eigen nannte.
Fern jeder Burokratisierung verstand er es, mit einem denkbar geringsten eigenen Apparat sich all der
Stellen und Krafte zu bedienen, die fur die Losung seiner Aufgabe entweder fruher zustandig oder
sonst dafur brauchbar zu sein schienen.
81 Vieles von dem, was dieser Mann geschaffen hat, wird erst nach dem Kriege dem deutschen Volk zur
Kenntnis und damit wohl zum bewundernden Staunen gebracht werden konnen.
Es ist so Einmaliges, was dieser Mann geschaffen hat, daB wir ihm alle nicht genug dafur danken kon-
nen.
Wenn ich nun von dem Techniker und Organisator Fritz Todt sprach, dann muB ich aber auch noch
besonders des Menschen gedenken, der uns alien so nahe gestanden hat. Es kann keine bessere Cha-
rakterisierung seiner Personlichkeit geben als die Feststellung, daB dieser gewaltigste Menschenlenker
der Heimat weder in der Bewegung noch unter seinen Mitarbeitern jemals einen Feind besessen hat.
Ich selbst muB ihm besonders dafur danken, daB er das nationalsozialistische Gedankengut, die Ziele
der Bewegung im UbermaB seiner Arbeitsbelastung nicht nur nie verloren oder verlassen hat, sondern
im Gegenteil zum Mitschopfer unserer Ideenwelt geworden war. Und dies gilt besonders fur seine
Einstellung zu den sozialen Problemen des Lebens. Der Mann, der selbst Millionen von Arbeitern
dirigierte, war nicht nur verstandesmaBig, sondern vor allem seinem Herzen nach ein wirklicher Sozia-
list. Ihn, den groBten StraBenbaumeister aller Zeiten, hat das Schicksal einst genau so wie mich in
meinen jungen Jahren gezwungen, sich als einfacher Arbeiter das tagliche Brot selbst zu verdienen. Er
hat sich dessen nicht nur nie geschamt, sondern im Gegenteil: es waren spater stets Augenblicke stol-
zer und begliickender Erinnerungen, wenn er, der gewaltigste Bauleiter, den die Welt bisher hatte, sein
eigenes Bild betrachten oder zeigen konnte, auf dem er selbst noch von Staub und Schmutz bedeckt,
mit zerrissenem Arbeitskleid an der StraBe arbeitete oder vor dem kochenden Teerkessel stand. Er
hatte deshalb auch seine deutschen StraBenbauer — ■ wie er sie nannte — besonders in sein Herz ein-
geschlossen. Es war sein ununterbrochenes Streben, ihre sozialen, oft so schweren Lebensbedingungen
zu verbessern, an die Stelle der fruheren erbarmlichen Zelte moderne Schlaf- und Aufenthaltsraume
zu setzen, den Lagern den Charakter liebloser Massenquartiere zu nehmen und vor allem im Arbeiter
selbst das Gefiihl zu erwecken, daB der StraBenbau — wie uberhaupt das ganze Bauhandwerk — eine
Tatigkeit ist, auf die der einzelne jederzeit besonders stolz sein kann, weil sie Dokumente nicht nur
von hochster menschlicher Wichtigkeit, sondern auch von langster Dauer schaffen. Vor dem Dr. Todt
war die Tatigkeit des StraBenarbeiters nur ein gering angesehener Beruf. Heute sind die Zehntausende
deutscher StraBenbauer eine stolze Gemeinschaft geworden, die sich ihres Wertes bewuBt ist. Er hat
82 damit hier ein Stuck nationalsozialistischer Erziehungsarbeit geleistet, fur das wir ihm besonders auch
heute noch dankbar sein mussen; denn wenn jeder menschliche Fortschritt ein Vorbild besitzt, dann
hat die Organisation Todt hier dauernde soziale Vorbilder geschaffen, und sie war im Begriff, diese
immer weiter zu entwickeln. Allmahlich sollte hier nicht nur ein soziales Unrecht, sondern eine
menschliche gedankenlose Dummheit beseitigt werden, und zwar beseitigt fur alle Zeiten.
Ob daher dieser Mann mit einem Arbeiter, mit einem Minister oder einem General verkehrte, er ist
immer der gleiche geblieben: ein ebenso selbstbewuBter wie bescheidener Fuhrer und besorgter
Freund aller anstandig schaffenden Volksgenossen.
Es ist daher nicht zu verwundern, wenn dieser Mann, der so sein Volk liebte, in gleicher zartlicher
Liebe an seiner Familie, seiner Frau und seinen Kindern hing. Den Schopfer der groBten Bauwerke der
Technik fuhrte jede freie Stunde — wenn irgend moglich — hinein in die groBen Schopfungen der
Natur, in das kleine Hauschen am See inmitten seiner geliebten bayerischen Berge.
Als zum Teil schon unter dem Feuer feindlicher Geschiitze der Westwall seine Vollendung fand, wah-
rend sich in Polen die Kolonnen der Organisation Todt zum erstenmal den vormarschierenden Armeen
anschlossen und ihnen die Sicherheit des Nachschubs gaben, trug ich mich mit dem Gedanken, ihm als
einem der fuhrendsten Kopfe des deutschen Widerstandes uberhaupt und des deutschen Selbstbehaup-
tungswillens im Kriege das Ritterkreuz zu verleihen. Ich bin davon abgekommen, weil diese Aus-
zeichnung — so ruhmvoll sie ist — der Bedeutung dieses Einmaligen niemals hatte gerecht werden
konnen.
Ich hatte schon vorher den EntschluB gefaBt, einen deutschen Orden zu stiften, der, auf dem Grundzei-
chen unserer Bewegung errichtet, in einigen Klassen die hochsten Verdienste ehren soil, die ein Deut-
scher sich fur sein Volk erwerben kann. Ich habe nach dem AbschluB des Feldzuges gegen Frankreich
Dr. Todt gesagt, daB ich ihm die Anerkennung fur seine einmaligen Verdienste einst dadurch bekun-
den will, daB er der erste sein wird, dem ich die hochste Klasse dieses Ordens verleihen werde. Er
wollte in seiner Bescheidenheit damals davon nichts wissen. So wie nun der Nationalorden fur Kunst
und Wissenschaft, den auch Dr. Todt tragt, als Erstem dem verstorbenen Professor Troost verliehen
wurde, so uberreiche ich heute namens des deutschen Volkes und seiner nationalsozialistischen Bewe-
gung den neuen Orden als Erstem unserem lieben und unvergeBlichen Parteigenossen Dr. Todt, dem
83 Generalinspekteur unserer StraBen, dem Erbauer unseres Westwalls, dem Organisator der Waffen und
Munition im groBten Kriege unseres Volkes um seine Freiheit und um seine Zukunft.
Ich selbst kann fur mich dem nur wenige Worte anschlieBen: Ich habe in diesem Mann einen meiner
treuesten Mitarbeiter und Freunde verloren. Ich fasse seinen Tod auf als einen Beitrag der nationalso-
zialistischen Bewegung zum Freiheitskampf unseres Volkes.
Jnrijiiiilllilll;
84 Am 8. Februar 1942 erhielt das deutsche Volk die erschutternde Nachricht, daB Reichsminister
Generalmajor Dr. Todt in soldatischer Pflichterfullung bei Durchfuhrung seiner militarischen Aufga-
ben durch Flugzeugabsturz todlich verungluckt ist. Der Fuhrer hat fur Reichsminister Dr. Todt ein
Staatsbegrabnis angeordnet. Diese Meldung war fur das deutsche Volk ein schwerer Schlag, denn Dr.
Todt wurde aus einem Leben herausgerissen, dessen Energien auf zahllose Gebiete und zahllose Men-
schen ausstrahlte und fur die Kriegfuhrung von auBerordentlicher Bedeutung war.
Die erste groBe Leistung, mit der Reichsminister Dr. Todt in das Blickfeld der Offentlichkeit trat, war
der Bau der Reichsautobahnen. Von den 7000 Kilometern dieser StraBen, die fur das Altreich zunachst
geplant waren, lagen als Leistung von nur sechs Jahren bei Kriegsbeginn 4000 Kilometer fertig da,
wahrend sich weitere 1600 Kilometer im Bau befanden. Vor dem Kriege hatte der Fuhrer Reichsmini-
ster Dr. Todt neue Aufgaben anvertraut. Millionenheere von Arbeitern setzte er in Bewegung, um den
Westwall zu bauen, der dem Reiche im ersten Kriegsjahre ein starker, unzerbrechlicher Schutz war.
Als Generalbevollmachtigter fur die deutsche Bauwirtschaft lenkte er dariiber hinaus den Gesamtein-
satz auf diesem Gebiet. Am 17. Marz 1940 wurde Dr. Todt zum Reichsminister fur Bewaffnung und
Munition ernannt. Zu diesen Amtern kam 1941 noch die Leitung der gesamten deutschen Wasser- und
Energiewirtschaft hinzu, die er als Generalinspektor des Fuhrers ubernahm. Im Rahmen dieser Aufga-
ben reichte sein EinfluB in alle Zweige der Kriegswirtschaft hinein und machte auch nicht an den deut-
schen Grenzen halt. Die Manner der „Organisation Todt" riickten mit der kampfenden Truppe in Fein-
desland ein, sie bauten Straiten, Briicken, Eisenbahnen, Lagerhauser, Unterkunftshauser und Befesti-
gungen. Wenn die Kiisten von Norwegen bis zur Biskaya heute in einem Verteidigungszustand sind,
der den Briten jede Lust nimmt, einen ernsthaften Angriffsversuch zu unternehmen, dann ist dies das
Werk Dr. Todts. Der technische Minister des Deutschen Reiches gehorte der Wehrmacht als General-
major der Luftwaffe an. Das Amt eines Waffenschmiedes der Nation verband er mit dem unmittelba-
85 ren soldatischen Einsatz seiner Energien und Organisation fur die Front. Die Genialitat seiner
Personlichkeit beruhte darin, daB sie Planung und Ausfuhrung in sich vereinigte. Deutschland verlor
mit Reichsminister Dr. Todt einen seiner genialsten und befahigsten Kopfe.
Der Staatsakt fur Reichsminister Dr. Todt fand am 12. Februar im Mosaiksaal der Neuen Reichskanz-
lei start. Alle fuhrenden Manner des nationalsozialistischen Staates, die an diesem Tage den Ort ihrer
Pflicht verlassen konnten, nahmen an der erhebenden Trauerfeier teil. Der Fuhrer selbst wiirdigte in
einer ergreifenden Rede den Werdegang und das Werk Dr. Todts (siehe S. 76). Mit Worten, die von
tiefster Anteilnahme erfullt waren, zeichnete er die Personlichkeit des viel zu fruh Dahingeschiedenen
aus. Er selbst habe, so sagte der Fuhrer, in diesem Manne einen seiner treuesten Mitarbeiter und
Freunde verloren. Er fasse seinen Tod auf als einen Beitrag der nationalsozialistischen Bewegung zum
Freiheitskampf des deutschen Volkes. Namens des deutschen Volkes und seiner nationalsozialisti-
schen Bewegung verlieh der Fuhrer dem Reichsminister Dr. Todt als erstem Deutschen den National-
orden, „dem Generalinspektor unserer StraBen, dem Erbauer unseres Westwalls, dem Organisator der
Waffen und Munition im groBten Kriege unseres Volkes um seine Freiheit und um seine Zukunft". An
dem Geschick Dr. Todts und an den Trauerfeierlichkeiten nahm das deutsche Volk in seiner Gesamt-
heit den tiefsten Anteil; denn die Personlichkeit dieses Mannes war alien stets ein Inbegriff der Lau-
terkeit und der selbstlosen Hingabe an ein groBes Werk.
Am 9. Februar wurde bekanntgegeben, daB der bisherige Generalbauinspektor fur die Reichshaupt-
stadt Dipl.-Ing. Prof. Albert Speer unter Beibehaltung seiner bisherigen Amter die Nachfolgeschaft
des Reichsministers Dr. Todt angetreten habe. Folgende Aufgaben sind damit in die Hande Albert
Speers gelegt: die des Reichsministers fur Bewaffnung und Munition, des Generalinspektors fur das
deutsche StraBenwesen und des Generalinspektors fur Wasser und Energie. Am 14. Februar gab die
Reichspressestelle der NSDAP bekannt, daB der Fuhrer an Stelle des todlich verungluckten Parteige-
nossen Todt den Parteigenossen Albert Speer auch zum Leiter des Hauptamtes fur Technik und zum
Leiter des nationalsozialistischen Bundes deutscher Technik ernannt hat. — Ferner wurde amtlich
mitgeteilt, daB Reichsmarschall Goring den Reichsminister Speer zum Generalbevollmachtigten fur
die Regelung der Bauwirtsehaft ernannte. Damit ist Reichsminister Speer Nachfolger Dr. Todts in
alien Amtern geworden. Die Fulle der Aufgaben, die auf dem jiingsten der Reichsminister ruht, ist
gewaltig. Die groBen bisherigen Leistungen, die Reichsminister Speer in den vergangenen Jahren als
86 Architekt und Organisator vollbracht hat, lassen hoffen, daB er diese Fulle der Aufgaben bewaltigen
wird.
Am 13. Februar erlieB Reichsminister Speer einen Aufiruf an die Manner der Organisation Todt, daB
der Name ihrer Organisation auch in der Zukunft erhalten bleiben werde. Die Manner des Baustabes
Speer werden in die OT eingegliedert und gemeinsam mit ihnen an ihre groBen Aufgaben herangehen.
Am 2 1 . Februar berichtete die deutsche Presse, daB die mit Reichsminister Dr. Todt zugleich todlich
verungluckten Manner Flugzeugfuhrer Leutnant Holz, Funker Heilfort und Bordmechaniker Unterof-
fizier Hauptmann in ihren Heimatorten durch ein Ehrenbegrabnis beigesetzt worden sind.
Unter den Kriegsereignissen stehen im Monat Februar die Erfolge der U-Boot-Waffe an erster Stelle.
In kuhnen Angriffen haben die deutschen U-Boote dem Feinde an seiner eigenen Kiiste schwerste
Verluste zugefugt. Bis zum 10. Februar waren seit dem ersten Auftreten deutscher U-Boote vor dem
amerikanischen Kontinent 61 Schiffe mit 421 500 BRT versenkt worden. Sondermeldungen in Presse
und Rundfunk verkiindeten mehrfach, daB diese Reihe der Versenkungen nicht abriB. Am 21. Februar
hatte die USA-Schiffahrt seit Kriegsbeginn insgesamt 80 Schiffe mit 532 900 BRT verloren. Am 24.
Februar wurden weitere 8 Schiffe aus Geleitziigen im Atlantik mit zusammen 23 000 BRT versenkt.
Insgesamt wurden im Monat Februar 525 400 BRT versenkt, woran die U-Boot-Waffe mit 66 Schiffen
von zusammen 448 400 BRT hervorragend beteiligt ist. 44 weitere Handelsschiffe des Feindes wurden
zum Teil schwer beschadigt.
An der Afrikafront haben die Operationen Generaloberst Rommels, die um die Monatswende Janu-
ar/Februar in vollem FluB waren, vorlaufig ihren AbschluB gefunden. Am 5. Februar konnte berichtet
werden, daB der VorstoB deutsch-italienischer Truppen liber Derna hinaus vorgetragen wurde. Damit
sind in knapp 14 Tagen 600 Kilometer der Via Balbia den Englandern wieder entrissen. Diese Tatsa-
che allein zeugt von dem kiihnen und ungebrochenen Angriffsgeist der verbiindeten Afrikakampfer.
Ein Unternehmen, das an Kuhnheit einzig dasteht, war die Durchfahrt der deutschen Schlachtschiffe
„S c h a r n h o r s t" und „Gneisenau" und des Schweren Kreuzers „Prinz Eugen" durch den Kanal.
Der Wehrmachtbericht vom 13. Februar berichtet dariiber: „Am 12. Februar kam es im Zuge von Ope-
rationen deutscher Seestreitkrafte im Kanal sowie in der westlichen Nordsee zu Gefechtsberiihrung
mit englischen Streitkraften. Durch den unter Fiihrung des Vizeadmirals C i 1 i a x stehenden Ver
87 band, der aus den Schlachtschiffen „Scharnhorst", „Gneisenau" und dem Kreuzer „Prinz Eugen"
bestand, wurde nach den bisherigen Meldungen ein englischer Zerstorer versenkt und ein weiterer in
Brand geschossen. Die angreifenden starken Verbande der englischen Luftwaffe wurden unter schwe-
ren Verlusten abgewehrt. Nur ein deutsches Torpedoboot wurde durch Bombentreffer leicht bescha-
digt. Ein Vorpostenboot ist gesunken, nachdem es das angreifende Flugzeug abgeschossen hatte.
Die Operationen unserer Seestreitkrafte wurden durch starke Luftwaffenverbande unter dem Oberbe-
fehl des Generalfeldmarschalls S p e r r 1 e unterstutzt. Die Verluste der feindlichen Luftwaffe betra-
gen nach den ersten Meldungen 43 Flugzeuge, von denen die Mehrzahl durch deutsche Jagdflugzeuge,
die iibrigen durch die Flakartillerie der Seestreitkrafte und der Luftwaffe abgeschossen wurden. Im
Verlauf der heftigen Luftkampfe gingen 7 eigene Flugzeuge verloren." Diese groBartige Unterneh-
mung der deutschen Seestreitkrafte im Bereich der englischen Kiiste und der seebeherrschenden briti-
schen Flotte hat in London wie ein Schock gewirkt. Das englische Volk fragte sich, wie so etwas mog-
lich sei. Churchill und die Admiralitat muBten bittere Vorwurfe einstecken. Die Debatte und die Kritik
an der britischen Seekriegfuhrung sind durch dieses Ereignis und durch den Fall von Singapur so
scharf ausgefallen, daB Churchill sich sehr gegen seinen Willen zur Regierungsumbildung entschlie-
BenmuBte (siehe Seite 119).
Am 14. Februar sprach der Fuhrer im Sportpalast vor soeben beforderten Offizieren des Heeres und
kurz vor ihrer Beforderung zum Offizier stehenden Offizieranwartern der Kriegsmarine und Luftwaffe
sowie Junkern der Waffen-SS. Reichsmarschall Hermann Goring meldete dem Fuhrer 9833 angetrete-
ne junge Offiziere und Offizieranwarter. Ausgehend von der deutschen Geschichte und Volkwerdung,
die ihre Kronung im Sieg der nationalsozialistischen Bewegung fand, gab der Fuhrer den jungen Sol-
daten die Parole fur ihre spateren Pflichten als Offiziere und Fuhrer in der nationalsozialistischen
Wehrmacht.
Am 17. Februar hat der Fuhrer dem Hauptmann Bar, Staffelkapitan im Jagdgeschwader Molders, das
Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Hauptmann Bar erhielt
diese hohe Auszeichnung als 7. Offizier der deutschen Wehrmacht anlaBlich seines 90. Luftsieges.
Im Februar erhielten weitere zehn Angehorige der deutschen Wehrmacht, und zwar vom 70. bis zum
79. Soldaten das Eichenlaub zum Ritterkreuz: Hauptmann Kaldrack (70.), Hauptmann Bergmann
(71.), Generaloberst v. Kleist (72), General der Panzertruppen Reinhardt (73.), General der Panzer-
88 truppen Model (74.), Generalmajor Freiherr von Langermann und Erlencamp (75.), Generalmajor W e
s s e 1 (76.), Oberstleutnant Hagen (77.), Generalfeldmarschall Kesselring (78.) und Feldwebel Koep-
pen (79.). Der Fuhrer begluckwunschte Generalfeldmarschall Kesselring mit einem besonders herzlich
gehaltenen Telegramm. Auch Reichsmarschall Goring sandte aus gleichem AnlaB dem Feldmarschall
ein Handschreiben, in dem er dem an alien Fronten siegreichen Flottenchef die aufrichtigsten Gliick-
wiinsche ubermittelte. Der Fuhrer habe mit dieser Verleihung auch den Heldenmut seiner Verbande
anerkannt, die sich immer und iiberall tapfer geschlagen hatten. Generalfeldmarschall Kesselrings
Luftflotte hat im wesentlichen dazu beigetragen, im Laufe der letzten Monate von Sizilien aus den
Nachschub fur das Afrika-Korps zu sichern.
Als Zeichen der Verbundenheit der gegen den Bolschewismus angetretenen Machte und als Anerken-
nung fur hervorragende Verdienste verlieh der Fuhrer auch im Februar Offizieren verbundeter Natio-
nen das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz: am 4. Februar erhielt diese hohe Auszeichnung General Au-
gustin Malar, der Kommandeur einer slowakischen Division. In der Begriindung zur Verleihung
dieses Ritterkreuzes wird die hohe Tapferkeit der slowakischen Truppen zur Zeit des Polenfeldzuges
und des RuBlandkrieges gewiirdigt, ferner wird die zielsichere Fiihrung und der tapfere personliche
Einsatz des Generals Malar hervorgehoben. — Am 16. Februar verlieh der Fuhrer dem Chef des ita-
lienischen Wehrmachtgeneralstabes, Generaloberst Graf Caballero, das Ritterkreuz zum Eisernen
Kreuz in Anbetracht seiner groBen Verdienste um die erfolgreiche gemeinsame Wehrmachtfuhrung.
Auch ein anderer italienischer General, General Hugo de C a r o 1 i s, erhielt vom Fuhrer das Ritter-
kreuz des Eisernen Kreuzes. General de Carolis hat sich in den Abwehrkampfen an der Ostfront ganz
besonders ausgezeichnet. Als die von ihm gefuhrte Division bei einem Angriff im starksten Abwehr-
feuer der Sowjets lie gen blieb, ging er selbst nach vorn, um seine Truppen vorzureiBen. Sein Beispiel
wirkte. Der von ihm angesetzte Angriff gelang. Wahrend dieses Angriffes ist der tapfere italienische
General gefallen.
Zwei hohere Fuhrer aus den Gliederungen der Partei starben im Monat Februar den Heldentod, weitere
Beitrage, die die Bewegung aus den Reihen ihrer fuhrenden Manner fur den Freiheitskampf des deut-
schen Volkes leistete: Nach mehrfacher schwerer Verwundung starb am 7. Februar im Reservelazarett
Kaiserswerth der Fuhrer der Motorgruppe Niederrhein NSKK-Obergruppenfuhrer Helmut S t i f f t. —
Am 8. Februar fiel an der Ostfront SS -Gruppenfuhrer Paul Moder, im Frieden zuletzt standiger Ver-
treter des Fiihrers des SS -Oberabschnitts Spree, SS -Gruppenfuhrer Paul Moder kampfte in den Reihen
89 der Waffen-SS als SS-Sturmbannfuhrer der Reserve. Er war zuletzt Fuhrer einer Kampfgruppe, der
auch Einheiten des Heeres unterstellt waren.
Am 2. Februar wurde berichtet, daB der Reichsmarschall des GroBdeutschen Reiches sich seit dem 27.
Januar in Italien befindet. Reichsmarschall Goring wurde in Rom von Seiner Majestat dem Konig
und Kaiser und zweimal in mehrstundigen Unterredungen vom Duce empfangen. Der Besuch des
Reichsmarschalls gait in erster Linie den deutschen Luftwaffenverbanden in Siiditalien und Sizilien,
die in scharfem, erfolgreichem Einsatz gegen Malta und die britische Schiffahrt im Mittelmeer stehen.
Das Oberkommando des Heeres hat vor einiger Zeit die Zuriickziehung aus der kampfenden Truppe
bei besonderen Anlassen geregelt. Jetzt ist eine Erganzung dieser Bestimmungen erfolgt. Es wird an-
geordnet, daB, wenn eine Familie besonders hohe Blutopfer gebracht hat, der letzte iiberlebende Sohn
auf jeden Fall aus der kampfenden Truppe zuriickzuziehen und in einer weniger gefahrdeten Stelle, in
der Regel im Ersatzheer, zu verwenden ist, auch wenn der betreffende Soldat die Erklarung zum frei-
willigen Verbleib in der kampfenden Truppe abgeben will oder abgegeben hat. Dieser Fall ist nach
dem ErlaB beispielsweise gegeben, wenn von vier im aktiven Wehrdienst stehenden Sohnen drei gefal-
len sind.
Ein kleines Beispiel von der vielseitigen Arbeit der ruckwartigen Dienste der deutschen Wehrmacht
geben die Leistungen der deutschen Feldpost, deren Leistungsziffern im einzelnen gewaltig sind. Al-
lein durch die Feldpostleitstelle einer einzigen Heeresgruppe im Osten wurden im vergangenen Monat
2557 Giiterwagen mit Feldpost entladen und wieder beladen. Das entspricht einem Eisenbahnzug von
27 Kilometer Lange. So verlassen Tag fur Tag Hunderttausende von Briefen, Packchen und Zeitungen
aus alien Teilen des Reiches die Postamter, um mit alien verfugbaren Verkehrsmitteln an die verschie-
denen Fronten vom WeiBen bis zum Schwarzen Meer, vom Nordkap bis nach Afrika gebracht zu wer-
den.
Die Kriegsereignisse im Fernen Osten nahmen auch im Monat Februar ihren uberraschend schnellen
Fortgang. Nur ganz kurz konnen hier die Tatsachen vermerkt werden, deren Echo in der deutschen
Presse und beim deutschen Volke gewaltig war. Am 5. Februar berichtete Tokio, daB der Angriff auf
Singapur begonnen habe. Wenige Tage danach, am 11. Februar, fiel die „unbezwingbare" britische
Festung. Der Schock in England war ungeheuer, der Jubel in Japan groB. Der Fuhrer hat dem Tenno
zur Einnahme von Singapur die herzlichsten Gluckwunsche iibersandt, fur die der Tenno dankte und
zugleich dem festen EntschluB Ausdruck gab, „im Zusammenwirken mit den Verbiindeten alle An
90 strengungen zu machen fur den endgiiltigen Erfolg dieses Krieges GroBostasiens". Der Fall von
Singapur und die stetig harten Schlage, die den vereinigten alliierten Flottenstreitkraften durch die
japanische Marine und Luftwaffe ausgeteilt wurden, stellen wesentliche Etappen in dem Bemuhen
Japans dar, im Westpazifik die vollige Herrschaft an sich zu reiBen.
Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen steht ohne Frage die Tatsache, daB am 24. Februar unter
dem Vorsitz des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop der standige Rat der Dreierpakt-
machte in Berlin zu einer Sondertagung zusammentrat. Als Vertreter ihrer Regierungen nahmen Bot-
schafter Alfieri und Botschafter Oshima teil. Auch die Leiter der verschiedenen Kommissionen des
Dreimachtepaktes waren zugegen.
Eine Welle der Entriistung und des Abscheus ging durch das deutsche Volk, als am 25. Februar ge-
meldet wurde, daB auf den deutschen Botschafter in Ankara, Herrn von P a p e n , und seine Frau ein
Attentat veriibt worden sei, das allerdings seine Absicht nicht erreicht hat. Der Fuhrer hat dem Bot-
schafter von Papen telegraphisch seine Gluckwunsche ausgesprochen, gleichfalls der ReichsauBenmi-
nister. Die Urheber dieses Verbrechens wird man im Intelligence Service und bei der GPU zu suchen
haben.
Herzliche Gefuhle des deutschen Volkes empfingen den Staatsfiihrer Marschall Antonescu, der auf
Einladung des Fiihrers am 11. Februar dem Hauptquartier einen Besuch abstattete. Wahrend des
Aufenthalts des Marschalls Antonescu an der Ostfront fanden Besprechungen zwischen dem Fuhrer
und dem rumanischen Staatsfiihrer iiber die politische und militarische Lage statt. Von deutscher Seite
nahmen an den Besprechungen teil ReichsauBenminister von Ribbentrop und der Chef des Oberkom-
mandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel.
Der Fuhrer uberreichte dem rumanischen Staatsfiihrer Marschall Antonescu anlaBlich seines Besuches
im Hauptquartier das GroBkreuz vom Deutschen Adler. AnschlieBend war der Marschall noch Gast
des Reichsmarschalls und des ReichsauBenministers.
Ein Ereignis, das bezeugt, wie sehr Deutschland bemiiht ist, den Volkern der besetzten Gebiete norma-
le Zustande wiederzugeben, ist die Schaffung einer eigenen nationalen Regierung in Norwegen. Am 1.
Februar stand Oslo im Zeichen dieses fur die norwegische Geschichte bedeutsamen Ereignisses. In
einem feierlichen Staatsakt im Rittersaal der Festung Akershus ubernahm die Regierung Q u i s- 1 i n g
die Regierungsgeschafte. Der Reichskommissar Ter-boven hatte den Rucktritt der bisherigen Mi-
91 nister angenommen, nachdem diese zuvor den Fuhrer der Nasjonal Samling, Vidkun Quisling, unter
Beifugung eines staatsrechtlichen Gutachtens des norwegischen hochsten Gerichts gebeten hatten, als
Ministerprasident die Bildung eines nationalen Kabinetts zu ubernehmen. — Am 12. Februar traf Mi-
nisterprasident Quisling zu einem mehrtagigen Besuch in Berlin ein. Am 13. wurde er vom Fuhrer in
Anwesenheit des Reichsministers Lammers, des Leiters der Partei-Kanzlei Bormann und des Reichs-
kommissars Terboven zu einer langeren Aussprache empfangen. Vidkun Quisling besuchte in den
folgenden Tagen eine Reihe weiterer fuhrender Manner des Reiches, unter ihnen Reichsleiter Hierl
und Reichsminister Rosenberg.
Die herzlichen Gefuhle des deutschen Volkes fur das tapfere finnische Volk kamen bei einem Besuch
finnischer Hauptschriftleiter in der Reichshauptstadt mehrfach zum Ausdruck. Die finnischen Schrift-
leiter konnten diese Gefuhle aus berufenem Munde bei Empfangen des Reichsministers Dr. Goebbels
und des Reichspressechefs Dr. Dietrich entgegennehmen. Am 23. Februar waren sie Gaste dieser bei-
den fuhrenden Manner der deutschen Presse.
Der Vertiefung der kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien gait ein Besuch des
Konigl. Italienischen Ministers fur nationale Erziehung, Giuseppe B o 1 1 a i, in Berlin. Als Gast des
Reichsministers Rust besuchte Minister Bottai die italienische Buchausstellung in der Akademie der
Kiinste. Am 16. Februar hatte er eine langere Aussprache mit Reichsmarschall Hermann Goring.
Am 24. Februar fand wie alljahrlich eine Erinnerungsfeier an den Tag statt, an dem der Fuhrer im Jah-
re 1920 das Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei verkiindet hatte. Dem
Fuhrer selbst war es an diesem Tage nicht moglich gewesen, im Kreise seiner altesten Mitkampfer zu
verweilen. Aus diesem Grunde verlas der Gauleiter des Traditionsgaues, Staatsminister Wagner, eine
Botschaft des Fiihrers, in der das enthalten ist, was der Fuhrer selbst ausgesprochen hatte, hielte ihn
nicht die Pflicht an der Front. (Siehe Seite 71).
In lapidaren Satzen umreiBt der Fuhrer die Harte, aber auch die GroBe des gegenwartigen Winterfeld-
zuges. Er verkiindet, daB des Feindes Hoffnungen an der Tapferkeit und der Zahigkeit des deutschen
Soldaten zuschanden wurden, daB er niemals sein Ziel, die Ausrottung der arischen Volker und Men-
schen, erreichen werde. Seherisch prophezeit der Fuhrer, wie schon friiher einmal, daB diese Vernich-
tung nicht die Volker Europas, sondern den Juden treffen werde, und daB nach der Beseitigung dieser
Parasiten iiber die leidende Welt eine lange Zeit der Volkerverstandigung und damit des wahren Frie-
92 dens kommen werde. Der Fiihreraufruf schlieBt mit der Bekundung einer unbeirrbaren Zuversicht und
des heiligen Glaubens, daB der gewaltige Kampf, in dem wir heute stehen und der damals am 24. Fe-
bruar 1920 von der Kundgebungsstatte dieses Tages seinen Ausgang nahm, nicht anders enden konne
und nicht anders enden werde, wie das wunderbare Ringen der nationalsozialistischen Bewegung im
Deutschen Reich.
Am 24. und 25. Februar fand zugleich in Miinchen eine Tagung der Reichsleiter und Gauleiter der
NSDAP, statt, in deren Verlauf Reichsminister Speer, die Staatssekretare Backe und Reinhardt,
Reichsjugendfuhrer A x m a n n , der Reichskommissar fur die Preisbildung, Dr. Fischbock, sowie der
Leiter des Amtes fur soziale Selbstverantwortung in der DAF, Oberdienstleiter Dr. Hupf-a u e r , iiber
aktuelle Fragen ihrer Arbeitsgebiete berichteten. Die Tagung wurde vom Leiter der Parteikanzlei
Reichsleiter Bormann geleitet.
Zur Erinnerung an den Tag der Verkundung des Parteiprogramms veranstalteten die Dienststelle des
Beauftragten des Fuhrers fur die Uberwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schu-
lung und Erziehung der NSDAP und die Gauleitung Berlin in der Krolloper am Konigsplatz eine
Sonntagmorgenfeier. In dieser Feierstunde ergriff Reichsleiter Rosenberg das Wort zu einer Rede mit
dem Thema: „Uber die innere und auBere Freiheit des Mensche n." Der Reichsleiter ging von der ge-
schichtlichen Tatsache aus, daB iiberall da, wo eine groBe Bewegung im religiosen, wissenschaftlichen
oder politischen Leben auftrat, sie fast immer mit dem Gedanken der Freiheit verbunden worden war.
Rosenberg umriB in seiner Rede die besondere deutsche Auffassung der Freiheit, die nicht so sehr mit
Rechten als mit Pflichten zusammengedacht wird. Obwohl das deutsche Volk das unrevolutionarste
Volk Europas sei, so sei es doch zugleich jene Nation, von der aus alle ziindenden Gedanken der inne-
ren Freiheit ausgegangen sind. „Macht und Idee, Freiheit und Pflicht", so schloB Reichsleiter Rosen-
berg, „sollen bei uns eine untrennbare Einheit ergeben, und die groBe Stunde des Deutschen soil damit
zugleich die Stunde der Wiedergeburt auch fur die anderen schopferischen Nationen Europas werden."
Anfang Februar fand in Berlin die zweite Kriegsarbeitstagung der Auslandsorganisation statt. Gaulei-
ter Bohle eroffnete sie. Wahrend noch der inzwischen todlich verungluckte Reichsminister Dr. T o d t
am ersten Abend der Tagung einen Uberblick iiber den Kriegseinsatz und die Ziele der groBdeutschen
Technik gab, schilderte am Tage darauf Reichsleiter Dr. L e y den Teilnehmern der Tagung den Ein-
satz des deutschen Menschen in die Kriegsproduktion. AnschlieBend gab Reichsminister Dr. Goebbels
93 den Mannern der AO einen ausfuhrlichen Uberblick iiber die militarische und politische Lage und
entwickelte ihnen im AnschluB daran die sich fur ihren Tatigkeitsbereich ergebenden besonderen Auf-
gaben. Im Mittelpunkt der Tagung stand eine grundlegende Rede von Gauleiter Bohle, der die
Entwicklung der Auslandsorganisation zeichnete und ihr den ihr zukommenden bedeutsamen Platz
beim Kriegseinsatz der Heimat zuwies. Die Landesgruppenleiter der AO waren schlieBlich bei
Reichswirtschaftsminister Funk, der sich in einer langeren Ansprache mit Fragen des deutschen
AuBenhandels und der europaischen Wirtschaft sowie mit der engen Zusammenarbeit seines
Ministeriums mit der Auslandsorganisation der NSDAP befaBte.
Am 19. und 20. Februar versammelten sich die Leiterder Reichspropagandaamter und die Reichs- und
StoBtruppredner der Partei zu einer Arbeitstagung, die ihren Hohepunkt fand in einer programmati-
schen Rede von Reichsminister Dr. Goebbels. Wie in der Kampfzeit muBten die Propagandisten dem
deutschen Volke, das vertrauensvoll hinter seiner Fuhrung stehe, iiber alle Probleme offen und niich-
tern Rechenschaft ablegen und ihm dariiber hinaus bei der Uberwindung von Schwierigkeiten helfend
zur Seite stehen. Eine groBe Anzahl fuhrender Manner entwickelte vor dem gleichen Gremium die
sich in ihrem Wirkungsbereich ergebenden besonderen Probleme. Es sprachen Reichsminister Funk,
die Staatssekretare Gutterer, Esser, Backe und Kleinmann sowie eine Reihe weiterer Personlichkeiten
aus Partei, Staat, Wehrmacht und Wirtschaft.
Am 7. Februar wurde das Ergebnis der im Januar durchgefuhrten GaustraBensammlungen des Kriegs-
WHW veroffentlicht. Es erbrachte die bisher hochste Summe von 37 210 766,43 RM. Das sind iiber
15 Millionen RM mehr als im Vorjahr. An dieser gewaltigen Steigerung konnte das Ausland das
AusmaB des Vertrauens zur nationalsozialistischen Fuhrung ermessen.
Man wird sich der scharfen Bestimmungen des Fuhrers erinnern, die denjenigen treffen sollen, der
sich an der Sammlung von Pelz-, Woll- und Wintersachen bereichern wollte. Die Zahl der Falle, in
denen sich eine solche niedertrachtige Gesinnung offenbarte, ist verschwindend gering gewesen. Wo
aber doch ein unlauterer Charakter den Versuch gemacht hat, die Soldaten um die Spenden, und seien
es die kleinsten, zu bringen, den hat die scharfe Strafe getroffen. Im Zusammenhang mit diesem Fiih-
rererlaB sind tatsachlich auch einige Todesstrafen gefallt worden, fur die die Offentlichkeit das groBte
Verstandnis, ja die tiefste Genugtuung gehabt hat.
Im Zusammenhang mit der Pelz-, Woll- und Wintersachensammlung verdient eine Spende schwedi-
scher Frauen, die in Finnland wohnen, Beachtung. Diese schwedischen Frauen, die in Finnland die
94 Gefahr des Bolschewismus aus nachster Nahe erkannt haben, sandten dem Fiihrer eine Geldspende zum
Dank fur des Fuhrers Werk und als Zeichen ihrer Bewunderung fur die kampferischen Eigenschaften
des deutschen Soldaten mit der Bitte, das Geld fur die Erholung deutscher Soldaten, die in Finnland
verwundet wurden, zu verwenden. Der Fiihrer hat den schwedischen Frauen mit einem in herzlichen
Worten gehaltenen Telegramm gedankt.
Der Krieg hat auch auf dem Gebiet der Forderung der besten Schaffenskrafte in der Volksgemein-
schaft einen neuen Weg gebracht: die Ausleselager im Arbeitseinsatz. Zum erstenmal waren 1941 aus
den verschiedenen Bereichen des Arbeitslebens tiichtige, aufstrebende junge Krafte in solchen Ausle-
selagern zusammengefaBt worden. Im ersten Jahr dieser neuen Auslese, die von der Hitlerjugend und
der Deutschen Arbeitsfront gemeinsam durchgefuhrt wird, sind 26 Lager fur Jungen und 10 Lager fur
Madel eingerichtet worden. Die Lager haben die Aufgabe, die besondere Begabung, den Grad der
Entwicklungsmoglichkeit, die charakterlichen Werte und die korperliche und gesundheitliche Bela-
stungsfahigkeit festzustellen. Fur die verschiedenen Berufe wurden verschiedene Lager, fur Eisen und
Metall allein 15 Ausleselager aufgestellt. Die Ergebnisse, die in den meisten Fallen zu sehr beachtli-
chen und erfreulichen Begutachtungen fiihrten, haben fur zahlreiche tiichtige Menschen den Weg zu
einer freien und wunschenswerten Fortentwicklung gefuhrt. Insgesamt sind im Jahre 1941 2110 Teil-
nehmer und Teilnehmerinnen durch die Ausleselager gegangen.
Im Mittelpunkt einer groBen Kundgebung, die am 7. Februar im Berliner Sportpalast stattfand, stand
eine Rede von Dr. Ley. „Wir machen heute den totalen Krieg durch, der den ganzen Menschen und
das ganze Volk verlangt. Wir verteidigen die deutsche Substanz. Wir wollen und werden diesen
Kampf meistern", so rief Dr. Ley aus. Er richtete seinen Appell an alle Betriebe des Gaues und des
Reiches uberhaupt, sich auf den Sieg zu konzentrieren. Er forderte von jedem Deutschen die ganze
Schaffenskraft, das ganze Konnen und den ganzen FleiB. Der Reichsorganisationsleiter wiirdigte fer-
ner auch den hingebungsvollen Einsatz der Frau im Betriebe, „die es darum verdient, vom Manne so
geachtet und ritterlich behandelt zu werden, wie er das fur die eigene Frau wunscht und erwartet".
Mahnende Worte richtete er auch besonders an die Meister und sonstigen Unterfuhrer in den Betrie-
ben, deren Aufgabe es sei, den Menschen immer wieder neue Kraft und Zuversicht zu geben. — Wie
in Berlin, so sprach Dr. Ley auch in anderen Stadten des Reiches zum gleichen Thema.
95 Am 14. Februar berichtete die deutsche Presse von einer interessanten Unterredung, die ein ungari-
scher Publizist mit Dr. Ley iiber die Kriegsproduktion und die Betreuung der jetzt in Deutschland tati-
gen auslandischen Arbeitskrafte fuhrte. Als Grundlage der hohen Leistung des deutschen schaffenden
Menschen bezeichnete Dr. Ley die umfassende Fiirsorge, die seit Jahren von der Arbeitsfront iiber-
nommen wurde. Unsere Gesundheitsbetreuung, das segensreiche Wirken der Betriebsarzte, die beson-
dere Aufmerksamkeit, die wir den arbeitenden Frauen in den Betrieben widmen, unsere Einrichtung
fur die Berufserziehung, fur die pflegliche Beobachtung des Facharbeiternachwuchses und schlieBlich
unsere Bemuhungen, auch wahrend des Krieges den kulturellen Dingen voile Giiltigkeit zu gewahrlei-
sten, haben die schaffenden deutschen Menschen hart und zahe, aber nicht seelenlos gemacht. Zum
SchluB betonte Dr. Ley, daB ihm von den verschiedensten deutschen Betriebsfuhrern iiber die iiberaus
befriedigenden Ergebnisse des Einsatzes der von den befreundeten Nationen nach Deutschland ent-
sandten auslandischen Arbeiter fortlaufend die besten Berichte erstattet worden seien. „Die auslandi-
schen Arbeiter haben", so sagte Dr. Ley, „erkannt, daB sie ja keineswegs nur fur Deutschland hier
arbeiten, sondern daB ihr Einsatz in Deutschland sich letzten Endes fur ihre eigene Heimat nutzlich
auswirkt."
In Posen fand am 16. Februar der 1. Landesbauerntag des Warthegaues statt, der durch die Anwesen-
heit des Gauleiters Reichsstatthalter Greiser und des Reichsobmannes des Reichsnahrstandes, Gustav
Behrends, besondere Bedeutung erhielt. Dieser 1. Landesbauerntag stand ganz im Zeichen der Aus-
richtung des fur unsere Ernahrung so bedeutsamen Warthegaues auf die Aufgaben der Kriegserzeu-
gungsschlacht. Reichsobmann Behrends stellte hierbei besonders die Parolen heraus, nach denen in
der Kriegsernahrungswirtschaft 1942 alle Landesbauernschaften zu arbeiten haben. Im Vordergrund
steht hier die Erweiterung des Hackfrucht- und besonders des Kartoffelbaues, des Olfruchtanbaus und
der Gemuseanbauflache. Nicht weniger wichtig ist die Erhaltung der Brotgetreideanbauflache, der
Intensitat der Milchwirtschaft und der Schweinehaltung. Das deutsche Landvolk wird all seine Kraft
einsetzen, um auch diesen Forderungen gerecht zu werden.
Eine der letzten groBziigigen Planungen des Reichsministers Dr. T o d t auf dem ihm ureigenen Gebiet
ist die Planung der Autobahnen im Ostraum. Wie das Deutsche Nachrichtenburo am 7. Februar melde-
te, hatte der Generalinspektor fur das deutsche StraBenwesen zur Vorbereitung von Autobahnplanen
im Ostraum zwei Planungsgruppen eingesetzt, und zwar die Planungsgruppe Siidost mit dem Sitz in
Lemberg und die Planungsgruppe Nordost mit dem Sitz in Riga. Beide Planungsgruppen haben den
Auftrag, im Einvernehmen mit den zustandigen Dienststellen der Wehrmacht und der Zivilverwaltung
96 die Moglichkeiten fur eine Ausdehnung des Autobahnnetzes auf den Ostraum zu untersuchen. Die
Wiederherstellung zerstorter StraBenverbindungen wird zur Zeit von der Wehrmacht und von der Or-
ganisation Todt als vordringliche MaBnahme ausgefuhrt.
Das Krakauer Kunstleben hatte im Februar in den zwei Gastvorstellungen der Berliner Staatsoper mit
Mozarts „Cosi fan tutte" einen besonders glanzenden Hohepunkt. Das Staatstheater des Generalgou-
vemements war bis auf den letzten Platz besetzt mit einer aufgeschlossenen beifallsfreudigen deut-
schen Kunstgemeinde, die in Gegenwart der Vertreter der Regierungsbehorden und der Wehrmacht
den Berliner Kunstlern begeistert zujubelte.
Wie in anderen groBen Stadten europaischer Lander wurde in Briissel am 25. Februar eine groBe deut-
sche Buchausstellung eroffnet. Die Ausstellungsraume im Palast der Schonen Kunste beherbergen
nunmehr fur mehrere Wochen mehr als 3000 deutsche Biicher, die zusammen einen tjberblick liber
das deutsche Buch der Gegenwart als Reprasentant des neuen deutschen Schrifttums geben. Neben
den politischen Biichern der nationalsozialistischen Revolution erstreckt sich die Schau auf die schon-
geistige, wissenschaftliche und wirtschaftliche Literatur. Mit besonderer Sorgfalt wird auch die
Bedeutung des flamischen Schrifttums im deutschen Buchwesen und umgekehrt, die EinfluBnahme
der deutschen Literatur im flamischen Buchwesen, vor Augen gefuhrt. In seiner BegriiBungsansprache
erklarte der Militarbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich, General von Falkenhausen, daB diese
Ausstellung zeige, wie sehr Deutschland auch wahrend der Kriegszeit bestrebt sei, Kultur und Wissen-
schaft zu pflegen und zu fordern. Der flamische Dichter de Pillecijn sprach iiber die Verwandtschaft
und gegenseitige Befruchtung der deutschen und flamischen Literatur, der Vorsitzende der walloni-
schen Kulturgemeinschaft, Pierre Hubermont, driickte die Hoffnung aus, daB auch das wallonische
Schrifttum wieder den AnschluB an die geistigen Krafte des Reiches finden werde. Ministerialdirigent
Haegert wies in seiner Eroffnungsrede darauf hin, daB das nationalsozialistische Deutschland aus sei-
nem volkhaften Denken heraus immer bestrebt gewesen sei, seine enge Verbundenheit mit den germa-
nischen Brudervolkern zu betonen. Es sei zu hoffen, daB das gemeinsame geistige Leben mit Deutsch-
land wie fur die Flamen so auch fur die Wallonen zur Wahrheit werde. Ministerialdirigent Haegert
nahm sodann im Namen von Reichsminister Dr. Goebbels die Eroffnung der Buchausstellung vor.
Unter Beteiligung zahlreicher Vertreter von Partei, Staat und Wirtschaft fand unter dem Vorsitz seines
97 Prasidenten, des Reichsministers R u s t, am 26. Februar eine Vollsitzung des Reichsforschungsrates
im Haus der deutschen Forschung in Berlin start. Sie befaBte sich mit Problemen der modernen Phy-
sik, die im Interesse der Landesverteidigung und der gesamten deutschen Wirtschaft von entscheiden-
der Bedeutung sind. Fuhrende deutsche Wissenschaftler sprachen zu den einzelnen Fachgebieten.
Reichsminister Rust verpflichtete als neue Prasidialmitglieder des Reichsforschungsrates Reichsstu-
dentenfuhrer Reichsstatthalter Gauleiter Dr. Scheel, Generaladmiral W i t z e 1 1, General der Artillerie
L e e b und die Staatssekretare Gutterer, Muhs und Stuckardt. Am Todestage Horst W e s s e 1 s , der
vor nunmehr zwolf Jahren am 23. Februar 1930 den durch einen feigen, judischkommunistischen
Morduberfall erlittenen Verletzungen erlag, fand an seinem Grabe eine kurze Gedenkfeier statt. Der
Stabschef der SA, Viktor L u t z e, sowie der Fuhrer der Gruppe Berlin-Brandenburg legten Kranze
nieder. Auch der Gauleiter von Berlin ehrte an diesem Tage seinen alten Mitkampfer. Vor dem Eh-
renmal Unter den Linden nahm Stabschef Lutze, nachdem er zu Ehren der Gefallenen dieses Krieges
einen Kranz niedergelegt hatte, zusammen mit dem Kommandanten von Berlin, Generalleutnant von
Hase, den Vorbeimarsch eines Ehrensturms der SA-Standarte Feldherrnhalle ab. Am 24. Februar ver-
starb im Alter von 81 Jahren der verdiente Luftfahrtpionier Prof. Dr.-Ing. h. c. August von Parseval.
Mit August von Parseval verliert nicht nur Deutschland, sondern die gesamte Kulturwelt einen Mann,
der sich auf dem Gebiet der Luftfahrtforschung unvergangliche Verdienste erworben hat. Im Gegen-
satz zu Zeppelin, der das starre System bevorzugte, konstruierte er u. a. den Typ des nach ihm benann-
ten halbstarren Luftschiffes, das hauptsachlich fur militarische Zwecke gedacht war, von dem man
aber spater aus verschiedenen taktischen Griinden absah.
Am 25. Februar starb nach schwerer Krankheit der Griinder des „Deutschen Arbeitervereins", der
Parteigenosse mit der Mitgliedsnummer 1, Anton D r e x 1 e r. Ein um die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei hochverdienter Mann schied damit aus den Kampferreinen der Bewegung
Adolf Hitlers aus. Drexler unternahm nach dem Weltkrieg einen ersten Versuch, den deutschen Arbei-
ter dem EinfluB des Marxismus zu entreiBen und ihn auf einen nationalen Boden zu fuhren. So wurde
im Januar 1919 in einem Nebenzimmer des Sternecker ein deutscher Arbeiterverein gegriindet. An der
Grundungsversammlung hatte auch Adolf Hitler teilgenommen. Damals gab Drexler ihm seine Bro-
schure „Mein politisches Erwachen", von dem der Fuhrer in „Mein Kampf ' sagt, daB die Lekture ihm
das Gefuhl des ehrlichen Strebens ihres Verfassers gegeben habe.
98 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung im Monat Februar charakterisieren sich durch die erfolgreiche
Abwehr zahlreicher, zum Teil mit starken Kraften gefuhrten Angriffe der Sowjetarmeen im Osten, das
Vordringen Rommels in Lybien bis iiber Derna hinaus, eine neue auBerordentlich erfolgreiche Offen-
sive unserer U-Boote an den Kiisten der Vereinigten Staaten und im Karibischen Meer, durch den
unter schweren Verlusten, besonders fur Englands Luftwaffe, erfolgten Durchbruch der deutschen
GroBkampfschiffe „Schamhorst" und „Gneisenau" und des Kreuzers „Prinz Eugen" durch den Kanal,
durch diplomatische und militarische Besprechungen mit den Bundesgenossen, mit Italien Anfang
Februar durch Reichsmarschall Goring, mit Rumanien durch Besprechungen des Fuhrers mit Mar-
schall Antonescu am 1 1 . Februar und durch Besuche des Generalfeldmarschalls Keitel in Ungarn und
in der Slowakei.
All diese militarischen und politischen Aktionen bilden eine Einheit. Die Fortsetzung und Intensivie-
rung des U-Boot-Krieges gegen England und USA, die Abwehr der bolschewistischen Angriffe im
Osten und der Krieg in Afrika zeigen, daB mitten im Winter nur an der Ostfront der Kampf aus klima-
tischen Griinden von uns defensiv gefuhrt wird, daB er jedoch an der Seefront und in Afrika offensiv
weitergeht. Bemerkenswert ist dabei besonders auch, daB sich im Mittelmeer die Verluste der engli-
schen Flotte sehr stark ausgewirkt haben. Es scheint, daB die Englander im Mittelmeer nach der Ver-
senkung des Schlachtschiffes „Barham" und eines Flugzeugtragers durch deutsche U-Boote und der
Beschadigung weiterer dreier GroBkampfschiffe nicht mehr iiber kampffahige Schlachtschiffe verfii-
gen, wodurch der Krieg in Libyen, der zu Lande und zur See besonders schwere Nachschubprobleme
aufwirft, sein Gesicht sehr zugunsten der Achsenmachte verandert hat.
Der Fiihrer hat in seiner Proklamation zur zweiundzwanzigsten Jahresfeier der Verkiindung des Par-
teiprogramms der NSDAP sein erstmaliges Fernbleiben von dieser traditionellen Feier damit begriin-
det, daB er das Hauptquartier gerade in der Zeit nicht verlassen konne, „in der sich ein Winter seinem
99 Ende nahert, von dem unsere Gegner alles erhofft haben, und die Vorbereitungen getroffen werden fur
die endgiiltige Auseinandersetzung und Abrechnung mit jener Verschworung, die von den Bankhau-
sern der plutokratischen Welt bis in die Gewolbe des Kreml das gleiche Ziel verfolgt" (siehe Seite 71).
Zum Unterschied von Roosevelt, der es liebt, mit groBen Zahlen iiber das, was man angeblich produ-
zieren will, Eindruck zu machen, wird in Deutschland naturlich iiber Kriegsvorbereitungen und -
riistungen nur in Andeutungen gesprochen.
In dem von den deutschen Waffen beherrschten europaischen Raum sind wahrend des Monats Februar
in zwei Gebieten, namlich in den Niederlanden und in Norwegen, bedeutsame Ereignisse zu verzeich-
nen. In Norwegen ubernahm am 1 . Februar Vidkun Quisling die Ministerprasidentschaft und bildete
ein neues Kabinett (siehe Seite 90). Die Bildung der Regierung Quisling ist als ein neuer Schritt zum
Aufbau des neuen Europa zu bewerten, in dem die von den Achsenmachten zuerst entwickelten Ord-
nungsprinzipien vorherrschen werden.
Im gleichen Sinn diirfte eine Rede zu verstehen sein, die der Leiter des NSB in den Niederlanden, M u
s s e r t, vor den Fiihrern des niederlandischen Arbeitsdienstes am 18. Februar gehalten hat, und in der
er ausfuhrte, in der Erziehung bilde der Arbeitsdienst nur ein Bindeglied zwischen Elternhaus und
Wehrmacht. In Zukunft werde der niederlandische Soldat einen Teil der groBen germanischen Wehr-
macht bilden und dort sein Vaterland verteidigen, wo dies notig sei. Das englische Imperium gehe
jetzt zugrunde, und die Art, durch die der niederlandische Kolonialbesitz an englische Garantien ge-
bunden wurde, mache es moglich, daB auch noch der letzte Rest dieses Kolonialbesitzes verloren gehe.
Energisch und zielbewuBt musse daher das niederlandische Volk an die Arbeit gehen, um sein neues
Schicksal zu meistern. Aufgabe des Arbeitsdienstes wird es daher sein, die niederlandische Jugend zu
lehren, daB sie einen neuen Weg in die Zukunft bahnen musse.
Die Niederlande, die bis zum Westfalischen Frieden, jenem politischen Instrument, das die Einheit des
mittelalterlichen Deutschen Reiches so verhangnisvoll zerstorte, zum Reich gehort hatten, die dann
zeitweilig eine europaische GroBmacht waren, standen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert
eigentlich zwischen Europa und England und waren zugleich eine pazifische Macht. Ihre Stellung im
Weltkriege und in der Zeit nachher hat diese Zwischenstellung noch verstarkt, und der Aufstieg des
100 Nationalsozialismus zur Macht in Deutschland hat dann dazu gefuhrt, daB diese Zwischenstellung sich
zu einer solchen gegen das neue Europa an der Seite Englands entwickelte. Ihre fuhrenden Schichten
fuhlten sich geistig und politisch in Paris und London zu Hause. Sie waren liberalistisch, parlamenta-
risch-demokratisch und kapitalistisch und sahen hinsichtlich ihres Kolonialreiches, das fur sie ein
Hauptquell ihrer kapitalistischen Position war, in England die Garantie des Status quo. So banden sie
ihr Schicksal an das Englands. Wie weit dieses Einverstandnis ging, hat neuerdings das am 18. Febru-
ar veroffentlichte Dokument aus den Papieren Daladiers erwiesen (siehe Seite 73). Es ist ein Bericht
des franzosischen Gesandten im Haag, Vitrolles, iiber ein Gesprach mit dem niederlandischen Au-
Benminister. Es ergibt sich daraus, daB dieser nicht nur iiber die innere Struktur Deutschlands sich
wirklichen Wahnvorstellungen hingab, sondern sich auch einbildete, Mittel zu besitzen, um eine Art
politischen Umsturzes in Deutschland herbeizufuhren. Von dem gewaltigen ProzeB der Umformung,
in dem sich Europa befindet, hatte er nicht einen Hauch verspiirt.
So ist denn die Entwicklung im niederlandischen Mutterlande und in den Kolonien liber die fuhrenden
Schichten und iiber die Positionen, die sie in Europa und im Pazifik einnahmen, hinweggegangen.
Aber geblieben ist das Volk mit all den groBen Werten, die es besitzt, und mit seiner starken volki-
schen Kraft. Der Wiedereinbau dieser Werte in Europa und ihr Einsatz fur den europaischen Aufbau
ist eine groBe Aufgabe, die auBerlich vielleicht weniger glanzend, im finanziellen Ergebnis fur die
bisherige kapitalistische Oberschicht weniger ergiebig sein wird, die jedoch fur die breiten Massen auf
die Dauer segensreicher sein diirfte als der friihere Zustand.
Ein Land, das lange eine Zwischenstellung anderer Art eingenommen hat, namlich zwischen Europa
und dem Osten, hat sich rechtzeitig und im BewuBtsein seiner vitalen Interessen und, ohne sich in
dieser Entscheidung durch noch so starke gegenteilige Einflusse beirren zu lassen, fur Europa ent-
schieden und kampft mit auBerster Kraft und Konsequenz fur diese Entscheidung, Finnland. Der finni-
sche Staatsprasident, Ryti, hat in einer Rede, die er zur Eroffnung der ersten Sitzung des finnischen
Reichstages im Jahre 1942 am 3. Februar hie It, die auBenpolitische Lage Finnlands eindeutig klarge-
stellt. Im Verlaufe der finnischen Geschichte habe es, von RuBland abgesehen, keinen Feind gegeben,
der es versucht hatte, Finnland durch Krieg zu erobern. RuBland jedoch habe zu diesem Zweck etwa
funfundzwanzig Kriege gegen Finnland gefuhrt, auch in Zukunft brauche Finnland kaum Eroberungs-
versuche von anderer Seite zu furchten. Der gegenwartige Kampf musse bis zum siegreichen Ab-
schluB gefuhrt werden, denn der Bolschewismus sei fur Finnland und ganz Europa immer noch die
101 groBte Gefahr. Deutschland sei die einzige GroBmacht, die in ostlicher Richtung dieselben Interessen
habe wie Finnland, zugleich habe es die Moglichkeit, fur Finnland im Osten wirksam einzutreten. Die
treue Waffenbruderschaft gegen den Bolschewismus zwischen Deutschland und Finnland sei deshalb
unter alien Umstanden naturlich. Finnland hat sich eindeutig fur das neue Europa erklart, fur das es
mit dem vollsten Einsatz und Heldenmut kampft.
SchlieBlich ein drittes .Land, das zu Europa eine Zwischenstellung, freilich in ganz anderer Weise,
einnimmt, die Turkei. Deutschlands Verhaltnis zu ihr fand in der Wiener Wochenzeitschrift „Sudost
Echo' in einem .Leitartikel, der als inspiriert bezeichnet wurde, eine bemerkenswert klare Charak-
terisierung in folgenden fiinf Punkten:
1 . Der naturliche Wirtschaftspartner der Turkei ist das von Deutschland organisierte neue Europa. In
normalen Zeiten erschienen England und Nordamerika nicht als Abnehmer wesentlicher Giiter auf
dem turkischen Markt, wahrend die gesamte turkische Erzeugung muhelos von Europa aufgenommen
werden kann.
2. Die Turkei als europaische Macht kann niemals am Schicksal Europas in seiner Gesamtheit unin-
teressiert sein. Sofern die Turkei ihr Interesse an der europaischen Neuordnung bekundet und durch
Taten beweist, bestehen keine Hemmnisse, sie daran auch zu beteiligen.
3. Deutschland anerkennt die europaische Stellung und die Mission der Turkei als Huter der Meeren-
gen.
4. Deutschland befreit Europa und damit zugleich auch die Turkei von einem jahrhundertealten
moskowitischen Druck.
5. Deutschland bejahte seit je riickhaltlos die nationale Revolution des groBen Kemal. Zwischen
Deutschland und der Turkei hat eine alte Freundschaft bestanden und auch heute sind keine Gegensat-
ze vorhanden.
Im Grunde handelt es sich fur die vier genannten Staaten, Norwegen, die Niederlande, Finnland und
die Turkei, in sehr verschiedener Weise um die gleichen Probleme, um ihr Verhaltnis zu Europa, ihre
Stellung in ihm, um die Frage, ob sie fest und unzweifelhaft zu dem groBen Landerblock gehoren wol-
len, an dem sie geographisch teilnehmen, jeder von ihnen in andersartiger Randlage. Die traditionelle
Stellung Englands zu Europa, diese fur Europa so gefahrliche Sonderstellung und Gegenstellung und
die aus ihr entwickelte Moglichkeit, die europaischen Staaten gegeneinander in Bewegung zu setzen,
die in der Randlage befindlichen besonders stark an England heran und von Europa abzuziehen und
jede Einheit Europas immer wieder zu verhindern, hat wesentlich das Schicksal und die wirtschaftli-
che und politische Haltung dieser Staaten bestimmt.
102 Jetzt, wo es sich um die Beseitigung dieser Sonder- und Gegenstellung Englands zu Europa und um die
Begriindung einer europaischen Einheit handelt, die ganz naturlich um die Mitte des Kontinents sich
aufbaut und von der Mitte aus bestimmt wird, ist es klar, daB sich bei den in Randlage befindlichen
europaischen Staaten grundlegende Wandlungen der politischen und wirtschaftlichen Struktur und
ihrer Orientierung vollziehen miissen.
Das ungeheure und so faszinierende Geschehen, das wir miterleben, schreitet iiberall fort, und der
tragische Irrtum, den die fuhrenden Schichten in Norwegen und den Niederlanden begingen, als sie die
Zeichen der Zeit nicht sahen oder nicht verstehen wollten, enthiillt sich immer deutlicher. Finnland
hat, durch schweres Leid erleuchtet, den rechten Weg beschriften. Die Turkei hat mindestens nicht den
falschen betreten.
Auch Frankreich liegt am Rande Europas, hat sich dem Gang des europaischen Schicksals entgegen-
gestellt, und ist von ihm niedergestreckt worden. Die naturlicherweise fur jeden nachdenklichen Fran-
zosen bedriickende Frage, wie es dazu kam, warum sich das ereignete und welcher Sinn hinter diesem
schmerzlichen Geschehen steht, hat zu dem ProzeB gefuhrt, der am 19. Februar in der alten, einige
dreiBig Kilometer von Vichy entfernt liegenden Juristenstadt Riom begann. Die Schuldfrage, um die
es sich bei diesem ProzeB handelt, ist aber unverstandlicherweise von vornherein bewuBt auf die Frage
nach der Schuld an der franzosischen Niederlage eingeschrankt worden, und zwar noch in einem ganz
bestimmten Sinn. Der Begriff der Niederlage wird auf das rein juristische beschrankt, d. h. die Ange-
klagten haben sich zu verantworten gegeniiber dem Vorwurf, daB sie den Krieg militarisch ungenii-
gend vorbereitet und schlecht gefuhrt haben. Nicht warum die Regierung Daladier Deutschland am 3.
September 1939 den Krieg erklarte und warum sie das Friedensangebot des Fuhrers nach dem Zu-
sammenbruch Polens ausschlug, auch nicht nach den Einflussen wird gefragt, welche die franzosi-
schen Politiker damals zu diesen Handlungen veranlaBt haben. Die politische Verantwortung soil
grundsatzlich unerortert bleiben. Warum dies geschieht, haben nationalistische Blatter aus dem unbe-
setzten franzosischen Gebiet mit aller Deutlichkeit erklart: D i e Aufrollung der Frage der politischen
Verantwortlichkeit fur Krieg und Niederlage wiirde die Kriegsschuld Frankreichs erweisen und auch
einen sehr harten Friedenrechtfertigen.
Es liegt auf der Hand, daB dies ein kurzsichtiges Verfahren ist. Es laBt sich sehr wohl dariiber streiten,
ob ein ProzeB zur Feststellung der Schuld an einem verlorenen Kriege uberhaupt sinnvoll ist, aber
wenn man ihn beginnt, dann soil man am Kern der Sache nicht vorbeigehen. Frankreich hatte um so
103 mehr Grund dies zu tun, als nach allem, was uns die bisher veroffentlichten Dokumente enthiillt haben,
heute schon als feststehend gelten kann, daB eine Gruppe mittelmaBiger Politiker unter judischem
EinfluB und unter dem Londons und Washingtons den Krieg erklart und auch nach dem Zusammen-
bruch Polens nicht beendigt hat, weil die Einflusse, durch die sie dazu bestimmt wurden, dahin zielten,
die neuen Ideen und politischen Formen, die von den Achsenmachten heraufgefuhrt wurden, mit der
Macht der Waffen niederzuwerfen, da man sich ihrer anders nicht erwehren zu konnen glaubte.
Die Fragestellung im ProzeB von Riom ist ein typischen Ausdruck der unentschlossenen, abwartenden
Politik Vichys, die man Attentismus zu nennen sich gewohnt hat. Man mochte zwar gerne in Riom
dem parlamentarisch-demokratischen Regime der dritten Republik den ProzeB machen, um das, was
man „nationale Revolution" zu nennen pflegt, namlich die Existenz des gegenwartigen Regimes Pe-
tain, zu rechtfertigen. Zugleich dem Biindnis mit Polen und England und dem Hauptkriegsverantwort-
lichen, Roosevelt, der traditionellen, hegemonialen Europapolitik nach den Grundsatzen Richelieus,
die sich in der Kriegserklarung wegen Danzig und dem Korridor ausdriickte, den ProzeB zu machen,
dazu ist man in Vichy aber keineswegs bereit. Denn hieraus muBte sich zwangslaufig der SchluB erge-
ben, daB die franzosische Politik vollig fehlging, indem sie sich Europa widersetzte, und daB nur in der
eindeutigen, entschlossenen Einordnung in das von den Achsenmachten gefuhrte neue Europa unter
Verzicht auf jeden KompromiB zwischen Europa und dem angelsachsischen Wertimperialismus das
Heil Frankreichs liegt.
Dies alles, obwohl London und Washington keine Gelegenheit versaumen, um den fruheren Bundes-
genossen zu miBhandeln und zu schadigen. Sie betreiben der Regierung in Vichy gegeniiber eine Poli-
tik der systematischen Vergewaltigung und Einmischung in rein franzosische Angelegenheiten.
Das groBte Schiff der Welt, der Stolz der franzosischen Handelsflotte, der Luxusdampfer „Norman-
die", der in einem USA-Hafen lag, ist schon vor Monaten von der USA-Regierung „beschlagnahmt"
worden. Er sollte zum Flugzeugtrager umgebaut werden und ist, offenbar infolge Fahrlassigkeit, in
Brand geraten und gekentert. Dies wurde in Frankreich als ein wahres nationales Ungliick empfunden.
Allzu sachlich und in dem offenbaren Bestreben, die Amerikaner ja nicht zu reizen, gab die franzosi-
sche Admiralitat am 13. Februar folgendes bekannt:
„Um jedes MiBverstandnis zu vermeiden und um gewissen Geriichten ein Ende zu setzen, muB festge-
stellt werden, daB der franzosische Passagierdampfer ,Normandie', der seit September 1939 im Hafen
104 von New York festlag, von der USA-Regierung am 16. Dezember 1941 requiriert worden ist. Die
franzosische Besatzung wurde gleichzeitig ohne weitere Umstande aufgefordert, das Schiff zu verlas-
sen. Sie wurde durch eine amerikanische Besatzung abgelost. Weder die franzosische Besatzung noch
die Companie Generale Transatiantique noch die franzosische Admiralitat tragen die Verantwortung
an der jetzt eingetretenen Katastrophe. Die franzosische Regierung erwartet, daB die Regierung der
USA sich zu der ,legitimen Kompensation' auBert, die sie versprochen hatte, als sie von dem Schiff
Besitz nahm und zu seiner Requirierung schritt. Eine in diesem Sinne gehaltene Note der franzosi-
schen Regierung an die Washingtoner Regierung diirfte vom franzosischen Botschafter in Washing-
ton, Henry Haye, uberreicht werden oder bereits uberreicht worden sein."
Die Angelegenheit der Besetzung der beiden Inseln Saint Pierre und Miquelon durch Streitkrafte des
Verratergenerals de Gaulle hat sich auch im Monat Februar weiter hingeschoben, ohne daB den wie-
derholten Forderungen Vichys auf Wiederherstellung der franzosischen Souveranitat stattgegeben
worden ware. Es kann kaum mehr ein Zweifel sein, daB die Besetzung durch die Leute de Gaulles im
Einverstandnis mit USA und England stattgefunden hat, und daB alle gegenteiligen Behauptungen
glatte Liigen sind.
Die englische Niederlage auf der malaiischen Halbinsel, der Fall Singapurs und das Vordringen der
Japaner in Hollandisch-Indien wurden von der englischen und USA-Presse immer wieder damit be-
griindet, daB Franzosisch-Indochina mit Japan ein Abkommen iiber die gemeinsame Verteidigung
abgeschlossen und damit Japans Truppen den Weg nach Siam, Burma und Malaya geoffnet habe.
Auch von einer anderen Kolonie Frankreichs, der Insel Madagaskar im Indischen Ozean, war plotzlich
viel die Rede. Es wurden Meldungen ausgestreut, nach denen Frankreich mit Japan ein geheimes Ab-
kommen geschlossen hatte, durch das Madagaskar den Japanern zwecks Errichtung von Marine- und
Luftstutzpunkten iiberlassen werden sollte, doch offenbar nur, weil England selbst ein Auge auf diese
Insel geworfen hat, die freilich eine groBe strategische Wichtigkeit gewinnen wurde, wenn die Japaner
erst in die westliche Halfte des Indischen Ozeans vorgedrungen sein wurden.
Die englisch-amerikanischen Kriegs- und Weltherrschaftsplane sind auch fur die beiden Staaten der
iberischen Halbinsel, Portugal und Spanien, eine stete Gefahr. Die Erkenntnis derselben und das Be-
muhen, sich iiber sie auszusprechen und zu verstandigen, hat offensichtlich zu der Begegnung zwi-
schen Portugals Ministerprasidenten S a 1 a z a r und Spaniens Staatschef Franco und seinem Au-
105 Benminister Serrano Suner in Sevilla am 12. und 13. Februar gefuhrt. Am 13. Februar wurde iiber die
Begegnung folgende amtliche Mitteilung gegeben:
„In Verfolg des Freundschafts- und Nichtangriffspaktes vom 17. Marz 1939 und des Zusatzabkom-
mens, welches die spanische und portugiesische Regierung unterzeichneten und worin ein direkter
Meinungsaustausch zwischen beiden Regierungen vorgesehen ist, haben der spanische Staatschef,
Generalissimus Franco, der AuBenminister Spaniens, Serrano Suner, und der Ministerprasident und
AuBenminister Portugals, Oliveira Sala-zar, am Donnerstag in Sevilla eine Zusammenkunft gehabt.
Bei dieser Zusammenkunft wurden im Geiste der Freundschaft und der Gleichartigkeit, welche die
Beziehungen beider Lander der Ibero-Halbinsel kennzeichnet, sowohl die durch die gegenwartige
Weltlage bedingten allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Probleme wie auch die internen Fra-
gen der beiden Staaten besprochen.
Es wurde beschlossen, kiinftig zur Wahrung der gemeinsamen Interessen einen moglichst engen Kon-
takt aufrechtzuerhalten, und zwar im Rahmen der getroffenen Abmachungen. Der Konferenz wohnten
der spanische Botschafter in Portugal, Nicolas Franco, sowie der portugiesische Botschafter in Spani-
en, Theodonio Pereira, bei."
Die Presse beider Lander fuhrte im AnschluB an diese amtliche Mitteilung aus, Spanien und Portugal
bildeten einen Block, der den augenblicklichen Schwierigkeiten entgegentrete und der sich auf die
Gleichheit von aus geographischen und geschichtlichen Wirklichkeiten hergeleiteten Interessen griin-
de. Spanien und Portugal wollen angesichts drohender Gefahren sich aneinander anlehnen und denen,
die sie mit Gefahr bedrohen, diese Blockbildung zum BewuBtsein bringen. Dies ist der Sinn der Zu-
sammenkunft von Sevilla.
Portugal hat am 8. Februar seinen Staatsprasidenten C a r -m o n a mit sehr groBer Stimmenmehrheit
wiedergewahlt und dadurch zum Ausdruck gebracht, daB es die von Carmona und Salazar gefuhrte
Politik, die dem Lande zum groBten Segen geworden ist, weiter fortgesetzt sehen will.
Die Tatsache, daB auf der iberischen Halbinsel zwei autoritare Staaten bestehen, deren antibolschewi-
stische und antidemokratische Haltung fur ihr Regime eine Lebensfrage bedeutet, ist nicht nur im Sin-
ne der zukunftigen Neuordnung Europas, sondern auch fur den gegenwartigen Krieg von groBer Be-
deutung. Dies wird deutlich, sobald man sich das Gegenteil vorstellt, namlich ein parlamentarisch-
demokratisches Portugal, das dann naturlich ganz englisches EinfluBgebiet ware, und ein Volksfront-
Spanien mit bolschewistischen Tendenzen. Die Lage im Mittelmeer und in Sudwesteuropa hatte unter
solchen Umstanden ein ganz anderes Gesicht. Kein Wunder, daB auf der iberischen Halbinsel viel
106 angelsachsische Intrige gesponnen wird, und daB dabei die infolge Biirgerkrieg und gegenwartiger
Blockade recht schwierigen wirtschaftlichen Verhaltnisse in Spanien, die auch in Portugal nicht feh-
len, hierbei moglichst ausgenutzt werden. Aber beide Staaten erscheinen innerlich stark genug, um
sich solcher Gefahren zu erwehren. Bieten sich so fur den angelsachsischen Imperialismus in Europa
kaum noch irgendwelche Ansatzpunkte, so erleidet er auf der anderen Seite des Erdballs, in Ostasien,
einen ungeheuren Zusammenbruch.
Der Siegeslauf der japanischen Wehrmacht ist auch im Monat Februar mit derselben unaufhaltsamen
Kraft und prazisionsartigen Sicherheit weitergegangen, wie in den beiden ersten Monaten nach Japans
Kriegseintritt, ja, er hat auf einen Hohepunkt von wahrhaft weltgeschichtlicher Bedeutung gefuhrt, zur
Eroberung Singapurs, in das die ersten japanischen Truppen am 11. Februar, am zweitausendsechs-
hundertzweiten Griindungstag des japanischen Kaiserreiches, eindrangen, und dessen Kommandant,
der englische General Percival, am 15. Februar bedingungslos kapitulierte, nachdem es der japani-
schen Armee am 8. Februar gelungen war, die StraBe von Johore, den Meeresarm, der die Insel Singa-
pur von der Halbinsel Malaya trennt, im kiihnen Angriff zu iiberqueren. Der Bericht, den das Haupt-
quartier des Tenno am 21. Februar liber diesen siebentagigen Feldzug gegen die Insel und Festung
Singapur herausgab, besagt, daB die japanischen Streitkrafte in dieser Zeit mehr als 73 000 britische
Soldaten gefangen genommen, 300 Geschiitze, 2000 Maschinengewehre, 50 000 Gewehre, 200 Panzer
und Panzerwagen, 10 000 Automobile, zahlreiche Schiffe und enorme Mengen von Kriegsmaterial
erbeuteten. Die Befestigungen der Insel haben sich als eine riesige Fehlrechnung erwiesen. Die Insel
war nur als Seefestung, d. h. nur gegen einen Angriff von See her, gebaut, und die gewaltigen Batteri-
en, die im Fort Changi die Einfahrt in den Kriegshafen verteidigen sollten, erwiesen sich als vollig
wirkungslos. Diese Giganten der Artillerie mit Kaliber 45 cm, Geschutzrohren von dreiBig Meter Lan-
ge und einer SchuBweite von dreiBig Meilen kamen uberhaupt nicht zum SchuB, da sie gar nicht in die
Richtung schieBen konnten, aus der angegriffen wurde.
Wenn man sich vergegenwartigt, welche Bedeutung Singapur im System des englischen Empires zu-
kam, wie sehr es geradezu den Stolz und die Macht Englands im Fernen Osten symbolisierte, welch
groBe Mittel England fur seine Befestigung in der Zeit nach dem Weltkriege ausgab, daB diese Seefe-
stung fur jeden Briten als vollig uneinnehmbar gait, wie wenig der Gedanke, daB diese Verkorperung
der englischen Weltmachtstellung von einem der ostlichen Volker angegriffen, geschweige denn er-
107 obert werden konnte, noch vor einem Jahr uberhaupt in Erwagung gezogen worden ware, dann versteht
man die Niedergeschlagenheit der englischen Unterhandler, die zu den Kapitulationsverhandlungen
mit dem japanischen Oberbefehlshaber an der Malaya-Front gekommen waren. Japanische Augenzeu-
gen haben uns von dieser Begegnung berichtet. Man versteht erst recht die Besturzung und die tiefe
Besorgnis, die der Fall Singapurs iiberall in England ausloste.
Uber die militarische und politische Tragweite der Eroberung von Singapur liegen von japanischer
Seite bemerkenswerte AuBerungen vor. Japans Militar- und Luftattache in Rom erklarte dazu in einem
Presse-Interview:
Diese Eroberung eroffnet ein neues Kapitel fur die Bildung GroB-Ostasiens. Roosevelt hatte erklart,
der Fall Singapurs sei die groBte Gefahr fur die Amerikaner, da sie dadurch Japan nicht mehr blockie-
ren konnten. „Das englische Imperium ist nunmehr ein Nachen, in dem durch ein nicht zu schlieBen-
des Loch Wasser eindringt." Ohne Singapur existiert kein Burma, kein Australien, kein Indien, kein
Niederlandisch-Indien und kein englisches Imperium mehr. Englander und Amerikaner werden ge-
trennt, wahrend die Streitkrafte der Achse sich einander nahern, eine Tatsache, die unter den Laien im
WeiBen Hause und Downing Street Besturzung hervorrufen wird. Wirtschaftlich werden sich die Staa-
ten der Achse erganzen, ihr Kriegspotential wird sich gleichfalls erhohen. Die Traume Roosevelts und
Churchills werden immer nur Wunschtraume bleiben. Die fur ihre Aufrustung so notwendigen Roh-
stoffe sind nun in Japans Handen, die gerade mit diesen Rohstoffen besiegt werden sollten.
Der japanische Admiral Suetsugu schrieb am 16. Februar, es werde nicht mehr lange dauern, dann
werde auch das Schicksal der feindlichen Flottenbasen Surabaya auf Java und Port Darwin in Austra-
lien besiegelt sein. Alle iibrigen Flottenstutzpunkte des Gegners im Siidpazifik seien bereits in den
Handen der Japaner. Singapurs Fall bedeute daher nicht nur die endgiiltige Vertreibung Englands aus
Ostasien, sondern auch den Verlust Australiens, Neuseelands und Niederlandisch-Indiens, was wie-
derum das Ende der Beherrschung des Indischen Ozeans sowie Indiens zur Folge haben werde. Die
Eroberung Singapurs sei das Vorspiel fur den Zusammenbruch der englischen Weltmacht.
Japans Ministerprasident Tojo richtete im Rahmen einer Massenkundgebung im Hibiya-Park anlaBlich
der Feier des Falles von Singapur eine Ansprache an die japanische Nation. Er erklarte, daB der ma-
laiische Feldzug die Tapferkeit und den Wert der japanischen Offiziere und Soldaten bezeugt hat. „Mit
dem Fall Singapurs ist der Schlusselpunkt der angelsachsischen Vorherrschaft in Ostasien in unsere
108 Hande gefallen und die Fundamente fur den Aufbau eines groBeren Ostasien werden jetzt erstehen. Die
Einnahme von Singapur bedeutet die Geburt eines neuen Asien und einen Wendepunkt der Weltge-
schichte. Die Entwicklung des Krieges im Pazifik hat die groBen Fehler der englischen und amerikani-
schen Regierenden enthiillt, welche die wirkliche Macht Japans unterschatzt und versucht haben, Ja-
pan durch eine Wirtschaftsblockade und bewaffnete Einkreisung zu unterwerfen. " Tojo forderte die
Japaner auf, ihre Anstrengungen auch weiterhin mit denen Deutschlands und Italiens zu vereinigen,
bis die Feinde der Achsenmachte niedergezwungen sind.
Der Sprecher der japanischen Gesandtschaft in Hanoi sprach am 23. Februar von der Notwendigkeit,
die Briten aus Aden und Suez zu vertreiben und eine Verbindung zwischen Europa und Asien herzu-
stellen. Dadurch konnte auch Deutschland aus der Eroberung der Gummi- und Olgebiete durch die
Japaner Nutzen ziehen, um den Krieg zu einem baldigen AbschluB zu bringen. Japan verfuge jetzt
liber mehr Gummi und 01, als es benotige.
DaB man mindestens die militarische Bedeutung des Falls von Singapur in London ahnlich einschatzte
wie in Tokio, zeigt unter vielen Stimmen eine AuBerung des militarischen Korrespondenten des „Dai-
ly ExpreB" vom 13. Februar. Er fragte: „Was geschieht nach Singapur? Wenn es den Japanern gelan-
ge, auch noch Sumatra, Java und Burma zu erobern, dann wird ihre militarische Position im siidwestli-
chen Pazifik so stark, daB man sie ihnen nicht so leicht wieder abringen kann." Samtliche Flottenstutz-
punkte befanden sich dann in ihren Handen und die nachstgelegenen Stiitzpunkte der Verbiindeten
seien dann Port Darwin und Pearl Harbour. Dabei sei Port Darwin nur im begrenzten Umfange ein
Stutzpunkt, denn es sei nicht ganz dafur eingerichtet. Das Bild, das man heute von der militarischen
Lage in Ostasien entwerfen konne, sei vom Standpunkt der Verbiindeten auBerst duster und sogar me-
lancholisch.
Wie systematisch Japan in den eroberten Gebieten vorgeht, ergibt sich aus einer Meldung aus Tokio
vom 19. Februar, wonach tags zuvor die japanische Militarverwaltung im Gesamtgebiet Malayas ihre
Tatigkeit aufgenommen habe. In alien Provinzen seien Verwaltungsorgane eingerichtet worden, ein-
schlieBlich in Singapur. Eine der Hauptaufgaben der japanischen Verwaltungsorgane auf der Insel
Singapur sei der Wiederaufbau des Hafens und seiner militarischen Einrichtungen.
Aber die Halbinsel Malaya mit Singapur ist in japanischer Hand nicht nur ein Riegel gegen den Golf
von Bengalen, sie ist zugleich eine LandbriickenachBurmaundlndien, die Ansatzstelle des letzten
Glieds der Kette fur die Einkreisung Tschungking-Chinas, dessen vollige AbschlieBung vom Handels-
110 verkehr mit USA und England durch die Unterbrechung der BurmastraBe nunmehr eine greifbare
Moglichkeit geworden ist.
Japans Wehrmacht hatte bald nach den ersten gelungenen Landungen auf der Malaya-Halbinsel nicht
nur den Marsch nach Siiden auf Singapur, sondern auch nach Norden auf R a n -g u n angetreten. Man
darf nie vergessen, daB der gegenwartige Krieg in Ostasien aus dem japanisch-chinesischen Konflikt
entstanden ist, der schon im funften Jahre wahrt. Immer weiter stieB Japan wahrend dieser Zeit in den
chinesischen Raum hinein und suchte ihn zugleich in immer weiter gespanntem Bogen von den Gren-
zen Mandschukuos bis hinunter nach Indochina zu umfassen. Der Schutzvertrag mit Franzosisch-Indo-
china, schlieBlich das Biindnis mit Thailand spannten den Kreis der Umfassung bis zu den Grenzen
Burmas. Die Landung starker japanischer Armeen auf der Halbinsel Malaya und der Vormarsch gegen
Rangun sollen den Kreis nun schlieBen und die BurmastraBe, die letzte Verkehrsader, durch die
Tschungking das Rustungsmaterial zur Fortsetzung des Krieges aus den Vereinigten Staaten und Eng-
land zustromt, versperren. Nach dem Fall Singapurs kann der von Rangun nur noch eine Frage ganz
kurzer Zeit sein.
Die Eroberung Burmas wiirde aber Japan nicht nur dem Ende des Krieges in China durch die Nieder-
werfung Tschiangkaischeks greifbar nahebringen, sondern ihm auch den Weg nach dem wichtigsten
Stuck des englischen Weltreiches, nach Indien, offnen, dessen Kaiserkrone seine groBbritannische
Majestat bekanntlich tragt. Der Golf von Bengalen, an dessen nordlichem Ende Kalkutta, und an des-
sen sudwestlichem Ceylon liegt, ist fur die japanischen Bombengeschwader und seine Seestreitkrafte
geoffnet. Indien ist in Gefahr. Japan hat offenbar nicht die Absicht, vor seinen offenen Toren stehen zu
bleiben. Es gibt schon einen indischen Nationalrat, indische Gesellschaften zur Unterstutzung Japans
in japanischen Stadten, ein „Freies indisches Hauptquartier" in Bangkok, und Ministerprasident T o j o
erklarte in seiner Reichstagsrede vom 16. Februar, daB Indien jetzt die beste Gelegenheit habe, den
riicksichtslosen Despotismus GroBbritanniens abzuschiitteln und ein „Indien fur die Inder" herzustel-
len.
Die gewaltige Kraftanstrengung, die der erstaunlich schnelle und erfolgreiche Feldzug auf der Malaya-
Halbinsel und in Burma darstellt, hatte jedoch die japanische Wehrmacht nicht verhindert, gegen Nie-
derlandisch-Indien und Australien mit gleicher Energie und nicht geringerem Erfolg vorzugehen. Am
9. Februar fiel die Hauptstadt der Insel Celebes, Macassar, in japanische Hand, nachdem am 4. Febru-
ar in der Java-See ein groBer Teil der niederlandischen Flotte vernichtet worden war, wobei besonders
111 die japanische Marine-Luftwaffe, wie schon friiher gegen die englische und die USA-Flotte, wirksam
eingesetzt wurde. Mit welcher Griindlichkeit sich Japan auf die gegenwartige weltpolitische Ausein-
andersetzung vorbereitete, zeigen Erklarungen des Chefs der Luftwaffe im japanischen Marineministe-
rium, des Konteradmirals Matsunaga, gegeniiber der japanischen Zeitung „Yomiuri Schimbun" am 6.
Februar:
„Die auBerordentlichen Erfolge, die gerade Japans Marineluftwaffe in diesem Kriege erzielte, sind das
Ergebnis zwanzigjahriger, harter, bitterer Erfahrungen." Ebenso wie in der Schlacht auf der Hohe von
Malaya, diirften auch an der Java-Schlacht junge Piloten teilgenommen haben, die auf eine mindestens
sechsjahrige Ausbildung zuriickblicken. Die ersten drei Jahre werden fast ausschlieBlich auf Charak-
terbildung verwandt. Im ersten Jahre muB im jungen Piloten die Bereitwilligkeit geweckt werden, fur
die Sache des Vaterlandes zu sterben. Im zweiten Jahr wird er dahin erzogen, daB die Vernichtung des
Feindes wichtiger ist als sein eigener Tod. Erst vom dritten oder vierten Jahr an beginnt die fliegeri-
sche Ausbildung. Wahrend im vierten Jahr Motorentechnik und Fliegen einschlieBlich Kunstfliegen
gelehrt werden, werden ihm im funften die Kenntnisse im Nachtfliegen, Funken, SchieBen, Bomben-
abwerfen und Sturzfliegen beigebracht. AuBerdem erhalt der Pilot Unterricht im AbschieBen von Luft-
torpedos. Im sechsten Jahr wird das Landen auf dem Deck eines Flugzeugtragers gelehrt. Eine wirk-
lich erstklassige Ausbildung der Marineflieger erf or dert jedoch noch zwei weitere Jahre, in denen die
bis dahin gewonnenen Kenntnisse praktisch angewandt werden.
Am 3. Februar erfolgte der erste Massenangriff der japanischen Luftwaffe gegen den Hauptflotten-
stiitzpunkt Niederlandisch-Indiens, Surabaja auf Java, nachdem schon einige Tage vorher die Insel
Amboina, der zweitwichtigste Flottenstutzpunkt in Niederlandisch-Indien, von den Japanern erobert
worden und dabei die Seeverbindung nach Australien unter japanische Kontrolle gekommen war. Am
19. Februar erfolgte der erste groBe Luftangriff auf Port Darwin, Australiens nordliche Flotten- und
Luftbasis. Port Darwin bildete mit Singapur und Pearl Harbour ein vielberufenes weltpolitisches und
flottenstrategisches Dreieck, das als Riickgrat der seestrategischen Einkreisung Japans gait. Kein
Zweifel, daB die Japaner die Absicht haben, Port Darwin ebenso zu erobern wie Singapur.
Der sudostliche Teil Sumatras, der besonders reich an Olvorkommen ist, wurde von den Japanern kurz
nach der Kapitulation Singapurs, teilweise mit Hilfe von Fallschirmtruppen, besetzt. Schon am 17.
Februar auBerte der bekannte englische Kommentator Frazer:
Die Japaner befinden sich bereits in Sumatra, Borneo, Celebes und Amboina, so daB Java durch eine
112 Zangenbewegung eingeschlossen wird. Die Invasion zur See in Sumatra hat, wie Frazer weiter
bemerkte, nicht verhindert werden konnen. Die Alliierten sind nicht in der Lage gewesen, den riesigen
Geleitzug der Japaner anzugreifen. Die Schatten von Pearl Harbour, Manila, der Versenkung der „Re-
pulse" und „Prince of Wales", liegen noch iiber den Alliierten. Japan hat durch die Besetzung von
Palembang sich in den Besitz groBer Olvorrate gesetzt, deren Verlust fur die Alliierten sehr unbequem
ist. Japan hat die giinstigen Umstande in Ostasien intensiv ausgenutzt. Die Alliierten muBten sich zu-
riickziehen. Ihre Verluste im Dezember und Januar sind groBer als erwartet. Die Japaner konnen von
Singapur aus Sumatra, Java und Burma angreifen. Burma wird Japan groBe Vorteile bieten. Der chine-
sische Widerstand wird verschwinden und der Indische Ozean steht fur japanische Kriegsschiffe offen.
Auch konnen die Japaner nach Indien vorstoBen.
Hinsichtlich Australiens und Neuseelands erklarte Ministerprasident T o j o am 16. Februar, diese
Lander sollten einen unniitzen Krieg vermeiden, bei dem sie sich auf die USA und GroBbritannien
verlassen muBten. Die Zukunft Australiens wird davon abhangen, ob es Japan gegeniiber eine gerechte
und billige Haltung einnehmen wird.
Wie Tokio es wiederholt gegeniiber Niederlandisch-Indien getan hatte, bevor es zum Angriff schritt,
so bot es auch gegeniiber Australien und Neuseeland Verstandigung an. Aber es liegt auf der Hand,
daB diese englischen Dominien nicht daran denken konnen und wollen, etwa mit Japan irgendwelche
Sonderabkommen zu schlieBen, die natiirlich japanischerseits nicht ohne eine wirksame militarische
Kontrolle beider Dominien denkbar waren.
Eine besondere Erwahnung bedarf die Besetzung der portugiesischen Insel Timor durch die Japaner.
Am 20. Februar wurde in Tokio folgende Erklarung der japanischen Regierung bekanntgegeben:
„Am 17. Dezember des letzten Jahres landeten englische und niederlandisch-indische Truppen trotz
des Protestes des portugiesischen Generalgouverneurs auf dem portugiesischen Teil der Insel Timor
und besetzten dieses Gebiet. Seit diesem Zeitpunkt wurden zwischen England und Portugal Verhand-
lungen iiber den Riickzug dieser Truppen gefuhrt. Die portugiesische Regierung hat sich, wie es
scheint, um eine Anderung dieser Entwicklung bemiiht. Sie konnte jedoch bis jetzt noch keine Besse-
rung der Lage erzielen. Mit dem Fortschreiten der japanischen Operationen in dem niederlandisch-
indischen Teil der Insel Timor sehen sich die japanischen Streitkrafte nunmehr in Verfolg ihrer
Selbstverteidigung vor die Notwendigkeit gestellt, durch die Besetzung des portugiesischen Teiles der
Insel Timor die englischen und niederlandisch-indischen Truppen aus diesem Gebiet zu vertreiben."
113 „Die japanische Regierung wiirdigt voll die Lage Portugals, das durch das Vorgehen GroBbritanniens
und Niederlandisch-Indiens, deren Verhalten im Widerspruch zu den internationalen Gepflogenheiten
von Treue und Glauben steht, ernsten Schwierigkeiten ausgesetzt ist. Gleichzeitig stellt die japanische
Regierung fest, daB sie sich bereit erklart, die territoriale Unversehrtheit des portugiesischen Teils von
Timor zuzusichern. Die Regierung stellt ferner fest, daB sie nach Erreichung des auf Selbstverteidi-
gung begrenzten Zieles die japanischen Streitkrafte zuriickziehen wird, sofern die portugiesische Re-
gierung ihre neutrale Haltung aufrechterhalt. Japan verfolgt gegeniiber Portugal keine Absichten. "
Am gleichen Tage gab das kaiserliche Hauptquartier in Tokio bekannt, daB japanische Armee- und
Marinestreitkrafte in engster Zusammenarbeit eine erfolgreiche Landung in der Nachbarschaft der
Hauptstadt von Niederlandisch-Timor, Koerang, sowie der Hauptstadt von Portugiesisch-Timor, Deli,
durchgefuhrt hatten. Die Souveranitat Portugals iiber den portugiesischen Teil Timors werde japani-
scherseits anerkannt, und die Zuruckziehung der japanischen Truppen werde erfolgen, sobald das Ziel
der Operationen erreicht sei. Am 21. Februar gab Ministerprasident Salazar vor der portugiesischen
Nationalversammlung eine Erklarung ab und teilte mit, die portugiesische Regierung habe in Tokio
einen Schritt gegen die japanische Besetzung von Timor unternommen. Dieser Schritt hatte offenbar
den Zweck, den Rechtsstandpunkt Portugals und seine Souveranitatsanspruche hinsichtlich Timors zu
wahren.
Der Fortgang der Operationen der japanischen Wehrmacht wird nicht nur von knappen und sachlichen
Meldungen iiber die erzielten Erfolge, sondern auch von Erklarungen von Regierungspersonlichkeiten
begleitet, in denen Auskunft iiber die politischen, kulturpolitischen und wirtschaftlichen Absichten
gegeben wird, auf deren Verwirklichung die militarische Aktion abzielt. Die innere Einheit von Politik
und Kriegfuhrung kommt in ihnen mit bemerkenswerter Kraft zum Ausdruck.
In allgemeiner Form erklarte am 27. Februar der „ZentralausschuB der Bewegung zur Unterstutzung
des Kaiserthrones", der bekannten, vom Fiirsten Konoye ins Leben gerufenen politischen Einheitsbe-
wegung Japans: „Nach dem Fall wichtiger anglo-amerikanischer Stutzpunkte, von denen aus England
und Amerika Ostasien zu beherrschen versuchten, ist der Grundstein fur die Errichtung der neuen
groBasiatischen Ordnung gelegt. Das verdanken wir den hehren Tugenden seiner Majestat und den
heldenmutigen Anstrengungen von Japans Heer und Flotte. Wir Kampfer der Heimatfront verpflichten
uns hiermit, unser Bestes zu geben, um Ostasien durch Vernichtung Amerikas und Englands zu dauer-
haftem Frieden zu verhelfen."
114 Ausfuhrlicher auBerte sich Ministerprasident Tojo am 16. Februar vor dem japanischen Reichstag zur
Lage in Ostasien nach der Ubergabe von Singapur:
Der Fall Singapurs bedeute die Besetzung aller wichtigen britischen und USA-Stiitzpunkte in Ostasien
durch die japanischen Truppen, welche fortlaufend die Offensivoperationen in Burma weiterfuhren
wurden, um die britischen militarischen Stutzpunkte zu erobern und um diese anglo-amerikanische
VersorgungsstraBe fur Tschungking abzuschneiden. Die Japaner dachten nicht im geringsten daran,
die burmesische Bevolkerung als ihren Feind zu betrachten. Wenn die Bevolkerung Burmas bereit sei,
mit Japan bei der Abschuttelung der britischen Fesseln mitzuarbeiten, so werde Japan gern der Bevol-
kerung Burmas seine positive Arbeit zur Einrichtung eines „Burmas fur die Burmesen" gewahren.
Tojo bemerkte ferner, daB Indien jetzt die beste Gelegenheit habe, den riicksichtslosen Despotismus
GroBbritanniens abzuschutteln und am Aufbau der groBasiatischen Wohlstandssphare teilzunehmen.
..Japan erwartet, so fiihrte der Premier aus, daB Indien den ihm zukommenden Status eines „Indien fur
die Inder" wiederherstellen wird und daB es bei der Gewahrung von Unterstutzung fur die patrioti-
schen Anstrengungen der Inder sich nicht als geizig erweisen wird." Des weiteren versicherte Tojo,
daB Japan auch die Wunsche und die Tradition der Bevolkerung Niederlandisch-Indiens respektieren
werde, falls diese die Absichten Japans begreife und bereit sei, am Aufbau eines groBeren Ostasiens
mitzuarbeiten. Mit Bezug auf Tschungking-China erklarte Tojo, daB dieses angesichts des unauf-
haltsamen Vormarsches der japanischen Truppen in Burma dazu verurteilt sei, in Kiirze abgeschnitten
zu werden. Dem Regime Tschiangkaischeks, das isoliert und hilflos sei, werde Japan mit Entschlos-
senheit den Todesstreich versetzen. Doch die Einstellung Japans der Bevolkerung gegeniiber sei die,
daB es einen briiderlichen ZusammenschluB suche. Mit Bezug auf Sudamerika und andere neutrale
Staaten erklarte Tojo, er hege den festen Glauben, daB sie die wirklichen Absichten Japans verstehen
und sich nicht unter dem Druck der USA und Englands dazu veranlaBt sehen wiirden, fur diese die Ka-
stanien aus dem Feuer zu holen. Im iibrigen diirfte der Fall Singapurs kein Nachlassen in der Moral
des japanischen Volkes und keine Uberheblichkeit erzeugen. Japan werde mit seinen Verbundeten
noch enger zusammenarbeiten und die militarischen Operationen kraftvoll weiterfuhren, um den USA,
GroBbritannien und ihren Satelliten die vernichtendsten Schlage zu erteilen.
Der Chef der Militarangelegenheiten im japanischen Kriegsministerium, Generalmajor Sato, erklar-
te im Unterhaus am 10. Februar, England werde nach dem Zusammenbruch seines Imperiums totsi-
115 cher eine bloBe Kolonie Amerikas werden. Dies sei kein Krieg, der auf halbem Wege mit einem
Waffenstillstand beendigt werden konne. Japan werde seine Angriffe nicht einstellen, solange nicht
der Gegner endgiiltig niedergezwungen sei. Diplomatisch und militarisch habe sich Amerika in gera-
dezu aufsehenerregender Weise verrechnet.
Zur Frage des ostasiatischen WirtschaftsgroBraums wurde am 13. Februar aus Tokio gemeldet, das
japanische Kabinett habe die Schaffung einer ihm direkt unterstellten Kommission zur Untersuchung
aller mit dem Aufbau GroBostasiens zusammenhangenden Probleme beschlossen. Die Kommission,
deren Vorsitz Premierminister Tojo selbst fuhrt, wird aus hochstens vierzig Mitgliedern bestehen. Zu
Mitgliedern der Kommission werden befahigte Personlichkeiten aus militarischen, parlamentarischen,
pressepolitischen, diplomatischen und finanziellen Kreisen ernannt werden, damit alle verfugbaren
Kenntnisse und Erfahrungen fur die Verwirklichung der Ziele des groBasiatischen Krieges erfaBt wiir-
den.
Graf Hideo K o d a m a faBte am 12. Februar in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des zustandigen
Ausschusses die Politik der japanischen Regierung iiber die wirtschaftliche Entwicklung der Siidge-
biete folgendermaBen zusammen:
1. Die Rohstoffquellen sollen in genugendem AusmaB zur Kriegfuhrung wie zur Errichtung eines
groBasiatischen Wirtschaftsraumes mobilisiert werden.
2. Es sollen MaBnahmen getroffen werden, um die sudlichen Hilfsquellen zu sichern, den Transport
von Rohstoffen an feindliche Lander zu verhindern und die japanischen Truppen in den besetzten Ge-
bieten in lebenswichtigen Giitern autark zu machen sowie die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwi-
schen Japan und den Sudgebieten zu fordern.
3. Uber Nachfrage und Verteilung der einzelnen Warengattungen wird von den Zentralbehorden ent-
sprechend dem Materialmobilisierungsprogramm entschieden.
4. Zwecks voller Ausnutzung der verfugbaren Transportmoglichkeiten erfolgt der Warentransport
unter Leitung von Heer und Marine.
5. Export und Import werden ausschlieBlich von der Regierung geregelt.
6. Die Griindung neuer Unternehmungen bleibt einstweilen verboten, wird aber spater entsprechend
der Weiterentwicklung innerhalb festgelegter Grenzen gestattet werden.
Die dem japanischen Auswartigen Amt nahestehende Zeitung „Japans Times and Advertiser" um-
schrieb am 23. Februar die Grundsatze der japanischen Politik fur die Errichtung einer gesunden ost-
asiatischen GroBraumwirtschaft wie folgt:
116 1. Die Wirtschaft Franzosisch-Indochinas, Malayens, Niederlandisch-Indiens und der Philippinen war
bisher Ausbeutungsobjekt der kapitalistischen Lander Amerikas und Europas, die auch die wirtschaft-
lichen Richtlinien festlegten. Kiinftig werden diese Gebiete Bestandteile der gemeinsamen groBasiati-
schen Prosperitatszone bilden. Deshalb muB ihr Wirtschaftssystem mehr oder weniger groBen Veran-
derungen unterworfen werden.
2. Da der Goldstandard in der ganzen Welt suspendiert ist, ist die Regelung der Wahrungsfrage unter
den Landern Ostasiens auBerordentlich wichtig. Zweifellos besteht die dringende Notwendigkeit fur
den AbschluB eines allgemeinen, fur Ostasien giiltigen Wahrungsabkommens mit Japan als Mit-
telpunkt. Die Wahrungen der Lander GroBostasiens sollten daher ihre Beziehungen zum Sterling oder
Dollar losen und statt dessen sich dem Yen anschlieBen. Naturlich ist es nicht Japans Absicht, an Stel-
le Englands und der USA die Lander Ostasiens auszubeuten. Vielmehr besteht sein wahres Ziel in der
Emanzipierung der Volker Ostasiens aus den Klauen Englands und Amerikas. Daher wird Japan beim
AbschluB eines sich auf den japanischen Yen griindenden Wahrungsabkommens zweifellos die Inter-
essen der gesamten gemeinsamen Prosperitatszone und nicht die Vorteile Japans allein beriicksichti-
gen.
Botschaftssekretar K o m u r o von der Kaiserlich Japanischen Botschaft in Berlin sprach am 14. Fe-
bruar iiber die wirtschaftliche Kapazitat und die Bedeutung des groBasiatischen Raumes und fuhrte
folgendes aus: Die lebenswichtige Bedeutung dieses GroBraumes fur Japan ergibt sich daraus, daB
Japan noch starker als Deutschland und Italien ein ubervolkertes Land mit unzureichenden eigenen
Rohstoffquellen ist. Nachdem zunachst Mandschukuo und China als neue Versorgungsgebiete Japans
erschlossen werden konnten und damit eine fast vollige Selbstversorgung in Eisen und Kohle ermog-
licht wurde, wird nun der ostasatische GroBraum unter Fuhrung Japans durch den Eintritt Indochinas,
Thailands, der Philippinen, der Malaiischen Staaten, Burmas und Nieder-landisch-Indiens hinsichtlich
aller wichtigen Rohstoffe zu etwa 90% autark.
Reis z. B. als Hauptnahrungsmittel in diesem Raum wird jahrlich in einer Menge von mehr als 90 Mil-
lionen t erzeugt, wovon 4 Millionen t ausgefuhrt werden. Unter Beriicksichtigung Australiens kann
auch mit einem WeizenuberschuB gerechnet werden. An Futtermitteln ist im Hinblick auf den gerin-
gen Eigenbedarf der Bevolkerung dieses Raumes an Fleisch noch ein UberschuB fur die Ausfuhr vor-
handen. Ebenso ergibt sich ein ZuckeriiberschuB von 1,6 Millionen t. Bei den verschiedenen Olpflan-
zen macht der Ertrag insgesamt 2 1 Millionen t aus, wovon 2,4 Millionen t fur die Ausfuhr zur Verfu
117 gung stehen. SchlieBlich sind in diesem Zusammenhang noch die groBen Ausfuhruberschusse an Tee,
Tabak und Kaffee von bester Qualitat zu erwahnen. Bezuglich der Mineralien hat der ostasiatische
GroBraum eine Monopolstellung fur Zinn, Antimon und Wolfram. Dariiber hinaus liefert er rund 10
Millionen t Erdol sowie groBe Mengen an Kohle, Eisenerz und Chromerz.
Die Frage, ob Japan in der Lage ist, diesen gewaltigen Raum mit einer Gebietsausdehnung von 16
Millionen qkm und einer Bevolkerung von 700 Millionen Menschen zu erschlieBen, ist im wesentli-
chen eine Frage der Industrie- und Transportkraft Japans; sie kann unter Hinweis auf die gewaltige
industriewirtschaftliche Entwicklung Japans in der kurzen Zeit von 75 Jahren und auf die Bedeutung
Japans als AuBenhandelsmacht ohne weiteres bejaht werden. DaB es sich bei dem ostasiatischen GroB-
raum im wesentlichen um einen maritimen GroBraum handelt, wie umgekehrt der europaische GroB-
raum als kontinentaler GroBraum bezeichnet wird, kommt naturgemaB der Seeschiffahrt in diesem
Raume eine auBerordentlich wichtige Bedeutung zu.
Angesichts der Bedeutung der Sicherung dieses Raumes fur die Achsenmachte und gegen den anglo-
amerikanischen Unterdriickungswillen ist Japan fest davon iiberzeugt, daB der Aufbau des ostasiati-
schen GroBraumes Hand in Hand gehen muB mit dem Aufbau des europaischen GroBraumes. Sobald
in der Zukunft eine regelmaBige Verkehrsverbindung gesichert sein wird, wird zweifellos die wechsel-
seitige Lieferungskraft Ostasiens und Europas sehr bedeutend sein. In diesem Zusammenhange
braucht nur daran erinnert zu werden, daB z. B. 1938 auBer Kautschuk und Zinn u. a. 50 000 t bearbei-
tete Ole und Fette, 12 000 t Eier, 4600 t Kaffee und 17 000 t Tabak aus diesem GroBraum nach
Deutschland geliefert wurden, das seinerseits im gleichen Jahre u. a. Maschinen im Gesamtwert von
130 Millionen RM nach Ostasien geliefert hat.
Welch unmittelbare Vorteile Japan aus seinem siegreichen Vordringen in den Sudseegebieten erwach-
sen, geht aus einer Mitteilung des Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des japanischen Reichsta-
ges, H a y a s h i, hervor, der bekanntgab, daB bis zum 1 . Februar aus den Sudprovinzen abtransportiert
worden seien 45 000 t Reis, 37 000 t Zucker und 16 000 t Gummi.
Japans systematische Planung fur die Zukunft erhellt sich noch aus folgenden Meldungen: Am 5. Fe-
bruar wurde die gesamte japanische Schiffsbauindustrie durch kaiserlichen ErlaB der Staatskontrolle
unterstellt. Diese MaBnahme bezweckt die Beschleunigung von Neubauten und Ausbesserungen von
Schiffen, die sowohl zur Kriegfuhrung wie zur wirtschaftlichen Entwicklung der Sudseegebiete beno-
tigt werden. Das Marineministerium steuert den zweckmaBigen Einsatz des Schiffbaumaterials.
118 Nach einer Mitteilung des japanischen Kultusministers vom 19. Februar sind japanische Lehrbucher
fur alle bisher von den Japanern besetzten Sudseegebiete in Vorbereitung. Japanisch wird in Malaya
und auf den Philippinen und anderswo an die Stelle von Englisch treten. Um die Bevolkerung der siid-
ostasiatischen Lander mit dem japanischen Leben vertraut zu machen, plant die japanische Fremden-
verkehrsorganisation die Griindung zahlreicher neuer Buros in den eroberten Gebieten, deren Aufgabe
u. a. darin bestehen soil, in den Sprachen der verschiedenen Lander gehaltene Filme, Broschuren und
Flugblatter herauszugeben.
Hinsichtlich der Moglichkeit einer Verstandigung zwischen Japan und Tschungking-China erklarte am
1. Februar AuBenminister Togo auf eine diesbezugliche Anfrage im Budgetaustausch des Reichstages,
daB Japan bereit sei, Friedensvorschlage von seiten Tschungkings zu erwagen, sobald Tschiangkai-
schek „aus seinem bosen Traum erwache". Japan sei jedoch nicht bereit, von sich aus Friedensschritte
zu tun. Am 23. Februar erklarte der thailandische Premierminister zu dieser Frage:
„Thailand ist in den Krieg mit der Absicht eingetreten, Japan zu unterstutzen, den Endsieg in dem
Kampf im Pazifik so schnell wie moglich zu gewinnen." Er betonte weiter, daB die thailandisch-
japanische Militarallianz abgeschlossen worden sei, um ein vollstandiges Zusammenwirken unter den
ostasiatischen Nationen fur die Errichtung einer neuen Ordnung zu verwirklichen. Auf die Frage, ob er
bereits die Hoffnung aufgegeben habe, Tschiangkaischek zur Einstellung der Feindseligkeiten gegen
Japan zu iiberreden, antwortete der thailandische Premierminister: „Ich glaube, es ist eine Ehrensache
geworden, Tschiangkaischek dazu zu bringen, Japans wirkliche Absichten zu verstehen. Ich erwage
daher die Art und Weise, wie ich mich mit Tschiangkaischek in Verbindung setzen kann. "
So giinstig die Monatsbilanz der kriegerischen und politischen Ereignisse des Monats Februar fur die
Machte des Dreierpaktes abschlieBt, so ungiinstig ist sie fur England und die Vereinigten Staaten. Der
Februar 1942 wurde in England als der schlechteste Monat seit dem Juni 1940, seit dem Tage von
Diinkirchen und dem Zusammenbruch des franzosischen Bundesgenossen bezeichnet. Der Fall Singa-
purs hat England aufs tiefste erregt und in schwere Besorgnis gestiirzt. In einem Artikel „Nach Singa-
pur" schrieben die „Times" vom 17. Februar, der japanische Sieg gefahrde nicht nur die Sicherheit
Australiens, Indiens und noch unmittelbarer Niederlandisch-Ostindiens, sondern auch das Nervensy-
stem der gesamten Allianz. Dieses Gebiet sei von iiberragender Bedeutung fur die Alliierten, denn der
119 Indische Ozean sei fur das Empire eine noch wichtigere Lebensader als das Mittelmeer. „Daily
Telegraph" aber schrieb gleichzeitig, mit dem Fall von Singapur hatten die Alliierten den einzigen
Stutzpunkt zwischen Durban und Pearl Harbour verloren, der iiber Trockendocks verfuge, groB genug,
um ein modernes Schlachtschiff aufzunehmen. „Sunday Times" vom 25. Februar aber fuhrt aus, die
Sorgen und die Verzweiflung, die man iiberall in London und im ganzen Lande habe zu spiiren be-
kommen, gingen in ihrer Ursache sehr tief Es sei eine geistige Verzweiflung und das im britischen
Volke weit verbreitete Gefuhl, daB das Raderwerk der Regierung stillstehe. Man habe das Empfinden
gehabt, als breche die Regierung Churchill unter dem Gewicht der Verantwortung ihrer eigenen Orga-
nisation zusammen und als werde der Staat das Opfer der der Regierung innewohnenden Schwache.
Diese AuBerungen der „Sunday Times" bezogen sich auf die schwere politische Krise, die der Zu-
sammenbruch der englischen Macht auf der Malayen-Halbinsel und der iiber alles Erwarten schnelle
Fall Singapurs im englischen Volk hervorrief und zu einer zweimaligen Kabinettsumbildung innerhalb
von vierzehn Tagen fuhrte.
Die innerpolitische Krisenstimmung fuhrte nach dem Fall Singapurs schlieBlich dazu, daB Churchill
am 19. Februar eine Kabinettsumbildung vornehmen muBte, bei der Lord Beaverbrook, der wenige
Wochen vorher zum Munitionsminister ernannt worden war, ausgeschifft wurde und C r i p p s ins
Kabinett eintrat. Diesmal half Churchill alles Strauben gegen die Kritik des Parlaments und gegen die
MiBstimmung im Lande nichts. Er muBte ihnen durch Opferung einiger Minister und Hereinnahme
von Cripps in die Regierung Rechnung tragen. Mit Cripps trat eine Personlichkeit in die vorderste
Linie des politischen Lebens Englands, die fur ein Zusammengehen mit den Sowjets durch dick und
diinn unter Erfullung aller Wiinsche Moskaus bis zur Opferung auch innerpolitischer Positionen in
England selbst eintritt. Cripps hat in einer Rede im Unterhaus am 24. Februar eine sehr diistere Schil-
derung der Lage Englands gegeben, sich ganz im Sinne Moskaus aufs heftigste gegen das weitere
ungenierte und vergnugliche Wohlleben der obersten Schichten gewandt und die Sowjetheere und die
Mobilisierung Indiens als groBe Hoffnungen Englands bezeichnet.
Hochst charakteristisch fur die Tiefe der politischen Krise und fur die Erschutterung des englischen
Vertrauens war die Rede, die Churchill am 15. Februar im Rundfunk hielt, an deren Ende die Verkiin-
dung des Falles von Singapur stand. Es war eine richtige Klagerede im pastoralen Ton, auf Sentimen-
120 talismus abgestellt. An politischen Momenten war in dieser Rede bedeutsam das Zugestandnis, daB
England nie habe hoffen konnen, Ostasien allein gegen Japan zu verteidigen, sondern daB es dabei auf
die Hilfe der amerikanischen Schlachtflotte gebaut habe. Ferner, daB man in London nicht geglaubt
habe, Japan wiirde in einen Krieg mit England und den USA eintreten, daB Churchill groBe Hoffnun-
gen auf die Sowjetunion setzte, und im ubrigen wieder einmal, wie schon so oft, einen Wechsel fur die
Zukunft ausstellte, wenn namlich die Alliierten „ihre Krafte gesammelt hatten". Bis dahin freilich
lagen viel Ungliick, schwere Verluste, Wehmut und qualvolle Angste vor dem englischen Volk. Noch
mehrfach hat Churchill im englischen Unterhaus gesprochen, ohne etwas wirklich Neues vorbringen
zu konnen. Seiner Methode, einen Teil der Verluste zuzugeben, richtige oder falsche Griinde dafiir
anzugeben, andererseits moglichst viele Elemente anzufuhren, die zu einer Besserung der Lage in der
Zukunft berechtigen, und mit einer Mahnung, ihm weiter auf seinem fur England bisher so katastro-
phalen Wege zu folgen, abzuschlieBen, blieb Churchill eisern treu.
Die auf Tauschung des Horers abzielende Beredsamkeit Churchills trieb besonders schone Bliiten, als
Churchill zum Durchbruch der deutschen Kriegsschiffe „Scharnhorst", „Gneisenau" und „Prinz Eu-
gen" durch den Kanal erklarte, diese deutsche Flottenaktion sei fur England entschieden vorteilhaft
gewesen und habe die britische Position zur See im Atlantik verbessert, und als er bei einem Uberblick
liber die Kriegslage im Fernen Osten nach dem Fall Singapurs erklarte, Japan verfuge zurzeit „aller-
dings in abnehmendem MaBe" iiber die Seeherrschaft, zwei vollig unverstandliche Ansichten, beson-
ders auch die letztere, da Japan auch zur See in ungestortem Vordringen begriffen ist.
DaB es im Ungliick schon sei, Freunde zu haben, sagt schon ein altes romisches Sprichwort. Die
Freunde, mit denen sich England im gegenwartigen Ungliick trosten will, heiBen USA, SowjetruBland,
China und Indien. Gegeniiber den Bolschewiken sind alle Hemmungen, die das aristo-kratisch-
plutokratische England friiher reichlich hatte, gefallen. Man ist zu riickhaltloser Umarmung bereit. Der
Jahrestag der Roten Armee wurde in England und im ganzen Empire wie ein Festtag gefeiert, und
Churchill sandte dazu am 23. Februar eine Botschaft an Stalin, in der er seine Bewunderung und sei-
nen Dank fur die Leistungen der Sowjetheere ausdriickt. Cripps feierte die bolschewistische Armee in
offentlicher Rede. Derselbe Cripps hatte kurz vorher in einer Rede in Bristol erklart, es gebe am
Kommunismus viel zu bewundern, zweifellos werde, wenn die Alliierten den Sieg erringen wiirden,
die groBte europaische Macht die Sowjetunion sein, mit der die Briten dann eine freundschaftliche
121 Zusammenarbeit suchen miiBten. Die einzige gesunde Losung fur die Nachkriegszeit konnte durch ein
Abkommen zwischen GroBbritannien, den USA und der Sowjetunion geschaffen werden. Dasselbe
England, das die Existenz GroBdeutschlands nicht dulden wollte, das deshalb den gegenwartigen
Krieg provozierte, ist jetzt so weit, daB es Europa dem Bolschewismus auszuliefern bereit ist. Um
einen Sieg Deutschlands und eine Einigung Europas unter deutscher Fuhrung zu verhindern, ist das
plutokratische England willens, Europa dem Kommunismus auszuliefern und den Bolschewiken zu
erlauben, wie Cripps es wortlich ausdriickte, den Krieg mit dem Sitz in Berlin zu beendigen! Kann
HaB und Verblendung und die Angst vor dem eigenen Zusammenbruch schlimmere Plane zum Vor-
schein bringen? Fur die Blindheit und Torheit von Cripps sind Satze aus einem Interview bezeichnend,
das er am 8. Februar gab. Er erklarte, er sei aus RuBland zuriickgekehrt, um alle Anstrengungen zu
machen zwecks engster Zusammenarbeit mit RuBland. Stalin habe ihm versichert, die russische Regie-
rung habe nicht die Absicht, sich in die Angelegenheiten der anderen Lander einzumischen. Es hege
nicht im geringsten den Wunsch, einen Weltkommunismus zu schaffen. Je enger England mit RuBland
zusammenarbeite, desto weniger brauche es den Kommunismus zu furchten.
Kann es mehr Blindheit und Geistesverwirrung geben, angesichts alles dessen, was der Bolschewis-
mus seit zwanzig Jahren geplant und ausgefuhrt hat?
Sogar bolschewistische Gewerkschaftskommissionen reisen in England umher und nehmen offentlich
Stellung zu den Problemen der englischen Kriegsindustrie, tadeln deren Mangel und machen dabei
bolschewistische Propaganda. DaB die englischen Kommunisten Morgenluft wittern und ihre seit je
von Moskau finanzierte Propaganda verstarken, ist nur logisch.
Mit der Sowjetunion sind es naturlich in erster Linie auch weiterhin die USA, auf die England in sei-
ner verzweifelten Lage hofft. Dies hat auch Churchill in seiner schon erwahnten Rede vom 15. Februar
erneut mit Emphase ausgesprochen.
SchlieBlich hofft man auf China und auf Indien. Da die sechsundvierzig Millionen Englander schon
zahlenmaBig nicht die leiseste Hoffnung haben konnen, in Europa das Blatt zu wenden oder gar mit
Japan fertig zu werden, die Englander auBerdem nach Tradition und Einstellung auch gar nicht geneigt
sind, die Kastanien des Sieges selbst aus dem Glutofen des Krieges zu holen, suchen sie immer wieder
nach Bundesgenossen, am liebsten nach solchen, die Massenheere auf die Beine bringen konnten.
Deshalb ist Tschungking fur London jetzt so interessant. Man berauscht sich gerne an der Idee von
122 Millionenheeren Tschiangkaischeks, die, mit englischen und amerikanischen Waffen versehen, die
Japaner aus dem asiatischen Kontinent hinauswerfen und die so „bedrohte demokratische Freiheit"
retten konnten. Aber Japans Truppen stehen vor Rangun und die BurmastraBe ist bereits versperrt.
Trotzdem wurde die Reise Tschiangkaischeks nach Indien, wo er sowohl mit englischen hohen Mili-
tars wie mit einheimischen indischen Fiihrern, wie Pandit Nehru, verhandelte und die Inder aufforder-
te, sich fur England zu schlagen, in London mit freudigen Hoffnungen begriiBt. Der Vizekonig von
Indien nahm bei einem Empfang, der zu Ehren Tschiangkaischeks in Neu-Delhi gegeben wurde, den
Mund recht voll und erklarte: „Diese Zusammenkunft weiht augenscheinlich die Waffenbriiderschaft
der beiden groBen Nationen, die achthundert Millionen Seelen, d. h. ein Drittel der Bevolkerung der
Erde zahlen." Achthundert Millionen Chinesen und Inder, bereit fur England zu bluten, eine wahrhaft
wundervolle Vision — wenn sie wirklich kampfen konnten und wollten! Der Sprecher der englischen
Regierung im Oberhaus, Lord Cranborne, driickte am 24. Februar die Freude der englischen Regie-
rung dariiber aus, daB „zwischen den Volkern Indiens und Chinas engstes Einvernehmen bestehe";
auch sie bitte, ebenso wie dies Tschiangkaischek wahrend seines Aufenthalts in Indien in einem Auf-
ruf an das indische Volk getan habe, „Indien dringend, sich der Sache der Freiheit anzuschlieBen". Die
britische Regierung stehe dem Wunsche Indiens nach politischer Freiheit „gunstig gegenuber".
Das Indien-Problem ist, nachdem die Japaner vor Rangun stehen, plotzlich in England auf die politi-
sche Tagesordnung gekommen. Die edlen Lords fuhlten sich in der Sitzung des Oberhauses vom 3.
Februar zu einer lebhaften Debatte iiber Indien bewogen, und der Sprecher der Regierung, der Unter-
staatssekretar fur Indien, der Herzog von Devonshire, gab, wie der englische Nachrichtendienst zu
melden wuBte, ein „endgultiges Versprechen" ab, daB die britische Regierung bereit sei, nach Beendi-
gung des Krieges in die Einsetzung eines Ausschusses einzuwilligen, der die hauptsachlichsten Ele-
mente im nationalen Leben Indiens vertreten solle. Dieser AusschuB solle den Rahmen fur eine neue
Verfassung festlegen. Die englische Regierung ist also jetzt, wie schon im Weltkrieg, bereit, einen
AusschuB einzusetzen, mit dessen Hilfe man die Inder, wenn man sie nicht mehr brauchen wiirde,
ebenso um die Erfullung der gegebenen Versprechungen betriigen konnte, wie dies bekanntlich nach
dem Weltkrieg geschehen ist. Den Sinn der Operation verriet Lord Wedgewood, als er erklarte, die
indische Armee miiBte auf fiinf Millionen Mann gebracht werden. Er meinte freilich als echter Tory,
man miiBte sich den Indern nicht mit politischen Versprechungen zu nahern suchen, sondern es wie
123 Churchill machen und ihnen Blut, Tranen und SchweiB bieten!
Es hat durchaus den Anschein, als ob man in England solange iiber die geeignetste Methode diskutie-
ren wird, wie man Indien aufs neue um seinen Freiheitsanspruch betriigen und fur England bluten
lassen kann, bis die Japaner die Tore Indiens aufgerissen und das indische Volk gemeinsam mit dessen
eigenen Freiheitskampfern zur wirklichen Freiheit, namlich zu der Loslosung von England, aufgerufen
haben.
Das wahre, unverhullte England zeigte sein Gesicht, als sich Anfang Februar in Tanger bei der Ausla-
dung englischen diplomatischen Kuriergepacks, das aus Gibraltar zu Schiff angekommen war, plotz-
lich eine furchterliche Explosion ereignete, die aus den zerrissenen Kuriersacken nicht bloB Tod und
Verderben in die Reihen der Umstehenden, sondern auch groBe Massen englischer Propagandaliteratur
schleuderte, und als wenige Meter von dem deutschen Botschafter von P a p e n , der von einem Spa-
ziergang mit seiner Gattin ins Botschaftsgebaude zuriickging, eine Bombe explodierte und deren Tra-
ger in Stiicke riB. In Tanger brachte die Untersuchung groBe Mengen weiterer Sprengstoffe und zur
Aufwiegelung der Eingeborenen bestimmte Propagandaschriften im Keller eines von der englischen
diplomatischen Vertretung bewohnten Hotels zum Vorschein, wahrend die Untersuchung in Ankara
iiber das Attentat gegen Botschafter von Papen auf den englischen Intelligence Service im engsten
Verein mit bolschewistischen Aktionen hinfuhrt.
Auch in den Vereinigten Staaten sieht man in der Sowjetunion den Hoffnungsanker. Erklarte doch der
fruhere USA-Botschafter in Moskau, Josef Davis, in einer Massenversammlung fur die Kriegshilfe an
SowjetruBland: „Die Sowjets halten die Walle unserer Zivilisation" und er habe „hochste Achtung vor
dem Idealismus der Bestrebungen der Sowjets und ihrer Energie, mit der sie ihre Ziele aufstellen und
verwirklichen". Roosevelt hat denn auch Mitte Februar den Bolschewiken neue groBe Kredite ge-
wahrt. Wie sich das Weltbild in den Kopfen mancher Amerikaner, die nicht zu den EinfluBlosen geho-
ren, spiegelt, zeigte sich in einer Kundgebung in Philadelphia, die vom amerikanischen Komitee zur
medizinischen Hilfeleistung an die Sowjetunion veranstaltet wurde. Ein Verwaltungsmitglied der ame-
rikanischen Kriegsproduktion erklarte, der Ausgang des gegenwartigen Kampfes „wird von unseren
Fiihrern Roosevelt, Churchill, Stalin und Tschiangkai-schek abhangen". Stalin und Tschiangkaischek
als Fiihrer Amerikas!
Man versteht diese Geistesverwirrung, wenn man die Rede Roosevelts liest, die er anlaBlich des Ge-
burtstages Washingtons am 23. Februar gehalten hat. Auch in dieser Rede spielten China und die So-
124 wjetunion eine wichtige Rolle. Roosevelt entwarf ein Bild von den verschiedenen Wegen, auf denen
das amerikanische Kriegsmaterial nach England, SowjetruBland und China kommen musse und unter-
strich die Notwendigkeit, diese Wege auf jeden Fall offenzuhalten. (Der nach China ist inzwischen
schon geschlossen, und einige der anderen sind in groBter Gefahr!) Roosevelts Rede unterschied sich
im iibrigen sehr von seinen fruheren groBsprecherischen Verlautbarungen und lieB die Hilflosigkeit
und die Sorge des Kriegshetzers im WeiBen Hause iiber die Entwicklung, die der von ihm provozierte
Krieg in den letzten drei Monaten genommen hat, deutlich fuhlbar werden. Auch Roosevelt schloB
seine Rede, wie Churchill die seinige, mit der Hoffnung auf die Zukunft. Er sprach von der „siegrei-
chen Mentalitat" auf Seiten der USA und ihrer Verbiindeten, die eine Garantie des Sieges sei! Im iibri-
gen ist die USA-Propaganda nach wie vor darauf eingestellt, die angeblich unbeschrankte Riistungs-
kapazitat der Vereinigten Staaten als Burgschaft des Sieges hinzustellen.
DaB jedoch die wirtschaftlichen Moglichkeiten der USA keineswegs unbeschrankt sind, zeigen die
Nachrichten iiber Mangel an gewissen Rohstoffen, Werkzeugmaschinen, gelernten Arbeitern sowie
iiber RationierungsmaBnahmen, die das angeblich in jeglichem UberfluB schwimmende Land auf sich
nehmen muB. Schon wird der Zucker rationiert, das Benzin muB gespart werden, und der Vorsitzende
der Organisation zur Steuerung der Kriegsproduktion, Nelson, sagte am 3. Februar, man musse ein
umfassendes Rationierungssystem entwickeln und die Verteilung von kriegswichtigen Metallen wie
Stahl, Kupfer usw. ganz genau regeln. Andererseits ist unter den Arbeitern der Streik nach wie vor ein
beliebtes Mittel, um sich von dem Milliardensegen der Riistungsverdiener ihren Teil zu sichern.
Denn mit Riesenmilliardenbetragen fur die Riistung spart Roosevelt nach wie vor nicht. Die Hochst-
grenze fur die bundesstaatliche Schuld muB nach einer Erklarung des jiidischen Finanzministers Roo-
sevelts, Morgenthau, demnachst auf die Hundert-Milliarden-Dollargrenze hinaufgesetzt oder, wie er
sagte, iiberhaupt moglichst abgeschafft werden. Das Schuldenmachen soil also kiinftig nicht mehr
limitiert sein.
Die Amerikaner bekommen so sehr viel schneller als sie wahrscheinlich erwartet haben, zu spiiren, in
welches ungeheure Abenteuer sie die Kriegspolitik Roosevelts und seiner jiidischen Hintermanner
gesturzt hat.
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Marz-Lieferung
(Nr. 61/62 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fiihrers zum Heldengedenktag am 15. Marz 1942
Der F ii h r e r hielt zum Heldengedenktag im Berliner Zeughaus folgende Rede*) (DNB):
74 Als wir im Jahre 1940 zum erstenmal in dieser Halle den Heldengedenktag unseres Volkes feierten,
befanden sich das deutsche Volk und seine Wehrmacht nach Jahrzehnten demutigendster Versklavung
wieder im Kampf um seine Freiheit und Zukunft gegen die alten Feinde. Die wehrlose Ohnmacht des
Reiches vermochte sie ebensowenig zu beruhigen, wie sie die wirtschaftliche Verelendung, die uns
aufgezwungen worden war, zufriedenstellte.
Es findet nun in diesen Tagen in Frankreich ein ProzeB statt, dessen charakteristisches Merkmal es
ist, daB mit keinem Wort die Schuld der Verantwortlichen fur diesen Krieg beklagt wird, sondern aus-
schlieBlich die zu geringe Vorbereitung des Krieges. Wir blicken hier in eine Mentalitat, die uns un-
verstandlich erscheinen will, die aber vielleicht besser geeignet ist als alles andere, die Ursachen des
neuen Krieges zu enthullen.
Im Jahre 1918 hatten die damals fur den Krieg verantwortlichen Staatsmanner Englands, Frank-
reichs und Amerikas den wahnsinnigen EntschluB gefaBt, das Deutsche Reich unter keinen Umstanden
wieder zu einem gleichberechtigten Faktor des wirtschaftlichen oder gar des politischen Lebens em-
porsteigen zu lassen. Aus diesem Vorsatz leiten sich alle weiteren MaBnahmen und Ungerechtigkeiten
ab, denen das Reich seit dem unseligen Tag des Waffenstillstandes ausgesetzt gewesen war. Das an
seiner Fuhrung und an sich selbst irregewordene deutsche Volk aber fand keinen Weg, um ein Schick-
sal zu wenden, das man nicht durch Unterwurfigkeit besanftigen, sondern nur durch einheitliche Wil-
lenskraft und Tapferkeit besiegen konnte. Die Folgen dieser energielosen Ergebung in den uns aufer-
legten Zwangszustand waren nicht nur politisch und militarisch entehrende, sondern besonders wirt-
schaftlich wahrhaft vernichtende. Eines der fleiBigsten Volker der Welt erlebte den fortschreitenden
Abbau seiner wirtschaftlichen Grundlagen und damit den Zusammenbruch seiner Existenz. Es war
vorauszusehen, in welch kurzem Zeitraum zahlenmaBig unser Volk aus seiner materiellen Not heraus
immer mehr zuruckgehen muBte und damit das Deutsche Reich der ihm aufoktroyierten Vernichtung
durch seinen eigenen menschlichen Krafteverfall uberhaupt nicht mehr entgegentreten wtirde konnen.
Dieser wirtschaftliche Zusammenbruch des starksten Volkes Mitteleuropas brachte aber auch den
Gegnern keinen Segen;
denn ihnen war in ihrem HaB verborgen geblieben, daB die Verelendung der deutschen Nation kei-
neswegs gleichbedeutend
*) Inhalttext erscheint im 5. Band des von Reichsleiter Bouhler herausgegebenen „GroBdeutschen
Freiheitskampfes " .
75 sein konnte mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der sogenannten Sieger. So begannen die in ihrer
Fuhrung durch und durch judisch-kapitalistisch verseuchten Staaten die Erwerbslosenzahlen des Deut-
schen Reiches nicht nur einzuholen, sondern zum Teil sogar noch zu ubertreffen trotz ihres unermeBli-
chen Reichtums an alien Produkten und Schatzen der Erde.
Aber auch diese Entwicklung vermochte nicht, dem verblendeten HaB der im wesentlichen von ju-
dischen Elementen dirigierten Fuhrung unserer alten Feinde eine klare Einsicht iiber die wahren Not-
wendigkeiten der Zukunft des Lebens aller Volker zu vermitteln. Sofort nach der Machtubernahme
durch den Nationalsozialismus begannen sie — statt an den vorbildlichen wirtschaftlichen und sozia-
len MaBnahmen Deutschlands zu lernen — die alten Hetzparolen wieder vorzunehmen, um ihre Vol-
ker fur die neue Kampfansage innerlich erneut propagandistisch reif zu machen.
Wir wissen es heute, daB schon in den Jahren 35 auf 36 in England, in Frankreich und insbesondere
in Amerika bei den wirklich allein maBgebenden judischen Kreisen und der ihnen horigen politischen
Fuhrungsschicht der EntschluB zum neuen Krieg gefaBt worden war. Wir erleben daher jetzt das er-
schutternde Schauspiel, daB sich die Anklage der betrogenen und so schwer geschlagenen Volker
nicht gegen die wahnwitzige Absicht der Herbeifuhrung des neuen Krieges an sich wendet, sondern
ausschlieBlich nur gegen die vernachlassigte und damit in ihren Augen ungeniigende riistungsmaBige
Vorbereitung.
Gerade diese so fremde, ja unverstandliche Mentalitat muB uns dariiber belehren, wie notwendig
nach der Ablehnung aller deutschen Abriistungs- und Verstandigungsangebote die militarische Vorbe-
reitung des deutschen Volkes selbst gewesen war, um dem zweiten Angriff gegen seine Freiheit mit
mehr Erfolg begegnen zu konnen, als dies beim ersten Weltkrieg 1914 der Fall gewesen war.
Als wir deshalb im Jahre 1940 die Heldengedenkfeier unseres Volkes zum erstenmal wieder im
Krieg begehen muBten, taten wir dies in dem stolzen BewuBtsein, den ersten Akt einer Auseinander-
setzung gewonnen zu haben, die uns gegen unseren Willen aufgezwungen worden war. Mit hochster
Zuversicht durften wir hoffen, auch den zweiten erfolgreich zu bestehen.
Und tatsachlich lagen schon im Marz 1941 die Ergebnisse eines Kampfjahres hinter uns von welt-
geschichtlich wahrhaft einmaligem AusmaB. In einem Siegeszug ohnegleichen wurde der Norden und
Westen Europas von den kontinentalfeindlichen Kraften gesaubert. Italien war als treuer Bundesge-
nosse in diesem Kampf der Habenichtse um Sein oder Nichtsein an unsere Seite getreten.
Was immer aber auch die deutschen Armeen in diesen Feldziigen geleistet hatten, es tritt verblassend
76 zuriick gegeniiber dem, was das Schicksal unserer Wehrmacht und den mit uns Verbundeten im letzten
Jahr zu losen und zu bewaltigen auferlegt hat.
Und heute erst erkennen wir das ganze AusmaB der Vorbereitungen unserer Feinde. Heute sehen wir
das Zusammenspiel der judischen Drahtzieher tiber eine ganze Welt verteilt, das im gemeinsamen
Angriff einer Verschworung, die Demokratie und Bolschewismus zu einer Interessengemeinschaft
vereinte, ganz Europa vernichten zu konnen hoffte.
DaB die Vorsehung uns dieser Koalition des judischen Marxismus und Kapitalismus gegeniiber auf
alien Schlachtfeldern siegreich standhalten lieB, laBt uns aus tiefstem Herzen jenem danken, ohne des-
sen Schutz und Schirm alle menschliche Kraft, aller FleiB und jeder Mut vergeblich sein wiirden.
Denn hinter uns liegt ein Jahr nicht nur der groBten Kampfe der Weltgeschichte, sondern auch der
hartesten Erprobung unseres eigenen Volkes. Eine Erprobung, der die Front sowohl als die Heimat,
das darf ausgesprochen werden, standgehalten haben. DaB sich der Deutsche vor menschlichem Dro-
hen nicht fiirchtet, hat er in seiner Geschichte oft genug bewiesen. Diesmal aber erprobte sich an ihm
nicht nur die Gewalt feindlicher Waffen sowie ein zahlenmaBig scheinbar unerschopflicher Blutstrom
primitivster Volkerschaften, sondern dariiber hinaus noch die grausamste Harte der Natur. Denn heute
kann es mitgeteilt werden, daB hinter uns ein Winter liegt, wie ihn Mittel- und Osteuropa seit tiber 140
Jahren nicht erlebten. Wahrlich, unsere Soldaten und diejenigen unserer Verbundeten sind in den letz-
ten vier Monaten von der Vorsehung grausam gewogen worden auf ihren wirklichen inneren Wert. Sie
haben diese Priifung aber so bestanden, daB wohl keiner berechtigt ist, daran zu zweifeln, daB, was
immer in der Zukunft das Schicksal auch noch bringen mag, es nur leichter sein kann als das, was
hinter uns liegt. In knapp vier Monaten Sommer hat die deutsche Wehrmacht nach der gliicklichen
Durchfuhrung des Balkanfeldzuges im Jahre 1941 ihren Marsch in die Weite des russischen Raumes
angetreten. Schlachten wurden geschlagen und Siege erfochten, die noch in fernsten Zeiten als einma-
lige Ruhmestaten gelten werden. Im Verein mit ihren tapferen Verbundeten hat sie die immer neuen
russischen Aufgebote angegriffen, geschlagen, ausgeloscht, um neuen Menschenmassen gegeniiberzu-
treten. In vier Monaten wurde ein endloser Weg zuriickgelegt in einer Offensive, die in ihrer Tiefe und
Breite keinen Vergleich in der Geschichte besitzt.
Wochenlang friiher aber, als jede Erfahrung oder wissenschaftliche Voraussicht es annehmen lieBen,
77 brach ein Winter tiber unsere Armeen herein, der nunmehr dem Gegner vier Monate Zeit gab,
seinerseits die Wende in diesem schicksalhaften Ringen herbeizufiihren. Und das war ja auch die ein-
zige Hoffnung der Machthaber des Kremls, in diesem selbst fur sie noch nie erlebten Aufstand der
Elemente der Natur der deutschen Wehrmacht das napoleonische Schicksal von 1812 zufiigen zu kon-
nen.
In iibermenschlichem Ringen unter Einsatz der letzten Kraft der Seele und des Korpers haben die
deutschen und die mit uns verbundeten Soldaten diese Priifung iiberstanden und damit iiberwunden.
Die Geschichte wird nun wohl schon in wenigen Monaten festzustellen in der Lage sein, ob das Hi-
neintreiben von Hekatomben russischer Leben in diesen Kampf eine militarisch richtige oder falsche
Handlung war. Wir wissen aber eines schon heute: die bolschewistischen Horden, die den deutschen
und die verbundeten Soldaten in diesem Winter nicht zu besiegen vermochten, werden von uns in dem
kommenden Sommer bis zur Vernichtung geschlagen sein. Der bolschewistische KoloB, den wir in
seiner ganzen grausamen Gefahrlichkeit erst jetzt erkennen, darf — und dies ist unser unumstoBlicher
EntschluB — die gesegneten Gefilde Europas nie mehr beriihren, sondern soil in weitem Abstand von
ihnen seine endgiiltige Grenze linden !
Wir alle empfinden in diesem Augenblick die GroBe der Zeit, in der wir leben. Eine Welt wird neu
gestaltet. Wahrend im Fernen Osten das japanische Heldenvolk — genau so provoziert, geschmaht
und wirtschaftlich gedrosselt wie das deutsche und italienische — in gewaltigen Schlagen zur See, in
der Luft und zu Lande die demokratisch-kapitalistischen Zwingburgen zerbricht, werden in Europa die
Voraussetzungen geschaffen, diesem Kontinent seine wahre Unabhangigkeit zu geben. Denn es ist
unertraglich, daB das Leben von Hunderten von Millionen Menschen von hochstem kulturellen Wert
und emsigsten FleiB fiir immer abhangig sein soil vom Wollen einer kleinen, wahrhaft verbrecheri-
schen Gemeinschaft jiidisch-kapitalistischer Weltverschworer und der von ihnen vergewaltigten 6f-
fentlichen Meinung einiger dadurch allein gegen Europa eingestellter Volker und Staaten. Es kann
daher auch nur eine einzige Losung geben, namlich: diesen Kampf so lange zu fiihren, bis die Sicher-
heit eines dauernden Friedens gegeben ist, das heiBt aber bis zur Vernichtung der Feinde dieses Frie-
dens!
Indem wir aber diesen EntschluB als feierliches Bekenntnis proklamieren, werden wir am meisten
der Opfer gerecht, die die Kriege des Jahres 1914 — 18, der Kampf der nationalsozialistischen Bewe-
gung um die Wiederauferstehung unseres Volkes im Innern und endlich der Kampf der Gegenwart
von uns gefor-
78 dert haben und noch weiter fordern werden. Wie die andere Welt ihr Leben gestaltet, ist unserem
deutschen Volke gleichgliltig. Der Versuch aber von seiten auBerkontinentaler Machte, fortgesetzt in
innereuropaische Angelegenheiten und insonderheit in die Belange unseres eigenen Volkes einzugrei-
fen, wird nunmehr einmal fur immer abgewehrt und verhindert werden. Ob und in welcher Welt der
amerikanische President zu leben gedenkt, ist uns Deutschen ganzlich gleichgliltig, seine Meinung
aber, die deutsche oder gar die europaische Welt nach seinen Bedlirfnissen auszurichten, das heiBt die
uns liebgewordene eigene Welt zu suirzen und eine uns verhaBte fremde aufzurichten, wird nicht nur
miBlingen, sondern im Gegenteil: Bei diesem Versuch wird nur seine eigene Welt zugrunde gehen.
Was aber die Absicht betrifft, Europa mit dem Bolschewismus zu bestrafen, so habe ich es schon an
einer anderen Stelle ausgesprochen, daB der Staat, der sich dem Bolschewismus selbst am meisten
verschrieben hat, ihm wahrscheinlich auch am ehesten zum Opfer fallen wird. Das deutsche Volk ist
iiber die Segnungen dieser bestialischen Lehre heute aufgeklart und vor allem geniigend stark, um sich
dieser todlichsten Gefahr seines Daseins mit Erfolg widersetzen zu konnen.
Angesichts des groBen zuriickliegenden Jahres und des — wie wir liberzeugt sind — nicht minder
groBen kommenden gedenken wir daher unserer Helden und derjenigen unserer tapferen Verbundeten
in der Vergangenheit und Gegenwart mit dem festen Willen, daflir zu sorgen, daB alle diese Opfer
keine vergeblichen gewesen sind, noch sein werden. Wir konnen diese Feier nicht aufrechter begehen
als in dem BewuBtsein, daB die heutige Generation den groBen Zeiten der Vergangenheit wieder eben-
blirtig geworden ist. Und zwar ebenblirtig in seinen Soldaten an der Front wie in seinen Mannern und
Frauen in der Heimat. Was auch das Schicksal von uns fordern mag: diese Jahre des Kampfes werden
trotz allem klirzere sein als die Zeiten jenes langen und gesegneten Friedens, der das Ergebnis des
heutigen Ringens sein wird. Diesen Frieden aber so zu gestalten, daB er dem Opfer unserer Soldaten
aus alien Schichten unseres Volkes heraus gerecht wird, ist die zuklinftige Aufgabe des nationalsozia-
listischen Staates; denn sie alle sind gefallen fur das ewige deutsche Volk, unser gemeinsames GroB-
deutsches Reich und eine bessere Gemeinschaft der Nationen unseres Kontinents.
Moge uns alien der Herrgott deshalb die Kraft verleihen, auch in der Zukunft das zu tun, was die
Pflicht von uns fordert. Mit dieser Bitte verneigen wir uns in Ehrfurcht vor den toten Helden und vor
den um sie trauernden Angehorigen und alien sonstigen Opfern dieses Krieges.
^lilMjiiiilliilll;
79 Den ersten Tag des Monats Marz beging das deutsche Volk in Erinnerung an die Grlindung seiner
Luftwaffe. Der Reichsmarschall erlieB aus diesem AnlaB zum 1. Marz, dem „Tag der Luftwaffe", an
seine Kameraden einen Tagesbefehl, in dem er seine von unerschutterlichem Kampfgeist beseelten
Manner mit Stolz und Dankbarkeit griiBte. In knappen sieben Jahren, so sagte er, habe sich die junge
deutsche Luftwaffe eine Geschichte geschrieben, die den klihnsten Heldenliedern aller Zeiten gleich-
komme. Mit steigender Sonne werde Deutschlands Luftwaffe in vielfacher Wucht den Gegner treffen.
Der Tagesbefehl des Reichsmarschalls schlieBt mit einem Gedenken an die toten Kameraden. (Siehe
Seite 73).
Am 15. Marz, dem diesjahrigen Heldengedenktag, vereinte sich das deutsche Volk zu einer erhe-
benden Feierstunde im Gedenken an die gefallenen Helden des Weltkrieges und des gegenwartigen
Freiheitskampfes. Stolz gedachten dabei alle Deutschen in Front und Heimat derer, die fur das Vater-
land ihr Leben gaben. Im Zeughaus zu Berlin sprach der Flihrer. Hochste Offiziere der deutschen
Wehrmacht, fast alle Reichsminister und Reichsleiter, sowie die diplomatischen Vertreter der befreun-
deten Nationen waren zugegen. Besondere Ehrenplatze waren den Hinterbliebenen gefallener Soldaten
und einer groBen Zahl von Verwundeten aus Berliner Lazaretten vorbehalten. Nach der Weihestunde
im Ehrenhof des Zeughauses legte der Flihrer am Ehrenmal Unter den Linden einen Kranz nieder und
nahm darauf den Vorbeimarsch des Ehrenbataillons ab, das von Ritterkreuztrager Fregattenkapitan
Hartmann kommandiert wurde. Unter Vorantritt von 60 Fahnen, 30 ruhmbedeckten Feldzeichen der
Armee des Weltkrieges und 30 sieggekronten Fahnen der nationalsozialistischen Wehrmacht mar-
schierte das Ehrenbataillon am Fuhrer vorbei. Tausende waren Zeugen der wtirdigen Feier. In seiner
Rede kam der Fuhrer auf die beispiellosen Leistungen des deutschen Ostheeres zu sprechen, wobei er
die ungeheuren Strapazen des zu Ende gehenden Winters unterstrich. Der Fuhrer zeigte, daB dieser
Heldenkampf der deutschen Divisionen die starkste
80 Hoffnung des Gegners zunichte gemacht habe. Eine Welt werde heute neu gestaltet. Der Fuhrer
erklarte, daB es unertraglich sei, wenn das Leben von Hunderten von Millionen Menschen von hoch-
stem kulturellen Niveau und emsigstem FleiB fur immer abhangig sein solle vom Wollen einer klei-
nen, wahrhaft verbrecherischen Gemeinschaft jtidisch-kapitalistischer Weltverschworer. Es werde
darum auch nur eine Losung geben, namlich diesen Kampf so lange zu ftihren, bis die Sicherheit eines
dauernden Friedens gegeben ist. (Text der Rede auf Seite 74.)
An der Kanalkiiste fand am gleichen Tage eine Feierstunde statt, in deren Verlauf eine der schwer-
sten Fernkampfbatterien auf den Namen ihres Erbauers, Dr. T o d t, getauft wurde. Im Schutze einer
der Burgen aus Beton und Stahl, in denen die Geschutze gegen jeden Angriff aus der Luft oder von
der See her unverletzlich eingebaut sind, hatten Abordnungen der Marine, des Heeres und der Luft-
waffe Aufstellung genommen. Der Marinebefehlshaber Nordfrankreich gedachte zunachst der Gefal-
lenen dieses Krieges. Der Admiral wtirdigte sodann die unsterblichen Verdienste, die sich Dr. Todt
mit der Errichtung der gewaltigen Schutzbauten fur die Kriegsmarine am Kanal und an der Atlantik-
ktiste erworben hat. Diese riesigen Bauten seien das unverganglichste Denkmal, das er sich setzen
konnte. Auf Befehl des GroBadmirals Raeder taufte er sodann diese Batterie auf den Namen „Batterie
Todt". Der Boden bebte, als die erste Laufsalve aus den Rohren fuhr.
Der Seekrieg gegen England brachte im Monat Marz auBerordentliche Erfolge. Die Tatigkeit der
deutschen U-Boote an der amerikanischen Ktiste, in den Gewassern um England und im Mittelmeer
ftigte 'dem Feinde hohen Schaden zu. Am 12. Marz meldete der OKW-Bericht, daB erneut 109000
BRT vor der amerikanischen Ktiste versenkt worden seien. Am 14. Marz schon berichtete eine neue
Meldung, daB weitere 12 Handelsschiffe mit 70000 BRT vernichtet worden seien. Insgesamt sind da-
mit bis zu diesem Tage vor Amerika 151 Schiffe mit zusammen 1 029 000 BRT, darunter 58 Tanker
mit 442000 BRT, vernichtet. Der Fuhrer hat aus diesem AnlaB auf Vorschlag des Oberbefehlshabers
der Kriegsmarine, GroBadmiral Raeder, den Befehlshaber der Unterseeboote, Vizeadmiral Karl D o n i
t z, in Anerkennung seiner hohen Verdienste um die Fuhrung und den Einsatz der Unterseebootwaffe
zum Admiral befordert.
Eine Sondermeldung vom 28. Marz berichtete, daB ein von Moskau geforderter Versuch der Eng-
lander, an der Aflantikkuste zu landen, klaglich gescheitert sei. Die angreifenden britischen Einheiten
wurden in der Nacht vom 27. zum 28. Marz in der Bucht von St. Nazaire von Marine- und Flakartille-
rie unter Feuer
81 genommen und hatten schwere Verluste. Soweit es dem Gegner gelang, Krafte an Land zu setzen,
wurden diese durch raschen Zugriff von Truppen aller Wehrmachtteile umzingelt und vernichtet. Eine
groBere Anzahl von Gefangenen blieb in deutscher Hand. Zahlreiche Schiffseinheiten des Gegners
wurden versenkt, der Rest ist fluchtartig abgelaufen.
Das MiBlingen dieser militarischen Operation hat in London zweifelsohne ein solches Geftihl der
Ohnmacht ausgelost, daB sich Churchill zu Handlungen hinreiBen lieB, die weder militarischen Wert
besitzen noch irgendwie moralisch zu rechtfertigen sind, da sie sich gegen die Zivilbevolkerung und
gegen Kulturguter wendeten, die in der ganzen Welt bekannt sind. Den Hohepunkt dieser terroristi-
schen Kriegfuhrung erklomm die britische Luftwaffe mit ihrem Angriff auf die Altstadt von Liibeck in
der Nacht vom 28. auf den 29. Marz. Nach dem Beispiel der militarisch und wirtschaftlich vollig sinn-
losen Angriffe auf Munster und Aachen sind auch in Ltibeck in blinder Zerstorungswut unersetzliche
Kulturguter vernichtet worden. Die Mordbrenner Churchills konzentrierten ihre nachtlichen Angriffe
auf die Lubecker Altstadt, wo neben den herrlichsten Burgerbauten aus der Blutezeit der Hanse die
wundervolle Marienkirche, der Dom, die Petrikirche und das Museum in Schutt und Asche sanken.
Mehrere hundert Zivilisten, unter ihnen sehr viel Frauen und Kinder, kamen urns Leben oder wurden
schwer verletzt. Mehr als zehntausend Einwohner verloren ihre Wohnstatte. Alle Nachrichten aus der
schwergetroffenen Stadt bezeugten aber, daB die Zivilbevolkerung in ihrer Moral durch diesen sinnlo-
sen Angriff nicht erschuttert wurde, daB im Gegenteil der HaB gegen England zu hellen Flammen em-
porloderte. Es ist dabei interessant, daB — sogar am gleichen Tage — der britische Nachrichtendienst
die Zwecklosigkeit soldier unsoldatischen, verbrecherischen Kriegflihrung bestatigte. Er legte namlich
das sensationelle Gestandnis ab, daB nicht das geringste Anzeichen fur einen Zusammenbruch der
deutschen Armee festzustellen und auch die Moral in Deutschland nicht im geringsten geschwacht sei.
In die Reihe dieser sinnlosen Verbrechen gehort auch der Angriff auf die Arbeitervorstadte von Paris,
den die Englander am Anfang des Monats durchfuhrten. Hier fiigten die Briten zur Brutalitat noch den
Hohn: Churchill sprach wenige Tage danach den Franzosen das Beileid aus zum Tode der beinahe
tausend Opfer, die dieser Angriff gefordert hatte.
Gegen Ende des Monats Marz fanden zwischen Deutschland und Bulgarien Besprechungen statt, die
im Geiste der Waffenbruderschaft und Freundschaft verliefen. Der Ftihrer empfing am 24. Marz in
seinem Hauptquartier Konig Boris von Bulgarien und hatte mit ihm eine lange und herzliche Ausspra-
che. Abends
82 war Konig Boris Gast des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop. Am Tage darauf stattete
Konig Boris dem Reichsmarschall in Karinhall einen Besuch ab.
Am 12. Marz verlieh der Ftihrer Hauptmann Philipp, Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwa-
der, das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Hauptmann Philipp erhielt
das Eichenlaub mit Schwertern als 8. Offizier der deutschen Wehrmacht aus AnlaB seines 86. Luftsie-
ges. — Das Eichenlaub zum Ritterkreuz erhielten folgende Soldaten der deutschen Wehrmacht:
Hauptmann U b b e n. Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader, als 80. Soldat;
ferner Oberleutnant Ostermann, Staffelkapitan in einem Jagdgeschwader, als 81. Soldat; Hauptmann
Eckerle, Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader, als 82. Soldat;
Oberleutnant Wolf-Dieter Huy, Staffelkapitan in einem Jagdgeschwader, als 83. Soldat, und Leutnant
Hans S t r e 1 o w, Flugzeugfuhrer in einem Jagdgeschwader, als 84. Soldat der deutschen Wehrmacht.
Unter den zahlreichen Ritterkreuztragern dieses Monats verdienen hervorgehoben zu werden Vize-
admiral Otto C i 1 i a x, Befehlshaber der Schlachtschiffe, und Kapitan zur See Kurt Hoffmann, Kom-
mandant des Schlachtschiffes „Scharnhorst". Vizeadmiral Ciliax erhielt die hohe Auszeichnung fur
seine zu den kuhnsten Taten der Seegeschichte gehorende Unternehmung im Kanal, bei der er die
Schlachtschiffe umsichtig und mit groBtem Schneid gefuhrt hatte. Kapitan zur See Hoffmann hat seit
Beginn des Krieges bei alien Feindoperationen hervorragende Tapferkeit und groBten Schneid bewie-
sen; er zeigte auch seine auBerordentliche Einsatzbereitschaft und personliche Unerschrockenheit beim
Seegefecht im Kanal.
Eine Auszeichnung, die bisher einmalig ist, erhielt der Kriegsberichter der Luftwaffe Leutnant Fritz
Dettmann. Als Beobachter in einem Kampfgeschwader erhielt er als erster Kriegsberichter das Deut-
sche Kreuz in Gold. Leutnant Dettmann, der in selten hervorragender Weise den Typ des deutschen
Kriegsberichters verkorpert, besitzt das EK II und EK I sowie die goldene Frontflugspange.
Eine hohe Anerkennung des spanischen Beitrages zum Kampf gegen den Bolschewismus liegt in
der Verleihung des Ritterkreuzes an den Kommandeur der spanischen Freiwilligendivision General-
leutnant Munoz Grande. In der Begriindung zur Verleihung wird gesagt, daB der General die Seele des
Widerstandes der spanischen Truppen sei. Seine tatkraftige Fuhrung und die Tapferkeit seiner Kame-
raden erwies sich bei der Durchfuhrung entscheidender Abwehrkampfe als von hochster Bedeutung.
Verschiedene Beforderungen verdienter Generale wurden im Laufe des Marz durch den Ftihrer
vorgenommen. Zu Generalobersten wurden befordert am 1. Marz General der Flieger von Richthofen,
am 8.
83 Marz General der Infanterie von Manstein, am 9. Marz der Chef des Generalstabes der Luftwaffe
General der Flieger Jeschonnek und am 16. Marz die Generale der Panzertruppe Reinhard und
Schmidt.
Am 30. Marz beging Generalfeldmarschall Milch, Staatssekretar der Luftfahrt und Generalinspek-
teur der Luftwaffe, seinen 50. Geburtstag. Mit Freude und Stolz blickte an diesem Tage der Jubilar auf
ein seit 27 Jahren im Dienste der Fliegerei vollbrachtes und an Erfolgen uberreiches Leben zuriick.
Der Ftihrer ubermittelte dem Generalfeldmarschall sein Bild mit einer herzlich gehaltenen Widmung
und ubersandte ihm ein Handschreiben, in dem er der hohen Verdienste und der verantwortungsvollen
Arbeit des Feldmarschalls gedachte. — Der Reichsmarschall sprach seinem bewahrten Mitarbeiter und
treuen Waffenkameraden seine eigenen Gltickwunsche und die der gesamten Luftwaffe aus.
Am 22. Marz beging Generalfeldmarschall Gerd von Rundste d t, einer der hervorragendsten
Heerfuhrer dieses Krieges, das 50jahrige Jubilaum seines Eintritts in die Armee. Der Ftihrer lieB durch
seinen Chefadjutanten dem Feldmarschall seine Gltickwunsche ubermitteln; in einem Handschreiben
wtirdigte er die Verdienste des Jubilars.
Am 12. Marz beging der Reichsminister des Innern, Dr. Wilhelm F r i c k, seinen 65. Geburtstag.
Als einer der ersten Mifkampfer des Ftihrers ist er zugleich Fachminister von hohen Qualitaten. Dr.
Frick ging aus der Laufbahn des bayerischen Verwaltungsbeamten hervor. Nach dem Kriege tat er
Dienst im Mtinchener Polizeiprasidium unter Poehner. Als Teilnehmer des Miinchener Aufstandes
1923 wurde der damalige Oberregierungsrat Frick zu ftinfviertel Jahren Festung verurteilt. 1924 wurde
Dr. Frick Reichstagsabgeordneter der NSDAP, deren Fraktionsftihrer er heute noch ist. 1930 wurde er
der erste nationalsozialistische Minister in Deutschland, und zwar Innen- und Volksbildungsminister
in Thtiringen. Bei der Machtiibernahme tibernahm er das Reichsministerium des Innern. In diesem
Ministerium hat Dr. Frick die Reichsreform angebahnt. Die Neuformung des Beamtenrechts und des
Gemeinderechts sind besondere Marksteine seines Schaffens. Die Wiedergewinnung deutschen Le-
bensraumes im Frieden und im Kriege stellte den Minister vor neue Aufgaben, die sich in den
Kriegsaufgaben der staatlichen Verwaltung noch weiter ausdehnten. Seit Kriegsbeginn ist Dr. Frick
Generalbevollmachtigter fur die Reichs verwaltung. Ihm untersteht die einheitliche Ftihrung der nicht-
militarischen Verwaltungen, mit Ausnahme der wirtschaftlichen. Seine Kompetenz greift daher heute
weit iiber das eigentliche Reichsministerium des Innern hinaus.
84 Dr. Frick blickt an seinem 65. Geburtstag auf ein Lebenswerk zuriick, das schon der Geschichte
angehort. In der Kampfzeit, in den Friedensjahren und im Kriege hat er sich als einer jener Manner
bewahrt, die in der ersten Reihe um den Ftihrer GroBes fur Deutschland geleistet haben. — Unter den
zahlreichen Ehrungen, die Reichsminister Dr. Frick an diesem Tage zuteil wurden, steht der Gltick-
wunsch des Ftihrers, den SS-Gruppenftihrer Schaub tiberbrachte, an erster Stelle. Fast alle fiihrenden
Manner des nationalsozialistischen Deutschlands aus Staat, Partei und Wehrmacht gratulierten dem
Minister;
zahlreiche hohe Personlichkeiten des Auslandes sprachen ihm ebenfalls ihre Gltickwunsche aus. In
einer Feierstunde im Ministerium wtirdigte Staatssekretar Pfundtner das Wirken des Ministers. An der
Spitze einer groBeren Abordnung von Reichsstatthaltern und Oberprasidenten erschien Reichsstatthal-
ter General Ritter von Epp, der, wie Reichsarbeitsftihrer Hierl fur den RAD, die herzlichsten Gltick-
wunsche zum Ausdruck brachte.
Um den wachsenden Erfordernissen der Rtistung im Rahmen des Vierjahresplanes die notwendige
Geltung zu verschaffen, hat der Reichsmarschall des GroBdeutschen Reiches als Beauftragter fur den
Vierjahresplan den Reichsminister fur Bewaffnung und Munition, Parteigenossen Speer, zum Gene-
ralbevollmachtigten fiir die Rtistungsaufgaben im Vierjahresplan ernannt.
In der deutschen Ernahrungswirtschaft wurden im Marz einschneidende MaBnahmen getroffen. Am
18. Marz erlieB Reichsmarschall Goring einen Aufruf an das deutsche Landvolk, worin er, ausgehend
von dem besonders schweren und langanhaltenden Winter, das deutsche Landvolk aufforderte, im
kommenden Jahre die hochsten Leistungen zu vollbringen. Der Reichsmarschall verspricht, alle noch
auf dem Lande und in den Landstadten einsatzfahigen Arbeitsreserven fur die Landwirtschaft heran-
zuziehen. Eine neue Verordnung werde diesen zusatzlichen Arbeitseinsatz auf dem Lande regeln.
Auch Arbeitskrafte aus den besetzten Gebieten des Ostens wurden zur Untersttitzung herangezogen
werden. Fur die Bereitstellung von Dtingemitteln sei gesorgt. Auf der Reichsbahn rollten fiir den
Transport von Diinger und Saatgut alle nur verftigbaren Waggons. In der Treibstoffzuteilung seien
zugunsten der Landwirtschaft in alien Gewerbezweigen der tibrigen Wirtschaft erneut starke Abstriche
gemacht worden. Der im Kriege stark abgedrosselten Landmaschinenindustrie seien zur vermehrten
Produktion besondere Rohstoffkontingente zugeteilt worden. Die Ersatzteilbeschaffungswerkstatten
hatten zur Ermoglichung der Reparaturen eine besondere Forderung erfahren. Der Aufruf des Reichs-
marschalls schlieBt mit dem Hinweis, daB die Arbeit des Land
85 volks genau so kriegsentscheidend wie der Kampf und Sieg des deutschen Soldaten vor dem Feinde
sei. (Siehe Seite 70.)
Am Tage darauf, am 19. Marz, veroffentlichten Presse und Rundfunk eine Verordnung des Reichs-
ernahrungsministeriums, nach der in der 35. Zuteilungsperiode vom 6. April an eine Verringerung der
Rationen von Brot, Fett und Fleisch eintrete. Die Abstriche sind im einzelnen nicht sehr groB, im Ver-
haltnis zu den an sich nicht sehr reichlichen Zuteilungsmengen dennoch recht splirbar. Die Brotration
der Kinder und Jugendlichen von 6 bis 20 Jahren sowie die Brotzulagen der Schwer-, Schwerst-,
Lang- und Nachtarbeiter bleiben unverandert. Dagegen wird die Brotration der Normalverbraucher um
wochentlich 250 Gramm und die Brotration der Kinder bis zu 3 Jahren um 200 Gramm wochentlich
gesenkt. Der Normalverbraucher erhalt von nun an 2000 Gramm Brot in der Woche. Das sind, gemes-
sen an den Rationen anderer europaischer Volker, noch sehr beachtliche Mengen. Die Fleischrationen
werden beim Normalverbraucher ebenfalls um 100 Gramm gekiirzt, die der Kinder um 50 Gramm.
Der Normalverbraucher erhalt in Zukunft 300 Gramm Fleisch wochentlich. Die Fettrationen werden
fur die Zuteilungsperiode (4 Wochen) beim Normalverbraucher um 250 Gramm, bei Jugendlichen von
14 bis 18 Jahren um 125 Gramm gekiirzt. Die Gesamtfettrationen der Kinder bis zu 14 Jahren und die
Fettzulagen der Lang- und Nachtarbeiter bleiben unverandert. Das sind im wesentlichen die Abstriche,
die nach Erklarung von maBgeblicher Stelle gemacht werden miissen, um eine ausreichende Versor-
gung der Bevolkerung bis zur neuen Ernte zu gewahrleisten. Zwei Griinde sind es besonders, die am
Ende des dritten Kriegswinters eine Anpassung der Lebensmittelrationen an die gegebenen Dek-
kungsmoglichkeiten erforderlich machen: die nur gerade durchschnittlichen Ernten der beiden letzten
Jahre nicht nur in Deutschland allein, sondern in fast ganz Europa und der infolge des Krieges erheb-
lich gestiegene Bedarf (siehe S. 140). In einem Aufsatz „Sicherung der Zukunft" schildert der Staats-
sekretar im Reichsministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft, Backe, die Griinde fur die eingetre-
tene Verknappung. Es sind im wesentlichen folgende: Die Verstarkung der Wehrmacht brachte eine
Steigerung des Nahrungsmittelbedarfs fur die Armee. Die VergroBerung der Riistung hat die Vermeh-
rung der Zahl der Schwer- und Schwerstarbeiter, der Lang- und Nachtarbeiter gebracht. Etwa 2,5 Mil-
lionen auslandische Arbeitskrafte wurden zum Ersatz deutscher Arbeiter, die zum Kriegsdienst einge-
zogen sind, der deutschen Industrie zur Verfiigung gestellt. Sie miissen ernahrt werden, wie auch fur
mehrere Millionen Kriegsgefangene ein bestimmtes Quantum an Nahrung vorhanden sein muB. An
die Arbeiterschaft der fur uns arbeitenden Industrie der besetzten Gebiete muBten wir Lebensmit-
86 telzuschiisse, vor allem Brotgetreide, abgeben. Und schlieBlich verpflichtete uns das Gebot der Treue,
dem heldenhaft kampfenden Finnland bei der Uberwindung seiner Ernahrungsschwierigkeiten zu hel-
fen. Niemand in Deutschland wird sich diesen Argumenten verschlieBen. Jeder aber wird fordern, daB
der Lebensmittelhandel in den vorgeschriebenen Bahnen verlauft, daB Wucher- und Schiebertum riick-
sichtslos bekampft werden.
Zu diesem Thema hat Reichsminister Dr. Goebbels in der Zeitschrift „Das Reich" gegen Ende des
Monats sehr eindeutig und klar das Wort ergriffen: „Im Kriege gehoren alle Waren und Lebensmittel
dem ganzen Volke. Sie miissen deshalb gleichmaBig und gerecht verteilt werden. Wer sich gegen die-
sen Grundsatz versiindigt, schadigt die Versorgung der Gesamtheit. Der Bauer, der Kaufmann, der
Handwerker miissen sich dessen bewuBt sein. Das Gefiihl fur Recht und Unrecht bei jedermann ist die
sicherste Garantie einer befriedigenden Verteilung. Die deutsche Hausfrau erwarte und verlange vom
Verkaufer nur, was ihr zusteht, die Hingabe von Uberpreisen und Schmiergeldern ist ihrer nicht wiir-
dig und auBerdem strafbar. Tauschhandel, Schleichhandel, Wucher, Preisiiberbietung und Bestechung
werden bestraft. In besonders schweren Fallen werden Vermogenseinziehung und Todesstrafe ver-
hangt." — Die deutschen Gerichte haben gezeigt, daB es ihnen Ernst ist mit der Verfolgung solcher
allgemein als giiltig anerkannten Regeln. Sondergerichte haben in verschiedenen Orten des Reiches
fur Lebensmitteldiebstahle und Verschiebungen die Todesstrafe verhangt. Die Veroffentlichung sol-
cher Urteile ist vom Volke einhellig begriiBt worden.
Das deutsche Volk steht heute auf dem Standpunkt, daB der Krieg gewonnen werden muB, und
zwar um jeden Preis. Diesem fanatischen Willen verlieh Dr. Goebbels Ausdruck in einer Rede, die er
am 23. Marz an der alten Kampfstatte der Berliner Bewegung im groBen Saalbau des Friedrichshains
vor dem Fiihrerkorps der Partei des Gaues Berlin hielt. Wenn im dritten Weltkriegsjahr das deutsche
Volk weithingehend die Meinung vertreten habe, „Frieden um jeden Preis", dann laute jetzt die Lo-
sung „Sieg um jeden Preis". Dr. Goebbels zeichnete in seiner Rede ein groBziigig geschautes Bild der
gegenwartigen politischen und militarischen Lage. Er zeigte auf, wie alle Hoffnungen der Gegner
schmahlich enttauscht worden seien, das deutsche Volk aber nach neuer Kraftsammlung vorbereitet
sei fur endgiiltige und groBe Entscheidungen.
Nicht nur auf dem Gebiet der Ernahrungswirtschaft, sondern auch auf anderen Gebieten wurden im
Marz kriegsmaBige Einschrankungen verfiigt. Vor alien Dingen sind im Bereich des Reiseverkehrs
weitgehende Einschrankungen durchgefiihrt worden. Das Jahr 1941 hat fur die Reichsbahn eine erneu-
tege-
87 waltige Steigerung ihrer Verkehrsaufgaben gebracht. Die Anforderungen der Wehrmacht und
Kriegswirtschaft schwollen an. Die Transporte nach dem Osten, die plotzliche Umstellung nach dem
Siidosten forderten von der Reichsbahn eine ungeheure Elastizitat und Einsatzbereitschaft. Zu den rein
militarischen Aufgaben kamen auch noch im Innern des Landes diejenigen des Verkehrs mit kriegs-
und lebenswichtigen Wirtschaftsgiitern. Diese starke Beanspruchung des rollenden Materials hat
Staatssekretar Kleinmann veranlaBt, am 11. Marz vor den Leitern der Reichspropagandaamter und den
Reichsrednern der Partei einen eindringlichen Appell zur Drosselung des privaten Reiseverkehrs aus-
zusprechen. (Siehe Seite 155.)
In einem ErlaB an die Offentlichkeit ging Reichsminister Dr. Goebbels in dieser Frage am 22. Marz
noch weiter. Er richtete an die Bevolkerung die kategorische Aufforderung, jede nicht notwendige
oder ausreichend begriindete Reise unter alien Umstanden zu unterlassen. Reisende, die entgegen die-
ser Aufforderung die mit kriegswichtigen Transporten iiberlastete Reichsbahn zum Vergnugen benut-
zen, haben Strafen, bei schweren VerstoBen Uberfuhrung in ein Konzentrationslager zu gewartigen.
Berufsreisende oder Personen, welche nach Anordnung des Staatssekretars fur Fremdenverkehr vom
26. November 1941 berechtigt sind, ein Heilbad oder anerkannten Erholungsplatz aufzusuchen, wer-
den aufgefordert, ihre Reise nur dann anzutreten, wenn sie mit einwandfreien Ausweispapieren verse-
hen sind. (Siehe Seite 71.)
Auch auf dem Gebiet der Bauwirtschaft wurden im Marz hohe Strafen verhangt wegen Umgehung
der Vorschriften tiber Einschrankung des Bauens. Am 19. Marz veroffentlichte die deutsche Presse ein
Urteil, das auf Veranlassung von Reichsminister S p e e r gefallt wurde. Nach dieser Meldung sind ein
Bauunternehmer, weil er an seinem eigenen Wohnhaus einen Wintergarten und ein Schwimmbad bau-
en lieB, ein Oberbaurat, weil er an ihm unterstellten stillgelegten Bauten weiterbauen lieB, und ein
anderer Baurat, weil er in friedensmaBiger Weise weitergebaut hat, zu Freiheits strafen bzw. zu hohen
Geldstrafen verurteilt worden. Nicht nur der Soldat an der Front, auch die Verantwortlichen in der
Heimat miissen Disziplin wahren und jede MaBnahme vermeiden, die die Kriegswirtschaft, wenn auch
im kleinen, zu storen geeignet sei.
Die Frage des Arbeitseinsatzes hat sich nach und nach zu einer der lebenswichtigsten Fragen des
kampfenden Volkes herausgebildet. Nur eine starke und sichere Hand kann hier das Richtige tun. Der
Fiihrer hat, so wurde am 28. Marz gemeldet, einem seiner bewahrtesten Mitarbeiter umfassende Voll-
machten
88 gewahrt. Er ernannte den Reichsstatthalter und Gauleiter Fritz S a u c k e 1 zum Generalbevollmach-
tigten fur den Arbeitseinsatz. In dieser Eigenschaft ist Reichsstatthalter Sauckel dem Reichsmarschall
unmittelbar unterstellt. Sein Auftrag erstreckt sich auf die Regelung des Einsatzes samflicher verfiig-
barer Arbeitskrafte einschlieBlich der angeworbenen Auslander und der Kriegsgefangenen, insbeson-
dere in der Kriegs- und Ernahrungswirtschaft, sowie auf die Mobilisierung aller noch unausgenutzten
Arbeitskrafte. Gauleiter Sauckel wird auf seinem neuen Tatigkeitsgebiet eng mit dem Reichsminister
fur Bewaffnung und Munition zusammenarbeiten. Im Zuge dieser Neuordnung geht die Tatigkeit der
bisherigen Geschaftsgruppe Arbeitseinsatz des Vierjahresplans, die Beschaffung und Verteilung der
Arbeitskrafte sowie die Regelung der Arbeitsbedingungen auf den Generalbevollmachtigten iiber. Der
Reichsmarschall hat dem Staatssekretar Syrup fur seine langjahrige erfolgreiche Tatigkeit seinen Dank
und seine Anerkennung ausgesprochen. (Siehe Seite 123.)
Trotz dieser Erschwernisse, die der Krieg auf mancherlei Gebieten zwangsweise mit sich bringt,
glaubt das deutsche Volk felsenfest an den Sieg und tut auch in der Heimat alles, um ihn herbeizufuh-
ren. Sichtbarster Ausdruck dessen ist das glanzende Ergebnis des am 8. Marz durchgefuhrten 7. und
letzten Opfersonntags im Kriegs-WHW 1941/42. Er beweist mit seinem Ergebnis von 37817306,05
RM, dem bisher hochsten Ergebnis eines Opfersonntags, die ungebrochene Kraft der deutschen Hei-
mat. Gegenuber dem Vorjahr hat diese Sammlung eine Erhohung um 36,23 v. H. ergeben, das sind
insgesamt iiber 10 Millionen RM mehr als im Vorjahr.
Am 22. Marz hatte die deutsche Jugend im ganzen Reich mit der Verpflichtung der Jugend, mit der
die 14jahrigen Jungen und Madel in die Hitlerjugend und in den Bund deutscher Madel aufgenommen
wurden, ihr groBes und festliches Erlebnis. Die bedeutendste der vielen ortlichen Feierstunden war die
Reichsfeier im Deutschen Opernhaus zu Berlin, bei der Reichsjugendfiihrer Artur A x m a n n zu sei-
nen Kameraden und Kameradinnen iiber den abgeschlossenen Lebensabschnitt und iiber die vor ihnen
liegenden Aufgaben und Verpflichtungen sprach, die sich aus ihren Pflichten gegenuber dem deut-
schen Volk in diesem Schicksalskampf ohnegleichen ergeben. Vorher richtete der stellvertretende
Gauleiter Gorlitzer einen Appell an die Berliner Jugend. Mit besonderer Betonung hatte die Partei
die Ubernahme der Jungen und Madel aus Jungvolk und Jungmadelschaft in die Hitlerjugend und den
BDM zu einer bedeutsamen Feier gestaltet. Der Tag, an dem die junge Generation auf den Flihrer
verpflichtet wird, soil in der Erinnerung dieser heranwachsenden jungen Menschen als ein groBes Er-
eignis, als eine lichte Erinnerungs
89 stunde stehen und alles liberstrahlen, was ihnen sonst von der Schule und anderer Seite gegeben
werden kann. Zum ersten Male nahmen in diesem Jahre auch Eltern und Erzieher an dieser feierlichen
Verpflichtung teil.
Der gleiche Rhythmus des pulsierenden Lebens, wie er in der steten Wiederkehr gleicher Formen an
alien Orten des GroBdeutschen Reiches zum Ausdruck kommt, hat etwas Imponierendes, MitreiBen-
des. So hinterlaBt es tiefen Eindruck, wenn man hort, daB auch im Generalgouvernement die Ver-
pflichtungsfeiern der Jugend in gleicher Weise vorgenommen wurden. Hier sprach der Generalgou-
verneur Reichsleiter Dr. Frank zu den Jungen und Madeln. Er richtete ihre Blicke auf Fiihrer, Volk
und Reich, verlangte von ihnen einen unerschutterlichen Mut zum Ideal des nationalsozialistischen
Glaubens und eine unbesiegbare Tapferkeit zum Bestehen des harten Lebenskampfes in diesem Rau-
me. Er forderte von ihnen eine bewuBte Vertiefung der seelischen und geistigen Krafte, denn die Ver-
groBerung des deutschen Lebensraumes verlange auch eine groBere Charakterstarke und mutvollere
Menschen sowie hohere Fahigkeiten.
Am Tage vorher wurde der erste Jahrgang der Adolf-Hi tler-Schulen bei einem SchluBappell auf der
Ordensburg Sonthofen in das Leben und den Beruf entlassen. Hier nahmen an der Feier Reichsleiter
Dr. Ley und Reichsleiter von Schirach teil. Die eindrucksvolle Feier, bei der auch beachtenswerte
musische Leistungen von den Schulern zu Gehor gebracht wurden, atmete den Geist einer neuen Er-
ziehung, die die Ausbildung des einzelnen zur geschlossenen Ftihrerpersonlichkeit als Ziel ihrer Be-
muhungen erstrebt. Reichsleiter von Schirach erinnerte an den Tag, da die nunmehr Erwachsenen als
Pimpfe bei der Griindung der Schulen vor ihm und Dr. Ley gestanden hatten. Er sprach davon, daB er
von den im Frieden zur Entlassung gelangenden Jahrgangen noch groBere Leistungen werde verlangen
mtissen. Der Name des Mannes, den sie trtigen, verpflichte Lehrer wie Schuler gleichermaBen, nie-
mals mit sich selbst und dem Erreichten zufrieden zu sein. In seinem SchluBwort wies Dr. Ley darauf
hin, daB mit den Adolf-Hitler- Schulen eines der schonsten Werke der Partei, ein Werk von revolutio-
narer Tiefe geschaffen wurde. „Unsere Feinde hatten gehofft, daB mit uns der Nationalsozialismus
aussterben werde. Sie haben sich verrechnet. Ihr wachst heran, Ihr werdet die Fahne weitertragen und
die Fuhrung der Partei fur alle Zeiten sichern."
Von reger Lebendigkeit war das propagandistische Wirken zahlreicher fuhrender Manner der Partei
im Monat Marz. Reichsminister Dr. Goebbels sprach mehrmals in diesem Monat vor den verschieden-
sten Gremien. Am 6. Marz sprach der Minister vor einem groBeren Kreis von Offizieren der Panzer-
truppe auf
90 einem Truppeniibungsplatz. Der Minister gab dem Offizierkorps einen umfassenden Uberblick tiber die
Gesamtlage des Reiches und entwickelte ihnen an Hand von Beispielen Grundsatze und Arbeitsweise
der nationalsozialistischen Nachrichtenpolitik und Propaganda in der weltpolitischen Auseinanderset-
zung der letzten Jahre. — Kaum eine Woche spater sprach der Minister in Erinnerung an den Befrei-
ungstag der Donau- und Alpengaue im Marz 1938 vor Hunderttausenden in Wien, Graz und Linz. Auf
dem Boden, von dem aus eine kleine Clique erneut den Kampf gegen die Einheit des Reiches hatte
beginnen wollen, schilderte Dr. Goebbels das groBe Werk der Einigung aller deutschen Stamme, das
der Flihrer und die nationalsozialistische Bewegung vollendet haben. Die Kundgebungen wurden zu
einem einzigen Bekenntnis des unwandelbaren Glaubens an den Flihrer und des Willens zum Siege.
— Auch Dr. Ley flihrte die Reihe seiner Betriebsappelle im Marz weiter fort. Am 10. Marz sprach er
in verschiedenen Rlistungsbetrieben der westlichen Gaue. In der groBen endgultigen Auseinanderset-
zung dieses Krieges habe das gesamte deutsche Volk eine gewaltige Kraftprobe zu bestehen. Niemand
sei davon ausgenommen. Jedes Mannes Arbeitskraft und Treue, jeder Frau Einsatzbereitschaft und
Opfermut sowie der Jugend begeisterungsfahige Kraftentfaltung und kampferisches Wollen, alle
Energien der Menschen, der Politik, der Wirtschaft und des offentlichen Lebens seien auf das einzige
Ziel der Sicherung des Sieges ausgerichtet. „Der Sieg bedeutet fur uns Sicherstellung des taglichen
Brotes fur alle Zeiten. Dafiir bluten unsere Soldaten, daftir arbeiten unsere Arbeiter." Gegen Ende des
Monats sprach Dr. Ley im oberschlesischen Bergbaugebiet. Hier lieB sich Dr. Ley unter Tage mit ei-
nem erstmalig im oberschlesischen Bergbau eingefuhrten Panzerpflug mit Querraumforderung be-
kannt machen. Er uberzeugte sich vor Ort von der Leistungsfahigkeit dieser mechanischen Kohlenge-
winnung, die trotz geringer menschlicher Arbeitskraft eine erhohte Forderung sicherstellt. Vor einem
Kreise von leitenden Kraften kriegswichtiger Bergbaubetriebe hielt Dr. Ley einen zundenden Appell
ab. Er forderte, daB Deutschland trotz Krieg und Einschrankungen aller Art den Vorsprung vor den
Feindmachten innehalten mlisse.
Zu Beginn des Monats sprach der Stabschef der SA Viktor L u t z e in Magdeburg aus AnlaB des 10.
Griindungstages der SA Gruppe Mitte. Der Stabschef erinnerte zunachst an den alten Kampfer, der,
ohne Mittel und ohne Waffen, aber unbeirrbar in der Idee und in seinem felsenfesten Glauben an den
Fiihrer sich opferbereit fur die Erneuerung Deutschlands einsetzte, bis die SA als Sieger durch das
Brandenburger Tor marschieren konnte. Jetzt sei GroBdeutschland angetreten, um den gleichen Kampf
gegen die ganze alte Welt zu bestehen.
91 Auch hier miisse sich der alte SA-Mann in gleicher Weise wieder einsetzen, nicht mit einem
Lippenbekenntnis, sondern mit der Tat.
Auf dem Gebiet der Seuchenbekampfung ist es der deutschen Wissenschaft, wie Reichsgesundheits-
flihrer Dr. C o n t i am 27. Marz in einem Artikel des „Volkischen Beobachters" mitteilte, gelungen,
dem Fleckfieber seine Gefahr zu nehmen. Um nicht weniger als 70 v. H. sind die Neuerkrankungen im
Marz des Jahres 1942 gegeniiber den Neuerkrankungen des Monats Dezember 1941 zuriickgegangen.
Das Reich ist wahrend der ganzen Wintermonate vom Fleckfieber so weitgehend freigeblieben, daB
von einer Seuche ins Reichsgebiet uberhaupt nicht gesprochen werden kann. Lediglich Einzelherde
und beschrankte Gruppenerkrankungen, die sofort isoliert wurden, sind festgestellt worden. Deutsche
Sanitatsoffiziere, unter ihnen von Prowazek, haben sich groBe Verdienste um die erfolgreiche Be-
kampfung dieser Krankheit bemiiht. Prowazek selbst und zahlreiche andere Arzte bezahlten ihre For-
schungen mit dem Leben. Dr. Conti weist mit Recht darauf hin, daB die gelungene Bekampfung des
Fleckfiebers dem Gegner eine seiner Hoffnungen genommen hat. Mit der Bannung dieser Seuchenge-
fahr aus dem Osten habe Deutschland erneut eine europaische Aufgabe erfullt.
Auf dem Gebiete der Gesundheitsfuhrung ist eine MaBnahme des Reichsflihrers SS von Bedeutung,
der den SS-Gruppenfuhrer und Generalleutnant der Waffen-SS Prof. Dr. Grawitz, Geschaftsfiihrenden
Prasidenten des Roten Kreuzes zum Reichsarzt SS und Polizei ernannt hat.
In einem feierlichen akademischen Festakt an der Technischen Hochschule in Breslau wurde durch
Reichsminister Rust am Anfang des Monats ein „Institut fiir die chemische Technologie synthetischer
Fasern" eingeweiht. Dies Institut ist das erste seiner Art und unterstreicht die Stellung Schlesiens als
fuhrendes Textilland in Deutschland.
Ebenfalls anfangs des Monats wurde im Zusammenhang mit einer Tagung des Internationalen Kon-
gresses fur Kurzschriftwesen in Salzburg ein „Institut fur Kurzschriftwesen" in der Mozartstadt aus
der Taufe gehoben. In Anwesenheit zahlreicher Auslander, unter ihnen eine besonders starke Abord-
nung Italiens, wurde das Institut seiner Bestimmung zugefuhrt.
In Gegenwart zahlreicher deutscher und belgischer Personlichkeiten wurde am 16. Marz im Briisse-
ler Kulturpark-Museum die Ausstellung „Deutsche GroBe — Bilder aus deutscher Vergangenheit"
feierlich eroffnet. In Prag und in einigen Stadten des Reiches ist diese Ausstellung schon mit groBem
Erfolg gezeigt
92 worden. Sie ist ihrem Aufbau und ihrem Inhalt nach hervorragend geeignet, die gesamteuropaische
Aufgabe des Reiches im Laufe seiner geschichtlichen Entwicklung darzustellen, sie soil, wie
Reichsamtsleiter Hagemeyer vom Amt Rosenberg erklarte, den belgischen Besucher davon iiberzeu-
gen, wie notwendig es ist, daB auch sein Land hineinwachst in die Einheit des europaischen Konti-
nents.
Am 3. Marz 1942 wurde im Ufapalast am Zoo in der Reichshauptstadt in Gegenwart von
Reichsminister Dr. Goebbels der Veit-Harlan-Film der Tobis „Der groBe Konig" unter groBem Beifall
uraufgefuhrt. Die deutsche Filmkunst hat damit erneut ein Werk geschaffen, das ebenso eine
kiinstlerische Spitzenleistung wie eine politische Tat darstellt. Denn das Werk stellt aus der groBen
Vergangenheit eine beispielhafte Episode in eine groBe Zeit hinein. Der Fiihrer hat Otto Gebiihr, den
Trager der Titelrolle dieses Films, zum Staatsschauspieler ernannt. Reichsminister Dr. Goebbels hat
den Film durch das hochste Pradikat „Film der Nation" ausgezeichnet;
der deutsche Filmring, der mit diesem Pradikat verliehen wird, wurde dem Regisseur Veit Harlan zu-
erkannt, nachdem diese Auszeichnung bisher Emil Jannings fiir den Film „Ohm Kriiger" und Gustav
Ucicky fiir den Film „Heimkehr" erhalten hatten.
Reichsminister Dr. Goebbels versammelte am 25. Marz 1942 die hervorragendsten Vertreter des
Berliner Kulturlebens in seinem Ministerium und besprach mit ihnen aktuelle Fragen des kulturellen
Schaffens der Reichshauptstadt. In seiner Ansprache gab er bekannt, daB er fiir die besonderen kultu-
rellen Kriegsbediirfnisse der Reichshauptstadt ein Generalreferat unter Oberregierungsrat Scherler
eingerichtet habe. In der Reichshauptstadt lebe eine Bevolkerung, die mit besonderer weltstadtischer
Aufgeschlossenheit, Aufnahmebereitschaft und sicherem kunstlerischen Urteil dem kulturellen Leben
in alien seinen Regungen und Schattierungen gegenuberstehe. Daran habe der Krieg nicht nur nichts
andern konnen, sondern das kulturelle Bedtirfnis der Reichshauptstadt sei in seinem Verlaufe im Ge-
genteil erheblich gestiegen. Dieser Tatsache miisse von alien beteiligten Stellen in vermehrtem Um-
fange Rechnung getragen werden. Unser kultureller Bestand dtirfe wahrend des Krieges in gar keiner
Weise zu Schaden kommen.
Einer der bedeutendsten Chore im GroBdeutschen Reich, der Bruno Kittelsche Chor, konnte im Lau-
fe dieses Monats auf sein 40jahriges Bestehen zuriickblicken. Am 19. und 20. Marz beging der Chor
dieses Jubilaum durch zwei Festkonzerte, das eine unter Bruno Kittel, das andere unter Wilhelm Furt-
wangler. Der Fiihrer sprach dem Chor in anerkennender Wurdigung seines fur das Berliner Musikle-
ben bedeutsamen Wirkens telegraphisch die herzlichsten Gluckwunsche aus. Reichsminister Dr.
Goebbels teilte in
93 seinem Gluckwunschtelegramm Prof. Bruno Kittel mit, daB er sich entschlossen habe, angesichts der
groBen kunstlerischen Bedeutung, die der Kittelsche Chor besonders in Zusammenarbeit mit dem Ber-
liner Philharmonischen Orchester gewonnen habe, den Chor unmittelbar in die Obhut und Betreuung
des Reiches zu nehmen und damit sein Bestehen auch fur alle Zukunft zu sichern.
Noch ein zweites Jubilaum ahnlicher Art fiel in den Monat Marz: Am 28. d. M. jahrte sich zum 100.
Male der Tag. an dem das von Otto Nicolai gegriindete Orchester der Wiener Philharmoniker sein
erstes Konzert im Redoutensaal der Wiener Hofburg gab. Eine Reihe festlicher Veranstaltungen, vor
allem Konzerte des Orchesters unter Wilhelm Furtwangler, Clemens KrauB, Hans Knappertsbusch,
Karl Bohm und Richard StrauB hoben die Bedeutung dieses Gedenktages wtirdig hervor.
Am 17. und 18. Marz hatten der Konigl. Italienische Minister fur Volkskultur, P a v o 1 i n i, und
Reichsminister Dr. Goebbels in Munchen eingehende Besprechungen tiber kulturelle Fragen der bei-
den Volker. Das nach auBen sichtbare Ergebnis der Verhandlungen wird eine weitere Befestigung der
Beziehungen sein, die die Achsenmachte auch auf kulturellem Gebiet verbinden. — Am 19. Marz
wurde im Kronprinzenpalais in Berlin eine groBe spanische Kunstausstellung durch den spanischen
Botschafter Exe. Graf Mayalde feierlich eroffnet. Die Ausstellung vermittelt einen interessanten Ein-
blick in das reichhaltige, lebenspriihende Kunstschaffen der jtingeren Vergangenheit und der Gegen-
wart Spaniens.
Am 13. Marz berichtete die deutsche Presse, daB in Kassel, der Stadt der Reichskriegertage, auf An-
ordnung des Reichskriegerfuhrers, General der Infanterie, A -Obergruppenfuhrer Reinhardt ein Reichs-
kriegermuseum geschaffen werden wird. Es soil ein Spiegelbild des NS-Reichskriegerbundes sein und
die Pflege der ubernommenen Tradition und den Austausch des soldatischen Erlebens fordern.
Am 10. Marz feierte ein Soldat seinen 75. Geburtstag, dessen Name fiir immer mit der Geschichte
der deutschen Militarfliegerei verkniipft bleiben wird: es ist dies der General der Flieger von der
Lieth-Thomsen, der im Weltkrieg der erste Chef der deutschen Luftwaffe gewesen ist. Ihm ist es zu
verdanken, daB sich die deutsche Luftwaffe bereits wahrend des Weltkrieges zu einem Kriegsinstru-
ment allerersten Ranges entwickelt hat. General von der Lieth-Thomsen, der auch noch heute trotz
seiner Erblindung in aktivem Kontakt mit der Luftwaffe steht, konnte mit der Schaffung der deutschen
Luftwaffe die Vollendung seines Werkes erleben. Er sah ihren Aufstieg und ihren Sieg an alien Fron-
ten dieses groBen Krieges.
94 Am 31. Marz vollendete der Hauptschriftleiter des Volkischen Beobachters", SA-Obergruppenfuhrer
Hauptmann Willhelm WeiB das 50. Lebensjahr. Hauptmann WeiB hat sich um den Aufbau des „Volki-
schen Beobachters" groBe Verdienste erworben. Er gehort zu den ersten Journalisten der Bewegung.
Er ist heute Leiter des Reichsverbandes der deutschen Presse. Hauptmann WeiB empfing an seinem
Ehrentage die besonderen Gluckwunsche des Fuhrers. Reichsminister Dr. Goebbels und Reichspresse-
chef Dr. Dietrich wtirdigten in personlich gehaltenen Schreiben die Verdienste dieses bewahrten Jour-
nalisten der nationalsozialistischen Presse.
iiffi|tflltife
95 Der Monat Marz bezeichnet in unseren Zonen den Ubergang vom Winter zum Friihjahr. Er stimmt
zum Rlickblick auf die sich losende Erstarrungszeit des Winters und zum Ausblick auf die anhebende
Zeit der erwachenden und wiedererwachten Natur.
Auf dem Staatsakt zum Heldengedenktag im Zeughaus hat der Ftihrer am 15. Marz diesem
zwischenzeitlichen Charakter des Augenblicks entsprechend einen Rlickblick und einen Ausblick
gegeben. Er rief dem deutschen Volk die gewaltigen Leistungen des bisherigen Krieges, vor allem
aber die des zu Ende gehenden Winters ins Gedachtnis zuriick. Die Herrscher des Kremls hatten
gehofft, „in diesem selbst fur sie noch nie erlebten Aufstand der Elemente der Natur der deutschen
Wehrmacht das napoleonische Schicksal von 1812 zufugen zu konnen. In ubermenschlichem Ringen
unter Einsatz der letzten Kraft der Seele und des Korpers haben die deutsche Wehrmacht und die mit
uns verbundeten Soldaten diese Priifung uberstanden und damit uberwunden. . . . Heute kann es
mitgeteilt werden, daB hinter uns ein Winter liegt, wie ihn Mitteleuropa seit iiber 140 Jahren nicht
erlebte. Wahrlich, unsere Soldaten und diejenigen unserer Verbundeten sind in den letzten vier
Monaten von der Vorsehung grausam gewogen worden auf ihren wirklichen inneren Wert."
Damit hat der Fiihrer das ubermenschliche MaB von Leistung gewiirdigt, das der Winterkrieg von
unseren Soldaten gefordert hat. Er hat zugleich unterstrichen, was nun folgen soil: „Die Geschichte
wird nun schon in wenigen Monaten festzustellen in der Lage sein, ob das Hineintreiben von Heka-
tomben russischer Leben in diesen Kampf eine militarisch richtige oder falsche Handlung war. Wir
wissen aber eines schon heute: Die bolschewistischen Horden, die den deutschen und die verbundeten
Soldaten in diesem Winter nicht zu besiegen vermochten, werden von uns im kommenden Sommer bis
zur Vernichtung geschlagen sein." Die Befreiung Europas von der Gefahr des Bolschewismus und von
jeder Einmischung auBerkontinentaler Machte und schlieBlich der Aufbau eines gesicherten Friedens
bezeichnete der Fiihrer als das Ziel des gegenwartigen gewaltigen Ringens (siehe Seite 74).
96 Die Kriegslage am Ende des Winters ist auch von der Militarkritik so notorisch feindselig zu
Deutschland eingestellter Blatter, wie der „Tribline de Lausanne", dahin gekennzeichnet worden, daB
die mit groBten Opfern durchgefuhrte sowjetrussische Offensive ihr Ziel nicht erreicht habe. Es sei
den Sowjets nicht gelungen, die Hauptstutzpunkte der deutschen Front einzunehmen. Man konne des-
halb nicht von einer Anderung der strategischen Lage durch die Sowjetoffensive sprechen..
Dafiir hat der Winter auf anderen Kriegsgebieten freilich groBe Uberraschungen zuungunsten unse-
rer Feinde gebracht. Die Aufnahme des U-Boot-Krieges an den Kiisten der Vereinigten Staaten und im
Karibischen Meer hatte schon Mitte Marz zur Vernichtung von insgesamt 151 feindlichen Handels-
schiffen mit zusammen 1 029 000 BRT, darunter 58 Tankern mit 442 000 BRT gefuhrt. Dazu kommen
schwere Schiffsverluste, die die italienische u-Boot-Waffe herbeigefuhrt hat, und weitere im Mittel-
meer, in den Gewassern um England, im Fernen Osten und selbst an der Wesfkuste der Vereinigten
Staaten.
Die groBte Uberraschung fur unsere Feinde wahrend dieses Winters war jedoch der unerhorte Sie-
geszug der japanischen Wehrmacht, der diese vor die Tore Australiens und Indiens und zum Verlust
der riesigen See- und Inselgebiete zwischen Asien und Australien und zum AnschluB groBer Teile des
asiatischen Kontinents an Japan gefuhrt hat. Die Feindmachte haben dadurch wertvolle und sogar un-
ersetzliche Rohstoffquellen verloren. Ihre Seeherrschaft ist auf weiten und entscheidend wichtigen
Seegebieten beseitigt worden. Im groBten Teil des ausgedehntesten der Weltmeere, des Pazifischen
Ozeans, ist ihre Schiffahrt unmoglich oder hochst gefahrlich geworden. Japans Luft- und Marinewaffe
greift die Schiffahrt Englands und der USA in dem ganzen riesigen Gebiet zwischen den Kiisten Kali-
forniens, Australiens und Indiens an, und der Tag erscheint nahegeriickt, wo der gesamte Indische
Ozean in ihren Aktionsbereich einbezogen sein wird. Da Deutschlands und Italiens Luftstreitkrafte
und Marine auBer dem Mittelmeer den gesamten nordlichen und mittleren Atlantik in ihren Bereich
gezogen haben, liegt nur noch ein verhaltnismaBig kleiner Teil des Weltmeeres auBerhalb des Wir-
kungsbereiches der Waffen der Dreierpaktmachte.
Nichts zeigt den Unterschied der strategischen Lage im gegenwartigen Kriege gegeniiber der des
Weltkrieges deutlicher als ein solcher Blick auf den Seekrieg, wie er sich im Laufe der Wintermonate
entwickelt hat. Kein Wunder, daB Einschrankungs- und RationierungsmaBnahmen, die man in den
Feindlandern als typisch fur die Lage bei uns und unseren Verbundeten und als entscheidendes Argu-
ment fur den eigenen Sieg zu bezeichnen pflegte, nunmehr nicht nur in England, sondern auch in den
Vereinigten Staaten
97 an der TagesOrdnung sind und auf immer weitere Gebiete von Wirtschaft und Ernahrung ausgedehnt
werden. Die Vernichtung von gewaltigen Mengen Schiffsraumes hat aber auch eine unmittelbare
Bedeutung fur die Kriegfuhrung. Nur die Bewegung von Millionenarmeen mit allem notwendigen
Kriegsmaterial und die Sicherung ihres Nachschubes tiber lange Seewege von vielen Tausenden von
Kilometern Lange konnen unseren Kriegsgegnern uberhaupt die Moglichkeit eines militarischen Ein-
greifens gegen uns verschanen. Wie wollen England und USA die Kontinentalstellung der Achsen-
machte und ihrer Verbundeten in Europa angreifen, ohne Millionenheere an den Ktisten Europas zu
landen? Wie wollen sie Japans bisherige und zukunftige Eroberungen ihm bestreiten, ohne im ostasia-
tischen Raum Massenheere zum Einsatz zu bringen? Diese Fragen stellen heiBt, die Frage nach dem
Schiffsraum aufwerfen, der fur die Beforderung von groBen Armeen tiber See notwendig ist, ganz
abgesehen davon, daB man diesen Schiffsraum gesichert tiber See bringen, daB man landen und die
von den Dreierpaktmachten besetzten ausgedehnten Landergebiete zuriickerobern muBte. Es ist
merkwurdig, daB in den Reden der englischen und USA-Politiker und Militars diese Art der Fragestel-
lung nie vorkommt, ebensowenig in ihrer Presse. Man beschrankt sich vielmehr auf eine allgemeine
Phraseologie von ungeheuren Hilfsquellen, tiber die man angeblich verfugt, tiber den Faktor Zeit, der
auf der eigenen Seite zur Wirkung komme, auf die Rustungskapazitat der Vereinigten Staaten usw.
Aber man vermeidet es wohlweislich, das Problem der siegreichen Beendigung des Krieges in seiner
Totalitat und praktischen Durchfuhrbarkeit zu behandeln, ganz offenbar in der Erkenntnis, daB eine
solche Fragestellung das Gegenteil einer propagandistisch gunstigen Wirkung haben wiirde.
Deutschlands und seiner Verbundeten Kriegfuhrung hat somit auch wahrend des Winters im ganzen
gesehen die aufsteigende Kurve des Erfolges und Sieges fortgesetzt. Im Osten durch die Harte des
Winters zum Verhalten und zur Defensive gezwungen, haben die militarischen Krafte der Dreierpakt-
machte zur See und in der Luft, in Nordafrika und in Ostasien auch zu Lande gewaltige Offensiverfol-
ge errungen. Was wahrend des Winters an materiellen und personellen Vorbereitungen getroffen wor-
den ist, um auch im Osten die Offensivbewegung wieder aufzunehmen, konnen wir nach den Andeu-
tungen des Fuhrers in seiner Rede am Heldengedenktag nur ahnen. Aber wir wissen, daB die gesamte
ungeheure Rustungskapazitat Europas und die Menschenreserven einer Bevolkerung von tiber 150
Millionen Menschen fur die kommenden Offensivaktionen im Osten eingesetzt werden konnen.
Inzwischen geht die Organisation der eroberten Ostgebiete ihren Gang. Auf die Verkundung einer
neu
98 en Agrarordnung im Osten, die dazu bestimmt ist, die Bolschewisierung der Landwirtschaft des
Ostens zu beseitigen und die Entwicklung eines gesunden Bauerntums wieder zu ermoglichen, sind
am 18. Marz vom Reichskommissar fur die Ukraine die ersten drei Anordnungen zur Neuordnung des
Handwerks in der Ukraine erlassen worden. Der Bolschewismus hat das freie Handwerk ebenso ver-
nichtet wie das freie Bauerntum. Auch hier ist ein Neuaufbau unabweisbar. In denselben Tagen wurde
durch einen ErlaB des Reichsministers fur die Ostgebiete den Generalbezirken Litauens, Lettlands und
Estlands eine weitgehende Selbstverwaltung gewahrt. Auch hierdurch sollen Krafte wiedererweckt
und zum Einsatz gebracht werden, die durch den Bolschewismus der Vernichtung anheimgefallen
waren oder davon bedroht gewesen sind (siehe S. 157).
Neben fiinf deutschen Tageszeitungen sind in den Ostgebieten bisher 120 fremdsprachige Zeitungen
und Zeitschriften in estnischer, lettischer, litauischer, weiBruthenischer, ukrainischer, russischer und
tatarischer Sprache ins Leben gerufen worden. Die geistige Fuhrung und Umstellung der riesigen Ge-
biete, die der Siegeslauf unserer Truppen vom Bolschewismus befreit hat, ist eine nicht minder wich-
tige Aufgabe als die wirtschaftliche Fuhrung und der Wiederaufbau auf alien Sektoren des materiellen
Lebens. Wenn man bedenkt, welche Verhaltnisse auf dem Gebiete von Presse und Nachrichtenwesen
in dem riesigen europaischen Raum zwischen der gegenwartigen Ostfront und den Ktisten des Atlanti-
schen Ozeans, vom Nordkap bis nach Spanien und bis zu den nordlichen Ktisten des Mittelmeeres
bestanden haben, als Anfang September 1939 der gegenwartige Krieg ausbrach, und wie sich diese
Verhaltnisse inzwischen gewandelt haben, welche Anspriiche an die deutsche Fuhrung sich hinsicht-
lich des Presse- und Nachrichtenwesens daraus ergaben, so versteht man wieder von einer anderen
Seite her den ungeheuren Wandel, in dem Europa begriffen ist. Ein Gebiet von weit liber einer Million
Quadratkilometer mit sechzig bis siebzig Millionen Einwohnern ist dem Machtbereich der bolschewi-
stischen Presse- und Nachrichtendiktatur entrissen. Ein Gebiet ungefahr halb so groB an Ausdehnung
und Bevolkerung ist der Presse- und Nachrichtenpolitik des polnischen Chauvinismus weggenommen
worden. Auf dem gesamten Balkan ist der Presse- und NachrichteneinfluB englisch-franzosisch-
amerikanischer, demokratisch-parlamentarischer Pragung ausgeschaltet und durch den der Achsen-
machte ersetzt worden. In Norwegen, Danemark und im besetzten Frankreich hat sich Ahnliches voll-
zogen, und im unbesetzten Frankreich ist, wenn auch nicht so vollstandig und eindeutig, dasselbe fest-
zustellen. Auf der Iberischen Halbinselaber steht die Presse Spaniens politisch und nachrichtenmaBig
eng an der Seite der Achse. Dies bedeutet, daB presse- und nachrichtenpoli
99 tisch unsere Kriegsgegner aus Europa, wenn man von Schweden und der Schweiz absieht, ausgeschal-
tet worden sind. Nur in diesen beiden Landern und in geringerem MaBe in Portugal haben Presse- und
Nachrichtenpolitik der „Demokratien" noch freie Betatigungsmoglichkeit, kann sich „Objektivitat"
hinsichtlich der Beurteilung des gewaltigen Geschehens, dessen wir Zeuge sind, im Sinne unserer
Kriegsgegner geltend machen.
Der Kampf der Waffen, der zugleich ein Kampf der Ideen und ein Kampf um neue Lebensformen
ist, hat auch im geistigen Bereich groBe Wandlungen herbeigefuhrt oder angebahnt. Erinnert man sich
wieder an die Zeit des Weltkrieges, in dem die Zentralmachte auch nachrichten- und pressepolitisch
auf einen engen Raum beschrankt waren und „die offentliche Meinung der Welt" von ihren Kriegs-
gegnern beherrscht, d. h. also gegen sie eingesetzt wurde, so ist der Unterschied im gegenwartigen
Kriege wahrhaft aufregend groB. Denn dem presse- und nachrichtenpolitischen Herrschaftsbereich der
Achsenmachte und ihrer Verbundeten in Europa entspricht der Japans im ostasiatischen GroBraum.
Die Sender und die Presse- und Nachrichtenpositionen der Englander und Amerikaner im gesamten
von den Japanern besetzten oder einfluBmaBig beherrschten ostasiatischen GroBraum, d. h. also zwi-
schen Wladiwostok und Port Darwin und Rangun, sind dem angelsachsischen EinfluB entzogen und in
den Dienst von Japans Nachrichten- und Kulturpolitik gestellt worden und wirken aus diesem GroB-
raum heraus auf weitere Raume, besonders auf Indien.
Wenn man sich das einmal auf einer Weltkarte vergegenwartigt und die oben erwahnten Verhaltnis-
se auf dem Gebiete des See- und Luftkrieges gleichzeitig geographisch verzeichnet, gewinnt man den
richtigen Eindruck von der GroBe der Erfolge der Machte des Dreierpaktes im bisherigen Verlauf des
Krieges und erkennt das AusmaB der Verluste unserer Gegner.
Im europaischen Raum sind wahrend des Monats Marz nicht viele politische Ereignisse zu ver-
zeichnen. Der AbschluB eines Wirtschaftsabkommens mit Italien Mitte Marz dient dem Zweck, das
Programm fur die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Landern fiir ein weiteres Jahr
festzulegen. Der Austausch von Rohstoffen, bei dem deutscherseits Kohle, Eisen und Stahl an erster
Stelle stehen, soil gesteigert werden. Gleichzeitig wurden auch Abreden tiber die Versorgung Grie-
chenlands getroffen.
Am 24. Marz besuchte Konig Boris von Bulgarien den Ftihrer „und hatte mit ihm eine lange und
herzliche Aussprache. Die Besprechung verlief im Geiste der im Weltkrieg begriindeten Waffenbrii-
derschaft und Freundschaft zwischen Deutschland und Bulgarien", hieB es in der offiziellen Verlautba-
rung iiber den
100 Besuch. Der bulgarische Ministerprasident F i 1 o f f erklarte am 27. Marz in der Sobranje: „In dem
Ringen, das das Schicksal Europas entscheiden wird, konnen wir nicht untatig dabeistehen. Ich bin
uberzeugt, daB das bulgarische Volk, wie in der Vergangenheit, zu alien Opfern und Anstrengungen
fur die Erhaltung seiner Freiheit und Unabhangigkeit immer bereit sein wird, indem es seinen Verbun-
deten eine voile Unterstutzung in groBtmoglichem AusmaBe gewahrt. Unser Schicksal ist unloslich
mit demjenigen unserer Verbundeten verwoben. Das Gedeihen unseres Landes kann nicht getrennt
von der neuen europaischen Gemeinschaft vor sich gehen. Die erste Bedingung fiir die Errichtung
dieser neuen Ordnung ist die Vernichtung des Bolschewismus, der eine der groBten Gefahren fur Eu-
ropa und seine jahrhundertealte Zivilisation darstellt."
Der neue ungarische Ministerprasident und AuBenminister, Nikolaus von K a 1 1 a y, hat in seinen
Programmreden im Unterhaus und Oberhaus am 18. und 19. Marz ausgefuhrt, Ungarn kampfe im ge-
genwartigen Krieg in erster Linie fur ungarische Interessen. Wenn der Krieg auch in einer Entfernung
von mehr als tausend Kilometern ausgefochten werde, so gehe es dabei doch auch um die Verteidi-
gung der ungarischen Grenzen. Die ungarische Nation kampfe getreu ihrer geschichtlichen Sendung
gegen die Gefahr des Bolschewismus. Ferner bedeute die ungarische AuBenpolitik Treue und Ausdau-
er an der Seite der Achsenmachte im gemeinsamen Kampf fur eine gerechte Ordnung und fur das neue
Europa.
Rumaniens stellvertretender Ministerprasident und AuBenminister, Mihail Antonescu, flihrte in einer
Rede in der Bukarester Universitat am 19. Marz aus, niemand dlirfe die europaische Gemeinschaft, zu
deren Verteidigung der gegenwartige Krieg gefuhrt werde, als eine Abstraktion bezeichnen. Rumanien
habe ebenso wie Finnland am eigenen Leibe erfahren, wo die Abstraktion aufhore und die Brutalitat
der Tatsachen beginne. Das von den rumanischen Soldaten an der Seite seiner Verbundeten vergosse-
ne Blut enthalte das Bekenntnis, daB, wenn in Europa ein Verteidiger der gemeinsamen Gtiter auftrete,
jedes europaische Volk die Pflicht habe, ihm zu folgen. Die geographische Lage Rumaniens rufe das
rumanische Volk heute dazu auf, seine Stellung im neuen Europa durch Arbeit und Opfer zu sichern.
Die Ttirkei, fruher jahrhundertelang Gegner und Gefahr Europas, kulturell und glaubensmaBig ehe-
mals der Feind des Abendlandes, bis sie im 20. Jahrhundert ein neues Gesicht erhielt und sich zum
modernen europaischen wandelte, wird durch die Ereignisse in steigendem MaBe zur Erkenntnis geno-
tigt, daB ihr
101 Schicksal von dem Europas nicht zu trennen ist, und daB nur der Sieg Europas unter der Fuhrung der
Achsenmachte ihren eigenen Bestand als selbstandigen nationalen Staat sichern kann. Zwei Ereignisse
haben zur Forderung dieser Uberzeugung beigetragen: das Attentat auf den deutschen Botschafter von
Papen am 24. Februar und seine inzwischen geklarten Hintergriinde und das Vordringen des Bolsche-
wismus in dem benachbarten Iran. Noch ist das Urteil gegen die Anstifter des Attentats gegen Herrn
von Papen nicht gesprochen. Aber die Spuren fuhrten u. a. in das sowjetische Generalkonsulat in
Istanbul, das am 5. Marz von einem starken Polizeiaufgebot durchsucht wurde. Die Beteiligung sowje-
tischer Staatsangehoriger an dem Attentat ist erwiesen. Im Zusammenhang mit der Haussuchung im
sowjetischen Generalkonsulat in Istanbul wurden iiber zweihundert tiirkische Studenten verhaftet, die
sich in kommunistischem Sinne betatigt hatten. Nachweislich hatte jeder dieser Verhafteten funfzig
tiirkische Pfund oder mehr aus Mitteln der Komintern erhalten. Wie schon so oft, hat sich die Komin-
tern also auch in der Tiirkei mit besonderem Erfolg an das studentische Proletariat gewandt.
Die Ereignisse im benachbarten Iran sind geeignet, in der Tiirkei das vielfach noch fehlende richtige
Verstandnis fur die wahre Lage des Landes zu fordern. Seitdem England und SowjetruBland sich
durch gemeinsamen vollig unprovozierten Angriff des Irans bemachtigt, den Schah Rezah Khan zur
Abdankung gezwungen und unter dessen jugendlichen Sohn eine Schattenregierung ans Ruder ge-
bracht hatten, ist der englische EinfluB in Iran immer weiter zuriickgegangen und der bolschewistische
gewachsen. Nicht nur ist die urspriingliche Demarkationslinie zwischen dem englischen und sowjeti-
schen EinfluBgebiet zuungunsten der Englander erheblich weiter nach Slidwesten verlegt worden,
sondern die Sowjets haben in den von ihnen besetzten Gebieten die Bolschewisierung des Landes nach
langst bekanntem Muster in Angriff genommen: Verhaftung, Verschickung und Ermordung aller de-
rer, die nach Herkunft und Stellung Trager der nationalen Tradition und der bisherigen sozialen Glie-
derung waren, Beseitigung der nationalen Verwaltung, Polizei und Armee, Bewaffnung des Unter-
menschentums, kurz, die Vorbereitung der Eingliederung des Landes als „autonome Republik" in die
Sowjetunion. Die Agenten der Sowjets aber verbreiten sich bereits liber den Irak, Syrien und Palastina.
Sowjetische Truppen wurden schon in der Nahe der Olgebiete von Mossul gemeldet.
Kann man sich wundern, daB eine solche Entwicklung in der Tiirkei mit ernster Besorgnis verfolgt
wird? Dieses Herumgreifen des Bolschewismus um das tiirkische Staatsgebiet und das gleichzeitige
Zuriickweichen des englischen Einflusses ist geeignet, die bisherigen geographischen und politischen
102 Grundlagen der tiirkischen AuBenpolitik von Grund aus zu erschuttern. Noch am 18. Marz erklarte der
tiirkische Staatsprasident Ismet I n o n u, der Hauptgrundsatz der tiirkischen AuBenpolitik sei die Er-
haltung der strikten Neutralitat des Landes. Die Tiirkei sei bereit, diese Neutralitat gegen jeden zu
verteidigen. In ahnlichem Sinne auBerte sich der tiirkische AuBenminister Saradcoglu. Die Tiirkei hat
Vertrage mit Deutschland und mit England und hatte schon unter Atatiirk enge politische Beziehungen
mit der Sowjetunion. Es liegt auf der Hand, daB eine derartige Politik nur moglich ist, solange die
politischen Krafteverhaltnisse ringsum irgendwie sich in einem Gleichgewicht befinden. Dieses
Gleichgewicht droht durch den Vormarsch des Bolschewismus in Iran und im weiteren Mittleren Ori-
ent und durch das Zuriicksinken des englischen Einflusses sehr zuungunsten der Tiirkei gestort zu
werden. Die bolschewistische Wuhlarbeit im Innern der Tiirkei, deren staatlicher und sozialer Aufbau
durchaus antibolschewistisch ist, ist ein wei teres Anzeichen fur die veranderte Lage.
Auf der anderen Seite Europas drangt der Gang der weltpolitischen Ereignisse in verwandtem Sinne in
ahnlicher Richtung. Das besiegte Frankreich, dessen Regierung in Vichy zwar formell die Zusammen-
arbeit mit Deutschland und die Eingliederung in das neue Europa bejaht, aber immer wieder Einfliis-
sen unterliegt, die gegen diese Politik gerichtet sind und die, wenn nicht auf den Sieg der angelsachsi-
schen Machte, so wenigstens auf deren Behauptung, d. h. also auf eine Art Vergleichsfrieden zwischen
den Kriegsgegnern eingestellt sind, hat im Monat Marz das Zwiespaltige seiner Lage und die Rtick-
sichtslosigkeit seiner friiheren Bundesgenossen kraftig zu sptiren bekommen.
Am 3. Marz uberfielen englische Bombengeschwader die sudwesflichen Vorstadte von Paris, angeb-
lich um Industriewerke, die fur Deutschland tatig seien, zu zerstoren, wahrend sie in Wirklichkeit
Hunderte von Wohnhausern demolierten und viele Hunderte von Toten und Verwundeten verursach-
ten. Die franzosische Presse des besetzten und unbesetzten Gebiets und die franzosische Regierung
erhoben sich gegen diese Gewalttat in einmutiger Entrustung. In London diirfte man sich inzwischen
klar geworden sein, daB der Uberfall auf Paris ein psychologischer Fehlgriff erster Ordnung gewesen
ist.
Das Verhaltnis zur Regierung in Vichy und deren kunftige Absichten hinsichtlich der immer noch
betrachtlichen franzosischen Kriegsflotte und hinsichtlich gewisser Teile des franzosischen Kolonial-
reiches sind in London und Washington eifrig diskutiert worden. Als das Schlachtschiff Dunkerque,
das bei dem feigen Uberfall der englischen Flotte auf Oran kurz nach dem deutsch-franzosischen Waf-
fenstillstand schwer beschadigt worden war, nach Toulon fuhr, gab es in London und
103 Washington eine groBe Aufregung. Englische Zeitungen stellten fest, daB jetzt in Toulon drei
Schlachtschiffe, vier Schwere Kreuzer, drei Leichte Kreuzer, zwanzig Zerstorer, funfundzwanzig U-
Boote und ein Flugzeugtrager lagen, und daB diese Flotte eine schwere Gefahr fur Englands Mittel-
meerstellung, besser gesagt, fur das, was davon iibrig ist, darstelle.
Eine groBe Rolle spielte sodann in der englischen und amerikanischen Presse die franzosische Insel
Madagaskar. Japans Vordringen in den Indischen Ozean, das mit der Besetzung der Adaman-Inseln
und des Hafens von Rangun Ende Marz besonders fuhlbar wurde, lieB in England und USA angebli-
che oder tatsachliche Besorgnisse entstehen, Frankreich konnte Madagaskar Japan zur Verfugung
stellen, so wie Indochina frtiher mit Japan ein Abkommen zur gemeinsamen Verteidigung abgeschlos-
sen hatte, durch das nach dem AnschluB Thailands an Japan das Vordringen der Japaner in Malaya
und Burma moglich wurde. Die angelsachsische Presse malte die Gefahren aus, die ein von den Japa-
nern besetztes Madagaskar fur den englischen Seeverkehr nach dem Orient um das Kap der Guten
Hoffnung herum darstellen wurde, nachdem der Verkehr durch das Mittelmeer schon nicht mehr funk-
tioniere. Es klang so, als ob London und Washington einen Vorwand suchten, um sich selbst Mada-
gaskars zu bemachtigen. Franzosischerseits wurde die Behauptung, Madagaskar solle Japan zur Ver-
fugung gestellt werden, energisch dementiert und versichert, die franzosischen Truppen wtirden Ma-
dagaskar gegen jeden Angriff verteidigen. Ein Blick auf die Karte gentigt im ubrigen, um festzustel-
len, daB Japan andere Moglichkeiten besitzt, um Englands Seeverkehr nach dem Mittleren Orient zu
unterbrechen, wenn es erst die seinem gegenwartigen Machtbereich sehr viel naherliegenden Gebiete
zwischen dem Golf von Bengalen und der Meerenge von Aden in seinen Besitz gebracht hat.
Ein weiteres Diskussionsthema, besonders zwischen Frankreich und den USA, war die franzosische
Insel Martinique im Karibischen Meer. Dort liegt ein nicht unbetrachtlicher Teil der franzosischen
Goldbestande, einige franzosische Flotteneinheiten, darunter ein Flugzeugtrager. Vor allem aber reizt
die franzosische Inselgruppe den Rooseveltschen Imperialismus. Vichy bemtiht sich durch Beteuerun-
gen, Martinique werde keinesfalls deutschen U-Booten als Basis dienen, die angeblich beunruhigten
Amerikaner zu beruhigen. Wie lange dies gelingen wird, ist zweifelhaft.
Eine andere Inselgruppe Frankreichs, das nordostlich von Australien gelegene Neukaledonien, ist be-
reits, unter der Form des Ubergangs zu dem Verratergeneral de Gaulle, in den Machtbereich der USA
gezogen worden. Am 3. Marz gab Washington den Wortlaut einer Note bekannt, die von dem ameri-
kanischen
104 Generalkonsul in Neukaledonien an den zu de Gaulle ubergetretenen franzosischen Gouverneur der
Inselgruppe gerichtet wurde. Danach hat Washington anerkannt, daB Neukaledonien „unter der wirk-
samen Kontrolle des in London errichteten franzosischen Nationalkomitees steht. Die Behorden der
Vereinigten Staaten von Nordamerika arbeiten fiir die Verteidigung der Inseln zusammen mit den von
dem franzosischen Nationalkomitee in London gebildeten Behorden". In Vichy wurde dazu am 5.
Marz bekanntgegeben, man habe diese Nachricht „mit lebhaftem Erstaunen aufgenommen, da die
Regierung der USA mit Frankreich normale diplomatische Beziehungen unterhalt und dadurch die
Souveranitat der franzosischen Regierung iiber die Gebiete des Mutterlandes und des Imperiums aner-
kennt. Beim Staatsdepartement in Washington wurden deshalb Demarchen unternommen". Diesen
Demarchen wird schwerlich mehr Erfolg beschieden sein als denen, die die franzosische Regierung
Monate hindurch gleichsam am laufenden Band in Washington wegen der Besetzung der franzosi-
schen Inseln Saint Pierre und Miquelon durch Streitkrafte des Verratergenerals de Gaulle unternom-
men hat. Fur den Erbschleicher Roosevelt ist eben nicht nur englisches und sudamerikanisches Ho-
heitsgebiet begehrenswert.
Eine besonders bezeichnende Rolle spielen im Verhaltnis zwischen Vichy und Washington Lieferun-
gen aus USA nach den nordafrikanischen Gebieten Frankreichs. Da man in Washington, besonders
solange der General Weygand noch in Nordafrika befehligte, hoffte, diese Gebiete wtirden sich de
Gaulle anschlieBen, hat man Weygand gewisse Lieferungen an Brennstoff, Zucker usw. zugestanden,
obwohl Frankreich selbst in die angelsachsische Blockade rucksichtslos einbezogen wurde. Diese
ubrigens nicht sehr bedeutenden Lieferungen werden seitdem Vichy gegentiber sozusagen taglich als
politisches Druckmittel benutzt. Mit ihrer Hilfe will man die logische Weiterentwicklung der Kollabo-
rationspolitik zwischen Deutschland und Frankreich verhindern.
Die seltsame Zwischenstellung zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen der Politik gegen
Europa mit England und der Politik fur Europa mit Deutschland, wird durch den bisherigen Verlauf
des Prozesses in Riom und durch dessen ganze Anlage gekennzeichnet. Man sucht nach den Schuldi-
gen an der Niederlage, anstatt die Verantwortlichen fiir den Krieg ausfindig zu machen. Wenn man
nach den letzteren suchte, wurde man sehr bald auf das internationale Judentum, auf Churchill, auf
Roosevelt und Bullit stoBen, und die Fragestellung mit oder gegen Europa wurde in ihrer strukturellen
Zwangslaufigkeit dem franzosischen Volke durch den ProzeB um die Kriegsverantwortung deutlich
gemacht werden konnen. Der Fiihrer hat in seiner Rede am Heldengedenktag hierzu ausgefuhrt: „Es
findet nun in diesen Tagen in Frankreich
105 ein ProzeB statt, dessen charakteristisches Merkmal es ist, daB mit keinem Wort die Schuld der
Verantwortlichen fur diesen Krieg beklagt wird, sondern ausschlieBlich die zu geringe Vorbereitung
des Krieges. Wir blicken hier in eine Mentalitat, die uns unverstandlich erscheinen will, die aber viel-
leicht besser als alles andere geeignet ist, die Ursachen des neuen Krieges zu enthiillen. Wir erleben
jetzt das erschutternde Schauspiel, daB sich die Anklage der betrogenen und so schwer geschlagenen
Volker nicht gegen die wahnwitzige Absicht der Herbeifuhrung des neuen Krieges an sich wendet,
sondern ausschlieBlich nur gegen die vernachlassigte und damit in ihren Augen ungeniigende rii-
stungsmaBige Vorbereitung" (siehe Seite 74). Diese Worte des Fuhrers haben in Frankreich betrachtli-
ches Aufsehen erregt. Sie wurden dahin gedeutet, daB der Ftihrer durch den Verlauf des Prozesses in
Riom dazu veranlaBt werde, daran zu zweifeln, daB sich in Frankreich eine aufrichtige Hinwendung
zur Politik der Zusammenarbeit vollzogen habe, und daB der ProzeB sich allmahlich zu einer Gefahr
fur die franzosische Politik und die franzosische Zukunft auszuwachsen drohe. Ein groBer Teil der
Franzosen hat begriffen, daB es fur Frankreich keine Moglichkeit der Wahl nach der einen oder nach
der anderen Seite mehr gibt, daB vielmehr Frankreichs Platz nur im Rahmen des neuen Europas sein
kann, und daB voriibergehende oder dauernde Verluste, die sich daraus in dem auf der ganzen Welt
verstreuten Kolonialreich Frankreichs ergeben konnen, eben getragen werden mtissen. Diese noch sehr
in der Minderheit befindlichen Franzosen sind sich auch klar dariiber, daB selbst der von den Anhan-
gern de Gaulles gewunschte und erhoffte Sieg der Englander und Amerikaner keineswegs bedeuten
wurde, daB Frankreich sich wieder in einer ahnlichen Lage befinden wurde wie etwa 1919, sondern
daB ein englisch-amerikanischer Sieg gleichzeitig ein solcher des Bolschewismus ware, der Frank-
reichs gesamte Kultur und alle seine historischen Werte mit der Vernichtung bedrohen wurde, und daB
sich Frankreich dagegen, wenn uberhaupt, nur retten konnte, wenn es ein englisch-amerikanisches
Dominion werden wollte.
In England selbst hat der Monat Marz einen Tiefstand der Stimmung erzeugt, wie er wahrend des gan-
zen bisherigen Verlaufs des Krieges wohl noch nicht beobachtet werden konnte. In zahlreichen Reden
englischer Minister und Militars fand diese Stimmung einen deutlichen Ausdruck. Churchill, der erste
Lord der britischen Admiralitat, Alexander, der neu ins Oberhaus eingetretene friihere langjahrige
tatsachliche Leiter des englischen AuBenministeriums, Vansittard, mehrere Lords im Oberhaus, Kolo-
nialminister Lord Cranborne, Indienminister Amery, General Wavell, fuhrende Militarkritiker und
schlieBlich der englische
106 Konig selbst in einer Rede vom 28. Marz haben den ungeheuren Ernst der Lage, in der sich England
befindet, unterstrichen. Alle diese AuBerungen waren auf einen besorgten und oft sogar pessimisti-
schen Ton abgestimmt. Es ist ein schwerer Krieg, mit schrecklichen Problemen; es wird noch mehr
schwere Ruckschlage geben; wenn wir unterliegen, werden wir praktisch ausgeloscht werden; die
englische Flotte hat schwere Schlage erhalten, sie geht ernsten Zeiten entgegen; die Lage, in der sich
die britische Flotte befindet, ist wahrscheinlich die ernsteste ihrer ganzen Geschichte; die britische
Flotte ist, gemessen an den Weltproblemen, denen wir gegentiberstehen, viel zu klein; das Empire hat
seit dem Kriegseintritt Japans 1,2 Millionen Quadratmeilen Gebiet verloren; daB in Singapur 80 000
Mann britische Truppen die Waffen streckten, war wahrscheinlich die groBte Katastrophe, die die
britischen Heere jemals erlebten; wir hatten viele und harte Niederlagen im Fernen Osten, der ganze
Mittlere Osten ist bedroht; wir stehen gegen eine Weltrevolution, die sich mit eigenartiger explosiver
Kraft ihren Weg bahnt und nationale Bestrebungen bestarkt, jedoch in sich selbst ein die ganze Welt
umfassendes Phanomen darstellt; die Englander diirfen sich nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit
ihr Lebens standard weiter gesenkt werden muB — dies ist eine kleine Bliitenlese aus den erwahnten
Reden englischer Politiker, die leicht vermehrt werden konnte.
Ihnen seien zwei AuBerungen von Militars hinzugefiigt. Der „Daily Sketch" berichtete am 24. Marz
iiber eine Unterredung mit General Wavell, der bekanntlich eine kurze Zeit die Rolle des Oberkom-
mandierenden iiber die alliierten Streitkrafte im siidostlichen Pazifik spielte, sich aber rechtzeitig aus
Java vor dem japanischen Angriff nach Indien in Sicherheit gebracht hat. Wavell erklarte, es treffe zu,
daB die Verbiindeten fur einen Krieg mit Japan nicht geniigend vorbereitet waren. Schuld daran seien
die Materialtransporte zum Mittleren Osten und nach der Sowjetunion, die es fur England notwendig
machten, das Risiko eines relativ verteidigungslosen Pazifikraumes auf sich zu nehmen. Das endgiilti-
ge Ziel der Alliierten sei — so habe Wavell ferner geauBert — , die Seeherrschaft von Japan zuriickzu-
erobern. Die Luftherrschaft zu erringen sei aber fur die unmittelbaren Kriegsziele von groBerer Bedeu-
tung. Die Meerengen und Kiistengewasser beherrsche derjenige, der den Luftraum kontrolliere. Auch
auf See sei eine Flotte ziemlich machtlos, sobald der Feind Bomben- und Kampfflugzeuge von Land
aus einsetzen konne. Gleich zu Beginn der Kampfe im Pazifik hatten die Verbiindeten sowohl die
Luft- als auch die Seeherrschaft verloren. Er, Wavell, sei sich vollig dessen bewuBt, so sagte der Gene-
ral, daB man in England gern von einer Offensive rede. Man diirfe aber nicht vergessen, daB eine mo-
derne Offensive
107 gewaltige Reserven an Kriegsmaterial erfordert. Diese Reserven hatten England niemals seit Beginn
des Krieges zur Verfiigung gestanden. Sowohl in Westeuropa 1940 als auch im Mittleren und Fernen
Osten seien samtliche Operationen der Verbiindeten durch die Nachschubschwierigkeiten wesentlich
beeintrachtigt worden. Auch jetzt in der Defensive habe man niemals mit wirklich ausreichenden
"Waffen, Schiffen, Flugzeugen und Soldaten kampfen konnen.
Der bekannte englische Militarschriftsteller Liddell Hart schrieb in der „Daily Mail" vom 27. Februar:
Die kritischen AviBenmgen verschiedener Parlamentsabgeordneter in jiingster Zeit spiegelten lediglich
in sehr milder Form das wieder, was man heute in der breiteren Offentlichkeit in England sage und
denke. Allzu lange habe man das angebliche „Nichtvorbereitetsein auf diesen Krieg" als eine Ent-
schuldigung der Regierung gelten lassen. Durch die standige Wiederholung dieser Entschuldigung
habe sie inzwischen an Uberzeugungskraft verloren. Man frage sich jetzt, ob die dauernden Riick-
schlage, die nach 2% Jahren Krieg noch immer kein Ende nehmen, wirklich auf diese als Entschuldi-
gung angegebene Ursache zuriickzufiihren seien. Wenn es den Englandern nicht einmal gelinge, einen
kleinen Teil der deutschen Armee auf einem Kriegsschauplatz, der so wie der nordafrikanische durch
die See isoliert sei, zu schlagen, nachdem man alles nur zur Verfiigung stehende Kriegsmaterial zu
diesem Zweck dorthin brachte, wie konne dann die britische Regierung auch nur hoffen, jemals die
Deutschen auf dem europaischen Festlande entscheidend zu treffen.
In der Londoner Wochenzeitschrift „Illustradet London News" konnte man am 20. Marz iiber die in
England herrschende Stimmung lesen, England habe jetzt einen kritischen Augenblick in diesem
Kriege erreicht. Leute in England, die noch vor einiger Zeit sagten, England konne nicht verloren sein,
geben nunmehr offen zu, daB dieser Krieg sehr wohl von den Alliierten verloren werden konne. Im
Fernen Osten habe sich die militarische Lage ungiinstiger entwickelt, als die niichternsten Beobachter
je erwarteten. Indien und Australien schwebten in unmittelbarer Gefahr, und der Gedanke, daB Japan
und Deutschland sich im Mittleren Osten einmal wiirden die Hande reichen konnen, habe aufgehort,
„reine Phantasie eines Traumers" zu sein. Die jetzt in England herrschende Depressionsstimmung sei
ernsthaft genug, und im Hinblick darauf, daB die Mehrzahl der jungen Manner und auch ein betracht-
licher Teil der jungen Frauen des Landes sich im Kriegsdienst befanden, konne dieser Niedergeschla-
genheit noch sehr gefahrlich werden. Hinzu komme, daB gerade das Heer in England sehr empfanglich
sei, da die Truppe vollig inaktiv in ihren Garnisonen umherlage. Was man heute in England brauche,
sei ein Fiihrer. In Ermangelung eines wahren Fiihrers greife ein groBer Teil des englischen Volkes
108 Graphik
109 auf bolschewistische Ideale zuriick. Weder die britische Regierung noch das Parlament, die Presse oder
der Rundfunk leisteten heute dem englischen Volk den Dienst, den es in dieser Hinsicht brauche.
Besonders schwere Sorgen machten den Englandern die steigenden Schiffsverluste, die unmittelbar
das Leben jedes Englanders bedrohen. Tatsachlich sind neue RationierungsmaBnahmen auf verschie-
denen Gebieten durchgeflihrt worden. Der Lordprasident Sir John Anderson erklarte am 17. Marz, die
neuen Einschrankungen fur Kleidung, Benzin und Heizmaterial seien notwendig geworden, um
Schiffsraum zu sparen, „unsere Lage erfordert auBerste Anstrengung von der ganzen Nation, wir ha-
ben bereits vieles wegfallen lassen, aber wir mlissen immer noch mit mehr Abstrichen rechnen". An-
fang Marz wurde jede Vernichtung von altem Papier, sogar das Anheizen der Ofen mit Papier, unter
Strafe gestellt. Durch Kartoffelbeimengung zum Brot will man ebenfalls Schiffsraum sparen. Die
Wirkungen des Unterseebootskriegs und die Gesamtwirkungen des Krieges auf die englische Schiff-
fahrt sind also offensichtlich betrachtlich im Ansteigen (siehe Seite 43).
Eines der groBten Sorgenkinder der Englander ist durch das rasche Vordringen der Japaner in Burma
Indien geworden. Churchill sah sich am 12. Marz zu einer Erklarung veranlaBt, daB die durch das ra-
sche Vordringen herbeigefuhrte Krise in Indien die englische Regierung zu dem Wunsche veranlaBt
habe, alle Krafte Indiens gegen Japan zu mobilisieren. Die englische Regierung habe deshalb Cripps
nach Indien entsandt, um an Ort und Stelle den zukunftigen Status von Indien innerhalb des englischen
Reiches zu priifen. Cripps ist Ende Marz in Indien eingetroffen und hat Besprechungen mit indischen
Fuhrern aufgenommen. Was iiber den angeblichen Inhalt des englischen Angebotes in der Presse be-
kannt wurde, zeigt deutlich, daB London offenbar den Betrug, den es Indien wahrend des Weltkrieges
gegenuber durchgeflihrt hat, wiederholen mochte. Damals wurde Indien, um es zum vollen Bluteinsatz
fur England zu gewinnen, der Dominionstatus versprochen, und dieses Versprechen blieb dann uner-
ftillt. Auch jetzt will man wieder Versprechungen machen, vielleicht etwas konkretere als wahrend des
Weltkrieges, aber man will nach wie vor nicht nur fur den weiteren Verlauf des Krieges die tatsachli-
che Macht in der Hand behalten, sondern auch fur die Nachkriegszeit alle Tiiren offen lassen, um auch
dann Indien unter englischer BotmaBigkeit zu halten. Die Erklarungen indischer Fuhrer, sowohl der
Hindus wie der Moslems, zur Reise von Cripps machen es aber deutlich, daB die indischen Fuhrer sich
diesmal von London nicht werden tauschen lassen, und daB sie sich nicht auf Scheinerfolge einlassen,
sondern die tatsachliche Unabhangigkeit ihres Landes und das Aufhoren der englischen Ausbeutung
fordern.
110 Offensichtlich kommt England mit seinen Angeboten an die Inder nicht nur zu spat, sondern diese
Angebote sind auch inhaltlich ungeniigend. Der japanische Vormarsch kann naturgemaB durch derar-
tige politische Winkelziige nicht aufgehalten werden.
In seinen schweren Noten sucht England Hilfe vor allem bei der Sowjetunion. Die konservative „Ti-
mes", von Haus aus gewiB nicht kommunistisch eingestellt, schrieb am 6. Marz, man miisse alle For-
derungen der Sowjets hinsichtlich ihrer kunftigen Grenzen in Europa anerkennen. Es sei wenig Phan-
tasie notig, um sich die katastrophalen Folgen eines deutschen Sieges liber die Sowjetunion auszuma-
len, oder um zu begreifen, wie sich die Kriegslage im Stillen Ozean und auch uberall sonst verandern
wurde, wenn Deutschland im Sommer die Russen besiegen wurde. Man dlirfe nicht vergessen, so lieB
der britische Nachrichtendienst am 10. Marz verlauten, wenn die Sowjetunion falle, falle auch GroB-
britannien. Die Sowjetunion miisse deshalb als vollgliltiger Verbundeter behandelt werden. GroBbri-
tannien, die USA und die Sowjetunion mliBten voile Verbundete im Krieg und im Frieden werden.
Der Erzbischof von Canterbury aber lieB ein von ihm eigens verfaBtes Gebet verlesen, in dem es hieB:
„Allmachtiger Gott, Herrscher iiber alle Nationen, wir rufen deinen Segen iiber die Volker GroB-
britanniens und RuBlands herab. Vereinige sie in Freundschaft und im gemeinsamen Dienst fur die
Sache der Freiheit!" Dazu bedarf es wahrlich keines Kommentars mehr.
In den Vereinigten Staaten, wenigstens in den Regierungskreisen, hat man dieselbe Einstellung. Je
weniger der Krieg, den Roosevelt vom Zaun gebrochen hat, nach Wunsch verlauft, um so mehr Be-
diirfnis fuhlt man natiirlich nach Anlehnung und Hilfestellung. SowjetruBland, China und Indien sind,
auBer dem beinahe mystischen Glauben an die Naturgewalt der eigenen Rlistungsproduktion, die
Hoffnungssterne. Uberall hin entsendet man Kommissionen, Beauftragte und Botschaften. Inzwischen
macht sich der Krieg, nicht zuletzt infolge der zahlreichen Schiffsversenkungen, allmahlich im eige-
nen Lande geltend.
Hierfiir ist bezeichnend ein Artikel in der USA-Zeitschrift „Time". In ihm wurde ausgefiihrt, daB die
alliierten Sachverstandigen sich den Kopf darliber zerbrachen, woher man das fiir den Krieg notwen-
dige 01 hernehmen solle. Vor Pearl Harbour hatten sich die Flotten der USA und Englands aus den
Olfeldern der westlichen Erdhalbkugel versorgt, die Sowjetunion und die Armee des Mittleren Ostens
seien von Batum und Baku mit 01 versorgt worden, wahrend Australien und Singapur ihr Ol von Nie-
derlandisch-Indien bezogen hatten. Bis vor kurzem also hatten die Alliierten 97,5% der Weltprodukti-
on kontrolliert.
Ill Jetzt aber seien die Japaner Herren der alliierten Tankstationen im Fernen Osten. Die USA seien
neuerdings durch die standigen U-Boot-Angriffe an ihrer Ktiste ebenfalls in eine schwierige Lage ver-
setzt worden, da sie nicht mehr genug Tanker hatten. Dabei mtisse man sich vergegenwartigen, daB die
USA-Tanker-Produktion 1941 nur 15 Schiffe betrug. Jetzt wolle man in USA 1942/43 215 neue Tan-
ker bauen, doch — so meint „Time" — konnten diese Zahlen die Tatsache nicht ausloschen, daB die
ehemalige alliierte Trumpfkarte, das Ol, nicht mehr Trumpf sei. Die U-Boote, die die Raffmerien von
Aruba und Kalifornien unter Feuer nahmen, hatten es auf lebenswichtige USA-Stellungen, namlich
auf solche Raffinerien abgesehen, die hochwertiges Flugzeugbenzin produzieren. Seitdem seien die
USA gezwungen, ihren Olbedarf aus weit entfernten Gebieten zu holen, wozu eine Tankerflotte not-
wendig sei, tiber die man nicht verfuge, denn zwischen San Franzisko und Melbourne lagen nahezu
7000 Meilen, und ein Tanker brauche fur diese Strecke hin und zuriick rund vier Monate. Von San
Franzisko nach Kalkutta betrage die Entfernung sogar 16 500 Meilen, dies seien aber auBerdem See-
wege, die eine USA-Handelsflotte nur mit allergroBtem Schutz durch Kriegsschiffe befahren konne.
Die USA standen daher zur Zeit einem so schwierigen Transport- und Nachschubproblem gegenuber,
wie noch nie zuvor eine Nation im Kriege.
Anfang Marz brachten die „New York Times", die gewohnlich als das fuhrende Blatt auf dem Gebiete
der AuBenpolitik angesehen werden, einen Leitartikel unter der Uberschrift „Die Krisis ist jetzt da", in
dem es u. a. hieB: „Als im Dezember vorigen Jahres nach Monaten der Unentschlossenheit und der
Debatten der Krieg iiber uns losbrach, hofften wir, daB der Ausgang nicht lange zweifelhaft sein wur-
de. Als uns die voile Bedeutung von Pearl Harbour, Singapur und Burma klar wurde, verstanden wir,
daB wir keinen schnellen und leichten Sieg erwarten konnten. Das gewaltige Produktionsprogramm
hat uns wieder getrostet, aber wir konnen uns nicht langer mit zukunftigen Programmen trosten. Der
Sieg hangt von erhohter Produktion im jetzigen Augenblick ab. Man hat es nicht notig, den Ernst der
japanischen Erfolge zu ubertreiben. Die Japaner haben das letzte Hindernis auBer Australien angegrif-
fen, das sie noch von der Herrschaft im sudwestlichen Stillen Ozean trennt. Angesichts dieser Rtick-
schlage darf es keine Bequemlichkeiten mehr geben. Wir haben die Art der Bedrohungen besser mit
dem Verstand als mit dem Herzen erfaBt. Java erscheint uns noch weit weg und undeutlich. Wir befin-
den uns in der gleichen Lage wie die Englander vor Dunkirchen. Jetzt ist die kritischste Stunde ge-
kommen, und wir mtissen eine Verwandlung durchmachen wie die Englander nach Dunkirchen."
Das klingt schon alles ganz anders, als die groBsprecherischen Reden, die Roosevelt und seine Leute
noch vor kurzem ge-
112Graphik
113 halten haben. Roosevelts Finanzminister aber sah sich genotigt, die Grenze der Bundesschuld von 65
auf 130 Milliarden Dollar hinaufzusetzen. Es ist also nicht nur ein verlustreicher, sondern ein recht
kostspieliger Krieg. Der einzige militarische Erfolg, wenn man es einen solchen nennen will, war bis-
her der „triumphale" Empfang, den der USA-General Mac Arthur, der auf den Philippinen befehligt
hatte und seine dort von den Japanern eingeschlossenen Truppen verlieB, in Australien hatte, als er
dort eintraf, um das militarische Oberkommando zu tibernehmen!
Um so groBer waren dafur im Monat Marz die Erfolge der Japaner. Nach der Besetzung von Java, der
letzten und zugleich wirtschaftlieh wichtigsten Insel Hollandisch-Indiens, konnte Japans Ministerpra-
sident T o j o am 11. Marz im japanischen Reichstag eine stolze Ubersicht tiber die Lage geben. Er
wies darauf hin, daB das Schicksal ganz Niederlandisch-Ost-indiens mit der vollstandigen Unterwer-
fung Javas am 9. Marz besiegelt worden sei. In Burma sei durch die Einnahme von Rangun, einem der
wichtigsten britischen Stutzpunkte in Ostasien, der bisher als das einzige Tor fur die nordamerikani-
schen und britischen Hilfssendungen nach Tschungking diente, die sog. Burma-StraBe vollstandig
zusammengebrochen. „Infolge des Falles von Niederlandisch-Ostindien und von Rangun stehen jetzt
Australien und Indien der Macht der kaiserlichen Streitkrafte unmittelbar gegenuber." Die Australier
muBten sich selbst iiber die Tatsache im klaren sein, daB es Australien mit seiner auBerordentlich ge-
ringen Bevolkerung angesichts seiner groBen Entfernung von den USA und GroBbritannien vollstan-
dig unmoglich sein werde, sich gegen die Macht der japanischen Streitkrafte zu verteidigen. Es sei
daher klar, welche Haltung Australien einnehmen sollte, um das Wohlergehen seines Volkes zu si-
chern. Sollte aber Australien seine gegenwartige Einstellung nicht berichtigen, so werde es unvermeid-
licherweise das Schicksal Niederlandisch-Ostindiens teilen. Er — Tojo — hoffe, daB Australien, unbe-
riihrt durch alte Beziehungen und andere Erwagungen, der bestehenden Lage Rechnung tragen werde.
Hinsichtlich des indischen Volkes, ftihrte Tojo weiter aus, liege Japan natiirlich nicht den geringsten
Gedanken, ihm irgendwie feindlich gegenuberzutreten. Die Entschlossenheit Japans, den nordameri-
kanischen und den britischen EinfluB griindlich zu vernichten, werde aber keine Veranderung erfah-
ren. „Burma den Burmesen" — dieser Ruf sei bereits auf dem Wege zur Verwirklichung. Jetzt sei es
nach seiner festen Uberzeugung an der Zeit, ein „Indien fur die Inder" zu schaffen, was seit vielen
Jahren der geheime Wunsch der 400 Millionen Inder sei. „GroBbritannien", sagte der Ministerprasi-
dent, „hat seit langem seine unrechtmaBige Herrschaft iiber Indien fortgesetzt und das
114 indische Volk getauscht. Jetzt ist GroBbritannien wieder dabei, Indien mit alien Arten von Schmeichel-
kiinsten zu tauschen. Wenn die Ftihrer Indiens, irregefiihrt durch derartige britische Schmeicheleien,
die langgehegten Wunsche des indischen Volkes verraten und damit diese vom Himmel gesandte Ge-
legenheit von sich werfen, so glaube ich, daB es keine Moglichkeit geben wird, Indien jemals zu ret-
ten, und es wird fiir die 400 Millionen des indischen Volkes kein groBeres Ungliick geben. Indien steht
jetzt vor der Entscheidung, seine Vergangenheit zu liquidieren, die neue Lage klar und richtig zu se-
hen und eine endgiiltige Entscheidung zu treffen."
Tojo wandte sich dann der Lage Tschungkings zu. „Nachdem durch den Fall von Rangun seine Ver-
bindung zu den USA und zu GroBbritannien vollstandig abgeschnitten ist", sagte Tojo, „steht das
Tschungking-Regime jetzt im wahren Sinne des Wortes vollig isoliert da. Was die USA und GroBbri-
tannien dem Tschungking-Regime geben werden, ist nur nutzloses Geld, fiir das diese Machte als Ge-
genleistung das Fleisch und Blut des chinesischen Volkes fordern. Gegen die Ftihrer in Tschung-king,
die immer noch nicht zur Vernunft kommen wollen, obwohl sie vor ihren eigenen Augen die lebendi-
ge Tatsache sehen, daB die USA und GroBbritannien die verschiedenen Lander und Volker durch Tau-
schung und Schmeicheleien zur Aufopferung fur ihre eigene Sache iiberreden und nach Niederringung
der betreffenden Nationen ihnen keinerlei Beachtung mehr schenken, richtet sich meine begriindete
Entriistung. Manchmal kann ich mich eines Mitleides fur das chinesische Volk nicht erwehren, das in
dieser Morgenrote GroBostasiens unnotigen Leiden ausgesetzt wird, indem es blind diesen Fiihrern in
ihrem nutzlosen Widerstand gegen Japan folgt."
„Die USA und GroBbritannien, die die nationale Starke Japans unterschatzen, hatten vor dem Krieg
die Uneinnehmbarkeit ihrer Stellung geriihmt und schlieBlich Japan dazu gezwungen, die Feindselig-
keiten zu eroffnen, nachdem sie es abgelehnt hatten, Japans berechtigte Anspriiche zu befriedigen. Die
nordamerikanische und die britische Regierung halten die schwache Hoffnung auf eine feme Zukunft
aufrecht, und sie prahlen mit ihren ausgedehnten Riistungsprogrammen. Diese Haltung soil nur dazu
dienen, um die strategische Uberlegenheit zu verdecken, die Japan ihnen im Pazifik abgerungen hat."
„Es ist auBerordentlich zu begriiBen, fuhr Tojo fort, daB unsere Verbiindeten in Europa, insbesondere
Deutschland und Italien, unablassig groBe Siege erringen, die mit unseren militarischen Operationen
parallel laufen. Unsere Absicht ist es, unsere Zusammenarbeit mit ihnen noch weiter zu verstarken und
dadurch im Zusammenwirken mit diesen Landern das Ziel dieses Krieges zu erreichen. Fiir die unab-
lassige
115 Zusammenarbeit, die wir sei tens Mandschukuos, der Nationalregierung von China, Thailands und
anderer erfahren, ist Japan auBerordentlich dankbar. Das Zusammenwirken mit diesen Nationen, die
an den Aufgaben des Aufbaus von GroB-Ostasien teilnehmen, will Japan noch weiter verstarken und
tatkraftigst vorwartsschreiten, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen."
AnschlieBend gab Tojo bekannt, daB die japanischen Truppen seit Kriegsbeginn bis zum 10. Marz
mehr als 210 000 Kriegsgefangene machten. AuBerdem zerstorte die japanische Wehrmacht 1600
Flugzeuge und erbeutete 2100 Geschiitze, 190 000 Gewehre, Maschinengewehre und Revolver und 28
000 Panzer, Lastwagen und Eisenbahnwagen. Diese Ergebnisse werden „eine betrachtliche Steige-
rung" erfahren, sobald die Beute nach der Besetzung Ranguns bekannt wird.
Die Beute im niederlandisch-indischen Feldzug wurde vom japanischen Hauptquartier am 11. Marz
wie folgt angegeben:
Es wurden 93 000 Gefangene gemacht, darunter 2000 Offiziere. 60 000 Mann dieser Truppen wurden
auf der Insel Java gefangengenommen, 18 000 Mann in anderen Teilen Niederlan-disch-Ostindiens
und 15 000 Mann freiwillige Truppen. Ferner wurde folgendes Kriegsmaterial erbeutet: 152 unbe-
schadigte Flugzeuge, darunter 24 Bomber, 45 Jagdflugzeuge und 83 Flugzeuge anderer Muster, 367
Panzer und Panzerwagen, 732 Geschutze, 1567 MGs, der groBte Teil fur die Luftabwehr, 97 384 Ge-
wehre, 4105 Luftbomben, 120 000 Kisten Sprengstoffe, 330 000 SchuB Geschutzmunition, 34 000
Handgranaten, 72 317100 SchuB Gewehr- und Maschinengewehrmunition.
Diese eindrucksvollen Beuteziffern zeigen, wie sehr Japans Rlistungen dadurch unmittelbar gefordert
werden. Mit der bisher gemachten Beute kann eine groBere Anzahl von neuen Divisionen ausgeriistet
werden.
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
April-Lieferung
(Nr. 63/64 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag
In der Reichstagssitzung vom 26. April 1942 gab der Fiihrer folgende Regierungserklarung ab*)
(DNB):
Abgeordnete! Manner des Deutschen Reichstages!
78 Am 11. Dezember 1941, als ich zuletzt zu Ihnen sprechen konnte, war es mir vergonnt, einen
Rechenschaftsbericht vorzulegen iiber den Ablauf der Ereignisse des vergangenen Jahres. Sie sind in
ihrer geschichtlichen GroBe und fortwirkenden politischen Bedeutung von einem AusmaB, das viel-
leicht erst Jahrhunderte spater in seinem ganzen Umfang erkannt werden wird. Nach der Niederschla-
gung der von England und Moskau gemeinsam angezettelten Revoke in Belgrad wurde sich schon
wenige Wochen spater Europa zum erstenmal seit vielleicht Jahrhunderten der gemeinsamen Bedro-
hung aus dem Osten bewuBt, von deren erfolgreicher Abwehr das Sein oder Nichtsein unseres Konti-
nents schon so oft abhing.
Fur viele Menschen erschienen nunmehr die Ursachen des blutigen Krieges, der uns seit dem Sep-
tember 1939 aufgezwungen worden war, deutlicher zu werden. Denn dieser Krieg trug nicht mehr die
Merkmale der von friiher her gewohnten innereuropaischen Auseinandersetzungen in sich. In zuneh-
mendem MaBe begann sich der Eindruck zu vertiefen, daB man diesem geschichtlichen Ringen iiber-
haupt nicht mit den Griinden der ublichen oder auch nur vernunftig gesehenen Interessen der einzelnen
Lander gerecht wird, sondern daB es sich dabei um eine jener elementaren Auseinandersetzungen han-
delt, die — indem sie die Welt oft in Jahrtausenden einmal erschuttern — das Jahrtausend eines neuen
Zeitabschnittes einleiten. Viele der dabei auftretenden geschichtlichen Erscheinungen sind sich des
tiefsten Auftrags und Sinnes ihres Handelns so wenig bewuBt, wie es der kleine Soldat zu sein vermag
im Rahmen einer groBen militarischen Operation. Auch sind die Zeitraume solcher eruptiver Epochen
so groB, daB das einzelne menschliche Leben nur zu leicht den Zusammenhang oder gar die Bedeu-
tung seines Einsatzes im Verhaltnis zum Ablauf des gesamten Geschehens verkennt. Aber trotzdem
sind auch da, wo scheinbar der Sinn und Nutzen eines solchen, die Volker oder gar Kontinente er-
schutternden Prozesses nicht zu sehen ist, NutznieBer vorhanden. Viele glauben deshalb zu treiben und
sind selbst nur die Getriebenen, und andere wollen schlagen und sind am Ende die Geschlagenen.
*) Inhaltstext erscheint im 3. Band des von Reichsleiter Bouhler herausgegebenen ,,GroBdeutschen
Freiheitskampfes " .
79 Als am 3. September 1939 nach endlosen deutschen Friedensbemuhungen dem neuen Reiche die
Kriegserklarungen Frankreichs und Englands liberreicht worden waren, nachdem diese Staaten durch
die Ausstellung einer Blankovollmacht zunachst Polen als auslosende Kraft vorgestoBen hatten, muB-
te man wohl an der Vernunft einer Welt verzweifeln, die scheinbar ohne jeden Grund, statt das Un-
gllick eines solchen wahnsinnigen Krieges zu meiden, die Katastrophe formlich herbeizwang.
Nun wissen wir alle, daB seit der inneren staatlichen Desorganisation des europaischen Kontinents
sich England einer politischen Doktrin verschworen hatte, die in der Zersplitterung des Festlandes die
erste Voraussetzung fur das Gedeihen und die Vermehrung des britischen Weltreiches zu erkennen
meinte. Zweifellos hatte dieser die Tatigkeit der englischen Politik beherrschende Gedanke sehr viel
Bestechendes an sich. Wahrend Europa in zahllosen inneren Kriegen verblutete, gelang es GroBbri-
tannien mit einem Minimum an Bluteinsatz, ein weltweites Gebaude zu errichten. Der ihm verliehene
Titel eines „Imperiums" war seinem Charakter nach aber mit dem imperialen Rom genau so wenig zu
vergleichen wie ein internationaler Handelskonzern mit einem werteschaffenden Weltunternehmen.
Dabei ist es eine Uberschatzung der britischen staatsmannischen Kunst sowohl als des simplen
politischen und militarischen Konnens der Englander, annehmen zu wollen, daB etwa in ihrem Wirken
die Ursache des destruktiven Zerfalls Europas gelegen sei. Hier wird die Entstehung eines Zustandes
mit seiner Ausniitzung verwechselt. Denn Europa ist zerfallen teils aus der nattirlichen Uberalterung
der nach dem Zusammenbruch des romischen Weltreiches fuhrenden kontinentalen Macht, teils
infolge der Unterspulung der Elemente, die diesem damaligen Zentrum des Abendlandes die volkliche
und staatliche Grundlage gegeben hatten. Im Zwiespalt der antiken romischen Staatsidee einerseits
und der nicht minder imperiale Anspruche erhebenden romischen Kirche andererseits wurden die
Fundamente der zentralen Staatsbildung Europas allmahlich zerstort. Dazu kam noch der tiefe Ernst,
mit dem sich die damalige Welt in Fragen versenkte, die geeignet waren, Europa in endlose religiose
innere Kampfe zu verwickeln, wahrend die gleichen Probleme heute als staatlich vollkommen
belanglos erkannt sind und demgemaB bewertet werden. So ist der Zusammenbruch des alten
Deutschen Reiches und damit des in dieser Zeit vorherrschenden Mittelpunktes einer inneren
europaischen Organisation genau so wenig von den Englandern herbeigefuhrt als der Zusammenbruch
Roms einst von den Germanen. In beiden Fallen ergaben sich aber aus inneren Schwachemomenten
Germanen. In beiden Fallen ergaben sich aber aus inneren Schwachemomenten heraus Situationen,
die das Eingreifen auBenstehender Krafte ermoglich-
80 ten und damit der Weltgeschichte fiir viele Jahrhunderte einen neuen Lauf aufzwangen. So hat
England selbst nicht primar den Kontinent zu zersplittern vermocht — denn dazu war es als staatli-
ches Gebilde damals viel zu unbedeutend — , wohl aber gelang es, aus der entstehenden europaischen
Zersplitterung insofern einen Nutzen zu ziehen, als es dank seiner insularen Lage nur noch ein Mini-
mum an Kraft bei allerdings einem Maximum an Schlauheit benotigte, um die europaische Ohnmacht
weiter aufrechtzuerhalten und mit der ihm selbst fast restlos verbliebenen eigenen Starke eine teils
unerforschte oder zumindest kulturell und wehrmaBig unterlegene, teils in ewigen inneren Kampfen
sich selbst erschopfende andere Welt zu erobern. Nur ein Torichter kann dabei ubersehen oder bestrei-
ten, daB — wie jeder politische OrdnungsprozeB — auch dieser seinen Nutzen fur die Menschheit
gehabt hat. Aber ebenso toricht war es anzunehmen, daB das britische Imperium das sogenannte
Gleichgewicht der Krafte in Europa fur ewig wiirde aufrechterhalten konnen. Die zur Einigung stre-
benden blutmaBig und gedanklich gleich orientierten rassischen Bestandteile dieses Kontinents konn-
ten an ihrem ZusammenschluB auf die Dauer weder verhindert werden, wie es dariiber hinaus tiber-
haupt unsinnig war anzunehmen, daB im Falle des Auftretens einer die Existenz aller Volker Europas
gleichmaBig bedrohenden Gefahr eine Vereinigung der Betroffenen dagegen verhindert werden konn-
te.
Alle die Kriege, die England seit Jahrhunderten in ununterbrochener Folge gegen den Kontinent
ftihrte, konnten im wesentlichen nur so lange erfolgreich verlaufen, als es sich um die Bekampfung
rein staatlicher Gebilde dynastischen Charakters durch andere ahnliche Erscheinungen handelte. Im
Moment, in dem aber iiber dynastische Interessen hinaus die Volker zu erwachen begannen, muBten
die Mittel der bisherigen britischen Europapolitik scheitern. Trotz zahlreicher Kriege war es England
auf die Dauer nicht moglich, den franzosischen Nationalstaat zu vernichten, trotz aller Versuche ge-
lang es ihm nicht, den ZusammenschluB der Italiener zu verhindern, und trotz aller Eingriffe ist das
Deutsche Reich aus seinen einstigen Trummern durch den Willen der deutschen Stamme und dank
dem Wirken groBer Heroen in dem Augenblick entstanden, da es in dem uberlegenen Genius eines
Bismarck nicht nur die Reife der Zeit, sondern den zur Vollendung bestimmten Mann erhalten hatte.
Je staatlich gefestigter und vom eigenen Werte durchdrungener die europaischen Volker wurden,
um so schwieriger muBte die Aufrechterhaltung einer europaischen Situation werden, die als soge-
nanntes Gleichgewicht der Krafte den wahren Verhaltnissen der Kraft nicht mehr entsprach. Sich ein-
zubilden, auf die Dauer mit den Matzchen schwatzhafter Argumente die europaischen Nationen in sich
zu zersplittern
81 oder gegeneinander verhetzen zu konnen, muBte deshalb immer mehr scheitern, und damit war
England gezwungen, vom bequemen NutznieBer eines gegebenen Zustandes zu seinem Verteidiger
oder gar zum dauernden Erhalter zu werden. Damit aber horte die Kunst des Intrigierens auf, und an
ihre Stelle trat der Zwang zum eigenen Kampf und nicht nur der Wille zu ihm, sondern auch das Kon-
nen. Das Konnen aber unter Bertie ksichtigung der unterdes selbst gigantisch angewachsenen Bela-
stung des Weltreichs einerseits und des immer hoher erforderlichen Bluteinsatzes fiir die gewlinschte
europaische Zersplitterung andererseits. Die Aufrechterhaltung des europaischen Gleichgewichtes
hatte aber — wenigstens urspriinglich — doch nur den Sinn, England Blut sparen zu helfen, um es
dadurch zu befahigen, den Aufgaben seiner gedachten Weltmission leichter gerecht zu werden. Sowie
dieses Reich aber gezwungen wurde, in Europa selbst sein Blut zu vergieBen, muB einmal der Augen-
blick kommen, in dem die Beibehaltung der europaischen Zerrissenheit von England mehr Kraft for-
dert, als es zur Erhaltung seines eigenen Weltreiches entbehren kann. Die tiefe Ermattung nach den
napoleonischen Kriegen, die dabei noch wesentlich von kontinentalen Kraften geftihrt worden waren,
war das erste Anzeichen des sich allmahlichen Uberlebens der britischen Doktrin von der Aufrechter-
haltung des europaischen Gleichgewichtes.
Davon aber abgesehen, war die Meinung, daB das britische Weltreich als Voraussetzung seiner Exi-
stenz ein in Ohnmacht zersplittertes Europa notig habe, uberhaupt nur so lange gegeben, als an der
Peripherie des Weltreiches selbst keine es bedrohenden ebenburtigen Staaten vorhanden waren. Im
Moment, in dem sich der russische KoloB von Europa den Weg durch Asien bis nach dem Fernen
Osten hin erkampfte, im Augenblick, da die nordamerikanische Union ein von England ebenso unab-
hangiges wie ganzlich unangreifbares Gebilde wurde, und noch mehr in der Zeit, da das japanische
Kaiserreich — ahnlich wie Italien und Deutschland — aus seinem Schlafe erwachend zur Vormacht
im Fernen Osten emporstieg, waren die Voraussetzungen des Bestandes des britischen Weltreiches
iiberhaupt grundsatzlich andere geworden. Nicht gegen Europa konnte dieses Gebilde auf die Dauer
erhalten werden, sondern hochstens mit Europa.
Als daher 1914 England trotz langer deutscher Friedensbemuhungen — wieder im Sinne seiner al-
ten Doktrin — dem damaligen Reich mit einer uberlegenen Koalition von Machten den Krieg erklarte,
hatte es wohl Deutschland selbst vorlibergehend in seiner Bedeutung oder in seiner Stellung in Europa
geschwacht und aus der ubrigen Welt verdrangt. Allein zwei Tatsachen muBte jeder nicht vollig Ver-
blendete am Ende dieses bisher blutigsten Ringens der Weltgeschichte einsehen und zugeben:
82 1. DaB es nur eine Frage der Zeit war, bis sich Deutschland der ihm auferlegten Bande entledigen
wlirde. Denn eine Nation, die tiber vier Jahre lang einer ganzen Welt gegenuber standhalt und nur
infolge von Schwindeleien und Lligen durch einen inneren Aufruhr nach Versailles gezwungen wer-
den kann, wird eines Tages den ihm angetanen Betrug nicht nur erkennen, sondern seine Folgen
selbstverstandlich kraft der ja grundsatzlich vorhandenen Starke auch wieder beseitigen.
2. Die von England im Laufe dieses Krieges selbst erbetenen Hilfen waren nicht mehr riickgangig
zu machen, das heiBt: der Appell der englischen Regierung in letzter Not an Amerika hat diesen Kon-
tinent zu einer wirtschaftlichen und politischen Bedeutung gebracht, die England selbst zu beseitigen
nie mehr in der Lage sein wird.
Als England in den Weltkrieg eintrat, kampfte es fur seinen Zweimachtestandard zur See und war
nicht bereit, dem Deutschen Reich eine Starke von 5 oder gar 6 zu 10 zuzubilligen. Als England den
Krieg — wie es glaubte — siegreich beendet hatte, war Japan an die S telle Deutschlands getreten und
Amerika an die Stelle Englands selbst.
Das Geftige des britischen Weltreiches aber hatte durch diesen Kampf nicht an innerer Starke ge-
wonnen, sondern es begann sich zu lockern, und wenn man aus taktischen Griinden spater an Stelle
des Wortes Imperium lieber den vagen Begriff des Weltreiches setzte, dann geschah es nur, um aus
einer nicht mehr zu beseitigenden Not eine Tugend zu machen. Und wenn man sich in der damaligen
Zeit schwerster militarischer Krisen Hilfen erbat mit Versprechungen, die man von Anfang an spater
nicht zu halten gedachte, so war es klar, daB eines Tages die Betrogenen auf die Erfullung der Zusi-
cherungen pochen wlirden, daB also Wechsel ausgestellt worden waren, die friiher oder spater einmal
eingelost werden muBten. Weder die indische noch die arabische Welt wird die Zusicherungen aus
dem Gedachtnis verlieren, durch die man sie einst zur Opferbereitschaft fur die Erhaltung des briti-
schen Weltreiches verfuhrte.
DaB England dabei wirtschaftlich selbst auf das schwerste gestort, finanziell belastet und blutmaBig
erschopft aus dem Kriege hervorging, kann als weiterer Beweis daftir dienen, daB schon der erste
Weltkrieg ein Pyrrhussieg war, also ein Erfolg, der nur der Vater spaterer Niederlagen sein konnte.
Noch ein solcher Krieg zur Aufrechterhaltung des europaischen Gleichgewichts und England mliBte
dann zwangslaufig im Rahmen des Weltreiches das erforderliche eigene Gleichgewicht verlieren, das
heiBt die zur Verteidigung einer unmoglichen europaischen Ordnung vergeudete Kraft geht dem Zu-
sammenhalt und der Verteidigung des eigenen Imperiums verloren. Deshalb kann und wird der neue
Krieg nur
83 mit einer Katastrophe des britischen Weltreiches enden. Mit wem immer sich auch England
verbindet, es wird am Ende dieses Krieges seinen Verbundeten starker sehen, als es selbst ist und sein
kann. Es mogen seine Erzkapitalisten die bolschewistischen Staatsmanner mit noch so groBer heuchle-
rischer Freundschaft begriiBen, es mogen seine Erzbischofe die blutigen Bestien des bolschewistischen
Atheismus noch so innig umarmen: je mehr Liigen, Heuchelei und Betrug angewendet werden mtis-
sen, um die widernaturlichen Koalitionen dieses Reiches vor dem eigenen Volke oder der anderen
Menschheit moralisch zu decken, um so weniger werden sie in der .Lage sein, die sehenden Volker
wirklich zu tauschen und den naturlichen Weg einer zwangslaufigen geschichtlichen Entwicklung zu
verhindern. Es gibt ein weises antikes Sprichwort, das besagt, daB die Gotter denjenigen, den sie zur
Verdammung bestimmt haben, vorher blenden.
Ich weiB nicht, ob noch alle Englander es heute als eine weise, erleuchtete Tat ansehen werden, die
zahlreichen Verstandigungsmoglichkeiten, die ich seit dem Jahre 1933 vorgeschlagen hatte, abgelehnt
zu haben. Ob sie alle auch heute noch so uberzeugt sind, daB es klug war, meine Bundnisangebote, die
ich noch am 1. September 1939 erneuert hatte, ausgeschlagen und meine Friedensvorschlage nach dem
polnischen und nach dem franzosischen Feldzuge zuriickgestoBen zu haben. Ich kenne nun aber noch
ein anderes Gebot. Es besagt, daB der Mensch das, was die Gotter zum Fall bestimmt haben, selbst
noch stoBen soil.
So wird denn also geschehen, was geschehen muB.
Wenn aber im Volkerleben die Einsicht und Vernunft scheinbar ganz zum Schweigen gebracht sind,
dann ist damit trotzdem nicht gesagt, daB nicht doch ein denkender Wille auch dort vorhanden ist, wo
von auBen her nur Dummheit oder Verbohrtheit als einzige Ursache zu sehen sind. Der britische Jude
Lord Disraeli hat es einst ausgesprochen, daB die Rassen frage der Schllissel zur Weltgeschichte sei.
Wir Nationalsozialisten sind in dieser Erkenntnis groB geworden. Indem wir dem Wesen der Rassen-
frage unsere Aufmerksamkeit widmeten, haben wir die Aufklarung fur viele Vorgange gefunden, die
an sich sonst unbegreiflich erscheinen mliBten. Die verborgenen Krafte, die England schon im Jahre
1914 in den ersten Weltkrieg gehetzt haben, sind Juden gewesen. Die Kraft, die uns selbst damals
lahmte und endlich unter der Parole, daB Deutschland seine Fahne nicht mehr siegreich nach Hause
tragen diirfe, zur Ubergabe zwang, war eine judische. Juden zettelten in unserem Volke die Revolution
an und raubten uns damit jedes weitere Widerstandsvermogen. Juden aber haben seit 1939 auch das
britische Weltreich in seine ge-
84 fahrlichste Krise hineinmanovriert. Juden waren die Trager jener bolschewistischen Infektion, die einst
Europa zu vernichten drohte. Sie waren aber auch zugleich die Kriegshetzer in den Reihen der Pluto-
kratien. Ein Kreis von Juden hat einst Amerika gegen alle eigenen Interessen dieses Landes in den
Krieg mit hineingetrieben, einzig und allein aus judisch-kapitalistischen Gesichtspunkten. Und der
President Roosevelt besitzt in Ermangelung eigener Fahigkeit jenen geistigen Unterstutzungstrust,
dessen leitende Manner ich nicht namentlich aufzufuhren brauche: es sind nur Juden.
Durch sie wurde wiederum wie im Jahre 1917 die USA Zug um Zug von dem judisch infizierten
Prasidenten und seiner volljudischen Umgebung in einen Krieg gehetzt, ohne jeden Grund und ohne
jeden Sinn gegen Nationen, die Amerika nie etwas getan haben, gegen Volker, von denen Amerika nie
etwas gewinnen kann. Denn worin liegt der Sinn eines Krieges, den ein Staat ftihrt, der einen Raum
ohne Volk darstellt, gegen Volker ohne Raum? Es handelte sich daher in diesem Kriege politisch ge-
sehen gar nicht mehr um die Interessen einzelner Volker, sondern es handelt sich um eine Auseinan-
dersetzung zwischen Nationen, die fur ihre Angehorigen das Leben auf dieser Welt sicherstellen wol-
len, und Volkern, die zu willenlosen Werkzeugen eines internationalen Weltparasiten geworden sind.
Das tatsachliche Wirken dieser jtidisch-internationalen Kriegshetze aber haben die deutschen und ver-
biindeten Soldaten in jenem Lande am besten kennengelernt, da das Judentum seine ausschlieBliche
Diktatur austibt und das es als das staatliche Weltidol einer kommenden Menschheit predigen laBt, und
dem minderwertigen Subjekte anderer Volker, genau so wie einst bei uns, in unverstandlicher Horig-
keit verfallen sind. Und in diesem Augenblick, da erhebt dieses scheinbar alternde Europa wieder —
wie immer in der Geschichte — die Fackel einer Erkenntnis hoch und seine Mannermarschieren heute
als die Reprasentanten einer neuen und besseren Ordnung, als die wahre Jugend der sozialen und na-
tionalen Freiheit der Welt!
Wenn ich heute namens dieser wahren Jugend Europas und damit einer jungeren Welt zu Ihnen
spreche, dann tue ich es in dem Geftihl eines Mannes, der fiir eine heilige Aufgabe den schlimmsten
Kampf seines Lebens hinter sich hat. Ich spreche weiter zu Ihnen als der Ftihrer von Armeen, die ein
Schicksal meisterten, das als schwerste Prufung der Vorsehung nur jenen auferlegt werden kann, die
zu Hochstem berufen sind.
Wenn die Gotter nur jene lieben, die Unmogliches von ihnen fordern, dann gibt der Herrgott seinen
Segen auch nur dem, der im Unmoglichen standhaft bleibt!
85 Meine Abgeordneten!
In diesem Winter ist ein Weltkampf entschieden worden, der in der Stellung seiner Probleme weit
lib er das hinausreicht, was in normalen Kriegen gelost werden soil und kann.
Als im November 1918 das deutsche Volk von der verlogenen Phraseologie des damaligen ameri-
kanischen Prasidenten Wilson umnebelt, unbesiegt die Waffen niederlegend, das Schlachtfeld verlieB,
handelte es unter Einwirkung jener judischen Rasse, die nun hoffte, im Herzen Europas dem Bolsche-
wismus ein sicheres Bollwerk errichten zu konnen. Wir kennen das theoretische Prinzip und die grau-
same Wahrheit der Ziele dieser Weltpest. Herrschaft des Proletariats heiBt es und Diktatur des Juden-
tums ist es! Ausrottung der nationalen Fuhrung und Intelligenz der Volker und Beherrschung des dann
fuhrungs- und damit aus eigener Schuld wehrlos gewordenen Proletariats durch die allein jtidisch-
internationalen Verbrecher. Was sich in RuBland in so grauenhaftem Umfang vollzogen hatte, die
Ausrottung unzahliger Millionen fuhrender Kopfe, sollte sich in Deutschland fortsetzen. Wenn diese
Absicht miBlang, dann lag die Ursache darin, daB zu viele gesunde Abwehrkrafte in unserem Volke
noch vorhanden waren und daB es vor allem auf der bolschewistischen Seite — soweit es die Fuhrung
betraf, die nur aus Juden bestand — an eigenem Mut, beim gefuhrten Proletariat aber an einheitlicher
Zustimmung fehlte, um in Deutschland allgemein das zu vollziehen, was in RuBland gelungen war.
Immerhin haben wir in einigen Teilen des Reiches die Einleitung dieses Zustandes erlebt und unter
Einsatz des Blutes zahlreicher Idealisten wieder beseitigt.
Schwerer lastete der Fluch dieses Satanswerkes auf U n g a r n. Auch dort gelang es nur mit
nationaler Gewalt, die Macht der jtidischen Gewalt zu brechen. Der Name des Mannes, der als Flihrer
im Streit gegen dieses Verbrechen zum Retter Ungarns wurde, ist noch heute lebend unter uns als
einer der ersten Reprasentanten der beginnenden europaischen Erhebung.
Die schwerste Auseinandersetzung gegen die drohende Vernichtung von Volk und Staat aber voll-
zog sich in Italien. In einem heroischen Aufruhr sondergleichen haben italienische Kriegsteilnehmer
und italienische Jugend unter der Ftihrung auch eines einmalig Begnadeten das KompromiB demokra-
tischer Feigheit und bolschewistischer Gewalt in blutigem Ringen niedergeworfen und an ihre S telle
eine neue positive Volks- und Staatsidee gesetzt. Ich empfehle jedem Deutschen das Studium der Ge-
schichte der faschistischen Revolution, und er wird dann nicht ohne innere Ergriffenheit den Weg und
die Bewegung
86 eines Mannes verfolgen, die soviel mit uns Gemeinsames haben, daB wir ihren Kampf geradezu als ein
Stuck des eigenen Schicksals empfinden. Erst mit dem Siege des Faschismus konnte man von einer
beginnenden Rettung Europas sprechen. Denn nun war an die Stelle eines Gedanken-Konglomerats
destruktiver und auflosender Natur nicht die bloBe Gewalt der Bajonette, sondern eine wahrhaft kon-
struktive neue Idee getreten. Zum erstenmal wurden in einem Staate die Bolschewisten nicht nur ge-
schlagen, sondern vor allem die Marxisten gewonnen. Gewonnen fur den Neuaufbau einer besseren
und gesunderen Gesellschaftsordnung, die im Staate nicht den Trager der Protektion einer bestimmten
Gesellschaftsschicht, sondern die Voraussetzung zur Lebenserhaltung aller sieht.
In der gleichen Zeit, in der sich diese geschichtebildenden Ereignisse vollzogen, wuchs die national-
sozialistische Bewegung zur Erfullung ihrer Mission in unserem eigenen Volke. Auch hier kam die
Stunde, da in der Auseinandersetzung zwischen judischem Internationalismus und nationalsozialisti-
schem Volks- und Staatsgedanken die gesunde Natur zum Durchbruch kam. Aber auch in den meisten
der ubrigen europaischen Lander kam es zu diesem Konflikt, nur mit dem Unterschiede, daB er in dem
einen oder anderen Land mit Kompromissen zunachst uberdeckt, in anderen mit staatlichen Mitteln
voriibergehend ausgeschaltet wurde. Wir alle erinnern uns aber noch der nachsten groBen und ent-
scheidenden Auseinandersetzung in Spanien, wo auch unter der Ftihrung eines einzigen Mannes eine
klare und endgultige Entscheidung erzwungen wurde und ebenfalls nach einem blutigen Burgerkriege
die nationale Revolution den bolschewistischen Erzfeind zu Boden warf. Mit der steigenden Erkennt-
nis des Juden als des parasitaren Erregers dieser Krankheiten wurde nun in den letzten Jahren fast
Staat um Staat in Europa zur Stellungnahme in dieser Schicksalsfrage der Volker gezwungen. Aus
dem Selbsterhaltungstrieb heraus muBten sie jene MaBnahmen treffen, die geeignet waren, die eigenen
Volker vor dieser internationalen Vergiftung endgiiltig in Schutz zu nehmen.
Wenn nun auch das bolschewistische RuBland das plastische Produkt dieser jtidischen Infektion ist,
so darf man doch nicht vergessen, daB der demokratische Kapitalismus die Voraussetzungen daftir
schafft. Hier bereiten die Juden das vor, was die gleichen Juden im zweiten Akt dieses Prozesses
vollenden. Im ersten Stadium entrechten sie die Millionen Massen der Menschen zu hilflosen Sklaven
oder — wie sie selbst sagen — zu expropriierten Proletariern, um sie dann als fanatisierte Masse zur
Vernichtung ihrer Staatsgrundlagen anzufeuern. Spater folgt die Ausrottung ihrer eigenen nationalen
Intelligenz und endlich die Beseitigung aller jener kulturellen Grundlagen, die als tausendjahrige Erb-
masse diesen Volkern einen
87 inneren Wert geben oder als Manner fur die Zukunft wirken konnten. Was dann noch ubrigbleibt, ist
das Tier im Menschen und eine judische Schichte, die, zur Ftihrung gebracht, als Parasit am Ende den
eigenen Nahrboden zerstort, auf dem sie gedeiht. Diesem ProzeB, der, wie Mommsen sagt, von den
Juden betriebenen Dekomposition von Volkern und Staaten hat nun das junge, erwachende Europa
den Krieg angesagt. Mit ihm haben sich verbunden stolze und ehrbewuBte Volker auch in anderen
Weltteilen, und zu ihnen werden Hunderte von Millionen Menschen noch stoBen, Unterjochte, die —
ganz gleich, wie ihre derzeitigen Fiihrer es auch sehen mogen — eines Tages die Ketten zerbrechen
werden. Es wird das Ende der Liigner kommen, die die Welt vor einer sie bedrohenden fremden Be-
herrschung zu beschiitzen vorgeben und in Wahrheit nur ihre eigene Weltherrschaft zu retten versu-
chen.
In diesem gewaltigen, wahrhaft geschichtlichen Aufbruch der Volker befinden wir uns nun alle, teils
als fuhrende, handelnde oder ausiibende Menschen. Auf der einen Seite stehen die Manner der Demo-
kratie, das heiBt des jiidischen Kapitalismus mit ihrem ganzen Ballast verstaubter Staatstheorien, ihrer
parlamentarischen Korruption, ihrer veralteten Gesellschaftsordnung, ihren jiidischen Gehirntrusts,
ihren jiidischen Zeitungen, Borsen und Banken — ein Konzern, gemischt aus politischen und wirt-
schaftlichen Schiebern schlimmster Art, und an ihrer Seite der bolschewistische Staat, das heiBt jene
Masse einer vertierten Menschheit, liber die der Jude wie in SowjetruBland seine blutige GeiBel
schwingt. Und auf der anderen Seite stehen die Volker, die um ihre Freiheit und Unabhangigkeit
kampfen, und die vor allem kampfen fur die Sicherung des taglichen Brotes ihrer Menschen. Also die
sogenannten „Besitzenden" von den Kellern des Kreml bis zu den Gewolben der Bankhauser in New
York gegen die Habenichtse, das heiBt jene Nationen, fur die eine einzige schlechte Ernte Not und
Hunger bedeutet, und die bei allem FleiB ihrer Bewohner in derselben Zeit nicht das tagliche Brot zum
Leben linden, in der in den Staaten und Landern der Besitzenden der Weizen, Mais, Kaffee usw. ver-
brannt und verfeuert werden, nur um etwas hohere Preise zu erzielen. Im Osten Europas aber liegt der
Kampfplatz, auf dem die Entscheidung fallen wird.
Uber die Erfolge der hinter uns liegenden Kampfjahre habe ich zu Ihnen, meine Abgeordneten, im-
mer dann gesprochen, wenn Zeit und Umstande es mir geboten und moglich sein lieBen — liber die
Kampfhandlungen des vergangenen Jahres zum letztenmal am 11. Dezember 1941. Ich mochte hier
besonders betonen, daB diese Reden in erster Linie immer dem deutschen Volke und dann seinen
Freunden gelten.
88 Ich spreche nicht, um Menschen von etwas zu liberzeugen, die, sei es aus Dummheit oder aus boser
Absicht, die Wahrheit geflissentlich weder sehen konnen noch horen wollen. Denn wenn ich nur —
um ein Beispiel herauszugreifen — den wirklichen Ablauf der Dinge mit jenen SchluBfolgerungen
vergleiche, die Mister Churchill daraus zieht, dann erscheint hier eine so klaffende Diskrepanz zwi-
schen den Ereignissen und ihrer Auslegung, daB jeder Versuch der Uberbriickung dieser gegenteiligen
Auffassung vergeblich sein muB. Seit dem September 1939, ja uberhaupt seit Beginn der Machtiiber-
nahme durch den Nationalsozialismus bin ich nur Irrtumern erlegen und habe nur Fehlgriffe getan.
Demgegenliber gibt es keine Phase in diesem Geschehen, dem nicht Herr Churchill den Charakter
einer „Ermutigung" zugesprochen hat und wohl auch bis zur letzten Minute zusprechen wird. DaB uns
England einst den Krieg erklart hat, war ein ermutigendes Zeichen seiner inneren Starke. DaB sich
andere gefunden haben, um sich fur den britischen Egoismus auf die Schlachtbank flihren zu lassen,
war nicht minder ermutigend. Schon eine bloBe Zusammenkunft Churchills mit Daladier oder Paul
Reynaud zeitigte ermutigende Symptome. Die Besprechung zweier oder mehrerer alliierter Generale
sind ebenso ermutigende Beweise fur den Fortschritt der militarischen Seite der demokratischen Sache
wie eine Kaminplauderei des kranken Mannes aus dem WeiBen Haus fur den geistigen. Als Herr
Cripps zum erstenmal nach Moskau flog, war das nicht weniger ermutigend wie sein Rlickflug aus
Indien. DaB es General Mac Arthur fertiggebracht hat, von den Philippinen gerade noch zur rechten
Zeit zu entkommen, war ebenfalls ein ermutigender Faktor. Genau so wie es ermutigend ist, wenn es
20 Englandern gelingt, mit geschwarzten Gesichtern auf Gummisohlen mit einem britischen FloBsack
sich an irgendeiner S telle der von uns besetzten Klisten anzuschleichen, ans Land zu setzen, um beim
Erscheinen einer deutschen Streife wieder gllicklich abzuhauen. Wenn eine Emigrantenregierung, das
heiBt also eine Sammlung von Nullen, eine Erklarung gegen Deutschland abgibt, dann wirkt dies er-
mutigend, genau so als wenn Herr Churchill die Vernichtung der deutschen U-Boote verklindet oder
von einer neuen Erfindung oder einer neuen Offensive oder einer zweiten Front und so weiter spricht.
Dagegen ist nun nichts zu machen. Jedes Volk hat seine Art von Ermutigungen. Ich zum Beispiel
habe es einst als ermutigend angesehen, daB es uns gelang, binnen 18 Tagen den polnischen Staat mit
immerhin 33 Millionen Menschen in einer Anzahl gewaltigster Vernichtungsschlachten wegzufegen.
Ich sah es weiter als ermutigend an, daB in dieser ganzen Zeit weder Frankreich noch gar England es
wagten, an den
89 Westwall auch nur heranzufuhlen. Ich glaube, daB es auch ermutigend war, als wir in Norwegen landen
konnten, und zwar nicht nachts mit geschwarzten Gesichtern und auf Gummisohlen, sondern bei hel-
lem Tag und mit genagelten Bergstiefeln, und daB wir dieses Norwegen in kaum 6 Wochen restlos in
unsere Hand brachten. Es war jedenfalls fur uns alle sehr ermutigend, zu erleben, wie die britische
Expeditionsarmee in wenigen Wochen aus Norwegen hinausgetrieben worden war.
Ebenso glaube ich, daB wir alien Grund besitzen, es als ermutigend zu empfinden, daB es uns mog-
lich wurde, in knapp 6 Wochen die franzosisch-britischen Armeen bis zur volligen Vernichtung zu
schlagen, in noch nicht einer Woche Holland und in knapp 3 Wochen auch Belgien endgliltig in unse-
re Gewalt zu bringen, die britischen Streitkrafte aber zu zerschlagen, gefangenzunehmen oder bei
Dlinkirchen in das Meer zu treiben. Ich selbst empfand es als eine besondere Ermutigung, daB wir mit
Italien gemeinsam nicht nur in Frankreich, sondern auch in Nordafrika groBe Erfolge erringen konn-
ten. Ebenso ermutigend war es in meinen Augen, daB wir es fertigbrachten, die serbische Revoke, die
von Washington und .London inspiriert und von Moskau angezettelt worden war, mit unseren Ver-
biindeten in wenigen Wochen zusammenzuschlagen. Es war fur uns weiter ermutigend, zu erleben,
wie die britische Expeditionsarmee auch dort in schnellstem Tempo erst nach dem Peloponnes und
dann iiber Kreta endlich meerwarts verschwand, soweit sie nicht von uns ebenfalls vernichtet wurde
oder in Gefangenschaft geriet. Nicht weniger ermutigend aber war es fur das deutsche Volk, daB wir
seit dem 22. Juni des vergangenen Jahres mit unseren Verbundeten in weltgeschichtlich einmaligen
Schlachten die bolschewistische Gefahr von unseren Grenzen iiber 1000 Kilometer weit zuriickschla-
gen konnten, und daB in der gleichen Zeit unsere U-Boot- und Luftwaffe sowohl als unsere iibrigen
Seestreitkrafte schon mehr als 16 Millionen Bruttoregistertonnen feindlichen Handelsschiffsraums
versenkt hatten und heute immer noch weiter versenken und versenken werden. Ich sehe es als eine
Ermutigung an, daB es uns dabei gelang, in den Weiten des Ostens ein Eisenbahnnetz auf unsere
Spurweite zu bringen und zu betreiben, das zur Zeit groBer ist als das des ganzen englischen Mutter-
landes. Auch zu den japanischen Heldentaten, diesem einzigartigen Siegeszug, kann ich nichts anderes
sagen, als daB sie in unseren Augen ebenfalls iiberaus ermutigend sind. So konnte ich gegeniiber den
ermutigenden Elementen, von denen Herr Churchill und Herr Roosevelt leben, zahllose Taten anfiih-
ren, die fur uns eine Ermutigung bedeuten. Allerdings das Ermutigendste vielleicht, das ich fur
Deutschland und seine Verbundeten iiberhaupt sehe, ist, daB Mister Churchill und Roosevelt in Lon-
don
90 und Washington wirken und nicht in Berlin oder Rom. Die Englander werden das nicht glauben, aber
es ist doch so!
Meine Abgeordneten! Manner des Reichstages!
Als ich zum letztenmal zu Ihnen sprach, senkte sich iiber den Osten ein Winter, wie er in Europa
auch in diesen Gebieten seit iiber 140 Jahren nicht erlebt worden war. In wenigen Tagen stiirzte das
Thermometer von Grad und dariiber bis minus 47 Grad und darunter. Was das bedeutet, kann wohl
iiberhaupt niemand ermessen, der es nicht selbst erlebt hat. Vier Wochen friiher, als es vorauszusehen
war, fanden damit alle weiteren Operationen ein jahes Ende. Die inmitten einer Vorwartsbewegung
befindliche Front durfte weder zuriickfluten, noch konnte sie in den Positionen belassen werden, in
denen sie sich in diesem Augenblick befand. Es erfolgte deshalb die Zuriicknahme in eine allgemeine
Linie, die von Taganrog zum Ladogasee reicht. Ich darf heute aussprechen, daB dieser Vorgang hier
wohl leicht darzustellen, in der Wirklichkeit unendlich schwer durchzufiihren war. Der blitzartige
Einbruch einer selbst in diesen Gebieten nur alle hundert Jahre wiederkehrenden Kaltewelle solchen
Grades lahmte nicht nur den Menschen, sondern vor allem die Maschinen. Es gab Augenblicke, in
denen beide zu erstarren drohten. Wer die Weiten dieses Ostens sieht, hat dabei mit einer psychologi-
schen Belastung zu rechnen, die 1812 die franzosischen Heere vernichtete und gerade deshalb heute
noch als Erinnerung die Tatkraft schwachlicher Naturen zu lahmen imstande ist. Die Hauptlast des
Kampfes lag nun beim Heer und den mit ihm verbundeten fremden Verbanden. Ich habe es daher als
meine Ehrenpflicht angesehen, in diesem Augenblick meinen Namen mit dem Schicksal der Armee zu
verbinden. Ich fiihle mich als Soldat so sehr verantwortlich fiir die Fiihrung dieses Kampfes, daB ich es
fur unertraglich gehalten hatte, in dieser schwersten Stunde nicht mit meiner Person vor all das zu
treten, was die Vorsehung mit uns vorzuhaben schien. DaB es nun gelungen ist, die drohende Kata-
strophe restlos zu meistern, verdanke ich in erster und ausschlieBlicher Linie der Tapferkeit, der Treue
und der unmenschlichen Leidensbereitschaft unserer braven Soldaten. Sie allein haben es
mir ermoglicht, eine Front zu halten, gegen die nun der Gegner Hekatomben von Menschen anzuset-
zen begann. Monatelang rannten immer neue, kaum ausgebildete Massen aus den Weiten Innerasiens
oder des Kaukasus gegen unsere Linien an, die besonders nachts nur stiitzpunktartig gehalten werden
konnten. Denn es ist unmoglich, bei 30, 40 oder noch mehr Grad Kalte im freien Felde ohne Dek-
91 kung zu liegen. Wenn der Russe nun seinerseits trotzdem zwischen diesen kaum befestigten Orten in
immer neuen Angriffswellen durchstieB oder -sickerte, dann geschah es unter Opferung von Hundert-
tausenden und aber Hunderttausenden von Menschen. Das Problem, das in dieser Zeit uns aber am
meisten bedriickte, war das des Nachschubs. Denn weder der deutsche Mensch noch der deutsche
Panzer, aber auch leider nicht unsere deutschen Lokomotiven waren fiir Kaltegrade vorbereitet, wie
sie uns uberfallmaBig nun getroffen haben. Und doch hing von der Aufrechterhaltung unseres Nach-
schubs Sein oder Nichtsein der Armeen ab. Sie werden es daher verstehen und sicher billigen, daB ich
indem einen oder anderen Fall riicksichtslos und hart zugegriffen habe, um unter Einsatz der grimmig-
sten Entschlossenheit einem Schicksal Herr zu werden, dem wir sonst vielleicht hatten erliegen miis-
sen. Denn, meine Herren Abgeordneten ! Als im Jahre 1812 die napoleonischen Armeen von Moskau
zurlickfluteten und endlich aufgerieben wurden, lag die tiefste Kalte etwa um 25 Grad unter Null. In
diesem Jahre aber war der tiefste Kaltegrad, den wir an einer Stelle an der Ostfront gemessen hatten,
genau 52 Grad unter Null.
Wenn ich zusammenfassend nun zu den Leistungen der Truppe selbst Stellung nehme, dann kann
ich nur sagen, sie haben alle ihre hochste Pflicht getan. An der Spitze aber steht sicher wieder die
deutsche Infanterie. Tausende von Kilometern Marsche hinter sich, ewig im Angriff liegend, stiirzte
sie plotzlich fast iiber Nacht in einen Winter, den sie in dieser Form weder geahnt, geschweige denn je
erlebt hatte. Wir alle kennen die lahmende Wirkung der Kalte. Sie wirkt einschlafernd auf den Men-
schen und totet ihn dadurch schmerzlos. DaB in den kritischen Wochen dieses Schicksal uns erspart
blieb, verdanken wir der ubermenschlichen Leistungsfahigkeit und Willensstarke nicht nur dieser Sol-
daten, sondern vor allem auch der Unteroffiziere, Offiziere bis herauf zu jenen Generalen, die in Er-
kenntnis der drohenden Gefahr mit hochstem Einsatz ihres eigenen Lebens die Manner immer wieder
emporrissen und zu jener verschworenen Gemeinschaft formten, die heute wohl das Beste ist, was
jemals als Soldat das deutsche Volk sein eigen nannte.
Wenn ich von dieser Infanterie spreche, dann mochte ich heute aber auch zum erstenmal besonders
hervorheben die stets gleiche und vorbildliche Tapferkeit und Harte meiner braven SS-Divisionen und
SS-Polizeiverbande. Ich habe sie von vornherein als eine unerschutterliche Truppe angesehen, gehor-
sam, treu und tapfer im Krieg, wie sie es im Frieden zu sein gelobt hatten.
In den Reihen dieser Infanterie aber kampften genau so der Panzermann und Panzer Jager, der Pio-
nier
92 und Kanonier, der Nachrichtenmann und nicht zuletzt die Fahrer unserer Kolonnen. Sie alle haben den
Dank der Heimat verdient.
Die Luftwaffe hat mit heroischem Einsatz diesen braven Soldaten immer und immer wieder gehol-
fen, und zwar nicht nur durch ihre heldenmutigen Jager und Kampfflieger, Aufklarer, Beobachter und
Transportflieger, sondern auch dort. wo es notwendig war, durch Flak- und Luftwaffenbataillone. die
im Erdkampf ihre Flugplatze und endlich auch besonders bedrohte Frontabschnitte unverriickbar
schutzten.
Bautruppen der Organisation Todt und der Standarte Speer halfen in grimmiger Kalte mit, die
Adern des Verkehrs immer wieder von Storungen zu befreien und die Verkehrswege selbst — wenn
notwendig — mit ihrem eigenen Blute gegen Partisanen zu verteidigen. Manner des Arbeitsdienstes
fochten abwechselnd bald mit dem Spaten und bald mit dem Gewehr. Ubermenschliches wurde ge-
fordert von Sanitatsoffizieren und -Unteroffizieren, den Krankentragern, Krankenwartern und vor
allem von den Schwestern des Deutschen Roten Kreuzes und der NSV.
Eisenbahnpioniere stellten immer neue Linien, Briicken und Ubergange fertig in einer Zeit, da der
Stahl oft so sprode war, daB Schienen durch das bloBe Befahren zu zerspringen anfingen. Ubermudet
hat das Zugs- und Rangierpersonal versucht, den Kameraden an der Front zu helfen. Denn es gab eine
Zeit, da hing alles oft von einzelnen Strecken und Ziigen ab. DaB dies gemeistert werden konnte, ver-
danken wir einem Todesmut und einer Einsatzbereitschaft zahlloser namenloser Helden, die als un-
vergangliche Ruhmestat in der Geschichte unseres Volkes weiterleben wird.
Es wurde ein groBes Unrecht sein, wollte ich am heutigen Tage nicht auch derer gedenken, die mit
uns das gleiche Leid geteilt haben. Uber unsere finnischen Waffengefahrten zu sprechen, ist kaum
notig. Sie sind so hervorragend und vor allem auch so erfahren in diesem Kampf, daB sie schlechter-
dings nur immer als Vorbilder gelten diirfen. Sie besaBen vor allem die groBte Ruhe gegenuber einge-
brochenen oder durchgesickerten russischen Verbanden. Indem sie vorn ihre Reihen schlossen, began-
nen sie mit der Vernichtung der hinter ihrem Rticken operierenden Bolschewisten. Wenn ich aber nun
vom Norden beginne, dann muB ich weiter die Soldaten einer Division nennen, die aus dem Siiden
Europas stammt, und die am Ilmensee alles das mitgemacht haben, was von unseren eigenen Mannern
gefordert werden muBte ! Wenn die spanische Division dereinst in ihre Heimat zuriickkehrt, werden
wir ihr und ihrem tapferen General kein anderes Zeugnis ausstellen konnen als die Anerkennung der
Treue und Tapferkeit bis in den Tod! Diese gleiche Wertung aber gebuhrt auch all den anderen Ver-
banden, sowohl den ungarischen als den
93 slowakischen und kroatischen Verbundeten; sie haben in hochster Tapferkeit und Zuverlassigkeit ihre
Aufgabe erfullt. Die drei italienischen Divisionen sind den ganzen Winter liber trotz einer fur sie
besonders schmerzhaften Kalte geblieben, wo sie waren. Auch bei ihnen ist dank ihrer Tapferkeit jeder
sonders schmerzhaften Kalte geblieben, wo sie waren. Auch bei ihnen ist dank ihrer Tapferkeit jeder
russische Einbruch zum Scheitern verurteilt gewesen. Das gleiche gilt fiir die tapferen Soldaten der
verbiindeten rumanischen Armee unter dem Befehl ihres Marschalls Antonescu, wie liberhaupt in der
ganzen Front ein allmahliches Zusammenschmelzen der verschiedensten europaischen Volker be-
merkbar ist gegeniiber dem gemeinsamen Todfeind. Dies betrifft nicht nur die germanischen Freiwil-
ligen in den SS-Verbanden, sondern auch die belgischen und franzosischen Teilnehmer an diesem
gemeinsamen Einsatz. Ja sogar Litauer, Letten und Esten, Ukrainer und Tataren beteiligten sich am
Kampf gegen den bolschewistischen Weltfeind. Auch die Luftwaffe unserer Verbiindeten haben, an-
gefangen von den Finnen bis zu den italienischen Jagern, dem Feinde schwere Verluste beigefugt.
Bei diesem gewaltigen geschichtlichen Erfolge war es notwendig, nur in ganz wenigen einzelnen
Fallen von mir einzugreifen. Nur dort, wo die Nerven brachen, der Gehorsam versagte oder mangeln-
des PflichtbewuBtsein bei der Meisterung der Aufgaben in Erscheinung trat, habe ich harte Entschei-
dungen getroffen, und zwar kraft des souveranen Rechtes, das ich glaube, von meinem deutschen Vol-
ke hierfur bekommen zu haben. DaB mich in diesem Kampfe die Heimat unterstiitzte, danke ich hier
nicht nur in meinem eigenen, sondern vor allem im Namen unserer Soldaten.
Es erfiillt mich mit groBem Stolz und defer Befriedigung, daB sich nunmehr die Erziehung unseres
Volkes durch den Nationalsozialismus immer starker auszuwirken beginnt. Trotzdem die Partei selbst
die weitaus groBe Masse nicht nur ihrer Anhanger, sondern auch ihrer Flihrer an den Fronten hat, Mil-
lionen Manner der Politischen Organisation, der SA, des NSKK usw. als Soldaten ihrer Pflicht gehor-
chen, wirkt sie in ihrer Flihrung wahrhaft beispielhaft. Nicht nur der oft schwer bedrangten Heimat
hilft sie durch ihre Organisation, der Arbeitsfront und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt
usw., sondern auch den Soldaten im Felde.
Mein Aufruf zur Wollspende hat es ermoglicht, in kurzester Frist, verbunden mit vielen organisato-
rischen Verbesserungen des Nachschubs, der Truppe eine vor allem warmere Ausrtistung zu geben, als
dies vordem geschehen war. Es darf uns daher alle gemeinsam — und sie spreche ich in diesem Au-
genblicke besonders fur den Soldaten in vorderster Linie aus — eine stolze Empfindung erfullen: Wir
haben ein
94 Schicksal gemeistert, das einen anderen vor 130 Jahren zerbrochen hat. Die Prlifung, die dieser Winter
aber fur Front und Heimat brachte, soil fur uns alle auch eine Lehre sein. Rein organisatorisch habe
ich jene Verfugungen getroffen, die notwendig sind, um von vornherein einer Wiederholung ahnlicher
Notstande vorzubeugen. Die Deutsche Reichsbahn wird in dem kommenden Winter, ganz gleich, wo
er uns findet, ihrer Aufgabe besser gerecht werden als im vergangenen. Von den Lokomotiven ange-
fangen bis zu den Panzern, Traktoren, Zugmaschinen und Lastkraftwagen wird das Heer im Osten
besser gertistet sein, fiir den einzelnen Mann aber wird — selbst wenn sich eine solche Naturkatastro-
phe wiederholen sollte — aus Erfahrung und Arbeit kein ahnlicher Zustand mehr entstehen, wie wir
ihn erlebten. DaB ich entschlossen bin, hier alles zu tun, um diesen Aufgaben gerecht zu werden, wer-
den Sie, meine alten Mitkampfer, nicht bezweifeln.
Ich erwarte dazu allerdings eines: daB mir die Nation das Recht gibt, uberall dort, wo nicht bedin-
gungslos im Dienste der groBeren Aufgabe, bei der es um Sein oder Nichtsein geht, gehorcht und ge-
handelt wird, sofort einzugreifen und dementsprechend selbst handeln zu dlirfen. Front und Heimat,
Transportwesen, Verwaltung und Justiz haben nur einem einzigen Gedanken zu gehorchen, namlich
dem der Erringung des Sieges. Es kann in dieser Zeit keiner auf seine wohlerworbenen Rechte pochen,
sondern jeder muB wissen, daB es heute nur Pflichten gibt. Ich bitte deshalb den Deutschen Reichstag
um die ausdrtickliche Bestatigung, daB ich das gesetzliche Recht besitze, jeden zur Erflillung seiner
Pflichten anzuhalten beziehungsweise denjenigen, der seine Pflichten nach meiner Ansicht und gewis-
senhaften Einsicht nicht erfiillt, entweder zur gemeinen Kassation zu verurteilen oder ihn aus Amt und
Stellung zu entfernen ohne Rucksicht, wer er auch sei oder welche erworbenen Rechte er besitze. Und
zwar gerade deshalb, weil es sich unter Millionen Anstandiger nur um ganz wenige einzelne Ausnah-
men handelt. Denn iiber alien Rechten, auch dieser Ausnahmen, steht heute eine einzige gemeinsame
Pflicht. Es interessiert mich daher nicht, ob wahrend der jetzigen Notzeit in jedem einzelnen Fall bei
Beamten oder auch bei Angestellten Urlaub usw. gewahrt werden kann oder nicht, und ich verbitte mir
auch, daB dieser Urlaub, der nicht gegeben werden kann, etwa aufgerechnet wird fiir spatere Zeiten.
Wenn uberhaupt jemand das Recht besaBe, Urlaub zu verlangen, dann ware das in erster Linie nur
unser Frontsoldat und in zweiter der Arbeiter oder die Arbeiterin fiir die Front. Und wenn ich nun
nicht in der Lage war, seit Monaten der Front im Osten im
95 ganzen diesen Urlaub zu geben, dann komme mir keiner zu Hause mit einem sogenannten „wohler-
worbenen Recht" auf Urlaub in irgendeinem Amt. Ich selbst bin berechtigt, das abzulehnen, weil ich
— was diesen Personlichkeiten vielleicht nicht bekannt sein wird — selbst seit dem Jahre 1933 noch
keine drei freien Tage als Urlaub fur mich in Anspruch genommen habe. Ebenso erwarte ich, daB die
deutsche Justiz versteht, daB nicht die Nation ihretwegen, sondern daB sie der Nation wegen da ist, das
heiBt, daB nicht die Welt zugrunde gehen darf, in der auch Deutschland eingeschlossen ist, damit ein
formales Recht lebt, sondern daB Deutschland leben muB, ganz gleich, wie immer auch formale Auf-
fassungen der Justiz dem widersprechen mogen. Ich habe — um nur ein Beispiel zu erwahnen — kein
Verstandnis daftir, daB ein Verbrecher, der im Jahre 37 heiratete und dann seine Frau so lange miB-
handelte, bis sie endlich geistesgestort wird und an den Folgen einer letzten MiBhandlung stirbt, zu
ftinf Jahren Zuchthaus verurteilt wird in einem Augenblick, in dem zehntausende brave deutsche
Manner sterben miissen, um der Heimat die Vernichtung durch den Bolschewismus zu ersparen, das
heiBt also, um ihre Frauen und Kinder zu schutzen. Ich werde von jetzt ab in diesen Fallen eingreifen
und Richter, die ersichtlich das Gebot der Stunde nicht erkennen, ihres Amtes entheben. Was der deut-
sche Soldat, der deutsche Arbeiter, der Bauer, unsere Frauen in Stadt und Land, was Millionen unseres
Mittelstandes usw. leisten und an Opfern bringen, alle nur in dem einen Gedanken an den Sieg, fordert
eine kongeniale Einstellung auch bei denjenigen, die vom Volke selbst berufen sind, seine Interessen
wahrzunehmen. In dieser Zeit gibt es keine selbstheiligen Erscheinungen mit wohlerworbenen Rech-
ten, sondern wir alle sind nur gehorsame Diener an den Interessen unseres Volkes.
Meine Abgeordneten! Manner des Reichstags!
Wir haben eine gewaltige Winterschlacht hinter uns. Es wird die Stunde kommen, da sich die Fron-
ten wieder aus ihrer Erstarrung losen werden, und dann soil die Geschichteentscheiden, wer in diesem
Winter gesiegt hat:
der Angreifer, der seine Menschenmasse idiotisch opferte, oder der Verteidiger, der einfach
seine Stellung hielt. Ich lese in diesen Wochen fortgesetzt von den gewaltigen Drohungen unserer
Gegner. Sie wissen, daB ich meine Aufgabe viel zu heilig und ernst nehme, um jemals leichtfertig zu
sein. Was Menschen tun konnen, um Gefahren vorzubeugen, das habe ich getan, und werde ich auch
in Zukunft tun. Und
96 wie weit unsere Vorbereitungen fur die Uberwindung dieser Gefahren genugende sind, wird die
Zukunft erweisen. Die groBen Feldherren Englands und der USA jagen mir weder Furcht noch
Schrecken ein. In meinen Augen besitzen Generale wie Mac Arthur keineswegs, wie die britische
Presse glaubt, hinreiBende, sondern hochstens ausreiBende Fahigkeiten. Wie ich uberhaupt die Geniig-
samkeit meiner Gegner bewundere in der Anlegung des MaBstabes fur die GroBe ihrer eigenen Erfolge
oder ihrer Person.
Sollte sich aber in England der Gedanke, den Luftkrieg gegen die Zivilbevolkerung mit neuen Mit-
teln weiterzufuhren, durchsetzen, dann mochte ich schon jetzt vor aller Welt folgendes feststellen:
Herr Churchill hat im Mai 1940 mit diesem Krieg begonnen. Ich habe vier Monate lang gewarnt
und gewartet. Es kam dann die Zeit, in der ich gezwungen war, zu handeln. Der fiir diese Art von
Kampf allein Verantwortliche begann dann zu jammern. Auch jetzt ist mein Warten nicht Schwache.
Moge dieser Mann nicht wieder klagen und wimmern, wenn ich mich nun gezwungen sehen werde,
eine Antwort zu geben, die sehr viel Leid tiber sein eigenes Volk bringen wird. Ich werde von jetzt ab
wieder Schlag um Schlag vergelten, bis dieser Verbrecher fallt und sein Werk zerbricht.
Wenn ich auf die Welt blicke, die wir verkorpern, und auf alle die Manner, mit denen ich das Gltick
habe, befreundet oder verbundet zu sein, wenn ich weiter sehe auf die Schar meiner politischen Ftihrer
im Reiche, auf meine Reichsleiter, Gauleiter, Reichsstatthalter, Generalgouverneure, Reichskommis-
sare, auf meine Minister usw., auf meinen Reichsmarschall, die Feldmarschalle und Admirale und
Generalobersten und die zahlreichen anderen Fiihrer an den Fronten, dann sehe ich mit starkster Zu-
versicht in eine Zukunft, in der nicht PossenreiBer, sondern Manner Geschichte machen werden. Der
Kampf im Osten wird seine Fortsetzung linden. Der bolschewistische KoloB wird von uns so lange
geschlagen werden, bis er zertrummert ist. Gegen England selbst aber kommt zunachst als erstes die
deutsche U-Boot-Waffe immer mehr zum Tragen. Herr Churchill hat bereits im Herbst 1939, nach-
dem er fast jeden Tag ungefahr zehn U-Boote versenkt hatte, dem englischen Volke versichert, daB er
der u-Bootgefahr Herr geworden sei. Nun will ich ihm heute versichern, daB diese Gefahr eher noch
seiner Herr werden wird. Ich habe es schon an anderer Stelle ausgesprochen, daB die Lahmung des
deutschen U-Boot-Einsatzes im vergangenen Jahr ausschlieBlich dem Bestreben zuzuschreiben war,
jeden denkbaren AnlaB zu einem Konflikt mit Amerika zu vermeiden. Dies konnte aber nicht verhin-
dern, daB der President der amerikanischen Union,
97 von seinen judischen Auftraggebern getrieben, durch immer neue MaBnahmen versuchte, die deutsche
Kriegflihrung einzuengen und uns durch das Mittel volkerrechtswidriger Deklarationen den U-
Bootkrieg liberhaupt unmoglich zu machen. Es war daher fur uns eine Erlosung, a 1 s sich das tapfere
japanische Volk entschlossen hat, den unverschamten Provokationen dieses Geisteskranken so zu
antworten, wie man es allein vor dem eigenen Volke und der Weltgeschichte verantworten kann. Da-
mit wurde endlich auch der deutschen U-Boot-Waffe der Ozean im weitesten MaB des Wortes freige-
geben. Und wenn die britisch-amerikanische Presse auch jede Woche von neuen Erfindungen faselt,
die zur unrettbaren Vernichtung der U-Boote fuhren werden, so ist dies ebensowenig neu, wie es um-
gekehrt auch nicht neu ist, daB sich die deutschen und unsere verbundeten U-Boote und ihre Waffen
von Jahr zu Jahr verbessern. Was die deutsche Marine trotz ihrer zahlenmaBigen Kleinheit getan hat,
uberragt weitaus das, was unsere um so viel groBere im Weltkriege zu leisten fahig war. Wie unsere
U-Boote aber wirken konnen, das wird sich von Monat zu Monat mehr erweisen. Denn entgegen der
weinseligen Behauptung Churchills im Herbst 1939 vom Ende der deutschen U-Boote kann ich ihm
nur versichern, daB ihre Zahl nach einem festen Rhythmus von Monat zu Monat wachst, und daB sie
heute bereits die Hochstzahl der U-Boote des Weltkrieges weit hinter sich gelassen hat. Wenn die
italienisch-deutsche Zusammenarbeit im Mittelmeer zu einer immer engeren Kameradschaft und zu
immer steigendem Erfolg gefiihrt hat, dann wird die Zusammenarbeit Deutschlands mit Italien, Japan
und den ubrigen Verbundeten auch auf den anderen Kriegsschauplatzen nicht minder groBe Ergebnis-
se zeigen. DaB die Provokation Japans zum Eintritt in diesen Krieg aber wohl die geistloseste und
dummste Handlung unserer Gegner war, hat der Heldenkampf dieses Volkes schon in wenigen Mona-
ten erwiesen. Ich weiB nicht, ob auch heute noch jeder Englander so felsenfest davon uberzeugt ist,
daB die politischen Methoden Mister Churchills und Roosevelts richtig gewesen sind und ob der Ein-
satz in diesem Kampf jemals dem moglichen Gewinn hatte entsprechen konnen. Wir Deutsche haben
in diesem Ringen um Sein oder Nichtsein nur alles zu gewinnen. Denn der Verlust dieses Krieges
wurde ohnehin unser Ende sein. Die innerasiatische Barbarei wurde iiber Europa kommen wie zu Zei-
ten der Hunnen oder der Mongolensttirme. Niemand weiB dies besser als der deutsche Soldat und die
mit ihm verbundeten Nationen, die an der Front das Wesen der bolschewistischen Menschheitsbefrei-
ung kennenlernten, die mit ihren eigenen Augen sehen, wie das Paradies der Arbeiter
98 und Bauern in Wirklichkeit aussieht, und wer es nun richtig geschildert hat, der Nationalsozialismus
und der Faschismus oder unsere Gegner. England aber kann in diesem Kriege nichts gewinnen, es
wird verlieren. Und es wird dann vielleicht einmal in seine Geschichte die Erkenntnis eingehen, daB
man das Schicksal von Volkern und Staaten weder zynischen Trinkern noch Geisteskranken anver-
trauen soil.
In diesem Kampfe wird am Ende die Wahrheit siegen! Sie aber ist bei uns!
DaB mich die Vorsehung ausersehen hat, in einer so groBen Zeit das deutsche Volk fuhren zu dtir-
fen, ist mein einziger Stolz. Meinen Namen und mein Leben will ich bedingungslos verbinden mit
seinem Schicksal. Ich habe an den Allmachtigen keine andere Bitte zu richten, als uns in Zukunft ge-
nau so wie in der Vergangenheit zu segnen, und mir das Leben so lange zu lassen, als es fur den
Schicksalskampf des deutschen Volkes in seinen Augen notwendig ist. Denn es gibt keinen groBeren
Ruhm als die Ehre, in schweren Zeiten Ftihrer eines Volkes und damit Trager der Verantwortung zu
sein! Und ich kann kein groBeres Gliick ftihlen als das BewuBtsein, daB dieses Volk mein deutsches
ist!
^lilMjiiiilliiill;
99 Am 20. April gedachte das ganze deutsche Volk in Liebe und Dankbarkeit seines Flihrers, der in
diesem Jahre das 53. Lebensjahr vollendete. Der Ftihrer verbrachte diesen Tag inmitten seiner Arbeit
in seinem Hauptquartier. Seinem Wunsche entsprechend waren alle groBen Festlichkeiten abgesagt.
Am Vorabend dieses Tages fand lediglich in der Philharmonie zu Berlin eine Kundgebung der Partei
statt, bei der Reichsminister Dr. Goebbels in einer herzlichen Ansprache dem Fiihrer die Gliickwiin-
sche des deutschen Volkes zum Ausdruck brachte. Reichsminister Dr. Goebbels sprach in dieser Rede
aus, was das deutsche Volk in diesen Zeiten ernstesten Ringens fur seinen Fiihrer empfindet. Dr.
Goebbels schilderte die geniale Personlichkeit des Fiihrers und ihre Leistungen, ausgehend von einem
Vergleiche mit Friedrich dem GroBen. Jedermann hat begriffen, daB der Fiihrer mit gleicher Starke der
Seele und des Herzens im Laufe des vergangenen Winters unermeBlichen Gefahren widerstanden hat-
te, wie es auch der groBe PreuBenkonig wahrend des Siebenjahrigen Krieges getan hat. Die wiirdige
Feier in der Philharmonie fand ihren Ausklang in der Neunten Symphonie Beethovens, die unter der
Stabfiihrung von Wilhelm Furtwangler von den Berliner Philharmonikern als Huldigung fur den Fiih-
rer aufgefiihrt wurde.
Am Abend des gleichen Tages stellte sich in einer Ringsendung des GroBdeutschen Rundfunks zu
mitternachtlicher Stunde die deutsche Jugend als Gratulant ein. Sie gelobte dem Fiihrer Treue und
Gehorsam und versprach, zu ihrem Teile dazu beizutragen, daB der Sieg errungen werde. Wie in je-
dem Jahr, so wurden auch in diesem die zehnjahrigen Jungen und Madel aus Jungvolk und Jungma-
delschaft in die HJ und den BDM iibernommen. Hunderttausende weihten sich und ihr junges Leben
dem Fiihrer.
Reichsmarschall Goring erlieB am 20. April einen Aufruf zum Geburtstag des Fiihrers, in dem
mit plastischen und eindringlichen Worten des Fiihrers Verdienst an dem sieghaften Verteidigungs-
kampf des vergangenen Winters dargestellt wurde. „In den harten Abwehrkampfen dieses grausamen
Winters", so
100 sagte der Reichsmarschall, „haben sich unseres Fiihrers eiserne Energie und unbeugsamer Wider-
standswille in kiihner Beharrlichkeit durchgesetzt. Welch unermiidliche Arbeit, wieviel Sorgen und
tausendfaltige Miihen haben sein vergangenes Lebensjahr erfiillt! Mit seiner ganzen seelischen Kraft
hat der Fiihrer um die groBen epochalen Entschliisse gerungen und, wie die Geschichte gelehrt hat, die
richtige Entscheidung getroffen." Niemals sei darum die Verbundenheit des deutschen Volkes mit
seinem Fiihrer fester und innerlicher gewesen als in dieser Zeit. Mit dankbarem Herzen erneuere das
deutsche Volk seinen Schwur: tapfer zu sein, kein Opfer und keine Gefahr zu scheuen, in der Anspan-
nung aller Krafte nicht miide zu werden, bis der Endsieg und des GroBdeutschen Reiches Macht und
Herrlichkeit fiir alle Zukunft gewahrleistet sind (siehe Seite 76).
Im Hauptquartier sprachen zu Beginn der militarischen Besprechungen der Chef des Oberkomman-
dos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall K e i t e 1, und der Chef des Generalstabs des Heeres, Gene-
raloberst Haider, dem Fiihrer zugleich im Namen des Heeres ihre Gliickwiinsche aus. Gegen Mit-
tag iiberbrachten der Reichsmarschall und GroBadmiral R a e d e r die Gliickwiinsche der .Luftwaffe
und der Kriegsmarine. Zur Gratulation hatten sich auBerdem eingefunden der Reichsminister des
Auswartigen von Ribbentrop, der Chef der deutschen Polizei, Reichsfiihrer SS Himmler, die
Reichsleiter Dr. Ley, Bormann und Dr. Dietrich, Reichsminister Dr. L a m m e r s und der Reichsmi-
nister fiir Bewaffnung und Munition, Albert S p e e r.
Von zahlreichen Staatsoberhauptern empfing der Fiihrer telegraphische Gliickwiinsche, unter denen
die des Kaisers und Konigs von Italien und des Duce besonders herzlich gehalten waren. In diesen
Gratulationen und den Antworttelegrammen des Fiihrers kam die Siegeszuversicht der verbiindeten
Volker iiberzeugend zum Ausdruck.
Einen weiteren Hohepunkt des Monats April bildete die Rede des Fiihrers vor dem Reichstag am
26. April. Fiir das deutsche Volk und die Welt iiberraschend war an diesem Tag die Vertretung der
Nation zusammengerufen worden. Die Rede war in ihren wesentlichen Teilen eine groBartige Darstel-
lung des Weltkampfes, der zum Zerfall des britischen Empire fiihren wird. Des Fiihrers Darlegungen
von der Harte des Winterkampfes im Osten fiihrte dem deutschen Volke noch einmal mit unheimlicher
Klarheit vor Augen, in welcher Gefahr das Reich in den vergangenen Monaten geschwebt hatte. Der
Fiihrer schilderte hier, welch iibermenschlicher Krafte es bedurft hatte, eine Katastrophe abzuwenden,
wie sie Napoleon im Jahre 1812 vernichtet hatte. Wenn die Abwehrschlacht im Osten gewonnen wur-
de, dann war das, wie der
101 Flihrer sagte, der Leidens- und Opferbereitschaft des deutschen Soldaten zu verdanken, der liberall
Wunder der Tapferkeit und der Treue vollbracht hat. Dieser Kampf nicht nur gegen einen entmensch-
ten, kein Opfer scheuenden Feind, sondern auch gegen einen Winter von ungewohnlicher Harte werde
immer das groBte Ruhmesblatt des deutschen Soldatentums bleiben. Die Aufforderung des Fuhrers an
die Heimat, uberall die letzte und auBerste Kraft einzusetzen, wurde darum von jedem Deutschen als
berechtigt und gerecht anerkannt. Die daraus sich ergebende, vom Flihrer gestellte verfassungsrechtli-
che Forderung, daB er selbst iiber alle entscheidenden Fragen der Nation bestimmen kann, ist darum
nur logisch und konsequent. In der von Hermann G o r i n g in seiner SchluBansprache verlesenen
Feststellung werden des Flihrer in dieser Stunde geforderte Machtbefugnisse klar umrissen: „Der Flih-
rer muB — ohne an bestehende Rechtsvorschriften gebunden zu sein — in seiner Eigenschaft als Flih-
rer der Nation, als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht, als Regierungschef und Oberster Inhaber
der vollziehenden Gewalt, als Oberster Gerichtsherr und als Flihrer der Partei — jederzeit in der Lage
sein, notigenfalls jeden Deutschen — sei er einfacher Soldat oder Offizier, niedriger oder hoher Beam-
ter oder Richter, leitender oder dienender Funktionar der Partei, Arbeiter oder Angestellter — mit
alien ihm geeignet erscheinenden Mitteln zur Erfullung seiner Pflichten anzuhalten und bei Verletzung
dieser Pflichten nach gewissenhafter Priifung ohne Rucksicht auf sogenannte wohlerworbene Rechte
mit der ihm gebiihrenden Siihne zu belegen, ihn im besonderen ohne Einleitung vorgeschriebener Ver-
fahren aus seinem Amte, aus seinem Rahmen und seiner Stellung zu entfernen." (Siehe Seite 75). Der
Reichstag bestatigte einmlitig diese Feststellung.
Das Urteil der Welt liber dieses Ereignis gipfelt in der Feststellung, daB Adolf Hitler im gegenwarti-
gen Augenblick, vor dem Beginn neuer kriegsentscheidender Operationen die hochste Konzentration
aller Krafte vorgenommen habe. Der in der Fuhrerrede manifestierte Wille, Europa gegen den Ver-
nichtungswillen des Bolschewismus und der Plutokratien zu einigen und einer neuen Zukunft entge-
genzufuhren, wurde im deutschen Volke selbst und bei den befreundeten Volkern und den ubrigen
Staaten des Kontinents, die an eine neue Ordnung glauben, mit begeisterter Zustimmung aufgenom-
men.
In seiner Rede wtirdigte der Flihrer auch die groBen Kriegserfolge der Japaner, die im Monat April
im Seekrieg den Englandern und Amerikanern schwere Verluste zufugten, auf den Philippinen 60000
Mann zur Kapitulation zwangen und zur gleichen Zeit in Burma einen glanzenden Feldzug fiihrten,
der in den
102 ersten Maitagen mit der Sperrung der BurmastraBe zu einem groBen Erfolge fiihrte. Diese Ereignisse,
zusammen mit der endlichen Uberwindung des Winters, festigten im deutschen Volke das Vertrauen
in den gemeinsamen Endsieg.
Auch die deutsche Kriegsmarine reihte im April E r folg an Erfolg. Die Zahl der Sondermeldungen,
stets groBe Ziffern versenkter feindlicher Handelstonnage enthaltend, war betrachtlich. Am Anfang
des Monats stand der stolze Ruckblick des OKW-Berichts vom 3. April fur den Monat Marz. 649
900BRT wurden in diesem Monat an feindlicher Handelstonnage versenkt. Insgesamt betrug nach
einer Meldung des OKW vom 4. April das Gesamtergebnis des versenkten feindlichen Handels-
schiffsraums in diesem Kriege mehr als 16 Millionen BRT, von denen sich die Kriegsmarine 12,078
Millionen BRT, davon die Unterseebootwaffe 9,032 Millionen BRT und die Luftwaffe 4,196 Millio-
nen BRT zugute rechnen konnen. Am 8. April verkundete eine Sondermeldung, daB der Feind vor der
amerikanischen und afrikanischen Kiiste 16 Handelsschiffe mit zusammen 104 000 BRT verlor. Am
11. April berichtete eine weitere Meldung von der Versenkung von 94 000 BRT.
Am 14. April folgten weitere 12 feindliche Handelsschiffe mit zusammen 104 000 BRT auf den
Meeresgrund, und am 30. April nannte der Wehrmachtbericht erneut 33000 BRT. Wahrend des Mo-
nats April veroffentlichten auch die Italiener ihre Erfolge im U-Bootkrieg, den sie nicht nur im Mit-
telmeer, sondern auch im Atlantik flihren. Dort, auf dem Weltmeer, vernichteten flinf der erfolgreich-
sten italienischen U-Bootkommandanten 16 Dampfer mit zusammen 114000 BRT! Die Gesamtziffer
der von U-Booten und .Luftwaffe im April versenkten feindlichen Handelstonnage betragt 576000
BRT. Viele Anzeichen, insbesondere zahlreiche Pressestimmen aus England und Amerika, lassen
erkennen, daB der Feind diese Verluste empfindlich zu spliren beginnt.
Am 4. April meldete der OKW-Bericht liber die deutschen Erfolge im Abwehrkampf des Winters
gegen die Russen: Seit 4 Monaten berennen die Bolschewisten mit starker Ubermacht die deutsche
Ostfront. Um jeden Preis sollte der Winterkrieg, dessen Technik die Sowjets monopolartig zu beherr-
schen glaubten, zu einem durchschlagenden Erfolg werden und gunstige Bedingungen fur die Fortfiih-
rung des Kampfes im Friihjahr schaffen. Das Ergebnis dieses Unterfangens war, daB der Feind trotz
rucksichtsloser Aufopferung seiner Verbande nirgends entscheidend durchzubrechen vermochte.
Welche Verluste er dabei erlitt, zeigt der OKW-Bericht iiber die Kampfe seit Jahresbeginn, der 104
128 Gefangene verzeichnet und dazu eine MaterialeinbuBe der Sowjets von 2167 Panzern, 2519 Ge-
schutzen und 2720 Flugzeugen. Diese
103 groBen Verluste der Sowjets zeigen aber auch, wie schwer die Kampfe gewesen sind, in denen das
deutsche Ostheer eines immer noch gewaltig geriisteten Gegners Herr geworden ist.
Folgende Angehorige der Wehrmacht erhielten im Monat April das Eichenlaub zum Ritterkreuz des
Eisernen Kreuzes: Hauptmann Wilhelm SpieB (85.), Oberst Friedrich-Wilhelm Miiller (86.), Kapitan-
leutnant Topp (87.), SS-Obergruppenfuhrer und General der Waffen-SS Theodor E i c k e (88.), Kapi-
tanleutnant Reinhard Hardegen (89.), Oberleutnant Wolfgang Spate (90.), SS-Brigadefuhrer und Ge-
neralmajor der Waffen-SS Alfred W u n n e b e r g als 91. Soldat der deutschen Wehrmacht.
Am 24. April erhielt Hauptmann Herbert Ihlefeldt anlaBlich seines 101. Luftsieges als 9. Offizier
der Wehrmacht das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Am 7. April berichtete das OKW, daB das Jagdgeschwader Molders seinen 3000. Luftsieg errungen
habe, Eine wahrhaft stolze Kette ruhmreicher Siege!
Ein weiteres Ereignis, daB weitreichende Perspektiven in die Zukunft der nachsten Monate eroffnet,
war die Begegnung, die Ftihrer und Duce am 29. und 30. April in Salzburg hatten. Die Besprechungen
zwischen den beiden Regierungschefs waren getragen von dem Geiste der engen Freundschaft und
unlosbaren Waffenbruderschaft der beiden Volker und ergaben die vollige Ubereinstimmung der Auf-
fassungen liber die durch die iiberwaltigenden Siege der Dreierpakt-Machte geschaffenen Lage und
iiber die weitere Kriegflihrung der beiden Nationen auf politischem und militarischem Gebiet. Die
harte Entschlossenheit Deutschlands, Italiens und ihrer Verblindeten, den endgultigen Sieg mit alien
ihnen zur Verfugung stehenden Mitteln sicherzustellen, kam darin erneut zum Ausdruck. Neben den
politischen Besprechungen, die Reichsminister v. Ribbentrop mit dem Koniglich Italienischen Au-
Benminister Graf C i a n o iiber aktuelle auBenpolitische Fragen hatte, standen im Mittelpunkt des In-
teresses des deutschen Volkes und der Welt die militarischen Besprechungen zwischen dem Chef des
Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall K e i t e 1, und dem Chef des italienischen
Wehrmachtgeneralstabes, Generaloberst Graf C a v a 1 1 e r o. Einzelheiten sind naturgemaB iiber diese
Besprechungen nicht bekannt geworden. Es versteht sich aber aus der bisherigen Methodik der Krieg-
flihrung der Achsenmachte von selbst, daB hier fur die kommenden Operationen klare Ziele gesteckt
wurden.
Im Gegensatz zu diesen auf die Niederwerfung der militarischen Kraft des Feindes ausgerichteten
Kriegsanstrengungen und politisch-militarischen Besprechungen stehen die verzweifelten Versuche
der
104 Briten, aus ihrer Ohnmacht heraus der Welt zumindesten den Anschein militarischer Aktivitat zu
geben. Nach alien Richtungen hin wurde auch im April das Thema einer Invasion auf dem Kontinent
erortert. Auf das deutsche Volk konnte London damit nicht den geringsten Eindruck machen. Auch die
zweite Methode, das deutsche Volk zu treffen und seine Kriegsentschlossenheit zu zermurben, konnte
nicht zum Erfolg fiihren: es sind dies die britischen Terrorangriffe auf die Wohnviertel deutscher Stad-
te. Mit satanischer Zerstorungswut hatten die Briten schon im Marz begonnen, die schone alte Hanse-
stadt Liibeck zu zerstoren. Es war ihnen hier gelungen, herrliche Baudenkmaler der deutschen Hanse,
Zeugen einer einzigartigen Burgerkultur, zu vernichten. Wenige Tage darauf richteten die Briten ihre
verbrecherischen Angriffe auf die Wohnviertel von Rostock und Koln. Wohl gelang es auch in diesen
Stadten erheblichen Schaden anzurichten — vornehmlich Rostock wurde schwer getroffen — doch
vermochten die Englander nicht die Moral der Bevolkerung zu beeinflussen. Im Gegenteil, die groBar-
tige Haltung der Rostocker Bevolkerung, ihre beispielhafte Hilfsbereitschaft, ihre Disziplin und ihr
klagloses Hinnehmen der Verluste an Gut und Leben zeigen, welcher Geist in diesem deutschen Volke
wohnt. Der Wille zum Sieg ist durch diesen britischen Terror nur noch starker geworden.
Mit groBer Genugtuung vernahm daher die Nation, insbesondere die von der englischen Mordgier
betroffene Bevolkerung, daB der Ftihrer der deutschen Luftwaffe befohlen hat, in harten und vernich-
tenden Vergeltungsangriffen zuriickzuschlagen. Die deutschen Schlage gegen Exeter, Bath, Nor-
wich, York zeigten den Briten, daB das nationalsozialistische Deutschland nicht gewillt ist, diesen
Terror gegen die Zivilbevolkerung hinzunehmen und daB die deutsche Luftwaffe trotz ihrer Bean-
spruchung im Osten stark genug ist, auch im Westen mit gleicher Wucht zuriickzuschlagen.
Am 28. Marz hatte der Flihrer den Gauleiter und Reichsstatthalter Fritz S a u c k e 1 zum General-
bevollmachtigten fur den Arbeitseinsatz ernannt. Diese Ernennung erfolgte im Hinblick darauf, daB
das deutsche Volk im gegenwartigen Schicksalsringen auch in der Heimat die letzten Kraft- und Pro-
duktionsreserven einsetzen mtisse, wenn sie vor der Front, die Beispielloses leistet, bestehen will. In
einem Interview, das anfangs April in der deutschen Presse veroffentlicht wurde, wies der Generalbe-
vollmachtigte darauf hin, daB der Fiihrer, der Reichsmarschall und der Minister fur Bewaffnung und
Munition unaufhorlich daftir Sorge triigen, daB den siegreichen deutschen Soldaten fortlaufend in
groBtem AusmaBe, immer wieder verbessert und vervollkommnet, Waffen, Gerate und Munition zur
Verfugung stiinden. Fiir diese Aufgabe wie fur die Er-
105 Grafik: Hier trafen die Vergeltungsschlage der Luftwaffe
106 nahrung der Heimat muBten nunmehr alle Hilfsquellen und Arbeitskrafte, auch die der besetzten
Gebiete, voll ausgenutzt werden. Gauleiter Sauckel betont sehr nachdriicklich, daB die Notwendigkei-
ten der Rtistung und Ernahrung fiir ihn unwiderruflich an erster Stelle stiinden. In der gerechten Ver-
teilung der Arbeitslast und der besten Betreuung aller Schaffenden sieht der Bevollmachtigte die erste
und wichtigste Voraussetzung seiner Arbeit. Das Vertrauen zur Gerechtigkeit in der personlichen Be-
handlung, Entlohnung und Fiirsorge fiir Gesundheit und Unterbringung werde den vorhandenen
Einsatzwillen aller deutschen Arbeiter und Arbeiterinnen festigen und steigern. Ohne einen groBen
neuen Apparat aufzuziehen, will Gauleiter Sauckel die ihm iibertragene Aufgabe durchfiihren. Er er-
nannte mit Zustimmung des Leiters der Partei-Kanzlei, Reichsleiter B o r m a n n , die Gauleiter der
NSDAP, zu Bevollmachtigten fiir den Arbeitseinsatz in den Gauen.
Zur Mobilisierung aller Arbeitskrafte wies Gauleiter Sauckel darauf hin, daB die Erfahrung gezeigt
habe, daB in fast alien Betrieben noch Arbeitskrafte frei gemacht werden konnen. Jeder deutsche Be-
triebsfiihrer mtisse aus eigener Verantwortung und unter Anlegung scharfster MaBstabe seine Gefolg-
schaft iiberpriifen. Wer jetzt noch Arbeitskrafte fiir nichtkriegsentscheidende Aufgaben zuriickhalte,
begehe die schwerste Pflichtverletzung, deren er sich im Kriege schuldig machen konne. Dariiber hin-
aus deutete Gauleiter Sauckel an, daB Hitlerjugend und BDM in wesentlich verstarktem MaBe bei der
Ernte beschaftigt werden wiirden. Er wies darauf hin, daB man erneut an die deutsche Frau appellieren
werde, sich freiwillig den deutschen Riistungsbetrieben oder der Landwirtschaft zur Verfugung zu
stellen. Auch der Einsatz fremdlandischer Arbeitskrafte, sowohl Kriegsgefangener als auch Zivilarbei-
ter und -arbeiterinnen aus fast alien europaischen Landern werde verstarkt werden. Die Auslander
muBten aus dem BewuBtsein, daB Europa heute eine Schicksalsgemeinschaft sei, an ihre Arbeit heran-
gehen. Von der Sicherung der europaischen Ernahrung z. B. hange das Schicksal auch derjenigen
Volker ab, aus denen unsere Kriegsgefangenen stammen. Der Kriegsgefangene, aber auch der Zivilar-
beiter, arbeite daher in den Grenzen des Reiches nicht nur fiir Deutschland, sondern auch fiir sein ei-
genes Land.
Am 18. April beging die N S V den Tag ihres zehnjahrigen Bestehens. Die gesamte deutsche Presse
gab aus diesem AnlaB einen Riickblick iiber das weitverzweigte und tief in die soziale Struktur des
deutschen Volkes eingreifende Wirken der NSV. Reichsminister Dr. Goebbels empfing am 17. April
Oberbefehlsleiter Hilgenfeldt mit einer groBen Zahl seiner aktivsten und altesten Mitarbeiter. Bei die-
sem Empfang wiir-
107 digte der Minister die groBe Arbeit der NSV. Er gab dabei bekannt, daB heute die Organisation 16
Millionen Mitglieder zahle und iiber rund 1 350 000 ehrenamtliche Heifer und Helferinnen verfiige.
Schon in ihren Anfangen habe die NSV, die von einem kleinen Kreise von Parteigenossen im Jahre
1932 gegriindet wurde, alle Ziige einer neuen sozialen Idee getragen. Nach der Machtiibernahme sei
die NSV zur groBten sozialen Organisation des deutschen Volkes geworden. „Die NSV hat", so sagte
Dr. Goebbels, „durch Tatsachen und Leistungen im ganzen Lande die Uberzeugung gefestigt, daB bei
uns der Gedanke der Gemeinschaft kein hohles Schlagwort ist." Das beweisen auch einige Zahlen, die
der Minister nannte. So hat das WHW von seiner Einfiihrung im Herbst 1933 an bis heute eine Ge-
samtsumme von iiber 5000 Millionen RM erbracht. Das sind 1000 Millionen RM mehr, als Frankreich
nach dem verlorenen Kriege von 1870 als Kriegsentschadigung bezahlthat.
Am 22. April wurde das Sammelergebnis vom diesjahrigen „Tag der Wehrmacht" veroffentlicht.
Insgesamt wurden an diesem Tage fast 57 Millionen Reichsmark gespendet, gegeniiber einem Ge-
samtergebnis von etwas mehr als 30 Millionen Reichsmark im vorigen Jahr. Zugleich wurde auch
bekannt, daB das Feldheer fur das Kriegswinterhilfswerk 1941/42 mehr als 28 Millionen Reichsmark
und auBerdem fur den Tag der Wehrmacht 3,64 Millionen Reichsmark, zusammen also 31,64 Millio-
nen Reichsmark, gesammelt hat. Rlihrend sind die Beweise der Spendefreudigkeit, die von einzelnen
Formationen der Wehrmacht vorliegen. So schreibt ein Kommandeur an Reichsminister Dr. Goebbels,
daB 300 Mann seiner Abteilung die stolze Summe von 18 650 RM gesammelt haben. „Der Aufruf zur
Wintersammlung", so heiBt es in dem Brief, „erfolgte nach einem der schwersten Einsatze, die meine
Manner wahrend dieses Winters gehabt haben. Sie hatten gerade iiber eine Woche im Freien, in Eis
und Schnee, einer vielfachen Uberlegenheit der Bolschewisten standgehalten."
Am 22. April erlieB der Flihrer einen Aufruf zur Eroffnung des 3. Kriegshilfswerks fur das Deut-
sche Rote Kreuz. Der Flihrer verweist darin die Heimat darauf, daB hinter dem deutschen Soldaten
eine Priifungszeit liege, die alle bisher von ihm in diesem Kriege gebrachten Opfer weit ubertreffe.
„Was die Front fur unser Volk opfert, das kann von der Heimat wohl nie vergolten werden." Das drit-
te Kriegshilfswerk fur das Deutsche Rote Kreuz konne darum nur einen bescheidenen Ausdruck des
Dankes der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft an unsere Soldaten darstellen. (S. Seite 75.)
Im Gemeinschaftshaus der Deutschen Arbeitsfront in Berlin fand am Ende des Monats April eine
108 Kriegsarbeits-t a g u n g der Gauobmanner und Amtsleiter der Deutschen Arbeitsfront start. An dieser
Tagung nahmen auch die Reichsfrauenflihrerin Frau Scholtz-Klink und die Reichstreuhander der Ar-
beit teil. Oberbefehlsleiter Marrenbach eroffnete die Tagung; er wies auf die kriegswichtigen Aufga-
ben der Deutschen Arbeitsfront, auf ihre hohe Verantwortung in der Frage der Menschenfuhrung und
damit der Produktionssteigerung hin. Es sprachen auf der Tagung der Reichskommissar fur die Preis-
bildung, Staatssekretar Dr. Fischbock, der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz, Gauleiter
Sauckel, der Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg, ferner die Reichsminister
S p e e r und Funk. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley faBte das Ergebnis der Arbeitstagung in einer
grundsatzlichen Rede zusammen.
Das bisherige preuBische Institut fur Infektionskrankheiten „Robert Koch" wurde am 1. April unter
dem Namen „Robert Koch Institut, Reichsanstalt zur Bekampfung der ubertragbaren Krankheiten" in
die Obhut des Reiches ubernommen. In einer Feierstunde unterstrich der Reichsgesundheitsfuhrer,
Staatssekretar Dr. Conti, die Bedeutung der Arbeit dieses Instituts und wies Prof. Gildemeister, den
Leiter des Instituts, in die ihm gestellten Aufgaben ein.
Am 1. April fand in Munchen eine kriegswichtige Tagung des Hauptamtes fur Volksgesundheit der
NSDAP unter Leitung des Reichsgesundheitsfuhrers Dr. Conti start. Auf dieser Tagung sprachen liber
bevolkerungspolitische Probleme der Leiter des Reichssippenamtes, Dr. Meyer, liber die Jugendge-
sundheitspflege der K. Chef des Amtes Gesundheit in der HJ, Dr. Liebenow, liber die Gesundheitsfuh-
rung der NSV Dr. Strohschneider. Ferner hielten Referate der Reichsarzt SS Prof. Dr. G r a w i t z,
Reichsapothekerfuhrer Schmierer liber Arzneimittelfragen, Prof. Dr. W i r z sowie weitere Redner. Dr.
Conti gab einen Uberblick liber alle aktuellen Probleme seines Arbeitsgebietes.
Vom 8. bis 12. April fand in Venedig ein KongreB der „Union Nationaler Journalistenverbande"
statt. Diese vor wenigen Monaten auf deutsche Anregung hin gegriindete Vereinigung der Journali-
stenverbande richtete von Venedig aus eine scharfe und harte Kampfansage an die verbrecherische
und entartete Publizistik der Demokratien und des Bolschewismus. Neben deutschen und italienischen
flihrenden Mannern der Feder kamen auch namhafte Journalisten der den Achsenmachten verbundeten
Staaten zu Wort, unter ihnen die Vertreter Finnlands, Bulgariens, Rumaniens und der Slowakei. Sehr
aufschluBreich waren die Ausflihrungen des tschechischen, norwegischen und niederlandischen Ver-
treters. Sie brachten ein erdriickendes Beweismaterial fur die volkerverhetzende, verleumderische und
verlogene Pressefuhrung des in-
109 ternationalen Judentums ans Licht der Weltoffentlichkeit. Unter der Wucht dieser aus berufenem
Munde vorgetragenen Argumente faBte der KongreB eine EntschlieBung, die sich an alle heute noch
der kapitalistischen Lligenpresse ausgelieferten Volker richtet. Durch zahlreiche Dokumente sei es
unwiderleglich bewiesen, daB die von internationalen kapitalistischen Einfllissen abhangige Presse
mitschuldig sei am Ausbruch und an der Ausweitung des gegenwartigen Krieges. Als Werkzeug ver-
brecherischer Kriegstreiber habe eine verantwortungslose Presse zahlreiche Volker getauscht und die
offentliche Meinung in diesen Landern irregefuhrt. Erst nach bitteren und furchtbaren Erfahrungen
hatten diese Volker den wahren Charakter jener angeblich freien Presse erkannt. Die EntschlieBung
gipfelte in einem Aufruf an die Journalisten aller Lander, den verbrecherischen Methoden einer entar-
teten internationalen Publizistik den Kampf anzusagen. Der Journalismus sei kein Geschaft, sondern
eine Mission, zu der nur diejenigen Journalisten berufen seien, die sich frei von alien anonymen Bin-
dungen ausschlieBlich zur Verantwortung gegeniiber dem nationalen Gewissen und dem Urteil der
Geschichte bekennen.
Am 17. April wurde in Dresden die wissenschaftliche Tagung des ersten europaischen Studenten-
Frontkampfertreffens eroffnet. Der Tagung wohnten Reichserziehungsminister Rust und Gauleiter
und Reichsstatthalter Mutschmann neben zahlreichen flihrenden Mannern aus Wissenschaft, Kultur
und Wirtschaft, von Partei, Staat und Wehrmacht teil. In seiner BegriiBungsansprache betonte Reichs-
studentenftihrer Dr. Scheel, daB die Akademikerschaft dieser Kriegsgeneration berufen sei, ein Be-
kenntnis abzulegen zu einem harmonischen Aufbau des Kontinents und die Pflicht habe, mitzuwirken
an einer gllickhaften Ordnung aller kontinentaler Volker Europas in einer unzertrennlichen Schick-
salsgemeinschaft. Die Kundgebung solle der Welt zeigen, daB Europa erwacht sei und beginne, euro-
paisch zu denken und zu handeln, zumal aus dem anfanglich begrenzten Kampf ein Ringen von wahr-
haft geschichtlicher GroBe erwachsen sei.
Im Rahmen der deutsch-italienischen Freundschaft hielt am 28. April der President des Nationalin-
stituts fiir faschistische Kultur in Rom, Nationalrat Prof. Camillo Pellizzi, einen V o r t r a g tiber Prin-
zipien und Grundgedanken des Faschismus. Die Verbundenheit, das Zueinanderstreben der groBen
geschichtlichen Linien, so fiihrte der President unter anderem aus, von denen der Nationalsozialismus
sowie der Faschismus geleitet wtirden, und die Solidaritat, die uns im gegenwartigen Entscheidungs-
kampf vereine, muBten zu einem immer eingehenderen Studium der besonderen geschichtlichen Um-
weltbedingungen fiihren, die
110 die beiden Volker und damit auch ihre Regierungsformen und ihre Politik auszeichnen. Es sei wichtig
fur uns, dariiber Klarheit zu gewinnen, daB die Zusammenarbeit der beiden Volker um so starker und
fruchtbarer sein werde, je klarer und scharfer umrissen die Eigenart eines jeden von ihnen sei.
In den vom Bolschewismus aufs schwerste heimgesuchten ukrainischen Stadten regt sich nach
Uberwindung des harten Winters uberall neues Leben. Trotz starkster bolschewistischer Zerstorungen
geht die deutsche Verwaltung in Zusammenarbeit mit der arbeitswilligen Bevolkerung tatkraftig an
den Wiederaufbau. Man beginnt mit dem Neubau der zerstorten Ortschaften. In vielen Stadten ist die
Wasser- und Elektrizitatsversorgung wieder sichergestellt. Briicken- und Kanalisierungsarbeiten
schreiten riistig voran. Inzwischen ist auch eine einheitliche Regelung fiir die Benennung der einzel-
nen Behorden getroffen. Aus den Kreisen der Landesbevolkerung werden folgende Dienststellen be-
setzt: An der Spitze eines Dorfes steht der Dorfschulze, wahrend die aus mehreren Dorfern bestehende
Landgemeinde ebenso wie jede Stadtgemeinde von einem Biirgermeister betreut wird. An der Spitze
eines Rayons, das heiBt eines aus mehreren Dorfern, Land- und Stadtgemeinden bestehenden Verwal-
tungsbezirks, steht ein Rayonchef. Deutsche Behordenleiter versehen folgende Amter: An der Spitze
von Stadten mit dem Sitz deutscher Dienststellen ist ein dem Gebietskommissar unterstehender deut-
scher Biirgermeister tatig. Dem Gebietskommissar obliegt die Leitung eines aus mehreren Rayons
oder Stadtgemeinden bestehenden Kreisgebietes. An der Spitze einer groBeren Mittel- oder GroBstadt
steht ein Stadtkommissar. Die Generaikommissare sind Leiter eines aus mehreren Kreis- und Stadtbe-
zirken bestehenden Generalbezirks.
Das Zentralbodenamt beim Reichsfiihrer SS als Reichskommissar fiir die Festigung deutschen
Volkstums hat eine Bestandsaufnahme des gesamten Grund und Bodens in den eingegliederten Ostge-
bieten durchgefiihrt. Sobald die Erhebungen gesichtet sind, werden sich fiir die landwirtschaftlichen
Grundstiicke aller BetriebsgroBen die grundlegenden Daten in bezug auf den vorhandenen Acker, die
Wiesen und Weiden, die GesamtgroBe, den Anteil von Wald, von Wasser, den Zustand der Gebaude,
Inventar- und Viehbestand in den auf den Bodenamtern und im Zentralbodenamt eingerichteten
Grundstiickskarteien befinden. Etwa 1 Million Erfassungsbogen sind bereits im Zentralamt eingegan-
gen. Bis zum 31. Dezember 1941 lagen fiir insgesamt fast 921 000 landwirtschaftliche Betriebe mit
einer Flache von mehr als 8,2 Millionen Hektar die Erfassungsbogen vor. Eine solche umfassende
Landaufnahme in den neuen deutschen Ostgebieten ist die unerlaBliche Voraussetzung fiir die hier im
Interesse der Sicherung der deutschen Volkser-
111 nahrung durchzufiihrenden AufbaumaBnahmen aller Art. Die eingegliederten Ostgebiete sollen
Bauernland werden. Die sichergestellten volks- und reichsfeindlichen landwirtschaftlichen Vermogen
werden deshalb in erster Linie fiir geeignete volks- und reichsdeutsche Bauernfamilien zur Verfiigung
gestellt werden. Voraussetzung dafiir ist nicht zuletzt die restlose, rechtzeitige ErschlieBung dieses
Gebietes und die Schaffung von bodenstandigen gewerblichen und industriellen Unternehmungen.
Am 28. April empfing der Reichsminister fiir die besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg, drei Bau-
ernabordnungen aus der Ukraine, aus WeiBruthenien und aus dem Gebiet von Smolensk, die ihm den
Dank fur die neue Agrarordnung zum Ausdruck brachten. Die moderne Bauernbefreiung, die in den
besetzten Ostgebieten zur Zeit durchgeflihrt wird, ist das deutlichste Zeichen dafiir, daB die deutschen
Armeen nicht als brutale Eroberer, sondern als Befreier in die Ostgebiete gekommen sind. Darum ist
auch das MaB der Dankbarkeit der Landbevolkerung, die endlich von dem verhaBten bolschewisti-
schen Kolchossystem befreit wurde, unendlich. Fur den groBten Teil der Bauern war der Empfang bei
Reichsminister Rosenberg der kronende AbschluB einer Besichtigungsreise nach Westfalen, auf der
den Bauern groBere und kleinere Bauernhofe sowie genossenschaftliche Einrichtungen gezeigt wur-
den;
sie erhielten damit eine anschauliche Vorstellung vom Hochstand des deutschen Bauerntums.
Nachdem in der kurzen Zeit des bolschewistischen Regimes imOstland die Bevolkerung, vor al-
lem in ihren intelligenten Schichten, ungeheure Opfer an Gut und Blut hatte bringen mtissen, geht
nunmehr ein langsamer aber zielbewuBter Wiederaufbau vor sich. In Lettland wurden von den Bol-
schewisten etwa 500 Lehrer ausgewiesen oder der „Liquidierung" preisgegeben. In Litauen waren es
1000 Lehrer. Ein Teil von ihnen konnte befreit werden. Unter deutscher Fuhrung erlebt in all diesen
Gebieten auch das Schulwesen wieder einen Aufstieg. Der Aufbau des Schulwesens im Warthegau
schreitet stetig voran; schon seit mehr als zwei Jahren wird an diesem Aufbau gearbeitet. Der Warthe-
gau verfugt heute, nach knapp 2'/2 Jahren deutscher Verwaltung, iiber 1700 Schulen mit 2700 Klas-
sen. Die Schulen, an denen von 2500 Lehrkraften unterrichtet wird, werden von rund 110000 Kindern
besucht. Um der katastrophalen Not an Volksschullehrern entgegenzutreten, sind allein im vergange-
nen Jahr acht Lehrerbildungsanstalten im Warthegau neu errichtet worden. Zu den 23 bestehenden
Mittelschulen sind bis Ende des vergangenen Jahres noch weitere 1 5 hinzugekommen. Sie sind samt-
lich in Hauptschulen umgewandelt worden. AuBerdem besitzt der Gau noch 28 hohere Schulen. Dem
Agrarcharakter des Landes Rechnung tragend, soil das gesamte
112 warthelandische Schulwesen fast ausschlieBlich auf die landwirtschaftlichen Erfordernisse und
Interessen abgestimmt werden. Auch die Abwehr gegen die Landflucht soil Erziehungswerk der Schu-
le sein. Viel verspricht man sich zur Erreichung dieses Zieles davon, daB man den Erziehern selbst ein
Gefiihl der Verbundenheit mit dem Lande gibt. Die maBgeblichen Stellen des Warthelandes tragen
sich daher mit dem Plan, die Lehrerstellen klinftig wieder mit Landbesitz zu verbinden. Uber die
Funktion des Jugenderziehers hinaus soil der Lehrer spaterhin zum geistigen Ftihrer und Vertrauens-
mann der gesamten bauerlichen Bevolkerung werden.
Generalgouverneur SA-Obergruppenfuhrer Dr. Frank hat anlaBlich des Staatsaktes am Fuhrerge-
burtstag auf der Burg zu Krakau die auf Befehl des Stabschefs erfolgte Aufstellung der „S A-Einheit
Generalgouvernement" bekanntgegeben und gleichzeitig deren Fuhrung ubernommen. Bisher wickelte
sich in diesem Nebenland des Reiches die Arbeit der Partei ausschlieBlich im Rahmen des „Arbeitsbe-
reiches Generalgouvernement der NSDAP" ab. Der Generalgouverneur hatte damit zunachst einen
geschlossenen Block geschaffen, der einen zweckmaBigen und schlagkraftigen Einsatz aller vorhan-
denen Krafte der Partei gewahrleistete. Nunmehr sind die Voraussetzungen geschaffen, daB auch hier
die SA die ihr vom Ftihrer ubertragene Aufgabe in Angriff nimmt. SA-Wehrmannschaften wurden
zugleich gebildet; sie haben den Wehrerziehungsauftrag ubernommen. So wird die SA in Zukunft
auch im Generalgouvernement Vortrupp und Sturmabteilung fiir den Nationalsozialismus sein.
Am 6. April berichtete die deutsche Presse, daB der Reichsfuhrer SS Himmler und der Reichsorga-
nisationsleiter der NSDAP und Leiter der Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley eine enge Zusammenarbeit
zwischen der gesamten SS und dem Deutschen Volksbildungswerk vereinbart haben. Ausfuhrungen
hierzu erlaBt der Chef des SS-Hauptamtes in Verbindung mit der Reichsdienststelle des deutschen
Volksbildungswerkes,
In der Leitung der Reichstheaterkammer trat im April eine wesentliche Veranderung ein. Der bishe-
rige President Ludwig Korner ist, wie am 21. April gemeldet wurde, von seinem Amt und den damit
im Zusammenhang stehenden Auftragen entbunden worden, da er sich wieder der praktischen Arbeit
des Theaters widmen will. Der President der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, hat
den Staatsschauspieler Paul Hartmann zum Prasidenten der Reichstheater k a m m e r ernannt. Mit
Paul Hartmann tritt einer der vornehmsten und nobelsten Schauspieler, den das neue Deutschland hat,
an die Spitze seiner Berufskammer. Achtung und Vertrauen begegnen diesem Kunstler, der nicht nur
am Theater, sondern vor
113 allem auch im Film mit bedeutenden historischen Rollen hervorgetreten ist.
Zur Feier des 1200. Geburtstages Karls des GroBen veranstaltete das Hauptkulturamt der NSDAP in
der alten Kaiserstadt Aachen am 2. April eine Gedenkstunde. Es sollte damit das Gedachtnis geweckt
werden an den Mann, der als vorausschauender und klihner Politiker vor mehr als 1000 Jahren aus der
Vielzahl der widerstrebenden Stamme das Romische Reich deutscher Nation schuf, den Bestand des
Abendlandes unter germanischer Flihrung gegen die von Osten anstiirmenden Volker sicherte und
damit zum Begriinder der deutschen Ostmark wurde.
Im Laufe des Monats April verlieh der Flihrer mehrfach verdienten Mannern die Goethemedaille fiir
Kunst und Wissenschaft: Am 8. April dem Maler Prof. Walter Petersen in Dusseldorf aus AnlaB der
Vollendung seines 80. Lebensjahres und in Wurdigung seiner hervorragenden Leistungen auf dem
Gebiete der Bildnismalerei; am 15. April wurde sie dem Bildhauer Prof. Georg K o 1 b e verliehen
zum vollendeten 65. Lebensjahr und in Anerkennung seiner Verdienste um die deutsche bildende
Kunst; am 29. April erhielt der Generaldirektor a. D. der staatlichen Museen in Berlin, Prof. Dr. Otto
Ritter von F a 1 c k e , die Goethemedaille aus AnlaB der Vollendung seines 80. Lebensjahres in Aner-
kennung seiner hervorragenden Verdienste als Museumsleiter und Kunstforscher.
Nicht unbeachtet ging am 24. April der Tag vorbei, an dem der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine,
GroBadmiral R a e d e r, sein 66. Lebensjahr vollendete. Mit der Kriegsmarine, an deren Wiederaufbau
nach Versailles und deren raschem Wachstum nach 1933 der GroBadmiral wesentlichen Anteil hat,
gedachte das deutsche Volk dieses vorbildlichen Soldaten und Seemannes. Seit 1928 an der Spitze der
Kriegsmarine, haben es seine Haltung und sein personliches Beispiel bewirkt, daB der Geist von Ska-
gerrak und der Geist der ungezahlten U-Bootsfahrten des Weltkrieges die junge Marine des Dritten
Reiches in diesem Kriege zu neuen Taten und zu neuem Ruhm fiihren.
.-Miiiliiiniijiiiillifiilk
114 Politik und Kriegfuhrung zeigten im Monat April, ebenso wie im Marz, den Charakter des
Ubergangs von der durch die Witterung bedingten verhaltenden zur offensiven Kriegfuhrung, wenig-
stens in der entscheidenden Kampfzone der europaischen Ostfront, wahrend freilich der Seekrieg ge-
gen die englisch-amerikanische Versorgungsschiffahrt ebenso offensiv und erfolgreich weiterging, wie
der in der tropischen Zone in unaufhaltsamem Siegeslauf fortschreitende Angriff der Japaner gegen
die amerikanischen Restpositionen auf den Philippinen und gegen die englisch-chinesische Front in
Burma.
Nachdem der Krieg durch den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und Japans wirklich zum Welt-
krieg geworden ist, haben unsere Gegner den Vorteil verloren, der ihnen im Kriege 1914/18 so auBer-
ordentlich ntitzlich war, daB sie wahrend des Winters, der die Mittelmachte zur defensiven Kriegfuh-
rung zwang, bei der sie gleichwohl ihre Krafte verbrauchten, selbst in anderen Weltteilen ungestort
ihre Hilfsquellen an Menschen und Material entwickeln konnten, um sie spater auf den Schlachtfel-
dern Europas einzusetzen. Dieser Vorteil, den vor allem die Briten der weltweiten Ausdehnung der
unter ihrer Macht befindlichen Landergebiete verdankten, ist ihnen durch das rasche Vordringen der
Japaner und durch die Ausdehnung des Seekriegs bis an die Ktisten Amerikas und Indiens weitgehend
verloren gegangen. Der zu Ende gehende Winter war fur sie keine Zeit ungestorter Kraftesammlung in
den Landern auBerhalb der europaischen Kampfzonen, sondern eine solche schwerster und unersetzli-
cher Verluste.
Millionen Tonnen Frachtschiffsraum, zahlreiche Einheiten schwerer, mittlerer und leichter See-
streitkrafte wurden versenkt, iiber eine viertel Million Kriegsgefangene neben hohen blutigen Verlu-
sten mit riesigen Mengen von Kriegsmaterial gingen im Raum zwischen Hongkong, den Philippinen
und den Grenzen Australiens und Indiens verloren und dazu die ganzen gewaltigen Landergebiete
zwischen diesen Punkten mit alien Reichtumern an kriegswirtschaftlich so wichtigen Rohstoffen wie
Gummi, Petroleum, Zinn usw. und den Nahrungs- und GenuBmitteln wie Reis und Tee, die es dort
gibt. Dies ist ein Faktum von ungeheurer Tragweite. Es gibt dem gegenwartigen Kriege, abgesehen
davon, daB
115 die Lage innerhalb Europas grundverschieden ist von der des letzten Weltkrieges, auBerhalb Europas
ein vollig anderes Gesicht. Das englische Weltreich ist an entscheidenden Stellen durch die japani-
schen Erfolge todlich getroffen und seine Hilfsquellen sind fur England zu einem groBen Teil verlo-
ren. Indien, das reichste Kleinod in der englischen Reichskrone, ist schwer bedroht. Durch die Sper-
rung der BurmastraBe ist das China Tschiangkaischeks von der Zufuhr von Kriegsmaterial abgeschnit-
ten und damit die Aussicht fur England, die Millionenmassen Chinas als Kanonenfutter fur den eng-
lisch-amerikanischen Imperialismus einzusetzen, ausgeschaltet. Der MiBerfolg von Cripps in Indien
und die Erklarung des indischen Kongresses, den Japanern sich nicht mit Waffengewalt, sondern
hochstens mit passiver Resistenz zu widersetzen, erledigt auch die englischen Hoffnungen, die indi-
schen Millionenmassen fur sich bluten zu lassen. So verengt sich der Kreis derer immer mehr, die fur
Englands Krieg ihr Blut hergeben konnen oder wollen. Ganz Europa, auBer dem Bolschewismus, ist
schon ausgefallen. Der Ausfall Chinas, Indiens und Polynesiens ist Tatsache oder wird bald Tatsache
sein. So bleibt als Blutspender von Bedeutung auBer der weiBen Bevolkerung Englands und der USA
nur noch der Bolschewismus tibrig.
Gegen ihn wird der Kampf beginnen, sobald die Jahreszeit es erlaubt.
In seiner Rede vor dem Reichstag am 25. April (siehe Seite 78) hat der Ftihrer, bevor er die Bestati-
gung der von ihm fur die Weiterfuhrung und Entscheidung des Krieges in Anspruch genommenen
Rechte verlangte und erhielt, in einem groBartigen Ruckblick auf Entstehung und Wesen des engli-
schen Weltreiches den Rahmen des geschichtlichen Geschehens gezeichnet, das man als den im Gang
befindlichen Zusammenbruch dieses Reiches bezeichnen kann. Wer den Weltkrieg und die Zeit zwi-
schen den beiden Kriegen miterlebt hat, kennt das relative Sinken der englischen Macht trotz des Sie-
ges. Im Weltkrieg und nachher ging England tatsachlich die Seeherrschaft verloren, die es bis 1914
besaB. Wahrend es nicht bereit war, mit dem Deutschen Reiche vor 1914 ein Krafteverhaltnis von
zehn zu sechs hinsichtlich der Flottenstarken anzunehmen, muBte es im Washingtoner Flottenvertrag
von 1922 die Flottengleichheit mit den USA und das Starkeverhaltnis ftinf zu drei mit Japan anneh-
men. Seitdem ist Japans Flotte, deren wirkliche Starke unbekannt ist, auch iiber dieses Krafteverhaltnis
weit hinausgewachsen, und die Entwicklung der Luftwaffe und des Unterseebootes hat Englands See-
herrschaft weiter wesentlich vermindert. Der schnelle Fall so entscheidender Flottenstiitzpunkte wie
Hongkong und Singapur, die praktische Unpassierbarkeit des Mittelmeers fiir die englische Schiffahrt,
sind die Folgen dieser neuen Faktoren.
116 In schlagenden Formulierungen hat der Fuhrer dargetan, daB Englands Kraft, 'sobald sie eingesetzt
werden muB im Kampf um Europa, nicht mehr gentigen kann, um das britische Weltreich zu verteidi-
gen, wenn dies auBerhalb Europas von einer starken Macht angegriffen wird. „Deshalb kann und wird
der neue Krieg nur mit einer Katastrophe des britischen Weltreichs endigen. So wird denn also ge-
schehen, was geschehen muB."
Uber den Kampf an der Ostfront wahrend des Winters sagte der Fuhrer, daB in ihm ein Weltkampf
entschieden worden sei. Er stellte diesen Kampf hinein in die Reihe der Kampfe, die seit dem Welt-
krieg in verschiedenen Landern Europas, zuletzt in Spanien gegen den Bolschewismus gefuhrt wur-
den, und in dem heute an der Ostfront Truppen aus fast alien Landern Europas gemeinsam kampfen.
Uber den Ernst, die Schwere und die ungeheuren Opfer dieses Kampfes fand der Fuhrer erschutternde
Worte, die zugleich Dank und Verpflichtung gegenuber den Mannern zum Ausdruck brachten, die in
diesem furchtbaren Winter von der deutschen Wehrmacht und damit vom deutschen Volke und ganz
Europa eine Katastrophe abgewandt haben, die herbeizufuhren sich die Natur selbst mit dem Bol-
schewismus verbiindet zu haben schien. Der Fuhrer gedachte in dankbarer Anerkennung aller derer,
die von den verbundeten und befreundeten Nationen oder als Freiwillige aus fast alien Landern Euro-
pas Schulter an Schulter mit den deutschen Waffengefahrten der Harte des russischen Winters und
dem Massenansturm der bolschewistischen Heere siegreich widerstanden. Des Fuhrers Aufzahlung
aller Nationen, die in der kampfenden Front des Ostens gegen den Bolschewismus vertreten sind, ent-
halt eine politische Feststellung von groBter Bedeutung: Das vereinte Europa gegen den Bolschewis-
mus, die auf dem Schlachtfeld gegen den gemeinsamen Feind sich besiegelnde Einheit des Kontinents
wurde vom Fuhrer Europa und der Welt vorgestellt. Konnte der gegenwartige Krieg vor dem 22. Juni
1941, so sehr er schon den Charakter des Kampfes fur Europa gegen raumfremde Machte trug, doch
noch gleichsam als Burgerkrieg zwischen europaischen Nationen gelten, so ist er seitdem in ein ganz
neues Stadium, das des Kampfes des nichtbolschewistischen Europas gegen den Bolschewismus getre-
ten.
Der politische Kern, um den sich diese europaische Kampfgemeinschaft allmahlich gebildet hat, ist
die Achse, das Bundnis Deutschlands und Italiens, die Freundschaft zwischen F u h r e r und Duce.
Beide Manner trafen sich am 29. und 30. April. Die offizielle Mitteilung tiber die Zusammenkunft
besagte folgendes:
Die Besprechungen zwischen den beiden Regierungschefs waren getragen von dem Geiste der en-
gen
117 Freundschaft und unlosbaren Waffenbruderschaft der beiden Volker und ihrer Ftihrer. Sie ergaben die
vollige Ubereinstimmung der Auffassungen tiber die durch die uberwaltigenden Siege der Dreier-
paktmachte geschaffene Lage und tiber die weitere Kriegfuhrung der beiden Nationen auf politischem
und militarischem Gebiet. Die harte Entschlossenheit Deutschlands, Italiens und ihrer Verbundeten,
den endgultigen Sieg mit alien ihnen zur Verfugung stehenden Machtmitteln sicherzustellen, kam
dabei erneut zum Ausdruck. An den politischen Besprechungen nahmen der Reichsminister des Aus-
wartigen von Ribbentrop und der koniglich italienische AuBenminister Graf Ciano teil. Die beiden
AuBenminister der Achse hatten hierbei Gelegenheit, die aktuellen auBenpolitischen Fragen zu eror-
tern. An den militarischen Besprechungen nahmen von deutscher Seite der Chef des Oberkommandos
der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel, und von italienischer Seite der Chef des italienischen
Wehrmachtsgeneralstabes, Generaloberst Graf Cavallero, teil.
Aus der zweitagigen Dauer der Besprechungen und aus der Beteiligung der AuBenminister und der
politischen Chefs laBt sich erraten, daB ein umfassender und vielseitiger politischer und militarischer
Beratungsstoff vorlag. Es liegt auf der Hand, daB die Achsenpartner sich angesichts bevorstehender
entscheidungsvoller neuer Kampfe aussprechen und die Planung fur das Kommende klarzustellen
hatten. Kein Wunder, daB in London und Washington ein eifriges Ratselraten tiber Inhalt und Ergeb-
nisse der Besprechungen von Salzburg einsetzte. Schon seit Wochen fragt man sich bei unseren
Kriegsgegnern, wann und wo die nachsten Schlage der Achsenmachte niedergehen werden. Deutsch-
land und Europa konnen in Ruhe und sieggewohnter Zuversicht abwarten, bis die Wiirfel fallen.
Die Uberzeugung, daB die Kriegsentscheidung zugunsten Deutschlands und seiner Bundesgenossen
naherriickt, ist einer der tieferen Griinde fur den Regierungswechsel, der sich am 18. April in Frank-
reich vollzog. Am 2. April hatte die Offentlichkeit durch eine Erklarung Lavals vor der Presse erfah-
ren, daB eine politische Entscheidung in Vichy bevorstand. „Da ich Verfechter der Politik von Montoi-
re bin", sagte Laval, „und die Ansicht vertrete, daB sich die auBenpolitische Lage Frankreichs von Tag
zu Tag verschlimmert, habe ich es fur meine Pflicht gehalten, mich daruber mit dem Marschall zu
unterhalten. Die Besprechungen fanden zwischen dem Staatschef und mir statt und wurden heute
durch eine letzte Konferenz beendet." Am 16. April richtete Admiral Darlan an Marschall Petain ein
Schreiben, in dem er nun seine Demission als stellvertretender Ministerprasident, Verteidigungsmini-
ster, Marine- und AuBenmini-
118 ster bat. Am 18. April wurde in Vichy offiziell die neue Ministerliste mitgeteilt. Der Staatssekretar fur
Informationen, Marion, teilte folgendes mit:
„Staatschef Marschall Petain schritt im AnschluB an Unterhaltungen mit dem Prasidenten Pierre La-
val im Laufe der letzten Tage zu einer Priifung der politischen Lage mit Flottenadmiral Darlan und
dem Prasidenten Laval. Nach diesem Meinungsaustausch gelangte der Staatschef zu der Uberzeugung,
daB die gegenwartige Form der Regierung nicht mehr den Notwendigkeiten der Innen- und
AuBenpolitik Frankreichs entspricht. Dem Ausnahmecharakter der Funktion des Flottenadmirals
Darlan und eventuellen Nachfolgers des Staatschefs Rechnung tragend, hat der Marschall beschlossen,
ihm das Oberkommando der militarischen Streitkrafte zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu
ubertragen. Diese Befugnisse werden Flottenadmiral Darlan den Zutritt zu den Ministerratssitzungen
ermoglichen, sofern Fragen behandelt werden, die mit seinen Befugnissen in Verbindung stehen. Der
Staatschef hat auBerdem folgende Beschlusse gefaBt: Im Interesse einer nachhaltigen und wirksamen
Aktionsfahigkeit hat er beschlossen, einen Regierungschef zu ernennen. President Laval wird diese
Funktionen unter der hohen Autoritat des Staatschefs ubernehmen, demgegentiber er verantwortlich ist
und dem er tiber seine Initiativen und Handlungen Rechenschaft abzulegen hat. Es obliegt ihm daher,
die Minister dem Staatschef zur Zustimmung zu unterbreiten. Er wird die aktive Leitung der AuBen-
und Innenpolitik Frankreichs ubernehmen. AuBer diesen Funktionen als Regierungschef wird
President Laval personlich die Funktionen des Innenministers, des AuBenministers und des
Informationsministers ubernehmen. Er wird sich bei diesen verschiedenen Funktionen durch
nehmen. Er wird sich bei diesen verschiedenen Funktionen durch Staatssekretare und Generalsekretare
unterstiitzen lassen."
Es wurde weiter ein Gesetz liber die Schaffung eines Oberbefehles des Heeres, der Flotte und der
Luftwaffe veroffentlicht, der unmittelbar dem Befehl des Staatschefs unterstellt wurde und an dessen
Spitze der bisherige stellvertretende Ministerprasident Admiral Darlan trat.
Bis zur Umbildung der Regierung in Vichy war Marschall Petain zugleich Staatschef und
Regierungschef. Admiral Darlan war nur der stellvertretende Ministerprasident. Nunmehr hat Petain
die Ministerprasidentschaft, d. h. die Ftihrung der Regierungsgeschafte an Laval abgegeben, der auBer
dem Ministerprasidium noch die drei Ministerien des AuBeren, des Innern und der Information selbst
ftihrt. Laval hat also eine groBe Machtftille in seiner Hand vereinigt. Darlan bleibt nach wie vor der
durch Gesetz bestimmte Vertreter und Nachfolger des Staatschefs Petain, falls dieser seine Funktionen
nicht mehr ausiiben konnte, und ist auBerdem Oberkommandierender der drei Wehrmachtteile.
119 Man erinnert sich, daB Laval am 13. Dezember 1940 unter dramatischen Umstanden aus seiner
damaligen Stellung als stellvertretender Ministerprasident entfernt wurde, und daB hinter der Palastre-
volution, in deren Form sich diese Entfernung vollzog, Kreise standen, die der zwischen dem Fuhrer,
Petain und .Laval in Montoire verabredeten Politik der deutsch-franzosischen Zusammenarbeit feind-
lich bzw. abwartend gegenuberstanden. Die Wiederberufung Lavals an die Macht und in eine gegen-
iiber der vor dem 13. Dezember 1940 wesentlich verstarkte Position sowie die Entlassung gerade der-
jenigen Manner aus der Regierung und aus der unmittelbaren Umgebung des Marschalls, die an dem
Putsch gegen Laval am 13. Dezember 1940 beteiligt waren oder sich spater als mehr oder weniger
offene Gegner von Lavals Politik gezeigt hatten, all dies beweist, daB der Regierung sumbildung in
Vichy eine betrachtliche auBenpolitische Bedeutung zukommt. Laval hat sich in einer Rundfunkrede
vom 20. April iiber seine Ziele deutlich ausgesprochen, nachdem Marschall Petain tags zuvor in einem
kurzen Aufruf an das franzosische Volk sich wie folgt geauBert hatte:
„Franzosen, eine neue Regierung ist gebildet. Admiral Darlan, der mein designierter Nachfolger
bleibt, wird die Verteidigung unseres Territoriums und unseres Imperiums wahrnehmen. Pierre Laval
wird unter meiner Autoritat die Ftihrung der Innen- und AuBenpolitik des Landes ubernehmen. Mit
ihm habe ich im tragischen Augenblick unserer Katastrophe die neue Ordnung gegrundet, die die
Wiederaufrichtung Frankreichs gewahrleisten soil. Heute in einem ebenso entscheidenden Augenblick
wie im Juni 1940 finde ich mich mit ihm zusammen, um das Werk der europaischen Organisation
wieder aufzunehmen, fur das wir gemeinsam die Grundlage gelegt haben. Franzosen! Eure Klugheit,
eure Geduld, euer Patriotismus werden uns helfen, tiber die Priifungen und unser Elend zu triumphie-
ren. Kommt von ganzem Herzen und schart euch um die Regierung. Sie wird euch neuen Grund geben
zu glauben und zu hoffen."
Die Rede Lavals besagte u. a.:
„Ich habe in meinem politischen Leben schwierige Momente gekannt, wo das Schicksal Frankreichs
in Gefahr war. Immer in solchen Stunden gelangte ich an die Macht. Im Jahre 1936, als ich die Regie-
rung aufgeben muBte, habe ich ein starkes und von alien respektiertes Frankreich zuriickgelassen. Drei
Jahre haben gentigt und das Einverstandnis der einen, die Parteileidenschaft der anderen und der Ver-
rat gewisser Elemente triumphierten iiber dieses Frankreich. Ein letztes Verbrechen war noch zu bege-
hen, das war die Kriegserklarung. Die Niederlage ist gekommen mit ihrem Elend und ihren Ruinen.
Erneut befinde ich
120 mich vor euch, beauftragt vom Marschall. unter seiner hohen Autoritat die Geschafte Frankreichs in
dem tragischsten Augenblick seiner Geschichte zu lenken, wahrend Flottenadmiral Darlan als Chef im
Namen des Marschalls die militarischen Streitkrafte befehligen wird. Ich werde alles tun, um zu ver-
suchen, das Wohl unseres Volkes sicherzustellen, und ich ftihle mich um so starker, es zu verteidigen,
als ich keine Verantwortung fur das Elend habe, das sich tiber uns gesenkt hat. Wir durchleben harte
Tage. Unser Leben kennt Entbehrungen anstatt des Uberflusses. Im ubrigen befinden sich alle Volker
an diesem Punkt. Es ist die unvermeidliche Folge des Krieges, und alle die, die an der Front stehen,
leiden noch mehr. Die Regierung wird ihre Pflicht tun, um zu versuchen, eure .Leiden zu verringern.
Nichts wird unterlassen werden, um das schwierige Los zu verbessern, das auf euch lastet. Aber nur
durch eure Arbeit, durch nachhaltige feurige und hartnackige Anstrengungen werdet ihr, jeder an sei-
nem Platze, dazu beitragen, die Wiederaufrichtung unseres Landes zu gewahrleisten. Wir konnen nur
auf uns selbst zahlen, und Frankreich muB in diesen Stunden seinen Willen und seine Lebenskraft
unter Beweis stellen.
Ihr kennt unsere unzahligen Schwierigkeiten. Die Versorgung ist auf Grund der Umstande natiirlich
schwierig. Der Egoismus und die Gewinnsucht erschweren eine an sich unzulangliche Verteilung der
Lebensmittel. Die Regierung kann euch nicht die Ruckkehr des Uberflusses fur morgen ankiindigen,
aber sie wird nichts unterlassen, um alle, bis zum letzten Franzosen, ernahren und kleiden zu konnen.
Ich glaube, die Seele des Bauern zu kennen. Ich kenne seine GroBherzigkeit, wenn das Leben Frank-
reichs auf dem Spiele steht. Bauern Frankreichs, ich fordere euch auf, euren Boden mit derselben Ge-
duld zu bearbeiten, wie wir ihn verteidigen.
Der Arbeitsfront will ich sagen, daB sie von dem kommenden Regime nichts zu beflirchten, sondern
im Gegenteil alles zu erhoffen hat. Dieser Krieg tragt in sich die Keime einer regelrechten Revolution.
Dem Arbeiter Frankreichs wtirde der Bolschewismus genau wie den Massen des russischen Volkes
nur Bedriickung und Elend bringen. Im neuen Europa wird sich uberall der Sozialismus einrichten,
unter Beriicksichtigung des Charakters und der nationalen Wunsche eines jeden Volkes. In der neuen
Ordnung wird der Arbeiter geschutzt, geehrt und ausgezeichnet. Ebenso werden sich die geistigen und
moralischen Werte darin entwickeln konnen. Das verletzte Frankreich leidet in seiner Katastrophe an
einer Krise des Elends und insbesondere an einer moralischen Krise. Wir lieben die Freiheit. Zu ihrer
Eroberung hat unser Land gelitten. Wir werden sie in der Disziplin und in der Ordnung wiederfinden."
121 Pierre Laval ging dann auf die deutsch-franzosischen Beziehungen ein und sagte u. a.: „Ich komme
jetzt zu der Erklarung, die Sie von mir erwartet haben, denn meine Ruckkehr an die Macht hat eine
Bedeutung, die niemandem entgeht. Seit langem, seitdem ich in das offentliche Leben eingetreten bin,
habe ich immer versichert, daB die Annaherung Frankreichs und Deutschlands die Voraussetzung des
Friedens in Europa sei. Wie ein Besessener habe ich immer bei jeder Gelegenheit eine Verstandigung
gesucht. Sie sollte dem tragischen MiBverstandnis ein Ende setzen, das in der Vergangenheit zu oft die
beiden groBen Volker gegeneinander gerichtet hat. Dazu ware eine franzosische — eine ausschlieBlich
franzosische — Politik, frei von jenen auslandischen Einflussen notwendig gewesen, die in der Ge-
schichte und heute noch zur Geltung gelangt sind und noch gelangen, um unsere Entzweiung zu nah-
ren und um erneut den Frieden unserer Heimat in Frage zu stellen. Erneut ist der Krieg tiber Frank-
reich hinweggegangen. Was aber gestern notwendig gewesen ware, ist es heute nicht weniger. Dieses
Gefiihl hat mich beseelt, als ich im Juli 1940 Gesprache angebahnt habe, die wenige Wochen spater
den Marschall und mich nach Montoire ftihren sollten. Wir haben dort eine Tatsache ohne Vorbild
gefunden, namlich einen Sieger, der sich bereit erklarte, seinen Sieg nicht zu miBbrauchen und der
Frankreich in einem neuen Europa einen seiner Vergangenheit wtirdigen Platz anbot. In Montoire
wurde das Prinzip einer neuen Politik angenommen, wo weder die Ehre noch die vitalen Interessen
Frankreich geopfert wurden. Der Marschall hatte wenige Tage nach dieser Begegnung erklart: ,Die
Wahl steht zunachst dem Sieger zu. Sie hangt aber auch vom Besiegten ab. Wenn alle Wege ver-
schlossen sind, werden wir warten und leiden. Wenn aber eine gegenteilige Hoffnung sich iiber der
Welt erhebt, werden wir unsere Erniedrigung, unsere Trauer und unsere Ruinen zu uberwinden wis-
sen. Gegenuber einem Sieger, der seinen Sieg zu beherrschen verstand, werden wir unsere Niederlage
zu beherrschen verstehen. Durch diese edlen Worte hat der Staatschef euch den zu verfolgenden Weg
gewiesen. Auf diesen Weg habe ich mich festgelegt. Es ist der Weg, auf dem ich fortfahren werde. Ich
sehe keinen anderen, m das Wohl meines Landes sicherzustellen. Es ist gewiB, daB de Niederlage uns
in unserer Seele verletzt hat. Aber wir haben eine Vergangenheit, die reich genug an Ruhm ist, um
dese Politik machen zu konnen. Als ich fruher im Namen des siegreichen Frankreich sprach, habe ich
niemals daran gedacht, Deutschland zu erniedrigen. Das Schicksal ist uns ungunstig gewesen, und ich
muB meinen deutschen Gesprachspartnern diese Ehre erweisen, daB sie niemals daran gedacht haben,
rankreich zu erniedrigen, und ihr muBt wissen, daB ich niemals die Sprache eines Besiegten sprechen
muBte.
122 Seit Montoire, seit Oktober 1940, hat sich der Krieg auf alle Kontinente ausgedehnt, und er hat eine
neue Bedeutung erhalten. Zu den Griinden, die uns bestimmten, mit Deutschland eine Politik der Ver-
standigung und der Wiederversohnung zu suchen, kommen heute noch andere gebieterische hinzu. Die
gigantischen Kampfe, die Deutschland gegen den Bolschewismus fiihrt, haben nicht nur den Krieg
ausgedehnt, sie haben auch seinen ganzen Sinn enthullt. Glaubt ihr, daB die Sowjets, wenn sie Sieger
waren, an unseren Grenzen halt machen wurden? Wiirdet ihr es dulden, daB sie mit der Zustimmung
Englands ein Regime aufrichten, das die Mechanisierung des Arbeiters und die Ausrottung der Elite
mit sich bringen wtirde? Wir sind also vor folgende Alternative gestellt: Entweder mtissen wir uns
unter Respektierung unserer Ehre und unserer vitalen Interessen in ein neues Europa eingliedern, das
morgen aus der groBen Volkerschlacht hervorgehen wird, oder wir mtissen uns bereitfinden, unsere
Zivilisation verschwinden zu sehen. Die Politik der Verstandigung und der Wiederversohnung mit
Deutschland muB mit Loyalitat betrieben werden. Sie erfordert ein gegenseitiges Vertrauen, damit sie
wirksam ist. Aus ihr muB jede Zweideutigkeit ausgeschlossen werden, und nur aus der Aufrichtigkeit
in den Worten und in den Taten kann eine dauerhafte Verstandigung und Wiederversohnung aufge-
baut werden.
In der Vergangenheit habe ich es immer abgelehnt, mich irgendeinem auslandischen EinfluB zu
unterwerfen. Aus diesem Grunde erklart sich die Entfesselung der Leidenschaften, die ich so oft in
England, insbesondere gegen meine Politik und meine Person hervorgerufen habe. Das war
insbesondere der Fall, als ich mich bemuhte, mit Italien die Grundlagen einer Mittelmeerpolitik zu
finden. Heute wird keine Drohung mich daran hindern, die Verstandigung und Wiederversohnung mit
Deutschland fortzusetzen, da diese Politik mir ausschlieBlich durch die Sorge um Frankreich
angegeben ist, dessen hoheres Interesse immer mein Leitstern war, bleibt und bleiben wird.
Ich habe dem Marschall in einer Unterredung vor einigen Tagen meine Beunruhigung tiber die aus-
wartige Lage unseres Landes zum Ausdruck gebracht. Wenn ich mich heute an euch als Regierungs-
chef wende, dann sage ich, daB diese Lage ernst ist. Franzosen unseres Imperiums, die ihr mich alle
heute abend in Afrika, in Asien auf den Inseln des Pazifik hort, auf dem Boden Amerikas, wo sich
zum erstenmal die kolonisatorische Eignung unserer Rasse gezeigt hat, ich fiihle eure Bewegung und
weiB, daB ihr unsere Besorgnis um die Geschicke des Imperiums teilt. Ihr habt standig Frankreich den
riihrenden Beweis eurer Anhanglichkeit bewiesen, wahrend das Drama des Mutterlandes sich abspiel-
te. Franzosische Emigranten,
123 die mit Unterstutzung des Auslandes ihr Vaterland verleugnet haben, haben sich nicht gescheut, sich
auf verschiedenen unserer Gebiete einzurichten. Ihr, die ihr diese Gebiete bewohnt und die ihr Frank-
reich treu geblieben seid, ich sage euch, wir geben euch nicht auf. Ihr werdet Franzosen bleiben. Mei-
ne Gedanken richten sich insbesondere auf die unter euch, die Angriffe eines ehemaligen Alliierten
erlitten haben, der sich um so mehr in unser Gebiet verbiB, als er sich unfahig zeigte, seine eigenen zu
verteidigen. Nachdem er uns in den Krieg gestiirzt hat, nachdem er uns im Kampf aufgegeben hat, hat
er versucht, unsere Flotte zu zerstoren und unsere Bevolkerung auszuhungern, hat er unsere Matrosen
hingemordet. Heute kehren seine Flugzeuge an den Himmel Frankreichs zuriick, den sie im Augen-
blick der Gefahr verlassen haben.
Franzosen, ich widme mich dem unablaBlichen Werk und ich werde mich nicht mehr davon losma-
chen, bevor das Wohl Frankreichs nicht sichergestellt ist. Ich fordere euch auf, den Sinn dieses Wer-
kes zu verstehen und meine Anstrengungen zu unterstiitzen. Wenn ihr es tut, dann wird Frankreich in
diesem neuen Europa wieder auferstehen."
Diese Verlautbarungen zeigen deutlich den Sinn, den die neue Regierung selbst der Tatsache ihrer
Bildung gibt. Die Zeit zwischen dem 13. Dezember 1940 und dem 18. April 1942 erscheint so als ein
Zwischenspiel innerhalb einer politischen Entwicklung, die mit dem Zusammentreffen zwischen dem
Fiihrer, Petain und Laval in Montoire begonnen wurde. Kein Zweifel, daB Frankreich durch dieses
Zwischenspiel nichts gewonnen, aber sehr viel Zeit verloren hat, und daB sich Laval der Tatsache ge-
genubersieht, wieder ganz von vorn anfangen zu mtissen. Aus seiner Rundfunkrede und aus anderen
seiner AuBerungen geht hervor, daB er an den Sieg Deutschlands und seiner Verbundeten glaubt und
ihn wiinscht, beides als realistischer Patriot. Er hat offenbar begriffen, daB in einem Krieg, der Europa
ebenso vor der Zerstorung durch den Bolschewismus wie von einer jtidisch-angelsachsischen Beherr-
schung bewahren soil und wird, Frankreichs Platz an der Seite der Machte zu sein hat, die fur Europa
kampfen. Solche Uberzeugung will uns selbstverstandlich, ja als die einzig mogliche erscheinen.
Trotzdem ist zu ihr bis heute nur eine Minderheit der Franzosen gelangt und erstaunlicherweise auch
nur eine Minderheit der oberen Schichten, obwohl gerade fur sie ein Sieg des Bolschewismus lebens-
gefahrlich sein muBte. Die aus der Niederlage erwachsenen Resentiments und die groBen Schwierig-
keiten des taglichen Lebens sind die Hauptursachen der mangelnden Erkenntnis.
Wer die Zukunft des deutsch-franzosischen Verhaltnisses skeptisch und miBtrauisch nur nach der
Vergangenheit einschatzen wollte, wurde in die Irre gehen. Der gewaltige Umbruch, in dem sich Eu-
ropa be-
124 findet, ist auch auf Frankreich nicht ohne Wirkung geblieben, und wenn auch der franzosische
Volksgeist von den Kraften der Tradition weiter genahrt wird, so verhindert seine Lebendigkeit ebenso
wie die gebieterische Notwendigkeit der Tatsachen, daB er sich dem sturmischen Werden der Zeit
verschlieBt. Viele der besten Franzosen sind von der Erkenntnis durchdrungen, daB Frankreich nicht
feindselig oder gekrankt beiseitestehen und abwarten miisse, sondern daB es nur durch mittatiges Han-
deln das eigene Schicksal mitgestalten konne.
Von London und Washington sucht man in dieses Schwanken zwischen gestern und morgen, in die-
sen Zustand der Spaltung und des Miihens um neue Orientierungen mit alien Mitteln der Propaganda
und des politischen und wirtschaftlichen Drucks einzugreifen, um die Entwicklung in einem gegen die
Achsenmachte gerichteten Sinne zu beeinflussen. Dies wurde besonders deutlich wahrend und nach
der Bildung der Regierung Laval. Es hagelte nur so Unfreundlichkeiten und Drohungen. Als die neue
Regierung Laval gebildet war, rief Roosevelt seinen Botschafter Leahy aus Vichy „zur Berichterstat-
tung" nach Washington zuriick. Die amerikanische Presse drohte unverhullt mit dem Abbruch der
diplomatischen Beziehungen und beschimpfte Laval und seine Mitarbeiter als Verrater. Lavais Rede
vom 20. April, in der er sich zur Zusammenarbeit mit Deutschland und fur das neue Europa erklarte,
wurde aufs scharfste kritisiert.
Aber auch an Taten lieB man es, freilich schon vor der Bildung der Regierung Laval, nicht fehlen.
Am 4. April teilte die amerikanische Regierung die Anerkennung des gaullistischen Teiles der franzo-
sischen Gebiete in Afrika mit. In Brazaville, der Hauptstadt von Franzosisch-Aquatorial-Afrika, wurde
ein USA-Generalkonsul ernannt. Auf den Protest Vichys in Washington antwortete das USA-
Staatsdepartemente mit einer unverschamten Note, die einen Eingriff in die inneren Angelegenheiten
Frankreichs dars teilte.
Die Haltung der USA-Regierung gegenuber denjenigen Gebieten, die sich dem Verratergeneral de
Gaulle angeschlossen haben, widerspricht jedem volkerrechtlichen Grundsatz. Das Volkerrecht ist
freilich fur Roosevelt nie etwas anderes als eine leere Phrase gewesen. Gegenuber einem anderen Teil
des franzosischen Kolonialreiches, der Inselgruppe Neukaledonien im Pazifischen Ozean, ostlich von
Australien, hat Roosevelt dieselbe volkerrechtswidrige und feindselige Politik eingeschlagen. Die
Inselgruppe hat sich schon im September 1940 de Gaulle angeschlossen. Im Zuge der Kampfhandlun-
gen im Pazifischen Ozean haben in der zweiten Aprilhalfte USA-Truppen die Inselgruppe besetzt. Die
franzosische Regierung hat
125 am 25. April in Washington dagegen Protest erhoben. Im Staatsdepartement in Washington wurde zu
diesem Protest erklart, daB die USA-Regierung nur „mit denjenigen verhandeln konne, die die wirkli-
che Kontrolle iiber die franzosischen Besitzungen besaBen".
Englands Haltung gegenuber Vichy entspricht ganz der der Vereinigten Staaten. Am 23. April hat
die Sudafrikanische Union, naturlich im Einverstandnis mit London, die diplomatischen Beziehungen
mit Vichy abgebrochen. Dies war freilich nur eine Formsache, da die diplomatischen Beziehungen
zwischen den beiden Landern schon seit Juni 1941 eingestellt waren, und der sudafrikanische Gesand-
te einige Tage vor dem deutsch-franzosischen Waffenstillstand mit dem englischen Botschafter Frank-
reich verlassen hat. Die Hintergrunde des formellen Abbruchs der diplomatischen Beziehungen seitens
der Sudafrikanischen Union wurden jedoch durch eine Meldung aus London vom 25. April beleuchtet,
in der es hieB, Madagaskar stehe infolge des Bruchs zwischen der Sudafrikanischen Union und Vichy
stark im Vordergrund des politischen Interesses und man betrachte es als eine logische Folge, daB der
nachste Schritt eine Besetzung der Insel seitens Sudafrikas sein werde, „um hierdurch einer japani-
schen Eroberung zuvorzukommen". In der englischen und amerikanischen Presse wurde die Frage der
Besetzung Madagaskars lebhaft diskutiert. Offenbar ist auch dieser Teil des franzosischen Kolonial-
reiches Gegenstand englisch-amerikanischer Begehrlichkeit. Madagaskar, das an Oberflache groBer ist
als ganz Frankreich, und um das, bis es von Frankreich erobert wurde, ein langer Streit mit England
bestand, wird in London und Washington als fur die See- und Luftstrategie im Indischen Ozean ent-
scheidend wichtig bezeichnet. Mit der Behauptung angeblicher Absichten der Japaner auf diese Insel
und angeblicher Verhandlungen zwischen Vichy und Tokio iiber eine Uberlassung der Insel an Japan,
die von Vichy verschiedentlich energisch dementiert worden sind, versucht man offensichtlich fur eine
eigene Unternehmung gegen Madagaskar Stimmung zu machen.
Das franzosische Volk erfahrt wahrhaftig einen auBerordentlich eindrucksvollen Anschauungsunter-
richt iiber Wert und Gesinnung seiner angelsachsischen friiheren Bundesgenossen.
Auf dem Gebiet der inneren Politik Frankreichs ist zu erwahnen, daB am 14. April ein Gesetz iiber
die Vertagung des Prozesses von Riom veroffentlicht worden ist, zugleich mit einer Begriindung des
damals noch amtierenden stellvertretenden Minis terprasidenten Darlan und des Justizministers Barthe-
lemy, in der eingangs darauf hingewiesen wird, daB der Oberste Gerichtshof seine Aufgabe auftrags-
gemaB darauf beschrankt habe, nur einen Teil der Verantwortlichkeit fur die mangelnde Vorbereitung
der Landesverteidi-
126 gung zu erforschen, zumal es sich um Tatsachen gehandelt habe, die unter den gegenwartigen
Umstanden leichter zu untersuchen seien.
Barthelemy erklarte einer groBen Pariser Tageszeitung gegeniiber, der ProzeB in Riom sei auf Grund
einer zu beschrankten Fragestellung begonnen worden, man miisse ohne Scheuklappen und Tarnung
noch einmal anfangen. Der ProzeB soil demnach auf die Frage der Kriegsverantwortlichkeit ausge-
dehnt werden. Dadurch wird eine Zweideutigkeit beseitigt, die innerhalb und auBerhalb Frankreichs
sehr bemerkt und kommentiert wurde.
Das verbiindete Japan hat auf den ausgedehnten Land-, See- und Luftfronten, an denen es kampft,
auch im Monat April seinen Siegeslauf fortgesetzt. Auf den Philippinen ist das letzte groBe Wider-
standszentrum der Amerikaner auf der Hauptinsel Luzon, die Halbinsel B a t a a n , gefallen, auf die
Inselfestung Corregidor am Eingang der Bucht von Manila wurde von den Japanern der SchluBangriff
eingeleitet. Was an amerikanischen und philippinischen Truppen auf anderen Inseln des Archipels
noch im Felde steht, wird von den Japanern schnell und sicher unschadlich gemacht. Am 22. April
konnten bereits 62 000 Mann Gefangene auf den Philippinen gemeldet werden.
Weiter siidlich haben die Japaner das ganze See- und Inselgebiet ostrich von Celebes bis hintiber
nach den Salomon-Inseln in ihre Hand gebracht, und von der groBen und an Bodenschatzen, besonders
auch an 51 reichen Insel Neu-Guinea verbleibt Japans Kriegsgegnern nur noch ein wichtiger Sttitz-
punkt im Sudosten der Insel, Port Moresby.
Der Feldzug in B u r m a ist mit der Eroberung von Mandalai und Lashio in sein Endstadium getre-
ten. Die vollige Besetzung Burmas kann nur noch kurze Zeit dauern. Die Japaner sehen sich dadurch
vor der Moglichkeit, sowohl den Vormarsch nach Indien auf Kalkutta, wie iiber die BurmastraBe in
Richtung Tschungking anzutreten. Die mit so groBen Anstrengungen als Lebens- und Versorgungs-
ader fur Tschungking gebaute BurmastraBe ist nun zur VormarschstraBe Japans in die Kernprovinzen
Tschiangkaischeks geworden.
Im Golf von Bengalen haben Japans Flotte und Luftwaffe groBe Erfolge erzielt. Am 5. April wurden
zwei schwere englische Kreuzer, am 9. April der englische Flugzeugtrager „Hermes" versenkt. Die
englische Versorgungsschifffahrt wurde durch Versenkung von 140 000 Tonnen Schiffsraum und
durch Beschadigung weiterer zahlreicher Schiffseinheiten schwer in Mitleidenschaft gezogen, und der
letzte englische Flottenstutzpunkt von Bedeutung in Indien und damit der letzte vor Aden, bzw. Dur-
ban, Trincomali auf der Insel Ceylon, wurde von der japanischen Luftwaffe schwer bombardiert. Der
Krieg ist bereits an die Tore Indiens herangetragen worden. Der Sprecher des japanischen Marineam-
tes, Kapitan Hideo Hirai-
127 de, erklarte am 11. April, die Operationen in den Gewassern von Ceylon seien nur die Einleitungen zu
einer Kampfhandlung Japans, die das Ziel verfolge, den EinfluB der Alliierten aus Indien auszuschal-
ten. Die britische Indienflotte habe bereits einen vernichtenden Schlag erhalten.
In Tokio fand Anfang April in Anwesenheit einer Anzahl indischer Nationalistenfuhrer eine Kund-
gebung statt, die mit einer EntschlieBung endigte, in der es heiBt, daB es in diesem Kriege darum gehe,
alles zu unternehmen, um Indiens vollige Unabhangigkeit zu erzielen. Die Inder in Malaya und Thai-
land haben sich zu einem Unabhangigkeitsverband zusammengeschlossen, um zur Befreiung Indiens
vom britischen Joch beizutragen. Kein Zweifel also, daB Japan entschlossen ist, die Karte der Befrei-
ung Indiens von der englischen Herrschaft mit aller Konsequenz auszuspielen. Es hat durchaus den
Anschein, daB die Volker Indiens nicht bereit sind, sich fur England zu schlagen, sondern den Japa-
nern hochstens passiven Widerstand entgegensetzen werden.
Japan ist eifrig bestrebt, den militarisch gewonnenen groBasiatischen Raum wirtschaftlich nutzbar
zu machen. Wie Oberst Okata vom japanischen Kriegsministerium vor der Presse erklarte, wurden bis
Ende Marz aus diesen Gebieten 220 000 Tonnen Lebensmittel und 100 000 Tonnen Zucker nach Ja-
pan transportiert. Kunftig konne man damit rechnen, daB jahrlich etwa 3 Millionen Tonnen Giiter ver-
schiedenster Art, darunter vor allem 01, aus dem Siiden nach Japan verschifft wurden. Die Olzuteilung
an die Industrie werde erhoht, da alle mit der Olfrage zusammenhangenden Probleme fur Japan in
Ktirze gelost sein wurden.
Von den nicht am Krieg beteiligten Staaten hat die Turkei seit Kriegsbeginn die Aufmerksamkeit,
meist sehr gegen ihren Willen, immer wieder auf sich gezogen. Die Turkei hat sich alien Bemuhungen
Englands, sie in den Konflikt hineinzuziehen, trotz der zwischen beiden Landern bestehenden vertrag-
lichen Bindungen widersetzt. Sie hat offenbar die Absicht, auch weiterhin dem Kriege fernzubleiben.
Das Attentat gegen den deutschen Botschafter von Papen und der ProzeB gegen dessen Tater bzw.
Anstifter haben jedoch die Gefahren, die der Turkei von der Sowjetunion her drohen, grell beleuchtet.
Der ProzeB, der am 1. April in Ankara begann, und bei dem zwei Sowjetstaatsangehorige namens Kor-
nilow und Pawlow auf der Anklagebank sitzen, ist zwar noch nicht beendet, aber die Schuld der bei-
den Sowjetstaatsangehorigen ist bereits erwiesen. Kornilow war Leiter der Transportabteilung der
Handelsvertretung des sowjetischen Generalkonsulats in Istanbul. Als er 1940 mehrere Monate in
einem Istanbuler Krankenhaus in Behandlung war, erhielt er dort regelmaBige Besuche des sowjeti-
schen Generalkonsuls und des sowjetischen Bot-
128 schafters, ja sogar einmal ein Telegramm von Stalin selbst. Er muB also ein hochgestellter Sowjetfunk-
tionar sein. Kein Wunder, daB die Sowjetpresse ihm mit einer heftigen Einschiichterungskampagne
gegen die Tiirkei zu Hilfe kam, die die tiirkische Regierung veranlaBte, eine Protestnote an die Sowjet-
regierung zu richten und diese zu ersuchen, die Pressehetze abzustellen, widrigenfalls die tiirkische
Presse aus ihrer bisher bewahrten Zuriickhaltung heraustreten miiBte. Die Einmischung sowjetischer
Presseorgane in ein Gerichtsverfahren in der Tiirkei miisse aufs energischste zuriickgewiesen werden.
Die Lage Englands ist auch im Monat April weiter ungiinstiger geworden. Die Frage Indiens ist
nach der militarischen Seite hin bereits erortert worden. In politischer Hinsicht ist ein sehr wesentli-
ches neues und fur England sehr fatales Moment zu verzeichnen: das Scheitern der Cripps'schen Mis-
sion. Folgende Vorschlage, die er fur Indien aus .London mitgebracht hatte, wurden von ihm am 30.
Marz in Neu-Delhi der Presse bekanntgegeben. Sie lauteten wie folgt:
1. Sofort nach Einstellung der Feindseligkeiten werden MaBnahmen getroffen werden, um einen Rat
zu bestimmen, dessen Aufgabe sein wird, eine neue Verfassung fur Indien zu griinden.
2. Es werden MaBnahmen getroffen werden, um die Beteiligung indischer Staaten an dem Verfas-
sungsrat zu sichern.
3. Die Regierung Seiner Majestat verpflichtet sich, die so gegriindete Verfassung mit nur folgendem
Vorbehalt sofort in Kraft treten zu lassen: a) Das Recht, daB irgendeine britischindische Provinz, die
die neue Verfassung nicht annehmen will, ihre augenblickliche verfassungsmaBige Stellung beibehalt.
Es sind MaBnahmen getroffen, damit sie, wenn sie es einmal bestimmt, spater beitreten kann. Den
nicht einverstandenen Provinzen gegeniiber ist die Regierung Seiner Majestat bereit, im Falle, daB
diese es wiinschen, ihnen die neue Verfassung, sogar die vollstandigen Statuten der Indischen Union
einzuraumen. b) Die Unterzeichnung des zwischen der Regierung Seiner Majestat und dem gewahlten
Rat abzuschlieBenden Vertrages. Dieser Vertrag wird alle wesentlichen Themata iiber eine vollstandi-
ge Ubertragung der Verantwortung aus britischen in indische Hande behandeln. Entsprechend den
Verpflichtungen der Regierung Seiner Majestat zum Schiitze rassischer und religioser Minderheiten,
werden MaBnahmen getroffen werden; es werden jedoch der Indischen Union keine Einschrankungen
auferlegt, in Zukunft ihre Beziehungen zu anderen Mitgliedern des britischen Commonwealth selbst
zu bestimmen. Ob ein indischer Staat sich zur neuen Verfassung entschlieBt oder nicht, so wird doch
— je nach den Anforderungen der Lage — iiber eine Priifung seiner vertraglichen Verpflichtungen
verhandelt werden miissen.
129 4. Der Verfassungsrat wird sich — falls sich die Fiihrer der indischen Meinung in den Hauptgemein-
schaften nicht zu einer anderen Form vor Beendigung der Feindseligkeiten entschlieBen — folgen-
dermaBen zusammensetzen: Sobald das Ergebnis der Provinzwahlen bekannt ist, sollen alle Mitglieder
der Provinzwahlversammlungen in einer Sitzung den Rat wahlen. Die Anzahl dieses neuen Rates diirf-
te ungefahr ein Zehntel der Zahl der Mitglieder der Wahlversammlung sein. Die Zahl der indischen
aufgeforderten Vertreter steht im gleichen Verhaltnis zur Gesamtbevolkerung wie die Zahl der bri-
tisch-indischen Vertreter zu der Gesamtbevolkerung. Sie haben die gleichen Rechte wie die britisch-
indischen Vertreter.
5. Wahrend der kritischen Periode, die Indien im Augenblick erlebt, und bis zur Ausarbeitung der
neuen Verfassung, sieht sich die Regierung Seiner Majestat gezwungen, unvermeidlich die Verant-
wortung iiber die Kontrolle und Leitung der Verteidigung Indiens, das einen Teil seiner Kriegsan-
strengungen darstellt, zu tragen, und sie muB auch diese Kontrolle behalten. Sie wird aber versuchen,
eine militarische und materielle Zusammenarbeit einzurichten. Die Regierung Seiner Majestat
wiinscht und fordert die Fiihrer der hauptsachlichsten Parteien Indien- auf, an den Versammlungen
ihres Landes, des Commonwealth und der Vereinigten Nationen teilzunehmen. So konnen sie hellen,
die fur die zukiinftige Freiheit Indiens wichtige und vitale Aufgabe zu erfiillen.
Diese Vorschlage wurden von alien Vertretungen Indiens, vom KongreB, von der Moslemliga und
vom AusschuB der Sikhs abgelehnt. Dies bedeutet fur England eine politische Niederlage von auBer-
ordentlicher Tragweite. Der Fehlschlag der Mission Cripps erweist, daB die Inder keinerlei Vertrauen
mehr in englische Versprechungen setzen, daB sie den triigerischen Charakter dieser Versprechungen
durchschaut haben, und daB sie offenbar zu der Ansicht gelangt sind, fur die Erreichung ihres Zieles,
namlich die Befreiung von der englischen Herrschaft, nicht mehr auf den englischen Willen angewie-
sen zu sein. Sie sind deshalb auch nicht bereit, fiir die Erlangung ihrer Wlinsche ihre Volker fur Eng-
land bluten zu lassen.
Eine auch nur fltichtige Lekture der englischen Vorschlage erweist deren trugerischen Charakter
und die aus ihnen erkennbare Absicht der englischen Regierung, die tatsachliche Macht in Indien so
lange in der Hand zu behalten, bis man nicht mehr auf die Zustimmung des indischen Volkes ange-
wiesen sein wtirde, namlich bis nach Kriegsende, das man sich natiirlich als siegreich erhofft.
DaB die Cripps'schen Vorschlage von vornherein so und nicht anders gemeint waren, geht auch aus
der Erklarung hervor, die Stafford Cripps am 28. April iiber seine Indienmission abgab. Er betonte,
weiter, als
130 man Indien gegeniiber gegangen sei, konne man nicht gehen. Der Zusammenbruch der Verhandlun-
gen sei schlieBlich erfolgt, weil nach englischer Auffassung die derzeitige Regierung in Indien bis
Kriegsende an der Macht bleiben sollte. Die „derzeitige Regierung" ist aber eben die englische Herr-
schaft, und welche Garantie hatten die Inder, daB England diese Herrschaft aufgeben wtirde, wenn es
den Krieg siegreich beendigt hatte, d. h. dann wieder in der Lage ware, die Herrschaft in Indien zu
behaupten?
Es ist schon so, wie es der indische nationale Ftihrer Subhas Chandra Bose in einem Aufruf an das
indische Volk am 1. April formulierte, daB Indiens einzige Hoffnung auf Freiheit in einem restlosen
Zusammenbruch des britischen Imperialismus liegt, daB der Sieg der Dreierpaktmachte fur Indien die
unmittelbare Befreiung von der britischen Fremdherrschaft bedeutet, und diese deshalb die natiirli-
chen Freunde und Bundesgenossen der Inder sind.
Mit London hat aber auch Washington in Indien eine politische Niederlage erlitten. Am 6. April
wurde aus Neu-Delhi gemeldet, Roosevelts personlicher Vertreter, Oberst Johnson, habe eine zwei-
einhalbstiindige Unterredung mit dem indischen Ftihrer Nehru gehabt. Es habe sich fur Johnson dar-
um gehandelt, „zu erkennen, was er zur Bereinigung der Schwierigkeiten tun konne". Johnson sei im
Besitz eines Briefes von Roosevelt an einen der indischen Ftihrer gewesen. Auch den Indern gegen-
iiber hat also Roosevelt seine iiber alle Kontinente hin angewandte Einmischung nicht versaumen
wollen, natiirlich in gleichem Sinne wie bei alien friiheren Gelegenheiten, dem der Kriegshetze. Aber
die Inder haben offenbar auf Rooseveltsche Ratschlage keinen Wert gelegt,, und Johnson muBte eben-
so unverrichteter Dinge abreisen wie Cripps.
Die Beteiligung eines Beauftragten Roosevelts an den indischen Verhandlungen zeigt, wie weit
Roosevelts EinfluB auf die Angelegenheiten des englischen Empires sich entwickelt hat. Dafiir ist
nicht minder bezeichnend die Betrauung des amerikanischen Generals Mac Arthur mit dem Oberbe-
fehl der „Alliierten Streitkrafte im sudosflichen Pazifik", d. h. also hauptsachlich in Australien, ob-
wohl es in Australien kaum amerikanische Truppen in nennenswerter Zahl geben diirfte, wie die Ent-
sendung des amerikanischen Vizeadmirals Robert Gaumley nach Neuseeland, „um ein einheitlich
neuseelandisch-amerikanisches Kommando zu bilden". Roosevelt nimmt im englischen Empire eben
jede Gelegenheit wahr, um Kommandostellen mit seinen Leuten zu besetzen und den amerikanischen
EinfluB auszudehnen. Die Vereinigten Staaten als Erben des in der Auflosung begriffenen englischen
Reiches !
Englands prekare Lage wird auch sonst sichtbar. In Agypten, wo die Englander Konig Faruk gegen
seinen Willen Nahas Pascha als Ministerprasident aufgezwungen haben, ist eine deutliche Garung
vorhan-
131 den. Der agyptische Nationalismus wehrt sich gegen' die englische Vergewaltigung, und Nahas Pascha
hat religiose und geistige Ftihrer des agyptischen Nationalismus verhaftet, ebenso wie den friiheren
Ministerprasidenten A] i Maher. Auch zu Attentaten gegen Nahas Pascha und andere englandhorige
Politiker ist es bereits gekommen.
Im Iran spielt England eine klagliche Rolle. Es hat mit scharfem politischen Druck von der Regie-
rung in Teheran den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Japan erzwungen und weicht vor
dem sowjetischen EinfluB uberall zuriick. Auch im Iran sind bereits Aufstande ausgebrochen, die zu
heftigen Kampfen gegen die bolschewistischen und englischen Eindringlinge gefuhrt haben.
Hinsichtlich der Sowjet-Union ist in London die Losung, den Bolschewismus nicht etwa verab-
scheuungswiirdig, sondern als eine politische Erscheinung wie andere auch zu betrachten, weil man
mit den sowjetrussischen Armeen als der einzigen militarischen Kraft rechnet, die gegen die Achsen-
machte auf dem Kontinent noch im Felde steht. Die angeblichen Taten und Leistungen der Sowjetar-
mee werden in England hoch gefeiert, und englische Bischofe geben dem Bolschewismus ihren unein-
geschrankten Segen. In London wurde Mitte April ein „Seminar zum Studium der Sowjetunion" fur
die Lehrer Londons eroffnet, wobei auch der Sowjetbotschafter Maisky sprach. Der britische Minister
fur Volksbildung erklarte dazu, kein anderes Land besitze eine solche Bedeutung wie die Sowjetunion,
die das einzige Land sei, iiber das man nicht genug wissen konne. In London herrsche ein besonders
starkes Bestreben aller Kreise der Bevolkerung, soviel wie nur moglich tiber das Sowjetvolk zu erfah-
ren. Die „Fragen der Sowjetkultur und der Sowjetgeschichte" wiirden eifrig studiert werden. Die bol-
schewistische Propaganda, die RuBland von jeher als „Paradies der Bauern und Arbeiter" hingestellt
hat, wird also in England von der englischen Regierung selbst unterstiitzt. Das hat freilich auch zur
Folge, daB Stalins Vertreter in England und USA immer wieder dringliche Hilferufe nach Unterstiit-
zung und Bildung einer „zweiten Front" gegen Deutschland erheben. So forderte Litwinow am 10.
Mai auf einer Sitzung der amerikanischen Akademie fur politische und soziale Wissenschaften in
Philadelphia eine „Offensive der USA gegen Deutschland", denn mit der Blockade oder durch Bom-
benangriffe auf deutsche Stadte konne Deutschland nicht besiegt werden.
Diese Bildung einer zweiten Front, d. h. also die Landung einer englisch-amerikanischen Armee ir-
gendwo an der Westkiiste Europas, wird in England und den USA leidenschaftlich diskutiert, wobei
die offiziellen Kreise eine bemerkenswerte Zuruckhaltung an den Tag legen, und, soweit sie iiberhaupt
Stel-
132 lung nehmen, dies mit vielen Wenn und Aber tun. Von allem anderen abgesehen, ist ein englischer
Landungsversuch auf dem Kontinent eine Schiffsraumfrage, und die in steigendem MaBe sich vollzie-
hende Vernichtung des feindlichen Schiffsraums ist keineswegs geeignet, diese Frage fur die Englan-
der in einem positiven Lichte erscheinen zu lassen.
Wie es um den Schiffsraum steht, beweisen die sich weiter haufenden Nachrichten iiber weitere
RationierungsmaBnahmen in England. Ende April bereitete der parlamentarische Staatssekretar des
britischen Landwirtschaftsministeriums das englische Volk auf eine weitere Herabsetzung der
englischen Fleischration vor. Der Produktionsminister Oliver Lyttleton sagte am 26. April, daB
Stockungen in der Industrie nicht nur vom schlechten Willen einzelner oder dem Mangel an
behordlicher Planung herkamen. Es gabe noch einen dritten Grund:
die mangelnde Rohstoffzufuhr. „Wir leben", erklarte Lyttleton, „in einer Zeit, wo viele Schiffe, die wir
erwarten, verspatet ankommen oder verlorengehen." Am 21. April herrschte im englischen Unterhaus
„eine kritische, wenn nicht gar feindliche Stimmung, als die Regierung ihren neuen Plan zur weiteren
Einschrankung von Lebensmitteln bekanntgab". Die Stimmung im Unterhaus war derart, daB die
Regierung ihren Plan einer Anderung unterziehen muBte. Die gummiverarbeitenden Fabriken sollen
wegen Gummiknappheit zusammengelegt werden. Neue Einschrankungen fur Kohle, Koks und
Elektrizitat wurden Ende April ebenfalls angekiindigt. Der englische Versorgungsminister Lord
Winterton erklarte zu diesen neuen Einschrankungsplanen, sie wurden „eine enorme Anderung in der
Lebensfiihrung des einzelnen bedeuten". Die amerikanische Zeitschrift „Time" fiihrte Ende April unter
der Uberschrift „Wie England fiihlt" aus, nur wenige Englander wurden sich gern des Jahresbeginns
1942 erinnern. Die langste Kaltewelle eines Jahrhunderts habe nicht aufhoren wollen, zumal es auch
ohne die Kaltewelle trostlos genug in England gewesen sei. Die meilenlangen Ruinen in den britischen
GroBstadten hatten wahrend des vergangenen Winters nicht mehr das friihere stolze Kampfgefiihl in
der Bevolkerung erweckt. Die bombardierten Stadtteile seien vielmehr von einer „Stimmung
vernachlassigter Leere" umgeben gewesen. Sie hatten angemutet, als habe in jede der betroffenen
Stadte ein Bauunternehmer Kolonnen von Arbeitern zum AbreiBen von Hausern und Gebauden
ausgeschickt, was er eigentlich dort habe neu aufbauen wollen. Sowohl fiir Manner als auch fur
Frauen habe heutzutage das Leben in GroBbritannien ungeahnte Schwierigkeiten. Reisen in England,
gleichgiiltig ob bei Tag oder bei Nacht, seien entweder unmoglich oder hochst unerfreulich. Die
Hotels seien bis zum Bersten gefiillt, und die Verpflegung sei knapp und diirftig.
133 Was die Kleidung angehe, so sei die englische Frau zwar niemals wegen ihrer Eleganz beriihmt
gewesen, jetzt aber, wenn man sie sehe, habe man den Eindruck, daB sie auch den letzten Versuch, gut
gekleidet auszusehen, aufgegeben habe. AuBerdem komme man mit dem Krieg nicht voran. Vom eng-
lischen Standpunkt aus gesehen, stehe es sehr schlecht um diesen Krieg.
Die englische Zeitschrift „Financial News" meldete, daB bis Ende Marz dieses Jahres der allgemei-
ne Preisindex in England um 62%, die Lebensmittelpreise sogar um 75% seit Kriegsausbruch gestie-
gen seien. England, das mit der Blockade einen leichten und schnellen Sieg iiber Deutschland zu er-
ringen hoffte, bekommt die Wirkungen der deutschen Gegenblockade auf alien Gebieten in steigen-
dem MaBe zu spliren.
tjber die seestrategische Lage Englands stellte der Flottenkorrespondent der „Daily Mail" am 16.
April fest, daB, alles zusammengenommen, die britische Flotte zahlenmaBig den verbiindeten Ach-
senmachten in nahezu alien Schiffsklassen unterlegen sei. In den letzten Wochen seien die Kriegs- und
Handelsschiffsverluste der Alliierten geradezu als katastrophal zu bezeichnen. Eine Seeherrschaft be-
rime auf Schiffen, Flottenstiitzpunkten und der Versorgung der Flotten mit Brennstoff. Von diesem
Standpunkt aus gesehen mlisse man heute feststellen, daB trotz aller Anstrengungen der britischen
Kriegsmarine Italien absolut berechtigt sei, das Mittelmeer als das „Mare nostrum" anzusehen. Auch
die Flotten der anderen Achsenmachte seien alle bestimmt starker, als man es in der britischen Offent-
lichkeit gern wahrhaben mochte. So mtisse man u. a. annehmen, daB Japan mehr Flugzeugtrager als
GroBbritannien besitze. Am negativsten wirke sich ftir England das Fehlen gutausgeriisteter Flotten-
stiitzpunkte aus. Wahrend Malta dauernden und heftigen Bombenangriffen unterworfen sei, konne die
britische Marine im Mittelmeer nur noch den Hafen von Alexandria mit seinen geringen Dockmog-
lichkeiten und Gibraltar als Stutzpunkte gebrauchen. Im Indischen Ozean konne man Colombo und
Trincomali auf Ceylon nach den schweren Niederlagen im Indischen Ozean nicht mehr als nennens-
werte Flottenstiitzpunkte ansehen. Mit Ausnahme der kleinen Flotte nbasen in Bombay und Aden, die
keine groBeren Flotte nverbande aufnehmen konnten, lagen die noch verbleibenden Stutzpunkte Dur-
ban und Simonstown 3000 Meilen von Ceylon entfernt. Wie ungeheuer ernst der Verlust Singapurs
sei, werde hieraus deutlich. Was die Brennstoffversorgung der englischen Flotte anbelange, so sei sie
ausschlieBlich auf 01 als Brennstoff angewiesen. Sie sei durch die japanischen Erfolge aber des Ols
aus Ostasien beraubt. Die Olvorrate Rumaniens standen auch nicht mehr zur Verfugung. Im Karibi-
schen Meer unterlagen die Ollieferungen Venezuelas heftigen Angriffen durch die
134 U-Boote der Achse. Auch die USA hatten einen steigenden Bedarf an 01, der dadurch noch groBer
werde, daB immer mehr amerikanische Tanker an der Ktiste Amerikas versenkt wiirden. Unter diesen
Gesichtspunkten sieht der Flottenkorrespondent der „Daily Mail" auBerst duster fur GroBbritannien.
Die .Lage der britischen Flotte auf alien Weltmeeren sei, so stellt er fest, augenblicklich derartig, daB
sie unter der groBen Last zusammenbrechen miisse. Wolle England unter den gegenwartigen Verhalt-
nissen den Versuch machen, irgendeinen groBen und entscheidenden Seesieg zu erringen, dann sei es
jetzt dazu gezwungen, seine Flotte zu konzentrieren. Kein Teil der britischen Flotte, weder die Home
Fleet noch die Mittelmeerflotte, noch die Fernostflotte, seien noch in 1 der Lage, unabhangig von ein-
ander erfolgreich eine entscheidende Seeschlacht zu schlagen. Hieraus resultiere, daB die Seeherr-
schaft fur England so gut wie verloren sei. Ein Sieg GroBbritanniens und seiner Verbiindeten sei je-
doch ohne die Beherrschung der Weltmeere nicht moglich.
Solche nuchternen Feststellungen eines Flottensachverstandigen sind bezeichnender fur die wirkli-
che Lage als der von Churchill zur Schau getragene Zweckoptimismus.
Auch aus den Vereinigten Staaten haufen sich die Nachrichten liber eine im Gange befindliche In-
flation, gefahrliche Preissteigerungen, RationierungsmaBnahmen und Mangelerscheinungen an ver-
schiedenen kriegswirtschaftlich wichtigen Rohstoffen. Roosevelt sieht sich gezwungen, Programme
fur eine dirigierte Wirtschaft zu verklinden, um diesen Gefahren zu begegnen. Er muB also gerade das
tun, was er den autoritaren Staaten immer vorgeworfen hat. Wahrend er vorgab, fur die Erhaltung der
liberalen Wirtschaft und individualistischer Lebensauffassung und Flihrung einen Freiheitskampf zu
flihren, wird er gezwungen, die Methoden des Gegners nachzuahmen. Dies ist an sich schon eine Nie-
derlage von weittragender Bedeutung.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Mai-Lieferung
(Nr. 65/66 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Rede des Reichsmarschalls Goring
anlaBlich der 1 .Verleihung des Ritterkreuzes
zum Kriegsverdienstkreuz
Auf dem Staatsakt aus AnlaB der Verleihung des Ritterkreuzes zum Kriegsverdienstkreuz an einen
Riistungsarbeiter am 20. Mai 1942 hielt Reichsmarsehall Hermann Goring folgende Rede:
Deutsche Volksgenossen!
79 Ein einmaliger Staatsakt hat soeben stattgefunden, wie er bisher in der Geschichte unseres Volkes
und noch viel weniger bei anderen Volkern bekannt ist. Aber dieser neue und einmalige Staatsakt
zeigt, wie sich die Auffassungen iiber den Wert der Arbeit und die Bewertung der Leistung des Arbei-
ters und der Arbeiterin im nationalsozialistischen Staat grundsatzlich gewandelt haben.
In der Demokratie, die wir selbst in der Systemzeit erleben muBten, wurde der Arbeiter bis zum letzten
ausgenutzt. Seine Arbeitskraft wurde nur fur den personlichen Profit verwendet, der nicht ihm, son-
dern fremden Aktionaren zugute kam, und das Ziel seiner Arbeit war, diese Aktien und ihren Wert
steigen zu lassen.
Noch weit schlimmer ist das Los des Arbeiters im Zeichen des Bolschewismus. Hier herrscht Unter-
driickung und riicksichtslose Vernichtung des Arbeiters, und das Endziel war die Vernichtung aller
Kultur. Das sogenannte „Paradies der Arbeiter und der Bauern" kennen jetzt Millionen deutscher
Volksgenossen, und unter diesen Millionen deutscher Volksgenossen, die heute an der schwersten
aller Fronten kampfen und siegen, befindet sich so mancher, der friiher einst selbst der Anschauung
des Kommunismus gehuldigt hat. Wie viele glaubten in der vergangenen Zeit, wo der Arbeiter wirk-
lich keine Hoffnungen hatte und wo es schwer fur ihn war, an ein Vaterland zu glauben, sich diesem
Fanatismus und der bolschewistischen Idee in die Arme werfen zu mtissen. Jetzt sahen sie dieses „Pa-
radies" und konnten die „Errungenschaften des Bolschewismus und Kommunismus" selbst an Ort und
Stelle feststellen. Und in vielen tausend Briefen haben diese ehemals Verblendeten nun geschrieben
und immer wieder anerkennen miissen, daB nur der Nationalsozialismus allein dem deutschen Arbeiter
und seiner Arbeit den wahren Wert beimiBt, und daB nur in der Volksverbundenheit unseres Staates
das wahre Leben auch fur den Arbeiter und den Bauern zu linden ist. Denn der Nationalsozialismus
hat als einen seiner wichtigsten Punkte die Anerkennung des Arbeiters, des Bauern, seines FleiBes,
seiner Arbeit und seines Werkes auf sein Programm geschrieben, und das Ziel war nicht mehr der
Gewinn fur einzelne, sondern die Zusammenballung
80 aller Krafte fur die Gesamtheit der deutschen Volksgemeinschaft und fur die Nation.
Es ist das groBe und gewaltige Werk unseres Fuhrers gewesen, daB er in den friedlichen Jahren, be-
ginnend mit seinen sieben Mannern bis zu den Hunderttausenden und Millionen, jenen einzigartigen
Kampf um die Schaffung der Volksgemeinschaft gefuhrt hat. Und diese Volksgemeinschaft besitzen
wir nun heute. Sie ist unser groBtes Gliick; sie stellt aber auch unsere groBte Kraft dar. Unser Gliick
deshalb, weil wir nun empfinden, daB es nicht mehr einzelne Stande und Berufe und Klassen und Re-
ligionen gibt, sondern daB es nur ein einziges gewaltiges Zusammenhalten im Rahmen unserer Volks-
genossenschaft gibt. Wir alle fiihlen uns nun als Mitglieder dieses einen groBen Volkes. In jedem ein-
zelnen sehen wir nun wieder den gleichberechtigten Volksgenossen, und iiber allem steht die GewiB-
heit, daB wir alle nur gemeinsam vorwartskommen, oder, wenn es sein muB, gemeinsam untergehen
konnen. Es war die Absicht des Fuhrers, in friedlicher Arbeit dieses Werk weiter auszugestalten und
auszubauen. In wiederholten Reden hat der Fiihrer schon angekiindigt, wie dieser Ausbau der Volks-
gemeinschaft, und insonderheit, wie auch der Einbau des deutschen Arbeiters und Bauern in diese
Volksgemeinschaft immer weiter ausgestaltet werden sollte.
Zu dieser Arbeit brauchte der Fiihrer Frieden, und sein ganzes Bestreben war es nur, diesen Frieden zu
erhalten, um im Ausbau dieser Volksgemeinschaft und im Aufbau einer wundervollen neuen Kultur
Werke von unverganglichem AusmaB fur sein deutsches Volk schaffen zu konnen. Aus diesem Gran-
de richtete der Fiihrer, wie ihr alle wiBt, immer wieder neue Vorschlage an die anderen Staaten. Es
waren Vorschlage, die an die allgemeine Vernunft appellierten, Vorschlage, die darauf abzielten, daB
an Stelle gegenseitigen Zerfleischens in der Welt in friedlichem Aufbau groBe Werke geschaffen wer-
den sollten.
Aber es war selbstverstandlich, daB bei aller Friedfertigkeit des Fuhrers und des deutschen Volkes
gewisse Rechte gewahrt werden muBten, die fiir den Fiihrer und fiir die deutsche Nation unabdingbar
waren, Rechte, die uns keiner nehmen und niemand bestreiten konnte, und die auch wieder Recht wer-
den muBten. Dazu zahlten in erster Linie der AnschluB unserer Ostmark, in der 6 Millionen Deutsche,
nur deutsche Menschen wohnten, dann die Sicherung jenes groBen Teils des Deutschtums in der
Tscheche! und schlieBlich die Eingliederung des rein deutschen Danzigs. Es waren dies selbstver-
standliche Forderungen, es war dies ein heiliges Recht, das durch die Gemeinschaft des Blutes ver-
brieft war, ein Recht, an dem kein verntinftiger Staatsmann vorbeigehen konnte. Eigentlich hatten
diese Staatsmanner von sich aus daftir sorgen mtissen, diese fiir die Einigung Europas so wichtigen
81 Voraussetzungen rechtzeitig zu schaffen. Aber im Gegenteil: statt auf diese gemaBigten Vorschlage
des Fuhrers einzugehen, begann sofort — ja, eigentlich im gleichen Augenblick, da unsere Fahne, das
Hakenkreuz, als Siegeszeichen tiber Deutschland emporstieg — die Einkesselung des Reiches von
alien Seiten. Und wenn wir naher hinsahen, wer denn nun diese Staatsmanner waren, die diese Einkes-
selung betrieben, so konnten wir hinter ihnen immer wieder die Fratze des Juden sehen, der uberall
gegen Deutschland hetzte, gegen ein Deutschland, das nichts anderes wollte, als in friedlichem Aufbau
das Reich aus Not und Elend wieder zu stolzer Hohe aufzurichten. Es waren dieselben Staaten, die
schon einmal vor Jahrzehnten gegen das Reich angetreten waren, die auch seinerzeit das Aufbluhen
des Reiches nicht ertragen konnten und dann aus Neid und MiBgunst das damalige Deutschland iiber-
fielen.
Ihr alle wiBt, welche furchtbaren Zeiten der Schmach, der Schande und der Ohnmacht wir dann durch-
leben muBten. Tiefer und defer sanken wir hinab. Das deutsche Volk drohte sich aufzulosen: Bruder
stand gegen Bruder, Schwester gegen Schwester! Und das Ausland, das feindlich gesinnte, triumphier-
te iiber das der Vernichtung anheimgegebene Reich.
In letzter Stunde aber kam der Ftihrer, kam seine tapfere Bewegung, und das schier Unmogliche ge-
schah. Das UnfaBbare wurde Wirklichkeit: Aus Ohnmacht und Schande wuchs ein neues Reich, eine
neue Nation, stolzer und starker denn je zuvor. Und wieder wurde nun von alien Seiten das Empor-
steigen dieses neuen deutschen Volkes und Reiches mit Neid und MiBgunst betrachtet. GroBer und
groBer wurde die Gefahr, so daB wiederum der Gegner nur Zeit suchte, um gegen das neue Deutsch-
land vorzugehen.
Die Voraussetzungen hierfur glaubte er geschaffen zu haben in jenem Volkerbund, der in erster Linie
die Abrustung des vollig abgeriisteten Reiches weiter forderte. Der Fiihrer sah sich schlieBlich ge-
zwungen, diesen eigenartigen Verein, der nichts anderes als die Demutigung und Vernichtung
Deutschlands wollte, zu verlassen. Er entschied sich dafiir, nunmehr Deutschland jene Rustung zu
geben, die die Voraussetzung sein sollte, jeden Kampf zu bestehen, wenn er eines Tages dem deut-
schen Volke aufgezwungen werden sollte.
Gewaltig war die Rustung, die nun einsetzte. Ganze Rustungszweige muBten neu aufgebaut werden,
denn in jenem Schandvertrag von Versailles waren Deutschland alle Waffen genommen worden, die
fur die Fuhrung eines Kampfes allein entscheidend waren. Jetzt wurden sie neu aufgebaut, und in we-
nigen Jahren wuchsen Fabriken um Fabriken. In kurzester Zeit wurden wieder 6% Millionen Arbeits-
lose in den ArbeitsprozeB eingegliedert. Jeder stand wieder an seinem Platze.
82 Wieder drehten sich die Rader, wieder sausten die Hammer, und ein gewaltiges Arbeiten begann an
der Sicherung des Reiches.
Gleichzeitig mit dem Aufbau der Rustung schuf der Ftihrer die neue deutsche Wehrmacht. Aus dem
kleinen 100 000-Mann-Heer, das uns jener Schandfriede lieB, wurde wieder eine gewaltige Volksar-
mee, bildete sich wieder aus dem deutschen Volk heraus eine neue Marine und schlieBlich eine neue
strahlende Luftwaffe. So wurden auf der einen Seite das deutsche Volk und seine Manner, vor allem
seine Jugend, wieder herangezogen zum edelsten aller Berufe fiir den Deutschen, wieder die Waffen
tragen und fuhren zu diirfen. Und die anderen wurden herangezogen, diese Waffen zu Schmieden und
das deutsche Schwert wieder zu scharfen.
Und heute nun stehen wir wieder im Kampf, und dieser Kampf hat AusmaBe angenommen von einer
GroBe, daB man wohl sagen darf: Noch niemals stand Deutschland in einem gewaltigeren Kriege denn
in dem jetzigen. Zwei Fronten sind es, die wir vor uns sehen: die Front drauBen und die Front in der
Heimat. Die Aufgabe der Front drauBen ist es in all diesen Jahren gewesen und wird es bis zum end-
gultigen Sieg bleiben, die Heimat zu schutzen und den Sieg zu erringen. Jahre hindurch kampfen nun
eure Sonne, eure Bruder, eure Manner, um die Heimat zu schutzen. In gewaltigen Schlagen und Sie-
gen liberrannten sie den Gegner.
In wenigen Tagen wurde Polen niedergeworfen. Ein blitz- j artiges Zufassen sicherte uns Norwegen
als Voraussetzung gegen einen englischen Uberfall. Und dann trat die deutsche Wehrmacht mit flie-
genden Fahnen und unerschiitterlicher Siegeszuversicht an jenem 10. Mai 1940 zum groBen Sturm an.
In weniger als sechs Wochen rollte hier ein gewaltiges Kriegsgeschehen ab. Das stolze Frankreich
zerbrach und sah Deutschland als Sieger im Westen. Bald darauf horten wir von deutschen Siegen in
den Wiisten Afrikas. Kurze Zeit darauf zwang uns der Verrat auf dem Balkan, dort einzugreifen. Auch
hier lag der Feind nach wenigen Wochen am Boden. Den AbschluB bildete jenes unerhort kiihne und
uberraschende Angriffsmanover auf die schwer befestigte Insel Kreta, aus der der Englander in weni-
gen Tagen hinausgeworfen wurde.
Und dann kam der Kampf gegen England, zunachst nur auf der See und in der Luft. Unentwegt und
pausenlos schlugen wir zu. Und wenn heute an manchen Orten im Deutschen Reich englische Angrif-
fe Verwlistungen angerichtet haben, dann kann ich dazu nur eines versichern: so schwer auch diese
Zerstorungen fur uns sind, so schwer jeder Verlust wertvollen und kulturellen Gutes uns trifft, und vor
alien Dingen, so schwer uns jeder Verlust an Menschen leiden laBt, so ist das doch nichts gegenuber
83 dem, was der Feind an schweren Schlagen hinnehmen muBte. Es wird einmal die Zeit kommen, da
auch das offenbar wird. Erst dann wird man erkennen konnen, wie ungleich auch hier die Verhaltnisse
lagen und wie auch hier Deutschland dem Gegner uberlegen war.
In dieser ganzen Zeit war es das Bestreben des Fuhrers, mit RuBland zu irgendeiner Verstandigung zu
kommen, denn der Fiihrer wollte dem deutschen Volk jeden unnotigen Kampf ersparen. Scheinbar
ging RuBland darauf ein. Aber schon bald muBten wir erkennen, daB das bolschewistische RuBland
diese Zeit ausschlieBlich dazu benutzte, um eine Rustung weiter auszubauen und zu vollenden, die
niemals ihresgleichen gehabt hat.
Und wenn nun heute gefragt wird: Wie war es moglich, daB die Sowjetunion eine solch groBe Rustung
aufbauen konnte, dann kann die Antwort nur lauten: Nicht aus jenen edlen Gefuhlen fur Volk, Vater-
land und Flihrung, die euch bewegen, ist dort driiben so wahnsinnig geschuftet worden, sondern nur
weil der Mensch dort nichts bedeutet; weil der Arbeiter dort nichts anderes ist als Sklave. Nur unter
Maschinengewehren und mit der Peitsche wurden die Arbeiter SowjetruBlands an ihre Arbeitsstatte
getrieben. Dabei war es gleichgliltig, ob der Arbeiter in der Lage war, die Waffen fertigzustellen oder
nicht. Waren sie nicht fertig, verfiel er dem Tode. Ein Morden, wie es die Welt nie gesehen hat, ging
durch dieses RuBland. An dieser Rustung klebt das Blut Millionen russischer Arbeiter und Arbeiterin-
nen. Rucksichtslos wie dieser Dschingiskan in diesem Winter, bar jeder militarischen Vernunft, immer
wieder seine Regimenter gegen den deutschen Wall anbrausen und zusammenkartatschen lieB, genau
so rucksichtslos und ohne jedes Bedenken, ohne jede Rlicksicht auf Menschen schuf er seine Rustung.
Ganze Dorfer wurden nachts umstellt und die Bewohner in die Fabriken getrieben. Die Kinder wurden
in irgendeine Anstalt gebracht und durch die Bolschewisten erzogen. Ehepaare wurden auseinanderge-
rissen, die Manner hierhin, die Frauen dorthin verschickt, nie wieder bekamen sie sich zu sehen. Das
war die bolschewistische Methode, zu arbeiten und anzupeitschen.
Und so unterscheidet sich unsere Arbeit, der Einsatz unserer deutschen Arbeiter und Arbeiterinnen,
unserer Bauern und Bauerinnen weiB Gott grundsatzlich von jener Methode, die dort in dem ,.Paradies
der Arbeiter und Bauern" iiblich war und heute noch iiblich ist. Was auch immer die Lugenpropaganda
des Auslandes sagen mag, jeder einzelne von euch weiB, daB wir gewiB jetzt viel vom deutschen Ar-
beiter verlangen und verlangen mlissen und ebenso vom Bauern und der Bauersfrau. Aber nie wurden
in Deutschland Maschinengewehre aufgestellt, um deutsche Arbeiter zur Arbeit zu treiben. Denn der
deutsche Arbeiter geht aus eigenem Antrieb, aus der Leidenschaft des Herzens heraus zur Arbeit, um
84 fur seinen Ftihrer und seine Wehrmacht die Waffen zu schaffen. Man braucht ihn nicht zu kommandie-
ren, und man braucht ihn nicht zu peitschen wie dort driiben.
Darum muBte der Fiihrer einen EntschluB fassen, als er erkannte, wie der Bolschewismus seine Rii-
stungen immer mehr verstarkte, wie aus tausend Panzern zehntausend, und aus zehntausend zwanzig-
und dreiBigtausend Panzer wurden und ebensoviel Flugzeuge, und wie wir erkannten, daB in den neu
erworbenen Gebieten Polens allein in einem lahr fast tausend neue Flugplatze von den Bolschewisten
angelegt wurden. Mit klaren Augen und mit der ihm angeborenen Genialitat sah der Fiihrer, daB das ja
alles nur geschah, um im gegebenen Augenblick Deutschland zu iiberfallen und zu vernichten. Lang-
sam schoben sich die bolschewistischen Kolonnen erst im Norden gegen Finnland vor. Im Siiden
nahmen sie die Positionen Rumaniens ein. Und weiter und weiter hatten sie sich im Norden iiber
Skandinavien und im Siiden iiber den Balkan herangeschoben, um Deutschland aus dieser Zange den
letzten StoB zu geben.
Glauben Sie mir, liebe Volksgenossen, unser Fiihrer hat viele Entschliisse fassen miissen und unge-
heuer schwere. Der schwerste EntschluB seines Lebens aber war der, klar zu erkennen, was dem deut-
schen Volk drohte, welche gewaltige Macht dort driiben stand, und doch den ersten Schritt zu tun, der
unabanderlich getan werden muBte. Als das feststand, da allerdings fiihrte dann der Ftihrer diesen er-
sten Schlag mit jener Kraft und jener Genialitat, mit der nur er Schlage zu ftihren weiB.
In unerhorten Siegen wurde die russische Wehrmacht iiberrannt und zerbrochen, 1500 Kilometer tief
und mehr drangen wir in den russischen Raum ein. Und als gerade zu einem neuen gewaltigen StoB
ausgeholt werden sollte, da trat uns ein neuer Feind entgegen, nicht die bolschewistischen Divisionen,
nicht die bolschewistischen Waffen, es waren die Elemente, die nun wider uns waren. Ungeahnt und
plotzlich brach der Winter herein, in drei Tagen ungeheure Kaltegrade erzeugend. Und nun kam ein
Winter, wie wir ihn in der Geschichte deutscher Kampfe wohl noch nicht erlebt haben. Jetzt muBte
sich die Bewahrung unserer Front im russischen Winter erweisen. Es ist leichter, im siegreichen Vor-
wartssturmen Siege an die Fahnen zu heften, als im schweren Abwehrkampf gegen Feind und Elemen-
te zu stehen und doch nicht zu versagen. Es war keine Front in dem Sinne, wie wir alten Welt- 1
kriegskampfer sie aus dem Stellungskrieg kannten, hier mal ein Schutzenloch, dort ein Schutzenloch,
hier ein Dorf leicht befestigt oder ein Waldrand. — Nein, ein unendlicher Raum von vielen tausend
85 Kilometern spannte sich von dem letzten Soldaten im hohen Norden bis zum sudlichsten Teil der
Front; Siimpfe, Seen, reiBende Fliisse dazwischen. Und dann plotzlich war das Land still geworden,
die reiBenden Strome waren zu Eis erstarrt und ebenso Siimpfe und Seen. Eine einzige weiBe Decke
des Todes dehnte sich iiber das unendliche Land. Und wahrend vorher noch natiirliche Hindernisse
erlaubten, an manchen Fronten mit schwacheren Kraften zu kampfen, war es nun den Russen in ein-
zelnen VorstoBen moglich, iiber die zugefrorenen Fliisse, Seen und Siimpfe wahrend der Nachte in den
Riicken der deutschen Front zu gelangen. Hiobsbotschaft folgte auf Hiobsbotschaft. Partisanengruppen
sprengten Bahnen und lauerten dem Nachschub auf. Die wahnsinnige Kalte lieB unsere Truppen fast
erstarren.
Es wurde notwendig, auf schnellstem Weg unseren Soldaten warme Kleidung zuzufiihren, aber diese
Kalte hinderte auch die Bahn daran. Die Schienen sprangen bei eisiger Kalte, die Lokomotiven konn-
ten nicht mehr fahren. Ganze Tage lang blieb die Front ohne Nachschub, ohne Munition, ohne Nah-
rung, ohne Kleidung, und doch lag tagelang der tapfere Musketier da drauBen im eisigen Schnee. Die
Finger klamm. FaBte er den Gewehrlauf an, blieb die Haut daran hangen. Motore versagten, sprangen
nicht mehr an. Panzer fuhren sich im hohen Schnee fest. Und so kam eins zum anderen. Die Front
lernte zum ersten Male jenen schauerlichen russischen Winter kennen in einer Starke und in einem
AusmaB, wie er seit einem Jahrhundert nicht gewesen ist.
Jedem von euch ist ja bekannt, wie einst der groBe Korse Napoleon I. von Moskau aus den Riickzug
antrat, wie im russischen Winter seine ganze groBe Armee bis auf den letzten Mann vernichtet wurde.
Ein einziges gewaltiges Leichenfeld blieb damals zuriick. Da konnten dem einen oder anderen schon
Gedanken aufkommen — denn es sind ja nicht alle Menschen gleich stark — , und so mancher mag an
jene grausigen Ereignisse von 1812 gedacht haben. Eins aber ist klar, schwer war dem deutschen Sol-
daten nur der Kampf gegen die Elemente, denn selbst im eisigsten Sturm fiihlte sich der deutsche Sol-
dat seinem Gegner immer noch turmhoch iiberlegen. Kam es zum Kampfe, Waffe gegen Waffe, Mann
gegen Mann, wurde der Bolschewist geschlagen, wo immer er angriff. Nur dort, wo eisige Stiirme,
gefrorene Hindernisse und tiefe Walder es ihm ermoglichten, konnte er in den Riicken der deutschen
Front eindringen. Aber auch ein Zweites ist klar: waren wir erst einmal ausgewichen oder zuriickge-
gangen, was ware dann aus der Front geworden? Es gab keine ausgehobenen Schiitzengraben wie im
Weltkriege, keine Unterstande, nichts dergleichen, die Ortschaften auf viele Kilometer zerschossene
Triimmerhaufen, sonst nichts. Es kam nur darauf an, daB die Front stand. Und sie stand. Aber was es
86 bedeutet, in solch einem Kampfe zah und eisern eine Front zu halten, weiB nur der, der diese
kampfreichen Tage, Wochen und Monate miterlebt hat.
Ich habe schon im Reichstag gesagt: Zwei Dinge waren es, die den groBten aller Siege der Weltge-
schichte, namlich den Sieg in dieser Winter Schlacht, erreichen lieBen: die Tapferkeit des deutschen
Soldaten und unser Ftihrer. Ich bin unendlich gliicklich dariiber, daB ich in jenen Stunden so oft beim
Ftihrer verweilen durfte, daB ich die Tage miterleben konnte, da nun all diese Nachrichten auf ihn
einstiirmten. Ihr kennt alle euren Ftihrer, und ich darf fiir mich in Anspruch nehmen, daB ich ihn viel-
leicht noch besser kenne als ihr alle, daB ich vor allem die unendliche Giite seines groBen Herzens
kenne, und daB ich weiB, wie unsagbar und unendlich der Ftihrer in diesen Wochen gelitten hat. Nicht
um seinetwillen, sondern um seiner tapferen Soldaten da drauBen. Er hat mit ihnen gefiihlt, er war ja
selbst einst Soldat. Er wuBte ja, wie es dem einzelnen Musketier ging, was er dachte, was er fiihlte. Er
litt unsagbar. Er wuBte, was er von ihm fordern muBte: beinahe Unmogliches, und doch muBte es
moglich gemacht werden. Er durfte nicht nachgeben. Nur eins konnte hier helfen, Harte bis zum au-
Bersten, und so erlebten wir das Wunderbare, wie in einem und demselben Menschen unendliche Giite
und eiserne Harte zusammen wohnen konnen. Aber diese Harte war doch nur letzten Endes wieder
Liebe zu seinem Volk. Zu genau wuBte der Fiihrer, verlangte er jetzt nicht von seinen Soldaten das
Letzte und AuBerste, dann waren alle die bisher erkampften Siege vielleicht nutzlos gewesen.
Auf und ab ging der Ftihrer in seinem Bunker, eine unendliche Kraft stromte von ihm aus, und man
ftihlte, wie in diesem genialen Hirn alles durchdacht wurde, was uberhaupt zu erwagen war, um der
Front zu helfen. Um alle Einzelheiten, ja um das Letzte kummerte sich der Ftihrer, jeden Zugtransport
dirigierte er selbst, jedes Bataillon wies er an, in welche Stellung es zu gehen hatte, um Durchbriiche
abzuriegeln. Das Gefiihl der Kraft, das von jenem kleinen Bunker des Fuhrerhauptquartiers ausging,
diese ubermenschliche Kraft stromte vor zur Front und hielt so den letzten Mann. Und als der Friihling
anbrach, da hatte der Russe nicht die deutsche Armee vernichtet. Sie stand, wo sie bei Beginn des
Winters gestanden hatte. Die deutschen Divisionen stehen zur Stunde vor Moskau genau so, wie sie
im Herbst vor Moskau gestanden haben. Der gewaltigste Sieg ist erfochten aus der Kraft und dem
Genie eines Mannes und der unsagbaren Energie deutscher Manner. Mag die feindliche Lugenpropa-
ganda reden, was sie will, mag sie jetzt sprechen, die deutsche Elitewehrmacht ware vernichtet — sie
87 hat es in diesen Tagen zu ftihlen bekommen, der erste Schlag, den die deutsche Wehrmacht wieder
gefuhrt hat, hat zu einem neuen gewaltigen Sieg gefuhrt.
Wenn ich euch, meine lieben Volksgenossen, in dieser Stunde diesen schrecklichen Winter in die Er-
innerung riickgerufen habe, jetzt, wo drauBen die Sonne strahlt, da unsere Manner vorn sich wieder in
der Warme dehnen und wieder zu neuer Kampfeslust erwacht sind, und sie darauf brennen, nun das
heimzahlen zu konnen, was sie im Winter erleben muBten, so tue ich es deshalb, damit auch ihr ver-
steht, deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen, deutsche Bauern und Bauersfrauen, daB man manchmal
hart sein muB, und daB in gewissen Fallen nur die Harte allein zum Siege ftihren kann.
Ich weiB, auch von euch wird Schweres gefordert, und glaubt mir, es fallt uns sehr schwer, wenn wir
aus Sicherheitsgriinden zeitweise Einschrankungen in der Ernahrung vornehmen mtissen. Ich weiB,
wie unendlich schwer der Bauer und die Bauersfrau es heute haben, um die Ernahrung zu sichern.
Besonders schwer deshalb, weil wir wirklich von den Elementen sehr stiefmiitterlich behandelt wur-
den. Drei unendlich schwere Winter liegen hinter uns. Aber auch sonst war die Witterung der Aussaat
und Ernte nicht gunstig. Wie freute ich mich im vorigen Jahr, als zunachst die Saat so stand, daB man
glauben konnte, es wurde eine Rekordernte. Aber wieder schlugen die RegenschloBen bei der Ernte
dazwischen und verminderten den Ertrag erheblich. Aber alle diese Dinge diirfen euch nicht entmuti-
gen. Ich weiB, es ist zum Verzweifeln, wenn man im Herbst mit FleiB gesat hat und nun im Friihjahr
dann sieht, daB groBe Teile nicht aufgegangen sind. Aber das ntitzt nichts, es muB dann umgebrochen
und neu gesat werden. Denn die Ernte muB sichergestellt sein. Alle diese Hindernisse diirfen euch
nicht schrecken. Solltet ihr aber einmal verzweifeln, dann denkt zuriick, was Millionen eurer Briider,
Manner, Vater und Sonne dort drauBen im Osten erduldet und erlitten haben, dann werden euch diese
Schwierigkeiten wie ein Nichts erscheinen.
Ich weiB, und es wurde hier vorhin vom Parteigenossen Speer schon ausgefuhrt, daB die Rustungsin-
dustrie ihr AuBerstes tut und getan hat und uns in diesem Friihjahr mehr und bessere Waffen geliefert
hat, als wir hoffen und erwarten konnten. Aber nun darf niemand glauben, daB wir nun heute nach
diesem Staatsakt etwa feiern konnen. Nein, es war dies nur ein Augenblick der Besinnung fur Ftihrung
und Gefolgschaft, fur die Fuhrung, nach einem gewissen Abschnitt die Gefolgschaft zu ehren, und fiir
die Gefolgschaft, nach dieser Feierstunde mit neuer innerer Kraft an die Arbeit zu gehen und Neues zu
schaffen. Es gibt fiir Sie nur einen Ehrenpunkt: die Forderung, die der Fiihrer aufgestellt hat, d. h. die
Erfullung seiner Programme. Mogen sie noch so hart gestellt sein, noch so umfangreich und noch so
88 groB, mogen sie mehr als taglich zehn Stunden erfordern, was der Fiihrer verlangt, ist ebenso
notwendig wie sein Befehl damals an die Musketiere, ein zerschossenes Nest zu halten, und wenn es
mit zehnfacher Ubermacht von den Bolschewiken umzingelt war. Jeder muB jetzt seine Pflicht tun,
seine Tapferkeit und seinen Einsatz beweisen, wohin ihn der Befehl des Ftihrers gestellt hat.
Darum spreche ich von zwei Fronten. Sie sind verschiedener Art, aber sie mtissen erfiillt werden von
der gleichen Gesinnung, von der gleichen Treue und von dem gleichen Pflichtgefuhl. Und so wie
drauBen die Truppe zusammenhalt, die Kompanie, die Batterie, die Staffel, die Mannschaft eines
Schiffes, so sollt auch ihr in eurem Betrieb eng zusammenstehen als Kameraden der Front der Heimat.
Mit eurem Betriebsfuhrer an der Spitze sollt ihr eine Einheit bilden, die in geschlossener Zusammen-
arbeit das Letzte und AuBerste aus dem Betrieb herausholt. Einen weiteren Vergleich mochte ich zwi-
schen beiden Fronten ziehen.
So wie es drauBen an der militarischen Front StoBtrupps gibt, StoBtrupps besonders tiichtiger und tap-
ferer Manner, die den Auftrag haben, besonders schwere Hindernisse zu beseitigen, Bunker zu erstiir-
men, Minen zu raumen, Briickenkopfe zu erkampfen, so gibt es auch StoBtrupps in der deutschen Ar-
beiterschaft, und solche StoBtruppfuhrer seid nun ihr, die ihr vorhin hier gestanden habt. Auch ihr habt
iiber das allgemeine MaB hinaus geleistet, geschuftet, gearbeitet und Werke geschaffen. Und so wie
der tapfere StoBtrupp drauBen ausgezeichnet wird, besonders ausgezeichnet wird mit dem Eisernen
Kreuz I. Klasse, so seid ihr jetzt als StoBtrupp der deutschen Arbeiterschaft und Bauernschaft durch
den Fiihrer mit dieser hohen Auszeichnung der I. Klasse des Verdienstkreuzes geehrt worden.
Aber weit dariiber hinaus ist heute nun eine einmalige Ehrung vollzogen worden, indem einem Arbei-
ter vor alien anderen eine Auszeichnung zuteil wurde, die der Fiihrer zum ersten Male verliehen hat.
Und das mag euch auch wieder zeigen, wie grundsatzlich sich die Auffassungen und die Prinzipien
seit der Systemzeit geandert haben. Aber, wie vorhin schon gesagt wurde, in diesem einen soil nun
durch ihn und durch euch die gesamte deutsche Arbeiterschaft in den Betrieben und die Bauern auf
dem Lande geehrt werden. E s ist eine Ehrung, die all den braven und treuen Volksgenossen zuteil
wird, die heute schaffend und arbeitend in der Heimatfront stehen.
So ist nun diese hohe Auszeichnung dem Werkmeister Hahne zuteil geworden fur eine ganz besondere
89 Leistung in der Panzerherstellung. Auch er hat eine scheinbar unlosliche Aufgabe erfiillt und moglich
gemacht. Und hinter ihm standet nun heute ihr Manner und Frauen, die ihr ebenfalls aus den Handen
der Fiihrung als besondere Auszeichnung das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse erhalten habt.
Eine symbolische Handlung von tiefster innerer Bedeutung verschont diesen Festakt dadurch, daB ein
kiihner, mit dem Ritterkreuz ausgezeichneter StoBtruppfuhrer, ein junger unbekannter Soldat der
Front, als Sonderbeauftragter des Fiihrers euch den Dank der Wehrmacht hier iiberbracht hat. Die
kampfende Truppe dankt so der Front der Arbeiter und der Bauern. Wahrlich ein herrliches Zeichen
unserer Volksgemeinschaft, wie es schoner nicht sein kann. Aber auch ihr miiBt ein tiefes und echtes
Dankgefiihl fur die Front haben, denn sie schiitzt euch weit, weitab von feindlichen Truppen, daB ihr
in Ruhe arbeiten und leben konnt.
Aber so wichtig die Lieferung der Waffen ist, so entscheidend die Sicherung der Ernahrung fur die
Kriegfiihrung ist, so kommt aber wiederum etwas hinzu fur die Heimatfront, das sie genau so in sich
tragen muB, wie drauBen die Front der kampfenden Manner. Ich habe vorhin von der Harte gespro-
chen, die jeder deutsche Soldat, der in diesem Winter in RuBland kampfte, bewiesen hat, und deshalb
erwarte ich, daB auch in der Heimat jeder einzelne harter und harter wird und sich sagt, dieser Krieg
muB durchgestanden werden, gleichgiiltig wie lange er dauert. Am Ende steht der Sieg, und das allein
ist entscheidend. Diese Generation muB wiedergutmachen, was sie einst versaumte, und die Jugend
hilft ihr schon dabei. Das, was wir jetzt ertragen und aushalten, das ersparen wir unseren Kindern und
denen, die nach uns kommen. Ich verlange von jedem einzelnen in der Heimatfront die gleiche Harte,
wie sie drauBen die kampfende Front besitzt. Dazu gehort vor allem aber das Zusammenstehen und
das Zusammenhalten untereinander; wie drauBen die Front durch das Blut zusammengeschweiBt wird,
so sollt ihr durch die Arbeit verbunden sein. In stolzer Verachtung wollen wir alle Feindpropaganda
zuriickweisen, denn es sind doch nichts anderes als Liigen. Der Jude liigt heute genau das gleiche vom
Himmel herunter wie damals in seinen schmierigen Zeitungen in der Systemzeit. Nur Gott sei Dank
nicht mehr in Deutschland, sondern vom Ausland her. Mit lacherlicher Einfalt versucht er das, was
seinem Gehirn entsprungen ist, auf alien moglichen Wegen der Propaganda in das deutsche Volk hi-
neinzutragen. Er irrt sich. Auch hier haben die Zeiten sich geandert. Aus diesem wiisten Durcheinan-
der, das sich einstmals deutsches Volk nannte, in dem der Bruder dem Bruder den Schadel einschlug,
ist nun, und das moge der Jude zur Kenntnis nehmen, eine Volksgemeinschaft entstanden, die
90 wie ein granitener Block fest in sich ruht und alles zu ertragen vermag. Glaubt nicht immer alles, was
erzahlt wird, und weist stolz alle Liigen zuriick.
Befolgt die Kriegsgesetze. Sie wurden ja nicht von uns gegeben, meine lieben Volksgenossen und
Volksgenossinnen, um euch zu drangsalieren, um euch zu argern oder euch das Leben zu erschweren,
sie sind erlassen worden, weil sie notwendig sind, um das deutsche Volk zu erhalten und seinen Sieg
zu sichern. Und darum ist ihre Befolgung auch notwendig. Es mag manchmal etwas nebensachlich
erscheinen, das vermag der einzelne nicht so zu durchschauen. Die Fiihrung aber hat die Pflicht, vor-
ausschauend die Dinge zu erkennen und vorausschauend dafiir zu sorgen, daB Schwierigkeiten, die
den Bestand der Nation bedrohen konnten, vom deutschen Volk abgewendet werden. Weil die Fiih-
rung sich anstrengt, alles flir das Volk zu tun, deshalb muB auch das Volk brav und anstandig sein und
Verstandnis und Vertrauen fiir die Handlungen der Flihrung besitzen. Es sind ja nur immer einzelne,
ganz wenige, die sich aus der Gemeinschaft ausschlieBen. Man kennt sie bereits am Typ, man kennt
sie an ihrer friiheren Einstellung. Sie sind mit nichts zufrieden, es ist alles falsch, was gemacht wird.
Sie selbst konnen naturlich nichts besser, aber weil es wenige sind, konnen sie leicht von uns ausge-
schwitzt werden. Die Hauptsache ist: das groBe deutsche Volk muB nun in gegenseitigem Vertrauen
diese riesige Aufgabe, die Freiheit der deutschen Nation endgultig zu erkampfen, gemeinsam meistern.
Es sind die Zeiten vorbei, da sich das deutsche Volk dumm machen lieB, wie einst in den Jahren 1917
und 1918, und dann schlieBlich an seiner Dummheit daran zugrundegegangen ist.
Wir sind uns vollends klar dartiber, daB das deutsche Volk dazu bereit ist, die notwendige Harte dieses
Krieges auf sich zu nehmen und diesen Krieg, gleichgultig wie lange er immer dauern mag, eisern
durchzustehen. Daftir hat der Fiihrer seinem Volke neulich im Reichstag auch Dank und Anerkennung
ausgesprochen. Aber in dieser Stunde hat das deutsche Volk sowohl an der Front als auch in der Hei-
mat Grund, seinerseits dem Ftihrer fur seine gewaltigen Leistungen zu danken. Er ist der groBe und der
erste Waffenschmied unserer Rustung. Er ist der geniale und heroische Feldherr unserer Kriegsmacht,
er ist vor allem der Garant des deutschen Sieges.
Ich habe euch vorhin einen Einblick gegeben in die gewaltigen Erschutterungen, denen der Ftihrer
ausgesetzt war. Ich habe euch gezeigt, wie stark er gewesen ist, das Schwerste zu tragen und doch
alles zum Besten zu ftihren, wie er alles gemeistert hat, alle Hindernisse, woher sie auch kamen, wie er
91 alle Schwache ausgerottet hat, wo immer sie sich zeigte. Ein solcher Ftihrer ist der Garant des Sieges,
und diesen Ftihrer hat das deutsche Volk und kein anderes, und deshalb allein schon konnen wir mit
stolzer Sicherheit auf das Ende dieses Kampfes als ein siegreiches hinblicken. Das Vertrauen der
kampfenden Front zu ihrem Obersten Kriegsherrn ist ein uberwaltigendes. Der letzte kleine Infanterist
weiB, wenn der Ftihrer heute befiehlt, daB angetreten wird, daB das so sein muB, und daB dann auch
die Entscheidung fallt. Er weiB, daB der Sieg dann sicher ist.
Ewigen Dank schulden wir dem Ftihrer, dem unbekannten Soldaten des Weltkrieges, der durch seine
eigene Kraft und sein eigenes Genie heute schon nicht nur zum machtigen Ftihrer der deutschen Nati-
on, sondern auch schon zum Symbol fast aller europaischen Volker geworden ist. Der Allmachtige hat
uns gesegnet, weil er uns diesen Ftihrer gegeben hat. Aus der Treue des Fuhrers zu seinem Volke er-
wachst uns die Verpflichtung zur fortgesetzten Bereitschaft, und das Entscheidende ist, daB diese Be-
reitschaft aus dem Herzen kommt, denn sonst ware sie nichts wert. Nur so kann das groBe Werk ge-
lingen.
Und nun wollen wir abschlieBen, und unser ganzes Flehen zum Allmachtigen gelte dem einen und
dem einen Gedanken, er moge Schutz fur unseren Ftihrer geben und seinen Segen fur des Fuhrers
Werk, den Sieg!
JllMljliiilliiilk
92 Der Nationalfeiertag des deutschen Volkes wurde im Jahre 1942 vom 1. Mai, einem Freitag, auf den 2.
Mai, einen Sonnabend, gelegt, damit die schaffenden Menschen MuBe zu Ruhe und Erholung linden.
Aus dem gleichen Grunde waren alle Einzelveranstaltungen, offentliche Feiern und Feste unterblieben.
Es fand lediglich in Berlin in der Neuen Reichskanzlei ein Staatsakt statt, bei dem eine groBere Anzahl
von Betrieben zu Kriegsmusterbetrieben ernannt wurden. Zum Nationalfeiertag hatte Dr. Ley einen
Aufruf an alle Werktatigen erlassen. Nach einem Ruckblick iiber den schweren und harten Winter und
seine Kampfe zollte der Reichsorganisationsleiter den deutschen Arbeitern und Arbeiterinnen fur die
einmaligen Leistungen, die sie vor dem Kriege und in diesem Kriege vollbracht hatten, hochstes Lob.
Mit den Waffen, die sie geschmiedet hatten, habe die deutsche Wehrmacht Wunder vollbracht. Die
Werktatigen wliBten aber auch, daB neue bessere Waffen, neue und bessere Munition in Produktion sei
oder in kurzer Zeit in Produktion gehen werde. Die Hoffnung unserer Gegner, uns auf diesem Gebiet
jemals zu schlagen, muBten die deutschen Arbeiter und Arbeiterinnen vernichten. Dr. Ley sprach so-
dann alien Schaffenden den Dank dafiir aus, daB sie jede Last und Beschrankung, alle denkbaren Op-
fer auf sich genommen hatten. Er dankte vor allem der deutschen Frau, die als Arbeiterin in Stadt und
Land die hochste Anerkennung fur ihren unermudlichen Einsatz verdient habe.
76 Betriebe wurden zu „Nationalsozialistischen Musterbetrieben" und 19 Betriebe zu „Kriegsmuster-
betrieben" ernannt. Ferner hat Reichsorganisationsleiter Dr. Ley 416 Betrieben bestatigt, daB sie die
ihnen verliehenen Goldenen Fahnen weiterfuhren dtirfen. Im Leistungskampf 1941/42 wurden ferner
an 1066 Betriebe Leistungsabzeichen verliehen. Davon erhielten 162 Betriebe Leistungsabzeichen fur
vorbildliche Berufserziehung, 267 fur vorbildliche Sorge fur die Volksgesundheit, 176 fur vorbildliche
Forderung von „Kraft durch Freude", und 68 Betriebe fur den Bau von vorbildlichen Heimstatten und
Wohnungen. AuBerdem wurden 353 Betriebe zu beispielhaften Kleinbetrieben ernannt. 1400 Betriebe
93 konnten mit dem Gaudiplom fur hervorragende Leistung neu ausgezeichnet werden, wahrend 6400
Betriebe, die das Diplom bereits besitzen, eine Bestatigung erhielten.
Der Geist, den das kampfende Deutschland Adolf Hitlers tragt und treibt, konnte sich kaum deutlicher
manifestieren, als durch den feierlichen Staatsakt in der Neuen Reichskanzlei am 2 0. Mai, bei dem
Rustungsarbeitern und Rustungsarbeiterinnen, Bergmannern und Huttenarbeitern, Bauern, Bauerinnen
und Landarbeitern die ihnen vom Fiihrer verliehenen Kriegsauszeichnungen uberreicht wurden, —
darunter zum ersten Male auch das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes. DaB zu solchen hohen
Ehrungen AnlaB bestand, ist ein eindringliches Zeugnis fur die unbeugsame Kampfentschlossenheit
und den opferbereiten Arbeitswillen in alien Schichten der Nation. DaB aber diese Form der offentli-
chen Anerkennung und des Dankes gewahlt worden ist, darin kommt von neuem die Gesinnung zum
Ausdruck, die das Grundelement unseres Staatslebens ist: Ein Sozialismus, der die Wertkategorien der
liberalistisch-kapitalistischen Zeit durch die ausschlieBlich gultige Wertung des Einsatzes in Kampf
und Arbeit ersetzt hat. Hohe und hochste Vertreter der Wehrmacht, der Partei, des Staates und der
Wirtschaft waren zugegen. Zuerst wandte sich Reichsminister Speer an die Rustungsarbeiter. Die
Auszeichnungen wurden vom Reichsmarschall, Reichsminister Speer, Reichswirtschaftsminister
Funk, Generalfeldmarschail K e i t e 1, Generalfeldmarschall Milch, Generaloberst Fromm, General-
oberst v. L e e b , Generaladmiral W i t z e 11, Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und Staatssekretar
Backe uberreicht. Es sind 137 Manner und Frauen aus alien Teilen des Reiches, die das Kriegsver-
dienstkreuz I. Klasse erhalten. Die II. Klasse dieser Auszeichnung wird an weitere 1000 fur die Rii-
stung Schaffende verliehen.
Die hochste Ehrung aber wird dem Werkmeister eines Rtistungsbetriebes Hans Hahne zuteil. Er emp-
fangt das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz durch einen Sonderbeauftragten des Fuhrers, einen
Ritterkreuztrager, einen Gefreiten des Heeres, einen unbekannten Musketier aus der groBen Millionen-
front. Der Reichsmarschall wiirdigt in einer groBangelegten Rede das Pflichtgefuhl von Front und
Heimat. Vor aller Augen entrollt er noch einmal das gewaltige Bild des siegreich bestandenen gewal-
tigen Abwehrkampfes im vergangenen Winter, der ubermenschliche Leistungen von jedem einzelnen
Soldaten, hochste EntschluBkraft aber vom Ftihrer verlangt hat. Aus der Rede des Reichsmarschalls
erkannte die breite Masse des deutschen Volkes erst mit volliger Klarheit, wie groB die Gefahr der
94 vergangenen Monate gewesen ist, und daB nur der Heldenmut der Front und die Genialitat des Fuhrers
eine Katastrophe abgewendet haben. (Wortlaut der Rede des Reichsmarschalls auf Seite 79.)
Am 22. Mai jahrte sich zum drittenmal der Tag, an dem der deutsch-italienischeFreun
dschafts- und Bundnisvertrag abgeschlossen wurde. Aus diesem AnlaB fand zwischen dem Ftih-
rer, Konig Viktor Emanuel III. und dem Duce ein Telegrammwechsel statt. Der Fiihrer spricht in sei-
nem Gluckwunsch an den Kaiser und Konig von dem „untrennbaren Bundnis" und in seinem Tele-
gramm an den Duce von der „unverbruchlichen Gemeinschaft der beiden Volker". Der Duce seiner-
seits wiirdigt den im Zeichen und getreu dem Buchstaben des Stahlpaktes vom 22. Mai 1939 geflihrten
Kampf, „den unsere beiden Volker mit ungebrochener Kraft an alien Fronten flihren".
Am 13. Mai berichtete die deutsche Presse, daB in Berlin der irakische Ministerprasident Raschid-Ali-
el-Galani und der GroBmufti von Palastina Amin AI Husseini eingetroffen seien. Bei ihrer Ankunft
wurden sie von Angehorigen des Auswartigen Amtes, der italienischen Botschaft und der arabischen
Kolonie empfangen.
Die Anwesenheit eines anderen bedeutenden Politikers im Reich erregte in der deutschen Offentlich-
keit das gleiche Interesse: der Ftihrer empfing, wie am 29. Mai gemeldet wurde, in Gegenwart des
Reichsministers des Auswartigen von Ribben-trop den Vorkampfer der indischen Freiheitsbewegung
Subhas Chandra Bose zu einer langeren Unterredung. Vorher hatte der ReichsauBenminister mit
dem indischen Freiheitskampfer eine Besprechung und — wie man zugleich vernahm — hatte Subhas
Chandra Bose wenige Tage vorher eine Begegnung mit dem Duce gehabt. Die Anteilnahme an diesen
Ereignissen war besonders deshalb so groB, weil Chandra Bose durch seine Aufrufe zum Freiheits-
kampf der Inder in der ganzen Welt groBtes Aufsehen erregt hatte. War es doch bekannt, daB diese
Aufrufe es gewesen sind, die den indischen Widerstandswillen gegentiber den britischen Vorschlagen
von Cripps versteift hatten. In Indien hatte die Nachricht vom Empfang des indischen Nationalisten-
ftihrers durch den Ftihrer im Hauptquartier groBte Begeisterung hervorgerufen. Der Sprecher des indi-
schen Nationalrates in Bangkok erklarte, daB dieses historische Treffen in Indien wie ein Blitz einge-
schlagen und im indischen Volk die groBte Freude hervorgerufen, dagegen in den anglo-
amerikanischen Landern groBe Niedergeschlagenheit erzeugt hatte. Jeder Inder wisse, daB Subhas
Chandra Bose den Interessen seines Vaterlandes diene. Sein Treffen mit dem Ftihrer sei deshalb ein
weiterer Beweis, daB Deutschland genau wie Japan aufrichtig wtinsche, Indien frei zu sehen. Die Inder
seien bereit, den Befehlen Boses Folge zu leisten, wie immer dieselben auch lauten mogen.
95 Obwohl die Phase des Winterfeldzuges schon seit mehreren Wochen beendet ist, brachte auch jetzt
noch der OKW-Bericht mehrmals Einzelheiten, die Einblick gestatteten in die besondere Art dieser
Kampfe. So berichtete der Wehrmachtbericht vom 6. Mai, daB im nordlichen Abschnitt der Ostfront
deutsche Truppen in ktihnem, planmaBig vorbereitetem Angriff die Verbindung zu einem vom Feinde
eingeschlossenen wichtigen Sttitzpunkt wiederhergestellt hatten. Die unter dem Kommando des Gene-
ralmajors S c h e r e r stehende Besatzung dieses Sttitzpunktes hat seit dem 21. Januar in hartem Ab-
wehrkampf zahlreichen Angriffen tiberlegener feindlicher Krafte mit hervorragender Tapferkeit stand-
gehalten. Diesen Kampf der Gruppe Scherer hat man mit den heldenmtitigen Verteidigern von Narvik
und vom Alcazar verglichen. Unter schwersten Bedingungen gegen einen tibermachtigen Feind haben
hier deutsche Soldaten, allein durch die Luft verpflegt und mit allem notwendigen Material versorgt,
monatelang auf sich selbst gestellt, gefochten. Der Ftihrer ehrte Generalmajor Scherer am 6. Mai durch
Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz, das dieser vorbildliche Offizier als 92. Soldat der deut-
schen Wehrmacht erhielt.
Am 17. Mai erhielten das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes Leutnant der Luftwaffe
Hermann Graf, am 19. Leutnant Adolf Dickfeld und am 27. General der Kavallerie Eberhard v.
Mackensen.
Die hohe Auszeichnung des Eichenlaubs mit Schwertern erhielten Oberleutnant Ostermann am
17. Mai aus AnlaB seines 100. Luftsieges und Leutnant Graf am 19. Mai anlaBlich seines 104. siegrei-
chen Luftkampfes.
Der Ftihrer hat, wie am 29. Mai gemeldet wurde, eine Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42"
(Ostmedaille) gestiftet. Sie wird verliehen als Anerkennung ftir Bewahrung im Kampf gegen den bol-
schewistischen Feind und . den russischen Winter innerhalb des Zeitraumes vom 25. November 1941
bis 15. April 1942. Der Ftihrer hat den Chef des Oberkommandos der Wehrmacht beauftragt, Durch-
ftihrungsbestimmungen ftir die Verleihung zu erlassen.
Mit groBer Genugtuung entnahm das deutsche Volk aus dem Wehrmachtbericht vom 12. Mai, daB am
8. Mai deutsche und rumanische Truppen, von starken Kraften der Luftwaffe untersttitzt, auf der Halb-
insel Kertsch zum Angriff angetreten seien. Am 13. Mai konnte ein erstes Teilergebnis gemeldet wer-
den: in einer Sondermeldung wurde verktindet, daB die Durchbruchsschlacht auf der Landenge von
Kertsch entschieden sei. Bis zu diesem Tage verlor der Feind liber 40 000 Gefangene, 197 Panzer-
kampfwagen, 598 Geschtitze und 260 Flugzeuge. Am 16. Mai berichtete eine Sondermeldung, daB
deutsche Truppen nach Uberwindung zahen Widerstandes am 15. Mai in Kertsch eingedrungen seien,
96 Stadt und Hafen befanden sich in deutscher Hand. Am 19. Mai war die Schlacht beendet. Unter dem
Oberbefehl des Generalobersten v. Manstein wurde die Meerenge von Kertsch von den deutschen
Truppen in ganzer Breite erreicht. Drei sowjetische Armeen mit 17 Schtitzendivisionen, 3 Schtitzen-
brigaden, 2 Kavalleriedivisionen und 4 Panzerbrigaden wurden vernichtet. Neben hohen blutigen Ver-
lusten lieB der Feind 149 256 Gefangene, 1133 Geschtitze, 372 Granatwerfer, 258 Panzerkampfwagen,
3814 Kraftfahrzeuge in deutscher Hand. An diesem gewaltigen Erfolg haben starke Luftwaffenver-
bande unter Fuhrung der Generalobersten Lohr und Freiherr v. Richthofen hervorragenden Anteil. Die
erste Schlacht dieses Jahres war gewonnen.
Wahrend diese Operationen im auBersten Osten der Halbinsel Krim noch im Gange waren, zeichnete
sich ein neues groBes Ereignis ab. Die Russen hatten zur Entlastung ihrer auf der Halbinsel Kertsch
stark bedrangten Verbande im Raum von Charkow angegriffen mit dem Ziel, diese wichtige Stadt zu
nehmen. In drei StoBrichtungen von Nordosten, von Osten und Sudosten brachen sie hervor. In harte-
sten Kampfen wurden die beiden erstgenannten StoBe abgefangen, wahrend die Russen im Stiden mit
starken Kraften vorwartskamen. Die dadurch entstehende Ausbuchtung gab der obersten deutschen
Fuhrung die Moglichkeit, ihrerseits zum Angriff anzutreten. Nachdem die Schlacht schon mehrere
Tage im Gange war, berichtete der Wehrmachtbericht am 22. Mai, daB nunmehr das Gesetz des Han-
delns in deutsche Hande ubergegangen sei. Am 25. Mai wurde berichtet, daB sich die Operationen
sudlich von Charkow zu einer groBen Kesselschlacht entwickelt haben. Am 29. Mai lag der SchluBbe-
richt fur diese gigantische Operation vor: im Frontabschnitt des Generalfeldmarschalls v. Bock haben
die Armeen des Generalobersten v. Kleist und des Generals der Panzertruppen Paulus die Abwehr in
einen stolzen Vernichtungssieg verwandelt. Die sowjetische 6., 9. und 57. Armee mit rund 20 Schtit-
zendivisionen, 7 Kavalleriedivisionen und 14 Panzerbrigaden wurden vernichtet. 240 000 Gefangene
wurden gemacht. Die Zahlen des erbeuteten oder im Kampf vernichteten Kriegsmaterials sind gewal-
tig: 1249 Panzerkampfwagen, 2026 Geschutze, 538 Flugzeuge und ungezahlte Mengen sonstiger Waf-
fen und Gerate. Auch diese Schlacht war gewonnen, der Sieg von der Heimat mit groBer Genugtuung
und tiefem Dank aufgenommen. Die Feindpropaganda aber wollte schlieBlich, nachdem sie anfangs
riesige Sowjetsiege angekiindigt hatte, von einer Schlacht bei Charkow uberhaupt nichts mehr wissen.
Auch in der Cyrenaika sind deutsche und italienische Truppen am 26. Mai zum Angriff auf die feind-
lichen Stellungen angetreten. Am Ende des Monats war die erbitterte Schlacht noch im Gange, deren
97 Ergebnisse sich erst im Juni absehen lassen werden. Damit haben die deutschen Truppen wieder das
Gesetz des Handelns an alien Fronten in die Hand genommen. Es mag verstandlich sein, daB die Bri-
ten diesen neuen deutschen Waffentaten mit Ingrimm und Erbitterung zusehen. Man kann es verste-
hen, wenn Stalins Hilferufe immer dringlicher werden. Es ist aber ein typisch britischer Weg, den sich
die Englander aus ihrem Dilemma suchen, wenn sie nunmehr erneut Terrorangriffe auf die deutsche
Zivilbevolkerung vornehmen. Mit starkeren Kraften als fruher griffen sie im Mai Rostock, Warne-
miinde, Koln und Essen an. Die Schaden an zivilen Bauten und unter der friedlichen Bevolkerung sind
zum Teil schwer. Die deutsche Luftwaffe schlug darum hart und energisch zuriick: auch englische
Stadte wurden erneut angegriffen, unter ihnen Norwich und Canterbury.
Dort aber, wo die Englander wirklich militarisch hatten Ruhm ernten konnen, sind sie unter groBen
Verlusten zuriickgeworfen worden. So berichtete das Oberkommando der Wehrmacht am 18. Mai, daB
die Briten den Kreuzer „Prinz Eugen" erfolglos angegriffen haben. Sie wurden unter schwersten Ver-
lusten zuriickgeschlagen und verloren 22 der angreifenden Bomber. Im ubrigen waren die Flugzeug-
verluste der Briten bei ihren Angriffen auf das Reich und die Kanalkiiste stets sehr schwer.
Der Monat Mai brachte eine Rekordzahl an Schiffsversenkungen. Insgesamt verminderten die deut-
schen U-Boote im Mai die feindliche Handelstonnage um 767 400 BRT. Die deutsche Luftwaffe ver-
senkte 157000 BRT. 17 feindliche Handelsschiffe mit 924 400 BRT sind damit allein im Mai fur die
feindliche Kriegfuhrung verloren. Rechnet man dazu, daB die Italiener und die Japaner bemerkenswer-
te Erfolge im Handelskrieg "hatten, so darf man ohne weiteres annehmen, daB die anglo-
amerikanischen Machte weit mehr als eine Million BRT im Mai verloren haben.
Auch die amerikanische Kriegsmarine erlitt im Mai empfindliche Verluste. In der Seeschlacht im Ko-
rallenmeer versenkten die Japaner nach einer Meldung des Kaiserlichen Hauptquartiers vom 8. Mai
zwei Flugzeugtrager, die „Yorktown" und „Saratoga", ferner ein Kriegsschiff vom „California"-Typ
sowie ein nordamerikanisches Unterseeboot. Ein britisches Kriegsschiff vom Typ der „Warspite"-
Klasse und ein britisches Unterseeboot wurden schwer beschadigt. Auch hier haben Amerikaner und
Englander ihre alte Taktik angewendet, tiber ihre Verluste nichts zu melden. Im Gegenteil, sie logen
diesen japanischen Sieg in einen englisch-amerikanischen um. Im ostasiatischen Krieg ist im Mai noch
ein weiterer Erfolg zu melden. Die Inselfestung Corregidor, der Schlussel zur Manilabucht, wurde von
98 japanischen Truppen am 6. Mai eingenommen. Damit fiel die letzte Verteidigungsposition der
Amerikaner auf den Philippinen.
In Frankfurt a. M. wurden am 20. Mai die aus Amerika zuriickgekehrten Diplomaten und Schriftleiter
von Vertretern des Staates, der Partei und der Wehrmacht auf das herzlichste begriiBt. Staatssekretar v.
Weizsacker wtirdigte bei einem BegriiBungsakt im Festsaal des Romer den aufopferungsvollen Einsatz
der Amerikadeutschen fur die deutsche Sache. Der Flihrer verlieh dem bisherigen deutschen Ge-
schaftstrager in Washington, Gesandten Dr. Hans T h o m s e n , fur seine besonderen Verdienste als
diplomatischer Vertreter des Reiches das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz. Zugleich erhielt der
bisherige deutsche Militarattache in Washington, General der Artillerie Friedrich v. Boetticher, in
Anerkennung seiner besonderen Verdienste das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern.
Am 6. Mai wurde berichtet, daB der Reichsminister fur Bewaffnung und Munition einen Rustungsrat
gebildet habe, dem Generalfeldmarschall Milch, Generaloberst Fromm, Generaladmiral W i t z e 11,
General der Infanterie Thomas und General der Artillerie Leeb angehoren. Aus der Rtistungsindustrie
hat der Reichsminister fur Bewaffnung und Munition Geh. Rat Hermann Biicher, Generaldirektor
Philipp KeBler, Generaldirektor Karl P 1 e i g e r , Generaldirektor Dr. Ernst Ponsgen, Kommerzienrat
Dr. Rochling, Generaldirektor Helmut Rohnert, Generaldirektor Albert V o g-1 e r und Generaldirek-
tor Wilhelm Zangen in den neugebildeten Rustungsrat berufen.
Die Konzentration aller wirtschaftlichen Krafte auf die Erringung des Sieges machte eine weitere Zu-
sammenfassung und Ausrichtung aller in die Rustung eingeschalteten Dienststellen unter einheitlicher
Leitung notwendig, wie am 22. Mai berichtet wurde. Um den geschlossenen Einsatz und eine den
wechselnden Anforderungen der Front entsprechende Schlagkraft der Rtistungsorganisation zu ermog-
lichen, hat der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Teile des ihm unterstellten Wehrwirtschafts-
und Rustungsamtes dem Reichsminister fur Bewaffnung und Munition Speer als Rtistungsamt zur
Verfugung gestellt. Zum Chef dieses Rustungsamtes wurde General der Infanterie Thomas unter
Beibehaltung seiner Stellung als Chef des Wehrwirtschaftsamtes im OKW ernannt. Gleichzeitig wur-
den die Rustungsinspektionen und Rustungskommandos unter Erweiterung ihrer Befugnisse und Auf-
gaben AuBenstellen des Reichsministers fiir Bewaffnung und Munition. Sie sind damit nachgeordnete
Dienststellen des Rustungsamtes. Fur die Rationalisierung der Rtistungsfertigung wurden im Rahmen
99 der Selbstverantwortung der Rtistungsindustrie nach dem Willen des Fuhrers vor allem der Betriebs-
ftihrer und Ingenieur eingeschaltet.
Gegen den stellvertretenden Reichsprotektor in Bohmen und Mahren, SS-Obergruppenfuhrer Hey-
drich, wurde am Vormittag des 27. Mai in Prag von bisher unbekannten Tatern ein Anschlag veriibt.
Die Verletzungen des Obergruppenfuhrers Heydrich waren sehr schwer und fuhrten in den ersten Juni-
tagen zum Tode. Der Mordanschlag riB den stellvertretenden Reichsprotektor, nachdem er mit seinen
SofortmaBnahmen das politische Leben im Protektorat befriedet hatte, aus einer Fiille von aufbauen-
den Planen, die im Interesse ebensosehr der Tschechen wie des Reiches lagen. Namentlich in der
Masse der tschechischen Arbeiter- und Bauernschaft fanden die MaBnahmen des Stellvertretenden
Reichsprotektors zur Sicherung von Wirtschaft und Arbeit — insbesondere auch in sozialpolitischer
Beziehung — zunehmendes Verstandnis. Mit der Vertretung Heydrichs wurde SS-Oberstgruppen-
ftihrer und Generaloberst der Polizei D a 1 u e g e beauftragt.
Am 15. Mai verstarb in Berlin im 54. Lebensjahr der weit tiber die Grenzen seines Gaues hinaus be-
kannte Gauleiter des Gaues Weser-Ems und Reichsstatthalter in Oldenburg-Bremen, Karl Rover. Mit
dem Verstorbenen verlor die nationalsozialistische Bewegung einen ihrer altesten und mannhaftesten
Kampfer, der noch wenige Tage vorher vor der Gefolgschaft eines neuen NS-Musterbetriebes iiber die
GroBe und Einmaligkeit des gegenwartigen groBdeutschen und europaischen Freiheitskampfes ge-
sprochen hatte. Der Flihrer ehrte den Verstorbenen durch einen Staatsakt. Bei dieser Ehrung war der
Flihrer im Mosaiksaal der Neuen Reichskanzlei selbst zugegen. Reichsminister Rosenberg wlirdigte
dabei die Personlichkeit Karl Rovers als die eines kompromiBlosen volkischen und nationalsozialisti-
schen Kampfers. — An Stelle des verstorbenen Gauleiters und Reichsstatthalters ernannte der Flihrer
den stellvertretenden Gauleiter der Mark Brandenburg, Paul Wegener, zum Gauleiter des Gaues We-
ser-Ems der NSDAP und zum Reichsstatthalter in Oldenburg und Bremen. Paul Wegener war in der
letzten Zeit Vertreter des Reichskommissars fiir die besetzten norwegischen Gebiete in Oslo. Er hat in
den Reihen der Waffen-SS am Kriege teilgenommen und wurde mit dem EKII ausgezeichnet.
Am 23. Mai trat Reichsminister Walther Darre aus gesundheitlichen Griinden einen langeren Urlaub
an. Der Fiihrer hat fur diese Zeit den Staatssekretar im Reichsernahrungsministerium Hermann Backe
mit der Ftihrung der Geschafte des Reichsministers fur Ernahrung und Landwirtschaft, des Reichsbau-
ernflihrers und des preuBischen Ministeriums fiir Ernahrung und Landwirtschaft beauftragt.
100 Der Staatssekretar im Reichsverkehrsministerium Dr.-Ing. e.h. Kleinmann hat nach einer Meldung
vom 27. Mai den Flihrer aus gesundheitlichen Griinden um Entbindung von seinen Dienstgeschaften
gebeten. Der Flihrer hat dieser Bitte stattgegeben und den bisherigen Leiter der Haupteisenbahndirek-
tion Ost in Poltawa, Dr.-Ing. Ganzenmiiller, zu seinem Nachfolger unter gleichzeitiger Ernennung zum
Staatssekretar bestellt. Dr. Ganzenmiiller trat 1932 in den Dienst der Deutschen Reichsbahn, wo er
vielseitige Verwendung fand. Im Oktober 1941 wurde er nach Poltawa abgeordnet und im Februar
1942 zum Eisenbahngeneralkommissar ernannt. Dr. Ganzenmiiller verfiigt damit iiber reiche Erfah-
rungen in alien Kriegsaufgaben der Reichsbahn.
Um breitesten Schichten der Bevolkerung einen anschaulichen Begriff von den Zustanden in der So-
wjetunion und von den Leistungen unserer Soldaten im Osten zu vermitteln, veranstaltete die Reichs-
propagandaleitung im Mai und Juni im Berliner Lustgarten eine Ausstellung „Das Sowjetparadies".
Die Ausstellung wurde am 8. Mai mit einer Rede des Staatssekretars Gutterer feierlich eroffnet. Sie
zeigt am Anfang eine knappe, aber eindringliche Darstellung des gewaltigen Reichtums der Sowjetge-
biete. Demgegeniiber stellt sie den durch den Bolschewismus entwickelten Tiefstand der Lebenshal-
tung, die alien bisherigen Begriffen von Zivilisation und Kultur Hohn spricht. Sehr eindrucksvoll wird
gezeigt, daB der Bolschewismus den Reichtum des russischen Landes fast ausschlieBlich zur Schaf-
fung jener riesigen Angriffsarmee benutzte, mit deren Hilfe die jiidische Weltrevolution verwirklicht
werden sollte. Die Ausstellung zeigt auch, wie der germanische Lebensstrom mehrfach nach dem
Osten gezogen ist und sich segensreich auswirkte im Bauwesen, in der Bausiedlung, in Wissenschaft
und Technik. Erschiitternd sind die Zeugnisse bolschewistischer Unkultur, vor allem in der Woh-
nungskultur, erschreckend die Zeugnisse bolschewistischer Herrschaftsmethoden, fur die ein GPU-
Keller aus Minsk — ein Originalkeller mit seiner Folterkammer und Todeszelle — grauenvolle Bei-
spiele sind. Der letzte Raum der Austeilung veranschaulicht jene Krafte, die verhindert haben, daB
Europa der Barbarei des Bolschewismus ausgeliefert wurde. Der Besuch der Ausstellung ist auBeror-
dentlich hoch. Niemand, der diese Schau gesehen hat, ist sich im Zweifel dariiber, welche Seite siegen
muB, wenn Europa als Kulturfaktor fortbestehen soil.
Im Monat Mai wurden die Ergebnisse der letzten ReichsstraBensammlung des Kriegs-WHW vom 11.
und 12. April und der ersten Haussammlung fur das Deutsche Rote Kreuz in diesem Jahre veroffent-
licht. Es waren stolze Zahlen. Das WHW-Ergebnis betrug 44 314246,16 RM. Diese Zahl bedeutet eine
101 Zunahme um 31 v. H., d. h. um fast 10,5 Mill. RM gegeniiber der gleichen Sammlung des Vorjahres.
Die erste Haussammlung fiir das Deutsche Rote Kreuz erbrachte 42 560 644,45 RM. Hier macht die
Zunahme 19,42 v. H. aus, das sind beinahe 7 Mill. RM.
Fiir die Zeit vom 1. bis 15. Juni wird, wie ein Aufruf des Reichswirtschaftsministers Funk vom 26.
Mai bekanntgab, im ganzen Reich eine Altkleider- und Spinnstoffsammlung durchgefiihrt. Sie soil
notwendige Bekleidungsreserven fiir diejenigen schaffen, die in einer neuen Tatigkeit im Frontbereich,
in der Riistungsindustrie und in der Landwirtschaft Kleidungsstiicke dringend benotigen.
Am 6. Mai wurde durch die Presse eine Verfiigung bekanntgegeben, daB es in diesem Jahre verboten
sei, Obst und Gemiise direkt vom Erzeuger zu kaufen. Diese MaBnahme ist notwendig geworden,
nachdem im vergangenen Jahre fiir den Allgemeinbedarf deutlich spiirbare Mengen auf diesem Wege
verlorengegangen sind. Man hat errechnet, daB im vergangenen Jahr die Erfassung der Erdbeerernte
im Vergleich zum vorvergangenen Jahr von 91 v. H. auf 46 v. H. zuriickgegangen ist. Ausgenommen
von dieser Verfiigung sind Klein- und Schrebergartner sowie Hausgartenbesitzer, die Obst nicht ge-
werbsmaBig anbauen.
Die deutschen Gerichte gehen auch weiterhin scharf gegen Volksschadlinge vor. Eine ganze Reihe
von Urteilsveroffentlichungen im Monat Mai bezeugen, daB Todesstrafen und Zuchthausstrafen fiir
Schleichhandler und Schieber und gegen untreue Beamte in der Lebensmittel- und Rohstoffversor-
gung verhangt worden sind. Fiir die Entziehung von 1800 Tonnen Eisen, die dem Betriiger einen Ge-
winn von 15 000 RM einbrachten, wurde der Angestellte einer Lokomotivfabrik in Wien vom Sonder-
gericht zum Tode verurteilt. — Der Leiter einer Wirtschaftsstelle in Danzig wurde fiir die Unterschla-
gung von Lebensmittelkarten und Entnahme einer Kleider- und Raucherkarte fiir sich selbst zum Tode
verurteilt. Mithelferinnen, seine Mutter und seine Braut, wurden zu je 2 1/2 Jahren Zuchthaus abgeur-
teilt. — Ein Schleichhandler in Niirnberg, der 55 Ganse und 6 Hiihner auf unrechtmaBige Weise er-
warb, erhielt drei Jahre, sein Heifer anderthalb Jahre Zuchthaus. Dies sind unerfreuliche Erscheinun-
gen der Kriegszeit, denen aber das Gesetz riicksichtslos zu Leibe geht.
Eine Aktion ganz besonderer Art wurde im Mai durch Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels ange-
ordnet. Den stets I wiederkehrenden und, wie man festgestellt hat, durchaus berechtigten Klagen zahl-
reicher Volksgenossen Gehor schenkend, unternahm es der Berliner Gauleiter, in der Reichshauptstadt
der Unhoflichkeit, dem schlechten Benehmen und der Riicksichtslosigkeit den Kampf anzusagen. In
Erkenntnis der Tatsache, daB der Krieg vom einzelnen Volksgenossen erhohte Leistungen und Ner-
102 venanspannung verlange, forderte der Minister auf, den Tageslauf durch Hoflichkeit und Herzlichkeit
im Umgang zu erleichtern. Die Berliner Bevolkerung soil mithelfen wahrend der Zeit des Wettbe-
werbs, der zuerst vom 5. Mai bis 1. Juni geplant war, dann aber bis zum 15. Juni verlangert wurde, den
hoflichsten Berliner und die hoflichste Berlinerin zu linden. Sie sollen ausgezeichnet werden. Tatsach-
lich hat es diese Aktion dahin gebracht, daB die Hoflichkeit vier Wochen im Mittelpunkt der Gespra-
che und der Aufmerksamkeit stand. Es ist auch kein Zweifel, daB im Laufe dieser Wochen manche
Ecke abgeschliffen wurde und manch erfreuliches Beispiel, deren zahlreiche in der Presse veroffent-
licht wurden, zur Nacheiferung angeregt hat.
Reichsminister Rosenberg machte im Laufe des Mai seine erste groBere Besichtigungsfahrt durch den
Bereich seines Ministeriums. Der Reichsminister besuchte bei dieser Gelegenheit Riga, Reval und
zahlreiche Stadte des friiher russischen Gebietes. In den befreiten Stadten der baltischen Staaten wur-
den Reichsminister Rosenberg viele Bezeigungen der Dankbarkeit fur die Befreiung vom bolschewi-
stischen Joch zuteil. Der Pressechef des Reichsministers fur die besetzten Ostgebiete, Major Karl
Cranz, veroffentlichte in der nationalsozialistischen Parteikorrespondenz einen Artikel, der die Ein-
driicke von dieser Reise eindrucksvoll wiedergab. In seiner Ansprache vor den Mannern der deutschen
Zivilverwaltung, der landeseigenen Verwaltung in den Generalbezirken und zahlreicher Abordnungen
der estnischen, litauischen und lettischen Bevolkerung betonte Reichsminister Rosenberg immer wie-
der die Tatsache, daB wir alle unter dem Gesetz des Krieges stiinden und alle Kraft in den Dienst die-
ses Krieges zu stellen haben. Die deutsche Zivilverwaltung habe planmaBig und bei moglichst weitge-
hender freiztigiger Beteiligung aller landeseigenen Krafte die fuhlbarsten Schaden bolschewistischer
MiBwirtschaft beseitigt.
Die deutsche Verwaltung hat auch planmaBig die Voraussetzungen fiir den Wiederaufstieg des Wirt-
schaftslebens geschaffen. So hat auch das kulturelle Leben in den meisten groBeren Stadten wieder
begonnen. In Dorpat, der ersten Hochschule im Reichskommissariat Ostland, haben die medizinische,
tierarztliche und landwirtschaftliche Fakultat wieder ihre Tatigkeit aufgenommen. Aus dem Trummer-
haufen des bolschewistischen Chaos wachst allenthalben unter weitsichtiger deutscher Fiihrung ein
neues Leben. Es gliedern sich die Lander und Volker des Ostens mehr und mehr ein in die groBe Front
des neuen Europa.
Viel zu wenig bekannt sind die Leistungen, die das Deutschtum im Laufe der Jahrhunderte im Ost-
raum vollbracht hat. Um die Kenntnis davon zu verbreiten, hat die Werbestelle des Generalgouverne-
103 ments Unter den ,Linden eine Sonderschau „Geschichtliche Leistung der Deutschen im Weichselraum"
eroffnet. Aus dieser Schau beweist sich aufs neue, daB alles, was kulturell, wirtschaftlich und sozial in
diesem Raum geschichtsbildend war, immer wieder von deutschen Kolonisten geschaffen worden ist.
So ist z. B. das alte Krakau nach Anlage und Wesen eine echt deutsche Kolonialstadt. Besonders deut-
lich wird die uberragende geschichtliche Leistung der Deutschen im Ostraum, wenn man das Bildma-
terial bauerlicher Siedlungen betrachtet. So weisen z. B. die Rodedorfer im Karpatenvorland aus der
Zeit vom 13. bis zum 15. Jahrhundert trotz des Versuchs einer intensiven Polonisierung unverkennbar
deutsche Ziige auf. Jahrhundertelang sind es auch deutsche Burgen gewesen, die als Bollwerke den
europaischen Lebensraum gegen asiatisches Chaos sicherten.
Uber die Eindeutschung Krakaus gibt eine Notiz des DNB vom 16. Mai aufschluBreiche Zahlen. Die
letzte polnische Volkszahlung vom Jahre 1933 wies nur 500 Deutsche in Krakau aus. Heute leben in
Krakau bereits wieder 24 800 Deutsche. Die Verwaltung der Stadt hat es sich zur Aufgabe gemacht,
der Stadt wieder ein ausschlieBlich deutsches Gesicht zu geben, wie sie es auch friiher schon besaB. Es
ist geplant, das Zentrum der Stadt nur von Deutschen zu besiedeln, eine Auslese deutschen Kaufmann-
stums um den Adolf-Hitler-Platz zu konzentrieren, um gleichsam damit ein Schaufenster deutscher
Leistung im Osten entstehen zu lassen. Im Rahmen der Entwicklung Krakaus zu einer deutschen Stadt
wurde auch die Judenfrage grundsatzlich gelost. Jenseits der Weichsel wurde ein Judenwohnbezirk
gebildet, der die rund 18 000 in der Stadt verbliebenen Juden von der iibrigen Bevolkerung scheidet.
Am 10. Mai, dem Tage des Ausbruchs der Feindseligkeiten zwischen den Niederlanden und Deutsch-
land im Jahre 1940 fand in Amsterdam eine Gemeinschaftskundgebung der Deutschen Arbeitsfront
und der neugeschaffenen niederlandischen Arbeitsfront statt. Der niederlandische Sprecher, der Leiter
dieser Organisation, Woudenberg, erklarte: „Wir wollen daran mitarbeiten, daB ein 10. Mai nicht wie-
derkehren kann. Wir wollen mitarbeiten im groBgermanischen Reich der Zukunft." Dr. Ley betonte,
daB der heutige Krieg nicht als Zwist zwischen Deutschland und den Niederlanden oder den anderen
europaischen Volkern aufzufassen sei, sondern ein Krieg der nationalbewuBten Volker und Menschen
gegen Juda ist. „Wir Deutschen bewundern die Niederlander und ihre alte Kultur. Durch den Raum,
das Blut, die artverwandte Kultur und das gemeinsame europaische Schicksal werden Deutsche und
104 Niederlander zueinander gezwungen." Deswegen sei Deutschland auch bereit, den Niederlandern beim
Aufbau einer neuen nationalsozialistischen Wirtschafts- und Lebensordnung zu helfen.
Auf Vorschlag des Reichsministers fur Bewaffnung und Munition haben der Generalbevollmachtigte
fur den Arbeitseinsatz und der Reichsarbeitsminister den Reichstreuhander der Arbeit fiir das Wirt-
schaftsgebiet Hessen, Dr. Schmelter, zum Sondertreuhander der Arbeit fur die Organisation Todt be-
stellt, mit dem Auftrage, die Arbeitsbedingungen aller von der Organisation Todt beschaftigten Ge-
folgschaftsmitglieder zu regeln. Ihm obliegt es vor allem, die Lohne dieser Gefolgschaftsmitglieder zu
iiberpriifen und sie in Anpassung an die allgemeinen Erfordernisse der Lohnpolitik neu zu ordnen.
Auch die Arbeitsbedingungen der von dem bisherigen Baustab Speer beschaftigten Gefolgschaftsmit-
glieder gehoren zum Arbeitsbereich des Sondertreuhanders.
Unter dem Titel „Arbeitsschutz und Jugend" fanden im Monat Mai in verschiedenen Teilen des Rei-
ches Tagungen statt. Der groBe Bedarf an Arbeitskraften zwingt auch, an die Arbeitskraft der Jugend
hohere Anforderungen zu stellen. Daraus ergeben sich fiir alle, die den Arbeitseinsatz der Jugend so-
wie ihre Arbeit betreuen, erhohte Pflichten. Es gilt vor allem, die Jugend vor Gefahren und Schadi-
gungen an Leben und Gesundheit zu schiitzen. Aus diesem Grunde fanden sich Betriebsfiihrer, Aus-
bildungsleiter, Lehrmeister, Betriebsarzte, Sicherheitsingenieure und Betriebsjugendwalter zusammen,
um den fiir die Zukunft der Jugend so wichtigen Gedanken des Arbeitsschutzes in die Tat umzusetzen.
Die Verleihung von Auszeichnungen als Kriegsmusterbetrieb hat die Frage der beruflichen Fortbil-
dung im Betrieb in den Vordergrund geriickt. Man stellte fest, daB im Leistungskampf der Betriebe die
Nachwuchserziehung und die berufliche Fortbildung fiir Erwachsene eine besondere Stellung einneh-
men. Diese Fortbildung hat in doppelter Hinsicht groBe Bedeutung: sie erweitert den Kreis der hoch-
qualifizierten Arbeitskrafte, die das Riickgrat der deutschen Wirtschaft bilden, und sie verschafft dem
einzelnen nicht nur Aufstiegsmoglichkeiten sozialer Art, sondern tragt auch zweifelsohne zur Steige-
rung seines Lebensgefiihls bei. Ein Beispiel sei hier nur aufgefiihrt: Ein Reichsbahnausbesserungswerk
bildet seine samtlichen Meister und einen groBen Teil der Ingenieure aus dem eigenen Betriebe heraus.
So ermoglichte das Werk im letzten Jahre 37 Schlossern einen SchweiBkursus von drei Wochen Dau-
er. Wahrend der Kurse wurde der Lohn voll weitergezahlt. Acht Sonne von Werksangehorigen besu-
chen eine Fachschule, ebenso fiinf Werksangehorige. Die Kosten — je 1500 RM — tragt das Werk. In
ahnlicher Weise werden andere Betriebsangehorige beruflich gefordert.
105 Die Leitung der Auslandsorganisation der NSDAP hatte die Amtsleiter fiir Technik in den europai-
schen Landesgruppen der AO zu einer mehrtagigen Besprechung gerufen, die unter dem Vorsitz des
Gauamtsleiters Prof. Dr.-Ing. e. h. Bohle stand.
Im Rahmen einer Feierstunde wurde fiir die in der Reichshauptstadt lebenden Volksdeutschen im
Hause des Gauverbandes Berlin des Volksbundes fiir das Deutschtum im Auslande in der MotzstraBe
ein Kameradschaftsheim eroffnet, das nunmehr eine Statte froher Gemeinschaft und geselliger Zu-
sammenkiinfte der dem VDA angehorenden Volksdeutschen Manner und Frauen in Berlin bilden
wird.
Die so wichtige Frage des Erziehernachwuchses wird auch im Kriege mit allem Nachdruck gefordert.
In Ohrdruf wurde am 11. Mai durch den thiiringischen Ministerprasident Marschler eine neue Lehrer-
bildungsanstalt, die dritte in Thiiringen, eroffnet. Sie hat in einem friiheren Kaufmannserholungsheim
Unterkunft gefunden. Eine vierte Thiiringer Lehrerbildungsanstalt wird in Meiningen errichtet. Eine
weitere besteht bereits in Gera, wahrend eine Lehrerinnenbildungsanstalt in Schwarzburg besteht.
Im kommenden Jahr wird die wehrgeistige Erziehung an alien deutschen Schulen unter dem Thema
„Der Kampf im Osten" stehen. Zur Eroffnung dieser Aktion hatte der NSLB namhafte Vertreter des
Erziehungswesens, der Wehrmacht, der Partei und des kulturellen Lebens zu einer Vortragsveranstal-
tung in seine Verbindungsstelle gebeten. Oberbereichsleiter Hansen betonte, daB es das Ziel der wehr-
geistigen Erziehung sei, schon jetzt die Grundlage dafiir zu schaffen, daB das deutsche Volk die Friich-
te des kommenden Sieges ernten konne. Die Jugend vor allem miisse aus dem Erlebnis des Krieges
auf die hohe Verantwortung der ihr im spateren Leben gestellten Aufgaben vorbereitet werden. An-
schlieBend sprach Oberst Prof. Dr. Hesse von der Inspektion des Erziehungs- und Bildungswesens im
Oberkommando des Heeres. Der Vortragende gab einen eindrucksvollen Uberblick iiber die Vorge-
schichte des Krieges im Osten und seine einzelnen Phasen.
Der Stabschef der SA hatte die Fiihrer der SA-Gruppen Anfang Mai zu einer Dienstbesprechung nach
Berlin befohlen. Sie befaBte sich ausschlieBlich mit kriegswichtigen Fragen. Der Stabschef ehrte dabei
die vor dem Feinde gebliebenen SA-Fiihrer: „Die letzte, harteste und hochste Bewahrungsprobe sieht
die SA in vorderster Linie. Sie stellt dem Fiihrer denselben Typ des Kampfers, den sie im Ringen um
die Macht schon eingesetzt hat."
Am 17. Mai war in diesem Jahre der Muttertag. Es sprachen an diesem Tage Reichsminister Dr. Frick
106 und die Reichsfrauenflihrerin Frau Scholtz-Klink. Dr. Frick flihrte dabei aus, daB fiir die Mutter
und Frauen der Krieg eine doppelte Belastung bedeute. Abgesehen von der steten Sorge, mit der sie
um Geschick und gluckliche Heimkehr ihrer Manner, Sohne und Briider bangen, hat sich auch ihre
arbeitsmaBige Beanspruchung immer mehr erhoht. Nicht nur, daB manche Schwierigkeiten ihre haus-
lichen Sorgen steigern, heiBt es vielfach fur sie, auch den Mann zu ersetzen, seine Arbeit zu tun. Un-
ermeBliche Werte hatten in diesem Kriegseinsatz unsere Frauen geschaffen. Besondere Hochachtung
verdiene die Landfrau, von deren rechtzeitiger Aussaat und Erntearbeit heute vielfach das Leben unse-
res Volkes und die Zukunft der Nation abhange. Dr. Frick schloB mit einer Ehrung derjenigen Frauen,
die im Kriege den Mann, den Sohn, den Verlobten verloren. Die Reichsfrauenflihrerin, Frau Scholtz-
Klink, richtete im Rahmen ihrer Ansprache an alle Frauen und Madchen unseres Volkes, die weder in
einem geregelten Arbeitsverhaltnis stehen, noch Mutter kleinerer Kinder sind, die Bitte, der Gemein-
schaft ein paar Stunden ihrer freien Zeit fur diejenigen zu geben, denen diese Stunden Erleichterung
oder Hilfe bedeuten konnen.
Vom 7. bis 9. Mai sind in Berlin unter Vorsitz des Staatssekretars Dr. Stuckart fuhrende Verwal-
tungswissenschaftler aus 14 Nationen zu einer Arbeitstagung zusammengetreten. Dr. Stuckart iiber-
nahm auf einhelligen Wunsch der Tagungsteilnehmer die Prasidentschaft der neugegriindeten „A k a -
d e m i e fur internationale Verwaltungswissenschaft". Als erste praktische Leistung hat die Akademie
die finanzielle und wirtschaftliche Forderung eines Sammelwerkes „Verfassungs-, Verwaltungs- und
Wirtschaftsgesetze der Volker" vorgenommen. Der erste Band der Reihe, der Norwegen behandelt,
liegt schon vor, ein zweiter Band iiber die Niederlande befindet sich im Druck, weitere Bande iiber
Japan, Italien, Bulgarien, Danemark und Schweden sind in Vorbereitung.
Auf einer vielbeachteten Veranstaltung des Wirtschaftsrats der Deutschen Akademie und der Indu-
strie- und Handelskammer sprach am 16. Mai der President der Deutschen Akademie, Ministerprasi-
dent Dr. Ludwig S i e b e r t. Dabei gab er einen Uberblick tiber die wissenschaftlichen Arbeiten der
Akademie. Sie wtirden in mehreren Abteilungen durchgefuhrt, so in den Abteilungen fur deutsche
Sprache, fur deutsche Ge- j schichte, fur deutsche Bildende Kunst, fur deutsche Musik, fur j deutsche
Staats- und Wirtschaftskunde, fur deutsche Ostbeziehungen und fur deutsch-balkanische Beziehungen.
Die Deutsche Akademie solle jederzeit eine geistige Waffe der Nation sein und ein wesentlicher Bau-
stein in dem ungeheuren Aufbauwerk fur die Zukunft des deutschen Volkes und des Abendlandes.
107 Am 22. Mai machte Ministerialdirektor H i n k e 1 vor den Mitgliedern der Deutschen Akademie in
Berlin Ausfuhrungen iiber den Kriegseinsatz des deutschen Kunstschaffens. Er gab dabei bekannt, daB
allein 16 bis 18 000 deutsche Kunsfler standig im Werk der Truppenbetreuung eingesetzt seien. Fiir
die Lebendigkeit des kunsflerischen Lebens zeuge, daB im Jahre 1941 auf deutschen Blihnen 294 Ur-
aufflihrungen dargeboten wurden, wobei der Anteil der Oper 98 Werke betragt. Der deutsche Film
brachte 73 Uraufflihrungen hervor. Das sind Zahlen, die sich wirklich sehen lassen konnen.
Uber die Grenzen des Landes hinaus tragt auch im Kriege das deutsche Kunstschaffen den Ruhm
deutscher Kultur. Die Berliner Philharmoniker unter Clemens KrauB gastierten im Mai in Lissabon, in
Madrid sowie im unbesetzten Frankreich. Der Erfolg war ungeheuer. Auch eine deutsche Architektur-
ausstellung wurde im Mai in Madrid eroffnet. Die auf Veranlassung des Reichsministers Speer veran-
staltete Ausstellung wurde nicht nur von fuhrenden Mannern Spaniens, unter ihnen von General Fran-
co, sondern auch von breitesten Volksschichten besucht.
Ein besonderes Ereignis war die Ausstellung, die Arno Breker mit seinen Werken in der Orangerie der
Tuilerien in Paris veranstaltete. Diese Ausstellung des meistgenannten Bildhauers im GroBdeutschen
Reich erregte in Paris groBtes Aufsehen und Interesse.
In Salzburg legte um die Mitte des Monats Mai die deutsche Jugend ein Bekenntnis zu deutscher Kul-
tur ab. Die Kulturtage der Hitler- Jugend, auf denen die Jugend zu alien Gebieten der Kunst Stellung
nahm und sich befruchten lieB, waren gekennzeichnet durch die Anwesenheit fuhrender Manner des
deutschen Kulturlebens, die hier das Wort ergriffen. Prof. Wilhelm Pinder sprach vor der Jugend iiber
„das Deutsche in der Bildenden Kunst". Der Dichter Kolbenheyer legte das Verhaltnis zwischen Ju-
gend und Dichtung dar. Paul Alverdes las aus seinen Werken, wie auch Agnes Miegel und Josefa Beh-
rens-Totenohl. Auch die Musik kam bei dieser Veranstaltung zu ihrem Recht, auch das Schauspiel und
die Oper. Obergebietsfuhrer C e r f f sprach iiber „Nationalsozialistische Kulturarbeit". Reichsleiter
Baldur von Schirach nahm in einer groBen SchluBrede zu alien Kulturfragen der Jugend in weitgefaB-
ter Schau Stellung.
Aiiiljiriiijiiiiiiillifiilk
108 Im Monat Mai sind an der Hauptkampffront im Osten die klimatischen Voraussetzungen eingetreten,
um von der defensiven zur offensiven Kriegftihrung tiberzugehen und damit die militarischen Voraus-
setzungen auch fur politische Entscheidungen zu schaffen. Auf der Halbinsel Kertsch und im Raum
von Charkow haben die deutschen und verbundeten Truppen die ruhmreiche Tradition der Durch-
bruchs- und Kesselschlachten, die im Osten mit dem 22. Juni 1941 anhob, fortgesetzt. Am 31. Mai
konnte dariiber eine zusammenfassende und abschlieBende Darstellung veroffentlicht werden. Aus ihr
ergibt sich, daB beide Schlachten einer von der sowjetischen Heeresleitung geplanten groBen Zangen-
schlacht zuvorkamen und die hierfur bereitgestellten zahlreichen Angriffsdivisionen und deren gewal-
tiges Kriegsmaterial vernichteten bzw. in deutsche Gefangenschaft brachten. Von der Halbinsel
Kertsch, wo auf engstem Raum drei bolschewistische Armeen massiert wurden, sollte die Krim wie-
dererobert, Sewastopol entsetzt und iiber die Landenge von Perekop ein StoB in den Rticken der nord-
lich des Asowschen Meeres stehenden deutschen Streitkrafte gefuhrt werden. Diese sudliche Zangen-
bewegung sollte durch eine nordlich im Raum von Charkow in der allgemeinen Richtung gegen das
Dnjepr-Knie gefiihrte erganzt werden.
Ein Blick auf die Karte zeigt, welche strategische Bedeutung diesem sowjetischen Plan zukam. Er
sollte einerseits jede Offensivmoglichkeit von deutscher Seite in der Richtung Wolgamundung oder
Kaukasus ausschalten, andererseits die Wiedereroberung der fur die Sowjets rtistungswirtschaftlich
und landwirtschaftlich so wichtigen Ukraine einleiten. Die sowjetischen Zangen wurden zerbrochen,
noch ehe sie angesetzt werden konnten. Uber vierhunderttausend Gefangene und eine riesige Beute an
Kriegsmaterial fielen in deutsche Hand. So brachte der Monat Mai einen verheiBungsvollen Auftakt
fur unsere offensive Kriegftihrung im Sommer 1942.
In Afrika sind die deutschen und italienischen Streitkrafte am 26. Mai zum Angriff angetreten und
haben schon in den ersten Tagen bedeutende Erfolge erzielt.
Der Unterseeboots- und Luftkrieg gegen die Versorgungsschiffahrt unserer Feinde, die Antwort auf
109 die volkerrechtswidrige Blockade Englands und der Vereinigten Staaten gegen Europa, hat im Monat
Mai den groBten Erfolg wahrend seines ganzen bisherigen Verlaufs erzielt. Die Tonnage des versenk-
ten Schiffsraums hat mit 924 000 Tonnen die Millionengrenze beinahe erreicht. Rechnet man hinzu,
was italienische und japanische Streitkrafte an feindlichem Handelsschiffsraum auf den Grund des
Meeres geschickt haben, so tiberschreiten die feindlichen Verluste eine Million Tonnen wahrschein-
lich sogar erheblich. Da anzunehmen ist, daB die versenkten Schiffe im allgemeinen bis zur Grenze
ihrer Ladefahigkeit beladen gewesen sind, so ist also weit iiber eine Million Tonnen an Rohstoffen,
Lebensmitteln und Kriegsmaterial dem Feind verlorengegangen. Kein Wunder, daB die Schiffsraum-
sorgen unserer Gegner trotz aller Vertuschungsversuche immer starker zum Ausdruck kommen.
Wahrhaft erstaunlich ist dabei, in welch ausgedehnten und fern voneinander liegenden Seegebieten die
deutschen See- und Luftstreitkrafte operieren. Die feindlichen Geleitzuge werden ebensogut im Nord-
lichen Eismeer zwischen dem Nordkap und Spitzbergen und in der Kolabucht, wie langs der gesamten
Ostkuste Nord- und Mittelamerikas, ja sogar des nordlichen Teils von Sudamerika, im St.-Lorenz-
Strom ebenso wie an der Mundung des Mississippi oder vor dem Kanal von Panama angegriffen, wie
dies auch rings um die englischen Inseln, vor den Ktisten Portugals und im ganzen Mittelmeer ge-
schieht. Nimmt man hinzu, daB die See- und Luftstreitkrafte des verbundeten Japan in den riesigen
Raumen des Pazifischen Ozeans bis hinunter an die Ktisten Australiens und bis in den Golf von Ben-
galen, ja bis auf die Reede von Diego Suarez an der Nordspitze Madagaskars und bis vor den Kriegs-
und Handelshafen von Durban in Sudafrika operieren, so wird erst richtig klar, wie sehr sich die see-
strategische Lage in diesem Kriege gegeniiber der in der Zeit des Weltkrieges verandert hat. Beinahe
auf alien wichtigen SeehandelsstraBen der Welt sind die See- und Luftstreifkrafte der Achsenmachte
gegen die Versorgungsschiffahrt der Angelsachsen und ihrer Verbundeten im erfolgreichsten Einsatz.
Es ist bezeichnend fur die stets schwieriger werdende Lage der angelsachsischen Schiffahrt, daB auf
politischen Druck hin auch andere Staaten, die sich nicht im Kriegszustand mit den Dreierpaktmachten
befinden, ihre Handelsschiffe bewaffnen, natiirlich nur deswegen, weil sie in angelsachsischen Dien-
sten oder in deren Interessen fahren. Hierzu wurde am 30. Mai in Berlin folgendes erklart: „Von deut-
scher Seite ist schon wiederholt auf die Gefahr hingewiesen worden, der Handelsschiffe sich dadurch
aussetzen, daB sie sich bewaffnen. Bis vor kurzem haben nur die Handelsschiffe der Kriegfuhrenden
zu dem Mittel der Bewaffnung gegriffen. Nach Zeitungsmeldungen bewaffnen jetzt aber auch andere
110 Staaten, gleichviel ob sie sich als nichfkriegfuhrend oder als noch neutral bezeichnen, oder ob sie
grundlos die Beziehungen zu Deutschland abgebrochen haben, planmaBig ihre Handelsschiffe. Dies
gibt AnlaB, auf folgendes hinzuweisen: Die Handelsschiffe von Staaten, die nicht im Kriegszustand
mit Deutschland sind, haben von deutschen Streitkraften auBerhalb der erklarten Operationsgebiete
nichts zu befurchten, wenn sie sich entsprechend dem Volkerrecht verhalten. Wenn sie sich deutlich
als neutrale Handelsschiffe erkennbar machen und ihre Abzeichen bei Nacht klar beleuchten, wenn sie
nicht im Geleit fahren, wenn sie sich nicht durch Zickzackfahren oder sonstige MaBnahmen einer
Verwechslung mit Feindschiffen aussetzen, und wenn sie sich dem volkerrechtlich anerkannten Recht
des Kriegfuhrenden auf Anhaltung und Durchsuchung unterwerfen, werden sie auBerhalb der erklarten
Operationsgebiete von deutschen Streitkraften nicht angegriffen. Bewaffnen sich solche Schiffe je-
doch, so bekunden sie damit die Absicht, dem legitimen Recht der deutschen Streitkrafte auf Anhal-
tung und Durchsuchung Gewalt entgegenzusetzen. Sie geben dadurch ihre Eigenschaft als friedliche
Handelsschiffe auf und stellen sich auBerhalb des Volkerrechts. Sie setzen sich damit der Gefahr aus,
so stellt man an hiesiger zustandiger Stelle fest, daB die deutschen Streitkrafte von ihren Waffen gegen
sie Gebrauch machen. Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie infolge ihrer Bewaffnung
Schaden erleiden."
Am 22. Mai war der dritte Jahrestag des deutsch-italienischen Freundschafts- und Bundnispaktes. Ein
Ruckblick auf die politischen und militarischen Ereignisse seit dem AbschluB des Paktes, der ja zu-
gleich das Fundament des weltpolitischen Dreiecks Berlin-Rom-Tokio bildet, zeigt dessen welthistori-
sche Bedeutung und erweist die Worte, die der Reichsminister des AuBeren von Ribbentrop beim Ab-
schluB des Paktes im Mai 1939 aussprach, als wahrhaft vorausschauend. Der Minister sagte damals:
„Gegenuber alien Illusionen und Ranken stellt der neue Pakt in einer tiber jede Anzweiflung und MiB-
deutung erhabenen Weise die unzerbrechliche Zusammengehorigkeit der unter der einmaligen histori-
schen Fuhrung von Adolf Hitler und Benito Mussolini verbundeten 150 Millionen Menschen fest.
Deutschland und Italien bilden zusammen mit ihren machtigen und treuen Freunden in aller Welt ei-
nen gewaltigen und unbesiegbaren Block von 300 Millionen Menschen, die bereit sind, jedem die
Hand zur Freundschaft zu reichen, aber auch entschlossen, jeden Feind mit ihrer zusammengeballten
Kraft zu zerbrechen." Wenn man sich erinnert, mit welch miBgunstigen und vielfach hochmutigen
Kommentaren seinerzeit in Paris, London, Washington und in manchen anderen Hauptstadten die
Unterzeichnung des deutsch-italienischen Paktes begleitet worden ist, wenn man sich andererseits
1 1 1 vergegenwartigt, wie fundamental die Weltlage sich seitdem militarisch und politisch zugunsten der
Achsenmachte und ihrer Verbundeten gewandelt hat, dann wird es klar, daB der 22. Mai 1939 als ein
historisches Datum von groBter Bedeutung anzusehen ist.
Nicht weniger klar ist, daB man das Vernal tnis einzelner europaischer Staaten zu Italien oder zu
Deutschland in erster Linie als ein Verhaltnis dieser Staaten zur Achse anzusprechen hat. Dies gilt z.
B. hinsichtlich des Vernal tnisses Frankreichs zu Deutschland oder Italien. Es ist in erster Linie unter
dem Gesichtswinkel von Frankreichs Verhaltnis zur Achse, d. h. also im Rahmen der Gesamtprobleme
zu betrachten, die zwischen Frankreich und der Achse sich stellen.
In dem von den Achsenmachten militarisch und politisch bestimmten europaischen Raum waren im
Monat Mai politische Ereignisse von Bedeutung kaum zu verzeichnen. In Kopenhagen gab der Tod
des langjahrigen Ministerprasidenten Stauning und die Wiederbetreuung desselben Ministeriums
unter der Fuhrung des Finanzministers Buhl AnlaB zu einer Programmerklarung der danischen Regie-
rung vom 5. Mai, die wie folgt lautet:
„Es ist die Absicht der Regierung, auf der Grundlage der bestehenden politischen Zusammenarbeit die
bisher vom Ministerium Stauning gefuhrte Politik fortzusetzen. Diese Politik hat zuerst mit dem Auf-
ruf des Konigs und der Regierung an das danische Volk vom 9. April 1940 und dann in verschiedenen
spateren Kundgebungen und Beschlussen ihren Ausdruck gefunden, so in der Erklarung des AuBen-
ministers vom 6. Juli 1940 wie in den Auslassungen der Regierung vom 26. Juli 1941 und vom 25.
November 1941. Es wird daher standig die erste Aufgabe der Regierung sein, die Aufrechterhaltung
von Ruhe und Ordnung im Lande zu sichern und fur ein korrektes, wlirdiges und loyales Auftreten der
Bevolkerung gegenliber alien, die eine Autoritat auszuiiben haben, zu sorgen. Eine gllickliche Durch-
flihrung dieser Aufgabe ist von fundamentaler und entscheidender Bedeutung dafiir, daB es gelingen
kann, Danemark wohlbehalten durch diese Zeiten des Unfriedens zu fiihren und unsere nationalen
Werte zu bewahren. Aber das kann nur durch ein gutes und nachbarlich-freundschaftliches Verhaltnis
zur deutschen Nation erreicht werden. Die Zusammenarbeit zu fordern und zu entwickeln zum gegen-
seitigen Vorteil und Nutzen wird sich die danische Regierung weiter angelegen sein lassen. Der
Wunsch Danemarks, sich aus dem Kampf der groBen Staaten herauszuhalten, ist durch Menschenalter
hindurch bestimmend fur unsere Politik gewesen. Es gluckte uns, diese unsere traditionelle Politik
wahrend des Weltkrieges 1914/18 durchzuftihren, und auch in der gegenwartigen groBen
Waffenauseinandersetzung stehen wir nicht als Teilnehmer. Wir konnen uns ihr jedoch nicht gleich-
112 gultig gegeniiber verhalten, denn bei dem Kampf gegen den Kommunismus dreht es sich um ein
gemeinsames europaisches Interesse, das alle Lander auf dem Kontinent beriihrt. Insoweit das MaB-
nahmen gegen den Kommunismus auf unserem eigenen Territorium anlangt, ist die politische Linie
durch das Gesetz vom 22. August 1941 und durch Danemarks AnschluB an den Antikominternpakt
festgelegt. Diese Linie wird weiterhin befolgt werden. Auf wirtschaftlichem Gebiet ist das positive
Ziel der Entwicklung, in der sich die Lander Europas nun befinden, durch ein vernunftiges Zusam-
menwirken zwischen den Landern und die Rucksicht auf die wirtschaftlichen Verhaltnisse der einzel-
nen Staaten zu erreichen. Deutschland nimmt hier die Zentralstellung ein. Danemark hat seinen Willen
zur Losung der praktischen Aufgaben, die sich melden, erwiesen und ist ferner bereit, an einer loyalen
und positiven Zusammenarbeit auf diesem Gebiet teilzunehmen. Dank dem rucksichtsvollen Auftreten
der Besatzungsmacht einerseits, der Besonnenheit der Bevolkerung und ihrem Verstandnis fur die
Schwierigkeiten der Zeit andererseits ist es bisher gegltickt, die Linie, die am 9. April 1940 festgelegt
wurde, durchzuftihren und durch die letzten zwei Jahre unter Verhaltnissen durchzukommen, die giin-
stiger gewesen sind als von vornherein zu erwarten war. Selbst wenn sich die Schwierigkeiten in der
kommenden Zeit verscharfen sollten, sind wir berechtigt, im Vertrauen auf das deutsche Versprechen
einer Wanning der Integritat und politischen Unabhangigkeit Danemarks die Hoffnung auf eine fur
unser Vaterland fortgesetzt gluckliche Entwicklung zu nahren."
Diese Programmerklarung der danischen Regierung zeichnet ziemlich genau die gegenwartige und
zukunftige Interessenlage Danemarks, das durch seine geographische Lage und durch seine wirtschaft-
lichen Interessen in gleicher Weise dazu bestimmt ist, im groBeuropaischen Raume, der in der Bildung
begriffen ist, seinen Platz zu finden. Dieser Platz wird in Zukunft weit mehr als in der Vergangenheit
durch das politische und wirtschaftliche Verhaltnis Danemarks zum Deutschen Reich bestimmt sein.
Die eigene Mitbestimmung daran, welchen Platz im neuen Europa das geschlagene Frankreich haben
wird, selbst in die Hand zu nehmen, kann man als den Sinn der Politik ansehen, die Laval als franzosi-
scher Ministerprasident ftihrt. Er ist der Uberzeugung, daB der Krieg mit dem Siege der Achsenmachte
endigen wird, und daB die Stellung der einzelnen Staaten Europas im neuen Europa wesentlich da-
durch bestimmt werden wird, was sie wahrend des Krieges fur das neue Europa geleistet haben. Erst
eine Minderheit des franzosischen Volkes hat den nationalen Sinn dieser Politik begriffen und folgt ihr
mit innerer Zustimmung. Wie es meist zu sein pflegt, hat auch im gegenwartigen Frankreich die gro-
113 Bere Mehrheit weder eine klare Vorstellung von den Notwendigkeiten der Stunde, noch das notige
Abstraktionsvermogen, um tiber dringliche Notwendigkeiten des Augenblickes und die aus ihnen sich
ergebenen Stimmungselemente hinaus zu einer realistischen Konzeption der nationalen Belange vor-
zudringen. Jahrzehntelang ist das franzosische Volk mit systematischer Propaganda, die wesentlich
von London her bestimmt wurde, in antideutsche Gedankengange und Gefuhle hineingedrangt wor-
den. Drei Funftel des Landes und seiner Bevolkerung stehen seit bald zwei Jahren unter deutscher
Besetzung. Die Mehrheit der stadtischen Bevolkerung leidet stark unter den Einschrankungen der
Verpflegung. Eine massive Propaganda durch den Rundfunk wird aus England und den Vereinigten
Staaten unaufhorlich auf das franzosische Volk losgelassen. Kein Wunder also, daB vielerlei Stim-
mungselemente gegen die realistische Politik Lavais wirksam sind. Trotzdem ist festzustellen, daB
Laval, seitdem er im April die Regierungsgewalt wieder ubernommen hat, langsam innerhalb der 6f-
fentlichen Meinung seines Landes Boden gewonnen hat. In realistischer Erkenntnis der Tatsache, daB
die Verpflegungsschwierigkeiten bei der an gutes Leben gewohnten franzosischen Bevolkerung ein
entscheidendes Stimmungselement bilden, hat sich Laval den Fragen der Lebensmittelversorgung
zugewandt und mancherlei Fehler, die seine Vorganger in dieser Hinsicht gemacht haben, verbessert.
Er hat neue Manner in die entscheidenden Stellen berufen und hat selbst seine Regierungstatigkeit
stark auf diese wichtige Frage konzentriert.
Laval hat ferner sehr wohl verstanden, daB das Regime, das sich in Vichy entwickelt hat, keine genti-
gende Verbindung zum Volke besitzt, sondern psychologisch in einer Art luftleerem Raum lebte. Der
Ubergang vom parlamentarisch-demokratischen Regime, wo wenigstens scheinbar der Volkswille
fortwahrend irgendwie angesprochen wurde, zu einem autoritaren Regime, in dem durch Verwaltung,
Polizei und Presse der Wille einer weder homogenen noch konsequenten Regierungsfuhrung dem
Volke ubermittelt wurde, ohne daB dieses den Eindruck gewann, daB die Regierungsentscheidung
uberwiegend von Einsicht und Weitblick diktiert seien, hat zwischen Vichy und dem franzosischen
Volk im besetzten und noch mehr im unbesetzten Gebiet Spannungen und innere Gegensatze erzeugt,
die sich zudem nur sehr ungeniigend auBern konnten. Laval hat die Gefahr eines solchen Zustandes
erkannt. Er bemtiht sich deshalb, mit moglichst viel Gruppen innerhalb des franzosischen Volkes in
personlichen Kontakt zu treten und z. B. den Fuhrungsgruppen der Landwirtschaft, der Arbeiterschaft
oder der Industriellen die Notwendigkeiten der Lage und den Sinn seiner Politik und der aus ihr sich
ergebenden EinzelmaBnahmen klarzulegen. Es ist in diesem Sinne zu verstehen, daB Laval am 16. Mai
1 14 dem Ministerrat einen Gesetzentwurf unterbreitete, durch den in jedem Departement ein Departements-
rat geschaffen werden soil, dessen Befugnisse denjenigen entsprechen sollen, die die Generalrate unter
dem Regime der Dritten Republik auf dem Gebiete der Verwaltung und der Finanzen hatten. Wenn
man sich erinnert, welche Rolle die Generalrate im politischen und administrativen Leben der Dritten
Republik gespielt haben, versteht man den Sinn von Lavais Initiative. In den Generalrate n spielten die
lokalen politischen GroBen eine Hauptrolle, nicht zuletzt im Sinne eines Gegengewichts gegen die
Administration und im Sinne der Verbindung mit breiteren Volkskreisen im Departement. Die franzo-
sische Verwaltung, der durch den Ubergang von der freien zur gelenkten Wirtschaft und zur rationier-
ten Lebensmittelversorgung umfangreiche und schwierige Aufgaben erwachsen sind, auf die sie in
keiner Weise vorbereitet war, ist nattirlicherweise Gegenstand vielfaltiger Kritik, die sich mittelbar
gegen die Regierung in Vichy und die an ihrer Spitze stehenden Personlichkeiten richtet. Die Mitbetei-
ligung zahlreicher Personlichkeiten, die auBerhalb der Verwaltung stehen, aber lokale Geltung und
Ansehen besitzen, an der Tatigkeit der Verwaltung erscheint Laval offenbar geeignet, nicht nur die
Mitarbeit weiterer Kreise am Werk der Regierung zu fordern, sondern auch die Kritik an ihr auf einen
dem Regierungsapparat nicht angehorenden erweiterten Personenkreis auszudehnen, d. h. also abzu-
schwachen.
Die Zielsetzungen Lavais, einerseits die Eingliederung Frankreichs in das von Deutschland gefuhrte
neue Europa vorzubereiten und zu verwirklichen, andererseits das franzosische Volk zur aktiven Mit-
arbeit an dieser Politik und zum vollen Einsatz fur sie zu gewinnen, und damit auf alle von London
und Washington und von der Propaganda de Gaulies genahrten Hoffnungen, eine Losung der franzosi-
schen Schicksalsfragen von der Chimare eines Sieges der fruheren Verbundeten anstatt von eigener
Leistung zu erhoffen, Verzicht zu leisten, sind naturlich nicht dazu angetan, um den angloamerikani-
schen Machten zu gefallen. Lavais Personlichkeit und seine Politik sind deshalb Gegenstand unausge-
setzter Angriffe der gegnerischen Propaganda und politischen Aktion. England und die Vereinigten
Staaten haben hierbei wahrend des Monats Mai mit verteilten Rollen denselben Zielen zugestrebt. Ihre
Propaganda in Reden, Presse und Rundfunk ging dabei parallel, ihre politisch-militarische Aktion
konzentrierte sich jedoch auf verschiedene Teile des franzosischen Kolonialreichs, die Englands auf
die Insel Madagaskar, die der USA auf die Insel Martinique.
Am 5. Mai teilte London mit, daB britische und Empirestreifkrafte im Morgengrauen dieses Tages auf
der Insel Madagaskar gelandet seien, „nachdem die vereinigten Nationen beschlossen haben, dem
japanischen Angriff auf die fran-
115Graphik
116 und die Fahne hoch und entschlossen. Verteidigt euch bis an die Grenze der Moglichkeit und laBt die
Briten ihren StraBenrauberstreich so teuer wie moglich bezahlen. Ganz Frankreich und das ganze fran-
zosische Empire sind im Herzen bei euch. VergeBt nicht, daB uns die Englander in Flandern verraten
haben, daB sie uns in verraterischer Weise in Mars el Kebir, Dakar und Syrien angegriffen haben, daB
sie die Zivilbevolkerung der Hauptstadt hingemordet haben und versuchten, die Frauen und Kinder
Dschibutis verhungern zu lassen. Verteidigt euch, verteidigt die franzosische Ehre. Es kommt der Tag,
wo England die Schuld bezahlen wird. Es lebe Frankreich."
Auf einer Pressekonferenz gab Laval auf die Frage, ob Japan je irgendwelche Forderungen beziig-
lich Madagaskars gestellt habe, folgende Antwort:
„Ich bin Ihnen fur diese Frage dankbar, weil sie mir Gelegenheit gibt, auf die Pressekampagne zu ant-
worten, die in der letzten Zeit liber Madagaskar gefuhrt wurde. Ich wiederhole, daB von Japan bezlig-
lich Madagaskars kein militarischer oder diplomatischer Versuch unternommen worden ist. Die jling-
sten Ereignisse haben fur Frankreich mehr denn je die Notwendigkeit des von Vichy eingeschlagenen
Kurses bewiesen. Es ist unbedingt notwendig, daB die Franzosen die Wahrheit iiber die gegenwartigen
Ereignisse und die Haltung, die Frankreich einnehmen muB, erfahren. Mehr denn je ist die Politik der
Annaherung an Deutschland eine Notwendigkeit. Mehr denn je ist der Anteil, den Frankreich an Euro-
pas Wiederaufbau nehmen kann, berechtigt. Frankreich wird sich mit alien Mitteln in Madagaskar
verteidigen."
Washington beeilte sich, London beim Angriff auf Madagaskar zu sekundieren. Das Staatsdeparte-
ment teilte am gleichen Tage, an dem der englische Angriff begann, folgendes mit: „Der franzosische
Botschafter wurde Montag abend wie folgt unterrichtet: ,Dem Prasidenten der Vereinigten Staaten
wurde mitgeteilt, daB Madagaskar von britischen Truppen besetzt worden sei. Diese Besetzung ge-
nieBt voile Zustimmung und Unterstiitzung der Regierung der Vereinigten Staaten. Es besteht eine
groBe Gefahr, daB Madagaskar von Achsenmachten — besonders von Japan — besetzt und ausgentitzt
werden konnte. Diese Besetzung durch Achsenstaaten stellt fur die Vereinigten Nationen im Kampf
fur die Erhaltung der Zivilisation, in den Frankreich und die Vereinigten Nationen schon seit so langer
Zeit hineingezogen wurden, eine deutliche und ernste Gefahr dar. Die Regierung der Vereinigten Staa-
ten befindet sich mit den Achsenmachten im Kriegszustand, und wenn es sich als notig erweist oder
fur die Truppen oder Schiffe der USA wtinschenswert erscheint, fur die gemeinsame Sache Madagas-
kar zu verwenden, werden die USA keinen Augenblick zogern, dies zu tun. GroBbritannien und die
117 Vereinigten Staaten sind sich iiber die Tatsache einig, daB wohlverstanden Madagaskar Frankreich
entweder nach dem Kriege oder wenn eine Besetzung fur die gemeinsame Sache der Vereinigten Na-
tionen nicht mehr notwendig erscheint, Frankreich wiedergegeben wird. Madagaskar soil Frankreich
erhalten bleiben, und es soil vor jedem Angriff der Achsenstaaten geschutzt werden. Jede kriegerische
Handlung, die von der franzosischen Regierung gebilligt, gegen die Regierung GroBbritanniens oder
der USA gerichtet werden sollte, muB von der USA-Regierung als Angriff gegen die Gesamtheit der
Vereinigten Nationen angesehen werden.'" Der interimistische USA-Geschaftstrager in Vichy wurde
gebeten, der franzosischen Regierung diese Botschaft zu ubermitteln.
Der SchluBsatz der amerikanischen Note ist ein wahres Kabinettsstiick von Unverfrorenheit: Wenn die
franzosische Regierung ihren Truppen auf Madagaskar den Befehi gibt, gegen einen englischen An-
griff Widerstand zu leisten, so sieht die USA-Regierung darin einen „Angriff gegen die Gesamtheit
der Vereinigten Nationen", d. h. auch auf die USA!
Laval ubermittelte dem USA-Geschaftstrager in Vichy eine Antwortnote, in der es u. a. hieB: Die fran-
zosische Regierung erhebt energischsten Protest gegen die Aggression, der Madagaskar durch briti-
sche Streitkrafte ausgesetzt wurde. Sie nimmt die gegebene Versicherung zur Kenntnis, daB Madagas-
kar eines Tages Frankreich zuriickgegeben wird. Die franzosische Regierung weist die Forderung der
USA-Regierung, daB es Frankreich verboten wird, sich zu verteidigen, wenn sein Gebiet angegriffen
wird, als unzulassig zurtick. Die franzosische Regierung ist einzig und allein Richter dariiber, welche
Verpflichtungen ihre Ehre ihr auferlegt. Diese Auffassung haben sich die Verteidiger Madagaskars
ubrigens bereits zu eigen gemacht. Weiter heiBt es in der Note: „England hat seit dem Waffenstillstand
derartig oft seine Feindseligkeit gegenuber Frankreich bewiesen, daB die jetzt gegen Madagaskar un-
ternommene Aggression die franzosische Regierung nicht uberrascht hat." AbschlieBend erklart die
Note, daB die franzosische Regierung Roosevelt „den Teil der Verantwortung uberlassen muB, der ihm
aus den Folgen, die sich aus dieser Aggression ergeben, zufallt".
Am 10. und 16. Mai kam es in der Gegend von Dakar zu einem englisch-franzosischen Zwischenfall.
An beiden Tagen wurde je ein englisches Flugzeug, das franzosisches Gebiet uberflog, heruntergeholt.
Am 19. Mai ereignete sich in den algierischen Hoheitsgewassern ein ahnlicher Zwischenfall, iiber den
in Vichy folgendes bekanntgegeben wurde: „Ein britisches Wasserflugzeug uberflog unsere Hoheits-
gewasser. Die franzosische Luftwaffe tat ihre Pflicht, indem sie sich bemlihte, es entsprechend dem
118 internationalen Gesetz anzuhalten. Als es Widerstand leistete, wurde es gezwungen, aufs Wasser
niederzugehen. Ein britisches Torpedoboot zogerte nicht, auf unsere Flugzeuge das Feuer zu eroffnen.
Ein Gefecht folgte, in dessen Verlauf ein zweites britisches Flugzeug abstiirzte. Wieder einmal konnen
die Franzosen sich von den Methoden unseres ehemaligen Verblindeten liberzeugen."
Gleichzeitig mit dem englischen Angriff auf Madagaskar erklarte der USA-Staatssekretar Cordell
Hull, daB die Lage auf der Insel Martinique „mit auBerstem Interesse beobachtet werde". Eine ameri-
kanische Nachrichtenagentur meldete am gleichen Tage aus Washington, man betrachte in diplomati-
schen Kreisen den franzosischen Widerstand auf Madagaskar als einen Akt, der als feindselig ausge-
legt werden konne. Hieraus konne sich fur die Vereinigten Staaten die Moglichkeit ergeben, gegen die
von Vichy kontrollierten Stiitzpunkte im karibischen Gebiet vorzugehen. Am 9. Mai erschien bei dem
franzosischen Admiral R o b e r i t auf Martinique der amerikanische Admiral Hoover und iiber-
reichte ihm eine Note Washingtons, die eine ganze Reihe von Forderungen und Drohungen hinsicht-
lich Martiniques enthielt. Die wesentlichsten waren, daB die franzosischen Kriegsschiffe auf Martini-
que sofort „immobilisiert" werden, und daB die etwa 140 000 Tonnen betragenden franzosischen Han-
delsschiffe auf Martinique den angelsachsischen Machten zur Verfugung gestellt werden sollten,
schlieBlich, daB eine Kontrolle der telegraphischen und Postverbindungen des Handelsverkehrs und
des Aus- und Einreiseverkehrs durch die Amerikaner erfolgen solle.
Am 13. Mai antwortete Laval hierauf mit einer langeren Note, in der er zwar der Immobilisierung
der Kriegsschiffe zustimmte, aber die Auslieferung der Handelsschiffe ablehnte, weil sie mit dem
deutsch-franzosischen Waffenstillstandsvertrag nicht im Einklang gewesen ware. Washington legte es
bei seinem Vorgehen gegen Martinique offensichtlich darauf an, nicht nur des zur Halfte aus Tankern
bestehenden Schiffsraums auf den franzosischen Antillen habhaft zu werden und durch Entwaffnung
der franzosischen Kriegsschiffe und Einsetzung weitgehender Kontrollinstanzen auf den Inseln fur alle
Falle die Hand auf diese zu legen, sondern auch die Regierung Laval bei der ganzen Angelegenheit
auszuschalten und vor dem eigenen Volk zu diskreditieren. Die Angelegenheit wurde deshalb nicht
auf dem normalen diplomatischen Weg, wie er zwischen Staaten, die diplomatische Beziehungen un-
terhalten, tiblich ist, d. h. also tiber den amerikanischen Geschaftstrager in Vichy oder den franzosi-
schen Botschafter in Washington, aufgenommen, sondern Roosevelt schickte einen Unterhandler zu
dem Kommandierenden Admiral auf den Antillen. Noch am 14. Mai wurde im Staatsdepartement in
Washington erklart, man sei nicht gewillt, tiber die Antillen mit Vichy zu verhandeln. Jede Interventi-
119 on von seiten der franzosischen Regierung miisse abgelehnt werden, denn man sei nur bereit, mit
Admiral Robert zu verhandeln, dies, obwohl der franzosische Botschafter in Washington das Befrem-
den seiner Regierung tiber die amerikanische Methode zum Ausdruck gebracht und betont hatte, Ad-
miral Robert verhandle aus schlieBlich unter der Autoritat von Vichy. Die USA-Regierung wollte also
offensichtlich mit Robert ein ahnliches Spiel spielen, wie sie es fruher mit dem danischen Gesandten
Kaufmann hinsichtlich Islands fertigbrachte. Kaufmann lieB sich dazu verleiten, einen „Vertrag" tiber
die Besetzung Islands durch USA-Truppen zu unterzeichnen, der volkerrechtlich naturlich ohne jede
Bedeutung ist. Admiral Robert lieB sich jedoch nicht zum Landesverrat verleiten und verhandelte im
Rahmen der ihm von Laval erteilten Weisung.
Die Antwortnote Lavais vom 9. Mai schloB ebenso wie eine fruhere Erklarung Vichys damit, den Ver-
einigten Staaten die Verantwortung fur einen eventuellen Bruch eindeutig zu uberlassen. Die Taktik
Lavais und die Haltung Roberts haben Roosevelt offenbar in eine peinliche Lage gebracht. Er muBte
entweder den Teil seiner Forderungen, den Vichy nicht annehmen wollte, fallen lassen, oder aber Ge-
walt gebrauchen, was zum Kriegszustand mit Frankreich gefuhrt hatte. Zum letzteren konnte er sich
offenbar nicht entschlieBen. In Vichy erklarte man noch in den letzten Tagen des Monats Mai, daB
man keinesfalls von dem in der Note Lavais vom 13. Mai formulierten Standpunkt abgehen werde.
In den Beziehungen Frankreichs zu Kanada ergab sich eine bezeichnende Entwicklung. Nachdem
Ende April verschiedentlich die Meldung verbreitet worden war, Kanada werde, ahnlich wie dies kurz
zuvor die Sudafrikanische Union getan hatte, die diplomatischen Beziehungen zu Vichy abbrechen,
erklarte der kanadische Ministerprasident am 19. Mai, die kanadische Regierung habe beschlossen, in
ihren augenblicklichen Beziehungen zur Vichy-Regierung keine sofortige Anderung vorzunehmen,
jedoch wurden die franzosischen Konsulate in Kanada geschlossen. Offenbar hat der Widerstand der
franzosischen Kanadier den wahrscheinlich von London und Washington geforderten Abbruch wenig-
stens vorlaufig verhindert.
Der Bundesgenosse der Achsenmachte, der im groBasiatischen Raum dieselbe Aufgabe der Neugestal-
tung und Neuordnung ubernommen hat wie die Achsenmachte in Europa, Japan, hat im Monat Mai
den groBartigen Siegeslauf, den es mit seinem Kriegseintritt im Dezember 1941 begonnen hat, weiter
fortgesetzt. Auf den Philippinen, in Burma, in China und auf hoher See haben die Streitkrafte des
120 Tenno die bisherigen Erfolge erganzt und vergroBert. Auf den Philippinen fiel die letzte Zitadelle der
Amerikaner, die als uneinnehmbar bezeichnete Inselfestung Corregidor am 6. Mai. Zwolftausend
Mann Gefangene und eine riesige Kriegsbeute kamen in japanische Hand. Auf der zweitgroBten Insel
der Philippinen, Mindanao, muBte sich die letzte amerikanisch-philippinische Streitmacht auf den
Philippinen in Starke von zwanzigtausend Mann am 10. Mai ergeben, und der Amtssitz der gefliichte-
ten ehemaligen philippinischen Regierung und ihrer Armeeleitung wurde von den Japanern besetzt.
Die Philippinen sind nun vollig in japanischer Hand. Dasselbe gilt fur Burma, wo die japanischen
Truppen in rastloser Verfolgung die geschlagene englische und chinesische Armee vernichtet und
gefangengenommen haben. Nur geringe Reste konnten sich liber die indische Grenze retten. Die Bur-
mastraBe, die letzte Zufuhrmoglichkeit Tschiangkaischeks fur Kriegsmaterial, wurde damit endgultig
gesperrt. Gleichzeitig wurde den japanischen Truppen die BurmastraBe zum Einmarsch in die Kern-
provinzen Tschungking-Chinas geoffnet.
Oberstleutnant T a k e d a von der Presseabteilung des japanischen Kriegsministeriums schilderte am
20. Mai die Lage wie folgt: „Die japanischen Streitkrafte in Burma haben nicht nur die BurmastraBe
abgeschnitten, sondern sind auch in der Lage, nach Juennan und Tschungking vorzuriicken. Nach dem
erfolgreichen AbschluB der japanischen Operationen in Burma haben sich die Sorgen Tschungkings
sehr vergroBert. Tschungking hat die Elite seiner mechanisierten Streitkrafte in Burma verloren, die
auBerst wichtige Sudgrenze wurde durchstoBen, und die Provinzen Juennan und Tschetschuan wurden
in eine sehr gefahrliche Lage versetzt. Der groBte Schlag fiir Tschungking ist der Verlust der Burma-
straBe und die vollstandige Abschnurung von den englischen und nordamerikanischen Lieferungen.'
Bei Ausbruch des Krieges erhielt Tschungking ungefahr 15 000 Tonnen Waren monatlich von Eng-
land und den USA iiber die BurmastraBe, das heiBt, gerade genug, um seinen Widerstand gegen Japan
fortsetzen zu konnen. Die Leiter der Tschungking-Regierung sind durch den Verlust der BurmastraBe
demoralisiert, noch groBere Besorgnisse haben jedoch die Englander und Nordamerikaner, denn, wenn
Tschiangkaischek kapituliert, so wird Japan freie Hand haben, seine Plane in Indien oder Australien
durchzufuhren. Nachdem Burma sich in den Handen der japanischen Truppen und der Indische Ozean
unter der Kontrolle der japanischen Flotte befindet, ist die einzige Art und Weise, wie England und die
USA Hilfe nach Tschungking gelangen lassen konnen, die Beforderung durch Flugzeuge. Tschung-
king, das von alien Seiten isoliert ist, kann nur noch den Zusammenbruch erwarten, ein Schicksal, das
es mit England teilen wird."
121 Die japanischen Truppen haben so ziemlich auf alien Fronten in China von der Provinz Tschekiang im
Norden bis nach Ytinan im Sudwesten den Vormarsch angetreten, um den Widerstand der Tschung-
king-Armeen zu brechen. Da diese nicht mehr in der Lage sind, ihre Verluste an Kriegsmaterial aufzu-
ftillen und schwere Waffen und Flugzeuge sowie Benzin aus dem Ausland erhalten mtissen, steht die
Moglichkeit einer siegreichen Beendigung des Chinafeldzugs, der bereits ftinf Jahre dauert, in Aus-
sicht. Die groBen Erfolge zu Lande haben die Truppen des Tenno jedoch nicht verhindert, auch zur
See weitere bedeutsame Leistungen zu vollbringen. Am 15. Mai gab das kaiserliche Hauptquartier
bekannt, daB japanische U-Boote seit Beginn des Krieges 65 feindliche Handelsschiffe mit einer Ge-
samttonnage von 444 000 Tonnen versenkt. Am 7. und 8. Mai fand im Korallenmeer ostlich von Au-
stralien eine Seeschlacht zwischen japanischen und englisch-amerikanischen Streitkraften statt, bei der
die Amerikaner zwei ihrer modernsten Flugzeugtrager, ein Schlachtschiff und verschiedene andere
Schiffe verloren. Am 26. Mai gab das kaiserliche Hauptquartier eine zusammenfassende Darstellung
iiber die von der japanischen Marine versenkten feindlichen Schiffe heraus. Insgesamt hatte die japa-
nische Marine und Marineluftwaffe acht feindliche Schlachtschiffe zerstort und sechs weitere schwer
beschadigt, ferner sechs Flugzeugtrager, zahlreiche Schwere und Leichte Kreuzer. Insgesamt wurden
169 feindliche Schiffe mit einer Tonnage von 934 000 Tonnen versenkt.
Mit aufrichtiger Bewunderung muB man feststellen, daB die japanischen Streitkrafte zu Land, in der
Luft und zur See in knappen sechs Monaten, die seit dem Kriegseintritt Japans verstrichen sind, Lei-
stungen vollbracht haben, die in der ganzen Kriegsgeschichte geradezu einzigartig sind. Sie erweisen
die katastrophale Fehlrechnung, die Roosevelt und Churchill begingen, als sie Japan in volliger Ver-
kennung der wirklichen Krafteverhaltnisse zum Kriege herausforderten.
Als der japanische Reichstag am 27. Mai zu einer Sondersitzung zusammentrat, die durch eine feierli-
che Proklamation des Tenno eroffnet wurde, konnte Ministerprasident Tojo einen stolzen Rechen-
schaftsbericht und ein fur Japan und seine Verbundeten hochst erfreuliches Bild der Lage zeichnen.
Ministerprasident Tojo fiihrte aus: „In der kurzen Zeit von weniger als einem halben Jahr seit dem
Ausbruch des Krieges in GroBostasien haben die kaiserlichen Streitkrafte die Krafte des Feindes zer-
schlagen, wo immer sie auch auftraten. Wichtige Gebiete im groBostasiatischen Raum wurden von
unseren Streifkraften besetzt und die Seestreitkrafte der USA und Englands wurden im Pazifik und im
Indischen Ozean praktisch ausgetilgt. Gleichzeitig mit den fortgesetzten Siegen, die in der Welt ein-
122 zigartig dastehen, sind neue Aufbauunternehmungen groBen Stils in alien diesen Gebieten im Gange,
und das Ziel des Krieges in GroBostasien wird weiterhin unablassig verfolgt. Neben den militarischen
Operationen in den siidosflichen Gebieten wird durch die Tatigkeit der kaiserlichen Streitkrafte in
China die Macht der Tschungking-Streitkrafte weiterhin stetig geschwacht. Die Sicherheit unserer
Verteidigung steht fest wie ein Fels. AuBerordentlich zu begriiBen ist es, daB die Volker GroBostasi-
ens, die bisher unter den Fesseln der USA und Englands schmachteten, nun ihren urspriinglichen und
ihnen zukommenden Status wieder erlangt haben und zusammen mit uns an die Aufgabe der Schaf-
fung einer neuen Weltordnung herangehen. Gleichzeitig mit den hervorragenden Taten unserer Expe-
ditions streitkrafte wurden die verschiedenen Einrichtungen unserer Heimatverteidigung standig er-
ganzt und verstarkt. Die gegenwartig gunstige Lage sowohl in der Heimat als auch auBerhalb bedeutet
indessen nur ein Vorspiel zum schlieBlichen Endsieg in diesem Kriege. Ich bin fest davon iiberzeugt,
daB seit dem Ausbruch des Krieges und dem damit verbundenen kaiserlichen Reskript unsere gesamte
Nation von der unbeugsamen Entschlossenheit erfiillt war und weiter sein wird, niemals das Schwert
der gerechten Sache einzustecken, bis nicht der EinfluB der angelsachsischen Machte mit alien ihren
Traumen von der Weltherrschaft vollstandig ausgetilgt sein wird. Der Kardinalpunkt der weiteren
Fortfuhrung des Krieges wird daher einerseits sein, die glanzend koordinierten Operationen der Armee
und der Marine weiterzufiihren und den Feind aufzusuchen und ihn unfehlbar niederzuschlagen, so
daB den bereits zu Beginn des Krieges errungenen Siegen noch immer weitere hinzugefiigt werden
und andererseits parallel zu den groBangelegten und schlagkraftigen militarischen Operationen ein
groBes Aufbauwerk durchzufuhren, um die Gesamfkraft unserer Nation in entscheidender Weise zu
erhohen und damit unserem Land die Grundlage fur die Sicherung des Sieges zu schaffen. Von diesem
Geist erfiillt, wagte es die Regierung kiirzlich inmitten des Krieges, an den Thron heranzutreten und
die Abhaltung allgemeiner Wahlen zu erbitten.
Die politischen Wiinsche und Hoffnungen der gesamten Nation haben ihren Ausdruck in der Organi-
sation „Yokusan Seijikai" oder der Gesellschaft zur Unterstiitzung der Tenno-Politik gefunden. Es ist
fiir uns auBerordentlich erfreulich, daB wir die interne Struktur unseres Landes derartig vervollkomm-
nen konnten, daB sich unser gesamtes Hundertmillionen-Volk als eine geschlossene Einheit von Re-
gierung und Volk in die Schlachtfront einreiht, um die USA und GroBbritannien zu vernichten.
Die Wirtschaft Japans hatte friiher die Tendenz, sich auf die USA und GroBbritannien zu verlassen,
123 was fiir diese Machte ein AnlaB war, uns stetig zu behindern und zu bedrohen. Die Regierung hat nach
Ausbruch des China-Konfliktes in rechtzeitiger Erkenntnis der Lage die hochsten Anstrengungen ge-
macht, die Liicken in der Wirtschaft unseres Landes auszufiillen und hinsichtlich der wichtigen Be-
stande an Rohstoffen fiir die Verteidigung zu erganzen. Als Ergebnis dieser Bemiihungen wuchs unse-
re wirtschaftliche Starke derart, daB unmittelbar vor Ausbruch des gegenwartigen Krieges unser Land
nicht allein in der Lage war, dem angloamerikanischen Druck Widerstand zu leisten, sondern letzten
Endes auch in den groBostasiatischen Krieg einzutreten. Dank den glanzenden Siegen der kaiserlichen
Truppen seit Beginn des groBostasiatischen Krieges sind alle wichtigen Quellen in den siidlichen Ge-
bieten, die fiir die nationale Verteidigung von Interesse sind, wie Erdolvorkommen, Gummi, Zinn
usw., in unsere Hande iibergegangen, so daB die Lage unserer Nationalwirtschaft aus ihrer Abhangig-
keit gelost und weiter autark gestaltet werden konnte. Mit anderen Worten: Durch die gemeinsamen
Hilfsquellen Japans, Mandschukuos, Chinas und der Siidseelander ist die Grundlage der wirtschaftli-
chen Produktion unseres Empire so vollkommen konsolidiert und unsere Kriegs wirtschaft so weit
gestarkt worden, daB wir jederzeit die Vorrate erganzen konnen, deren Verbrauch durch die Weiter-
fiihrung des Krieges bedingt ist. Ebenso haben wir unsere Plane zur VergroBerung unserer Kampfkraft
auf einem unerschiitterlichen Fundament aufgebaut. Durch den Gang der Ereignisse wurden gleichzei-
tig die Rohstoffquellen fiir die nationale Verteidigung der Feindlander abgeschnitten, was fiir diese
einen auBerordentlich schweren Schlag darstellt. In Anbetracht der Bedeutung der Sicherung des Le-
bensstandards unseres Volkes fiir die Weiterfiihrung des totalen Krieges, besonders hinsichtlich der
Versorgung mit Lebensmitteln, wird die Regierung nichts unversucht lassen, um die Hilfsquellen ganz
GroBostasiens zum Einsatz zu bringen, wobei sie gleichzeitig den wirtschaftlichen Bediirfnissen der
verschiedenen diese Gegenden bewohnenden Volker Rechnung tragen wird. Es besteht kein Grund zu
irgendwelchen Befiirchtungen wegen der kiinftigen Versorgung des Volkes, gleichgiiltig, wie lange
der Krieg auch dauern mag."
Ministerprasident Tojo wandte sich dann den Beziehungen Japans zum Ausland zu und bezeichnete es
als auBerordentlich ermutigend, daB Japan, Mandschukuo, China und Thailand die gleichen Ziele im
gegenwartigen Krieg verfolgen, und daB die gegenseitigen Beziehungen immer herzlicher werden.
Tojo gab dann der tiefen Ehrfurcht der japanischen Regierung vor Japans Alliierten, Deutschland und
Italien, und den anderen befreundeten Machten Ausdruck, da diese Lander, wie er sagte, unermudlich
125 und unter Uberwindung groBer Schwierigkeiten Sieg um Sieg erringen, um dem gemeinsamen
Kriegsziel naher zu kommen. „Japan", so fuhr der Ministerprasident fort, „ist fest entschlossen, seine
bisher siegreichen Feldziige fortzufiihren und wird sein AuBerstes hergeben, um als Teilhaber des
groBartigen Kampfes Deutschlands und Italiens gegen die USA und GroBbritannien seinen Beitrag zu
den umfassenden Siegen dieser Lander zu leisten. Japan hat ein besonderes Interesse, in strategischer
Hinsicht mit seinen Alliierten aufs engste zusammenzuarbeiten und dadurch eine neue Weltordnung
aufzurichten.
Die Welt weiB bereits, daB die geeinte Entschlossenheit der Achsenmachte, die auf der Grundlage der
Gerechtigkeit Hand in Hand arbeiten, nicht im geringsten durch boswillige Behauptungen der anglo-
amerikanischen Machte erschuttert werden kann. AuBerdem ist die durchtriebene Politik der USA und
GroBbritanniens, die sich eigenen Machtzuwachs und ein bequemes Leben auf Kosten anderer Volker
zu sichern wiinschen, jetzt vor der ganzen Welt bloBgestellt worden. Es ist auBerordentlich ermutigend
fur uns", ftihrte Tojo weiter aus, „daB in Burma, das durch den mutigen Vormarsch der kaiserlichen
Truppen vom Feinde gesaubert wurde, das gesamte burmesische Volk jetzt in friedlicher Arbeit, ge-
ftihrt von unserer Armee, seine glorreiche Unabhangigkeit immer schneller verwirklicht. Da sich alle
vorgeschobenen Stiitzpunkte des britischen Empires fur die Verteidigung Indiens jetzt im Besitz der
kaiserlichen Truppen befinden, steht dem indischen Volk die goldene Gelegenheit offen, sich zu erhe-
ben und die Unabhangigkeit zu erringen, die es seit langem ersehnt hat. Die Tatsache, daB die britisch-
indischen Verhandlungen, bei denen Cripps die Hauptrolle spielte, ohne das geringste Ergebnis abge-
brochen wurden, ist ein Beweis dafiir, daB Indien bereits geistig unabhangig von GroBbritannien ist.
Somit konnen wir ruhig behaupten, daB die geistige Grundlage einer britischen Herrschaft in Indien
bereits verschwunden ist, und daB der erste historische Schritt fur eine Unabhangigkeit Indiens soeben
vollzogen wurde. Zur Zeit bestehen in Indien noch das auBere Gefiige der britischen Herrschaft, die
verschiedenen militarischen Einrichtungen und die Truppen, die standig verstarkt werden. Solange
jedoch anglo-amerikanische Truppen in Indien verbleiben, ist Japan unbeugsam entschlossen, sie rest-
los zu vernichten. Es ist bedauerlicherweise unvermeidlich, daB bei der Durchfuhrung eines derartigen
Feldzuges auch die unschuldige indische Bevolkerung mit den Schrecken des Krieges bekanntgemacht
wird. Ich hoffe jedoch, daB das indische Volk sich unerschrocken erheben wird, um die anglo-
amerikanischen Truppen und ihren EinfluB restlos aus Indien zu vertreiben und dadurch die Unabhan-
gigkeit seines Vaterlandes zu verwirklichen. Durch die Niederringung der feindlichen Truppen in
126 Burma ist nun endlich auch das Tschungking-Regime isoliert worden. Es geht seinem unvermeidli-
chen Fall entgegen. Japan hat die Absicht, der Widerstandskraft des Tschungking-Regimes den letzten
niederschmetternden Schlag zu versetzen. Nachdem nunmehr der siidwestliche Pazifik vollstandig
unter unsere Kontrolle gebracht worden ist, ist Australien das sogenannte ,Waisenkind' im Pazifik
geworden. Infolge der kurzlichen Schlacht im Korallenmeer sind die zur Verteidigung Australiens
bereitgestellten Marineeinheiten beseitigt, so daB Australien jetzt hilflos dem Angriff der japanischen
Armee entgegensieht. Ich mochte daher den Fuhrern Australiens noch einmal meinen aufrichtigen
Wunsch iibermitteln, daB sie sich tiber die internationale Lage klar werden und die geographische
Umgebung Australiens in Betracht ziehen, um dann mutig iiber den fur Australien bedeutsamsten
Schritt zu entscheiden."
Tojo stellte sodann fest, daB Hongkong, Schonan, die Philippinen und andere Gebiete im Begriff ste-
hen, Stiitzpunkte der Sphare des Wiederaufbaues zu werden. „Friede und Ordnung ist wieder in diese
Lander eingezogen, und sie kehren mit Riesenschritten in ihre alte Ordnung zuriick. Unsere Herrschaft
iiber den Pazifik und Indischen Ozean erweitert sich von Tag zu Tag. Im Gegensatz hierzu", fuhr der
Ministerprasident fort, „hat GroBbritannien seine wichtigen iiberseeischen Besitzungen verloren und
damit auch die entsprechenden Rohstoffquellen, wahrend das interne System und Gefiige GroBbritan-
niens noch nicht vollstandig ausgebaut ist, so daB sich das Land zur Zeit einer auBerst heiklen Lage
gegeniibersieht. Da die USA Niederlage auf Niederlage einzustecken hatten und bemiiht sind, ihre
fatale Lage vor der Offenflichkeit zu verbergen, nehmen sie ihre Zuflucht zu falscher Propaganda, um
die Kritik im eigenen Lande mundtot zu machen und um das Absinken der Achtung der neutralen
Lander zu vermeiden. Mir kann die Bevolkerung der USA und GroBbritanniens nur leid tun, da sie
unter derartigen Fiihrern zu kampfen haben, die, obwohl sie eine Vertrauensstellung als Oberkom-
mandierende hatten, fliehen und dabei Offiziere und Mannschaften zuriicklieBen, die ferner ihre Nie-
derlage dadurch zu verwischen suchten, daB sie sich einer Guerilla-Kriegflihrung zur See riihmten, die
ebenso sinnlos wie unbedeutend ist. Mit dem festen Glauben an den Endsieg flihrt Japan seine Opera-
tionen weiter. Die Gesetzesvorschlage, die bei dieser Sitzung vorgelegt werden", so schloB Tojo, „sind
in Anbetracht der Lage unumganglich notwendig. Ich erwahne nur als Beispiel den Gesetzesentwurf,
der die Durchfiihrung der Schiffsbauten sicherstellen soil. Ich bitte Sie, diese Vorschlage zu iiberprii-
fen und sie umgehend anzunehmen. AbschlieBend mochte ich noch einmal unseren Alliierten und den
befreundeten Machten die tiefe Dankbarkeit der japanischen Regierung fur ihre Mitarbeit zum Aus
127 druck bringen und gleichzeitig alien unseren Staatsangehorigen flir ihren selbstaufopfernden patrioti-
schen Geist und ihre unermudlichen Anstrengungen im Dienst fur den Staat danken."
AnschlieBend an die Rede des Ministerprasidenten Tojo sprachen AuBenminister Togo und Marine-
minister Admiral Shimada sowie Finanzminister Kaya iiber die ihre Ressorts betreffenden Fragen.
Auch ihre Reden vermittelten das Bild einer weitsichtigen und planvollen realistischen Politik und das
der Starke, der Zielsicherheit und der SiegesgewiBheit. Das groBe Ziel der Bildung eines groBasiati-
schen Wirtschaftsund Lebensraumes unter japanischer Fuhrung trat in seinen wesentlichsten Ziigen
klar hervor. DaB hierfiir die Beendigung des Krieges in China, die Ausschaltung Englands und der
Vereinigten Staaten aus diesem ganzen groBen Lebensraum, einschlieBlich aus Indien, eine notwendi-
ge Voraussetzung sei, und daB Japan deswegen den Krieg an der Seite der Achsenmachte bis zur vol-
ligen Niederringung Englands und der Vereinigten Staaten fiihren mtisse und werde, wurde in diesen
Ministerreden unter verschiedenen Gesichtspunkten herausgestellt.
Der Aufbau des groBasiatischen Raumes wird von Japan systematisch durchgefuhrt. Ende Mai wurde
ein Verband zur ErschlieBung Asiens unter Fuhrung hervorragender Personlichkeiten gegrtindet. Der
Verband beschloB, neun Amter einzurichten, darunter ein Amt fur allgemeine Politik und ein Amt fur
weltanschauliche Probleme. Am 12. Mai wurde gemeldet, daB gegen Ende September die religiosen
Ftihrer Mandsehukuos, Chinas, der Mongolei, Franzosisch-Indochinas, Thailands, Burmas, Indiens,
Ceylons, der Philippinen, Malayas, Ostindiens und Japans in Tokio zusammentreffen sollen, um eine
Konferenz zur Errichtung einer Liga der religiosen Zusammenarbeit in Ostasien abzuhalten. Von To-
kio aus will man also offenbar nicht nur die militarischen und wirtschaftlichen, sondern auch die welt-
anschaulichen und kulturpolitischen Grundlagen fur den ZusammenschluB der Volker Ostasiens schaf-
fen.
Der stolzen Bilanz von sechs Monaten Krieg, die die japanischen Staatsmanner ihrem Reichstag vor-
legten, konnte Churchill, als er am 10. Mai sich anlaBlich des zweiten . Jahrestages seiner Ernennung
zum englischen Ministerprasident mit einer Rundfunkrede an England und die Welt wandte, nichts
Ahnliches gegeniiberstellen. Auf Siege und Erfolge konnte er nicht hinweisen. Er malte vielmehr die
Gefahren, Note und Niederlagen, die England in diesem Kriege bisher erlitten hat, aus, um zu zeigen,
durch welche dunklen Taler England bereits hindurchgegangen sei, und um anschlieBend seinen Ho-
rern hoffnungs voile Zukunftsbilder und Ausblicke auf den Endsieg vorzugaukeln. DaB dabei die an-
geblich unerschopflichen Hilfsmittel der Vereinigten Staaten, die Kampfkraft der Bolschewiken und
128 die Luftinvasion gegen Deutschland die groBte Rolle spielten, braucht nicht zu verwundern.
Churchills Rede war typisch fur die Art der Propaganda, die im steigenden MaBe von unseren Kriegs-
gegnern zur Anwendung gebracht wird: Je weniger Erfolge sie auf dem Schlachtfeld haben, je schwe-
rer ihre Niederlagen und je geringer ihre Siegesaussichten sind, um so mehr reden sie vom ktinftigen
Sieg und von dem, was angeblich nach dem Sieg sein soil. Wahrend die Reden der Staatsmanner und
die Propaganda der Dreierpaktmachte sich mit der tatsachlichen Kriegslage, den erreichten Erfolgen
und den sich daraus ergebenden weiteren MaBnahmen beschaftigen, wird auf der Feindseite von Zu-
kunftsmoglichkeiten und -absichten, von angeblichen Friedensplanen und von der Anwendung des
Sieges gesprochen, den man angeblich schon am Horizont sieht.
Freilich lassen sich auch realistischere Betrachtungen bei unseren Kriegsgegnern nicht unterdriicken.
Im englischen Unterhaus ging es Mitte Mai bei einer Debatte iiber die Kriegslage sehr stiirmisch zu,
und heftige Kritik an der britischen Kriegfiihrung wurde laut. Cripps hatte am SchluB der Unter-,
hausdebatte groBte Miihe, die Regierung zu verteidigen und der Lage Englands einige giinstige Mo-
mente abzugewinnen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit der Kriegslage auBert sich besonders in
dem Ruf nach der von Moskau immer aufs neue geforderten „zweiten Front". Uber sie werden immer
wieder heftige Diskussionen gefiihrt. Von offizieller Seite kommt man jedoch hierbei iiber viele Wenn
und Aber nicht hinaus. Offenbar mochte man die englischen Hilferufe mit Luftangriffen auf offene
Stadte beantworten, die freilich weniger gefahrlich und opferreich sind, als es ein Landungsversuch
groBen Stiles irgendwo an der Atlantikkliste sein wlirde.
tjber die innerpolitische Lage Englands fehlt es nicht an Nachrichten, die bezeugen, daB die Unzufrie-
denheit iiber die MiBerfolge von Churchills Politik und Kriegflihrung weite Kreise ergriffen hat. Als
die Arbeiterpartei Ende Mai tiber die Fortsetzung des parteipolitischen Burgfriedens abstimmte, gab es
fur die Fortsetzung des Burgfriedens nur eine ganz verschwindende Mehrheit.
tjber die finanziellen, wirtschaftlichen und Ernahrungsschwierigkeiten, die der Krieg und besonders
der Unterseeboots krieg, England verursacht, geben die Nachrichten tiber weitere Einschrankungen in
der Lebensmittelrationierung, tiber die Rationierung der Brennstoffe usw. deutliche Kunde.
Die Sorgen, die der sichtbare Zerfall des englischen Reiches in London notwendigerweise verursacht,
kommen ebenfalls immer wieder zum Ausdruck. Die Entwicklung in Indien ist dabei von besonderer
Wichtigkeit. Offensichtlich orientieren sich die indischen Fiihrer in Indien immer starker nach dersel-
129 ben Richtung, in der die auBerhalb Indiens fur die indische Befreiung wirkenden nationalen indischen
Fiihrer tatig sind, namlich nach der volligen und endgultigen Befreiung Indiens von der englischen
Herrschaft. Es bestatigt sich, daB die Inder einer japanischen Invasion keineswegs mit den Waffen
entgegentreten wollen, und daB Gandhi die sofortige Raumung Indiens durch die britischen Truppen
gefordert hat. Englands Absicht, die indische Volkskraft in groBem Umfang militarisch gegen Japan
einzusetzen, wird ein Wunschtraum bleiben.
Auch in Sudafrika besteht keineswegs ein einheitlicher Wille, sich fur England zu schlagen. Eine star-
ke Minderheit in der burischen Bevolkerung ist offensichtlich dagegen. Andererseits sind die franzosi-
schen Kanadier, ein gutes Drittel der Bevolkerung Kanadas, ebenfalls gegen den Einsatz kanadischer
Truppen auBerhalb Kanadas.
Um so mehr ist die Sowjetunion nach wie vor in England Trumpf. Man kann sich nicht genug daran
tun, ihr zu huldigen und sie zu loben, ihr Hilfe zu versprechen und von der zweiten Front zu reden, die
man zu ihrer Entlastung in Westeuropa angeblich zu bilden hofft. Sogar englische Bischofe wetteifern
darin, die Bolschewiken und ihr System als gut und schon und eine enge Verbindung mit ihm als mo-
ralisch einwandfrei und zweckmaBig darzustellen. Damit bleibt England freilich durchaus in seiner
geschichtlichen Linie, denn es war immer der Feind Europas, ist durch dessen Uneinigkeit und Un-
gliick groB geworden und hat auch heute nicht das geringste Bedenken, Europa an den Kommunismus
zu verraten, weil es dadurch hofft, den eigenen Untergang zu vermeiden.
So wenig wie England konnten die Vereinigten Staaten im Monat Mai militarische Erfolge verzeich-
nen. Sie muBten nur weitere Niederlagen einstecken. Um so mehr wurde von weiteren Kriegsplanen,
groBen Rustungen, angeblichen sicheren Siegesaussichten und unerschopflichen Hilfsquellen geredet.
Daneben wirkten freilich zahlreiche Meldungen iiber RationierungsmaBnahmen, Verbrauchsein-
schrankungen und Rohstoffschwierigkeiten in den Vereinigten Staaten recht ernuchternd. Die gewalti-
gen Schiffsverluste der angelsachsischen Machte, die allein seit dem Kriegseintritt Amerikas zwischen
drei und vier Millionen Tonnen betragen, wirken sich zusammen mit den weitgreifenden Eroberungen
Japans im ostasiatischen Raum auf die Wirtschaft der USA auBerordentlich nachteilig aus. Die Not-
wendigkeit, infolge des Schiffsraummangels groBe Gutermengen, die friiher zu Schiff befordert wur-
den, auf die Bahnen umzulegen, hat zu groBen Transportschwierigkeiten innerhalb Amerikas selbst
gefiihrt. DaB auch die amerikanischen Werften nicht in der Lage sind, den von den Dreierpaktmachten
versenkten Schiffsraum zu ersetzen, wird immer wieder, wenn auch hochst ungern, eingestanden. Das
130 USA-Kriegsproduktionsamt hat sich auch bereits genotigt gesehen, alle Kontrakte fur die Errichtung
von Fabrikneubauten sowie fur die Ausdehnung bestehender Fabriken, deren Durchfuhrung bis 1943
nicht gewahrleistet erscheint, aufzuheben, da dies durch die Entwicklung der Rohstoffversorgung
notwendig geworden sei. In immer starkerem MaBe zeigt sich, daB auch die wirtschaftlichen Moglich-
keiten der Vereinigten Staaten beschrankt sind, und daB die Propagandaphrase von der unbeschrankten
Leistungsfahigkeit der USA eben eine Phrase ist.
Trotzdem hat Roosevelt Ende Mai Tschungking und Moskau eine verstarkte Materialhilfe im Rahmen
des Pacht- und Leihgesetzes zugestanden, dies offenbar als Antwort auf die immer dringlicher wer-
denden Hilferufe, die besonders Stalins jtidischer Botschafter in Washington, Litwinow, auch in der
Offentlichkeit immer wieder ausstoBt. Fur Tschungking ist freilich jede Waffenhilfe aus USA durch
die japanischen Erfolge eine Unmoglichkeit geworden, und die Geleitzuge, die englisches und USA-
Kriegsmaterial nach Murmansk oder Archangelsk bringen wollen, haben einen weiten, gefahrlichen
und, wie die fast vollige Vernichtung eines groBen Geleitzuges dieser Art im nordlichen Atlantik und
im Eismeer durch deutsche See- und Luftstreitkrafte beweist, auch sehr gefahrlichen Weg zuriickzule-
gen.
„Erfolge" hat Roosevelt eigentlich nur in Slidamerika zu verzeichnen, wo die Unterjochung der ibero-
amerikanischen Staaten mit Ausnahme Argentiniens und Chiles, die bisher dem Druck der USA zu
widerstehen vermochten, immer weiter fortschreitet. Der Kriegsausgang wird freilich auch dariiber
entscheiden, inwieweit diese Erfolge Roosevelts von Dauer sein werden.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Juni-Lieferung
(Nr. 67/68 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
^hmntpnlitik
104 Der Flihrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht stattete am 4. Juni 1942, begleitet von
Generalfeldmarschall Keitel dem Marschall von Finnland, Freiherrn Mannerheim, zu dessen 75. Ge-
burtstage in Finnland an einem Ort hinter der Front einen Besuch ab, um dem linnischen Freiheitshel-
den die herzlichsten Gllickwlinsche des deutschen Volkes und der deutschen Wehrmacht zu uberbrin-
gen. Bei dieser Gelegenheit traf der Flihrer auch mit dem linnischen Staatsprasidenten R y t i zusam-
men. Als Zeichen der deutsch-linnischen Schicksalsgemeinschaft und engen Waffenbruderschaft iiber-
reichte der Flihrer dem Marschall Finnlands das Goldene GroBkreuz vom Deutschen Adlerorden. Im
weiteren Verlauf des Besuches fand zwischen dem Flihrer, dem linnischen Staatsprasidenten, Frei-
herrn Mannerheim und Generalfeldmarschall Keitel eine vom Geist der herzlichen Freundschaft zwi-
schen den beiden Volkern getragene langere Aussprache statt. In seinem Gluckwunsch brachte der
Flihrer zum Ausdruck, wie sehr er sich glucklich schatze, dem Marschall seine Gratulation personlich
uberbringen zu konnen. Er spreche seine Gllickwlinsche im Namen des ganzen deutschen Volkes und
aller deutschen Soldaten aus, die mit wirklicher Bewunderung auf die linnischen Kameraden und ihren
groBen Feldherrn blickten. Der Flihrer erinnerte an die historische Waffenbruderschaft beider Volker
und gab seiner Uberzeugung Ausdruck, daB dieser zweite Kampf die Bindungen fur alle Zeiten starken
werde. Marschall Mannerheim brachte dem Flihrer seinen Dank fur diese Gllickwlinsche zum Aus-
druck. Die Bedeutung und der Wert der ihm zuteil gewordenen Ehre werde durch die Anwesenheit des
Fuhrers aufs hochste hervorgehoben. Marschall Mannerheim schloB seine Rede mit der Hoffnung, daB
die waffenbrliderlich vereinten Kampfer der beiden Nationen ihren Volkern den Frieden und ganz
Europa die Rettung aus einer Gefahr bringen mochten, die mehr als zwei Jahrzehnte wie ein Alpdruck
an den ostlichen Grenzen drohte.
Am 27. Juni stattete Freiherr Mannerheim dem Flihrer in seinem Hauptquartier einen Gegenbesuch ab.
105 Der finnische Marschall wurde begleitet von Generalleutnant Tuompo, dem Chef des Kommandosta-
bes im finnischen Oberkommando. Auch dieser in auBerordentlich herzlicher Form verlaufene Besuch
war die Begegnung zweier Soldaten, die an der Spitze der Armeen ihrer im Schicksalskampf gegen
den Bolschewismus vereinten Nationen stehen und die sich miteinander verbunden wissen in dem
eisernen Willen, die Freiheit, die sie ihren Volkern erkampft haben, fur immer zu erhalten. Zum Ab-
schluB seines Aufenthaltes war der Marschall von Finnland Gast im Hauptquartier des Reichsmar-
schalls Hermann Goring.
Ein weiterer Besuch von Bedeutung war die Anwesenheit des konigl. ungarischen Ministerprasidenten
und AuBenministers v. K a 1 1 a y im Flihrerhauptquartier am 7. Juni. Der ungarische Gesandte in Ber-
lin, Sztojay, und der deutsche Gesandte in Budapest, v. Jagow, waren bei den Empfangen zugegen.
Der Flihrer und der ungarische Ministerprasident hatten im Hauptquartier eine Besprechung liber die
politische Lage, an der auch der Reichsminister des Auswartigen, v. Ribbentrop, teilnahm. Die Unter-
redung war getragen von dem Geiste der traditionellen deutsch-ungarischen Freundschaft. Anschlie-
Bend fand eine militarische Lagebesprechung statt, an der Generalfeldmarschall Keitel und General
Jodl beteiligt waren. Am Sonntag, dem 7. Juni, war Ungarns Regierungschef Gast des Reichsministers
des Auswartigen v. Ribbentrop und hatte mit ihm eine eingehende Aussprache liber aktuelle politische
Fragen.
Die Kriegsereignisse im Monat Juni spielten sich an drei verschiedenen Fronten ab. Auf den Meeren,
wo mit unverminderter Kraft die Schlacht gegen die feindliche Handelstonnage gefuhrt wird, in Afri-
ka, wo Generalfeldmarschall Rommel unvergleichliche Siegeslorbeeren einbrachte, und an der Ost-
front, wo im Laufe des Juni die deutschen Truppen zum Angriff angetreten sind.
Am 4. Juni durcheilte die Meldung das Reich, daB der stellvertretende Reichsprotektor in Bohmen und
Mahren und Chef der Sicherheitspolizei und des SD, SS-Obergruppenfuhrer und General der Polizei
Reinhard Heydrich, an den Folgen des auf ihn veriibten Mordanschlages in Prag verstorben sei. Der
Flihrer hat fur den stellvertretenden Reichsprotektor ein Staatsbegrabnis angeordnet. Nach einer wlir-
digen Trauerfeier auf der Prager Burg am 7. Juni fand am 9. der Staatsakt in der Neuen Reichskanzlei
statt. Der Flihrer ehrte den einer feigen Mordhetze zum Opfer gefallenen SS-Obergruppenfuhrer durch
seine Teilnahme an der Trauerfeier und durch Worte hochster Anerkennung. „Er war", so sagte er,
„einer der besten Nationalsozialisten, einer der starksten Verteidiger des deutschen Reichsgedankens,
106 einer der groBten Gegner aller Feinde dieses Reiches." Der Flihrer verlieh ihm als zweitem Deutschen
die hochste Auszeichnung die Oberste Stufe des Deutschen Ordens. Reichsflihrer SS Heinrich Himm-
ler hielt die Gedenkrede. Er zeigte ein Bild der Personlichkeit Reinhard Heydrichs auf und betonte,
welch ungewohnliche Fahigkeiten der Verstorbene gehabt hat und mit welcher Leidenschaftlichkeit er
als Nationalsozialist und als SS-Mann der Idee des Flihrers verpflichtet und ergeben war. Die Rede des
Reichsflihrers ff vermittelte einen hohen Begriff von dem Wesen und dem Geist der ff. Zugleich gab
sie einen aufschluBreichen Einblick in das deutsche Polizeirecht, dessen Forderer Reinhard Heydrich
stets gewesen ist und das gerade er mit einem hohen Ethos zu erfullen bestrebt war.
Am Tage des Staatsbegrabnisses empfing der Fiihrer in der Neuen Reichskanzlei Staatsprasident Ha-
cha an der Spitze der Protektoratsregierung und nahm aus dem Munde des Prasidenten das Beileid
aller Tschechen entgegen, die durch die geschichtliche Entwicklung in Europa belehrt worden sind. Im
ganzen Protektorat fanden im Juni eine Reihe von Kundgebungen statt, die die Mordpolitik des emi-
grierten Benesch und des Intelligence Service scharf verurteilten.
Eine amtliche Meldung vom 19. aus Prag berichtete, daB die Morder des stellvertretenden Reichspro-
tektors, SS-Obergruppenfuhrer Heydrich, in den Morgenstunden des 18. Juni in einer Prager Kirche,
in der sie lange Zeit Unterschlupf gefunden hatten, gestellt und bei der Festnahme erschossen worden
seien. Gleichzeitig sei es gelungen, den nachsten Helferkreis der Morder unschadlich zu machen. Es
wurde festgestellt, daB samtliche Beteiligten Angehorige tschechischen Volkstums sind, die von briti-
schen Flugzeugen zur Ausiibung des Attentats im Protektorat abgesetzt worden waren. Wenige Tage
darauf verzeichnete eine kleine Meldung, daB die Belohnungen in Hohe von zweimal 10 Millionen
Kronen an Personen verteilt wurden, die zur Ergreifung der Morder beigetragen hatten.
Einen weiteren schweren Verlust hatte das nationalsozialistische Deutschland durch den Tod des
Korpsfuhrers Huhnlein zu beklagen, der nach schwerer Krankheit am 18. Juni in Mlinchen gestorben
ist. Auch fur ihn ordnete der Flihrer einen Staatsakt an, der am 21. Juni im Armeemuseum zu Mlin-
chen stattfand. Auch dem verdienstvollen Korpsfuhrer des NSKK verlieh der Flihrer die Oberste Stufe
des Deutschen Ordens. Reichsminister Dr. Goebbels, der die Trauerrede fur Korpsfuhrer Huhnlein
hielt, zeigte dem deutschen Volke die auBerordentlichen Verdienste des Verstorbenen um die Motori-
sierung, deren hoher Stand im wesentlichen zu den Erfolgen dieses Krieges beigetragen habe.
Zum Nachfolger Huhnleins wurde vom Flihrer NSKK-Obergruppenfuhrer Kraus bestimmt. In einem
107 Aufruf an seine Manner vom 25. Juni forderte der neue Korpsfuhrer von ihnen ganze Hingabe und die
gleiche Bewahrung wie bisher.
Am 26. Juni gab eine Notiz der Reichspressestelle der NSDAP bekannt, daB der bayerische Staatsmi-
nister und Gauleiter Adolf Wagner, Mlinchen, schwer erkrankt sei. Der Flihrer habe mit der vertre-
tungsweisen Fuhrung der Geschafte den Gauleiter des Gaues Westfalen-Sud, Paul G i e s 1 e r, betraut.
Zugleich sei er beauftragt mit der Vertretung Adolf Wagners in dessen Stellung als bayerischer
Staats minister des Inneren sowie als Minister fur Unterricht und Kultur. Auch hat Gauleiter Giesler im
Auftrage von Reichsmarschall Goring die Geschafte des Reichsverteidigungskommissars fur die
Wehrkreise VII und VIII ubernommen.
Wahrend seines Besuches bei Feldmarschall Mannerheim beforderte der Flihrer den Oberbefehlshaber
einer Armee, den General der Gebirgstruppen D i e t 1, zum Generaloberst. Died und seine Manner
haben im Laufe des letzten Jahres an der Front im hohen Norden einen schweren und verbissenen
Kampf geftihrt.
Als 12. Offizier der deutschen Wehrmacht verlieh der Flihrer dem Oberleutnant Marseille, Staffelkapi-
tan in einem Jagdgeschwader, die Schwerter zum Eichenlaub des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes.
Oberleutnant Marseille hat bei den Kampfen in Afrika eine beispiellose Kette von Luftsiegen errun-
gen. Allein in der Zeit vom 3. bis 17. Juni bezwang er 21 britische Jager. 101 Luftsiege hatte er bis
zum 19. Juni erfochten. Als 14. Offizier der deutschen Wehrmacht erwarb sich Hauptmann G o 1 1 o
b, Kommodore eines Jagdgeschwaders, die gleiche Auszeichnung. Beiden Offizieren sandte der
Reichsmarschall herzlich gehaltene Gliickwunschschreiben, in denen er ihnen fur ihren stets vorbildli-
chen heldenhaften Einsatz seine besondere Anerkennung ausdrlickte. Am 25. wurde auch dem Ober-
feldwebel Leo Steinbatz das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verlie-
hen; diese Ehrung wurde dem hervorragenden Flieger zuteil, nachdem das Oberkommando der Wehr-
macht gemeldet hatte, daB er von einem Feindflug nicht zuruckgekehrt sei.
Das Eichenlaub zum Ritterkreuz erhielten im Monat Juni als 96. Soldat der deutschen Wehrmacht
Oberfeldwebel Leopold Steinbatz, als 97. Oberleutnant Hans-Joachim Marseille. Dann folgen Haupt-
mann Helmut Lent, Freiherr v. Malapert, gen. Neufville, Generalmajor Ludwig Wo Iff, Oberleutnant
Friedrich GeiBhardt, Oberleutnant Heinrich Setz und als 103. Soldat General der Infanterie Walter
Graf Brockdorff-Ahlefeld.
Bei einem Empfang durch den Staatssekretar im Auswartigen Amt Keppler auBerte sich der in Berlin
108 weilende Vorkampfer fur ein freies Indien Subhas Chandra Bose iiber Indiens Kampf und Unabhan-
gigkeit. Vor Vertretern der deutschen und der auslandischen Presse erklarte Bose, daB jeder Schlag,
der gegen das britische Weltreich gefuhrt werde, eine Hilfe sei fur Indien in seinem Freiheitskampfe.
Wenn der rechte Augenblick gekommen ist, so werde ihn niemand daran hindern konnen, nach Indien
zuriickzukehren. Diese Erklarungen Boses, die am 15. Juni durch die gesamte deutsche Presse liefen,
fanden im Orient, insbesondere in Indien, lebhaftesten Widerhall.
Anfang Juni wurde das Ergebnis der zweiten Haussammlung fur das Rote Kreuz bekanntgegeben. Die
Sammelaktion vom 17. Mai hatte demnach ein Ergebnis von 43 472 313 RM. Damit wurden tiber 9
390 000 RM mehr gespendet als am gleichen Sonntag des Vorjahres.
Am Sonntag, den 1. Juni, ftihrte Reichsorganisationsleiter Dr. Ley den vom Ftihrer als Nachfolger
des verstorbenen Gauleiters Rover neuernannten Gauleiter Paul Wegener in sein Amt ein. Dr. Ley
sprach bei der Amtseinfuhrung iiber den Begril der Menschenfiihrung und das Prinzip der Auslese.
Wenige Tage darauf wies Reichsminister Dr. F r i c k Gauleiter Wegener auch in sein Amt als Reichs-
statthalter von Oldenburg und Bremen ein. Dr. Frick wiirdigte dabei noch einmal die Arbeit und das
Werk Karl Rovers und zollte zugleich den Verdiensten Anerkennung, die sich Gauleiter und Reichs-
statthalter Wegener in seinen verschiedenen Arbeitsbereichen, insbesondere in Norwegen, erworben
habe.
Am 1. Juni ging auf Befehl des Reichsmarschalls der Sicher-heits- und Hilfsdienst mit sofortiger Wir-
kung in den Befehlsbereich des Reichsfiihrers jf und Chefs der deutschen Polizei iiber. Der SHD wur-
de mit diesem Tage der Ordnungspolizei unterstellt und fiihrte den Namen „Luftschutzpolizei".
Auf einer Wirtschaftstagung in Hannover sprach am 3. Juni der Reichskommissar fur die Preisbildung,
Staatssekretar Dr. Fischbock, iiber die Preisstabilitat. Wenn sich heute die Tatigkeit der Preisbehorden
einer gewissen Unbeliebtheit erfreuten, so sei dies kein schlechtes Zeichen, denn es handele sich dar-
um, die Preis- und Wahrungsstabilitat durchzusetzen. Der Preiskommissar erklarte, daB den Preiserho-
hungen, die sich nicht vermeiden lieBen, bestimmte Preissenkungen gegeniiberstehen muBten. Jede
Preissenkung fiihre dazu, das Vertrauen in die Preis- und Wahrungsstabilitat zu starken und den Spar-
willen zu erhohen.
Das Reichskriegsschadenamt hat, wie die „Deutsche Allgemeine Zeitung" am 25. Juni berichtete, in
einer Entscheidung zu den Kriegsschaden an gewerblichen Unternehmungen Stellung genommen.
Demnach kann ein gewerbliches Unternehmen, das die in seinem Betriebe eingetretenen Kriegssach-
schaden unter Einsatz eigener Arbeitskrafte und eigenen Materials selbst beseitigt, auch auf Erstattung
109 der iiblichen allgemeinen Verwaltungskosten Anspruch erheben.
Im Jahre 1936 wurde vom Reichsgesundheitsamt eine Forschungsstelle geschaffen, die ihre Arbeit der
Erforschung der nichtseBhaften Bevolkerung, vor alien Dingen der Zigeuner und Zigeunerbastarde,
widmen soil. Nunmehr veroffentlicht der Leiter dieser Forschungsstelle, Dr. Ritter, in der Zeitschrift
fiir Standesamtswesen interessante Einzelheiten. Er sagt z. B., daB die Zigeuner fast ausnahmslos ver-
suchen, ihre Familienzusammenhange zu verschleiern. Die Nachforschungen ergaben, daB Tausende
von Zigeunern falsche Namen fiihrten. Von groBer Bedeutung ist die Erkenntnis, daB die Zigeuner
nicht etwa stammechte Nomaden, sondern Mischlinge verschiedener Schattierungen und Zusammen-
setzungen sind. Stammechte Zigeuner gibt es in Deutschland kaum 100 Familien. Die in den letzten
drei Jahren ausgearbeitete Genealogie der rund 20 000 Zigeuner und Zigeunermischlinge im Altreich
lehrt, daB sich die Zigeuner vorwiegend mit asozialen und erbminderwertigen Elementen gepaart ha-
ben. Deshalb ging aus diesen Mischungen groBtenteils ein asoziales Lumpenproletariat hervor. Diese
Erkenntnisse werden die Grundlage sowohl fiir die rassenhygienische, als auch fiir die vorbeugenden
MaBnahmen der Polizei bilden miissen.
Am 14. Juni ging durch die deutsche Presse ein Interview, das der Reichsminister fiir die besetzten
Ostgebiete, Alfred Rosenberg, dem Chefkorrespondenten des DNB, H. B. L a n z e , gewahrt hatte.
Der Minister auBerte sich dabei iiber die Schwierigkeiten, zwei so groBraumige Reichskommissariate
zu verwalten, die geschichtlich und volkisch eine sehr verschiedene Struktur aufweisen. Solche Auf-
gabe bedinge die Heranziehung von Personlichkeiten, die die Probleme des Ostens nicht schematisch,
sondern vielfaltig zu sehen imstande seien. Reichsminister Rosenberg unterstrich sehr nachdriicklich,
daB die Verwaltungsmethoden den verschiedenen Gebieten angepaBt wlirden. So beziehe sich z. B. die
neue Agrarordnung ausschlieBlich auf die altsowjetischen Gebiete. Der Sinn dieser neuen Ordnung im
Osten sei die Beseitigung des bolschewistischen Kollektivs. Darum wlirden von dieser Neuordnung
die baltischen Gebiete nicht betroffen. Mit Genugtuung habe er in den letzten Tagen davon Kenntnis
genommen, daB in WeiBruthenien bereits wenige Monate nach ErlaB der neuen Agrarordnung kein
Kolchosbetrieb mehr bestehe. Hier wurden in knapp acht Wochen nicht weniger als 1400 Kolchosen
beseitigt. Nichts liege der deutschen Verwaltung mehr fern, als etwa irgendwelche Zustande aus der
Zeit vor 1917 wiederherzustellen. In Landwirtschaft und gewerblicher Wirtschaft, vor allem im
Handwerk, erkenne die deutsche Verwaltung das Leistungsprinzip voll an. Rosenberg verwies auch
110 auf das neuemporbltihende kulturelle Eigenleben in verschiedenen Gebieten des besetzten Ostens.
Besonders in der Ukraine sei der kulturelle Selbstbehauptungswille seit dem deutschen Einmarsch
auBerst lebhaft gewachsen. Dem Ministerium in Berlin und den Reichskommissaren stiinden ungeheu-
re Aufgaben bevor. Es bediirfe eines groBen Verstandnisses fur alle Fragen, um hier ohne Schematis-
mus, von den Tatsachen des Lebens ausgehend, das zu verwirklichen, was fur die Sicherung Europas
notwendig sei. Bei sparsamstem Krafteeinsatz, daflir aber mit doppelter Energie werde schon nach
wenigen Jahren der Osten ein anderes Gesicht haben. Die Vielgestaltigkeit und die Eigenart der V61-
ker des Ostraums solle geachtet und verstanden werden. Alle produktiven Krafte sollen, so schloB der
Minister, in einer gemeinsamen europaischen Aufgabe unter dem Schutz GroBdeutschlands zusam-
menflieBen, das sich das Recht, ja die Pflicht zur Flihrung ehrlich erstritten habe.
Reichsminister Rosenberg fuhrte um die Mitte des Monats eine langere Reise durch das Reichskom-
missariat Ukraine durch und liberzeugte sich an Ort und Stelle liber den Fortgang der Aufbauarbeit.
Am 23. und 24. Juni fand in Berlin eine Tagung der flihrenden Manner fur Landwirtschaft aus den
besetzten Ostgebieten statt, auf der der mit der Flihrung der Geschafte des Reichsernahrungsministers
beauftragte Staatssekretar Backe sprach. Im Vordergrund der Tagung standen die Berichte liber die
Fruhjahrsbestellung und die Ernteaussichten. Die einzelnen Berichte ergaben ein eindrucksvolles Bild
von den zu uberwindenden groBen Schwierigkeiten. Es habe sich aber gezeigt, daB sie Dank der Tat-
kraft der deutschen Landwirtschaftsfuhrung so weit beseitigt wurden, daB die Fruhjahrsbestellung in
weit groBerem Umfang durchgefuhrt wurde, als man es zuerst angenommen habe. Die Ernteaussichten
wurden verschieden beurteilt. Der Stand der Sommersaaten, deren Anbau vielfach vergroBert wurde,
zeige im allgemeinen ein gunstigeres Bild als der der Wintersaaten. Aus den Referaten der Tagung
ging hervor, daB trotz der durch den Krieg bedingten Schwierigkeiten auf dem landwirtschaftlichen
Sektor im Osten Vorbildliches geleistet worden ist.
Durch eine Verordnung des Reichskommissars fur die Ukraine wurde, wie DNB am 12. Juni berichte -
te, in Erganzung zu der bereits erlassenen Verordnung liber die Gerichtsbarkeit im Reichskommissari-
at bestimmt, daB einheimische Schoffen zur Bestrafung von leichteren Vergehen einzusetzen sind. Sie
haben eine Strafgewalt fur Urteile bis zu zwei Jahren Gefangnis liber die einheimische nichtdeutsche
Bevolkerung, sofern die Straftat die deutschen Belange nicht beruhrt. Durch diese Verordnung wird
die Aufrechterhaltung des Rechtsfriedens in der Ukraine in die Hand der Einheimischen gegeben,
111 solange es sich nicht um schwerer zu ahndende Taten handelt, fiir die deutsche Gerichte oder das
Sondergericht zustandig sind.
Anfang Juni besuchte der Beauftragte fiir den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, das Reichskommissa-
riat U k r a-i n e. Zweck seines Besuches war es, sich einen Uberblick liber die Lage der dortigen Ar-
beitseinsatzmoglichkeiten fiir das Reich zu verschalen. Gauleiter Sauckel sprach in einer Kundgebung
liber die besonderen FursorgemaBnahmen fiir die in das Reich zum Arbeitseinsatz kommenden Ukrai-
ner und ihrer Angehorigen. Gauleiter Sauckel zeigte, daB sich diese Fursorge auf die Ernahrung, arzt-
liche Kontrolle, kulturelle Betreuung und eine groBziigige Lohngestaltung erstreckt. Eine besondere
Anerkennung sprach Gauleiter Sauckel am SchluB seiner Rede denjenigen Ukrainern aus, die sich
bereits in Deutschland durch Haltung und Leistung bewahrt haben.
Auf einer Dienstbesprechung von Fuhrern und Fuhrerinnen des Obergebietes Siidost der Hitlerjugend
in Prag sprach Reichsjugendfuhrer A x m a n n. Er wandte sich an die Fuhrerschaft der Jugend des
Sudetenlandes, der Alpen-und Donaulander, Bohmens und Mahrens und gab ihr Richtlinien im Rah-
men des Kriegseinsatzes und der Erntearbeit. Besonders eindrucksvoll zeigte sich bei den Arbeitsbe-
richten der einzelnen Gebietsfuhrer die Leistung der Hitlerjugend im Protektorat Bohmen und Mahren.
Die Mitgliederzahl der dortigen HJ hat sich in kurzer Zeit verdreifacht. Die Stadt Prag war Mittelpunkt
verschiedener Reichsveranstaltungen. Tausende von Jungen und Madeln der Kinderlandverschickung
aus dem Reich lernten diese Stadt kennen. 34 Lehrlingsheime mit 3100 Jungen wurden ihrer Bestim-
mung iibergeben. 1700 Jugendliche werden als Facharbeiternachwuchs in weiteren Lagern bis zum
Herbst dieses Jahres Aufnahme finden. Daneben konnten 59 Schtilerheime mit 4000 Jungen und Ma-
deln eroffnet werden. 16 Landdienstlager bereiten die deutsche Jugend des Protektorats auf ihren spa-
teren bauerlichen Beruf vor. Noch in diesem Jahre wird ein vorbildlicher Landdienstlehrhof in Betrieb
genommen werden, und schlieBlich sind in den neu errichteten Bannen Bohmens und Mahrens 18
Kleinheime als Wirkungsstatten des deutschen Volkstums neu erstanden.
Eine Veroffentlichung vom 12. Juni ist von allgemeinem Interesse, worin mitgeteilt wurde, daB in
diesem Jahre fur den Urlaubs- und Ferienreiseverkehr keine zusatzlichen Ziige gefahren werden kon-
nen. — In am 23. Juni erlassenen Durchflihrungsverordnungen zu der Anordnung, die der Staatssekre-
tar fiir Fremdenverkehr, Hermann Esser, zur Regelung des Reiseverkehrs am 20. April erlassen hatte,
wurde die Praxis der Urlaubsreisen genauestens umschrieben. Demnach dlirfen die Beherbergungsbe-
112 triebe mit Angehorigen der Dringlichkeitsstufe I, den Fronturlaubern, ohne Vorbehalt einen Beherber-
gungsvertrag abschlieBen. Mit Personen der Stufe II, die kriegswichtige Arbeit leisten, kann ebenfalls
ein Beherbergungsvertrag eingegangen werden, jedoch unter der Bedingung, daB der Raum nicht 14
Tage vor dem ersten Aufenthaltstag zur Unterbringung eines Fronturlaubers benotigt wird. Die Ur-
laubsdauer betragt grundsatzlich nur drei Wochen. Arztliche Atteste berechtigen zur bevorzugten Un-
terbringung nur noch in Heilbadern und heilklimatischen Kurorten, nicht aber in Seebadern,
Luftkurorten und Sommerfrischen.
In alien Gauen des Reiches wird, wie eine Notiz in der deutschen Presse am 6. Juni bekanntmachte, in
absehbarer Zeit von der Deutschen Arbeitsfront in engster Zusammenarbeit mit den Gauleitern und
den Gauheimstattenamtern eine Aktion zur Freimachung von ungentigend ausgenutztem Wohnraum
durchgefuhrt werden. Auf freiwilliger Grundlage sollen Wohnraume zur Deckung des dringendsten
Wohnbedarfs fur kinderreiche Familien, fur Volksgenossen in schlechten Wohnverhaltnissen, vor
allem aber fur Frontkampfer, Verwundete und Kriegshinterbliebene geschaffen werden. Die bisher
versuchsweise durchgefuhrte Aktion in einigen Kreisen des Gaues Dusseldorf hat uberraschend gute
Ergebnisse gehabt. Amtswalter der DAF und der Heimstattenamter haben die in Frage kommenden
Besitzer der GroBwohnungen in vielen Fallen beraten und fur diese so notwendige Aktion gewonnen.
In der Zeit vom 1. bis zum 15. Juni wurde im ganzen Reich eine Altkleider-und Spinnstoffsammlung
durchgefuhrt. Sie wurde tiber diesen Termin hinaus noch bis zum 21. Juni weitergefuhrt. Reichsmini-
ster Funk forderte vor Beginn dieser Sammlung zu reger Beteiligung auf. Es sollen Kleider beschafft
werden fur Werktatige in solchen Betrieben, in denen der BekleidungsverschleiB besonders stark ist.
Vor alien Dingen sollen Kriegsdienstverpflichtete, die im Frontbereich, in der Rustungsindustrie und
in der Landwirtschaft eine neue Tatigkeit ausiiben, mit diesen Kleidungsstucken bedacht werden. Da
die Rohstoffdecke auf dem Textilsektor zur Neubeschaffung dieser Arbeitskleidung nicht ausreicht,
sollen Kleidungsstiicke in Haushaltungen, wo sie nicht gebraucht werden, keinesfalls in den Schran-
ken und auf den Boden vermodern. Jede Spende zur Altkleider- und Spinnstoffsammlung 1942 diene,
wie Reichsminister Funk erklarte, unmittelbar der Front.
Am -45. Juni zeichnete Reichsminister Dr. Goebbels in seinem Ministerium die hoflichsten Berliner
und Berlinerinnen aus, die durch einen Wettbewerb ermittelt worden waren. In seiner Ansprache hatte
113 Reichsminister Dr. Goebbels darauf hingewiesen, daB es die Pflicht jedes einzelnen Volksgenossen sei,
durch hilfsbereites Wesen und Hoflichkeit den an sich schon schweren Alltag in Kriegszeiten zu er-
leichtern.
Am 10. Juni hielt in der Berliner Universitat Generalgouverneur Reichsminister Dr. Frank einen Vor-
trag tiber „Rechtsidee und Volksgemeinschaft". Er erklarte dabei u. a., daB das GroBdeutsche Reich,
das aus diesem Kriege zu ungeahnter geschichtlicher GroBe emporsteigen werde, nicht denkbar sei
ohne Recht. Reich und Recht gehorten, wie die weltgeschichtliche Erfahrung lehre, zusammen. „Ich
glaube", so betonte Dr. Frank, „an die Verbindungsmoglichkeit von autoritarer Staatsfuhrung und
richterlicher Unabhangigkeit. Ich glaube an die Moglichkeit des Einbaues von Rechtssicherheit im
weitesten Sinne in die autoritare Staatsfuhrung." Der Reichsminister erinnerte zugleich an die bahn-
brechenden Taten des Nationalsozialismus auf dem Gebiete der Rechtspflege. So u. a. an die Weiter-
bildung des Reichsrechts, an das Erbhofgesetz und die Arbeitsgesetzgebung, an Wehr-, Kultur- und
Rasserecht. Nach Beendigung des Krieges werde er dem Ftihrer den Entwurf des groBen deutschen
Volksgesetzbuches vorlegen, das die Erkenntnisse nationalsozialistischer Rechtspflege endgultig zu-
sammenfassen wird.
Die Partei hat auch im 'Laufe des Monats Juni in zahlreichen Veranstaltungen und Kundgebungen dem
deutschen Volke die politische Ausrichtung gegeben. In diesem Rahmen verdienen verzeichnet zu
werden eine Rede, die Reichsminister Dr. Goebbels am 15. Juni vor den Kreis- und Ortsgruppenleitern
des Gaues Berlin in seinem Ministerium hielt, worin er eine groBe Ubersicht liber den Verlauf des
Krieges und liber die sicheren Aussichten fur den Endsieg gab, eine Rede des Reichsorganisationslei-
ters Dr. Ley am 11. auf einer Kundgebung in Wien, bei der er klar umrissene Gesichtspunkte fur die
Betreuung der Schaffenden des Gaues Wien entwickelte, und schlieBlich eine Rede, die Stabschef
Lutze am 8. Juni in Kattowitz bei der Vereidigung von 1200 SA-Mannern des Gaues Oberschlesien
hielt.
Am 11. Juni ubergab der bisherige Stabsleiter der Reichspropagandaleitung der NSDAP und President
des Instituts fur deutsche Kultur- und Wirtschaftspropaganda, Oberbefehlsleiter Hugo Fischer seine
Dienstgeschafte an den bisherigen Reichssendeleiter Hadamowski als seinen Nachfolger.
Die Blindenstudienanstalt in Marburg konnte am Ende des Monats Juni auf ihr 25jahriges Bestehen
zuriickblicken. Aus AnlaB dieses Jubilaums stattete Reichsarbeitsminister S e 1 d t e der Anstalt einen
Besuch ab. Er sprach in der Aula der Universitat liber das Thema „Sozialpolitik und Forschung". Er
114 unterstrich dabei, daB eine gesunde und weitgehende Sozialpolitik ein wesentlicher Beitrag zur
Kriegsrustung sei. Er wies darauf hin, daB wir durch unsere Sozialpolitik die soziale Entrechtung im
Innern beseitigt hatten. Nun miisse man eine libers taatliche soziale Neuordnung verlangen, damit alle
arbeitswilligen Volker an den Reichtumern der Erde teilnehmen konnten. Der Reichsminister besuchte
anschlieBend die einzelnen Abteilungen der Studienanstalt, wo zur Zeit mehr als 720 berufstatige
Blinde, darunter viele Kriegsblinde, ihre geistige Weiterbildung linden. Die Anstalt ernannte Reichs-
minister Seldte zu ihrem Ehrenmitglied.
Am 16. Juni wurde in Berchtesgaden das Dietrich-Eckart-Krankenhaus durch seinen Bauherrn, Ober-
befehlsleiter Hilgenfeldt, seiner Bestimmung ubergeben. Er gedachte mit Worten des Dankes des ver-
storbenen Reichsministers Dr. Todt, der den Bau maBgebend gefordert habe, und insbesondere der
groBziigigen Forderung des Werkes durch Reichsschatzmeister Schwarz. Als vorbildliche Heilstatte
soil dieses Haus weit liber die Grenzen des engeren Bezirkes beispielgebend wirken.
Am 24. Juni wurde in Weimar eine groBe Kundgebung der europaischen Jugend abgeschlossen, die in
Florenz ihren Fortgang nahm. In Deutschland wie in Italien hatten sich die Jugendfuhrer Deutsch-
lands, Italiens, Finnlands, Rumaniens, der Slowakei, Kroatiens, Ungarns, Bulgariens, Spaniens, Da-
nemarks, Belgiens und der Niederlande zusammengefunden, um ein Bekenntnis zur neuen europai-
schen Ordnung und zur europaischen Zukunft abzulegen. Reichsjugendfuhrer A x m a n n bekannte
sich in seiner Rede zu dieser Neuordnung, an der die Jugend der Volker Europas gestaltend mitwirken
will, und die man erreichen werde auf dem Wege liber eine soziale Neugestaltung und Hinwendung zu
den gemeinsamen Bildungsgutern der europaischen Volker.
Am 1. Juni wurden in der Nationalgalerie in Berlin die Berliner Kunstwochen eroffnet. Sie standen
unter dem Thema „Die Kunst dem Volke", umfaBten alle Gebiete der Kunst und boten alien Schichten
des Volkes, insbesondere aber Soldaten, Rlistungsarbeitern und Werktatigen erlesenste Darbietungen
namhaftester Klinstler. Opern und Theaterauffuhrungen, Dichterlesungen, Symphonie- und Kammer-
konzerte reihten sich drei Wochen lang aneinander und vermittelten einen glanzenden Beweis
kultureller Leistungsfahigkeit des deutschen Volkes im Kriege.
Am 16. Juni empfing Reichsminister Dr. Goebbels die Teilnehmer an der Tagung des „Standigen Rats
fur internationale Zusammenarbeit der Komponisten", die in Berlin erfolgreich beendet worden war.
Richard StrauB, der fur weitere flinf Jahre zum Prasidenten dieses Gremiums gewahlt wurde, dankte
115 dem Minister fur die fordernde Unterstiitzung, die Dr. Goebbels den Bestrebungen der Tagung zuteil
werden lieB. An dem Empfang nahmen die bedeutendsten Komponisten aus fast alien Landern Euro-
pas teil. Sie nahmen die Erklarung des Ministers mit Beifall auf, daB die Zusammenarbeit auf kulturel-
lem Gebiete schon jetzt die Vorahnung einer europaischen Solidaritat sei und sich befruchtend auf die
politische Entwicklung auswirken werde.
In Wien wurde am Monatsende eine „Gesellschaft der Freunde der Deutschen Akademie" gegriindet,
deren President Reichsleiter v. Schirach wurde. Zugleich wurden die diesjahrigen Preise verteilt. Den
Preis fur deutsche Sprache und Literatur erhielt Prof. Dr. Georg Baesecke fur sein Werk „Vorge-
schichte deutschen Schrifttums" und Prof. v. Kralik, Wien, fur sein Werk „Die Siegfried-Trilogie im
Nibelungenlied und in der Thidreks-Sage", den Preis fur zwischenstaatliche Geistesbeziehungen Do-
zent Ulrich Noack fur den ersten Band der „Geschichte der nordischen Volker" und der verstorbene
Prof. Werner Reese fur sein Werk „Die Niederlande und das Deutsche Reich".
Zum letztenmal eroffnete in den letzten Junitagen eine Ausstellung des Hilfswerks fur Bildende Kunst
ihre Pforten. Diese Ausstellung des Klinstlerhilfswerks der NSV zeigt im Museum fur Volkerkunde zu
Berlin die Ergebnisse eines Wettbewerbes, der unter dem Thema „Mutter und Kind" stand. Das Hilfs-
werk stellt seine Tatigkeit ein, da nunmehr, nicht zuletzt durch seine Hilfe, der groBte Teil der deut-
schen Maler einen Weg in die Offenflichkeit gefunden hat, der dem einzelnen Kunstler eine ausrei-
chende Existenz verbtirgt.
AuBenpolitik
116 Deutschlands Politik und Kriegfiihrung im Monat Juni, dem ersten Monat dieses Sommers, charakteri-
siert sich durch eine gesteigerte und erfolgreiche Angriffstatigkeit an alien Fronten und durch eine
damit eng verbundene vielseitige politische Tatigkeit. Der Seekrieg, der Krieg in Afrika und der an der
Ostfront haben zu neuen groBen Erfolgen gefuhrt. Mit Italien, Finnland, Ungarn und Rumanien wurde
in gegenseitigen Besuchen und wichtigen Besprechungen das gemeinsame Handeln auf alien Gebieten
weitereritwickelt und festgelegt, mit der Ttirkei ein auch politisch hoch bedeutsames Kreditabkommen
geschlossen und mit Argentinien ein Zwischenfall des Seekrieges beigelegt.
Die „Schlacht im Atlantik", wie unsere Gegner unseren Kampf gegen die feindliche
Versorgungsschiffahrt zu nennen pflegen, hat seit Anfang dieses Jahres eine steilansteigende
Erfolgskurve zu unseren Gunsten gezeigt. Im Januar betrug die versenkte Tonnage 400 600 BRT, im
Februar 525 400 BRT, im Marz 646 900 BRT, im April 585 000 BRT, im Mai 924 400 BRT und im
Juni 892 000 BRT. In diesen Schiffsverlusten sind diejenigen nicht enthalten, die die Englander im
Pazifik und anderen ostlichen Meeren erlitten haben. Im Mai und Juni durften die Gesamtverluste an
feindlichem Schiffsraum je tiber eine Million BRT betragen. Es hat sich die fur den Kriegstreiber
Roosevelt sicher ebenso unerwartete wie schmerzliche Tatsache ergeben, daB sich der Kriegseintritt
der USA fur die Fuhrung des Unterseebootskrieges als eine groBe Erleichterung ausgewirkt hat, und
daB die Gewasser an den amerikanischen Kiisten fur die deutschen und italienischen U-Boote zu den
ergiebigsten Jagdgriinden geworden sind. Solange die Vereinigten Staaten in einer formalen
Neutralitat verharrten, waren den Kommandanten der deutschen U-Boote die Hande gebunden, da sie
dauernd aufpassen muBten, ob sie Handelsschiffe der Vereinigten Staaten vor sich hatten. Es war
genugsam bekannt, daB Roosevelt dem Krieg auf alien Meeren nachlief und nichts mehr wtinschte als
Zwischenfalle, die er fur seine Kriegshetze gegentiber dem eigenen Volke ausnutzen konnte. Seit dem
Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten, d. h. seit dem 8. Dezember 1941, konnen die deutschen U-
117 in den Gewassern Amerikas arbeiten, und die Entwicklung der Versenkungsziffern zeigt, mit welchem
Erfolg dies geschieht. Schon sind die Knappheit an Schiffsraum und alle sich hieraus ergebenden Fol-
gen fur die Versorgung und Kriegfiihrung unserer Feinde das am meisten erorterte Thema bei deren
politischen Zusammenkunften und in den Erorterungen ihrer offentlichen Meinung. Eine schwere
Transportkrise zeichnet sich offensichtlich bei ihnen ab. England und die Vereinigten Staaten mtissen
den Krieg tiber ungeheure Entfernungen zur See fiihren. Ob sie dem sowjetischen Bundesgenossen,
der militarisch in ihren Erwagungen den starksten Trumpf darstellt, auf der nordlichen Linie nach den
Hafen Murmansk und Archangelsk oder auf der Sudlinie tiber den Persischen Golf und Iran Kriegsma-
terial schicken wollen, ob sie ihren eigenen Armeen in Libyen, Agypten, dem Vorderen Orient und
Indien Truppen, Kriegsmaterial und Verpflegung zufuhren, ob sie dies nach dem von Japan schwer
bedrohten Australien tun wollen, oder ob sie die sogenannte zweite Front bilden, d. h. irgendwo an den
Wesfkusten Europas eine kriegerische Aktion groBen Stils — nur eine solche hatte Sinn — beginnen
wollen, immer ist die Frage des genugenden Schiffsraumes die Vor- und Grundfrage jeder Aktion.
Denn Truppen und Kriegsmaterial mtissen in jedem Falle viele Tausende von Kilometern weit tiber
See herangefuhrt werden, bevor sie zum Einsatz kommen konnen. Auf alien diesen langen Seewegen
sind aber die See- und Luftstreitkrafte der Dreierpaktmachte gegenwartig, und England und die USA
verfiigen nicht tiber die notigen See- und Luftstreitkrafte, um dieser Drohung zu begegnen.
Das Mittelmeer, das als SeeverkehrsstraBe erster Ordnung stets im Kalklil der Englander fur Friedens-
und Kriegszeiten eine erste Rolle gespielt hat, ist praktisch unbefahrbar geworden. Dies hat sich Mitte
Juni besonders deutlich gezeigt, als zwei groBe englische Geleitziige, der eine in ostlicher Richtung
von Gibraltar kommend und fur Malta bestimmt, der andere in westlicher Richtung aus Alexandrien
kommend und offenbar fur Tobruk bestimmt, von den Luftstreitkraften der Achsenmachte gefaBt,
groBenteils vernichtet und mit Ausnahme von wenigen Schiffen, die nach Malta gelangen konnten, am
Erreichen ihrer Ziele verhindert wurden. Es hat sich gezeigt, daB dies auf den Gang der militarischen
Ereignisse auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz von mitentscheidender Wirkung gewesen ist.
Im Seekrieg gegen die englisch-amerikanische Versorgungsschiffahrt wurde am 13. Juni deutscher-
seits eine Erweiterung des Sperrgebietes bekanntgegeben, durch die das gesamte Seegebiet zwischen
der Kiiste Kanadas und der Vereinigten Staaten, sowie den gegenuberliegenden Kiisten Europas fiir
jede Schiffahrt als gesperrt erklart wurde (siehe Seite 102). In dem ganzen ungeheuren Seeraum, der
118 sich zwischen Europa und dem nordamerikanischen Kontinent ausdehnt, haben die See- und
Luftstreitkrafte der Achsenmachte damit seit dem 26. Juni ein uneingeschranktes Feld der Betatigung,
in dem jedes fahrende Schiff wie ein feindliches behandelt werden kann. Vergleicht man dieses Sperr-
gebiet mit dem des Weltkrieges, und fiigt man hinzu, daB das gesamte Mittelmeer praktisch ebenfalls
Sperrgebiet ist und Japans See- und Luftstreitkrafte in den gesamten noch viel ausgedehnteren See-
raumen des Pazifik und des Indischen Ozeans die angloamerikanische Schiffahrt angreifen, so wird
die seestrategische Lage in diesem Kriege eindeutig klar.
Die Lehre, daB, wer die See beherrsche, am Ende den Krieg gewinnen miisse, war zweifellos mitbe-
stimmend dafur, daB England den gegenwartigen Krieg uberhaupt anting. Der bisherige Kriegsverlauf
zeigt bereits klar und deutlich, daB unsere Gegner die See nicht mehr beherrschen oder mindestens fur
ihre Handelsschiffahrt nicht mehr sichern konnen. So nimmt es nicht wunder, daB der „Manchester
Guardian" Anfang Juni schreiben konnte: „Wenn die Verbundeten diesen Krieg verlieren, dann wahr-
scheinlich wohl aus dem Grunde, daB ihnen Schiffe fehlen." In diesem Satze lasse sich — heiBt es
weiter — das Urteil gutunterrichteter USA-Kreise zusammenfassen. Immer wieder werde in diesen
Kreisen festgestellt, daB der Mangel an Schiffsraum fur die Alliierten eine der groBten Gefahren bilde.
Zu dieser Schiffsraumnot komme noch der nicht zu unterschatzende Nachteil, daB die heute noch fur
die alliierte Schiffahrt in Frage kommenden Dockanlagen in den wichtigsten Teilen der Welt voll-
standig unzulanglich seien. Eine andere englische Zeitung, der „Observer", stellte gleichzeitig fest, das
britische Empire und die Verbundeten als Ganzes genommen hingen, wenn sie aus diesem Kriege
siegreich hervorgingen oder auch nur ihr Leben retten wollten, von der Aufrechterhaltung ihrer Ver-
bindungen mit Ubersee ab. Wenn ihre Stellung auf See unter einen gewissen Standart sinke, der es
ihnen nicht mehr ermogliche, in angemessenem Umfang ihren Uberseeverkehr aufrechtzuerhalten,
dann sei schlieBlich die Niederlage ihr Los. Die Lage der Schiffahrt sei ernst, ja sogar viel ernster, als
sich das der Durchschnittsleser einer Tageszeitung vor Augen fiihre.
Der gegenwartige Krieg ist wie alle Kriege, die England im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert
gefuhrt hat, mit in erster Linie ein Krieg um Seeverbindungen und um die Versorgung mit Rohstoffen
und Lebensmitteln. Neben der unmittelbaren Erwiderung der englischen Kampfesweise, die sich in
dem Begriff der Blockade zusammenfaBt, durch die Gegenblockade, d. h. durch die systematische
Vernichtung der englischen Versorgungsschiffahrt, ist fur die Kriegsentscheidung die Organisierung
1 1 9 der eigenen Versorgung in den von den Achsenmachten und ihren Verbundeten beherrschten Raumen
von ausschlaggebender Bedeutung. Hierzu gehort wesentlich die Organisierung der groBen Landgebie-
te, die die deutschen und verbundeten Truppen bisher von der bolschewistischen Herrschaft befreit
haben. Nach der Zerstorung der militarischen und politischen Macht des Kommunismus in den ostli-
chen Gebieten muB dessen Wirtschaftssystem ebenso beseitigt werden wie seine Erziehungsmethoden
und sein gesamter geistiger EinfluB. Bedenkt man, daB es sich dabei um Gebiete handelt, die weit aus-
gedehnter sind als GroBdeutschland und um Bevolkerungsmassen von Dutzenden von Millionen Men-
schen, so wird man sich der GroBe dieser Aufgabe bewuBt, die der militarische Sieg uns bringt.
Fur ihre Durchfuhrung alle Krafte des bisherigen Europas zusammenzufassen und einzusetzen, ist nur
die Gegenseite desselben Problems. Wenn am 10. Juni der zweite Jahrestag des italienischen
Kriegseintrittes gewesen ist, so heiBt dies, daB das verbundete Italien seit zwei Jahren an unserer Seite
die Last des Kampfes mittragt. Die voile Solidaritat der beiden Achsenmachte kommt durch nichts
deutlicher zum Ausdruck als durch die Tatsache, daB italienische Divisionen an der Ostfront und deut-
sche in Nordafrika, daB deutsche Seestreitkrafte im Mittellandischen Meer und italienische im
Schwarzen Meer ebenso kampfen wie deutsche Fliegerverbande iiber dem Mittelmeer und Nordafrika
und italienische iiber der Ostfront. Militarisch und politisch ist die Achse das Ruckgrat des neuen Eu-
ropa.
Der gewaltigen Kraftekombination, die die Achse darstellt, haben sich andere Volker angeschlossen.
Das Bundnis mit Finnland fand durch den Besuch des Fuhrers in Finnland zum flinfundsiebzigsten
Geburtstag des Oberbefehlshabers der heldenhaften finnischen Armee, des Freiherrn v. Mannerheim,
am 4. Juni und dem Gegenbesuch Mannerheims im Hauptquartier des Fuhrers am 27. Juni einen be-
sonderen Ausdruck. Beim Besuch des Fuhrers in Finnland lernte der Fiihrer auch den finnischen
Staatsprasidenten, die Mitglieder der finnischen Regierung, das Prasidium des finnischen Reichstages
und Vertreter der finnischen Arbeiterschaft kennen (siehe Seite 104).
Am 6. Juni besuchte Ungarns Minis terprasident und AuBenminister v. K a 1 1 a y den Fiihrer in seinem
Hauptquartier zu einer Besprechung tiber die politische Lage, an der auch der Reichsminister des
Auswartigen v. Ribbentrop teilnahm. AnschlieBend folgte eine militarische Lagebesprechung unter
Beteiligung hoher Militars. Bei seiner Berichterstattung tiber diesen Besuch am 11. Juni in Budapest
unterstrich Kallay, wie tief ihn die Entschlossenheit und das ZielbewuBtsein des Fuhrers und des deut
120 schen Volkes, sowie die ausgezeichnet ausgeriistete und zur Losung jeder Aufgabe fahige deutsche
Wehrmacht beeindruckt hatten. Mit besonderer Genugtuung hob v. Kallay hervor, daB iiber die im
Laufe seiner Besprechung aufgetauchten militarischen und politischen Fragen vollkommene Uberein-
stimmung zustande gekommen sei.
Am 22. Juni war der erste Jahrestag des Beginns des groBen Kampfes im Osten gegen den Bolsche-
wismus. Dieser Tag wird als einer der entscheidendsten Tage des geschichtlichen Geschehens auf
lange hinaus zu gelten haben. Dies gilt nicht nur fur die gesamte Staatenwelt Europas, sondern auch
fur die des Vorderen Asiens. Die Geschichte der Expansion aus dem russischen Raum lehrt, daB diese
nicht nur gegen Europa, sondern besonders auch auf die Nahtstelle zwischen Europa und Vorderasien,
die Meerengen zwischen dem Schwarzen und dem Agaischen Meer, sowie auf die Landergebiete zwi-
schen Mittelmeer und Persischen Golf gerichtet ist. Molotow forderte bei seinem Berliner Besuch im
November 1940 neben der Besetzung Bulgariens auch die der im turkischen Besitz befindlichen
Meerengen.
Ein Sieg der Sowjetunion in dem gegenwartigen Ringen wiirde, wie man hieraus folgern kann, auch
die Tiirkei in die unmittelbare Gefahr nicht nur des Verlustes der Meerengen, sondern auch der Ver-
nichtung ihrer Selbstandigkeit und ihrer Eingliederung in die Sowjetunion bringen. Diese Gefahr ist
der Ttirkei sehr deutlich geworden, seitdem die Sowjets im Einvernehmen mit den Englandern be-
trachtliche Teile Irans bis beinahe hinuber nach dem Irak militarisch besetzt und dort mit der Bol-
schewisierung des Landes begonnen haben. Der Kampf um die Freiheit Europas gegen den Bolsche-
wismus vollzieht sich demnach auch im Lebensinteresse der Ttirkei und der ubrigen Lander des Vor-
deren Orients.
Auch wenn man an die wirtschaftliche Neugestaltung Europas nach dem Sieg der Achsenmachte
denkt, erscheint es einleuchtend, daB die Ttirkei in dem gewaltigen Wirtschaftskorper eines geeinten
und gesicherten Europas ihren natiirlichen wirtschaftlichen Partner finden wird, der alle ihre Produkte
abnehmen und alle ihre Einfuhrbedurfnisse befriedigen kann. Das Anfang Juni abgeschlossene
deutsch-tiirkische Kreditabkommen, das in London und Washington groBes MiBbehagen erregte, ist
ein weiteres Glied einer im Verlaufe dieses Krieges sich langsam aber sicher entwickelnden Interes-
sengemeinschaft zwischen der Ttirkei und der Fuhrungsmacht des europaischen Kontinents.
Im Verhaltnis Deutschlands zu Sudamerika ist festzustellen, daB bisher alle Bemuhungen unserer
Gegner, auch die beiden letzten neutral gebliebenen Staaten Sudamerikas, Argentinien und Chile, ge-
gen die Achsenmachte in Bewegung zu bringen, erfolglos geblieben sind. Um so bedauerlicher ist es,
121 daB die Reichsregierung sich am 29. Juni gezwungen sah, ein Kommunique iiber die schlechte
Behandlung der Deutschen in Brasilien zu veroffentlichen (siehe Seite 101), in dem es u. a. heiBt, daB
in Brasilien seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland in steigendem MaBe
deutschfeindliche Aktionen durchgefuhrt wurden. An der Spitze einer Roosevelt dienstbaren Clique
steht, wie das Kommunique hervorhebt, der fruhere brasilianische Botschafter in Washington und
jetzige AuBenminister Aranha, der als Leiter der brasilianischen AuBenpolitik in erster Linie die Ver-
antwortung fur das barbarische Vorgehen gegen die Deutschen tragt. Nach Aufzahlung einer Anzahl
von volkerrechtswidrigen Ausschreitungen gegen deutsche Konsularbeamte wird der Fall des deut-
schen Vizekonsuls in Paranagua, Brand, erwahnt, der am Tage des Abbruchs der diplomatischen Be-
ziehungen in seiner Wohnung verhaftet und wie ein Schwerverbrecher ins Polizeigefangnis gebracht,
vollstandig ausgeraubt und von schwerbewaffneten Polizisten bewacht wurde, ohne daB man ihm die
geringste Nahrung gab. Aus dem Gefangnis wurde Konsul Brand ins Zuchthaus gebracht, in dem er
mehrere Monate wie ein Verbrecher behandelt wurde. Trotz der vom Prasidenten Vargas dem deut-
schen Botschafter kurz vor dem Abbruch der Beziehungen gegebenen Zusage, daB den Deutschen kein
Leid zugefugt werde, sind Reichsdeutsche und eine groBe Anzahl Volksdeutscher verhaftet worden.
Als AnlaB zu den zahlreichen Verhaftungen genligte, daB die USA-Botschaft in Rio de Janeiro eine
Namensliste derjenigen Personen vorlegte, deren Verhaftung der USA-Regierung erwiinscht erschien.
Besonders grausame Behandlung wurde den Deutschen im Polizeigefangnis von Rio de Janeiro zuteil.
Die Gefangenen wurden in Zellen von weniger als 2 Quadratmeter untergebracht oder in groBer Zahl
in kleinen, stinkenden und von Schmutz starrenden Raumen zusammengedrangt. Die Verhore gingen
unter Qualereien, Verprligelungen durch Neger und standiges Wachhalten der Gefangenen vor sich.
Dem Kommunique zufolge hat sich der Staatskommissar von Rio de Janeiro, Amaral Peixoto, vor der
Presse damit gebriistet, daB es gelungen sei, dem Volksdeutschen Albrecht Engels Gestandnisse abzu-
pressen, nachdem man ihn ftinf Tage und Nachte hindurch im Verhor hielt, ohne ihn schlafen zu las-
sen. Der Polizeichef von Rio de Janeiro hat offen zugegeben, daB die Reklamationen tiber die schlech-
te Behandlung gefangener Deutscher „teilweise" begriindet seien. AbschlieBend stellt das Kommuni-
que fest, daB das jetzige unverantwortliche Vorgehen im Dienste Washingtons stehender Agenten
besonders verwerflich sei, da das Deutschtum an dem wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau Brasili-
ens seit mehr als 100 Jahren den groBten Anteil hat. Sofern die brasilianische Regierung nicht alsbald
122 fur Abstellung dieser unerhorten MiBstande sorgt, wird die Reichsregierung zu GegenmaBnahmen
greifen.
Brasilien, an Ausdehnung und Bevolkerung der bei weitem groBte Staat Stidamerikas, ist leider ohne
wirkliche Notwendigkeit dem Dollarimperialismus der USA erlegen und hat sich zum politischen
Werkzeug der Nordamerikaner degradiert, wahrend die politische Tradition des Landes, das mit Ar-
gentinien und Chile die Gruppe der sogenannten ABC-Staaten bildete, die oft gemeinsam politisch
aufgetreten sind, ihm nahegelegt hatte, dieselbe Haltung wie Argentinien und Chile im gegenwartigen
Weltkonflikt einzunehmen.
Nachdem die Reichsregierung seit langerer Zeit kein Material mehr iiber die Vorgeschichte dieses
Krieges herausgebracht hat, ist in der „Zeitschrift fur auswartige Politik" neuerdings unter dem Titel
„Englische Gewaltpolitik im Lichte des Storting" eine amtliche Veroffentlichung des Auswartigen
Amtes erschienen, die an Hand der in Oslo gefundenen Protokolle die Gewaltpolitik Englands gegen-
iiber Norwegen aufzeigt.
Das erste Protokoll betrifft die Sitzung vom 7. Oktober 1939. In ihr berichtet AuBenminister Koht iiber
die Forderungen, die England unmittelbar nach Kriegsausbruch, namlich am 5. September, gestellt
hatte. Verlangt wurde die Aufstellung von Maximalquoten fiir die Ausfuhr nach Deutschland und die
Auslieferung norwegischer Schiffe. Hiermit war die Drohung verbunden, daB — falls ein Abkommen
iiber die Abtretung eines Teiles der norwegischen Tonnage nicht schnell zustande kame — England
unter Einsetzung seiner Machtmittel die Kohlenausfuhr nach Norwegen sperren wurde. Trotz des Wi-
derstandes der norwegischen Reeder kommt es unter dem Druck standiger englischer Drohungen zu
Verhandlungen, bei denen England zehn neue Forderungen vorbringt. U. a. soil der Transitverkehr
nach Deutschland vollig abgebrochen werden, wahrend andererseits der Transitverkehr von den Ost-
seelandern nach England iiber Norwegen geleitet werden soil. Damit sind — wie Koht feststellt —
zwei Forderungen erhoben, „die, wenn wir sie beide erfiillen wollten, uns aus der Neutralitat heraus-
fiihren wurden". Noch weitere Beschwerden iiber Englands Willkiir kommen in dieser Sitzung zur
Sprache, so die verlustreiche Durchsuchung der Schiffe, die „schikanose" Behandlung der Schiffs-
fracht und die rigorose Anwendung der englischen schwarzen Listen.
In der Sitzung vom 22. Dezember 1939 sprach Koht unumwunden aus, daB es das Ziel der englischen
Regierung sei, „Norwegen aus der Neutralitat in den Krieg zu treiben". London fordert, daB Norwegen
seinen Handel mit Deutschland abbrechen und vor allem keine Lebensmittel mehr nach Deutschland
123 liefern solle. „So also", fahrt Koht fort, „will man versuchen, Deutschland mit Hilfe Norwegens
auszuhungern." England, so habe der englische Delegierte erklart, habe das Recht, auf Norwegen ei-
nen Druck auszuiiben, „weil es die Macht dazu hat". Der Delegierte habe keinen Zweifel dariiber auf-
kommen lassen, „daB England alle Hebel in Bewegung setzen wurde, um Norwegen zu zwingen, Par-
tei zu ergreifen". AbschlieBend sagte Koht: „England kiimmert sich nicht darum, ob wir neutral sind
und als Neutrale Rechte haben, es baut nur auf seine Macht und will uns aus der Neutralitat heraus-
zwingen."
Am 8. Januar 1940 sagte Koht in einer geheimen Vollsitzung des Storting: „Die britische Regierung
ist nicht wie ein ehrlicher Mann mit Norwegen verfahren." Seine ganze Rede ist eine Anklage gegen
die willkiirliche Drosselung des norwegischen Handels durch England. „Die schlimmste Neutralitats-
verletzung aber hat sich vor wenigen Tagen ereignet": Unter Berufung auf teils nachweislich unrichti-
ge, teils unbewiesene Behauptungen iiber deutsche Torpedierungen in norwegischen Hoheitsgewas-
sern hat der britische AuBenminister Halifax dem norwegischen Gesandten in London erklart, GroB-
britannien werde seine Kriegsschiffe in das norwegische Seegebiet einfahren lassen und dieses nun-
mehr fur seine eigenen Kriegsunternehmungen benutzen. „Eine starkere Bedrohung", ftihrt Koht aus,
„ist gegen unsere Neutralitat noch niemals unternommen worden." Koht ist jedoch nicht entschlossen,
die Neutralitat Norwegens um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Es konne eine Stunde kommen, so
meint er, wo es „gefahrlich" sein konnte, neutral zu sein. Und weshalb? „Weil Norwegen dann in
Feindschaft mit denen geraten konnte, die meinen, daB sie uns brauchen konnen und die uns gegebe-
nenfalls gegen Angriffe von anderer Seite helfen wtirden." Kohts Rede, die eine einzige Anklage ge-
gen England darstellt, gelangt zu dem AbschluB: Neutralitat, ja. Aber vor alien Dingen — keine
Feindschaft mit England. Mit dieser Einstellung behandelte Norwegen dann den „Altmark-Fall". Am
2. Marz 1940 kommt es zu der Forderung, alliierten Truppen den Durchmarsch nach Finnland zu ge-
statten. Norwegen ist von vornherein nicht gewillt, einen solchen Durchmarsch zu verhindern. Als
Begriindung erklart Koht: „Wir sollten uns nicht so einstellen, daB wir auf der falschen Seite in den
Krieg eintreten, wenn wir es schon nicht vermeiden konnen, hineingezogen zu werden."
In der Nacht vom 7. zum 8. April legten englische Schiffe Minen in norwegischen Hoheitsgewassern.
Die am 8. April sogleich einberufene Sitzung des auBenpolitischen Ausschusses — es war seine letzte
— fand in einer schwiilen Atmosphare statt. Durch die Verhandlungen zieht sich die Sorge, daB die
Protestnote, die angesichts der Volkerrechtsverletzung unvermeidlich war, nur ja nicht allzu scharfe
Wendungen enthalten moge. Typisch ist das Bekenntnis des Abgeordneten Mowinkel:
124 „Wir waren uns doch schon im September dariiber im klaren, daB — was auch geschehen moge — wir
nicht in einen Krieg mit England geraten durften." An eine Gegenaktion der deutschen Flotte glaubte
Mowinkel nicht: „Dazu ist die deutsche Flotte zu schwach, und an die Moglichkeit, Landungstruppen
nach Norwegen heruberzubringen, glaube ich schon gar nicht." Zwei Tage vor dieser denkwiirdigen
Sitzung aber wurden in englischen Hafen Landungstruppen auf Schiffe gebracht. Die Befehle, die sie
in der Tasche trugen, hat die deutsche Regierung bereits vor zwei Jahren der Welt bekanntgegeben.
So schlieBt sich wieder eine Beweiskette fur die Kriegsverantwortlichkeit Englands. Wenn auch die
neu veroffentlichten Dokumente auf das groBte Interesse beim norwegischen Volke rechnen konnen,
weil sie ihm zeigen, wessen Politik Norwegen in den Krieg hineingezogen hat, so haben sie dariiber
hinaus auch eine allgemeine Bedeutung. Verdeutlichen sie doch erneut Englands grundsatzlich antieu-
ropaische Politik.
Das groBte Opfer dieser Politik ist im gegenwartigen Konflikt zweifellos Frankreich, das im Juni an
zwei bedeutenden Jahrestagen, dem der Regierungsiibernahme Petains, dem 17. Juni 1940, und dem
des Abschlusses des deutsch-franzosischen Waffenstillstandes, dem 25. Juni 1940, AnlaB hatte, das
eigene Schicksal zu iiberdenken und iiber die Ursachen des gewaltigen Zusammenbruchs, den das
Land erfahren hat, und die Rolle, die England dabei gespielt hat, nachzusinnen. Die franzosische Pres-
se hat es an diesen Jahrestagen an Artikeln, die eine ehrliche Gewissenserforschung iiber diese Fragen
darstellten, nicht fehlen lassen. Englands Verantwortung an Frankreichs schwerem Schicksal wurde
dabei stark unterstrichen.
Wer sich die AuBenpolitik Frankreichs seit dem AbschluB der franzosisch-englischen Entente von
1904 vergegenwartigt, wird zu dem Urteil kommen miissen, daB Frankreich fast seit der Jahrhundert-
wende keine wirklich nationale franzosische Interessenpolitik getrieben hat, sondern auBenpolitisch im
Kielwasser Englands fuhr. Besonders auffallig ist dabei, daB die Politiker, die diese englandhorige und
den Lebensinteressen des franzosischen Volkes nicht entsprechende Politik gemacht haben, die Del-
casse, Clemenceau, Poincare, Tardieu usw., dem franzosischen Volke selbst und der Welt als die wah-
ren Hiiter nationaler franzosischer Tradition und die Wortfiihrer des hochsten nationalen Interesses
prasentiert wurden.
Wenige Franzosen sind bereits willens und fahig, die Geschichte Frankreichs im zwanzigsten Jahr-
hundert in dieser Perspektive zu sehen. Hierzu fehlt freilich bisher auch die wissenschaftliche und
publizistische Vorarbeit. Die franzosische Geschichtswissenschaft und Publizistik folgte so einseitig
125 der von der franzosischen Politik nach der letzten Aufwallung des franzosischen Nationalgefiihls und -
interesses gegen England anlaBlich Faschodas (1898) eingeschlagenen Richtung, daB es vollig an Lite-
ratur fehlt, aus der sich der nach wirklicher Erkenntnis liber die fraglichen Zusammenhange suchende
Franzose orientieren konnte. Dagegen ist die Erkenntnis, daB die franzosische Politik, als sie sich von
England 1939 in den Krieg treiben lieB, einen Riesenfehler und ein Verbrechen an der Nation beging,
schon recht weit verbreitet, und der Tag des Waffenstillstandes bot AnlaB, diese Erkenntnis zu erneu-
ern und zu vertiefen.
Der Jahrestag von Petains Regierungsantritt, der ja nicht nur einen auBenpolitischen Wendepunkt,
sondern zugleich einen Wechsel des Regimes von der parlamentarisch-demokratischen Republik zur
autoritaren Staatsform darstellt, wurde ebenfalls zum AnlaB genommen, um das franzosische Volk
daran zu erinnern, daB die spateren Ereignisse Petains Ersuchen um Waffenstillstand und die Abwen-
dung Frankreichs von England als berechtigt erwiesen hatten. Das Informationsministerium veroffent-
lichte einen Kommentar, in dem es u. a. hieB:
„Wir hatten im Juni 1940 keinen Grund, den Krieg fortzusetzen. Wir hatten heute noch weniger Grund
dazu, wo unter europaischen Gesichtspunkten der Kampf nicht mehr zwischen England und Deutsch-
land, sondern in erster Linie zwischen dem Bolschewismus und Europa gefuhrt wird. Wir wtirden also
heute gegen unsere eigenen vitalen Interessen und fur den Feind unserer Zivilisation kampfen. Ein
englisch-sowjetischer Sieg wurde bedeuten: Das Imperium an die Englander, Frankreich an die So-
wjets."
Ministerprasident Laval wandte sich am 22. Juni in einer Rundfunkansprache an das franzosische
Volk und insbesondere an die Arbeiter, um ihnen die Schwierigkeit seiner Aufgabe und seine Ziele zu
erklaren. Im Laufe dieser Rede ftihrte Laval u. a. aus: „Wir haben im Jahre 1939 Unrecht getan, als
wir den Krieg erklarten. Es war unrecht von uns, im Jahre 1919 nach dem Siege nicht einen Frieden
der Verstandigung mit Deutschland zu organisieren. Heute mtissen wir versuchen, dies zu tun. Wir
mtissen alle Mittel anwenden, um die Grundlage fur eine endgultige Versohnung zu finden. Ich mei-
nerseits will mich nicht damit zufrieden geben, alle funfundzwanzig oder dreiBig Jahre die Jugend
unserer beiden Lander auf dem Schlachtfeld verbluten zu sehen. Fur wen und woftir? Der Tatsache,
daB ich an der Regierung bin, kommt eine Bedeutung zu, die niemand, weder in Deutschland noch im
Auslande, ubersehen kann: Ich bin willens, mit Deutschland und mit Italien normale und vertrauens-
volle Beziehungen wiederherzustellen.
Aus diesem Kriege wird unweigerlich ein neues Europa entstehen. Man spricht viel von Europa. An
126 dieses Wort ist man in Frankreich noch nicht sehr gewohnt. Man liebt sein Land, weil man sein Dorf
liebt. Ich meinerseits mochte als Franzose, daB wir morgen ein Europa zu lieben vermochten, in dem
Frankreich einen seiner wtirdigen Platz erhalten hat. Um dieses Europa aufzubauen, ist Deutschland
im Begriffe, einen gigantischen Kampf zu liefern. Deutschland muB zusammen mit anderen Nationen
hierfur ungeheure Opfer bringen, und es spart das Blut seiner Jugend nicht. Um seine Jugend in die
Schlacht zu werfen, holt es sie aus den Fabriken und von den Feldern. Ich wtinsche den Sieg Deutsch-
lands, denn ohne ihn wurde der Bolschewismus sich morgen uberall festsetzen.
Wie ich euch schon am 20. April gesagt habe, stehen wir vor der Alternative, uns in ein neues und
befriedetes Europa, in dem unsere Ehre und unsere Lebensinteressen beriicksichtigt werden, einzufu-
gen oder aber uns mit dem Verschwinden unserer Kultur abzufinden.
Ich habe immer zu sehr mein Land geliebt, um nach Volkstumlichkeit zu streben. Ich muB meine Auf-
gabe als Fiihrer erfullen. Wenn ich euch sage, daB diese meine Politik die einzige ist, die das Heil
Frankreichs sicherstellt und seine Entfaltung im zukunftigen Frieden garantieren kann, muBt ihr mir
das glauben und mir folgen. Wahrend der letzten Wochen habe ich zu den militarischen Fuhrern, zu
den Prafekten, zu den Journalisten, zu den Arbeitern und zu den Arbeitgebern und zur Legion der
Fronfkampfer gesprochen. Ich habe ihnen ausfuhrlich und umfassend iiber Frankreich gesprochen,
ohne ihnen die Schwere der gegenwartigen Lage zu verheimlichen. Ich hatte ihnen nichts zu verber-
gen, und mit tiefer Befriedigung konnte ich feststellen, daB ich auf Verstandnis stieB."
AnschlieBend rief Laval die franzosische Arbeiterschaft auf, sich zur Arbeit in Deutschland zu melden
und teilte mit, daB franzosische Landwirte aus deutscher Kriegsgefangenschaft entlassen werden wtir-
den, sobald franzosische Industriearbeiter in geniigender Anzahl nach Deutschland gegangen seien.
Lavais Rede enthalt ein klares und konsequentes Programm einer neuen franzosischen Europapolitik,
das eine vollige Wendung gegeniiber der traditionellen Europapolitik Frankreichs darstellt. Laval er-
kennt den deutschen Sieg und die sich daraus ergebende Fiihrungsstellung Deutschlands an und ist
bereit, Frankreich in das von den Achsenmachten gefiihrte neue Europa einzugliedern. Er wtinscht den
deutschen Sieg in der Erkenntnis, daB ein Sieg des Bolschewismus zur Vernichtung aller Kulturwerte
Frankreichs flihren miiBte. Die franzosische Arbeiterschaft soil sich fur die lingerie ure wirtschaftliche
Kriegsanstrengung Deutschlands zur Gewinnung des Sieges zur Verfugung stellen.
Marschall Petain hat sich mit der Politik Lavais in aller Form solidarisch erklart und betont, daB Laval
127 im engsten Einvernehmen mit ihm diese Politik durchfuhre. Das franzosische Volk, das durch
Erziehung und Gewohnheit auf eine so grundsatzliche Richtungsanderung der franzosischen Politik
keineswegs vorbereitet ist, scheint ihr steigendes Verstandnis entgegenzubringen. Das vollige Versa-
gen Englands auf alien Kriegsschauplatzen und die groBartigen Siege der deutschen Waffen sind zwei-
fellos geeignet, dieses Verstandnis zu fordern. Trotz aller Schwierigkeiten der Lage, die sich aus den
Folgen der Niederlage und besonders aus der ungeniigenden Versorgung mit Lebensmitteln in den
groBeren Stadten ergeben, kann man die Aussichten der Politik Lavais gunstig beurteilen.
Es lag in der Richtung dieser Politik, wenn gegen Ende Juni die Freiwilligenlegion zum Kampf gegen
den Bolschewismus, die sich 1941 in Anlehnung an verschiedene politische Gruppen gebildet hat, und
der gegenuber sich Vichy vor dem Wiedereintritt Lavais in die Regierung recht zuruckhaltend verhielt,
nunmehr staatlich sanktioniert wurde. Den Vorsitz des Zentralausschusses der Legion ubernahm
Staatssekretar Benoist-Mechin, die Legion erhielt den Namen Legion Tricolore, um ihren nationalen
Charakter zum Ausdruck zu bringen. Die Mitglieder der Legion sollen den Soldaten der franzosischen
Armee in allem gleichgestellt, die Rekrutierung soil staatlich gefordert und aktiven Offizieren der
Eintritt in die Legion gestattet werden.
London legt es durch seine Handlungen geradezu darauf an, die Entwicklung in Frankreich, die immer
starker gegen England lauft, zu fordern, obwohl die englische und gaullistische Propaganda sich im
gegenteiligen Sinne bemtiht. Als Anfang Juni einige Vorstadte von Paris erneut von der englischen
Luftwaffe bombardiert wurden, ftihrte dies zu heftigen Protesten der offentlichen Meinung, denen der
Staatssekretar fur Information, Marion, am 3. Juni durch folgende Erklarung eindeutigen Ausdruck
verlieh:
„Zum drittenmal hat die britische Luftwaffe ein heftiges Bombardement auf das Gebiet von Paris un-
ternommen. Nach den seit 18 Monaten ununterbrochen wiederholten Zerstorungen unserer schonsten
Stadte am Kanal und am Atlantik hat die RAF nunmehr beschlossen, ihre heftigste Zerstorungsarbeit
gegen unsere Hauptstadt zu tragen. Der Vorwand fur diese Angriffe sei nach den Angaben der offiziel-
len englischen Stellen und nach den Aussagen der in ihrem Sold stehenden franzosischen Agenten die
Notwendigkeit, in der sich das britische Imperium befinde, die Fabriken, die fur Deutschland arbeiten,
in ihrer Tatigkeit zu lahmen, ganz gleich, wo sie sich befinden. Wenn das Tatsache ware, warum be-
halt England von den neutralen Landern, die sich in die europaische Wirtschaft eingegliedert haben,
gerade Frankreich allein seine Schlage vor? Im ubrigen, je haufiger derartige britische Fltige sind, um
128 so mehr werden sie auf militarischem und wirtschafflichem Gebiet durch die VerteidigungsmaBnahmen
unwirksam gemacht, aber um so morderischer sind sie fur unsere Zivilbevolkerung und insbesondere
fur unsere Arbeiterklasse. In Wirklichkeit ist England daran gelegen, Ablenkungsmanover zur Maskie-
rung seiner in beiden Hemispharen erlittenen wiederholten Niederlagen zu unternehmen. Ferner hat es
ein Interesse daran, seinem bolschewistischen Partner die Illusion einer zweiten Front zu geben. Aus
diesem Grunde richtet es seine Schlage feige gegen einen ehemaligen Alliierten, der heute entwaffnet
und der notwendigen Mittel zu einer unverzuglichen Gegenwehr beraubt ist.
In demselben Augenblick — was eine eigenartige Ubereinstimmung ist — fiigen die Berufsterroristen,
die den Befehlen der Sowjets gehorchen, ihre Attentate gegen Mitglieder der Besatzungsarmee, gegen
franzosische Burger, Handler, Beamte, Journalisten hinzu. Derartige Sitten unterstehen nicht mehr den
Gesetzen des Krieges, sondern der Organisierung des kollektiven und privaten Mordes. Diese Solidari-
tat im Verbrechen der Manner von London und von Moskau beweist weniger ihre Starke als vielmehr
ihre Furcht. Vergeblich werden sie versuchen, sich gegen die nationale Wiederaufrichtung Frank-
reichs, wie sie vom Staatschef Marschall Petain unternommen wird, aufzulehnen. Vergeblich werden
sie versuchen, Frankreich mit dem Burgerkrieg zu uberziehen. Als Interpret der offentlichen Meinung
verurteilt die franzosische Regierung den Mord, verabscheut diese Verbrechen und wird sie nie ver-
gessen."
Mit groBerer Vorsicht als London verhalt sich Washington zu Vichy. Von dem Abbruch der diploma-
tischen Beziehungen, tiber den nach dem Regierungsantritt Lavais in den USA so laut gesprochen
wurde, horte man neuerdings nur noch, daB dadurch nur wenig zu gewinnen sei und der Vorsitzende
des AuBenpolitischen Ausschusses des Senats erklarte sogar, die Aufrechterhaltung der diplomati-
schen Beziehungen zu Vichy erscheine ihm wtinschenswert. Es war sogar davon die Rede, daB die
USA gewisse Exporte nach Franzosisch-Nordafrika wieder in Gang setzen wollten, und auch hinsicht-
lich der franzosischen Antillen hlitete man sich in Washington sehr, die anfanglich so briiske Tonart
fortzusetzen.
Das mit den Achsenmachten verbundete Japan hat im Monat Juni in durch ungeheure Entfernungen
getrennten Gebieten eine erstaunlich vielseitige militarische und politische Aktion entfaltet. Nur wenig
wird begreiflicherweise dariiber bekannt, wie Japan die riesigen Land- und Seegebiete, die es seit sei-
nem Kriegseintritt unter seine Herrschaft gebracht hat, militarisch sichert und wirtschaftlich organi-
siert. Aus Einzelmeldungen aber ergibt sich, daB dies offenbar mit groBziigiger Planung, mit Konse-
129 quenz und Erfolg geschieht, und daB die dauernde Eingliederung dieser Gebiete in das japanische
Reich mit alien Mitteln vorbereitet und durchgefiihrt wird. Durch einen neuen Handelsvertrag zwi-
schen Japan und Indochina hat sich Japan den betrachtlichen ReisuberschuB Indochinas und die Aus-
fuhr wichtiger Rohmaterialien gesichert. In dem eroberten Burma bemtiht sich Japan mit Erfolg um
die Zusammenarbeit der Burmesen beim Neuaufbau Asiens. In Bangkok fand Ende Juni ein indischer
UnabhangigkeitskongreB statt, zu dem der japanische Premierminister Tojo und AuBenminister Togo
BegruBungstelegramme schickten. In dem Telegramm T o j o s heiBt es:
„Indien fur die Inder, das ist auch unser Ziel. Augenblicklich iibt jedoch England noch immer Koloni-
almethoden gegentiber dem indischen Volk aus. England unterhalt in Indien nicht nur militarische
Einrichtungen, sondern verstarkt dort auch taglich seine Streitkrafte. Japan ist fest entschlossen, die
englischen Streitkrafte zu vernichten, solange sie sich in Indien aufhalten. Um daher Indien vor den
Schrecken des Krieges zu bewahren, gibt es nur die Moglichkeit, daB entweder England seine Herr-
schaftsgeltiste gegentiber Indien aufgibt, oder daB Indien aus eigener Initiative seine Beziehungen zu
England andert. Der gegenwartige KongreB in Bangkok, der die offentliche Meinung der in GroBost-
asien lebenden Inder vertritt, findet in seinen Unabhangigkeitsbestrebungen meine vollste Untersttit-
zung."
AuBenminister Togo stellte in seinem Telegramm fest, Japan habe schon mehrfach bekanntgegeben,
daB es keine Beherrschungsabsichten gegentiber Indien habe, sondern die Befreiung des indischen
Volkes wiinsche. Japan sei andererseits entschlossen, den Zusammenbruch Englands und Amerikas
herbeizuftihren. Die Ftihrer Indiens sollten die jetzige groBe Gelegenheit ergreifen, um durch einen
weitsichtigen Standpunkt die Einigung des indischen Volkes zu erzielen. Wenn durch die Zusammen-
arbeit Indiens mit Japan, Deutschland und Italien das britische Empire vernichtet sei, dann gingen
damit auch die Wiinsche des indischen Volkes nach Freiheit und Unabhangigkeit in Erfiillung.
Fur unsere Kriegsgegner England und die Vereinigten Staaten war der Monat Juni ein ausgesprochen
schlechter Monat. Die schwere Niederlage der englischen achten Armee in Libyen, der schnelle Fall
Tobruks und das rasche Vordringen Rommels bis in die Nahe Alexandriens losten in England sttirmi-
sche Kritik an der militarischen und politischen Ftihrung aus, um so mehr, als die englische Propagan-
da, offenbar unter dem personlichen EinfluB von Churchill, noch kurz vorher in Optimismus gemacht,
von englischer Uberlegenheit in Nordafrika gesprochen und baldige militarische Erfolge in Aussicht
130 gestellt hatte. Die gleichzeitigen groBen Erfolge der deutschen und verbtindeten Truppen an der
Ostfront, die schweren Verluste englischer Geleitztige und die unaufhorlichen Versenkungen engli-
schen und fur England fahrenden Schiffsraums, brachten die Stimmung in England auf einen niedrigen
Punkt und die Kritik an der Regierung zu um so starkerer Entfaltung. Die Londoner Propaganda hatte
es schwer, dagegen aufzukommen, sie wurde in den Strudel der Kritik mit hineingezogen.
Churchill weilte, als die Achsentruppen die achte englische Armee in Nordafrika zusammenschlugen
und Tobruk nahmen, in Washington, wohin er im Flugzeug geeilt war, um bei Roose-velt Trost und
Hilfe zu suchen, vielleicht auch, weil er als alter parlamentarischer Taktiker auf diese Weise am ehe-
sten der Kritik zu entgehen hoffte. Tatsachlich operierten seine nachsten Anhanger in seiner Abwe-
senheit gegentiber der Kritik der Opposition und deren Forderung auf Churchills Riicktritt mit dem
Argument, man miisse auf jeden Fall warten, bis Churchill zuriick sei, und man dtirfe keineswegs
durch laute Kritik zu Hause die so wichtigen Verhandlungen des Premierministers in Washington sto-
ren. Churchill dehnte denn auch seinen Aufenthalt in den USA so lange aus, bis der Hauptsturm zu
Hause vortiber war.
Uber Churchills Verhandlungen in Washington horte man wahrend deren Verlauf zwar ofter typische
Propagandameldungen, wie, beide „Staats manner" hatten den ganzen Tag mit den und den Sachver-
standigen eifrigst beraten, oder sie hatten bis spat in die Nacht hinein gearbeitet, und nach AbschluB
der Besprechungen gab es eine Verlautbarung tiber das engste Einvernehmen, die Absicht, die ge-
meinsamen Kriegsanstrengungen aufs hochste zu steigern, die Uberzeugung, daB die .Lage gegenwar-
tig besser sei als bei der ihrer Zusammenkunft; aber etwas Konkretes wurde nicht gesagt. Offensicht-
lich sahen sich die Verhandlungspartner auBerordentlichen Schwierigkeiten gegeniiber, und diese Tat-
sache leuchtet durch alle Kommentare und propagandistischen Zweckmeldungen deutlich hindurch.
Churchill reiste in einem Moment schwerer MiBerfolge und auch personlicher groBer politischer
Schwierigkeiten zu Roosevelt, der selbst unmittelbare Hilfe nicht bieten, sondern nur Versprechungen
machen und Hoffnungen erwecken konnte. Die vollige Abhangigkeit Englands von den USA kam
durch Churchills Besuch bei Roosevelt jedenfalls erneut zum Ausdruck.
Eines der Themen, die zwischen Churchill und Roosevelt besprochen wurden, war offensichtlich die
Einrichtung der sogenannten „zweiten Front", die von Moskau und alien seinen Beauftragten und An-
hangern immer sturmischer gefordert wird. In der englischen und amerikanischen Presse wurde tiber
131 die „zweite Front" lebhaft diskutiert. Die einen waren dafiir, die anderen dagegen, die Regierungen
auBerten sich sehr vorsichtig. Um den bolschewistischen Verbundeten zu trosten und aufzumuntern,
wurde eifrig von der Luftfront gegen Deutschland gesprochen. Durch Angriffe auf die Wohnviertel
deutscher GroBstadte, besonders auf Koln, und deren starke propagandistische Auswertung war man
bemiiht, sich selbst und die Sowjets glauben zu machen, daB so etwas wie eine zweite Front im Rlik-
ken Deutschlands wenigstens in der Luft schon existierte. Durch Presseerorterungen tiber die immer
schwieriger werdende Lage der Schiffahrt infolge der steigenden Verluste bemuhte man sich gleich-
zeitig darzutun, daB der Zeitpunkt fur die Errichtung einer zweiten Front zu Lande, d. h. zu einer Lan-
dung groBen Stils irgendwo an den Kiisten Europas, noch nicht gekommen sei.
Die englisch-amerikanische Propaganda wirkte sehr zwiespaltig. Einerseits kamen Kritik und schwere
Sorge tiber die dauernden Niederlagen stark zum Ausdruck, andererseits wurde ein offensichtlicher
Zweckoptimismus zur Schau gestellt, der dann wieder eingeschrankt wurde durch Hinweise auf die
Unvollstandigkeit der Rustung, die Transportschwierigkeiten usw. Die innere Unsicherheit, Verlegen-
heit, ja Ratlosigkeit bei unseren Kriegsgegnern war eben trotz aller Propagandaregie nicht zu verber-
gen.
Auch tiber die wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten Englands sickerte manches durch.
Man horte, daB der gegenwartige Krieg England bereits tiber zehn Milliarden Pfund, d. h. erheblich
mehr als der ganze Weltkrieg, gekostet habe, daB die Reserven an Arbeitskraften erschopft seien, daB
groBer Mangel an Facharbeitern bestehe, und daB England, das so laut die unerschopflichen Hilfsquel-
len seines Empires zu preisen pflegte, Mangel an kriegswichtigen Rohstoffen habe. HieB es doch Ende
Juni in einem Aufruf des englischen Versorgungsministeriums: „Die Streitkrafte brauchen schleunigst
ihren Gummi. Der Feind hat 90% der Weltvorrate an natiirlichem Gummi in den Handen. Jedes
Stiickchen alten Gummis im Lande muB fiir Kriegszwecke Verwendung linden." England, in Frie-
denszeiten der groBte Kohlenexporteur der Welt, hat jetzt groBe Brennstoffschwierigkeiten. Sie haben
dazu gefuhrt, daB die gesamte Kohlenindustrie unter staatliche Aufsicht gestellt wurde, weil einerseits
die Kohlenforderung absinkt, andererseits die Rationierung der Kohle nicht recht funktioniert. Eng-
land, das angeblich fiir Freiheit und Individualismus auch auf wirtschaftlichem Gebiet kampft, sieht
sich genotigt, in fortschreitendem MaBe die Organisationsmethoden des verhaBten Gegners selbst
anzuwenden.
Nichts kann jedoch mehr die Bedrangnis illustrieren, in der sich England befindet, als der am 26. Mai
132 1942 in London in Anwesenheit des sowjetrussischen AuBenkommissars Molotow abgeschlossene und
am 11. Juni veroffentlichte Bundnisvertrag im Kriege gegen Deutschland und seine Verbundeten in
Europa und Vertrag tiber die Zusammenarbeit und die gegenseitige Untersttitzung nach dem Kriege."
Schon bald nach der Veroffentlichung dieses Vertrages wurde aus verschiedenen Quellen bekannt, daB
das englisch-sowjetische Abkommen durch Geheimabmachungen erganzt wurde, die jene Dinge ent-
halten, die man aus propagandistischen Griinden der Offentlichkeit vorenthalten wollte. In der Ge-
schichte der Diplomatic gibt es ja geniigend Beispiele dieser Art. Eines der bekanntesten ist das eng-
lisch-franzosische Ententeabkommen von 1904, das in seinem nicht geheimen Teil eine Garantie fiir
die Unabhangigkeit Marokkos enthielt, wahrend geheime Sonderbestimmungen Marokko der franzo-
sischen Unterwerfung offnete. Ahnlich ist man in London hinsichtlich Europas verfahren. Wahrend
der veroffentlichte Bundnisvertrag im Artikel 5 scheinheilig auf Gebietserweiterungen und auf Einmi-
schung in fremde Staaten verzichtet, liefert das Geheimabkommen nach der Veroffentlichung der
schwedischen Zeitung „Goteborgs Morgenpost" ganz Europa dem Bolschewismus aus, indem es u. a.
vorsieht:
„1. Die Forderungen Moskaus hinsichtlich der strategischen Grenzen mit Finnland, den Baltenstaaten,
Polen und Rumanien werden anerkannt. Ein Sonderabkommen wurde in bezug auf den Iran abge-
schlossen.
2. Die meisten Grenz- und Nachbarlander der Sowjetunion, darunter Finnland, ein bestimmter Teil
Nordskandinaviens, die Tschechoslowakei, Rumanien, Bulgarien und Jugoslawien werden als sowjeti-
sche Interessensphare anerkannt.
3. Als Garantie gegen kunftige Angriffe der Achsenmachte wird der Sowjetunion das Recht einge-
raumt, auf dem Wege von Pachtvertragen Stlitzpunkte und Garnisonen einzurichten. Der Sowjetunion
wird auBerdem die freie Durchfahrt von der Ost- zur Nordsee und vom Schwarzen Meer zum Mittel-
meer garantiert.
4. In einer Zusatzklausel zum veroffentlichten Artikel 3 des Paktes (auBerordenfliche SchutzmaBnah-
men nach dem Kriege gegen einen neuen Angriff) wird der Sowjetunion das Recht eingeraumt, im
Einvernehmen mit England eine militarische und politische Kontrolle iiber Finnland, Deutschland,
Ungarn, Rumanien und Bulgarien auszuiiben.
5. Beide Parteien verpflichten sich, daftir zu sorgen, daB aus ganz Europa das nationalsozialistische
und faschistische Regime sowie alle ahnlichen Regierungsformen vertrieben werden."
Wer ist bei diesen Abmachungen der Betriiger und wer der Betrogene? Sicher nimmt Molotow an, daB
er der Betriiger sei. Aber ebenso sicher nehmen diesen Titel auch Churchill und sein AuBenminister
133 Eden fur sich in Anspruch. Sicher ist, daB, wenn der militarisch-politische Zweck des Vertrages
erreicht wiirde, namlich die Niederlage der Achsenmachte, England der Betrogene ware. Denn in die-
sem Falle ware Stalin der unbeschrankte Herr Europas, und weder England noch Amerika waren in
der Lage, Europa oder auch nur einen wesentlichen Teil davon jemals dem Bolschewismus zu entrei-
Ben. Wahrend seiner ganzen Geschichte hat England den europaischen Kontinent immer wieder seiner
Machtpolitik geopfert. Aber das englisch-sowjetische Abkommen iibertrifft alles bisher Dagewesene,
freilich auch in dem Sinne, daB es eine vollige Verneinung der traditionellen englischen Politik der
„Balance of Power", des sogenannten Machtegleichgewichts in Europa, bedeutet. War es nicht Sinn
der englischen Kriegshetze gegen Deutschland und des gegenwartigen Krieges, zunachst die Bildung
GroBdeutschlands und dann die Verwirklichung von dessen natiirlichem Fiihrungsanspruch auf dem
Kontinent zu verhindern? Jetzt aber ist man bereit, denselben Kontinent nicht nur einer anderen
GroBmacht, der Sowjetunion, einfach zu iiberlassen, sondern damit zugleich dem Bolschewismus Tiir
und Tor zu offnen und den Todfeind der eigenen demokratisch-plutokratischen Gesellschafts- und
Wirtschaftsstruktur in Europa zur Herrschaft zu verhelfen.
Uberdenkt man diese Zusammenhange und die notwendigen Konsequenzen fur den Fall, daB der Ver-
trag seinen Zweck erfiillen wiirde, so kann man keine andere SchluBfolgerung aus seiner Unterzeich-
nung ziehen, als daB England angesichts der drohenden Niederlage sich gegeniiber Moskau zu Zuge-
standnissen bereitfand, die kaum anders als ein Akt der Verzweiflung angesehen werden konnen.
Eine Betrachtung der englisch-sowjetischen Abmachungen im einzelnen und ein Vergleich mit den
sogenannten Hilfeleistungspakten, die die Sowjetunion unter Drohung mit Gewalt seinerzeit mit Est-
land, Lettland und Litauen abgeschlossen hat, wiirde interessante Ergebnisse zeitigen. Jene „Hilfelei-
stungsvertrage" waren ja bekanntlich nur der erste, freilich entscheidende Schritt zur Eingliederung
der drei Staaten in die Sowjetunion und ihrer mit alien Mitteln brutalster Grausamkeit durchgefiihrten
Bolschewisierung. Auch diese Vertrage garantierten die Selbstandigkeit dieser drei Staaten. Aber
nachdem die Rote Armee mit riesigen Kontingenten die vereinbarten „Stiitzpunkte" besetzt hatte,
wurden mit Hilfe der ortlichen kommunistischen Kreise und mit alien Druckmitteln versteckter und
offener Gewalt „Volksabstimmungen" organisiert, die natiirlich die Einverleibung in die Sowjetunion
beschlossen. Dieser historische Vorgang zeigt, was von vertraglichen Verpflichtungen, die die So-
wjetunion eingeht, und von Garantien, die sie bietet, zu halten ist; wie also der SchluBpassus von Arti-
134 kel 5 des anglo-sowjetischen Abkommens, „keine territorialen VergroBerungen fur sich selbst zu
suchen und nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzugreifen" in Wirklichkeit zu
verstehen ist. Die Verpflichtung, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumi-
schen, hat die Sowjetregierung ja auch sonst oft genug vertraglich iibernommen und — ebenso oft
gebrochen. Denn jede kommunistische Partei in jedem Lande, wo sie legal oder illegal existiert, wird
von Moskau aus geleitet und finanziert.
DaB der englisch-sowjetische Vertrag Europa dem Bolschewismus ausliefern wiirde, wenn er seinen
Zweck, die Vertrag spartner zum Siege zu fiihren, erfiillen wiirde, steht also auBer jedem Zweifel.
Wie die englische Politik, besonders die gegeniiber der Sowjetunion, vom europaischen Standpunkt
aus zu beurteilen ist, zeigt die Rundfunkrede des portugiesischen Ministerprasidenten S a 1 a z a r
vom 26. Juni. Portugal steht bekanntlich mit England in einem jahrhundertealten Biindnisverhaltnis.
Dies gibt Salazars von hohem Verantwortungsgefiihl getragenen Ausfiihrungen eine besondere Bedeu-
tung. Salazar erklarte unter anderem, die portugiesische Regierung habe ihre Haltung zu den groBen
Problemen der Gegenwart klar festgelegt. Weiterhin fiihrte er aus:
„Ich beziehe mich besonders auf die unweigerliche Verwirrung der Geister, die durch die anglo-
russische Allianz hervorgerufen wurde, und auf die schmerzliche Beunruhigung, die sich allerorts,
selbst im SchoBe der sogenannten vereinigten Nationen, angesichts der Solidaritat der englischen und
der USA-Demokratie mit der Sowjetregierung bemerkbar macht. Wir wlirden nichts gewinnen, wenn
wir die Augen schlieBen wlirden vor den vielleicht beangstigendsten Problemen unserer Zeit."
Seiner Ansicht nach sei die „Uberheblichkeit etwas anmaBend und voller Gefahren", in der das engli-
sche Volk immun zu sein glaube gegen die Unordnung und den wirtschaftlichen und sozialen Kampf,
der mehr oder minder ganz Europa nach dem letzten Krieg bis zur spanischen Tragodie angesteckt
habe. Es gebe viele, die daran interessiert seien, aus einem eventuellen englischen Sieg einen ideologi-
schen Sieg zu machen, der die Hauptverantwortlichen fur die .Unordnung und die Fehler in Europa in
den letzten 20 Jahren an ihre Stellen zuriickbringen solle. Niemand konne ernstlich annehmen, daB
dieser Krieg zu dem Zweck begonnen wurde, um einige politische Regime wieder einzusetzen, die
verbannt oder abgetan seien. Durch die Erfahrung sei die Tatsache bestatigt, daB Demokratie und Li-
beralismus sich im letzten Jahrhundert erschopften. Der letzte Krieg sei das letzte groBe Ereignis, das
135 die neuen Regime hervorrief infolge der allgemeinen Notwendigkeit, der Unordnung und dem Elend
zu entfliehen, das er hinterlieB. „Nur England hatte Schwierigkeiten, zu verstehen, daB das Auftauchen
der neuen Regime ihm hier und da Moglichkeiten nehmen konnte, daB sie aber nichts wesentlich An-
tibritisches an sich hatten. Jetzt, mitten in der Schlacht, nimmt GroBbritannien einige Vorteile der neu-
en Regime an. Es revolutioniert sein Leben und erfaBt die neue Zeit. Dies ist ihm nicht nur notig, um
den Krieg zu fiihren, sondern es hatte ihn moglicherweise verhindert, wenn es dies friiher getan hatte.
Dasselbe gilt fur Amerika und fiir viele andere."
Die Aufgabe, die der Wiederaufbau der Welt nach dem Kriege stellen werde, sei, wie Salazar sagte,
unvereinbar mit der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Unordnung, in die Europa infolge des
vorigen Krieges versank. Die gegenwartige Epoche werde unter einem dreifachen Zeichen stehen: Der
Autoritat, der Arbeit und der sozialen Fursorge. Keine Nation werde sich einer starken Autoritat, kein
Mensch werde sich der Pflicht der Arbeit, und kein Betrieb und kein Reichtum werde sich dem Krite-
rium seiner sozialen Nutzlichkeit entziehen konnen.
Die Verhaltnisse in Indien entwickeln sich weiter in einem fur England durchaus unglinstigen Sinne.
Auch aus dem Monat Juni gibt es eine ganze Anzahl von AuBerungen der indischen Flihrer, wie Gan-
dhi und Nehru, die ihre Forderung auf vollige Unabhangigkeit Indiens unterstreichen und prazisieren.
Offensichtlich finden fortlaufend Besprechungen zwischen den einzelnen Flihrern und den von ihnen
reprasentierten Richtungen mit dem Ziele statt, iiber alle Unterschiede der Auffassungen hinweg zu
einer einheitlichen Stellungnahme und Handlungen zu kommen, deren Sinn und Zweck die Unabhan-
gigkeit Indiens, und zwar Gesamtindiens sein soil. Eine Bewegung allgemeinen Ungehorsams, d. h.
allgemeiner passiver Resistenz, zeichnet sich deutlich ab. Von auBerhalb Indiens wird von den indi-
schen Fuhrern und Gruppen, die in den von den Dreierpaktmachten beherrschten Gebieten leben, eine
intensive Propaganda fur die indische Unabhangigkeit gefuhrt. In der Hauptstadt Thailands, Bangkok,
wurde ein indischer Unabhangigkeitsrat mit Unterkommissionen und mit Zweigstellen in verschiede-
nen Landern gegriindet, eine deutliche Vorstufe zu einer unabhangigen indischen Regierung.
Nicht minder wie fur England war auch fur die Vereinigten Staaten von Nordamerika der Monat Juni
ein ausgesprochen schlechter Monat. Im gesamten Pazifik waren die militarische Initiative und der
Erfolg auf Seiten Japans. Im Atlantik hielten die ungeheuren, vielfach in unmittelbarer Nahe der ame-
rikanischen Klisten stattfindenden Schiffsverluste an, und Marineminister Knox muBte in einer Erkla-
rung vor dem Senat eingestehen, daB man bisher die U-Boot-Gefahr nicht habe bannen konnen. Die
136 englischen Niederlagen erregten heftigen Unwillen in den USA, was sogar zur Forderung fiihrte,
Roose-velt die oberste Leitung der alliierten Kriegfuhrung zu libertragen — eine furchterliche Dro-
hung fur die Dreierpaktmachte, wenn man an die ununterbrochene Serie von MiBerfolgen und Nieder-
lagen der amerikanischen Kriegfuhrung selbst denkt!
Die USA, die immer so reichlich mit Prahlereien liber die Unerschopflichkeit ihrer Hilfsquellen um-
gingen und die friiher nicht genug iiber Altmetallsammlungen in Deutschland spotten konnten, miissen
nun selbst Einschrankungen, Rationierungen und Altmaterialsammlungen vornehmen. Roosevelt sah
sich in einer Rundfunkansprache aus AnlaB des Beginns der Gummisammlung zu folgender Erklarung
veranlaBt: „Weder die Lager, die wir haben, noch die Fabriken fur synthetischen Gummi, die jetzt
gebaut werden, noch beide zusammen, reichen fiir den Bedarf unserer Armeen und Flotten, noch fur
den Zivilbedarf aus."
tjber die Folgen des Unterseebootkrieges fur die Vereinigten Staaten wuBte die englische Zeitung
„Evening Standard" in einem Bericht aus Amerika Anfang Juni zu melden:
Seit Kriegseintritt der USA und vor allem aber seit Einsetzen der feindlichen U-Boot-Operationen an
der amerikanischen Atlantikkiiste stellte die USA Schiffsraum nur noch fiir Kriegsmaterial und Trup-
pentransporte zur Verfiigung. Exporte in friedenszeitlichem Sinne des Wortes hatten fiir die amerika-
nische Handelsmarine so gut wie aufgehort. Das sei besonders klar auf einer in Chikago stattgefunde-
nen Wirtschaftskonferenz zum Ausdruck gekommen. Hier habe man die gegenwartige Lage des ame-
rikanischen Exportwesens ganz kurz dahin zusammengefaBt, daB erstens nach GroBbritannien nur
noch Frachtraum fiir Kriegsmaterialsendungen und in keiner Weise mehr fiir Verbrauchsgiiter des
taglichen Lebens freigemacht werden, zweitens fiir Transporte nach Siidafrika gar kein Schiffsraum,
es sei denn fiir ganz besonders wichtiges Kriegsmaterial, in Frage komme, drittens mit Neuseeland
bereits seit vier Monaten kein Warenaustausch mehr erfolge, viertens nach den Hafen der Karibischen
See nur noch Heereslieferungen die USA verlassen, fiinftens die nach Siidamerika aus den USA abge-
henden Schiffe derart mit Regierungstransportauftragen iiberlastet seien, daB sie nur gelegentlich ge-
wohnliche Frachten mitnehmen konnten, sechstens mit Indien gar kein normaler Giiteraustausch be-
stehe und schlieBlich siebentens fiir Australien in den kommenden Monaten vielleicht einiger Fracht-
raum fiir nichtmilitarischen Zwecken dienende Verbrauchsgiiter freigemacht werden miisse.
Um die Exportschwierigkeiten groBer amerikanischer Ausfuhrfirmen durch ein praktisches Beispiel zu
illustrieren, verweist „Evening Standard" auf die in Friedenszeiten gewaltigen Ausfuhren des bekann-
ten Einheitspreisunternehmens Woolworth. Dieser Firma sei es wahrend der letzten drei Monate
136
trotz aller Bemiihungen nicht moglich gewesen, ihre auf Kuba gelegenen Zweigniederlassungen mit
Waren zu versorgen. Die standigen Schiffsversenkungen seien einer der Griinde fiir diese akute
Schiffskalamitat der USA. Aber, so bemerkt das Blatt, selbst wenn kein amerikanisches Handelsschiff
durch feindliche Aktionen unterginge, so stelle doch jede militarische Aktion der Alliierten neue und
erhohte Anforderungen an die seit Kriegseintritt Amerikas nicht wesentlich gesteigerte Handels-
schiffstonnage.
In der „New York Herald Tribune" wurde am 1. Juni festgestellt, das Haupthindernis fiir die Kriegsan-
strengungen der USA sei nach wie vor die katastrophale Lage der eigenen Schiffahrt. Zwar baue man
in den Werften der USA wie wild, doch hielten die Schiffsneubauten mit den Versenkungen nicht
mehr Schritt. Die Schlacht, die zur Zeit zwischen den amerikanischen Werften und den feindlichen U-
Booten tobe, sei bisher ausschlieBlich fiir den Feind siegreich verlaufen. Vor allem wisse man nicht,
wie Deutschland seine U-Boot-Produktion in absehbarer Zeit noch steigern werde und welche neuen
unerwarteten Riickschlage den Verbiindeten noch bliihten.
Was die Produktion von Kriegsmaterial angeht, deren angeblich unbegrenzte mengenmaBige Mog-
lichkeiten von der angloamerikanischen Propaganda so unentwegt als der sicherste Garant des Sieges
hingestellt wurde, so ist festzustellen, daB zahlreiche Stimmen vorliegen, die besagen, die Produktion
geniige leider immer noch nicht den gestellten Anforderungen. Ihre Verteilung auf die verschiedenen
Kriegsschauplatze mache viele Sorgen, da man sich vielfach nicht dariiber einig sei, welcher Kriegs-
schauplatz besonders bevorzugt zu behandeln sei. Die erstrebte technische Uberlegenheit iiber die
Waffen der Achsenmachte sei keineswegs erreicht. Man miisse die englische und amerikanische
Kriegsmaterialproduktion aufs engste koppeln und praktisch zu einer Einheit verschmelzen. Nicht
wenige Stimmen sprachen von der Sorge, was die ganze Kriegsmaterialproduktion niitze, wenn man
nicht genug Schiffe habe, um sie zu befordern, und wenn das Kriegsmaterial, das verschifft werde,
nachher anstatt auf den Kriegsschauplatzen auf dem Grund der See ankomme.
Wie fiir England, so ist auch fiir die Vereinigten Staaten die Sowjetunion die groBe Hoffnung.
Molotow traf am 29. Mai in Washington ein und verhandelte tagelang mit Roosevelt. Die Lieferung
von Waffen war das Hauptthema. Auch die Notwendigkeit der Bildung einer zweiten Front zur Unter-
stiitzung der Sowjets in Europa wurde besprochen. Natiirlich fehlte es auch nicht an hochtonenden
Phrasen iiber die „gemeinsamen Anstrengungen fiir Friede und Sicherheit nach dem Kriege" und die
enge Zusammenarbeit in Friedenszeiten.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Juli-Lieferung
(Nr. 69/70 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
^hmntpnlitik
100 Weitere groBe militarische Erfolge — Eroberung der Festung Sewastopol, Offensive im Donbogen,
Einnahme von Rostow, starke Verluste der feindlichen Versorgungsschiffahrt — kennzeichnen die
Geschehnisse im Monat Juli.
Am 17. Juli meldete DNB, daB der Flihrer eine Tapferkeits- und Verdienstauszeichnung fur Angehori-
ge der Ostvolker gestiftet habe. Sie wird verliehen als Anerkennung fur Tapferkeit und fur besondere
Verdienste im besetzten Ostgebiet. Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht ist beauftragt,
Durchflihrungsbestimmungen fiir ihre Verleihung zu erlassen (siehe Seite 94).
Das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt am 18. Juli der Oberbe-
fehlshaber der im Mittelmeerraum und in Nordafrika eingesetzten Verbande der Luftwaffe, General-
feldmarschall Kesselring, als 15. Soldat der deutschen Wehrmacht.
AnlaBlich einer langeren Besprechung in seinem Hauptquartier verlieh Reichsmarschall Goring
dem Reichsfuhrer ff Heinrich Himmler als Zeichen kameradschaftlicher Verbundenheit der Luftwaffe
mit der Waffen-SS das goldene Fliegerabzeichen mit Brillanten.
Das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielten folgende Soldaten der deutschen
Wehrmacht: Als 104. Soldat Kapitanleutnant Rolf Mutzelburg und Kapitanleutnant Adalbert Schnee
am 15. Juli, Oberleutnant Erwin Clausen am 24. Juli und als 107. Soldat der deutschen Wehrmacht
Oberleutnant Viktor Bauer, Staffelkapitan in einem Jagdgeschwader, am 27. Juli.
Am 14. Juli beging der Chef des Generalstabes des Heeres, Generaloberst Haider, sein 40jahriges
Dienstjubilaum. Der verdienstvolle Offizier hat an den groBen Operationen dieses Krieges entschei-
denden Anteil. Durch die Verleihung des Ritterkreuzes nach dem Polenfeldzug und die Beforderung
zum Generalobersten, die der Flihrer in der Reichstagssitzung vom 19. Juli 1940 nach dem Sieg im
Westen ausgesprochen hat, sind Name und Personlichkeit des jetzigen Chefs des Generalstabes auch
der breiteren Offentlichkeit bekannt geworden.
101 Der Kampf gegen die feindliche Schiffahrt wurde auch im Juli mit unverminderter Energie weiterge-
fuhrt. Insgesamt verlor der Feind im Monat Juli 815 000 BRT auf alien Meeren. Der schwerste Schlag
wurde ihm versetzt durch die Vernichtung eines britisch-amerikanischen Geleitzuges, der durch das
Nordmeer Murmansk und Archangelsk erreichen sollte. Der stark gesicherte Geleitzug von 38 Schif-
fen wurde im hohen Norden von deutschen U-Booten und Luftwaffenverbanden gefaBt und in pausen-
losen, unerbittlichen Angriffen tagelang angegriffen. U-Boote und Kampfflieger vernichteten ein
Schiff mit wertvoilstem Kriegsmaterial nach dem anderen. Es gelang dem auBergewohnlich starken
Geleitschutz nicht, die wertvollen Schiffe zu sichern. Die Regierungen der USA und Englands haben
niemals genauere Einzelheiten von dieser Geleitzugkatastrophe bekanntgegeben. Sie haben sich wo-
chenlang darum gedriickt, diesen schweren Schlag gegen ihre Schiffahrt zuzugeben. Auch auf anderen
Meeren, an der amerikanischen Kiiste, im St.-Lorenz-Stronx, an der Westkliste Afrikas und im Atlan-
tik war die deutsche U-Bootwaffe erfolgreich. Die Frage des Tonnagemangels entwickelte sich fur
England und die USA zum Kardinalproblem in der Kriegfuhrung. Es wird in seiner Bedeutung nur
noch ubertroffen und uberschattet von den Katastrophenmeldungen, die von der russischen Sudfront
kommen, wo Timoschenko vernichtende Schlage einstecken muB. Der Chef des Stabes der Seekriegs-
leitung, Admiral F r i c k e, auBerte sich in einer Unterredung, die er mit dem Hauptschriftleiter der
DAZ, Dr. Silex, hatte, iiber Stand und Bedeutung des U-Boot-Krieges. Er stellte dabei fest, daB die
Zahl der deutschen U-Boote standig wachse und sicherlich die Neubauten der feindlichen Handel-
schiffstonnage in ihrer Wirkung und Bedeutung ubertreffe. Die groBe Zahl der deutschen U-Boote
mache es auch moglich, den Feind auf alien Meeresfronten anzugreifen und dort zu schadigen, wo es
im Sinne einer totalen Kriegfuhrung notwendig sei. Schon jetzt lege der U-Boot-Krieg dem Feinde
entscheidende Beschrankungen im Ansatz seiner Krafte auf. Er sei zur Fessel der feindlichen Krieg-
fuhrung geworden. Admiral Fricke nannte den U-Boot-Krieg die „Schlacht aller Schlachten" (siehe
Seite 62). Er sei liberzeugt, daB Deutschland Schritt um Schritt dem Ziel der Lahmlegung des gesam-
ten feindlichen Kriegsapparats naherkommen werde und damit der siegreichen Entscheidung des
Krieges tiberhaupt.
Am 24. Juli hat der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, GroBadmiral R a e d e r , dem Befehlshaber
der U-Boote, Admiral D o n i t z , in Wurdigung der seit einem halben Jahr in den amerikanischen
Gewassern erzielten U-Boots-Erfolge ein Telegramm gesandt, in dem er ihm, den Kommandanten und
102 tapferen Besatzungen fur ihren unermudlichen Einsatz seinen Dank und seine Anerkennung ausspricht.
Insgesamt seien in den vergangenen 6 Monaten auf alien Meereskriegsschauplatzen 616 Schiffe mit 3
843 200 BRT versenkt worden, davon allein 467 Schiffe mit 2 917 000 BRT in amerikanischen Ge-
wassern.
Von groBer Bedeutung ist eine Erklarung der Reichsregierung und der koniglich-italienischen Regie-
rung iiber die Unabhangigkeit Agyptens, die am 3. Juli in der deutschen und italienischen Presse ver-
offentlicht wurde (siehe Seite 96). Diese Erklarung, die in dem Grundsatz: „Agypten den Agyptern"
gipfelt, hat in Deutschland, vor allem aber bei den arabischen Landern und in Agypten groBtes Interes-
se gefunden. Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde darum auch eine Meldung aus Kairo aufgenom-
men, nach der Nahas Pascha in einer Geheimsitzung des agyptischen Parlaments erklart habe, daB
Agypten nicht in den Krieg eintreten werde und Konig Faruk auch das Land nicht verlassen wolle. Die
in Berlin weilenden fuhrenden Manner der arabischen Welt, der GroBmufti von Jerusalem, Amin Hus-
seini, sowie Ministerprasident Raschid Ali el Gailani, auBerten sich zu dieser deutsch-italienischen
Erklarung im Rundfunk. Der GroBmufti ftihrte u. a. aus, daB die groBartigen Siege der deutsch-
italienischen Truppen in Nordafrika groBe Freude im ganzen Orient hervorgerufen hatten. Die arabi-
sche Nation sehe in den Achsenstreitkraften Verbundete, die ihr helfen, ihre Ketten abzuwerfen und
sich von ihren Feinden zu befreien. Ministerprasident el Gailani erklart, die Englander hatten sich als
die erbittertsten Feinde und grausamsten Unterdriicker der arabischen Lander entpuppt. England habe
das Blut fremder Volker geopfert und sie nur mit Phrasen abgespeist, anstatt ihnen wirklich Freiheit,
Gerechtigkeit und Selbstandigkeit zu gewahren. Das geschichtliche Dokument der Achsenmachte liber
die Selbstandigkeit Agyptens mache es ihm zum Herzensbediirfnis, seinen agyptischen Briidern die
feste Uberzeugung von den guten Absichten der Achsenmachte der gesamten arabischen Nation ge-
geniiber zum Ausdruck zu bringen.
Am 12. Juli feierte der Staatsprasident des Protektorats Bohmen und Mahren, Dr. H a c h a, seinen 70.
Geburtstag. Der Ftihrer lieB President Hacha durch den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei,
Dr. Lammers, seine Gltickwtinsche und ein Handschreiben uberreichen. In einer kurzen Notiz wiirdig-
te die deutsche Presse das politische Wirken Dr. Emil Hachas und unterstrich dabei im besonderen die
historische Entscheidung, die er im Marz 1939 durch die Errichtung des Protektorats Bohmen und
Mahren getroffen habe, die im ErlaB des Fuhrers vom 16. Marz 1939 ihre staatsrechtliche Festigung
fand.
Dem D u c e, der am 28. Juli seinen 59. Geburtstag feierte, ubermittelte der Fiihrer auf telegraphi-
103 schem Wege seine herzlichsten Gltickwunsche. Er sprach damit die Gefuhle des gesamten deutschen
Volkes aus. Der Duce dankte dem Ftihrer mit herzlichen Worten und versicherte, daB er als treuer und
redlicher Kamerad fortfahren werde, mit dem Ftihrer gemeinsam zu kampfen.
Am 13. Juli erlieB der Reichsminister fur Bewaffnung und Munition, Albert Speer, einen Aufruf zur
Mobilisierung der Eisenreserven an die deutschen Betriebsfuhrer. Der Minister ging davon aus, daB
die vom Ftihrer geforderte Rationalisierung und Leistungssteigerung uberragende Ergebnisse gezeitigt
habe, die es ermogliche, die Produktion auf alien Gebieten der Rustung zu erhohen. Damit wuchsen
auch die Anforderungen an Stahl. Um der deutschen Rustungsindustrie auch in Zukunft den Stahl
geben zu konnen, den sie fur die Produktionssteigerung benotige, habe er dem Ftihrer vorgeschlagen,
durch eine umfassende Schrottaktion der deutschen Eisenerzeugung eine Reserve zu schaffen, die es
ermoglichen soil, die notwendige Mehrforderung sicherzustellen (siehe Seite 153).
Eine Notiz von weittragender Bedeutung wurde am 28. Juli in der gesamten deutschen Presse verof-
fentlicht. Sie gab kurz und knapp davon Kenntnis, daB der Stand der Befestigungsarbeiten in Nord-
frankreich im letzten Monat einen; Vergleich mit der Durchschnittsleistung der Westwallarbeiten aus
den Jahren 1938/1939 zulieBe. Mit iiber 200 000 Facharbeitern seien an der Kanalkiiste monatlich eine
halbe Million Kubikmeter Stahlbeton verbaut worden. Rund 100 000 Kubikmeter Felswand wurden
hierbei gesprengt und ausgebrochen. Zu den Tausenden bereits fertiggestellter Festungswerke kamen
jetzt noch hunderte hinzu, die auf Grund der Erfahrungen dieses Krieges technisch auf das Vollkom-
menste ausgestattet wurden. Diese Veroffentlichung ist eine klare, wenn auch kurze, so doch sehr ein-
dringliche Antwort auf das vielfaltige Geschwatz unserer Gegner von der sogenannten „Zweiten
Front".
Auf Einladung der Reichsregierung traf am 8. Juli der italienische AuBenhandelsminister Raffaello
Riccardi in Berlin ein, wo er zahlreiche Besprechungen mit Reichsminister Funk sowie anderen deut-
schen Personlichkeiten iiber alle, beide Lander gemeinsam interessierende wirtschaftliche Fragen hat-
te. Am 10. Juli weilte der Gast der Reichsregierung in Mlinchen. Hier hatten sich in der kleinen Aula
der Universitat neben den Reichsministern Funk und Rust zahlreiche Vertreter von Partei, Staat,
Wehrmacht und des kulturellen Lebens aus AnlaB der Ehrenpromotion Minister Riccardis an der
Mtinchener Universitat eingefunden. In der Urkunde wird Minister Riccardi „Streiter fur die Kultur
und Ordnung Europas" genannt. Im AnschluB an die Promotion hielt der italienische AuBenhandels-
104 minister einen Vortrag tiber „Europas wirtschaftliche Selbstversorgung".
Auf Einladung des Reichsministers der Finanzen, Graf Schwerin von Krosigk, weilte zu Anfang des
Monats der koniglich bulgarische Finanzminister, Bogiloff, zu einem mehrtagigen Besuch in der
Reichshauptstadt. Der bulgarische Gast hatte in Berlin mehrere Besprechungen mit dem Reichsfi-
nanzminister, mit dem Reichswirtschaftsminister und dem Staatssekretar des Auswartigen Amtes, von
Weizsacker. Der Besuch unterstrich das herzliche Einvernehmen, das zwischen Deutschland und Bul-
garien seit vielen Jahren besteht.
Eine Delegation der tiirkischen Presse unter Fuhrung des Abgeordneten Saddak und des Generaldirek-
tors der tiirkischen Presse, Dr. Sarter, traf am 20. Juli auf Einladung der Reichsregierung in Berlin ein.
Reichspressechef Dr. Dietrich gab zu Ehren der tiirkischen Gaste einen Empfang, bei dem auch
Reichsminister Rosenberg, Generaloberst Fromm, Reichsarbeitsfuhrer Hierl, Reichsjugendfuhrer Ax-
mann und mehrere Angehorige der tiirkischen Botschaft zugegen waren. Der Reichspressechef kniipf-
te an die gemeinsamen stolzen Erlebnisse aus dem Weltkriege an und wlirdigte sodann das groBe Auf-
bauwerk Kemal Atatiirks, dem ahnliche revolutionare Gedanken zugrundelagen wie dem Aufbauwerk
des Nationalsozialismus. Der Reichspressechef betonte im Verlauf seiner Rede die Bedeutung der
Pressearbeit fur das Zusammenleben der Volker. „Um in der Publizistik der Forderung nach Objektivi-
tat gerecht zu werden", so sagte Dr, Dietrich, „kann man nicht Wahrheit und ,Liige nebeneinanderset-
zen und sie damit gleichbewerten. Uber verschiedene Auffassungen kann man verschiedener Meinung
sein. Zwischen zwei Weltanschauungen kann man wahlen. Aber zwischen Tatsachen und Liigen liegt
die Wahrheit nicht in der Mitte. Zwischen ihnen kann ein Journalist nicht neutral sein." Der Leiter der
tiirkischen Delegation dankte dem Reichspressechef und gab der Erwartung Ausdruck, daB der Besuch
in Deutschland den Einblick der tiirkischen Pressevertreter in die groBen Ereignisse der Zeit vertiefen
und ihre Urteilskraft scharfen moge.
Am 6. Juli trafen in Berlin erneut zahlreiche Deutsche aus Sudamerika ein, Mitglieder der deutschen
Gesandtschaft und der deutschen Konsulate aus Paraguay sowie Reichsdeutsche aus diesem Lande.
Sie wurden von Vertretern des Auswartigen Amtes und der Auslandsorganisation auf dem Potsdamer
Bahnhof willkommen geheiBen.
Reichsarbeitsfuhrer Hierl empfing am 16. Juli den Kommandeur des flamischen Arbeitsdienstes, van
T h i 1 1 o , der einen Informationsbesuch bei der Leitung des Reichsarbeitsdienstes abstattete. Bei
105 dieser Gelegenheit hatte van Thillo auch eingehende Besprechungen mit dem Chef des Stabes,
Obergeneralarbeitsfuhrer Dr. Decker.
Am Sonntag, dem 13. Juli, fand in Posen ein Appell dergermanischen Jugend statt. Es waren dort
nahezu tausend Jungen und Madel aus verschiedenen Landern des Nordens und Westens unseres Kon-
tinents angetreten, die sich freiwillig zum Landdienst im deutschen Osten gemeldet haben. In seiner
Ansprache unterstrich Reichsjugendfuhrer A x m a n n die Bedeutung der Sendung der Jugend in die-
ser geschichtlichen Zeit. Der Kriegseinsatz gab ihr das Gesetz des Handelns. Zu den zehntausenden
deutscher Jungen und Madel gesellten sich nun im Osteinsatz 1000 Freiwillige aus den anderen ger-
manischen Landern. Der Landdienst sei die groBe Bewegung der Jugend zum Bauerntum. Bauerntum
und deutscher Osten seien aber unzertrennbar verbunden. Die Arbeit im deutschen Osten verlange eine
idealistische und begeisterungsfahige Jugend, die mit freudiger Hingabe und mit heiligem Ernst am
Werk Adolf Hitlers baue. Der Reichsjugendfuhrer hieB dann die Freiwilligen herzlich willkommen
und sagte: „Ihr seid der StoBtrupp eurer jungen aufsteigenden Bewegung. Durch euch spricht die neue
Zeit. Wie friiher die germanischen Stamme gemeinsam gegen das europabedrohende Chaos kampften,
so streiten heute die tapferen germanischen Freiwilligenverbande an unserer und der Verbiindeten
Seite gegen den verderbenbringenden Bolschewismus." Das gemeinsam geopferte Blut schweiBe die
Jugend noch fester zusammen. Nun folge sie auch gemeinsam mit der Pflugschar dem Schwerte des
Soldaten. „An diesem Tage des Einriickens germanischer Freiwilliger in die Landdienstlager sprechen
wir die GewiBheit aus, daB einmal der Tag kommen wird, da die germanische und europaische Jugend
iiber die Triimmer einer alten zusammenbrechenden Zeit hinwegmarschiert." Aus dem Rechenschafts-
bericht des Reichsjugendflihrers iiber die Landdienstarbeit der HJ ging hervor, daB 30 000 Jungen und
Madel freiwillig dem Rufe zum deutschen Boden Folge geleistet haben. Sie haben sich damit einer in
den Frieden weisenden geschichtlichen Aufgabe mitten im Kriege zur Verfiigung gestellt und zum
Teil ihre neuen Wirkungsstatten bereits bezogen. Mit der deutschen Jugend haben sich tausend germa-
nische Freiwillige eingereiht in die Front der jungen Pioniere fur ein neues Bauerntum. Die Zusam-
menarbeit der europaischen Jugend hat damit auf einem neuen Sektor zu einem weiteren, besonders
bedeutungsvollen Ergebnis gefuhrt.
Auf einem der Ausleselehrgange, die von der deutschen Arbeitsfront und der Hitlerjugend gemeinsam
durchgefiihrt werden, gab Reichsjugendfiihrer A x m a n n in Vogelsang einen Bericht iiber die im
106 Sinne des praktischen Sozialismus durchgefiihrten MaBnahmen der Begabtenforder u n g. Auch im
Kriege wurde die Aufgabe, die natiirlichen Anlagen der Jugend zur hochsten Meisterschaft zu entwik-
keln, nicht unterbrochen. Im Frieden diene das gewaltige Werk des Reichsberufswetfkampfes der Aus-
lese der beruflich Tiichtigsten. Im Kriege aber hatten die Ausleselager die Aufgabe, fur die Begabte-
sten eine weitere Fortbildung und Forderung zu gewahrleisten. Die Aufgaben des Reiches seien heute
so gewaltig, daB neben der Zahl seiner Menschen die Leistung und das Konnen des einzelnen von
entscheidender Bedeutung seien. Durch die Leistung des einzelnen werde auch die Leistung der Ge-
meinschaft gesteigert. Damit ist der Begabtenforderung im Kriege eine breite Grundlage gewahrt wor-
den. Allein im Jahre 1941 wurden 36 Jungen- und Madellager fur die Reichsauslese durchgefiihrt. Die
Teilnehmerzahl in der Berufsgruppe „Metall" betrug allein 1130 Jugendliche. Die harte und gerechte
Auslese nach Leistung und Charakter zeitigt Ergebnisse, an denen Partei, Staat, Wirtschaft und
Wehrmacht gleichermaBen lebhaftesten Anteil nehmen.
Am 13. und 14. Juli versammelten sich in Berlin die Leiter der Reichspropagandaamter zu einer Ar-
beitstagung, bei der Gauleiter Sauckel, die Staatssekretare Backe, Dr. Ganzenmiiller und Gutterer iiber
ihre Arbeitsgebiete sprachen. Gauleiter Sauckel berichtete iiber den ihm vom Fiihrer erteilten Auftrag
zur Herbeifiihrung ausreichender Arbeitskrafte fur die erhohte Anforderung der deutschen Wirtschaft.
Gauleiter Sauckel zeigte, wie es ihm gelungen sei, unter Ausschopfung aller erreichbaren Gebiete
diesen Auftrag zu erfiillen. Er gab insbesondere interessante Zahlen iiber die Arbeitskraftanwerbung
aus Frankreich und aus den besetzten Ostgebieten. Staatssekretar Backe gab Einblick in das kompli-
zierte Gebiet der Ernahrungs wirtschaft. Er lieB erkennen, daB die Ernahrung des deutschen Volkes, ja
des Kontinents durch weitausschauende Planung und Zusammenfassung aller verfiigbaren
Arbeitskrafte und Maschinen auch im kommenden Jahre gesichert sei. Aus den Ausfiihrungen des
Staatssekretars ging hervor, daB die Auswinterung des Brotgetreides im vergangenen Winter
auBergewohnlich hohe MaBe angenommen habe, die aber durch beispiellosen Einsatz des deutschen
Landvolks, zum groBen Teil durch Neusaat und den vermehrten Anbau von Kartoffeln ausgeglichen
worden ist. Von besonderem Interesse waren die Ausfiihrungen des Staatssekretars Backe iiber die zu
erwartenden Ernteertrage im Ostland, die sich als eine wesentliche Hilfe in der Ernahrungswirtschaft
erweisen werden. Staatssekretar Dr. Ganzenmiil ler sprach iiber den sogenannten EngpaB in der
Transportlage. Er berichtete, daB es moglich gewesen sei, groBere Auftrage fiir rollendes Material von
der Riistungsindustrie abzuzweigen, so daB eine Besserung der Transportbedingungen zu erwarten sei.
107 Hinzu komme, daB der Waggonumlauf durch sinnvolle MaBnahmen beschleunigt wurde und ein groBer
Teil des Giiterverkehrs auf die Binnenschiffahrt umgelagert wurde. — Die Tagung fand ihren Ab-
schluB in einer Rede des Reichsministers Dr. Goebbels, die den Propagandisten einen umfassenden
Uberblick iiber die militarische und politische Lage gewahrte. Der Minister zeigte auf, wie heute an
der Ostfront die vom Fiihrer wahrend des vergangenen harten Winters beschlossenen AbwehrmaB-
nahmen ihre groBartige Rechtfertigung fanden. Die feindlichen Propagandaliigen iiber die Zerstorung
der deutschen Wehrkraft seien in sich zusammengebrochen und machten einem zunehmenden Pessi-
mismus auf der Feindseite Platz. Der Kampf werde auch weiterhin auBerst hart sein und von alien den
letzten Einsatz fordern. Dennoch berechtige die Lage zu starkstem Vertrauen in die weitere Entwick-
lung. Sieg um jeden Preis sei und bleibe die Parole.
Bei einer Universitatsveranstaltung in Heidelberg sprach in der dichtbesetzten Aula Generalgouver-
neur Reichsminister Dr. Frank iiber das Thema „Der Rechtsgedanke und die Neuordnung Europas".
Dr. Frank ordnete in seiner Rede das kriegerische Geschehen der Zeit ein in die groBen weltgeschicht-
lichen Zusammenhange und umriB dann die Rechtsgrundlage der zukiinftigen europaischen Neuord-
nung. „Das GroBdeutschland Adolf Hitlers und das Italien Mussolinis haben sich", so fiihrte er aus,
„zusammengefunden, um eine europaische Rechtsordnung zu schaffen, an der die anderen Volker und
Staaten auch ihren Anteil haben werden. Es wird eine Gemeinschaft auf diesem so oft zerrissenen
europaischen Kontinent entstehen, die niemand mehr ungestraft angreifen darf. Niemand wird unter-
driickt, sondern alle werden zur freiwilligen Mitarbeit aufgerufen, zur Sicherung der ewigen kulturel-
len Werte. Europas Jugend, die aus dem Kampf gegen den Bolschewismus zuriickkehrt, wird sich mit
Fanatismus diesem kulturellen Wiederaufbau zur Verfugung stellen." In der zukunftigen Rechtsord-
nung des deutschen Volkes gebuhre aber dem Rechtswahrer ein wichtiger Platz, denn er sei der Die-
ner, Trager und Arbeiter des deutschen Rechts. Dr. Frank forderte die akademische Jugend auf, sich
der Rechtswissenschaft zuzuwenden als einem der bedeutungsvollsten Studien in der volkischen Ge-
meinschaft. „Der Richter", so erklarte er, „ist eine der germanischen Gemeinschaftsgestalten. Er hat
daftir zu sorgen, daB seine Entscheidungen nur nach dem Gesetz und nicht nach anderen Gesichts-
punkten gefallt werden. Niemand wird verurteilt, ehe er gehort wird und jeder kann sich verteidigen.
Das ist altes deutsches und germanisches Recht. Mit dem Recht hangt auch die Menschlichkeit zu-
sammen. Die kunftige Neuordnung Europas kann diese Gerechtigkeitsubung nicht entbehren!"
108 Am 10. Juli wurde das Ergebnis der Altkleider- und Spinnstoffsammlung veroffentlicht. Es wurden
gespendet: An Mannerkleidung: 5 680 145 Stuck Anztige, Jacken, Westen, Hosen und Mantel; an
Frauenkleidung: 4 413 743 Stuck Kleider, Mantel, Blusen, Jacken, Rocke und Kittel. Hinzu kommen
groBe Mengen an Wasche und sonstigen Bekleidungsstiicken. Insgesamt wurden 51 467 400 kg
Spinnstoffe bei den Sammelstellen abgeliefert und der Verwertung zugefuhrt. Mit den gespendeten
Altkleidern konnen etwa 2% Millionen Manner und 2 Millionen Frauen eingekleidet werden, die an
wichtigen Arbeitsplatzen in der Kriegsindustrie verpflichtet worden sind.
Ein weiteres glanzendes Zeugnis fur die Opferfreudigkeit des deutschen Volkes erbrachte die erste
StraBensammlung des Kriegshilfswerkes fur das Rote Kreuz vom 27. und 28. Juni. Es hatte ein vorlau-
figes Ergebnis von 29 338 904 RM. Das Ergebnis der gleichen Sammlung im Vorjahre betrug 21 887
614 Reichsmark. Die diesjahrige Sammlung weist somit eine Zunahme um 34% auf.
Am 27. Juli gab das Oberkommando der Wehrmacht bekannt, daB im Rahmen der Truppenbetreuung
eine neue schnelle Verbindungsmoglichkeit von der Front zur Heimat geschaffen worden ist, die den
Frontsoldaten jeden Dienstgrades in dringenden Fallen offensteht: das Kuriertelegramm Front —
Heimat. Es ermoglicht den Frontsoldaten in dringenden personlichen Angelegenheiten ihren Angeho-
rigen in der Heimat Nachrichten schneller zukommen zu lassen, als es mit der Feldpost moglich ware.
AuBer der Anschrift darf das Kuriertelegramm 8 Worte umfassen. Es wird vom Felde durch Wehr-
machtdraht nach Berlin ubermittelt und von dort per Brief an die Heimatanschrift. Das Kuriertele-
gramm wird dazu beitragen, in vielen Fallen die sorgenvolle UngewiBheit, die bisher oft um das
Schicksal der Frontsoldaten in der Heimat schwebte, zu bannen. Seine Einfuhrung ist weiterhin ein
Beweis fur die hervorragende Leistungsfahigkeit der Nachrichtentruppe, die als Fuhrungstruppe des
Heeres auf ihrem Europa umspannenden Netz nicht nur den gesamten militarischen Nachrichtenver-
kehr tragt, sondern dariiber hinaus noch diese neue Aufgabe ubernehmen kann.
Der mit der Fuhrung der Geschafte des Reichsprotektors in Bohmen und Mahren beauftragte SS-
Oberstgruppenfuhrer und Generaloberst der Polizei Daluege hat mit Wirkung vom 3. Juli 1942 den
tiber das gesamte Protektorat Bohmen und Mahren verhangten Ausnahmezustand aufgehoben. Die
Standgerichte bleiben jedoch noch zur Aburteilung der in unmittelbarem Zusammenhang mit dem
Anschlag auf SS-Obergruppenfuhrer Heydrich begangenen Straftaten zustandig.
Verschiedene GroBkundgebungen der Partei wiesen der Bevolkerung die politische Richtung auch im
109 Monat Juli. So erlebte StraBburg am 6. Juli die eindruckvollste politische Kundgebung seit seiner
Ruckkehr ins Reich. Reichsstatthalter und Gauleiter Robert Wagner ubergab den zum Appell angetre-
tenen politischen Leitern die ersten 250 Hoheitsfahnen fur die elsassischen Ortsgruppen mit dem alten
StraBburger Bannerspruch „Viel lieber gestritten und ehrlich gestorben, als Freiheit verloren und Seele
verdorben". AnschlieBend sprach Reichsorganisationsleiter Dr. Ley vor rund 15 000 Volksgenossen.
Seine Rede war ein flammender Appell an die Elsasser zur Mitarbeit an dem groBen Aufbauwerk des
Fuhrers. „Wir erkaufen das tagliche Brot nicht mit politischen Konzessionen, wie andere Volker es
wohl tun, sondern beseitigen die Ausbeutungsherrschaft Englands und des Judentums iiber die Welt."
In diesem Ringen, das weltweite AusmaBe angenommen hat, konne kein deutscher Mensch unbeteiligt
beiseite stehen.
Am 20. Juli sprach der Reichsorganisationsleiter bei einem Kreistage im Industriegebiet Esch in Lu-
xemburg. Die deutsche Bevolkerung war aus alien Teilen des Luxemburger Landes gekommen, um
diesen Aufruf an ihr nationales Gewissen zu horen. Gauleiter Simon unterstrich bei dieser Gelegenheit
die Treue der Luxemburger Bevolkerung zum GroBdeutschen Reich, die sich insbesondere in der gro-
Ben Zahl der Kriegsfreiwilligen dokumentiere. Die Bevolkerung bringe dariiber hinaus standig zahl-
reiche Beweise ihrer deutschen Gesinnung zum Ausdruck.
Bei einer Arbeitsbesprechung in Berlin berichteten am 25. Juli die Reichsschulungsbeauftragten der
Partei und der Gliederungen dem Beauftragten des Flihrers fur die weltanschauliche Schulung und
Erziehung der NSDAP., Reichsleiter Alfred Rosenberg, liber die Leistungen des vergangenen Schu-
lungsjahres und die Planungen der zukunftigen Arbeit. Reichsleiter Rosenberg umriB in einer Anspra-
che die Richtlinien, durch die die einheitliche Schulung der gesamten Partei gewahrleistet bleiben
mtisse. Zugleich eroffnete Reichsleiter Rosenberg den ersten Lehrgang iiber die von ihm gestellten
Reichsthemen fiir das Schulungsjahr 1942/43 mit einer weitausholenden Rede.
Der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz hat die Anrechnungsbestimmungen fiir die steuer-
liche Erfassung des Trennungszuschlages vom 1. Juli 1942 an einheitlich geregelt. Er hat dabei den
Hochstbetrag des Trennungszuschlages, den das Arbeitsamt fur Dienstverpflichtete und Gleichgestell-
te nunmehr unter Anrechnung aller betrieblichen Leistungen gewahren kann, im Reichsgebiet auf wo-
chentlich 22.40 RM, kalendertaglich 3.20 RM, heraufgesetzt.
Zur Eroffnung des Kriegseinsatzes der deutschen Studenten sprach am 10. Juli der Bevollmachtigte
110 Vertreter des Reichsstudentenfuhrers im Kriege, Dr. G m e 1 i n, in zwei groBen Kundgebungen vor
Dozenten und Studenten in Rostock und Hamburg. Wahrend die in der Heimat verbliebenen Studenten
im Semester mit alien Kraften ihrer wissenschaftlichen Arbeit nachgehen, opfern sie, so betonte Dr.
Gmelin, in selbstverstandlicher Pflichterfullung einen Teil ihrer Semesterferien in Rustung und Land-
wirtschaft und stellen damit ihre Fachkrafte in den Dienst des Sieges.
Ende Juli wurde die Segelfliegerschule Ith bei Hannover mit einer Eroffnungsfeier ihrer Bestimmung
ubergeben. 1934 wurde der erste Ith-Wettbewerb ausgetragen, 1939 wurden hier Hohenfluge iiber
4000 Meter ausgefuhrt, auBerdem Streckenfluge liber 320 Kilometer und ein Zielflug nach Frankfurt a.
M. Die jetzt eingeweihte Reichssegelfliegerschule verftigt liber massive steinerne Bauten, ein mehr-
stockiges Unterkunftshaus sowie Werkstatten. Alterfahrene Segelflieger sind als Fluglehrer eingesetzt.
Der Reichsprotektor in Bohmen und Mahren hat im Einvernehmen mit den iibrigen zustandigen
Reichsbehorden eine Forschungsanstalt geschaffen, die den Namen „Reinhard-Heydrich-Stiftung,
Reichsstiftung fur wissenschaftliche Forschung in Prag" flihrt. Ihre Aufgabe ist es, die volkischen,
kulturellen, rechtlichen und wirtschaftlichen Verhaltnisse Bohmens und Mahrens sowie der ost- und
stidosteuropaischen Raume zu erforschen. Mit dem Aufbau der Reichsstiftung wurde der Sonderbeauf-
tragte des Reichsprotektors fiir die slawischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Inhaber des
Lehrstuhls fur Volkslehre und Nationalitatenkunde an der Karls-Universitat, Dr. Hans Joachim Beyer,
beauftragt. Mit der Schaffung dieser Prager Forschungsanstalt wird ein besonderer Wunsch des gefal-
lenen Stellv. Reichsprotektors SS-Obergruppenfuhrers Heydrich erfullt. Ihm lag daran, die alteste
deutsche Universitat in den Rang einer groBen Reichsuniversitat zu erheben.
Am 4. Juli wurde in Munchen im Haus der Deutschen Kunst die GroBe Deutsche Kunstausstellung
durch eine Ansprache des Reichsministers Dr. Goebbels feierlich eroffnet. Der Minister wtirdigte die
kunsflerische wie auch die groBe kulturpolitische Bedeutung dieser Ausstellung. Erneut unterstrich
Reichsminister Dr. Goebbels, daB das nationalsozialistische Deutschland auch im Kriege und gerade
im Kriege seine kulturelle Sendung durch eine solche Ausstellung dokumentieren wolle. Der Minister
wies auf einzelne Kiinstler hin, deren Werk in besonderem MaBe das Problem des Krieges und seine
vielfaltige Gestalt mit den Mitteln der Kunst bewaltigt haben.
Dem Vorkampfer fur nationalsozialistisches Ideengut, Prof. Dr. h. c. Ernst K r i e c k, brachten Partei,
111 Staat, Reichsstudentenfuhrung und Universitat Heidelberg zu seinem 60. Geburtstag am 8. Juli
besondere Ehrungen dar. Der Fiihrer hat dem Jubilar in Wurdigung seiner Verdienste um die deutsche
Wissenschaft und in Anerkennung seines kampferischen Einsatzes fiir die nationalsozialistische
Volkswerdung die Goethemedaille fiir Kunst und Wissenschaft verliehen. — Dem Dichter Bruno
Brehm ubersandte der Fiihrer zum 50. Geburtstag ein in herzlichen Worten gehaltenes Gliickwunsch-
telegramm. Auch Reichsminister Dr. Goebbels iibermittelte dem Dichter in dankbarer Anerkennung
seiner groBen dichterischen Leistungen telegraphisch seine Gluckwunsche.
Am 22. Juli feierte Reichsminister Dr. SeyB-Inquart, der Reichskommissar fiir die besetzten nieder-
landischen Gebiete, seinen 50. Geburtstag. In einem Handschreiben iibermittelte der Fiihrer dem
Reichsminister seine Gluckwunsche und lieB ihm zugleich sein Bild mit Widmung uberreichen.
In den ersten Tagen des Juli starb in Munchen der bedeutende Architekt und ord. Prof, an der Techni-
schen Hochschule Munchen, der President der Mlinchener Akademie der Klinste, Dr. phil. h. c. Ger-
man Bestelmeyer, im Alter von 68 Jahren. Bestelmeyer war einer der groBen Baumeister der neueren
Zeit, der sich durch zahlreiche bedeutsame Bauten, unter ihnen die Bibliothek des deutschen Muse-
ums, der Ausbau der Technischen Hochschule in Munchen, mehrere Kirchen und das Luftkreiskom-
mando in Munchen einen Namen gemacht hat. Der Fiihrer ehrte den groBen Architekten durch ein
Staatsbegrabnis. Der Trauerakt fand am 6. Juli in der Universitat zu Munchen statt. Der Beauftragte
des Fuhrers, Generalbaurat Prof. Giesler, hielt die Gedenkrede, in der er einen ausfuhrlichen Uberblick
iiber Leben und Wirken German Bestelmeyers gab, der stets auBerhalb des Kampfes um die Tages-
mode stand und stets das Gesetz des Schonen in der ZweckmaBigkeit des Einfachen suchte.
Am 24. Juli starb in Munchen im 74. Lebensjahr der bekannte nationalsozialistische Publizist und
Kulturschriftleiter Josef Stolzing-Cerny. Der Verstorbene gehorte zu dem ersten Kreis nationalsoziali-
stischer Journalisten, die sich um Dietrich Eckart sammelten. Zusammen mit Alfred Rosenberg und
Wilhelm WeiB arbeitete er schon 1922 in der Schriftleitung des „Volkischen Beobachters". Der Fuhrer
ordnete fur Stolzing-Cerny ein Parteibegrabnis an. SA-Brigade fuhrer Hans Zoberlein zeichnete in der
Trauerrede den Werdegang, den Charakter und das Wirken Stolzing-Cernys. Gauleiter Paul Giesler
legte an der Bahre den Kranz des Fuhrers nieder.
Aiiiljiniijiiiiilliiiiilk
112 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung sehen wir im Monat Juli, dem mit dem August den Hohepunkt
des Sommers darstellenden Monat, ahnlich wie in den friiheren Jahren des Krieges, auf der Hohe glan-
zenden Erfolges. An der Ostfront hat sich die groBe Sommeroffensive der deutschen und verbundeten
Truppen voll entwickelt. Die gegnerische Front wurde auf einer Lange von funfhundert Kilometern
zum Einsturz gebracht und die deutschen Linien vorgetragen bis zu der Industriestadt Woronesch jen-
seits des Don, sie erreichten diesen machtigen Strom siidlich Woronesch fast auf der ganzen Lange bis
zur Miindung, iiberschritten ihn in breiter Front und riickten tief in das Gebiet zwischen Don und Kau-
kasus vor. Im nordlichen Frontabschnitt wurde in der Gegend von Rschew eine feindliche Armee ein-
geschlossen und vernichtet. Alle bolschewistischen Entlastungsversuche in der Mitte und im Norden
der Ostfront wurden abgewiesen.
Schon oft ist von der Publizistik unserer Gegner hervorgehoben worden, Deutschland gelinge es, einen
seiner Gegner nach dem anderen zu erledigen. Diese Feststellung ist in letzter Zeit sorgenvoll wieder-
holt worden. Man betonte ihr gegeniiber die dringende Notwendigkeit einer zweiten Front in Europa,
d. h. des Versuchs, irgendwo in Westeuropa anzugreifen, um den Sowjets Entlastung zu bringen. Aber
alle Hilferufe Moskaus haben London noch nicht dazu gebracht, dieses Wagnis zu unternehmen. Eng-
land hat vielmehr da, wo wirklich eine zweite Front existiert, in Nordafrika, eine schwere Niederlage
erlitten und sieht seine Stellung in Agypten und im ganzen Vorderen Orient aufs schwerste bedroht.
Es ist unseren Kriegsgegnern auch im Monat Juli nicht gelungen, ihre Krafte zu vereinigen oder auch
nur zu einem gleichzeitigen Einsatz nach einheitlicher Planung zu bringen. Soweit sie iiberhaupt
kampfen und nicht wie Amerika sich erst auf den Kampf vorbereiten wollen und vorlaufig von
Kriegsplanen und Hoffnungen auf kunftige Taten ihre Propaganda nahren, erfolgt dieser Einsatz ge-
trennt auf weit voneinander entfernten Kriegsschauplatzen, zu denen die Transporte mit Nachschub an
Menschen und Material iiber viele tausend Kilometer Seeweg bei stets mehr schwindender Tonnage
113 und immer starkerer Gefahrdung durch die kriegerische Gegenwirkung Deutschlands und seiner
Verbundeten geht.
Ganz anders die Dreierpaktmachte. Im Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht vom 17. Juli hieB
es: „An den groBen Operationen im Siidabschnitt der Ostfront sind die verbundeten Truppen in star-
kem MaBe beteiligt. Seit dem 29. Juni kampft eine ungarische Armee an deutscher Seite. Seit den er-
sten Juli tagen stehen eine italienische Armee, zu der auch das seit August 1941 an der Ostfront einge-
setzte italienische Expeditionskorps gehort, ein rumanisches Armeekorps, das sich bereits in der
Schlacht bei Charkow ausgezeichnet hat, sowie ein kroatischer Verband im Kampf gegen die Armeen
Timoschenkos." Der tagliche finnische Heeresbericht bringt uns jeden Tag nahe, daB die gesamte
Volkskraft Finnlands an unserer Seite kampft. Im Mittelmeer und in Nordafrika und in weiten Gebie-
ten des Atlantik kampfen zu Lande, zu Wasser und in der Luft die deutsche und die italienische
Wehrmacht in engster und erfolgreichster Kameradschaft. Einheit und planvoller gemeinsamer Einsatz
auf Seiten Deutschlands und seiner Verbundeten, Zersplitterung, mangelnde Planung und geographi-
sche Trennung auf der Seite unserer Gegner, dies ist das Bild, das der Krieg auf der Hohe seiner Ent-
wicklung im Sommer 1942 zeigt. Je weiter sich die von Deutschland und seinen Verbundeten besetz-
ten oder durch ihre Waffen beherrschten Gebiete ausdehnen, um so groBer werden die Entfernungen,
die unsere Kriegsgegner voneinander trennen, um so langer und gefahrvoller die Verkehrswege, die
sie zueinander haben, um so schwieriger also das militarische Zusammenwirken und die Moglichkeit
der Kraftesteigerung durch Kraftekombination.
Die vollstandige Vernichtung eines Geleitzuges von 38 Schiffen im Nordlichen Eismeer durch deut-
sche Luft- und Seestreitkrafte zwischen Spitzbergen und dem Nordkap, eine wtirdige Parallele zur
Vernichtung des groBten Teiles zweier englischer Geleitzuge im Mittelmeer im Juni d. J., die riesigen
Erfolge des U-Boot-Krieges im ganzen Nord- und Mittelatlantik sind hierfur ebenso Beweis wie die
Tatsache, daB englisches und amerikanisches Kriegsmaterial vom Persischen Golf iiber den Iran und
das Kaukasusgebiet heute kaum noch den mittleren und nordlichen Abschnitt der Ostfront erreichen
kann. Ein ahnlich bedrohliches Bild fur unsere Kriegsgegner zeigt sich im groBasiatischen Raum, wo
das China Tschiangkaischeks von englischen und amerikanischen Lieferungen abgeschnitten ist und
die Wege nach Australien und Indien durch Japans Luft- und Seestreitkrafte bereits schwer bedroht
sind.
Obwohl Japan von seinen Verbundeten noch immer Tausende von Kilometern getrennt ist, wirkt der
Kriegseinsatz der Dreierpaktmachte als eine geschlossene Einheit. Dies ist nirgends deutlicher als
114 hinsichtlich des Kampfes gegen die feindliche Versorgungsschiffahrt. Konnte Deutschland im Monat
Juni 886 000 Tonnen feindlichen Handelsschiffsraums als versenkt melden, so gab das japanische
Hauptquartier am 18. Juli bekannt, daB von Anfang Juni bis Anfang Juli von japanischen U-Booten im
westlichen Indischen Ozean und in sudafrikanischen Gewassern funfundzwanzig feindliche Schiffe
mit insgesamt 200000 Tonnen versenkt wurden.
Der einheitliche militarische und zugleich politische Einsatz der Achsenmachte im Mittelmeer und in
Nordafrika gipfelte in der am 3. Juli veroffentlichten gemeinsamen Erklarung der deutschen und ita-
lienischen Regierung zur agyptischen Frage (siehe Seite 96).
Der Parole zufolge: „Agypten den Agyptern" kommen die Truppen der Achse also als Befreier von
der englischen Beherrschung und Ausniitzung nach Agypten. Die Veroffentlichung dieser Erklarung
in dem historischen Moment, wo die Truppen der Achsenmachte vor den Toren Alexandriens stehen,
ist ein Akt von hoher politischer Bedeutung, der zum militarischen den politischen OffensivstoB hin-
zuftigt. Es liegt in der gleichen Linie, wenn politische und religiose Ftihrer, wie der GroBmufti von
Jerusalem oder der von den Englandern aus Bagdad vertriebene friihere irakische Ministerprasident el
Gailani sich an die Volker des Vorderen Orients wenden, um ihre geistige Ausrichtung auf die bevor-
stehende Befreiung zu fordern. In gleicher Weise geschieht dies von auBerhalb der Grenzen Indiens"
durch indische Nationalistenftihrer hinsichtlich der Volker Indiens.
Das deutsch -italienische Bundnis fand am 29. Juli durch den herzlichen Telegrammwechsel zwischen
dem Fuhrer und dem Duce einen fur die Interessengemeinschaft der beiden Volker, ihre Waffenbrti-
derschaft und fiir das Freundschaftsverhaltnis zwischen den beiden groBen Gestaltern ihres Schicksals
gleich symbolhaften Ausdruck, wahrend der Gegenbesuch des Marschalls Mannerheim beim Fuhrer
Anfang Juli in ahnlichem Sinne die deutsch-finnische Kampfgemeinschaft unterstrich.
Wie sehr der Kampf gegen den Bolschewismus im ganzen europaischen Raum eine gemeinsame An-
gelegenheit aller Volker ist, unabhangig davon, ob sie am Krieg gegen die Sowjetunion teilnehmen
oder nicht, zeigt der ProzeB gegen die Fuhrung der illegalen kommunistischen Partei Bulgariens, der
am 6. Juli in Sofia gegen 52 Angeklagte begann, zeigt ebenso die volkerrechtswidrige Torpedierung
schwedischer Handelsschiffe in den schwedischen Hoheitsgewassern durch sowjetische U-Boote,
gegen die Schweden in Moskau scharf protestierte. Das schwedische AuBenministerium erklarte zu
einem sowjetischen Dementi tiber diese Torpedierungen, es sei bekannt, daB sowjetische U-Boote in
der Ostsee operierten. Bei der in schwedischen Hoheitsgewassern erfolgten Torpedierung des Damp-
115 fers „Ada Gorthow" und bei dem Torpedierungsversuch gegen den Dampfer „Galeon" seien Torpedos
mit Inschriften in russischer Sprache abgeschossen worden. Diese und andere Umstande beweisen,
daB die Neutralitatsverletzungen "von Sowjet-U-Booten vorgenommen wurden. Das schwedische
AuBenministerium halt es fur moglich, daB man in Moskau infolge „mangelhaften Kontaktes mit den
betreffenden U-Booten nicht hinreichend iiber deren volkerrechtswidrige Tatigkeit unterrichtet sei".
Daher seien zum Zwecke der vollen Klarstellung der Ereignisse und zur Verhinderung weiterer Falle
diplomatische Verhandlungen im Gange. Zum SchluB heiBt es in der Erklarung, daB die militarischen
MaBnahmen zum Schutz fiir die schwedische Schiffahrt verstarkt worden seien.
Der schwedische AuBenminister Skolt erklarte, daB Schweden die Waffen gebrauchen wtirde, um sich
zu verteidigen, falls auslandische Unterseeboote in schwedische Territorialgewasser einlaufen wurden,
und daB auf Flugzeuge, die schwedisches Hoheitsgebiet tiberfliegen, geschossen wtirde. Die letztere
Bemerkung gait offenbar den Englandern, die iiber schwedisches Gebiet Ostdeutschland angegriffen
hatten. Wie wenig sich England bei politischen oder kriegerischen Unternehmungen um das kiimmert,
was es in seiner Propaganda Recht und Freiheit der kleinen Volker nennt, hatte es in diesem Kriege ja
bereits oft genug bewiesen. Die Nichtbeachtung schwedischer Neutralitatsrechte ist nur ein weiterer
Vorgang dieser Art.
Das heute innerhalb des franzosischen Volkes im Gange befindliche Ringen zwischen den Vertretern
der Kollaborationspolitik und denen, die diese Politik ablehnen, weil sie entweder Anhanger de Gau-
lies oder mindestens Attentisten sind, d. h. auf einen Sieg der angelsachsischen Machte spekulieren, ist
der Ausdruck der gleichen Antithese. Man kann aber feststellen, daB Englands Prestige infolge der
dauernden englischen Niederlagen und MiBerfolge in Frankreich rapide sinkt und damit der Glaube
daran, England werde noch eine Wendung des Kriegsglticks zustande bringen konnen. Die Hoffnun-
gen derer, die die englische Linie der franzosischen Politik, die der Entente cordiale, die von 1914/18,
von Versailles und von August/September 1939 fortsetzen mochten, richten sich nunmehr auf die Ver-
einigten Staaten, die also auch in dieser wie in so vieler Hinsicht Englands Erbschaft antreten.
Das Verhalten Washingtons zu Vichy ist auf der diplomatischen Ebene zweideutig, auf der politischen
jedoch eindeutig genug. Roosevelt hat seinen Botschafter Leahy zwar abberufen und ihn in seiner
nachsten Umgebung als militarischen Berater verwendet, aber die USA-Botschaft ist weiter in Vichy,
116 ebenso wie zahlreiche franzosische Konsuln im unbesetzten Frankreich und im franzosischen
Kolonialreich amtieren, soweit es zu Vichy halt. Gleichzeitig untersriitzen die Vereinigten Staaten
jedoch ganz offen den Verratergeneral de Gaulle. Hierzu wurde Mitte Juli in Washington bekanntge-
geben, daB Roosevelt den Admiral Harold Stark und den Brigadegeneral Charles Bolte zu militari-
schen Beratern bei de Gaulle ernannt habe, und daB es die Absicht der USA-Regierung sei, den Streit-
kraften de Gaulles bei der Verteidigung der unter ihrer Kontrolle befindlichen Gebiete des franzosi-
schen Kolonialreichs zu helfen, da dies „fur die Verteidigung der Vereinigten Staaten lebenswichtig
sei". Die Belassung der USA-Botschaft in Vichy und der konsularischen Vertretungen im franzosi-
schen Mutterland und im Kolonialreich wurde in Washington ganz offen damit begriindet, daB man
auf diese „wertvollen Beobachtungsposten" nicht verzichten wolle.
Was man in Washington ebenso wie in London hinsichtlich Frankreichs wtinscht, hat Roosevelt selbst
anlaBlich des 14. Juli, des franzosischen Nationalfeiertages, in seiner bekannten heuchlerischen Aus-
drucksweise in die Worte gefaBt: „An diesem Jahrestag, der eine so tiefe Bedeutung hat fur jeden, der
die Demokratie liebt, bringe ich die Hoffnung zum Ausdruck, daB das franzosische Volk sich bald von
neuem der Vorteile von Freiheit, Gleichheit und Brtiderlichkeit erfreuen konne." Man wtinscht die
Rtickkehr Frankreichs unter die englische Herrschaft innen- wie auBenpolitisch. Dies wird freilich, wie
so vieles, was Roosevelt verktindet hat, ein Wunschtraum bleiben, obwohl alle Mittel dafiir verwendet
werden. Am 14. Juli hielt der englische AuBenminister Eden iiber den Rundfunk eine Rede ans franzo-
sische Volk, die diesem ebenfalls die Ruckkehr zu den zerschlissenen Idealen von 1789, Widerstand
und Aufruhr gegen die deutsche Besatzungsmacht und damit gegen die eigene Regierung anriet. Die
anglo-amerikanische und die bolschewistische Propaganda arbeiten gegeniiber Frankreich im engsten
Einvernehmen und fiir die Attentate, die vereinzelt gegen deutsche Soldaten in Frankreich begangen
werden, sind London und Washington ebenso verantwortlich wie Moskau.
Hinsichtlich seines Kolonialreichs hat Frankreich die Besetzung der Insel Mayotte im Kanal von Mo-
zambique am 2. Juli feststellen miissen. In einer Verlautbarung aus Vichy am 12. Juli wurde mitge-
teilt, daB diese Insel iiber keinerlei Verteidigungsmittel verftigte, und daB die franzosische Regierung
gegen diesen neuen Angriff protestiert habe. Am 11. Juli wurde in Saigon unter Vorsitz des japani-
schen Delegationsfuhrers Makoto Yato der thailandisch-indochinesische Vertrag unterzeichnet, der u.
a. die Abtretung von insgesamt 69 034 qkm Gebiet an Thailand vorsieht. Man erinnert sich, daB die
Verhandlungen iiber diesen Vertrag lange vor dem Kriegseintritt Japans in Tokio gefuhrt worden sind
117 und von der japanischen Presse als ein eindringlicher Beweis fur Japans groBasiatischen Auftrag
bezeichnet wurden.
Innerpolitisch standen in Frankreich auch im Juli die Fragen der Ernahrung der Bevolkerung, der Um-
stellung des noch weitgehend attentistischen Verwaltungsapparats auf die entschlossene Kollaborati-
onspolitik des Ministerprasidenten Laval und der Kampf gegen den Kommunismus im Vordergrund.
Die Kommunisten sind nach wie vor die Trager des aktiven Widerstandswillens gegen die Politik der
Zusammenarbeit mit Deutschland und fur die Vorbereitung des Aufruhrs gegen die Besatzungsmacht,
besonders mit Hinblick auf die Bildung der „zweiten Front". Sie sind zahlenmaBig gering, wahrend
groBe Teile des franzosischen Volkes, einschlieBlich der Arbeiterschaft, die Zusammenarbeit mit
Deutschland praktisch betatigen.
Aus dem europaischen Raum ist wenig zu berichten. Die Staaten der iberischen Halbinsel, Spanien
und Portugal, setzen ihre politische Linie unentwegt fort. Portugal hat auch im Monat Juli durch Ent-
sendung von weiteren Truppenkontingenten auf seine Inseln im Atlantik seine aktive Neutralitatspoli-
tik zum Ausdruck gebracht.
Spanien beging am 17. Juli die Wiederkehr des Tages, an dem vor sechs Jahren der aktive Widerstand
gegen das Linksregime und damit die nationale Revolution begann. Franco gab hierbei die Griindung
und Einberufung der neuen Cortes bekannt. In ihnen werden u. a. Sitz und Stimme haben die Regie -
rungsmitglieder, die Nationalrate der Falange, die Vertreter der Syndikate, die Prasidenten der Hohen
Staatsgerichte, Vertreter der Stadtverwaltungen und Direktoren der Universitaten. In seiner Rede er-
klarte Franco Spaniens unveranderliche Gegnerschaft gegen den Bolschewismus und seine Bereit-
schaft, der bolschewistischen Gefahr notigenfalls mit der gesamten militarischen Kraft Spaniens ent-
gegenzutreten. Die spanische Regierung hat ihre Haltung im gegenwartigen Kriege denn auch nicht als
neutral, sondern als nichfkriegfuhrend bezeichnet. Ein Sieg des anglo-amerikanischen-bolsche-
wistischen Bundes wiirde den Sturz des heutigen Regimes herbeifuhren und bedeuten, daB alles Blut,
das im spanischen Burgerkrieg geflossen ist, umsonst vergossen ware.
England spielt mit der Skrupellosigkeit, die seine Politik von jeher gekennzeichnet hat, in den beiden
Staaten der iberischen Halbinsel gleichzeitig die monarchistische und die bolschewistische Karte. Von
der Wiedereinsetzung der Monarchic in Verbindung mit den monarchistischen Kreisen, die in beiden
Landern traditionell groBen Teils nach England tendieren, in dem sie aristokratisch-kapitalistische
Grundsatze und Einrichtungen verkorpert sehen, erhofft sich London politischen AnschluB der iberi-
schen Halbinsel. Gleichzeitig werden die linksrepublikanischen und die bolschewistisch-
1 1 8 anarchistischen Krafte gefordert, heimlich mit Propagandamaterial und sogar mit Waffen versehen, um
von dieser Seite her das gegenwartige Regime, das autoritar, d. h. also den verhaBten Achsenmachten
entsprechend ausgerichtet ist, zu unterhohlen. Englands Politik gegenuber der iberischen Halbinsel ist
also eine unmittelbare Parallele zu der gegenuber Frankreich, wo man den nationalistischen Gaullis-
mus neben dem Kommunismus unterstiitzt und zum Einsatz zu bringen sich bemtiht.
Auch die Blockade wird gegen die iberische Halbinsel in ahnlichem Sinne wie gegen ganz Europa
angewandt. Die Volker der iberischen Halbinsel werden zwar nicht von jeder Zufuhr abgeschnitten,
aber knapp gehalten und Verteilung und Verbrauch der Giiter, die man dorthin gelangen laBt, werden
kontrolliert, so z. B. die von Treibol und Benzin durch einen der USA-Botschaft in Madrid zugeteilten
Olspezialisten. DaB derartige Kontrolle auch zu Spionagezwecken verwandt wird, ist kaum zu bezwei-
feln.
Die am anderen Ende Europas und des Mittelmeers gelegene Turkei halt an ihrer Neutralitatspolitik
auch weiter fest. Am 8. Juli starb Ministerprasident Saydam, und der bisherige AuBenminister Saraco-
glu bildete ein neues Kabinett. Bei dieser Gelegenheit wurde in Ankara unterstrichen, daB sich die
ttirkische AuBenpolitik nicht andern werde, und daB die Turkei auBerhalb des Krieges zu bleiben wiin-
sche.
Die militarische Entwicklung an der Ostfront und in Afrika hat aber zweifellos bereits jetzt ohne das
Zutun der Turkei selbst deren politisch-militarische Lage verandert. Die Turkei war nach der Beset-
zung des Iraks und Syriens und nach dem Einmarsch der Sowjets und Englands in den Iran von unse-
ren Kriegsgegnern vollig eingekreist. Rommels Vormarsch bis an die Tore Alexandriens hat die Eng-
lander gezwungen, nach der Vernichtung ihrer achten Armee ihre militarischen Krafte aus dem Vorde-
ren Orient groBenteils nach Agypten zu werfen. Das Vordringen der verbundeten Truppen ins Kauka-
susgebiet hinein aber hat den sowjetischen Druck auf die Tiirkei vermindert und diirfte ihn in Balde
vollig ausschalten.
Was fur die Tiirkei gilt, gilt im verstarkten Sinne fur die gesamte arabische Staatenwelt des Vorderen
Orients. Mit dem Vormarsch der Truppen Deutschlands und seiner Verbundeten nahert sich ihnen die
Freiheit vor dem Druck des bolschewistischen Kolosses und von der Beherrschung und Ausbeutung
durch England. Die Erklarung der Achsenmachte tiber die Freiheit Agyptens wurde schon erwahnt.
Die Antithese zwischen den Zielen Englands und der Achsenmachte hinsichtlich Agyptens ist einfach:
England will den weiteren Einsatz des agyptischen Volkes fur die Interessen der Englander, die nicht
die Interessen der Agypter sind. Die Achsenmachte wollen die Freiheit Agyptens und die Herstellung
119 seiner vollen Souveranitat. Die grundsatzlich national gerichtete Wafd-Partei, auf die sich jedoch die
gegenwartige englandhorige Regierung in Kairo sttitzt, ist unter dem Druck der Lage bereits zerbro-
chen. Sechsundzwanzig Mitglieder der Partei haben eine Gruppe der nationalen Opposition begriindet
und die Aufruhrstimmung und Aufruhrakte gegen die Englander nehmen zu. Konig Faruk ist praktisch
in seinem Palast in Kairo ein Gefangener der Englander.
Das verbundete Japan beging am 7. Juli den funften Jahrestag des Ausbruchs des chinesischen Kon-
fliktes. Der 7. Juli des Jahres 1937 hat als eines der wichtigsten Daten der neuesten Geschichte Ostasi-
ens zu gelten. Er bedeutet einen geschichtlichen Wendepunkt, den des entschlossenen Aufbruchs Ja-
pans zur Fuhrung GroBostasiens. AuBenminister Togo erklarte zum funften Jahrestage:
„Die traditionelle Politik Japans ist es, zur Befriedung der Welt durch die Herstellung des Friedens in
Ostasien mit Japan als stabilisierenden Faktor beizutragen. Auf Grund dieser Politik, die sich ein so
weites Ziel gesteckt hat, hat Japan nichts unterlassen, was zur Forderung des gemeinsamen Wohlstan-
des beitragen konnte." Togo erinnerte an die englisch-us-amerikanische Einmischung in alle Versuche
zur Regelung der zwischen China und Japan schwebenden Probleme und wies darauf hin, daB Japan es
peinlich vermieden habe, die Rechte und Interessen dritter Lander in China so lange zu schmalern, als
sie anstandig und rechtmaBig erworben waren, und daB es sogar so weit gegangen sei, viele MiBstande
und Unzutraglichkeiten bei den zahlreichen Kriegsoperationen in Kauf zu nehmen, um die Interessen
dritter Machte zu schutzen. England und die USA hatten aber, statt Japans Bemuhungen zu wurdigen,
alles getan, um den Frieden durch aktive Unterstiitzung des Tschungking-Regimes zu sabotieren. Der
letzte Schritt Japans sei die Entsendung des Botschafters Kurusu nach Washington gewesen. Dies habe
aber keine befriedigenden Ergebnisse gezeitigt, da die USA starrkopfig an ihren verkehrten Ansichten
festgehalten hatten. „Die Washingtoner Regierung", sagte Togo, „schatze die wirklichen Fahigkeiten
Japans gering ein und bestand darauf, daB die Lage in Ostasien zuriickkehre, wie sie vor den Tagen der
Mandschukuo-Affare war. Wir waren daher gezwungen, die Waffen gegen England und die USA zu
ergreifen." Togo unterstrich, daB auf Grund des jetzigen Krieges England und die USA aus den strate-
gischen Stiitzpunkten Ostasiens vertrieben seien, wahrend Tsehungking sich in einer klaglichen Lage
befinde, weil dort innere Zwietracht, finanzielle Uneinigkeiten und wirtschaftlicher Niedergang
herrschten, nachdem alle VersorgungsstraBen abgeschnitten seien. Der Minister schloB mit den Wor-
ten: „Der Fall des Tschungking-Regimes und die Starkung der Nationalregierung Chinas werden die
120 China- Affare bereinigen und den Weg fiir die Errichtung der groBeren ostasiatischen Sphare ebnen."
Marineminister Schimada gab aus diesem AnlaB einen militarischen Uberblick. Er betonte, daB Japan
sich heute strategisch in absolut sicherer Lage befinde. Sein Operationsgebiet erstrecke sich von den
Aleuten im Norden liber den Indischen Ozean und Slidafrika im Westen bis zu den ostindischen Inseln
im Siiden. Australien schwebe in der groBten Gefahr. Nicht genug hiermit, erstreckten sich Japans
Operationen bis zum Ostpazifik, so daB auch nordamerikanisches Festland ernster Gefahr ausgesetzt
sei. Was Japan an diesem Wendepunkt ein weiteres Starkegefuhl gebe, sei die Tatsache, daB die euro-
paischen Achsenpartner ihre erstaunlichen militarischen Fortschritte weiter ausbauten. Wahrend Ja-
pans Siege in Ostasien die europaische Kriegslage weitgehend beeinfluBten, wirkt sich die deutsch-
italienische Kampftatigkeit gleichzeitig vorteilhaft fur Japan in Ostasien aus. Der von den engverblin-
deten Achsenmachten gefuhrte Krieg zur Vernichtung der Vereinigten Staaten und Englands sei auf
dem Wege zum Endsieg.
Der Regierungschef der Nankingregierung, Wangtschin g-w e i, erklarte seinerseits, daB die Nanking-
regierung und das nationalchinesische Volk entschlossen sind, mit Japan alle Leiden und Freuden im
Kampf gegen anglo-amerikanische Invasionsabsichten in Ostasien und gegen den Kommunismus zu
teilen. Er bezweifelte nicht, daB Tsehungking als Mitlaufer der USA und Englands dem Untergang
verfallen sei. Die Nankingregierung verstehe vollkommen die japanischen Absichten und Ziele im
groBostasiatischen Krieg, und dieses Verstandnis werde in dem von Nanking beherrschten Teil Chinas
ebenso wie von den Chinesen im sudlichen Raum geteilt. Nur Bevolkerungsteile des Tschungking-
Gebietes seien zur Zeit noch der anglo-amerikanischen Propaganda ausgesetzt. Mit der zunehmenden
Starkung des Nanking -Regimes sehe er der Zukunft hoffnungsvoll entgegen und sei liberzeugt, daB die
intensive japanisch-nationalchinesische Zusammenarbeit in nicht allzu ferner Zeit zur Befriedung des
gesamten chinesischen Raumes ftihren werde.
Demgegenuber konnte Tschiangkaischek in einer Erklarung zum gleichen Jahrestage nur feststellen,
China werde die Hauptlast des Kampfes in Ostasien zu tragen haben. Tschungking-China mtisse dar-
auf gefaBt sein, daB in den nachsten Monaten noch weitere Ruckschlage eintreten wiirden, und daB
China hauptsachlich auf sich selbst angewiesen sei. Wie das die Sprecher in London und Washington
zu tun pflegen, lieB er es aber auch nicht an einem Bilde der Hoffnung fehlen und sagte, die Vereinig-
ten Staaten seien entschlossen, Japan niederzuschlagen, wie England und RuBland die Verantwortung
121 Graphik
122 auf anderen Kriegsschauplatzen triigen. Die militarische Lage auf alien Kriegsschauplatzen stellt
Tschiangkaischeks Zukunftshoffnungen ins rechte Licht. Das stetige Vordringen der Japaner in den
weiten Raumen Chinas bedeutet nicht minder eine Richtigstellung.
Im groBasiatischen Raum, den Japan heute beherrscht, setzt es seine Aufbauarbeit konsequent fort.
Wie Ministerprasident Tojo am 7. Juli ausfuhrte, kontrolliert Japan ein Gebiet von 50 Millionen qkm.
Wo dies moglich ist, wird die nach der Eroberung eingerichtete Militarverwaltung in eine Zivilverwal-
tung umgewandelt. So wurde Sumatra in zehn Staaten eingeteilt, an deren Spitze jeweils ein Gouver-
neur steht. Auf Java hat Japan ahnlich wie schon fruher auf der Malaya-Halbinsel die Rechtsstellung
der einheimischen Herrscher anerkannt, die kunftig ihre Gebiete unter Anleitung und Aufsicht der
japanischen Militarbehorden regieren sollen. Der japanische Befehlshaber auf den Philippinen, Gene-
ral Nara, erklarte Ende Juli, Japan habe nicht die Absicht, die Philippinen zu einer Kolonie zu machen,
so wie es die Vereinigten Staaten taten, sondern ihnen dabei zu helfen, ein wertvolles Mitglied der
gemeinsamen Wohlstandssphare zu werden. Japan wtinsche die Philippinen zu einem starken fort-
schrittlichen und wohlhabenden Lande fur die Philippinos zu machen.
Innerhalb des groBasiatischen Raumes bemiiht sich Japan um die politische und wirtschaftliche Ver-
flechtung der einzelnen Teile. Am 7. Juli wurde aus Nanking gemeldet, daB Thailand die chinesische
Nationalregierung in Nanking anerkannt habe. Am 19. Juli wurde ein japanisch-indochinesischer
Wirtschaftsvertrag durch Generalgouverneur Decoux und den japanischen Botschafter in Indochina
unterzeichnet.
Japans rascher Fortschritt in der Organisation des groBasiatischen Raumes wird sogar in den Vereinig-
ten Staaten gesehen. Der bekannte amerikanische Journalist Raymond Clapper gab Ende Juli in der
Zeitschrift „Look" zu, daB die Japaner in den besetzten Gebieten Ostasiens nahezu durchweg von der
eingeborenen Bevolkerung unterstiitzt werden. Er sei kurzlich aus Asien zuriickgekehrt und sei tief
beunruhigt iiber die passive oder aktive Hilfe, die die Japaner fast uberall erhielten. Englische Offizie-
re hatten zugegeben, daB gegebenenfalls das gleiche auch fiir Britisch-Indien gelten wurde. Die MiB-
stimmung der asiatischen Volker richte sich nicht allein gegen England und Holland, sondern auch
gegen die USA. Den Grund hierfur sieht Clapper darin, daB die Alliierten den Asiaten nicht eindeutig
genug die Freiheit versprochen hatten. Das japanische Schlagwort „Asien den Asiaten" habe seinen
Eindruck nicht verfehlt. Sogar in China bestehe eine starke Stromung gegen die Wiederherstellung
von Privilegien fur die Englander und Amerikaner. Die Angelsachsen sollten sich nicht dariiber tau-
123 schen, so schreibt Clapper abschlieBend, daB die Wiedererrichtung ihrer Kolonialreiche unmoglich ist.
Der Status quo werde nie wiederkehren. Ob die imperialistischen Machte es einsahen oder nicht, in
Asien erstehe eine neue Welt.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen fur Japans Erfolge ist die Starke seiner See- und Luftmacht und
die Lage seiner Handelsschiffahrt. Die Beherrschung der Seewege und der Besitz von geniigend Han-
delsschiffen, um den wirtschaftlichen Seeverkehr im groBasiatischen Raum zu entwickeln, ist lebens-
wichtig fur Japan. AnlaBlich des Marinetages, der am 20. Juli in Japan begangen wurde, stellte der
Sprecher des Marineministeriums, Kapitan Hiraide, die Schiffahrtslage Englands und der USA der
Japans gegentiber und betonte, die Schiffahrtslage Japans sei vollig gesund, Japan habe eine wesentli-
che Anzahl von Schiffen in den sudlichen Gebieten erbeutet. Sie kamen jetzt den japanischen See-
transporten zugute, die heute groBer seien als je zuvor. Das japanische Schiffsbauprogramm werde
reibungslos abgewickelt, und die japanische Handelsflotte stehe im Begriff, ungeheuer vergroBert zu
werden.
Von groBer Wichtigkeit ist in diesem Zusammenhang eine Verlautbarung vom 20. Juli, daB von Japan
seit Kriegsbeginn 97 feindliche U-Boote versenkt oder auBer Gefecht gesetzt wurden. Dadurch seien
die ostasiatischen Gewasser von feindlichen U-Booten so gut wie frei. Vor Kriegsausbruch seien etwa
dreiBig groBere amerikanische U-Boote in Manila stationiert gewesen, ein Dutzend britische U-Boote
in Hongkong und Singapur und etwa zwanzig hollandische U-Boote in Hollandisch-Indien. Nachdem
die Amerikaner einen groBen Teil ihrer Schlachtschiffe und Flugzeugtrager verloren hatten, nehme
ihnen der Verlust des groBten Teiles ihrer U-Boote die letzte Moglichkeit des Seekriegs im ostasiati-
schen Raum.
Schon seit Jahren geht in Japan neben der gewaltigen Kraftentfaltung nach auBen, die zu den groBarti-
gen militarischen Erfolgen gefuhrt hat, eine steigende Kraftekonzentration und ein Umbau des offent-
lichen Lebens im Sinne dieser Konzentration vor sich. Ende Juli fand eine Propagandawoche zur star-
keren Zusammenfassung aller nationalen Krafte statt. Zu Beginn dieser Woche sprach Ministerprasi-
dent T o j o in einer Massenversammlung in Osaka.
Er kundigte fur die Neuordnung Ostasiens eine ausgesprochen konstruktive Phase an, gab einen um-
fassenden Uberblick iiber die Weltlage und umriB die Politik zur weiteren Konsolidierung der Nation
in Kriegszeiten. Der Ministerprasident rtihmte dann die glanzenden Siege, die an alien Fronten von
Deutschland und Italien errungen wurden und fiigte hinzu: „Die augenblickliche Lage, die sich fur die
Achsenmachte so gunstig entwickelt, stellt eine Grundlage dar, auf der Japan, Deutschland und Italien
sich direkt vereinigen und unseren gemeinsamen Feinden den endgultigen letzten Schlag versetzen
werden."
124 In bezug auf Indien erklarte Tojo: „Japan, das entschlossen ist, die Vereinigten Staaten und England
niederzuwerfen, kann auf keinen Fall erlauben, daB sich in Indien weiter englisch-amerikanischer Ein-
fluB geltend macht." Japan wird Indien fur die Verwirklichung seiner jahrzehntelangen Bemtihungen
freigebig Hilfe und Unterstiitzung zuteil werden lassen.
„Australien, das jetzt vollstandig isoliert im weiten Ozean liegt, hat seine bejammernswerte Lage, daB
es namlich ohne Hoffnung bei den Vereinigten Staaten um Hilfe betteln muB, klar gezeigt. Wenn die
australischen Staatsmanner weiterhin unentschlossen sind, den Zug der Zeit nicht erkennen und nutz-
los Widerstand leisten, so ist es nicht notig, immer von neuem zu wiederholen, daB Japan bei der Nie-
derwerfung Australiens uberhaupt keine Gnade kennen wird."
Dann legte er die 5-Punkte-Politik zur weiteren Konsolidierung der Nation dar:
1. Starkung der geistigen Einheit der Nation,
2. die Wichtigkeit, notwendige politische MaBnahmen augenblicklich und zum richtigen Zeitpunkt
auszufuhren,
3. die Absicht der Regierung, den Lebens standard der Nation aufrechtzuerhalten,
4. die Erhohung der Produktion und
5. die Erneuerung und Starkung der Erziehung.
Es liegt auf der Hand, daB der erwahnte Umbau des offentlichen Lebens in Japan die Presse nicht un-
beriihrt lassen kann. Das japanische Zeitungswesen ist stark nach englischen und USA-Vorbildern
entwickelt worden, d. h. nach individualistischen und kapitalistischen Gesichtspunkten. Am 24. Juli
faBte das japanische Kabinett den BeschluB einer Kontrolle und Neuordnung des japanischen Zei-
tungswesens, das den Erfordernissen der heutigen Zeit angepaBt werden soil. Zweck dieser MaBnahme
ist es, durch die Zusammenlegung von Zeitungen das japanische Pressewesen zu vereinfachen, den
Standard der Presse zu erhohen und gleichzeitig in Zusammenarbeit zwischen der Regierung und dem
vor einiger Zeit gegriindeten japanischen Zeitungsverband die Kontrolle der Presse zu erleichtern. Der
RegierungsbeschluB soil bereits im Laufe des Monats August bzw. im Friihherbst verwirklicht werden.
Die Auswirkung dieser MaBnahme ist besonders in Tokio betrachtlich, wo bekanntlich Zeitungen
groBter Auflage bis zu 1,5 Millionen erscheinen. Hier werden u. a. „Yomiuri Schimbun" (annahernd
1,5 Millionen Auflage) mit „Hochi Schimbun" (etwa 350 000) zusammengelegt. Tokio wird kunftig
nur noch ftinf groBe Tageszeitungen besitzen, wahrend beispielsweise in der bekannten Industriestadt
Osaka die Presse sich auf drei groBe Blatter beschranken wird, namlich „Osaka Schimbun Asahi",
„Osaka Mainichi Schimbun" und „Osaka Schimbun". Die Neuregelung des japanischen Pressewesens
125 Graphik
126 geschieht offenbar im Sinne der Absage an die sogenannten demokratischen Grundsatze und im Sinne
autoritarer Staatsfuhrung.
Fur die englisch-amerikanisch-sowjetische Koalition war der Monat Juli ein sehr schlechter Monat.
Kann man dies hinsichtlich SowjetruBlands nur an Ausdehnung und Wert der verlorenen Gebiete und
der erlittenen Menschen- und Material verluste abmessen, so gibt es in England und USA noch andere
MaBstabe, namlich die Diskussionen in den Parlamenten und in den Zeitungen und Zeitschriften.
Wenn auch vieles bei diesen Diskussionen kunstlich gestellt ist oder von der Zensur unterdriickt wird,
so bleiben doch noch viele AuBerungen, die deutlich genug die Kriegslage unserer Gegner, ihre
schweren Sorgen und Schwierigkeiten und die tiefe MiBstimmung liber den Verlauf der Ereignisse
und iiber die verantwortlichen Manner enthlillen.
In England fand Anfang Juli im Ober- und Unterhaus eine Diskussion iiber die Kriegslage statt, wah-
rend der sogar ein formeller MiBtrauensantrag gegen Churchill zur Abstimmung kam, der allerdings
mit groBer Mehrheit abgelehnt wurde. Churchill machte selbst langere Ausfuhrungen und wandte die
schon so oft von ihm befolgte Taktik an, seine Kritiker zunachst dadurch zu entwaffnen, daB er in
betrachtlichem Umfang die englischen MiBerfolge zugab, aber dann zu optimistischen Schilderungen
der Zukunftsaussichten liberging und wie gewohnlich mit freilich vorsichtigerweise keineswegs zeit-
lich bestimmten Siegeshoffnungen schloB. Interessant war besonders, daB er zugab, die Englander
hatten in Afrika erheblich mehr Panzer und Geschlitze gehabt als Rommel, alles sei so vorbereitet
gewesen, daB man fest auf den eigenen Sieg habe rechnen konnen. Churchills Schilderung der Kriegs-
ereignisse in Nordafrika ist indirekt ein wahres Heldenlied auf Rommel und seine Truppen, die alle
englischen Berechnungen iiber den Haufen warfen und der Schlacht immer wieder eine fur die Eng-
lander vollig unerwartete Wendung gaben.
Uber seine Zusammenkunft mit Roosevelt sagte Churchill, die Besprechungen hatten sich fast nur mit
den Bewegungen von Truppen, Schiffen, Geschutzen und Flugzeugen befaBt und mit den MaBnah-
men, die ergriffen werden muBten, um die Verluste auf See zu bekampfen und die Tonnage wieder-
herzustellen. Churchill stellte bis Ende 1943 einen erheblichen Tonnagegewinn in Aussicht. Der Pro-
phet Churchill, der friiher vom Sommer 1942 als von der Zeit sprach, in der die Uberlegenheit der
Alliierten sich gegen die Achsenmachte entscheidend fuhlbar machen wurde, muB seine Horer jetzt
schon auf das Ende des Jahres 1943 vertrosten!
127 Besonders pikant wirken im Lichte der seitherigen Ereignisse an der Ostfront Churchills Ausfiihrun-
gen liber die Sowjetkarte im Spiel Englands. Er sagte, trotzdem schon die Halfte des Sommers vorbei
sei, habe Hitler noch keine groBere Offensive gegen RuBland eroffnet. Die Sowjets, „die mit Banden
des Blutes, des Opfers und der Treue mit den englischsprechenden Demokratien des Westens verbun-
den sind, werden den Krieg hartnackig, unerschutterlich und unbesiegbar weiterfuhren". Sie wlirden
weiterkampfen bis zum Tode oder zum Siege. Dies sei im Augenblick die wichtigste Tatsache. Beson-
ders lobend erwahnte er die Verteidigung Sewastopols und Timoschenkos Angriffe bei Charkow.
„Diese Tatsachen und die vorgeriickte Jahreszeit ermoglichen uns, unsere Anstrengungen auf die Ver-
nichtung der Armee Rommels zu konzentrieren", so auBerte Churchill wortlich. Statt vor Charkow
steht Timoschenko inzwischen vor Stalingrad und im Kaukasus, Sewastopol ist langst gefallen, und
Rommel steht starker als je am Eingang des Nildeltas!
Dagegen haben die Kritiker Churchills im englischen Parlament und in der englischen Presse, die sich
besorgt und pessimistisch auBerten, recht behalten, wie z. B. Lord Bennett, der im Oberhaus am 1. Juli
erklarte, er sei noch niemals in seinem Leben so besorgt um das britische Empire gewesen, das er vor
dem Verfall sehe, oder wie der Bischof von Bradford, Dr. Blunt, der der „Times" zufolge Mitte Juli in
einer Rede erklarte, man mlisse sich endlich dazu entschlieBen, ganz offen der eigenen Regierung
gegentiber festzustellen, daB sie in der Stunde der hochsten Gefahr bewuBt dem britischen Volk die
wahre militarische Lage verheimliche.
Von den Schwierigkeiten und Gefahren, von denen sich England bedroht sieht, ist wahrscheinlich die
Schiffsraumnot die groBte und dringlichste (siehe Seite 62). Die tiefe Besorgnis, die die englische
Offentlichkeit hieriiber erfullt, kam in den Debatten zum Ausdruck, die das Unterhaus Mitte Juli iiber
das Kriegsproduktionsproblem durchfuhrte. Produktionsminister Lyttelton bemuhte sich, die Gemuter
durch optimistisch klingende Angaben iiber die Steigerung der Krieg sproduktion nach Qualitat und
Quantitat zu beruhigen und machte es wie Churchill und Roosevelt: Er versprach viel Gutes, Wir-
kungsvolles und fur den Feind Gefahrliches in der Zukunft. Gleichzeitig muBte er aber feststellen, daB
England in der Ausniitzung der Arbeitskrafte auf dem Hochststand angekommen sei, d. h. also eine
Steigerung der Produktion nicht mehr erreichen kann.
Uber den wichtigsten Produktionszweig, den des Schiffsraums, wagte man nicht offentlich zu disku-
tieren, sondern tat dies in einer Geheimsitzung des Unterhauses, iiber die in der Presse nur in allge-
meinen jedoch sehr pessimistisch gehaltenen Andeutungen berichtet wurde. Wie die Lage wirklich ist,
128 schilderte der „Daily ExpreB" am 11. Juli, als er schrieb, es gabe heute fur die Alliierten nur ein
erstrangiges Problem, das seien Schiffe und immer mehr Schiffe. Man konne nicht mehr langer liber
die Unzahl der Schiffsversenkungen hinwegsehen. Die Kluft, die zwischen Schiffsuntergangen und
Neubauten liege, werde immer weiter, und aus ihr entwickle sich eine Krise, die an Harte und Gefahr-
lichkeit alles iiberbiete, was man auf alliierter Seite bisher erlebt habe. Die USA-Zeitschrift „Fortune"
schrieb Ende Juli, das Verhaltnis der Zahl der Schiffsversenkungen sei im April d. J. nach recht zuver-
lassigen Berechnungen etwa vier zu eins gewesen. Die Schiffsraumfrage sei praktisch fur die Alliier-
ten zu einem unlosbaren Problem geworden und ihnen liber den Kopf gewachsen. Eine Nation konne
ebensogut wie der einzelne Mensch einmal mit der Leistungsfahigkeit am Ende sein. Genau an diesem
Punkt standen zur Zeit die Vereinigten Staaten und England. Es ist ihnen unmoglich, alien an sie ge-
stellten Forderungen zu genligen. GroBadmiral Lord Chatfield schrieb in der „Sunday Times" vom 21.
Juli, die standig ansteigende Zahl der Schiffsversenkungen gabe in jeder Hinsicht zu Beunruhigung
AnlaB. Bereits zwei Kriege hatten England gezeigt, daB zwar im Frieden seine Schiffahrt noch seine
Starke sei, im Kriege aber seine Achillesferse.
Die Gesamtlage Englands faBte der Minister fur das Studium des Wiederaufbaus nach dem Kriege, Sir
William Jowitt, am 21. Juli dahin zusammen, daB GroBbritannien nur dank dem Pacht- und Leihgesetz
der USA heute noch weitermachen konne. Dies konne aber nicht ewig so weitergehen. Hinsichtlich
der Ernahrungslage sagte der englische Ernahrungsminister, Lord Woolton, am 2. Juli: „Werfen Sie
einen Blick auf die Karte und betrachten Sie die Quellen unserer Lieferungen. Uberlegen Sie, wieviel
wir davon verloren haben. Denken Sie an unsere Schiffsverluste. Sie werden dann erkennen, daB wir
niemals dessen gewiB sein konnen, was sich mit unserer Ernahrungslage noch ereignen wird."
Im Verhaltnis Englands zu seinen Bundesgenossen, zu den USA und zur Sowjetunion, hat sich im
Monat Juli wenig Neues ergeben. Die englischen Niederlagen in Afrika haben das englische Prestige
in den Vereinigten Staaten sichtlich geschwacht, wahrend die groBen Erfolge der deutschen Offensive
im Osten in England hinsichtlich des sowjetischen Bundesgenossen steigende Besorgnisse ausgelost
haben. Das Problem der zweiten Front wurde immer wieder diskutiert. Aber trotz aller Forderungen in
der Offentlichkeit und aller Hilferufe aus Moskau vermied es die englische Regierung, sich irgendwie
festzulegen oder klare Versprechungen zu machen. Am 20. Juli schrieb Garvin im „Sunday ExpreB":
„Unsere bitterste Stunde ist jetzt gekommen. Alles wird von der Krise in RuBland uberschattet, die
129 auch unser eigenes, Land und die Sache der Alliierten auf das allerengste angeht." Der Kampf um den
unteren Don sei das Furchterregendste, was je in der Kriegsgeschichte gesehen worden sei.
Neben solchen Stimmen, die sich direkt oder indirekt fur die Bildung einer „zweiten Front" ausspra-
chen, stehen aber auch solche, die kiihl und ohne Sentiments die Lage beurteilten und der Ansicht der
englischen Regierung nahekommen durften. Als Molotow in London war, wurde bekanntlich eine
englisch-sowjetische Verlautbarung veroffentlicht, in der von der Notwendigkeit einer zweiten Front
in Europa im Jahre 1942 gesprochen wird. Die englische Zeitschrift „Economist" vom 29. Juni gab
eine bemerkenswerte Interpretation dieser Formel, als sie schrieb:
„Die Worte dieses Kommuniques sind fur allgemein so ausgelegt worden, daB in naher Zukunft in
Europa eine Landfront eroffnet werden wird. Viele Englander haben die Erklarung angenommen, als
ware sie eine offizielle Verpflichtung. In den Zeitungen erschienen Schlagzeilen: ,Europa, wir kom-
men 1 , ,Das russische Volk jubelt in den StraBen', ,Entlang den Kiisten Europas wird es Menschen ge-
ben, die unter Lebensgefahr Vorbereitungen treffen'. Vermutlich wurde dieses Kommunique, ebenso
wie das entsprechende in Washington gleichfalls nach dem Besuch Molotows, nicht leichtfertig he-
rausgegeben, nur um die Deutschen zu argern oder das Volk ruhig zu halten. Tatsachlich verpflichtet
es niemand zu einer zweiten Front und bestimmt nicht zu einer Landfront. Es ist ein weiter Bereich
von Moglichkeiten gegeben, von der Kontinentalinvasion groBen Stils bis zu Landungen der
,Kommandos' und zur Verstarkung der Luftangriffe. Das Kommunique besagt lediglich, daB die
Dringlichkeit des Bedlirfnisses voll anerkannt worden sei. Aber das Bedlirfnis ist schon lange aner-
kannt worden. Es wird ganz bestimmt zu einer Invasion kommen, wenn sie militarisch durchfuhrbar
ist. Die Frage der Mittel, nicht die der Ziele macht Schwierigkeiten."
Das ist deutlich genug und echt englisch: Wenn London es fur rich tig halt und wenn es durchfuhrbar
erscheint, wird es zum Angriff auf dem Kontinent antreten; ob das moglich ist, liegt ganz im Belieben
Englands. Man hat Molotow in London also mit leeren Versprechungen fur die ungeheuren Blutopfer
der Sowjetunion entschadigt.
Die Lage in Indien ist Mitte Juli durch den BeschluB des Allindischen KongreB-Ausschusses, die so-
fortige Ubernahme der gesamten Regierung und Verwaltung Indiens durch die Inder zu verlangen und
die Englander zum Verlassen Indiens aufzufordern, in eine neue kritische Phase getreten. Der Staats-
sekretar fur Indien, Amery, gab darauf am 30. Juli im Unterhaus die englische Antwort. Die englische
130 Regierung werde den Beschllissen des Allindischen KongreB-Vorstandes keineswegs nachkommen
und vor keiner MaBnahme zurlickschrecken, um der Lage zu begegnen. Schon am 22. Juli war der
auslandischen Presse in London erklart worden, die englische Regierung werde den Vizekonig in Indi-
en rucksichtslos decken, falls dieser gezwungen sein sollte, gegen „Sabotageversuche" vorzugehen.
Der von Gandhi geplante Ungehorsam-keitsfeldzug sei ein solcher Sabotageversuch. President Roose-
velt und die Vereinigten Staaten standen hinter diesem britischen EntschluB und billigten ihn voll-
kommen. London ist also entschlossen, der Freiheitsforderung der Inder mit Gewalt zu begegnen. Die
Verhandlungen von Cripps in Indien erweisen sich demnach aufs neue als das, fur was sie die Inder
sofort gehalten hatten: als ein Tauschungsmanover, um die Volker Indiens zum Einsatz fur den engli-
schen Imperialismus zu bringen und Indien auch weiterhin unter der BotmaBigkeit Englands zu erhal-
ten. Die Geschichte der englischen Politik in Indien, die eine einzige Kette von Gewalttaten und bluti-
ger Unterdriickung ist, laBt erwarten, daB England nicht zogern wird, auch diesmal den Freiheitsruf
Indiens in Blut zu ersticken. Aber diesmal ist die Weltlage so, daB Indien in seinem Kampf nicht mehr
allein steht, sondern daB die starkste Machtekombination der Welt, die Dreierpaktmachte und ihre
Bundesgenossen, ihm zur Seite stehen.
Die Vereinigten Staaten haben im Monat Juli ebensowenig etwas Wesentliches fur England oder die
Sowjetunion oder gegen Japan tun konnen wie in den Monaten vorher. Um so eifriger bemuhte man
sich in Washington mit Reden und Zukunftshoffnungen den unerwunschten Gang der Ereignisse zu
kommentieren. Der greise Staatssekretar des AuBeren, Cordeil Hull, hielt am 24. Juli eine Rede an das
amerikanische Volk, die als Aufmunterung, als Appell zum Optimismus und als Kriegszielpropaganda
gemeint war. Hull sagte, man dtirfe sich durch Riickschlage nicht beeinflussen lassen und nicht in der
Defensive bleiben, sondern zur Offensive ubergehen. Nach einigen wtisten Beschimpfungen an die
Adresse der Dreierpaktmachte wagte Hull die dreiste Luge, die USA und ihre Alliierten seien zum
Kampf gezwungen worden und kampften fur Frieden, Recht und Freiheit. Dann entwarf Hull ein Bild
der zukiinftigen Welt, das nach Wilsons Punkten abgeschrieben erscheint, eine Kollektion phraseolo-
gischer Ladenhuter, mit denen man wahrend des letzten Weltkrieges und jahrelang nachher die Volker
betriigen konnte, die aber durch die Friedensdiktate und den Genfer Volkerbund langst um jeden Kre-
dit gebracht worden sind. Nichts kann deutlicher als diese verstaubten Gedankengange eines alten
Advokaten, dem die Zeit mit Riesenschritten weggelaufen ist, zeigen, daB unsere Gegner fur Vergan-
131 genes und Absterbendes kampfen, daB sie die Uhr der Weltgeschichte zuriickdrehen wollen, daB sie
vollig im Schatten der weltpolitischen Entwicklung stehen.
Die Realitaten sind ganz anders, auch in Amerika selbst. In steiler Kurve steigen die Staatsschulden
und die Steuern an, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme tiirmet sich hoher und hoher, und die
Engpasse in der Kriegswirtschaft mehren sich. Der von der Propaganda verstarkte, tief im amerikani-
schen Wesen wurzelnde Glaube, es konne gar keine Beschrankung hinsichtlich der industriellen Lei-
stung geben, ernuchtert sich zusehends. Man beginnt zu begreifen, daB man auch in den USA nur iiber
begrenzte Krafte verfugt, daB alles viel langsamer geht als man sich dachte, und daB man vor Schwie-
rigkeiten steht, auf die man gar nicht gefaBt war.
Um so wichtiger ist es, daB die Sowjetunion weiterkampft, und man ist daher mehr als je bereit, dieses
groBte Phanomen staatlich organisierter Tyrannei und kultureller Aushohlung als fortschrittliche und
freiheitsliebende Demokratie anzuerkennen. Der aus AnlaB des Jahrestages der amerikanischen Unab-
hangigkeitserklarung am 1 1 . Juli veroffentlichte Telegrammwechsel zwischen Kalinin und Roosevelt
ist dafiir ein auBerordentlich bezeichnendes Beispiel.
Es ist nur logisch, daB die USA ohne weiteren Grund die finnischen Konsuln aus den USA ausgewie-
sen hat, wenn es auch die diplomatischen Beziehungen mit Finnland nicht abbrach, ahnlich wie in
Vichy natiirlich in erster Linie aus Spionagegriinden. Am 19. Juli wurde auch Roosevelts Bekanntma-
chung iiber die Kriegserklarung der USA an Ungarn, Rumanien und Bulgarien veroffentlicht. Man
muB eben fur den bolschewistischen Bundesgenossen, der so freigiebig mit dem Blute seiner Volker
umgeht, politisch etwas bieten.
Auf den Staaten Slid- und Mittelamerikas ruht weiter der Druck der USA. Aber Argentinien und Chile
widerstehen ihm auch weiterhin. Der argentinische Staatsprasident Castillo erklarte anlaBlich des
argentinischen Nationalfeiertages :
„Wir achten, um geachtet zu werden. Wir verlangen jedoch, daB das Gleichgewicht, das diese Gegen-
seitigkeit bedeutet, nicht einseitig durchbrochen wird. Diese Haltungsweise zeigt, wie kiinstlich jene
Taktik berufsmaBiger Agitatoren ist, die Situationen ausnutzen, um als gutglaubige Staatsbiirger zu
erscheinen und um Konflikte zu erschweren, indem sie sich als eifrige Verteidiger demokratischer
Postulate und Staatsinteressen hinstellen. Die Kriegstreiber haben die Freiheit, sich an die wirklichen
Fronten des Kampfes zu begeben, wo sie gegen die Feinde der Demokratie kampfen konnen, anstatt
132 hier unntitz zu agitieren, wo jene Feinde wohl eher in ihren eigenen Reihen gefunden werden konnen.
Infolgedessen mochte ich, erstmalig als President der Nation sprechend, gleich anfangs feststellen, daB
ich nicht dulden werde, daB irgend jemand der Regierung zuvorkommt und Reaktionen beschleunigt.
Das Land kann die vollige Sicherheit haben, daB die Regierung die erste sein wird, in Ubereinstim-
mung mit den Umstanden die geeigneten MaBnahmen zu treffen, um die Wurde der Nation unverletzt
zu erhalten. Ich darf nicht verbergen, daB die Lage wohl schwierig ist, und daB uns noch unangenehme
Uberraschungen bevorstehen konnen. Wer die unzerstorbaren Bande der Bruderlichkeit zwischen den
Volkern Amerikas, die wir immer anerkannt haben, vergessend, uns sagen sollte, wir wtirden allein
bleiben und in der Welt ins Hintertreffen geraten, dem konnen wir sagen, daB dies nicht zutrifft, denn
wir besitzen unseren groBen Kapitan (San Martin), und mit ihm werden wir unserer groBen Zukunft
entgegengehen. Aus unserer Tradition heraus haben wir immer den Frieden geliebt. Als President
Roosevelt, anlaBlich seiner Rede am 1. Dezember 1936, hier erklarte, daB Buenos Aires den Glanz
besitze, die Hauptstadt des Friedens zu sein, da sprach er eine offentliche historische Tatsache und
eine prophetische Wahrheit aus, die wir in spateren Tagen bestatigt haben. Wir wtinschen nicht, an
irgendeiner Auseinandersetzung teilzunehmen, die durch keinen verntinftigen Grund gerechtfertigt ist.
Denn wenn wir dies taten, wtirden wir unser geschichtliches Mandat verletzen und eine glorreiche
Tradition zerstoren. Der Panamerikanismus wurde als Friedensdoktrin geschaffen, um die Bruderlich-
keit unter den Volkern des Kontinents zu fordern. Er ist keine Kriegsdoktrin gewesen, noch war er
bestimmt, unsere Lander von den ubrigen Nationen zu isolieren.
Das ist eine deutliche Absage an die Kriegspolitik Roosevelts und an den panamerikanischen aggres-
siven Dollarimperialismus. Ahnliche Gedankengange brachte der ehemalige Marineminister Admiral
Scasso, in einem Interview mit der Wochenschrift „Ahora" Mitte Juni zum Ausdruck. Er ftihrte aus:
Nur ein kleiner Teil der Argentinier konne unter dem EinfluB krankhafter Leidenschaften fur die
Kriegsteilnahme eintreten. Das Schlagwort der kontinentalen Einheit dtirfe nicht dazu ftihren, das
Land in Konflikte zu verwickeln, in denen nichts zu gewinnen, aber viel zu verlieren sei. Das Abwei-
chen von der bisherigen strikten Neutralitat sei den Interessen des Landes durchaus abtraglich. Der
Wohlstand und die geachtete Stellung Argentiniens griinde sich auf der Freundschaft mit alien Vol-
kern. Der Kriegseintritt ware nur gerechtfertigt, wenn das Land grundlos angegriffen oder wenn seine
hochsten Interessen verletzt wtirden. Aber selbst dann muBten erst alle friedlichen Mittel erschopft
133 sein. Argentinien sei jedoch bekanntlich keineswegs angegriffen oder irgendeinem politischen
Gewaltakt ausgesetzt gewesen. Weiter fiihrt Scasso aus, daB nach seiner Meinung nicht nur die
Kriegsbeteiligung Argentiniens, sondern auch jede andere Storung der freundschaftlichen Beziehun-
gen mit den Auslandsmachten, wie beispielsweise der Abbruch der diplomatischen Beziehungen, ab-
zulehnen sei. Wie das Beispiel anderer Nationen gezeigt habe, fiihre dies zwangslaufig zum Kriege.
AbschlieBend wies Scasso darauf hin, daB Argentinien in der bisherigen Geschichte stets seine Unab-
hangigkeit und seine Friedenspolitik gewahrt habe und deshalb keinen AnlaB habe, diese Tradition zu
brechen.
Das argentinische Parlament stimmte am 22. Juli mit alien gegen nur vier Stimmen fur die Aufrechter-
haltung der Neutralitat.
Kurz darauf stimmte der chilenische Senat fur die Neutralitatspolitik und gegen den von kommunisti-
scher Seite eingebrachten Antrag auf Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmach-
ten.
In Uruguay, Brasilien und in anderen Staaten freilich geht die wirtschaftliche, politische und militari-
sche Uberfremdung durch die USA unentwegt weiter. Sie auf ganz Ibero-Amerika auszudehnen und
so vollstandig und dauerhaft wie moglich zu machen, ist zweifellos eines der wichtigsten Kriegsziele
des „Freiheitskampfers" Roosevelt.
pfifedfliit
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
August-Lieferung
(Nr. 71/72 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
^hmntpnlitik
89 Im Mittelpunkt alien Interesses standen im Monat August die Kriegsereignisse an der russischen
Siidfront. Die deutsche Offensive machte unter hartesten Kampfen entscheidende Fortschritte, sowohl
an der Kaukasusfront wie auch im Donbogen und gegen Stalingrad. Die Heimat, der Feind und die
Welt, sie erkannten, daB die deutsche Angriffskraft ungebrochen war. Der Kampf fiihrte die deutschen
Divisionen in Gebiete, die fiir den Feind von lebenswichtiger Bedeutung waren. Bayerische Gebirgs-
jager hiBten sogar, wie eine Meldung des OKW vom 25. August 1942 bekanntgab, auf dem Elbrus,
dem hochsten Berg des Kaukasus, die Reichskriegsflagge. Schnelle Verbande stieBen nach Osten und
Siidosten vor, nahmen Maikop, eines der Olgebiete im Kaukasus, und besetzten am 13. August 1942
Elista, die Hauptstadt des Kalmuckengebietes. Die Eroberung des groBen Donbogens folgte bald.
Wie schwer die deutschen Schlage gewesen sind und wie empfindlich sie den Feind getroffen haben
miissen, geht aus der Tatsache hervor, daB Stalin den britischen Premierminister Churchill nach Mos-
kau zitierte. Im Mittelpunkt der Besprechungen zwischen Stalin und Churchill habe, so berichten alle
Stimmen des Auslandes ubereinstimmend, die Frage der „zweiten Front" gestanden. Der sowjetische
Druck auf den lendenlahmen britischen Verbiindeten muB stark gewesen sein; denn wenige Tage dar-
auf startete Churchill den Invasionsversuch von Dieppe. Dieser aufs genaueste vorbereitete, mit Spezi-
al-verbanden unternommene Landungsversuch scheiterte aber sofort im Abwehrfeuer des deutschen
Walles an Europas Ktiste.
Weder eine Entlastung zu Lande fiir Stalin wurde also erreicht, noch das groBe Ziel der deutschen
Seekriegfiihrung, mehr feindlichen Schiffsraum zu vernichten, als alle unsere Feinde zusammen nach-
bauen konnen, irgendwie beeintrachtigt.
Als 108. Soldat der deutschen Wehrmacht erhielt das Eichenlaub zum Ritterkreuz Oberfeldwebel Bee-
renbrock, Flugzeugfiihrer in einem Jagdgeschwader. Hauptmann H a c k e 1 folgte als nachster. Nach
ihm erhielt als 110. Soldat das Eichenlaub zum Ritterkreuz Generalmajor Herr, darauf General der
90 Panzer Kempff, Major C o 11 e w e , Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader, Oberstleutnant
G o r n , Kommandeur eines Kradschiitzenbataillons und schlieBlich als 114. Offizier Hauptmann Bra
n d 1 e , Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader. — Die hohe Auszeichnung des Eichenlaubs
mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt als 16. Soldat der deutschen Wehrmacht
Hauptmann Baumbach, Gruppenkommandeur in einem Kampfgeschwader. Die gleiche hohe Aus-
zeichnung verlieh der Fiihrer dem Kapitanleutnant Topp, dem Kommandanten eines U-Bootes, als 17.
Offizier, der zugleich zum Korvettenkapitan befordert wurde.
Die Brillanten und Schwerter zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt Major G o 1 lob, Kom-
modore eines Geschwaders, der am 29. August an der Ostfront seinen 150. Luftsieg errang.
Am 15. August wurde gemeldet, daB Oberleutnant Ostermann, Sieger in 102 Luftgefechten, Staffelka-
pitan in einem Jagdgeschwader, am 9. August am Ilmensee gefallen sei. Oberleutnant Ostermann wird
als einer der Besten in der Geschichte der deutschen Luftwaffe, insbesondere der Jagdfliegerei, weiter-
leben.
In ihrer ohnmachtigen Wut, keine kriegsentscheidenden Operationen durchfiihren zu konnen, lassen es
die Englander auch weiterhin dabei bewenden, ihre Kriegfiihrung der Nadelstiche fortzufiihren: Bom-
benangriffe auf Stadte und Dorfer des deutschen Westens und der besetzten Gebiete, das ist ihre
Kriegsmethode. Uberall, wo die Briten Wohnviertel deutscher Stadte und unersetzbare Kulturgiiter
zerstorten, erwies sich der Wille der Heimat zum Widerstand am starksten. Jugend und Alter, Manner
und Frauen gaben vielmehr in alien Stadten, die vom Feind heimgesucht wurden, Zeugnisse helden-
miitigen Einsatzes und wahrer Hilfsbereitschaft. Einmiitig bekannten alle, daB der britische Terror sie
nicht beugen werde, sondern im Gegenteil ihren Widerstandswillen bis zum letzten gesteigert habe.
Dafiir spricht die Tatsache, daB das Ergebnis der Sammlung fiir das Deutsche Rote Kreuz am 22. und
23. August dieses Jahres in Mainz, also nach dem schweren Bombenangriff auf diese Stadt, 48 30a.
RM gegeniiber 44 900 RM im Juni dieses Jahres betrug. Um 10% mehr also spendete die Bevolkerung
von Mainz, die viel verloren hatte! Ein stolzes Beispiel fiir den Geist der Heimat.
Reichsminister Dr. Goebbels, der zu Anfang des Monats August, zwischen 7. und 10. August, die
Gaue Koln-Aachen und Dusseldorf besuchte, konnte sich an Ort und Stelle von der Gesinnung und
Haltung der von den Briten terrorisierten Bevolkerung uberzeugen. Auf einer GroBkundgebung in der
Werkhalle eines groBen Indus trieunternehmens in der Nahe von Koln, in der sich rund 15 000 Gefolg-
91 schaftsmitglieder mehrerer Kolner Rtistungsbetriebe versammelt hatten, brachte Dr. Goebbels zum
Ausdruck, daB der Ftihrer und mit ihm das ganze deutsche Volk in stolzer Dankbarkeit der Leistungen
der Volksgenossen gedenke, die ihre harte Kriegsarbeit unter Bedingungen durchfuhren, denen sonst
nur der Frontsoldat unterworfen sei. Die Kolner Bevolkerung sei in diesem gigantischen Kampf mit
einem riicksichtslosen Feind leuchtendes und anspornendes Beispiel fur die ganze Heimat. Auf die
Methode der Kriegfuhrung des Fuhrers eingehend, erklarte Dr. Goebbels, daB es im Gegensatz zur
englischen nicht die Absicht der deutschen Fuhrung sei, Tageserfolge zu erringen. Es handele sich fur
uns darum, im Schlieffenschen Sinne Siege von Format zu erkampfen und damit den Krieg zu gewin-
nen. Bei dieser Zielsetzung miisse jede Zersplitterung der Krafte vermieden und durch einheitlichen
Einsatz von Menschen und Waffen der Erfolg errungen werden. Die Bevolkerung Kolns mtisse ver-
stehen, daB der Schwerpunkt unserer Kriegfuhrung zur Zeit im Osten liege und wir daher im Westen
zu einem gewissen Teil Gewehr bei FuB stehen muBten. „Ich habe den Mut, vor Arbeitern, Soldaten
und Frauen dieser heimgesuchten Stadt Koln zu sagen: Das alles muB ertragen werden im Sinne einer
hoheren Kriegfuhrung, und ich habe das Vertrauen, daB meine rheinischen Mitburger diese Notwen-
digkeit verstehen und billigen." Der starke Beifall der Zehntausende bei diesem Satze bezeugte, daB
dieser Grundsatz nationalsozialistischer Kriegfuhrung von jedem einzelnen der Anwesenden begriffen
und gebilligt wurde.
Das Reichskriegsschadenamt hat durch einen BeschluB zu der Frage der Sachschaden Stellung ge-
nommen, die allein durch einen Flieger alarm verursacht sind, also nicht durch einen Flieger an-
griff. Der Fliegeralarm sei nur eine an die Allgemeinheit gerichtete Aufforderung, die vorgeschriebe-
nen LuftschutzmaBnahmen gegen eine moglicherweise eintretende Luffkampfhandlung vorzubereiten
und durchzufuhren. Es sei nicht Zweck der Kriegsschadenregelung, alle irgendwie durch den Krieg
bedingten Sachschaden als entschadigungspfiichtig anzuerkennen. Deshalb ist nur fur Ausnahmefalle
Abweichendes bestimmt worden.
Nach den geltenden Bestimmungen stehen besondere Reichsmittel im Haushalt des Reichsinnenmini-
steriums zur Verfugung fur den Wiederaufbau von Wohngebauden, die bei Fliegerangriffen ganz oder
teilweise zerstort worden sind. Daneben gibt es noch ReichszuschuBmoglichkeiten fur die Schaffung
neuer Wohnungen aus der Teilung, dem Umbau und der Instandsetzung. Auch diese Reichsfonds sind
nun zugunsten von Bombengeschadigten mobilisiert worden. "Der Reichsarbeitsminister hat die erfor-
derlichen Anweisungen erlassen. Der ReichszuschuB betragt 50% der Gesamtkosten, wird aber
92 durch den Reichsarbeitsminister fur besondere Ausnahmefalle nunmehr sogar auf 75% erhoht. Die
ZuschuBantrage mtissen rechtzeitig vor Beginn der Bauarbeiten gestellt werden. Fur die beschleunigte
Wiederunterbringung von Bombengeschadigten kann die Zuweisung von Sondermitteln beschleunigt
angefordert werden. Arbeiten, die ohne ZuschuB zur Durchfuhrung kommen, werden von diesen Be-
stimmungen ausgenommen.
In der Zeitschrift des Reichsinnenministeriums, in der „Deutschen Verwaltung", sind Ausfuhrungen
enthalten iiber das Neuordnungsverfahren zerstorter oder schwer beschadigter Ortschaften am Ober-
rhein und Saar. Nach einer Verordnung vom 2. Dezember 1940 soil der Wiederaufbau zerstorter Ort-
schaften so geschehen, daB er nationalsozialistischer Auffassung tiber die wirtschaftlichen, sozialen
und kulturellen Erfordernisse in deutschen Gemeinden entspricht. Die EinzelmaBnahmen werden
durch die Unterstufen der Verwaltung durchgefuhrt, die Kosten tragt das Reich.
Eine am Anfang des Monats August vom Polizeiprasidenten der Reichshauptstadt erlassene Anord-
nung verfugt, daB alle in Berlin Ansassigen oder sich aufhaltenden Deutschen als zum Selbstschutz
herangezogen gelten. Da der bisherige Stamm der Selbstschutzkrafte bereits ausgebildet ist, kann sich
die Ausbildung der weiteren Kreise vorerst auf eine kurze Einweisung von einer Doppelstunde be-
schranken. In dieser einen Doppelstunde wird die Bevolkerung praktisch in der Bekampfung der Ge-
fahren unterwiesen, die die englischen Brand-abwurfmittel mit sich bringen. Diese Ausbildung ist
notwendig; denn es gentigt nicht allein der Abwehrwille, sondern erforderlich sind auch die Kenntnis
der Gefahr und ihre Bekampfung. Die Luftangriffe auf andere deutsche Stadte haben bewiesen, daB
nur diejenigen Selbstschutzkrafte voll einsatzfahig sind und sich im Einsatz bewahrt haben, die auf
Grund ihrer Schulung in der Lage waren, rich tig zu handeln und anderen beispielhaft im Einsatz vo-
ranzugehen.
Am 14. August empfing der Fiihrer im Hauptquartier in Anwesenheit des Reichsministers des Aus-
wartigen von Ribbentrop den neuernannten ttirkischen Botschafter in Berlin, Saffet Ari-kan, zur Uber-
reichung seines Beglaubigungsschreibens. Am gleichen Tage verabschiedete der Fiihrer den von sei-
nem Posten in Berlin abberufenen Kgl. Bulgarischen Gesandten in Berlin, Parvan Draganoff.
Seit dem Ableben des Reichsministers Gurtner war der Posten des Reichsministers fur Justiz unbesetzt
geblieben. Am 24. August wurde amtlich mitgeteilt, daB der Fiihrer sich in Anbetracht der besonderen
Bedeutung, die den Aufgaben der Rechtspflege wahrend des Krieges zukommt, entschlossen habe, den
Prasidenten des Volksgerichtshofs, Staats minister a. D. Dr. Thierack, friiher sachsischer Justizmini-
ster, zum Reichsminister der Justiz zu ernennen. Gleichzeitig hat der Fiihrer den mit der Flihrung der
93 Geschafte des Reichsjustizministers beauftragten Staatssekretar Prof. Dr. Schlegelberger von seinem
Auftrag entbunden und ihn auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt. Der Fiihrer hat dem Staats-
sekretar in einem Handschreiben seinen Dank ausgesprochen und ihn zur personlichen Abmeldung im
Hauptquartier empfangen. Zum Staatssekretar im Reichsjustizministerium ernannte der Fiihrer zu glei-
cher Zeit den Prasidenten des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Hamburg, Senator Dr. Rothenber-
ger, und zum Prasidenten des Volksgerichtshofs den Staatssekretar im Reichsjustizministerium, Dr.
Freisler. Die Reichspressestelle gibt dazu bekannt, daB der bisherige Fiihrer des nationalsozialistischen
Rechtswahrerbundes, President der Akademie fur Deutsches Recht und Leiter des Reichsrechtsamtes
der NSDAP, Dr. Frank, den Fiihrer gebeten habe, ihn von diesen Amtern zu entbinden, damit er sich
vollig seinen Aufgaben als Generalgouverneur widmen konne. Der Fiihrer entsprach dieser Bitte und
ernannte den Reichsminister der Justiz, Dr. Thierack, zum Prasidenten der Akademie sowie zum Lei-
ter des NS-Rechts-wahrerbundes. Das Reichsrechtsamt der NSDAP und seine nachgeordneten Stellen
hat der Fiihrer aufgelost und die bisherigen Leiter dieser Amter in den Gauen und Kreisen den Gau-
und Kreisstabsamtern eingegliedert.
Ein ErlaB des Flihrers vom 20. August hat dem Reichsminister der Justiz, Dr. Thierack, besondere
Vollmachten zuerteilt. Es heiBt darin: „Zur Erflillung der Aufgaben des GroBdeutschen Reiches ist
eine starke Rechtspflege erforderlich. Ich beauftrage und ermachtige daher den Reichsminister der
Justiz, nach meinen Richtlinien und Weisungen im Einvernehmen mit dem Reichsminister und Chef
der Reichskanzlei und dem Leiter der Parteikanzlei eine nationalsozialistische Rechtspflege aufzubau-
en und alle daflir erforderlichen MaBnahmen zu treffen. Er kann hierbei von bestehendem Recht ab-
weichen." Dieser FiihrererlaB ist gegengezeichnet durch den Reichsminister und Chef der Reichskanz-
lei Dr. Lammers,
In seinem AntrittserlaB auBerte sich Dr. Thierack naher liber seine Aufgaben. Der Minister erklarte,
daB er die Schaffung einer starken nationalsozialistischen Rechtspflege mit aller Kraft vorantreiben
und dieses Ziel nie aus den Augen lassen werde. Er fordert vor alien Dingen die ihm unterstellten
Menschen und Institutionen auf, mit ihm an die Arbeit zu gehen und die kriegswichtigen Probleme
sofort in Angriff zu nehmen. „Vor allem", so heiBt es in diesem ErlaB, „wende ich mich an die Richter,
die in Zukunft als tragende Saulen mitten im Gebaude der Deutschen Rechtspflege stehen werden.
Rechtsprechen bedeutet keine Ubung eines geschulten Verstandes, sondern das Ordnen von Lebens-
vorgangen im Volke. Ich will keine Richter sehen, deren Kunst sich darin erschopft, das gesetzte
94 Hecht auf den ihnen unterbreiteten Sachverhalt mehr oder weniger scharfsinnig auszulegen. Das
mogen Rechtsgelehrte tun, von denen das Volk kein Urteil verlangt. Der Richter aber ist der beste und
kann allein Anerkennung verdienen, dessen Urteile das vom Volke getragene Rechtsgefiihl verkor-
pern. Das gesetzte Recht soil dem Richter hierbei helfen, es soil ihn aber nicht so beherrschen, daB er
dariiber die Verbindung zum Rechtsgefiihl seines Volkes verliert. Das Recht ist Leben, nicht die starre
Form eines Rechtsgedankens." Es werde seine Aufgabe sein, dem Richter jenes Gesetz zur Verfligung
zu stellen, das erforderlich ist, ein lebensnahes Urteil zu fallen. „Ich mochte", so schlieBt dieser ErlaB,
„im Urteil des Richters den deutschen Menschen erkennen, der mit seinem Volke lebt."
Auf Vorschlag des Reichsministers fur Justiz ernannte der Fiihrer den SA-Brigadeflihrer Hohn, den
HJ-Oberrichter Obergebietsflihrer Ministerialrat John und Obergebietsflihrer Reckewerth-Halle auf die
Dauer von 5 Jahren zu ehrenamtlichen Mitgliedern des Volksgerichtshofes. — Der Fiihrer beforderte
auf Vorschlag des Reichsflihrers SS den SS-Brigadeflihrer Franz Breithaupt zum SS-Gruppenflihrer
und Generalleutnant der Waffen-SS und ernannte ihn gleichzeitig als Nachfolger des klirzlich verstor-
benen SS-Obergruppenflihrers Scharfe zum Chef des SS-Hauptamtes SS-Gericht.
Ende August wurde ein ErlaB des Flihrers veroffentlicht, der eine klare Scheidung und Aufgabenum-
grenzung auf dem Gebiete des Sanitats- und Gesundheitswesens vornimmt. Es heiBt dort: „Der perso-
nelle und materielle Einsatz auf dem Gebiet des Sanitats- und Gesundheitswesens erfordert eine ein-
heitliche und planvolle Lenkung. Fur den Bereich der Wehrmacht beauftrage ich den Heeressanitatsin-
spekteur als Chef des Wehrmachtsanitatswesens, unter Beibehaltung seiner bisherigen Aufgaben mit
der Zusammenfassung aller gemeinsamen Aufgaben auf dem Gebiet des Sanitatswesens der Wehr-
macht, der Waffen-SS und der der Wehrmacht unterstellten oder angeschlossenen Organisationen und
Verbande. Der Chef des Wehrmachtsanitatswesens vertritt die Wehrmacht in alien gemeinsamen sani-
tatsdienstlichen Angelegenheiten gegenuber den zivilen Behorden. Fur die zusammenfassende Bear-
beitung dieser Aufgaben sind ihm je ein Sanitatsoffizier der Kriegsmarine und der Luftwaffe, dieser
mit der Stellung eines Chefs des Stabes zu unterstellen. Grundsatzliche Fragen des Sanitatswesens der
Waffen-SS sind im Einvernehmen mit der Sanitatsinspektion der Waffen-SS zu regeln."
Fur den Bereich des zivilen Gesundheitswesens ist fur alle einheitlich zu treffenden MaBnahmen
Reichsgesundheitsfuhrer Dr. Conti verantwortlich. Ihm stehen hierfur die zustandigen Abteilungen der
95 obersten Reichsbehorden und ihre nachgeordneten Dienststellen zur Verfugung. Ftir Sonderaufgaben
und Verhandlungen zum Ausgleich des Bedarfs an Arzten, Krankenhausern, Medikamenten usw. zwi-
schen dem militarischen und zivilen Sektor des Sanitats- und Gesundheitswesens bevollmachtigte der
Fiihrer Dr. med. Karl Brandt, der nur ihm personlich unterstellt ist und von ihm unmittelbar Weisun-
gen erhalt. Der Bevollmachtigte soil iiber grundsatzliche Vorgange auf den beiden Sektoren des Ge-
sundheitswesens laufend unterrichtet werden, und er ist berechtigt, sich verantwortlich einzuschalten.
Prof. Dr. Brandt ftihrt den Titel „Generalkommissar des Fuhrers fur das Sanitats- und Gesundheitswe-
sen."
Der Reichsinnenminister hat durch Verordnung den Erwerb der deutschen Staatsangehorigkeit im
ElsaB, in Lothringen und Luxemburg geregelt. Diejenigen deutschstammigen Elsasser, Lothringer und
Luxemburger erwerben von Rechts wegen die Staatsangehorigkeit, die zur Wehrmacht oder Waffen-
SS einberufen sind, oder die als bewahrte Deutsche anerkannt werden. Der Erwerb der Staatsangeho-
rigkeit erstreckt sich im allgemeinen auch auf die Ehefrau und die minderjahrigen Kinder. Ftir diejeni-
gen deutschstammigen Personen, die die Staatsangehorigkeit nach diesen Bestimmungen nicht erwer-
ben, kann durch besondere Anordnung bestimmt werden, daB sie die Staatsangehorigkeit auf Widerruf
erlangen. In einem groBen Fuhrerappell der Volksdeutschen Bewegung in Luxemburg gab der Chef
der Zivilverwaltung, Gauleiter Simon, diese staatsrechtliche Entscheidung des Fuhrers bekannt. Damit
ist der entscheidende Schritt in der volligen Eingliederung des alten deutschen Reichslandes Luxem-
burg getan und ftir alle Zukunft der Weg dieses kleinen Landes an Mosel und Saar bestimmt. Denn mit
den Freiwilligen der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS erwerben die Mitglieder der Volks-
deutschen Bewegung, die in die NSDAP aufgenommen werden, die Angehorigen der deutschen
Wehrmacht und der Waffen-SS, die einberufen werden, die Angehorigen des Reichsarbeitsdienstes,
die zum Stammpersonal gehoren, die Angehorigen der Polizei, die den Eid auf den Fiihrer leisten, und
sonstige Personen, die der Chef der Zivilverwaltung wegen besonderer Verdienste um die deutsche
Sache als bewahrte Deutsche anerkennt, die deutsche Staatsangehorigkeit. Weiter erwerben alle
deutschstammigen Angehorigen der Volksdeutschen Bewegung die Staatsangehorigkeit auf Widerruf.
Da die Volksdeutsche Bewegung heute schon iiber 75 000 Menschen umfaBt und der Erwerb der deut-
schen Staatsangehorigkeit sich grundsatzlich auch auf die Ehefrau und die minderjahrigen Kinder
erstreckt, ist fast die Gesamtheit der 300 000 ehemaligen Luxemburger in den Besitz der deutschen
Staatsangehorigkeit gekommen.
Es ist eine iibliche Erscheinung, daB das Interesse an landwirtschaftlichem Grund und Boden im Krie-
96 ge zunimmt. Das war schon im Weltkriege so und das laBt sich auch heute wieder verfolgen. Die
Beweggriinde sind verschiedener Art, oft egoistischer Natur. Der FuhrererlaB (Reichsgesetzblatt vom
4. August 1942) will hier nun Fehlentwicklungen unterbinden. Er bestimmt im einzelnen folgendes:
Die Stetigkeit der Eigentums- und Besitzverhaltnisse an landwirtschaftlichem Grund und Boden ist
besonders wahrend des Krieges eine wichtige Voraussetzung fur eine ungestorte Erzeugungsleistung.
Es hat deshalb jeder nicht unbedingt notwendige rechtsgeschaftliche Eigentums- und Besitzwechsel zu
unterbleiben. Nur wenn Rucksicht auf die Erzeugung oder die ordnungsgemaBe Bewirtschaftung einen
Wechsel verlangen oder zwingende personliche Griinde ihn erfordern, kann er zugelassen werden. Es
ist besonders ein Grunderwerb durch Personen zu verhindern, die hauptsachlich ihr Geld anlegen wol-
len oder eine Besserung ihrer Versorgung erstreben. Auch ein unter normalen Verhaltnissen unbe-
denklicher Eigentums- und Besitzwechsel soil moglichst bis nach Beendigung des Krieges zuriickge-
stellt werden, weil sonst Kriegsteilnehmer, die ihre Interessen in der Heimat nicht selbst wahrnehmen
konnen, benachteiligt werden.
Auf Einladung des Vorsitzenden des Ministerrats fur die Reichsverteidigung, Reichsmarschall Goring,
versammelten sich die Reichsverteidigungskommissare und Gauleiter des Reiches mit ihren Gauwirt-
schaftsberatern und den Landesbauernfuhrern in der ersten Woche des Monats zu einer Arbeitstagung
in Berlin. Die Sitzung gait insonderheit der Erorterung aktueller kriegswirtschaftlicher und volkspoliti-
scher Fragen. An ihr nahmen u. a. teil neben den Reichsministern Reichsleiter der Partei und die
Staatssekretare der beteiligten Reichsministerien. Im AnschluB an diese Tagung fiihrte der Reichsmar-
schall im Beisein der Minister des Reichsverteidigungsrates Besprechungen mit den Militarbefehlsha-
bern, Reichskommissaren und Generalgouverneuren der besetzten Gebiete.
In einer Veroffentlichung der Reichsarbeitsdienstleitung am 24. August wird darauf hingewiesen, daB
zur Zeit der Wintereinsatz des Kriegshilfsdienstes vorbereitet werde. Eine vorzeitige Entlassung der
Arbeitsmaiden sei grundsatzlich nicht moglich. Als Ausnahmen gelten 1. die mithelfenden Familien-
angehorigen in der Landwirtschaft sowie sonstige Berufstatige in der Landwirtschaft. 2. Hausgehilfin-
nen in kinderreichen Familien, berufsfertige Volksschul- und Berufsschullehrerinnen, Schwe-
sternvorschtilerinnen der Kranken-, Sauglings- und Kleinkinderpflege.
Durch einen ErlaB des Reichsfinanzministers im Reichsgesetzblatt vom 31. Juli wird am 1. Januar
1943 die Hauszinssteuer aufgehoben. Da das Reich aber auf laufende Einnahmen ohne Gegenleistung
nicht verzichten kann, hat der Eigentumer einen einmaligen Abgeltungsbetrag in Hohe des Zehnfa
97 chen des bisherigen Jahresbetrages der Steuer zu leisten. Die bisher bei der Steuer gewahrten
ErmaBigungen werden berucksichtigt.
In einem gemeinsamen ErlaB an die Preisbildungsstellen haben der Reichskommissar fur die Preisbil-
dung und der Staatssekretar fur Fremdenverkehr mit Rucksicht auf die kriegsbedingten Leistungsmin-
derungen der Gaststatten und die veranderten Verhaltnisse im Beherbergungsgewerbe die Nach-
priifung ihrer Preise angeordnet. In dem ErlaB sind Richtlinien gegeben, nach denen die Preise in
Gaststatten fiir Speisen, Kaffee und Wein, sowie die Preise der Hotels und Pensionen fur Zimmer,
Tages- und Halbpensionen, soweit sie den gegebenen Verhaltnissen nicht mehr entsprechen, zu senken
sind.
In einem Riickblick tiber ein Jahr deutscher Verwaltung in Galizien gab Generalgouverneur Dr. Frank
bekannt, daB auch aus dem Distrikt Galizien fast 200 000 Menschen zur Arbeit ins Reich vermittelt
worden seien. Einundzwanzig Monate bolschewistischer Herrschaft hatten geniigt, den natiirlichen
Reichtum dieses Landes zu zerstoren. Unter der Fuhrung des Gouverneurs Dr. Wachter hat das Land
ein anderes Gesicht bekommen, sich wieder normalisiert. Deutsche Landwirte haben in rastloser Ar-
beit die Felder wieder ordnungsgemaB bestellt und namentlich die 1600 vorhandenen GroBbetriebe
wieder mit vollem Einsatz in die Erzeugungsschlacht eingereiht.
Eine MaBnahme von nicht zu unterschatzender Bedeutung ist das Bemuhen der zustandigen Stellen,
stark entwaldete Gebiete, wie z. B. den Reichsgau Danzig-WestpreuBen, wieder aufzuforsten. Nach
vorlaufiger Planung werden 200 000 ha in diesem Gau wieder bewaldet. Von 22% auf 32% der Ge-
samtbodenflache wird die westpreuBische Landschaft nunmehr wieder aufgeforstet. Wenn auch dieser
ProzeB sich auf einige Jahrzehnte erstreckt, so ist er doch fur das Bild der Landschaft, fiir die klimati-
schen Verhaltnisse dieses Gebietes von weittragender Bedeutung.
Rund 19 000 BDM-Flihrerinnen und Madel aus alien deutschen Gauen sind, so wurde am 27. August
berichtet, in kurz- oder langfristigem Einsatz in Nieder- und Oberschlesien, im Warthegau, Danzig-
WestpreuBen, OstpreuBen und im Generalgouvernement auf Grund freiwilliger Meldungen eingesetzt
worden. Viele von ihnen haben sich dariiber hinaus als Schulhelferinnen, Kindergartnerinnen, Siedler-
beauftragte zur weiteren Tatigkeit im Osten verpflichtet. In alien Gebieten hat sich der Einsatz dieser
Madel hervorragend bewahrt.
Wie auch in den vergangenen Jahren, hat sich die Hitler- Jugend und der BDM in diesem Jahr weitge-
hend zur Erntehilfe zur Verfugung gestellt. 17 Tage der Ferien geben Jungen und Madel daran, die
Einbringung der Ernte zu beschleunigen.
98 In der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung ist der 26. August 1932 als stolzer Tag
verzeichnet. Es war der Tag, an dem die Nationalsozialisten in Thliringen als erstem deutschen Lande
die Regierung tibernahmen. Alte Kampfgefahrten des Fuhrers traten mit Gauleiter Sauckel als Mini-
sterprasident und Innenminister an die Spitze der Staatsfuhrung. Am 27. August beging der Gau Thii-
ringen diesen Gedenktag in wlirdiger Weise. — Am 30. August jahrte sich ein anderer denkwlirdiger
Tag: Vor 10 Jahren ubernahm Reichsmarschall Hermann Goring das Presidium des Deutschen
Reichstages. Der Fraktionsfuhrer der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion, Reichsinnenminister
Dr. Frick, sandte dem Reichsmarschall zu diesem Tage ein Schreiben, in dem er darauf hinwies, daB in
diesem ereignisschweren Jahrzehnt der Deutsche Reichstag unter dem Vorsitz Hermann Gorings stets
von neuem bevvies, daB er im Reich Adolf Hitlers zu einer wahrhaften Volksvertretung geworden ist,
auf die sich das deutsche Volk bedingungslos verlassen konne.
Am 24. August empfing Dr. Ley eine Anzahl fuhrender Wissenschaftler verschiedener Arbeitsgebiete,
die im arbeitswissenschaftlichen Institut der DAF. zu einer mehrtagigen Aussprache iiber soziale For-
schungsprobleme zusammengekommen waren. In einer umfassenden Rede hob Dr. Ley die besondere
Bedeutung hervor, die der Wissenschaft im nationalsozialistischen Weltbild zukommt. Die Wissen-
schaft mtisse auch gerade in diese«* Zeit des Krieges zum Werkzeug einer sozialen Forte ntwicklung
werden.
Im Wiener Ktinstlerhaus wurde eine vom Oberkommando der Wehrmacht veranstaltete Ausstellung,
„Krieg und Kunst", eroffnet. Die Ausstellung ist ein erster Versuch, die kunstlerische Darstellung des
Krieges in all ihren Moglichkeiten zu zeigen. Dazu haben nicht nur die Werke deutscher Kunstler und
der Kunstler befreundeter Nationen, sondern auch eine mit Bedacht gewahlte historische Schau beige-
tragen, welche die Wandlung der kunstlerischen Erfassung des Kriegserlebnisses erkennen lassen. Die
Eroffnung nahm der Befehlshaber im Wehrkreis XVII, General der Infanterie Streccius, vor.
Am 16. August beging der bedeutende Musiker, Dirigent, Komponist, Lehrer und Musikschriftsteller
Sigmund von Hausegger seinen 70. Geburtstag. Der Ftihrer verlieh Geheimrat von Hausegger in Wiir-
digung seiner hervorragenden Verdienste um das deutsche Musikleben die Goethemedaille fur Kunst
und Wissenschaft. Reichsminister Dr. Goebbels ubermittelte ihm telegraphisch seine herzlichsten
Gliickwiinsche.
Der Dichter Prof. Dr. Otto Erler erhielt ebenfalls aus AnlaB der Vollendung seines 70. Lebensjahres in
Wurdigung seines dichterischen Schaffens die Goethemedaille. Die gleiche Ehrung erfuhr am 24. Au-
99 gust der friihere Erste Direktor der preuBischen Staatsbibliothek, Geh. Regierungsrat Dr. Ernst Kuhnert,
in Wurdigung seiner Verdienste um das deutsche Bibliothekswesen.
Der ordentliche Professor Dr. Gustav Riehl in Wien wurde in gleicher Weise geehrt anlaBlich der
Wiederkehr des Tages, an dem er vor 40 Jahren das Ordinariat fur Dermatologie an der Universitat
Wien ubernahm.
Am Freitag, dem 21. August, sind bei einem Flugzeugunfall Generalmajor Freiherr von Gablenz,
Amtschef im Reichsluftfahrtministerium und Vorstandsmitglied der Deutschen Luft-Hansa, Ministeri-
aldirektor Dr. Krummel, Amtschef im Reichserziehungsministerium, sowie Bordfunker Oberfeldwebel
Klaer todlich verungluckt. Generalmajor von Gablenz gehorte zu den fuhrenden Personlichkeiten der
deutschen Luftfahrt, zu den Pionieren des transkontinentalen und transozeanischen Luftverkehrs. Bei
dem vom Fiihrer angeordneten Staatsakt im Haus der Flieger wtirdigte Generalfeldmarschall Milch die
hohen Verdienste des Generalmajors von Gablenz, wahrend Reichserziehungsminister Rust die Be-
deutung Dr. Krummeis auf dem Gebiet der Leibeserziehung der deutschen Jugend herausstellte. Als
viertem Deutschen verlieh der Ftihrer dem gefallenen Flugpionier das Ritterkreuz des Kriegsver-
dienstordens mit Schwertern.
Am 5. August verstarb in einem Berliner Krankenhaus der in Kreisen der deutschen Luftfahrt hochge-
ehrte General der Flieger Thomsen. Als ein entscheidender Forderer des deutschen Militarflugwesens
ist der Name dieses Offiziers in den Annalen der Luftwaffe verzeichnet. Seinem Weitblick ist die Ein-
fuhrung des „C-Flugzeuges", die Entwicklung eines hervorragend verwendungsfahigen Kampfeinsit-
zers und die planmaBige Organisation des Feldflugwesens im Weltkriege zu danken. Der Fiihrer ord-
nete fiir General Thomsen ein Staatsbegrabnis an, bei dem General der Flieger Kastner-Kirdorf die
Personlichkeit des Toten wtirdigte.
An den Folgen seiner schweren Verwundung, die er in der Schlacht um Charkow erhalten hatte, starb
in einem Lazarett in Krakau Oberleutnant Ministerialdirigent Prof. Karl Bomer. Prof. Bomer hat sich
als ein Journalist von hohen Qualitaten, als ein Zeitungsfachmann ersten Ranges um die deutsche Pu-
blizistik groBe Verdienste erworben. Er hat mehrere Jahre einsatzfreudig und mit Begeisterung fiir
seine Aufgabe der Abteilung Auslandspresse im Reichsministerium fiir Volksaufklarung und Propa-
ganda vorgestanden. Als Soldat hat er sich an der Front aufs hochste bewahrt. Reichsminister Dr.
Goebbels und Reichspressechef Dr. Dietrich widmeten dem vor dem Feinde Gebliebenen ehrende
Nachrufe. Am 26. August wurde Prof. Bomer auf dem Krakauer Kriegerfriedhof mit militarischen
Ehren beigesetzt.
urijntpslifilt
100 Politik und Kriegfiihrung im Monat August zeigten auf seiten Deutschlands und seiner Verbundeten
die logische und erfolgreiche Fortentwicklung der in den Vormonaten sichtbar gewordenen und zur
teilweisen Durchflihrung gebrachten Planung. An der Front im Osten hat sich der Kampf um die Tren-
nung der feindlichen Kampfkraft in einen nordlichen und einen sudlichen Teil zu einem gewaltigen
Ringen um den Besitz der sowjetischen Schltisselstellung von Stalingrad am Wolgaknie konzentriert.
Stalingrad, die Stadt Stalins, vielleicht unter den vom Bolschewismus geschaffenen Industriekolossen,
in denen eine ungeheuerliche Rustung fur die militarische Durchfuhrung der Weltrevolution ge-
schmiedet werden sollte, der groBte, zugleich eine von der Natur begunstigte Festung riesigen Ausma-
Bes, ist der Einsatz des Kampfes, von dem gegnerische Quellen melden, daB Stalin ihn selbst leite, daB
zu seiner Durchfuhrung ungeheure Massen von Reserven an Menschen und Material eingesetzt wtir-
den und daB der Verlust Stalingrads viel schlimmer sein wtirde als der Moskaus oder Leningrads. Ein
bekannter amerikanischer Journalist erklarte ferner Anfang August zur Lage der Sowjetunion, es sei
Unsinn, wenn man von unerschopflichen Reserven der Sowjets rede. Die Sowjetunion habe bisher an
Deutschland bereits Gebiete in der GroBe von England, Frankreich und Deutschland zusammenge-
nommen verloren. Damit sei sie des groBten Teiles ihres Getreidelandes und ihrer Rohstoffe, der Half-
te ihrer Eisenproduktion und dreiviertel ihrer Aluminiumproduktion verlustig gegangen. Wenn es
Deutschland gelinge, die Sowjetunion auch von ihrer Olzufuhr abzuschneiden, dann sei die Lage der
Sowjets hoffnungslos.
Kein Wunder daher, daB die Englander zur Entlastung, offenbar in unmittelbarer Auswirkung von
Churchills Besuch bei Stalin im Juli dieses Jahres, trotz aller Bedenken, die in der englischen Presse
seit Monaten immer wieder in bezeichnender Weise diskutiert worden sind, am 19. August bei Dieppe
einen Landungsversuch groBen Stils unternommen haben, der nach Ausweis der dabei in deutsche
Hand gefallenen Dokumente den Beginn zur Bildung der zweiten Front darstellen sollte — aber klag-
lich und schnell scheiterte.
In der Erkenntnis, daB der bolschewistische Verbundete keine Erfolge zu erzielen vermag, sondern
immer naher an Gegner, der militarisch unbesiegbar erscheint, wenigstens in den Rand des Abgrunds
101 gedrangt wird, daB die zweite Front sich als Utopie erweist, und auch Rommel nach wie vor nahe an
den Toren Alexandriens steht, will England durch systematische Luftangriffe auf die Wohngebiete
deutscher Stadte die deutsche Moral treffen. Deshalb sind die englischen Luftangriffe auf deutsche
Stadte mit ihrer Vernichtung wertvollster und unersetzlicher Kulturdenkmaler glatte Terrorangriffe.
Sie sind nicht militarisch, sondern in erster Linie politisch zu werten. Sie sind echt englisch in der
Zielsetzung und in der Methode. Die Antwort der deutschen Luftwaffe, tiber die der Bericht des Ober-
kommandos der deutschen Wehrmacht AufschluB gibt, bleibt und wird nicht ausbleiben. England wird
daher sicherlich in der Zukunft sich Rechenschaft dariiber ablegen, daB es durch die Provozierung
dieser Art des Krieges sich selbst auf die Dauer am meisten schadet.
Im europaischen Raum ist es immer wieder Frankreich, dessen innere Lage, dessen Reaktion auf das
militarische Geschehen, dessen Beriihrung mit den Ereignissen die Aufmerksamkeit in Anspruch
nimmt. Dies ergibt sich zwangslaufig aus der geographischen Lage des franzosischen Mutterlandes
und seines Kolonialreichs. Jedes Kalkiil der Feindmachte hinsichtlich der sogenannten zweiten Front
muB sich auf Frankreich beziehen. An Frankreichs Kiisten verlauft ja ein wesentlicher Teil des euro-
paischen Verteidigungswalles, und tiber Tausende von Kilometern erstrecken sich Frankreichs Besit-
zungen an den Kiisten Afrikas. Wie steht Frankreich zu uns, wird es mit oder gegen uns gehen, wenn
wir seine Kiisten in Europa und in Afrika angreifen? Wenn Frankreich kampft, wie weit wird dieser
Kampfwille gehen, und welche materielle Mittel werden ihm zur Verfugung stehen? Das sind Fragen,
die London und Washington sich unaufhorlich vorlegen. Mit alien Mitteln der Propaganda mochten
unsere Feinde die Antwort auf diese Fragen im eigenen Sinne beeinflussen. Die ununterbrochene Rei-
he schwerer Niederlagen und MiBerfolge ist freilich keineswegs geeignet, dieser Propaganda den ein-
zig moglichen Auftrieb zu geben und die Bedeutung der Niederlage von Dieppe gehort sehr wesent-
lich in diesen Zusammenhang.
In ahnlichem Sinne ist die Ankunft des ersten Zuges franzosischer Kriegsgefangener zu werten, der im
Rahmen der deutsch-franzosischen Absprache iiber die Werbung franzosischer Facharbeiter fur
Deutschland am 1 1 . August in Compiegne eintraf, wo er sich mit einem Zug franzosischer Arbeiter,
die nach Deutschland fuhren, begegnete. Ministerprasident Laval begriiBte die zuruckkehrenden
Kriegsgefangenen und die abreisenden Arbeiter. Er sagte dabei u. a., bei dem Krieg im Osten gehe es
um die ganze europaische Zivilisation. In gigantischen und siegreichen Kampfen setze Deutschland
alle seine Manner ein. Es brauche Arbeitskrafte. Durch ihre Reise nach Deutschland erfullten die fran-
102 zosischen Arbeiter eine Solidaritatspflicht gegentiber den Kriegsgefangenen, sie triigen durch ihre
Arbeit ferner dazu bei, ein Vertrauensklima zwischen den beiden Landern zu schaffen, von dem das
Schicksal der Kriegsgefangenen und die Zukunft Frankreichs im neuen Europa abhange.
Die Ruckkehr des ersten Zuges von Kriegsgefangenen nach Frankreich — es sollen gegen 150 000
franzosische Facharbeiter 50 000 franzosische Kriegsgefangene, in der Hauptsache Landwirte, freige-
lassen werden — kennzeichnete einen bemerkenswerten Fortschritt der deutsch-franzosischen Kolla-
borationspolitik. So wurde es auch von der franzosischen Presse begriffen und herausgestellt, die auch
unterstrich, daB damit eine der vielen Ltigen der Feindpropaganda widerlegt ist, die oft behauptet hat-
te, Laval konnte noch so viel Arbeiter nach Deutschland schicken, Kriegsgefangene wurde er dafur
doch nicht zuriickerhalten.
Die Frage der Anwerbung franzosischer Arbeiter zur Arbeit in Deutschland ist allerdings nur ein Teil-
problem des europaischen Arbeitseinsatzes. Denn der gegenwartige Krieg wird hinsichtlich des Ar-
beitseinsatzes tatsachlich bereits durch Gesamteuropa getragen. DaB Frankreich, dessen Kultur und
Lebensform durch den Bolschewismus nicht minder bedroht ist als andere Volker, im Rahmen des
europaischen Arbeitseinsatzes den entsprechenden Teil leistet, erscheint selbstverstandlich. Dies ge-
schieht in erheblichem Umfang im Lande selbst, in steigendem MaBe aber auch dadurch, daB franzosi-
sche Arbeiter nach Deutschland kommen. Die Trager der Kollaborationspolitik, an der Spitze Mini-
sterprasident Laval, sehen hierin einen Beitrag Frankreichs fur den Aufbau des neuen Europa. Sie
haben erkannt, daB Frankreich, das an der groBen Auseinandersetzung der Gegenwart nicht als poli-
tisch und militarisch mitbestimmender Faktor teilzunehmen vermag, immerhin durch Leistung und
Arbeit dies tun kann. Sie hoffen, daB die zukunftige Stellung Frankreichs in Europa hierdurch gunstig
beeinfluBt werden konne und sehen deshalb in diesem franzosischen Einsatz eine nationale Tat. Die
gleiche Sinngebung hat fur sie der militarische Einsatz der antibolschewistischen Legion, die ebenso
wie Verbande aus fast alien Landern Europas auf den Schlachtfeldern des Ostens kampft. Wenn auch
zahlenmaBig dieser kampferische Einsatz Frankreichs gering ist, so hat er doch eine erhebliche grund-
satzliche und moralische Bedeutung. Sie kam stark zum Ausdruck, als am 27. August der erste Jah-
restag der Grtindung der antibolschewistischen Legion, die ursprtinglich der privaten Initiative einiger
politischer Parteigruppierungen ihre Entstehung verdankt, in Paris unter Beteiligung fuhrender Manner
des franzosischen Staates gefeiert wurde. Einer kirchlichen Totenfeier in der Kathedrale von Notre
103 Dame in Paris fur die im Osten gefallenen Legionare folgte namlich eine militarische im Hof des
Invaliden-Doms, bei der auch Auszeichnungen verteilt wurden. Presse und Rundfunk gaben den Fei-
ern im ganzen Lande ein groBes Echo. Es wurde insbesondere unterstrichen, daB die antibolschewisti-
sche Legion durch ihren Kampf im Osten zugleich dem eigenen Lande und Europa diene.
Je starker solche Gedankengange in Frankreich geauBert werden, um so unfreundlicher ist naturlich
die Reaktion in England und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Sie macht sich innerhalb
Frankreichs meistens durch eine Reihe von Attentaten und Sabotageakten bemerkbar, die von bol-
schewistischen Terrorgruppen, die in gleicher Weise auf den Befehl von Moskau wie von London
horen, ausgefuhrt werden. Die Feindpropaganda bemuht sich dann, diese verbrecherischen Handlun-
gen als einen Ausdruck der „wahren Volksstimmung Frankreichs" hinzustellen, die eben vollig gegen
die Politik Lavais eingestellt sei. Tatsachlich steht aber die ganz uberwiegende Mehrheit der Franzo-
sen diesen Dingen fern und verurteilt sie. Die franzosische Presse hat die Hintergriinde solcher Atten-
tats- und Sabotageakte immer wieder eindeutig gekennzeichnet und die wahren Verantwortlichen, die
in London und Moskau sitzen, auch aufgezeigt. Dies sei die wirkliche zweite Front, an der England
kampfe, da es zur Herstellung einer anderen nicht in der Lage sei.
Freilich bekommen die Franzosen fortwahrend die direkte Waffenwirkung ihrer fruheren englischen
Verbundeten zu spiiren, die immer wieder franzosische Stadte aus der Luft bombardieren, franzosische
Fischerboote angreifen und sogar friedliche Eisenbahnzuge aus der Luft uberfallen.
Innerpolitisch ist in Frankreich zu bemerken, daB Ende August ein Gesetz veroffentlicht wurde, durch
das die Btiros von Kammer und Senat, die bisher formell weiter existierten, obwohl die alte parlamen-
tarische Volksvertretung bereits am 1. Juli 1940 auBer Kraft gesetzt worden war, der Auflosung verfie-
len. Da nun die Bliros von Kammer und Senat langst keinerlei Funktion mehr ausiibten, so bedeutet
das neue Gesetz nur, daB von den Triimmern des bisherigen Regimes einige weitere beiseite geschafft
wurden. Neben soldi negativem Geschehen steht in Frankreich auch positives. Die bisherigen Ge-
werkschaften sollen zu einer Einheitsgewerkschaft zusammengefaBt werden; auch tiber die Bildung
einer Einheitspartei wird viel verhandelt und geschrieben. Der autoritare Staat, der nach dem Zusam-
menbruch im Sommer 1940 an die Stelle der parlamentarisch-demokratischen Republik getreten ist,
bemiiht sich, den Ausbau der ihm gemaBen politischen Institutionen zu fordern.
Im iibrigen europaischen Raum sind im Monat August wenig Ereignisse von Bedeutung zu verzeich-
104 nen. Die iberische Halbinsel ist durch den Kriegseintritt Brasiliens insofern beriihrt worden, als
Portugal, das Mutterland Brasiliens, in seinen auf einen moralischen Fiihrungsanspruch gegenuber
Brasilien gerichteten Tendenzen betroffen wurde. Die Zeitschrift „Novidades" schrieb in diesem Zu-
sammenhang zur Lage und Einstellung Portugals nach Brasiliens Kriegseintritt am 28. August:
Die portugiesische Neutralitat sei das Ergebnis der geographischen Lage Portugals, seiner Auffassung
von der Zivilisation und seiner Bereitwilligkeit, am Wiederaufbau des Friedens mitzuarbeiten. Wenn
Portugal nicht am Kampfe teilnehme, so deshalb, weil um Probleme gestritten werde, die nicht seine
Probleme seien, weil seine nationale Wurde nicht auf dem Spiel stehe und weil alles dafur spreche,
daB es seine moralischen und materiellen Krafte fur die Nachkriegszeit intakt halte. Umstande politi-
scher Art hatten die Wege Brasiliens und Portugals getrennt. Diese Wege konnten nicht immer iiber-
einstimmen, um so weniger, als die Weite des Atlantik sie trenne und andere Elemente und andere
Freundschaften die Beschltisse Brasiliens beeinfluBten. Die Lusitanitat habe heute in Brasilien ihren
amerikanischen und in Portugal ihren europaischen Ausdruck, stellt das Blatt fest. Durch seine geo-
graphische Lage sei Brasilien durch gemeinsame Wirtschaftsinteressen mit den anderen sudamerikani-
schen Republiken verbunden und gehore zu einem politischen Block, der sich dem EinfluB der Verei-
nigten Staaten nicht entziehen konne. Dies habe seine amerikanische Politik bedingt, die zum
Kriegseintritt ftihrte. Portugal dagegen konne seine eigenen Interessen nicht von dem Kollektivinteres-
se des Wiederaufbaues Europas und von der Solidaritat mit Spanien, mit dem es eine Friedenszone im
auBersten Westen des Kontinents bilde, loslosen und sei fest entschlossen, zur Wiedergutmachung der
materiellen und moralischen Schaden des Krieges und der Wiederherstellung des Friedens beizutra-
gen.
Im iibrigen verstarkte Portugal auch im Monat August seine Garnisonen auf seinen Inseln im Atlanti-
schen Ozean. Das gleiche tat Spanien hinsichtlich der Kanarischen Inseln. Die Lander der iberischen
Halbinsel sind also offenbar nach wie vor gewillt, auBerhalb des Krieges zu bleiben und fur diesen
Grundsatz notigenfalls auch zu kampfen.
Die am anderen Ende des Mittelmeers gelegene Tiirkei hat den gleichen Willen durch den Mund ihres
Ministerprasidenten Saracoglu zum Ausdruck gebracht, der vor der tiirkischen Nationalversammlung
am 6. August erklarte, daB die neue Regierung mit wachsamer Aufmerksamkeit dafur sorgen werde,
daB die Tiirkei aus diesem Kriege fernbleibe. Die tiirkische Neutralitat Bei der Ausdruck eines allge-
meinen politischen Systems, das auf alien Gebieten eine beruhigende Aufrichtigkeit und Klarheit auf-
105 weise. Ein Beweis der tiirkischen Neutralitatspolitik, so sagte Saracoglu, zeige sich in der Form des
tiirkisch-deutschen Paktes, der von neuem die Freundschaft und das gegenseitige Verstandnis zwi-
schen den beiden Landern besiegle. Ein anderer Beweis der tiirkischen Neutralitatspolitik sei das tiir-
kisch-englische Biindnisabkommen. Diese beiden Biindnisse, so stellte der Ministerprasident fest,
seien der schlagende Beweis fur die Kraft der aktiven Politik der Tiirkei und zeigen die tiirkische Stel-
lung gegenuber den beiden hauptsachlich kriegfiihrenden Machten. Gegenuber beiden kriegfiihrenden
Lagern sei die Haltung der Tiirkei in gleicher Weise freundschaftlich und loyal. Der Ministerprasident
schloB seine Rede, indem er betonte: „Freundschaftliche Haltung von seiten irgendwelcher Machte
geben wir durch gleiche Freundschaft zuriick, und auf Feindseligkeiten antworten wir mit unerschiit-
terlichem Mut und kraftvoller Energie. Nach diesen Richtlinien verfolgt die neue Regierung die Ziele
der tiirkischen AuBenpolitik". Im gleichen Sinne diirfte auch die Ernennung des bisherigen Staatsse-
kretars Numan Menemencoglu zum tiirkischen AuBenminister zu verstehen sein, die am 13. August
erfolgte.
Die Kriegsereignisse, die durch das Vordringen der deutschen Truppen im Kaukasus den Krieg immer
naher an die Grenzen der Tiirkei herangetragen haben, konnen die Tiirkei freilich bald vor wichtige
Entscheidungen stellen. Die nachste diirfte die des Schicksals der sowjetischen Schwarzmeerflotte
sein, die durch den deutschen Vormarsch immer weitere Hafen verliert und fur die nach dem Verlust
aller sowjetischen Stutzpunkte am Schwarzen Meer theoretisch nur drei Moglichkeiten ubrigbleiben:
die Flucht aus dem Schwarzen Meer durch Dardanellen und Bosporus ins Mittelmeer, die Internierung
in turkischen Schwarzmeerhafen oder die Selbstversenkung. Die Durchfahrt durch die Meerengen
ware im Widerspruch mit den vertraglichen Verpflichtungen der Tiirkei. Da nicht anzunehmen ist, daB
die Tiirkei einen derartigen Bruch ihrer Neutralitat zulassen wlirde, scheidet diese Moglichkeit aus.
Dem bolschewistischen Charakter wiirde die Selbstvernichtung, wenn kein anderer Ausweg bleibt, am
ehesten entsprechen. Fur die Tiirkei wlirde die Vernichtung der sowjetischen Seemacht im Schwarzen
Meer eine wesentliche Entlastung bedeuten und einen seestrategischen Zustand herbeiflihren, so giin-
stig, wie er fur die Tiirkei seit vielen Jahrzehnten im Schwarzen Meer nicht bestanden hat.
Das verblindete Japan hat im Monat August in den riesigen Raumen, die es hauptsachlich mit Flotte
und Luftwaffe beherrscht, den Kampf gegen die angelsachsischen Machte gllicklich fortgefuhrt.
Hinsichtlich Indiens wurde auch im August ebenso wie wiederholt in fruheren Monaten in Tokio zur
106 Frage der indischen Unabhangigkeit sehr deutlich Stellung genommen. So erklarte am 6. August der
Sprecher der Regierung in Tokio, daB Japan der indischen Unabhangigkeitsbewegung mit aufrichtiger
Sympathie und groBem Verstandnis gegenuberstehe. Japan glaube, daB die Frage der indischen Unab-
hangigkeit allein von den Indern gelost werden konne und solle. Japan konne es aber niemals dulden,
daB Indien fur ausschlieBlich militarische Zwecke von den Alliierten benutzt werde, gleichgiiltig, ob
Indien unabhangig sei oder nicht.
Die Feindmachte haben auch im Monat August nirgends irgendwelche Erfolge von Bedeutung zu er-
ringen vermocht. Wo sie eine militarische Initiative entwickelten, wie bei Dieppe oder auf den Salo-
mon-Inseln, haben sie schwere Schlage einstecken miissen. Der bolschewistische Verbundete im
Osten hat unaufhorlich wichtige Gebiete verloren, und wo er offensiv auftrat, wie am mittleren Teil
der Ostfront, sind seine zum Teil mit gewaltigem Materialeinsatz erfolgten Angriffe mit ungeheuren
Verlusten versandet. Der Kampf um Stalingrad aber, der von der gegnerischen Propaganda als in vie-
ler Hinsicht entscheidungsvoll bezeichnet worden ist, hat das Bild unaufhaltsamen deutschen Vordrin-
gens und verbissen kampfenden Zuriickweichens der Sowjets gezeigt.
Kein Wunder, daB der Unzufriedenheit mit der militarischen Fuhrung in England und USA wiederholt
recht deutlich Ausdruck verliehen wurde. So schrieb der bekannte englische Militarschriftsteller Lid-
dell Hart in der „Daily Mail" vom 13. August: Man habe von jeher gesagt, Deutschlands Kriegsme-
thode sei die, einen seiner militarischen Gegner nach dem anderen aus dem Felde zu schlagen. Eng-
lands Kriegsmethode — so wiirden die Historiker spater einmal wahrscheinlich feststellen — bestehe
darin, einen General nach dem anderen abzusetzen. Die aufeinanderfolgenden Umbesetzungen auf
kommandierenden Posten in Nordafrika zeigten ganz deutlich, daB in der Handhabung der britischen
Streitkrafte ernste Fehler gemacht worden seien. Die einzelnen Befehlshaber hatten sich offenbar fur
die ihnen zugedachten Posten nicht geeignet. — Nicht minder beizeichnend ist es, daB von amerikani-
scher Seite die militarische Oberleitung fur die USA gefordert wird. So schrieb die „Washington Post"
am 7. August, bisher hatten die englischen Generale nur ihre Unfahigkeit bewiesen. In Zukunft konne
daher der Oberbefehl liber die englischen und amerikanischen Armeen nur noch in die Hande eines
Amerikaners gelegt werden.
Immer, wenn es fiir ihn besonders schlecht steht, geht Churchill auf Reisen. Nach diesem Muster hat
er jlingst auch seine Reise nach Moskau durchgefuhrt, liber die das Ausland friiher Bescheid wuBte als
England selbst.
107 Es war eine lange Reise, und ihre Stationen sowie die Personlichkeiten, mit denen Churchill zusam-
mengekommen ist, geben deutliche Hinweise auf die Sorgen, die Churchill zu dieser Reise bewogen
haben. Churchill war in Agypten, wo er auBer mit den dortigen englischen Personlichkeiten mit Konig
Faruk und mit dem siidafrikanischen Premier Smuts zusammentraf, der aus Pretoria gekommen war.
Er besuchte den Irak und war vom 13. bis 17. August in Moskau. Verfolgt man seinen Weg auf der
Karte und uberdenkt dabei die militarische Lage in den durch Churchills Reise beriihrten Gebieten, so
wird klar, daB seine Reise ihn von einem gefahrdeten Punkt zum anderen, von einer Gefahrenzone in
die andere gefuhrt hat, vom Mittelmeer, durch das englische Geleitztige nicht mehr durchkommen,
nach Agypten, vor dessen Kerngebiet die Achsentruppen unter Rommel drohend stehen, in den Vorde-
ren Orient, wo es gart und wo der Freiheitsdrang der nationalen Krafte auf die Befreier hofft, nach der
Sowjetunion, die unter den schwersten deutschen Schlagen liegt und nach Hilfe durch Waffenlieferun-
gen und durch Aufrichtung einer zweiten Front in Europa ruft.
Uber das Ergebnis der Zusammenkunft zwischen Churchill und Stalin gab es die ublichen nichtssa-
genden Verlautbarungen liber „herzliches Einvernehmen und unentwegte Entschlossenheit zum ge-
meinsamen Sieg". Churchill erklarte bei seiner Ankunft in Moskau, „wir sind fest entschlossen, diesen
Kampf Hand in Hand als Kameraden und Briider fortzufuhren" und Roosevelts Vertreter bei den Be-
sprechungen, Harriman, sagte, Roosevelt werde sich alien Entscheidungen, die Churchill in Moskau
treffen konnte, anschlieBen, die Vereinigten Staaten wlirden Hand in Hand an RuBlands Seite an der
Front stehen. Churchill, friiher der erbittertste Feind des Kommunismus, will jetzt Hand in Hand und
als Bruder mit Stalin kampfen!
DaB es aber in Wirklichkeit nicht ganz so herzlich in Moskau zuging, ergibt sich aus der englischen
Presse. Die englische Wochenzeitschrift „New Statesman and Nation" schrieb, bei dem Bankett im
Kreml sei die Atmosphare sehr muffig und die auBerlich joviale Unterhaltung innerlich morsch gewe-
sen. Churchill habe es in Moskau mit Leuten zu tun gehabt, auf die seine Natur keinen Eindruck mach-
te. — tjber den wirklichen Zweck von Churchills Besuch bei Stalin schrieb der diplomatische Korre-
spondent der „Times" am 19. August: Die Deutschen erklarten, nur eine Krise ersten Ranges habe
Churchill dazu bewegen konnen, nach Moskau zu reisen. Auf alliierter Seite zweifle man nicht, daB
das stimme; denn Churchill habe England mit dem BewuBtsein verlassen, daB sich die Verbiindeten in
der allerschwersten Krise dieses Krieges befinden. Nach den Berichten neutraler Berichterstatter aus
108 London war es Churchills Hauptabsicht, Stalin darauf vorzubereiten, daB eine zweite Front in Form
einer Landung in Westeuropa in diesem Jahre nicht mehr Zustandekommen wtirde. Es handelte sich
also um die Durchfuhrung des alten und zentralen Grundsatzes der englischen Politik, den Bundesge-
nossen auf die englische Hilfe in der Zukunft zu vertrosten und — ihn inzwischen zum Aushalten,
zum Kampfen, d. h. zur Aufopferung fur England zu bewegen.
Das miBgltickte Unternehmen von Dieppe hatte in dieser Perspektive wahrscheinlich vom englischen
Standpunkt aus den Sinn, Moskau zu demonstrieren, daB es mit der zweiten Front eben tatsachlich
nicht gehe. Die „New York Daily News" schrieb denn auch kurz nach Dieppe, das Unternehmen habe
gezeigt, wie auBerordentlich schwierig und blutig die Aufgabe der vom Meere herkommenden Angrei-
fer sei, Festlandsbefestigungen zu erobern, in denen der Feind nur dazusitzen und zu schieBen brauche.
Der groBe Nachteil fur die Alliierten in diesem Kriege sei es, daB sie nicht wie im Weltkrieg einen
friedlichen Briickenkopf in Frankreich hatten. Noch etwas deutlicher sagte das die englische Zeitung
„Economist", die ausfiihrte, eine Invasion in Europa sei ohne die Mitwirkung starker USA-Streitkrafte
nicht moglich. Ob man wolle oder nicht, die britischen Landstreitkrafte muBten ebenso wie die engli-
sche Luftwaffe vor allem der Verteidigung der Heimat dienen. Ein miBgluckter Angriff auf den Konti-
nent wiirde aber eine Invasion in England noch wahrscheinlicher machen. Angesichts der Begrenzung
der britischen Bevolkerungszahl konne ein Angriff kaum begonnen werden, ehe nicht eine ausreichen-
de Zahl USA-Truppen eingesetzt wiirde. — In Dieppe waren, auBer Offizieren, Englander daher wie-
der einmal kaum beteiligt. Die Masse der Toten und Gefangenen waren Kanadier. Falls nun ein sol-
ches Unternehmen wiederholt wird, will England offenbar den Mannern aus USA den Vortritt lassen.
Innerhalb seines eigenen Weltreichs hat iibrigens England im Monat August erfahren miissen, daB sein
Rezept, andere fur sich bluten zu lassen, nicht mehr so gerne angenommen wird, wie dies noch im
Weltkrieg der Fall war. Gandhi z. B. und zahlreiche andere indische Nationalistenfiihrer sind sich seit
dem Scheitern der Mission von Cripps klar geworden, daB Englands Versprechungen eitel Trug sind.
Gandhi legte deshalb am 5. August dem ArbeitsausschuB des Allindischen Kongresses eine Entschlie-
Bung vor, in der es folgendermaBen hieB: Die Vorschlage des britischen Kriegskabinetts, die von Sir
Stafford Cripps vorgetragen wurden, lassen den britischen Imperialismus in seiner ganzen Nacktheit
wie nie zuvor erkennen. Der AusschuB sei der Ansicht, daB GroBbritannien nicht in der Lage sei, Indi-
en zu verteidigen, und daB ein ewiger Kampf zwischen Indien und den britischen Interessen bestehe.
109 Da die Politik des MiBtrauens Indien gegeniiber in England immer noch anhalte, gebe es keinen Grund
dafiir, warum die nationale Verteidigung Indiens nicht den erwahlten Vertretern Indiens anvertraut
werde. Die Teilnahme Indiens am Kriege habe nicht die Zustimmung des indischen Volkes, sondern
sei ein rein britischer Akt. Wenn Indien frei werde, werde wahrscheinlich sein erster Schritt darin be-
stehen, mit Japan zu verhandeln. Der AusschuB sei daher der Meinung, daB die Briten sich aus Indien
zuriickziehen sollten. Dieser EntschlieBungsantrag Gandhis wurde vom ArbeitsausschuB des Allindi-
schen Kongresses mit groBer Mehrheit angenommen.
Am 8. August lehnte die „Regierung in Indien", d. h. also praktisch der als Zwingherr amtierende eng-
lische Vizekonig jede Verhandlung auf der Grundlage der Forderungen des Allindischen Kongresses
ab und lieB in den friihen Morgenstunden des 9. August Gandhi, Nehru und zahlreiche andere nationa-
le indische Fiihrer verhaften! Die Folge waren Demons trationen, Unruhen und Tatlichkeiten iiberall.
Am 10. August glaubte allerdings Indienminister Amery in einer Rundfunkansprache feststellen zu
konnen, es werde schon ruhiger in Indien, aber seitdem ist es noch viel unruhiger und blutiger gewor-
den. Den Kern der Sache traf Amery jedoch, als er sagte, der Erfolg des Feldzuges, den sich die Mit-
glieder des indischen Kongresses, an ihrer Spitze Gandhi, vorgenommen hatten, wlirde die gesamte
Kriegsanstrengung Indiens lahmlegen, indem er den ZufluB von Munition, die Errichtung von Flug-
platzen und die ganze Armee paralysieren wlirde. Das sind beach tliche Eingestandnisse!
Der England am nachsten gelegene Teil des englischen Weltreiches, Irland, hat auch im Monat August
seinen Willen, auBerhalb des Krieges zu bleiben, mit einer Rede de Valeras erneut bestatigt. Uber die
Griinde der irischen Neutralitat veroffentlichte die Londoner Wirtschaftszeitung „Economist" am 20.
August einen Bericht eines Sonderkorrespondenten, in dem es hieB: Dem Durchschnittsenglander
erscheint die irische Neutralitat immer noch unverstandlich, beunruhigend und oft sogar „illoyal". Die
Neutralitatspolitik de Valeras wird jedoch praktisch von alien Iren unterstiitzt. Eire wolle durch seine
Neutralitat in erster Linie zeigen, daB seine nationale Unabhangigkeit eine reale Tatsache sei. Die in
England vorhandene Meinung, daB es Pflicht Eires sei, sich am Kriege zu beteiligen, werde die Neu-
tralitat der Iren nur noch mehr versteifen. Die Geschichte Irlands in den letzten 700 Jahren spiele eine
wichtige Rolle fur seine heutige Haltung. Diese Geschichte werde als die eines unterworfenen Volkes
angesehen, das unablassig und schlieBlich erfolgreich um seine Unabhangigkeit gekampft habe. Wenn
der Ire auf seine Vergangenheit zuriickblickt, wird er skeptisch gegenliber der Richtigkeit der Behaup-
110 tung der Englander, sie seien die Verteidiger der Freiheit der kleinen Nationen.
Dafiir kann England freilich und mit ihm die Sowjetunion auf die Unterstiitzung und Anerkennung
eines anderen „kleinen Volkes" zahlen, namlich auf die der Juden. Am 31. August meldete Reuter aus
London: Fuhrende judische Personlichkeiten aus alien Teilen Englands versammelten sich Sonntag in
London. Sie erklarten sich solidarisch mit den Juden in der Sowjetunion, und es wurde beschlossen,
einen Fonds zu griinden, um der Sowjetunion zu helfen. Alle Juden GroBbritanniens werden aufgefor-
dert, sich daran zu beteiligen. Der UdSSR-Botschafter Maisky wandte sich mit folgender Botschaft an
die Versammlung: „Im Laufe der letzten 14 Monate hat mein Land von alien Verbundeten die Haupt-
last des Krieges getragen. Wir hoffen, daB in Klirze diese Last gleichmaBiger auf die anderen Mitglie-
der der antinazistischen Verbundeten verteilt wird." Die judische Hilfe beschrankt sich freilich nur auf
das Geld; denn schon am 7. Juli erklarte auf eine Anfrage im Unterhaus der englische Kriegsminister,
Sir James Grigg, die Anregung, ein judisches Heer aufzustellen, habe sich als nicht durchfuhrbar er-
wiesen.
Dafiir helfen die Juden aber ihrem Prasidenten Roosevelt um so eifriger vom sicheren Schreibtisch
aus. Denn bekanntlich setzt sich sein „Gehirn trust" hauptsachlich aus Juden zusammen, und um die
durch seine Kriegspolitik geschaffenen schweren wirtschaftlichen und finanziellen Probleme zu mei-
stern, appelliert Roosevelt wiederum an Juden, wie an den schon im letzten Weltkrieg hiermit beschaf-
tigten judischen Finanzmann Baruch und andere.
Aus dem Monat August liegen eine groBere Anzahl von Meldungen aus und liber USA vor, die bewei-
sen, wie wenig die englisch-amerikanische Propagandathese von der unbegrenzten wirtschaftlichen
Leistungsfahigkeit der Vereinigten Staaten mit den Tatsachen in Einklang steht. Uber eine besondere
Seite der USA-Wirtschaft, das Transportproblem, auBerte sich die bekannte amerikanische Wochen-
zeitschrift „Saturday Evening Post" am 11. Juli mit der Fragestellung, ob die USA die „Transport-
schlacht" noch gewinnen konnten, die Amerikaner seien das Opfer ihres eigenen Schlagworts: „Die
Produktion wird allein uns den Krieg gewinnen." Nach den verheerenden Erfolgen der deutschen U-
Boote sei plotzlich auch ohne amtliche Erklarung alien Amerikanern offenkundig geworden, daB die-
ses Schlagwort irrefuhre, denn das Transportproblem sei nicht weniger maBgebend, denn die ganze
Krieg sproduktion mlisse an die Front gebracht werden. Auch fehle den Amerikanern die englische und
franzosische Transportflotte. Die Transportschwierigkeiten dieses Krieges seien viel gewaltiger, als
1 1 1 man gemeinhin denke. Jeden einzelnen amerikanischen Soldaten, der nach Ubersee befordert werde,
mtisse man laufend betreuen und mit selbst dem Geringsten versorgen. Im Vergleich zu 1917 mlisse
jetzt jedes amerikanische Truppentransportschiff auch alles mit sich fiihren, was die Soldaten zum
Kampf und zur Verpflegung brauchen. Im ersten Weltkrieg habe man nur Soldaten zu befordern brau-
chen und habe sich aber in ihrer Versorgung auf die Englander verlassen konnen. Wenn man unter
diesen Umstanden nun frage, welche Aussichten die USA in der Transportschlacht hatten, dann muB-
ten diejenigen, die die Offentlichkeit mit optimistischen Behauptungen irreflihren, zugeben, daB der
Feind in seiner Seekriegfuhrung beachtliche Erfolge erzielt habe, die das gesamte Verkehrsnetz der
Alliierten ernsthaft gefahrdeten. Niemand konne sagen, wie sich diese Lage weiter entwickle. Nicht
einmal der Grundstein sei bis jetzt in der Sicherung des Verkehrsnetzes zu einem Endsieg der Alliier-
ten gelegt, sondern es tiirme sich ein militarischer Rlickschlag auf den anderen.
Roosevelt selbst sah sich am 9. August zu einer Rundfunkbotschaft veranlaBt, worin er eingestand, daB
die Kriegsproduktion der USA in ihrer heutigen Form zu keinem Sieg flihren konne. Es seien zwar
Fortschritte gemacht worden, doch im Hinblick auf das, was wirklich zum Siege benotigt werde, stek-
ke die USA-Produktion erst in ihren Anfangen. Um diesen Krieg zu gewinnen, mtisse ein pausenloser
Strom von Waffen und Kriegsmaterial alle Produktionsstatten der USA verlassen. Wie berechtigt die-
ser StoBseufzer war, zeigte am 14. August der „Daily Herald", indem er sagte, aus Washington sei die
weitere unangenehme Nachricht tiber die USA-Kriegsproduktion bekannt geworden, daB schon in
diesem oder im nachsten Monat die Rtistungsfabriken aus Mangel an Rohstoffen ihre Produktion be-
trachtlich senken, manche Betriebe sogar sie ganz einstellen miiBten. Bei den ktirzlichen Besprechun-
gen tiber die Rohstoffversorgungslage sei mit besonderer Deutlichkeit ein auBerster Stahlmangel fest-
gestellt worden. So habe eine Reihe von Fabriken mit Hunderten von Arbeitern einfach nicht in Be-
trieb genommen werden konnen, weil Stahl fur die Herstellung von Kriegsmaterial nicht aufzutreiben
sei. Auf diesen Stahlmangel sei es auch zuruckzufuhren, daB ein Vertrag zum Bau von 200 Schiffen
der „Liberty"-Klasse annulliert wurde und daB die USA-Marinebehorden keine groBe Begeisterung fiir
das Angebot des Schiffsbauers Kaiser zeigten, Hunderte von groBen Transportflugbooten zu bauen.
Das Kriegsproduktionsamt in Washington teilte ferner am 14. August mit, daB es die Durchfuhrung
der Projekte fur die elektrischen Licht- und Kraftzentralen wegen des Mangels an Kupfer und Stahl fiir
den Bedarf der Wehrmacht angehalten habe. Anfang August wurden sogar AuBerungen von Roosevelt
112 gemeldet, daB die Vereinigten Staaten eine Knappheit an mindestens einem Hauptnahrungsmittel,
namlich an Fleisch, zu erwarten hatten. Durch eine Fleischrationierung wurde man jahrlich eine groBe
Anzahl von Schiffen sparen, die bisher fur den Fleischtransport aus Australien, Neuseeland und Ar-
gentinien in Anspruch genommen wurden.
Zur Beurteilung der Gesamtkriegslage seien noch zwei USA-Stimmen erwahnt. In einer Rede vor
Rtistungsarbeitern erklarte der Unterstaatssekretar im USA-Kriegsministerium, Patterson: „Ich
wtinschte, daB ich Ihnen sagen konnte, daB die Kriegslage fiir uns gut ist. Dies ist jedoch nicht der
Fall. Wir be linden uns immer noch in der Defensive." Roosevelts Marineminister Knox, der vor dem
Kriegseintritt Japans sich in Erklarungen gefiel, wie der, in neunzig Tagen wlirde die japanische Flotte
von den Weltmeeren weggefegt sein, auBerte am 12. August vor Werftarbeitern: „Ich mochte nicht zu
pessimistisch sein, aber ich mochte doch sagen, daB es niemals einen Augenblick gab, in dem unser
Land in einer so ernsten Gefahr war."
Der Tag, an dem Roosevelt mit Churchill auf dem Deck des inzwischen von den Japanern an der Kli-
ste der Malayen-Halbinsel versenkten Schlachtschiffes „Prince of Wales" die sogenannte Atlantikchar-
ta unterzeichnete, jahrte sich am 14. August zum ersten Male. Roosevelt benutzte die Gelegenheit, um
an Churchill eine Botschaft mit der ublichen verlogenen Propagandaphraseologie zu rich ten. Indien,
wo fiinf Tage vor dem Jahrestag der Atlantikcharta die Probe auf das Exempel fiir die Wahrheit der
angeblich, wie Roosevelt es in seiner Botschaft nannte, von England und den Vereinigten Staaten ver-
teidigten „Grundsatze der Unabhangigkeit, der Freiheit, der Religion, der Bewahrung der Menschen-
rechte und der Gerechtigkeit" gemacht wurde, hat Roosevelt in seiner Botschaft wohlweislich uner-
wahnt gelassen.
Der einzige „Erfolg", den die Kriegsgegner der Dreierpaktmachte im Monat August erzielen konnten,
war die Kriegserklarung Brasiliens an die Achsenmachte am 21. August. Sie ist freilich ein schwacher
Trost neben alien anderen MiBerfolgen. Militarisch ist sie ohne Bedeutung; denn schon vorher stellte
sich Brasilien in jeder Hinsicht unseren Kriegsgegnern uneingeschrankt zur Verfugung. Freilich hat
die brasilianische Regierung sofort mit der Verhaftung von Angehorigen der Achsenmachte, mit
SchlieBung und Beschlagnahme ihrer Unternehmungen begonnen. Der lachende Dritte bei solcher
wirtschaftlichen Torheit sind die USA, gegen die die Gegengewichte beseitigt werden. Brasilien, d. h.
seine von den USA bestochenen Politiker stiirzen sich in die Knechtschaft. Land und Volk werden die
Folgen zu tragen haben.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
September-Lieferung
(Nr. 73/74 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fiihrers zur Eroffnung des Kriegswinterhilfswerkes
Bei der Eroffnung des Kriegswinterhilfswerkes im Berliner Sportpalast hielt der Flihrer am 30. Sep-
tember folgende Rede (DNB)*):
Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen!
77 Es ist nun schon ein Jahr her, seit ich zum letzten Male von diesem Platz aus zu Ihnen und dem
deutschen Volke sprechen konnte. Das ist in mancherlei Hinsicht bedauerlich: Erstens, weil es mir
selbst sehr leid tut, nicht ofter vor die Nation hintreten zu konnen, und zweitens, weil ich naturlich
befurchte, daB meine Reden dadurch nicht besser, sondern schlechter werden — denn auch dazu ge-
hort Ubung. Meine Zeit ist eben leider viel begrenzter als die meiner Gegner. Wer naturlich wochen-
lang in der Welt herumreisen kann, mit weiBseidenem Hemd, einen breiten Sombrero auf dem Kopf,
und anderswo wieder in einer anderen Kluft, der kann sich naturlich auch viel ofter mit Reden befas-
sen.
Ich habe mich in dieser Zeit mehr mit Handeln und mit Taten beschaftigen mtissen.
AuBerdem kann ich naturlich auch sonst nicht jede Woche oder jeden Monat sprechen. Was heute
ausgesprochen werden muB, das wird ausgesprochen durch unsere Soldaten! Auch die Themen, iiber
die ich reden konnte, sind naturlich schwieriger als die Gesprache meiner Gegner, die ihre Plaudereien
— wenigstens friiher — noch haufiger vom Kamin aus oder von anderen Platzen iiber die Welt hin-
wegschickten. Ich halte es z. B. nicht fiir richtig, mich jetzt schon mit der Gestaltung dessen zu be-
schaftigen, was einmal sein wird, sondern ich halte es fiir richtiger, daB wir uns mit dem beschaftigen,
was augenblicklich die Zeit von uns fordert.
Eine „Atlantik-Charta" zusammenzubrauen, ist naturlich sehr einfach. Dieser Blodsinn wird aber sehr
bald durch die Harte der Tatsachen berichtigt werden. Auch aus einem anderen Grunde ist es fiir unse-
re Gegner heute etwas leichter, zu reden, denn sie haben nun nach langwierigem, vergeblichem Bemii-
hen plotzlich unser Parteiprogramm entdeckt, und wir sehen mit Erstaunen, daB sie der Welt ungefahr
das gleiche fiir die Zukunft versprechen, was wir unserem deutschen Volk schon gegeben haben und
wofiir wir von den anderen ja letzten Endes mit Krieg iiberzogen worden sind.
Es ist auch sehr geistreich, wenn beispielsweise ein President sagt: „Wir wollen, daB in Zukunft jeder
das Recht hat,
*) Inhaltstext erscheint im 3. Band des von Reichsleiter Bouhler herausgegebenen „GroBdeutschen
Freiheitskampfes " .
78 keine Not mehr zu leiden" oder so ahnlich. Da kann man nur sagen: es ware wahrscheinlich viel
einfacher gewesen, wenn dieser President, statt in einen Krieg hineinzuspringen, die ganze Arbeits-
kraft seines Landes verwendet hatte, um niitzliche Produktionen aufzubauen und vor allem in seinem
eigenen Volk dafiir zu sorgen, daB nicht in einem Gebiet, das pro Quadrafkilometer nur 10 Menschen
zu beherbergen hat, Not und Elend herrschen und 13 Millionen Menschen erwerbslos sein mtissen.
Das hatten diese Herren ja alles tun konnen! Wenn sie jetzt auftreten und sich plotzlich vor der Welt
als Retter hinstellen und erklaren: „Wir werden in der Zukunft dafiir sorgen, daB die Not der Vergan-
genheit nicht wiederkehrt, daB es keine Arbeitslosigkeit mehr geben wird und daB jeder eine Wohnung
bekommt." — Aber das hatten doch diese Weltreichsinhaber ja langst schon vor uns in ihren eigenen
Landern tun konnen! Nun entdecken sie plotzlich lauter Grundsatze des nationalsozialistischen Pro-
gramms. Wenn ich dabei hore, daB ein Mensch — ich denke, es war Herr Eden, aber man weiB ja
nicht, welche Null da driiben redet — nun sagt: „Das ist der Unterschied zwischen den Deutschen und
uns, daB die Deutschen an etwas glauben, was sie nicht glauben, wahrend wir an etwas glauben, an das
wir glauben" — so kann ich nur sagen: „Wenn sie wirklich an das glauben, was sie zu glauben vorge-
ben, dann hatten sie sich schon friiher zu diesem Glauben bekennen konnen. Warum haben sie uns
denn dann den Krieg erklart? Sie sind ja von uns dann gar nicht so weit entfernt.
Wir haben jedenfalls nicht nur etwas geglaubt, sondern auch das getan, was wir glaubten. Und jetzt
glauben wir, daB wir die Feinde schlagen mtissen bis zum endgiiltigen Sieg! Das glauben wir, und das
werden wir auch tun!
Uber den Begriff Glauben konnen wir uns mit diesen Leuten iiberhaupt nicht auseinandersetzen. Wer
z. B. glaubt, daB Namsos ein Sieg war oder Andalsnes, oder wer sogar glaubt, daB Diinkirchen der
groBte Sieg der Weltgeschichte gewesen ist, oder daB meinetwegen irgendeine Expedition, die neun
Stunden dauert, ein ebenso staunenswertes, ein ermutigendes Zeichen einer siegreichen Nation war —
mit dem konnen wir uns mit unseren bescheidenen Erfolgen naturlich nicht vergleichen! Denn was
sind schon unsere Erfolge dagegen! Wenn wir tausend Kilometer vorstoBen, dann ist das eben nichts,
ein „ausgesprochener MiBerfolg". Wenn wir zum Beispiel in den letzten paar Monaten — es sind ja
uberhaupt nur ein paar Monate, in denen man in diesem Lande Krieg flihren kann — zum Don vorsto-
Ben, den Don abwarts endlich die Wolga erreichen, Stalingrad berennen und es auch nehmen werden
79 — worauf sie sich verlassen konnen — , so ist das in ihren Augen gar nichts! Wenn wir zum Kaukasus
vorstoBen, so ist das ebensowenig etwas, als wenn wir die Ukraine besetzen, die Donezkohlen in unse-
ren Besitz bringen, 65 oder 70 Prozent des russischen Eisens bekommen, das groBte Getreidegebiet
der Welt dem deutschen Volk und damit Europa praktisch erschlieBen und uns die kaukasischen 01-
quellen sichern. Das alles ist nichts! Aber wenn kanadische Vortruppen mit einem kleinen englischen
Schwanzlein als Anhang nach Dieppe kommen und sich dort neun Stunden, man kann nur sagen,
muhselig zu halten vermogen, um dann endgultig vernichtet zu werden — dann ist das ein „ermuti-
gendes, staunenswertes Zeichen der unerschopflichen sieghaften Kraft, die dem britischen Imperium
zu eigen ist".
Was sind schon dagegen unsere Luftwaffe, unsere Infanterie, was ist unsere Panzerwaffe? Was ist
dagegen die Leistung unserer Pioniere, unserer Eisenbahnbautruppen, was sind unsere gigantischen
Verkehrseinrichtungen, die in wenigen, man kann sagen, Monaten einen halben Kontinent erschlieBen
und neu aufbauen? Das alles ist nichts! Und unsere Unterseeboote sind natiirlich auch nichts!
Schon im Jahre 1939 waren sie nichts, denn damals bereits trat Churchill auf und sagte: „Ich kann die
erfreuliche Mitteilung machen, daB die Unterseebootgefahr als endgultig beseitigt anzusehen ist." Nein
— einen Augenblick — das war wohl nicht Churchill, sondern Duff Cooper; einer dieser Schwadro-
neure ist immer groBer als der andere, aber man verwechselt sie ununterbrochen. Schon damals hatten
sie mehr Unterseeboote vernichtet, als wir uberhaupt gehabt haben! DaB wir sie aus dem Balkan ge-
worfen haben, daB wir Griechenland eroberten, daB wir Kreta besetzten, daB wir sie in Nordafrika
zuruckgetrieben haben — das alles ist wie gesagt nichts. Aber wenn irgendwo auch nur ein paar Mann
landen, um einen einsamen Vorposten von uns zu uberrumpeln — das sind dann Taten, das sind Wer-
ke!
Wer so glaubt, der wird unseren Glauben nie verstehen! Wenn aber die Englander nun ernstlich an das
glauben, was sie zu glauben vorgeben, dann kann man nur um ihren Verstand besorgt sein.
AuBer diesen „Taten" haben sie natiirlich auch noch Wechsel fur die Zukunft. Sie sagen: „Die zweite
Front wird kommen! Sie ist bereits im Anmarsch! Ihr Deutschen paBt auf! Macht kehrt!" Wir haben
nun nicht aufgepaBt und nicht kehrtgemacht, sondern wir sind ruhig weitermarschiert. Damit will ich
nicht sagen, daB wir uns nicht auf eine zweite Front vorbereiten. Wenn Herr Churchill jetzt sagt: „Wir
wollen es den Deutschen jetzt uberlassen, in ihrer Angst dariiber nachzugriibeln, wo und wann wir sie
80 eroffnen" — so kann ich nur sagen: Herr Churchill, Angst haben Sie mir noch nie eingejagt!
Aber daB wir nachgrubeln mlissen, da haben Sie recht, denn wenn ich einen Gegner von Format hatte,
dann konnte ich mir ungefahr ausrechnen, wo er angreift. Wenn man aber militarische Kindskopfe vor
sich hat, da kann man natiirlich nicht wissen, wo sie angreifen, es kann ja auch das verriickteste Unter-
nehmen sein. Und das ist das einzig Unangenehme, daB man bei diesen Geisteskranken oder standig
Betrunkenen nie weiB, was sie anstellen werden.
Ob Herr Churchill nun den ersten Platz, an dem er die zweite Front starten wollte, geschickt und mili-
tarisch klug ausgewahlt hat oder nicht — dariiber sind sogar in England — und das will immerhin
allerhand heiBen — die Meinungen geteilt, ich kann ihm jedenfalls versichern: Ganz gleich, wo er sich
den nachsten Platz aussucht, er kann uberall von Gliick reden, wenn er neun Stunden an Land bleibt!
In meinen Augen haben wir im Jahre 1942 die schicksalhafteste Priifung unseres Volkes hinter uns. Es
war dies der Winter 1941/4 2. Ich darf wohl sagen, daB in diesem Winter das deutsche Volk und in-
sonderheit seine Wehrmacht von der Vorsehung gewogen worden sind. Schlimmeres kann und wird
nicht mehr kommen. DaB wir diesen Winter besiegt haben, daB die deutschen Fronten standen und daB
wir in diesem Fruhsommer wieder antreten konnten, das, glaube ich, hat bewiesen, daB die Vorsehung
mit dem deutschen Volk zufrieden war. Es war eine sehr schwere und sehr harte Priifung, das wissen
Sie alle, und trotzdem haben wir diese schwerste Zeit nicht nur uberstanden, sondern es fertig ge-
bracht, in aller Ruhe die Angriffsdivisionen, die Motor- und Panzerverbande, die bestimmt waren, die
weitere Offensive einzuleiten, zu ordnen und neu aufzustellen. Und auch diese Offensive verlauft an-
ders, als sich das vielleicht unsere Gegner gedacht hatten. Es ist aber ja auch nicht notwendig, daB wir
ausgerechnet nach ihrem Rezept verfahren, denn bisher sind gerade diese Rezepte wenig erfolgreich
gewesen.
Ich glaube, wir konnen, wenn wir zuriickblicken, mit den hinter uns liegenden drei Jahren zufrieden
sein. Es war immer eine sehr niichterne Zielsetzung, sehr wagemutig dort, wo sie wagemutig sein
muBte, uberlegt dort, wo sie uberlegt sein konnte, oft bedachtig dort, wo wir Zeit hatten, vorsichtig
dort, wo wir glaubten, unter alien Umstanden vorsichtig sein zu mtissen. Aber wir sind auch sehr ktihn
gewesen dort, wo Kiihnheit allein helfen konnte.
Fur dieses Jahr haben wir uns ein sehr einfaches Programm zurechtgelegt:
81 Erstens: Unter alien Umstanden das zu halten, was gehalten werden muB, d. h. den anderen anlaufen
zu lassen, solange er anlaufen will, dort, wo wir selber nicht vorzugehen beabsichtigen, und eisern zu
halten und abzuwarten, wer nun am ehesten hier ermudet.
Zweitens: Unbedingt dort anzugreifen, wo der Angriff unter alien Umstanden notwendig ist. Das Ziel
ist dabei ein ganz klares: Vernichtung des rechten Armes dieser internationalen Verschworung von
Kapitalismus, Plutokratie und Bolschewismus, der die groBte Gefahr ist, die jemals tiber unserem
deutschen Volke geschwebt hat und gegen die wir seit einem Jahr antreten muBten. Hier haben wir uns
einige Ziele gesetzt. Ich darf sie ganz kurz und schlagwortartig erwahnen, um Ihnen zum BewuBtsein
zu bringen, was in diesen wenigen Monaten geleistet wurde:
Das erste Ziel war die Sicherung unserer dominierenden Stellung am Schwarzen Meer und die endgiil-
tige Bereinigung der Halbinsel Krim. Zwei Schlachten, die Schlacht von K e r t s c h und die Schlacht
um Sewastopol, haben diesem Zweck gedient. Wenn unsere Gegner — das darf ich schon sagen — in
diesen drei Kriegsjahren nur einen einzigen solchen Erfolg erzielt hatten, so konnte man mit ihnen
sicher iiberhaupt nicht mehr reden, weil sie dann nicht mehr auf der Erde, sondern nur noch in den
Wolken schweben wiirden, aufgeblaht vor lauter Einbildung.
Nachdem wir also das in Ordnung gebracht hatten, schien es uns notwendig zu sein, eine Beule, die
am W o 1 c h o w entstanden war, zu beseitigen. Sie wurde abgeschnurt und der Gegner vernichtet
bzw. gefangengenommen.
Dann kam die nachste Aufgabe: Vorbereitung des Durchbruchs zum Don. Unterdessen hatte der Geg-
ner seinerseits eine groBe offensive Zielsetzung gewahlt, namlich von Charkow aus zum Ufer des
Dnjepr durchzubrechen, um unsere ganze siidliche Front damit zum Einsturz zu bringen. Sie werden
sich vielleicht noch erinnern, mit welcher Begeisterung unsere Feinde damals diese Operationen ver-
folgten. Sie endeten in drei Schlachten mit der volligen Vernichtung von mehr als 75 Divisionen unse-
res sowjetischen Gegners.
Daraufhin erfolgte nun unser Antreten zur eigenen groBen Offensive. Das Ziel war:
Erstens dem Gegner die letzten groBen Weizengebiete wegzunehmen,
zweitens ihm den letzten Rest der Kohle zu entziehen, die verkokt werden kann,
drittens an seine Olquellen heranzurticken, sie zu nehmen bzw. sie ihm zum mindesten abzusperren.
Der Angriff sollte dann
82 viertens weitergefuhrt werden bis zur Abschneidung seiner letzten und groBten Verkehrsader, der
Wolga. Hier wurde nun als Ziel die Gegend gesetzt, die zwischen dem Knie des Don und der Wolga
selbst liegt, und als Ort Stalingrad bestimmt — nicht etwa, weil dieser Ort den Namen Stalins tragt —
das ist gleichgultig — , sondern ausschlieBlich, weil das ein strategisch wichtiger Platz ist und weil wir
uns im klaren dariiber waren, daB mit der Ausschaltung des Dnjepr, des Don und der Wolga als Ver-
kehrsstrange fur SowjetruBland dann das gleiche oder Schlimmeres eintritt, als fur Deutschland eintre-
ten wiirde, wenn wir den Rhein, die Elbe, die Oder oder die Donau verloren.
Denn allein auf diesem Riesenstrom der Wolga werden in sechs Monaten etwa 30 Millionen Tonnen
Gtiter befordert. Das ist ebensoviel wie in einem ganzen Jahre auf dem Rhein. Das ist nun abgeschnit-
ten, und zwar schon seit langerer Zeit. Jetzt ist es insbesondere die Inbesitznahme von Stalingrad
selbst — die abgeschlossen werden wird — , wodurch dieser Riegel vertieft und verstarkt wird. Und
Sie konnen der Uberzeugung sein, daB uns kein Mensch von dieser S telle mehr wegbringen wird.
Was nun die weiteren Absichten betrifft, so werden Sie verstehen, daB ich dariiber nicht rede, weil es
sich dabei um Ziele handelt, die zur Zeit verfolgt werden. Dariiber spricht statt meiner dann Mr. Chur-
chill. Aber es wird der Augenblick kommen, in dem die deutsche Nation auch voile Klarheit tiber die-
se weiteren Ziele erhalten haben wird.
Ich darf Ihnen aber nun sechstens sagen, daB wir uns als weitere Aufgabe natiirlich die Organisation
dieses gigantischen Riesenraumes stellten, den wir nun besetzten. Es lag uns ja nicht nur daran, sound-
so viele tausende Kilometer zu marschieren, sondern diesen Riesenraum der Ernahrung unseres Vol-
kes, der Sicherung unserer Rohstoffe, im weiteren Sinne der Erhaltung ganz Europas dienstbar zu
machen.
Zu dem Zweck muBte zunachst der Verkehr in Ordnung gebracht werden. Auch die Englander haben
auf diesem Gebiet Leistungen vollbracht und zum Beispiel eine Bahn von Agypten bis Tobruk gebaut,
die uns jetzt auBerordentlich zugute kommt. Aber wenn sie auch damit ziemlich rechtzeitig fertig ge-
worden sind — was bedeutet das schon gegenliber den Bahnen, die wir bauen mlissen, und zwar nicht,
damit sie dann die Russen benutzen, sondern wir selbst!
Es sind zehntausende und aber zehntausende Kilometer Eisenbahnlinien, die wir nun wieder instand-
setzen bzw. langst instandgesetzt haben, dank dem FleiB und der Tuchtigkeit und der Hingabe vieler
Zehntausender deutscher Soldaten, Eisenbahnpioniere, Manner der Organisation Todt und anderer
83 Organisationen, z. B. des Reichsarbeitsdienstes usw. Dieses riesige Verkehrsnetz, das heute bereits
zum groBten Teil auf deutschen Spuren weiterlauft, war vollstandig zerstort. Es sind nicht Hunderte,
es sind Tausende von Briicken, die neu gebaut, Sprengstellen, die beseitigt, Ubergange, die neu ge-
schaffen werden muBten. Das alles ist in wenigen Monaten geschehen bzw. wird in wenigen Wochen
zum AbschluB gebracht sein.
Nun, meine Parteigenossen, werden Sie auch eines verstehen: Wenn es Leute auf der Seite unserer
Gegner gibt, die sagen: „Warum halten sie plotzlich?" — dann kann ich darauf antworten: Weil wir
vorsichtig sind. Weil wir nicht erst, sagen wir, nach Bengasi vorlaufen, um wieder zuriicklaufen zu
miissen, sondern weil wir so lange irgendwo halten, bis wir mit unserem Nachschub ganz in Ordnung
sind.
Das konnen naturlich Leute, die militarisch ungeschult sind, nicht kapieren. Darum haben sie aber
auch keine Erfolge. Alle Menschen jedoch, die nur tiber einige militarische Kenntnisse verfugen, wer-
den zugeben, daB das, was wir rein raummaBig in wenigen Monaten bezwangen, uberhaupt einzigartig
in der Weltgeschichte ist.
Ich sage das aber auch deshalb, weil es vielleicht selbst bei uns irgendwo einen alten reaktionaren
SpieBer geben kann, der sagt: „Ja, was ist denn das, da stehen sie doch jetzt schon seit acht Tagen." Ja,
mein lieber SpieBer, du gehst uns ab. Du muBtest vorgehen, um einmal den Verkehr in Ordnung zu
bringen. Das deutsche Volk, das weiB ich, hat bisher in der Gesamtheit das unbandige Vertrauen zu
seiner militarischen Fuhrung und zur Leistung seiner Soldaten, daB es genau weiB, daB ohne Grund nie
angehalten wird. Wir bringen diesen Verkehr aber nicht nur auf der Bahn in Ordnung, sondern wir
mlissen StraBen bauen; denn das „gesegnete Land der Proletarier und Bauern" hat leider keine StraBen,
sondern nur Fragmente von StraBen. Die ersten wirklich gewaltigen StraBen werden durch unsere Or-
ganisation dort jetzt erstellt. In manchen Gebieten miissen Wege durch Sumpfgebiete angelegt werden,
die man friiher glaubte, uberhaupt nicht passieren zu konnen.
Wenn man nun sagt: „Der Russe kommt doch durch" — , ja, das ist eine Art Sumpfmensch und kein
Europaer, das mlissen wir zugeben. Es ist fur uns eben etwas schwieriger, in diesem Sumpf vorwarts
zu kommen, als fur dieses in Morast geborene Volk.
Wir organisieren dahinter aber auch die Landwirtschaft. Das Gebiet soil ja erschlossen werden, und
das ist nicht so einfach, denn es handelt sich ja nicht nur darum, daB gesat und geerntet wird, sondern
daB auch der Nutzen in Erscheinung tritt, d. h. daB diese Produkte liber endlose Entfernungen zur
84 Bahn gebracht werden, damit sie verladen werden konnen. Endlich mlissen wir einen Teil der
Wirtschaft uberhaupt umstellen; Tausende von Traktoren, die beschadigt oder beseitigt sind, mlissen
ersetzt oder verbessert oder durch andere Mittel ersetzt werden. Und ich darf Ihnen nur sagen: was hier
geleistet worden ist, ist geradezu ungeheuerlich.
Wahrend vorn die Front kampft, arbeiten die gleichen Soldaten wenige Kilometer dahinter bereits mit
Sichel und Sense, bebauen sie wieder die Felder, und hinter ihnen kommen schon die Einsatzstabe
unserer landwirtschaftlichen Organisationen.
Und wenn so ein Schafskopf, ich kann nicht anders sagen, wie meinetwegen Duff Gooper, Eden oder
ein anderer dieser Kerle sagt: „Ja, das war der groBe Fehler, daB die Deutschen bis in die Ukraine oder
in das Kubangebiet vorgeriickt sind" — das werden sie schon noch sehen, ob das ein Fehler war, daB
wir in diese Weizengebiete gegangen sind!
Die ersten, wenn auch nur bescheidenen Ergebnisse dieses Handelns konnten wir zu unserem Gllick ja
dem deutschen Volk schon zuganglich machen, aber seien Sie uberzeugt, daB wir erst am Beginn sind.
Das ganze vergangene Jahr war ein Kampfjahr, ein grauenhafter Winter folgte darauf, und jetzt kamp-
fen wir wieder — aber schon im kommenden Jahr wird dieses Gebiet ganz anders organisiert sein. Sie
konnen sich darauf verlassen, das verstehen wir, so etwas in Ordnung zu bringen.
Und endlich kommt dahinter die Organisation der allgemeinen Wirtschaft. Denn es muB ja die ganze
Wirtschaft in Betrieb genommen werden. Tausende von Unternehmen, Fabriken, Mlihlen usw. mlissen
wieder in Gang kommen, denn zunachst ist alles zerstort.
Dahinter aber steht der Bergbau. Auch er muB erschlossen werden, und dazu gehort elektrischer
Strom. Ich kann immer wieder nur eines sagen: Wenn Sie sehen wiirden, wie dort gearbeitet und was
dort geschaffen wird, wie wir terminmaBig genau wissen, an diesem Tage wird dieses Werk fertig und
in dem Monat kommt der Strom dazu und bis zu dem Termin werden soviel Tonnen Kohle herausge-
bracht usw. — wir brauchen keine Kohle mehr von Deutschland nach dem Osten zu bringen, sondern
wir werden uns dort sogar eigene Industriebasen aufbauen — , dann wtirden Sie verstehen, daB auch in
einer Zeit, in der scheinbar nichts geschieht, trotzdem Ungeheures geschaffen wird.
Und dazu kommt nun die Erlosung der Bevolkerung von dem Druck einer bolschewistischen Macht,
die seelisch auch heute noch Millionen Menschen dort in einer Verzagtheit und, man darf wohl sagen,
85 in einer Furcht halt, von der man sich in Deutschland und anderen Landern kaum eine Vorstellung
machen kann. Es ist die Angst vor dem Kommissar, es ist die Angst vor der GPU, die Angst vor dem
ganzen Regime, das die Millionen Menschen noch immer erfullt. Das alles muB allmahlich behoben
werden und wird behoben. Es gibt dort schon heute groBe Gebiete, in denen die ganze Bevolkerung
bereits zu Millionen mit uns arbeitet, und es gibt andere Gebiete, in denen sie bereits in unseren Rei-
hen und an unserer Seite kampft.
Die Ergebnisse dieser ganzen Riesentatigkeit, die ich nur mit ein paar kurzen Satzen Ihnen aufzeigen
konnte, sind ungeheuere. Wahrend wir im Norden Europas, im Westen und an alien anderen Fronten
in Abwehr stehen, erfullen wir damit eine der gewaltigsten Voraussetzungen fur die Organisation Eu-
ropas im Kriege und fur den Sieg.
Sie wissen ja, daB unsere Gegner fortgesetzt nur „Wunder" vollbringen. Es gibt keinen Tank, den sie
bauen, der naturlich nicht „der beste der Welt" ist. Kein Flugzeug, von dem sie nicht das gleiche be-
haupten. Wenn sie eine Kanone bauen, eine ganz simple Kanone, so ist es uberhaupt die Kanone, die
staunenswerteste Kanone der Welt. Sie machen ein neues Maschinengewehr oder eine neue Maschi-
nenpistole. Es ist naturlich, daB auch diese Pistole die allerbeste ist. Sie sagen, die neue Steen-Pistole,
das ist uberhaupt die Erfindung der Welt. Wenn man sich dann dieses Gelumpe ansieht, kann man nur
sagen, wir wtirden das keinem deutschen Soldaten in die Hand drucken.
Sie sind in allem uns weitaus uberlegen. Sie sind uberlegen in ihren unvergleichlichen Generalen, sie
sind uns uberlegen in der Tapferkeit ihrer einzelnen Soldaten. Jeder Englander wiirde es ohne weiteres
mit drei Deutschen aufnehmen. Aber die groBen Helden dieses Krieges, die werden in der Geschichte
auf unserer Seite gebucht werden!
Und die Geschichte wird dabei nur der Gerechtigkeit und der Wahrheit die Ehre geben.
Dazu kommt aber nun auf unserer Seite der weitere Ausbau unserer Bundnisse, die Zusammenarbeit
mit unseren Verbundeten, an der Spitze mit unserem altesten Verbundeten, Italien. Wir kampfen nicht
nur an einer Front gemeinsam, sondern bereits an einer ganzen Reihe von Fronten. Und das ist gut so,
denn es zeigt, daB alle die Hoffnungen unserer Gegner, die glauben, diesen Bund losen zu konnen, ein
Wahnsinn sind. Wir wissen beide ganz genau, was unseren Landern geschehen wiirde, wir erfahren es
ja aus den verriickten und blodsinnigen Zielsetzungen unserer Gegner, was das Schicksal des deut-
schen und italienischen Volkes ware, ja, was das Schicksal ganz Europas sein wiirde, wenn diese an-
dere Welt jemals einen Sieg erfechten konnte.
86 Wenn sie heute sagen:, „Ja, naturlich, wir tibernehmen dann den Schutz Europas vor dem Bolsche-
wismus, dann kann ich nur zur Antwort geben: England mag aufpassen, daB es sich selbst vor dem
Bolschewismus zu schlitzen vermag! Wir brauchen seinen Schutz nicht. Wir sind mit dem Bolsche-
wismus im Innern fertig geworden, wir werden auch nach auBen mit ihm fertig ! Das haben wir bewie-
sen!
Wenn aber in einem Lande Erzbischofe heilige Messen halten und auf ihrem Altartuch auf der einen
Seite das bolschewistische und auf der anderen ihr Landeszeichen haben, dann sehe ich schwarz fur
solch ein Land. Das kennen wir besser, wohin das flihrt.
Die Englander werden es noch erleben. Vielleicht wird sie das Schicksal genau so strafen, wie es einst
das friihere Deutschland bestraft hat, als es mit diesen Leuten glaubte paktieren zu konnen.
Deutschland und Italien, genau so wie Spanien und eine ganze Reihe anderer europaischer Volker,
Ungarn, Rumanien usw., sie sind mit diesem Problem fertig geworden. Ob die andere Welt auch damit
fertig wird, das wird erst dieser Krieg noch ergeben. DaB aber diese andere Welt nicht mit uns fertig
wird, davon kann sie uberzeugt sein! Wenn wir alle unsere Verbundeten und diejenigen, die an unserer
Seite kampfen, Rumanen und Ungarn, Kroaten und Slowaken und vor allem im Norden die Finnen
und dann Spanier usw., wenn wir sie alle zusammenfassen, dann konnen wir wirklich sagen: Dies ist
heute bereits ein Kreuzzug Europas. Dazu kommen dann noch die germanischen Freiwilligen unserer
Waffen-SS und eigene Legionen einzelner europaischer Staaten. Es ist wirklich Europa, das sich hier
zusammengefunden hat, genau so wie in alten Zeiten einst gegeniiber den Hunnen- oder den Mongo-
lenstiirmen.
Und nun ist ja, seit ich das letztemal hier zu Ihnen sprach, Japan ebenfalls in diesen Krieg eingetreten.
Es hat natiirlich auch nur lauter „Niederlagen" erlitten, und die japanischen Generale sind natiirlich
uberhaupt nichts gegeniiber den unvergleichlichen Helden und beriihmten Generalen Englands oder
gar Amerikas. Mac Arthur, was ist das schon fur ein General! Was ist so ein kleiner Japaner dagegen?
Nur haben diese Japaner zwischendurch Hongkong genommen und sie haben sich Singapurs bemach-
tigt, und sie haben die Philippinen in ihren Besitz gebracht, und sie sitzen auf Neuguinea und werden
Neuguinea noch ganz erobern, und sie haben Java besetzt und Sumatra. Aber dies ist ja alles nichts
gegeniiber den unendlichen Siegen, die England und Amerika dort erkampft haben, Schlachten, See-
schlachten, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.
87 Roosevelt aber sagt: „Dazu kann ich nicht Stellung nehmen, dariiber kann ich kein Wort sagen,
uberhaupt will ich mich dariiber nicht ausdriicken oder naher auslassen." Wir kennen diese Helden nur
zu genau!
Es ist heute wirklich ein weltumspannendes Biindnis nicht nur der Habenichtse, sondern all der V61-
ker, die fur Ehre und Anstand kampfen und die entschlossen sind, mit dieser niedertrachtigsten Koali-
tion aufzuraumen, die die Welt je gesehen hat.
In diesem Zusammenhang muB ich nochmals von unseren Unterseebooten sprechen. Ihre Erfolge sind
seit 1939, unterstiitzt durch den heroischen Einsatz unserer Luftwaffenverbande, von Monat zu Monat
groBer geworden. Nun erklaren unsere Gegner: „Wir haben ungeheure Abwehrmittel, wir haben neue
Methoden, der britische und amerikanische Geist hat ganz neue Maschinen erfunden, durch die wir
diese Gefahr bandigen werden." Ich kann ihnen nur eines sagen: „Der deutsche Geist ruht auch nicht."
Wir haben zunachst mit unseren U-Booten alle friiheren Leistungen weit iibertroffen ! Und ich kann
ihnen versichern, daran wird sich auch in Zukunft nichts andern. Wir bleiben schon ununterbrochen
auf dem laufenden, davon konnen sie iiberzeugt sein. Es findet auch bei uns nicht nur ein dauernder
Weiterbau, sondern vor allem ein Neubau von W a f f e n statt. Bisher jedenfalls sind wir jedes Jahr
mit Waffen angetreten, die dem Gegner iiberlegen gewesen sind. Das wird auch in der Zukunft so
sein!
Wenn wir uns das Gesamtresultat ansehen, dann konnen wir nur feststellen, daB auch die letzten Mo-
nate dieses Jahres erfolgreiche gewesen sind. Es wird auch weiter so bleiben.
Nun allerdings hat man neben der „Zweiten Front" noch ein weiteres Mittel. Der Mann, der den Bom-
benkrieg gegen die unschuldige Zivilbevolkerung erfunden hat, erklart, daB demnachst dieser Bom-
benkrieg sich gegen Deutschland usw. noch weitaus verstarken wird. Ich mochte dazu nur eines sagen:
Im Mai 1940 hat Herr Churchill die ersten Bomber gegen die deutsche Zivilbevolkerung geschickt.
Ich habe ihn damals gewarnt, fast vier Monate lang — allerdings vergeblich. Dann haben wir zuge-
schlagen, und zwar so griindlich zugeschlagen, daB er plotzlich dann zu heulen begann und erklarte, es
sei eine Barbarei und es sei entsetzlich, und England wiirde sich dafiir rachen. Der Mann, der all das
auf seinem Gewissen hat — wenn ich von dem Generalkriegshetzer Roosevelt absehe — , der schuldig
ist an allem, der hat es dann gewagt, sich als den Unschuldigen hinzustellen. Heute fiihrt er diesen
Krieg wieder. Ich mochte eines hier aussprechen: Die Stunde wird auch dieses Mai kommen, in der
wir antworten werden !
88 Mogen dann die beiden Generalverbrecher dieses Krieges und ihre jiidischen Hintermanner nicht zu
winseln und zu flennen anfangen, wenn das Ende fur England schrecklicher sein wird als der Anfang !
Ich habe am 1. September 1939 in der damaligen Reichstagssitzung zwei Dinge ausgesprochen:
Erstens, daB, nachdem man uns diesen Krieg schon aufgezwungen hat, keine Macht der Waffen und
auch nicht die Zeit uns jemals niederzwingen werden, und zweitens, daB, wenn das Judentum einen
internationalen Weltkrieg zur Ausrottung etwa der arischen Volker Europas anzettelt, dann nicht die
arischen Volker ausgerottet werden, sondern das Judentum. Die Drahtzieher des Geisteskranken im
WeiBen Haus haben es fertiggebracht, ein Volk nach dem anderen in den Krieg zu ziehen. Doch in
dem gleichen MaBe ging iiber Volk und Volk eine antisemitische Welle hinweg, und sie wird weiter
wandern und Staat um Staat erfassen, der in diesen Krieg eintritt, jeder wird eines Tages als antisemi-
tischer Staat daraus hervorgehen. Die Juden haben einst auch in Deutschland iiber meine Prophezeiun-
gen gelacht. Ich weiB nicht, ob sie auch heute noch lachen oder ob ihnen nicht das Lachen bereits ver-
gangen ist. Ich kann aber auch jetzt nur versichern: es wird ihnen das Lachen iiberall vergehen. Und
ich werde auch mit diesen Prophezeiungen Recht behalten.
Die weltgeschichtlichen Erfolge der letzten Monate sind so gewaltige, daB es nun wohl notwendig ist,
derer zu gedenken, denen wir all diese Erfolge verdanken. Denn Sie lesen in den Zeitungen von gro-
Ben Siegen, von groBen Umfassungsschlachten — Sie lesen aber auch wochenlang nichts anderes als:
„Die Operationen schreiten fort" oder: „Die Operationen schreiten glinstig fort" oder: „An den und den
Fronten herrscht Ruhe" oder: „An anderen Fronten sind Angriffe abgewiesen."
Meine Volksgenossen! Was sich unter diesen einfachen Worten des Berichtes der Obersten Wehr-
machtfiihrung verbirgt, das ahnen Sie gar nicht. Der Wehrmachtbericht muB schlicht bleiben. Wir
mtissen dabei versuchen, ein Gleichgewicht zu finden, um den wirklichen Tatsachen je nach ihrer
Bedeutung fur das Gesamte gerecht zu werden. Aber das heiBt nun nicht, daB etwa der Kampf dort, wo
er, gemessen an dem groBen Geschehen, klein erscheint, fur den einzelnen deutschen Soldaten leichter
ist als dort, wo es sich um ganz groBe Entscheidungen handelt. Es ist immer der Mensch mit seinem
Leben, der hier einzutreten hat.
Es sind oft Hunderttausende von braven Soldaten aller Waffen, der Infanterie, des Heeres, der Pionie-
re, der Artillerie, Verbande der Waffen-SS, Verbande der Luftwaffe oder zur See unsere Kriegsschiffe
89 liber und unter Wasser — sie alle miissen in so einer Lage oft tagelang ihr Leben einsetzen und lesen
dann nichts weiter als: „Abwehrkampfe" oder: „Einbrtiche des Gegners abgeriegelt" oder: „Eingebro-
chener Gegner vernichtet" oder: „Ein Durchbruch erzielt", „Vormarsch auf dem und dem Gebiet",
„Bezwingung dieses oder jenes Passes", „Einnahme von der und der Stadt". Sie, meine Volksgenos-
sen, ahnen nicht, was sich darunter fur menschliches Heldentum, aber auch fiir menschliche Schmer-
zen und fiir Leiden und wir konnen sagen oft natiirlich auch an Angst verbirgt, an Todesangst bei all
denen, die besonders zum erstenmal vor die Gottesprobe dieses hochsten Gerichtes gestellt werden.
Das alles liest sich einfach und ist doch unendlich schwer.
Es ist ahnlich wie im ersten Weltkrieg. Auch dort kamen viele Soldaten nach Hause und wurden ge-
fragt: „Wie ist es nun eigentlich?" Da muBten sie erkennen, daB man das uberhaupt einem, der es nicht
erlebt hat, nicht klarmachen kann. Wer das nicht einmal selbst mitgemacht hat, der weiB das nicht, der
versteht es auch gar nicht und man kann es ihm nicht erklaren. Und daher kommt es, daB manche dann
uberhaupt schweigen und gar nichts sagen, weil sie die Empfindung besitzen: das kann man doch nicht
so schildern, wie es wirklich ist, und vor allem kann man das nicht bei einem so barbarischen Gegner,
wie bei dem im Osten, einem Gegner, von dem man weiB, daB er sich nicht aus Menschen, sondern
tatsachlich aus Bestien rekrutiert.
Es liegen ein unendliches Leid, eine unendliche Hingabe, unendliche Tatkraft hinter all diesen trocke-
nen Darstellungen. Wenn Sie so lesen, daB einer das Ritterkreuz bekommen hat, so ist das eine ganz
kurze Schilderung, die in der ortlichen Presse gegeben wird. Was aber diese Schilderung an Leistun-
gen im einzelnen umfaBt, das wird der groBen Masse unseres Volkes gar nicht bewuBt werden konnen.
Es ist unmoglich, daB der einzelne genau weiB, was es heiBt, wenn ein Flieger 30, 40, 50 Abschlisse
zahlt oder wenn er gar 80 oder 100 Abschlisse erzielt. Das, sind nicht 100 Kampfe, sondern dafiir setzt
er oft tausendmal sein Leben ein. Und wenn er endlich gar auf 150, 180 oder 200 Abschlisse empor-
steigt, dann ist das aber auch noch nicht dagewesen. Selbst im vergangenen Kriege nicht. Oder wenn
U-Boot-Kommandanten immer wieder angreifen, wenn Kommandanten von kleinen Schnellbooten
immer wieder ihre Aufgabe erledigen, Mine nraumeinhei ten ihre Befehle durchflihren, im ununterbro-
chenen Einsatz, den man im Wehrmachtbericht nur in einem einzigen Satz erwahnen kann — eine
fortgesetzte Lebenshingabe wahrend vieler Wochen und Monate gegenliber einer Zeile, die dann ge-
druckt in der Zeitung steht! Wenn wir uns das vor Augen halten, dann miissen wir erkennen, daB bei
allem, was die Heimat auch tut, sie ihren Soldaten uberhaupt nicht genug danken kann.
90 Und das gilt nicht nur fur unsere Soldaten, sondern das gilt auch fur alle Soldaten der mit uns
verbundeten Nationen, die an unserer Seite kampfen. Es ist dabei noch etwas zu erwahnen, namlich,
daB die deutsche Wehrmacht in ihrem Einsatz nicht so handelt wie etwa die Englander, daB wir die
anderen nicht immer dorthin schicken, wo es besonders gefahrlich ist, sondern daB wir es als unsere
selbstverstandliche Pflicht, daB wir es als unsere Ehre ansehen, redlich unsere Blutlast und reichlich
gemessen selbst zu tragen. Wir haben keine Kanadier oder Australier, die fiir uns die Kastanien aus
dem Feuer holen miissen, sondern wir kampfen mit unseren Verbundeten, alles treue, absolut ehren-
hafte Bundesgenossen.
Wir halten das aber auch fur notwendig. Denn nur aus diesem vielleicht schwersten Kampfe unserer
Geschichte wird am Ende das hervorgehen, was uns Nationalsozialisten, die wir aus dem ersten Welt-
krieg gekommen sind, immer vorschwebte: das groBe Reich einer in Leid und Freud verbundenen
engen Volksgemeinschaft. Denn eine groBe, lichte Seite zeigt dieser Krieg ja doch: namlich die groBe
Kameradschaft. Was unsere Partei im Frieden immer anstrebte, die Volksgemeinschaft zu bilden aus
dem Erlebnis des ersten Weltkriegs heraus, das wird nun gefestigt. Alle deutschen Stamme tragen
ihren Anteil. Die Griindung des GroBdeutschen Reiches ware sonst nur ein staatsrechtlicher Akt gewe-
sen. So ist es eine mit dem Blute aller unterzeichnete ewige Urkunde, einer Urkunde, die niemand
mehr ausloschen kann, gegenuber der alles Gerede und Geschwatz von den Gegnern vollstandig wir-
kungslos sein wird; vor allem aber auch eine Urkunde, die diesem Staat nicht nur die machtmaBige
Form, sondern den inneren Gehalt gibt.
Sie werden es auch bemerken, wenn Sie die Ritterkreuz-Vorschlage lesen. Es ist der einfache Mann,
der Gefreite, der Unteroffizier neben dem Feldwebel, neben dem Leutnant, neben dem General. Oder
wenn Sie die Beforderungen unserer jungen Offiziere sehen, hier beginnt bereits der Einbruch unserer
nationalsozialistischen Volksgemeinschaft in vollem Umfange. Es gibt kein Vorrecht der Geburtsur-
kunde mehr, es gibt keine friihere Lebensstellung, es gibt keinen Kapitalbegriff, keine sogenannte
Herkunft, es gibt auch nicht eine sogenannte Bildung von frtiher, es gibt nur eine einzige Wertung: das
ist die Wertung des braven, tapferen, treuen Mannes, des entschlossenen Kampfers, des kiihnen Man-
nes, der geeignet ist, Ftihrer seines Volkes zu sein.
Es ist wirklich eine alte Welt zum Einsturz gebracht worden. Aus diesem Krieg entsteht durch Blut
91 gefestigt die Volksgemeinschaft, viel starker noch, als wir Nationalsozialisten nach dem Weltkrieg
durch unser Glaubensbekenntnis es der Nation vermitteln konnten. Und das ist vielleicht in der Zu-
kunft der groBte Segen fur unser Volk, daB wir aus diesem Kriege herausgehen werden, verbessert fur
unsere Gemeinschaft, gelautert von so vielen Vorurteilen, daB sich nach diesem Krieg erst recht erwei-
sen wird, wie richtig das Parteiprogramm unserer Bewegung war, wie richtig aber uberhaupt auch
unsere ganze nationalsozialistische Einstellung ist. Denn das ist ganz sicher: diesen Krieg uberlebt
kein btirgerlicher Staat!
Hier muB jeder friiher oder spater Farbe bekennen. Nur der, der sein Volk nicht nur staatlich, sondern
auch gesellschaftlich zu einer Einheit zu schweiBen vermag, wird aus diesem Krieg als Sieger hervor-
gehen. DaB wir Nationalsozialisten diese Grundlage schon einst legten, das verdanken wir, verdanke
ich personlich dem Erlebnis des ersten Krieges. DaB nun das GroBdeutsche Reich aber diesen zweiten
Krieg durchzukampfen hat, dem wird unsere Bewegung die Verstarkung und Vertiefung ihres Pro-
gramms fur die Zukunft verdanken konnen. Davon konnen auch alle uberzeugt sein, die vielleicht im
stillen irgendwo als letzter Restbestand einer unbelehrbaren Vergangenheit hoffen mogen, irgendwie
durch Redereien oder Norgeleien vielleicht einmal eine neue Morgenrote ihrer Klassenwelt zu erleben.
Diese Herren werden jammerlich Schiffbruch erleiden. Die Weltgeschichte wird sie beiseite schieben,
als wenn sie uberhaupt nicht dagewesen waren.
Ich habe, einst als Soldat aus dem groBen Kriege zuruckkehrend, diese Weltanschauung dem deut-
schen Volke klargelegt, die Grundlagen der Partei geschaffen. Glauben Sie, daB irgendein Deutscher
den Soldaten, die heute aus diesem Kampf siegreich zuriickkehren, ein anderes Deutschland wiirde
bieten konnen als das nationalsozialistische, im Sinne einer wirklichen Erfullung unserer Ideen einer
wahren Volksgemeinschaft? Das ist unmoglich! Und das wird in der Zukunft sicherlich vielleicht der
segensreichste Nutzen dieses Krieges sein.
Nicht nur die bloBe Raumerweiterung ist das Entscheidende, sondern das Entscheidende wird die Er-
fullung dieses Raumes mit einem geschlossenen starken Volk sein, das als wesentlichsten Grundsatz
bekennen muB: In diesem Volk hat jeder Soldat den Marschallstab im Tornister — nicht nur in der
Theorie, sondern wirklich — , nach diesem Krieg wird erst recht fur jeden einzelnen Volksgenossen
der Weg geoffnet, den ihm seine Genialitat, sein FleiB, seine Tapferkeit, seine Einsatzfahigkeit und
Einsatzbereitschaft uberhaupt zu offnen vermogen! Ich mochte es aber hier in diesem Augenblick
92 nicht versaumen, der Front gegenuber auch auf die Heimat hinzuweisen. Auch sie hat sehr Schweres
zu erdulden. Der deutsche Arbeiter rackert sich ab. Ich habe es in diesem Fruhjahr, als es sich darum
handelte, sehr schnell neue Abwehrwaffen herauszubringen, erlebt, daB in verschiedenen Betrieben die
Arbeiter nicht nur zehn und elf Stunden arbeiteten, sondern auch viele Wochen lang auf Sonntage
verzichteten, nur in dem einen Gedanken, der Front die Waffen zu geben und damit zu helfen.
Ich muB darauf hinweisen, daB uberhaupt die deutsche Arbeiterschaft Ungeheures leistet und daB sie
in Treue zum heutigen Staat, zu seiner Fuhrung und vor allem zu ihren Soldaten steht, zu ihren
Kameraden und Arbeitskollegen.
Ich muB darauf hinweisen, daB genau so auch das deutsche Landvolk seine Pflicht erfullt, daB vor
allem Millionen deutscher Frauen sich eingegliedert haben in diesen ArbeitsprozeB, daB die Bauerin
heute oft die Arbeit von zwei Mannern allein zu leisten hat. Und endlich muB ich noch darauf hinwei-
sen, daB aber auch unsere Berufe, die geistig tatig sind, sich aufopfern in ihren einzelnen Tragern, daB
Millionen und Millionen auch hier alles hingeben im Ersinnen und Arbeiten, um die Nation zu riisten
und um der Front niemals mehr das Beispiel von 1918 zu geben.
Wenn ich daher der Heimat heute sagen kann, daB sie vollkommen beruhigt sein darf, daB im Osten
und im Westen, im Norden und im Stiden die deutsche Front unserer Soldaten unerschiitterlich steht,
dann kann ich genau so der Front sagen: Deutscher Soldat, du kannst beruhigt sein, hinter dir steht
eine Heimat, die dich niemals im Stich lassen wird.
Das ist keine Phrase. Woche fur Woche, Monat um Monat werden die Guten unseres Volkes aus alien
Lebensschichten immer mehr zusammengeschweiBt zu einer unlosbaren Gemeinschaft. Und diese
Gemeinschaft wird sich besonders auch wieder erweisen bei dem groBen Hi 1 fswerk, das wir in
diesem Winter zu vollbringen haben.
Ich habe schon oft darauf hingewiesen, daB es auch moglich gewesen ware, einen anderen Weg der
Hilfeleistung zu gehen, aber wir haben das nicht getan aus der einfachen Erkenntnis, daB es wichtig
ist, den einzelnen Volksgenossen selbst mit den Aufgaben vertraut zu machen, die die Nation bewegen
und damit auch jeden einzelnen beriihren, vor allem aber die Gesegneten der Menschen mit dem Elend
der weniger Begliickten zu beschaftigen, ihnen durch die dauernde Propaganda zu zeigen, was alles
noch getan werden muB, um hier wirklich von einer Gemeinschaft im wahren Sinne des Wortes reden
zu konnen, daB es sich nicht um ein Lippenbekenntnis handelt, sondern daB jeder einzelne auch tat-
93 sachlich mit seinem ganzen Vermogen dazu beitragen muB, dieser Gemeinschaft niitzlich zu dienen,
und daB vor allem keiner ein Recht hat, sich von dieser Arbeit auszuschlieBen, am wenigsten zu einer
Zeit, in der Millionen andere die Gemeinschaft mit ihrem Blut zu verteidigen haben.
Ich richte diesen Appell an das ganze deutsche Volk im Namen aller seiner Soldaten und aller derjeni-
gen, die sich in den Rlistungsbetrieben oder auf dem Lande oder irgendwo anders aufopfern.
Ich mochte dabei aber auch nicht versaumen, in dieser Stunde Ihnen zu sagen, daB wir jeden Saboteur
dieser Gemeinschaft unbarmherzig vernichten werden. Es hat erst vor wenigen Wochen eine englische
Zeitung einmal in einer hellen Stunde sehr richtig geschrieben, daB man iiber das deutsche Winter-
hilfswerk nicht lachen solle. Vor allem sei doch eines Tatsache: wenn sich in England einer auf Ko-
sten der anderen bereichere, so erhalte er, sofern man ihn fassen konne, vielleicht ein paar Stunden
Unterricht oder schlimmstens ein paar Wochen oder ein paar Monate Gefangnis zudiktiert und lebe
dann besser, als jeder Soldat an der Front leben konne — wahrend in Deutschland jeder, der sich an
dieser Gemeinschaft versiindige, praktisch den Weg in sein Grab antrete. Diese englische Zeitung hat
recht: In einer Zeit, in der die Besten unseres Volkes an der Front eingesetzt werden miissen und dort
mit ihrem Leben einstehen, in dieser Zeit ist kein Platz fur Verbrecher und fur Taugenichtse, die die
Nation zerstoren !
Wer sich an dem bereichert, was fur unsere Soldaten bestimmt ist, der kann damit rechnen, daB er
unbarmherzig beseitigt wird! Wer sich an dem bereichert, was so viele Arme in unserem Volk an Op-
fern bringen fur unsere Soldaten, der soil nicht erwarten, daB er irgendeine Gnade findet. Es muB jeder
Deutsche wissen, daB das, was er seinen Soldaten oder der notleidenden Heimat gibt, auch wirklich
denen zugute kommt, die es verdienen und fur die es bestimmt ist.
Und vor allem, es soil sich kein Gewohnheitsverbrecher einbilden, daB er durch ein neues Verbrechen
iiber diesen Krieg hinweggerettet wird. Wir werden dafiir sorgen, daB nicht nur der Anstandige an der
Front unter Umstanden sterben kann, sondern daB der Verbrecher und Unanstandige zu Hause unter
keinen Umstanden diese Zeit iiberleben wird!
Ich mochte nicht, daB eine deutsche Frau, die vielleicht des Nachts von ihrer Arbeitsstatte nach Hause
geht, immer angsterfiillt aufpassen muB, daB ihr kein Leid geschieht von irgendeinem Taugenichts
oder Verbrecher.
Wir werden diese Verbrecher ausrotten und wir haben sie ausgerottet. Und dem verdankt es das deut-
94 sche Volk, daB heute so wenig Verbrechen mehr geschehen. Ich glaube auch damit nur im Sinne der
Erhaltung unserer Gemeinschaft zu wirken, vor allem aber im Sinne unserer Front, die das Recht hat,
zu verlangen, daB, wahrend die Soldaten drauBen ihr Leben einsetzen, ihre Familie, ihre Frauen oder
sonstigen Angehorigen zu Hause beschiitzt werden.
Ich muB in diesem Moment aber auch der Front noch etwas anderes versichern, namlich wie grenzen-
los tapfer diese deutsche Heimat aber auch ihrerseits den Krieg dort, wo er sie selbst mit der schlimm-
sten Harte trifft, hinnimmt und erduldet.
Ich kenne eine Stadt, eine friesische Stadt, die ich langst evakuieren wollte, weil sie immer wieder
angegriffen wurde. Ich wollte dann die Kinder und die Frauen dort wegnehmen, um sie in Sicherheit
zu bringen. Es war ausgeschlossen, sie kehrten immer wieder in ihre Stadt zurlick, sie waren nicht
wegzubringen, obwohl sie so schwer gelitten hat.
Es werden auch hier zahllose Heldentaten vollbracht, nicht nur von Mannern, sondern auch von Frau-
en, und nicht nur von Frauen, sondern von Knaben, die noch kaum das 15., 16., 17. Lebensjahr er-
reicht haben. Sie setzen sich mit ihrem ganzen Leben ein in der Erkenntnis, daB wir in diesem Krieg
eine einzige verschworene Gemeinschaft sind, die weiB, daB wir entweder alle diesen Krieg siegreich
libers tehen oder gemeinsam zur Ausrottung bestimmt sind!
Wenn der Soldat das nicht wiiBte, dann konnten Sie von ihm nicht erwarten, daB er sein Leben ein-
setzt. Umgekehrt aber muB die Heimat wissen, daB man sie ihrem Einsatz entsprechend bemiBt. Ich
erwarte daher, daB das neue Winterhilfswerk ein besonders starkes Dokument dieser unlosbaren Ge-
meinschaft wird, daB die Nation gerade damit vor der ganzen Welt ein Votum abgibt, daB dies etwas
anderes ist als eine verlogene Abstimmung, sondern das Votum eines Opfers, indem sie erklart:
Wir stehen hinter unseren Soldaten, so wie unsere Soldaten fur uns einstehen!
Wir stehen gemeinsam zu unserem Volk und unserer Gemeinschaft und werden unter keinen Umstan-
den jemals kapitulieren !
Unsere Gegner mogen diesen Krieg fiihren, solange sie in der Lage sind. Was wir tun konnen, um sie
zu schlagen, das werden wir tun!
DaB sie uns jemals schlagen, ist unmoglich und ausgeschlossen!
Nur das nationalsozialistische Deutschland und die mit ihm verbundeten Staaten werden als junge
Nationen, als wirkliche Volker und Volksstaaten aus diesem Krieg mit einem glorreichen Sieg hervor-
gehen!
Innenpolitik
95 Der Monat September stand im Zeichen des gewaltigen Ringens um die Festung Stalingrad und im
Zeichen des Angriffs an der Kaukasusfront. Einzelheiten nachzuzeichnen ist nicht hier der Platz; es
muB aber gesagt werden, daB das ganze Volk in tiefster Anteilnahme diese Kampfe verfolgt hat und an
den einzelnen OKW-Berichten die verschiedenen Phasen des erbitterten und zahen Ringens um Sta-
lingrad, das in diesem Kriege kein Beispiel hat, miterlebte. Die Einnahme der Stadte Terek und Wla-
dimirowski an der Kaukasusfront wurde nicht weniger als Zeugnis auBerordentlicher soldatischer Lei-
stungen verstanden; und auch was die deutschen Divisionen bei Rschew, Kaluga in wochen- und mo-
natelangen Abwehrkampfen leisteten, wurde von der Heimat voll gewurdigt.
Nicht geringer war das Interesse fur den Kampf auf den Weltmeeren. Er brachte im September die
Vernichtung eines Nordmeer-Geleitzuges, die Versenkung von starken Sicherungsstreitkraften und
schlieBlich die Torpedierung dreier Ozeanriesen, die (wie eine Sondermeldung aus dem Hauptquartier
am 28. September berichtete) mit ihren amerikanischen Truppen und der ganzen Munition im Atlantik
versanken. Der Monat September ist der erfolgreichste der Seekriegfuhrung: 1028 000 BRT versanken
in ihm auf den Grund des Meeres, den Lowenanteil davon vernichtete die U-Bootwaffe. Das deutsche
Volk und die Welt sahen daraus, daB alle Versuche des Feindes, der U-Bootwaffe Herr zu werden,
gescheitert sind.
Eine weitere Sondermeldung des OKW verdient ihres groBen Echos wegen verzeichnet zu werden, das
ist der Bericht aus dem Fiihrerhauptquartier vom 15. September, in dem gesagt wird, daB die Briten in
der Nacht zum 14. September unter Einsatz von Luft- und Seestreitkraften den Versuch machten,
Truppen bei Tobruk zu landen. Der Feind verlor dabei zwei Kreuzer, vier Zerstorer, einige Korvetten
und zahlreiche Landungsboote sowie mehr als ein halbes Tausend Gefangene. Fiinf Stunden dauerte
dieser britische Spuk vor Tobruk.
Am 27. September jahrte sich zum zweiten Male der Tag, an dem in Berlin in der Reichskanzlei in
Anwesenheit des Flihrers der Dreimachtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan feierlich unter-
96 zeichnet wurde. In Erinnerung an dieses groBe Ereignis und an die aus ihm resultierenden ungeheuren
weltpolitischen Wandlungen, wechselte der Flihrer mit den Staatsoberhauptern der Dreierpaktmachte
und der AuBenminister des Reiches mit den Leitern der Politik der verbiindeten Machte Botschaften,
in denen die Bedeutung des Paktes unterstrichen wird. Der Reichsminister des Auswartigen hielt in
Berlin im Hotel Kaiserhof vor den versammelten Vertretern der Dreierpaktmachte und der Auslands-
presse eine Ansprache. In ihr gab er ein uberzeugendes Bild der gewaltigen Kraft der vereinigten jun-
gen Nationen.
Zu Beginn des Monats, am 1. September, veroffentlichte die deutsche Presse den Aufruf des Fuhrers
zum Kriegswinterhilfswerk des deutschen Volkes 1942/43. Zum zehnten Male insgesamt, zum vierten
Male im Kriege erging dieser Ruf zum freiwilligen Opfer. Der Flihrer appellierte mit einem nach-
driicklichen Hinweis auf die Weltweite des gegenwartigen Kampfes, auf den Vernichtungswillen des
Gegners und auf die Opfer des deutschen Soldaten an das rationale PflichtbewuBtsein jedes einzelnen
Deutschen. „Wenn in diesem gewaltigsten Ringen aller Zeiten der deutsche Soldat unter kaum vor-
stellbaren Entbehrungen im Kampfe seine schweren Opfer bringt, dann ist die Heimat gerade in die-
sem Jahre noch mehr verpflichtet, auch das Hochste an ihren Opfern zu geben. Selbst dann wird sie
nur einen Bruchteil von dem leisten, was unsere Wehrmacht zu Lande, zur See und in der Luft voll-
bringt." Am SchluB dieses Aufrufs sprach der Flihrer die Uberzeugung aus, daB aus diesem Volkerrin-
gen das Deutsche Reich als ein durch und durch nationalsozialistischer Staat in den Frieden zuriick-
kehren wird.
Auch am Ende des Monats stand ein Appell des Fuhrers an sein Volk: Am 30. September sprach der
Flihrer anlaBlich der Eroffnung des Kriegs-Winterhilfswerks im Sportpalast zu Berlin. .Reichsminister
Dr. Goebbels gab zu Beginn der Kundgebung den Rechenschaftsbericht liber das vorjahrige Kriegs-
WHW. Es erbrachte den Betrag von 1,208 Millionen Reichsmark, fast 300 Millionen Mark mehr als
im Jahre vorher. Bewundernswert sind die Spenden, die die Front auch zu diesem Sozialwerk beige-
steuert hat. Dr. Goebbels berichtete, daB ein Regiment von der Ostfront bei einer einzigen Sammlung
die Summe von 50 000 Reichsmark aufgebracht habe. Dieses Beispiel, so sagte er, spreche fur die
ganze Front. Alles in allem wurde von der Front der Betrag von 123 326 929,48 Reichsmark gespen-
det.
Die Rede des Fuhrers beschaftigte sich mit der militarischen und politischen Lage des Reiches. An den
Stellen, an denen sich der Flihrer mit den Gegnern befaBte, insbesondere mit Roosevelt und Churchill,
97 war seine Dialektik messerscharf und von atzendem Sarkasmus. Als er von dem militarischen
Programm dieses Jahres sprach, konnte er auf ungeheure Leistungen der deutschen Wehrmacht an
alien Fronten hinweisen. Mit groBer Befriedigung nahm auch das deutsche Volk die Darstellung all
jener Leistungen entgegen, die in der Organisation des besetzten Ostraumes vollbracht wurden. Was
der Flihrer liber die Antwort an Englands irrsinnigen Bombenkrieg gegen die deutsche Zivilbevolke-
rung sprach, das wurde mit stiirmischem Beifall und defer Genugtuung aufgenommen. Die Rede war
getragen von einem grenzenlosen Vertrauen in den Sieg, das sich griindet auf die Scharfe der deut-
schen Waffen und die unerschlitterliche Kampfesmoral der deutschen Heimat.
Am 28. September sprach der Flihrer ferner auf einem Appell im Sportpalast in Berlin zu 12 000 Offi-
zieren und kurz vor ihrer Beforderung stehenden Offiziersanwartern des Heeres, der Kriegsmarine, der
Luftwaffe und Junkern der Waffen-SS. Reichsmarschall Goring meldete dem Flihrer die zu ihren
Fronttruppenteilen zuriickkehrenden jungen Soldaten. In mitreiBenden Worten gab der Flihrer der
jungen Mannschaft einen Einblick in die groBe deutsche Geschichte, die in dem gewaltigen Schick-
salskampf unserer Tage ihre Kronung findet. Der Flihrer wies die jungen Offiziere auf die hohen
Pflichten ihres Berufes hin und schloB, indem er seinem felsenfesten Vertrauen in die iiberlegene
Kampfkraft des deutschen Soldaten Ausdruck verlieh.
Am 23. September empfing der Flihrer in seinem Hauptquartier den Staats flihrer des unabhangigen
Staates Kroatien, Dr. Ante Pawelitsch, der sich auf dem Wege zur Besichtigung der an der Ostfront
kampfenden kroatischen Truppen befand, und hatte mit dem Poglawnik eine von herzlichem und
freundschaftlichem Geiste getragene Aussprache.
Am Tage darauf empfing der Flihrer, ebenfalls in seinem Hauptquartier, den stellvertretenden rumani-
schen Ministerprasidenten Mihai Antonescu, der zu politischen Besprechungen im Feldquartier des
ReichsauBenministers weilte; auch mit ihm hatte er eine langere und herzliche Aussprache.
Am 22. September beging der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wil-
helm Keitel, die Vollendung seines 60. Lebensjahres. Die deutsche Presse wlirdigte aus diesem AnlaB
die groBartige militarische Laufbahn dieses Offiziers, der als Soldat im Freiheitskampfe unseres Vol-
kes Ungewohnliches geleistet hat und als treuer Gefolgsmann an der Seite seines Fuhrers steht.
Ein Beispiel fur den in der jungen deutschen Wehrmacht lib lichen personlichen Einsatz hoher und
hochster Offiziere ist der Heldentod des in Afrika gefallenen Ritterkreuztragers Generalmajor Georg v.
Bismarck. Er starb den Heldentod als Kommandeur einer Panzerdivision an der El-Alamein-Front,
98 nachdem er als leuchtendes Vorbild seiner Offiziere und Soldaten, sowohl im Westen wie im Osten,
gekampft hatte.
Unter den hohen Auszeichnungen, die den Tapfersten der Tapferen vom Ftihrer verliehen wurden,
seien an dieser Stelle nur die hochsten genannt, weil diese Ehrungen im Volk mit lebhaftester Anteil-
nahme verfolgt werden. Die Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und
Schwertern erhielt am 31. August Major Gollob aus AnlaB seines 150. Luftsieges als drifter Soldat der
deutschen Wehrmacht. Am 4. September erhielt die gleiche Auszeichnung Oberleutnant Marseille, der
an der Afrikafront stets im Einsatz gegen englische Gegner Unvergleichliches leistete, und dessen
Siegesreihe bis zum Ende des Monats sich um zahlreiche Erfolge vermehrte. Als funfter Soldat der
deutschen Wehrmacht erhielt das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Ei-
sernen Kreuzes nach Erringung seines 172. Luftsieges Oberleutnant Graf. Allen drei Offizieren teilte
der Fiihrer ihre Auszeichnung personlich mit, der Reichsmarschall begluckwunschte seine Fliegerka-
meraden in herzlich gehaltenen Gltickwunschschreiben.
Im Abwehrkampf gegen die Angriffe der britischen Bomber auf die Wohnstatten der deutschen Zivil-
bevolkerung errangen Nachtjager und Flakartillerie Nacht fur Nacht bedeutsame Erfolge. Der Reichs-
marschall hat daher den an der Abwehr des britischen Angriffs auf das Ruhrgebiet in der Nacht zum
17. September beteiligten Formationen, Nachtjagern und Flakartillerie der Luftwaffe, seinen Dank und
seine Anerkennung ausgesprochen. 39 britische Bombenflugzeuge sind in dieser einzigen Nacht zum
Absturz gebracht worden.
Aber auch auf dem zivilen Sektor bewiesen weite Kreise der Bevolkerung ungewohnliche Einsatzbe-
reitschaft und vorbildlichen Mut. Zu diesem Kreise gehoren nicht zuletzt die deutschen Eisenbahner.
Der Reichsverkehrsminister hat darum am 22. September, um den Einsatz seiner Gefolgschaft insge-
samt zu ehren, einer groBen Zahl Hamburger Eisenbahner bei einem Betriebsappell zahlreiche Kriegs-
verdienstkreuze mit Schwertern verliehen.
Auch die Gliederungen der Partei standen im Freiheitskampfe unseres Volkes wieder mit an erster
Stelle. Wenig nur erfahrt man allerdings von diesen Leistungen, die dem von der Partei im Frieden
schon geforderten Fuhrungs- und Leistungsprinzip entsprechen. Eine kurze Meldung vom 24. Sep-
tember beleuchtete aber schlaglichtartig diese Tatsache. Sie berichtete, daB in diesen Tagen als hun-
dertster SA-Angehoriger Hauptmann Erich Barenfanger, Sturmfuhrer einer Standarte der SA-Gruppe
Westfalen, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt. Der Ftihrer hat ferner die in der Wehrmacht
stehende SA durch folgenden ErlaB ausgezeichnet: „In Wurdigung des.
99 Einsatzes der SA im Kampf um GroBdeutschlands Zukunft verleihe ich dem Infanterieregiment 271
die Bezeichnung „Infanterieregiment Feldherrnhalle". Durch einen Armelstreifen wird dieses Re-
giment in Zukunft ausgezeichnet sein." Dazu erfuhr man, daB nicht weniger als 68% der SA-Manner
unter Waffen stehen. Sogar 90% des hoheren SA-Fuhrerkorps erfullen ihre soldatische Pflicht in den
drei Wehrmachtsteilen! Den gleichen Beweis der Opferbereitschaft gaben auch die anderen Gliede-
rungen der Partei von neuem. So wurde berichtet, daB der Reichsgeschaftsfuhrer des NS-
Lehrerbundes, Heinrich Friedmann, Trager des Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP, in den schweren
Kampfen vor Stalingrad am 24. August gefallen ist.
Mit groBer Emporung hat dagegen das deutsche Volk zur Kenntnis genommen, was die von Churchill
bezahlte Emigrantenzeitung „Vrij Nederland" kurzlich forderte und das amtliche englische Reuterburo
verbreitete: den Raub deutscher Kinder. Die Zeitung forderte nicht weniger, als daB alle deutschen
Kinder im Alter von 2 — 6 Jahren den Muttern weggenommen und fur die Dauer von 25 Jahren ins
Ausland geschickt werden muBten. Bei dieser Methode wurden die Deutschen nicht mehr von ihrer
Nationalitat besessen sein. Es wurde ein Volkergemisch entstehen, das nicht mehr als deutsch zu be-
zeichnen sei. Jede solche Meldung hat den Widerstandswillen des deutschen Volkes nur noch gestarkt
— das vergessen Churchill und seine Kreaturen vollig.
Um die Mitte des Monats fand in Wien die Griindung eines europaischen Jugendverbandes statt. Auf
Einladung des Reichsleiters Baldur v. Schirach traten in der Zeit vom 14. — 18. September in Wien die
Abordnungen der europaischen Jugend zusammen. Sie legten unter Fiihrung Deutschlands und Italiens
ein Bekenntnis zu Europa und den revolutionaren politischen Erziehungsidealen der jungen Volker ab.
In einer groBen Rede geiBelte Baldur v. Schirach die Wahnsinnsideen des Prasidenten Roosevelt, der
sich wenige Tage vorher an „die Jugend der Welt" gewendet hatte, um sie fur die verstaubten Ideale
seiner zusammenbrechenden demokratischen Ideologic zu begeistern. Baldur v. Schirach hatte es
leicht, den Prasidenten abzufertigen, indem er dem Kinderelend, der Verkommenheit und beruflichen
Verlotterung der amerikanischen Jugend die moralische, idealistisch ausgerichtete und beruflich zum
hochsten Einsatz bereite Jugend der jungen Volker gegenuberstellte.
Der neue Staatssekretar im Reichsjustizministerium Dr. Rothenberger entwickelte in der amtlichen
„Deutschen Justiz" zum ersten Male Gedanken dariiber, welche Richtlinien bei der Erfullung der vom
Fiihrer erteilten Vollmacht zum Aufbau einer nationalsozialistischen Rechtspflege maBgebend sein
100 sollen. Auch die Rechtspflege habe namlich in erster Linie in dieser Zeit der Erringung des Sieges zu
dienen. Daneben aber stehe die ebenso wichtige Arbeit der Vorbereitung fur die Zukunft. Ab morgen
mtissen, so erklarte der Staatssekretar u. a., nach dem Auftrage des Fuhrers, alle MaBnahmen vorberei-
tet werden, die zur Erreichung dieses Zieles erforderlich sind. Reiche vergehen, wenn an die S telle von
Recht und Ordnung die Willkur tritt. Fur das deutsche Empfinden gelte nicht das Trugbild eines glei-
chen Rechts fur alle, sondern der preuBische Spruch „Jedem das Seine!" Der Staatssekretar betonte
sodann die Notwendigkeit eines starken Richtertums. Es sei nicht wahr, daB ein autoritarer Staat kein
starkes Richtertum vertrage. Allerdings werde eine grundlegende nationalsozialistische Strafrechtsre-
form und ein neues Volksgesetzbuch geschaffen werden mtissen. Der Ftihrer sei auch oberster Ge-
richtsherr. Diese seine Befugnis hat er unmitteibar, ohne verwaltungsmaBige Zwischeninstanz, dem
einzelnen Richter ubertragen. Das ist der Sinn der richterlichen Weisungsfreiheit. Der Staatssekretar
kundigte sodann auch eine Ausbildungsreform an, die sich den Erfordernissen des praktischen Lebens
anzupassen hat. Er stellte eine Justizreform an Haupt und Gliedern in Aussicht, wie sie zwar seit Jahr-
hunderten diskutiert wird, bisher aber nie zustande kam. Diese Planung mtisse bei Kriegsende fertig
sein. Der neue Justizminister Dr. Thierack sprach ebenfalls zur Frage der Neuordnung des deutschen
Rechts, die ihm vom Ftihrer aufgetragen wurde. Er erklarte, daB die „Akademie fur Deutsches Recht"
der wissenschaftliche Heifer sein werde, der ihm bei der Neuordnung zur Hand gehen mtisse. Der
„NS-Rechtswahrerbund" mit seinen iiber 100 000 Mitgliedern habe sich der Aufgabe der Menschen-
fuhrung zu widmen, nicht aber Gesetzesfragen zu losen. Interessante Ausfuhrungen machte der Mini-
ster auch iiber die materielle Grundlage der Neuordnung. Es gebe in Deutschland 14 000 Richter, das
seien zu viele. Es konne ein hoher Bildungsdurchschnitt des Richterstandes erreicht werden bei mate-
rieller Besserstellung, die wiederum in ursachlichem Zusammenhang damit stehe, daB mit 4 — 5000
Richtern auszukommen sei. Dies allerdings nur dann, wenn die Uberorganisation in der Rechtspflege
beseitigt, insbesondere eine Vereinfachung im Instanzenweg durchgefuhrt werde. Dem Richter mtisse
abgenommen werden, was nicht seines Amtes sei. Richter sein heiBe Recht sprechen, nicht verwalten.
Wenn es in dem FuhrererlaB heiBe, daB „vom bestehenden Recht abgewichen werden konne", so be-
deute das nicht, daB etwa der Minister in richterliche Entscheidungen eingreifen konne. Ebenso falsch
sei die Auffassung, daB nun der Richter tun und lassen konne, was er wolle. Es handele sich bei dem
Auftrag des Fuhrers um eine Neuordnung der Rechtspflege, die noch starker als bisher mit dem Staate
verbunden werden soil. Was seit 100 Jahren vergeblich erstrebt werde, solle nun verwirklicht
101 werden: Die Schranken fallen, und ein neues groBeres Reich wird sich sein neues Recht schaffen.
Am 3. September fand vor dem Standgericht in Prag der ProzeB start gegen die Helfershelfer der Hey-
drich-Morder, gegen den Bischof der tschechisch-orthodoxen Kirche Gerazd, den Pfarrer Cikl, den
Kaplan Petrek und den Kirchenaltesten Sonnevend. Dieser ProzeB enthullte ein unvorstellbares MaB
moralischer Verkommenheit der leitenden Personlichkeiten dieser christlichen Religionsgemeinschaft.
Besonders der Bischof zeigte einen Grad von Heuchelei, die alles Erwartete in den Schatten stellte.
Auf Grund der eigenen Gestandnisse und der Zeugenaussagen verurteilte das Standgericht samtliche
vier Angeklagten zum Tode. Sie haben ihrem christlichen Bekenntnis und dem tschechoslowakischen
Volk einen schlechten Dienst erwiesen.
Am Anfang des Monats wurde in Hamburg eine Deutsch-Indische Gesellschaft gegriindet. Subhas
Chandra Bose formulierte in seiner Rede die Anspriiche des freien Indiens und gab seiner Uberzeu-
gung Ausdruck, daB der Sieg der Achsenmachte auch ein freies Indien schaffen werde.
Am 10. September begann in Weimar eine Tagung der Prasidenten der Landesarbeitsamter, der
Reichstreuhander der Arbeit und der Leiter aller deutschen Arbeitsamter. Gauleiter Sauckel, der Gene-
ralbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz, leitete diese Tagung. Unter den bedeutsamen Vortragen
verdient hervorgehoben zu werden ein Vortrag von Staatssekretar Korner, der sich eingehend mit den
Fragen des Arbeitseinsatzes beschaftigte und Zahlen nannte. Es seien heute etwa 9,7 Millionen Frauen
in Deutschland tatig, wahrend ihre Zahl im April nur 5,7 Millionen betragen habe. Auch die Zahl der
auslandischen Arbeitskrafte habe sich sehr vermehrt. Die Landwirtschaft sei jetzt, dank den Bemii-
hungen Sauckels, mit Arbeitskraften ausreichend versorgt, und in der Rtistungsindustrie sei der Man-
gel an Arbeitskraften uberwunden, womit ein entscheidender Beitrag zum Siege geliefert wurde.
Gauleiter Sauckel wiirdigte darauf die Tatigkeit der Arbeitseinsatzverwaltung. Er hob insbesondere die
Leistungen derjenigen Manner heraus, die in den besetzten sowjetischen Gebieten unter schwierigsten
Verhaltnissen die Anwerbung und den Abtransport von zivilen Arbeitskraften besorgen. Demnachst
werde fur alle in Deutschland tatigen auslandischen Arbeiter ein ArbeitspaB eingefuhrt werden, damit
man einen umfassenden Uberblick iiber diese Menschenheere schaffen konne. Jedenfalls ist im Laufe
weniger Monate ein volliger Umschwung im deutschen Arbeitseinsatz herbeigefuhrt worden, und der
Erfolg gibt den dabei angewendeten Methoden recht. Man werde sich weiterhin vor allem darum be-
mtihen, die Umsetzung von Arbeitskraften in die leistungsfahigen Betriebe fortzusetzen. Das Problem
102 der lohnpolitischen Neuordnung werde mit dem Ziele, auch die Leistung zu steigern, seiner Losung
zugefiihrt.
Auf der Weimarer Tagung wurden tibrigens auch interessante Beispiele aus der Wirtschaft angefuhrt,
die zeigten, welche Erfolge die Rationalisierung zu erzielen vermag. Eine Gesamtuberschau iiber die
Konsumgiiterindustrie zeigte, daB 90% der Friedensproduktion mit einer um 60% reduzierten Gefolg-
schaft geleistet wird. Natiirlich hat sich auch die Kriegsindustrie diese Moglichkeit zunutze gemacht.
Aus den Darlegungen des Reichsministers fur Bewaffnung und Munition, Albert Speer, ging schlieB-
lich vor allem die fortgesetzte Produktionssteigerung an Waffen und Munition hervor, die noch kei-
nesfalls ihr Endstadium erreicht hat.
In einem ErlaB des Generalbevollmachtigten fur den Arbeitseinsatz wurde weiter klargestellt, daB im
Regelfall auch ein Gefolgschaftsmitglied der privaten Wirtschaft wahrend des Krieges verpflichtet ist,
einer Abordnung zum Einsatz in den besetzten Gebieten nachzukommen. Die Zumutbarkeit ist jeden-
falls dann anzunehmen, wenn es sich um Arbeiten von staatspolitischer Bedeutung handelt und der
Gesundheitszustand und die personlichen Verhaltnisse die Abwesenheit vom Heimatort zulassen.
Der Beauftragte fiir den Vierjahresplan, Reichsmarschall Hermann Goring, hat eine Verordnung erlas-
sen, durch die die bisherigen Vorschriften iiber den Leistungslohn im Ruhrbergbau und iiber das soge-
nannte Gedinge, die besondere Form des Akkordlohnes im Bergbau, geandert und wesentlich verbes-
sert werden. Im Jahre 1939 wurde eine Regelung getroffen, wonach der Hauerlohn erhoht wurde, mit
der weiteren Moglichkeit, die Einkiinfte des Bergmannes durch eine echte Leistungssteigerung dar-
iiber hinaus zu verbessern: der Hauer erhielt fiir jede Fordermenge, die iiber die Gedingegrundlage
hinausging, einen Zuschlag von 200%. Die Neuordnung bestimmt nun, daB der Mindestschichtlohn
des Hauers 7,52 RM zu betragen hat, der Durchschnittsschichtlohn aber 9,42 RM. Das Gedinge ist als
richtig anzusehen, wenn auf der Schachtanlage ein Vierteljahr lang in 70% der Hauerschichten der
genannte Durchschnittssatz von 9,42 RM erreicht wird. Der Bergmann soil also vor Willkiir bewahrt
bleiben. Die sonstigen neuen Bestimmungen laufen im wesentlichen darauf hinaus, den Unternehmern
groBere Freiheitund Selbstverantwortung zu geben. Die Neuregelung der Lohnbedingungen schafftim
iibrigen nur Mindestsatze; Mehrleistungszuschlage sind erlaubt, und der individuellen Regelung bleibt
jede Freiheit.
Es kennzeichnet endlich den Geist der NS-Fiihrung gegeniiber alien sozialen Erfordernissen der Zeit,
daB der Gauleiter und Reichsstatthalter von Steiermark, Dr. Uiberreither, um sich ein Bild von der
103 Lage und den heutigen Lebensverhaltnissen des Bergarbeiters zu machen, acht Tage lang als Rumpel,
als Fiiller und Forderer, gearbeitet hat.
Am 14. September wurde eine Anordnung des Reichsmarschalls Hermann Goring veroffentlicht, die
wie wohl selten eine Verordnung begriiBt wurde. Sie brachte namlich eine Erhohung der Brot- und
Fleischration in verschiedenem MaBe fiir die einzelnen Altersstufen. Der Normalverbraucher erhalt
danach ab 19. Oktober 1942 wieder die gleiche Ration Brot wie vor der Kiirzung im April d. J., also
2250 Gramm pro Woche. Die Fleischration wird bei samtlichen Versorgungsberechtigten pro Kopf
und Woche um 50 Gramm, bei Lang-, Nacht-, Schwer- und Schwerstarbeitern um wochentlich 100
Gramm erhoht. Fiir die Verbesserung der Versorgungslage wurden drei Griinde angegeben. Der erste
nennt die Eroberung der fruchtbaren Ostgebiete durch den deutschen Soldaten, der zweite den auBer-
ordentlichen Einsatz des deutschen Landvolkes bei der diesjahrigen Friihjahrsbestellung und die sehr
giinstigen Wachstumsbedingungen der letzten Monate, und schlieBlich wird auf die Erhohung der
Ernteergebnisse auch in den anderen europaischen Landern hingewiesen — die zum groBen Teil auf
die beispielhafte deutsche und italienische Erzeugungsschlacht zuriickzufiihren ist. Deutschland kann
infolgedessen im Wirtschaftsjahr 1942/43 seine Getreidelieferungen an verschiedene Gebiete Europas
im Vergleich zu dem gewaltigen Umfang dieser Ausfuhren in den letzten beiden Jahren erheblich
herabsetzen. Dieser Erhohung der deutschen Lebenshaltung steht gegeniiber eine Kiirzung der Le-
bensmittelrationen in der Sowjetunion, diesem Riesenreich, dem von der Natur eigentlich ein UberfluB
an Nahrungsglitern geschenkt ist. Wenn jetzt beispielsweise nach einem Exchange-Bericht die Fleisch-
ration in der Sowjetunion fur vier Wochen auf 200 Gramm herabgesetzt ist, das Quantum an Butter,
Margarine und Rohfetten fur die gleiche Spanne ebenfalls nur 200 Gramm betragt — dann kann man
sich ein Bild von der an das Katastrophale grenzenden Lebensmittellage in der Sowjetunion machen.
Der Ftihrer hat auf Vorschlag des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe,
Reichsmarschall Goring, den General der Flakartillerie Friedrich Hirschauer, Kommandierender Gene-
ral und Befehlshaber im Luftgau XVII, unter Belassung in seinem militarischen Dienstverhaltnis, mit
Wirkung vom 1. August 1942 zum Prasidenten des Luftschutzbundes ernannt.
Der Krieg, der uberall im Reich wesentliche Veranderungen im groBen wie im kleinen brachte, hat
auch Deutschlands Polizei vollig gewandelt. Das zeigt ein Uberblick, den die im Auftrage des Reichs-
fuhrers SS herausgegebene Zeitschrift „Die Deutsche Polizei" veroffentlichte. Der Berichterstatter,
104 Leutnant der Schutzpolizei d. R. G. Doebel, betonte dabei, der Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit
habe sich so verlagert, daB eine Begriffswandlung der Polizei festzustellen sei. Heute schutzen Poli-
zeibataillone viele Hunderte von Kilometern Nachschubwege im Osten gegen Sabotage. Die Bedeu-
tung der selbstverstandlich weiter betriebenen Verfolgung eines Verbrechers ist dagegen, rein arbeits-
maBig, ein wenig zuruckgetreten in einer Zeit, da Polizeiregimenter an der Peripherie des GroBdeut-
schen Reiches gegen ganze Banden im Kampfe liegen. In den drei vergangenen Kriegsjahren erlebte
die deutsche Polizei auf der einen Seite eine Wandlung zur Truppenpolizei, die im Kampf gegen den
Feind mit der Waffe in der Hand ihren Mann zu stehen hat, auf der anderen Seite zur Luftschutzpolizei
mit besonders umfangreichen und verantwortungsvollen Aufgaben in der Heimat. Daruber hinaus
wurde unsere Polizei vielseitiger, als es je zuvor eine Polizei in der Geschichte der Volker war. Bei
Kriegsbeginn waren die „Raumungshundertschaften" der Polizei im Westen fur die zuriickflutende
deutsche Grenzbevolkerung tatig. Im Polenfeldzug lagen Polizeieinheiten zum ersten Male im Kampf
dem Gegner gegeniiber. Gelegentlich der modernen Volkerwanderung der Umsiedlung deutscher
Volksgruppen erwarben sich die Polizeibeamten Verdienste in der Volkstumsarbeit. Als das giganti-
sche Ringen im Osten begann, war die Truppenpolizei bereits eine erprobte Kampfformation, die auch
in diesem schwersten Waffengang sich durchaus bewahrte. In der Heimat hat die Luftschutzpolizei
eine besonders wichtige Stellung u. a. bei den heimtiickischen feindlichen Fliegerangriffen mit Erfolg
bezogen. Die Abteilung Luftschutz iiberfliigelte so alle anderen Polizeisparten an Umfang und Bedeu-
tung weit. Endlich erwahnt der Bericht noch weitere zusatzliche Polizeiaufgaben bei der Preisiiberwa-
chung, bei den Einberufungen, beim Meldewesen der im Reich lebenden auslandischen Arbeitskrafte
usw. Er schlieBt mit der Betonung, daB die deutsche Polizei ihr Blutopfer in der Geburtsstunde des
neuen Europas gebracht habe.
Der Leiter des Amtes fur Beamte des Gaues Berlin der NSDAP, Oberbereichsleiter Dr. Fabricius,
fiihrte ab 15. September Zusammenkiinfte der Behordenleiter aller Zweige der Berliner Beamtenschaft
durch, die dem Thema des Kriegseinsatzes der deutschen Beamtenschaft gewidmet waren. Grundle-
gende, den besonderen Zeitumstanden Rechnung tragende Ausfiihrungen hierzu machte der Reichs-
beamtenfiihrer Hauptdienstleiter Hermann Neef. Der totale Krieg stelle auch an das Beamtentum im
Gegensatz zu den Friedensjahren taglich neue Aufgaben und Anforderungen. Der Krieg habe aber
gezeigt, in welch hohem MaBe die deutsche Verwaltung in den besetzten Ost- und Westgebieten trotz
des beschrankten Personalbestandes den groBen Anforderungen gerecht wurde. Hierbei seien Ent-
105 scheidungsfreiheit und EntschluBfreudigkeit die Grundfaktoren gewesen, die oft schier unlosbaren
Aufgaben zum AbschluB zu bringen. Nur durch den aufopfernden Einsatz aller Beam ten der deutschen
Verwaltung, die zum Teil unter Verzicht auf Urlaub und Ferien oft das Mehrfache an Arbeit bewalti-
gen muBten, seien die Erfolge herangereift. Der Aufbau eines neuen Europas erfordere neue Verwal-
tungsmethoden, und er werde immer wieder neue Anforderungen stellen. Es komme vor allem darauf
an, daB der Beamte von dem Gefiihl beherrscht werde, statt Sonderrechte zu genieBen, Sonderpflichten
erfiillen zu miissen.
Die NSK meldete am 5. September: Der Ftihrer hat angeordnet, daB das bisherige Reichsamt fur
Agrarpolitik der NSDAP ab sofort die Bezeichnung „Reichsamt fur das Landvolk" fiihrt. Die Anord-
nung gilt sinngemaB auch fur die nachgeordneten Amter in den Gauen und Kreisen. Damit ist die
Grundlage zur weltanschaulichen und politischen Ausrichtung des Landvolkes durch den damit beauf-
tragten Oberbefehlsleiter Backe im Rahmen der Menschenftihrung der Partei geschaffen worden.
Der Reichserziehungsminister gab einen Ausbau des deutschen Hochschulwesens bekannt, der zum
bisherigen „Dipl.-Ing." als neue Hochschulabschltisse und akademische Grade den „Dipl.-Physiker"
und den „Dipl.-Mathematiker" einftihrt. Wie der Minister hierzu betonte, machen es die wachsenden
Anforderungen, die Staat, Wehrmacht und Wirtschaft an die Physiker und Mathematiker stellen, not-
wendig, die Ausbildung der kunftigen Vertreter dieser Fachgebiete auf eine neue Grundlage zu stellen.
Mit Wirkung vom 1. November 1942 ist daher das Studium der Physik und der Mathematik an den
deutschen Hochschulen neu geordnet worden.
Zur Entlastung der Hausfrauen werden jetzt auch hauswirtschaftliche Arbeitskrafte aus den altsowjeti-
schen Gebieten (hauswirtschaftliche Ostarbeiterinnen) eingesetzt. Die Arbeitsbedingungen ahneln
denen der Ostarbeiter. Im ubrigen ergeben sich folgende Besonderheiten: der Haushaltungsvorstand ist
verpflichtet, die Ostarbeiterin sofort nach Aufnahme in seinem Haushalt polizeilich anzumelden. Sie
ist ausschlieBlich nur fur eine Beschaftigung mit hauswirtschaftlichen Arbeiten vorgesehen. Die Ent-
lohnung richtet sich nach den vom Reichstreuhander der Arbeit herausgegebenen Satzen, die dem
Haushaltungsvorstand bei Vermittlung vom Arbeitsamt bekanntgegeben werden. Die hauswirtschaftli-
chen Ostarbeiterinnen haben keine Lohnsteuer zu zahlen, dagegen ist der Haushaltungsvorstand ostar-
beiterabgabepflichtig. Er hat 50% der Ostarbeiterabgabe zu zahlen. Die Abgabe fallt in vollem Um-
fange fort, wenn eine Ostarbeiterin von einem Haushaltungsvorstand mit mindestens drei minderjahri-
gen Kindern oder anderen minderjahrigen Angehorigen beschaftigt wird. Anspruch auf Freizeit be-
106 steht nicht. Die hauswirtschaftlichen Ostarbeiterinnen dtirfen sich grundsatzlich auBerhalb des
Haushaltes nur bewegen, um Angelegenheiten der Haushaltung zu erledigen. Bei besonders guten
Leistungen kann ihnen einmal wochentlich als Belohnung Gelegenheit gegeben werden, sich drei
Stunden ohne Beschaftigung auBerhalb des Haushaltes aufzuhalten. Der Ausgang muB bei Eintritt der
Dunkelheit, spatestens um 20 Uhr, beendigt sein. Die Arbeitskraft muB auBerhalb des Haushaltes stets
ihre Arbeitskarte als Personalausweis mit sich ftihren.
Durch eine Anordnung des Sonderbeauftragten fur die Spinnstoffwirtschaft vom 22. September ist die
Geltungsdauer der 3. Reichskleiderkarte bis zum 30. Juni 1944, also um 18 Monate, verlangert wor-
den. Urspriinglich war die Geltungsdauer auf den 31. Dezember 1942 festgesetzt. Da jedoch bekannt-
lich inzwischen die Benutzungsfrist der 2. Reichskleiderkarte bis zum 31. August 1943 verlangert
worden ist, war auch eine Verlangerung der 3. Reichskleiderkarte zu erwarten.
Nachdem Reichsmarschall Goring in einem Aufruf an das deutsche Volk aufgefordert hatte, Strom
und Gas zu sparen, hat nunmehr Reichsorganisationsleiter Dr. Ley alle Betriebsobmanner beauftragt,
in Zusammenarbeit mit den DAF-Waltern der Betriebe die Gefolgschaftsmitglieder anzuhalten, von
sich aus dem Aufruf des Reichsmarschalls nachzukommen. Diese Aktion begann auch in solchen Be-
trieben unterstiitzend, in denen sich bereits ein vom Reichsminister Speer beauftragter Energieingeni-
eur befand. In groBeren Betrieben und Behorden konnen die Betriebsobmanner geeignete DAF-Walter
mit dieser Aufgabe betrauen.
Praktische Fragen der Rheumabekampfung, der Bekampfung der Kinderlosigkeit und der Tuberkulose
standen, wie DNB am 14. September berichtete, im Mittelpunkt einer Arbeitstagung des Hauptamtes
fur Volksgesundheit der NSDAP. Die Beratungen fanden in Bad Elster start, wo besonders die Rheu-
mabekampfung auf eine erfolgreiche Tradition zuriickblicken kann. Reichsgesundheitsfuhrer Dr. Conti
erklarte daher Bad Elster zum Zentralpunkt der Rheumabekampfung.
Das von Gauleiter Lauterbacher ins Leben gerufene Gaugesundheitswerk des Gaues Sudhannover-
Braunschweig, daB das erste Gaugesundheitswerk des GroBdeutschen Reiches ist, hielt am 25. Sep-
tember in Braunschweig seine erste Arbeitstagung ab. Gauleiter Oberprasident Lauterbacher erklarte
dabei in einer Ansprache, die Gesundheit des Volkes mtisse gerade inmitten dieses Krieges besonders
gehegt und gepflegt werden. Die Zersplitterung des Gesundheitswesens sei AnlaB zu der von der Be-
volkerung gewtinschten Vereinheitlichung und Vereinfachung der gesamten Gesundheitspolitik inner-
halb des Gaues im Rahmen des neu geschaffenen Gaugesundheitswerkes gewesen. Mit besonderem
107 Nachdruck rief der Gauleiter zur Mitarbeit an diesem Werk unter Ausschaltung aller burokratischen
und formalistischen Hemmnisse und Bedenken auf. AbschlieBend gab der Gauleiter die Richtlinien fur
die praktische Arbeit.
Eine Gruppe von Volksdeutschen Lehrern aus der Ukraine, die seit langerer Zeit im Reiche mit den
Lehr- und Erziehungseinrichtungen des nationalsozialistischen Deutschlands bekanntgemacht worden
sind, wurde zum AbschluB des Lehrganges am 3. September von Reichsminister Rosenberg empfan-
gen.
Seit dem Ende des ersten Weltkrieges hatte die wissenschaftliche Forschung Schlesiens eine besonde-
re Ausrichtung nach Ost- und nach Sudosteuropa erhalten; zum Mittelpunkt dieser Forschungsarbeit
ist dabei zwangslaufig das Osteuropainstitut zu Breslau geworden, das schon seit einem Vierteljahr-
hundert als altestes und groBtes unter den ahnlichen Instituten in Deutschland die deutschen wissen-
schaftlichen Beziehungen zum gesamten Osten pflegt und fordert. In diesen Tagen rief nun das Osteu-
ropainstitut in einer den Ereignissen nicht vorgreifenden, aber doch weit in die Zukunft schauenden
Planung ein literarisches Unternehmen ins Leben, das die Aufgabe hat, als zentrales, den gesamten
osteuropaischen Raum uberschauendes Wirtschaftsorgan innerhalb des deutschen periodischen
Schrifttums eine Lticke zu fiillen. Mit seinen „Ostraumberichten" im Verlag Carl Heymann Berlin, die
vorlaufig als eine Schriftenreihe von 125 Seiten starken Banden gedacht sind und ausdriicklich als ein
Organ „fur Wirtschaftskunde und Wirtschaftspolitik Osteuropas" bezeichnet werden, liefert das Osteu-
ropainstitut in gegebener Stunde einen tatkraftigen Beweis fur die im hohen Grade vorhandene
Kriegseinsatzfahigkeit der deutschen Wissenschaft, insbesondere ihrer mit der Erforschung der ostli-
chen Raume Europas sich befassenden Faktoren.
In Krakau wurde am 22. September die erste deutsche Lehrerbildungsanstalt des Generalgouverne-
ments feierlich eroffnet, die ein wichtiges Ausstrahlungszentrum deutscher Kultur im Ostraum sein
soil. Die neue Anstalt begann ihre Arbeit mit 40 Schulern und Schulerinnen; 38 von ihnen kommen
aus den Reihen der Volksdeutschen des Generalgouvernements. Gemeinsam mit einigen neu ver-
pflichteten Fachlehrern ftihren den Unterricht die Lehrkrafte der deutschen Oberschule in Krakau, an
die sich die Lehrerbildungsanstalt eng anlehnen wird.
An Stelle eines angeblich wald- und wildreichen Polens fanden die deutschen Forstleute im Herbst
1939 ein ausgesprochenes Mangelland vor, dessen Bestande durch jahrelangen Raubbau devastiert
waren. Erst nach der Eingliederung des Distriktes Galizien, der in den Karpaten groBere Walder be-
sitzt, ist der Bewaldungssatz des Generalgouvernements mit 19% anzugeben, wahrend im Altreich ein
Drittel der gesamten Bodenflache bewaldet ist. Diese Vergleichsziffern geben aber noch kein richtiges
108 Bild; denn der Wald im friiheren Polen kann nicht mit dem des Altreichs verglichen werden. Man hat
vielmehr errechnet, daB in Deutschland der jahrliche Zuwachs je Hektar mit 4 fm zu beziffern ist,
wahrend man im Generalgouvernement zur Zeit kaum eine nachhaltige Nutzung von 2 fm je Hektar
erreichen kann. Aus diesem Grunde haben die deutschen Forstmanner einen umfangreichen Auffor-
stungsplan aufgestellt. Im Laufe von 20 Jahren sollen 1,4 Millionen Hektar Wald aufgeforstet werden.
Zu diesem Zweck werden nicht weniger als 30 000 Millionen Pflanzen benotigt. Nicht nur die Odfla-
chen, sondern auch die landwirtschaftlich nicht geniigend nutzbaren Boden werden Wald tragen. Im
allgemeinen werden die Hohen bewaldet, wahrend die Taler weitgehend der landwirtschaftlichen Pro-
duktion dienen sollen.
Es ist bekannt, daB Mussolini nach dem Tode seines Sohnes Bruno ein Buch unter dem Titel „Parlo
con Bruno — „Ich spreche mit Bruno" herausgegeben hat. In Italien kann dieses Buch nur gegen eine
Spende fur die Witwen und Waisen gefallener italienischer Flieger erworben werden. Jetzt ist nun eine
deutsche Ausgabe dieses Buches erschienen, deren Erlos nach dem Willen des Duce den Hinterbliebe-
nen gefallener deutscher Flieger zugute kommen soil. Hermann Goring gab dieser deutschen Ausgabe
des Buches ein Vorwort, in dem es heiBt: „Deutschland, das Bruno oft und gern als willkommenen
Gast begriiBen durfte, wird diesen Akt geistiger Waffenbruderschaft dankbar verstehen und wurdigen.
So moge die Stiftung Bruno Mussolini ein Vermachtnis des unsere Volker verbindenden fliegerischen
und opferbereiten Geistes werden!" Dariiber hinaus hat der Reichsmarschall die Prasidentschaft der
„Stiftung Bruno Mussolini" ubernommen. Dem Presidium der Stiftung gehoren weiter an: der italieni-
sche Botschafter in Berlin, Allied, Reichskommissar Gauleiter Terboven, Staatssekretar Korner, Ge-
neral der Flieger Bodenschatz und als geschaftsfuhrendes Prasidialmitglied Verlagsleiter Miiller-
Clemm in Essen.
In Hannover verlieh am 1. September Gauleiter und Oberprasident Lauterbacher zum ersten Male den
Hermann-Lons-Preis 1942. Trager dieses deutschen Literaturpreises sind der im Kampf um die Fi-
scherhalbinsel im Osten gefallene Carl von Bremen und der im Osten schwer verwundete Friedrich
Wilhelm Hymmen.
Im Rathaus der Stadt Villach wurde gegen Ende September der Paracelsuspreis der Stadt Villach fur
1942 erstmalig verliehen; Oberburgermeister Kraus teilte mit, daB das Kuratorium den einmutigen
BeschluB gefaBt habe, den Preis an E. G. Kolbenheyer zu verleihen.
Hans Pfitzner weilte zu Beginn des Monats in der Hauptstadt des Warthegaues. Ihm zu Ehren begann
109 die 3. Posener Musikwoche mit einem Programm, das zwischen Regers Romantischer Suite und einer
Brahms-Sinfonie des Meisters Pfitzner Violinkonzert enthielt. So sprach aus der Posener Musikwoche
ein kulturpolitisches Bekenntnis zur Kunst eines Tondichters, der mit dem deutschen Osten blutmaBig
(durch seine Mutter) und als musikalischer Herold eines Kleist, Hoffmann und Eichendorff auch
schaffensmaBig verkniipft ist. Das Programm der Woche wurde weiter harmonisch durch Veranstal-
tungen erganzt, die dem musikalischen Aufbau des Gaues dienten: richtunggebende Vortrage vom
Landeskulturwalter, ferner Arbeitstagungen der Musikerzieher, Chordirigenten und Musikbeauftragten
des Gaues. Alle diese Darbietungen wurden durch eine Veranstaltung des warthelandischen Musiker-
ziehungswerkes gekront, bei dem Gauleiter Arthur Greiser die Eroffnung mehrerer neuer Musikschu-
len vornahm.
In der Reichshauptstadt endlich wurde um die Mitte des Monats im AnschluB an eine schlichte Ge-
denkfeier zum zehnjahrigen Todestag des Professors Max Slevogt von Freunden seines Schaffens die
„Max-Slevogt-Gesellschaft" e. V. gegrtindet, die in erster Linie der Aufgabe dient, das Verstandnis fiir
das Werk dieses Meisters der Fabulierkunst mit dem Zeichenstift und der Radiernadel zu fordern. Den
gleichen Zweck verfolgen auch Ausstellungen und Veroffentlichungen von und iiber ihn, der Ausbau
eines Max-Slevogt-Archivs sowie die Erhaltung von Erinnerungsstatten, so vor allem Neukastells, der
letzten Ruhestatte des Meisters.
.-Miiliiiniijiiiiillifiilk
In den Monat September fielen mehrere Jahrestage, die AnlaB gaben, riickwarts und vorwarts zu
schauen, und an denen Kundgebungen von groBer politischer Bedeutung stattfanden. Am 3. Septem-
ber war der vierte Jahrestag der englischen und franzosischen Kriegserklarung und damit des eigentli-
chen Kriegsbeginns. Am 27. September war der zweite Jahrestag der Unterzeichnung des Dreimachte-
paktes. Der Reichsminister des AuBeren von Ribbentrop hielt bei dieser Gelegenheit eine hochbedeut-
same auBenpolitische Rede. Es erfolgten Kundgebungen aller am Dreierpakt beteiligten Staaten und
Telegrammwechsel der Staatschefs und der Regierungschefs. Am 30. September eroffnete der Fiihrer
das zehnte Winterhilfswerk des deutschen Volkes und das vierte des Krieges mit einer groBen Rede im
Sportpalast.
Die bei diesen Jahrestagen gehaltenen Reden oder dabei erfolgten Verlautbarungen und Kundgebun-
gen liefern ein klares Bild der politischen und militarischen Lage am Anfang des vierten Kriegsjahres,
wie sie sich fur die Dreierpaktmachte und die mit ihnen verbundeten Staaten darstellt und wie sie sich
aus den bisherigen politischen und militarischen Ereignissen seit Kriegsbeginn entwickelt hat.
Der vierte Jahrestag des Kriegsbeginns bietet jedenfalls Veranlassung dazu, die Ursachen und den
AnlaB des gegenwartigen Krieges zu iiberdenken und sich tiber sie erneut klar zu werden. Im Verlauf
des Krieges sind sie ja, nicht zuletzt durch die in den von den deutschen Truppen eroberten Archiven
einer Anzahl der Feindmachte gefundenen Dokumente klar hervorgetreten. Der weitere politische
Kriegsverlauf hat zur Klarung der Kriegsverantwortlichkeit ebenfalls grundlegend beigetragen. Wie so
oft in der Geschichte, sind die wahren Kriegsursachen auch diesmal andere gewesen als diejenigen,
die unsere Kriegsgegner angaben. Nicht die Vertragstreue gegenuber Polen war fiir England und
Frankreich maBgebend, um Deutschland den Krieg zu erklaren, sondern die Absicht, GroBdeutschland
nicht zu dulden und den Aufbau eines von England unabhangigen Europas zu verhindern. Der EinfluB
des Judentums bei Kriegshetze und Kriegsverursachung ist ebenfalls klar geworden, und die Kriegs-
verantwortlichkeit Roosevelts ist immer deutlicher in Erscheinung getreten. Mit der Erweiterung des
111 Krieges zu einem wirklichen Weltkrieg, die besonders durch den Kriegseintritt Japans und der
Vereinigten Staaten erfolgt ist, hat sich auch die Einsicht in das Wesen dieses Krieges erweitert und
vertieft. Wir wissen heute, daB dieser Krieg in gleicher Weise um die Lebensrechte unseres und der
mit uns verbundeten Volker wie um die aus tiefen geopolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Griinden notwendig gewordene Bildung groBer geschlossener Lebensraume und um ideologische Ge-
gensatze entscheidender Art geht. In unserem eigenen, dem europaischen Raum, sind wir uns beson-
ders bewuBt geworden, daB Europa gegen den Bolschewismus alles an geistigen und kulturellen Gii-
tern verteidigt, was die Lebensarbeit vieler Generationen in mehr als tausend Jahren in alien Landern
geschaffen hat, die westlich einer Linie liegen, die vom Agaischen Meer zur Ostsee lauft.
Diese Erkenntnis von der welthistorischen Bedeutung des Kampfes, in dem wir stehen, kann fur alle
Nachdenklichen zu einer Quelle der Kraft und der Tatbereitschaft fiir den weiteren Verlauf und den
siegreichen Ausgang dieses Kampfes werden. Indem wir den eisernen Tritt der geschichtlichen Not-
wendigkeit zu horen glauben, in der tiefen Uberzeugung, daB wir mitwirken an einer Neuformung, bei
der wir mit dem Gesetz des Werdens im Einklang sind, erfullen wir uns immer aufs neue mit kraftvol-
ler Selbstsicherheit und Zuversicht.
Die Reden, die am 27. September der ReichsauBenminister und am 30. September der Fiihrer selbst
gehalten hat, waren erfullt von diesem Geiste!
Am Vorabend des 27. September wandte sich der ReichsauBenminister mit folgender Botschaft tiber
den Rundfunk an die verbundeten Nationen:
„Vor zwei Jahren, am 27. September 1940, wurde in der Reichskanzlei zu Berlin in Anwesenheit des
Fiihrers der Dreimachtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan feierlich unterzeichnet. Heute,
am Vorabend dieses Tages, griiBe ich im Namen des deutschen Volkes und der Reichsregierung die im
Pakt mit uns verbundeten Volker und ihre Regierungen: ich griiBe das italienische Volk, das japani-
sche Volk, das ungarische Volk, das rumanische Volk, das slowakische Volk, das bulgarische Volk
und das kroatische Volk. Das Ziel, das uns bei dem, AbschluB des Dreimachtepaktes vorschwebte,
war, eine Ausdehnung des damals schon ausgebrochenen europaischen Krieges zu einem Weltkriege
zu verhindern, die Wiederherstellung des Friedens zu erleichtern und einer umfassenden gerechten
Neuordnung der Welt den Weg zu ebnen. Die Feinde der Dreierpaktmachte wollten es anders. In ih-
rem Egoismus und ihrer Habsucht bestritten sie unseren gesunden aufstrebenden Volkern ihr natiir-
lichstes Recht, das Recht auf Raum und Anteil an den Giitern dieser Erde, und ihr Verhalten konnte
112 keinen Zweifel dariiber lassen, daB die Frage des Lebensrechtes, ja der Existenz unserer Volker
schlechthin aufgeworfen war. In diesen fiir unsere Lander kritischen Zeiten hat der Dreimachtepakt
sich glanzend bewahrt. Die schon verbundeten Volker schlossen sich nunmehr noch enger zu einer
Schicksalsgemeinschaft auf Leben und Tod zusammen und traten ihren Feinden entgegen. In diesem
unabwendbar gewordenen Existenzkampf haben die Dreierpaktmachte gewaltige Siege zu Lande, zu
Wasser und in der Luft errungen und sich Machtstellungen geschaffen, die nur noch schwer angreifbar
sind. Trotzdem versucht der Feind weiter, uns die erworbenen Stellungen streitig zu machen. Harte
Kampfe werden uns daher noch bevorstehen. Im BewuBtsein ihrer gerechten Sache und mit harter
Entschlossenheit werden die Dreierpaktmachte den Feind auch weiterhin iiberall schlagen, wo er sich
zeigt, und zwar so lange, bis er eingesehen hat, daB er in ihren Lebensraumen fiir alle Zeiten nichts
mehr zu suchen hat. Dann werden die Voraussetzungen fiir die Errichtung einer gerechten Neuord-
nung geschaffen sein. Der Dreimachtepakt aber, diese starkste Machtekoalition, wird auch nach der
siegreichen Beendigung unseres Freiheitskampfes das Fundament der neuen Weltordnung bleiben und
der Garant fiir eine lange und gliickliche Friedenszeit fiir unsere Volker sein."
Die AuBenminister aller verbundeten Staaten erlieBen ahnliche Botschaften. Durch den Austausch von
Gliickwunschtelegrammen zwischen den verbundeten Staatsoberhauptern, Regierungschefs und Au-
Benministern wurde die politisch-militarische Einheit und Starke des Dreierpaktes vielfaltig unterstri-
chen. Wahrend die fiir Europa in erster Linie maBgebenden Gedankengange in der Botschaft des
ReichsauBenministers und in seiner Rede zum Ausdruck kamen, beleuchteten die Ausfiihrungen der
japanischen Politiker die weltpolitische Bedeutung des Dreierpaktes unter groBasiatischen und fernost-
lichen Gesichtspunkten. Sie seien deshalb neben denen des Reichsministers des AuBern teilweise zi-
tiert.
Der japanische AuBenminister Tani gab folgende Botschaft bekannt:
„Wenn ich jetzt am Vorabend des zweiten Jahrestages des Abschlusses des Dreimachtepaktes auf die
Veranderung der Weltlage dieser zwei Jahre zuriickblicke, kommen und gehen mir viele Gedanken.
Nun stehen die drei Machte Japan, Deutschland und Italien in Ostasien und Europa zusammen mit den
ihnen verbundeten Volkern in einem in der Weltgeschichte einzig dastehenden gewaltigen Ringen
gegen England, Amerika und deren Anhanger. Die drei Machte beabsichtigten urspriinglich bei Ab-
schluB des Paktes, damit die Wirren in Europa und Ostasien einzuschranken und der Ausweitung des
Krieges vorzubeugen. Die anglo-amerikanischen Politiker mit ihren unverschamten und anmaBenden
113 Forderungen wollten diese Absicht der drei Machte nicht verstehen. Sie haben zusammen mit ihren
Anhangern den Krieg gegen Japan, Deutschland und Italien herausgefordert. Dadurch sind Wirrsale
im Osten und im Westen zum Weltkrieg geworden. Es besteht kein Zweifel, daB die Verantwortung
dafiir die anglo-amerikanische Seite tragt. Ich mochte hier alle verniinftigen Menschen in der ganzen
Welt darauf aufmerksam machen, daB in Japan, Deutschland, Italien und ihren verbundeten Landern
jedermann weiB, daB das Endziel dieses Krieges die Errichtung einer neuen Weltordnung ist, und man
daher fest entschlossen ist, diesen Kampf unter alien Umstanden durchzukampfen. Dieses Ziel vor
Augen, schreiten wir mit aller Macht an die Erlosung der Menschheit. Mogen sich uns auch noch so
groBe Hindernisse in den Weg stellen, wir sind fest entschlossen, sie zu uberwinden und weiter zu
marschieren. Ich bin fest davon uberzeugt, daB Deutschland und Italien nach langjahriger Vorberei-
tung in materieller und geistiger Hinsicht wohl imstande sind, diese groBe Aufgabe durchzufuhren.
Gerade hierin stehen wir auf einer anderen Grundlage als England und Amerika, die ihre Verbundeten
die Hauptlast tragen lassen und keine eigenen Opfer bringen. Hiermit ubermittle ich anlaBlich des
zweiten Jahrestages des Abschlusses des Dreimachtepaktes meine herzlichsten Gliickwunsche."
Premierminister Tojo erklarte aus gleichem AnlaB in einer Ansprache: „Japan ist seinen Freunden
gegenuber loyal und stark in seinem Treuegefuhl. Auf diesem Geftihl der Treue basiert die Einigkeit
unserer Nationen und die Zusammenarbeit der verbundeten Staaten. Diese Tugend Japans ist iiber
alles erhaben, sie ist unveranderlich und wird niemals durch einen Wechsel der Weltlage erschuttert
werden konnen. Sie wird feststehen, gleich, welche Intrigen der Feind auch gegen uns anwenden mo-
ge. Japan ist entschlossen, durch eine strenge Wahrung dieser Tugend der Treue den Endsieg zu errin-
gen, indem es nach auBen hin die Bande des Dreierpaktes noch enger kntipft und im Innern die Einig-
keit der gesamten Nation weiter starkt. Am heutigen zweiten Jahrestag des Abschlusses des Dreierpak-
tes mochte ich erneut das feste Gelubde ablegen, daB wir auf dem Boden der unerschutterlichen Ban-
de, die uns mit dem Dreiermachten vereinen, entschlossen vorwarts marschieren zur Erringung des
gemeinsamen Zieles."
Die bedeutsamste Kundgebung zum zweiten Jahrestag des Dreierpaktes war jedoch die Rede, die der
Reichsminister des Auswartigen von Ribbentrop bei einem Empfang im „Hotel Kaiserhof ' in Berlin
am 27. September gehalten hat. Er erlauterte zunachst aus der Entstehung des Dreimachtepaktes des-
sen defensiven Sinn und Zweck, namlich zu verhindern, daB der europaische Krieg durch Hinzutreten
114 der Vereinigten Staaten zu einem allgemeinen Weltkrieg erweitert und damit verlangert wtirde. Er
schilderte anschlieBend die Ereignisse in Ostasien, in Afrika und in Europa seit dem Kriegseintritt
Japans und gab eine Darstellung der gegenwartigen Kriegslage, wobei er besonders bei den katastro-
phalen Auswirkungen des siegreichen Kampfes im Osten auf die Kampfkraft und die Gesamtlage der
Sowjetunion einging. AbschlieBend erklarte der AuBenminister: „Aber die Leute seien sich tiber eins
klar: bei der Neuordnung der Dinge in unseren Raumen haben sie nichts mehr zu suchen. Das besor-
gen sowohl in Ostasien als auch in Europa die dort lebenden Volker mit ihren neuen Fuhrern selber.
Die europaische Neuordnung wird kommen, und das neue Europa wird ein besseres sein als das ver-
gangene, und jede Nation wird in demselben den ihr gebtihrenden Platz finden. Denn es wird nunmehr
Zeit, daB unser Erdteil sich findet und vertragt; und nach der Ausschaltung der Bolschewisten und
Englands, dieses ewigen Storenfrieds, das fur die meisten europaischen Kriege in den letzten Jahrhun-
derten verantwortlich ist, wird dies auch moglich sein. Tatsachlich ist Europa bereits heute auf dem
besten Wege hierzu. Zusammenfassend mochte ich sagen, daB die Dreierpaktmachte heute am Ende
des zweiten Jahres ihres Zusammenschlusses nach jeder Richtung Herren der Situation sind. Harte
Kampfe mogen uns noch bevorstehen, darauf sind wir vorbereitet. Denn der RuBlandkrieg hat die
verbundeten Armeen nicht erschopft, wie unsere Gegner behaupten, sondern sie im Gegenteil erst
recht hart gemacht. Auf alien Gebieten gesichert, haben Europa und Ostasien heute eine starke Stel-
lung bezogen und warten auf Herrn Roosevelt, der diese beiden Welten ohne Schiffe, ohne erprobte
Soldaten, ohne Stutzpunkte, ohne Erfahrung und ohne unendlich viele andere Dinge tiber Tausende
von Meilen zweier Ozeane hinweg erobern will. Man kann sich oft des Eindrucks nicht erwehren, als
ob bei diesen Gedanken nicht die Vernunft, sondern beginnender Wahnsinn Pate gestanden hat. Die
Dreierpaktmachte sind demgegenuber zu allem bereit und entschlossen. Jeden Versuch, unseren Wel-
ten irgendwo im Norden, Westen, Osten oder Siiden zu nahe zu kommen, wird der Feind mit Heka-
tomben von Toten zu bezahlen haben. Deutschland, Italien und Japan und ihre Verbundeten aber wer-
den ihren Feinden von ihrer gesicherten Basis aus immer weitere Schlage versetzen, bis sie endgiiltig
genug haben und bis sowohl England als auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika einsehen, daB
sie in unseren Lebensraumen in Europa und Ostasien nichts mehr zu suchen haben. So gehen wir in
das dritte Jahr unseres Dreimachtepaktes und das vierte Kriegsjahr mit der felsenfesten Uberzeugung,
daB die Zeit jetzt endgultig fur die Dreierpaktmachte arbeitet." Der Flihrer hat in seiner Rede vom 30.
115 September selbst die Bilanz des gegenwartigen Kampfes gezogen und die erreichten Positionen klar
gekennzeichnet. Wie immer, gingen die Formulierungen seiner Rede iiber das AuBenpolitische und
Militarische hinaus und erhoben sich in die Sphare von Gedanken und Ideen, die die Gesamtlage der
gegenwartigen Staaten- und Menschenwelt zum Gegenstande haben. Er stellte unsere Welt der der
Feindmachte gegeniiber, er sagte voraus, daB in der Auseinandersetzung mit dem Weltjudentum jeder
Staat, der in diesen Krieg eintrete, ihn als antisemitischer Staat verlassen werde, daB diesen Krieg kein
biirgerlicher Staat iiberleben werde, daB nur der, der sein Volk nicht nur staatlich, sondern auch gesell-
schaftlich zu einer Einheit zu schweiBen vermoge, aus diesem Kriege als Sieger hervorgehen werde.
Der Fiihrer schloB mit den Worten: „Unsere Gegner mogen diesen Krieg ftihren, solange sie in der
Lage dazu sind. Was wir tun konnen, um sie zu schlagen, das werden wir tun. DaB sie uns jemals
schlagen, ist unmoglich und ausgeschlossen. Das nationalsozialistische Deutschland und die mit ihm
verbundeten Staaten werden als junge Nationen, als wirkliche Volker und Volksstaaten aus diesem
Kriege mit einem glorreichen Sieg herausgehen."
Wenn man die staatliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung bei unseren Kriegsgegnern beson-
ders in der letzten Zeit sich vergegenwartigt, tritt die innere Wahrheit der Voraussagen des Fuhrers
deutlich vor das Auge. England und die Vereinigten Staaten, die angeblich fiir ihre traditionelle Le-
bensform, fiir individualistische Freiheit und wirtschaftlichen Liberalismus kampfen, sehen sich jeden
Tag mehr genotigt, unsere Methoden und unsere Lebensform nachzuahmen und die eigenen auBer
Kraft zu setzen. Die ungeheuren Kriegs- und Riistungsausgaben, Rohstoffmangel, Tansportkrise und
die Einwirkungen der bisherigen Kriegserfolge Deutschlands und seiner Verbundeten — um nur eini-
ge Faktoren zu nennen — haben England und die USA. in immer groBerem Umfang zur Einfiihrung
der Rationierung, zur staatlichen Planwirtschaft und zu MaBnahmen auf den verschiedensten Gebieten
gezwungen, die eine klare Absage an ihre bisherigen Grundsatze bedeuten. Dies kommt einer ideolo-
gischen Niederlage gleich.
Auf den verschiedenen Kriegsschauplatzen war der Kampf gegen die feindliche Versorgungsschiffahrt
im Monat September der erfolgreichste. Kriegsmarine und Luftwaffe versenkten iiber eine Million
Tonnen feindlichen Schiffsraums, darunter in der Mitte des Monats den groBten Teil eines nach den
Sowjethafen am Eismeer bestimmten Geleitzuges. Im Osten ging der Kampf um Stalingrad erfolgreich
weiter, wahrend an der agyptischen Front, auBer einem mit schweren Verlusten fiir den Gegner
bezahlten englischen Landungsversuch bei Tobruk, nichts besonderes geschehen ist.
116 Von Deutschlands Verbundeten war es besonders Finnland, das von unseren Feinden einer zwar nicht
militarischen, aber um so mehr einer propagandistischen Anstrengung fiir wert erachtet wurde. Wie
auf ein geheimes Stichwort schrieb die gegnerische und unseren Gegnern dienstbare sonstige Presse
von angeblichen Absichten der finnischen Regierung und des finnischen Volkes, einen Separatfrieden
abzuschlieBen. Dies veranlaBte den finnischen Ministerprasidenten zu einem energischen Dementi,
und die finnische Regierung gab eine formelle Verlautbarung heraus, die gegentiber den gegnerischen
Zweckmeldungen iiber einen von Finnland angeblich erstrebten Sonderfrieden mit der Sowjetunion
betonte: „Unter Hinweis auf die unveranderte Politik Finnlands ist hierzu festzustellen, daB alle derar-
tigen Erklarungen und SchluBfolgerungen falsch und ohne Grund sind."
Der Bundesgenosse am anderen Ende der Ostfront, Rumanien, dessen tapfere Wehrmacht in so her-
vorragender Weise kampft, hat durch ein am 23. September erschienenes und von der gesamten Regie-
rung mitunterzeichnetes Dekretgesetz die Zusammenfassung der ganzen gesetzgebenden Macht in der
Hand des Staatsfiihrers, des Marschalls Antonescu, erneut bestatigt. Die bisherige Verfassung wurde
formell als auBer Kraft gesetzt erklart und dem obersten Staatsgerichtshof, der iiber die Verfassungs-
maBigkeit von Gesetzen und Dekreten zu urteilen befugt war, wurde diese Befugnis entzogen. Mar-
schall Antonescu erhielt damit die uneingeschrankte Fiihrungsvollmacht. Es liegt auf der Hand, daB
diese Durchsetzung des autoritaren Regimes in Rumanien nur logisch und im Interesse des weiteren
Einsatzes des Landes im Kampf gegen den Bolschewismus gelegen ist, dessen Gefahrlichkeit ja gera-
de Rumanien, ebenso wie Finnland, hat erleben miissen.
Neben dem uneingeschrankten Einsatz Finnlands oder Rumaniens nimmt es sich seltsam aus, wenn in
Schweden, wie dies am 21. September geschehen ist, Gemeindewahlen stattfinden, bei denen die
kommunistische Partei die Zahl ihrer Mandate erheblich zu steigern vermag. DaB Schweden, das doch
zuerst durch Finnlands heldenmiitigen Widerstand im finnisch-sowjetischen Krieg des Winters
1939/40 davor bewahrt wurde, die Sowjets an den eigenen Grenzen zu sehen, und dessen Schicksal als
btirgerlicher Staat besiegelt ware, wenn die bolschewistisch-angelsachsische Koalition siegreich ware,
wahrend dieses Krieges und sozusagen im Riicken Finnlands dem Kommunismus eine politische
Chance bietet, ist ein unerhortes und gegen Europas Gewissen und Interesse verstoBendes Schauspiel.
Im europaischen Raum zog im Monat September wieder besonders Frankreich die Aufmerksamkeit
auf sich, entsprechend seiner durch Niederlage und Besetzung bedingten Lage weniger durch das, was
es tat, als durch das, was ihm widerfuhr.
1 17 Der englische Angriff auf die Insel Madagaskar, der im August begonnen hatte, wurde fortgesetzt, und
die Hauptstadt Tananarive) wurde von den Englandern besetzt, sehr viel spater offensichtlich als der
englische Kriegsplan es vorgesehen hatte. Trotzdem ging die englische Hoffnung, daB der franzosi-
sche Generalgouverneur und die ihm unterstehende nach Zahl und Bewaffnung wenig bedeutende
Streitmacht, sich ergeben wurde, nicht in Erfiillung. Die franzosischen Truppen zogen sich vielmehr
kampfend in den Sudteil der Insel zuriick. Der franzosische Widerstand auf Madagaskar ist keines-
wegs, wie Churchill behauptete, „symbolisch", sondern durchaus effektiv, und gemessen an der sehr
groBen englischen Uberlegenheit, besonders was die technischen Kampfmittel angeht, sehr beachtlich.
Die franzosische Offentlichkeit hat den Kampf in Madagaskar mit groBter Spannung verfolgt, die mili-
tarische Haltung der franzosischen Truppen sehr gewiirdigt und Englands Vorgehen gegen den friihe-
ren Verbundeten aufs scharfste kritisiert. Die seit den Ereignissen des Sommers 1940 unaufhaltsam
sich erweiternde Kluft zwischen Frankreich und England hat sich infolge des englischen Angriffs auf
Madagaskar weiter vertieft, und Englands Prestige ist in Frankreich allmahlich nahe bis an den Null-
punkt gesunken.
Wiederholt ist in der franzosischen Presse die Ansicht zum Ausdruck gebracht worden, die Zeit der
passiven Hinnahme englischer Angriffe mtisse nun endlich vorbei sein, Frankreich mtisse zuriick-
schlagen, dies sei die einzige Sprache, die England verstehen werde. Es wurde auch daran erinnert,
daB die franzosische Kriegsmarine noch immer sehr stark und durchaus in der Lage sein wurde, Eng-
land im Mittelmeer hochst unbequem zu werden.
Wie sehr in der Tat Frankreichs Haltung in London und Washington beobachtet und auch mit Besorg-
nis verfolgt wird, zeigte sich bei verschiedenen Anlassen. Als Vichy MaBnahmen gegen die zahlrei-
chen staatenlosen Juden im unbesetzten Gebiet ergriff, erhob sich bei den angelsachsischen Schutz-
machten des Judentums lauter Protest. Roosevelts AuBenminister Hull legte Mitte September auf einer
Pressekonferenz in Washington heftigen Einspruch gegen die verstarkte Entsendung franzosischer
Facharbeiter nach Deutschland ein. Auch an Zweckmeldungen iiber Dakar und Franzosisch-
Nordafrika des Inhalts, dort finde eine militarische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frank-
reich statt, fehlte es nicht in England und den USA.
Das Verhaltnis zu Deutschland wurde fur Frankreich weitgehend durch die Frage der Anwerbung gro-
Berer Mengen franzosischer Arbeiter fur Deutschland bestimmt. Die Weiterentwicklung des Krieges,
die einen gesteigerten Einsatz deutscher Manner an der Front notwendig machte, hat zugleich die Frau
118 ge des verstarkten Einsatzes auslandischer und damit besonders auch franzosischer Arbeiter in der
deutschen Industrie akut werden lassen. Von den gegen zwei Millionen Kriegsgefangenen, die wah-
rend des Westfeldzuges in deutsche Hand gefallen sind, wurden im ganzen schon iiber 600 000 aus
deutscher Kriegsgefangenschaft entlassen, in der sich noch etwa 1,2 Millionen befinden. Sie sind im
Einklang mit dem Volkerrecht groBtenteils, soweit sie nicht Offiziere sind, zur Arbeit eingesetzt.
Freiwillig haben auBerdem ungefahr 150 000 franzosische Arbeiter sich zur Arbeit in Deutschland
gemeldet. Aber immer noch ist die Arbeitskapazitat Frankreichs, verglichen mit der Deutschlands,
recht ungeniigend ausgeniitzt. In einem Kriege, der iiber das Schicksal Europas entscheidet, und in
dem die deutschen und verbundeten Truppen Frankreich ebenso gut gegen die kommunistische Gefahr
verteidigen wie alle anderen Lander unseres Kontinents, ist dies auf die Dauer kein tragbarer Zustand.
Laval hat das durchaus begriffen und die Anwerbung und Freistellung franzosischer Arbeiter zur Ar-
beit in Deutschland energisch in die Hand genommen. Diese Bemiihungen haben im September noch
eine Steigerung erfahren, und gegen Ende dieses Monats wurde hieriiber eine deutsch-franzosische
Vereinbarung erzielt. Die Arbeitszeit wurde auBerdem in Frankreich heraufgesetzt und ein Arbeits-
dienstpflichtgesetz erlassen, das alle Franzosen zwischen dem achtzehnten und fiinfzigsten Lebensjahr
zum Arbeitseinsatz nach den Weisungen der Regierung verpflichtet. Nachdem Frankreich aus dem
Kriege ausgeschieden ist, der Krieg andererseits den Charakter eines Kampfes fur Gesamteuropas
Freiheit und Sicherheit bekommen hat, ist es nur natiirlich, daB das franzosische Volk durch den Bei-
trag seiner Arbeit am groBen Geschehen der Zeit mitwirkt, Es hat den Anschein, als ob die groBe
Mehrheit des franzosischen Volkes sich dieser Verpflichtung nicht entziehen will.
Auf der iberischen Halbinsel war im Monat September nur ein politisches Ereignis, die Umbildung der
spanischen Regierung zu Anfang September, zu verzeichnen. Sie wurde in der offiziosen Presse als
„Wechsel der Wache" bezeichnet, die keinerlei Richtungsanderung der spanischen Politik bedeute.
Wenn man die Personlichkeiten der aus dem spanischen Kabinett ausgeschiedenen und der zu ihm neu
hinzugetretenen Minister sowie ihre gesellschaftlichen und politischen Bindungen sich vergegenwar-
tigt, dann ergibt sich, daB Franco die in Spanien ja immer vorhandenen starken inneren Spannungen
durch die Umbildung seines Kabinetts ausgleichen wollte. Wieweit .ihm dies auf die Dauer gelungen
ist, kann nur die Zukunft lehren. Das neue Kabinett, in dem der bisherige AuBenminister und Schwa-
ger Francos, Serrano Suner, durch General Graf Jordana (der schon unter dem alten Primo de Riviera
119 Minister war und als AuBenminister Francos im letzten Teil des Burgerkrieges den Beitritt Spaniens
zum Antikominternpakt unterzeichnete), hat vom 17. bis 21. September eingehende Beratungen ab-
gehalten, iiber die, ganz gegen die Gewohnheit, eine langere Verlautbarung erschienen ist. Darin wur-
de die antikommunistische Einstellung, die Freundschaft mit Portugal, die Solidaritat mit Ibero-
Amerika und Spaniens Interesse an der Neuordnung Europas betont. Spaniens Wille, seine militari-
sche Starke zu entwickeln und fur den Kriegsfall vorbereitet zu sein, wurde besonders betont. Die
spanische Presse fuhrte dazu aus, daB der bewaffnete Friede fur die iberische Halbinsel die erste und
wichtigste Aufgabe sei.
Dies ist zweifellos nicht nur ein spanisches, sondern ein europaisches Interesse. Es hatte seinen gu-
ten Grund, daB der Bolschewismus im spanischen Burgerkrieg sich der iberischen Halbinsel bemach-
tigen wollte, um von dort aus das Volksfront-Frankreich und damit Mitteleuropa vom Westen her zu
fassen. Heute ist die bolschewistische Sowjetunion mit England und den USA im Bunde, und die Idee
der zweiten Front kommt fur Stalin auf etwas sehr ahnliches hinaus, wie seine friiheren Plane wah-
rend des spanischen Burgerkrieges. Die Kriegsplane Roosevelts, die im Herbst 1941 von seinen Geg-
nern enthtillt wurden, und die offenbar auch heute noch die Grundlage der militarischen Planung des
WeiBen Hauses bilden, sahen eine Umstellung Europas von Island tiber England und Nordirland, die
portugiesischen und spanischen Inseln im Atlantik tiber die Mitte Afrikas hinweg nach dem Vorderen
Orient und nach dem Kaukasus vor. Roosevelts Kriegsplan bezeichnete ausdrticklich Portugal und
Spanien als kunftige Feindlander, durchaus logisch, da sie zu Europa gehoren, Staaten mit autoritarem
Regime sind und von ihnen nicht erwartet werden kann, daB sie sich den auBereuropaischen Machten
gegen Europa anschlieBen werden.
In solchen Perspektiven nehmen die Landergebiete am Atlantik, besonders Frankreich, die iberische
Halbinsel und der Nordwestteil Afrikas zwischen Dakar und Tanger eine ahnliche geopolitische Stel-
lung im gegenwartigen Weltkonflikt ein wie auf der anderen Seite der gewaltigen eurasischen Lan-
dermasse das verbundete Japan. Seiner militarisch-politischen Tatigkeit und Bedeutung im Rahmen
des Dreimachtepaktes wurde schon gedacht. Im Monat September hat Japan wohl wesentlich aus kli-
matischen Griinden, d. h. wegen der Regenzeit, groBe militarische Operationen nicht durchgefuhrt. Die
Kampfe auf Neu-Guinea, wo das Ziel, die Hauptstadt des australischen Mandatsgebietes, Port Mores-
by ist, sind erfolgreich fur die Japaner weitergegangen. Auf den Salomon-Inseln sind die auf nur zwei-
en dieser Inseln gelandeten australischen Streitkrafte in schwieriger Lage und in Gefahr abgeschnitten
120 und vernichtet zu werden. Der Krieg in China geht weiter, ohne daB die japanische Fuhrung die
Initiative zu umfassenderen Kampfhandlungen ergriffen hatte. Sie ist offensichtlich der Meinung, daB
die Abschnurung Tschungkings von alien wichtigen ZufuhrstraBen allmahlich ihre Wirkung ausiiben
mtisse. Der groBte Teil der japanischen Macht, besonders zu Lande, ist noch gar nicht zum Einsatz
gekommen. Die bisherigen groBartigen Erfolge sind mit verhaltnismaBig geringen Kraften errungen
worden. Japan hat schwerlich mehr als 200 000 bis 300 000 Mann eingesetzt, um die bisher von ihm
gewonnenen Gebiete zu erobern. Fur ein Volk von tiber hundert Millionen Menschen ist dies naturlich
ein zahlenmaBig nicht sehr ins Gewicht fallender Einsatz, auch wenn man schatzt, daB Japan in China
vielleicht das Doppelte an Menschen an der Front hat. Da Japans Kriegsmarine und Luftwaffe in den
bisherigen Kampfen offensichtlich schwerer ins Gewicht fallende Verluste nicht erlitten haben, da
seine Wehrkraft durch die Erweiterung seiner wehrwirtschaftlichen und ernahrungsmaBigen Grundla-
gen ungeheuer gesteigert worden ist, da Japan beinahe unbegrenzte Reserven an menschlicher Ar-
beitskraft zur Verfugung stehen, ist es deutlich, wie wenig die englisch-amerikanische Propaganda-
Phraseologie, man werde den Krieg sozusagen von selbst durch die Mobilisierung der eigenen Krafte
gewinnen, mit den Tatsachen im Einklang steht. Denn ebenso wenig wie die Hilfsquellen Europas,
besonders auch an Arbeitskraften, heute schon voll zum Einsatz gekommen sind, trifft dies fur die im
japanischen Machtbereich befindlichen des groBasiatischen Raumes zu. SchlieBlich aber sind die
Dreierpaktmachte mit Erfolg bemliht, die eigenen Raume zu erweitern, d. h. die des Gegners zu ver-
kleinern. Das Gerede von der zweiten Front zielt darauf, diese Entwicklung aufzuhalten und rlicklaufig
zugunsten der Kriegsgegner der Achsenmachte werden zu lassen — ohne den geringsten Erfolg bis-
her.
Wie systematisch Japan den groBasiatischen Raum zu organisieren im Begriffe ist, zeigt die am 11.
September in Tokio bekanntgegebene Information fiber den Aufgabenbereich des neubegrundeten
GroB-Asien-Ministeriums.
Danach bearbeitet das neue Ministerium alle Angelegenheiten mit Ausnahme von rein diplomatischen
im groBasiatischen Raum. Folgend? Abteilungen werden im GroBasien-Ministerium eingerichtet: All-
gemeine Verwaltung sowie je eine Abteilung fur Mandschurei, China und Sudgebiete. Im Zusammen-
hang mit der Errichtung des GroBasien-Ministeriums wird vom Informationsburo eine kaiserliche
Verordnung fiber die Reorganisation des AuBenministeriums bekanntgegeben. Dem AuBenamt kom-
men danach die gleichen Aufgaben zu wie dem GroBasien-Ministerium, und zwar in alien Landern,
die nicht dem Amtsbereich des letzteren unterstehen. Die vier Hauptabteilungen des AuBenamtes sind
121 kunftig: 1. Abteilung fur politische Angelegenheiten, 2. Verwaltungsabteilung, 3. Vertragsabteilung,
4. Abteilung fur allgemeine Untersuchungen. Die frlihere Abteilungszahl im AuBenamt betrug 7. Es
schloB damals noch das Amerika-Bliro, das Europa-Asien-Bliro sowie das Sudsee-Bliro ein.
Nach einer anderen Meldung sollen alle japanischen Botschaften und Gesandtschaften in GroBostasien
in dem neuen Ministerien aufgehen und durch Dienststellen innerhalb dieses Ministeriums ersetzt
werden. Offensichtlich soil also im gesamten groBostasiatischen Raum AuBenpolitik im traditionellen
Sinne des Wortes nicht mehr stattfinden, sondern dieser ganze Raum politisch und diplomatisch zu
einer Einheit geformt werden, wie dies auch wirtschaftlich geschehen soil. DaB die endgliltige Ver-
nichtung der englischen und amerikanischen Positionen in diesem Raum und die Ausschaltung des
angelsachsischen Einflusses aus ihm die wesentlichste Voraussetzung fur die japanische GroBraumpo-
litik sei, ist von den fuhrenden Mannern Japans immer wieder betont worden.
In diesem Zusammenhange ist das Problem Indien besonders wichtig. Die Aufstandsbewegung in
Indien ist im September unentwegt weitergegangen, ebenso die englischen GewaltmaBnahmen gegen
die indische Freiheitsbewegung, die ja nicht nur in Indien selbst sich vollzieht, sondern auch von zahl-
reichen in auBerindischen Landern lebenden indischen Vertretern der Freiheitsidee getragen wird. Die
Inder, die in Japans groB-ostasiatischem Raum leben, fordern die indische Freiheitsidee in engem An-
schluB an die Japaner nach besten Kraften.
Mitte September wurden fiber die durch die indische Aufstandsbewegung verursachten Schaden einige
interessante Zahlen bekannt. Es seien 550 Postamter angegriffen und davon 53 niedergebrannt und
weitere zweihundert beschadigt worden. 250 Eisenbahnstationen seien beschadigt, Dutzende von Zti-
gen zum Entgleisen gebracht worden, die Zahl der getoteten Inder geht in die vielen Hunderte, die der
Verwundeten und Verhafteten in die vielen Tausende. Immer wieder horen wir, daB englisches Militar
und englische Polizei in demonstrierende Volksmassen hineinschieBen, daB die Inder rucksichtslos
niedergeknlippelt werden, und daB man die Massen durch Verhaftung aller ihrer Fuhrer flihrerlos ma-
chen will. Indienminister Amery und Churchill nahmen im Unterhaus zum indischen Problem Stel-
lung. Nattirlich verteidigten sie die englische Gewaltpolitik, erklarten die Inder fiir alles verantwort-
lich, was in Indien geschehe, stellten es so hin, als ob England gegenliber den indischen Freiheits-
kampfern sich in legitimer Verteidigung befinde, daB Indien keineswegs in seiner Gesamtheit gegen
England sei, und daB die Aufstandsbewegung in der Hauptsache schon beendigt sei. Die Verteidigung
122 Indiens gegen Japan wurde von Churchill als das wichtigste und dringlichste Unternehmen bezeichnet.
Hiermit befindet sich die englische Politik im scharfsten Gegensatz zu den Lebensinteressen der Inder;
denn diese wollen eben gerade verhindern, daB ihr Land zum Kriegsschauplatz wird, und daB England
auf dem Boden Indiens nicht fur die Interessen Indiens, sondern fur sein eigenes Interesse, d. h. prak-
tisch fur die Erhaltung seiner Zwangsherrschaft in Indien mit Hilfe der wirtschaftlichen und personel-
len Krafte Indiens selbst Krieg fuhren will.
Im Grunde nimmt England der Sowjetunion gegenliber eine ganz ahnliche Haltung ein. Nach Chur-
chills Besuch in Moskau fand am 8. September eine Unterhausdebatte fiber die Kriegslage statt, in
deren Mittelpunkt Churchills Bericht fiber seine Reise nach dem Nahen Osten und nach Moskau stand.
Churchills Rede war von der liblichen Art. Er suchte die englischen MiBerfolge und Niederlagen durch
Verschweigen und Umdeuten und durch optimistische Interpretationen abzuschwachen und durch
optimistische Zukunftsausblicke Eindruck zu machen. Natiirlich hat er iiber den Inhalt seiner Gespra-
che mit Stalin nicht sehr viel verraten. Immerhin gab er offen zu, daB die Machthaber im Kreml mit
der Hilfe aus England und den USA keineswegs zufrieden gewesen seien und dies auch offen zum
Ausdruck gebracht hatten. Das wird bestatigt durch die unaufhorlichen Mahnungen und Forderungen
der Beauftragten Moskaus, nun endlich die „zweite Front" zu bilden. Der Sinn von Churchills Reise
nach Moskau war offensichtlich, abgesehen von seinem Bediirfnis, der Kritik im eigenen Lande eine
Zeitlang durch eine Reise ins Ausland aus dem Wege zu gehen, sich ein Bild dariiber zu machen, was
der schwer angeschlagene bolschewistische Partner noch leisten konne, ihn, falls notig, zu weiterem
Widerstand und zu noch groBeren Opfern anzuspornen und auszumachen, mit welchem MindestmaB
eigener Opfer England die Sowjetunion bei der Stange halten konne.
Wie immer, wenn England seinen machtpolitischen Zielen nachstrebt, hat es den Segen seiner Kir-
chenftihrer. „Die Russen sind ehrenvolle und ernsthafte Christen", erklarte denn auch am 23. Septem-
ber der Dean von Canterbury und ftigte hinzu: „Weil ich mochte, daB wir nach dem Kriege Freunde
sind, wunsche ich lebhaft, daB Sie Churchill folgen und RuBland jetzt alle mogliche Hilfe zukommen
lassen!" Vielleicht werden wir es noch erleben, daB Stalin zum englischen Nationalheiligen er-Mart
wird und ein Denkmal in der Westminster-Abtei erhalt!
In ahnlichem Sinne wie Churchill im Unterhaus haben auch der englische AuBenminister Eden und
Englands Botschafter in Madrid, Sir Samuel Hoare, Propagandareden gehalten. Wahrend Churchill,
der gern realistische Tone anschlagt, liber die Kriegslage, seine Reise und das Verhaltnis zu RuBland
123 sich auBerte, entwickelten Eden und Hoare Zukunftsplane liber die schone Welt, die nach dem
englischen Sieg entstehen solle. SchlieBlich ist es in London nicht unbekannt, daB das Bundnis mit den
Bolschewiken, besonders bei den europaischen Volkern ernste Besorgnisse und sogar Abscheu hervor-
ruft. Man fiihlt sich deshalb genotigt, die Besorgnisse um die Zukunft fur den Fall eines englisch-
bolschewistischen Sieges durch schone Phrasen iiber angeblich idealistische Ziele und liber das Welt-
bild der Zukunft zu bannen.
Die Hohlheit dieser Phraseologie angesichts der Wirklichkeit des Bolschewismus und seiner Gefahr
fur Europa, wie sie der Ostfeldzug enthlillt hat, ist jedoch eindeutig. Sie ist es auch angesichts der tat-
sachlichen Kriegslage, besonders auf dem Gebiete, das England als sein eigenstes Lebensfeld betrach-
tet, dem des Seekrieges. Der fruhere britische Kriegsminister Hore Belisha schrieb hierliber in einer
groBen sudamerikanischen Zeitung, „der Razon" in Buenos Aires, die britische Seeherrschaft sei ins
Wanken geraten. Wahrend sich das Geleitzugsystem im Weltkrieg als der Retter aus hochster Not
erwiesen habe, lagen die Verhaltnisse in diesem Krieg grundlegend anders. Nach der Einfuhrung des
Geleitzugsystems 1917 seien die Schiffsverluste rapid gesunken, heute aber stiegen sie standig an.
Friiher sei der Schutz eines Geleitzuges eine Routineangelegenheit gewesen, jetzt dagegen stelle er
eine gewaltige Kriegsoperation dar. Bezeichnend sei, daB die britische Admiralitat vor kurzem im
Zusammenhang mit einem Geleitzug transport nach Malta den Verlust eines Flugzeugtragers, zweier
Kreuzer und eines Zerstorers zugeben muBte. „Was ist geschehen", fragt Hore Belisha, „daB derartige
Kraftanstrengungen notig sind? Ist es nicht schlecht bestellt um unsere Seeherrschaft, wenn wir solche
Transporte, die im Weltkrieg noch selbstverstandlich waren, jetzt als einen Sieg darstellen?" AuBer
dem Einsatz der Luftwaffe, so beantwortet Belisha selbst seine Frage, sei der neue Krieg dadurch cha-
rakterisiert, daB die Achsenmachte wichtige Stiitzpunkte im Mittelmeer und in Norwegen besaBen.
Bisher sei es nicht gelungen, Rommel aus seiner strategischen Stellung in Afrika zu vertreiben. Eben-
so wenig konnten die Deutschen aus Norwegen verbannt werden, von wo sie die Geleitzlige nach der
Sowjetunion blockierten. Die Besetzung Norwegens, meint Belisha, sei ein „strategischer Meister-
streich" gewesen. Uberall seien Flugplatze errichtet worden, durch die die Schlagkraft der deutschen
Luftwaffe entscheidend gefordert werde. Narvik, Tromsoe und Drontheim seien Marinestiitzpunkte
und bedrohten gleichfalls die kriegswichtige Verbindungslinie nach der Sowjetunion. Die Reichweite
des Feindes, so schlieBt Hore Belisha, sei daher wesentlich groBer, und der Krieg zur See zeige ein
anderes Gesichtals 1917.
124 Die Klagen liber die auBerordentlich schwierige Lage der englischen Schiffahrt werden eben lauter,
trotz aller offiziellen Vertuschung. Uber die Engpasse der englischen Wirtschaft hort man nicht min-
der bewegliche Klagen, besonders hinsichtlich des Gummis und der Brennstoffe. Ohne Zweifel ma-
chen sich also die Auswirkungen unseres Luft- und Seekrieges gegen die englische Versorgungsschiff-
fahrt in steigendem MaBe geltend.
Ebenso muB man in den Vereinigten Staaten, wo die Mittel des Bluffs so sehr in Ubung sind und wo
man in Ermangelung eigener Erfolge die Propaganda mit Zukunftshoffnungen und mit fast taglicher
Wiederholung von Riesenziffern fur Riistungsausgaben und Rustungsproduktion bestreitet, immer
wieder zugeben, daB der Seekrieg schwierig und gefahrlich sei. Erklarte doch Marineminister Knox in
einer Rede am 18. September: „Das U-Boot-Problem ist zweifellos das schwierigste. Wir verstarken
nach Moglichkeit unsere AbwehrmaBnahmen, und ich bin liberzeugt, daB es uns schlieBlich gelingen
wird, die Monatszahl der versenkten Schiffe soweit herabzudriicken, daB fur unsere Verbindungswege
keine Gefahr mehr besteht. Der Kampf wird langwierig und hart sein; wir konnten unterliegen, wenn
wir die Gefahr nicht erkennen und nicht alle Krafte fur den Sieg einspannen." Fur einen Mann wie
Knox, der den Mund immer sehr voll genommen und sogar prophezeit hatte, die Meere wtirden binnen
neunzig Tagen von der japanischen Flotte leer gefegt sein, ist das ein bemerkenswertes Gestandnis,
das noch eine besondere Beleuchtung durch die Tatsache erfahrt, daB im Monat September die Ver-
senkungsziffer hoher gewesen ist als in irgendeinem Monat vorher. Etwas deutlicher auBerte sich An-
fang September das amerikanische KongreBmitglied Johnson, der nach seiner Ruckkehr von einer
aktiven Dienstreise bei der Marine als Korvettenkapitan im Sudwestpazifik erklarte: „Wir brauchen
uns nichts einzubilden hinsichtlich der Unbesiegbarkeit unserer Schiffe. Wir muBten alle diese unent-
schiedenen, dummen, egoistischen und unfahigen Leute unter unseren Admiralen, Generalen und an-
deren hoheren militarischen Personen loswerden."
Neben solchen Zeugnissen fur die tatsachliche Lage stehen zahlreiche Propagandareden und -
auBerungen, die den Amerikanern und der ganzen Welt einreden wollen, daB die Rustungsproduktion
der USA den Schliissel zur Gesamtkriegslage und damit zu dem Tor darstelle, durch das der Sieg ge-
radezu zwangslaufig ins angelsachsische Lager kommen werde. Diese Propaganda wird offensichtlich
fur sehr notig gehalten; denn Roosevelt hat in dem einen Monat September allein zahlreiche Reden
dieser Art gehalten. In einer „Plauderei am Kamin" vom 7. September suchte er ein optimistisches
Bild der Gesamtkriegslage zu geben, war freilich dabei realistisch genug zuzugeben, daB „die Macht
125 Deutschlands nur auf den europaischen Schlachtfeldern gebrochen werden konne". Mit der Angabe, im
Jahre 1943 werde der Krieg die Vereinigten Staaten gegen 100 Milliarden Dollar kosten, und mit dem
Hinweis, der Krieg werde noch vielen Tausenden von Amerikanern das Leben kosten, lieB der Presi-
dent aber immerhin die GroBe und die Schwierigkeit seiner Aufgabe durchblicken. Die Propa-
gandaauBerungen Roosevelts und seiner Leute bewegen sich uberhaupt zwischen zwei Polen. Einer-
seits wird mit moglichst eindrucksvollen Zahlen versucht, die industrielle Macht und die unwidersteh-
liche GroBe der Rustungsproduktion und die sich angeblich zwangslaufig aus ihr ergebende GewiBheit
des Sieges zu behaupten, andererseits muB man immer wieder auf das Zuriickbleiben von Produktion
und Leistung hinter der Planung hinweisen — schon um zu weiteren Leistungen anzuspornen, wohl
auch um sich gegenuber dem Drangen der Bundesgenossen auf groBere Lieferungen und effektivere
Kriegsanstrengung ein Alibi zu verschaffen.
DaB das 1942 herausgebrachte amerikanische U-Boot „das beste der Welt" sei, daB, wenn erst die
geplante Anzahl derartiger U-Boote gebaut seien, die USA die groBte U-Bootsflotte der Welt besaBe,
daB die amerikanischen Tanks das Beste des Guten seien, daB man demnachst mehr Handelsschiffe
bauen werde, als Deutschland je versenken konne, daB die amerikanische Flugzeugproduktion die der
Dreierpaktmachte bald weit iiberfltigeln wlirde — so und ahnlich kann man es jeden Tag aus USA
horen. Der bekannte USA-Journalist Walter Lipp-mann erklarte wahrend eines Aufenthalts in London
Mitte September, was die vielen Produktionsziffern, die in den USA bekanntgegeben werden, anbe-
lange, so dlirfe man nicht vergessen, daB die Nordamerikaner ein sehr redseliges Volk seien, das nie
gerne zu geringe Angaben mache !
Was andererseits iiber die Rohstoffschwierigkeiten der USA und iiber die wirtschaftlichen Auswir-
kungen ihrer forcierten Rustungsproduktion bekannt wird, zeigt, daB hinter dem Bluff mit Zahlen sich
ernste Schwierigkeiten verbergen. Roosevelt sah sich daher genotigt, eine besondere Kommission mit
dem schon aus dem Weltkrieg bekannten judischen Finanzmann Bernhard Baruch an der Spitze zu
ernennen, die die Produktion und die Verteilung des Gummis in den Vereinigten Staaten uberwachen
soil. Anfang September sah man sich ferner veranlaBt, samtliche Autodroschken in den USA unter
Regierungskontrolle zu stellen, um Reifen, Benzin und Wagen zu sparen; und kurz darauf erschien
eine Verordnung des Kriegstransportamtes, durch die alle Privat- und Frachtfahrzeuge unter Staats-
kontrolle gestellt wurden. Ende September wurde auch bekannt, daB in den ganzen USA das Benzin
auf Karten rationiert wurde. Von Anfang Oktober an, so meldete „United PreB" am 21. September aus
126 Washington, werde eine Armee von Lastkraftwagen durch die StraBen New Yorks und anderer USA-
Stadte rollen, um von Haus zu Haus und von StraBe zu StraBe Abfallmetalle zu sammeln. Kein Wun-
der, daB Ende September aus Washington gemeldet wurde, daB die Zahl der Beamten lawinenhaft
anschwelle. Natiirlich macht der durch die Verhaltnisse erzwungene Ubergang von der „freien" Wirt-
schaft zur Planwirtschaft und zur Rationierung eine riesige Ausdehnung des Staatsapparats notwendig.
Dies und die Rtistungen selbst erhohen aber wieder den Finanzbedarf des Staates. Die USA-
Staatsschulden haben sich denn auch seit 1940 verdoppelt und bereits den Betrag von 90 Milliarden
erreicht. Es liegt auf der Hand, daB der Einstrom solch ungeheurer Geldmengen in die Wirtschaft die
Gefahr der Inflation mit sich bringt. Die Preise sind deshalb in den USA im raschen Ansteigen. Ja,
Roosevelt sah sich genotigt, ein eigenes Amt zur Bekampfung der Inflationsgefahr zu schaffen und
dem KongreB einen Gesetzentwurf vorzulegen, der den Prasidenten ermachtigen soil, die Lebenshal-
tungskosten einschlieBlich der Preise fur alle landwirtschaftlichen Produkte, zu stabilisieren. Roosevelt
forderte in energischen Formulierungen die sofortige Annahme des Gesetzes und drohte, „die notwen-
digen MaBnahmen sonst selbst zu treffen, um Unheil abzuwenden. Die Ermachtigung, die Lebenshal-
tungskosten zu stabilisieren, sei notwendig, um ein wirtschaftliches Chaos zu verhindern. Andererseits
erklarte der judische Finanzminister Morgenthau, man mtisse den zivilen Verbrauch drastisch ein-
schranken, immer weitere RationierungsmaBnahmen treffen, neue Steuern einfuhren und durch ein
Zwangssparsystem die Kaufkraft abschopfen.
Dies alles in „Gottes eigenem Lande", im Lande des wirtschaftlichen Individualismus, der personli-
chen und wirtschaftlichen Freiheit und Freizugigkeit und nachdem noch nicht ein Jahr verstrichen ist
seit dem Eintritt der USA in den Krieg, der von Roosevelt angeblich deswegen gefuhrt wird, um die
genannten Arten von amerikanischer Freiheit zu verteidigen! Dies behauptet Roosevelt mit eiserner
Stirne nach wie vor, und dies ist die andere Seite seiner Propaganda!
Mit Rustungsziffern und Zahlenbluff soil die Welt Glauben gemacht werden, daB der Sieg der USA
sicher und nur eine Frage der Zeit sei. Mit der verlogenen Phraseologie von Freiheit, hochsten Kultur-
gtitern, Religion usw., fur die Roosevelt und seine Leute sich angeblich einsetzen, soil der jiidisch-
kapitalistische Imperialismus Roosevelts der Menschheit in- und auBerhalb der USA schmackhaft
gemacht werden. Dabei vermag Roosevelt durch seine Formulierungen uns immer wieder in Erstau-
nen zu setzen. Wenn man meint, hoher konne die Verlogenheit wirklich nicht mehr gehen, kommt er
mit einem Satz, der das Bisherige noch wieder uberbietet. So wandte er sich am 2. September in einer
127 von schwiilstigen und verlogenen Tiraden wimmelnden Rede an die Jugend der Welt, die er zum
heldenmutigen Kampf bis zum Tode aufforderte, und der er versprach, nach dem Siege werde es nicht
so gehen wie nach dem Weltkrieg. Diesmal werde die Jugend nicht unter dem wirtschaftlichen Chaos
zu leiden haben; denn die USA, England und die Sowjets wtirden zum erstenmal in der Weltgeschich-
te nach dem Sieg eine wahre Weltzivilisation schaffen! Was das Verhaltnis der USA zu der Sowjet-
union angeht, so stand es im Monat September unter dem Druck der dringenden Forderungen Mos-
kaus nach Hilfe, d. h. zur Eroffnung der zweiten Front. Hieriiber schrieb die „New York Times" am
18. September:
„Wir miissen uns mit der Tatsache abfinden, daB das alte MiBtrauen zwischen SowjetruBland und den
Demokratien noch nicht verschwunden ist." Aus London eingetroffene glaubwiirdige Berichte lieBen
keinen Zweifel dariiber, daB Moskau mit seinen Verbundeten iiber die Eroffnung einer zweiten Front
nicht ubereinstimmt. Die Entscheidung lage in den Handen Churchills und Roosevelts und der Man-
ner, die das Vertrauen der beiden besitzen. Es sei durchaus zum Vorteil Amerikas, den Russen zu hel-
fen, aber nur, wenn solche Hilfe erfolgversprechend sei und kein leichtsinniges Gliicksspiel darstelle.
Jeder Mensch sei sich klar dariiber, daB die Alliierten zusammen siegen oder gemeinsam untergehen
miiBten. Eine zweite Front wiirde errichtet, sobald die notigen Krafte dafiir gesammelt seien. Stalin
konne dies nicht beschleunigen, ebensowenig wie er die Umstande kontrollieren konne, die eine zwei-
te Front moglich machten.
Die „New York Times" beschaftigten sich mit dieser Frage erneut und noch etwas deutlicher, in dem
sie am 26. September betonten: „Diese russischen Forderungen verlangen eine klare deutliche Ant-
wort: Wir fiihren nicht Krieg, um RuBland zu retten, und RuBland kampft nicht gegen Deutschland,
um die Vereinigten Staaten zu retten. RuBland hat nicht einmal den kleinen Finger geriihrt, als eine
deutsche Invasion gegen England unmitteibar bevorzustehen schien. Das sind die wahren Tatsachen.
Der Selbsterhaltungstrieb sagt uns, daB es toricht ware, eine halbe Million Mann nur darum zu opfern,
weil wir die Verteidigung Stalingrads bewundern."
Der friihere Gegner Roosevelts bei der Prasidentenwahl, Wendell Willkie, wurde bei seinem Besuch in
Moskau von Stalin unter so scharfen Druck gesetzt, daB er in einer Presseerklarung dessen Forderung
hinsichtlich der zweiten Front zu seiner eigenen machte.
Roosevelts Imperialismus hat im ubrigen offenbar neuerdings sein Auge besonders auf Afrika gewor-
fen. Die franzosischen Gebiete in Zentralafrika und der Kongo werden fur die wirtschaftliche und
128 militarische Durchdringung der USA mit groBem Eifer vorbereitet. Sogar fur den Vatikan interessiert
sich Roosevelt neuerdings wieder. Da keine diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und
dem Vatikan bestehen, hat sich Roosevelt schon vor langerer Zeit Myron Taylor als Sonderbeauftrag-
ten beim Papst zugelegt. Taylor traf Ende September in Rom ein und hatte mehrere Besprechungen
mit dem Papst. Ob dies ein innerpolitisches Manover Roosevelts ist, um fur kommende Wahlen sich
die Katholiken in den USA freundlich zu stimmen, oder ob Roosevelt beim Vatikan Unterstiitzung fur
irgendwelche dunklen Plane gegen die Achsenmachte sucht, ist noch nicht bekannt geworden.
DaB schlieBlich Roosevelt seinen Dollarimperialismus gegentiber Slid- und Mittelamerika fortsetzt,
wird niemand wundern. Sichtbare Fortschritte hat er jedoch neuerdings dabei nicht machen konnen.
Zumal Chile und Argentinien sich aus der von ihnen eingenommenen Position der Neutralitat nicht
herausdrangen lieBen. Ihre fuhrenden Politiker haben auch im Monat September verschiedentliche
Male deutlich zum Ausdruck gebracht, daB sie weder den Abbruch der Beziehungen mit den Achsen-
machten, noch den Eintritt in den Krieg wtinschen. Der in beiden Staaten von den Anhangern der
Kriegspolitik inszenierte innerpolitische Kampf gegen die Neutralitat ist bisher erfolglos geblieben.
Das bedeutet aber naturlich nicht, daB Roosevelt das Rennen aufgegeben hatte. Er wird sicher kein
Mittel scheuen, um doch noch zum Ziele zu gelangen. Die fuhrenden Politiker in Argentinien und
Chile scheinen aber entschlossen zu sein, das wahre Interesse ihrer Lander, das mit der Erhaltung der
Neutralitat identisch ist, zu wahren.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Oktober-Lieferung
(Nr. 75/76 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
99 Im Mittelpunkt der Kriegsgeschehnisse standen auch im Monat Oktober der Kampf um Stalingrad und
die Kampfe im Kaukasus. Mit Aufbietung aller modernen technischen Kampfmittel bricht der deut-
sche Angriff aus der Festung Stalingrad Stuck um Stuck heraus. Wahrend der Gegner alle vorhande-
nen Krafte in diesen Frontabschnitt hineinpumpt, gewinnt die deutsche Wehrmacht von Tag zu Tag
mehr Raum und vernichtet dieses feindliche Rustlings- und Verteidigungszentrum bis auf die Grund-
mauern. An der Kaukasusfront fanden im Oktober besonders heftige Kampfe im Terek-Abschnitt und
bei Tuapse statt. Hier geht es um tief gestaffelte Verteidigungslinien des Feindes, der die deutschen
Angriffskeile von den Olzentren und den so wichtigen letzten Hafen am Schwarzen Meer fernzuhalten
sucht.
Obwohl die Jahreszeit dem Kampf auf den Meeren nicht gtinstig war, ernteten die deutschen U-Boote
doch in den Sturmen des Herbstes groBe Erfolge. 720 575 BRT wurden im Oktober nach dem Bericht
des Oberkommandos der Wehrmacht vom 1 . November auf alien Meeren versenkt. Die Hoffnung in
London und Washington, daB der Herbst ihnen in der Geleitzugschlacht Entlastung bringen konne, hat
sich also nicht erfullt.
In Afrika griffen die Englander in den letzten Tagen des Monats in groB angelegter Offensive die El
Alamein-Stellung an. Obgleich die Briten und Amerikaner alles ihnen zur Verfugung stehende Mate-
rial und ihre besten Truppen im Vorderen Orient einsetzten, gelang es ihnen in den ersten acht Tagen
nicht, die deutsch-italienische Front zu durchbrechen.
Ein Thema, das in Deutschland viel und mit Erbitterung besprochen wurde, war die unmenschliche
Behandlung deutscher Gefangener durch die Englander. Eidliche Aussagen deutscher Soldaten hatten
mit Sicherheit ergeben, daB entgegen alien anderslautenden Erklarungen die Briten doch deutsche
100 Gefangene gebunden, gefesselt und erschossen hatten. Die VergeltungsmaBnahmen des Deutschen
Oberkommandos wurden darum, so wenig sie auch in der Art deutscher Kriegfuhrung liegen, vom
deutschen Volke als berechtigte Gegenwehr empfunden und verstanden. Den eindeutig klaren deut-
schen Feststellungen in dieser Frage stellten die Briten nur Ausfluchte und Verdunkelungsversuche
gegenuber. Es wird spater zu berichten sein, welchen weiteren Verlauf diese Angelegenheit genom-
men hat.
Am 30. September hatte der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht gemeldet, daB einer der
hervorragendsten aller deutschen Jagdflieger, Hans Joachim Marseille, todlich verungluckt sei. Mit
tiefer Anteilnahme war diese Meldung vom gesamten deutschen Volke aufgenommen worden. Am
Freitag, dem 2. Oktober, wurde der Sieger in 158 Luftkampfen und Trager der hochsten deutschen
Tapferkeitsauszeichnung in Derna beigesetzt. In ehrenden Worten gedachte dabei Generalfeldmar-
schall Kesselring des verungliickten deutschen Helden, an dessen Grabe Kranze des Fuhrers, des
Reichsmarschalls, des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht und des italienischen Oberkom-
mandos niedergelegt wurden.
Am 9. Oktober uberreichte der Fiihrer Major Hermann Graf als 5. deutschem Soldaten das Eichenlaub
mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielten im Monat Oktober folgende Soldaten
der deutschen Wehrmacht:
Am 3. Oktober: Leutnant Hans BeiBwenger, Flugzeugfuhrer in einem Jagdgeschwader, als 130. Soldat
der deutschen Wehrmacht;
am 7. Oktober: Feldwebel Ernst R e i n e r t, Flugzeugfuhrer in einem Jagdgeschwader, als 131. Soldat
der deutschen Wehrmacht;
am 11. Oktober: Hauptmann T o r 1 e y, Bataillonskommandeur in einem Infanterieregiment, als 132.
und Hauptmann Johannes Ktimmel, Abteilungskommandeur in einem Panzerregiment, als 133. Soldat
der deutschen Wehrmacht;
am 28. Oktober: Oberstleutnant Kirschner, Kommandeur eines Infanterieregiments, als 135. und
Hauptmann H u p f e r, Bataillonskommandeur in einem Infanterieregiment, als 136. Soldat der deut-
schen Wehrmacht;
am 29. Oktober: Oberleutnant Giinther Rail, Flugzeugfuhrer in einem Jagdgeschwader, als 134.
Soldat der deutschen Wehrmacht;
am 31. Oktober: Oberfeldwebel Max S t o t z, Flugzeugfuhrer in einem Jagdgeschwader, anlaBlich
101 seines 100. Luftsieges als 137. Soldat; Hauptmann Heinrich Schweickhardt, Flugzeugfuhrer in einem
Kampfgeschwader, als 138. Soldat; Hauptmann Wolf gang S c h e n c k , Flugzeugfuhrer in einem
Zerstorergeschwader, als 139. Soldat; Oberstleutnant S e i t z , Kommandeur eines Panzergrenadierre-
giments, als 140. Soldat und Oberfeldwebel Josef Zwernemann, Flugzeugfuhrer in einem Jagdge-
schwader, anlaBlich seines 101. Luftsieges als 141. Soldat der deutschen Wehrmacht.
Die Ehrung einer besonderen kriegerischen Leistung verdient in diesem Rahmen verzeichnet zu wer-
den: der Fiihrer hat am 7. Oktober dem Kommandanten des italienischen Unterseebootes „Barbarigo",
Fregattenkapitan Enzo Grossi, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Kapitan Grossi hatte
kurz vorher ein amerikanisches Schlachtschiff der „Mississippiklasse" versenkt; wenige Monate vor-
her hatte er bereits ein anderes USA-Schlachtschiff vom Typ der „Maryland" torpediert und vernich-
tet.
Die Feiern zum Erntedanktag nahmen in Berlin ihren Auftakt mit der Kundgebung der NSDAP im
Berliner Sportpalast, auf der Reichsmarschall Hermann Goring eine umfassende Rede hielt. In dieser
Rede verlieh der Reichsmarschall dem Dank der Nation fur den rastlosen Arbeitseinsatz des deutschen
Landvolkes Ausdruck und bot dariiber hinaus einen umfassenden Uberblick iiber die deutsche Ernah-
rungslage. Vor der groBen Rede des Reichsmarschalls aber gab Staatssekretar Backe bekannt, daB
zwei Angehorige des Bauernstandes, der Landwirtschaftsfuhrer Leffler und der Bauer Ritter, als die
beiden ersten Angehorigen des deutschen Landvolkes vom Fiihrer mit dem Ritterkreuz zum Kriegs-
verdienstkreuz ausgezeichnet worden seien. Der Reichsmarschall begann seine Rede mit einem Dank
an alle Angehorigen des deutschen Landvolkes, die dazu beigetragen haben, in harter und unermiidli-
cher Arbeit eine Ernte einzubringen, die weit besser war, als nach dem letzten Winter zu erwarten
stand. In einem umfassenden Uberblick entwarf er dann ein klares Bild von der Lage auf dem Ernah-
rungsgebiet. Unter dem tosenden Beifall der Tausende schickte eF diesem Bericht die Feststellung
voran, daB das Schreckgespenst einer feindlichen Hungerblockade heute nicht mehr existiert. Beson-
ders starker Beifall erfiillte ferner das Haus, als der Reichsmarschall verkiindete, daB in den luftbe-
drohten Gebieten die Fleischrationen um weitere 50 Gramm erhoht wiirden, auch dariiber hinaus eifrig
daran gearbeitet werde, dem deutschen Volke zum Weihnachtsfest eine besondere Zulage an Fleisch,
Mehl und vermutlich noch anderen Dingen zukommen zu lassen, sowie daB von jetzt ab jeder deut-
sche Soldat, der auf Urlaub komme, an der Grenze im Auftrage des Fiihrers ein Paket mit Lebensmit-
teln erhalte. Unter jubelnder Zustimmung stellte der Reichsmarschall dann fest, daB es im Hinblick auf
102 die weiten eroberten Gebiete im Osten in der Ernahrungslage unaufhaltsam weiter aufwarts gehe und
mit weiteren Besserungen gerechnet werden konne.
Nach einem Hinweis auf die Notwendigkeit einer klugen Vorratswirtschaft auch beziiglich der Roh-
stoffe und auf die ErschlieBung umfangeicher Kohlen- und Erzgebiete im eroberten Osten richtete der
Reichsmarschall an das deutsche Volk einen gliihenden Appell, sich bedingungslos und freudig mehr
denn je hinter unseren Fiihrer Adolf Hitler zu stellen.
In der Reichshauptstadt fand wenige Stunden nach der Rede des Reichsmarschalls im Mosaiksaal der
Neuen Reichskanzlei ein besonderer Festakt des Reichsnahrstandes statt. Staatssekretar Backe wiirdig-
te hierbei die Verdienste, die sich das Landvolk, aber auch die Stadtbevolkerung im Kampf um die
Sicherung des Endsiegs erworben haben. Seite an Seite mit den beiden Tragern des Ritterkreuzes zum
Kriegsverdienstkreuz, Landwirtschaftsfuhrer Leffler und Bauer Ritter, nahmen rund 115 Bauern und
Bauerinnen, Landarbeiter und Landarbeiterinnen, sowie eine Anzahl von Landwirtschaftsfiihrern, vor
allem aus der Ukraine, die sich durch tatkraftigen Einsatz besonders hervorgetan haben, Ehrenplatze in
dem herrlich geschmiickten Festsaal ein. Der mit der Fiihrung der Geschafte des Reichsministers fur
Ernahrung und Landwirtschaft und des Reichsbauernfiihrers beauftragte Staatssekretar Oberbefehlslei-
ter Backe fiihrte in seiner Ansprache u. a. aus, daB die Frauen und Manner des deutschen Landvolkes
soeben aus berufenem Munde eine Ehrung erlebt hatten, bei der ihre Leistungen und die Leistungen
des Landvolkes iiberhaupt vor der ganzen Nation dargestellt wurden. Insbesondere sei es die deutsche
Landfrau und die Bauerin, die in schwerer Arbeit ihren Mann, ihre Briider, ihre Sonne drauBen erset-
zen muBte, um ihrer hohen Pflicht zu geniigen, die Ernahrung des deutschen Volkes zu sichern. „Die
Raumenge ist gesprengt. Aber das soil uns", so erklarte Staatssekretar Backe, „nicht dazu verleiten,
jetzt etwa weniger zu arbeiten." Wir alle mlissen mit der GroBe der Aufgabe wachsen. In Zukunft wer-
de einmal die Arbeit fur die Ernahrung leichter sein. Daflir werde dem deutschen Volke eine neue
zweite und noch groBere Aufgabe erwachsen, die groBe Flache zu deutschem Besitz zu machen; denn
das sei eine Tatsache: „Dieser Boden wird erst deutsch, wenn die deutsche Hand den Pflug durch diese
Felder ftihrt." Unter den hundert Frauen und Mannern, die hier ausgezeichnet werden, sehen wir die
ersten Vorkampfer, die ersten Pioniere, denen einmal Zehntausende und Hunderttausende deutscher
Bauern und Landarbeiterfrauen nach dem Osten folgen werden. An sie sich wendend schloB Staatsse-
kretar Backe: „Ihr, die ihr heute schon in der ersten Reihe steht, ihr habt eure Nachbarn hochzureiBen,
103 so wie ihr heute hier hochgerissen werdet zur Zuversicht und zum Kampf fur die groBere Zukunft des
Deutschen Reiches." Hieran schloB sich die feierliche Aushandigung der Verdienstkreuze.
Zum Erntedanktag 1942 hat der Reichsbauernfuhrer eine besondere Ehrungsordnung fur die landwirt-
schaftliche Gefolgschaft erlassen. Sie bringt in wertvollen auBeren Zeichen den Dank fur die Treue
zum Ausdruck, die gerade in der deutschen landwirtschaftlichen Gefolgschaft sich so haufig durch
jahrzehntelange Arbeit auf dem gleichen Hofe bekundet. Diejenigen, die 50 Jahre ihrer Arbeitsstatte
die Treue gehalten haben, wurden ja bekanntlich schon seit Jahren vom Ftihrer durch die Verleihung
der Sonderstufe des Treudienst-Ehrenzeichens ausgezeichnet. Die neue Ehrungsordnung aber bringt
dariiber hinaus nun auch fur solche Landarbeiter besondere Ehrungen, die 10, 25 und 40 Jahre in
Treue der Scholle auf gleichem Arbeitsplatz gedient haben. Es wird ihnen jeweils am Erntedanktag
eine Ehrenurkunde ausgehandigt; fur 25- und 40jahrige Gefolgschaftstreue ist dariiber hinaus auch
eine Medaille geschaffen worden, die sichtbar getragen werden darf. AuBerdem laBt der Reichsbauern-
fuhrer kiinftig jedem so Ausgezeichneten noch ein Geschenk iiberreichen, und zwar bei 10-jahriger
Gefolgschaftstreue im Werte von 50 RM, bei 25jahriger von 125, bei 40jahriger im Werte von 200
und bei 50jahriger Gefolgschaftstreue von 250 RM.
Es ist nur recht, wenn der nationalsozialistische Staat fur seine verwundeten Soldaten und fur die Hin-
terbliebenen der Gefallenen in der bestmoglichen Weise auf eine Art sorgt, wie sie weder friiher bei
uns noch heute in anderen Staaten iiblich ist! Ein groBziigiges Versorgungswerk fur die Kriegsopfer,
dessen Einzelheiten am 2. Oktober durch die deutsche Presse veroffentlicht wurden, soil ein soziales
Absinken der Verwundeten und der Angehorigen der Gefallenen verhindern. Dieses Versorgungswerk
ist ein Dokument des Dankes und der Anerkennung fur die besten Sonne Deutschlands. An erster Stel-
le der diese MaBnahmen treffenden Verordnung des Oberkommandos der Wehrmacht stehen die Wit-
wen, Waisen und Eltern der gefallenen Soldaten: eine zusatzliche Elterngabe stellt eine einmalige,
ehrenvolle Erganzung der bisherigen Bestimmungen dar. Ein ZuschuB zur Witwen- und Waisenrente
ermoglicht es, daB die Erhaltung der hinterbliebenen Familie in der bisherigen sozialen Schicht sicher-
gestellt wird. Die Schaffung einer vierten Versehrtengeldstufe, die Moglichkeit von Ubergangsunter-
stiitzungen und von Zuschiissen fiir diejenigen, die nicht mehr arbeitsfahig sind, deuten die Entwick-
lung der kiinftigen und endgiiltigen Versehrten-Versorgung schon heute an. — Mit alien diesen Hilfs-
maBnahmen soil jedoch der fundamentale Grundsatz der eigenen Verantwortung fiir den ferneren Le-
104 bensweg und der Einsatz der noch verbleibenden Leistungsfahigkeit keineswegs ausgeschlossen
werden. Diese positiven Krafte, die am meisten geeignet sind, auch den Schwerkriegsverletzten iiber
seine Leiden und Gebrechen hinwegzuhelfen, sollen sogar in Zukunft aufs intensivste gefordert wer-
den. Die neue Erganzungsordnung wird viele verwundete Soldaten in den Lazaretten von Sorgen be-
freien. Sie wird den Hinterbliebenen die GewiBheit geben, daB der schwere Schicksalsschlag, der sie
getroffen hat, sie nicht aus der bisherigen Lebensbahn herausreiBt, und sie wird schlieBlich den kamp-
fenden Frontsoldaten aufs neue die GewiBheit geben, daB die Heimat in unlosbarer Kameradschaft zu
ihnen und zu ihrer Familie steht, daB also auf dem Gebiete der Versorgung der Kriegsopfer der deut-
sche Sozialismus bereits voile Wirklichkeit ist.
Eine Bestimmung, die sich ebenfalls zugunsten der Hinterbliebenen der gefallenen Soldaten auswirkt,
ist eine Verordnung des Reichsverteidigungsrates iiber die Ernennung und Beforderung der Beamten
wahrend des Krieges. Sie bestimmt in einem Absatz, daB, wer wahrend des Krieges gefallen, gestor-
ben oder vermiBt ist, beim Vorliegen der beamtenrechtlichen Voraussetzungen dennoch ernannt bzw.
befordert werden kann, wenn die Ernennung von der zustandigen Stelle eingeleitet worden war, bevor
der Tod oder das VermiBtsein des Betreffenden bekannt war. Eine Beforderung kann auch eintreten,
wenn sich der Gefallene durch hervorragende Leistungen vor dem Feinde ausgezeichnet hat, oder
wenn seine Ernennung aus Griinden verzogert wurde, die nicht an ihm gelegen haben. Diese Regelung
ist vor allem fur die Familien bedeutsam, weil ihnen nunmehr die Hinterbliebenenbeziige aus der ho-
heren Stellung ebenfalls zugute kommen.
Nach einer Mitteilung des Reichserziehungsministers wird in Dresden im Laufe des Novembers ein
sechsmonatiger S a m m e 1 lehrgang fur Kriegsversehrte aus dem ganzen Reichsgebiet eingerichtet. Er
steht Verwundeten offen, die noch nicht aus dem Wehrdienst entlassen sind, wenn sie von ihrer milita-
rischen Dienststelle einen Urlaub von sechs Monaten erhalten.
Nach der seinerzeit vom Reichserziehungsminister angeordneten Sonderforderung der studierenden
Kriegsteilnehmer an wissenschaftlichen Hochschulen erhalten seit dem Sommersemester 1941 Teil-
nehmer des gegenwartigen Krieges wahrend des Studiums ohne Rucksicht auf ihre wirtschaftlichen
Verhaltnisse Gebuhrenbefreiung und laufende Unterhaltszuschiisse. Die Dauer der Gebuhrenbefreiung
und des Unterhaltszuschusses richtet sich nach der Dauer des Wehrdienstes. Der ZuschuB betragt mo-
natlich 50 RM, er erhoht sich auf monatlich 100 RM fur Kriegsteilnehmer, die nicht an ihrem Heimat-
105 ort studieren konnen. Verheiratete Kriegsteilnehmer erhalten mit Wirkung vom 1. Oktober einen
ZuschuB von 100 RM, und, sofern sie das 24. Lebensjahr vollendet haben, fur die Dauer der ihnen
gewahrten Sonderforderung vom Reichsstudentenwerk eine weitere laufende Beihilfe von monatlich
60 RM, wenn die wirtschaftlichen und Familienverhaltnisse dies erfordern. Die Beihilfe erhoht sich
auf monatlich 70 RM vom 26. Lebensjahr, auf 80 RM vom 28. Lebensjahr an. Daneben kann das
Reichsstudentenwerk Kinderzuschlage nach den fur Reichsbeamte geltenden Satzen gewahren.
Am 10. Oktober gab das Oberkommando der Wehrmacht eine Verlautbarung heraus, die von groBter
Bedeutung fur den Offiziersnachwuchs der nationalsozialistischen Wehrmacht ist. Die Verordnung
bestimmt, daB gemaB dem Fuhrerwort „In der nationalsozialistischen Wehrmacht tragt jeder den Mar-
schallstab im Tornister!" jeder junge Deutsche, ohne Rucksicht auf seine Herkunft, nur ausgelesen auf
Grund seiner Personlichkeit und seiner Bewahrung vor dem Feinde, Offizier werden kann. Ab sofort
werden daher bei alien drei Wehrmachtsteilen Bewerber fur die aktive Offizierslaufbahn angenom-
men.
Als Anerkennung fur den Kriegseinsatz besonders bewahrter Kraftfahrer hat der Ftihrer ein „Kraft-
fahrbewahrungsabzeichen" gestiftet. Es wird an Kraftfahrer verliehen, die, unter erschwerten Bedin-
gungen eingesetzt, sich beim Fahren und um die Erhaltung und Pflege des ihnen anvertrauten Kraft-
fahrzeuges besondere Verdienste erworben haben.
Reichsverkehrsminister Dr. Dorpmuller hat am 22. Oktober an die deutschen Eisenbahner einen Auf-
ruf erlassen. Mit Worten hochster Anerkennung gibt er davon Kenntnis, daB die MaBnahmen zur Lei-
stungssteigerung in solcher Weise in die Tat umgesetzt wurden, daB die Erwartungen iibertroffen sind.
Die Verbesserungen der Ernahrungslage im vierten Kriegsjahr hingen nunmehr, sagt der Minister, im
wesentlichen von den Eisenbahnern ab, nachdem das deutsche Landvolk seine Pflicht so wunderbar
erfiillt habe. Allein der Gedanke, daB Tausende von Wagen, die bisher an die Ostfront fiihren, jetzt
nicht mehr leer, sondern mit kostbaren Giitern zuriickrollten, miisse jeden Eisenbahner mit Stolz erfiil-
len und anspornen, diese Leistungen von Tag zu Tag zu erhohen.
Am 13. Oktober sprach Reichsminister Dr. Goebbels auf einer GroBkundgebung in Munchen vor der
Feldherrnhalle zu vielen tausend Munchnern. Gauleiter Giesler erinnerte in seiner kurzen BegriiBungs-
ansprache an die Strome der Hilfsbereitschaft, der Opferwilligkeit, der Herzlichkeit, der Treue, des
106 Mitgefuhls und der unendlichen Kraft, die als Folge des ruchlosen Luftangriffes auf die Munchener
Bevolkerung gerade in dieser Stadt erwachsen sind. AnschlieBend ftihrte Reichsminister Dr. Goebbels
in seiner Rede aus, daB er nicht nur als Minister des Reiches, sondern auch als Gauleiter der Reichs-
hauptstadt spreche. „Ich komme also nicht vom griinen Tisch, ich kenne sehr wohl die Schwierigkei-
ten, vor die in dieser harten und schweren Zeit ein Gemeinwesen gestellt ist. Ich weiB aber auch —
und das scheint mir das Wichtigere zu sein — , daB wir in diesen Jahren zwar die letzte, aber auch die
groBte Chance unserer nationalen Geschichte besitzen. Wir kampfen um Sein oder Nichtsein! Wenn
wir diesen Kampf gewinnen, dann steht uns das ganze Leben offen. Wenn wir ihn verloren — allein
der Gedanke daran ist zu grauenvoll, als daB man ihn ausdenken konnte — , wurden wir damit iiber-
haupt das Anrecht auf eine nationale Geschichte verlieren. Unsere Feinde sind offen genug gewesen,
uns zu sagen, was uns droht. Sie sprachen davon, daB Deutschland ein zweites Versailles, ein Uber-
versailles, aufgezwungen werden miisse. Es ware also nicht nur dumm, sondern auch feige, inmitten
dieser Auseinandersetzung zwischen GroBmachten und Kontinenten von einem Gegensatz zwischen
PreuBen und Bayern, zwischen Sachsen oder Wiirttembergern iiberhaupt sprechen zu wollen. Es geht
diesmal um unser Lebensrecht, aber auch um unsere Lebensmoglichkeit! Der Raum, den wir als Volk
besiedeln, ist zu eng. Wir konnen uns auf diesem Raum nicht ernahren — er muB also ausgeweitet
werden! Eine giinstigere Gelegenheit dazu als die, die wir heute besitzen, werden wir nie bekommen.
Dieser Krieg ist also nicht eine Sache der PreuBen oder Bayern, der Sachsen oder Wiirttemberger,
sondern unsere gemeinsame deutsche Sache, die uns alle angeht! Wir wollen, daB durch den Krieg der
Lebens standard unseres Volkes geandert wird, daB sich das deutsche Volk endlich einmal an den Fett-
napf der Welt setzen kann. Bisher kampften wir, national gesehen, um Scheinziele, um PreuBen oder
Habsburger, Sozialismus oder Nationalismus, um die Frage Proletariat oder Btirgertum, oder darum,
ob man das Abendmahl in einfacher oder zweifacher Gestalt reichen solle. Diesmal geht es um wich-
tigere Dinge: um Kohle, Eisen, 01 und vor allem und Weizen, um das tagliche Brot auf dem Tisch
unseres Volkes." Zum SchluB richtete Dr. Goebbels seine Worte direkt an die Stadt Munchen: „Ich
rufe dieser Stadt ins Gedachtnis zuriick, welche Aufgaben sie dem deutschen Lande gegeniiber zu
erfullen hat, rufe ihr ins Gedachtnis, daB der Ftihrer dieser Stadt die wertvollsten und kostbarsten Jahre
seines Lebens geschenkt hat. Sie wird es sich zum Ehrgeiz machen, an nationaler Opferbereitschaft, an
hoher patriotischer Gesinnung, an Fahigkeit, an Starke und Ausdauer alien anderen Stadten ein Bei
107 spiel zu geben. Von dieser Stadt soil immer fur das ganze Reich vornehmlich in den kritischen
Stunden dieses Krieges der Ruf erschallen, den wir so oft Adolf Hitler entgegenriefen, wenn es hart
auf hart geht: ,Fuhrer, befiehl, wir folgen!'"
Zu einer wtirdigen Feier gestaltete sich die zwanzigjahrige Wiederkehr des Tages, an dem der Ftihrer
den Marsch nach Koburg befahl. Am 19. Oktober fanden sich dort die alten Marschierer wiederum
zusammen. Gauleiter Wachtler mit dem Fuhrerkorps des Gaues Bayreuth, die Fuhrer der SA-Gruppen
mit Stabschef Lutze an der Spitze und Reichsminister Rosenberg sowie Reichsorganisationsleiter Dr.
Ley nahmen an der Feier toil. Den Hohepunkt der Veranstaltung bildete eine Rede von Reichsminister
Rosenberg. Darin schilderte er den beispiellosen Kampf der nationalsozialistischen Bewegung: „Aus
dem Marsch nach Koburg wurde spater der Marsch durch das Brandenburger Tor, der Marsch nach
Wien und Prag und schlieBlich der Marsch nach Warschau, Paris und endlich zum Don und zur Wol-
ga." Reichsleiter Rosenberg ging dann auf die Lage im Osten ein, die weiteste Teile des deutschen
Volkes aufs tiefste interessiert. Er schilderte das AusmaB der Zerstorungen, das die Sowjets hinterlas-
sen hatten, bis dann sofort nach den Soldaten die wirtschaftlichen Inspekteure des Vierjahresplanes,
die Organisation Todt und der deutsche Arbeitsdienst kamen, um mit alien Kraften die Wiederherstel-
lung und den Wiederaufbau zu betreiben. So konnte nach und nach ein Werk nach dem anderen wie-
der in Tatigkeit gesetzt werden. Das allgemeine Bemuhen richtete sich in allererster Linie darauf, die
Kriegswirtschaft Deutschlands zu starken, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und die
Wehrmacht mit allem Notwendigen zu versorgen. Die alten nationalsozialistischen Eigenschaften
unserer Revolution, Unbeirrbarkeit und Einsatzwille, sind auch im Osten wieder in Erscheinung getre-
ten. Umsicht und Harte, jetzt gepaart mit einer unmittelbaren Kenntnis der Menschen und Raume, und
der Wille zur unbedingten Verteidigung der deutschen Lebensnotwendigkeiten sind die Voraussetzun-
gen fur jede Arbeit im Osten.
Am Ende des Monats feierte die faschistische Partei in Italien ebenfalls ein zwanzigjahriges Jubilaum:
den Marsch auf Rom. Auf Befehl des Fuhrers begab sich eine Delegation der NSDAP zu dieser Feier
nach Rom. An ihrer Spitze stand Reichsorganisationsleiter Dr. Ley; auBerdem gehorten ihr an: Reichs-
jugendfuhrer Axmann, Reichsstudentenfuhrer Gauleiter Dr. Scheel und Gauleiter Hanke. Mit der Ent-
sendung dieser Delegation bekundete der Fuhrer und mit ihm das nationalsozialistische Deutschland
ihre tiefste innere Verbundenheit mit der faschistischen Revolution, die vor 20 Jahren den geistigen
Umbruch Europas einleitete. Der Fuhrer selbst nannte in einem Gluckwunschtelegramm diesen Tag
108 vor 20 Jahren „einen Wendepunkt in der menschlichen Geschichte". Der Duce gab in seiner Antwort
auf die Gluckwunsche des deutschen Volkes der Uberzeugung Ausdruck, daB „der Sieg die beiden
Nationen fur ihre Opfer entschadigen werde".
In einer Rede vor der Reichsdeutschen Gemeinschaft in Zurich, der iiber 10 000 Deutsche beiwohnten,
befaBte sich der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP., Gauleiter Bohle, mit dem Schicksal der
Auslandsdeutschen. Er dankte dem Internationalen Komitee vom Genfer Roten Kreuz fur seine Be-
muhungen, die sich auch in diesem Kriege ungeheuer segensreich ausgewirkt haben. Trotzdem aber
konnte Gauleiter Bohle nicht verschweigen, daB vielen Zivilinternierten in diesem Kriege eine uner-
tragliche Behandlung zuteil geworden sei. „Auslandsdeutsche und andere Auslandsburger wurden
nicht nur verschleppt und ins Gefangnis geworfen sowie hartesten und schwersten MiBhandlungen
ausgesetzt. Viele haben dabei ihr Leben lassen miissen, und Unzahlige zogen sich schwere korperliche
Schaden fur ihr ganzes weiteres Leben zu. Deutsche Internierte sind nicht nur in ihrem Eigentum
schwer geschadigt worden, sondern auch von den Wachmannschaften willkurlich eingesperrt, von der
Bevolkerung mit Steinen beworfen und beschimpft worden. Das aber geschah nicht im barbarischen
Deutschland, sondern in den Landern, die angeblich fur Freiheit und Leben Staatsfremder eintreten."
Vor einer Arbeitstagung der Gaufrauenschaften sprach am 20. Oktober in Gegenwart der Reichsfrau-
enfuhrerin, Frau Scholtz-Klinck, Reichsminister Dr. Goebbels. Er bat die Frauenflihrerinnen, Dank
und Anerkennung fur die aufopfernde Tatigkeit der Frau an alle schaffenden deutschen Frauen im
Lande weiterzuleiten. Die Frauenarbeit habe wahrend des unerbitflichen Ringens um unsere nationale
Existenz hervorragende Ergebnisse erzielt und entscheidend dazu beigetragen, daB unser Volk im vier-
ten Kriegsjahr in seiner kampferischen Entschlossenheit gefestigter denn je dastehe. Diese Tatsache
sei um so hoher einzuschatzen, als der Fraueneinsatz auf freiwilliger Grundlage beruhe. Die Reichs-
frauenfuhrerin versicherte anschlieBend, daB die deutschen Frauen jeden in ihren Kraften stehenden
Beitrag zum Siege leisten wtirden.
Am 24. Oktober erlieB der Stabschef der SA, Lutze, nach AbschluB der Wehrkampftage der SA einen
Tagesbefehl. Aus diesem Befehl wird bekannt, daB in 600 Wehrkampfveranstaltungen mehr als 500
000 SA-Manner ein Beispiel der wehrhaften Haltung der deutschen Heimat im vierten Kriegsjahr ge-
geben haben.
109 Der Reichsstudentenfuhrer hat eine Anordnung zur Neufassung aller Bestimmungen tiber Leben und
Arbeit der Studentenkameradschaften unter Auswertung der inzwischen besonders im Kriege gemach-
ten Erfahrungen gegeben. Das Ergebnis liegt in den „Grundsatzen der Kameradschaftsarbeit des NSD-
Studentenbundes" vor. Diese „Grundsatze" enthalten nicht nur die 1937 verkiindeten „Gesetze des
deutschen Studenten" und legen nicht nur das Wesen der Aufgaben und Ziele der Kameradschaft fest,
sie umreiBen vielmehr auch den Aufbau und die Stellung, die Mitgliedschaft und Fuhrung der Kame-
radschaft und geben vor allem feste MaBstabe fur die Arbeit und Form der studentischen Selbst-
erziehung. Das Kameradschaftsleben des deutschen Studenten kennt danach einen Politischen Abend,
die Gemeinschaftsstunde, den Kameradschaftsring, ferner die Berufs- und Fachstunde, den Wissen-
schafts- und Facheinsatz und schlieBlich den Reichsberufswetfkampf der deutschen Studenten.
Wie der Reichsminister des Inneren auf Grund der nunmehr vorliegenden AbschluBberichte der Ge-
sundheitsamter iiber die Durchfuhrung der im vergangenen Winter stattgefundenen zusatzlichen Vit-
amin C-Versorgung der Schulkinder sowie der werdenden und stillenden Mutter und der Sauglinge
bekanntgab, ist den Aktionen wiederum ein voller Erfolg beschieden gewesen. An 2,2 Millionen
Schulkinder wurden durch die Lehrer 186 Millionen Tagesgaben Vitamin C in Form von Cebionzuk-
ker verausgabt. Im Rahmen der Sauglingsfursorge wurden von den Gesundheitsamtern in enger Zu-
sammenarbeit mit der NSV etwa 1,75 Millionen Mutter und Kinder mit insgesamt 264 Millionen Ta-
gesgaben Vitamin C zusatzlich versorgt. Die werdenden Mutter erhielten in diesem Abschnitt erstma-
lig ein kombiniertes Vitamin C-Kalkpraparat, um den wahrend der Schwangerschaft erhohten Kalkbe-
darf sicherstellen zu helfen. Der Gesundheitszustand wurde allerorts als uberaus befriedigend bezeich-
net. Daher ist eine Wiederholung der vorbeugenden MaBnahme im kommenden Winter und Fruhjahr
in Aussicht genommen.
Bisher brachten Kriegszeiten stets ein schnelles Ansteigen der Geschlechtskrankheiten mit sich. In
diesem Krieg ist es Deutschland gelungen, diese Erscheinung zu verhindern. Auf einer in Wurzburg
eroffneten Kriegstagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft gab Reichsgesundheitsfuhrer
Dr. Conti ein umfassendes Bild der erfolgreichen MaBnahmen in der Bekampfung der Geschlechts-
krankheiten. Die gesetzlichen Bestimmungen haben zu einem Bekampfungs system gefuhrt, das heute
als luckenlos bezeichnet werden konne. Der groBe Erfolg, der sich in der Niederhaltung der Erkran-
kungszahlen ausdriicke, beruhe vor allem auf den neuesten Forschungsergebnissen der Wissenschaft,
1 1 den durchgreifenden organisatorischen MaBnahmen und der Mitwirkung der Arzte bei der Aufdeckung
der Infektionsquellen. Dieser Weg geht auf die personliche Initiative des Reichsgesundheitsfuhrers
zuriick. Dr. Conti erklarte, der Arzt konne von der Verpflichtung nach der Erforschung der Infektions-
quellen nicht entbunden werden. Gleichzeitig sei aber die arztliche Schweigepflicht als Grundlage des
unbedingt notwendigen Vertrauensverhaltnisses zwischen Arzt und Patienten sichergestellt.
Die Technische Hochschule Munchen hat ein Institut fur Kunstfaserforschung errichtet, zu der die
Vorarbeiten im wesentlichen abgeschlossen sind. In der ersten Halfte des Oktober hat das Institut sei-
ne Forschungsarbeit aufgenommen. Zum Leiter dieses Institutes wurde Dozent Dr. phil. habil. Hans
Erbring, bisher Universitat Leipzig, berufen. Das Institut ist ein reines Hochschulinstitut. Seine Auf-
gabe ist es, die gesamten Probleme der synthetischen Fasern zu erforschen und auf diesem Arbeitsge-
biet Nachwuchs fur Forschung und Industrie heranzubilden.
Am 13. Oktober wurde im Palais der Deutschen Reichspost in Wien der Europaische PostkongreB in
Anwesenheit von 16 Landern durch Reichspostminister Ohnesorge zugleich im Namen des italieni-
schen Verkehrsministers Host-Venturi feierlich eroffnet. Es handelte sich dabei um eine Arbeitsta-
gung, die als ein weiteres erfreuliches Beispiel immer intensiveren Zusammenwirkens der Nationen
unseres Kontinentes anzusehen ist. Reichsminister Ohnesorge begriiBte in seiner Ansprache die Teil-
nehmer namens der Regierungen Deutschlands und Italiens sowie ihrer Postverwaltungen. Die am 8.
Oktober 1941 erfolgte Unterzeichnung eines Post- und eines Telegraphenabkommens zwischen
Deutschland und Italien mit wesentlichen Gebuhrensenkungen bezeichnete Ohnesorge als den Aus-
gangspunkt fur die Erweiterung der europaischen Zusammenarbeit. Welch ein Fortschritt sei es, wenn
in Zukunft ein Brief von Lissabon nach Helsinki oder von Narvik nach Syrakus nicht mehr oder we-
nigstens nicht viel mehr als ein Inlandsbrief kostet. In diesem Zusammenhang umriB der Reichsmini-
ster einige Aufgaben, die in Zukunft dem Post- und Fernmeldegebiet gestellt sein werden, wobei er
den Luftpostdienst, den neuzeitlichen Ausbau des Fernkabelnetzes durch ganz Europa und die Ent-
wicklung des Fernsehens anfuhrte. Am 24. Oktober fand die feierliche AbschluBsitzung des Postkon-
gresses start. In seiner Tagung ist jedenfalls ein wichtiges Vertragswerk zustandegekommen, dessen
wertvolle Ergebnisse Reichspostminister Ohnesorge wtirdigte. Im einzelnen sind dies folgende: 1. die
Schaffung einer europaischen Einheitsbriefgebiihr, 2. die allseitige Anwendung des wesentlich verein-
fachten Gewichtsstufensystems fur Briefe, 3. die Beseitigung der Landdurchgangsgebuhren fur Brief
111 post, 4. die Schaffung einer einheitlichen Telegrammgebuhr, 5. der Wegfall der gegenseitigen
Abrechnung im Telegrammdienst.
Im Marz dieses Jahres hat der Fuhrer dem Reichsminister fur Bewaffnung und Munition den Auftrag
erteilt, innerhalb des Rustungsprogrammes die Lokomotiv- und Waggonerzeugung zu ubernehmen
und zu steigern. Innerhalb dieses Auftrages wurde eine neue Kriegslokomotive entwickelt, die alien
berechtigten Anforderungen gerecht wird.
Im Laufe des Monats Oktober waren in groBerer Zahl Arbeitsvertrage auslandischer Arbeiter in
Deutschland abgelaufen. Der weitaus groBte Teil dieser Krafte hat, wie DNB erfahrt, von sich aus
diese Vertrage verlangert, um in Deutschland weiterarbeiten zu konnen. Besser als alles andere zeigt
diese Tatsache, daB sich die auslandischen Arbeiter in Deutschland wohlfuhlen.
Reichsmarschall Goring hat eine Verordnung iiber die Neuregelung der Rentenversicherung im Berg-
bau bekanntgegeben. Sie bedeutet einen entscheidenden Beitrag zu dem Bestreben, den Bergmann
wieder an die Spitze der deutschen Arbeiter zu stellen. Mitten im Kriege wurde durch diese Neurege-
lung die Lage der Bergarbeiterschaft in auBerordentlichem MaBe verbessert: die Neuregelung beseitig-
te die Doppelversicherung des Bergmanns und vereinfachte sein Rentenrecht in volkstumlicher Weise.
Ja, sie staltete seine Rentenversorgung mit solchen Leistungen aus, daB sie als eine der stolzesten
bergmannischen Tradition entsprechende Bevorzugung anerkannt werden muB; denn hier wurde ein-
deutig bei der Bemessung der Leistungen die schwere, krafteverzehrende Untertagearbeit des eigentli-
chen Bergmannes vor Ort berucksichtigt. Damit aber wurde gleichzeitig der Arbeitseinsatz gefordert.
AnlaBlich der Umbenennung der Prager Moldaulande in Reinhard-Heydrich-Ufer hielt Staatssekretar
Frank am 18. Oktober in Prag eine Rede, in der er eingangs die Personlichkeit Heydrichs wtirdigte.
Staatssekretar Frank fuhr dann u. a. fort: „Nach der formellen staatsrechtlichen Einverleibung Boh-
mens und Mahrens in das Reich heiBt nun die Aufgabe: restlose geistige und seelische Ruckeroberung
Bohmens und Mahrens und seiner Bevolkerung fur das Reich und den Reichsgedanken. Angesichts
des uns aufgezwungenen Krieges gibt es fur Bohmen und Mahren in der Gegenwart des Kriegsge-
schehens nur die eine Aufgabe: auBerste Anspannung und Arbeitsleistung auf alien Gebieten fur den
deutschen Sieg. Der oberste Vertreter dieses Grundsatzes war der gefallene Reinhard Heydrich. Die
Blutschuld, mit der die Morder das ganze tschechische Volk beladen und belastet haben, ist so unge-
heuerlich, daB sie erst getilgt erscheint, wenn Heydrichs politisches Vermachtnis erfullt ist. Die tsche-
112 chische Emigrantenclique in London, der es eine Zeitlang den Atem verschlagen hatte, hetzt
neuerdings zu Aufstand und Sabotage. Daher haben wir zunachst einmal die Angehorigen dieser ge-
gen ihre eigenen Volksgenossen so rucksichtslosen Schwatzer in Gewahrsam genommen und einem
Internierungslager zugefuhrt. Wenn wir bisher scharf Stellung bezogen haben gegen die tschechische
Intelligenz, so taten wir es deshalb, weil 90% aller staatspolizeilich festgestellten Reichsfeinde, die
Trager der hier so beliebten verlogenen Feindpropaganda, der Helferskreis der Heydrich-Morder und
der feindlichen Agenten aus der tschechischen Intelligenz stammten." Der Redner gedachte dann mit
Anerkennung des tschechischen Bauern, der einige Entgleisungen des vergangenen Jahres durch gute
Arbeit auszugleichen bestrebt war, restlos seinen Pflichten gegenuber Volk und Reich nachkommt,
und des tschechischen Arbeiters, der in den Bergwerken, in den groBen Rlistungsbetrieben, in der son-
stigen Industrie und im Verkehrswesen gute und saubere Arbeit geleistet hat.
Es gibt taglich unzahlige Beispiele, die von der hervorragenden Haltung einen Begriff vermitteln, von
der das ganze deutsche Volk beseelt ist. Zwei Beispiele — diesmal aus der Jugend — sollen fur viele
stehen: Der Berliner Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels empfing am 12. Oktober in den Raumen
seines Ministeriums eine 50 Mann starke Abordnung des Reichsarbeitsdienstes aus dem Osten, die
sich im Fronteinsatz besonders ausgezeichnet hat. Bei dieser Gelegenheit uberreichte Obergeneralar-
beitsfuhrer Dr. Decker dem Minister im Namen des Reichsarbeitsfuhrers die von einer im Osten ein-
gesetzten RAD-Einheit gesammelte Summe von 68 356 RM fur das Kriegswinterhilfswerk. — Am
Tage darauf sah Reichsminister Dr. Goebbels im Beisein des Reichsjugendfuhrers Axmann 31 Hitler-
jungen bei sich, die sich bei feindlichen Fliegerangriffen durch besonders tapfere Haltung und Uner-
schrockenheit hervorgetan haben. Dr. Goebbels begriiBte die Jungen, von denen zwei mit dem Eiser-
nen Kreuz und die anderen mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichnet worden sind,
einzeln mit Handschlag und lieB sich von ihnen eingehend tiber ihre Erlebnisse wahrend der Alarm-
nachte berichten. — In einer herzlichen Ansprache an die Hitlerjungen ftihrte der Minister dann aus,
dies sei einer der schonsten Besuche, die er je in seinem Ministerium empfangen habe. Er sei auf das
tiefste bewegt durch die Tatsache, Knaben vor sich zu sehen, die das Eiserne Kreuz trtigen. DaB hier
15jahrige Jungen, fast mochte man sagen noch Kinder, mit diesen ehrenvollen Auszeichnungen vor
ihn traten, das sei fur ihn eine besondere Freude. Es habe sich beim Luftkrieg insgesamt eine Haltung
des deutschen Volkes gezeigt, die zu einem beachtlichen Teil auf die nationalsozialistische Erzie-
113 hungsarbeit zuruckzufuhren sei. DaB Manner sich bei Luftangriffen tapfer benahmen, das halte man
fur selbstverstandlich. Von den Frauen pflege man dagegen oft zu sagen, sie seien das schwache Ge-
schlecht. Sie haben jedoch bei den Luftangriffen dieses Wort Ltigen gestraft, betonte der Minister,
denn unsere Frauen hatten sich in den Alarmnachten in aufopferungsvollster und tapferster Weise
gezeigt. DaB aber unsere Knaben und unsere Madchen sich bei den Luftangriffen als Helden erweisen
wtirden, das hatten wir alle in dem Umfang nicht fiir moglich gehalten.
Die im ganzen Reichsgebiet durchgefuhrten Jugendfilmstunden der Spielzeit 1942/43 wurden am
Sonntag, dem 25. Oktober, durch eine Filmfeierstunde im Ufa-Palast mit Reden von Reichsminister
Dr. Goebbels und Reichsjugendfuhrer Axmann eroffnet. In seinen Ausfuhrungen wies Reichsjugend-
ftihrer Axmann darauf hin, daB die Jugendfilmstunden wahrend des Krieges eine Steigerung von 2,5
auf 5,5 Millionen Besucher aufzuweisen hatten. Bedenke man, welch hochwertige Filme, welch be-
deutendes geschichtliches Anschauungsmaterial der Jugend durch die Filmstunden vermittelt wird, so
ermesse man den Wert dieser Einrichtung. Reichsminister Dr. Goebbels gab in seiner Rede seinem
groBen Vertrauen auf die Haltung und den inneren Wert der Jugend Ausdruck, die jetzt im Kriege sich
an alien Stellen, wo sie hingestellt wird, bewahrt.
Zu Anfang des Monats Oktober erfuhr der neue von Wolfgang Liebeneiner gedrehte Tobis-Film „Die
Entlassung" mit Jannings als Bismarck seine Urauffuhrung. Ihm wurde das hochste deutsche Film-
Pradikat „Film der Nation" zuerkannt. Zum vierten Male ist damit diese hochste Anerkennung ausge-
sprochen worden, nachdem sie den Filmen „Ohm Kriiger", „Heimkehr" und „Der groBe Konig" bisher
zuteil geworden war. Zu Beginn des Monats fanden sich in Weimar zum Deutschen Dichtertreffen
zum ersten Male nach der Grtindung die Mitglieder des Europaischen Schriftstellerverbandes zusam-
men. Das Treffen war in diesem Jahr eine Arbeitstagung, in deren Mittelpunkt Vortrage von hervorra-
genden deutschen Schriftstellern standen. So sprach Edwin Erich Dwinger tiber „Der Bolschewismus
als Bedrohung der Weltkultur". Die Tagung erlebte ihren Hohepunkt in einer Festrede Wilhelm Scha-
fers, deren Thema lautete: „Krieg und Dichtung." Von namhaften deutschen Schriftstellern hatten u. a.
Hermann Burte, Georg von der Vring und Gerhard Schumann das Wort ergriffen. Bei dieser Tagung
wurde auch eine Adolf-Bartels-Stiftung ins Leben gerufen, um das Werk und den Mann zu ehren, der
fur eine artbewuBte Betrachtung des deutschen Schrifttums bahnbrechend war. Altmeister Adolf Bar-
tels begeht am 15. November dieses Jahres seinen 80. Geburtstag.
114 Am 16. Oktober wurde in der Reichshauptstadt eine Gesellschaft der „Berliner Freunde der Deutschen
Akademie" gegriindet. Ministerprasident Siebert ftihrte selbst den Vorsitzenden, Staatssekretar im
Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda, Leopold- Gutterer, ein. In einer programma-
tischen Ansprache umriB sodann Staatssekretar Gutterer das Arbeitsprogramm, das er in den kom-
menden Wintermonaten mit dem Berliner Freundeskreis der Deutschen Akademie durchzufuhren ge-
denkt.
Die Wiener Akademie der bildenden Kunste feierte am 24. Oktober den Jahrestag ihres 250jahrigen
Bestehens. Bei der Festsitzung sprach Reichsleiter Reichsstatthalter von Schirach. Er entwickelte
Leitgedanken, die fur die Kunst im Kriege gelten sollen. Diese Zeit gehore den Soldaten; was in der
Heimat geschehe, mlisse in ihrem Geist geschehen.
Mit Zustimmung des Reichsleiters und Reichsstatthalters Baldur von Schirach hat der Generalinten-
dant der Staatsoper in Wien, Lothar Mlithel, den bisherigen Staatsoperndirektor in Dresden, Prof. Dr.
Karl Bohm, zum Direktor der Staatsoper Wien berufen. An seine Stelle tritt in Dresden General-
musikdirektor Karl Elmendorff.
Ein Jubilaum seltener Art verzeichnete Alfred Rosenbergs „M y t h u s des 2 0. Jahrhunderts" im Ok-
tober: Die Auflage dieses Werkes, das fur die nationalsozialistische Entwicklung von groBter Bedeu-
tung war und ist, hat die Millionengrenze uberschritten.
Am 12. Oktober verschied nach kurzer schwerer Krankheit Generalleutnant Ewald von Massow, ein in
Krieg und Frieden hochverdienter Offizier. Generalleutnant von Massow hat sich besondere Verdien-
ste um die Forderung der deutsch-bulgarischen Beziehungen erworben und war auch President der
Deutsch-Bulgarischen Gesellschaft. Auf Befehl des Reichsfuhrers SS Himmler wurde Generalleutnant
von Massow durch ein Ehrenbegrabnis ausgezeichnet.
.-Miiliiiniijiiiiillifiilk
115 Im Rahmen einer Kundgebung des Reichsgaues Wartheland anlaBlich der dreijahrigen Wiederkehr
seiner Eingliederung in das GroBdeutsche Reich wurde mitgeteilt, daB bisher 60 000 deutsche Umsied-
lerfamilien mit rund 300 000 Kopfen im Wartheland ansassig gemacht wurden, weitere 9000 alteinge-
sessene deutsche Bauern auf groBeren Wirtschaften eingesetzt wurden und 11000 Volksdeutsche Bau-
ern Landzulagen erhielten, und daB auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Erzeugung das Warthe-
land hinsichtlich der Ablieferungsziffern von Brotgetreide und Kartoffeln an die erste Stelle aller deut-
schen Gaue geriickt sei. Anfang Oktober wurde zwischen dem Deutschen Reich und Kroatien ein Ab-
kommen liber die Ubersiedlung von 20 000 verstreut in Bosnien, der Herzegowina und Slowenien
lebenden Volksdeutschen getroffen mit ahnlichen Bestimmungen wie diejenigen, die aus anderen
wahrend des Krieges abgeschlossenen Umsiedlungsvertragen bekannt sind. Die gesamten Umsiedlun-
gen, die wahrend dieses Krieges stattgefunden haben, stellen eine Wanderung dar, die zahlenmaBig
bedeutender sein diirfte als manche der in der Geschichte bekannten Volkerwanderungen. Sie sind
volkstumspolitisch ebenso bedeutsam wie hinsichtlich der Ausdehnung des deutschen Ernahrungs-
raumes. Vergessen wir nicht, daB sie nur moglich wurden durch die Siege deutscher Waffen!
Anfang Oktober wurde ein Brief bekannt, den Stalin an den Vertreter der amerikanischen Nachrich-
tenagentur „United PreB" sandte. Darin ftihrte Stalin aus, die Moglichkeit einer zweiten Front nehme
in der Beurteilung der gegenwartigen Lage der Sowjetunion eine Stellung von erstklassiger Bedeutung
ein. Die Hilfe, die die Sowjetunion bisher von ihren Verbiindeten erhalten habe, sei nur wenig wirk-
sam gewesen. Dieser Brief Stalins hat in England und den USA auBerordentliches Aufsehen erregt.
Churchill wurde im Unterhaus mit Fragen tiber die Bedeutung von Stalins Brief und iiber die Absich-
ten Englands hinsichtlich der zweiten Front bestiirmt. Er verweigerte aber jede Auskunft. Die „Times"
vom 9. Oktober aber nannten Stalins Brief ein beunruhigendes Dokument, das offensichtlich in der
Absicht verfaBt worden sei, Aufregung hervorzurufen. Auch in der Unterhaussitzung vom vergange-
nen Dienstag habe man Auswirkungen dieses Briefes feststellen konnen. Die lange Reihe feindlicher
116 Siege habe, wie die „Times" fortfuhr, unter den Alliierten Spaltungen hervorgerufen, die sich fur ihr
Zusammenwirken als hauptsachliches Hindernis erwiesen hatten. Deutschland habe die Sowjetunion
und Japan habe Tschungking-China von den Alliierten isoliert. Die „Times" ftihrte weiter aus, es mlis-
se ein gemeinsamer Plan aller Alliierten geschaffen werden, der das MiBtrauen unter den Alliierten
beseitige. Nach jungsten AuBerungen fuhrender Personlichkeiten der Alliierten hatten sich aber die
Aussichten daflir verringert, daB im 4. Kriegsjahre ein solcher umfassender Plan zustande komme. Die
Rolle der USA in einem derartigen Plan sei jedoch am schwierigsten zu bestimmen. Welche Bedeu-
tung Moskau dem Brief Stalins beimaB, geht u. a. daraus hervor, daB die Sowjetbotschaft in Tokio
den japanischen Zeitungen den Brief Stalins mit der Bitte iibersandte, ihn im vollen Worflaut zum
Abdruck zu bringen. Auf der Pressekonferenz im WeiBen Hause am 6. Oktober wurde Roosevelt um
eine Stellungnahme zu Stalins Brief gebeten. Er weigerte sich jedoch ihn zu kommentieren. Besonders
bemerkenswert war ein Bericht der „Times" aus Moskau vom 7. Oktober, in dem es hieB, Versaumnis-
se in den RuBlandlieferungen wiirden den bereits weitverbreiteten Eindruck in der Sowjetunion ver-
starken, daB die Alliierten beabsichtigten, ihr Menschenmaterial und ihre Aufrustung aufzusparen, um
spater die Zukunft Europas diktieren zu konnen. RuBland wiinsche natiirlich, wenn seine Alliierten
einen Angriff auf Deutschland im Westen eroffneten, moglichst stark zu sein, um seine Rolle im Osten
spielen zu konnen, und falls die Alliierten ihm nicht ihr bestes Material schickten, so werde in Moskau
der Verdacht noch mehr um sich greifen, daB Einflusse am Werke seien, die RuBlands Anteil an der
Offensive beschranken wollten. Wenn man die Haltung RuBlands richtig beurteilen wolle, miisse man
bedenken, daB das russische Volk fast das ganze Jahr 1942 hindurch geglaubt habe, daB der Sieg im
Jahre 1942 moglich sei. Bei der Bevolkerung der Sowjetunion bestehe jetzt kein Zweifel mehr an der
Schuld der Alliierten daran, daB die Aussichten auf einen Sieg in weite Feme gertickt seien.
Die Ausfiihrungen der „Times" werfen ein bezeichnendes Lieht auf das MiBtrauen, das offensichtlich
in Moskau gegenuber England und den Vereinigten Staaten herrscht, und vielleicht auch auf die Hin-
tergedanken, die in London und Washington gegenuber dem bolschewistischen Verbiindeten beste-
hen! Die USA-Presse beschaftigte sich eingehend mit Stalins Brief. Sie war der Meinung, Stalin ver-
lange offensichtlich die Einlosung eines Wechsels, und sein Brief verfolge den Zweck eines Appells
an die Offentlichkeit iiber die Kopfe der Regierung hinweg. Es wurde jedoch betont, daB der Zeitpunkt
fur die Aufstellung einer zweiten Front nicht durch den Druck der offentlichen Meinung bestimmt
117 werden konne. Noch deutlicher war der President des auBenpolitischen Ausschusses des USA.-
Kongresses, als er ausfuhrte, bei der Entscheidung tiber die zweite Front muBten rein militarische Er-
wagungen und solche der Opportunitat maBgebend sein.
Fur die Lage der Sowjetunion war es weiter bezeichnend, daB am 10. Oktober das Presidium des
Obersten Sowjets einen ErlaB iiber die Abschaffung der Kriegskommissare in der bolschewistischen
Armee veroffentlichte. Darin wurde gesagt, daB das System der Kriegskommissare, das in den Jahren
des Biirgerkrieges eingefiihrt worden sei, dem MiBtrauen gegen das „kommandierende Personal" ent-
sprungen sei, das damals nicht an die Sowjetmacht geglaubt habe. In den Jahren nach dem Biirger-
krieg habe aber eine Erziehung und Heranbildung des Fiihrerbestandes stattgefunden, und der jetzige
Krieg habe eine groBe Schicht von neuen, begabten Kommandeuren herangebildet, die ihrer militari-
schen Pflicht bis zum Ende treu gewesen seien. Andererseits hatten auch die Kriegskommissare und
Polit-Arbeiter ihre militarischen Kenntnisse erhoht. Viele konnten in Kommandostellen unverziiglich
oder nach gewissen militarischen Vorbereitungen eingesetzt werden. Der Grund zum Bestehen des
Systems der Kriegskommissare sei also nicht mehr vorhanden. Sein Weiterbestand konne sogar zur
Bremse der „Verbesserung der Truppenverwaltung" fiihren und „fiir die Kommissare selbst eine fal-
sche Lage schaffen".
Wie aus dem ErlaB weiter hervorgeht, soil nunmehr „die Verantwortung fur alle Sei ten der Tatigkeit
der Truppen ganz und gar den Kommandeuren" auferlegt sein. Das Presidium des Obersten Sowjets
der UdSSR bestimmt hiervon ausgehend: 1. In der Roten Armee die vollstandige Einheitsfiihrung
(Ausiibung der Befehlsgewalt durch eine Person) zu errichten und den Kommandeuren und Chefs die
Verantwortung fiir alle Seiten des militarischen und politischen Lebens der Truppenteile und Behor-
den der Roten Armee aufzuerlegen. 2. Die Einfiihrung der Einrichtung der stellvertretenden Komman-
deure fiir politische Arbeit. 3. Einfiihrung der militarisch am besten ausgebildeten und erfahrensten
Kriegskommissare und Polit-Arbeiter auf Fiihrerposten in verstarktem MaBe. 4. Einfiihrung der fiir die
Kommandeure der Roten Armee geltenden Range und Rangabzeichen fiir die stellvertretenden Kom-
mandeure fiir politische Arbeit und fiir alle iibrigen Polit-Arbeiter.
Die Abschaffung der politischen Kommissare und damit der Aufspaltung der Kommandogewalt in der
Wehrmacht der Sowjetunion in einen politischen und einen militarischen Teil kann schwerlich anders
interpretiert werden als dahingehend, daB die Vereinheitlichung der Befehlsgewalt offenbar zu einer
unausweichbaren Notwendigkeit geworden ist, was wiederum Riickschliisse in verschiedenen Rich-
tungen nahelegt.
118 So entscheidend wichtig der Krieg im Osten ist, wir dlirfen nie vergessen, daB der Gegner, der der
eigentliche Hauptschuldige dieses Krieges ist, England, Seekrieg fiihrt und nur zur See entscheidend
getroffen werden kann. Da wir die notigen Kampfmittel fur die Seekriegsfuhrung nicht besitzen und
im Laufe des Krieges auch nicht schaffen konnen, ftihren wir den Seekrieg mit der Seekriegswaffe des
Schwacheren, mit dem Unterseeboot. Die Erfolge waren auch im Monat Oktober sehr betrachtlich.
Unsere U-Boote, die nach dem Kriegseintritt Amerikas zur groBten Uberraschung unserer Gegner ihr
Operationsgebiet an die Ostkiiste der Vereinigten Staaten, in die Karibische See und bis an die Nord-
ostkiiste Stidamerikas ausgedehnt haben, sind im Monat Oktober bis an die Siidkiiste des afrikanischen
Kontinents und in den Indischen Ozean vorgedrungen, wo sie fur den Gegner offenbar vollig iiberra-
schend auftraten und groBe Erfolge erzielten.
Der Unterseeboots krieg wird von uns, abgesehen vom Mittelmeer, im Norden in dem ganzen Raum
zwischen den russischen Eismeerhafen und Neufundland, den Ktisten Amerikas entlang bis hinunter
nach Brasilien und entlang der ganzen Westkuste Europas und Afrikas bis in den Indischen Ozean
hinein gefuhrt. Zum Unterschied vom Weltkriege, wo das U-Boot, wenn es den Heimathafen verlassen
hatte, ohne Verbindung mit der Heimat war, ist das U-Boot heute wahrend seiner ganzen Fahrt jeder-
zeit in Verbindung mit dem Heimatkommando. Dieses ist also in der Lage, Bewegung und Einsatz
jedes einzelnen Bootes fortlaufend zu kontrollieren und zu lenken und Gruppen von Booten auf Zie-
le, wie etwa Geleitzuge, entsprechend den eingehenden Meldungen der Unterseeboote anzusetzen.
Immer wieder horen wir im Wehrmachtsbericht, daB feindliche Geleitzuge tagelang von Gruppen von
Unterseebooten verfolgt, angegriffen und ganz oder groBenteils vernichtet werden. Ende September
belief sich der von deutschen U-Booten, anderen Seestreitkraften und Luftwaffeneinheiten seit Beginn
des Krieges vernichtete feindliche Schiffsraum auf 21,3 Millionen BRT. Da die italienischen Streit-
krafte bis Mai d. Js. tiber 1,3 Millionen und Japan bis Juli nahezu 2 Millionen vernichteten feindlichen
Schiffsraum gemeldet hatten, ergibt sich ein Gesamtverlust von 24,6 Millionen BRT. In dieser Zahl
sind aber nicht die Ergebnisse des Minenkrieges und die zahlreichen Schiffe enthalten, die beschadigt
wurden und die feindlichen Werften beschaftigten und am Neubau von Schiffen verhinderten.
Selbst Churchill muBte in einer Rede am 12. Oktober eingestehen, die U-Bootkriegfuhrung sei das
groBte Problem fur England und seine Verbiindeten, und ein englischer Kommentator sagte anlaBlich
des Trafalgar-Tages am 21. Oktober, Deutschland konne zur See nicht zum Kampf gestellt werden.
119 Es konne den Krieg mit einer Waffe gewinnen, namlich mit seinen Unterwasserstreitkraften. Da es das
Ziel des U-Bootes sei, sich ungesehen zu machen und zu entkommen, sei es unmoglich, Deutschland
auf See zum Kampf zu stellen. Die Bedrohung durch die Deutschen sei dringend und standig, was
bedeute, daB man Tag und Nacht gegen sie kampfen mtisse und sich keinen Augenblick Ruhe gonnen
dtirfe.
In Afrika hat die britische achte Armee unter Einsatz eines riesigen Kriegsmaterials in den letzten
Oktobertagen eine Offensive gegen die Armee Rommels begonnen, die zu schweren Kampfen gefuhrt
hat. Nach englischen Ankiindigungen ist das englische Ziel kein geringeres, als die Armee Rommels
vernichtend zu schlagen und ganz Nordafrika in englische Hand zu bekommen. Es wird sich zeigen,
was aus der Verwirklichung dieses weitreichenden Planes werden wird.
Im Monat Oktober ist hinsichtlich der Kriegfuhrung im allgemeinen eine Diskussion starker gewor-
den, die in jedem Kriege, besonders wenn er von langerer Dauer ist, aufzutreten pflegt, die der volker-
rechtlichen Fuhrung des Krieges. Der Fiihrer hat in seiner Rede zur Eroffnung des Winterhilfswerkes
am 30. September die Frage des Bombenkrieges gegen die Zivilbevolkerung erwahnt, und Reichsmar-
schall Goring hat in seiner oben erwahnten Rede ebenfalls festgestellt, daB Churchill den Bomben-
krieg eingeleitet habe. Es ist Tatsache, daB der Bombenangriff auf nichtmilitarische Ziele in diesem
Kriege von Seiten Englands gegen uns begonnen worden ist, und daB die Verantwortung fiir alles
Leid, was der Zivilbevolkerung im Verlauf dieses Krieges In ganz Europa durch Luftangriffe zugefugt
wird, Churchill zur Last fallt. Der Fiihrer und der Reichsmarschall haben unzweideutig zum Ausdruck
gebracht, daB die Stunde auch diesmal kommen werde, in der Deutschland antworten werde.
Volkerrechtswidrige Kriegfuhrung ist durch eine Verlautbarung des Oberkommandos der Wehrmacht
vom 7. Oktober den Englandern nachgewiesen worden. Bei Dieppe und bei anderen englischen Unter-
nehmungen haben sie die wenigen Gefangenen, die sie machen konnten, entgegen dem Volkerrecht,
gefesselt. Nachdem sie zunachst auf deutsche Repressalien hin entgegen der Wahrheit versichert hat-
ten, nie seien ahnliche Befehle erteilt worden, muBten sie auf Grund deutscher Zeugenaussagen die
volkerrechtswidrige eigene Haltung zugeben. Die Verlautbarung des Oberkommandos der Wehrmacht
brachte weitere Beispiele volkerrechtswidriger Kriegfuhrung, auch vom afrikanischen Kriegsschau-
platz und vom Kampf zur See.
Bekanntlich haben die Englander die Humanitat sozusagen in Erbpacht genommen. Ihrer Agitation
nach ftihren sie auch diesen Krieg fur edle humanitare Ziele — als Verbundete des Bolschewismus!
120 Neuerdings bemuhen sie sich sogar, derartige Agitationsltigen bis zum Ende durchzudenken und
erortern alien Ernstes die Frage, was sie tun werden, wenn sie erst den Sieg errungen haben sollten. In
diesem Falle wollen sie die „Kriegsverbrecher" bei ihren Feinden, also bei uns, vor Gericht stellen und
aburteilen. Es ist genau die Methode aus dem Weltkrieg: auch damals hat die Feindagitation unter
Fuhrung der englischen die angebliche volkerrechtswidrige Fuhrung des Krieges durch die Mittel-
machte mit alien Mitteln und mit schlimmster Hetze in die Kopfe gehammert, und das Ende war Teil
VII des Versailler Vertrages, durch den Deutschland verpflichtet wurde, den deutschen Kaiser und
Hunderte von Heerfuhrern und anderen Einzelpersonen den feindlichen Gerichten auszuliefern. Das ist
schlieBlich vermieden worden. Aber es gibt schon feindliche Stimmen, die sagen, diesmal werde man
Ernst machen und sich nicht durch Proteste abweisen lassen. Man sieht, England bleibt sich gleich. Es
hat nichts gelernt und nichts vergessen. Kein Wunder auch; denn derselbe Churchill, der schon im
letzten Kriege eine fuhrende Rolle spielte, verkorpert auch heute wieder die englische Tradition eines
durch keinerlei Rucksicht eingeschrankten Herrschaftswillens.
Die Verlautbarung des Oberkommandos der Wehrmacht und die darin angekundigten Repressalien
durften London belehrt haben, daB Deutschland in der Lage und Willens ist, Gleiches mit Gleichem zu
vergelten.
Hierzu wurde aus dem verbundeten Japan im Monat Oktober ein interessanter Parallelfall .bekannt.
Bei dem einzigen Luftangriff, den amerikanische Bombenflugzeuge bisher, wahrscheinlich von chine -
sischen Flugplatzen aus, auf Japan durchfuhren konnten, haben sie nach englischem Beispiel nichtmi-
litarische Ziele bombardiert und in einem Fall sogar auf Kinder mit Bordwaffen geschossen. Hierzu
gab der Befehlshaber der japanischen Landesverteidigung am 19. Oktober bekannt, daB in Gefangen-
schaft geratene Besatzungen feindlicher Flugzeuge, die bei Luftangriffen auf das japanische Empire
oder auch auf von Japanern kontrollierte Gebiete sich unmenschlichen Vorgehens schuldig machen,
vor ein Militargericht gestellt und zum Tode verurteilt oder schwer bestraft werden. Das gleiche gelte
fur Mandschukuo oder Gebiete, in denen japanischerseits militarische Operationen durchgefuhrt wer-
den. Ferner gab der Chef der Presseabteilung des kaiserlichen Hauptquartiers bekannt, daB diejenigen
Angehorigen der USA-Luftwaffe, die bei den Luftangriffen am 18. April dieses Jahres auf Japan in
Gefangenschaft gerieten und in stattgefundenen Untersuchungen unmenschlichen Vorgehens fur
schuldig befunden wurden, auf Grund der Militargesetze schwer bestraft werden.
121 Der Sprecher der japanischen Regierung stellte vor der auslandischen Presse am 21. Oktober fest, es
handle sich weder um Repressalien noch um Drohungen, sondern um die Prinzipien, die Japan kunftig
gegenuber volkerrechtswidriger Fuhrung des Luftkrieges anwenden werde. Die bei dem Luftangriff
auf Tokio am 18. April in japanische Gefangenschaft geratenen USA-Flieger hatten im Verlauf der
Untersuchung vor dem Militargericht zugegeben, daB sie nichtmilitarische Ziele mit Bomben und Ma-
schinengewehren angegriffen hatten, und daB sie sich tiber die Bedeutung der Angriffsziele und iiber
ihre Handlungsweise vollig im klaren gewesen seien. Feindliche Flieger, die kunftig in volkerrechts-
widriger Weise ihre Angriffe durchfuhrten, muBten mit der Todesstrafe oder einer anderen schweren
Bestrafung rechnen. Diejenigen amerikanischen Flieger jedoch, die sich keiner unmenschlichen Hand-
lung schuldig gemacht hatten, wurden als regulare Kriegsgefangene behandelt.
Wer wird, wenn von volkerrechtswidriger Kriegfuhrung die Rede ist, nicht sofort an die Ostfront den-
ken, wo die deutschen und verbundeten Truppen einem Gegner gegenuberstehen, fur den Begriffe von
Recht, Gesetz und Humanitat hochstens einen Sinn haben, namlich den der Verwendung als Instru-
mente der Macht oder der Agitation. Die Art der sowjetischen Kriegfuhrung hat erst den ganzen Ab-
grund sichtbar werden lassen, der alles, was in dem Begriff europaische Kultur sich zusammenfaBt,
von unserem Gegner im Osten, dem Bolschewismus, trennt. Kein Wunder, daB die Volker Osteuropas,
die an unserer Seite kampfen, aufs tiefste uberzeugt sind, einen wirklichen Kampf um das Dasein aus-
zufechten.
Fur Finnland hat Staatsprasident Ryti dies erneut in einer Rede am 25. Oktober zum Ausdruck ge-
bracht. Er unterstrich die riicksichtslose Kriegfuhrung des Gegners, der seine Angriffe auch gegen alle
finnischen Kulturstatten und sozialen Einrichtungen richte. Das Beispiel der kleinen baltischen Volker
zeige die Methoden der Sowjetunion. Sie habe sich der Lander vollstandig bemachtigt, ihre Selbstan-
digkeit vernichtet und einen groBen Teil ihrer Bewohner in die fernsten Winkel der Sowjetunion ver-
schleppt. Das gleiche Schicksal wlirde zweifellos auch die iibrigen Voiker, erwarten, wenn sie unter
die Herrschaft der Sowjetunion kamen. Finnland wolle nicht in dem uferlosen Volkermeer des Ostens
verschwinden, wie es vielen finnischen Stammen bereits friiher ergangen sei, sondern seine ihm eigene
Lebensform und seinen Volkscharakter bewahren und was es im Laufe seiner Geschichte errang, wei-
terentwickeln. Finnland wolle auch nicht, daB seine Kinder in dem geschmacklosen und sinnlosen
Gotzendienst der Bolschewisten erzogen wiirden. „Wir wollen unsere Kirchen nicht zu Pferdestallen
und Filmtheatern herabwtirdigen lassen, wie es in Karelien durch die Bolschewisten geschah. Wir
122 wollen unserem Volke den Frieden und die Sicherheit garantieren, damit nicht jede Generation unter
andauernder Kriegsfurcht zu leben braucht und unter den Verwustungen und den Schrecken des Krie-
ges leidet. Seit uns die Bolschewisten im Herbst 1939 liberfielen, haben wir voll und ganz begriffen,
daB uns kein anderer Weg geblieben ist als die Verteidigung mit unserer ganzen Kraft."
Fur Ungarn sagte es Propagandaminister Anthal in einer Rede in Oedenburg, indem er ausfuhrte, daB
er die Stadt Oedenburg als das Symbol der deutsch-ungarischen Schicksalsgemeinschaft ansehe. Diese
Schicksalsgemeinschaft und Zusammenarbeit sei die Frucht von historischen Kraften und einer ge-
rechten Notwendigkeit, die iiber die Interessen hinaus mit einer gemeinsamen Vergangenheit im ge-
meinsamen Kampf und in gemeinsamem Geftihl verwurzelt sei. Die deutschen und die ungarischen
Soldaten, die an der Wolga im Zeichen dieser Schicksalsgemeinschaft ihr Blut vergossen, verrichteten
ein HochstmaB an kameradschaftlicher und bruderlicher Zusammenarbeit. „Auch wir zu Hause", fuhr
Anthal fort, „mussen die Moglichkeit der vollkommenen briiderlichen und kameradschaftlichen Zu-
sammenarbeit finden. Beide Volker haben zu viel Feinde und zu viel Gerechtigkeit, gegen die bzw.
woftir sie kampfen mtissen. Wir wtirden also gegen das gemeinsame Interesse verstoBen, wollten wir
nicht alle unsere Krafte zur Besiegung des gemeinsamen Feindes und zur Erringung des gemeinsamen
Sieges einsetzen. Dies wird aber um so leichter gehen, als wir gemeinsam im ersten Weltkrieg kampf-
ten und gemeinsam wegen Versailles bzw. Trianon leiden muBten. Das Deutschtum hat das ungarische
Volk auch damals an seiner Seite gefunden und es wird die Ungarn auch jetzt und weiterhin an seiner
Seite finden."
Bulgariens Stellung kennzeichnete Konig Boris in seiner Thronrede vom 28. Oktober wie folgt: „Die
AuBenpolitik des Landes ist in diesen schicksalhaften Zeiten vollig bestimmt. Sie wird seitens der
Regierung mit Entschlossenheit und Entschiedenheit im Rahmen des Dreimachtepaktes und des Anti-
kominternpaktes weitergefuhrt. Diese Politik griindet sich auf die aufrichtige Zusammenarbeit und
herzliche Freundschaft mit den Achsenmachten und ihren Verbtindeten. Verbunden mit den Ideen des
Aufbaues der neuen europaischen Ordnung, die einen langen Frieden sichern wird, der auf Gerechtig-
keit gegriindet ist, gibt Bulgarien bereitwillig seine Mitarbeit zur Verwirklichung dieser Ideen."
Spaniens Staatschef Franco, unter dessen Fuhrung die nationalen Krafte Spaniens den Bolschewismus
im eigenen Lande in fast dreijahrigem schweren Ringen niedergeworfen haben, ftihrte in einer Rede
vor 2300 Amtsleitern der Falange, die in einem Schulungslager der spanischen Jugendorganisation im
123 Escorial teilgenommen haben, am 3. Oktober aus: „Wir wiesen den Kommunismus wegen seines
materialistischen und zersetzenden Charakters zuriick. Wir hassen nichts, sondern lieben unseren Staat
wie uns selbst, weil das Spaniens Weltanschauung ist. Spaniens jungste Geschichte hat bewiesen, daB
diejenigen, die in RuBland oder im spanischen Freiheitskampf ihr Leben an der Front aufs Spiel setz-
ten, die wertvollsten Mitglieder der Volksgemeinschaft sind, in denen die schonsten vaterlandischen
Tugenden vereint sind. Spaniens Jugend muB die Herzen eines jeden Volksgenossen fur die Falange
gewinnen."
Diese Ausfuhrungen Francos finden eine bezeichnende Beleuchtung durch eine Meldung aus Madrid
vom 29. Oktober, der zufolge es der Polizei in Sevilla gelang, eine kommunistische Geheimorganisa-
tion aufzudecken und das aus zehn Mitgliedern bestehende Revolutionskomitee zu verhaften. Die
Haussuchungen bei den Kommunisten forderten umfangreiches englisches Propagandamaterial zutage,
das die Organisation regelmaBig von der amtlichen englischen Vertretung in Spanien bezog und nach
einem geschickt ausgearbeiteten Plan in Andalusien verbreitete, zusammen mit einer verbotenen
kommunistischen Zeitung.
Ebenso hat Frankreichs Ministerprasident Laval die Gefahr des Kommunismus klar erkannt. In einer
Rundfunkrede, die er am 20. Oktober an die franzosischen Arbeiter richtete, um sie zur Aufnahme von
Arbeit in Deutschland aufzufordern, ftihrte er aus, Frankreich konne gegenuber den ungeheuren Op-
fern, die Deutschland bringe, um ein Europa aufzurichten, in dem Frankreich seinen Platz einnehmen
werde, nicht passiv und gleichgultig bleiben. Die in der ganzen Welt sich gegenwartig vollziehenden
Ereignisse hatten nur die eine klare Bedeutung, daB Deutschland sich gegen den Bolschewismus erho-
ben habe und ihn zusammen mit alien denen, die an seiner Seite kampften, zuriickhalte und hindere,
Europa zu verschlingen. Es sei klar, daB, wenn die Achse den gegenwartigen Krieg verlieren wiirde,
die Sowjets morgen das Gesetz Europas diktieren wlirden. Unabhangigkeit und Patriotismus waren
dann beseitigt, ebenso wie jede Moglichkeit eines wahren Sozialismus.
Die Rede Lavais war ein Teil seiner im Einvernehmen und nach dem Wunsch der Reichsregierung
unternommenen Bemlihungen, einen verstarkten Einsatz franzosischer Arbeiter in der deutschen Indu-
strie durchzuflihren. Gesucht wurden vor allem 150 000 Spezialarbeiter der Metallindustrie, fiir die 50
000 franzosische Kriegsgefangene freigegeben werden sollten. Diese Aktion, fiir die sich Laval mit
der Zahigkeit und dem Geschick einsetzte, die diesen Politiker seit je gekennzeichnet haben, verlauft
124 offensichtlich recht erfolgreich, obwohl die englische und gaullistische Propaganda sich die groBte
Miihe gibt, sie auf jede nur denkbare Weise zu storen. Wieder zeigt sich aber, daB diese Propaganda,
mindestens im besetzten Frankreich, sehr viel weniger Wirkung hat, als vielfach angenommen wird.
Der franzosische Widerstand gegen den englischen Angriff auf Madagaskar ist im Monat Oktober im
Siiden der Insel gegen die immer groBer werdende englische Uberlegenheit fortgesetzt worden. Ohne
Aussicht auf Hilfe haben die schwachen franzosischen Krafte jede Moglichkeit des Widerstandes aus-
geschopft. Dies verhinderte freilich Churchill nicht, im Unterhaus es so hinzustellen, als ob der Wider-
stand nur scheinbar gewesen ware. Der franzosische Staatssekretar fiir die Kolonien, Generalgouver-
neur Brevie, gab demgegeniiber am 3. Oktober eine Darstellung der Ereignisse in Madagaskar und
fiihrte aus, wenn Churchill sich darin gefalle, den heroischen Widerstand der franzosischen Streitkrafte
auf der Insel als „symbolisch" zu bezeichnen und diese Bemerkung vom Unterhaus mit Lachen quit-
tiert wurde, so beriihre diese Feststellung peinlich, schon allein im Hinblick auf die Tatsache, daB drei
Bataillone franzosische Truppen ohne Tanks und Flugzeuge zwei auf das modernste ausgeriisteten
englischen Brigaden gegeniibergestanden hatten, denen neben einer starken Luftflotte auch Einheiten
der englischen Marine zur Verfiigung standen. Man verstehe in England besser die Kapitulation von
90 000 Englandern vor 50 000 Japanern bei Singapore. Was Churchill aber verschwiegen habe, die
Geschichte jedoch einmal verzeichnen werde, sei die Tatsache, daB der Angriff auf Madagaskar ein
Unrecht sei und durch nichts eine Rechtfertigung finden konne. Wenn England heute die Versicherung
gebe, daB die Insel eines Tages Frankreich zuriickerstattet werde, so wisse man aus anderen englischen
Versprechen, was man davon zu halten habe. Nach Aufzahlung der Einzelphasen des Kampfes schloB
der Staatssekretar mit der Feststellung, daB sich Frankreich auf Madagaskar noch nicht als geschlagen
bekenne.
Der franzosische Staatssekretar fiir Informationswesen, Marion, hielt am 12. Oktober auf einem Emp-
fang fiir rund 300 franzosische Zeitungsdirektoren und Schriftleiter aus ganz Frankreich und Nordafri-
ka eine Rede, in der er sich scharf gegen die englische Propaganda wandte und u. a. sagte, die Wahr-
heit von morgen sei, dem franzosischen Volke klar zu machen, daB es jetzt das einzige, was die Nie-
derlage ihm gelassen habe, namlich sein Kolonialreich, zu verteidigen gelte. „Wir konnen das Empire
nur verteidigen", so sagte Marion, „indem wir uns auf Europa stiitzen, und die Weigerung, uns Europa
einzufiigen, wird, wenn sie andauert, fiir unser Volk zu den schlimmsten Folgen fiihren; denn sie be-
deutet iiberhaupt die Weigerung zu leben."
125 Es kann nicht bezweifelt werden, daB Frankreichs Lage besser ware, als sie heute ist, wenn das
franzosische Volk und seine Fiihrung rechtzeitig begriffen hatten, daB in Zeiten wie den gegenwarti-
gen, wo entschlossene Tatbereitschaft in erster Linie zahlt, durch Abwarten und Stillsitzen nichts ge-
wonnen, aber viel verloren werden kann. Dies war der Sinn der Politik von Montoire, die durch den
Sturz Lavais am 13. Dezember 1940 an ihrer logischen Weiterentwicklung verhindert worden ist. La-
val hatte die politische Konzeption, der franzosischen Politik eine Wendung um 180 Grad zu geben,
die Tatsache des Versagens des englischen Verbiindeten zum Ausgang einer ganz neuen politischen
Entwicklung zu machen und die von der franzosischen Politik seit der Entente Cordiale eingenomme-
ne Frontstellung mit England gegen Deutschland in die gegenteilige mit Deutschland gegen England
zu verwandeln. Hierzu war weder der Marschall Petain noch die groBe Mehrheit des franzosischen
Volkes innerlich bereit. Die Folge war jene Politik des Abwartens und Zogerns, der halben MaBnah-
men und des Sichanklammerns an die Hoffnung auf die Vereinigten Staaten, die man sich als Atten-
tismus zu bezeichnen gewohnt hat.
Diese Politik hat Frankreich nichts geniitzt und viel geschadet. Sie hat unter anderem dazu gefiihrt,
daB Frankreich aus der Lage des unter dem Waffenstillstandsvertrag stehenden Besiegten, an den For-
derungen gestellt werden, ohne daB er auf Gegenleistungen Anspruch erheben kann, nicht irgendwie
wesentlich herausgekommen ist. Aus dieser Lage herauszukommen, Frankreich durch freiwillige tat-
kraftige Eingliederung in das neue politische System Europas wieder, wenn vielleicht auch nur in be-
schranktem MaBe, zu einem mitbestimmenden Faktor in der europaischen Politik zu machen, war aber
von Anfang an der Sinn der Politik Lavais. Als er sie nach seiner Wiederbetrauung mit der Minister-
prasidentschaft Mitte April dieses Jahres wieder aufnahm, muBte er von neuem anfangen und hatten
sich die Voraussetzungen fur eine solche Politik nicht verbessert.
Wahrend die in Vichy tatigen Gegenkrafte gegen die von Laval definierte Politik sich von der eng-
lisch-amerikanischen Orientierung Frankreichs nicht losen wollten, hat England dem friiheren Ver-
btindeten gegentiber eine Politik des nackten eigenen Kriegsinteresses geftihrt, in einem MaBe, das
dieses unmittelbare Kriegsinteresse oft noch uberstieg. Ohne jede Schonung ging es dabei abwech-
selnd gegen die Stadte des franzosischen Mutterlandes, gegen das franzosische Kolonialreich und die
franzosische Schiffahrt vor und bezog Frankreich in die Blockade ein, was eine betrachtliche Notlage
in der franzosischen Lebensmittelversorgung zur Folge hat. England hat es jedoch nicht zu hindern
126 vermocht, daB Deutschland von den franzosischen Kiisten aus den Luftkrieg und besonders den
Unterseebootskrieg fiihren kann.
Der Unterseebootskrieg wird aber in England als die groBte Gefahr angesehen. Der Erste Lord der
Admiralitat, Alexander, ftihrte hierzu in einer Rede in London am 19. Oktober aus, daB drei Verande-
rungen in der Seekriegfuhrung seit dem letzten Weltkrieg die Gefahren fur die britischen Seeverbin-
dungen ungeheuer erhoht hatten. Zunachst sei der bedeutend vergroBerte Aktionsradius und die Feu-
erkraft der Flugzeuge zu nennen, dann komme die ungeheuer erweiterte Leistungsfahigkeit der U-
Boote und endlich folge das AusmaB und die Verschiedenartigkeit der feindlichen Verminungsopera-
tionen. Zur Bekampfung dieser Gefahren miisse das Gros der britischen Flotte eingesetzt werden, um
die Seeverbindungen offen zu halten. Eben bei dieser Arbeit habe die Marine die meisten Verluste
erlitten. Alexander ftihrte weiter aus, „diese Verluste sind leider groBe gewesen, selbst wenn sie nach
dem Standard der Jahre 1914/18 bemessen werden." Der Schlag bei Pearl Harbour habe die gesamte
Kriegsstrategie im Fernen Osten umgeworfen. Alexander schloB mit den Worten: „Die Grundlage der
gesamten alliierten Strategic hangt von der Beibehaltung unserer Seeverbindungen ab. Nicht nur, da-
mit wir selbst uberleben konnen, sondern auch weil wir letzten Endes diese Verbindungswege notig
haben werden, wenn wir den Krieg in das Land des Feindes tragen wollen.
Da den U-Bootskrieg hauptsachlich Deutschland ftihrt, wird Deutschland als der gefahrlichste Feind
angesehen. Immer wieder ergehen sich englische Minister, wie Churchill und Eden, deshalb in haBer-
fiillten AuBerungen gegen Deutschland, wobei ihre Phantasie sich gerne mit der Frage beschaftigt, was
man mit Deutschland anfangen werde, wenn es erst einmal besiegt sei. Wahrend man fruher, als man
noch hoffte, das deutsche Volk, wie seinerzeit im Weltkrieg, von seiner Fuhrung zu trennen, zwischen
dem Nationalsozialismus und dem deutschen Volke einen Unterschied zu machen beliebte, hat es
Eden in einer Rede Ende Oktober mit aller Deutlichkeit ausgesprochen, daB der Zorn Englands dem
deutschen Volke als solchem gilt. Das ist nur eine neue Phase des jahrhundertealten Kampfes Eng-
lands gegen jede in Europa sich erhebende Fuhrungsmacht.
Im gleichen Sinne nahmen Attlee und Indien-Minister Amery am 7. Oktober erneut zur indischen Fra-
ge Stellung. Sie verstiegen sich zu Behauptungen, wie „England kampfe fur die Minderheiten" und die
„indische Demokratie wurde verraten", wenn England den Forderungen der KongreBpartei nachgeben
wtirde. Die indischen Fiihrer muBten zunachst den Ungehorsamkeitsfeldzug einstellen, bevor ein Ge-
127 sprach mit ihnen moglich sei, d. h. England fordert nach wie vor die bedingungslose Unterwerfung der
Inder.
Uber die Auswirkungen des U-Bootkrieges auf England, tiber die es schwer ist, einen genauen Uber-
blick im einzelnen zu gewinnen, dringen trotz aller Tarnungsbemuhungen immer wieder Nachrichten
an die AuBenwelt. Zur Rohstofffrage im allgemeinen auBerte der englische Botschafter in Washington,
Lord Halifax, in einer Rede in Pittsburg am 7. Oktober, man miisse sich vor leichtfertigem Optimis-
mus hinsichtlich der Kontrolle tiber die Rohstoffe hiiten. Nur wenige Leute seien sich im klaren dar-
iiber, wie sehr sich die Lage seit 1939 ins Gegenteil verwandelt habe, besonders seit dem Eintritt Ja-
pans in den Krieg. „Wir verloren die Olfelder in Niederlandisch-Ostindien und Burma an die Japaner.
Die galizischen und einige der sowjetrussischen Olfelder gingen an die Deutschen verloren, wahrend
,weitere in hochster Gefahr' schweben. Im Jahre 1939 stand den Achsenmachten kein Gummi zur Ver-
fiigung, abgesehen von ihren angehauften Vorraten und von den synthetischen Erzeugnissen. Heute
verfugen sie tiber 91% der Gesamterzeugung der Welt. Damals standen ihnen 25% des Bauxits zur
Verfugung, jetzt 66%. Sie besaBen 7% der Welteisenerzvorrate, jetzt besitzen sie 44%. Damals gehor-
ten ihnen 9% des Zinnerzes, jetzt 74%, damals 10% des Manganerzes, jetzt 35%. Sie verfugten damals
iiber 8% der Bleierzvorkommen, jetzt iiber 21%. Auch die ihnen gehorende Flachserzeugung der Welt
betrug damals nur 6%, wahrend sie jetzt 36% ausmacht. Dies sind ungiinstige Zahlen." Dementspre-
chend wurde Ende Oktober angesichts der ernsten Gummiknappheit eine Zahlung aller stillgelegten
Fahrzeuge und aller Autoreifen in England angekundigt. Von Mitte Oktober an fand in ganz England
eine Sammlung von nicht eisenhaltigem Altmetall statt, namlich von Kupfer, Blei, Zink, Zinn, Mes-
sing, Bronze und Aluminium, bzw. von daraus hergestellten Gegenstanden. Uber die englische Koh-
lenlage fand Anfang Oktober im Unterhaus eine Debatte statt, in der festgestellt wurde, England sei in
diesem Herbst schlechter gegen die Kalte des Winters geriistet als im letzten Jahre, und das vorgese-
hene Defizit der Kohlenforderung werde rund 1 1 Millionen Tonnen betragen. Die Kriegfiihrung erfor-
dere aber die Aufbringung ungeheurer Mittel! Schatzkanzler Wood teilte am 20. Oktober im Unter-
haus mit, bisher habe England zweieinhalbmal so viel fur den Krieg bezahlt als in den ersten drei Jah-
ren des vorigen Weltkrieges, namlich iiber 12 Milliarden Pfund Sterling. Hierin seien jedoch die engli-
schen Schulden nicht einmal einbegriffen, die im Rahmen des Pacht- und Leihgesetzes in den USA
gemacht worden seien und weiter gemacht wiirden.
Die Mangelerscheinungen greifen auch auf die Lander des englischen Empires iiber, das nach engli-
128 schen Propagandaschlagworten ja doch iiber angeblich unerschopfliche Hilfsquellen verfiigt. Nach
einer Meldung der „Daily Mail" vom Ende Oktober hat der Verkehrsminister der Siidafrikanischen
Union drastische Einschrankungen des Automobilverkehrs angekundigt und sogar die baldige Stille-
gung des gesamten Autoverkehrs in Aussicht gestellt. Der U-Bootkrieg wirkt sich also bereits in Siid-
afrika aus !
In den USA sieht man sich auf manchen Gebieten zu RationierungsmaBnahmen und, was mehr ist, in
immer verstarktem MaBe zur Aufgabe liberaler Wirtschaftsmethoden gezwungen. Roosevelt hat in
einer seiner bekannten „Kaminplaudereien" am 13. Oktober, in der er sich wie immer bemiihte, seine
Politik den Amerikanern begreiflich zu machen und als in jeder Hinsicht erfolgreich hinzustellen, ge-
sagt, „wir haben gelernt unsere Materialien zu rationieren. Jetzt miissen wir lernen, die Arbeitskrafte
zu rationieren. Vielleicht ist die schwerste Phase des Arbeitsproblems der Mangel an landwirtschaftli-
chen Arbeitskraften". Roosevelt gab anschlieBend zu verstehen, daB, wenn der freiwillige Arbeitsein-
satz nicht geniige, man zum zwangsweisen iibergehen miisse. Das sind interessante Gestandnisse: Die
Vereinigten Staaten, deren Hilfsmittel und Produktionsmoglichkeiten angeblich unbeschrankt sind,
miissen eine immer scharfere Rationierung von Menschen und Material vornehmen! Bei einer anderen
Gelegenheit hat Roosevelt selbst eingestanden, daB die geplanten Riistungsziffern keineswegs erreicht
worden sind. Man geht schon daran, Arbeitskrafte aus den den USA schon vollig horig gewordenen
Staaten Mittelamerikas zu suchen, um dem eigenen Arbeitermangel abzuhelfen. Aus ahnlichen Griin-
den wurde das militarpflichtige Alter von zwanzig auf achtzehn Jahre herabgesetzt. DaB die USA-
Agitation, an ihrer Spitze Roosevelt selbst, sich trotzdem bemiiht, den Nimbus der alles je Da-
gewesene oder Vorstellbare iiberschreitenden Riistungsproduktion aufrechtzuerhalten und womoglich
noch zu steigern, wird niemand wunder nehmen.
Immer deutlicher stellt sich heraus, daB das Pacht- und Leihgesetz, auf Grund dessen die USA ihren
Verbiindeten Kriegsmaterial und Lebensmittel liefern, nicht nur ein Kriegsinstrument gegen die Drei-
erpaktmachte ist, deren Militarmacht, wie Roosevelt in seiner Kaminrede vom 13. Oktober es aus-
driickte, vollstandig vernichtet werden solle, um sie auf Generationen hinaus dem angelsachsischen
Willen zu unterwerfen, sondern daB dieses Gesetz sich ebenso gegen die eigenen Verbiindeten richtet.
Sie werden dadurch in immer starkerem MaBe finanziell an die USA gekettet, von ihnen wirtschaftlich
abhangig und ihrer Wirtschaftsbeobachtung unterworfen. Uberall hin werden amerikanische Beobach-
ter, Kontrolleure, Agenten und Konsuln entsandt, die die Durchfiihrung des Pacht- und Leihgesetzes
129 kontrollieren, Moglichkeiten der amerikanischen Wirtschaftsexpansion ausfindig machen und dem
Doilarimperialismus die Wege ebnen. Das Pacht- und Leihgesetz ist im Grunde eine die ganze Welt
umfassende Aktion des Doilarimperialismus. Sie wird auch im negativen Sinne angewandt, z. B. ge-
geniiber Chile und Argentinien, den beiden einzigen Staaten Amerikas, die sich dem USA-
Herrschaftswillen noch nicht gebeugt und weder die Beziehungen zu den Achsenmachten abgebro-
chen, noch ihnen den Krieg erklart haben. Dafiir werden sie von den USA hinsichtlich der Belieferung
mit Industriewaren moglichst schlecht behandelt.
Aber auch an direkter politischer Bedrohung fehlt es nicht. Der stellvertretende Staatssekretar des
Auswartigen, Sumner Welles, hielt am 9. Oktober vor der Nationalen Konferenz fiir die Organisation
des AuBenhandels eine fiir den amerikanischen Imperialismus hochst charakteristische Rede, in der er
Chile und Argentinien mit sehr undiplomatischer Deutlichkeit vorwarf, daB sie die Beziehungen zu
den Achsenlandern nicht abgebrochen hatten und diesen Abbruch von ihnen forderte. Dies flihrte frei-
lich zu einer fur Sumner Welles wahrscheinlich unerwartet scharfen Reaktion von Chile und Argenti-
nien. Beide Staaten protestierten durch ihre Botschafter bei Roosevelt personlich scharf und die Presse
beider Lander lieB es an energischen Antworten an die Adresse von Sumner Welles nicht fehlen.
Der Unterstaatssekretar im argentinischen AuBenministerium, Gacho, ubergab der Presse eine amtli-
che Verlautbarung tiber die von der argentinischen Regierung in Washington erhobenen Vorstellun-
gen. In dieser Verlautbarung hieB es, daB die Rede von Sumner Welles anlaBlich der AuBenhandelsta-
gung Anschuldigungen gegen die argentinische Regierung enthalte, die sich auf eine angeblich gemel-
dete Betatigung gegen die Sicherheit der us-amerikanischen Schiffahrt bezogen. Die Regierung
Argentiniens habe daher ihren Botschafter in Washington ausdriicklich beauftragt, der Regierung der
Vereinigten Staaten die MiBbilligung auszusprechen, womit die Regierung Argentiniens diese AuBe-
rungen aufgenommen habe, da diese weder mit der Wirklichkeit noch mit dem gegenwartigen Zustand
der argentinischen Beziehungen zu den USA ubereinstimmten. Wortlich hieB es in der Verlautbarung
weiter: „In der Tat enthalten diese Anwiirfe keinerlei konkrete Angaben tiber irgendeinen Fall, sie sind
vielmehr leichtfertige Behauptungen, die ungenau und allgemein sind und uberdies im Gegensatz zu
der freundschaftlichen Haltung stehen, die Argentinien gegenuber den us-amerikanischen Belangen
einnimmt". Bereits im vergangenen Juli habe, so fahrt die Verlautbarung fort, die argentinische Regie-
rung der USA-Regierung mitgeteilt, daB sie keine konkrete Angabe tiber etwaige Spionagezentren
130 oder irgendwelche Betatigungen, die fur die Verteidigung des Kontinents gefahrlich werden konnten,
zuriickweisen wiirde. Die Angriffe hinsichtlich der Versenkung von Handelsschiffen seien jedoch
absolut zuriickzuweisen. Letztere seien unterschiedslos auf der Reise von oder nach argentinischen
Hafen versenkt worden und stets in groBer Entfernung von den argentinischen Gewassern. Botschafter
Espil habe Anweisungen erhalten, besonders auf den unglucklichen Zeitpunkt dieser Erklarungen hin-
zuweisen, nachdem die argentinische Regierung bereits verschiedene KontrollmaBnahmen verfugt und
noch gerade vor der Rede von Sumner Welles alle Fernverbindungsunternehmungen, -Gesellschaften
und -Linien unter staatliche Kontrolle gestellt habe. Zum SchluB wolle die argentinische Regierung
noch darauf hinweisen, daB die „auBerst merkwtirdigen" Erklarungen von Sumner Welles zusammen-
fielen mit der Wiederaufnahme der Tatigkeit des argentinischen Botschafters in Washington.
Die chile nische Presse brachte an erster S telle eine amtliche von AuBenminister Barros unterzeichnete
Erklarung, in der es u. a. heiBt, daB Sumner Welles in einer jeder diplomatischen Gepflogenheit frem-
den Rede Chile vor den anderen sudamerikanischen Staaten als in einer undankbaren Stellung hinstell-
te und ihm eine Verantwortlichkeit aufzuhalsen versuchte, die es nicht annehmen konne. Sumner Wel-
les habe es fur angebracht gehalten, so heiBt es in der von AuBenminister Barros unterzeichneten Er-
klarung weiter, Chile offentlich der Verantwortung fur die Schiffsversenkungen und Lebensverluste in
den Ozeanen zu bezichtigen und Chile eine den kontinentalen Verpflichtungen zuwiderlaufende Hal-
tung zu unterstellen. Zu diesen Anschuldigungen Sumner Welles wird in der Erklarung festgestellt,
daB bis heute kein Schiff im Pazifik von Panama bis Magalhaes versenkt worden sei, und nach Anho-
ren der technischen Informationen des Chefkommandanten der chilenischen Marine, Admiral Allard,
stelle die chilenische Regierung fest, daB die Anschuldigung, wonach Mitteilungen aus Chile die Ver-
senkungen von USA-Handlesschiffen in Tausende von Meilen von den chilenischen Kiisten entfernten
Meeren verursachen, keiner Prufung im Lichte der Vernunft und der Eigenarten des modernen Krieges
standhalten konne. AbschlieBend stellt die Erklarung fest, daB sich der nordamerikanische Unterstaats-
sekretar Welles von der auBenpolitischen Linie der gegenseitigen Achtung entfernte und die Wtirde
Chiles beleidigte.
Diese beiden Verlautbarungen sind in einer zwischen „befreundeten" Staaten nicht gewohnlichen
Deutlichkeit und Scharfe gehalten. Fur die Stimmung, die sie in Washington auslosten, war ein Artikel
der „Washington Post' bezeichnend, in dem es hieB, die Geduld der USA gegenuber der unsicheren
131 Politik der beiden einzigen Staaten der westlichen Halbkugel, die neutral geblieben seien, sei erschopft.
Wenn Sumner Welles sich so ausgedriickt habe, wie dies geschehen sei, so habe er offenbar ganz ge-
nau gewuBt, welchen Zweck er verfolgt habe. Der Zwischenfall hat jedenfalls erneut gezeigt, was man
in Washington unter den Rechten und Freiheiten anderer Volker, fur die man angeblich kampft, in
Wirklichkeit versteht. Auch gegenuber dem „Mutterland' England nimmt man zuweilen kein Blatt vor
den Mund. So wurde in einem von zwei bekannten USA-Journalisten veroffentlichten Buche gesagt,
falls England den Krieg gewinne, werde es dies ausschlieBlich den USA zu verdanken haben. Die
britische Monatszeitschrift „World Digest" veroffentlichte Anfang Oktober einen Artikel mit der
Uberschrift, „Was die Amerikaner von den Englandern denken", in dem es u. a. hieB: „Die heutigen
Amerikaner neigten zu der Auffassung, daB es mit Englands Starke und Herrlichkeit vorbei sei. Gera-
de der Mann auf der StraBe in den USA erblicke in der sogenannten Kriegsanstrengung GroBbritanni-
ens nichts anderes als eine Reihe von Feldziigen, die die Australier mit amerikanischem Kriegsmateri-
al fur England ausfechten. Selbst in der RAF bestehe die Mehrzahl der Truppen aus Empiresoldaten,
wahrend ein groBer Teil der Flugzeuge in den USA produziert worden sei. Schon lange sei Englands
friiherer guter Ruf in Amerika geschwunden. Dabei habe die amerikanische Offentlichkeit nicht mehr
den Eindruck, daB die Englander alle Schlage, die ihnen der Feind versetzt, aushielten. Man frage sich
sogar bereits, ob GroBbritannien iiberhaupt noch eine Zukunft habe. Allen Ernstes werde davon ge-
sprochen, daB England am Ende dieses Krieges seine Bevolkerung nach Kanada evakuiere und als das
Zentrum eines Empires zu bestehen aufhore."
Die USA-Wochenschrift „Forum" veroffentlichte am 8. Oktober einen offenen Brief an das britische
Volk, in dem es in einem Hinweis darauf, daB die USA die Absicht hatten, England zu helfen, u. a.
heiBt: „Wir mochten ganz klar wissen, inwieweit Ihr Englander Euch vorbereitet habt, uns zu helfen.
Was wir brauchen, ist etwas, was wir in unserer ganzen Geschichte mit nur wenigen Ausnahmen nie
vom englischen Volk erlangt haben, namlich Zugestandnisse in der Politik. Wir Amerikaner sind viel-
leicht unter uns nicht ganz einig dartiber, woftir wir kampfen, aber sicherlich kampfen wir nicht dafiir,
das englische Weltreich zusammenzuhalten. Wir sprechen dies nicht gern so unverbliimt aus, wir
mochten jedoch nicht, daB Ihr Illusionen habt. Wenn Eure strategische Planung im Kriege darauf aus-
geht, das Weltreich zusammenzuhalten, dann werden Eure Strategen friiher oder spater finden, daB sie
mit ihrer Strategic allein auf weiter Flur sind. In einem Kriege, mit dem man das Empire zusammen-
halten will, ist die zweite Front
131
vielleicht nicht so wichtig, aber in einem Kriege ,zur Sicherung des Sieges fur die vereinigten Natio-
nen' scheint sie doch von auBerordentlicher Dringlichkeit zu sein. Dies ist also das konkrete Zuge-
standnis, das wir von Euch verlangen. Hort damit auf, einen Krieg um der Erhaltung des Empires wil-
len zu ftihren, und schlieBt Euch uns, RuBland und den ubrigen Verbundeten im ,Kampf fur den Sieg
an, und zwar mit der Strategic, die die beste fur uns alle ist. Wenn Ihr Euch auf Kosten der vereinigten
Nationen an das Empire klammert, dann werdet Ihr den Krieg verlieren."
Solche Stimmen sind bemerkenswert. Sie zeigen, daB die Amerikaner offenbar nicht gewillt sind, nur
fur England die Kastanien aus dem Feuer zu holen, sondern daB sie diese Kastanien nachher auch sel-
ber essen wollen.
Freilich, es sind teuere Kastanien. Immer neue ungeheure Milliardenbetrage miissen fur die Fortfuh-
rung des Krieges bewilligt werden, was zur Folge hat, daB die Steuerschraube immer starker angezo-
gen wird. Im Oktober wurde die groBte Steuervorlage in der Geschichte der USA im Parlament ein-
gebracht, die gegen 9 Milliarden Dollar jahrlich ergeben soil. Die riesigen Summen, die auf diese
Weise fur unproduktive Zwecke in die USA-Wirtschaft hineingepumpt werden, miissen naturgemaB
inflationistische Wirkungen haben. Roosevelt hat deshalb ein Anti-Inflationsgesetz zur Annahme ge-
bracht, daB das bereits sehr erheblich gestiegene Preis- und Lohnniveau stabilisieren soil. Ob dies ge-
lingen wird, besonders bei der speziellen amerikanischen Mentalitat, kann erst die Zukunft lehren.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
November-Lieferung
(Nr. 77/78 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fuhrers in Munchen
Die Rede des Fuhrers am Vorabend des 9. November in Munchen hatte folgenden Wortlaut (DNB)*):
Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen! Parteigenossen!
54 Es ist, glaube ich, etwas Seltenes, wenn ein Mann nach rund 20 Jahren vor seine alte Anhangerschaft
hintreten kann und dabei in diesen 20 Jahren an seinem Programm keinerlei Anderungen vorzuneh-
men brauchte. Die heutige Zusammenkunft erinnert uns aber vor allem an jenen Abend vor zehn Jah-
ren, den wir noch in dem friiheren Saal feiern konnten, erinnert uns deshalb daran, weil wir auch da-
mals mitten in einem sehr schweren Kampf standen: Denn der Kampf um die Machtiibernahme in
Deutschland war ja genau so schicksalsentscheidend als der Kampf, den wir heute fiihren.
Im ganzen Umfang ist uns das erst im letzten Jahr bewuBt geworden, denn wenn im Jahre 1933 der
Sieg nicht erfochten worden ware, dann ware Deutschland geblieben, was es war, ein machtloser Staat
mit einer Armee von 100 000 Mann, die zwangslaufig verurteilt war, in sich selbst zu verkummern.
Schon zu dieser Zeit hatte sich aber im Osten der KoloB aufgetan, der nur ein Ziel ins Auge gefaBt
hatte: iiber dieses schwache, faule, defaitistische und in sich zerrissene Europa herzufallen. Wenn da-
mals dieser Kampf um die Macht nicht erfolgreich ausgegangen sein wlirde, dann ware nicht der Staat
wieder in die Weltgeschichte eingetreten, der allein in der Lage sein konnte, dieser Gefahr entgegen-
zutreten. Wir wissen heute, daB es im andern Falle wahrscheinlich ein Europa heute nicht mehr geben
wtirde. So ist der Kampf, den wir damals fuhrten, nur scheinbar ein Kampf um die Macht im Innern
gewesen. In Wirklichkeit wurde er bereits damals um die Erhaltung Deutschlands und im weiteren
Sinne um die Erhaltung Europas gefuhrt.
Wir standen damals schon lange vor dem Sieg, und trotzdem — als wir uns vor zehn Jahren in dem
friiheren Saal trafen — wuBte das keiner ganz genau, wie nahe er war. Nur eines war fur uns selbstver-
standlich: namlich die Uberzeugung, daB dieser Sieg unter alien Umstanden kommen muBte und
kommen wurde. Und das ist auch heute meine Uberzeugung, mit der ich vor Ihnen stehe, die mich
nicht mehr verlassen hat seit dem Tage, an dem ich als unbekannter Mann in dieser Stadt den Kampf
um die Seele des deutschen Volkes begonnen hatte. Ich hatte im Anfang wirklich nicht viel mehr zu
vergeben als Glauben,
*) Inhaltstext erscheint im 3. Band des von Reichsleiter Bouhler herausgegebenen „GroBdeut-
schen Freiheitskampfes".
55 namlich den Glauben, daB, wenn jemand ein richtiges Ziel mit unabanderlicher und unbeirrbarer Treue
verfolgt, wenn er sich niemals davon abbringen laBt, sondern alles dafiir einsetzt, sich dann andere
linden werden, die seine Anhanger zu sein entschlossen sind, und daB aus dieser Schar allmahlich ein
immer starkerer Glaube auf das Volk ausstrahlen, der wertvollste Teil des ganzen Volkes sich zusam-
menfinden und endlich dieser wertvollste Teil die Macht im Staate erhalten muB.
Heute stehe ich genau auf dem gleichen Standpunkt: Das Schicksal oder die Vorsehung werden denen
den Sieg geben, die ihn am meisten verdienen! Wir hatten ihn bereits im Jahre 1918 haben konnen.
Das deutsche Volk hat ihn damals nicht verdient. Es ist an sich selbst irre und ist sich selbst untreu
geworden. Das war ja auch der Grund, warum ich als unbekannter Namenloser mich damals entschloB,
inmitten eines volligen Zerfalls und Zusammenbruchs wiederaufzubauen und den Glauben hatte, daB
es doch gelingen miisse. Denn ich sah vor mir ja nicht die defaitistischen Erscheinungen einer zerfal-
lenen, biirgerlich-marxistischen Welt, sondern die Millionen tapferer Manner, die das AuBerste getan
hatten und die einfach strauchelten, weil die Heimat in der kritischen Stunde ihrer nicht mehr wiirdig
war und versagte. Ich war damals der Uberzeugung, daB, wenn es gelingen wurde, erst einmal das
deutsche Volk im Innern zu ordnen und seinen besten Kern zu erfassen, dann ein Jahr 1918 sich nicht
mehr wurde wiederholen konnen.
Seit ich diesen EntschluB gefaBt habe, sind nun weit iiber 20 Jahre vergangen. Vor zehn Jahren stan-
den wir vor einer Generalprobe, nachdem schon zehn Jahre zuvor die Bewegung bereits einmal auf
das schwerste gepriift wurde, manche den Glauben verloren hatten und unsere Gegner uns bereits als
tot bezeichneten. Wir brauchen uns nur diese Zeit ins Gedachtnis zuriickzurufen! Es war fast ein
Wunder. Eine Bewegung, die sich anschickte, gerade nach der Macht zu greifen, stiirzte in ein Nichts
zusammen. Ihre Fiihrer waren entweder tot oder verwundet, ins Gefangnis geworfen oder auf der
Flucht. Und trotzdem waren nur knapp zehn Jahre notig, um die Bewegung wieder wie ein Phonix aus
der Asche erstehen zu lassen. Und als wir vor zehn Jahren uns hier trafen, hatten wir gerade wieder
einen Riickschlag hinter uns. Viele glaubten, besonders von unseren Gegnern, wir hatten die Zeit ver-
paBt, weil wir nicht in dem Augenblick Zugriffen, in dem sich in ihren Augen fur uns etwas bot, was
aber der Bewegung nur eine Belastung gebracht hatte, aber keine Moglichkeit zur Auswertung ihrer
Absichten und Ziele. Ich stand damals auch vor euch, meine alten Parteigenossen, in dem gleichen
Kreis wie jetzt, unbedingt liberzeugt, daB der Sieg demjenigen zuteil werden wiirde, der ihn am mei-
56 sten verdient, und daB es daher unsere erste Aufgabe sein wiirde, ihn uns zu verdienen.
Wenn ich jetzt nach zehn Jahren die Entwicklung iiberblicke, so kann ich sagen: Mehr als uns hat die
Vorsehung uberhaupt noch kein Volk mit Erfolgen beschenkt! Was wir in den letzten drei Jahren an
Wunderbarem erreicht haben einer ganzen Welt von Feinden gegentiber, das steht in der Geschichte
einmalig da. Daran andert es nichts, daB es in diesen Jahren naturlich auch Krisen gegeben hat. Ich
darf Sie nur an die groBe Krise, die wir in Norwegen auszustehen hatten, wo es auch auf Spitze und
Kopf stand, erinnern, wo wir uns die Frage vorlegen muBten: Werden wir Narvik halten konnen oder
wird das ganze Unternehmen nicht am Ende doch scheitern? Es war ein unermeBlicher Glaube not-
wendig, um damals nicht zu verzagen. Dieser Glaube ist am Ende belohnt worden. Weitab von der
Heimat, kaum durch einen einzigen sicheren Verbindungsstrang auf diesem vorgeschobenen Posten
mit ihr verbunden, kampfte eine kleine deutsche Heldenschar. Sie muBte am Ende sogar Narvik rau-
men, so daB unsere Gegner jubilierten. Aber ihre Tapferkeit und der fanatische Wille, unter keinen
Umstanden zu kapitulieren, brachten am Ende doch den Sieg uns und nicht den Gegnern.
Wenn wir nun diese Zeit seit 1923 noch einmal uberblicken und an unseren Augen vorbeiziehen las-
sen, dann wird uns eines bewuBt: Wir stehen heute vor denselben Gegnern, die wir damals vor uns
hatten. Im groBen Kriege waren es die gleichen Gegner, die wir auch in diesem Kriege zu besiegen
haben. Zwei Dinge allerdings unterscheiden unsere Zeit von der damaligen:
1 . eine klarere Erkenntnis der Hintergriinde des Handelns unserer Gegner und ihrer treibenden Krafte
und
2. unsere unterdes errungenen weltgeschichtlichen Erfolge. Mancher wird sich dabei die Frage vorle-
gen: Warum kampfen
wir nun so weit in der Feme? Wir kampfen deshalb so weit in der Feme, um die eigene Heimat zu
schutzen, um den Krieg moglichst weit von uns entfernt zu halten und ihr das zu ersparen, was sonst
insgesamt ihr Schicksal sein wiirde und was jetzt nur einige deutsche Stadte erleben oder erleben miis-
sen. Es ist deshalb besser, tausend und wenn notwendig zweitausend Kilometer von der Heimat ent-
fernt eine Front zu halten, als eine Front an der Grenze des Reiches zu haben und halten zu miissen.
Die Gegner sind immer die gleichen, und hinter diesen Gegnern steht die gleiche treibende Kraft: Das
ist der inter-nationale Jude. Es ist wieder kein Zufall, daB sich diese Krafte einst im Innern fanden und
sich jetzt im AuBern wieder gefunden haben. Im Innern stand uns die bekannte Koalition gegentiber,
die alle Feinde des Reiches umschloB, angefangen von der damaligen frankfurter Zeitung" und dem
57 Borsenspekulantentum bis zur „Roten Fahne" samt allem, was dazwischen lag. Heute haben wir von
auBen die gleiche Koalition zum Feind, angefangen von dem Chef dieser internationalen Freimaurer-
loge, dem Halbjuden Roosevelt und seinem jlidischen Gehirntrust bis zu dem Judentum in Reinkultur
im marxistischbolschewistischen RuBland.
Es sind die gleichen Feinde wie einst, die gleichen Gegner wie damals, und es ist kein Zufall, daB der
gleiche Staat, der damals im Weltkrieg, um mit einer Welle verlogener Propaganda Deutschland zum
Einsturz zu bringen, einen Mann vorschickte, es heute mit der gleichen Version wieder versucht: Da-
mals hieB er Wilson, heute Roosevelt. Das damalige Deutschland, ohne jede Staats- und nationalpoliti-
sche Erziehung, ohne jede Einigkeit, ohne jede Aufklarung tiber das Problem der Judenfrage und ihrer
Auswirkung, ist dieser Macht zum Opfer gefallen. Es ist der groBe Irrtum, daB unsere Gegner sich nun
einbilden, das wiirde sich ein zweites Mai wiederholen: denn wenn wir damals vielleicht das schlech-
test organisierte Volk der Welt waren, das es uberhaupt gab, dann sind wir heute ohne Zweifel das
disziplinierteste Volk der Welt. Wenn sich daher irgend jemand in der anderen Welt heute noch ein-
bildet, dieses Volk erschlittern zu konnen, dann kennt er den heutigen Kern dieses Volkes nicht, die
tragende Kraft nicht, die dieses Volk heute politisch ftihrt, er kennt nicht die Nationalsozialistische
Partei und ihre gewaltige Organisation!
Er hat auch keine Ahnung von dem, was diese Bewegung seitdem geleistet hat, wie sie durch ihre
Leistungen unser Volk erfaBt hat und wie sie den sozialistischen Gedanken, befreit von allem interna-
tionalen Schwindel und alien verlogenen Tiraden, in einer Weise verwirklicht hat, wie kein anderer
Staat.
An jeden Deutschen, der heute im Osten kampft, kann ich die Frage richten: Sehen Sie sich unsere
Einrichtungen an, vergleichen Sie unsere Heimstatten, unsere Siedlungen, die wir bauen, vergleichen
Sie unsere nationalsozialistischen Einrichtungen mit dem, was Sie nun driiben gesehen haben. Verglei-
chen Sie das Los des deutschen Bauern mit dem Los des russischen Bauern, vergleichen Sie das alles
miteinander und dann sagen Sie mir Ihr Urteil: Wer hat es besser gemacht und wer hat es ehrlicher
gemeint? Sicher ist noch keiner zuriickgekehrt, der eine andere Auffassung als die hatte auBern kon-
nen, daB, wenn iiberhaupt ein sozialistischer Staat irgendwo in der Verwirklichung begriffen war, dies
nur in Deutschland allein geschah.
Gerade das ist aber der Grund, warum diese andere Welt, soweit sie besonders die kapitalistischen
Interessen vertritt, gegen uns vorgeht, Es ist ein Konzern, der sich auch heute noch anmaBt, die Welt
nach seinen privatkapitalistischen Interessen regieren, dirigieren und, wenn notwendig, auch maltratie-
58 ren zu konnen. Wenn z. B. vor wenigen Tagen ein richtiger snobistischer parfumierter Bengel wie
dieser Mister Eden erklart: „Wir Englander, wir haben eine Erfahrung im Regieren" — so kann man
nur sagen: im Regieren? — im Ausbeuten, im Auspltindern! Was heiBt denn hier „Erfahrung im Re-
gieren", wenn im Frieden in einem Lande, das selber mit 46 Millionen Menschen 40 Millionen
Quadratkilometer der ganzen Erde beherrscht, 2V2 Millionen Erwerbslose sind? Wo ist hier die Kunst
des Regierens oder gar die Kunst des Fiihrens? Es ist nur die Gewissenlosigkeit des Ausbeutens. Und
wenn dieser selbe Mann dann sagt: „Wir haben einen feinen Instinkt fur ideelle und materielle Werte"
— jawohl, den haben sie! Die ideellen Werte haben sie uberall zerstort, und die materiellen Werte
haben sie geklaut! Und zwar geklaut und sich angeeignet immer nur durch brutale Gewalt. Denn in
300 Jahren hat dieses Volk da driiben Staat um Staat, Volk um Volk, Stamm um Stamm unterdriickt,
unterjocht und sich Untertan gemacht. Wenn sie wirklich so glanzende Regenten gewesen waren, dann
hatten sie jetzt, nachdem das indische Volk den ausdriicklichen Wunsch, sie mochten endlich gehen,
geauBert hat, ja gehen konnen, um dann zu warten, ob sie die Inder nicht wieder zuriickrufen wiirden.
Sie sind merkwiirdigerweise nicht gegangen, obwohl sie so wunderbar zu regieren verstehen. Und
dariiber sind sie sich allerdings sehr einig diese Auspliinderer, ob sie mit einer marxistischen Kappe
oder mit einer privatkapitalistischen Maske herumlaufen. Nein, meine Freunde, regieren konnen sie
nicht! Sie konnen nur die Volker sich unterwerfen und dann verelenden lassen. Ein Haufen allerdings
sehr reicher Leute jiidischer und nichtjiidischer Abkunft bestimmt hier das Schicksal der Welt.
Deutschland selbst hat ja ein Beispiel von der Art bekommen, wie diese Leute regieren.
Als im Jahre 1918 das Reich zusammenbrach, da wandte sich das damals verblendete deutsche Volk
in seinem naiven Glauben an diese Leute in der Hoffnung, es konnte von ihnen vielleicht ein Weg
gezeigt werden, der es aus seiner Not wieder herausfiihren wiirde. Es war das demokratische Deutsch-
land, nicht das nationalsozialistische. Denn wir waren ja gar nicht gekommen, wenn dieses demokrati-
sche Deutschland nicht in solcher Weise ausgepliindert und ausgepreBt worden ware. Sie haben sich
damals bemiiht, aus Deutschland ein zweites Indien zu machen, und es ist ihnen zum groBen Teil auch
gelungen. Sie haben es beispielsweise fertiggebracht, daB sieben Millionen Manner keinen Verdienst
mehr hatten und weitere sieben Millionen Halbarbeiter waren. Sie haben es fertiggebracht, daB man
Hunderttausende von Bauern von ihren Hofen vertrieben hat, daB Handel und Verkehr zum Stillstand
kamen und von irgendeiner sozialen Fiirsorge keine Rede mehr sein konnte. Und wenn erst dieser
59 Oberstrolch — ich kann ihn nicht anders bezeichnen — von Roosevelt daherkommt und erklart, er
miisse durch amerikanische Methoden Europa retten, so kann ich nur sagen: Der Herr hatte gefalligst
sein eigenes Land retten sollen! Dann hatte er nicht den Krieg zu beginnen brauchen! Es ware zweck-
maBiger gewesen, seine 13 Millionen Erwerbslosen zu beseitigen. Aber er tat es nicht, weil er mit
seinen inneren Problemen nicht fertig wurde und weil er genau so wie sein britischer Verbiindeter
immer nur auf Raub ausging; nicht auf ideelle Werte, sondern auf materielle Werte; denn ideelle Wer-
te weiB er noch weniger zu schatzen als ein Englander.
Aus dieser Regierungskunst unserer Gegner und ihren grauenhaften Folgen in unserem demokrati-
schen Deutschland ist die nationalsozialistische Bewegung allmahlich entstanden. Hatten sie namlich
Deutschland damals wirklich gliicklich gemacht, dann hatten wir ja keine Veranlassung und ich keinen
Grund besessen, mich Tag fiir Tag, Woche fur Woche, Monat fur Monat und Jahr fur Jahr dieser Ar-
beit zu widmen, denn das wissen ja auch alle meine alten Mitkampfer: Ich habe damals nicht auf der
faulen Haut gelegen, ich habe nicht hier und da einmal in einem feinen Klub gesprochen und mich hier
und da einmal vor einen Kamin gesetzt, um eine Plauderei zu veranstalten. Ich bin damals herumge-
pilgert, kreuz und quer durch die deutschen Lande, von oben nach unten und von Osten nach Westen
und habe mich abgerackert, nur um mein Volk wieder aus dieser Not zu erlosen, in die diese Regenten
des internationalen Kapitalismus es gesturzt hatten. Wir wollten diese Verschworung von Juden, Kapi-
talisten und Bolschewisten beseitigen, und wir haben sie endlich auch beseitigt. Aber kaum waren sie
in Deutschland gesturzt, da begann die andere Welt uns sofort wieder wie vor 1914 einzukreisen. Da-
mals war es das kaiserliche Deutschland, jetzt ist es das nationalsozialistische. Damals war es der Kai-
ser, jetzt bin ich es. Nur ein Unterschied ist: Das damalige Deutschland war theoretisch kaiserlich,
praktisch jedoch vollig in sich zerfallen. Der Kaiser von damals war ein Mann, dem jede Starke im
Widerstand gegen diese Feinde fehlte, in mir aber haben sie nun einen Gegner gegenuber, der an das
Wort Kapitulieren uberhaupt nicht denkt!
Es war immer, schon als ich ein Knabe war, meine Angewohnheit — damals vielleicht eine Unart,
aber im groBen doch vielleicht eine Tugend — das letzte Wort zu behalten.
Und alle unsere Gegner konnen iiberzeugt sein: Das Deutschland einst hat um /412 die Waffen nie-
dergelegt — ich hore grundsatzlich immer erst 5 Minuten nach 12 auf !
Das haben vor zehn Jahren meine inneren Gegner kennengelernt. Sie hatten alle Macht auf ihrer Seite
und ich. war ein einziger Mann mit einem kleinen Haufchen von Anhangern.
60 Und heute muB ich sagen, der Glaube unserer auBeren Gegner, uns durch ihre Macht erdrticken zu
konnen, ist schon fast lacherlich, denn in Wirklichkeit sind wir heute die Starkeren. Wenn ich die
Zahl der Menschen zusammenrechne, die heute in unserem Lager sind und in unserem Lager kampfen
und arbeiten, dann ubertrifft das die Zahl derjenigen, die gegen uns ihre Stellung bezogen haben. Das
ist gar kein Vergleich mehr mit der Situation von damals.
Und es kommt noch etwas anderes dazu. Heute wird dieser Kampf militarisch gefuhrt. Wir haben,
meine Parteigenossen, hier eine gewaltige deutsche Geschichte hinter uns. Die Englander sagen, sie
hatten noch keinen Krieg verloren. Sie haben viele Kriege verloren, aber sie haben in jedem Krieg bis
zu ihrem letzten Verbiindeten gekampft. Das ist richtig und das unterscheidet die englische Art der
Kriegfuhrung von der unseren.
Ich brauche nur einen Heroen aus unserer Vergangenheit herauszugreifen und dessen Schicksal mit
unserem Schicksal zu vergleichen. Einem Friedrich dem GroBen stand tatsachlich in seiner schlimm-
sten Zeit eine Koalition von 54 Millionen gegen rund 3,9 Millionen gegenuber. Wenn ich heute unsere
Stellung mit der seinen vergleiche, die iiberall weit iiber die Grenzen vorgeschobenen Bastionen unse-
rer Truppen, dann muB ich schon sagen: Sie sind schon ganz blode, wenn sie sich einbilden, daB sie
jemals Deutschland zerschmettern konnen und vor allem, daB sie mir vielleicht durch irgend etwas
imponieren konnten! Ich weiB ganz genau, daB der Kampf ein sehr schwerer ist. Das ist vielleicht auch
der Unterschied zwischen mir und, sagen wir einmal, einem Mann wie Churchill. Churchill sagt, wir,
der Reichsmarschall und ich, hatten in der letzten Zeit weinerliche Reden gehalten. Ich weiB nicht,
wenn ich einem eine links und rechts hineinschlage und er sagt dann: „Sie sind ein absoluter Defaitist"
— dann kann man sich mit ihm nicht unterhalten.
Mir ist seit dem Jahre 1939 uberhaupt nicht „weinerlich" zumute. Ich war allerdings vorher sehr trau-
rig, denn ich habe ja alles getan, um den Krieg zu vermeiden. In diesen Tagen hat Sven Hedin ein
Buch herausgegeben, in dem er dankenswerterweise mein damals den Englandern ubermitteltes Ange-
bot fiir die Polen wortwortlich zitiert. Ich habe eigentlich ein Frosteln gefuhlt, als ich dieses Angebot
wieder durchgelesen habe, und ich kann nur der Vorsehung danken, daB sie das alles anders geleitet
hat, danken auch aus dem, was ich seitdem nun weiB. Denn wenn damals dieses Angebot an-
genommen worden ware, dann ware wohl Danzig deutsch, aber im iibrigen alles doch beim alten
geblieben. Wir hatten uns unseren sozialen Aufgaben gewidmet, hatten gearbeitet, unsere Stadte ver
61 schont, Wohnungen und StraBen gebaut, Schulen eingerichtet, wir hatten einen richtigen nationalso-
zialistischen Staat aufgebaut, und wir hatten dann natiirlich wahrscheinlich weniger fur die Wehrmacht
ausgegeben. Und eines Tages ware dann das Ungewitter aus dem Osten losgebrochen und ware iiber
Polen hinweg, ehe wir es uns versehen hatten, weniger als hundert oder fiinfzig Kilometer ostlich von
Berlin gestanden. DaB das nicht so kam, verdanke ich den Herren, die damals mein Angebot ablehn-
ten. Allerdings vor drei Jahren konnte ich das auch noch nicht ahnen. Vor drei Jahren, als der Polen-
feldzug zu Ende war, wollte ich noch einmal die Hand zum Frieden bieten, der diesen Gegnern ja
nichts gekostet haben wiirde. Sie wissen, man hat es abgelehnt. Ich war gezwungen, noch einen weite-
ren und noch einen Feldzug zu fiihren. Im Jahre 1940 habe ich es dann noch einmal versucht, die Hand
zum Frieden zu bieten. Es wurde wieder abgelehnt. Damit war fiir mich der Fall erledigt. Jedes Frie-
densangebot wurde von unseren Gegnern als Schwache ausgelegt und daher eigentlich zuungunsten
des Deutschen Reiches ausgewertet. Somit ware es pflichtvergessen gewesen, noch einmal etwas Der-
artiges zu versuchen. Ich war mir klar: Jetzt gibt es nur eins — einer muB fallen, entweder wir oder
sie! Wir werden nicht fallen — folglich fallen die anderen! Sie werden sich erinnern, meine alten Mit-
kampfer, wie oft ich genau so meine Hand den inneren Gegnern entgegengestreckt habe. Wie lange
habe ich um sie geworben, wie habe ich mich um sie bemliht. Was habe ich alles getan, um eine ver-
nunftige Verstandigung herbeizufiihren. Erst nachdem es vergeblich war, entschloB ich mich, zu den
Mitteln zu greifen, die allein, wenn die Vernunft zu schweigen beginnt, in dieser Welt sich durchzu-
setzen in der Lage sind. Das waren unsere SA und fa. Und endlich kam die Stunde, da wir mit diesen
Gegnern fertig geworden sind, und zwar wie! Dieser Kampf im Innern ist vielleicht nur scheinbar
leichter gewesen als der Kampf nach auBen. In Wirklichkeit sind die Manner, die einst den Kampf im
Innern fuhrten, auch die Kampfer nach auBen gewesen und sind heute wieder die Kampfer im Innern
und nach auBen. Denn, meine Parteigenossen, das ist fur uns Nationalsozialisten ein Grund, stolz zu
sein — als das biirgerliche Deutschland einst kampfte, das aus Marxisten, Biirgerlichen, Zentrumlern
und so weiter zusammengesetzt war, da sind — um nur ein Beispiel zu erwahnen — im Laufe des
Krieges von den Reichstagsabgeordneten bei iiber zwei Millionen Toten zwei Abgeordnete gefallen,
der nationalsozialistische Reichstag hat bisher ich glaube bereits 39 seiner Mitglieder auf dem Felde
gelassen bei einer Zahl von kaum 350 000 Toten im gesamten. Das ist doch ein anderes Verhaltnis!
Und wenn ich das Verhaltnis der Parteigenossen rechne, dann muB ich sagen: Uberall, wo meine S A-
62 Manner, wo die Parteigenossen oder wo die SS -Manner an der Front stehen, erfullen sie vorbildlich
ihre Pflicht.
Auch hier hat sich das Reich geandert. Wir kampfen ja auch mit einer anderen Erkenntnis. Wir wissen,
welches Schicksal uns bevorstehen wtirde, wenn die andere Welt siegreich sein sollte. Weil wir dieses
Schicksal genau kennen, gibt es hier auch nicht den leisesten Gedanken an irgendein KompromiB.
Wenn die Herren von Zeit zu Zeit sagen, es sei wieder ein Friedensangebot von uns unterwegs — so
erfinden sie das nur allein, um ihren eigenen Leuten wieder etwas Mut zu machen. Von uns gibt es
kein Friedensangebot mehr. Das letzte ist im Jahre 1940 ausgesprochen worden. Es gibt jetzt nur noch
eines, und das heiBt Kampf! Genau so wie ich von einem gewissen Augenblick an auch dem inneren
Gegner sagte, mit euch kann man sich also nicht friedlich verstandigen, ihr wollt die Gewalt — folg-
lich werdet ihr sie jetzt bekommen! Und diese inneren Gegner, sie s i n d beseitigt worden!
Auch eine andere Macht, die einst in Deutschland sehr gewartig war, hat unterdes die Erfahrung ge-
macht, daB die nationalsozialistischen Prophezeiungen keine Phrasen sind. Es ist die Hauptmacht, der
wir all das Ungluck verdanken: das internationale Judentum. Sie werden sich noch der Reichstagssit-
zung erinnern, in der ich erklarte: Wenn das Judentum sich etwa einbildet, einen internationale n Welt-
krieg zur Ausrottung der europaischen Rassen herbeiftihren zu konnen, dann wird das Ergebnis nicht
die Ausrottung der europaischen Rassen, sondern die Ausrottung des Judentums in Europa sein. Man
hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzahlige
nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden es vielleicht in einiger Zeit auch nicht mehr tun. Diese
Erkenntnis wird sich tiber Europa hinaus iiber die ganze Welt verbreiten. Das internationale Judentum
wird in seiner ganzen damonischen Gefahr erkannt werden, dafiir werden wir Nationalsozialisten sor-
gen. In Europa ist diese Gefahr erkannt, und Staat um Staat schlieBt sich unseren Gesetzgebungen an.
So gibt es in diesem gewaltigen Ringen ohnehin nur eine einzige Moglichkeit, die des restlosen Erfol-
ges. Und es bleibt nun nur die Frage, ob iiberhaupt Griinde vorhanden sind, an diesem Erfolg zu zwei-
feln. Wenn man die Propaganda unserer Gegner verfolgt, dann kann man sie nur mit dem Ausdruck
„Himmelhochjauchzend und zu Tode betriibt" bezeichnen. Der kleinste Erfolg irgendwo — und sie
schieBen formliche Purzelbaume vor Freude. Sie haben uns dann bereits vernichtet. Dann wendet sich
das Blatt — und sie sind wieder ganz betriibt und niedergedriickt. — Ich darf nur auf ein Beispiel
hinweisen: Wenn Sie den sowjetischen Heeresbericht seit dem 22. Juni 1941 studieren, dann werden
63 Sie jeden Tag folgendes lesen: „Kampfe unbedeutenden Charakters" oder auch „bedeutenden
Charakters". Sie haben immer das Dreifache an deutschen Flugzeugen abgeschossen. Die Zahl der von
ihnen angeblich versenkten Tonnage der Ostsee ist bereits groBer als die gesamte Tonnage, die
Deutschland iiberhaupt vor dem Kriege besaB. Sie haben so viel Divisionen von uns vernichtet, wie
wir gar nicht aufstellen konnen. Vor allem aber sie kampfen immer am gleichen Platz. Hier und da
sagen sie dann bescheiden nach vierzehn Tagen: „Wir haben eine Stadt evakuiert." Aber im allgemei-
nen kampfen sie seit dem 22. Juni am gleichen Platz immer erfolgreich; immer werden wir zuriickge-
schlagen — und sind bei diesem fortgesetzten Zuriickschlagen jetzt langsam bis zum Kaukasus ge-
kommen. Ich sage „langsam"; ich mochte das fur meine Gegner sagen, nicht fiir unsere Soldaten.
Denn was unsere Soldaten an Tempo hier zuriickgelegt haben, ist gigantisch. Auch das, was in diesem
Jahre wieder zuriickgelegt wurde, ist gewaltig und geschichtlich einmalig. DaB ich die Sachen nun
nicht immer so machte, wie die anderen es gerade wollten — ja, ich iiberlege mir eben, was die ande-
ren wahrscheinlich glauben, und mache es dann grundsatzlich anders. Wenn also Herr Stalin erwartet
hat, daB wir in der Mitte angreifen — ich wollt gar nicht in der Mitte angreifen. Nicht nur deswegen
nicht, weil vielleicht Herr Stalin daran glaubte, sondern weil mir daran gar nicht so viel lag. Ich wollte
zur Wolga kommen, und zwar an einer bestimmten Stelle, an einer bestimmten Stadt. Zufalligerweise
tragt sie den Namen von Stalin selber. Aber denken Sie nur nicht, daB ich aus diesem Grund dorthin
marschiert bin — sie konnte auch ganz anders heiBen — , sondern weil dort ein ganz wichtiger Punkt
ist. Dort schneidet man namlich 30 Millionen Tonnen Verkehr ab, darunter fast 9 Millionen Tonnen
Olverkehr. Dort floB der ganze Weizen aus diesen gewaltigen Gebieten der Ukraine, des Kubangebie-
tes zusammen, um nach Norden transportiert zu werden. Dort ist das Manganerz befordert worden;
dort war ein gigantischer Umschlagplatz. Den wollte ich nehmen und — wissen Sie — wir sind be-
scheiden, wir haben ihn namlich! Es sind nur noch ein paar ganz kleine Platzchen da. Nun sagen die
anderen: „Warum kampfen Sie dann nicht schneller?" — Weil ich dort kein zweites Verdun haben
will, sondern es lieber mit ganz kleinen StoBtrupps mache. Die Zeit spielt dabei gar keine Rolle. Es
kommt kein Schiff mehr die Wolga hoch. Und das ist das Entscheidende !
Sie haben uns auch den Vorwurf gemacht, warum wir bei Sewastopol so lange warteten. Nun, weil ich
auch dort nicht ein gigantisches Massenmorden ansetzen wollte. Aber Sewastopol ist in unsere Hand
gefallen, und die Krim ist in unsere Hand gefallen, und wir haben Ziel um Ziel zah beharrlich erreicht.
64 Und wenn nun der Gegner seinerseits Anstalten macht, anzugreifen — glauben Sie nur nicht, daB ich
ihm zuvorkommen will. Wir lassen ihn angreifen, wenn er will, denn die Verteidigung ist dann immer
noch billiger. Er soil ruhig angreifen, er wird sich dabei schwer ausbluten, und wir haben Einbruche
noch immer korrigiert. Jedenfalls stehen nicht die Russen an den Pyrenaen oder vor Sevilla — das
sind namlich dieselben Entfernungen, wie fur uns heute bis nach Stalingrad oder sagen wir bis zum
Terek. Und wir stehen doch dort, das kann am Ende nicht abgestritten werden, das ist doch eine Tatsa-
che. Wenn es natiirlich gar nicht mehr anders geht, dann stellt man sich plotzlich um und sagt, es sei
uberhaupt ein Fehler, daB die Deutschen nach Kirkenes gegangen sind, oder nach Narvik, oder jetzt z.
B. nach Stalingrad. Man soil doch abwarten, ob das ein strategischer Fehler war. Wir merken es schon
an sehr vielen Anzeichen, ob es ein Fehler war, daB wir die Ukraine besetzten, daB wir das Erzgebiet
von KriwojRog besetzten, daB wir die Manganerze in unsere Hand brachten. Ob es wirklich ein
groBer Fehler war, daB wir das Kuban-Gebiet, die vielleicht groBte Kornkammer der Welt uberhaupt,
besetzten? Ob das auch ein Fehler war, daB wir wohl rund vier Ftinftel oder ftinf Sechstel aller Raffi-
nerien zerstorten oder einnahmen, daB wir allein eine Produktion von 9 bis 10 Millionen Tonnen Ol
zunachst einmal in unsere Hand brachten bzw. vollstandig stillegten, oder daB wir einen weiteren
Transport von vielleicht 7, 8 oder 9 Millionen Tonnen auf der Wolga verhindert haben. Ich weiB wirk-
lich nicht, ob das alles nur Fehler waren. Wir merken es ja schon. Wenn es den Englandern gelungen
ware, uns das Ruhrgebiet zu nehmen und den Rhein dazu und dann auch die Donau und noch die Elbe
und dann auch Oberschlesien — das ist ungefahr das Donezgebiet und das Erzgebiet von Kriwoj Rog
— , und wenn sie noch einen Teil unserer Petroleumquellen und nachher auch die Magdeburger Borde
bekommen hatten, ob sie dann wohl auch sagen wiirden, daB das ein groBer Fehler war, daB sie den
Deutschen diese Sachen weggenommen hatten.
Das mogen sie einigen geistig beschrankten Volkern einreden, ob die ihnen dann einen Teil davon
auch glauben wollen oder nicht. Uns konnen sie das nicht einreden. Und wenn sie es gar vielleicht mir
einreden wollen, so kann ich nur sagen: meine strategischen Plane habe ich noch nie nach den Rezep-
ten oder Auffassungen anderer gemacht. Es war ja auch sicherlich fehlerhaft, daB ich in Frankreich
den Durchbruch machte und nicht oben herum ging. Aber es hat sich gelohnt. Jedenfalls sind die Eng-
lander aus Frankreich hinausexerziert worden. Sie sind damals so nahe an unserer Grenze gewesen.
Sie hatten 13 Divisionen dort und auBerdem noch tiber 130 franzosische Divisionen und noch unge-
fahr 24 belgische Divisionen und noch 20 hollandische Divisionen ganz nahe unserer Grenze am
65 Rhein, an unserem Rhein, und wo sind sie jetzt? Und wenn sie deshalb heute sagen, sie riickten
irgendwo in der Wtiste etwas vor, sie sind schon einige Male vorgertickt und sind wieder zuriickge-
riickt — das Entscheidende ist in diesem Krieg, wer den endgiiltigen Haken austeilt. Und daB wir dies
sein werden, davon konnen Sie iiberzeugt sein! So ist es auch mit ihrer Produktion. Sie produzieren
alles und natiirlich alles viel besser als wir. Ich las vor ein paar Tagen, daB die Amerikaner ein neues
U-Boot konstruieren — als ich das las, dachte ich gleich: das wird sicherlich auch wieder das beste
sein — , und richtig, darunter stand „das beste U-Boot der Welt" — es ist das schnellste, und auch
sonst ist es das beste. Wir sind die reinen Stumper mit unseren U-Booten dagegen!
Meine deutschen Volksgenossen, wir schlafen nicht und audi nicht unsere Konstrukteure! Im Winter
1939/40 hat ein gewisser Herr Churchill erklart, die U-Boot-Gefahr sei beseitigt, einfach erledigt. Er
hat jeden Tag zwei, drei, ftinf U-Boote vernichtet. Er hat mehr vernichtet, als wir seinerzeit uberhaupt
besessen hatten. Er hat nichts vernichtet, sondern ich habe damals wieder „einen sehr groBen Fehler"
gemacht. Der Fehler war namlich der, daB ich nur einen ganz kleinen Teil unserer U-Boote kampfen
lieB und den groBeren Teil zurtickhielt fur die Ausbildung der Mannschaften neu auslaufender U-
Boote. Es war damals nur eine so kleine U-Boot-Zahl am Feind, daB ich mich heute noch geniere, es
uberhaupt zu sagen. Die groBere Zahl, und zwar mehr als die zehnfache, war damals in der Heimat
geblieben und hat immer neue Besatzungen ausgebildet. Dann, von einem gewissen Moment an, be-
gann auch bei uns die Massenanfertigung. Es konnen ja nicht nur die Amerikaner Massenanfertigung
betreiben, wenn sie auch so tun, als ob sie das allein versriinden. Wenn sie sagen: Wir bauen soundso
viele Kriegsschiffe — ja, wenn sie ihre Korvetten und ihre Heringsschiffe und was alles dazurechnen
und dann eine Kanone darauf stellen, mag das ja der Fall sein. Wenn wir aber alles rechnen, bauen wir
garantiert nicht weniger, nur, glaube ich, zweckmaBigere Schiffe als sie. Das hat sich wieder einmal
bewiesen. Wir haben jetzt immerhin tiber 24 Millionen Tonnen versenkt — das sind fast zwolf Millio-
nen Tonnen mehr als im Weltkrieg insgesamt, und die Zahl der U-Boote ubertrifft heute die Zahl der
U-Boote im Weltkrieg um ein Bedeutendes. Und wir bauen weiter, und wir konstruieren weiter, und
zwar in alien Waffen. Und wenn die Herren da driiben sagen, daB sie eine wunderbare neue Waffe
haben — ja, sie wissen doch gar nicht, ob wir sie nicht schon langst besser besitzen. Ich habe die Ge-
pflogenheit, eine neue Waffe nur dann herauszugeben, wenn die alte tatsachlich nichts mehr taugt.
Warum denn vorher neue Waffen preisgeben? Es hat sich diese Taktik immer bewahrt. Wir haben
66 immer schlechtere Waffen gehabt, selbstverstandlich! Wir haben die schlechteren Soldaten, das ist
ganz klar. Wir hatten weiter eine schlechtere Organisation. Wen will das wundern! Wenn man diese
Organisationsgenies Churchill und Duff Cooper und Chamberlain und alle die Leute, oder gar Roose-
velt, diesen Organisator par exzellence — wenn man diese Leute mit uns vergleicht, dann sind wir
eben organisatorisch lauter Stumper. Aber wir haben einen Erfolg nach dem andern erzielt, und darauf
kommt es an. Es war ja auch im Innern so. Wir waren im Innern dauernd die Schlechteren. Wir haben
uberhaupt nichts gekonnt, wir haben gar keine Fahigkeiten besessen — aber eines Tages haben wir die
Macht in die Hand bekommen, und das war entscheidend.
Es ist verstandlich, daB man in einem so weltweiten Ringen, wie es sich heute uns darstellt, nicht da-
mit rechnen kann, von Woche auf Woche einen neuen Erfolg zu bekommen. Das ist ein Ding der Un-
moglichkeit. Es ist auch gar nicht entscheidend. Entscheidend ist, daB man allmahlich die Positionen
bezieht,, die den Gegner vernichten mtissen, und daB man sie auch halt, daB man sie so befestigt, daB
sie nicht mehr genommen werden konnen. Und das kann man mir schon glauben: Was wir einmal
besitzen, das halten wir dann auch tatsachlich so fest, daB dort, wo wir in diesem Kriege in Europa
stehen, ein anderer nicht mehr hinkommt.
Im ubrigen ist dieser Krieg seitdem ungeheuer ausgeweitet worden. Zu unseren Verbundeten Italien,
Rumanien, Ungarn, Finnland und all den anderen europaischen Volkern, Slowaken, Kroaten, Spaniern
usw., die zum Teil Freiwillige abstellten, wie die nordischen Freiwilligen, ist jetzt noch eine weitere
Weltmacht dazugekommen, eine Weltmacht, die auch fortgesetzt Niederlagen erleidet. Seit Beginn
des Eintrittes der Japaner haben sie nur MiBerfolge. Alles war ein Fehler, was die Japaner gemacht
haben, aber wenn sie die Fehler zusammenzahlen, so ergibt das auch etwas Entscheidendes. Sie haben
bei der Gelegenheit allein etwa 98 Prozent der Gummiproduktion der Amerikaner bekommen, sie
haben bei der Gelegenheit die groBte Zinnproduktion der Welt erhalten, sie haben riesige Olquellen
bekommen usw. Also wenn man lauter solche Fehler macht, kann man auch damit zufrieden sein. Und
umgekehrt haben die anderen nur lauter Siege vollbracht, geniale, tapfere, heroische, durchdachte
Siege — mit ihren groBen Feldherren wie Mc Arthur und Wavell oder irgendeinem von diesen ganz
GroBen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Diese Gauner schreiben bereits dicke Bticher tiber
die Feldherren der Vergangenheit, und trotzdem, trotz allem, die Leute, die keine Feldherren hatten,
haben es in diesem Krieg jedenfalls etwas weiter gebracht als die mit Feldherren so reich gesegneten.
Gerade an dem heutigen Tag, der ja fur uns die Erinnerung an den groBten Zusammenbruch unserer
67 Bewegung darstellt, einen Zusammenbruch, der damals fur viele das Ende der Partei zu bedeuten
schien, kann ich nur sagen: Fur uns Nationalsozialisten muB diese Erinnerung eine ungeheure Star-
kung bedeuten, eine Starkung, alien Gefahren zu trotzen, nie zu wanken, nie zu weichen, jeder Not
mutig zu begegnen und auch standzuhalten dann, wenn der Feind noch so draut. Dann muB man sich
schon zu dem Lutherschen Wort bekennen: „Und wenn die Welt voll Teufel war, es wird uns doch
gelingen."
Ich sehe gerade heute mit einer so groBen Zuversicht in die Zukunft. Nachdem wir den vergangenen
Winter uberstanden haben, einen Winter, den man damals, als ich vor einem Jahr zu Ihnen sprach,
noch nicht in seiner ganzen furchtbaren Gefahr erkennen konnte. Damals lastete doch irgendwie auf
vielen Menschen die Erinnerung an das napoleonische Schicksal von 1812. Und nun war der Winter
von 1812 nur genau 50 Prozent so kalt als der Winter, den wir im vergangenen Jahre hinter uns ge-
bracht haben. In diesem Jahre sind wir nun anders vorbereitet. Es mag auch in diesem Winter dem
einen und anderen dies und jenes fehlen. Aber im groBen sind wir fur diesen Winter sicher anders
geriistet. Das kann ich sagen. Auch wenn er genau so schwer werden sollte wie der letzte. Alles das,
was uns im vergangenen Winter passierte, passiert uns diesmal nicht mehr, und ich sagte schon ein-
mal, ein groBer Philosoph sprach das Wort, daB, wenn ein StoB einen starken Mann nicht umwirft, er
ihn dann nur starker macht. Der Sturm, der uns im vergangenen Winter nicht umgeworfen hat, der hat
auch uns nur starker gemacht!
Ganz gleich wo immer auch die Fronten stehen — immer wieder wird Deutschland parieren und wird
zum Angriff vorgehen, und ich zweifle keine Sekunde, daB unseren Fahnen am Ende der Erfolg be-
schieden sein wird.
Wenn heute Roosevelt seinen Angriff auf Nordafrika ausfuhrt mit der Bemerkung, er miisse es vor
Deutschland und vor Italien schutzen, so braucht man iiber diese verlogene Phrase dieses alten Gang-
sters kein Wort zu verlieren. Er ist ohne Zweifel der Heuchlerischste dieses ganzen Klubs, der uns ge-
genubersteht. Aber das entscheidende und letzte Wort spricht sicherlich nicht Herr Roosevelt, davon
kann er uberzeugt sein. Wir werden alle unsere Schlage vorbereiten — wie immer griindlich — , und
sie sind immer noch zur rechten Zeit gekommen, und kein Schlag, den der andere gegen uns zu fiihren
gedachte, hat bisher zum Erfolg gefuhrt. Es gab auch einmal ein Triumphgeschrei, als die ersten Eng-
lander in Boulogne landeten und dann vorriickten. Und sechs Monate spater ist dieses Triumphge-
schrei vorbei gewesen. Es ist anders gekommen und wird auch hier anders kommen. Sie konnen das
voile Vertrauen besitzen, daB Fuhrung und Wehrmacht alles das tun, was getan werden muB und was
getan werden kann.
68 Ich habe die felsenfeste Uberzeugung, daB hinter Fuhrung und Wehrmacht vor allem aber die
deutsche Heimat steht und hinter mir besonders die ganze Nationalsozialistische Partei als eine ver-
schworene Gemeinschaft!
Das, was die jetzige Zeit von der einstigen unterscheidet, ist eben doch das, daB damals hinter dem
Kaiser kein Volk war, wahrend hinter mir eine der groBartigsten Organisationen steht, die je auf dieser
Erde aufgebaut worden ist. Sie reprasentiert das deutsche Volk. Und was ferner die heutige Zeit von
der damaligen unterscheidet, ist, daB an der Spitze dieses Volkes niemand steht, der jemals in kriti-
schen Zeiten in das Ausland gehen wtirde, sondern daB an seiner Spitze jemand ist, der immer nur den
Kampf und damit immer nur ein Prinzip gekannt hat: Schlagen, schlagen und wieder schlagen!
Und noch eines unterscheidet das heutige Deutschland vom damaligen: Damals hatte es eine Fuhrung,
die keine Wurzeln im Volke hatte, es war doch letzten Endes ein Klassenstaat gewesen. Heute sind wir
mitten in der Vollendung dessen, was aus dem damaligen Krieg herausgewachsen ist. Denn als ich aus
dem Kriege zuriickkehrte, brachte ich das Fronterlebnis in die Heimat. Aus diesem Fronterlebnis her-
aus baute ich mir meine nationalsozialistische Volksgemeinschaft auf. Heute tritt die nationalsoziali-
stische Volksgemeinschaft an die Front, und Sie werden aus diesen Dingen bemerken, wie diese
Wehrmacht von Monat zu Monat mehr nationalsozialistisch wird, wie sie immer mehr das Geprage
des neuen Deutschland annimmt, wie alle Vorrechte, Klassenvorurteile usw. immer mehr beseitigt
werden, wie sich hier die deutsche Volksgemeinschaft von Monat zu Monat mehr durchsetzt, und wie
am Ende dieses Krieges die deutsche Volksgemeinschaft vielleicht ihre starkste Bewahrung erfahren
haben wird — das unterscheidet das heutige Deutschland vom damaligen. Diesem Geist verdanken
wir ein unermeBliches Heldentum an der Front, ein Heldentum von Millionen einzelner Soldaten, be-
kannten und unbekannten, ein Heldentum von Zehn- und Zehntausenden tapferer Offiziere, die sich
heute mit ihren Mannern auch immer mehr als eine Gemeinschaft fiihlen. Sie sind zum Teil bereits aus
dieser Gemeinschaft hervorgegangen. Wir haben ja alle Hemmnisse beseitigt. So wie in der Partei
jeder jede Stellung erreichen kann, wenn er nur fahig ist, wie jedem, auch dem Armsten unseres Vol-
kes, jede, auch die hochste Staatsstelle nunmehr offen ist, seit unsere Partei die Fuhrung besitzt, so ist
es genau auch in der Wehrmacht, und zwar nicht mehr nur theoretisch und als eine hie und da durch-
gefuhrte Ausnahme, sondern in der Praxis ist es heute so. Heute sind Unteroffiziere oder Gefreite Rit-
terkreuz- oder Eichenlaubtrager. Zahllose Offiziere sind aus dem Mannschaftsstand hervorgegangen.
Wir bauen uns ein Kriegsheer auf mitten im Kriege, wie es die Welt noch nie gesehen hat.
69 Und zu Hause, da arbeitet ein Volk, und das muB ich nun — ich habe es schon im Reichstag
ausgesprochen — auch der deutschen Heimat bescheinigen: Im Jahr 1917 auf 18 der Streik in den
Munitionsfabriken — und heute Uberstunden, Arbeit tiber Arbeit! Heute weiB der deutsche Arbeiter
zu Hause, daB er fur seine Kameraden drauBen die Waffen schmiedet. Was hier geschaffen wird auf
dem Lande und in der Stadt, vom Mann und vor allem auch von unzahligen Frauen, das ist tatsachlich
ungeheuer.
In einem konnen wir allerdings mit unserem Gegner nicht konkurrieren: So wie einst die Partei die
armste gewesen war und nur durch den Idealismus ihrer Anhanger gesiegt hat, so ist heute naturlich
auch das deutsche Volk an Gold das armste vielleicht aller Volker der Welt. Wir haben kein Gold.
Aber was wir haben, ist lebendige Arbeitskraft. Was wir haben, das ist ein heiliger FleiB und ein heili-
ger Wille, und das ist am Ende in einem solchen Kampf auf Leben und Tod tausendmal entscheiden-
der als Gold. Denn was ntitzen jetzt den Amerikanern ihre Goldtresors, auBer daB sie sich kunstliche
Gebisse machen lassen. Wenn sie zehn synthetische Gummifabriken hatten, dann ware das mehr wert
als ihr ganzer Goldvorrat. Ich habe andere Sachen bauen lassen. Wir haben allerdings kein Gold in
diesen Krieg hineingebracht, aber die Voraussetzung der Fiihrung dieses Kampfes. Und jedenfalls
einen Tank ohne Gummirollenrader haben wir Deutschen nicht, aber die Englander haben ihn heute.
Wir werden den Krieg materialmaBig durchstehen, und jetzt erst recht! Denn wir haben uns in den
Besitz der Rohstoffgebiete gesetzt, die notwendig sind, um diesen Krieg unter alien Umstanden
durchhalten zu konnen. Und wenn einer sagt: „Davon merkt man ja noch nichts!" — Ja, sehr einfach:
Glauben Sie nur nicht, meine internationalen Kritiker, daB wir im Osten etwa vor den zerstorten Ei-
senbahnbriicken oder Eisenbahnstrecken, vor den zerstorten Wasserkraftwerken oder Erzgruben, vor
den zerstorten Kohlengruben mit den Handen in den Hosentaschen gestanden und sie dauernd betrach-
tet haben. Nein, in diesem Jahre ist gearbeitet worden, und wie! Das beginnt sich jetzt allmahlich be-
zahlt zu machen. Und wenn das nachste Jahr kommt, dann werden erst recht die Fruchte dieser Arbeit
kommen. Ich kann auch hier mit Stolz sagen, daB sich gerade dabei die Partei ungeheuer bewahrt hat.
Ungezahlte tapfere Parteigenossen stehen drauBen und organisieren hier mit einer Handvoll Menschen
als geborene nationalsozialistische Kreisleiter oder Ortsgruppenleiter Riesengebiete und erschlieBen
diese Gebiete fur unsere Wirtschaft, fur unsere Kriegswirtschaft, fur unsere Ernahrung und im weite-
ren Sinne tatsachlich fur die Ernahrung und die Erhaltung ganz Europas. Es ist eben kein Krieg, den
70 Deutschland fur sich allein ftihrt, sondern ein Krieg, der fur Europa gefuhrt wird! Nur aus diesem
Grunde ist es zu verstehen, daB sich so viele Freunde gefunden haben, vom Norden angefangen bis
zum Siiden, die teils in unseren Reihen kampfen oder als selbstandige Armeen unserer Verbiindeten
eingereiht sind in diese gewaltigste Front der Weltgeschichte. Es ist daher auch unser unumstoBlicher
EntschluB, daB der Friede, der ja nun einmal kommen wird, weil er kommen muB, wirklich dann ein
Friede fur Europa sein wird, und zwar ohne die Bevormundung jener Leute mit dem feinen Instinkt fur
ideelle und materielle Werte.
Denn welchen Instinkt Herr Eden fur ideelle Werte hat, das wissen wir nicht. Er hat das noch niemals
bewiesen. Sein Umgang spricht auch nicht dafiir. Vor alien Dingen die Kultur seines eigenen Landes
ist keineswegs so, daB sie uns vielleicht imponieren konnte. Von dem Mann driiben jenseits des Oze-
ans will ich gar nicht reden. Ihr Instinkt fur ideelle Werte ist sicherlich kleiner als unser. Wir haben
wahrscheinlich mehr ideelle Werte der Welt gegeben als die Gesellschaft, die von Mister Eden betreut
wird. Das gleiche gilt fur die Lander, die mit uns verbunden sind.
Sie blicken zum Teil auf Kulturen zuriick, gegeniiber denen die Kultur des angelsachsischen Inselrei-
ches wirklich eine unendlich junge, um nicht zu sagen infantile ist.
Was die materiellen Werte aber betrifft, so glaube ich daB sie dafiir allerdings einen feinen Instinkt
haben. Aber den haben wir auch. Nur mit einem Unterschied, daB wir unter alien Umstanden dafiir
sorgen, daB die materiellen Werte Europas in der Zukunft auch den europaischen Volkern zugute
kommen und nicht einer auBerkontinentalen kleinen internationalen Finanzclique. Das ast unser uner-
schiitterlicher und unerbittlicher EntschluB. Die Volker Europas kampfen nicht dafiir, daB hinterher
wieder ein paar Leute mit „feinem Instinkt" kommen und die Menschheit auspliindern und Millionen
an Erwerbslosen zuriicklassen, nur damit sie ihre Tresors fiillen. Wir haben einen guten Grund gehabt,
warum wir uns von dem Goldstandard entfernten. Wir wollten damit eine der Voraussetzungen fur
diese Art von Wirtschaftsbetrachtung und Wirtschaftsbetreibung beseitigen. Und das ist ganz sicher:
aus diesem Krieg wird Europa wirtschaftlich weitaus gesiinder hervorgehen als zuvor. Denn ein groBer
Teil dieses Kontinents, der bisher gegen Europa organisiert war, wird nunmehr in den Dienst der eu-
ropaischen Nationen gestellt.
Wenn mir jemand nun sagt: „Sie wollen also die Hollander verpflanzen." — Ich will niemand ver-
pflanzen, aber ich glaube, daB viele Menschen dann glucklich sind, wenn sie eine eigene Scholle be-
71 kommen und arbeiten konnen und wenn sie sich nicht so mlihen und plagen mlissen, wie es zur Zeit
noch in diesem ubervolkerten Kontinent der Fall ist. Vor allem aber werden sie glucklich sein, wenn
der Lohn dieser Arbeit ihnen selber und ihren Volkern zugute kommt, und nicht einem Tresor, der
meinetwegen in einer Bank in London oder New York liegt. Ich glaube daher, daB das Ende dieses
Krieges auch der Sturz dieser Goldherrschaft sein wird und damit das Ende der ganzen Gesellschaft,
die schuld ist an diesem Krieg.
Die Mission der Nationalsozialistischen Partei ist uns alien klar. Ich verlange von jedem Parteigenos-
sen, daB er mit auBerstem Fanatismus genau so wie in der Kampfzeit der Trager des Glaubens an den
Sieg und an den Erfolg ist. Heute ist es vielleicht leichter als damals. Ich muB heute jeden meiner da-
maligen Parteigenossen bewundern, diese vielen Manner, die an den kleinen unbekannten Soldaten
aus dem Weltkrieg geglaubt haben. Diese Manner, die mir damals nachgegangen sind, die ihr Leben
fur mich damals einsetzten, die ihr Leben gegeben haben nicht nur im Altreich, sondern in der Ost-
mark, im Sudetenland und dariiber hinaus auch noch in anderen Landern, ich muB sie bewundern.
Heute steht vor uns das alien gemeinsame gewaltige groBe Reich in seinem Kampf um Sein oder
Nichtsein unseres ganzen Volkes. Jeder Nationalsozialist, der damals an mich geglaubt hat, kann auch
heute nur ein Fanatiker sein im Kampf nach auBen. Er muB sich zur gleichen fanatischen Konsequenz
durchringen, die wir damals schon hatten. Es gibt Gegner, bei denen gibt es keinen Pardon, sondern es
gibt nur eine einzige Moglichkeit: Entweder es fallen wir oder es fallt dieser Gegner. Wir sind uns
dessen bewuBt, und wir sind Manner genug, dieser Erkenntnis eiskalt ins Auge zu sehen.
Und das unterscheidet auch mich von diesen Herren da in London und Amerika: Wenn ich vom deut-
schen Soldaten viel verlange, so verlange ich nicht mehr, als was ich auch immer selber zu leisten
bereit war. Wenn ich vom deutschen Volke viel verlange, so verlange ich nicht mehr, als was ich sel-
ber auch arbeite. Wenn ich von Vielen Uberstunden verlange — ich weiB uberhaupt gar nicht, was in
meinem Leben eine Uberstunde ist. Denn jeder einzelne hat das Gltick, daB er in einer gewissen Zeit
sich aus seiner Arbeit entfernen kann und dann frei ist. Meine Arbeit ist das Schicksal des Reiches. Ich
kann mich von ihr nicht entfernen, sie folgt mir Tag und Nacht, seit ich an die Spitze der Nation getre-
ten bin, ja schon in jenen Tagen des grauen Elends, des Jammers, der Bekummernis und des Zusam-
menbruchs. Seit dieser Zeit wiirde auch jeder Urlaub fur mich lacherlich sein. Was heiBt fur mich Ur-
laub? Meine Arbeit ist Deutschland, ist mein Volk, ist seine Zukunft, ist die Zukunft seiner Kinder.
72 Ich verlange daher von keinem anderen mehr, als ich von mir selber verlange oder was ich selber zu
tun bereit bin.
Ich weiB, daB meine alten Parteigenossen den Kern dieser Bewegung darstellen, und daB sie schon in
Erinnerung an die ersten Blutopfer, die wir brachten, den Weg vorbildlich in der Nation voranschrei-
ten, und daB sich ihnen die Hunderttausende und Millionen von nationalsozialistischen Funktionaren
anschlieBen, von Parteimitgliedern und von Angehorigen der angeschlossenen Verbande, daB mitmar-
schieren alle unsere Manner der SA und fa, mitmarschieren die Manner der Arbeitsfront, mitmarschie-
ren die Manner des Reichsarbeitsdienstes usw., kurz das ganze nationalsozialistische deutsche Volk.
Das ist heute das Wunderbare, daB wir nicht mehr vereinsamt als Prediger in der Wtiste stehen, wie es
mir einst gegangen ist, sondern daB jedes Wort, das wir in das Volk hineinrufen, heute einen tausend-
faltigen Widerhall findet. Und wenn der Gegner glaubt, uns durch irgend etwas mtirbe zu machen,
dann irrt er sich. Er kann mich nicht bewegen, von meinem Ziel abzugehen. Es kommt die Stunde, da
schlage ich zuriick, und dann mit Zins und Zinseszins.
Sie erinnern sich an die lange Zeit, da wir als Parteigenossen legal sein muBten. Wie oft sind damals
Parteigenossen zu mir gekommen und sagten: Fiihrer — sie sagten damals zu mir „Chef ', oder sagten
auch „Adolf Hitler" — warum diirfen wir nicht zuriickschlagen, warum mlissen wir uns das bieten
lassen? Ich muBte sie jahrelang zwingen, legal zu bleiben. Ich habe schmerzenden Herzens Parteige-
nossen aus der Bewegung ausschlieBen mlissen, weil sie glaubten, diesem Befehl nicht folgen zu kon-
nen. Jahr fur Jahr, bis die Stunde gekommen ist, in der ich sie aufrufen konnte.
So ist es auch heute. Ich muB manchmal monatelang irgendwo zusehen. Glauben Sie nur nicht, daB
mir dann nicht auch das Herz von Grimm zerfressen wird, wenn ich von diesen Luftangriffen hore. Sie
wissen, ich habe lange Zeit das nicht getan. Ich habe zum Beispiel in Paris nicht eine Bombe in die
Stadt werfen lassen. Ich habe, bevor wir Warschau angriffen, flinfmal die Aufforderung zur Ergebung
an sie gerichtet. Ich habe gebeten, man solle die Frauen und Kinder herausschicken. Nicht einmal der
Parlamentar wurde von ihnen empfangen. Es wurde alles abgelehnt, und erst dann habe ich mich ent-
schlossen, das zu tun, was nach jedem Kriegsrecht statthaft ist. Als England anting, unsere Stadte zu
bombardieren, habe ich zunachst dreieinhalb Monate gewartet. Es gab schon damals viele, die sagten:
„Warum wird nicht geantwortet, warum diirfen wir nicht zuriickschlagen?" Wir waren stark genug, es
zu tun. Ich habe gewartet in der Meinung, es wiirde doch noch die Vernunft zurtickkehren. Sie kam
nicht. Glauben Sie, heute ist es nicht anders. Ich merke mir das alles genau. Sie werden es driiben noch
73 erleben, daB der deutsche Erfindergeist nicht geruht hat,und sie werden eine Antwort bekommen, daB
ihnen Horen und Sehen vergeht.
Ich habe schon fruher einige Male gesagt: Wenn ich hier und da langere Zeit nicht rede, heiBt das
nicht, daB ich die Stimme verloren habe, sondern daB ich es nicht fur zweckmaBig hielt zu reden. Auch
heute ist das so. Was soil ich jetzt viel reden? Heute spricht letzten Endes die Front. Nur in den selten-
sten Fallen mochte ich das Wort ergreifen. Denn die Sprache der Front ist so eindringlich, ist eine so
einmalige Sprache, daB sie ohnehin jeden einzelnen Deutschen verpflichtet. Wer den taglichen Bericht
unserer Wehrmacht liest und sich dann nicht fanatisch zu seinem Volk bekennt, wenn er immer wieder
diese Unsumme von Heldentaten vernimmt, dem wurde auch durch Reden nicht zu helfen sein. Fur
das feindliche Ausland rede ich ohnehin nicht. Wenn Herr Roosevelt sagt, er hort meine Reden nicht
— , ich rede ja gar nicht fur Herrn Roosevelt. Mit ihm rede ich nur durch das Instrument, durch das
jetzt allein gesprochen werden kann, und dieses Instrument spricht laut und deutlich genug. Ich rede
nur in den seltensten Fallen, zur Bewegung und zu meinem eigenen deutschen Volk. Und alles, was
ich durch eine solche Rede sagen kann, ist immer nur eines:
Denkt ausnahmslos, Mann und Weib, nur daran, daB in diesem Krieg Sein oder Nichtsein unseres
Volkes entschieden wird. Und wenn ihr das begreift, dann wird jeder Gedanke von euch und jede
Handlung immer nur ein Gebet fur unser Deutschland sein !
74 Am Vorabend des 9. November hielt der Ftihrer seine traditionelle Rede. Wenn er sich auch, wie
jedesmal an diesem Tage, besonders an seine alten Parteigenossen wandte, so beriihrte diese Rede
doch Fragen, die nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt in hochstem MaBe interessieren.
Nachdem der Ftihrer aus dem Weg der Partei die GewiBheit des Sieges fur Deutschland hergeleitet
hatte, befaBte er sich auch mit den aktuellsten militarischen und politischen Fragen, namlich dem
Uberfall der Englander und Amerikaner auf Franzosisch-Afrika. Er sagte dann, daB das entscheidende
und letzte Wort sicherlich nicht Herr Roosevelt sprechen werde. „Wir werden alle unsere Schlage
vorbereiten — wie immer grtindlich — und sie sind immer noch zur rechten Zeit gekommen." Diese
Satze fiigten sich dem groBen Rahmen der Munchener Rede mit einer auf Tatsachen basierenden Lo-
gik ein. Mit besonderer Scharfe behandelte der Ftihrer den Prasidenten der USA, den er den „heuchle-
rischsten aller unserer Feinde" nannte. Der Fiihrer wies auf die groBen Machtmittel hin, die dem Deut-
schen Reich nach der Eroberung wertvollster Gebiete zusatzlich zur Verfugung stehen. „Wir haben
daher das beste Recht, zuversichtlicher zu sein als je."
Am 25. November jahrte sich zum sechsten Male der Tag, an dem das Deutsche Reich und das Kaiser-
reich Japan ihr Abkommen gegen die kommunistische Internationale schlossen, das sich am 6. No-
vember 1937 durch den Hinzutritt des Konigreichs Italien zu dem weltpolitischen Dreieck erweiterte,
dessen Wirksamkeit die ganze Welt in der gegenwartigen Auseinandersetzung erkennen muBte. Wohl
ist dieses Ereignis von eminent wichtiger auBenpolitischer Bedeutung. Man muB sich aber dariiber klar
sein, daB dieses weltumspannende Bundnis dreier groBer Machte aufgebaut ist auf dem logisch und
konsequent zu Ende gedachten antibolschewistischen Kampf, den die NSDAP in Deutschland seit
Beginn ihrer Tatigkeit gekampft hat.
Am 18. November hielt Reichsminister Dr. Goebbels in Wuppertal eine groBe Rede, nachdem er den
luftbedrohten Gebieten im Westen erneut einen Besuch abgestattet hatte. Der Minister wies darauf
75 hin, daB er sich bei diesem Besuch wieder einmal von der beispielhaften Haltung der Bevolkerung in
den deutschen Westprovinzen hatte uberzeugen konnen. Hier sei in der Tat „ein moralischer Westwall
deutscher Kampfgesinnung gegen den Terror der britisch-plutokratischen Kriegshetzer" aufgerichtet
worden. Auf den Krieg gegen die Sowjetunion hindeutend, erklarte er, daB dieses gewaltige Land sich
mit den Potentialen Mitteln fast eines ganzen Erdteils zum Angriff gegen das Deutsche Reich und
damit gegen Europa geriistet habe. Der Feldzug gegen die Sowjets sei auch in den vergangenen Mona-
ten mit wahrhaft entscheidenden Siegen weitergefuhrt worden. Die Ereignisse in Nordafrika streifend,
erklarte Dr. Goebbels, dieser Angriff sei ein Beweis dafiir, daB die Feindmachte weder die Kraft noch
den Mut besaBen, die Achsenmachte in ihren lebensentscheidenden militarischen Positionen anzugrei-
fen. Der Luftkrieg gegen die Zivilbevolkerung sei, so betonte der Minister nachdriicklich, ebenfalls als
ein Ausweg aus diesem Unvermogen, eine zweite Front zu eroffnen, geboren worden. Mit Worten
hochster Anerkennung gedachte Reichsminister Dr. Goebbels der heroischen Haltung der Bevolke-
rung in den luftbedrohten Gebieten. Insbesondere gebiihre neben den Mannern, die die schwere und
gefahrvolle Abwehr auf sich genommen hatten, hochstes Lob den Frauen und der Jugend, die vor al-
lem hier beweise, daB sie entschlossen sei, schon friihzeitig in die FuBtapfen der kampfenden Manner
einzutreten. Im ubrigen habe der Ftihrer schon verschiedentlich erklart, daB die Stunde der Vergeltung
kommen und England dann eine Antwort erhalten werde, die es sich heute noch nicht traumen lasse.
Am 3. November befaBte sich bei einer Jahresveranstaltung des Vereins der Auslandischen Presse in
Berlin Reichspressechef Dr. Dietrich mit dem Begriff der Neutralitat in der Presse. Eine Neutralitat,
die sich auf dem Gebiet der geistigen Kriegfuhrung nicht einer objektiven Haltung befleiBigt, sei keine
Neutralitat. Als Mindestforderung einer neutralen Haltung der auslandischen Presse bezeichnete der
Reichspressechef absolute Objektivitat in der nachrichtlichen Unterrichtung der Offentlichkeit. Ein
solcher Wille zur Objektivitat sei zwar in den meisten Fallen bei den Korrespondenten der neutralen
Presse in Berlin vorhanden, leider aber nicht bei den Redaktionen im Ausland. Es gebe heute auf die-
sem Kontinent ein europaisches Gewissen, dem alle europaischen Journalisten verpflichtet seien.
Die Kriegsereignisse dieses Monats sind gekennzeichnet durch harte Kampfe an verschiedenen Fron-
ten.
An alien Fronten haben sich auch im November einzelne Soldaten und Offiziere besonders hervorge-
tan. Neben der groBen Zahl der Ritterkreuztrager erhielten auch Soldaten das Eichenlaub zum Ritter-
76 kreuz des Eisernen Kreuzes und als erster Offizier einer verbiindeten Armee der rumanische General L
a s c a r. Die Reihenfolge der Trager des Eichenlaubs zum Ritterkreuz ist folgende:
Am 15. November: Generalmajor R a m c k e , Kommandeur eines Fallschirmjagerverbandes in Nord-
afrika, als 145. Soldat, und Leutnant Josef Wurmheller, Flugzeugfuhrer in einem Jagdgeschwader, als
146. Soldat der deutschen Wehrmacht;
am 17. November: Oberstleutnant Hyazinth Graf Strachwitz , Abteilungskommandeur in einem Pan-
zerregiment als 144. Soldat; Kapitanleutnant Wolfgang Lueth, Kommandant eines Unterseebootes, als
142. Soldat sowie Kapitanleutnant Werner Toeniges, Kommandant eines Schnellbootes, als 143. Sol-
dat der deutschen Wehrmacht;
am 18. November: Korvettenkapitan Karl-Friedrich M e r -t e n, Kommandant eines Unterseebootes,
als 147. Soldat der deutschen Wehrmacht;
am 30. November: Hauptmann Friedrich Lang, Staffelkapitan in einem Sturzkampfgeschwader, als
148. und Oberleutnant Boerst, Staffelkapitan in einem Sturzkampfgeschwader, als 149. Soldat der
deutschen Wehrmacht.
Eine besondere, aber hochst verdiente Ehrung wurde im November dem Oberst Galland zuteil. Der
Fiihrer hat diesen hervorragenden Flieger mit Wirkung vom 19. November 1942 zum Generalmajor
befordert. Eine erstaunliche militarische Laufbahn hat damit eine auBergewohnliche Anerkennung
erfahren; denn Adolf Galland ist heute erst 30 Jahre alt und damit der jungste Generalmajor der deut-
schen Wehrmacht.
In diesem Krieg, den man mit Recht den totalen Krieg nennt, werden auch an die Frau groBe Anforde-
rungen gestellt. Unter denen, die sich besonders auszeichneten, steht die bekannte Fliegerin Flugkapi-
tan Hanna Reitsch an erster Stelle; denn unter stetem Einsatz ihres Lebens hat sie sich um die Ent-
wicklung des deutschen Fluggerats bleibende Verdienste erworben. Der Fiihrer verlieh ihr dafiir das
Eiserne Kreuz 1. Klasse, mit dem damit zum ersten Male eine deutsche Frau ausgezeichnet wurde.
Das Eiserne Kreuz 2. Klasse tragen neben Hanna Reitsch Elfriede Wnuk und Schwester Marga, die
diese Auszeichnung am 25. November fur ihre heldenmiitige Bergung schwerverwundeter Soldaten
bei Bombenhagel und starkstem FlakbeschuB erhielt.
Nachdem der Fiihrer vor kurzem fur die Schiitzenregimenter der Panzerdivisionen die Bezeichnung
„Panzergrenadiere" befohlen hat, erhalten nunmehr samtliche Infanterie-Regimenter, mit Ausnahme
der Jager- und Gebirgsjager-Regimenter, die Bezeichnung „Grenadier-Regimenter". Die Mannschafts-
grade lauten „Grenadier" und „Obergrenadier".
77 Am 17. November wurde berichtet, daB der Fiihrer einem Polizeiregiment den Namen „Polizeire-
giment Todt" verliehen habe, da dieses zur Losung bestimmter, der Organisation Todt gestellter Auf-
gaben wesentlich beigetragen hat.
Am 1. November beging der PreuBische Finanzminister Prof. Dr. Popitz sein lOjahriges Dienstjubila-
um. Der Reichsmarschall hat dem Staats minister aus diesem AnlaB in einem Handschreiben herzliche
Gllickwlinsche ubermittelt und ihm seine Anerkennung fur die dem preuBischen Staate gewidmete
schopferische Arbeit ausgesprochen. Als preuBischem Finanzminister gelang es Dr. Popitz, die beson-
ders im Beginne seiner Tatigkeit gefahrdeten Finanzen des preuBischen Staates wieder auf gesunde
Grundlagen zu stellen. Da er als preuBischer Finanzminister gleichzeitig Chef der preuBischen Hoch-
bauverwaltung ist, konnte Dr. Popitz sein starkes kunsflerisches Interesse bei den mannigfaltigen staat-
lichen Bauten in PreuBen zur Geltung bringen.
Am Dienstag, dem 3. November, fand im Haus der Flieger ein Festakt anlaBlich der Grtindung der
Deutsch-Finnischen Gesellschaft statt. Den vielfachen und erprobten Verbindungen zwischen den
beiden Volkern fehlte bisher noch ein fester Rahmen, der jetzt geschaffen wurde. SS-
Obergruppenfuhrer und General der Polizei Lorenz wies in seiner Rede auf die gemeinsame soldati-
sche Tradition der beiden Volker hin. Der Rektor der Universitat Helsinki Prof. Dr. Nevalinna deutete
die gemeinsamen Erlebnisse als schicksalsgegebenen Auftrag, den beide Volker im Kampf gegen den
Osten zu erfullen hatten. Zum Prasidenten der deutsch-finnischen Gesellschaft wurde SS-
Obergruppenfuhrer Staatsrat Johst bestimmt.
In Den Haag wurde am 20. November das Deutsche Theater in den Niederlanden durch eine Festvor-
stellung von Mozarts „Don Giovanni" eroffnet. Der Vorstellung wohnten Reichsminister Dr. Goebbels
und Reichskommissar SeyB-Inquart bei. Mit der Eroffnung des Deutschen Theaters, so sagte der
Reichskommissar, beginne in den deutsch-niederlandischen Kulturbeziehungen eine Zeit neuer Ent-
wicklungsmoglichkeiten.
Auf Einladung des Reichspostministers traf am 25. November der Generaldirektor der niederlandi-
schen Post und Telegraphenverwaltung, van der Vegte, zu einem mehrtagigen Besuch in Berlin ein,
um die Organisation der Deutschen Reichspost und ihre sozialen Einrichtungen kennen zu lernen. Der
hollandische Gast hatte im Verlauf seines weiteren Besuches auch die Moglichkeit, sich postalische
Einrichtungen in Wien, Frankfurt a. M. und Munchen anzusehen.
Der Reichsmarschall hat als Prasident der Deutschen Akademie fiir Luftfahrtforschung den Reichsmi-
nister Speer zum Ehrenmitglied der Akademie ernannt. Reichsminister Speer ubernimmt damit
78 auch in der Luftfahrttechnik die Nachfolge von Reichsminister Dr. Todt. Gleichzeitig wurde der
President des „Consiglio Nationale della Ricerche", Exz. Professor Dr. Vallauri, zum Ehrenmitglied
der Akademie ernannt.
tjber „Staatliche Lenkung und Unternehmerinitiative" auBerte sich Reichswirtschafts minister Walther
Funk am 28. November in einem bemerkenswerten Artikel in der DAZ. Reichsminister Funk betonte
in diesem Aufsatz, daB die deutsche Wirtschaftspolitik gegenwartig drei kardinale Aufgaben habe:
erstens, Leistungssteigerung auf alien kriegswichtigen Gebieten, um die Rustungsproduktion zu erho-
hen und zu verbessern unter rationellem Einsatz von Rohstoffen und Arbeitskraften. Zweitens mtisse
die deutsche Wirtschaft auch wahrend des Krieges so gestaltet und ausgerichtet werden, daB unsere
Fronfkampfer nach dem Kriege eine ordentliche, saubere und konsequent nationalsozialistisch gefuhr-
te Wirtschaft vorfinden. Drittens muBten die gesamten europaischen Wirtschaftskrafte mobilisiert und
eine europaische Wirtschaftspolitik mit klarer Zielsetzung einheitlich ausgerichtet werden. Dadurch
solle die europaische Wirtschaft in der Zukunft krisen- und blockadefest werden, damit es keinen Sinn
mehr habe, europaische Wirtschaftskriege zu fiihren, andererseits aber solle die Wirtschaftsfreiheit des
Kontinents gesichert werden. Im Rahmen dieser Aufgaben gebe es fur den verantwortungsbewuBten
Unternehmer gewisse ungeschriebene Gesetze, die im volkischen Denken und Ftihlen wurzeln. Fur
den wahren Unternehmer sei es eine unerlaBliche Voraussetzung, in seinem Betrieb eine Zelle der
deutschen Volksgemeinschaft zu sehen und fur die Verwirklichung aller nationalsozialistischen
Grundsatze innerhalb dieser Gemeinschaft zu sorgen.
Alle MaBnahmen zur Vereinfachung des staatlichen Lenkungsapparates hatten zum Ziele, die Bewe-
gungsfreiheit der Unternehmer unter Erhohung ihrer Selbstverantwortung zu fordern. Es konne aber
nicht heiBen staatliche Lenkung oder Unternehmerinitiative, sondern es mtisse heiBen staatliche Len-
kung und Unternehmerinitiative. In dieser Synthese liege das Geheimnis der deutschen Erfolge.
In Berlin begann am 17. November im AnschluB an die feierliche Tagung der Reichsarbeitskammer,
auf der Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und Reichsminister Speer im Auftrag des Fuhrers weiteren
25 deutschen Betrieben die Auszeichnung „Kriegsmusterbetrieb" verleihen konnten, eine Arbeitsta-
gung der DAF. Dr. Ley umriB dabei die groBen Aufgaben, die in den kommenden Monaten zu leisten
sind. Die besondere Fursorge, so betonte Dr. Ley, gilt im 4. Kriegsjahr mehr als je der Erhaltung der
Schaffenskraft der deutschen Menschen. Der schaffende deutsche Mensch kann in dem BewuBtsein
79 arbeiten, daB jede erhohte Anforderung eine entsprechende soziale Betreuung mit sich bringt. Unter
die vielfaltigen MaBnahmen gehort die Einflihrung des Leistungslohnes, die eine revolutionare Tat im
Kriege darstellt und als Vorarbeit fur die Reichslohnordnung zu werten ist. — Reichsminister Funk
sprach anschlieBend iiber die Leistungen der deutschen Kriegswirtschaft. Drei Imperative stiinden
heute im Vordergrund des deutschen Wirtschaftslebens: Arbeit, Rechnen und Sparen. Produktion sei
das Ergebnis unserer in der ganzen Welt bewunderten Arbeitsleistung, Rechnen sei die Voraussetzung
fur eine durchgreifende Rationalisierung der Wirtschaft und Verwaltung, und Sparen gehore zur Be-
reitstellung jener Mittel, die zur kriegsentscheidenden Rustung notwendig sind. Durch eine gesunde
Preis- und Lohnpolitik ist es gelungen, in Deutschland die Wahrungsstabilitat zu erhalten. Die Wirt-
schaft habe die Forderung erfiillt, die der Fiihrer an sie gestellt hat. — Die Reichsfrauenfuhrerin, Frau
Scholtz-Klink, sprach tiber den vorbildlichen Einsatz der schaffenden Frau im Arbeitsleben des deut-
schen Volkes.
Staatssekretar Generalfeldmarschall Milch widmete in einem fesselnden Vortrag dem deutschen Ar-
beiter ehrende Worte der Anerkennung und des Dankes. Er verglich die gesteigerten Leistungen der
Riistungswirtschaft, die durch auBerordentlichen Einsatz der schaffenden Menschen ermoglicht wur-
den, mit den Heldentaten unserer kampfenden Truppen. Der heldenmutige Kampf der Soldaten spie-
gelt den Geist des nationalsozialistischen Deutschland wider, und die gleiche eiserne Disziplin und der
gleiche eiserne Wille wie in der deutschen Wehrmacht beseele auch die deutsche Arbeiterschaft.
Durch Haltung und Vorbild mtisse der deutsche Arbeiter die auslandischen Krafte mitreiBen, damit
auch sie ihr Letztes hergeben zur Erfullung ihrer Pflichten. Die Leistungen des deutschen Arbeiters
seien so hervorragend, daB z. B. die schon bisher gewaltige Rustung fur die Luftwaffe in der letzten
Zeit verdoppelt werden konnte. Die Deutsche Arbeitsfront habe die Menschenfuhrung im Betrieb so
erfolgreich durchgesetzt, daB sie damit ihre hochste Bewahrungsprobe bestanden habe. Der Feldmar-
schall schloB seine aufruttelnden Ausfuhrungen mit den Worten: „Wir haben das Gleichgewicht auf
dem Gebiete der Ernahrung und Rustung erreicht, so daB Deutschland unbesiegbar ist!"
Im weiteren Verlauf der Arbeitstagung der Deutschen Arbeitsfront nahm Staatssekretar im Reichsver-
kehrsministerium Ganzenmuller das Wort. Aus seinen Ausfuhrungen ergab sich das Bild auBerordent-
licher Anstrengungen aller Teile des Verkehrs, sowohl der Reichsbahn als auch der Binnenschiffahrt.
Alle Teile des Verkehrs zusammen bewaltigen gewaltige Aufgaben, die sich aus der Kriegfuhrung
sowie in diesem Herbst aus der ausgezeichneten Ernte, insbesondere an Kartoffeln ergaben. Selbstver-
80 standlich stehen bei der Reichsbahn Transporte fur die Wehrmacht und die Kriegswirtschaft sowie zur
Sicherung der Ernahrung im Vordergrund. Der Reiseverkehr muB auch weiterhin auf ein MindestmaB
beschrankt bleiben. Der Redner gab ferner mit anschaulichem Bildmaterial einen interessanten Ein-
blick in die Aufbauarbeit der Eisenbahn im besetzten Osten und bewies an Hand von Bilddokumenten,
wie unvorstellbar schnell die Tatkraft deutscher Eisenbahner, der Organisation Todt und der deutschen
Wehrmacht den Nachschub fiir die kampfende Truppe auf dem Schienenwege gesichert hat. Nicht nur
Zerstorungen des Feindes, auch Eis, Hochwasser und die standige Bereitschaft gegen Bandeniiberfalle
stellten samtliche Eisenbahner vor groBte Aufgaben, deren erfolgreiche Durchfuhrung die voile Aner-
kennung der Offenflichkeit verdient und ein glanzendes Zeugnis fur ihre Tiichtigkeit und Einsatzbe-
reitschaft bedeutet. — Reichsminister Rosenberg erklarte in seinem Referat, der im Osten eroberte
Raum sei groB genug, um die Zukunft Deutschlands und Europas sicherzustellen. Das deutsche Volk
und die ihm verbundeten europaischen Machte wtirden im Osten Nahrung und Rohstoffe fiir alle Zei-
ten finden. Zur Judenfrage iibergehend, erklarte Reichsminister Rosenberg, daB dieses Problem erst
gelost sei, wenn es in Deutschland und auf dem gesamten europaischen Kontinent keinen Juden mehr
gebe. Diese Losung der Judenfrage sei auch eine Humanitat; denn sie mache die Volker unseres Kon-
tinents wieder gesund. — Von den Ausfuhrungen des Gauleiters Sauckel war besonders das Problem
des Einsatzes der Ostarbeiter von Interesse. Die Menschen, die aus dem Ostraum nun bereits in groB-
tem Umfang zur Arbeitsleistung nach Deutschland gekommen seien, hatten 20 Jahre bolschewistischer
Agitation kennen gelernt. Der Versuch, so viele Menschen nach Deutschland zur Arbeit und damit in
enge Beriihrung mit den deutschen schaffenden Menschen zu bringen, habe zweifellos manche Gefah-
ren in sich getragen. Schon heute aber konne festgestellt werden, daB sich die Menschen aus dem Ost-
raum insgesamt wider Erwarten gut gefiihrt hatten. Dies sei eine vernichtende Kritik am Sowjetsy-
stem. Man konne ohne Ubertreibung behaupten, daB sie sich von diesem System erlost fiihlten. Vor
allem aber komme darin die vorbildliche Haltung der deutschen Arbeiter gegeniiber diesen fremdlan-
dischen Kraften zum Ausdruck. Jeder deutsche Arbeiter sei an seinem Arbeitsplatz, wenn neben ihm
ein Auslander arbeitet, ein Vertreter und Reprasentant des Nationalsozialismus und bewahre sich auch
als soldier. Nicht nur die politische Uberzeugungskraft der deutschen Arbeiter offne den Ostarbeitern
die Augen, auch die Leistungshohe unserer schaffenden Menschen sporne die auslandischen Arbeits-
krafte an, diesem Vorbild nachzueifern.
81 Wie aus einem Bericht des von Reichsminister Speer eingesetzten Hauptausschusses Munition
hervorgeht, hat der Auftrag, in der Munitionsfertigung Arbeitskrafte und Material einzusparen, bemer-
kenswerte Ergebnisse gezeitigt. Es ist dank der regen Mitarbeit der Firmen und der Sonderausschiisse
gelungen, eine erhebliche Einsparung von Arbeitskraften zu erreichen. Durch die Einfiihrung von
Priifmaschinen und Priifvorrichtungen fur die Werkrevision wurden etwa 4660 Arbeitskrafte einge-
spart. Dadurch, daB eine doppelte Priifung der Munition einmal durch das Werk und einmal durch die
Abnahmestelle beseitigt wurde, konnten 12 500 Arbeitskrafte eingespart werden. In vielen Fallen
wurde eine Zusammenfassung der Fertigung auf Bestbetriebe durchgefuhrt. Auf Grund der Lei-
stungssteigerungsvorschlage ergaben sich weiterhin Einsparungen an Material, die besonders beim
Stahl sehr erheblich sind.
Der Generalbevollmachtigte fiir den Arbeitseinsatz, Gauleiter und Reichsstatthalter Sauckel, hat am 5.
November an die Beamten und Angestellten der Arbeitseinsatz- und Treuhanderbehorden im GroB-
deutschen Reich einen Aufruf gerichtet, in dem er seinen Mitarbeitern Dank und Anerkennung fur ihre
Leistung ubermittelt. Der Aufruf unterstreicht die Schwere der in den vergangenen Monaten erfullten
Aufgaben, die der deutschen Kriegswirtschaft Millionen neuer Arbeitskrafte zur Verfugung gestellt
und die Voraussetzung fiir den erfolgten Masseneinsatz geschaffen hat.
Als der Reichsmarschall zum Erntedankfest sprach, konnte er feststellen, daB das Schwerste auf dem
Gebiete der Ernahrung iiberwunden sei. Die Heraufsetzung der laufenden Rationen bekraftigte seine
Feststellungen besser als alle Worte. Die Sonderzuteilung zu Weihnachten laBt jeden an ihrer Reich-
haltigkeit und Zusammensetzung erkennen, daB der neue Osten wirklich einen beachtlichen Beitrag zu
unserer Kriegsernahrung leistet. Dieser Beitrag wird in Zukunft noch groBer werden; denn es sind die
fruchtbarsten Gebiete RuBlands, die unsere Wehrmacht eroberte. Bis vor wenigen Monaten noch hat
die Versorgung von Wehrmacht und Heimat fast ausschlieBlich auf der innerdeutschen Erzeugung
basiert. Sie wird auch weiter die Grundlage unserer Lebensmittelzuteilung sein miissen, und sie allein
ist vorerst in der Lage, die groBen Mengen heranzuschaffen, die zur Befriedigung von 80 Millionen
Menschen notwendig sind. Die Rationsaufbesserung soil, so sagte der Reichsmarschall, nicht ein ein-
maliges Pilaster sein, sondern den Auftakt zu einer allgemeinen Besserung unserer Ernahrung bilden,
die eben nur aus maximaler Eigenerzeugung und ZuschuBleistung des Ostens erzielt werden kann. Im
einzelnen werden folgende Sonderrationen an die Normalverbraucher zu Weihnachten ausgegeben:
82 Weizenmehl
Fleisch
Butter
Kase
Zucker
Hiilsenfriichte
Zuckerwaren
Bohnenkaffee
iiber 1 8 Jahre 500 Gramm 200 „ 125
62,5 „ 250 „ 125 „ 125 „
50
bis zu 18 Jahre
500 Gramm
200
125
62, 5
250
125
250
1/2 Flasche (0,35 Liter) Trinkbranntwein.
AuBerdem werden im Rahmen der laufenden Eierverteilung im Dezember 1942 an die Inhaber der
Reichseierkarte 4 — 6 Eier ausgegeben. Alle Lang-, Nacht-, Schwer- und Schwerstarbeiter erhalten je
eine Flasche Wein und alle Verbraucher iiber 18 Jahre in den stark luftgefahrdeten Gebieten eine gan-
ze Flasche Trinkbranntwein an Stelle der im librigen Reich vorgesehenen halben Flasche. Fur den
Bezug der Weihnachtszuteilung werden vier verschiedene Weihnachtssonderkarten ausgegeben.
Im Hinblick auf diese Sonderzuteilungen ist ferner ein Bericht interessant, den der italienische Mini-
ster fur Landwirtschaft kurzlich liber die Ernahrungslage Italiens gegeben hat. Dort sind ebenfalls
Erhohungen der Rationen vorgesehen, vor allem eine Erhohung der Brotration fur Jugendliche von 9
bis 18 Jahren und fur Arbeiter. Mit Wirkung vom 16. November wird fur die Dauer des Winters die
Brotration fiir Jugendliche von 9 bis 18 Jahren von 150 Gramm auf 200 Gramm erhoht. Die Grundra-
tion fiir Arbeiter betragt in Zukunft 300 Gramm, die Ration der Schwerarbeiter 400 und die der
Schwerstarbeiter 500 Gramm. Die monatliche Zusatzration von 500 Gramm Nudelwaren oder Reis
bleibt aufrechterhalten. Aus deutscher Einfuhr wird in groBeren Stadten eine nicht unbetrachtliche
Menge Kartoffeln verteilt, weiterhin Obst, Marmelade und Zucker.
Eine Kundgebung des warthelandischen Bauernvolkes in der Aula der Reichsuniversitat Posen gab am
29. November den festlichen Rahmen fur eine Rede des Staatssekretars Backe iiber die Aufgaben der
Bauernschaft fiir die Erzeugungsschlacht des kommenden Jahres. Staatssekretar Backe stellte einlei-
tend fest, daB die Leistungen des Landvolkes in den letzten zwei Jahren beispielhaft gewesen seien.
Was in den neuen Gauen des Ostens produziert worden sei, komme fast schon an die Durchschnittslei-
stungen des Altreichs heran. Nicht ohne Grund ergreife er das Wort im Osten; denn die vorbildlichen
Leistungen des Warthegaues in der Erzeugungsschlacht seien AnlaB genug, iiber zwei besonders wich-
tige Fragen zu sprechen, namlich erstens iiber die Erzeugungsschlacht im 4. Kriegsjahr und zweitens
83 iiber die Nachwuchsgewinnung nebst der Nachwuchserziehung fiir das Landvolk. „Tausende von
Lebensmittelzugen aus dem Osten haben bereits die deutsche Grenze passiert. Es ware jedoch falsch,
aus dieser Tatsache schlieBen zu wollen, daB nunmehr der Boden in Deutschland nicht mehr so inten-
siv wie bisher bewirtschaftet zu werden brauche. Man miisse sich vielmehr dariiber im klaren sein, daB
die Uberschusse der Ostgebiete im wesentlichen den Ausfall der friiheren Einfuhren auszugleichen
haben. Unser Bemuhen, die Erzeugung zu steigern, darf daher in keiner Weise nachlassen. Nicht nur
Deutschland, sondern alle Lander Europas miissen jetzt und immer ihr AuBerstes tun, um dem Boden
Hochstertrage abzuringen. — Der Staatssekretar verbreitete sich dann ausfuhrlich iiber die Mittel und
Wege, die fur die Intensivierung der Erzeugungsschlacht im vierten Kriegsjahr noch zur Verfugung
stehen. Er verlangte, alle Moglichkeiten zur Produktionssteigerung auszuschopfen und nannte dazu: 1.
sorgsamste Bodenbearbeitung, 2. beste Pflege des Wirtschaftsdungers, 3. groBtmoglichsten Saatgut-
wechsel und schlieBlich 4. geschickteste Ausniitzung der vorhandenen Arbeitkrafte. Der Redner ver-
wies ferner darauf, daB wir voraussichtlich im nachsten Friihjahr eine Million Tonnen mehr Pflanzkar-
toffeln zur Verfugung haben als im letzten Jahr, was eine Zunahme von 50 Prozent bedeutet. Ferner
teilte er mit, daB in diesem Jahre wesentlich mehr Arbeitskrafte eingesetzt werden konnten als im Vor-
jahr. Die wichtigsten Aufgaben, die in diesem Jahre im Vordergrund stehen, waren: 1. Erreichung der
normalen Brotgetreideflachen; 2. Erzielung von Hochstertragen im Hackfruchtbau, vor allem bei Kar-
toffeln und Zuckerriiben; 3. Hochstleistung im Gemusebau; 4. neue GroBleistung im Olsaatenanbau; 5.
weiterhin verstarkte Milcherzeugungsschlacht; 6. Wiederaufbau des Schweinebestandes. Staatssekre-
tar Backe fiihrte weiter aus, daB die Notwendigkeit der Fortsetzung der Erzeugungsschlacht fiir die
Landwirtschaft in alien Landern Europas gegeben sei. Als Beispiel fiir die auch jetzt im Kriege gege-
benen Moglichkeiten zur Produktionssteigerung erwahnte er das Protektorat Bohmen-Mahren. Dieses
Gebiet hatte im Kriegsjahr 1940/41 noch einen ZuschuB von 360 000 Tonnen Brotgetreide gefordert,
im letzten Jahr aber betrug der ZuschuB nur 250 000 Tonnen. Im Wirtschaftsjahr 1942/43 dagegen
wird das Protektorat, obwohl es die Brotrationen erhohte, sogar einen UberschuB von iiber 200 000
Tonnen Brotgetreide zur Verfugung stellen. Staatssekretar Backe wandte sich sodann dem zweiten
Teil seines Vortrags zu, der die Nachwuchsgewinnung und Nachwuchserziehung fiir das Landvolk
behandelte. Er fiihrte dazu u. a. aus: „Erst wenn der deutsche Volksboden nach Osten durch ein starkes
deutsches Bauerntum erweitert worden ist, wird die entscheidende Aufgabe gelost sein, die das 20.
84 Jahrhundert unserem Volke und Europa gestellt hat. Unser Bauerntum wird in Zukunft eine auBeror-
dentlich groBe politische Aufgabe zu bewaltigen haben und dieser nur Herr werden konnen, wenn es
gelingt, unserm Landvolk einen ausreichenden Nachwuchs zu sichern. Jeder deutsche Arbeiter, Bauer
und Soldat muB wissen, daB jedes seiner Kinder die Moglichkeit hat, freier Bauer und Bauerin auf
eigenem Grund und Boden im deutschen Osten zu werden. Wer im Osten siedeln will, braucht kein
Vermogen und kein Hochschulexamen. Um im deutschen Osten zu siedeln, braucht man gesunde Fau-
ste, ein deutsches Herz und eine vielseitige griindliche Berufsausbildung."
Die Einrichtung der Ferntrauung hat sich in den vergangenen Kriegsjahren hervorragend bewahrt.
Zehntausende von jungen Ehen sind auf diesem Wege zustande gekommen. Die Erfahrungen der Pra-
xis haben aber nun zahlreiche z. T. sehr wesentliche Anderungen und Erganzungen der gesetzlichen
Bestimmungen tiber die Ferntrauung erforderlich gemacht, in erster Linie eine beachtliche Erweite-
rung der Anwendungsmoglichkeit dieses Weges zur Ehe geschaffen. Die wichtigste bereits amtlich
bekanntgegebene Neuerung liegt wohl darin, daB nun auch die Frau eine Ferntrauungserklarung abge-
ben kann, so daB also auf diesem Wege jetzt Frauen als aktiver Teil die Heirat herbeizufuhren vermo-
gen. Ferner ist aber bedeutsam, daB die Ferntrauung nicht mehr unbedingt vor einem inlandischen
Standesbeamten, sondern auch vor dem deutschen Konsul vorgenommen werden kann. Die Ehe gilt
als an dem Tage geschlossen, an dem der Mann bzw. die Frau ihren Willen, die Ehe einzugehen zur
Niederschrift erklart haben. Die Ferntrauungserklarung sowohl des Mannes wie auch der Frau ist un-
widerruflich. Sie verliert ihre Kraft nach neun Monaten, wenn der Mann seine Erklarung, die Ehe ein-
zugehen, bis zu diesem Zeitpunkt nicht vor einem Standesbeamten bzw. einem Konsul abgegeben hat.
Das Oberkommando der Wehrmacht und die Reichsminister des Innern und der Finanzen haben fur
die Opfer des gegenwartigen Krieges zur Erleichterung des Ubergangs von den bisherigen Einkunften
aus offentlichen Mitteln auf die gesetzliche Versorgung und zur Erleichterung der im Kriege beson-
ders erschwerten Umstellung in der Lebenshaltung die Zahlung von Umstellungsbeihilfen vorgesehen.
Diese werden gewahrt fur die familienunterhaltsberechtigten Angehorigen eines Gefallenen oder fur
einen im Einsatz Beschadigten, wenn dieser arbeitsunfahig ist, fiir seine Angehorigen, fiir die Emp-
fanger von Kriegsbesoldung und ihre Hinterbliebenen. Die Umstellungsbeihilfe wird in folgenden
Formen gewahrt: Familienunterhalt und Wirtschaftsbeihilfe werden bis zum Ablauf des 12. Monats
nach dem Sterbemonat weiter bezahlt. Es wird der Unterschiedsbetrag zwischen Kriegsbesoldung und
85 Gesamtversorgung fiir neun Monate nach der dreimonatigen Sterbegeldperiode ausgezahlt. Es wird
ferner der Unterschiedsbetrag zwischen den Friedensdienstbezugen und der Gesamtversorgung fur 12
Monate gewahrt. Diese Unterstiitzungen in Form des Familienunterhalts sind einkommensteuerfrei.
Fiir Wehrdienst- und Einsatzbeschadigte wie auch fur ihre Hinterbliebenen sind einmalige und laufen-
de Ubergangsbeihilfen vorgesehen.
Die Hitlerjugend veranstaltete zusammen mit Dienststellen der Arbeitsfront im Reichsarbeitsministe-
rium am 17. November eine Reichskundgebung, in der Dr. Ley und Reichsjugendfuhrer Axmann liber
Probleme der Berufslenkung und Berufserziehung sprachen. In seinem Appell an die aus der Schule
entlassene Jugend und ihre Eltern, die Jugend solle sich vor allem den staatspolitisch wichtigen Beru-
fen zuwenden, unterstrich der Reichsjugendfuhrer, daB Berufswahl und Berufserziehung im vierten
Kriegsjahr mehr denn je unmitteibar kriegswichtig seien. Als Beispiel nannte der Reichsjugendfuhrer
die landwirtschaftlichen Berufe, zu denen die stadtische Jugend liber den Landdienst der HJ den Weg
findet, um spater als Wehrbauer auf eigenem Hof im Osten zu leben. Ferner nannte er den Bergbau,
der durch seine hohen sozialen Verglinstigungen und durch die Tatsache, daB Deutschland schlechthin
zum Kohlenland Europas geworden sei, fur die Jugend besondere Bedeutung gewonnen habe. Endlich
flihrte er die Hauptberufe der Metallindustrie, der chemischen Industrie, des Baugewerbes, der Ver-
kehrswirtschaft, der Textilindustrie sowie der erzieherischen Berufe und fur die Madel die sozialen
und pflegerischen Tatigkeiten an.
Es werden jetzt Zahlen bekannt iiber die vom Reich gezahlten Schul- und Studiengelder. Bis Ende
September 1942 hat der nationalsozialistische Staat in 625 687 Fallen Schul- und Studiengelder wie
auch Ausbildungsbeihilfen gewahrt, und zwar in Hohe von 118,41 Millionen RM. Wie von zustandi-
ger Seite erklart wird, stellt die Ausbildungsbeihilfe eine rein bevolkerungspolitische MaBnahme im
Rahmen des Familienlastenausgleichs fur Kinderreiche dar. Die Gewahrung erfolgt daher unabhangig
von einer etwaigen besonderen Begabung der Kinder und unabhangig von der Stellung, dem Einkom-
men und Vermogen der Eltern. Infolgedessen hat jede kinderreiche Familie mit vier und mehr leben-
den Kindern, gleich welchen Alters, Anspruch auf die Ausbildungsbeihilfen. Die Vollbeihilfe fiir die
Lebenshaltungskosten betragt hochstens 50, die Teilbeihilfe hochstens 30 RM. monatlich; diese Zu-
wendungen sind einkommensteuerfrei.
Die am 24725. Oktober durch die DAF durchgefuhrte 2. ReichsstraBensammlung des Kriegswinter-
hilfswerks hatte ein Ergebnis von 42 377 614 RM. Bei der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden
86 nur 30 106 325 RM. aufgebracht. Die Steigerung betragt also 40,76 Prozent. — Das Ergebnis des 3.
Opfersonntags macht 43149 867 RM aus; die gleiche Sammlung des Vorjahres brachte nur 32 320 816
RM zusammen, was eine Zunahme von 33,5 Prozent bedeutet. — Ein eindrucksvolles Zeugnis fur den
Kriegsleistungswillen des deutschen Volkes ist audi das Ergebnis der Altkleider- und Spinnstoff-
sammlung, die nun vorliegt: mit den abgelieferten brauchbaren Altkleidern fur Manner und Frauen
konnen 4 bis 5 Millionen zusatzlich eingesetzter Arbeitskrafte mit Arbeitskleidung versorgt werden.
Wie am 10. November berichtet wurde, hat der Reichsmarschall eine Verordnung tiber die Vermietung
freiwerdender Wohnungen erlassen, die am 1. November 1942 in Kraft getreten ist. Die Ausfuhrungs-
bestimmungen besagen, daB von nun an bis auf weiteres alle freiwerdenden Wohnungen in erster Linie
an kinderreiche Familien oder Familien von Kriegsversehrten und Kriegshinterbliebenen zu vermieten
sind.
Eine Anordnung des Generalbevollmachtigten fur den Arbeitseinsatz verfugt, daB Weihnachtsgratifi-
kationen in diesem Jahr in der gleichen Hohe erlaubt sind, in der sie zulassigerweise bereits unter glei-
chen Voraussetzungen im Vorjahr gegeben wurden.
Mit einer eindrucksvollen Kundgebung in der Berliner Staatsoper am Konigsplatz ging die SS-
Gemeinschaft Kraft durch Freude in das zehnte Jahr ihrer Arbeit. Im Berichtsjahr wurden, wie Ober-
dienstleiter Dr. Lafferentz in seiner Rede ausfuhrte, rund 142 000 kulturelle Veranstaltungen durchge-
ftihrt. Und zwar vor alien Dingen an der Front und in den luftgefahrdeten Gebieten. Im letzten Jahr
haben mehr als 15 Millionen Teilnehmer die Veranstaltungen des Deutschen Volksbildungswerkes be-
sucht, gegenuber nur 8 Millionen im letzten Friedensjahr.
Am 15. November beging der Senior der deutschen Dichtung, Gerhart Hauptmann, seinen 80. Ge-
burtstag. Reichsminister Dr. Goebbels hat dem Dichter an diesem Tage in herzlichen Worten gratuliert
und ihm seine besten Wunsche fur das personliche Wohlergehen und noch viele Jahre reichen dichte-
rischen Schaffens ausgesprochen. Am Vortage seines Geburtstages wurde Gerhart Hauptmann in
Breslau eine besondere Auszeichnung mit der Ernennung zum 1 . Ehrenbiirger der Friedrich-Wilhelm-
Universitat zuteil. Prof. Dr. MeiBner, der tiber die Verbundenheit des Dichters der „Weber" mit der
Grenzlandhochschule seiner Heimat sprach, uberreichte „dem Gestalter schlesischer Art und Kiinder
deutscher Seele" die Ernennungsurkunde. Der Breslauer Ordinarius fur neuere deutsche Literatur,
Prof. Dr. Merker, umriB in seiner groBangelegten Rede das gewaltige Lebenswerk des Dichters, das in
der neueren deutschen Dichtung einmalig sei und tiber die Grenzen des Reiches weit hinausgreife. Im
Oberprasidium uberreichte Gauleiter Hanke dem Dichter den zum ersten Male verliehenen Sielingring
87 und gab die Verleihung des niederschlesischen Schrifttumspreises an Gerhart Hauptmann bekannt.
Gauleiter Hanke verlas weiter ein Gluckwunschtelegramm des Fuhrers und uberbrachte dem Dichter
als Geschenk des Fuhrers eine kostbare Vase der staatlichen Porzellanmanufaktur in Berlin. Reichslei-
ter Baidur von Schirach verlieh dem Dichter den Ehrenring der Stadt Wien und feierte Gerhart Haupt-
mann in seiner Ansprache als die Verkorperung der ewigen Schopferkraft des deutschen Geistes.
Gerhart Hauptmann dankte in bewegten Worten und sagte, was an den Ehrungen, die ihm zuteil wur-
den, groB ist, sei die Ehrung des deutschen Geistes, gleichgultig, wer sein Trager sei. Der Reichsmini-
ster fur Volksaufklarung und Propaganda hat die Stellung eines Beauftragten fur die politische Gestal-
tung des GroBdeutschen Rundfunks geschaffen und diese dem Ministerialdirektor Hans Fritzsche
ubertragen, der zugleich die Leitung der Abteilung Rundfunk im Reichsministerium fur Volks-
aufklarung und Propaganda ubernimmt.
Am 12. November feierte Kommerzienrat Dr. Hermann Roechling seinen 70. Geburtstag. Im Kreise
fuhrender Manner von Partei, Staat und Wehrmacht, unter ihnen Reichswirtschaftsminister Funk und
Gauleiter Burckel, wiirdigte General der Infanterie Steppuhn das soldatische und kampferische Wesen
des Jubilars und gedachte seiner groBen Verdienste um die Versorgung der deutschen Wehrmacht mit
Waffen, Kriegsgerat und Munition.
Am Anfang des Monats, am 1. November, starb plotzlich nach kurzer Krankheit der bayerische Mini-
sterprasident, Finanz- und Wirtschaftsminister Ludwig Siebert, President der Deutschen Akademie,
SA-Obergruppenfuhrer und Ehrenfuhrer des Reichsarbeitsdienstes. Der Ftihrer hat fur den Verstorbe-
nen ein Staatsbegrabnis angeordnet. Im KongreBsaal des Deutschen Museums war der Sarg aufge-
bahrt. Bei dem Staatsakt waren zahlreiche Reichsminister und Reichsleiter anwesend. Reichsstatthalter
General Ritter v. Epp legte an der Bahre den Kranz des Fuhrers nieder. Oberburgermeister Reichsleiter
Fiehler hielt die Gedenkrede auf den Verstorbenen, in der er ein eindrucksvolles Lebensbildnis Lud-
wig Sieberts zeichnete. Er wiirdigte dabei die aufopfernde Tatigkeit des Ministerprasidenten in seinen
staatlichen Amtern, wie auch seine leidenschaftliche Hingabe an seine Arbeit als President der Deut-
schen Akademie. In Lindau am Bodensee wurde Ludwig Siebert zur letzten Ruhe gebettet.
yttntjtflififc
88 Zu Deutschlands Politik und Kriegfuhrung liegen aus dem Monat November drei bedeutsame
AuBerungen von hochster Stelle, vom Fiihrer selbst, vor. Die Rede des Fuhrers zum 9. November, dem
historischen Tage des deutschen Zusammenbruchs von 1918 und des ersten Versuchs der Machtergrei-
fung des Nationalsozialismus 1923, sowie die beiden Briefe des Fuhrers an Marschall Petain vom 11.
und 26. November 1942. Diese drei Dokumente geben einerseits Ruckblicke auf Entstehung und Sinn
des gegenwartigen Krieges und auf die gesamte Kriegslage, zum anderen wird in ihnen, besonders in
den beiden Fuhrerbriefen an Marschall Petain, das Verhaltnis zu Frankreich in Vergangenheit und
Gegenwart dargelegt und die MaBnahmen angekiindigt und begriindet, die der Angriff der Amerikaner
und Englander auf Franzosisch-Nordafrika und der Verrat ftihrender franzosischer Generale und Ad-
mirale von Seiten der Achsenmachte notwendig gemacht haben. Die beiden Fuhrerbriefe bezeichnen
zugleich eine tiefgehende Veranderung der Stellung Frankreichs, was bei der historischen Bedeutung
des deutsch-franzosischen Verhaltnisses fur Deutschlands Politik auch fur diese selbst ein Ereignis
von erheblicher Bedeutung darstellt.
Die traditionelle Rede des Fuhrers im Lowenbraukeller kennzeichnete erneut den Sinn dieses Krieges
als einen Kampf nicht nur fur die Freiheit des deutschen Volkes, sondern fur Europa gegen die Be-
herrschung durch die Angelsachsen einerseits und durch den Bolschewismus andererseits. Die bisheri-
gen ungeheuren Erfolge in diesem Ringen, die Starke der Stellung der Dreierpaktmachte und die abso-
lute Siegeszuversicht, die sich fur sie daraus ergibt, waren die drei wesentlichsten Elemente dieser
Rede. Wie immer in den Reden des Fuhrers fand sich auch in der vom 8. November eine Menge pak-
kender und treffsicherer Formulierungen, in denen er die Propagandareden Churchills und Edens ab-
fertigte, die Kriegserfolge der Japaner, des Unterseebootskrieges oder die an der Ostfront kennzeich-
nete, neue Vorbereitungen und neue wuchtige Schlage gegen den Feind, besonders gegen England, als
Antwort auf die volkerrechtswidrigen Luftangriffe gegen deutsche Stadte ankiindigte und hinsichtlich
der Versorgung Deutschlands fur das kommende Jahr neue groBe Verbesserungen in Aussicht stellte.
89 „Es ist unser unumstoBlicher EntschluB", so sagte der Ftihrer im letzten Teil seiner Rede, „daB der
kommende Friede dann wirklich ein Friede fur Europa sein wird, ohne die Bevormundung von jenen
Leuten mit dem angeblich feinen Instinkt fur ideelle und materielle Werte. Die ideellen Werte auf
Seiten Englands sind zweifellos geringer als diejenigen, die das deutsche Volk und die mit ihm ver-
bundenen Nationen der Welt gegeben haben. Auch unsere Verbundeten blicken auf eine Kultur zu-
riick, der gegenuber die der Englander unendlich jung, um nicht zu sagen, infantil ist. Was die materi-
ellen Werte aber betrifft, so glauben wir, daB die Englander daftir einen feinen Instinkt haben. Den
haben wir aber auch, und deshalb werden wir dafiir sorgen, daB die materiellen Werte Europas in Zu-
kunft auch den europaischen Volkern zugute kommen und nicht einer internationalen kleinen Finanz-
clique. Die Volker Europas kampfen nicht dafiir, daB hinterher wiederum die paar Leute mit dem fei-
nen Instinkt kommen und die Menschheit auszuplundern anfangen und Millionen Erwerbslose zurtick-
lassen, damit ihre Tresore gefullt werden konnen. Sicher ist, daB Europa aus diesem Kriege wirtschaft-
lich gestinder hervorgehen wird als zuvor."
Der Fiihrer schloB seine Rede mit der Bemerkung, er habe nicht die Absicht, in Zukunft viel zu reden.
Heute rede die Front. Das sei das einzige Instrument, das jetzt sprechen konne, und es spreche laut und
deutlich genug.
Die Kriegsereignisse des Monats November illustrieren die Worte des Fuhrers. In diesem Monat, in
dem tiber die weiten Ebenen RuBlands der Winter mit Kalte und Schneesturmen sich auszubreiten
pflegt, hat auf alien Teilen der .Front, abgesehen vom hohen Norden, eine auBerordentliche Verstar-
kung der Kampftatigkeit begonnen. Nordlich und sudlich von Stalingrad, auf breiter Front am Don
nordwestlich der deutschen Riegelstellung zwischen Don und Wolga, im Kaukasus und im nordlichen
Teil des mittleren Frontabschnittes, im Raum von Rschew und nordwestlich davon haben die Sowjets
mit sehr starken Kraften und riesigem Kriegsmaterial Offensiven begonnen, die einmal den Zweck
verfolgen, Stalingrad zu entsetzen und die Wolga, diese lebenswichtige Verkehrsader der Sowjetuni-
on, wieder frei zu kampfen, zum anderen die schwerbedrohten russischen Petroleumgebiete diesseits
und jenseits des Kaukasus zu entlasten und womoglich die deutsche Front uberhaupt auf der ganzen
Linie zum Einsturz zu bringen. Alle diese mit ungeheuren russischen Verlusten an Menschen und Ma-
terial gefuhrten Angriffe sind iiber Anfangserfolge nicht hinausgekommen, sondern tiberall stecken
geblieben, wie alle sowjetischen Offensiven groBen und kleinen AusmaBes seit dem Beginn des
Kampfes im Osten. Der Ausbildungs stand der eingesetzten Truppen, vor allem aber ihr Lebensalter,
90 zeigt — und dies ist ein wesentlicher Unterschied gegenuber der Lage vor einem Jahre — , daB
allmahlich der Boden des bisher unerschopflich scheinenden Menschenreservoirs der Sowjetunion
sichtbar wird. In diesen Kampfen sind deutscherseits wieder neue, besonders wirkungsvolle Waffen,
Maschinengewehre und Tanks in Erscheinung getreten, wahrend bei den groBen Mengen vernichteten
sowjetischen Materials auffallend wenig Kriegsmaterial englischer und amerikanischer Fertigung fest-
gestellt werden konnte, auch dies wohl ein Beweis fur die Wirksamkeit unserer Unterseeboot- und
Luftangriffe gegen die nach der Sowjetunion bestimmten englisch-amerikanischen Geleitztige. Aus
den Aussagen der Kriegsgefangenen wird immer wieder die Verschlechterung der Nahrungsmittellage
der Sowjetunion durch die Wegnahme der besten Getreidegebiete der Sowjetunion hervorgehoben.
Die Winteroffensive der Sowjets will, wie dies im letzten Jahre geschehen ist, jene Wochen zu Win-
tersanfang, in denen in RuBland zwar schon Kalte herrscht, aber die groBen Schneefalle, die erst gegen
Jahresende niederzugehen pflegen, noch nicht eingetreten sind (die dann Offensivbewegungen groBen
Stils auBerordentlich erschweren oder unmoglich machen), ausniitzen, um die deutschen Truppen aus
ihren vorbereiteten Winterstellungen zu werfen und ihnen das Schicksal der Napoleonischen Armeen
von 1812 zu bereiten. Offenbar setzen die Sowjets alles, was uberhaupt einsatzfahig ist, fur diesen
Zweck ein, wohl auch deswegen, weil sie unter alien Umstanden die verlorenen fruchtbaren Gebiete
wieder gewinnen wollen, um gefahrliche Hungersnot zu vermeiden. Der Ftihrer hat in seiner Rede
vom 8. November darauf hingewiesen, daB wir im Osten auf den russischen Winter und auf die Win-
teroffensive ganz anders vorbereitet sind als im letzten Winter, und daB wir zu Verteidigung und An-
griff bereitstehen.
Fur den gegen den anderen Hauptfeind, gegen England, in erster Linie wirksamen Krieg zur See war
der Monat November ganz besonders erfolgreich. Marine und Luftwaffe haben dem Gegner tiber eine
Million Tonnen Schiffsraum, die hochste bisher erreichte Monatsziffer, versenkt! Wie der Ftihrer in
seiner Rede vom 8. November erwahnte, hat Churchill im Winter 1939 und im Winter 1940, als die
Versenkungen aus Griinden der Jahreszeit heruntergingen, erklart, die U-Bootsgefahr sei uberwunden.
Diesen Winter hat er eine solche Erklarung noch nicht abgegeben. Es liegen vielmehr von englischer
und amerikanischer Seite zahlreiche Eingestandnisse des Gegenteils vor. So erklarte der sudafrikani-
sche Ministerprasident Smuts in einer Rede in London am 12. November: „Der U-Bootkrieg bleibt
weiterhin die ernsteste Gefahr fur uns. Deutschland konzentriert sich wie nie zuvor darauf, Materiali-
91 en, Be-. Satzungen und Maschinen fur den Bau und den Einsatz von U-Bootrudeln bereitzustellen. Sie
sind auf alien Meeren in einer Anzahl, in Entfernungen und wahrend langer Zeitraume zu linden, die
man friiher fur unmoglich hielt. Trotz unserer Bemuhungen ist der U-Bootkrieg noch im Wachsen. Es
muBte unsere erste und oberste Aufgabe sein, diesen U-Bootkrieg zu bekampfen . . . Ich bin besorgt
iiber die Dringlichkeit, mit der wir den Feind dieser Offensivwaffe berauben mtissen. Wir wissen nur
zu gut, daB die U-Bootsgefahr ernst, sehr ernst, auBerst ernst ist." Hierzu schrieb die „Daily Mail" am
14. November, die U-Bootgefahr sei die ernsthafteste von alien. Man stelle sich nur einmal vor, was
der U-Bootfeldzug der Achsenmachte fur die alliierten Streitkrafte in Ubersee und neuerdings in
Nordafrika bedeutet. Wenn Smuts sich in seiner Rede derart ausfuhrlich mit der Unterseebootsgefahr
beschaftigte, dann werde man wohl mit Recht vermuten, daB seine Ausfuhrungen auf erstklassigen
Informationen beruhten. Das Gebiet der U-Bootangriffe im Atlantik andere sich standig. Auf Sei ten
der Alliierten fehle es an jeder planmaBigen Verfolgung der U-Bootgefahr. Der erste Lord der Admira-
litat, Alexander, aber erklarte am 17. November: „In dem groBten aller Probleme, denen wir gegenii-
berstehen, namlich in dem der U-Boote, haben wir noch keinen endgultigen Sieg errungen." In seiner
Rundfunkrede vom 29. November auBerte Churchill: „Denkt daran, daB der U-Bootkrieg nicht nach-
laBt, sondern schlimmer wird!"
Diese AuBerungen sind eine klare Bestatigung flir die Bemerkungen des Fiihrers in seiner Rede vom 8.
November, die zum Ausdruck brachten, daB wir gegenwartig mehr U-Boote besitzen als je, und daB
ihre Zahl immer weiter zunimmt.
Auf dem dritten Kriegsschauplatz, in Nordafrika, ist eine bedeutsame Wendung insofern eingetreten,
als die Offensive der englischen achten Armee aus dem agyptischen Raum durch einen amerikanisch-
englischen Angriff auf Franzosisch-Nordafrika erganzt worden ist. Als Ziel beider Unternehmungen
wurde von Seiten unserer Kriegsgegner erklart, man wolle die Achsenstreifkrafte in Afrika vernichten
und von der Nordkuste Afrikas den Angriff auf die Sudkusten Europas, in erster Linie auf Italien, be-
ginnen. Die achte englische Armee hat zweifellos einen Teilerfolg errungen. Die Ergebnisse der groB-
artigen Offensive Rommels, die im Friihsommer dieses Jahres von der groBen Syrte bis an die Tore
Agyptens gefiihrt hat, sind wieder verloren gegangen. Aber das operative Ziel, das sich die Englander
gesetzt hatten, namlich die Einkreisung der Armee Rommels und ihre Vernichtung durch den Einsatz
uberlegener Menschen- und Materialmengen, ist nicht erreicht worden. Rommel hat sich als ein eben-
so groBer Meister in der Defensive und im Ruckzugsmanover wie friiher in der Offensive und in um-
fassenden Vorwartsbewegungen erwiesen. Seine Armee steht an der Grenze von Tripolis zu neuem
Kampf bereit.
92 In den Nacht- und Morgenstunden des 8. November griffen amerikanische und englische Seestreitkraf-
te die Atlantik- und Mittelmeerkuste von Franzosisch-Nordafrika an, landeten an zahlreichen Orten
betrachtliche, mit viel schweren Waffen versehene Verbande und besetzten in den folgenden Tagen
alle wichtigen Hafen von Franzosisch-Marokko und Algier. Wahrend die franzosischen Flotteneinhei-
ten in Casablanca und in Oran den Kampf mit den Angreifern aufnahmen und gegen eine erdriickende
Ubermacht bis zur Selbstvernichtung kampften, war der Widerstand der franzosischen Armee nur
gering. In Casablanca, besonders aber in Algier, gingen betrachtliche Formationen sofort zum Angrei-
fer tiber, wahrend an anderen Stellen nur geringer Widerstand geleistet wurde. Dies geht schon aus den
geringen Verlusten der franzosischen Landtruppen hervor, die wahrend der ganzen Dauer der Kampfe
in Marokko an Toten nur 20 Offiziere und 138 Unteroffiziere und Mannschaften betrugen, wahrend
die franzosische Marine allein in Casablanca mehr als das Zehnfache an Toten zu verzeichnen hatte.
Am auffalligsten trat der mangelnde Kampfwille und der offene Verrat in der Stadt Algier, der Haupt-
stadt Algeriens, das bekanntlich keine Kolonie, sondern verwaltungsmaBig ein Teil Frankreichs mit
derselben Verwaltungseinteilung in Departements ist, und das auch die zahlreichste weiBe franzosi-
sche Bevolkerung aller iiberseeischen Besitzungen Frankreichs hat, in Erscheinung. Die Garnison der
Stadt, in der sich zugleich das Hauptquartier der Verteidigung Algeriens befand, ging sofort zur Dissi-
denz liber, wahrend in der zweiten wichtigen Hafenstadt Algeriens, in Oran, die dort liegenden Mari-
neeinheiten wirklich kampften und auch die Landarmee einige Tage Widerstand leistete. In ganz Ma-
rokko, wo General Nogues das Kommando ftihrte, wurde nur scheinbar Widerstand geleistet und
schon am 12. November mit den Amerikanern ein Waffens tills tand abgeschlossen.
Eine besondere Rolle spielte bei den ganzen Ereignissen der Admiral Darlan, der bekanntlich nach
dem Sturz Lavais am 13. Dezember 1940 dessen Nachfolge antrat und bis zur Wiederbetrauung Lavais
am 15. April d. J. unter Petain die Regierung Frankreichs ftihrte. Darlan war „zufallig", angeblich zum
Besuch eines schwerkranken Sohnes, in Algier. Zuerst horte man, er sei von den abtriinnigen Truppen
in Algier gefangen genommen worden und sei der Gefangene des dort kommandierenden amerikani-
schen Generals. Aber in Vichy gingen Telegramme von ihm ein, und er antwortete auf Telegramme
des Marschalls Petain.
Inzwischen hat sich alles geklart und ist die Rolle Darlans eindeutig geworden: Darlan hat offensicht-
lich ebenso wie zahlreiche andere hohe franzosische Offiziere und Verwaltungsbeamte nicht nur die
93 Verteidigung von Franzosisch-Nordafrika verraten, als der amerikanisch-englische Angriff erfolgte,
sondern er und eine ganze Gruppe anderer, praktisch die ganzen leitenden franzosischen Manner in
Nordafrika waren mit den Angreifern seit langem im Einverstandnis. Die amerikanische Landungs-
operation ist erfolgt nach monatelanger intensiver Vorbereitung nicht nur in England und in den Ver-
einigten Staaten selbst, sondern auch an Ort und Stelle in Nordafrika.
General Weygand, der in Nordafrika nach dem deutsch-franzosischen Waffenstillstand langere Zeit
das Oberkommando ftihrte, hatte 1941, zwar im Einverstandnis mit Vichy, aber doch weitestgehend
selbstandig ein Wirtschaftsabkommen mit den USA noch vor deren Eintritt in den Krieg abgeschlos-
sen, auf Grund dessen die Amerikaner nach Nordafrika Benzin, Zucker und verschiedene andere Wa-
ren lieferten, gegen die Ausfuhr einheimischer nordafrikanischer Produkte. Angeblich zur Kontrolle
der Verteilung dieser amerikanischen Einfuhr und zur Sicherung dagegen, daB sie wieder zu den Ach-
senmachten ausgeflihrt wlirde, schickte Roosevelt nach Franzosisch-Nordafrika zahlreiche „Konsuln"
mit einem noch zahlreicheren Hilfspersonal. In Wirklichkeit waren es groBtenteils Offiziere in Zivil
und Agenten jeder Art, deren Aufgabe die Spionage, die Ankniipfung von Beziehungen, die Propa-
ganda, kurz die Vorbereitung der amerikanischen Invasion, gewesen ist! Sie wuBten naturlich nicht
nur aufs genaueste iiber Starke und Bewaffnung der franzosischen Streitkrafte, sondern auch tiber die
Einstellung jedes Offiziers und jedes Beamten Bescheid. Ihre Arbeit bereitete die Ereignisse des 8.
November und der folgenden Tage, den Verrat und die Auslieferung Franzosisch-Nordafrikas an die
Amerikaner vor.
Gleichzeitig geschah dasselbe in Vichy durch die zahlenmaBig auBerordenflich starke amerikanische
Botschaft und deren Waffenattaches, die in Vichy selbst und auch sonst im unbesetzten Gebiet ihre
Agenten und Mittelsleute unterhielten. Ohne Zweifel hat sich Darlan, dessen Ehrgeiz tief gekrankt
wurde, als er Laval wieder den Weg zur Macht freigeben muBte, mit den Amerikanern — er ist mit
einer Amerikanerin verheiratet — gefunden. Die groBe Inspektionsreise, die ihn im Oktober d. J.
durch ganz Nordafrika und bis hinunter nach Dakar ftihrte, stand offenbar schon im Dienste des gro-
Ben verraterischen Planes. Uberall stellte er damals angeblich befriedigt Kampfgeist, Verteidigungsbe-
reitschaft und Vorbereitung fur die Abwehr jedes moglichen Angriffes fest — ein einziges groBes
Tauschungsmanover, bei dem die fuhrenden Leute in Franzosisch-Nordafrika, besonders Nogues,
irgendwie im Einverstandnis gewesen sein miissen.
Schon die geringe Zahl der von den Amerikanern am 8. November und den folgenden Tagen an Land
gesetzten Truppen, die Zahl ihrer Divisionen war nicht groBer als die der in Nordafrika stationierten
94 franzosischen — ware vollig ungeniigend gewesen, vielleicht nicht um die Hafenstadte zu besetzen,
sicher aber um die umfangreichen Landergebiete, die ein Mehrfaches der Flache Frankreichs, namlich
etwa 2,8 Millionen Quadrafkilometer groB sind, zu erobern und zu besetzen, wenn die franzosischen
Truppen und ihre Fiihrer zum Kampf entschlossen gewesen waren. Der „Kampf" wurde aber beendigt,
ohne daB der groBte Teil der einsatzfahigen franzosischen und eingeborenen Truppen uberhaupt zum
Einsatz kam. Die franzosischen Marinestreitkrafte in Oran und Casablanca, deren Befehlshaber man
offensichtlich auf Seiten der Verrater nicht sicher war, wurden kaltblutig geopfert.
Offensichtlich gingen die Plane der Verrater aber noch weiter. Man wollte nicht nur die franzosische
Flotte in Toulon zum AnschluB an die Anglo-Amerikaner bringen, sondern man hatte auch Angriffs-
absichten auf Punkte an den Sudkusten Europas.
Auf den amerikanisch-englischen Angriff und den franzosischen Verrat antworteten die Achsenmach-
te schnell, drastisch und wirksam. In den fruhen Morgenstunden des 11. November wurde in Vichy
von der amtlichen deutschen Vertretung der franzosischen Regierung mitgeteilt, daB die Truppen der
Achse sofort in das bisher unbesetzte Frankreich einriicken wurden, um die Mittelmeerkuste Frank-
reichs und die Insel Korsika zu besetzen und einem Angriff von englisch-amerikanischer Seite zuvor-
zukommen. Schon vorher war von der franzosischen Regierung verlangt und auch zugestanden wor-
den, daB Truppen der Achse in Bizerta landeten, um Tunis gegen den Einmarsch amerikanischer und
englischer Streitkrafte zu sichern.
Gleichzeitig mit der deutschen Demarche in Vichy wurde ein Brief des Fuhrers an Marschall Petain
ubergeben. AnlaBlich des Einmarsches der deutschen Truppen in das bisher unbesetzte Frankreich
wurde ein Aufruf des Fuhrers an das franzosische Volk durch Rundfunk, StraBenanschlag und Abwurf
aus der Luft bekanntgegeben.
Beide Dokumente begriinden die militarische Initiative der Achsenmachte und miissen deshalb hier im
Wortlaut zitiert werden. Der Brief des Fuhrers hat folgenden Wortlaut:
Herr Marschall !
Seit dem Tag, seitdem mich das Schicksal zur Flihrung meines Volkes berief, habe ich mich ehrlich
bemiiht, ein besseres Verhaltnis zu Frankreich, selbst unter schweren Verzichten Deutschlands herzu-
stellen. Wenn diese Versuche erfolglos blieben, war es nicht meine Schuld. Die am 3. September (3. 9.
1939) von England und Frankreich Deutschland ubersandten Kriegserklarungen haben mich und das
deutsche Volk deshalb um so tiefer beruhrt, als weder fur England, noch fur Frankreich ein auch nur
95 einigermaBen triftiger Grund hierfur vorhanden war. Der schnelle und fur Frankreich so ungllicklich
ausgehende Feldzug konnte mich trotzdem nicht von dem Gedanken befreien, die Bildung einer besse-
ren europaischen Solidaritat wenigstens fur die Zukunft noch offen zu lassen. Ich habe in diesem Sin-
ne in die Waffenstillstandsbedingungen nichts eingefugt, was der in der Praambel angekundigten Ziel-
setzung widersprechen wlirde oder in ihrem Sinne nicht unbedingt notwendig gewesen ware. Das
Deutsche Reich hat deshalb auch die damalige Schwache Frankreichs nicht ausgenutzt, um Erpressun-
gen auszuiiben, sondern nur das gefordert, was ein Sieger in einem solchen Falle zu fordern gezwun-
gen ist, namlich: die Sicherstellung des Erfolges, das heiBt die Garantie dafiir, daB der Waffenstill-
stand nicht eine voriibergehende Episode, sondern die praktische Beendigung des Krieges bedeutet
und endlich, daB dieser Waffenstillstand unter keinen Umstanden infolge seiner Milde zu einer Ver-
schlechterung der militarischen Situation des Reiches flihren dlirfte fur den Fall einer durch die Intran-
sigenz des fruheren Verbundeten Frankreichs verschuldeten Fortdauer dieses Krieges.
Deutschland hat in dieser Zeit keine Forderung auf die franzosische Kriegsflotte erhoben, es hat auch
nicht im geringsten eingegriffen in die Souveranitat der franzosischen Regierung in ihrem Kolonial-
reich.
In der Hoffnung, den Krieg doch noch nach Europa tragen zu konnen, haben England und Amerika
nunmehr begonnen, franzosische Gebiete in West- und Nordafrika anzugreifen und sie zu besetzen.
Frankreich ist seinerseits nicht in der Lage, diesem Angriff auf die Dauer zu widerstehen. Deutschland
und Italien konnen aber unter keinen Umstanden zusehen, daB hier der Waffenstillstandsvertrag eine
Auswirkung erhalt, die sich auf die Dauer gegen die beiden Staaten richten muB.
In genauer Beobachtung der Bewegungen der amerikanischenglischen Transportverbande sowie durch
eine Anzahl von nicht mehr anzuzweifelnden Meldungen haben die deutsche und die italienische Re-
gierung erfahren, daB das nachste Ziel der britisch-amerikanischen Invasion Korsika und Stidfrank-
reich selbst sein sollen.
Damit sind die Voraussetzungen und Grundlagen des Waffenstillsandsvertrages ohne Verschulden
Deutschlands und Italiens beseitigt.
Die deutsche und italienische Regierung sind unter diesen Umstanden ubereingekommen, sofortige
MaBnahmen zu ergreifen, um der Fortsetzung der englisch-amerikanischen Anschlage wirksamst ent-
gegenzutreten.
Ich beehre mich, Ihnen, Herr Marschall, unter diesen Umstanden zu meinem Leidwesen mitteilen zu
mtissen, daB ich zur Abwehr der uns drohenden Gefahr mich gezwungen gesehen habe, in Uberein-
96 stimmung mit der italienischen Regierung meinen Truppen den Befehl zu geben, auf schnellstem
Wege durch Frankreich hindurch die Mittelmeerktiste zu besetzen und zweitens am Schutze Korsikas
gegen den drohenden Angriff der amerikanisch-englischen Streitkrafte teilzunehmen.
Ich bin zu diesem Schritte besonders gezwungen worden durch das Verhalten eines franzosischen
Generals, der in seiner Kriegsgefangenschaft eine Krankheit simulierte und aus diesem Grunde dank
der ihm gegebenen Erleichterungen zu fliehen vermochte und der dann entgegen der mir erteilten Ver-
sicherung seiner ehrenhaftigen Verpflichtung Ihnen, Herr Marschall, gegenuber im Dienste der angel-
sachsischen Einbruchsmachte nunmehr wieder nicht nur gegen Deutschland, sondern sogar gegen sein
eigenes Land zu kampfen entschlossen ist.
Ich darf Ihnen daher an dieser S telle mitteilen, Herr Marschall, daB sich das Vorgehen der deutschen
Truppen nicht gegen Sie als Staatsoberhaupt und verehrungswurdigen Fuhrer tapferer franzosischer
Soldaten des Weltkrieges oder gegen die franzosische Regierung richtet, als auch nicht gegen all jene
Franzosen, die den Frieden wtinschen und die vor allem es vermeiden wollen, daB ihr eigenes schones
Land noch einmal zum Kriegsschauplatz wird.
Ich mochte Ihnen in diesem Sinne auch versichern, daB sich der Einmarsch der verbundeten Truppen
in Frankreich nicht richtet gegen die franzosische Wehrmacht, sondern daB ich noch immer in der
Hoffnung lebe, eines Tages mit ihr gemeinsam Europa und den zu Europa gehorenden afrikanischen
Besitz gegenuber der angelsachsischen rauberischen Koalition zu verteidigen.
Endlich soil sich dieser Einmarsch nicht richten gegen die franzosische Verwaltung, von der ich hoffe,
daB sie ihren Aufgaben wie bisher nachgehen wird; denn das einzige Ziel unseres Vorgehens ist es
nur, zu verhindern, daB sich die nordafrikanischen Zustande plotzlich auch an der sudfranzosischen
Kuste wiederholen. Dagegen Vorsorge zu treffen, fiihle ich mich vor meinem Volk und in weiterem
Sinne vor ganz Europa verantwortlich; denn das Aufgehen dieses Kontinents in einem neuen Kriege
konnte nur zur Vernichtung aller europaischen Staaten und vor allem der gesamten europaischen Kul-
tur flihren.
Ich mochte Ihnen dabei noch versichern, Herr Marschall, daB ich im selben Augenblick, in dem sich
die Lage im Mittelmeer soweit gebessert hat, daB von einer Gefahrdung der im Waffen-
stillstandsvertrag niedergelegten Interessen des Reiches nicht mehr gesprochen werden kann, ent-
schlossen bin, meine Truppen sofort wieder hinter die alte Demarkationslinie zuruckzuftihren.
Ebenso mochte ich Ihnen, Herr Marschall, endlich noch versichern, daB Sie und Ihre Regierung sich
von jetzt ab in ganz Frankreich frei und ungehindert bewegen konnen; denn ich habe mich seinerzeit
97 gegen die Verlegung der Regierung nach Versailles nur deshalb ausgesprochen, weil ich flirchtete,
daB von der feindlichen Propaganda immer nur behauptet worden ware, Sie, Herr Marschall, und Ihre
Regierung seien der Freiheit beraubt und unter diesen Umstanden nicht mehr in der Lage, Ihre Ge-
schafte wahrzunehmen. Nachdem nun durch die oben geschilderten Umstande das Reich und Italien
gezwungen sind, zum Schlitze der durch die Waffenstillstandsvertrage niedergelegten Interessen der
drohenden englisch-amerikanischen Invasion entgegenzutreten und damit auch die Grenzen des libri-
gen Frankreich zu besetzen, fallt dieser Grund fur das Verbleiben der franzosischen Regierung in Vi-
chy weg.
Ich mochte daher diesen Augenblick benutzen, um Ihnen die Zurucknahme dieses bisherigen Vorbe-
haltes mitzuteilen.
Ich kann verstehen, wie schwer Sie, Herr Marschall, das Schicksal Ihres Landes trifft, allein ich darf
Sie bitten, an das Schicksal meines eigenen Volkes zu denken, das seit Jahren einen ihm ohne seine
Schuld aufgezwungenen Krieg zu ftihren hat und auch jetzt nur unter dem Zwang der hartesten Not-
wendigkeit die oben mitgeteilte Entscheidung hat treffen mtissen. Ich spreche die Hoffnung aus, daB
es nicht nur aus diesem AnlaB zu keinem neuen BlutvergieBen zwischen Frankreich und Deutschland
kommt, sondern daB im Gegenteil durch diesen Schritt gegen die auBerkontinentalen Friedensstorer
eine Annaherung der europaischen Volker stattfinden wird. Deutschland ist deshalb entschlossen,
wenn irgend moglich, Seite an Seite mit den franzosischen Soldaten die Grenzen Ihres Landes und
damit auch die Grenzen der europaischen Kultur und Zivilisation zu verteidigen. Was an den deut-
schen Truppen liegt, um diesem Zweck durch ihre Haltung und Einstellung dem franzosischen Volk
und seinen Soldaten gegenuber zu dienen, wird geschehen. Ich mochte Sie aber, Herr Marschall, noch
bitten, daB auch die franzosische Regierung in dieser Stunde alles veranlaBt, was geeignet ist, Span-
nungen zu beseitigen und einen reibungslosen Verlauf dieses im Sinne der Interessen auch Frankreichs
notwendigen Schrittes garantieren kann.
Mit dem Ausdruck meiner aufrichtigen Verehrung bin ich, Herr Marschall,
Ihr ergebener
gez. Adolf Hitler.
Der Aufruf des Fuhrers an das franzosische Volk lautet wie folgt:
Franzosen!
Offiziere und Soldaten der franzosischen Wehrmacht!
Am 3. September 1939 wurde durch die englische Regierung ohne Grund und ohne jede Veranlassung
Deutschland der Krieg erklart.
98 Es ist damals leider den verantwortlichen Arrangeuren dieses Krieges gelungen, auch die franzosische
Regierung zu bewegen, sich ihrerseits der englischen Kriegserklarung anzuschlieBen..
Fur Deutschland bedeutete dies eine unverstandliche Herausforderung.
Die deutsche Regierung hatte von Frankreich nichts gefordert und nichts verlangt. Sie hatte an Frank-
reich keine Zumutungen gestellt, die es hatten verletzen konnen.
Das deutsche Volk, das nun mit dem Blute seiner Manner diesem Angriff entgegentreten muBte, hatte
keinen HaB gegen Frankreich empfunden. Trotzdem brachte dieser damit ausgeloste Krieg tiber zahl-
lose Familien in beiden Landern Leid und Ungliick.
Nach dem Zusammenbruch der franzosisch-englischen Front, die mit der Flucht der Englander aus
Dunkirchen zur Katastrophe ausartete, erging an Deutschland das Ersuchen um die Gewahrung eines
Waffenstillstandes.
Das Deutsche Reich hat in diesem Waffenstillstand nichts verlangt, was der Ehre der franzosischen
Armee hatte Abbruch tun konnen. Aber es muBte Vorsorge getroffen werden dagegen, daB, wie es im
Interesse der britischen Kriegsanstifter liegt, durch bezahlte Agenten fruher oder spater der Kampf
wieder wurde beginnen konnen.
Das Ziel Deutschlands aber war es nicht, Frankreich zu demutigen oder zu vernichten oder das franzo-
sische Weltreich zu zerstoren, sondern das Ziel war im Gegenteil, durch eine» spateren vernunftigen
Frieden eine allgemeine Atmosphare der gegenseitigen Verstandigung in Europa herbeizufuhren.
Seit dieser Zeit haben England und nunmehr auch Amerika versucht, wieder auf franzosischem Boden
FuB zu fassen, um den Krieg — so wie es in ihrem Interesse liegt — auf fremder Erde weiterzufuhren.
Nachdem diese Anschlage uberall jammerlich zusammengebrochen waren, fand nun der englisch-
amerikanische Uberfall auf die west- und nordafrikanischen Kolonien statt. Hier ist der Kampf infolge
der Schwache der franzosischen Besatzungen leichter zu flihren als gegen die von Deutschland vertei-
digten Ktisten im Westen.
Seit 24 Stunden ist nun der deutschen Regierung bekannt, daB in Ausweitung dieser Operation der
nachste Angriff gegen Korsika zur Inbesitznahme der Insel und gegen die stidfranzosische Kliste statt-
finden soil.
Ich habe mich unter diesen Umstanden entschlieBen mlissen, der deutschen Wehrmacht den Befehl
zum sofortigen Durchmarsch durch das bisher unbesetzte Gebiet an die von den englisch-
amerikanischen Landungstruppen vorgesehenen Stellen zu geben.
Die deutsche Wehrmacht kommt deshalb aber nicht als Feind des franzosischen Volkes und als Feind
99 seiner Soldaten. Sie hat nicht die Absicht, in diesen Gebieten zu regieren. Sie hat nur ein Ziel: jeden
amerikanisch-englischen Landungsversuch im Verein mit seinem Verbtindeten zurtickzuschlagen.
Marschall Petain und seine Regierung sind vollstandig frei und konnen ihren verantwortlichen Pflich-
ten nachgehen wie bisher. Es steht von jetzt ab auch einer Verwirklichung ihres frtiheren Wunsches,
nach Versailles zu ziehen und von dort aus Frankreich zu regieren, nichts mehr im Wege. Die deut-
schen Truppen sind angewiesen, durch ihre Haltung dem franzosischen Volk so wenig als moglich
Belastungen zuzuftigen. Moge das franzosische Volk aber bedenken, daB es durch die Haltung seiner
Regierung im Jahre 1939 das deutsche Volk in einen schweren Krieg gesttirzt hat, der fiber Hundert-
tausende von Familien tiefes Leid und Bektimmernis gebracht hat.
Es ist der Wunsch der deutschen Regierung und ihrer Soldaten, wenn irgend moglich nicht nur mit den
Angehorigen der franzosischen Wehrmacht gemeinsam die franzosischen Grenzen zu schtitzen, son-
dern vor allem auch mitzuhelfen, die afrikanischen Besitzungen der europaischen Volker fur die Zu-
kunft vor rauberischen Angriffen zu bewahren.
Nur dort, wo ein blinder Fanatismus oder wo durch bezahlte englische Agenten dem Vormarsch unse-
rer Verbande Widerstand entgegengesetzt werden sollte, wird die Waffe die Entscheidung erzwingen.
Im tibrigen werden sicher zahlreiche Franzosen den verstandlichen Wunsch besitzen, von der Be-
satzung erlost zu werden. Aber sie alle diirfen tiberzeugt sein, daB es auch dem deutschen Soldaten
lieber ware, in seiner Heimat bei Frau und Kind oder im Elternhaus leben und friedlich arbeiten zu
dtirfen. Je schneller deshalb die Macht niedergeschlagen wird, die seit 300 Jahren in Europa Staat ge-
gen Staat hetzt und die auch Frankreich in der Vergangenheit so oft beraubte und augenblicklich wie-
der zu berauben im Begriff ist, um so fruher werden die Wtinsche der besetzten franzosischen Lande
und der besetzenden deutschen Soldaten gemeinsam in Erftillung gehen.
Alle besonderen Fragen werden im Einvernehmen mit den franzosischen Behorden geregelt und ge-
lost.
Den 11. November 1942.
gez.: Adolf Hitler.
Beide Dokumente erganzen sich. Sie umreiBen Sinn und Inhalt des deutsch-franzosischen Verhaltnis-
ses, die Feindschaft von fruher, den Sieg Deutschlands fiber Frankreich, die Bereitschaft des Siegers,
Frankreich zu schonen und dadurch die Versohnung mit ihm im Rahmen eines neuen Europa einzulei-
ten. Der Brief des Ftihrers fixiert ferner die volkerrechtliche Seite des Problems, die Tatsache, daB,
wahrend Deutschland sich an die Bestimmungen des Waffenstillstandes gehalten hat, durch die Aktion
100 unserer Feinde „die Voraussetzungen und Grundlagen des Waffenstillstandsvertrages ohne Verschul-
den Deutschlands und Italiens beseitigt" worden sind. Der Marsch der Achsentruppen in das bisher
unbesetzte Frankreich solle aber keine Besetzung dieser Gebiete in dem Sinne sein, wie es der Waf-
fenstillstandsvertrag fur das bisher schon besetzte Frankreich vorsah, sondern die franzosische
Verwaltung solle dadurch nicht bertihrt werden. Die franzosische Regierung solle in ihrer Souveranitat
nicht beschrankt sein und auch die Moglichkeit haben, sich wieder in Paris niederzulassen. SchlieBlich
wird sowohl im Briefe des Ftihrers wie in seinem Aufruf an das franzosische Volk der Wunsch zur
Zusammenarbeit mit der franzosischen Wehrmacht bei der Verteidigung der franzosischen Ktisten
gegen eventuelle Angriffe Englands und der USA ausgesprochen.
Als der Oberbefehlshaber des deutschen Westheeres, Generalfeldmarschall von Rundstedt, am Vor-
mittag des 11. November Marschall Petain in Vichy einen Besuch machte, sprach Petain den Wunsch
aus, von der Besetzung der franzosischen Mittelmeerktiste moge Frankreichs Kriegshafen Toulon, in
dem das Gros der Frankreich verbliebenen Kriegsflotte lag, ausgenommen werden. Diesem Wunsche
entsprach der Ftihrer sofort. Die Verteidigung Toulons wurde der franzosischen Armee und der fran-
zosischen Marine tiberlassen. So erschien die franzosische Wehrmacht praktisch eingereiht in die eu-
ropaische Verteidigungsfront, gewiB ein Akt groBen Vertrauens der Siegermacht gegeniiber dem be-
siegten Frankreich und vermutlich wesentlich bedingt durch die damals noch vorliegenden Nach-
richten liber eine tatsachliche Verteidigung Franzosisch-Nordafrikas gegen den amerikanisch-
englischen Angriff. Die Pariser Presse unterstrich gerade dieses Faktum mit freudiger Genugtuung.
Nun sei endlich Frankreich an die Seite Deutschlands getreten, um an Verteidigung und Aufbau Euro-
pas seinen Teil zu libernehmen und als ein mithandelnder Faktor aufzutreten.
Der Durchmarsch der deutschen und italienischen Truppen und die Besetzung der franzosischen Mit-
telmeerkuste und der Insel Korsika vollzogen sich ohne Zwischenfalle. Die Bevolkerung des unbesetz-
ten Gebietes erlebte zum erstenmal jenes Schauspiel, das das besetzte Frankreich seit dem Juni 1940
immer wieder vor sich hat, das Bild einer mit den modernsten Mitteln ausgeriisteten, disziplinierten,
gegeniiber der Zivilbevolkerung hocht rucksichtsvollen Armee, die so vollig im Widerspruch ist zu der
historischen Barbarenlegende franzosischer chauvinistischer Geschichtsschreibung und Propaganda.
Diese Armee bewegte sich seit dem fruhen Morgen des 11. November mit erstaunlicher Schnelligkeit
und mit gewohnter Prazision in die ihr befohlenen Aufmarschraume am Mittelmeer, wahrend die ita-
101 lienischen Truppen von der italienischen Grenze her ihren Aufmarschraumen zustrebten. Schon am 12.
November waren alle Marschziele erreicht.
Am 16. November hieB es im Tagesbericht des Oberkommandos der Wehrmacht aus dem Fuhrer-
hauptquartier: „Deutsche und italienische Truppen sind in vollem Einverstandnis mit den franzosi-
schen zivilen und militarischen Behorden in Tunesien gelandet." Der Hafen von Bizerta, der wichtig-
ste franzosische Flottenstiitzpunkt an der Nordkiiste Afrikas, zugleich diejenige Stelle, wo der afrika-
nische Kontinent sich Sizilien am meisten nahert, war damit in der Hand der Achsentruppen, die so die
klirzeste Verbindungslinie nach Afrika gewannen. Der strategisch wichtigste Punkt Franzosich-
Nordafrikas war also dem amerikanisch-englischen Angriff entzogen. Seitdem liegen die Landungsha-
fen fur den englischen und amerikanischen Nachschub, besonders Algier und Bone, fortgesetzt unter
den Angriffen der deutschen und italienischen Luftwaffe.
Kurze Zeit war es strittig, ob die in Tunesien stehende franzosische Division dem Befehl Petains ent-
sprechend sich der amerikanisch-englischen Invasion entgegenstellen und somit mit den Achsentrup-
pen gemeinsam zur Verteidigung des ihrem Schutz anvertrauten Protektorats Tunis antreten wiirde.
Der dort kommandierende General Barre erklarte sich jedoch fur Darlan, d. h. fur den Abfall von Vi-
chy. Damit war also der Verrat im gesamten franzosischen Nordafrika vollstandig.
Wahrend so Frankreichs nordafrikanische Kolonialarmee fur die Verteidigung dieser Gebiete gegen
die fremde Invasion vollig versagte, traten Unterseeboote und Flugwaffe der Achsenmachte ihr wir-
kungsvoll entgegen. Am 17. November wurde mitgeteilt, daB die in den Kustengewassern Franzo-
sisch-Nordafrikas vernichtete oder beschadigte Transporttonnage der Amerikaner und Briten sich be-
reits auf 440 000 Tonnen belaufe. Inzwischen sind weitere betrachtliche Verluste eingetreten.
Am 27. November gab das Oberkommando der Wehrmacht folgendes bekannt: „Nach dem Uberfall
britisch-amerikanischer Streitkrafte auf das franzosische Kolonialgebiet riickten deutsche und italieni-
sche Truppen in das bis dahin unbesetzte Frankreich ein, um dieses gemeinsam mit der franzosischen
Wehrmacht gegen weitere Ubergriffe der britisch-amerikanischen Angreifer zu schlitzen. Nach ehren-
wortlicher Verpflichtung franzosischer Truppen- und Flottenbefehlshaber, sich mit ihren Verbanden in
den Rahmen der Gesamtverteidigung einzugliedern, wurde nach dem Willen des Fuhrers die franzosi-
sche Wehrmacht nicht nur unangetastet gelassen, sondern zum Teil verstarkt und aufgeriistet sowie der
besonders wichtige Festungsabschnitt Toulon mit der franzosischen Mittelmeerflotte selbstandiger
franzosischer Verteidigung uberlassen.
102 In der Zwischenzeit haben sich Ehrenwortbrliche und Fluchtversuche hoher franzosischer Offiziere
gehauft. Ebenso wurde erkennbar, daB eine systematische Verhetzung der zur Zusammenarbeit berei-
ten franzosischen Wehrmacht durch angelsachsische Einfliisse immer weiter um sich griff und in den
letzten Tagen auch bei der Flotte in Toulon Eingang fand. In der Erkenntnis, daB diese politische Spal-
tung der franzosischen Wehrmacht in zunehmendem MaBe die Sicherheit der deutschen und italieni-
schen Besatzungstruppen gefahrdete und die Autoritat der franzosischen Staatsfuhrung untergrub,
gaben Flihrer und Duce in der vergangenen Nacht den Befehl, die Festung Toulon zu besetzen, die
franzosische Mittelmeerflotte an der geplanten Ausfahrt zu verhindern und die unsicheren Kontingente
der franzosischen Wehrmacht zu demobilisieren. Deutsche und italienische Truppen haben diesem
Befehl blitzartig Folge geleistet, den an einzelnen Stellen aufflammenden Widerstand durch angel-
sachsische Einwirkung verhetzter Elemente im Keime erstickt und in wenigen Stunden die gestellten
Aufgaben durchgefuhrt. Stadt und Hafen Toulon sind seit den fruhen Morgenstunden fest in der Hand
unserer Truppen. Ein Teil der franzosischen Flotte hat sich trotz des Gegenbefehls der franzosischen
Regierung versenkt. Die Demobilisation der zersetzten franzosischen Verbande ist im Gange und wird
in Ktirze durchgefuhrt werden."
Am gleichen Tage wurde in Vichy in den friihen Morgenstunden ein Brief des Fuhrers an den franzo-
sischen Staatschef Marschall Petain tiberreicht, der folgenden Wortlauthat:
Berlin, den 26. November 1942.
Herr Marschall! Als ich mich am 11. November 1942 im Einvernehmen mit den Verbundeten
Deutschlands entschlieBen muBte, zur Sicherung der Verteidigung des Reiches gegentiber dem uns
einst von Frankreich und England aufgezwungenen Kriege die franzosische Sudkuste zu besetzen,
geschah es zugleich in der Hoffnung, damit eine Klarung der inneren Verhaltnisse Ihres Landes her-
beizufuhren, die nicht nur im deutschen und italienischen, sondern ebenso im franzosischen Interesse
liegt.
Ich darf riickblickend noch einmal feststellen, daB es im September 1939 nicht Deutschland war, das
Frankreich oder England den Krieg erklart hat, sondern daB ich im Gegenteil seit der Ubernahme der
Regierungsgewalt kaum eine Moglichkeit verstreichen lieB, um das Verhaltnis gerade zwischen
Deutschland und Frankreich aus den Belastungen des Versailler Diktates heraus in eine wirkliche
freundschaftliche Zusammenarbeit zu verwandeln. Deutschland hat dabei an Frankreich keine andere
Forderung gerichtet als nur die eine, die von Deutschland angebotene Hand nicht zuriickzustoBen.
103 Leider ist es den gewissenlosen angelsachsischen und letzten Endes auch dort in erster Linie judischen
Drahtziehern gelungen, jede versohnliche Geste des neuen Reiches als ein Zeichen der deutschen
Schwache auszulegen, jedes Friedensangebot spaterhin als den Beweis eines bevorstehenden Zusam-
menbruchs. Wahrend im Deutschen Reich weder durch die Regierung noch von irgendeiner anderen
Seite, sei es durch Reden oder durch die Presse, an Frankreich Forderungen oder gar die franzosische
Ehre verletzende Antrage gerichtet waren, verlangten die verantwortlichen Hetzer in Paris die Zer-
stiickelung des Deutschen Reiches, die Versklavung des deutschen Volkes, die Beseitigung der Grund-
lagen unserer sozialen Gesetzgebung, vor allem aber die restlose Wiederherstellung der unbeschrank-
ten Ausplunderungsrechte der in Deutschland in die gebuhrenden Schranken zuriickgewiesenen judi-
schen Rasse.
Es ist mir bekannt, daB Sie selbst, Herr Marschall, an diesem Treiben zum Kriege keinen Anteil haben.
Es wird aber auch Ihnen bekannt sein, daB ich noch nach dem Polenfeldzug meine fruheren Erklarun-
gen wiederholte und ohne jede Forderung des Deutschen Reiches einen Frieden anbot, der nur der
europaischen Zusammenarbeit dienen sollte. So wie schon in den ersten Tagen des September 1939
haben auch nach der Beendigung des Polenfeldzuges die Interessenten der europaischen Selbstzerflei-
schung sowie der finanziellen Ausntitzung des Krieges diesen Appell an die Vernunft uberschrien und
die Weiterftihrung des Krieges um jeden Preis gefordert. So muBte denn der von Ihrer damaligen Re-
gierung dem Deutschen Reiche und damit letzten Endes dem mit dem Deutschen Reich verbundeten
Italien aufoktroyierte Kampf mit den Waffen statt mit der Vernunft ausgetragen werden.
Trotz dem weltgeschichtlich einmaligen Siege habe ich nichts getan, was die franzosische Ehre hatte
kranken konnen, sondern im Waffenstillstandsvertrage nur jene Sicherungen gefordert, die eine Wie-
deraufnahme des Kampfes unter alien Umstanden verhindern sollten. Es ist auch spater niemals eine
Forderung erhoben worden, die damit im Widerspruch gestanden ware.
Es ist Ihnen bekannt, Herr Marschall, daB alle Behauptungen, die von englischer oder amerikanischer
Seite als von den an diesem Kriege hauptsachlich interessierten Antreibern ausgestreut wurden,
Deutschland wolle sich der franzosischen Flotte bemachtigen, oder es habe in diesem Sinne Forderun-
gen gestellt, glatte Erfindungen bzw. bewuBte Ltigen sind. Wahrend das Deutsche Reich infolge des
ihm von Frankreich mit aufgezwungenen Krieges immer noch schwere Opfer zu tragen hat, konnte das
franzosische Volk seitdem im Frieden leben, insoweit ihm nicht seine Verbundeten selbst durch Uber-
falle zur See oder in der Luft Blutopfer zufugten. In dieser gleichen Zeit hat das Deutsche Reich von 1
104 960 000 Gefangenen tiber 700 000 nach und nach entlassen, ein Vorgang, der in der Kriegsgeschichte,
glaube ich, einmalig ist. Wenn dieser ProzeB sich allmahlich totlief, dann nur, weil leider in Ihrem
Lande die intransigenten Elemente selber es immer wieder fertigbrachten, eine wirkliche Zusammen-
arbeit zu sabotieren.
Es war Ihr eigener Wunsch, Herr Marschall, mich einst zu sprechen, um die Moglichkeiten einer sol-
chen Zusammenarbeit zu finden und niederzulegen. Ich bin diesem Wunsche nachgekommen, und es
wurden nun in Montoire Besprechungen gefuhrt, die — wie ich der Uberzeugung war — die Grundla-
ge zu einer allgemeinen Entspannung hatten geben konnen. Es ist leider damals den Interessenten des
Krieges in Frankreich selbst gelungen, schon wenige Wochen spater diese Zusammenarbeit zu Fall zu
bringen, unter einer Motivierung, die flir mich auch personlich unendlich verletzend wirken muBte. Ich
bin gezwungen, hier festzustellen, daB ganz offen die Behauptung ausgesprochen wurde, der Sohn
Napoleons ware von mir nur zu dem Zwecke nach Paris gebracht worden, um Sie, Herr Marschall,
dabei einzuladen und damit in deutsche Hande bringen zu konnen. Ich muB nun feststellen, daB Sie,
Herr Marschall, selbst damals immer wieder gebeten hatten, nach Versailles libersiedeln zu dlirfen und
ich dies immer wieder ablehnte, mit dem Hinweis darauf, die librige Welt wurde daraus — und wenn
auch noch so zu Unrecht — die Behauptung ableiten, die franzosische Regierung befande sich unter
deutscher Gewalt.
Obwohl sich schon dieser Vorgang in einem direkten krassen Gegensatz zu meiner Haltung anlaBlich
des Waffenstillstandes befand, habe ich keine Konsequenzen daraus gezogen, weil es mir klar war und
ist, daB sich auch im franzosischen Volke Millionen fleiBiger Arbeiter, Bauern und Burger befinden,
die in ihrem Innern mit diesen Machenschaften nichts zu tun haben, sondern selbst auch nur den Frie-
den ersehnen.
Ich darf aber hier noch einmal feststellen, Herr Marschall,, daB ich uberhaupt nicht ein einziges Mai
selbst Veranlassung genommen habe, ein Mitglied der franzosischen Regierung zu mir zu bitten, son-
dern daB alle Aussprachen immer nur stattfanden auf Grund des Wunsches der franzosischen Regie-
rung selbst. Auch die beiden Unterredungen mit Admiral Darlan fanden nur start auf dessen ausdrtick-
liche Bitte und in Ihrem Namen, Herr Marschall. Die — wie sich nunmehr herausstellt — im Einver-
nehmen mit zahllosen verraterischen Generalen und Offizieren vorgenommene Landung der amerika-
nischen und englischen Truppen in Franzosisch-Nordwest- und -Nordafrika hat die in der Praambel
des Waffenstillstandsvertrages festgelegte Voraussetzung des ganzen Vertrages beseitigt und Deutsch-
land gezwungen, im Verein mit seinem Verbundeten unverztiglich die notwendigen SicherungsmaB-
nahmen durchzufuhren.
105 Es waren mir aber am 11. November noch nicht alle Vorgange bekannt, die zu dieser englisch-
amerikanischen Aktion gefuhrt hatten. Heute weiB ich und Sie, Herr Marschall, wissen es auch, daB
diese Besetzung auf ausdriicklichen Wunsch jener franzosischen Elemente stattfand, die einst zum
Kriege getrieben hatten und die auch jetzt in Frankreich noch nicht aus der Atmosphare des offentli-
chen und vor allem des militarischen Lebens verschwunden sind. DaB franzosische Generale und Ad-
mirale deutschen Stellen gegenuber ihre Ehrenworte gebrochen haben — und zwar zahllose Male —
ist an sich bedauerlich. DaB Sie, Herr Marschall, aber zugeben mtissen, daB selbst Ihnen gegenuber
solche Generale, Admirale und Offiziere den Treueid verletzten, zwingt mich zu der Erkenntnis, daB
Abmachungen mit diesen Elementen vollig zwecklos sind.
Ich ubermitfle Ihnen anliegend nun die Beweise, daB seit dem Einmarsch am 11. November 1942 er-
neut feierliche Versicherungen abgegeben worden sind, und zwar in Gestalt von ehrenwortlichen Er-
klarungen, die man durch die nun aufgedeckten Befehle noch am gleichen Tage wieder gebrochen
hatte. Es steht fest, daB der Admiral durch seine Versicherung, die franzosische Marine wurde in Tou-
lon gegen jeden feindlichen Angriff kampfen, Deutschland und Italien abermals getauscht hat. Denn
wahrend er am 11. November diese Erklarung gegeben hatte, ging bereits am 12. November ein Be-
fehl hinaus, gegen eine eventuelle Landung englischer und amerikanischer Streitkrafte unter keinen
Umstanden zu schieBen. Zahlreiche andere Ubertretungen der Waffenstillstandsverpflichtungen sind
unterdes aufgedeckt worden.
Ich darf Ihnen, Herr Marschall, nun daraufhin folgendes zur Kenntnis bringen:
1. Ich bin mir bewuBt, daB Sie personlich, Herr Marschall, an diesen Dingen keinen Anteil haben und
daher am schwersten darunter leiden werden.
2. Ich habe die Interessen eines Volkes zu vertreten, dem der Krieg aufgezwungen wurde, und das
verpflichtet ist, um seiner Selbsterhaltung willen gegen jene zu kampfen, die diesen Krieg veranlaBten,
und die ihn heute weiterfuhren, und zwar weiterfuhren mit dem Ziel einer Vernichtung ganz Europas
im Dienst einer europaischen teils auBereuropaischen judisch-angelsachsischen Clique.
3. Ich bin gezwungen, diesen Krieg endlich weiterzufuhren im Namen jener Millionen Menschen,
nicht nur meines eigenen Landes, die sich aus dem Druck einer kapitalistischen riicksichtslosen Aus-
plunderung befreit haben und nicht gewillt sind, fur alle Zeiten das Opfer nicht nur einer internationa-
len Ausplunderung, sondern der endgultigen Vernichtung ihres Volkstums zu werden.
106 4. Das deutsche Volk, in dessen Namen ich Ihnen, Herr Marschall, diese Erklarung abgebe, hat keinen
HaB gegen das franzosische. Aber ich bin als sein Ftihrer und Vertreter entschlossen, unter keinen
Umstanden durch die Duldung von Manipulationen jener Elemente, die diesen entsetzlichen Krieg
verursachten, Deutschland und dariiber hinaus ganz Europa einem Chaos auszuliefern. Ich werde da-
her gegen jene Einrichtungen und vor allem jene Personen Stellung nehmen, die zwischen dem fran-
zosischen und dem deutschen Volke auch in der Zukunft jede Zusammenarbeit verhindern wollen, die
schon einst mit der schweren Blutschuld des Ausbruchs des Krieges beladen, jetzt anscheinend zum
zweiten Male ihre Stunde fur gekommen erachten, im Siiden Europas ein Einfallstor flir Einbriiche
auBerkontinentaler Machte zu schaffen.
5. Ich habe deshalb nunmehr nach der Kenntnis der neuen Ehrenwortbruche franzosischer Offiziere,
Generale und Admirale durch die nunmehr bewiesene Absicht, den englisch-judischen Kriegsverbre-
chern auch Frankreich ahnlich wie Nordafrika zu offnen, den Befehl gegeben, Toulon sofort zu be-
setzen, die Schiffe am Ausfahren zu verhindern oder sie zu vernichten und jeden Widerstand, wenn
notwendig, mit auBerster Gewalt zu brechen. Es ist dies kein Kampf gegen ehrliebende franzosische
Offiziere oder Soldaten, sondern gegen jene Kriegsverbrecher, denen auch jetzt noch nicht ge-
nug Blut geflossen ist, sondern die unentwegt nach neuen Moglichkeiten der Fortdauer und der Erwei-
terung dieser Katastrophe ausspahen.
Ich habe deshalb den Befehl gegeben, alle jene Einheiten der franzosischen Wehrmacht zu demobili-
sieren, die, entgegen den Befehlen der eigenen franzosischen Regierung, durch Offiziere verhetzt und
zum aktiven Widerstand gegen Deutschland aufgeputscht werden.
6. Auch diese MaBnahmen, zu denen mich nur das treulose Verhalten Ihrer Admirale und Generale
gezwungen hat, richten sich — wie schon erwahnt — nicht gegen Frankreich oder den franzosischen
Soldaten als solchen. Es ist meine aufrichtige Hoffnung — und ich weiB mich darin einig mit der
Auffassung meines Verbundeten — , daB es moglich sein muB, dem franzosischen Staat wieder eine
Wehrmacht zu geben, deren Offiziere wenigstens dem eigenen Staatsoberhaupt gegenuber gehorsam
sind und damit die Gewahr bieten fiir den AbschluB irgendwelcher zwischenstaatlichen Abmachun-
gen und Vertrage. So schmerzlich dies im Augenblick fur Sie, Herr Marschall, sein mag, so beru-
higend und entlastend wird aber doch die Erkenntnis wirken, daB ein Staat ohne eine disziplinierte und
gehorsame Wehrmacht auf die Dauer undenkbar ist. Und daB deshalb der Neuaufbau einer Ihnen,
Herr Marschall, selbst im blinden Gehorsam ergebenen Marine, Armee und Luftwaffe nicht nur kein
107 Ungluck, sondern im Gegenteil Gltick fiir Frankreich sein wird.
Ich mochte endlich aber diesen Brief nicht schlieBen, ohne Ihnen erneut zu versichern, daB dieser mir
aufgezwungene Schritt nicht im geringsten meinen Willen zur Zusammenarbeit mit Frankreich schma-
lert, sondern wahrscheinlich erst die Voraussetzung fiir die praktische Verwirklichung schafft.
Es ist weiter mein unbeirrbarer EntschluB, Frankreich bei der Ruckgewinnung der ihm trotz aller ge-
genteiligen Behauptungen von den Angelsachsen geraubten kolonialen Gebiete zu helfen, und zwar
mit alien Mitteln, die dem Reiche zur Verfligung stehen. Es war weder die deutsche noch die italieni-
sche Absicht, das franzosische Kolonialreich zu zerstoren oder zu vernichten.
Es liegt nun in den Handen der franzosischen Staatsgewalt selbst, die unumganglich notwendig ge-
wordenen deutschen MaBnahmen so aufzunehmen, daB dadurch kein weiteres BlutvergieBen entsteht,
sondern daB sich endlich die Voraussetzungen flir eine wirklich erfolgreiche, alien Teilen nutzliche
Zusammenarbeit ergeben.
Feldmarschall von Rundstedt ist, insoweit es sich um die deutsche Aktion handelt, befugt, alle not-
wendigen Anordnungen und Abmachungen zu treffen und wird Ihnen selbst, Herr Marschall, jederzeit
zur Verfligung stehen.
Ich schlieBe diesen Brief mit der Hoffnung, daB damit nun eine Zusammenarbeit eingeleitet wird, von
der wir von seiten Frankreichs nichts anderes erwarten als Einsicht in das Wesen des gemeinsamen
Schicksals Europas und Loyalitat.
Nehmen Sie, Herr Marschall, die Empfindung meiner personlichen Verehrung entgegen.
Ihr gez. Adolf Hitler.
Dieser Brief, der zweite, den der Flihrer in so kurzer Zeit an den franzosischen Staatschef gerichtet hat,
ist ein diplomatisches Dokument von groBer Bedeutung. Es umreiBt in einem historischen Augenblick
das deutsch-franzosische Verhaltnis nach riickwarts und nach vorwarts mit eindringlicher Klarheit.
Eines vor allem macht es deutlich: Die wahrhaft tragische Lage, in der Frankreich nach der militari-
schen Besetzung aller seiner Grenzen und nach der Auflosung seiner Wehrmacht, der Versenkung
seiner Flotte und dem Verlust des groBten Teiles seines Kolonialreichs sich befindet, ist selbst ver-
schuldet. Sie ist nicht, wie oft in der Geschichte der Volker Zusammenbruch und schwerste Not her-
vorgerufen worden sind durch unverschuldeten Angriff von auBen, von Deutschland oder der Achse
zu verantworten, sondern von jenen, die die franzosische Politik vor und wahrend des Krieges geflihrt
haben und von jenen, die nach Montoire die konsequente Fortentwicklung der Verstandigungspolitik
108 mit Deutschland in der Hoffnung sabotiert haben, daB England und Amerika zusammen mit dem
Bolschewismus die Dreierpaktmachte doch noch niederringen konnten.
Nach dieser Feststellung der Verantwortlichkeit an der heutigen Lage Frankreichs mag diese nlichtern
und kurz charakterisiert werden.
Wenn der Besitz einer starken Wehrmacht mit Recht als eine der wesentlichsten Grundlagen nationa-
ler Selbstbestimmung und nationaler politischer Handlungsfahigkeit angesehen wird, so ist festzustel-
len, daB Frankreich, seit Jahrhunderten einer der bestimmenden militarischen Faktoren Europas, diese
Grundlage verlor. Hatte die Niederlage von 1940 den Kern von Frankreichs militarischer Starke, die
Wehrmacht des Mutterlandes auf eine kleine Freiwilligen-Armee von weniger als hunderttausend
Mann reduziert, so war der Hauptteil der franzosischen Kriegsmarine und der franzosischen Kolonial-
armee doch erhalten geblieben. Die franzosische Politik hatte, in entschlossener Abkehr von der fran-
zosischen Bundnispolitik, diese ihr noch verbliebenen militarischen Krafte zum Kampf fur die Vertei-
digung Europas gegen die englisch-amerikanische Invasionspolitik zur Verfugung stellen konnen. In
Syrien und auf Madagaskar hatten die franzosischen Truppen trotz starker materieller und personeller
Unterlegenheit den Kampf aufgenommen und ihn bis zur auBersten Moglichkeit fortgefuhrt. In Nord-
afrika aber, wo die besten Voraussetzungen fur die Verteidigung vorhanden waren, wo auBerdem die
franzosische Flotte hatte eingreifen konnen und wo die Hilfe der Achsenmachte moglich war und an-
geboten wurde, versagte der Kampfwille, weil politisierende Generale und Admirale der angel-
sachsischen Lockung unterlegen waren. Die Flotte in Toulon zog es sogar vor, sich ruhmlos zu ver-
senken; denn die Versenkung war keine heroische Geste und ist nicht im Kampf gegen die Achsen-
truppen erfolgt, wie es feindliche Legendenbildung hat hinstellen wollen, sondern sie geschah angeb-
lich nach einem alten Befehl — in Wirklichkeit, weil die franzosischen Seeoffiziere die Flotte, wie sie
in der Mehrzahl sicher gern gemocht hatten, nicht rechtzeitig in Marsch setzen konnten, um sich der
Dissidenz anzuschlieBen, sondern auf jeden Fall vermeiden wollten, daB sie den Achsenmachten in die
Hande fiele. Man darf nur die Frage stellen, ob der von frtiher bestehende Versenkungsbefehl befolgt
worden ware, wenn plotzlich eine amerikanische Flotte vor Toulon erschienen ware und den franzosi-
schen Schiffen die Ausfahrt ermoglicht hatte. Dann ware das franzosische Toulon-Geschwader sicher-
lich abgedampft, ebenso wie einige wenige Unterseeboote, die es tatsachlich getan haben. Nur der
rasche Zugriff der Achsentruppen hat dies verhindert. Die Enttauschung in London, daB dieser schon
109 einkalkulierte Gewinn an maritimer Kampfkraft ausblieb, kam denn auch in der englischen Presse
unverhullt zum Ausdruck.
Frankreich aber hat nach den Ereignissen des November 1942 noch weniger als vorher die Moglich-
keit der Wahl seiner Politik. Es muB fur Europa optieren, ob es will oder nicht, aber es tritt in die eu-
ropaische Gemeinschaft ein mit leeren Handen, ohne Wehrmacht, ohne Kolonialreich, mit einer jahr-
zehntelang vernachlassigten und daher fur die Ernahrung der eigenen Bevolkerung nicht geniigend
starken Landwirtschaft, mit einer Industrie, die fur die Belieferung von Kohle und Rohstoffen vom
Sieger abhangig ist, und mit einer Bevolkerung, deren physische und moralische Situation sehr frag-
wtirdig ist.
Die Reaktion der Franzosen auf die Ereignisse des November war hierfur bezeichnend. Nirgends
flammte Widerstandswille auf, und der innere Unwille richtete sich selbstzerfleischend gegen diejeni-
gen, die man fiir verantwortlich hielt, und das waren je nach Einstellung immer wieder andere Grup-
pen. Die innere Zerspaltung, die viele Jahrzehnte des politischen Lebens der dritten Republik allmah-
lich hervorgerufen hatten, hat sich zu einer wahrhaften Atomisierung dessen gesteigert, was man die
„offentliche Meinung" nennt. Seit vielen Jahrhunderten war Frankreich nicht so uneins wie heute.
Auch nuchterne franzosische Beobachter geben zu, daB ein leidenschaftlicher Kampf aller gegen alle
entstehen wurde, wenn nicht der feste Griff der deutschen Besetzung alles zusammenhielte. Die innere
Einheit Frankreichs muB von Grund auf neu geformt werden und die Kraft, die dieses schwierige
Werk vollbringen konnte, ist gegenwartig noch nicht sichtbar.
Die Reaktion von Vichy, d. h. die des Marschalls Petain und der Regierung auf die Ereignisse des
November war im ganzen gesehen weder stark noch imponierend. Offensichtlich — die Briefe des
Fuhrers bringen es im ubrigen deutlich genug zum Ausdruck — wurde Vichy von den Ereignissen
uberrascht, folge ihnen unsicher und zogernd und war offenbar ohne wirkliche Autoritat auf die verra-
terischen Generale und Admirale. Jedoch zeigte Ministerprasident Laval Energie und Entschlos-
senheit, auch insofern, als er nicht nur auBenpolitisch, sondern auch innerpolitisch die Konsequenzen
zu ziehen sich entschloB. Am 17. November erhielt er vom Staatschef erweiterte Regie -
rungsvollmachten. Durch ein neues Verfassungsgesetz wurde er ermachtigt, mit seiner Unterschrift
allein Gesetze und Dekrete zu erlassen, mit Ausnahme von verfassungsandernden Gesetzen. Das be-
deutet, daB Laval klinftig seine Minister nach eigenem Gutdunken wahlen und daB er in alien Fragen
der inneren und auBeren Politik selbst entscheiden kann. AuBerdem wurde das Verfassungsgesetz iiber
die Nachfolgerschaft des Staatschefs dahin geandert, daB Laval fur den Fall der Behinderung des
110 Staatschefs seine Funktionen auszuiiben diese selbst ausiibt, und daB im Falle endgiiltiger Verhinde-
rung der Ministerrat mit Stimmenmehrheit den neuen Staatschef bestimmt.
Laval hat damit nunmehr die staatsrechtlichen Voraussetzungen, autoritar zu regieren. Er hat seitdem
deutlich gemacht, daB er entschlossen sei, von diesen Vollmachten jeden nur moglichen Gebrauch zu
machen. Kein Zweifel, daB angesichts der geistig-moralischen Deroute, in der sich das franzosische
Volk befindet, die neuen Vollmachten fur Laval einer nationalen Notwendigkeit entsprechen. Kein
Zweifel auch, daB Laval seine Vollmachten nur in enger Anlehnung und in Zusammenarbeit mit den
Achsenmachten sinnvoll ausniitzen kann. Eine entschlossene Fuhrung des franzosischen Staates im
Sinne europaischer Zusammenarbeit und Verantwortung ist fur Frankreich das Gebot der Stunde.
Die verraterischen franzosischen Admirale und Generale haben den Namen des Marschalls Petain und
seine Autoritat systematisch miBbraucht. Darlan hat den verraterischen Waffenstillstand mit den Ame-
rikanern „im Namen Petains" abgeschlossen. Wahrscheinlich wtirden die franzosischen Truppen in
Nordafrika ebenso gekampft haben wie die in Syrien und auf Madagaskar, wenn ihre Generale den
Befehl dazu gegeben hatten und nicht vielmehr, angeblich auf Weisung Petains, die Einstellung der
Feindseligkeiten befohlen hatten. Petain hat versucht, diesem MiBbrauch seines Namens entgegenzu-
wirken, er hat Darlan, der ja den Oberbefehl tiber die franzosische Wehrmacht tatsachlich innehatte,
schon am 10. November dieses Amtes entkleidet und den Oberbefehl selbst ubernommen. Am 27.
November wurde Admiral Darlan und General Giraud die franzosische Staatsburgerschaft aberkannt.
Am 16. November richtete Marschall Petain eine Botschaft an das franzosische Heer in Afrika, in der
er ausdriicklich den General Giraud desavouierte und Offiziere und Soldaten warnte, sich an dessen
Verrat mitschuldig zu machen sowie sie aufforderte, ihm jeden Gehorsam zu verweigern. In einer
Rundfunkansprache am 19. November stellte Petain einleitend fest, daB franzosische Generale im
Solde einer fremden Macht sich seinen Befehlen widersetzt hatten und forderte die Offiziere und Sol-
daten Franzosisch-Nordafrikas auf, diesen „unwurdigen Fuhrern" nicht zu gehorchen. Er forderte wei-
terhin das gesamte franzosische Volk auf, den Nachrichten der auslandischen Propaganda keinen
Glauben zu schenken, da ihr einziger Zweck sei, den Widerstand des franzosischen Volkes zu schwa-
chen, sich der von ihm, dem Staatschef, geforderten Disziplin zu widersetzen, heiBe Verrat tiben. Im
Interesse Frankreichs, so fuhr der Marschall fort, habe er die Befugnisse des Regierungschefs Laval
erweitert, um ihm zu ermoglichen, in diesen tragischen Augenblicken, die Frankreich durchmache, die
notigen MaBnahmen zu ergreifen.
1 1 1 „Es gibt fur alle Franzosen", so schloB Petain, „nur eine Pflicht» namlich die, zu gehorchen, und nur
eine Regierung, namlich die, an deren Spitze zu stehen ich die Ehre habe, und ein Vaterland: Frank-
reich."
Der amerikanische Angriff auf Franzosich-Nordafrika hatte logischerweise zum Kriegszustand zwi-
schen Frankreich und den Vereinigten Staaten und, da sich an dem Angriff auch englische Streitkrafte
beteiligten, mit England fiihren miissen. Zu einer Kriegserklarung oder auch nur zur Erklarung des
Kriegszustandes hat sich Vichy jedoch nicht entschlossen. Es kam nur zum Abbruch der diplomati-
schen Beziehungen. Roosevelt richtete am 8. November eine Botschaft an das franzosische Volk, in
der er den Angriff als den Beginn der Befreiung Frankreichs und als einen Akt der Freundschaft und
Hilfe hinstellte, der sich nicht gegen das franzosische Volk richte. Eine ahnliche Erklarung richtete der
amerikanische General Eisenhower, der die Angriffsoperationen befehligte, an die franzosischen
Streitkrafte und die Bevolkerung Nordafrikas. Roosevelt wandte sich ferner in einer personlichen Bot-
schaft an Marschall Petain, in der er u. a. sagte, das Ziel der Operationen in Nordafrika sei, einer Be-
setzung dieser Gebiete durch die Achsenmachte zuvorzukommen. Hierauf antwortete noch am 8. No-
vember Marschall Petain:
Mit groBtem Erstaunen und mit Trauer habe ich in dieser Nacht von der Aggression Ihrer Truppen auf
Nordafrika erfahren. Ich habe Ihre Botschaft gelesen. Sie berufen sich dabei auf Vorwande, die durch
nichts gerechtfertigt sind. Sie unterschieben Ihren Feinden Absichten, die niemals in die Tat umgesetzt
worden sind. Ich habe immer erklart, daB wir unser Kolonialreich verteidigen wtirden, falls man es
angreifen sollte. Sie wuBten auch, daB wir es gegen jeden Aggressor verteidigen wtirden, wer es auch
immer sei. Sie wuBten, daB ich mein Wort halten wlirde. In unserem Ungluck hatte ich, indem ich um
Waffenstillstand nachsuchte, unser Kolonialreich bewahrt, und Sie sind es, der im Namen eines Lan-
des, mit dem uns so viele Erinnerungen und Freundschaftsbande verbinden, einen so grausamen riick-
sichtslosen Schritt ergreift. Frankreich und seine Ehre stehen auf dem Spiel. Wir sind angegriffen. Wir
werden uns verteidigen. Das ist der Befehl, den ich erteile.
Der franzosische Ministerrat stellte am 8. November fest> daB die USA durch ihren Angriff auf Nord-
afrika die Beziehungen mit Frankreich abgebrochen hatten. Hierzu erklarte der amerikanische Staats-
sekretar des AuBeren, Hiill, am gleichen Tage, es sei den USA gleichgiiltig, wenn Vichy die Bezie-
hungen abbreche. Die Regierung der USA habe seit 1940 die Beziehungen zu Vichy nur als ein Mittel
betrachtet, die Vorbereitungen fur die jetzigen Militaraktionen und fur die Befreiung Frankreichs zu
erleichtern. Damit gab also Hiill zu, daB die Hauptaufgabe der USA-Diplomaten und Konsuln in
112 Frankreich und in Franzosisch-Nordafrika die Vorbereitung des Angriffs auf das franzosische
Kolonialreich gewesen sei. Der Leiter der USA-Konsulate in Franzosisch-Nordafrika, Murphy, wurde
denn auch (wie am 18. November aus London gemeldet) dem alliierten Nordafrika-Hauptquartier als
„Berater" zugeteilt. Die USA aber beschlagnahmten alle franzosischen Schiffe in amerikanischen Ha-
fen, lieBen die franzosischen Guthaben in den USA einfrieren und erklarten das kontinentale Frank-
reich als feindliches Gebiet. Roosevelt teilte am 1 1 . November mit, er habe die Frage einer Offensive
gegen die Achsenmachte schon vor langerer Zeit mit Churchill besprochen, der sie seinerseits mit
Stalin in Moskau behandelt habe. Es sei sowohl der Angriff gegen Nordafrika wie der gegen Europa
erortert worden, und es sei beschlossen worden, daB eine zweite Front in Europa vor 1943 nicht durch-
fiihrbar sei. Die Offensive gegen Nordafrika sei die zweite Front.
tjber den Abbruch der diplomatischen Beziehungen ging Vichy nicht hinaus, wenn auch Laval in ei-
ner Rundfunkansprache am 20. November erklarte, daB President Roosevelt durch seinen Angriff auf
Franzosisch-Nordafrika die Beziehungen der USA zu Frankreich auf eine nicht wieder gutzumachende
Weise unterbrochen habe. In dieser programmatischen Rundfunkrede gab Laval sodann die Erklarun-
gen bekannt, die er am 27. April dieses Jahres dem USA-Botschafter Leahy in Vichy abgegeben habe
und in denen er betonte, daB Frankreich von sich aus nie etwas unternehmen wurde, weder in Worten
noch in Gesten, was die USA als unkorrekt oder nicht fair auslegen muBten. Er habe dem Admiral
Leahy erklart, daB er eine absolute Verstandigung mit Deutschland wiinsche, da dies die einzige Basis
fiir einen Frieden in Europa sei, und zwar um so mehr, seit die bolschewistische Gefahr in voller Gro-
Be klar geworden sei. Er, Laval, glaube unerschiitterlich an den Sieg Deutschlands, aber er wurde die
Verstandigungspolitik mit Deutschland auch betreiben, wenn das Reich besiegt ware. Frankreich, so
betonte Laval, habe sein Wort gehalten, die USA dagegen hatten ihre Haltung Frankreich gegeniiber
geandert und etwas nicht wieder Gutzumachendes begangen. Weiter erklarte der franzosische Regie -
rungschef, daB die Regierung einer Freiwilligenlegion zur Verteidigung des Imperiums keine Hinder-
nisse in den Weg legen und sie nicht entmutigen werde. Wir wollen nicht, sagte Laval, daB die „fiirch-
terliche Gefahr des Bolschewismus" hinter den angelsachsischen Machten iiber Europa herfallt und
seine alte Kultur vernichtet. Dank Roosevelt sind alle europaischen Staaten zu einem gemeinsamen
Schicksal verbunden.
Die Englander hatten im Laufe der Geschichte stets ihren Egoismus gezeigt. Sie hatten Indien, Kana
113 da und andere Besitzungen in Ubersee Frankreich geraubt. Jetzt habe Japan den Angelsachsen am
anderen Ende der Welt ihre Kolonien genommen. Dafiir suchten sie nun Kompensationen in den fran-
zosischen Kolonien zu finden. Laval appellierte an die Franzosen, sich nicht durch den Rundfunk und
durch die Propaganda des Feindes beirren zu lassen. Es seien immer Emigranten, die iiber den feindli-
chen Rundfunk sprachen. Laval betonte sodann, daB er diesen Krieg niemals gewollt habe. Vielmehr
sei er fiir eine Verstandigung mit Deutschland gewesen, und auch mit Italien habe er im Jahre 1936
einen Vertrag schlieBen wollen. Ebenso sei er auch stets fiir eine Friedenspolitik gegeniiber den USA
gewesen. Laval wies darauf hin, daB eine Niederlage Deutschlands dem Kommunismus in ganz Euro-
pa freien Lauf geben wurde. Er sei — so sagte er weiter — fiir ein freies Regime, werde aber niemals
zulassen, daB die Demokratie, die Frankreich friiher hatte, von neuem in Frankreich ans Ruder kom-
me. Der Regierungschef gab seiner Uberzeugung Ausdruck, daB der Tag kommen werde, da iiber Al-
gier die franzosische Fahne von neuem wehen werde. Frankreich werde seine Krafte wieder sammeln.
Jetzt stromten von alien Seiten Freiwillige, die nach Afrika zum Schutz der franzosischen Besitzungen
gegen die Angelsachsen fahren wollten. Laval erinnerte dann an die Haltung Madagaskars, der Antil-
len und Alexandriens und sagte, Roosevelt habe durch eine methodische Vorbereitung die Verteidi-
gungsmittel Frankreichs in Nordafrika blockiert und geschwacht. Er habe sich eingeborene Hauptlinge
zu Komplicen gemacht. Seit ihrem Eintreffen in Nordafrika hatten die USA-Behorden gezeigt, wel-
ches Schicksal Frankreich morgen erwarten wiirde, wenn Roosevelt den Sieg davontriige. Frankreich
wlirde sich dann der Herrschaft von Kommunisten und Juden zu beugen haben.
Der Verrat Darlans und die ihm von den Amerikanern in Nordafrika zugebilligte Stellung, die Darlan
zum Oberkommissar fur ganz Franzosisch-Nordafrika bestimmte und ihm praktisch die Rolle eines
Vertreters des franzosischen Staatschefs zubilligte, stieB auf die scharfste Ablehnung de Gaulies, des
anderen franzosischen Verratergenerals, der schon gleich nach dem Waffenstillstand von Vichy abge-
fallen war und sich in London an der Spitze eines sogenannten franzosischen Nationalkommitees als
Chef einer Quasi-Gegenregierung gegen Vichy etabliert hatte. De Gaulle und seine Anhanger verof-
fentlichten scharfe Erklarungen gegen Darlan, dem sie sich nie unterordnen wlirden. Die englische
Presse und zahlreiche englische Parlamentarier stellten sich auf denselben Standpunkt, und die Dis-
kussion iiber Darlan nahm in England immer scharfere Formen an, richtete sich auch gegen General
Eisenhower und sogar gegen die USA-Regierung. Dies rief schleunigst Roosevelt selbst auf den Plan,
114 der am 18. November auf der Pressekonferenz im WeiBen Hause erklarte, er habe die politischen Ver-
einbarungen, die General Eisenhower fur den gegenwartigen Zeitpunkt in Nord- und Westafrika abge-
schlossen habe, gebilligt. Damit sei keine auf die Dauer gultige Vereinbarung getroffen worden, son-
dern man habe damit in erster Linie militarische Ziele verfolgt. Der englische AuBenminister Eden
muBte daraufhin gegenuber einer Anfrage im Unterhaus iiber die Position Darlans antworten, die Er-
nennung Darlans sei nicht so sehr eine britische als eine Angelegenheit der USA. Ferner erklarte er,
jede offentliche Debatte iiber die Stellung Darlans sei unzweckmaBig.
Hinter diesen Erorterungen iiber die Rolle und die Stellung Darlans steht ein tiefgehender Gegensatz
zwischen England und den USA. Alles weist daraufhin, daB die USA sich im franzosischen Kolonial-
reich, besonders in Franzosisch-Nord-, -West— und -Aquatorialafrika auf die Dauer festsetzen wollen.
Nachdem sie von Japan aus Ostasien verdrangt worden sind, suchen sie iiberall nach Ersatz fur die
verlorenen Rohstoffquellen und wirtschaftlichen Expansionsgebiete. Zu diesem Zweck haben sie das
viele Millionen Quadratkilometer umfassende franzosische Kolonialreich 'sich ausersehen. Ein Blick
auf die Weltkarte zeigt, daB die USA, wenn sie Franzosisch-Nord-, -West- und -Aquatorialafrika in
der Hand haben, ganz Ibero-Amerika wie in einer groBen Zange umfassen, daB sie den mittleren und
siidlichen Atlantik vollkommen beherrschen und auBerdem eine dominierende Position im Mittelmeer
gewinnen wiirden. Es liegt auf der Hand, daB dies eine entscheidende Minderung von Englands bishe-
riger Stellung im Atlantik, in Afrika und im Mittelmeer bedeuten wiirde. Beide Hauptverbindungslini-
en Englands zu seinen Besitzungen in Afrika und rings um den Indischen Ozean, namlich die durchs
Mittelmeer und die durch den Atlantik, um das Kap der Guten Hoffnung herum, wiirden unter die
Kontrolle der Vereinigten Staaten kommen.
Dies sind die Perspektiven, unter denen man den Gegensatz zwischen de Gaulle und Darlan und die
mit zunehmender Heftigkeit in England gefiihrte Diskussion um die Position von Darlan sehen muB.
De Gaulle als Chef aller von Vichy abgefallenen Franzosen und franzosischen Gebiete bedeutet die
Hand Englands auf den geopolitischen, militarischen und wirtschaftlichen Positionen des bisherigen
franzosischen Kolonialreiches in Afrika und den diesen Kontinent umgebenden Meeren, wahrend
Darlan als dieser Chef bedeutet, daB diese Positionen in der Hand des USA-Imperialismus sind. Es
handelt sich hier um eine der wichtigsten Fragen, um die es fur England und die USA in diesem Krie-
ge geht.
In ihrem gegenseitigen Wettlauf um die bisher von Frankreich besetzten Positionen beeilte sich Eng-
land, einen der wenigen noch freien Punkte seinerseits zu besetzen. Am 28. November landeten auf
115 der Reede von St. Denis, der Hauptstadt der im Indischen Ozean gelegenen Insel Reunion Truppen, die
angeblich auf Befehl de Gaulies handelten. Bereits am 6. November wurde zwischen den geringen
Resten der franzosischen Verteidiger auf Madagaskar und den angreifenden Englandern ein Waffen-
stillstand abgeschlossen. Madagaskar war also damit ganz in englischer Hand.
Uber den Perspektiven des Wettlaufs zwischen England und den Vereinigten Staaten um macht- und
wirtschaftspolitische Positionen, die bisher in franzosischer Hand waren, darf man die unmittelbaren
und gemeinsamen Ziele nicht vergessen, die beide Machte mit dem Kampf um Nordafrika verfolgen.
Das Hauptziel ist, neue Angriffspositionen gegen Europa, und besonders gegen Italien zu gewinnen.
Niemand hat das deutlicher ausgesprochen als Churchill in einer Rundfunkrede am 29. November.
Afrika sei keine Station, es sei ein Sprungbrett, um den Feind besser fassen zu konnen. Er malte mit
geradezu wilder Freude aus, wie dann von Nordafrika der Luftkrieg gegen Italien mit aller Riicksichts-
losigkeit und Grausamkeit gefiihrt werden solle. Seine mit Drohungen und mit personlichen Schma-
hungen gegen Mussolini erfiillte Rede rief den Duce auf den Plan. Am 2. Dezember antwortete Mus-
solini mit einer langeren Rede vor der faschistischen Kammer. Einleitend betonte Mussolini, er spre-
che zum ersten Male seit achtzehn Monaten wieder zum italienischen Volke und nachdem Italien seit
dreiBig Monaten im Kriege sei. Er wolle audi keine politische Rede halten, sondern einen Rechen-
schaftsbericht geben. Der Duce unterstrich dann, daB der Krieg gegen die Sowjetunion unvermeidbar
gewesen sei und daB der Augenblick fur den Beginn des Kampfes gegen den Bolschewismus richtig
gewahlt worden sei. Dann wies Mussolini auf die Kriegsschuld Roosevelts hin und sagte: Wenn es in
der Welt einen Mann gibt, der den Krieg teuflisch gewollt hat, dann ist dieser Mann der President der
Vereinigten Staaten. Seine Herausforderungen, die MaBnahmen, die gegen uns ergriffen wurden, und
seine ganze Propaganda weisen darauf hin, daB jener Mann, der den amerikanischen Muttern heilig
versprochen hatte, daB nicht einer ihrer Sonne auBerhalb der Grenzen der USA fallen wiirde, den
Krieg mit Absicht herbeiftihrte. Natiirlich konnte Japan nicht abwarten, bis die USA den ersten SchuB
abgaben. Das ware eine Ritterlichkeit vergangener Zeiten gewesen, vorausgesetzt, daB es solche Zei-
ten uberhaupt gab. Infolgedessen hat Japan sehr gut daran getan, daB es nicht die letzte Stunde abwar-
tete, um den ubermutigen Amerikanern jene schreckliche Niederlage zuzufugen, die heute ganz Ame-
rika zu einem Trauer- und Schweigetag veranlaBt. (Sturmischer Beifall.) Der Eintritt Japans in den
Krieg des Dreierpaktes ist absolute Kriegsgarantie, weil Japan unerreichbar und unschlagbar ist. Mus-
116 solini kam anschlieBend auf die amerikanisch-englische Landung in Afrika zu sprechen, die durch die
Besetzung von Tunis, Korsika und der ganzen franzosischen Mittelmeerkuste beantwortet sei. Ferner
gab der Duce genaue Zahlen tiber die von den Englandern durch ihre Luftangriffe in Genua, Mailand
und Turin angerichteten Zerstorungen und die dabei entstandenen Verluste an Menschenleben.
SchlieBlich kam Mussolini zu dem, was er den Hauptteil seiner Rede nannte, namlich zu einer schar-
fen Abrechnung mit Churchill, die in ein eindrucks voiles Bekenntnis des Glaubens an den Sieg aus-
klang. Dieser Teil der Rede sei hier im Wortlaut wiedergegeben. Mussolini ftihrte aus:
Nun gelange ich zu dem eigentlichen Zweck meiner Rede. Der englische Premierminister hielt am
vorigen Sonntag eine Ansprache tiber den Rundfunk, von der ein groBer Teil fur das italienische Volk
bestimmt war. Er dachte sich, daB wir diese Rede nicht bekanntgeben wurden. Das kommt nicht in
Frage. Die Rede verlese ich heute. Ich verlese jenen Teil, der das italienische Volk und auch mich
personlich betrifft.
Churchill sagte: „Die Luftfront, die die Amerikaner und die RAF an den Mittelmeerkusten entlang zu
errichten im Begriff sind, muB zu neuen groBen Moglichkeiten fur das Jahr 1943 ftihren. Unsere Ope-
rationen in Franzosisch-Nordafrika miissen es uns ermoglichen, das Gewicht des Krieges auf das fa-
schistische Italien zu bringen, und zwar in einer Weise, die bisher sich noch nie die schuldigen Fiihrer
und noch weniger das ungltickliche italienische Volk, das Mussolini ausbeuten lieB, und ins Ungltick
soirzte, traumen lieBen. Schon wurde den Industriezentren Norditaliens eine hartere Behandlung zuteil
als einigen unserer Stadte im Winter 1940. Aber sollte der Feind bei gegebener Zeit aus der tunesi-
schen Spitze herausgeworfen werden, wie es unser Ziel ist, wurde ganz Suditalien, alle See-
soitzpunkte, alle Kriegsfabriken sowie alle anderen militarischen Ziele, ganz gleich wo sie liegen,
wissenschaftlich ausgefuhrten und vernichtenden Luftangriffen ausgesetzt werden. Es steht dem italie-
nischen Volk zu, den 40 Millionen Italienern (auch hier mtissen wir Ihre Angst abwenden, denn wir
sind nur 46 Millionen), die Entscheidung zu treffen, ob sie soviel Schreckliches tiber sich ergehen
lassen wollen oder nicht. Diese Rede muB ernst genommen werden. Schon seit langer Zeit habe ich
keine Illusionen, vorausgesetzt, daB ich jemals welche hatte, tiber den Kulturzustand des englischen
Volkes. Wenn ihr den Englandern den Smoking herunterreiBt, mit dem sie den 5-Uhr-Tee einnehmen,
werdet ihr den primitivsten britannischen Barbaren wiederfinden, dessen Haut mit verschiedenen Far-
ben bemalt ist, und der von den Legionen von Casar und Claudius bezwungen wurde. 50 Generationen
gentigen nicht, um die innere Struktur eines Volkes tief zu verandern. Inzwischen wurde auf dieser
117 primitiven Struktur ein heuchlerischer Lack aufgetragen. Nun darf man nicht mehr von einer inneren
und auBeren Front sprechen. Es besteht nur noch eine Front, die in verschiedene Abschnitte aufgeteilt
ist, und nach einer guten militarischen Regel muB auch der innere Abschnitt der Front tiefgegliederte
Bereitstellungen errichten. 1938, vor fiinf Jahren, sagte ich: „Wartet nicht, bis es 12 Uhr geschlagen
hat. Beginnt euch auf unserem schonen Land auszubreiten. Man konnte sagen, daB es mir manchmal
so ergeht wie jenem Dichter, der mehr zitiert als gelesen wird, und den man mehr anhort, als daB man
ihm folgt. Man muB die Stadte vor allem von Frauen und Kindern raumen. Man muB organisieren.
Alle diejenigen, die sich von den Stadten und Industriezentren weit entfernt niederlassen konnen, ha-
ben die Pflicht, dies zu tun. Dann muB man einzelne und gemeinsame Auswanderungen organisieren,
so daB in der Stadt bei Nacht nur die Kampfenden bleiben, die die zivile und moralische Pflicht haben
zu bleiben. Es wird dann leichter sein, Luftschutzkeller einzurichten, die starker sind als die, fur die
wir Hunderte von Millionen Lire ausgegeben haben und die bei Volltreffern von Bomben groBen Ka-
libers nicht Widerstand leisten konnen. Das ist sozusagen der negative Teil der Verteidigung gegen die
Angriffe. Dann kommt der positive Teil der Verteidigung. Diese kann nie geniigend vervollkommnet
werden. Ich bin aber erfreut, mitteilen zu konnen, daB uns Deutschland eine gewaltige Unterstiitzung
an Flakartillerie geben wird. Deshalb werden unsere Artillerie und die deutsche Artillerie unserem
Feind einen Empfang zu bereiten wissen, wie er ihn verdient.
Der Zweck der Churchill-Rede war es, das italienische Volk einzuschuchtern. Die These ist aber fol-
gende: Wir sind die harte und starke Rasse. Werden die Italiener, die so sensibel und leicht erregbar
sind, die notwendige Widerstandskraft haben? Ich antworte. „Ja" Ich weigerte mich, in der abso-
lutesten Weise zu glauben, daB das italienische Volk dem russischen Volk an Widerstandskraft nach-
stehe. Und wenn das geschehen wtirde, miissen wir auf unsere Hoffnungen verzichten, ein groBes
Volk zu sein. Rom war siegreich. Es ist groB gewesen nach Cannae. Wir werden beweisen, daB in
unseren Adern das gleiche Blut flieBt, das auch in den Adern der alten Romer floB. Daher werden wir
durchhalten, das erfordert unsere Ehre, Pflicht und unsere Wiirde. — Jetzt lese ich euch den Teil, der
mich betrifft: „Ein Mann und nur ein Mann hat es bis zu diesem Punkt gebracht."
In der Tat, ich muBte heute sehr stolz darauf sein, als Gegner des britischen Reiches anerkannt zu wer-
den, und daB ich das italienische Volk mit in diese Gegnerschaft hineingezogen habe.
Das italienische Volk hatte nicht in den Krieg eintreten mtissen, wenn damals nicht jemand im Begriff
118 gestanden hatte es anzugreifen. Ich mochte aber wissen, ob der englische Premier jemals das englische
Volk gefragt hat, ob es in den Krieg wolle oder ob er heute den Mut hat, das englische Volk zu fragen,
ob der Krieg noch langer fortgesetzt wird. Denn das ist die Demokratie, die an dem entscheidenden
Moment ihren Zweck verfehlt. Man spricht nicht mehr von Anfragen, von .Wahlen oder Abstimmun-
gen. Das Volk wird in die Reihen eingegliedert und muB folgen. Wir versuchten unser Bestes, um das
italienische Volk zu veranlassen, neutral zu bleiben und in Frieden sein Wohlergehen in einer Welt
voller Sturm zu genieBen. Waren wir aber neutral geblieben, waren wir in Unehre und in die schreck-
lichste Not gestiirzt worden, denn es ist offensichtlich, daB keiner der beiden Teile uns zu Hilfe ge-
kommen ware.
Churchill: „Aber Mussolini konnte sich nicht der Versuchung entziehen, dem niedergeworfenen
Frankreich und einem England in den Riicken zu fallen, das er schon hoffnungslos glaubte." Nun ist es
hochste Zeit, daB wir ein fur allemal iiber diesen beriihmten DolchstoB sprechen. Der Kriegseintritt
Italiens war fur den 5. Juni vorgesehen. Das war der Zeitpunkt, den ich festlegte. Es war das deutsche
Oberkommando, das uns bat, aus technischen Griinden, tiber die es heute umsonst ware zu sprechen,
unseren Kriegs eintritt bis auf den 10. Juni zu verschieben. Niemand glaubte, daB der Krieg in Frank-
reich einen so jahen AbschluB linden wtirde. Vor allem glaubte dies Churchill selbst nicht, der vor
einigen Monaten vorher in Paris am 14. Juli einer franzosischen Parade beiwohnte und das fran-
zosische Heer mit dem machtigsten und glanzendsten Heer der Welt verglich. Andererseits war, als
wir angriffen, die franzosische Alpenarmee unbertihrt, die Luftwaffe fast unversehrt und die Marine
ganzlich unversehrt. Letztere war fur einen Krieg sehr wichtig, der sich im Mittelmeer abspielen sollte.
Aber der Polemik zuliebe wollen wir auch zugeben, daB wir Frankreich diesen DolchstoB versetzt
haben. Es ware dann nur einer fiir die Hunderte von Dolchstichen gewesen, die Frankreich wahrend
vieler Jahrhunderte uns in den Rticken gab.
Churchill ftihrte weiter aus: „Sein wahnsinniger Traum eines imperialen Ruhmes, seine Eroberungs-
und Beutegier und seine Tyrannei fuhrten ihn zu jener fatalen und schamvollen Geste. Vergebens habe
ich ihn gewarnt. Er wollte nicht diskutieren. Sehr wenig blieb in seinem steinernen Herzen von dem
weisen Appell des Prasidenten der Vereinigten Staaten." Ware ich dem Appell Roosevelts gefolgt,
dann hatte ich ein Herz aus Schweinefett.
Churchill: „Seine Hyanennatur unterschritt alle Grenzen der Vernunft und des Anstandes."
Nun sagt man, daB dieser Herr ein Nachkomme aus einer Herzogsfamilie sei und daB in seinen Adern
119 viel blaues Blut flieBe. In meinen Adern hingegen flieBt das gesunde und reine Blut eines Schmiedes.
Aber in diesem Augenblick ftihle ich mich als ein viel groBerer Herr als jener, aus dessen nach Alko-
hol und Tabak stinkendem Munde diese miserablen Niedrigkeiten kommen.
Churchill: „Heute ist sein Imperium (Mussolinis) entschwunden." Es ist dariiber noch nicht das letzte
Wort gesprochen worden. Ich weiB, daB es nicht einen einzigen Italiener gibt, der nicht das Frtihjahr
1937 wieder erleben will.
Churchill: „Was haben die Italiener dafiir? Einen kurzen Spaziergang entlang der Riviera mit Erlaub-
nis der Deutschen. Einen fltichtigen Besuch auf Korsika, einen blutigen Kampf gegen die heldenhaften
jugoslawischen Patrioten, eine Schande in Griechenland und die Ruinen von Genua, Turin und Mai-
land." Nun darf es niemandem erlaubt werden, und vor allem am wenigsten dem englischen Premier,
das Heldentum des italienischen Soldaten zu bezweifeln. Die deutschen Kameraden sind die ersten,
die es bestatigen konnen, daB der italienische Soldat zu Lande, in der Luft und zur See besser ist, gut
gefuhrt und gut ausgeriistet ist und in bezug auf Mut, Widerstand und Intelligenz einen Vergleich mit
dem besten Soldaten der Welt nicht furchtet.
Churchill: „Ein Mann und das Regime, das er begriindet hat, haben dieses unermeBliche Ungluck tiber
das italienische Volk gebracht, das arbeitsam, genial und einmal glticklich war." Das italienische Volk
war nie gliicklich. Das italienische Volk ist das groBe unbekannte Volk, niemand kennt es. Vom italie-
nischen — waren es nur seine zeitgebundenen und oberflachlichen Seiten — herausgestellt, aber in
seiner inneren tieferen Struktur ist dieses Volk jenen Menschen unbekannt, die sich in sein Land mit
einem schon vorgedruckten Vademecum begeben. Es ist ein Volk, das nicht geniigend Brot hat, und
jedesmal, als wir versucht haben, uns einen Platz zu schaffen, haben wir immer versperrte Wege vor-
gefunden, die nicht nur fur das faschistische Italien gesperrt waren, sondern auch fur das vom Fa-
schismus reine und einfache Italien. Ja, sogar vielleicht auch fur das Italien von Giolitti. Die Existenz
eines Italien ist nicht erwtinscht, eines Italien, das Traume von nationaler GroBe hat. Man will ein lu-
stiges und immer zum Dienste bereites Volk. Das ist der Traum, der in den Seelen der Angelsachsen
gart. Zum SchluB sagt dieser Herr, daB bis zur Machtubernahme Mussolinis das englischsprechende
Volk fur das italienische Volk groBe Sympathien hegte. Es ist eine schmutzige Luge, das beweise ich
euch. Wer war der erste, der in der Gesetzgebung Rassenunterscheidungen einfuhrte? Das war die
erzdemokratische gesternte Republik. Die USA waren die ersten, die einen Unterschied zwischen Eu-
ropaern und Italienern machten und, als ob dies nicht geniige, auch einen Unterschied zwischen Ita-
120 lienern und Italienern. Wenn heute Columbus in Amerika landen wtirde, wiirde er zuriickgewiesen und
unter Quarantine gestellt werden. Ich schlieBe.
Wie lange wird dies alles dauern? — Ich antworte in der feierlichsten und kategorischsten Weise: Dies
wird bis zum Siege und noch dariiber hinaus dauern. So sprach der englische Historiker Carlyle: „Es
ist eine Tatsache, daB alles, was unsere Regierung und wir unternehmen und alles, wovon wir spre-
chen, nur ein Gewebe von Ltigen ist. Keine Rasse ist nach Adam mit so schmutzigen, liigenhaften
Lumpen angezogen, aber wir tragen diese Lumpen mit Stolz wie ein Priestergewand oder einen konig-
lichen Mantel. Ein Englander darf nie die Wahrheit sprechen, das ist die allgemeine Meinung. Seit 220
Jahren lebt England von Ltigen aller Art. Von Kopf bis FuB ist England mit traditioneller Heuchelei
umhullt, wie von den Wellen des Ozeans." Und der Dichter Byron schrieb am 16. April 1820, bevor er
an der Malaria starb, seinem Freund: „Die Englander sind das miserabelste Volk, das unter dem Him-
mel existiert. Auch ich ware nach Neapel gefahren, wenn ich nicht gewuBt hatte, daB dort eine groBe
Zahl Englander sich aufhalt. Ich ziehe es vor, die Englander aus einer gewissen Entfernung zu sehen.
Nur ein auBerordentlicher Ausbruch des Vesuvs konnte mir ihre Anwesenheit ertraglich machen. Au-
Ber der Holle kenne ich keinen anderen Ort, wo ich mit ihnen gemeinsam leben konnte. Ich hoffe, daB
mich eines Tages niemand zwingen wird, nach England zuriickzufahren. Ich bin uberzeugt, daB meine
Gebeine unter englischer Erde keine Ruhe haben wtirden. Meine Asche konnte sich nicht mit der Erde
dieses Landes vermischen!" Man braucht nur das Geschichtsbuch GroBbritanniens dieser letzten drei
Jahrhunderte durchzublattern. Wenn es ein Land gibt, das seine Hyanen an alien Enden der Welt ent-
fesselt hat, um das Blut ganzer Generationen aufzusaugen, um alle Reichtumer auszubeuten und das
ganze Gold zu stehlen, dann ist das Land England. Warum haben viele Italiener die Niedrigkeit des
Admirals Nelson vergessen, der den neapolitanischen Admiral Caracciolo am Mast der „Minerva"
aufhangte, nachdem er ihn verraten hatte? Warum haben viele Italiener vergessen, daB die Gebruder
Bandiera erschossen wurden, weil sie die Englander, die die Post von Mazzini zensierten, bei den
Bourbonen meldeten? Warum vergessen viele Italiener, daB die Englander 1858 Genua zu bombardie-
ren drohten, wenn Piemont mit Frankreich den Krieg an Osterreich erklaren wtirde? Meine Herren,
man macht nicht einen Krieg, ohne den Feind zu hassen. Man kann nicht einen Krieg ftihren, ohne den
Feind von morgens bis abends zu hassen, wahrend aller Tages- und Nachtstunden. Man muB sich ein
fur allemal von den falschen Sentimentalitaten befreien, denn wir stehen Barbaren und Wusflingen
121 gegeniiber. Man muB also mit der hochsten Energie reagieren gegen alle Tendenzen, die unseren Geist
schwachen mochten. Diese Schwache wtirde das falsche Bild eines italienischen Volkes geben, das
nur schoner Dinge fahig ist. Unser Volk war wahrend des friihen Mittelalters auBerst hart. Leider wa-
ren wir unter uns selbst hart. Das ist das italienische Volk. Nach dem Fall der glanzenden florenti-
nischen Republik gab es auch damals eine Art von 5. Kolonne, die von Malatesta gefiihrt war. Damals
begannen Italien und Piemont unkriegerisch zu werden. Seit damals verbreitete sich in der Welt die
Vorstellung, Italien beschaftige sich nur mit Pinsel und Musikinstrumenten. Nun werde ich euch eine
Sache sagen, die paradox erscheinen wird. Gut, ich wiirde es vorziehen, weniger Denkmaler, weniger
Gemalde in den Museen zu besitzen, daftir aber mehr Fahnen dem Feind entrissen zu haben. Das ita-
lienische Volk ist bewundernswert. In alien seinen Klassen, von der Aristokratie bis zum kleinsten
Mann. Mehr kann man vom italienischen Volk nicht verlangen. Man kann vom italienischen Volk
nicht anhaltende Begeisterungskundgebungen fordern. Ich mochte das Volk kennen, bei dem wahrend
dieses Krieges dauernd Begeisterungskundgebungen stattfinden. Die Begeisterung ist ein lyrisches
Moment im Leben, und lyrische Momente sind sehr selten im Leben eines Volkes. Wenn ich ein Indi-
viduum kennen wtirde, das vom friihen Morgen bis zum spaten Abend begeistert ist, wtirde ich an
seinem gesunden Menschenverstand zweifeln. Das italienische Volk ist diszipliniert. Niemals hat es
Sabotageakte begangen. Niemals gab es auch nur ein Zeichen einer Demonstration gegen den Krieg.
Nur eine Frau. — Das ist nicht der Rede wert. Ich will den Namen nicht nennen, man wtirde ihr zuviel
Ehre damit antun. Es ist wahr, daB einer den Tempel der Diana zerstorte, um in die Geschichte einzu-
gehen. Nur eine Frau in Genua rief, daB sie den Frieden wolle, und ich finde, daB in diesem Wunsch
nichts ist, was nicht menschlich ist. Dann konnte man feststellen, daB sie reich mit Ringen geschmuckt
war, woraus man schlieBen konnte, daB sie zur Klasse des Volkes gehorte, die man vor langer Zeit als
wohlhabende Klasse bezeichnete. Die Frauen sind bewundernswtirdig im Dulden, in ihrer Disziplin.
Sie sind wirklich die unerschopflichen moralischen Reserven der Nation. Die Disziplin dieses Volkes
kann gewiB nicht durch die, die ich Bazillentrager nenne, angegriffen werden. In einem Millionenvolk
gibt es verschiedene Temperamente. Es gibt sehr viele Nuancen moralischer Moglichkeiten. Es gibt
auch solche, die ein zartes Nervensystem oder ein krankes Nervensystem haben. Diese Leute sind im
Grunde unschadlich. Sie glauben an alles und vergessen alles. Ich habe ein Bandchen, das betitelt ist:
„Dokumente der menschlichen Dummheit." Und hier sind alle Stimmen gesammelt, die mich errei-
122 chen. Erinnert ihr euch zum Beispiel an die „Woche der Helden", als das italienische Volk eine ganze
Woche hindurch kein Brot essen durfte, wie mir scheint als Anerkennung fur die heldenmutige Hal-
tung unserer Soldaten. Das italienische Volk hat eine beispiellose Disziplin gezeigt. Das ist ein Krieg,
den ich als heilig bezeichne. Unsere Lage in Anbetracht der See- und Landgrenzen zwingt uns stets
zur Verteidigung. Wir sind stolz darauf, daB wir an diesem Kampf teilnehmen. Ich liebe es nicht, Pro-
phezeiungen iiber die Zukunft zu machen. Sein oder Nichtsein stehen auf dem Spiele. Unser ist heute
der schreckliche Kampf. Man darf sich keine Illusionen iiber die „Pax Britannica" machen. Die „Pax
Britannica" wird ein hundertfaches Versailles sein. Die Briten haben bei diesem Krieg nur ein Ziel.
Die ganze Welt soil in den Zustand versetzt werden, wie es Indien heute ist. Sie wollen eine Welt von
Sklaven. Sie wollen, daB die ganze Welt arbeitet, um England ein Jahrhundert der Ruhe zu geben, um
dem englischen Volk seine taglichen ftinf Verdauungen zu sichern. Jetzt, Kameraden, heiBt es fur die
Lebenden zu kampfen, denn man kampft fur die Zukunft. Es gilt jedoch, auch fur die Toten zu kamp-
fen, denn ihr Opfer soil nicht vergeblich sein. Das Opfer derjenigen, die in unseren ruhmreichen Rei-
hen fielen, und derer, die im Krieg von Athiopien und Spanien fielen, und derer, die im gegenwartigen
Krieg gefallen sind und auch nicht die Opfer der 34 000 Faschisten, darunter 1500 Fiihrer. Diese unse-
re Toten befehlen uns mit gebieterischer Stimme, bis zum Sieg zu kampfen. Wir gehorchen!
Im AnschluB an diese Rede des Duce nahm die Faschistische Kammer einstimmig folgende Entschlie-
Bung an:
„Nach Anhorung der stolzen und festen Worte des Duce antwortet die faschistische Kammer auf die
Ltigen und Beleidigungen des Feindes, indem sie der heldenhaft Gefallenen an alien Kampffronten
gedenkt und den tapferen italienischen Soldaten sowie der von den feindlichen Angriffen betroffenen
Bevolkerung ihren GruB entbietet. Die Kammer bekraftigt den entschlossenen Widerstands- und
Kampfwillen des italienischen Volkes, das in unerschutterlicher GewiBheit fur den Endsieg zu kamp-
fen entschlossen ist."
Die Rede Mussolinis und die EntschlieBung der Faschistischen Kammer sind eine unmiBverstandliche
Antwort an die Adresse Churchills und seine Propaganda- und Luftangriffe auf Italien. In Berlin wur-
de in diesem Zusammenhange von offizieller S telle erklart, Churchill habe offenbar immer noch nicht
begriffen, daB die Achse eine Schicksalsgemeinschaft darstellt, die jedem Angriff mit geschlossener
Kraft entgegentreten wird.
Der amerikanisch-englische Angriff auf Franzosisch-Nordafrika hat den Krieg naher an die iberische
Halbinsel herangebracht. War es Zufall, daB in den Tagen vor diesem Angriff in Lissabon plotzlich
123 Streikbewegungen ausbrachen, die die Regierung Salazar durch rasches und energisches Eingreifen
zwar sofort unterdriickte, iiber deren Zusammenhange mit der unterirdisch von England in Portugal
und Spanien mit Hilfe der kommunistischen Agitation geschiirten Unruhe jedoch kein Zweifel sein
konnte. Die Funde an Waffen und Sprengstoffen, die in Lissabon im Zusammenhang mit den zahlreich
vorgenommenen Verhaftungen gemacht wurden, zeigten, daB es sich um eine langvorbereitete Aktion
handelte.
Roosevelt sandte gleichzeitig mit der Landung seiner Truppen in Nordafrika eine Botschaft an Franco,
in der er erklarte, daB diese Landung „in keiner Weise gegen die spanische Regierung, das spanische
Volk oder spanisches Gebiet im Mutterland oder Ubersee gerichtet sei." Spanien habe von den USA
nichts zu fiirchten. Ein gleiches Schreiben schickte Roosevelt an den Staatsprasidenten Portugals, Ge-
neral Carmona. London gab in Madrid und Lissabon ahnliche beruhigende Versicherungen ab und
versprach sogar wirtschaftliche Erleichterungen. Freilich hieB es in einer Reutermeldung aus London
vom 10. Dezember, ein weitblickender politischer Beobachter habe erklart, die amerikanische Aktion
sei vielleicht der Beginn einer groBen Offensive, die die Besetzung von ganz Nordafrika, einschlieB-
lich Spanisch-Marokko und ebenfalls der iberischen Halbinsel zum Ziele habe, um den Achsenmach-
ten zuvorzukommen.
Die Staatschefs Portugals und Spaniens antworteten auf Roosevelts Versicherungen zwar mit den in
der Diplomatic in solchen Fallen iiblichen freundlichen Worten, aber Franco ordnete wenige Tage
danach die Mobilisierung mehrerer Jahrgange der spanischen Wehrmacht an. Die spanische Einheits-
partei der Falange gab ein Flugblatt heraus, das die „zehn Gebote eines guten Spaniers" wiedergab,
mit folgendem Wortlaut:
Gehorche dem Caudillo. Denke daran, daB Spanien und die totalitaren Staaten in dieser Stunde ein
gemeinsames Ziel haben, namlich den Triumph der Gerechtigkeit. VergiB niemals, daB der beste Spa-
nier der ist, der in RuBland kampft. Verbreite keine falschen Geriichte und Verleumdungen, denn sie
werden in verbrecherischer Weise vom englischen Geheimdienst in die Welt gesetzt. VergiB nicht, daB
fur alles Schlechte, das dein Vaterland erdulden muBte, allein GroBbritannien verantwortlich ist. Uber-
zeuge deine Freunde, daB der englische Kapitalismus und der russische Kommunismus die gleiche
Sache sind, namlich Machenschaften des Judentums. Wenn man in deiner Gegenwart den Marxismus
und die Demokratie zu verteidigen sucht, so tritt solchen Verfalschungen mannhaft entgegen. Sorge
daftir, daB deine Kinder nicht auch in solch schmachvoller Zeit leben miissen, in der Spanien eine
Kolonie der Juden und Freimaurer war. Hasse England!
Als neuen Kommandeur der spanischen Truppen in Marokko entsandte Franco- den General Jague,
124 dessen Name aus dem spanischen Burgerkrieg bekannt ist als eines der tatkraftigsten und besten
spanischen Heerfuhrer und als eines Mannes, der zugleich als ein iiberzeugter Falangist gilt. Die
MobilisierungsmaBnahmen Spaniens sollen den Stand der Armee auf 1 350 000 Mann bringen.
Gegen Ende des spanischen Burgerkrieges sind Tausende von Rotspaniern nach Franzosich-
Nordafrika geflohen, wo sie z. T. in Internierungslagern untergebracht wurden. Sie wurden durch die
Amerikaner freigelassen, und dies hat in Spanien im Zusammenhang mit der Erkenntnis, daB hinter
den kommunistischen Unruhen auf der iberischen Halbinsel die Englander stecken, erhebliche Be-
sorgnis, besonders in den sozial bessergestellten Schichten hervorgerufen, auch bei solchen Person-
lichkeiten, die Neigungen fiir England haben.
Ohne Zweifel stellt der englisch-amerikanische Angriff auf Franzosisch-Nordafrika eine unmittelbare
Bedrohung der beiden autoritaren Staaten Spanien und Portugal dar, deren gegenwartiges Regime mit
alien seinen Tragern durch einen Sieg unserer Kriegsgegner mit der Vernichtung bedroht wtirde. Die
von Roosevelt Franco und Carmona abgegebenen beruhigenden Versicherungen sind natiirlich nur
dazu bestimmt, einzuschlafern und hinzuhalten, bis die USA und England in der Lage sein konnten,
auf der iberischen Halbinsel mit Erfolg dasselbe zu versuchen, was sie in Nordafrika getan haben. Die
von Franco verordneten MobilisierungsmaBnahmen zeigen, daB er die drohende Gefahr erkannt hat.
Im Zusammenhang mit den Planen unserer Kriegsgegner in Afrika, im Mittelmeer und gegen die Siid-
ktisten Europas fallt immer wieder der Name der Turkei. Wenn die iberische Halbinsel gegeniiber dem
linken Fliigel einer vom afrikanischen Kontinent gegen den Siiden Europas gerichteten Angriffsstel-
lung liegt, so befindet sich die Turkei auf dem rechten Fliigel dieser von Agypten nach dem Vorderen
Orient erweiterten Angriffsposition. Sie liegt zugleich dort, wo sich iiber Iran diese Position mit der
Ostfront beriihrt. Kein Wunder, daB die Turkei fiir unsere Kriegsgegner ein eifrig bearbeitetes Feld
diplomatischer und propagandistischer Arbeit ist. Das Ziel ist natiirlich, die Tlirkei zum AnschluB an
die angelsachsisch-bolschewistische Koalition zu bringen. Dabei wird mit Geld und guten Worten, mit
Versprechungen und Lockungen nicht gespart. Die tiirkische Politik hat aber bisher die Linie der Neu-
tralist, der guten Beziehungen nach alien Seiten und des moglichen Nutzens von alien Seiten nicht
verlassen. Der tiirkische Staatsprasident Inonii hat bei der Eroffnung des tlirkischen Parlaments am 1.
November die tiirkische Neutralitatspolitik erneut bekraftigt und sich zugleich scharf gegen Spekulan-
tentum und Preistreiberei ausgesprochen, „von denen man nicht wisse, fur Rechnung welcher fremden
125 Nation sie arbeiten." Er bezog sich damit offenbar auf recht ausgedehnte englisch-amerikanische Be-
mlihungen, durch systematischen Aufkauf von Lebensmitteln und Vorraten aller Art die Wirtschafts-
beziehungen zwischen der Tiirkei und den Achsenmachten, koste es was es wolle, zu storen und die
tiirkische Ausfuhr lahmzulegen.
Besondere Aufmerksamkeit wenden die Amerikaner neuerdings der Presse und sonstigen Propaganda
in der Tiirkei zu, wo sie hierfur eine iiber das ganze Land ausgedehnte Propagandaorganisation ge-
griindet haben.
In England und in den Vereinigten Staaten waren im Monat November die Ereignisse in Nordafrika
das groBe Thema. Man bemuhte sich, sie als einen riesigen Erfolg hinzustellen, als eine geradezu ent-
scheidende Wendung des Krieges, als Beginn einer kriegsentscheidenden Offensive und als die zweite
Front, auch zur Entlastung der Sowjetunion. Dies ist begreiflich, da der bisherige Kriegsverlauf unse-
ren Feinden ja wirklich nicht viel Gelegenheit gegeben hat, die eigene Lage gunstig und erfolgreich
erscheinen zu lassen und somit das Bedurfnis nach propagandistischer Aufmunterung in den Feindlan-
dern naturgemaB groB sein muB. Churchill, Roosevelt und sogar der englische Konig beteiligten sich
an diesem Propagandafeldzug. Rommel und seine ganze Armee wurden schon Anfang November so
ungefahr totgesagt, und Churchill stellte es in seiner Rede, auf die der Duce dann kraftvoll antwortete,
so dar, als ob Italien geradezu vor dem Zusammenbruch stiinde. Derartige Propaganda richtet sich
letzten Endes gegen ihre Urheber, sobald sich zeigt, daB sie von den Ereignissen nicht bestatigt wird.
Von einer Bedrohung der durch den bisherigen Kriegsverlauf geschaffenen Positionen der Achsen-
machte und ihrer Verbundeten in Europa zu sprechen, ist lacherlich. Haben doch Churchill und andere
ausdriicklich gestehen miissen, daB ihre Aktion in Afrika nur unternommen worden ist, weil sie es fur
unmoglich hielten, einen aussichtsreichen Angriff gegen Europa selbst zu machen. In einer Rede im
englischen Unterhaus am 11. November gestand Churchill, daB er bei seinem Besuch in Moskau Stalin
die englisch-amerikanischen Plane hinsichtlich Afrikas und die Unmoglichkeit einer zweiten Front in
Europa mitgeteilt und daB dies Stalin gar nicht gefallen habe. Stalin hat denn auch in einer Rede, die er
zum funfundzwanzigsten Jahrestag der bolschewistischen Revolution am 6. November hielt, ausge-
fiihrt, welch schwere Folgen es fur die Sowjetunion gehabt habe, daB ihre angelsachsischen Verbunde-
ten keine zweite Front in Europa eroffneten, und die Notwendigkeit fur die Sowjetunion, daB dies
schleunigst geschehe, energisch unterstrichen. Stalin wurde aber auf das Jahr 1943 vertrostet und er-
hielt Ende November in Form eines zwischen England, der USA und der Sowjetunion unterzeichneten
Protokolls iiber die Lieferung von Kriegsmaterial einen weiteren Wechsel ausgestellt, dessen Honorie-
126 rung freilich nicht nur von den drei Unterzeichnern, sondern auch von den U-Booten und der Luft-
waffe der Achsenmachte abhangen wird.
Kriegsmaterial kann aus England und USA nun einmal nur zu Schiff nach der Sowjetunion gelangen,
und der Verkehr zur See wird immer wieder von unseren Kriegsgegnern als ihr schwacher Punkt offen
eingestanden. So schrieb am 17. November Lord Hankey in der Sunday Times: „Die vor uns liegende
Aufgabe ist gewaltig. Der Angelpunkt, um den sich alles dreht, ist die Schiffahrt. Schwere feindliche
Angriffe muB sie nach wie vor iiber sich ergehen lassen und manchen Verlust einstecken. Daneben
werden aber Englands Versorgungsaufgaben immer groBer anstatt kleiner. Lord Hankey fiihrt dann
weiter aus, daB man gegenwartig auch noch groBe Tonnagemengen fur den Nachschub General Eisen-
howers freimachen miisse, ohne daB eine Entlastung an anderen Fronten einsetze. Demgegenuber habe
Hitler die groBen zwischen Pyrenaen und Ostfront liegenden Gebiete in eine einzige Festung verwan-
delt, die auf keinerlei uberseeische Zufuhren in ihrer Versorgung mit allem, was man brauche, ange-
wiesen sei." Unter dem Titel „Die schweigende Front" veroffentlichte der britische Admiral Sir Her-
bert Richmond im „Ecconomist" eine Bilanz der bisherigen britischen Schiffsverluste. Admiral Rich-
mond enthullte die Tatsache, daB England ein Drittel seiner Schlachtschiffe, mit denen es in den Krieg
eintrat, verloren habe, ebenso nahezu die Halfte seiner Kreuzer und Zerstorer. Einen kleinen Teil die-
ser Verluste habe die englische Flotte im Kampf auf See in den Gewassern vor Norwegen und Kreta
verloren. Die Hauptvernichter der englischen Marineeinheiten seien jedoch die Unterseeboote, die
Minen und die Luftwaffe, die die todliche Gefahr fur die britische Seemacht darstellten. Es sei hochst
beunruhigend, so fuhr Admiral Richmond fort, daB die Versenkungsrate der alliierten Schiffahrt im-
mer weiter ansteige, obwohl die britische Admiralitat behaupte, seit Kriegsbeginn mehrere hundert
feindlicher Unterseeboote vernichtet zu haben. Der Marinekorrespondent des „Observer" erklarte,
selbst wenn kein neues U-Boot mehr in Dienst gestellt werde, mtisse sich England immer noch nach
Mitteln umsehen, um mit den Hunderten von U-Booten fertig zu werden, die jetzt die alliierten Schiff-
fahrtswege bedrohten. Anderenfalls werde England einer sicheren Katastrophe entgegengehen. Chur-
chill selbst habe zugegeben, daB immer noch mehr deutsche U-Boote gebaut als versenkt wtirden, so
daB sich die Gefahren fur die alliierte Schiffahrt unaufhorlich erhohten. „Daily Mail" erklart: „Die U-
Boot-Gefahr ist heute wie gestern in der Lage, uns den Sieg aus den Handen zu nehmen."
Es beruhrt angesichts solcher Stimmen und angesichts der gesamten Kriegslage recht merkwurdig, daB
127 in England und den USA neuerdings iiber Kriegsziele, die Neuordnung Europas und eine neue
Weltordnung nach dem Kriege wieder viel diskutiert und alle moglichen Plane ausgesponnen werden.
Dies ist auch ein Propagandatrick. Man mochte der Welt glauben machen, die Kriegslage sei so, daB
man schon daruber diskutieren konne, wie man den Sieg ausniitzen wolle. Diese Propaganda kann sich
auf die Dauer ebenfalls nur gegen ihre Urheber selbst richten. Fur uns aber mag es immer wieder eine
Lehre sein, wenn wir horen, wie man Deutschland besetzen, zerstiickeln, ausbeuten, dem Kommunis-
mus ausliefern und als Machtfaktor ausloschen will. All dies kann die sowieso vorhandene Entschlos-
senheit, derartige Plane unserer Kriegsgegner auf jeden Fall zu vereiteln, nur bestarken.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1942
Dezember-Lieferung
(Nr. 79/80 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Silvesteransprache Reichsminister Dr. Goebbels
Reichsminister Dr. Goebbels hielt am Silvesterabend um 20 Uhr liber alle deutschen Sender folgende
Ansprache an das deutsche Volk:
„Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen!
77 Eine Ansprache zum JahresschluB vor dem ganzen Volke ist immer eine Art von nationaler Bilanz.
Man muB die allgemeine Lage, in der wir uns uberhaupt und der uns umgebenden Welt gegenuber
befinden, einer sorgsamen Prtifung unterziehen und dabei festzustellen versuchen, ob sie im Verlaufe
des zu Ende gehenden Jahres eine grundlegende Wandlung erfahren hat, und wenn ja, ob zum Guten
oder zum Schlechten. Zumal im Kriege ist das notwendig. Die Frage lautet also: Wo standen wir im
vorigen Jahr um diese Zeit, und wo stehen wir heute?
Als ich das letztemal am Silvesterabend zum deutschen Volke sprach, war die Winterkrise im Osten
auf den Hohepunkt gestiegen. Nur unter Aufbietung aller Reserven gelang es unseren Truppen, dem
infernalischen Ansturm der bolschewistischen Militarmaschine standzuhalten. Es schien, als hatten
sich nicht nur alle menschlichen, sondern auch alle Krafte der Elemente gegen uns verschworen. Wir
waren uns klar dariiber, daB das Reich gerettet werden konnte und muBte, aber nur durch eine stahler-
ne Willenskraft seiner Fuhrung und durch eine nationale Kraftanstrengung des ganzen Volkes, ins-
besondere der Front, ohnegleichen.
Der Ftihrer hat diese geschichtliche Willenskraft aufgebracht und Front und Heimat zu diesem sponta-
nen Ausbruch ihrer letzten Energien hochgerissen. Die Krise begann langsam zu schwinden, und zwar
von dem Augenblick an, in dem wir sie erkannten und ihr mutig entgegentraten, und es bewahrte sich
nun in der nachsten Folgezeit am deutschen Volke die Richtigkeit des Satzes, daB das, was einen nicht
umbringt, einen nur starker macht. Gestahlt und gefestigt kamen wir aus dieser Prtifung heraus. Wir
lernten zum ersten Male in diesem Kriege, daB kein Sieg von Format ohne schwerste seelische und
materielle Belastung errungen werden kann, und daB, wie Schliefen einmal sagt, eine Schlacht ohne
Krise keine Schlacht, sondern ein Gefecht ist. Wenn einer vorher noch daran gezweifelt hatte, ob uns
der groBe Endsieg gewiB sei, hier lieferte ihm die Nation den letzten und tiberzeugendsten Beweis. Ein
Volk, das sich solchen Priifungen gewachsen zeigte, war und ist fur die Zukunft zu GroBem berufen;
es muB das GroBe nur unentwegt wollen.
78 Unter diesen Auspizien traten wir damals in das Jahr 1942 ein. An jenem grauen, klirrend kalten
Dezemberabend lag es vor uns wie ein dunkel drohendes Geheimnis, und es bedurfte der Aufbietung
einer gigantischen Willenskraft, um den geschichtlichen Kampf mit ihm ohne Zittern und Zagen auf-
zunehmen. Wir Nationalsozialisten fanden die innere Seelenstarke und Bereitschaft dazu in einer lan-
gen kampferischen Erfahrung, die uns in der Vergangenheit manchmal vor schier aussichtslose Situa-
tionen gestellt hatte, deren wir uberhaupt nur Herr werden konnten dadurch, daB wir an unsere Kraft,
an unsere Mission und an unseren guten Stern glaubten. Wir hatten den Ftihrer schon im Ringen mit
ungleich viel groBeren Schwierigkeiten gesehen und immer noch erlebt, daB er sie tiberwand und an
ihnen nur seinen kampferischen Elan erprobte und starkte.
Welche Prognosen haben uns unsere Feinde heute vor einem Jahr gestellt, und was ist aus ihren dtiste-
ren Prophezeiungen geworden? Man muB sich das alles wieder ins Gedachtnis zuriickrufen, um dem
abgelaufenen Jahre Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Es war in der Tat ein gesegnetes Jahr fur uns.
Es wird zwar als eines der gefahrlichsten, aber auch als eines der groBten und entscheidendsten in die
Geschichte unseres Volkes iibergehen. Wenn dieser Krieg einmal in die Hande der Historiker hinein-
geraten wird, dann werden sie sicherlich feststellen, daB die Kurve unserer Sieghaftigkeit am Anfang
dieser zwolf Monate der starksten ZerreiBprobe unterworfen wurde, daB sie sich aber nach dem Beste-
hen dieser Probe durch das deutsche Volk endgiiltig und fur immer nach oben gewandt habe. Die Kri-
se schwand dann vollends, als die Elemente den Kampf gegen uns ergebnislos abbrachen. Auch der
vergangene harteste Winter seit Menschengedenken nahm ein Ende. Ihm folgte ein Friihling des War-
tens und fieberhaftester Vorbereitung, und mit dem Sommer trat die deutsche Wehrmacht, die unsere
Feinde in ihren leichtsinnigen und tiberheblichen Siegesphantasien schon zerfallen und aufgelost auf
dem Riickzug gesehen hatten, erneut zum Angriff im Osten an. Ich brauche nicht die triumphalen Sie-
ge in unser Gedachtnis zurtickzurufen, die sie in den darauf folgenden Monaten errang; sie gehoren
bereits der Geschichte an.
Ein Gebiet etwa doppelt so groB wie das englische Mutterland kam in diesem Sommer in unseren Be-
sitz. Wir nahmen dem Feind seine wichtigsten Rohstoff-, Rustlings- und Getreidezentren. Er erhielt
damit einen Schlag, von dem er sich in seiner weiteren Kriegfuhrung uberhaupt nicht mehr erholen
kann. Das Problem des Raumes fand in diesem Jahr im Osten seine Losung. Nun sitzen wir am lange-
ren Hebelarm. Wahrend bis dahin noch vielfach die Dauer des Krieges am Mark unserer nationalen
79 Kraft zehrte, ist von da ab die Zeit unser Bundesgenosse geworden. Uns fehlen jetzt nicht mehr die
Gebiete, die Kohle, Eisen, Mangan, Weizen und Getreide hergeben konnen; was uns vorlaufig noch
fehlt, das ist die Zeit, ihre Reichtiimer in unsere Dienste zu stellen. Unser Kriegspotential hat eine
Erweiterung erfahren, die, erst einmal richtig ausgenutzt, dem Krieg die entscheidende Wendung ge-
ben wird. Die Zeit, die sich bis dahin mit unheilvoller Kraft gegen uns wandte, steht nun in unserem
Dienst. Das Jahr 1942 ist das Jahr einer weiteren Sicherung unseres Sieges geworden. Wir konnte n
jetzt nur noch verlieren durch eigene Schuld.
Unterdes ist der Krieg zu einem globalen Ringen geworden. Kein Erdteil und fast kein Land wird
mehr von ihm verschont. Uber alle Weltmeere rast die Furie der Zers toning, eine rachende Gottin der
Geschichte, ihren strafenden Arm gegen die angelsachsischen Machte erhebend, deren Fuhrungen fri-
vol und ohne jeden Grund diesen Krieg vom Zaune brachen und deren Volker den zynischen GroBen-
wahn ihrer Regierungen einmal sehr teuer werden bezahlen miissen. Je weiter sich die Dimensionen
dieses Krieges ausdehnen, um so gigantischer werden naturlich auch die Probleme, die er aufwirft.
Wir stehen vor dem in der Geschichte nur sehr seltenen Ereignis, daB die Erde neu verteilt wird. Die
alte Verteilung hat sich als ungerecht und deshalb auf die Dauer nicht haltbar erwiesen. Es gab nur
reiche und arme Volker. Die reichen hatten kein moralisches Anrecht mehr auf ihren Reichtum, und
die armen sahen keinen geschichtlichen Zwang mehr zu ihrer Armut. Es gibt keine ewige Ordnung im
Weltbesitz. Der hat einen Anspruch auf Reichtum und Macht, der bereit ist, sie kampfend zu erwer-
ben. In diesem Kriege miissen wir das beweisen. Alle Voraussetzungen dazu sind uns gegeben: eine
geniale Fiihrung, ein hartes, tapferes Volk, ein ausreichendes Kriegspotential und eine groBe Chance,
die die Geschichte uns bietet.
Die Dauer des Krieges hangt von der Weite seiner Problematik ab. Wir stehen heute vor der teils giin-
stigen, teils ungiinstigen Notwendigkeit, in einem Gang alles das zu erledigen, wofiir wir sonst Jahr-
zehnte und Generationen notig gehabt hatten. Wir mogen das bedauern oder begriiBen, aber andern
konnen wir es nicht. Wir sind in die Weite unserer Kriegfiihrung eingespannt. Sie muB bis zum sieg-
reichen Ende durchgehalten werden. Was vor drei Jahren noch lediglich eine Sache der Tapferkeit und
des nationalen Enthusiasmus war, das ist jetzt dazu eine Sache der Zahigkeit und moralischen Standfe-
stigkeit geworden. Und gerade darauf hat der Feind seine Hoffnungen gesetzt. Er glaubt uns der lange-
ren Dauer des Krieges zwar materiell, aber nicht seelisch gewachsen. Er spekuliert darauf und gibt das
auch offen zu, daB sich eines schonen Tages fiir ihn das Wunder vom November 1918 wiederholen
werde.
80 Selbstverstandlich wird er sich in dieser Annahme tauschen. Wir haben als Volk in diesem Krieg so
viele Beweise unserer moralischen Standfestigkeit gegeben, daB dariiber eigentlich iiberhaupt kein
Zweifel mehr herrschen konnte. Das Reich wird verteidigt von einer Front, die jeder Belastung ge-
wachsen ist. Sie hat ihre Kampfstarke nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive, und
zwar unter den schwierigsten Bedingungen, oft genug gezeigt. Unsere Soldaten zu Lande, zu Wasser
und in der Luft stellen das stolzeste und zuverlassigste Mannestum dar, iiber das die deutsche Nation
je verfiigte. Selbst der Feind versagt ihm nicht seinen Respekt, der ja ohnedies schon dadurch bewie-
sen wird, daB er lieber aus der Feme als aus der Nahe mit ihm Bekanntschaft macht. Fiir diese Front
hat die Heimat nur ein Gefiihl des Stolzes und der tiefsten Dankbarkeit. Front und Heimat sind so eins
geworden, daB man nach der Haltung kaum unterscheiden kann, wo der Soldat aufhort und wo der
Zivilist anfangt. Wir sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ein kriegfiihrendes und kriegs-
tiichtiges Volk im besten Sinne des Wortes geworden. Wenn ich mich heute zum Dolmetsch der Ge-
fiihle hochster Anerkennung und Bewunderung mache, die die Heimat der Front gegeniiber hegt, so
weiB ich, daB sich im ganzen Reiche niemand findet, in dessen Namen ich dabei nicht sprechen diirfte.
Aber auch die Heimat hat sich wenigstens ein wohlwollendes und beifalliges Gutachten der Front
verdient. Sie will sich zwar nicht neben unsere kampfenden Soldaten stellen, aber was sie tun konnte
und was von ihr verlangt und erwartet wurde, das hat sie auch getan. Zumal in den luftbedrohten Ge-
bieten hat unsere Bevolkerung mit einer bewundernswerten Haltung vielfach Belastungen und Gefah-
ren auf sich genommen, die sich in mancher Beziehung neben der Front zeigen diirfen. Manner und
Frauen und sogar Kinder haben sich hier wahrhaft heldenmiitig bewahrt.
Auch im iibrigen Reich wird richtig kriegsmaBig gelebt und gewerkt. Unsere Bauern und Arbeiter
nehmen ein MaB von Pflichten auf sich, das fiir normale Zeiten ganzlich unertraglich scheinen wurde.
Sie wissen, was sie dem Kriege um unser Leben schuldig sind. Kaum einer schlieBt sich dabei aus.
Gelegentliche Faulenzer und Parasiten zahlen nicht mit. Sie sind der Abfall unseres Kriegslebens, der
auf den Kehrichthaufen gehort. Aber betrachtet doch unser Volk in seiner Gesamtheit: unsere Manner,
die 12 und 14 Stunden am Tage in den Rlistungsfabriken oder auf den Ackern werken, unsere Frauen,
die die ganze Last des Kriegshaushalts auf sich nehmen, dazu oft zu schwerer Tages- oder Nachtarbeit
in die Betriebe gehen und obendrein noch der Nation Hunderttausende von Kindern schenken. Seht
unsere Geistesschaffenden, unsere Arzte, Lehrer, Beamten, Journalisten, Kunsfler, unsere Wissen-
schaftler,
Techniker und Erfinder, nicht die intellektuellen Halbgebildeten, nein, unsere bewundernswerte natio-
nale Intelligenz und stimmt mir zu, wenn ich sage, daB die groBe Zeit das deutsche Volk in seiner Ge-
samtheit auch groB gefunden hat, groB im Ertragen von Belastungen und Leiden, aber auch groB im
Handeln.
Es kampft und arbeitet und tut alles, um den Krieg zu gewinnen! Das ist der Krieg um unser Leben,
wir wissen es alle. Das ist der Krieg, den seine Toten und ihre Hinterbliebenen uns in stolzer Trauer
als geschichtliches Vermachtnis in die Hand legen. Er bestimmt die Zukunft unseres Reiches, fur die
unsere Mutter selbst in dieser schweren Zeit noch ihre Kinder gebaren. Wenn es fur ein Volk iiber-
haupt eine historische Verpflichtung geben kann, hier stehen wir vor ihr. Es geht um alles.
Das deutsche Volk hat in seiner Gesamtheit eine starke und unuberwindliche nationale Verteidigung
aufgebaut, und zwar an der Front wie in der Heimat. Tief im Feindesland stehen unsere Soldaten und
halten die Wacht. Selbst die infernalischste Wut und die stumpfe Zahigkeit eines wilden Untermen-
schentums im Osten vermag sie nicht zu erschtittern. Wenn wir von hartesten Kampfen an alien Fron-
ten horen und lesen, so wissen wir, daB wir ihrem weiteren Verlauf mit ruhiger GewiBheit entgegen-
schauen konnen. Wir verlassen uns auf die sieghafte Kraft des ewigen deutschen Soldatentums, das
seiner groBen geschichtlichen Vorbilder wlirdig sein will und auch wiirdig ist. An unserer Seite stehen
in Treue mit uns verbunden starke und machtige Bundesgenossen. Das faschistische italienische Volk
kampft zusammen mit Finnland, Rumanien, Ungarn, der Slowakei und Kontingenten aus fast alien
ubrigen europaischen Staaten mit uns gegen die bolschewistische Weltpest, die ohne unseren sieghaf-
ten Widerstand Europa uberfluten wlirde. Das nationalbewuBte japanische Volk hat sich in Ostasien
erhoben, um in gewaltigen militarischen Schlagen die sein Leben beengende angelsachsische Fesse-
lung abzuschutteln. Die Kontinente erzittern vom Drohnen unserer Waffen. Nie stand eine so machtige
Koalition wie die unsere in einer derartigen Geschlossenheit im Kampf gegen die Weltunterdrucker,
die kein Mittel unversucht lassen, unsere Einheit zu zerspalten, und doch am Ende unter den Angriffen
der Achsenmachte zusammenbrechen werden. Wie in Ostasien, so sind in Europa die Krafte der seeli-
schen und materiellen Wiedergeburt der jungen Volker am Werke. Dieser Krieg wird enden
mit der Neuordnung der Welt, nach der die gequalte Menschheit sich seit Jahrzehnten sehnt, die nach
dem Weltkrieg nicht vollendet werden konnte und fur die die um ihr Leben ringenden Nationen, die
82 auf zu engem Raum ihre wachsende Kinderzahl nicht mehr ernahren konnen, deshalb ein zweites Mai
antreten mtissen. Heute kampfen sie alle in der richtigen Front. Heute stehen die unterdriickten Volker
geschlossen und einig, zu jedem Kampf bereit, gegen ihre Unterdriicker. Im Namen Europas, seiner
Kultur und Zivilisation ftihren wir Schwert und Fahne, verteidigen wir die alten Rechte und ewigen
Werte unseres Kontinents mit dem festen EntschluB, die Waffen nicht aus der Hand zu legen, bis das
groBe Ziel erreicht ist.
Im Jahre 1932 stand die nationalsozialistische Bewegung vor einer ahnlichen inneren, aber auch zeit-
entscheidenden Wende. Auch damals schien es manchmal, als habe sich die ganze Welt gegen uns
verschworen. - Doch was vermogen nicht Menschenkraft und Menschenwille, wenn sie fur das Gute
und Edle kampfen und gegen eine infernalische Tyrannei zu Felde ziehen! So ist es auch heute. Wir
sind so fest durchdrungen von der Reinheit unserer Sache und der Sieghaftigkeit unserer Waffen, daB
wir aus der starken Kraft unserer Herzen heraus das alte Jahr mit derselben inneren Glaubigkeit be-
schlieBen, mit der wir das neue beginnen.
Wir wissen nicht, wie lange dieser Krieg dauern wird. Es hieBe die Zeit verschwenden, dariiber Ver-
mutungen anzustellen. Es mag sein, daB uns noch ein hartes und erbittertes Ringen bevorsteht, es mag
sein, daB er so plotzlich wie er angefangen hat auch einmal sein Ende finden wird. Wer nur an den
Sieg denkt, nur fur ihn kampft und arbeitet, der kiirzt am meisten seine Dauer ab.
Jedes Zeichen von Schwache aber kann nur zu seiner Verlangerung beitragen. Darum laBt uns mutig
und unbeirrt durch die Zeitlaufe unsere Pflicht tun und das neue Jahr mit derselben kampferischen
Gesinnung begriiBen, mit der wir das alte entlassen; dann wird es unser sein, wie das vergangene unser
war. Es wird dann als ein deutsches Jahr in die Geschichte unseres Volkes libergehen.
Welch eine Wandlung hat unsere allgemeine Lage seit dem letzten JahresabschluB durchgemacht!
Damals standen wir in der Dunkelheit einer furchtbaren Krise, und nur unsere eigene unbeirrbare
Glaubigkeit verbreitete noch Helligkeit um uns. Heute sehen wir in der Feme schon Licht: das Licht
eines neuen Morgens, der auf uns wartet, fur den wir kampfen und arbeiten und dem wir mit der gan-
zen Kraft unserer Herzen zustreben. Unser Volk hat ihn sich verdient und will ihn sich weiter verdie-
nen. An der Front wie in der Heimat erfullt es in Treue seine harten Kriegspflichten. Ihm gebiihrt dafiir
hochster Dank und stolzeste Anerkennung. Es hat sich der geschichtlichen Stunde wtirdig erwiesen.
Wenn wir am heutigen Abend um das Vaterland versammelt stehen, dann gilt unser erster GruB dem
83 Ftihrer. Er halt die Nation mit starker Hand und fuhrt sie sicher tiber alle Gefahren hinweg. Es ist sein
Zeitalter, das wir durchschreiten, ein Zeitalter des Kampfes, an dessen Ende der stolze Triumph stehen
wird. Solange er bei uns ist, sind wir mutig, stark und voll von kiihnen Hoffnungen. Wenn wir heute
den Segen des Allmachtigen auf ihn und sein Werk herabflehen, dann ist das ein Gebet des ganzen
Volkes. Moge eine gtitige Vorsehung ihn uns gesund und voll von Kraft und EntschluBfreudigkeit
erhalten. Wenn er befiehlt, wollen wir ihm folgen. Es gibt keine Treue, die wir ihm nicht schenken,
keine Starke, die wir ihm vorenthalten, keine tiefe Glaubigkeit, die wir ihm verweigern wollen. Mit
ihm betreten wir das neue Jahr mit dem festen Willen, es uns ganz und gar zu erobern.
Wir wissen, daB es kein leichtes werden wird. Fur uns gilt das Wort, das der groBe PreuBenkonig mit-
ten im Siebenjahrigen Kriege an einer entscheidenden Jahreswende fur seine Soldaten und Generale
schrieb: ,Es wird das Jahr stark und scharf hergehen. Aber man muB die Ohren steifhalten, und jeder,
der Ehre und Liebe vor das Vaterland hat, muB alles daransetzen. Wie damals PreuBen nach schwer-
stem Kampf am Ende doch durch die SeelengroBe seines Konigs zur GroBmacht emporstieg, so wird
das Reich in diesem Kriege, fuBend auf denselben Tugenden, seinen Weg zur Hohe siegreich durch-
schreiten.
Also lasset uns die Ohren steifhalten und alles daransetzen. Wenn die Elemente uns umbrausen, seien
wir als Volk ein fester Felsblock im sturmischen Ozean der Zeit. Stehen wir auf der Wacht und bieten
wir dem Schicksal die Stirne. Wenn wir unerschuttert bleiben, dann wird uns am glucklichen Tage des
Sieges seine Gottin den Lorbeer reichen.
Ich griiBe das ganze deutsche Volk an der Front und in der Heimat, in Stadt und Land sowie uberall in
der weiten Welt. Kampf und Arbeit sei unsere Parole fur das neue Jahr. Mag es uns rutteln und schtit-
teln, wir wollen tapfer sein und ihm standhalten.
Und tiber seine Eingangspforte schreiben wir fur unser kampfendes und arbeitendes Volk das Wort
Friedrich Nietzsches:
„Du gehst deinen Weg der GroBe: das muB dein bester Mut sein, daB es hinter dir keinen Weg mehr
gibt. Jetzt muB das Mildeste an dir noch zum Hartesten werden. Wer sich schont, der krankelt zuletzt
an seiner Schonung.
Gelobtsei, was hart macht!'"
84 Der Weihnachtsmonat brachte an innerpolitischen Ereignissen nur wenig. Dagegen warfen einige
auBenpolitische Ereignisse ihre Reflexe auf den Verlauf der Dinge. Am meisten wohl bewegte unter
diesen Ereignissen die Rede des Duce das deutsche Volk. Mussolini hat zu den Italienern gesprochen.
Doch wird es niemand in Deutschland gegeben haben, der nicht gefuhlt hatte, daB die Satze des Duce,
die wie wuchtige Hammerschlage niederfielen, auch uns Deutsche genau so angehen. Sie bewegten
das deutsche Volk nicht nur, weil es durch die Waffenbruderschaft mit den Italienern verbunden ist,
sondern auch, weil es Worte waren, die ihrer ganzen Haltung nach und auch dem Geist nach, aus dem
sie gesprochen wurden, unserem Wesen gemaB sind. Aus der Rede des Duce vernahm das , deutsche
Volk, wie hart und zielbewuBt das faschistische Italien kampft!
Mit groBer Aufmerksamkeit verfolgte das deutsche Volk ebenfalls die Besuche des italienischen Au-
Benministers Graf C i a n o und des Chefs des italienischen Generalstabes Marschall Cavallero im
deutschen Hauptquartier am 18. und 19. Dezember. Von nicht geringerer Bedeutung war am Tage
darauf der Besuch des franzosischen Regierungschefs Pierre Laval beim Fiihrer, der in Gegenwart des
Reichsmarschalls und der beiden AuBenminister der Achse Graf Ciano und von Ribbentrop eine lan-
gere Unterredung tiber die aktuellen Probleme Frankreichs hatte. Der Jahrestag des Kriegseintrittes
Japans (11. Dezember) gab ferner AnlaB, der im ostasiatischen Krieg durch die Japaner gewonnenen
Siege zu gedenken.
Obwohl der Winter im Dezember an der Ostfront seinen Einzug gehalten hatte, wurden doch die
Kampfe mit unverminderter Heftigkeit fortgefiihrt. Wieder wie im vorigen Jahr versuchten die Russen
mit Beginn des Wintereinbruchs eine Offensive vorzutragen. Vergeblich!
In Nordafrika hatte sich Generalfeldmarschall Rommel vom Feinde abgesetzt. In einer Stellung an
der Grenze der syrischen Wtiste und Tripolitaniens erwartete er die britische Armee, der er ungeheure
Anmarschwege aufgezwungen hat. Diese Schwierigkeiten waren es auch, die die Bewegungsfreiheit
85 und Aktionsfahigkeit Montgomerys lahmlegten. In Franzosiseh-Nordafrika und Tunis kampften die
deutsch-italienischen Verbande unter starker Luftuberlegenheit erfolgreich gegen die britischen, vor
allem aber gegen die amerikanischen Streitkrafte.
Unablassig griffen auch im Monat Dezember die deutschen U-Boote auf den verschiedenen Meeren
feindliche Geleitzuge an. Sondermeldungen berichteten von hohen Versenkungsziffern, die in diesem
Wintermonat insgesamt 447 800 BRT ausmachten. Im Jahre 1942 hat die deutsche Wehrmacht, wie
der OKW-Bericht vom 1. Januar meldete, aus der britisch-amerikanischen Handelsflotte 8 940 000
BRT vernichtet! Das ist eine Zahl, die nach Auffassung von Sachverstandigen jedem Einsichtigen
auch im Lager der Feinde beweisen muBte, daB die Schlacht auf dem Atlantik von England und Ame-
rika nicht mehr gewonnen werden kann.
Unter den Kriegsauszeichnungen, die der Fiihrer im Dezember verlieh, sind an erster Stelle zu nennen
die Verleihungen des Eichenlaubs mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Als 21. Sol-
dat der deutschen Wehrmacht erhielt diese Auszeichnung Generalmajor Karl E i b 1, Kommandeur
einer Infanteriedivision, nach ihm General der Panzertruppen Hans Hube, Kommandierender General
eines Panzerkorps, und als 23. Soldat der deutschen Wehrmacht der Kommodore des Jagdgeschwaders
Udet, Major Wolf-Dieter Wilcke. — Unter der groBen Zahl der neuen Eichenlaubtrager ist besonders
zu nennen der Kommandeur der spanischen Division* Generalleutnant Munoz Grande, dem der Fiih-
rer am 13. Dezember im Hauptquartier die Ehrung selbst iiberreichte. Sie ist nicht nur eine Auszeich-
nung und Anerkennung fur den personlichen Einsatz und Heldenmut des spanischen Generals, son-
dern auch fur die tapferen spanischen Freiwilligen, die in schweren Angriffs- und Abwehrkampfen
Seite an Seite mit ihren deutschen Kameraden im Osten fur die Freiheit Europas standen. Die spani-
schen Blatter heben die Ehrung des Generals Munoz Grande stark hervor und unterstreichen seine und
der Blauen Division vom Fiihrer anerkannte Einsatzbereitschaft und Tapferkeit.
Der Fiihrer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auBerdem im Laufe des Monats Dezem-
ber folgenden Angehorigen der Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes:
Am 4. Dezember: Oberleutnant Eckehard Kylling- Schmidt, Kompaniechef in einem Grenadier-
regiment, als 150. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 5. Dezember: Oberstleutnant Nobis, Kommandeur eines Jagerregiments, als 151. Soldaten der
86 deutschen Wehrmacht; am 9. Dezember: Generalleutnant Wolfgang Fischer, Kommandeur einer
Panzerdivision, als 152. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 13. Dezember: Generalleutnant Karl Allmendinger, Kommandeur einer Jagerdivision, als 153.
Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 22. Dezember: dem vom Feindflug nicht zuriickgekehrten Hauptmann Heinrich P a e p c k e,
Gruppenkommandeur in einem Kampfgeschwader, als 154. Soldaten; Generalmajor Hermann Bale
k, Kommandeur einer Panzerdivision, als 155. Soldaten; General der Artillerie Walter R e i t z, Kom-
mandierender General eines Armeekorps, als 156. Soldaten; AA-Oberfiihrer Hermann Fegelein, Kom-
mandeur einer Kampfgruppe im Osten, als 157. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 23. Dezember: Kapitan z. S. Hellmuth von Ruckte s c h e 1, Kommandant eines Hilfskreuzers, als
158. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 29. Dezember: SS-Gruppenflihrer und Generalleutnant der Waffen-SS Felix Steiner, Kommandeur
einer SS-Panzergrenadierdi vision, als 159.; Generalleutnant Hubert Lanz, Kommandeur einer Ge-
birgsdivision, als 160.; Generalmajor Helmuth Schlomer, Kommandeur einer mot. Infanteriedivision,
als 161.; Oberst Maximilian Reichsfreiherr von Edelsheim, Kommandeur eines Panzergrenadierre-
giments, als 162.; Oberst Hartwig von Ludwiger, Kommandeur eines Jagerregiments, als 163.;
Hauptmann Harald von Hirschfeld, Bataillonskommandeur in einem Gebirgsjagerregiment, als 164.;
Oberleutnant d. R. Josef B r e m m, Kompaniechef in einem Grenadierregiment, als 165.; Oberst Hel-
muth Thumm, Kommandeur eines Jagerregiments, als 166.; Oberst Helmuth von Pannwitz, Ftihrer
einer Kampfgruppe, als 167.; Generalleutnant Martin Fiebig, Kommandierender General eines Flieger-
korps, als 168. Soldaten der deutschen Wehrmacht.
Am 7. Dezember berichtete das DNB, daB der Fiihrer dem Marschall von Italien und Gouverneur von
Libyen, Ettore B a s t i c o, in Anerkennung seiner vorbildlichen Zusammenarbeit mit der deutsch-
italienischen Panzerarmee und der ihr stets gewahrten tatkraftigen Unterstiitzung am 5. Dezember das
Deutsche Kreuz in Gold verliehen hat.
An der Ostfront errang am 13. Dezember das unter Fuhrung von Ritterkreuztrager Major Trautloff
stehende Jagdgeschwader seinen 3000. Luftsieg. Der AbschuB wurde von Eichenlaubtrager Leutnant S
t o t z iiber dem mittleren Frontabschnitt erzielt; Leutnant Stotz erhohte damit die Zahl seiner Luftsie-
ge auf 111.
In Anerkennung des pflichtgetreuen Einsatzes der Waffen-SS im Kampf um die Freiheit und Zukunft
des deutschen Volkes hat der Fiihrer der SS-Division „Leibstandarte Adolf Hitler",
87 „Das Reich", „Totenkopf und „Wiking" an Stelle der bisherigen Benennung „SS-Division" die
Bezeichnung SS-Panzer-Grenadier-Division" verliehen.
Neben seinen vielfachen Aufgaben auf dem Gebiete der motorischen Wehrertiichtigung hat das
NSKK. eine neue und wesentliche dazu iibernommen: die Ausbildung von Sturmbootfahrern und Fah-
rern anderer motorisierter Wasserfahrzeuge der Pionierwaffe. Mit dem ersten Lehrgang, der im Zu-
sammenhang hiermit stattfand, verband am 5. Dezember Korpsfiihrer Kraus eine Einweisung der Fiih-
rer der Motor-Obergruppen und Motorgruppen des NSKK., der auch der General der Pioniere, Jacob,
beiwohnte. KriegsmaBige Vorfiihrungen der Pioniere zeigten das hohe Ausbildungsziel dieser stolzen
Waffe.
Am 2. Dezember empfing der Fiihrer in Anwesenheit des Reichsministers des Auswartigen von Rib-
bentrop den neuernannten spanischen Botschafter Gines Vidal y Saura zur Uberreichung seines Be-
glaubigungsschreibens. AnschlieBend verabschiedete sich vom Fiihrer der bisherige spanische Bot-
schafter Graf von Mayalda.
Auf Einladung der Internationalen Rechtskammer weilte anfangs Dezember eine Delegation des unab-
hangigen Staates Kroatien in Berlin, der unter Fuhrung von Prof. Dr. S 1 a -dowic maBgebliche kroati-
sche Wissenschaftler und Vertreter mehrerer kroatischer Ministerien angehorten. Die Delegation pflog
mit der Internationalen Rechtskammer Verhandlungen iiber die Beteiligung Kroatiens an der interna-
tionalen Zusammenarbeit auf dem Gesamtgebiete des Rechtswesens.
Am 8. Dezember empfing Reichsminister Dr. Goebbels den Minister fiir Volksaufklarung und Ju-
genderziehung in Bohmen und Mahren, Dr. M o r a v e c, zu einer langeren Unterredung iiber aktuelle
Fragen. Minister Moravec weilte auf Einladung des Staatssekretars Gutterer zusammen mit Kultur-
schaffenden aus Bohmen und Mahren zu einem mehrtagigen Aufenthalt in Berlin. Er besichtigte wah-
rend seiner Anwesenheit in der Reichshauptstadt verschiedene soziale und kulturelle Einrichtungen
und hatte mehrere Arbeitsbesprechungen iiber die von ihm betreuten Arbeitsgebiete.
Zur gleichen Zeit besuchte der italienische Minister fiir Erziehung, Exzellenz B o 11 a i, Berlin. Er
wohnte einer besonders feierlichen akademischen Festsitzung in der Aula der Berliner Universitat bei,
in der das auf seine Veranlassung ins Leben gerufene Ins ti tut „S tudiaHumanitatis" gegriindet
wurde. Reichserziehungsminister Rust begriiBte Exzellenz Bottai, der nach Berlin gekommen sei, um
dem Institut fiir sein Wirken eine Wegweisung zu geben. Nicht minder, herzlich bewillkommnete er
den greisen italienischen Rechtsgelehrten Exzellenz Ricco Bono. In deutscher Sprache fiihrte Exzel
88 lenz Bottai seine Horer in die Zielsetzungen des neuen Instituts ein. Es gelte ein neues Verstandnis fiir
den Begriff der Wissenschaft zu erarbeiten. Fiir Italien bedeute Wissenschaft Selbstbehauptung des
Geistes. Alles nur Subjektive sei unvereinbar mit wissenschaftlicher Methode, wofern sie nur eine
Bestatigung vorgefaBter Zwecke sein solle, entarte sie. Er proklamierte MaB und Abgewogenheit als
wissenschaftliche Methode, die immer zur Ganzheit vorzudringen trachte. — In lateinischer Rede
kennzeichnete sodann Exzellenz Ricco Bono den EinfluB der deutschen Wissenschaft auf das Ver-
standnis der Entwicklung des romischen Rechts. Den deutschen Beitrag zur Eroffnung des Instituts
gab Prof. Eduard Spranger. Humanismus, so fiihrte er aus, dlirfe nicht nur im Sinne der Weimarer
Klassik gewiirdigt werden; es sei vielmehr notwendig, aus dem Zusammenklang von Griechentum,
romischer Wesensart und Germanentum ein neues Verstandnis der Humanitat zu entwickeln. Die
„Studia Humanitatis" hatten eine dreifache Aufgabe: sie seien berufen, Erleuchtung der Vergangen-
heit, Vertiefung der Gegenwart und Wegweisung in die Zukunft zu bewirken. Das Institut wird in
Berlin ein eigenes Haus eroffnen, eine Bibliothek besitzen und in Vortragen und in Publikationen die
gemeinsamen Probleme entfalten, um der jungen studierenden Generation durch Stipendien den Zu-
gang zu den Forschungsgebieten der „Studia Humanitatis" zu ebnen.
Im „Haus der Flieger" fand aus AnlaB des Idu Adha, des hochsten islamischen Festes, eine Feier zur
Eroffnung des „Islamischen Kulturinstituts" in Berlin statt, auf der der GroBmufti von Jerusalem zur
islamischen Welt sprach. Als Schirmherr dieses neugegriindeten Instituts fiihrte der GroBmufti aus,
daB es die Aufgabe habe, die ethischen Forderungen des Islam in den Dienst der Neuzeit zu stellen.
Selbstaufopferung und personlicher Einsatz seien im Sinne dieses Feiertages die hochste Pflicht. Junge
Volker opferten ihre Sonne und alles sonst noch Kostbare und Edle auf dem Altar des Vaterlandes.
Der Islam sei aus dem Opfergeist seines Griinders hervorgegangen und groB geworden. Heute stehe
die islamische Welt vor der Frage des Kampfes um ihre Befreiung von Unterdriickung und Knecht-
schaft. Nur bedingungsloser Einsatz und Opferfreudigkeit konnten die Berechtigung zu Freiheit und
Dasein geben. Dem arabischen Volk hatten die Juden den Existenzkampf aufgezwungen. Schon habe
der Judenfuhrer Chaim Weizmann erklart, daB Franzosisch-Nordafrika die erste Briicke zwischen den
beiden gewaltigen judischen Zentren bilde zwischen New York und Jerusalem. Dagegen sei der jetzi-
ge Krieg, auf judische Veranlassung entfesselt, die beste Gelegenheit fur die Mohammedaner, sich von
der standigen Verfolgung und dem Terror zu befreien, von denen die arabische Heimaterde seit lan-
gem heimgesucht wurde.
89 Der GroBmufti hat mit seiner Behauptung, daB dieser Krieg ein judischer Krieg sei und die judische
Weltherrschaft zum Ziel habe, ein Thema angeschnitten, das in Deutschland nicht neu ist. Die judische
Presse hat es der Welt oft genug dargelegt, daB diese Herrschaft mit der brutalen Niederwerfung aller
Volker, denen ihre Freiheit am Herzen liegt, beginnen mtisse. Darum der riicksichtslose Kampf auch
gegen das nationalsozialistische Deutschland!
Es bedarf kaum einer besonderen Ansprache von sei ten der nationalsozialistischen Fuhrung, um dem
deutschen Volke den Stand der politischen und militarischen Lage darzustellen und den Willen zum
Siege immer starker zu entfachen, wie es z. B. Reichsminister Dr. Goebbels am 5. Dezember in der
historischen Kampfstatte der NSDAP., im Berliner Sportpalast, tat. Dort gab der Minister der Fiihrer-
schaft des Gaues Berlin die Parole fur die kommenden Kampfmonate. In seiner BegriiBungsrede versi-
cherte zunachst der stellvertretende Gauleiter von Berlin, Staatsrat Gorlitzer, daB „die Berliner die
Fuhrung in diesem Kriege bis heute nicht enttauscht hatten. Sie wtirden es auch nicht tun, ganz gleich,
wie lange dieser Krieg dauern und welche Formen er auch noch annehmen moge". Reichsminister Dr.
Goebbels gab dann einen Uberblick tiber die militarische und politische Lage, der ein ungeschminktes
Bild von den Fronten vermittelte. Er erklarte, daB es heute kein Problem gebe, das man nicht mit dem
deutschen Volke, vor allem aber nicht mit der Parteigenossenschaft erortern konne. Zu Beginn des
Krieges, so sagte er, habe es sich nicht darum gehandelt, das Reich nur an seinen Grenzen zu be-
schiitzen, sondern es sei darauf angekommen, den Krieg gleich in die gegnerischen Raume hineinzu-
tragen und damit die Basis fur seine siegreiche Fortsetzung und Beendigung zu schaffen. „Hatte man
uns Im September 1939 vorausgesagt, daB wir im Dezember 1942 um die Wolga, in Stalingrad und
um Tunis westlich von Bizerta kampfen wiirden, dann waren wir vieler damaliger Sorgen enthoben
gewesen. Denn damals haben wir nicht nach der Wolga, sondern nach dem Rhein geschaut, und wir
haben nicht um Bizerta, sondern um Saarbriicken gekampft. Daran mag man den Unterschied unserer
Lage zwischen heute und damals am besten erkennen. Aus der auBerordentlich begrenzten und beeng-
ten Operationsbasis, die wir 1939 besaBen, sind wir so weit vor allem in den Osten hineingestoBen,
daB uns seine fruchtbarsten Felder und seine reichen Rohstoffgebiete fur unsere weitere Kriegfuhrung
zugutekommen. Das ist das Entscheidende ! Nach einer eingehenden Darstellung der Kriegslage, die
fur das Reich ebenso hoffnungsvoll wie fur den Feind duster ist, beschaftigte sich Dr. Goebbels mit
den geradezu lacherlichen Versuchen der Gegner, Volk und Fuhrung zu trennen. „Das Volk", so sagte
90 er, „ist in seinen breiten arbeitenden und kampfenden Massen seit jeher der Trager unserer nationalso-
zialistischen Anschauung gewesen. Es wird niemals von uns lassen und wir niemals von ihm. Ihm hat
der Nationalsozialismus den Weg in das Offizierskorps freigemacht. Das Volk steht dort gleichberech-
tigt und artverwandt neben jenem preuBischen Schwertadel, der noch in jedem Kriege seine Sonne auf
dem Schlachtfeld fur Deutschlands Zukunft geopfert hat. Wir wissen, wenn aus diesen drei Kompo-
nenten, der nationalsozialistischen Ftihrung, den breiten Volksmassen und einem so ausgerichteten
Offizierskorps und Soldatentum eine Einheit wird — dann wird Deutschland ewig unliberwindlich
sein. Dann wird auch die soziale Frage ihre Losung finden; denn auf solchem Fundament laBt sich
unser breit ausgelagerter weitraumiger Staat sicher errichten!"
Wie sich seit alters her die deutschen Menschen am 24. Dezember um den Lichterbaum versammeln,
so ist es im, Laufe der letzten Jahre guter Brauch geworden, sich zur vorbestimmten Stunde um den
Lautsprecher zu scharen, damit alle Menschen deutscher Zunge, ganz gleich, ob sie in der Heimat,
auBerhalb der Grenzen oder, wie jetzt im Kriege, an der Front stehen, eine kurze Stunde der Einkehr
und der Besinnung halten. Dr. Goebbels gedachte in seiner Weihnachtsansprache des Ftihrers und
seiner Soldaten, denen an diesem Abend der Dank daftir entgegenschlage, daB die Heimat in Frieden
dieses Fest feiern konne. Der Minister wuBte in dieser Stunde noch nicht, daB sogar in der „Heiligen
Nacht" die bigotten Englander und Amerikaner ihre Bombenangriffe auf deutsche Stadte unternehmen
wtirden. Dies mag den Weihnachtsfrieden gestort haben, den HaB hat eine solche verwerfliche Tat
nicht nur bei den Betroffenen, sondern im ganzen deutschen Volke noch vertieft. Abgesehen von die-
ser Schandtat aber konnte die deutsche Heimat wirklich unter dem Schutze ihrer Soldaten ihr Weih-
nachtsfest feiern. Ja, die kampfende Front hatte im wahrsten Sinne des Wortes dazu beigetragen, das
Fest zu verschonern: die im ganzen Reich verteilten Sonderrationen, die aus den Vorraten des Ostens
alien Familien zugutegekommen waren, hatten dazu beigetragen, den auBeren Rahmen des Festes zu
bereichern. Dr. Goebbels gedachte in jener Stunde all derer, die von ihren Lieben getrennt sind. Er
machte sich insbesondere zum Dolmetsch aller deutschen Kinder, die ihren Vatern drauBen ihre weih-
nachtlichen GriiBe ubermitteln wollten. „Wer sahe nicht im Geiste", so sagte er, „die Millionen glan-
zender Augenpaare, die heute um den Weihnachtsbaum aufleuchten! Fur unsere Kinder arbeiten und
kampfen wir. Wir miissen durch das Inferno dieses Krieges hindurch, um fur sie den Eingang in eine
schonere und edlere Welt zu finden." Den Soldaten an der Front aber wolle er sagen, daB die Heimat
91 treu und unbeirrt hinter ihnen stehe. Der Soldat brauche, wenn er mit dem Gesicht gegen den Feind
stehe, uberhaupt nicht zuriickzuschauen. Er sei im Rticken gedeckt durch ein Millionenheer von Arbei-
tern, Bauern und Geistesschaffenden, besonders aber auch von deutschen Frauen, die mit edlem Fana-
tismus der Sache des Krieges trotz all seiner Belastungen dienen und niemals dulden mochten, daB sie
irgendeiner Gefahrdung ausgesetzt wtirde. Die Worte von Dr. Goebbels, die in einen Dank an den
Fiihrer und einer Bitte an den Allmachtigen, den Fiihrer zu schutzen, endeten, verbanden fur eine
Stunde die Heimat mit der Front und in einer Ringsendung die Soldaten von Narwik mit denen in Tu-
nis, die Posten an der Biskaya mit denen am Kaukasus und bei Leningrad. Die technisch meisterhafte
Sendung des deutschen Rundfunks, die an jedes Herz riihrte, klang aus in die krafttrotzenden Verse
des Lutherliedes „Und wenn die Welt voll Teufel war..."
Der SchluB des Jahres und der Beginn des neuen sind nicht zu denken ohne die Aufrufe des Ftihrers an
die deutschen Soldaten und an das deutsche Volk. In diesen Aufrufen, die im Januar-Bericht ausfuhrli-
cher erwahnt werden sollen, gab der Fiihrer eine umfassende Darstellung der Leistung von Front und
Heimat im Jahre 1942. Die Worte des Ftihrers waren getragen von dem felsenfesten Glauben an den
Endsieg, dem das Deutsche Reich und seine verbiindeten Nationen dank der Tapferkeit und dem Hel-
denmut ihrer Soldaten im vergangenen Jahr um ein betrachtliches Stuck nahergekommen seien.
Unter der Leitung des Generalbevollmachtigten fur die Reichsverteidigung und Reichsministers des
Innern, Dr. F r i c k, und in Anwesenheit des Leiters der Parteikanzlei Bormann sowie des Chefs des
Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel, hat am 1 1 . Dezember eine Arbeitsta-
gung der Reichsverteidigungskommissare stattgefunden. Nunmehr sind samtliche Gauleiter
Reichsverteigungs kommissare geworden. Dementsprechend sind die raumlichen Bereiche der
Reichsverteidigungskommissare auf die Parteigaue ausgerichtet worden; auch die Bezirke der
Wirtschaftsverwaltungen werden in dieser Weise eingeteilt werden, allerdings werden kleinere Gaue
zu Wirtschaftsbezirken zusammengefaBt. Den Aufgaben nach hat sich aber fur die Vertei-
digungskommissare nichts geandert.
Am 7. und 8. Dezember versammelten sich die Leiter der Reichspropagandaamter in Berlin zu einer
Arbeitstagung, bei der Reichsminister Dr. Goebbels, nachdem Reichsminister Dr. Thierack, die Staats-
sekretare Gutterer und Dr. Landfried sowie eine Reihe weiterer Personlichkeiten aus Partei und Staat
liber die besonderen Probleme ihrer Arbeitsbereiche gesprochen hatten, einen Einblick in die militari-
sche und politische Lage gab.
92 Am 14. Dezember wurde das Ergebnis der 3. ReichsstraBensammlung fur das WHW vom 21. und 22.
November veroffentlicht. Die Sammlung durch die SA, ff, NSKK und NSFK erbrachte 29 843 647
RM gegenuber 21384 560 RM im Vorjahr. Die Steigerung betragt also 39,56%, d. h. noch mehr als
ein Drittel !
Wie friiher schon einmal berichtet wurde, erhalten alle Fronturlauber, Verwundeten und Kranken aus
dem Bereich der Ostfront an der Reichsgrenze ein Lebensmittelpaket. Da es in vielen Fallen nicht
moglich war, daB Verwundete oder Kranke dieses „Fiihrerpaket fur Ost Urlauber" in Empfang nehmen
konnten, ist nunmehr die Gelegenheit geschaffen worden, diese Fiihrergabe in der Heimat durch das
OKW zu erhalten. Eine Karte, die den Kranken oder Verwundeten ausgehandigt wird, berechtigt sie,
in der Heimat 2,5 kg Weizenmehl, 1 kg Zucker, 1,5 kg Nahrmittel, 1 kg Butter und 1 kg Fleisch oder
Fleischwaren zu bekommen. Wie so vieles, was der Heimat zugutekommt, ist auch diese Sonderzutei-
lung ein sichtbarer Erfolg des deutschen Kampfes im Osten!
Eine kurze Meldung vom 28. Dezember berichtete, daB eine Abanderung der Heiratsordnung fur die
Wehrmacht bestimmt, daB mit sofortiger Wirkung alien Wehrmachtangehorigen schon nach Vollen-
dung des 21. Lebensjahres unter den iiblichen Voraussetzungen die Heiratsgenehmigung erteilt wer-
den kann.
Im Laufe des Dezember ist das vom Reichssportfiihrer von Tschammer und Osten angekiindigte
Reichssportabzeichen fur Kriegsversehrte zum erstenmal ausgegeben worden. In einer Feierstunde im
Kuppelsaal des Reichssportfeldes fanden in Gegenwart des Reichsinnenministers Dr. Frick die ersten
Verleihungen statt. 58 Verwundete, Offiziere und Mannschaften, nahmen diese Auszeichnung als erste
in Empfang. Es handelt sich dabei nicht nur um Arm- und Beinamputierte, sondern auch um Blinde,
die, durch Kriegsverletzung des Augenlichtes beraubt, dennoch die Bedingungen des Abzeichens er-
fullten. Die Bedingungen wurden auf Grund jahrelanger Erfahrungen in den Lazaretten wie auch in
der Sportheilstatte Hohenlychen durch deren Leiter Prof. Dr. Gebhardt fur bestimmte Korperschaden
festgelegt. Dem neugeschaffenen Abzeichen widmete der Fiihrer folgendes Geleitwort: „Der
Reichsportftihrer hat mit meiner Zustimmung fur Verwundete und sonstige korperbehinderte Manner
eine besondere Klasse des Reichssportabzeichens geschaffen. Moge diese Auszeichnung jeden ermu-
tigen und anspornen, die von ihm mannhaft getragenen Schaden zu seinem Besten und zum Nutzen
der Volkskraft zu uberwinden."
Der EhrenausschuB der „Stiftung fur Opfer der Arbeit" trat am 21. Dezember im Propagandaministeri-
um zu seiner Jahressitzung zusammen, bei der Ministerialrat Prof. Dr. Z i e g 1 e r den Jahresbericht
93 gab. Es wurden dem EhrenausschuB 3672 Gesuche zur BeschluBfassung vorgelegt, von denen 2374
Gesuche mit einmaligen oder laufenden Unterstiitzungen in einer Gesamthohe von 531 980 RM be-
dacht wurden. Darunter befindet sich eine erhebliche Anzahl von Gesuchstellern, die bereits zum
zweiten oder dritten Male eine Zuwendung erhielten. In diesem Betrage sind auch die von der „Stif-
tung fur Opfer der Arbeit auf See" betreuten Hinterbliebenen enthalten. Seit Bestehen der Stiftung
wurde damit ein Gesamtbetrag von 7,7 Millionen RM an rund 33 100 Hinterbliebene von Opfern der
Arbeit verteilt. Im nachsten lahr sollen in Zusammenarbeit mit der NSV Kinder, deren Vater im Beruf
todlich verungllickt sind, durch Mittel der Stiftung aufs Land zum Erholungsurlaub geschickt werden.
In der Kriegsversorgung der Beschadigten und Hinterbliebenen sind vom 1. Oktober des vergangenen
lahres ab bedeutende Leistungssteigerungen eingefuhrt worden. Die Antragsfrist, die bis 31. Dezem-
ber gestellt war, ist nunmehr bis zum 31. Marz verlangert worden. Die Fristverlangerung gilt fiir Welt-
kriegsteilnehmer und ihre Hinterbliebenen, sofern in Frage kommen: 1. Antrage von Leichtbeschadig-
ten wegen hohen Alters auf Gewahrung von Zusatzrente. 2. Zuschiisse fur Erwerbsunfahige, die eine
hohe wirtschaftliche EinbuBe erleiden. 3. Antrage fur Witwen, die wegen ihrer erst nach dem 6. luni
1931 geschlossenen Ehe bisher keine Rente beziehen konnten. — Fur Hinterbliebene, die Witwen-
und Waisenbeihilfe beziehen, ist auf Antrag eine Erhohung der bisherigen Bezlige vorgesehen. Die
Fristverlangerung gilt auch fiir Teilnehmer dieses Krieges und ihrer Hinterbliebenen, sofern es sich
handelt: 1. Um Antrage Schwerstbeschadigter auf Einstufung in die neue Versehrten-Geldstufe IV. 2.
Um eine Ubergangsunterstiitzung fiir arbeitsverwendungsfahige Beschadigte. 3. Um einen ZuschuB
zur Rente fiir Arbeitsverwendungsfahige, die einen wirtschaftlichen Nachteil erlitten haben. — Wit-
wen und Waisen kann ferner auf Antrag ein ZuschuB zu ihrer Rente gewahrt werden, wenn der Le-
bensunterhalt mit Riicksicht auf die bisherige Lebenshaltung durch die gesamten Versorgungsbeziige
nicht ausreichend gesichert ist.
Der Reichswirtschaftsminister hat eine neue Fassung der Richtlinien fiir die allgemeine betriebliche
Erziehung innerhalb der Berufsausbildung in Kraft gesetzt. Es handelt sich dabei um eine wesentliche
Erweiterung und Verbesserung, die (wie am 3. Dezember berichtet wird) vom Reichsinstitut fur Be-
rufsausbildung in Handel und Gewerbe, von der DAF und von der Reichsjugendflihrung geschaffen
wurde. Der betriebliche Berufserzieher tragi die Verantwortung fiir die Leistungssteigerung, fur die
charakterliche und berufliche Ausbildung der ihm anvertrauten Zoglinge. Da auch die beste Berufser-
94 ziehung nicht in der Lage ist, mangelnde Eignung zu ersetzen, soil vor Eintritt in den Beruf bereits ein
Uberblick liber die besondere Eignung vorhanden sein. Uber die notwendigen Anlagen unterrichten
dabei die jeweiligen Berufseignungsanforderungen. Berichtshefte der Lehrlinge sollen ein Spiegelbild
des Ablaufs der Berufsertlichtigung sein; Zwischenpriifungen und Zeugnisse sowie Pramien, auch
Teilnahme am Reichsberufswettkampf sind weitere wirksame Mittel der Berufserziehung. Zwei Ab-
schnitte der Lehre werden unterschieden: Grundlehre und Fachlehre. Die Grundlehre als arbeitscha-
rakterliche Erziehung vermittelt eine breite Basis des beruflichen Konnens und die wichtigsten Ar-
beitstechniken, die Fachlehre die besonderen fachlichen Fertigkeiten. Die Eintragung des Lehrlings in
sein Berichtsheft werden vom Meister bewertet und von den Eltern zur Kenntnis genommen.
Am Anfang Januar trat Reichsorganisationsleiter Dr. Ley eine Reise an, die ihn in eine groBe Zahl
von Betrieben Westdeutschlands und Nordwestdeutschlands flihrte. Dr. Ley besuchte dort die schaf-
fenden Menschen an ihren Arbeitsplatzen, unterrichtete sich liber ihre Wunsche und sprach zu ihnen
auf Betriebsappellen. Wahrend der ersten beiden Tage dieser Reise weilte Dr. Ley in seinem Heimat-
gau Koln-Aachen. Die Reise wurde im Gau Dusseldorf fortgefuhrt und endete bei den Kohlen- und
Eisenarbeitern des Ruhrgebietes. Die besuchten Orte liegen alle in einem Gebiet des Reiches, das star-
ker als andere von britischen Terrorangriffen heimgesucht wird. Die schaffenden Menschen tragen
infolgedessen auBer ihrer Arbeitsbeanspruchung noch jene Belastung, die sich aus Luftalarmen und
Bombenabwtirfen ergibt. Dr. Ley konnte sich uberall von der vorbildlichen Haltung und der uner-
schtitterlichen Widerstandskraft der arbeitenden Bevolkerung uberzeugen. Er dankte ihnen fur ihren
beispielhaften Einsatz, der fur alle Zeiten ein Ruhmesblatt bleiben wird. „Ich bringe Ihnen die GriiBe
des Fiihrers, der begluckt ist, immer wieder festzustellen, daB der deutsche Arbeiter in Leistung und
Haltung der beste der Welt ist", sagte Dr. Ley. „Der Kampf wird noch hart sein, aber wir haben die
Fesseln der Umklammerung bereits gesprengt. Wir werden die Bolschewisten und England so schla-
gen, daB diese Lander und das hinter ihnen stehende Judentum sich nicht noch einmal dem deutschen
Volke auf seinem Marsch in eine gesicherte Zukunft des Wohlstandes und Sozialismus entgegenstel-
len konnen. Daftir biirgt der Ftihrer, dem die schaffende Nation bedingungslos folgt!"
Der Reichsstudentenfuhrer, Gauleiter Dr. Scheel, hat fur die deutsche Studentenschaft eine neue Ka-
meradschaftsordnung erlassen. Sie wird dem Kameradschaftsleben eine bestimmte und klare Form
geben. In dem grundsatzlichen Teil der Kameradschaftsordnung wird klargestellt, daB die Kamerad
95 schaft das Leben des Studenten ganz erfaBt. Er soil ihr auch nach Beendigung des Studiums, in der
Altherrenschaft bis zu seinem Tode angehoren. Als wesentlichen Teil dieser Erziehung verlangt die
Kameradschaft den praktischen Einsatz an den Brennpunkten volkischen Lebens. Die Kameradschaft
besteht aus Jungburschen (Studentenbundsanwarter), Burschen und Altburschen (Studentenbundsmit-
glieder). Der Kameradschaft sind eng verbunden die Alten Herren ihrer Altherrenschaft. Der Kame-
radschaft sind Gastkameraden und Gaste angeschlossen. Jeder an der Hochschule eingeschriebene
Student, der den Aufnahmebedingungen der Partei entspricht und seinen Arbeits- und Wehrdienst
ehrenvoll erfullt hat, kann sich um die Aufnahme in die Kameradschaft bewerben. Der Jung-bursch
unterliegt in den zwei Semestern seiner Jungburschenzeit im besonderen MaBe der studentischen
Selbsterziehung. Am Ende des zweiten Semesters unterzieht er sich der Burschenprobe, die liber seine
Entwicklung und Reife AufschluB gibt. Die Burschenprobe besteht aus einem weltanschaulich-
politischen und einem sportlichen Teil. Der eigentliche Trager der Arbeit in der Kameradschaft ist der
Bursch. Durch personliche Haltung, Lebensfuhrung und Erfullung der Studentenpflichten muB er stets
Vorbild sein. Bei AbschluB der Burschenzeit wird er zum Altburschen ernannt. Die Formen des Ka-
meradschaftslebens sind der politische Abend, die Gemeinschaftsstunde als kulturelle Veranstaltung
und der Kameradschaftsring. Die Jungburschenstunde ist die Erziehungsstunde fiir die Jungburschen.
Die Fechtstunde ist verbindlich fur Jungburschen und Burschen.
Zur Inspektion der Wehrertuchtigungslager der Hitler-Jugend weilte Reichs Jugendfuhrer Artur Ax-
mann zu einem kurzen Aufenthalt im Reichsgau Steiermark. In Begleitung des Vertreters des OKW,
Oberstleutnant Kretzschmer, wohnte der Reichsjugendfuhrer dem Dienst der beiden steierischen
Wehrertuchtigungslager bei und sprach zu den Ausbildern und Jungen liber die Bedeutung dieser
vormilitarischen Ausbildung der Jugend. Gemeinsam mit Gauleiter Dr. Uiberreither besuchte Artur
Axmann in Graz auch die Gebietsmusikschule der Hitler-Jugend, das Anwesen der geplanten Adolf-
Hitler-Schule und in Marburg a. D. die Lehrerbildungsanstalt, wo er sich von den Erziehern eingehend
iiber den Lehrplan berichten lieB.
Der Weihnachtsmarkt der Hitler-Jugend im Berliner Lustgarten ist am 19. Dezember mit einer An-
sprache des Reichsjugendfiihrers Axmann eroffnet worden. Damit nahmen alle 6000 Weihnachtsmark-
te der Hitler-Jugend ihren Anfang. Der Reichsjugendfiihrer ging in seiner Ansprache davon aus, daB
alle Arbeit der Hitler-Jugend auf die Notwendigkeit des Krieges ausgerichtet sei. Jede Aufgabe, die sie
96 iibernehme und erfiille, habe dem Sieg zu dienen. „Auch mit ihrer Werkarbeit hat sich die Hitler-
Jugend in den Dienst des Krieges gestellt. In den vergangenen Monaten haben unsere Jungen und Ma-
del in alien Teilen des Reiches frohlich gebastelt. In ihren Heimen, in den Lagern der KLV, im Land-
dienst haben sie mit wahrer Begeisterung gearbeitet. Auch unsere Lehrlinge haben sich vorbildlich
nach ihrer Arbeitszeit in den Dienst der guten Sache gestellt. Es war wunderbar zu sehen, welch ein
groBer Reichtum an handwerklicher Begabung in unserer Jugend steckt. So wurde durch die Werkar-
beit ein entscheidender Beitrag fur die kulturelle Erziehung der deutschen Jugend geleistet." Die Hit-
ler-Jugend hat 8 500 000 Stuck Spielzeug hergestellt und damit einen wesentlichen Teil der im Krieg
ausgefallenen Spielzeugproduktion ersetzt.
Wenn in Deutschland im Gegensatz zu anderen Landern Schiebereien und Wucher nur in geringem
Umfange als unerfreuliche Begleitumstande des Krieges in Erscheinung treten, wenn vor alien Dingen
alle lebenswichtigen Nahrungsmittel in ausreichendem MaBe alien zur Verfugung stehen, dann ist
dieser Umstand wohl u. a. auch auf die Scharfe der Gerichtsurteile zuriickzufiihren, die jeden treffen,
der sich gegen die Interessen der Allgemeinheit vergeht. Im Dezember berichteten die Zeitungen von
einzelnen Urteilen gegen solche Kriegsverbrecher. So wurde mitgeteilt, daB das Sondergericht in Han-
nover einen Schlachtermeister zum Tode verurteilt habe, weil er in groBem Umfange Schwarzschlach-
tungen vorgenommen hatte: 17 GroBtiere, 17 Kalber und 14 Schweine, und auBerdem sogar noch fur
verschiedene Selbstversorger weitere Schwarzschlachtungen von 31 Schw einen, 9 Kalbern und 5
Schafen. Das Sondergericht verurteilte den Mann zum Tode, seine Ehefrau erhielt 8 Jahre, seine mit-
angeklagten Lieferanten 3 und 4 Jahre Zuchthaus. Das Todesurteil wurde sofort vollstreckt. — Wegen
fortgesetzten Betruges, schwerer passiver Bestechung, wegen Verbrechens nach der Kriegswirtschafts-
verordnung und wegen Amtsunterschlagung muBte sich ferner der Leiter des Wirtschaftsamtes Sont-
hofen vor dem Sondergericht in Miinchen verantworten. Unter MiBbrauch seiner Amtsstellung hatte er
bei der Bewinkelung von Fahrzeugen und der Ausgabe von Tankausweiskarten Personen begunstigt,
die ihm durch Gewahrung von Darlehen iiber seine finanziellen Schwierigkeiten hinweghalfen. Insge-
samt entzog er dadurch iiber 1500 Liter Benzin der normalen Bedarfsdeckung. Das Gericht verurteilte
den Angeklagten als Volksschadling zu einer Zuchthausstrafe von 9 Jahren. Auf die gleiche Dauer
wurden ihm die biirgerlichen Ehrenrechte aberkannt. — Ein Backermeister schlieBlich aus Hanau be-
schaffte sich ohne Bezugschein Mehl in groBeren Quantitaten. Bei verschiedenen Kaufleuten tauschte
97 er dafiir bewirtschaftete Lebensmittel und sonstige Mangelwaren ein. Das Sondergericht in Kassel
verurteilte den Angeklagten als Volksschadling zum Tode. Seine Frau, die nur zum Teil von den
Schiebungen Kenntnis hatte, erhielt 1 Jahr 6 Monate Gefangnis. Das Todesurteil wurde ebenfalls so-
fort vollstreckt.
Das Problem der Errichtung von Lagerhausern fur Verbraucherkartoffeln wurde, wie die DAZ vom
14. Dezember berichtete, bereits im Jahre 1937 in Angriff genommen. Damals wurde in einem Berli-
ner Vorort eine Versuchslagerhalle mit einem Fassungsvermogen von 1000 Zentnern gebaut, und zwar
in die Erde und mit Hordenlagerung. Die Erfahrungen, die man in diesem Versuchshaus machte, ha-
ben aber dazu gefiihrt, daB solche Hauser jetzt in wesentlichen Punkten anders angelegt werden. In
diesem Jahr ist nun zum ersten Male die Erstellung von Verbrauchslagerhausern in groBem MaBstabe
durchgefiihrt worden. In dem kurzen Zeitraum von dreieinhalb Monaten wurden, begunstigt durch die
bis in den Dezember hinein kaltefreie Wetterlage, im Reich 235 Kartoffellagerhauser mit einem Fas-
sungsvermogen von 242 000 Tonnen gebaut — sicher eine groBe Leistung, da Schwierigkeiten sowohl
hinsichtlich des Materials als auch besonders der Arbeitskrafte zu iiberwinden waren. 95 Prozent der
Hauser sind bis Dezember fertig geworden und zum groBten Teil auch bereits mit Kartoffeln gefiillt.
Der Fiihrer empfing am 10. Dezember in seinem Hauptquartier den Leiter der nationalsozialistischen
Bewegung in den Niederlanden, M u s s e r t, zu einer langeren, vertrauensvollen Aussprache. Mussert
war vom Oberbiirgermeister und Parteibevollmachtigten der NSB fur Rotterdam, Miiller, begleitet.
Beim Empfang waren zugegen der Reichskommissar fur die besetzten niederlandischen Gebiete,
Reichsminister Dr. SeyB-Inquart, Reichsminister Dr. Lammers, Reichsleiter Bormann und Reichsfiih-
rer ii Himmler. — Wenige Tage darauf wurde dann berichtet, daB die niederlandische Nationalsozia-
listische Partei in Zukunft verantwortlich in die Verwaltung der Niederlande eingeschaltet werden
wird.
Um Europa vor den aus dem Osten drohenden gesundheitlichen Gefahren zu schtitzen, ist in Lemberg
am 10. Dezember ein Fleckfieber-Forschungsinstitut, das den Namen Emil von Behrings tragt, eroff-
net worden. Reichsminister Dr. Frank wlirdigte die Bedeutung dieser Tat: die Volker des Ostraumes
wlirden alsbald den Segen der deutschen Ftihrung daran erkennen, daB mit dem deutschen Schwert
audi die deutsche Wissenschaft auf alien Gebieten der Hoherfiihrung menschlicher Krafte hier ihren
Eingang gehalten habe. Zum Leiter des bedeutsamen Instituts wurde Direktor Gerhard Zahn ernannt.
98 Der Reichskommissar fur das Ostland hat angeordnet, wie am 15. Dezember gemeldet wurde, daB fur
die Generalbezirke Lettland, Litauen, Estland und WeiB-Ruthenien zwei landwirtschaftliche For-
schungsanstalten eingerichtet werden. Sie sollen die in diesen Gebieten vorhandenen landwirtschafts-
wissenschaftlichen Einrichtungen zentral zusammenfassen und die Unterlagen fiir alle MaBnahmen
der Tier- und Pflanzenzuchtung liefern.
In den Vorweihnachtstagen ist auf dem deutschen Buchmarkt eine bedeutende Neuerscheinung ausge-
legt worden: die Sammlung von Artikeln des Reichsministers Dr. Go e b b e 1 s aus der jungsten Ver-
gangenheit unter der Uberschrift „D a s eherne Herz". Wie in dem Titel, so sind auch in alien diesen
Aufsatzen, die zumeist in der Wochenzeitschrift „Das Reich" zuerst erschienen, alle seelischen Krafte
und Anspannungen der deutschen Gegenwart zusammengeballt. In den Reden aber, die hier ebenfalls
wiedergegeben sind, werden dem Leser noch einmal jene tiefgriindigen Gedanken vergegenwartigt,
die Dr. Goebbels tiber den „Film als Erzieher" iiber „Buch und Schwert" ausgesprochen hat. Ein Stuck
Zeitgeschichte bietet sich also in diesem von M. A. von Schirmeister herausgegebenen Buche dar.
Einem der bedeutendsten deutschen Architekten, dem ordentlichen Professor an der technischen
Hochschule Stuttgart, Paul Bonatz, verlieh der Fiihrer am 7. Dezember aus AnlaB des 65. Geburtstages
in Wurdigung seiner Verdienste um die deutsche Baukunst die Goethe-Medaille fur Kunst und Wis-
senschaft. Weiterhin hat der Ftihrer dem Prasidenten der bayrischen Akademie der Wissenschaften
Prof. Dr. Karl Alexander von Mtiller aus AnlaB der Vollendung des 60. Lebensjahres in Anerkennung
seiner Verdienste um die deutsche Geschichtswissenschaft die Goethe-Medaille verliehen. Friihzeitig
hatte Prof, von Mtiller im Hause des Verlegers Bruckmann bereits den Weg zu Adolf Hitler gefunden.
Neid aber, MiBgunst und politischer HaB warfen ihre Schatten auf den Lebensweg, den Karl Alexan-
der von Mtiller unbeirrbar und mutig bis zum Erfolg weiterschritt.
Am 7. Dezember verstarb der Direktor der Dresdener Gemaldegalerie, Dr. Hans Posse. Dem Verstor-
benen war die hohe Ehre zuteil geworden, im Auftrage des Fuhrers eine Sammlung von Gemalden,
Graphiken und Stichen fur das neu zu errichtende Linzer Museum zusammenzustellen. Unermudlich
hat sich Dr. Posse bis zur letzten Stunde seines Lebens dieser Aufgabe hingegeben, so daB ihn die
Stadt Linz mit Recht zu ihrem Ehrenburger ernannte. Durch ein Staatsbegrabnis ehrte der Fiihrer den
verdienten Gelehrten, und Reichsminister Dr. Goebbels hielt ihm dabei die Gedenkrede.
99 Am 10. Dezember verstarb schlieBlich wenige Monate nach seinem 65. Geburtstag der Staatsrat Emil
von StauB. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, als ein Mann mit weitem politischen Gesichts-
feld, der in der Wirtschaft nie den Selbstzweck sah, hat er AuBerordentliches geleistet. Seit 1930 ge-
horte Staatsrat von StauB dem Deutschen Reichstag an, dessen Vizeprasident er vom Jahre 1934 an
war. Am 16. Dezember fand das vom Fiihrer angeordnete Staatsbegrabnis statt, bei dem Reichsmini-
ster Funk die Trauerrede sprach.
99
Aiiiljiiiijinilliilll;
100 Mit dem Monat Dezember endete das vierte Kalenderjahr, in dem der Krieg dauert, und begann das
ftinfte. Die Jahreswende fordert stets zu Ruckblick und Ausblick auf. Sie wurden vom Ftihrer selbst in
seinem Neujahrsaufruf an das deutsche Volk und in seinem Tagesbefehl an die Wehrmacht vollzogen.
In ihnen wurden Kriegftihrung und Politik des Reiches erneut knapp und klar gekennzeichnet. Der
Aufruf des Ftihrers an das deutsche Volk hatte folgenden Wortlaut:
In diesen vier Jahren ist auch dem deutschen Volke klar geworden, daB es in diesem Kampf, der uns
wie so oft in der deutschen Geschichte von den habgierigen alten Feinden aufgezwungen worden war,
wirklich um Sein oder Nichtsein geht. Wenn in friiheren Jahrhunderten dynastische Streitigkeiten die
Welt mit ihrem Kriegslarm erfullten, dann waren die Resultate eines solchen Kampfes fur Sieger und
Besiegte in ihren Folgen oft doch nur sehr bescheiden. Dennoch ist nach einem jahrhundertelangen
Verfall des ersten deutschen Reiches unser Volk infolge seiner inneren Zersplitterung und der daraus
entsprungenen Ohnmacht von seiner einst achtunggebietenden Stellung in Europa heruntergesunken
Und fur lange Zeiten nur zum Kulturdunger der anderen Welt geworden. Ungezahlte Millionen. Deut-
sche waren gezwungen, um das tagliche Brot zu finden, die Heimat zu verlassen. Gerade sie haben
unbewuBt mitgeholfen, jenen Kontinent aufzubauen, der nunmehr Europa zum zweiten Male mit
Krieg zu uberziehen versucht. Das Volk, das in seiner politischen Hilflosigkeit und unter dem Druck
der materiellen Not sich immer mehr in das Reich der Gedanken fluchten muBte und endlich zur Nati-
on der Dichter und Denker wurde, war fur die iibrige Welt eine genau so angenehme Erscheinung wie
das von romantischen Ruinen erfullte staatlich zerrissene und materiell bettelarme Italien.
Seit der preuBische Staat aber aufhorte, nur der Degen fremder Machte zu sein und von erleuchteten
Geistern gefuhrt, sich seiner wahren Mission entsprechend anschickte, das deutsche Volk zu einen,
begannen die NutznieBer des alten Zustandes, das neue Reich mit ihrem HaB zu verfolgen und in im-
mer kurzeren Intervallen mit Kriegen zu uberziehen. Je nutzlicher die Argumente daftir waren, um so
verlogener konnten sie sein. Einst hatte das feudale Frankreich das Deutsche Reich bekampft unter der
101 Fuhrung des Hauses Habsburg, das btirgerliche Frankreich ftihrte seine Kriege gegen das Deutschland
unter der Fuhrung PreuBens, das Frankreich von 1939 hat wieder dem Reich den Krieg erklart, und
dieses Mai nicht mehr dem kaiserlichen, sondern dem nationalsozialistischen Staat. England bekampf-
te erst die parlamentarisch-konstitutionelle Monarchic, heute hetzt es gegen den deutschen Volksstaat,
Amerika schloB sich dem Krieg im Jahre 1917 an gegen das damalige Deutschland Wilhelms II. Es
hat den neuen Krieg provoziert gegen das Deutschland der sozialistischen Erneuerung. RuBland ver-
wickelte friiher das monarchistische Europa in Kriege, es hat nunmehr seinen Weltkampf unter der
Firma der bolschewistischen Staaten mit Hilfe der kapitalistischen Lander gegen Europa und das so-
zialistische Deutschland vorbereitet.
Ganz gleich unter welchen Motiven sie diese Kriege aber angefangen haben, der innere Grund war
stets der gleiche: HaB gegen ein starkes deutsches Reich als Schutzmacht Mitteleuropas, Ablehnung
der Lebensanspriiche des deutschen und des italienischen Volkes und nicht zuletzt ein allgemeines
kapitalistisches Interesse am Krieg uberhaupt. Denn alle ihre Staatsmanner sind zugleich Inhaber der
Rustungsaktien ihrer Lander. Aus dem Blut der von ihnen gedungenen Soldner oder auch ihrer eige-
nen Soldaten wachsen die Dividenden. Was ist natiirlicher, als daB vor allem die Macht, die fern jeder
menschlichen Ethik steht und nur im Gold allein den Zweck des Lebens sieht, als Hauptgewinner bei
alien Streitigkeiten auch der groBte Organisator der Kriege ist: Das internationale Judentum ist seit
jeher der Meister im Anstiften der Entzweiung der Menschen und Volker.
Im Weltkrieg 1914 — 18 ist es dieser internationalen Koalition von Geschaftemachern und ihren jtidi-
schen Hintermannern gelungen, das deutsche Volk durch ihre Phrasen zu benebeln und es mit Blind-
heit zu schlagen gegenuber der ihm drohenden Gefahr. Als es dann im Innern durch die Revolution
geschwacht, die Waffen niederlegte, glaubten einfaltige Menschen, den Versprechungen dieser
charakterlosen Feinde vertrauend, einen Frieden der Gerechtigkeit, der Versohnung und der Ver-
standigung erwarten zu dtirfen. Der Name eines amerikanischen Prasidenten ist seitdem fur alle Zeiten
verbunden mit dem darauffolgenden groBten Betrug der Weltgeschichte. Indem Wilson mit 14 Punk-
ten es fertigbrachte, das auf dem Schlachtfeld unbesiegte deutsche Volk in seiner geistigen Haltung zu
zersetzen, um es daraufhin zu vernichten, hat er fiir alle kommenden Zeiten die deutsche Nation aber
auch immun gemacht gegen jede Wiederholung derartiger Versuche. Das Wort eines amerikanischen
Prasidenten gilt seitdem fur die deutsche Nation jedenfalls nicht mehr als in den Vereinigten Staaten
selbst: namlich nichts !
102 Unabhangig davon aber ist das deutsche Volk von heute nicht mehr das deutsche Volk der Jahre
1914 — 18. Aus dem einstigen burgerlich-kapitalistischen Klassenstaat ist ein Volksstaat entstanden.
Wenn ich selbst als Soldat des Weltkrieges aus dem damaligen Fronterlebnis die Grundlagen der Leh-
ren meiner spateren nationalsozialistischen Auffassung erhalten habe, dann ist der heute tobende zwei-
te Weltkampf als geschichtlicher Vorgang von einmaligem AusmaB nur eine Erhartung dieser Ideen-
welt. Das deutsche Volk wird in diesem Kampf von seiner nationalsozialistischen Volksidee deshalb
auch nicht nur nicht entfernt, sondern im Gegenteil von Monat zu Monat mehr auf sie verschworen.
Schlacke um Schlacke einer alten liberlebten Gesellschaftsordnung fallt ab. Es kann kein Zweifel dar-
liber bestehen, daB am Ende dieses Kampfes der nationalsozialistische Staat als ein unerschiitterlicher
und unzerstorbarer Block in Europa bestehen wird. Es soil sich aber auch weiter niemand dariiber
tauschen, daB dieser Staat den Kampf um die Existenz unseres Volkes mit einer anderen Energie fiih-
ren wird, als dies im alten Deutschland einst der Fall war.
Wenn ich am 1. September 1939 vor dem deutschen Reichstag erklarte, daB, ganz gleich, was noch
kommen moge, weder Zeit noch Waffengewalt den heutigen Staat wtirden brechen konnen, dann weiB
Jeder Deutsche schon jetzt, daB an der Richtigkeit dieser Prophezeiung nicht gezweifelt werden kann.
Und wenn ich weiter versicherte, daB die Hoffnung des internationalen Judentums, durch einen neuen
Weltkrieg das deutsche oder andere europaische Volker vernichten zu konnen, der schwerste Irrtum
des Judentums seit Jahrtausenden sein wird, daB es jedenfalls nicht das deutsche Volk zerstoren, son-
dern sich selbst ausrotten wird, dann wird auch dariiber schon heute kein Zweifel mehr bestehen. Es
werden diesmal nicht wieder ungestraft Millionen anstandiger Menschen durch eine fluchbeladene
Rasse auf das Schlachtfeld getrieben und hingeopfert, damit das internationale Judentum seine Ge-
schafte machen oder seinen alttestamentarischen HaB austoben kann. DaB aber diese Rasse die Haupt-
urheberin dieses Krieges ist, kann am ehesten erwiesen werden durch die Tatsache der Verbindung
scheinbar extremster Gegensatze im Kampf gegen die europaischen Nationalstaaten. Das Biindnis
zwischen den erzkapitalistischen Staaten des Westens oder gar von Amerika mit dem verlogenen so-
zialistischen Scheinregiment des Bolschewismus ist nur denkbar aus dem Grunde, weil die Fiihrung in
beiden Fallen in den Handen des internationalen Judentums liegt, auch wenn die nach auBen hin sicht-
baren Personlichkeiten dem scheinbar widersprechen. Aber der jiidische Gehirntrust Roosevelts, die
jiidische Presse Amerikas, der jiidische Rundfunk dieser Lander, die jiidischen Parteiorganisationen
usw., sie sind nichts anderes als das ebenso jiidische Fiihrungsgerippe der Sowjet-Union. Sowie sich
103 aber in diesen Staaten die wirklich nationalen Interessen auch nur im geringsten zu regen beginnen,
treten auch sofort die scharfsten Gegensatze im Handeln und vor allem in der Zielsetzung des Krieges
selbst auf. Dies geht dann so weit, daB die Kunst des vom britischen Intelligence Service so hoch ent-
wickelten politischen Mordes als letzte Helferin dort einspringen muB, wo sich andere Wege zur Uber-
briickung der vorhandenen Differenzen nicht mehr linden lassen.
Die Stellungnahme des nationalsozialistischen Staates wird in diesem gewaltigsten Kampf der Welt-
geschichte nun von zwei Gesichtspunkten aus bestimmt.
Dem einen: Wir haben weder Frankreich noch England oder gar Amerika irgend etwas getan. Wir
haben von diesen Landern nichts verlangt, was einen AnlaB zu diesem Krieg hatte geben konnen. Ja
selbst jeder Friedensvorschlag im Krieg wurde von den internationalen Kriegsverbrechern schroff zu-
riickgewiesen und nur als deutsche Schwache ausgelost. So hat man uns wie vor 25 Jahren nicht nur
formal den Krieg erklart, sondern den Kampf aufgezwungen.
Dem anderen: Wir sind, nachdem der Krieg nicht vermeidbar war, entschlossen, ihn mit dem ganzen
Fanatismus zu fiihren, dessen wir Nationalsozialisten fahig sind. Wir sind vor allem gewillt, ihn bis zu
einer endgiiltigen und klaren Entscheidung zu fiihren, so daB uns und unseren Nachkommen eine
Wiederholung dieser Katastrophe in Zukunft erspart bleiben wird.
Hatte das deutsche Volk im Jahre 1918 start den verlogenen heuchlerischen Phrasen Wilsons zu glau-
ben, den Kampf in eiserner Entschlossenheit weitergefiihrt, so ware schon damals die feindliche Um-
welt zusammengebrochen. DaB dies nicht geschehen ist, hat iiber unser Volk nicht nur namenloses
wirtschaftliches Elend gebracht, Millionen Deutsche von der Heimat fortgerissen, sondern letzten En-
des auch den heutigen Krieg verschuldet. Denn wir wissen es, daB man gerade in England und in Paris
1939 der Meinung war, das deutsche Volk wurde vielleicht schon in kurzer Zeit wieder wie einst die
Waffen von selber strecken. Das deutsche Volk und die iibrige Welt aber miissen es wissen, daB dieser
Vorgang in der deutschen Geschichte nur ein einmaliger war.
Wenn deshalb englische und amerikanische Juden verkiinden, daB es die Absicht der Alliierten sei,
dem deutschen Volke die Kinder wegzunehmen, Millionen junge Manner abzuschlachten, das Reich
zu zersplittern und es auf alle Zeit zum wehrlosen Ausbeutungsobjekt seiner kapitalistischen oder bol-
schewistischen Umgebung zu machen, dann brauchen sie uns dies gar nicht erklaren, denn wir wissen
das ohnehin. Nur scheint man es in dieser anderen Welt nicht zu wissen, daB ein national
104 sozialistisches Deutschland fiir ein solches Experiment nicht mehr geeignet ist, daB es weder besiegt
werden wird, noch jemals zu kapitulieren gedenkt, sondern daB es im Gegenteil entschlossen ist, er-
flillt von dem Geiste der groBten Zeiten unserer Geschichte, diesen Kampf nur mit einem klaren Siege
zu beenden. Der sicherste Garant fur diese Gesinnung und die Starke des dazu notwendigen Willens
aber ist die nationalsozialistische Partei mit ihren Organisationen und tiber allem das von ihr erzogene
Volk. Das Recht, an diesen Sieg zu glauben, besitzen wir dank unserer eigenen Kraft, dem Mut unse-
rer Truppen, der Treue und der Arbeit unserer Heimat sowohl als auch dank dem Wirken der mit uns
verbundeten tapferen Volker in Europa und Asien.
Wenn es der deutschen Wehrmacht und den mit uns verbundeten anderen Staaten im vergangenen
Jahre gelungen ist, die Europa besonders bedrohenden Fronten des Bolschewismus noch weiter hin-
auszudrangen, dann hat die deutsche Heimat umgekehrt in Stadt und Land mit Mannern und mit Frau-
en unter den schwersten Bedingungen ebenfalls etwas Einmaliges geleistet. Der deutsche und die ver-
bundeten Soldaten aber, sowie unsere deutsche Wirtschaft haben nicht nur den Lebensraum des kamp-
fenden Europa gewaltig erweitert, sondern auch in einem groBen AusmaB bereits fur sich erschlossen.
Es wurde moglich, vor allem dank der Arbeit des deutschen Bauern und der deutschen Bauersfrau,
unsere Ernahrung sicherzustellen. Die Millionen, die in unserer Industrie tatig sind, haben nicht nur
die Armeen mit dem notwendigen Material versorgt, sondern die Voraussetzung geschaffen fur das in
viel hoherem AusmaB geplante Anlaufen unserer Rustung.
Was Amerika hier zu arbeiten beabsichtigt, wurde unserem Volke durch die phrasenreichen Schwatze-
reien seines Hauptkriegshetzers oft genug mitgeteilt. Was es wirklich leisten kann und geleistet hat, ist
uns nicht unbekannt. Was Deutschland und Europa letzten Endes aber leisten werden, wird auch un-
seren Gegnern im kommenden Jahr nicht verborgen bleiben.
Der Ruckblick auf dieses Jahr groBer Erfolge und gewaltiger Kampfe verpflichtet die deutsche Hei-
mat, in erster Linie ihrer Soldaten zu gedenken. Wo immer sie stehen, haben sie dem Buch der deut-
schen Geschichte neue Ehrenblatter eingefugt. Was sie an ruhmreichen Schlachten geschlagen haben,
wird durch die Sondermeldungen und durch die Wehrmachtberichte bekannt, was sie erleiden und
dulden, kann aber die Heimat nicht ermessen. Und zu dieser Front der Kampfer gehort auch die Front
derjenigen Manner und Frauen, die als Heifer und Helferinnen in ihr und hinter ihr tatig sind. Auch
von ihnen wird besonders im Osten oft Unvorstellbares verlangt und gegeben. Allein indem sie alle
diese Sorgen, Entbehrungen, Opfer und Leiden auf sich nehmen, wahren sie das Reich vor einem tau-
105 sendmal groBeren Ungluck. Sie behuten und beschirmen es vor den Schrecken eines Krieges, die der
Heimat selbst in den schwersten Bombenangriffen nur andeutungsweise bekannt werden konnen.
Der Beginn des neuen Jahres verpflichtet mich, im Namen des deutschen Volkes fur all das Helden-
tum und die geleistete Arbeit der Heimat und der Front zu danken. Denn ich selbst bin nur einer der
vielen, die Glieder dieses Volkes sind; was mich aus der Masse meiner Volksgenossen hervorhebt, ist
nur die Ehre, ihr Fiihrer sein zu diirfen. Im ubrigen aber ist ihr Leid das meine, genau so wie mein
Stolz und meine Freude dereinst der Stolz und die Freude des ganzen Volkes sein werden. Der einzel-
ne muB und wird wie immer vergehen, allein das Volk muB bleiben. DaB wir ihm im kommenden Jahr
unsere ganze Kraft widmen, soil am 1. Januar 1943 unser Gelobnis sein. Nur dann dtirfen wir es wa-
gen, wie immer unseren Herrgott zu bitten, daB er uns so wie bisher seinen Beistand nicht versagen
moge. Der Winter mag schwer sein, harter wie im vergangenen Jahr kann er uns nicht treffen. Nach
ihm aber kommt die Stunde, da wir unter Zusammenfassung aller Kraft wieder antreten wollen, um
der Freiheit und damit der Zukunft und dem Leben unseres Volkes zu ntitzen. Einmal wird dann in
diesem Kampf eine Macht als erste stiirzen — daB dies nicht Deutschland ist, das wissen wir. Das
deutsche Volk wird dieses Mai als letztes den Kampfplatz behaupten. So wird dann endlich jener lan-
ge Friede kommen, den wir ersehnen zum groBen Aufbau unserer Volksgemeinschaft und damit als
einzig wurdiger Dank fur unsere toten Helden. —
Aus dem Tagesbefehl des Fuhrers an die Wehrmacht sind unter auBerpolitischem Gesichtspunkt be-
sonders die SchluBsatze zu zitieren: In diesem Kampf kann es nunmehr keine Kompromisse mehr
geben. Was Europa braucht und auch die tibrige Welt, ist nicht ein Zustand, in dem alle 20 oder 25
Jahre die judisch-kapitalistischen Hyanen sich wieder gegen den friedlichen und vor allem den sozia-
len Aufbau einer neuen Welt wenden konnen, sondern eine lange Ruhezeit der ungestorten Entwick-
lung. Deutschland aber benotigt vor allem die Voraussetzungen zum Aufbau einer von auBen nicht
mehr bedrohten nationalsozialistischen Volksgemeinschaft. Wenn dieser Staat und das iibrige Europa
dann zugleich in ihrer raumlichen Begrenzung die Grundlagen der sicheren Ernahrung besitzen sowie
iiber jene Rohstoffe verfugen, ohne die menschliche Kulturen heute nicht mehr denkbar sind, dann
werden eure Leiden, meine Soldaten, keine vergeblichen sein. Dann werden einst zu den Grabern un-
serer gefallen Kameraden Generationen wandern, um ihnen zu danken fiir das Opfer, das sie dem Le-
ben der Nachwelt gebracht haben. Indem wir fur dieses Ziel des Lebens und der Freiheit unserer V61-
ker und nicht fur Geld und Geschafte kampfen, glauben wir, den Herrgott wieder bitten zu diirfen, uns
106 auch im kommenden Jahr wie in den vergangenen seinen Segen zu geben.
Also keine KompromiBlosung, sondern Sieg! Der Sieg aber bedeutet fur die Volker Europas die
Selbstbehauptung gegen den Bolschewismus einerseits und gegen den englischen und USA-
Imperialismus andererseits. Den von Deutschland und seinen Verbiindeten militarisch beherrschten
Raum endgultig zu sichern, sich in diesem Raume so einzurichten, daB die in ihm befindlichen Volker
leben und gedeihen, d. h. ihre Lebenshaltung allmahlich wieder steigern konnen, dies bedeutet den
Sieg. In ahnlicher Weise hat Japan gesiegt, wenn es jeden Einbruch in den gewonnenen Lebensraum
verhindern und sich zusammen mit den anderen in diesem Raum lebenden Volkern entfalten kann.
Solches festzustellen, erweist, wie weit der Krieg schon zugunsten der Dreierpaktmachte entschieden
ist. Sie konnten, im groBen gesehen, den Krieg defensiv weiterfiihren, bis die Gegner, durch schwerste
Verluste belehrt, jedes Anrennen gegen die GroBraumposition Europas einerseits und die GroBostasi-
en-Position andererseits aufzugeben sich gezwungen sahen. Hierbei konnte dem Krieg zur See, den
Japan wesentlich mit Uberwasserstreifkraften, die Achsenmachte wesentlich mit der Un-
terseebootswaffe, samtliche Dreierpaktmachte gleichzeitig mit der Luftwaffe fiihren wtirden, im Laufe
der Zeit eine kriegsentscheidende Bedeutung zukommen. Natiirlich ist auch eine andere Entwicklung
denkbar, und sie diirfte sogar die wahrscheinlichere sein, daB namlich die Dreierpaktmachte auch im
funften Jahre des Krieges die Kriegsentscheidung durch weitere groBe Offensivaktionen herbeizufuh-
ren suchen werden.
Die gegnerische Propaganda hat zum Jahresende verschiedentlich militarische und politische Bilanzen
zu ziehen sich bemtiht. Sie waren von dem verstandlichen Bestreben diktiert, das abgelaufene Jahr
unter politischen und militarischen Gesichtspunkten als fur die eigene Seite erfolgreich darzustellen.
Als Aktivposten wurden besonders von englischer Seite der Ruckzug der Achsentruppen aus Agypten
bis nach Tripolis, die Landung der Amerikaner in Franzosisch-Nordafrika und die Tatsache, daB RuB-
land verbissen weiterkampfe, aufgefuhrt. Wenn man die politischen und militarischen Ereignisse des
vergangenen Jahres aber in ihrer Gesamtheit ins Auge faBt, so ist klar, daB es fur unsere Kriegsgegner
ein sehr schlechtes Jahr gewesen ist.
Diese Tatsache trat besonders hervor, als am 8. Dezember der erste Jahrestag von Japans Kriegseintritt
und am 11. Dezember der des Kriegseintritts Deutschlands und Italiens gegen die USA gefeiert wurde.
Beide Jahrestage bilden eigentlich einen einzigen. Denn als die ersten Bomben der japanischen Flug-
107 zeuge auf Pearl Harbour niedergingen, als damit Japan den ihm von Roosevelt und Churchill
wiederholt hingeworfenen Fehdehandschuh aufhob, war klar, daB Roosevelt seinen Krieg, nur scheuer
und sehr viel anders als er ihn gewtinscht, bekommen hatte. Gegenuber Deutschland und Italien waren
die USA ja langst praktisch eine kriegfuhrende Macht, und als die Achsenmachte am 11. Dezember
1942 an die Seite Japans traten und den USA den Krieg erklarten, zogen sie nur den letzten SchluB aus
einer Entwicklung, die Roosevelt bewuBt herbeigefuhrt hat.
Die bisherigen Erfolge der Dreierpaktmachte wahrend des ersten Jahres, seitdem der Krieg zum Welt-
krieg geworden ist, rechtfertigen durchaus die Siegeszuversicht, die in dem Telegrammwechsel zwi-
schen dem Fiihrer und dem ReichsauBenminister und den Souveranen, Ministerprasidenten und Au-
Benministern Italiens und Japans zum 11. Dezember gewechselt wurden. Die enge Verbundenheit, die
Schicksalsgemeinschaft und die Entschlossenheit der Dreierpaktstaaten, gemeinsam bis zum Siege
weiterzukampfen, kam dabei ebenfalls zum Ausdruck.
Die AuBenminister der Dreierpaktmachte sprachen zum 11. Dezember iiber den Rundfunk zu den
Volkern der verbiindeten Nationen. ReichsauBenminister von Ribbentrop flihrte folgendes aus: „Am
11. Dezember 1941 haben Deutschland, Italien und Japan sich getreu dem Geiste des Dreimachte-Pak-
tes zu einer unlosbaren Kampfes- und Schicksalsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie haben dabei
ihren Willen, den ihnen aufgezwungenen Krieg mit alien ihnen zur Verfugung stehenden Machtmitteln
gemeinsam zum siegreichen Ende zu fiihren, in einem feierlichen Vertrage besiegelt. Dieser Vertrag
war die Antwort auf die Politik des Prasidenten Roosevelt, der diesen Krieg systematisch herbeige-
fuhrt hat, um den jungen Volkern den Weg zum Aufstieg zu versperren und seine eigenen imperialisti-
schen Ziele durchzusetzen. Ein Jahr des gemeinsamen Kampfes der Dreierpaktmachte und ihrer Ver-
biindeten liegt heute hinter uns. Es war ein Jahr gewaltiger Siege in Europa und Ostasien. Die helden-
haften Truppen unseres japanischen Verbiindeten haben den Amerikanern und Englandern zu Lande,
zur See und in der Luft entscheidende Schlage versetzt und sie fur immer aus Ostasien vertrieben. In
den dann folgenden Kampfen mit den amerikanischen See- und Luftstreitkraften hat die japanische
Marine den Amerikanern auch weiterhin gewaltige Verluste zugefugt, so daB ihre Offensivkraft in
diesen Gewassern auf lange Zeit hinaus gelahmt sein wird. In Europa haben Deutschland und Italien
und ihre Verblindeten die Sowjetunion in harten und siegreichen Kampfen weiter zuriickgeschlagen,
den Kontinent gegen jeden Angriff gesichert und neue starke Positionen fur die weitere Kriegflihrung
bezogen. Zur See haben die Achsenmachte der englischen und amerikanischen Schiffahrt auf alien
108 Meeren ungeheure Verluste zugefugt, so daB die Transportlage der Feinde sich immer katastrophaler
gestaltet. Demgegenuber sind die Erfolge unserer Feinde mehr als bescheiden: Bombenangriffe auf die
Zivilbevolkerung, ein taktischer Zeiterfolg in Afrika sowie eine gefahrlose Landung in den afrikani-
schen Kolonien Frankreichs, die durch den Treubruch franzosischer Offiziere wehrlos geworden wa-
ren. Auf keinem Kriegsschauplatz haben also unsere Feinde einen Erfolg erringen konnen, der die
Siege der Dreierpaktmachte irgendwie in Gefahr brachte. Voller Stolz auf die unvergleichlichen Taten
ihrer Soldaten blicken Deutschland und Italien und Japan heute mit unerschutterlicher Zuversicht auf
die kommenden Ereignisse. Jeder deutsche, italienische und japanische Soldat weiB, um was es geht,
denn die Feinde haben ihr Kriegsziel, erst Deutschland und Italien und dann Japan zu vernichten, of-
fenbart. Er weiB daher auch, daB ihm noch mancher harte Kampf bevorsteht. Aber ebenso bewuBt ist
er sich seiner Kraft und seiner groBen Uberlegenheit tiber den Gegner, die ihn bisher von Erfolg zu
Erfolg gefuhrt hat. Hinter den Soldaten der Dreierpaktmachte und ihrer Verblindeten aber stehen ge-
schlossen die Volker. Auch sie wissen, daB es bei diesem gigantischen Kampf um Sein oder Nichtsein
von uns alien geht. Gerade dieses BewuBtsein der schicksalhaften Verbundenheit der drei Volker und
ihrer Verblindeten gibt ihnen den Willen und die Kraft, ihr Letztes einzusetzen, und gibt ihnen die
GewiBheit, daB ihre gerechte Sache siegen wird. Von diesem Kampfgeist und von unerschiitterlichem
Siegeswillen erfullt, griiBt heute das deutsche Volk die verblindeten Volker Japans Italiens und der
ihnen angeschlossenen Lander."
Der italienische AuBenminister, Graf Ciano, auBerte sich wie folgt: „In seiner denkwlirdigen Anspra-
che vor den gesetzgebenden Ausschlissen der Kammer der Fasci und Korporationen am 2. Dezember
fand der Duce Worte, die hervorragend geeignet sind, Japans Kriegseintritt, dessen erster Jahrestag
dieser Tage wiederkehrt, erneut vor uns erstehen zu lassen. Wie sagte doch der Duce: Japans Eintritt
in den Krieg der Dreierpaktmachte ist eine unbedingte Blirgschaft fiir den Sieg, weil Japan nicht zu
treffen und nicht zu schlagen ist. Alle englischen Positionen im Fernen Osten sind wie ein Kartenhaus
zusammengesturzt. Es hat sich dieser in der Geschichte einzigartige Fall ergeben, daB Japan, vorher
ein armes Land wie wir, wenn auch nicht das erste Land unter den Landern der Welt in bezug auf
Reichtiimer geworden ist, so doch gewiB in der Reihe der ersten steht. Nun, man muB anerkennen, daB
dies gerecht, daB es der Lohn fiir seine Leistungen ist' Die Worte des Duce sind wie immer klar, ein-
dringlich und unmiBverstandlich. Mit Japans Kriegseintritt, auf den sofort die deutschitalienische Er-
109 klarung des Kriegszustandes an das WeiBe Haus folgte, stehen alle Hauptdarsteller der Geschichte
unserer Zeit auf dem Schauplatz des Geschehens, in dem groBen Konflikt, der durch seine Ausdeh-
nung liber alle Kontinente dazu bestimmt ist, die Welt geographisch, politisch und geistig umzu-
wandeln. Man kann nie genug daran erinnern, daB die Aktion Japans, Italiens und Deutschlands nur
eine zwangslaufige Reaktion der Verteidigung war gegen den angekundigten und bewiesenen Kriegs-
willen der Gegner. Man kann nie genug daran erinnern, daB der in Berlin am 27. September 1940 un-
terzeichnete Dreierpakt gegen niemand gerichtet war, niemand bedrohte und niemand herausforderte.
Sein Zweck war lediglich eine Festlegung der wesentlichen Bedurfnisse, der gerechten Forderungen,
der natiirlichen geschichtlichen Positionen unserer drei Volker, die, eingeschlossen von harten und
geizigen Machten der Vorherrschaft, ohne Raum und ohne Luft zum Atmen geblieben waren. Diese
Ansprliche sollten moglichst durch ein gerechtes Verstandnis und eine tatige, wechselseitige Solidari-
ty verwirklicht werden. Wenn diese der Klarung und dem Schiitze dienende Zielsetzung scheiterte, so
nur deshalb, weil schlieBlich Monate gerade durch die dabei geiibte Geduld miihseligen Verhandelns
den Nachweis erbrachten, daB jede Moglichkeit einer Versohnung endgultig und unrettbar durch den
dagegengestellten Willen der Anglo-Amerikaner zunichte gemacht worden war. Der Krieg im Osten
und im Stillen Ozean hat also die gleichen tiefen Griinde wie der Krieg in Europa und auf dem Atlan-
tik. Er wird gespeist aus den gemeinsamen unabdingbaren Anspruchen auf Leben und Arbeit, auf Luft
und Raum, welche die Dreierpaktmachte stellen. Ihre friedliche Erfullung haben das italienische, das
japanische und das deutsche Volk jahre- und jahrzehntelang vergeblich gefordert. Ohne sie aber war
und ware der Friede der Welt dazu bestimmt, immer nur vorlaufig und trugerisch, unsicher und
schwankend zu sein. Zwolf Monate nach seinem Kriegseintritt kann heute das japanische Kaiserreich
mit berechtigtem Stolz eine Kriegsbilanz ziehen. Die Soldaten und Matrosen des Tenno haben im Ver-
lauf kurzer Zeit ein gewaltiges Imperium erobert, alle Bollwerke, die dem Gegner zum Angriff und
zum Schlitze dienten, zerbrochen und schicken sich an, in enger Zusammenarbeit mit den Achsen-
machten den feindlichen Streifkraften neue Schlage zu versetzen, und zwar da, wo es die einheitliche
Auffassung des Krieges erfordert, die alle Entschllisse der Dreierpaktmachte ausrichten muB und tat-
sachlich ausrichtet, die sie koordiniert und lenkt.
Die gesamte italienische Nation, die seit 30 Monaten neben dem groBen verblindeten Deutschland
vom Mittelmeer bis zum Atlantik, vom Balkan bis nach RuBland und Afrika ihren harten Kampf
kampft, begriiBt heute, an diesem Jahrestage, im Geist der Kameradschaft das groBe- japanische Volk
110 und seine unbesiegten Kampfer zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Der Duce hat die Aufgaben der
Stunde festgelegt. Seine Worte sind es, die ich zum SchluB hier noch einmal ins Gedachtnis rufen
mochte: ,Sogar die Ziele territorialer und politischer Art haben bei dieser Kriegsausweitung etwas von
ihrer Wichtigkeit eingebuBt. Heute stehen die ewigen Werte auf dem Spiel. Es geht um Sein oder
Nichtsein. Heute erleben wir wirklich das gewaltige Ringen zwischen zwei Welten. Niemals hat die
Geschichte der Menschheit ein derartiges Schauspiel erlebt, und wir gehoren zu den Hauptdarstellern
dieses Dramas. Die Stunde kennt nur ein Gebot: Den Kampf, den gemeinsamen Kampf mit unseren
Verbundeten. Den Kampf fur die Lebenden, den Kampf fur die Zukunft, aber auch fur die Toten. Wir
mtissen kampfen, damit das Opfer unserer Toten nicht umsonst ist. Sie, die Toten, befehlen uns gebie-
terisch den Kampf bis zum Siege. Wir gehorchen.' "
Der japanische AuBenminister ftihrte aus, daB durch die von den drei Machten im vergangenen Jahr
erzielten Erfolge die Grundlage fur den Aufbau einer neuen Weltordnung geschaffen worden sei. Die
Schuld an diesem Kriege, so stellte Tani fest, treffe einzig und allein die Ftihrer Englands und der
Vereinigten Staaten, die diesen Krieg provozierten. Die Ziele, die Japan lange Jahre hindurch vor
Kriegsausbruch verfolgte, seien keine anderen, als den Frieden in Ostasien zu sichern und damit zur
Aufrechterhaltung des Weltfriedens beizutragen. Alle diese Versuche Japans wurden jedoch von Eng-
land und den Vereinigten Staaten verhindert. Damit hatten England und die USA den Krieg unver-
meidlich gemacht. Man brauche kaum zu erwahnen, daB sich England und Amerika in ihrer Politik
Deutschland und Italien gegenuber im gleichen Sinne verhielten. Im weiteren Verlauf seiner Ausfuh-
rungen erklarte Tani, England und Amerika seien nicht in der Lage, die Geburt einer neuen Weltord-
nung zu erkennen, einer Welt, die auf ethischer und moralischer Weltanschauung beruhe. Als vor zwei
Jahren Deutschland, Japan und Italien zum Aufbau einer neuen Weltordnung in Ostasien und Europa
ein Bundnis schlossen, hofften sie, daB selbst die Ftihrer Englands und Amerikas die Entwicklung der
neuen Zeit richtig erkennen und damit ihre Weltherrschaftsplane aufgeben wurden. Die rettungslose
Arroganz Englands und der USA und ihr Mangel an Vernunft seien es schlieBlich gewesen, die alle
Hoffnungen der Dreierpaktmachte, den Weltfrieden zu sichern, iiber Bord warfen und schlieBlich die
gegenwartige Weltkrise herbeifuhrten. Heute marschieren Japan, Deutschland und Italien Schulter an
Schulter als Vorkampfer der Welterneuerung. AbschlieBend sagte der AuBenminister: „Wenn wir mit
diesem erhabenen Ideal vor Augen eng miteinander verbunden vorwartsmarschieren, werden wir jeden
1 1 1 Widerstand brechen, der uns im Wege steht, und ich bin fest uberzeugt, daB die Zeit nicht mehr weit
entfernt ist, wo alle Volker in Asien und Europa unter dem starken Schutz der Dreierpaktmachte, vom
Druck Englands und Amerikas befreit, gemeinsam und gliicklich leben werden."
Des weiteren sei im Wortlaut zitiert die Botschaft, die der japanische Ministerprasident Tojo am 10.
Dezember an das deutsche und italienische Volk gerichtet hat:
„Am 11. Dezember feiern wir den Jahrestag des Abkommens zwischen Japan und Deutschland und
Italien, worin sich die drei Staaten verpflichten, den Krieg gegen Amerika und England zum Endsieg
durchzukampfen, keinen Sonderfrieden abzuschlieBen und zum Aufbau einer neuen Weltordnung eng-
stens zusammenzuarbeiten.
Seit diesem Tag ist aus dem Krieg in Asien und Europa ein einziger, eng miteinander verbundener
Kampf entstanden. Japan, Deutschland und Italien setzen gemeinsam ihre politischen, wirtschaftlichen
und militarischen Krafte fur die Errichtung dieser neuen Weltordnung ein.
Im Verlaufe dieses einen Jahres sind samtliche englischen und amerikanischen Stutzpunkte in unsere
Hande gefallen. GroBostasien hat damit seine eigentliche Gestalt zuriickgewonnen. Japan hat eine
Lage geschaffen, die den vollen Sieg sicherstellt und ist heute in den Stand gesetzt, auch einen langen
Krieg bis zum Endsieg durchzukampfen.
Der gegenwartige Krieg ist ein heiliger, sein Endziel ist nicht die Gewinnung von Rohstoffen, sondern
die Sicherstellung eines dauerhaften Weltfriedens. Er zielt infolgedessen auf die Schaffung einer neu-
en Ordnung ab, die auf moralischer und ethischer Grundlage aufgebaut ist und in welcher alien Vol-
kern der ihnen geblihrende Raum gewahrt wird.
Japan, Deutschland und Italien flihlen sich mit diesen erhabenen Idealen engstens verbunden, wobei
sich jede Nation ihrer ernsten Verantwortung bewuBt und stolz darauf ist, an der Schaffung einer neu-
en Weltgeschichte mitzuwirken. An dem Tage, da wir in das zweite Jahr des Krieges eintreten, mochte
ich die Gelegenheit wahrnehmen, meiner Hochachtung und Bewunderung gegeniiber den glanzenden
Waffenerfolgen des deutschen und italienischen Volkes Ausdruck zu geben und herzlichst fur die Zu-
sammenarbeit der beiden Volker mit Japan zu danken.
Ich hoffe, daB unsere Zusammenarbeit auf geistigem und materiellem Gebiet sich weiter vertieft und
lege erneut das Gelobnis ab, Schulter an Schulter mit den Bundesgenossen bis zu unserem Endsieg
vorwarts zu schreiten."
Im Verlauf der Unterhaltung wies Tojo darauf hin, daB die feindlichen Staaten nur an sich selber dach-
ten und nur ihre eigenen materiellen Interessen im Auge hatten. Bei einer derartigen Einstellung sei es
112 nur allzu verstandlich, daB immer wieder ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen auf-
tauchten. Zwischen den Staaten des Dreierpaktes dagegen seien alle Fragen und Probleme bereits am
8. Dezember 1941 in so klarer und eindeutiger Weise festgelegt gewesen, daB kein Raum fur Zweifel
und Meinungsverschiedenheiten vorhanden sei.
Der Premierminister ging alsdann auf Wirtschaftsprobleme Japans ein, die sich vor allem auf die
Auswertung und den Einsatz der reichsten Rohstoff vorkommen der besetzten Sudgebiete fur die ja-
panische Kriegsindustrie bezogen. Die Reichtumer der Sudgebiete werden selbstverstandlich weitge-
hendst eingespannt. Er empfinde aber, auch als eine Ehrenpflicht, einen Teil dieser Reichtumer den
Verbiindeten fur deren Kriegfuhrung zur Verfugung zu stellen.
Die heutige Lage gebe keinerlei AnlaB zu irgendwelchen sorgenvollen Betrachtungen hinsichtlich des
weiteren Kriegsverlaufes. Dieser Krieg werde mitihrem gemeinsamen Sieg enden.
Der japanische AuBenminister Tani forderte in einer Rundfunkrede das japanische Volk auf, den Krieg
durchzukampfen, bis GroBbritannien und die USA auf die Knie gezwungen seien, da es kein anderes
Ende der augenblicklichen Auseinandersetzungen geben konne.
Den gegenwartigen Kampf charakterisierte Tani als einen Krieg des Aufbaues, durch den von Japan,
Deutschland und Italien eine neue Weltordnung geschaffen werde. Es sei eine unbedingte Notwendig-
keit, die USA niederzuschlagen, um die Ziele dieses Krieges zu erreichen. Durch die Aufstellung ver-
schiedener Forderungen, wie z. B. die praktische Loslosung Japans vom Dreierpakt, die Zuriickzie-
hung der gesamten Truppen aus China und Franzosisch-Indochina, ferner durch die Forderung, die
Unterstiitzung der Nanking -Regierung aufzugeben, hatten die USA versucht, Japan zu einer Anerken-
nung der us-amerikanischen Herrschaft iiber Ostasien zu bringen. Durch diese Forderungen sei Japans
eigentliche Existenz bedroht worden.
Auf das Verhaltnis Japans zu seinen Achsenpartnern eingehend, stellte Tani fest, daB der am 11. De-
zember vorigen Jahres mit Deutschland und Italien abgeschlossene Vertrag tiber die gemeinsame
Kriegfuhrung, ferner iiber die Unmoglichkeit eines Separatfriedensabschlusses sowie iiber die Schaf-
fung einer neuen Weltordnung die Beziehungen zu diesen Machten noch enger gestaltet und den
GroBostasienkrieg vom europaischen Krieg untrennbar gemacht habe. Die Achsenmachte seien dem
Feind nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in ihren Bemiihungen um den Wiederaufbau iiber-
113 legen. Der augenblickliche Krieg diirfe nicht als ein gewohnlicher bewaffneter Konflikt, sondern
miisse als offener Zusammenprall zwischen einer alten und neuen Ideologic gewertet werden.
Nachdem Tani das japanische Volk vor einer Unterschatzung der Anstrengungen des Feindes gewarnt
hatte, erklarte er abschlieBend, es sei keinerlei Grund fur Befiirchtungen gegeniiber den Feinden, ins-
besondere nicht wegen der Anstrengungen der USA zur Guerillakriegfiihrung und ihres Programms
zur Riistungserweiterung vorhanden.
Ursachen, Zwecksetzung und Stand des Krieges der Dreierpaktmachte gegen England und die USA
werden in diesen Verlautbarungen mit aller Deutlichkeit klargestellt. Immer wieder muB man heraus-
stellen, daB die Verantwortung fur diesen Krieg in erster Linie Roosevelt tragt, daB er der groBe
Kriegsschuldige ist. Dies wurde erneut bestatigt durch ein Anfang Dezember aus den Akten des fran-
zosischen AuBenministeriums veroffentlichtes Dokument, einen Bericht des franzosischen Bot-
schafters in Washington, La Boulaye, vom 5. Mai 1933. Nach diesem Bericht war Roosevelt damals
iiberzeugt, daB der polnische Korridor zwischen OstpreuBen und dem Reich eine Gefahr fur den Frie-
den darstellte und beseitigt werden muBte. Er hatte dem polnischen Botschafter gegeniiber „auf Errich-
tung vollkommen freier Verkehrsverbindungen zwischen Deutschland und OstpreuBen bestanden,
beispielsweise iiberhohten Eisenbahnen, sowie auf Aufhebung jeder PaB- und Zollkontrolle". Im Jahre
1933 hielt also Roosevelt Zugestandnisse Polens in der Korridorfrage fiir absolut notwendig, die den
Vorschlagen des Flihrers vom August 1939 erstaunlich glichen. Aber 1939 trieben die diplomatischen
Vertreter Roosevelts, voran sein Botschafter in Paris, Bullit, Polen und Frankreich in den Krieg, um
derartige Zugestandnisse an Deutschland zu verhindern!
LieB der Jahrestag des 8. bzw. 11. Dezember die Schicksalsverbundenheit der Dreierpaktmachte und
deren gemeinsamen Siegeswillen in Erscheinung treten, so geschah dies hinsichtlich der beiden Ach-
senmachte untereinander durch den Besuch des italienischen AuBenministers, Grafen Ciano, und des
Chefs des italienischen Generalstabes, Marschall Cavallero, beim Flihrer in dessen Hauptquartier am
18. und 19. Dezember. In der Verlautbarung iiber den Besuch hieB es: „Der Fiihrer hatte mit Graf Cia-
no und Marschall Cavallero am 18. und 19. Dezember Unterredungen tiber alle Fragen der gemeinsa-
men Kriegfuhrung Deutschlands und Italiens. An den politischen und militarischen Besprechungen
beim Fiihrer nahmen der Reichsmarschall Hermann Goring, der ReichsauBenminister von Ribbentrop
und der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel, teil. Die Zusammen-
kunft im Fiihrerhauptquartier stand im Zeichen des entschlossenen Willens der Achsenmachte, alle
114 Krafte zur Erringung des Endsieges einzusetzen. Uber alle besprochenen Fragen wurde die voile Uber-
einstimmung der Auffassungen festgestellt. Die unerschiitterliche Freundschaft und Waffenbriider-
schaft des Fiihrers und des Duce und ihrer beiden Volker gaben den Besprechungen mit Graf Ciano
und Marschall Cavallero wie immer den Charakter besonderer Herzlichkeit."
Diese Begegnung war ein weiteres Glied in der fortlaufenden Kette von Begegnungen und Bespre-
chungen zwischen den fiihrenden Mannern der Achsenmachte, die sich seit Jahren vollziehen und der
Durchfiihrung der gemeinsamen Politik und Kriegfuhrung dienen. Insofern sind solche Begegnungen
eigentlich Selbstverstandlichkeiten. Die des 18. und 19. Dezember war aber noch in zweifacher Hin-
sicht bedeutungsvoll, einmal weil sie in einer Zeit stattfand, in der die gegnerische Propaganda sich
darin gefiel, von angeblichen Spannungs- oder Schwachemomenten innerhalb der Achse zu reden,
zum anderen, weil am 19. Dezember der franzosische Ministerprasident Laval, begleitet von dem Ge-
neralsekretar des franzosischen AuBenministeriums, Botschafter Rochat, sowie dem franzosischen
Handelsminister Bichelonne, im Fiihrerhauptquartier eintraf, zunachst vom ReichsauBenminister und
anschlieBend vom Fiihrer in Gegenwart des Grafen Ciano empfangen wurde.
Zu dem Besuch Lavals im Fiihrerhauptquartier wurde in Berliner politischen Kreisen der historische
Ablauf der Ereignisse vom Waffenstillstand iiber die Ansatze der Politik von Montoire bis zum Verrat
franzosischer Generale und Admirale und dem Brief des Fiihrers an Marschall Petain sowie dessen
Antwort umrissen. Hierbei betont man, daB das Verhaltnis des neuen Europa zu Frankreich heute nicht
in Berlin oder in Rom, sondern in Berlin und Rom, d. h. durch die Achse, bestimmt werde. Wenn La-
val sobald nach den Ereignissen von Toulon von den deutsch-italienischen Staatsmannern empfangen
worden sei, sei dies ein Beweis dafiir, daB die groBziigige Haltung, die der Fiihrer auch in seinem
zweiten Brief an Marschall Petain einnahm, keine hohle Geste gewesen sei. Laval und seine Mitarbei-
ter diirften die Gelegenheit zu 1 der neuerlichen Aussprache Deutschlands und Italiens wohl um so ho-
lier bewerten, wenn sie sich der mannigfachen Komplikationen und Krisen erinnerten, denen das Ver-
haltnis zwischen Frankreich und der Achse seit dem Waffenstillstand ausgesetzt war. Keine dieser
Hemmungen, so erklart man hier, sei in Berlin oder in Rom ausgelost worden. Deutschland und Italien
hatten sich vielmehr, was auch von Marschall Petain schriftlich anerkannt worden sei, getreu an ihre
sich aus dem Waffenstillstand ergebenden Verpflichtungen gehalten. Der Waffenstillstand sei jedoch
von GroBbritannien und den USA gestort und schlieBlich von verantwortungslosen franzosischen Mi-
115 litars gebrochen worden. Die Schwierigkeiten bestehen heute darin, eine neue und dauerhaftere
Grundlage zu linden, auf der sich das deutschfranzosische und das italienisch-franzosische Verhaltnis
entwickeln konne. Lavals Empfang im Fiihrerhauptquartier miisse als Beitrag hierzu angesehen wer-
den. Die Aussprache, die der franzosische Regierungschef mit maBgebenden deutschen und italieni-
schen Staatsmannern hatte, wird deshalb in Berlin als Anzeichen fiir die Moglichkeit einer weiteren
Zusammenarbeit angesehen.
In Vichy wurde in offiziosen und amtlichen Kreisen besonders unterstrichen, daB die letzten Bespre-
chungen im Fiihrerhauptquartier ein neuer Ausgangspunkt fiir weitere Einzeln fragen betreffende Un-
terhaltungen seien. Frankreich stehe vor einem neuen Anfang, der eine vollkommen gewandelte fran-
zosische Auffassung in bezug auf die deutsch-franzosische Zusammenarbeit zur Voraussetzung haben
miisse. Nach den Ereignissen in Nordafrika sei die Aufgabe Lavals von Tag zu Tag schwieriger ge-
worden. Der Verrat einiger militarischer Fiihrer habe die Lage des Landes so bedrohlich gestaltet, daB
es fast aussichtslos geschienen habe, sie je wieder bessern zu konnen. Nach der letzten Reise Lavals
konne man aber mit Sicherheit herausstellen, daB der Beweis daflir erbracht worden sei, daB eine Zu-
sammenarbeit mit Deutschland und Italien moglich bleibe und daB diese Zusammenarbeit fur Frank-
reich eine Lebensnotwendigkeit sei. Diese Feststellung zu treffen sei um so notwendiger, als Frank-
reich, mit aller Klarheit und Deutlichkeit erkennen konne, was es nach einem Siege der Angelsachsen
zu erwarten habe. Frankreich mtisse in dieser Erkenntnis seine ganze Kraft daransetzen, an dem Neu-
aufbau Europas mitzuhelfen, an dessen solider Gestaltung es selbst das groBte Interesse habe. Regie-
rungschef Laval sei entschlossen, an diesem Werk mit alien ihm zur Verfugung stehenden Mitteln
'mitzuarbeiten. Man gibt sich in amtlichen und politischen Kreisen Vichys dariiber keiner Tauschung
hin, daB die Meisterung der fast ausweglos erscheinenden Lage nur Laval zu danken sei und daB er
deshalb berechtigten Anspruch auf das Vertrauen des Volkes in seine kommende Arbeit erheben kon-
ne.
Diese beiden AuBerungen aus Berlin und Vichy charakterisieren ziemlich genau Sinn und Tragweite
von Lavals Besprechungen beim Ftihrer: Nach dem Verrat so vieler franzosischer Militars und Beam-
ter bedurfte es der Klarstellung, ob eine Fortsetzung der Politik der Zusammenarbeit zwischen
Deutschland und Frankreich, wie sie 1940 in Montoire begonnen worden war, noch moglich sei. Diese
Moglichkeit wurde bejaht. Das bedeutet, daB Laval als der Trager dieser Politik und als franzosischer
Regierungschef auf das Vertrauen des Fuhrers und des ReichsauBenministers rechnen kann, und daB
116 deutscherseits mit ihm die Politik von Montoire fortgesetzt werden soil. Das Vertrauen zu Laval ist
die schmale in Zukunft durchaus verbreiterungsfahige Briicke zwischen Deutschland und Frankreich,
iiber die sich das Hinuber und Hertiber dieser Politik trotz allem weiter vollziehen kann.
Der Ftihrer hat in seinem Tagesbefehl an die Wehrmacht zum Jahreswechsel die Ereignisse, die dazu
gefuhrt haben, daB die Politik der deutsch-franzosischen Zusammenarbeit zeitweilig in Frage gestellt
schien, wie folgt gekennzeichnet:
Wahrend unsere Soldaten mit denen unserer Verbundeten — besonders auch in Nordafrika — im hel-
denhaften Kampfe stehen, haben verraterische franzosische Generale und Admirale den Waffenstill-
stand gebrochen und unter der Verletzung feierlicher Verpflichtungen und Ehrenworte, selbst gegen-
iiber ihrem eigenen Staatsoberhaupt, das franzosische Kolonialreich, das wir als Sieger Frankreich
belassen hatten, unseren Feinden auszuliefern versucht. In wenigen Tagen wurde daraufhin in Uber-
einstimmung mit dem Willen des Duce der Rest Frankreichs besetzt, die sudfranzosische Mittelmeer-
kiiste zur gemeinsamen Verteidigung eingerichtet, die franzosische Armee und Flotte entwaffnet, Tu-
nis und Bizerta in unseren Besitz genommen. Damit erhielten wir nun jene Position, die fur die Ftih-
rung des Kampfes in Nordafrika von wichtiger, ja ausschlaggebender Bedeutung ist.
Der Besuch Lavals beim Ftihrer bildet den Ausgangspunkt fur die weitere Entwicklung des deutsch-
franzosischen Verhaltnisses. Die hierbei gefuhrten Besprechungen sind die Grundlage fur die Prufung
und Losung zahlreicher Einzelfragen. Das deutsche Interesse ist hier wesentlich bedingt durch die
Kriegsnotwendigkeiten, das franzosische durch den Willen, innerhalb der deutschen Kriegsnotwen-
digkeiten der franzosischen Bevolkerung moglichst viele Erleichterungen zu verschaffen.
Die gegnerische Propaganda versucht immer wieder, der franzosischen Regierung den Charakter einer
souveranen Regierung zu bestreiten und ihr Ansehen gegentiber der franzosischen Bevolkerung des
Mutterlandes und der Kolonien herabzusetzen. Im gleichen Sinne haben die Vasallenstaaten des engli-
schen Empires und die der USA in Mittel- und Sudamerika die diplomatischen Beziehungen mit Vi-
chy abgebrochen oder ihre Vertreter aus Vichy zuriickgezogen. Nicht wenige Mitglieder des franzosi-
schen auswartigen Dienstes haben der Regierung in Vichy den Gehorsam aufgesagt und sich fur de
Gaulle erklart. Sie bilden aber doch nur eine Minderheit.
Ebenso wie die Franzosen im Mutterland, unter denen die alten weltanschaulichen und parteimaBigen
Gegensatze trotz Beseitigung des parlamentarischen Regimes naturlich nicht verschwunden sind, sich
in ihren Ansichten und Wunschen iiber den Krieg und seinen Ausgang und damit auch liber das Ver-
117 haltnis zu den kriegftihrenden Machten hochst uneins sind — ebenso ist dies auch hinsichtlich der
Franzosen innerhalb des franzosischen Kolonialreiches der Fall. Bei ihnen kommt jedoch zu den unter
den Franzosen im Mutterland wirksamen Elementen der Gegensatzlichkeit und Spaltung noch ein
neues hinzu, weil die Amerikaner in Franzosisch-Nordafrika gelandet sind, und Darlan, bis dahin fran-
zosischer Oberbefehlshaber und designierter Nachfolger des Staatschefs, sich ihnen zur Verfugung
gestellt und damit Verrat an seiner eigenen Regierung begangen hatte. Das Auftreten Darlans in Nord-
afrika wurde von dem Verratergeneral de Gaulle, der seinen Sitz in London hat und dort eine Art
Scheinregierung in der Form eines „franzosischen Nationalkomitees" gebildet hat, aufs heftigste kriti-
siert und befehdet. Zuerst konnte man meinen, hierbei sei personliche Rankline und politischer Ehr-
geiz allein maBgebend. Inzwischen hat sich aber gezeigt, daB der Gegensatz zwischen de Gaulle und
Darlan eine sehr viel groBere Tragweite hat und daB dahinter ein tiefer machtpolitischer Gegensatz
und Interessenkampf zwischen dem englischen und dem franzosischen Imperialismus steht. Dies wur-
de vollig deutlich, als am 2. Dezember bekannt wurde, daB Darlan, der bis dahin den Anschein zu
erwecken versucht hatte, daB er im Auftrage Petains handle, die Aufgaben des franzosischen Staats-
chefs in Franzosisch-Nordafrika ubernommen und daB er fur Franzosisch-Nord- und -Westafrika eine
Art Verfassung verkiindet habe. Hir zufolge trat Darlan als Oberkommissar mit den Pflichten und
Rechten des Staatschefs auf. Ein ihm zur Seite stehendes Oberkommissariat sollte die Funktionen der
Regierung ausiiben. Ein Reichsrat sollte die einzelnen Gebiete des franzosischen Kolonialreiches ver-
treten und aus den wichtigsten zivilen und militarischen Chefs zusammengesetzt sein. Es wurde ferner
mitgeteilt, daB die Generalgouverneure von Algerien, Marokko und Franzosisch-Westafrika dieser
neuen Regelung zugestimmt hatten, die nicht nach „demokratischen", sondern nach autoritaren Ge-
sichtspunkten entwickelt war.
Somit stand also in den ausgedehnten Gebieten Franzosisch-Nord- und -Westafrikas, in denen sich
zudem der groBte Teil der noch intakten franzosischen Kolonialstreitkrafte befand, eine franzosische
„Regierung" auf. An ihrer Spitze stand in Darlan ein Mann, der eineinhalb Jahre lang in Vichy die
franzosische Regierung geleitet hatte und sich in dieser Zeit in Wort und Tat als scharf antienglisch
gezeigt hatte. Natiirlich konnte dieser neue politische Status in Franzosisch-Nord- und -Westafrika nur
mit Zustimmung der Amerikaner entstehen und andauern. Er war im Einvernehmen mit dem amerika-
nischen Oberkommandierenden, General Eisenhower, und dem politischen Bevollmachtigten Roose-
velts in Nordafrika, dem fruheren amerikanischen Generalkonsul in Algier, Murphy, entwickelt wor-
118 den. Die Amerikaner wollten die von ihnen besetzten Landergebiete nicht etwa dem Nationalkomitee
de Gaulles in London unterstellen, d. h. also dem politischen EinfluB Londons unterwerfen, sondern
sie wollten mit Hilfe Dar-lans, des Englandfeindes, der mit einer Amerikanerin verheiratet war, die
afrikanischen Gebiete nicht nur militarisch, sondern auch politisch selbst in der Hand behalten.
Die Reaktion bei de Gaulle und seinen Anhangern gegen diese Politik war auBerst scharf, aber auch
die der englischen Presse und Offentlichkeit lieB an Deutlichkeit nichts zu wiinschen tibrig. Die engli-
sche Presse griff Darlan scharf an. Es kam zu Interpellationen im englischen Parlament. Die englische
Regierung wagte aber nicht in offentlicher Sitzung zu dem „Darlan-Skandal", wie man sich in London
ausdriickte, Stellung zu nehmen, sondern tat dies in zwei Geheimsitzungen des englischen Parlaments.
In Washington erklarte Roosevelts Staatssekretar des AuBeren, Hull, auf der Pressekonferenz trocken,
die USA seien zu sehr mit dem Kampf gegen die Achse in Nordafrika beschaftigt, als daB sie mit Dis-
kussionen iiber die Ubernahme der Befugnisse des Staatschefs durch Darlan Zeit verschwenden konn-
ten. Es sei jetzt nicht die Zeit, mit den verschiedenen franzosischen Interessengruppen iiber Politik zu
sprechen. Roosevelt selbst aber auBerte, die Regelung mit Darlan sei nur eine vorlaufige, wozu in Wa-
shington kommentierend gesagt wurde, „vorlaufig" bedeute bis zum Ende des Krieges. Man war also
in Washington entschlossen, iiber die Proteste Londons einfach hinwegzugehen!
Da wurde Darlan am 24. Dezember das Opfer eines Mordanschlages. Der Morder, ein junger Franzo-
se, dessen Name erst mehrere Wochen spater bekanntgegeben wurde, schoB ihn in den Biiroraumen
des Oberkommissariats in Algier nieder. Reuters diplomatischer Korrespondent aber schrieb dazu:
Darlans Schicksal ist ein warnendes Beispiel fur alle jene Verrater, die versucht haben, mit Deutsch-
land zusammenzuarbeiten. Sein Tod, so tragisch er an sich ist, wird die groBe Aufgabe des Wiederauf-
baues der franzosischen Streitkrafte erleichtern und wird der Furcht vor dem Verrat ein Ende bereiten,
die nie ganz hatte verschwinden konnen, solange Darlan an einem wichtigen Posten stand.
Darlans Tod wird Giraud zusammen mit de Gaulle an die Spitze der groBen franzosischen Patrioten-
front stellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daB, wenn die Verhandlungen zwischen den beiden Solda-
ten gut gedeihen, wir vielleicht Giraud an der Spitze der kampfenden franzosischen Armee sehen wer-
den, wahrend de Gaulle sich politischen und diplomatischen Aufgaben widmet. Die Tragodie Darlans
wird nirgendwo groBes Mitleid erregen.
Dieser auBerordentlich bezeichnende Kommentar der Reuter-Agentur wurde alsbald wieder zuriickge-
119 zogen. Er lieB die Katze eben allzu sichtbar aus dem Sack. Der Tater wurde schon am Tage nach der
Tat vor ein Kriegsgericht gestellt und tags darauf erschossen. Man hatte es offenbar eilig, ihn zu besei-
tigen. Kein Wunder, daB vielerorts spontan vermutet und gesagt wurde, Darlan sei das Opfer des be-
riichtigten englischen Intelligence Service geworden. Dies wird sich vielleicht nie beweisen lassen;
sicher ist aber, daB die englische und die de Gaulle-Hetze gegen Darlan mindestens die Atmosphare
geschaffen hat, aus der der Mord entstand. So wenig Mitleid mit dem Verrater Darlan begriindet er-
scheint, so bezeichnend ist sein Fall fur die Gegensatze und Spannungen im Lager unserer englisch-
amerikanischen Feinde.
Wenn man freilich in London geglaubt hatte, nun sei der Weg fur de Gaulle, d. h. fur den englischen
EinfluB in Nordafrika, frei, so hatte man sich getauscht. Denn nicht de Gaulle wurde Nachfolger Dar-
lans, sondern der Armeegeneral Giraud, jener General, der gegebene Erleichterungen ausnutzend, aus
deutscher Gefangenschaft entfloh und sich trotz des scharfsten Drucks der franzosischen Regierung
weigerte, in sie zuriickzukehren, der Petain schriftlich sein Ehrenwort als Offizier gab, keinesfalls
Frankreich zu verlassen, sondern sich als ein pensionierter General ruhig zu verhalten, um dann, als
die USA-Invasion in Nordafrika erfolgte, sofort dieses Ehrenwort zu brechen und nach Nordafrika zu
entweichen. Alle Bemiihungen de Gaulies und Londons, mit Giraud zu einer Abmachung zu gelangen,
deren Ziel natiirlich die Unterordnung Girauds unter de Gaulle und der Ubergang der politischen Fiih-
rung in Franzosisch-Nord- und -Westafrika von den Amerikanern auf die Englander ware, sind bisher
ohne Erfolg geblieben. Man kann unschwer prophezeien, daB die Amerikaner politisch wie militarisch
in diesen Gebieten das Heft in der Hand behalten wollen und werden, solange es nur die Englander
sind, die es ihnen streitig zu machen versuchen konnen.
Aber ohne Gegenzug wollte London die politische Niederlage in Nordafrika nicht einstecken. Am 14.
Dezember wurde aus London gemeldet, iiber den kiinftigen Status von Madagaskar sei ein Abkommen
zwischen der britischen Regierung und dem franzosischen Nationalkomitee durch AuBenminister
Eden und General de Gaulle unterzeichnet worden: als Oberkommissar in Madagaskar wurde ein An-
hanger de Gaulies eingesetzt; als eine seiner Hauptaufgaben wurde die Reorganisation der fran-
zosischen Streitkrafte auf Madagaskar bezeichnet, um die Teilnahme dieser Streitkrafte an Operatio-
nen auf verschiedenen Kriegsschauplatzen sicherzustellen, wahrend die britischen Streitkrafte auf
Madagaskar mit der Aufgabe betraut wurden, Madagaskar gegen eventuelle Angriffe von auBen zu
verteidigen. Ein echt englischer Vertrag ! Denn er sieht vor, daB die wertvolle Insel Madagaskar, die
120 etwa die GroBe von ganz Frankreich hat, militarisch fest in englischer Hand bleibt, daB die dort
vorhandenen oder neu aufzustellenden franzosischen Streitkrafte jedoch sich tiberall da, wo Englands
Interesse es erfordern kann, verbluten sollen. Etwaige Meinungsverschiedenheiten zwischen dem fran-
zosischen Oberkommissar und dem tatsachlichen Machthaber, dem englischen kommandierenden
General, sollen zwischen der englischen Regierung und de Gaulle in London ausgeglichen werden.
Auch dies sichert Englands Interesse natiirlich in jeder Weise.
Das einzige nun noch iibrige franzosische Kolonialgebiet in Afrika, Franzosisch-Somaliland, das lange
und unter erheblichen Opfern Vichy treu geblieben war, fiel kurz darauf durch militarischen Driick
und durch Verrat ebenfalls in englische Hand. Am 28. Dezember schloB es sich de Gaulle an und wur-
de von englischen Truppen besetzt.
Nunmehr war das ganze riesige und iiber die ganze Welt zerstreute franzosische Kolonialreich in die
Hande der Englander und der Amerikaner iibergegangen mit Ausnahme von Martinique, das noch zu
Vichy halt, und das die USA vermutlich nur deshalb noch nicht besetzt haben, weil es ihnen sowieso
nicht entgehen kann und weil die Respektierung der franzosischen Souveranitat sich propagandistisch
fur sie gut ausnimmt. Ferner untersteht noch Indochina der Autoritat von Vichy, jedoch iibt Japan dort
auf Grund vertraglicher Abmachungen ein Besatzungsrecht aus.
Am Ende des Jahres 1942 hat also Frankreich praktisch sein Kolonialreich verloren. Ob nun in einzel-
nen Teilen desselben eine franzosische Scheinherrschaft unter de Gaulle oder in anderen eine solche
unter Giraud ausgeiibt wird, tatsachlich ist das franzosische Kolonialreich in englischer und amerika-
nischer Hand. Die Englander haben im Laufe der Geschichte ofter franzosische Kolonialgebiete be-
setzt, aber nie welche zuriickgegeben.. Offensichtlich haben auch die Amerikaner nicht die Absicht,
die von ihnen besetzten franzosischen Kolonialgebiete Frankreichs je wieder zu raumen. Zum Unter-
schied vom ersten Weltkrieg, wo der Sieg Englands und der Vereinigten Staaten zugleich der Frank-
reichs war, wurde heute ein Sieg der Englander und Amerikaner, mindestens hinsichtlich des franzosi-
schen Kolonialreiches Frankreichs Niederlage bedeuten. Nur durch den Sieg Europas gegen den engli-
schen und amerikanischen Imperialismus hat Frankreich Aussicht, als Kolonialmacht fortzubestehen.
Die meisten Franzosen haben dies anscheinend freilich noch nicht begriffen, aber die politische Ur-
teilsfahigkeit ist innerhalb des franzosischen Volkes ja leider ungeniigend entwickelt.
Dies ist iibrigens ein wesentlicher Grund seiner Niederlage von 1940 und der zweiten Niederlage, die
sich seit dem 8. November 1942, dem Beginn der amerikanisch-englischen Invasion in Franzosisch-
121 Nordafrika, vollzogen hat. Wenn man vergleicht, was Frankreich an Macht und politischer Stellung
nach dem Waffenstillstand des Juni 1940 noch geblieben war und was es nach dem 8. November 1942
dariiber hinaus verloren hat, ist man geneigt, festzustellen, daB die zweite Niederlage beinahe folgen-
schwerer und schlimmer fur Frankreichs gegenwartige Lage und fur seine Zukunft ist als die erste.
Die Ereignisse in Nordafrika haben im Monat Dezember auch auf der zwischen Frankreich und Fran-
zosisch-Nordafrika sich erstreckenden iberischen Halbinsel ihre Auswirkungen gehabt. In den Tagen
vor Weihnachten weilte Spaniens AuBenminister, Graf Jordana, zu langeren Besprechungen mit Por-
tugals Staatschef, General Carmona, und dem portugiesischen Regierungschef und Schopfer und Tra-
ger des autoritaren Regimes in Portugal, Salazar, in Lissabon. Als Ergebnis dieser Verhandlungen,
deren Bedeutung durch mehrere offizielle Veranstaltungen und wahrend derselben gehaltene Reden
unterstrichen wurde, ist die Bildung eines iberischen Blocks zur Erhaltung des Friedens auf der Iberi-
schen Halbinsel von spanischer und portugiesischer offizieller Seite herausgestellt worden.
Spanien und Portugal sind autoritare Staaten. In Portugal ist das autoritare Regime durch die iiberra-
gende Personlichkeit Salazars schrittweise und aus den Notwendigkeiten der Stunde als ein Werk na-
tionaler Errettung und Wiedergeburt entstanden, zugleich als Befreiung aus langer und vollstandiger
finanzieller, wirtschaftlicher und politischer Abhangigkeit von England. In Spanien erstand das autori-
tare Regime in dreijahrigem blutigem Burgerkrieg gegen Kommunismus, Anarchismus, Marxismus
und Liberalismus. Die Invasion der USA und Englands in Nordafrika und deren Angriffsplane gegen
Europa stellen eine unmittelbare Bedrohung Spaniens und Portugals dar, nicht nur hinsichtlich des
Regimes, da England und die USA ja doch fur die Demokratie und ihre Herrschaftsformen kampfen,
sondern auch hinsichtlich deren nationaler Zwecksetzung der Politik, die sich fur Portugal im Namen
Salazars und fur Spanien in dem Francos verkorpert. Beide Lander erstreben mit dem autoritaren Re-
gime jahrhundertelangen Niedergang in neuen Aufstieg zu wandeln. Der Sieg der angelsachsischen
Machte wurde ihnen nicht nur auf absehbare Zeit das so mtihselig und unter so schweren Opfern
beseitigte Elend des Parlamentarismus aufzwingen, sondern ihnen auch jede Aussicht auf nationalen
Wiederaufstieg nehmen. Man braucht sich nur vorzustellen, daB die USA Franzosisch-Nord- und -
Westafrika ihrer Herrschaft auf die Dauer unterwerfen wtirden, um sich die Lage der Iberischen Halb-
insel zu vergegenwartigen.
Der spanische Staatschef Franco hat in einer Rede aus AnlaB der Konstituierung des Nationalrats der
Falange am 8. Dezember alle Spanier aufgefordert, jegliche liberalistische Vorurteile fallen zu lassen.
122 Er schilderte die Entwicklung und die Zielsetzung der faschistischen und der nationalsozialistischen
Bewegung und deren Methoden zur Losung der sozialen Probleme. Nur der Weg des autoritaren und
sozialen Regimes sei gangbar fur Spanien. Alle jene irrten sich, die von der Errichtung eines Europas
mrt demokratisch-liberalem Regime und einer Grenznachbarschaft mit dem russischen Kommunismus
traumten, und es irrten alle, die auf burgerliche Losungen spekulierten. Die Welt laufe andere Wege.
Franco ftigte hinzu, es seien nicht nur Gebietsforderungen, die in diesem Augenblick an die gegenwar-
tige spanische Generation herantreten, sondern es gehe zugleich um die Existenz des spanischen Le-
bensraumes und um seine Zivilisation !
Diese Rede Francos, in der Spaniens Stellung zum gegenwartigen Weltkonflikt klar gekennzeichnet
ist, verursachte in London einige Aufregung. AuBenminister Eden wurde im Unterhaus gefragt, ob die
britische Regierung nicht beabsichtige, gegen diese Rede zu protestieren; er erwiderte jedoch, er halte
es nicht fur vorteilhaft, Protest einzulegen. Dafiir fand es der britische Botschafter in Madrid, Sir Sa-
muel Hoare, angebracht, in einer Rede vor Mitgliedern der englischen Kolonie in Barcelona nicht nur
Englands Sieg zu prophezeien, sondern die nach der Geschichte der englisch-spanischen Beziehungen
seit Jahrhunderten und nach Englands Haltung im spanischen Burgerkrieg im besonderen nur als
griindlich verlogen zu bezeichnende Behauptung aufzustellen, England habe keinen anderen Wunsch,
als Spanien einig, frei und gliicklich zu sehen!
Wie sich England die Freiheit und das Gltick fur Europa nach diesem Kriege vorstellt, falls es in die
Lage kame, hiertiber entscheiden zu konnen, ist in London auch im Monat Dezember wieder mit aller
Deutlichkeit erklart worden. Das Versailler Diktat ware ein reines Kinderspiel gegen das, was man
sich in London fur diesen Fall vorgenommen hat. So erklarte der englische Arbeiterparteiler Green-
wood, man mtisse Deutschland u. a. jede chemische und Flugzeugindustrie einfach verbieten und diese
ausrotten. Der bekannte englische Abgeordnete und Schrifts teller Vernon Bartlett auBerte, England
und seine Verbundeten muBten nach dem Kriege Deutschland militarisch so lange besetzt halten, „bis
die jungen Leute dort Zeit gehabt haben, sich die bestialischen Ideen des Nazisystems aus dem Kopf
zu schlagen"! Bekanntlich ist dagegen englischerseits der — Sowjetunion in diesem neuen Europa
eine fuhrende Rolle zugedacht. In der „Contemporary Review" flihrte Lord Robert Cecil am 25. De-
zember aus, die Methode des Versailler Vertrages mlisse in der Nachkriegszeit auch auf alle Wirt-
schaftsund Sozialfragen, ausgedehnt werden. In territorialer Hinsicht konnten in Mittel- und Osteuropa
keine Veranderungen ohne die Zustimmung der Sowjetunion getroffen werden, deren politische und
123 militarische Stellung in diesen Gebieten uberragend sein werde. Derselbe Robert Cecil, der im Genfer
Volkerbund viele Jahre hindurch eine fuhrende Rolle spielte und geradezu die Stellung eines Frie-
densapostels in Anspruch nahm, findet es jetzt ganz seibstverstandlich, dem Bolschewismus Mittel-
und Osteuropa auszuliefern !
Andererseits hat man offenbar in Moskau nicht die Absicht, sich mit solchen englischen Zugestandnis-
sen zu begntigen, sondern man will schon wahrend des Krieges die Bolschewisierung Englands selbst
in die Wege leiten. Wie Reuter am 21. Dezember meldete, hat die britische kommunistische Partei ein
Gesuch zur Aufnahme in die englische Arbeiterpartei eingereicht. Der ZentralausschuB der kom-
munistischen Partei Englands sagte hierzu, „eine geeinte Arbeiterbewegung konnte bei der Gewin-
nung des Krieges und der Losung der Nachkriegsplane eine bedeutende Rolle spielen". Die Erfah-
rungen, die in anderen Landern mit der „Einigung" zwischen der kommunistischen Partei und
anderen marxistischen Gruppen, sei es in der Form der Volksfront, sei es in anderer Weise gemacht
worden sind, haben jedoch langst bewiesen, und die Moskauer Komintern hat es oft genug selbst aus-
driicklich bestatigt, daB alle Bestrebungen des Kommunismus zum ZusammenschluB mit marxisti-
schen Parteien nur dem einen Zweck dienten, diese dem Kommunismus zu unterwerfen. Es ist recht
bezeichnend, daB Moskau die sozialen Verhaltnisse in England offenbar fur kommunistische Durch-
dringungsmanover fur geeignet halt.
Immerhin hielt sogar Churchill trotz aller zur Schau getragenen Siegeszuversicht es in einer Rede, die
er am 5. Dezember in Bradford hielt* fur angezeigt, die Englander davor zu warnen, das Fell des Ba-
ren allzu eifrig zu verteilen, bevor man ihn erlegt hat. Er fiihrte aus, England miisse seine ganzen Kraf-
te zusammennehmen, da sich der Krieg seinem gespanntesten Stadium nahere. Englands Feinde seien
sehr machtig, verfugten tiber Millionen von Soldaten, hatten reiche Lander erobert, und bisher sei es
noch nicht gelungen, „den harten Kern des Nazi-Widerstandes anzuknacken".
Als die Achilles-Ferse Englands wird immer wieder die Schiffsraumfrage, d. h. also der Krieg
Deutschlands und seiner Verbundeten gegen die feindliche Versorgungsschiffahrt in England selbst
bezeichnet. So erklarte am 13. Dezember der kanadische Munitionsminister Howe, die alliierten Ver-
luste an Handelsschiffsraum seit Ausbruch des Krieges, seien zweimal groBer als die Neubauten. Die
Kosten der Schiffs neubauten in England sind nach einem Bericht der „Times" von Mitte Dezember
seit Ausbruch des Krieges um rund 100% gestiegen. Uber neun Millionen Tonnen Schiffsraum sind
im Jahre 1942 allein von deutschen See- und Luftstreitkraften versenkt worden. Roose-velt gab an,
124 daB im gleichen Zeitraum tiber 8 Millionen Tonnen Schiffsraum in den USA gebaut worden seien.
Diese beiden Ziffern liefern aber, vorausgesetzt, daB Roosevelts Neubauziffer der Wirklichkeit ent-
spricht, ein durchaus falsches Bild. Denn bei der deutschen Versenkungsziffer handelt es sich um
Bruttoregistertonnen, bei der Roosevelts aber um Gewichtstonnen, die Bruttoregistertonne aber ent-
spricht 1,4 Gewichtstonnen. Es ergibt sich also (entsprechend der Berechnung des kanadischen Mini-
sters Howe) ein Verhaltnis zwischen Neubauten und Versenkungen von eins zu zwei, wobei die Ver-
senkungsziffern der italienischen und japanischen Marine- und Luftwaffen noch nicht einmal
mitgerechnet sind! — Die bekannte englische Zeitschrift „New Statesman and Nation" beschaftigte
sich Ende Dezember 1942 mit dem wachsenden Mangel an Seeleuten bei den Alliierten und fiihrte
aus, obgleich der VerschleiB an Schiffen groB sei, sei der an Mannern noch ernster und unersetzlicher.
Seeleute der Handelsmarine hatten einen hohen Seltenheitswert. Man konne nur in beschranktem
MaBe auf die eigenen Krafte und die des Empires zuriickgreifen und muBte sich in erster Linie an die
Vereinigten Staaten wenden, damit diese die Besatzungen fur die zusatzlichen Schiffe stellen, die im
Rahmen ihres Expansionsprogrammes gebaut werden sollen. Vollstandig wirksame Verstarkungen
konne man aber durch Amerika fur die nachste Zeit nicht erwarten, da dieses zur Zeit dieselben
Umstellungsschwierigkeiten durchmache, wie England im Jahre 1940.
China muBte der groBte Lieferant von Menschenmaterial fur die verbundeten Nationen sein, aber hier
miisse man sich dariiber klar werden, daB diese wichtige Lieferquelle fur Seeleute abgeschnitten sei,
weil Japan die chinesische Kiiste beherrsche.
In England ist deshalb kurzlich ein Anti-U-Boot-Kriegfuhrungskomitee gebildet worden, das Chur-
chill als Kriegsminister personlich untersteht und das allwochentlich Sitzungen abhalt, um die Anti-U-
Boot-Kriegfuhrung zu leiten und zu aktivieren.
Der Krieg zur See ist liberhaupt im Jahre 1942 fur England und die USA hochst verlustbringend gewe-
sen. Dazu hat auBer dem Unterseebootkrieg in erster Linie die Seemacht Japans Beitrage geleistet. In
seinem Bericht vor dem japanischen Reichstag gab Marineminister Admiral Shimada am 28. Dezem-
ber eine Gesamtiibersicht iiber die bisherigen japanischen und englisch-amerikanischen Verluste seit
dem Kriegseintritt Japans.
Danach versenkten die japanischen Streitkrafte 11 feindliche Schlachtschiffe, 11 Flugzeugtrager, dar-
unter ein Flugzeugmutterschiff, 46 Kreuzer, 48 Zerstorer, 93 U-Boote und 54 andere Schiffe. Der Ge-
samtverlust des Feindes belauft sich auf 1 100 000 BRT Kriegsschiffsraum, gleich 38% der vereinigten
Starke der Angelsachsen und der Hollander vor Kriegsausbruch. Schwer beschadigt wurden auf seiten
des Feindes insgesamt 9 Schlachtschiffe, 4 Flugzeugtrager, 19 Kreuzer, 23 Zerstorer, 60 U-Boote, 39
125 andere Schiffe. Japanische Streitkrafte versenkten oder beschadigten schwer 424 Handelsschiffe mit 2
700 000 BRT und
9 Kriegsschiffe. Japanische Streitkrafte schossen ab oder zerstorten am Boden 3853 Flugzeuge. Die
japanischen Verluste betrugen 1 Schlachtschiff, 3 Flugzeugtrager, 4 Kreuzer, 15 Zerstorer, 9 U-Boote,
20 andere Schiffe und 65 Handelsschiffe, die den Seestreitkraften beigegeben waren, mit insgesamt
200 000 BRT sowie 568 Flugzeuge. Schwer beschadigt wurden 1 Schlachtschiff, 2 Flugzeugtrager, 3
Kreuzer, 9 Zerstorer, 1 U-Boot und
10 andere Schiffe. Der Marineminister schloB mit dem Hinweis, daB der Krieg in sein entscheidendes
Stadium trete und daB der Feind im Vertrauen auf seine Produktionskapazitat Gegenangriffe versu-
chen werde. Die japanische Marine, so betonte Shimada, sei aber unter der Ftihrung des Tenno und
mit einmutiger Unterstiitzung des Volkes fest entschlossen, alle Schwierigkeiten und Entbehrungen zu
uberwinden, um den Feind auf die Knie zu zwingen.
Angesichts jener enormen Verluste konnte denn auch Churchill in einer Botschaft, die er am 8. De-
zember aus AnlaB des Jahrestages des amerikanischen Kriegseintritts an Roosevelt richtete, nicht an-
ders als festzustellen, „der Schaden, der uns alien im Laufe des vergangenen Jahres von den Japanern
zugefugt worden ist, ist in der Tat sehr schwer". Churchill sprach anschlieBend die Hoffnung aus, daB
sich England eines Tages mit seiner ganzen Kraft „mit den USA zur endgultigen Vernichtung Japans
vereinigen konne". In seiner Antwort bestatigte Roosevelt, daB der von den Japanern zugefugte Scha-
den in der Tat sehr groB sei. Er, Roosevelt, sei aber ebenso wie Churchill fest entschlossen, die Macht
Japans endgultig zu zerstoren.
Es ist die alte Methode der Churchill-Rooseveltschen Propaganda: Man vertrostet auf die Zukunft.
Gegenuber den aus den USA verbreiteten Meldungen iiber neue Kriegsschiffbauten bemerkte der
Sprecher der japanischen Marine am 8. November, dem Schiffsbauprogramm Amerikas stehe Japan
keineswegs unvorbereitet gegenuber. Unberiihrt von den groBen Worten der Feindpropaganda arbeite
es mit voller Zuversicht Tag und Nacht an der Verstarkung seiner Flotte. Seit Kriegsausbruch seien
mehrere neue Schlachtschiffe, mehrere neue Flugzeugtrager und Kreuzer und viele andere Kriegs-
schiffe in Dienst gestellt worden, wahrend weitere zur Zeit gebaut wurden. Japans Schiffsbaukapazitat
ist tatsachlich durch die Gewinnung bedeutender Werften in den von ihm eroberten Gebieten, so in
Hongkong, Singapur und in Niederlandisch-Indien, nicht unbetrachtlich vergroBert worden; abgesehen
davon, daB die wahrend der Kriegshandlungen in Kiistennahe versenkten Schiffe wieder gehoben wer-
den. So wurden nach einer Meldung aus Tokio vom 16. Dezember im Seegebiet von Soerabaya auf
126 Java iiber dreiBig feindliche Schiffe, darunter Kriegsschiffe, Handelsschiffe und Tanker, sowie
Schwimmdocks verschiedener GroBe fur Japan geborgen.
Auch die optimistischsten Betrachter der Kriegslage im pazifischen Raum kamen in England und' den
USA bei ihren Betrachtungen zum Jahrestag von Japans Kriegseintritt naturgemaB nur zu negativen
Feststellungen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daB Ende Dezember aus Washington
gemeldet wurde, die Tschungkingregierung sei mit der unbedeutenden Rolle, die China in der Strate-
gic der Alliierten zugewiesen sei, hochst unzufrieden, und die Lieferungen an Kriegsmaterial wurden
dort als vollig ungeniigend betrachtet.
Demgegeniiber bezeichnete der japanische Ministerprasident Tojo in seiner Neujahrsbotschaft an das
japanische Volk die militarischen Ergebnisse der vergangenen zwolf Monate als einen groBen Schritt
vorwarts auf dem Wege zur ganzlichen Vernichtung des Feindes. Japan sei gewillt, in weiterer enger
Zusammenarbeit mit seinen Verbiindeten diesen Endsieg auch kiinftig durch fortgesetzte Offensiven
sicherzustellen. „In diesem Augenblick mochte ich", so fiihrte Tojo weiter aus, „meiner freudigen
Genugtuung dariiber Ausdruck geben, daB die befreundeten Lander in Europa, namlich Deutschland
und Italien, ihre'Bande mit Japan im letzten Jahre weiterhin festigten. Sie beweisen eine iiberraschende
Kampfstarke auf alien Kriegsschauplatzen. Ich mochte daher meiner herzlichen Bewunderung Aus-
druck verleihen und meine Gltickwtinsche aussprechen fur die von ihnen errungenen groBen Erfolge.
Von ganzem Herzen danke ich ihnen fur ihre aufrichtige Zusammenarbeit mit Japan. In diesem Au-
genblick mochte ich gleichzeitig fur die weiteren Erfolge unserer Verbundeten beten."
Tojo ging alsdann auf die Beziehungen zu Mandschukuo ein und flihrte aus, daB Mandschukuo Hand
in Hand mit Japan die nordlichen Grenzen verteidige. Hiermit trage Mandschukuo wesentlich zur Er-
hohung der Kampfstarke Japans bei. Die chinesische Nationalregierung in Nanking werde taglich ge-
festigter und erfulle ihre neue Aufgabe mit Unterstiitzung Japans. Was Thailand anbelange, so habe
vor wenigen Tagen in feierlicher Weise das einjahrige unverbriichliche Waffenbiindnis begangen wer-
den konnen. Thailand marschiere Seite an Seite mit Japan zur Erreichung des gemeinsamen Zieles.
Tojo dankte schlieBlich den Volkern der besetzten Sudgebiete fur ihre verstandnisvolle und enge Zu-
sammenarbeit mit den japanischen Militarbehorden. Hierdurch sei es nicht nur moglich, eine schnelle
Aufbauarbeit zu leisten, sondern auch die wichtigen Rohstoffmaterialien dieser Gebiete in genugenden
Mengen zu erhalten und sie zur Erringung des Sieges einzusetzen.
Wahrend so Japan die Wirtschaftsblockade seiner Feinde vereitelt und aus der Mangelwirtschaft zur
127 UberfluBwirtschaft vorgedrungen ist, zeigen sich selbst in den USA, auf deren angeblich unbeschrank-
te, in Wirklichkeit natiirlich durchaus beschrankte Produktionsmoglichkeiten die amerikanische Propa-
ganda immer wieder hinweist, Mangelerscheinungen. So wurde Anfang Dezember aus New York
gemeldet, die USA-Presse kiindige eine strikte Rationierung fur das Jahr 1943 an. Die Regierung habe
bereits Lebensmittelkarten driicken lassen, und die Rationierung werde sich auf Fleisch, Butter, Mar-
garine, Speck, Speiseol, Fruchtkonserven, Fleischkonserven, Fischkonserven, Kase und wahrschein-
lich auch Frischmilch und Kondensmilch beziehen. Der Verkauf von Schokolade, Kleidung und Schu-
hen solle ebenfalls geregelt werden. Auch die Menschenkrafte der USA erweisen sich als keineswegs
unerschopflich: Roosevelt hat einen besonderen Diktator iiber das USA-Menschenmaterial ernannt! Er
hat die erforderlichen Vollmachten erhalten, zu bestimmen, wer in die Streitkrafte einzutreten habe,
und wie die Daheimgebliebenen zu beschaftigen seien. Er habe ferner die Vollmachten, die Jahrgange
der Frauen zu bestimmen, die zu Hilfsdiensten verpflichtet werden sollen. Er sei auch ermachtigt, die
Arbeitgeber, besonders die Rtistungsindustrie zu verpflichten, alle neuen erforderlichen Arbeiter iiber
den von der Regierung eingerichteten Arbeitervermittlungsdienst anzufordern. Zu gleicher Zeit habe
Roosevelt die freiwilligen Einstellungen von Mannern im Alter von 18 bis 38 Jahren in Heer, Marine
und Luftwaffe aufgehoben. Dadurch habe er die drei Wehrmachtsteile dazu gezwungen, kiinftig alle
fur sie benotigten Leute durch Rekrutierung einzuberufen. Die Rekrutierung selbst sei ebenfalls dem
AusschuB fur den Einsatz des Menschenmaterials unterstellt.
Der Preisdiktator Roosevelts, Henderson, der den Kampf gegen die drohende, richtiger schon im Gan-
ge befindliche Inflation zu fiihren hatte, ist im Dezember zuriickgetreten. Offensichtlich weil er sich
nicht in der Lage sah, seine Aufgabe mit Erfolg durchzufiihren. Dies hindert Roosevelt freilich nicht,
immer neue Diktatoren fiir einzelne Gebiete des amerikanischen Lebens aufzustellen. Nach einem
Jahre Krieg hat es Roosevelt dazu gebracht, daB es in den USA so viele „Diktatoren" gibt, wie in kei-
nem Lande der Welt. Ein merkwiirdiger Erfolg seines angeblichen Kampfes fiir die Freiheit!
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
Januar-Lieferung
(Nr. 81/82 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Rede Dr. Goebbels zum 30. Januar — Proklamation des Fiihrers
Am Nachmittag des 30. Januar sprach Reichsminister Dr. Goebbels in einer offentlichen Kundge-
bung im Berliner Sportpalast zu den bewahrten Kampfern der Bewegung und vor zahlreichen Solda-
iJiriiisirllilLinil iit'jiiaijif 1
ten, Rlistungsarbeitern und Verwundeten dieses Krieges. Gipfelpunkt seiner Ansprache bildete die
Verlesung der Proklamation des Flihrers.
Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen! Parteigenossen und Parteigenossinnen!
58 Seit der Machtergreifung am 30. Januar 1933 hat der Ftihrer jedes Jahr personlich, meistens vom
Sportpalast aus, zum deutschen Volk gesprochen und ihm die Parole fiir das kommende Kampfjahr
gegeben. Der Fiihrer hat mich beauftragt, Ihnen mitzuteilen, daB es sein herzlichster Wunsch gewesen
ist, auch heute zur Nation zu sprechen. Er bedauert ebenso wie wir, die uns alien zu einem inneren
Bedurfnis gewordene Tradition der Begehung dieses Gedenktages dieses Jahr unterbrechen zu miis-
sen. Aber die harten Notwendigkeiten der Kriegftihrung gestatten ihm augenblicklich nicht, sein
Hauptquartier, von dem aus er die groBen Abwehrschlachten im Osten fiihrt, zu verlassen. Er wendet
sich deshalb start in einer Rede in einer Proklamation an das deutsche Volk. Ich werde diese Prokla-
mation im Auftrage des Flihrers im Verlauf meiner Ansprache zur Verlesung bringen.
Lassen Sie mich diese durch einige Gedanken liber die gegenwartige Lage einleiten.
Es ist nicht das erstemal, daB ich in einer schwierigen Stunde unseres nationalen Lebens von dieser
Stelle aus vor dem ganzen deutschen Volke das Wort ergreife. Im Berliner Sportpalast erlebten wir in
den vergangenen 1 5 Jahren alle Hohen und Tie fen der deutschen politischen und im Kriege militari-
schen Entwicklung. Die Gefahren, die in diesen bewegten anderthalb Jahrzehnten das Reich umdroh-
ten, erfuhren von dieser Stelle aus vor dem deutschen Volke ihre Klarstellung, aber hier wurden auch
vor dem ganzen Volk die entscheidenden Entschllisse zu ihrer Behebung proklamiert. Niemals sah
dieser Saal eine Gefolgschaft, die entmutigt oder ohne Hoffnung gewesen ware. Viele Schlage haben
wir in diesen 15 Jahren von unseren Feinden empfangen; aber jedesmal noch haben wir Schlag mit
Gegenschlag beantwortet. Wer erinnert sich nicht der ungezahlten Gelegenheiten, da die Partei oder
der
59 nationalsozialistische Staat in eine mehr oder weniger groBe Krise hineingeraten waren und ihre
Feinde glaubten, nun endgliltig liber sie triumphieren zu konnen! Sie haben immer noch zu friih trium-
phiert.
Feindliche Manner und Krafte, die heute schon vollkommen aus unserem Gedachtnis entschwunden
sind, deren Namen und Bezeichnungen man sich kaum noch erinnert, sind uns in diesen 15 Jahren
entgegengetreten. Die Zeit ist liber sie hinweggeschritten. Wir aber sind geblieben. Wir sind mit alien
Gefahren und Krisen fertig geworden. Und so, wie das in der Vergangenheit war, so wird es auch in
der Gegenwart und in aller Zukunft sein. Wir haben uns nie dazu hergegeben, auftauchende Schwie-
rigkeiten vor dem Volke zu verkleinern oder gar zu verleugnen. Im Gegenteil, es war immer ein Zei-
chen unseres ungebrochenen Kraftgefuhls, jede Gefahr vor unserer Anhangerschaft und vor dem gan-
zen deutschen Volke klar aufzuzeichnen, damit die Partei und unser Volk sich dagegen wappne und
bereitstelle. Es ist immer eine Frage der inneren Selbstsicherheit und der kampferischen Entschlossen-
heit, ob eine Bewegung oder ein Volk mit manchmal auch ubermachtig scheinenden Schwierigkeiten
fertig werden. Sind sie bereit und fegt gewillt, dagegen ihre ganze innere und auBere Kraft zur An-
wendung zu bringen, dann werden sie sie auch immer uberwinden. Nur wenn sie vor den Gefahren
kapitulieren, kommen sie darin um. Fur uns aber war es seit jeher feststehender und unumstoBlicher
Grundsatz, daB das Wort Kapitulation in unserem Sprachschatz nicht existierte. Dabei verbleiben wir
und werden wir immer verbleiben!
Wenn ich in dieser bewegenden Stunde am zehnten Jahrestag der Machtlibernahme durch den Ftih-
rer von der Tribune des Berliner Sportpalastes aus zu Ihnen und liber die Atherwellen zum ganzen
deutschen Volke spreche, so erfullt mich das gerade heute mit tiefer Ergriffenheit. Ich stehe wiederum
auf diesem Podium, auf dem Geschichte gemacht worden ist. Als wir zum ersten Male in diese weite,
geraumige Halle Einzug hielten, wurde damit eine politische Kampfarena eroffnet, in der in der Folge-
zeit die entscheidenden Auseinandersetzungen um die Macht in Deutschland ausgetragen wurden. Ich
weiB nicht, wie viele hundert Male der Ftihrer und wir, seine nachsten Mitarbeiter, von dieser Stelle
aus in hellen und in dunklen Stunden zu Ihnen, zur nationalsozialistischen Bewegung in Berlin, und
mit einer Tiefenwirkung weit in das Reich hinein zum ganzen deutschen Volke gesprochen haben.
Hier fand das Ringen um die Macht in der Reichshauptstadt seinen pragnantesten Ausdruck; hier er-
lebten wir die hinreiBenden Stunden nationalsozialistischer Kampfbegeisterung, aber auch einer wil-
den Entschlossenheit, wenn sich Gefahren und Schwierigkeiten bergehoch vor uns auftiirmten. Hier
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 2
60 versammelten wir uns in Stunden starkster Belastung und hartester Willenskraft, in denen wir uns
gegen unsere Gegner behaupten muBten, wenn sie uns Nackenschlage versetzt oder auch empfindliche
Niederlagen beigebracht hatten.
Wie es damals war, so ist es heute. Von diesem Podium aus gingen und gehen die ziindenden poli-
tischen Parolen ins Volk hinein, die die Nation zu einem fanatischen Kampfeswillen zusammen-
schlossen und zusammenschlieBen.
Wieder befindet sich das deutsche Volk mitten im schwersten Ringen um sein Schicksal. Seine tra-
ditionellen Feinde, mit denen wir uns bis zum Jahre 1933 so oft, manchmal unter den aussichtslose-
sten Bedingungen, aber am Ende doch immer siegreich, auseinandersetzen muBten, haben sich wieder
gegen uns zusammengefunden. Die alte, uns wohlbekannte Feindkoalition ist aufs neue erstanden,
nur daB dieses gigantische Ringen um unser Leben nunmehr uberkontinentale Formen angenommen
hat.
Kampf war damals die Parole der nationalsozialistischen Bewegung von Anfang an, und Kampf ist
unsere Parole bis zum heutigen Tage geblieben. Wie uns damals nichts geschenkt wurde, so wird uns
auch heute nichts geschenkt. Wir mtissen uns alles selbst erobern und erarbeiten.
In der Stunde der augenblicklichen schwersten Kampfe im Osten glaubt der Gegner wieder einmal,
iiber uns triumphieren zu konnen. Die englischen und USA-Blatter wiegen sich in diesen Tagen in
einer selbstgefalligen Sicherheit, als standen Plutokratie und Bolschewismus kurz vor Erreichung ihres
Zieles. Das internationale Judentum frohlockt. Die feindlichen Zeitungen ltigen das Blaue vom Him-
mel herunter, in Deutschland sei der Ausnahmezustand proklamiert worden, die Nation falle auseinan-
der u. a. Ich kann dagegen feststehende Tatsachen konstatieren: Es herrscht in Deutschland nur der
Zustand einer totalen Bereitschaft unseres Volkes zur Konzentration seiner Krafte auf den Krieg und
auf die Erringung des Sieges. In dieser festen und fanatischen Entschlossenheit ist sich das ganze deut-
sche Volk einig. Aus den Breiten und Tiefen unserer Nation dringt der Schrei nach totalster Kriegsan-
strengung im weitesten Sinne des Wortes an unser Ohr. Wie wir vor dem 30. Januar 1933 alle Kraft
der Erringung der Macht widmeten und damit auch an die Macht kamen, so ist es heute unser harter
EntschluB, alle Kraft der Nation der Erringung des Sieges zu weihen. Und wir sind fest davon iiber-
zeugt, daB wir ihn damit auch schneller als manche denken mogen, erringen werden.
Wir wollen von nun an nichts mehr versaumen und alles nur Erdenkbare tun, um den Sieg zu be-
schleunigen. Es ist uns dabei vollkommen gleichgultig, wenn unsere Feinde uns in unserer
61 Entschlossenheit nicht ernst nehmen. Vom Feind unterschatzt zu werden ist immer eine gute Hilfe im
Kriege. Man wird die Ergebnisse unserer fanatischen Arbeit auf der Feindseite. schneller als man
denkt, schon im weiteren Kriegsverlauf kennenlernen. In englischen Blattern war in diesen Tagen zu
lesen, die deutsche Fuhrung beriefe sich in ihrer gegenwartigen Not und Belastung auf die Wider-
standskraft des englischen Volkes nach der Katastrophe von Dunkirchen, um dem deutschen Volke
Mut zuzusprechen. Ich erklare darauf in aller Form: Kein deutscher Staatsmann und keine deutsche
Zeitung haben sich zu dieser Entwiirdigung hergegeben. Ich wiiBte auch keinen Grund, warum das
deutsche Volk sich ausgerechnet auf das englische Volk berufen muBte, um mit den riesigen Schwie-
rigkeiten dieses zweiten Winterkrieges im Osten fertig zu werden. Ein Volk, dessen Geschichte einen
Friedrich den GroBen verzeichnet, braucht nicht in der englischen Geschichte nach Vorbildern suchen
zu gehen. Eine Nation, die von Adolf Hitler gefuhrt wird, braucht sich nicht einen Trinker wie, Chur-
chill zum Beispiel zu nehmen. Und was den Kampf gegen den Bolschewismus anlangt: Wir haben
gegen diese terroristische, jtidische Welteroberungsidee im Innern unseres Reiches 14 Jahre lang unter
den denkbar ungunstigsten Umstanden gekampft. In diesen 14 Jahren wogte der Kampf ewig hin und
her, und manchmal schien er verzweifelt fur uns zu stehen. Aber am Ende kam der groBe Sieg.
Genau so ist es heute in unserem Kampf gegen den sowjetischen Bolschewismus auf militarischem
Felde. Kein Mensch denkt daran, die Schwierigkeiten dieses Weltringens zu bagatellisieren. Es ist
denkbar hart und stellt ubermenschliche Anforderungen an unsere Truppen und ihre Fuhrung. Aber
wie damals, so wissen wir auch heute, worum es dabei geht. Wir kampfen im Osten nicht nur gegen
eine Anschauung, sondern gegen die elementarste Bedrohung unseres nationalen und individuellen
Lebens. Wenn der Feind sich auf militarische Erfolge in diesem Winter beruft, so konnen wir darauf
nur zur Antwort geben, daB gerade die uns aus der letzten Behaglichkeit und Bequemlichkeit aufgerut-
telt haben. Jetzt geht das deutsche Volk in seiner umfassenden Gesamtheit in Stellung. Es will von
dieser Stunde ab nur noch kampfen und arbeiten fur den Sieg. In London hohnt man, daB wir keine
Reserven mehr zur Verfugung hatten. Man wird diese Reserven eher, als man denkt und wunscht,
kennenlernen.
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 3
Auch im vergangenen Jahr hat die Feindseite ihre Hoffnungen auf eine militarische Niederlage der
Achsenmachte im Winter gesetzt. Auch da haben wir Ruckschlage ernster Art erlitten. Aber kaum
kam der Friihling und nahte der Sommer, da hat die deutsche Wehrmacht unsere EinbuBen wieder
wettgemacht
Und den Feind erneut weiter in den Osten hineingetrieben.
62 Genau wie im vorigen Winter ist die ganze deutsche Nation entschlossen, auch alle Schwierigkeiten,
die dieser Winterkrieg mit sich bringt, beschleunigt wieder zu uberwinden.
Wie im Kampf um die innere Macht stiirmt auch in diesem gigantischen Ringen das Judentum von
zwei Seiten gegen uns an. Der Bolschewismus schickt seine Massenheere vor, und die Plutokratie laBt
ein Trommelfeuer von Luge und verleumderischer Propaganda auf uns niederprasseln. Der Kampf um
unser Leben naht sich seinem dramatischen Hohepunkt. Es ist nicht nur ein Ringen um die Freiheit
und Sicherheit der deutschen Nation, sondern eine gigantische Auseinandersetzung um das zukunftige
Schicksal Europas, ja des ganzen zivilisierten Abendlandes.
In diesem Zeichen steht der 30. Januar 1943, der zehnte Jahrestag der nationalsozialistischen
Machtubernahme. Vor zwanzig Jahren, am 9. November 1923, erlitt die Partei ihre furchtbarste Kata-
strophe. Wer spricht heute noch von ihren Folgen? Sie hat sie durch den glanzendsten Sieg unserer
inneren Geschichte wieder wettgemacht. Heute stehen wir im Zeichen des schwersten Schicksals-
kampfes unseres Volkes auf den Schlachtfeldern. Es ist geradezu von symbolischer Bedeutung, daB
der junge nationalsozialistische Staat am zehnten Jahrestag seines inneren Sieges der gegenwartigen
schweren Belastung unterworfen wird.
Es ist klar, warum unsere Feinde von alien Seiten wie verzweifelt gegen das neue Reich anrennen.
Sie wollen in Deutschland keinen Volksstaat dulden. Das ist der einzige Grund, warum Plutokratie
und Bolschewismus uns zu diesem Krieg gezwungen haben. Die demokratische Republik, die aus dem
Friedensvertrag von Versailles hervorging, wurde von den ewigen Feinden des Reiches nicht angegrif-
fen, weil sie nur von ihren Lakaien gefuhrt wurde. Sie war schwach und ehrlos. Wir waren ein Helo-
tenvolk geworden, ohne innere Widerstandskraft, wehrlos den Ausplunderungsversuchen unserer
Feinde preisgegeben.
Der Nationalsozialismus hat hier Wandel geschaffen. Was er innerpolitisch begriindete, muB er nun
heute auBenpolitisch und militarisch verteidigen. In diesem Kampf um Sein oder Nichtsein geht es
nicht um eine Staatsform, sondern um unser nationales Leben. Wir haben nur noch die Wahl zwischen
einem Sklavendasein und dem Dasein eines freien Volkes im sozialistischen Gemeinschaftsstaat. Die-
ser Krieg stellt uns also vor die geschichtliche Aufgabe, das auBenpolitisch und militarisch zu bestati-
gen, was wir vor zehn Jahren innerpolitisch erkampft haben.
Ich brauche kein Wort zu verlieren liber unsere fanatische Entschlossenheit, nunmehr alle Krafte des
63 deutschen Volkes zum Vernichtungskampf gegen den Bolschewismus auszuschopfen und anzusetzen.
Die gigantische zweite Winterschlacht im Osten ist fur die deutsche Nation das Fanal zum totalen
Krieg. 25 Jahre hat die Sowjetunion geriistet, um dieses Ringen militarisch vorzubereiten. Der Bol-
schewismus machte aus Menschen Roboter des Krieges. Wenn wir 1936 die Parole ausgaben: „Erst
Kanonen, dann Butter!", dann hat der Bolschewismus sie seit 25 Jahren libersteigert durch die Parole:
„Soziales Elend, Hunger und Massennot, aber fuBend darauf nur Waffen, Kanonen und Rustung!"
Gegen diese abnorme militarische Drohung mlissen wir, uns mit unserer ganzen nationalen Kraft zur
Wehr setzen, wenn wir nicht unsere Freiheit und unser nationales Leben verlieren wollen. Mitten in
den Riesenaufmarsch Stalins fuhr das deutsche Schwerthinein. Heute kampfen unsere Truppen tief im
Feindesland. Ein ganzer Erdteil liegt drohend vor uns. Wir haben ihn in den triumphalen Siegen zwei-
er Sommer zu einem bedeutenden Teil in unsere Hand gebracht. Wie im vergangenen Kriegswinter im
Osten, so miissen Wir das Eroberte in diesem zweiten Kriegswinter im Osten elastisch und unter
ubermenschlichen Priifungen verteidigen. Ein zweites Mai also liegt das deutsche Soldatentum in sei-
ner Widerstandskraft und in seinem Heroismus auf der Waage der Schicksalsgottin.
Unser Vertrauen zu unseren Soldaten ist unbegrenzt. Sie waren und sind dem bolschewistischen
Gegner uberlegen. Sie verfechten die bessere Sache mit dem tieferen Glauben. Sie haben schon im
vergangenen Winter ihre Uberlegenheit in liberzeugendster Weise unter Beweis gestellt. In diesem
Winter stehen sie in einem neuen Abwehrkampf von unvorstellbarer Harte. Die ubermenschlichen
Belastungen und Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, haben die Heimat zu letzten Entschllissen reif
werden lassen. Es gibt niemanden mehr zu Hause, der nicht von dem fanatischen Willen beseelt ware,
durch seine Arbeit und durch seinen Siegesglauben dieser kampf enden Heldenfront wlirdig zu sein.
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 4
Die deutsche Fiihrung hat die Harte und Schwere dieses Kampfes in aller Offenheit vor dem Volke
und vor der Welt dargelegt. Die Heimat antwortet darauf mit dem festen Willen zum hochsten Kraft-
einsatz. Jeder zu Hause fragt sich nur noch, was er tun kann, um unseren Soldaten zu helfen, das Reich
zu beschutzen und den Sieg zu erkampfen. In ungezahlten Briefen aus alien Schichten unseres Volkes
dringt der Schrei nach der totalsten Kriegsanstrengung an unser Ohr. Millionen noch unausgeschopfter
oder nicht ganz ausgeschopfter Energien stehen bereit, um sich in den riesigen KriegsprozeB unseres
zivilen Lehens einzuschalten. Sie mobilzumachen, ist das Gebot der Stunde.
64 Wenn der Feind glaubte, uns durch einige Schlage entmutigen zu konnen, so irrt er sehr. Diese
Schlage waren und sind fur uns nur ein Alarmsignal zum totalen Krieg, zu dem wir nunmehr fest ent-
schlossen sind. Es wird in Deutschland nicht mehr geredet werden von der verlorengegangenen Be-
quemlichkeit, die wir uns wenigstens in letzten Resten aus dem Frieden erhalten wollten. Unser Volk
opfert sie freudigen Herzens, um die bisher darauf verwandte Kraft in Panzern, Waffen, Munition und
nationalen Widerstand umzusetzen. Wir sind mehr noch als bisher eine kampfende und arbeitende
Gemeinschaft, die sich mit fanatischer Entschlossenheit fur den Krieg und seine Erfordernisse einsetzt
und mit Sehnsucht auf die Stunde wartet, da der Ftihrer seinen Truppen wieder den Befehl zum An-
griff geben kann. Wenn wir bisher vielfach nur vom Volkskrieg redeten, so sind wir jetzt entschlossen,
ihn in der Tat zu ftihren. Der totale Kriegseinsatz heiBt Aufgabe aller bequemen burgerlichen Gepflo-
genheiten. Eine restlose Einsatzbereitschaft dazu erfiillt unser ganzes Volk. Es wird nicht geduldet
werden, daB auch nur einer den Versuch zur Druckebergerei macht. Wir antworten den frechen und
tiberheblichen Siegesdrohungen des Bolschewismus und der Plutokratie mit einem Volksaufstand der
nationalen Kraftanstrengung. Das internationale Judentum, das wie so oft schon wieder einmal glaubt
iiber uns triumphieren zu konnen, hat seine Rechnung ohne uns gemacht. Die Bluffpropaganda unserer
angelsachsischen Gegner imponiert uns nicht. Was sollte uns auch veranlassen, auch nur mit dem lei-
sesten Gedanken an Nachgiebigkeit zu denken, angesichts der Tatsache, daB die glanzenden Siege
unserer Soldaten uns und unseren Achsenpartnern fast den ganzen europaischen Erdteil zu FuBen ge-
legthaben! Wir sind entschlossen, diese Siege auszunutzen.
Partei und Staat werden in der Vorbereitung des totalen Krieges beispielhaft vorangehen. Es sind
MaBnahmen getroffen worden und es werden deren in den nachsten Tagen noch getroffen werden, die
den totalen Kriegseinsatz organisieren und praktisch durchfuhren sollen. Die Lage gebietet, daB wir
schnell und riicksichtslos handeln. Unsere nationalsozialistische Parteigeschichte ist ein einziger Be-
weis daftir, daB wir Nationalsozialisten das konnen und immer, wenn es notig ist, auch die Kraft dazu
aufbringen. Die Partei wird, wie stets in groBen nationalen Schicksalsstunden, der Motor dieser gran-
diosen Umstellung des Lebens und der Arbeit unserer Heimat sein. Ihr revolutionarer Elan wird das
Tempo dieses umwalzenden Prozesses bestimmen.
Die Fiihrung erwartet vom ganzen Volke, daB nicht nur Befehle und Gesetze durchgefuhrt werden.
65 Jeder stellt sich dariiber hinaus fur jede kriegsnotwendige Mitarbeit zur Verfugung, weil er weiB, daB
er vom Fiihrer dazu aufgerufen ist. Die Kriegsgesetze sind selbstverstandlich fur alle bindend. Aus-
nahmen konnen nicht gemacht werden. Ob hochgestellt oder niedrig, ob arm oder reich, im Lebens-
kampf des deutschen Volkes ist keiner zu schade, seine ganze Kraft und alles, was ihm gehort, zum
Einsatz zu bringen. Gegen Saboteure unserer Kriegflihrung sind wir bisher mit hartesten Strafen vor-
gegangen und werden das auch in Zukunft tun. Aber sie verdienen kaum eine offentliche Brandmar-
kung, da sie zahlenmaBig uberhaupt nicht ins Gewicht fallen. Wir brauchen nur an den Idealismus, den
Fanatismus und die Anstandigkeit des deutschen Volkes zu appellieren, und wir besitzen eine Gefolg-
schaft, die die ganze Nation umfaBt. Wenn wir also am 30. Januar vor die Welt hintreten, um zum
zehnten Jahrestag unserer Revolution unsere Entschlossenheit, diesen Kampf mit alien gebotenen Mit-
teln bis zum siegreichen Ende fortzusetzen, zu bekunden, so soil die Welt wissen, daB hinter unseren
Worten schon die Taten stehen.
Wir befinden uns mitten in der dramatischen Entscheidung der geschichtlichen Auseinandersetzung
des 20. Jahrhunderts. Ungeheures haben unsere Soldaten geleistet, Ungeheures bleibt ihnen immer
noch zu tun iibrig. Unter den unvorstellbaren Belastungen eines zweiten Kriegswinters im Osten
kampfen sich unsere heldenhaften Truppen tapfer, zah und verbissen durch alle Gefahren und liber-
menschlichen Schwierigkeiten hindurch. Die Sowjetunion wirft ihnen Menschen- und Materialmassen
entgegen, die unerschopflich scheinen. Wir mlissen uns in diesem Kampf behaupten, wenn das deut-
sche Volk nicht sein Leben verlieren will. Wiederum ist dieses Riesenringen vielen Schwankungen
und Zufalligkeiten ausgesetzt. Wir kennen das, denn wir haben es zu oft in der Zeit vor der Macht-
ubernahme, wenn auch in bescheidenen Dimensionen, erlebt. Wir wissen aber auch, daB, wenn ein
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Volk von kampfentschlossenen Mannern und Frauen bereit ist, koste es, was es wolle, fur sein groBes
Ziel einzutreten und daflir zu kampfen, es dieses am Ende auch erreichen wird. Krisen und Schwan-
kungen kommen und vergehen. Aber ewig bestehen bleibt eine Nation, die sich tapfer, mutig und un-
beirrt den Weg nach oben bahnt.
Dieselben Gegner wie damals stehen uns heute wieder gegenliber. Sie wenden dieselben Methoden
an, um uns zu uberlisten und niederzuringen. Dieselben Krisen und Beangstigungen wie damals stiir-
zen auf uns ein; aber an ihrem Ende wird einmal, wie damals, derselbe Sieg stehen.
Dieser Krieg ist ein nationaler Verteidigungs-K r i e g. Er ist uns von unseren Feinden aufgezwungen
worden. Sie wollen uns niederschlagen, um uns wieder auf die Stufe eines Sklavenvolkes herabzu-
driicken.
66 Dagegen gibt es nur ein Mittel: eisernen Verteidigungswillen. Der Kampf muB und wird durchgestan-
den werden. Am Ende winkt uns, daran glauben wir fest und unverbruchlich, der groBe Sieg. Auch
dieser Winter wird zu Ende gehen. Der Ftihrer leitet die gigantische Abwehrschlacht im Osten. Wenn
sie auch unter denkbar schwierigen Umstanden vor sich geht, so setzen wir doch unser festes und
glaubigstes Vertrauen in seine Fuhrung und in die geschichtlich bewahrte Tapferkeit unserer Soldaten.
Wie es uns so oft gelungen ist, auch die hartesten Belastungen zu uberwinden, so wird es uns auch
diesmal gelingen, und wiederum wird sich an uns das Wort des Philosophen bewahrheiten, daB das,
was uns nicht umbringt, uns nur starker macht.
Der Ftihrer wendet sich an diesem geschichtlichen Erinnerungstag in einer Proklamation an das
deutsche Volk. Von seinem Hauptquartier aus richtet er seinen Appell an die Nation. Es ist fur mich in
dieser denkwiirdigen Stunde eine stolze Ehre, vor dem ganzen deutschen Volke die Proklamation des
Fuhrers zur Verlesung bringen zu dtirfen. Sie hat folgenden Wortlaut:
Die Proklamation des Fuhrers
Zum zehntenmal jahrt sich heute der Tag, an dem mir der Reichsprasident Generalfeldmarschall
von Hindenburg die Verantwortung fur die Fuhrung des Reiches ubergab. Das 14jahrige Ringen der
nationalsozialistischen Bewegung um die Macht, die, selbst aus kleinsten Anfangen entstehend, nun-
mehr als weitaus starkste Partei des Reiches das legale Recht der Regierungsbildung besaB, erhielt
damit seinen erfolgreichen AbschluB.
Diese Ubernahme der Verantwortung fand allerdings erst statt, nachdem samtliche Parteien in mehr
oder weniger langer Dauer ihre Unfahigkeit, Deutschland wieder emporzufuhren, erwiesen hatten. Das
Reich litt immer mehr unter den Folgen der Niederlage nach einem Krieg, den es nicht gewollt und fur
den es deshalb auch in keiner Weise vorbereitet war. Nach einem heldenhaften Widerstand, der tiber
vier Jahre durch keine Feindesgewalt gebrochen werden konnte, war es den von innen und auBen her
geforderten defaitistischen Elementen gelungen, endlich zur offenen Revolution zu schreiten. Der
amerikanische Prasident Wilson hatte mit der Aufstellung von 14 Punkten der Welt die Vision ei-
nes kunftigen Friedens vorgegaukelt, die um so begieriger vom deutschen Volke fur wahr gehalten
wurde, als es sowohl im Wollen seiner breiten Masse, wie auch in den Gedankengangen seiner leiten-
den Manner keinerlei positive Kriegsziele besaB. Die Nation fuhrte den Kampf fur ihre Selbsterhal-
tung und war deshalb in manchen Schichten fast dankbar, einen Frieden der Versohnung und Verstan-
digung angeboten
67 zu erhalten. Sofort nach der dadurch vom deutschen Volk herausgelockten Ubergabe seiner Waffen
erfolgte der historische Betrug. Ein Wortbruch, wie ihn die Weltgeschichte bisher noch nicht erlebt
hatte.
An Stelle des Friedens, der Versohnung und Verstandigung kam jenes Versailler Diktat, das die
deutsche Nation und die mit ihr verbundeten Volker zu Sklaven erniedrigte, militarisch wehrlos mach-
te, politisch entrechtete und wirtschaftlich auf unabsehbare Zeiten vernichtete.
Alles das aber, was seit dem Jahre 1919 bis 1933 dem deutschen Volk an Unrecht, an Unterdrtik-
kungen, wirtschaftlicher Ausplunderung und politischer Diskriminierung zugefugt wurde, traf kein
nationalsozialistisches, sondern das durch und durch demokratisch-marxistische Deutschland. Jeder
Versuch der demokratischen, zentrumlerischen und marxistischen Machthaber, die andere Welt durch
einen Appell an die dort scheinbar vermutete gleiche Geistesrichtung zu besanftigen oder gar zur Ein-
sicht in die Vernunftlosigkeit dieser Diktatur der sinnlosen Gewalt zu bringen, schlugen fehl. Mit za-
her Beharrlichkeit versuchte da? internationale Judentum, die Nation erst kapitalistisch auszuplundern,
um sie so wirtschaftlich und damit stimmungsmaBig fur den judischen Bolschewismus reif zu machen.
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 6
Der Wahnwitz des sogenannten Versailler Friedensvertrages flihrte aber nicht nur zur Zerstorung der
deutschen Wirtschaft, sondern in der Folge zu einer nicht minder groBen Verwlistung des wirtschaffli-
chen Lebens auch in den anderen Landern einschlieBlich dem in den sogenannten Siegerstaaten. Als
das Jahr 1932 zur Neige ging, war die Welt im Zustand einer dauernden, sich ununterbrochen ver-
scharfenden wirtschaftlichen Krise. Die Arbeitslosigkeit bedriickte nicht nur das deutsche Volk, son-
dern auch die reichen Lander des Westens und in Amerika besonders die Vereinigten Staaten. Im Win-
ter 1932 auf 1933 war im Reiche die Zahl der Erwerbslosen auf sieben Millionen und die der Kurzar-
beiter auf etwa die gleiche Zahl angestiegen. Das englische Mutterland, das tiber ein Viertel der Erd-
oberflache beherrschte, besaB 2"'/2 Millionen Erwerbslose. Die nordamerikanische Union mit ihren
gigantischen Reichtumern des Bodens und einer unbegrenzten Fruchtbarkeit zahlte rund 13 Millionen.
In Deutschland selbst entsprach den wirtschaftlichen Verhaltnissen der Zustand des allgemeinen
Lebens. In zahllose Parteien zerrissen, gehemmt durch die egoistische Verbohrtheit der Vertreter der
Lander sowie der Interessenten der verschiedenen Berufsstande und Parteien, erschien es fur jede Re-
gierung von vornherein aussichtslos, auch nur den dringlichsten Aufgaben zur Erhaltung des Lebens
68 unseres Volkes mit den bisherigen Methoden und den vorhandenen Kraften gerecht werden zu
konnen. Die innere Zersetzung des Volkskorpers hatte solche Fortschritte gemacht, daB nur noch der
Ubergang zum Chaos als einziger Ausweg fur eine mogliche Losung ubrigzubleiben schien. Wahrend
die judisches Parteifuhrer und Wirtschaftshyanen auf der einen Seite die Grundlagen des politischen
und wirtschaftlichen Lebens immer mehr vernichteten, predigten die gleichen judischen Agitation die
Notwendigkeit der bolschewistischen Revolution. Es war dabei klar, daB, wenn es 14 Jahre Marxis-
mus, Demokratie und Parlamentarismus fertiggebracht hatten, Deutschland zu ruinieren, ein Jahr Bol-
schewismus gentigen muBte, um das Reich restlos zu vernichten. So stand das deutsche Volk, inner-
lich uneins und zerfallen, in seinen Staats- und Landesfinanzen verschuldet und zerriittet, vor dem
volligen Bankrott. 14 Millionen arbeitende Menschen hatten zur einen Halfte ungentigende, zur ande-
ren uberhaupt keine Arbeit, die Wirtschaft kam immer mehr zum Erliegen, der Handel erlosch, Schiff-
fahrt und Verkehr schrumpften immer mehr zusammen, der Bauer verlor Haus und Hof, die Freude
am Leben begann zu schwinden, die sinkende Zahl der Geburten aber lieB das Ende unseres Voller
fast mathematisch voraussehen und berechnen. Dies also war das Erbe, das mir am 30. Januar 1933
verantwortlich ubergeben wurde.
In der ersten Proklamation an das deutsche Volk verkundete ich als Kanzler namens der damaligen
Reichsregierung den EntschluB, die Nation als Voraussetzung jedes Emporstiegs zu einigen, ihre
Rechte nach bestem Wissen und Gewissen von jetzt ab wieder wahrzunehmen, sowohl gegen die
wahnsinnigen Leidenschaften im Innern, als auch gegenuber den Erpressungen der Umwelt. Vor allem
aber versprach ich, die Arbeitslosigkeit zu beseitigen und den deutschen Bauer vor dem Vertreiben
von Haus und Hof in Zukunft zu bewahren.
Ich bat damals das deutsche Volk, mir vier Jahre Zeit zu schenken, um das wieder gutzumachen,
was in 14jahrigem Verfall vernichtet oder zerstort worden war.
Ich habe nun, unterstiitzt durch meine Mifkampfer, in ruhe- und rastloser Tatigkeit Jahr um Jahr an
der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches im Innern und nach auBen hin gearbeitet. Noch ehe die
von mir erbetene Frist verstrichen war, befand sich schon der letzte Erwerbslose wieder in Arbeit. -
Der judische Angriff gegen den Grund und Boden des deutschen Bauerntums war abgeschlagen wor-
den, die. Erhaltung der Hofe sichergestellt, das Gewerbe und die tibrige Wirtschaft begannen wieder
aufzubluhen, die Reichs-, Landes- und Kommunalfinanzen waren in Ordnung gebracht, es gelang, das
Verkehrswesen neu zu beleben, StraBen und Eisenbahnen wurden verbessert, neue Kanale gebaut, der
Reichsautobahnbau begonnen.
69 Mit der Gesundung des wirtschaftlichen Lebens ging Hand in Hand die Entwicklung des kulturellen.
Baukunst, Theater, Musik, der Film, der Rundfunk, sie erlebten einen Aufschwung wie nie zuvor.
Dabei stand iiber allem ein Gebot: Immer mehr das breite Volk teilnehmen zu lassen, nicht nur an den
materiellen, sondern auch an den kulturellen Gtitern und Schopfungen der Nation. Dem entsprachen
die Grundsatze der neuen Erziehung. Ohne Rucksicht auf Herkunft, Stand oder Beruf der Eltern sollte
jedem fahigen Kinde unseres Volkes auf Kosten der Volksgemeinschaft das Studium und damit der
soziale Aufstieg ermoglicht werden.
Was auf den Gebieten der wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklung seit dem Jahre
1933 im Deutschen Reich unter der neuen Fuhrung geleistet wurde, ist so einmalig, daB besonders in
den demokratischen Landern dem nicht Ebenburtiges zur Seite gestellt werden kann. Nur das faschi-
stische Italien hat durch seinen Duce in seiner inneren Aufbauarbeit vergleichbare Taten vollbracht.
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Dies alles aber konnte nur gelingen durch eine Zusammenfassung aller Krafte der Nation und ihre
einheitliche Ausrichtung auf die als notwendig erkannten Ziele. So sind in wenigen Jahren zahllose
Erscheinungen unseres inneren Verfalls beseitigt worden. An Stelle des in Konfessionen, Parteien und
Klassen zerrissenen und daher in Ohnmacht vegetierenden Weimarer Reiches war das Deutschland der
Konzentration der nationalen Kraft getreten. An Stelle des allgemeinen Parteiunfugs eine einzige
volksverbundene Bewegung. Die Landerparlamente wurden abgelost durch eine gemeinsame Vertre-
tung des deutschen Volkes im Reichstag, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbande zusammengefaBt in
der Deutschen Arbeitsfront, Presse, Film und Rundfunk horten auf, Elemente der Zersetzung unseres
Volkskorpers zu sein und wurden statt dessen in den Dienst der nationalen Einigung gestellt. Ein ge-
waltiges Werk der Gesetzgebung schuf die Grundlagen fur ein neues Deutsches Reich, wie es in dieser
Form in der Geschichte bisher noch nicht bestanden hat.
Aus der damit gewonnenen inneren Kraft unseres Volkes ergab sich erst die Moglichkeit der Losung
der auBeren Aufgaben. Ich habe in diesen langen Jahren der Welt immer wieder praktische Angebote
fur eine verntinftige Begrenzung der Rustungen, fur eine loyale Zusammenarbeit gemacht. Spatere
Geschichtsforscher werden einst feststellen, daB aber noch niemals den friedlichen Vorschlagen eines
Mannes mit mehr HaB begegnet wurde als den meinen. Die Interessenten der kapitalistischen und bol-
schewistischen Volkerauspltinderung begannen das neue Deutschland in eben dem MaB zu hassen, in
70 dem - anting, ein Vorbild zu werden fur die friedliche Losung vorhandener Gegensatze, sozialer
Probleme oder wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Besonders das internationale Judentum steigerte seine
Hetze gegen das neue Deutschland, das weder gewillt war, sich vor internationalen Borseninteressen
zu verbeugen, noch von bolschewistischen Bedrohungen einschuchtern zu lassen. Trotz dieser Feind-
schaft gelang es, Jahr fur Jahr immer groBere Fortschritte zu erzielen, auch auf dem Wege der friedli-
chen Revision des Versailler Diktats und der Wiederherstellung der deutschen Lebensrechte. Erst nach
Ablehnung aller meiner Vorschlage fur eine gemeinsame Rustungsbeschrankung habe ich den Aufbau
der neuen deutschen Wehrmacht befohlen und durchgefuhrt.
Heute, am zehnten Jahrestage nach der Machtubernahme, erkennen wir aber erst ganz, was aus
Deutschland und aus Europa geworden ware, wenn am 30. Januar 1933 die Vorsehung durch den
Reichsprasidenten Generalfeldmarschall v. Hindenburg dem Nationalsozialismus die Macht nicht
ubertragen haben wurde. Denn das Deutschland der Systemzeit ware nicht geblieben, wie es war, son-
dern seine politische und wirtschaftliche Verelendung und militarische Hilflosigkeit hatten zwangslau-
fig zu einer immer groBeren Ohnmacht der Umwelt gegenuber gefuhrt. In diesem selben Zeitraum hat
aber schon seit zehn Jahren vorher der Bolschewismus zum Uberfall auf Europa eine planmaBige Auf-
riistung von wahrhaft gigantischem AusmaB betrieben. Was ware aus dem deutschen Volk und aus
Europa geworden, wenn am 22. Juni 1941 nicht in letzter Minute die neue deutsche Wehrmacht ihren
Schild vor den Kontinent gehalten hatte! Wer will glauben, daB die lacherlichen Garantien oder eben-
so belanglosen papierenen Erklarungen angelsachsischer Staatsmanner die Welt gerettet hatten vor
dem Uberfall durch eine Macht, die, wie es heute amerikanische Korrespondenten ruhig aussprechen,
seit zwanzig Jahren nur ein Ziel hatte, so wie einst zur Zeit der Volkerwanderung oder der Mongolen-
sturme, Europa zu uberfallen, seine Kultur zu vernichten, vor allem aber seine Menschen auszurotten,
um Sklavenarbeiter fur die sibirischen Tundren zu gewinnen? Welcher Staat hatte auBer Deutschland
dieser Gefahr entgegenzutreten vermocht? Wenn sich seit dem Jahre 1941 der groBte Teil Europas um
Deutschland im Kampf gegen die Gefahren des Ostens schart, dann kann dies nur geschehen, weil
dieses Deutschland im Jahre 1933 die politischen, moralischen und materiellen Voraussetzungen er-
hielt zur Fuhrung eines Kampfes, der heute das Schicksal der Welt entscheidet. So wie damals im
Innern nur zwei Moglichkeiten bestanden: entweder der Sieg der nationalsozialistischen Revolution
und damit ein planmaBiger sozialer Neuaufbau des Reiches oder der bolschewistische Umsturz und
damit die Zerstorung und Versklavung aller, so gibt es
71 auch heute nur diese beiden Alternativen: entweder es siegen Deutschland, die deutsche Wehrmacht
und die mit uns verbundeten Lander und damit Europa, oder es bricht von Osten her die innerasia-
tisch-bolschewistische Welle iiber den altesten Kulturkontinent herein, genau so zerstorend und ver-
nichtend, wie dies in RuBland selbst schon der Fall war. Nur weltabgewandte Phantasten konnen dem
jtidischen Geflunker ernstlich glauben, daB irgendeine britische oder amerikanische papierne Erkla-
rung einer solchen Volkerkatastrophe Einhalt zu gebieten vermochte.
Als im Jahre 1939 Frankreich und England ohne jeden Grund an Deutschland den Krieg erklarten
und damit den zweiten Weltkrieg auslosten, haben sie unbewuBt nur das eine Gute vollbracht, nam-
lich: Die groBte Auseinandersetzung der Geschichte gerade im Augenblick der Erreichung der hoch-
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sten Kraft des Reiches auszulosen, ein Kampf, der, wie wir es heute wissen, von den Machthabern des
Kreml langst beschlossen worden war und der mit jedem Jahr nur noch schwerer hatte werden miissen.
Vor der GroBe dieses gigantischen Ringens verblassen alle anderen Vorgange. Denn wenn der neue
Ansturm Innerasiens gegen Europa Erfolg haben wlirde, muBte die heutige Welt genau so zerbrechen,
wie einst die alte am Sturm der Hunnen zerbrochen ist. Eine mehrtausendjahrige menschliche Arbeit
wurde damit wieder vergeblich gewesen sein, an S telle des bluhenden Kontinents der Erde kame das
Chaos, statt seiner Kultur unvorstellbare Barbarei.
Was daher seit dem Jahre 1933 geleistet wurde auf wirtschaftlichem, kulturellem oder audi poli-
tischein Gebiet, tritt trotz aller GroBe zuriick gegentiber der Aufgabe, die uns heute gestellt ist. Wenn
der Nationalsozialismus nichts geschaffen hatte als das, was hinter ihm liegt, wurde er schon eine der
gewaltigsten Erscheinungen der Weltgeschichte sein, allein Europa ware trotzdem verloren.
Nein: Der wunderbare Weg unserer Bewegung von den wenigen Mannern der ersten Zeit bis zum
Tag der Machtubernahme und seitdem bis heute ist nur denkbar und begreiflich als ein Ausdruck des
Willens der Vorsehung, dem deutschen Volk und dariiber hinaus ganz Europa die Moglichkeit zu ge-
ben, der groBten Bedrohung aller Zeiten erfolgreich begegnen zu konnen. Es wird deshalb nur an uns
liegen, den Sinn dieses Krieges zu begreifen, den uns aufgezwungenen Kampf so entschlossen und so
lange zu fiihren, bis dieser Kontinent als endgultig gerettet angesehen werden darf.
Was uns dabei im einzelnen an Schicksalsschlagen treffen mag, ist nichts gegentiber dem, was alle
erleiden wiirden, wenn sich die Barbarenhorden des Ostens tiber unseren Erdteil hinwegzuwalzen
72 vermochten. Einst zogen deutsche Ritter in weite Fernen, um fur das Ideal ihres Glaubens zu streiten,
heute kampfen unsere Soldaten in der Unendlichkeit des Ostens, um Europa vor der Vernichtung zu
bewahren. Jedes einzelne Menschenleben, das in diesem Kampf fallt, wird Generationen der Zukunft
das Leben sichern.
Ich habe, solange ich es irgendwie fur moglich hielt, der ubrigen Welt immer wieder die Hand zur
Versohnung hingehalten. Im Juli 1940 nach der Ablehnung meines letzten Friedensangebotes aber
wurde es klar, daB jede Wiederholung nur als Schwache ausgelegt werden wurde, da die verantwortli-
chen Hetzer fur diesen Krieg unter keinen Umstanden den Frieden wtinschen. Die Verschworung vom
internationalen Kapitalismus und Bolschewismus ist dabei keineswegs eine widersinnige Erscheinung,
sondern eine natiirliche Gegebenheit, da die treibende Kraft in beiden jenes Volk ist, das durch seinen
HaB seit Jahrtausenden die Menschheit immer wieder aufs neue zerfleischt, im Innern zersetzt, wirt-
schaftlich ausplundert und politisch vernichtet hat. Das internationale Judentum ist das „Ferment der
Dekomposition der Volker und Staaten" heute noch genau so wie im Altertum, und wird es so lange
bleiben, als nicht die Volker die Kraft finden, sich dieses Krankheitserregers zu entledigen.
In diesem gewaltigsten Kampf aller Zeiten dtirfen wir nicht erwarten, daB die Vorsehung den Sieg
verschenkt. Es wird jeder einzelne und jedes Volk gewogen, und was zu leicht befunden wird, muB
fallen. Ich habe daher schon am 1. September 1939 erklart, daB, ganz gleich, was auch kommen moge,
weder Zeit noch Waffengewalt die deutsche Nation bezwingen werden.
Die hinter uns liegenden zehn Jahre sind deshalb nicht nur erftillt von gewaltigen Leistungen auf al-
ien Gebieten friedlicher Arbeit, der kulturellen Fortschritte und der sozialen Genesung, sondern auch
durch militarische Taten einmaliger GroBe. Den Siegen, die die deutsche Wehrmacht und ihre Ver-
biindeten in diesem Krieg erfochten haben, steht bisher geschichtlich nichts Ebenburtiges zur Seite.
Angesichts der Erkenntnis, daB es in diesem Krieg nicht Sieger und Besiegte, sondern nur liberie -
bende oder Vernichtete geben kann, wird daher der nationalsozialistische Staat den Kampf mit jenem
Fanatismus weiterfuhren, den die Bewegung vom ersten Augenblick an besaB, als sie begann, die
Macht in Deutschland zu erobern. Ich habe es deshalb bereits am 30. Januar 1942 ausgesprochen, daB
Siege jeder Schwachliche zu ertragen vermag, wahrend sich das Schicksal mit seinen Schlagen erst an
dem Starken erprobt. Schon im vergangenen Winter jubelten in den Plutokratien die judischen Fiihrer
iiber den in ihren
73 Augen unvermeidlichen Zusammenbruch der deutschen Wehrmacht. Es ist anders gekommen. Sie
mogen in diesem Winter wieder das gleiche erhoffen. Sie werden aber erleben, daB die Kraft der na-
tionalsozialistischen Idee starker ist als ihre Sehnsucht. Sie wird dieses Volk, je langer der Krieg dau-
ert, um so mehr zusammenfassen, mit ihrem Glauben erfullen und dadurch seine Leistungen steigern.
Sie wird jeden anhalten zur Erfullung seiner Pflicht, und sie wird jeden vernichten, der es versucht,
sich seinen Pflichten zu entziehen. Sie wird diesen Kampf so lange fiihren, bis als klares Ergebnis ein
neuer 30. Januar kommt, namlich: der unzweideutige Sieg!
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 9
Wenn ich am heutigen Tage zuriickblickend die Ergebnisse der Leistungen des Friedens in den hin-
ter uns liegenden zehn Jahren bedenke, dann erfaBt mich das Geflihl tiefster Dankbarkeit all denen
gegeniiber, die als Mitkampfer und Mitgestalter in dieser Arbeit so reichen und entscheidenden Anteil
haben. Nicht weniger aber auch muB ich den Millionen unbekannter deutscher Manner und Frauen
danken, die in den Fabriken und Kontoren, auf den Bauernhofen, an all den unzahligen Einrichtungen
unseres staatlichen und privaten Lebens ihren FleiB und ihre Fahigkeit zur Verfugung stellten. Seit
dem 1. September 1939 gebiihrt dieser Dank aber in erster Linie unseren Soldaten, den Marschallen,
Admiralen, Generalen und Offizieren, besonders aber den Hunderttausenden und Millionen unbekann-
ter Unterfiihrer und Soldaten. Was unser Heer, unsere Marine und unsere Luftwaffe an stolzen Ruh-
mestaten vollbracht haben, wird vom Lorbeer des Unverganglichen umkranzt in die Geschichte einge-
hen. Was der unbekannte Grenadier erdulden muB, konnen Gegenwart und Zukunft wohl kaum ermes-
sen. Angefangen vom hohen Norden bis zur afrikanischen Wiiste, vom Atlantischen Ozean bis in die
Weiten des Ostens, von der Agais bis nach Stalingrad erklingt ein Heldenlied, das Jahrtausende iiber-
dauern wird.
DaB diesen einmaligen und gerade in den jetzigen Tagen so schweren Taten die Heimat ebenburtig
bleibe, ist ein Gebot ihrer Ehre. Wenn sie bisher in Stadt und Land ihren gewaltigen Beitrag leistete
zur Durchfuhrung dieses Kampfes, dann muB die Gesamtarbeit der Nation nun noch gesteigert wer-
den. Der Heldenkampf unserer Soldaten an der Wolga soil fiir jeden eine Mahnung sein, das AuBerste
zu tun fur den Kampf um Deutschlands Freiheit und unseres Volkes Zukunft und damit im weiteren
Sinn fur die Erhaltung unseres ganzen Kontinents.
Die nationalsozialistische Partei aber hat die Pflicht, so wie ihre Angehorigen in alien Waffenteilen
74 unserer Wehrmacht in vorbildlicher Tapferkeit miteinander wetteifern, auch die Fuhrerin der Heimat
zu sein. Es war der Wille unserer Feinde, friedliche Stadte und Dorfer mit den Mitteln der grausamen
Vernichtung zu bedrohen. Es ist aber schon heute erwiesen: daB sie nur Hauser oder Menschen ver-
nichten, aber den Geist nicht brechen, sondern nur zu starken vermogen! Was bei Beginn dieses Krie-
ges vielen deutschen Mannern und Frauen noch unbekannt war, ist ihnen nunmehr klargeworden: Der
Kampf, den uns die gleichen Feinde wie einst im Jahre 1914 aufgezwungen haben, entscheidet tiber
das Sein oder die Vernichtung unseres Volkes.
Der Allmachtige wird der gerechte Richter sein. Unsere Aufgabe aber ist es, unsere Pflicht so zu er-
fiillen, daB wir vor ihm, als dem Schopfer aller Weiten, nach dem von ihm gegebenen Gesetz des
Kampfes um das Dasein zu bestehen vermogen, daB wir, ohne jemals zu verzagen, keine Leben scho-
nen und keine Arbeit scheuen, um das Leben unseres Volkes fur die Zukunft zu erhalten. Dann wird in
diesem Kampf einst die groBe Stunde schlagen, in der unser Volk befreit sein wird vom auBeren
Feind. Aus den Opfern der Toten und den Ruinen unserer Stadte und Dorfer wird dann ein neues Le-
ben erbluhen, um den Staat weiter zu gestalten, an den wir glauben, fiir den wir kampfen und arbeiten:
Den germanischen Staat der deutschen Nation, als ewige und gleiche Heimat aller Manner und
Frauen unseres Volkes: Das nationalsozialistische GroBdeutsche Reich.
In ihm aber wird dann fiir alle Zeiten jene Kraft vorhanden sein, die notwendig ist, um auch in der
Zukunft die europaische Volkerfamilie gegeniiber den Gefahren des Ostens zu beschiitzen. Das GroB-
deutsche Reich und die mit ihm verbiindeten Nationen werden sich dariiber hinaus aber auch noch
jene Lebensraume gemeinsam sichern miissen, die fiir die Erhaltung der materiellen Existenz dieser
Volker unentbehrlich sind.
Hauptquartier, den 30. Januar 1943 gez. Adolf Hitler
So weit die Proklamation des Fiihrers. Sie enthalt alles das, was wir in dieser Stunde wissen miissen
und die Befehle, auf die das deutsche Volk mit Ungeduld gewartet hat. Hier finden wir die Parolen des
Kampfes und einer wilden Entschlossenheit, die unsere Herzen erheben und unsere Gemiiter starken
und aufrichten. Die deutsche Nation weiB nun, was sie zu tun hat. Ein kriegfiihrendes und kriegberei-
tes Volk geht jetzt wieder an die Statten seines Kampfes und seiner Arbeit zuriick.
75 Glaubiger denn je wollen wir uns dabei vor allem in diesen schicksalhaften Stunden dem Fiihrer
verpflichtet fiihlen. Kiirzlich fragte ein englischer Journalist, woher wir Nationalsozialisten immer
wieder die Kraft nehmen, so stark und unerschiitterlich in alien Schwankungen des Kriegsgliicks an
die Sicherheit des Sieges zu glauben. Ich will dem Fragesteller unsere nationalsozialistische Antwort
geben:
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 10
Wir Nationalsozialisten glauben an den Sieg, weil wir unser Volk kennen, dem wir entstammen.
Wir glauben an den Sieg, weil wir liberzeugt sind, daB dieses Volk bei richtiger politischer Flihrung
jede Gefahr und jede Belastung liberwinden wird. Wir glauben an den Sieg, weil wir die unerschopfli-
chen materiellen und seelischen Hilfsmittel und Reserven dieses Volkes kennen, die wir selbst er-
weckt, aufgebaut und organisiert haben. Wir glauben an den Sieg, weil uns unsere Feinde nicht unbe-
kannt sind, weil wir genau wissen, was an ihren Drohungen und Prahlereien Schein und was Wirk-
lichkeit ist. Wir glauben an den Sieg, weil wir uns schon einmal mit diesen Feinden auseinanderge-
setzt haben. Damals schien es uns manchmal, als sei unsere Sache aussichtslos; und am Ende erlebten
wir dann doch immer wieder, daB wir starker waren als sie, wenn wir nur unsere Kraft gebrauchten
und glaubig und treu auf den Ftihrer vertrauten.
Wir glauben aber vor allem an den Sieg, weil die deutsche Nation diesmal weiB, worum es geht. Sie
umgibt sich in diesen harten Proben ihres politischen und militarischen Charakters mit einem Stahl-
panzer gegen alle feindlichen Einflusterungen und Versuchungen. Sie reichen nicht bis an ihr ehernes
Herz heran.
Wir sind entschlossen, hart zu bleiben und verbissen zu arbeiten und zu kampfen, bis der Sieg in un-
sere n Handen ist.
Es ist nun notig, unter Deutschen und vor allem unter Nationalsozialisten noch das letzte und iiber-
zeugendste Argument fur unseren unerschutterlichen Glauben an den Sieg anzufuhren. Wir glauben an
den Sieg, weil wir den Ftihrer haben. Er hat uns Nationalsozialisten von 1919 bis zu dieser Stunde
gefuhrt. Durch welche Gefahren sind wir nicht mit ihm hindurchgeschritten, und waren am Ende doch
immer siegreich! Wie viele Schlage haben wir nicht im Kampf um ein neues Deutschland empfangen,
aber wie viele Schlage haben wir nicht auch zuriickgegeben! Die stolze Kette unserer geschichtlichen
Erfolge von 1919 bis zu dieser Stunde ist ein einziger uberzeugender Beweis fur die tiefe Berechti-
gung unseres unerschutterlichen Glaubens an den totalen Endsieg des deutschen Volkes und seiner
Verbundeten tiber die Tyrannei der internationalen Plutokratie und die frechen Bedrohungen durch
den judischen Bolschewismus.
76 Wenn wir also heute auf den Ftihrer schauen, so sehen wir gerade in ihm die sichere Garantie dieses
kommenden Endsieges. Was bedeuten seiner geschichtlichen Erscheinung gegeniiber die politischen
Glucksritter vom Schlage eines Churchill oder Roosevelt oder Stalin. Wir wissen ganz genau, daB die
weltentscheidende Auseinandersetzung dieses Krieges zwischen dem nationalsozialistischen Reich
und der bolschewistischen Sowjetunion fallen wird. Auch im Ringen um die Macht war es so. Bis zum
Tage der Machtubernahme haben wir mit dem Kommunismus kampfen miissen, ja, noch lange dar-
iiber hinaus. Und immer standen die Dinge auf Spitz und Kopf. Aber dann kam doch endlich die sehn-
lichst erwartete beseligende Stunde, in der die Gottin der Geschichte uns fur alle Miihen und Sorgen,
fur alien Mut und fur alle uberstandenen Gefahren den Lorbeer des Sieges reichte.
Wer weiB, wann und wo wir in diesem Kriege zur letzten Entscheidung gerufen werden! Je fester
wir an ihren siegreichen Ausgang glauben, und je fanatischer wir dafiir kampfen und arbeiten, um so
sicherer wird sie unser sein.
Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen!
An diesem Tage scharen wir uns mit dem ganzen deutschen Volke in glaubigem Vertrauen um un-
seren Ftihrer. Vor allem seine alte Kampferschar entbietet ihm heute aus bewegtem Herzen die tiefsten
Gefuhle ihrer Verehrung, ihres blinden Vertrauens, aber auch ihrer heiBen, unausloschlichen Dankbar-
keit. Er hat uns durch die Fahrnisse dieser sturmisch bewegten Zeit hindurchgefuhrt. Er hat das Reich
aus dem Nichts heraus wieder zur GroBmacht emporgehoben. Es wiirde zertreten am Boden liegen,
wenn er nicht gekommen ware und uns zur Besinnung aufgerufen hatte. Weil er uns auch heute voran-
schreitet, darum sehen wir den Weg zum Siege offen.
So wollen wir denn zum zehnten Jahrestag unserer Revolution in dieser dramatischen Stunde unse-
res Gigantenkampfes gegen unsere alten Feinde beim Gedachtnis an unsere innere Erhebung nur die
eine Bitte an den Allmachtigen richten, uns den Ftihrer gesund und voll von Kraft und EntschluBfreu-
digkeit zu erhalten. Wir wissen, daB wir dann alle Gefahren uberwinden und am Ende Sieg und Frie-
den erringen werden.
Der Glaube versetzt Berge. Dieser bergeversetzende Glaube muB uns alle erfullen. Er treibt uns zur
Arbeit und zum Kampfe fiir Volk und Reich an.
An der Stelle, an der ich jetzt stehe und zum deutschen Volke spreche, wurde zum ersten Male vor
unserer alten Kampferschar in schweren und kritischen Notzeiten das Wort ausgesprochen, das uns all
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die folgenden Jahre bis zu dieser Stunde treu begleitet hat. Heute steht es wieder als Mahnung und
Forderung
77 iiber uns und unserer Bereitschaft. Wieder ist eine Zeit der Belastung und des hochsten Einsatzes liber
Reich und Volk gekommen. Mehr denn je ist es da notwendig, die Blicke der Nation auf den Mann zu
richten, der Ttir uns die Verkorperung unserer fanatischen Entschlossenheit, unseres ungebrochenen
Kampfeswillens und unserer tiefen Glaubigkeit ist.
So rufe ich denn dem Flihrer im Namen des ganzen deutschen Volkes am zehnten Jahrestag der in-
neren Erhebung durch unsere Revolution fiir den schwersten Kampf um unsere auBere Freiheit unsere
alte Parole als Bestatigung unserer zu allem entschlossenen Bereitschaft zu: Flihrer befiehl, wir folgen!
Wir erheben uns von unseren Platzen. Mit uns erhebt sich das ganze deutsche Volk in Ehrfurcht vor
seinen Helden und griiBt den Flihrer in diesem Augenblick fanatischen Kampfeswillens mit unserem
alten GruB: Adolf Hitler — Sieg Heil !
Appell des Reichsmarschalls an die Wehrmacht
Am 10. Jahrestage der Machtergreifung richtete Reichsmarschall Goring folgenden Appell an die
Wehrmacht:
Meine Kameraden!
78 Ihr steht heute hier als Abordnung der gesamten deutschen Wehrmacht. Es soil dies ein Appell sein,
der sich am heutigen Tage an alle Kameraden der Wehrmacht richtet, wo immer auch sie in diesem
Augenblick stehen und ihre Pflicht erfiillen. Ein Appell, um jenes Tages zu gedenken, da das Schick-
sal des Deutschen Reiches sich von Grund auf anderte. jenes Tages heute vor zehn Jahren.
Es war genau in dieser Stunde vor zehn Jahren, da der Flihrer und damalige Reichskanzler Adolf
Hitler zusammen mit seinen nachsten Mitarbeitern dem Reichsprasidenten und Feldmarschall v. Hin-
denburg den Eid leistete. Und dieser Eid war nicht ein gewohnlicher Ministereid jener Regierungen,
die alle Augenblicke die Sessel wechselten, sondern dieser Eid gait fur Volk und Reich. Es war ein
Eid, daB von nun ab eine neue Zeit in der Geschichte unseres Volkes beginnen sollte, eine Zeit, die
eine furchtbare Vergangenheit auszuloschen, eine schreckliche Gegenwart zu liquidieren und eine
groBe Zukunft herbeizufuhren hatte.
Die damalige Lage kennt ihr alle am besten, und Millionen unter euch hatten damals ebenfalls das
ganze Elend zu fiihlen, das auf dem deutschen Volk und in erster Linie auf seinen arbeitenden Schich-
ten lastete. Es war eine Zeit, da der Deutsche sein Haupt senken muBte vor Scham liber das, was in
den letzten zwei Jahrzehnten nach SchluB des Weltkrieges sich abgespielt hatte.
Es war ein Tiefpunkt unserer Geschichte, so tief, daB nur ganz starke Herzen noch an eine Wieder-
aufrichtung glauben konnten. Die Gegenwart selbst bot sich im grauen Elend dar. So gait es nun, fur
die Zukunft Hand anzulegen und ein neues Reich aufzubauen. Deshalb gedenken wir heute des Tages,
weil dieser Tag eine Schicksalswende im Ablauf unseres weiteren Volkswerdens darstellt, eine
Schicksalswende, an der damals auch die kleine Wehrmacht, die Reichswehr, nicht vorbeigehen konn-
te. Diese Reichswehr wurde von jenen Machthabern nur als eine Art parlamentarische Schutzwache
betrachtet. Sie dachten nicht einmal an die Moglichkeit, daB sie nach auBen gegnerischen Ubergriffen
entgegenzutreten hatte. Diese Reichswehr wurde nun umgebaut und zu einem gewaltigen Volksheer
umgestaltet.
79 Bei dieser Umgestaltung muBte von den Fuhrern wie von den Gefuhrten nun eines erkannt werden:
daB dieses neue Volksheer auch nur auf der breiten Basis der neuen Volksgemeinschaft aufgebaut
werden konnte. So wie wir im Volk eine neue Gemeinschaft der deutschen Menschen untereinander
und zueinander schufen, so wurde das auch fiir die Kampfer der neuen Wehrmacht notwendig. Man
hat friiher immer gesagt:
..Um Gottes willen, nur keine Politik in die Wehrmacht hineinbringen, das Reichsheer muB sich von
jeder Politik fernhalten." Soweit es sich damals um jene lacherlichen tagespolitischen Erscheinungen
handelte, war dies richtig. Aber, meine Kameraden, nur der kann kampfen, der mit leidenschaftlicher
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Seele Anteil nimmt am gesamten Werden seines Volkes und vor alien Dingen an der Weltanschauung,
auf Grund deren die groBe Politik gestaltet wird. Es ist unmoglich, daB ein Volk sich neu formt und
auf der granitenen Unterlage einer Weltanschauung eint, die Soldaten aber drauBen stehenbleiben.
Denn der Soldat ist ja nichts anderes als ein Sohn des gleichen Volkes, der nur die Ehre hat, die Waf-
fen fur sein Volk tragen zu dtirfen. Wenn es uberhaupt in irgendeiner Gemeinschaft unseres Volkes
notwendig ist, hart und kristallklar eine Weltanschauung in sich aufzunehmen und zu vertreten, so
muB dies in erster Linie in dem bewaffneten Teil des Volkes, in seinem Volksheer und seiner Wehr-
macht, der Fall sein. Nur der, der hier zur Klarheit kommt, nur der, der das Gedankengut dieser Welt-
anschauung, die unser Ftihrer geschaffen hat, ganz in sich aufgenommen hat, wird auch jene letzte
Kraft daraus empfangen, die sie zu geben vermag. Sie ist nicht eine Weltanschauung der Schwache
oder der Zerstorung, auch nicht eines bequemen Lebens, sondern unsere Weltanschauung gipfelt dar-
in, daB das Volk ewig ist, und daB jeder einzelne verpflichtet ist, alles, aber auch alles, selbst sein Le-
ben zu jeder Stunde fur den Bestand seines Volkes einzusetzen und zu geben.
Diese Weltanschauung gab neue Erkenntnisse, und dem Soldaten geziemt es in erster Linie, mit offe-
nen Augen, aber auch offenem Herzen, sich diesen neuen Erkenntnissen hinzugeben. Vor allem ist es
die Pflicht der Fuhrerschaft, hier ein Vorbild zu sein. GewiB, die Jugend ist heute schon voll durch-
drungen vom Nationalsozialismus, sie ist schon in den Jahren der Schule in die Hitler-Jugend und
damit in diese neue Weltanschauung hineingewachsen. Sie bringt deshalb die nationalsozialistische
Weltanschauung als absolute Selbstverstandlichkeit mit. So kann auch die Wehrmacht, unser Volks-
heer, nur dann eine Einheit bilden, wenn die in der nationalsozialistischen Weltanschauung groBge-
wordene Jugend auch eine Fuhrerschaft findet, die ebenso klar und ebenso fest auf diesem Fundament
steht und ftihrt.
80 Welche Kraft aus dieser Weltanschauung erwachst und welche Segnungen sie zu bringen vermag, das
haben wir besonders stark in diesen zehn Jahren erlebt. Es ist in diesem Augenblick nicht meine Auf-
gabe — es wiirde auch zu lange Zeit in Anspruch nehmen — , euch, meine Kameraden, auch nur die
bedeutendsten und gewaltigsten Marksteine dieses gigantischen Aufbaus wieder ins Gedachtnis zu
rufen. Denkt nur selbst noch einmal zuriick und laBt eure Gedanken noch einmal den Weg zu jenem
30. Januar 1933 zuriicklaufen, so werdet ihr erkennen, welch eine Herkulesarbeit unser Ftihrer gelei-
stet hat, um aus dem damaligen deutschen Volk — zerrissen in Parteien, Konfessionen, Stande und
Klassen. sich gegenseitig hassend und befehdend, auBenpolitisch ohnmachtig — . aus diesem ganzen
Brei eine stahlharte Nation werden zu lassen.
In fruheren Zeiten hatte man es nicht fur moglich gehalten, daB zehn Jahre gentigen wtirden, eine
solche grundsatzliche Wandlung zu vollbringen. Aber zwei Voraussetzungen waren hier gegeben, die
es moglich machten: ein im Grunde todanstandiges, braves und tapferes Volk und ein Ftihrer wie
Adolf Hitler.
Immer und uberall kann man eine Gefolgschaft nur beurteilen, wenn man ihre Ftihrer sieht. Nach
den Fuhrern gestaltet sich die Gefolgschaft. Wir haben dieses Beispiel ja an uns selbst erlebt. Dasselbe
Volk, dieselben Menschen, die 4 1/2 Jahre in alien Schlachten des ersten Weltkrieges gekampft und
gefochten hatten, dieselben Menschen wurden nachher schwach, schwach bis zur Feigheit, ja bis zur
Erbarmlichkeit. Zwei Jahrzehnte spater wiederum sind dieselben Menschen fahig, ein neues Schicksal
zu gestalten, werden sie wieder tapfer. Allerdings stromt ihnen nun die Jugend hilfespendend hinzu.
Sie werden wieder anstandig. Und warum? Wir brauchen nur als Spiegelbild die Fuhrung anzusehen.
Wenn wir die Fuhrung nach Ablauf des ersten Weltkrieges bis zu dem Tage vor zehn Jahren betrach-
ten, dann allerdings wird uns auch klar, was aus dem Volk werden muBte. Denn diese erbarmliche
Fuhrung muBte selbst das Beste zerstoren. Ihr Hauptverbrechen aber wird immer in der Geschichte
bleiben, daB der Geist dieser Fuhrung das Ende des Weltkrieges bereits uberschattete und dieses grau-
enhafte Ende des ersten Weltkrieges herbeifuhrte. Nie und nimmer hatte der Soldat trotz der schwer-
sten Kampfe, die er zu bestehen hatte, sich damals das Schwert aus der Hand ringen lassen. Die gleis-
nerischen verlogenen Versprechungen von auBen und die Feigheit der Gesinnung der marxistischen
Fuhrung des Volkes im Innern brachten diesen Zusammenbruch zuwege, der durch gar nichts Militari-
sches bedingt war. GewiB war damals die Zeit schwer und hart, aber keinesfalls so, daB sie eine Kapi-
tulation erforderte.
81 In diesen zehn Jahren nun, in denen der Aufbau der neuen Nation vorgenommen wurde, begann aber
auch gleichzeitig der Kampf von auBen her gegen dieses Deutschland, das soeben den Kampf im In-
nern beendet und sich wieder geeint hatte. Dieser Kampf von auBen gegen Deutschland ist ja nichts
Neues. Immer, wenn das Deutsche Reich unter starker Fuhrung stark und einig wurde, traf es jedesmal
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auf die gleichen Gegner. In einer wahnwitzigen Kurzsichtigkeit erkannten die Volker Europas nicht,
daB Europa nur bestehen kann, wenn ein starkes Deutschland als sein Herz lebt. Aber noch etwas In-
teressantes trat in Erscheinung. Die gleichen Gegner, die wir eben innerhalb des Reiches und Volkes
iiberwunden hatten, traten nun unter anderer Firmierung von auBen her wieder gegen uns an:
die Plutokratie, das heiBt die Ausbeutung des arbeitenden Volkes, der Bolschewismus, d. h. die Zer-
schlagung des Volkes und seine Versklavung und Verelendung. Beide fiihrt und beide vereinigt der
Jude ! Und wie uberhaupt jeder von euch in diesem Kampf , der zu einem zweiten noch gewaltigeren
Weltkriege geworden ist, erkennen muB, haben wir letzten Endes in diesem Kriege einen Kampf der
Weltanschauungen und der Rassen zu sehen.
Darum sind in diesem Krieg die Weltanschauung und die aus ihr erwachsene Einheit von so groBer
Bedeutung, und ganz besonders wieder von groBter Bedeutung fur uns, fur die Kampfer, fur die
Wehrmacht. Denn sie soil uns ja die Kraft geben. Wir sehen es ja immer wieder, daB die Volker, die
innerlich zerrissen sind, zwar zeitweise Erfolge davontragen konnen, aber letzten Endes doch versa-
gen. Heute sind wir Deutsche durch eine Weltanschauung geeint, und wir vertreten diese Weltan-
schauung bis zur letzten Konsequenz. Vergessen wir aber nicht: von alien unseren Gegnern gibt es
auch einen, der durch eine Weltanschauung geformt ist. Und seien Sie iiberzeugt, meine Kameraden,
diese Sowjetunion ware langst unter unseren Schlagen zusammengebrochen, wenn sie nicht durch die
brutale Pragung der Vertreter der bolschewistischen Weltanschauung tyrannisch zusammengehalten
worden ware. Und damit stehen wir wieder heute nach auBen, wie einst im Innern, der gleichen
Kampffront gegenuber. Letzten Endes ging der Kampf im Innern ja damals auch nur gegen diesen
Gegner. Diese lacherlichen btirgerlichen Parteien und ihre ganzen Mitlaufer waren ja des Kampfes gar
nicht wert. Diese hin und her schwankenden Gestalten zahlten uberhaupt nicht. Nur einen Gegner
hatten wir auch damals, und das war der Kommunismus. Das ganze Schicksal Deutschlands hing auch
damals nur davon ab, welche dieser beiden Weltanschauungen, die der Zerstorung oder die des Auf-
baues, siegen wtirde. Das Jahr 1932 lieB beide Weltanschauungen auf ihrem Hohepunkt erscheinen. Es
gab damals einen Reichstag, in dem iiber
82 hundert Abgeordnete aus den kommunistischen Reihen saBen. Das darf nie vergessen werden: die
starksten Parteien des Reichstags waren auf der einen Seite wir, auf der anderen Seite der Bolsche-
wismus. Und heute vor zehn Jahren entschied sich das Schicksal: iiber unseren deutschen Stadten stieg
das Banner des Aufstiegs, des Sieges, des Glaubens an die Zukunft, das Hakenkreuz empor, nicht aber
Hammer und Sichel. Darum ging der Kampf im Innern: ob Deutschland wieder auferstehen sollte oder
ob es im Blutrausch des Bolschewismus untergehen muBte.
Heute geht es nun um das gleiche nach auBen, nur daB der Kampf heute in anderer Form gefiihrt
wird. Der Kampf damals, meine Kameraden, war auch durch ein Jahrzehnt hindurch ein unendlich
schwerer. Nur wurde er damals selbstverstandlich auf einer sehr viel kleineren Plattform ausgetragen.
Aber letzten Endes erforderte er von den Kampfern selbst die gleiche innere Harte und den gleichen
inbriinstigen Glauben, so wie das heute auch sein muB: den Glauben an die GroBe des eigenen Volkes.
Darum unterschatzen Sie niemals, wie wichtig es ist, daB die deutsche Wehrmacht einen einheitlichen,
festgefiigten Block nationalsozialistischer Weltanschauung darstellt. Dann werden wir auch die Harte-
ren sein, dann wird, ebenso wie im Innern, auch hier dereinst das siegreiche Hakenkreuz, das Zeichen
unserer Ahnen, iiber dem Zeichen der Versklavung emporsteigen. Und das ist ja letzten Endes der
innerste Sinn dieses Kampfes.
Als schlieBlich unsere Gegner glaubten, selbst stark genug zu sein und die phantastischen Hoffnun-
gen auf erneute Revolutionen usw. im Innern Deutschlands setzten, begann dieser entscheidendste
aller Kriege. Auch hier brauche ich nur an die gewaltigen Schlachten, die einmaligen Siege in Polen
und Norwegen, in Holland, Belgien, in Frankreich, in Jugoslawien und Griechenland, auf dem Balkan,
in der Luft, auf dem Meere und unter den Meeren zu erinnern. Uberall siegten die deutschen Waffen.
Und das deutsche Volk begann zu glauben, daB die Siege eine Selbstverstandlichkeit waren. Das
Schicksal aber verschenkt so leicht nichts, und besonders nichts GroBes. Sondern hier macht das
Schicksal die letzte Probe an den Volkern. Damals glaubte nun unser Volk — wir hatten ja uberall
gesiegt — , der Krieg konne bald beendet sein. Den Osten aber sahen viele in unserem Volk als keine
Gefahr an. Dort war soeben ein Krieg von einigen Monaten abgelaufen. Ein kleines, ungeheuer tapfe-
res und entschlossenes Volk hatte sich des groBen RuBland erwehrt. Rein auBerlich gesehen, war sehr
schwer zu erkennen, daB der erste Krieg der Bolschewisten gegen Finnland bisher vielleicht die groBte
Tanning in der Weltgeschichte gewesen ist. Wahrend der Bolschewist einige Armeen in Finnland
kampfen lieB, und zwar
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 14
83 zum Teil mit veralteten Waffen, hatte er langst durch anderthalb Jahrzehnte die gewaltigste Rustung
aufgebaut, die je ein Volk hervorbrachte. Er konnte es. Denn diese Rustung war aufgebaut worden
nicht mit freien Menschen aus innerer Verpflichtung heraus, sondern mit Sklaven. Er hatte verstanden,
sein Volk zu versklaven und in das tiefste Elend hinabzudriicken. Fur den zivilen Bedarf wurde in der
Sowjetunion nichts mehr hergestellt. Kaum gab es Kleidungsstiicke. Das gewohnliche Volk hatte gar
nichts, was irgendwie das Leben verschonern konnte. Nichts als Einheitsmiitze, Einheitsrock, Ein-
heitshose, uberall auBerstes Elend, keine Kaufladen, keine Industrien, die Schones herstellten, kurzum
all das, was in einem kulturell hochstehenden Volk nun einmal vorhanden ist. All das war langst ver-
schwunden. Die gesamte Industrie dieses Riesenreiches mit ihren ganzen Rohstoffen arbeitete nur fur
ein einziges Ziel. Allein in dem neuen Gebiet Polens, das wir ihm iiberlassen muBten, hatte er fast
tausend Flugplatze in Bau genommen.
Dies alles horten wir, und dieses alles gab zu denken. Und da muB man nun auch noch einmal einen
tieferen Blick in die ganze Zielsetzung des Bolschewismus tun. Was ist denn fur die Sowjetunion
iiberhaupt Europa? Wenn ihr euch das gewaltige Reich anseht, das damals von der Weichsel bis an
den Stillen Ozean reichte, wenn man das auf dem Globus sieht und dann mit Europa vergleicht, so
muB man sich wirklich einmal fragen, ob wir uns zu Recht einen eigenen Erdteil nennen. Diese Frage
hat ein sowjetischer Offizier, der Stalin sehr nahestand, ganz klar beantwortet. Er sagte: „Europa, ja
Europa ist ja bestenfalls eine groBe russische Provinz. Europa, was ist es denn? Ein Konglomerat von
unzahligen Staaten, die sich alle untereinander befehden. Ist die Schweiz Europa oder Schweden, ist
Danemark oder Frankreich Europa, oder Polen? Das alles hatte uns nie gestort. Aber seitdem wir nach
dem Westen drangen, hat sich in diesem Europa stets ein Wall aufgetan, und dieser Wall bestand aus
Deutschen. Und die Deutschen waren es, die uns die Ttir nach Europa bisher verwehrt haben. Alles
andere bedeutet uns nichts. Uberwinden wir Deutschland, dann besitzen wir Europa."
Ich glaube, daB dieser Auffassung wohl keiner widersprechen kann. Immer und zu alien Zeiten ist
Deutschland der Wall gewesen, an dem sich die ostlichen Horden brachen.
Heute steht nun Deutschland fur ganz Europa auf auBerster Wacht. Und ob nun in diesem Europa
Bundesgenossen, Freunde, neutrale oder feindlich gesinnte Staaten sind, im Innersten mtissen sie er-
kennen und es wissen, daB, wenn dieses Deutschland zusammenbrechen wurde, der Bolschewist ja
nicht aus innerer Hochachtung etwa vor der schwedischen oder schweizerischen oder sonst einer Neu-
tralitat stehenbleiben wurde. Der Bolschewismus wurde im gleichen Augenblick Europa bis zur letz-
ten Spitze durchrasen.
84 Spater einmal werden diese Staaten das aussprechen, was sie heute innerlich wissen. Europa ist fur
den Bolschewismus ein Sprungbrett und fur die Sowjetunion ein Anhangsel, aber beides erst dann,
wenn es kein deutsches Volk und keine deutsche Wehrmacht mehr gibt. Solange Volk und Wehrmacht
stehen, ist Europa der Felsen, an dem sich die bolschewistische Blutwelle brechen wird. Die Sowjets
hatten sich das sehr klug iiberlegt. Indem sie zunachst Deutschland wirtschaftlich auf alien Gebieten
entgegenzukommen trachteten, legten sie die letzte Hand an ihre gewaltige Rustung und versuchten
nun dummdreist, die Einkreisung zu vollenden. Herr Molotow lieB durchblicken, daB doch mit
Deutschland weiterhin ein sehr gutes Einvernehmen moglich sei, wenn wir bei einem zweiten Angriff
auf Finnland die Augen schlieBen wiirden. Das hatte die endgiiltige Vernichtung Finnlands bedeutet.
Dartiber hinaus wurde selbstverstandlich der Bolschewist sofort auf die schwedischen Erzfelder iiber-
gegriffen und sich die eisfreien Hafen gesichert haben, die er von jeher suchte. Auf der anderen Seite
wollte er Rumanien in seine EinfluBsphare einbeziehen, d. h. er wollte Rumanien und dabei das ruma-
nische 01 einstecken, dann von Rumanien iiber Bulgarien den Balkan durchdringen und so, wie es sich
gerade am besten geben wurde, einmal in der Maske des Panslawisten und ein andermal in der des
Bolschewisten als Befreier dieser Volker erscheinen. So sollte allmahlich auf dem rechten und linken
Fliigel das Vorschieben beginnen, und stand er erst einmal auf den Flanken und im Riicken Deutsch-
lands, dann stand er auch im Riicken Europas.
Und nun, meine Kameraden, ob Feldmarschall oder Rekrut, nun bitte ich euch alle, einmal zu iiber-
legen, in welcher Lage unser Fiihrer war, als er mit seinem politischen Genius ganz klar diese todliche
Gefahr erkannte! GewiB, es kamen damals Schwachlinge und sagten: Die Sowjetunion hat drei-, vier-,
fiinfmal soviel Panzer, zehnmal soviel Flugzeuge wie wir. Die Sowjetunion hat soeben zum ersten
Male deutschen Ingenieuren erlaubt, ihre Waffenfabriken zu besuchen, sie sind die groBten, die man
sich denken kann. Also um Gottes willen, die Sowjetunion nicht antasten, sie nicht reizen! Das ist stets
die Haltung der Feiglinge. Und nicht umsonst wird der komische Vogel StrauB der Vogel der Feigheit
genannt. Wenn sich eine Gefahr ihm nahert, steckt er seinen Kopf in den Sand. Wenn er die Gefahr
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nicht hort und nicht sieht, halt er sie fur beseitigt. Und so gab es auch damals in Deutschland Leute,
die Vogel StrauB spielten. DaB dieses Vogel-StrauB-Spielen aber die Vernichtung Deutschlands
bedeutet, das wollten sie ja unter dem Sand weder sehen noch horen.
Unser Flihrer stand nun vor dem schwersten, allerschwersten EntschluB seines Lebens, aber auch
vor
85 der geschichtlich bedeutendsten Entscheidung. Es ist ihm nicht leicht geworden, das deutsche Volk in
diesen Kampf zu flihren. Mit seiner Klarheit, mit seinem Weitblick, mit seinem politischen und strate-
gischen Ingenium wuBte der Flihrer, daB dies der schwerste aller Kampfe sein wiirde. Man hat in der
Geschichte manche Schlachten und Kampfe als entscheidend fur das Abendland betrachtet. Man wird
in kommenden Zeiten einmal feststellen mlissen, daB es nur einen einzigen EntschluB gegeben hat, der
wirklich der entscheidendste fur das Abendland war, fur das Abendland mit seiner ganzen Vergangen-
heit, seiner Kultur, seiner GroBe, den unerhorten Werten, die seine Menschen geschaffen haben. Das
war der EntschluB des Flihrers, sich dieser Blutwelle entgegenzustemmen, um endlich das zu vernich-
ten, was sonst friiher oder spater zur Vernichtung Europas gefuhrt hatte. Jedenfalls wird die Geschich-
te zum 22. Juni 1941 einmal feststellen mlissen: Hier wurde der gewaltigste, historisch bedeutendste,
aber auch kuhnste und bewunderungswlirdigste EntschluB von einem starken Herzen gefaBt.
Siegreich sttirmte die deutsche Wehrmacht dann in den sowjetischen Raum hinein. Sieg auf Sieg
folgte, massenweise wurden die Divisionen des Gegners, wurde eine Armee nach der anderen vernich-
tet. Aber mit den weiteren Siegen wuchsen die Tiefe des Raumes, die Entfernungen und die Schwie-
rigkeiten des Nachschubes. Obwohl unerhorte Anforderungen gestellt wurden, befand sich die ganze
Wehrmacht im siegreichen Vorwartssturmen. Da wurde unserer seit Jahren ununterbrochen von Sieg
zu Sieg eilenden Wehrmacht die Schicksalsprobe gestellt. Nicht der Feind, sondern die Elemente er-
hoben sich und boten den siegreichen Truppen zum erstenmal ein Halt. Der eisige Winter des Ostens
brach in unvorstellbarer Scharfe und Kraft herein. Auch hieruber brauche ich zu euch nicht zu spre-
chen. Viele von euch haben ihn erlebt, auch die Harte des Kampfes, auch da und dort auftretende
Schwache. Aber auch hier war es wieder der Flihrer, der alien Schwachlingen zum Trotz mit seiner
Kraft die Ostfront gehalten hat. Und aus seiner Kraft und seinem Genie trat, nachdem die Welt im
Winter 1941/42 glaubte, Deutschland sei im Osten schon niedergeschmettert, mit den emporsteigen-
den Sonnentagen die deutsche Wehrmacht zum neuen gewaltigen StoB an und warf aufs neue den
Gegner in Schlacht auf Schlacht zuriick. Kein Mensch hatte fur moglich gehalten, daB nach diesem
Winter eine solche Offensive folgen wiirde. Sie ist tief, tief in den Raum der Sowjetunion hineingesto-
Ben. Sie hat dem Gegner unersetzbare Hilfsquellen seiner Rustung weggenommen. Dann kam im vo-
rigen Sommer der Tag, da zum ersten Male deutsche Panzergrenadiere und Pioniere in die Hochburg
von Stalingrad hineinstieBen und sich an der Wolga, diesem Schicksalsstrom RuBlands. fesfklammer-
ten.
86 Es folgte der zweite Winter im Osten, nicht in der gleichen Strenge wie der erste. Wenn auch der
Winter nicht jenes Extrem erreichte wie im vergangenen Jahr, so war er immer noch eisig genug, um
alles, was sonst im Frlihjahr, Sommer und Herbst sich regte, um alle Fllisse, Seen und Siimpfe wieder
in eisigen Bann zu schlagen. Dort, wo man vorher mit einigen Kompanien halten konnte, weil vor
einem der gewaltige Sumpf, das breite FluBbett, der weite See sich ausdehnte, war auf einmal Eis, und
das ganze Gelande fur den Gegner wieder gangbar. Nun standen die Kompanien nicht mehr hinter
einem gewaltigen Naturhindernis, sondern jetzt konnte nur mehr ihr Mut und ihre Waffe das Hindernis
fur den Gegner sein.
Und dieser Gegner ist hart. Er ist besonders in seiner Fuhrung barbarisch hart. Die Ausfuhrung sei-
ner Befehle wird in einer Form gefordert, daB selbst die technische Unmoglichkeit der Ausfuhrung
den Tod bedeutet. Dem russischen Volk — priigelgewohnt und unter der schweren Faust seiner Ty-
rannen achzend — war das nichts Neues. Wenn unsere Flieger Bahnhofe und Geleise durch ihre Bom-
ben zersprengten, dann holte der Bolschewist nicht erst groBe Eisenbahnbauziige oder Soldaten heran,
dann schlug der Herr Kommissar mit einem Zirkel einen Kreis von 20 Kilometern um diese Stelle,
und in wenigen Stunden wurde in diesem Kreis alles, was da an Menschen lebte, ob Greise, Frauen
oder Kinder — mit der Nagaika an diese Stelle zur Arbeit zusammengetrieben. Ihre Werkzeuge muB-
ten sie mitbringen, hatten sie keine, dann muBten sie ihre Hande zerschinden. Der Kommissar ktim-
merte sich nicht darum, ob Versorgung, ob Transportmittel bereitgestellt waren: das alles war ihm
gleichgultig. Wer aufbegehrte, bekam die Peitsche. Wenn einer vor Erschopfung hinsank, bekam er
die Kugel.
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Und doch konnte der Bolschewist auch mit den brutalsten Methoden seine Riistung nicht mehr auf-
rechterhalten. In weitestem Umfang waren ihm die beiden Grundvoraussetzungen — Kohle und Eisen
— genommen. Er muBte also, wenn er den Kampf fortsetzen wollte, koste es, was es wolle, den Ver-
such machen, seine Kohlen- und Eisengebiete zuriickzuerobern. So sehen wir, wie er zum letztenmal
eine allerdings gigantische Anstrengung macht. Neue Divisionen werden aufgestellt, andere werden
aufgeflillt. Aber es sind nicht neue Jahrgange, die jubelnd zu den Fahnen eilen — nein, miide Greise,
16jahrige Jungen werden in die vordersten Kampfbataillone eingereiht. Aber hinter diesen Kampfba-
taillonen werden die Maschinengewehre der Kommissare verdreifacht und vervierfacht, und so wird
der sowjetische Soldat in den Tod hineingejagt. Was macht es schon Herrn Stalin aus, ob er Hekatom-
ben von Toten zu opfern hat.
87 Wir haben jetzt ein wahres Bild der sowjetischen Verluste, die zu gegebener Zeit bekanntgegeben
werden. Ein Schauer lauft einem den Riicken herunter, wenn man diese Verluste sieht. Das Men-
schenmaterial, das die Sowjetunion noch zur Verfugung hat, ist unterernahrt und friert. Trotzdem wird
das letzte aus ihm herausgeholt. Die Panzer sind viel schlechter geworden, aber sie sind wieder zur
Stelle gewesen. Der Bolschewist kennt keine Ruhe, er laBt seinem Volk keine Ruhe. Was bedeutet es
fur ihn, wenn die Menschen bei der Arbeit vor Erschopfung umklappen. Das alles ist ihm vollig
gleichgultig. Durch dieses RuBland knallen ununterbrochen Peitsche und Pistole.
Mit den gewaltigen Massen, die er nun fur diesen Winter noch zusammengetrieben hat, brach er da
und dort in Stellungen ein. Er hatte ja das letzte herausgeholt und alles zusammengefaBt, um uberall,
wo ihm irgendwie die Gelegenheit gunstig erschien, anzugreifen. Ich bin aber der Uberzeugung:
das ist auch das letzte Aufgebot, die letzte Reserve, die nur herausgequetscht werden konnte, weil
eben diese Harte schon keine Harte mehr ist, sondern reine Barbarei, weil eben der Bolschewist da?
Menschenleben uberhaupt nicht mehr achtet. Das sind fur ihn nur Lebewesen, die er zur Durchsetzung
seiner Ziele braucht. Diese Fuhrung ist brutal bis zum auBersten. Und trotzdem: Wir haben ihn bisher
geschlagen, wir werden ihn auch wieder schlagen. Es gilt jetzt, seinen Plan, sich wieder in den Besitz
seiner Rohstoffe zu setzen, zu vereiteln und ihn zuriickzuschlagen, und das geschieht dort, wo es ent-
scheidend darauf ankommt.
Allerdings ist nunmehr auch die Harte des Kampfes ins Gigantische gewachsen. Dabei muB nicht
auBer acht gelassen werden, daB Deutschland ja an alien Fronten kampft und vom Nordkap bis zur
Biskaya, hinunter bis in die Wiisten Afrikas und bis in den fernen Osten an der Wolga mit seinen Ver-
biindeten die Wacht halt.
Aus all diesen gigantischen Kampfen ragt nun gleich einem gewaltigen Monument der Kampf um
Stalingrad heraus. Es wird der groBte Heroenkampf in unserer Geschichte bleiben. Was dort jetzt un-
sere Grenadiere, Pioniere, Artilleristen, Flakartilleristen und wer sonst in dieser Stadt ist, vom General
bis zum letzten Mann leisten, ist einmalig. Mit ungebrochenem Mut, und doch zum Teil ermattet und
erschopft, kampfen sie gegen eine gewaltige Ubermacht um jeden Block, um jeden Stein, um jedes
Loch, um jeden Graben. Wir kennen ein gewaltiges Heldenlied von einem Kampf ohnegleichen, es
heiBt „Der Kampf der Nibelungen". Auch sie standen in einer Halle voll Feuer und Brand, loschten
den Durst mit dem eigenen Blut, aber sie kampften bis zum letzten. Ein solcher Kampf tobt heute dort,
und noch in tausend Jahren
88 wird jeder Deutsche mit heiligem Schauer von diesem Kampf in Ehrfurcht sprechen und sich erinnern,
daB dort trotz allem Deutschlands Sieg entschieden worden ist.
Europa beginnt jetzt vielleicht zu verstehen, was dieser Kampf bedeutet. Europa und nicht zuletzt
die Staaten, die heute in einem neutralen Wohlleben noch dahindammern, lernen nun begreifen, daB
diese Manner, die todesmutig dort noch bis zum Letzten Widerstand leisten, nicht allein Deutschland,
sondern die ganze europaische Kultur vor der bolschewistischen Vernichtung retten. England war nie
fahig, fur Europa einzutreten. England hat sein Imperium gehabt, das wir ihm zu alien Zeiten gegonnt
haben. England war nie eine Macht, die fur europaische Interessen mit eigenem Blut auf dem Plan
erschien. In diesem Augenblick aber iibt England den gewaltigsten europaischen Verrat, den gewal-
tigsten Verrat am Schicksal des Abendlandes.
Aber, meine jungen Soldaten, um so stolzer und freudiger muB das Herz in eurer Brust jetzt schla-
gen, einem solchen Volk, einer solchen Wehrmacht angehoren zu durfen. Und es ist schon ein wun-
derbares Geftihl, das iiber einen kommt, wenn man weiB: Hier stehe ich in meinem Volk, das heute
der Garant dafiir ist, daB Deutschland und Europa bestehen konnen. Das europaische Schicksal liegt in
unserer Hand und damit auch Deutschlands Freiheit, seine Kultur und seine Zukunft. Das ist der
hochste Sinn dieses Opfers, das zu jeder Stunde und an jedem Ort ebenfalls von euch, meine Kamera-
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den, gefordert werden kann. Denke jeder von euch an die Kampfer von Stalingrad, dann wird er hart
und eisern werden. VergoBt nicht, daB zu den vornehmsten Grundtugenden des ganzen Soldatentums
neben Kameradschaft und Pflichttreue vor allem die Opferbereitschaft gehort. Es hat immer ktihne
Manner gegeben, die sich geopfert haben, um etwas GroBeres fur die anderen zu erreichen.
Hatten die Kampfer von Stalingrad nicht diesen heroischen Kampf auf sich genommen, nicht mehr
und nicht weniger als sechzig oder siebzig bolschewistische Divisionen auf sich gezogen, waren diese
Divisionen damals mit durchgebrochen: der Bolschewist hatte voraussichtlich sein Ziel erreicht. Jetzt
kommt er zu spat. Der deutsche Widerstand konnte organisiert werden; die neuen Linien sind gefe-
stigt, aber sie konnten nur befestigt werden, weil dort drauBen in dem Trummerfeld dieser Stadt Hel-
den kampfen und noch kampfen. Und wenn es nur noch wenige sind: solange ein deutscher Soldat
steht, wird gekampft.
Meine Soldaten, die meisten von euch werden von einem ahnlichen Beispiel der groBen gewaltigen
Geschichte Europas gehort haben. Wenn auch damals die Zahlen klein waren, so gibt es letzten Endes
89 doch keinen Unterschied der Tat als solcher. Vor 2 1/2 Jahrtausenden stand in einem kleinen EngpaB
in Griechenland ein unendlich tapferer und ktihner Mann mit dreihundert seiner Manner, stand Leoni-
das mit dreihundert Spartiaten, aus einem Stamm, der wegen seiner Tapferkeit und Kuhnheit bekannt
war. Eine uberwaltigende Mehrheit greift diese kleine Schar immer wieder aufs neue an. Der Himmel
verdunkelte von der Zahl der Pfeile, die abgeschossen wurden. Auch damals war es ein Ansturm von
Horden, der sich hier am nordischen Menschen brach. Eine gewaltige Zahl von Kampfern stand Xer-
xes zur Verfugung, aber die dreihundert Manner wichen und wankten nicht, sie kampften und kampf-
ten einen aussichtslosen Kampf, aussichtslos aber nicht in seiner Bedeutung. SchlieBlich fiel der letzte
Mann. In diesem EngpaB steht nun ein. Satz: „Wanderer, kommst du nach Sparta, so berichte, du ha-
best uns hier liegen sehen, wie das Gesetz es befahl!"
Es waren dreihundert Manner, meine Kameraden, Jahrtausende sind vergangen, und heute gilt jener
Kampf und jenes Opfer dort noch so heroisch, immer noch als Beispiel hochsten Soldatentums. Und
es wird auch einmal in der Geschichte unserer Tage heiBen: Kommst du nach Deutschland, so berich-
te, du habest uns in Stalingrad kampfen sehen, wie das Gesetz, das Gesetz fur die Sicherheit unseres
Volkes, es befohlen hat. Und dieses Gesetz tragt jeder von euch in seiner Brust. Das Gesetz, fur
Deutschland zu sterben, wenn das Leben Deutschlands diese Forderung an euch stellt. Das ist aber
nicht nur Verpflichtung fiir uns Soldaten. Dieses Heldentum, dieses Opfer ist verpflichtend fur das
ganze Volk. Die Kampfer von Stalingrad muBten stehen, das Gesetz befahl es so, das Gesetz der Ehre
und der Kriegfuhrung. Dieses Gesetz der Kriegfuhrung gilt ja allein der Rettung unseres Volkes. Es ist
letzten Endes, das mag hart klingen, ja fur den Soldaten gleichgtiltig, ob er bei Stalingrad, bei Rschew
oder in der Wiiste Afrikas oder oben im Eise Norwegens kampft und fallt. Wenn er sein Opfer bringt,
ist es gleich groB. Er bringt es fur das Leben seines Volkes wie einst die dreihundert Manner des Leo-
nidas, von denen wir heute mit Andacht noch ebenso sprechen wie von dem Heldenkampf der letzten
Goten in den Schluchten des Vesuvs. Das Gesetz befahl auch ihnen, zu sterben, damit die Rasse weiter
siegen und leben konnte.
Auch unser Kampf geht um diese Entscheidung. Um die groBe Entscheidung, von der ich die ganze
Zeit jetzt sprach. Dieser Kampf und diese Entscheidung geht nicht nur uns Soldaten, es geht auch das
ganze Volk an. Wenn jetzt der Ftihrer befohlen hat, daB alle Krafte des deutschen Volkes, ob Mann
oder Frau, zu mobilisieren sind, so wird das deutsche Volk diesen Appell mit Selbstverstandlichkeit
ganz auf sich nehmen und ihn verstehen, wie er verstanden sein soil.
90 Dreieinhalb Jahre wahrt der Krieg, und niemand kann in seiner gewohnten Bequemlichkeit verharren,
wenn unsere Kampfer drauBen ihr Leben unerschrocken einsetzen und treu ihre Pflicht erfullen. So
muB sich auch in der Heimat jeder danach drangen, das Letzte zu geben. Wir sind keine Bolschewi-
sten. Wir treiben nicht unsere Frauen und Kinder mit einer Nagaika zu ihrer Arbeit. Wir appellieren an
die Ehre jedes Volksgenossen und jeder Volksgenossin, sich nun auch stolz einzureihen, die Bequem-
lichkeit fahren zu lassen und liebgewordenen Dingen abzusagen. Daftir haben wir in einem siegrei-
chen Frieden noch Zeit genug. Die jetzige Zeit erfordert Harte. Harte im Nehmen, Harte im Geben,
Harte im Durchhalten. Die groBte Schande und Schmach aber ist es, wenn ein Deutscher statt zu arbei-
ten oder zu kampfen heute noch herummeckert. Er wird der Verachtung des ganzen Volkes preisgege-
ben sein.
In der Sowjetunion wird die Mobilisierung der allerletzten Krafte durch die barbarische Harte der
Sklaverei durchgefuhrt. Bei uns setzen wir an Stelle dieser Barbarei das Gesetz der Pflicht. So richte
ich denn in dieser Stunde in dem Appell an die Wehrmacht auch den Appell an die ganze deutsche
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Volksgemeinschaft und rufe alle zur letzten Bereitschaft und zum hochsten Einsatz auf. Gebe jeder
alles, was er zu geben vermag. Es ist nicht so, wie unsere Feinde das nun gegen uns deuten wollen, als
pfiffen wir auf dem letzten Loch! Nein. Wenn ein Kampf ein so gigantisches AusmaB angenommen
hat, dann kann niemand mehr ein bequemes und sattes Leben flihren. Da muB sich jeder als Kampfer
flihlen, an der Front und in der Heimat und da oder dort einsatzbereit sein. Ich weiB, es ist hart und
schwer, wenn die Bomben herniederprasseln und Frauen und Kinder toten. Es ist furchtbar. Aber auch
der Schlag muB hingenommen werden. Nicht einen Augenblick diirfen wir deshalb weicher werden.
Der Sinn dieses Kampfes ist ja nur: Freiheit oder Vernichtung.
Der ist furwahr ein wahnsinniger Trottel, der noch glauben mochte, man konne irgendein Arrange-
ment treffen. Man kann wohl ein Arrangement mit einem anstandigen Gegner treffen, aber keinesfalls
mit Bolschewisten. Hier geht es um die klare Entscheidung: du oder ich. Es geht auch nicht darum, ob
Kriegskosten mehr oder weniger zu bezahlen sind, ob die eine oder andere Provinz abzutreten ist,
diesmal geht es darum, ob das deutsche Volk bestehen bleibt oder endgultig auf satanische Weise ver-
nichtet wird. VergeBt nicht, daB es ja der Jude ist, der gegen uns den Kampf ftihrt. Man muB nur ein
einziges Mai den Juden in seinem alttestamentarischen HaB kennengelernt haben, dann weiB man, was
uns bliihen wtirde, wenn der Jude an uns Rache nehmen konnte. Was glaubt ihr, was mit eueren Frau-
en, eueren Brauten,
91 eueren Tochtern geschehen wiirde! Was glaubt ihr, wie dieser teuflische HaB sich bestialisch im
deutschen Volk austoben wtirde? Nein, wer nicht kampfen will, der fallt ebenso. Da ist es schon bes-
ser, ich kampfe, und mit diesem Kampf erringe ich den Sieg und die Freiheit und entgehe selbst der
Vernichtung. Wenn euch Schwachlinge mit lauen und dummen Reden kommen, dann schaut auf den
Ftihrer und richtet euch an seiner GroBe auf! LaBt ihn als das leuchtende groBe Vorbild vor euch er-
scheinen, diesen Mann, der keine Rast und Ruhe hat, diesen Mann, auf den ja letzten Endes alle An-
forderungen einsturmen, der alles als Letzter tragen und entscheiden muB. Fur jeden von uns gibt es
noch irgendeinen, der tiber ihm steht und der fur ihn sorgen kann. Der Ftihrer ist der Letzte, er steht
allein mit seiner eigenen Kraft und seinem eigenen starken Herzen. Fur ihn kann keiner denken und
handeln. Er ist nicht nur der Organisator unserer gewaltigen Wehrmacht, er ist auch der Feldherr, der
sie fiihrt, und ist der Ftihrer unseres gesamten Volkes.
Es gibt auch eine Logik in der Weltgeschichte. Glaubt ihr denn, meine Kameraden, daB das Schick-
sal, oder hier mochte ich sagen, die Vorsehung, der Allmachtige, einen unbekannten Mann, einen
Mann ohne Namen und Vermogen, einen einfachen Kampfer des Weltkrieges emporsteigen, durch
unzahlige Wirren gehen oder immer groBer werden laBt, und auf einmal soil das alles sinnlos sein?
Wenn die Vorsehung dem deutschen Volk einen solchen Mann von dieser GroBe gesandt hat wie den
Ftihrer — und unsere Ahnen hatten fur solche groBen Fuhrergestalten den richtigen Namen: du gottge-
sandter Mann — , und wenn es ihm gelang, aus dem einst zersplitterten und ohnmachtig daniederlie-
genden deutschen Volk die starkste Nation der Welt zu gestalten, dann sind das Garantien, die uns
berechtigen, an den Sieg zu glauben.
Und jetzt wende ich mich an alle Soldaten der Wehrmacht, vom Feldmarschall bis zum Rekruten:
die Lage kann nie so schlimm bei uns werden, daB wir nicht die Kraft besitzen, sie zu meistern.
Vergleichen Sie einmal riickblickend das Jahr 1932! Wer damals in der Partei kampfte und nur ir-
gendwie in die Dinge hineingesehen hat — da gab es auch Situationen, die scheinbar hoffnungslos
waren. Was ist demgegentiber heute geschehen? Wir haben ein gewisses Gebiet in der weiten Sowjet-
union voriibergehend preisgegeben. Damit wir das alles ordn en konnten, stehen Tausende von Kamp-
fern und opfern sich auf. Das hat es in alien Kriegen gegeben. Wir brauchen jetzt keine Klubstrategen,
die ihr armseliges Hirn zermartern, wie das so oder so hatte anders kommen konnen. Nicht das „hatte"
interessiert, nicht das „Wenn" und das „Aber", sondern einzig und allein das „Ist". Und das ist gewal-
tig-
92 Das Opfer ist heroisch. Aber nicht nur um Stalingrad, auch an anderen Frontabschnitten ist schon mit
dem gleichen Heroismus gekampft worden. Wenn wir Soldaten nicht bereit waren, unser Leben einzu-
setzen, brauchten wir ja nicht Soldaten zu sein. Dann konnten wir ja in ein Kloster gehen. Der Soldat
fragt nicht. Er tut seine Pflicht, er kampft fur den Sieg. Ich sage euch: Entscheidend ist die Harte. Ent-
scheidend ist die Frage: Sind wir hart genug in uns selbst? Die Wehrmacht ist in Fuhrung und Gefolg-
schaft, so wie unsere kampferprobte Partei, die Inkarnation des hartesten Willens. So haben auch in
der Heimat Mann und Frau den gleichen entschlossenen Willen und ihre Harte in diesem Kampf zu
beweisen. Nur so verdienen sich Front und Heimat voll und ganz den Sieg.
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 19
Wenn vor uns ein an sich miider Gegner weglauft, dann ist es kein Kunststiick, wenn gesiegt wird,
wenn alle Armeen siegreich vorwartsstiirmen. Wenn wir so Schlag auf Schlag gewinnen, so ist das
sehr schon, aber nicht erschiitternd. Erst wenn Krisen kommen, wenn's schwer wird, dann bewahrt
sich die Fiihrung, dann zeigt es sich, wer ein Mann ist. Da gibt es manchen, dem man gar nichts zu-
gemutet hat, ein einfacher Mann — im Leben hat er einen kleinen Beruf, in dem er nie hervorgetreten
ist, man denkt, er wird schlecht und recht kampfen. Auf einmal kommt die Schwere des Kampfes, auf
einmal kommen ungewohnte Entschliisse, es wird immer schwerer, immer harter, und nun sieht man,
wie dieser kleine Mann plotzlich tiber sich hinauswachst und zum Helden wird. Auf einmal zucken
aus diesem Mann klare Befehle, auf einmal ist er die Seele des Widerstandes einer Truppe geworden.
An solcher Haltung erweist sich der Mann, erweist sich sein Wert, und ebenso ist es beim ganzen
Volk.
Auch das Volk muB in den Priifungen seine Bewahrung zeigen. Und das Volk kann sicher sein, daB
ich gerade als Oberbefehlshaber der Luftwaffe auBerordentlich darunter leide, wenn mir gemeldet
wird, welche Verheerungen durch feindliche Bomben angerichtet worden sind, daB Frauen und Kinder
getotet wurden, daB andere ihr ganzes Hab und Gut verloren haben. So traurig das ist, und so sehr wir
alles tun, um es zu verhindern, so ist es doch unvermeidbar und darf den Wider standswillen nicht
schwachen. Was Menschenhande wieder schaffen konnen, kann wiedergegeben werden. Vielleicht
denkt so mancher Volksgenosse: Wir kriegen hier immer wieder Bomben ins Ruhrgebiet usw., dahin
oder dorthin. Warum vergelten wir das nicht? VergeBt nicht, Volksgenossen, daB wir einen gewaltig
ausgedehnten Kriegsschauplatz haben. Die Hauptmacht der deutschen Luftwaffe kampft im Osten, im
Siiden, kampft im Norden. Aber dieser Kampf im Osten wird nach meiner heiligsten Uberzeugung
eines Tages sein Ende linden. Und dann wird auch die Macht frei, die vergelten kann.
93 Ich habe euch das zugesagt: An diesem Tage werde ich mich sehr genau erinnern, was man bei uns
angerichtet hat: die Zerstorung der Wohnviertel der Stadte und der Mord an Frauen und Kindern. Ich
werde mich dann dieser Tatsache erinnern und geniigend Harte zeigen, den Schlag zuruckzugeben.
Jetzt aber heiBt es, sich nicht durch den Feind zu etwas verleiten lassen, was wir nicht selber wollen.
Es mtissen Schwerpunkte geschaffen werden. Ob der Schwerpunkt im Luftkampf liegt oder im Kampf
auf der Erde oder auf den Meeren, ob im Osten, Westen, Norden oder Stiden, ob der Schwerpunkt der
Arbeit in dieser oder jener Fabrik liegt, das alles ist gleich, aber dort, wo er ist, da muB auch die
Schwere der Kraft stehen, und alles andere muB dagegen zuriicktreten.
Wenn wir auch, Kameraden, in diesem Winter wieder die ganze Schwere des ostlichen Kampfes
ftihlen muBten, so weiB ich es: wenn die Sonne wieder hoch steht, wird sie die deutschen Truppen
wieder im Angriff finden, genau so wie im vorigen Jahr. Dieser Angriff wird nicht schwacher sein, er
wird nichts an seiner Wucht verloren haben, im Gegenteil, wir werden neue, noch bessere Waffen in
der Faust haben, es werden gestahlte Divisionen antreten, Divisionen, die in sich die Verpflichtung
mitbringen: Wir denken an Stalingrad, wir werden uns des Opfers der Helden dort wtirdig erweisen.
Noch eins sei fur Schwache gesagt. Sie sehen immer nur die Schwere der Lage bei uns und denken
dabei nicht an den Gegner. Wurden sie sich aber einmal die Zeit nehmen und ganz logisch die Ver-
haltnisse auf der Gegenseite priifen, dann wurden sie staunen, wie es dort aussieht. In der Geschichte
riickblickend mochte ich nur an jene furchtbaren Wochen des deutschen Zusammenbruchs im Novem-
ber 1918 erinnern. Auch damals haben die Schwachlinge nur unsere Schwierigkeiten, nicht aber die
des Gegners gesehen. Und wie war es beim Gegner? Hatten wir nur noch ein halbes Jahr ausgehalten,
dann ware dort der Zusammenbruch gekommen. Wer hat von uns gewuBt, daB ein Vierteljahr lang in
Frankreich driiben uns nur ganz wenige kampfgewillte Divisionen gegenuberstanden, daB ganze Divi-
sionen gemeutert hatten, schon nach Paris marschieren wollten, wer hat gewuBt, daB die Franzosen
schon den Krieg verloren geglaubt hatten. Heute konnen wir uns nun an unseren zehn Fingern abzah-
len, wie es driiben aussehen muB. Wenn sie keine Kohle und kein Eisen haben, konnen sie keinen
Stahl machen. Wenn sie keinen Stahl haben, konnen sie keine hochwertigen Waffen fertigen. Sie ha-
ben Land und Waffen, Leute und Fabriken in gewaltigem AusmaB verloren, wie konnen sie auf die
Dauer dann noch leistungsfahig sein. Wer, frage ich, ist denn so gottvergessen, daB er nicht sehen will,
wo wir dagegen heute stehen? Steht etwa der Bolschewist in
94 Deutschland? Und der Englander? Steht der in Deutschland? Wo stehen denn unsere Feinde? Wer
steht denn vom Nordkap bis Afrika und von der Biskaya bis zur Wolga? Das sind doch wir! Und wel-
che Uneinigkeit beim Gegner. Einig sind sie nur in ihrem HaB und in ihrem Vernichtungswillen gegen
uns. Das ist aber auch das einzige, worin sie einig sind. Sonst ist ihr Biindnis nur ein fauler Zauber!
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 20
Und nun zum SchluB, meine Kameraden, besonders meine jungen kampfenden Kameraden, mochte
ich euch bitten, als AbschluB dieses Appells ein Glaubensbekenntnis von mir in euch aufzunehmen:
Es ist mein unzerstorbarer Glaube an den deutschen Sieg, und dieser Glaube kommt aus der tiefsten
Erkenntnis der Zusammenhange. Er ist aber auch der innigste Glaube an die Gerechtigkeit der All-
macht. Ich sehe vor mir das Heldentum unserer Kampfer. Ich sehe die Kraft der nationalsozialisti-
schen Weltanschauung, die uns durchdringt, und ich sehe vor mir den Ftihrer und die allgewaltige
Kraft seines Ingeniums. Das alles sehe ich. Ich sehe die vergangenen zehn Jahre, eine Sekundenspan-
ne im Ablauf der Weltgeschichte, und doch ist in dieser Sekundenspanne aus einem zerlumpten, ohn-
machtigen, in HaB zerrissenem Volk eine einige, kampfende starke Nation und Wehrmacht geworden.
Das sind die Erkenntnisse, die mir den unerschutterlichen Glauben an den deutschen Endsieg geben.
Zehn Jahre, meine Kameraden, hat uns der Ftihrer jetzt von GroBe zu GroBe gefuhrt, aus Ohnmacht,
aus Armut, aus schrecklichen Verhaltnissen heraus, und in den nachsten Jahren — und damit will ich
als meine heilige Uberzeugung schlieBen — wird uns der Ftihrer zum groBten aller Siege der Deut-
schen fiihren.
Und jetzt, meine Kameraden, sei dieses Heil nicht ein leeres Wort, sondern in diesem Gedenken an
den vergangenen zehnjahrigen Kampf und in dem Glauben an den groBeren, der uns beschieden ist,
und damit auch an den groBeren Sieg geloben wir mit diesem Ruf dem Ftihrer unsere ganze Hingabe,
unsere ganze Treue, bereit, ihm jedes Opfer zu geben; denn er fordert es nicht fur sich, er fordert es
fur sein deutsches Volk. Darum, Kameraden, unser Ftihrer, unser geliebter Ftihrer: Sieg Heil!
.Iiiiiiiiiii-iiijiiiiilliiih'lk
95 Zu Beginn des neuen Jahres richtete der Ftihrer zum vierten Male im Krieg seinen Aufruf an das
deutsche Volk. Nach einem groBgesehenen geschichtlichen Ruckblick iiber den Weg Deutschlands zu
Einigkeit und Weltmachtstellung befaBte sich der Ftihrer darin mit dem gegenwartigen Schicksals-
kampf des deutschen Volkes. „Aus dem einstigen burgerlich-kapitalistischen Klassenstaat ist ein
Volksstaat entstanden. Der heute tobende zweite Weltkampf als geschichtlicher Vorgang von einmali-
gem AusmaB bedeutet nur eine Erhartung der nationalsozialistischen Ideenwelt. Das deutsche Volk
wird in diesem Kampf von seiner nationalsozialistischen Volksidee deshalb nicht nur nicht entfernt,
sondern im Gegenteil von Monat zu Monat immer mehr auf sie verschworen. Schlacke um Schlacke
einer alten uberlebten Gesellschaftsordnung fallt ab. Es kann kein Zweifel dariiber bestehen, daB am
Ende dieses Kampfes der nationalsozialistische Staat als ein unerschutterlicher und unzerstorbarer
Block in Europa bestehen wird!" Im weiteren schilderte der Ftihrer den Anteil, den das Judentum am
Ausbruch und an der Fuhrung dieses Weltkampfes genommen hat. Erhebend sind die Worte, die der
Ftihrer fiir die ubermenschlichen Leistungen der Front und das gewaltige Arbeitswerk der Heimat
fand. Der Aufruf des Fiihrers schloB mit dem Ausdruck der felsenfesten SiegesgewiBheit und der Ver-
kiindigung des unbeugsamen Willens, diesen Sieg zu erzwingen.
Wie der Ftihrer an das deutsche Volk, so richteten auch die Befehlshaber der Wehrmachtteile,
Reichsmarschall Hermann Goring an die Luftwaffe und GroBadmiral Raeder an die Kriegsmarine
Aufrufe an ihre Soldaten. Beide gaben dem Gedanken Ausdruck, daB es Pflicht jedes einzelnen Solda-
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 21
ten sei, im Geiste der gefallenen Helden bis zum letzten Atemzug fur das ewige Deutschland zu kamp-
fen.
Der ganze Januar war denn auch von einem heroischen Kampf groBten AusmaBes an der Ostfront
erflillt. Wohl nie zuvor hatte der Feind so gewaltige Anstrengungen unternommen. die deutsche Front
im Osten zu zertrummern, wie in diesen letzten Wochen des neuen Jahres. Alles, was er an Massen
und an
96 Material aufzubieten hatte, wart er in die Schlacht. Von den deutschen Soldaten wurden gewaltigere
Opfer als je in diesem Krieg gefordert. liber alles erhaben ist daher ihre Leistung !
Die politische und militarische Fuhrung des Reiches scheute sich nicht, vor dem deutschen Volk
einzugestehen, daB die Entwicklung der Kampfe an der Siidfront, insbesondere um Stalingrad, einen
Riickschlag bedeutet. Wer nun geglaubt hatte, daB die nationalsozialistische Fuhrung verzweifeln
wtirde, der wurde bald eines anderen belehrt. Im Gegenteil! Auf Befehl des Fuhrers wurden nunmehr
weitere deutsche Krafte fur den Endsieg mobilisiert. Das Denken, Ftihlen, der Wille und die Arbeits-
kraft des deutschen Volkes wurden auf eine neue Grundlage gestellt. Denn der Kampf im Osten hat
gezeigt, daB der Feind nicht nur den Willen hat, das deutsche Volk niederzuwerfen und zu vernichten,
sondern auch noch geniigend Krafte besaB, um das Reich ernsthaft zu bedrohen. Darum wurden alle
im deutschen Volk lebendigen Arbeits- und Verteidigungskrafte mobilisiert. Es sind in diesen Wochen
in Deutschland Vergleiche gezogen worden zwischen der seelischen Einstellung des deutschen Volkes
heute und in dem letzten Jahr des Weltkrieges. Man hat gesagt, daB das deutsche Volk heute zu einer
Konsequenz kommen muB, die geradezu mit traumwandlerischer Sicherheit den Sieg verbiirgt. Dies
ist, mit einem Wort zusammengefaBt, der Gedanke, „in allem das Gegenteil von 1918 tun". Wenn in
der letzten Phase des ersten Weltkrieges nicht iiberall das AuBerste an militarischer Kraft Wirklichkeit
werden konnte, so lag dies damals daran, daB das politische BewuBtsein der weltgeschichtlichen Ent-
scheidung, um die es ging, der Zersetzung preisgegeben war, und weil die Ruckwirkungen dieser Zer-
setzung auf dem militarischen Sektor nicht ausblieben. Dieses BewuBtsein von der GroBe der Ent-
scheidung ist dagegen heute vorhanden und im ganzen Volk, ja dariiber hinaus in ganz Europa, leben-
dig! Im Januar 1918 konnte der iible Munitionsarbeiterstreik unter Billigung groBer Parteien stattfin-
den. Heute aber weiB in Deutschland jeder, worum es geht. Es geht um alles, um unsere Zukunft auf
Jahrhunderte hinaus !
Das Wehrgesetz vom Mai 1935 enthalt den Satz: „Im Krieg ist iiber die Wehrpflicht hinaus jeder
deutsche Mann und jede deutsche Frau zu Dienstleistungen fiir das Vaterland verpflichtet." Am 27.
Januar 1943 griff die nationalsozialistische Staatsfiihrung auf dieses Gesetz zuriick. Sie verfugte die
„Meldepflicht fiir Manner und Frauen zum Dienste der Reichsverteidigung". Diese Meldepflicht hat
eine politische und eine wirtschaftliche Seite. Die politische und moralische Seite ist einfach und klar:
In einem Zeitpunkt, in dem der Krieg von den Mannern an der Front Opfer unerhortesten AusmaBes
verlangt, hat
97 die Heimat es ihnen an Einsatzbereitschaft gleichzutun. Auf den bolschewistischen Gegenangriff
antwortet Deutschland mit der totalen Mobilisierung. Diese Antwort ist ein Faktum von groBter politi-
scher Bedeutung und findet Gehor im Gewissen jedes deutschen Mannes und jeder deutschen Frau.
Die Meldepflicht bestimmt, daB sich grundsatzlich alle Manner vom 16. bis 65. Lebensjahr und alle
Frauen vom 17. bis 45. Lebensjahr, die im Reichsgebiet wohnen, bei dem fiir ihren Wohnort zustandi-
gen Arbeitsamt zu melden haben, sobald sie hierzu vom Arbeitsamt durch offentliche Bekanntma-
chungen, durch Presse oder Anschlag oder auch durch schriftlichen Bescheid aufgerufen werden. Von
der Meldung befreit sind nur einige Gruppen, unter diesen vornehmlich werdende Mutter und Mutter
mit zwei und mehr Kindern unter 14 Jahren. Durch eine nahere Priifung wird festgestellt, wieweit die
Gemeldeten zu Aufgaben der Reichsverteidigung herangezogen werden konnen. Die Arbeitsamter
werden ferner durch bewahrte und geschulte Fachkrafte in jedem Einzelfall priifen, in welcher Weise
die Gemeldeten fiir den Kriegseinsatz verfiigbar sind. Bei Frauen erstreckt sich diese Priifung beson-
ders darauf, wieweit sie bereits durch ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter in Anspruch genommen
sind.
Im weiteren Verfolg dieser MaBnahmen wird eine ganze Anzahl von Berufszweigen fiir die Dauer
des Krieges iiberhaupt stillgelegt. Zu diesen Berufsgruppen gehoren: Vergniigungsetablissements.
Bars, SuBwarenladen, die Bijouterie- und Juwelierbranche sowie ahnliche Erwerbszweige. Alle in
diesen Berufsgruppen tatigen Menschen werden umgeschult oder in ahnliche Berufe gefiihrt, wo sie
kriegswichtige Arbeit zu leisten haben. Die Entschlossenheit der nationalsozialistischen Fuhrung und
der Kampfeswille des deutschen Volkes, das sich in diesem Schicksalskampf seiner Helden wiirdig
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 22
erweisen will, ist ungebrochen und verbissener denn je. — Die Einberufung zahlreicher weiterer Jahr-
gange zur Wehrmacht liegt auf der gleichen Linie wie diese MaBnahmen.
In dieser Zeit der Selbstbesinnung auf die unerschopflichen Quellen der eigenen Kraft beging das
deutsche Volk den Zehn Jahrestag der Machtergreifung durch die NSDAP. Am 16. Januar sprach da-
her Reichsminister Dr. Frick auf einem groBen Treffen in Lemgo in Erinnerung an den Wahlsieg von
Lippe, der den 30. Januar vorbereitet hatte. „Die damals an sich unbedeutende Wahl", so sagte Dr.
Frick, „hat der Flihrer in seinem Weitblick richtig eingeschatzt. Dieser Wahlsieg ist auch der AnlaB fur
den Reichsprasidenten gewesen, den Flihrer an die Stelle zu setzen, fur die er seinen Fahigkeiten und
Leistungen nach bestimmt war. Die gleiche Ausdauer, die die nationalsozialistische Bewegung vor
zehn Jahren zum Siege gefuhrt hat, wird das deutsche Volk auch in diesem schwersten
98 Schicksalskampf genau so siegreich sehen.'" Vor dem Siege aber stiinde die Bewahrung, der sich
gerade in diesen Tagen das deutsche Volk mit zusammengebissenen Zahnen unterziehen miisse. Nicht
Massen und Material wlirden die Entscheidung in diesem Kampfe bringen, sondern „siegen werden
schlieBlich die harteren und starkeren Herzen, und die haben wir". Der 30. Januar selbst stand vollig
unter dem Zeichen des Heldenkampfes von Stalingrad. Der Fiihrer sprach an diesem Tage nicht wie
sonst alljahrlich zum deutschen Volk, sondern widmete seine ganze Arbeitskraft seinen Soldaten. An
seiner Stelle sprach am Vormittag des 30. Januar Reichsmarschall Hermann Goring. Seine Rede war
ein flammender Appell an die unbesiegbare Kraft des deutschen Volkes, eine nuchterne, daflir aber um
so groBartigere Darstellung dessen, was der deutsche Soldat an der Front leistet. Die unbeugsame Ent-
schlossenheit, die aus jedem einzelnen Wort des Reichsmarschalls sprach, muBte auch den verblendet-
sten Gegner davon uberzeugen, daB die schweren Priifungen an der Ostfront die nationalsozialistische
Flihrung wie auch das deutsche Volk nur noch harter gemacht haben. — Am Nachmittag sprach ferner
Reichsminister Dr. Goebbels auf einer offentlichen Kundgebung. In einem Uberblick auf die Ereignis-
se der vergangenen Jahre wies der Minister darauf hin, daB Deutschland mit alien Gefahren und Kri-
sen fertiggeworden ist. „Und so, wie das in der Vergangenheit war, so wird es auch in der Gegenwart
und in aller Zukunft sein. Fur uns war es seit jeher feststehender und unumstoBlicher Grundsatz, daB
das Wort „Kapitulation" in unserem Sprachschatz nicht existiert. Dabei verbleiben wir und werden wir
immer verbleiben. Der Kampf um unser Leben naht sich seinem dramatischen Hohepunkt. Er ist nicht
nur ein Ringen um die Freiheit und Sicherheit der deutschen Nation, sondern eine gigantische Ausein-
andersetzung um das zuklinftige Schicksal Europas, ja des ganzen zivilisierten Abendlandes. Wenn
der Feind glaubt, uns durch einige Schlage entmutigen zu konnen, so irrt er sehr. Diese Schlage waren
und sind fur uns nur ein Alarmsignal zum totalen Krieg ! "
Die Proklamation des Flihrers zum 30. Januar gab eine geschichtliche Darstellung der nationalsozia-
listischen Politik seit dem Januar 1933. Sie schildert die einzelnen Etappen der Wiederaufrichtung des
Reiches, das gebaut wurde durch ein gewaltiges Werk der Gesetzgebung aus nationalsozialistischem
Geiste. Danach zeigt der Flihrer in kurzen Worten den Verlauf der Kriegsereignisse bis zum 22. Juni
1941 auf und schlieBlich den gewaltigen Schicksalskampf, der an diesem Tage einsetzte. „Vor der
GroBe dieses gigantischen Ringens verblassen alle anderen Vorgange; denn wenn der neue Ansturm
Innerasiens gegen Europa Erfolg haben wurde, mliBte die heutige Welt
99 genau so zerbrechen, wie einst die alte am Sturm der Hunnen zerbrochen ist. Eine mehrtausendjahrige
menschliche Arbeit wurde damit wieder vergeblich gewesen sein. An Stelle des bluhendsten Konti-
nents der Erde kame das Chaos, statt seiner Kultur unvorstellbare Barbarei. In diesem gewaltigsten
Kampf aller Zeiten durfen wir nicht erwarten, daB die Vorsehung den Sieg verschenkt. Es wird jeder
einzelne und jedes Volk gewogen, und was zu leicht befunden wird, muB fallen. Der Kampf, den uns
die gleichen Feinde wie einst im Jahre 1914 aufgezwungen haben, entscheidet iiber das Sein oder iiber
die Vernichtung unseres Volkes. Der Allmachtige wird der gerechte Richter sein; unsere Aufgabe aber
ist es, unsere Pliicht so zu erfullen, daB wir vor ihm als dem Schopfer aller Welten nach dem von ihm
gegebenen Gesetz um das Dasein zu bestehen vermogen, daB wir, ohne jemals zu verzagen, keine
Leben und keine Arbeit scheuen, um das Leben unseres Volkes fur die Zukunft zu erhalten!"
Zum zehnten Jahrestag der Machtubernahme waren aus vielen europaischen Landern Gaste in Ber-
lin eingetroffen; auch das faschistische Italien hatte eine Abordnung geschickt, die bei ihrer Ankunft
in Berlin von der Bevolkerung herzlich begruBt wurde. Im Hinblick auf die schweren Kampfe bei
Stalingrad und an der Sudfront fand aber am 30. Januar keine Beflaggung statt. Es wurden auch keine
groBeren Kundgebungen abgehalten, lediglich wlirdige Feiern, in denen die Reden des Reichsmar-
schalls, des Reichsministers Dr. Goebbels und die Fuhrerproklamation gehort wurden.
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AuBer im Raume von Stalingrad wurde auch an den iibrigen Teilen der Ostfront im Laufe des Janu-
ars erbittert gekampft, doch gelang es dem Feind nirgends, die so sehr erstrebten Durchbriiche zu er-
zielen. In Afrika zog sich die Armee des Generalfeldmarschalls Rommel bis an die stidliche Grenze
von Tunis zuriick. In mehreren harten StoBen brachten die italienisch-deutschen Verbande den in
Franzosisch-Nordafrika gelandeten englisch-amerikanischen und franzosischen Streifkraften harte
Schlage bei. Operierend von der gemeinsamen Basis in Tunis, hat die Armee Generalfeldmarschall
Rommels wie auch die Armee des Generals v. Arnim starke Positionen eingenommen, die sie mit Za-
higkeit verteidigten und in einzelnen offensiven Schlagen festigten.
Am 30. Januar empfing der Ftihrer in seinem Hauptquartier den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine,
GroBadmiral Raeder, und ernannte ihn in Anerkennung und Wiirdigung seiner geschichtlichen Ver-
dienste um den Aufbau der neuen Kriegsmarine und um deren Fuhrung im groBdeutschen Freiheits-
kampf zum Admiralinspekteur der Kriegsmarine des GroBdeutschen Reiches. Der Fiihrer hat sich auf
Bitten des GroBadmirals hierzu entschlossen, um ihn von der taglichen Arbeit in der Fuhrung der
100 Kriegsmarine zu entlasten, ihn aber als seinen ersten Berater in marinepolitischen Fragen zu behalten.
Gleichzeitig hat der Fiihrer den Befehlshaber der Unterseeboote, Admiral Donitz, zum GroBadmiral
befordert und zum Oberbefehlshaber der Kriegsmarine ernannt. Die hohe Ehrung, die GroBadmiral
Raeder zuteil geworden ist, unterstreicht Umfang und GroBe des Lebenswerkes, auf das der GroBad-
miral, der seit 1. Oktober 1928 an der Spitze der Kriegsmarine gestanden hat, zuriickblicken kann.
Werden und Kampfen, Wagen und Siegen der Kriegsmarine werden zu alien Zeiten mit dem Namen
des ersten GroBadmirals des GroBdeutschen Reiches verkniipft sein. Mit GroBadmiral Donitz iiber-
nimmt ein Offizier die Fuhrung der Kriegsmarine, dessen Wirken an vorderster Front seit dem Wie-
dererstehen der deutschen U-Boot-Flotte bereits zum Sinnbild fur die Harte des Einsatzes unserer
scharfsten Seekriegswaffe im Ringen um die Zukunft des deutschen Volkes geworden ist. Unter seiner
personlichen Fuhrung haben die deutschen Unterseeboote unvergleichliche Heldentaten vollbracht und
dem Feind vernichtende Schlage zugefiigt. In seiner Person liegt die Gewahr, daB der kiihne Angriffs-
geist, der die Kriegsmarine von Beginn des Krieges an erfiillte, sie auch in Zukunft beseelen wird, bis
der Endsieg erkampft ist.
Im Monat Januar wurde eine groBe Anzahl von Offizieren und Soldaten vom Fiihrer durch Verlei-
hung des Eichenlaubes zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Die Reihe der Eichen-
laubtrager im Januar nennt folgende Namen verdienter Soldaten aller Waffengattungen:
Oberst Rainer S t a h e 1, Kommandeur einer Luftwaffenkampfgruppe, als 169., Oberleutnant d. R.
Fritz F e B m a n n , Kompaniechef in einem Kradschiitzenbataillon, als 170. Soldaten der deutschen
Wehrmacht(5. 1.);
Kapitanleutnant Friedrich Guggenberger, Kommandeur eines Unterseebootes als 171. Soldaten der
deutschen Wehrmacht (9. 1.);
Oberleutnant Heinz Frank, Staffelkapitan in einem Schlachtgeschwader, als 172., Major Dr. Ernst
Kupfer, Gruppenkommandeur in einem Sturzkampfgeschwader, als 173., Hauptmann Bruno D i 11 e
y, Kommandeur in einem Sturzkampfgeschwader, als 174. Soldaten der deutschen Wehrmacht (12. 1.);
Oberleutnant Gerhard Barkhorn, Staffelkapitan in einem Jagdgeschwader, als 175., Oberst Wend v.
Wietersheim, Kommandeur eines Panzergrenadierregiments, als 176. Soldaten der deutschen Wehr-
macht (13. 1.);
Kapitanleutnant Johann Mohr, Kommandant eines Unterseebootes, als 177., Generaloberst Paulus,
Oberbefehlshaber einer Armee, als 178. Soldaten der deutschen Wehrmacht (15.1.);
101 Major Karl Willig, Bataillonskommandeur in einem Grenadierregiment, als 179., Hauptmann
Giinther G o b e 1, Fiihrer einer Kampfgruppe, als 180., Generalfeldmarschall Giinther v. Kluge, Ober-
befehlshaber einer Heeresgruppe, als 181., Hauptmann Waldemar v. Gazen, gen. Gaza, Fiihrer einer
Kampfgruppe, als 182. Soldaten der deutschen Wehrmacht (18. U:
Generalleutnant Hans Kreysing, Kommandeur einer Gebirgsjagerdivision, als 183. Soldaten der
deutschen Wehrmacht (26. 1.);
Major Reinhard G ii n z e 1, Gruppenkommandeur in einem Kampfgeschwader, als 184. Soldaten
der deutschen Wehrmacht (22. 1.);
Oberwachtmeister Hugo Primozicin einer Sturmgeschiitzabteilung als 185., Hauptmann Willy
R i e d e 1, Bataillonskommandeur in einem Grenadierregiment, als 186., Oberleutnant d. R. Georg
Michael, Bataillonsfiihrer in einem Panzergrenadierregiment, als 187., Hauptmann Gustav PreBler,
Gruppenkommandeur in einem Sturzkampfgeschwader, als 188. Soldaten der deutschen Wehrmacht
(28.1.);
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Generalleutnant Karl Rodenburg, Kommandeur einer Infanteriedivision, als 189. Soldaten der deut-
schen Wehrmacht (31. 1.).
Wahrend der Krieg auf seinem dramatischen Hohepunkt steht, versaumt die deutsche Flihrung nicht,
weiter in die Zukunft zu schauen und den kommenden Frieden vorzubereiten. Ein Akt von groBer
Bedeutung in dieser Hinsicht ist die Unterzeichnung der Wirtschaftsvertrage Berlin-Rom-Tokio, die
am 20. Januar im Fiihrerhauptquartier vorgenommen wurde. An diesem Tage haben der Reichsmini-
ster des Auswartigen von Ribbentrop und der kaiserlich-japanische Botschafter Oshima einen „Ver-
trag zwischen Deutschland und Japan liber die wirtschaftliche Zusammenarbeit" unterzeichnet. In
Rom wurde ein gleichlautender Vertrag zwischen AuBenminister Graf Ciano und dem kaiserlich-
japanischen Geschaftstrager Shunichi Kase abgeschlossen. Diese Vertrage werden die gleiche Gel-
tungsdauer wie der Dreimachtepakt haben und diesen in wirtschaftlicher Hinsicht erganzen. Die Ver-
trage sehen in ihren ftinf Artikeln den Austausch wirtschaftlicher Leistungen zwischen den einzelnen
Wirtschaftsraumen vor. Sie fassen eine finanzielle Zusammenarbeit der drei Machte ins Auge. Son-
derbeauftragte werden die Entwicklung standig beobachten, und fur die Durchfuhrung der Vertrage
sollen zu gegebener Zeit die notwendigen Einzelheiten vereinbart werden. Auch in Tokio sind zwi-
schen dem deutschen Botschafter Ott und dem kaiserlich-japanischen Minister fur auswartige Angele-
genheiten, Tani, drei
102 Durchfuhrungsabkommen abgeschlossen worden, die konkrete Einzelheiten iiber den Warenverkehr,
die technische Zusammenarbeit und den Zahlungsverkehr enthalten.
Am 18. Januar traf auf Einladung von Oberbefehlsleiter Hilgenfeldt der spanische Parteiminister A r
r e s e zu einem mehrtagigen Besuch in Berlin ein. Am Tage darauf empfing der Ftihrer in seinem
Hauptquartier in Anwesenheit des Reichsministers des Auswartigen, von Ribbentrop, und des Leiters
der Parteikanzlei, Bormann, den spanischen Parteiminister, um mit ihm eine langere Aussprache im
Geiste der aufrichtigen Freundschaft zwischen Deutschland und Spanien zu haben. Am 21. Januar
stattete schlieBlich der kaiserlich-japanische Botschafter in Berlin, Oshima, aus AnlaB der Unterzeich-
nung des deutsch-japanischen Wirtschaftsabkommens dem Ftihrer einen Besuch ab, und um die Mitte
des Monats weilte der kroatische Finanzminister Dr. Kosak als Gast des Reichsfinanzministers Graf
Schwerin von Krosigk in Deutschland.
Im Januar haben die Englander nach langer Pause erneut einen Luftangriff auf die Reichshauptstadt
Berlin durchgefuhrt. Der Angriff verursachte zahlreiche Gebaudeschaden und forderte 114 Todes-
opfer. Unter den beschadigten Gebauden befindet sich auch die Deutschlandhalle, deren Dach von
Brandbomben /.erslurl wurde. Die Hallung der Berliner Bevolkerung war mustergultig. Als Dank fur
den aufopfernden Einsatz bei diesem und dem tags darauf erfolgenden zweiten Luftangriff wurden an
125 Berliner Kriegsverdienstkreuze verliehen. Die Briten, die zum Teil mit starken Kraften die
Reichshauptstadt angriffen, muBten feststellen, daB die deutsche Flakabwehr und die Nachtjager auf
ihrem Posten waren. Der zweite Angriff kostete den Briten 24 schwere, meist viermotorige Bomber!
Acht englische und amerikanische Journalisten, die bei diesen Angriffen mitflogen, konnten sich da-
von uberzeugen, daB die Verteidigung der Reichshauptstadt vorbildlich war. Der „Daily Mail"-
Korrespondent, der diesen Angriff mitflog, nennt nach dieser Erfahrung „Deutschland das bestvertei-
digte Land der Welt". Unverzuglich hat die deutsche Luftwaffe die Angriffe auf die Reichshauptstadt
vergolten: In der Nacht nach dem ersten Angriff auf Berlin haben starke deutsche Luftverbande die
britische Hauptstadt angegriffen;
aber nicht nur bei Nacht, sondern auch am Tage warfen deutsche Kampfflugzeuge ihre Bomben mit
sichtbar festgestelltem Erfolg tiber kriegswichtigen Zielen der britischen Hauptstadt ab.
Eine Reichsgerichtsentscheidung bestimmt, daB Soldaten, die beim Feindflug verschollen sind, fur
tot erklart werden konnen. In einem solchen Falle ist aus schlieBlich das Amtsgericht Berlin zustandig,
auch wenn der betreffende Soldat seinen Wohnsitz in anderen Teilen des GroBdeutschen Reiches ge-
habt hat, wo das Verschollenheitsgesetz noch nicht in Kraft getreten ist. — Durch Entgegenkommen
des
103 Reichswirtschaftsministeriums ist es dem Deutschen Roten Kreuz moglich geworden, vom 1. Januar
ab alle deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten in Feindesland gleichmaBig mit der Menge
Tabak und Zigaretten zu versorgen, die der deutsche Soldat an der Front erhalt.
Am 25. Januar hielt Reichswirtschaftsminister Walther Funk im Rahmen der „Gesellschaft der Ber-
liner Freunde der Deutschen Akademie" eine bedeutsame und hochaktuelle Rede iiber „Die geistigen
und materiellen Grundlagen der deutschen Kriegswirtschaft". Die Kriegswirtschaftsverordnung vom
4. September 1939 habe sich zur Richtschnur den Satz gestellt, daB, wenn der Soldat an der Front
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kampfe, niemand am Krieg verdienen soil. Der Minister wies auf das bewunderungswlirdige Ergebnis
der deutschen Wirtschaftspolitik bin, die sogar im Stadium der Vollbeschaftigung noch eine weitere
Produktionssteigerung verzeichnen konne.
Am 7. Januar versammelten sich die Manner der Arbeitseinsatzstabe des Generalbevollmachtigten
fur den Arbeitseinsatz in Weimar zu einer Arbeitstagung. Der Beauftragte fur das Reichskommissariat
Ukraine, Staatsrat Peukert, kennzeichnete da? Wirken der Arbeitseinsatz verwaltung im letzten Jahr als
eine Leistung, die in der Kriegfiihrung aller Zeiten einzig dastehe. Gauleiter und Reichsstatthalter
Sauckel behandelte die Erfordernisse und Grundprinzipien des Arbeitseinsatzes, um seinen Mitarbei-
tern das Wesen und die Bedingungen ihrer schweren, verantwortungsvollen Tatigkeit eindringlich vor
Augen zu ftihren. Als oberstes Ziel des Arbeitseinsatzes kennzeichnete er die Mobilisierung aller er-
reichbaren Leistungsreserven in groBtem AusmaBe.
Im Mosaiksaal der Neuen Reichskanzlei waren am 29. Januar Betriebsfiihrer, Betriebsobmanner
und Rustungsarbeiter aus mehr als 50 Werken und Arbeitsstatten des ganzen Reichsgebietes versam-
melt, um fiir ihre Werke und Gefolgschaften Ehrungen von Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und
Reichsminister Speer entgegenzunehmen. Der Beauftragte fur den Leistungskampf der deutschen Be-
triebe, Oberdienstleiter Dr. Hupfauer, erklarte, daB es fur das um sein Lebensschicksal ringende deut-
sche Volk nur eine Parole geben konne, namlich die: Jede Arbeit fiir den Sieg!
Wie bekannt, ruht auch im Krieg die Tatigkeit der Partei nicht. In einer Kundgebung in Kempten
sprach am 13. Januar Reichsinnenminister Dr. Frick zu dem Thema „Der Weg der Freiheit". Diese
Rede wie auch die anderer fiihrender Manner 'ollen dazu beitragen, die Einsatzbereitschaft der Heimat
zu erhohen und den Menschen in Stadt und Land die Leistungen der- Front als Beispiel vor Augen zu
ftihren.
104 — Am 15. Januar sprach auf Einladung des NS-Fliegerkorps vor Soldaten, Arbeitern und Jungen der
Flieger-HJ Major Graf, der Sieger in 202 Luftkampfen, im Berliner Sportpalast. NSFK-
Obersturmbannfuhrer Major Graf, Trager des Eichenlaubes mit Schwertern und Brillanten zum Ritter-
kreuz des Eisernen Kreuzes, schlug mit seinen Worten die Tausende junger und alter Horer in seinen
Bann. Er schilderte die zahllosen Erlebnisse bei seinen Frontfliigen und stellte damit, ohne es zu wol-
len, der Jugend ein Beispiel hin, dem nachzueifern sie sich bemiihen wird. Der Jagdflieger schloB mit
einem Dank an die Arbeiter. Die Soldaten an der Front wiiBten, daB die Heimat in Ordnung sei. Alle
triigen die Verpflichtung zur Harte in sich. Mit dem Bekenntnis zu Adolf Hitler verband der Jagdflie-
ger die Feststellung: „Man darf heute nicht nur Soldat sein, sondern man muB auch Nationalsozialist
sein!"
Am 11. Januar 1943 wurde das Ergebnis der ReichsstraBensammlung vom 19. und 20. Dezember
1942, die von Hitlerjugend und BDM durchgefiihrt worden war, bekanntgegeben. Das Sammelergeb-
nis betrug 33434083 RM. Bei der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden 20 179 668 RM aufge-
bracht. Es ist also eine Zunahme von 65,68% zu verzeichnen.
Am 7. Januar sprach auf einer Veranstaltung der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Dort-
mund der Vizeprasident der Deutschen Reichsbank Emil P u h 1 liber das Thema „Notenbankarbeit
und Kriegsfinanzierun g". „Die Reichsbank sieht", wie der Redner ausfuhrte, „in ihrer Mit-
wirkung an der Kriegsfinanzierung und in der Verhinderung wirtschaftsschadigender Auswirkungen
des gewaltigen Geldeinsatzes gegenwartig eine ihrer wichtigsten Aufgaben." Unter den Finanzie-
rungsmoglichkeiten des gegenwartigen Krieges nahmen zwei die beherrschende Rolle ein: Die Steuer-
finanzierung und die Anleihefinanzierung. Demgegenuber hat die unmittelbare Inanspruchnahme der
Notenpresse in engem Rahmen gehalten werden konnen. Die Reichsbank hat an der Kriegsfinanzie-
rung vor allem dadurch mitgewirkt, daB sie sich erfolgreich um die Placierung der verschiedenen kurz-
, mittel- und langfristigen Reichspapiere bemiiht hat. Von gleich groBer Bedeutung wie die Mitwir-
kung an der Kriegsfinanzierung ist fiir die Reichsbank die Abschopfung der iiberschiissigen Kaufkraft
gewesen, die um so wichtiger ist, als der Entwicklung auf der Giiterseite der Kriegswirtschaft nicht ein
Riickgang, sondern eine Ausdehnung der gesamten Geldeinkommen und des Zahlungsmittelumlaufs
gegeniibersteht.
Im Auditorium Maximum der Berliner Universitat sprach am 12. Januar der Staatssekretar im
Reichsjustizministerium Dr. Rothenberger liber den Aufbau einer starken Rechtspflege. „Eine neue
Epoche fiir die deutsche Justiz begann", so sagte er, „mit jener denkwiirdigen Rede des Fiihrers am 26.
105 April des vorigen Jahres vor dem Reichstag, in der er die bisherige Justiz brandmarkte." Diese Rede
sei fiir einige lahmend, ja niederschmetternd gewesen, andere fanden in ihr die groBe Befreiung und
den Auftakt fiir die Revolutionierung der deutschen Justiz. Der Fiihrer habe dem neuen Justizminister
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 26
alle Vollmachten gegeben, um die notwendigen MaBnahmen fur den Aufbau eines neuen Rechts zu
treffen. Diese Befugnisse bedeuten aber nicht, daB der Justizminister Richterspriiche abzuandern oder
gar aufzuheben berechtigt sei. Weder der Minister, noch irgendeine andere Instanz habe hierzu das
Recht. Auch der Richter seinerseits sei an die Gesetze gebunden.
Ein Institut fur Betriebswirtschaft des Fremdenverkehrs wurde am 13. Januar an der Heidelberger
Universitat eroffnet, nachdem es seit 1 V2 Jahren seine Arbeit bereits aufgenommen hat. Staatssekretar
Esser umriB in seinen Darlegungen den Aufgabenbereich des Instituts. — Im Reichsanzeiger vom 9.
Januar ist eine Anordnung des Staatssekretars fur Fremdenverkehr zur Lenkung des Fremdenverkehrs
veroffentlicht, die am 15. Januar in Kraft tritt. Sie enthalt im wesentlichen die bisherige bewahrte Re-
gelung, derzufolge der gewerbliche Beherbergungsraum bevorzugt zur Verfugung zu stellen ist in
erster Linie Fronturlaubern, in zweiter Linie sonstigen Wehrmachtsangehorigen, Volksgenossen, die
kriegswichtige Arbeit leisten, Schwerkriegsbeschadigten, Kriegshinterbliebenen, kinderreichen Miit-
tern und Volksgenossen aus besonders stark gefahrdeten Gebieten. Wie bisher sollen abweichend von
der allgemeinen Regelung die Heilbader und heilklimatischen Kurorte entsprechend ihrer vordringli-
chen volksgesundheitlichen Aufgabe an erster S telle Kurbedurftige mit einwandfreien arztlichen Atte-
sten aufnehmen. Die Beherbergungsdauer bleibt nach wie vor auf drei Wochen innerhalb eines Jahre?
begrenzt, ausgenommen bei arztlich verordneten langeren Kuren.
Vor den nationalsozialistischen Arzten und den deutschen Angehorigen der iibrigen Heilberufe und
den Parteigenossen von Prag sprach am 19. Januar Staatssekretar Dr. Conti tiber die Aufgaben der
Reichsgesundheitsfuhrung. In seiner Rede legte Dr. Conti die Ziele der deutschen Gesundheitsfuhrung
dar, wobei er betonte, daB zu ihrer Erreichung die Mitarbeit aller in den Gesundheitsberufen tatigen
Menschen notwendig sei. In seinen Ausfuhrungen arbeitete Dr. Conti mit Nachdruck heraus, daB es
tatsachlich die letzte Minute gewesen war, in der der Ftihrer die Macht ergriff, um sein Volk vor dem
sicheren Untergang zu retten. Der Reichsgesundheitsfuhrer stellte dann die Forderung nach einer wei-
teren Steigerung der Geburtenzahl auf. Die groBen Aufgaben der Volksgesundheitsfuhrung lagen in
der Zukunft auf diesem Gebiete. Aufgabe des deutschen Arztes sei es weiterhin, das Volk zu einer
gesunden und
106 verntinftigen Lebensfuhrung zurtickzubringen. — Eine gleichgeartete Rede hielt Dr. Conti in Krakau
vor der Deutschen Verwaltungsakademie am 23. Januar.
Der Reichswohnungskommissar Dr. Ley hat zusammen mit dem Reichsjustizminister das Mieter-
schutzgesetz neu gefaBt und mit Wirkung vom 1. Januar 1943 neue Bestimmungen getroffen, die den
Wohnungstausch, den Vollstreckungs- und Kiindigungsschutz betreffen: 1. Das Recht auf Wohnungs-
tausch wird nicht mehr durch ein bevorstehendes Mietende ausgeschlossen. 2. Auch der rechtskraftig
zur Raumung verurteilte Mieter kann tauschen; natiirlich nur, sofern nicht wichtige Griinde entgegen-
stehen. 3. Der AufhebungsprozeB wegen Belastigung oder MiBbrauch kann auf bestimmte Zeit ausge-
setzt werden, wenn eine Besserung des Verhaltens des Mieters zu erwarten ist. 4. Als Grundregel
bleibt bestehen, daB diejenigen Untermieter Mieterschutz haben, die entweder zwar Einzelperson sind,
aber mit uberwiegend eigenen Mobeln wohnen, oder aber verheiratet sind und mit dem Ehegatten
selbstandig haushalten oder wirtschaften.
Am 13. Januar wurde durch die deutsche Presse bekanntgegeben, daB jeder Jugendliche vom 1. April
1943 an, und zwar beginnend mit dem Geburtsjahrgang 1926, bei der Standortfuhrung der Hitlerju-
gend personlich die Ausstellung einer Ausbildungslaufkarte zu beantragen hat. Diese Bestimmung gilt
unabhangig davon, ob der Jugendliche von der Hitlerjugend erfaBt ist oder nicht. Die Einrichtung der
Ausbildungslaufkarte ist von der Hitlerjugend im Einvernehmen mit dem Oberkommando der Wehr-
macht geschaffen worden. Sie enthalt Daten iiber Ort und Stand der Ausbildung des Inhabers in Lei-
besiibungen und in der Wehrertuchtigung. Samtliche Ausbildungsbescheinigungen, Bescheinigungen
iiber bestandene Priifungen sowie erworbene Abzeichen der Leibesiibungen und Wehrertuchtigung
einschlieBlich aller Sonderausbildungen sind auf dieser Karte einzutragen. Die Karte wird bei jeder
Musterung oder freiwilligen Untersuchung vorgelegt.
In Salzburg fand am 23. Januar unter Leitung des Reichsstudentenfiihrers Dr. Scheel eine Tagung
der Studentenfiihrung statt. In seiner Rede legte Dr. Scheel insbesondere die Anstrengungen dar, die
von der Reichsstudentenfiihrung seit je in der Fiirsorge und Betreuung der von der Front zum Studium
kommandierten oder beurlaubten und der Versehrten Studenten gemacht worden sind. Nur ein ver-
schwindend kleiner Teil aller Studenten konne sich heute dem Studium widmen. Der groBte Teil stiin-
de an der Front. Dr. Scheel wies seine Mitarbeiter an, sich ganz besonders fur die Frontstudenten ein-
zusetzen und sie mit alien Mitteln zu unterstiitzen. Die Sonderforderung fur Soldaten und verheiratete
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107 Studenten sei ein groBer Erfolg geworden. Ein weiterer Ausbau der FiirsorgemaBnahmen, vor allem
fur die verheirateten Studenten, sei beantragt worden. Reichsstudentenfiihrer Dr. Scheel gab auch be-
sondere Weisungen fur die Arbeit der deutschen Studentinnen. Er erkannte die Einsatzfreudigkeit der
Studentinnen in der Heimat an, die sich vor allem im Riistungseinsatz, aber auch beim Studium selbst
gezeigt habe. Ganz allgemein unterstrich er die Bedeutung und die Notwendigkeit des Frauenstudi-
ums. Im besonderen betonte er, daB es Pflicht der deutschen Studentinnen sei, sich neben voller Hin-
gabe an das Studium auch am politischen Leben der Nation zu beteiligen.
Am 19. Januar war es ein Jahr, daB die gegenwartige Regierung des Protektorats ihre Tatigkeit be-
gonnen hatte. Der Antritt der Regierung Krejci bedeutete einen entscheidenden Einschnitt in sozialer,
wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht in den Landern Bohmen und Mahren. GroBe Aufbauarbeit ist
von dieser Regierung unter starker Anteilnahme des Reiches geleistet worden. Das neugebildete Mini-
sterium fur Wirtschaft und Arbeit hat im verflossenen Jahre seine vornehmste Aufgabe darin gesehen,
die Protektoratswirtschaft fur die Kriegswirtschaft de? Reiches einzusetzen. Der Aufbau der Arbeits-
amter war hierbei von groBter Bedeutung. Die wirtschaftliche Mehrleistung im Dienste der Rustung
wie auch die Versorgung des Hinterlande; waren dabei zwei der wichtigsten Ziele. Dazu kamen starke
Bemuhungen um die soziale Hebung des Arbeiterstandes, wobei insbesondere die stark vernachlassig-
te Heimarbeit unter besonderen Schutz gestellt wurde, das Urlaubsrecht sowie Kranken- und Invali-
denversicherung, die Schutzvorschriften fur Frauen und Jugendliche und die unzureichende Versor-
gung der Kriegsbeschadigten des ersten Weltkrieges und ihrer Hinterbliebenen erheblich verbessert
wurden. Nach dem Vorbild des Reiches wurde auch eine Standesorganisation der Landwirtschaft ge-
schaffen, die in unzahligen Schulungskursen die bauerliche Bevolkerung des Protektorats tiber Ratio-
nalisierungsmethoden unterrichtete, um die Ertrage der Landwirtschaft zu verbessern.' So konnte im
Laufe des Jahres 1942 die Anbauflache des Protektorats um 60 000 ha erweitert werden! Als erfreuli-
cher Fortschritt auf kulturellem Gebiet darf vor allem eine groBziigig durchgefuhrte Schulreform ge-
nannt werden. Nach dem Muster der deutschen KdF-Organisation ist eine Einrichtung „Freude und
Arbeit" geschaffen worden, die die kulturellen Bedurfnisse der Arbeiterschaft befriedigen soil. Von
zukunfttragender Bedeutung ist schlieBlich die Zusammenfassung der gesamten tschechischen Jugend
im Alter von 10 bis 18 Jahren in einem staatlichen Erziehungswerk. Die ganze auf diesen Gebieten
geleistete Arbeit zeigt, daB es Schritt um Schritt gelingt, das tschechische Volk in den inneren Aufbau
des Reiches einzugliedern und in den Grenzen des GroBdeutschen Reiches heimisch zu machen.
108 Das Wartheland ist der Gau der Rucksiedler aus fremden Ostgebieten. Hier ist auch der groBte Teil
der Baltendeutschen beheimatet worden. Allein in der Gauhauptstadt Posen zahlt das baltendeutsche
Element tiber 20 000 Menschen. Im Volkstumskampf bildet es eine wertvolle Sttitze, da es seit Jahr-
hunderten eine scharf abgegrenzte und gerade Haltung gegenuber fremdem Volkstum bewiesen hat.
— Zu Beginn des vierten Jahres der Parteiarbeit im Reichsgau Wartheland wurde am 11. Januar eine
Schulungstagung der NSDAP in Posen durchgefuhrt. Gauleiter Greiser betonte in seiner Ansprache,
daB es oberster Grundsatz fur die Schulungsarbeit der Partei in den vor drei Jahren zum Reich ge-
kommenen Gebieten gewesen sei, die Ausrichtung der jungen erst in der Bildung begriffenen Volks-
gemeinschaft nach groBdeutschen Gesichtspunkten durchzufuhren. AnschlieBend sprach Reichsleiter
Rosen berg tiber die Aufgaben, die die ErschlieBung und Neugestaltung des Ostraumes in Zukunft
erfordern wird.
Die Entwicklung der deutschen Siedlungsgebiete im Osten wirft verschiedene Probleme auf, von
denen die bedeutendsten nicht zuletzt in der Neugestaltung der Landschaft liegen. Zwischen Reichs-
forstmeister Hermann Goring als der obersten Naturschutzbehorde und dem Reichsfuhrer SS als
Reichskommissar fur die Festigung des deutschen Volkstums ist eine Vereinbarung zustande gekom-
men, durch die als Sonderbeauftragter Professor Wiepking-Juergensmann die Landschaftspflege in
den neuen Siedlungsgebieten leiten soil. In der Monatsschrift „Odal" sind wissenschaftlich erarbeitete
Richtlinien fur die landschaftliche Gestaltung des Warthegaues, Oberschlesiens und des Generalgou-
vernements niedergelegt. Auch von vorbereitenden Arbeiten in den ubrigen Ostgebieten wird dort
gesprochen. Die im Osten sich uberall hin erstreckende Kultursteppe, in der vor alien Dingen der Ge-
treidebau gepflegt wurde, muB wieder in eine gesunde Kulturlandschaft tiberftihrt werden. Der Haupt-
faktor dabei wird der Wald sein, der Wetterbildner und Wetterhalter ist. Es ist festgestellt worden, daB
insbesondere die Ostwinde die Landschaftsgestaltung geschadigt haben. Aus diesem Grunde soil ein
System von Waldstreifen in Zukunft die Kraft des Ostwindes abfangen. Etwa 20 bis 35 Meter breite
Waldstreifen werden in Abstanden von 600 bis 800 Metern das ganze Land in annahernd nordstidli-
cher Richtung durchziehen, wahrend ihnen in ostwestlicher Richtung 5 bis 6 Meter breite Feldhecken
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 28
mit 500 bis 600 Meter Zwischenraumen entsprechen werden. Waldstreifen und Hecken haben ihren
Sinn und Wert als Windfanger, Erhalter der Bodenfeuchtigkeit, der Bodenkohlensaure, als Unkraut-
fanger und Vogelschutz. Baumgruppen sollen das Landschaftsbild auflockern, vor allem aber werden
sich die Dorfer mit ihren
109 Griinanlagen harmonisch in diesen GroBgriinplan einftigen. Obstgeholze und StraBenbaume sollen die
Verbindungen von Dorf zu Dorf herstellen. Die gesamte Landschaft des Ostens dtirfte damit ein ande-
res Gesicht bekommen.
Am 18. Januar fand in Berlin eine Kriegsarbeitstagung der deutschen Presse statt, auf der Reichs-
pressechef Reichsleiter Dr. Dietrich die publizistische Aufgabe im gegenwartigen Stadium des
Kriegsgeschehens umriB, in dem die Entscheidung letzten Endes bei den Menschen, bei ihren hoheren
Werten, bei ihrer Haltung und ihrem Charakter liege. Die Tagung wurde eingeleitet von einer Sonder-
tagung der Gaupresseamtsleiter der NSDAP und einer Sondertagung der Hauptschriftleiter der natio-
nalsozialistischen Parteipresse.
Um die Arbeit der Deutsch-Italienischen Gesellschaft im neuen Jahre moglichst vielseitig und
fruchtbar zu gestalten, hatte der Reichssportfuhrer das Ehrenprasidium und den Vorstand der Gesell-
schaft sowie die Vorsitzenden der 26 Zweigstellen und Gruppen im Reich, die fast ausnahmslos wich-
tige Amter in Staat und Partei bekleiden, am 12. Januar zu einer Arbeitstagung nach Berlin geladen.
An der Arbeitstagung nahmen u. a. Reichsleiter Bouhler und Gauleiter Lauterbacher teil. In einer Rei-
he von Vortragen wurden die Teilnehmer durch berufene Personlichkeiten liber wichtigste und ent-
scheidende Einzelfragen der deutsch-italienischen Zusammenarbeit unterrichtet.
In einer geschlossenen Vorstellung im Ufa-Palast in Munchen gelangte am 16. Januar der Film
„Geheimnis Tibet", das Dokument der Asienexpedition der Munchener Forschungs- und Lehrgemein-
schaft, zur festlichen Urauffuhrung. Unter den Ehrengasten sah man auch Sven Hedin. Der groBe
schwedische Asienforscher auBerte sich iiber den Tibet-Film der Schaferschen Expedition in hochst
lobenden und anerkennenden Worten. Am gleichen Tage wurde dem verdienten schwedischen For-
scher durch den Prasidenten Prof. Dr. Karl Alexander v. Miiller die goldene Medaille der „Bayeri-
schen Akademie der Wissenschaften" uberreicht als „dem ktihnen und erfolgreichsten Pionier wissen-
schaftlicher Asienforschung und treuen Freund Deutschlands, der in zwei Weltkriegen unerschrocken
fur die Rechte des deutschen Volkes und Reiches eingetreten ist".
Am 12. Januar begingen der Reichsmarschall Hermann Goring und Reichsminister Alfred Ro-
senberg ihren 50. Geburtstag. Die deutsche Presse wiirdigte an diesem Tage die Leistungen beider, die
fur die Wiedererhebung des deutschen Volkes von groBter Bedeutung gewesen sind. — tz
.-Miiliiiniijiiiillifiilk
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 29
110 Das Biindnis der Achsenmachte mit Japan wurde am 20. Januar durch ein Wirtschaftsbiindnis
erweitert und erganzt. Hierzu wurde am 20. Januar aus dem Flihrerhauptquartier gemeldet: Der
Reichsminister des Auswartigen von Ribbentrop und der Kaiserlich Japanische Botschafter Hiroshi
Oshima haben am 20. Januar d. J. im Flihrerhauptquartier einen Vertrag zwischen Deutschland und
Japan iiber die wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet. Am selben Tage wurde in Rom ein
gleichlautender Vertrag zwischen Italien und Japan durch den Koniglich Italienischen Minister der
Auswartigen Angelegenheiten, Graf Galeazzo Ciano, und den Kaiserlich Japanischen Geschaftstrager,
Shunichi Kase, gezeichnet. Diese Vertrage, die die gleiche Geltungsdauer wie der Dreimachtepakt
haben und diesen in wirtschaftlicher
Hinsicht erganzen, stellen eine kraftvolle weitere Ausgestaltung des Paktes der drei verbundeten Na-
tionen dar. In konsequenter Fortsetzung der politischen Grundidee dieses Bundnisses der drei GroB-
machte auf langste Sicht wird nunmehr in umfassenden Vertragen eine groBziigige Wirtschaftsplanung
vorgenommen. Damit werden die GroBwirtschaftsraume Europas und Ostasiens mit alien ihren Kraf-
ten fur den totalen Krieg gegen unsere Feinde zum vollen Einsatz gebracht. Gleichzeitig wird mit die-
sen Vertragen fur die Nachkriegszeit die Grundlage fur die dauernde wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen den WirtschaftsgroBraumen gelegt. In den Vertragen wird der Austausch der wirtschaftli-
chen Leistungen jeder Art und ihre weitestgehende Forderung bestimmt und die Zusammenarbeit in
alien wirtschaftlichen und finanziellen Fragen festgelegt.
Der zwischen Deutschland und Japan iiber die wirtschaftliche Zusammenarbeit abgeschlossene Ver-
trag hat folgenden Wortlaut: Die Regierung des Deutschen Reiches und die Kaiserlich Japanische
Regierung haben beschlossen, ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit noch enger zu gestalten, um in
diesem Kriege fur den Aufbau der neuen Ordnung in Europa und GroBostasien mit ihren gesamten
wirtschaftlichen Kraften einander zu unterstiitzen und nach siegreicher Beendigung des Krieges jede
in ihrem Wirtschaftsraum durch umfassende Aufbauplanung eine Neuordnung durchzufuhren, die
Wohlstand und Gedeihen aller beteiligten Volker sicherstellt. Sie haben daher folgendes vereinbart:
1 1 1 Artikel 1. Deutschland und Japan werden den Austausch wirtschaftlicher Leistungen zwischen ihren
Wirtschaftsraumen in jeder Hinsicht und mit alien Kraften fordern und ausbauen Sie werden sich bei
der Beschaffung von Waren und der Errichtung von Anlagen gegenseitig unterstiitzen und eine enge
technische Zusammenarbeit durchfiihren.
Artikel 2. Deutschland und Japan werden eine enge finanzielle Zusammenarbeit durchfiihren, um
die sich aus der Durchfiihrung des Artikels 1 ergebenden Zahlungen zu erleichtern.
Artikel 3. Deutschland und Japan werden enge Verbindung miteinander halten, um ihre
Zusammenarbeit fur die Durchfiihrung ihrer Wirtschaftspolitik immer wirksamer zu gestalten. Die
beiden Regierungen werden zu diesem Zweck die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen
den beiden Landern durch Sonderbeauftragte standig beobachten lassen.
Artikel 4. Die zustandigen Stellen der beiden Regierungen werden die zur Durchfiihrung dieses
Vertrages notwendigen Einzelheiten vereinbaren.
Artikel 5. Dieser Vertrag tritt mit seiner Unterzeichnung in Kraft und bleibt ebensolange in Geltung
wie der Dreimachtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan vom 27. September 1940.
Gleichzeitig mit der im Fiihrerhauptquartier erfolgten Unterzeichnung des Vertrages zwischen
Deutschland und Japan iiber die wirtschaftliche Zusammenarbeit sind in Tokio zwischen dem deut-
schen Botschafter Oft und dem Leiter der deutschen Wirtschaftsdelegation, Staatsrat Wohltat, einer-
seits und dem Kaiserlich Japanischen Minister fur Auswartige Angelegenheiten, Tani, andererseits
drei Durchfiihrung sab kommen abgeschlossen worden, die konkrete Einzelheiten iiber den Warenver-
kehr, die technische Zusammenarbeit und den Zahlungsverkehr enthalten. Verhandlungen iiber die
Einzelheiten zur Durchfiihrung des Vertrages zwischen Italien und Japan sind noch im Gange.
Offizios wurde in Berlin zum VertragsabschluB folgendes verlautet: „Der Dreimachtepakt vom 27.
September 1940 bestimmt, daB Japan einerseits die Fiihrung Deutschlands und Italiens bei der Schaf-
fung einer neuen Ordnung in Europa, und Deutschland und Italien andererseits die Fiihrung Japans bei
der Schaffung einer neuen Ordnung im groBasiatischen Raum anerkennen, daB die drei Machte auf
dieser Grundlage zusammenarbeiten wollen und die Verpflichtung iibernehmen, sich mit alien polni-
schen, wirtschaftlichen und militarischen Mitteln gegenseitig zu unterstiitzen.
Nach dem Kriegseintritt Japans ist durch Vertrag vom 11. Dezember 1941 zwischen den drei Landern
weiter vereinbart worden. daB sie die Waffen nicht niederlegen werden, bis der gemeinsame Krieg
gegen
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1 12 die Vereinigten Staaten von Nordamerika und England zum siegreichen Ende gefuhrt worden ist, daB
sie diesen Krieg mit alien ihnen zu Gebote stehenden Machtmitteln gemeinsam fiihren und auch da-
nach zum Zweck der Herbeiflihrung einer gerechten Neuordnung auf das engste zusammenarbeiten
werden.
Auf der gleichen grundsatzlichen Ubereinstimmung der Dreierpaktmachte hinsichtlich einer totalen
und vorbehaldosen gegenseidgen Unterstiitzung beruht auch der neue Vertrag iiber die wirtschafdiche
Zusammenarbeit, der gleichzeidg und gleichlautend zwischen Deutschland und Italien einerseits und
Japan andererseits gezeichnet worden ist. Eine solche Abmachung auch zwischen Deutschland und
Italien zu treffen war nicht no tig, weil zwischen den beiden Achsenmachten eine solche wirtschafdi-
che Zusammenarbeit schon seit langem besteht.
Der neue Vertrag umreiBt die im Dreimachtepakt selbst vereinbarte wirtschafdiche Zusammenarbeit
und schafft die feste Grundlage fur die zu ihrer Durchfuhrung erforderlichen MaBnahmen. In seiner
Geltungsdauer ist er mit dem zunachst auf 10 Jahre abgeschlossenen Dreimachtepakt gekoppelt. Als
Zielsetzung der abgesprochenen Zusammenarbeit sieht er die vollstandige Zusammenfassung aller
wirtschaftlichen Kratle der verbundeten Staaten Deutschland, Italien und Japan zur gegenseidgen Un-
terstiitzung beim Aufbau der neuen Ordnung in Europa und GroBostasien einmal fur die Zeit des Krie-
ges und dariiber hinaus auch fur die Zeit des geplanten umfassenden Aufbaues nach der siegreichen
Beendigung des Krieges vor, um durch die gemeinsame Arbeit und sinnvolle Entwicklung und Ergan-
zung der beiderseitigen wirtschaftlichen Moglichkeiten den Wohlstand und das Gedeihen aller betei-
ligten Volker sicherzustellen. Es handelt sich also um einen Vertrag, der in seiner Zielsetzung und
Bedeutung weit iiber ein gewohnliches Handelsabkommen hinausgeht. Wahrend der Dreimachtepakt
den Grundsatz der gegenseidgen Unterstiitzung mit alien politischen, wirtschaftlichen und militari-
schen Mitteln festlegt und durch den Vertrag vom 11. Dezember 1941 in Durchfuhrung dieses Grund-
satzes auf militarischem Gebiet ein Militarbundnis abgeschlossen wurde, wird nunmehr durch den
neuen Vertrag auf wirtschaftlichem Gebiet die schon bisher geiibte Zusammenarbeit zu einem formel-
len Wirtschaftsbundnis ausgebaut und liber den Krieg hinaus auch fur die Friedenszeit festgelegt. Die
Moglichkeiten, die sich aus diesem Wirtschaftsbundnis der drei Lander und ihrer Wirtschaftsraume
ergeben, sind so groB, daB man ihr AusmaB heute kaum vollig uberblicken kann. Die Wirtschaftsrau-
me erganzen sich in der denkbar gliicklichsten und vollkommensten Weise:
Europa unter deutsch-italienischer Fuhrung mit seinen hochentwickelten technischen Leistungen und
Fahigkeiten, seiner ungeheuer vielfaltigen Indus trieerzeugung und seinen erprobten
113 Entwicklungserfahrungen einerseits und GroBostasien mit seinen gewaltigen Schatzen an unentbehr-
lichen wichtigen Rohstoffen andererseits. Es ist fur den neuen Wirtschaftsgeist der jungen Volker
kennzeichnend, daB sie die beruchtigten, auf kolonialer Ausbeutung beruhenden Rohstoffmonopole
der anglo-amerikanischen Machtegruppe nicht zerschlagen haben, um an ihre Stelle neue, nach pluto-
kratisch-kapitalistischen Gesichtspunkten arbeitende Monopole zu setzen, sondern bewuBt auch in
dem neuen Vertrag die Wohlfahrt und das Gedeihen der beteiligten Volker und Wirtschaftsraume
erstreben. Sie stellen nicht die Gesichtspunkte privatwirtschaftlicher Rentabilitat in den Vordergrund,
sondern die Idee eines planvollen, fur den Gesamtraum und fur die Hebung des Lebensstandards sei-
ner Bevolkerung gedeihlichen wirtschaftlichen Aufbaues. Die Grundlagen und Voraussetzungen fur
diese neue Wirtschaftsordnung in den Dreierpaktraumen werden schon jetzt geschaffen. Sie zeigen
sich in Europa, wo trotz des Krieges die Koordinierung der wirtschaftlichen Krafte zwischen den ver-
schiedenen Landern immer weiter fortschreitet und die ErschlieBungsarbeiten in den neu gewonnenen
Ostgebieten bereits die ersten Erfolge aufweisen. Gleichzeidg hat im groBostasiatischen Raum unter
der zielbewuBten japanischen Fuhrung eine planvolle verwaltungsmaBige und produktionsordnende
Neuorientierung des Wirtschaftslebens eingesetzt und bereits groBe Ergebnisse gezeitigt.
Im Gegensatz zur anglo-amerikanischen Machtegruppierung entwickeln die Dreierpaktmachte nicht
theoretische Programme, sondern gehen planmaBig durch die Tat an den Aufbau einer neuen Wirt-
schaft. Und wahrend im gegnerischen Lager sich die beiden Hauptpartner liber die Auslegung ihrer
gemeinsamen Atlantik-Charter immer noch nicht einigen konnten, sich vielmehr in den wichtigsten
Fragen, nicht nur auf politischem und militarischem, sondern auch auf wirtschaftlichem Gebiet, in
dauernden schweren Meinungsverschiedenheiten befinden, herrscht zwischen den Dreierpaktmachten
vollige Harmonie und to tale Solidaritat. Wenn auch die naturgegebene gegenseitige wirtschafdiche
Erganzung des europaischen und groBostasiatischen Wirtschaftsraumes erst nach der schon heute si-
chergestellten siegreichen Beendigung des Krieges fur die Dreierpaktmachte zur vollen Entfaltung
gelangen kann, so bilden doch jetzt bereits der unbeugsame Wide der beteiligten Volker und die durch
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den neuen Vertrag wiederum bekraftigte zielbewuBte Zusammenarbeit ihrer Regierungen die sichere
Garantie fur die Erreichung dieses Zieles.
Aus AnlaB der Unterzeichnung des „Vertrages zwischen Deutschland und Japan iiber die
wirtschaftliche Zusammen arbeit" richtete der japanische AuBenminister Tani an ReichsauBenminister
114 vRrbbentrop folgendes Telegramm: „Die Tatsache, daB heute zwischen Japan und Deutschland ein
Wirtschaftsvertrag unterzeichnet wurde, ist fur beide Lander ein AnlaB zu besonderer Freude. Die
Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren beiden Landern werden durch diesen Vertrag gefestigt und
enger gestaltet und nun werden die gesamten Wirtschaftskrafte der beiden groBen Wirtschaftsraume
GroBostasiens und Europas fur die gemeinsame Kriegfuhrung zum vollen Einsatz gebracht. Ich bin der
festen Uberzeugung, daB dadurch der Endsieg in den Handen der Achsenmachte liegt AnlaBlich der
Unterzeichnung des Vertrages ubermittle ich Eurer Exzellenz meine Gltickwunsche. Zugleich bekraf-
tige ich meinen EntschluB zu einer weiteren verstarkten Zusammenarbeit, um unser gemeinsames Ziel
zu erreichen.". Von Ribbentrop dankte mit nachstehendem Telegramm: „Euerer Exzellenz danke ich
bestens fur die freundschaftlichen Gliickwunsche, die Sie mir aus AnlaB der heutigen Zeichnung der
Vertrage zwischen Deutschland und Japan tiber die wirtschaftliche Zusammenarbeit ubermittelt haben.
Im Geiste des Dreimachtepaktes wird durch diese Vertrage die totale gegenseitige Unterstiitzung in
Krieg und Frieden festgestellt. Damit ist eine weitere Garantie fur unseren Endsieg und die Grundlage
fur die Neugestaltung unserer beiderseitigen Wirtschaftsraume fur die kommende Friedenszeit ge-
schaffen." In einer Rede vor dem japanischen Reichstag am 27. Januar nahm AuBenminister Tani er-
neut zu dem Vernal tnis zwischen Japan und den Dreierpaktmachten Stellung und ftihrte aus: Japans
Zusammenarbeit mit Deutschland und Italien auf militarischem, politischem, kulturellem und alien
anderen Gebieten sei eng und fest, so daB alle Versuche der Gegenseite, zwischen den Staaten des
Dreierpaktes Zwietracht zu saen, lacherlich wirkten. Die gegenseitige Unterstiitzung und die Zusam-
menarbeit zwischen Japan, Deutschland und Italien sei nicht nur fur die Zeit des Krieges, sondern
auch fur die Nachkriegszeit gedacht und schlieBe alle Gebiete ein. Am klarsten finde diese Tatsache in
dem richtungweisenden neuen Wirtschaftsabkommen ihren Ausdruck, das den Geist des Dreierpaktes
auf wirtschaftlichem Gebiete widerspiegele. Japans Ministerprasident Tojo gab ebenfalls im japani-
schen Reichstag am 27. Januar einen ausfuhrlichen Uberblick liber die militarische Lage sowie liber
die in Wirtschaft und Verwaltung Japans zu ergreifenden MaBnahmen, die dazu beitragen sollen, den
Endsieg sicherzustellen. Tojo ftihrte aus, in den besetzten Gebieten sei man heute dabei, die strategi-
sche Lage immer weiter und machtiger auszubauen. Man konne sagen, daB jene Positionen sowohl fur
Offensiven als auch fur die Defensive bereits gesichert seien. Die Rohstoffe, die im Verlaufe des er-
sten Kriegsjahres in die Hande Japans fielen, ermoglichten es, den Krieg erfolgreich weiterzufuhren,
wie lange er auch dauern moge. Fur den Gegner
115 jedoch bedeute der Ausfall dieser lebenswichtigen und kriegswichtigen Rohstoffe einen schweren
Schlag. Das sei auch der Grund, weshalb der Feind nunmehr entscheidende Schlachten suche, selbst
auf die Gefahr hin, strategisch im Nachteil zu sein. Daher sei das Jahr 1943 sicherlich ein Jahr, das als
Periode fur entscheidende Schlachten bezeichnet werden konne, durch die eine weitere Voraussetzung
fur den sicheren Sieg geschaffen wurde. Japan sei gewillt, in noch engerer Zusammenarbeit mit seinen
Verbundeten seine Offensivoperationen zu verstarken, bis der Gegner unfahig sei, diesen Krieg noch
weiter fortzufuhren. Premierminister Tojo wurdigte dann die freundschaftlichen Beziehungen zwi-
schen Japan einerseits und Mandschukuo, China, Thailand andererseits, um sich schlieBlich den Vor-
gangen in Europa zuzuwenden. Hier finde man Deutschland, Italien und die ubrigen Verbundeten, die
im engsten Zusammenwirken mit Japan allenthalben ihre die Welt in Erstaunen setzende Kampfstarke
demonstrieren und alle Schwierigkeiten uberwinden. Sie wlirden zweifellos ihre bisherigen erfolgrei-
chen Offensivoperationen weiter ausdehnen und damit ihre Stellung immer mehr festigen. Eine Ent-
wicklung, wie sie jetzt in Nordafrika zu verzeichnen sei, sei nicht? als ein Zwischenakt im Verlaufe
des Kriegsgeschehens und konne keineswegs die allgemeine Entwicklung des Kriege» beeinflussen.
Eine solche Entwicklung bedeute vielmehr die Gelegenheit, um den anglo-amerikanischen Kraften
schwere und entscheidende Schlage beizubringen. Deutschland und Italien hatten diese Gelegenheit
bereits ergriffen. Der Gegner werde diese Schlage in Ost und West weiterhin zu spliren bekommen.
Die Freundschaft zwischen den verbundeten Nationen de- Dreierpaktes nehme von Jahr zu Jahr an
Herzlichkeit zu. Hier demonstriere sich eine Zusammenarbeit fur ein gemeinsames Ziel, wie sie enger
kaum gedacht werden konne. Im Gegensatz hierzu erkenne die Welt immer mehr, daB zwischen Eng-
land und Amerika weitgehende Differenzen bestiinden, wie sie sich aus den eigensuchtigen Interessen
der beiden Lander liber das Ziel dieses Krieges und Nachkriegsprobleme natlirlicherweise ergaben.
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 32
Allein diese Tatsache erklare am besten, auf welcher Seite das Recht ist und welcher Seite der Sieg
zufallen werde. Er mochte bei dieser Gelegenheit, so erklarte Tojo, zusammen mit den Mitgliedern des
Reichstages den Verblindeten Japans herzlichste Wlinsche aussprechen fur die heute bereits erzielten
groBen Erfolge und gleichzeitig Dank sagen fur die wunderbare Zusammenarbeit mit Japan.
Premier Tojo beschaftigte sich alsdann mit den besetzten Sudgebieten. Die Bevolkerung dieser Gebie-
te demonstriere von ganzem Herzen ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Japan zur Schaffung
einer Neuordnung GroBostasiens. In Malaya, Sumatra. Java, Borneo, Celebes und den ubrigen Gebie-
ten.
116 herrsche allenthalben Ruhe und Frieden. Die japanische Wehrmacht unternehme alles, um diesen
Gebieten und ihren Menschen diesen Frieden zu erhalten. Das burmesische Volk unter seinem Fiihrer
Dr. Maung vollbringe groBe Leistungen beim Aufbau des Landes und leiste so einen wertvollen Bei-
trag fiir die Schaffung eines groBostasiatischen Lebensraumes. Diese Anstrengung des burmesischen
Volkes verfehlte nicht, Japan stark zu beeindrucken. Japan beabsichtige daher, noch in diesem Jahr die
Schaffung eines burmesischen Staates anzuerkennen, und zwar mit den Gebieten, die heute unter den
Amtsbereich der gegenwartigen burmesischen Zentral Verwaltung fallen. Damit nahere sich der lang-
gehegte Wunsch des burmesischen Volkes nach Unabhangigkeit, fur die Japan stets eintrat, seiner
Erfiillung. Er konne die Versicherung abgeben, daB sich diese Entwicklung vollig mit den Wunschen
Japans decke. Was die Philippinen anbelange, so mochte er seine fruheren Erklarungen wiederholen,
daB Japan bereit sei, auch diesem Lande die Unabhangigkeit zu gewahren, sofern seine Bevolkerung
Japans wirkliche Ziele verstehe und bereit sei zur Zusammenarbeit fur die Schaffung des gemeinsa-
men Lebensraumes. Es sei ermutigend, zu sehen, wie sich in den Philippinen eine immer starkere Be-
reitschaft zur Zusammenarbeit mit Japan bemerkbar mache und der Frieden und die Ordnung immer
mehr Platz greifen. Er hoffe, daB die Filipinos diese Zusammenarbeit noch mehr verstarken und so
ihrerseits die Voraussetzung schaffen daftir, daB ihrem Lande sobald wie moglich die Unabhangigkeit
gewahrt werde. Wenn man so die erfolgversprechende Entwicklung in Burma und auf den Philippinen
sehe, erfulle es mit groBtem Bedauern, daB der Nachbar Burmas, das indische Volk, weiterhin in sei-
nem Verlangen nach Freiheit einer unglaublichen Unterdrtickung ausgesetzt sei. England versuche
nach wie vor, diese Nationalbewegung in Indien mit Gewalt zu unterdrucken. Heute schon kampften
Inder zusammen mit Japan in vorderster Front gegen ihren gemeinsamen Feind. Dem indischen Volke
und seinen Fuhrern mochte er auch bei dieser Gelegenheit noch einmal die vollste Sympathie Japans
fur seinen Freiheitskampf ausdriicken. Japan sei jederzeit bereit und gewillt, dem indischen Volke jede
nur mogliche Hilfe zukommen zu lassen. Gegeniiber Australien sei Japans Haltung die gleiche wie in
bezug auf Tschungking. Auch hier sei es unvermeidlich, Australien so lange weitere Schlage beizu-
bringen, bis die Australier aus ihren Illusionen erwachten.
Mit Franzosisch-Indochina entwickelt Japan systematisch die Wirtschaftsbeziehungen.
Am 9. Januar erklarte die chinesische Nationalregierung in Nanking den Krieg gegen England und
die
117 Vereinigten Staaten. Hierzu auBerte Premierminister Tojo, diese Kriegserklarung sei ein groBer Schritt
weiter zum Siege tiber die Machte, die unter AuBerachtlassung der Lebensrechte von einer Milliarde
Ostasiaten reine Ausbeutungspolitik getrieben hatten. Die japanische Regierung veroffentlichte ferner
zur Kriegserklarung Nankings folgende Erklarung: „Die Nationalregierung der Republik China hat
heute, am 9. Januar 1943, den USA und dem britischen Empire den Krieg erklart. Der Grund fiir diese
MaBnahme geht klar aus der Krieg sproklamation hervor, die die Nationalregierung veroffentlicht.
Japan, das viele Jahre hindurch in gleicher Weise unter den feindseligen Machenschaften der USA und
Englands zu leiden hatte, nimmt zu diesem Schritt eine verstandnisvolle und sympathisierende Hal-
tung ein. Die Regierungen Japans und Chinas haben sofort eine gemeinsame feierliche Erklarung ab-
gegeben, worin klar dargelegt wird, daB zum Zwecke der gemeinsamen Kriegfiihrung gegen die USA
und das britische Empire die beiden Staaten militarisch, politisch und wirtschaftlich mit unerschiitter-
licher Entschlossenheit und Treue zusammenarbeiten werden. Japan ist von dem ernsten Willen be-
seelt, die Ubel mit der Wurzel auszurotten, die Storungen in GroBostasien hervorzurufen geeignet
sind, und auf der Grundlage ethischer Prinzipien eine neue Weltordnung in diesem Raum aufzubauen,
womit es fiir den dauernden Weltfrieden seinen Beitrag leisten wird. Nach ihrer Neugestaltung hat die
Nationalregierung die Absichten und Bestrebungen Japans stets geteilt, und nun tritt sie entschlossen
auf, um mit Japan eine gemeinsame Front zu bilden und die USA und das britische Empire niederzu-
kampfen.
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 33
In London und Washington versuchte man die militarische Bedeutung der Kriegserklarung Nan-
kings verstandlicherweise moglichst zu verkleinern. Demgegenliber veroffentlichte die in Tokio er-
scheinende „Weekly Gazette", das Organ des japanischen Informationsamtes, interessante Zahlen iiber
die Starke der der Regierung Wangtschingweis zur Verfiigung stehenden Streitkrafte. Danach besteht
die Armee Nankings aus tiber 42 Divisionen, auBerdem stehen in Nordchina zwolf Armeekorps.
Nachdem die Stellung der Nationalregierung in Nanking auBenpolitisch gefestigt war, habe die Zahl
der Tschungkinggenerale und -Soldaten, die sich der Nationalregierung angeschlossen hatten, von Tag
zu Tag zugenommen. Die ubergetretenen Tschungkingverbande bestanden aus 20 Divisionen, sechs
unabhangigen Brigaden und drei unabhangigen Armeekorps, mit insgesamt mehr als 200000 Mann.
Die Ruckgabe der Konzessionen durch Japan an C h i n a erfullt eine alte immer wieder erhobene For-
derung der Chinesen und bedeutet zweifellos einen groBen Erfolg der Nankingregierung. Von den
Achsenmachten besaB nur Italien bisher Konzessionen in China. Die italienische Regierung hat sie
118 inzwischen mit einer Erklarung aufgegeben. Deutschland hat dies bereits 1922 getan. Die Vereinigten
Staaten und England sahen sich nunmehr genotigt, ebenfalls auf ihre Konzessionen in China zu ver-
zichten und schlossen daher eine entsprechende Vereinbarung mit Tschungking. Dieses Zugestandnis
ist praktisch wertlos, denn England und die USA haben seit dem Kriegseintritt Japans alle ihre Kon-
zessionen, Niederlassungen und Besitzungen in Ostasien verloren. Sie sind in den Besitz Japans tiber-
gegangen! Die Aufgabe der Konzessionen durch Japan hat demnach praktischen, die durch England
und die USA dagegen hochstens propagandistischen Wert.
fiber die Bildung eines Iberischen Blocks hat das spanische AuBenministerium am 20. Januar ein
Rotbuch veroffentlicht, das nach einer Einleitung die Reden wiedergibt, die wahrend der Lissaboner
Besprechungen vor Weihnachten 1942 von dem portugiesischen Staatsprasidenten, Carmona, Portu-
gals Ministerprasidenten Salazar, dem Prasidenten der portugiesischen Nationalversammlung und dem
spanischen AuBenminister, Grafen Jordana, gehalten wurden. In der Einleitung zu dem Rotbuch heiBt
es: „Der vielleicht groBte Vorwurf Spaniens gegen das liberalistische System besteht darin, daB es
tiber dem kleinlichen Parteienstreit die groBen auBeren Unternehmen auBer acht gelassen hat. Der
Abstieg der Geltung Spaniens im Auslande nach den napoleonischen Kriegen erreichte im 19. Jahr-
hundert durch das liberalistische System seinen Tiefpunkt. Nach der Selbstbesinnung unseres Vater-
landes ist es notwendig, vor alien Dingen den auBenpolitischen Problemen die gebuhrende Aufmerk-
samkeit zu schenken. Das ist die Wurzel der Politik der Halbinsel, die so naturgegeben und notwendig
ist, daB die fruhere Haltung kaum verstandlich wird. General Franco gehort das Verdienst, diese Not-
wendigkeit erkannt und eine Politik des vollkommenen Verstandnisses mit Portugal auf der Basis auf-
richtiger Freundschaft, absoluter Gegenseitigkeit, Achtung und engster Zusammenarbeit beschlossen
zu haben. Unter jedweden Umstanden waren beide Lander unter der Fuhrung ihrer groBen Staatsman-
ner zu einem raschen Verstandnis gekommen. Der gegenwartige Krieg aber hat noch einen weiteren
Punkt in der Ubereinstimmung zwischen den beiden Nationen hervorgerufen. Sie fiihlen sich ver-
pflichtet, innerhalb des sie umgebenden Krieges eine friedliche Insel zu bilden. Das ist die Politik von
General Franco. Das ist der Iberische Block." Der Iberische Block will sich also keineswegs als An-
griffsbasis gegen Europa miBbrauchen lassen! Da seine beiden Staaten solche des autoritaren Regimes
sind, da sie ferner eine eindeutige antibolschewistische Haltung einnehmen, die bei Spanien sich auch
praktisch durch die Teilnahme der Blauen Division am Kampf im Osten ausdriickt, ist alien Spekula-
tionen unserer Gegner, auf der
1 19 Iberischen Halbinsel ohne wirklichen Kampf FuB zu fassen, ein Riegel vorgeschoben.
In diesem Sinne bezeichnend war der Redewechsel zwischen dem neuen deutschen Botschafter in
Madrid, von Moltke, und Spaniens Staatschef, Franco, der bei der Ubergabe des Beglaubigungsschrei-
bens erfolgte. Botschafter von Moltke erklarte: „Ich trete die mir vom Fiihrer anvertraute hohe Missi-
on, die darin besteht, die traditionelle deutsch-spanische Freundschaft zu fordern, in einem Augenblick
an, wo der Entscheidungskampf um die ganze Zukunft der alten europaischen Kultur seinen Hohe-
punkt erreicht hat. Ebenso wie das deutsche und das italienische Volk, so hat auch das spanische Volk
nach der glorreichen Besiegung der inneren Feinde dieser Kultur seine nationale Wiederauferstehung
erlebt. Als das spanische Volk unter Fuhrung seines Caudillo in einer noch nicht weit zurtickliegenden
Vergangenheit Europa gegen die Angriffe des Bolschewismus, siegreich verteidigte, kampfte die deut-
sche Legion an der Seite der Truppen des nationalen Spanien. Heute steht die spanische Freiwilligen-
division an der Ostfront, um zusammen mit ihren deutschen Kameraden in heroischem Kampf die
bolschewistischen Angriffe zuriickzuschlagen. Die dauerhafte, durch gemeinsam vergossenes Blut
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besiegelte Freundschaft zwischen unseren beiden Nationen bildet eine der Garantien fur die Zukunft
Europas."
General Franco betonte in seiner Antwort u. a., daB das spanische Volk wie kaum ein anderes den
heldenmtitigen und geschichtlichen Kampf verstehe, den das deutsche Volk gegen den Bolschewismus
im Osten Europas flihrt. Franco fuhr fort:
„Das spanische Volk weiB die Opfer des deutschen Volkes und die Tatsache ehrlich zu wiirdigen, daB
das Schicksal den Fiihrer dazu ausersehen hat, die Macht des Bolschewismus zu vernichten. Das spa-
nische Volk, das am eigenen Leibe die Schrecken des Kommunismus erfahren muBte, versteht wie
kein anderes die entscheidende Bedeutung, die der harte und siegreiche Kampf im Osten fur die Zu-
kunft der europaischen Kultur und Zivilisation hat. Darum ist die spanische Nation stolz darauf, daB
bei der Erftillung dieser geschichtlichen Aufgabe spanisches und deutsches Blut fur ein gemeinsames
Ideal vergossen wird. Ihre Mission, Herr Botschafter, wird bei uns herzlich und aufrichtig verstanden
werden, zumal die traditionelle Freundschaft, die unsere Volker in der Geschichte gepflegt haben,
heute durch die Freundschaft und das Vertrauen des Fuhrers und durch das Opfer, das die deutschen
Freiwilligen im spanischen Freiheitskampf gebracht haben, gestarkt und vertieft wird."
Die deutsch-spanische Freundschaft und die Gemeinsamkeit der ideologischen Grundlagen der Re-
gime in
120 beiden Landern auch in dem Besuch des spanischen Parteiministers A r r e s e in Deutschland zum
Ausdruck. Der spanische Minister, in dessen Begleitung sich eine Anzahl hervorragender, meist auch
im spanischen Biirgerkrieg an der Front bewahrter und z. T. fur ihren Einsatz in der Blauen Division
mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneter Mitglieder der Falange befand, besichtigte hauptsachlich
deutsche Sozialeinrichtungen und wurde am 18. Januar vom Fiihrer empfangen.
Am fiinfundzwanzigsten Jahrestage, an dem Marschall Mannerheim im Freiheitskampf des finni-
schen Volkes den Oberbefehl iiber die finnischen Truppen iibernahm, um die Freiheit und Eigenstaat-
lichkeit Finnlands zu gewinnen, hat der Marschall am 28. Januar folgenden Tagesbefehl an die finni-
sche Wehrmacht erlassen: „In diesem Winter und Friihling sind 25 Jahre seit den entscheidenden Er-
eignissen verflossen, die zu der tatsachlichen Selbstandigkeit unseres Landes fiihrten. Die bolschewi-
stische Macht im Osten, die uns als groBsprecherisches Geschenk die Freiheit versprach, hat damals
gleichzeitig beschlossen, sie im finnischen Blut zu ertranken. Als erste Nation der Welt haben wir
damals unter tragischen Opfern unseres ganzen Volkes der Pest des Ostens einen Riegel vorgescho-
ben. Dieser schwere Kampf rettete damals unsere Freiheit und gab unserem Volke das Recht, zu den
selbstandigen Volkern gerechnet zu werden. Das vergangene Vierteljahrhundert hat in gemeinsamer
Anstrengung und aufbauender Arbeit unter der standigen Bedrohung durch das bolschewistische Rie-
senreich die alten Wunden geheilt und dem finnischen Volk die wunderbare Kraft der inneren Einheit
und nationalen Opferbereitschaft gegeben. Die Starke der Einmiitigkeit dieses kleinen Volkes zeigte
sich in ihrer ganzen GroBe in den schweren Monaten des Winterkrieges vor drei Jahren, und die glei-
che Kraft gibt uns jetzt den Antrieb, da wir zum drittenmal unseren heiligen Freiheitskrieg um unsere
Existenz und Zukunft fiihren. Wir haben gelernt, daB das Vaterland als gemeinsamer Schatz alien ge-
hort. Unser Krieg geht weiter. Das Schicksal des Landes steht immer noch auf der Waagschale. Seiner
Zukunft gelten alle unsere Gedanken, unsere Gefiihle, unsere Anstrengungen und unsere Gebete. In
der Einmiitigkeit liegt unsere Kraft."
Finnlands Stellung in Vergangenheit und Gegenwart wird durch dieses militarische Dokument tref-
fend gekennzeichnet.
Zum zehnten Jahrestage der Machtiibernahme durch Adolf Hitler hat Rumaniens stellvertretender
Ministerprasident eine Erklarung veroffentlicht, die im AnschluB an den Tagesbefehl Mannerheims
zitiert werden muB. Es heiBt darin: „Heute, wo man weiB, daB der Osten sich zum Sturm auf Europa
geriistet hatte, kann man ermessen, was es bedeutet, daB das Reich die Ausbreitung der Gefahren des
121 Bolschewismus verhindert hat, und daB es als Schildtrager Europas die Flut abgewehrt hat, die ganz
Europa iiber Skandinavien bis zum Atlantik, bis zur Adria und bis zu den Dardanellen iiberschwemmt
hatte."
Am 10. Januar empfing der Fiihrer in seinem Hauptquartier den Staatsfiihrer Rumaniens, Marschall
Antonescu. Hieriiber wurde folgende offizielle Verlautbarung veroffentlicht: Der Fiihrer empfing am
10. Januar in seinem Hauptquartier den Staatsfiihrer Rumaniens, Marschall Antonescu. An den vom
Geiste der Freundschaft und der kampferprobten Waffenbriiderschaft der beiden Volker getragenen
Aussprachen nahmen von deutscher Seite der ReichsauBenminister von Ribbentrop, von rumanischer
Seite der den rumanischen Staatsfiihrer begleitende stellvertretende Ministerprasident Mihai Antones-
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 35
cu teil. An den militarischen Besprechungen waren von deutscher Seite Generalfeldmarschall Keitel,
der Chef des Generalstabes, General Zeitzier, und General Jodl, von rumanischer Seite der Riistungs-
minister, Divisionsgeneral Dobre und der Chef des rumanischen Generalstabes, Divisionsgeneral Ste-
flea, beteiligt. Die Besprechungen erstreckten sich auf alle Fragen des Kampfeinsatzes der beiden
Volker und die entschlossene Fortfuhrung des Krieges gegen den gemeinsamen Feind bis zum totalen
Sieg unserer Waffen. Die voile Ubereinstimmung der Auffassungen tiber die weitere Kriegfuhrung auf
politischem, militarischem und wirtschaftlichem Gebiet wurde festgestellt. Fur die wirtschaftlichen
Besprechungen waren der Reichswirtschafts minister Dr. Funk sowie der Vorsitzende des deutsch-
rumanischen Regierungsausschusses, Gesandter Clodius, im Hauptquartier anwesend. AnlaBlich die-
ser Zusammenkunft besuchten der rumanische Staatsfuhrer, Marschall Antonescu, und sein stellvertre-
tender Ministerprasident, Mihai Antonescu, auch den Reichsminister des Auswartigen, von Ribben-
trop, zu einer abschlieBenden Besprechung. Der Besuch des rumanischen Staatsfuhrers im Hauptquar-
tier des Fuhrers fand im Geiste des herzlichen Einvernehmens der beiden Volker statt.
Mit der Ttirkei, die in ahnlichem Sinne wie Spanien zwischen den Kriegfuhrenden liegt und fur die
die Sowjetunion, schon wegen der historischen russischen Aspirationen auf die Meerenge zweifellos
die groBte Gefahr darstellt, hat Deutschland am 31. Dezember 1942 endgultig die Ausfuhrungsbe-
stimmungen tiber das im Juni 1942 vereinbarte Kreditabkommen abgeschlossen. Darin ist ein deut-
scher Kredit an die Ttirkei in Hohe von hundert Millionen Reichsmark sowie deutsche Waffenliefe-
rungen gegen betrachtliche Chromerzlieferungen der Ttirkei vorgesehen. Auch die Ttirkei will nach
wie vor dem Kriege fernbleiben, wie Ministerprasident Saracioglu in einem Interview mit englischen
Zeitungen am 20. Januar erneut
122 feststellte. DaB er diese Feststellung gerade in einem Interview mit den beiden fuhrenden englischen
Zeitungen „Times" und „Daily Telegraph" gemachthat, diirfte nicht ohne Absicht geschehen sein. Der
tiirkische Staatsmann hielt es offenbar fur angebracht, sich mit der AuBerung, die Ttirkei sei gewillt,
jeden Angriff auf ihr Territorium abzuwehren, an die englische Adresse zu wenden. Kurz vorher hatte
die Regierung des Irak, die bekanntlich seit der Besetzung des Landes durch die Englander nichts wei-
ter als eine Marionettenregierung in der Hand Londons ist, den Achsenmachten und Japan den Krieg
erklart. Was kann diese Kriegserklarung anderes bedeuten als den Willen Englands, an den Sudgren-
zen der Ttirkei einen formellen volkerrechtlichen Zustand zu schaffen, der eventuellen militarischen
Unternehmungen Englands innerhalb dieses Raumes und aus demselben jeden diplomatischen Ein-
wand nehmen konnte? Es gehort in diesen Zusammenhang, wenn von London und Washington aus
immer wieder Nachrichten tiber ein bevorstehendes tiirkisch-sowjetisches Freundschafts- und Biind-
nisabkommen ausgestreut werden. Der USA-Botschafter in Ankara scheint in diesem Sinne eifrig zu
wirken. Aber maBgebende tiirkische Kreise haben das Bestehen solcher Absichten immer wieder
energisch dementiert. Man weiB natiirlich in Ankara sehr wohl, was Vertrage mit Moskau wert sind
und sieht keinen AnlaB, durch den AbschluB eines praktisch doch wertlosen Vertrages mit der Sowjet-
union die eigene Position zwischen den kriegfuhrenden Parteien zu schwachen.
Politik und Kriegfuhrung unserer Feinde bewegen sich rings um die von den Achsenmachten und
ihren Verbiindeten besetzte Stellung Europa. Die sowjetische Winteroffensive versucht den Einbruch
in diese Stellung vom Osten. Trotz erheblicher Anfangserfolge wird diese Winteroffensive der So-
wjets aller Voraussicht nach ein ahnliches Schicksal haben wie ihre Winter-offensive 1941/42. Der
diesjahrige sowjetische Einbruchsversuch in die europaische Kontinentalstellung von Osten her wurde
begleitet durch ein kombiniertes englisch-amerikanisches Unternehmen in Nordafrika mit dem Ziel,
zunachst die Achsenmachte aus Afrika vollig zu vertreiben und dann von Afrika die europaische Siid-
flanke anzugreifen. Dieser gemeinsam englisch-amerikanisch-sowjetischen militarischen Aktion ge-
gen Europa sollte in der zweiten Halfte Januar eine gemeinsame parallele politische GroBaktion hin-
zugefiigt werden. Dies war der Sinn des Zusammentreffens Churchills und Roosevelts mit groBen
Sachverstandigenstaben in Casablanca, der Hafenstadt Marokkos an der Atlantischen Kiiste. Hieriiber
wurde am 27. Januar folgende Verlautbarung in London und Washington heraus- gegeben: „Der Pre-
sident der USA und der britische Premier haben seit dem 14. Januar in der Nahe von Casablanca Bera-
tungen abgehalten. Sie
123 waren von den Stabschefs der beiden Lander begleitet, welche zehn Tage hindurch ununterbrochen
konferierten. Die Beratungen, tiber welche den beiden Staatsmannern laufend Bericht erstattet wurde,
erstreckten sich auf das gesamte Gebiet der Kriegfuhrung und befaBten sich mit der ErschlieBung aller
Hilfsmittel zwecks intensiverer Kriegfuhrung zu Lande, zur See und in der Luft. Uber die Kriegsplane
und Operationen gegen die Achsenmachte im Laufe des Jahres 1943 sowie tiber die Ausnutzung der
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 36
unverkennbar giinstigen Wendung der Kriegslage wurde vollstandiges Einverstandnis zwischen den
Konferenzteilnehmern erzielt. Stalin, der zur Teilnahme an den Besprechungen eingeladen war, jedoch
mit Rticksicht auf die Offensive an der Ostfront RuBland nicht verlassen konnte, wurde ebenso wie
Generalissimus Tschiangkaischek vom Verlauf der Zusammenkunft informiert. General de Gaulle und
General Giraud, die auf Einladung der beiden Staatschefs in Marokko zusammengekommen waren,
gaben folgendes gemeinsames Kommunique heraus: Wir haben bim Verlauf unserer Besprechung die
voile Ubereinstimmung unserer Ansichten betreffend des anzustrebenden Zieles, namlich die Befrei-
ung Frankreichs und den Triumph der menschlichen Freiheiten durch die vollkommene Niederlage des
Feindes festgestellt. Wir werden dieses Ziel durch die Vereinigung aller Franzosen zwecks gemeinsa-
mer Kriegfuhrung auf selten der Alliierten erreichen. — Im Verlaufe einer Pressekonferenz, die nach
dem AbschluB der Besprechungen in Casablanca stattfand, betonte President Roosevelt seinen Ent-
schluB, den Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation des Feindes weiterzufuhren, da ein Weltfrie-
den nur durch vollstandige Ausschaltung der deutschen und japanischen Kriegsmacht sichergestellt
werden konne. Roosevelt fiigte hinzu: Es ist notwendig, klar festzustellen. daB die bedingungslose
Kapitulation des Feindes nicht die Vernichtung des deutschen Volkes, des Volkes Italiens oder Japans
bedeutet, sondern das Ende der Weltanschauungen, die auf der Gewalt und der Beherrschung der an-
deren Volker beruhen. AbschlieBend erklarte der President: Die von den vereinigten Nationen fur
1943 vorgesehenen Ziele sind 1. die Erhaltung der in den letzten Monaten des Jahres 1942 ergriffenen
Initiative, ihre Ausdehnung auf die Kriegsschauplatze und ihre Steigerung; 2. das der Hilfe an RuBland
zugestandene Vorrecht, weil die russische Offensive die Verringerung der deutschen Schlagkraft be-
zweckt. liber die Bedeutung der Hilfe an China erklarte der President, die militarischen und politi-
schen Fiihrer der vereinigten Nationen seien entschlossen, ihre militarischen und wirtschaftlichen
Hilfsquellen zusammenzulegen. — Die Beratungen fanden Sonntag ihren AbschluB. President Roose-
velt und Premierminister Churchill reisten nach Washington und London zuriick; General de Gaulle
begab sich ebenfalls wieder nach London."
124 Die Zusammenkunft in Casablanca war sorgsam geheimgehalten worden, und die Verlautbarung
dartiber wurde wie ein Theatercoup, wie ein ganz groBes politisches Ereignis von der feindlichen Pro-
paganda herausgebracht und kommentiert. Man tat so, als ob damit der Krieg nun endgiiltig gegen die
Dreierpaktmachte entschieden sei, als ob die in Casablanca gefaBten Beschlusse gleichsam das Todes-
urteil fur sie bedeuten, und als ob das in Casablanca verabredete Programm fur die weiteren militari-
schen Operationen mit mathematischer Sicherheit und ziemlich schnell dazu fiihren mtisse, daB die
Dreierpaktmachte bedingungslos kapitulieren muBten.
Es war ein echt amerikanischer Propagandabluff, dessen hohle Unwirklichkeit schnell zum Vor-
schein kam.
Es zeigte sich sofort, daB die Konferenz von Casablanca als politische Konzeption schon ein Fehl-
schlag war, bevor sie begonnen hatte. Denn der dritte Hauptverbundete, derjenige, der allein im euro-
paischen Raum uberhaupt kampft, die Sowjetunion, war in Casablanca nicht erschienen. Stalin war
eingeladen, aber weder selbst erschienen, noch hatte er eine Vertretung geschickt. Churchill gab spater
bekannt, Roosevelt sei trotz seiner korperlichen Behinderung bereit gewesen, bis nach Khartum am
Nil sich zu begeben, nur um mit Stalin zusammenzutreffen. Aber „leider sei Stalin so sehr mit der
Leitung der sowjetischen Winteroffensive beschaftigt, daB er die Sowjetunion noch nicht einmal fur
einen Tag hatte verlassen wollen". Warum er dann nicht wenigstens, wie zu fruheren anderen Konfe-
renzen, Molotow entsandte, — diese Frage hat Churchill weder gestellt noch beantwortet!
Aus vielen Anzeichen ergibt sich, daB Roosevelt die Reise iiber den Atlantik gemacht hat, nicht um
Churchill, sondern um Stalin zu treffen. Zu Beratungen mit Churchill pflegt sich der Herr im WeiBen
Hause nicht nach anderen Erdteilen zu bemuhen, sondern sich Churchill nach den USA kommen zu
lassen. Gemeinsame militarische Beratungen, wie sie nach der Verlautbarung auf der Konferenz zehn
Tage lang zwischen den militarischen Sachverstandigen der USA und Englands stattgefunden haben,
machten ebenfalls keine Reise nach Marokko no tig. Man wollte Stalin treffen, nicht so sehr, um mili-
tarische Fragen mit ihm zu besprechen, sondern um sich mit ihm iiber Politik, d. h. dariiber zu unter-
halten, wie er sich Europa nach einem etwaigen Sieg vorstellt. Der schweigsame Stalin sollte zum
Reden iiber seine Kriegsziele gebracht und auf diese festgelegt werden. DaB Stalin fernblieb und auch
Molotow nicht schickte, beweist, daB er nicht reden und sich nicht festlegen lassen wollte. Dies ist fur
jeden, der nicht vergessen hat, daB die Rote Armee als die Armee der Weltrevolution aufgebaut und
erzogen worden ist, nur ganz natiirlich.
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125 In Casablanca wurde iiber Kriegflihrung, also auch iiber Kriegflihrung zur See und naturlich auch
iiber den U-Boot-Krieg gesprochen. Die Verlautbarung liber diese Konferenz erwahnt ihn aber mit
keinem Wort. Auch dies ist bezeichnend. Nach der Konferenz wollte man Propagandafanfaren blasen,
um so mehr, als das Hauptthema der Konferenz, die Unterhaltung mit Stalin, gar nicht angeschnitten
werden konnte. Der U-Boot-Krieg eignet sich nun aber einmal nicht zu Fanfarenklangen Englands und
der USA!
Da die Konferenz in Nordafrika stattfand, war das nachstliegende Problem der Gegensatz zwischen
den beiden Verratergeneralen Giraud und de Gaulle, d. h. daruber, ob die USA oder England in Fran-
zosisch-Nord- und Westafrika zu bestimmen haben. Das Konferenzkommunique spricht von erreichter
Ubereinstimmung. Aus der Pressereaktion in London ergab sich ferner schnell, daB die Einigung zu-
gunsten Girauds erfolgt ist. De Gaulles und damit Londons Anspruch, alle von Vichy abtriinnigen
Franzosen und franzosischen Kolonialgebiete zu dirigieren, wurde also abgelehnt. Die USA behalten
in Franzosisch-West- und Nordafrika das Heft in der Hand, weil sie diese Gebiete eben uberhaupt
behalten wollen, und England hat sich damit abzufinden. Der Streit Giraud — de Gaulle ist damit ent-
schieden, und zwar mit einer klaren englischen Niederlage. Sowohl de Gaulle wie Giraud, bei denen
freilich personlicher Ehrgeiz eine entscheidende Rolle spielt, mogen sich einbilden, sie handelten als
franzosische Patrioten, die die Wiederherstellung der franzosischen Machtstellung betreiben. In Wirk-
lichkeit sind sie Marionetten im Gegenspiel des englischen und des amerikanischen Imperialismus.
Frankreich selbst aber und die Regierung des Marschalls Petain sind aus der Entscheidung ausgeschal-
tet und nicht viel mehr als machtlose Zuschauer.
Welche Rolle konnte aber England selbst gegentiber einem Europa spielen, das von Stalin be-
herrscht und dessen industrielle Krafte ausschlieBlich fiir die Produktion von Kriegsmaterial ange-
wandt wtirden? Die industrielle und militarische Kraft Englands mit seinen 46 Millionen Einwohnern
ware demgegenuber in hoffnungsloser Lage. Schon jetzt ist England offensichtlich dazu gezwungen,
seine letzten Menschenreserven aufzubieten. Das englische Unterhaus widmete der Frage der Men-
schenreserven Ende Januar zwei Geheimsitzungen. Die Mobilisierung der Frauen ist bereits sehr weit-
gehend durchgefuhrt und Anfang Januar veroffentlichte das britische Kriegsministerium einen Aufruf,
durch den vierzehn- und funfzehnjahrige Knaben fur die technischen Dienste des Heeres als Stahlar-
beiter, SchweiBer usw. gesucht wurden.
Als das dringendste und gefahrlichste Problem wird aber in England nach wie vor der U-Boot-Krieg
und die von ihm verursachten Verluste bezw. deren Ersatz angesehen.
126 Auch hinsichtlich der Schiffsraumfrage, der wirklichen Lebensfrage Englands, ist dieses vollig auf
die Unterstiitzung der Vereinigten Staaten angewiesen, da Englands Werften allein auch nicht entfernt
die durch den U-Boot-Krieg entstehenden Ausfalle ersetzen konnen. Kein Wunder also, daB die engli-
sche Politik, wenn ernsthafte Gegensatze mit der Washingtons auftreten, wie dies der Fall Nordafrikas
gezeigt hat, eben einfach nachgeben muB.
Roosevelt ist entschlossen, im weiteren Verlauf des Krieges die Machtmittel der USA voll und ganz
zum Einsatz zu bringen und dabei in der Wahrung dessen, was er bzw. seine Hintermanner fur die
Interessen der USA halten, nicht schtichtern zu sein. Sein Land folgt ihm hierbei offensichtlich kei-
neswegs ohne Widerstreben und nimmt die Opfer, die ihm Roosevelt zumuten will, nur widerwillig
auf sich. Hierfur war bezeichnend, wie Roosevelt seine Botschaft, die er am 6. Februar an den Kon-
greB richtete, und mit der er den Amerikanern ein riesiges Ausgaben- und Rtistungsprogramm und
zugleich schwere Einschrankungen der Lebenshaltung ankiindigte, propagandistisch vorbereitet hat.
Er gab einige Tage vorher ein WeiBbuch liber die AuBenpolitik der USA in dem Jahrzehnt von 1931
bis 1941 heraus, in dem er nachzuweisen suchte, daB seine Politik stets auf nichts anderes als auf die
Erhaltung des Friedens gerichtet gewesen sei. Dabei hat Roosevelt naturlich die zahlreichen Doku-
mente, die in den AuBenministerien von Warschau und Paris in deutsche Hand fielen, und die eindeu-
tig die systematische und gehassige Kriegshetze Roosevelts beweisen, vollig auBer acht gelassen. —
Unser Botschafter Dieckhoff, der das Deutsche Reich lange Jahre bis zum Kriegseintritt Amerikas
vertrat und die Politik Roosevelts an Ort und Stelle studierte, hat in einem Rundfunkvortrag zu dem
WeiBbuch Stellung genommen und dazu folgendes ausgefuhrt: Fur diejenigen, die die AuBenpolitik
Roosevelts beobachtet haben und sein Spiel kennen, sind, wie der Botschafter offen sagte, die Dinge
sehr einfach. Es ist kein Kornchen Wahrheit an der Erklarung Mr. Hulls, daB die Roosevelt-Regierung
den Frieden wtinsche, jedoch zum Kriege gezwungen worden sei. Denn niemand hat die USA in den
Krieg gezwungen! Wenn Mr. Roosevelt wirklich den Frieden wtinschte, warum mischte er sich dann
in europaische Angelegenheiten gegen den Willen der Europaer? Die Antwort ist sehr einfach: Der
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President hat bis zum Jahre 1937 bei alien innerpolitischen Problemen versagt. Eine Depression, die
sogenannte Roosevelt-Depression, machte sich fuhlbar. Arbeitslosigkeit und finanzielle Ausschwei-
fungen waren so stark im Ansteigen, daB er keine andere Losung sah als die, die Aufmerksamkeit
seiner Landsleute von der eigenen Lage abzulenken und sie mit der Vorspiegelung einer internationa-
len Gefahr aufzuscheuchen !
127 Die Botschaft, die Roosevelt durch sein WeiBbuch vorbereiten wollte, hat er dann am 6. Marz im
KongreB verlesen. Er kundigte in ihr riesige Kriegsausgaben an und machte seinen Horern klar, daB
das Jahr 1943 ein schweres Jahr voller Entbehrungen und Opfer sein werde. Ausfuhrlich verweilt er
bei der Rustungsproduktion. Neben dem Bemuhen, durch riesige Ziffern Eindruck zu machen, stand
jedoch das Gestandnis, daB lange nicht alles wie geplant verlaufe und daB groBe Schwierigkeiten zu
uberwinden seien. Am SchluB seiner Botschaft kam Roosevelt auch auf seine Kriegsziele zu sprechen
und bezeichnete als solche die vollige Entwaffnung der Dreierpaktmachte und aller ihrer Verbundeten.
Dies wiirde Europa dem Bolschewismus, die tibrige Welt dem Amerikanismus widerstandslos auslie-
fern. Furwahr, eine schone Welt! In der nach Roosevelt Freiheit und Frieden herrschen soil!
Es ist schwer zu ubersehen, wie stark in den USA die Kritik an Roosevelt, seiner Politik und seiner
Kriegfuhrung ist und wie sie sich in Zukunft weiterentwickeln wird. Immerhin ist festzustellen, daB
selbst in der so stark verjudeten Presse, noch mehr aber in den Zeitschriften sich immer wieder kriti-
sche Stimmen zum Wort melden. DaB Roosevelt vor seiner KongreBbotschaft ein WeiBbuch zur Ver-
teidigung seiner Politik fur notig hielt, daB er sich in seiner KongreBbotschaft auch direkt und indirekt
gegen Vorwurfe verteidigte, scheint anzuzeigen, daB er keineswegs die offentliche Meinung geschlos-
sen hinter sich hat. Aber bis Ende 1944, wenn seine Amtsperiode ablauft, ist Roosevelt an der Macht,
und er wird alles tun, um sie im Sinne seiner Kriegspolitik und seines weltweiten Imperialismus bis
zum letzten auszunutzen. Ob das amerikanische Volk ihm auf die Dauer dabei folgen wird, kann erst
die Zukunft uns enthullen
Deutschland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
Februar-Lieferung
(Nr. 83/84 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Proklamation des Fiihrers zur Parteigriindungsfeier
Bei der Parteigriindungsfeier im Miinchener Hofbrauhaus verlas Staatssekretar Esser folgende Pro-
klamation des Fiihrers:
Deutschland im Kampf
Parteigenossen! Parteigenossinnen!
75 Parteigenosse Adolf Wagner, der euch im vergangenen Jahr meine GriiBe libermittelte, ist seit vielen
Monaten schwer erkrankt und damit behindert, an der heutigen Kundgebung teilzunehmen.
Ich habe deshalb Parteigenossen Esser gebeten, als einer meiner ersten Mifkampfer, der an der
Grlindungsversammlung der Bewegung teilgenommen hat, euch in meinem Namen das auszuspre-
chen, was ich — durch die Umstande gezwungen — zum zweiten Male selbst nicht tun kann.
Die deutsche Wehrmacht, die sich — so wie seit Beginn des Krieges — auch in diesem Winter her-
vorragend geschlagen hat, steht in einem erbitterten Ringen gegen die von den Bankhausern von New
York und London gemeinsam mit den bolschewistischen Juden in Moskau angezettelte Weltgefahr.
Ich selbst befinde mich im Osten und kann deshalb leider an dem Tage nicht in eurer Mitte sein.
Dennoch sind meine Gedanken in diesem Jahr noch mehr bei euch als friiher. Denn welches Schicksal
hatte unser Volk und dariiber hinaus ganz Europa betroffen, wenn am 24. Februar 1920 in diesem
Saale, in dem ihr euch befindet, nicht die Thesen der nationalsozialistischen Revolution verkiindet
worden waren, die das deutsche Volk erfaBten und zu jener Kraft fuhrten, die heute befahigt ist, der
jiidischen Weltgefahr nicht nur Einhalt zu gebieten, sondern sie am Ende zu zerschmettern.
Das Sturmlied unseres unvergeBlichen alten, treuen Dietrich Eckart erweist sich in diesen Monaten
wieder als eine Fanfare, die die Menschen aufwecken kann, um ihnen den Blick zu offnen fur das
Schicksal, das uns in der Gegenwart und unseren Kindern in der Zukunft — und dariiber hinaus alien
europaischen Volkern — drohen wiirde, wenn es nicht gelange, den teuflischen Plan der jtidischen
Weltverbrecher zum Scheitern zu bringen.
Euch alien sind die Umstande bekannt, weshalb es dem Feind im Osten gelungen ist, ahnlich wie
durch die Naturgewalten im vergangenen Winter, auch in diesem Winter einen Teil jener Erfolge auf-
zuheben, die durch das Heldentum unserer Soldaten im Sommer erkampft worden sind. Allein ihr
wiBt auch, daB der Weg unserer Partei ebenfalls kein sicherer oder gar bequemer Pfad zum Erfolg
war, sondern daB uns
76 zahllose Schwierigkeiten und Riickschlage von den gleichen Feinden bereitet und zugefugt worden
sind, die wir heute — einer ganzen Welt gegeniiber — bekampfen miissen.
Als ich im Jahre 1920 in diesem Saal das Parteiprogramm und den EntschluB, die Feinde unseres
Volkes mit allem Fanatismus zu vernichten, verkiindete, war ich ein einsamer Unbekannter. Deutsch-
land aber befand sich in seiner tiefsten Erniedrigung. Die Zahl derjenigen, die an einen Wiederaufstieg
glaubten, war verschwindend, die Menschen, die dies noch in unserer Generation erhofften erhofften,
noch weniger.
Den paar Anhangern, die sich mir damals anschlossen, stand eine geradezu erdriickende Ubermacht
der Feinde gegeniiber. Auf 100 Nationalsozialisten kamen zahlreiche Millionen teils verblendete, teils
haBerfiillte Gegner, nicht zu rechnen die Zahl jener Kleinglaubigen, die stets den Erfolg abwarten, um
dann tapferen Herzens an der siegreichen Seite zu marschieren.
Welch ein Unterschied gegeniiber dem Kampf von heute! Denn wie groB auch die Koalition unse-
rer Feinde sein mag, sie ist als Macht geringer als die Kraft des Biindnisses der Volker, die sich der
bolschewistisch-plutokratischen Vernichtung entgegenwerfen.
Der Kampf der nationalsozialistischen Bewegung befand sich oft in einem Stadium, daB nur die
fanatischen Anhanger noch an einen Erfolg zu glauben vermochten, wahrend die sonst doch so geris-
senen Gegner schon felsenfest davon iiberzeugt waren, Idee und Partei getotet zu haben. Und dennoch
ist die Bewegung stets von neuem entstanden, hat jeden Riickschlag iiberwunden und kam aus jeder
Krise starker heraus, als sie es vorher war. Immer war die Partei erfiillt von dem unbeugsamen Ent-
schluB, unter keinen Umstanden zu kapitulieren und auf keinen Fall den Kampf aufzugeben, ehe nicht
die Verschworung unserer Gegner im Innern zerschlagen und beseitigt sein wiirde.
Meine Parteigenossen! Diesen Fanatismus habt ihr von mir gelernt. Nehmt die Versicherung entge-
gen, daB mich selbst aber der gleiche Fanatismus auch heute genau so beseelt, daB er mich nie verlas-
sen wird, solange ich lebe. Auch den Glauben habt ihr von mir empfangen, und seid versichert, daB
auch dieser Glaube heute in mir noch starker als je zuvor ist. Wir werden die Macht der jtidischen
Weltkoalition zerbrechen und zerschlagen, und die um ihre Freiheit, das Leben und um das tagliche
Brot ringende Menschheit wird sich in diesem Kampf den endgiiltigen Sieg erkampfen.
So wie mich in der Zeit des Ringens um die Macht jeder Anschlag unserer Gegner und jeder ihrer
scheinbaren Erfolge nur noch verbissener machte in meiner Entschlossenheit, auch nicht einen Schritt
vom Wege abzuweichen, der fruher oder spater zum Ziele fiihren muBte, so bin ich auch heute vom
Deutschland im Kampf 2
77 gleichen Willen erflillt, die mir vom Schicksal iibertragene Aufgabe bis zur letzten Konsequenz zu
losen.
Ich habe ein Recht zu glauben, daB mich die Vorsehung bestimmt hat, diese Aufgabe zu erfullen,
denn ohne ihre Gnade hatte ich nicht als unbekannter Mann den Weg aus diesem Saale antreten kon-
nen durch alle Hindernisse und Anschlage hindurch bis zur Ubernahme der Macht und endlich weiter
bis zu diesem Kampf, gekront von Siegen, wie sie die Weltgeschichte noch nicht erlebt hat, allerdings
auch belastet mit Sorgen,, an denen vielleicht zahllose schwachere Charaktere zerbrochen waren.
Ich habe aber von der Vorsehung auch das Gltick erhalten, in solchen Stunden um mich stets eine
verschworene Gemeinschaft zu besitzen, die mit hingebender Glaubigkeit ihr Schicksal als ein einzi-
ges gemeinsames ansah und mir als Fiihrer in diesem Kampf immer treu zur Seite stand und stehen
wird.
Wenn ich diese Botschaft an euch richte, dann geschieht es wie im vorigen Jahr aus tiefer Dankbar-
keit heraus, in euch, meine lieben Parteigenossen und Parteigenossinnen, die ersten Trager nicht nur
der nationalsozialistischen Weltanschauung, sondern der nationalsozialistischen Haltung gefunden zu
haben, jener Haltung, die sich gerade in den Zeiten schwerster Priifungen so unerhort bewahrt hat. Die
Opportunisten unseres btirgerlichen Lebens haben diese Charaktertugend so wenig begriffen wie die
vom Judentum verhetzten Massen unserer alten Parteien. Warum also soil es heute anders sein? Nur
ein Unterschied ist vorhanden: die gigantische Masse des deutschen Volkes steht heute hinter dem
neuen Reich. Sie ist entschlossen, der neuen Reichsidee und der sie erfullenden nationalsozialistischen
Gedankenwelt bedingungslos zuzustimmen. Die Partei aber ist die unerschtitterliche Verkorperung
dieser Macht geworden und heute der innere Garant nicht nur der Erringung des Sieges, sondern damit
der Erhaltung unseres Volkes fur die Zukunft. Sie hat besonders in diesen Monaten und vielleicht in
den kommenden Jahren ihre zweite groBe historische Aufgabe zu erfullen: die deutsche Nation unent-
wegt auf- zurutteln, ihr die GroBe der Gefahren klarzumachen, den heiligen Glauben an ihre Uberwin-
dung zu starken, schwachen Naturen Kraft einzufloBen, Saboteure aber rucksichtslos zu vernichten.
Aufklarend soil sie wie einst wirken dort, wo man willig Aufklarung entgegennimmt; Terror mit
zehnmal groBerem Terror brechen; Verrater aber ausrotten, wer immer sie sein mogen und ganz
gleich, unter welcher Tarnung sie ihre volksfeindlichen Absichten verwirklichen wollen.
Wenn auch die Bliite der Manner der nationalsozialistischen Bewegung heute am Feinde steht und
dort vorbildlich als Soldat ihre Pflicht erfullt, so sind doch selbst die altesten Kampfer heute noch im-
mer die starksten Fanatiker der
78 Behauptung des deutschen Lebens willens, und zu ihnen stoBt Jahr fur Jahr ein neuer Jahrgang der
deutschen Jugend, vollig erzogen in nationalsozialistischen Grundsatzen, zusammengeschweiBt in den
Ideen unserer Volksgemeinschaft und willens, gegen jeden vorzugehen, der es wagen sollte, sich an
unserem Freiheitskampf zu versundigen. Und so wie in den Zeiten des Kampfes der Partei um die
Macht gerade die Parteigenossinnen, die deutschen Frauen und Madchen, die zuverlassigsten Stiitzen
der Bewegung waren, so ist auch jetzt wieder die Masse unserer Frauen und Madchen das starkste
Element im Kampf fur die Forterhaltung unseres Volkes. Denn was vor allem dem deutschen Volk fur
ein Schicksal zugedacht ist, haben, Gott sei Dank, nicht nur die Juden in London und New York, son-
dern auch die von Moskau eindeutig ausgesprochen. Wir aber sind entschlossen, ihnen eine nicht min-
der klare Antwort zu geben. Dieser Kampf wird deshalb auch nicht, wie man es beabsichtigt, mit der
Vernichtung der arischen Menschheit, sondern mit der Ausrottung des Judentums in Europa sein Ende
linden. Dariiber hinaus aber wird die Gedankenwelt unserer Bewegung selbst von unseren Feinden —
dank diesem Kampf — Gemeingut aller Volker werden. Staat um Staat werden, wahrend sie selbst im
Kampf gegen uns stehen, immer mehr gezwungen sein, nationalsozialistische Thesen zur Fuhrung des
von ihnen provozierten Krieges anzuwenden, und damit wird sich auch die Erkenntnis von dem fluch-
beladenen verbrecherischen Wirken des Judentums gerade durch diesen Krieg iiber alle Volker hinweg
verbreiten.
Als unsere Gegner 1923 einst meinten, die nationalsozialistische Partei endgultig niedergeschlagen
zu haben und mich durch einen ProzeB vor dem deutschen Volk als erledigt dachten, haben sie gerade
dadurch wie mit einer Explosion die nationalsozialistische Weltauffassung im ganzen deutschen Volk
verbreitet und die Erkenntnisse des Wesens des Judentums mit einem Schlage so vielen Millionen
Menschen vermittelt, wie wir dies unter normalen Verhaltnissen selbst nie hatten tun konnen. So wird
das internationale Judentum, indem es diesen neuen Krieg angezettelt hat, erfahren, daB Volk um Volk
sich .mit dieser Frage immer mehr beschaftigen wird, um endlich dieses Weltproblem in seiner ganzen
gefahrdrohenden GroBe zu erkennen.
Deutschland im Kampf 3
Durch diesen Krieg wird vor allem unwiderlegbar die vollige Gleichartigkeit von Plutokratie und
Bolschewismus erwiesen sowie die sich ewig gleiche Zielsetzung aller Juden, die Volker auszupliin-
dern und zu Sklaven ihrer internationalen Verbrechergilde zu machen.
Die gleiche Allianz zwischen dem einstigen Organ der Frankfurter Borse und der „Roten Fahne" in
79 Berlin, die wir damals in Deutschland als gemeinsame Feinde vor uns hatten, zeigt sich jetzt wieder
zwischen den judischen Bankhausern von New York, der jiidisch-plutokratischen Fiihrungsschicht in
London und den Juden des Kremls in Moskau. Genau so wie aber das deutsche Volk im Zuge dieser
Erkenntnis den judischen inneren Feind erfolgreich bekampft hat und endgiiltig zu erledigen im Be-
griffe ist, so werden sich auch die. anderen Volker im Laufe dieses Krieges immer mehr auf sich selbst
besinnen und endlich gemeinsam gegen jene Rasse Front machen, die sie alle gemeinsam zu vernich-
ten trachtet.
Wie immer aber einst im Inneren des Reiches wahrend unseres Kampfes um die Macht die Juden
bei jedem vermeintlichen Ruckschlag jubelten und ihre fiebernde Hoffnung mit der harten Wirklich-
keit verwechselten, so glauben sie auch jetzt genau wie im vergangenen Winter schon vor der Errei-
chung ihres tausendjahrigen Zieles zu stehen. Aber genau so wie im vergangenen Jahr, so werden sie
auch diesmal die furchtbarste Enttauschung erleben. Im Gegenteil: Das deutsche Volk wird jetzt erst
recht alle seine Krafte in einem AusmaB aufrufen und einsetzen, wie dies in der Geschichte der
Menschheit noch niemals fur einen Krieg geschah. Wir werden auch keine Sekunde zogern, die Lan-
der, die fur den Ausbruch dieses Krieges verantwortlich sind, zu den Leistungen in diesem Schicksals-
kampf heranzuziehen. Wir werden es als selbstverstandlich ansehen, nicht fremde Leben zu schonen
in einer Zeit, die von unserem eigenen Leben so harte Opfer fordert. Wir werden in unlosbar treuer
Gemeinschaft mit unseren Bundesgenossen eine Mobilisierung der seelischen und materieilen Werte
Europas durchfiihren, wie dies unser Kontinent in seiner mehrtausendjahrigen Geschichte bisher noch
nie erlebte. Sie ist aber auch notwendig, um ganz Europa jenes volkische Eigenleben zu sichern, das
die Grundlage nicht nur unserer groBen gemeinsamen Kultur, sondern auch der materieilen Existenz
dieses Kontinents gewesen ist.
Euch, meine alten Parteigenossen, griiBe ich, wie immer, aus ubervollem Herzen. Ich danke euch,
daB ihr es mir einst ermoglicht habt, den Weg mit Erfolg zu beginnen, der die Voraussetzung war fur
die Rettung des Deutschen Reiches und dariiber hinaus ganz Europas.
Meine Gedanken sind in dieser Stunde bei euch, so wie sie es immer gewesen sind. Die Pflicht aber
zwingt mich, in diesen Monaten, Wochen und Tagen unentwegt fur die zu denken, zu arbeiten und die
kommende Wende vorzubereiten, die als Kampfer unseres Volkes mit unseren Verbundeten das
Schicksal der Welt gestalten, bei unseren Briidern und Kameraden, den deutschen Soldaten vor allem
an der kampfenden Front des Ostens, denn dort wird Deutschlands und dariiber hinaus Europas Zu-
kunft entschieden. Das Ergebnis aber muB und wird unser Sieg sein!
Dr. Goebbels im Berliner Sportpalast
Reichsminister Dr. Goebbels hielt am 18. Februar im Berliner Sportpalast folgende Rede:
Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen! Parteigenossen und Parteigenossinnen!
80 Es ist jetzt knapp drei Wochen her, daB ich das letztemal bei Gelegenheit der Verlesung der
Proklamation des Fiihrers zum Zehnjahrestag der Machtergreifung von dieser Stelle aus zu Ihnen und
zum deutschen Volke gesprochen habe. Die Krise, in der sich unsere Ostfront augenblicklich befindet,
stand damals auf dem Hohepunkt. Wir hatten uns im Zeichen des harten Ungliicksschlages, von dem
Deutschland im Kampf 4
die Nation im Kampf um die Wolga betroffen wurde, am 30. Januar dieses Jahres zusammengefunden
zu einer Kundgebung der Einheit, der Geschlossenheit, aber auch der festen Willenskraft, mit den
Schwierigkeiten, die dieser Krieg in seinem vierten Jahre vor uns auftlirmt, fertig zu werden.
Es war fur mich und wohl auch fur Sie alle erschiitternd, einige Tage spater zu vernehmen, daB die
letzten heldenhaften Kampfer von Stalingrad, in dieser Stunde durch die Atherwellen mit uns verbun-
den, an unserer erhebenden Sportpalastkundgebung teilgenommen haben. Sie funkten in ihrem
SchluBbericht, daB sie die Proklamation des Fiihrers vernommen und vielleicht zum letzten Male in
ihrem Leben mit uns zusammen mit erhobenen Handen die Nationalhymnen gesungen hatten. Welch
eine Haltung deutschen Soldatentums in dieser groBen Zeiti Welche Verpflichtung aber schlieBt diese
Haltung auch fur uns alle, insbesondere fur die ganze deutsche Heimat in sich ein! Stalingrad war und
ist der groBe Alarmruf des Schicksals an die deutsche Nation. Ein Volk, das die Starke besitzt, ein
solches Ungliick zu ertragen und auch zu uberwinden, ja, daraus noch zusatzliche Kraft zu schopfen,
ist unbesiegbar. Das Gedachtnis an die Helden von Stalingrad soil also auch heute bei meiner Rede
vor Ihnen und vor dem deutschen Volke eine tiefe Verpflichtung fur mich und fur uns alle sein.
Ich weiB nicht, wie viele Millionen Menschen, tiber die Atherwellen mit uns verbunden, heute
abend an der Front und in der Heimat an dieser Kundgebung teilnehmen und meine Zuhorer sind. Ich
mochte zu Ihnen alien aus tiefstem Herzen zum tiefsten Herzen sprechen. Ich glaube, das ganze deut-
sche Volk ist mit heiBer Leidenschaft bei der Sache, die ich Ihnen heute abend vorzutragen habe. Ich
will deshalb meine Ausfuhrungen auch mit dem ganzen heiligen Ernst und dem offenen Freimut, den
die Stunde von uns erfordert, ausstatten. Das im Nationalsozialismus erzogene, geschulte und diszipli-
nierte deutsche Volk
81 kann die voile Wahrheit vertragen. Es weiB, wie schwierig es um die Lage des Reiches bestellt ist, und
seine Fuhrung kann es deshalb gerade auch auffordern, aus der Bedrangtheit der Situation die notigen
harten, ja auch hartesten Folgerungen zu ziehen. Wir Deutschen sind gewappnet gegen Schwache und
Anfailigkeit, und Schlage und Ungliicksfalle des Krieges verleihen uns nur zusatzliche Kraft, feste
Entschlossenheit und eine seelische und kampferische Aktivitat, die bereit ist, alle Schwierigkeiten
und Hindernisse mit revolutionarem Elan zu uberwinden.
Es ist jetzt nicht der Augenblick, danach zu fragen, wie alles gekommen ist. Das wird einer spateren
Rechenschaftslegung iiberlassen bleiben, die in voller Offenheit erfolgen soil und dem deutschen Volk
und der Weltoffentlichkeit zeigen wird, daB das Ungliick, das uns in den letzten Wochen betroffen hat,
seine tiefe, schicksalhafte Bedeutung besitzt. Das groBe Heldenopfer, das unsere Soldaten in Stalin-
grad brachten, ist fur die ganze Ostfront von einer ausschlaggebenden geschichtlichen Bedeutung ge-
wesen. Es war nicht umsonst. Warum, das wird die Zukunft beweisen.
Wenn ich nunmehr tiber die jiingste Vergangenheit hinaus den Blick wieder nach vorne lenke, so
tue ich das mit voller Absicht. Die Stunde drangt! Sie laBt keine Zeit mehr offen fur fruchtlose Debat-
ten. Wir miissen handeln, und zwar unverziiglich, schnell und griindlich, so wie es seit jeher national-
sozialistische Art gewesen ist.
Von ihrem Anfang an ist die Bewegung in den vielen Krisen, die sie durchzustehen und durchzu-
kampfen hatte, so verfahren. Und auch der nationalsozialistische Staat hat sich, wenn eine Bedrohung
vor ihm auftauchte, ihr mit entschlossener Willenskraft entgegengeworfen. Wir gleichen nicht dem
Vogel StrauB, der den Kopf in den Sand steckt, um die Gefahr nicht zu sehen. Wir sind mutig genug,
sie unmittelbar ins Auge zu nehmen, sie kiihl und riicksichtslos abzumessen und ihr dann erhobenen
Hauptes und mit fester EntschluBkraft entgegenzutreten. Erst dann entwickelten wir als Bewegung und
als Volk immer auch unsere hochsten Tugenden, namlich einen wilden und entschlossenen Willen, die
Gefahr zu brechen und zu bannen, eine Starke des Charakters, die alle Hindernisse iiberwindet, zahe
Verbissenheit in der Verfolgung des einmal erkannten Zieles und ein ehernes Herz, das gegen alle
inneren und auBeren Anfechtungen gewappnet ist. So soil es auch heute sein. Ich habe die Aufgabe,
Ihnen ein ungeschminktes Bild der Lage zu entwerfen und daraus die harten Konsequenzen fur das
Handeln der deutschen Fuhrung, aber auch fur das Handeln des deutschen Volkes zu ziehen.
Wir durchleben im Osten augenblicklich eine schwere militarische Belastung. Diese Belastung hat
82 zeitweilig groBere AusmaBe angenommen und gleicht, wenn nicht in der Art der Anlage, so doch in
ihrem Umfang der des vergangenen Winters. Uber ihre Ursachen wird spater einmal zu sprechen sein.
Heute bleibt uns nichts anderes iibrig, als ihr Vorhandensein festzustellen und die Mittel und Wege zu
iiberpriifen und anzuwenden bzw. einzuschlagen, die zu ihrer Behebung fiihren. Es hat deshalb auch
gar keinen Zweck, diese Belastung selbst zu bestreiten. Ich bin mir zu gut dazu, Ihnen ein tauschendes
Bild der Lage zu geben, das nur zu falschen Folgerungen fiihren konnte und geeignet ware, das deut-
Deutschland im Kampf 5
sche Volk in eine Sicherheit seiner Lebensftihrung und seines Handelns einzuwiegen, die der gegen-
wartigen Situation durchaus unangepaBt ware.
Der Ansturm der Steppe gegen unseren ehrwiirdigen Kontinent ist in diesem Winter mit einer
Wucht losgebrochen, die alle menschlichen und geschichtlichen Vorstellungen in den Schatten stellt.
Die deutsche Wehrmacht bildet dagegen mit ihren Verbundeten den einzigen iiberhaupt in Frage
kommenden Schutzwall. Der Fiihrer hat schon in seiner Proklamation zum 30. Januar mit ernsten und
eindringlichen Worten die Frage aufgeworfen, was aus Deutschland und aus Europa geworden ware,
wenn am 30. Januar 1933 statt der nationalsozialistischen Bewegung ein burgerliches oder ein demo-
kratisches Regime die Macht ubernommen hatte! Welche Gefahren waren dann, schneller als wir es
damals ahnen konnten, iiber das Reich hereingebrochen, und welche Abwehrkrafte hatten uns noch
zur Verfugung gestanden, um ihnen zu begegnen? Zehn Jahre Nationalsozialismus haben gentigt, das
deutsche Volk iiber den Ernst der schicksalhaften Problematik, die aus dem ostlichen Bolschewismus
entspringt, vollkommen aufzuklaren. Man wird jetzt auch verstehen, warum wir unsere Niirnberger
Parteitage so oft unter das Signum des Kampfes gegen den Bolschewismus gestellt haben. Wir erho-
ben damals unsere warnende Stimme vor dem deutschen Volk und vor der Weltoffentlichkeit, um die
von einer Willens- und Geisteslahmung ohnegleichen befallene abendlandische Menschheit zum Er-
wachen zu bringen und ihr die Augen zu offnen fur die grauenerregenden geschichtlichen Gefahren,
die aus dem Vorhandensein des ostlichen Bolschewismus erwachsen, der ein Volk von fast 200 Mil-
lionen dem jiidischen Terror dienstbar gemacht hatte und es zum Angriffskrieg gegen Europa vorbe-
reitete.
Als der Fiihrer die deutsche Wehrmacht am 22. Juni 1941 im Osten zum Angriff antreten lieB, wa-
ren wir uns alle im klaren dariiber, daB damit iiberhaupt der entscheidende Kampf dieses gigantischen
Weltringens anbrach. Wir wuBten, welche Gefahren und Schwierigkeiten er fur uns mit sich bringen
wiirde. Wir waren uns aber auch' klar dariiber, daB die Gefahren und Schwierigkeiten bei langerem
Zuwarten nur wachsen, niemals aber abnehmen konnten. Es war zwei Minuten vor zwolf. Ein weiteres
83 Zogern hatte leicht zur Vernichtung des Reiches und zur vollkommenen Bolschewisierung des
europaischen Kontinents gefiihrt.
Es ist verstandlich, daB wir bei den groBangelegten Tarnungs- und Bluffmanovern des bolschewisti-
schen Regimes das Kriegspotential der Sowjetunion nicht richtig eingeschatzt haben. Erst jetzt offen-
bart es sich uns in seiner ganzen wilden GroBe. Dementsprechend ist auch der Kampf, den unsere Sol-
daten im Osten zu bestehen haben, iiber alle menschlichen Vorstellungen hinaus hart, schwer und ge-
fahrlich. Er erfordert die Aufbietung unserer ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung des
Reiches und des europaischen Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit
in den Schatten stellt Wiirden wir in diesem Kampf versagen, so verspielten wir damit iiberhaupt unse-
re geschichtliche Mission. Alles, was wir bisher aufgebaut und geleistet haben, verblaBt angesichts der
gigantischen Aufgabe, die hier der deutschen Wehrmacht unmittelbar und dem deutschen Volke mit-
telbar gestellt ist.
Ich wende mich in meinen Ausfiihrungen zuerst an die Weltoffentlichkeit und proklamiere ihr ge-
geniiber drei Thesen unseres Kampfes gegen die bolschewistische Gefahr im Osten.
Die erste dieser Thesen lautet: Ware die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage, die Gefahr aus dem
Osten zu brechen, so ware damit das Reich und in kurzer Folge ganz Europa dem Bolschewismus
verfallen.
Die zweite dieser Thesen lautet: Die deutsche Wehrmacht und das deutsche Volk allein besitzen mit
ihren Verbundeten die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzufiih-
ren.
Die dritte dieser Thesen lautet: Gefahr ist im Verzuge. Es muB schnell und griindlich gehandelt
werden, sonst ist es zu spat.
Zur ersten These habe ich im einzelnen zu bemerken: Der Bolschewismus hat seit jeher ganz offen
das Ziel proklamiert, nicht nur Europa, sondern die ganze Welt zu revolutionieren und sie in ein bol-
schewistisches Chaos zu stiirzen. Dieses Ziel ist seit Beginn der bolschewistischen Sowjetunion sei-
tens des Kreml ideologisch vertreten und praktisch verfochten worden. Es ist klar, daB Stalin und die
anderen SowjetgroBen, je mehr sie glauben, sich der Verwirklichung ihrer weltzerstorerischen Absich-
ten zu nahern, um so mehr auch bestrebt sind, diese zu tarnen und zu verschleiern. Das kann uns nicht
beirren. Wir gehoren nicht zu jenen furchtsamen Gemiitern, die wie das hypnotisierte Kaninchen auf
die Schlange schauen, bis sie es verschlingt. Wir wollen die Gefahr rechtzeitig erkennen und ihr auch
Deutschland im Kampf 6
rechtzeitig mit wirksamen Mitteln entgegentreten. Wir durchschauen nicht nur die Ideologic, sondern
auch die Praktiken
84 des Bolschewismus, denn wir haben uns schon einmal mit ihnen, und zwar mit denkbar groBtem
Erfolg, auf innerpolitischem Felde auseinandergesetzt. Uns kann der Kreml nichts vormachen. Wir
haben in einem vierzehnjahrigen Kampf vor der Machtubernahme und in einem zehnjahrigen Kampf
nach der Machtubernahme seine Absichten und infamen Weltbetrugsmanover demaskiert. Das Ziel
des Bolschewismus ist die Weltrevolution der Juden. Sie wollen das Chaos iiber das Reich und iiber
Europa hereinfiihren, um in der daraus entstehenden Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Volker
ihre internationale, bolschewistisch verschleierte kapitalistische Tyrannei aufzurichten.
Was das fur das deutsche Volk bedeuten wiirde, braucht nicht naher erlautert zu werden. Es wtirde
mit der Bolschewisierung des Reiches eine Liquidierung unserer gesamten Intelligenz- und Fiihrungs-
schicht und als Folge davon die Uberfiihrung der arbeitenden Massen in die bolschewistisch-judische
Sklaverei nach sich ziehen. Man sucht in Moskau Zwangsarbeitsbataillone, wie der Fiihrer in seiner
Proklamation zum 30. Januar schon sagte, fiir die sibirischen Tundren. Der Aufstand der Steppe macht
sich vor unseren Fronten bereit und der Ansturm des Ostens, der in taglich sich steigernder Starke
gegen unsere Linien anbrandet, ist nichts anderes als die versuchte Wiederholung der geschichtlichen
Verheerungen, die friiher schon so oft unseren Erdteil gefahrdet haben.
Damit aber ist auch eine unmittelbare akute Lebensbedrohung fiir alle europaischen Machte gege-
ben. Man soil nicht glauben, daB der Bolschewismus, hatte er die Gelegenheit, seinen Siegeszug iiber
das Reich anzutreten, irgendwo an unseren Grenzen haltmachen wiirde. Er treibt eine Aggressionspoli-
tik und Aggressionskriegfiihrung, die ausgesprochen auf die Bolschewisierung aller Lander und Vol-
ker ausgeht. Papierene Erklarungen, die von Seiten des Kreml oder als Garantieverpflichtungen von
Seiten Londons oder Washingtons gegen diese nicht zu bestreitenden Absichten abgegeben werden,
imponieren uns nicht. Wir wissen, daB wir es im Osten mit einer infernalischen politischen Teufelei zu
tun haben, die die sonst unter Menschen und Staaten iiblichen Beziehungen nicht anerkennt. Wenn
beispielsweise der englische Lord Beaverbrook erklart, daB Europa dem Sowjetismus zur Fiihrung
iiberantwortet werden miisse, wenn ein maBgeblicher amerikanisch-jiidischer Journalist Brown diese
These durch die zynische Verlautbarung erganzt, daB eine Bolschewisierung Europas vielleicht iiber-
haupt die Losung unseres kontinentalen Problems darstellte, so wissen wir genau, was damit gemeint
ist. Die europaischen Machte stehen hier vor ihrer entscheidenden Lebensfrage. Das Abendland ist in
Gefahr. Ob ihre Regierungen und ihre Intelligenzschichten das einsehen wollen oder nicht, ist dabei
ganzlich unerheblich.
85 Das deutsche Volk jedenfalls ist nicht gewillt, sich dieser Gefahr auch nur versuchsweise preis-
zugeben. Hinter den anstiirmenden Sowjetdivisionen sehen wir schon die jiidischen Liquidations-
kommandos, hinter diesen aber erhebt sich der Terror, das Gespenst des Millionenhungers und einer
vollkommenen Anarchic Hier erweist sich wiederum das internationale Judentum als das teuflische
Ferment der Dekomposition, das eine geradezu zynische Genugtuung dabei empfindet, die Welt in
ihre tiefste Unordnung zu stiirzen und damit den Untergang jahrtausendealter Kulturen, an denen es
niemals einen inneren Anteil hatte, herbeizufiihren. Wir wissen damit also, vor welcher geschichtli-
chen Aufgabe wir stehen. Eine zweitausendjahrige Aufbauarbeit der abendlandischen Menschheit ist
in Gefahr. Man kann diese Gefahr gar nicht ernst genug schildern, aber es ist auch bezeichnend, daB,
wenn man sie nur beim Namen nennt, das internationale Judentum in alien Landern dagegen mit lar-
menden Ausfiihrungen Protest erhebt. So weit also ist es in Europa schon gekommen, daB man eine
Gefahr nicht mehr eine Gefahr nennen darf, wenn sie eben vom Judentum ausgeht.
Das aber hindert uns nicht daran, die dazu notwendigen Feststellungen zu treffen. Wir haben nie-
mals Angst vor den Juden gehabt und haben sie heute weniger denn je. Wir haben das auch friiher in
unserem innerpolitischen Kampfe getan, als das kommunistische Judentum sich des demokratischen
Judentums im „Berliner Tageblatt" und in der „Vossischen Zeitung" bediente, um eine Gefahr, die von
Tag zu Tag drohender wurde, zu verniedlichen und zu bagatellisieren, um damit die von ihr bedrohten
Teile unseres Volkes in Sicherheit einzuwiegen und ihre Abwehrkrafte einzuschlafern. Wir sahen,
wenn wir dieser Gefahr nicht Herr wiirden, im Geiste schon das Gespenst des Hungers, des Elends und
einer Millionenzwangsarbeit fiir das deutsche Volk heraufziehen, sahen den ehrwiirdigsten Erdteil in
seinen Grundfesten wanken und unter seinen Triimmern das geschichtliche Erbe der abendlandischen
Menschheit begraben. Das ist das Problem, vor dem wir stehen.
Meine zweite These lautet: Allein das Deutsche Reich mit seinen Verbiindeten ist in der Lage, die
eben geschilderte Gefahr zu bannen. Die europaischen Staaten einschlieBlich Englands behaupten,
Deutschland im Kampf 7
stark genug zu sein, eine Bolschewisierung des europaischen Kontinents, sollte sie einmal praktisch
gegeben sein, rechtzeitig und wirksam entgegenzutreten. Diese Erklarung ist kindisch und verdient
liberhaupt keine Widerlegung. Sollte die starkste Militarmacht der Welt nicht in der Lage sein, die
Drohung des Bolschewismus zu brechen, wer brachte dann noch die Kraft dazu auf? Die neutralen
europaischen Staaten besitzen weder das Potential noch die militarischen Machtmittel noch die geisti-
ge Einstellung ihrer Volker, um dem Bolschewismus auch nur den geringsten Widerstand entgegenzu-
setzen. Sie wiirden
86 im Bedarfsfall von seinen motorisierten Roboterdivisionen in wenigen Tagen uberfahren werden. In
den Hauptstadten der mittleren und kleinen europaischen Staaten trostet man sich mit der Absicht,
man mtisse sich gegen die bolschewistische Gefahr seelisch riisten. Das erinnert verzweifelt an die
Erklarungen der burgerlichen Mittelparteien aus dem Jahre 1932, daB der Kampf gegen den Kommu-
nismus nur mit geistigen Waffen ausgefochten und gewonnen werden konne. Diese Behauptung war
uns auch damals zu albern, als daB wir uns damit auseinandergesetzt hatten. Der ostliche Bolschewis-
mus ist nicht nur eine terroristische Lehre, sondern auch eine terroristische Praxis. Er verfolgt seine
Ziele und Zwecke mit einer infernalischen Grundlichkeit, unter restloser Ausschopfung seines inneren
Potentials und ohne jede Rucksichtnahme auf Gliick, Wohlstand und Frieden der von ihm unterjochten
Volkerschaften. Was wollten England und Amerika tun, wenn der europaische Kontinent im grobsten
Unglucksfall dem Bolschewismus in die Arme fiele? Will man Europa von London aus vielleicht ein-
reden, daB eine solche Entwicklung an der Kanalgrenze haltmachen wtirde. Ich habe schon einmal
darauf hingewiesen, daB der Bolschewismus seine Fremdenlegionen auf dem Boden aller demokrati-
schen Staaten bereits in den kommunistischen Parteien stehen hat. Keiner dieser Staaten kann von sich
behaupten, gegen eine innere Bolschewisierung immun zu sein. Eine jiingst vorgenommene Nachwahl
zum englischen Unterhaus ergab, daB der unabhangige, d. h. kommunistische Kandidat in einem
Wahlkreis, der bisher unumschrankte Domane der Konservativen war, von insgesamt 22371 Stimmen
10741 erhielt, das heiBt, daB die Rechtsparteien allein in diesem einen Kreise im Verlaufe von nur
kurzer Zeit rund 10000, also die Halfte aller Wahlerstimmen an die Kommunisten verloren, ein Be-
weis mehr daftir, daB die bolschewistische Gefahr auch in England gegeben ist und daB sie nicht da-
durch gebannt wird, daB man sie nicht sehen will. Alle territorialen Verpflichtungen, die die Sowjet-
union auf sich nimmt, besitzen in unseren Augen keinen effektiven Wert. Der Bolschewismus pflegt
seine Grenzen auch ideologisch und nicht nur militarisch zu ziehen, und darin ist eben seine iiber die
Grenzen der Volker hinwegspringende Gefahr gegeben. Die Welt hat also nicht die Wahl zwischen
einem in seine alte Zersplitterung zuriickfallenden und einem unter der Achsenfuhrung sich neu ord-
nenden Europa, sondern nur die zwischen einem unter dem militarischen Schutz der Achse stehenden
und einem bolschewistischen Europa.
Dariiber hinaus bin ich der festen Uberzeugung, daB die lamentierenden Lords und Erzbischofe in
London liberhaupt nicht einmal die Absicht haben, der bolschewistischen Gefahr, die bei einem weite-
ren Vordringen der Sowjetarmeen fiir die europaischen Staaten gegeben ware, praktisch entgegenzu-
treten.
87 Das Judentum hat die angelsachsischen Staaten geistig und politisch schon so tief durchdrungen, daB
sie diese Gefahr liberhaupt nicht mehr sehen und wahrhaben wollen. Wie es sich in der Sowjetunion
bolschewistisch tarnt, so tarnt es sich in den angelsachsischen Staaten plutokratisch-kapitalistisch. Die
Methoden der Mimikry sind bei der judischen Rasse bekannt. Sie geht seit jeher darauf aus, ihre Gast-
volker einzuschlafern und damit ihre Abwehrkrafte gegen von ihr stammende akute und lebensgefahr-
dende Bedrohungen zu lahmen. Unsere Einsicht in diese Problematik hat uns schon friih die Erkennt-
nis vermittelt, daB das Zusammengehen zwischen internationaler Pluto kratie und internationalem Bol-
schewismus durchaus keinen Widersinn, sondern einen tiefen und ursachlichen Sinn darstellt. Uber
unser Land hinweg reicht sich bereits das westeuropaische scheinzivilisierte Judentum und das Juden-
tum des ostlichen Ghettos die Hande. Damit ist Europa in Todesgefahr.
Ich schmeichle mir nicht, mit diesen Ausfuhrungen die offentliche Meinung in den neutralen oder
gar in den feindlichen Staaten alarmieren zu konnen. Das ist auch nicht ihr Zweck und ihre Absicht.
Ich weiB, daB die englische Presse morgen mit einem wiitenden Geklaff iiber mich herfallen wird, ich
hatte angesichts unserer Belastung an der Ostfront die ersten Friedensflihler ausgestreckt. Davon kann
liberhaupt keine Rede sein. In Deutschland denkt heute kein Mensch an einen faulen KompromiB, das
ganze Volk denkt nur an einen harten Krieg. Ich beanspruche aber als ein verantwortlicher Sprecher
des fuhrenden Landes dieses Kontinents fur mich das souverane Recht, eine Gefahr eine Gefahr zu
nennen, wenn sie nicht nur unser eigenes Land, sondern unseren ganzen Erdteil bedroht. Als Natio-
Deutschland im Kampf 8
nalsozialisten haben wir die Pflicht, Alarm zu schlagen gegen die versuchte Chaotisierung des euro-
paischen Kontinents durch das internationale Judentum, das sich im Bolschewismus eine terroristische
Militarmacht aufgebaut hat, deren Bedrohlichkeit liberhaupt nicht liberschatzt werden kann.
Die dritte These, die ich hier naher erlautern will, ist die, daB Gefahr unmittelbar im Verzuge ist.
Die Lahmungserscheinungen der westeuropaischen Demokratie gegen ihre todlichste Bedrohung sind
herzbeklemmend. Das internationale Judentum fordert sie mit alien Kraften. Genau so, wie der Wi-
derstand gegen den Kommunismus in unserem Kampfe um die Macht in unserem eigenen Lande von
den judischen Zeitungen kunstlich eingeschlafert und nur durch den Nationalsozialismus wieder er-
weckt wurde, genau so ist das heute bei den anderen Volkern der Fall. Das Judentum erweist sich hier
wieder einmal als die Inkarnation des Bosen, als plastischer Damon des Verfalls und als Trager eines
internationalen kulturzerstorerischen Chaos.
Man wird, um das hier nur zu erwahnen, in diesem Zusammenhang auch unsere konsequente
88 Judenpolitik verstehen konnen. Wir sehen im Judentum fur jedes Land eine unmittelbare Gefahr
gegeben. Wie andere Volker sich gegen diese Gefahr zur Wehr setzen, ist uns gleichgtiltig. Wie wir
uns aber dagegen zur Wehr setzen, das ist unsere eigene Sache, in die wir keinerlei Einspriiche dul-
den. Das Judentum stellt eine infektiose Erscheinung dar, die ansteckend wirkt. Wenn das feindliche
Ausland gegen unsere antijudische Politik scheinheilig Protest einlegt und tiber unsere MaBnahmen
gegen das Judentum heuchlerische Krokodilstranen vergieBt, so kann uns das nicht daran hindern, das
Notwendige zu tun. Deutschland jedenfalls hat nicht die Absicht, sich dieser Bedrohung zu beugen,
sondern vielmehr die, ihr rechtzeitig und, wenn notig, mit den radikalsten GegenmaBnahmen entge-
genzutreten.
Im Zeichen all dieser Uberlegungen steht die militarische Belastung des Reiches im Osten. Der
Krieg der mechanisierten Roboter gegen Deutschland und gegen Europa ist auf seinen Hohepunkt
gestiegen. Das deutsche Volk erfullt mit seinen Achsenpartnern im wahrsten Sinne des Wortes eine
europaische Mission, wenn es dieser unmitteibaren und ernsten Lebensbedrohung mit den Waffen
entgegentritt. Wir lassen uns nicht durch das Geschrei des internationalen Judentums in aller Welt in
der mutigen und aufrechten Fortfuhrung des gigantischen Kampfes gegen diese Weltpest beirren. Er
kann und darf nur mit Sieg enden.
Das Ringen um Stalingrad wurde in seiner tragischen Verwicklung geradezu zu einem Symbol die-
ses heroischen, mannlichen Widerstandes gegen den Aufruhr der Steppe. Es hatte deshalb nicht nur
eine militarische, sondern auch eine geistige und seelische Bedeutung fur das deutsche Volk von
tiefstgreifender Wirkung. Erst hier sind uns unsere Augen fur die aus diesem Kriege erwachsende
Problematik vollkommen geoffnet worden. Wir wollen jetzt gar nichts mehr von falschen Hoffnungen
und Illusionen horen. Wir wollen den Tatsachen, und wenn sie noch so hart und grausam sind, mutig
in die Augen schauen. Denn jedesmal noch hat es sich in der Geschichte unserer Partei und unseres
Staates erwiesen, daB eine erkannte Gefahr bald schon auch eine gebannte Gefahr ist. Im Zeichen die-
ses heroischen Widerstandes stehen unsere weiteren schwersten Abwehrkampfe im Osten. Sie bean-
spruchen unsere Soldaten und ihre Waffen in einem Umfange, der uns bei alien bisherigen Feldzugen
vollkommen unbekannt gewesen ist. Im Osten tobt ein Krieg ohne Gnade. Der Ftihrer hat ihn richtig
charakterisiert, als er erklarte, es werden aus ihm nicht Sieger und Besiegte, sondern nur noch liberie -
bende und Vernichtete hervorgehen.
Das deutsche Volk hat das ganz klar erkannt. Mit seinem gesunden Instinkt hat es sich auf eigene
Weise
89 einen Weg durch das Gestrupp der tagesaktuell bedingten geistigen und seelischen Schwierigkeiten
dieses Krieges gebahnt. Wir wissen heute genau, daB der Blitzkrieg des Polen- und Westfeldzuges fur
den Osten nur noch eine bedingte Gultigkeit hat. Hier kampft die deutsche Nation um ihr Alles. Wir
sind in diesem Kampf zu der Erkenntnis gekommen, daB das deutsche Volk hier seine heiligsten Gti-
ter, seine Familien, seine Frauen und seine Kinder, die Schonheit und Unberuhrtheit seiner Land-
schaft, seine Stadte und Dorfer, das zweitausendjahrige Erbe seiner Kultur und alles, was uns das Le-
ben lebenswert macht, zu verteidigen hat.
Fur diese Schatze unseres reichen Volkstums hat der Bolschewismus naturlich nicht das geringste
Verstandnis, und er wurde auch im Bedarfsfalle darauf nicht die geringste Rucksicht nehmen. Er tut
das ja nicht einmal seinem eigenen Volke gegenuber. Die Sowjetunion hat das bolschewistische
Kriegspotential seit 25 Jahren in einem Umfange ausgeschopft, der fur uns ganzlich unvorstellbar war
und deshalb von uns auch falsch eingeschatzt wurde. Das terroristische Judentum hat sich in RuBland
200 Millionen Menschen dienstbar gemacht, dabei seine zynischen Methoden und Praktiken mit der
Deutschland im Kampf 9
stumpfen Zahigkeit der russischen Rasse vermahlt, die deshalb eine um so groBere Gefahr flir die eu-
ropaischen Kulturvolker darstellt. Im Osten wird ein ganzes Volk zum Kampf gezwungen. Hier wer-
den Manner, Frauen, ja Kinder nicht nur in die Rtistungsfabriken, sondern audi in den Krieg getrie-
ben. 200 Millionen stehen uns hier teils unter dem Terror der GPU, teils befangen in einer teuflischen
Anschauung, mit wilder Stumpfheit gegenuber. Die Massen von Panzern, die in diesem Winter unsere
ostliche Front berennen, sind das Ergebnis eines 25jahrigen sozialen Unglucks und Elends des bol-
schewistischen Volkes. Dagegen miissen wir mit entsprechenden GegenmaBnahmen antreten, wenn
wir nicht das Spiel als verloren aufgeben wollen.
Ich gebe meiner festen Uberzeugung Ausdruck, daB wir die bolschewistische Gefahr auf die Dauer
nur niederringen konnen, wenn wir ihr, wenn auch nicht mit gleichen, so doch mit gleichwertigen
Methoden entgegentreten. Die deutsche Nation steht damit vor der ernstesten Frage dieses Krieges,
namlich der, die Entschlossenheit aufzubringen, alles einzusetzen, um alles, was sie besitzt, zu erhal-
ten, und alles, was sie zum spateren Leben no tig hat, dazu zu gewinnen. Es geht also nicht nur darum,
heute einen hohen Lebens standard auf Kosten unserer Verteidigungskraft gegen den Osten aufrecht-
zuerhalten, es geht vielmehr darum, unsere Verteidigungskraft zu starken auf Kosten eines nicht mehr
zeitgemaBen hohen Lebensstandards. Das hat durchaus nichts mit Nachahmung bolschewistischer
Methoden zu tun. Wir haben auch fruher im Kampf gegen die Kommunistische Partei andere Metho-
den angewandt, als wir sie
90 gegen die burgerlichen Parteien anwandten. Denn hier trat uns ein Gegner gegenuber, der anders
angefaBt werden muBte, wenn man mit ihm fertig werden wollte. Er bediente sich des Terrors, um die
nationalsozialistische Bewegung niederzuschlagen. Terror aber wird nicht mit geistigen Argumenten,
sondern nur mit Gegenterror gebrochen.
Die geistige Bedrohung, die der Bolschewismus darstellt, ist bekannt; sie wird auch im neutralen
Ausland nicht bestritten. liber die geistige Bedrohung hinaus aber stellt er nun fur uns und Europa
eine unmittelbare militarische Bedrohung dar. Ihr nur mit geistigen Argumenten entgegentreten zu
wollen, wtirde bei den Kreml-Gewaltigen wahrscheinlich sturmische Heiterkeit auslosen. Wir sind
nicht so dumm und so kurzsichtig, den Kampf gegen den Bolschewismus mit derartig unzulanglichen
Mitteln auch nur zu versuchen. Wir wollen auch nicht auf uns das Wort angewandt sehen, daB nur die
allergroBten Kalber sich ihre Metzger selber wahlen. Wir sind entschlossen, unser Leben mit alien
Mitteln zu verteidigen ohne Rucksicht darauf, ob die uns umgebende Welt die Notwendigkeit dieses
Kampfes einsieht oder nicht.
Der totale Krieg also ist das Gebot der Stunde. Es muB jetzt zu Ende sein mit den burgerlichen Zim-
perlichkeiten, die auch in diesem Schicksalskampf nach dem Grundsatz verfahren wollen: „Wasch mir
den Pelz, aber mach mich nicht naB!" Die Gefahr, vor der wir stehen, ist riesengroB. RiesengroB miis-
sen deshalb auch die Anstrengungen sein, mit denen wir ihr entgegentreten, Es ist also jetzt die Stunde
gekommen, die Glacehandschuhe auszuziehen und die Faust zu bandagieren. Es geht nicht mehr an,
das reiche Kriegspotential nicht nur unseres eigenen Landes, sondern der uns zur Verfugung stehenden
bedeutenden Teile Europas nur fluchtig und an der Oberflache auszuschopfen. Es muB ganz zur Aus-
schopfung gelangen, und zwar so schnell und so griindlich, als das organisatorisch und sachlich liber-
haupt nur denkbar ist. Hier ware eine falsche Rlicksichtnahme vollkommen fehl am Orte. Europas
Zukunft hangt von unserem Kampf im Osten ab. Wir stehen zu seinem Schutze bereit. Das deutsche
Volk stellt sein kostbarstes nationales Blut fur diesen Kampf zur Verfugung. Der librige Teil Europas
sollte hierflir wenigstens seine Arbeit zur Verfugung stellen. Wer diesen Kampf im ubrigen Europa
heute noch nicht versteht, wird uns morgen auf den Knien danken, daB wir ihn mutig und unbeirrt auf
uns genommen haben.
Es argert uns nicht einmal, wenn unsere Feinde im Ausland behaupten, die MaBnahmen, die wir
jetzt zur Totalisierung des Krieges durchfuhrten, kamen denen des Bolschewismus ziemlich nahe.
Scheinheilig erklaren sie, darum miisse man also folgern, daB sich unter diesen Umstanden der Kampf
gegen den Bolschewismus liberhaupt erubrige. Es geht hier nicht um die Methode, mit dei? man den
Bolschewismus
91 zu Boden schlagt, sondern um das Ziel, namlich um die Beseitigung der Gefahr. Die Frage ist also
nicht die, ob die Methoden, die wir anwenden, gut oder schlecht sind, sondern ob sie zum Erfolge
flihren. Jedenfalls sind wir als nationalsozialistische Volksfuhrung jetzt zu allem entschlossen. Wir
packen zu, ohne Rucksicht auf die Einspriiche des einen oder des anderen. Wir wollen nicht mehr im
Interesse der Aufrechterhaltung eines hohen, manchmal fast friedensmaBigen inneren Lebensstandards
fur eine bestimmte Volksschicht das deutsche Kriegspotential schwachen und damit unsere Kriegfuh-
Deutschland im Kampf 10
rung gefahrden. Im Gegenteil, wir verzichten freiwillig auf einen bedeutenden Teil dieses Lebensstan-
dards, um das Kriegspotential so schnell und so griindlich wie moglich zu erhohen.
Im librigen herrscht dariiber, wie mir aus ungezahlten Briefen aus der Heimat und Zustimmungs-
kundgebungen von der Front mitgeteilt wird, im ganzen deutschen Volke uberhaupt nur eine Meinung.
Jedermann weiB, daB dieser Krieg, wenn wir ihn verloren, uns alle vernichten wurde. Und darum ist
das Volk mit seiner Flihrung entschlossen, nunmehr zur radikalsten Selbsthilfe zu greifen. Die breiten
arbeitenden Massen unseres Volkes machen der Regierung nicht zum Vorwurf, daB sie zu riicksichts-
los, sondern hochstens, daB sie zu rlicksichtsvoll vorgeht. Man frage landauf, landab das deutsche
Volk; man wird uberall nur die eine Antwort erhalten: Das Radikalste ist heute eben radikal, und das
Totalste ist heute eben total genug, um den Sieg zu erringen.
Darum ist die totale Kriegflihrung eine Sache des ganzen deutschen Volkes. Niemand kann sich
auch nur mit einem Schein von Berechtigung an ihren Forderungen vorbeidriicken. Als ich in meiner
Rede vom 30. Januar von dieser Stelle aus den totalen Krieg proklamierte, schwollen mir aus den um
mich versammelten Menschenmassen Orkane der Zustimmung zu. Ich kann also feststellen, daB die
Fuhrung sich in ihren MaBnahmen in vollkommener Ubereinstimmung mit dem ganzen deutschen
Volk in der Heimat und an der Front befindet. Das Volk will alle, auch die schwersten Belastungen
auf sich nehmen und ist bereit, jedes Opfer zu bringen, wenn damit dem groBen Ziel des Sieges ge-
dient wird.
Die Voraussetzung dazu aber ist selbstverstandlich die, daB die Lasten gerecht verteilt werden. Es
darf nicht geduldet werden, daB der weitaus groBte Teil des Volkes die ganze Burde des Krieges tragt
und ein kleiner passiver Teil sich an den Lasten und an der Verantwortung des Krieges vorbeizudriik-
ken versucht. Die MaBnahmen, die wir getroffen haben und noch treffen mtissen, werden deshalb vom
Geiste einer nationalsozialistischen Gerechtigkeit erfullt sein. Wir nehmen keine Rucksicht auf Stand
und Beruf. Arm und reich und hoch und niedrig miissen in gleicher Weise beansprucht werden. Je-
dermann wird in dieser
92 ernstesten Phase unseres Schicksalskampfes zur Erfullung seiner Pflicht der Nation gegentiber
angehalten, wenn notig, gezwungen werden. Wir wissen uns auch dabei in voller Ubereinstimmung
mit dem nationalen Willen unseres Volkes. Wir wollen lieber zu viel als zu wenig Kraft zur Erringung
des Sieges anwenden. Noch niemals ist ein Krieg in der Geschichte der Volker verlorengegangen, weil
die Fuhrung zu viel Soldaten und Waffen hatte. Sehr viele aber gingen verloren, weil das Umgekehrte
der Fall war.
Ich habe schon in der Offentlichkeit erklart, daB die kriegsentscheidende Aufgabe der Gegenwart
darin besteht, dem Ftihrer durch einschneidendste MaBnahmen in der Heimat eine operative Reserve
bereitzustellen, die ihm die Moglichkeit gibt, im kommenden Friihjahr und Sommer die Offensive
aufs neue aufzunehmen und den Versuch zu machen, dem sowjetischen Bolschewismus den entschei-
denden Schlag zu versetzen. Je mehr wir dem Ftihrer an Kraft in die Hand geben, um so vernichtender
wird dieser Schlag sein. Es ist also nicht mehr angebracht, unzeitgemaBen Friedensvorstellungen zu
huldigen. Das deutsche Volk hat alle Veranlassung, nur an den Krieg zu denken. Das tragt nicht zu
seiner Verlangerung, sondern nur zu seiner Beschleunigung bei. Der totalste und radikalste Krieg ist
auch der kurzeste. Wir mtissen im Osten wieder offensiv werden. Wir miissen dazu die notigen Kraf-
te, die im Lande noch in reichem MaBe vorhanden sind, mobilisieren, und zwar nicht nur auf organi-
satorische, sondern auch auf improvisatorische Weise. Ein umstandliches burokratisches Verfahren
ftihrt hier nur langsam zum Ziel. Die Stunde aber drangt; Eile ist ihr Gebot. Auch friiher im Kampf
der nationalsozialistischen Bewegung gegen den demokratischen Staat haben wir nicht nach einem
schwerfailigen Verfahren gearbeitet. Auch damals lebten wir oft von der Hand in den Mund und trie-
ben unsere politische Strategic als System der ewig sich wiederholenden Aushilfen. Das muB auch
heute wieder der Fall sein.
Es ist also an der Zeit, den Saumigen Beine zu machen. Sie mtissen aus ihrer bequemen Ruhe auf-
geriittelt werden. Wir konnen nicht warten, bis sie von selbst zur Besinnung kommen und es dann
vielleicht zu spat ist. Es muB wie ein Alarmruf durch das ganze Volk gehen. Eine Arbeit von Millio-
nen Handen hat einzusetzen, und zwar landauf, landab. Die MaBnahmen, die wir bereits getroffen
haben und noch treffen miissen und die ich im weiteren Teil meiner Ausfuhrungen des naheren erlau-
tern werde, sind einschneidend fur das gesamte private und offentliche Leben. Die Opfer, die der ein-
zelne Burger dabei zu bringen hat, sind manchmal schwer; aber sie bedeuten nur wenig den Opfern
gegentiber, die er bringen muBte, wenn er sich zu diesen Opfern weigerte und damit das groBte natio-
nale Ungluck iiber unser Volk
Deutschland im Kampf 1 1
93 heraufbeschworte. Es ist besser, zur rechten Zeit einen Schritt zu tun, als zuzuwarten und die
Krankheit sich erst richtig festsetzen zu lassen. Man darf aber dem Operateur, der den Schnitt tut,
nicht in den Arm fallen oder ihn gar wegen Korperverletzung anklagen. Er schneidet nicht, um zu
toten, sondern um das Leben des Patienten zu retten.
Wiederum muB ich hier betonen, daB, je schwerer die Opfer sind, die das deutsche Volk zu bringen
hat, um so dringender die Forderung erhoben werden muB, daB sie gerecht verteilt werden. Das will
auch das Volk. Niemand straubt sich heute gegen die Ubernahme von auch schwersten Kriegslasten.
Aber es muB natiirlich auf jeden aufreizend wirken, wenn gewisse Leute immer wieder versuchen, sich
an den Lasten uberhaupt vorbeizudriicken. Die nationalsozialistische Staatsfuhrung hat die moralische,
aber auch staatspolitische Pflicht, solchen Versuchen mannhaft, wenn notig, mit drakonischen Strafen
entgegenzutreten. Schonung ware hier vollkommen fehl am Platze und wiirde allmahlich zu einer
Verwirrung der Gefuhle und Ansichten unseres Volkes ftihren, die eine schwere Gefahrdung unserer
offentlichen Kriegsmoral nach sich ziehen muBte.
Wir sind somit auch gezwungen, eine Reihe von MaBnahmen zu treffen, die zwar fur die Kriegfuh-
rung an sich nicht von lebenswichtiger Bedeutung sind, die aber fur die Aufrechterhaltung der
Kriegsmoral in der Heimat und an der Front erforderlich erscheinen. Auch die Optik des Krieges, d. h.
das auBere Bild der Kriegfuhrung, ist im vierten Kriegsjahr von ausschlaggebender Wichtigkeit. Die
Front hat angesichts der ubermenschlichen Opfer, die sie taglich zu bringen hat, ein elementares An-
recht darauf, daB auch nicht ein einziger in der Heimat das Recht fur sich in Anspruch nimmt, am
Kriege und seinen Pflichten vorbeizuleben. Aber nicht nur die Front fordert das, sondern auch der
weitaus uberwiegende anstandige Teil der Heimat. Die FleiBigen besitzen einen Anspruch darauf, daB,
wenn sie zehn und zwolf und manchmal vierzehn Stunden taglich arbeiten, sich direkt neben ihnen
nicht die Faulenzer rakeln und gar noch die anderen fur dumm und nicht raffiniert genug halten. Die
Heimat muB in ihrer Gesamtheit sauber und intakt bleiben. Nichts darf ihr kriegsgemaBes Bild triiben.
Es sind deshalb eine Reihe von MaBnahmen getroffen worden, die dieser neuen Optik des Krieges
Rechnung tragen. Wir haben beispielsweise die SchlieBung der Bars und Nachtlokale angeordnet. Ich
kann mir nicht vorstellen, daB es heute noch Menschen gibt, die ihre Kriegspflichten voll erfullen und
gleichzeitig bis tief in die Nacht in Amusierlokalen herumsitzen. Ich muB daraus nur folgern, daB sie
es mit ihren Kriegspflichten nicht allzu genau nehmen. Wir haben diese Amusierlokale geschlossen,
weil sie
94 anfingen, uns lastig zu fallen und das Bild des Krieges trubten. Wir verfolgen damit durchaus keine
muckerischen Ziele. Nach dem Kriege wollen wir gern wieder nach dem Grundsatz verfahren: Leben
und leben lassen. Wahrend des Krieges aber gilt der Grundsatz: Kampfen und kampfen lassen!
Auch Luxusrestaurants, deren Aufwand in keinem Vernal tnis zum erzielten Effekt steht, sind der
SchlieBung verfallen. Es mag sein, daB der eine oder der andere auch wahrend des Krieges noch in der
Pflege des Magens eine Hauptaufgabe sieht. Auf ihn konnen wir dabei keine Rucksicht nehmen. Wenn
an der Front unsere kampfenden Truppen vom Grenadier bis zum Generalfeldmarschall aus der Feld-
kiiche essen, so glaube ich, ist es nicht zuviel verlangt, wenn wir in der Heimat jeden zwingen, wenig-
stens auf die elementarsten Gebote des Gemeinschaftsdenkens Rucksicht zu nehmen. Feinschmecker
wollen wir wieder nach dem Kriege werden. Heute haben wir Wichtigeres zu tun, als den Magen zu
pflegen. Auch ungezahlte Luxus- und Reprasentationsgeschafte sind mitflerweile zur Auflosung ge-
kommen. Sie waren fur das kaufende Publikum vielfach ein standiger Stein des AnstoBes. Zu kaufen
gab es dort praktisch kaum noch etwas, hochstens einmal, wenn man hier und da statt mit Geld mit
Butter oder mit Eiern bezahlte. Was haben Geschafte fur einen Zweck, die keine Waren mehr verkau-
fen und nur elektrisches Licht, Heizung und menschliche Arbeitskraft verbrauchen, die uns anderswo,
vor allem in der Rustungsproduktion, an alien Ecken und Enden fehlen.
Man wende hier nicht ein, die Aufrechterhaltung eines holden Friedensscheines imponiere dem
Auslande. Dem Ausland imponiert nur ein deutscher Sieg! Wenn wir gesiegt haben, wird jedermann
unser Freund sein wollen. Wtirden wir aber einmal' unterliegen, so konnten wir unsere Freunde an den
Fingern einer Hand abzahlen. Wir haben deshalb mit diesen falschen Illusionen, die das Kriegsbild
verwischen, SchluB gemacht. Wir werden die Menschen, die dort untatig in den leeren Geschaften
herumstanden, einer nutzbringenderen Tatigkeit in der offentlichen Kriegswirtschaft zufuhren. Dieser
ProzeB ist eben im Gange und wird bis zum 15. Marz abgeschlossen sein. Er stellt natiirlich eine' riesi-
ge Umorganisation unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens dar. Wir gehen dabei nicht planlos vor.
Wir wollen auch niemanden zu Unrecht anklagen oder Tadel und Vorwurf nach alien Seiten verteilen.
Wir tuen lediglich das, was notwendig ist. Das aber tuen wir schnell und griindlich.
Deutschland im Kampf 12
Wir wollen lieber ein paar Jahre geflickte Kleider tragen, als einen Zustand heraufbeschworen, in
dem unser Volk ein paar Jahrhunderte in Lumpen herumlaufen miiBte. Was sollen heute noch Modesa-
lons, die Licht, Heizung und menschliche Arbeitskraft verbrauchen? Sie werden nach dem Kriege,
wenn wir wieder
95 Zeit und Lust dazu haben, neu erstehen. Was sollen Frisiersalons, in denen ein Schonheitskult gepflegt
wird, der ungeheuer viel Zeit und Arbeitskraft beansprucht, der fur den Frieden zwar sehr schon und
angenehm, fur den Krieg aber uberflussig ist. Unsere Frauen und Madchen werden einmal unseren
siegreich heimkehrenden Soldaten auch ohne friedensmaBige Aufmachung gefallen.
In den offentlichen Amtern wird in Zukunft etwas schneller und unbiirokratischer gearbeitet werden.
Es ergibt durchaus kein gutes Bild, wenn dort nach achtstiindiger Arbeitszeit auf die Minute genau
SchluB gemacht wird. Nicht das Volk ist fur die Amter, sondern die Amter sind fur das Volk da. Man
arbeitet also so lange, bis die Arbeit erledigt ist. Das ist das Gebot des Krieges. Wenn der Ftihrer das
kann, so werden auch die Diener des Staates das konnen. Ist fur eine langere Arbeitszeit nicht genii-
gend Arbeit da, so gibt man 10 oder 20 oder 30 Prozent der Mitarbeiter an die kriegswichtige Wirt-
schaft ab und stellt damit wieder eine entsprechende Anzahl Manner fur die Front frei. Das gilt fur alle
Dienststellen in der Heimat. Vielleicht wird gerade dadurch auch die Arbeit in den Amtern etwas
schneller und etwas weniger schwerfallig vor sich gehen. Wir mtissen im Kriege lernen, nicht nur
griindlich, sondern auch prompt zu arbeiten. Der Soldat an der Front hat auch nicht wochenlang Zeit,
sich eine MaBnahme zu iiberlegen, sie von Hand zu Hand weiterzugeben oder in den Akten verstauben
zu lassen. Er muB sofort handeln, weil er sonst sein Leben verliert. Wir in der Heimat verlieren zwar
durch schwerfailiges Arbeiten nicht unser eigenes Leben, aber wir gefahrden damit auf die Dauer das
Leben unseres Volkes.
Auch alberne Arbeiten, die mit dem Krieg uberhaupt nichts zu tun haben, miissen bei Industrie und
Verwaltung abgestellt werden. Vieles, was im Frieden schon erstrebenswert war, wirkt im Kriege nur
lacherlich. Wenn sich beispielsweise, wie mir berichtet wurde, eine Reihe von Stellen wochenlang mit
der Frage beschaftigen, ob man das Wort Akkumulator durch das Wort Sammler ersetzen solle, und
dartiber sogar umfangreiche Aktenvorgange anlegen, so habe ich den Eindruck, und ich glaube, das
deutsche Volk teilt diesen, daB Personen, die sich im Kriege mit solchen Kindereien beschaftigen,
nicht ganz ausgelastet sind und zweckmaBigerweise in eine Munitionsfabrik gesteckt oder an die Front
geschickt wtirden.
Uberhaupt miissen alle, die im Dienste des Volkes tatig sind, dem Volke in der Arbeit sowohl wie in
der auBeren und inneren Haltung stets ein leuchtendes Beispiel geben. Auch an Kleinigkeiten entziin-
det sich manchmal der offentliche Unmut. Es ist beispielsweise aufreizend, wenn junge Manner und
Frauen morgens um 9 Uhr in Berlin durch den Tiergarten reiten und dabei vielleicht einer Arbeiterfrau
begegnen,
96 die eine zehnstiindige Nachtschicht hinter sich hat und zu Hause drei oder vier oder fiinf Kinder
betreuen muB. Das Bild einer wie im vollen Frieden vorbeigaloppierenden Kavalkade kann in der See-
le dieser braven Arbeiterfrau nur Bitterkeit erregen. Ich habe deshalb das Reiten auf offentlichen Stra-
Ben und Platzen der Reichshauptstadt fur die Dauer des Krieges verboten. Ich trage auch damit, glaube
ich, den psychologischen Forderungen des Krieges Rechnung und wohl auch den Forderungen der
Riicksichtnahme auf die Front. Der Soldat, der fur ein paar Tage von der Ostfront nach Hause in Ur-
laub fahrt und vielleicht in Berlin einen Tag Pause macht, wird durch den Anblick eines solchen
Schauspiels einen ganz falschen Eindruck von der Reichshauptstadt bekommen. Er sieht ja nicht die in
den Riistungsfabriken taglich zwolf, vierzehn und manchmal sechzehn Stunden werkenden Hundert-
tausende fleiBiger und anstandiger Arbeiter und Arbeiterinnen, sondern eine frohliche Reitgesellschaft.
Man kann sich denken, welche Eindriicke aus der Heimat er an die Front weitervermittelt. Uberhaupt
muB jeder' es sich zu einem selbstverstandlichen Gebot der Kriegsmoral machen, auf die berechtigten
Forderungen des arbeitenden und kampfenden Volkes die groBte Riicksicht zu nehmen. Wir sind keine
Spielverderber, aber wir lassen uns auch nicht das Spiel verderben.
Wenn beispielsweise gewisse Manner und Frauen sich wochenlang in den Kurorten herumrakeln,
sich dort Geriichte zutratschen und schwer Kriegsversehrten und Arbeitern und Arbeiterinnen, die
nach einjahrigem, hartem Einsatz Anspruch auf Urlaub haben, den Platz wegnehmen, so ist das uner-
traglich und deshalb abgestellt worden. Der Krieg ist nicht die richtige Zeit fur einen gewissen Amii-
sierpobel. Unsere Freude ist bis zu seinem Ende die Arbeit und der Kampf, darin linden wir unsere
tiefe innere Genugtuung. Wer das nicht aus eigenem Pflichtgefiihl versteht, der muB zu diesem
Pflichtgefiihl erzogen, wenn notig, auch gezwungen werden. Hier hilft nur hartes Durchgreifen.
Deutschland im Kampf 13
Es macht z. B. auf das Volk keinen guten Eindruck, wenn wir mit einer Riesenpropaganda die Paro-
le ausgeben: „Rader mlissen rollen fur den Sieg!", das ganze Volk daraus die Folgerung zieht und
keine unnutzen Reisen antritt, dagegen arbeitslose Vergniigungsreisende dadurch nur mehr Platz in der
Eisenbahn bekommen. Die Eisenbahn dient heute kriegswichtigen Transporten und kriegsnotwendigen
Geschaftsreisen. Urlaub hat nur der zu beanspruchen, der sonst in seiner Arbeits- oder Kampfkraft
schwer gefahrdet wlirde. Der Flihrer hat seit Beginn des Krieges und lange vorher nicht einen Tag
Urlaub gehabt. Wenn also der erste Mann im Staate seine Pflicht so ernst und so verantwortungsvoll
auffaBt, dann muB
97 das fur jeden Burger und jede Burgerin des Staates eine stumme, aber doch unuberhorbare Aufforde-
rung sein, sich auch danach zu richten.
Die Regierung tut anderseits alles, um dem arbeitenden Volke in dieser schweren Zeit die notigen
Entspannungsmoglichkeiten zu erhalten. Theater, Kinos, Musiksale bleiben voll im Betrieb. Der
Rundfunk wird bestrebt sein, sein Programm noch zu erweitern und zu vervollkommnen. Wir haben
durchaus nicht die Absicht, tiber unser Volk eine graue Winters timmung heraufzubeschworen. Was
dem Volke dient, was seine Kampf- und Arbeitskraft erhalt, stahlt und vermehrt, das ist gut und
kriegswichtig. Das Gegenteil ist abzuschaffen. Ich habe deshalb als Ausgleich gegen die eben geschil-
derten MaBnahmen angeordnet, daB die geistigen und seelischen Erholungsstatten des Volkes nicht
vermindert, sondern vermehrt werden. Soweit sie unseren Kriegsanstrengungen nicht schaden, son-
dern sie fordern, mlissen sie auch von selten der Staats- und Volksfuhrung eine entsprechende Forde-
rung erfahren. Das gilt auch fur den Sport. Der Sport ist heute keine Angelegenheit bevorzugter Krei-
se, sondern eine Angelegenheit des ganzen Volkes. UK-Stellungen sind auf dem Sportgebiet ganzlich
sinnlos. Der Sport hat ja die Aufgabe, die Korperkraft zu stahlen, doch wohl in der Hauptsache zu dem
Zweck, sie wenigstens in der schlimmsten Notzeit des Volkes zum Einsatz zu bringen.
Das alles will auch die Front. Das fordert mit stiirmischer Zustimmung das ganze deutsche Volk. Es
will jetzt nichts mehr horen von kriegsunwichtiger Betriebsamkeit und ahnlichen Wichtigtuereien, die
Zeit und Aufwand erfordern. Es will nichts mehr horen von einem uberspannten umstandlichen Frage-
bogenunwesen fur jeden Unsinn. Es will sich nicht in tausend Kleinigkeiten verzetteln, die fur den
Frieden vielleicht wichtig waren, fur den Krieg aber keine Bedeutung besitzen. Es weiB, was es zu tun
und was es zu lassen hat. Es will eine spartanische Lebensfuhrung fur alle, fur hoch und niedrig und
arm und reich. So wie der Fiihrer dem ganzen Volke ein Beispiel gibt, so muB das ganze Volk in alien
seinen Schichten sich dieses Beispiel auch zum Vorbild nehmen. Wenn er nur Arbeit und Sorgen
kennt, so wollen wir ihm Arbeit und Sorgen nicht allein uberlassen, sondern den Teil, den wir ihm
abnehmen konnen, auch auf uns nehmen.
Die Zeit, die wir heute durchleben, hat in ihrer ganzen Anlage fur jeden echten Nationalsozialisten
eine verbluffende Ahnlichkeit mit der Kampfzeit. Da und immer haben wir so gehandelt. Wir sind
immer mit dem Volke durch dick und dtinn gegangen, und darum ist das Volk uns auch auf alien We-
gen gefolgt. Wir haben immer mit dem Volk gemeinsam alle Lasten getragen, und deshalb schienen
uns die Lasten nicht schwer, sondern leicht zu sein. Das Volk will gefuhrt werden. Noch niemals gab
es in der Geschichte ein
98 Beispiel daftir, daB in einer kritischen Stunde des nationalen Lebens das Volk einer tapferen und
entschlossenen Fuhrung die Gefolgschaft versagt hatte.
Ich mochte in diesem Zusammenhang auch tiber einige praktische MaBnahmen des totalen Krieges,
die wir bereits getroffen haben, ein paar Worte verlieren.
Das Problem, um das es sich dabei handelt, heiBt: Freimachung von Soldaten fur die Front, Freima-
chung von Arbeitern und Arbeiterinnen fur die Rustungswirtschaft. Diesen beiden Zielen mlissen alle
anderen Bedurfnisse untergeordnet werden, selbst auf Kosten unseres sozialen Lebensniveaus wah-
rend des Krieges. Das soil nicht eine endgliltige Stabilisierung unseres Lebensstandards darstellen,
sondern gilt nur als Mittel zur Erreichung des Zweckes, namlich des eines totalen Sieges.
Es mlissen im Rahmen dieser Aktion Hunderttausende von. UK-Stellungen in der Heimat aufgeho-
ben werden. Diese UK-Stellungen waren bisher notwendig, weil wir nicht ausreichend Fach- und
Schllisselkrafte zur Verfligung hatten, die die durch Aufhebung der UK-Stellungen leer werdenden
Platze besetzen konnten. Es ist der Sinn der getroffenen und noch zu treffenden MaBnahmen, die daftir
benotigten Arbeitskrafte zu mobilisieren. Darum geht unser Appell an die noch auBerhalb der Kriegs-
wirtschaft stehenden Manner und die bisher noch auBerhalb des Arbeitsprozesses stehenden Frauen.
Sie werden sich diesem Appell nicht versagen wollen und auch nicht versagen konnen. Die Arbeits-
pflicht fiir Frauen ist sehr weitschichtig gefaBt worden. Das heiBt aber nicht, daB nur diejenigen, die
Deutschland im Kampf 14
im Gesetz genannt worden sind, arbeiten diirfen. Jeder ist uns willkommen, und je mehr sich fur den
groBen UmschichtungsprozeB in der inneren Wirtschaft zur Verfugung stellen, um so mehr Soldaten
konnen wir fur die Front freimachen.
Unsere Feinde behaupten, die deutschen Frauen seien nicht in der Lage, den Mann in der Kriegs-
wirtschaft zu ersetzen. Das mag fur bestimmte schwere korperliche Arbeiten unserer Kriegsfertigung
zutreffen. Dariiber hinaus aber bin ich der Uberzeugung, daB die deutsche Frau fest entschlossen ist,
den Platz, den der Mann, der an die Front geht, freimacht, in kurzester Frist voll auszufullen. Wir
brauchen uns da gar nicht auf bolschewistische Beispiele zu berufen. Auch in der deutschen Kriegs-
wirtschaft sind seit Jahren schon Millionen bester deutscher Frauen mit groBtem Erfolg tatig, und sie
warten mit Ungeduld darauf, daB ihre Reihen baldigst durch neuen Zuzug vermehrt und erganzt wer-
den. Alle die, die sich fur diese Arbeit zur Verfugung stellen, erfullen damit nur eine Dankespflicht
der Front gegenuber. Hunderttausende sind schon gekommen, Hunderttausende werden noch kom-
men. In kurzester Zeit hoffen wir, damit Armeen von Arbeitskraften freizumachen, die ihrerseits
99 wieder Armeen von kampfenden Frontsoldaten freistellen werden.
Ich mliBte mich sehr in den deutschen Frauen tauschen, wenn ich annehmen sollte, daB sie den
hiermit an sie ergehenden Appell uberhoren wollten. Sie werden sich nicht in engherzigster Weise an
das Gesetz anklammern oder gar noch versuchen, durch seine Maschen zu entschllipfen. Im ubrigen
wlirden die wenigen, die solche Absichten verfolgen, damit bei uns nicht landen. Arztliche Atteste
werden start der aufgerufenen Arbeitskraft nicht als vollwertig angenommen. Auch eine etwaige Alibi-
Arbeit, die man sich beim Mann oder beim Schwager oder bei einem guten Bekannten verschafft, um
sich unbeaufsichtigt weiter an der Arbeit vorbeidrticken zu konnen, wird von uns mit entsprechenden
GegenmaBnahmen beantwortet werden. Die wenigen, die solche Plane verfolgen, konnen sich damit in
der offentlichen Wertung nur selbst erledigen. Das Volk wird ihnen die groBte Verachtung zollen.
Niemand verlangt, daB eine Frau, die dazu nicht die notigen korperlichen Voraussetzungen mitbringt,
in die schwere Fertigung einer Panzerfabrik geht. Es gibt aber eine Unmenge von Fertigungen auch in
der Kriegsindustrie, die ohne allzu starke korperliche Anstrengung geleistet werden konnen und fur
die sich eine Frau, auch wenn sie aus bevorzugten Kreisen stammt, ruhig zur Verfugung stellen kann.
Es ware auch angebracht, daB Frauen, die Dienstpersonal beschaftigen, jetzt schon diese Frage einer
Uberpriifung unterzogen. Man kann sehr wohl sich selbst dem Haushalt und den Kindern widmen und
sein Dienstmadchen freigeben oder den Haushalt und die Kinder dem Dienstmadchen oder der NSV
uberantworten und sich selbst zur Arbeit melden. Allerdings ist dann das Leben nicht mehr so gemtit-
lich wie im Frieden. Aber wir leben ja auch nicht im Frieden, sondern im Kriege. Gemutlich werden
wir es uns wieder machen, wenn wir den Sieg in Handen haben. Jetzt aber miissen wir fiir den Sieg
unter weitestgehender Aufopferung unserer Bequemlichkeit kampfen.
Auch und gerade die Kriegerfrauen werden das verstehen. Sie werden es fur ihre hochste Verpflich-
tung halten, ihren Mannern drauBen an der Front dadurch zur Seite zu treten, daB sie sich einer
kriegswichtigen Arbeit zur Verfugung stellen. Das betrifft vor allem die Landwirtschaft. Die Frauen
der Landarbeiter haben hier ein gutes Beispiel zu geben. Es gilt fur alle Manner und Frauen der
Grundsatz, daB es fur niemanden angebracht ist, im Kriege sogar noch weniger zu tun als im Frieden;
die Arbeit muB auf alien Gebieten vermehrt werden.
Man darf ubrigens nicht den Fehler machen, alles, was jetzt notig ist, auf die Regierung zu schieben.
Die Regierung kann nur die groBen Rahmengesetze schaffen. Den Rahmengesetzen Leben und Inhalt
zu
100 geben, ist Aufgabe des arbeitenden Volkes; und zwar soil das unter der befeuernden Fuhrung der
Partei geschehen. Schnelles Handeln ist hier erstes Gebot.
tjber die gesetzliche Verpflichtung hinaus also gilt jetzt die Parole: Freiwillige vor! Hier appelliere
ich vor allem als Berliner Gauleiter an meine Berliner Mitburgerinnen. Sie haben im Verlaufe dieses
Krieges schon so viele edle Beispiele einer tapferen Lebensgesinnung gegeben, daB sie sich gewiB
auch dieser Forderung gegenuber nicht beschamen lassen wollen. Sie haben sich durch ihre praktische
Lebensart sowie durch die Frische ihrer Lebensauffassung auch im Kriege in der ganzen Welt einen
guten Namen erworben. Diesen guten Namen gilt es jetzt, durch eine groBziigige Handlungswelse zu
erhalten und zu verstarken. Wenn ich also meine Berliner Mitburgerinnen aufrufe, sich schnell,
prompt und ohne viel Einwendungen einer kriegswichtigen Arbeit zur Verfugung zu stellen, so weiB
ich, daB alle diesem Appell Folge leisten werden. Wir wollen jetzt nicht iiber die Schwere der Zeit
klagen oder uns einander etwas vorrasonieren, wir wollen, wie das nicht nur Berliner, sondern deut-
Deutschland im Kampf 15
sche Art ist, zupacken, handeln, die Initiative ergreifen, selbst etwas tun und nicht alles den anderen zu
tun iiberlassen.
Welche deutsche Frau wollte es iibers Herz bringen, sich einem solchen Appell, den ich vor allem
fur die kampfende Front an die deutsche Frauenwelt richte, zu entziehen? Wer wollte jetzt eine spieBi-
ge Bequemlichkeit iiber das nationale Pflichtgebot stellen? Wer wollte jetzt noch angesichts der
schweren Bedrohung, der wir alle ausgesetzt sind, an seine egoistischen privaten Bedtirfnisse denken
und nicht an die iiber alledem stehenden Notwendigkeiten des Krieges?
Ich weise mit Verachtung den Vorwurf, den uns unsere Feinde machen, zuriick, daB das eine Nach-
ahmung des Bolschewismus sei. Wir wollen den Bolschewismus nicht nachahmen, wir wollen ihn
besiegen, und zwar mit Mitteln und Methoden, die ihm gewachsen sind. Die deutsche Frau wird das
am ehesten verstehen, denn sie hat langst erkannt, daB der Krieg, den heute unsere Manner fiihren, ein
Krieg vor allem zum Schiitze ihrer Kinder ist. Ihr heiligstes Gut wird also in diesem Kriege durch den
Einsatz des kostbarsten Blutes unseres Volkes beschirmt. Mit diesem Kampf der Manner muB die
deutsche Frau auch nach auBen hin spontan ihre Solidaritat bekunden. Sie muB sich lieber morgen als
iibermorgen in die Reihen der Millionen schaffender Angestellten und Arbeiterinnen einreihen und das
Heer der arbeitenden Heimat auch durch ihre eigene Person vermehren. Es muB wie ein Strom der
Bereitschaft durch das deutsche Volk gehen. Ich erwarte, daB sich nun ungezahlte Frauen und vor
allem Manner, die bisher noch keine kriegswichtige Arbeit taten, bei den Meldestellen melden. Wer
sich schnell gibt, der gibt sich doppelt.
101 Daneben vollziehen sich groBziigige Zusammenlegungen in unserer allgemeinen Wirtschaft.
Ich weiB, daB groBe Teile unseres Volkes dabei schwere Opfer bringen miissen. Ich habe Verstand-
nis fur diese Opfer, und die Volksfiihrung ist bemiiht, diese auf ein MindestmaB zu beschranken. Aber
ein gewisser Rest wird iibrig bleiben, der getragen werden muB. Nach dem Kriege werden wir das,
was wir heute auflosen, groBer und schoner denn je wieder neu aufbauen und der Staat wird dazu seine
helfende Hand leihen.
Ich wende mich in diesem Zusammenhang eindringlich gegen die Behauptung, daB mit unseren
MaBnahmen eine Stillegung des Mittelstandes oder eine Monopolisierung unserer Wirtschaft be-
zweckt wiirde. Nach dem Kriege wird der Mittelstand sofort wieder in groBtem Umfange wirtschaft-
lich und sozial wiederhergestellt. Die augenblicklichen MaBnahmen sind ausschlieBlich NotmaBnah-
men fur die Kriegszwecke und Kriegsbediirfnisse. Sie streben nicht eine strukturelle Veranderung der
Wirtschaft an, sondern sind lediglich auf das Ziel ausgerichtet, den Sieg so schnell und so griindlich
wie moglich erkampfen zu helfen. Denn hier liegt der Weg zum Siege.
Ich streite nicht ab, daB uns auch angesichts der Durchfiihrung der eben geschilderten MaBnahmen
noch sorgenvolle Wochen bevorstehen. Aber damit schaffen wir jetzt endgiiltig Luft. Wir stellen diese
MaBnahmen auf die Aktionen des kommenden Sommers ein und begeben uns heute, ohne den Dro-
hungen und GroBsprechereien des Feindes irgendeine Beachtung zu schenken, an die Arbeit. Ich bin
gliicklich, dieses Programm des Sieges einem deutschen Volke vortragen zu diirfen, das diese MaB-
nahmen nicht nur willig auf sich nimmt, sondern sie fordert, und zwar dringender, als das je im Ver-
laufe dieses Krieges der Fall gewesen ist. Das Volk will, daB durchgreifend und schnell gehandelt
wird. Es ist Zeit! Wir miissen den Augenblick und die Stunde niitzen, damit wir vor kommenden
Uberraschungen gesichert sind.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren oft in unseren Zeitungen und Reden auf das friderizianische
Beispiel berufen. Wir hatten gar keine Berechtigung dazu. Friedrich II. stand im 3. Schlesischen Krieg
zeitweilig mit fiinf Millionen PreuBen, wie Schlieffen berechnet, 90 Millionen Europaern gegeniiber.
Und schon im zweiten der sieben hollischen Jahre erlitt er eine Niederlage, die den ganzen preuBi-
schen Staats ins Wanken brachte. Er hat niemals genug Soldaten und Waffen gehabt, um seine
Schlachten ohne groBtes Risiko zu schlagen. Er betrieb seine Strategic immer als ein System der Aus-
hilfen. Aber er verfolgte dabei den Grundsatz, den Feind anzugreifen, wo sich ihm eine Gelegenheit
dazu bot, und ihn zu schlagen, wo er sich ihm stellte. DaB er Niederlagen erlitt, ist nicht das Entschei-
dende. Entscheidend ist viel mehr, daB der
102 groBe Konig in alien Schicksalsschlagen ungebrochen blieb, daB er unerschiitterlich das schwankende
Kriegsgliick auf sich nahm und sein ehernes Herz jede Gefahr iiberwand. Am Ende der sieben Jahre
stand er, 51jahrig, ein zahnloser, gichtkranker und von tausend Schmerzen gepeinigter Greis, doch als
Sieger auf dem verwiisteten Schlachtfeld. Was haben wir denn dem entgegenzusetzen? Hochstens nur
den Willen und die EntschluBkraft, es ihm, wenn die Stunde das gebietet, gleichzutun, wie er uner-
Deutschland im Kampf 16
schiitterlich zu bleiben in alien Fiigungen des Schicksals, wie er den Sieg auch unter den unglinstigsten
Umstanden herbeizuzwingen und niemals an der groBen Sache, die wir verfechten, zu verzweifeln.
Ich gebe meiner tiefen Uberzeugung Ausdruck, daB das deutsche Volk durch den tragischen Schick-
salsschlag von Stalingrad innerlich auf das tiefste gelautert worden ist. Es hat dem Krieg in sein hartes
und erbarmungsloses Antlitz hineingeschaut. Es weiB nun die grausame Wahrheit und ist entschlossen,
mit dem Ftihrer durch dick und dtinn zu gehen.
An unserer Seite stehen treue und zuverlassige Bundesgenossen. Das italienische Volk wird mit uns
unter der Fuhrung seines groBen Duce unbeirrt den Weg zum Siege fortsetzen. Die faschistische Lehre
hat es reif fur alle groBen Schicksalsproben gemacht. In Ostasien fiigt das tapfere japanische Volk der
angelsachsischen Kriegsmacht Schlag iiber Schlag zu. Drei Welt- und GroBmachte zusammen mit
ihren Verbiindeten ftihren den Kampf gegen die plutokratische Tyrannei und die bolschewistische
Bedrohung. Was kann uns geschehen, wenn wir uns den harten Proben dieses Krieges mit fester Ent-
schlossenheit unterziehen! An der Sicherheit unseres Sieges gibt es bei uns keinen Zweifel. Wahrend
unsere Fronten im Osten ihre gigantischen Abwehrschlachten gegen den Ansturm der Steppe schla-
gen, rast der Krieg unserer U-Boote iiber die Weltmeere. Der feindliche Tonnageraum erleidet Einbu-
Ben, die auch durch kiinstlich noch so hochgeschraubte Ersatz- und Neubauten bei weitem nicht wie-
der wettgemacht werden konnen. Im iibrigen aber wird der Feind uns im kommenden Sommer wieder
in alter Offensivkraft kennenlernen! Das deutsche Volk ist entschlossen, dem Ftihrer dazu unter Auf-
bietung all seiner Energien die notige Moglichkeit zu verschaffen.
In diesen Tagen hat sich die englische und amerikanische Presse sehr ausgiebig mit der Haltung des
deutschen Volkes in der gegenwartigen Krise befaBt. Die Englander kennen das deutsche Volk nach
ihren Angebereien bekanntlich viel besser als wir, seine eigene Fuhrung. Sie geben uns scheinheilig
Ratschlage, was wir zu tun und zu lassen hatten, immer in der irrigen Ansicht, das deutsche Volk von
heute gleiche dem deutschen Volk vom November 1918, das auf ihre Verfiihrungskiinste hereinfiel.
Ich habe es nicht
103 notig, gegen diese Annahme den Gegenbeweis zu ftihren. Der Gegenbeweis wird vom kampfenden
und arbeitenden deutschen Volk jeden Tag aufs neue erhartet.
Ich mochte aber zur Steuer der Wahrheit an euch, meine deutschen Volksgenossen und Volksgenos-
sinnen, eine Reihe von Fragen richten, die ihr mir nach bestem Wissen und Gewissen beantworten
miiBt. Als mir meine Zuhorer auf meine Forderungen vom 30. Januar spontan ihre Zustimmung be-
kundeten, behauptete die englische Presse am anderen Tag, das sei ein Propagandatheater gewesen
und entspreche in keiner Weise der wahren Stimmung des deutschen Volkes. Ich habe heute zu dieser
Versammlung nun einen Ausschnitt des deutschen Volkes im besten Sinne des Wortes eingeladen.
Vor mir sitzen reihenweise deutsche Verwundete von der Ostfront, Bein- und Armamputierte, mit
zerschossenen Gliedern, Kriegsblinde, die mit ihren Rote-Kreuz-Schwestern gekommen sind, Manner
in der Bltite ihrer Jahre, die vor sich ihre Kriicken stehen haben. Dazwischen zahle ich an die fiinfzig
Trager des Eichenlaubes und des Ritterkreuzes, eine glanzende Abordnung unserer kampfenden Front.
Hinter ihnen erhebt sich ein Block von Riistungsarbeitern und -arbeiterinnen aus den Berliner Panzer-
werken. Wieder hinter ihnen sitzen Manner aus der Parteiorganisation, Soldaten aus der kampfenden
Wehrmacht, Arzte, Wissenschaftler, Ktinstler, Ingenieure und Architekten, Lehrer, Beamte und Ange-
stellte aus den Amtern und Biiros, eine stolze Vertreterschaft unseres geistigen Lebens in all seinen
Schichtungen, dem das Reich gerade jetzt im Kriege Wunder der Erfindung und des menschlichen
Genies verdankt. Uber das ganze Rund des Sportpalastes verteilt sehe ich Tausende von deutschen
Frauen. Die Jugend ist hier vertreten und das Greisenalter. Kein Stand, kein Beruf und kein Lebensjahr
blieb bei der Einladung unberiicksichtigt. Ich kann also mit Fug und Recht sagen: Was hier vor mir
sitzt, ist ein Ausschnitt aus dem ganzen deutschen Volk an der Front und in der Heimat. Stimmt das?
Ja oder nein!
Ihr also, meine Zuhorer, reprasentiert in diesem Augenblick die Nation. Und an euch mochte ich
zehn Fragen richten, die ihr mir mit dem deutschen Volke vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor
unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhoren, beantworten sollt:
Die Englander behaupten, das deutsche Volk habe den Glauben an den Sieg verloren.
Ich frage euch: Glaubt ihr mit dem Ftihrer und mit uns an den endgiiltigen totalen Sieg des deut-
schen Volkes?
Ich frage euch: Seid ihr entschlossen, dem Ftihrer in der Erkampfung des Sieges durch dick und
dtinn und unter Aufnahme auch der schwersten personlichen Belastungen zu folgen?
104 Zweitens: Die Englander behaupten, das deutsche Volk ist des Kampfes miide.
Deutschland im Kampf 17
Ich frage euch: Seid ihr bereit, mit dem Fiihrer als Phalanx der Heimat hinter der kampfenden
Wehrmacht stehend diesen Kampf mit wilder Entschlossenheit und unbeirrt durch alle Schicksalsfu-
gungen fortzusetzen, bis der Sieg in unseren Handen ist?
Drittens: Die Englander behaupten, das deutsche Volk hat keine Lust mehr, sich der uberhandneh-
menden Kriegsarbeit, die die Regierung von ihm fordert, zu unterziehen.
Ich frage euch: Seid ihr und ist das deutsche Volk entschlossen, wenn der Ftihrer es befiehlt, zehn,
zwolf und, wenn notig, vierzehn und sechzehn Stunden taglich zu arbeiten und das Letzte herzugeben
fiir den Sieg?
Viertens: Die Englander behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen KriegsmaBnah-
men der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sondern die Kapitulation. (Zurufe:
Niemals! Niemals! Niemals!)
Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn notig, totaler und radikaler, als wir
ihn uns heute uberhaupt noch vorstellen konnen?
Funftens: Die Englander behaupten, das deutsche Volk "hat sein Vertrauen zum Ftihrer verloren.
Ich frage euch: Ist euer Vertrauen zum Fiihrer heute groBer, glaubiger und unerschutterlicher denn
je? (Die Menge erhebt sich wie ein Mann. Die Begeisterung der Masse entladt sich in einer Kundge-
bung nicht dagewesenen AusmaBes. Vieltausendstimmige Sprechchore brausen durch die Halle: „Fiih-
rer befiehl, wir folgen!" Eine nichtabebbende Woge von Heilrufen auf den Fiihrer braust auf. Wie auf
ein Kommando erheben sich nun die Fahnen und Standarten, hochster Ausdruck des weihevollen Au-
genblicks, indem, die Massen dem Ftihrer huldigen.) Ist eure Bereitschaft, ihm auf alien seinen Wegen
zu folgen und alles zu tun, was notig ist, um den Krieg zum siegreichen Ende zu ftihren, eine absolute
und uneingeschrankte?
Ich frage euch als sechstes: Seid ihr bereit, von nun ab eure ganze Kraft einzusetzen und der Ost-
front die Menschen und Waffen zur Verfugung zu stellen, die sie braucht, um dem Bolschewismus
den todlichen Schlag zu versetzen?
Ich frage euch siebentes: Gelobt ihr mit heiligem Eid der Front, daB die Heimat mit starker Moral
hinter ihr steht und ihr alles geben wird, was sie notig hat, um den Sieg zu erkampfen?
Ich frage euch achtens: Wollt ihr, insbesondere ihr Frauen selbst, daB die Regierung dafiir sorgt, daB
auch die deutsche Frau ihre ganze Kraft der Kriegfuhrung zur Verfugung stellt und uberall da, wo es
nur
105 moglich ist, einspringt, um Manner fiir die Front frei zu machen und damit ihren Mannern an der
Front zu helfen?
Ich frage euch neuntens: Billigt ihr, wenn notig, die radikalsten MaBnahmen gegen einen kleinen
Kreis von Driickebergern und Schiebern, die mitten im Kriege Frieden spielen und die Not des Volkes
zu eigensuchtigen Zwecken ausnutzen wollen? Seid ihr damit einverstanden, daB, wer sich am Krieg
vergeht, den Kopf verliert?
Ich frage euch zehntens und zuletzt: Wollt ihr, daB, wie das nationalsozialistische Parteiprogramm
es gebietet, gerade im Kriege gleiche Rechte und gleiche Pflichten vorherrschen, daB die Heimat die
schweren Belastungen des Krieges solidarisch auf ihre Schultern nimmt und daB sie fiir hoch und
niedrig und arm und reich in gleicher Weise verteilt werden?
Ich habe euch gefragt; ihr habt mir eure Antwort gegeben. Ihr seid ein Stuck Volk, durch euren
Mund hat sich damit die Stellungnahme des deutschen Volkes manifestiert. Ihr habt unseren Feinden
das zugerufen, was sie wissen miissen, damit sie sich keinen Illusionen und falschen Vorstellungen
hingeben.
Somit sind wir, wie von der ersten Stunde unserer Macht an und durch all die zehn Jahre hindurch,
fest und bruderlich mit dem deutschen Volk vereint. Der machtigste Bundesgenosse, den es auf dieser
Welt gibt, das Volk selbst, steht hinter uns und ist entschlossen, mit dem Fiihrer, koste es, was es wol-
le, und unter Aufnahme auch der schwersten Opfer den Sieg kampfend zu erstreiten. Welche Macht
der Welt konnte uns jetzt noch hindern, alles das durchzusetzen und zu erfullen, was wir uns als Ziel
gesteckt haben. Jetzt wird und muB "es uns gelingen! Ich stehe hier vor euch nicht nur als Sprecher der
Regierung, sondern auch als Sprecher des Volkes. Um mich herum sitzen meine alten Freunde aus der
Partei, die hohe Amter in der Fuhrung von Volk und Staat bekleiden. Neben mir sitzt Parteigenosse
Speer, der vom Fiihrer den geschichtlichen Auftrag erhalten hat, die deutsche Rustungswirtschaft zu
mobilisieren und der Front Waffen in Hiille und Fiille zu liefern. Neben mir sitzt Parteigenosse Dr.
Ley, der vom Fiihrer den Auftrag erhalten hat, die Fuhrung der deutschen Arbeiterschaft durchzufuh-
ren und sie in unermudlichem Einsatz fiir ihre Kriegspflichten zu schulen und zu erziehen. Wir fiihlen
Deutschland im Kampf 18
uns verbunden mit unserem Parteigenossen Sauckel, der vom Flihrer den Auftrag erhalten hat, unge-
zahlte Hunderttausende von Arbeitskraften ins Reich zu bringen, die einen ZuschuB an die nationale
Wirtschaft darstellen, der vom Feind liberhaupt nicht eingeholt werden kann. Dariiber hinaus sind mit
uns vereinigt alle Flihrer der Partei, der Wehrmacht und des Staates.
Wir alle, Kinder unseres Volkes, zusammengeschweiBt mit dem Volke in der groBten Schicksals-
stunde
106 unserer nationalen Geschichte, wir geloben euch, wir geloben der Front und wir geloben dem Flihrer,
daB wir die Heimat zu einem Willensblock zusammenschweiBen wollen, auf den sich der Flihrer und
seine kampfenden Soldaten unbedingt und blindlings verlassen konnen. Wir verpflichten uns, in unse-
rem Leben und Arbeiten alles zu tun, was zum Siege notig ist. Unsere Herzen wollen wir erfullen mit
jener politischen Leidenschaft, die uns immer in den groBen Kampfzeiten der Partei und des Staates
wie ein ewig brennendes Feuer verzehrte. Nie wollen wir in diesem Kriege jener falschen und schein-
heiligen Objektivitatsduselei verfallen, der die deutsche Nation in ihrer Geschichte schon so viel Un-
gllick zu verdanken hat.
Als dieser Krieg begann, haben wir unsere Augen einzig und allein auf die Nation gerichtet. Was ihr
und ihrem Lebenskampf dient, das ist gut und muB erhalten und gefordert werden. Was ihr und ihrem
Lebenskampfe schadet, das ist schlecht und muB beseitigt und abgeschnitten werden. Mit heiBem Her-
zen und klihlem Kopf wollen wir an die Bewaltigung der groBen Probleme dieses Zeitabschnittes des
Krieges herantreten. Wir beschreiten damit den Weg zum endgultigen Sieg. Er liegt begrlindet im
Glauben an den Flihrer. So stelle ich denn an diesem Abend der ganzen Nation noch einmal ihre groBe
Pflicht vor Augen. Der Flihrer erwartet von uns eine Leistung, die alles bisher Dagewesene in den
Schatten stellt. Wir wollen uns seiner Forderung nicht versagen. Wie wir stolz auf ihn sind, so soil er
stolz auf uns sein konnen.
In den groBen Krisen und Erschutterungen des nationalen Lebens erst bewahren sich die wahren
Manner, aber auch die wahren Frauen. Da hat man nicht mehr das Recht, vom schwachen Geschlecht
zu sprechen, da beweisen beide Geschlechter die gleiche Kampfentschlossenheit und Seelenstarke.
Die Nation ist zu allem bereit. Der Flihrer hat befohlen, wir werden ihm folgen. Wenn wir je treu und
unverbrlichlich an den Sieg geglaubt haben, dann in dieser Stunde der nationalen Besinnung und der
inneren Aufrichtung. Wir sehen ihn greifbar nahe vor uns liegen; wir miissen nur zufassen. Wir mlis-
sen nur die EntschluBkraft aufbringen, alles andere seinem Dienst unterzuordnen. Das ist das Gebot
der Stunde. Und darum lautet die Parole: Nun, Volk steh auf und Sturm brich los!
liwi|tf(ftife
107 Stalingrad, der Name, der inzwischen durch das Heldentum der 6. Armee Geschichte geworden ist,
war am Beginn des Monats Februar noch lebendigste und aufruttelndste Gegenwart. Mit atemloser
Spannung verfolgte das deutsche Volk die letzten Tage dieses Heldenkampfes, der sich Anfang Febru-
ar seinem erschutternden Ende zuneigte. Am 1. Februar meldete der UKW-Bericht, daB „die Stidgrup-
pe der 6. Armee unter Flihrung des Generalfeldmarschalls Paulus nach mehr als zwei Monaten hel-
denhafter Verteidigung von der Ubermacht des Feindes im Kampf uberwaltigt worden sei". Das war
ein Satz, der dem deutschen Volk die gigantische GroBe des Kampfes, die riesengroBe Gefahr, die
vom Osten her drohte und zugleich den unaussprechlichen Heldenmut der Kampfer von Stalingrad vor
Augen flihrte. Niemand war in Deutschland, dessen Herz nicht gebebt hatte in dieser Stunde, in der
das harte und grausame Schicksal von Tausenden deutscher Soldaten zur GewiBheit geworden ist.
Deutschland im Kampf 19
Tags darauf berichtete der OKW-Bericht, daB „der Gegner nach starkster Artillerievorbereitung mit
weit liberlegenen Kraften gegen die letzte Bastion der Verteidiger, das Traktorenwerk, zum Angriff
angesetzt habe. In der Nacht sei es ihm gelungen, nachdem die heldenhaft kampfenden deutschen
Truppen ihre Munition nahezu verschossen hatten, an mehreren Stellen einzubrechen und den bis da-
hin zusammenhangenden Verteidigungsring des XI. Armeekorps aufzusprengen". Der OKW-Bericht
vom 3. Februar meldete schlieBlich:
„Der Kampf um Stalingrad ist zu Ende." Voll Schmerz und doch in stolzer Trauer vernahm das deut-
sche Volk, daB „die 6. Armee ihrem Fahneneid bis zum letzten Atemzuge getreu unter der vorbildli-
chen Flihrung des Generalfeldmarschalls Paulus der Ubermacht des Feindes und der Ungunst der Ver-
haltnisse erlegen sei". Es gibt keinen Opfergang in der Geschichte, der groBer und heroischer gewesen
ware als der Heldenkampf der Manner von Stalingrad. Die Divisionen der 6. deutschen Armee, die
rumanischen und kroatischen Verbande, die ebenfalls eingeschlossen waren, haben eine soldatische
Leistung vollbracht, die ohne Beispiel ist. Noch sei es nicht an der Zeit, so sagt der OKW-Bericht, den
Verlauf der Operationen zu
108 schildern, die zu dieser Entwicklung geflihrt haben. Eines aber konne heute schon gesagt werden, das
Opfer der 6. Armee war nicht umsonst. Als Bollwerk der historischen europaischen Mission hat sie
viele Wochen hindurch den Ansturm von sechs sowjetischen Armeen gebrochen. Sie gab damit der
deutschen Flihrung die Zeit und die Moglichkeit, von deren Durchflihrung das Schicksal der gesamten
Ostfront abhing.
Mit dieser Darstellung hat das deutsche Oberkommando den Schleier hinweggezogen, der bis in
diese Tage hinein die riesenhaft groBe Bedrohung nicht nur der Ostfront und des Reiches, sondern
ganz Europas verbarg. Die Volker Europas, die bisher langst noch nicht die ganze Gefahr erkannt hat-
ten, die durch den Bolschewismus ihre Kultur, ja daruber hinaus ihre gesamte Existenz in Frage stellte,
sahen nunmehr blitzartig, wie nahe sie dem Abgrund gekommen waren. Die gewaltige sowjetische
Kriegsmaschine, die in den Feldzugen der beiden vergangenen Sommer von den deutschen Armeen
furchtbar mitgenommen worden war — sie war von Stalin noch einmal unter Aufbietung infernali-
scher Krafte in Bewegung gesetzt worden mit einer Wucht und satanischen Zerstorungswut, die ihres-
gleichen sucht. Es gibt keinen Zweifel daruber, daB nur die deutsche Armee, der Heldenmut und die
Opferbereitschaft des deutschen Soldaten fahig waren, die Gewalt dieses Kolosses zu brechen. Das
Opfer der Manner von Stalingrad hat den schier unwiderstehlichen Lauf der sowjetischen Armeen
gehemmt, die Kraft ihres Angriffs gebrochen. Wenn auch die darauffolgenden Wochen an der ganzen
Ostfront, vor allem aber am sudlichen Sektor, voller Kampfe von unvorstellbarer Harte waren, wenn
auch die deutschen Armeen mit teurem Blut eroberte Gebiete aufgegeben haben, so gelang es ihnen
doch, den Gegner zum Stehen zu bringen, ehe er die strategischen Ziele seiner Winteroffensive er-
reicht hatte ! In diesen Wochen erkannte das deutsche Volk, zum erstenmal wohl in alien seinen Teilen
und mit einer Klarsichtigkeit, die der Mensch nur in Stunden hochster Gefahr besitzt, daB es -in die-
sem Kampf um Sein oder Nichtsein gehe. Stalingrad ist dadurch zum Fanal geworden, das alle bisher
noch ungenutzten Krafte entbunden hat. Auch in dieser Hinsicht ist darum Stalingrad nicht umsonst
gewesen.
Spatere Zeiten werden kaum ermessen konnen, wie tief die innere Wandlung gewesen ist, die durch
das Opfer der 6. Armee in Stalingrad im deutschen Volke bewirkt wurde. Die deutsche Heimat, an
Siege, nur an Siege gewohnt, erfuhr zum ersten Male, daB hier im Osten ein barbarischer Feind stand,
der aus der GroBe des ihm zur Verfligung stehenden Raumes, kraft eines beispiellosen Antreibersy-
stems, das eine gewaltige Rustungsproduktion ermoglichte, und einer keine Verluste scheuenden
Kriegfuhrung imstande
109 war, deutsche Divisionen zu uberwaltigen. Wenn auch der Schmerz liber die Opfer von Stalingrad
nicht nur bei denen, die ihren Mann, ihren Vater, ihren Bruder in dieser Holle verloren haben, groB
war, und Niedergeschlagenheit vielleicht eine naheliegende Reaktion gewesen ware, so hat doch die-
ses deutsche Volk noch niemals im Laufe seiner Geschichte einen harteren Willen zum Widerstand
bewiesen als in diesen Tagen. Die nationalsozialistische Flihrung war sich in diesen Tagen und Stun-
den ihrer ganzen Verantwortung bewuBt und mobilisierte alle seelischen und materiellen Krafte der
deutschen Nation in einer Weise, die in der Geschichte noch niemals vorgekommen ist.
Am 5. und 6. Februar fand eine Tagung der Reichsleiter, Gauleiter und Verbandefiihrer der Partei
statt, die im Zeichen der Zusammenfassung aller Krafte der Nation fur die totale Kriegfuhrung stand.
Die Zusammenkunft der Parteiflihrerschaft gestaltete sich zu einer Kundgebung des fanatischen Wil-
lens der gesamten Partei, alles einzusetzen, um die vollstandige Mobilisierung der Heimat durchzufuh-
Deutschland im Kampf 20
ren und damit der kampfenden Front die Krafte und Mittel zur Erringung des Sieges zu geben. Die
Tagung wiirde geleitet vom Leiter der Parteikanzlei, Reichsleiter Bormann. Es sprachen Reichsmini-
ster Dr. Goebbels, Reichsminister Speer, Staatssekretar Ganzenmuller, Gauleiter Sauckel, Reichsmini-
ster Funk, Staatssekretar Backe, General von Unruh und Reichsleiter Dr. Ley. Die NSDAP, die immer
ihre Aufgabe darin erblickte, in entscheidenden Phasen der politischen Entwicklung dem Gesamtvolk
Antrieb zu sein, sah sich in dieser Stunde vor eine ihrer groBten Aufgaben gestellt. Am SchluB ihrer
Tagung begaben sich die Parteifuhrer ins Hauptquartier. Im Verlauf des Zusammenseins sprach der
Ftihrer tiber die militarische und politische Lage. In seiner Ansprache, die von groBter Entschlossen-
heit und absoluter Siegeszuversicht getragen war, brachte der Fiihrer die GewiBheit zum Ausdruck,
daB die Harte der Zeit und der Geist, der unserem Volke aus ihr erwachst, der deutschen Nation eine
ungeheure Starke verleihe und sie unuberwindlich machen werde. Es ist vollig falsch gewesen, wenn
die Feinde des Reiches annahmen, daB die schweren Tage von Stalingrad ein Nachlassen des deut-
schen Widerstandswillens herbeifuhren wtirden. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade dieser Ruckschlag
ist zum AnlaB einer neuen unermeBlichen Kraftanstrengung von Wehrmacht und Heimat geworden.
Die verbundeten Volker, aber auch die neutralen, haben mit Staunen und Bewunderung gesehen, mit
welcher moralischen Haloing das deutsche Volk diesen Schicksalsschlag uberwand.
Einer der Manner, die in diesen Tagen und Wochen dem deutschen Volke am klarsten den Weg in
die Zukunft wiesen, ist Reichsminister Dr. Goebbels gewesen. Am 2. Februar schon sprach der Mini-
ster vor
1 10 mehreren hundert Offizieren des Standortes Berlin. Er gab den versammelten Truppenfuhrern in einer
umfassenden Darstellung Einblick in die politische und militarische Lage des Reiches und vermittelte
ihnen durch seine Worte erneut die unumstoBliche GewiBheit des deutschen Endsieges. Am 4. Februar
sprach Dr. Goebbels ferner auf einem Appell vor Rustungsarbeitern in einem groBen Berliner Indu-
striebetriebe. Zuerst richtete Reichsminister Speer Worte an die Arbeiterschaft. Er wies darauf hin, daB
gerade in diesem Betriebe auf Befehl des Fuhrers in oft monatelanger Arbeit, ohne Sonntagsruhe, mit
16-stiindiger Arbeitszeit, das Letzte von Arbeitern und Arbeiterinnen hergegeben wurde, die damit die
Forderung des Fuhrers voll erfullten. Reichsminister Dr. Goebbels ging natiirlich in seiner Ansprache
von der Tatsache aus, daB dieser Krieg ein wahrer Volkskrieg ist. Gerade die Arbeiterschaft wisse, daB
alle brennenden nationalen Probleme des Reiches gelost werden konnten, wenn wir diesen Krieg ge-
winnen, daB aber ebenso unser aller Schicksal besiegelt ware und auch der schaffende Mensch alles
verlieren wurde, was dieses Leben lebenswert macht, wenn wir im Kampf unterlagen. Wie eine allge-
waltige Woge brandete der Beifall durch die riesige Halle, als Dr. Goebbels in diesem Zusammenhang
davon sprach, daB nun die Zeit gekommen sei, da in der Heimat niemand mehr untatig und faulenzend
beiseite stehen durfe. Der Minister gab im weiteren Verlauf seiner Rede zum ersten Male eine Reihe
von MaBnahmen bekannt, die im Zuge der Totalisierung der gesamten Kriegfuhrung beschlossen und
bereits in den darauffolgenden Tagen durchgeftihrt wurden.
Eine Bekundung des Kampf willens ohne Beispiel war dann ebenso die Sportpalast-Kundgebung v
o m 1.8. Februar, in der Reichsminister Dr. Goebbels die deutsche Nation aufrief zum totalen Krieg,
zur Rettung des Reiches und der europaischen Kultur. Mit einer Offenheit, deren sich nur eine starke
Staatsfuhrung im Zwiegesprach mit dem Volke bedienen darf, legte Dr. Goebbels die Situation des
Reiches, die politische wie die militarische, vor den Zehntausenden seiner Zuhorer dar. Die Bedeutung
dieser Rede geht weit tiber den innerpolitischen Rahmen hinaus. Sie ist vor der ganzen Welt gespro-
chen, richtet sich an die Volker, denen ihre eigene Existenz, der Bestand ihrer Kultur und ihre Zukunft
am Herzen liegt. Drei Thesen entwickelte der Minister vor dem Forum der Welt. Die erste lautet:
„Ware die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage, die Gefahr aus dem Osten zu brechen, so ware da-
mit das Reich und in kurzer Folge ganz Europa dem Bolschewismus verfallen." Die zweite besagt:
„Die deutsche Wehrmacht und das deutsche Volk allein besitzen mit ihren Verbundeten die Kraft, eine
grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzufuhren." Die dritte stellt fest: „Gefahr ist
im Verzuge, es
111 muB schnell und griindlich gehandelt werden, sonst ist es zu spat." Die Ausfuhrungen von Dr.
Goebbels schilderten im weiteren die Gefahr fur das Abendland, sie zeigten der Welt, daB Deutschland
nicht im entferntesten an ein faules KompromiB denkt, sie kundigten dem Judentum, der Inkarnation
alles Bosen, Kampf bis zum Letzten an und proklamierten den totalen Krieg als das Gebot der Stunde.
Gegen den SchluB seiner Rede hin richtete Reichsminister Dr. Goebbels zehn Fragen an seine Horer,
zehn Fragen an die Nation, die ihm aus der Versammlung mit Bekundungen fanatischen Kampfes-
und Siegeswillens beantwortet wurden. Das Echo dieser Rede war ungeheuer. Nicht nur in der Hei-
Deutschland im Kampf 21
mat, auch im Auslande hat sie tiefsten Eindruck gemacht und die Uberzeugung vermittelt, daB
Deutschland nunmehr aufs Ganze geht und keinen Gedanken mehr kennt als den: Kampf und Sieg!
Zum 23. Male beging am 24. Februar des vierten Kriegsjahres die Alte Garde der Bewegung in
Munchen den Griindungstag der Partei und die Verkundung des nationalsozialistischen Parteipro-
gramms. Der Fiihrer, der auch an diesem Tage im Hauptquartier verweilte, hatte Hermann Esser mit
der Verlesung einer Proklamation beauftragt. Ihre entschlossenen und glaubigen Worte gaben der Ge-
denkstunde den Schwung und die innere Kraft einer Kampfkundgebung, die ihre Ausstrahlungen in
alle Gaue des Reiches hinaussandte. Die Botschaft des Fuhrers an seine alten Miinchener Parteigenos-
sen hat dem ganzen Volke wieder Sinn und Ziel der weltgeschichtlichen Revolution zum BewuBtsein
gebracht, und aus den Worten des Fuhrers ging mit unwiderlegbarer Deutlichkeit hervor, daB sich
gegen das Reich heute die gleichen Gegner im haBerfullten Angriff zusammengetan haben, die vor 23
Jahren innerpolitisch das Reich zersetzten und in Ohnmacht hielten. Die nationalsozialistische Bewe-
gung hat von kleinsten Anfangen her Volk und Reich erobert ausschlieBlich durch die sieghafte Kraft
der Idee. Heute ist die nationalsozialistische Bewegung im Besitz 'aller Machtmittel des Reiches, das
die Krafte ganz Europas fur den Endkampf mobilisiert. Wie sollte da jemand zweifeln, daB es dem
Reich gelingt, unter Einsatz all dieser Machtmittel den Kampf siegreich zu beenden! Des Fuhrers Pro-
klamation hat diese SiegesgewiBheit erneut gefestigt und noch tiefer in die Herzen seiner alten Mit-
kampfer gesenkt.
Von groBter Bedeutung fur die vom. Fuhrer befohlene Produktionssteigerung in der Rustungsindu-
strie ist der Einsatz der Arbeitsamter. Der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz, Gauleiter S
a u c k e 1, hat an die Prasidenten der Landesarbeitsamter am 4. Februar einen Aufruf gerichtet, in dem
es heiBt, daB
112 dieser Krieg nicht zuletzt ein Kampf der gewaltigsten Arbeitsleistung und der Konzentrierung aller
Krafte in der Heimat ist, um unseren Soldaten die besten Kampfmittel aller Art zu schaffen und ihre
und der Heimat Versorgung zu gewahrleisten. „Die Organisation des Arbeitseinsatzes, die Treuhan-
derschaft fur Millionen Schaffender ist uns anvertraut. Ich appelliere an Ihr PflichtbewuBtsein, Ihren
FleiB, die Scharfe Ihres Verstandes, Ihr fachliches Konnen, vor allem aber an Ihr nationalsozialisti-
sches Herz. Unsere Aufgabe ist im hochsten Sinne eine nationalsozialistische. Wenn jetzt die Manner
und Frauen unseres Volkes zu uns A kommen, um sich fur den Kriegseinsatz zu melden, dann sollen sie
das Geftihl erhalten, daB ihr Dienst der schonste Ehrendienst sein wird. Darum verpflichte ich Sie,
alien diesen Menschen Begeisterung und Kraft zum Arbeitsanfang zu geben. Biirokratische Gleichgiil-
tigkeit muB iiberwunden werden. Wir sind es aber den anstandigen Deutschen, die zu uns kommen,
schuldig, daB sie gegenuber den unanstandigen nicht benachteiligt werden. Darum soil Driickebergerei
irgendwelcher Art scharfstens unterdriickt werden. Um so gerechter vermogen wir dann gegenuber
den Frauen und Muttern unseres Volkes zu sein, deren Schutz dem Fuhrer so auBerordentlich am Her-
zen liegt."
Zugleich haben die Arbeitsamter Anweisung erhalten, den Aufruf der fiir Aufgaben der Reichsver-
teidigung meldepflichtig erklarten Manner und Frauen bis zum 31. Marz 1943 abzuschlieBen. Die
Erfassung kann gruppenweise erfolgen, etwa nach den Anfangsbuchstaben der Zunamen oder nach
dem Alter oder nach beruflichen Gesichtspunkten. Zu den selbstandigen Berufstatigen, die der Melde-
pflicht unterliegen, rechnen alle im Handwerk, in der Industrie oder in der sonstigen Wirtschaft oder in
den freien Berufen selbstandig tatigen Personen, wenn sie am 1. Januar 1943 keine oder nicht mehr als
ftinf Gefolgschaftsmitglieder beschaftigten, und zwar jedes mindestens 48 Stunden. Ausgenommen
von der Meldepflicht sind selbstandige Bauern, auch im Gesundheitswesen hauptberuflich Tatige sind
frei. Zu melden haben sich dagegen unselbstandig Tatige, die halbtagsweise oder halbwochentlich
beschaftigt waren, so z. B. Sprechstundenhelferinnen und ahnliche Berufe. Die Meldung erfolgt auf
Grund von Listen, die von den Arbeitsamtern oder Burgermeistereien ausgegeben werden. Die zum
Einsatz Aufgerufenen dtirfen Wiinsche auBern beziiglich ihrer kunftigen Betatigung. Bei Angabe von
Krankheiten erfolgt erforderlichenfalls eine Untersuchung durch den Arzt des Arbeitsamtes. Die Ar-
beitsamter sind angewiesen, die Erfassung im Geiste der Volksgemeinschaft und frei von lebensfrem-
dem Burokratismus durchzufuhren.
Auch der Reichswirtschaftsminister Funk hat auf den ihm unterstellten staatlichen Sektor tief ein-
schneidende MaBnahmen durch drei Anordnungen verfugt, die fiir Handel, Handwerk und
113 Gaststattengewerbe den umfassenden Einsatz von Arbeitskraften fiir die Aufgaben der Kriegfiihrung
ermoglichen sollen. Die wichtigsten Bestimmungen sind: alle Handelsbetriebe, die fiir die Versorgung
der Bevolkerung nicht unbedingt erforderlich sind, werden geschlossen. Die Handwerksbetriebe wer-
Deutschland im Kampf 22
den tiberpruft. Nur der lebenswichtige Bedarf, vor allem bei Reparaturen, wird in Zukunft befriedigt
werden konnen. Im Gaststatten- und Beherbergungsgewerbe werden alle Betriebe stillgelegt, die fur
die Kriegswirtschaft oder die Versorgung der Bevolkerung nicht unbedingt notwendig sind. Die groBe
Zahl der von diesen MaBnahmen betroffenen Betriebsinhaber des Handels und des Handwerks behalt
die Berechtigung zur Auslibung ihres Berufes. Sie bediirfen bei spaterer Wiedereroffnung ihrer Ge-
schafte keiner Genehmigung. Ein Mietausgleich und Harteausgleich wird im Bedarf sfalle gewahrt.
Diese Anordnung ist eine Erganzung der Arbeitsmeldepflicht flir Manner und Frauen.
Auch von der finanziellen Seite her hat Reichsminister Funk das Problem der Leistungs- und Pro-
duktionssteigerung unter dem Gesichtspunkt des totalen Krieges durchdacht und in Angriff genom-
men. Auf der Jahresversammlung der Deutschen Reichsbank hat der Minister, wie die deutsche Presse
vom 12. Februar meldet, u. a. zu dem Problem der verscharften Kaufkraftabschopfung Stellung ge-
nommen. Naheres dariiber bringt „Die Wirtschaftspolitik" auf Seite 150 dieses Buches.
Bei der Tagung der Reichspropagandaamter am 15. und 16. Februar sprach Reichsminister Funk
ebenfalls. In seinen Ausfuhrungen sind eine ganze Reihe interessanter Einzelheiten niedergelegt, die
sich als positive Auswirkung der Stillegung in Handel und Handwerk ergeben. Diese Aktion bringt
eine wesentliche. Ersparnis an volkswirtschaftlicher Energie, indem namlich die stillgelegten Betriebe
in Zukunft keinen elektrischen Strom, keine Kohle und keine Pack-, Schreib- und sonstige Materialien
-mehr verbrauchen, weder Reichsbahn, Post, Spediteur noch andere Arbeitskrafte in Anspruch nehmen
und eine groBe Anzahl fur die kriegswichtige Wirtschaft notwendiger Gerate wie Schreibmaschinen,
Telefonapparate freistellen. SchlieBlich werden auch durch die SchlieBung der Betriebe fur die Rti-
stungsproduktion geeignete Raumlichkeiten frei. Die Arbeitskrafte, deren Tatigkeit jetzt vielfach aus
Achselzucken gegenuber den von Laden zu Laden eilenden Kauflustigen bestand, werden nunmehr
unter anderem auch in die Laden mit lebensnotwendigen Giitern ubergefuhrt, besonders in die Le-
bensmittelgeschafte, in denen sich seit langem ein starker Mangel an Arbeitskraften fuhlbar gemacht
114 hat. In Branchen, die vollig geschlossen werden, so z. B. im Juwelen-, Schmuck- und Kunsthandel,
werden vorerst Bestandsaufnahmen gentigen, die Vorsorge treffen, daB mit diesen Waren nicht ein
schwarzer Markt mit all seinen iiblen, auch psychologisch gefahrlichen Auswirkungen entsteht. Es sei
die Absicht der Staatsfuhrung, richtig und gerecht vorzugehen, so daB die einzelnen, die zum Teil
schwer betroffen werden, die Notwendigkeit der MaBnahmen erkennen und sich ihnen willig fiigen.
Zum Problem der Energieersparung, das Reichsminister Funk in seinen Ausfuhrungen angeschnit-
ten hatte, nahm Reichsminister S p e e r in einem RunderlaB vom 18. Februar an die Landeswirt-
schaftsamter ebenfalls Stellung. Als der zustandige Ressortminister verfugte er, daB Haushaltungen
mit mehr als zehn Zimmern nunmehr nur noch 80% derjenigen Strom- und Gasmenge verbrauchen
dtirfen, die sie im gleichen Zeitraum des Vorjahres entnommen haben. Berechtigte Verbrauchssteige-
rungen mtissen beriicksichtigt werden. Ernsthafte VerstoBe gegen diese Anordnung sollen ihre gesetz-
liche Ahndung linden. Von alien librigen Haushaltungen wird beim Gas- und Stromverbrauch eine
Einsparung von 10% erwartet. Die Uberwachung dieser Anordnung geschieht durch einen Sonderbe-
auftragten fur Energieersparung. Dieser hat auch die Aufgabe, bei Behorden und Dienststellen der
Partei und Wehrmacht eine 30%ige Verringerung der Energieentnahme durchzusetzen.
So streng auch die Anordnungen fur die Erfassung aller brauchbaren Arbeitskrafte sein mogen, die
Staatsfuhrung ist sich dennoch bewuBt, daB die Leistungsforderungen nicht iiber die physischen Krafte
der Berufstatigen hinausgehen diirfen. Vor allem geht die Sorge dahin, die Anforderungen an die deut-
sche Frau und Mutter nicht zu uberspannen. Bei einer Tagung der Prasidenten der Landesarbeitsamter
erhob Gauleiter Sauckel die Mahnung, in der Frage des Arbeitseinsatzes der deutschen Frauen behut-
sam vorzugehen. In erster Linie mlisse die deutsche Mutter geschutzt werden. Ihr sei auch heute das
groBte VerantwortungsbewuBtsein zu widmen. Es mtisse mit auBerster Sorgfalt vermieden werden,
daB die deutsche Frau, wenn endlich der Sieg errungen ist, Schaden an ihrer Gesundheit genommen
habe. Das Deutsche Frauenwerk erlieB am Ende des Monats Februar einen Aufruf an diejenigen deut-
schen Frauen und Madchen, die sich in Friedenszeiten einen Fuhrerschein fur Kraftwagen erworben
haben. Sie sollen sich zur Verfugung stellen, leichte Fahrzeuge in der Heimat zu steuern, damit Man-
ner freigestellt werden fur die Steuerung von schwereren Fahrzeugen oder von Fahrzeugen in Gefah-
renzonen. In Lehrgangen des NSKK sollen die Frauen, die sich fur diese Tatigkeit zur Verfugung stel-
len, geschult werden. Auch Grundausbildungskurse werden vom NSKK durch Vermittlung des Frau-
enwerks angesetzt und geben
1 15 Tausenden von Frauen die Moglichkeit, dem ErlaB des Fuhrers nachzukommen.
Deutschland im Kampf 23
Die NS-Landpost bench tete im Februar, daB auch fur dieses Jahr der ErlaB des Reichsmarschalls
vom 7. Marz 1942, der den Einsatz zusatzlicher Arbeitskrafte flir die Ernahrungssicherung des deut-
schen Volkes vorsieht, Geltung behalt. Damit konnen auch in diesem Jahre Manner und Frauen auf
dem Lande und in Landstadten, soweit sie nach Alter, Familienstand, Gesundheitszustand und Pflich-
tenkreis in Betracht kommen, von den Arbeitsamtern auf begrenzte Zeit zu landwirtschaftlicher Arbeit
verpflichtet werden.
Am 23. Februar berichtete die deutsche Presse, daB durch eine gemeinsame Anordnung des
Reichsmarschalls, des Leiters der Parteikanzlei, des Reichsinnenministers, des Reichserziehungsmini-
sters und des Jugendfuhrers des Deutschen Reiches ein Teil der deutschen Schuljugend auf Grund der
Notdienstverordnung vom 15. Oktober 1938 zur Dienstleistung als Luftwaffenhelfer einberufen wer-
den konnen. Die Dienstpflicht erstreckt sich auf alle Schliler der hoheren und mittleren Schulen, die
das 15. Lebensjahr vollendet haben, und wahrt bis zur Einberufung zum Reichsarbeitsdienst oder zum
Wehrdienst, Diese MaBnahme ist nicht improvisiert getroffen, sondern sorgfaltig vorbereitet. Sie
kommt langst nach ahnlichen Anordnungen in verschiedenen Feindlandern. Es ist Sorge getragen fur
die gesundheitliche Kontrolle der als Luftwaffenhelfer eingezogenen Jugend. Eine Beschrankung des
bisherigen Umfanges des Schulunterrichts wird sich nicht vermeiden lassen, jedoch soil sich diese
Einschrankung in tragbaren Grenzen halten. Der wochentliche Gesamtunterricht soil mindestens 18
Stunden betragen, und zwar ist diese Unterrichtszeit den wissenschaftlichen Disziplinen vorbehalten.
Auch im Rahmen der deutschen Wehrmacht wird alles getan, um die Schlagkraft aufs hochste zu
steigern. Zu den MaBnahmen, die nach auBen hin dieses Bestreben erkennen lassen, gehort die Ernen-
nung des Generaloberst Guderian zum Generalinspekteur fur die Panzerwaffe, die der Ftihrer am 21.
Februar befahl. Generaloberst Guderian ist dem Ftihrer unmittelbar unterstellt. Er tritt damit in die
Reihe der Manner, die der Fiihrer bevollmachtigt hat, in ihrem Bereich alle Krafte fur den Sieg unserer
Waffen zusammenzufassen.
Der vom Kampf erfullte Monat Februar brachte eine ganze Reihe von Verleihungen des Ei-
chenlaubs zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Am 7. Februar: dem gefallenen Hauptmann Reinhold Knacke, Staffelkapitan in einer Nachtjager-
staffel, als 190. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
116 am 10. Februar: Hauptmann Erwin Fischer, Staffelkapitan in einer Fernaufklarungsgruppe, als 191.
Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 20. Februar: Hauptmann Hermann Hogeback, Gruppenkommandeur in einem Kampfgeschwa-
der, als 192. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 21. Februar: Hauptmann Helmut Briick, Gruppenkommandeur in einem Sturzkampfgeschwader,
als 193. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 23. Februar: Hauptmann d. R. Alfons Konig, Kommandeur eines bayerischen Grenadierbatail-
lons, als 194., SS-Obersturmbannfuhrer Kurt Meyer, Kommandeur einer Aufklarungsabteilung in
einer A -Panzergrenadier-Division, als 195. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 27. Februar: dem gefallenen Oberleutnant und Flugzeugftihrer in einem Nachtjagdgeschwader
Paul G i 1 d n e r als 196., Major Werner S t r e i b, Gruppenkommandeur in einem Nachtjagdge-
schwader, als 197. Soldaten der deutschen Wehrmacht.
Die Anstrengungen fur den totalen Krieg beschrankten sich nicht auf das alte Reichsgebiet, sondern
sie griffen auch iiber in jene Gebiete, die durch das Schwert des deutschen Soldaten erobert wurden
oder unter seinem Schutz bisher der Alltagsbeschaftigung nachgehen konnten. In diesem Sinne hat
Staatsprasident H a c h a einen Aufruf erlassen, in dem er das tschechische Volk auffordert, auch in
seinem Lebensraum jede Kraft fur den totalen Kriegseinsatz mobil zu machen. Das tschechische Volk
konne sich der Schande und der Vernichtung nicht ausliefern, mit der morgen die Geschichte Volker
und einzelne beurteilen wird, die sich im Jahre 1943 als unschltissig und feige erwiesen. In einer
GroBkundgebung am 27. Februar in Prag vollzog die Protektoratsregierung vor vielen tausend Tsche-
chen eine eindrucks voile Manifestation der Schicksalsverbundenheit des tschechischen Volkes mit
dem GroBdeutschen Reich. Minister M o r a w e c rechnete in einer Ansprache scharf mit dem Bol-
schewismus ab und wies mit uberzeugenden Worten den fur die Tschechen einzig moglichen Weg auf,
der nur in einer bedingungslosen Mitarbeit und Unterstiitzung der deutschen Kampffront, die heute
ganz Europa vor dem Bolschewismus schutzt, bestehen konne. Staatssekretar K. H. Frank kennzeich-
nete in offenster Weise die politische und militarische Situation des Reiches. Nach einer scharfen Ab-
rechnung mit dem tschechischen Volksfeind Nr. 1, Benesch und seiner bezahlten Hetzerclique, ver-
kiindete Staatssekretar Frank, daB das Protektorat als Reichsland bei der Gesamtmobilmachung aller
Deutschland im Kampf 24
Krafte nicht abseits stehen konne. „Wir haben deshalb die Durchflihrung genau derselben MaBnahmen
in Bohmen und Mahren angeordnet und begonnen wie im Altreich. Nicht mehr und nicht weniger
Betriebe sind im Reichsland Bohmen und
117 Mahren stillgelegt, zusammengelegt oder geschlossen worden. Auch hier sollen die freiwerdenden
mannlichen und weiblichen Arbeitskrafte kriegswichtigen Produktionen zugefuhrt werden.
Auch in Norwegen wurden im Februar alle Krafte fur den deutschen Sieg mobilisiert. Auf einer
deutsch-norwegischen Kundgebung in Oslo verkiindete Minis terprasident Quisling am 23. Februar ein
Gesetz tiber die Einfuhrung der nationalen Dienstpflicht fur alle norwegischen Manner zwischen 18
und 55 Jahren und fur alle Frauen zwischen 21 und 40 Jahren. Das Gesetz sieht die Aushebung aller
noch nicht geniigend ausgentitzten Arbeitskrafte in Norwegen sowie die SchlieBung aller nicht le-
benswichtigen Betriebe vor. Ein Harteausgleichsfonds ist geschaffen worden. Das Gesetz ist mit sofor-
tiger Wirkung in Kraft getreten. In seiner Rede hob Ministerprasident Quisling den todlichen Ernst der
judisch-bolschewistischen Bedrohung gegen Europa hervor. Angesichts der schicksalsschweren Ent-
wicklung sei die Solidaritat des europaischen Kontinents eine unabdingbare Notwendigkeit geworden.
Norwegen mtisse sich darum ohne Vorbehalte mit den Lebensinteressen der europaischen und germa-
nischen Gemeinschaft vereinigen. Kein Opfer sei heute zu groB.
Vor Soldaten der wallonischen Legion und vor wallonischen Arbeitern und Arbeiterinnen sprach am
12. Februar Leon Degrelle, der als Leutnant der wallonischen Legion im Osten bereits zweimal ver-
wundet und mit dem EK I ausgezeichnet wurde, im Kuppelsaal des Reichssportfeldes in Berlin. Er gab
ein packendes Bild vom Kampf der mit dem Bolschewismus verbundenen judischen und plutokrati-
schen Machte gegen die von Adolf Hitler begonnene soziale Revolution Europas. Die in Deutschland
arbeitenden wallonischen Arbeiter forderte er auf, sich der in den Reihen der wallonischen Legion an
der Ostfront kampfenden Kameraden wtirdig zu erweisen und mit ganzer Kraft am Kampf um die
Rettung der Zivilisation Europas teilzunehmen.
Mit dem 13. Dezember 1942 ist die Anerkennung Anton Adrian Musserts als Ftihrer des niederlan-
dischen Volkes nach auBen hin dokumentiert worden. Die Bedeutung dieser Tatsache kann nicht hoch
genug veranschlagt werden. Sie erhalt jetzt durch eine Anzahl von MaBnahmen ihre staatspolitische
Untermauerung. Mussert hat durch die Einschaltung der NSB in die niederlandische Staatsverwaltung
einen engeren Kontakt zwischen der Partei und der deutschen Zivilverwaltung, aber auch eine engere
Verbindung mit den Abteilungen der allgemeinen Verwaltung hergestellt. Die erste dieser MaBnah-
men ist die Schaffung eines Staatspolitischen Sekretariats der NSB, an dessen Spitze mit Wirkung
vom 1. Februar Dr. J. H. Carp berufen wurde. Darauf folgte die Ernennung einer Reihe weiterer staats-
politischer
118 Bevollmachtigter, die ebenfalls mit Wirkung vom 1. Februar ihr Amt antraten.
Wie am 23. Februar gemeldet wurde, hat der Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete, Reichsmi-
nister Rosenberg, im Einvernehmen mit dem Beauftragten fur den Vierjahresplan eine Verord-
nung tiber die Wiederherstellung des dortigen Privateigentums veroffentlicht und das Eigentum an die
fruheren Besitzer wieder ubertragen. Diese Wiederherstellung des Privateigentums erfolgt in konse-
quenter Fortfuhrung der vom GroBdeutschen Reich nach der Befreiung der Ostgebiete im Jahre 1941
begonnenen Politik der Liquidierung des bolschewistischen Systems und der Wiederherstellung euro-
paischer Rechtsverhaltnisse.
In einem Vortrag vor der juristischen Fachgemeinschaft der Hansischen Universitat machte Staats-
sekretar Dr. Rothenberger weitere Mitteilungen tiber die Ausbildung der kunftigen Rechtswahre
r. Im Hinblick auf die Frontkampfereigenschaft vieler junger Rechtswahrer werde das juristische Stu-
dium erheblich abgekiirzt werden und nur noch vier Semester betragen. Weiterhin betonte Staatssekre-
tar Rothenberger, daB der junge Jurist eine Einheitsausbildung bekommen und durch planmaBige Be-
schrankung des Lehrstoffes jeder uberflussige Wissensballast fortfallen mtisse. Er habe sich angebo-
ten, jedem Dozenten die Moglichkeit zu geben, gleichzeitig praktisch wieder tatig zu sein, um seine
Vorlesungen aus dem Leben schopfen zu konnen. An Stelle der wissenschaftlichen AbschluBpriifung
solle die staatliche Eignungspriifung treten. Fur die Assessorprufung sei die Forderung bereits durch-
gefuhrt, daB der Priifer Fronfkampfer dieses oder des ersten Weltkrieges sein mtisse. Die Referendar-
zeit sei nach einer soeben erlassenen Verordnung auf anderthalb Jahre, gegebenenfalls sogar auf ein
Jahr herabgesetzt worden.
tjber die Leistung der deutschen Feldpost im Jahre 1942 legte Feldpostrat Dr. Pfluger vom Stabe
des Heeres-Feldpostmeisters in der „Deutschen Post" einen eindrucksvollen Bericht vor. Die Weite
der Raume, die die Feldpost im Jahre 1942 zu versorgen hatte, stellte erneut an die Feldpost mit alien
Deutschland im Kampf 25
ihren Einrichtungen und Kraften auBerordentliche Anforderungen. Wurden doch insgesamt taglich
rund 12,5 Millionen Feldpostsendungen zwischen Front und Heimat ausgetauscht. An reiner Briefpost
gingen bei den Feldpostamtern 5,7 Millionen Beutel ein, an Feldpostpackchen 8 Millionen Beutel.
Von der Front zur Heimat wurden 2,4 Millionen Beutel mit Briefpost und 6,8 Millionen Beutel mit
Packchenpost abgefertigt. Dazu kamen noch tiber 3 Millionen Dienstpakete im Verkehr Heimat-Front
und umgekehrt.
119 Die im Januar durchgefuhrten Sammlungen des Kriegs-WHW hatten den bisher groBten Erfolg. Das
vorlaufige Ergebnis betragt 63035128,44 RM. Bei der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden 39
575 225,75 RM aufgebracht. Es ist somit eine Steigerung von 59,28 Prozent zu verzeichnen. Die am 6.
und 7. Februar 1943 durchgefuhrte 5. ReichsstraBensammlung erbrachte, obwohl Abzeichen nicht
verkauft wurden, 50081839,42 RM gegeniiber 25111874 RM im Vorjahr. Das bedeutet eine Zunahme
von 99,43 Prozent.
Auf einer Kundgebung in der Friedrich-Wilhelm-Universitat zu Berlin wurde durch Reichsleiter Dr.
Ley und Reichsgesundheitsfiihrer Dr. Conti eine „Arbeitsgemeinschaft fur Arbeits- und Leistungsme-
dizin" gegrundet. Denn der harte Zwang des Krieges verlange von .jedem einzelnen hochsten Ar-
beitseinsatz, um so groBer mtisse die Sorge um die Erhaltung der Gesundheit und damit der Arbeitslei-
stung aller schaffenden deutschen Menschen sein. Die arztliche Betreuung des deutschen Volkes ent-
spreche noch nicht ganz den Forderungen, die im Kriege billigerweise gestellt werden miissen. Vor
allem im Betriebsleben miisse der Arzt seine klinischen Erfahrungen und seine Kenntnisse von der
Leistungsfahigkeit zur Verfugung stellen. Die Reden von Dr. Ley und Dr. Conti zielten darauf hin, die
Wissenschaftler dazu anzuregen, neue Erkenntnisse auf dem Gebiete der Arbeits- und Leistungsmedi-
zin zu gewinnen und sich fur weitere Forschungen auf diesem so auBerordentlich kriegs- und volksge-
sundheitlich wichtigen Gebiete einzusetzen.
Der Fiihrer hat auf Vorschlag des Reichsinnenministers den bisherigen geschaftsfiihrenden Direktor
des Robert Kochinstitutes, Prof. Dr. Gildemeister, zum Prasidenten dieses Instituts ernannt.
Eine eindrucksvolle Bekundung geistig fuhrender Kopfe zum Reich und zum Lebenskampf des
deutschen Volkes in schwerer und kritischer Stunde war die Sendung des deutschen Rundfunks, „Der
Glaube an Deutschland". In ihr sprachen berufene Manner aus Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Aus den AuBerungen der Kunstler und Wissenschaftler, die in dieser Stunde zu Worte kamen, ging
mit uberzeugender Deutlichkeit hervor, daB es des Reiches geschichtliche Aufgabe ist, Schutz und
Schirm des Abendlandes zu sein. „In diesen ernsten Stunden des Krieges, der in seiner Totalitat nun-
mehr das ganze deutsche Volk erfaBt hat, gltihen unsere Herzen vor Schmerz und Sehnsucht nach
Erringung des groBen befreienden Zieles", mit diesen Worten leitete Erwin Guido Kolbenheyer die
Reihe der Gesprache ein, an denen sich Manner der Wissenschaft wie Geheimrat Planck, Professor
von Bergmann, Wehrwirtschaftsfuhrer wie Geheimrat Rochling, Professor Messerschmitt und Profes-
sor Tank, aus
120 Gebieten der Kunst Professor Arno Breker, Staatsrat Gustaf Griindgens und Staatsrat Wilhelm
Furtwangler beteiligten.
Am 2. Februar beging Freiherr von Neurath seinen 70. Geburtstag. Einer der bedeutendsten Politi-
ker und Diplomaten des Deutschen Reiches, hat er eine glanzende Laufbahn hinter sich. Vom 2. Juni
1933 bis in den Februar des Jahres 1938 war Freiherr von Neurath AuBenminister des nationalsoziali-
stischen Deutschlands. Mit seinem Namen verbinden sich in dieser Zeit die auBenpolitischen Erfolge
des nationalsozialistischen Aufstiegs. Nachdem der verdiente Diplomat nach Erreichung seines 65.
Lebensjahres im Februar 1938 auf sein eigenes Ansuchen vom Amt des ReichsauBenministers ent-
bunden und unter Wurdigung seiner groBen Verdienste zum Prasidenten des neugebildeten Geheimen
Kabinettrates ernannt worden war, wurde Freiherr von Neurath am 18. Marz 1939 erneut zu einem
hohen Amt berufen, zum Reichsprotektor von Bohmen und Mahren. Vor Jahresfrist schied der
Reichsminister aus diesem Amt, um es in die bewahrten Hande des inzwischen von Morderhand ge-
fallenen A -0bergruppenfiihrers Heydrich zu legen.
Am 8. Februar verstarb in Berlin Ritterkreuztrager und Generaloberst Kurt Haase, Oberbefehlsha-
ber einer Armee. Der Ftihrer ordnete fiir den im Frieden und in zwei Kriegen hochbewahrten Offizier
ein Staatsbegrabnis an. Wenn heute die Artillerie in harten Abwehrkampfen die Infanterie aufs
tatkraftigste untersuitzt und ihr im Angriff den Weg zum Siege bahnt, so ist das nicht zuletzt ein Ver-
dienst des Generalobersten Haase, der fiir diese seine alte Waffe bahnbrechend gewirkt hat.
Am 3. Februar ist auf seinem Ruhesitz, der oberen Burg in Rheinbreitbach, der bekannte Schrift-
steller Rudolf Herzog im Alter von 73 Jahren gestorben. Mit Rudolf Herzog ging ein Schriftsteller
Deutschland im Kampf 26
dahin, der lange Jahre zu den meist gelesensten Autoren des Reiches gehort hat und dessen Werke
auch in Zeiten des Verfalls von einer positiven Geisteshaltung durchdrungen waren.
Ein Schriftsteller von ahnlicher Pragung schied mit Bogislav .von Selchow dahin, der am 6. Febru-
ar in einem Berliner Krankenhaus verstarb. Als Mensch wie als Schriftsteller hat Bogislav von Sel-
chow, der als Soldat und Freikorpskampfer seinen Mann stand, stets mit der ihm eigenen stilistischen
Klarheit zu den bewegenden Fragen des deutschen Schicksals Stellung genommen.
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121 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung standen im Monat Februar im Zeichen des Heldenganges der
sechsten Armee in Stalingrad ,und der Erklarung des totalen Krieges. Am 3. Februar gab das Ober-
kommando der Wehrmacht bekannt, daB die letzten Verteidiger in Stalingrad durch die Ubermacht der
Angreifer uberwaltigt worden waren. Der Reichsminister fiir Volksaufklarung und Propaganda ver-
ordnete fur die Zeit vom 4. bis 6. Februar die SchlieBung aller Theater, Filmtheater, Varietes und ahn-
licher Unterhaltungsstatten und verbot jede offentliche Veranstaltung kunsflerischer oder unterhalten-
der Art fur diese Tage. — In stolzer Trauer stand das deutsche Volk vor dem Heldenopfer seiner sech-
sten Armee. —
Indessen, militarische Ruckschlage, die auch den groBten Mannern der Geschichte nicht erspart ge-
blieben sind, konnen die Kampfentschlossenheit des GroBdeutschen Reiches und seiner Verbundeten
hochstens verstarken. Dies brachte der Ftihrer in seiner Proklamation zum Ausdruck, die er am 24.
Februar bei der Parteigriindungsfeier in Munchen verlesen lieB. Es hieB darin: So wie mich in der Zeit
des Ringens um die Macht jeder Anschlag unserer Gegner und jeder ihrer scheinbaren Erfolge nur
noch verbissener machte in meiner Entschlossenheit, auch nicht einen Schritt vom Wege abzuweichen,
der friiher oder spater zum Ziele fuhren muBte, so bin ich auch heute vom gleichen Willen erfullt, die
mir vom Schicksal ubertragene Aufgabe bis zur letzten Konsequenz zu losen. Ich habe ein Recht zu
glauben, daB mich die Vorsehung bestimmt hat, die Aufgabe zu erfullen, denn ohne ihre Gnade hatte
ich nicht als unbekannter Mann den Weg aus diesem Saale antreten konnen durch alle Hindernisse und
Anschlage hindurch bis zur Ubernahme der Macht und endlich weiter bis zu diesem Kampf, gekront
von Siegen, wie sie die Weltgeschichte noch nicht erlebt hat, allerdings auch belastet mit Sorgen, an
denen vielleicht zahllose schwachere Charaktere zerbrochen waren.
Den Einsatz des Kampfes bezeichnete der Ftihrer mit den Worten: Denn was vor allem dem deut-
schen Volk fur ein Schicksal zugedacht ist, haben Gott sei Dank nicht nur die Juden in London und
New York,
122 sondern auch die von Moskau eindeutig ausgesprochen. Wir aber sind entschlossen, ihnen eine nicht
minder klare Antwort zu geben. Dieser Kampf wird deshalb auch nicht, wie man es beabsichtigt, mit
der Vernichtung der arischen Menschheit, sondern mit der Ausrottung des Judentums in Europa sein
Ende linden.
Die gegenwartige Lage unseres Kampfes charakterisierte der Ftihrer schlieBlich wie folgt: Wie im-
mer aber einst im Innern des Reiches wahrend unseres Kampfes um die Macht die Juden bei jedem
vermeintlichen Ruckschlag jubelten und ihre fiebernde Hoffnung mit der harten Wirklichkeit ver-
wechselten, so glauben sie auch jetzt genau wie im vergangenen Winter schon vor der Erreichung
ihres tausendjahrigen Zieles zu stehen. Aber genau so wie im vergangenen Jahre, so werden sie auch
diesmal die furchtbarste Enttauschung erleben. Im Gegenteil:
Deutschland im Kampf 27
Das deutsche Volk wird jetzt erst recht alle seine Krafte in einem AusmaB aufrufen und einsetzen, wie
dies in der Geschichte der Menschheit noch niemals fiir einen Krieg geschah. Wir werden auch keine
Sekunde zogern, die Lander, die fiir den Ausbruch dieses Krieges verantwortlich sind, zu den Leistun-
gen in diesem Schicksalskampf heranzuziehen. Wir werden es als seibstverstandlich ansehen, nicht
fremde Leben zu schonen in einer Zeit, die von unserem eigenen Leben so harte Opfer fordert. Wir
werden in unlosbar treuer Gemeinschaft mit unseren Bundesgenossen eine Mobilisierung der seeli-
schen und materiellen Werte Europas durchfiihren, wie dies unser Kontinent in seiner tausendjahrigen
Geschichte bisher noch nicht erlebte. Sie ist aber auch notwendig, um ganz Europa jenes volkische
Eigenleben zu sichern, das die Grundlage nicht nur unserer groBen gemeinsamen Kultur, sondern auch
der materiellen Existenz dieses Kontinents gewesen ist.
Mit groBter Eindringlichkeit brachte ferner Reichsminister Dr. Goebbels in einer Massenversamm-
lung im Berliner Sportpalast die Stellungnahme der Reichsregierung zu dem Krieg im Osten und zum
totalen Krieg zum Ausdruck. Die ungeheure Gefahr des Bolschewismus als eines Ansturms gegen
Gesamteuropa und gegen alle Werte, die den Inhalt der europaischen Kultur ausmachen, die Unerbitt-
lichkeit dieses Krieges und damit die Notwendigkeit die Krafte ganz Europas bis zum letzten einzuset-
zen, die Entschlossenheit zum AuBersten, auch zur auBersten Entsagung und zum hochsten Opfer,
wurden von Reichsminister Goebbels in eindrucksvollster Weise gekennzeichnet. Gegen SchluB seiner
Rede sagte der Minister: Wir miissen uns also zu dem EntschluB durchringen, nun ganze Sache zu
machen, d. h., den Krieg um das Leben unseres Volkes auch mit dem Leben des ganzen Volkes zu
bestreiten. Der totale Krieg also ist das Gebot der Stunde. Die Gefahr, vor der wir stehen, ist riesen-
groB. RiesengroB miissen
123 deshalb auch die Anstrengungen sein, mit denen wir ihr entgegentreten. Es ist jetzt die Stunde
gekommen, die Glacehandschuhe auszuziehen und die Faust zu bandagieren. Es geht nicht mehr an,
das reiche Kriegspotential nicht nur unseres eigenen Landes, sondern der uns zur Verfiigung stehenden
bedeutenden Teile Europas nur fliichtig und an der Oberflache auszuschopfen. Es muB ganz zur Aus-
schopfung gelangen.
Europas Zukunft hangt von unserem Kampf im Osten ab. Das deutsche Volk stellt sein kostbares
nationales Blut fiir diesen Kampf zur Verfiigung. Der iibrige Teil Europas sollte hierfiir wenigstens
seine Arbeit zur Verfiigung stellen.
Zahlreiche MaBnahmen zur praktischen Durchfiihrung des totalen Krieges sind inzwischen verkiin-
det und teilweise schon zur Durchfiihrung gebracht worden. Sie zielen einerseits daraufhin, aus Ver-
waltung und Wirtschaft Millionen deutscher Manner zum Kampf an der Front freizumachen, anderer-
seits deren Arbeitsplatze, soweit no tig, durch andere Krafte zu besetzen. Es widersprache dem Charak-
ter des gegenwartigen Krieges als eines Kampfes fiir Gesamteuropa, wenn nicht die gesamte Volks-
kraft des weiten Raumes, den die Achsenmachte und ihre Verbiindeten militarisch beherrschen, fiir
den Kriegseinsatz in ebenso totaler Weise mobilisiert wiirde, wie das in Deutschland selbst der Fall ist
oder bald sein wird. Wesentlich ist vor allem der Arbeitseinsatz. Fiir jeden Kampfer an der Front muB
eine ganze Gruppe von Menschen in der Kriegswirtschaft, im Transportwesen usw. tatig sein, um ihn
mit Waffen, Munition, Kleidung und Nahrung zu versehen. Der unerbittliche Charakter des Krieges
erfordert, daB dieser Einsatz Gesamteuropas notigenfalls auch mit Harte erzwungen wird, soweit Ver-
standnis und freiwilliger Einsatz nicht geniigen. Wenn Millionen europaischer Menschen Heimat und
Familie verlassen miissen, um in Landwirtschaft und Industrie des GroBdeutschen Reiches eingesetzt
zu werden, so bedeutet dies gewiB ein Opfer, aber ein notwendiges und eines, das nicht nur im Interes-
se Deutschlands, sondern ebenso in dem jedes europaischen Heimatlandes gebracht wird, weil der
Sieg des Bolschewismus auch die Bolschewisierung der anderen Lander Europas zur Folge haben
wiirde, ferner aber auch deshalb, weil das deutsche Volk auBer vielen anderen Opfern noch schwere
Blutopfer in diesem Kampf um und fiir Europa auf sich nimmt.
Wie unsere westlichen Kriegsgegner, in erster Linie England, mit uns zu verfahren gedachten, wenn
sie durch den Sieg ihrer Waffen in die Lage kamen, uns ihren Willen aufzwingen zu konnen, ist auch
im Monat Februar wieder verschiedentlich in der englischen Presse und von Seiten englischer Regie-
rungsmitglieder gesagt worden. Diese Plane laufen auf ein Uberversailles hinaus, wie dies mit aller
124 Deutlichkeit Lordkanzler Simon am 18. Februar in London ausfiihrte. Er erklarte: Das Fiasko des
letzten Krieges beziiglich der Hangung des Kaisers und Bestrafung der Kriegsverbrecher diirfe nicht
wiederholt werden. Die Kriegsverbrecher, die „leben und erreichbar sind", miiBten diesmal ausgelie-
fert werden, ehe man den Kampf als endgiiltig beendet ansehen kann, und die Vorkehrungen fiir ihre
Deutschland im Kampf 28
Auslieferungen miiBten beim Waffenstillstand getroffen und nicht bis zur endgiiltigen Regelung der
Vertragsklauseln zuriickgestellt werden.
Die Mitglieder der vielen Phantom-Regierungen in London, der polnischen, tschechischen, belgi-
schen usw. lieBen sich in ahnlicher Weise vernehmen, namlich, daB sie noch mehr fremdes Land und
Volkstum, als ihnen in Versailles zugeschoben wurde, haben wollen. In erster Linie naturlich auf Ko-
sten des deutschen Volkes und seines Lebensraums. Diese Forderungen wirken um so grotesker, je
weniger Macht diese Phantom-Regierungen hinter sich haben, und je naher sie geographisch der So-
wjetunion lagen. Denn es liegt auf der Hand, daB z, B. die polnische Emigrantenregierung in London,
die liber keinerlei nennenswerte militarische Machtmittel verfligt, sich gegenliber einer siegreichen
Sowjetunion in vollig hoffnungsloser Lage befinden wurde. Das hindert sie freilich nicht, mit der glei-
chen Sowjetunion, die mit demselben England verbundet ist, das die polnische Emigrantenregierung in
London aushalt, einen munteren Noten- und Pressekrieg zu ftihren. Am 25. Februar gab sie namlich
eine Erklarung heraus, in der sie die Unversehrtheit des polnischen Gebiets in den Grenzen vom 1.
September 1939 und die Souveranitat der polnischen Republik als unantastbar und unteilbar erklarte.
Einige Tage zuvor hatte die „polnische Regierung" an die Sowjetregierung eine Protestnote wegen
gewisser gegen das friihere polnische Staatsgebiet gerichteter sowjetrussischer Machenschaften ge-
sandt. Denn Mitte Februar hatte die Sowjetbotschaft in Washington einen Leitartikel der Moskauer
„Prawda" in Umlauf gesetzt, in welchem die Sowjetunion in kategorischer Weise Anspruch auf Bessa-
rabien, Litauen, Estland, Lettland und Ostpolen erhob und die allgemeine These bestatigte, daB die
Sowjetunion diese Gebiete als ihre eigenen betrachte. Die andere fiihrende Zeitung Moskaus, die „Is-
westia", richtete wenige Tage spater einen scharfen Angriff gegen die Haltung gewisser polnischer
Kreise in London und New York und sprach die Hoffnung aus, die Alliierten wurden sich hoffentlich
in Grenzfragen nicht von den polnischen Emigranten beeinflussen lassen. Kaum hatte die Sowjetunion
mit ihrer Winteroffensive gewisse Teilerfolge errungen, die von der angelsachsischen und natiirlich
auch von der sowjetischen Propaganda selbst als kriegsentscheidender Umschwung der militarischen
Lage hingestellt wurden, da wurde schon der Zwiespalt um die polnischen Grenzen wieder lebendig!
Es kann ja nicht der leiseste Zweifel bestehen, daB
125 Stalin, wenn er Sieger bliebe, das gesamte Gebiet des Versailles-Polens in Form einer polnischen
Sowjetrepublik ebenso der Sowjetunion eingliedern wurde, wie er dies voriibergehend wahrend dieses
Krieges schon mit Estland, Lettland und Litauen, Galizien und Bessarabien getan hat, bis ihn der Sie-
geszug der deutschen Armeen nach dem Osten aus diesen Gebieten wieder hinauswarf. Ebensowenig
wie England damals in der Lage war, dem Vordringen des Bolschewismus ein Hindernis in den Weg
zu legen, wurde es hierzu im Falle eines militarischen Sieges der Roten Armee liber die Heere
Deutschlands und seiner Verblindeten in der Lage sein.
Ahnlich bezeichnend war eine Pressediskussion zwischen der jugoslawischen Emigrantenregierung
und Moskau. Bekanntlich ftihren in den Gebirgen des friihere? jugoslawischen Staates serbische Ban-
den einen Bandenkrieg. Ihr Anfuhrer, Mihailowitsch, wird als Kriegsminister der jugoslawischen
Emigrantenregierung in London bezeichnet. Man will dadurch den Eindruck erwecken, als ob das
friihere Jugoslawien nicht nur in der Form einer Phantom-Regierung in London, sondern als kriegfuh-
rende Macht auf dem eigenen Territorium bestehe. Mihailowitschs Autoritat wird aber nicht von alien
im fruheren jugoslawischen Gebiet noch vorhandenen Banden anerkannt, von denen einige rein kom-
munistisch sind und auf Moskaus Befehl horen. Hiergegen hat nun die jugoslawische Emigrantenre-
gierung in aller Form protestiert, weil es eine Einmischung in das rationale jugoslawische Gebiet be-
deute. Der Protest ist ein solcher des serbischen Nationalismus gegen den im bolschewistischen Ge-
wand auftretenden alten russischen Panslawismus. Der Streit zeigt jedenfalls, daB Moskau auf dem
Hohepunkt seiner Winteroffensive bereits die Reichweite seines panslawistisch-bolschewistischen
weltrevolutionaren Machtstrebens bis an die Ufer des Adriatischen Meeres ausdehnte! Die Uferlosig-
keit russischen Denkens und die Schrankenlosigkeit weltrevolutionarer Ideologic haben eben im Bol-
schewismus eine sich gegenseitig steigernde Synthese gefunden, die den Kern der bolschewistischen
Gefahr fur Europa darstellt. Die bolschewistische Winteroffensive ist aber bereits Ende Februar sicht-
lich im Abflauen begriffen, und deutsche GegenmaBnahmen kiindigen bereits die riicklaufige Bewe-
gung an. Mit der besseren Jahreszeit werden sich die hochfliegenden militarischen Plane Stalins als
irreal erweisen.
Inzwischen geht der Krieg zur See mit steigendem Erfolg weiter. Im Monat Februar wurden insge-
samt von den deutschen See- und Luftstreitkraften 576 800 BRT feindlichen Handelsschiffsraums
vernichtet. Zahlreich waren auch wieder die Stimmen aus England und den Vereinigten Staaten, die
Deutschland im Kampf 29
sich mit dem U-Boot-Krieg beschaftigten. Das britische Oberhaus Widmete ihr am 4. Februar eine
Geheimsitzung. Die
126 „Times" bezeichneten am 4. Februar die mit jedem Tag groBer werdende U-Boot-Gefahr als das
Problem Nr. 1, mit dem man vor allem iibrigen fertig werden miisse. Sowohl in den USA als audi in
England sei man beunruhigt dariiber, daB die Alliierten im Kampf auf den Meeren bisher immer nur
Riickschlage erlitten. Nach wie vor bauten die Deutschen mehr U-Boote als die Alliierten. Dieser Zu-
stand wahre nun schon seit Kriegsbeginn und konne nicht mehr lange weiter anhalten. Es miisse sogar
damit gerechnet werden, daB die Schiffsverluste in den nachsten Monaten weiter zunahmen. Wieviel
die Riistungsbetriebe der Verbiindeten auch immer produzierten, solange es nicht gelinge, die Seewe-
ge wieder freizumachen, sei es unmoglich, dieses Kriegsmaterial auszunutzen. Nach dem gegenwarti-
gen Stand der Dinge sei der Prozentsatz der versenkten Schiffe derart hoch, daB die Kraftanstrengung
der Alliierten sich nicht voll gegen den Feind auswirken konne.
Der bekannte Militarkritiker General Fuller fiihrte am 4. Februar im „Evening Standard" aus, es
scheine, als lebten die Alliierten im Trancezustand. Sie lieBen sich viel zu sehr von Wunschtraumen
leiten. Leider verlaufe aber dieser Krieg trotz aller Traumereien keineswegs so, wie man sich das wiin-
sche. Selbst heute nach vierzigmonatigem Schlafwandel gehe den Alliierten der Krieg der Massen von
1914/18 noch immer nicht aus dem Sinn. Zwar zahle auch der Masseneinsatz, aber in erster Linie die
Qualitat sowohl der Truppe als auch des Materials. Zu allem sei auch ein fester militarischer Plan er-
forderlich, der nach den Gesetzen der Logik ausgearbeitet wiirde. Bildete man sich in den Jahren vor
Kriegsausbruch ein, England habe infolge der technischen Entwicklung aufgehort, eine Insel zu sein,
so zahle man fur diesen geographischen Irrtum heute teuer. Wie sehr England eine Insel geblieben sei,
beweise niemand besser als der Gegner mit seiner U-Boot-Flotte. Lord Jellicoe habe seinerzeit einen
wahren, aber leider vergessenen Ausspruch getan, daB das deutsche U-Boot bereits 1914/18 ganz Eng-
land, seine Bevolkerung und sein Empire in eine todliche Gefahr gebracht habe. In einer gleichen La-
ge befinde es sich heute. Der Hohepunkt der Dummheit sei, daB die Alliierten auf die U-Boot-Gefahr
mit sinnlosen Planen reagierten. Zwei einander widersprechende Offensiven wiirden in Aussicht ge-
nommen, eine durch Bomben, die andere durch Invasion. Die erste erfordere eine astronomische Zahl
von Flugzeugen, die andere eine Menge Transportschiffe. Beide aber benotigten Jagdmaschinen zum
Schutz in der Luft. Alle drei aber besitze man nicht in ausreichender Zahl. Entscheidend sei bei allem
eine Uberlegung: Wie konne man den Gegner mit Bomben auf die Knie zwingen, solange sich die
Flugzeugstiitzpunkte auf einer Insel befinden,
127 die der Feind langsam, aber sicher von See her erdrosselt? Es sei heller Wahnsinn, so betont Fuller
abschlieBend, unter diesen Umstanden von der „derart gefahrdeten Insel" her eine Invasion nach Euro-
pa zu versuchen, da diese doch nur mit einem Fiasko enden miisse. — „Manchester Guardian" sagte
weiter Anfang Februar: Sowohl in England als auch in den USA werde die Sorge von Tag zu Tag
groBer, und man frage sich, ob sich die verbiindeten Flotten auf die Dauer gegen die U-Boote halten
konnten. Bereits seit Anfang 1942 dauere die verscharfte Angrinsperiode der feindlichen U-Boote,
doch sei der amtliche Ton zum U-Boot-Krieg in Washington wie London derartig optimistisch gewe-
sen, daB man ihm miBtrauen konne. Weite Kreise der Offentlichkeit hatten sich von diesen optimisti-
schen Erklarungen einlullen lassen, doch habe es auch nicht an eindeutigen Feststellungen gefehlt. Vor
einiger Zeit habe der USA-Admiral Land gesagt, im Laufe dieses Winters werde die U-Boot-Gefahr
von Monat zu Monat katastrophalere Formen annehmen. Die Verbiindeten aber seien voraussichtlich
nicht in der Lage, mit dieser verscharften U-Boot-Drohung fertig zu werden. Weder GroBbritannien
noch die USA konnten sich derartig gewaltige Schiffsverluste erlauben, wie man sie zur Zeit erleide.
Sie bedeuteten eine Uberbeanspruchung der menschlichen Reserven und den schlieBlichen Zusam-
menbruch der Rohstoffversorgung. Die Aufgabe der alliierten Flotten, die Seeverbindungen Englands
und der USA offenzuhalten, werde von Woche zu Woche schwieriger, stellt „Scotsman" fest. Von
diesen Verbindungen hange jedoch nicht nur die Moglichkeit ab, weiter Krieg zu fiihren, sondern fur
England die Existenz selbst. Wenn England seine wesentlichen Verbindungen nicht behalte, werde es
erbarmungslos ausgehungert. Von einer Bannung der U-Boot-Gefahr konne durchaus keine Rede sein,
eine immer groBere Zahl feindlicher U-Boote gefahrde den alliierten Schiffsverkehr, und der Gegner
wende in seiner Seekriegfiihrung standig neue Methoden an. Am 3. Februar sah sich schlieBlich als
Sprecher der englischen Regierung Attlee im Unterhaus auf eine Anfrage zu der Erklarung genotigt,
daB die Verscharfung der Rationierung in England in engem Zusammenhang mit der ernsten Lage der
Schiffahrt stehe!
Deutschland im Kampf 30
Auch auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz sind die Ereignisse fur England und die USA keines-
wegs nach Wunsch gegangen. Der Militarkritiker der Newyork Times, Hanson Baldwin, stellte An-
fang Februar zur Lage in Nordafrika fest, daB Rommels Rlickzug aus Libyen und Tripolis ein wohl-
durchdachter strategischer Plan war, den die britische 8. Armee seinem Afrikakorps nicht aufgezwun-
gen hatte. Augenscheinlich seien die Englander enttauscht, daB Rommel den verschiedenen englischen
Fallen entgangen sei. Die letzte Hoffnung, einen Keil zwischen die beiden Achsenarmeen in Nordafri-
ka zu
128 treiben, sei verschwunden. Im Augenblick hatten die Deutschen in Nordafrika den strategischen
Vorteil. Sollte es ihnen gelingen, den Kampf um Tunis bis in den Sommer hineinzuziehen," so wlirden
sie damit die alliierten Kriegsplane fur 1943 liber den Haufen werfen. — Ein deutsch-italienisches
Angriffsunternehmen in Sudosttunesien brachte den Englandern und Amerikanern in der zweiten
Halfte des Februars eine schwere Niederlage, den Achsentruppen aber liber viertausend Gefangene
und Hunderte von Panzern und Geschutzen als Beute ein.
Der Kampf um Afrika und im Mittelmeer beriihrt natlirlich in erster Linie das uns verblindete Itali-
en; ja, auch an Italien stellt der Krieg hochste Anforderungen. Die italienische Regierung hat daher
Anfang Februar ein Gesetz liber die blirgerliche Zivilmobilmachung erlassen, das ahnlich wie die in
Deutschland etwa gleichzeitig ergriffenen MaBnahmen der Zwecksetzung des totalen Krieges dient.
Gleichzeitig hat der D u c e, wie er dies seit der Machtergreifung des Faschismus schon mehrfach
getan hat, eine Konzentrierung der Regierung smacht auf seine Person vorgenommen. Er ubernahm
neben dem Ministerprasidium selbst die Leitung des AuBenministeriums, des Innenministeriums, des
Kriegs-, des Marine- und des Luftwaffenministeriums. Das neue italienische Kabinett trat am 6. Fe-
bruar die Regierung an.
Am 1. Marz wurde folgende deutsch-italienische Verlautbarung liber einen im Auftrag des Fuhrers
erfolgten Besuch des ReichsauBenministers in Rom veroffentlicht:
Der Reichsminister des Auswartigen von Ribbentrop weilte im Auftrage des Fuhrers vom 24. bis zum
28. Februar in Italien. Zu seinem Empfang hatten sich der Unterstaatssekretar der auswartigen Ange-
legenheiten Bastianini, die Unterstaatssekretare Rossi und Albini, hohe Personlichkeiten des italieni-
schen Staates, der faschistischen Partei und der italienischen Wehrmacht sowie Botschafter von Ma-
ckensen mit den Mitgliedern der Deutschen. Botschaft eingefunden. In Begleitung des ReichsauBen-
ministers befanden sich der Botschafter im Auswartigen Amt Ritter, der stellvertretende Chef des
Wehrmachtsfuhrungsstabes Generalleutnant Warlimont und die zustandigen Abteilungsleiter des
Auswartigen Amtes. Der koniglich-italienische Botschafter in Berlin, Dino Alfieri, nahm gleichfalls
an der Reise des ReichsauBenministers teil.
Am 25. Februar empfing der Duce den ReichsauBenminister von Ribbentrop, der eine personliche
Botschaft des Fuhrers uberbrachte. AnschlieBend fand in Anwesenheit des Unterstaatssekretars Ba-
stianini und der Botschafter von Mackensen und Dino Alfieri eine erste Besprechung statt, die liber
vier Stunden dauerte. Am Freitag, Sonnabend und Sonntag wurde die Besprechungen zwischen dem
Duce und dem ReichsauBenminister fortgesetzt. In ihrem Verlaufe wurden alle Fragen der europai-
schen Politik und der
129 gemeinsamen Kriegfuhrung der Dreierpaktmachte erschopfend behandelt. An einer der Besprechun-
gen nahmen auBer Unterstaatssekretar Bastianini — der bereits eine langere Unterredung mit dem
ReichsauBenminister gefuhrt hatte — auch der Chef des italienischen Generalstabes Generaloberst
Ambrosio und der stellvertretende Chef des Wehrmachtfuhrungsstabes Generalleutnant Warlimont
teil. Die Unterredungen zwischen dem Duce und dem ReichsauBenminister fanden in einer Atmospha-
re offener Herzlichkeit und in dem Geiste der Freundschaft statt, die den Fiihrer und den Duce verbin-
det. Sie ergaben die vollige Ubereinstimmung der Auffassungen, die immer zwischen Deutschland
und Italien bestanden hat und die die Gewahr fur den Sieg in dem gemeinsamen Kampfe bietet, den
Deutschland und Italien in vollstandiger Solidaritat mit Japan und den ubrigen Verbundeten flihren.
Der Duce und der ReichsauBenminister betonten erneut die Entschlossenheit der beiden Lander, den
Krieg mit aller erforderlichen Kraft bis zur vollstandigen Vernichtung der feindlichen Streitkrafte und
bis zur endgiiltigen Beseitigung der todlichen Gefahr zu flihren. Sie stellten noch einmal nachdriick-
lich den entschlossenen Willen Deutschlands und Italiens fest, nach Erringung des Endsieges in Euro-
pa eine Neuordnung zu errichten. Diese wird alien europaischen Volkern ein gesichertes Dasein in
einer Atmosphare der Gerechtigkeit und der Zusammenarbeit bieten. Frei von alien jtidischen und
plutokratischen Einflussen soil den europaischen Volkern die Moglichkeit zu produktiver Arbeit und
Deutschland im Kampf 3 1
sozialer Gerechtigkeit innerhalb der gesicherten Grenzen des groBeuropaischen Raumes garantiert
werden.
Erganzend meldete das Deutsche Nachrichtenbiiro iiber die Besprechungen in Rom am 1. Marz: Ne-
ben den Besprechungen zwischen dem Duce und Ribbentrop fanden in Anwesenheit vom Duce und
dem ReichsauBenminister Besprechungen zwischen den militarischen und politischen Sachbearbeitern
statt. An diesen Besprechungen nahmen u. a. toil: Deutscherseits der Botschafter Ritter, Generalleut-
nant Warlimont, der deutsche Botschafter von Mackensen, italienischerseits: der Staatssekretar Ba-
stianini, General Ambrosio und Botschafter Alfieri. Ribbentrop war viermal beim Duce. AuBerdem
hatte der Duce den ReichsauBenminister zu einem Friihstuck im kleinsten Kreise eingeladen. Die Be-
gleitung Ribbentrops bestand aus einem ausgesprochenen Arbeitsstab des ReichsauBenministers:
Botschafter z. b. V. Ritter, dem Sachbearbeiter fur besondere Aufgaben im Auswartigen Amt, Gene-
ralleutnant Warlimont, dem Vertreter Jodls im Wehrmachtsfiihrungsstab, dem Protokollchef, Gesand-
ten v. Doernberg, den beiden Gesandten Schmidt, dem Chef des Ministerburos und dem Chef der
Presseabteilung des Auswartigen Amtes, sowie Sachbearbeitern aus dem Stabe von Ribbentrops. Au-
Ber
130 den Besprechungen beim Duce hatte Ribbentrop Unterredungen mit dem neuen Leiter des italieni-
schen AuBenministeriums, Staatssekretar Bastianini. Der ReichsauBenminister stattete ferner dem
ehemaligen italienischen AuBenminister Graf Ciano einen Privatbesuch ab und empfing am Sonntag-
vormittag den japanischen Geschaftstrager, den spanischen Botschafter, die Gesandten von Finnland,
Rumanien, Ungarn, Kroatien, der Slowakei und den Geschaftstrager Bulgariens. Am Sonntagabend
reiste Ribbentrop aus Italien ab und begab sich nach Deutschland zurtick, um dem Fiihrer iiber das
Ergebnis der Reise Bericht zu erstatten. Der Aufenthalt und die Besprechungen von Ribbentrops in
Italien standen im Zeichen besonderer Herzlichkeit und waren von der Atmosphare echtester Kame-
radschaft durchdrungen.
Von den anderen Verbiindeten Deutschlands in Europa war im Monat Februar Finnland, wie schon
friiher mehrfach, Gegenstand der Aufmerksamkeit der feindlichen Agitation. Diese versucht es immer
wieder so hinzustellen, als ob das finnische Volk kriegsmiide, einer englisch-amerikanischen Vermitt-
lung gegeniiber der Sowjetunion geneigt und ev. zu einem Sonderfrieden zu haben sei. Es wird dabei
offen zugegeben, daB fur diese Versuche in erster Linie die geographische Lage Finnlands maBgebend
sei, da es gerade an der Stelle Europas liege, wo die englischen und amerikanischen Schiffe vorbei
miissen, die Lebensmittel und Kriegsmaterial nach den nordlichen Hafen der Sowjetunion bringen
sollen.
Die finnische Regierung hat dagegen am 20. Februar dem finnischen Reichstag einen Tatigkeitsbe-
richt iiber das Jahr 1942 unterbreitet, in dem eindeutig ausgefiihrt wurde, die Beziehungen Finnlands
zu Deutschland seien die gleichen geblieben. Der Kampf gegen den gemeinsamen Feind gebe dem
gegenseitigen Vernal tnis das Geprage. Die fruchtbare Wechselwirkung auf wirtschaftlichem und kul-
turellem Gebiet habe sich weiter entwickelt und vertieft. Der Handelsaustausch zwischen Finnland
und Deutschland sei fur die Versorgung des finnischen Volkes von entscheidender Bedeutung. Der
Krieg gegen die Sowjetunion habe Finnland auch an die anderen in diesem Kampf stehenden Volker,
wie Rumanien, Ungarn und die Slowakei weiter angenahert. Die durch keinerlei auslandische Propa-
gandamanover gestorte Kontinuitat der finnischen Politik wurde im iibrigen durch die am 16. Februar
vollzogene Wiederwahl des finnischen Staatsprasidenten Ryti gekennzeichnet. Diese mit sehr groBer
Mehrheit erfolgte Wiederwahl stellte zugleich eine Vertrauenskundgebung fur Ryti und seinen auBen-
und innenpolitischen Kurs dar. Das finnische Volk kennt eben die Gefahr des Bolschewismus aus
eigenster Erfahrung; und alles, was iiber Moskaus territoriale Absichten und iiber Londons Bereit-
schaft ihnen zuzustimmen in letzter Zeit bekanntgeworden ist, beweist den Finnen, daB weder die So-
wjetunion
131 die finnischen Lebensrechte zu respektieren gedenkt, noch England in der Lage oder willens ware, sie
seinerseits sicherzustellen. Fur Finnland gilt in besonderem MaBe, was fur ganz Europa gilt, daB die
deutsche Wehrmacht den einzigen Schutz gegen die bolschewistische Flut darstellt!
Der groBe Verbiindete der Achsenmachte in Ostasien, Japan, hat im Monat Februar den Krieg im
pazifischen Raum und auf dem asiatischen Festland erfolgreich fortgesetzt. Vor dem japanischen Un-
terhaus erklarte am 5. Februar Premierminister Tojo, Japan stehe in einem Krieg auf Leben und Tod,
der noch lange dauern werde, aber auch bei Kriegsende werde Japan keineswegs etwa sofort abriisten
und seine Wehrkraft plotzlich beschranken; denn Japan habe als fiihrende Macht GroB-Asiens bedeu-
tende Aufgaben hinsichtlich der Verteidigung dieses Lebensraumes zu erfiillen.
Deutschland im Kampf 32
tjber Japans Gesamtlage flihrte Tojo am 2. Februar aus, Japan habe keine territorialen Anspriiche
gegeniiber den USA oder Slidamerika. Trotzdem werde Japan dabei verharren, bis zum Ende zu
kampfen und die USA zu vernichten, solange diese darauf bestanden, sich Japans Kriegszielen in den
Weg zu stellen. Dank seiner Siege im vergangenen Jahr habe Japan bereits eine feste Grundlage fur
einen sicheren Sieg gelegt. Japan sei heute ein „besitzendes Land" geworden, an Hilfsquellen den
USA und GroBbritannien weit uberlegen. Japan habe sich alle Mittel gesichert, die notwendig sind,
um diesen Titanenkampf erfolgreich zu flihren. Wahrend Japans materielle Kampfkraft in geradezu
phanomenaler Weise zunehme, mtiBten GroBbritannien und die USA mit jedem Tag ihre Frontlinien
in der ganzen Welt weiter verlangern. Hieraus ergebe sich die Tatsache, daB nicht nur die USA, son-
dern alle gegen die Achse kampfenden Machte sich der dringenden Notwendigkeit gegeniibersehen,
einen ununterbrochenen Strom riesiger Nachschubmengen zu liefern. In diesem kritischen Augenblick
seien die USA ihrer wichtigsten Quellen fiir ihr Kriegsmaterial, wie zum Beispiel Gummi und Zinn,
beraubt worden. Infolgedessen sei es den USA praktisch unmoglich, ihre Produktion an Kriegsmateri-
al zu erhohen, um mit dem gewaltigen Verbrauch Schritt zu halten. Premierminister Tojo befaBte sich
dann mit der Frage der Kriegsmoral in den USA und stellte fest, daB der vollstandige Mangel einer
wirklichen Tradition in den USA eine Schwachung der nationalen Verteidigung Amerikas bedeute.
Demgegenuber verburge die geeinte nationale Struktur Japans und die riickhaltlose Entschlossenheit
des japanischen Volkes den totalen Krieg durchzukampfen bis zum Endsieg. Tojo ging ferner in ironi-
scher Weise auf die anglo-amerikanischen Plane fiir eine neue Weltordnung ein, die, wie er sagte, nur
dazu dienten, die bittere Niederlage der Anglo-Amerikaner zu verheimlichen und den Amerikanern
sowie den neutralen Landern etwas
132 vorzumachen. „Ich freue mich, heute in der Lage zu sein, feststellen zu konnen, daB mit der sich
taglich zu unseren Gunsten bessernden Kriegslage Japan mit jedem Tage seinem Ziele naherkommt."
Die Ausfiihrungen Tojps fanden eine merkwurdige Bestatigung durch die Gattin des Herrn von
Tschungking, Frau Tschiangkaischek, die eine Reise nach den Vereinigten Staaten unternommen hat,
um dort den Beschwerden Tschungkings iiber ungeniigende Waffen- und Materiallieferung Nachdruck
zu verleihen. Sie sprach vor dem amerikanischen KongreB und erklarte dabei: „Wir diirfen nicht ver-
gessen, daB Japan, solange es im Besitz der eroberten Gebiete ist, taglich starker wird." Der australi-
sche Ministerprasident Curtin aber sagte am 19. Februar anlaBlich des Erscheinens japanischer Flug-
zeuge iiber Sidney, dieser Fliegeralarm beweise, daB der Feind sich ausgebreitet habe. Es sei klar, daB
kein Teil Australiens vor den Japanern sicher sei.
Dies wird weiterhin verdeutlicht durch die Mitte Februar in Tokio bekanntgegebenen Verlustziffern
der japanischen Kriegsmarine und derjenigen ihrer Gegner zwischen dem 7. August 1942 und dem 7.
Februar 1943. Die japanische Kriegsmarine hat danach in dieser Zeit versenkt acht feindliche
Schlachtschiffe, vier Flugzeugtrager, sechsunddreiBig Kreuzer, zweiundzwanzig Zerstorer, dreizehn
Torpedoboote, 13 U-Boote, 1 Minensucher, 3 Aufklarungsboote und 33 weitere Wasserfahrzeuge,
wahrend viele feindliche Kriegsschiffe der verschiedenen Typen schwer beschadigt wurden. Die japa-
nischen Verluste wurden dagegen angegeben als: versenkt ein Schlachtschiff, 3 Kreuzer, 4 U-Boote,
20 Zerstorer und 1 Aufklarungsboot. Das fiir die Japaner so giinstige Verhaltnis der Verlustziffern er-
klart sich vielleicht durch die Mitteilung, daB sich 466 japanische Flugzeuge freiwillig auf feindliche
Objekte stiirzten oder vermiBt wurden. Der in verschiedenen Kampfhandlungen seit dem Kriegsaus-
bruch beobachtete wahrhaft unbegrenzte und religios fundierte Geist der Selbstaufopferung der japani-
schen Flieger gleicht offenbar immer wieder die zahlenmaBige und materielle Uberlegenheit der geg-
nerischen Kampfmittel aus.
Was China angeht, so erklarte der GroBostasienminister Aoki iiber Japans China-Politik, Japan wer-
de zusammen mit Nationalchina den Krieg gegen Tschungking mit der Waffe bis zum Zusammen-
bruch des Tschungking-Regimes durchfiihren. AnschlieBend erklarte Generalmajor Muto, daB Japan
mit dem Tschungking-Regime nichts mehr zu tun haben wolle, und daB kein Verstandigungsfrieden
mit Tschungking geschlossen werden wiirde. Mitte Februar fand in Nanking eine dreitagige Militar-
konferenz statt, die erste seit Chinas Eintritt in den Krieg. Als Zweck der Konferenz wurde der Aufbau
einer
133 einheitlichen Wehrmacht Nankings angegeben. In der AbschluBverlautbarung hieB es, China habe
sich entschlossen, mit Japan zu leben und zu sterben und seinen Pflichten auch in der schwierigsten
Lage nachzukommen. Es seien Beschliisse zur Starkung der Nationalregierung, zur Aufrechterhaltung
der Sicherheit sowie zur besseren Ausbildung und Ausriistung der chinesischen Truppen gefaBt wor-
den. — An mehreren Frontabschnitten Chinas haben die japanischen Truppen neue Offensivaktionen
Deutschland im Kampf 33
eingeleitet und betrachfliche Erfolge erzielt. Es wurde berichtet, daB die Kampfmoral der Tschung-
kingtruppen im Absinken begriffen sei, wahrend die zum erstenmal eingesetzten Nankingstreifkrafte
sich liberall vorzuglich geschlagen hatten. Die Haltung der Nankingtruppen berechtige zu der Hoff-
nung, daB die vollige Sauberung des von den Japanern besetzten Gebietes allmahlich vom Nankinger
Militar libernommen und die Befriedigung des Landes von der Nankingregierung mit eigenen Kraften
durchgeflihrt werden konne.
fjberall in dem von ihm militarisch gewonnenen GroBasiatischen Raum ist die Politik Japans auf
Zusammenarbeit und auf inneren AnschluB der Volker dieses Raumes gerichtet. Diese Politik ist weit-
gehend auch eine wirtschaftliche, wobei wahrend des Krieges natiirlich kriegswirtschaftliche Notwen-
digkeiten im Vordergrund stehen. Minis terprasident Tojo erklarte hieriiber am 20. Februar im japani-
schen Reichstag, das wichtigste Ziel der japanischen Verwaltung in den besetzten Sudgebieten sei die
Erfullung der Kriegsbedtirfnisse der japanischen Armee und Marine. Im Warenaustausch zwischen
den Volkern der Sudgebiete sei nicht nur die Selbstgenugsamkeit bereits erreicht, sondern auch die
groBziigigen Plane der japanischen Regierung zur Schaffung einer vollstandigen Autarkie dieser Lan-
der unter EinschluB Chinas, Indochinas, Thailands und Mandschukuos seien der Verwirklichung be-
trachtlich naher gebracht worden. Die jetzige Militarverwaltung solle schrittweise nach MaBgabe der
strategischen Erwagungen durch die Zivilverwaltung ersetzt werden.
Japans Politik im groBasiatischen Raum bietet manche Parallelen zu der Deutschlands im europai-
schen Raum. Die den Achsenmachten und ihren Verbtindeten in Europa gehorenden Gebiete sind
durch die im Verlaufe der Kriegshandlungen besetzten weiten Raume in Nord-, West-, Siidost- und
Osteuropa erweitert worden. Die Gesamtheit der in diesem europaischen Raum vorhandenen mensch-
lichen und wirtschaftlichen Krafte muB fur den Sieg nutzbar gemacht werden. Hierbei wird, soweit
irgend moglich, die freiwillige Mitarbeit der Volker der besetzten Gebiete mobil gemacht. Das bedeu-
tendste Beispiel hierfur ist Frankreich.
Die franzosische Regierung wird von Laval gefuhrt, der mehrfach erklart hat, er glaube an den Sieg
134 Deutschlands, und er wiinsche ihn. Die groBte Gefahr, die Europa drohe, sei der Bolschewismus. Aus
dieser von Laval und seiner Regierung eingenommenen Grundhaltung ergibt sich einerseits, daB sie
innerhalb Frankreichs mit aller Scharfe und Konsequenz den Kommunismus bekampft, der bekannt-
lich von England her in jeder Weise unterstiitzt wird, zum anderen die Heranziehung der menschlichen
und industriellen Krafte Frankreichs fur die Kriegfuhrung, d. h. fur den Sieg Deutschlands nach Mog-
lichkeit fordert. Der Kampf gegen den Kommunismus in Frankreich vollzieht sich in enger und wir-
kungsvoller Zusammenarbeit zwischen der deutschen und franzosischen Polizei, ferner im Rahmen
der gesamten Verwaltungsarbeit des franzosischen Staates und schlieBlich durch besondere MaBnah-
men. Ende Februar wurde im gesamten neubesetzten franzosischen Gebiet allenthalben die Griindung
einer franzosischen Miliz vollzogen. Sie ist aus dem Ordnungsdienst des Frontkampferverbandes ent-
standen, untersteht Ministerprasident Laval personlich und hat als Hauptaufgabe den Kampf gegen
den Kommunismus. Generalsekretar der Miliz ist der Leiter des Ordnungsdienstes des Frontkampfer-
verbandes, Darnand. Zweck der Miliz sei, so erklarte er am 17. Februar, daB sie ein Instrument des
Staates gegen alle diejenigen Personen darstelle, die das Ungltick und die Zerstorung Frankreichs wol-
len. Innerpolitisch gebe es eine Gefahr, die sich mit einem einzigen Wort zusammenfassen lasse, den
Bolschewismus. Ware dieser erfolgreich, dann wurde sich der Burgerkrieg iiber das ganze Land aus-
breiten. Frankreich, das keine Armee und keine Marine habe, dtirfe bei der Bekampfung dieser Zerset-
zungsgefahren nicht auf die Hilfe des Auslandes rechnen. Deshalb habe die franzosische Miliz als
erste Aufgabe die Verpflichtung, rankreich vor dem Bolschewismus zu retten.
Frankreich ist, nachdem sein Kolonialreich fast vollig sich England und den Vereinigten Staaten
angeschlossen hat, bzw. on diesen mit Gewalt besetzt worden ist, fur seine Ernahrung und Erhaltung
auf die eigene Kraft angewiesen. Dies bedingt eine moglichst intensive Ausnutzung des eigenen
Bodens, d. h. erstarkte Arbeit in der Landwirtschaft, die Ausnutzung aller m Lande vorhandenen
Rohstoffe usw. Die Notwendigkeit, zum Sieg Europas gegen seine Feinde beizutragen, was sowohl
durch Lebensmittellieferung fur die Besatzungsmacht und durch die Arbeit der franzosischen Industrie
fur die deutsche Kriegswirtschaft, wie durch die Entsendung von Hunderttausenden von franzosischen
Arbeitern nach Deutschland geschieht, zwingt dazu, die menschlichen Kraftreserven Frankreichs zu
mobilisieren. Unter dem EinfluB des marxistischen Materialismus ist aber nach dem 1. Weltkrieg die
Arbeitsmoral innerhalb des franzosischen Volkes gesunken. Der Grundsatz, daB mit moglichst wenig
Arbeit moglichst
Deutschland im Kampf 34
135 viel Geld zu verdienen und moglichst bequem zu leben das soziale Evangelium dars telle, ist eine der
Ursachen von Frankreichs Niedergang. In einer Zeit, n der die Achsenmachte fur sich selbst den tota-
len Krieg erklart haben, kann natiirlich die Lebensanschauung und -haltung es bequemen Lebens auch
in Frankreich nicht fortdauern. Mitte Februar wurde daher von der franzosischen Regierung fur alle
jungen Leute, die zwischen dem 1. Januar 1920 und dem 31. Dezember 1922 geboren sind, die Ar-
beitsdienstpflicht auf die Dauer von zwei Jahren eingeflihrt. Weitere zehn Jahrgange werden statistisch
erfaBt, um nach MaBgabe er Notwendigkeiten zur Arbeit eingesetzt zu werden. Ein Arbeitsbuch nach
deutschem Muster wird ferner eingefiihrt. So vollzieht sich unter dem Druck der Notwendigkeiten des
Krieges unaufhaltsam der Umbau Frankreichs vom liberalen zum autoritaren System auf dem Gebiete
der Politik ebenso wie auf dem der Verwaltung und der Wirtschaft. Staatliche Lenkung, Erfassung und
Kontrolle treten an die Stelle des traditionellen aissez-faire, Laissez-aller.
Eine franzosische Regierung, die diese Umstellung mit Konsequenz vollzieht, und die die erwahnte
Einstellung zum gegenwartigen Kriege hat, erweckt natiirlich in London und Washington kein Wohl-
gefallen. Roosevelts Staatssekretar fiir Auswartiges, Cordell Hull, erklarte deshalb am 25. Februar
ganz einfach, die Vichy-Regierung werde vom USA-Staatsdepartement als nicht bestehend betrachtet.
Auf die Frage, ob dies heiBen olle, es gebe zur Zeit keine franzosische Regierung, erwiderte Hull,
gerade dies habe er sagen wollen.
Anderer Ansicht hieriiber sind jedoch der Generalgouverneur on Martinique, Admiral Robert, und
der Kommandant des von en Englandern nach dem Waffenstillstand in Alexandrien internierten fran-
zosischen Geschwaders. Trotz aller Lockungen und Drohungen sind sie Vichy treu geblieben und
haben ihre Royalitat gegeniiber Vichy auch im Monat Februar erneut bekraftigt. Es ist wohl nur eine
Frage der Zeit, wann die angelsachsischen „Vorkampfer fiir Recht und Freiheit" von der Lockung und
Drohung zur offenen Gewalt iibergehen werden.
Das Spiel zwischen Giraud und de Gaulle ist auch im Februar unentwegt weitergegangen. Auf bei-
den Seiten wurde viel von der notwendigen Einigkeit aller franzosischen Dissidentengruppen gespro-
chen und geschrieben. Aber da de Gaulle unter dieser Einigkeit versteht, daB Giraud sich ihm unter-
ordnet, wahrend Giraud das genaue Gegenteil meint (womit Giraud der Auffassung Washingtons und
de Gaulle der Londons entspricht), will eine Einigung nicht zustande kommen. Sollte dies doch einmal
der Fall sein, so wird sie eben nach dem zwischen Washington und London bestehenden Machtver-
haltnis ausfallen, d. h. so, daB die USA in Franzosisch-Nord- und Westafrika das Heft in der Hand
behalten. Denn an all den
136 Punkten des weiten Erdenrundes, wo sie sich im bisherigen Verlaufe es Krieges „Stiitzpunkte"
angeeignet haben, wollen die Nordamerikaner auch bleiben, ob dies den Englandern gefallt oder nicht;
und franzosisches Interesse ist ihnen angesichts der volligen Machtlosigkeit Frankreichs natiirlich erst
recht kein Hinderungsgrund. Die franzosischen „Patrioten", fiir die Laval in Verrater ist, Giraud aber
ein Nationalheld, und die dementsprechend handeln, spielen, schlieBlich, ob sie wollen oder nicht, die
Rolle von Marionetten des amerikanischen Imperialismus.
Dieser Imperialismus ist in seinen Zielsetzungen und in einen Mitteln so vollig bedenkenlos wie
sein Haupttrager und Exponent, President Roosevelt. Das gleiche gilt vom englischen Imperialismus
und dessen Exponenten Churchill. Beide haben sich im Februar iiber ihre Ziele und Absichten
ausfiihrlich geauBert, Churchill in einer Unterhausrede am 1 1 . Februar, Roosevelt in einer Rede zum
Geburtstag Abraham Lincolns am 3. Februar und in einer zweiten zum Geburtstag George
Washingtons am 22. Februar. Diese drei Reden enthalten ein Kriegs- und Nachkriegsprogramm, das
an Deutlichkeit nichts zu wiinschen iibrig laBt. Durch die Niederringung der Achsenmachte und ihrer
Verbiindeten in Europa und Japans in Ostasien soil der Weg fiir eine angelsachsische
Weltbeherrschung freigemacht werden, neben der dann nur der in Europa siegreiche Bolschewismus
als Machtfaktor von Bedeutung stehen wurde. Beide Redner haben, sicher nach Verabredung, einen
herausfordernd optimistischen Ton angeschlagen, beinahe als ob der Krieg von ihnen schon gewonnen
ware. Nur bedingungslose Kapitulation aller Gegner werde ihn beenden konnen, so sagten sie beide;
und mit der liignerischen Selbstgefailigkeit, die Roosevelt ebenso kennzeichnet wie Churchill,
erkiindeten sie beide, daB nach dem Siege ein schweres Strafgericht iiber „die schuldigen feindlichen
Fiihrer" hereinbrechen wurde. Dieser durch die Kriegslage in keiner Weise gerechtfertigte Optimismus
legt jedenfalls die Vermutung nahe, aB beide Redner ihn aus propagandistischen Griinden fiir
notwendig gehalten haben. Roosevelt hat in seinen beiden Reden, besonders in der vom 13. Februar,
sich scharf gegen die Kritiker, gegen die Kleinglaubigen und gegen die Unsicheren gewandt — ein
Zeichen, daB es deren in den USA eine geniigende enge geben muB, um ihm bei der Durchfiihrung
seiner Plane hinderlich zu erscheinen. In der Tat, was man iiber die Schwierigkeiten innerhalb der
Deutschland im Kampf 35
der Tat, was man iiber die Schwierigkeiten innerhalb der USA-Kriegswirtschaft, die Eingriffe in die
personliche Freiheit und in die Lebenshaltung des Amerikaners, liber die psychologischen Wirkungen
der Menschenopfer und besonders des U-Boot-Krieges erfahrt, laBt es durchaus begreiflich erschei-
nen, daB die breite Masse der Amerikaner an diesem
137 Kriege, in den sie gegen ihren Willen durch Roosevelt und seine jtidischen Hintermanner hineinge-
ftihrt worden ist, kein Vergnugen empfindet. Von seiner Notwendigkeit wann sie nach Lage der Dinge
sowieso nicht uberzeugt sein.
Churchill und Roosevelt haben sich ubrigens besonders mit er Konferenz in Casablanca und Chur-
chill mit der in Adana beschaftigt, in dem Sinne natiirlich, daB diese Konferenzen groBe Erfolge und
wichtige Etappen auf dem Wege zum Sieg seien. Den Sieg stellen sich beide so vor, daB zuerst die
Macht er Achse und ihrer Verbundeten in Europa zerbrochen werden oil, um dann nachher mit Japan
abzurechnen. Erstaunlich war dabei, daB beide Redner es so hinzustellen versuchten, als ob die Macht
Japans schon schwer getroffen und fortlaufend im schwinden begriffen sei, wahrend doch (wie oben
gezeigt wurde) gerade das Gegenteil der Fall ist! Roosevelt und Churchill hoben auch hervor, es be-
stehe unter ihnen vollige Einigkeit dartiber, daB nach der Niederwerfung der Achsenmachte gemein-
sam bis zum endgultigen Sieg tiber Japan gekampft werden mtisse. Ja, Roosevelt unterstrich, daB es
hieriiber einer vertraglichen Abmachung nicht bedurfe, sondern daB hm das von Churchill gegebene
Wort vollig geniige. Hieraus st zu schlieBen, daB iiber die Reihenfolge, mit der die einzelnen Machte
des Dreierpaktes angegriffen werden sollen, offenbar Diskussionen stattgefunden haben, und daB es
auch hieriiber an Interessengegensatzen zwischen jenen „Verbundeten" nicht fehlt.
In einer Hinsicht war Churchill merkwurdigerweise aufrichtiger als Roosevelt: er hat die Gefahr und
die schweren Folgen des Unterseebootkrieges fur die Kriegfiihrung Englands und der USA offen zu-
gegeben. Er ging sogar so weit zu sagen, er U-Boot-Krieg stelle noch die „einzige Moglichkeit fur
einen Sieg Deutschlands" dar, was einen vollkommenen Widerspruch u seinem sonst zur Schau getra-
genen Siegesoptimismus darstellt. Freilich lieB er darauf eine Zahlenberechnung iiber die angeblichen
gesteigerten Erfolge der Bekampfung der U-Boote sowie eine solche iiber die Schiffsneubauten in
England und en USA folgen, um seiner iiblichen Methode entsprechend auch das Kapitel U-Boot-
Krieg in seiner Rede optimistisch ausklingen lassen zu konnen. — Roosevelt und Churchill haben in
ihren Reden dann natiirlich besonders ihres bolschewistischen Verbundeten, der Sowjetunion, riih-
mend gedacht. Die Teilerfolge der sowjetischen Winteroffensive mogen den Uberoptimismus ihrer
Reden erheblich mit beeinfluBt haben. Kurz vorher ja war die deutsche 6. Armee in Stalingrad dem
bolschewistischen Massenansturm erlegen, die sowjetische Winteroffensive war noch in vollem FluB
und aus Moskau kamen Siegesberichte, als ob die deutschen Armeen besiegt und demoralisiert zu-
riickfluteten. In Moskau, London
138 und Washington erfuhrte dies offensichtlich zu einer volligen Verkennung der Kriegslage und zu dem
Irrglauben, die Rote Armee hatte den Hauptteil ihrer schweren Aufgabe, namlich den Sieg zu gewin-
nen, bereits geschafft. Welche Wirkungen ein Sieg der Roten Armee iiber die Heere Deutschlands und
seiner Verbundeten fur die ganzen Landergebiete zwischen Norwegen und dem ostlichen Mittelmeer
sowie fur alle Volker in diesem Raume haben wurde, laBt Roosevelt und Churchill natiirlich vollig
kalt. Dementsprechend wurde der fiinfundzwanzigste Jahrestag der Roten Armee am 22. Februar in
den USA, noch ehr freilich in England, wie ein nationaler Feiertag begangen. nicht weniger als zwolf
englische Minister hielten in verschiedenen englischen Stadten zu diesem Tage Reden, in denen die
Rote Armee und ihre Waffentaten gepriesen und das Bundnis mit dem Bolschewismus gefeiert wurde.
Sogar der englische Konig sandte ein Gliickwunschtelegramm an den Staatsprasidenten der Sowjet-
union, Kalinin, und verlieh der Stadt Stalingrad einen Ehrendegen. Zwischen dem Erzbischof von
Canterbury und Stalin aber fand ein — herzlicher Telegrammwechsel statt!
Freilich verhinderte all dies die englische Arbeiterpartei nicht, einen Antrag der englischen Kom-
munistischen Partei auf Aufnahme in die Arbeiterpartei rundweg abzulehnen, weil „die Kommunisti-
sche Partei sich eine vollstandige Unverantwortlichkeit bezuglich der britischen Politik zu eigen ge-
macht habe, und weil ihre Auffassungen sich durchaus nicht mit der Philosophic und den Zielen der
Arbeiterpartei vereinigen lassen". n ahnlicher Weise lehnte die amerikanische Arbeitergewerkschaft
einen ZusammenschluB mit den sowjetischen Gewerkschaften ab, „weil diese keine freie Arbeiteror-
ganisation im demokratischen Sinne darstellen". Bei den marxistischen Parteien und Gewerkschaften
in England und USA scheint also immerhin noch ein Rest von Klarblick hinsichtlich des Kommunis-
mus vorhanden zu sein. Diese Kreise kennen allerdings die gefahrliche Wuhlarbeit des Kommunismus
unter ihren eigenen Anhangern aus eigener Erfahrung besonders gut.
Deutschland im Kampf 36
Zur Diskussion iiber die Rote Armee und iiber das Blindnis mit den Sowjets gehort in England und
USA unverbriichlich die Erorterung liber die „zweite Front". DaB die Eroffnung der zweiten Front zur
Entlastung der Sowjetunion unbedingt notig sei, daB sie bald kommen miisse, und daB es, wenn man
damit noch langer warte, vielleicht zu spat sein konnte, um den Sowjets noch etwas zu ntitzen, wird
zwar immer und immer wieder betont; aber die zitierten Reden Churchills und Roosevelts vermieden
hierzu eine klare Stellungnahme, und alle offiziellen oder offiziosen AuBerungen aus London und
Washington zu diesem Thema sind bewuBt zuriickhaltend. Die Sprecher der Sowjetunion, Botschafter
Maisky in London und
139 Litwinow in Washington erheben die Forderung nach der zweiten Front immer wieder, und in seinem
Tagesbefehl zur Funfundzwanzigjahrfeier der Roten Armee hat Stalin das Fehlen der zweiten Front
deutlich unterstrichen. Dies war bemerkenswerterweise die einzige Erwahnung seiner demokratischen
Verbundeten, zu der er sich in diesem Tagesbefehl herbeilieB.
Die Ubereinstimmung und die Herzlichkeit zwischen Moskau und London-Washington sind natiir-
lich nur scheinbar, nur gespielt, und sie werden eifriger von London- Washington als von Moskau aus
gespielt. Churchill erwahnte in seiner zitierten Rede, bei der Konferenz in Casablanca hatte man die
Anwesenheit Stalins dringend gewunscht, und Roosevelt ware trotz seiner korperlichen Behinderung
sogar bereit gewesen, ihm bis Khartum am Nil entgegenzukommen. Stalin aber habe RuBland nicht
einmal einen Tag verlassen wollen. DaB er nicht mal einen Vertreter geschickt hat, beweist jedoch,
daB er Churchill und Roosevelt eben einfach nicht begegnen wollte, weil er jedes Gesprach liber
Nachkriegsziele d. h. jede Festlegung vermeiden wollte. Auch dies war sicher durch die Uberschat-
zung der sowjetischen Winteroffensive bedingt. In einem Augenblick, wo Stalin den Sieg greifbar vor
sich zu sehen glaubte, wollte er sich offenbar hinsichtlich der Hereinnahme der Frlichte des Sieges
keinerlei Beschrankungen auferlegen lassen.
Dieses Schweigen Stalins erweckt in London und Washington offensichtlich schwere Besorgnisse,
die auch ofter in der Presse zum Ausdruck kommen. Das offizielle London freilich will davon nichts
horen und setzt den Zweiflern immer wieder den Hinweis auf die Notwendigkeit, Moglichkeit und
unbefristete Dauer einer engen Zusammenarbeit mit den Sowjets entgegen. Sie laBt sich fur die Nach-
kriegszeit in die einfache Formel fassen: Das ostliche Europa fur die Sowjets, das westliche fur Eng-
land! Bewaffnete GroBmachte werde es in Europa nach dem Kriege eben nur noch zwei geben, Eng-
land und die Sowjetunion. DaB die Rote Armee von Stalin selbst als die Armee der Weltrevolution
bezeichnet worden ist, wird dabei geflissentlich ubersehen, weil man sonst Deutschlands Kampf gegen
den Bolschewismus anerkennen und die eigene Politik verneinen muBte.
In diesem Zusammenhang bedarf die Tlirkei einer besonderen Erwahnung. Am 30. und 31. Januar
hat Churchill, wie es in der amtlichen Mitteilung aus London hieB, „auf seinen Wunsch als Gast der
tlirkischen Regierung sich nach der Tlirkei begeben". In Adana traf er sich mit dem tlirkischen Staats-
prasidenten, dem tlirkischen AuBenminister und anderen politischen und militarischen Personlichkei-
ten. Churchill war selbst von zahlreichen politischen und militarischen Sachverstandigen begleitet. Die
offiziellen Verlautbarungen liber die Zusammenkunft sprachen in iiblicher Weise von Herzlichkeit und
Einverstandnis, und in seiner Rede im Unterhaus unterstrich Churchill, daB in Adana
140 ausgiebige englische Waffenlieferungen an die Tlirkei verabredet worden seien. Es ist klar, daB
Churchill zu einer Verabredung iiber Waffenlieferungen sich nicht mit einem groBen Stab von Sach-
verstandigen in die Tlirkei hatte zu begeben brauchen, noch auch um die guten Beziehungen zwischen
Ankara und London zu unterstreichen. Denn das geschieht in Ankara auch ohnedies von Zeit zu Zeit,
freilich unter gleichzeitigem Hinweis auf die guten Beziehungen mit Deutschland.
Die Reise Churchills hatte offensichtlich ein viel weitergehendes Ziel, namlich den Kriegseintritt
der Tlirkei an der Seite Englands, um mit ihrer Hilfe den Krieg auf den Balkan zu tragen und ein Un-
ternehmen zu starten, wie seinerzeit im Weltkrieg iiber Saloniki. Die tlirkischen Staatsmanner haben
sich diesem Wunsch versagt! Sie wollen bei der Neutralist, die der Tlirkei so vorteilhaft ist, auch wei-
terhin verbleiben. Sicher hat Churchill die Tlirken auch hinsichtlich der von der Sowjetunion drohen-
den Gefahren beruhigen wollen. Denn zum sowjetischen Expansionsprogramm gehoren nun einmal
die Dardanelles Fur solche Beruhigungsversuche war aber der Moment, da die bolschewistische Win-
teroffensive auf dem Hohepunkt des Erfolges, Stalin jeder Festlegung seiner Kriegsziele in Casablanca
ausgewichen war, und von London immer wieder die Bereitschaft versichert wurde, den Sowjets im
ostlichen Europa freie Hand zu lassen, auBerordentlich schlecht gewahlt. Wenn aus der Konferenz
schlieBlich fur die Tlirken ein umfangreiches Waffengeschaft heraussprang, so ist auch dies ein indi-
Deutschland im Kampf
37
rekter Beweis daflir, daB die Tlirken militarisch so stark wie moglich sein wollen, besonders auch ge-
genuber der Sowjetunion.
pfifedfliit
ira jfaiifrf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
Marz-Lieferung
(Nr. 85/86 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Die Rede des Fiihrers zum Heldengedenktag 1943
87 Der Ftihrer hielt zum Heldengedenktag am 21. Marz 1943 im Ehrenhof des Berliner Zeughauses
folgende Rede*) (DNB):
Deutschland im Kampf 1
Zum viertenmal begehen wir den Heldengedenktag unseres Volkes in diesem Raume. Die Verle-
gung der Frist fand start, weil ich glaubte, erst jetzt die Statten meiner Arbeit, an die ich seit Monaten
gebunden war, mit ruhigem Gewissen verlassen zu konnen. Denn dank dem Opfer- und Heldentum
unserer Soldaten der Ostfront ist es gelungen, nunmehr endgultig die Krise, in die das deutsche. Heer
— durch ein unverdientes Schicksal — gestiirzt worden war, zu iiberwinden, die Front zu stabilisieren
und jene MaBnahmen einzuleiten, die den vor uns liegenden Monaten wieder den Erfolg bis zum end-
gultigen Sieg sichern sollen. DaB es unter diesen Umstanden verantwortet werden kann, die nunmehr
seit vielen Monaten bestehende Urlaubssperre mit dem heutigen Tage aufzuheben, um in den kom-
menden Monaten in steigendem MaBe unseren braven Mannern wieder den Weg zu ihren Lieben in
der Heimat zu erschlieBen, macht es auch mir seelisch leichter, am heutigen Tage hier zu sein.
Wenn es noch notwendig gewesen ware, um unserem Volk den ganzen Ernst dieser gigantischen
Auseinandersetzung zu Lande, auf den Meeren und in der Luft auf Leben und Tod zu erlautern, dann
hat vor allem der zuriickliegende Winter auch die letzten Zweifel dariiber beseitigt. Die Steppen des
Ostens haben noch einmal ihre Millionenmassen sich gegen Europa walzen lassen. Vorwartsgepeitscht
von der gleichen Macht, die seit alters her Kriege organisiert, an ihnen profitiert und damit gerade im
heutigen Zeitalter kapitalistische Interessen und bolschewistische Instinkte dem gleichen Ziele dienen
laBt. Wie groB die Gefahr einer Uberrennung des altesten Kulturkontinents der Welt in diesem Winter
war, bleibt der Darstellung der spateren Geschichtsforschung uberlassen. DaB sie nunmehr gebrochen
und damit von Europa abgewendet wurde, ist das unvergangliche Verdienst jener Soldaten, deren wir
heute gedenken. Aber schon der Blick in die gigantischen Vorbereitungen, die der Bolschewismus zur
Vernichtung unserer Welt getroffen hat, laBt mit Schaudern erkennen, wohin Deutschland und der
ganze tibrige Kontinent geraten waren, wenn nicht die nationalsozialistische Bewegung vor zehn Jah-
ren die Macht im Staat erhalten hatte und mit der ihr eigenen Entschlossenheit nach
*) Der Wortlaut erscheint im S. Band der von Reichsleiter Bouhler herausgegebene Sammlung der
Kriegsreden des Fiihrers unter dem Titel „Der GroBdeutsche Freiheitskampf".
zahllosen fehlgeschlagenen Bemiihungen um eine Riistungsbeschrankung den sofortigen Wiederauf-
bau der deutschen Wehrmacht eingeleitet haben wurde. Denn das Weimarer Deutschland unserer zen-
trumlerisch - marxistisch - demokratischen Parteienwirtschaft ware durch diesen Ansturm Innerasiens
hinweggefegt worden wie Spreu vor einem Orkan. Immer klarer erkennen wir, daB die Auseinander-
setzung, in der sich seit dem ersten Weltkrieg Deutschland und Europa befinden, allmahlich den Cha-
rakter eines Kampfes annimmt, die nur mit den groBten geschichtlichen Ereignissen der Vergangen-
heit verglichen werden kann. Ein mitleid- und erbarmungsloser Krieg wurde uns von dem ewigen
Judentum aufgezwungen, der, wenn er nicht vor den Grenzen Europas den Elementen der Zerstorung
Einhalt zu gebieten vermochte, diesen Kontinent in ein einziges Ruinenfeld verwandeln wurde. Aber
nicht die verbrannten Stadte waren es, die zerstorten Kulturdenkmaler, die als schlimmste Folge dieses
Kampfes dann ubrigblieben, sondern die bestialisch niedergemetzelten Menschenmassen, die dieser
innerasiatischen Flut genau so zum Opfer fallen wiirden, wie es in der Zeit der Hunnen- und Mongo-
lensturme einst schon der Fall war.
Was der deutsche und die mit ihm verbiindeten Soldaten heute im Osten beschirmen, ist nicht das
steinerne Antlitz oder das soziale und geistige Geprage dieses Kontinents, sondern es sind die ewigen
menschlichen Substanzen, von denen seit grauen Vorzeiten alle Werte ausgegangen sind, die nicht nur
Europa und Amerika, sondern dariiber noch weit hinaus der menschlichen Kultur iiberhaupt ihren
heutigen Ausdruck geben.
Neben dieser aus dem Osten drohenden Welt der Barbarei erleben wir nicht weniger die satanische
Zerstorungswut des mit ihm verbundenen sogenannten Westens. Die Kriegsziele unserer Feinde sind
uns aus zahllosen Publikationen, Reden und offenen Forderungen bekannt. Das Geschwatz einer At-
lantikcharta wiegt dagegen genau so viel wie die einstigen 14 Punkte Wilsons gegeniiber der dann
gekommenen realen Gestaltung des Versailler Diktats. So wie der Kriegshetzer Churchill in der par-
lamentarischen englischen Demokratie, als er 1936 noch nicht verantwortlicher Leiter GroBbritanniens
war, mit seinem Ausspruch, daB Deutschland wieder vernichtet werden miiBte, der kommenden Ent-
wicklung den Weg gewiesen hat, so projektieren in diesen gleichen Demokratien die Elemente der
jetzigen Friedensforderungen schon heute den von ihnen angestrebten Zustand Europas nach dem
Kriege.
Deutschland im Kampf 2
Und ihre Ziele decken sich vollstandig mit den uns nicht nur bekannten, sondern erlebten Demon-
strationen ihrer bolschewistischen Verblindeten: Ausrottung aller nationalbewuBten kontinentalen
Volker und an der Spitze unseres eigenen deutschen. Ob dabei englische oder amerikanische Blatter,
89 Parlamentarier, Volksredner und Literaten als Kriegsziel die Zerstorung des Reiches, die Wegnahme
der Kinder unseres Volkes, die Sterilisierung der mannlichen Jugend usw. als erstes Kriegsziel for-
dern, oder ob der Bolschewismus kurzerhand die Abschlachtung ganzer Volkerschaften von Mannern,
Frauen und Kindern in der Praxis betreibt, ist ein und dasselbe. Denn die letzte treibende Kraft ist oh-
nehin der ewige HaB jener verfluchten Rasse, die seit Jahrtausenden als wahre GottesgeiBel die Volker
so lange ziichtigt, bis sich diese in Zeiten der Selbstbesinnung ihrer Peiniger wieder erwehren.
Ich spreche dies nicht aus fur das deutsche Volk. Es braucht heute keines Zuspruches in seiner mo-
ralischen Haltung. Die Front beweist ihr stilles Heldentum seit tiber tausend Tagen, und ihr zur Seite
steht heute die deutsche Heimat, die selbst in groBen Teilen des Reiches Kriegsgebiet geworden ist.
Nicht nur, daB sie arbeitend und schaffend unseren Soldaten die Waffen liefert. Nein: Sie ist gezwun-
gen, ihren eigenen Kampf zu kampfen, und im Erdulden und Ertragen der feindlichen Zerstorungswut
wachsen Frauen, ja Kinder empor zu einem Heldentum, das sich oft in nichts mehr von dem an vielen
Stellen der Front unterscheidet. Was aber die sogenannte „neutrale" Welt betrifft, so ist die Vorausset-
zung fur die dort so beliebte iiberhebliche, bald beschauliche, bald belehrende Betrachtung der Erei-
gnisse doch nur ausschlieBlich in der Opferbereitschaft derjenigen zu sehen, die sie davor bewahren,
die harte Wirklichkeit am eigenen Leibe selbst kennen und spuren zu lernen.
Denn eines ist sicher: In einer solchen Zeit konnen Volker auf die Dauer nur mit klarer Haltung
bestehen. Wir diirfen deshalb den Gegnern nur dankbar sein, daB sie mit eigener Hand den Geist
falscher Objektivitat im deutschen Volk ausloschen und an Stelle dessen die naturlichen Instinkte
setzen: heiBe Liebe zur Heimat und zu unserem Volk, hinweggehend iiber alle Schranken der Herkunft
und Geburt, und brennenden HaB gegen jeden Feind. Die Feuer in unseren Stadten und Dorfern
werden immer mehr jene Entschlossenheit unseres Volkes harten, die, nicht mehr getriibt durch
weltbtirgerliche Empfindungen, sondern genahrt von der Erkenntnis einer todlichen Gefahr und erfullt
von grimmigem Fanatismus, gewillt ist, diese Gefahr nun einmal fur immer aus Europa und von
unserem eigenen Volk selbst zu entfernen. Und ich wiederhole meine einstige Prophezeiung, daB am
Ende dieses Krieges nicht Deutschland oder die mit ihm verblindeten Staaten dem Bolschewismus
zum Opfer gefallen sein werden, sondern jene Lander und Volker, die, indem sie sich immer mehr in
die Hand des Judentums begeben, eines Tages am bolschewistischen Gift, gegeniiber dem sie selbst
am allerwenigsten — schon infolge ihrer uberlebten
90 Gesellschaftsordnung — immun sind, den Zusammenbruch und damit ihr Ende erleben. Nicht vom
nationalsozialistischen oder faschistischen Regime werden keine Fetzen mehr ubrigbleiben, sondern
ein Weltreich wird sich in Fetzen auflosen. Die Stinde gegen das eigene und gleiche Blut wird sich
verwandeln in ein einst zum Himmel schreiendes Elend und Ungliick in diesen Landern selbst.
Der Helden zu gedenken hat zu alien Zeiten nur der das Recht, wer sich vor ihnen nicht zu schamen
braucht. Der Winter dieses Jahres hat aber das deutsche Volk nicht nur nicht zum Defaitismus gefuhrt,
sondern zu einer noch gigantischeren Mobilisierung aller seiner Krafte. Ihr Einsatz findet zur Zeit
laufend statt. Die Produktion von Kriegsmaterial ist in dauerndem Steigen. Der Front stromen an jun-
gen Soldaten, freigewordenen Mannern und Wiedergenesenen Millionen zu. Alte Jahrgange und junge
Knaben werden zusatzlich die Abwehrwaffen der Heimat bedienen, Hunderttausende und aber Hun-
derttausende Frauen und Madchen sie dabei unterstiitzen. So verwandelt sich die deutsche Wehrmacht
immer mehr in eine kampfende Nation. Der Nationalsozialismus, der einst in einem erbitterten Ringen
— ohne jemals auch nur den leisesten Gedanken an einen KompromiB gehabt zu haben — seine Geg-
ner im Innern niedergeworfen hat, wird heute und in Zukunft als fuhrende Macht des Reiches auch mit
seinen auBeren Feinden fertig werden. Das Reich wird dabei unterstiitzt von jenen mit uns verblinde-
ten Volkern, die von Europa bis nach Ostasien entschlossen sind, ihre blutmaBigen Substanzen genau
so wie ihre kulturellen Werte zu verteidigen. Es hat Mitkampfer, vor allem aber in jenen Nationen, die
sich klar dariiber sind, daB ihre eigene Zukunft nur im Rahmen einer Ordnung moglich ist, die gegen-
iiber dem Bolschewismus als dem teuflischen Instrument der Zerstorung erfolgreich standhalt.
Je entschiedener diese Auseinandersetzung erfolgt, je kompromiBloser sie gefuhrt wird, um so lang-
dauernder wird dann der Friede sein, dessen besonders unser Kontinent zur Heilung seiner Wunden
bedarf. Uber das Wesen dieser kommenden Zeit aber werden nicht jene Menschen bestimmen, die den
Wert des vergangenen Friedens nicht erkannten und in ihrer geistigen Verblendung zum Kriege hetz-
ten und damit ihre eigenen Volker dem Ruin entgegenfuhrten, sondern nur jene Staatsmanner, die es
Deutschland im Kampf 3
schon vor diesem Kriege verstanden haben, selbst bei bescheidenen irdischen Reichtiimern fur ihre
Volker trotzdem ein hohes MaB sozialer und kultureller Leistungen zu erzielen.
Es wird daher die Zukunft der wahren Kulturvolker weder jlidisch-bolschewistisch noch jiidisch-
kapitalistisch sein, sondern sie wird im Dienste der nationalen Interessen uberall immer mehr der wah-
ren Volksgemeinschaft als hochstem Ideal zustreben. Der deutsche nationalsozialistische Staat, dem
diese
91 Zielsetzung. von Anfang an zu eigen war, wird nach diesem Kriege erst recht unermudlich an der
Verwirklichung eines Programms arbeiten, das in seiner letzten Konsequenz zur volligen Ausloschung
der Klassengegensatze und zur Herstellung einer wahren sozialistischen Gemeinschaft flihren muB.
Damit werden die 542 000 Manner, die dieser zweite Weltkrieg bisher von uns an Toten gefordert
hat, nicht vergeblich gefallen sein, sondern als unvergangliche Helden und Pioniere eines besseren
Zeitalters in unseren Reihen fur ewig weiterleben. Der Allmachtige, der uns durch alle Priifungen hin-
durch seinen Segen nicht versagt und die uns innewohnende Kraft dadurch gestarkt hat, moge uns
daher auch in Zukunft seinen Beistand geben, um das zu erfullen, was zu tun wir gegenuber unserem
Volke bis zum Sieg schuldig sind. Damit verneigen wir uns wieder in Ehrfurcht vor den toten Kame-
raden, vor den um sie trauernden Angehorigen, vor den hingemordeten Mannern, Frauen und Kindern
in unserer Heimat und all den Opfern unserer Verbiindeten.
^lilMjiiiilliiill;
92 Im Monat Marz gestattete es die Kriegslage an der Ostfront, ohne Einschrankung zu behaupten, daB
die Winterkrise endgultig uberwunden sei. Es war gelungen, die Front zu stabilisieren „und damit
wieder jene MaBnahmen einzuleiten, die in den kommenden Monaten den Erfolg bis zum endgultigen
Sieg sichern sollen".
Am 21. Marz beging das deutsche Volk den Heldengedenktag. Der Fiihrer sprach bei der Feier im
Berliner Zeughaus. Seine Rede lieB noch einmal die ganze GroBe der Gefahr des Winters vor aller
Augen treten. Voller Ernst hat er zugleich die beiden Europa bedrohenden Feindmachte bei Namen
genannt: die aus dem Osten sich heranwalzende Welt der Barbarei und die satanische Zerstorungswut
des mit ihr verbundenen antieuropaischen Westens. Es geht in dem vor uns stehenden Kampf um Sein
oder Nichtsein aller Werte, die Europa in der Geschichte der letzten zweitausend Jahre zum fiihrenden
Kontinent gemacht haben. Denn von diesem Kontinent, so sagte der Fiihrer, und von seinen menschli-
chen Substanzen seien fraglos seit grauen Vorzeiten alle Werte ausgegangen, die nicht nur Europa und
Amerika, sondern dariiber noch weit hinaus der menschlichen Kultur iiberhaupt ihren heutigen Aus-
druck geben. Dieser Kampf, der mit letzter KompromiBlosigkeit gefiihrt werden muB, ist der geringste
Dank, dem wir dem Andenken der 542000 gefallenen deutschen Soldaten abstatten konnen, eine Zahl,
die der Fiihrer in seiner Rede bekanntgab. So war des Fiihrers Rede Appell zu reglosem Einsatz im
totalen Krieg. Er wandte sich dabei insbesondere an das deutsche Volk. Von nicht untergeordneter
Bedeutung war auch ein Satz dieser Rede, in dem gesagt wurde, daB „in der Gegenwart auf die Dauer
nur Volker von klarer Haltung bestehen konnen". Dieses Wort, an die europaischen Volker gerichtet,
hat seine Unterstreichung durch die schicksalhaften Kampfe dieses Winters erhalten. Vor diesem Wort
verblassen die Atlantik-Charta und die vielen anderen betriigerischen Zweideutigkeiten, die von der
Gegenseite immer wieder den kleinen Volkern vorgespiegelt werden.
Deutschland im Kampf 4
93 Fur die hohe Kampfmoral der deutschen Armee, fur das Konnen und die Leistungsfahigkeit des
einzelnen Soldaten spricht die Tatsache, daB der Flihrer am 5. Marz zum 200. Male die hohe Ehrung
des Eichenlaubs zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen hat. Hochste soldatische Tugenden
sind die Voraussetzung daflir. DaB sie sich so zahlreich finden, ist ein glanzender Beweis fur den her-
vorragenden Geist der gesamten Armee. Im Laufe des Monats Marz wurde folgenden Soldaten der
deutschen Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen:
Hauptmann Ludwig Becker, Fiihrer einer Nachtjagdstaffel, der von einem Feindflug am gleichen
Tage nicht mehr zuriickkehrte, an dem ihm der Flihrer als 198. Soldaten der deutschen Wehrmacht das
Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verlieh; Oberleutnant Werner Baumgarten C r u s i
u s, Bataillonsfuhrer in einem westfalischen mot. Grenadierregiment, als 199. Soldaten der deutschen
Wehrmacht (27. Februar);
am 1. Marz: SS-Standartenfuhrer Fritz Witt, Regimentskommandeur in einer SS-
Panzergrenadierdivision, als 200. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 6. Marz: Oberst Hans Mikosch, Flihrer einer Kampfgruppe, als 201. Soldaten; Hauptmann Wal-
ter Scheunemann, Bataillonskommandeur in einem Grenadierregiment, als 202. Soldaten; General-
leutnant Gustav Schmidt, Kommandeur einer Panzerdivision, als 203. Soldaten; Hauptmann d. R. Dr.
Eberhard Zahn, Abteilungsfuhrer in einer Panzerdivision, als 204. Soldaten; Oberst Johann Micki,
Kommandeur einer Panzergrenadierbrigade, als 205. Soldaten; Hauptmann Wilhelm v. Malachowski,
Kommandeur einer Sturmgeschutzabteilung, als 206. Soldaten; und Oberfeldwebel Bruno K o h n z,
Zugfuhrer in einem Jagerregiment, als 207. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 7. Marz: Kapitanleutnant Georg Lassen, Kommandant eines Unterseebootes, als 208. Soldaten
der deutschen Wehrmacht;
am 14. Marz: Generalfeldmarschall Erich v. Manstein, Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe, als
209. Soldaten; Unteroffizier Georg Rietscher, Beob.-Unteroffizier in einem Grenadierregiment, als
210. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 15. Marz: Major Karl Langesee, Bataillonskommandeur in einem bayerischen Jagerregiment, als
211. Soldaten;
Oberleutnant d. R. Josef Kult, der am 22. Februar an der Spitze seines wiirttembergisch-badischen
Jagerbataillons fiel, als 212., und Generalleutnant Walther Hoernlein, Kommandeur der Infante -
riedivision GroBdeutschland, als 213. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
94 am 17. Marz: Oberleutnant Theodor Nordmann, Gruppenkommandeur in einem Sturzkampfgeschwa-
der, als 214. Soldaten der deutschen Wehrmacht;
am 28. Marz: Generalmajor P o s t e 1, Kommandeur einer Infanteriedivision, als 215. Soldaten der
deutschen Wehrmacht.
Ein Heldentum, von dem gemeinhin nicht allzu viel gesprochen wird, liegt in der Bewahrung der
Propagandakompanien. Hauptmann Werner Stephan, Ministerialrat in der Presseabteilung der Reichs-
regierung, gab von dem Einsatz der Propagandakompanien im Presseklub der „Union nationaler Jour-
nalistenverbande" in Wien zu Beginn des Monats ein eindrucksvolles Bild. Die hochste Weihe habe
die Kriegsberichterstattung der Propagandakompanien, so flihrte Hauptmann Stephan aus, in Stalin-
grad erhalten, wo ihre dort eingesetzten Manner bis zum AbreiBen der letzten Verbindung liber den
Heldenkampf der 6. Armee berichteten in Schilderungen, die Jahrhunderte uberdauern werden.
Die satanische Zerstorungswut der Angelsachsen hat sich auch im Marz zahlreiche deutsche Stadte
als ihr Betatigungsfeld aussucht. In der Nacht vom 1. auf den 2. Marz flogen britische Bomber mit
einem Terrorangriff groBten AusmaBes die Reichshauptstadt Berlin an. Drei Krankenhauser wurden
schwer beschadigt, die Hedwigskirche wie auch vier andere Kirchen erlitten schwere Schaden und
brannten zum Teil ganzlich aus. Altersheime wurden zerstort und — wie immer — kaum irgendwel-
che kriegswichtigen Ziele getroffen. Ja, man muB den Eindruck haben, daB der Feind sie tiberhaupt
nicht gesucht hat! Nach zwei weiteren Angriffen auf Nurnberg und Essen haben am 10. Marz britische
Bomber auch die Stadt der deutschen Kunst, Munchen, zum Ziel ihrer Angriffe gewahlt. Die Zersto-
rungen an unersetzbaren Baudenkmalern sind schwer. Die Feinde Europas und der europaischen Zivi-
lisation, Kultur und Kunst haben mit diesen Angriffen die letzte Hemmung fallen lassen! Sie zerstoren
systematisch die ehrwlirdigsten Baudenkmaler in Deutschland und Italien, die bis in diesen Krieg hin-
ein der ganzen Menschheit als kostbarer Besitz unantastbar waren. Es hat sich aber gezeigt, daB alle
diese feindlichen Luftangriffe wohl unermeBliches Leid liber die deutsche Zivilbevolkerung bringen
konnen, daB es aber dem Feind nicht gelingen wird, die Haltung des deutschen Volkes zu brechen. Im
Gegenteil, harter noch und verbissener in ihrem Willen zum Endsieg gehen die Frauen, Greise, ja die
Deutschland im Kampf 5
Kinder aus diesen Bombennachten hervor. In beispielloser Hilfsbereitschaft beweist sich in solchen
Nachten die Volksgemeinschaft, die iiber alle Stande und Unterschiede, liber gelegentliche Unzufrie-
denheit und MiBmut hinweg alle umfaBt.
Eine ganze Anzahl von behordlichen MaBnahmen ist getroffen, um den Luftgeschadigtenzuhelfen.
In
95 erster Linie ist es die Partei, die hier eingreift. Sie organisiert in groBzligiger Weise die Nachbar-
schaftshilfe. Die NSV, die Organisationen der HJ, der SA, des Luftschutzes, sie alle helfen, wo es
notwendig ist. Von Seiten der Behorden wird darauf hingewiesen, daB sich jeder, der die Aufnahme
von Obdachlosen ohne stichhaltigen Grund ablehne, strafbar macht. Durch einen Aufruf der Reichs-
gruppe Fremdenverkehr sind die Hoteliers und Wirte in den von britischen Mordbrennern bombenge-
schadigten Stadten aufgefordert worden, ihre Betten sofort den obdachlos Gewordenen zur Verfugung
zu stellen. Sie sind auch angehalten, ihre Einrichtungen der Verpflegung und Versorgung fur die
Bombengeschadigten einzuraumen. Organisationen des Handwerks, wie z. B. die Tischler, Dachdek-
ker, Glasermeister usw., erlieBen an ihre Mitglieder Anweisungen, sofort mit alien verfugbaren Kraf-
ten an die Beseitigung der Fliegerschaden heranzugehen. In Berlin hat der Baubevollmachtigte des
Reichsministeriums S p e e r im Einvernehmen mit dem Oberbtirgermeister der Hauptstadt einen Auf-
ruf erlassen. Er ist kennzeichnend fur die durchgreifenden Methoden, die bei der Bekampfung der
Fliegerschaden nicht nur in der Reichshauptstadt, sondern uberall in den bombengetroffenen Gebieten
angewendet werden. Er lautet folgendermaBen: „An die Berliner Bevolkerung! Fliegerschaden! Der
Umfang des letzten Fliegerschadens in der Reichshauptstadt macht einen geordneten und zweckmaBi-
gen Einsatz aller zur Verfugung stehenden Arbeitskrafte bei den Aufraumungs- und SofortmaBnahmen
und den Wiederinstandsetzungsarbeiten erforderlich. Facharbeiter — besonders Glaser, Tischler,
Dachdecker, Zimmerer — werden dringend fur die sofortige Behebung der Schaden benotigt. Der
Einsatz erfolgt einheitlich und planmaBig. Es ist nicht angangig, diese wertvollen Fachkrafte mit Ne-
benarbeiten zu beschaftigen. Es wird alien Geschadigten und in verstarktem MaBe den nichtbetroffe-
nen Nachbarn zur selbstverstandlichen Pflicht gemacht, Facharbeiter nicht mit Nebenarbeiten — Auf-
raumungs- und Hilfsarbeiten — zu beschaftigen, vielmehr den Facharbeitern bei der Durchfuhrung
ihrer Arbeiten in jeder Weise behilflich zu sein. Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Das gilt ganz beson-
ders in dieser Stunde, damit den so schwer geschadigten Volksgenossen schnellstens geholfen werden
kann."
Bei dem Angriff auf Berlin hat sich die gesamte Bevolkerung einer so tadellosen Haltung befleiBigt,
daB Reichsminister Dr. Goebbels in einem offentlichen Aufruf den Berlinern und Berlinerinnen seinen
Dank aussprach. Er weist darauf hin, daB der britische Terrorangriff in der Nacht vom 1. auf den 2.
Marz die Berliner Bevolkerung vor auBerordentliche Aufgaben gestellt habe. Da das AusmaB der
Bombenschaden bedeutend sei, seien alle zur Verfugung stehenden Krafte angesetzt worden, diese
Schaden so weit und so
96 schnell wie uberhaupt moglich zu beseitigen. Die ganze Fursorge der Partei sowie der Staats- und
Kommunalbehorden gelte den Hinterbliebenen der Opfer, den Schwer- und Leichtverletzten sowie den
Evakuierten. Die reichshauptstadtische Bevolkerung habe wahrend des Angriffes und kurz danach in
einer praktischen Gemeinschaftshilfe ohne Beispiel den Auswirkungen des feigen Terrorangriffes
getrotzt und dabei wunderbare Beweise eines echten Sozialismus der Tat abgelegt. Der Minister spre-
che dafur der gesamten Bevolkerung seinen Dank und seine besondere Anerkennung aus. Dr. Goeb-
bels gab zugleich seiner Uberzeugung Ausdruck, daB es dem Feinde nicht gelingen werde, die deut-
sche Bevolkerung mit feigen Terrorangriffen murbe zu machen. Wenn die Englander behauptet hatten,
was London auszuhalten in der Lage sei, das werde die Berliner Bevolkerung nicht aushalten konnen,
dann hatten die Berliner dem Feind bei diesem letzten Angriff eine klare Antwort gegeben. Sie hatten
dabei gezeigt — und sie wtirden es in Zukunft immer zeigen — , daB Berlin wtirdig sei, die Hauptstadt
des GroBdeutschen Reiches zu sein.
In einer kleinen Pressenotiz wurde am 13. Marz bekanntgegeben, daB 97 Politische Leiter des Gau-
es Berlin, unter ihnen Kreisleiter und ihre Stellvertreter, Ortsgruppenleiter, Kreisamtsleiter und Politi-
sche Leiter der Ortsgruppen, weil sie sich bei der Bekampfung der Fliegerschaden unter Einsatz ihres
Lebens besonders hervorgetan haben, das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern erhalten
haben.
Der Ftihrer hat in Anerkennung des tapferen Verhaltens der gesamten Bevolkerung im Reich bei
Fliegerangriffen bestimmt, daB das Verwundetenabzeichen auch fur Verletzungen und Beschadigun-
gen, die durch Auswirkung feindlicher Luftangriffe entstanden sind, an alle deutschen Manner, Frauen
Deutschland im Kampf 6
und Kinder nach den gleichen Grundsatzen wie fur die im eigentlichen Kriegsgebiet eingesetzten Sol-
daten verliehen werden kann. Die Verwundung oder Beschadigung muB durch arztliche Bescheini-
gung nachgewiesen werden. In Luftschutzorten erster Ordnung ist der Nachweis durch Eintragung in
das Krankenbuch der Luftschutz-Rettungsstelle erbracht. Verleihungsberechtigt fur Nichtwehrmacht-
angehorige ist der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe bzw. die von ihm
beauftragten Stellen. Die Antrage werden an das zustandige Luftgaukommando gerichtet.
Ende Marz wurde in Berlin eine Zahlung der Doppelwohnungen vorgenommen. Dabei geht man
von dem Gedanken aus, daB bei der heutigen Wohnraumknappheit, die dadurch noch eine Verschar-
fung erfahrt, daB Hunderte von Familien durch die Fliegerangriffe ihr Heim verloren haben, die Be-
nutzung von doppelten Wohnungen vollig unangebracht ist. Es muBten also alle diejenigen den Dop-
pelbesitz von
97 Wohnungen angeben, die z. B. in der Reichshauptstadt und in den neugewonnenen Gebieten, sei es in
der Ostmark, im Sudetengau oder in den neu besetzten Ostgebieten zusatzlich eine Dauerwohnung
besitzen. Dabei ist darauf hingewiesen worden, daB vorerst eine behordliche Inanspruchnahme dieses
Wohnraums nicht beabsichtigt ist.
Bedauerlicherweise erzwingt die totale Kriegfuhrung auch auBerste Einschrankung der
Wohnungsneubautatigkeit. Um so mehr muB sichergestellt werden, daB der freiwerdende Wohnraum
nach gerechten Gesichtspunkten verteilt wird. Nachdem bei der Vergebung freiwerdender Wohnungen
zunachst die kinderreichen Familien berucksichtigt wurden, gab man danach den Kriegsversehrten und
Kriegshinterbliebenen unter bestimmten Voraussetzungen die, gleichen Vergunstigungen. Alle diese
MaBnahmen aber konnen die bestehenden Bedurfnisse nicht befriedigen. Die Reichsregierung hat
daher neue MaBnahmen ergriffen, durch eine wirksame Kontrolle die Vergebung freiwerdender Woh-
nungen zu regulieren. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley hat in seiner Eigenschaft als Reichswoh-
nungskommissar im Reichsgesetzblatt eine Verordnung erlassen, die darauf hinzielt, die Verteilung
freier Wohnungen denjenigen Volkskreisen zugute kommen zu lassen, die sich vor der Allgemeinheit
durch besondere Leistungen oder Opfer ausgezeichnet haben, das sind Ritterkreuztrager, Kriegsver-
sehrte, Kriegshinterbliebene, Bombengeschadigte und kinderreiche Familien. Die neue Verordnung
beschrankt sich nicht darauf, die Vergebung der freien Wohnungen zu regeln. Sie sieht vielmehr auch
die erforderlichen MaBnahmen vor, um den Kreis dieser Wohnungen so weit wie moglich zu erwei-
tern. Vor allem werden die fur andere als fur Wohnzwecke benutzten Wohnungen in groBem AusmaBe
wieder fur Wohnzwecke freigemacht, und man wird neue Wohnungen durch Um- und Ausbau aller
geeigneten Raume sowie durch Teilung freiwerdender GroBwohnungen zu gewinnen versuchen.
Durchfuhrung dieser Verordnung ist Sache der Gauleiter als Gauwohnungskommissare bzw. nach
deren Weisungen Sache der Gemeinden.
Am 19. Marz beging die arabische Welt den Geburtstag des Propheten. An diesem Tage hielt der
GroBmufti von Jerusalem, Amin al Husseini, in der Berliner Moschee eine Ansprache, in der er sich
an die islamische, insbesondere aber an die arabische Welt wandte. Er wies darauf hin, daB die Lehre
des Propheten den Kampf gegen Unterdrtickung und Tyrannei fur die Gerechtigkeit fordere. Die Fein-
de des Islams beabsichtigten, mit Hilfe der Juden die vollige Beherrschung des Heiligen Landes Pala-
stina zu erreichen. Wie zur Zeit des vergangenen Weltkrieges bedienten sie sich zur Erlangung dieser
Ziele der
98 gleichen verlogenen Methoden und Mittel. Die Atlantik-Charta, die durch die Vertreter der USA
veroffentlichte perfide Denkschrift, sei ein Beweis fur die Gefahr, von der die Existenz der Araber im
Falle eines Sieges der achsenfeindlichen Machte bedroht wurde. Die Araber und die Moslems hatten
die Pflicht, mitzuhelfen, judische Gier und Unersattlichkeit zu zerschlagen. Der Kampf gehe auch
gegen das infame Spiel der Briten und Amerikaner, deren Vergewaltigung Lander wie der Irak zu
sptiren bekamen. Wenn der Tag der Rechenschaft komme, dann wurden alle Araber und Mohamme-
daner befreit aufatmen, und sie wurden dann alle gemeinsam mit den Volkern der Achse im Kampf
gegen die Rauber ihres Besitzes, die Brandstifter und Vernichter ihrer Dorfer daftir sorgen, daB der
endgtiltige Sieg auch zu ihrer endgultigen Befreiung ftihre.
Am 19. Marz sind im Reichsverfugungsblatt der NSDAP Anordnungen des Leiters der Parteikanz-
lei, Reichsleiter Bormann, iiber StillegungsmaBnahmen in der Partei und in mehreren angeschlossenen
Verbanden erschienen. So werden z. B. das Hauptamt fur Beamte mit den Gau- und Kreisamtern fur
Beamte und der Reichsbund der Deutschen Beamten, das Hauptamt fur Erzieher mit den Gau- und
Kreisamtern fur Erzieher sowie der NS-Lehrerbund, das Kolonialpolitische Amt und der Reichskolo-
nialbund stillgelegt. Der Reichsbund Deutscher Familien stellt ab sofort seinen Beitragseinzug ein.
Deutschland im Kampf 7
Die weitere vermogensrechtliche Verwaltung dieser Verbande regelt der Reichsschatzmeister. Die
NS-Volkswohlfahrt, die NS-Kriegsopferversorgung und der NSD-Arztebund legen einen GroBteil
ihrer Verwaltungsarbeit still. Durch diese MaBnahmen werden Arbeitskrafte und Arbeitsmittel frei-
gemacht, die fur Aufgaben der Reichsverteidigung eingesetzt werden konnen. Zugleich bedeuten die-
se MaBnahmen auch eine Vereinfachung und Konzentration der Parteiarbeit im Kriege, da die in den
angeschlossenen Verbanden hauptsachlich ehrenamtlich tatig gewesenen Mitglieder nunmehr fur an-
dere vordringlichere Kriegsaufgaben in der NSDAP zur Verfugung stehen.
Der Flihrer hat angeordnet, daB die Verleihung des T r e u e dienstabzeichens bis Kriegsende einge-
stellt wird. Der Reichsminister des Innern teilte hierzu mit, daB davon auch das Treudienstehrenzei-
chen fur Beamte, Angestellte und Arbeiter des offentlichen Dienstes, die Polizeidienstauszeichnung
und das Feuerwehrehrenzeichen betroffen worden sind. Diese MaBnahmen, so nebensachlich sie zu
sein scheinen, belegen doch die Tatsache, daB in Deutschland alle Krafte auf den totalen Krieg abge-
stellt werden und daB man sich bemiiht, jede Verzettelung der Krafte zu vermeiden.
Das Sammelergebnis der 6. ReichsstraBensammlung vom 6. und 7. Marz ist ein Ausdruck fur die
99 Einsatzbereitschaft des ganzen deutschen Volkes. In dem Augenblick, da die Heimat in ihrer
Gesamtheit sich fur den totalen Einsatz bereitstellt, hat sich das Ergebnis um 50 Prozent gegeniiber
dem Vorjahr erhoht! Die Sammlung erbrachte 43205494,99 RM. Die gleiche Sammlung des Vorjah-
res hatte das Ergebnis von 28 364 767,25 RM.
tjber die Mobilmachung unserer wirtschaftlichen Kraftreserven sprach, wie am 25. Marz berichtet
wurde, vor den Leitern der Landeswirtschaftsamter aus dem gesamten Reich Reichswirtschaftsmini-
ster Funk. Der Krieg, so sagte der Minister, schaffe unbarmherzig eine Auslese der Besten, Hartesten
und Starksten. Bei den jetzt durchzufuhrenden Stillegungen komme es nicht allein auf die Freisetzung
von Arbeitskraften, sondern auch auf die Freisetzung von wirtschaftlichen Leistungen, wie Rohstof-
fen, Materialien und Energien an, die der Rustung zugefuhrt werden miiBten, da diese sie unbedingt
brauche. Jede iiberfliissige Verwendung von Kohlen und Energie, jede Verschwendung von Materiali-
en, Raumen, Transportmitteln und sonstigen wirtschaftlichen sowie personlichen Leistungen, die fur
nicht kriegsnotwendige und lebenswichtige Arbeiten in Anspruch genommen werden, miiBten unter-
bleiben. Jede Arbeitskraft, auch wenn sie nicht sogleich einsatzfahig sei, habe ihren Wert fur den tota-
len Krieg; denn der Arbeitseinsatz gehe heute in einem mehrschichtigen Umsetzungs- und Umschu-
lungsprozeB vor sich. Am Ende dieses Prozesses aber stehe die Freisetzung von Kampfern fur die
Front und von zusatzlichen Arbeitskraften fiir die Rustung. Zunachst miissen daher die nicht kriegs-
wichtigen Betriebe geschlossen werden, bei denen eine moglichst beachtliche Einsparung von Ar-
beitskraften und Arbeitsleistungen gesichert ist. Es ist von groBer Bedeutung, daB die von der Durch-
fiihrung der Stillegungsaktion Betroffenen die Notwendigkeit dieser MaBnahmen erkennen und daB
gleichzeitig verniinftig und einheitlich vorgegangen wird und der Nutzen auch sichtbar zum Ausdruck
kommt. — Mit Riicksicht auf die weitgehenden ArbeitseinsatzmaBnahmen wurde zu Beginn des Mo-
nats durch den Reichswirtschaftsminister ein ErlaB herausgegeben, der eine Sonderregelung auch fiir
die Erteilung neuer gewerblicher Berechtigungen priift. Neue gewerbliche Berechtigungen, wie Kon-
zessionen, Erlaubnisse und Genehmigungen sowie sonstige Zulassungen sind in erster Linie an den
Verordnungen fiir die Stillegungsaktion zu priifen. Es muB auf jeden Fall verhindert werden, daB neue
Gewerbebetriebe errichtet werden, die in Kiirze wieder geschlossen werden konnen. — Veroffentli-
chungen in der deutschen Presse lassen erkennen, daB in manchen Kreisen der Bevolkerung die Be-
fiirchtung vorhanden ist, die durch den totalen Krieg notwendig gewordenen StillegungsmaBnahmen
konnten sich in ihrem Prinzip gegen den
100 Mittelstand richten. Dieser Auffassung ist Reichsminister Dr. Goebbels schon im Februar entgegenge-
treten. Er hatte gesagt, daB nach dem Krieg der Mittelstand sofort und in noch groBerem Umfange
wirtschaftlich und sozial wiederhergestellt werden wurde. Die augenblicklichen MaBnahmen seien
ausschlieBlich NotmaBnahmen fiir Kriegszwecke und Kriegsbediirfnisse. Das gleiche Thema behan-
delte im Marz der Gauwirtschaftsberater von Berlin, Prof. Dr. Hunke. Er wies darauf hin, daB die Mit-
telstandsfrage nicht etwa nur ein wirtschaftliches Problem, sondern zugleich auch eine Angelegenheit
von groBter politischer Bedeutung sei; denn der Mittelstand sei das groBe Reservoir, aus dem geistiger
und materieller Reich turn sich immer von neuem regeneriere. Ein gesundes Volk konne man sich ohne
Mittelstand iiberhaupt nicht vorstellen. Die Sowjetunion dagegen sei ein Beispiel dafiir, wohin die
Vernichtung des Mittelstandes fiihre. Die einzelnen Leidtragenden der derzeitigen KriegsmaBnahmen
seien gewiB zu bedauern, aber sie miiBten sich dariiber klar sein, daB sie mit der nur voriibergehenden
Aufgabe ihres Betriebes einen wichtigen Kriegsbeitrag leisteten, indem sie ihre Arbeitskraft und die
Deutschland im Kampf 8
bisher von ihnen benotigten Materialien und Energien der Kriegswirtschaft fur die Erringung des Sie-
ges zur Verfugung stellten.
Die Reichsstelle fiir Kleidung hat Anfang Marz eine Verordnung erlassen, wonach in Zukunft die
Reparatur von Kleidungsstucken in erster Linie gesichert werden muB. Den Unternehmungen der Be-
kleidungsindustrie, des Handwerks und des Handels ist eine entsprechende Verpflichtung auferlegt
worden. Bis zum 15. Mai diirfen Neuanfertigungen aller Art nicht in Auftrag genommen oder begon-
nen werden. In dieser Zeit dtirfen auch die in Arbeit befindlichen Neuanfertigungen nicht weiter bear-
beitet werden.
Nach einer Anordnung der „Reichsstelle Chemie" sind Herstellungsverbote verhangt worden fiir
Wachswaren, Feuerwerkskorper, Badesalze sowie fur samtliche Riech- und Schon h e i t s mittel.
Die durch den Krieg hervorgebrachte Einschrankung der Urlaubsrechte in den offentlichen und
Kriegsbetrieben, die nur einen Hochsturlaub von drei Wochen vorsahen, ist durch eine Anordnung des
Reichsministers des Innern erneut den KriegsmaBnahmen angepaBt worden. Fiir das Gebiet des GroB-
deutschen Reiches wird danach im Urlaubsjahr 1943 Erholungsurlaub nur gewahrt, wenn nach An-
sicht des Vorgesetzten eine Urlaubsbedurftigkeit vorliegt und die Lage der kriegswichtigen Arbeiten
den Urlaub zulaBt. Der Erholungsurlaub betragt grundsatzlich hochstens 14 Werktage, fur Beamte und
Angestellte, die vor dem 1. April 1894 geboren sind, grundsatzlich hochstens 20 Werktage. Eine
101 Ubertragung von Urlaubsresten aus dem Urlaubsjahr 1942 iiber den 31. Marz 1943 hinaus findet nicht
statt. Eine Abgeltung nicht erhaltenen Erholungsurlaubs erfolgt in keinem Falle.
Zur Meldepflicht von Mannern und Frauen fur die Aufgaben der Reichsverteidigung hat der
Generaibevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz am 24. Marz eine Reihe von erganzenden
Anordnungen zur Klarstellung von Einzelfragen erlassen. Als Stichtag fiir die in der Verordnung vom
27. Januar zum Arbeitseinsatz vorgesehenen Manner und Frauen gilt der 29. Januar 1943. Manner, die
an diesem Tage das 16., Frauen, die das 17. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind von der
Meldepflicht befreit. Desgleichen sind frei Manner, die an diesem Stichtag das 65. Lebensjahr,
Frauen, die das 45. Lebensjahr vollendet haben. Meldepflichtige, die kein Arbeitsbuch besitzen,
erhalten eine Ersatzkarte. Meldepflichtigen, die sich nicht freiwillig zur Verfugung stellen und noch
kein Arbeitsbuch besitzen, wird bei ihrem Einsatz ein Arbeitsbuch ausgestellt.
Nicht unwichtig ist es, daB der Generaibevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel,
eine Uberprufung der Anstellung von Haushaltsgehilfinnen angeordnet hat. Haushaltsvorstande, die
hauswirtschaftliche Arbeitskrafte ohne Zustimmung des Arbeitsamtes einstellen, werden streng be-
straft. Haushaltungen, die eine oder mehrere hauswirtschaftliche Krafte beschaftigen, haben dies dem
zustandigen Arbeitsamt nach MaBgabe eines besonderen Aufrufes anzuzeigen. Es wird gepriift wer-
den, welche hauswirtschaftlichen Krafte unter den gegenwartigen Arbeitseinsatzverhaltnissen den
einzelnen Haushaltungen entzogen werden miissen. Auf die Versorgung kinderreicher Haushalte mit
Hausgehilfinnen wird besonderer Bedacht genommen werden.
Der Einsatz der Arbeitsreserven, der in Deutschland in so totalem MaBe in die Wege geleitet wor-
den ist, wurde vom Gaulalter Sauckel auch in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten sinnge-
maB durchgefuhrt. Der Beauftragte fiir den Arbeitseinsatz sprach in Paris iiber den europaischen
Kampf gegen den Bolschewismus. Dabei wies er die Franzosen auf die Proklamation des Fuhrers hin,
der gesagt hat, daB die vollen Arbeitsreserven Europas und damit auch Frankreichs eingesetzt werden
miissen, um dem deutschen Soldaten die Waffen in die Hand zu geben, die im Kampf gegen den Bol-
schewismus und die englisch-amerikanischen Machte notwendig sind. MaBnahmen fiir den totalen
Krieg sind in Belgien und Holland, im Protektorat und den besetzten Ostgebieten ebenfalls durchge-
fuhrt worden.
Eine kleine Notiz, die am 13. Marz in der deutschen Presse erschien, zeigte, mit welcher inneren
Bereitschaft das deutsche Volk seiner Fuhrung in den Fragen des totalen Krieges gefolgt ist. Der
102 Reichsminister Dr. Goebbels teilte in dieser Notiz mit, daB ihn taglich zahlreiche Anregungen und
Vorschlage fiir die Durchfuhrung des totalen Krieges erreichen. Die in diesen Zuschriften zum Aus-
druck kommende Anteilnahme aller Schichten der Bevolkerung an den MaBnahmen der Reichsregie-
rung sei eia Beweis dafiir, daB uberall die Wichtigkeit und Bedeutung der totalen Kriegfuhrung aner-
kannt werde. Der Minister hat eine besondere Dienststelle mit der Sichtung und Bearbeitung aller ein-
gehenden Vorschlage beauftragt. Unter dem Kennwort „Totaler Krieg" nimmt das Reichspropagan-
daministerium alle Anregungen, die der totalen Kriegfuhrung zugute kommen sollen, entgegen.
Im Rahmen einer Veranstaltung der Industrieabteilung der Wirtschaftskammer in Dusseldorf wurde
die Frage der Wiedereingliederung der Kriegsversehrten in den ArbeitsprozeB behandelt. Dabei wurde
Deutschland im Kampf 9
von der erfreulichen Tatsache Kenntnis gegeben, daB 90 Prozent der Kriegsversehrten in ihren alten
Betrieben wieder Arbeit gefunden haben. Dies ist nur moglich, weil sich alle zustandigen Stellen, Flir-
sorgeoffiziere, Sachverstandige fur Kriegsversehrtenfragen in der Industrie, die Betriebsfuhrer und
schlieBlich auch die Arbeitskameraden um diese Opfer des Krieges bemtihen und alles tun, um ihnen
zur vollen Ausntitzung ihrer Krafte zu verhelfen.
Auf Grund von Richtlinien, die das OKW ausgab, werden, soweit es die Kriegslage gestattet, Solda-
ten und Wehrmachtbeamte zur Aufnahme und Fortsetzung ihres Studiums zur Ablegung von Priifun-
gen und zur Weiterbildung im Beruf beurlaubt. Gebuhrenbefreiung, laufende Unterhaltszuschiisse und
bei Verheirateten Familienbeihilfen erleichtern den beurlaubten Soldaten die Erreichung ihrer Ziele.
Der eigentliche UnterhaltszuschuB betragt zwischen 40 und 50 RM monatlich. Wenn der Priifungsur-
lauber die zur Vorbereitung auf die Prufung und zur Ablegung erforderliche Zeit auBerhalb seines
Heimatortes verbringen muB, dann erhoht sich der UnterhaltszuschuB auf 80 bis 100 RM. monatlich.
Fur Verheiratete betragt er von vornherein 80 bis 100 RM. Verheirateten Priifungsurlaubern, die das
24. Lebensjahr vollendet haben, wird daneben eine Familienbeihilfe von 60 RM, vom vollendeten 26.
Lebensjahr von 70 RM und vom vollendeten 28. Lebensjahr eine Familienbeihilfe von 80 RM monat-
lich gewahrt. Kinderzuschlage kommen nach den fur Reichsbeamte geltenden Grundsatzen hinzu.
Der Reichsverband der Standesbeamten Deutschlands hat durch eine Klarlegung sichergestellt, daB
Soldatenheiraten ohne burokratische Erschwerungen erfolgen konnen. Der Standesbeamte kann sich in
Zukunft mit der vorgelegten Heiratserlaubnis, die von einer Militardienststelle gegeben wird, zufrie-
den
103 geben, sofern kein Fall offensichtlicher Unzustandigkeit vorliegt. Im ubrigen wtirde eine von einer
nichtzustandigen S telle ausgestellte Heiratserlaubnis die Gultigkeit der geschlossenen Ehe nicht beriih-
ren. Bei Angehorigen der Waffen-SS ist stets die Heiratserlaubnis des Reichsfuhrers SS — Rasse- und
Siedlungshauptamt SS — notwendig.
Eine Pressenotiz vom 2. Marz meldete, daB im Kriegsjahr 1942 aus Reichsmitteln im Gebiet des
Deutschen Reiches 102 849 Ehestandsdarlehen ausgezahlt worden seien. Diese Ziffer liegt um etwa
70000 unter der des Vorjahres. Die verminderte Inanspruchnahme der Ehestandsdarlehen beruht aber
nicht auf einem Ruckgang der Zahl der EheschlieBungen. Vielmehr sind die EheschlieBungen 1942
sogar wieder etwas gestiegen. Der Ruckgang der Ehestandsdarlehen ist vielmehr darin begriindet, daB
viele junge Paare unter den Kriegsverhaltnissen vorerst keinen eigenen Hausstand griinden konnen
und daher auf die Auszahlung oder Beantragung von Darlehen verzichten. Die Summe der Nachlasse
von Darlehenszahlungen, die durch lebendgeborene Kinder eintreten, stellte sich im Dezember 1942
im ganzen Reichsgebiet bereits auf 2 287 552 Darlehensteile. Dies bedeutet, daB von je 100 RM der
im Deutschen Reich gewahrten Ehestandsdarlehen bisher im Durchschnitt 29 RM durch Geburten
getilgt werden konnten.
Bei einer Dienstbesprechung in der Reichsschule Donndorf bei Bayreuth in Anwesenheit von Stabs-
ftihrer Mockel und Gauleiter Wachtler wurde auf den groBen Erfolg der Kinder-
landverschickungsaktion hingewiesen. Stabsleiter Mockel gab den versammelten HJ-Fuhrern und
Erziehern neue, aus der Praxis erarbeitete Richtlinien fur die zukunftige Arbeit. Der Erfolg der KLV-
Aktion wurde vor allem in der vorbildlichen Zusammenarbeit aller Trager dieses Werkes, zu dem sich
Hitler- Jugend und Erzieherschaft nach dem Willen des Fuhrers zusammengefunden haben, gesucht.
Der Reichserziehungsminister hat fur 1943 eine bewegliche Gestaltung der groBen Ferien angeord-
net. Sie erlaubt den einzelnen Gauen die beste Anpassung an die jeweilige Kriegslage und Rucksicht-
nahme auf die regional verschiedenen Auswirkungen der Kriegsverhaltnisse. Vor allem bleibt die drei-
fache Staffelung der Sommerferien aufrecht erhalten. Sie hat wegen der Verkehrsverhaltnisse im
Kriege und im Interesse einer Angleichung saisonmaBig zu starker Belastung der Verkehrsmittel er-
hohte Bedeutung gewonnen.
Aus einem Bericht tiber die Arbeit und Ziele der groBten Soldatenorganisation der Welt, des NS-
Reichskrieger b u n d e s , geht hervor, daB der Verband die Aufgaben, die ihm der Ftihrer gestellt hat
und die in der Starkung der deutschen Abwehrkraft liegen, vollauf erfiillt hat. In 42 000 Kriegerkame-
radschaften wird der Wehrgeist gepflegt. Von den drei Millionen Angehorigen der NSKOV
104 sind heute 300000 wieder in den Reihen der Wehrmacht. 132 tragen das Ritterkreuz des Eisernen
Kreuzes, 10 das Eichenlaub und einer, Major Graf, das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten.
Mehr als 2V2 Millionen Manner des NS-Reichskriegerbundes stehen in der Front der Heimat, insbe-
sondere in der Landerwacht, der Heimatflak, im Dienste des Roten Kreuzes, des Luftschutzes und
auch anderer Organisationen. Diese Durchdringung von Dorf und Stadt allein durch einen einzigen der
Deutschland im Kampf 10
nationalsozialistischen Verbande gibt einen Begriff von der propagandistischen und weltanschaulichen
Breiten- und Tiefenarbeit, die die Partei auf alien Lebensgebieten des Volkes zu leisten vermag.
Als Grundlage fiir die spatere Leistungsfahigkeit hat das Reichsarbeitsministerium und die Reichs-
jugendflihrung im vergangenen Jahre eine systematische Aufklarungsaktion iiber die Berufswahl der
Jugendlichen vorgenommen. Die richtige Berufswahl, so fiihrte bei einer Arbeitsbesprechung Stabs-
flihrer Mockel aus, sei die Grundlage fiir eine erfolgreiche Berufsausbildung. Auf beiden aber griinde
sich eine spatere berufliche Hochstleistung. Diese werde nachdriicklich durch die Kriegserfordernisse
verlangt. Vor allem habe sich gezeigt, daB es bei sinnvoller Nachwuchslenkung moglich ist, bei den
nachwuchsarmen Berufen eine Entwicklung einzuleiten, die geeignet ist, den Nachwuchsschwierigkei-
ten zu begegnen.
Eine Anordnung des Generalbevollmachtigten fiir den Arbeitseinsatz hat mit Wirkung vom 1. Marz
die Erziehungsbeihilfen und die sonstigen Leistungen an Lehrlinge vereinheitlicht. Sie gilt fiir die
private Wirtschaft des Deutschen Reiches mit Ausnahme einiger Wirtschaftszweige, in denen beson-
dere Verhaltnisse vorliegen. Die neue Erziehungsbeihilfe ist so bemessen, daB sie einen wirksamen
Beitrag zu den Unterhaltskosten des Jugendlichen wahrend seiner Berufsausbildung darstellt.
Der Sommerdienstplan der gesamten Hitler-Jugend steht unter der vom Reichsjugendfiihrer Ax-
mann gegebenen Parole: Kriegseinsatz. Er erfolgt reichseinheitlich fiir die Jugend vom 10. Lebensjah-
re an auf folgenden Gebieten: Osteinsatz und Erntehilfe, Erweiterte Kinderlandverschickung, Wehrer-
tiichtigung, Feldscher- bzw. Gesundheitsmadelausbildung. Hinzu kommen Haushalts- und Kindergar-
teneinsatz, Geschafts- und Nachbarschaftshilfe, Wehrmacht- und Lazarettbetreuung, Haushilfe, Ver-
kehrs- und Transportwesen. Den Hohepunkt des Sommerkriegsdienstes bilden die Leistungswochen
der groBen Ferien.
Am 28. Marz wurden die Zehnjahrigen in das Jungvolk und Vierzehnjahrigen in die H J aufge-
nommen. In wiirdigen Verpflichtungsfeiern, bei denen die Eltern, aber auch namhafte Vertreter der
Partei und des Staates zugegen waren, wurden in diesem Jahre Jungen und Madel in die Reihen der HJ
aufgenommen.
105 Erstmalig sind in diesen Wochen Reichslehrgange fiir Gartnerinnen durchgefiihrt worden, die Anfang
Marz in Hameln, StraBburg, Wien und Posen stattfanden. Zweck und Absicht dieser Lehrgange ist es,
erstmalig die Frauenkrafte des Gartenbaues im Reichsnahrstand zusammenzufiihren, damit sie in ge-
meinsamer Arbeit und Aussprache Berufsziele, Ausbildungsfragen und Probleme, die besonders aus
den gegenwartigen Zeitverhaltnissen erwachsen, erortern. Der Reichsnahrstand hat bestimmt, daB auf
dem Gebiete des hausfraulichen Gartenbaues kiinftig auch die Meisterpriifung abgelegt werden kann.
Die Ausbildung fiir die Meisterpriifung dauert zwei Jahre; sie umfaBt als Hauptfacher Gartenbau,
Kleintierhaltung und Hauswirtschaft.
Der Reichsbauernfiihrer hat die einheitliche Einrichtung der Hofbegehungskommissionen fiir das
gesamte Reich angeordnet. Sie soil den sehr zahlreichen Landwirtschaftsbetrieben, deren Betriebsfiih-
rer sich seit langem an der Front befinden, den erforderlichen unparteiischen und sachverstandigen Rat
fiir die voile Auswertung der Flachen zur Sicherstellung der Volksernahrung im Kriege verschaffen.
Es muB namlich die Gewahr dafiir gegeben sein, erst recht im vierten Kriegsjahr, daB die 5 Millionen
Landwirtschaftsbetriebe ihre hochste Leistungsfahigkeit aufrecht erhalten sowohl hinsichtlich der Er-
zeugung wie in bezug auf die Ablieferung. Die Kommissionen haben daher folgende Aufgaben: Die
Erzeugung anzuregen, eine Nachpriifung iiber die gerechte Verteilung der Arbeitskrafte vorzunehmen,
zu kontrollieren, ob die Anbauflache, die Viehbestande voll ausgeniitzt sind; schlieBlich sollen sie die
Marktleistung der einzelnen Betriebe gewahrleisten.
Im Zuge der Eigentumsriickgabe im Reichskommissariat s t 1 a n d iibergab der Generalkommis-
sar von Lettland, Staatsrat Dr. Drexler, in einer feierlichen Veranstaltung im Saal der groBen Gilde in
Riga einer groBen Anzahl Bauern und Hausbesitzer die Urkunden zu dem Besitz, der ihnen unter so-
wjetischer Herrschaft enteignet war und den sie nunmehr von den deutschen Behorden zuriickerhalten.
Zunachst wurden die Hofe zuriickgegeben, deren Eigentumsverhaltnisse leicht zu klaren waren und
deren Besitzer durch anfeuerndes Beispiel und opferfreudige Tat bekundet hatten, daB sie bereit wa-
ren, sich fiir die Freiheit und den Sieg einzusetzen.
Anfang Marz wurde in Brunn eine deutsche Tagung des Verbandes der Land- und Forstwirtschaft in
Mahren abgehalten, bei der der Leiter der Abteilung Landwirtschaft beim Reichsprotektor einen Re-
chenschaftsbericht abgab. Der Riickgang in der Milcherzeugung und -Ablieferung zwang zur Kiirzung
der Milchrationen und zur Einfiihrung entrahmter Frischmilch. Nur so habe man die Butterrationen auf
Deutschland im Kampf 1 1
106 gleicher Hohe halten konnen. Der Schweinebestand konnte nach voriibergehendem Absinken wieder
auf den Vorkriegsstand gebracht werden, wahrend der Rinderbestand nahezu gleich geblieben sei.
Wahrend zu Beginn des Jahres 1941 unter rund 600000 Landwirtschaftsbetrieben nur in 301000 Be-
trieben Schweine gehalten worden sind, waren es im September 1942 bereits 527 000 Betriebe. Aller-
dings muB jetzt darauf geachtet werden, daB durch diese Vermehrung des Schweinebestandes die Lie-
ferfahigkeit fiir Brot, Getreide und Kartoffeln nicht beeintrachtigt wird.
Der Ruckgang der Auslandszufuhren an Eiern und Gefliigel hat im Protektorat eine Erhohung der
Ablieferungspflicht mit sich gebracht. Die Abgabe von 65 Eiern je Legehenne ist indessen durchaus
erfullbar. Die im vorigen Jahre angeordnete Ausdehnung des Olfruchtanbaues wird weiter beibehalten
werden miissen. Die Einsaat von Mohn und Zuckerruben und Futterriiben hat sich bewahrt. Die Lei-
stungssteigerung der Kartoffelerzeugung im Vergleich zum Jahre 1941 betragt 25 Prozent.
Anfang Marz beging die Universum Film A.-G. den Tag ihres 25jahrigen Bestehens. Reichsminister
Dr. Goebbels sprach bei dieser Gelegenheit auf einem Betriebsappell der Ufa. Er wlirdigte die techni-
sche, organisatorische, kunstlerische und wirtschaftliche Kraft, die dieses deutsche Filmunternehmen
zu einem der bedeutendsten in der ganzen Welt gemacht hat. Nachdem Generaldirektor Klitzsch die
Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dargestellt hatte, umriB Dr. Goebbels die Einwirkung des
nationalsozialistischen Kunstwollens auf den deutschen Film. Am SchluB seiner Rede ehrte er diejeni-
gen Manner, die sich um die Entwicklung der Ufa die groBten Verdienste erworben haben: Geheimrat
Dr. Alfred Hugenberg, dem der Flihrer als „Bahnbrecher des deutschen Films" die erste und hochste
Ehrung aus AnlaB dieses Tages liberreichen lieB, erhielt den Adlerschild des Deutschen Reiches. Ge-
neraldirektor Dr. Ludwig Klitzsch und Dr. Max Winkler, der Organisator der deutschen Filmindustrie,
wurden durch die Verleihung der Goethemedaille fur Kunst und Wissenschaft geehrt. Den beiden
bedeutenden Regisseuren Veit Harlan und Wolfgang Liebeneiner aber erkannte der Fiihrer fur ihre
hervorragend kiinsflerischen Leistungen den Titel Professor zu. An die Veranstaltung schloB sich die
Urauffuhrung des Farbfilms „Mlinchhausen", der das jungste und schonste Dokument fiir die kulturel-
le und technische Leistung des deutschen Filmschaffens bildet.
Nachdem am 21. Februar die groBe deutsche Kunstausstellung 1942 geschlossen war, wurde An-
fang Marz das Ergebnis der Ausstellung bekanntgegeben. Die Ausstellung wurde von fast 850 000
Menschen besucht. 66 v. H. aller Werke wurden verkauft. Der Kiinstlerschaft floB daraus ein Reinge-
winn von fast 3
107 900 000 RM zu. Trotz der Einstellung aller Krafte auf den totalen Krieg kann damit gerechnet werden,
daB die diesjahrige deutsche Kunstschau im Laufe des Monats Juni 1943 eroffnet wird.
Am 16. Marz ist in Wien der alpenlandische Dramatiker Karl Schonherr im Alter von 76 Jahren ge-
storben. Dieser Schrifts teller ostmarkischer Mundart schrieb Novellen und Gedichte voll bitteren Hu-
mors und scharf in der Zeichnung. Er war ein schwer mit sich ringender Gestalter, ein Fanatiker der
Wahrheit, der an seinen Werken schwer arbeitete, immer unzufrieden mit sich selbst.
Am 22. Marz verstarb unerwartet der deutsche Botschafter in Madrid von Moltke. Mit ihm ging ein
verdienstvoller Diplomat des neuen Deutschland dahin. Der Fiihrer ordnete daher fiir den Verstorbe-
nen ein Staatsbegrabnis an, das, nachdem Spanien und sein Staatschef dem Abgesandten des Fiihrers
hohe militarische und diplomatische Ehren erwiesen hatten, am 29. Marz im Breslauer Landeshaus
stattfand. Reichsminister von Ribbentrop wiirdigte bei dem Staatsakt das Leben und die Verdienste
des Verstorbenen, den er „einen Kronzeugen fiir die Kriegsschuld der Feinde" nannte.
Einen groBen Verlust erlitt das nationalsozialistische Deutschland durch den viel zu friihen Tod des
Reichssportfiihrers SA-Obergruppenfiihrers Hans von Tschammer und Osten, der am 25. Marz an den
Folgen einer Lungenentziindung verschied. Das groBe Werk des Reichssportfiihrers, die Vereinheitli-
chung des deutschen Sports, die Erfiillung des Sportgedankens mit dem Geiste der Wehrhaftigkeit und
nationalsozialistischen Disziplin sind sein Werk. In die Geschichte wird er auBerdem eingehen als der
Gestalter der unvergeBlichen Olympiade 1936, die dem deutschen Sport 29 Goldmedaillen eintrug.
Auch ihm hat der Fiihrer die Ehre eines Staatsbegrabnisses erwiesen, bei dem Reichsminister Dr.
Goebbels die lautere Personlichkeit und das in aller Welt mit hoher Anerkennung und Bewunderung
betrachtete Werk Tschammers wiirdigte.
Am 17. Marz verlieh der Fiihrer einem der groBten deutschen Baumeister der Gegenwart, Prof. W i 1
h. Kreis, den Adlerschild des Deutschen Reiches aus AnlaB des 70. Geburtstages. Reichsminister Dr.
Goebbels iiberreichte in Gegenwart von Reichsminister Speer dem Jubilar die ihm vom Fiihrer verlie-
hene hohe Auszeichnung und gedachte dabei des bedeutsamen Schaffens dieses Konners auf alien
Gebieten der Baukunst.
Deutschland im Kampf 12
udjinpmiffR
108 Sinn und Zielsetzung von Deutschlands Politik und Kriegflihrung hat im Monat Marz der Fiihrer in
seiner Rede zum Heldengedenktag am 21. Marz erneut klargestellt. Er wies einleitend darauf hin, daB
der vierte Heldengedenktag, den das deutsche Volk in diesem Kriege begehe, verlegt worden sei, weil
er erst jetzt das Hauptquartier habe verlassen konnen, nachdem an der Ostfront die Krise, die durch die
sowjetische Winteroffensive hervorgerufen wurde, iiberwunden sei. Die GroBe der Gefahr, die der
Bolschewismus fur die alten Kulturvolker Europas darstellt, wurde vom Fiihrer gekennzeichnet. Er
wies darauf hin, daB die Auseinandersetzung, in der wir uns befinden, nur mit den groBten geschichtli-
chen Ereignissen der Vergangenheit verglichen werden kann. Aber nicht die verbrannten Stadte waren
es, so fuhr der Fiihrer fort, die zerstorten Kulturdenkmaler, die als die schlimmste Folge dieses Kamp-
fes dann iibrig blieben, sondern die bestialisch niedergemetzelten Menschenmassen, die dieser inner-
asiatischen Flut genau so zum Opfer fallen wiirden, wie es in der Zeit der Hunnen- und Mongolen-
stiirme einst schon der Fall war. Was die deutschen und die mit ihm verbiindeten Soldaten heute im
Osten beschirmen, ist nicht das steinerne Antlitz oder das soziale- und geistige Geprage dieses Konti-
nents, sondern es sind die ewigen menschlichen Substanzen, von denen seit grauen Vorzeiten alle
Werte ausgegangen sind, die nicht nur Europa und Amerika, sondern dariiber noch weit hinaus der
menschlichen Kultur iiberhaupt ihren heutigen Ausdruck geben. Neben dieser aus dem Osten drohen-
den Welt der Barbarei erleben wir nicht weniger die satanische Zers toning swut des mit ihm verbiinde-
ten sogenannten Westens. Die Kriegsziele unserer Feinde sind uns aus zahllosen Publikationen, Reden
und offenen Forderungen bekannt. Das Geschwatz einer Atlantik-Charta wiegt dagegen genau so viel
wie die einstigen vierzehn Punkte Wilsons gegeniiber der dann gekommenen realen Gestaltung des
Versailler Diktats. So wie der Kriegshetzer Churchill in der parlamentarischen englischen Demokratie,
als er 1936 noch nicht verantwortlicher Leiter GroBbritanniens war, mit seinem Ausspruch, daB
Deutschland wieder vernichtet werden muBte, der kommenden Entwicklung den Weg gewiesen hat, so
projektieren in diesen gleichen Demokratien die
109 Elemente der jetzigen Friedensforderungen schon heute den von ihnen angestrebten Zustand Europas
nach dem Kriege. Und ihre Ziele decken sich vollstandig mit den uns nicht nur bekannten, sondern
erlebten Demonstrationen ihrer bolschewistischen Verbiindeten: Ausrottung aller nationalbewuBten
kontinentalen Volker, zuerst unseres eigenen deutschen Volkes! Ob dabei englische oder amerikani-
sche Blatter, Parlamentarier, Volksredner und Literaten die Zerstorung des Reiches, die Wegnahme
der Kinder unseres Volkes, die Sterilisierung der mannlichen Jugend usw. als erstes Kriegsziel for-
dern, oder ob der Bolschewismus kurzerhand die Abschlachtung ganzer Volkerschaften von Mannern,
Frauen und Kindern in der Praxis betreibt, ist ein und dasselbe.
DaB das deutsche Volk und seine Verbiindeten diesem Vernichtungswillen mit auBerster Kampfent-
schlossenheit begegnen und dafiir alle Krafte mobilisieren, charakterisierte der Fiihrer mit den Worten:
„Der Helden zu gedenken hat zu alien Zeiten nur der das Recht, der sich vor ihnen nicht zu schamen
braucht. Der Winter dieses Jahres hat aber das deutsche Volk nicht nur nicht zum Defaitismus gefiihrt,
sondern zu einer noch gigantischeren Mobilisierung aller seiner Krafte. Ihr Einsatz findet zur Zeit
laufend statt. Die Produktion von Kriegsmaterial ist in dauerndem Steigen. Der Front stromen an jun-
gen Soldaten, freigewordenen Mannern und wiedergenesenen Soldaten Millionen zu. Alte Jahrgange
und junge Knaben werden zusatzlich die Abwehrwaffen der Heimat bedienen, Hunderttausende und
aber Hunderttausende Frauen und Madchen sie dabei unterstiitzen. So verwandelt sich die deutsche
Wehrmacht immer mehr in eine kampfende Nation."
Wie richtig der Fiihrer den Einsatz des Krieges fur das deutsche Volk und die mit ihm verbiindeten
Volker gezeichnet hat, geht aus den AuBerungen der Politiker der Gegenseite iiber die von unseren
Feinden verfolgten Kriegsziele und iiber das Weltbild hervor, das sie sich von der Zeit nach dem Krie-
Deutschland im Kampf 13
ge machen. Solche AuBerungen liegen aus dem Monat Marz besonders reichlich vor. Churchill hat.
am 21. Marz eine Rundfunkrede gehalten, die groBenteils diesem Thema gewidmet war. Der englische
AuBenminister Eden hat wahrend seines Aufenthaltes in den USA am 25. Marz sich in ahnlichem
Sinne wie Churchill geauBert.
Der Vizeprasident der USA Wallace hat in einer Rede vom 9. Marz in Delaware in Ohio im Rahmen
einer hauptsachlich aus schwiilstigen Propagandaphrasen fur die angebliche allein christliche und se-
ligmachende Demokratie sich grundsatzlich zu den Gedankengangen Churchills und Edens bekannt.
Dazu kommen noch mancherlei AuBerungen anderer Politiker und von Presseleuten.
Das feindliche Weltbild der Nachkriegszeit, d. h. also die Kriegsziele, denen unsere Gegner zustre-
ben,
1 10 sehen folgendermaBen aus: Zunachst sind die weltanschaulichen Grundlagen — und diese hat Wallace
ausfuhrlich entwickelt — , auf denen die staatlichen und politischen Auffassungen der Dreierpakt-
machte beruhen, in jeder Hinsicht schadlich und minderwertig, bose schlechthin. Sie miissen deshalb
vernichtet werden. Damit diese Volker aber niemals mehr den „Weltfrieden" gefahrden konnen, miis-
sen sie vollig entwaffnet und in einen Zustand militarischer und politischer Ohnmacht versetzt werden.
Dieser Zustand sei durch geeignete MaBnahmen auf materieilem und auf geistigem Gebiete gleichzei-
tig zu sichern. Zunachst sei eine langere militarische Besetzung notig, wahrend der Nationalsozialis-
mus, Faschismus und — in Japan — alle nationalen Traditionen beseitigt werden muBten. Die
„Kriegsschuldigen" miiBten schwer bestraft werden, aber nicht nur auf dem Papier, wie seinerzeit nach
dem Weltkrieg, sondern auch tatsachlich. Die Jugend der unterlegenen Volker muB in einem ganz
neuen Geist erzogen werden, namlich im demokratischen, d. h. im Geist des Verzichts auf nationale
Selbstbehauptung und in der volligen Unterwiirfigkeit unter die Siegermachte.
Churchill stellt sich nach seiner Rede vom 21. Marz den weiteren Kriegsverlauf so vor, daB zu-
nachst die Achsenmachte und ihre Verbiindeten in Europa niedergeworfen und dann anschlieBend
Japan mit aller Macht angegriffen und zu Boden gezwungen werden soil. Churchill lieB allerdings die
Frage offen, ob nicht vielleicht umgekehrt Japan vielleicht zuerst zusammenbrechen konne, erklarte
jedoch als seine personliche Uberzeugung, daB man zuerst in Europa zum Sieg gelangen konne. Hin-
sichtlich der Nachkriegsorganisation meinte Churchill, man werde fur Europa einen europaischen Rat
begriinden, der nach ahnlichen Grundsatzen wie der friihere Genfer Volkerbund aufgebaut, die Ge-
schicke Europas bestimmen wiirde. Wie die Machtverteilung in diesem europaischen Rat sich gestal-
ten wiirde, wenn die Achsenmachte und ihre Verbiindeten entwaffnet waren, nachdem Frankreich, das
friihere Polen usw. bereits militarisch nicht mehr zahlen, auf dem europaischen Festlande als einziger
militarischer Machtfaktor also nur die Sowjetunion A iibrig bliebe, hat Churchill uns nicht verraten.
Nichts hat die Geschichte des Genfer Volkerbundes so eindeutig erwiesen wie die Tatsache, daB er
entgegen aller schonklingenden Phraseologie nichts anderes war als ein Parallelogramm der in ihm
vertretenen militarischen und politischen Krafte. In dem von Churchill skizzierten europaischen Rat
konnte aber von einem Parallelogramm der Krafte nicht einmal mehr die Rede sein; denn in Europa
gabe es dann nur noch eine Kraftlinie, den Willen Stalins, neben dem alles andere, einschlieBlich des
Willens Englands, nicht zahlen wiirde.
1 1 1 England, das diesen Krieg angeblich wegen Danzigs und des polnischen Korridors begonnen hat, das
in Wirklichkeit aber GroBdeutschland die ihm gebiihrende fiihrende Stellung nicht gonnte, weil sie
seiner europaischen Gleichgewichtspolitik nicht ein-, d. h. nicht unterzuordnen war, erklart sich nun-
mehr bereit, dem Bolschewismus eine noch viel entscheidendere Stellung in Europa zuzubilligen! DaB
dies in erster Linie die vollige) Auslieferung der an den Westgrenzen der Sowjetunion liegenden Vol-
ker an den Bolschewismus bedeutet, vornehmlich auch desselben Polens, fur dessen Integritat England
1939 angeblich den Krieg erklart hat, ist offensichtlich.
Nimmt man die Erklarungen der englischen Politiker, so wie sie gesagt sind, setzt man voraus, daB
die Churchill, Eden und Genossen auch tatsachlich meinen, was sie sagen, so steht man entweder vor
einem politischen Ratsel oder vor einem Verbrechen nicht nur an Europa, sondern auch an England
selbst von geradezu ungeheurem AusmaB. Wenn man aber annimmt, daB die englischen Nachkriegs-
plane nur Propagandawert haben, so konnen sie nichts anderes sein als ein riesiger Tauschungsversuch
gerade gegeniiber dem Bundesgenossen, mit dessen militarischer Kraft und unermeBlichem Blutzoll
man in erster Linie den Sieg in Europa zu gewinnen hofft, also gegeniiber der Sowjetunion. Nichts
entsprache freilich mehr den Traditionen englischer Politik als Tauschung und Verrat an den eigenen
Bundesgenossen. Indem Churchill und Eden den Sowjets fur ihren die Kraft der Volker der Sowjet-
union bis aufs auBerste erschopfenden Kriegseinsatz freie Bahn in Ost- und Mitteleuropa versprechen,
Deutschland im Kampf 14
hoffen sie offensichtlich, daB der Sieg die Sowjets so geschwacht hatte und die den eigenen Kriegsein-
satz so hochst schonsam behandelnde englische Kriegflihrung London in die Lage versetzen wlirde,
selbst auf dem europaischen Festlande bestimmend aufzutreten.
Dies waren freilich, falls man in London tatsachlich so schluBfolgern sollte, Wunschtraume. Denn in
mehr als einem Lande Europas wlirde ein Zusammenbruch der europaischen Verteidigungsfront im
Osten allein schon geniigen, um den Kommunismus an die Macht zu bringen. Der Einmarsch sowjeti-
scher Divisionen ware dazu gar nicht notig. Die Nachkriegsspekulationen, die man in London anstellt,
sind somit noch ein weiteres Glied in der Illusionspolitik, auf Grund deren England diesen Krieg be-
gonnen und bisher geflihrt hat.
Besondere Hoffnung setzte England auf den L u f t k r i e g, d. h. auf die Terrorangriffe gegen offe-
ne Stadte in dem von den Achsenmachten beherrschten Raum. Wenn sie auch behaupten, daB sie da-
durch in erster Linie die Kriegsindustrie treffen wollten, zeigt doch die Durchflihrung und Wirkung
dieser
112 Luftangriffe, daB sie vor allem auf die Zerstorung der moralischen Widerstandskraft gerichtet sind.
Niemand wird sich bei unseren Kriegsgegnern iiber den volkerrechtswidrigen Charakter dieser Art
Kriegflihrung Gedanken machen. Humanitare und volkerrechtliche Phrasen haben ja bekanntlich fur
sie seit je nur Propagandawert gehabt. Hierflir ist vielleicht das eindrucksvollste Beispiel von Theorie
und Praxis Englands These von der „Freiheit der See". Ihr ist librigens eine zweite, die der „Freiheit in
der Luft" zur Seite gestellt worden, die in den Erorterungen unserer Kriegsgegner iiber die Nach-
kriegszeit neuerdings eine erhebliche Rolle spielt. Unter „Freiheit in der Luft" ist natiirlich Luftherr-
schaft fur diejenigen zu verstehen, die diese Freiheit — nur fur sich selbst — fordern. Hier stoBen der
englische und der amerikanische Imperialismus aufeinander. Die Englander fordern Luftherrschaft als
wesentliches Bindeglied ihres Weltreiches, die Amerikaner im Namen der Verteidigung der westli-
chen Hemisphare, und ihre Stlitzpunktpolitik iiberall auf der Welt hat wesentlich zum Ziel, die Boden-
organisation fur diese Luftherrschaft zu schaffen. In England haben sich schon viele besorgte Stimmen
deswegen erhoben, weil die Vereinigten Staaten schon jetzt wahrend des Krieges ihre Weltluftherr-
schaft vorbereiten, u. a. durch die Schaffung. einer zahlreichen Lufttransportflotte. Es wurde in Eng-
land deshalb vielfach die Forderung erhoben, England solle selbst dem amerikanischen Beispiel fol-
gen.
DaB die Dreierpaktmachte vollkommen entwaffnet und ihre Rlistungsindustrien zerstort werden sol-
len, ist vom englischen AuBenminister Eden, dem USA-Unterstaatssekretar Sumner Welles, Lord-
kanzler Simon, dem frliheren Staatssekretar im englischen Auswartigen Amt, Vansittard, im Laufe
des Monats Marz wieder gefordert worden. Die „Sicherheit" und der „Friede" sollen durch die Luft-
waffen der Siegermachte, die als internationale Luftpolizei bezeichnet wurden, gewahrleistet werden.
Bombenangriffe auf die Zivilbevolkerung wurden dann in alien Fallen, wo es zu „internationalen Un-
ruhen", d. h. also zu Regungen gegen die Tyrannei der Sieger kame, das Mittel der „Befriedung" sein.
Es sind „wirklich erfreuliche und beruhigende Aussichten fur die Menschheit", diese englisch-
amerikanischen Plane einer klinftigen „Sicherung von Friede und Gerechtigkeit" durch Terrorangriffe
auf die friedliche Bevolkerung von Landern, die etwa dem Weltimperialismus der Angelsachsen sich
nicht restlos beugen wurden!
Im Rahmen der Nachkriegsplane, wie sie in London und Washington diskutiert werden, spielt
Frankreich keine Rolle. Es wurde unter den Machten, die nach dem Kriege in der Welt den Ton ange-
ben und durch ihre Bewaffnung ausschlaggebendes Gewicht haben sollen, liberhaupt nicht erwahnt.
Dies ist in Vichy und Paris natiirlich nicht unbemerkt geblieben, und die franzosische Presse hat das
Thema
113 aufgenommen. Sie hat aus der Tatsache der Nichterwahnung Frankreichs im Rahmen der englisch-
amerikanischen Nachkriegsplane den SchluB gezogen, daB Frankreich offenbar nicht mehr als GroB-
macht in der Zukunft angesehen werde und daB es einfach zum EinfluBgebiet Englands gehoren solle.
DaB die Englander und Amerikaner sowieso nicht die Absicht hatten, Frankreich sein Kolonialreich
zuriickzugeben, wurde ebenfalls betont. — Die Ereignisse des Monats Marz konnten die Franzosen in
solchen Uberzeugungen auch nur bestarken. Sie muBten zusehen, wie die USA den einzigen noch
unabhangigen franzosischen Kolonialbesitz, Franzosisch-Guayana in Stidamerika und die franzosi-
schen Antillen-Inseln der gesetzmaBigen Regierung in Vichy wegnahmen oder wegzunehmen sich
anschickten. In Franzosisch-Guayana wurde eine Bewegung gegen Vichy inszeniert. Bezeichnender-
weise schickten sowohl de Gaulle wie Giraud eilends einen Gouverneur nach Franzosisch-Guayana.
Der von Giraud entsandte kam aber zuerst an und tibernahm die Kolonie fiir Giraud, wahrend der von
Deutschland im Kampf 15
de Gaulle entsandte Herr, der aus New York starten sollte, durch PaB- und Abreiseschwierigkeiten
von den Amerikanern so lange festgehalten wurde, bis der Giraud-Vertreter in Franzosisch-Guayana
das Heft in die Hand genommen hatte. Dieser Vorgang wirft ein neues bezeichnendes Licht auf den
Wettlauf zwischen dem Imperialismus der USA und dem Englands. — Hinsichtlich der Antillen hat
Washington die Maske fallen lassen. Es hat verfiigt, daB diese Inseln, die auf Lebensmittelzufuhr vom
amerikanischen Festland angewiesen sind, diese Zufuhren nicht mehr erhalten. Am 8. Marz erklarte
der USA-Unterstaatssekretar fur Auswartiges, Welles, als er auf der Pressekonferenz gefragt wurde,
warum die Lieferungen nach Martinique unterbrochen worden seien, er ziehe es vor, diese Frage nicht
naner zu besprechen und meinte, seine Zuhorer konnten daraus ihre eigenen Schlusse ziehen. Etwas
deutlicher war Marinesekretar Knox, der am 13. Marz erklarte, man sei tiber den Kommandanten der
Insel verargert, weil er „so verbohrt" sei. Eine Washingtoner Zeitung erklarte noch deutlicher, die
fortgesetzte Loyalitat des franzosischen Admirals Robert gegentiber Petain sei in jeder Beziehung eine
„unhaltbare Abnormitat" geworden. Uber die Auswirkung der Lebensmittelblockade gegen Martini-
que, die wieder einmal die Humanitatsphraseologie der Amerikaner beleuchtet, erklarte Knox mit
Befriedigung, daB der Bevolkerung allmahlich die Lebensmittel auszugehen anfingen. Der Streit zwi-
schen Giraud und de Gaulle ist auch im Monat Marz, abgesehen von dem erwahnten Zwischenfall
hinsichtlich Franzosisch-Guayanas, munter weitergegangen. Der sogenannte franzosische National-
ausschuB de Gaulles in London hat Mitte Marz den Wortlaut eines langeren Memorandums veroffent-
licht, das am 23. Februar Giraud zugeleitet
114 wurde und die Bedingungen de Gaulies fur eine Einigung mit Giraud und fur die zukunftige Politik
der franzosischen Dissidenz enthielt. De Gaulle beanspruchte mit diesem Memorandum fur seinen
NationalausschuB die politische Fuhrung der gesamten Dissidenz, deren Einheit durch den Zutritt von
Vertretern Girauds zum Nationalkomitee in London hergestellt werden sollte. Formelle Aufkundigung
des Waffenstillstandes sowie samflicher seit dem Waffenstillstand von der Regierung Petains in Vichy
erlassenen Gesetze, Wiederherstellung der 3. Republik ohne jede Einschrankung, ausschlieBliche poli-
tische, militarische und diplomatische Fuhrung der Dissidenz durch den Londoner NationalausschuB
sind die Forderungen von de Gaulles Memorandum, das naturlich nicht nur die Absichten de Gaulles,
sondern zugleich die der englischen Regierung (von der de Gaulle vollig abhangt) wiedergibt. Es ist
kaum zu bezweifeln, daB diese Forderungen de Gaulles bei Giraud keine Annahme linden werden;
einesteils, weil Giraud bisher nicht die geringste Lust gezeigt hat, sich de Gaulle unterzuordnen, vor
allem aber, weil Washington jede Einmischung de Gaulles und damit Londons in die von den USA
mit der Besetzung von Franzosisch-Marokko und von Algier geschaffene Machtsphare abgelehnt hat.
Roosevelts Politik ist auf eine dauernde Inbesitznahme von Nordwest- und Westafrika gerichtet, um
beide Ufer des Mittelatlantik zu beherrschen. Die amerikanische Nachrichtenagentur „United PreB"
meldete denn auch am 21. Marz, England und die USA sollten sich dahin geeinigt haben, endgultig
General Giraud die militarische Leitung der dissidenten Franzosen zuzuerkennen. De Gaulle werde
als Mithelfer willkommen sein, werde aber mit keiner Unterstiitzung rechnen konnen, wenn er versu-
chen sollte, sich die franzosische Fuhrerschaft anzueignen.
Wie wenig indessen Giraud in Nordafrika selbst Herr im Hause ist, zeigt eine Verordnung, die er am
14. Marz erlieB und durch die alle seit dem Juni 1940 von der franzosischen Regierung in Vichy erlas-
senen Verordnungen gegen die Juden.. auBer Kraft gesetzt wurden. Giraud stammt namlich innerpoli-
tisch von der Rechten und gait als Anhanger autoritarer Regierungsmethoden und als antijudisch. Sein
ErlaB vom 14. Marz, der ganz von der Ideologic der franzosischen 3. Republik erfullt ist, zeigt dage-
gen, daB nicht sein Wille, sondern der seines vom jtidischen EinfluB beherrschten Auftraggebers Roo-
sevelt ausschlaggebend ist! —
Laval bildete am 25. Marz seine Regierung im Sinne einer weiteren Konzentration der Macht in
seiner Hand um, entwickelte die von ihm gegriindete Miliz als Machtinstrument des Staates, besonders
gegen den Kommunismus, weiter fort, und die Arbeiterwerbung zur Durchfuhrung des zweiten Sauk-
kel-Programms, das die Verbringung von weiteren 250000 franzosischen Arbeitern nach Deutschland,
Deutschland im Kampf
16
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116 davon 150 000 Facharbeitern, vorsah, wurde bis Ende Marz vollkommen abgewickelt! Damit hat
Frankreich seit dem 1. Juni 1942 mehr als 500000 Arbeiter, davon iiber 300000 Facharbeiter, nach
Deutschland entsandt. In der gleichen Zeit sind in Frankreich selbst Hunderttausende von weiteren
Arbeitern in den ArbeitsprozeB eingegliedert worden und haben viele Arbeiter in der Organisation
Todt fur den Ausbau der Verteidigung der franzosischen Atlantik- und Mittelmeerklisten gearbeitet.
Die propagandistische Gegenwirkung der feindlichen Propaganda gegen diesen franzosischen Ar-
beitseinsatz fur die deutsche Kriegsindustrie ist also auch im Marz ohne jeden Erfolg geblieben.
In den beiden Landern, die im Sudwesten und Sudosten den europaischen Kontinent abschlieBen, in
Spanien und der Tiirkei, hat der Monat Marz keine Ereignisse von besonderer Wichtigkeit gebracht. In
Spanien hat General Franco am 17. Marz die neuen Cortes mit einer bemerkenswerten Rede eroffnet.
Die Cortes, die kein Parlament im demokratischen Sinne darstellen, sondern eine Volksvertretung
nach der Art der faschistischen Kammer in Italien sind, ein beratendes Regierungsorgan also in der
Hauptsache, wurden von Franco so zusammengesetzt, daB sie einen ungefahren Querschnitt der im
Lande vorhandenen und das gegenwartige Regime tragenden Krafte darstellen. Franco erklarte in sei-
ner Eroffnungsrede folgendes:
„Nach einer langen Kette von Arbeit und Opfern beginnen wir mit der Eroffnung der Cortes eine
entscheidende Etappe innerhalb der Neuordnung. Die Geschichte unserer Nation stellt mit ihren scho-
nen und schmerzlichen Tagen ein getreues Spiegelbild der Verfehlungen und Defekte der Regime dar,
Deutschland im Kampf 17
die vor uns an der Macht waren. Die inneren Parteistreitigkeiten fielen stets mit den traurigen Tagen
unserer Dekadenz zusammen, wahrend die Einigkeit die reichsten Ruhmestage unseres Imperiums
brachte. Wir miissen die Rlickkehr zu den vergangenen Fehlern vermeiden. Wir sind entschlossen, die
nationale Revolution durchzufiihren. Zwei Jahrhunderte politischer Dekadenz erzeugten in unserem
Volk einen Minderwertigkeitskomplex. Unser Dilemma ist: Wiederauferstehen oder Untergehen. Hier
darf keiner gleichgiiltig bleiben. Und wir bauen nicht allein auf die moralische Wertung der Machtha-
benden, sondern auch auf den Glauben an unser groBes Werk. Wir wollen Freiheit, dabei aber Ord-
nung! Niemand wird Gott lastern oder sich gegen das Vaterland oder die soziale Ordnung erheben
konnen. „Gott, Vaterland und Gerechtigkeit!" ist unser Grundsatz, auf dem unsere Bewegung basiert.
Eine gerechte und fruchtbare soziale Arbeit ist unmoglich, wenn sie nicht durch den katholischen und
sozialen Geist geleitet wird. Hauptsache ist und bleibt die furchtbare Bedrohung durch den sowjetrus-
sischen Kommunismus.
117 Nicht in der gewaltigen Kraft der sowjetrussischen Heere liegt die Hauptgefahr, sondern in der
Losung von der Weltrevolution. Die sowjetischen Heere brauchen gar nicht erst die Grenzen der ande-
ren Nationen zu iiberschreiten, um Unheil und Tod iiber uns zu bringen. Europa hat viel groBere und
wichtigere Probleme zu losen als die viel lacherlichen Dinge, iiber die sich manche heute unniitzer-
weise den Kopf zerbrechen. Der groBe Krieg ist an einem toten Punkt angelangt. Die Gegenwart So-
wjetruBlands an der Seite der einen kriegfiihrenden Partei hat zur Folge, daB der Kampf auf Leben und
Tod geht. Der Krieg kann noch viele Uberraschungen bringen. Das Einzige, was man gegenwartig
kennt, ist das, was zerstort wird, und das, was der Krieg kostet. Keiner denkt heute an einen letzten
Krieg, noch an einen Frieden, der hundert Jahre dauert. Deutschland mit seinen hundert Millionen
Einwohnern in Mitteleuropa, Italien mit der Halfte Einwohner am Mittelmeer und England mit unge-
fahr der gleichen Bevolkerungsziffer konnen nicht zerstort werden. Ich gebe diesen Ausblick auf die
internationale Lage, um euch einen Begriff, von den Pflichten und Verpflichtungen zu geben, die die
Spanier ihrer Nation gegeniiber haben, damit ihr" — so schloB Franco — „die Lage richtig seht und
die Welt, wenn einmal der Augenblick gekommen ist, da es wieder eine Hoffnung gibt, einwandfrei
unterstiitzen konnt."
Franco unterstrich also hinsichtlich der weltpolitischen Lage in erster Linie die Gefahr des Bol-
schewismus. Wenige Manner der Gegenwart konnen iiber diese Gefahr mit so viel Autoritat und mit
so griindlicher Kenntnis sprechen, wie Franco, der in mehrjahrigem blutigen Biirgerkrieg sein Land
von ihr befreit hat. Am Kampf im Osten nimmt Spanien aktiv durch die Blaue Division teil, deren
hervorragende Tapferkeit im deutschen Heeresbericht wiederholt mit besonderer Anerkennung er-
wahnt worden ist. Spaniens Politik im Gesamtrahmen des gegenwartigen Weltkonfliktes kann im iib-
rigen als die einer wachsamen und bewaffneten Neutralitat bezeichnet werden.
In der Tiirkei ist am 8. Marz die am 28. Februar gewahlte neue tiirkische Nationalversammlung in
Ankara zusammengetreten. Aus ihrer Zusammensetzung ergibt sich, daB die maBgebende politische
Korperschaft der Tiirkei die gleiche politische Marschrichtung verfolgen wird wie ihre Vorgangerin.
Dies ist auch durch die Wiederwahl des Staatsprasidenten und des bisherigen Prasidenten der Natio-
nalversammlung zum Ausdruck gekommen. Die Regierungserklarung des Ministerprasidenten Sara-
coglu brachte auBenpolitisch nichts Neues und war in der Hauptsache innerpolitisch orientiert.
Seit Churchills Besuch in Adana ist jedoch ein verstarktes Bemiihen der Englander festzustellen, in
der
118 Tiirkei die Propaganda fiir England und seine Verbiindeten weiter zu verstarken. Die Besuche hoher
englischer Militars oder sonstiger englischer Personlichkeiten reiBen nicht ab, und die englische Presse
gibt sich die groBte Miihe, das englisch-tiirkische Biindnis zu unterstreichen und journalistisch zu akti-
vieren. Die englische und USA-Propaganda fiihrt ja schon seit geraumer Zeit einen intensiven Ner-
venkrieg gegen die Neutralitat der Tiirkei. Der Wille der Tiirkei, ihre Neutralitat aufrechtzuerhalten, ist
jedoch unerschiittert geblieben. Der tiirkische Ministerprasident Saracoglu hat dies Mitte Marz in ei-
nem Presseinterview erneut zum Ausdruck gebracht. Er schloB diese Erklarung mit der Feststellung,
daB die Tiirkei als ewiger Hiiter der Meerengen sich gegen jede kriegerische Absicht wehren werde.
Damit hat Saracoglu wieder einmal jenes Thema angeschlagen, das fiir die tiirkische Politik eines der
wichtigsten ist, das der Meerengen und der Stellung der Tiirkei auf dem Balkan, das Thema also, das
auch die Beziehungen zur Sowjetunion wesentlich beriihrt. Man weiB in der Tiirkei, daB der Drang des
zaristischen RuBland nach den Meerengen in der Sowjetunion weiterlebt und durch die weltrevolutio-
naren Zielsetzungen des Bolschewismus verstarkten Antrieb erhalt.
Deutschland im Kampf 18
DaB dies nicht nur hinsichtlich der Tlirkei, sondern unmittelbar flir alle Nachbarn der Sowjetunion
gilt, hat sich im Verhaltnis Moskaus zu der polnischen Emigrantenregierung in London im Monat
Marz mit aller Deutlichkeit gezeigt. Die offiziose Sowjetagentur TaB gab am 2. Marz eine Stellung-
nahme zu einer am 25. Februar von der polnischen Emigrantenregierung in London veroffenflichten
Erklarung heraus, die die Frage der polnisch-sowjetischen Grenzen fur den Fall eines bolschewisti-
schen Sieges zum Gegenstand hatte. Die polnische Phantomregierung in London hatte die Forderung
nach Wiederherstellung der polnischen Ostgrenzen vor Beginn des gegenwartigen Krieges erhoben
und ausdriicklich die nach dem Zusammenbruch Polens voriibergehend von der Sowjetunion besetzten
Grenzen abgelehnt. Die TaB-Erklarung wies nun diese Forderung energisch ab und sprach von polni-
scher Usurpationspolitik und polnischem Imperialismus und von der Notwendigkeit einer slawischen
Einheitsfront gegen Deutschland. Die in der TaB-Erklarung gewahlten Formulierungen hatten offen-
sichtlich panslawistische Tendenz, wie sie in Moskauer Verlautbarungen seit einiger Zeit wiederholt
festgestellt werden konnte. Der Kreml bezweckt damit offenbar einerseits, der von London und Wa-
shington in Umlauf gesetzten Propagandathese, der Bolschewismus habe seine weltrevolutionaren
Ziele aufgegeben und sei heute nichts anderes mehr als eine Erscheinungsform des traditionellen rus-
sischen Nationalismus, Vorschub zu leisten, — zum andern sollen dadurch die bolschewistischen
Herrschaftsanspriiche auf weite Teile Europas in eine zu dem Bundnis mit den „Demokratien" passen-
dere
1 19 Form gebracht werden. Die TaB-Erklarung ist jedoch von der polnischen Emigrantenregierung nicht
mit Stillschweigen hingenommen worden. Diese hat vielmehr mit der Gegenerklarung geantwortet,
daB sie auf den Grenzen Polens von vor dem 3. September 1939 unbedingt bestehe. Hochst bedeutsam
war in diesem Zusammenhange die Haltung Londons und Washingtons, wo die Presse (sichtlich inspi-
riert) erklarte, es sei jetzt nicht an der Zeit, iiber Grenzfragen zu diskutieren, das mtisse bis nach dem
Kriege zuriickgestellt werden, unter den heutigen Umstanden sei eine offentliche Erorterung von
Grenzfragen sogar durchaus unzweckmaBig. Auch wurde zum Ausdruck gebracht, die Polen muBten
sich mit der Sowjetunion unmittelbar verstandigen, eine Vermittlung von selten Englands oder der
USA komme nicht in Frage. Dasselbe England, das 1939 angeblich den Krieg erklarte, weil es den
Verlust Danzigs und des Korridors mit Polens Unabhangigkeit und Sicherheit nicht fur vereinbar hielt,
laBt also die Polen jetzt gegenuber den Sowjets einfach fallen. Denn was kann die Aufforderung an die
vollig machtlose polnische Phantomregierung in London, sich mit dem bolschewistischen KoloB ohne
englische oder USA-Vermittlung zu verstandigen, anderes bedeuten?
Eine ahnliche Haltung nehmen England und die Vereinigten Staaten gegenuber den Verbundeten im
Fernen Osten, gegenuber Australien und China, ein. Der von Churchill und Roosevelt und neuerlich
wieder von Eden verkundete Kriegsplan, den Krieg zunachst gegen die Achsenmachte und ihre Ver-
bundeten in Europa „zum siegreichen Ende" zu bringen, um. dann erst mit Japan abzurechnen, stoBt
auf den Widerspruch Tschungking-Chinas und Australiens. Der australische Premierminister Curtin
erklarte Ende Marz, die Entscheidung Churchills und Roosevelts, den Krieg in Europa an die erste
S telle zu setzen, zwinge Australien, einen hinhaltenden Krieg gegen Japan mit der Aussicht auf eine
langandauernde Belastung der australischen Hilfsquellen zu fiihren und hauptsachlich mit seinen eige-
nen Kraften auszukommen. Curtin drang jedoch kurz darauf auf die sofortige Entsendung starkerer
Streitkrafte fur den Pazifik — , denn Japan sei ein furchtbarer, unermudlicher Gegner, der nicht nach-
lassen werde. Der hollandische Vizeadmiral Helferich aber, der Kommandeur der geringen Reste hol-
landischer Seestreitkrafte, die Japans See- und Luftmacht entgangen sind, erklarte: Die im Pazifik zur
Verfugung stehenden allierten Krafte seien vollig ungentigend, nicht nur fur die Eroffnung einer Of-
fensive, sondern auch fiir die Abwehr eines spateren japanischen Angriffs.
Sogar die amerikanischen Befehlshaber im Stillen Ozean lieBen in aller Offentlichkeit Hilferufe er-
tonen. Der Oberkommandierende der USA im Pazifik, der weniger durch seine Verteidigung als durch
seine Flucht aus Corregidor bekanntgewordene Mac Arthur, entsandte ihm unterstehende Generale
nach
120 Washington, um dort klarzumachen, daB die Politik, den Krieg gegen Japan auf Eis zu legen, endlich
aufgegeben werden mtisse, da Japan dadurch in die Lage versetzt werde, seine Gewinne nicht nur zu
konsolidieren, sondern auch zu verstarken.
Sehr viel bedrohlicher als die Lage Australiens ist jedenfalls die Tschungking-Chinas. Der Bericht-
erstatter fur das Pacht- und Leihgesetz, Stettinius, erklarte Anfang Marz vor dem Auswartigen Ausss-
chuB des amerikanischen Senats, die USA versorgten innerhalb des Pacht- und Leihgesetzes 24 Lan-
der mit Nahrungsmitteln und Ausrustungsgegenstanden. Die Hilfe fur China sei nicht annahernd so
Deutschland im Kampf 19
groB gewesen, wie die Lage es erfordert hatte. Der militarische Mitarbeiter der USA-Zeitung „New
York Herald Tribune" stellte gleichzeitig fest, die USA konnten Tschungking-China kiinftig iiberhaupt
nicht mehr helfen, da es keine Verbindung nach Tschungking auBer in der Luft gebe. Es ist deshalb
verstandlich, daB Frau Tschiangkaischek, die eine Reise nach den USA unternahm, um dort die Not-
wendigkeit einer intensiven Hilfe klarzumachen, am 5. Marz in New York erklarte, es mlisse ein ame-
rikanisches Expeditionskorps nach Tschungking-China entsandt werden, damit „die Welt sehen konne,
daB es den Vereinigten Staaten ernst mit der Sache ist".
DaB die Kriegslage im Pazifik eindeutig zugunsten Japans ist, wird in England und den USA immer
wieder riickhaltlos anerkannt. „Wir mtissen uns in Fernost auf einen sich lange hinziehenden Krieg
gefaBt machen ... Kann Japan besiegt werden? Es ist gewiB ein ziemlich schwieriges Ansinnen, die
Japaner zu besiegen, denn bevor sie nicht aus Burma, Neu-Guinea und den benachbarten Inseln ver-
trieben sind, ist ihre strategische Stellung auBerordentlich stark. Sie mag fast als uneinnehmbar gelten.
Das ist keine erfreuliche Aussicht", so schrieb die „Fortnightly Review". Die Erklarungen der japani-
schen Staatsmanner zur Kriegslage und iiber Japans Kriegsziele atmen denn auch Selbstsicherheit,
Siegeszuversicht und Kampfentschlossenheit bis zum AuBersten. Ministerprasident Tojo erklarte am
5. Marz im japanischen Reprasentantenhaus, es sei die geschichtliche Aufgabe des japanischen Kaiser-
reiches, England und Amerika zu vernichten und eine neue Weltordnung zu schaffen. Das japanische
Volk miisse eine groBe Einheit bilden und den Staat bei seinen Kriegsanstrengungen unterstiitzen, um
so das gesteckte Ziel zu erreichen. Der Ministerprasident brachte weiter den Willen Japans zum Aus-
druck, seine Kriegsanstrengungen zu erhohen, da der GroBostasienkrieg in ein Stadium der Entschei-
dungsschlacht getreten sei. Es sei die Aufgabe der Regierung, die Aufloderung des Volkes zu lenken
und sie nutzbar zu machen fur die MaBnahmen, die bei der militarischen Beherrschung von GroBost-
asien wichtig sind. Die Regierung lege groBen Wert darauf, die ganzen Volker in GroBostasien zu
einer Einheit zu formen und in
121 der Neuordnung GroBostasiens vorwartszuschreiten, um damit ihre weltgeschichtliche Aufgabe zu
erledigen. — Auch im Monat Marz sind neue japanische Gesetze und kaiserliche Verfugungen in
Kraft getreten, die die Krieg sstruktur des Landes weiter vervollkommnen und eine maximale Kriegs-
produktionssteigerung sicherstellen sollen.
. Japans Verhaltnis zu Nanking-China ist auch im Marz positiv weiterentwickelt worden. Mitte Marz
wurde bekanntgegeben, daB auf Grund eines neuen Abkommens zwischen Japan und National-China
die Ruckgabe der japanischen Konzessionen und Sonderrechte in China bereits am 3. Marz erfolgen
werde. Damit seien samtliche auslandischen Konzessionen in China aufgehoben oder zuriickgegeben,
da sich die Ruckgabe auch auf die Konzessionen Englands und der USA bezogen, die alle unter mili-
tarischer japanischer Kontrolle seien. Hierzu wurde am 5. Marz aus Nanking gemeldet, dieses Ab-
kommen werde sich fur die zukunftige Entwicklung der chinesischen Nationalregierung als auBeror-
dentlich nutzlich erweisen, und zwar aus folgenden Griinden:
1. Durch die Durchfuhrung der Ruckgabe der japanischen Konzessionen an China wurde der Welt
bewiesen, daB die AuBenpolitik der japanischen Regierung allein auf moralischen Prinzipien begriin-
det ist und daB es Japan niemals an der Erfullung der Versprechen fehlen laBt, die es einmal gegeben
hat.
2. Der Schritt Japans, den es zur Durchfuhrung der verschiedenen Versprechen, die es China gegen-
iiber gegeben hat, unternimmt und durch den Japan seine eigenen Interessen opfert, steht in scharfem
Gegensatz zu der anglo-amerikanischen Praxis, leere Versprechungen zu machen und irgendwelchen
Opfern aus dem Weg zu gehen.
3. Japans Politik China gegeniiber grundet sich auf die unerschutterliche Politik des beiderseitigen
chinesisch-japanischen Wohlstandes und der Entwicklung dieses Wohlstandes. Mit dem gegenwartig
von Japan unternommenen Schritt ist es noch offensichtlicher geworden, daB es im wesentlichen die
Politik Japans China gegeniiber ist, die zahlreichen Hindernisse zu beseitigen, die einem Gedeihen
Chinas im Wege stehen.
4. China wird in seiner Entschlossenheit zum Einsatz fur eine befriedigende Durchfuhrung des
groBostasiatischen Krieges durch die gegenwartige Aktion Japans noch bestarkt werden.
Am 30. Marz wurde in Nanking ein italienisch-chinesisches Abkommen unterzeichnet, das die
Ruckgabe des italienischen Verwaltungsanteils im Gesandtschaftsviertel von Peking vorsieht Gleich-
zeitig hatte auch die danische Regierung ihre Bereitschaft erklart, auf ihre exterritorialen Rechte in
China zu verzichten. Zum dritten Jahrestag der Ruckkehr der chinesischen Nationalregierung nach
Deutschland im Kampf 20
Nanking erklarte deren President, Wangtschingwei, in einer „Botschaft an die gesamte Nation" am 30.
Marz, daB die
122 nationale Erneuerung Chinas einen Teil der Verteidigung GroBostasiens gegen die anglo-
amerikanische Aggression und Ausbeutung darstelle. Der Krieg in GroBostasien sei ein totaler Krieg,
in dem die Volker GroBostasiens alle Krafte auf die Fortfuhrung des Krieges konzentrieren miiBten,
wenn sie nicht das gleiche Schicksal wie die Volker Afrikas und Australiens erleiden wollten. Nur die
Gewinnung des Krieges konne den anglo-amerikanischen Imperialismus daran hindern, China wieder
zu einer seiner Kolonien zu machen. Die oberste Aufgabe sei, mit Japan zusammen den Krieg erfolg-
reich weiterzufuhren. „AbschlieBend", so sagte Wangtschingwei, „mochte ich einen Punkt besonders
hervorheben: Wir werden niemals die Not und das Elend vieler unserer Landsleute unter den Fesseln
des Tschungking-Regimes vergessen. Wir werden sie befreien. Wenn sie jedoch ihre falsche Haltung
nicht aufgeben, werden wir sie nicht als unsere Landsleute anerkennen konnen, sondern sie als das
Werkzeug GroBbritanniens und der Vereinigten Staatenbetrachten miissen. Wir werden jedoch jeden
KompromiB zuriickweisen und vorwartsmarschieren, um die englisch-amerikanische Herrschaft in
Ostasien zu brechen. Gleichzeitig werden wir die gleiche unerbittliche Haltung gegenuber den Hand-
lungen GroBbritanniens und der Vereinigten Staaten beibehalten."
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und China erklarte Ministerprasi-
dent Tojo auf einer Wirtschaftskonferenz mit den bedeutendsten japanischen Industrie- und Finanzleu-
ten: „Ich mochte alle, die enge Wirtschaftsbeziehungen zu China haben, auffordern, in der neu ge-
kennzeichneten China-Politik in positiver Weise mitzuarbeiten. Die Regierung ist entschlossen, ge-
rechte und rationale Verbesserungen durchzufuhren. Ich mochte besonders betonen, daB die Zeit fur
uns gekommen ist, mit China auf dem Grundsatz der gegenseitigen Existenz und des gegenseitigen
Wohlstandes zusammenzuarbeiten, wobei der Gedanke einer Arbeit innerhalb eines Bollwerks von
Sonderrechten und Sonderinteressen verworfen wird." Er glaube, die neue China-Politik Japans nehme
Tschungking jeden Grund, den japanfeindlichen Widerstand fortzusetzen, und dieses erleichtere sehr
die gemeinsame Fortfuhrung des Krieges durch National-China und Japan. Es ist unter solchen Um-
standen nicht verwunderlich, wenn die japanische Nachrichtenagentur Domei am 13. Marz melden
konnte, daB in der Provinz Shantung 25 000 Tschungking-Soldaten die Waffen niedergelegt hatten
und daB damit sich die Zahl der in dieser Provinz von Tschungking abgefallenen Truppenteile auf
etwa 70 000 Soldaten erhoht habe.
Hinsichtlich des Verhaltnisses Japans zur Sowjetunion wurde am 25. Marz ein Protokoll zur Ver-
langerung des Fischereiabkommens zwischen beiden Staaten unterzeichnet, ein sich regelmaBig jedes
Jahr um diese Zeit wiederholendes Ereignis. Hierdurch wird Japans Stellung zum Kommunismus na-
ttirlich
123 nicht beriihrt. Am 2. Marz erklarte der Chef des militarpolitischen Biiros des Kriegsministeriums,
Generalmajor Sato, auf Anfrage vor dem Unterhaus, die japanische Wehrmacht werde alles tun, um
den Kommunismus moglichst bald in GroBostasien ganz auszurotten. Was den Kommunismus in Chi-
na betrifft, werde die Ausrottung des Kommunismus in enger Zusammenarbeit mit der chinesischen
Nationalregierung durchgeftihrt. AbschlieBend machte Sato darauf aufmerksam, daB die Antikomin-
ternbewegung in China standig zunehme und immer starker werde.
Wahrend die Politik der Dreierpaktmachte auf der klaren Erkenntnis der Gefahr des Bolschewismus
aufgebaut ist und Deutschland und seine Verbiindeten im Osten diesen Kampf mit alien Mitteln ftih-
ren, bemtiht sich die englische Politik, eine Einheitsfront mit den USA und alien anderen auf ihrer
Seite stehenden Staaten fur den Bolschewismus zu bilden. Hier fur waren im Monat Marz zwei Erei-
gnisse hochst bezeichnend, die Veroffentlichung eines Leitartikels in den „Times" am 10. Marz und
die Reise Edens nach Washington, die sich iiber die ganze zweite Halfte des Monats erstreckte und am
Ende des Monats noch nicht abgeschlossen war. In dem Leitartikel der „Times" wurde mit histori-
schen Ausblicken Englands Politik gegenuber dem europaischen Kontinent einer grundsatzlichen Er-
orterung unterzogen. Diese kam zu dem Ergebnis, daB die alte Gleichgewichtspolitik Englands nicht
fortgesetzt werden konne, daB die bisherige Struktur Europas mit ihrem Nebeneinander einiger GroB-
machte und vieler Kleinstaaten nicht mehr den Forderungen der Zeit entspreche, daB besonders die an
den Westgrenzen der Sowjetunion liegenden Staaten sich unbedingt in ein freundschaftliches Verhalt-
nis zur Sowjetunion zu setzen hatten, kurz, daB Europa kunftig in zwei GroBraumzonen, eine ostliche
unter sowjetischer und eine westliche unter englischer Ftihrung, zu gliedern haben werde.
Die Reise Edens nach Washington diente offensichtlich neben der Erorterung auBereuropaischer
Fragen dem Zweck, dieses Europaprogramm Londons den USA schmackhaft zu machen. Eden erklar-
Deutschland im Kampf 21
te selbst auf der Pressekonferenz im WeiBen Hause am 12. Marz, daB bei den Verhandlungen iiber
allgemeine Nachkriegsprobleme, denen sich die Alliierten gegeniibersahen, die Zusammenarbeit zwi-
schen England, den USA und der Sowjetunion ganz besonders niitzlich und sogar unerlaBlich sei,
wenn die Alliierten nach dem Kriege einen anhaltenden Frieden wtinschten. Diese Zusammenarbeit
werde die Grundlage eines Systems der Collaboration sein. Reuters diplomatischer Korrespondent
ftihrte am gleichen Tage aus, bei Edens Besprechungen werde sicher die Erorterung der Nachkriegs-
fragen einen groBen Platz einnehmen. Hier werde Litwinow, der Botschafter der Sowjetunion, seine
Rolle spielen. Man wisse, daB
124 die britische Regierung der Zusammenarbeit mit RuBland nach dem Kriege eine grundlegende
Bedeutung zumesse.
Es muB auffallen, daB kaum sechs Wochen, nachdem Churchill und Roosevelt sich mit einem gro-
Ben Stab von Mitarbeitern zehn Tage lang in Casablanca iiber Kriegs- und Nachkriegsfragen beraten
haben, bereits eine neue, alle diese Fragen umfassende Beratung des englischen AuBenministers mit
Roosevelt und seinen Leuten fur notig befunden wurde. Das zeigt zum mindesten, daB in Casablanca
wichtige Fragen ungelost blieben. Man erinnert sich, daB Stalin weder selbst nach Casablanca ging
noch einen Vertreter entsandte und daB Roosevelt und Churchill hieriiber offentlich ihr besonderes
Bedauern zum Ausdruck gebracht haben, — ferner daran, daB Stalins Fernbleiben und Schweigen
allenthalben so gedeutet wurde, daB Stalin jeder Diskussion iiber Nachkriegsprobleme, d. h. iiber seine
wirklichen Kriegsziele, aus dem Wege gehen wollte. Eden fuhr nun nach Washington, um die Ameri-
kaner dazu zu gewinnen, das in dem „Times"-Artikel vom 10. Marz verkiindete Programm anzuneh-
men, d.h. zu alien territorialen Forderungen der Sowjets, ebenso wie das England langst getan hat, Ja
und Amen zu sagen, weil England sich ganz einfach gezwungen sieht, jeder Forderung Stalins nach-
zugeben, da die Rote Armee als entscheidender militarischer Faktor angesehen wird, ohne den London
jede Aussicht auf einen fur England giinstigen Ausgang des Krieges entschwinden sehen wurde.
Ob Eden in Washington alle seine Ziele erreicht hat, ist zweifelhaft, daB Washington und London
aber ganz einfach gezwungen sein werden, sich Stalins Forderungen zu beugen, und daB sie, falls die
Rote Armee die deutschen und verbiindeten Truppen im Osten niederringen konnte, keineswegs in der
Lage waren, irgendeinen Teil Europas gegen die bolschewistische Flut zu schiitzen, ist eindeutig; nicht
minder, daB Eden, bekanntlich seit je einer der energischsten Verfechter des englischen Imperialismus
gegeniiber dem nach alien Seiten und in alle Interessenspharen Englands ausgreifenden USA-
Imperialismus, bei seinen Gesprachen in Washington natiirlicherweise am kiirzeren Hebel saB.
Fur den USA-Imperialismus seien zwei bezeichnende Pressestimmen zitiert: die bekannte USA-
Vierteljahreszeitschrift „Foreign Affairs", das fiihrende Blatt der USA auf dem Gebiete der auBenpoli-
tischen Publizistik, und ein Artikel der tiirkischen Zeitung „Cumhuryet". Die „Foreign Affairs" also
beschaftigten sich mit dem Vordringen der USA in Afrika. Die USA, so schrieb das Blatt, interessier-
ten sich heute bereits nicht nur fur Nord- und Westafrika, sondern auch in immer hoherem MaBe fur
stafrika. Ein Beweis hierfiir sei die im vergangenen Jahr erfolgte Errichtung eines USA-
125 Stiitzpunktes im Gebiet von Massaua und Asmara in Italienisch-Ostafrika. Die USA-Regierung habe
zwar erklart, sie erhebe keinerlei territoriale Anspriiche auf irgendeinen Teil von Ostafrika, aber das
Vorhandensein eines solchen USA-Stiitzpunktes erhohe das Gewicht der amerikanischen Politik in
Abessinien und sei „ein weiterer Grund fiir die USA, sich in die britische Politik gegen die wiederein-
gesetzte Regierung Halle Selassies einzumischen". Die USA-Regierung werde wahrscheinlich sehr
bald die diplomatischen Beziehungen zu Haile Selassie wieder aufnehmen und konsularische Vertre-
tungen in Addis Abeba und anderen abessinischen Stadten einrichten. Diese konsularischen Vertre-
tungen wiirden die Aufgabe haben, „dringend benotigte Informationen iiber ein Gebiet zu erlangen,
das fiir uns Amerikaner plotzlich in den Vordergrund des Interesses geriickt ist". Auf Grund des Pre-
stiges der USA wiirden, so meint das Blatt, die amerikanischen Diplomaten besonders geeignet sein,
eine enge Zusammenarbeit zwischen den Abessiniern und den Westmachten zu fordern.
Die tiirkische Zeitung aber erorterte den verstarkten Ausbau der amerikanischen Positionen im Na-
hen Osten, im Irak und nun auch in Agypten, wo die Amerikaner ihre Streitkrafte mitflerweile auf die
Zahlenstarke der Englander gebracht hatten. In Agypten hatten sie dariiber hinaus am 2. Marz durch
ein Abkommen ihre selbstandige Gerichtsbarkeit erreicht. Damit stiinden dort heute zwei voneinander
getrennt verwaltete und gleichberechtigte Armeen, die britische, die sich aus den verschiedensten
Elementen zusammensetze, und die amerikanische, die eine vollkommene Einheit in sich bilde. Do-
grul halt diese Entwicklung von groBer Bedeutung fiir Agypten, das seit 1882 von den Englandern
Deutschland im Kampf 22
besetzt sei und trotz aller unterzeichneten Vertrage die versprochene Unabhangigkeit nicht erlangen
konnte. Innerhalb von zwanzig Jahren hatte nach ihnen eine agyptische Nationalarmee gebildet wer-
den sollen, aber niemand anders als Gott allein wisse, ob die Schaffung dieser Armee in zehn oder in
flinfzig Jahren verwirklicht werde. Denn mit ihrem Bestehen hatte England Agypten wahrscheinlich
Lebewohl sagen mtissen. So habe sich die Bildung eines agyptischen Heeres verzogert und die engli-
sche Besatzungsperiode verlangert. Nun aber habe England durch diesen Krieg begriffen, daB es sein
Empire dank der Hilfe der USA behalten konne. Mit dem Pacht- und Leihgesetz breite Amerika wie
uberall so auch in Agypten seinen EinfluB aus. Es fragt sich nun, ob Agypten durch die Lieferung
amerikanischer Waffen jetzt zu seiner Nationalarmee komme. Besondere Aufmerksamkeit verdiene,
daB Amerika uberall dort, wo es eindringe, sehr schnell in die Positionen gelange, die England nur
durch groBe Anstrengungen in den letzten Jahren erringen konnte. Amerikas Vorrticken im Nahen
Osten werde als ein gutes Zeichen
126 angesehen, und zwar unter dem Gesichtspunkt, daB die Besatzungsarmeen eines Tages alle zusammen
abziehen werden. Man miisse sich fragen, ob die Entwicklung nicht derartig verlaufe, daB an Stelle der
englischen Armee, auf deren Abzug man seit Jahren warte, nicht eine andere, namlich die amerikani-
sche, bleiben werde.
Im Monat Marz wurde ferner bekannt, daB die USA mit der Sudafrikanischen Union und mit Bri-
tisch-I n d i e n iiber den AbschluB von Abkommen, iiber die Eingliederung in das Pacht- und Leihab-
kommen verhandelten, das bekanntlich fur die USA uberall ein Instrument wirtschaftlicher Durch-
dringung und politisch-militarischer Stutzpunktbildung darstellt.
Im Verhaltnis der USA zur Sowjetunion gab es am 9. Marz einen bezeichnenden Zwischenfall.
Roosevelts Botschafter in Moskau, Admiral Standley, erklarte auf einer Pressekonferenz amerikani-
scher und britischer Journalisten: „Seitdem ich hier bin, habe ich in der russischen Presse sorgfaltig
nach einer Anerkennung der Tatsache gesucht, daB RuBland nicht nur durch das Leih- und Pachtab-
kommen, sondern auch durch das amerikanische Rote Kreuz und die russisch-amerikanische gegensei-
tige Hilfe materielle Unterstiitzung erhalt. Und bis heute habe ich keinerlei Anerkennung dieser Tatsa-
che gefunden." Nach der Ursache befragt, die seiner Meinung nach die sowjetischen Behorden bewe-
gen konnten, das sowjetische Volk nicht tiber diese Hilfe zu unterrichten, antwortete Standley: „Es
scheint so, als ob sie im In- und Ausland den Eindruck erwecken wollen, daB sie diesen Krieg allein
durchftihren mit ihren eigenen Mitteln. Und sie wollen nicht irgendwelche fremde Hilfe, von woher
sie auch kommen mag, zugeben."
In Washington beeilte man sich, hierzu offiziell zu erklaren, der Botschafter habe diese AuBerung
ohne jeden amtlichen Auftrag ganz aus eigener Initiative getan, — aber abberufen wurde Standley,
wie dies von verschiedener Seite gefordert wurde, trotzdem nicht. Man darf seine AuBerungen wohl
im Rahmen der USA-Bemuhungen sehen, Moskaus eisiges Schweigen zu brechen.
Derselbe Roosevelt, der Sich Stalin unterwirft, laBt aber auch den New Yorker Erzbischof Spellman
nach Europa, Afrika und dem Nahen Osten reisen, angeblich zu rein kirchlichen Zwecken, in Wirk-
lichkeit mit politischen Auftragen des WeiBen Hauses, nicht zuletzt auch mit solchen propagandisti-
schen Charakters. Spellman erklarte in einer Ansprache an die USA-Truppen: „Unsere Kriegs- und
unsere Friedensziele sind kein Geheimnis. Unsere Verbundeten, unsere Feinde und die ganze Welt
wissen, daB die Weltherrschaft nicht ein amerikanisches Kriegs- oder Friedensziel ist. Wir Amerikaner
wtinschen
127 gluhend, unsere Freiheit, unsere eigene Regierungsform und unsere Lebensrechte zu erhalten. Wir
verteidigen ein Leben in Frieden mit Gott und den Nachbarn. Unsere Kriegs- und Friedensziele sind
also die Verteidigung gegen eine totalitare Weltordnung, die uns anwidert. Die amerikanische Kriegs-
und Friedensziele reprasentieren die Wunsche und Hoffnungen aller freiheitsliebenden Volker." —
Mit solchen salbungsvollen Propagandareden aus bischoflichem Munde werden offenbar zweierlei
Ziele verfolgt. Man will einmal das Bundnis mit dem Bolschewismus mit einem moralischen Feigen-
blatt versehen, zum anderen den USA-Biirgern klarmachen, daB die schweren Opfer, die Roosevelts
jtidischer Krieg von ihnen fordert, hochsten Zwecken dienen. Wie sehr die Einwohner von „Gottes
eigenem Lande" fur Roosevelts Krieg, der sie im Grunde gar nichts angeht, opfern sollen, zeigen Aus-
fuhrungen, die einer der Hauptmitarbeiter Roosevelts, Harry Hopkins, in der Zeitschrift „American
Magazine" von Ende Marz gemacht hat. Er schrieb dort, der amerikanische Burger mtisse sich in den
nachsten Monaten mindestens bis zum Kriegsende auf folgende MaBnahmen gefaBt machen:
„Jeder muB arbeiten, und niemand darf seine Stellung in einem kriegs wichtigen Betrieb verlassen.
Niemand darf mehr streiken. Zwangsweises Sparen und hohe Steuern werden die Kaufkraft auf ein
Deutschland im Kampf 23
angemessenes MaB zuriickschrauben. Die Rationierung wird sich auf Lebensmittel, Kleidung, Woh-
nung und Art der zugelassenen Geschaftsbetriebe erstrecken. Benutzung der Eisenbahnen, das Senden
von Telegrammen und Anmeldung von Ferngesprachen wird nur bei nachgewiesener Notwendigkeit
gestattet. Jede Universitat und jede Hochschule wird ausschlieBlich zur Ausbildung von Soldaten fur
Heer und Marine verwandt werden. Schliler, die auf den Gymnasien nicht unterkommen, mlissen ab-
gehen und in die Kriegsproduktion eingereiht werden. Das Gleiche gilt fur Frauen und Madchen. Sie
sollen nicht, wie in SowjetruBland, an die Front geschickt werden, aber sie konnen die Flak in alien
Kustenstadten bedienen. Fremdenzimmer und sonstige unbenutzte Raume miissen vermietet werden.
Manche prominente Damen der Gesellschaft werden Inhaberinnen einer Pension werden. Niemand
wird mehr in Luxus leben konnen. Wir werden gezwungen sein, auf alles auBer dem Notwendigen zu
verzichten. Die meisten werden weniger zu essen bekommen als die Soldaten. Bald wird es keine
Konserven mehr geben, und die Fleisch- und Milchprodukte werden rationiert werden mlissen. Der
Verbrauch von elektrischer Kraft muB aufs scharfste gedrosselt werden. Samtliche Haushalts- und
Gartengegenstande aus Metall werden nicht mehr zu kaufen sein. Samtliche Eisschranke werden
knapp. Kaminanlagen in Hotels, Theatern, Warenhausern, ja auch in Burogebauden werden ausgebaut
werden, da wir die groBen Kompressoren zur Herstellung von kunstlichem Kautschuk benotigen. Ende
1944 wird es keine neuen Telefonapparate mehr geben. Die
128 Wasche muB fortan zu Hause gewaschen werden. Jedes Metall im Hause und in den Laden muB
abgegeben werden, ebenso samtliche Gummiwaren. Es darf nicht mehr sein, daB jemand, der ein Paar
alte Gummischuhe abgibt, in ein Geschaft geht und sich neue kaufen kann. Wenn die Einzelhandels-
geschafte infolgedessen schlieBen mlissen, um so besser, dann konnen die Verkaufer in die Kriegsar-
beit eingeschaltet werden. Leute, die bisher 10 000 Dollar im Jahre verdienten, werden kriegswichtige
Stellen fur 3000 Dollar ubernehmen mlissen. Wenn sie dadurch die Raten fur die Lebensversicherung
nicht mehr durchhalten konnen, mlissen sie eben auf diese Versicherung verzichten. Der Soldat be-
kommt ja auch nur 50 Dollar im Monat." Hopkins schlieBt seine Ankiindigungen mit dem Trost: „Es
wird viele Opfer und Schmerzen, aber auch viel Aspirin geben."
Am 13. Marz nahm das USA-Reprasentantenhaus mit 268 gegen 131 Stimmen ein Gesetz an, durch
das die nationale Schuldengrenze, die beim Amtsantritt Roosevelts etwa 30 Milliarden betrug, auf 210
Milliarden Dollar erhoht wurde. Man sieht, dieser Krieg kommt die Amerikaner teuer zu stehen, und
es wird sich noch zeigen mlissen, wie lange sie gewillt sind, Roosevelt trotzdem zu folgen.
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
April-Lieferung
(Nr. 87/88 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Reichsminister Dr. Goebbels zum Geburtstag des Fiihrers
Reichsminister Dr. Goebbels hielt am Vorabend des Geburtstages des Fuhrers folgende Ansprache:
Deutschland im Kampf 1
82 Das deutsche Volk begeht diesmal den Geburtstag des Fiihrers in einer besonders ernsten Haltung und
Stimmung. Der Krieg hat in seinem vierten Jahre sein bisher hartestes Stadium erreicht, und ein Aus-
weg aus seinen Belastungen und Leiden oder sein Ende ist vorerst noch nirgendwo zu entdecken. Die
ungeheuren Dimensionen seines politischen und militarischen Geschehens umspannen jetzt schon alle
fiinf Kontinente, und wohin man blickt, werden die Menschen und Volker von seinen Schmerzen und
Opfern geschlagen. Es gibt kaum noch ein Land, das von den schweren politischen und wirtschaftli-
chen Begleiterscheinungen dieses gewaltigen militarischen Dramas, verschont geblieben ware. Hier
und da machen sich sogar nerven- und charakterschwache Kritiker der Zeit in den am wenigsten am
Krieg beteiligten Staaten ans Werk, die weitere Lebensfahigkeit und den weiteren Bestand der
menschlichen Kultur und Zivilisation uberhaupt in Frage zu stellen und mit sorgenvollem FleiB auszu-
rechnen, was von dem stolzen Erbe, das die heute lebende Generation der Volker von ihren Vorfahren
ubernommen hat, am Ende dieses Krieges noch ubriggeblieben sein werde. Man vergiBt in den Sorgen
und Belastungen unserer Tage allzu leicht, daB dieser Krieg im Gegensatz zu alien ihm vorangegange-
nen, ob ausgesprochen oder unausgesprochen, einen durchaus volkischen und rassischen Charakter
tragt. Deshalb wird er auch auf beiden Seiten mit einer so zahen Erbitterung durchgekampft. Die daran
beteiligten Volker wissen genau, daB es diesmal nicht um eine mehr oder weniger wichtige oder auch
belanglose Grenzkorrektur, sondern um ihr nationales Leben geht. Das haben sich wohl die Vater und
ruchlosen Verursacher dieses gigantischen Volkerringens nicht traumen lassen, als sie im September
1939 zum Schwert griffen, um zu verhindern, daB die deutsche Stadt Danzig wieder in den Verband
des Reiches zuriickkehrte. Auch hier hat ein kleiner AnlaB eine weltweite Wirkung erzielt. Und trotz-
dem ware es falsch, darin auch die eigentliche Ursache dieses Krieges sehen zu wollen. Es gab damals
auf seiten unserer Gegner tausend Moglichkeiten, unseren berechtigten nationalen Forderungen Genti-
ge zu tun, ohne auch nur die geringste EinbuBe an
83 Macht, Ansehen und Prestige zu erleiden. Man hat das auf der Feindseite nicht gewollt. Man wollte
den Krieg, weil Deutschland, wie der gegenwartige englische Premierminister schon 1936 zynisch
erklarte, zu stark geworden war. Das europaische Kraftebild hatte auf die natiirlichste Weise, und zwar
nicht so sehr durch unser Handeln, als vielmehr und in der Hauptsache durch unser bloBes nationalpo-
litisches Vorhandensein, eine Verschiebung erfahren. Damit glaubte England sich nicht abfinden zu
konnen. Es warf seine nationale Existenz in die Waagschale der Entscheidung und muB nun im Ver-
laufe von etwas tiber dreieinhalb Jahren Krieg zu seinem Entsetzen feststellen, daB es diese, ohne auch
nur das Geringste von seinen Kriegszielen erreichen zu konnen, Stuck fur Stuck preis- und verloren-
gehen muB.
Es erscheint hin und wieder notwendig, an den Ausgangspunkt des Krieges zuriickzukehren, um
seine weitere Entwicklung zu seinem heutigen dramatischen Hohepunkt begreifen und verstehen zu
lernen. Eine gleisnerische feindliche Propaganda ist unentwegt an der Arbeit, seine Ursachen mit ihren
Schmutzfluten zu ubersptilen, die liberal-demokratischen Phrasen und Redensarten von gestern ver-
gessen zu machen, sie durch neue, verfuhrerische Thesen von heute zu ersetzen und dabei die Schul-
digen zu Unschuldslammern und die Schuldlosen an diesem groBen Ungluck zu den eigentlichen
Schuldigen zu stempeln. Wir brauchen demgegenuber nur darauf zu verweisen, wie viele, leider ver-
gebliche Versuche der Ftihrer vor Ausbruch dieses Krieges unternommen hat, um die Rustungen auf
ein vernunftiges MaB zu begrenzen und auf diese und jede nur erdenkbare andere Weise das von ihm
sonst mit absoluter Sicherheit vorausgesehene Volkerdrama womoglich doch noch zu vermeiden, ja
wie oft er diese Versuche auch noch wahrend des Krieges wiederholt hat, um ihn zum ehestmoglichen
Zeitpunkt zu beendigen. Es war alles umsonst. Die gewissenlosen Kreise, die diesen Krieg mutwillig,
zynisch und frivol vom Zaune gebrochen hatten, wollten und wollten ganze Sache machen. Was schert
sie das Leid und Ungluck der Volker, ihre eigenen Volker mit eingerechnet, wenn sie nur ihrem ver-
brecherischen Trieb nach personlicher Bereicherung und damit schrankenloser Machtentfaltung iiber
alle Lander und Kontinente fronen konnen! Sie sind nicht, wie wir, aus dem Volke hervorgegangen.
Sie werden deshalb auch niemals fur die eigentlichen Interessen selbst ihrer eigenen Volker Verstand-
nis aufbringen konnen. Aus ihrer volksfremden, um nicht zu sagen volksfeindlichen Gesinnung ent-
springt ihr brutaler Zynismus, und daher riihrt auch ihr infernalischer HaB gegen die nationalsozialisti-
sche Volksbewegung, gegen das nationalsozialistische deutsche Volk und Reich und vor allem gegen
den Fiihrer selbst. Sie betrachten ihn
84 als einen Eindringling in die Bezirke der staatlichen Fuhrungsgeschafte, die fur sie immer gleichbedeu-
tend sind mit Volksbetrug und Geldherrschaft. Es gibt nichts Schamloseres und Ekelerregenderes, als
sie von Freiheit und Wiirde der Menschheit reden zu sehen, sie, die, wo sie nur eine Gelegenheit dazu
Deutschland im Kampf 2
verspiiren, die Freiheit der Menschen mit FiiBen treten und ihre Wiirde mit dem Blut unschuldiger
Kinder selbst ihrer ehemaligen Verbundeten farben. Sie flihren die Begriffe eines hoheren Menschen-
tums vergeblich im Munde. Sie wagen es vor ihren eigenen und den anderen Volkern nicht einzuge-
stehen, und doch ist dem so: Sie haben diesen Krieg planmaBig vorbereitet und ihn im ihnen geeignet
erscheinenden Augenblick provoziert, um den ersten Versuch der Bildung wahrer Volksstaaten in
Europa damit zu torpedieren und ihn unter der Reaktion ihrer plutokratischen Freibeuterei zu erstik-
ken. Das ist die Ursache, der AnlaB, der Grund und ihr Ziel dieses Krieges.
So wie auf der Feindseite die uns verhaBte Welt durch Menschen personifiziert wird, so auch durch
Menschen auf unserer Seite die von uns geliebte und verteidigte. Es liegt in der Natur der Sache eines
so gigantischen Krieges, daB der, der ihn ftihrt und reprasentiert, ihm auch seinen Namen gibt. Und
nicht nur das. So wie dieser sein Gltick und seinen Erfolg doppelt und dreifach empfindet, so tragt er
auch an seinem Ungluck und an seinem schweren Schicksal doppelt und dreifach schwer. Naive Ge-
muter mogen sich in normalen Friedenszeiten das Regieren und Flihren leicht und bequem vorstellen,
in Kriegszeiten mit den Belastungen der geschichtlichen Verantwortung, wie diese sie mit sich brin-
gen, werden selbst sie in den kritischen Stunden von dem dunklen Geftihl angesprochen, daB der am
besten fahrt, der ganz unten steht und nur zu gehorchen braucht, und der am schwersten tragt, der ganz
oben steht und befehlen muB. Hier paBt das Bild vom Atlas, der die Welt auf seine Schultern nimmt.
GewiB gibt es keine groBe Personlichkeit in der Geschichte, die nicht auch einmal von dem berau-
schenden BewuBtsein erfullt gewesen ware, Volkerschicksale wie Ton in des Schopfers Hand zu hal-
ten. Ungleich viel zahlreicher aber waren und sind immer die Stunden eines erbitterten und leidvollen
Ringens mit der Verantwortung fur geschichtliches Werden, eines stummen und zahen Kampfes mit
manchmal ubermenschlich scheinenden Kraften widriger Umstande und unverdienter harter Schick-
salsschlage, die oft und oft ein kunstvoll errichtetes Gebaude der Planung unter seinen Trummern be-
graben und damit den schon nahe winkenden Erfolg wieder zunichte machen.
Man spricht so leicht in Gesprachen und schreibt so leicht in Artikeln vom Beginn oder vom Ende
einer
85 militarischen Krise. Aber nur der weiB zu ermessen, was das bedeutet, der sich einer wichen ein
einziges Mai nur mit der Kraft des eigenen starken Herzens entgegengeworfen hat. Durcharbeitete
Tage und durchwachte und zersorgte Nachte schreiben in solchen Wochen und Monaten ihre unver-
kennbaren Ztige in sein Gesicht. Das Leid und die Schmerzen der einzelnen Menschen airmen sich vor
ihm bergehoch zum Leid und Schmerz des ganzen Volkes auf, und wahrend der Gefuhrte nur an sei-
nem eigenen Schicksal tragt, so schwer es manchmal auch sein mag, tragt der Fuhrer das Schicksal der
ganzen Nation. Auf ihn richten sich in kritischen Zeiten Millionen Augenpaare, um aus seinem Ge-
sicht Trost und Hoffnung zu schopfen, um aus der Festigkeit seines Ganges, aus der Sicherheit seiner
Gesten und aus der Zuversichtlichkeit seines Auftretens das zu schlieBen, wozu die Gespanntheit der
Lage keine anderen Ausdrucksmoglichkeiten freigibt. Es ist schon oft gesagt worden, daB der Fuhrer
fur uns alle ein Abbild des deutschen Volkes darstelle. Das stimmt in einem uberraschenderen Sinne,
als wir uns das meistens klarmachen. Konnte man das Gesicht unseres Volkes nachzeichnen, es wtirde
im Verlauf dieses Krieges wahrscheinlich dieselben tiefen Wandlungen aufzuweisen haben, die wir
mit ernstem Stolz am Gesicht des Fuhrers feststellen. Die Ztige der Harte, der Entschlossenheit, aber
auch eines tiefen Leidens um das Volk und im weiteren Sinne um die Menschheit, die ganz gegen
seinen Willen und seine Absichten so Bitteres und Schweres ertragen und erdulden mtissen, sind hier
unverkennbar geworden. Es konnte fast zynisch wirken, damit das dummdreiste und frivole Grinsen
zu vergleichen, das der gegenwartige Leiter der britischen Politik bei seinem offentlichen Auftreten
zur Schau zu tragen beliebt. Man braucht angesichts dieser eklatanten Verschiedenheit nicht lange zu
fragen, wem von beiden der Krieg Freude bereitet und wer ihn deshalb vermutlich auch gewollt und
provoziert hat. Das Gesicht allein schon verrat den Schuldigen. Trotz all ihres Geschreis haben unsere
Feinde es nicht fertigbringen konnen, die starke magische Gewalt der Personlichkeit des Fuhrers auf
die iibrige Welt zum Stillstand zu bringen. Sie wirkt sich taglich mehr und mit wachsender Kraft aus.
Eine Zeit, die wie die unsere so arm an ganz groBen menschlichen Erscheinungen ist, wird eine solche
bei uns auch auf der Seite des Gegners zum Gegenstand der Bewunderung machen. Nicht umsonst
schutten die angelsachsischen Agitatoren ihre Ltigen und Verleumdungen taglich liber Namen und
Werk des Fuhrers aus. Sie wissen, daB sein Programm und Ziel sich auf eine ganz naturliche Weise
alluberall und selbst in ihren eigenen Landern durchzusetzen beginnen. Ein Volk kann kein groBeres
Kapital sein eigen nennen, als das einer uberragenden, liber die Zeit hinaus wirkenden Personlichkeit,
die auf die Dauer Freund und Feind in ihren Bann zwingt.
Deutschland im Kampf 3
86 Es wird vielfach audi im deutschen Volke beklagt, daB der Fuhrer, vor allem wahrend des Krieges
selbst, obgleich der bestimmende Faktor des ganzen politischen und militarischen Geschehens, fast
vollkommen hinter sein Werk zuriicktritt. Er steht dabei in sprechendstem Gegensatz zu der Praxis der
Alltagserscheinungen auf der Gegenseite, die keine Gelegenheit versaumen, sich im vollen Rampen-
licht der Blihne der Weltoffentlichkeit zu zeigen. Sie haben das offenbar notig und empfinden wohl
auch einen gewissen Zwang dazu aus der Erkenntnis heraus, daB ihr Leben und Wirken vermutlich
ihre eigene Zeit nicht allzu lange uberdauern werden. Manner von wirklichem geschichtlichem Format
sind tiber solche Uberlegungen erhaben. Sie schopfen ihre tiefsten Krafte nicht aus dem wandelbaren
Beifall dessen, was man Publizitat nennt. Diese entspringen vielmehr der Damonie ihres historischen
Auftrags, den sie nach einem hoheren Gesetz erfullen. Wir kennen kein Beispiel in der Geschichte der
Volker, daB eine uberragende menschliche Leistung ohne Heimsuchung durch schwerste Schlage des
Schicksals vollbracht worden ware. Im Gegenteil scheint sich an der Harte und Unerbittlichkeit der
Prtifungen, denen sie unterworfen wird, erst ihr innerer Rang erproben zu wollen. Wenn wir in den
vergangenen zwei furchtbaren Wintern im Osten den Fuhrer an der Spitze seiner Wehrmacht und sei-
nes Volkes den Kampf gegen ein fast ubermachtiges Schicksal aufnehmen und bestehen sahen, so
ftihlen wir uns dabei an die ergreifendsten und bewegendsten Kapitel unserer preuBisch-deutschen
Geschichte erinnert. Er und wir alle brauchen uns dieses Vergleiches nicht zu schamen. Wenn das
deutsche Volk im Spatherbst 1918 infolge des vollkommen charakterlichen Versagens seiner Fuhrung
schwach wurde und damit das groBte Ungluck tiber das Reich heraufbeschwor, so hat der Fuhrer mit
seinem Volke in diesen zwei Wintern bewiesen, daB er und mit ihm wir alle bereit und entschlossen
sind, den geschichtlichen Fehler von damals wiedergutzumachen und gerade daftir den Preis des gro-
Ben Sieges heimzubringen.
Es ist fur den Sprecher nicht ganz leicht, die Personlichkeit des Ftihrers zu seinem vierten Geburts-
tag im Kriege in richtigem Verhaltnis zu den gigantischen Ereignissen, deren Zeugen wir sind, in Er-
scheinung treten zu lassen. Er selbst steht nach eigenem Willen vollkommen hinter seinem Werk, das
in der Vollendung begriffen ist. So sehr wir diese Tatsache auch im einzelnen manchmal bedauern
mogen, so ist er doch gerade in dieser ganzlich unaufdringlichen Lebens- und Schaffensweise unseren
Herzen nur um so naher gekommen. In den groBen berauschenden Siegesphasen dieses Krieges haben
wir ihn bewundert und verehrt; heute, da er sich mit zaher Verbissenheit gegen auch manchmal harte
und schmerzhafte
87 Schlage des Schicksals behauptet und durchkampft, haben wir ihn erst ganz aus der Tiefe unseres
Herzens lieben gelernt. Welch eine trostliche GewiBheit muB es einem Volke geben, an der Spitze der
Nation einen Mann zu sehen, der die ganze Unerschutterlichkeit des festen Glaubens an den Sieg fur
alle sichtbar verkorpert! Hier ist keine Spur von der bei unseren Feinden beliebten Phrasenhaftigkeit
und GroBsprecherei zu entdecken;
hier wird alles auf die Sache selbst ausgerichtet, um die es geht. Sie wird mit dem kiihlen Realismus,
aber auch mit dem heiBen Fanatismus, den sie erfordert, betrieben. Als wir kurzlich in einer Rede im
Berliner Sportpalast neben vielen anderen Argumenten fur die Sicherheit unseres endgultigen Erfolges
in diesem Kriege auch das anfuhrten, daB wir an den Sieg glaubten, weil wir den Fuhrer haben, gingen
uns einige Wochen spater gerade von der Front Strome von Briefen zu, geschrieben zumeist in heiB-
umkampften Stellungen, Bunkern und Erdlochern, die diesen Beweis gegenuber alien anderen, nur
rein sachlichen, als den uberzeugendsten empfanden. Wir wissen heute noch gar nicht zu ermessen,
was das fur uns als kriegfuhrende Nation bedeutet. Man huldigt vielfach, zumal in diesem Kriege der
technischen Waffen, der Ansicht, daB die endgultige Entscheidung ausschlieBlich durch die Fiille und
Gtite des Materials gefallt werde. Wir wollen seine Bedeutung nicht unterschatzen. Mehr aber noch
kommt es auf die seelische Bereitschaft eines kriegfuhrenden Volkes an, alles, auch das Schlimmste,
zu ertragen, aber niemals sich vor der Gewalt des Feindes zu beugen. Diese Bereitschaft sehen wir fur
uns alle im Fuhrer verkorpert. Wie er friiher ganz dem Frieden diente, so dient er heute ganz dem
Kriege. Er hat ihn nicht gewollt und ihn mit alien nur erdenklichen Mitteln zu vermeiden gesucht; aber
da er ihm aufgezwungen wurde, kampft er ihn auch an der Spitze seines Volkes mit alien Konsequen-
zen durch. Wie oft sahen wir ihn bei solchen und ahnlichen Anlassen in der Geschichte unserer Bewe-
gung lange einer Auseinandersetzung aus dem Wege gehen, die er fur uberflussig, ja schadlich hielt,
sie dann aber mutig auf sich zu nehmen, wenn sie unvermeidlich geworden war, und immer auch trotz
aller manchmal unuberwindlich scheinenden Schwierigkeiten siegreich zu Ende zu ftihren. So wird es
auch hier sein. Wenn wir uns am heutigen Tage zum Vorabend seines 54. Geburtstages wieder nach
alter Sitte um ihn versammeln, um ihm als einiges und geschlossenes Volk in Ehrfurcht und Dankbar-
Deutschland im Kampf 4
keit unsere GriiBe und alle nur erdenkbaren guten Wiinsche fur seine Person und sein geschichtliches
Werk entgegenzubringen, so tun wir das in diesem Jahre im Gefiihl eines besonders glaubigen Ver-
trauens. Die Gefahr, die uns umgibt, hat uns nicht schwach, sondern hellhorig gemacht. Wenn ein
Volk fur sein Weiterleben groBe Risiken auf sich nehmen
muB, dann tut es gut daran, den Teufel des Zweifels und der Zwietracht zu verbannen und sich
standhaft auf seine geschichtliche Aufgabe zu konzentrieren. Es ist nicht immer moglich, jedem ein-
zelnen diese Aufgabe in all ihren weiten Verzweigungen vor Augen zu ftihren. Er muB sie deshalb im
Wyien und Befehl des Fuhrers ausgedriickt finden. Vertrauen ist die beste moralische Waffe im Krie-
ge. Erst wenn sie zu fehlen beganne, dann ware der Anfang vom Ende gekommen. Wir sehen weit und
breit nicht den geringsten Grund zu solcher Besorgnis. Sie existiert nur in den propagandistischen
Wunschtraumen unserer Feinde. Je groBere Hoffnungen sie auf die moralische Anfalligkeit des deut-
schen Volkes setzen, desto schwerere Enttauschungen werden sie dabei erleben. DaB wir nicht jeden
Tag davon reden, ist kein Beweis daftir, daB dem nicht so ware. Vom Selbstverstandlichen pflegt man
im allgemeinen nicht viel zu sprechen. Wenn etwas fur uns Deutsche aber selbstverstandlich geworden
ist, dann die treue und bedingungslose Gefolgschaft aller an der Front und in der Heimat zu dem Man-
ne, der fur uns heute nicht nur die Sicherheit der deutschen Gegenwart, sondern auch die Anwartschaft
auf die deutsche Zukunft verkorpert.
Ich sage das im Namen des ganzen deutschen Volkes, als dessen Sprecher ich mich in dieser Stunde
mehr denn je fiihle. Ich sage das im Namen von Millionen Soldaten aller Waffengattungen, die an der
Front ihre harte Pflicht erfiillen, von Millionen Arbeitern, Bauern und Geistesschaffenden, sowie von
Millionen Frauen, die die Schwere des Krieges mit Geduld und tapferer Haltung tragen, vor allem aber
auch fur die ganze deutsche Jugend, die mit Stolz seinen Namen ftihrt. Als Volk von neunzig Millio-
nen legen wir heute erneut unser Bekenntnis zu ihm ab. Wir glauben an den groBen deutschen Sieg,
weil wir an ihn glauben. Aus der tiefsten Tiefe unserer Herzen steigen unsere heiBen Wiinsche fur ihn
auf. Gott gebe ihm Gesundheit, Kraft und die Gnade des Entschlusses! Treu und unbeirrt wie immer
sonst wollen wir ihm folgen, wohin er uns ftihrt. Er ist unser Glaube und unsere stolze Hoffnung. Fe-
sten Schrittes wollen wir den Weg in die Zukunft beschreiten, den seine Hand uns weist. Ein Volk, das
einen solchen Fiihrer sein eigen nennt und ihm mit einer so bedingungslosen Treue anhangt, ist zu
GroBem berufen. Es muB das GroBe nur unentwegt wollen. Wir alten Mifkampfer des Fuhrers aber
stellen uns in dieser Stunde ganz nahe zu ihm und bilden um ihn wieder den festen Ring, mit dem wir
ihn immer noch in den groBen Schicksals- und Entscheidungsstunden unseres geschichtlichen Kamp-
fes umgaben. Zu ihm gehoren wir. Uns rief er als erste. Oft gingen wir mit ihm durch Not und Gefahr;
am Ende des Weges stand immer das leuchtende Ziel. Auch heute. Wir wollen es nie aus dem Auge
verlieren. Mit festem Blick darauf kampfen
und arbeiten wir, sind wir alle alien ein Beispiel des Glaubens und der Tapferkeit des Herzens, der
unbeirrbaren Festigkeit der Gesinnung, die alte Garde der Partei, die niemals wankt. Als Vortrupp
unseres Volkes rufen wir dem Fiihrer in dieser Stunde zu, was noch jedesmal als Wunsch und Bitte zu
seinem Geburtstage unsere Herzen bewegte:
Er moge uns auch in Zukunft bleiben, was er uns heute ist und immer war: unser Hitler!
^lilMjiiiilliilll;
90 Das Ereignis, das im Monat April am meisten die Gemiiter des deutschen Volkes bewegte, war der
Geburtstag des Fuhrers. Dieser Tag wurde der Zeit entsprechend ernst und ohne groBe offentliche
Feiern begangen. Dennoch aber waren alle Deutschen mit ihren Herzen am 20. April bei dem Fiihrer,
Deutschland im Kampf 5
der auch diesmal wieder ohne UnterlaB im Hauptquartier arbeitete und seinen Pflichten nachging. Am
19. April wlirdigte Reichsminister Dr. Goebbels in einer Feierstunde in der Philharmonie zu Berlin die
historische Sendung und sakulare Personlichkeit des Flihrers und liberbrachte ihm als Sprecher des
ganzen deutschen Volkes die Gliickwiinsche der Nation, die in diesem Kriege fester als je und in un-
wandelbarer Treue und Liebe zu ihrem Flihrer steht. Der Krieg, so sagte Dr. Goebbels, habe in seinem
vierten Jahre sein bisher hartestes Stadium erreicht, und ein Ausweg aus seinen Belastungen und Lei-
den oder sein Ende seien vorerst noch nirgendwo zu entdecken. Die ungeheuren Dimensionen seines
politischen und militarischen Geschehens umspannen jetzt schon alle ftinf Kontinente und wohin man
blicke, werden die Menschen und Volker von seinen Schmerzen und Opfern geschlagen. In dieser Zeit
komme es auf die seelische Bereitschaft jedes kriegfuhrenden Volkes an, alles, auch das Schwerste zu
ertragen, niemals aber sich vor der Gewalt des Feindes zu beugen. Diese Bereitschaft sehe das deut-
sche Volk im Fiihrer verkorpert. Wie Adolf Hitler frtiher ganz dem Frieden gedient habe, so diene er
heute ganz dem Kriege. Er habe diesen Weltbrand nicht gewollt und ihn mit alien nur erdenklichen
Mitteln zu vermeiden gesucht. Da er ihm aber aufgezwungen wurde, kampfe er ihn auch an der Spitze
seines Volkes mit alien Konsequenzen durch. Wenn etwas fur uns Deutsche heute selbstverstandlich
geworden sei, dann die treue und bedingungslose Gefolgschaft aller an der Front und in der Heimat zu
dem Manne, der fur die deutsche Nation nicht nur die Sicherheit der deutschen Gegenwart, sondern
auch die Anwartschaft auf die deutsche Zukunft verkorpert. „Als Volk von 90 Millionen legen wir
Deutsche heute erneut unser Bekenntnis zum Flihrer ab. Wir
91 glauben", so sagte Dr. Goebbels, „an den groBen deutschen Sieg, weil wir an ihn glauben. Aus der
tiefsten Tiefe unserer Herzen steigen unsere heiBen Wunsche heute fur ihn auf."
Der Reichsmarschall erlieB am Geburtstag des Flihrers einen Aufruf an das ganze deutsche Volk, in
dem dieser nachste Mitarbeiter des Flihrers darauf hinweist, daB sich Adolf Hitler seit Jahrzehnten in
angespanntestem Dienst fur Volk und Reich aufopfere. Er gonne sich keine Ruhe, auf ihm laste eine
fast ubermenschliche Arbeitsburde. Seine schlichte soldatische Haltung, seine rastlose, zu jedem Opfer
bereite Pflichterflillung gelten alien als leuchtendes Vorbild. Das deutsche Volk eifere ihm nach, heute
mehr denn je; denn es gehe um Sieg oder Vernichtung.
Ein Tagesbefehl des Reichsmarschalls an die Soldaten der deutschen Wehrmacht wies auf den Sol-
dateneid hin, durch den sich jeder deutsche Soldat in unwandelbarer Treue und Liebe mit dem Flihrer
verbunden flihle. Der Aufruf schloB mit dem Ausdruck des BewuBtseins von der Unuberwindlichkeit
der deutschen Waffen und der ewigen GroBe des Reiches.
Die deutsche Presse wlirdigte in Leitartikeln die Personlichkeit des Flihrers, dessen staatsmannische
und soldatische Leistungen im Mittelpunkt der Aufsatze stehen. In einem Leitartikel der „Deutschen
Allgemeinen Zeitung" wurde das Wesen des nationalsozialistischen Fuhrerstaates aus diesem AnlaB
klar und scharf umrissen. Es heiBt dort, daB der innerste Kern der noch ungeschriebenen Verfassung
des nationalsozialistischen Fuhrerstaates in seiner Wesenheit ein Volksstaat sei: Was Flihrer und Be-
wegung vom Volke fordern, das ist identisch mit dem, was das Volk von Flihrung und Bewegung
erwartet. „Unter dem Flihrer Adolf Hitler hat die deutsche Nation", so fahrt der Artikel fort, „ange-
packt oder schon erreicht, was eines Tages gewagt werden muBte: die Aufrichtung des Reiches aller
Deutschen, aller Deutschen im Doppelsinn der geographischen Erfassung und des sozialen Zusam-
menschlusses. Der Flihrer war vor 20 Jahren als politischer Denker derjenige, der das Problem der Zeit
am klarsten erfaBt hat. Da er seit 20 Jahren immer der Uberlegene war, so wird er es gewiB auch dann
sein, wenn einmal die Stunde reif sein wird, uberlegen in der Formung der neuen Europakarte, die
jetzt allmahlich aus dem Nebel sichtbar wird."
Die gesamte europaische Presse wlirdigte am 20. April die Leistungen und Verdienste des Flihrers,
die heute langst nicht mehr im Rahmen der groBdeutschen Dinge gelegen sind, sondern europaisches,
ja dariiber hinaus weltgeschichtliches AusmaB gewonnen haben.
Im Laufe des Monats April hat der Flihrer in seinem Hauptquartier eine ganze Reihe von
92 Besprechungen mit den fuhrenden Staatsmannern der Achse und den der Achse befreundeten
Nationen gefuhrt. Der Inhalt der Gesprache ist im einzelnen nicht bekannt. Es besteht aber kein Zwei-
fel dariiber, daB die Kriegslage erortert worden ist, dariiber hinaus aber Probleme, die durch die Orga-
nisation und Neuordnung Europas aufgeworfen worden sind.
Als ersten dieser Besuche verzeichnet die deutsche Presse am 2. April den Empfang des Konigs Bo-
ris, der in Anwesenheit des Reichsministers des AuBeren von Ribbentrop eine lange und herzliche
Aussprache hatte, die im Geiste der traditionellen Freundschaft zwischen Deutschland und Bulgarien
verlief.
Deutschland im Kampf 6
Eine auBerordenflich lange und ausgedehnte Besprechung flihrte der Fiihrer in den ersten Tagen des
April mit dem Duce und den librigen italienischen Staatsmannern. Drei Tage dauerten die Beratungen
und die Namen der teilnehmenden Personlichkeiten weisen auf die Wichtigkeit gerade dieser Bespre-
chungen hin. Obwohl die politische Lage in dem Kommunique an erster S telle als Gesprachsgegen-
stand genannt wurde, liegt der Akzent der Parole, die vom Fiihrer und von Mussolini gemeinsam aus-
gegeben worden ist, in der Unterstreichung des absoluten und kompromiBlosen militarischen Sieges-
willens. Bemerkenswert ist, daB in dem Kommunique nicht nur von der Meisterung der gegenwartigen
politischen Probleme gesprochen wird, sondern von der volligen Beseitigung jeder zuklinftigen Ge-
fahr. Dieses Wort „zukunftig" ist zweifelsohne mit weitausgreifender Uberlegung eingefligt worden;
denn nicht nur heute droht dem europaisch-afrikanischen Raum die groBte Gefahr, sondern es muB
dartiber hinaus erreicht werden, daB eine solche Gefahr auch in der Zukunft nicht mehr auftreten kann.
Das Kriegsziel der beiden Achsenmachte ist das gleiche, wie es am ersten Tage des uns aufgezwunge-
nen Krieges gewesen ist: Vernichtung der Gegner, die uns vernichten wollen; Beseitigung der Feinde,
die uns an der Entwicklung unseres Lebens hindern wollen und die im Dienste des internationalen
Judentums die volkische Konsolidierung Europas zu hintertreiben versuchen! Aus dieser gigantischen
Aufgabe ergibt sich die Mobilisierung aller Krafte, die gerade in den letzten Wochen und Monaten
sowohl in Deutschland wie in Italien, ja in ganz Europa zu einer gewaltigen Steigerung der Rustung
gefuhrt hat. Der Duce war begleitet von dem Chef des italienischen Generalstabes, Armeegeneral
Ambrosio, dem Staatssekretar fur auswartige Angelegenheiten Bastianini sowie von Beamten des
italienischen AuBenministeriums und Offizieren des italienischen Oberkommandos. Mit dem Fiihrer
waren zu der Zusammenkunft erschienen Reichsmarschall Hermann Goring, ReichsauBenminister von
Ribbentrop, Generalfeldmarschall Keitel, GroBadmiral Donitz und der Chef des Generalstabes des
Heeres, General Zeitzier.
93 Wenige Tage darauf, am 12. April, sah der Fiihrer den Staatsfuhrer Rumaniens, Marschall
Antonescu, zu einem zweitagigen Besuch bei sich im Hauptquartier. Die beiden Staatsfuhrer bekraf-
tigten ihre feste Entschlossenheit, den Kampf gegen die Feinde Europas unbeirrbar unter Einsatz aller
Krafte bis zum kompromiBlosen Siege fortzusetzen. Das rumanische Volk wird Seite an Seite mit den
Volkern der Achse den Kampf bis zum Endsieg fiihren und mit diesem historischen Beitrag zur Be-
freiung Europas die Grundlage schaffen fur die Sicherstellung der Zukunft der rumanischen Nation.
Am 16. April traf der Reichsverweser des Konigreiches Ungarn, Nikolaus von Horthy, zu einem
zweitagigen Besuch im Fuhrerhauptquartier ein. Es fanden Unterredungen statt, an denen auch der
ungarische Generalstabschef, Generaloberst Vitez Fereno Szombathelyi, teilnahm. In sorgfaltiger
Abwagung der realistischen Gegebenheiten und im Gefiihl der langandauernden deutsch-ungarischen
Freundschaft wurde mit diesen Besprechungen ein neuer Stein in das massive Verteidigungswerk ge-
setzt, das gegen die Bedrohung aus Osten und Westen aufgerichtet worden ist.
Am 19. April empfing der Fiihrer den norwegischen Ministerprasidenten Vidkun Quisling in sei-
nem Hauptquartier. Bei der Unterhaltung, die in vollem gegenseitigen Vertrauen gefuhrt wurde, ergab
sich erneut die beiderseitige Ubereinstimmung in der Beurteilung des europaischen Schicksalskamp-
fes. Es kam die unerschiitterliche Entschlossenheit zum Ausdruck, zusammenzustehen im Kampf fur
den Fortbestand der europaischen Kultur, fur die Freiheit und das Eigenleben der Volker des europai-
schen Kontinents und die gemeinsamen groBgermanischen Ziele. An der Aussprache nahmen der
Reichskommissar Terboven, der Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Dr. Lammers, der Leiter
der Parteikanzlei Reichsleiter Bormann sowie der Reichsfuhrer SS Himmler teil.
Am 22. April empfing der Fiihrer den slowakischen Staatsprasidenten Dr. Tiso, der mit dem slowa-
kischen Ministerprasidenten Dr. Tuka, Innenminister Sano Mach und Verteidigungsminister Catlos zu
einem Besuch im Fuhrerhauptquartier eintraf. Die Besprechung war von herzlichem Geiste getragen
und beriihrte alle Fragen des europaischen Schicksalskampfes, der beide Volker gegen Bolschewismus
und anglo-amerikanische Plutokratie vereint. In dem amtlichen Kommunique wird besonders der
Kampf der tapferen Verbande des slowakischen Heeres an der Seite der deutschen Armeen hervorge-
hoben und der feste Bund der Slowakei mit den Dreierpaktmachten, ihre ganze Kraft/Fur den Endsieg
einzusetzen.
Am 18. April wurde die deutsche Offentlichkeit von bedeutsamen Veranderungen im deutschen
94 diplomatischen Dienst unterrichtet. Auf Vorschlag des Reichsministers des Auswartigen von
Ribbentrop wurden im Auswartigen Amt folgende Ernennungen vollzogen: Der bisherige Staatssekre-
tar des Auswartigen Amtes, Freiherr von Weizsacker, wurde zum Botschafter des Reiches beim Vati-
kan ernannt. Der bisherige Botschafter beim Vatikan, v. Bergen, tritt in den Ruhestand. Zum Staatsse-
Deutschland im Kampf 7
kretar des Auswartigen Amtes wurde der Gesandte I. Klasse, Dr. Adolf v. Steengracht, ernannt. Der
Botschafter im Auswartigen Amt, Hans Heinrich Dieckhoff, letzter deutscher Botschafter vor
Kriegsausbruch in Washington, ist zum deutschen Botschafter in Madrid ernannt worden. Der bisheri-
ge Leiter der Politischen Abteilung im Auswartigen Amt, Unterstaatssekretar Dr. Ernst Woermann,
wurde zum Botschafter des Reiches in Nanking ernannt. Der bisherige Botschaftsrat an der Botschaft
Madrid, Gesandter I. Klasse, Andor Hencke, wurde zum Unterstaatssekretar und vom ReichsauBenmi-
nister zum Leiter der Politischen Abteilung des Auswartigen Amtes berufen. Der bisherige Leiter der
Rechtsabteilung, Unterstaatssekretar Dr. Friedrich Gaus, wurde zum Botschafter zur besonderen Ver-
wendung des Auswartigen Amtes ernannt.
Der Krieg gegen Frauen und Kinder wurde von Briten und Amerikanern mit gleicher Heftigkeit und
Rucksichtslosigkeit weiter gefuhrt. Sie wollen Europa zerstoren, das ist die Auffassung, die man nach
der Art der Kriegfuhrung tiber die britisch-amerikanischen Kriegsziele erhalten muB. In diesen Tagen
des April wurde in der deutschen Presse sehr ausfuhrlich ein Buch des Juden Ilja Ehrenburg bespro-
chen, das in England und den Vereinigten Staaten unter dem Titel: „Trust fur die Zerstorung Europas"
erschienen ist in diesem Buch wird mit aller Brutalitat und Offenheit das ausgesprochen, was das in-
ternationale Judentum durch seine Handlanger: die Sowjets, Englander und Amerikaner durchfuhren
laBt. Die Angriffe der Briten auf Paris, bei denen mehr als 400 Franzosen getotet wurden, auf Antwer-
pen, wo 2000 Belgier, darunter Hunderte von Schulkindern, urns Leben kamen, sind Zeugnisse daftir,
wie riicksichtslos und ohne Wahl die alliierten Mordbrenner gegen Europa wiiten. Japan allerdings hat
in diesem Monat ein Beispiel gegeben, wie man diesen Gangstermethoden der Piraten aus der Luft
wirkungsvoll begegnet. Nach einer korrekten Untersuchung sind in Japan amerikanische Flieger, die
am 18. April 1942 bei hellichtem Tage japanische offene Stadte angriffen, Schulen und spielende Kin-
der beschossen, zum Tode verurteilt worden. Das Urteil ist, wie am 22. April d. J. berichtet wurde,
nunmehr vollstreckt worden. Uberall in der Welt, wo man sich den Sinn fur anstandigen Kampf, das
Unterscheidungsvermogen fur Krieg und Verbrechen erhalten hat, besonders aber in den luftbedrohten
deutschen Gebieten, billigt man die
95 japanische Aburteilung solchen Banditentums. Es ist nichts anderes als die gerechte Strafe fur eine
unmenschliche Barbarei.
Eine Angelegenheit, die die deutsche Offentlichkeit und, danach auch die Weltoffentlichkeit, leiden-
schaftlich erregt hat, ist die Aufdeckung des bolschewistisch-judischen Massenmordes im Walde von
Katyn. Dort ist von deutschen Soldaten ein Massengrab von 12 000 polnischen Offizieren gefunden
worden, die von den Sowjets und ihren jtidischen Henkersknechten grauenvoll hingeschlachtet wur-
den. Die Entdeckung dieser Tat hat dem deutschen Volke erneut das wahre Gesicht des Bolschewis-
mus vor Augen gefuhrt, den Polen jede Illusion dariiber genommen, was sie bei einem sowjetischen
Siege zu erwarten hatten sowie schlieBlich den europaischen Volkern und der Welt gezeigt, wer die
Verbundeten der von schonen Redensarten triefenden Briten und Amerikaner sind. Dadurch, daB
durch polnische Abordnungen, durch eine Kommission aus den bekanntesten europaischen Gerichts-
medizinern und durch zahlreiche Personlichkeiten des europaischen Kulturlebens, die die Massengra-
ber untersuchten, die Tatsachen erhartet worden sind, waren die Ableugnungsversuche der Sowjets
zwecklos. Die Tat von Katyn wird in der Geschichte einer der vielen Anklagen gegen die Blutschuld
des Bolschewismus bleiben.
Der Fiihrer hat Staatssekretar Rothenberger im Hinblick auf seine Berufung in das Justizministerium
vom Amt des Prasidenten des Prisenhofes entbunden und an seiner S telle den Oberlandesgerichtspra-
sidenten Dr. Albert Schmidt-Egk ernannt.
tjber die „Schicksalsgemeinschaft Europa" sprach auf einer groBen Kundgebung am 4. April der
Reichskommissar fur die besetzten niederlandischen Gebiete, Reichsminister Dr. SeyB-Inquart, in der
Hauptstadt der niederlandischen Provinz Friesland. Dort, in Leuwarden, betonte der Reichsminister,
daB alle Europaer in diesen Wochen und Monaten erkennen muBten, daB sie eine Schicksalsgemein-
schaft seien, in der sie auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden waren und die sie alle zu-
sammen zu verteidigen hatten. Durch die zuchtvolle Ordnung und die Sammlung der Krafte wurden
die wichtigsten Grundlagen fur den Aufbau einer besseren europaischen Zukunft geschaffen. — Auf
einer GroBkundgebung am 11. April in Luxemburg sprach Reichsleiter Alfred Rosenberg iiber den
„Reichsgedanken und die Aufgaben der Bewegung". — Reichsleiter Rosenberg hat nicht nur hier, in
Luxemburg, sondern auch am 3. April in Munchen und am 10. April in Koln zum gleichen Thema
gesprochen. — Auch die Reichsfrauenfuhrerin wandte sich im April mehrmals an die deutschen Frau-
en,
Deutschland im Kampf 8
96 so am 10. April an die Frauen der luftbedrohten rheinischen Gebiete. In ihrer Rede in Koln betonte
sie, daB „die deutsche Frau heute wieder wie in der Kampfzeit, ja sogar daruber hinaus die Kampf-,
Arbeits- und Lebensgefahrtin des deutschen Mannes sei. Sie schmiede fur den Mann die Waffen und
sie bleibe trotz aller Arbeit und alien Kampfes die Lebensgefahrtin ihres Mannes und die Mutter der
deutschen Kinder." Gauleiter »Grobe gab der Uberzeugung Ausdruck, daB sich der Flihrer auf die
Frauen, die sich im Westen unter Einsatz ihres Lebens bewahrt hatten, ebenso felsenfest verlassen
konne wie auf die Manner.
Die „Reichsstelle fur Arbeitsschutz" ftihrte im Auftrage des Reichsministers fur Bewaffnung und
Munition zahlreiche Kurzlehrgange unter dem Thema „Die Arbeit der Frau in der Kriegswirtschaft"
durch. Bei einem dieser Lehrgange in Berlin sprach u. a. Reichsarbeitsminister S e 1 d t e. Er unter-
strich die Tatsache, daB Menschenfuhrung und Menschenbetreuung in den Betrieben und damit auch
der Arbeitsschutz der deutschen Frau ein Kernproblem unserer gesamten Sozialpolitik seien. Auch die
groBten Kriegsschwierigkeiten gestatteten es nicht, auf ein bestimmtes MaB dieser Menschenbetreu-
ung zu verzichten. Um aufzuzeigen, daB die Konstitution des Mannes und der Frau naturgemaB ver-
schieden sind und aus diesem Grunde die Arbeitsbedingungen auch verschiedenartig sein mlissen,
kennzeichnete Obergewerbemedizinalrat Dr. Gerbis diese Wesensunterschiede. Das neue Mutter-
schutzgesetz, das einmalig in der Welt dastehe, sichere bei aller sonstigen Beanspruchung die groBte
Leistung der Frau fur die Volksgemeinschaft: die Geburt gesunder Kinder. Es folgten Vortrage iiber
Arbeitszeit und Betriebsschutz, liber Unfall- und Krankheitsverhlitung und schlieBlich Ausfuhrungen
liber die Erfahrungen bei dem jetzigen Frauenarbeitseinsatz, liber die Gesichtspunkte fur ihre Auswahl
und iiber ihre Eignung.
Das Oberkommando der Wehrmacht hat nach dem Vorbild des Oberkommandos des Heeres fur
seinen Bereich die Ausbildung von Stabshelferinnen angeordnet. Der Einsatz der Frauen fur die ver-
schiedensten Verwaltungsaufgaben im Kriege hat sich so hervorragend bewahrt, daB seine wesentli-
che Erhohung zur Ablosung von Soldaten fiir die Front angeordnet worden ist. Die Uniformierung der
in den besetzten Ostgebieten tatigen Stabshelferinnen hat sich als dringend notwendig erwiesen. Bis-
her waren nur die „Blitzmadel" in Uniform. Die Pflichten der Stabshelferinnen sind vielseitig. Sie
haben nicht nur in der Schreibstube zu arbeiten, sondern mlissen sich standig auch der hohen Ver-
pflichtung bewuBt sein, deutsches Frauentum dem Ausland gegenliber wlirdig zu vertreten. Die Aus-
bildung erfolgt durch
97 Schulungslehrgange, die Kenntnisse werden einer Prufung unterzogen und durch eine Urkunde
bescheinigt.
Am 4. April wurde das Ergebnis des letzten Opfersonntages des WHW bekanntgegeben. Es betragt
56179 613 RM gegenliber einem Vorjahrsergebnis von 38 083 696 RM. Diese Steigerung bedeutet
eine Zunahme um 47 Prozent. Die StraBensammlung des Kriegs-WHW am 27. und 28. Marz ergab,
wie die deutsche Presse am 14. April veroffentlichte, das Ergebnis von 62700135 RM gegenliber 44
718 552 RM im Vorjahr. In Prozentzahlen ausgedriickt betragt diese Steigerung 40,21 v. H. Bewun-
dernswert und immer wieder erstaunlich bleiben die Leistungen der Front auf dem Gebiete der Sam-
meltatigkeit. Nicht genug, daB das Jagdgeschwader Udet bisher 4000 Abschlisse zahlte, am Tage die-
ses ruhmreichen Jubilaums spendete das Jagdgeschwader fur das Kriegs-WHW auch noch 50 000
RM. — Die SS-Gebirgs-Division „Nord" hat, wie ebenfalls im April bekanntgegeben wurde, fur das
Kriegs-WHW 1942/43 1175 936 RM gesammelt.
Alle bisherigen Sammlungen aber ubertraf das Ergebnis des Tages der Wehrmacht, der am 3. und
4. April begangen wurde. An diesem Tage spendete das deutsche Volk 84112 907 RM. Im vorigen
Jahre wurden am Tag der Wehrmacht 56980647 RM gesammelt, so daB die Zunahme in diesem Jahre
47,6 Prozent ausmacht. Diese gewaltige soziale Leistung beweist aufs neue die enge Verbundenheit
des deutschen Volkes mit seiner Wehrmacht.
Der Ministerrat fur die Reichsverteidigung hat unter dem 9. Marz eine Verordnung zum Schutz von
Ehe, Familie und Mutterschaft erlassen, deren Bestimmungen im April bekanntgegeben worden sind.
Die Verordnung schlieBt einige Liicken des geltenden Strafrechts. Sie bestimmt, daB derjenige Ehe-
gatte, der Familienhabe boswillig verauBert oder den anderen Ehegatten schadigt, mit Gefangnis be-
straft wird. Auch der Versuch ist strafbar. Die Verordnung sichert ferner die Unterhaltspflichten. Wer
seine Frau, seine Kinder oder seine Eltern zu unterhalten hat, darf den Lebensbedarf seiner Angehori-
gen nicht gefahrden und sie auch nicht auf offentliche Hilfe oder auf die Hilfe anderer verweisen.
Auch die Flirsorge und Erziehungspflicht wird scharfer umrissen. Vernachlassigung von Fiirsorge-
und Erziehungsbefohlenen wird zukunftig mit ernster Strafe geahndet. Ferner sieht die Verordnung
Deutschland im Kampf 9
eine ganz erhebliche Verscharfung der Strafvorschriften gegen die Abtreibung vor. Im ganzen gese-
hen gewahrleistet die neue Verordnung dem Kinde als dem wichtigsten Gut des Volkes erhohten
Schutz.
Mit dem 1. April ist eine Durchflihrungsverordnung zum Ehegesetz in Kraft getreten, die es erlaubt,
98 auch noch nach dem Tode eines zur Scheidung berechtigten Ehegatten gerichtlich festzustellen, daB
dem Verstorbenen ein Recht zugestanden hat, die Scheidung seiner Ehe wegen Verschuldens des an-
deren Ehegatten zu verlangen. Damit wird ein Weg geoffnet, noch nach dem Heldentode die Befrei-
ung vom unwiirdigen Ehepartner zu sichern. Nach dem Tode darf dieses Verfahren nur vom Staats-
anwalt eingeleitet werden, und zwar in besonders schwerwiegenden Fallen, in denen die Griinde des
offentlichen Wohles es erfordern, dem uberlebenden Ehegatten die rechtliche Stellung eines verwit-
weten zu entziehen. Die Folge eines solchen Verfahrens ist, daB der uberlebende Ehegatte nicht ge-
setzlicher Erbe des Verstorbenen, des Gefallenen, sein kann, und daB ihm kein Recht auf Hinterblie-
benenbeziige zusteht, sowie daB der Frau auBerdem vom Staatsanwalt die Weiterfuhrung des Ehena-
mens untersagt werden kann.
Um den Reiseverkehr zu Ostern zu drosseln, hatte die Reichsbahn auch in diesem Jahre die Benut-
zung aller Schnell- und Eilzuge sowie einiger Personenzuge zwischen dem 21. und 25. April vom
Besitz einer Zulassungskarte abhangig gemacht. Die gleichen Bestimmungen galten fiir das Wochen-
ende danach, da der 1. Mai auf einen Sonntag fiel.
Der Reichsfuhrer SS gab bekannt, daB von zahlreichen Reisenden immer noch beim Ubertritt ver-
schiedener Binnengrenzen VerstoBe vorkommen. Er weist erneut darauf hin, daB beim Ubertritt in
das Generalgouvernement, in das Protektorat, in die Reichskommissariate Ostland und Ukraine be-
hordliche DurchlaBscheine vorgewiesen werden mtissen DurchlaBscheine werden grundsatzlich nur
beim Nachweis eines kriegswichtigen Reisegrundes erteilt. Bei Ubertretung dieser Anordnung sind
Strafen zu gewartigen, in besonders schweren Fallen konnen sogar Zuchthausstrafen ausgesprochen
werden.
Die NSK berichtete am 22. April, daB nach einer Verfugung des Fuhrers die uberortlichen Dienst-
stellen des NS-Reichskriegerbundes im Zuge der kriegsnotwendigen Stillegungsaktionen aufzulosen
seien. Die freiwerdenden hauptamtlichen Arbeitskrafte und Arbeitsmittel werden fiir Aufgaben der
Reichsverteidigung eingesetzt. Die Aufgaben des Reichskriegerbundes werden von den Hoheitstra-
gern der Partei ubernommen. Das Vermogen des Reichskriegerbundes wird in einer „Kyffhauser-
Stiftung" zusammengefaBt. Die vermogensrechtliche Abwicklung der uberortlichen Organisation
liegt beim Reichsschatzmeister der NSDAP. Dieser wird dafur Sorge tragen, daB der Wald, der das
Kyffhauser-Denkmal umschlieBt, im erforderlichen Umfang gekauft und der „Kyffhauser-Stiftung"
geschenkweise libereignet wird. Der Flihrer hat dem General Reinhard, der die Leitung der Kyffhau-
ser-Stiftung ubernehmen wird, den Dank fur seine geschichtlichen Verdienste um die
99 Zusammenfassung und Ausrichtung der fruheren Soldatenblinde und Landeskriegerverbande ausge-
sprochen.
In der Kriegssachschadenverordnung, deren groBzligige Regelung des Entschadigungsverfahrens
einmalig ist, wurde auch die Moglichkeit einer Entschadigungsminderung fiir den Fall vorgesehen,
daB ein Geschadigter bei der Entstehung des Schadens mitgewirkt hat. Eine Veroffentlichung des
Reichsrichters Dr. Dankelmann in der „Zeitschrift der Akademie fiir deutsches Recht" stellt dieses
verschulden an verschiedenen Einzelbeispielen dar. Die Unterlassung der Entriimpelung, fehlendes
Loschwasser usw. konnten unter Umstanden bei Folgeschaden zur Herabsetzung der Entschadigung
flihren. Dies gelte auch, wenn der Geschadigte entgegen einer gerechtfertigten Weisung des Luft-
schutzwartes Kontrollgange unterlassen habe. Bei einem Brande konne auch die fehlende Mithilfe
eines Geschadigten und seiner Hausgenossen ein grobes Verschulden sein, das den Schaden vergroBe-
re. AbschlieBend wird festgestellt, daB auch ein mitwirkendes Verschulden nicht zur volligen Versa-
gung der Entschadigung fiihren konne. In der Regel werde das Kriegsereignis doch als zu starke Ur-
sache auch fur alle Folgenschaden erscheinen, so daB eine Herabminderung der Entschadigung auf
weniger als die Halfte selbst bei schwerem Verschulden kaum zu rechtfertigen ware.
Durch eine im Reichsgesetzblatt veroffentlichte Verordnung des Reichsministers der Justiz vom 6.
April 1943 haben die Bestimmungen iiber die Zahlung des Versicherungsbeitrages fur den Fall, daB
der Versicherungsnehmer in der Schadensversicherung an der Fortsetzung der Versicherung kein
Interesse mehr hat, eine bedeutsame Anderung erfahren. Bisher muBte der Versicherer, auch wenn
sein Interesse an der Versicherung erloschen war, die Pramie bis zum Ende des Versicherungsjahres
zahlen. Bei ganzlicher oder teilweiser Zerstorung des Besitzes durch Kriegsereignisse oder bei Stille-
Deutschland im Kampf 10
gung der Betriebe erwies sich diese Regelung als untragbar. Sie ist infolgedessen durch die Versiche-
rungen weitgehend gemildert worden. Wird beispielsweise ein Geschaft vom 15. April an geschlos-
sen, so erhalt der Versicherer die Pramie nur fur einen Zeitraum von dreieinhalb Monaten. Fallt das
Interesse fur die Versicherung fort, weil der Schadensfall eingetreten ist, so hat der Versicherer auch
klinftig den Anspruch auf die Pramie fur das laufende Vereinsjahr, weil er in diesem Falle den Scha-
den zu ersetzen hat.
Am 9. April wurde berichtet, daB der Krankenversicherungsschutz fur die Opfer von Kriegs- und
Bombenschaden einen Ausbau erfahren habe. Durch einen RunderlaB der zustandigen Reichsbehor-
den ist
100 eine Krankenversicherung der Angehorigen erwerbsunfahiger Kriegs- und Bombengeschadigter
gegriindet worden. Die Ehefrau und die Kinder der Versehrten werden ohne Rucksicht auf die Hohe
des Einkommens auf ihren Wunsch hin bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse fur den Krankheitsfall
versichert. Voraussetzung ist, daB sie nicht schon auf Grund der Reichsversicherungsordnung ein-
schlieBlich der Krankenversicherung gegen Krankheit versichert sind.
Nach einem ErlaB des Reichserziehungsministers werden aus Kriegsgrunden die Anwarter und
Anwarterinnen, die 1943 in das 5. Ausbildungsjahr der Lehrerbildungsanstalt eintreten, zum Schul-
jahrbeginn im Herbst den Volksschulen zu einem verlangerten, schulpraktischen Einsatz zugewiesen.
Auf der Ordensburg Sonthofen ist um die Mitte des Monats der zweite Jahrgang von Adolf-Hitler-
Schulen nach bestandener AbschluBprufung entlassen worden. Die AbschluBdiplome wurden den
Schlilern in Anwesenheit des Reichsschatzmeisters Schwarz, des Reichsorganisationsleiters Dr. Ley
zugleich im Namen des Reichsleiters von Schirach ubergeben. Gleichzeitig erfolgte die feierliche
Aufnahme der nun ins Leben tretenden und demnachst fast vollstandig zu den Fahnen einriickenden
Adolf-Hitler- Schiiler in die Partei.
Die Hitlerjugend hat aus ihren Reihen HJ. -Feuerwehrscharen gebildet, die als Schnellkommandos
wirksame Mithilfe bei der Brandbekampfung leisten. Diese Scharen haben sich so bewahrt, daB ihnen
in zahlreichen Fallen Auszeichnungen zuteil wurden. Die HJ-Zeitschrift „Das Junge Deutschland"
berichtete, daB bisher 228 Hitlerjungen das Luftschutzehrenzeichen, 92 die Kriegsverdienstmedaiile,
134 das Kriegsverdienstkreuz, 147 das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern erhielten. Sechs Hitler-
jungen wurde das Eiserne Kreuz II. Klasse liberreicht.
Das Deutsche Rote Kreuz meldet einen wesentlichen Ausbau. Beginnend in Norwegen, im Novem-
ber 1942 und bald auch in Danemark sowie in den Niederlanden und in Belgien bei den Flamen und
Wallonen, machte sich immer starker der Wunsch der Frauen, Braute und Schwestern der germani-
schen Freiwilligen und anderer Frauen und Madchen bemerkbar, ebenfalls helfend im groBen Kampfe
mitzuwirken. Infolgedessen sind zu den Mannern der germanischen Legionen zahlreiche germanische
Frauen getreten. Der Hauptwunsch dieser Frauen, deren Altersgrenze auf 1 8 bis 30 Jahre festgesetzt
wurde, richtet sich auf den Einsatz im Osten. Die Bewerberinnen werden sorgfaltig ausgebildet, eine
Priifung ermoglicht den Einsatz innerhalb der Reichsgrenzen. Nach einem weiteren Jahr der Bewah-
rung und am Ende eines nochmaligen dreimonatigen Lehrganges konnen die germanischen Schwe-
sterhelferinnen auch in den Kriegsgebieten arbeiten. Sie erhalten die Dienstkleidung des Deutschen
101 Roten Kreuzes, ferner freie Unterkunft, Verpflegung, sozialen Versicherungsschutz, ein Taschengeld,
sowie Familienunterhalt.
Seit 1. April ist die neue Tuberkulosehilfe des Reiches in Kraft, die von Reichsgesundheits-
flihrer Dr. Conti ins Leben gerufen worden ist. Sie erstreckt sich auf den Teil der Bevolkerung, dessen
steuerpflichtiges Jahreseinkommen den Betrag von 7200 RM nicht ubersteigt. Die Leistungen der
Fursorge umfassen die Behandlung in der Wohnung, die Unterbringung in Krankenhausern und Heil-
statten und eine umfassende wirtschaftliche Fursorge fur die Kranken selbst und ihre Familien. Einer
Zeitungsnotiz vom 21. April zufolge haben die zustandigen Stellen von Partei und Staat angeordnet,
daB in diesem Jahre zum ersten Male ein ganzer Jungenjahrgang den Zahnarzt aufsuchen muB. Man
hat namlich die Erfahrung gemacht, daB oft andere Krankheiten, so Gelenkentzundungen, Nieren- und
Herzschadigungen von Zahneiterungen und Zahnfaulnis herkommen. Die Beseitigung der Zahnscha-
den steigert also insgesamt die Leistungsfahigkeit der deutschen Jugend. Aus den ergangenen Verord-
nungen sind folgende Bestimmungen hervorzuheben: die Jungen des Geburtsjahrganges 1926 haben
sich nach den gesetzlichen Vorschriften sowie dem zugestellten Befehl sofort in Zahnbehandlung zu
begeben. Zur Behandlung sind alle Zahnarzte und Dentisten verpflichtet. Fur Kinder von Eltern mit
geringem Einkommen ubernimmt das Wohlfahrtsamt die Kosten.
Deutschland im Kampf 1 1
Der Reichsinnenminister hat zusammen mit dem Reichsgesundheitsftihrer eine Neuordnung des
Praktikums in der Krankenpflege angeordnet. Der Krankenpflegedienst dauert kiinftighin nur vier
Monate und kann wahrend der Hochschulferien abgeleistet werden. Das Praktikum muB allerdings bei
der Meldung zur arztlichen Vorprlifung beendet sein. Fabrik- oder Landdienst wird in Zukunft von
Medizinstudierenden, ausschlieBlich in Einrichtungen und Betrieben des Gesundheitswesens abgelei-
stet werden. So in Gesundheitsamtern, chemischen Laboratorien, bei praktischen Arzten oder in Werk-
revierschulen.
Der Reichsminister der Justiz hat durch eine Verordnung vom 19. April 1943 im Reichsgesetzblatt
bestimmt, daB im Deutschen Vereinswesen Versammlungen der obersten Vertretung und
Mitgliederversammlungen im Jahre 1943 grundsatzlich nicht mehr stattfinden. Hierdurch soil der
Geschaftsbetrieb fiir Unternehmen entlastet und vereinfacht werden. Auch fur Genossenschaften ist
die gleiche Bestimmung giiltig. Die Verordnung enthalt ferner eine neue Regelung fur die Feststellung
des Jahresabschlusses und der Gewinnverteilung, die im gleichen Sinne gelegen ist.
In Anerkennung der Verdienste des verstorbenen Reichsministers SA-Obergruppenfiihrers Hanns
Kerri
102 und des verstorbenen Reichssportfiihrers SA-Obergruppenfuhrer Hans von Tschammer und Osten hat
der Fiihrer unter dem 7. April 1943 der SA-Standarte Burgdorf, Gruppe Niedersachsen, die Bezeich-
nung „Hanns Kerri" und der SA-Standarte Bautzen die Bezeichnung „von Tschammer und Osten"
verliehen. Gleichzeitig erhielt die SA-Standarte 99, Standort Zabern, Gruppe Oberrhein, zur Erinne-
rung an den von den Franzosen erschossenen elsassischen Freiheitskampfer Karl R o o s die Bezeich-
nung SA-Standarte 99 „Karl Roos".
Anfang April bestand die Einrichtung der Hitlerfrei platzspende zehn Jahre. Der 50. Freiplatz
fur einen Soldaten wurde jetzt im Gauhaus der NS V. in Berlin ausgegeben. Er ist zugleich der 800000.
Platz der Hitlerfreiplatzspende seit dem Jahre 1933. Oberbefehlsleiter Hilgenfeldt verband mit einem
Hinweis auf die Bedeutung dieser sozialen Tat den Dank an die Spender.
Dem Generalintendanten der bayerischen Staatsoper, Generalmusikdirektor Clemens KrauB, wur-
den, wie am 1. April berichtet wurde, zu seinem 50. Geburtstag hohe Ehrungen zuteil. Der Fiihrer lieB
dem beriihmten Musiker durch Gauleiter Giesler ein Handschreiben und sein Bild mit eine personli-
chen Widmung iiberreichen. Unter den brieflichen Gratulanten befanden sich Dr. Goebbels und
Reichsleiter von Schirach. Als besondere Ehrung der Wiener Philharmoniker, mit denen Clemens
KrauB seit Jahren aufs engste kiinstlerisch verbunden ist, empfing er den „Ring der Wiener Philhar-
moniker".
Reichsleiter Baldur von Schirach hat den Direktor der osterreichischen Galerie, die im Wiener Bel-
vedere-SchloB untergebracht ist, Prof. Dr. Bruno Grimschitz, mit der Errichtung und Fiihrung eines
„Prinz-Eugen-Museums" in Wien beauftragt. Die Vorarbeiten sind schon so weit gediehen, daB das
museale Material bereits erfaBt und die Prunkraume im Winterpalais des Prinzen in der Him-
melspfortgasse zu Wien vorbereitet sind.
Am 2. April wurde ein Senior der deutschen Presse, der Hauptschriftleiter Friedrich Hussong vom
Scheriverlag, nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe gebettet. Dem in den letzten Marztagen Ver-
storbenen hatte die Presseabteilung der Reichsregierung eine wiirdige Trauerfeier veranstaltet, an der
alle namhaften Vertreter der deutschen Presse teilnahmen. Reichsminister Dr. Goebbels und Reichs-
pressechef Dr. Dietrich lieBen Kranze niederlegen.
Im Alter von 62 Jahren starb schlieBlich am 14. April der Mitinhaber und Betriebsfiihrer der welt-
bekannten Leipziger Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei Philipp Reclam jun. Dr. h. c. Hans
Emil Reclam.
Deutschland im Kampf 12
AuBenpolitik
103 Deutschlands Politik und Kriegfuhrung zeigten im Monat April eine deutliche Verstarkung der
politischen Aktion gegenliber der militarischen. Wahrend diese an der Hauptkampffront im Osten
infolge von Winterwende und beginnender Schlammperiode nach einer allgemeinen Stabilisierung
und Begradigung der Front erhebliche Kampfhandlungen nur am Kuban-Briickenkopf brachte, wo die
Sowjets die in dieser Gegend schon fortgeschrittenere Jahreszeit benutzten, um starke Angriffe zu
flihren, denen jeder wesentliche Erfolg jedoch versagt blieb, gingen die Kampfe auf dem Nebenkriegs-
schauplatz Nordafrika mit groBter Heftigkeit weiter und erfuhren auch der Luft- und Seekrieg keine
Abschwachung.
Auf dem Gebiet der Politik spielte sich im April jedoch eine auBergewohnlich rege Tatigkeit ab. Der
Fiihrer empfing nacheinander die Besuche der flihrenden Manner aus fast alien verbundeten Staaten.
Vom 7. bis 10. April war Mussolini mit einem Stabe politischer und militarischer Mitarbeiter bei ihm,
anschlieBend am 11. April der Konig von Bulgarien, am 12. und 13. April der Staatsfuhrer Rumaniens,
Marschall Antonescu, am 19. April der norwegische Ministerprasident Vidkun Quisling, am 22. April
der slowakische Ministerprasident Dr. Tuka, am 27. April der Staatsfuhrer des unabhangigen Staates
Kroatien, Dr. Ante Pawelwitsch, und schlieBlich am 29. April der franzosische Regierungschef Pierre
Laval.
tjber alle diese Zusammenkunfte wurden offizielle Verlautbarungen veroffentlicht, durch die die
Offentlichkeit AufschluB iiber die beteiligten Personlichkeiten und in allgemeinen Wendungen auch
iiber den Inhalt und das Ergebnis der Besprechungen erhielt. Aus diesen Verlautbarungen ergibt sich,
daB die Besprechungen, wie gar nicht anders zu vermuten, den Fragen der politischen und militari-
schen Kriegfuhrung gedient haben. Der EntschluB, den Kampf gegen die gemeinsamen Feinde mit
letzter Entschlossenheit und vollstandigem Einsatz weiterzufiihren, die SiegesgewiBheit und der Sie-
geswille, sowie die vollstandige Gemeinsamkeit der Interessen wurden in all diesen Verlautbarungen
zum Ausdruck gebracht.
Die groBte Bedeutung kam natiirlich den Besprechungen zwischen dem Fiihrer und dem Duce vom
7. bis 10. April zu. Hieriiber wurde offiziell mitgeteilt: In den umfassenden Besprechungen wurde
sowohl
104 die allgemeine politische Lage als auch alle Fragen der gemeinsamen Kriegfuhrung behandelt. Uber
die auf alien Gebieten zu treffenden MaBnahmen wurde vollige Ubereinstimmung erzielt. Der Fiihrer
und der Duce gaben ihrer und ihrer Volker harten Entschlossenheit erneut Ausdruck, den Krieg durch
den totalen Einsatz aller Krafte bis zum endgiiltigen Siege und bis zur volligen Beseitigung jeder zu-
kiinftigen Gefahr, die dem europaischen Raume von Westen und Osten droht, zu flihren. Die gemein-
samen Ziele, die die Achsenmachte zur Verteidigung der europaischen Zivilisation und fur die Rechte
der Nationen auf freie Entwicklung und Zusammenarbeit verfolgen, wurden aufs neue bekraftigt. Der
Sieg der im Dreierpakt verbundeten Nationen soil Europa einen Frieden sichern, der die Zusammenar-
beit der Volker auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen gewahrleistet und eine gerechte Ver-
teilung der wirtschaftlichen Giiter der Welt herbeifiihrt. Die Besprechungen zwischen dem Fiihrer und
dem Duce und die Unterredung ihrer Mitarbeiter verliefen im Geiste groBer Herzlichkeit.
In einer erganzenden Mitteilung aus dem Fiihrerhauptquartier wurden Einzelheiten iiber die an den
verschiedenen Tagen gefiihrten Besprechungen und iiber die daran beteiligten Personlichkeiten gege-
ben. Hieraus war zu schlieBen, daB die viertagigen Verhandlungen alle Gebiete der Politik und der
Kriegfiihrung betrafen und unter Zuziehung der flihrenden Manner der Sachgebiete erfolgten. Der
weitere Kriegsplan der Achsenmachte diirfte der Hauptgegenstand der Besprechungen gewesen sein.
DaB iiber die gefaBten Beschliisse nichts bekanntgegeben wurde, ist selbstverstandlich.
Wahrend bei alien Zusammenkiinften unserer Feinde die Zukunftsmusik eine auBerordentliche Rolle
zu spielen pflegt, Nachkriegsplane und Rachedrohungen gegen uns und unsere Verbundeten formuliert
werden, halten sich die Verlautbarungen iiber Besprechungen und Beratungen auf unserer Seite stets
im Rahmen knappster Berichterstattung iiber Tatsachliches. In der Mitteilung iiber die Zusammen-
kunft zwischen dem Fiihrer und dem Duce ist kurz jedoch auch ein Zukunftsprogramm angedeutet. Es
Deutschland im Kampf 13
wird von den Rechten der Nationen auf freie Entwicklung und von einem Frieden fur Europa gespro-
chen, der die Zusammenarbeit der Volker auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen gewahrlei-
stet. Damit ist ein Bild Europas skizziert, das sich von demjenigen, das unsere Feinde immer wieder
als ihr Kriegsziel angeben, ebenso unterscheidet, wie von dem, das sie uns als unser Kriegsziel immer
wieder unterzuschieben sich bemlihen.
Nach den Zusammenkunften zwischen dem Fiihrer und den Regierungschefs der verbundeten Staa-
ten fand am 29. April ein Besuch des franzosischen Ministerprasidenten Lava 1 beim Fiihrer statt.
Hieriiber
105 wurde folgendes offiziell mitgeteilt: Der Fiihrer empfing am 29. April in seinem Hauptquartier in
Gegenwart des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop und des italienischen Staatssekretars
fur auswartige Angelegenheiten, Bastianini, den franzosischen Regierungschef Pierre Laval. Wahrend
der Unterredung zeigten die Beteiligten, voiles Verstandnis fur die Fragen, die sich zwischen Deutsch-
land und Italien einerseits und Frankreich andererseits ergeben. In voller Objektivitat wurde gepriift,
welchen Anteil Frankreich an den Anstrengungen und den Opfern zu tragen hat, die die Achsenmachte
fur den Aufbau des neuen Europas im Kampfe gegen den Bolschewismus und gegen die mit diesem
verbundeten anglo-amerikanischen Plutokratien auf sich genommen haben und welche Vorteile sich
fur Frankreich aus dieser Beteiligung ergeben.
Die offizielle franzosische Nachrichtenagentur Oft gab erganzend hierzu folgenden Kommentar:
„Die Gedanken, die diese Verlautbarung zum Ausdruck bringt, geben ihr eine Bedeutung, die unter-
strichen werden muB. Es ist das erstemal seit Montoire, daB eine Besprechung mit dem franzosischen
Regierungschef zu einem offiziellen Kommentar dieser Art Veranlassung gab. Wenn festgestellt wird,
daB die Besprechungen in vollem gegenseitigen Verstandnis stattgefunden haben, so ergibt sich dar-
aus, daB die Beziehungen zwischen Frankreich, Deutschland und Italien einen neuen Charakter ange-
nommen haben. Was den- Anteil Frankreichs an den Bemuhungen fur die Organisation des neuen
Europas betrifft, so kann es niemand entgehen, daB der Beitrag der franzosischen Arbeiter zum Kampf
gegen den Bolschewismus in seinem vollen Werte anerkannt wird. Die Achsenmachte leisten ihrer-
seits ein schwereres Opfer, weil sie die Last des Kampfes tragen. Frankreich tragt nach MaBgabe sei-
ner Mittel zu der gemeinsamen Verteidigung bei und sichert sich dadurch seine Beteiligung an der
Reorganisation Europas sowie einen Platz, den es sich durch seine Opfer verdient haben wird. Die
Erwahnung der Vorteile, die Frankreichs Beitrag ihm verschaffen wird, zeigt den auBerordentlichen
Charakter der stattgefundenen Besprechungen an. Der Sinn und die Tragweite des von der franzosi-
schen Regierung und deren Chef in personlicher und ausdauernder Tatigkeit durchgefuhrten Werkes
sind in einem offiziellen und im AnschluB an bedeutsame Besprechungen redigierten Dokument klar-
gestellt. Von nun an sind die Beziehungen Frankreichs mit den Achsenmachten auf eine solche Grund-
lage gestellt, daB man berechtigt ist, davon eine glinstige Entwicklung fur die Zukunft unseres Landes
zu erhoffen. Die Ergebnisse, die man erwarten darf, werden um so leichter erreicht werden, als die
franzosische offentliche Meinung sich verstandnisvoll zeigt. Denn man kann die Innen- und AuBenpo-
litik eines Landes nicht voneinander
106 trennen. Es ist miteinander unvereinbar, zu behaupten, daB man die nationale Revolution durchfuhre
und sich gleichzeitig den auBenpolitischen Erfordernissen entziehen zu wollen."
Die franzosische Presse stellte die Verlautbarung aus dem Fuhrerhauptquartier und den offiziosen
franzosischen Kommentar dazu groB heraus und gab besonders der Auffassung Ausdruck, daB zwi-
schen Frankreich und den Achsenmachten etwas grundsatzlich Neues vorgegangen sei. Der Hinweis
darauf, daB sich fur Frankreich aus dem Anteil an den Opfern fur den gemeinsamen Kampf gegen den
Bolschewismus und gegen die mit diesem verbundeten anglo-amerikanischen Plutokratien Vorteile
ergeben wlirden, bedeute, daB Frankreich zu den Achsenmachten in ein neues Verhaltnis getreten sei.
Der Sinn von Lavais Kollaborationspolitik ist ja seit Montoire immer gewesen, Frankreich aus der
Rolle des besiegten Feindes in die des mitsiegenden Freundes zu erheben und ihm im Nachkriegs-
Europa einen seiner Vergangenheit und seinen Werten entsprechenden Platz zu verschaffen. Nachdem
Frankreich, wesentlich durch eigene Schuld, namlich durch die falsche Politik, die zwischen dem
Sturz Lavais am 13. Dezember 1940 und seiner Wiederbetrauung mit der Regierungsfuhrung am 17.
April 1942, von Vichy gemacht wurde, sein Kolonialreich, seine Flotte und sein Heer verloren hat,
militarischer Einsatz fur das neue Europa ihm damit unmoglich geworden ist, bleibt ihm als einzige
Moglichkeit nur der Arbeitseinsatz, wenn es sich durch Leistung Anspriiche erwerben will. Dies hat
Laval klar erkannt. Der Sieger kann an sich vom Besiegten jede Leistung fordern, die er von ihm er-
zwingen kann, ohne daB dadurch der Besiegte Anspriiche hinsichtlich des kunftigen Friedens erwirbt.
Deutschland im Kampf 14
Frankreichs Geschichte zu den Zeiten, in denen Frankreich als Sieger in Europa auftrat, gibt hier ge-
nligend Beispiele, auf die man sich berufen konnte. Die Verlautbarung liber die Besprechung vom 29.
April deutet jedoch an, daB tatsachlich sich zwischen den Achsenmachten und Frankreich ein neues
Verhaltnis anbahnt, das aus Krieg und Feindschaft in die gemeinsame Zukunft des neuen Europas
weist.
Wohl zufailig, aber irgendwie in einem inneren Zusammenhang mit den Besprechungen beim Fiih-
rer im Monat April ist am Ende des Monats ein „Europa-Handbuch" erschienen, das umfangreiches
dokumentarisches Material liber die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Krafte der europai-
schen Neuordnung enthalt und in dem fuhrende europaische Personlichkeiten bedeutsame Aufsatze
veroffentlicht haben. Der Reichsminister des Auswartigen von Ribbentrop hat dem Buche folgendes
Geleitwort beigegeben: „Jahrhunderte hindurch haben sich die europaischen Volker flir die alte engli-
sche
107 Doktrin vom Gleichgewicht der Krafte in Europa zerfleischt. Auch der zweite Weltkrieg wurde von
England herbeigefiihrt, um durch die Erhaltung dieses Gleichgewichts und die dadurch bedingte Zer-
splitterung den europaischen Volkern noch einmal seinen Willen aufzuzwingen. Diese rein egoistische
Machtpolitik hat die Englander dazu gebracht, die Amerikaner auf Europa zu hetzen und sich mit dem
Todfeind Europas, dem bolschewistischen RuBland, zu verbunden. In seiner Verblendung verkennt
England, daB die Beherrschung Europas durch das bolschewistische RuBland und der dadurch beding-
te ungeheure Machtzuwachs der Sowjetunion zwangslaufig auch den Untergang Englands und seines
Imperiums zur Folge haben muBte. Um Europa vor einem solchen Schicksal zu bewahren, kampfen
Deutschland, Italien und seine Verbundeten. Sie haben die Englander aus Europa vertrieben und alle
Feinde einer Neuordnung in Europa besiegt. Heute steht Europa in gewaltigem Ringen um seine Zu-
kunft nach auBen. Im Osten tobt die Schlacht gegen den bolschewistischen Feind, und fast alle euro-
paischen Volker beteiligen sich an dem Kampf. Im Norden, Westen und Siiden stehen Deutschland
und seine Verbundeten auf der Wacht gegen englisch-amerikanische Angriffe. Dieser Kampf wird so
lange fortgefuhrt werden, bis das Gegengewicht und die Starke eines einigen Europas die Gefahr des
bolschewistischen Ostens ein fur allemal bannt und bis Europa vor der Amerikanisierung von Westen
endgultig gesichert ist. Deutschland, Italien und seine europaischen Verbundeten sind gllicklich, die-
sen Kampf gemeinsam mit ihrem fernostlichen Bundesgenossen Japan bestehen zu konnen, das die
Englander und Amerikaner in ktihnem Siegeszug aus Ostasien vertrieben hat und das entschlossen ist,
mit seinen europaischen Verbundeten die gemeinsamen Feinde zu schlagen, bis der Endsieg errungen
ist. Am Ende dieses gewaltigen Kampfes unseres Kontinents aber wird dann ein neues Europa stehen,
das sein Leben ohne Einfliisse von auBen gestalten wird und in dem alle europaischen Volker einen
gerechten und wiirdigen Platz linden werden. Eine lange Zeit des Friedens und der Bliite fur unseren
Kontinent wird dann kommen."
In diesen Satzen des ReichsauBenministers wird nicht nur Sinn und Ziel des gegenwartigen Krieges
umrissen, sondern auch das kunftige Europa in allgemeinen Umrissen gezeichnet, und zwar in Formu-
lierungen, die der Verlautbarung iiber das Zusammentreffen zwischen dem Duce und dem Flihrer vom
7. bis 10. April recht ahnlich sind. Solchen positivem kunftigem Aufbau und zukunftiger europaischer
Zusammenarbeit zugewandten Formulierungen stehen von seifen unserer Feinde zahlreiche AuBerun-
gen vollig negativen Charakters, der Zerstorung und Unterwerfung Europas unter auBereuropaischen
Willen, gegenuber. Das Nachkriegsbild, das die Politiker in London und Washington
108 im Monat April, ahnlich wie schon oft vorher, gezeichnet haben, ist eindeutig genug, ob es nun aktive
Minister, Abgeordnete, Journalisten, Arbeitervertreter oder sonstige Leute sind, die sich gedrungen
flihlen, ihren Wunschen, Hoffnungen oder Zielsetzungen Ausdruck zu geben. Zunachst einmal wird
die bedingungslose Kapitulation der Dreierpaktmachte und ihrer Verbundeten gefordert, sodann ihre
vollstandige Entwaffnung einschlieBlich der Zerstorung ihrer Industrien, ferner eine langjahrige mili-
tarische Besetzung, um die Entwaffnung auch radikal durchzufuhren und um die Jugend der besiegten
Lander in einem „neuen Geiste", namlich dem volliger Unterwurfigkeit gegenuber den Siegerstaaten,
erziehen zu konnen. Eine Aufteilung der Welt zwischen den angelsachsischen Plutokratien und der
Sowjetunion ist das offen ausgesprochene Ziel, wobei nur Zweifel und Rivalitat liber die Frage
herrscht, wo die Interessengrenzen gezogen werden sollen, in London und Washington jedoch kein
Zweifel gelassen wird, daB Europa mindestens groBenteils dem Bolschewismus ausgeliefert werden
soil. Hinsichtlich Deutschlands hat sich der friihere i standige Unterstaatssekretar im Foreign Office,
Lord Vansittard, in einem kurzlich unter dem Titel „Meine Lebenserfahrungen" erschienenen Buche
durchaus eindeutig ausgedriickt. Er entwickelt darin die These, daB Deutschland nach einem verlore-
Deutschland im Kampf 15
nen Kriege restlos und einseitig abgeriistet werden musse. Das bedeute nicht allein, daB Deutschland
sein Heer, seine Flotte und seine Luftwaffe verliere, sondern daB auch jegliche Organisation, die einen
militarischen Zweck verbergen konnte, wie Jugendbewegungen oder Sportbewegungen, total und
standig unterdriickt werden muBten. Das bedeute aber auch die Vernichtung der deutschen Industrie
und das Ende der wirtschaftlichen Voraussetzung Deutschlands. Eine solche Abrustung des deutschen
Volkes konne nur durchgefuhrt werden, wenn Deutschland fur langere Zeit von den Streitkraften der
Alliierten besetzt werde.
Mitte April wurde im englischen Oberhaus alien Ernstes tiber die Besetzung Deutschlands nach dem
Kriege debattiert, und Lord Cranborne gab als Sprecher der Regierung die Erklarung ab, daB die Be-
setzung fur sehr lange Zeit aufrecht erhalten bleiben und mit militarischem Nachdruck durchgefuhrt
werden musse. Wahrend seiner Reise nach den Vereinigten Staaten erklarte der englische AuBenmini-
ster im kanadischen Parlament, fur einen dauerhaften Frieden sei die vollige Entwaffnung Deutsch-
lands, Italiens und Japans nach dem Siege unerlaBlich. Sir Stafford Cripps erklarte am 17. April auf
einer Konferenz der britischen Jugendorganisation in Bristol, nach dem Kriege musse die Wiedergut-
machung einer die ganze Welt umfassenden Organisation der vier machtigsten Nationen der Welt, der
USA, SowjetruBlands, Chinas und des britischen Commonwealth, zufallen, die in der Lage sein mus-
se,
109 grundlegende Entscheidungen dariiber zu treffen, was im internationalen Leben Recht und Unrecht
sei. Sir Stafford Cripps will also fur die Nachkriegszeit den Begriff von Recht und Unrecht mit dem
Machtwillen und dem Nutzen der genannten vier Staaten identifizieren!
Wie sich ferner ein guter englischer Konservativer Englands Verhaltnis zum kunftigen Europa vor-
stellt, hat Anfang April die „Daily Mail" mit herzerfrischender Offenheit dargelegt. Sie. stellte die
Forderung auf, daB England die ausschlaggebende Macht in Europa bleiben musse. Deutschland habe
das Gleichgewicht der Machte gestort und musse daher vollig entwaffnet werden. Dann werde Eng-
land wieder das „Balance of Power" herstellen, und der Friede ware ein fur allemal gesichert. Das
britische Imperium sei das einzige Weltimperium. Das franzosische Imperium sei europaisch, asiatisch
und afrikanisch. Das russische Imperium sei europaisch und asiatisch. Das amerikanische Imperium
sei ein Imperium eines Kontinents und zweier Ozeane. Allein das britische Imperium sei ein Imperium
aller Kontinente und aller Ozeane. Das Wort „Imperium" sei heutzutage nicht uberall beliebt. Wer sich
imperialist" nenne, stehe im Verdacht, ein „Faschist" oder ein „Reaktionar" zu sein. Die Wahrheit
sei, daB das britische Empire fiir all das eintrete, was der Faschismus hasse, und was das „Reaktionar
sein" betreffe, so stehe das britische Empire in bezug auf friedlichen Fortschritt unerreicht in der Welt
da. Man solle deshalb keine Bedenken haben, das Wort „Imperium" als etwas, auf das man stolz sein
konne, zu gebrauchen. England selbst sei einzigartig in seiner Lage, weil es zu Europa gehore, aber
nicht in Europa liege. Es habe einen ausschlaggebenden EinfluB auf Europa, aber keinen tatsachlichen
Halt. Alle die anderen europaischen GroBmachte wunschten Europa ganz oder teilweise zu beherr-
schen. GroBbritannien sei die einzige europaische GroBmacht, die in neuerer Zeit durchweg den bio-
Ben Gedanken einer Herrschaft in Europa verworfen habe, obwohl es von alien europaischen GroB-
machten diejenige sei, deren Herrschaft am wenigsten abstoBend ware. Keine Macht in Europa traue
den benachbarten Machten, Da England eine Insel sei, sei es niemandes Nachbar. Deshalb sei es Ge-
genstand des Vertrauens, das sich immer wieder einstellen werde. Dieses Vertrauen konne England
immer bewahren, unter der Bedingung, daB es stark sei. Wenn England abriiste, furchte sich Europa.
Wenn es riiste, sei Europa beruhigt. Zwei Dinge hatten die Entstehung der beiden Weltkriege verur-
sacht: der deutsche Militarismus und der englische Pazifismus. Das sei der Grund, weshalb selbst jetzt
die wachsende Sorge unter den Volkern Europas herrsche, daB England nach dem Kriege abriisten
werde. Ein entwaffnetes Europa konne kein
110 freies Europa sein, und es konne nur einen Herrn haben, Deutschland. Weil England keine groBen
Eroberungen machen mochte, brauche es keine uberwaltigende Rtistungslast zu tragen; um seine Auf-
gabe in Europa zu erfullen, musse es das Gleichgewicht der Krafte wahren. Das Gleichgewicht der
Krafte sei oft als veraltete Lehre abgetan worden. Aber es sei nichts dergleichen. Ein SichabschlieBen
sei unmoglich; denn die britischen Inseln seien dem Kontinent so nahe, daB sie jeder Macht ausgelie-
fert sein wtirden, die Herr des Kontinents sei. Herrschaft werde von dem britischen Volk nicht erstrebt.
Das Gleichgewicht der Krafte sei die andere Moglichkeit. Die Friedensvertrage, die den letzten Krieg
beendeten, seien gute Vertrage gewesen, trotz vieler Mangel. Nicht diese Vertrage, sondern die Unfa-
higkeit, sie durchzusetzen, habe den zweiten Weltkrieg heraufbeschworen. Trotz der Konflikte und
Krisen der Zeitspanne zwischen den beiden Weltkriegen sei Europa seiner volligen Wiedergenesung
Deutschland im Kampf 16
entgegengegangen. Alle wiedergeschaffenen oder neugegriindeten Staaten hatten sich bewahrt. Der
zweite Weltkrieg sei die Wiederaufnahme des ersten. Das Gleichgewicht der Krafte, das durch den
deutschen Militarismus unter stillschweigender Einwilligung des britischen Pazifismus zerstort wor-
den sei, mlisse wiederhergestellt werden. Mit denjenigen GroBmachten, die jetzt Englands Alliierte
seien, mlisse England versuchen, verbundet zu bleiben. Aber alle kleinen Nationen seien Englands
natiirliche Verbundete und wlirden es immer sein. Die Unabhangigkeit der kleinen Nationen sei we-
sentlich fur Englands insulare Freiheit. Die Menschen in der ganzen Welt seien der Theorien und
Schwarmereien, der Diktatoren und Ftihrer miide; alles, was sie wiinschten, sei, in Ruhe gelassen zu
werden, um ihrer Arbeit nachgehen zu konnen. Keine Macht sei so dazu geschaffen wie GroBbritanni-
en, diese bescheidenen Wohltaten auszuteilen; das sei kein bloBer Akt der Nachstenliebe, sondern die
Vorbedingung seines eigenen Bestehenbleibens als freies Land und als Herz eines Weltreiches.
Wenn wir es nicht langst gewuBt hatten, so wlirden wir es aus diesem Artikel der „Daily Mail", die
das Blatt der englischen Regierungspartei ist, erfahren, warum uns England im September 1939 den
Krieg erklart hat, und was es mit dem Vorwand von Danzig und dem polnischen Korridor auf sich
hatte.
Das Bild der ktinftigen Welt, wie es unsere Feinde sich ausmalen, ware aber unvollstandig, wenn
man unerwahnt lieBe, welche Weltwirtschafts- und Weltfinanzplane in Washington und London fur
die Nachkriegszeit erwogen werden. Am 5. April meldete namlich Reuter aus London:
Einzelheiten liber den Plan des US A-Schatzamtes zur Schaffung einer internationalen Wahrung stehen
111 jetzt zur Verfugung. Der amtliche Titel des Vorschlages lautet: „Vorschlag fur den Stabilisierungs-
fonds der vereinigten und assoziierten Nationen". Der Fonds wird mindestens 5 Milliarden Dollar
betragen. Es wlirden dazu Gold, Wahrungen und Staatspapiere der beteiligten Regierungen gehoren.
Jede Regierung wlirde sich an dem Fonds auf der Grundlage ihrer Goldreserven, ihrer Handelsbilanz
und ihres Nationaleinkommens beteiligen. Das Stimmrecht werde von den geleisteten Beitragen ab-
hangen, wobei sich das Maximum der auf jedes Einzelland entfallenden Stimmen auf hochstens 25
Prozent der Gesamtstimmen belaufen wlirde. Zu dem Vorschlag gehort die Schaffung einer neuen
internationalen Geldeinheit, die den Namen „Unitas" flihren wlirde und 137,14 Gramm Feingold, die
10 Dollar gleichkamen, wiegen soil. Der leitende AusschuB des Stabilisierungsfonds wird absolute
Vollmacht haben, die Wechselkurse der teilnehmenden Lander festzusetzen. Er hat auch das Recht, in
einem besonderen AusmaB Schwankungen zu genehmigen. Entscheidungen des Ausschusses werden
im allgemeinen eine Mehrheit von vier Flinftel erfordern. Die Leitung des Fonds kann von jedem Mit-
gliedsland verlangen, die Wahrung eines anderen Mitgliedslandes zu kaufen, um die unglinstige Han-
delsbilanz des letzteren dem ersteren gegenliber zu decken. Der Fonds wird seine eigenen Obligatio-
nen herausgeben, die mit der Zustimmung der betreffenden Regierung in jedem teilnehmenden Lande
verkauft oder diskontiert werden konnen. Die Mitgliederlander ubernehmen es erstens, ihre vom
Fonds festgesetzten Wechselkurse aufrechtzuerhalten und dieselben nicht abzuandern, es sei denn, der
Fonds billige diese MaBnahme. Zweitens nehmen es die Mitgliederlander auf sich, auf alle Devisen-
Restriktionen zu verzichten, mit Ausnahme von Kapitalubertragungen, sobald es das Mitgliedsland fur
gangbar halt. Ferner dlirfen nicht weitere Restriktionen ohne die Zustimmung des Fonds auferlegt
werden. Der Fonds kann die Abschaffung solcher Restriktionen empfehlen. Nicht autorisierte interna-
tionale Kapitalbewegungen sollen durch eine engere Zusammenarbeit verhindert werden.
Obwohl keiner der beiden Plane amtlich veroffentlicht worden ist, scheint dieser Plan des amerika-
nischen Schatzamtes, was die Hauptgrundsatze anbetrifft, dem „K e y n e s - P 1 a n" des britischen
Schatzamtes sehr ahnlich, wenn auch in verschiedenen Punkten Unterschiede bestehen. In Anbetracht
der ungeheuren Goldreserven der Vereinigten Staaten wlirde dieses Land wahrscheinlich sofort die
maximale Grenze des Gesamtstimmrechtes in Hohe von 25 Prozent erreichen. GemaB der Vier-
Funftel-Regel wlirden die Vereinigten Staaten daher das absolute Vetorecht besitzen. Andere Lander,
die nicht einmal rechnen konnen, dieses hohe Stimmrecht zu erreichen, durften jedoch ernstlich zo-
gern, so ganz und gar auf die Bestimmung liber ihre Wechselkurse Verzicht zu leisten.
112 Diese ganze Meldung ist nicht nur interessant durch das, was sie liber die USA-Plane fur ein Welt-
Wahrungssystem nach dem Kriege enthalt, sondern ebensosehr durch die Kritik, die in ihr gegen die-
sen Plan geiibt wird. Die USA wollen zum Goldstandard zurlick, weil sie neun Zehntel des Goldes der
ganzen Welt zusammengerafft haben, weil sie diesen Goldschatz durch das Abgehen vom Golde ent-
wertet sehen wlirden und weil sie vielmehr diesen Besitz zur Grundlage ihrer finanziellen Weltbeherr-
schung machen wollen. London, das so lange das fuhrende finanzielle Weltzentrum gewesen ist, hat
an solchen Planen Washingtons naturgemaB ein hochst negatives Interesse. Der englische und der
Deutschland im Kampf 17
amerikanische Finanz-Imperialismus stoBen daher in der Londoner Reutermeldung ganz offen aufein-
ander.
Vergleicht man die Nachkriegsplane, wie sie von London und Washington in die Welt gesetzt wer-
den, mit den auf Europa und das Kriegsziel der Achsenmachte beziiglichen Satzen der Verlautbarung
iiber die Zusammenkunft zwischen dem Flihrer und Mussolini und in dem zitierten Vorwort des
ReichsauBenministers zu dem Europa-Handbuch, dann wird eindeutig klar, daB sich hier Auffassun-
gen und Zielsetzungen gegeniiberstehen, zwischen denen es gar keine Moglichkeit des Briickenschla-
ges gibt. Die These der Achsenmachte heiBt „Selbstbehauptung, Neuorganisation und neue Bltite des
europaischen Kontinents', die These unserer Feinde dagegen heiBt „Unterjochung, Ausbeutung, Auf-
teilung des europaischen Kontinents zugunsten eines judisch-plutokratischen Weltherrschaftsan-
spruchs einerseits und des Bolschewismus andererseits"., Europa kampft also im wahrsten Sinne des
Wortes um sein Dasein!
Die Kampfentschlossenheit und der Siegeswille der Achsenmachte, wie er in alien Verlautbarungen
iiber die verschiedenen Besprechungen des Fiihrers im Laufe des Monats April zum Ausdruck ge-
bracht wurde, ist daher identisch mit dem Lebenswillen und der Selbstbehauptung Europas. Die in
Casablanca von unseren Feinden aufgestellte Forderung der bedingungslosen Kapitulation der Dreier-
paktmachte driickt deren Weltherrschaftsplan aus. Als der spanische AuBenminister, Graf Jordana, auf
einer Columbus -Feier in Barcelona es als Mission Spaniens bezeichnete, den Weg zum Frieden zu
erleichtern und unter Hinweis auf die bolschewistische Gefahr alle Kriegfiihrenden ermahnte zum
Frieden zu kommen, fand diese AuBerung auf alien Seiten ein negatives Echo. Angesichts der freund-
schaftlichen Beziehungen zwischen den Achsenmachten und Spanien, das sich am Kampf gegen den
Kommunismus mit seiner Blauen Division ja sogar aktiv beteiligt, wollte es die Propaganda aus Lon-
don und Washington so hinstellen, als ob die Friedensworte Jordanas im Einverstandnis mit den Ach-
senmachten erfolgt seien.
113 Dies wurde sofort eindeutig dementiert. In der Tat, von Friedensmoglichkeiten kann so lange nicht die
Rede sein, als sich bei unseren Gegnern nicht die Erkenntnis durchgesetzt hat, daB die Gestaltung
Europas, wie sie aus dem bisherigen Kriegsverlauf sich ergeben hat, von ihnen nicht mehr in Frage
gestellt werden kann. Dies ist auch in den AuBerungen, die zum Geburtstag des Fiihrers von Seiten
des Reichsmarschalls Goring und des Reichsministers Dr. Goebbels gemacht wurden, zum Ausdruck
gebracht worden. Die Feindpropaganda hat, wie nicht anders zu erwarten, diesen Tag zu verstarkten
HaBgesangen gegen den Fiihrer selbst wie gegen das deutsche Volk und seine Verbiindeten benutzt.
Ein beliebtes Thema der feindlichen Propaganda ist fortlaufend die sogenannte zweite Front, d. h.
der geplante Angriff der Anglo-Amerikaner auf die Festung Europa. Nachdem man sich besonders in
London lange Zeit der Illusion hingegeben hatte, die Achsenmachte wurden ganz von selbst durch die
Blockade auf die Knie gezwungen werden konnen, hat man diese Illusion inzwischen als solche er-
kannt. „Dieser Krieg wird nur gewonnen werden, wenn wir unsere Armee auf dem Kontinent an Land
setzen", so sagte ein englischer Admiral Anfang April. DaB dies ein auBerordentlich schwieriges un-
ternehmen sein wurde, wird in England immer wieder betont.
Der Zeitgewinn, den der hinhaltende Kampf der Achsentruppen in Tunesien fur die Verstarkung
des Atlantikwalles und fiir die Verteidigung der siideuropaischen Kiisten bedeutet, wurde auch auf
seiten unserer Gegner bisweilen offen eingestanden.
Es ist unter solchen Umstanden nicht verwunderlich, wenn die Anglo-Amerikaner unentwegt nach
Anzeichen dafiir Ausschau halten, ob etwa irgendwo in der politisch-militarischen Front Europas sich
Schwachemomente oder irgendwelche Angriff smoglichkeiten zeigen. Von Finnland iiber Norwegen,
Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, dem Balkan und bis zur Tiirkei tastet ihre Propaganda, ihr sub-
versives Streben und ihre diplomatisch-politische Aktion unaufhorlich Europa ab, um herauszufinden,
wo man vielleicht leichter als anderswo zufassen konnte, wo irgendwie ein Vorteil zu erringen ware.
Auf Finnland wird — ohne jeden Erfolg — auf jede erdenkliche Weise eingewirkt, um es aus der eu-
ropaischen Verteidigungsfront in der Form eines Sonderfriedens mit der Sowjetunion herauszubre-
chen. Auf der iberischen Halbinsel wird die kommunistische Wiihlarbeit ebenso gefordert, wie man
durch die Gewahrung wirtschaftlicher Vorteile giinstige Stimmungen zu schaffen versucht. In Portu-
gal hat dessen groBer Staatsmann, Ministerprasident Salazar, aus AnlaB des fiinfzehnten Jahrestages
seines Eintritts in die Regierung eine Rundfunkansprache an das portugiesische Volk gehalten, die die
Stellung Portugals
114 und indirekt auch die Spaniens im gegenwartigen Kriege erneut klargelegt hat. Salazar erlauterte die
Bedeutung der nationalen Revolution in Portugal und gab einen Uberblick iiber den Ursprung und die
Deutschland im Kampf 18
Ziele der portugiesischen Politik, wobei er vor allem auf die kommunistische Gefahr hinwies. Nach
einer Schilderung der innerpolitischen Lage ging Salazar zur AuBenpolitik liber. Die Neutralitat Por-
tugals, so fiihrte er aus, sei an gewisse Voraussetzungen gebunden; denn liber ihr stehe der Glaube der
Nation und das Interesse des Landes. Auch das Biindnis mit England, zu dem Portugal sich in einem
triiben und schwierigen Augenblick erneut bekenne, diirfe man nicht vergessen. Die Lage Portugals
sei empfindlich; denn das Land besitze nicht in alien Lagen Freundschaften, und auBerdem seien Na-
tionen in den Krieg verwickelt, mit denen Portugal durch enge Bande der politischen Kameradschaft
und durch tiefst empfundene Zuneigung verbunden sei, wie England und Brasilien. Es stehe aber fest,
daB die Neutralitat Portugals aufrecht erhalten wurde, trotz der Schwierigkeiten, die zu uberwinden
gewesen seien. Die Freundschaft mit Spanien habe Portugal eine wertvolle auBenpolitische Hilfe ge-
bracht. Die Neutralitat Portugals und Spaniens habe auf der iberischen Halbinsel eine Zone des Frie-
dens geschaffen. Wenn Portugal dem Konflikt auch fernstehe, so sei es doch keineswegs uninteres-
siert an seinem Ausgang. Auch die Lander, die nicht kampften, stiinden gewissermaBen im Kriege.
Man erwarte eine neue Ordnung, die von dem Ausgang des Krieges abhange und an der auch Portugal
interessiert sei. Aller Aufbau nach dem Kriege mtisse von zwei Grundsatzen ausgehen: der Ordnung
und der internationalen Zusammenarbeit. Der Ministerprasident sprach sodann tiber den zerstorenden
EinfluB des Kommunismus. „Der Kommunismus", sagte Salazar, „ist nach meiner Ansicht das groBte
menschliche Problem aller Zeiten, das heiBt ein Problem von grundsatzlicher Bedeutung fur die
Menschheit und fiir das individuelle und soziale Leben und demzufolge eine ernste Bedrohung fur die
abendlandische oder christliche Zivilisation. Wo der Staat und die Maschine den Menschen zu ihren
Sklaven machen, dort ist kein Raum mehr fur menschliche Freiheit". Am SchluB seiner Rede richtete
der Ministerprasident eine ernsthafte Mahnung an das portugiesische Volk. Der Portugiese, so fiihrte
er aus, sei verwohnt und nicht geniigend auf Opfer vorbereitet worden, die der Krieg nun einmal for-
dere. Es sei verstandlich, daB unbemittelte Leute, die die dringend benotigten Dinge nicht erhielten,
unzufrieden seien. Es gehe aber nicht an, wenn andere, denen es noch nicht am notigsten fehle, sich
standig beklagten und die Regierung angriffen. Verglichen mit dem Elend, das auf der Welt herrsche,
stehe diese Haltung keineswegs im Einklang mit den Forderungen der Bescheidenheit und des Mitlei-
des. Solange das Heer, das die portugiesische Revolution verwirklicht, auf
115 seinem Posten stehe, habe auch die Nation die Pflicht, ihre Einigkeit und Kraft zu beweisen. Einige
Leute seien am Werk, die Geschlossenheit der Nation zu untergraben. Ein Teil von ihnen gebe sich
Hoffungen hin, die nie verwirklicht werden konnten, und andere entschuldigten sich damit, daB sie
mit der Politik der Regierung nicht ubereinstimmten. Portugal, so bemerkte Salazar, sei zu anderen
Zeiten auch schon von den groBen europaischen Kriegen bedroht gewesen. Jetzt aber konne man die
Regierung nicht beschuldigen, daB sie ihren Pflichten nicht nachkomme.
Wenn man bedenkt, daB der Kommunismus in Portugal, in Spanien und liberall in Europa Englands
Verblindeter ist, so versteht man, wie sehr Salazars Rede letzten Endes sich gegen England richtet.
In ahnlichem Sinne hat sich Spaniens AuBenminister Graf Jordana in der bereits zitierten Rede in
Barcelona geauBert. Er wi.es auf die groBen Gefahren hin, die die Nationen auch nach dem Ende die-
ses Krieges in Gestalt von revolutionaren Umsturzplanen bedrohen. Er warnte in eindringlichen Wor-
ten die Volker vor dem Bolschewismus und erklarte: „Auch diejenigen Volker, die raumlich von RuB-
land weit entfernt sind, sollen nicht glauben, daB der Bolschewismus sie verschonen wird. Der Bol-
schewismus kennt keinen Unterschied der Nationen und macht vor keiner Landesgrenze Halt." Der
AuBenminister wandte sich dann an Amerika und sagte: „Auch Nationen, die weit von RuBland ent-
fernt liegen und die die Schuld an der Verlangerung des Krieges tragen, sollen sich nicht in Sicherheit
vor dem Bolschewismus wiegen". Jordana wies ferner darauf hin, daB es in diesem Kriege unmoglich
sei, die eine oder andere kriegfuhrende GroBmacht vollstandig aus der Welt zu schaffen. Er betonte,
daB Spanien nur den einen Wunsch habe, zusammen mit alien Volkern in Frieden zu leben — stellte
dann aber mit Entschiedenheit fest, daB Spanien jederzeit bereit sei, neue Blutopfer zu bringen und
den Heldenmut seiner Soldaten aufs neue unter Beweis zu stellen, wenn seine Unabhangigkeit angeta-
stet wurde.
Die beiden Staaten der Iberischen Halbinsel wollen sich jedenfalls aus dem Kriege heraushalten ! Sie
wollen neutral oder mindestens nichtkriegfuhrend bleiben. Einerseits flihlen sie sich als autoritare
Staaten von eindeutig antibolschewistischer Pragung mit Europas Kampf gegen den Bolschewismus
durch eine vitale Interessengemeinschaft verbunden, andererseits wissen sie, daB ihre exponierte geo-
graphische Lage und erst recht die ihrer Inseln und Kolonialbesitzungen sowie ihre ungeniigende Ru-
stling ihnen ein militarisches Eingreifen an der Seite der Achsenmachte ein groBes Risiko auferlegen
Deutschland im Kampf 19
wlirde. Auch ihre wirtschaftlichen Interessen, besonders ihr Uberseehandel, der fur ihre Lebensmittel-
versorgung hochst
116 wichtig ist, legen ihnen Zuriickhaltung nahe. Es erhebt sich jedoch die Frage, ob England und
Amerika sie nicht irgendwann einmal vor die Entscheidung stellen werden, mit ihnen zu gehen, sei es
auch nur in der Form, daB sie die Iberische Halbinsel als Aufmarschgebiet freigeben — oder aber,
wenn sie dies nicht tun wollen, sie zum Kampf unter nicht sehr gunstigen Bedingungen zwingen wer-
den. Freilich ist die Iberische Halbinsel infolge ihrer geographischen Struktur und ihrer Weitraumig-
keit fiir den, der sie gegen den Willen ihrer Bewohner kampfend durchschreiten muB, ein schweres
Hindernis. Unsere Feinde muBten sich auch darliber klar sein, daB ihrem Vordringen auf iberischem
Boden von den Achsenmachten nicht ohne militarisches Eingreifen zugesehen werden wlirde.
Lage und Haltung der Tlirkei, der anderen Landbrucke nach Europa im Sudosten, sind der der iberi-
schen Staaten recht ahnlich. Die Tlirkei liegt ebenfalls zwischen den Kampfenden und will dem
Kampfe fernbleiben. Daran hat sich auch im Monat April nichts geandert. Die Zeitung „Ulus" brachte
hierzu am 18. April bemerkenswerte Ausfuhrungen, in denen betont wurde, daB im Jahre 1943 die
Tlirkei zunehmend in den Brennpunkt der Ereignisse rlicke und daB es falsch sei, zu glauben, daB in
einem Augenblick, da bei alien kriegfuhrenden Machten die letzten Anstrengungen gemacht wlirden,
eine Entscheidung herbeizufuhren, fiir den Frieden der Tlirkei keine Gefahr mehr bestehe. Schon die
strategische und geographische Lage zwischen dem Schwarzen und dem Mittelmeer sei gefahrlich.
Aber in einem solchen Augenblick miisse sich das tiirkische Volk starker noch als bisher um den
Staatschef scharen und seinen Anweisungen folgen. Uber die AuBenpolitik der Tlirkei sei kein Wort
mehr zu verlieren. Sie sei innerhalb und auBerhalb der Tlirkei vollig klar und so dargelegt, daB nichts
hinzuzufugen sei. Nur solle die Welt wissen, daB nach wie vor die Tlirkei entschlossen sei, die groBten
Opfer zu bringen, wenn einer daran denken sollte, der Tlirkei etwas anzutun. Die tiirkische Nation
werde sich glucklich schatzen, auch durch die kommende Kriegsphase in Frieden durchzukommen.
Der auBenpolitisch fuhrende Journalist Sadak stellte am 1. April in der Zeitung „Akscham" fest, die
Tlirkei habe nur ein Interesse:
die eigene Sicherheit. Daher habe sie nur ein Ziel, nicht in den Krieg getrieben zu werden. Mit dieser
Zielsetzung sei die Tlirkei neutral geblieben. Die Tlirkei hat denn auch Anfang April sowohl mit
Deutschland wie mit Italien neue Handelsabkommen abgeschlossen. Die englischen Bemlihungen, den
eigenen EinfluB in der Tlirkei weiter auszudehnen, werden andererseits eifrig fortgesetzt. Die tiirkische
AuBenpolitik wird offensichtlich weiter von dem Bestreben geleitet, auf der bisher innegehaltenen
mittleren Linie zwischen den Kriegfuhrenden sich weiter fortzubewegen.
1 17 Das verbiindete Japan hat im April seine Politik und Kriegfuhrung mit derselben Konsequenz und mit
dem gleichen Erfolg fortgesetzt wie bisher. Zur militarischen Lage Japans stellte der Sprecher der
japanischen Armee am 30. April fest, daB die japanische Wehrmacht nicht nur die Offensive des
Feindes an den verschiedenen Frontabschnitten blutig zurlickgeschlagen, sondern darliber hinaus sel-
ber neue militarische Vorbereitungen in groBem AusmaBe getroffen habe. Die Stiitzpunkte, die Japan
besitze, seien so ausgebaut, daB sie jederzeit eine groBziigige Offensive ermoglichten. Yakagi ging
dabei auf die Lage in den einzelnen Frontabschnitten ein. Im Aleuten-Gebiet fiihre der Gegner taglich
mit groBen Formationen Luftangriffe auf die japanischen Basen durch. Da im Aleuten-Gebiet in der
Zeit von Ende Mai bis September starker Nebel herrsche, miisse damit gerechnet werden, daB der
Feind unter Ausnlitzung dieser Witterungsverhaltnisse eine Landung versuchen werde. Die japanische
Wehrmacht sei daher auf derartige Eventualitaten entsprechend vorbereitet. An der burmesisch-
indischen Front setze jetzt die Regenzeit ein, die weitere Operationen praktisch unmoglich mache. Die
letzten Monate hatten darliber hinaus jedoch gezeigt, daB es den Englandern auch bei gunstigeren
Witterungsbedingungen nicht moglich ist, ein Offensive mit Aussicht auf Erfolg durchzufuhren. Diese
Front scheide daher fur die nachste Zeit aus. Aus diesem Grunde habe man auf der Gegenseite die
Truppen in Sudchina, also die Streitkrafte Tschiangkaischeks, die Burma vom Norden her bedrohen
sollen, verstarkt. Die taglichen amerikanischen Luftangriffe auf das burmesische Gebiet seien bisher
in keiner Weise von militarischem Erfolg begleitet gewesen.
Wahrend die japanische Wehrmacht im Slidpazifik gerade in jungster Zeit ihre Stellungen weiter
habe festigen konnen, herrschte im Gebiet China Ruhe und Frieden. Von ihren vorgeschobenen Basen
aus flihrten japanische Truppen immer wieder Operationen gegen die Streitkrafte Tschiangkaischeks
durch. Die amerikanisch-chinesische Luftwaffe in China sei seit Januar wesentlich verstarkt worden.
Man miisse mit Luftangriffen auf Japan rechnen, die immer stiirmischer aus innerpolitischen Griinden
in Amerika gefordert werden. An der mandschurisch-sowjetrussischen Grenze herrsche Ruhe. Die,
Deutschland im Kampf 20
Falle ungesetzlicher Uberschreitung der Grenzen durch sowjetrussische Streitkrafte hatten abgenom-
men. Die japanische Wehrmacht im Norden Mandschukuos stehe hier auf Wache und sei auf alle
Eventualitaten vorbereitet.
Die Fortschritte der Japaner auf wirtschaftlichem Gebiet werden auch von ihren Kriegsgegnern
nicht mehr geleugnet. Die englische Zeitschrift „News Review" schrieb hieriiber Mitte April, der Di-
rektor des japanischen GroB-Ostasien-Ministeriums habe klirzlich den Gesamtplan der Japaner ent-
hiillt. Das
118 Programm sei erstaunlich, und noch viel erstaunlicher, daB es nicht nur ein Traum sei, sondern Japan
hier tatsachlich auf fester Grundlage baue. Einige der „Seitenwande" des neuen japanischen Empire -
Gebaudes stiinden bereits. Folgendes sei schon geschehen:
Nordchina: Gewaltige Steigerung der Kohlenproduktion, so daB schon im vergangenen Jahre Kohle
nach Japan, Mittelchina und der Mandschurei und jetzt auch erstmalig in die sudlichen Gebiete hatte
ausgefuhrt werden konnen.
Hongkong: Die Gummifabriken von Hongkong seien wieder voll in Betrieb. Die ersten
Rohstofflieferungen aus Malakka seien schon eingetroffen.
Mandschurei: 1942 hatten die japanischen Behorden in der Mandschurei 113 neue Bergwerkslizen-
zen erteilt, wodurch deren Gesamtzahl nun auf 1188 gestiegen sei. Der Bau eines riesigen Hochofen-
werks, mit dessen Fertigstellung man zu Ende dieses Jahres rechne, sei im Dezember in Mukden in
Angriff genommen worden. Daneben hatten die Elektrizitatswerke von Dairen mit der Produktion
begonnen. Zum ersten Male verwendeten die Japaner jetzt Aluminium-Kabel mit einem Stahlkern.
Weiter errichteten sie eine Glasfabrik in Mukden, die spater die ganze Mandschurei mit Glas beliefern
konne.
Philippinen: Hier veranderten die Japaner entsprechend ihrem Bedarf die gesamte wirtschaftliche
Struktur. Die landwirtschaftliche Erzeugung werde von der Zucker-, Kobra- und Hanferzeugung auf
die Baumwoll-, Jute- und Rizinusolsamenerzeugung umgestellt. Letztere brauche man dringend fur
die Herstellung von Schmierol. Die Hauptanstrengungen der Japaner konzentrierten sich hier jedoch
auf die Baumwollerzeugung. 40 Prozent des friiher fur die Zuckerproduktion benotigten Bodens wer-
den jetzt dort fiir die Anpflanzung von Baumwollstauden benutzt.
Thailand: Hier arbeiten die Japaner ausgezeichnet mit den Siamesen zusammen. Zur Entlastung des
Transportwesens hatten die zum Teil im Staatsbesitz befindlichen siamesischen Reisgesellschaften
und die siamesischen Schiffsversicherungsgesellschaften eine neue Reederei unter dem Namen Siame-
sische Leichter-Gesellschaft gegriindet. Mit dieser Neugriindung verfolge man das Ziel, das gesamte
Seetransportwesen zu zentralisieren und auszudehnen.
Hollandisch-Ostindien: Die hier von den Hollandern bei der Raumung zerstorten Olquellen, insbe-
sondere die auf Sumatra, befinden sich in der Mehrzahl wieder in Betrieb.
Malakka: Die Kraftstation von Perak habe schon Ende des vergangenen Jahres wieder gearbeitet, wah-
rend im iibrigen die Zinnindustrie in groBem Stil wieder fiir die Japaner produziere. In Said stellen
sich die Erzeugungen schon wieder auf 90 Prozent gegeniiber den in Friedenszeiten. Drei Privatgesell-
schaften
119 betrieben allein 35 Zinn-Minen, wahrend insgesamt Mitte Januar 110 Zinnbergwerke Malakkas
wieder voll arbeiteten. Daneben entstehe auf Malakka eine neue Flaschenindustrie mit einer Jahres-
produktion von 10 Millionen Flaschen. Dadurch wiirden Japans Brauereien in Zukunft von der Fla-
scheneinfuhr unabhangig.
Die Entwicklung im pazifischen Raum erweckt steigende Besorgnis in Australien, von wo auch im
Monat April mehrfach besorgte Hilferufe nach London und Washington gingen. Die australischen
Politiker und Generale unterstrichen verschiedentlich die Notwendigkeit, den pazifischen Kriegs-
schauplatz nicht zu vernachlassigen. Die Japaner gewannen immer mehr Zeit, die es ihnen gestatte,
ihre militarischen Stellungen auszubauen und zu befestigen. Die im Pazifik vorhandenen Streitkrafte
erlaubten keineswegs einen Angriff auf die Japaner, sie seien vielmehr nicht einmal geniigend, um
Australien vor Japan zu schiitzen.
In ahnlicher Lage sieht sich Tschungking-China. Die Japaner dringen in dem weiten chinesischen
Raum in verschiedenen Gegenden immer weiter vor, wobei die Inbesitznahme wichtiger Rohstoff-
und Lebensmittelproduktionsgebiete sowie solcher Gegenden fiir sie im Vordergrund steht, von denen
das japanische Inselreich mit Flugzeugen angegriffen werden konnte. Tschiangkaischek sagte denn
auch Anfang April, daB Tschungking-China seine dunkelste Stunde wahrend der sechs Jahre, die der
Krieg schon dauere, erreicht habe. Eine in Tschungking erscheinende Zeitschrift schrieb, die Konfe-
Deutschland im Kampf 21
renz in Casablanca sowie die Reden Churchills, Edens und Hulls seien ein schlagender Beweis dafiir,
daB der Krieg in Ostasien von den Alliierten zugunsten des europaischen Krieges vernachlassigt wer-
de. Daher sei es fur Tschungking zwecklos, sich auf die alliierte Hilfe zu verlassen.
Der Selbstbehauptungswille Japans hat im Monat April zu einem interessanten Ereignis gefuhrt.
Von amerikanischer und englischer Seite ist immer wieder die Drohung ausgesprochen worden, man
wolle Flugbasen in der Nahe Japans gewinnen, von denen aus man die japanischen Stadte bombardie-
ren konne, um damit Japans Widerstandswillen schlieBlich zu brechen. Bisher ist es mit einer Aus-
nahme nicht gelungen, diese Drohung wahrzumachen. Bei dieser Gelegenheit ist eine Anzahl ameri-
kanischer Flieger in japanische Hand gefallen. Sie haben beim Verhor nachher gestanden, daB sie be-
wuBt nichtmilitarische japanische Ziele angegriffen haben. Die Japaner haben sie deshalb wegen un-
menschlicher und volkerrechtswidriger Krieg shandlung zur Rechenschaft gezogen. Der Sprecher der
japanischen Regierung gab hierzu am 22. April folgendes bekannt:
Japans Haltung in dieser Frage gehe klar aus den beiden Proklamationen vom 19. Oktober 1942
hervor,
120 wonach alle feindlichen Flieger, die sich unmenschlicher Aktionen bei Luftangriffen schuldig machen
und gefangen werden, zum Tode verurteilt bzw. schwer bestraft werden. Am 17. Dezember 1942 habe
die japanische Regierung der Regierung der Vereinigten Staaten folgende Mitteilung zukommen las-
sen: „Die kaiserlich-japanische Regierung beabsichtigt diejenigen Besatzungsmitglieder der feindli-
chen Flugzeuge, die nach einem Luftangriff auf Japan, Mandschukuo oder von Japan besetzte Gebiete
in Gefangenschaft geraten und welche unmenschlichen Verhaltens bei ihrem Angriff fur schuldig be-
funden werden, vor einem Militargericht als Feinde der Menschheit schwer zu bestrafen. Es ist jedoch
nicht beabsichtigt, sie schwer zu bestrafen, weil sie an militarischen Operationen teilgenommen haben,
wie die amerikanische Regierung unterrichtet worden sein will. Diese seitens der japanischen Regie-
rung ergriffenen MaBnahmen zielten darauf ab, die Schrecken des Krieges nach menschlichen und
moralischen Gesichtspunkten auf ein MindestmaB zu beschranken. Die Mitglieder der amerikanischen
Flugzeuge, die am 18. April 1942 Japan angriffen, bombardierten jedoch mit Willen nichtmilitarische
Einrichtungen, wie Hospitaler und Schulen, bezw. setzten sie in Brand und griffen Zivilisten an, die
weit von militarischen Einrichtungen entfernt waren. Besonders verdammenswurdig ist die Tatsache,
daB sie auf einem Schulhof spielende Kinder, obwohl sie diese klar als solche erkannt hatten, absicht-
lich mit ihren Maschinengewehren angriffen und toteten bezw. verwundeten. Die erwahnten Mitglie-
der der Besatzung gaben diese Tatsache zu, bezeichneten dieses Vorgehen als selbstverstandlich und
bereuten dieses in keiner Weise. Die amerikanische Regierung muB verstehen, daB derartige Manner
Feinde der Menschheit und unverzeihliche Verbrecher sind. Die japanische Regierung kann daher
solche Verbrecher nicht als Kriegsgefangene behandeln. Nachdem ihre Schuld auf Grund der Ermitt-
lungen eines Kriegsgerichts klar erwiesen war, wurden sie gemaB den militarischen Bestimmungen
zum Tode verurteilt. Das Urteil ist jedoch bei den meisten von ihnen abgemildert und nur gegen einen
Teil von ihnen vollstreckt worden. Die japanische Regierung beabsichtigt alle diejenigen Besatzungs-
mitglieder feindlicher Flugzeuge wie Kriegsgefangene zu behandeln, die nach Luftangriffen auf Japan,
Mandschukuo und die anderen Operationsgebiete in Gefangenschaft geraten und sich keine un-
menschlichen Aktionen zuschulden kommen lieBen. So wurden beispielsweise amerikanische Flieger,
die nach einem Luftangriff auf Hongkong in Gefangenschaft geraten sind, wie Kriegsgefangene be-
handelt. Die japanische Regierung konne jedoch niemals zugeben, daB feindliche Soldaten lediglich
durch das Tragen einer Uniform immun sind gegen eine Verantwortung fur absichtlich begangene
unmenschliche Aktionen."
121 Aus Washington wurde hierzu am 22. April gemeldet:
Roosevelt teilte heute in einer formellen Erklarung die barbarische Hinrichtung von einigen Mitglie-
dern der amerikanischen Streitkrafte mit, die infolge eines „Kriegszwischenfalls" in japanische Hande
fielen. Die Erklarung, die von Roosevelt in Corpus Christi (Texas) abgegeben ist, wurde zur gleichen
Zeit vom WeiBen Haus zugleich mit der Protestnote des Staatsdepartements an die japanische Regie-
rung veroffentlicht. Roosevelt sagte in seiner Erklarung, daB die Presse Einzelheiten iiber die amerika-
nischen Bombardements Japans vor einem Jahr veroffentlichen wurde. Der President fiigte hinzu, daB
die Besatzungen von zwei amerikanischen Bombern von Japanern gefangengenommen wurden. Die
amerikanische Regierung erfuhr am 19. Oktober 1942 durch japanische Rundfunksendungen von dem
Erscheinen dieser Amerikaner vor dem Tribunal und den ernsten Schwierigkeiten, die ihnen gemacht
wurden. Es wurden fortgesetzt Anstrengungen gemacht, um eine Bestatigung zu erhalten. Erst am 12.
Deutschland im Kampf 22
Marz 1943 erhielt die amerikanische Regierung die Mitteilung der japanischen Regierung, daB diese
Amerikaner in der Tat vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt worden seien.
Die Japaner sind demnach entschlossen, die von den Englandern und Amerikanern ihnen gegenuber
beabsichtigte barbarische Luftkriegflihrung nicht hinzunehmen, sondern die Piloten, die dabei in ihre
Hand fallen, als Kriegsverbrecher abzuurteilen. Dies ist audi vom volkerrechtlichen Standpunkt
hochst bedeutsam.
In London und Washington reagierte man au! diese volkerrechtlich durchaus begrundete Haltung
der Japaner gegenuber den amerikanischen Fliegern mit Schimpfworten und Drohungen und nahm fur
sich in Anspruch, von „barbarischen Methoden" japanischer Kriegflihrung zu sprechen./ Die Hohlheit
derartiger Phraseologien zeigte sich gleichzeitig auBerordentlich eindrucksvoll in der Stellungnahme,
die dieselben Englander und Amerikaner gegenuber den grausigen Feststellungen in den Massengra-
bern von K a t y n in der Gegend von Smolensk einnahmen.
Am 12, April meldete das DNB aus Smolensk: Nach Feststellung der deutschen Militarbehorden in
Smolensk wurden in den Monaten Februar und Marz 1940 liber 12000 polnische Offiziere, d. h.
vermutlich die Gesamtheit des nach dem Zusammenbruch Polens 1939 auf sowjetischem Gebiet
befindlichen polnischen Offizierkorps, auf dem Gelande des GPU-Erholungsheims Kosegory in der
Nahe des Ortes Grasnybor erschossen. Die deutschen Militarbehorden haben auf Grund von
Informationen aus der Bevolkerung auf dem Waldgrundstlick des fruheren GPU-Erholungsheims
122 fimfflnnigig^priloJgejBommen, bei denen es gelang, nach wenigen Tagen ein Massengrab von 28 m Breite
und 17 m Lange freizulegen. In diesem Massengrab lagen in zwolf Schichten libereinander 3000 pol-
nische Offiziere in voller Uniform mit dem Gesicht nach unten, z. T. die Hande auf dem Riicken ge-
fesselt und z. T. den Mund mit Sagemehl verstopft. Alle waren durch einen PistolenschuB in das Ge-
nick getotet. Eine genaue Identifizierung der Leichen ist trotz der fortgeschrittenen Verwesung sehr
gut moglich, da die Leichen sich zum groBten Teil in stark mumifiziertem Zustand befinden und den
Offizieren bei der ErschieBung die Papiere gelassen worden sind. Unter den Erschossenen befindet
sich Brigadegeneral Smorawinsky aus Lublin.Wie Zeugenaussagen ergeben, wurden die Erschossenen
aus dem Internierungslager Koselsk bei Orel, in das die polnischen Offiziere nach dem Zusammen-
bruch Polens von den Sowjets gebracht worden waren, in Bahntransporten nach Gniesdowa-Smolensk
befordert und von dort in Lastkraftwagen auf das Gelande des GPU-Erholungsheims geschafft. Weite-
re Grabungen haben ergeben, daB auch unter den ubrigen Anpflanzungen zweijahriger Kiefern Lei-
chen in groBer Anzahl verscharrt sind. Auf Grund des Ergebnisses der bisherigen Ausgrabungen nen-
nen die deutschen Militarbehorden eine Gesamtziffer von mindestens 12000 erschossenen polnischen
Offizieren (!).
Polnische Delegationen aus verschiedenen polnischen Stadten sowie eine solche von kriegsgefange-
nen polnischen Offizieren, ferner eine internationale Kommission von Gerichtsmedizinern und zahl-
reiche Journalisten aus den verschiedensten Landern haben die Massengraber von Katyn besucht. Die
Feststellungen, durch zahlreiche Lichtbilder belegt, sind eindeutig: Die Sowjets haben viele Tausende
polnischer kriegsgefangener Offiziere im Frlihjahr 1940 glatt ermordet!
Am 17. April teilte das Kriegsministerium der polnischen Emigrantenregierung in London mit: Die
polnische Regierung hat beim Internationalen Roten Kreuz vorgefuhlt, damit eine Abordnung an Ort
und S telle geschickt wird, wo nach Angabe der deutschen Propaganda polnische kriegsgefangene Of-
fiziere hingemordet worden seien. Weiter teilte die polnische Emigrantenregierung mit, als sie daran-
gegangen sei, in der UdSSR eine polnische Armee aufzustellen, wurden 8300 Offiziere und 7000 Un-
teroffiziere, Soldaten und Zivilisten vermiBt. Bei seinem Besuch in Moskau am 3. Dezember 1941
schnitt Sikorski in seinen Unterredungen mit Stalin die Freilassung aller polnischen Kriegsgefangenen
an. Stalin gab die Versicherung, daB alle Militars und Zivilisten freigegeben werden soil ten und daB
die Sowjetregierung alle polnischen Offiziere aus der Gefangenschaft entlassen hatte. Das Schicksal
der polnischen Kriegsgefangenen ist Gegenstand mehrerer Vorstellungen des Botschafters Raczynski
beim
123 Sowjetbotschafter Bogomolow gewesen. Die polnische Regierung hat keine Antwort auf die Frage
bekommen, wo sich die Offiziere und die anderen aus drei Lagern entlassenen Personen befanden.
Die polnische Emigrantenregierung bestatigte also selbst die Richtigkeit der deutschen Angaben
und wandte sich an das Internationale Rote Kreuz mit der Bitte um eine Untersuchung der Angelegen-
heit. Der ZentralausschuB des Polnischen Roten Kreuzes richtete am 22. April folgendes Schreiben an
den Prasidenten des Internationalen Roten Kreuzes in Genf:
Deutschland im Kampf 23
„Angesichts seiner Pflicht, im Rahmen der bestehenden Moglichkeiten zur Aufklarung des
schmerzlichen Falles von Smolensk beizutragen, beehrt sich das Polnische Rote Kreuz, Ihnen den
Inhalt des Berichts unseres Generalsekretars zur Kenntnis zu bringen, der sich an der Spitze des tech-
nischen Ausschusses unseres Informationsburos auf Einladung der deutschen Behorden nach Smo-
lensk begeben hat. Herr Skarzynski stellte folgendes fest: In der Umgebung von Smolensk befinden
sich an einem mit Katyn bezeichneten Ort die Massengraber polnischer Offiziere, die zum Teil geoff-
net sind. Auf Grund der Untersuchung von ungefahr 300 ausgegrabenen Leichen laBt sich feststellen,
daB diese Offiziere durch Pistolenschusse in das Genick ermordet worden sind. Aus der typischen
Gleichformigkeit der Wunden kann auf eine Hinrichtung durch fachlich geschulte Henker geschlossen
werden. Der Mord tragt nicht die Ziige eines Raubmordes. Die Toten sind noch mit Uniformen und
Stiefeln bekleidet und tragen noch Auszeichnungen, auBerdem befinden sich bei den Ermordeten er-
hebliche Betrage polnischen Geldes. Aus den bei den Leichen vorgefundenen Papieren und Urkunden
muB geschlossen werden, daB der Mord ungefahr in den Monaten Marz bis April 1940 stattgefunden
hat.
Bis jetzt konnte lediglich eine beschrankte Anzahl von Leichen (ungefahr 150) identifiziert werden.
Zur Identifizierung und Registrierung aller Ermordeten ware es zweckmaBig, die nach Smolensk ent-
sandte technische Mannschaft des Polnischen Roten Kreuzes um 5 bis 6 Mann zu verstarken. Die Ar-
beiten des technischen Ausschusses konnen nur in enger Zusammenarbeit mit den zustandigen ortli-
chen deutschen Militarbehorden weitergefuhrt und gefordert werden.: Unser technischer AusschuB
erfreute sich am Orte seiner Tatigkeit seitens der deutschen Militarbehorden einer sehr verbindlichen
Unterstiitzung und Mitarbeit. Auf Grund des im vorstehenden Bericht enthaltenen Tatbestandes und
unter Bezug auf Artikel 4, Lt. DEH. der Satzung des Internationalen Ausschusses des Roten Kreuzes
(28. August 1930) bitten wir Sie, Herr President, alle Schritte und MaBnahmen in Erwagung zu Zie-
hen, die in der Satzung des Internationalen Ausschusses vorgesehen sind und fur die der AusschuB auf
Grund der internationalen Abkommen zustandig ist.
124 Am 24. April wurde aus London folgendes gemeldet: Die polnische Emigrantenregierung erklart in
einem Memorandum an die alliierten Regierungen unter Bezug auf die 12000 polnischen Offiziere,
die aus sowjetischen Gefangenenlagern verschwunden sind, daB alle Spuren dieser Offiziere verloren-
gingen. In dem Memorandum heiBt es: Nach Informationen, die die polnische Regierung empfangen
hat, wurden die Offiziere nicht freigelassen, wenigstens eine groBe Anzahl von ihnen wurde nach der
Yakut-Republik und den Franz-Joseph- und Nowaja-Semlja-Inseln deportiert. Im Gegensatz zu Sta-
lins Versprechen, das er dem polnischen Botschafter Kot gab, wurden die Offiziere weder freigelas-
sen, noch horte man von ihnen. Im Januar 1942 bemerkte Polen, daB Moskau sein Versprechen nicht
gehalten hat, worauf die Sowjets in ihrer Antwort versprachen-, ihre Zusagen einzuhalten. Sie demen-
tierten, daB viele der Offizier in die obengenannten Gebiete verschickt wurden.
Zwei Tage darauf wurde aus Moskau mitgeteilt, daB der Kommissar fur Auswartige Angelegenhei-
ten der Sowjetunion, Molotow, im Namen der Sowjetregierung diese Erklarung abgegeben habe: Ra-
dio Moskau verbreitete am Montagabend folgende Erklarung, die der Kommissar fur Auswartige An-
gelegenheiten der UdSSR, Molotow, im Namen der sowjetischen Regierung abgab: „Das jungste
Verhalten der polnischen Regierung der UdSSR gegentiber wird von der sowjetischen Regierung als
absolut anormal betrachtet, es miBachtet alle Regeln und normalen Gepflogenheiten, die die Bezie-
hungen der beiden alliierten Lander beherrschen. Die polnische Regierung bemachtigt sich plotzlich
der feindlichen, von den deutschen Faschisten gegen die sowjetische Regierung entfachten Kampagne
bezuglich der von ihnen ermordeten polnischen Offiziere, und die amtliche polnische Presse verbreitet
sie in jeder Weise nicht nur, daB Polen diese gemeine faschistische Verleumdung gegen die UdSSR
nicht zuriickweist, sondern es halt es nicht einmal fur no tig, eine Bitte um Stellungnahme oder Erkla-
rung tiber diese Angelegenheit an die sowjetische Regierung zu richten. Die Hitler-Behorden, die das
ungeheure Verbrechen gegen die polnischen Offiziere begangen haben, veranstalten jetzt eine grotes-
ke Untersuchung, und um sie durchzufuhren, bedienen sie sich gewisser polnischer pro-faschistischer
Elemente, die sie im besetzten Polen ausgewahlt haben, wo jedermann unter der Knute Hitlers gehal-
ten wird und wo kein anstandiger Pole wagt, sich frei und offen auszusprechen. Sowohl die polnische
wie die Hitler-Regierung luden das Internationale Rote Kreuz zur Untersuchung ein, das zu den Be-
dingungen dieses Terrorregimes mit seinen Blutgeriisten und der Massenvernichtung der friedlichen
Bevolkerung zur Teilnahme an dieser von Hitler organisierten Untersuchung skomodie gezwungen
wird. In jedem Falle
Deutschland im Kampf 24
125 kann eine solche hinter dem Riicken der sowjetischen Regierung durchgeflihrte Untersuchung nicht
das Vertrauen anstandiger Menschen erwecken. Die Tatsache, daB die feindliche Kampagne gegen die
Sowjetunion gleichzeitig von der deutschen und polnischen Presse begonnen wurde und im gleichen
Geiste geflihrt wird, laBt keinen Zweifel, daB zwischen dem Feind der Alliierten — Hitler — und der
polnischen Regierung eine Verbindung und Abmachung fur die Verfolgung dieser Kampagne vor-
handen ist. Wahrend das Volk der Sowjetunion sein Blut in dem schwierigen Kampf gegen das Hitler-
Deutschland vergieBt und alles tut, was in seiner Macht steht, um die Niederlage des gemeinsamen
Feindes der russischen und polnischen Volker und aller demokratischen Nationen, die die Freiheit
lieben, herbeizufuhren, ftihrt die polnische Regierung in Horigkeit der Hitlertyrannei einen hinterhal-
tigen Schlag gegen die Sowjetunion. Die sowjetische Regierung weiB, daB diese feindliche Kampagne
gegen die Sowjetunion von der polnischen Regierung mit dem Ziel unternommen wurde, die ver-
leumderische Luge Hitlers zu einem Druck auf die sowjetische Regierung zu benutzen, um von ihr
Gebietszugestandnisse auf Kosten der sowjetischen Ukraine, WeiBruBlands und Sowjetisch-Litauens
zu erhalten. Alle diese Tatsachen zwingen die sowjetische Regierung zu dem Standpunkt, daB die
augenblickliche .polnische Regierung, die den Weg des Verhandelns mit der Hitler-Regierung einge-
schlagen hat, in Wirklichkeit die Verbindungen des Bundnisses mit der Sowjetunion unterbrochen hat
und der Sowjetunion gegenuber eine feindliche Haltung eingenommen hat. Nach Priifung des Vorge-
fallenen entschloB sich die sowjetische Regierung, die Beziehungen zur polnischen Regierung abzu-
brechen." Der Text der Erklarung war in einer Note enthalten, die von Molotow dem polnischen Bot-
schafter in Moskau, Romer, ubergeben wurde.
Diese Note Molotows ist ein wahres Prachtstuck bolschewistischer „Diplomatie". Nicht der Morder
hat Unrecht, sondern der Ermordete ! Ein einwandfreier, durch Hunderte von Augenzeugen festgestell-
ter Tatbestand wird briisk abgestritten, das eigene Verbrechen dem Gegner in die Schuhe geschoben!
Dies alles kann freilich niemanden im geringsten wundernehmen, der die inner- und auBenpolitischen
Kampfmethoden des Bolschewismus etwas kennt. Das politisch Interessante an der Note Molotows
war jedoch der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit der polnischen Emigrantenregierung in
London, d. h. mit einer formell verbundeten Regierung, und damit ein RiB in der Front der „Alliierten
Machte".
Die politischen Wirkungen dieser Tatsache waren auBerst bezeichnend. In London und Washington
wurde „aufrichtiges Bedauern" zum Ausdruck gebracht, „ungluckliche Aus wirkungen" befurchtet und
der
126 lebhafte Wunsch ausgesprochen, daB dieser Abbruch der Beziehungen keinen wirklichen Abbruch,
sondern nur eine „Unterbrechung" darstelle. Reuter meldete am 28. April aus London: Die sowjetische
Regierung hat ihre diplomatischen Beziehungen mit Polen „unterbrochen" und nicht abgebrochen. Der
polnische Botschafter Romer hat Moskau nicht verlassen — dies erfuhr man in London aus glaubwiir-
diger Quelle. Auf der Basis dieses Hintergrundes sind gestern in London wichtige Schritte unternom-
men worden, die darauf hinzielten, eine Annaherung zwischen SowjetruBland und Polen zu erleich-
tern. Der britische AuBenminister Eden empfing den polnischen AuBenminister Graf Raczynski. Dann
gingen beide zur Downingstreet, um Churchill aufzusuchen, mit welchem bereits der polnische Pre-
mierminister General Sikorski eine Besprechung hatte. AuBerdem hatte Eden den Besuch des Bot-
schafters der Vereinigten Staaten, Winant. Es ist offensichtlich, daB die Regierungen Englands und
Amerikas alles tun, um so schnell wie moglich den RiB, der in der Union der Vereinigten Nationen
zutagegetreten ist, zu reparieren. Zweifellos vergiBt die sowjetische Regierung nicht, daB es fur die
Sache, fiir welche die Vereinigten Nationen kampfen, von vitaler Bedeutung ist, die Einheit der Verei-
nigten Nationen unbeschadigt aufrecht zu erhalten. Jedenfalls wurde die Wichtigkeit der Angelegen-
heit bei der Unterredung zwischen Eden und Graf Raczynski betont. Von der polnischen Regierung
wurde gestern keine Erklarung veroffentlicht, aber man halt es fur moglich, daB eine offizielle Erkla-
rung heute abgegeben wird.
Weder in London noch in Washington wurde offiziell oder offizios auch nur ein einziges Wort der
Kritik und des Tadels gegenuber Moskau oder auch nur des Bedauerns gegenuber den Ermordeten im
Walde von Katyn geauBert! Niemand machte im englischen Parlament von dem Rechte einer Anfrage
an die englische Regierung iiber Katyn Gebrauch. Die Englander, die bekanntlich seit jeher alle ihre
Kriege „fur Recht, Menschlichkeit und Menschenwurde" geflihrt haben, schlossen ganz einfach die
Augen vor dem furchtbaren Tatbestand im Walde von Katyn. Das einzige Bedauern, das sie aufbrach-
ten, war ein rein politisches dariiber, daB in der Front ihrer Verbundeten ein „RiB" entstanden war. Ihr
ganzer Zorn aber richtete sich gegen Deutschland, dem es durch die Aufdeckung des Verbrechens von
Deutschland im Kampf 25
Katyn gelungen war, diesen RiB herbeizuflihren. Dasselbe England, das die Polen 1939 angeblich
wegen Danzigs und des Korridors in den Krieg gehetzt hat, laBt den polnischen Verbiindeten ange-
sichts der drohenden Haltung Moskaus einfach im Stich! Kenner der englischen Geschichte werden
sich hierliber freilich nicht im geringsten wundern.
Die Entwicklung des Verhaltnisses zwischen England und den Vereinigten Staaten auf der einen
und
127 der Sowjetunion auf der anderen Seite hat im ubrigen im Monat April die gleichen Merkmale gezeigt,
die man schon lange beobachten konnte. Einerseits wird die Gemeinsamkeit des Ziels, namlich die
Besiegung der Achsenmachte und ihrer Bundesgenossen unterstrichen, die Notwendigkeit und die
Bereitschaft seitens der Angloamerikaner, der Sowjetunion die groBtmogliche Hilfe durch die Entsen-
dung von Kriegsmaterial und Lebensmitteln zukommen zu lassen, betont — andererseits wird in Lon-
don und Washington unaufhorlich zum Ausdruck gebracht, man miisse sich mit Moskau iiber die
Nachkriegsziele einigen, Stalin miisse iiber seine Kriegsziele zum Sprechen gebracht werden, ohne
eine aufrichtige und eindeutige Verstandigung mit der Sowjetunion iiber den Aufbau der Welt nach
dem Kriege sei kein dauernder Friede moglich. Obwohl Stimmen der Kritik gegen die Sowjetunion
moglichst hintangehalten oder gar unterdriickt werden, um den Herrn im Kreml nicht zu reizen, da
man vor nichts mehr Sorge hat, als davor, daB er vielleicht in seiner Entschlossenheit zum Nutzen der
westlichen Plutokratien weitere Millionen seiner Soldaten in den Tod zu schicken, wankend werden
konnte, kommt doch das tiefe MiBtrauen gegen Stalin und sein Regime und die Besorgnis vor seinen
letzten Absichten in England und den USA immer wieder zum Ausdruck. Der Plan einer Konferenz
zwischen Churchill, Roosevelt und Stalin wird deshalb unaufhorlich diskutiert. Man will Stalin an den
Konferenztisch bringen, damit er sein geheimnisvolles Schweigen aufgeben und iiber seine wirklichen
Absichten sprechen soil. Diesem Wunsch liegt die Illusion zugrunde, daB man auf ein Wort, ein Ver-
sprechen Stalins oder auf eine von ihm iibernommene Verpflichtung sich verlassen konnte — als ob
nicht die ganze bisherige Geschichte der Sowjetunion das Gegenteil beweisen wiirde.
Die Biindnisfront unserer Feinde, die mit dem Abbruch der Beziehungen zwischen der Sowjetunion
und der polnischen Emigrantenregierung einen deutlichen RiB gezeigt hat, steht eben nicht auf der
Grundlage einer wirklichen soliden Interessengemeinschaft. Sie wird zusammengehalten durch die
gemeinsame Feindschaft gegen gemeinsame Gegner, besteht aber weder ideologisch noch in den letz-
ten Zielen. Ebenso wie der englische und der USA-Imperialismus sich zutiefst feindlich sind, weil der
der USA den englischen beerben d. h. verdrangen mochte, ebenso verhalt sich der englische und der
amerikanische Imperialismus als Gesamterscheinung zu der kommunistischen Weltrevolution, nach
der Moskau hinstrebt, vollig gegenpolig. Das eigentlich verbindende Element zwischen den drei Mit-
und Gegenspielern Moskau, London und Washington ist nur der jiidische Geist und der jiidische
Machtwille, der sich die verschiedensten volkischen, politischen und traditionellen Krafte zu Werk-
zeugen gemacht hat!
Deubchland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
Mai-Lieferung
(Nr. 89/90 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
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Innenpolitik
80 Am 1. Mai beging die gesamte deutsche Nation den Tag der Arbeit. Der Leiter der Deutschen
Arbeitsfront, Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, richtete aus diesem AnlaB an alle schaffenden Deut-
schen einen Aufruf, in dem er unterstrich, daB „die Leistung fiir die Zukunft unseres deutschen Volkes
die Ehre jedes Deutschen sei". Dr. Ley verwies auf die feste deutsche Abwehrfront am Atlantischen
Ozean, am Mittelmeer, am Nordkap und in RuBlands Steppen. Er unterstrich die Bedeutung der Ru-
stling sproduktion und nannte insbesondere den Bau von U-Booten, deren Kampf dem Feind die Le-
bensader durchschneidet. Dr. Ley wies ferner darauf hin, wie wichtig es sei, die Produktion zu erho-
hen, obwohl sie in einzelnen Sparten verdoppelt, verdreifacht, ja verzehnfacht sei. Er gab seiner Uber-
zeugung Ausdruck, daB die Leistungsreserven der deutschen Nation nie ausgeschopft werden konnen.
Jede Aufgabe werde gemeistert, Aufgaben, bei denen Europa dem Reich nach Kraften helfe. Hart,
stark, stolz und einsatzbereit, das sei die Haltung der deutschen Nation im vierten Kriegsjahr.
Am 1. Mai wurde in diesem Jahr nur ein einziger Mann zum Pionier der Arbeit ernannt, ein Mann,
der aus dem Arbeiterstand hervorgegangen ist, der Fahrsteiger G r e b e. Er hat sich bei der Entwick-
lung neuartiger Kohlenabbaugerate bedeutende Verdienste erworben. In diesen Mann sind hundert-
tausend pflichtbewuBte deutsche Bergarbeiter, dariiber hinaus aber die Millionen Schaffenden geehrt
worden, die sich ruckhaltlos fur den Aufbau der Rustung einsetzen.
Bei der Tagung der Reichsarbeitskammer, die aus AnlaB des 1. Mai schon am Vortage stattfand,
wurde die Benennung von 13 neuen nationalsozialistischen Musterbetrieben und 106 Kriegsmusterbe-
trieben bekanntgegeben. Zugleich machte bei dieser Tagung Oberbefehlsleiter Marrenbach bemer-
kenswerte Ausfuhrungen tiber die vom Reichsorganisationsleiter getroffene Neuordnung der Arbeits-
kammern. Es werden von jetzt an Betriebsfuhrer wie auch sonst geeignete Manner und Frauen aus der
Betriebsgemeinschaft zur Mitarbeit herangezogen und bei der Losung aller Fragen des Arbeitslebens
81 mitwirken. Fiir die Auswahl der Mitarbeiter ist ihre betriebliche Bewahrung, ihre Befahigung und ihre
Verantwortungsfreudigkeit, Pionierarbeit auf spezialwirtschaftlichem Gebiete zu leisten, maBgebend.
Dr. Ley hat folgende Grundsatze hierfiir aufgestellt: 1. „Die Arbeitskammern sind Organe der sozialen
Selbstverwaltung und als solche das Instrument der Deutschen Arbeitsfront zur Zusammenarbeit mit
den Personlichkeiten aus den Betrieben, aus Staat und Wirtschaft, die fiir die Ordnung des Arbeitsle-
bens einsatzwichtig sind. Die personelle Besetzung muB allein dem Arbeitscharakter der Kammern
entsprechen." 2. „Die Arbeitskammern sollen einen einheitlichen Aufbau erhalten und im Interesse
einer vollstandigen Auswertung ihrer Arbeit vom Amt Soziale Selbstverantwortung der Deutschen
Arbeitsfront zentral gesteuert werden." 3. „Die Arbeitsausschiisse miissen in engster Arbeitsverbin-
dung mit den Arbeitskammern stehen. Es diirfen nur noch solche Ausschiisse errichtet werden, die
gleichzeitig als Sachverstandigenausschiisse der Reichstreuhander der Arbeit gelten."
Oberdienstleiter Dr. Hupfauer, der Beauftragte Dr. Leys fiir den Kriegsleistungskampf der deut-
schen Betriebe, kam in seinen Ausfuhrungen auf die technischen und organisatorischen Rationalisie-
rungsarbeiten zu sprechen. Die Deutsche Arbeitsfront sei bemiiht, alle ihre Krafte fiir eine gesunde
Lohn- und Leistungsgerechtigkeit einzusetzen. Die neue Lohnordnung biete die Moglichkeit, durch
eine entsprechend hohe Eingruppierung dem groBeren Konnen und der wertvolleren Leistung durch
eine hohere als leistungsgerecht anzusprechende Grundentlohnung gerecht zu werden. Fiir die Ar-
beitszeit der Frauen seien in verschiedenen Betrieben beachtenswerte Sonderregelungen getroffen
werden. Ein Brandenburger Betrieb stelle je drei Frauen zu einer Arbeitsgruppe zusammen, innerhalb
derer immer zwei Frauen taglich arbeiten. Jede der Frauen hat dadurch bei 40 Wochenstunden zwei
freie Tage. Die Kiirze der Arbeitszeit rechtfertige einen intensiven Einsatz, so daB die fiir den Betrieb
erzielte effektive Leistung eine absolut giinstige ist.
Der Reichsorganisationsleiter sprach bei dieser Tagung tiber das Thema „Zehn Jahre Deutsche Ar-
beitsfront". Dr. Ley proklamierte in seiner Rede die Welt der Leistung und des Willens als die Welt
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des Nationalsozialismus. „Wir erklaren", so sagte er, „daB wahrer Wille alles vermag. Wir National-
sozialisten kapitulieren niemals und schrecken vor keinem Hindernis zuriick."
Am 13. Mai berichtete eine kurze Meldung in der deutschen Presse, daB der Flihrer auf Vorschlag
des Chefs der Organisation Todt, Reichsminister S p e e r, das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz
mit Schwertern dem Leiter der OT-Zentrale, Ministerialdirektor Dorsch, verliehen habe. Auf einer
82 Kundgebung, zu der sich Frontarbeiter und Ingenieure am Atlantikwall vereinten, uberreichte
Reichsminister Speer mit herzlichen Worten der Anerkennung seinem verdienstvollen Mitarbeiter
diese hohe Auszeichnung.
Am 21. Mai gedachte die deutsche Presse des vor vier Jahren abgeschlossenen Bundnisses Berlin
— Rom. In diesen vier Jahren hat sich diese „Achse" als ein stahlerner Pakt bewahrt. Aus AnlaB die-
ses Tages hat der Flihrer an Konig und Kaiser Viktor Emanuel sowie an den Duce ein Telegramm
gerichtet.
Um die Mitte des Monats weilte die Prasidentin der finnischen Frauenorganisation Lotta-Svard,
Frau Fanni Luukkonen, auf Einladung der Reichsfrauenfuhrerin zu einem Besuch in Deutschland. Bei
dieser Gelegenheit uberreichte der Flihrer der finnischen Frauenfuhrerin den Stern des Deutschen Ad-
lerordens. Der Flihrer ehrte damit den hervorragenden Einsatz der finnischen Frauen im gemeinsamen
Freiheitskampf gegen den Bolschewismus.
Nachdem das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes mit einem groBartigen Ergebnis abgeschlos-
sen worden ist, eroffnete der Flihrer am 10. Mai durch einen Aufruf das diesjahrige Kriegshilfswerk
fur das Deutsche Rote Kreuz. In seinen Eingangsworten sagte der Flihrer, daB die deutschen Soldaten
im Osten im vergangenen Winter eine Krise erfolgreich uberwunden haben, an der jede andere Wehr-
macht der Welt zerbrochen ware. Wie groB die Anforderungen korperlicher und seelischer Art an sie
gewesen seien, konne die Heimat nie ermessen. Auch von der deutschen Heimat werde im Arbeitsein-
satz und an Opferbereitschaft Schweres gefordert. Dies aber verblasse gegeniiber den Entbehrungen
und Leiden der deutschen Soldaten im Osten. „Ich rufe daher das deutsche Volk zum vierten Male auf,
im Kriegshilfswerk fur das Deutsche Rote Kreuz seinen gemeinsamen Bund der Opferbereitschaft zu
erneuern und damit an unsere Soldaten jenen Dank abzustatten, den sie in tiberreichlichem MaBe ver-
dienen."
Die erste Haussammlung fur das Deutsche Rote Kreuz am 17. Mai zeigte, daB die Heimat diesen
Aufruf des, Fuhrers verstanden hat. Sie erbrachte, wie am 17. Mai bekanntgegeben wurde, ein vorlau-
figes Ergebnis von 54 093 619 RM. Die Zunahme gegeniiber der gleichen Sammlung des Vorjahres
betragt mehr als 10 000 000 RM, das sind 24 Prozent.
Zu Beginn des Kriegshilfswerkes fur das Deutsche Rote Kreuz 1943 gab Oberbefehlsleiter Hilgen-
feldt einen Rechenschaftsbericht ab. Daraus wurde ersichtlich, daB der Sammelbetrag des Vorjahres
insgesamt 357 412 945 RM erbracht hat. Dieser stattliche Betrag ist ein beredter Beweis fur die Op-
ferwilligkeit und das Vertrauen des deutschen Volkes. In seiner Rede machte Parteigenosse Hilgen-
feldt ins einzelne
83 gehende Angaben liber die Verwendung der Gelder. Sie kommen den Soldaten auf die verschiedenste
Weise zugute: in Lazaretten, in Pflege und Betreuung, in Herrichtung vorbildlicher Kranken- und
Kuranstalten, in Ersatz verlorener Gegenstande, in Zuschiissen fiir Soldatenheime und Feldpostpack-
chen, Zeitungen und Zeitschriften, Broschuren und Blichern.
Bewundernswert ist es, daB unsere Soldaten liber ihre Leistungen an Blut und Leben auch noch fiir
die Sammlungen spenden, die die Heimat in erster Linie fur die Front veranstaltet. So spendete die SS-
Panzergrenadierdivision „Leibstandarte Adolf Hitler" zum Geburtstag des Fuhrers 2 126 512 RM fiir
das Kriegshilfswerk. — Eine Spende der schweren Seestreitkrafte betrug 528786 RM, wobei auf dem
Schlachtschiff „Tirpitz" und dem schweren Kreuzer „Lutzow" jedes Besatzungsmitglied liber: 100 RM
gespendet hatte. Die SS-Panzergrenadierdi vision „Das Reich" hatte mehr als 1500000 RM, die SS-
Gebirgsdivision fast 1,2 Millionen RM, eine sudetendeutsche Infanteriedivision im Osten mehr als
eine halbe Million RM gespendet. Dies alles sind Zeichen enger Verbundenheit unserer Soldaten mit
der groBen sozialistischen Aufbau- und Betreuungsarbeit. Sie sind zugleich fiir die Heimat eine unab-
dingbare Verpflichtung, nie nachzulassen in ihren Opfern fiir die Front.
Am 10. Mai wurde in Berlin eine deutsch-rumanische Gesellschaft gegriindet. President der Gesell-
schaft wurde Botschafter Graf von der Schulenburg, friiher Gesandter in Bukarest. Vizeprasident wur-
de Reichskriegsopferfuhrer Oberlindober.
Gegen Ende des Monats sprach Reichswirtschaftsminister F u n k in Anwesenheit von Gauleiter
Hanke auf einer Tagung der Gauwirtschaftskammer Niederschlesien in Breslau. In einem umfassen-
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den Uberblick iiber die wirtschaftspolitischen Gegenwartsfragen des Reiches kam er auch auf die be-
sondere Bedeutung Schlesiens im Wirtschaftsleben GroBdeutschlands zu sprechen. Die gewaltige
Raumausweitung nach Osten bedinge fiir Niederschlesien neue wirtschafts- und raumpolitische MaB-
nahmen. Niederschlesien und insbesondere Breslau werde die hervorragende Stellung in Wirtschaft
und Handel, die es jahrhundertelang innegehabt hat, im Rahmen der groBen sich im Ostraum eroff-
nenden Perspektiven wiedererringen.
Aus AnlaB des zehnjahrigen Bestehens der „Gesellschaft fur Wehrpolitik und Wehrwissenschaften"
fand in Berlin eine Vortragsreihe start, in der Botschafter z. D. von Dirksen iiber das Thema „Die Un-
vermeidbarkeit des deutsch-sowjetischen Krieges vom wehrpolitischen und staatspolitischen Ge-
sichtspunkt aus" sprach. Der Vortragende traf zu Beginn die Feststellung, daB die dem Sowjetstaat
innewohnenden Tendenzen und destruktiven Ideologien zu einer kriegerischen Auseinandersetzung
mit
84 dem nationalsozialistischen Deutschland fiihren muBten. Die zersetzende europafeindliche Politik und
staatspolitische Konzeption des Bolschewismus sei gerade vor Ausbruch des deutsch-sowjetischen
Krieges zu einer akuten Bedrohung Europas geworden. Der Krieg gegen Finnland, die Einverleibung
der baltischen Randstaaten, Bessarabiens und des Buchenlandes haben Europa und der Welt die
unmittelbare sowjetische Bedrohung gezeigt.
Um die Mitte des Monats ist eine groBere Anzahl k r i e g s versehrter Frontsoldaten unmittelbar aus
den Lazaretten und Standorten auf der nationalsozialistischen Ordensburg Krossinsee eingetroffen.
Dort hat ein mehrmonatiger Lehrgang begonnen, um diesen Mannern das Riistzeug fiir die Ubernahme
politischer Fiihrungsaufgaben in der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront zu vermitteln. Auf Ver-
anlassung von Dr. Ley wird die Auffiillung der Liicken, die von den in groBem Umfang zur Wehr-
macht eingeriickten Politischen Leitern der NSDAP und der DAF hinterlassen worden sind, zur Zeit in
erster Linie aus den Reihen der kriegsversehrten Frontsoldaten vorgenommen.
Der Generalbevollmachtigte fiir den Arbeitseinsatz, Reichsstatthalter Sauckel, hat in einem Aufruf
darauf hingewiesen, daB der Einsatz aller Arbeitsreserven so sparsam und zweckmaBig wie moglich zu
erfolgen habe. Die Ausrichtung der in den Betrieben mit Auslandern zusammenarbeitenden deutschen
Volksgenossen spiele fiir die Durchfiihrung unserer Kriegswirtschaftsaufgaben eine besondere Rolle.
Standige politische und charakterliche Schulung gaben die Voraussetzungen fiir eine Ausrichtung der
auslandischen Arbeitskrafte. Die deutschen Arbeiter muBten iiberall in Haltung und Leistung das Vor-
bild sein! Der gleiche Grundsatz der Leistung gelte auch fiir den Einsatz der Arbeitskrafte in den be-
setzten Gebieten.
Der Generalbevollmachtigte fiir den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, sprach am 21. Mai in Bre-
men auf einer Tagung der Gauwirtschaftskammern vor Vertretern aus Partei, Staat und Wirtschaft
iiber das Problem des Auslandereinsatzes. Zu Anfang seiner Rede gab Gauleiter Sauckel einen Ver-
gleich iiber den Arbeitseinsatz des entsprechenden Kriegsjahres im Weltkrieg 1914/18. Damals, sagte
der Redner, sei bereits der Munitionsarbeiterstreik in Deutschland ausgebrochen, und es muBte Muni-
tion an alien Fronten gespart werden. Den Arbeitseinsatz der Auslander in diesem Krieg bezeichnete
Sauckel als einen beispiellosen Erfolg der ihm zur Verfiigung stehenden Behorden der Arbeitseinsatz-
verwaltung, die mit nationalsozialistischem BewuBtsein die ihnen vom Fiihrer gegebenen Auftrage
erfiillte. Oberste Richtschnur sei fiir ihn der Grundsatz, in Deutschland beim Arbeitseinsatz keine
Schanghai-Methoden englischer Erfindung zu benutzen, sondern er habe Prinzipien aufgestellt, die er
fiir verbindlich im deut schen
85 Arbeitseinsatz bezeichnete: gute Ernahrung der Auslander, saubere und gesunde Unterbringung und
eine gute Behandlung im Sinne absoluter deutscher Gerechtigkeit. Diese Grundsatze gabe ihm die
Vernunft ein. Sodann erorterte Gauleiter Sauckel die vor allem die Betriebsfiihrer beriihrenden Fragen
des alltaglichen Umganges mit den Auslandern, die bei uns fiir den Sieg und fiir die Riistung schaffen.
Fiir die in Deutschland arbeitenden Auslander ist „d a s Arbeitsbuch fiir Auslander" nach einem be-
sonderen Muster eingefiihrt worden. Der auslandische Arbeiter oder Angestellte hat das Arbeitsbuch
bei Beginn der Beschaftigung unverziiglich dem Unternehmer zu iibergeben. Nach Beendigung der
Beschaftigung hat der Unternehmer das Arbeitsbuch nach Vornahme der vorgeschriebenen Eintragung
vor der Riickgabe an den Inhaber dem Arbeitsamt zur Eintragung einer amtlichen Bescheinigung iiber
Beendigung der Beschaftigung vorzulegen. Die Mitnahme des Arbeitsbuches in das Ausland ist nicht
gestattet. Das Buch muB dem Arbeitsamt vom Inhaber zuriickgegeben werden, wenn er das Reichsge-
biet verlaBt. Fiir alle im Reichsgebiet eingesetzten auslandischen Arbeiter wird in Berlin eine zentrale
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Kartei eingerichtet, die laufend gefiihrt wird. Sie enthalt die wesentlichen Angaben iiber Person und
Beschaftigung des Inhabers des Arbeitsbuches. Die Verordnung ist am 10. Mai in Kraft getreten.
Durch eine vom Ministerrat fur die Reichsverteidigung erlassene Verordnung liber die Reichswas-
serstraBen sind dem Generalinspektor fur Wasser und Energie, Reichsminister Speer, neue Aufgaben
auf diesem Gebiete zugewiesen worden. Gleichzeitig wird nunmehr die Ubernahme der verkehrswich-
tigen Wasserlaufe von den Landern auf das Reich als abgeschlossen erklart. Es soil in Kiirze ein Ver-
zeichnis der jetzt als ReichswasserstraBen anzusehenden Gewasser im „Reichs- und PreuBischen
Staatsanzeiger" veroffentlicht werden. In Zukunft bedarf es nicht erst besonderer Staatsvertrage oder
sonstiger Abmachungen zwischen dem Reich und den Landern, sondern nur einer einfachen Erklarung
des Generalinspektors fur Wasser und Energie, um den Bestand einer ReichswasserstraBe festzustel-
len. Durch die straffe Zusammenfassung ist es moglich geworden, die Rechte an den Reichswasser-
straBen und die Entschadigungsfragen einheitlich zu regeln. Die Nutzungsrechte Dritter bleiben auch
in Zukunft erhalten. Hierher gehoren insbesondere Fischereiberechtigungen und Fahrberechtigungen
sowie Fahr- und Briickenregale, aber auch die Sondernutzungen an Gewassern.
Am 15. Mai hat der Reichswirtschaftsminister an das deutsche Volk einen Aufruf erlassen. Er be-
zweckt, den zur Rlistungsindustrie stromenden Volksgenossen die entsprechende Arbeitskleidung und
86 das Arbeitsschuhwerk zur Verfligung zu stellen, damit ihre Leistungsfahigkeit voll ausgenutzt werden
kann. Es sollen alle im eigenen Haushalt irgendwie entbehrlichen oder nicht mehr gebrauchsfahigen
Spinnstoffwaren, Lumpen und Flicken, alte Kleidung, Wasche sowie Schuhe und Stiefel jeder Art zur
Spinnstoff- und Schuhsammlung 1943 gespendet werden (siehe S. 79).
Am 12. Mai erschien in der deutschen Presse eine Notiz, daB der Reichskommissar fur die Preisbil-
dung in einem ErlaB daran erinnere, daB fur Arzthonorare das gleiche Preiserhohungsverbot gelte wie
fur andere Berufe. Der Stichtag der Preisstoppverordnung ist der 17. Oktober 1936.
Auf einer Kundgebung der Arzteschaft, Vertretern der medizinischen Wissenschaft und der Ge-
sundheitspflege in Breslau sprach Reichsgesundheitsfuhrer Dr. C o n t i iiber das Thema „Volksge-
sundheit — Volksschicksal". Der Reichsgesundheitsfuhrer betonte, daB das Aufgabengebiet der
Volksgesundheit ein Arbeitsbereich von allergroBter Kriegswichtigkeit sei. Auf die gegenwartige Ge-
sundheitsfuhrung eingehend, gab Dr. Conti ein Bild von dem Gesundheitszustand des deutschen Vol-
kes, das erkennen laBt, daB dem deutschen Volke von dieser Seite aus nirgends eine Gefahr droht. Der
Gesundheitszustand der deutschen Jugend sei gut und hebe sich von dem in der Weltkriegszeit wie
Licht vom Schatten ab. Einen ahnlichen Gesundheitsniedergang, wie er im Weltkriege war, wlirde es
auch in Zukunft und trotz Einschrankung der Fleischrationen nicht geben. Auch der Gesundheitszu-
stand der Kleinkinder sei gut. Die Sauglingssterblichkeit z. B. habe man von 8 Prozent im Jahre 1933
bis auf 6,2 Prozent im vergangenen Jahre herunterdrucken konnen, obwohl Gebietsteile mit iiber dem
Durchschnitt liegender Sterblichkeitsziffer zum Reich gekommen seien. Ganz besonders erfreulich
seien die Erfolge in der Eindammung der Muttersterblichkeit. Wahrend z. B. bei einer Million Gebur-
ten 1938 noch 1200 Todesfalle durch Sepsis nach der Geburt oder durch Fehlgeburten zu verzeichnen
gewesen seien, betragen sie heute nur noch 400. Die ganze Einsatzfreudigkeit der deutschen Arzte-
schaft belegen folgende Zahlen: Gegenwartig iiben rund 300 schon 80jahrige und 3000 70jahrige Arz-
te die voile Praxis aus !
Die Reichsjugendfuhrung machte im Laufe des Monats Mai Mitteilungen iiber zusatzliche MaB-
nahmen fur die Jugend im Kriegsarbeitseinsatz. Millionen von Jugendlichen, so heiBt es dort, standen
heute in den deutschen Rustungsbetrieben. Sie leisteten damit einen Kriegsbeitrag, der, gemessen an
ihren Kraften, des Einsatzes an der Front durchaus wiirdig sei. Durch ihre Kriegsarbeit seien die Ju-
gendlichen aber so sehr in Anspruch genommen, daB es in vielen Fallen unmoglich sei, sie regelmaBig
zum HJ-Dienst
87 heranzuziehen. Der Reichsjugendfuhrer hat darum durch besondere Aktionen die Moglichkeit
geschaffen, auch diese Jungen und Madel der Gemeinschaft der Jugend wieder naherzubringen. Im
ubrigen seien vom Jugendamt DAF und vom sozialen Amt der Reichsjugendfuhrung Richtlinien aus-
gearbeitet, um durch eine zusatzliche Erziehung die Disziplin und Kriegsleistung der schaffenden Ju-
gend noch weiter zu fordern. Fur die Jugendbetriebsappelle werde in jedem Monat eine Parole heraus-
gegeben. Um etwaige Liicken in der Berufsausbildung auszufullen, wiirden die Jugendlichen in die
BerufserziehungsmaBnahmen der DAF eingefugt. Zur Sicherstellung der theoretischen Ausbildung
werden Sonderlehrgange fur Werkberufsschullehrer entstehen, und zwar vorerst fur bestimmte Wirt-
schaftszweige. An alien diesen Dingen sei die Hitlerjugend auf das lebhafteste interessiert. Sie gabe
ihre besten Krafte fur die Mitarbeit an diesen Aufgaben ab.
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Da sich die Unterbringung jugendlicher Berufstatiger, die fern vom Elternhaus im Betrieb ausgebil-
det werden oder arbeiten, in Jugendwohnheimen in zunehmendem MaBe bewahrt, sind jetzt Richtlini-
en vom Reichsjugendftihrer ausgearbeitet und vom Reichswirtschaftsminister gebilligt worden. Die
Errichtung solcher betrieblicher Jugendwohnheime halt sich gegenwartig im Rahmen der durch die
Kriegsverhaltnisse bedingten Moglichkeiten. Da die Hitlerjugend die Aufgabe hat, die Jugend auBer-
halb von Elternhaus und Schule zu erziehen, kann die Unterbringung berufstatiger ortsfremder
Jugendlicher in Jugendwohnheimen durch die Betriebe nur im engsten Einvernehmen mit den
zustandigen Dienststellen der HJ vorgenommen werden. Die in den Heimen untergebrachten
Jugendlichen werden nach den fur die HJ geltenden Bestimmungen korperlich, geistig und sittlich
erztogfjrainem Reichsappell der schaffenden Jugend am 3. Mai in einem Berliner GroBbetrieb machte
der Reichsjugendftihrer interessante Ausfuhrungen tiber den Einsatz der Jugend. Man horte dadurch
zum ersten Male, daB etwa sechs Millionen schaffende Jungen und Madel in den Betrieben stehen!
Was nur eine weitschauende Organisation fiir diese tun konne, das sei getan worden.
Zu der Urlaubsregelung in der Privatwirtschaft wahrend des Kriegsjahres 1943 wurden bei Beginn
des Monats Mai von zustandiger Stelle im Reichsarbeitsblatt Erlauterungen und Erganzungen mitge-
teilt. Danach ist die Urlaubsdauer auf grundsatzlich hochstens 14 Arbeitstage bemessen. Diese Rege-
lung gilt fiir den Arbeiter wie fur den Angestellten. Betragt der Urlaubsanspruch nicht mehr als 14
Tage, so bleibt er in vollem Umfange aufrechterhalten. In einzelnen Fallen ist es jedoch gestattet, daB
der Betriebsfuhrer
88 erholungsbedurftigen Gefolgschaftsmitgliedern einen langeren Erholungsurlaub im Rahmen des ihnen
friiher zustehenden Urlaubes gibt, wenn es die betrieblichen Verhaltnisse zulassen. Von der Urlaubs-
ktirzung wird nicht betroffen der etwa noch riickstandige Urlaub aus dem Jahre 1942. Er soil nach
Moglichkeit bis zum 1. Juli noch gegeben werden. Ein Zusatzurlaub ist fiir Jugendliche in Aussicht
genommen sowie fiir Schwerbeschadigte oder Inhaberinnen des Ehrenkreuzes der deutschen Mutter.
Die werktatige Kriegerfrau hat weiterhin anlaBlich des Wehrmachturlaubes ihres Ehemannes An-
spruch auf Freistellung von der Arbeit.
Durch einen im Reichsanzeiger veroffentlichten ErlaB iiber die Durchfuhrung des Kartensystems in
der 50. Zuteilungsperiode wurde mitgeteilt, daB die Rationen der Versorgungsberechtigten aller Al-
tersstufen an Fleisch und Fleischwaren um wochentlich 100 Gramm gekiirzt werden. Die Zulagen fur
Lang-, Nacht-, Schwer- und Schwerstarbeiter bleiben jedoch unverandert. Die von der Fleischklirzung
betroffenen Verbraucher erhalten daftir laufend je Kartenperiode 300 Gramm Brot und 50 Gramm
Fett zusatzlich sowie einige Rationen an Gerste, Griitze, Kartoffelstarkemehl, Reis und Sonderzutei-
lungen an Kase. Begriindet wird diese Kiirzung damit, daB der starkere Verbrauch an Brotgetreide im
vergangenen Winter, der zum Teil auf die Gersteernte des vorigen Jahres zuriickgriff, Einschrankun-
gen in der Schweinehaltung notwendig machte. Diese Liicke muB nunmehr durch Einsparung wieder
aufgefullt werden. Dabei muB beriicksichtigt werden, daB die deutsche Ernahrungspolitik solche Dis-
positionen auf weitere Sicht trifft, damit die Ernahrung nicht nur des Reiches, sondern des ganzen
Kontinents fur eine lange Dauer gesichert ist.
Gelegentlich der Besichtigung der Leistungsschau des Rustungshandwerks gab Reichswirtschafts-
minister Funk am 21. Mai bedeutsame Erklarungen ab tiber die Zukunft des selbstandigen Handwerks
und der Klein- und Mittelbetriebe in Deutschland. Ein selbstandiges Handwerk, das sich im totalen
Krieg so gut bewahre und behaupte, brauche um seine Zukunft nach dem Siege keine Sorge zu haben.
Auch die Stillegungsaktion konne diese Uberzeugung nicht beeintrachtigen, denn sie habe einzig und
allein dem totalen Krieg zu dienen und sich nur auf die voriibergehende Einstellung solcher Betriebe
zu erstrecken, die im Krieg entbehrlich sind oder im Verfolg der im zunehmenden MaBe notwendig
gewordenen Herstellungsverbote iiber kurz oder lang doch zum Erliegen kommen muBten. Der natio-
nalsozialistische Staat werde nach dem Kriege tatkraftig die Wiedereroffnung stillgelegter Betriebe
fordern und daruber hinaus auch die Neuerrichtung von Handwerksbetrieben erleichtern, vor allem
zugunsten der Krieg steilnehmer. Die Grundlage selbstandiger kleinerer und mittlerer Betriebe, auf der
89 jede gesunde Volks-Wirtschaft ruhen mtisse, solle nach dem Kriege in Deutschland noch breiter und
kraftiger werden.
70 Berliner Volksgenossen, die sich bei dem britischen Terrorangriff auf die Reichshauptstadt am 1.
Marz durch beispielhafte Hilfeleistung und riickhaltlosen Einsatz ihrer Person besonders hervorgetan
haben, wurden am 3. Mai von Reichsminister Dr. Goebbels durch Verleihung des Kriegsverdienst-
kreuzes II. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.
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Am 26. Mai ehrte die Bevolkerung Diisseldorfs in schlichten weihevollen Feiern das Andenken an
Albert Leo Schlageter, der in der Friihe dieses Tages vor 20 Jahren auf der Golzheimer Heide bei Diis-
seldorf den Mordkugeln der haBerfiillten Eindringlinge zum Opfer gefallen war.
Am 24. Mai beging die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, Thorn, in wlirdiger Form den
400. Todestag ihres groBten Sohnes. Audi die preuBische Kronungsstadt Konigsberg i. P r. gedachte
dieses Tages in besonders feierlicher Weise. In der Aula der alten Albertus-Universitat, die das Erbe
des Domherrn aus Frauenburg zusammen mit dem NachlaB des groBen Konigsberger Philosophen
Kant zu wahren hat, fand die Gedenkstunde statt. Reichsminister Rust unterstrich die Bedeutung
dieser Feier durch seine Anwesenheit. Er sagte u. a., daB Deutschland auf Kopernikus, dessen Werk
heute keines Fursprechers mehr bedurfe, mit dem Geftihl des Stolzes und der Verpflichtung als eines
der GroBen blicke. Kopernikus sei ein Mann deutschen Blutes gewesen, der sich auch seiner Zugeho-
rigkeit zum deutschen Volkstum voll bewuBt gewesen sei. Es gebe kein einziges Zeugnis gegen sein
Deutschtum und kein einziges Zeugnis fur eine irgendwie geartete Zugehorigkeit zum Polentum, das
vor dem Urteil echter Forschung bestehen konne. Diese Feststellung erhartete der Minister eingehend
aus dem Lebenslauf und der Lebensarbeit von Kopernikus sowie aus Urkunden der damaligen Zeit. Er
widerlegte damit alle Anspruche, die das Polentum gerade im Laufe der letzten 20 Jahre auf die Per-
sonlichkeit dieses groBen deutschen Gelehrten erhoben hatte. Der Direktor der Universitatssternwarte,
Prof. Dr. Przybyliok, hielt einen Vortrag tiber „Kopernikus und den Wandel im Weltbild". Im An-
schluB an die Reden nahm der Rektor der Albertus-Universitat die Verleihung von drei Kopernikus-
Preisen vor. Den Preis des Reichsmarschalls erhielt Prof. Dr. Francesco Severi-Rom, die Kopemikus-
Preise der Universitat Konigsberg fielen an Prof. Heisenberg vom Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-
Dahlem und an Prof. Unsoeld-Kiel. Prof. Heisenberg hat sich durch seine Arbeiten auf dem Gebiete
der theoretischen Physik, Prof. Unsoeld durch die Forschungsergebnisse seiner Astrophysikalischen
Messungen einen Namen gemacht.
90 Am 3. Mai brachte die deutsche Presse die Kunde von dem plotzlichen Tod des Stabschefs der SA
Lutze. ViktorLutze wurde am 1. Mai nachmittags auf der Ruckkehr von einer Dienstreise in der Nahe
von Potsdam bei einem Kraftwagenunfall schwer verletzt. Am Sonntagabend ist er dann im stadti-
schen Krankenhaus in Potsdam seinen schweren Verletzungen erlegen. Wieder ist damit einer der
altesten und bewahrtesten Mitkampfer und Mitarbeiter des Fuhrers durch einen jahen Tod abberufen
worden. Trauernd stand mit der SA und der Partei das deutsche Volk an der Bahre des Stabschefs
Lutze. Der Ftihrer ordnete fur seinen Stabschef ein Parteibegrabnis an.
In Gegenwart des Fuhrers und aller namhaften Vertreter der Partei fand der Parteitrauerakt im Mo-
saiksaal der Neuen Reichskanzlei in Berlin am 7. Mai statt. Reichsminister Dr. Goebbels wtirdigte in
einer von tiefem Mitempfinden getragenen Ansprache das Werk und die Personlichkeit des Dahinge-
schiedenen und verlieh zugleich dem Geftihl der Trauer des ganzen deutschen Volkes ergreifenden
Ausdruck. Der Ftihrer selbst aber gedachte des Stabschefs durch folgende Abschiedsworte: „In einer
Zeit, da der Krieg so schmerzliche Opfer an Mannern und Frauen, ja leider sogar an Kindern von un-
serem Volke fordert, tragt die nationalsozialistische Partei eine besonders hohe Blutlast. In alien For-
mationen des Heeres, der Marine, der Luftwaffe und der Waffen-SS befinden sich Mitglieder und
Anhanger unserer Bewegung und erfullen dort in vorbildlicher Weise ihre Pflicht. Vom nationalsozia-
listischen Reichstag angefangen bis zu den reifen Jahrgangen der Hitlerjugend liegen die Zahlen der
Toten unserer Bewegung prozentual weit tiber dem Durchschnitt der Anzahl des ubrigen deutschen
Volkes." Es sei fur den Ftihrer besonders tragisch, zu erleben, wie fast jedes Jahr der eine oder der
andere unersetzliche Kampfer, Mitarbeiter und Gestalter unseres neuen Reiches abberufen werde. Als
einer seiner treuesten Gefolgsmanner habe Stabschef Viktor Lutze in Erfullung seines Auftrages die
SA zu jenem Instrument ausgebaut, die der Ftihrer ihr im Laufe der Jahre zuweisen muBte. Der Stabs-
chef der SA Viktor Lutze sei Zeit seines Lebens Soldat gewesen. Der Ftihrer habe den ihm aus dieser
Gesinnung heraus oft vorgetragenen heiBen Wunsch des Stabschefs, selbst an die Front gehen zu diir-
fen, nicht erfullen konnen. Er habe nun einen Tod gefunden, der seinem soldatischen Leben einen
mannlichen AbschluB gegeben habe. Der Ftihrer ehrte sodann den Stabschef der SA durch die hochste
Auszeichnung, die das nationalsozialistische Deutschland zu verleihen hat, durch die hochste Stufe des
Deutschen Ordens (siehe auch S. 92).
Am 9. Mai ist der heldenmiitige Verteidiger des im Winter 1941/42 monatelang vom Feind
91 umschlossen gewesenen Briickenkopfes sudlich vom Ilmensee, der unter der Bezeichnung „Festung D
e m j a n s k" in die Geschichte eingegangen ist, General der Infanterie Graf Brockdorff-Ahlefeldt,
seiner schweren Krankheit, die er sich bei seinem riicksichtslosen Einsatz zugezogen hatte, erlegen.
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Unter starker Anteilnahme der Berliner Bevolkerung fand am 15. Mai die vom Fuhrer angeordnete
Trauerfeier fur Graf Brockdorff-Ahlefeldt im Berliner Zeughaus statt. Die Soldaten des to ten Generals
waren durch Abordnungen aller Divisionen vertreten. Vier Generale des Heeres hielten am Sarkophag
die Ehrenwache. Als Vertreter des Fuhrers erschien Generalfeldmarschall Busch, der auch die Trauer-
rede hielt. Im Auftrage des Fuhrers spreche er an dieser Stelle zu Ehren des verstorbenen Generals.
„Hinter mir stehen hunderttausend deutsche Soldaten des Heeres, der Waffen-SS und der Luftwaffe,
an deren Spitze der Verstorbene den schwersten Kampf seines Lebens siegreich bestand, den Kampf
in der Festung Demjansk. Wenn die Geschichte dieses Krieges geschrieben wird, dann werden Seiten
dieses Buches den Stempel des hohen kampferischen Soldatentums des Generals der Infanterie Graf
Brockdorff-Ahlefeldt tragen. Er gab sein Bestes fur seinen Fuhrer, fur seine Soldaten, fur sein Volk."
Generalfeldmarschall Busch zeichnete im weiteren Verlauf seiner Rede das Bild der militarischen
Laufbahn dieses hervorragenden Soldaten, der uberall, wo er stand, AuBerordentliches geleistet hat.
Der Hamburgische Reichsstatthalter hat zum nationalen Feiertag des deutschen Volkes den staatli-
chen Dietrich Eckart-Kulturpreis der Hansestadt Hamburg fiir das Jahr 1943 zu gleichen Teilen an
den Dramatiker Friedrich Wilhelm Hymmen und den Graphiker Bruno Karberg verliehen.
Am 15. Mai beging der Vorsitzende des Deutschen Nachrichtenburos, Dr. Gustav Albrecht, den
Tag, an dem er zehn Jahre an entscheidender Stelle im Deutschen Nachrichtenwesen steht. Am 15.
Mai 1933 wurde Dr. Albrecht Verlagsdirektor des damaligen WTB, das er durch seine verlegerische
Arbeit zu einem bedeutsamen Glied in der neuen nationalsozialistischen Pressepolitik umgestaltete.
Bei der Zusammenlegung des WTB und der TU am 1. Januar 1934 zum Deutschen Nachrichtenburo
wurde Dr. Albrecht zunachst Betriebsfuhrer und spater Vorsitzender des Vorstandes des DNB. Seinem
unermudlichen Wirken ist es zu verdanken, daB das deutsche Nachrichtenwesen sich aus der Enge
alter Bindungen befreit hat und heute nicht mehr wie im letzten Krieg der deutschen Nachricht der
Weg in die Welt versperrt ist.
AuBenpolitik
100 AuBenpolitik und Kriegfuhrung im Monat Mai lieBen keine Anzeichen zu grundsatzlichen Wendun-
gen oder entscheidenden Ereignissen sichtbar werden. Durch den Kriegsverlauf in Nordafrika ist aber
der Krieg vor allem dem verbundeten Italien nicht nur naher geriickt, sondern er hat den Charakter
unmittelbarster und vitaler Bedrohung fur Italien angenommen. Der Propagandakrieg gegen Italien
wird mit Drohung und Lockung seitdem von den Feinden aufs intensivste gefuhrt. Demgegenuber
stehen neben dem unentwegten Kriegseinsatz Italiens und der tapferen Haltung seiner Bevolkerung
trotz der Luftangriffe eine Anzahl hochst eindeutiger AuBerungen von fuhrender Stelle tiber die politi-
schen und militarischen Auffassungen Italiens zur gegenwartigen Kriegslage: Am 5. Mai fand auf der
Piazza Venezia in Rom eine gewaltige Kundgebung des italienischen Volkes fur den Duce statt. Im
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AnschluB an einen Empfang samtlicher Hoheitstrager der Faschistischen Partei durch den Parteisekre-
tar Minister Scorza sammelte sich auf dem weiten Platz vor dem Palazzo Venezia eine vieltausend-
kopfige Menschenmenge, die dichtgedrangt auch die nebenliegenden StraBen flillte. Als sich die Tiir
des historischen Balkons des Palazzo Venezia, von dem aus der Duce so oft in den 20 Jahren des fa-
schistischen Regimes zu seinem Volk gesprochen hat, offnete und der Duce auf den Balkon trat, brach
ein Sturm des Jubels aus. In einer kurzen Ansprache erklarte der Duce u. a.: „Vor neun Jahren ist von
dieser Stelle aus der AbschluB der afrikanischen Kampagne und die Bildung des italienischen Imperi-
ums verkiindet worden. Diese Entwicklung ist keineswegs heute abgeschlossen. Wenn die Ereignisse
der letzten Zeit zu der gegenwartigen Lage gefuhrt haben, so bedeutet dies nur eine Pause und nicht
den AbschluB einer Entwicklung. Italien muB und wird nach Afrika zurtickkehren."
Der Duce erklarte weiter: „Viele Millionen von Italienern leiden heute „an der Afrikakrankheit". Ihr
ganzes Sehnen und Trachten geht danach, nach Afrika zuriickzukehren und dort die historische Missi-
on weiterzufuhren, die Italien auf dem afrikanischen Kontinent ubernommen hat. Gott ist gerecht.
Italien ist unsterblich. Wir werden siegen. Wir mtissen den Frontkampfern die Ehre erweisen und alle
Verrater, alle
101 Feiglinge und Schwachlinge von uns weisen. Den Verratern aller Art gehort das Blei." Drei
kategorische Forderungen beherrschen heute, so fuhrte der Duce abschlieBend aus, das ganze italieni-
sche Volk: „Ehre den Frontkampfern, Verachtung fur die Feiglinge, das Blei den Verratern. Fur die
Millionen von Italienern, die heute an der Afrikakrankheit leiden, gibt es nur ein Heilmittel, die Riick-
kehr. Und wir werden zuriickkehren!"
Zum vierten Jahrestag des deutsch-italienischen Freundschafts- und Bundnispaktes fanden bedeu-
tungsvolle Telegrammwechsel zwischen dem Fuhrer, Konig und Kaiser Viktor Emanuel III. und dem
Duce, sowie zwischen ReichsauBenminister von Ribbentrop, dem Duce und dem Unterstaatssekretar
im italienischen AuBenministerium, Bastianini, statt. Es sei der zwischen dem Fuhrer und dem Duce
hier im Wortlaut wiedergegeben: Der Fuhrer an den Duce:
„Duce, anlaBlich der Wiederkehr des Tages, an dem unsere beiden Lander vor vier Jahren durch den
AbschluB des Freundschafts- und Bundnispaktes eine unauflosliche Kampfund Schicksalsgemein-
schaft miteinander eingingen, sende ich Ihnen zugleich im Namen des ganzen deutschen Volkes meine
aufrichtigsten und warmsten GriiBe und Wunsche. Ich gedenke hierbei mit dem Geftihl herzlicher
Verbundenheit des heldenhaften Kampfes der italienischen Wehrmacht in dem gemeinsamen groBen
Ringen fur die Freiheit und die Zukunft unserer Volker und verbinde damit den Ausdruck meiner un-
erschtitterlichen GewiBheit, daB am Ende dieser weltgeschichtlichen Auseinandersetzung der Einsatz
und die Opfer, die gebracht werden muBten, in dem ruhmvollen Siege unserer gerechten Sache ihren
hochsten und letzten Lohn finden werden." — Der Duce an den Fuhrer: „Heute, bei der Wiederkehr
des vierten Jahrestages der Unterzeichnung des historischen Paktes, wahrend unsere Heere und unsere
Volker den heroischen Kampf gegen die gemeinsamen Feinde ftihren, mochte ich Ihnen, Fuhrer, die
unlosbare Solidaritat der Waffen und der Gefuhle des faschistischen Italiens fiir das nationalsozialisti-
sche Deutschland und unser vollkommenes Vertrauen in den Sieg der Achse und der Dreierpaktmach-
te von neuem bestatigen."
Vor der italienischen Kammer legten am 18. und 20. Mai sodann der Berichters tatter fur den Etat
des Auswartigen Amtes, Senator Salata, sowie der Leiter des italienischen AuBenamtes, an dessen
Spitze bekanntlich Mussolini selbst steht, Unterstaatssekretar Bastianini, ausfuhrliche Berichte iiber
die italienische AuBenpolitik dar. Salata fuhrte aus: Die Einheit der Achse auf politischem und milita-
rischem Gebiet im Rahmen des Dreimachte- und Antikominternpaktes findet ihren Ausdruck und ihre
Garantie durch die immer engere Freundschaft zwischen dem Duce und dem Fuhrer, eine Freund-
schaft, die auch
102 die Beziehungen zu dem anderen groBen Verbundeten, Japan, bestimmt. Auch die Beziehungen mit
den anderen Verbundeten oder neutralen Machten entsprechen den gemeinsamen weltanschaulichen
und praktischen Interessen der europaischen Einheit. Wenn in dem Geheimabkommen zwischen Lon-
don und Moskau SowjetruBland eine Interessensphare und eine Kontrolle iiber Osteuropa einschlieB-
lich des Donauraumes zugestanden wird, so werden auBer europaischen Interessen auch die Interessen
Italiens verletzt. Der Bericht unterstreicht dann die Stellung Spaniens, das, obwohl es nicht in den
Krieg eingetreten ist, nach den Erklarungen des Caudillo von der absoluten Neutralist zu der „Nicht-
kriegfiihrung" iibergegangen sei und die gegenwartige Mittelmeerphase des Konfliktes aufmerksam
verfolge. GroBte Zustimmung hatten in Italien die Worte des argentinischen Botschafters in Madrid
iiber die Bande, die sein Land mit Europa verkniipften, hervorgerufen; zeigten sie doch, daB die groBe
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siidamerikanische Republik, die sich trotz wiederholter Drohungen noch allein der Herrschaft der
USA widersetze, darauf stolz sei. Ebenso hat am auBersten Rande des osflichen Mittelmeerraumes die
Tlirkei mit Italien das bestehende Regime der Neutralitat und der Schiedsgerichtsbarkeit erneuern
wollen, wahrend immer deutlicher die gemeinsame Sorge wegen der Rlickkehr SowjetruBlands zu den
Aspirationen auf die Meerengen zutage trete, so daB die Tlirkei sich kaum an der kunftigen Regelung
der Mittelmeerfragen zugunsten der Mittelmeerlander desinteressieren konne. Besonders eingehend
behandelte der Bericht sodann die Aktion Italiens im Balkanraum, indem sie die Bevolkerung gegen
die Ansteckung fremder Ideologien schiitze und gleichzeitig jenen Volkern eine friedliche Entwick-
lung ihres Lebens, ihrer Kultur und ihrer Traditionen ermogliche. Der tiefe Sinn der Menschlichkeit
hat uns auch die Feinde von gestern nahergebracht zu dem gemeinsamen Werk der Befriedung und
Normalisierung, das die zerstorerische Propaganda und Aktion des unter dem Deckmantel des Slawen-
tums operierenden Kommunismus nur verzogern und beschranken konnte. Diese im Einklang mit den
von Italien vertretenen Prinzipien stehende Aktion ist ein Beweis fur unsere Aufrichtigkeit und muB
bei der kunftigen Politik fur die Unabhangigkeit und Zusammenarbeit der europaischen Volker in
Rechnung gestellt werden. In Albanien wurden die im AnschluBvertrag von 1939 festgesetzten Richt-
linien befolgt. Der Geist und der Inhalt der italienisch-kroatischen Abkommen von Rom wurde erneut
bestatigt. In Montenegro weist die politische Lage und die offentliche Meinung eine wesentliche Bes-
serung gegenuber dem Vorjahre auf. In Griechenland hat sich die Versorgungslage dank der Lieferung
Italiens und Deutschlands und dank der
103 durch die Vermittlung Schwedens erfolgten Sendungen des Internationalen Roten Kreuzes bedeutend
verbessert. Die Beziehungen Frankreichs zu den Achsenmachten haben nach der englisch-
amerikanischen Landung in Nordafrika eine tiefe Veranderung — wenn auch nicht de jure, so doch de
facto — erfahren. Zu den italienischen Forderungen gegenuber Frankreich weist der Bericht auf die
letzte Begegnung des Fuhrers mit Laval in Gegenwart des italienischen Unterstaatssekretars Bastianini
hin und erklart dazu wortlich: „Ohne ein diplomatisches Geheimnis preiszugeben oder den Ereignissen
vorzugreifen, konnen wir auch hier wiederholen, daB im Vorjahresbericht anlaBlich der Fuhlungnahme
der italienischen Regierung mit Vichy gesagt worden war, diese Fuhlungnahme andert nichts an den
wohlbekannten Zielen, um derentwillen wir in den Krieg eingetreten sind. Unterstaatssekretar Bastia-
nini hat am 17. April vor den Kammerausschussen bestatigt, daB unsere berechtigten Aspirationen
gegenuber Frankreich — eine der wichtigsten Ursachen unseres Kriegseintrittes, was Deutschland
immer spontan und zu wiederholten Malen anerkannt hatte, in keiner Weise beeintrachtigt sind. Diese
Zusicherung und diese Anerkennung behalten auch nach der Begegnung mit Laval ihren vollen Wert.
Der Bericht beschaftigt sich dann eingehend mit der Verantwortung der USA und Englands gegenuber
Europa und weist darauf hin, daB das Eindringen des amerikanischen Imperialismus in das Mittelmeer
die Probleme noch komplizierter gestalte. Was Afrika betreffe, das geographisch wie wirtschaftlich
ein Anhangsel Europas bilde, betont der Bericht, daB die Idee, einen Bund europaischer Nationen zu
bilden, der imstande sei, ohne gegenseitige MiBgunst in Afrika zu wirken, zwar nicht neu sei, aber sich
inzwischen entwickelt habe und heute von der Achse angesichts der angelsachsischen Gefahr den frei-
en Volkern Europas als Ziel aufgezeigt werde. Eingehend wird in dem Bericht ferner die bei der letz-
ten Begegnung zwischen dem Fuhrer und dem Duce verkiindete „Botschaft an die Europaer" behan-
delt. Dabei wird besonders die Schuld Englands herausgestellt, das stets in einem geeinten Europa
einen moglichen Feind sah und deshalb alle Krisen und Kriege begunstigt hat. Da es nicht imstande
ist, einem geeinten Europa allein entgegenzutreten, hat es auch in diesem Kriege ganze Kontinente
mobilisiert. In Casablanca wurde ein Programm aufgestellt, das die Diktatur der vier Hauptalliierten,
die samtlich auBereuropaische Machte sind, vorsieht, eine Diktatur, der alle groBen und kleinen euro-
paischen Machte ihre Rechte und lebenswichtigen Interessen, ja, ihre Souveranitat und Unabhangig-
keit opfern sollten. Diesem Programm wurde nach der Begegnung Mussolini — Hitler erneut das Pro-
gramm der Unabhangigkeit und Einheit Europas und der
104 Zusammenarbeit der europaischen Volker entgegengestellt. Das von der Achse gefuhrte Europa wird
bei der Abwehr des Angriffs auf die „Festung Europa" auch das Letzte einsetzen, auf daB das Steuer
Europas in der Hand der Europaer bleibe. Dies, so stellt der Bericht abschlieBend fest, ist der Sinn der
letzten Zusammenkunft der beiden Fuhrer und die in der Botschaft an die Europaer enthaltene Ver-
pflichtung. Wenn Europa dieser Botschaft Folge leisten und sie mit dem Einsatz der Waffen und der
Standhaftigkeit der Volker beantworten wird, werden die Feinde ihr Ziel nicht erreichen. — Staatsse-
kretar Bastianini erklarte: Die Darlegung der neuesten politischen und diplomatischen Tatigkeit Itali-
ens wird nicht lang sein, da sie sich nur auf die kurze Zeit von drei Monaten bezieht, die seit der Beru-
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fung des Staatssekretars ergangen sind. In diesem Zeitablauf waren zu verzeichnen der Besuch des
ReichsauBenministers von Ribbentrop in Rom und die Bedeutsamkeit des Grundprinzips, an das sich
Italien und Deutschland bei der Vorbereitung der Bedingungen und der Voraussetzungen der zukunf-
tigen Weltordnung halten wollen: kein Regime der Unterdriickung der kleinen Staaten durch die gro-
Ben Machte, keine Streichung oder Begrenzung der nationalen Individualist der kleineren Staaten,
sondern Garantie ftir die freie Entwicklung aller Nationen und Sicherung ihrer spontanen Zusammen-
arbeit. Diese Grundsatze sind, was auch immer die interessierte feindliche Propaganda sagen mag, in
Wirklichkeit die Gradlinie und zusammenhangende Fortsetzung unserer AuBenpolitik, die ihre tief-
verwurzelte Tradition eben aus dem italienischen Nationalgefiihl ableitet. Unsere Politik hat immer
den Grundsatz der Nationalist vertreten, ftir die anderen ebenso wie fur uns, und hat niemals als Ziel
ihrer Handlung die Beherrschung und Unterdriickung anderer europaischer Volker im Auge gehabt.
Italien als erstes hat seine Stimme in Europa erhoben gegen die territorialen Ungerechtigkeiten und die
rechtlichen Ungleichheiten, gegen das Regime des Zwanges und der Unterdriickung, das durch die
pazifistischen Ideologien von Genf nur schlecht getarnt wurde und das die groBeren Machte unter den
Siegermachten den anderen Staaten auferlegt hatten. Und in diesen Ungerechtigkeiten und Ungleich-
heiten hatte der Duce bereits damals den schicksalhaften Keim des augenblicklichen Konfliktes he-
rausgefunden und angezeigt. Die angelsachsischen Machte, die heute gegen Europa Krieg flihren,
haben seit 1919 eine Politik des „wirtschaftlichen Angriffs" verfolgt und dabei in steigendem MaBe
den Protektionismus verscharft, die Auswanderung behindert, Zollschranken aufgerichtet und imperia-
le Praferenzsysteme erfunden. Dieses vollig falsche Vorgehen ist librigens auch vom amerikanischen
Unterstaatssekretar Sumner Welles zugegeben. Unsere Feinde
105 beginnen also ihre Schuld zu erkennen und miissen deshalb anerkennen, daB die erste Gerechtigkeit
und die erste Freiheit der Nationen die materielle Moglichkeit zu arbeiten und zu leben ist, d. h. eben
das, was man uns immer verweigert hat. Um der Welt einen ehrenvollen Frieden zu sichern, ist es
notwendig, daB die beiden Probleme der politischen Freiheit und der wirtschaftlichen Freiheit zu glei-
cher Zeit auf internationalem Gebiete gelost werden. Eine gerechte Verteilung der Hilfsquellen der
Welt ist unloslich verbunden mit der freien Entwicklung und der spontanen Zusammenarbeit der Vol-
ker. Das sind die Grundsatze und zugleich die Bedeutung der Entschllisse, die vom Duce und vom
Fuhrer in Salzburg gefaBt worden sind. Das sind die Linien der zuklinftigen europaischen Regelung,
die der geradlinigen Tradition der AuBenpolitik des Faschismus entspricht und die mit den Kriegszie-
len unseres Landes sich identifiziert. Italien, das im Laufe von 30 Jahren sein Volk von 29 auf 45 Mil-
lionen und in entsprechendem Verhaltnis seine nationalen Notwendigkeiten hat anwachsen lassen, hat
von dem Augenblick, an dem seine Einheit errichtet wurde, niemals iiber eines der Produktionsmittel
verfugen konnen, die es brauchte, um in wirklicher Unabhangigkeit mit anderen Volkern zusammen-
arbeiten zu konnen, die solche Mittel im UberfluB hatten. Diese Lebensnotwendigkeit unseres Volkes
hat bestandig die italienische Politik von Cavour bis Mussolini beseelt: niemand kann leugnen, daB der
Duce gewiB alle Mittel angewandt hat, bevor er an den Krieg appelliert hat, um das italienische Pro-
blem im Rahmen einer wohlverstandenen und breiten Zusammenarbeit zu losen. Die Ziele Italiens
waren und sind die Freiheit seiner Arbeit und die Freiheit auf dem Meere, das Italien umgibt. Das ist
das Ziel, das die Italiener dazu trieb, auf der Krim zu kampfen, sich im Roten Meer zu installieren, fur
Tunis zu leiden und Libyen zu erobern. Die Feststellung des Duce, daB das Mittelmeer fur andere
Volker eine VerbindungsstraBe ist, fur uns aber das Leben, ist bekraftigt worden durch den Helden-
kampf der 35 Monate, den unsere Soldaten in Afrika gefuhrt haben, jenseits jenes Meeres, welches die
Lebensbedingung unseres Volkes ist und dessen wirkliche Freiheit wir immer noch nicht besitzen. Das
Gesetz, von der Notwendigkeit zu leben, hat uns zu der Notwendigkeit gefuhrt, zu kampfen und legt
uns jetzt die Notwendigkeit auf, Widerstand gegen einen Feind zu leisten, der unsere zuklinftige Be-
stimmung im Zusammenhang mit einer wirtschaftlichen Sklaverei und einer politischen Unterjochung
sieht, der im Innern nur ein hinterhaltiger Defaitismus Folge leisten konnte. Dieses Schicksal will Ita-
lien nicht auf sich nehmen. Es ist nicht gewohnt, auf seine Ehre, den einzig wirklichen Besitz der ar-
men Volker, zu verzichten. Italien hat sich niemals verkauft oder
106 verschachert und von Novara bis zum Piave hat es immer einen Konig und Herren gehabt, um sie zu
verteidigen. Angesichts der terroristischen Methoden unserer Gegner, die eine bedingungslose Uber-
gabe zu erwarten scheinen, wie sie irgendeiner rebellischen Volkerschaft auferlegt werden konnte,
betonen wir, was unser Volk gelitten hat, um Nation zu werden, und was es ftir die anderen zu schaf-
fen gewuBt hat, vorher noch als fur sich selbst. Europa steht heute aufrecht gegenuber den Angriffen
zweier Machte, die sich als „die Vorkampfer des Rechtes und der Freiheit" proklamieren, und die sich
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mit dem Bolschewismus in der verriickten Hoffnung verbiindet haben, daB dieser nur ihren eigenen
Zielen dienen wiirde und nicht den seinigen; wahrend doch der heutige Sowjetimperialismus seinen
Marsch auf den alten Wegen des slawischen Imperialismus aufgenommen hat zu jenen Meeren, die
die Angelsachsen den Mittelmeervolkern verweigern, indem sie, wie klirzlich in dem Fall Polen, eben
jene Garantien und Verpflichtungen mit FiiBen treten, die die Angelsachsen zur Grundlage und Recht-
fertigung ihres Krieges gemacht haben. Niemand moge sich Illusionen dariiber hingeben, daB er mor-
gen England und die USA einen neuen Krieg ftihren sehe, um Europa vor der Bolschewisierung zu
retten oder RuBland sich einer Unterwerfung der europaischen Nationen durch die angelsachsischen
Plutokratien widersetzen sehe. Vor der gemeinsamen Aktion dieser drei heterogenen Machte, Ameri-
ka, England und RuBland, auBereuropaischer Volker, die uns jede materielle Widerstandsfahigkeit und
sogar unsere nationalen Energien, unseren Stolz als Europaer rauben wollten, muB Europa sich allein
verteidigen und in sich selbst die Energien fur den Widerstand finden und das bleiben, was es bis jetzt
nach den Worten des Duce gewesen ist, der Fiihrer und das Licht fur alle Volker."
In diesem Zusammenhange ist es angebracht, auch eine autoritative Stimme aus Ungarn, namlich
die des Minis terprasidenten von Kallay, zu zitieren, der auf einer Versammlung von mehreren tausend
politischen Leitern der Regierungspartei am 29. Mai eine grundsatzliche Rede zur AuBen- und Innen-
politik Ungarns hielt. Darin fiihrte er u. a. aus: An der Seite unserer Freunde haben unsere Honveds
mit ihrem Blut diese ungarische Politik besiegelt, und unseren Kraften entsprechend haben wir teilge-
nommen an dem groBen Verteidigungskampf fur unseren Kontinent und fur uns selbst. Das Leben der
Nationen besteht aus einer laufenden Kette von Opfern, und wir Ungarn haben immer ehrenhaft diesen
Opferzoll geleistet. Ich will diese Opfer jetzt nicht aufzahlen. Aber als Mensch und als Politiker habe
ich gleicherweise die Pflicht, das Ungarntum an diese Opfer zu erinnern, wenn ich von den Grund-
prinzipien unserer AuBenpolitik spreche. Denn die AuBenpolitik beruht, wie auch jede andere Politik,
letzten Endes
107 auf der Opferbereitschaft der Nation, und weil man in Zeiten, da sich die elementarsten Krafte
austoben, nicht ohne Opfer leben kann. Aber den Opfern ziehen die Moglichkeiten naturlich eine
Grenze, weil das Opfer kein Selbstzweck ist, sondern nur im Dienste der nationalen Interessen ge-
bracht werden kann. Diesen grundlegenden Gesichtspunkt lasse ich niemals auBer Augen und iiber-
nehme daher nur solche Opfer, die zu den Kraften der Nation im Verhaltnis stehen. Ein weiterer Cha-
rakterzug der ungarischen AuBenpolitik ist die europaische Solidaritat. Wir sind ein europaisches
Volk. Wir sind treue Burger des Kontinents, der im Laufe seiner erhebenden und tragischen Geschich-
te die Wiege der christlichen Kultur und der Vorkampfer des menschlichen Fortschritts war. Dieses
europaische SelbstbewuBtsein und europaische Pflichtgefuhl hat uns gefuhrt. Es hat uns die Waffe in
die Hand gegeben, um all das zu schiitzen, was wir als wert betrachten. Wir fiihren einen Abwehrkrieg
und unser einziges Interesse ist es, innerhalb unserer Grenzen im Frieden leben zu konnen als eine der
selbstandigen und unabhangigen europaischen Nationen, die im Rahmen ihrer eigenen Traditionen,
ihrer eigenen Institutionen und ihrer eigenen Lebensform mitarbeiten wollen an den groBen Zielen der
menschlichen Entwicklung. In der letzten Zeit haben wir sehr viel gehort iiber die Lebensfahigkeit der
kleinen Nationen und dariiber, daB sie eigentlich nur das Recht haben, im Schatten der groBen Natio-
nen zu leben, in Interessenspharen, immer nachgebend den Wiinschen des Machtigeren und Starkeren.
Davon will Ungarn nichts wissen. Ungarn vertritt die Prinzipien, die die letzten Erklarungen der Ach-
senstaatsmanner und besonders des italienischen Staatssekretars so beredt und iiberzeugend niederge-
legt haben: Das unverauBerliche Recht der kleinen Nationen zu einem selbstandigen Leben. Wir sind
uns im klaren dariiber, daB wie ein jedes Recht auch dieses mit Pflichten und VerantwortungsbewuBt-
sein verbunden ist, und wir nehmen diese Pflichten bereitwillig auf uns. Der Ministerprasident er-
wahnte dann, daB Ungarn mit der Slowakei und mit Kroatien ein gutes Verhaltnis aufrechterhalte und
die noch bestehenden Gegensatze im Rahmen der Moglichkeiten beseitigen wolle. „Es ist kein Zufall,
daB wir, alle Donauvolker, uns im Lager der Dreierpaktmachte gefunden haben. Unsere nationale Ei-
genart, unser staatliches Leben sind von den gleichen Gefahren bedroht. Wenn wahrend des gemein-
samen Lebens die tausend Jahre im Karpathenbecken lebenden Volker ihre nationale Eigenart bewah-
ren konnten, auch in Zeiten, als das Nationalgefiihl noch nicht die Spannkraft hatte wie heute, und als
das ungarische Imperium unbegrenzt das ganze Karpathengebiet umfaBte, dann ist es ganz unwahr-
scheinlich, daB wir uns heute entnationalisieren konnten."
108 Der andere Donau-Balkanstaat, der an der Seite der Achsenmachte fur die Erhaltung seines im Laufe
dieses Krieges erweiterten Staates und fur Europa steht, Bulgarien, blieb ebenso wie Ungarn besonde-
rer Gegenstand der feindliche Propaganda und politischen Kombinationen sowie der terroristischen
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 12
Wlihlarbeit, wie sie liberall in Europa im engsten Verein von Moskau und London aus, sehr wesentlich
mit judischen Helfershelfern, organisiert wird. Nachdem verschiedentlich Attentate gegen politische
im antikommunistischen Kampf besonders hervorgetretene Personlichkeiten erfolgt waren, hat die
bulgarische Polizei Anfang Mai eine "groBe Fahndungsaktion in Sofia durchgefuhrt, wobei eine starke
Beteiligung des judischen Elements an den Terrorgruppen festgestellt wurde. Der bulgarische Innen-
minister Gabrowski gab hierzu am 15. Mai vor der Presse folgende Erklarung ab: „Die Feinde Bulga-
riens versuchen mit alien Kraften die Ordnung, Sicherheit und Ruhe im Lande zu storen. Diese Versu-
che begegneten einer entschiedenen Abwehr seitens des Volkes und der Staatsgewalt. In der Uberzeu-
gung, daB sie nichts anderes tun konnen, gehen die Feinde Bulgariens zum individuellen Terror tiber.
Die letzten sechs Morde wurden in ein und derselben Weise durchgefuhrt und von ein und demselben
Drahtzieher dirigiert. Die Polizei erzielte in letzter Zeit groBe Erfolge, welche aber im Interesse der
Sache nicht bekanntgegeben wurden. Es wird auch eifrig und erfolgreich an der Entdeckung der klei-
nen Terrorgruppen gearbeitet, zwei von ihnen sind unschadlich gemacht worden. Die Verhafteten
waren alle Werkzeuge fremder Interessen. Der Anteil der Juden ist sehr groB. Das Volk weiB, daB die
Feinde Bulgariens in der Wahl ihrer Mittel nicht wahlerisch sind. Der Bulgare kennt seine Pflicht, auf
der Hut und der Staatsgewalt in jeder Hinsicht behilflich zu sein. Auch die Staatsgewalt ist auf ihrem
Posten und wird auch in Zukunft mit aller notwendigen Strenge vorgehen." Die bulgarische Regierung
hat die Aussiedlung aller Juden aus Sofia angeordnet und ergreift laufend MaBnahmen, um die Juden-
frage zu losen.
Bei den Kombinationen unserer Feinde tiber mogliche Entwicklungen auf dem Balkan spielen
kommunistische Partisanengruppen und der fruhere serbische Oberst Mihailowitch seit langem eine
groBe Rolle. Mihailowitch wird sogar als „Kriegsminister" der jugoslawischen Emigrantenregierung in
London gefuhrt. Nachdem deutsche, italienische, bulgarische und kroatische Verbande in mehreren
erfolgreichen Unternehmungen gegen das Bandenunwesen in den Bergen Serbiens, Montenegros und
Sudkroatiens vorgegangen und die Banden als militarischen Faktor ausgeschaltet haben, ist es in die-
ser Hinsicht bei unseren Kriegsgegnern schon sichtlich stiller geworden.
109 Dasselbe kann hinsichtlich unseres nordischen Verbiindeten, Finnland, gesagt werden. Die Geriichte-
macherei unserer Feinde betreifend angebliche Sonderfriedenswunsche Finnlands ist im Monat Mai
kaum noch in Erscheinung getreten, ohne daB andererseits die USA ihre Drohungen wahrgemacht
hatten, die diplomatischen Beziehungen mit Finnland abzubrechen. Finnlands Standpunkt hat Mini-
sterprasident Linkomies am 15. Mai in einer Gedenkrede auf die Gefallenen des ersten Befrei-
ungskrieges Finnlands erneut unzweideutig dargelegt, indem er ausfuhrte: Wenn ein Volk in Freiheit
leben wolle, so sagte er u. a., dann dtirfe es keine Opfer scheuen und konne nicht anders als zu den
Waffen greifen, wenn Gegner ihm tiber alle Vertrage hinweg sein Teuerstes rauben wollten. Der Krieg
sei noch nicht zu Ende, und man konne das Ende auch noch nicht absehen, ebenso wie man auch noch
nicht den endgultigen Preis fur die Freiheit abschatzen konne. Finnland wisse nur, daB es auf dem
richtigen Wege sei und daB es im Gedenken an seine Helden den Kampf in ihrem Sinne so fortsetzen
miisse, wie er begonnen und bisher gefuhrt wurde. Der Krieg habe zwar vieles genommen, aber man
mtisse sich auch vergegenwartigen, daB er schon vieles gegeben habe, vor allem die Fahigkeit,
Schwierigkeiten leichter als frtiher zu uberwinden. Da gegenwartig noch keine Friedensmoglichkeiten
zu erblicken seien, dtirfe man noch nicht damit rechnen, daB die Frontsoldaten schon nach Hause
kommen konnten. Der Kampf miisse ohne Rucksicht auf alle seine Widerwartigkeiten fortgesetzt wer-
den. Es sei am besten, sich diese Tatsachen direkt vor Augen zu halten und sich damit abzufinden, daB
Finnland an dem gegenwartigen Zustand nichts andern konne. Aber diese Lage dtirfe auch nicht dem
finnischen Volk die Schlagkraft und den Glauben nehmen. Das finnische Volk idealisiere nicht den
Krieg, aber es werde sich auch niemals beugen, wenn eine fremde Macht mit ihren imperialistischen
Bestrebungen in der einen oder anderen Form auf Finnland abziele, ihm seine Selbstandigkeit rauben
und sein nationales Dasein vernichten wolle. Und darum handele es sich immer noch. Deswegen sei
noch keine Moglichkeit vorhanden, von dem beschrittenen Weg, auf den Finnland durch den Angriff
vom Osten her gefuhrt wurde, abzutreten. Das finnische Volk sei auch realistisch genug, um das zu
verstehen, und es werde niemals daran glauben, daB ein Staat, der vor dem Winterkrieg riicksichtslos
die geschlossenen Vertrage gebrochen habe und der auch die von ihm selbst diktierten Bedingungen
des Zwangsfriedens nicht befolgte, sich nun so geandert hatte, daB man ihm trauen konnte. Das finni-
sche Volk wolle lieber bis zum allerletzten kampfen, als sich der Gnade seines ostlichen Nachbarn
unterwerfen, den es aus schwersten
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 13
110 Erfahrungen griindlich kenne. Im Glauben an die Gerechtigkeit der eigenen Sache wisse das finnische
Volk, daB sein Kampf allein von dem Bestreben geleitet werde, die Freiheit und Sicherheit des Landes
sicherzustellen. Sodann ging Ministerprasident Linkomies auf innenpolitische Fragen ein und ermahn-
te angesichts der groBen Aufgaben des Volksganzen zur Einigkeit; denn die Zeit sei noch nicht da, um
sich mit den kleinen Tagesfragen zu beschaftigen.
So herrscht nicht nur im Kern Europas, den GroBdeutschland darstellt, sondern ringsum in Europa
Kampfentschlossenheit und klares BewuBtsein dessen, worum es geht. Unsere Feinde, die bei ihrer
Kriegfuhrung der Propaganda einen so liberaus groBen Platz zuweisen, tun im ubrigen fortwahrend das
ihre, um den Volkern Europas zum BewuBtsein zu bringen, daB sie tatsachlich einen Kampf auf Leben
und Tod ftihren, daB es urns Ganze geht, und daB der Vernichtungs- und Machtwille der Feinde Euro-
pas keine Grenzen kennt.
Schon seit einiger Zeit hat sich die Propaganda unserer Gegner der Fragen der Nachkriegszeit be-
machtigt. Dies geschieht offensichtlich aus verschiedenen Beweggriinden. Indem man fortwahrend
vom kunftigen Frieden und wie man die Welt dann organisieren wolle, spricht — wobei der eigene
Sieg als eine Selbstverstandlichkeit vorausgesetzt wird — , versucht man den Eindruck zu erwecken,
als ob dieser Sieg schon in so greifbarer Nahe lage, daB man sich geradezu beeilen mtisse, iiber die
Nachkriegsprobleme nachzudenken. Das soil aufmunternd fur die eigenen Volker und entmutigend auf
die des Gegners wirken. Dabei ist das, was liber die angeblichen oder tatsachlichen Nachkriegsplane
gesagt wird, durchaus zwiespaltig. Neben einer idealistischen Weltbegliickungsphraseologie, wie sie
schon im ersten Weltkrieg Wilson entwickelt hat und deren Haupttrager heute Roosevelt ist, stehen
AuBerungen der krassesten Macht- und Vernichtungspolitik. Dieses Nebeneinander von Weltbegluk-
kungsphraseologie sowie von angeblich idealen Zielsetzungen und von Planen rucksichtsloser Unter-
driickung und Vergewaltigung gegen uns ist uns aus der Kriegspropaganda unserer Gegner im ersten
Weltkrieg, von den Verhandlungen der Pariser „Friedenskonferenz" und schlieBlich aus dem Versail-
ler Diktat, wo der Text des Volkerbundpaktes neben den gehassigen „Strafbestimmungen" des Teiles
VII des Diktats steht, nur zu genau bekannt! Von einer Verwirklichung von Wilsons Weltbegluk-
kungsphrasen hat das deutsche Volk nie etwas verspiirt, wohl aber desto griindlicher und viele Jahre
hindurch die fiir sein ganzes Dasein beinahe vernichtenden Auswirkungen des Versailler Diktats.
Das Versailler Diktat soil aber nach unzahligen AuBerungen unserer heutigen Feinde von dem
111 „Frieden", den man uns jetzt zudenkt, noch weit ubertroffen werden! Diesmal will man namlich nicht
wieder in den „Fehler" verfallen, uns so „zuvorkommend" wie damals zu behandeln — diesmal soil es
ernst werden und wirklich aufs Ganze gehen. Aus der Fiille der AuBerungen, wie es diesmal gemeint
ist, seien nur einige wenige zitiert. Der US A- Journalist Kingsbury Smith, der in engem Kontakt mit
dem WeiBen Hause steht, forderte in „American Mercury" die totale Besetzung Deutschlands und
seine Unterstellung unter ein anglo - sowjetisch - amerikanisches Militarregime, das im Falle eines
Sieges der Alliierten die deutsche Verwaltung tibernehmen und die Auflosung der gesamten deutschen
Industrie liberwachen solle. Die deutschen Soldaten miiBten, in Arbeitsbataillone eingeteilt, auBerhalb
des Landes zu Arbeitsleistungen eingesetzt werden. Die Bildung nationaler Parteien mtisse in
Deutschland aufs strengste verboten werden. Das Reich soil in kleine Staaten aufgeteilt werden. Die
Einklinfte der deutschen Arbeitsproduktion dlirften dem deutschen Volke nur so weit zugutekommen,
daB es sich notdurftig ernahren konne!! Am 19. Mai meldete Reuter aus London folgendes: Eine
Gruppe vorwiegend konservativer Ober- und Unterhausmitglieder, die sogenannte Gruppe fur Nach-
kriegspolitik, deren Vorsitzender Sir John Wartlow Milne ist, hat in einem Memorandum die Politik
festgelegt, die England Deutschland gegeniiber nach dessen Niederlage einzuschlagen habe. Die 36
Unterzeichner dieses Memorandums setzen sich aus 29 konservativen Unterhausmitgliedern, 2 kon-
servativen, 2 nationalliberalen, sowie 2 weiteren politisch unabhangigen Oberhausmitgliedern und
einem Labour-Unterhausmitglied zusammen. In der Denkschrift heiBt es u. a.: Nach Ansicht dieser
Parlamentariergruppe miisse der bedingungslosen Ubergabe Deutschlands eine wirksame Besetzung
des Reichsgebietes sowie die Errichtung eines interalliierten Aufsichtsrates folgen. Dieser Aufsichtsrat
sei fur die Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb Deutschlands verantwortlich sowie u. a. fur die
sofortige Demobilisierung aller deutschen Streitkrafte. Zum AbschluB eines Friedensvertrages mit
Deutschland konne es erst nach Ablauf mehrerer Jahre mit Rlicksicht auf die vielen schwierigen Fra-
gen kommen, die vorher gelost werden miiBten. Als zu den ersten Pflichten des interalliierten Auf-
sichtsrates gehorig stellt das Memorandum auf: 1. Abbruch samtlicher Flugzeugwerke sowie die Er-
richtung einer Kontrolle iiber die schwere und chemische Industrie. 2. Verhaftung und Vorgerichtstel-
lung aller Personen, die eines Kriegsverbrechens beschuldigt wlirden. 3. Bildung von
Militargerichtshofen, vor denen die Aburteilung erfolge. Diese Militargerichtshofe stelle jeweils der
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hofen, vor denen die Aburteilung erfolge. Diese Militargerichtshofe stelle jeweils der Staat, dessen
Staatsangehorige von den Handlungen der jeweiligen
112 Angeklagten betroffen worden seien. 4. Verhinderung der Flucht dieser Personen in das neutrale
Ausland. 5. Auflosung des Offizierkorps und Verhinderung jeder militarischen Betatigung von einzel-
nen Personen oder Personengruppen. 6. 6 Monate nach der Kapitulation Deutschlands muB die gesam-
te Demobilisierung beendet sein. — obgleich die einzelnen Friedensbedingungen erst nach Jahren
festgesetzt wlirden, miiBten sie u. a. folgende Punkte enthalten: 1. Besetzung Deutschlands durch alli-
ierte Land- und Luftstreitkrafte, und zwar so lange, als die Verbundeten das fur notwendig erachten. 2.
OstpreuBen als geographische und historische Einheit und Hauptquartier der Junker miisse von P r e u
Ben und dem Reich abgespalten werden. 3. Rheinland und Westfalen seien zu einem unabhangigen
deutschen Staat zu erklaren. 4. Der interalliierte Aufsichtsrat habe gegebenenfalls fur die Umsiedlung
von Personen zu sorgen. 5. Voile Souveranitat aller von den Achsenmachten besetzten Lander. 6. Auf-
stellung ortlicher Polizeiabteilungen, die jedoch keinen militarischen Charakter triigen und vollig frei
von irgendeiner zentralen Kontrolle waren. Friihere Offiziere dlirfen nicht aufgenommen werden. 7.
Ubernahme des deutschen Rundfunks, der Presse und Aufsicht iiber die Propaganda. Der Lehrplan
der Universitaten und Studienanstalten werde von den Alliierten festgesetzt und liberwacht. 9. Eine
Armee, Flotte oder Luftwaffe werde Deutschland vorlaufig nicht zugestanden. 10. Auch eine zivile
Luftfahrt oder Flugindustrie diirfe Deutschland vorlaufig nicht unterhalten. 11. Was im Laufe des
Krieges von den Deutschen in den besetzten Landern beschlagnahmt worden sei, miisse zuriickgege-
ben bzw. ein Ausgleich geschaffen werden. 12. Die deutschen Staaten hatten fiir die Besatzungskosten
aufzukommen.
H. G. Wells, der bekannte englische Schriftsteller, schrieb am 8. Mai im „Sunday ExpreB", er unter-
stiitze die von dem polnischen Schriftsteller F. B. Czarnomski erhobene Forderung nach lebenslangli-
cher Internierung aller 250000 deutschen Offiziere in uberseeischen Lagern!
1st man sich einig wegen der Behandlung, die man uns und unseren Verbundeten zuteil werden las-
sen will — Finnen, Rumanen und Bulgaren mindestens will man ja der Obhut des Bolschewismus
anvertrauen, dessen „Befriedungsmethoden" durch die Graber in Katyn eindeutig gekennzeichnet
werden — , so ist man sich vollig uneins, wenn man in Hotsprings, auf den Bermudas oder sonstwo in
groBmaulig aufgezogenen Konferenzen iiber die Organisation der Welternahrung nach dem Kriege,
die Regelung der
113 Fllichtlings p r o b 1 e m e oder iiber die Fragen einer Weltwahrung oder finanzieller Nachkriegssanie-
rung diskutiert. Dann ergibt sich, daB zwischen den Verbundeten groBte Uneinigkeit herrscht, daB der
USA-Imperialismus raffgierig in alle Richtungen greifen will, der englische Imperialismus dagegen
diesem Zugriff nach Moglichkeit ausweichen und selbst sich moglichst vielseitigen Zugriff sichern
mochte, daB Stalin weiterhin sich in verstocktes Schweigen hiillt, liber seine Kriegsziele so wenig wie
moglich preisgibt und offensichtlich nicht bereit ist, sich nach irgendeiner Seite festzulegen — deswe-
gen letzten Endes, weil er trotz scheinbarer Auflosung der Dritten Internationale seine Weltrevoluti-
onsplane, denen sein ganzes Denken und Fiihlen von Jugend auf verhaftet ist, naturlich unentwegt
weiterverfolgt und in den Plutokratien Londons und Washingtons im Grunde Todfeinde sieht.
Von den Landern Europas steht immer wieder Frankreich im Scheinwerferlicht der Propaganda un-
serer Kriegsgegner. Dies gilt fur den Monat Mai ganz besonders. Das Ende der Kampfe in Tunesien
hat den verschiedenen Flihrern der franzosischen Dissidenz, besonders de Gaulle und Giraud, erhebli-
chen Auftrieb gegeben. In zahlreichen Verlautbarungen propagandistischen Charakters bezeichneten
sie die Ereignisse in Tunis als den Beginn der „Befreiung" Frankreichs, und je geringer ihr eigener
militarischer Anteil in Tunesien war, um so groBere Worte hinsichtlich ihrer Zukunftsplane und -
aussichten gebrauchten sie. Gleichzeitig gingen Verhandlungen zwischen de Gaulle und Giraud iiber
eine Einigung weiter. Man stritt sich iiber alle moglichen Fragen, u. a. auch bezeichnenderweise sogar
daruber, wo in Nordafrika die geplante Zusammenkunft stattfinden sollte, ohne daB es bis Ende Mai
zu einer Einigung gekommen ware. — Hinsichtlich desjenigen Teiles der franzosischen Flotte, der bei
AbschluB des franzosischen Waffenstillstandes in Alexandrien stationiert war und dessen Befehlsha-
ber sich alien Versuchen, ihn zum AnschluB an die Dissidenz zu veranlassen, standhaft widersetzt
hatte, wurde aus Vichy am 30. Mai mitgeteilt, daB dieser Widerstand sein Ende gefunden habe. In der
Verlautbarung wurde auf das riicksichtslose Vorgehen der Englander hingewiesen, die vor keiner Er-
pressung zuriickschreckten, um die franzosischen Seeleute ihren Wunschen gefugig zu machen. Seit
langem schon war es unmoglich, den franzosischen Seeleuten die ihnen zustehende Lohnung zukom-
men zu lassen. Die vom Befehlshaber des franzosischen Geschwaders, Admiral Godefroy, gezeichne-
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ten Wechsel wurden von den Banken in Alexandrien, denen die Englander die Annahme dieser Papie-
re untersagt hatten, zuriickgewiesen. Die franzosische Regierung hatte versucht, durch schweizerische
und ttirkische Vermittlung die fur die
114 Besatzung erforderlichen Devisen nach Alexandrien gelangen zu lassen. Die Englander hatten dies
jedoch jedesmal verhindert. Auf diese Weise gerieten die franzosischen Seeleute in schlimmste Be-
drangnis und konnten nicht einmal mehr ihren bescheidenen Lebensunterhalt bestreiten. Seit einigen
Wochen herrschte auf den franzosischen Schiffen in Alexandrien groBe Not. — Ein ahnlicher Druck,
wie auf den Kommandeur der franzosischen Flotte in Alexandrien, wurde auf Admiral Robert, den
franzosischen Befehlshaber auf Martinique ausgeiibt, wo 47 000 Tonnen Kriegs- und 74 000 Tonnen
Handelsschiffsraum liegen. Washington hat Anfang Mai in aller Form die Beziehungen mit Robert
abgebrochen. Die Insel wird schon seit langerer Zeit blockiert, um durch Hunger den Abfall von Vi-
chy und den Ubergang zur Dissidenz zu erzwingen. Admiral Robert hielt aber weiter aus. Martinique
ist damit neben Indochina das einzige franzosische Kolonialgebiet, das Frankreich bisher erhalten
geblieben ist.
Die Regierung Laval hat den Admiral E s t e v a, der in Tunis die Politik Vichys getreulich durch-
ftihrte, nach seiner Riickkehr nach Frankreich hoch geehrt. ReichsauBenminister von Ribbentrop hat
am 20. Mai an Esteva folgendes Telegramm gerichtet: „Herr Admiral, aus der Berichterstattung des
Beauftragten des Auswartigen Amtes in Tunesien habe ich Kenntnis erhalten von dem Beitrag Eurer
Exzellenz zu der Verteidigung des tunesischen Raumes gegen die englisch-amerikanischen Eindring-
linge und die abtrunnigen Generale, deren Verrat an Frankreich und Europa Sie das Beispiel loyaler
und soldatischer Pflichterfiillung und einer mutigen und ehrenvollen Durchfuhrung der Weisungen
Ihres Marschalls entgegengestellt haben. Durch Ihre Mitwirkung bei der Aufstellung des franzosischen
Freiwilligenverbandes des franzosischen Arbeitsdienstes und durch den Einsatz Ihres Verwaltungsap-
parates haben Sie das reibungslose Zusammenwirken der verschiedenen Bevolkerungsteile in Tunesi-
en mit den deutsch-italienischen Verbanden und damit die Kriegfiihrung der Achsenmachte erleichtert,
woftir ich Ihnen den Dank und die Anerkennung der Reichsregierung zum Ausdruck bringen mochte.
Genehmigen Sie, Herr Admiral, den Ausdruck meiner vorziiglichsten Hochachtung."
Die franzosische Regierung hat seit dem Juni 1942 den Einsatz franzosischer Arbeiter in Deutsch-
land im engen Einvernehmen mit dem Reichsbeauftragten fur den europaischen Arbeitseinsatz,
Gauleiter Sauckel, energisch gefordert. Seit Anfang Juni 1942 bis Ende Mai 1943 sind iiber 500 000
franzosische Arbeiter zur Arbeit nach Deutschland gegangen, ohne daB dadurch der Arbeitseinsatz fur
europaische Verteidigungszwecke innerhalb Frankreichs selbst eine wesentliche Abschwachung erfah-
ren hatte. Ende
115 Mai veroffentlichte die franzosische Regierung einen langeren Bericht iiber „Die franzosische Arbeit
in Deutschland." Die franzosische Arbeit in Deutschland, so heiBt es darin, erhalt nicht ihren vollen
Sinn, wenn man sie nicht als freiwillige Leistung Frankreichs ansieht, die gegeben wird, um Frank-
reich bei der Neugestaltung Europas wieder den Platz zu schaffen, den es sich erarbeitet. Diese Lei-
stung hat bisher zur Freilassung von 100 000 Kriegsgefangenen und zur Anderung des Status von 250
000 weiteren gefiihrt. Frankreichs Anteil an der gemeinsamen Verteidigung des Kontinents bietet aber
noch weitere Vorteile. Die franzosische Regierung widmet der Bedeutung dieses Problems erhohte
Aufmerksamkeit, wie es auch Regierungschef Laval und Gauleiter Sauckel bei ihren kiirzlichen Pari-
ser Ausfiihrungen unterstrichen haben. Dieses Problem ist dariiber hinaus Gegenstand von standigen
Verhandlungen zwischen den deutschen und franzosischen Behorden. Da sich zur Zeit neue Operatio-
nen beziiglich franzosischer Arbeitskrafte fur Deutschland anspinnen, die eine neue fur Frankreich
sehr vorteilhafte Etappe darstellen und im Hinblick auf viele Ungenauigkeiten und iibelwollende Aus-
legungen, die dariiber verbreitet worden sind, ist es angezeigt, die Bedingungen darzulegen, unter de-
nen sich die Erfassung abspielt. Zu Beginn des Monats April war zwischen der franzosischen und
deutschen Regierung beschlossen worden, daB 220000 franzosische Arbeiter vor dem 30. Juni nach
Deutschland abreisen. Die Hauptsorge der Regierung hat stets darin bestanden, die Erfassung dieser
Arbeitskrafte moglichst gleichmaBig auf alle -Franzosen zu verteilen, damit alle an den Lasten, die
durch die Arbeit in Deutschland entstehen, in gleichem MaBe teilnehmen. Wie bekannt, sind drei Jah-
resklassen (1940, 1941 und 1942) zur allgemeinen Dienstverpflichtung einberufen worden. Eine groBe
Zahl dieser jungen Leute, aber hauptsachlich Landwirte, Polizeibeamte, Feuerwehrleute und Eisen-
bahnarbeiter genossen gewisse Vergiinstigungen. Am Ende also wurde nur ein Teil der dienstver-
pflichteten Franzosen in Deutschland eingesetzt.
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Am 26. Mai sprachen Gauleiter Sauckel und der franzosische Regierungschef Laval auf der Deut-
schen Botschaft in Paris vor der deutschen, franzosischen und auslandischen Presse. Dieser Winter
und dieses Friihjahr seien — wie Gauleiter Sauckel ausfuhrte — fur Deutschland und die mit Deutsch-
land verbiindeten Volker und fur Europa uberhaupt schwer und hart gewesen. Das Material der deut-
schen Wehrmacht habe jedoch total erganzt werden konnen. Deutschland mache mit seiner Wehr-
macht und mit seiner Arbeit fur Europa die groBten Anstrengungen, um den Sieg zu erringen. Das
Schicksal zwinge die europaischen Volker, eine bessere Form der Solidaritat zu finden als diejenige,
die das marxistische Judentum den Volkern vorgespiegelt habe. Friiher seien Klassenkampf und Klas-
senhaB in Europa
1 16 gepredigt worden, weil der Bolschewismus als NutznieBer sich auf diese Weise habe durchsetzen
wollen, um die Volker zu beherrschen oder zu vernichten. Er, Sauckel, wisse um die Schwierigkeiten,
mit denen die franzosischen Stellen fertig werden muBten, um einen Weg zu finden, der beiden Vol-
kern zur Ehre gereiche. Aber der Arbeitseinsatz der europaischen Nationen sei eine undiskutierbare
Notwendigkeit, weil er zur Verteidigung der Existenz Europas erforderlich sei. Es ware naiv, zu glau-
ben, daB die Rote Armee im Falle ihres Sieges am Rhein Halt machen wtirde. Der Bolschewismus
kenne keine Grenzen. Er sei maBlos und unberechenbar. So ergebe sich aber auch die europaische
Zusammengehorigkeit geradezu gesetzmaBig. Er, Sauckel, rufe dem europaischen und damit auch dem
franzosischen Arbeiter zu, die Stunde zu verstehen und zu begreifen, daB es das Wichtigste sei, jene
Macht zu vernichten, die angetreten sei, um die blutige Gewalt nach den Anweisungen des Judentums
auf die Heimat der Deutschen ebenso wie auf die Heimat der Franzosen auszudehnen. Die franzosi-
schen Arbeiter leisteten in Deutschland nicht nur praktisch, sondern auch ideell einen groBen Beitrag
zur Meisterung des Schicksals Europas. Sie wiirden in Deutschland aufrichtig, anstandig und wohl-
wollend betreut. — Laval ergriff anschlieBend das Wort. Er erklarte u. a., er habe stets die Zusammen-
arbeit zwischen Deutschland und Frankreich gewollt und es bedauert, daB nach dem ersten Weltkrieg
nicht ein entsprechendes Abkommen verwirklicht wurde. Die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit
zwischen Deutschland und Frankreich sei heute nicht weniger dringend. In dem groBen Drama von
heute konne Frankreich weder passiv noch gleichgultig bleiben. Das Blut der deutschen Jugend flieBe
im Osten und anderswo, um dem Bolschewismus als der groBten Gefahr den Weg zu verlegen. Frank-
reich mtisse seinen Beitrag leisten.
Frankreich, das in der ganzen neueren Geschichte und sogar schon im Mittelalter der deutschen
Reichsidee widerstrebte und dessen Hegemonialpolitik immer wieder kriegerische Verwicklungen
hervorgerufen hat, bekennt sich also durch Laval zu einer Neuordnung Europas, in der dem GroBdeut-
schen Reich und der Achse die fuhrende Rolle zufallt. Denn Lavals Politik will durch die Mobilisie-
rung der franzosischen Arbeits- und Produktionskraft an der Formung dieses neuen Europas mitarbei-
ten und den Platz Frankreichs darin mitbestimmen.
Der Verbundete der Achsenmachte in Ostasien, Japan, hat im Monat Mai eine schon friiher begon-
nene Offensive im mittleren China, die sich den Jangtsekiang entlang gegen Tschungking und damit
gegen den Kern des dortigen Widerstandes richtet, mit groBem Erfolg vorwartsgetrieben und landwirt-
schaftlich sowie industriell wichtige Gebiete neu gewonnen. Mehrfach wurde der Ubertritt betrachtli-
cher bisher auf
117 den Befehl Tschiangkaischeks horender Truppenverbande zu Japan und Nankingchina gemeldet. Die
Klagen Tschungkings iiber ungeniigende bzw. uberhaupt nicht bestehende Unterstiitzung durch Eng-
land und die Vereinigten Staaten wurden immer wieder gehort. Tatsachlich bestehen keinerlei Mog-
lichkeiten mehr, Tschungking-China Waffen, Ausriistungsgegenstande und Benzin in irgendwie we-
sentlichen Mengen zu schicken, nachdem englische Versuche, von Indien aus nach Burma vorzusto-
Ben, endgiiltig gescheitert sind und die Witterungsverhaltnisse erst im Spatherbst eine Wiederaufnah-
me dieser Bemiihungen ermoglichen. Uber das Verhaltnis zwischen Burma und Japan hat der burme-
sische Premierminister, Dr. Ba Maw, in den ersten Maitagen einem deutschen Korrespondenten ge-
geniiber interessante AuBerungen getan. Auf die Frage, wie sich die Mitarbeit Burmas Japan gegen-
iiber auswirke, erwiderte Ba Maw, daB die Burmesen bereits zu einer Zeit, als die Dinge noch ungewiB
waren und bevor sie tatsachlich die zukiinftigen Beziehungen zwischen den beiden Landern kannten,
spontan voll mit Japan zusammenarbeiteten, ohne die Opfer, die daraus folgten, zu scheuen. Jetzt, da
die Unabhangigkeit Burmas gesichert sei, sei es selbstverstandlich, daB das Land die Zusammenarbeit
fortsetze, da Japan und Burma um der Sache GroBostasiens willen fest aneinander gebunden sind.
Beziiglich der militarischen Zusammenarbeit erklarte Ba Maw, Burma wurde binnen kurzem die Or-
ganisation eines Schemas vervollstandigen, das die Schaffung einer Armee vorsieht, die imstande ist,
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 17
ihre rechtmaBige Rolle bei dem Kriege zu spielen, der der Verteidigung der Rechte des burmesischen
Volkes, der Freiheit desselben, wie auch der Grundsatze der neuen Ordnung in Ostasien dient. Er wies
darauf hin, daB die Burmesen die japanischen Streitkrafte mit offenen Armen aufnehmen. Die Einheit
des Blutes, der Gedankenwelt und der Zivilisation bestanden bereits, bevor die britische Armee ihre
Wut an dem Besitztum und dem Leben der Burmesen auslieB. Die britische Politik der „versengten
Erde" flihrte dann zu einem Hohepunkt der antibritischen Geflihle, die standig wuchsen, seitdem Bur-
ma im vergangenen Jahrhundert annektiert wurde. Diese antibritischen Geflihle dauern in gleicher
Starke an, da die englischen Luftangriffe zum Verlust von Menschenleben fuhrten und die Beschadi-
gung der Pagoden und Heiligtumer klar bewies, welchen Zwecken diese Angriffe dienen.
Bei unseren Kriegsgegnern England, den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion haben im Monat
Mai hauptsachlich zwei Ereignisse die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, der am 12. Mai begonnene
Besuch Churchills in Washington und die am 15. Mai verktindete und naturlich von Stalin angeordne-
te formelle
118 „Auflosung der Dritten Internationale, der Komintern". Beide Ereignisse standen durch die Reise des
fruheren Botschafters Roosevelts in Moskau, Davies, nach Moskau, wo er Stalin einen hochst
geheimgehaltenen Brief Roosevelts ubergab, in engem Zusammenhang. Uber den Besuch Churchills
bei Roosevelt wurde gleich zu Beginn aus London die Version verbreitet, er verfolge rein militarische
Zwecke und keinesfalls politische. Bis zum AbschluB der Besprechungen zwischen Churchill und
Roosevelt, der am 22. Mai bekanntgegeben wurde, sind unaufhorlich die widersprechendsten
Zweckmeldungen ausgegeben worden. Regierungsoffizios wurde in Washington gesagt, als AbschluB
ihrer Beratungen wurden Churchill und Roosevelt eine hoch bedeutsame gemeinsame Erklarung
abgeben. Diese blieb jedoch aus, und es wurde als AbschluBverlautbarung nur ein einziger Satz
mitgeteilt, der besagte, die Konferenz der kombinierten Generalstabe habe mit einer volligen Einigung
liber die kunftigen Operationen auf alien Kriegsschauplatzen geendigt. Damit wurde also die zu
Beginn der Besprechungen mitgeteilte Version, die Zusammenkunft habe einen militarischen
Charakter, wieder aufgenommen. Sie bedeutet wahrhaftig eine allzu groBe Zumutung an das politische
Urteil der Offentlichkeit Wer kann glauben, daB das Verhaltnis zur Sowjetunion und andere
schwierige politische Fragen, wie z. B. die Uneinigkeit unter den franzosischen Dissidentengeneralen,
in Washington nicht besprochen worden seien? Wen konnte man glauben machen, daB die formelle
Auflosung der Dritten Internationale wahrend der Besprechungen zwischen Roosevelt und Churchill
durch Stalin, gerade als dieser den Brief Roosevelts erhalten hatte, nicht in direktem Zusammenhang
mit den Themen der Washingtoner Besprechungen gestanden haben sollte?
Man darf ferner nie vergessen, daB die bolschewistische Sowjetunion trotz des Btindnisses, das die
Plutokratien mit ihr haben, weiten Teilen der offentlichen Meinung in den Plutokratien selbst keines-
wegs als ein unverdachtiger und ungefahrlicher Partner vorkommt, daB vielmehr kirchliche, gewerk-
schaftliche, sozialistische und plutokratische Kreise in den angelsachsischen Landern eben diesen
Sowjets trotz aller offiziellen Lippenbekenntnisse zu dem Kriegsbtindnis und zu spaterer Zusammen-
arbeit mit den groBten inneren Vorbehalten gegentiberstehen und das Kriegfuhren an ihrer Seite zum
Zwecke ihres Sieges im Grunde keineswegs popular ist. Andererseits sind die Regierungen in London
und Washington langst nicht mit dem obstinaten Schweigen Stalins uber seine Kriegsziele einverstan-
den, sondern sie versuchen immer wieder, ihn zum Sprechen, d. h. an den Konferenztisch zu bringen.
Da Stalin jedoch am
119 Konferenztisch in Washington ebenso wie seinerzeit in Casablanca fehlte, sollte dieser Mangel
wenigstens zum Teil durch den Brief Roosevelts an ihn und durch Stalins Antwort ausgeglichen wer-
den. Es ist indessen nicht anzunehmen, daB in Stalins Antwortschreiben prazise Verpflichtungen ir-
gendwelcher Art ubernommen worden sind. Stalin hat nur die Komintern formell auflosen lassen, d. h.
das Instrument der Weltrevolution scheinbar aufgegeben. Dies ist ahnlich zu werten, wie wenn ein
Jager sein Gewehr in die Zimmerecke stellt, weil die Schonzeit fur das Wild beginnt. Die Komintern
paBt gegenwartig nicht in die politische Landschaft, und Stalin ist Realist genug, um angesichts der
propagandistischen Bedtirfnisse seiner Verbtindeten und seiner eigenen prekaren Lage daraus die not-
wendigen Folgerungen zu ziehen. Er „lost die Komintern auf, verstarkt gleichzeitig durch die Abhal-
tung eines sogenannten panslawistischen Kongresses in Moskau nach innen und auBen die schon seit
langerem angeschlagene national russische Note und laBt sogar die Fata Morgana religioser Duldsam-
keit aufleuchten, ohne daB naturlich die kommunistischen Parteien in den einzelnen Landern deshalb
aufhorten, ihre Wuhlarbeit fortzusetzen und sich der geistigen Ftihrung Moskaus zu unterwerfen. Au-
Berdem setzen die tibrigen kommunistischen Weltorganisationen, die schon oft als Deckorganisationen
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fur die Komintern einsprangen, insbesondere die Mopr, die Internationale Rote Hilfe und die Kommu-
nistische Gewerkschaftsorganisation, ihre Arbeit fort. — DaB in London und Washington Stalins Be-
schluB trotzdem als ein historisches Ereignis, als ein Wendepunkt in der Geschichte der Sowjetunion,
als das Aufhoren der kommunistischen Gefahr usw. laut gepriesen wurde, wird niemand wunderneh-
men. Ebensowenig die Tatsache, daB tiberall da, wo ein solches Propagandabedurfnis nicht vorlag,
Stalins Schachzug als das erkannt und gewertet wurde, was er tatsachlich ist, ein Propagandamanover
und ein offener Betrug! — Die beste Illustration zu ihm bildet der Massenmord von Katyn, dessen
Aufdeckung audi im Monat Mai weiterhin recht bemerkenswerte politische Ergebnisse gezeitigt hat.
Am 6. Mai gab namlich der stellvertretende AuBenkommissar der Sowjetunion, Wyschinsky, vor Ver-
tretern der britischen und amerikanischen Presse in Moskau eine lange Erklarung iiber die Bildung
einer polnischen Armee in der Sowjetunion ab, wie sie nach AbschluB des polnisch-sowjetischen
Ubereinkommens vom 13. Juli 1941 und in Ubereinstimmung mit einem Militarabkommen, das am
14. August 1941 abgeschlossen wurde, aufgestellt worden ist. Die Darstellung Wyschinskys warf den
Mitgliedern der polnischen Botschaft in Moskau und den Offizieren der polnischen in der Sowjetunion
aufgestellten Truppenteile Spionage, Propaganda gegen die Sowjets, feindselige Einstellung usw. vor.
Die polnische Emigrantenregierung in London antwortete mit einer massiven
120 Gegenerklarung. Der friihere President der Tschechoslowakei, Benesch, jetzt das Haupt der
tschechischen Emigration, erklarte in einseitiger Stellungnahme zugunsten der Sowjets, daB die seit
einiger Zeit zwischen der tschechischen und der polnischen Phantomregierung in London gefuhrten
politischen Verhandlungen abgebrochen seien, bis die Polen sich mit den Sowjets geeinigt hatten. Die
englische Regierung legte der polnischen Emigrantenpresse in England eine politische Zensur auf —
kurz: der wahre Charakter der bolschewistischen Sowjetunion als einer auBersten Lebensgefahr, min-
destens fur alle ihre Nachbarn, blieb so auch mitten im Lager unserer Kriegsgegner trotz Stalins Ko-
minternauflosung und nationaler Tanning hochst wirksam. Dies war sogar sicherlich einer der Griinde,
weswegen Stalin die „Auflosung" verfugte.
Als Churchill am 18. Mai vor dem USA-KongreB in Washington eine lange politisch-militarische
Propagandarede hielt, hat er daher gerissenerweise weder die Auflosung der Komintern, noch den
Abbruch der polnisch-sowjetischen Beziehungen, noch das Schweigen Stalins iiber seine Kriegsziele
mit irgendeinem Wort erwahnt. Um so mehr gefiel er sich in optimistischen Schilderungen der Kriegs-
lage, und nur am SchluB machte er ein bemerkenswertes Gestandnis. Er bezeichnete es als die groBte
Gefahr, wenn der Krieg „eine unnotige Verlangerung erfahre". Denn die schonste Hoffnung Deutsch-
lands und Japans miisse es jetzt sein, daB der so furchtbar kostspielige Krieg sich so lange hinschleppe,
bis die Demokratien miide oder uneinig wiirden. Roosevelt hat schon friiher ahnliche Besorgnisse
geauBert. Dies beweist, daB beide der Uberzeugung sind, daB die Zeit nicht ihr Verbiindeter, sondern
der der Dreierpaktmachte ist!
Deufechland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
Juni-Lieferung
(Nr. 91/92 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Innenpolitik
91 Das bemerkenswerteste Ereignis im Juni war die groBe Kundgebung im Berliner Sportpalast, auf der
Reichsminister Dr. Goebbels und Reichsminister Speer vor Tausenden von Rtistungsarbeitern spra-
Deutschland im Kampf 1
chen. Die beiden Minister gaben einen Uberblick iiber den Stand der deutschen Rustung. Sie ehrten
zugleich iiberragende Verdienste von deutschen Rtistungsarbeitern, Wirtschaftlern und Konstrukteu-
ren. Nachdem die nationalsozialistische Staatsfiihrung lange Zeit geschwiegen hatte, die feindliche
Propaganda dagegen mit alien ihr zur Verftigung stehenden Registern Prognosen, Hypothesen und
Phantasien iiber ihr Kriegspotential in die Welt gesetzt und zugleich den Versuch unternommen hatte,
die deutsche Kriegsriistung zu verkleinern und herabzusetzen, war diese Kundgebung die authentische
Erklarung der deutschen Regierung iiber die deutsche Kriegsproduktion. Reichsminister Speer fiihrte
einleitend aus, daB dieser Tag ein Ehrentag fur die deutsche Riistungsindustrie sei. Er sei dazu auser-
sehen, dem deutschen. Volk die Erfolge, die die deutsche Rustung in einem Jahre zu verzeichnen ge-
habt habe, bekanntzugeben. Der Minister betonte mit Nachdruck, daB er an diesem Tage feststellen
konne, daB die deutsche Rustling von Jahr zu Jahr gestiegen sei und am 1. Mai 1943 auf alien Gebieten
eine Rekordhohe erreicht habe. Es sei das historische Verdienst des Reichsmarschalls Hermann Go-
ring, daB er dem deutschen Volk durch den Vierjahresplan die Grundlage zur Aufrechterhaltung, Stei-
gerung und Erweiterung der deutschen Riistungsindustrie gesichert habe. Reichsminister Speer wies
darauf hin, daB er zu Beginn seiner Tatigkeit vor beinahe unlosbaren Aufgaben stand. Es seien aber
neue Produktionsmethoden entwickelt worden, ein planmaBiger Austausch unter den einzelnen Fabri-
ken und Wirtschaftszweigen habe stattgefunden, so daB es schlieBlich unter Einsatz der gesamten Ar-
beitskraft des deutschen Volkes und der Bevolkerung der besetzten Gebiete gelungen sei, das Unmog-
liche moglich zu machen. Mit Worten hochster Anerkennung sprach Reichsminister Speer von der
einzigartigen Leistung des deutschen Arbeiters. Er habe es mit seinem Idealismus und seinem Ar-
beitswillen ermoglicht, die gesteckten Ziele zu erreichen.
94 Organisation der Selbstverantwortungsorgane der deutschen Riistungsindustrie zu danken sind. Der
Fiihrer sprach alien Beteiligten seinen herzlichen Dank und seine vollste Anerkennung aus. — In An-
erkennung der einmaligen Leistungen auf dem Gebiete der deutschen Technik iiberreichte der Fiihrer
dem Reichsminister Albert Speer den Fritz-Todt-Ring der deutschen Technik in einer mit der Bildnis-
plakette von Dr. Fritz Todt gezierten silbernen Kassette.
Bei der Auszeichnung der vom Fiihrer in Anerkennung auBergewohnlicher, hervorragender Lei-
stungen auf dem Gebiete der Riistungswirtschaft mit dem Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes be-
sonders geehrten deutschen Riistungsarbeiter sprach Oberbiirgermeister Liebel. Er wies auf die Bedeu-
tung dieser Auszeichnungen hin. Fiinf Arbeiter der deutschen Rustung und der OT sowie vier fiihren-
de Manner der deutschen Rustung erhielten das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes. Als erster
empfing die Ehrung der langjahrig um die Serienfertigung schwerer Panzer hochverdiente Schlosser,
nunmehrige Betriebsleiter eines groBen Riistungswerkes Albin Sawatzki aus der Hand des General-
oberst Guderian. Der um die Entwicklung und Herstellung hervorragenden Qualitatsstahles bewahrte
Riistungsarbeiter Obermeister Johannes Holtmeyer erhielt das Ritterkreuz aus den Handen des Gene-
rals der Waffen-SS Sepp Dietrich. Der im OT-Einsatz in Ost und Welt im feindlichen Feuer hochst
bewahrte, mitreiBende Kameradschafts fiihrer OT-Frontarbeiter Josef Hinkerohe erhielt als neunter
Deutscher das Ritterkreuz mit Schwertern aus der Hand des Eichenlaubtragers Generalleutnant Wolf.
Der als Schlosser in einem Flugzeugwerk um die Entwicklung der besten deutschen Jager und Zersto-
rer hochverdiente Karl Schmid erhielt sein Ritterkreuz aus der Hand des Tragers des Eichenlaubs mit
Schwertern und Brillanten, Generalmajor Galland. Der beim Bau und der Inbetriebnahme zahlreicher
neuer deutscher Treibstoffwerke immer wieder an maBgebender S telle eingesetzte und wegen seiner
hohen technischen Kenntnisse besonders geschatzte und bewahrte Obermeister Christian Davidshofer
erhielt das Ritterkreuz aus der Hand des Eichenlaubtragers Korvettenkapitan Liebe. Der um die deut-
sche Rustung hochverdiente Leiter des Hauptausschusses Panzerwagen beim Reichsminister fiir Be-
waffnung und Munition, Direktor Dr.-Ing. Walter R o h I a n d, empfing das Ritterkreuz aus der Hand
des mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichneten Leutnants der Pan-
zerwaffe Primozic; und der um die Steigerung der deutschen Erzeugung von Mineralol, Leichtmetall,
Buna, Pulver und Sprengstoff hochverdiente Leiter des Reichsamtes fiir Wirtschaftsaufbau Prof. Karl
Krauch erhielt das Ritterkreuz aus der Hand des Ritterkreuztragers Oberfeldwebel Schonfeld.
95 Der Fiihrer hat dem General der Pioniere Jakob in Wiirdigung seiner besonderen Verdienste um den
Aufbau der Befestigungswerke im groBdeutschen Freiheitskampf das Ritterkreuz des Kriegsverdienst-
kreuzes mit Schwertern verliehen.
Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatte der Fiihrer geplant, den ruhmvoll bekannten Namen
des Wiener „Hoch- und Deutschmeister-Regiments" in der neuen Wehrmacht wieder aufleben zu las-
sen und seinen Symbolgehalt in den Dienst des groBdeutschen Freiheitskampfes zu stellen. Nachdem
Deutschland im Kampf 2
die vorwiegend aus Wien rekrutierte 44. Infanterie-Division in Stalingrad geblieben und nunmehr aus
den Kraften desselben Heimatgebiets neu erstanden ist, wurde dieser Gedanke verwirklicht. Im Rah-
men eines feierlichen Appells liberreichte General der Panzertruppen v. Hubicki als einer der rangalte-
sten Offiziere der alten osterreichisch-ungarischen Armee am 1. Juni 1943 dem Kommandeur der 44.
I.-D., Generalleutnant Beyer, einen ErlaB des Flihrers, in dem der Flihrer sagt, daB er mit dieser Eh-
rung die GewiBheit verbinde, daB die Angehorigen der wiederaufgestellten Division ihrer bei Stalin-
grad gebliebenen Kameraden wtirdig bleiben und nun erst recht dazu mithelfen werden, den Kampf
um GroBdeutschlands Freiheit und Zukunft zum siegreichen Ende zu fiihren. Die Namensverleihung
fand in feierlicher Form im groBen Konzerthaussaal zu Wien statt. Zahlreiche Personlichkeiten aus
Wehrmacht, Partei und Staat wohnten dem Festakt bei, an ihrer Spitze Reichsleiter Baldur von Schi-
rach. Kampfer der Ostfront, Soldaten und Offiziere aller Formationen des Heeres und der Waffen-SS
fullten mit den Hinterbliebenen und Angehorigen der Stalingradkampfer den groBen Saal. General-
leutnant Goritz, der vorletzte Kommandeur des Infanterie-Regiments 134, des Traditions-Regiments
des K. u. K. Inf.-Regts. Hoch- und Deutschmeister Nr. 4, gab einen Uberblick tiber die stolze und
ruhmreiche Geschichte der Deutschmeister in den 250 Jahren ihres Bestehens.
Im Rahmen eines Aufenthaltes in Prag sprach am 9. Juni der Generalbevollmachtigte fiir den Ar-
beitseinsatz, Gauleiter und Reichsstatthalter Sauckel, vor einem groBen Kreis geladener Gaste iiber
den Arbeitseinsatz im Dienste der Kriegfiihrung in Deutschland und Europa. In einer weit ausholenden
Schau gab Reichsstatthalter Sauckel einen Uberblick iiber den Stand des Arbeitseinsatzes von heute
im Vergleich zur Weltkriegszeit, wobei er die aufschluBreichen Ausfiihrungen von Reichsminister
Speer und Dr. Goebbels nochmals unterstrich. Im ersten Weltkrieg verfiigte Deutschland mit seinen
damaligen Verbiindeten iiber ein Menschenreservoir von 136 Millionen, den Gegnern aber stand da-
mals ein Menschenheer von 1422 Millionen zur Verfiigung. Das Verhaltnis stand damals also 1:10.
Damals seien
96 die Mittelmachte trotz dieses Verhaltnisses militarisch wie praktisch unbesiegt geblieben. Im jetzigen
Krieg verfiigt die Achse in Kontinentaleuropa iiber rund 350 Millionen Menschen, durch Japan und
den japanischen EinfluBbereich iiber weitere 500 Millionen Menschen. Die Achsengegner haben,
wenn man auch die unerschlossenen Kolonialgebiete hinzurechnet, insgesamt etwa 1200 Millionen
Menschen. Ein Vergleich zum ersten Weltkrieg ergibt das Verhaltnis von 9:11. Demnach hat sich
dieses Verhaltnis also sehr wesentlich zu unseren Gunsten verschoben. Wichtig ist auch die Zahlung
der erwerbstatigen Menschen, und hier kommen wir zu einem Verhaltnis von 380 Millionen Men-
schen der Dreierpaktmachte gegeniiber 536 Millionen Menschen der Gegner. Diese buchmaBig-
theoretische Gegeniiberstellung der Zahlen aber ergibt in Wirklichkeit kein richtiges Bild. Wir konnen
der absoluten Uberzeugung sein, daB das Arbeitspotential Europas aus den verschiedensten Griinden
viel groBer ist, als es aus den vorgetragenen Verhaltniszahlen hervorgeht.
Im Rahmen eines feierlichen Appells wurde am 21. Juni der 60. Infanterie-Division (mot.) ein ErlaB
des Fiihrers bekanntgegeben, in dem dieser Division in Anerkennung des hervorragenden Einsatzes
der SA. im Kampf fiir das GroBdeutsche Reich mit dem Tage der Eingliederung des SA-Regiments
„Feldherrnhalle" der Name „Panzergrenadier-Division Feldherrnhalle" verliehen wird. Der Name
„Feldherrnhalle", geweiht durch den Tod von 16 nationalsozialistischen Kampfern, die als erste ihr
Leben fiir den Fiihrer dahingaben, ist fiir die SA wie fiir die ganze deutsche Nation zum Inbegriff auf-
opfernden Kampfes geworden. Auf dem Reichsparteitag 1936 verlieh der Fiihrer der SA-
Wachstandarte den Ehrennamen „Feldherrnhalle". Sie empfing damit zugleich den Auftrag, die kamp-
ferische Gesinnung der SA zu pflegen und vorbildlich zu verkorpern. Am 12. Juli 1937 ernannte der
Fiihrer den Reichsmarschall Hermann Goring, den ersten Fiihrer der SA, zum Chef der Standarte
„Feldherrnhalle". Der Krieg brachte fiir die SA die Stunde der Bewahrung. Inzwischen hat dieses Re-
giment an alien Fronten vorbildliche soldatische Leistungen vollbracht. Beim Heldenkampf der 6.
Armee hefteten auch die Regimenter der 60. Infanterie-Division unverganglichen Ruhm an ihre Fah-
nen. Neuaufgestellt tragt die Division also jetzt nach dem Willen des Fiihrers den Namen „Panzergre-
nadier-Division Feldherrnhalle" und zeigt damit die enge Verbundenheit zwischen SA und Wehrmacht
besonders sinnfallig.
Der Reichsmarschall hat aus AnlaB dieser Namensverleihung an den SA-Obergruppenfiihrer J ii 11
n e r ein Schreiben gerichtet, in dem er als der erste SA-Fiihrer und Chef der Standarte feldherrnhal-
le" seinem besonderen Stolz Ausdruck gibt, daB der Fiihrer den Einsatz der SA in dieser Weise ge-
wiirdigthabe.
Deutschland im Kampf 3
97 Der britische Luftterror, der im Laufe der letzten Monate barbarische Formen angenommen hatte,
wurde auch im Juni weiterhin fortgesetzt. Die Briten haben sich nicht gescheut, gerade im Monat Juni
ihre Angriffe auf Kulturdenkmaler zu aktivieren, die der ganzen Welt bekannt und heilig sind. An
erster Stelle ist hier der Kolner Dom zu nennen. Er wurde bei einem Angriff in der Nacht zum 29. Juni
schwer beschadigt. Dies alles ist kein Zufall, sondern mit Absicht und Berechnung in die britische
Kriegfiihrung einbezogen. Die deutsche Kriegfuhrung, das Auswartige Amt und die deutsche Presse
haben mehrfach Stellung gegen diese Terrorangriffe genommen und vor allem die eindeutige Verant-
wortung Englands fur den Bombenkrieg gegen Frauen, Kinder, Greise und Kulturdenkmaler festge-
stellt. Denn diese Verantwortung liegt ausschlieBlich bei England! Die „Deutsche Diplomatische Kor-
respondenz" beschaftigte sich besonders am 4. Juni ausfiihrlich mit der britischen Einstellung zum
Luftkrieg. Der britische Innenminister Morrison hatte in einer Erklarung die erlogene Behauptung
aufgestellt, daB nicht GroBbritannien, sondern Deutschland mit dem schrankenlosen Luftkrieg begon-
nen habe. Als Beweis hat Morrison angefuhrt die Feldziige in Abessinien, Spanien, die Bombardie-
rungen von Warschau und Rotterdam. Die „Deutsche Diplomatische Korrespondenz" wies nun diese
vollig unberechtigt herbeigezogenen Beispiele im einzelnen zuriick und zeigte, daB dort, wo die deut-
sche Luftwaffe zum Einsatz gekommen ist, stets nur die Niederwerfung feindlichen militarischen Wi-
derstandes beabsichtigt war. Der Luftkrieg zwischen Deutschland und GroBbritannien dagegen ist von
den Englandern begonnen worden. Und zwar berichtete schon am 5. September 1939 der deutsche
Wehrmachtbericht erstmalig von einem Bombenangriff britischer Kampfflugzeuge auf Wilhelmsha-
ven und das Seebad Cuxhaven. Am 25. April 1940 wurde ferner auf der Insel Sylt der Badeort Wen-
ningstedt mit Bomben belegt und mehrere Hauser beschadigt. Auch am Rande der kleinen Stadt Heide
in Schleswig-Holstein warfen feindliche Flugzeuge in der Nacht zum 24. April 1940 mehrere Bomben
ab, obwohl sich weder in Heide noch in seiner weiteren Umgebung irgendwelche militarischen Ziele
befanden! Der OKW-Bericht vom 25. April 1940 stellt kategorisch fest: „Der Feind hat damit den
Luftkrieg gegen unverteidigte Orte ohne militarische Bedeutung eroffnet." Am 20. Juni 1940 aber
meldete der Wehrmachtbericht: „Seit dem 10. Mai haben feindliche — und zwar vorwiegend britische
— Flugzeuge fortgesetzt in der Nacht offene deutsche Stadte angegriffen, auch in der vergangenen
Nacht fielen diesen Angriffen wiederum acht Zivilpersonen zum Opfer. Die deutsche Luftwaffe hat
nunmehr mit der Vergeltung gegen England begonnen."
98 Tatsachlich: Erst nach dem achten Angriff der Briten auf die Reichshauptstadt wurde die deutsche
Luftwaffe in der Nacht .vom 6. zum 7. September 1940 zum ersten Vergeltungsangriff auf London
angesetzt. Dies alles sind klare und eindeutige Zahlen, die die britische Verantwortung und Schuld am
Luftkrieg unwiderlegbar dartun!
Reichsminister Dr. Goebbels hat im Laufe des Juni mehrfach Stadte des deutschen Westens be-
sucht, die vom Terror der britischen Bombenangriffe besonders grausam angefaBt worden sind. So
hart die letzten Wochen fiir die deutsche Zivilbevolkerung auch gewesen sein mogen, der Eindruck,
den Dr. Goebbels von der Lage des Westens bei all diesen Reisen bekommen hat, festigte die Uber-
zeugung, daB wohl Hab und Gut und kostbare Menschenleben manch schwere EinbuBe zu verzeichnen
hatten, nicht aber die Haltung der Bevolkerung in ihrer Gesamtheit. Der groBe Krieg unserer Tage hat
zwar neue Runen in das Antlitz des deutschen Volkes gezeichnet; der Feind hat es aber fertiggebracht,
daB jener Teil des deutschen Volkes, den er am brutalsten aus der Front des Volkes herauszubombar-
dieren versucht hatte, der harteste der Heimat geworden ist. An den Grabern von Wuppertal, Diissel-
dorf, Essen, Bochum, Koln standen Tausende von Angehorigen, Freunden, Mitbewohnern, neben ih-
nen aber alle Manner und Frauen des ganzen Reiches, die wissen, daB sich tiber alle Belastungen des
Krieges in der Heimat die Opfer der Bevolkerung in den Bombengebieten erheben. In alien deutschen
Veroffentlichungen, auch in den OKW-Berichten, ist immer wieder betont worden, daB einmal iiber
England eine furchtbare Vergeltung niedergehen werde.
Im Zusammenhang mit der Kriegsschadenabgeltung nach feindlichen Angriffen auf die Zivilbevol-
kerung ist langst die groBzugige Abgeltung der erlittenen Sachschaden durch das Reich angeordnet. In
der Praxis bestanden aber noch manche Unklarheiten, so daB in der Zeitschrift „Deutsche Verwaltung"
ein klarstellender Bericht hierzu von Obermagistratsrat Dr. Brombach veroffentlicht wurde. Darin
wird auch die Frage des Abzugs neu fur alt behandelt. Es heiBt, daB maBgebend fur die Hohe der Ent-
schadigung im Falle der Zerstorung oder des Verlustes von Sachen diejenigen Kosten sind, die bei
einer Wiederbeschaffung oder Wiederherstellung aufgewendet werden mtissen oder im Zeitpunkt der
Entscheidung aufzuwenden waren. Die Entschadigung bemiBt sich also nicht nach dem sogenannten
gemeinen Wert der verlorenen oder zerstorten Sachen, sondern nach dem Kaufpreis fiir die zu erset-
Deutschland im Kampf 4
zenden Gegenstande. Dies betrifft Mobel, Kleidungsstiicke, Hausrat, Lampen, Porzellan und andere
Dinge. Der Bericht hebt noch hervor, daB der Geschadigte bei der Wiederbeschaffung auch das Risiko
etwaiger
99 Preissteigerungen auf das Reich abwalzen kann. Dies sei dadurch moglich, daB der Antrag gestellt
wird, die Entscheidung iiber die Hohe der Entschadigung so lange auszusetzen, bis die Wiederbeschaf-
fung oder Wiederherstellung tatsachlich erfolgen kann.
Zur Regelung der Unterbringung fur die Bombengeschadigten ist eine Verordnung zur Wohnraum-
versorgung der Luftkriegsbetroffenen erlassen worden. In dieser Verordnung wird bestimmt, daB zu-
nachst alle Inhaber von mehreren Wohnungen ihre Nebenwohnungen fur Luftkriegsbetroffene zur
Verfugung stellen sollen. Ferner ist vorgesehen, daB der Reichswohnungskommissar zugunsten der
Luftkriegsbetroffenen in von ihm zu bestimmenden Gauen weitere MaBnahmen in Kraft setzen kann.
Dazu gehort, daB unterbelegte Wohnungen zur Unterbringung luftkriegsbetroffener Volksgenossen als
Untermieter herangezogen werden konnen, wobei in erster Linie der Grundsatz der Freiwilligkeit gilt.
Eine Heranziehung kleinerer Wohnungen von Einzelpersonen, die vielfach mit Unrecht befurchtet
worden war, ist dabei nicht in Aussicht genommen. Ferner kann bestimmt werden, daB durch Dach-
ausbau neugeschaffene und solche Wohnungen, die bisher anderen als Wohnzwecken dienten, ledig-
lich Luftkriegsbetroffenen zugewiesen werden dtirfen.
Die Kontrolle von Wohnungen und Boden auf abgeworfene Brandbomben wahrend des Flieger-
alarms ist fur die Verhutung und Beschrankung von Fliegerschaden von groBter Bedeutung. Deshalb
hat jetzt der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe in einem ErlaB zu die-
ser Frage Stellung genommen. Die mit Kontrollgangen beauftragten Selbstschutzkrafte miissen die
Moglichkeit haben, diese Kontrolle in alien Raumen des Hauses durchzufuhren. Der ErlaB des
Reichsministers fur die Luftfahrt stellt sicher, daB die nicht zu Wohnzwecken benutzten Raume auf
den Dachboden standig offen gehalten werden. Bei Fliegeralarm haben die Wohnungsinhaber die
Schlussel mit deutlicher Beschriftung unverztiglich dem Luftschutzwart oder seinem Vertreter zur
Mitgabe an die Selbstschutzkrafte, die die Kontrollgange durchfuhren, auszuhandigen. Wer es durch
Nichtbeachtung der Anordnungen schuldhaft unterlaBt, Schaden von seinem Eigentum abzuwenden,
muB in diesem Falle mit einer Minderung seines Ersatzanspruches rechnen. Personen, die sich ande-
rerseits unter Ausnutzung dieser MaBnahmen an fremdem Eigentum vergehen, werden nach der
Volksschadlingsverordnung mit dem Tode bestraft.
Am Jahrestag des Kriegsbeginns gegen SowjetruBland fanden sich in Wien die Journalisten des
jungen Europa zusammen, um vor der Welt ein Zeugnis abzulegen fur den Gedanken und die Macht
der europaischen Kultur. Was Rang und Namen hat an Journalisten im Neuen Europa, das sich der
Achse
100 innerlich verbunden fiihlt, hatte sich nach Wien begeben. Eine auBergewohnlich groBe Zahl
bedeutender Personlichkeiten, die aus alien Volkern des Kontinents nach Wien kamen, wollte vor
dem Forum dieser Journalistentagung ihre Stimme abgeben und ihr Bekenntnis zu der europaischen
Zukunft ablegen in der Absicht, durch die Presse den Gedanken der Zukunft in die Welt hinauszutra-
gen und im BewuBtsein der Volker zu verankern. Der Ftihrer wie auch der Duce sandten der Tagung
BegruBungstelegramme. Der Ftihrer brachte seine Wunsche fur die publizistische Arbeit im Kampf
fur das neue Europa zum Ausdruck und der Duce sprach von seiner Uberzeugung, daB die Presse ein
leuchtendes Zeugnis des Glaubens fur den Sieg und fur eine neue Aera der Gerechtigkeit unter den
Volkern ablegen werde. Alle Vertreter der in der Union nationaler Journalistenverbande geeinten
Staaten sprachen auf der Tagung. Aus der Geschichte der jungsten Vergangenheit ihrer eigenen Lan-
der steuerten sie ihren Beitrag zu der Kampfansage gegen den Bolschewismus und die Plutokratie bei.
Von besonderem Eindruck war die Rede des greisen Dichters Knut Hamsun, die in dem Satz gipfelte:
„England muB auf die Knie ! " Alle aufbauenden und positiven Gedanken aber, die zu dem Thema der
Sendung des Abendlandes beigesteuert werden konnen, konzentrierten sich in der Rede, die der
Reichspressechef Dr. Dietrich iiber den Kampf des Kontinents gegen die Machte des Rtickschritts und
der Zerstorung hielt. Das Ziel des gegenwartigen Kampfes formulierte der Reichspressechef kurz und
pragnant in dem Satz: „Der Kampf geht um Europa. Wir fiihren den Kampf um alles das, was Europa
der Welt gegeben und der Menschheit geschenkt hat." Im einzelnen ftihrte der Reichspressechef die
vielen groBen Ideen, Erfindungen, philosophischen Gedanken und Probleme auf, die alle Volker Eu-
ropas, jedes nach seiner Veranlagung, hervorgebracht haben, um in der Welt Kultur und Zivilisation
zu fordern. Die Rede war ein starkes Bekenntnis zu Europas heute noch nicht erloschener Schopfer-
kraft. Sie war eine Kampfansage gegen die Machte der Zerstorung, die im Judentum ihren sichtbar-
Deutschland im Kampf 5
sten Ausdruck finden. Zum SchluB flihrte Dr. Dietrich die groBe Mission des neuen revolutionaren
Sozialismus vor aller Augen. Es sei die groBe Mission dieses revolutionaren Journalismus, der Wahr-
heit in der Welt eine Gasse zu bahnen. Das aber sei eine harte und schwere, dafiir 'aber desto groBere
und schonere Aufgabe. Sie erfordere Klarheit des Blickes, Lauterkeit des Charakters, Unbestechlich-
keit des Urteils, aber auch Harte und Unerbittlichkeit gegeniiber dem Verbrechen. Die Rede schloB
mit dem Appell an die Manner der Feder, daB sie die Kraft finden muBten, die Herzen der europai-
schen Menschen mit dem Feuer der Leidenschaft fur dieses erhabene Ziel zu entflammen.
101 In der Zeit der starken inneren Belastung erweist sich auch weiterhin die Opferfreudigkeit des
deutschen Volkes als vorbildlich. Die am 23. Mai durchgefuhrte 2. Haussammlung fur das Kriegs-
hilfswerk des Deutschen Roten Kreuzes hatte, wie am 11. Juni veroffentlicht wurde, ein Ergebnis von
fast 57V2 Millionen RM, wahrend die gleiche Sammlung des Vorjahres die Summe von etwas mehr
als 44 Millionen RM erbrachte. Die Zunahme betragt somit mehr als 30 Prozent. Die 3. Haussamm-
lung fur das Deutsche Rote Kreuz vom 6. Juni erbrachte ebenfalls etwas mehr als 57 Millionen RM
gegeniiber 44V2 Millionen RM im vergangenen Jahr. Die Zunahme macht in diesem Falle 28,6 Pro-
zent aus.
Auf einem Truppeniibungsplatz sprachen am 1. Juni Reichsfiihrer SS Himmler und Reichsjugend-
fiihrer Axmann vor mehreren tausend Kriegsfreiwilligen der Hitler- Jugend. Zur gleichen Zeit fanden
in den Wehrertiichtigungslagern aller Gaue Appelle statt, bei denen weitere Kriegsfreiwillige der Hit-
lerjugend in die Waffen-SS feierlich iibergefiihrt wurden. In seiner Ansprache an die Kriegsfreiwilli-
gen betonte Reichsjugendfiihrer Axmann, daB die Jugend in diesem Kriege, der fur ihre Zukunft ge-
fiihrt werde, an der Front und in der Heimat erhebende Beispiele der Tapferkeit und des Einsatzes
gegeben habe. Ein wunderbarer Beweis fur die Haltung und den Geist der Jugend im vierten Kriegs-
jahr seien vor allem diese jungen Kriegsfreiwilligen der Hitler- Jugend, die nunmehr in die Einheiten
der Waffen-SS einriicken. Tausende von Angehorigen des altesten Jahrganges der HJ hatten sich aus
eigenem und freiem EntschluB fur den Kampf mit der Waffe gemeldet. Der Reichsjugendfiihrer schloB
mit den Worten: Der Krieg ist hart und ihr miiBt deswegen noch harter sein. Es gibt keinen Krieg ohne
Wechselfalle. In diesen Wechselfallen des Krieges aber miiBt ihr euch auszeichnen durch Bestandig-
keit. Ich entlasse euch aus dem Dienst in der Hitler- Jugend, die euch in den acht Jahren das Erlebnis
der Kameradschaft gegeben hat. Riickt nun ein als Soldaten des Fiihrers zu den stolzen Einheiten der
Waffen-SS. Der Reichsfiihrer SS unterstrich in seiner Rede, daB. in der Waffen-SS schon Zehntausen-
de von Freiwilligen aus der Hitlerjugend stiinden, die ruhmvoll und ehrenvoll gekampft haben. In der
Zeit der opferschweren Wochen dieses Winters sei der Wunsch der Jugend am starksten gewesen, als
freiwillige Waffentrager sich des Opfers der Front wiirdig zu erweisen. Zur Freude des Fiihrers hatten
sich die Tausende heute angetretener Freiwilliger aus der Hitler- Jugend in den schwersten Wochen des
erbitterten Winter- Ringens zur Waffe gemeldet.
Am 26. Juni sah die Akademie fur Deutsches Recht auf ihr zehnjahriges Bestehen zuriick. Aus die-
sem AnlaB auBerte sich der Reichsminister der Justiz Dr. Thierak in der Zeitschrift der Akademie iiber
das Ziel
102 und die Bedeutung der nationalsozialistischen Gesetzgebungsarbeit. Auf dem „neutralen" Boden der
Akademie auBerhalb des Bereichs der Behorden und Dienststellen haben sich hervorragende Vertreter
der Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaft, der Partei, der Wirtschaft und der Berufskreise zu-
sammengefunden, um an der groBen Aufgabe eines arteigenen deutschen Rechts mitzuarbeiten. Der
Fiihrer hat der Akademie die Stellung einer offentlich-rechtlichen Korperschaft verliehen und ihr die
Aufgabe gestellt, die Neugestaltung des deutschen Rechtslebens zu fordern. Eine kleiner Ausschnitt
aus der bisherigen Gesetzgebungsarbeit zeigt die Bedeutung der Akademie. Durch ihre Mitwirkung
sind folgende Arbeiten verkiindet worden: Die grundlegend neuen Steuergesetze, die Deutsche Ge-
meindeordnung, das Wehrgesetz, das Patentgesetz, das Deutsche Beamtengesetz, das Aktiengesetz,
das Depotgesetz, das Ehegesetz, das Jugendgesetz, die Jugendarrestverordnung und die Verordnung
iiber die unbestimmte Verurteilung Jugendlicher. Die groBe Aufgabe der Akademie, zu der sie dank
ihrer Zusammensetzung im besonderen! MaBe berufen ist, besteht darin, den Gesetzen, die der Ver-
wirklichung des nationalsozialistischen Programms dienen, eine Form zu geben, die ihre Grundsatze
einpragsam hervortreten laBt, gleichzeitig aber auch ihre sichere Anwendung ermoglicht. Bisher be-
standen auf gewissen Rechtsgebieten noch erhebliche Unterschiede zwischen dem Bereich der Alpen-
und Donau-Reichsgaue und dem Altreich. Der Reichsminister der Justiz hat nun jetzt eine Verordnung
zur Angleichung des Strafrechts des Altreichs und der Alpen- und Donau-Reichsgaue erlassen. Diese
Verordnung iibertragt einzelne in den Donaugauen sehr viel einfachere Rechtsgedanken auf das Alt-
Deutschland im Kampf 6
reich, so z. B. die Bestimmungen iiber die Bestrafung des Anstifters und Gehilfen bei einer Straftat,
iiber die Urkundenfalschung, Erpressung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.
Der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz hat eine fur die private Wirtschaft verbindliche
Regelung getroffen iiber die Verschickung von Gefolgschaftsmitgliedern, die durch den Kriegseinsatz
oder durch Kriegseinwirkungen besonders erholungsbediirftig geworden sind. Die Dauer der Ver-
schickung betragt in der Regel zwei Wochen, bisweilen auch drei Wochen. Die Kosten werden von
den Erholungswerken oder von den Betrieben iibernommen. Nach den neuen Richtlinien muB im all-
gemeinen daran festgehalten werden, daB die Verschickungen wahrend des Urlaubs erfolgen. Arbeit-
geberleistungen anlaBlich der Verschickung von Gefolgschaftsmitgliedern sind steuerfrei, sofern der
Wert der einzelnen Leistung nicht 150 RM iibersteigt.
In einer Rede am 24. Juni bei einem GroBappell der Gaustudentenfiihrung behandelte
103 Reichsstudentenfiihrer Gauleiter Dr. Scheel die Frage „Wo steht der deutsche Student?, Wo steht die
deutsche Studentin?" Dr. Scheel betonte, daB der Student vor allem seiner Pflicht als Soldat geniige;
in welcher Weise, das beweise die groBe Zahl der Ritterkreuztrager in seinen Reihen, vor allem aber
der hohe Blutzoll, den der deutsche Student bisher geleistet habe. Hier stehe der Gau Wien mit seinen
Opfern einzig da. Im weiteren Verlaut seiner Rede verkiindete der Reichsstudentenfiihrer unter stiir-
mischem Beifall die Riickgabe der beim Umbruch eingezogenen Vermogen von Altherrenverbanden,
die im Einvernehmen mit dem Fiihrer erfolgt ist. Somit werden auch die Altherrenschaften wieder die
Pflege ihrer Tradition in der Unterstiitzung des Nachwuchses besser durchfiihren konnen. SchlieBlich
ging der Reichsstudentenfiihrer auch auf die Aufgaben der Studentenfiihrung im Hinblick auf die Be-
gabtenforderung ein. Nur die Begabtesten sollen an unsere Hochschulen kommen. Der Reichsfiihrer
SS und Chef der Deutschen Polizei hat im Laufe des Juni durch eine Neufassung die Polizeiverord-
nung zum Schutz der Jugend den Kriegs schiitz der Minderjahrigen bis zu 18 Jahren auf Grund der in
den letzten drei Jahren gesammelten Erfahrungen neugestaltet. Die Polizeiverordnung verbietet Min-
derjahrigen unter 18 Jahren den Aufenthalt auf offentlichen StraBen und Platzen oder sonstigen Of-
fentlichen Orten wahrend der Dunkelheit. Sie schrankt weiterhin den Gaststattenbesuch dieser Ju-
gendlichen ein. Minderjahrige unter 16 Jahren ohne Begleitung eines Erziehungsberechtigten diirfen
sieh in Gaststatten iiberhaupt nicht aufhalten, Minderjahrige von 16 bis 18 Jahren ohne Begleitung nur
bis 21 Uhr. Der Kinobesuch nach 21 Uhr ist den Minderjahrigen ohne Begleitung der Eltern verboten,
ganzlich untersagt ist ihnen der Besuch von Kabarett- und Varietevorstellungen. Im Interesse der Ge-
sunderhaltung der Jugend sind die Bestimmungen iiber die Einschrankung des Alkoholgenusses und
das Verbot des Rauchens in der Offentlichkeit unverandert in die neue Fassung iibernommen. Gegen
saumige und pflichtwidrig handelnde Erziehungsberechtigte, Unternehmer oder Veranstalter sieht die
Verordnung Geldstrafe oder Haft vor.
Das im Jahre 1938 neugegebene Jugendschutzgesetz hat sich, wie Prof. Dr. Siebert, Leiter des Insti-
tuts fur Arbeitsrecht an der Universitat Berlin, im Organ der Reichsjugendfiihrung feststellt, auch im
Kriege bewahrt. Bis in die Gegenwart hinein wird an dem Grundsatz festgehalten, daB der Kinder-
schutz den Belangen des Arbeitseinsatzes voranzugehen hat. Fur den Arbeitseinsatz der Jugendlichen
ist eine Verlangerung der Arbeitszeit in dringenden Fallen bis zu zehn Stunden taglich einschlieBlich
der Berufsschulzeit zulassig. Die Wochenarbeitszeit fiir Jugendliche unter, 16 Jahren ist auf hochstens
48
104 Stunden ausschlieBlich der Berufsschulzeit begrenzt, fiir Jugendliche iiber 16 Jahre auf 56 Stunden
einschlieBlich der Berufsschulzeit. Der Urlaub der Jugendlichen sei im Kriege nicht nur voll erhalten
geblieben, sondern noch verstarkt worden.
Mitte Juni sind es fiinf Jahre gewesen, seit das Reich die „Ausbildungsbeihilfe" und damit eine
wichtige MaBnahme des echten Familienlastenausgleichs schuf. Sobald es sich um eine gesunde deut-
sche Familie handelt, aus der vier oder mehr Kinder hervorgegangen sind, steht die Ausbildungsbeib.il-
fe des Reiches alien Kindern zu, die eine mittlere und hohere Schule, Berufsfachschule, Fachschule
oder Hochschule besuchen. Im Kriege ist auch ein Ausbau dahingehend erfolgt, daB alleinstehende
Mutter, vor allem Witwen von Gefallenen, aber auch gewisse Gruppen von Versehrten bzw. Schwer-
kriegsbeschadigten, die Ausbildungsbeihilfe unabhangig von der Zahl der Kinder erhalten. Insgesamt
hat das Reich in den ersten fiinf Jahren bis zum 1. Marz 1943 in 828839 Fallen die Ausbildungsbeihilfe
gewahrt und dafiir 162,43 Millionen RM aufgewendet. Eine Neufassung der Bestimmungen im
Kriegsjahr 1942 fiihrte zu dem Ausbau der Beihilfen. In den ersten vier Jahren wurden zusammen
rund 100 Millionen RM, im fiinften Jahr allein aber mehr als 62 Millionen RM aufgewendet.
Deutschland im Kampf 7
Auch in diesem Jahre sind viele Tausende von deutschen Kindern von dem groBen Werk der Kin-
derlandverschickung erfaBt worden. Die Verschickung geht nicht nur von den luftgefahrdeten Gebie-
ten und den librigen GroBstadten des Reiches vor sich nach anderen deutschen Gauen, sondern auch
nach auBerdeutschen Gebieten, so nach Danemark, Bulgarien und der Slowakei. Die Kinderlandver-
schickung sieht einen langeren Aufenthalt mit Schulunterricht vor. Flir die neuen Lager hat man sich
alle Erfahrungen der vergangenen Jahre nutzbar gemacht. Die Regierungen in den befreundeten Lan-
dern aber stellten sich bei der Durchfiihrung der erweiterten Kinderlandverschickung in dankenswerter
Weise zur Verfugung.
Eine neue Verordnung erweitert die Moglichkeiten fur den spateren Berufswerdegang der in das
Militaranwarterverhaltnis ubergefiihrten Berufssoldaten. Die Bewerbungs- und Meldeverfahren sind
so verbessert worden, daB der Militaranwarter moglichst sofort im AnschluB an seine Militarzeit in
den Beamtenberuf eintreten kann. Es gibt acht Vormerkstellen fur die verschiedenen
Verwaltungsdienste, zwolf fur den technischen Dienst sowie eine fur den Schuldienst. Bei
entsprechender Vorbildung konnen die Militaranwarter auch in Fachschulen der Wehrmacht, des
Reichsarbeitsdienstes, ktinftig aber auch als Volksschullehrer oder Berufs- und Fachschullehrer
105 aAgrfstM&tamiadsinng des Reichsgesundheitsfuhrers sind von den zustandigen Stellen erleichternde
Bestimmungen zum Medizinstudium ergangen, um auch denjenigen Studierenden, die im Verlauf des
vorklinischen Studiums zum Wehrdienst eingezogen wurden, einen gewissen AbschluB ihrer Studien
zu ermoglichen. Es diirfen die Priifungen in naturwissenschaftlichen Fachern, Physik, Chemie, Zoolo-
gie und Botanik schon nach dem zweiten Semester vorweggenommen werden. Der Rest der Vorprii-
fung kann nach dem vierten Semester vollzogen werden. Wehrunfahige und weibliche Studierende
mtissen nachweisen, daB sie seit Beginn des Studiums einer Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes
oder dem Gesundheitsdienst der HJ angehoren. Die Vorsitzenden der Priifungsausschiisse konnen
andererseits, um auch weiterhin einen hohen Stand der wissenschaftlichen Ausbildung des Nachwuch-
ses zu gewahrleisten, Studierende von der Priifung zuriickweisen, die ihr Studium nicht mit dem noti-
gen Eifer betrieben haben oder ihrer ganzen Personlichkeit nach als noch nicht geeignet erscheinen.
Einer Mitteilung der Nationalsozialistischen Parteikorrespondenz entsprechend hat der Fuhrer den
mit der Ftihrung der Geschafte des Gaues Westfalen-Sud beauftragten stellvertretenden Gauleiter Al-
bert Hoffmann zum Gauleiter der NSDAP ernannt.
In Erinnerung an den am 2. Mai 1943 todlich verungluckten Stabschef der SA Viktor Lutze verlieh
der Fuhrer der SA-Standarte 99 (Standort Hattingen) die Bezeichnung „Standarte99ViktorLutz e". Die
Wahrung des Vermachtnisses des verstorbenen Stabschefs wurde hierdurch in besonderer Weise der
Standarte anvertraut, mit der Viktor Lutze als ehemaliger „Gausturmfiihrer Ruhr" aufs engste verbun-
den war und in deren Reihen die ersten Mifkampfer Viktor Lutzes standen.
Der Leiter des Arbeitsbereiches der NSDAP in den Niederlanden und Generalkommissar fiir die be-
setzten- niederlandischen Gebiete, Hauptdienstleiter Fritz Schmidt, ist auf einer Dienstreise in Frank-
reich am 28. Juni todlich verungliickt. Der Fuhrer hat fiir den Verstorbenen ein Parteibegrabnis ange-
ordnet.
Am 26. Juni wurde in Miinchen durch eine Rede des Reichsministers Dr. Goebbels die GroBe Deut-
sche Kunstausstellung 1943 vom Gauleiter Paul GieBler eroffnet. Reichsminister Dr. Goebbels schil-
derte den tieferen Sinn des gigantischen Kampfes, den die Achsenmachte in diesem Kriege zu beste-
hen haben, als einen Verteidigungskampf fiir die elementarsten Werte, die Europa in seiner mehrtau-
sendjahrigen Geschichte hervorgebracht hat und um die eigentlichen Zeugungskrafte, von denen diese
Werte in der Vergangenheit, in der Gegenwart wie auch in der Zukunft ihren Ursprung herleiten.
106 Europa sei in seinen Lebenswurzeln angegriffen und bedroht. Es gehe heute um viel mehr als nur um
eine Terrorisierung der Zivilbevolkerung, von einem angeblichen Krieg gegen die deutsche Riistungs-
produktion ganz zu schweigen. Es tobe sich in diesen britisch-amerikanischen Angriffen ein ge-
schichtlicher Minderwertigkeitskomplex aus, der auf unserer Seite das zu zerstoren trachtet, was der
Gegner selbst nicht zustande bringt und auch in der Vergangenheit nie zustande gebracht habe. Die
neue Deutsche Kunstausstellung demonstriert gegeniiber diesem kulturzerstorerischen Vernichtungs-
willen der Gegenseite den Kulturwillen Deutschlands im Kriege. Diese Ausstellung gebe uns heute
schon einen Abglanz dessen, so schloB Dr. Goebbels, was unser warte, wenn wir den Sieg, der uns
gehort, in Handen haben.
Aus AnlaB der Eroffnung der Deutschen Kunstausstellung gab der Vorsitzende des Vorstandes des
Hauses der Deutschen Kunst den Rechenschaftsbericht. Mit EinschluB der im Dezember vorgenom-
menen Auswechselung von Werken sind im ganzen 1850 Werke der Malerei, der Plastik und der Gra-
Deutschland im Kampf 8
phik aufgenommen worden. Die Zahl der Besucher betrug mehr als 840000. Die 214 verkauften Ar-
beiten erbrachten den Gesamterlos von annahernd 3,9 Millionen RM.
Am 10. Juni wurde bekanntgegeben, daB die vom Reichsleiter Rosenberg ins Leben gerufene Bii-
chersammlung der NSDAP fiir die deutsche Wehrmacht in ihrer vierten Kriegssammlung 1942/43 das
bisher groBte Ergebnis mit 10413481 gesammelten Buchern, aus denen 48755 Blichereien erstellt
werden konnten, erbracht hat. Alle vier Buchersammlungen hatten ein Ergebnis von fast 36 Millionen
Buchern, die zu mehr als 150000 Buchereien zusammengestellt wurden. Das deutsche Volk hat durch
diese einzig dastehende kulturpolitische Leistung seinen Soldaten die groBte Bucherei der Welt ge-
schenkt.
In Tubingen wurde in den ersten Tagen des Juni im Gedenken an den 100. Todestag Holderlins ei-
ne Holderlin-Gesellschaft gegriindet, deren Schirmherr Reichsminister Dr. Goebbels ist und zu dessen
Prasidenten Gauleiter und Reichsstatthalter Murr den Trager des Nationalpreises Gerhard Schumann
berief. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Tubingen. Sie sieht ihre Hauptaufgabe darin, das Werk Hol-
derlins dem deutschen Volke nahezubringen.
Anfang Juni beging der Bildhauer Professor Arnold W a 1 d schmidt - Berlin seinen 70. Geburtstag.
Der Ftihrer hat dem verdienten Bildhauer, der das groBe Relief der Fahnenkompanie am Luftfahrtmi-
nisterium in Berlin schuf, dem verdienten nationalsozialistischen Kampfer, die Goethe-Medaille fiir
Kunst und Wissenschaft verliehen. Reichsminister Dr. Goebbels hat dem Bildhauer und
107 Maler Arnold Waldschmidt zur Vollendung seines 70. Lebensjahres telegraphisch seine herzlichsten
Gliickwiinsche iibermittelt.
Am 25. Juni feierte Geheimrat Prof. Finder, der hochverdiente deutsche Kunstwissenschaftler, sei-
nen 65. Geburtstag. Die gesamte deutsche Kunstwelt gedachte und ehrte an diesem Tage Professor
Pinder, diesen kompromiBlosen Vorkampfer einer deutsch ausgerichteten Kunstbetrachtung und
Kuns tbeurteilung .
Im Monat Juni verstarb in Magliaso bei Lugano die hochstbedeutende Sangerin Sigrid Onegin im
Alter von nur 52 Jahren. Bis vor wenig Jahren war ihre strahlende Erscheinung als Altistin und Trage-
rin dramatischer Sopranpartien (sie beherrschte drei Oktaven liebst Koloratur!) an der Berliner Staats-
oper riihmlichst bekannt. Als Tochter deutscher Eltern in Stockholm geboren — ihr Madchenname ist
Hoffmann — heiratete sie den Pianisten und Komponisten Eugen Onegin, dem sie in ihrer kiinstleri-
schen Entwicklung viel verdankte. Ihre Laufbahn als Opernsangerin fiihrte sie von Stuttgart iiber
Miinchen nach Berlin an die damalige Stadtische Oper, das heutige Deutsche Opernhaus
AuBenpolitik
108 In den Juni fielen hinsichtlich der Politik und Kriegfiihrung Deutschlands und seiner Verbiindeten
zwei Jahrestage: Am 9. Juni war der dritte Jahrestag des Kriegseintritts Italiens und am 22. Juni war
der zweite Jahrestag des Beginns der groBen Auseinandersetzung zwischen Europa und dem Bolsche-
wismus.
Der dreijahrige Krieg hat Italien nicht nur Verluste gebracht. Im Gegenteil, er hat auf dem Balkan
eine vollige Anderung der militarischen und politischen Lage zugunsten Italiens herbeigefiihrt. Die
Griindung Kroatiens als selbstandiger Staat, die Eingliederung Montenegros in den italienischen Herr-
schaftsbereich, die VergroBerung des mit der italienischen Krone vereinigten Albamens, die militari-
sche Ausschaltung Griechenlands und die Reduzierung Jugoslawiens auf das altserbische Gebiet ha-
ben die Lage Italiens im Verhaltnis zum Balkan ungeheuer zu seinen Gunsten geandert und ihm nach
dieser Seite Riickenfreiheit geschaffen. Andererseits ist durch die Besetzung von Korsika und Nizza
Deutschland im Kampf 9
und erheblicher Teile Frankreichs durch italienische Truppen auch in westlicher Richtung die Stellung
Italiens wesentlich verbessert worden.
Nachdem es nicht gelungen ist, die Verteidigungsfront Europas an den Nordrand der Sahara zu le-
gen, wodurch allein Italien gegen Luftangriffe von Siiden her hatte gesichert werden konnen, ist Italien
nunmehr von Nordafrika und Malta her in gesteigertem MaBe luftgefahrdet, wahrend Norditalien von
England aus unter Verletzung der Lufthoheit der Schweiz schon seit langerer Zeit wiederholt angegrif-
fen worden ist.
Die Angriffe der englischen und amerikanischen Bomber auf Italien haben es ebenso wie die Ter-
rorluftangriffe gegen Deutschland in erster Linie nicht auf die Bekampfung der Kriegsindustrie, der
Hafen oder Verkehrseinrichtungen, sondern auf die Zerstorung des Wohnraums der Zivilbevolkerung
und die Niederkampfung ihrer Moral abgesehen. Da die Stadte Italiens besonders in ihrem Kern alte
Stadte sind, die in Architektur- und sonstigen Kunstschopfungen einen groBen Teil des wertvollsten
kulturellen Erbes des Abendlandes enthalten, bedroht der Luftkrieg gegen Italien dieses Erbe mit der
Vernichtung. Der Charakter des gegenwartigen Krieges als eines Kampfes gegen Europa und seine
gesamten geistigen
109 und kulturellen Werte, der in der Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus fur jeden klar und
eindeutig ist, erreicht im Luftkrieg eine noch scharfere und eindeutigere Auspragung. Denn wahrend
der Kampf Europas gegen den Bolschewismus dieses gefahrliche und bosartige Ungeheuer tausend
Kilometer und mehr von unseren Grenzen zuruckgedrangt hat und es auf einer ungeheuren Front vom
Eismeer bis zum Schwarzen Meer eisern festhalt, vermogen die anglo-amerikanischen Verbundeten
des Kommunismus von England und von Nordafrika aus die Schutzwalle der Festung Europa zu iiber-
fliegen und durch den Masseneinsatz von Bombern die wertvollsten Giiter europaischer Kultur, die
hochsten Schopfungen der abendlandischen Menschheit uberhaupt, anzugreifen und zu zerstoren.
Schon ist Unersetzbares verloren gegangen, vieles, was nicht nur geistiger Besitz der Volker war, die
es im Laufe ihrer Geschichte geschaffen haben, sondern was geistiger Besitz der ganzen Kultur-
menschheit gewesen ist. Man schaudert vor dem Gedanken, wie viele der alten Kulturstatten Europas
aussehen werden, wenn der Krieg vorbei ist.
Das innerste Wesen des anglo-amerikanisch-sowjetischen Bundnisses als eines Kampfes gegen Eu-
ropa, gegen das alte Europa, das die Wiege der abendlandischen Kultur ist, wird durch nichts so deut-
lich gemacht wie durch die Terrorangriffe gegen die alten Stadte dieses Europa, die die Kunst- und
Geistesgeschichte des Erdteiles personifizieren. Es ist leider eine traurige GewiBheit, daB in diesem
Kampfe nicht nur von der lebendigen Substanz der Volker, die die Schopfer und Trager dieser Kultur
waren und sind, schwere Verluste gefordert werden, sondern daB auch das Erbe der Vergangenheit,
wie es sich in der bildenden Kunst verkorpert, noch schwere EinbuBen erleiden wird. Der Luftkrieg
gegen die Stadte Europas und ihre Einwohner — volkerrechtlich eine wahre Monstrositat — ist leider
vorlaufig die groBe Hoffnung der Englander und Amerikaner. In ihn setzen sie ihre groBten Erwar-
tungen. Mit ihm wollen sie der Moral der Achsenvolker das Ruckgrat brechen, einerlei welche Verlu-
ste an wertvollstem Kulturbesitz dabei eintreten. Es handelt sich wirklich um die Volker Europas!
Denn auch diejenigen, die nicht mehr kampfen, wie Franzosen, Belgier und Hollander, verlieren fort-
wahrend wertvollsten Besitz an alten Kirchen- und Profanbauten durch, die Terrorangriffe auf ihre
alten Stadte; und wenn die Anglo-Amerikaner es erst riskieren wtirden, zum Kampf gegen den Atlan-
tikwall anzutreten und die besetzten Westgebiete Kriegsgebiet wiirden, wtirde alles der Gefahr der
Vernichtung anheimfallen, was bisher an Architekturschopfungen und alten Stadtebildern Westeuro-
pas den zerstorenden Wirkungen der Zeit in Jahrhunderten entgangen ist.
Im Rahmen solcher Betrachtungen sollen gewiB die Opfer nicht unterschatzt werden, die die Bevolke-
rung
110 der deutschen Stadte erdulden muB, die das Opfer der Terrorangriffe unserer Feinde bisher schon
geworden sind und es vielleicht noch weiter sein werden. Ihre Leiden haben ihresgleichen nur in den
Zeiten einer durch keinerlei Humanitats- und Rechtsbegriffe gehemmten Kriegfuhrung, als die Er-
sttirmung und Zerstorung einer feindlichen Stadt und die Vernichtung oder die Versklavung ihrer Be-
volkerung eine regulare Kriegsmethode war. Eine solche Art der Kriegfuhrung wieder zur Anwendung
gebracht zu haben, ist die traurige Verantwortung der Anglo-Amerikaner, die die Schlagworte des
Kampfes fur Freiheit und Zivilisation so heuchlerisch im Munde fiihren. DaB sie dabei vor nichts, aber
auch vor gar nichts zuriickschrecken werden," wurde von ihnen immer wieder erklart. So sagte der
englische AuBenminister Eden am 30. Juni im Unterhaus, die Englander wtirden nicht zogern, Rom so
Deutschland im Kampf 10
heftig wie moglich zu bombardieren, wenn die Entwicklung des Krieges dieses als notwendig oder
auch nur als angemessen erscheinen lasse.
DaB die Amerikaner gegenliber dem ihnen fremden Kontinent, von dem aus sie bei dem gegenwar-
tig bekannten Stand der Technik VergeltungsmaBnahmen nicht beflirchten, mit diesem Zynismus iiber
alle humanitaren und volkerrechflichen Bedenken hinweggehen, kann noch eher verstanden werden,
als daB dies auch die Englander tun, deren Stadte in der Reichweite unserer Waffen liegen. Reichsmi-
nister Dr. Goebbels hat das Problem der Vergeltung in einer Rede auf einer Trauerkundgebung fur die
Opfer des Luftterrors in der Elberfelder Stadthalle am 18. Juni angeschnitten, als er sagte: Es ist sonst
nicht iiblich, an offenen Grabern dem HaB das Wort zu geben. Der Tod hat anderswo meistens neben
dem Leid, das er bringt, etwas Versohnliches an sich. In diesem Falle aber schreit er nach Vergeltung.
Denn die Toten, deren Gedachtnis wir heute feierlich begehen, sind einem kalten, berechnenden Zy-
nismus des Gegners zum Opfer gefallen. Dieser Zynismus wird erst dann ein Ende finden, wenn er
durch schmerzhafte, immer sich wiederholende Gegenschlage niedergeschlagen wird. Das deutsche
Volk gelobt durch meinen Mund unseren Toten, daB wir ihr Opfer in diesem Sinne verstehen und es
deshalb auch nicht umsonst gewesen ist. Es wird einmal die Stunde kommen, daB wir Terror durch
Gegenterror brechen. Der Feind hauft Gewalttat tiber Gewalttat und macht damit eine blutige Rech-
nung auf, die eines Tages beglichen werden muB. Ungezahlte Arbeiter, Ingenieure und Konstrukteure
sind am Werk, um diesen Tag beschleunigt herbeizufiihren. Ich weiB, daB das deutsche Volk ihn mit
brennender Ungeduld erwartet. In unsere Herzen hat der Feind in unverwischbaren Buchstaben ein
Schuldbekenntnis hineingeschrieben, das ihm eines Tages als Gegenrechnung und Begriindung fiir
unser Handeln vorgelegt werden wird."
111 Die Englander sind sich offenbar der Gefahr, die der Luftkrieg auch fur sie bedeutet, bewuBt und
mochten aus innen und auBenpolitischen Propagandagriinden die Schuldfrage, wer mit dem Luftkrieg
gegen die Zivilbevolkerung angefangen hat, gern verwischen. Das hat der englische Innenminister
Morrison Anfang Juni erneut versucht. Ihm gegenuber hat die Deutsche Diplomatische Korrespondenz
am 4. Juni folgendes ausgefuhrt:
In Polen fanden deutsche Luftangriffe lediglich in Verbindung mit den militarischen Operationen
des Heeres statt. Sie richteten sich ausschlieBlich gegen militarische Ziele. Die Luftwaffe spielte hier
die Rolle eines verlangerten Armes der Artillerie. Wenn Warschau unter diesen Bombardements zu
leiden hatte, so vornehmlich deshalb, weil auf britischen Rat mehrmalige Aufforderungen zur Uberga-
be der verteidigten Stadt abgelehnt worden sind. Ohne diese Ablehnung hatte Warschau so wenig
Schaden erlitten wie spater Briissel, Paris oder sonstige unverteidigte Stadte in diesen Landern. Die
humanen Gesichtspunkte, die die deutsche Kriegfuhrung in Polen leiteten, kommen eindeutig in der
Rede zum Ausdruck, die der Ftihrer am 6. Oktober 1939 nach AbschluB des polnischen Feldzuges vor
dem Reichstag hielt. In ihr heiBt es: „So wie die Genfer Konvention einst es fertig brachte, wenigstens
bei den zivilisierten Staaten die Totung Verwundeter, die MiBhandlung Gefangener, den Kampf gegen
Nichfkriegsteilnehmer usw. zu verbieten, und. so wie es gelang, diesem Verbot im Laufe der Zeit zu
einer allgemeinen Respektierung zu verhelfen, so muB es gelingen, den Einsatz der Luftwaffe, die
Anwendung von Gas usw., des U-Bootes, aber auch die Begriffe der Konterbande so festzulegen, daB
der Krieg des furchtbaren Charakters eines Kampfes gegen Frauen und Kinder und uberhaupt gegen
Nichfkriegsteilnehmer entkleidet wird." Ich habe mich bemtiht, schon in diesem Krieg mit Polen die
Luftwaffe nur auf sogenannte militarische Objekte anzuwenden bzw. nur dann in Erscheinung treten
zu lassen, wenn ein aktiver Widerstand an einer S telle geleistet wurde. Es muB aber moglich sein, in
Anlehnung an das Rote Kreuz eine grundsatzliche allgemein gultige internationale Regelung zu fin-
den.
Bei den Westmachten blieb diese Aufforderung ohne Echo. Nichtsdestoweniger hielt die deutsche
Kriegfuhrung wahrend der Feldziige in Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich an ihrer humanen
Einstellung fest. Auch Rotterdam wurde erst bombardiert, nachdem die hollandischen Militars das
deutsche Angebot auf Ubergabe ablehnten und die Verteidigung der Stadt proklamierten. Erst dann
ging die Luftwaffe in Verbindung mit den Formationen des Heeres zum Angriff iiber. Andernfalls
ware Rotterdam so unversehrt geblieben wie Amsterdam.
112 Der Luftkrieg zwischen Deutschland und GroBbritannien wurde von den Englandern begonnen. Am 5.
September 1939 berichtete der deutsche Wehrmachtbericht erstmalig von einem Bombenangriff briti-
scher Kampfflugzeuge auf Wilhelmshaven und das Seebad Cuxhaven. Am 25. April 1940 heiBt es im
deutschen Wehrmachtbericht: „Bei dem bereits gemeldeten Einflug britischer Flugzeuge auf die Insel
Sylt wurde der Badeort Wenningstedt mit Bomben belegt und mehrere Hauser beschadigt. Auch am
Deutschland im Kampf 1 1
Rande der kleinen Stadt Heide in Schleswig-Holstein warfen feindliche Flugzeuge in der Nacht zum
24. April mehrere Bomben ab, obwohl sich weder in Heide noch in seiner weiteren Umgebung ir-
gendwelche militarischen Ziele befinden. Der Feind hat damit den Luftkrieg gegen unverteidigte Orte
ohne militarische Bedeutung eroffnet."
Im Wehrmachtbericht vom 20. Juni aber heiBt es: „Seit dem 10. Mai haben feindliche — und zwar
vorwiegend — britische Flugzeuge fortgesetzt in der Nacht offene deutsche Stadte angegriffen. Auch
in der vergangenen Nacht fielen diesen Angriffen wiederum acht Zivilpersonen zum Opfer. Die deut-
sche Luftwaffe hat nunmehr mit der Vergeltung gegen England begonnen."
Am 26. August griffen britische Flugzeuge zum erstenmal Berlin an. Aber erst nach dem achten
Angriff auf die Reichshauptstadt, nach vergeblichen Warnungen und monatelangem Warten wurde die
deutsche Luftwaffe in der Nacht vom 6. zum 7. September 1940 zum ersten Vergeltungsangriff auf
London angesetzt.
Die Auffassung der deutschen Kriegfiihrung iiber den deutschenglischen Luftkrieg formulierte der
Ftihrer in seiner Reichstagsrede vom 4. Mai 1941 folgendermaBen: „Meine Warnungen gegen die
Anwendung des von Herrn Churchill propagierten Nachtbombenkrieges gegen die Zivilbevolkerung
wurde nur als Zeichen der deutschen Ohnmacht ausgelegt. Dieser blutigste Dilettant der Geschichte
aller Zeiten glaubte im Ernst die monatelange Zuriickhaltung der deutschen Luftwaffe nur als Beweis
ihrer Unfahigkeit in der Nacht zu fliegen, ansehen zu dtirfen. So lieB dieser Mann durch seine bezahl-
ten Schreiber monatelang dem englischen Volk vorliigen, daB die britische Luftwaffe allein und als
einzige in der Lage sei, auf solche Weise Krieg zu ftihren, und daB man damit das Mittel gefunden
hatte, um durch den rticksichtslosen Kampf der englischen Luftwaffe gegen die deutsche Zivilbevol-
kerung und Anwendung der Hungerblockade das Reich niederzuringen. Ich habe gerade davor immer
wieder gewarnt, und zwar iiber 3 1a Monate lang. DaB diese Warnungen auf Herrn Churchill ohne Ein-
druck blieben, wundert mich nicht. Was gilt diesem Mann das Leben anderer? Was gilt ihm die Kul-
tur, was gelten ihm
1 13 Bauwerke? Er hat es ja bei Beginn des Krieges bereits ausgesprochen, daB er seinen Krieg haben will,
auch wenn selbst die Stadte Englands dabei in Schutt und Triimmer sinken sollten."
Das sind die historischen Tatsachen, an denen weder Morrison noch Eden und Churchill noch sonst
irgend jemand deuteln kann. Sie ergeben, daB nicht Deutschland, sondern GroBbritannien den Luft-
krieg gegen die Zivilbevolkerung, gegen Kirchen, Krankenhauser, Schulen und Wohnungen begonnen
hat. Sie ergeben, daB vor allem die Nachtangriffe mit ihrer geringeren Moglichkeit des Zielens auf
britische Initiative zuriickgehen. Sie ergeben endlich, daB deutscherseits immer wieder und im Interes-
se der Humanisierung des Krieges vor diesen Methoden gewarnt wurde.
Die Deutsche Diplomatische Korrespondenz hob die tapfere Haltung der Bevolkerung der luftge-
fahrdeten Gebiete hervor, die trotz allem durchhalten werde, und schloB mit dem bezeichnenden Satz:
„Inzwischen diirfte das englische Volk noch geniigend Gelegenheit bekommen, dariiber nachzuden-
ken, ob der von Herrn Churchill erfundene und begonnene Luftterror gegen Frauen und Kinder ein
vorteilhaftes Kampfmittel darstellt."
Noch eindeutiger driickte sich Reichsminister Dr. Goebbels in seiner Rede im Sportpalast in Berlin
am 5. Juni aus: Wir Deutschen von heute gehoren nicht zu der Sorte von Menschen, die bei einem
Feind, der auf unsere Vernichtung ausgeht, um Nachsicht betteln. Wir wissen, daB es gegen den bri-
tisch-amerikanischen Bombenterror nur ein wirksames Mittel gibt: Gegenterror. Das ganze deutsche
Volk ist heute nur von dem einen Gedanken beseelt, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Es liegt uns
fern, zu prahlen oder zu drohen. Wir registrieren nur. Jede englische Stimme von heute, die im Bom-
benkrieg gegen deutsche Frauen, Greise und Kinder ein durchaus humanes oder gar christliches Mittel
zur Besiegung des deutschen Volkes sieht, wird uns einmal eine willkommene Begriindung fur unsere
Antwort auf diese Schurkereien sein. Das britische Volk hat keine Veranlassung, zu triumphieren. Es
wird die Rechnung bezahlen miissen, die hier seine verantwortlichen Manner im Auftrage ihrer jiidi-
schen Einpeitscher und Hetzer durch ihre Blutschuld aufmachen.
Wenn man die Erorterungen verfolgt, die im Lager unserer Feinde iiber den Luftkrieg stattfinden, so
stellt man immer wieder fest, daB der Feind mit dem Luftkrieg zwar ein militarisches Ziel verfolgt,
namlich die Niederlage der Dreierpaktmachte, daB er zu diesem Ziel aber wesentlich iiber einen
nichtmilitarischen Umweg, namlich iiber die Zerstorung der Moral der Zivilbevolkerung, zu gelangen
hofft. Der Luftkrieg stellt also im gegenwartigen Kriege das dar, was im letzten Weltkrieg die Blocka-
de gewesen ist und was nach den urspriinglichen englischen Planen auch in. diesem Krieg die Blocka-
de sein
Deutschland im Kampf 12
114 sollte. Auch zu Beginn und im ersten Teile des gegenwartigen Krieges hofften die Englander, uns
durch die Blockade, und zwar schneller als im Weltkrieg, auf die Knie zu zwingen. Sie haben inzwi-
schen einsehen
miissen, daB sie sich darin getauscht haben. Nun soil der Luftterror demselben Zwecke dienen. Ein
englischer Luftmarschall hat kurzlich sogar die Hoffnung ausgesprochen, der Luftkrieg werde hoffent-
lich solche Auswirkungen haben, daB „der Sieg dieses Mai ohne die furchtbaren Menschenverluste des
letzten Krieges" errungen werden konne. Dies ist eine typisch englische Denkweise. Von seiner siche-
ren Inselstellung aus hat England seit Jahrhunderten unter moglichster Schonung eigenen Blutes und
mit dem Einsatz des Blutes anderer Volker seine Kriege gefuhrt. Diesmal mochte es sich sogar noch
mit geringeren Opfern als im letzten Weltkrieg durch den Einsatz der industriellen Produktion und der
Piloten Amerikas den Erfolg sichern.
Wie wenig es aber bisher gelungen ist, durch Luftangriffe denjenigen Faktor zu treffen, dessen Aus-
fall neben dem Kampf auf dem Schlachtfelde wirklich wesentlich kriegsentscheidend sein konnte,
namlich die Rustungsproduktion, hat Reichsminister S p e e r in seiner groBen Rede am 5. Juni mit
einem hochinteressanten Zahlenmaterial nachgewiesen. Nachdem unsere Kriegsgegner, besonders die
Amerikaner, es zu einem wesentlichen Teil ihrer Kriegspropaganda nach innen und auBen gemacht
haben, die Steigerung ihrer Rustungsproduktion und deren angebliche Uberlegenheit gegenliber der
der Dreierpaktmachte herauszustellen, war es auBerordentlich nutzlich, daB die bei uns fur diese Frage
kompetente Personlichkeit, der Reichsminister fur Bewaffnung und Munition, zu diesem Thema das
Wort ergriffen hat.
Am 22. Juni waren zwei Jahre verflossen, seitdem der Krieg gegen die Sowjetunion begann. Im
Sturm der Ereignisse und inmitten der Aufgaben, die sie fur jeden einzelnen von uns fortwahrend
bringen, vergessen wir zu leicht, was in diesen beiden schicksalsschweren Jahren im Osten gewonnen
und geleistet wurde. Die ungeheuren Erfolge der deutschen und verbundeten Waffen haben nicht nur
die Invasion Nord-, Mittelund Sud-Europas durch die bolschewistische Flut verhindert, sondern auch
dem kampfenden Europa riesige Gebiete hinzugefugt, deren Menschenreserven, Rohstoffe und land-
wirtschaftliche Produktion wesentliche Elemente fur die Selbstbehauptung Europas darstellen. Es muB
immer wiederholt werden, daB die Englander in der Blockade den kriegsentscheidenden Faktor gese-
hen haben und daB die Erweiterung der landwirtschaftlichen Basis, die in Europa die militarischen
Erfolge der Achsenmachte und ihrer Verbundeten und in Ostasien die Siege Japans gebracht haben,
den Anglo-Amerikanern die Blockadewaffe aus der Hand schlugen! Die Ostgebiete fiir den weiteren
Verlauf des Krieges zu sichern und damit zugleich der Sowjetunion vorzuenthalten, ist deshalb in
mehrfacher Hinsicht
115 eine Frage von kriegsentscheidender Bedeutung. Nicht weiteres Vordringen in den russischen Raum,
sondern Sicherung und Nutzbarmachung desjenigen Teiles dieses Raumes, den die deutschen und
verbundeten Truppen dem Bolschewismus entrissen haben, ist das Problem.
Der zweite Jahrestag des Kriegsbeginns im Osten gab im ubrigen AnlaB, riickblickend die unaus-
weichbare Notwendigkeit dieses Kampfes zu unterstreichen. Die Entwicklung der Vertragsverhaltnis-
se zwischen der Sowjetunion und alien ihren Nachbarn beweist ebenso wie viele diplomatische Ge-
heimdokumente, die veroffentlicht werden konnten, daB die Politik der Sowjetunion volkerrechtlichen
Bindungen gegenuber alle nur moglichen Vorbehalte macht und diese Bindungen zerreiBt, sobald sie
ihr nicht mehr nutzlich erscheinen. Die Sowjetunion ist eben immer das geblieben, was sie seit ihrer
Entstehung gewesen ist, die Vorkampferin der kommunistischen Weltrevolution, die grundsatzlich
alle nichtkommunistischen Staaten der Erde als Feinde und als Objekte ihrer weltrevolutionaren Be-
strebungen ansieht.
Auf der zweiten Tagung der Union nationaler Journalistenverbande, die in Wien vom 22. bis 26.
Juni stattfand, ist von einer groBeren Anzahl deutscher und auslandischer Redner der Sinn des gegen-
wartigen Krieges und die Gefahr des Bolschewismus in zum Teil auBerordentlich eindrucksvollen
Reden gekennzeichnet worden. Die ganze Tagung stand wesentlich unter dem Losungswort der Ver-
teidigung der europaischen Kultur gegen den Kommunismus.
Die anglo-amerikanische Propaganda dagegen hat den 22. Juni zum AnlaB genommen, um die Not-
wendigkeit und Vorbehaltlosigkeit des Blindnisses mit der Sowjetunion zu unterstreichen. Aus
England und den USA lie fen von Roosevelt und anderen Gliickwunsche und Treuebotschaften bei
Stalin ein, und englische Bischofe fanden sich bereit, sich „an die Christen der Sowjetunion" zu wen-
den und Gllickwlinsche „fur die Sowjetunion und den groBen Fiihrer Stalin" auszusprechen. Diese
Deutschland im Kampf 13
Propaganda dient natiirlich nicht zuletzt dazu, den Bedenken, die in den plutokratischen Landern ge-
geniiber der Sowjetunion weitgehend bestehen, entgegenzuwirken.
Deutscherseits ist Anfang Juni ein weiterer bedeutsamer Schritt hinsichtlich der Ostgebiete erfolgt.
Der Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete hat im Zuge seiner MaBnahmen zur Liquidierung des
bolschewistischen Systems und Einleitung einer neuen Ordnung eine Deklaration tiber das bauerliche
Eigentumsrecht in den besetzten ukrainischen, weiBrussischen, ruthenischen und russischen Gebieten
herausgegeben, die den Inhalt der fiir diese Gebiete bereits erlassenen Agrarordnung vom Februar
1942 in grundlegender Weise erweitert.
116 Im einzelnen enthalt die Deklaration den Grundsatz, daB die deutsche Reichsregierung das Privatei-
gentum fordert und stiitzt. Das Land, das im Rahmen der neuen Agrarordnung den einheimischen
Bauern zur standigen individuellen Nutzung zugewiesen worden war, wird mit dem heutigen Tage als
privates Eigentum des Bauern anerkannt. Die Landzuweisung und die Ubertragung des Eigentums
wird fortgesetzt. Das Recht auf Land haben alle, die imstande sind, das Land werktatig zu bearbeiten,
auch wenn sie gegenwartig nicht am Orte der Landzuweisung wohnen.
Diese MaBnahmen decken sich mit einem wesentlichen Punkt des Programms, das die von dem
russischen Generalleutnant Andrej Andrejewitsch W 1 a s s o w gefuhrte Antisowjet-Bewegung aufge-
stellt hat. In diesem Programm wird die Aufhebung der Kolchoswirtschaft und planmaBige Ubergabe
des Landes in den Besitz des Bauern als eine der dem Neuaufbau RuBlands zugrunde liegenden Richt-
linien bezeichnet.
In diesem Zusammenhang verdienen auch die anderen Programmpunkte Wlassows Beachtung,
nachdem die Zielsetzung dieses ehemaligen sowjetischen Generals, der an die Spitze einer „russischen
Befreiungsarmee" getreten ist, allenthalben lebhaftes Interesse ausgelost hat. Sie lautet: 1. Vernichtung
des Bolschewismus, Stalins und seiner Clique, 2. Herbeifuhrung eines ehrenvollen Friedens mit
Deutschland, 3. in Zusammenarbeit mit Deutschland und den Volkern der europaischen Neuordnung
eine neues RuBland ohne Bolschewisten und Kapitalisten zu schaffen.
Fur den Neuaufbau RuBlands werden u. a. folgende Richtlinien aufgestellt: Abschaffung der
Zwangsarbeit, Aufhebung der Kolchoswirtschaft, Wiederaufrichtung von Handel, Handwerk und
Heimindustrie, soziale Gerechtigkeit und Schutz aller Werktatigen gegen Ausbeutung, Beseitigung des
Terrors und der Verge waltigung, Amnestie fur die durch den Bolschewismus verurteilten politischen
Gefangenen, Wiederherste flung der wahrend des Krieges zerstorten Stadte und Dorfer auf Staatsko-
sten, Sicherstellung eines Existenzminimums fiir alle Kriegsinvaliden und deren Angehorige.
Im Osten vollzieht sich einerseits der Aufbau ganzer Armeen von Kriegsfreiwilligen aus den Gebie-
ten, die von der Herrschaft des Bolschewismus befreit worden sind, andererseits zielen die MaBnah-
men der Besatzungsmacht auf wirtschaftlichem, besonders auf landwirtschaftlichem Gebiet, dahin ab,
die praktischen Auswirkungen des Bolschewismus allmahlich, aber zielbewuBt abzubauen, ein freies
Bauerntum wieder zu schaffen und zugleich die landwirtschaftlichen Ertrage moglichst zu steigern. Es
sind ungeheure Aufgaben, die der Krieg hier stellt, sowohl an der Front wie hinter der Front, Aufga-
ben von kontinentalen AusmaBen und von historischer Tragweite.
117 Die kriegerischen Ereignisse der Ostfront waren auch im Juni durch defensives Verhalten auf der
deutschen Seite und durch Angriffsunternehmungen der Sowjets, besonders am Kuban-Briickenkopf,
gekennzeichnet. Den sowjetischen Unternehmungen blieb der Erfolg versagt, und die ganze riesige
Front verharrte auf den Linien, auf denen sie sich gegen Ende des Winters festgelegt hatte.
Trotzdem die Kriegslage im ganzen hierzu keinen AnlaB bietet, wird in London und Washington
schon seit geraumer Zeit eifrig das Fell des deutschen Baren, den man noch gar nicht erlegt hat, ver-
teilt, und es werden Plane gesponnen, wie man mit uns Deutschen zu verfahren gedenkt, falls man uns
besiegt hatte. Regierungsmanner, einzelne Parteien und erst recht manche Journalisten und Schriftstel-
ler veroffentlichen derartige a n g 1 o -amerikanische Nachkriegsplane. Bei aller Verschiedenheit im
einzelnen haben diese Plane eines gemeinsam:
Sie sind von HaB und Rachsucht und von einem geradezu widerwartigen Vernichtungswillen diktiert.
Vollige, liickenlose Entwaffnung, jahrelange Besetzung des gesamten Reichsgebiets, Ernahrung des
deutschen Volkes auf der Basis des auBersten Existenzminimums, Einsatz der deutschen Arbeitskraft
zur Fronarbeit fiir andere Volker, Erziehung der deutschen Jugend durch feindliche Auslander zwecks
Ertotung jedes Nationalgefiihls, vollige wirtschaftliche Abhangigkeit von England und USA, Auflo-
sung des Deutschen Reiches in eine Anzahl kleiner machtloser Staatsgebilde, Bestrafung der „Kriegs-
verbrecher", worunter natiirlich nicht Leute wie Roosevelt und Churchill, sondern die fiihrenden Per-
sonlichkeiten der Dreierpaktmachte verstanden werden — das sind so einige Kernpunkte des kiinfti-
Deutschland im Kampf 14
gen „Friedens", wie man ihn uns gerne diktieren mochte! Mit welchem brutalen Zynismus die USA-
Politiker liber die europaischen Nachkriegsverhaltnisse denken, zeigte eine Rede des Unterstaatssekre-
tars im USA-AuBenministerium, Sumner Welles, die er Anfang Juni vor Studenten hielt und in der er
u. a. sagte;
„Wir mlissen uns alle zusammen mit gewissen Umstanden, die bei Kriegsende unvermeidlich eintreten
werden, abfinden. In einer Anzahl von Landern, hauptsachlich in Europa, wird sich die soziale und
wirtschaftliche Lage in schwankendem Zustand befinden. In einigen der augenblicklich von der Achse
besetzten Landern wird es politische Schwankungen geben. Sowohl in diesen Landern als auch in den
Achsenlandern werden Millionen Menschen verhungern. Andere Millionen mlissen in ihre Heimat,
aus der sie vertrieben wurden, zuruckgefuhrt werden. If b era 11 in der Welt wird das Chaos herr-
schen, und in einigen Gebieten wird Anarchie entstehen. In dieser Ubergangsperiode sowie wahrend
der noch
118 verbleibenden Kriegszeit konnten die Vereinigten Staaten voraussichtlich die Ausarbeitung einer
Form der internationalen Organisation, liber die sie gemeinsam beschlieBen, vornehmen."
So sehen also die Grundlagen aus, auf denen man in Washington „das amerikanische Jahrhundert"
aufbauen mochte. Damit treten die USA nur konsequent in die FuBtapfen der Englander. Ebenso wie
diese in Indien und anderwarts in ihrem Weltreich, ohne mit der Wimper zu zucken, Millionen Men-
schen dem Hungertod preisgeben, wenn das in ihre Plane paBt, so gedenkt Herr Welles, einer der kras-
sesten Vertreter des judisch-plutokratischen USA-Imperialismus, auch kunftig mit den alten Kultur-
volkern Europas zu verfahren. Seine AuBerungen sind eine neuer Beweis dafiir, welche innere Ver-
wandtschaft zwischen solchen Leuten und den Herren im Kreml besteht und wie sehr in dem Bundnis
zwischen den Anglo-Amerikanern und den Bolschewisten die Partner einander wert sind. Der fruhere
USA-Botschafter in der Sowjetunion, Joseph Davies, driickte das in einer Rede, die er Ende Juni in
New York in einer Versammlung zu Ehren der Sowjetunion hielt, folgendermaBen aus:
„Zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten gibt es keine Interessenkonflikte, und es
besteht kein Grund, daB kunftige Generationen welche haben sollten. Wir haben vielmehr zahlreiche
gemeinsame Interessen. Fur die Sowjetunion und fur uns ist es unbedingt notig, daB au? diesem Krie-
ge eine internationale Zusammenarbeit entsteht. Die Sowjetunion, GroBbritannien, China oder irgend-
eine andere der Vereinigten Nationen darf nicht durch Intoleranz oder gegenseitige niedrige Kritiken
zersetzt werden. Wenn wir einig bleiben, konnen wir den Krieg gewinnen, die Zukunft unserer Kinder
sichern und die Verpflichtungen unseren Soldaten gegentiber erfullen."
Wenn der Hungertod von Millionen europaischer Menschen fur Herrn Sumner Welles die notige
Voraussetzung fur die „internationale Ordnung" ist, die den USA vorschwebt, d. h. also fur ihre Herr-
schaft auf der Welt, dann hat Davies allerdings recht mit der Ansicht, es bestehe die schonste Interes-
senharmonie zwischen New York und Moskau. Denn wie Katyn und Winnitza neuerdings wieder
bewiesen haben, gehort zur praktischen Durchfuhrung der Bolschewisierung eines Gebietes der Mas-
sentod der besten Trager der nationalen und kulturellen Werte eines Volkes. Solcher Erkenntnis gab
der stellvertretende Ministerprasident Rumaniens, Mihai Antonescu, Ausdruck, als er bei der Eroff-
nung einer antibolschewistischen Ausstellung am 22. Juni ausfuhrte, daB Rumanien mit dem am 22.
Juni 1941 begonnenen legitimen Verteidigungskampfe nicht nur das eigene Leben verteidigt habe,
sondern auch die Einrichtungen der alten Zivilisation dieses Kontinents. Ware damals der Kampf ge-
gen die Sowjetgefahr nicht aufgenommen worden, so hatte die gleiche Gefahr, die Rumanien bedroh-
te, bald auch den Bosporus
119 und die Adria bedroht. Rumanien habe mit dem siegreichen Vordringen seiner Armee 4 Millionen
Rumanen vom Joche des Bolschewismus befreit und werde dieselben niemals wieder preisgeben. Es
habe aber gleichzeitig der europaischen Funktion gedient, die es an den Donaumundungen ebenso
ubernommen habe, wie sie die Tlirkei am Schwarzen Meer und am Bosporus erfulle. Der stellvertre-
tende Ministerprasident driickte dann den Dank des rumanischen Volkes fur die Leistungen seiner
Armee aus sowie das Geflihl der Verpflichtung fur im Kampf gebrachte Opfer. In diesem Zusammen-
hang gedachte er besonders auch der deutschen und italienischen Soldaten, die fur die Befreiung des
rumanischen Bodens und des rumanischen Volkes gefallen seien.
Von unserem Verbundeten in Ostasien, Japan, liegen aus dem Monat Juni eine Anzahl politischer
und militarischer Meldungen vor, die die fortschreitende Konsolidierung und Verstarkung seiner mili-
tarischen Lage, seine Kampfbereitschaft und seinen Siegeswillen sowie seine politischen Zielsetzun-
gen und Methoden erneut klarstellen.
Deutschland im Kampf 15
Am 16. Juni fand in Anwesenheit des Kaisers und des gesamten Kabinetts die feierliche Eroffnung
der Sondersitzung des japanischen Reichstages statt, auf der Ministerprasident Tojo eine hochbedeut-
same Rede hielt. Tojo gedachte zunachst des gefallenen GroBadmirals Jamamoto und der Helden von
Attu und sagte, es gebe keinen Japaner, der nicht gewillt und entschlossen sei, diesem Beispiel zu fol-
gen. Das gesamte Volk sei mehr denn je bereit, seine gesamten Krafte einzusetzen und nicht eher zu
ruhen, bis der Feind vernichtend geschlagen sei. Japans militarische Positionen in GroB-Ostasien wlir-
den taglich verstarkt, wahrend gleichzeitig die groBen Rohstoffvorkommen und Naturschatze dieses
Gebietes in immer zunehmendem MaBe fur Japans Kriegsindustrie zur Verfligung standen. So seien
hier die entscheidenden Voraussetzungen geschaffen worden, die den Endsieg sichern wlirden. Ange-
sichts dieser Tatsache habe der Gegner unter Mobilisierung seiner gesamten Materialkrafte Gegenof-
fensiven vorbereitet. Der Krieg sei damit in ein ernstes entscheidendes Stadium eingetreten. In erfreu-
lichem MaBe, so fuhr Tojo fort, arbeiteten heute bereits alle Volker Ostasiens mit Japan zusammen,
dem sie groBtes Vertrauen entgegenbringen. Seine Besuche in Mandschukuo, China und auf den Phil-
ippinen hatten diese Erkenntnis nur verstarkt. Tojo ging sodann im einzelnen auf die Beziehungen
Japans zu den verschiedenen Nationen ein. Die herzliche Freundschaft, die Japan mit Mandschukuo
verbinde, lasse nichts zu wlinschen iibrig. Hier bestehe sowohl materiell als auch geistig vollige Einig-
keit und engste Harmonic Die Zusammenarbeit mit dem nationalen China erfolge auch weiterhin
aufrichtig und im Geist der gemeinsamen Erklarungen. China, das jahrhundertelang der anglo-
amerikanischen Ausbeutung
120 unterworfen war, sei jetztendlich frei und unternehme alles zur Starkung und zum Aufbau des Landes.
Zusammen mit Japan setze China heute als unabhangige Nation seine ungeheuren Krafte fur die
Schaffung eines neuen Ostasien ein. Die Tatsache, daB in der letzten Zeit zahlreiche fuhrende Person-
lichkeiten zur Nationalregierung ubergetreten sind, spreche fur die gesunde Wiedergeburt des Landes.
Japan sei gewillt, China auch kunftighin auf jede nur mogliche Weise zu unterstiitzen. Das gleiche
gelte fur Thailand, das heute alle Schwierigkeiten zu uberwinden verstehe und heute eng mit Japan
verbunden sei. Was Burma anbelange, so sei damit zu rechnen, daB die Vorbereitungen fur die Unab-
hangigkeit baldigst abgeschlossen werden. Auf den Philippinen unternahmen Jorge Vargas und andere
Flihrer alles, um das Land so schnell wie moglich wieder aufzubauen. Das gesamte Volk arbeite dar-
iiber hinaus mit groBtem Verstandnis mit Japan zusammen, dessen Haltung in der Frage der Unabhan-
gigkeit der Philippinen bereits mehrfach klargestellt wurde. Wir mochten heute jedoch noch einen
Schritt weitergehen, so fuhr Tojo fort, und erklaren, daB wir gewillt sind, den Philippinen noch im
Laufe dieses Jahres die Unabhangigkeit zu gewahren. Damit wird bereits in weniger als zwei Jahren
nach Ausbruch des Krieges in GroB-Ostasien der langgehegte Wunsch der Philippinos erfullt. Was die
besetzten Sudgebiete, wie Malaya, Java, Borneo, Celebes anbelangt so ist vorgesehen, die dortige
Bevolkerung entsprechend ihren Fahigkeiten noch im Laufe dieses Jahres fur die Verwaltung heranzu-
ziehen. Dies trifft vor allem fur Java zu, welches am weitesten fortgeschritten ist. Zu Franzosisch-
Indochina stellte Tojo fest, daB hier Japan immer engere Zusammenarbeit anstrebe. Dem indischen
Volk gegenuber hege Japan die allergroBte Sympathie und sei fest entschlossen, alle Moglichkeiten
und Mittel zu erschopfen, damit Indien endlich vom anglo-amerikanischen EinfluB befreit und das
indische Volk unabhangig werde.
Wenn wir uns der Lage in Europa zuwenden, dann sehen wir, daB Deutschland und Italien und ihre
Verbundeten auf dem Wege zum Endsiege fortschreiten, indem gleichzeitig die Bande mit Japan im-
mer enger werden. Ich glaube fest an den Erfolg Deutschlands, Italiens und ihrer Verbundeten dank
der glanzenden Kriegfuhrung, der unliberwindlichen Stellungen, die bereits gesichert sind, und dank
der entschlossenen Flihrung. Japan gelobt, Schulter an Schulter mit Deutschland, Italien und den an-
deren Verbundeten zu kampfen in engster Waffenkameradschaft und in beiderseitiger Hilfe und Un-
ter soitzung!
Uberall in der Welt versuchen die Angelsachsen, den Frieden zu storen und die neutralen Machte in
das Kriegsgeschehen hineinzuziehen. Skrupellos opfern sie Blut und Gut anderer Nationen fiir die
eigenen
121 Vorteile und lassen sie die Hauptlast des Krieges tragen. Ich mochte die Gelegenheit ergreifen, um
meine Bewunderung denjenigen Nationen auszusprechen, die trotz der anglo-amerikanischen Intrigen
entschlossen an ihrer Neutralitat festhalten. Zwischen diesen Landern und Japan bestehen freund-
schaftliche Beziehungen.
Tojo wandte sich dann innerpolitischen Problemen zu und befaBte sich mit den MaBnahmen zur
weiteren Starkung der Kriegsindustrie und zur Sicherung der Ernahrung des japanischen Volkes. Die
Deutschland im Kampf 16
industrielle Produktion Japans, so stellte er fest, hat seit Ende des letzten Jahres betrachtlich zuge-
nommen dank der groBen Anstrengungen der gesamten Nation. Die Regierung ihrerseits sei fest ent-
schlossen, alle auftauchenden Schwierigkeiten zu uberwinden und werde daher auch die Kriegsstruk-
tur des Landes zur Starkung seiner Kampfkraft weiterhin ausbauen. Diesen Zielen diene auch die Son-
dersitzung des Reichstages, dem Gesetzentwurfe und Sonderbudgets unterbreitet werden, deren Ziel
die Reorganisation bzw. die Starkung der Wirtschaft und die Zunahme der Produktion an Lebensmit-
teln sei. Hierfur seien mehrere Milliarden Yen vorgesehen. Das gesamte japanische Volk werde aufge-
fordert, die MaBnahmen und Absichten der Regierung auch kunftig im weitesten MaBe zu unterstiit-
zen, damit die Wirtschaft keine Storungen erleidet, sondern im Gegenteil weiter gestarkt werden kann.
Was das Ernahrung sproblem anlangt, so wird die Regierung alle moglichen MaBnahmen ergreifen, um
die Lebenshaltung und die Ernahrung wahrend der Kriegszeit zu sichern. In diesem Kriegsabschnitt
sind jedoch besondere Anstrengungen notig, um die Selbstversorgung mit Lebensmitteln zu erzielen.
Die Regierung beabsichtigt eine auBerordentliche Steigerung der Produktion von Reis, Weizen, Ger-
ste, Kartoffeln und anderen Lebensmitteln, damit die Ernahrung in diesen kritischen Zeiten keinen
Grund zur Beunruhigung findet. Heute mtissen alle Krafte ausschlieBlich eingesetzt werden fur die
Kriegsproduktion und fur die MaBnahmen, die in direkter Wirkung zum Kriegsgeschehen stehen, alles
andere hat hinter diesen Erwagungen zuriickzubleiben.
Auf der gleichen Sondersitzung des Reichstages gab der GroBostasien-Minister Aoki erstmalig eine
zusammenfassende Ubersicht tiber die Ernahrungslage GroB-Ostasiens und befaBte sich dabei mit den
Problemen, denen Japan auf diesem Gebiet gegenubersteht. Aoki stellte einleitend grundsatzlich fest,
daB eine Selbstversorgung mit Lebensmitteln im groBostasiatischen Lebensraum durchaus moglich ist.
Die Schwierigkeit liege lediglich in der Transportfrage. Die weitgehende Forderung der Eigenproduk-
tion in den einzelnen Gebieten miisse daher als vordringliche Aufgabe betrachtet werden. Die Plane,
die auf diesem Gebiet im vergangenen Jahr fur Japan und Mandschukuo ausgearbeitet wurden, hatten
bereits
122 heute dazu gefuhrt, daB die Lebensmittelproduktion in beiden Landern angestiegen ist. In der
Ernahrungslage Chinas dagegen seien einschneidende Anderungen erforderlich, um die Lebenshaltung
des chinesischen Volkes zu sichern und die Lieferung wichtiger Kriegsmaterialien an Japan zu ge-
wahrleisten. Da Japan groBe Erwartungen in die Lieferungen von wichtigen Rohstoffen und Materiali-
en aus den nordchinesischen Gebieten setze, sei es erforderlich, wie Aoki betonte, daB Japan an der
Losung des dringlichen Ernahrung sproblems in Nord-China mitarbeite. Die Einschaltung Japans in
das Produktionsprogramm wichtigster Lebensmittel habe auch hier bereits zu einer wesentlichen Bes-
serung der Ernahrungslage gefuhrt. Dariiber hinaus mache man die allergroBten Anstrengungen, um
ganz National-China zu einem sich selbst versorgenden Gebiet zu machen. Aoki betonte dann, daB
Japan ebenfalls in den Gebieten, die unter seiner Militarverwaltung stehen, alles tue, um sie ernah-
rungsmaBig unabhangig zu machen und damit gleichzeitig eine Entlastung der Schiffahrt zu erreichen.
AbschlieBend unterstrich Aoki, daB die Regierung nicht nur alle MaBnahmen zur Sicherung der Ernah-
rung in den einzelnen Gebieten, sondern auch zur Sicherung eines Austausches von Produkten ergrei-
fe. Zur GroB-Ostasien-Frage sprach auch im BudgetausschuB des Unterhauses am 17. Juni AuBenmi-
nister Shigemitsu, indem er zugleich die Grundgedanken der japanischen AuBenpolitik darlegte. Shi-
gemitsu erklarte, daB der Aufbau einer groBostasiatischen Wohlstandsphare eine vollkommene politi-
sche Zusammenarbeit aller Volker GroB-Ostasiens bedeute. Auf dem Gebiete der Wirtschaft werde im
Gegensatz zu der monopolistischen Politik der geschlossenen Tiir der anglo-amerikanischen Machte
eine Politik der offenen Ttir in Ostasien verfolgt. Auf die Frage, in welcher Weise das AuBenministe-
rium die Erklarung Tojos, Japan sei bereit, den Volkern der Wohlstandssphare voile Unabhangigkeit
oder das Recht der Teilnahme an der Regierung zu gewahren, in der Praxis auszufuhren gedenke, er-
klarte Shigemitsu, eine Milliarde Menschen in GroB-Ostasien sei jetzt erwacht und habe erkannt, daB
der Aufbau einer Wohlsstandssphare oder die Sicherheit der darin lebenden Volker ohne eine erfolg-
reiche Weiterfuhrung des Krieges nicht moglich ist Die Englander, Amerikaner und Niederlander hat-
ten immer eine Politik des Teilens und Herrschens verfolgt. Die britische Herrschaft in Indien sei zum
Beispiel auf der Politik aufgebaut, das indische Volk zu teilen, und in Ostasien seien die Anglo-
amerikaner standig bemiiht, die Volkerstamme zu teilen und die Chinesen und Japaner zum Kampf
gegeneinander aufzuhetzen. Japan sei entschlossen, eine solche zerstorende Politik zu beseitigen.
Gegenuber National-China hat Japan im Monat Juni seine Politik der Zusammenarbeit erneut unter
123 praktischen Beweis gestellt. Am 30. Juni wurde vom AuBenminister der nationalchinesischen
Regierung Chuminyi und dem japanischen Botschafter Tani eine Vereinbarung iiber die Ruckgabe der
Deutschland im Kampf 17
internationalen Siedlung Schanghai an die Nationalregierung mit folgenden fiinf Artikeln unterzeich-
net:
1. Die Verwaltungsrechte liber die internationale Niederlassung Schanghai werden am 1. August
1943 an die Nationalregierung ubertragen. 2. Alle offentlichen Einrichtungen und Guthaben sowie die
Eigentumsrechte, die dem Schanghaier Stadtrat gehoren, werden in ihrem gegenwartigen Zustand
ohne Kompensation der Nationalregierung ubergeben. Ebenso iibernimmt die Nationalregierung alle
Verpflichtungen. 3. Die Nationalregierung anerkennt und bestatigt alle Rechte und Interessen, die das
Eigentum betreffen, das im Besitz der japanischen Regierung und im Besitz japanischer Burger ist. 4.
Die Nationalregierung soil durch ihre Verwaltungsorgane den bisherigen Standard der japanischen
Burger in bezug auf Wohnung, Beschaftigung und Wohlfahrt aufrechterhalten. 5. Die praktische
Durchfuhrung der vorliegenden Vereinbarung soil durch die zustandigen Schanghaier chinesisch-
japanischen Stellen geschehen.
Aus gleichem AnlaB gab die japanische Botschaft in Nanking am 30. Juni folgende Mitteilung aus:
Am 8. Februar kiindigte Japan die Ubergabe des feindlichen Eigentums an die chinesische National-
regierung an. Es handelt sich um mehr als 1000 Stiicke, von denen bisher 771 an die Nationalregie-
rung zuriickgegeben wurden. Die Uberpriifung des feindlichen Eigentums ist abgeschlossen, so daB
der Ubergabe nichts mehr im Wege steht. In Hankau wurden 121 Besitztumer, darunter die Elektrizi-
tatsgesellschaft, Geschaftshauser, Universitaten, Mittelschulen und Hospitaler, der Nationalregierung
ubergeben, in Amoy 120, in der Provinz Kwantung 220, darunter alle Gebaude und Landereien der
bekannten amerikanischen Methodisten-Missions-Gesellschaft. Die japanische Botschaft gibt der
Hoffnung Ausdruck, daB China alle diese Dinge im Interesse der Kriegfuhrung benutzt. Der national-
chinesische AuBenminister Tschu Min-Yi sprach im Namen der Nationalregierung der japanischen
Botschaft seinen Dank aus.
Zur Ubertragung der Verwaltungsrechte iiber den feindlichen Besitz in Kanton, Hankau und Amoy
an die chinesische Nationalregierung erklarte der AuBenminister der Nationalregierung, Chuminyi,
die japanische Regierung habe damit erneut bewiesen, daB sie gewillt sei, die Souveranitat National-
Chinas zu respektieren. Chuminyi unterstrich den groBen Wert des Feindbesitzes in Kanton, Hankau
und Amoy fur die chinesische Nationalregierung und wies darauf hin, daB seine Regierung durch die
Verbesserung der verfugbaren industriellen und kulturellen Anlagen und Einrichtungen bereit sei, am
industriellen und
124 kulturellen Aufbau in China starker mitzuarbeiten und ebenso das Erziehungswesen zu fordern.
AbschlieBend brachte er die feste Entschlossenheit National-Chinas zum Ausdruck, mit Japan immer
positiv bei der siegreichen Weiterfuhrung dieses Krieges zusammenzuarbeiten.
In einer Botschaft anlaBlich der Wiedererstattung der internationalen Konzession in Schanghai an
National-China erklarte Premierminister Tojo, dieser Schritt stehe im Einklang mit den Zielen des
Pazifik-Krieges, den anglo-amerikanischen Ehrgeiz auf die Ausiibung der Hegemonie in Ostasien
zunichte zu machen, wodurch die befreiten Asiaten wieder in ihre ererbten menschlichen Rechte ein-
gesetzt werden wurden. Tojo erklarte:
„Schon das Bestehen internationaler Konzessionen in China bildete eines der groBten Hindernisse zu
einer Wiedergeburt Chinas, da sie wie ein Krebsgeschwur der Schaffung GroB-Ostasiens im Wege
standen. Die Tatsache, daB diese alten libel im Begriff sind, durch die vereinigten Anstrengungen
Japans und Chinas ausgemerzt zu werden, ist in der Tat tief bedeutsam." Nach einem Hinweis auf die
Zusammenarbeit zwischen Japan, China, Thailand und Mandschukuo erklarte Tojo zu der zukunftigen
Rolle Schanghais: „Die internationale Konzession von Schanghai wird nach ihrer Ruckgabe an China
eine vollig neue Entwicklung als Teil des groBeren Schanghai, das sowohl dem Namen nach als auch
in Wirklichkeit die Hauptstadt Chinas ist, nehmen und eine ganz neue Gestalt ostasiatischen Charak-
ters erhalten. Es ist mein fester Glaube, daB die Regierungen Japans und National-Chinas mit unver-
anderter Entschlossenheit die Verantwortung fur den Wiederaufbau und die Entwicklung dieser Me-
tropole ubernehmen werden."
Der Staatsprasident National-Chinas, Wangtschingwei, auBerte sich zur GroB-Ostasien-Frage ge-
geniiber japanischen Journalisten am 28. Juni wie folgt: fur die groBostasiatische Unabhangigkeit sei
die Einheit aller ostasiatischen Volker auf der Basis gegenseitigen Vertrauens charakteristisch. Es
dtirfe keine Spaltungen mehr geben. Er wies auf die vier Richtlinien der Ostasien-Liga hin: Politische
Unabhangigkeit, Militarbundnis, wirtschaftliche Zusammenarbeit und kultureller Austausch. Bei der
Verwirklichung dieser Richtlinien konne es keine Unzufriedenheit oder Spaltung in Ostasien mehr
geben. Die Volker konnten hier unter der japanischen Ftihrung harmonisch zusammenleben.
Deutschland im Kampf 18
Hinsichtlich der Haltung Thailands auBerte der thailandische Ministerprasident am 15. Juni gegen-
liber japanischen Journalisten, es sei ein unabanderlicher BeschluB der Regierung und der Bevolke-
rung von Thailand in engster Zusammenarbeit mit Japan alles zu tun, was zur Erringung des Endsie-
ges in Ostasien erforderlich sei. Wortlich sagte er: „Ich habe nicht den geringsten Zweifel dariiber,
daB Japan seine
125 iiberragende Stellung in Ostasien beibehalt und hege auch keine Beflirchtungen liber die weitere
Entwicklung des Krieges in Europa. Epochale Ergebnisse, die Japan auf dem weit ausgedehnten
Kriegsschauplatz erzielt, machen es den USA vollkommen unmoglich, einen wirksamen Gegenangriff
auf Japan zu unternehmen, und Japans Sieg diirfte unumstoBlich feststehen."
Gegenuber den Verhandlungen Churchills in Washington liber die Weiterflihrung des Krieges im
Pazifik durch die Angelsachsen, wobei angeblich eine Verstarkung ihrer Kriegsanstrengungen gegen
Japan angeklindigt wurde, erfolgten in Tokio bemerkenswerte Klarstellungen. Der amerikanisch-
englische Kriegsplan gegen Japan wurde in einer Reuter-Meldung aus Canberra (Australien) dahin
gekennzeichnet, daB der „hinhaltende Krieg im Pazifik nun zu Ende geht". Die nachste Phase werde
Japan durch eine Kraftekonzentration in einem AusmaB bedroht finden, wie es solche sicherlich nie
von australischen Stlitzpunkten aus erwartet hat. Durch den Aufbau von Luftstlitzpunkten wird Japan
in eine gigantische Zange genommen werden, deren eine Backe durch die Aleuten und die andere
durch Niederlandisch-Indien und die Philippinen sich erstrecken wird. Diese Bewegung wlirde groBer
in der Reichweite und schneller sein als das Vorgehen der Infanterie von Insel zu Insel. Die Zusam-
menarbeit zwischen den Pazifik-Streitkraften werde eine groBere Beweglichkeit zur Konzentration fur
entscheidende Schlage gegen die japanische Flotte ermoglichen, falls diese es wagen sollte, in Er-
scheinung zu treten, um eine Schlacht zu liefern.
Demgegenuber betonte der neue japanische Botschafter in Rom, Hiraide, am 9. Juni in einem Inter-
view mit einer italienischen Zeitung, daB Japan fur alle Ereignisse bestens geriistet sei und weder die
britischen noch die nordamerikanischen Drohungen flirchte. Was immer Churchill und Roosevelt so-
wie ihre Generalstabe im Hinblick auf die Prioriat des Angriffs gegen Europa oder gegen Asien be-
schlossen hatten, so wlirden sie noch einsehen, daB es zweierlei ist, Plane auf dem Papier zu machen
und ihnen eine konkrete Form zu geben.
Marineminister Shimada sagte am 16. Juni im japanischen Reichstag, die japanische Verteidigung
im Gebiet des Indischen Ozeans und in den besetzten Sudgebieten sei derartig ausgebaut, daB heute
jeder feindliche Angriff unmoglich sei. Der hauptsachliche Einsatz der japanischen Marine-Luftwaffe
finde gegenwartig auf dem Kriegsschauplatz im Sudpazifik statt, der das Bild eines Entscheidungs-
kampfes zeige. Den feindlichen Absichten, die nachteilige Lage durch eine Gegenoffensive wieder
gutzumachen, werde Japan zu begegnen wissen.
Von Kennern der japanischen Verhaltnisse in den Vereinigten Staaten liegen AuBerungen vor, die
eine Bestatigung des japanischen Kraft- und SiegesbewuBtseins darstellen. So erklarte am 17. Juni
Joseph
126 Grew, der fruhere USA-Botschafter in Tokio, in einer Rede in Indianapolis, wenn man Japan die Zeit
gebe, seine Eroberungen zu konsolidieren und die jetzt in seinem Besitz befindlichen natlirlichen Roh-
stoffquellen zu entwickeln, so "werde das Potential Japans dasjenige der USA, GroBbritanniens oder
der Sowjetunion libertreffen. Grew betonte, daB der Kampf der USA mit Japan sich als lang und hart
erweisen werde. „Die militarischen Fiihrer Japans", so sagte der fruhere Botschafter, „denken in Be-
griffen von Jahrhunderten, wenn es sich als notwendig erweisen sollte, die USA anzugreifen und zu
besiegen."
Besonders bemerkenswert aber erscheint in diesem Zusammenhang die Meinung des fruheren
USA-Oberkommandierenden auf Corregidor, des Generalleutnants Jonathan Wainwright, der die Ja-
paner im Kampf kennen gelernt hat. Er sagte, daB zwar durch die standige Gefahr von Angriffen auf
die Seeverbindungswege eine gewisse Verwundbarkeit bedingt sei, daB Japan jedoch durch die Kon-
solidierung seiner gewaltigen Eroberungen im Kriege in den sudlichen Gebieten, die es nach und
nach vervollkommnet, in der Lage sein werde, eine der machtigsten Kriegsmaschinen aufzurichten,
die je geschaffen wurden. Zu der Kriegslage im Pazifik erklarte er, daB die Strategic der USA, eine
Gegenoffensive gegen Japan in der Siidsee zu fiihren, mit gewaltigen Schwierigkeiten verkniipft sei.
Wainwright fligte hinzu, daB der japanische Begriff einer gemeinsamen Wohlstandssphare den USA
vielleicht nur als bloBer Traum erschienen sei. Jetzt aber sei Ostasien Zeuge davon, daB dieser Traum
Wirklichkeit wird. „Ich selbst war einmal der Meinung", sagte Wainwright, „daB die neue Ordnung in
Ostasien ein Empire-Traum sei, durch den Japan auf die Eroberung ganz Asiens abzielte. Die Ent-
Deutschland im Kampf 19
wicklung der neuen japanischen Politik in China, Burma und auf den Philippinen hat mich aber zu
anderer Ansicht bekehr". Wainwright lieB durchblicken, daB angesichts der tatsachlichen Lage in
Ostasien strategische MaBnahmen der Alliierten gegen Japan sich zur Zeit als zwecklos erweisen
wlirden.
In wie schwieriger Lage sich gegenliber den militarischen und politischen Erfolgen Japans sein
zahester Gegenspieler, Tschiangkaischek, der Herr von Tschungking-China, befindet, ergab sich
wieder einmal aus der Rede, die seine Gattin vor beiden Hausern des kanadischen Parlaments in
Ottawa gehalten hat. Sie ftihrte aus: Es ist unbedingt erforderlich, daB China genug Nachschub erhalt,
denn Japan befestigt dauernd seine Stellungen und niitzt mehr und mehr seine Hilfsquellen aus. Der
wunderbare Widerstandswille der chinesischen Armee und des chinesischen Volkes kann nur in die
Tat umgesetzt werden, wenn es geniigend Kriegsmaterial erhalt. Es darf auch nicht liber menschliches
Leistungsvermogen hinaus angestrengt werden. Wenn es Japan gelingen wlirde, China zu unterjo-
chen, so wlirden die Folgen, die daraus fur die Vereinigten Staaten entstanden, von katastrophaler
Wirkung sein.
127 Kanadas Beitrag war noch nicht auBergewohnlich. Und ich bin in der Zwangslage, Ahnliches von
GroBbritannien und den USA zu sagen.
Die Reise von Frau Tschiangkaischek nach Amerika hat offensichtlich der Mobilisierung der Hilfe
der USA gedient. In ahnlichem Sinne soil offenbar der AuBenminister Tschiangkaischeks, Dr. Soong,
in England wirken, wohin er in diesem Sommer eine Reise machen wird. Tschiangkaischeks Botschaf-
ter in GroBbritannien, Dr. Wellington Koo, sprach Mitte Juni die Hoffnung aus, daB die Konferenz
zwischen Churchill und Roosevelt in Washington eine Verstarkung des Krieges im Fernen Osten,
nicht allein bei den Operationen gegen Japan, sondern auch in der Hilfe fur China, herbeifuhren wer-
de. „Mehr Flugzeuge aller Art und Wiedereroberung der BurmastraBe, das will China", so erklarte der
Botschafter.
Die Frage, ob, wie und in welchem AusmaB England und die Vereinigten Staaten Tschungking-
China gegen Japan Unterstiitzung geben konnen, nicht nur durch unmittelbare Hilfe, sondern durch
Angriffsoperationen groBen Stils im gesamten Pazifik, hat Churchill und Roosevelt bei ihrer Zusam-
menkunft in Washington sehr beschaftigt. Dies hat Churchill in seiner Rede im Unterhaus am 8. Juni
bestatigt, und es ergibt sich aus alien Nachrichten, die liber die Zusammenkunft in Washington be-
kanntgeworden sind. Australische Politiker, fur die die Frage der Strategic im Pazifischen Ozean eine
ahnlich vitale Bedeutung hat wie fur Tschiangkaischek, haben ihrer Befriedigung liber die Ergebnisse
von Washington zum Ausdruck gebracht.
Es ist natlirlich nicht bekannt, wie diese Beschlusse im einzelnen aussehen und ob die australische
Befriedigung echt oder nur fur Propagandazwecke ist. Von groBen Operationen gegen Japan im Pazi-
fischen Ozean hat sich seit der Washingtoner Konferenz jedenfalls noch nichts gezeigt. Im ganzen hat
sich offensichtlich Churchills Standpunkt durchgesetzt, zuerst miisse man die Festung Europa beren-
nen und erobern und dann gegen Japan sich wenden. Churchill hat in seiner Rede vom 8. Juni zur Be-
ruhigung der offentlichen Meinung in USA, die nicht in den Achsenmachten, sondern in Japan den
eigentlichen Feind sieht, versprechen mlissen, daB nach einem Sieg liber die Achsenmachte „jeder
Mann, jedes Schiff und jedes Flugzeug Englands, die nach dem Pazifik gebracht werden konnten,
dorthin gehen und dort in Aktion verbleiben wlirden, so viel Jahre lang, wie es notwendig sein wlirde,
um Japan zur Kapitulation zu zwingen oder ins Gras beiBen zu lassen". Diese Verpflichtung Englands
war offenbar die Bedingung daflir, daB Roosevelt zugestimmt hat, den Krieg im Pazifik dem gegen
Europa nachzuschalten. Hierfur ist sicher die Forderung Stalins auf die endliche Errichtung der zwei-
ten Front einerseits und die anglo-amerikanische Hoffnung auf die Ausnlitzung der sowjetischen Of-
fensivkraft, solange sie noch besteht, andererseits maBgebend gewesen.
128 Ebenso wie Stalin sich aus inner- und auBenpolitischen Propagandagriinden immer wieder bemiiht, die
Kampflage und die Starkeverhaltnisse an der Ostfront in einem fur die Sowjetunion moglichst giinsti-
gem Lichte erscheinen zu lassen, so geschieht dies im allgemeinen auch von London und Washington
aus. Dies verhindert freilich nicht, daB dort zuweilen auch objektivere Stimmen laut werden. So nann-
te der aus der Sowjetunion zuriickgekehrte Korrespondent des „Evening Standard", Godfrey Blunden,
die Rote Armee in ihrer gegenwartigen Kampfstarke das letzte Aufgebot. Die Mobilisierung sei heute
so weit gediehen, fiihrt der englische Korrespondent aus, daB auch jedes entlegene Dorf der Sowjet-
union nach Mannern ausgekammt ist. Weitere Reserven soinden der Sowjetunion nicht zur Verfugung.
Nach dem Urteil Blundens ist die Sowjetarmee der deutschen in ihrer Ausrlistung vielleicht gleichwer-
tig, kommt ihr aber an Kampfqualitat nicht gleich. Die Vorstellung von einer „russischen Dampfwal-
Deutschland im Kampf 20
ze" halt Blunden fur vollig falsch. Niemand wisse besser als das Oberkommando der Sowjetrussen,
wie machtlos Massen allein gegen die Feuerkraft moderner Armeen sind.
Zum zweiten Jahrestag des Krieges an der Ostfront .erklarte der Moskauer Rundfunk, alles hange
von der Art ab, wie die Alliierten die giinstige Lage zur Durchfuhrung einer zweiten Front auf dem
europaischen Kontinent ausniitzten, denn ohne zweite Front sei ein Sieg iiber Deutschland unmoglich.
Sowohl von sowjetischer wie von anglo-amerikanischer Seite wurde als Wunschtraum fur die kriege-
rische Entwicklung dieses Sommers die Hoffnung ausgesprochen, daB durch die Kombination einer
gewaltigen Sowjetoffensive im Osten und einer anglo-amerikanischen im Westen eine entscheidende
Wendung der Kriegslage erzielt werden konne. Churchill hat freilich in seiner Rede vom 8. Juni aus-
driicklich vor Optimismus gewarnt, ja sogar unterstrichen, daB harte und verlustreiche Kampfe bevor-
stiinden und sich wohl gehiitet, irgendwelche Voraussagen, besonders auch hinsichtlich der zeitlichen
Abwicklung der Kriegsereignisse, auszusprechen.
Was das politische Vernal tnis zwischen England und USA zur Sowjetunion angeht, so ist man
beiderseits weiter bestrebt, besonders von Washington und London aus, dieses Verhaltnis so gunstig
wie moglich und als wirklich vertrauensvoll hinzustellen. Churchill konnte jedoch in seinem Rechen-
schaftsbericht vor dem Unterhaus am 8. Juni iiber seine Besprechungen mit Roosevelt die Bemerkung
nicht unterdriicken, „es tut mir sehr leid, daB wir noch nicht in der Lage waren, Marschall Stalin oder
andere Vertreter unseres groBen russischen Verbiindeten zur Beratung heranzuziehen, unseres Ver-
biindeten, der die schwerste Last tragt und bei weitem den hochsten Preis an Blut und Menschenleben
129 zahlt". Wie wenig gegeniiber den Absichten Stalins bei den Anglo- Amerikanern im Grunde Vertrauen
herrscht, hat folgende Reuter-Meldung aus Washington wieder einmal gezeigt:
„Der Prasident der Senatorenkommission fur militarische Angelegenheiten, Senator Robert Rey-
nolds, erklarte im Senat, daB er Roosevelt dringend aufgefordert habe, sobald wie moglich GroBbri-
tannien und RuBland iiber ihre Nachkriegsforderungen zu befragen. Er schlug vor, daB Roosevelt,
Churchill und Stalin bald zusammenkommen, um, wie er sagte, die neuen Fragen, die dem Geist des
amerikanischen Volkes und dem der eroberten Lander gestellt wurden, zu klaren."
Die Besorgnis, was die Sowjetunion nach einem eventuellen Siege tun wurde und welches die letz-
ten Absichten des Diktators im Kreml sind, besteht fort. Dies ist besonders in denjenigen Kreisen in
England und USA der Fall, die die Gefahr des Kommunismus unmitteibar durch seine revolutionare
Wiihlarbeit zu spiiren bekommen. Nach der Scheinauflosung der Komintern hat die Kommunistische
Partei in England, den Antrag zur Aufnahme in die Labour-Partei gestellt. Diese hat den Antrag je-
doch auf ihrem KongreB mit 1951000 gegen 712000 Stimmen abgelehnt. Der Kommunistischen Partei
wurde die Selbstauflosung als Folge der Scheinauflosung der Komintern nahegelegt. Die Kommunisti-
sche Partei hat dies ihrerseits aber abgelehnt.
Im Rahmen des Pacht- und Leihgesetzes haben Lebensmittel, wie aus einem Bericht des Verwalters
der Pacht- und Leihhilfe, Stettinius, hervorgeht, in erster Linie England und in zweiter Linie die So-
wjetunion erhalten, und es wird beabsichtigt, kiinftig nach der Sowjetunion die gleiche Menge Le-
bensmittel zu schicken wie nach England. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf die Lebensmittellage
in der Sowjetunion. Denn welche relative Bedeutung haben Lebensmittelmengen fur eine Bevolke-
rungsmasse, wie sie die Sowjetunion auch heute noch besitzt, die als geniigend erachtet werden fur die
Bevolkerung Englands, die etwa ein Drittel dieser Bevolkerungsmasse ausmacht?
Auch in den USA, wo man jede Art von Produktion gerne als unerschopflich hinstellt, bleibt der
Krieg auf die Produktion von Lebensmitteln nicht ohne Wirkung. Die Ernteaussichten sind, verglichen
mit dem Vorjahr, nicht gunstig, und man rechnet mit Getreide-Ertragen in der Hohe der Halfte des
Vorjahres. Am 11. Juni wurde aus den USA gemeldet, die Amerikaner miiBten sich auf weitere Le-
bensmittelrationierungen gefaBt machen, da mindestens 25% der in den USA erzeugten Nahrungsmit-
tel fur die Versorgung der amerikanischen Truppen sowie fur Pacht- und Leihverschiffungen nach
Ubersee gebraucht wurden. Im Jahre 1942 seien fur diese Zwecke nur 13 und 1941 nur 4% benotigt
worden. Der amerikanische Kriegskommissar fur Ernahrung machte fur das Absinken der Nahrungs-
mittelproduktion
130 das Wetter, die ungeniigende Beschaffung landwirtschaftlicher Maschinen und die Frage der
Arbeitskrafte verantwortlich.
Verknappung hat in der liberalen Wirtschaft zwangslaufig Teuerung zur Folge. Die Lebenshal-
tungskosten sind in den USA seit deren Kriegseintritt erheblich gestiegen. Die Streiks, die immer wie-
der ausbrechen, sind hierdurch wesentlich bedingt, da die Arbeiter, denen die riesigen Gewinne der
Riistungsindustrie natiirlich nicht verborgen bleiben, nicht einsehen wollen, warum sie bei steigenden
Deutschland im Kampf 21
Lebenshaltungskosten keine hoheren Lohne haben sollen. So haben die Bergarbeiter im Juni eine be-
trachtliche Lohnerhohung gefordert und sind, als sie ihnen verweigert wurde, in den Streik getreten,
der die Nichtforderung von 1 1 Millionen Tonnen Kohle zur Folge hatte. Roosevelt setzte gegen die
Arbeiter die Staatsgewalt in scharfster Form ein und verlangte sogar die Erhohung der Militardienst-
pflicht auf das 65. Lebensjahr, um die Arbeiter durch Militarisierung den militarischen Gesetzen un-
terwerfen zu konnen. In Detroit kam es gegen Ende Juni zu heftigen Unruhen, und in diesem vielleicht
wichtigsten Riistungsindustriezentrum der USA muBte zeitweilig der Belagerungszustand erklart wer-
den. Die Gefahr der Inflation schwebt tiber der Wirtschaft der USA. Alle GegenmaBnahmen Roose-
velts konnen ihr stetiges Fortschreiten nicht anhalten. Kein Wunder, wenn man hort, daB die Staats-
schulden der USA sich in kurzer Zeit von 76 auf 140 Milliarden Dollar erhoht haben.
Dabei sind sehr viele Amerikaner auch heute noch nicht fur den Krieg und fragen sich, wozu die
USA diesen Krieg eigentlich fuhren. Die bekannte USA-Zeitschrift „Life" widmete im Juni ihren
Leitartikel der Fragestellung „Wofur kampfen eigentlich unsere Jungen in diesem Krieg?" und ftihrte
aus: „GewiB wollen wir Hitler und die Japaner schlagen, aber was ist der wirkliche Zweck dieses
Kampfes? Im vorigen Krieg wollten wir den Kaiser besiegen, aber Tatsache ist, daB wir den Sinn nicht
entdeckten, fur den unsere Jungen 1918 gefallen waren. Wir benahmen uns seinerzeit so, als ob der
einzige Zweck ihres Kampfes der gewesen ware, daB wir uns besser amtisieren konnten. Welche Idee
liegt nun unserem Kampf in diesem Kriege zugrunde? Viele Amerikaner sind darauf bedacht, aus die-
sem Kriege so viel wie moglich herauszuholen, anstatt so viel wie moglich hineinzustecken. Es geniigt
nicht, daB wir Hitler und Hirohito besiegen. Wir miissen die Opfer dieses Krieges rechtfertigen, indem
wir unserem Kampf einen Sinn unterstellen. Wir glaubten, daB unsere Ftihrer in Washington uns hier-
bei helfen wiirden. Aber diese konnen es entweder nicht oder wollen es nicht. Es ist z. B. eine sonder-
bare Tatsache, daB wir vom Premierminister GroBbritanniens eingehendere Informationen tiber diesen
Krieg bekommen haben als von
131 unserem eigenen Prasidenten oder dem Office of War Information. Aber auch der Premierminister von
GroBbritannien ist nicht imstande, uns etwas tiber die Bedeutung dieses Krieges fur uns Amerikaner
zu sagen. Auch er kann keineswegs den Zweck definieren, fur den unsere amerikanischen Jungen ge-
fallen sind. Wenn wir also eine Wiederholung der Zustande am Ende des letzten Krieges vermeiden
wollen, miissen wir selbst an die Losung dieses Problems herangehen." „Life" schlagt vor, daB sich
jeder Amerikaner bei seinen Handlungen Rechenschaft vor den Gefallenen ablegen muBte.
Solche fur den Kriegshetzer Roosevelt und seine judischen Hintermanner sehr unbequeme Frage-
stellungen sind ebenso wie Streiks und im Senat gegen Ende Juni erfolgte AbstimmungsmiBerfolge
des Prasidenten Anzeichen dafiir, daB Roosevelts Kriegspolitik weder ohne Kritik noch ohne Wirkun-
gen auf Lebenshaltung und Stimmung der USA-Bevolkerung bleibt. Roosevelt muB sich im Novem-
ber 1944 erneut zur Wahl stellen. Ohne Zweifel stehen Politik und Kriegfuhrung fur ihn heute schon
unter dem Druck dieses Datums. Er hat daher keineswegs unbeschrankt Zeit vor sich, sondern er
braucht ins Auge fallende Erfolge — und zwar bald!
Deubchland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
Juli/August-Lieferung
(Nr. 93/96 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Deutschland im Kampf
^hmntfiiilitik
142 Mit den verbrecherischen Kriegsanstrengungen der Briten und Amerikaner, d. h. mit den Terrorangrif-
fen gegen deutsche Stadte ist nach Auffassung der Sowjets die von ihnen verlangte zweite Front nicht
eroffnet worden. Dabei soil nicht verkannt werden, daB die Anglo-Amerikaner mit einer geradezu
beispiellosen Brutalitat das deutsche Heimatgebiet, die Wohnviertel deutscher Stadte angriffen und
Massenmord an Frauen, Kindern und Greisen veriibten. Man mag absehen von den Zerstorungen und
der Vernichtung einmaliger Kulturguter der abendlandischen Menschheit, die sowohl in Deutschland
wie auch in Italien fur immer vernichtet wurden — immer wird die Schuld fur diese barbarische Krieg-
fuhrung jene Manner treffen, die jahrelang vor diesem Kriege den Terror gegen die Zivilbevolkerung
als Mittel des modernen Krieges gutgeheiBen haben Es sind dies die Briten, die sich, wie ein im Juli
veroffentlichtes neues WeiBbuch des deutschen Auswartigen Amtes feststellt, fur den Luftkrieg ent-
schieden haben — und zwar schon zehn Jahre vor diesem Krieg! Sie sind es auch, die am 11. Januar
1940 als erste kriegfuhrende Macht eine Ortschaft in ihren Wohnvierteln, Westerland auf Sylt, ange-
griffen haben. Die zahlreichen, anfangs unbeantworteten Angriffe gegen den deutschen Westen und
schlieBlich auf die Reichshauptstadt sind weitere Beweise fur die Alleinschuld Englands an diesem
Luftkrieg gegen Frauen und Kinder.
Den feindlichen Terrorangriffen gegentiber blieb die deutsche Kriegfuhrung nicht untatig. Nicht nur,
daB die gesamte militarische Organisation der Luftverteidigung straff zusammengefaBt wurde, neue
Abwehrmittel und Abwehrmethoden zum Einsatz kamen — , es wurden auch in groBziigigster Weise
alle Voraussetzungen geschaffen, um den feindlichen Angriffen auszuweichen und ihre Wirkungen
herabzusetzen. Diesem Ziele diente ein vom Fiihrer eingesetzter interministerieller Luftkriegsschade-
nausschuB, dessen Leiter Reichsminister Dr. Goebbels ist und als dessen Stellvertreter Ministerialdi-
rektor Alfred Ingemar B e r n d t wirkt. Der AusschuB faBt alle Institutionen des Staates, der
143 Partei, der Wehrmacht und des Luftschutzes zu gemeinsamer Arbeit zusammen und leitet alle
durchzufuhrenden Fursorge- und HilfsmaBnahmen rasch und planvoll ein. Die unvorstellbar schwieri-
gen Aufgaben der Evakuierung zahlreicher GroBstadte, die Bewaltigung aller damit zusammenhan-
genden Versorgungs- und Verkehrsprobleme, die Frage der Unterbringung der Bombengeschadigten
in luftgeschutzten Gauen des Reiches gehoren zu diesem weiten Arbeitsgebiet. Hinzu kommen all die
HilfsmaBnahmen, die notwendig sind, um so schwer getroffene Stadte wie Hamburg, Koln, Essen und
andere wieder zu produktivem Leben zu erwecken. Solche Aufgaben konnen und werden gemeistert
unter beispielloser Mithilfe der gesamten Bevolkerung.
Fuhrende Manner des Reiches haben im Laufe der Monate Juli und August die am schwersten ge-
troffenen Stadte besucht. So weilte Reichsminister Dr. Goebbels am 8. Juli in K o 1 n, wo er in Beglei-
tung von Gauleiter Grohe eine Reihe von Schadenstellen besichtigte. Besonders eingehend nahm Dr.
Goebbels die Zerstorungen des Kolner Domes und des Gurzenich in Augenschein. Der Minister hatte
ferner in Koln wiederholt Gelegenheit, im Gesprach mit den von Bombenschaden Getroffenen und
Verwundeten festzustellen, wie die Bevolkerung von Koln in unbeugsamer Haltung und entschlosse-
ner Harte dem feindlichen Terror Widerstand leistet. Am 9. August weilten Reichsmarschall Hermann
Goring und Reichsjugendfuhrer Axmann im schwer heimgesuchten Hamburg. Obwohl erst wenige
Tage seit dem letzten Terrorangriff vergangen waren, konnte sich der Reichsmarschall dennoch von
dem ungebrochenen Abwehrwillen der Bevolkerung, ihrem zahen Aufbauwillen und vorbildlichen
kameradschaftlichen Hilfsbereitschaft uberzeugen. Gegentiber der Bevolkerung erklarte der Reichs-
marschall, daB alles getan wurde, um dem Gegner heimzuzahlen, was er an menschlichem Leid und
materieller Zerstorung tiber die Hansestadt Hamburg gebracht habe. — Reichsjugendfuhrer Axmann
konnte an 200 Jungen und Madeln der Hitlerjugend Hamburgs fur ihre beispielhafte soldatische Hal-
tung beim Einsatz wahrend der Bombenangriffe Worte hochsten Lobes spenden. Eine Anzahl dieser
Jungen und Madel erhielt das Eiserne Kreuz, das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern und das
Deutschland im Kampf 2
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse. — Die Berliner Bevolkerung, die in der Nacht vom 23. zum 24. Au-
gust ihren ersten schweren Terrorangriff erlebte, hat sich ebenfalls mustergultig gehalten. Dank der
VorbeugungsmaBnahmen, die viele tausend Frauen und Kinder aus der Reichshauptstadt evakuiert
hatten, waren die Opfer an Blut und Leben nicht ubermaBig groB. Reichsminister Dr. Goebbels hat am
28. August in einem Aufruf den Berlinern, insbesondere den vollstandig zum Einsatz gekommenen
Organisationen der Partei, der Wehrmacht, der Feuerloschverbande,
144 des Luftschutzes, des Deutschen Roten Kreuzes, der OT, der Technischen Nothilfe, der HJ, den
Behorden und den Frauen der NS-Frauenschaft fur ihren Einsatz gedankt. Ein besonderes Lob wurde
auch den Angehorigen der lebenswichtigen Betriebe und des Handwerks gespendet, die alle Kraft
daransetzten, Schaden auszumerzen und Schwierigkeiten zu uberwinden. Als ein besonderes Zeichen
der Widerstandskraft der Reichshauptstadt muB das reibungslose Funktionieren der sozialen Betreu-
ung der bombenbeschadigten Berliner gelten.
Durch einen ErlaB hat der Reichsminister der Luftfahrt die Uberwachung der Luftschutzbereitschaft
der Zivilbevolkerung im Juli neu geregelt. Der ErlaB stellt klar, daB die Luftschutzwarte und Ftihrer
der Selbstschutzbereiche, die von den ortlichen Polizeiverwaltern mit der Uberwachung der Bereit-
stellung von Geraten, von Wasser und Sand beauftragt sind, eine gewissenhafte Erfiillung dieser Ob-
liegenheiten durchzufiihren haben. Dazu gehort die unverziigliche Abstellung vorgefundener Mangel.
Beanstandete Schaden, die nicht behoben werden, konnen AnlaB zu schweren Bestrafungen geben. —
Nach einer Entscheidung des Reichsversicherungsamtes werden in Zukunft die Werkschutzangehori-
gen, sofern bei ihnen eine gesteigerte Verantwortung und erhohte Tatigkeit vorliegt, als Angestellte
angesehen. — Der Generaibevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz stellte in einem ErlaB vom 5. Juli
klar, daB Gefolgschaftsmitglieder, deren Fernbleiben von der Arbeit nach Bombenschaden unumgang-
lich notwendig ist, unter Fortzahlung des Lohnes oder Gehalts von der Arbeit befreit werden konnen.
Als Hochstgrenze der bezahlten Freizeit gelten in diesem Falle 14 Tage. — Auf Veranlassung der
Reichsgruppe Handwerk sind solche selbstandige Handwerker in den Schutz der gesetzlichen Kran-
kenversicherungen einbezogen worden, die im Sondereinsatz an der Beseitigung von Fliegerschaden
arbeiten. — Der Reichsminister des Innern hat ferner im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzminister
einen ErlaB tiber Bergungsschaden ausgearbeitet, der bestimmt, daB durch Diebstahl abhanden ge-
kommene, aus Bombentrummern gerettete Gegenstande ebenfalls ersetzt werden. — Das
Reichskriegschadenamt hat sich zur Frage des Ersatzes von Kunstgegenstanden geauBert, die durch
Kriegseinwirkung vernichtet oder beschadigt worden sind: auch Kunst- und Sammlergegenstande
konnen ersetzt werden, sofern ihr Wert nicht anormal ubersteigert ist. Es wird ausdrticklich anerkannt,
daB die Wiederbeschaffung von zerstorten Kunstgegenstanden zu einem normalen Preise durchaus
moglich und erlaubt ist.
Ein Ereignis, das auBerhalb der Reichsgrenzen das deutsche Volk aufs tiefste bewegt hat, ist der am
25.
145 Juli erfolgte „Rucktritt" des Duce gewesen, der sich spaterhin als ein schandlicher Betrug und eine
niedertrachtige Freiheitsberaubung dieses groBen Mannes herausstellte. Jedermann in Deutschland
fiihlte, ohne es sagen zu konnen, daB damit Italiens Widerstandskraft in seiner starksten Personlichkeit
getroffen war. Die Beteuerungen der Bundestreue und die Versicherung des Weiterkampfenwollens
durch Viktor Emanuel und Badoglio stellten sich wenig spater als Tauschungsmanover heraus. Der
weitere Kampf der italienischen Truppen war nur noch eine Farce, in Wirklichkeit haben in Italien
spaterhin nur noch deutsche Verbande gekampft. — Desto aufrichtiger und herzlicher gedachte am
29. Juli das deutsche Volk des 60. Geburtstages Benito Mussolinis. Die deutsche Presse zeichnete an
diesem Tage (wahrend die gesamte italienische Presse den Geburtstag schweigend uberging) sein Bild
als das eines Mannes, dessen Leistung in der Geschichte seines Volkes durch alle Wechselfalle des
Krieges nicht mehr geschmalert werden konne. Der groBe Mann wurde gefeiert als der Vorkampfer
einer besseren Gerechtigkeit zwischen den Volkern und als ein Streiter fiir das Europa von morgen. —
Der Fuhrer hat dem Duce zu diesem seinem 60. Geburtstag als personliches Geschenk die gesammel-
ten Werke von Nietzsche in einer besonders gefertigten einmaligen Ausgabe mit einer herzlichen
Widmung zu-gesandt.
Ein innerpolitisches Ereignis von groBer Bedeutung im August bildeten die Veranderungen in hohe-
ren Reichsstellen. Am 25. August wurde mitgeteilt, daB der Fuhrer den Reichsprotektor in Bohmen
und Mahren, Freiherrn von N e u r a t h, auf seinen Wunsch von seinem Amt entbunden habe. Zu sei-
nem Nachfolger hat der Fuhrer den Reichsminister des Inneren, Dr. Wilhelm F r i c k, ernannt und ihn
zugleich von den Amtern des Reichs- und PreuBischen Ministers des Innern sowie des Generalbe-
Deutschland im Kampf 3
vollmachtigten fur die Reichsverwaltung entbunden. Freiherr von Neurath und Dr. Frick bleiben wei-
terhin Reichsminister. — Den leitenden, Staatssekretar im Reichsministerium des Innern, Hans
Pfundtner, hat der Flihrer auf seinen Antrag in den Wartestand versetzt. — Zum Reichsinnenminister
und Generaibevollmachtigten fur die Reichsverwaltung hat der Fiihrer den Reichsfuhrer SS und Chef
der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, ernannt, der nunmehr die Bezeichnung ftihrt: Reichsfuhrer
SS und Reichsminister des Innern. — Der Reichsarbeitsdienst scheidet aus dem Geschaftsbereich des
Reichsministers des Innern aus; der Reichsarbeitsfuhrer untersteht als Chef einer Obersten Reichsbe-
horde dem Flihrer unmittelbar. Dem Reichsarbeitsfuhrer Konstantin H i e r 1 hat der Flihrer Titel, Rang
und Befugnisse eines Reichsministers verliehen. — SS-Oberstgruppenfiihrer und Generaloberst der
Polizei D a 1 u e g e beendigte seinen
146 Auftrag als geschaftsfuhrender Reichsprotektor. — Den Staatssekretar beim Reichsprotektor in
Bohmen und Mahren, Karl Hermann Frank, ernannte der Fiihrer zum Staatsminister und stellte ihn im
Range den Reichsministern gleich.
Am 18. August meldete die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz, daB der Flihrer den SA-
Obergruppenfuhrer Wilhelm Schepmann, den bisherigen Fiihrer der SA-Gruppe Sachsen, mit der Flih-
rung der Geschafte des Stabschefs der SA beauftragt habe. In einem Appell des Gruppenfuhrerkorps
der SA gab der neue Stabschef die Grundlinien bekannt, nach denen er die SA zu flihren gedenke.
„Der vom Flihrer der SA erteilte Auftrag, das nationalsozialistische Gedankengut durch Vorleben und
Tat in das wehrfahige deutsche Mannestum hineinzutragen, sei die schonste Aufgabe, die je einer Or-
ganisation zugewiesen worden sei. Ihre Erfullung setze voraus, daB jeder einzelne von fanatischer
nationalsozialistischer Entschlossenheit durchdrungen sei und sich immer bewuBt bleibe, daB er als
Nationalsozialist zu handeln habe."
Von 2 1/2 Millionen Wehrmannern, die seit Kriegsbeginn durch die SA auf den Wehrdienst vorbe-
reitet wurden, erwarben 310.000 das SA-W e h r a b z ei ch en. Seit Schaffung dieser Auszeichnung
durch den Flihrer wurden bis heute insgesamt 1 879 099 Abzeichen verliehen.
Am 1. Juli beging in Erinnerung an die Griindung der ersten nationalsozialistischen Ortsgruppe des
Auslandsdeutschtums im Jahre 1928 die Auslandsorganisation der NSDAP den Tag ihres 15-jahrigen
Bestehens. Die erste Ortsgruppe entstand damals in Benevito Timbo in Sudbrasilien.
Nach der bisherigen 12-jahrigen Dienstverpflichtung in der Kriegsmarine ist nunmehr durch eine
Anordnung des OKM auch fur die Seemannslaufbahn in der deutschen Wehrmacht die Moglichkeit
einer 4-jahrigen Dienstverpflichtung geschaffen worden. Damit wird alien Freiwilligen, die aus beruf-
lichen oder wirtschaftlichen Griinden eine Verpflichtung von 12 Jahren nicht eingehen konnen, die
Gelegenheit gegeben, liber die aktive Dienstzeit hinaus bei der Marine zu dienen.
Um sich einen Begriff zu machen von den AusmaBen der Produktionssteigerung, die sich aus dem
Serienbau ergibt, sei ein Beispiel angefuhrt. Der von Reichsminister Speer eingesetzte „Sonderaus-
schuB Rader" berichtet, daB fur die Herstellung von Flugzeugradern die Zahl der Typen von 27 auf 20
und die Zahl der Bearbeitungsstiicke von 21 auf 13 reduziert worden sei. Die Rationalisierung der
Betriebe erbrachte eine Arbeitszeitersparnis beim Drehen von Radern im Jahre 1942 um den dritten
Teil der Arbeitszeit gegentiber dem Jahre 1937/38. Die zur Fertigung des gleichen Werkstiickes auf-
gewendete Arbeitszeit sank in den Jahren 1939/40 um etwa 20% , im Jahre 1941 um weitere 30% und
im Jahre 1942
147 um mehr als 20% gegentiber dem Vorkriegsstand! Dieses eine Beispiel, ubertragen auf den groBen
Bereich der Riistungsindustrie, laBt ahnen, welche Arbeitszeitersparnis und welche Produktionssteige-
rung durch die MaBnahmen des Ministeriums Speer ganz allgemein erreicht worden sind.
DaB die Steigerung der Produktion nicht nur eine Frage der Organisation, sondern auch des Lei-
stungswillens der deutschen Arbeiterschaft ist, bestatigte Reichsmarschall G o r i n g in seinen Dan-
kesworten an den deutschen Bergmann. Am 28. August veroffentlichte die deutsche Presse den Dank,
den der Reichsmarschall den deutschen Bergleuten fur ihre freiwilligen Schichten ausspricht, die unter
dem Namen „P a n z e r s c h i c h t" die Einsatzbereitschaft des deutschen Bergmannes verkiinden. In
den letzten Monaten hat namlich jeder Bergmann liber seine Sonntagspflichtschicht hinaus eine frei-
willige Schicht gefahren, deren Lohn er sogar noch fur die Rushing zur Verfugung stellte. „Ihr habt",
so sagte der Reichsmarschall, „der heldenhaft ringenden Front ein leuchtendes Beispiel von dem Ein-
satz und der Haltung der Heimat gegeben." Seine besondere Anerkennung gelte den Arbeitskamera-
den im luftbedrohten Westen, die trotz des brutalen Feindterrors ihre Pflicht unverzagt erfullt und in
ihrem Schaffenseifer nicht nachgelassen haben.
Deutschland im Kampf 4
Der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, hat die Errichtung von 42
Gauarbeitsamtern verfugt, die, wie am 31, August berichtet wurde, am 1. September ihren Dienstbe-
trieb aufnehmen. Die bisherigen Landesarbeitsamter und Reichstreuhander der Arbeit gehen von die-
sem Zeitpunkt an in den Gauarbeitsamtern auf. Die Gauarbeitsamter decken sich gebietlich mit den
Gauen der Partei und haben audi ihren Sitz in den Gauhauptstadten. In den Reichsgauen Danzig-
WestpreuBen und Wartheland gilt zur Zeit noch eine Sonderregelung.
Gauleiter Sauckel sprach im Rahmen einer GroBkundgebung der Landesgruppe Frankreich der
NSDAP am 10. Aug. in Paris. Er wies darauf hin, daB im 4. Jahr dieses Krieges das deutsche Volk das
Vielfache von Arbeitern in den Fabriken zur Deckung seiner Rustungsbedurfnisse beschaftigte, wah-
rend die deutsche Rustungsindustrie von 1918 durch schwere Streiks erschuttert war. Die franzosische
Offentlichkeit solle sich vergegenwartigen, daB Deutschland heute iiber alles, was es brauche, verfuge.
Die Ernahrung sei sichergestellt, und eine reiche Ernte werde vom Atlantik bis zu den Steppen RuB-
lands eingebracht.
Auf einer Tagung des Gauamtes fur das Landvolk sprach am 12. 7. in Stettin Staatsekretar Backe.
Durch den Krieg seien von Jahr zu Jahr die Anforderungen an die deutsche Ernahrungswirtschaft
gestiegen. Eine Entlastung sei eingetreten, als im Osten neue Gebiete zur Verfugung standen. Die
148 zahlreichen dort sich aufbaumenden Probleme der Ernahrungswirtschaft seien durch die
Landwirtschaftsfuhrer mit einer so bewundernswerten Leistung gemeistert worden, daB wir im
Gegensatz zum vorigen Weltkrieg heute Herren der Ernahrung slage seien. — In Hildesheim sprach im
Laufe des Juli der Reichsobmann des Reichsnahrstandes, Bauer Gustav B e h r e n s, zu verschiedenen
Fragen der Ernahrungspolitik. Wenn unser Bauerntum nicht nach den Grundsatzen der
nationalsozialistischen Agrarpolitik ausgerichtet worden ware, sondern sich nach dem Grundsatz des
besten Geldverdienens betatigte, so ware die Fettversorgung des deutschen Volkes langst
zusammengebrochen. Wenn die agrarpolitische Fuhrung auch manchmal unpopulare und harte
MaBnahmen treffen mtisse, so sei sie doch immer geleitet von dem Gesichtspunkt der
Gesamternahrung aller europaischen Volker. Sie miisse vor alien Dingen die Bedurfnisse der
Rustungsarbeiter, wo auch immer sie in dem von uns besetzten Europa arbeiten, richtig und gebuhrend
einEih3Ma6 des Reichsarbeitsministers hat entschieden, daB werdende Mutter wahrend der Zeit ihrer
Schwangerschaft eine fur ihren Zustand geeignete Arbeit erhalten miissen. Es ist unter anderem die
Moglichkeit geschaffen, um die Bewaltigung groBer Entfernungen auf den Verkehrsmitteln auszu-
schalten, urlaubsweise die Uberfuhrung in einen anderen Betrieb vorzunehmen. Die Anwartschaft auf
den bisherigen Arbeitsplatz bleibt trotzdem erhalten.
Die Reichsgruppe Handwerk hat, wie am 30. Juli gemeldet wurde, mit sofortiger Wirkung angeord-
net, daB in der Zeit vom 1. August bis 30. September Auftrage fur Neuanfertigung von Kleidern weder
angenommen, noch bereits vorliegende Auftrage zur Neuanfertigung ausgefuhrt werden diirfen. Das
Verbot erstreckt sich auch auf die Hausschneiderei. — Eine weitere Verordnung bestimmt, daB alle
uberflussigen und vor alien Dingen zeitraubenden Arbeiten in Zukunft fur die Garnierung und Aus-
stattung von Kleidung und Wasche vermieden werden. Darunter fallen folgende Arbeiten:
Anbringung von uberstehenden Saumen und Ruschen, Applikationen, Maschinen- und Handhohl-
saumarbeiten bei Wasche, Haus- und Berufskleidern. Dies ist eine zwar nebensachliche, aber doch
bezeichnende MaBnahme, wie die Konzentration aller Arbeitskrafte auf die wesentlichen Dinge vor-
genommen wird.
Reichsminister S p e e r hat in seiner Eigenschaft als Leite des Hauptamtes fur Technik eine Neube-
setzung der Fuhrungsamter im „Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik" durchgefuhrt.
Nachfolger des verstorbenen Reichsministers Todt in seiner Eigenschaft als Leiter der Fachgruppe
„Mechanische Technik" wurde Hauptdienstleiter Sauer zum Vorsitzenden des „Vereins Deutscher
149 Ingenieure" ernannte Reichsminister Speer Direktor Dr. Heinz B e n k e r t; VDI-Kurator wurde
Bergrat Dr. h. c. Hans Melzacher; Prof. Dr. Gladenbeck ubernahm den Vorsitz des „Verbandesdeut-
scher Elektrotechniker". Direktor Dr. Benkert erhielt von Reichsminister Speer den Auftrag, zusam-
menfassende MaBnahmen auszuarbeiten, um eine einheitliche Gestaltung auf dem Gebiete der deut-
schen Normung und Typisierung herbeizufuhren.
Im Juli jahrte sich zum 10. Male die Einfuhrung des E h e-standsdarlehns in Deutschland. Aus die-
sem AnlaB berichtete das Reichsfinanzministerium, daB im Laufe dieses ersten Jahrzehnts insgesamt 1
996 839 Ehestandsdarlehen ausgegeben wurden. Der darauf ausgezahlte Betrag hat die Milliarden-
grenze bereits uberschritten. Er belauft sich gegenwartig auf 1127 330 000 RM. Es ist bekannt, daB
das Reich den Darlehensnehmern bei Geburten von Kindern jeweils die Summen von 125 bzw. 250
Deutschland im Kampf 5
RM erlaBt. Im Zuge dieses Nachlasses verzichtete der Staat auf die Riickzahlung von 580 Millionen
Reichsmark. Dies sind etwa 2 350 000 Darlehensviertel.
In Anwesenheit des Chefs des Erziehungs- und Bildungswesens des Heeres, des Eichenlaubtragers
Generalleutnant Wolff und samtlicher Kommandeure der Unteroffiziersschulen sprach Reichsjugend-
fiihrer A x m a n n am 22. Juli vor iiber 1000 jungen Offizieren der Infanterieschule Doberitz. Seine
Ausflihrungen iiber die MaBnahmen einer praktischen und engen Zusammenarbeit zwischen Hitlerju-
gend und Heer wurden von verschiedenen Offizieren des Heeres-Personalamtes unterstrichen. Eine
amtliche Verlautbarung des Heerespersonalamtes besagte sogar, daB die Qualitat des Offiziernach-
wuchses des Heeres bestimmt werde durch die Qualitat des deutschen Hitlerjungen. Sie anerkannte
ferner den formenden EinfluB der Parteigliederungen, der seinen Ausdruck in einem erhohten Eig-
nungsgrad der Offiziersbewerber findet.
Auch aus anderem berufenen Munde, von GroBadmiral D 6 n i t z, konnte zu Beginn des Monats
August die Hitlerjugend eine Anerkennung ihrer Leistungen und ihres Wollens horen. Die Marine
- HJ. war am 2. August zu einem Leistungskampf angetreten. GroBadmiral Donitz und Reichsjugend-
fiihrer Axmann wohnten diesen Kampfen bei und sprachen zu den Wettkampfmannschaften. Die Er-
gebnisse der Wettkampfe, der Geist, mit dem sie ausgetragen wurden, erharteten die Feststellung des
Reichsjugendfiihrers, daB die nationalsozialistische Jugendbewegung ihre schonste Aufgabe darin
sehe, der kampfenden Front mit jedem weiteren Kriegsjahre einen in Haltung und Konnen besseren
Nachwuchs zu stellen. GroBadmiral Donitz brachte seine Freude iiber die Haltung, Leistung und den
Gesamteindruck der Jugend zum Ausdruck, die er im Wettkampf erlebt habe. Die Jugend, so sagte er,
miisse
150 iiberschaumen vom Willen zum Leben, miisse sich ein Konnen an eignen, das sie zu groBten Taten
fiihre, vor allem aber miisse sie ein standhaftes Herz zur groBten Leistung befahigen und sie durchhal-
ten lassen iiber alle Augenblickshemmnisse hinweg. Er habe einen unerschiitterlichen Glauben und
festes Zutrauen zur Jugend des Fiihrers.
Wahrend des Julis besuchte die Leiterin der spanischen Frauenorganisation, Frau Pilar Primo de Ri-
vera, Deutschland in einem langeren Auf enthalt. Die spanische Frauenfiihrerin informierte sich be-
sonders iiber alle Fragen der Sozialarbeit. Sie war Gast der AO und wurde bei ihrem Deutschlandauf-
enthalt von Gauleiter Bohle empfangen. — Auf Einladung des Reichserziehungsministers weilte zu
Anfang des Monats Juli der Konigl. rumanische Unterrichtsminister Prof. Dr. Petrovicizu einem
mehrtagigen Besuch in Berlin. Der Minister, ein Kenner der deutschen Schuleinrichtungen, benutzte
seine Anwesenheit in Deutschland dazu, zahlreiche wissenschaftliche und schulische Einrichtungen zu
besichtigen. — Gegen Ende Juli fand in Heidelberg eine deutsch-spanische Studententagung statt, auf
der die Vertreter beider Lander eingehende Schilderungen der studentischen Arbeit auf den Gebieten
der Erziehung und der sozialen Fortbildung austauschten. Die spanischen Gaste hatten in Heidelberg
Gelegenheit, alle sozialen Einrichtungen der deutschen Studentenschaft an Ort und S telle zu studieren.
Am 1. Juli wurde der Offentlichkeit eine erste Bilanz des Kriegshilfsdienstes der Arbeitsmaiden
unterbreitet. Etwa 47 000 Arbeitsmaiden des Sommersemesters 1941 haben den neuen
Kriegshilfsdienst abgeleistet. 61% dieser Arbeitsmaiden waren bei der Wehrmacht, bei Behorden und
Verkehrsgesellschaften eingesetzt, 35% in Lazaretten, Krankenhausern, Einrichtungen der NSV und
bei der Kinderlandverschickung, die restlichen 4% in Familien. Der zweite Einsatz des
Kriegshilfsdienstes wurde im wesentlichen in der Riistung, in Munitionsfabriken und
Verkehrsgesellschaften abgeleistet, 13% bei der Wehrmacht und 11% in Lazaretten und
KrAimkdhrJaalisprach in der alten Universitat Heidelberg Reichsminister Dr. Goebbels vor einem bedeu-
tenden Gremium von Wissenschaftlern, Rektoren und Dekanen fast aller deutschen Universitaten, den
Direktoren der wissenschaftlichen Forschungsinstitute, prominenten Mannern der Wissenschaft und
Forschung aller Disziplinen, Ritterkreuztragern und Kriegsversehrten der Studentenschaft. In seiner
Rede ging der Minister auch auf die Begriffsverwirrung ein, die um das Schlagwort vom „Intellektua-
lismus" entstanden war. Der Minister klarte diesen Begriff und sagte, daB die nationalsozialistische
Staatsfiihrung vor der wissenschaftlichen Arbeit im GroBen wie im Kleinen die groBte Hochachtung
empfinde, ihr
151 verdanke die Nation einen groBen Teil ihres heutigen zivilisatorischen Lebens, die Grundlage ihrer
wirtschaftlichen Existenz, das Fundament ihres sozialen Standards. Wenn wir auf der anderen Seite
mit Recht von der Degeneration eines hohlen Intellektualimus sprechen, so meinen wir damit eine Art
von Halbbildung, die nur selten an deutschen Universitaten Platz gefunden habe. Der Minister schloB
mit einer hohen Anerkennung fur die Bedeutung der Wissenschaft bei der Fiihrung des modernen
Deutschland im Kampf 6
Krieges. — Reichsmarschall Hermann Goring sandte an diese Kundgebung der deutschen Wissen-
schaft, die ihm ihren GruB entboten hatte, seine herzlichsten Gltickwunsche und unterstrich seinerseits
die Bedeutung der Wissenschaft fur die Flihrung des modernen Krieges.
Oft schon haben wir betont, daB im Kriege die Musen nicht schweigen. Einen Beweis daflir bringt
die Tatsache, daB auch im Jahre 1943 die Bayreuther Festspiele stattfanden. Allerdings standen sie im
Zeichen des Krieges. In Bayreuth waren wahrend des Juli und August 30000 Soldaten und Rustungs-
arbeiter Gaste des Ftihrers, denen die Kunst Richard Wagners durch die erhebende Darbietung seiner
„Meistersinger von Nurnberg" zum unvergeBlichen Erlebnis wurde.
Im Laufe des Julis fanden in Reval Kulturtage 1943 statt. Sie sind ein uberzeugender Beweis der
ungebrochenen Kraft und des Kulturwillens dieser Stadt geworden. Deutsche und estnische Dienststel-
len sowie deutsche und estnische Kunstler haben bei den festlichen Veranstaltungen in bester Kame-
radschaft zusammengewirkt. Nicht weit von der Front, indem vom russischen Joch befreiten Ostland,
gaben diese Kulturtage einen uberzeugenden Beweis des schopferischen deutschen Kulturwillens.
Am 12. August vermerkte eine kleine Notiz in der Presse die Tatsache, daB die Universitat Freiburg
i. Br. nunmehr als erste deutsche Hochschule eine planmaBige Professur fur Rundfunkwissenschaft
besitze. Ordentlicher Professor dieses Lehrstuhls wurde Dr. Fritz Roedemeyer, der dieses Fach bisher
in auBerordenflichem Lehrauftrag betreut hatte.
Am 12. Juli fand in der Aula der Universitat Berlin eine Kundgebung der deutsch-bulgarischen Ge-
sellschaft aus AnlaB der Wahl des neuen Prasidenten statt. Nach dem Tode des Generalleutnants von
Massow wurde Oberbtirgermeister S t e e g zum Prasidenten der Deutsch-bulgarischen Gesellschaft
gewahlt. —
Am 14. Juli beging Reichsleiter Konstantin H i e r 1, der Schopfer des deutschen Arbeitsdienstes,
das 50 jahrige Militarjubilaum. In einer kurzen Feier wurdigte Obergeneralarbeitsfuhrer Tholens das
Lebenswerk des Reichsarbeits ftihrers, der als Soldat Adolf Hitlers in den Jahren des Friedens mit dem
152 Reichsarbeitsdienst ein Werk aufgebaut habe, das im Kriege seine Bewahrung erfuhr. — Am 6. Juli
sahen Generalfeldmarschall S p e r r 1 e und General der Artillerie Otto Hartmann auf eine
40jahrigeLaufbahn als Soldaten zuriick. Beide Offiziere haben sich in der nationalsozialistischen
Wehrmacht durch ungewohnliche Verdienste einen Namen gemacht.
Am 21. August wurde der vorzeitig dahingeschiedene Chef des Generalstabes der Luftwaffe, Gene-
raloberst Jeschonnek, im Hauptquartier der Luftwaffe zu Grabe getragen. Generaloberst Jeschonnek
war plotzlich einem tiickischen Leiden erlegen, da er als ein unermudlicher Arbeiter von hochstem
Pflicht- und VerantwortungsbewuBtsein keine Schonung gekannt hatte. Reichsmarschall Hermann
Goring sagte in seinem Nachruf, Generaloberst Jeschonnek habe sich zu den Mannern gesellt, die
unvergeBlich bleiben werden. Eine kurze Laufbahn, aber voller Erfolge, voller Auszeichnungen und
voller gewaltiger Arbeit sei durch ein hartes Geschick beendet worden. — Als Nachfolger des Gene-
ralstabschefs der Luftwaffe wurde General der Flieger Gtinther Korten, zuletzt Befehlshaber eines
Luftflottenkommandos, berufen. Der neue Generalstabschef der Luftwaffe ist Trager des Ritterkreu-
zes und Blutordens trager.
Ein Ereignis, das im deutschen Volke Mitgefuhl und Trauer ausloste, war der plotzliche Tod des
dem Deutschen Reiche in Treue verbundenen Konigs der Bulgaren, Zar Boris III. Nach kurzer,
schwerer Krankheit war Konig Boris III. am 28. August in Sofia verstorben. An der Trauer des bulga-
rischen Volkes nahm das deutsche Volk aufrichtigen Anteil. Der Ftihrer wurdigte die Personlichkeit
des Konigs in seinem Beileidstelegramm an die Koniginwitwe mit den Worten, daB „Bulgarien einen
Monarchen verloren habe, der die Geschicke seines Volkes mit bewunderungswtirdigem Mut und
ungewohnlicher Klugheit geleitet habe."
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Deutschland im Kampf 7
153 Politik und Kriegflihrung boten in den Monaten Juli und August ein Bild dramatischen und wechsel-
vollen Geschehens. Am 5. Juli begann, ausgelost durch ein deutsches Angriffsunternehmen sehr be-
grenzten AusmaBes, der gewaltige Aufeinanderprall der deutschen Verteidigungskrafte an der Ostfront
und der ungeheuren Angrinsmaschine der Sowjets. Seitdem halt die Abwehrschlacht im Osten auf der
ganzen riesigen Front mit wechselnder Starke an.
In der Nacht zum 10. Juli sind ferner Englander und Amerikaner mit einem riesigen Einsatz von
Kriegs-, Handels- und Landungs-Spezialschiffen und mit nicht geringem Einsatz der Flugwaffe zum
Kampf gegen die Festung Europa von Stiden aus gegen Sizilien angetreten, das infolge verraterischer
Haltung des italienischen Oberkommandos und nur schwacher Verteidigung durch die italienischen
Verbande nach vierzigtagigem harten Ringen, bei dem nur zwei deutsche Divisionen die Hauptlast des
Kampfes trugen, von den Achsentruppen geraumt wurde.
Am 25. Juli ereignete sich in Rom ein wahrer Staatsstreich der Dynastie Savoyen, hoher Militars
und einer Gruppe von Abtriinnigen der Fuhrerschaft des Faschismus gegen Mussolini. Der Duce wur-
de vom Konig Victor Emanuel „entlassen" und beim Verlassen des Konigspalastes verhaftet. Es wur-
de eine Regierung unter dem fruheren Generalstabschef Marschall Badoglio gebildet, die Faschisti-
sche Partei aufgelost und mit verdachtiger Eile der Versuch unternommen, das faschistische Regime
auszuloschen. Zwar erklarte die Regierung Badoglio immer wieder, „der Krieg geht weiter", aber der
italienische Kampfeinsatz nahm zusehends ab. Am 8. September abends erfolgte zunachst von anglo-
amerikanischer Seite und kurz darauf durch eine Rundfunkrede Badoglios die Mitteilung, daB Italien
bedingungslos kapituliert habe und daB der Waffenstillstand bereits am 3. Septemberunterzeichnet
worden sei!
Die Veroffentlichung erfolgte so spat, damit der Feind Gelegenheit bekame, durch eine Landung
groBen Stils und im Zusammenwirken mit der italienischen Armee, die an die Seite der Angelsachsen
treten
154 sollte, die tiber die langgestreckte italienische Halbinsel verteilten deutschen Truppen schnell zu
erledigen und binnen Kurze Italien in die Hand zu bekommen. Aber es zeigte sich, daB der Verrat
Badoglios fur die deutsche Fuhrung offensichtlich nicht so uberraschend gekommen war, wie die Ver-
rater und der Feind geglaubt hatten, und daB die Wiederherstellung der Situation militarisch und poli-
tisch deutscherseits ebenso wuchtig wie schnell erfolgen konnte.
Der Luftkrieg verscharfte sich auf der Hohe der Sommerzeit immer mehr. Die Terrorangriffe der
Anglo-Amerikaner gegen die Achsenlander und die besetzten Westgebiete haben eine auBerordentli-
che Steigerung erfahren und groBe Schaden verursacht. DaB sie sich nicht in erster Linie gegen die
Rustungsindustrie und militarische Ziele richten, wird vom Feind immer wieder ausdriicklich besta-
tigt, der offen zugibt, daB man die Moral der Zivilbevolkerung niederzwingen wolle. In London und
Washington muB man freilich die wachsende Starke der deutschen Abwehr feststellen. Der U-Boot-
Krieg ist in den Monaten Juli und August nur mit geringem Einsatz gefuhrt worden, offenbar weil
technische Neuerungen in Vorbereitung waren.
Der Sturz Mussolinis und des Faschismus hat bei unseren Kriegsgegnern hochgespannte Erwartun-
gen hervorgerufen. Er brachte die Feindpropaganda an die Adresse des italienischen Volkes auf den
Hohepunkt. Schon lange verfolgten England und die USA mit den Bombenangriffen auf italienische
Stadte das offen eingestandene Ziel, die Widerstandskraft der Italiener zu zermurben und den italieni-
schen Partner aus der Achse und aus dem Dreierpakt auszuschalten. Der Sturz des Faschismus schien
die Verwirklichung dieser Absicht zu bedeuten, die Sudflanke Europas zu offnen, und der Verrat des
Hauses Savoyen und Badoglios schien sogar die Aussicht auf aktive Teilnahme des bisherigen Ver-
biindeten Deutschlands am Kampf gegen Europa in Aussicht zu stellen.
Der Verlauf der Ereignisse in Italien vom Beginn der Landung der Feinde auf Sizilien in der Nacht
zum 10. Juli bis zur Veroffentlichung von Badoglios Verrat am 8. September zeigt an einem wahren
Musterbeispiel die politisch-militarische Kriegfuhrung der Anglo-Amerikaner. Schon vor der Landung
erfolgten starke Luftangriffe auf zahlreiche italienische Stadte. Neben ihnen ging eine intensive Pro-
paganda des Feind-Rundfunks, der Presse und von Reden fuhrender Politiker einher, die sich an das
italienische Volk wandten und ihm mit einer Mischung von Drohung und Lockung in immer neuen
Variationen einhammerte: Ihr habt den Krieg verloren, trennt euch von den verbrecherischen Fuhrern,
die euch in dieses Ungluck gestiirzt haben, tretet auf unsere Seite, bei uns findet ihr die Freiheit und
spateres Wohlergehen als Nation; denn wir ftihren den Krieg nicht gegen das italienische Volk, son-
dern nur gegen
Deutschland im Kampf 8
155 den Faschismus. Wenn ihr aber unserem Ruf nicht folgt, werden wir alle eure Stadte zerstoren, und
auch Rom wird nicht geschont werden.
Diese Propaganda wurde durch schwere Luftangriffe unterstrichen, die sich auch gegen Rom selbst
richteten und von seiten des Vatikans eine nicht miBzuverstehende Verurteilung auslosten. Nach dem
Sturz Mussolinis, erklarte die Regierung Badoglio Rom als offene Stadt. In London und Washington
stellte man Bedingungen. Es wurde anscheinend unter Vermittlung vatikanischer Kreise verhandelt,
um eine Schonung Roms zu erreichen, in dessen Mitte ja der neutrale Vatikanstaat des Papstes liegt,
und das nicht nur ein Kulturzentrum ersten Ranges, sondern auch die Zentralstadt des Katholizismus
ist. Immerhin horten die Angriffe gegen Rom schlieBlich auf. Aber in anderen Stadten, wie in Neapel,
Palermo, Messina, Genua, Mailand, Turin wurden nicht nur ganze Wohnviertel zerstort, sondern auch
nicht wieder zu ersetzender Kunstbesitz an ziviler und sakraler Architektur unwiederbringlich zerstort.
Die jeder Humanitat hohnsprechende Art der gegnerischen Kriegfuhrung, die die Englander und Ame-
rikaner zu wurdigen Bundesgenossen des kulturvernichtenden Bolschewismus macht, trat erschrek-
kend in Erscheinung. Kaum eine Stimme erhob sich, selbst in kirchlichen Kreisen unserer Kriegsgeg-
ner, gegen diese Barbarei, so wenig wie dies ubrigens hinsichtlich der durch die Terrorangriffe auf
deutschem Boden angerichteten Zerstorungen geschehen ist. Im Verlauf der englisch-amerikanischen
Propaganda zur moralischen Entwaffnung des italienischen Volkes begab sich sogar der merkwurdige
Fall, daB Roosevelt und Churchill sich Mitte Juli mit einer gemeinsamen Botschaft an das italienische
Volk wandten, das sie zum Sturz Mussolinis und zur Kapitulation aufforderten. Dieser Aufforderung
zur Feigheit und zum Verrat sind das italienische Konigshaus, das in seiner Geschichte ja jahrhunder-
telang immer wieder Falle von Verrat am Bundesgenossen zu verzeichnen hat, ferner fuhrender Kreise
der Armee und ein Teil der Fuhrerschaft der Faschistischen Partei selbst unterlegen. Das Ergebnis war
die „Entlassung" Mussolinis durch den Konig und seine Verhaftung am 25. Juli. Sie vollzog sich in
schmahlichen Formen, nachdem die groBe Mehrheit des faschistischen GroBrats in vielstiindiger Sit-
zung sich gegen Mussolini erklart hatte. Die neue Regierung Badoglio und deren AuBenminister Gua-
riglia beeilten sich, Berlin und Tokio zu erklaren, daB Italien dem Achsenbundnis und dem Dreimach-
tepakt treu bleibe und weiter Seite an Seite mit seinen Verbundeten zu kampfen beabsichtige. Die
Formel, die hinsichtlich des Krieges gewahlt wurde, hieB: Der Krieg geht weiter. Dies war eine dop-
pelsinnige Formel, die die Regierung Badoglios zu nichts verpflichtete. DaB der Krieg weitergehe, war
evident, ob aber Italien an ihm in der bisherigen Weise
156 weiter teilnehmen werde, das war die Frage. Es bestand weder in Berlin noch in Tokio Grund, die
Formel Badoglios anders als im positiven Sinn zu interpretieren — und im ubrigen sich darauf vorzu-
bereiten, um die Folgerungen aus einem etwaigen Versagen des italienischen Partners ziehen zu kon-
nen.
Inzwischen hat man in London und Washington iiber den Verlauf der Ereignisse ziemlich klare
Auskunft gegeben. Schon am 15. August traf ein italienischer Unterhandler in Madrid ein, um die
Kapitulation anzubieten, und am 3. September wurde der Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen.
Seine Veroffentlichung erfolgte aber aus dem schon erwahnten Grunde erst am 8. September!
Die Regierung Badoglios bemuhte sich sofort nach ihrer Einsetzung alles zu tun, um den Forderun-
gen der Rundfunk-Botschaft Churchills und Roosevelts vom 16. Juli nachzukommen. Nicht nur wurde
Mussolini verhaftet, sondern die Faschistische Partei wurde aufgelost und viele ihrer fuhrenden Leute
fest-genommen. Mit schuldhafter Eile wurden auch die gesetzlichen Grundlagen des faschistischen
Regimes, die Mussolini geschaffen hatte, abgebaut, andererseits die Bildung neuer Parteien verboten,
da man mit Recht marxistische und kommunistische Umtriebe befurchtete, die in einigen GroBstadten
Italiens sich auch zeigten. Gleichzeitig wurden freilich zahlreiche politische Haftlinge entlassen und
damit der Agitation linksgerichteter Elemente neue Kraft zugefuhrt. Natiirlich erfolgte auch eine weit-
gehende Neubesetzung fuhrender Verwaltungsstellen. Offensichtlich wollte die Regierung Badoglio
die innerpolitischen Verhaltnisse schaffen, die der Feind als angebliche Voraussetzung fiir einen trag-
baren Frieden in seiner Propaganda angekundigt hatte. Der Vergleich mit den Ereignissen des Okto-
bers und Novembers 1918 in Deutschland drangt sich auf. Auch damals wurde ja der Feindpropagan-
da, der Krieg gehe nicht gegen das deutsche Volk, sondern gegen den Kaiser und den „preuBischen
Militarismus", in ahnlich torichter Weise Glauben geschenkt.
Wenn man die letzte groBe Rede Mussolinis, die er am 24. Juni vor dem Direktorium der Faschisti-
schen Partei hie It, uberliest, so klingt sie wirklich prophetisch. Mussolini sagte damals: „Entweder wir
gewinnen diesen Krieg, wie ich selbst mit aller Entschiedenheit gemeinsam mit den Kameraden der
Achse und des Dreierpaktes glaube, oder Italien erhalt einen Frieden der Schande und wird als Macht
Deutschland im Kampf 9
auf den vierten oder fiinften Patz zuriickgedrangt. Man darf den Einfliisterungen des Feindes keinen
Glauben schenken. Kapitulation wiirde fiir Italien Schande und Zusammenbruch, Entwaffnung, Ver-
nichtung der Industrie, mit denen sich der Gegner bezahlt machen wiirde, und auBerste Einschrankung
der Landwirtschaft bedeuten."
157 Diese Warnung des groBten Italieners der neueren Zeit hat das Konigshaus in feiger Angst um Leben
und Besitz miBachtet und in Badoglio, der Mussolini den stolzen Titel eines Herzogs von Addis Abeba
verdankt, das Werkzeug fur seine feige Kapitulation gefunden. Die grenzenlose Torheit des Verrats
des Hauses Savoyen und der Kapitulation Badoglios wird durch nichts deutlicher illustriert als durch
die Erklarungen iiber die Kriegsziele unserer Feinde, die immer wieder abgegeben werden und von
denen audi neuerdings verschiedene erfolgt sind. Am 14. August war der zweite Jahrestag der Ver-
kiindigung der sogenannten Atlantik-Charta, jenes Propagandapapiers, das Roosevelt und Churchill
bei ihrem Treffen zwei Jahre zuvor in der Nahe der amerikanischen Kiiste verkiindet haben. Es war
ein schlechter AufguB der vierzehn Punkte Wilsons und in erster Linie darauf berechnet, durch die
Erregung von Hoffnungen und durch die Vorspiegelung kunftigen Glticks die englisch-
amerikanischen Machtziele schmackhaft zu machen bzw. zu verdecken. Roosevelt hielt zum Jahrestag
eine seiner iiblichen schwiistig-verlogenen Reden tiber die angeblich bessere Welt, fur die die Alliier-
ten kampften. DaB man sich aber durch die an sich schon vollig vagen Versprechungen der Atlantik-
Charta in keiner Weise die Hande binden lassen will, falls man in die Lage kame, durch die Niederla-
ge der Dreierpakt-Machte ein verbessertes Versailler Diktat aufzustellen, zeigt eine interessante
Debatte, die im englischen Oberhaus am 22. Juli stattfand. Im Namen der Regierung lehnte dort Lord
Cranborne den Vorschlag ab, eine volkstiimliche Ausgabe der Atlantik-Charta mit einem Kommentar
zur Verbreitung in alien Landern herauszugeben. Er tat es mit der Begriindung, eine solche Veroffent-
lichung wiirde erhebliche Schwierigkeiten verursachen. Churchill habe klar zu verstehen gegeben, daB
er sich nicht dazu verpflichten konne, Dokumente einseitig zu interpretieren, die inzwischen mehrsei-
tig geworden seien. Wenn jede Regierung eine Auslegung der verschiedenen Klauseln der Atlantik-
Charta herausgeben wiirde, so muBte dies zur groBten Verwirrung flihren. Nach Befreiung der besetz-
ten Gebiete werde es Aufgabe der Vereinigten Nationen und insbesondere der britischen Regierung
sein, die in der Atlantik-Charta festgelegten Grundsatze anzuwenden. — Der Sprecher der englischen
Regierung im Oberhaus gab also offen zu, daB jede der Regierungen, die sich die Atlantik-Charta mit
groBtonenden Phrasen zu eigen gemacht hat, sich unter ihr etwas anderes denkt, namlich das, was sie
an Macht und Besitz aus diesem Krieg davonzutragen hofft. Was mit Wilsons vierzehn Punkten erst
auf der Friedenskonferenz geschah, d. h. ihre Verleugnung und damit der Bruch des Vorfriedensver-
trages in jedem Punkt und in jeder Zeile, das geschah mit der Atlantik-Charta schon mitten im Kriege !
Man will eben diesmal die Hande vollig frei haben, um den unterlegenen
158 Feind wirklich ohne die geringste Riicksicht zu erledigen. Mit welchen Planen man sich z. B.
hinsichtlich Italiens in Washington tragt, ergibt sich aus einem Ende August bekanntgewordenen Arti-
kel eines der bestunterrichteten Korrespondenten Washingtons, Kingsbury Smith, in der Zeitschrift
„American Mercury". Es heiBt darin, Italien mlisse ein „kleines bescheidenes Land" werden, das sich
hauptsachlich vom Fremdenverkehr ernahren solle. Die Gedanken eines romischen Reiches mit gro-
Ben Kolonien mlisse es vergessen. Weiter mlisse Italien fur die Dauer von l L /2 Jahren unter eine Mili-
tar- und Zivilregierung der Alliierten gestellt werden. Es diirfe auch nicht zugelassen werden, daB
Italien sich nur den USA bedingungslos unterstelle, da die USA sich in dem Vertrag der Vereinigten
Nationen verpflichtet hatten, keinen separaten Waffenstillstand zu schlieBen. Nach der Unterwerfung,
die durch die italienische Armee zu erfolgen habe, werde die USA-Regierung, so schildert Kingsbury
Smith die geheimen Plane der USA-Regierung weiter, alle flihrenden Italiener zur Rechenschaft Zie-
hen, auch den italienischen Konig. Als nachstes werde Italien dann entwaffnet werden. Italien konne
eventuell das Gebiet von 1861 behalten. An der Grenze bei Triest werde jedoch „eine kleine Ande-
rung" notig sein. Eine Ansiedlung von Italienern in Lybien unter italienischer Souveranitat komme nie
mehr in Frage. Italien mlisse ferner den Plan aufgeben, sich in der Waffenproduktion autark zu ma-
chen. In der Schwerindustrie mlisse Italien sich auf den Bau von Luxusdampfern und Luxusautomobi-
len mit besonderen Motoren beschranken. Weizen und Milch diirfe Italien herstellen, Petroleum,
Baumwolle, Kautschuk, Eisen und Zinn werde Italien von den Alliierten „je nach Bedarf ' zugeteilt
werden. Falls Italien nicht das Geld zur Bezahlung haben sollte, so wlirden die Alliierten ein „System
von Pramien fiir Nichtanbau von Weizen" einfiihren.
Auch den Teil VII des Versailler Diktats, den beriichtigten Teil iiber die sogenannten Kriegsverbre-
cher, will man diesmal in verbesserter Form wieder auflegen. Am 27. August wurde daher in London
Deutschland im Kampf 10
ein „WeiBbuch iiber die Bestrafung der Kriegsverbrecher" veroffentlicht. Es enthalt den Wortlaut der
zwischen den alliierten Regierungen ausgetauschten Noten und Erklarungen der Vertreter der briti-
schen, amerikanischen und sowjetischen Regierungen und manches andere Material. Am 30. Juli er-
klarte Roosevelt: Am 7. Oktober 1942 habe ich mitgeteilt, daB es die Absicht der USA-Regierung sei,
eine Klausel in den Friedensvertrag aufzunehmen, die die Auslieferung der Kriegsverbrecher an die
Vereinigten Nationen vorsehen soil. Es folgte eine an die Neutralen gerichtete Drohung, sich ja nicht
zu erlauben, etwa Leuten wie Mussolini oder fuhrenden Faschisten Zuflucht zu gewahren. In London
beeilte
159 man sich, diese Erklarung Roosevelts sich zu eigen zu machen. Die britische Regierung, so hieB es,
begriiBt Roosevelts Erklarung in dieser Frage und tritt ihr bei. Der bekannte englische Kronjurist, Sir
Cecil Hurst, wurde offiziell zum britischen Mitglied des „Untersuchungsausschusses der Vereinigten
Nationen fur Kriegsverbrecher" ernannt. Dieselben Leute, die zur See und in der Luft den Krieg durch
Hungerblockade und Luftterror gegen die Zivilbevolkerung in einer alien Grundsatzen des Volker-
rechts zuwiderlaufenden Weise fiihren, maBen sich also an (ebenso wie sie das nach 1918 getan ha-
ben), fur den Fall, daB sie niedergebrochene Gegner vor sich hatten, diese wie Verbrecher zu behan-
deln!
Am 31. Juli gab man dazu in Moskau bekannt, die Sowjetregierung habe an die Tiirkei und Schwe-
den Noten gerichtet mit der Forderung, Mussolini oder anderen fuhrenden Faschisten keine Zuflucht
zu gewahren. Am 1. August meldete ferner das Staatsdepartement in Washington, daB die diplomati-
schen Vertreter der USA in Stockholm, Ankara, Madrid, Lissabon, Bern, Buenos Aires und beim Va-
tikan Anweisung erhalten hatten, den dortigen Regierungen Roosevelts Erklarung in der Frage der
Asylgewahrung an Fluchtlinge aus den Achsenlandern zur Kenntnis zu bringen. Die britischen Vertre-
ter in den oben angegebenen Hauptstadten und die Sowjetvertreter in Stockholm und Ankara haben
ahnliche Schritte unternommen.
England und die Vereinigten Staaten haben sich also nicht gescheut, zusammen mit der Sowjetuni-
on, die bekanntlich nicht einmal dem Internationalen Roten Kreuz beigetreten ist und jede Auskunft
tiber Kriegsgefangene ablehnt, gegenuber den neutralen Staaten als Vertreter des Volkerrechts aufzu-
treten, die fuhrenden Personlichkeiten der Lander ihrer Kriegsgegner als Verbrecher zu bezeichnen
und von den Neutralen zu fordern, auf das ihnen nach dem Volkerrecht einwandfrei zustehende Asyl-
recht fur politische Fluchtlinge zu verzichten. Welche Verkennung einerseits der Gesamtkriegslage,
andererseits der Personlichkeiten der fuhrenden Manner bei den Dreierpaktmachten und schlieBlich
welche Verhohnung jedes Rechtsgedankens ! Die Antworten, die die neutralen Lander auf die unge-
heuerliche Zumutung gegeben haben, sind im einzelnen nicht bekanntgegeben worden, wohl aber
erfuhr man Hauptinhalt und Tendenz. Sie war einheitlich ablehnend unter Hinweis auf das bestehende
Volkerrecht. Dies bedeutet fur das anglo-amerikanisch-sowjetische Trio eine beachtliche diplomati-
sche Schlappe.
Auf welcher Seite in Wirklichkeit die Kriegsverbrechersitzen, ist durch zwei Veroffentlichungen
der Archivkommission des deutschen Auswartigen Amtes im Juli erneut dargetan worden. Bekannt-
lich sind wahrend der Feldzuge in Polen, Norwegen, Frankreich, Holland und Belgien und auf dem
Balkan groBe
160 Bestande an diplomatischen Akten der Auswartigen Amter dieser Feindstaaten in deutsche Hand
gekommen. Das Berliner Auswartige Amt hat die Sicherung und Bearbeitung dieses Materials und
seine Verwertung im Kampf um die Frage der Verantwortlichkeit fur den gegenwartigen Krieg iiber-
nommen. Anfang Juli begann nun die Archivkommission des Auswartigen Amtes mit der Veroffentli-
chung einer Schriftenreihe. Sie tragt den Gesamttitel: „Die Entstehung des Krieges von 1939, Ge-
heimdokumente aus europaischen Archiven".
In den einzelnen in sich geschlossenen und einem klar umrissenen Thema gewidmeten Banden
werden besonders charakteristische Dokumente aus den Archiven der Feindmachte zusammengestellt,
die jeweils bestimmte Zusammenhange aus der Zeit zwischen dem Weltkrieg von 1914 und dem heu-
tigen beleuchten. Ihr Zweck ist, an der Hand von einwandfreiem Material, das sich dabei spannend
liest, die politischen Vorgange aufzuzeigen, die auf den verschiedensten Schauplatzen zur Entstehung
und Ausdehnung des gegenwartigen Kriegesgefuhrt haben. Der wesentliche Inhalt einer solchen
Schrift ist immer in einer den Dokumenten vorangestellten Ubersichtzusammengestellt. Der besondere
Wert dieser Serie dtirfte darin bestehen, daB in ihr nicht etwa irgendwelche deutsche Thesen vorgetra-
gen werden, sondern ausschlieBlich unwiderlegliche Zeugen aus dem Lager unserer Gegner zu Worte
kommen.
Deutschland im Kampf 1 1
Band 1 der Serie „Roosevelts Weg in den Krieg" enthalt 83 Urkunden franzosischer, polnischer,
belgischer und anderer Herkunft, die einen tiefen Einblick in die Motive, Methoden und Ziele der Au-
Benpolitik des Prasidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika gewahren. Das Werk beginnt mit
einem Bericht des franzosischen Botschafters in Washington vom 26. Januar 1934, in dem dieser die
politische Einstellung Roosevelts — „Abneigung nicht nur gegen das Deutschland Hitlers, sondern
gegen Deutschland allgemein" — erschopfend kennzeichnet. Diese Abneigung gegen Deutschland, die
sich mit einer ahnlichen Haltung gegenuber den anderen totalitaren Machten, Japan und Italien, ver-
band, wurde zum wesentlichen Motiv der nordamerikanischen Politik, seit Roosevelt nach dem Fest-
fahren seiner innerpolitischen Reformplane im Herbst 1937 seine ganze Energie der AuBenpolitik
zuzuwenden begann. Zur Durchftihrung einer aktiven antitotalitaren AuBenpolitik muBte der amerika-
nische Prasident jedoch zunachst die Widerstande der amerikanischen Offentlichkeit uberwinden und
die Mitarbeit, ja das Vorangehen geeigneter Verbundeter sicherstellen. Die in dem Bande vereinigten
Berichte polnischer und franzosischer Diplomaten bezeugen immer wieder, „wie weit der Prasident
der offentlichen Meinung des
161 Landes und sogar seinen unmittelbaren Mitarbeitern und den Mitgliedern seiner Regierung voraus
war". Deshalb war es vor allem notwendig, die amerikanische Offentlichkeit zur Interventionspolitik
zu „erziehen". Als einfluBreiche Heifer stehen hierbei Roosevelt die Juden zur Seite, die nach Angabe
des polnischen Botschafters in Washington „zu fast 100% Rundfunk, Film, Tagespresse und Zeit-
schriften" kontrollieren und als Vorkampfer fur die Schaffung der Kriegsstimmung, welche die ganze
Welt in den Krieg sttirzen und eine allgemeine Katastrophe herbeifuhren soil, tatig sind. Im Mittel-
punkt dieses ganzen Treibens aber steht der Prasident selbst, der, dem gleichen polnischen Botschafter
zufolge, mehr und mehr „in der AuBenpolitik seines Landes ein Mittel zur Befriedigung des eigenen
Ehrgeizes" erblickt. Die personlichste Methode der auBenpolitischen Geschaftsfuhrung des Prasiden-
ten wird in den Berichten der in Washington akkreditierten Diplomaten besonders deutlich. Jeder An-
laB wird wahrgenommen, um die weltpolitischen Gegensatze zu verscharfen und die europaischen
Machte zur Stellungnahme gegen die autoritaren Staaten anzutreiben. Als letztes Argument dient Roo-
sevelt dabei immer wieder das mehr oder minder deutliche Versprechen bewaffneter amerikanischer
Hilfe im Kriegsfall. So sucht er schon im Herbst 1937 Frankreich zu antijapanischen MaBnahmen in
Indochina zu veranlassen, indem er — wenige Monate, nachdem der amerikanische KongreB dem
Willen des amerikanischen Volkes, uberseeischen Verwicklungen fernzubleiben, durch Erneuerung
der Neutralitatsgesetzgebung Ausdruck gegeben hatte — dem franzosischen Geschaftstrager versi-
chert, die gemeinsamen ostasiatischen Interessen Frankreichs, Englands, Hollands und der Vereinigten
Staaten wtirden „gemeinsam geschutzt werden mtissen". Dieses Bemtihen, Frankreich gegen Japan
voranzutreiben, wird auch in den Jahren 1938 und 1939 mit Eifer fortgesetzt, wobei der Wunsch,„die
rote Armee als Sieger aus einer Auseinandersetzung mit Japan hervorgehen zu sehen", auf der glei-
chen Linie liegt. Die friedlichen Erfolge der deutschen AuBenpolitik seit Marz 1938 ftihren dann zu
einer Intensivierung der antideutschen Bemuhungen des amerikanischen Prasidenten. Aus dem An-
schluB Osterreichs an das Reich zieht Roosevelt den SchluB, „daB es unbedingt notig sei, die Wider-
standskraft der Westmachte zustarken". Wahrend der Sudetenkrise sucht der amerikanische Prasident
Frankreich unter starkster Betonung der Gemeinsamkeit der franzosischen und amerikanischen Le-
bensinteressen auf eine antideutsche Kriegspolitik festzulegen und die Besorgnisse der Franzosen we-
gen der einer aktiven Unterstiitzung der Westmachte entgegenstehenden Neutralitatsgesetzgebung
durch die Versicherung des Unterstaatssekretars Sumner Welles zu beheben,
162 „alle durch das Neutralitatsgesetz aufgeworfenen Fragen seien sorgfaltig gepriift worden", und diese
Priifung sei in einem fur die Westmachte „gtinstigen Sinn durchgefuhrt worden". Ftir Roosevelt war
unter diesen Umstanden das Abkommen von Munchen nichts anderes als „ein schandlicher Frieden,
eine Kapitulation Frankreichs und Englands vor dem kampflustigen deutschen Militarismus", auf die
der amerikanische Prasident mit verstarktem Kampfwillen reagierte. Jetzt sollte Lateinamerika unter
Ftihrung Washingtons zu klarer Frontstellung gegen die totalitaren Staaten veranlaBt, die Kriegsbereit-
schaft der „europaischen Demokratien" durch Einwirkung auf die Regierungen und durch Forderung
der kriegsltisternen Parteien gestarkt und schlieBlich das eigene Land endgultig fur die Kriegspolitik
gewonnen werden.
In Lateinamerika hatte Roosevelt bereits seit Jahren systematisch an der Festigung der militarischen
Herrschaft liber die Staaten des karibischen Raumes gearbeitet und die Erweiterung des Netzes der
nordamerikanischen Stiitzpunkte zunachst im Bereich des Panamakanals vorbereitet. Dartiber hinaus
war auch unter dem Schlagwort vom „guten Nachbarn" die wirtschaftliche, kulturelle und militari-
Deutschland im Kampf 12
sche Durchdringungspolitik der Vereinigten Staaten gegeniiber ganz Lateinamerika fortgesetzt wor-
den. Fur seine Beziehungen zu den stidamerikanischen Staaten, deren Methoden und Ziele die Be-
richterstattung der franzosischen Botschaft in der nordamerikanischen Bundeshauptstadt in alien Ein-
zelheiten aufzeigt, bediente sich Roosevelt der panamerikanischen Phraseologie, die Botschafter de
Saint Quentin als einen „panamerikanischen Nationalismus" bezeichnet, der „stark das Geprage eines
Imperialismus tragt, der sich schlecht hinter unverdienten Komplimenten an die Schwesterrepubliken
verbirgt". Ende Dezember 1938 gab die panamerikanische Konferenz von Lima der nordamerikani-
schen Diplomatic Gelegenheit, die stidamerikanischen Delegierten durch Erzahlungen iiber die Ge-
fahr angeblicher wirtschaftlicher und politischer Drohungen Deutschlands gegeniiber dem lateiname-
rikanischen Kontinent zu bearbeiten und durch Staatssekretar Cordell Hull erklaren zulassen, „daB die
Vereinigten Staaten sich im Falle eines europaischen Konfliktes veranlaBt sehen konnten, nicht neu-
tral zubleiben, sondern sich auf die Seite der liberalen Machte zustellen".
Seit dem Herbst 1938 wandte Roosevelt seine ganze Aufmerksamkeit der Entwicklung der deutsch-
polnischen Beziehungen zu, sah er doch in einer Versteifung der polnischen Haltung das beste Mittel,
um die gewunschte Explosion in Europa doch noch herbeiftihren zu konnen. Wieder bearbeitete er
die moglichen Gegner Deutschlands mit dem Versprechen amerikanischer Kriegsbeteiligung. Schon
im
163 November 1938 erklarte Botschafter Bullitt, Roosevelts besonderer Vertrauensmann in Europa, dem
polnischen Botschafter in Washington, zweifellos wtirden die Amerikaner am Kriege teilnehmen,
allerdings erst nachdem Frankreich und England ihrerseits losgeschlagen hatten. Und wahrend die
Polen von Bullitt auch in den folgenden Monaten vor jeder KompromiBpolitik in der Danziger Frage
gewarnt werden, laBt Roosevelt in London alle Minen springen, um England zur Abgabe der ver-
hangnisvollen Garantieerklarung an die Warschauer Machthaber zu bewegen. Alle Wege werden
ausgenutzt, um die Westmachte von der Kriegsbereitschaft Washingtons zu uberzeugen. So bespricht
Staatssekretar Hull die Moglichkeit eines Konfliktes in Westeuropa mit einem belgischen Sonderge-
sandten, der zu wirtschaftlichen Verhandlungen nach Washington gekommen ist, und sagt ihm wort-
lich: „Wir wtirden vielleicht drei Tage, drei Wochen oder drei Monate brauchen „but we would mo-
ve". Wie sehr die antideutsche Einkreisungspolitik Englands und Frankreichs dann tatsachlich auf
amerikanisches Anraten und unter amerikanischem Druck erfolgt ist, bezeugt der franzosische Au-
Benminister Bonnet, wenn er im Mai 1939 seinen Botschafter in Washington daran erinnert, daB
Amerika „keine Gelegenheit versaumt, um den groBen Demokratien eine Politik des Widerstandes
und der Festigkeit zu empfehlen", und wenn er gleichzeitig betont, daB das Einschwenken der euro-
paischen Westmachte auf diese Linie „nur die voile Zustimmung der Regierung der Vereinigten Staa-
ten linden kann, wie es ubrigens Herr Bullitt in Paris und Herr Kennedy in London in freundschaftli-
cher Weise anerkannt haben". Das WeiBe Haus ist dieser Haltung auch Polen gegeniiber bis zuletzt
treu geblieben. Noch im Juli 1939, als Warschau bereits seine Provokationspolitik durch Drohungen
gegen Danzig und Verfolgung der deutschen Volksgruppe auf die Spitze treibt, bescheinigt Sumner
Welles dem polnischen Geschaftstrager in Washington „die groBartige Haltung Polens". SchlieBlich
bemtiht sich Washington sogar noch am Tage vor der englischen und franzosischen Kriegserklarung
an Deutschland, ein mogliches Zogern der Franzosen zu uberwinden und Zweifel, ob Amerika wirk-
lich helfen werde, zu zerstreuen: Sumner Welles wird beauftragt, dem franzosischen Botschafter ge-
geniiber in scharfster Form der Uberzeugung Ausdruck zu geben, daB es notwendig sein werde, „ein
fur allemal mit der Hysterie des Neutralitatsgesetzes SchluB zu machen".
Als Roosevelt im September 1939 sein Ziel erreicht hat und der europaische Krieg wirklich
ausgebrochen ist, mtissen freilich die Gegner Deutschlands erkennen, daB der amerikanische President
erheblich mehr versprochen hat, als er halten kann. Von amerikanischer Kriegsbeteiligung ist
vorlaufig nicht mehr die Rede; ja selbst das Neutralitatsgesetz kann nur in wenigen — allerdings fur
die Westmachte
164 wesentlichen — Punkten abgeandert werden. Denn noch einmal hat die amerikanische Offentlichkeit
den Prasidenten zum Einhalten gezwungen; muB doch der franzosische Botschafter Anfang November
1939 seiner Regierung berichten, „daB der Prozentsatz der Befurworter einer bewaffneten Intervention
der Vereinigten Staaten an der Seite Englands und Frankreichs in den beiden letzten Monaten auf we-
niger als 5% gesunken ist". Diese eindeutige Bekundung des amerikanischen Volkswillens aber hin-
dert den Autokraten im WeiBen Haus nicht, auch weiter den Weg zum Kriegseintritt vorzubereiten.
Wenige Wochen nach dem Kriegsbeginn bereits setzen die neutralitatswidrigen MaBnahmen ein,
durch die die Vereinigten Staaten den Westmachten im Kampf gegen die U-Boot-Gefahr Hilfestellung
Deutschland im Kampf 13
leisten. Wenn Roosevelt der nordamerikanischen Offenflichkeit und auch den im September 1939 in
Panama zusammengetretenen ibero-amerikanischen Staaten Vorsicht und Zuriickhaltung vorspiegelt,
wissen die englischen und franzosischen Staatsmanner sehr wohl, daB der President sein eigenes Volk
betriigt und die amerikanischen Gesetze bricht. Im Februar 1940 stellt der franzosische Ministerprasi-
dent Daladier in einer Sitzung des obersten alliierten Kriegsrates ausdriicklich fest: „Roosevelt hat das
Neutralitatsgesetz bereits verletzt, er ist bereit, es erneut zu tun".
Vor allem aber gilt es, in diesen ersten Monaten des Krieges, als die Waffen in Westeuropa noch
kaum zu sprechen begonnen haben, von vornherein jeden Gedanken an einen Verstandigungsfrieden
im Keime zu ersticken. Dies ist, wie die Urkunden zeigen, einer der Hauptzwecke der Europa-Reise
des Unterstaatssekretars Sumner Welles im Winter 1940. Noch vor der Abfahrt dieses amerikani-
schen Emissars laBt Roosevelt dem franzosischen Botschafter in Washington die Mitteilung zukom-
men, daB er „sich niemals dazu hergeben wtirde, einen KompromiBfrieden mit den Diktatoren zu emp-
fehlen". Wenige Tage darauf bestatigt der President diese Erklarung durch ein Handschreiben, das
Sumner Welles dem franzosischen Ministerprasidenten iiberreichen soil. Wenn Roosevelt in diesem
Brief der Hoffnung Ausdruck gibt, daB schlieBlich ein Friede zustande kommen werde, der „weder
unentschieden noch unsicher ist", so ist dies eine vollig unmiBverstandliche Aufforderung zur Kriegs-
verlangerung, die der franzosischen Regierung in besonders feierlicherweise ubermittelt wird. Es liegt
auf der gleichen Linie, wenn Roosevelt dann auch nach Beginn der deutschen West-Offensive alles
tut, um Frankreich bis zuletzt zur Fortsetzung des bereits aussichtslos gewordenen Widerstandes anzu-
treiben. Frankreich ist an dem Glauben an Roosevelt zugrunde gegangen. Inzwischen ist Roosevelt die
lang erstrebte globale Kriegsausweitung gelungen. Auch das amerikanische Volk wird die Kosten
dieser Politik zu tragen haben.
165 DaB diese Politik das eigenste Werk des Herrn des WeiBen Hauses ist, wird bereits heute immer
deutlicher erkennbar. Die in dem Dokumentenband „Roosevelts Weg in den Krieg" vereinigten Ur-
kunden bezeugen diese Tatsache aufs neue in iiberzeugendster Weise. Somit ist diese Veroffentli-
chung ein besonders wesentlicher Beitrag zur Klarung der Entstehungsgeschichte dieses Krieges.
Roosevelt ist sich offenbar der Schwache seiner Position hinsichtlich der Kriegsverantwortlichkeit
bewuBt; denn am 2. Juli wurde aus Washington gemeldet, das USA-Staatsdepartement bereite die
Herausgabe eines WeiBbuches zur Verteidigung der amerikanischen AuBenpolitik vor, das eine
Sammlung von diplomatischen Dokumenten enthalten werde, die die Beziehungen Amerikas zu dem
Rest der Welt innerhalb des letzten Jahres behandeln und natiirlich die angebliche Friedenspolitik
Roosevelts beweisen sollen. Die Washingtoner Meldung schloB mit dem Satz: „Das WeiBbuch will
zeigen, daB die Grundlage der amerikanischen AuBenpolitik die Wahrung internationaler Ordnung auf
Grund eines in der ganzen Welt geltenden Gesetzes unter Berucksichtigung der Freiheit und legitimen
Rechte aller Nationen war und ist." Man darf auf diese Dokumentensammlung wahrlich gespannt sein
angesichts der durch einwandfreie Dokumente langst nachgewiesenen Politik Roosevelts, die darin
bestand, in immer schnellerem Tempo hinter dem Krieg herzulaufen, bis er ihn schlieBlich eingeholt
hatte.
Eine zweite Veroffentlichung der Archivkommission des deutschen Auswartigen Amtes erschien
Mitte August 1943 unter dem Titel: „Ein franzosischer Diplomat iiber die bolschewistische Gefahr".
Sie enthalt 28 bisher nicht veroffentlichte Berichte des Botschafters der franzosischen Republik in
Moskau, Jean Herbette, aus den Jahren 1927 bisl931 iiber dessen Beobachtungen in der Sowjetunion.
Die Berichte Herbettes stammen aus den in Frankreich erbeuteten Akten des franzosischen AuBenmi-
nisteriums. — Jean Herbette, aus der bekannten Familie, die die auBenpolitisch fiihrende Tageszeitung
Frankreichs, „Le Temps", besaB, war ein Politiker, Journalist und Publizist mit klarem Blick und si-
cherem Urteil. Seine Berichte geben interessante Aufschliisse iiber die Bolschewisierungstatigkeit
Moskaus, iiber die sowjetischen Kriegsvorbereitungen und iiber die Vorbereitungen des Kremls auf
auBenpolitischem Gebiet zum Zwecke der Herbeifiihrung der Weltrevolution.
Zu einer Rede Stalins auf dem 5. KongreB der Kommunistischen Partei bemerkt Herbette am 10.
November 1927: Stalin will den Angriff. Seine Ausfiihrungen weisen nur auf den Angriff hin, sie
lassen den Willen erkennen, mit den sogenannten „biirgerlichen" Staaten kein aufrichtiges noch
dauerhaftes Abkommen
166 zu schlieBen. Wenn Stalin zu den fremden Regierungen friedliche Beziehungen pflegt, so ist die
„Aufrechterhaltung" dieser friedlichen Beziehungen fiir ihn lediglich ein Mittel, um eine europaische
Revolution oder eine allgemeine Auflehnung der Kolonialvolker oder auch einen Krieg zwischen den
sogenannten kapitalistischen Staaten heranreifen zu lassen". — Uber den Zweck des Abriistungsvor-
Deutschland im Kampf 14
schlages, den der AuBenkommissar der Sowjetunion, Litwinow, im Friihjahr 1928 beim Volkerbund in
Genf einbrachte, auBert sich Herbette unter Hinweis auf ein Wort Stalins auf dem 10. Jahrestag der
Roten Armee, wonach diese Armee „die Armee der Weltrevolution" ist: „Die Rtistungen der UdSSR
und ihr Abriistungsentwurf sind nur zwei verschiedene Formen ein und desselben revolutionaren Be-
mtihens. Wenn die UdSSR ihre Armee verstarkt, so geschieht das, um, wie Herr Woroschilow sagte,
den Arbeitern des Auslandes, die die Kommunistische Internationale gegen ihre Regierungen zu trei-
ben hofft, „Mut zu geben". Wenn die Sowjetregierung eine Abrtistungskonvention vorschlagt, so tut
sie es, um in alien Landern unter dem Verwande einer Friedenspropaganda und Friedensiiberwachung
ein System von Arbeiter-, Bauern- und Soldaten-Sowjets einzufiihren, die von einem internationalen
Sowjet geleitet werden. Diese Politik einer beschleunigten Weltrevolution betrachtet den Krieg als
einrechtmaBiges und vielleicht unentbehrliches Werkzeug". Am 1. Mai 1928 schreibt Herbette: „Im
Innern wird ihre (der Sowjets) Armee immer starker und immer besser ausgeriistet. Gerade die heutige
Truppenschau in Moskau vermittelte noch diesen Eindruck. Die Fiihrer der Kommunistischen Partei
konnen sich sagen, daB die geballte revolutionare Kraft der Massen unter der Wirkung der taglichen
und aufpeitschenden Artikel in der Presse zunimmt."
Das enge Zusammenspiel zwischen der Sowjetregierung und der Komintern ist Herbette vollkom-
men klar. Als Ziel dieser Propaganda bezeichnet Herbette am 9. November 1928die Absicht, „die
UdSSR als von einer Invasion, die Arbeiterklasse als von der Versklavung bedroht hinzustellen". „Das
kommunistische Regime lebt in der Erwartung und Vorbereitung des Krieges" . . . „Die UdSSR kann
auch Biindnisse mit. biirgerlichen Staaten abschlieBen" ... In den Staaten, die auf Seiten der UdSSR
kampfen, werden die Kommunisten fur den Krieg sein. Sie wird aber versuchen, die Fiihrung des
Krieges zu ubernehmen und bei dieser Gelegenheit sogar die Regierungen zu stiirzen, die mit der
UdSSR verbundet sind". Einen Monat spater, am 7. Dezember 1929, schreibt er iiber die allgemeine
Lage: „Die russischen Kommunisten sind uberzeugt, daB in China eine soziale Umwalzung hervor-
steht, aus der ein Sowjetregime hervorgehen wird. Sie erwarten Revolutionen in Britisch-Indien, in
Niederlandisch-Indien,
167 sogar in Lateinamerika, und arbeiten darauf hin. Zur Durchfuhrung dieses Programms mtissen sie die
groBen Seemachte schwachen. England und die Vereinigten Staaten sind somit fur sie natiirliche Fein-
de. Das ist noch nicht alles. Sie arbeiten sogar — wie eine kurzlich erschienene Broschure beweist —
auf eine tiirkische Revolution hin. Im Grunde genommen sind sie in ihren Beziehungen zu den auslan-
dischen Regierungen nicht gegen eine, sondern gegen alle." Alle seine Feststellungen belegt Herbette
immer mit Reden, Schriften und Kundgebungen fiihrender Sowjets. Herbette wurde zu Beginn des
Jahres 1931 aus Moskau abberufen, nachdem er sich schon vorher durch einen ZusammenstoB mit
Litwinow die Ungnade der Kremlgewaltigen zugezogen hatte.
SchlieBlich ist in den ersten Julitagen ein WeiBbuch des Berliner Auswartigen Amtes iiber die
Alleinschuld Englands am Bombenkrieg gegen die Zivilbevolkerung erschienen. Die Lektiire des
WeiBbuches vermittelt dem Leser zwei Ketten von einander vollig widersprechenden Handlungen.
Namlich einmal das deutsche Bestreben zur Humanisierung des Krieges in der Luft, zum anderen das
gegensatzliche britische Bestreben, den Bombenkrieg als Kriegsmittel beizubehalten und von jeder
Beschrankung freizuhalten. Das WeiBbuch enthalt zunachst reiches Material iiber die Verhandlungen
auf der Genfer Abriistungskonferenz, wo die von der deutschen Delegation gemachten Vorschlage ja
ein totales Verbot der Unterhaltung jeglicher Luftstreitkrafte forderten oder notfalls das Abwerfen von
Kampfmitteln jeder Art aus der Luft ohne jede Einschrankung untersagt wissen wollten. Das WeiB-
buch bringt dann dokumentarisches Material zu den britisch-franzosischen Generalstabsverhandlun-
gen, das beweist, daB schon Anfang Marz 1938, eineinhalb Jahre vor Kriegsausbruch, die Englander
und Franzosen begonnen haben, Ziele fur den Bombenkrieg in Deutschland auszusuchen. Weiter
bringt das WeiBbuch die dokumentarischen Belege fur die humane deutsche Luftkriegfiihrung im er-
sten Kriegsjahr und die Tatsachen des englischen Bombenkrieges. Das deutsche WeiBbuch schlieBt
wie folgt: „Die deutschen Bestrebungen scheiterten an dem bei unseren Gegnern vorhandenen Willen
zur Anwendung des Luftterrors als eines bis in seine letzten Einzelheiten durchdachten Planes zur
Vernichtung Europas. Die Englander wollten, wie es in der Niederschrift des britischen Generalstabs
heiBt, „von vornherein die Handschuhe ausziehen". Damit ist aber die Schuldfrage im Bombenkrieg
eindeutig geklart. Die zerstorten Stadte des europaischen Kontinents, die Tausende durch britische und
nordamerikanische Bomben ermordeten Frauen und Kinder sind eine flammende Anklage gegen die
beiden Hauptkriegsschuldigen,
Deutschland im Kampf 15
168 Churchill und Roosevelt. Das Urteil der Weltgeschichte hat sie bereits gerichtet. Die amtliche
deutsche Verlautbarung vom 29. Mai 1943 schlieBt mit den in diesem Zusammenhang bedeutsamen
Worten: „Fiir die Verbrechen, die sie an Europa begangen haben und weiterhin begehen, werden sie
biiBen miissen, wenn die Stunde der Abrechnung gekommen ist. Auge um Auge, Zahn um Zahn wird
ihnen vergolten werden. Und vor dieser gerechten Strafe wird sie kein noch so frecher Versuch der
Ableugnung ihrer Verantwortung zu retten vermogen."
Dazu sei nur noch eine Meldung aus New York vom 25. Juli zitiert, der zufolge der britische In-
formationsminister Brenden Bracken erklart habe, daB Roosevelt, Churchill und Mackenzie King in
Quebeck zur Zeit die letzte Hand an die Plane legten, „um das deutsche Volk zu bombardieren, zu
verbrennen und auf alle mogliche Art und Weise riicksichtslos zu vernichten".
Die Verantwortlichkeit des Kriegsverbrechens des Bombenkrieges gegen die Zivilbevolkerung ist
also fiir Vergangenheit und Gegenwart vollkommen klargestellt!
Diese Verantwortlichkeit Englands besteht nicht nur gegenuber Deutschland und seinen Verbiinde-
ten, sondern tatsachlich gegenuber ganz Europa. Denn der englisch-amerikanische Terror-Luftkrieg
richtet sich gegen den ganzen Kontinent, und zeitweilig bekommen davon selbst neutrale Staaten, wie
die Schweiz und Schweden, Proben. Sehr stark wurden bisher die besetzten Westgebiete, Holland,
Belgien und Frankreich, betroffen. Lander also, die durch die englische Politik in den Krieg getrieben
worden sind, die an der Seite Englands gekampft haben und von ihm schmahlich verlassen wurden.
Die Bevolkerung dieser Staaten wird nun von der englischen Propaganda unaufhorlich aufgefordert,
sich gegen die deutsche Besatzungsmacht zu erheben, Terror- und Sabotageakte zu begehen, d. h. sich
erneut fiir England zu opfern. Diese Propaganda, die aus der Luft durch Abwurf von Waffen und
Spionen unterstiitzt wird, hat sich seit der Invasion der Englander und Amerikaner in Nordafrika er-
heblich verstarkt. Ihr Ziel ist es, den ruhigen Fortgang von Leben, Verkehr und Produktion moglichst
zu storen, jede Art von Unzufriedenheit zu steigern oder zu wecken, die Jugend unter der Ausnutzung
ihres Nationalgefiihls fiir die englischen Ziele einzuspannen, den Einsatz franzosischer Arbeitskrafte
in Deutschland zu behindern oder unmoglich zu machen, die auf Grund des Waffenstillstandes der
Besatzungsmacht zustehenden Lieferungen zu unterbinden, durch Sabotage an den Verkehrsmitteln
die Versorgung der Truppen und der Bevolkerung zu storen, durch systematische Attentate auf die
Anhanger der Kollaborationspolitik diese einzuschiichtern und zur Aufgabe ihrer positiven Haltung
gegenuber Deutschland zu bringen, durch heimliche Organisierung von Widerstandszentren und
durch die
169 Aufste flung geheimer bewaffneter Verbande fiir den Fall einer Invasion den deutschen Truppen in
ihrem Riicken Schwierigkeiten zu machen und schlieBlich ganz Frankreich so weit zu bringen, daB es,
wenn Englander und Amerikaner sich zu einem GroBangriff auf Frankreich entschlieBen, sich gegen
die deutschen Truppen erhebt.
Bei diesen Bemiihungen spielt England die kommunistische und gaullistische Karte gleichzeitig.
Immer wieder zeigt sich, wenn die Tater von Sabotage- und Attentatsakten gefaBt werden, daB es in
der Mehrzahl Kommunisten sind, die mit Waffen englischen Ursprungs ausgeriistet sind. Die verbre-
cherischen Methoden des Intelligence Service sind schwerlich jemals in solchem Umfang und in so
weiten Gebieten zur Anwendung gebracht worden wie im gegenwartigen Kriege.
Fiihrende franzosische Publizisten machen immer wieder darauf aufmerksam, daB der Leidtragende
hierbei nicht in erster Linie die deutsche Besatzungsmacht, sondern das franzosische Volk selbst ist.
Denn alle Sabotage an Verkehrseinrichtungen, gegen Lebensmittelvorrate oder Indus trie werke trifft
franzosisches Volksvermogen, und die Tater, die in den meisten Fallen ermittelt werden, bezahlen ihr
Verbrechen mit franzosischem Leben. Es liegt auBerdem auf der Hand, daB eine Invasion Frankreichs
iiberall da, wo sich Kampfe auf franzosischem Gebiet entwickeln wurden, unabsehbare Zerstorungen
an franzosischem Besitz zur Folge haben muBte. Auch dies wird von verniinftigen Franzosen durchaus
ein gesehen, aber lange nicht von alien Franzosen wird die Vernunft als Ratgeber in Anspruch ge-
nommen. Selbst die englisch-amerikanischen Bombenangriffe haben bei denen, die nicht unmittelbar
davon betroffen werden, vielfach nicht die Wirkung, die man erwarten sollte, namlich HaBgefiihle
gegen diejenigen zu erwecken, die diese Angriffe befehlen und durchfiihren. Allerdings hat es den
Anschein, als ob die schweren Angriffe, die auf die Zentren einiger franzosischer Stadte neuerdings
stattgefunden haben, doch allmahlich die Abneigung und den HaB der Franzosen gegen England ver-
starkt haben.
Diejenigen Franzosen, die entweder schon vom deutsch-franzosischen Waffenstillstand an oder
seitdem sie sich auf die englisch-amerikanische Seite geschlagen haben und unter Verrat ihrer eigenen
Deutschland im Kampf 16
Regierung gegen Europa kampfen, de Gaulle, Giraud und ihre Anhanger, das ganze sogenannte Be-
freiungskomitee, das in Algier seinen Sitz hat, — sie werden von England und den USA keineswegs
so behandelt, wie sie sich das wohl selbst vorgestellt hatten. Freilich haben es die unaufhorlichen
Streitigkeiten, die zwischen de Gaulle und Giraud und ihren Anhangern immer wieder vorgekommen
sind, der Kampf um Macht und EinfluB und die Parteikampfe, die sich unter den Anhangern des Ko-
mitees in Algier entwickelten, den
170 Englandern und Amerikanern leicht gemacht, diese franzosischen Gruppen fur ihre eigenen
politischen und militarischen Zwecke auszunutzen.
Die Politik Londons und Washingtons gegenuber dem Algier-Komitee ist in mehrfachem Sinne
zwiespaltig, einmal insofern, als London lange Zeit de Gaulle unterstiitzte, der ja Jahre hindurch in
London saB, wahrend die Amerikaner sich auf Giraud stlitzten; einmal um Nordafrika und die franzo-
sische Dissidenz nicht unter alleinigen englischen EinfluB kommen zulassen, zum anderen, weil Eng-
land und Amerika zwar der franzosischen Dissidenz moglichsten Auftrieb geben wollten, um ihre
eigenen Kriegszwecke zu fordern, der Dissidenz jedoch keine zu starke militarische oder politische
Stellung zubilligen wollten, um nicht gezwungen zu sein, sie als gleichberechtigten Partner und Ver-
biindeten behandeln zu miissen. Bei aller Rivalitat zwischen London und Washington um den ent-
scheidenden EinfluB auf die franzosische Dissidenz waren sich aber England und die Vereinigten
Staaten dariiber einig, die Dissidenz militarisch und politisch nicht zu stark werden zu lassen, offen-
bar, weil man Frankreich fur den Fall des eigenen Siegesmoglichst wenig Mitbestimmungsrecht bei
der Gestaltung des Nachkriegs-Europas zubilligen wollte, und erst recht, weil man bei der Verteilung
des Kolonialbesitzes auch zuungunsten Frankreichs ganz freie Hand behalten will. Kein Kenner der
englischen Geschichte kann sich Illusionen dariiber machen, daB England etwa beabsichtige, das fran-
zosische Kolonialreich wieder herzustellen. Der USA-Imperialismus und seine Stutzpunktpolitik in
aller Welt werden ebensowenig vor franzosischem Besitz haltmachen.
Nachdem England lange de Gaulle und die Vereinigten Staaten Giraud gestiitzt hatten und jeder von
beiden die eine der angelsachsischen Machte soviel er konnte gegen die andere ausgespielt hatte, wur-
de jedenfalls von London und Washington den beiden streitenden Generalen und ihren Anhangern
wiederholt geraten, sich doch endlich zu verstandigen, da ihre Streitigkeiten die Kriegsanstrengungen
der Alliierten beeintrachtigten. Am 1. August verkundete das Komitee in Algier, daB diese Einigung
erfolgt und eine Abgrenzung der Befugnisse von de Gaulle und Giraud stattgefunden habe. Giraud
wurde zum Oberbefehlshaber ernannt und mit der Ausiibung des Oberkommandos tiber samtliche
franzosischen Streitkrafte beauftragt, wahrend der Vorsitz des Befreiungskomitees de Gaulle und Gi-
raud gleichzeitig zufallen sollte. In der Folge zeigte sich, daB de Gaulle, der offenbar mehr politisches
Geschick als Giraud und so gerissene Taktiker wie den fruheren Botschafter Massigli zur Seite hat,
immer mehr die Flihrung innerhalb des Komitees an sich brachte.
Hieraus hat jedoch de Gaulle nicht den Nutzen ziehen konnen, den er wohl erwarte; und zwar aus
171 Griinden, die sich aus grundlegenden Fragen des englisch-amerikanischen Verhaltnisses ergaben.
Gegen Mitte August wurde eine Veroffentlichung in der „Washington Post" bekannt, die indirekt aus
dem WeiBen Haus stammen sollte, und in der sehr konkrete Angaben tiber eine Anderung der engli-
schen Politik gegenuber de Gaulle gemacht wurden. England habe de Gaulle nach dem Fall Frank-
reichs mit alien Mitteln unterstiitzt. Seit einiger Zeit habe sich die Haltung der britischen Regierung de
Gaulle gegenuber aber geandert, da de Gaulle immer wieder versucht habe, England gegen die Verei-
nigten Staaten auszuspielen. Es sei aber absolut notwendig, die britisch-amerikanischen Beziehungen
nicht durch Meinungsverschiedenheiten unter den franzosischen Emigranten storen zu lassen.
Nachdem das Komitee in Algier monatelang sich darum bemtiht hatte, von England und den
Vereinigten Staaten als franzosische Regierung anerkannt zu werden, ist am 26. August eine solche
Anerkennung — freilich nur eine sehr teilweise und begrenzte — ausgesprochen worden. Sie wurde
offensichtlich zwischen Churchill und Roosevelt auf der Konferenz von Quebeck oder in den im
AnschluB an die gefuhrten Verhandlungen beschlossen. Gleichzeitig hat auch Moskau das Algier-
Komitee anerkannt.
Man hatte nun erwarten sollen, daB London, Washington und Moskau das Komitee in einer gemein-
samen Erklarung und in gleicher Weise anerkennen wurden. Dies geschah jedoch nicht, sondern jede
der drei Regierungen gab tiber die Anerkennung eine eigene Erklarung heraus, und alle drei sind sogar
wesentlich voneinander verschieden, was den Kern der Sache, namlich den Grad und Umfang der
Anerkennung, angeht! Am weitesten geht die Anerkennung von selten Moskaus, die besagt, „daB die
Regierung der Sowjetunion beschlossen habe, das Komitee als Vertreter der Staatsinteressen der fran-
Deutschland im Kampf 17
zosischen Republik anzuerkennen". In Roosevelts Erklarung hieB es, diese Erklarung bedeute nicht
eine Anerkennung einer Regierung Frankreichs oder des franzosischen Imperiums durch die USA-
Regierung, sondern die Anerkennung des franzosischen Komitees innerhalb der spezifischen, durch
den Krieg bedingten Grenzen. Die Anerkennung der englischen Regierung war mit Vorbehalten und
Verklausulierungen reichlich versehen und zeigte das deutliche Bestreben der englischen Politik, die
Aktionsfahigkeit des Komitees jederzeit so weit zu beschranken als es den englischen Interessen dien-
lich sein konnte. Es ist also de Gaulle und Giraud nicht gelungen, ihr Komitee als eine verbundete
Regierung zu konstituieren und damit fiir die Dissidenz die Stellung eines gleichberechtigten Partners
zu gewinnen. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf die politischen Zukunftsplane Englands und der
Vereinigten
172 Staaten, falls sie in die Lage kamen, diese auf Grund einer siegreichen Beendigung des Krieges in die
Tat umzusetzen. Unvoreingenommene franzosische politische Beobachter haben dies wohl erkannt
und daraus die SchluBfolgerung gezogen, daB der Krieg der Anglo-Amerikaner sich, wie dies deut-
scherseits langst erkannt und ausgesprochen ist, gegen den europaischen Kontinent als Ganzes rich-
tet.
De Gaulle hat aus der ganzen Entwicklung ebenfalls eine bemerkenswerte SchluBfolgerung gezo-
gen. Nachdem ihm durch die Anderung in der Haltung der britischen Regierung, wie es in dem er-
wahnten Churchill-Dokument dargestellt ist, das Ausspielen von London und Washington gegenein-
ander unmoglich geworden war und er sich einer englisch-amerikanischen Einheit gegentibersah,
steuerte er einen ausgesprochenen Linkskurs und stiitzte sich immer starker auf die kommunistischen
Elemente in Nordafrika, wohin eine groBere Anzahl der bekanntesten fruheren kommunistischen Ab-
geordneten geflohen war. So erklart sich auch die Tatsache, daB Moskau in der Anerkennung des Al-
gier- Komi tees am weitesten gegangen ist. Stalin sieht in de Gaulle eines der Elemente, um seinen Ein-
fluB im Mittelmeerraum und in Westeuropa zu starken. Der franzosische General de Gaulle, fruher
eine erklarter Gegner des Kommunismus und Bannertrager des franzosischen traditionellen antideut-
schen und proenglischen Nationalismus, sucht gegen den vordringenden englisch-amerikanischen
Imperialismus Halt am Bolschewismus! Die Abneigung gegen Deutschland und die Negation seines
natiirlichen Fuhrungsanspruchs in Europa treiben den franzosischen Nationalisten de Gaulle nachdem
Waffenstillstand zunachst nach London, er muB die Gefahr des anglo-amerikanischen Imperialismus
fiir die Zukunft seines Landes und dessen Kolonialreich selbst fur den Fall eines Sieges feststellen und
sieht keinen anderen Ausweg mehr als die Hilfe des Bolschewismus, dessen weltrevolutionare Plane
die franzosische Nation und ihre ganze kulturelle Existenz todlich bedroht .
Erscheint es unter solchen Perspektiven nicht als der Gipfelpunkt politischer Sinnlosigkeit, wenn
das sogenannte Befreiungskomitee in Algier die mit auBerster Skrupellosigkeit, d. h. durch Hunger-
blockade erzwungene Ubergabe des Vichy treuen Befehlshabers auf der franzosischen Antillen-Insel
Martinique untersttitzte und den Fall Martiniques Anfang Juli wie einen Sieg feierte? Wer kann sich
angesichts der Sttitzpunktpolitik, die Roosevelt gegenuber den englischen Besitzungen in der westli-
chen Hemisphare wahrend dieses Krieges unter Ausnutzung der englischen Notlage mit so groBem
Erfolg durchgefuhrt hat, auch nur dem leisesten Zweifel daruber hingeben, was die USA hinsichtlich
der Besitzungen Frankreichs im Karibischen Meer letzten Endes im Schilde ftihren? Mit dem Uber-
gang Martiniques zur Dissidenz ist
173 nun, abgesehen von Indo-China, das gesamte franzosische Kolonialreich in der Hand Englands und
der USA. Ob bzw. in welchem Umfang dies das Ende des franzosischen Kolonial-Imperialismus her-
beiftihren wird, kann nur die Zukunft lehren.
Nachdem Englander und Amerikaner ganz Nordafrika mit Ausnahme von Spanisch-Marokko und
der Tanger-Zone besetzt haben und die italienischen Inseln im Kanal von Sizilien sowie Sizilien selbst
in ihrer Hand sind, hat sich die strategische Lage im Mittelmeer sehr erheblich geandert. Der Sturz des
Duce und der Verrat Badoglios haben eine weitere Anderung gebracht. Die Kampflinie ist jetzt unmit-
telbar an die Stidkuste Europas herangeriickt. Italien wird aller Voraussicht nach zum Schlachtfeld
werden, und die ganze Inselstellung von Sizilien iiber Sardinien nach Korsika wird fur die Verteidi-
gung Italiens voraussichtlich ausfallen. Der Krieg im Mittelmeer, der solange fur die Achsenmachte
ein Krieg tiber See gewesen ist, bei dem die groBe Uberlegenheit des Feindes zur See entscheidend zu
dessen Gunsten wirkte, wird nunmehr zum reinen Landkrieg, bei dem die Verteidiger Europas tiber
sichere Landverbindungen verfugen. Andererseits ist die gegnerische Luftwaffe naher an Europa her-
angeriickt.
Deutschland im Kampf 18
Fur die beiden neutralen Staaten, die am westlichen und am ostlichen Ende des Mittelmeeres lie-
gen, fur Spanien und die Turkei, hat sich eine bedeutsame Anderung ihrer militarisch-politischen La-
ge ergeben. In Spanien muBte man beflirchten, daB die Englander und Amerikaner, wenn es ihnen
nicht gelang, gegen die italienische oder gegen die Balkan-Halbinsel militarisch zum Zuge zu kom-
men, versuchen wlirden, auf der Iberischen Halbinsel FuB zu fassen, um von dort aus den Angriff auf
die Festung Europa einzuleiten. Diese Gefahr fur die Iberische Halbinsel scheint vorlaufig voriiber zu
sein, mindestens so lange, als unsere Feinde sich der Hoffnung hingeben, iiber Italien ihren Angriff
gegen Europa mit Erfolg durchfuhren zu konnen. Spanien gewinnt dadurch wertvolle Zeit, seine
Wehrmacht auszubauen, ihre Bewaffnung zu verbessern und die Kustenverteidigung zu verstarken.
Kein Zweifel, daB Spanien, das die Gefahr erkannt hat, auch bemiiht ist, die Zeit zu nutzen.
Die neutrale Macht am ostlichen Ende des Mittelmeeres, die Turkei, wird durch die Entwicklung
im Mittelmeer ebenfalls beriihrt. Auch fur sie gilt, daB unsere Feinde, wenn sie mit dem Angriff gegen
Italien beschaftigt sind, den Gedanken eines Angriffs gegen Europa tiber die Turkei, der in ihren Er-
wagungen sicher lange eine bedeutende Rolle gespielt hat, zuriickstellen werden, die Turkei also in
absehbarer Zeit nicht in die Lage kommen diirfte, zu einer derartigen Forderung Englands und der
USA Stellung nehmen
174 zu mtissen. Andererseits hat sich in der politischen Lage der Turkei durch den Zusammenbruch der
italienischen Machtstellung im Mittelmeer und auf dem Balkan eine bemerkenswerte Anderung
vollzogen. Man erinnert sich, welchen EinfluB auf die Haltung der Turkei die Besetzung Albaniens
durch Italien gehabt hat. Italiens Vordringen auf dem Balkan, die Tatsache, daB es nach dem
Weltkrieg den Dodekanes besetzt hat und daB in dem ursprtinglich fur die Turkei nach dem Weltkrieg
vorbereiteten Friedensdiktat, das nachher durch den Vertrag von Lausanne ersetzt wurde, auch Teile
Anatoliens fur Italien bestimmt waren, haben die Turkei zu einem Bundnis mit England gebracht, dem
es bis dahin eher feindlich gegenuberstand. Vor der Wahl zwischen einem Italien, das den Balkan
beherrschte und das Mittelmeer zum mare nostro zu machen drohte, und der Seeherrschaft Englands
im Mittelmeer entschied sich die Turkei fur die zweite Eventualitat; letzten Endes wohl deshalb, weil
es von England keine weiteren territorialen Aspirationen im Vorderen Orient beflirchten zu mtissen
gldunbtieweit die tiirkischen Befurchtungen begriindet gewesen sind, mag dahingestellt bleiben. Der
Zusammenbruch der italienischen Machtstellung in Nordafrika, im Mittelmeer und auf dem Balkan
entzieht alien tiirkischen Befurchtungen, soweit sie sich auf italienische Expansion bezogen, die
Grundlage. Das Vordringen Englands im Iran, im Irak und in Syrien hat andererseits den englischen
Imperialisms so verstarkt und den politisch-militarischen Sicherheitsgurtel, der die Turkei vor der
englischen Machtsphare bisher einigermaBen isolierte, so vollig beseitigt, daB die Turkei ihre Sicher-
heit von dieser Seite gefahrdet sehen muB, — es sei denn, daB sie im Heranriicken der englischen
Machtsphare einen Ruckhalt gegen die Sowjetunion zu sehen sich veranlaBt fiihlt. Soviel scheint je-
doch sicher, daB die englisch-amerikanische Propaganda einer angeblichen Gefahrdung der Turkei
durch die Achsenmachte gegenstandslos geworden ist und der Neutralitatswille der Turkei eine ver-
starkte innere Festigkeit gewinnen muB.
Einer der auBenpolitisch geschultesten tiirkischen Journalisten, Sadak, hat in der Zeitung „Ak-
scham" am 31. Juli ausgeflihrt, die italienischen Ereignisse seien eine Phase des Krieges, die wert sei,
daB die Turkei die Bilanz ihrer Neutralitatspolitik von vier Jahren ziehe. Das faschistische Italien habe
eine neue dynamische Kraft entwickelt und die tiirkische Regierung gezwungen, in erster Linie eine
Sicherheitspolitik zu betreiben, weil Italien das Mittelmeer mare nostro nannte und auf dem Balkan
FuB faBte. Sadak auBert, er konne seine Freude liber das Ende der imperialistischen italienischen Poli-
tik nicht verbergen, die fur die Turkei eine dauernde Gefahr im Mittelmeer bedeutet habe. Er lobt
dann die tiirkische AuBenpolitik der letzten Jahre und sagt, die Turkei habe nur das eine Ziel, namlich
die
175 Schaffung eines dauerhaften Friedens, der die Rechte aller Lander achte, ohne zwischen groBen und
kleinen Nationen zu unterscheiden. Die Ereignisse konnten die Turkei nicht hindern, auch weiterhin
mit Aufmerksamkeit der Politik der Neutralitat zu folgen und, gestiitzt auf ihre nationale Kraft, ohne
Furcht ihre Pflicht in dieser Beziehung zu erfullen.
Der Neutralitatswille der Turkei war freilich schon vor den italienischen Ereignissen immer wieder
klar zum Ausdruck gebracht worden. Zuletzt ist dies in einer Rede geschehen, die der tiirkische Mini-
sterprasident Saradschoglu am 15. Juni zum AbschluB des Kongresses der tiirkischen Volkspartei
gehalten hat. Dieser KongreB tagt alle vier Jahre und legt die Richtlinien der tiirkischen Politik jeweils
neu fest. Auf der AbschluBsitzung fiihrte Saradschoglu zur AuBenpolitik folgendes aus: „Wir stehen
Deutschland im Kampf 19
seit vier Jahren einem bitteren Kriege gegeniiber, der die Welt umtobt. In diesen vier Jahren haben wir
verschiedentlich der Kriegsgefahr ins Auge gesehen, aber die Gradlinigkeit unserer Politik, die mit
Atatlirk begann, die Einigkeit unter den Menschen dieses Landes und ihre Opferwilligkeit kannten
keine Grenzen, so daB wir vollstandig von dieser Gefahr gerettet sind." Auf die Beziehungen der Tiir-
kei zu den fremden Machten eingehend, sagte der Ministerprasident, die Sowjetunion habe der Tlirkei
wahrend ihres Unabhangigkeitskrieges die Hand gereicht, wahrend umgekehrt auch die Tiirkei der
Sowjetunion beigestanden habe. Diese gegenseitige Verkniipfung habe die beiden Lander zueinander
gebracht und ihre Beziehungen nach und nach durch langfristige Vertrage auf eine solide Basis ge-
stellt. Beide Parteien zeigten heute Treue zu den getroffenen Abmachungen und schutzten die Recht-
maBigkeit dieser Vertrage. Das Bundnis mit England beschranke sich nicht auf festgelegte und befri-
stete Jahre, sondern gelte fur eine lange Zeitdauer und erstrecke sich auf weitreichende Gebiete. „Die
herzlichen Unterredungen, die wir mit Eden hatten und spater mit Churchill", sagte Saradschoglu,
„lassen das klar erkennen. Sie haben die Staatsmanner beider Lander miteinander vereint auf der
Grundlage gleicher Gesichtspunkte. Deutschland reichte uns die Hand, als es zum Balkan herunter-
kam, und wir haben mit ihm einen Freundschaftsbund und Nichtangriffspakt unterzeichnet. Die Erei-
gnisse haben gezeigt, daB dieser Pakt den wahren Interessen der beiden Parteien entspricht und auch
weiterhin dazu angetan ist, sich gedeihlich fur die beiden Partner auszuwirken. Aus allem ist zu erken-
nen, daB unsere AuBenpolitik, die auf einem einigen Volk und einer starken Armee beruht, uns bis
jetzt vor der Gefahr des Krieges bewahrt hat."
Die „Times" schrieben am 5. Juli tiber die tiirkische Politik, trotz aller Bemuhungen der britischen
176 Regierung, den nationalen Kurs der Tiirkei zugunsten einer alliiertenfreundlichen Politik zu
beeinflussen, hatte diese einen MiBerfolg zu verzeichnen. Die tiirkische Regierung behandele die
Kriegfuhrenden „geradezu skrupellos national" und halte an ihrer Politik der Freundschaft auch mit
Deutschland fest, wie sie in dem deutsch-turkischen Freundschaftspakt festgelegt sei. Am 18. Juni
konnte der dritte Jahrestag des Abschlusses dieses Paktes begangen werden, der sich drei Jahre lang
als ein fur beide Beteiligten und fur den Frieden im Vorderen Orient niitzliches Instrument erwiesen
hat.
Im Fernen Osten haben sich in den Monaten Juli und August keine militarischen oder politischen
Ereignisse vollzogen, die als eine wesentliche Anderung der Lage angesprochen werden konnten. In
den auBersten Vorpostenstellungen des japanischen Machtbereichs, den A 1 e u t e n im Norden und
den nordostlich von Australien gelegenen Inselgruppen im Siiden, haben die Japaner einige Stellungen
geraumt. Die Insel Kiska, die letzte Aleuten-Insel, die die Japaner noch hielten, wurde in der zweiten
Halfte Juli ohne Stoning durch den Feind geraumt. In den Sudgebieten hat es an verschiedenen Stellen
heftige Kampfe, besonders zur See und in der Luft, gegeben, bei denen die angreifenden australischen
und amerikanischen Einheiten geringe Raumgewinne mit sehr schweren Verlusten haben erkaufen
mlissen. Solche Erfahrungen haben die realistische Betrachtungsweise der Starke Japans, die in Wa-
shington und in London schon seit langerer Zeit im Wachsen begriffen ist, verstarkt. So auBerte der
Chef des USA-Luftfahrtburos, Konteradmiral Dewitt Clinton Ramsay, am 20. August: „Ich glaube,
daB wir Japans Produktionsfahigkeit im Flugzeugbau unterschatzt haben. Es scheint mit iiberraschen-
der Leichtigkeit seine Verluste zu liberwinden."
Bekanntlich soil nach den Deklamationen Roosevelts und Churchills der klinftige Weltfriede, wenn
erst unsere Feinde gesiegt hatten, auf einer engen Zusammenarbeit zwischen den USA, England, der
Sowjetunion und Tschungking-China aufgebaut werden. Der englische AuBenminister Eden hat in
einer Versammlung anlaBlich des Jahrestages des Ausbruchs des chinesisch-japanischen Krieges mit
echt englischer Selbstgerechtigkeitsphraseologie ausgefuhrt: „In unserem Herzen sind wir unerschiit-
terlich und unerbittlich entschlossen, Japan ein fur allemal zu lehren, daB die gemeinsame Wohlfahrt
nicht durch Grausamkeit und Unterdrlickung zu erzielen sei, und daB, wer das Schwert ziehe, durch
das Schwert umkommen werde. Gegeniiber unseren Verblindeten und insbesondere gegeniiber unse-
rem chinesischen Bundesgenossen haben wir die Pflicht, die japanische Gefahr im Fernen Osten zu
bannen, unseren Beitrag zur Schaffung einer besseren Ordnung zu leisten, in der alle Rechtschaffenen
in Frieden leben konnen . . .
177 Genau so, wie wir im Westen auf Kollektivvertrage hinzielen, um eine geordnete Entwicklung des
zivilisierten Lebens zu sichern, werden wir im Osten ein Kollektivsystem der Sicherheit schaffen mlis-
sen."
Dieser Versuch Edens mit der alten Genfer Volkerbunds -terminologie, die Eden in den An-
fangen seiner Karriere in Genf vor zehn und mehr Jahren gelernt hat, die englische Machtpolitik im
Deutschland im Kampf 20
Fernen Osten plausibel zu machen, erfahrt eine treffliche Beleuchtung durch einen Artikel in der Zei-
tung „Readers Digest" von Ende August, in dem es heiBt: „Tschungking-China ist keine Nation in
unserem Sinne. Es hat den Krieg niemals gewonnen und wird es auch kunftig nicht tun. Tschungking-
China hat keine Armee im heutigen Sinne. Daher reichen Lieferungen allein nicht aus. Ftir viele
Tschungking-Heerfiihrer ist Krieg noch heute ein Mittel, sich personlich zu bereichern. Die chinesi-
sche Kriegslage wird noch auf Jahre hinaus schlecht sein, da Japan alle strategisch und wirtschaftlich
bedeutsamen Punkte besetzt halt. Die Japaner ftihren eine aktive Verteidigung durch und benutzen
China gleichzeitig als Ausbildungsgelande ftir ihre Truppen. Uberdies kann man Heeresberichten
Tschungkings nicht glauben. Oft wird darin von Schlachten berichtet, die uberhaupt nicht stattfanden.
Ein groBer Teil des tschungking-chinesischen Heeres besteht aus Guerilla-Soldaten, die nur eine sehr
lockere Verbindung mit Tschungking aufweisen." Ebensowenig konne, so heiBt es indem Artikel wei-
ter, Japan besiegt werden, indem man eine groBe Luftmacht in Tschungking-China aufbaue und von
hieraus Tokio angreife, wie so viele Amerikaner glaubten. Die Chinesen konnten ihren Gegner nicht
daran hindern, gefahrliche Luftstiitzpunkte sofort zu besetzen. Bevor also China Luftstiitzpunkt der
USA werden konne, miisse nicht nur die Burma-StraBe zuriickgewonnen, sondern zahlreiche andere
Wege nach China muBten gefunden werden, vor allem Hafen an der Osfkuste. Alle diese Platze seien
jedoch in japanischer Hand. Der Weg nach Tokio tiber China ist nach allem nicht der einfachste. Ja-
pan ist eine groBe Land- als auch Seemacht. Es ist mehr als gefahrlich, wenn die Amerikaner glaub-
ten, die Chinesen konnten eine entscheidende Rolle im Endsieg gegen Japan spielen. Wir mtissen der
Tatsache ins Auge sehen, daB die Hauptlast des Pazifik-Krieges durch uns allein getragen werden
muB.
Auf ein solches Land, wie „Readers Digest" es realistisch beschreibt, will der englische AuBenmi-
nister ein Kollektivsystem der Sicherheit auf bauen! Worum es sich im Kampf gegen Japan wirklich
handelt, sagte der fruhere japanische Botschafter in Washington, Kurusu, anlaBlich des japanischen
Unabhangigkeitstages am 4. Juli: Aller Wahrscheinlichkeit nach feierte die Mehrzahl der Amerikaner
diesen Tag, ohne sich daruber im klaren zu sein, daB sie an einem verlustreichen, brutalen Krieg
178 teilnehmen, um einer Milliarde Menschen in Ostasien die Vorrechte der Freiheit zu verweigern.
Kurusu fuhr fort: „Es ist in der Tat ein einzigartiger Anblick, zu sehen, wie die Vereinigten Staaten
sich jetzt mit Gewalt der Befreiung der asiatischen Volker widersetzen, nachdem sie fruher als Kamp-
fer fur die Freiheit auftraten. Er ftigte hinzu, er sei der Uberzeugung, daB der ProzeB der Befreiung
Asiens ohne Rucksicht auf die heuchlerische Haltung der Vereinigten Staaten fortschreiten wiirde,
und versicherte, daB er fortgesetzt wtirde bis zu dem Tag, an dem nicht nur Japan, sondern alle Volker
in Ostasien ftir alle Zeiten jedes Jahr, wie die Amerikaner es heute tun, die Unabhangigkeit GroBost-
asiens feiern werden. Wir kampfen diesen Krieg mit der vollen Zuversicht auf den Sieg."
In der Organisierung GroB-Ostasiens, der Entwicklung der eigenen und der Hilfsquellen der riesi-
gen Raume, die Japan gewonnen hat, sowie in deren politischer und militarischer Vorbereitung zum
Kampfeinsatz schreitet Japan mit stetiger Energie vorwarts. Der totale Kriegseinsatz der eigenen
Volkswirtschaft wird in Japan auf alien Gebieten durchgefuhrt. Der President des Planungsamtes,
Generalleutnant Suzuki, berichtete vor dem Zentralrat der „Bewegung zur Unterstiitzung des Kaiser-
thrones" am 25. Juli, daB die Ergebnisse der Produktionssteigerung der Industrie im ersten Halbjahr
1943 uberaus gunstig seien. Dennoch konne es niemals „genug" geben. Ein besonders wichtiges Er-
fordernis im Sinne der kurzlichen Gesetze sei es, alle Unternehmungen und Einrichtungen, die noch
nicht fur den totalen Krieg eingesetzt sind, schnell und reibungslos zu mobilisieren. Die bisherigen
Reorganisationen der Industrie hatten sozusagen einen negativen Charakter gehabt, indem die Unter-
nehmer selbst versucht hatten, auf Grund der kriegsbedingten Veranderungen der Gesamtwirtschaft
ihre Betriebe umzustellen. Die neuen von seiten der Regierung geplanten Anderungen wiirden nun-
mehr durchaus positiv sein. Alle noch nicht umgestellten Betriebe wtirden auf dem schnellsten Wege
ftir die Notwendigkeit des Krieges eingesetzt werden.
Mitte Juli wurde aus Tokio gemeldet, daB die bisher bestehenden vierzig groBen
Schiffahrtsunternehmungen zusammengelegt wiirden, um ihre Leistungsfahigkeit zu steigern und den
Einsatz noch mehr den Kriegsbedurfnissen anzupassen.
Ministerprasident Tojo hat im Juli und August eine Besichtigungsreise durch die von Japan im Ver-
lauf des Krieges besetzten siidlichen Gebiete, d. h. die Philippinen, Niederlandisch-Indien und Malaya,
durchgefuhrt, offensichtlich, um die zivile verwaltungsmaBige Durchorganisierung der Gebiete zu
fordern. Uberall sind die Japaner bemuht, diese Lander von der militarischen Besetzung auf zivile
Verwaltung
Deutschland im Kampf 21
179 umzustellen und dort, wo dies bereits moglich ist, eigene Regierungen einzusetzen. So wurde am 1.
August die japanische Militarverwaltung in Burma aufgehoben und eine burmesische nationale Regie-
rung unter Dr. Ba Mao gebildet. Gleichzeitig wurde ein japanisch-burmesischer Blindnisvertrag unter-
zeichnet. Burma werde, so wurde bekanntgegeben, die allgemeine Wehrpflicht einflihren. Vorlaufig
beschranke man sich auf die Einziehung und Ausbildung von Freiwilligen. Selbstverstandlich wiirden
die burmesischen Streitkrafte aufs engste mit den japanischen Truppen zusammenarbeiten.
Hinsichtlich Indiens ist eine ahnliche Entwicklung festzustellen. Subhas Chandra Bose, der sich bis
vor einigen Monaten in Deutschland aufgehalten hat, sich dann nach dem Fernen Osten begab, um den
Befreiungskampf Indiens mit Hilfe der Millionen Inder, die auBerhalb Indiens leben, und mit Unter-
stiitzung Japans aufzunehmen, kiindigte Anfang Juli die Bildung einer provisorischen Regierung des
freien Indiens an. Als ihre Aufgabe bezeichnete er, das ganze indische Volk in seinem Kampfe um die
Freiheit der Heimat zu sammeln und anzufuhren. Bose erklarte ferner: „Ich habe, als ich die Heimat
im Jahre 1941 verlieB, verschiedene Male offentlich erklart, daB dies in Ubereinstimmung mit dem
Wunsch der groBen Mehrheit meiner Landsleute geschah. Seitdem bin ich trotz, aller Hindernisse, die
mir vom britischen Secret Service in den Weg gelegt wurden, fortwahrend in Ftihlung mit meinen
Landsleuten zu Haus geblieben. Heute kann ich mitteilen, daB in den letzten zwolf Monaten eine gro-
Be Anzahl unserer Vertreter aus alien Gegenden nach Indien gesandt wurde. Eine Anzahl von ihnen
wurden gefangen genommen und erschossen, woftir wir voile Vergeltung ausiiben werden. Viele von
ihnen konnten jedoch der Gefangennahme entgehen, und den letzten Berichten zufolge schreitet ihre
Arbeit zufriedenstellend fort. Die patriotischen Inder im Ausland arbeiten als echte Treuhander fur die
Freiheit der Kampfer im Innern. In Indien selbst wird die militarische, politische und wirtschaftliche
Ausbeutung, die sicher noch intensiver gestaltet wird, dazu beitragen, die indischen Massen noch mehr
zu erbittern und dadurch die Starke der sich zusammenfindenden Krafte der Revolution noch zu erho-
hen. Diejenigen von euch, die die Geschichte der Freiheitsbewegungen in anderen Landern studiert
haben, mtissen beobachtet haben, daB zur Erlangung der Unabhangigkeit zwei Bedingungen notwen-
dig sind, erstens eine gunstige inter-nationale Lage und zweitens die notigen opferreichen Anstren-
gungen. Die erste der beiden Bedingungen ist bereits erfullt. Wenn Indien ganz auf sich gestellt gegen
das britische Empire kampfen muBte, so ware seine Aufgabe auBerordentlich schwierig. Die Dreier-
paktmachte jedoch bekampfen Indiens Feind, sie ftigen ihm zerschmetternde Niederlagen zu und er-
leichtern uns daher unsere Aufgabe in wesentlichem MaBe."
180 Am 8. Juli wurde bekannt, daB Bose zum obersten Befehlshaber der neugegrtindeten indischen
Nationalarmee ernannt worden sei, daB Japan diese Armee offiziell als verbundete Armee anerkenne,
daB sie nur aus Indern bestehe und von indischen Offizieren ausgebildet werde. Die Grundlage zur
indischen Nationalarmee sei bereits im Fruhjahr 1942 gelegt worden und zahle schon einige Zehntau-
sende ausgebildeter Soldaten.
Thailand, das noch vor dem Kriegseintritt Japans durch japanische Vermittlung einen betrachtlichen
Teil von Franzosisch Indo-China erwerben konnte, hat nach einem am 5. Juli in Bangkok veroffent-
lichten gemeinsamen japanisch-thailandischen Kommunique die beiden Schan-Provinzen Burmas,
Kengtung und Mongpan, sowie die vier nordlichen malaiischen Staaten Kedan, Perlis, Kelantan und
Trangganu annektiert. Die vier malaiischen Staaten umfassen zusammen ein Gebiet von 14770 Qua-
dratmeilen mit einer Bevolkerung von liber einer Million Einwohnern. Sie gehorten bereits zu Thai-
land, bevor sie von den Englandern wegen ihres Reichtums an Zinn, Gummi und Reis dem unter eng-
lischer Herrschaft stehenden malaiischen Staatenbund angegliedert wurden.
Die zunehmende Konsolidierung des groBostasiatischen Herrschaftsraumes Japans wirkt in London
und Washington offenbar um so beunruhigender, als Tschungking-China seine MiBstimmung liber die
ungeniigende Waffenhilfe gegen Japan immer wieder zum Ausdruck bringt. Als deshalb vom 11. bis
24. August Roosevelt und Churchill sich in Quebeck trafen, wurde in dem gemeinsamen AbschluB-
kommunique vom 24. August mitgeteilt, „daB die militarischen Besprechungen der Generalstabschefs
sich eingehend mit dem Kriege gegen Japan und einer wirksamen Hilfe fur China beschaftigt haben.
Soong, Vertreter des Marschalls Tschiangkaischeks, hat an den Besprechungen teilgenommen."
Tschungking-China ist also wiedereinmal Hilfe versprochen worden. Die Zukunft wird zeigen, ob
dieses Versprechen angesichts der militarischen Starke Japans gehalten werden kann.
Die Konferenz in Quebeck, an die sich noch ein langerer Aufenthalt Churchills in Washington an-
schloB, hatte, wenn man dem Wortlaut des AbschluBkommuniques glauben dlirfte, in erster Linie der
Beratung und BeschluBfassung iiber die Kriegfuhrung gedient. Dies entspricht jedoch sicher nicht den
Tatsachen. Denn das Kommunique besagt selbst an einer anderen S telle: „Es ist auch Einvernehmen
Deutschland im Kampf 22
iiber die auf dem Spiel stehenden politischen Fragen auf Grund der militarischen Operationen oder
deren Verlauf erzielt worden. Es wurde vereinbart, vor Jahresende zwischen den britischen und ame-
rikanischen Vertretern, eine neue Konferenz abzuhalten, unbeschadet einer Dreier-Konferenz, die
vielleicht mit der
181 Sowjetunion vereinbart werden kann. Der Sowjetregierung werden ausftihrliche Berichte iiber die
Beschliisse zugeleitet werden, soweit diese den Krieg gegen Deutschland und Italien betreffen.
Vor und wahrend der Konferenz von Quebeck kamen aus London und Washington immer wieder
Meldungen des Inhalts, man rechne mit einer Beteiligung Stalins oder eines Beauftragten von ihm. Es
wurde geradezu ein Ratselraten angestellt, kommt Stalin oder kommt er nicht? Am 13. August verof-
fentlichte plotzlich Moskau folgendes Kommunique: „Die Nachrichtenagentur TaB dementiert Nach-
richten, denen zufolge Stalin oder irgendein anderer Vertreter der Sowjetregierung an dem Treffen
zwischen President Roosevelt und Churchill teilnehmen werde. Britische Zeitungen veroffentlichten
eine Meldung, daB ein sowjetischer Militarattache als Beobachter an der Konferenz teilnehmen werde.
TaB erklart hiermit, daB diese Nachricht auf einem MiBverstandnis beruht. Die Sowjetregierung hat zu
dem Treffen keine Einladung erhalten. Es geht daraus klar hervor, daB der Charakter der Konferenz in
Quebeck die Beteiligung irgendeines Mitgliedes der Sowjetregierung nicht vorgesehen hat und nicht
vorsieht."
Wenige Tage spater wurde der bisherige Botschafter Stalins in Washington, Litwinow, plotz-
lich abberufen und an seiner Stelle Andrey Gromyko ernannt. Reuters Sonderkorrespondent in Wa-
shington berichtet hierzu: „Die Entscheidung der Sowjetregierung, Litwinow als Botschafter in den
Vereinigten Staaten abzuberufen, ist fur die meisten hiesigen Beobachter eine groBe Uberraschung
gewesen. Offizielle Kreise enthalten sich jeglichen Kommentars, gut unterrichtete Beobachter mei-
nen, es sei noch zu friih, um Schliisse zu ziehen."
Das TaB-Kommunique vom 13. August, die Abberufung Litwinows, der Passus des
AbschluBkommuniques von Quebeck iiber eine geplante Dreier-Konferenz mit Stalin sowie
mancherlei Reaktionen der englischen und amerikanischen Presse lassen darauf schlieBen, daB auf der
Konferenz von Quebeck politische Fragen verhandelt worden sind, die mit dem Verhaltnis zwischen
den Anglo-Amerikanern und den Sowjets zusammenhangen. Ob es sich dabei nur um die Frage der
sogenannten zweiten Front gehandelt hat, hinsichtlich deren Moskau ja immer wieder seine
dringlichen Wiinsche angemeldet und seine Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht hat, oder ob die
Frage der Nachkriegsgestaltung Europas, d. h. wie weit nach einem eventuellen Siege unserer Feinde
der Bolschewismus in Europa sich ausdehnen diirfte, zur Debatte stand, ist schwer zu entscheiden.
Wenn auch wegen der zweiten Front zwischen Moskau und den Anglo-Amerikanern immer wieder
erhebliche Spannungen sichtbar geworden sind, so geht aus vielen FeindauBerungen hervor, daB
England und die USA offenbar weite Teile Europas dem Bolschewismus auszuliefern bereit sind.
182 Ihr Verhalten, z. B. gegeniiber der polnischen Emigrantenregierung in London anlaBlich Katyns und
nach dem Abbruch der polnisch-sowjetischen Beziehungen, lassen dariiber keinen Zweifel. Ob letzte
Klarungen iiber diese Fragen der Zukunft Europas, wie sie sich unsere Feinde vorstellen, mit Moskau
bereits erfolgt sind, ist jedoch nicht sicher. Es sei denn, daB die in London und Washington unaufhor-
lich erfolgenden Beteuerungen, ein enges Einvernehmen mit den Sowjets fur die Nachkriegszeit sei
unbedingt notig, ja die Grundlage jeder soliden Friedensmoglichkeit, eitel Trug sind und nur dem
Zwecke dienen sollen, den Verrat Europas an den Bolschewismus zu verdecken.
Auch zwischen England und den USA besteht keineswegs eitel Freundschaft und Einvernehmen. Es
klang wie ein Vorwurf an die Adresse der USA, als der englische Produktionsminister Oliver Lyttel-
ton auf einem Essen in London erklarte: England setze gegenwartig 65 Prozent seines Menschenmate-
rials direkt fiir die Kriegfiihrung ein. Das sei eine hoherer Prozentsatz, als er von irgendeinem anderen
alliierten Staat aufgebraucht werde. Doch bliebe das nicht ohne Folgen fiir Englands Wirtschaft. Seine
normalen Exporte seien bedeutend zuriickgegangen, und man habe einen groBen Teil der auslandi-
schen Investierungen verkaufen miissen. AuBerdem sei England aufs schwerste verschuldet und habe
fast bei alien verbiindeten Nationen Schulden. Das sei darauf zuriickzufiihren, daB es einen guten Teil
des Krieges allein finanzieren miisse. Es sei natiirlich bereit, diese Schulden abzuarbeiten. Doch brau-
che England trotz allem insbesondere von seiten der Nordamerikaner groBtes Entgegenkommen. Die
Nordamerikaner miiBten einsehen lernen, was England alles in diesem Krieg leiste. Er, Lyttelton, hof-
fe, daB die Vereinigten Staaten, wenn sie einmal ernsthaft hieriiber nachdachten, den Eindruck gewan-
nen, daB England allezeit „zum Schiitze der amerikanischen Kultur" eine Rolle zu spielen habe.
Deutschland im Kampf 23
Eine Rede, die Eden Anfang Juli zum 25. Jahrestag des Bestehens der „English Speaking Union"
hielt, enthielt so viele Mahnungen zum besseren Verstandnis zwischen und USA und England und so
viel Wunsche fur eine gemeinsame Politik nach dem Kriege, daB dariiber die Betonung der bestehen-
den Einigkeit sehr schwach klang. Nichts kann natiirlich die Tatsache aus der Welt schaffen, daB der
unter Roosevelt ungeheuer expansiv gewordene Imperialismus der USA den Englands zu uberrunden
und zu verschlingen droht, und daB die ungeheure Anspannung der englischen Finanz- und Wirt-
schaftskraft zusammen mit den groBen Gebietsverlusten Englands, je langer der Krieg dauert, gegen-
iiber den USA in eine immer hoffnungslosere Unterlegenheit und Abhangigkeit bringt. — England hat
offenbar mit seiner
183 Kriegsanstrengung hinsichtlich des Arbeitseinsatzes die Grenze des Moglichen so ziemlich erreicht.
Denn Reuter gab Mitte Juli bekannt, die Lage auf dem Gebiete der Kohlenforderung sei ernst, sie dro-
he die Erfullung des vorgesehenen Programms der Kriegsanstrengung erheblich zu beeintrachtigen.
Arbeitsminister Bevin sagte am 20. Juli vor der Bergarbeitergewerkschaft in Blackpool in bezug auf
den Mangel an Arbeitskraften: „Im kommenden Jahr mtissen verzweifelte Mittel angewandt werden.
Wir miissen Menschen aus hoheren Jahrgangen als bisher in die Gruben schicken, vielleicht unter 18
bis hinab zu 16 Jahren."
Auch in den USA gibt es schwere Wirtschaftsprobleme, besonders das der Inflation. Kein Wunder,
wenn man sich die riesigen Milliardenbetrage vergegenwartigt, die in die amerikanische Wirtschaft
hineingepumpt werden. Andererseits wurden neuerdings aus Washington mehrfach Klagen laut, daB
die Krieg sproduktion immer noch unter dem Bedarf liege und daB sie im Juli und August zum Teil
nicht unerheblich hinter der Planung zuriickgeblieben sei. Ob dies bedeutet, daB die amerikanische
Produktion an den Grenzen ihrer Moglichkeit angelangt ist, laBt sich noch nicht beurteilen. DaB aber
1 30Millionen Einwohner der USA nicht, wie die Feindpropaganda der Welt glauben machen mochte,
unbeschrankte Produktionsmoglichkeiten besitzen, ist ganz selbstverstandlich!
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
September/Oktober-Lieferung
(Nr. 97/100 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Ansprache des Fuhrers an das deutsche Volk
|liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 1
Der Fuhrer hielt am 10. September 1943 aus seinem Hauptquartier folgende Ansprache an das
deutsche Volk, die iiber alle Sender iibertragen wurde:
Meine deutschen Volksgenossen und -genossinnen!
102 Befreit von der schweren Last der seit langer Zeit auf uns driickenden Erwartung, sehe ich nunmehr
den Augenblick gekommen, um wieder zum deutschen Volk sprechen zu konnen, ohne vor mir selbst
oder der Offentlichkeit zu Liigen Zuflucht nehmen zu miissen. — Der eingetretene Zusammenbruch
Italiens war langst vorauszusehen, nicht infolge des Fehlens geeigneter italienischer Moglichkeiten zu
einer wirkungsvolleren Verteidigung oder des Ausbleibens der erforderlichen deutschen Hilfe, als
vielmehr infolge des Versagens oder besser des Nichtwollens derjenigen Elemente, die nunmehr als
AbschluB ihrer planmaBigen Sabotage die Kapitulation veranlaBten. Denn nur was diese Manner
schon seit Jahren anstrebten, wurde jetzt vollzogen: der Ubergang der italienischen Staatsfuhrung von
dem mit Italien verbundeten Deutschen Reich zu den gemeinsamen Feinden.
Als England und Frankreich im September 1939 an das Deutsche Reich den Krieg erklarten, ware
Italien durch die Vertrage gezwungen gewesen, sich mit Deutschland sofort solidarisch zu erklaren.
Dabei war diese Solidaritat nicht nur begrtindet in den Abmachungen des Paktes, sondern in dem von
den Feinden sowohl Deutschland als aber auch Italien fur die Zukunft zugedachten Schicksal. Es ist
bekannt, daB Mussolini den festen EntschluB hatte, in Italien — entsprechend den Vertragen — die
sofortige Mobilisierung anzuordnen. Den gleichen Kraften, die heute die Kapitulation herbeifiihrten,
gelang es im August 1939, den Kriegseintritt Italiens zu verhindern. Als Fuhrer des deutschen Volkes
muBte ich Verstandnis haben fur diese auBerordentlichen inneren Schwierigkeiten des Duce. Ich habe
daher weder damals noch spater Italien auf die Einhaltung der Bundesverpflichtungen gedrangt. Im
Gegenteil: Ich habe es der italienischen Regierung vollig anheimgestellt, in den Krieg entweder iiber-
haupt nicht einzutreten oder, wenn doch, dann zu einem Zeitpunkt, der ihr selbst genehm war und den
sie vollstandig frei bestimmen konnte. Im Juni 1940 war es Mussolini gelungen, die inneren Voraus-
setzungen fur den Beitritt Italiens an die Seite des Reiches zu erlangen.
Der Kampf in Polen war zu dieser Zeit ebenso entschieden wie der in Norwegen und der gegen
103 Frankreich und seine verbundeten englischen Armeen auf dem Festland. Dennoch muBte ich dem
Duce fur eine Haltung danken, die, wie mir bekannt war, im Inneren — nicht gegen das italienische
Volk, sondern nur gegen bestimmte Kreise — unter auBersten Schwierigkeiten durchgesetzt werden
konnte. Seit dieser Zeit haben das Reich und Italien zusammen im Kampf gestanden; auf vielen
Kriegsschauplatzen wurde gemeinsam Blut vergossen; in keiner Sekunde war sich der Duce und ich
darin im Zweifel, daB der Ausgang dieses Kampfes iiber Sein oder Nichtsein unserer Volker entschei-
dend sein wird. Dementsprechend hat Deutschland, selbst im schwersten Ringen liegend, bis an die
Grenze des Moglichen seinem Bundesgenossen geholfen. Viele Angebote fur diese Hilfe sind von den
militarischen Machthabern Italiens von Anfang an entweder iiberhaupt abgelehnt oder nur unter Be-
dingungen angenommen worden, die unerfiillbar waren. Es werden der Offentlichkeit zur gegebenen
Zeit die Unterlagen unterbreitet, aus denen hervorgeht, was Deutschland in dem gemeinsamen Schick-
salskampf fur seinen Bundesgenossen an Beitragen geleistet hat und auch weiter zu leisten bereit war.
Der deutsche Soldat selbst aber hat auch auf diesen gemeinsamen Kriegsschauplatzen jene Haltung
eingenommen, die ihn iiberall auszeichnet, denn ohne sein Eingreifen ware schon im Winter 1940 auf
41 Nordafrika fur Italien verloren gewesen. Der Name des Marschalls Rommel ist mit dieser deut-
schen Leistung auf ewig verbunden. Als sich im Friihjahr 1941 das Reich entschloB, Italien auf dem
Balkan zu helfen, geschah es nicht der Erfiillung eigener Absichten wegen, sondern nur, um dem Bun-
desgenossen beizustehen und eine durch dessen Vorgehen ausgeloste Gefahr, die natiirlich auch
Deutschland bedrohte, zu beseitigen. Deutschland brachte diese Opfer fast im gleichen Augenblick, da
es unter der Furcht des fast stiindlich zu erwartenden bolschewistischen GroBangriffs gegen ganz Eu-
ropa an eigenen Sorgen mehr als genug zu tragen hatte. Das Blut zahlreicher Volksgenossen besiegelte
die Bundestreue des deutschen Volkes.
Das Deutsche Reich und ich als sein Fuhrer konnten aber diese Haltung nur einnehmen im BewuBt-
sein der Tatsache, daB an der Spitze des italienischen Volkes einer der bedeutendsten Manner stand,
die die neuere Zeit hervorgebracht hat, der groBte Sohn des italienischen Bodens seit dem Zusammen-
bruch der antiken Welt. Seine bedingungslose Treue gab dem gemeinsamen Bund die Voraussetzung
zum erfolgreichen Bestand. Sein Sturz, die ihm zugefiigten ehrlosen Krankungen werden dereinst von
Generationen des italienischen Volkes als tiefste Schmach empfunden werden.
Das letzte auslosende Moment zu dem schon lange beschlossenen Staatsstreich war aber die Forde-
rung des Duce nach erhohten Vollmachten zur erfolgreicheren Fiihrung des Krieges.
|liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 2
104 Harteste MaBnahmen gegen die offenen und versteckten Saboteure der Kriegflihrung, gegen die
reaktionaren Feinde der sozialen Gerechtigkeit und damit der Widerstandsfahigkeit des italienischen
Volkskorpers sollten dem dienen. Mussolini wollte noch in letzter Minute die heimtlickischen Feinde
des italienischen Volkes im Kampf um Sein oder Nichtsein ausschalten, um damit Italiens Zukunft
sicherzustellen. Der Schmerz, der mich personlich erfaBte angesichts des historisch einmaligen Un-
rechtes, das man diesem Mann angetan hat, seiner entwiirdigenden Behandlung, die ihn, der iiber 20
Jahre lang nur der einen Sorge fur sein Volk lebte, nun in die Ebene eines gemeinen Verbrechers hin-
abstieB, ist verstandlich.
Ich war und bin glucklich, diesen groBen und treuen Mann als meinen Freund bezeichnen zu dtirfen.
Ich habe auBerdem nicht gelernt, meine Gesinnung nach Bedarf von Fall zu Fall zu wechseln oder
auch nur zu verleugnen. Ich glaube, daB trotz manchen gegenteiligen Auffassungen auch im Volkerle-
ben genau so wie im einzelnen die Treue ein unersetzbarer Wert ist, ohne den die menschliche Gesell-
schaft ins Wanken geraten und ihre Organisationen friiher oder spater zerbrechen muBten. Trotzdem
haben auch nach diesem schmachvollen Vorgang die deutschen Truppen auf Sizilien, deutsche Flie-
ger, Manner der U-Boote, Schnellboote, Transporter aller Art usw. zu Lande, in der Luft und auf dem
Meere ihre Pflicht im hochsten AusmaB weiter getan. Es mag heute aus Griinden einer taktischen
ZweckmaBigkeit der Gegner das verschweigen, die Nachwelt aber wird einmal feststellen, daB es, von
wenigen braven italienischen Verbanden als Ausnahmen abgesehen, seit dieser Zeit in erster Linie nur
deutsche Truppen gewesen sind, die mit ihrem Blut nicht nur das Deutsche Reich, sondern auch den
italienischen Boden verteidigten.
DaB nun die italienische Staatsfuhrung sich entschlossen hat, das Bundnis zu brechen und aus dem
Kriege auszuscheiden und damit Italien selbst erst recht zum Kriegsschauplatz zu machen, mag sie mit
was immer fur Griinden motivieren. Sie kann dies als eine Notwendigkeit hinstellen, sie wird aber
niemals eine Entschuldigung linden fur die Tatsache, daB dies geschehen ist, ohne den Verbiindeten
vorher wenigstens zu verstandigen. Nicht nur das: Am gleichen Tage, an dem Marschall Badoglio den
Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet hatte, bat er den deutschen Geschaftstrager in Rom zu sich und
versicherte ihm, daB er, ein Marschall Badoglio, Deutschland niemals verraten wiirde, daB wir Ver-
trauen zu ihm haben muBten, und daB er es beweisen werde durch seine Taten, daB er dieses Vertrau-
ens wiirdig sei, daB Italien vor allem niemals zu kapitulieren gedenke. Noch am Tage der Kapitulation
aber rief der Konig den deutschen Geschaftstrager und versicherte ihm ebenfalls ganz besonders, daB
Italien niemals
105 kapitulieren werde, sondern mit Deutschland auf Gedeih und Verderb verbunden, treu an unserer Seite
zu stehen gedenke. Ja, noch eine Stunde nach Bekanntgabe des Verrats erklarte der italienische Gene-
ralstabschef Roatta diese Meldung gegeniiber unserem Militarbevollmachtigten als gemeine Luge und
englische Propagandaente. Im gleichen Augenblick versicherte der Vertreter des italienischen AuBen-
ministeriums, diese Nachricht sei nur ein typisch britischer Schwindel, den er zu dementieren gedenke,
um 1 5 Minuten spater zuzugeben, daB natiirlich die Angelegenheit doch stimme und Italien tatsachlich
aus dem Kriege ausgetreten sei. In den Augen der demokratischen Kriegshetzer sowohl als in denen
der heutigen italienischen Regierungsmanner mag dieses Verhalten als ein glanzendes Beispiel einer
taktisch geschickten Staatskunst gelten. Die Geschichte wird einst anders urteilen, und Generationen
Italiens werden sich schamen, daB man diese Taktik einem verbiindeten Freunde gegeniiber zur An-
wendung brachte, der mit Blut und Opfern aller Art seine Pflicht mehr als nur dem Buchstaben des
Vertrages nach erfiillte.
Meine Volksgenossen! Nachdem ich schon seit zwei Jahre nden steigenden EinnuB dieser auch ge-
geniiber den sozialen Aufgaben Italiens ablehnend eingestellten reaktionaren und deutschfeindlichen
Kreise mehr als geniigend zu beobachten Gelegenheit hatte, war seit dem Sturz des Duce kaum mehr
ein Zweifel moglich iiber die wahre Absicht dieses Regimewechsels.
Ich habe daher pflichtgemaB alle jene MaBnahmen angeordnet, die fur diesen Fall getroffen werden
konnten, um das Deutsche Reich vor einem Schicksal zu bewahren, das Marschall Badoglio und seine
Manner nicht nur dem Duce und dem italienischen Volk zugefiigt haben, sondern in das sie auch
Deutschland stiirzen wollten. Die Interessen der nationalen Kriegfiihrung des deutschen Volkes sind
fur uns ebenso heilige wie verpflichtende. Wir alle wissen, daB in diesem erbarmungslosen Kampf
nach den Wiinschen unserer Feinde der Unterlegene vernichtet wird, wahrend nur dem Sieger die
Moglichkeiten des Lebens bleiben sollen. Wir sind daher gewillt, in kalter Entschlossenheit im groBen
und im einzelnen immer jene MaBnahmen zu treffen, die geeignet sind, die Hoffnungen unserer Geg-
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ner zuschanden zu machen. Aber auch zahlreiche ehrliebende Italiener haben sich jetzt erst recht mit
dem bisherigen Kampfe der beiden Volker als unlosbar verbunden erklart.
Der Ausfall Italiens bedeutet militarisch nur wenig. Denn der Kampf in diesem Lande wurde seit
Monaten in erster Linie durch deutsche Krafte gestiitzt und getragen. Wir werden diesen Kampf nun-
mehr frei von alien belastenden Hemmungen fortsetzen.
Der Versuch des internationalen Plutokratenkomplotts, den deutschen Widerstand wie in Italien zu
zerreden, ist kindlich.
106 Sie verwechseln das deutsche Volk in dem Fall mit einem anderen. Die Hoffnung, in ihm heute
Verrater wie in Italien zu finden, fuBt auf der vollkommenen Unkenntnis des Wesens des nationalso-
zialistischen Staates. Ihr Glaube, in Deutschland auch einen 25. Juli herbeifuhren zu konnen, beruht
auf dem grundlegenden Irrtum, in dem sie sich sowohl liber meine personliche Stellung be finden, als
auch iiber die Haltung meiner politischen Mitkampfer, meiner Feldmarschalle, Admirale und Genera-
le. Mehr als jemals zuvor tritt diesem Vorhaben gegeniiber gerade die deutsche Fuhrung als eine fana-
tisch geschlossene Gemeinschaft entgegen. Jede Not wird uns nur in unserer Entschlossenheit festigen.
Das personliche Leben hat dabei fur mich ohnehin schon langst aufgehort, mir selbst zu gehoren. Ich
arbeite in der Erkenntnis und im PflichtbewuBtsein, durch meinen Beitrag das Leben meines Volkes
fur Generationen in der Zukunft sichern zu konnen.
DaB ich ein Recht besitze, an diesen Erfolg bedingungslos zuglauben, liegt nicht nur in meinem ei-
genen Lebensweg begriindet, sondern im Emporstieg unseres Volkes.
Im Jahre 1939 muBten wir allein und verlassen die Kriegserklarungen unserer Gegner entgegen-
nehmen. Wir haben gehandelt nach den Bekenntnissen eines Clausewitz, daB ein heroischer Wider-
stand unter alien Umstanden besser als eine feige Unterwerfung sei. Ich habe deshalb auch schon am 1.
September 1939 im Reichstag erklart, daB weder Zeit noch Waffengewalt das deutsche Volk jemals
niederzwingen werden. Seitdem ist in erster Linie durch unsere eigene Kraft der Feind zum Teil mehr
als 1000 km von den deutschen Grenzen zuriickgedrangt worden. Nur auf dem Luftweg vermag er die
deutsche Heimat zu terrorisieren. Allein auch hier sind die technischen und organisatorischen Voraus-
setzungen im Entstehen, um nicht nur seine Terrorangriffe endgultig zu brechen, sondern durch andere
und wirkungsvollere MaBnahmen zu vergelten. Es mogen uns nun taktische Notwendigkeiten zwin-
gen, in diesem gewaltigen Schicksalskampf das eine oder andere Mai an einer Front etwas aufzugeben
oder besonderen Bedrohungen auszuweichen, so wird aber niemals der stahlerne Reif zerbrechen, der
durch die deutsche Heimat geschmiedet, durch das Heldentum und Blut unserer Soldaten gehalten, das
Reich beschirmt.
Ich erwarte nun gerade in dieser Zeit, daB die Nation mit verbissenem Trotz auf samtlichen Gebie-
ten dieses gewaltigen Kampfes erst recht ihre Pflicht erfullt. Sie hat jeden Grund, auf sich selbst zu
vertrauen. Die Partei aber hat in allem das Vorbild zu sein. Die Heimat kann mit Stolz auf ihre Solda-
ten blicken, die unter heroischem Bluteinsatz und unter schwersten Bedingungen immer wieder ihre
Pflicht erfullen. Die Front aber mag sich in leidensvollen Stunden, bei den oft ubermenschlichen For-
derungen vieler Wochen
107 und Monate, ihrer Heimat erinnern, die heute ebenfalls kampfende Front geworden ist, nur daB hier das
Heldentum von Greisen und Knaben, von Muttern, Frauen und Madchen seine Erfullung findet. Jeder
Soldat hat daher die heilige Pflicht, mehr noch als bisher die hochste Standhaftigkeit zu bewahren und
das zu tun, was der Kampf erfordert. Das deutsche Volk war dann in seiner ganzen Geschichte noch
niemals mit mehr Recht stolz auf sich selbst als in diesem gewaltigsten Ringen aller Zeiten. An diesem
Willen und dieser Leistung werden alle Versuche, Deutschland ebenfalls das Los einer versklavten
Nation aufzuburden, scheitern. Mag jeder einzelne Deutsche, ganz gleich wo er steht, sich dessen be-
wuBt sein, daB von ihm selbst, von seinem Einsatz und seiner Opferbereitschaft die Erhaltung unseres
Volkes das Schicksal und die Zukunft vieler Generationen abhangen.
Ich kann daher auch dem deutschen Volk, den Mannern und Frauen der Heimat, den Soldaten an der
Front mit Worten nicht danken fur das, was sie tun, was sie willig ertragen und geduldig erleiden.
Diesen Dank werden einmal kommende Geschlechter aussprechen in der Erkenntnis dessen, daB ihr
freies und sozial gesichertes Leben die Frucht des Opfers unserer Zeit ist. Ich selbst bin unendlich
stolz, der Ftihrer dieses Volkes sein zu diirfen, und dem Herrgott dankbar fur jede Stunde, die er mir
schenkt, durch meine Arbeit den groBten Kampf unserer Geschichte zu einem erfolgreichen gestalten
zu konnen.
Die zum Schutze der deutschen Interessen angesichts des Vorganges in Italien angeordneten MaB-
nahmen sind sehr harte. Soweit sie Italien betreffen, verlaufen sie schon jetzt planmaBig und erfolg-
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reich. Das Beispiel des Verrates Jugoslawiens hat uns schon vorher eine heilsame Aufklarung und
wertvolle Erkenntnisse gegeben.
Das Schicksal Italiens selbst aber mag fur alle auch eine Lehre sein, um in Stunden der hartesten
Bedrangnis und der bittersten Not niemals dem Gebot der nationalen Ehre zu entsagen, treu zu unseren
Bundesgenossen zu stehen und glaubigen Herzens das zu erfiillen, was die Pflicht zu tun uns auferlegt.
Dem Volke, das diese Priifungen vor der Vorsehung besteht, wird am Ende der Allmachtige als Lohn
den Lorbeerkranz des Sieges und damit den Preis des Lebens reichen.
Dies muB und wird aber unter alien Umstanden Deutschland sein!
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108 Die beiden Monate September und Oktober standen stark im Zeichen der bedingungslosen Kapitulati-
on des Hauses Savoyen und des Marschalls Badoglio. Dieses Ereignis auBerhalb der politischen Gren-
zen hat in Deutschland einen starken Niederschlag gefunden, nicht etwa aber in dem Sinn, daB die
deutsche Kampfmoral durch die ent-ehrende und verachtliche Waffenniederlegung des Bundesgenos-
sen gesunken ware, — im Gegenteil: die Vorgange des Verrates und die darauffolgenden Ereignisse
haben den Kampfwillen des deutschen Volkes in einer unvergleichlichen Weise empor gerissen!
Am 10. September sprach der Fiihrer vom Hauptquartier aus zum deutschen Volke iiber den italieni-
schen Verrat, und befreit von der Last am Horizont aufdammernder Ereignisse stellte er der deutschen
Nation die Entwicklungsgeschichte dieses Treubruches dar und legte ein Bekenntnis zu Mussolini,
dem groBten Sohn Italiens, ab. Zum SchluB seiner Rede gab der Ftihrer der harten Entschlossenheit
des deutschen Volkes Ausdruck, den Krieg weiter bis zum siegreichen Ende zu ftihren.
Die Kapitulation Italiens hatte aber nicht nur Nachteile, sie brachte auch Vorteile mit sich. Das Ver-
nal tnis Deutschlands zu den Volkern des Sudostens sowie zu Frankreich wurde dadurch geklart und
von Belastungen befreit. In der Folge setzte vor alien Dingen eine Neuordnung auf dem Balkan ein,
iiber die an anderer S telle noch zu reden sein wird.
Hochste Anteilnahme des deutschen Volkes erheischten in den beiden Monaten September und Ok-
tober die Kampfe an der Ostfront. Mit unverminderter Heftigkeit griffen wahrend dieser zwei Monate
die Sowjets von Leningrad bis zum Asowschen Meer an. In unvergleichlichem Heroismus hielten die
deutschen Truppen die mit groBer menschen- und materialmaBiger Uberlegenheit vorgetragenen An-
griffe der Sowjets auf und gaben nur schrittweise das seiner militarischen Bedeutung beraubte Land
preis, unter
109 riesigen Verlusten erkampften die Sowjets den Raumgewinn; einen strategischen Erfolg zu erringen,
gelang ihnen auch in diesen beiden Monaten wiederum nicht!
Die feindlichen Luftterrorangriffe vom Westen herwurden im September und Oktober ebenfalls
weitergefiihrt. Es ist allerdings auffallend, wie sehr sich wahrend dieser beiden Monate die Verlustzif-
fern fur den Feind erhohten. Bei einzelnen Angriffen verlor der Feind ein Drittel, ja sogar die Halfte
der eingesetzten Flugzeuge. Die deutsche Bodenabwehr und die Nachtjagd haben sich eben in einer
solchen Weise vervollkommnet, daB die Angriffe fur den Feind wohl zu kostspielig geworden sind.
In London und Washington sind daher laute Einwendungen gegen diese Art der Fiihrung des Bom-
benkrieges gemacht worden.
Wenngleich der Bombenterror des Feindes noch nicht aufgehort hat, so ist doch in der deutschen
Heimat eine fiihlbare Entlastung durch die hervorragende deutsche Abwehr eingetreten. Nicht zuletzt
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haben die zivilen MaBnahmen des Staates und der Partei dazu beigetragen, die Menschen- und Materi-
al verluste zu vermindern.
Unter all diesen Kriegsumstanden bewahrte sich die weitsichtige und straffe Flihrung, die den natio-
nalsozialistischen Staat vor anderen auszeichnet. Am 6. Oktober fand eine Tagung der Reichsleite r,
Gauleiter und Verbandsfuhrer der NSDAP statt, die im Zeichen der Entschlossenheit zum auBersten
Kriegseinsatz aller Krafte der Nation stand. Die Tagung wurde geleitet vom Leiter der Parteikanzlei,
Reichsleiter Bormann. Auf ihr sprachen Reichsminister Speer, Generalfeldmarschall Milch, GroBad-
miral Donitz, Stabschef der SA Schepmann, Reichsleiter Dr. Ley und Reichsfuhrer SS Reichsminister
Himmler. Im AnschluB an diese Tagung weilten die Reichsleiter und Gauleiter auf Einladung des Fiih-
rers am 7. Oktober im Hauptquartier. Dort gab der Ftihrer einen umfassenden Uberblick iiber den bis-
herigen Kriegsverlauf und die derzeitige militarische und politische Lage. Der Ftihrer zollte den Solda-
ten an der Front, aber auch der kampfentschlossenen Heimat hohe Anerkennung. Er schloB mit der
Versicherung, daB Deutschland sich uberall schlagen und niemals nachgeben werde, bis das Ziel er-
reicht sei. „Nehmen Sie", so schloB der Ftihrer, „unerschutterlich und fest in Ihren Herzen den Glau-
ben mit, daB, wenn unser Wille nicht wankend wird, dieser Krieg mit einem groBen deutschen Sieg
endet."
Wenige Tage danach, am 19. Oktober, fand eine Tagung statt, die vom Chef des Oberkommandos
der Wehrmacht einberufen war. Vor dieser Tagung hoher und hochster Offiziere sprachen fuhrende
Personlichkeiten des Staates und der Partei iiber weltanschauliche und innerpolitische Fragen. Zum
110 AbschluB empfing der Ftihrer die Tagung steilnehmer und sprach zu ihnen iiber die politische und
militarische Lage. An der Tagung nahmen teil die Wehrkreisbefehlshaber, die Oberbefehlshaber der
Marineoberkommandos, die Kommandierenden Admirale sowie die Kommandierenden Generale der
Luftgaukommandos mit ihren Chefarzten und Chefintendanten, ferner eine Reihe hoherer Offiziere
und Beamte des Oberkommandos. Wenn irgendwelche Ereignisse, so zeigen diese Tagungen die harte
Entschlossenheit der deutschen Fuhrung, den Krieg durch die Zusammenballung aller militarischen
und politischen Krafte zum siegreichen Ende zu fiihren.
Reichsminister Dr. Goebbels, der sich allwochentlich durch die Leitartikel im „Reich" an das deut-
sche Volk wendet, ergriff im Monat Oktober das Wort bei der Feier des E r n t e -danktages. Im Sport-
palast zu Berlin hielt er eine groBe Rede iiber „Die Elemente des Sieges". Die Hoffnung des Feindes
auf ein neues 1918 werde in jeder Beziehung fehlschlagen:
ernahrungspolitisch, militarisch, innenpolitisch und psychologisch. Wenn es noch einer Warnung be-
durft hatte, so habe das Beispiel Italiens diese Warnung gegeben. Das Deutschland vonl943 kenne nur
noch ein „Vorwarts!" Aus dieser Gesinnung wachse dem deutschen Volke unaufhaltsam der kommen-
de groBe Sieg zu.
Das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern erhielt u. a. SS-Oberstgruppenfuhrer
und Generaloberst der Polizei Daluege sowie Generalarzt Geheimrat Prof. Dr. med. Ferdinand Sauer-
bruch. Das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes uberreichte der Ftihrer auch dem Gesandten Dr.
Hermann Neubacher fur seine hervorragenden Leistungen im Dienste des Reiches. Am 28. 9. wurde
der Gesandte Dr. Neubacher, bisher Sonderbeauftragter der Reichsregierung fur wirtschaftliche und
finanzielle Fragen in Griechenland, zum Sonder-bevollmachtigten des Auswartigen Amtes fur den
Sudosten mit dem Sitz in Serbien ernannt. Nach dem Zusammenbruch Italiens ist Deutschland in die-
sem Raum die Aufgabe gestellt, die sich vielfach widerstrebenden Krafte zu koordinieren. Der Ge-
sandte Neubacher hat diesen verantwortungsvollen Auftrag erhalten. Mit groBziigigen Entscheidungen
ging er ans Werk.
Im Rahmen der zivilen AbwehrmaBnahmen gegen die feindlichen Luftterrormethoden sind Einzel-
heiten von Bedeutung zu erwahnen. Die Bevolkerung der luftgefahrdeten Gebiete ist im Laufe der
beiden Monate September/Oktober wiederholt aufgefordert worden, die Kinder in Sicherheit zu brin-
gen. Wie sehr diese MaBnahme in der Lage ist, Todesopfer zu verhindern, zeigen einige Zahlen aus
Berlin. Bei dem Luftangriff auf die Reichshauptstadt am 1. Marz wurden 49 Kinder getotet, am 23.
August nur noch 27 Kinder und in der Nacht zum 4. September nur zwei Kinder.
111 Ein Bericht des Landesbauernfuhrers Freiherrn von Eitz gibt Einblick in die Erfahrungen iiber die
Sicherstellung der Ernahrung in den luftgefahrdeten Gebieten an Rhein und Ruhr. Die Elastizitat und
Schlagkraft der Marktordnung des Reichsnahrstandes habe sich vor allem darin gezeigt, daB an keiner
Stelle Brotversorgungsschwierigkeiten aufgetreten seien, nach kiirzester Zeit die Schlachthofeinrich-
tungen uberall wieder benutzbar gemacht wurden und durch groBziigige Hilfeleistungen auch die
Milchversorgung sichergestellt werden konnte.
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Zahlreiche neue Verordnungen regelten die Erledigung der Schadenabgeltung der Luftkriegsge-
schadigten. Die Praxis des Kriegssachschadenverfahrens hat gezeigt, daB die Aufstellung eines Inven-
tarverzeichnisses notwendig ist. Die Behorden stehen den Schadenersatzanspriichen in jeder Weise-
groBziigig gegenliber, warnen jedoch vor einer Uberspannung der Anforderungen. Fur die Rechtsgiil-
tigkeit eines solchen Verzeichnisses ist nicht eine gerichtliche Beglaubigung notwendig;
es geniigt die eidesstattliche Versicherung eines deutschen Staats-angehorigen. Gerichtsvollzieher
stehen, soweit es fiir notwendig erachtet wird, nach MaBgabe ihrer Tatigkeit zur Verftigung.
Auch das Recht des ausgebombten Mieters auf die Wohnung ist nunmehr reichsgesetzlich geregelt.
Das Mietverhaltnis erlischt nur dann, „wenn das Gebaude infolge des Kriegssachschadens zerstort ist
oder die Mietraume nicht mehr benutzbar sind und ihre Instandsetzung nicht innerhalb eines Jahres
nach Eintritt des Schadens in Angriff genommen ist". In den wiederhergestellten Gebauden oder den
als Ersatz geschaffenen neuen Raumen werden die alten Mieter bevorzugt berucksichtigt.
Ein anderer ErlaB des Reichsinnenministers bestimmt, daB Schadensersatzanspriiche auch bei den
Behorden des Aufnahmegaues eingereicht werden konnen, in den der Bombengeschadigte umquartiert
worden ist. Dem Umquartierten stehen Beamte, Angestellte und Arbeiter gleich, die wegen Verlegung
ihrer Dienststelle oder ihres Betriebes ihren Aufenthalt verandern mtissen.
Eine bedeutsame MaBnahme, die dazu beitragen soil, die Auswirkungen des Bombenterrors zu mil-
dern, ist das „Wohnungshilfswerk", das Anfang Oktober von Reichsleiter Dr. Ley der deutschen Of-
fentlichkeit unterbreitet wurde. Vor der Parteiftihrerschaft gab Dr. Ley bekannt, daB in Form der
Selbst- und Gemeinschaftshilfe die Aufstellung von einfachen Behelfsheimen in Siedlungsform auf
dem Lande bewerkstelligt werden soil. Trotz aller durch die Baustoff- und Arbeitslagegegebenen
Schwierigkeiten soil es durch das Deutsche Wohnungshilfswerk gelingen, soviel wie moglich Notun-
terkiinfte fur die vom Bombenterror betroffene Zivilbevolkerung zu schaffen.
112 Die Behelfsheime, von denen einige Muster bereits unter Fuhrung von Dr. Ley besichtigt wurden,
umfassen zwei Raume — eine Wohnkuche und einen Schlafraum. AuBerdem wird jedem Besitzer eine
kleine Gartenflache beigegeben. Damit wird — so erklarte Dr. Ley — der im deutschen Volke vor-
handene Gedanke des kleinen Wochenendhauschens oder der Gartenwohnlaube eine gluckliche Ver-
bindung mit den Erfordernissen finden, die der totale Krieg nun einmal an die moglichste Sicherung
gegen Luftangriffe und an die unbedingte Einsparung von Material und Arbeitskraften stellt. Selbst-
verstandlichkonnen diese Heime, deren Errichtung in groBer Zahl erstrebt wird, gegenuber dem bishe-
rigen Wohnungsstandard fur Luft-kriegsbetroffene in vielen Fallen nur als eine Notlosung bezeichnet
werden. Nach dem Kriege sind die Behelfsheime als Wochenendhauser zu verwenden. Sie geben dar-
iiber hinaus die Moglichkeit, in Ruhe und ohne Uberstiirzung an das groBe Wohnung sbauprogramm
heranzugehen.
Die Errichtung der Heime soil in Selbst-, Nachbar- und Gemeinschaftshilfe erfolgen, wie das schon
friiher bei Hunderttausenden von Wohnlauben geschehen ist. Das Schwergewicht liegt aber in der
Aufstellung von in Fabriken serienmaBig hergestellten Heimstatten, deren einzelne Teile montagema-
Big geliefert werden, so daB sie an der Baustelle von der Bevolkerung nur noch zusammengesetzt zu
werden brauchen.
Dr. Ley teilte weiter mit, daB die Durchfiihrung der Wohnungsaktion den Gauleitern als Gauwoh-
nungskommissaren zuiibertragen sei.
In einem Kommentar zu diesem deutschen Wohnungshilfswerk wird berichtet, daB nach einer Stati-
stik vom Oktober des Jahres 1943 GroBdeutschland vor dem Luftkrieg bei 89 Millionen Einwohnern
92 Millionen Wohnraume besaB, von denen etwa2 Millionen Wohnraume (nicht Wohnungen) zerstort
worden sind. Durch Ruckfiihrung des zu Biirozwecken entfremdeten Wohnraumes werden etwa 100
000 Wohnungen gewonnen. Die Fertigstellung der im Bau befindlichen Neubauten wird weitere 100
000 Wohnungen ergeben. Der Ausbau von Dachgeschossen wird sich im gleichen Sinne auswirken.
Von der DAF sind bisher tiber die Bauhofe 25 000 Wohnungen geschaffen. Das deutsche Wohnungs-
hilfswerk wird in sehr viel groBerem MaBe hier Abhilfe schaffen.
Aus der Tatkraft, mit der die Verwtistungen der feindlichen Terrorangriffe bekampft werden, und
der Einmiitigkeit, zu der sich das ganze deutsche Volk zusammenfindet, kann man ersehen, mit wel-
cher Entschlossenheit es sich dem Ansturm seiner Feinde entgegenstellt. Bemerkenswert ist, daB der
Feind iiber seinen Willen, das deutsche Volk zu vernichten, keinen Zweifel laBt. Daftir gibt es einige
113 Verlautbarungen aus der Feindpresse, die man vermerken muB. So hat die englische Zeitschrift
„Spectator" in einem Aufsatz von W. B. Howell dieser Absicht deutlich in folgenden Satzen Ausdruck
gegeben. Es heiBt dort: „Ich halte es fur richtig, Deutschland, sobald wir es besiegt haben, fiir alle Zeit
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zu verkriippeln. Ich wlirde die deutsche Bevolkerung umein Drittel oder vielleicht auf die Halfte redu-
zieren. Die Waffe, die ich dabei zur Anwendung bringen wiirde, ist die Aushungerung. Wenn mich ein
gutmiitiger Englander fragt: „Wiirden Sie dabei auch nicht die deutschen Frauen und Kinder aushun-
gern?", so wlirde ich ihm antworten: „Jawohl, ich wlirde es tun." — Eine andere Stimme aus der
Schweiz sagt, daB die Sowjetregierung den Briten und Amerikanern einen Plan vorlegen werde, daB
deutsche Arbeiter in die Sowjetunion als Zwangsarbeiter geschickt werden sollen. Dies soil ein Teil
der von Deutschland zu leistenden Reparationen sein. Uber diesen Plan sei zwar schon friiher berichtet
worden, aber jetzt hatten ihn die Sowjets bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet. Demnachst werde auch
die Zahl der verlangten deutschen Arbeiter, die Dauer ihrer Zwangsarbeit und die von Deutschland zu
liefernden Materialmengen angegeben werden. — Solche Stimmen sind natiirlich nur dazu angetan,
die Kampfentschlossenheit des deutschen Volkes auf das hochste zu entflammen.
In der Reihe seiner Artikel im „Reich" hat Reichsminister Dr. Goebbels Ende September einen Auf-
satz unter der Uberschrift „Kriegsartikel fur das deutsche Volk" veroffentlicht. Dieser Aufsatz enthalt
in 30 Absatzen in programmatischer Formulierung die fordernde Festlegung soldatischer Pflichten flir
das ganze deutsche Volk. In dem Aufsatz faBt der Minister kurz und prazise, wie es seine Art ist, alle
Gedanken zusammen, die fiir das deutsche Volk und die entschlossene Kriegfuhrung bis zum siegrei-
chen Ende notwendig sind.
Am 2. September wurde bekanntgegeben, daB der Fiihrer durch einen ErlaB vom 20. August 1943
den Staatsminister SS-Obergruppenfuhrer Karl Hermann Frank zum deutschen Staats minister fur
Bohmen und Mahren mit dem Sitz in Pragernannt und die Errichtung eines deutschen Staatsministeri-
ums fur Bohmen und Mahren in Prag verfugt habe. Der deutsche Staatsminister ftihrt alle die Wahrung
der Reichsinteressen im Protektorat umfassenden Regierungsgeschafte, wahrend der Reichsprotektor
der Vertreter des Fuhrers in seiner Eigenschaft als Reichsoberhaupt ist.
Die friiher schon gemeldete Berufung des Reichsministers Dr. Frick zum Reichsprotektor in Boh-
men und Mahren wurde durch seine Amtseinfuhrung am 14. Oktober d. J. Tatsache. Nachdem der
Reichsminister von Staatsminister Frank begriiBt und auf die Burg geleitet worden war, empfing er
dort den Staatsprasidenten Dr. H a c h a. AnschlieBend fand ein Festakt im Spanischen Saal der Burg
statt, an
114 dem Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Dr. Lammersim Auftrag des Fuhrers die
Amtseinfuhrung von Dr. Frick vornahm. In seiner Rede gedachte Reichsminister Dr. Lammers der
Tatigkeit des bisherigen Reichsprotektors von Neurath sowie der stellvertretenden Reichsprotektoren
Heydrich und D a 1 u e g e. Der Fiihrer hoffe, daB sich „das Verhaltnis zwischen Reich und Pro-
tektorat wahrend der Amtszeit des neuen Reichsprotektorsfortschreitend inniger und vertrauensvoller
gestalten moge, zum Wohle und Nutzen von Reich und Protektorat wie fur das ganze neue Europa".
Am 22. September ist der Generalkommissar fur den Generalbezirk WeiBruthenien, Gauleiter Wil-
helm Kube, in Minsk einem Mordanschlag der Bolschewisten zum Opfer gefallen. Der Fiihrer ordnete
fiir den verdienten Gauleiter ein Staatsbegrabnis an, das am 27. 9. in Minsk die Deutschen zu einerer-
greifenden Trauerfeier vereinigte. Der Reichskommissar fiir das Ostland, Gauleiter L o h s e, wiirdigte
in einer langeren Ansprache die Verdienste des Toten um WeiBruthenien. Wie sehr es ihm gelungen
sei, der gestellten Aufgabe gerecht zuwerden, beweise der HaB der bolschewistischen Feinde. In ohn-
machtiger Wut hatten sie die Erfolge seiner Arbeit, die Fruchte seines Schaffens und das Vertrauen der
weiBruthenischen Bevolkerung beobachtet. Der Bolschewismus habe dieser Entwicklung machtlos
gegenubergestanden. Darum hatte man keinen anderen Ausweg gewuBt, als Gauleiter Kube durch
einen Mordanschlag zu Fall zu bringen.
Der Reichsminister fiir die besetzten Ostgebiete hat nach dem Tode von Gauleiter Kube den SS- und
Polizeifuhrer beim Generalkommissar in Minsk, SS-Gruppenfuhrer und Generalleutnant der Polizei
von Gottberg, mit der Fuhrung des Generalbezirks WeiBruthenien beauftragt.
Als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen SS-Gruppenfuhrers und Generalleutnants der Poli-
zei Weinreich wurde der SS-Brigadefuhrer und Generalmajor der Polizei Schmelcher zum Chef der
„Technischen Nothilfe" ernannt. — Der Reichsfuhrer SS und Reichsminister des Inneren hat den Ge-
neralmajor der Polizei Rumpf zum Generalinspekteur fiir das Feuerloschwesen in Stadt und Land er-
nannt. Generalmajor Rumpf war Kommandeur des 1. Mobilen Feuerschutzpolizei-Regiments.
Von groBer Bedeutung fiir den weiteren Verlauf des europaischen Schicksalskampfes ist die Mobili-
sierung der Arbeitskraft. Die nationalsozialistische Staatsfuhrung tut alles, um hier die groBen Reser-
ven des Kontinents zu aktivieren. Reichsleiter Dr. L e y als der Verantwortliche und der Generalbe-
vollmachtigte fiir den Arbeitseinsatz Gauleiter Fritz Sauckel haben im September und Oktober
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115 mehrfach das Wort ergriffen, um diese so wichtigen Fragen darzulegen. Am 24. September fand eine
groBe Versammlung von mehreren tausend deutschen und auslandischen Arbeitern aus 21 Volkern in
einem Berliner Rtistungsbetrieb statt, bei der Reichsleiter Dr. Ley sprach.
Am 19. Oktober wurden die gleichen Fragen vor Fachmannern in einer Reichsarbeitstagung der aus-
landischen Reichs- und Gauverbindungsmanner der Deutschen Arbeitsfront behandelt und am 25.
Oktober von Dr. Ley eine Leistungsschau aus dem „Wettbewerb im betrieblichen Vorschlagswesen"
eroffnet,
In Berlin befaBte sich Reichsorganisationsleiter Dr. Ley im wesentlichen mit der weltanschaulichen
Grundlage des deutschen Freiheitskampfes, der den Volkern Europas eine neue soziale Ordnung brin-
gen werde. In den Mittelpunkt seiner Ausfuhrungen stellte Dr. Ley den Satz, daB der Jude als Welt-
feind Nummer 1 der Feind aller europaischen Volker sei. Er stehe hinter dem Kapitalismus ebenso wie
hinter dem Bolschewismus. Der deutsche Sieg werde also ein Sieg iiber den Juden, ein Sieg der Arbeit
sein. Er bedeutet damit den Sieg des Menschentums tiber seinen Feind, seinen Ausbeuter. Im weiteren
Verlaufseiner Rede stellte Reichsleiter Dr. Ley vor den deutschen und auslandischen Arbeitern die
Kraft des Reiches heraus. Als Beweis fiihrte er an, daB Deutschland heute im funften Kriegsjahr eine
Erhohung der Brotration durchfuhre. Deutschland sei heute blockadefest. Es konne kommen, was wol-
le, — das GroBdeutsche Reich werde immer geniigend Rohmaterialien und Nahrung fur den Krieg
besitzen, um Menschen und Material zu aktivieren!
Gauleiter Sauckel sagte bei der Arbeitstagung der Reichs- und Gauverbindungsmanner, daB ihm das
Wohlergehen der in Deutschland tatigen auslandischen Arbeitskrafte sowohl in den Betrieben, wie in
den Lagern und wahrend der Freizeit am Herzen liege. Zur Durchftihrung aller BetreuungsmaBnahmen
bediene sich die Deutsche Arbeitsfront in groBem AusmaB auslandischer Mitarbeiter, da diese ihre
Landsleute nicht nur in der Sprache, sondern auch in ihrer Mentalitat richtig verstanden. Das deutsche
Volk gehe in seiner Gesamtheit einen uberwaltigenden Opfergang, um den deutschen und damit den
europaischen Sieg sicherzustellen. Es fordere von den Millionen auslandischer Arbeiter nicht mehr
oder langst noch nicht so viel, wie es selbst in jeder Stunde mit seinem Blut und seinem SchweiB ein-
setzt. Die Geschichte werde es dereinst anerkennen mtissen, welche gewaltige Leistung darin liege,
diese Millionen geordnet und erfolgreich zur Arbeit einzusetzen ,ausreichend zu ernahren, geistig und
kulturell zu betreuen und ihnen die Freizeit angenehm zu gestalten. Der Arbeitseinsatz der fremden
Nationen im Reich verkorpere in sich bereits das neue, unwiderruflich kommende sieghafte Europa.
116 Die in Stuttgart gezeigte Leistungsschau des betrieblichen Vorschlagwesens zeigte die von Arbeitern
angeregten und von den verschiedenen Betrieben mit Erfolg durchgefuhrtentechnischen und organisa-
torischen Verbesserungen fur die Produktion.
Die Erfordernisse des Krieges haben eine weitere Zusammenfassung und Vereinheitlichung der
Lenkung und Organisation der Kriegswirtschaft notwendig gemacht. Die wirtschaftlichen Krafte des
deutschen Volkes werden daher in Zukunft noch wirkungsvoller fur die Kriegsfuhrung zum Einsatz
gebracht werden.
Auf Einladung des Reichsmarschalls des GroBdeutschen Reiches, Hermann Goring, hatte der
Reichsminister fur Rustung und Kriegsproduktion, Speer, die fuhrenden Manner der deutschen Ru-
stling zu einer Arbeitstagung auf einem Flugplatz der Luftwaffe im Osten einberufen. Die mehrtagigen
Veranstaltungen, an denen maBgebliche Vertreter der Luftwaffe, an ihrer Spitze der Staatssekretar der
Luftfahrt und Generalinspekteur der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Milch, sowie die bedeutendsten
Personlichkeiten aus Entwicklung und Fertigung der deutschen Rustungsindustrie teilnahmen, wurden
durch einen Vortrag des Reichsministers Speer iiber „Die Entwicklung und Steigerung des deutschen
Riistungspotentials" eingeleitet. Die Arbeitstagung, auf der u. a. Prof. Messerschmitt, Prof. Hertel,
Prof. Tank, Dr.-Ing. Werner, Direktor Heme und Direktor Frydag sowie Generalmajor Galland, Oberst
i. G. von LoBberg und Oberst Peitz das Wort ergriffen, schloB mit einer Ansprache des Generalfeld-
marschalls Milch. AnschlieBend fand eine eindrucksvolle Vorfiihrung neuer deutscher Waffen und
eine Besichtigung jiingst erbeuteter Feindflugzeuge statt.
Auch an die deutsche Jugend richtete sich der Appell zur Leistungssteigerung. Von der riesigen Hal-
le eines groBen Berliner Riistungsbetriebes aus sprach im Rahmen eines Reichsappells Reichsminister
Speer zu 6 Millionen Jugendlichen. Er sagte, daB gerade dieser Krieg eindeutig zeige, daB nur die
Qualitat der Erzeugung, die technische Uberlegenheit und der wissenschaftliche Fortschritt unseren
Soldaten das Riistzeuggeben konnen, um siegreich zu bestehen. Nach dem siegreichen Ende dieses
Krieges werden diese Forderungen vermehrt vordem deutschen Volke stehen. Von ihrer Erfiillung
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hange es ent-scheidend ab, ob uns in spateren Generationen unser Lebensraum und damit unsere Exi-
stenz erhalten bleiben werde.
Ende Oktober sind an den LitfaBsaulen in Deutschland offentliche Aufforderungen erschienen, die
die Jungen und Madel zu einer erstmaligen Generalerfassung durch die Hitler- Jugend aufrufen. Ein
einfaches
117 unbiirokratisches Meldesystem soil den letzten Jugendlichen erfassen, nicht nur zur Eingliederung in
die Hitler-Jugend, sondern um die Unterlagen zu erbringen fur den spateren Berufseinsatz.
Erstmalig im Kriege wird am 15. Januar des nachsten Jahresein Reichsberufswettkampf der deut-
schen Jugend stattfinden. Am 30. 10. rief der Ftihrer die schaffende Jugend zu diesem Wettkampf auf,
indem er darauf hinwies, daB unser Vorbild das Heldentum des deutschen Soldaten sei, und daB jeder
die Pflicht habe, dieses Heldentums im Kriegseinsatz der Heimat wtirdig zu sein. Zum Kriegseinsatz
gehore aber die Leistung im Beruf. Der Einsatz der deutschen Jugend im Reichsberufswettkampf solle
ein Beweis fiir den unerschutterlichen Glauben der Jugend an den Sieg sein.
Auch die Wehrertuchtigung wird im Rahmen der Hi tier- Jugend weiterbetrieben. Am 4. und 5. Sep-
tember legte die Hitler-Jugend in alien Gebieten des Reiches vor dem deutschen Volke Zeugnis ab
iiber ihr Konnen in der vormilitarischen Ausbildung als Vorbereitung zum Waffendienst in der
Wehrmacht.
In einem Geleitwort zu diesem Tage sagte der Ftihrer, daB die bisher durch die Hitler-Jugend ausge-
richteten Jungen sich bereits in den Reihen der Wehrmacht bewahrt hatten. Erspreche daftir der
Reichsjugendfuhrung seinen Dank aus.
Mitte Oktober ist uberall in den HJ-Gebieten ein Ausbau des Fuhrerschulungswerks angelaufen, das
eine Erweiterung der HJ-Erziehung fur die gesamte deutsche Jugend ins Auge faBt. Mit der wachsen-
den Harte des Krieges gewinne diplommaBige Schulung und Erziehung des Fuhrerkorps der deut-
schen Jugend kriegsentscheidende Bedeutung. Viele weltanschauliche Themen aus Geschichte und
Gegenwart, vorgetragen von erprobten Kampfern der Bewegung und bewahrten Wissenschaftlern,
sollen im Mittelpunkt dieser Erziehung stehen.
Das groBe Werk der Kinderlandverschickung ist auch zu Beginn dieses Winters weiter fortgefuhrt
worden. Als Neueinrichtung, so wurde am 1. 10. bekanntgegeben, seien nunmehr geschlossene Eltern-
besuche in den KLV-Lagern geplant. Eine Einrichtung, die zwar nicht im UbermaBbenutzt werden
soil, die aber doch in vielen Fallen von den Eltern dankbar begriiBt werden wird.
Am 1. Oktober war es 10 Jahre her, seit das Erbhofgesetz in Kraft getreten ist. Damals wurde das
Fundament der stabilen deutschen Agrarpolitik gelegt. In manchen Teilen allerdings ist das Gesetz
nicht so elastisch gewesen, daB es sich alien Anforderungen des Lebens und der Praxis anzupassen
vermochte. Aus diesem Grunde sind im Einvernehmen zwischen dem Reichsminister der Justiz Dr.
Thierack und dem mit der Fuhrung der Geschafte des Reichsministers fur Ernahrung und Landwirt-
schaft beauftragten
118 Staatssekretar Backe erganzende Anordnungen herausgegeben, die dem Gesetz die notwendige
Elastizitat und Anpassungsfahigkeit verleihen.
Am 3. Oktober beging das deutsche Volk den Erntedanktag. Staatssekretar Backe ergriff an diesem
Tage im Sportpalast das Wort, um dem deutschen Bauern Dank zu sagen fur die fast ubermenschliche
Arbeit, die dem deutschen Volke auch in diesem Jahre wieder die Brotfreiheit gegeben hat. Zum auBe-
ren Zeichen dieses Dankes verlieh der Staatssekretar im Auftrage des Fuhrers zahlreichen besonders
verdienstvollen Bauern und Landwirtschaftsfuhrern Kriegsverdienstkreuze.
Nach einem ErlaB des Fuhrers vom 11. 10. 43 ubernimmt der Reichsarbeitsminister vom Oberkom-
mando der Wehrmacht die gesamte Fursorge und Versorgung fur alle Kriegsbeschadigten und Kriegs-
hinterbliebenen der alten und neuen Wehrmacht. Ausgenommen von dieser Regelung sind die Berufs-
soldaten der neuen Wehrmacht und ihre Hinterbliebenen, deren Fursorge und Versorgung beim Ober-
kommando der Wehrmacht verbleibt. Die Uberleitung erfolgt schrittweise und ist bis zum 31. 3. 44
durchzufuhren.
Am 9. 9. ist auf der Ordensburg Krossinsee ein Lehrgangeiner groBeren Anzahl kriegsversehrter
Frontsoldaten, die zur Ubernahme als politische Leiter in die verschiedensten Aufgabengebiete der
Partei vorgesehen sind, beendet worden Die Teilnehmer tauschen nunmehr den feld-grauen mit dem
braunen Rock und nehmen an anderer Stelleden Kampf fiir Deutschlands Freiheit wieder auf. In Vor-
tragenfuhrender Personlichkeiten der Partei, der Wehrmacht und des Staates wurden diese Manner, die
sich alle an der Front hervorragend bewahrt haben, mit den weltanschaulichen Fragen und politischen
Problemen unserer Zeit vertraut gemacht.
|liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 10
Auf Veranlassung des Reichsorganisationsleiters Dr. Ley wurde Ende Oktober in Prag ein For-
schungsinstitut fur Arbeitsverletzte und Berufsgeschadigte gegriindet, das sich zum Ziel gesetzt hat,
diese Volksgenossen und schwerverletzten deutschen Soldaten wieder in den Gebrauch ihrer korperli-
chen Krafte zu setzen.
Ein RunderlaB des Reichswirtschaftsministers regelte im Einvernehmen mit dem OKW, wie am 26.
10. berichtet wurde, die Versorgung der Kriegsversehrten und der Schwerkriegsbeschadigten der Or-
ganisation T o d t, des Reichsarbeitsdienstes, des NSKK und anderer Organisationen. Fur den Einzel-
handel ist dabei besonders die Regelung des Normalbedarfs wichtig, da diese durch die Einzelhan-
delsgeschafte geschieht. Der Einzelhandel ist verpflichtet, die bevorzugten Kriegsverletzten mit den
besten noch vorhandenen Qualitaten zu beliefern. Die Reichsstelle fur Kleidung und verwandte Gebie-
te wird gute und dauerhafte Stoffe auf besonderen Lagern bereitstehen haben, mit denen nur die
Schwerkriegsbeschadigten beliefert werden.
119 Ende Oktober wurde durch das OKW eine Verfiigung erlassen, die sicherstellt, daB die besondere
Ernahrungsvergiinstigung der Heimatverpflegungszulage auch wirklich nur den Soldaten zugute
kommt, fur die sie gedacht ist, namlich den Frontkampfern. Deshalb wird mit Wirkung vom 1. Dezem-
ber die Zulage auf diejenigen Angehorigen der Wehrmacht und der im Wehrmachtseinsatz stehenden
Einheiten der Polizei, der OT und des RAD beschrankt, die sich vor Urlaubsantritt in Gefechtsgebieten
befinden.
Fur den Geist der Heimat zeugen die Sammelergebnisse fur das Deutsche Rote Kreuz und das
WHW. Am 4. 9.wurde das Ergebnis der letzten DRK-Sammlung bekanntgegeben, das den Betrag von
57 607 381, — RM ausmachte, das bisher hochste Ergebnis aller Haussammlungen. Die Zunahme
gegenuber dem vergangenen Jahr betragt 28%.
Im Laufe der letzten Monate brachten die deutschen Zeitungen mehrfach Meldungen, daB Volksver-
rater und Volksschadlinge hingerichtet worden seien. Jede dieser Notizen enthielt die Begrundung fiir
die Todesstrafe. Aus ihr war zu ersehen, daB die Staatsfuhrung sich ihrer Pflicht bewuBt ist, alle Ge-
fahrenmomente zur rechten Zeit und endgiiltig auszuschalten.
Am 5. Oktober wurde in L i n z durch Reichserziehungsminister Rust im ehemaligen Stift Wilhe-
ring die neue Technische Hochschule mit ihrer ersten Abteilung Architektur eroffnet. Diese neue Lin-
zer Technische Hochschule ist diel9. ihrer Art in Deutschland, die dritte Hochschule, die im Auftrag
des Fuhrers neu geschaffen worden ist. In seiner Rede verwies Reichsminister Rust auf die Tatsache,
daB die Bediirfnisse der Gegenwart ein ganzes Heer neuer Techniker, Chemiker und geistiger Arbeiter
benotigen, wahrend diese Berufe vor der Machtubernahme ebenfalls oft brotlos waren. Die Griindung
der neuen Hochschule lege Zeugnis ab von der unerschiitterlichen Siegeszuversicht des deutschen
Volkes.
Am 16. Oktober beging in volliger Schaffensfrische der Reichsstatthalter in Bayern, General Franz
Ritter von E p p, seinen 75. Geburtstag. Der Ftihrer, Partei und Staat ehrten an diesem Tage den ver-
dienten nationalsozialistischen Vorkampfer.
Am 29. Oktober vollendete Verlagsbuchhandler Otto Stollberg, ein verdienter deutscher Verleger,
sein 60. Lebensjahr. Otto Stollberg hat eine Reihe wertvoller nationalpolitischer Werke und Gesamt-
ausgaben, so die „Gesammelten Werke Bismarcks", die „Deutsche Geschichte von 1918 bis 1933" und
u. a. auch „Deutschland im Kampf ' herausgegeben. Dem Jubilar wurden zahlreiche Ehrungen zuteil.
In der Dresdener Technischen Hochschule fand die Eroffnungstagung der Zentrale fiir Ostforschung
120 start, auf der Reichsminister Reichsleiter Rosenberg ein Bild von den Aufgaben und den Zielen der
Zentrale fiir Ostforschung gab. Es sei Aufgabe der Ostforschung, so betonte er, ein neues Weltbild des
Ostens zu formen, der zum Schicksal des deutschen Volkes geworden sei. Der Osten biete die Mog-
lichkeit der Entfaltung aller schopferischen Krafte. Die wissenschaftliche Forschung sei berufen, ne-
ben der Untermauerung praktischer Erfahrungen dem deutschen Volke ein griindliches Wissen fiber
den Osten zu sichern. Viele der Aufgaben der Ostforschung seien nicht regional bedingt, sondern von
gesamteuropaischem Interesse. Daher begriiBte Rosenberg das Zusammengehen der Zentrale fiir Ost-
forschung mit dem Reichsforschungsrat.
Der Reichsinnenminister ordnete zur Vereinfachung der Verwaltung an, daB Kennkarten allgemein
iiber die darin ein-getragene fiinfjahrige Geltungsdauer hinaus bis auf weiteres giiltig bleiben, ohne
daB dies in der einzelnen Karte vermerkt wird.
Postausweise gelten bis Kriegsende.
Die Sicherstellung von Mobeln und Hausrat vor feindlichen Terrorangriffen sowie die Bergung der
geretteten Habe von Bombengeschadigten stellte unser deutsches Verkehrswesen voreine bedeutende
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Aufgabe. Angesichts der groBen Zahl der bestehenden Beforderungswiinsche war es daher notig, fur
die Verbringung von Mobeln und Hausrat eine Regelung zu treffen, die den vorhandenen Transport-
raum nach der Rangfolge der Dringlichkeit verteilt.
Der Reichsverkehrsminister hat hierfur zwei Anordnungen erlassen, in denen folgendes bestimmt
wird: 1. Fur die Benutzung von Mobelwagen, Lastkraftwagen und Eisenbahngliterwagen zu Umquar-
tierungstransporten ist die Zustimmung der Bevollmachtigten flir den Nahverkehr (Fahrbereitschafts-
leiter) erforderlich. Totalumziige werden nur bei behordlich angeordneten Versetzungen, bei der Ver-
legung des Wohn- oder Betriebssitzes aus kriegswirtschaftlichen Griinden sowie bei der Sicherstellung
des Hausrats Bombengeschadigter genehmigt. Dariiber hinaus konnen Privatpersonen im allgemeinen
nur die Genehmigung zum Abtransport eines Zimmers erhalten. Fur die Genehmigung ist die Befiir-
wortung folgender Dienststellen Voraussetzung: Bei Privatpersonen des Wohnungsamtes, bei gewerb-
lichen Betrieben der flir ihre Betreuung zustandigen Stelle, bei Behorden die Reichsverteidigungs-
kommissare. — 2. Fiir die Stellung von Eisenbahnwagen zur Beforderung des kleinen Hausrats, der in
den Raumungszugen der NSV mitgefuhrt werden soil, ist eine besondere Genehmigung nicht notig. —
3. Mobel und anderer Hausrat, die nicht in Kisten, Korben oder festen Verschlagen verpackt sind,
konnen vorlaufig als Fracht- oder Eilgut nicht mehr befordert werden. Ausgenommen sind
121 folgende Gegenstande: Bettstellen, Bettzeug (Matratzen, Kopfkissen, Federbetten u. a.), Decken,
Teppiche und alle Giiter mit dem Stichwort „Fliegerschaden".
Auf einer Bauernkundgebung in Salzburg gab Gauleiter und Reichsstatthalter Dr. Scheel in seiner
Eigenschaft als Reichsstudentenfuhrer eine neue Verfugung fiir das Langemarckstudium bekannt:
Das Langemarckstudium der Reichsstudentenfuhrung stellt 600 Freiplatze fiir das Studium der
Landwirtschaft an einer Hochschule oder hoheren Fachschule zur Verfugung. Das Reichsamt flir das
Landvolk wird unter Einschaltung der Dienststellen des Reichsnahrstandes jahrlich die entsprechende
Anzahl geeigneter Nachwuchskrafte vorschlagen. Die flir das Studium Ausgelesenen ubergibt der
Reichsbauernfuhrer dem Reichsstudentenfuhrer alljahrlich am Reichsbauerntag. Durch die Aufnahme
in das Langemarckstudium werden sie dann nach einem Jahr mit einem Hochschulstudium beginnen
konnen. Denn das Langemarckstudium ermoglichst es durch seine Einrichtungen, daB tiichtige und
begabte Nachwuchskrafte, die keine hohere Schulausbildung haben und sich in ihrer Berufsarbeit be-
sonders bewahren, nach Teilnahme an einer einjahrigen Sonderausbildung ein Hochschulstudium auf
ihrem Berufsgebiet beginnen konnen.
Durch die Einrichtung des Langemarckstudiums, der Begabtenprufung und der Sonderreifeprufung
wurden bekanntlich neue einheitliche Wege flir den Zugang zur wissenschaftlichen Hochschule eroff-
net. Die mit der Sonderreifeprufung und der Begabtenprufung gemachten Erfahrungen veranlaBten
jetzt den Reichserziehungsminister, durch Erlasse zahlreiche Zweifelsfragen zu klaren:
Bei der Begabtenprufung trat eine wesentliche Anderung dadurch ein, daB der Antrag jetzt von dem
Bewerber selbst einzureichen ist. Er hat dabei neben den sonstigen Unterlagen die Anschriften von
mindestens zwei urteilsfahigen Personlichkeiten zu verzeichnen, die ein einwandfreies Gutachten liber
seine Leistung, charakterliche und politische Haltung abgeben konnen.
Umfangreicher sind die Anderungen, die die S o n d e r -reifepriifung jetzt erfahren hat. Die Sonder-
reifeprufung hat den Zweck, Fachschulabsolventen, die liberdurchschnittlichbegabt sind und bestimm-
te Voraussetzungen erfullen, Gelegenheit zu geben, die Zulassung zum Studium in einer ihrer Fach-
schulvorbildung entsprechenden Fachrichtung an den wissenschaftlichen Hochschulen zu erlangen.
Die Sonderreifeprufung kann abgelegt werden zum Studium folgender Fachrichtungen:
Wirtschaftswissenschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Holzwirtschaft, Gartenbau, Gartengestal-
tung, Brauerei- und Brennereiwesen, Zuckerfabrikwesen, Chemie, Architektur, Bauingenieurwesen,
122 Maschinenbau, Elektrotechnik, Schiffsbau, Schiffsmaschinenbau, Schiffselektrotechnik, Luftfahrt,
Bergbau, Markscheidewesen, Huttenwesen, Textiltechnik, Papiertechnik, Geologie oder Vermes-
sungswesen. Die Zulassung zur Sonderreifeprufung fiir das Studium der Wirtschaftswissenschaft wird
dahin erschwert, daB jetzt eine praktische Tatigkeit statt von einem von zweieinhalb Jahren sowie das
Bestehen der Handlungsgehilfenprtifung gefordert wird. Zu dieser Sonderreifeprufung werden auch
Bewerber zugelassen, die das AbschluBzeugniseiner Mittelschule besitzen und keine Fachschule be-
sucht haben. wenn sie die ubrigen Bedingungen erfullen. Neu ist die Festsetzung einer Hochstalters-
grenze fiir die Zulassung zur Sonderreifeprufung. Der Bewerber darf nicht unter 21 Jahre alt sein und
das 40. Lebensjahr nicht vollendet haben. Wahrend des Krieges konnen Fachschulabsolventen schon
nach vollendetem 20. Lebensjahr zugelassen werden. Die Zulassung ist nicht auf Ausnahmefalle be-
schrankt, sondern erfolgt stets, wenn die Zulassungsvoraussetzungen erfullt sind. Sinn und Zweck der
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Sonderreifepriifung entsprechend werden bei der Zulassung wie bei der Priifung strenge Anforderun-
gen gestellt. Die bisherigen Befreiungen von Fachschulabsolventen von der Ablegung der Sonderrei-
fepriifung sind in die Durchfiihrungsbestimmungen zur Priifungsordnung eingebaut. Fur Kriegsteil-
nehmer gelten besondere Vergiinstigungen. Die Zweiteilung der Priifung kommt in Fortfall, auBerdem
soil ihnen bei der Stoffauswahl entgegen-gekommen werden. Bei der Bewertung der Priifungsleistun-
gen ist die Gesamtpersonlichkeit zu beriicksichtigen.
Der Reichsminister der Justiz setzte durch eine Verfiigung die bisherige Mindestdauer des Studiums
der Rechts- und Staatswissenschaften fiir Kriegsteilnehmer und Kriegsversehrte auf vier Semester
herab („Deutsche Justiz", S. 432). Im Interesse einer griindlichen Vorbereitung der Studenten auf ih-
ren kiinftigen Beruf muB diese verkiirzte Studienzeit durch zwei Zwischenkurse wahrend der Seme-
sterferien erganzt werden. Der Aufbau des Studiums wahrend der abgekiirzten Gesamtzeit wird dem-
nachst durch eine Studienordnung fiir Kriegsteilnehmer sichergestellt werden.
Mit dieser Neuregelung soil Frontsoldaten und Kriegsversehrten die Moglichkeit gegeben werden,
ihr Studium schon nach zwei Jahren abzuschlieBen und damit den zum Teil erheblichen Zeitverlust
etwas auszugleichen, den sie durch ihren Einsatz im Kriege erlitten haben. Die mit der Ausbildung
des Nachwuchses betrauten Manner werden ihnen hierzu nach Kraften helfen. Im iibrigen ist durch
den ErlaB dafiir Sorge getragen, daB die sich anschlieBende abgekiirzte Priifung von ehemaligen
Fronfkampfern abgenommen wird.
Reichsstudentenfiihrer Gauleiter Dr. Scheel veranlaBte fiir alle Kriegsteilnehmer, die als Verwunde-
te oder Beurlaubte auf den deutschen Hochschulen studieren, besondere MaBnahmen zur gesundheit-
lichen
123 Betreuung. So wurde jetzt fiir alle Kriegsteilnehmer bereits eine Zahnsanierung durchgefiihrt.
Die Kosten werden voll und ganz vom Reichsstudentenwerkgetragen. Mit der Fiihrung der deut-
schen Zahnarzte und Dentisten hat das Reichsstudentenwerk vereinbart, daB die Behandlung der
Kriegsteilnehmer, die sich im Rahmen dieser Aktion des Reichsstudentenfiihrers einfinden, wahrend
der Beurlaubungszeit erfolgt und damit vor der Riickkehr zur Truppe zum AbschluB kommt. Neben
der Zahnsanierungsaktion wird durch Reihenuntersuchungen der Kriegsteilnehmer der gesamte Ge-
sundheitsbefund dieser Studenten genau festgestellt und eine Behandlung iiberall in die Wege geleitet,
wo sie sich erforderlich zeigt.
Auf Grund der Leistungen der deutschen Landwirtschaft und der planvollen Bewirtschaftung der
landwirtschaftlichen Erzeugnisse ist es moglich, auch im Jahre 1943 wieder dem deutschen Volk zu
Weihnachten neben den laufenden Lebensmittelrationen Sonderzuteilungen zu gewahren.
Es erhalten daher alle Verbraucher einschl. der Selbstversorger 500 Gramm Weizenmehl und 250
Gramm Zucker. Fernerwerden alien Versorgungsberechtigten und nichtlandwirtschaftlichen Selbstver-
sorgern 125 Gramm Butter zugeteilt. An alle iiber 18 Jahre alten Verbraucher einschlieBlich der
Selbstversorger werden auBerdem 125 Gramm Zuckerwaren oder 100 Gramm Zucker, 50 Gramm
Bohnenkaffee und 1/2 Flasche Spirituosen ausgegeben. Kinder und Jugendliche bis zu 18 Jahren ein-
schlieBlich der Selbstversorger dieser Altersstufe erhalten 250 Gramm Zuckerwaren oder 200 Gramm
Zucker.
Der durch seine rein germanische Sinnesweise beriihmte Dichter Prof. Dr. Otto Erler (Weimar) starb
im 72. Lebensjahre an einem Herzschlag auf der Biihne des Dresdener Staatsschauspiels, als sich der
Vorhang zum 25. Male nach der erfolgreichen Urauffiihrung seines letzten Dramas „Blutsfreunde"
gesenkt hatte.
AuBenpolitik
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124 In die Monate September und Oktober 1943 fielen zwei Jahrestage, die AnlaB boten, neben den
militarischen und politischen Ereignissen dieser Monate selbst, den bisherigenpolitischen und militari-
schen Gesamtverlauf des Krieges ins Auge zu fassen — , namlich der vierte Jahrestag des Kriegsbe-
ginns am 3. September und der dritte Jahrestag des Abschlusses des Dreimachtepaktes am 27. Sep-
tember. Am 3. Oktober beging das deutsche Volk auBerdem das Ernte-dankfest, auf dem der Leiter
des Ernahrungsministeriums, Backe, und Reichsminister Goebbels feststellen konnten, daB die dies-
jahrige Getreideernte alle Blockadehoffnungen unserer Feinde zuschanden mache.
Der Eintritt in das fiinfte Kriegsjahr veranlaBt nicht nur zur Ruckschau tiber den bisherigen Kriegs-
verlauf, sondern ladt auch dazu ein, funfundzwanzig Jahre zuriick zu denken an die Wochen und Mo-
nate, die Deutschlands innerem Zusammenbruch und dem Waffenstillstand des 11. November 1918
vorausgingen. Es ist sehr auffallig, daB die Propaganda unserer Kriegsgegner es peinlich vermeidet,
Parallelen zwischen damals und heute zuziehen, naturlich deswegen, weil aus solchem Vergleich sich
keinerlei Propagandanutzen zugunsten unserer Feinde ergeben konnte. Um so mehr haben wir Grund,
den Vergleich zwischen damals und heute zu machen und die entsprechenden Schlusse zu ziehen. Sie
sind ebenso eindeutig wie gunstig. Damals einausgehungertes Volk, das schon lange von vollig unge-
ntigenden Rationen lebend die schweren Versaumnisse einer liberalen Ernahrungswirtschaft ertragen
muBte. Innenpolitisch ein schwacher Staat, der gegen das revolutionare Treiben des Marxismus und
Kommunismus nicht die notigen Gegenmittel besaB und deshalb diesem Treiben unterlag — dies um
so mehr, als die politische Fuhrung des Reiches vollig versagte. Es braucht gar nicht gesagt zu werden,
wie ganz anders heute die Lage ist;
denn jeder Deutsche weiB es und zieht aus dieser Erkenntnis die Richtschnur fur das eigene Denken
und Handeln.
Nach dem Sturz des Faschismus am 25. Juli d. J. und der schmahlichen Kapitulation der Dynastie
Savoyen und der Regierung Badoglio am 8. September kamen in den feindlichen Hauptstadten verein-
zelt
125 Stimmen auf, die sich selbst und der Welt glauben machen wollten, nun neige sich die Waage des
Gliicks zuungunsten Deutschlands und seiner Verbundeten und man konnte ahnliches, wie es in Italien
sich ereignet hatte, auch hinsichtlich Deutschlands erwarten. Der Ftihrer hat darauf in seiner Anspra-
che an das deutsche Volk am 10. September eine schlagende Antwort erteilt. Er sagte unter anderem:
Der Ausfall Italiens bedeutet militarisch nur wenig; denn der Kampf in diesem Lande wurde seit
Monaten in erster Linie durch deutsche Krafte gestiitzt und getragen. Wir werden diesen Kampf nun-
mehr frei von alien belastenden Hemmungen fortsetzen. Der Versuch des internationalen Plutokraten-
komplotts, den deutschen Widerstand wie in Italien zu zerreden, ist kindlich. Sie verwechseln das
deutsche Volk in dem Fall mit einem anderen. Die Hoffnung, in ihm heute Verrater wie in Italien zu
linden, fuBt auf der vollkommenen Unkenntnis des Wesens des nationalsozialistischen Staates. Ihr
Glaube, in Deutschland auch einen 25. Juli herbeifuhren zu konnen, beruht auf dem grundlegenden
Irrtum, in dem sie sich sowohl iiber meine personliche Stellung befinden als auch tiber die Haltung
meiner politischen Mifkampfer, meiner Marschalle, Admirale und Generale. Mehr als jemals zuvor
tritt diesem Vorhaben gegentibergerade die deutsche Fuhrung als eine fanatisch geschlossene Gemein-
schaft entgegen. Jede Not wird uns nur in unserer Entschlossenheit festigen!
Der Fiihrer ftigte hinzu:
Ich habe deshalb auch schon am 1. September 1939 im Reichstag erklart, daB weder Zeit noch Waf-
fengewalt das deutsche Volk jemals niederzwingen werden. Seitdem ist in erster Linie durch unsere
eigene Kraft der Feind zum Teil mehr als tausend Kilometer von den deutschen Grenzen zuriickge-
drangt worden. Nur auf dem Luftweg vermag er die deutsche Heimat zu terrorisieren. Allein auch hier
sind die technischen und organisatorischen Voraussetzungen im Entstehen, um nicht nur seine Terror-
angriffe endgultig zu brechen, sondern durch andere und wirkungsvollere MaBnahmen zu vergelten.
Es mogen uns nun taktische Notwendigkeiten zwingen, in diesem gewaltigen Schicksalskampf das
eine odere andere Mai an einer Front etwas aufzugeben oder besonderen Bedrohungen auszuweichen.
So wird aber niemals der stahlerne Reif zerbrechen, der, durch die deutsche Heimat geschmiedet,
durch das Heldentum und Blut unserer Soldaten gehalten, das Reich beschirmt.
Seine Rede aber schloB der Fiihrer mit folgender Mahnung:
Das Schicksal Italiens selbst mag fur uns alle auch eine Lehresein, um in Stunden der hartesten Be-
drangnis und der bittersten Not niemals dem Gebot der nationalen Ehre zu entsagen, treu zu unseren
Bundesgenossen zu stehen und glaubigen Herzens das zu erfullen, was die Pflicht zu tun uns auferlegt.
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126 Dem Volke, das diese Priifungen vor der Vorsehung besteht, wird am Ende der Allmachtige als Lohn
den Lorbeerkranz des Sieges und damit den Preis des Lebens reichen. Dies muB und wird aber unter
alien Umstanden Deutschland sein!
Auf dem Erntedankfest am 3. Oktober stellte Reichsminister Goebbels folgendes fest:
„Eine Kriegsopposition existiert im nationalsozialistischen Deutschland nicht." Wenn man sich in
London und Washington der trugerischen Hoffnung hingegeben habe, nach dem 25. Juli auch in
Deutschland ein Badoglio-Experiment nach italienischem Beispiel durchzufuhren, damit das deutsche
Volk in die Kniegezwungen werde und vermutlich noch hartere Kapitulationsbedingungen auferlegt
bekomme, so beruhe diese kindische Hoffnung auf einer ganzlich falschen Einschatzung der inneren
deutschen Machtverhaltnisse und des Willens und der Entschlossenheit des deutschen Volkes zum
Krieg.
Vor der versammelten Parteifuhrerschaft erklarte der Fiihrer am 8. Oktober, in der gegenwartigen
weltgeschichtlichen Auseinandersetzung, die in ihrem Ablauf wie alle groBen historischen Entschei-
dungen ihren eigenen Rhythmus von Hohepunkten und Spannungen zeige, seien neben der Starke der
Waffen der Wille und die Ausdauer ihrer Trager von ausschlag-gebender Bedeutung fur den Sieg. Die
Waffen allein bedeuteten nichts, wenn nicht der Wille der Menschen dahinterstehe. Ohne Riicksicht
auf die jeweilige Kriegslage miisse die Willenshaltung, die unentwegte Beharrlichkeit in der Verfol-
gung der Ziele stets die gleiche sein. Verkorperung dieses Willens sei die nationalsozialistische Partei.
Ftir den heutigen Schicksalskampf des deutschen Volkes sei ihr Ringen um die Macht Vorbild gewe-
sen. Sie habe sich nie durch Ruckschlage entmutigen lassen. Ihr kampferischer Geist, ihre Tatkraft,
ihre harte Entschlossenheit und auBerste Hilfsbereitschaft gaben auch heute wieder dem Volke vor
allem in der Schwere des Luftkrieges Rtickgrat und Halt. Der Krieg konne, wenn sich das deutsche
Volk diesen Geist, der sich auf den Schlachtfeldern ebenso wie in der Heimat offenbart, erhalte, nie-
mals verlorengehen, sondern miisse und werde einen groBen deutschen Sieg bringen.
Es ist sehr illustrativ, mit diesen AuBerungen von autoritativer deutscher Seite solche aus dem
Feindlager zu vergleichen. Sie beweisen, daB trotz aller Propaganda, durch die unsere Gegner den
eigenen Volkern und den Neutralen und moglichst auch uns selbst Glauben machen wollen, sie hatten
den Krieg eigentlich schon gewonnen und nur der Zeitpunkt des Sieges sei noch zweifelhaft, die Er-
kenntnis der wirklichen Kriegslage bei ihnen immer wieder zum Durchbruch kommt. So erklarte Roo-
sevelt in einer Botschaft an den KongreB am 17. Dezember: „Die Alliierten sind noch weit vom End-
sieg entfernt. Trotz
127 unseres groBen Sieges im Mittelmeer stehen wir vor einem harten und verlustreichen Kampf in Italien
und vor der nochgroBeren Aufgabe, unsere Stellungen zu organisieren, bevor wir sie benutzen konnen.
Wir miissen auf schwere Verluste gefaBt sein. Japans Macht wird nicht zusammenbrechen, bis dieses
Land buchstablich zerschmettert ist. Es ware Wahnsinn, wenn wir versuchen sollten, anders zu den-
ken." Roosevelts jiidischer Finanzminister Morgenthau besuchte im September die amerikanische
Invasionsarmee im Mittelmeer und in einem Feindbericht iiber die Eindriicke Morgenthaus hieB es, „er
verurteilte die Riicksichtslosigkeit, mit der die Deutschen kampfen". Das klingt gerade, als ob die
amerikanischen Soldaten erwartet hatten, die deutschen Grenadiere wiirden unter dem Eindruckameri-
kanischen Bluffs vergessen, ihnen gegeniiber den richtigen Gebrauch von ihren Waffen zu machen.
Einer der engsten Mitarbeiter Roosevelts, Harry Hopkins, veroffentlichte Anfang September in
der Zeitschrift „American Magazine" unter der bezeichnenden Uberschrift „Konnen wir Amerikaner
im Jahre 1945 siegen?" einen Artikel mit der SchluBfolgerung:
„Ich glaube, vor uns stehen zwei Jahre hartesten Kampfes. Wir miissen hart arbeiten und eine Menge
Dinge entbehren lernen." Der stellvertretende Generalstabschef des USA-Geheimdienstes, General
Strong, erklarte Ende September, Deutschland sei weit davon entfernt, schwacher zu sein als vor vier
Jahren. Es habe jetzt dreimal soviel Divisionen im Felde als beim Angriff auf Polen. Seine Luftwaffe
sei groBer als 1939. Die Ziffer der in der Kriegsindustrie Beschaftigten sei von 23 auf 35 Millionenan-
gestiegen. Deutschland verfiige iiber einige Waffen, die wesentlich besser seien als die der Alliierten,
die deutschen Lebensmittelzuteilungen seien kalorienreicher als bei Kriegsausbruch. Die japanischen
Hilfsquellen seien ungeheuer. Die Moral der Armee und der Bevolkerung sei ausgezeichnet. AuBer-
dem verfiige Japan iiber geographische Vorteile, die seiner Verteidigungsstellung eine gewaltige Star-
ke verleihen. Japans Luftwaffe sei sowohl quantitativ wie qualitativ im Aufstieg begriffen. Der engli-
sche Informationsminister, Brandon Bracken, erklarte am 1. September auf einer Pressekonferenz, daB
er nicht glaube, die deutsche Armee werde in kurzer Zeitzusammenbrechen. Er nehme nicht an, daB
die Achse 1943 vernichtet werde. Die Deutschen seien ein sehr zahes Volk mit einer groBen Armee
IliiiisirlllLiiiil iii^iB|if 15
von 200 bis 260 Divisionen. Die Japaner seien ebenfalls ein zahes Volk. Am 5. September meldete
Reuter aus Washington: In hohen britischen und amerikanischen Beamtenkreisen wird die Ansicht
vertreten, daB der deutsche Kriegsapparat immer noch nicht nur zu einer starken Verteidigung der
europaischen Festung, sondern auch zu Gegenangriffen im Jahre 1944 fahig ist. Die einzige Hoffnung
einerschnellen Niederlage liegt in einem Zusammenbruch der Moral und des Vertrauens in Deutsch-
land selber.
128 Am 31. Oktober schrieb der New yorker Korrespondent der Londoner Zeitung „Sunday Dispatch", in
hoheren militarischen USA-Kreisen wird auf Grund von Zahlen und zuverlassigen Berichten die Mei-
nung vertreten, daB Deutschland immer noch auBerst stark und voller Kampflust ist. Deutschland ver-
flige zur Zeit iiber 10,5 Millionen gut ausgebildete Krieger (rund300 Divisionen). 60 neue Divisionen
seien in diesem Jahre zusammengestellt worden. Das deutsche Heer sei doppelt so stark als 1939. 35
Millionen Arbeiter standen fur die Kriegsindustrie zur Verfligung, und die deutsche Produktion sei
alles andere als lahmgelegt durch die Luftangriffe der Alliierten.
Am 7. Oktober brachte Reuter aus Washington folgende Meldung: Einer der flinf Senatoren, die
klirzlich von ihrer Reise vom USA-Kriegsschauplatz in Europa zuriickkehrten, Albert Chandler, er-
klarte Mittwoch, man solle versuchen, Deutschland durch Luftangriffe zur Kapitulation zu zwingen
und keine Invasion iiber den Armelkanal zu unternehmen. „Eine solche Invasion", erklarte Chandler,
„ist gleichbedeutend mit einem Massenmorden der angreifenden Truppen. Die Deutschen haben Boll-
werk auf Bollwerk gebaut. Es ist unniitz, Hunderttausende von Menschenleben bei einer Invasion zu
opfern, wenn der Krieg mit anderen Mitteln gewonnen werden kann. Ich weiB nicht, ob wir das nur
durch unsere Luftmacht erreichen konnen; immerhin ist es wert, es zu versuchen."
Solche AuBerungen machen es klar, welchen Sinn und Zweck die englisch-amerikanischen Terror -
luftangriffe auf die Wohn-viertel deutscher Stadte haben. Da man es fur unmoglich oder mindestens
fur zweifelhaft halt, die deutsche Wehrmacht auf dem Schlachtfeld niederzuringen, so will man versu-
chen, die Moral der Heimat zu zerbrechen, um, ebenso wie dies 1918 mit der Hungerblockade gesche-
hen ist, diesmal mit dem Bombenterror ans Ziel zu gelangen.
Reichsminister Dr. Goebbels hat hierauf in seiner Rede zum Erntedankfest am 3. Oktober die ge-
biihrende Antwort erteilt und zum Thema der Vergeltung erklart, daB er aus naheliegenden Griinden
dariiber nur sagen konne, die Englander huldigten einem auBerordentlich verhangnisvollen Irrtum,
wenn sie glaubten, es handele sich dabei um ein rhetorisches oder propagandistisches Schlagwort,
hinter dem keine Wirklichkeit stehe. Der Reichsminister sagte wortlich: „England wird diese Wirk-
lichkeit eines Tages kennen lernen. Das britische Volk wird sich dann bei seiner Regierung dafiir be-
danken konnen. Ich mochte zu diesem Thema nicht mehr sagen, als un-bedingt notig ist. Man soil aber
nicht glauben, daB meine Zuriickhaltung ein Zeichen von Schwache oder Unsicherheit sei. Die engli-
schen und amerikanischen Baume werden nicht in den Himmel wachsen, dafiir sorgen schon unsere
deutschen Techniker, Erfinder, Ingenieure und Arbeiter."
129 Diese Stimmen aus dem eigenen und dem Feindlager zur Gesamfkriegslage werfen ein eindeutiges
Licht auf den Stand der politischen und militarischen Kriegfiihrung Deutschlands und seiner Verbiin-
deten zu Beginn des fiinften Kriegsjahres.
Am 27. September, dem dritten Jahrestag des Abschlusses des Dreimachtepaktes, richteten die Au-
Benminister bzw. die Regierungschefs der Teilnehmerstaaten dieses Paktes Rundfunkansprachen an
ihre und an die befreundeten Volker. Diese Reden waren der Ausdruck der Kampfentschlossenheit
und der Biindnistreue der Paktstaaten und ihres Willens, das politische Ziel des Dreierpaktes, namlich
die Sicherung von Lebensraum und Lebensmoglichkeit fur die im Dreierpakt vereinten Volker auf
jeden Fall zu verwirklichen. Von den Reden sei die des japanischen AuBenministers Shigemitsu zi-
tiert. Er sagte:
Die Lander der Achse haben sowohl als Staaten und Volker wie als Mitglieder der Volkerfamilie
ein ebenso unbestreitbares Lebensrecht wie irgendein anderer Staat oder irgendein anderes Volk. Weil
dieses Lebensrecht bedroht ist, haben wir schlieBlich zum Schwerte gegriffen. Dieser Krieg ist fur uns
nichts anderes als ein Krieg der Selbstverteidigung. Unsere Gegner haben in MiBachtung unseres urei-
genen Rechtes mit alien politischen, militarischen, wirtschaftlichen und sonstigen Mitteln versucht,
uns die Schlinge um den Hals zu legen. Selbst heute erkennen wir in ihren offen erklarten Kriegszielen
eine Bestatigung ihrer Absicht, eine Weltdiktatur zu errichten, die ihnen erlaubt, andere Nationen nach
ihrem Gutdiinken zu regieren und zu beherrschen und die Achsenmachte, die sich ihrem Vorhaben
entgegenstellen, zu vernichten. Wahrend der letzten drei Jahre ist es der Achse trotz harter Proben
gelungen, ihr konstruktives Programm durchzufiihren. Zur Zeit leisten wir im Osten und Westen ge-
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gen heftige feindliche Gegenangriffe Widerstand, die wir uberall zuriickschlagen. Dieser denkwlirdige
Tag ist daher geeignet, unseren festen EntschluB, den gemeinsamen Kampf bis zum erfolgreichen und
ruhmvollen Ende fortzufiihren, zu erneuern. Unsere Verblindeten in Europa verteidigen unter der Flih-
rung des GroBdeutschen Reiches die gewaltige Festung Europa. Sie werfen den Feind im beispiellosen
Kampfgeist nieder und vollbringen Tag fur Tag klihne und tapfere Waffentaten. Daflir mochte Japan
seine uneingeschrankte Hochachtung zum Ausdruck bringen.
Auf der anderen Seite erteilt Japan dem Feind an den verschiedenen Fronten GroBostasiens vernich-
tende Schlage, die ihm groBe Verluste an Menschen und Material zufugen. Was Japan erstrebt, ist die
Verwirklichung der Gerechtigkeit in Ostasien, die geeignet ist, alien Nationen und Volkern, die hier
leben, Frieden und Wohlstand zu bringen. Diese Politik und dieses Ziel Japans ist nicht nur gerecht,
130 sondern deckt sich auch mit den natiirlichen und legitimen Wunschen der Volker Ostasiens. Warum
miissen wir Gut und Blut und das Schicksal unseres Landes in einem ungeheuerlichen Krieg zur Ver-
wirklichung dieses klaren und vernunftigen Zieles einsetzen? England und die Vereinigten Staaten, die
vor vielen Jahren in Asieneingebrochen sind, haben einen GroBteil davon auf einen kolonialen und
halbkolonialen Status herabgedriickt. Sie, die skrupellos genug waren, alle Mittel anzuwenden, um die
Volker Asiens zu entrechten und sie schonungslos auszubeuten, haben sogar Japans Lebensrechte
bestritten. „Teile und herrsche" ist ihre traditionelle Politik. Wenn wir also unser Lebensrechtverteidi-
gen, so bedeutet das auch, daB wir damit Ostasien von der Beherrschung und Ausbeutung durch Eng-
land und Amerikabefreien. Andererseits fiihren England und Amerika, die sich weiter an die Vergan-
genheit klammern und ihre alten Positionen in Asien wiedergewinnen wollen, hartnackige Gegenan-
griffe. Doch die Tapferkeit und der Heldenmut unserer Land-, See- und Luftstreitkrafte sind mehr als
ausreichend, um ihnen ihre Ambitionen auszutreiben. —
Das Bild der politischen und militarischen Gesamtkriegslage hat durch die militarischen Ereignisse
auf den verschiedenen Kriegsschauplatzen wahrend der Monate September und Oktober keine we-
sentliche Korrektur erhalten. An der Ostfront wurde zwischen dem 13. September und 8. Oktober der
Kubanbriickenkopf planmaBig und unter Mitnahme aller Waffen und Vorrate geraumt und vollzog
sich auf dem mittleren und sudfichen Frontabschnitt unter vielen schweren Kampfen eine groBraumi-
ge Absetzbewegung der deutschen Armeen auf die Dnjeprlinie. Trotz ungeheueren Einsatzes von
Menschen und Material gelang es den Sowjets nie, zum operativen Erfolg, d. h. zum Durchbruch und
zur Einkesselung groBerer deutscher Verbande zu kommen. Das eigentliche Ziel der sowjetischen
Sommeroffensive blieb damit unerreicht!
Die englisch-amerikanische Invasionsarmee, die zu-gleich mit der Kapitulation Badoglios in der
Bucht von Salerno mit einem ungeheuren Einsatz von Kriegs-, Transport- und Speziallandeschiffen
an Land gesetzt wurde, stieB dort auf kampf-erprobte deutsche Divisionen. Ohne den Feuerschutz der
englisch-amerikanischen Kriegsflotte ware sie ins Meer zuriick-geschlagen oder vernichtet worden.
Aber auch so erlitt sie die schwersten Verluste an Menschen und Material und verlor gegen funftau-
send Gefangene. Nachdem die in Suditalien stehenden deutschen Verbande sich mit den deutschen
Divisionen bei Salerno vereinigt hatten, wurde die deutsche Italienfront zwischen dem Adriatischen
und dem Tyrrhenischen Meergezogen, die seitdem mit verhaltnismaBig geringen Kraften einen
hinhaltenden Kampf gegen die
131 achte englische und die; ftinfte amerikanische Armee ftihrt. Der deutsche Widerstand ist je langer um
so harter geworden. Aus den in der Schlacht von Salerno erbeuteten Papieren eines amerikanischen
Stabes ergab sich, daB der vorbereitete Stundenplan den Einzug des Oberkommandierenden der eng-
lisch-amerikanischen Streitkrafte, des Generals Eisenhower, in Rom fur den 16. September vorsah. Im
Augenblick der Verkundung des Waffenstillstandes sollte namlich, wie auch Churchill in seiner Rede
im Unterhaus vom 21. September zugab, eine amerikanische Luftlandedivision die Flugplatze bei
Rom uberraschend besetzen. Infolge der Besetzung der romischen Flugplatze vor Verkundung des
Waffenstillstandes durch deutsche Truppen sei dies aber nicht moglich gewesen.
Anstatt, wie man sich das ertraumt hatte, durch den Verrat Badoglios die deutschen Divisionen, die
in Italien standen, in wenigen Tagen zu erledigen und mit Hilfe der italienischen Armee ganz Italien
bis zu den Alpen in die Hand zu bekommen, ward die italienische Armee nicht nur in Italien, sondern
auch auf dem ganzen Balkan und in Sudfrankreich in wenigen Tagen entwaffnet — und so kamen die
ganzen Gebiete militarisch in deutsche Hand!
Schon am 10. September gab eine Sondermeldung aus dem Fuhrerhauptquartier bekannt, daB uber-
all in Italien, Sudfrankreich und auf dem Balkan die italienischen Divisionen entwaffnet worden seien.
Die Meldung schloB: „Ein Verrat, wie er groBer und hinterhal tiger in der Geschichte kaum zu finden
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ist, ist auf die Verrater selbst zuriickgefallen. Die italienische Wehrmacht besteht nicht mehr. Was
aber fiir alle Zeiten bestehen bleiben wird, ist die Verachtung der Welt fur die Verrater." Am 13. Sep-
tember wurde ferner aus dem Flihrerhauptquartier gemeldet: „Die Entwaffnung des italienischen Ba-
doglioheeres ist im wesentlichen abgeschlossen. Die Zahl der entwaffneten Soldaten hat eine halbe
Million iiberschritten."
Von der Kapitulation Badoglios und dem am 3. Septemberabgeschlossenen, am 8. September
abends veroffentlichten Waffenstillstand nahm nicht nur eine neue militarische, sondern auch eine
neue politische Entwicklung auf der italienischen Halbinsel und in den bisher von italienischen Trup-
pen besetzten Gebieten ihren Ausgang. Sie basiert wesentlich auf dem Waffenstillstandsvertrag, des-
sen Bestimmungen ami 2. September von Reuter aus dem alliierten Hauptquartier in folgender Form
bekanntgegeben wurde:
1. Die sofortige Einstellung jeder feindseligen Handlung der italienischen bewaffneten Streitkrafte.
2. Italien wird alles im Bereich des Moglichen stehende tun, um den Deutschen Erleichterungen
vorzuenthalten, die im Kampf gegen die Vereinigten Nationen von Vorteil sein wtirden.
132 3. Alle Kriegsgefangenen oder Internierten der Vereinigten Nationen sind sofort dem alliierten
Oberbefehlshaber auszuliefern, keine Kriegsgefangenen oder Internierten dtirfen jetzt oder zu irgend-
einem anderen Zeitpunkt nach Deutschland verbracht werden.
4. Die italienische Flotte und die italienischen Luftstreitkraftehaben sich zur Ubergabe sofort an die
Stellen zu begeben, die von dem alliierten Oberbefehlshaber mit Einzelheiten fiir die Entwaffnung
bekanntgegeben werden.
5. Die italienische Handelsflotte kann von dem alliierten Oberbefehlshaber zum Zwecke der Durch-
fiihrung des militarischen Flottenprogramms requiriert werden.
6. Sofortige Ubergabe Korsikas und des gesamten italienischen Gebietes — der italienischen Inseln
und des italienischen Festlandes — an die Alliierten zum Zwecke der Errichtung von Operationsstiitz-
punkten und zu anderen Zwecken, die von den Alliierten fiir notwendig erachtet werden.
7. Die sofortige Zusicherung des freien Zuganges der Alliierten zu alien Flugplatzen und Flotten-
stiitzpunkten auf italienischem Gebiet, ohne Riicksicht darauf, in welchem Tempo der italienische
Boden von deutschen Truppen gesaubert wird. Diese Hafen und Flugplatze miissen unter dem Schutz
der italienischenbewaffneten Streitkrafte stehen, bis diese Funktionen von den Alliierten selbst iiber-
nommen werden.
8. Der sofortige Riickzug der italienischen bewaffneten Streitkrafte von alien Kriegsschauplatzen,
auf denen sie sich zur Zeitbefinden, nach Italien.
9. Die Garantie der italienischen Regierung, daB — wenn no tig — alle zur Verfiigung stehenden
bewaffneten Streitkrafte zur prompten und exakten Ausfiihrung der Bedingungen dieses 10. Der
Oberbefehlshaber der alliierten Streitkrafte behalt sich das Recht vor, jede MaBnahme zu ergreifen, die
seiner Meinung nach fiir den Schutz und die Interessen der alliierten Streitkrafte zur Weiterfiihrung
des Krieges notwendig sein mag. Die italienische Regierung verpflichtet sich, ihrerseits jede Verwal-
tungsbehorde oder Behorde anderer Art hinzunehmen, die der Oberbefehlshaber fiir notwendig erach-
tet. Vor allem wird der Oberbefehlshaber eine alliierte Militarregierung in den Teilen des italienischen
Gebietes errichten, in denen er eine derartige MaBnahme in militarischem Interesse der alliierten Na-
tionen fiir erforderlich halt.
11. Der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkrafte hat das voile Recht, die MaBnahmen der Ent-
waffnung, zur Demobilisierung und zur Abriistung durchzufiihren.
12. Andere Bedingungen, politischer, wirtschaftlicher und finanzieller Natur, die Italien zu erfiillen
haben wird, werden zu einem spateren Zeitpunkt iibermittelt.
133 13. Die Bedingungen des gegenwartigen Waffenstillstandes werden nicht ohne die vorherige
Zustimmung des Oberbefehlshabers der alliierten Streitkrafte veroffentlicht werden. Der Text wird
offiziell in englischer Sprache abgefaBt.
Besonders bezeichnend sind die Artikel 10 und 11, die Italien politisch, wirtschaftlich, finanziell
und administrativ vollstandig dem Willen der Sieger ausliefern und diesen die Moglichkeit geben,
jede Forderung, die sie fiir sich fiir niitzlich halten, zu stellen, jede Erpressung zu iiben, die ihnen be-
liebt, und das italienische Volk in jeder Hinsicht sich dienstbar zu machen. Von irgendeiner Vergiin-
stigung, die fiir den schmahlichen Verrat von den Angloamerikanern zu gewahren ware, ist nirgends
die Rede. Wenn Badoglio etwa gehofft hatte, durch seinen Verrat aus der Rolle des besiegten Feindes
in die des Verbiindeten zu gelangen, so muBte er sehr bald seinen fundamentalen Irrtum feststellen.
Obwohl er sich in schmachvollen Aufrufen an das italienische Volk und in Erklarungen iiber die an-
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geblichen Griinde und Ziele seines Verrates nicht genug tun konnte, wobei er die Tatsachen aufs au-
Berste entstellte, wurde ihm von der Feindseite in alien Tonarten versichert, der Waffenstillstand sei
die einzige Grundlage der Beziehungen zu ihm.
Am 1. Oktober wurde die Bildung einer neuen Badoglio-Regierung mit General Ambrosio als Chef
des allgemeinen Generalstabs und General Roatta bekanntgegeben. Gegen diese beiden Generale, die
zum engsten Kreis von Badoglios Verraterclique gehorten, erhob sich in London sofort scharfer Pro-
test, weil sie als ehemalige Kommandeure auf dem Balkan auf der sogenannten Kriegsverbrecherliste
der jugoslawischen Exilregierung standen. Im englischen Oberhaus erklarte Lord Cranborne, die briti-
sche Regierung wunsche keineswegs, daB zur italienischen Regierung Manner gehorten, denen man
erwiesenermaBen barbarische Handlungen gegen eine der vereinigten Nationen wahrend des Krieges
vorwerfen konne. Eine Untersuchung sei gegen Ambrosio und Roatta eingeleitet worden. Sollten die
Beschuldigungen sich als wahr erweisen, so werde ein entsprechendes Einschreiten erfolgen.
Die „Regierung" Badoglio erklarte am Tage ihrer Bildung Deutschland den Krieg. Hierzu erklarte
Lord Cranborne in der gleichen Sitzung des Oberhauses, die Kriegserklarung Viktor Emanuels andere
nichts am Waffenstillstandsstatus. Sie werde begriiBt als ein Beweis der Aufrichtigkeitseiner Absicht,
mit aller Kraft gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen. Das zwinge aber die Vereinigten Nationen
zu keinem Zugestandnis, und es gebe auch keinerlei geheime Abmachungen. Eine englische Zeitung
„Sunday ExpreB" jedoch schrieb am 17. Oktober: „Wir diirfen nicht vergessen, daB die Italiener, die
heute unsere
134 Verbundeten sind, gestern noch gehassige und hinterhaltige Feinde waren. Erst mit ihrer Niederlage
haben sie sich zu unserem Verbundeten gemacht. Jetzt sollen sie leiden und schuften wie Galeeren-
sklaven."
Kurz nach der Veroffentlichung des Waffenstillstandes am 11. September wandten sich Roosevelt
und Churchill in einer Botschaft an das italienische Volk und forderten von ihm, daB es sich gegen die
deutschen Truppen erhebe und sie bekampfe. Aber bald mehrten sich im Feindlager die Stimmen, die
feststellten, das italienische Volk sei offensichtlich vollig kriegsmude und wolle keinesfalls mehr
kampfen !
Nachdem etwa ein Monat seit Badoglios Verrat verflossen war und die Angloamerikaner erlebt hat-
ten, wie sehr die militarischen MaBnahmen Deutschlands ihnen das Konzept verdarben, und daB in
Italien keine schnellen Erfolge, sondern nur harte Kampfe zu erwarten seien, erklarte man sich in
London bereit, Badoglio den Status als mitkriegfuhrende Macht zu gewahren und seinen Truppen
sogar Waffen zu liefern. Das alte Rezept der Englander, andere Volker .fur sich bluten zulassen, ge-
ruhte man nun sogar auf die ansonsten so verachtlichbehandelte Badoglio-Regierung anzuwenden!
Ganz anders sieht die politische Entwicklung aus, die sich in dem von den deutschen Truppen be-
setzten groBten und wichtigsten Teil Italiens vollzog. Schon am 9. September bildete sich eine vorlau-
fige, im Namen Mussolinis auftretende italienische faschistische Nationalregierung, die sich mit Auf-
rufen an die italienischen Truppen und das italienische Volk wandte und zum Kampf an der Seite des
deutschen Verbundeten und zu dessen Unterstiitzung aufforderte.
Am 13. September kam dann aus dem Fuhrerhauptquartierfolgende Sondermeldung:
Deutsche Fallschirm truppen und Manner des Sicherheitsdienstes und der Waffen-SS fuhrten heute
eine Unternehmung zur Befreiung des von der Verraterclique in Gefangenschaft gehaltenen D u c e
durch. Der Handstreich ist gelungen. Der Duce befindet sich in Freiheit. Die von der Badoglio-
Regierung vereinbarte Auslieferung an die Angloamerikaner ist damit vereitelt.
Am 15. September wurden die dramatischen Einzelheiten der Befreiung Mussolinis bekannt. Die
Nachricht von seiner Befreiung und erst recht die Einzelheiten dieser erstaunlichen Aktion machten
uberall auf der Welt einen ungeheuren Eindruck. Selbst in den angelsachsischen Landern konnte man
dafiir die Anerkennung und Bewunderung nicht versagen. Wenn man sich auch bemuhte, die groBe
politische Bedeutung des Ereignisses zu verkleinern, mtisse man doch zugeben, daB nun in Italien eine
neue politische Situation entstanden sei, die sich auch auBerhalb Italiens psychologisch auswirken
wurde.
135 Am 15. September verbreiteten die Sender der Republikanisch-Faschistischen Nationalregierung
folgende Tagesbefehle des Duce:
Tagesbefehl der Regierung Nr. 1 An die treuen Kameraden in ganz Italien. Ab heute,
den 15. September 1943, ubernehme ich wieder die oberste Leitung des Faschismus in Italien. Musso-
lini.
Tagesbefehl der Regierung Nr. 2
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Ich ernenne Alessandro Pavolini zum vorlaufigen Sekretar der faschistischen Nationalpartei, die ab
heute Republikanische Faschistische Partei heiBen wird. Mussolini.
Tagesbefehl der Regierung Nr. 3
Ich befehle, daB alle militarischen, politischen Verwaltungs- und Schulbehorden sowie alle anderen,
die von der Regierung der Kapitulation ihres Amtes enthoben wurden, unverzliglich ihre Stellen und
Amter wieder einnehmen. Mussolini.
Tagesbefehl der Regierung Nr. 4
Ich befehle die sofortige Wiedererrichtung aller Parteidienststellen mit folgenden Aufgaben:
a) Die deutsche Wehrmacht, die sich auf italienischem Boden mit dem gemeinsamen Gegner
schlagt, taglich und kameradschaftlich zu unterstiitzen.
b) Dem Volke sofort tatkraftigen moralischen und materieilen Beistand zu leisten.
c) Den Stand der Parteimitglieder in bezug auf ihr Verhaltenangesichts des Staatsstreiches der Kapi-
tulation und der Unehre zu uberpriifen und die Feigen und Verrater exemplarisch zu bestrafen. Musso-
lini.
Tagesbefehl der Regierung Nr. 5
Ich befehle die Wiedereinrichtung aller Verbande und Spezialabteilungen der Freiwilligen Miliz firr
die nationale Sicherheit. Mussolini.
Am 18. September verbreitete der italienische Rundfunk folgenden Tagesbefehl Nr. 7:
Die Faschistische Nationalregierung entbindet die Angehorigen der Wehrmacht von ihrem Treueid
gegenuber dem Konig, der durch seine Kapitulation und Verlassen seines Postens die Nation dem
Feind ausgeliefert und die Nation in Schande und Elend gestiirzt hat.
Am 27. September fand in einer Stadt Norditaliens die 1. konstituierende Sitzung der Faschistischen
Republikanischen Regierung Italiens unter dem Vorsitz Mussolinis start. Der Fiihrer richtete aus die-
sem AnlaBfolgendes Telegramm an den Duce:
„An den Chef der Faschistischen Republikanischen Regierung Italiens, Benito Mussolini. Duce, mit
136 Freude und Genugtuung habe ich Ihre Mitteilung von der Griindung der Faschistischen Republikani-
schen Regierung Italiens erhalten. Ich beehre mich, Ihnen, Duce, mitzuteilen, daB die Regierung des
GroBdeutschen Reiches die von Ihnen gebildete neue Faschistische Republikanische Regierung Itali-
ens anerkennt und entschlossen ist, in treuer Bundesgenossenschaft Seite an Seite mit ihr den Krieg bis
zum siegreichen Ende zu fuhren. Adolf Hitler."
Die Anerkennung der Regierung Mussolinis durch Rumanien, Bulgarien, Kroatien und die Slowa-
kei erfolgte gleichzeitig und durch Ungarn, Japan und andere Staaten bald danach. Die bedeutsamste
Neuerung in dem neuen Italien Mussolinis ist die Absetzung der Dynastie Savoyen und die Begrlin-
dung eines Republikanisch-Faschistischen Staates. Hierzu erlieB der Duce am 29. September an die
Italiener folgenden Auf ruf :
„Mit der durch den Ministerrat vom 26. September 1943 gebilligten Erklarung ist der neue Repu-
blikanisch-Faschistische Staat ins Leben getreten, der in der demnachst zu berufenden konstituieren-
den Nationalversammlung die Bestatigung seinerendgultigen verfassungsmaBigen Funktionen erhal-
ten wird. Bis zu diesen Tagen ubernehme ich heute die Obliegenheiten des Oberhauptes des neuen
Republikanisch-Faschistischen Staates."
Am 18. November konnten die Italiener zum erstenmal wieder die Stimme des Duce im Rundfunk
horen. Nach einer kurzen Schilderung der Ereignisse und dem Ausdruck seines Dankes an den Ftihrer
fur seine Befreiung zog der Duce, der, wie sich bei jeder Gelegenheit zeigte, den fur ihn selbst, fur
sein Werk, fur den Faschismus und fur Italien so furchtbaren Ereignissen mit klarem und unbeugsa-
mem Realismus gegenubertrat, die SchluBfolgerungen aus der neuen Lage mit folgenden Worten:
„Nachdem wir die Ehre verloren haben, haben wir auch die Lander verloren, die wir wahrend dieses
Krieges erworben hatten, Besitzungen im Adriatischen Meer, im Jonischen Meer, im Agaischen Meer,
in Sudfrankreich und auf dem Balkan. Das Heer, das erniedrigt und im Stich gelassen worden ist, ist
von heute auf morgen auseinandergelaufen und von seinem eigenen Verbundeten unter dem Gelachter
der Zivilbevolkerung entwaffnet worden. Diese Demutigung muBte von Soldaten ertragen werden, die
auf so viel Schlachtfeldern an der Seite ihrer deutschen Verbundeten tapfer gekampft haben. Auch auf
den Heldenfriedhofen RuBlands und der anderen Schlachtf elder, wo die Deutschen und Italiener ne-
beneinander ruhen, muB diese Schande empfunden werden. Die Koniglich-Italienische Marine, die
wahrend dieser zwanzigjahrigen Aufbauarbeit geschaffen worden ist, wurde nach Malta ausgeliefert,
jener Insel, die ein Eckpfeiler des englischen Imperialismus im Mittelmeer war und eine standige Be-
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drohung fur die italienischen Lebensinteressen darstellte. Nur die Luftwaffe hat einen wesentlichen
Teil ihres
137 Materials retten konnen, aber praktisch besitzt sie keine Einsatzkraft mehr.
Das sind die Verantwortlichkeiten, die auch in der letzten Rede des Flihrers aufgezeigt und belegt
worden sind und die auch den Verrat Badoglios unterstreichen, der noch nach der Kapitulation die
groBen und kleinen Stadte Mittel- und Suditaliens bombardieren lieB, um die Deutschen hinters Licht
zufuhren.
Es ist nicht der Faschismus gewesen, der die Monarchic verraten hat, sondern die Monarchic hat
den Faschismus verraten. Dieser Verrat hat es mit sich gebracht, daB im italienischen Volke niemand
mehr der Monarchic Glauben schenkt."
Hinsichtlich seiner Zukunftsabsichten sagte Mussolini:
„Der Staat, den wir neu errichten wollen, soil national und sozial sein im weitesten Sinne des Wor-
tes. Ein faschistischer Staat im Sinne seiner Anfangszeit. In der Erwartung, daB unsere Bewegung
unwiderstehlich sein wird, wollen wir folgende Forderungen erheben:
1. Wieder zu den Waffen greifen an der Seite Deutschlands, Japans und der anderen Verbundeten.
Nur Blut kann eine solche schandliche Seite aus der Geschichte unseres Vaterlandes ausloschen.
2. Sofortiger Wiederaufbau der Armee, die sich um den Kern der Miliz schart. Nur wer die Waffe
tragt und fur seinen Glauben kampft, kann siegen.
3. Beseitigung der Verrater, insbesondere derjenigen, die am25. Juli um 21.30 Uhr sich zur neuen
Regierung bekannt haben und damit in die Reihen des Feindes ubergewechselt sind.
4. Beseitigung der Plutokratie und Errichtung einer sozialen Basis, auf der sich der Staat aufrichten
kann, gestiitzt durch die Arbeit seiner Burger.
Der Duce schloB seine Rede mit dem Ruf: Es lebe Italien! Es lebe die neue Faschistische Republi-
kanische Partei ! "
Im neuen Italien ist somit der Duce Staatschef, Regierungschef und Ftihrer der Partei.
Es war lange vor dem 25. Juli 1943 klar geworden, daB der Faschismus sich nur in der politischen
Sphare wirklich durchgesetzt hatte, aber weder in der wirtschaftlichen noch in der sozialen und erst
recht nicht in der Wehrmacht. Der Unterschied der Entwicklung zwischen dem nationalsozialistischen
Deutschland und dem faschistischen Italien war in dieser Hinsicht langst offenkundig geworden. An
diesem Versagen des Faschismus hat zweifellos die Dynastie Savoyen und die um sie in einer Ab-
wehrstellung gegen den Faschismus gruppiertentraditionalistischen und antisozialen Krafte die ent-
scheidende Verantwortung. Die Beseitigung der Dynastie und die entschlossene Wendung zum repu-
blikanischen, streng sozial orientierten Regime erscheint deshalb logisch. Die faschistische Revolution
ist in ihr zweites republikanisches und soziales Stadium getreten.
138 Nachdem die auf das Haus Savoyen vereidigte italienische Wehrmacht zu bestehen aufgehort hatte,
war die Begrundungeiner neuen, den veranderten staatlichen Verhaltnissen ent-sprechenden Wehr-
macht eine dringende Aufgabe. Schon der zweite Ministerrat der Faschistisch-Republikanischen Re-
gierung nahm am 27. Oktober ein neues Wehrmachtgesetz an. Danach hat die fruhere konigliche
Wehrmacht mit dem 8. Septemberl943 aufgehort zu bestehen, auch wird als Grundungstag der natio-
nalen republikanischen Wehrmacht der 9. September 1943 festgesetzt. Die neue Wehrmacht soil nach
dem Muster der deutschen entwickelt werden. An der Spitze der Wehrmacht steht der durch die Er-
oberung Libyens beruhmt gewordene Marschall Graziani. Auch die faschistische Miliz unter dem
Befehl des Generals Ricci soil vollig neu entwickelt werden.
Diesen politischen und militarischen Ereignissen auf der italienischen Halbinsel gingen andere auf
den italienischen Inseln im Tyrrhenischen Meer, Sardinien und Korsika, sowie im gesamten Balkan-
raum parallel. Am 6. Oktober meldete das Oberkommando der Wehrmacht, daB im AnschluB an die
Uberfuhrung samflicher auf Sardinien eingesetzter deutscher Truppen nach Korsika nun auch diese
Insel befehlsgemaBgeraumt und alle Truppen einschlieBlich ihrer schweren Waffen, Geschutze, Pan-
zer, Kraftfahrzeuge und alien Gerats auf das Festland ubergesetzt worden seien. Zwischen 25 000 und
30 000 Mann, iiber 6000 Tonnen Wehrmachtsgut, fast 6000 Kraftfahrzeuge, Geschutze und Panzer
wurden von den Inseln auf das Festland ubergefuhrt. Diese Leistung grenzt, wenn man an die riesige
Flottenmacht denkt, tiber die die Angloamerikaner im Mittelmeer verfugten, ans Unglaubliche.
Im Balkanraum und im Agaischen Meer vollzog sich die Entwaffnung der Badoglioarmee im gro-
Ben und ganzen schnell. Freilich sind nicht unerhebliche Waffenbestande in die Hande von teils unter
nationalem, teils unter kommunistischem Vorzeichen kampfenden Banden gefallen. Die Vernichtung
dieser Banden ist in vielen Gegenden inzwischen durchgefuhrt, in anderen im Gange. Vor allem ge-
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lang es bis Ende Oktober alle wichtigeren Adriahafen von Pola bis hinunter nach Kattaroin deutsche
Hand zu bringen. Ebenso wie einen groBen Teil der vorgelagerten Inseln, einschlieBlich der vor der
griechischen Adriakiiste liegenden. Im Agaischen Meer gelang es, die wichtigsten Inseln des Dodeka-
nes zu besetzen. Trotz ihrer riesigen Uberlegenheit zur See vermochten die Angloamerikaner nicht die
Riegelstellung der von den deutschen Truppen besetzten Inseln, deren Kern Kreta darstellt, in Frage zu
stellen. Die wenigen
139 Inseln, auf denen sie mit Hilfe von Badogliotruppen sich festzusetzen vermochten, sind durch die in
deutscher Hand befindlichen Inselgruppen isoliert und deshalb gefahrdet.
In den bisher von italienischen Truppen besetzten Balkangebieten haben sich aber infolge des poli-
tisch-militarischen Erdrutsches in Italien auch sehr beachtliche neue politische Entwicklungen ange-
bahnt. Durch das Ausscheiden Italiens aus dem Stidostraum hat sich dort die politische Situation we-
sentlich geandert. Die juristischen Bindungen, die das konigliche Italien in Albanien und in Kroatien
eingegangen war, sind gegenstandslos geworden. Deutschland sah sich genotigt, die Probleme des
Balkanraumes selbst anzufassen. Der Fiihrer betraute Anfang Oktober den Gesandten Neubacher mit
der Mission, darauf hinzuwirken, daB der europaische Sudosten moglichst noch wahrend des Krieges
einer Befriedung zugefuhrt wird. In Albanien, das bisher mit der italienischen Krone vereinigt war,
wurde die voile Unabhangigkeit erklart und eine nationale Regierung gebildet. Das deutsche in Alba-
nien stationierte Militar fungiert dort nicht als Besatzungsmacht. In Montenegro und in Serbien schrei-
tet die Befriedungsaktion fort. Der Ftihrer empfing am 18. September den serbischen Ministerprasi-
denten, Generaloberst Milan Nedic. Vorher hatte Nedic mit dem Reichsminister des Auswartigen eine
langere Unterredung iiber die Frage der kunftigen Gestaltung Serbiens. Am 25. Oktober meldete DNB
aus Tirana:
tjber die bisherigen Ergebnisse der seit dem 16. Oktober hier tagenden Nationalversammlung gibt
die Regierung eine Verlautbarung heraus, in der der einmutige EntschluB der Nationalversammlung
unterstrichen wird, unter Zusammenfassung aller Krafte fiir ein freies und unabhangiges Albanien
zuarbeiten.
Durch einstimmigen BeschluB wurde die Vereinigung der albanischen Krone und des italienischen
Konigreiches in der Person Viktor Emanuels sowie seiner Erben als nichtig erklart. Gesetze und Ver-
ordnungen, die seit dem 7. April 1939 herausgebracht wurden, sind, soweit sie im Gegensatz zu den
Staatsinteressen stehen, auBer Kraft gesetzt worden. Die Exekutivgewalt aber wurde dem aus vier
Mitgliedern bestehenden Regentschaftsrat ubertragen. Die gesetzgebende Gewalt soil in Zusammen-
arbeit zwischen dem Regentschaftsrat und dem Parlament gemaB den Eigenschaften der alten Verfas-
sung ausgetibt werden. Das Parlament kann seine Rechte fur eine bestimmte Zeit der Exekutivmacht
ubertragen. Das Gesetz vom 9. Juni 1940, wonach sich Albanien mit den gleichen Staaten im Krieg
befinde wie das Konigreich Italien, wurde auBer Kraftgesetzt. Die Mitglieder des nationalen Regent-
schaftsrates sollen in der Nationalversammlung in einer der nachsten Sitzungen den Eid ablegen.
140 Hinsichtlich Griechenlands erklarte der Sprecher der WilhelmstraBe am 14. September auf die
Anfrage eines Pressevertreters, die Fuhrerrede vom 4. 5. 41 zum Thema Griechenland habe noch am
heutigen Tage ihre voile Gultigkeit. Der Ftihrer erklarte damals seine groBe Bewunderung und seine
Verehrung fur den Hort der hellenischen Kultur. Deutschland hat keine politischen und territorialen
Anspriiche gegenuber Griechenland. Es liegt im deutschen Interesse, wenn nachdem Kriege ein freier
und unabhangiger griechischer Staat entsteht. Selbstverstandlich wird die Reichsregierung alle MaB-
nahmen treffen, um das Eindringen feindlicher Krafte in Griechenland, das die Bedrohung des euro-
paischen Raumes bedeutet, zu verhindern.
Was Kroatien angeht, so hat sich der kroatische Staats fiihrer nach dem Bekanntwerden der Kapitu-
lation Badoglios am 9. September mit einer Proklamation an das kroatische Volk gewandt. Darin ver-
wies er auf die Vertrage und Grenzen, die italienischerseits dem kroatischen Volk bei der Entstehung
des unabhangigen Staates Kroatien aufgezwungen worden seien und durch die ein groBer Teil der
kroatisch-adriatischen Ktiste vom kroatischen Staatskorper losgerissen worden sei. Zweieinhalb Jahre
hindurch habe das kroatische Volk dies mit groBtem Schmerz ertragen. Nunmehr habe die Regierung
Badoglio durch ihr Vorgehen das kroatische Volk und den kroatischen Staat jeder Verpflichtung ge-
genuber den aufgezwungenen Vertragen enthoben. Die kroatische Wehrmacht habe den Befehl erhal-
ten, die fraglichen Gebiete zu besetzen. Am 28. September gab das kroatische Ministerprasidium den
Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit der Regierung Badoglio und die Anerkennung der Re-
publikanisch-Faschistischen Regierung unter Mussolini bekannt. Ferner wurde mitgeteilt, daB die
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Verwaltung der durch die Proklamation vom 9. September neu angegliederten Gebiete an der Adria
durch Gesetz geregelt werde.
Der bedeutendste militarische Faktor auf dem Balkan ist Bulgarien, das mit Deutschland durch die
Waffenbruderschaft des Weltkrieges, durch gemeinsame Not unter dem Diktatsystem der Pariser Vor-
ortvertrage und durch erneute Waffenbruderschaft seit dem Fruhjahr 1941 verbunden ist. Durch den
Tod des Konigs Boris ist das bulgarische Volk in tiefe Trauer und infolge der Minderjahrigkeit des
Thronerben in eine politische Schwierigkeit gekommen, die die Feindpropaganda in ihrem Sinne zu
nutzen versucht hat. Die verfassungsrechtliche Schwierigkeit, die sich aus der Minderjahrigkeit des
Thronerben ergab, wurde durch die Schaffung eines Regentschaftsrates mit Prinz Cyrill an der Spitze
beseitigt. Am 18. Oktober empfing der Fiihrer die Mitglieder des bulgarischen Regentschaftsrates und
hatte mit ihnen Besprechungen tiber die allgemeine Lage und die gemeinsam interessierenden Fragen.
Die
141 nach der Bildung des Regentschaftsrates neugebildete bulgarische Regierung auBerte sich in ihrer am
18. September in der Sobranj verlesenen Regierungserklarung, das neue Kabinett mache sich die
Grundsatze der Regierungserklarung vom Jahre 1942 zueigen. Es fuhre die bisherige AuBenpolitik
weiter und sei von dem Willen zur aufrichtigen Zusammenarbeit mit dem groBen Deutschen Reich
und seinen Verbundeten erfullt. Ferner sei es von dem festen EntschluB beseelt, die bisherigen freund-
schaftlichen Beziehungen mit alien neutralen Staaten, besonders mit der freundschaftlich verbundeten
Ttirkei aufrechtzuerhalten und zu vertiefen. Hinsichtlich der Innenpolitik werde die Regierung alle
MaBnahmen zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit des Landes mit unnachgiebiger Harte gegen
jeden anwenden, der seine Pflicht als Bulgare in diesen schicksalhaften Tagen vergesse. Eine Erkla-
rung gleichen Inhaltes enthielt die von Prinz Cyrill am 20. Oktober in der Sobranje verlesene Thronre-
de.
AnlaBlich des dritten Jahrestages der Unterzeichnung des Dreimachtepaktes sagte der bulgarische
AuBenminister Kiroff am 27. September: „Die Gedenkfeiern des dritten Jahrestages des Dreimachte-
paktes geben Bulgarien die Moglichkeit, seine Dankbarkeit gegenuber dem GroBdeutschen Reich und
seinen Verbundeten zum Ausdruck zu bringen, die Bulgarien dazu verholfen haben, seine nationalen
Ideale zu verwirklichen. Bulgarien wird seiner Mission als Wahrer des Friedens und der Zivilisation
auf dem Balkan treu bleiben. Bulgarien strebt nach keinen fremden Gebieten, es wird aber seine
Rechte verteidigen."
Fur Ungarn erklarte dessen Ministerprasident Kallay amlO. Oktober: „Eine ungarische Politik ist
nur in enger und aufrichtiger Zusammenarbeit mit Deutschland moglich. Unser Kampf gegen den
Bolschewismus und die Sowjetunion ist einnationaler Kampf. Wir kampfen in diesem Krieg fur die
ungarische Unabhangigkeit, fur die Integritat der ungarischen Heimat, um unser soziales Dasein und
um unsere Ehre."
So schlieBt sich das militarische und politische Bild des Balkan- und Donauraums zwei Monate
nach dem Verrat Badoglios und dem Zusammenbruch Italiens: Die englisch-amerikanische Invasion
in Italien wurde weit stidlich von Rom aufgehalten und ihre Offensivbewegung durch den fortwah-
rend wachsenden deutschen Widerstand zum Schneckentempo verurteilt. Auf dem Balkan und im
Agaischen Meer trat an die Stelle der militarischminderwertigen, vielfach korrupten und schon lange
durch Verraterei durchsetzten italienischen Okkupation die militarische Besetzung durch deutsche
Truppen, mit der eine neue Politik der politischen Konsolidierung auf nationaler Grundlage und eine
energische Beseitigung des wahrend der italienischen Besetzung und erst recht nach deren Zusam-
menbruch entstandenen Bandenwesens Hand in Hand ging.
142 Erinnert man sich des Propagandafeldzugs unserer Gegner und der Hoffnungen, die er auf Grund des
italienischen Zusammenbruches hinsichtlich des Balkan- und Donauraumes, nicht zuletzt auch
hinsichtlich angeblich bevorstehender politischer Auswirkungen in Ungarn, Bulgarien und Rumanien
zu erwecken versuchte — von London und Washington aus wurde der Abfall dieser Lander von
Deutschland und ihre Kapitulation ahnlich der Italiens in nahe Aussicht gestellt — , so zeigt sich
wiedereinmal, welche fundamentalen Irrtumer unsere Gegner immer wieder begehen und in wie
falschen Hoffnungen sie aus Propagandagriinden sich selbst und die Welt zu wiegen sich bemuhen.
Die Ereignisse in Italien, weit davon entfernt, zur Nachahmung anzureizen, haben vielmehr mit
furchtbarer Deutlichkeit dargetan, welch bittere Fruchte Verrat und Feigheit zur Reife bringen. Mehr
denn je ist Italien Kriegsgebiet mit alien Folgen, die sich fur Leben und Besitz seiner Einwohner dar-
aus ergeben. Das Land erfahrt, soweit es vom Feindbesetzt ist, die ganze schonungslose Harte des
Siegers, ohne dadurch irgendwelche Aussicht auf Beriicksichtigung auch seiner primitivsten nationa-
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len Interessen durch England und Amerika zu gewinnen, falls diese in die Lage kamen, den Frieden zu
diktieren. Solche Erfahrungen sind nicht geeignet, der Feindpropaganda, Kapitulation sei die Ein-
gangspforte zu kunftigem Gliick, Vorschub zu leisten.
Was erst liber die angeblichen oder tatsachlichen Nachkriegsplane unserer Feinde immer wieder
verlautet, ist erst recht dazu angetan, die Volker Europas davon zu uberzeugen, falls dies noch etwa
notwendig sein sollte, daB nur ein fur die Achse siegreiches Kriegsende in ihren Gedanken und in ih-
rem Willen Raum haben darf. Denn schon verlangen Sowjetprofessoren und Mitglieder des Obersten
Sowjetrates die Zahlung von „Reparationen" nach Versailler System von Deutschland und seinen Ver-
biindeten. Es werden Systeme aus-gekliigelt, um die Schaden, die das Versailler Tributsystem verur-
sacht hat, zu vermeiden. Die sowjetische Formel dabei ist auBer der Wegnahme deutscher Maschinen,
Verkehrsmittel, Vorrate usw. die Beanspruchung deutscher Arbeitskrafte. So verlangte der Moskauer
Professor Varga, angeblich auf Grund genauer Kenntnis der Plane Stalins, wie die amerikanische Zeit-
schrift „News Week" Mitte September mitteilte, daB zehn Millionen deutscher Facharbeiter zehn Jah-
relang in der Sowjetunion Zwangsarbeit leisten muBten. Diese Forderung ist schlieBlich, moralisch
betrachtet, auch nicht schlimmer als diejenige, die auf eine Anfrage eines Abgeordneten im Unterhaus
der englische Staatssekretar Law dahin formulierte, England beabsichtige, in die Waffenstillstandsbe-
dingungen die Klausel aufzunehmen, daB die „Kriegsverbrecher" ausgeliefert
143 werden muBten. Am 22. Oktober wurde aus London gemeldet, daB dort die Vertreter von 17 Nationen
ubereingekommen seien, eine gemeinsame Kommission zu griinden, die sich damit beschaftigen soil,
alle Kriegsverbrechen festzustellen. Den Vorsitz der Kommission hat der englische Justizminister
Simon. Immer von neuem bestatigt sich, wie sehr alle Kriegsziele unserer Feinde auf ein Uber-
Versailles allerschlimmster Art hinzielen!
Wo indessen die wirklichen Kriegsverbrecher und Kriegsschuldigen sitzen, ist langst erwiesen. Be-
kanntlich sind es England und Frankreich gewesen, die Deutschland den Krieg erklart haben und nicht
umgekehrt, und die kriegshetzerische Tatigkeit Roosevelts ist auBer durch die von ihm tatsachlich
gefuhrte Politik sogar noch durch zahlreiche in den AuBenamtern unserer Kriegsgegner gefundene
diplomatische Dokumente erwiesen! Am 7. Oktober wurde aus Washington gemeldet, daB als Anhang
zu einem fruher veroffentlichten WeiBbuch „Krieg und Frieden" weitere Dokumente tiber die Bezie-
hungen zu Frankreich veroffentlicht worden seien. Danach hat u. a. der USA-AuBenminister Hull an
den USA-Botschafterin Frankreich am 17. Juni 1940, also kurz vor dem deutsch-franzosischen Waf-
fenstillstand, gekabelt, daB, falls die franzosische Regierung vor AbschluB eines Waffenstillstandes
nicht daftir sorgen wurde, daB die franzosische Flotte nicht in die Hande der Deutschen fallen konne,
die franzosische Regierung hierdurch eine Politik verfolgen wurde, die der Aufrechterhaltung des
franzosischen Kolonialreiches und einer eventuellen Wiederherstellung der Unabhangigkeit und Selb-
standigkeit Frankreichs einen todlichen Schlag versetzen miisse. Falls die franzosische Regierung es
unterlassen sollte, diese MaBnahmen zutreffen, und gestatten wurde, daB die Flotte den Deutschen
ausgeliefert wurde, werde sie auf immer auf die Freundschaft und das Wohlwollen der USA-
Regierung verzichten miissen.
Zur Zeit der Absendung dieses Telegramms waren die USA noch neutral und hielten diplomatische
Beziehungen mit dem Deutschen Reich aufrecht. Das Telegramm Hulls beweist, was ja aber langst
bekannt war, daB die USA mindestens politisch und moralisch schon lange vor dem japanischen An-
griff auf Pearl Harbour kriegfuhrend auf der Seite unserer Feinde waren.
Im europaischen Raum sind neben den Kriegsereignissen und den Ereignissen in Italien nur wenige
Tatsachen oder neue Entwicklungen wahrend der Monate September und Oktober zu verzeichnen. In
den von Deutschland besetzten Gebieten wurden die Bemuhungen der kommunistischen und engli-
schen Propaganda fortgesetzt, um durch die Anzettelung von Terror- und Sabotageakten, durch die
Ermordung deutschfreundlicher Personlichkeiten, die Organisierung von Widerstandsgruppen usw.
das Verkehrs- und Wirtschaftsleben zu storen und der deutschen Kriegfuhrung direkte und indirekte
Schwierigkeiten zu bereiten.
144 Dem gleichen Zwecke dienten, besonders in den besetzten Westgebieten, zahlreiche Luftangriffe,
durch die Leben und Besitz vieler Landeseinwohner, besonders in Frankreich, vernichtet worden sind.
Am 1. September wurde iiber Ereignisse in Danemark, die dort zur Verhangung des Ausnahmezustan-
des gefuhrt hatten, folgendes bekanntgegeben:
Die Zahl der Sabotagefalle in Danemark hatte sich in den letzten Wochen, vor Verhangung des
Ausnahmezustandes, bedenklich vermehrt. Danische und britische Fallschirmspringer waren nach
Danemark geschickt worden, um bei der Organisierung der Sabotageakte behilflich zu sein.
Gleichzeitig setzte von England aus eine starke Propagandawelle ein. In den groBeren Stadten wie
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zeitig setzte von England aus eine starke Propagandawelle ein. In den groBeren Stadten wie Aalborg,
Aaarhus, Odense und selbst in Kopenhagen brachen Streiks aus. Obwohl das Verhalten der deutschen
Soldaten allenthalben, selbst von danischer Seite, als mustergiiltig bezeichnet worden war, wurden
diese immer haufiger von unverantwortlichen Provokateuren angerempelt und sahen sich gelegentlich
genotigt, sich mit der Waffe zur Wehr zu setzen.
Es darf nicht verkannt werden, daB sich die danische Regierung unter Billigung des Konigs bemiiht
hatte, durch entsprechende Aufrufe beruhigend auf die danische Bevolkerung einzuwirken. Das Er-
gebnis dieser Bemlihungen ist leider unbefriedigend gewesen. Die Unruhestifter traten immer hem-
mungsloser hervor, und die deutschen Stellen sahen sich genotigt, die Einfuhrung entsprechender
MaBnahmen von der danischen Regierung zu fordern, wie das Verbot von Ansammlungen, von
Streiks, das Versammlungsverbot, die Ablieferungspflicht von SchuBwaffen, die Einfuhrung der Pres-
sezensur, die Einfuhrung danischer Schnellgerichte und die Einfuhrung der Todesstrafe fiir Sabotage
und Angriffe auf die deutsche Wehrmacht.
Die danische Regierung erklarte jedoch, nicht in der Lage zusein, die erforderlichen MaBnahmen
zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung zu treffen, so daB der deutsche Befehlshaber genotigt
war, von sich aus das Notwendige zu veranlassen und am 29. August den militarischen Ausnahmezu-
stand fiir ganz Danemark zu erklaren. Die danische Regierung hat daraufhin demissioniert.
Was die tatsachliche Lage in Danemark anbetrifft, so ist die danische Restarmee aufgelost und ent-
waffnet worden. Die groBte Zahl der danischen Kriegsfahrzeuge wurde sichergestellt. Hier und da
erfolgender Widerstand wurde leicht und unter geringsten Verlusten gebrochen. Der Konig und der
Kronprinz befinden sich auf ihren Schlossern. Inzwischen ist die Arbeit iiberall wieder aufgenommen
worden. Im ganzen Lande herrscht Ruhe. Bisher brauchte nur ein einziges Standgericht
145 zusammenzutreten, wobei 1 Mann und 1 Madchen wegen AbreiBens von Plakaten zu Gefangnisstrafen
verurteilt worden sind. Die danische Polizei und die danischen Beamten arbeiten in Verfolg des
bekannten Aufrufs der danischen Regierung loyal mit den deutschen Stellen zusammen.
Die in Danemark von den Englandern angewandten Methoden werden erst recht in den besetzten
Westgebieten, besonders in Frankreich, zur Anwendung gebracht, wo Sabotage- und Terrorakte erheb-
lich zugenommen haben. Besonders haben es die Terroristen auf Personlichkeiten abgesehen, die fiir
die Zusammenarbeit mit Deutschland eintreten und diese praktisch betatigen. Demgegeniiber sind bei
den kollaboristisch eingestellten politischen Gruppen Frankreichs Bemiihungen in Gang gekommen,
die darauf hinzielen, dem kommunistisch-gaullistischen Terror mit der Waffe in der Hand entgegenzu-
treten.
Das sogenannte „Franzosische Freiheitskomitee" in Algier, dessen Vorsitz de Gaulle fiihrt, gerat
immer starker unter kommunistischen EinfluB. Am 17. Oktober wurde gemeldet, daB der ehemalige
franzosische kommunistische Abgeordnete Andre Marty, der beim Zusammenbruch Frankreichs nach
der Sowjetunion geflohen war, im Flugzeug in Algier eingetroffen sei. Er erklarte in einem Pressein-
terview, daB er bereits seit dem Monat Mai mit den Generalen de Gaulle und Giraud in Verbindung
gestanden habe. Marty hat jahrelang in der Sowjetunion gelebt und sich als Emissar Moskaus auch im
spanischen Biirgerkrieg betatigt, wo er sich durch die Hinschlachtung von Hunderten von Anhangern
des nationalen Spaniens in der Stadt Albacete den kommunistischen Ehrentitel des „Schlachters von
Albacete" erworben hat. Der Handedruck dieses Mannes muB fiir franzosische Generale wie Giraud,
der friiher eine betont antikommunistische Haltung an den Tag legte, besonders erfreulich gewesen
sein! Dies hat auch die Pariser Presse mehrfach unterstrichen, wie denn das Ansteigen der Terror- und
Sabotageakte und der wachsende EinfluB des Kommunismus im Algierkomitee und in ganz Franzo-
sisch-Nordafrika innerhalb Frankreichs viele bisher gaullistisch und anglophil eingestellte Leute nach-
denklich zu stimmen beginnen.
Die auBersten Enden Europas, im Siidwesten Spanien und Portugal, im Siidosten die Tiirkei und im
Nordosten Finnland, sind immer wieder Gegenstand der Propaganda und des politischen Drucks unse-
rer Kriegsgegner, Das mit Deutschland verbiindete Finnland mochte man zu einem Separatfrieden
verlocken und dadurch aus der Abwehrfront Europas gegen den Bolschewismus herausbrechen —
ganz ohne Erfolg. Die Erklarung des finnischen Ministerprasidenten im finnischen Reichstag am 3.
September iiber die politische Lage unterstrich ebenso wie eine Rede des Ministers Tanner am 25.
September, daB Finnland die Lage realistisch betrachtet. Tanner sagte in seiner Rede u. a.: Vom Krie-
ge loszukommen, ist keine
146 leichte Angelegenheit. Dazu muB vor allem ein Friede mit dem Feind geschlossen werden, aber
keineswegs ein beliebiger Friede. Der reine Friedenswunsch, so lebendig er im Volke ist, kann das
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gewiinschte Ergebnis nicht garantieren. Als jiingstes Beispiel dafiir ist das Schicksal Italiens anzuftih-
ren. Auch sein Volk wtinschte den Frieden und kapitulierte, in der Hoffnung, ihn zu erhalten. Es er-
hielt aber nicht den Frieden, und das Ergebnis war, daB in den italienischen Stiefel mehrere FtiBe ein-
drangen. Mehrere GroBmachte kampfen jetzt um diesen Stiefel, und das Land wurde Schauplatz eines
noch verwtistenderen Krieges als zuvor.
In der Tlirkei hat sich nichts ereignet, was den Neutralitatswillen dieses Landes abgeschwacht hatte.
Die Stidwestecke Europas, Portugal jedoch, das mit England den altesten Btindnisvertrag besitzt,
den die Geschichte kennt — er datiert vom Jahre 1373 — , das jedoch dem britischen Druck auf Akti-
vierung dieses Vertrages bisher erfolgreich Widerstand geleistet hat, ist diesem englischen Druck, wie
Churchill in einer Erklarung im Unterhaus aml2. Oktober verktinden konnte, erlegen. Churchill ftihrte
dazu aus: Auf Grund des alten Btindnisses hat die britische Regierung jetzt die portugiesische Regie-
rung darum gebeten, ihr bestimmte Erleichterungen auf den Azoren einzuraumen, die einen besseren
Schutz der Handelsmarine im Atlantik gestatten werden. Die portugiesische Regierung hat dieser Bitte
entsprochen, und zwischen beiden Regierungen ist eine Regelung getroffen worden, die sofort in Kraft
tritt, und zwar 1. iiber die Bedingungen der Benutzung der Erleichterungen durch die britische Regie-
rung und 2. tiber eine britische Untersttitzung durch Lieferungen von Material fur die portugiesische
Wehrmacht und fur die Aufrechterhaltung der portugiesischen Volkswirtschaft. Das Abkommen tiber
die Gewahrung von Erleichterungen auf den Azoren ist zeitlich begrenzt und beeintrachtigt in keiner
Weise die Aufrechterhaltung der portugiesischen Souveranitat auf portugiesischem Gebiet. Alle briti-
schen Streitkrafte werden bei Beendigung der Feindseligkeiten aus den Azoren abgezogen werden.
Nichts in diesem Abkommen widerspricht dem von der portugiesischen Regierung immer erneut be-
kundeten und von der britischen Regierung mit Sympathie aufgenommenen Wunsch, auf dem euro-
paischen Festland die Neutralitatspolitik fortzusetzen und dadurch die iberische Halbinsel als Frie-
denszone zu erhalten.
Die Reuteragentur meldete erganzend hierzu, daB dieses Abkommen am 12. Oktober in Kraft getre-
ten sei, Einzelheiten tiber die den englischen Streitkraften auf den Azoren gewahrten Vergtinstigungen
wtirden noch nicht veroffentlicht, es solle jedoch die Benutzung von Luftsttitzpunkten und Hafen ge-
plant
147 sein. Aus anderen Feindmeldungen ergab sich, daB es sich um englische Sttitzpunkte ftir die
Bekampfung der deutschen U-Boote handelte. Wie immer in solchen Fallen, versuchte die Feindpresse
aus dem Ereignis Kapital zu schlagen, und die USA-Zeitung „New York Times" schrieb: „Portugal
gibt den anderen Nationen, vor allem der Ttirkei und Irland, ein zu lobendes Beispiel." Beide Staaten
denken freilich nicht daran, das Beispiel nachzuahmen.
Wenn man sich daran erinnert, mit welcher Zahigkeit Portugals hervorragender Ministerprasident S
a 1 a z a r seit vielen Jahren, besonders aber seit Kriegsbeginn, den englischen Forderungen auf Akti-
vierung des ja langst in mehrfacher Hinsichthistorisch gewordenen Btindnisses mit England Wider-
stand geleistet hat, so ist klar, daB nur scharfster Druck ihn bewogen haben kann, diesmal nach-
zugeben. Dieser Druck ist auch auf dem innerpolitischen Sektor getibt worden in der Form der Dra-
ining mit gewaltsamem Umsturz des Regimes. Das Ganze ist ein neues Beispiel daftir, wie die engli-
sche Politik mit Bundesgenossen umspringt und was sie unter der Freiheit der kleinen Volker ver-
steht.
Uber die deutsche Reaktion gegen den Bruch der portugiesischen Neutralitat berichtete das deut-
sche Nachrichtenbtiro am 15. Oktober:
Die Reichsregierung hat am Freitag durch ihren Gesandten in Lissabon bei der portugiesischen Re-
gierung in einer formellen Note scharfsten Protest dagegen erhoben, daB Portugal dem englischen
Druck nach Einraumung von militarischen Sttitzpunkten auf den Azoren nachgegeben und sich damit
einerschweren Neutralitatsverletzung schuldig gemacht hat. Die Reichsregierung hat sich vorbehal-
ten, die MaBnahmen zu treffen, die sich aus der veranderten Lage auf den Azoren ergeben.
Von portugiesischer und von spanischer Seite wurde, und zwar auf Grund diplomatischer Fuhlung-
nahme, die vor der Zustimmung Salazars zu der englischen Azorenforderung statt-gefunden hatte,
festgestellt, daB die Neutralitatspolitik des Iberischen Blocks durch das neue Ereignis nicht tangiert
werde, und daB die Aufrechterhaltung des Friedens auf der Iberischen Halbinsel nach wie vor das
Ziel der Politik beider Machte sei. Da Deutschland ebenfalls kein Interesse an kriegerischen Verwick-
lungen auf der Iberischen Halbinsel hat, die Angloamerikaner andererseits offensichtlich nicht die
Absicht haben, etwa auf portugiesischem oder spanischem Gebiet eine Landung vorzunehmen, dtirfte
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die Neutralist des portugiesischen Festlandesund die Spaniens in absehbarer Zeit nicht gefahrdet
sein.
So scheint an keiner der drei Ecken Europas, die immer wieder bei unseren Feinden den Willen
zum Zu- und Eingriff wachrufen, weder an der finnischen, noch an der iberischen, noch auch an der
tlirkischen, sich eine diesen Wlinschen entgegen-kommende Entwicklung anzuzeigen. An den langen
148 Linien der Kampffronten, die sich liber Land und Meer iiber viele Tausende von Kilometern zwischen
diesen Eckpunkten der Festung Europaausdehnen, stehen die Heere Deutschlands und seiner
Verbundeten auf der Wacht oder in hartem Kampf zur Verteidigung der Festung.
Sehr ahnlich ist die Lage Japans im groBasiatischen Raum, den es durch seine erstaunlichen Waf-
fenerfolge zusammenzuschlieBen vermocht hat. Auf der asiatischen Landfront herrscht zwischen Ja-
pan und der Sowjetunion nach wie vor einbewaffneter Friede, den aufrechtzuerhalten Tokio und Mos-
kau offensichtlich gleicherweise bestrebt sind, obwohl die Angloamerikaner sich immer wieder die
groBte Miihe geben, um Moskau zum Bruch mit Japan zu veranlassen. Die in Tokioerscheinende Zeit-
schrift „Contemporary Japan" schrieb Mitte September in einer Untersuchung tiber die russisch-
japanischen Beziehungen, der Neutralitatspakt zwischen Japan und der Sowjetunion zwinge Moskau,
sich von der angelsachsischen Aktivitat im Pazifikkrieg zu losen. Der Pakt eroffne also einen breiten
RiB in den Beziehungen der Sowjets zu den Angelsachsen. Aus diesem Grunde machten England und
die USA beim Kreml verzweifelte Anstrengungen, um die Kundigung des Neutralitatspaktes, eine
russische Kriegserklarung an Japan oder mindestens die Uberlassung von sibirischen Stiitzpunkten zur
Durchfuhrung von USA-Angriffen gegen das japanische Kernland zu erreichen. Moskau stelle sich
taub. Moskau habe es verstanden, die Pacht- und Leihhilfe und ein Bundnis mit England zu erhalten,
ohne sich zu einem Bruch mit Japan zu verpflichten. Die Interessen der Angelsachsen im Fernen
Osten seien nicht dieselben wie die dortigen Interessen Moskaus; sie seien nicht parallel, sondern ent-
gegengesetzt. Sollten die Sowjets in den Pazifikkrieg eintreten, so wtirden sie hochstens fur London
und Washington die Kastanien aus dem Feuer holen. Die Interessen Moskaus und der Angelsachsen in
Europa deckten sich lediglich im Bestreben, Deutschland niederzuringen. Diese Zusammenarbeit wer-
de aufhoren, sobald ihr praktischer Zweck verschwinde. Im Falle eines Sieges ware Moskau isoliert
oder vielleicht sogar Gegenstand eines angelsachsischen Angriffs. Um sich gegen ein derartiges Risi-
ko zu schutzen miisse Moskau mit wenigstens einem seiner starksten Nachbarn„herzliche Beziehun-
gen" pflegen. Der Neutralitatspakt mit Japan halte also eine Hintertiir offen im Hinblick auf kunftige
Ereignisse. Sollte Moskau den Neutralitatspakt brechen, so muBten die Sowjets sofort mit einem Krieg
in Sibirien und damit einem Zweifrontenkrieg rechnen. Zum SchluB unterstreicht„Contemporary Ja-
pan" das Wegbleiben Stalins von den Konferenzen in Casablanca, Washington und Quebec. Stalin
lasse also die Frage der Beziehungen zu Tokio ganz absichtlich auBerhalb des Rahmens seiner Bezie-
hungen zu den Angelsachsen.
149 Die Haupfkampffront Japans auf dem asiatischen Kontinent ist die chinesische, und die gegen Indien
ist nur deren Fortsetzung. Japan hat alle StraBen, Eisenbahnlinien und Wasserwege, auf denen militari-
sche und industrielle Produkte Tschungkingchina erreichen konnen, abgeriegelt. Diesem Zweck dient
auch die japanische Front in B u r m a gegen Indien. Roosevelt sah sich denn auch genotigt, vor dem
KongreB zu erklaren, man sei sich in den USA dartiber im klaren, daB Lieferungen nach Tschungking-
china nur in sehr beschranktem MaBe moglich seien. Um so groBzugiger ist man Tschiangkaischek
gegenuber mit — Versprechungen!
Die neueste Hoffnung, die man ihm macht, ist die angeblich fur sehr bald geplante englisch-
amerikanische Offensive gegen Burma, um die BurmastraBe wieder zu offnen. liber die Vorbereitun-
gen zu dieser Offensive werden aus naheliegenden Propagandagriinden von englischer und USA-Seite
immer wieder Meldungen verbreitet. Da zwischen Burma und Indien ein hohes, unwegsames und mit
Urwaldern erfulltes Gebirge liegt, diirfte ein Angriff ohne gleichzeitige LandungsoperationengroBen
Stils an den Ktisten Burmas, der Malaiischen Halbinsel und Sumatras kaum aus sich tsreich sein. Vor-
her muBten Jedoch die im Indischen Ozean liegenden und von den Japanern besetzten Inselgruppen
der Andamanen und Nikobaren von den Englandern genommen sein. AuBer den eigenen Streitkraften
und der im Aufbau begriffenen burmesischen Armee stehen Japan die Kontingente der im Aufbau
bereits erheblich fort-geschrittenen indischen Nationalarmee zur Verfugung.
Mancherlei Anzeichen weisen darauf hin, daB die Offensive der Amerikaner und Australier im slid-
westlichen Pazifik, die durch ein „Hupfen von Insel zu Insel" allmahlich dem japanischen Inselreich
so nahe zu kommen beabsichtigt, daB der Masseneinsatz von Bombenflugzeugen gegen die japani-
schen GroBstadte moglich wird, zugleich die Absicht verfolgt, die japanischen Seestreitkrafte durch
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allmahliche Abnlitzung oder durch groBe Seeschlachten so zu schwachen, daB ein in riesiger Zangen-
bewegung gleichzeitig aus dem Siidwestpazifik und aus dem Indischen Ozean gegen die groBasiati-
sche Stellung Japans angesetzter Generalangriff moglich wird. An ihm soil sich dann Tschungking
von der asiatischen Landseite her beteiligen. Die Angloamerikaner vertrauen fur die Durchflihrung
dieses strategischen Planes auf ihre zahlenmaBige Uberlegenheit an See- und Luftstreifkraften, die sie
besonders durch den Einsatz von Dutzenden von Flugzeugtragern entscheidend gestalten wollen. In
dieser Rechnung spielt der Ubergang des GroBteils der italienischen Flotte an England infolge des
Verrats Badoglios und das Freiwerden der bisher durch die italienische Flotte im Mittelmeer gebunde-
nen englisch-amerikanischen
150 Seestreitkrafte eine betrachtliche Rolle. Fur entscheidend wird jedoch in London und Washington die
uberlegene Baukapazitat der englischen und amerikanischen Werften gehalten.
Der bisherige Kriegsverlauf hat jedoch gezeigt, daB die Japaner in ihrer Luftwaffe ein Mittel besit-
zen, um auch schwere feindliche Seestreitkrafte mit geringsten eigenen Verlusten vernichtend zu tref-
fen, hauptsachlich deshalb, weil in diesen Flugzeugen Manner sitzen, die jeden Augenblick zur Opfe-
rung der eigenen Person bereit sind.
DaB auf alien japanischen Werften fieberhaft gebaut wird, ist sicher, obwohl schon lange vor dem
Kriege Japan hieriiber keinerlei Nachrichten hat durchkommen lassen. DaB Japan seiner Flugwaffe mit
Erfolg die groBte Aufmerksamkeit zuwendet, wird auch in Washington erkannt. Aus einer Geheimsit-
zung des amerikanischen Reprasentantenhauses, in der den Abgeordneten ein ausftihrlicher Uberblick
iiber die Kriegslage gegeben wurde, teilten KongreBmitglieder der Presse nachher mit, Japan fabriziere
schneller Flugzeuge, als die Alliierten sie zerstoren konnten, und hinsichtlich des Menschenpotentials
stehe Japan sogar sehr viel besser da als die USA! Japan ist entschlossen, wie Ministerprasident Tojo
in einer Rundfunkrede am 22. September ausfuhrte, den totalen Kriegseinsatz seiner Menschenreser-
ven bis zum letzten durchzufuhren. Tojo sagte u. a., es seien MaBnahmen vorgesehen, die eine epocha-
le Erhohung der Kriegsproduktion und vor allem der Munitions- und Flugzeugproduktion sicherstel-
len.
Die militarischen MaBnahmen werden von den Japanern fortlaufend durch politische im groBasiati-
schen Raum erganzt. Am 30. Oktober wurde zwischen Japan und Nationalchina ein Bundnisvertrag
geschlossen. Die aus diesem AnlaB in Tokio veroffentlichten Dokumente umfassenden Bundnisver-
trag, der aus sechs Artikeln besteht, und ein dem Bundnisvertrag angereihtes Protokoll aus zwei Arti-
keln und den Noten, die zwischen dem japanischen Botschafter Tani und dem chinesischen Staatspra-
sidenten Wangtschingwei aus-getauscht wurden. Der abgeschlossene Vertrag besagt, daB die Regie -
rungen beider Lander entschlossen sind, in enger Zusammenarbeit einander zu unterstiitzen und unter
Aufrechterhaltung der guten Nachbarschaft gemeinsam daran zu arbeiten, GroBostasien auf eine ge-
rechte Grundlage zu stellen, wobei eines des anderen Unabhangigkeit zu respektieren sich verpflichtet.
Diese beiden Lander seien gewillt, auf diese Weise zum Weltfrieden beizutragen. Sie wtinschen die
besten Freundschaftsbeziehungen aufrechtzuerhalten und versprechen sich gegenseitig jede Hilfelei-
stung, um in GroBostasien stabile Verhaltnisse zu sichern.
Am 14. Oktober wurde die Unabhangigkeit der Philippinen erklart. Der neue Staat wurde alsbald
von
151 Japan anerkannt. Gleichzeitig ist ein Bundnisvertrag unterzeichnet worden. Der Vertrag enthalt
folgende Bestimmungen: 1. Beide Lander werden verbunden sein durchdauernde gutnachbarliche Be-
ziehungen und durch Freundschaft auf der Basis gegenseitiger Achtung der Souveranitat und Hoheits-
gebiete. 2. Beide Lander werden eng zusammenarbeiten in Angelegenheiten politischer, wirtschaftli-
cher und militarischer Natur fur die erfolgreiche Durchflihrung des groBostasiatischen Krieges. 3. Bei-
de Lander werden eng zusammenarbeiten fur die Errichtung eines groBeren Ostasiens. 4. Einzelheiten
der Ausfuhrung dieses Vertrages werden durch die zu-standigen Behorden der beiden Lander beraten
werden. 5. Der Vertrag tritt in Kraft an dem Tage, an dem er von den beiden Partnern ratifiziert wor-
den ist. 6. Der Vertrag wird ratifiziert werden und die entsprechenden Schriftstucke werden in Manila
sobald wie moglich ausgetauscht werden.
Weiterhin sind dem Vertrag folgende Ausfuhrungsbestimmungen angeschlossen. Der Hauptgrund-
satz der engen militarischen Zusammenarbeit fur die erfolgreiche Durchfuhrung des GroBostasienkrie-
ges soil sein, daB die Philippinen Japan jede Unterstiitzung angedeihen lassen fiir die Durchfuhrung
militarischer Aktionen und daB weiterhin Japan und die Philippinen eng zusammenarbeiten werden,
um den Gebietsbestand und die Unabhangigkeit der Philippinen zu schutzen.
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Am 16. Oktober meldete DNB: Der Reichsminister des Auswartigen von Ribbentrop hat dem Prasi-
denten der Republik der Philippinen auf die amtliche Mitteilung, daB die Philippinen eine unabhangige
Republik gebildet haben, in einem Telegramm die Anerkennung der Republik der Philippinen durch
die Reichsregierung mitgeteilt. Ferner ubermittelte der Reichsminister der Regierung und dem Volk
der Philippinen die aufrichtigen Wlinsche der Reichsregierung und des deutschen Volkes fur eine
gluckhafte Zukunft.
Am 26. Oktober hat auch die Regierung Mussolini den neuen Staat der Philippinen anerkannt.
Gleichzeitig mit der Unabhangigkeitserklarung teilte die japanische Regierung mit, daB die japanische
Militarverwaltung auf den Philippinen aufgelost worden sei.
Diese Entwicklung wurde in Washington mit scheelen Augengesehen, und Roosevelt gab am 23.
Oktober eine Erklarung heraus, die sich gegen die neue Regierung der Philippinen richtete. Die Selb-
standigkeitserklarung suchte er in ihrer Wirkung dadurch abzuschwachen, daB er den Philippinen
Freiheit und Sicherheit „nach dem Siege" versprach.
Hinsichtlich Indiens verfolgt Japan die gleiche Politik. Von Schonan, dem fruheren englischen
Singapur, gab am21. Oktober die von Subhas Chandra Bose gebildete provisorische Regierung Azid
152 HHmderste Erklarung heraus, in der es u. a. hieB: Der 21. Oktober 1943 wird in die indische Geschichte
als der Tag eingehen, an dem die freien Inder ihre eigene Regierung errichtet haben mit dem einzigen
Ziel, das britische Empire in Indien zu vernichten und 388 Millionen ihrer Landsleute vom jahrhun-
dertealten britischen Joch zu befreien. Diese Regierung des freien Indiens ist einzig in ihrer Art. Es ist
nicht eine reine Kriegsregierung, es ist keine Fllichtlingsregierung, die durch nichts von ihrem Ziel
abgelenkt wird. Sie wird ihre ganze Energie, Menschen und Material zum Kampf gegen die anglo-
amerikanischen Armeen, die den indischen Boden besetzt haben, einsetzen, bis sie aus Indien vertrie-
ben oder vernichtet sind und bis Indien frei ist. Hinter der provisorischen Regierung des freien Indiens
steht ein Heer, „AzadHind Fauj", die Befreiungsarmee Indiens. Sie ist eine wohlausgebildete und aus-
geriistete Armee, die sich jeden Tag vergroBert. Jeder einzelne Offizier und Soldat dieses Heeres hat
einen heiligen Eid geschworen, sein Leben im Kampf fur die Befreiung seines Mutterlandes zu opfern.
Dies» revolutionare Armee wird wie eine Dampfwalze die amerikanischen Feinde auf ihrem Pfad
zermalmen. „Auf nach Delhi" ist ihr Schlachtruf, Weiter hieB es in der Erklarung: Japan hat der Welt
die Aufrichtigkeit seiner Absichten in diesem Kriege durch die Wiederherstellung der chinesischen
Souveranitat und durch Verzicht auf die territorialen Rechte in China und durch die Anerkennung der
Unabhangigkeit Burmas und der Philippinen sowie durch die Abtretung von Gebieten an Burma und
Thailand bewiesen. Japan hat auBerdem wiederholt erklart, daB es in Indien keinerlei politische, wirt-
schaftliche, militarische oder territoriale Absichten hat. Die provisorische Regierung des freien Indiens
wird daher nicht zogern, Japans umfangreiche Hilfe in diesem Krieg gegen die Angloamerikaner, die
gemeinsame Feinde sind, anzunehmen.
Die japanische Regierung hat die neue indische Nationalregierung sofort anerkannt. Seitens
Deutschlands geschah dies am 28. Oktober. Die provisorische indische Regierung hat an GroBbritan-
nien und die USA sofort nach ihrer Bildung den Kriegerklart.
Zu diesen in der Geschichte Indiens erstmaligen Ereignissen bildet die in groBen Teilen Indiens, be-
sonders in der dem burmesischen Kriegsschauplatz am nachsten gelegenen Provinz Bengalen herr-
schende Hungersnot einen dusteren Hintergrund. Viele Millionen Inder sind vom Hungertod bedroht,
und die Zahl der Todesopfer infolge Hungers und infolge der wegen Unterernahrung sich ausbreiten-
den Seuchen geht bereits in die Hunderttausende. Der Generalsekretar des Komitees Indischer Kon-
greBanhanger in GroBbritannien, A. N. Bose, sagte aml9. Oktober auf einer Pressekonferenz: „Ich
furchte, daB die Gesamtverluste in Indien dieses Jahr die Gesamtverluste an alien Kriegsfronten
153 uberschreiten werden — namlich etwal5 Millionen Menschen. In diesem Jahr fehlt es allein in
Bengalen an Lebensmitteln fur mindestens 15 Millionen Menschen, und diese bedrohliche Knappheit
war der Regierung von Indien mindestens schon vor 6 Monaten bekannt. Trotz gentigender Hinweise
hat Lord Linlithgow es versaumt, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen, um der Lage zu begegnen,
die sich nunmehr ergeben hat. Durch die Politik einer meisterhaften Untatigkeit hat er mindestens 10
Millionen Menschen in Bengalen dem Hungertod preisgegeben. Lord Linlithgow hat selbst in der Zeit,
als die Inder hungerten, Nahrungsmittel aus Indien aus-gefuhrt, er hat das inflationsmaBige Ansteigen
der Preise bewuBt unterstiitzt und dadurch breite Massen der indischen Bevolkerung ihres fiir das tag-
liche Leben notwendigen Bedarfs an Nahrung und Bekleidung beraubt."
Die englische Wochenzeitschrift „New Leader" stellte am 20. Oktober fest, England trage die Ver-
antwortung fur die Hungerkatastrophe in Indien. Das groBe Verbrechen der britischen Regierung be-
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stehe darin, daB sie schon seit zwolf Monaten die Notlage des indischen Volkes gekannt habe, aber
anstatt fiir Abhilfe zu sorgen, leere Dementis veroffentlichte. Indien produziere genligend Lebensmit-
tel, aber die Englander entzogen sie dem indischen Volke, um sie ihren Truppen zuzuleiten. Diese
„militarische Notwendigkeit" gelte England mehr als das Leben des ganzen indischen Volkes. Jahr um
Jahr habe auBerdem das indische Volk mit einem Existenzminimum leben miissen, um den Englan-
dern in Indieneinen groBen Export zu ermoglichen, der wiederum zum Import von Luxuswaren fur die
herrschende britische Klasse gebraucht wurde. Die Zustande in Indien fuhrten auch zu einer Debatte
im englischen Parlament, bei der ein Labour-Abgeordneter mehr Entgegenkommen gegentiber den
politischen Wtinschen des indischen Volkes forderte. Im Namen der Regierung erklarte jedoch Lord
Haley am 21. Oktober im Oberhaus, jeder Vorschlageiner Geste Indien gegentiber sei abzulehnen.
Indien habe nur ein Ziel und einen Ehrgeiz, und das sei die Unabhangigkeit. Dies ist ein bemerkens-
wertes Gestandnis, das wieder einmal die vollige Verlogenheit der von der englischen Propaganda
immer wieder miBbrauchten Freiheitsideologie erweist, mit der die Englander bei den Volkern Euro-
pas politische Geschafte zumachen sich bemtihen.
Die Wahrheit hat jedoch der burmesische Staatschef, Dr. Bamaw, gesagt, als er in einem Aufruf an
das indische Volk am 30. September auBerte, „vertreibt die Englander aus Indien, und auch die Hun-
gersnot wird beseitigt werden!" Burma sei in der Lage, Indien jederzeit groBe Mengen Reis zu liefern.
Uber den Stand der Verwirklichung von Japans GroBasien-Politik ftihrte Minis terprasident Tojo am
26.
154 Oktober im japanischen Reichstag aus, die Befreiung Ostasiens schreite innerhalb der festgesetzten
Linien standig fort. Die Unabhangigkeitserklarungen Burmas und der philippinischen Republik bewie-
sen, daB, was immer Japan verspreche, in jedem Falle in konkreter Form eingelost wurde. In Zusam-
menarbeit mit Mandschukuo und dem nationalen China sei ein immer fester geftigtes Fundament der
Kriegftihrung gelegt worden. Nach Besprechungen mit Wangtschingwei, der in vollkommenem Ein-
verstandnis mit Japan fur ein „China den Chinesen" und fur die Befreiung der Volker Ostasiens kamp-
fe, sehe er sich genotigt, seinem Geftihl tiefster Sympathie und des Mitleids mit den Volkern unter
dem Tschungkingregime Ausdruck zu geben. Es sei bedauerlich, daB Tschungking den Bruderzwist
fortsetze und nicht am gemeinsamen Kampf der Volker Ostasiens teilnehme. Fur die taglich groBere
Hilfe Thailands sei Japan zutiefst verpflichtet und verspreche, seinerseits alles zu tun, um den
Wohlstand Thailands zu fordern. Auch Burma und die philippinische Republik seien gewillt, mit alien
Kraften an dem Aufbau Ostasiens mitzuarbeiten. Sie seien dafur andererseits der Hilfe Japans gewiB.
Gegentiber den Einwohnern Sumatras, Javas, Borneog und Celebes sei das friiher gemachte Verspre-
chen, zu politischer Mitarbeit herangezogen zu werden, jetzt eingelost worden. Durch alle diese MaB-
nahmen sei ein groBes Ostasien fiir die Ostasiaten entstanden. Japan sei auch nicht gewillt, das Mas-
sensterben der Inder und die Verwirrung dort im Lande ruhig mit anzusehen. Aus diesem Grunde wer-
de Japan in Zukunft auch der freien indischen Regierung unter Subhas Chandra Bose groBte Zusam-
menarbeit angedeihen lassen.
Die Parallelitat militarischer, politischer und wirtschaftlicher Zielsetzungen, die die GroBasien-
Politik Japans kennzeichnet, findet in diesen Worten Tojos einen deutlichen Ausdruck. Dieser Politik
vermogen die Angloamerikaner fur die Volker des groBasiatischen Raumes nichts Entsprechendes
entgegenzustellen. Sie haben auBer einer unwahren Phraseologie nur die Aussicht auf politische Un-
terdrtickung und wirtschaftliche Ausbeutung zu bieten, woftir Indien mit seiner schweren Hungersnot
und der schon seit Jahr und Tag wahrenden Einkerkerung aller seiner politischen Fiihrer die treffend-
ste Illustration darstellt.
Deubchland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1943
November/Dezember-Lieferung
(Nr. 101/104 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
pritsr|Iiit tm^BiiqtF
^hmntfiiilitik
140 Am 11. Dezember 1943 jahrte sich zum zweiten Male die Wiederkehr des Jahrestages der Unterzeich-
nung des deutsch-italienisch-japanischen Zusatzabkommens zum Dreimachtepakt. Die Deutsch-
Japanische und die Deutsch-Italienische Gesellschaft hatten daher in Berlin zu einer Feierstunde im
Europahaus eingeladen, bei der der Kaiserlich japanische Botschafter, General Oshima, der italieni-
sche Botschafter Anfuso und Staatsminister Dr. MeiBner sowie andere hohe Personlichkeiten zugegen
waren. Staatsminister Dr. MeiBner eroffnete die Veranstaltung mit einer Ansprache, in der er die Be-
deutung des Tages wiirdigte. General Oshima gab in deutscher Sprache einen Riickblick auf die gro-
Ben militarischen und politischen Erfolge, die der Dreimachtepakt gegenuber den imperialistischen
Demokratien gehabt hat. Der italienische Botschafter Anfuso bekraftigte erneut das Gelobnis des neu-
erstandenen faschistisch-republikanischen Italiens, an der Seite Deutschlands und Japans im gemein-
samen Kampf gegen die Gegner bis zum Endsiege durchzustehen.
Der Fiihrer, der Tenno und der Duce haben aus AnlaB dieses Jahrestages Telegramme miteinander
gewechselt, in denen der Fiihrer gleich den befreundeten Staatsmannern der Uberzeugung Ausdruck
gab, daB der Freiheitskampf der verbundeten Volker fur eine gerechte Neuordnung in Europa und
Ostasien durch den Endsieg der verbundeten Streitkrafte gekront sein werde.
In der Tat, nicht nur an den Fronten, sondern auch auf dem Gebiete der geistigen Kriegfuhrung ist
auf deutscher Seite in den beiden Monaten November und Dezember viel geschehen. Immer noch
haben Reden des Fuhrers das deutsche Volk emporgerissen und mit neuem, festem Vertrauen an den
Sieg erfullt. Die Rede des Fuhrers zum 9. November im Biirgerbraukeller zu Miinchen (am 8. No-
vember 1943) hat durch ihre eindringliche Sprache voller Entschlossenheit und fester Zuversicht die
feindlichen Hoffnungen erschuttert, das deutsche Volk militarisch, wirtschaftlich und moralisch nie-
derzuringen. Die militarische Lage, so ftihrte der Fuhrer aus, zeige trotz groBer Veranderungen auf der
Gesamflagekarte des Weltkrieges nach wie vor den souveranen Griffel der deutschen Fuhrung. Aus
des Fuhrers Worten ging wiederum eindeutig hervor, daB der Schicksalskampf im Osten die groBe
militarisch-politische Sendung sei, fur deren weiteren Verlauf die ganze Kraft der deutschen Nation
mobilisiert werde. Auf den anderen Kriegsschauplatzen aber, bestatigte die Fuhrerrede, stehe die In-
itiative und Wachsamkeit der deutschen Strategic in voller Aktion. Noch einmal hat der Fuhrer in sei-
ner Rede darauf hingewiesen, daB auch die starksten Priifungen das deutsche Volk nicht wankend
machen konnten. Mit eindrucksvollen Worten dankte der Fuhrer vor alien Dingen den deutschen
Frauen, deren Heroismus in der Heimat dem der Front durchaus gleichkomme. (Vgl. den Wortlaut der
Fuhrerrede S. 120).
Am Tage nach der denkwiirdigen Feier des 9. November fand unter Vorsitz des Leiters der Partei-
kanzlei, Reichsleiter Martin Bormann, eine Tagung der Reichsleiter, Gauleiter und Verbandefuhrer
141 der NSDAP, statt. Auf ihr sprach der Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann
Goring, iiber Fragen der Luftverteidigung und des Einsatzes der deutschen Luftwaffe. Vor der Par-
teifuhrerschaft behandelte der Reichsmarschall eingehend alle Probleme der Verteidigung und des
Angriffs, wie sie sich fur die deutsche Luftkriegfuhrung an der Front und in der Heimat darstellen. —
Der Chef des Wehrmachtfuhrungsstabes, General der Artillerie J o d 1, sprach tiber die strategische
Lage am Anfang des funften Kriegsjahres. General Jodl gab einen umfassenden Uberblick iiber die
gesamte militarische Lage, den bisherigen Kriegsverlauf und die augenblickliche Kampfsituation. Er
nannte unter den Gesichtspunkten, die die Voraussetzung fur den deutschen Sieg seien, an erster S tel-
le die geistigen und moralischen Grundlagen unseres Kampfes. Seine tiefste Zuversicht aber griinde
sich darauf, daB an der Spitze Deutschlands ein Mann stehe, der nach seiner ganzen Entwicklung,
seinem Wollen und Streben vom Schicksal nur dazu ausersehen sein konne, unser Volk in eine hellere
Zukunft zu fiihren. Er sei die Seele nicht nur der politischen, sondern auch der militarischen Kriegfuh-
rung, und die Kraft seines Willens wie der schopferische Reich turn seiner Gedanken durchpulse in
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strategischer, organisatorischer und riistungstechnischer Beziehung die gesamte deutsche Wehrmacht.
— Im AnschluB an General Jodl sprachen bewahrte Truppenflihrer des Heeres zur Parteifiihrerschaft.
Anfang Dezember fand eine Kriegsarbeitstagung der deutschen Presse start, auf der Reichspresse-
chef Dr. Dietrich eine Rede iiber den Nervenkrieg unserer Gegner, den Zukunftsweg Europas und die
sozialen Bedingungen einer kunftigen Ordnung hielt. Dr. Dietrich wies vor alien Dingen die anma-
Benden Versuche der Gegner zuriick, durch demagogische und nicht der Wirklichkeit gemaBe Nach-
kriegsplane die Welt und das deutsche Volk zu bluffen. Die groBe Generallinie der politischen Krieg-
flihrung unserer Gegner, so sagte Dr. Dietrich, bilde zur Zeit in weitestem AusmaB die Strategic des
Bluffs. Die Gegner wollten mit ihren unaufhorlich neu dargebrachten Friedensplanen das eigene Den-
ken der Menschen, ihre Leichtglaubigkeit und Urteilskraft liberfahren. Die deutsche Kriegfuhrung
dagegen richte sich an den Realitaten aus und handele dementsprechend. — Auf der gleichen Tagung
ergriff auch Reichsfuhrer SS Reichsinnenminister Himmler das Wort. Der Reichsfuhrer erorterte ver-
schiedene Fragen der inneren Sicherheit des Reiches. Er erklarte, daB sich auf diesem Gebiet heute in
sichtbarster Weise die ziel-bewuBten MaBnahmen zur Bekampfung des Berufsverbrechertums und zur
Ausschaltung der asozialen Elemente auswirkten, die der nationalsozialistische Staat seit 1933 plan-
maBig durchgefiihrt habe. Beispielsweise zeige die Statistik fur das dritte Kriegsjahr die niedrigste
jahrliche Verbrechensziffer seit Bestehen des Deutschen Reiches uberhaupt. Von diesen Darlegungen
ausgehend, betonte Reichsfuhrer Himmler, daB es im Gesamtbereich der innerdeutschen Sicherheits-
lage nicht ein Moment gebe, das sich irgendwie mit den innerdeutschen Zustanden von 1917 bis 1918
vergleichen lasse. Wahrend damals ein organisiertes politisches Verbrechertum dem Kampf von Front
und Heimat in den Riicken fiel, stehe heute die deutsche Heimatfront fest und geschlossen im Innern
gesichert, durch Priifungen gehartet dem BewuBtsein gegenliber, daB der Kampf um Sein oder
Nichtsein gehe. Sodann zeichnete der Reichsfuhrer SS in groBen Linien die zukiinftige Entwicklung
der innerpolitischen Gestaltung des Reiches. Er sagte, daB es sein besonderes Ziel sei, die Reichsfreu-
digkeit jedes Reichsgaues zu fordern und das Vertrauen zwischen der deutschen Offentlichkeit und.
jedem Zweige der deutschen Staatsverwaltung zu starken. Der Reichsfuhrer wies schlieBlich darauf
hin, daB es die besondere Aufgabe der Presse sei, ein Beispiel zu geben in der Erfullung der Pflichten,
die den geistig fuhrenden Schichten des Volkes gestellt sind.
An den Fronten in erfolgreicher Abwehr stehend und geistig und moralisch geriistet, hatte das deut-
sche Volk im Laufe der letzten Monate des Jahres 1943 schwere Priifungen durchzustehen. Die
schwerste von
142 ihnen ist zweifellos der Luftkrieg, mit dem der Feind in riicksichtslosester Weise die Widerstandskraft
der Nation zu brechen versucht. Nach den schweren Angriffen auf die Stadte im Westen des Reiches,
auf die bliihenden Hansestadte im Nordwesten und auf die Industrie stadte im Siidwesten richtete der
Feind zum erstenmal schwerste Terrorangriffe gegen die Reichshauptstadt am 22. und 23. November.
Mit starken Verbanden griff er das Zentrum von Berlin, wichtige Wohnviertel und Verkehrsanlagen
an, wodurch schwere Verwiistungen angerichtet wurden. Zahlreiche Brande vernichteten ehrwiirdige
Kulturstatten, die unwiederbringlich verloren sind. Hunderttausende von Berlinern verlieBen auf An-
ordnung der Behorden die Reichshauptstadt; vor allem wurden Frauen und Kinder evakuiert. Zahlrei-
che Behorden, deren Arbeitsstatten durch Spreng- oder Brandbomben zerstort waren, verlegten ihre
Tatigkeit in die Provinz. Die Haltung der Berliner Bevolkerung, die Einsatzbereitschaft aller staatli-
chen Organe und die HilfsmaBnahmen der Partei waren musterhaft und groBziigig.
Es verlohnt sich, bei dieser Gelegenheit einmal in kurzen Ziigen aufzuzahlen, auf welche Art dem
Vernichtungswillen des Feindes durch die MaBnahmen des Staates und der Partei begegnet wurde.
Entscheidend fur das Gelingen aller organisatorischen MaBnahmen, die nach den Luftangriffen ein-
geleitet wurden, ist die Energie gewesen, mit der die politische Fiihrung ans Werk ging. Reichsmini-
ster Dr. Goebbels, der noch wahrend des Alarms von alien Phasen des Angriffs unterrichtet wurde,
leitete personlich den ersten Einsatz gegen Brand und Zerstorung. In einem politischen Aufruf riittelte
er ferner das nationale Gewissen der Berliner auf. „unser Siegeswille", so erklarte er, „ist unerschiitter-
lich. Unsere Entschlossenheit kann durch keinen Terror gebrochen werden. Der Feind tauscht sich,
wenn er annimmt, daB die Kriegsmoral der Reichshauptstadt schlechter ware als die irgendeiner ande-
ren deutschen Stadt. Wir halten stand!" Zugleich richtete er einen Appell an die Selbsthilfebereitschaft
der Bevolkerung und an die groBziigige Einsatzfreudigkeit aller nationalsozialistischen Organisatio-
nen. Er forderte alle berufstatigen Berliner auf, unverziiglich die Arbeitsstatten aufzusuchen und gab
der Bevolkerung der Reichshauptstadt die Uberzeugung, daB alles getan werde, um Verkehrs- und
Versorgungswesen schleunigst wieder in Gang zu bringen.
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In der Tat: Kaum waren die letzten Detonationen von den Terrorangriffen auf Berlin verhallt, da
setzten auch schon die ersten MaBnahmen ein, um das so jah gestorte Leben der Stadt wieder in einen
einigermaBen geregelten Lauf zu bringen. Die ersten HilfsmaBnahmen galten der Bevolkerung, die an
Leib und Leben geschadigt war. Sonderkommandos des NSKK und der Wehrmacht durchfuhren die
StraBen und brachten Verletzte zu Unfallstellen und Krankenhausern. Von auBerhalb brachten Kolon-
nen des NSKK die ersten Hilfsmannschaften. Einsatztrupps der Partei, Wehrmacht-Sonderkommandos
und Kolonnen der Bauwirtschaft und der stadtischen Betriebe raumten die StraBen und bargen die
Verschiitteten. Fahrzeugkolonnen des NSKK und der Wehrmacht fuhren die geretteten Mobel ab.
Omnibusse brachten diejenigen, die Berlin verlassen wollten, zu den Bahnhofen, nachdem sie in den
Auffangsammelstellen der Partei betreut worden waren, in denen alle Dienststellen von Partei, Staat
und Gemeinden unburokratisch und schnell am „langen Tisch" gemeinsam die Abfertigung, Ausstel-
lung der Papiere, Zahlung von Entschadigungsvorschiissen, Zuweisung der Quartiere, Ausgabe der
Fahrscheine und vieles andere mehr vornahmen. Die NSV regelte groBziigig die Verpflegung ganzer
Stadtteile, die ohne Wasser, Gas und Licht waren. Ihre GroBkuchen und die Hilfsziige des Intermini-
steriellen Luftkriegsschadenausschusses waren alien Anforderungen gewachsen. In den ersten Tagen
verteilte die NSV 750000Portionen Verpflegung taglich, bis nach Wiederingangsetzung der Versor-
gungsbetriebe die Volksgenossen wieder selbst kochen konnten und die Zahl der Esser aus dem „gro-
Ben Topf ' schnell abnahm.
143 Mit erstaunlicher Schnelligkeit hat das vorzuglich durchorganisierte Versorgungssystem ferner die
groBen Zerstorungen und Unterbrechungen in der normalen Lebensmittelzufuhr und -belieferung
uberwunden. Die Partei griff hier mit alien ihr zur Verfugung stehenden Kraften ein. Am 24. Novem-
ber 1943 wurde schon bekanntgegeben, daB von den Blockwaltern der NSV an alle Verbraucher eine
Sonderkarte iiber 200 g Fleisch verteilt werde. Ferner wurden sofort weitere Sonderzuteilungen ausge-
geben, und zwar an alle Verbraucher 1 Dose Fischkonserven, 1 Dose Kondensmilch, 0,5 kg Frischobst,
50 g Bohnenkaffee. Weiterhin wurden Sonderrationen von Gemiise, und zwar zweimal wochentlich,
verabfolgt. Speisekartoffeln wurden ebenfalls ausgegeben, und schlieBlich Nahrmittel. — Fliegerge-
schadigte erhielten auf ihre Fl-Bezugscheine Spinnstoffwaren, Schuhwaren, Ofen, Herde, Kocher und
elektrische Raum-Heizgerate, Fahrrader, eiserne Haushaltsgerate, ferner Tische, Stiihle und Kleinmo-
bel, Reinigungsmittel, Scheuer- und Wischtiicher. Man sieht, wie weit die Sorge fur die Fliegerge-
schadigten geht, bis zu welchen Einzelheiten die Fuhrung von Staat und Partei die Geschadigten zu
unterstiitzen bestrebt ist.
Eine besondere Verordnung des Generalbevollmachtigten ftir den Arbeitseinsatz ermoglichte flie-
gergeschadigten Gefolgschaftsmitgliedern sogar einen Urlaub von sieben Tagen zur Sicherung der
eigenen Familie, zu Aufraumungsarbeiten in der Wohnung und zur Durchfuhrung der notwendigen
SchutzmaBnahmen ftir alle Haushalts- und Sachwerte. (Ftir besondere Falle kann ein Urlaub von 14
Tagen gegeben werden.) Das Arbeitsamt Berlin hat sofort nach den Bombenangriffen besondere Mel-
destellen eingerichtet ftir diejenigen Berliner, deren Arbeitsstatten zerstort worden sind. Dort wurde
Auskunft erteilt tiber die sofort notwendigen EinsatzmaBnahmen. Alle Betriebsfuhrer privater und
offentlicher Dienststellen meldeten dort ihren Sofortbedarf an Arbeitskraften an, die vom Arbeitsamt
nach MaBgabe der Notwendigkeit befriedigt wurden. In lebenswichtigen stadtischen Betrieben ist ftir
mannliche und weibliche Angestellte im Alter von 17 bis 30 Jahren, die nach den Angriffen in ihren
eigenen Betrieben und Verwaltungen nicht beschaftigt werden konnen, ein kurzfristiger voriiberge-
hender Einsatz im stadtischen Btiro- und Verwaltungsdienst vorgesehen.
Sofort nach den GroBangriffen auf Berlin richtete der Reichsverteidigungskommissar ftir Berlin,
Reichsminister Dr. Goebbels, an alle Fahrzeughalter und Fahrer die Bitte, bis zur Wiederingangset-
zung eines normalen Stadtverkehrs bei Fahrten durch Berlin in ihren Fahrzeugen unter Ausnutzung
aller verfugbaren Platze moglichst viele Volksgenossen, die zu ihren Arbeitsstatten wollen, mitzu-
nehmen. Besonders Frauen und altere Personen empfahl er der Fiirsorge aller Fahrer. Auch die Fahrer
aller Wehrmachtfahrzeuge haben vom Oberkommando der Wehrmacht Befehl erhalten, im Sinne die-
ses Appells zu handeln.
Eine Bekanntmachung in der Presse informierte weiter sofort nach den Angriffen die Bevolkerung,
von welchen Fernbahnhofen die einzelnen Fernzuge abfuhren, eine andere Verlautbarung gab Aus-
kunft iiber die noch im Betrieb befindlichen StraBenbahn-, Omnibus- und U-Bahnlinien. Die Reichs-
bahn setzte fur den Abtransport der bombengeschadigten und umquartierten Bevolkerung alle ihr zur
Verfugung stehenden Verkehrsmittel ein. Tausende wurden nach den Angriffen mit Gepack und vie-
len Kindern durch Kleinfahrzeuge von der Reichsbahn in die Provinz befordert.
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Unter den zerstorten offentlichen Gebauden befanden sich auch viele Bankhauser. Die GroBbanken
teilten ihren Kunden daher alsbald durch die Presse mit, welche Depositenkassen den Dienst fur die
zerstorten Dienststellen ubernommen hatten. Den Vorrang bei Bankabfertigungen erhielten in diesen
Tagen Behorden und kriegswichtige Unternehmen. Postscheckamter traten ebenfalls sofort nach den
Angriffen wieder ihre Dienste an.
Alle Postamter in Berlin arbeiteten weiter, Schaden wurden schnellstens beseitigt. Wenn ein Post-
amt
144 durch Feindeinwirkung ausgefallen war, wurde es einem Nachbarpostamt angegliedert, das seine
Aufgaben, auch die Zustellung, ubernahm. Der Reichspostminister hat einen Eilnachrichtendienst
eingerichtet, der der Bevolkerung in den ersten vier Tagen nach schweren Bombenangriffen Gelegen-
heit gibt, den Angehorigen auswarts auf einfache und schnelle Weise ein Lebenszeichen zu ubermit-
teln. Am ersten Sonntag nach den feindlichen Terrorangriffen nahm Dr. Goebbels eine Veranstaltung
der Hitler- Jugend zum AnlaB, dem feindlichen Terror das unbeugsame „Niemals!" der Berliner Be-
volkerung entgegenzustellen. Der Minister erklarte, daB die Frucht dieses Terrors der taglich wach-
sende HaB des deutschen Volkes sei. Wo friiher vielleicht den Englandern noch ein Rest von Ver-
standnis oder Achtung entgegengebracht worden sei, da schwele jetzt nur noch Emporung, Wut und
nationale Raserei. Das deutsche Volk, so fuhr der Minister fort, konne dariiber beruhigt sein: Tag und
Nacht werde mit fieberhaftem FleiB an den Vorbereitungen zur Vergeltung gearbeitet. Wenn sie eines
Tages iiber England hereinbrechen werde, dann moge sich das britische Volk bei dem Verbrecherpack
bedanken, das bei Nacht und Nebel friedliche deutsche Stadte iiberfalle und Brand und Verwustung
und damit Leid und Tod iiber unsere Frauen und Kinder herabstiirzen lasse. Nur mit Bewunderung
wird eine spatere Zeit auf den Heldenmut des deutschen Volkes in diesen Wochen und Monaten zu-
riickblicken, in denen die gesamte deutsche Nation voll Aufopferung und Einsatzbereitschaft dem
Feinde Trotz bietet.
Nicht nur deutsche Stadte und Kulturdenkmaler wurden vom Feinde angegriffen, auch die „Heilige
Stadt" Rom, und hier der Vatikan, waren das Ziel britisch-amerikanischer Terrorbomber. Anfang No-
vember wurde der Sitz des Papstes bombardiert. Politische Kreise des Vatikans haben nach diesem
Bombardement hervorgehoben, daB dieser Angriff auf die Vatikanstadt auffallend kurz nach dem Ab-
schluB der Moskauer Konferenz veriibt wurde. Damit schlieBt sich die Kette der Verbrechen unserer
Gegner, die nicht gegen Deutschland, sondern gegen die europaische Kultur insgesamt gerichtet sind.
Am 7. Dezember beging die Deutsche Reichsbahn einen Ehrentag: den Tag des deutschen Eisenbah-
ners. Bei dieser Gelegenheit wiirdigte Staatssekretar Dr. Ganzenmiiller die auBerordentliche Leistung
der Deutschen Reichsbahn, die im Zeichen des totalen Krieges und der groBen kooperativen Bewe-
gungen gewaltiger Fronten Aufgaben unerhorten AusmaBes bewaltigt habe. Der Staatssekretar wies
auf die groBe Steigerung im Personen- und Giiterverkehr wahrend dieses Krieges hin und auf die be-
sonderen Leistungen, die von dem deutschen Eisenbahner in den Jahren 1941, 1942 und 1943 gefor-
dert wurden. So sind in diesen drei Jahren 26700 km Gleise umgespurt worden, 5500 km Gleise wie-
derhergestellt und neugebaut, 450 Lokomotivschuppen errichtet und 1200 Briicken gebaut worden.
Ohne Beriicksichtigung der Wehrmachttransporte seien im Jahre 1942 glatt 1 Milliarde Menschen
mehr befordert worden als im Jahre 1938. Im Jahre 1943 seien diese Zahlen durch die Evakuierung
groBer Stadte noch weiterhin erheblich erhoht worden! Viele Tausende von Eisenbahnern versehen in
den Frontgebieten ihren Dienst mit der Waffe in der Hand, sind in der Heimat bedroht bei ihren
Transporten in den Bombengebieten und leisten dennoch AuBerordentliches. Seinen Dank an den Ei-
senbahner richtete Staatssekretar Dr. Ganzenmiiller auch an die Frauen, die als bewahrte Hilfskrafte
ihren Dienst bei der Reichsbahn erfiillen.
Der Fiihrer ehrte besonders verdienstvolle Angehorige der Deutschen Reichsbahn durch Verleihung
des Ritterkreuzes zum Kriegsverdienstkreuz. Die Einsatzbereitschaft des ganzen deutscheu Volkes
ging auch in den Monaten November und Dezember aus den hohen Betragen bei den Sammlungen des
K r i e g s -W H W hervor. Die am 10. Oktober 1943 durchgefiihrte Sammlung erbrachte ein Ergebnis
von 52 879 000 RM. Die Zunahme gegeniiber der gleichen Sammlung des Vorjahres betrug 24,1%.
145 Die Sammlung am 5. Dezember 1943 hatte das Ergebnis von 59 229 234 RM und iiberstieg damit die
gleiche Sammlung des Vorjahres um 29,3,%.
Im Rahmen der ForderungsmaBnahmen fiir studierende Kriegsteilnehmer hat der Reichserziehungs-
minister mit Wirkung vom Wintersemester 1943/44 an eine Neuerung an den wissenschaftlichen
Hochschulen des Reiches eingefiihrt. Eine fachliche Grundausbildung wird un-abhangig neben den
normalen Lehrveranstaltungen, der Vertiefung und Erganzung des Semesterstoffes dienen. Sie wird
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gewahrt in den Fachern Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Latein, Griechisch, Englisch, Franzosisch,
Mathematik und Biologie.
Eine Verordnung auf Grund des Erlasses des Ftihrers vom 11. Oktober 1943 regelte neu die Reichs-
versorgung der Kriegerfamilien. Mit dem 1. Dezember 1943 wurden die Kriegereltern von den Wehr-
macht-Flirsorge- und -Versorgungsamtern auf die zivilen Versorgungsamter iibergefiihrt. Zustandig ist
das Versorgungsamt, dem der Wohnsitz der Kriegereltern zugeteilt ist. Es ist beabsichtigt, auch die
Fursorge und Versorgung der Witwen, Waisen und Beschadigten auf die Versorgungsamter zu iiber-
tragen.
Der Staatssekretar im Reichsfinanzministerium, Dr. Landfried, der seit Marz 1939 zugleich das Amt
des Staatssekretars im Reichswirtschaftsministerium geftihrt hat, wurde am 18. November 1943 von
diesem Amt entbunden. Der Fiihrer dankte dem scheidenden Staatssekretar und stellte ihm in Aus-
sicht, ihn auch in Zukunft mit besonderen wirtschaftspolitischen Aufgaben zu betrauen. Auf Vorschlag
des Reichswirtschaftsministers wurde der bisherige Leiter der Reichsgruppe Handel, SS-Brigadefiihrer
Dr. Hans H a y 1 e r, mit der Fiihrung der Geschafte des Staatssekretars im Reichswirtschaftsministeri-
um und SS-Brigadefuhrer Otto Ohlendorf mit der Fuhrung der Geschafte eines Hauptabteilungsleiters
im Reichswirtschaftsministerium beauftragt.
Anfang November fand in Munchen eine Tagung von Vertretern aller bayerischen Schulen und
Hochschulen statt. In einer Kundgebung im Festsaal des Deutschen Museums sprach Reichsminister
Dr. Rust zu den Problemen der deutschen Erziehung im Kriege. Nach 1939 sei es das wesentlichste
Ziel seiner Tatigkeit gewesen, eine wirkliche nationalsozialistische Schule zu schaffen. Die Voraus-
setzung fur das deutsche Schulwesen sei die Tatsache, daB alle Sonne und Tochter des deutschen Vol-
kes die gleiche Schule besuchten. Die Erziehung konne nur im Gleichklang mit der Weltanschauung
stehen. Von groBer praktischer Bedeutung ist der Berufsnachwuchsplan, den der Generaibevollmach-
tigte fiir den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, fur 1944 aufgestellt hat. Er bestimmt eine besondere
Starkung des Nachwuchses fur die verschiedenen Berufe, die in Kategorien eingeteilt sind. Sie stehen
in der Reihenfolge: 1. Landwirtschaft, 2. Forstwirtschaft, 3. Bergbau, 4. Steine und Erden, 5. Chemie,
6. Textil, 7. Bau, 8. Gast- und Schankwirtschaft, 9. Verkehr. Alle Berufe, so erklarte der Generalbe-
vollmachtigte, hatten mit einem biologisch bedingten Ruckgang zu rechnen. Trotzdem solle versucht
werden, in einigen Berufen diesen Ruckgang aufzuhalten oder die Zahl des Nachwuchses sogar noch
zu steigern. Dies muBte auf Kosten solcher Berufe gehen, die auch heute noch als uberbesetzt ange-
sprochen werden.
Am 22. November fand in Prag der erste Reichslehrgang aller Jugendfuhrer und -Fuhrerinnen statt,
die auf dem Gebiete des Landdienstes und der volkspolitischen Arbeit tatig sind. Bei dieser Gelegen-
heit dankte Reichsjugendfuhrer A x m a n n der bauerlichen Jugend fur ihre hervorragenden Leistun-
gen im Kriegseinsatz. Sie habe sich wahrend dieses Krieges in ganz hervorragendem MaBe in der Er-
zeugungsschlacht eingesetzt und bewahrt, aber auch die stadtische Jugend habe in diesem Jahre mit
722000 Jungen und Madeln ihren Anteil an der Einbringung der Ernte gehabt. In Suddeutschland sei
fast die gesamte Hopfenernte allein von der Jugend eingebracht worden. Trotz der auBerst schwierigen
146 Fiihrungslage der Hitler-Jugend wurden vierteljahrlich tausend Ftihrer und Fuhrerinnen fur den
einjahrigen Osteinsatz abgestellt. Dadurch sei der deutsche Osten zum inneren Besitz der gesamten
deutschen Jugend geworden. Bei dieser Gelegenheit richtete der Reichsjugendfuhrer auch einen nach-
haltigen Appell an die bauerliche Jugend, sich am Berufswettkampf zu beteiligen.
Anfang November verkiindete der Reichsjustizminister Dr. Thierack eine Verordnung iiber die Ver-
einfachung und Vereinheitlichung des Jugend-Strafrechts. Sie bringt eine vollige Neugestaltung des
Reichsjugendgesetzes und regelt in bedeutsamer Weise diese Materie abschlieBend fiir das ganze
Reichsgebiet. Das neue Reichsjugendgerichts-Gesetz stellt eine Gemeinschaftsarbeit des Reichsju-
stizministeriums, der Reichsjugendfiihrung und des Jugendrechtsausschusses der Akademie fiir Deut-
sches Recht dar. In dem neuen Gesetz wurden zahlreiche wertvolle Gedanken des ostmarkischen
Rechts beriicksichtigt. Es ist vor alien Dingen gekennzeichnet durch eine fast vollige Loslosung vom
Erwachsenen-Strafrecht. Wahrend das Erwachsenen-Strafrecht zur Ahndung von Straftaten nur die
kriminelle Strafe kennt, werden in dem neuen Jugendgerichtsgesetz Strafen und Zuchtmittel gleich-
wertig nebeneinandergesetzt. Als einzige Strafe fiir Jugendliche sieht das Gesetz die Jugendgefangnis-
strafe vor, die sich aber in jeder Weise von der Gefangnisstrafe fiir Erwachsene unterscheidet. Das
Gesetz kennt auch die Jugendgefangnisstrafe von unbestimmter Dauer, die sich sehr bewahrt hat. Es
kennt ferner die Auferlegung des Jugendarrestes und besonderer Pflichten sowie die Verwarnung. Bei
einer Arbeitstagung der Jugendrichter, Jugendstaatsanwalte und Rechtsreferenten der Hitler-Jugend in
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Bad Salzungen umriB der Reichsjustizminister Dr. Thierack die Grundgedanken dieses Gesetzes. Er
betonte, daB der endgliltige Erfolg dieses sorgfaltig ausgearbeiteten Jugendgesetzes entscheidend ab-
hange von der Personlichkeit des deutschen Jugendrichters. — Reichsjugendflihrer Axmann dankte im
Namen der deutschen Jugend dem Reichsjustizminister fur die Schaffung dieses so bedeutsamen Ge-
setzes werkes.
Am 18 Dezember beging die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" den Tag ihres zehnjahrigen
Bestehens durch eine Kundgebung im Festsaal der Neuen Reichskanzlei zu Berlin. Reichsminister Dr.
Goebbels zeichnete in einer Rede die groBe Arbeitsleistung dieses national-sozialistischen Werkes in
Krieg und Frieden und bestatigte, daB es sich in jeder Weise bewahrt habe. Reichsleiter Dr. Ley wies
darauf hin, daB die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" ein sichtbarer Ausdruck des neuen deut-
schen Sozialismus sei, den sowohl der Kapitalismus wie auch der Bolschewismus als den groBten
Feind erkannt hatten und deshalb erbittert bekampften. Der Ftihrer griiBte die NS-Gemeinschaft „Kraft
durch Freude" in Wurdigung ihrer vorbildlichen Leistungen auf sozialem und kulturellem Gebiet. Er
sprach dem Reichsleiter Dr. Ley als ihrem Leiterund Schopfer seinen besonderen Dank aus.
Diese Jahrestagung von KdF steht in geradezu schlagendem Gegensatz zu allem, was den deutschen
Arbeiter erwarten wtirde, wenn Deutschland den Krieg verlore. Eine amtliche Reutermeldung vom 13.
November 1943 erklarte namlich klipp und klar, daB die Bolschewisten entschlossen seien, Deutsch-
land bis zum AuBersten seiner physischen Fahigkeit fur die eigenen Zwecke heranzuziehen! „Die So-
wjets meinen es ernst", so hieB es wortlich bei Reuter. Die Sowjets wollen deutsche Waren, deutsche
Dienste und deutsche Arbeiter. Die sowjetischen Arbeiter furchteten keine Arbeitslosigkeit und wiir-
den sich daher gegen die Zwangsverschickungen nicht auflehnen. Aber auch die anderen Gegner
Deutschlands hatten hohe Rechnungen zu stellen. Solche Erklarungen sind nur dazu geeignet, die
deutsche Widerstandskraft und den Willen zum Kampf zu erhohen.
Das Weihnachtsfest stand in diesem Jahre in Deutschland besonders im Zeichen des Krieges. Viele
Familien verlebten das Fest getrennt voneinander, die Vater an der Front, Mutter und Kinder fern der
Heimat, oft auch noch nicht einmal beieinander. Der Reichsverkehrsminister und der
147 Reichspropagandaminister erlieBen am 10. Dezember aus AnlaB der Einschrankung des Weihnachts-
Reiseverkehrs einen gemeinsamen Aufruf. Vom 15. Dezember bis 3. Januar wurden alle nicht-
kriegswichtigen Reisen untersagt, um den Personenverkehr den Volksgenossen vorzubehalten, die aus
krieg sbeding ten Griinden oder weil sie bombengeschadigt sind, von ihren Familien getrennt leben
mlissen. Nur die wichtigsten Reisen wurden durch besondere Genehmigung gestattet. Um den deut-
schen Kindern trotz der Schwere des Krieges einen Schimmer des wirklichen Weihnachtsfestes zu
vermitteln, hatte die Hitler- Jugend in groBziigiger Weise ein Spielzeugwerk organisiert. Wochenlang
waren Jungen und Madel tatig, um jedem deutschen Kinde ein Spielzeug zum Geschenk machen zu
konnen. Verwundete Soldaten, Soldaten an der Front, NS-Frauenschaft, Reichsbahn und Polizei hatten
nach ihren Kraften beigesteuert, diese Aktion zum Erfolg zu fiihren. So waren denn 8,5 Millionen
Spielsachen hergestellt worden, die in 15000 Ausstellungen der Offentlichkeit gezeigt wurden und auf
7000 Weihnachtsmarkten zum Verkauf gelangten.
Der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz hat auch im Jahre 1943 in einem ErlaB die zulas-
sigen Weihnachts- und AbschluBgratifikationen geregelt. Der ErlaB bestimmte, daB jeder einzelne
Betrieb die gleichen Aufwendungen wie im Vorjahre machen durfte. Ein Rechtsanspruch auf die vor-
jahrige Hohe bestehe dagegen nicht. Der Betriebsfuhrer solle bei der Verteilung neue Dienste, ein-
wandfreie Fuhrung, Leistungen und Familienstand entsprechend berticksichtigen.
Reichsminister Dr. Goebbels hielt am Weihnachtsabend eine Ansprache an das deutsche Volk. Er
nannte dieses Weihnachtsfest das „Fest der Getrennten". Er gedachte all der deutschen Familien, die in
sich getrennt seien und deren Sehnsucht an diesen Tagen und Stunden kreuz und quer durch das Reich
und in weite Fernen gehe. „Wir alle" — so sagte der Minister — „leben in einer Zeit der Neugeburt
der Welt. Es gehort ein starkes Herz dazu, diese Zeit zu begreifen und zu verstehen. Nur in ganz lan-
gen Zeitraumen von meistens mehreren Jahrhunderten brausen Sturme wie die dieses Krieges iiber die
Menschheit hin." Dieses Weihnachtsfest werde fur alle Deutschen in den kommenden Jahren des Le-
bensgerade deshalb unvergeBlich bleiben, weil es, wie nie zuvor, eine Feier der nationalen Gemein-
schaft sei.
Am 23. Dezember veroffentlichte die deutsche Presse eine umfangreiche Darstellung, die den
Kriegseinsatz der NSDAP in Zahlen veranschaulichte. Sie bestatigte, daB es eines der hervorstechend-
sten Wesensmerkmale der nationalsozialistischen Bewegung sei, daB sie dort, wo sie Kampf oder
Aufbau predige, auch stets kampfend oder aufbauend mit gutem Beispiel vorangehe und keine Opfer
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scheue. Wenn eines Tages die Archive ohne Gefahrdung der Reichssicherheit geoffnet werden konn-
ten (so heiBt es in dieser Darstellung), werde die Welt von Bewunderung dariiber erfiillt sein, wie
schonungslos die Partei im Innern unpopulare MaBnahmen libernommen und sich nach auBen in den
Kampf geworfen habe. Von den 6,5 Millionen mannlichen Parteimitgliedern stiinden zur Zeit etwa 40
Prozent bei der Wehrmacht oder in einem ahnlichen Einsatz. Weitere 6 Prozent hatten einen solchen
Einsatz bereits hinter sich. In den militarpflichtigen Jahren gingen 68,5 Prozent, also mehr als zwei
Drittel, in den Wehr- oder Kriegsdienst. Weitere seien dort, zumeist durch Verwundung, wieder aus-
geschieden. Von knapp 3 Millionen im Kriegseinsatz befindlichen Parteigenossen seien etwa 237 000
im Besitz des schwarzen, silbernen oder goldenen Verwundetenabzeichens. 429000 erhielten Tapfer-
keits- und 726500 andere Kriegsauszeichnungen. Jeder neunte sei verwundet worden, jeder sechste
errang sich eine Tapferkeitsauszeichnung. 3,5 v. H. aller mannlichen Parteimitglieder seien gefallen
oder vermiBt; innerhalb der fronttauglichen Altersstufe habe ungefahr jeder Dreizehnte sein Leben
verloren. Bemerkenswert dabei ist, daB dieser Anteil am Blutzoll des Krieges um so hoher steigt, je
mehr die dariiber unternommenen Erhebungen sich auf fiihrende Parteikreise konzentrieren.
148 Die alte Garde z. B. hat ein Mehrfaches an Blutopfer gebracht, die der mannlichen deutschen
Bevolkerung im Durchschnitt auferlegt wurden. Das Politische Leiterkorps opferte im Vernal tnis drei-
bis viermal so viel Gefallene als der Durchschnitt der mannlichen Bevolkerung. Das Schulungslager
Tolz verlor von zehn Abteilungsleitern neun. Zwei Drittel der fiihrenden Krafte der Reichsstudenten-
fiihrung blieben vor dem Feinde. Von 39 Gaustudentenfiihrern fielen 23. Im Fiihrerkorps der HJ seien
die Verhaltnisse ahnlich. Der Bericht nennt eine weitere Zahl hochst eindrucksvoller Ziffern, die dem
deutschen Volke und der Welt einen Begriff davon geben, in welch geradezu einmaliger Weise sich
die nationalsozialistische Bewegung zu der vom Fiihrer geforderten Opferbereitschaft bekennt!
Am 15. November jahrte sich der Tag der Griindung der Reichskulturkammer zum zehnten Male. Ihr
ist es zu verdanken, daB Presse, Schrifttum, Theater, Film, Musik und Bildende Kunst in klarer Weise
auf die nationalen Belange ausgerichtet worden sind. Der energischen Initiative des Prasidenten der
Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, gelang es, die beiden groBen Sozialwerke „Kiinst-
lerdank" und „Goebbels-Stiftung fur Kulturschaffende" ins Leben zu rufen. Heute bezeugen die deut-
schen Kiinstler durch ihren Kiinstlerdienst im Amt fur Truppenbetreuung ihre tatige Anteilnahme am
gemeinsamen Kampf der Nation.
Auf Vorschlag von Reichsminister Dr. Goebbels wurde Reichsminister Dr. SeyB-Inquart, der
Reichskommissar fur die besetzten niederlandischen Gebiete, zum Prasidenten der Deutschen Akade-
mie berufen.
Am 16. Dezember 1943, dem 173. Geburtstag Beethovens, iiberreichte Reichsleiter Baldur von Schi-
rach dem bejahrten und hochverdienten deutschen Tondichter Hans Pfitzner den Beethoven-Preis.
Zahlreiche Vertreter des Wiener Musiklebens waren bei dieser Ehrung zugegen und begliickwiinsch-
ten den durch diese Auszeichnung wiirdig geehrten Senior des deutschen Musikschaffens.
Am 22. November 1943 starb in Miinchen der bekannte volkische Vorkampfer, der nationalsoziali-
stische Schrifts teller und Journalist Ernst Graf Reventlow im Alter von 74 Jahren. Am 26. November
1943 wiirdigte bei einer Trauerfeier im Spiegelsaal des Neuen Palais in Potsdam Reichsprotektor Dr.
Frick das Werk und den Kampf Graf Reventlows fiir ein neues volkisch ausgerichtetes Deutsches
Reich.
Aiiiljiriiijiiiiiillifiilk
149 Mit den Monaten November und Dezember 1943 ging ein weiteres Kriegsjahr zu Ende, das vierte voile
Kalenderjahr, iiber das der Krieg sich erstreckt hat, das fiinfte, in dem der Krieg dauert. Mit dem 1.
Januar 1944 begann das sechste Kalenderjahr, in dem der Krieg sich fortsetzt. Wie alljahrlich hat der
Fiihrer sich am 8. November an seine alten Mifkampfer, an die Partei und an das deutsche Volk in
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einer jener groBen Reden gewandt, die Riickschau und Ausblick, Deutung und Wertung des Gesche-
hens Zielsetzung und Aufruf zum Einsatz in gleicher Weise enthalten. Weihnachten und Neujahr ga-
ben sodann zu einer Reihe von Stellungnahmen der fiihrenden deutschen Manner und auch wieder des
Fiihrers selbst in einem Aufruf an das deutsche Volk und in einem Tagesbefehl an die Wehrmacht
AnlaB, wahrend am 11. November zur zweiten Wiederkehr des Jahrestages des deutsch-italienisch-
japanischen Waffenbiindnisses, der Reichsminister des AuBeren, von Ribbentrop, eine bedeutsame
auBenpolitische Rede hielt
Alle diese Reden waren erfullt von dem Geiste unbeugsamen Kampf- und Siegeswillens und getra-
gen von dem Ernst der Verantwortung in schwerer Zeit. DaB das Jahr 1943 das bisher schwerste des
Krieges gewesen ist, daB es ungeheure Anforderungen an das deutsche Volk gestellt hat, daB aber das
deutsche Volk und seine Wehrmacht den gewaltigen Anforderungen und Belastungen, die der Krieg
an der Front und in der Heimat in steigendem MaBe stellte, sich in jeder Hinsicht gewachsen zeigte,
daB das Jahr 1944 voraussichtlich das Kriegsgeschehen aufs hochste Steigern wtirde und vielleicht
kriegsentscheidend werden wiirde — das wurde in alien diesen Reden und Kundgebungen klar ausge-
sprochen. Es waren realistische, die Dinge ohne Schonfarberei in ihrem vollen Ernst nennende Reden,
Reden zugleich, die die unerbittliche Notwendigkeit unseres Siegeswillens, die wilde Entschlossen-
heit, den Kampf bis zum siegreichen Ende durchzustehen, zum Ausdruck brachten. Die Ruckschlage
und Krisen, die das Jahr 1943 der deutschen Kriegfuhrung an der Ostfront, in Afrika und mit der Kapi-
tulation Badoglios in Italien und auf dem Balkan gebracht hat, die schwere Belastung der Heimatfront
durch die Terrorangriffe auf deutsche Stadte wurden nuchtern und realistisch in das Bild unserer Lage
eingezeichnet, aus ihrer Gesamtheit jedoch nur die einzig richtige SchluBfolgerung gezogen, daB alle
Voraussetzungen fur die weitere erfolgreiche Fortsetzung des Kampfes gegeben sind, und daB Fiih-
rung und Volk in unbeugsamer Kampfentschlossenheit und im BewuBtsein vor der Alternative, Sieg
oder Untergang zu stehen, zugleich im vollen Vertrauen auf endgultige siegreiche Selbstbehauptung in
das sechste Kalenderjahr des Krieges hinuberschreiten.
Jedem Deutschen und vielen der besten und kliigsten Europaer ist der gesamteuropaische Charakter
dieses Krieges immer deutlicher geworden. In den vorerwahnten Reden und Kundgebungen ist diese
Tatsache mehrfach in pragnanten Formulierungen herausgestellt worden. Es ist eindeutig, daB nur die
deutsche Wehrmacht den bolschewistischen KoloB daran verhindern kann, das alte Europa, Wiege und
Trager unserer Kultur, zu erdriicken und iiber die bluhende Vielfalt seiner geistigen und kulturellen
Werte das dumpfe Grau kommunistischer Kulturlosigkeit auszubreiten, daB die Volker-
Individualitaten Europas und alle Werte, die sie geschaffen haben, ohne den grandiosen Opfergang des
deutschen Volkes von der
150 ungeheuren Woge des Kommunismus ertrankt werden wurden. Es war deshalb kaum notig, noch
besonders darzulegen oder zu unterstreichen, daB das deutsche Volk gegen jegliche Propaganda des
Feindes, die es in falsche Hoffnungen wiegen, seine Kampfmoral untergraben oder wie im letzten
Weltkrieg einen Keil zwischen Fuhrung und Volk treiben mochte, vollig gefeit ist, daB es vielmehr
genau weiB, worum es geht, weil ja unsere Feinde ihrem Vernichtungswillen uneingeschrankt Aus-
druck gegeben haben und dies auch weiterhin bei jeder Gelegenheit tun. „Es ist daher!", so sagte der
Ftihrer in seinem Neujahrsaufruf, „unserem ganzen Leben, unserem Trachten und unserem Sein nur
eine einzige Aufgabe gestellt: Namlich die teuflischen Plane der jtidischen Weltbrandstifter und ihrer
Trabanten zum Scheitern zu bringen. So schwer deshalb dieser uns aufgezwungene Kampf im einzel-
nen ist, er steht trotzdem in keinem Verhaltnis zu dem Los, das alle treffen wtirde im Falle einer Nie-
derlage. Es kann daher nur einen kategorischen Befehl fur unser Volk geben, namlich: Diesen Krieg
unter alien Umstanden und mit alien Mitteln zu einem siegreichen zu gestalten!"
In seiner Rede am 8. November nahm der Ftihrer zu der Feindpropaganda Stellung und sagte: „Ich
erwahnte schon, daB unsere Gegner glauben, heute in erster Linie durch Bluff und Propaganda das
deutsche Volk zermtirben zu konnen, indem sie so tun, als ware ihr Sieg bereits errungen. Ware es
nicht so ernst, so konnte man manchmal iiber dieses Verfahren lachen. In demselben Augenblick, in
dem sie von einer Konferenz in die andere jagen, um die verschiedenen Zwiste zu iiberbriicken und
Moglichkeiten zu irgendeinem gemeinsamen Ansatz zu linden, tun sie so, als ob sie schon die Sieger
waren. Sie rufen Kommissionen zusammen fur die Gestaltung der Welt nach dem Siege*. Es wtirde
viel zweckmaBiger sein, wenn sie sich mit der Gestaltung ihrer eigenen Welt beschaftigen wurden. Sie
rufen Kommissionen zusammen, die dafiir zu sorgen haben, daB die Welt nach dem Kriege mit Le-
bensmitteln versorgt wird. Es ware besser, wenn sie ihre eigenen Volker mit Lebensmitteln versorgen
wurden, die zur Zeit zu Millionen vom Hungertode bedroht sind. Es ist eine echt britisch-jtidische
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Unverschamtheit und Frechheit, wenn sie heute so tun, als ob sie liberhaupt in der Lage waren, die
Probleme der Welt zu meistern, sie, die doch ihre eigenen Probleme nicht meistern konnen und den
Krieg benotigten, um der Verantwortung zu entgehen, zu der sie wegen ihres inneren Versagens von
ihren eigenen Volkern gezwungen worden waren."
Die ganze Hohlheit der Feindpropaganda, nicht nur derjenigen, die sich an unsere Adresse wendet,
sondern auch der anderen, die man als Weltpropaganda bezeichnen konnte, und die es so hinstellen
mochte, als ob unsere Feinde fur eine bessere und schonere Welt kampften, ist damit vom Ftihrer tref-
fend gekennzeichnet worden. Der Ftihrer hat auch zu einigen anderen Problemen Stellung genommen,
die das deutsche Volk besonders beschaftigen, d. h. zur Vergeltung und zum schnellen Wiederaufbau
des deutschen Wohnraums nach dem Kriege. „Die Herren mogen es glauben oder nicht, aber die
Stunde der Vergeltung wird kommen. Wenn wir auch im Augenblick Amerika nicht erreichen konnen,
so liegt uns doch Gott sei Dank ein Staat greifbar nahe, und an den werden wir uns halten", so auBerte
der Ftihrer . In einer Ansprache zur Eroffnung der HJ-Filmstunden im Winterhalbjahr 1943/44 sprach
Reichsminister Dr. Goebbels das gleiche Problem folgendermaBen an: „Das deutsche Volk kann dar-
iiber beruhigt sein, Tag
151 und Nacht plane zur Zeit den Wiederaufbau Deutschlands. Ein Unterschied aber wird sein: Wahrend
der Wiederaufbau der Welt durch die Amerikaner und Englander nicht stattfindet, wird der Wieder-
aufbau Deutschlands durch den Nationalsozialismus prazis und planmaBig durchgeftihrt werden!"
In seinem Neujahrsaufruf auBerte der Ftihrer hieriiber: „Der Bombenkrieg gegen deutsche Stadte
greift uns alien tief ans Herz. Es sind weniger die Stadte selbst, ihre Hauser und offentlichen Bauten.
Denn sicher: Wir beklagen unsere endgtiltig verlorenen Kunstdenkmaler, aber wir werden unsere
Stadte schoner errichten, als sie vorher waren. Der organisierte nationalsozialistische Volksstaat wird
in wenigen Jahren die Spuren dieses Krieges beseitigt haben. Aus den Ruinen wird eine neue deutsche
Stadteherrlichkeit erbltihen, Berlin und Hamburg, Mtinchen und Koln, Kassel und alle die anderen
groBen und kleinen beschadigten Stadte wird man wenige Jahre nach Kriegsende kaum mehr wieder
erkennen. Dort, wo die historischen Werte wieder ersetzt werden konnen, werden wir sie getreu wie-
derherstellen. Wenn es uns gelungen ist, im Frieden im nationalsozialistischen Staat im Jahre iiber
380000 Wohnungen zu bauen, dann wird es fur unsere Gemeinschaftsarbeit tiberhaupt kein Problem
sein, nach dem Krieg 2 bis 3 Millionen Wohnungen pro Jahr herzustellen."
Die in sich zusammenhangenden Fragen des feindlichen Luftterrors, der Vergeltung gegen England
und des Wiederaufbaus unserer Stadte nach dem Kriege veranlassen immer wieder auch die Frage der
Verantwortung fur den Luftkrieg zu stellen. An Hand dokumentarischer Unterlagen steht fest, daB
England allein schuldig am Bombenkrieg gegen die Zivilbevolkerung ist und daB es fur alle seine zu-
ktinftigen Folgen, auch fur die zu erwartende Vergeltung, die voile geschichtliche Verantwortung
tragt. Schon wahrend der Abrtistungsverhandlungen des Volkerbundes hat England sich der Abschaf-
fung des Bombenkrieges aus der Luft systematisch widersetzt. Bei den Aktenfunden aus den franzosi-
schen Geheimarchiven befindet sich eine Aufzeichnung iiber die britisch-franzosischen Generalstabs-
besprechungen vom 3. April 1929, auf der hervorgeht, daB man beabsichtigte, in einem kommenden
Krieg gegen Deutschland die Bomberwaffe gegen das deutsche Heimatgebiet einzusetzen, um damit
zum „schlieBlichen Zusammenbruch des deutschen Widerstandes beizutragen".
DaB England die treibende Kraft zur Eroffnung des Luftkrieges gegen das zivile Hinterland war und
ist, erhellt ferner eindeutig aus dem ebenfalls in Frankreich vorgefundenen Protokoll der Besprechung
Chamberlains und Daladiers vom 17. November 1939. Der Linie dieses Protokolls folgend, bombar-
dierten englische Bomber erstmals am 12. Januar 1940 deutsches Gebiet, nachdem sie bereits am 5.
September 1939 die ersten Bomben auf Zivilisten in der danischen Stadt Esbjerg geworfen hatten. Am
10. Mai 1940 erfolgte der erste groBere britische Lufttiberfall. Er gait Freiburg im Breisgau. 63 Zivil-
personen fanden den Tod. Es folgten die ersten Luftangriffe auf GroBstadte, darunter am 17./18. Mai
1940 auf Hamburg, wobei 29 Zivilisten getotet wurden. Demgegenuber hat die deutsche Luftwaffe vor
dem 20. Juni 1940 keine Luftoperation durchgeftihrt, die nicht mit einer Operation der Erdtruppen in
unmittelbarer Verbindung stand. England ist somit allein schuldig an dem Ausbruch und der Entwick-
lung des Bombenkrieges gegen die Zivilbevolkerung und tragt - fiir alle seine Folgen, auch fur die im
Jahre 1940 bereits einmal begonnene und fur die in Zukunft erneut zu erwartende Vergeltung die voile
geschichtliche Verantwortung.
In seiner Rede anlaBlich der zweiten Wiederkehr des Jahrestages des deutsch-italienisch-japanischen
Waffenbtindnisses hat der Reichsminister des Auswartigen am 11. Dezember zur Frage von Kriegs-
schuld und Kriegsgreuel wie folgt Stellung genommen: „Wie aber der Verbrecher immer wieder zum
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Ort oder dem Thema seines Verbrechens zuriickkehrt, kann es nur das eigene schlechte Gewissen sein,
was diese Herren immer wieder zu dem Thema der Kriegsschuld und der begangenen Kriegsgreuel
zuruckfiihrt.
152 Denn eines stent ja heute vor der Geschichte schon unumstoBlich fest, namlich, daB die wahrhaft
Schuldigen an diesem ungeheuren Weltbrand gerade die drei Manner sind, die jetzt in Teheran zu-
sammenkamen und sich dort wiederum die Rolle des Anklagers und Richters anmaBten, d. h. Chur-
chill, der Hauptverantwortliche fur die Kriegserklarung Englands an Deutschland, Stalin, der zwanzig
Jahre lang die Rote Armee zur Eroberung Europas aufriistete und im Kremlbankett vom 5. Mai 1941
die bevorstehende Offensive gegen Deutschland verkiindete, und dann vor allem Roosevelt, der bereits
mitten im Frieden den SchieBbefehl gegen Deutschland gab und deutsche Schiffe versenkte. Kein
Wunder, daB diese drei wahren Kriegsverbrecher, die das Urteil der Welt und ihrer eigenen Volker
fiirchteten, bereits heute alles daran setzen, um die Kriegsschuld und die Verantwortung fur ihre von
ihren Armeen begangenen Greueltaten auf die Dreierpaktmachte und ihre Fiihrer abzuwalzen."
Diese Feststellungen des ReichsauBenministers wurden wenig spater durch ein Ereignis in der
Sowjetunion in das Licht hochster und geradezu tragischer Aktualitat gertickt. Die Sowjets
veranstalteten Mitte Dezember in Charkow einen SchauprozeB, in dem alle vier Angeklagten, drei
deutsche Kriegsgefangene und ein Russe, der als Chauffeur in deutschen Diensten gestanden hatte,
zum Tode verurteilt wurden. Hierzu wurde am 22. Dezember folgende amtliche deutsche
Verlautbarung auf der Pressekonferenz des Auswartigen Amtes herausgegeben:
1. In Charkow fand ein sogenannter „ProzeB" gegen drei Kriegsgefangene, Angehorige des deut-
schen Heeres (2 Offiziere, einen Unteroffizier) und einen russischen Chauffeur statt wegen angebli-
cher Ermordung von Angehorigen der Zivilbevolkerung in den besetzten Ostgebieten. Der gegen sie
erhobene Vorwurf ist so krankhaft und dumm, daB er nur im Gehirn jener perversen Kreaturen gebo-
ren werden konnte, die sich schon friiher solcher Verfahren als Schauprozesse bedienten, um die Un-
zufriedenheit im eigenen Lande von den wirklich Schuldigen abzulenken. Als der Bolschewismus
durch seine wirtschaftlichen MaBnahmen die Bevolkerung an den Rand der Verzweiflung gebracht
hatte, wurden sogenannte „Schadlinge" ausfindig gemacht, um auf sie die Wut der Masse zu konzen-
trieren und von der Sowjetregierung als der allein Verantwortlichen wegzuleiten. Zu solchen Schad-
lingen gehorten bekanntlich auch die auslandischen Ingenieure, u. a. englische Vertreter der Firma
„Metropolitan Vickers". Spater waren es hohe staatliche Funktionare, Generale und sogar Marschalle,
die in dieser Weise angeklagt und in offentlichen Verfahren, ahnlich wie bei mittelalterlichen Hexen-
prozessen, zu den wahnsinnigsten Selbstbeschuldigungen veranlaBt wurden. Durch ausgeklugelte Me-
thoden einer physischen und seelischen Folter zermurbt, gestanden diese Unglticklichen Verbrechen
gegen den Staat, die sie niemals begangen hatten, ja uberhaupt gar nicht begangen haben konnten. Die
Versuche einzelner, wie zum Beispiel des Ingenieurs Baschkin oder des stellvertretenden AuBenkom-
missars Krestinsky, ihre in der Untersuchungshaft gemachten Gestandnisse wahrend der Gerichtsver-
handlungen wieder zuriickzuziehen, wurden sofort korrigiert. Wahrend der Zeit einer kurzen Unter-
brechung der Verhandlung war den Angeklagten inzwischen durch die Folter erneut so zugesetzt wor-
den, daB sie in ihrer Widerstandskraft fertig waren und eine Stunde spater erneut alles zugaben, was
man von ihnen verlangte.
Die englische Presse schrieb damals, es sei ein widerliches Schauspiel, das man bei diesen
Schauspielprozessen auffiihre und in denen der Welt vorgemacht werde, als konnten die Opfer durch
ihre freiwilligen Gestandnisse nicht schnell genug an den Galgen kommen. Das schlagendste Urteil
iiber diese Schauprozesse hat kein anderer als Churchill am 4. September 1936 ausgesprochen,
namlich: „Vielen, die an sich iiber die spatere Siihne der Missetaten dieser Schurken, die ungezahlte
Tausende guter Menschen bedenkenlos ins Verhangnis geschickt hatten, nicht schockiert waren,
153 wwidhtsdestoweniger libel bei der kunstvoll aufgezogenen Farce ihres Prozesses. Wir sehen den
Abgrund, der zwischen der kommunistischen Denkart und der iibrigen Welt klafft."
2. Im Lande der Sowjetregierung herrschen Hungersnot und eine wachsende Kriegsmiidigkeit der
Bevolkerung. Stalin kann es heute nicht mehr wagen, eigene Leute vor das Forum so widerwartiger
Monstergerichte zu zerren. Um die Aufmerksamkeit der Bevolkerung von den Verbrechen der Sowjet-
regierung abzulenken, werden jetzt einzelne wehrlose deutsche Kriegsgefangene durch Folter und
nervenmaBige Zermiirbung entweder gemeinsam zu Aufrufen an das deutsche Volk oder an die deut-
schen Soldaten gezwungen oder einzeln in Prozessen abgeurteilt. Auch von ihnen hat man mit den
bekannten Mitteln einer jiidisch-sadistischen Folter Gestandnisse von Unmenschlichkeiten erpreBt, die
sie selbstverstandlich niemals begangen haben und nach Lage der Dinge uberhaupt niemals begehen
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konnten. Es ist charakteristisch, daB bei diesem SchauprozeB in Charkow die gleichen Verteidiger
Kasnatschejew und Komodow auftraten, denen es im Zusammenwirken mit dem blutbefleckten Wy-
schinski friiher jedesmal gelungen ist, die Opfer der damaligen Schauprozesse zum Gestandnis und
damit zum GenickschuB oder an den Galgen zu bringen.
3. DaB die Verbrecher der Sowjetregierung ihre Propaganda mit derart bestialischen Methoden
betreiben, nimmt uns nicht wunder. Wir kennen sie als die Morder von Katyn und Winnitza, und wir
haben keinen Zweifel dariiber, daB alle Gefangenen, die diesen Bestien in die Hand fallen, friiher oder
spater ohnehin verloren sind, ob sie an Ort und Stelle erschossen werden oder verstiimmelt werden, ob
sie als Arbeitssklaven zu Tode getrieben oder ob sie mit den raffiniertesten Mitteln, die nur ein bol-
schewistisches Gehirn sich ausdenken kann, zu Propagandisten fur die Sowjetunion gezwungen wer-
den — , am Ende erwartet sie immer nur der Tod. Was jeden anstandigen Menschen an diesem Schau-
prozeB aber zutiefst anwidert, das ist die Scheinheiligkeit, mit der drei unschuldige deutsche Kriegsge-
fangene unter dem Schein des Rechts ermordet werden, so, als ob sie die einzigen Opfer der bolsche-
wistischen Brutalitat waren.
Das alles aber, wie schon betont, nimmt uns nicht wunder. Es ist das Schicksal, das ganz Europa
treffen wiirde, wenn der Bolschewismus den Krieg jemals gewinnen konnte. Wenn aber, wie das Reu-
terbiiro berichtet, der sowjetische Staatsanwalt erklart, dieser ProzeB ware in Ubereinstimmung mit
den Prinzipien durchgefiihrt, die fur die „Aburteilung von Greueltaten" in der von President Roose-
velt, Marschall Stalin und Premierminister Churchill in Teheran unterzeichneten Erklarung niederlegt
sind, so gewinnt diese Mordtat ein anderes Gesicht. Damit werden die Staatsmanner der beiden angel-
sachsischen Volker mitverantwortlich an diesem Verbrechen.
Die deutschen Militargerichte werden sich daher in der nachsten Zeit mit jenen englischen und
amerikanischen Gefangenen zu beschaftigen haben, denen schwere Volkerrechtsverletzungen zur Last
gelegt sind, ohne daB ihnen bisher der ProzeB gemacht worden ist."
Der sowjetische Staatsanwalt bei dem SchauprozeB von Charkow hat sich in seinem Pladoyer dar-
auf berufen, daB das iiber 3 deutsche Soldaten verhangte Urteil im Einklang mit den kurz vorher auf
der Konferenz von Teheran zwischen Stalin, Roosevelt und Churchill gepflogenen Abmachungen
stehe. Churchill und Roosevelt tragen also die Mitverantwortung an dem von den Bolschewiken in
Charkow an deutschen Kriegsgefangenen begangenen Justizmord! Sie haben sich dadurch mit Stalin
und den bolschewistischen Justizmethoden, die vor Jahren in England und in den USA ebenso wie in
der ganzen zivilisierten Welt den groBten Abscheu erregten, als sie von Stalin zum erstenmal vor der
ganzen Weltoffentlichkeit in den Moskauer Schauprozessen gegen die alte bolschewistische Fiihrer-
garde angewandt wurden, solidarisch erklart und sich mit Stalin auf die gleiche moralische Stufe ge-
stellt — dieselben Manner, die sich anlaBlich der Erklarung der Atlantik-Charta betend und christliche
Chorale
154 singend fotografieren lieBen, um ihre Propagandabehauptung glaublich zu machen, die Atlantik-
Charta sei ein neues politisches Welt-Evangelium!
Der gleiche Roosevelt wandte sich am 24. Dezember 1943 in einer Weihnachtsrede an die amerika-
nische und an die Weltoffentlichkeit, die er mit den Worten schloB: „Gott segne euch und uns alle".
Der englische Konig aber hielt zum gleichen Tage eine bigotte Rede, in der er die gottliche Gnade fiir
Englands Politik und Kriegfiihrung beanspruchte. Beide Manner nahmen in ihren Weihnachtsreden
ausdriicklich Bezug auf die Teheraner Konferenz, d. h. auf die dort mit Stalin getroffenen Vereinba-
rungen und somit auch auf Churchills und Roosevelts Zustimmung zu dem Charkower Justizmord an
deutschen Kriegsgefangenen. In der an blasphemischer Heuchelei wahrhaftig nicht armen politischen
Geschichte Englands und der Vereinigten Staaten stellen diese beiden Weihnachtsreden einen Hohe-
punkt dar, der freilich zugleich einen Tiefpunkt politischer und moralischer Erniedrigung vor dem
blutigen Herrn des Kreml bildet. Diese hat ihren Grund in den militarischen Krafteverhaltnissen, die
Stalin in Teheran eine iiberlegene Stellung verschafften und die Anglo-Amerikaner zwangen, sich
seinen Forderungen zu beugen. Die schweren Sorgen, die die Kriegslage in London und Washington
hervorruft, bestimmten den ernsten Tenor der Weihnachtsreden Roosevelts und des englischen Ko-
nigs. Der Konig sagte: „Wir wissen, daB viele harte Arbeit und harter Kampf und vielleicht hartere
Arbeit und harterer Kampf als je zuvor fiir den Sieg notwendig sind." Roosevelt aber erklarte, daB das
Ende des Krieges noch nicht sichtbar sei und sagte hohe Verluste im Kampf gegen Deutschland und
Japan voraus.
Auf einen ahnlichen Ton waren im allgemeinen die AuBerungen gestimmt, die von seiten unserer
Feinde hinsichtlich des weiteren Verlaufes es Krieges in den letzten Wochen vor dem Jahresende 1943
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getan wurden. So erklarte der siidafrikanische Ministerprasident Smuts am 10. Dezember: „Obwohl
die Amerikaner wie eine Lawine heranrollen, glaube ich nicht, daB der Krieg bald zu Ende sein wird."
Der Unterstaatssekretar im USA-Kriegsministerium, Patterson, sagte in einer Rede am 21. November:
„Harte Kampfe stehen uns bevor. Das kommende Jahr wird das Jahr der Entscheidung sein. Kein ver-
nunftiger Mensch wird voraussagen wollen, wann der Krieg beendet sein werde. Ich bin aber fest da-
von iiberzeugt, daB 1944 Schlage fallen werden, die den Ausgang des Krieges bestimmen werden. Die
Eroberung von Leros durch die Deutschen ist militarisch nicht sehr wichtig, sie stellt aber eine bemer-
kenswerte Antwort an jene Leute dar, die eine baldige Schwachung des deutschen Widerstandswillens
vorausgesagt haben. Der Krieg in Italien ist ein Zermiirbungskampf geworden, und es besteht keine
Aussicht auf einen schnellen Bewegungskrieg auf diesem Kriegsschauplatz."
Churchill seinerseits erklarte in einer Rede am 6. November, der Weg dieses Krieges sei schwer und
lange, und niemand ware so toricht, daB er irgendeinen Termin festzulegen versuchte, an dem der
Krieg zu Ende gehe.
Alle diese von berufenster Feindseite stammenden Voraussagen hinsichtlich des weiteren Verlaufes
des Krieges klingen sehr viel anders als diejenigen, die einige Monate zuvor nach der Kapitulation
Badoglios zu horen gewesen sind. Dies hindert freilich nicht, daB die Feindpropaganda sich fortlau-
fend die groBte Miihe gibt, einen intensiven Nervenkrieg, besonders gegen Deutschlands Verbundete
in Europa, gegen Finnland, Rumanien, Bulgarien und Ungarn, zu ftihren unter dem Motto: Beeilt
euch, euch von Deutschland zu trennen, damit ihr nicht in Deutschlands Niederlage mit alien ihren
Folgen hineingezogen werdet.
Fur Finnland nahm hiergegen Staatsprasident R y t i anlaBlich der sechsundzwanzigsten Wiederkehr
der finnischen Selbstandigkeitserklarung Stellung. Er ftihrte aus, Europa stehe heute in der Verteidi-
gung seiner weltpolitischen Stellung groBen auBereuropaischen Machten gegeniiber. Seine geographi-
sche Lage habe Finnland gegen seinen Willen zur Verteidigung seiner Freiheit zum Kampf gezwun-
gen, der den
155 Einsatz des ganzen Volkes erfordere. Wortlich auBerte Ryti; „Wir haben alle unsere Krafte nur auf die
Verteidigung unseres eigenen Landes konzentriert. Jetzt schlagt man uns eine bedingungslose Kapitu-
lation vor, und die Sowjetblatter schreiben tiber die unterdriickte Lage des finnischen Volkes und iiber
die Notwendigkeit, ein demokratisches System in Finnland einzufuhren. Wir haben bereits in einem
Falle eine bedingungslose Kapitulation in der Praxis gesehen. Das Beispiel fordert nicht zur Nachah-
mung auf. An diesem funften Selbstandigkeitstage Finnlands wahrend der Kriegszeit setzt das finni-
sche Volk den Kampf fort", so schloB Staatsprasident Ryti, „die Reihen geschlossen und von dem
starken BewuBtsein getragen, daB Gemeinschaftsgeist und harte Selbstdisziplin notwendig sind, damit
das kampfende Land dem wiirgenden Griff des Schicksals standhalt."
Fur Rumanien erklarte Staatsfuhrer Marschall Antonescu, Rumanien fiihre einen heiligen Kampf der
Verteidigung des rumanischen Bodens und nehme alle Opfer auf sich, die die Ehre des Krieges vom
ihm fordert. Mit Wtirde wisse Rumanien seine Verantwortung zu tragen und sei nicht gewillt, weder
vor einer Drohung noch vor den Noten des Krieges das Haupt zu beugen. „Diese Tatsache, Rumanen,
mochte ich in eurem und in aller Namen heute vor der ganzen Welt, vor unseren Freunden und vor
unseren Feinden bekunden. Das rumanische Volk beweist an der Sudostfront Europas, in einem Au-
genblick, in dem der Sturm der Anarchie die Grundsatze der Zivilisation bedroht und in dem viele
Volker ihre Glaubenskraft gleichzeitig mit dem Glauben an ihre Kraft verloren haben, daB es ein ge-
sundes, lebenskraftiges, fest auf den FiiBen stehendes und glaubensstarkes Volk ist."
Fur Bulgarien, auf das die Feindmachte ihren Nervenkrieg besonders konzentrierten und durch Ter-
ror-Luftangriffe auf die Hauptstadt Sofia verscharften, fiihrte AuBenminister Schischmanoff im So-
branje am 3. Dezember im Rahmen eines Uberblicks iiber die bulgarische AuBenpolitik aus, an erster
Stelle des auBenpolitischen Horizontes erhebe sich die Silhouette des Staates, dem Bulgarien seine
heutige Stellung zu verdanken hat, eines Staates, der wie eine Mutter nacheinander alle Kinder an sich
zieht. Dieser Staat, der heute so grausam von seinen Feinden angegriffen werde und der so heldenmii-
tig vor der ganzen Welt seinen stahlernen Willen zur Selbsterhaltung und zum Siege bekundet, sei das
GroBdeutsche Reich, dem Bulgarien fur alles, was es getan habe, zu tiefstem Dank verpflichtet sei.
Seine Hilfe und das Werk der Einigung Bulgariens verpflichte dieses, niemals zu vergessen, daB alle
Erfolge dank der Unterstiitzung des groBen Deutschen Reiches erreicht seien und daB Bulgarien die-
selben Forderungen jahrelang von alien Machten verlangt habe, ohne daB irgendeine dieser Machte
auch nur das Versprechen zur Riickerstattung der verlorenen Gebiete gegeben habe.
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 13
Wie DNB am 9. November meldete, empfing der Flihrer am 5. November 1943 den konigl. bulgari-
schen Minis terprasidenten B o j i 1 o f f und den konigl. bulgarischen AuBenminister Schischmanoff zu
einer umfassenden Aussprache liber alle das Reich und Bulgarien interessierenden Fragen. Die Be-
sprechung beim Flihrer, an der von deutscher Seite der Reichsminister des Auswartigen v. Ribbentrop,
Generalfeldmarschall Keitel und General Jodl teilnahmen, verlief im Geiste herzlichen Einverneh-
mung und der bewahrten traditionellen Freundschaft. Nach dem Empfang beim Flihrer waren der bul-
garische Ministerprasident und der bulgarische AuBenminister Gaste des ReichsauBenministers v.
Ribbentrop. Die freundschaftliche Aussprache wurde hier fortgesetzt und am Abend beendet.
Der Nervenkrieg gegen Deutschlands Bundesgenossen in Europa bleibt somit erfolglos. Dariiber
hinaus aber hat sich im ganzen Balkanraum in den Monaten November und Dezember 1943 die Lage
allenthalben konsolidiert. Die deutsche Wehrmacht hat mit steigendem Erfolg die Bandenbekampfung,
die Besetzung und Sicherung der strategisch wichtigen Gebiete und den Ausbau ihrer Verteidigung
fortgesetzt. Daneben ist die Politik der Stabilisierung der Balkanverhaltnisse auf der Grundlage des
156 Ausbaus der Selbstandigkeit von Albanien, Montenegro und Kroatien sowie der Besserung der
Verhaltnisse in Serbien und Griechenland fortgesetzt worden.
Ahnlich wie die Kapitulation Badoglios die Verteidigungsposition in Italien letzten Endes eher ge-
starkt hat, konnte dies zum Jahresende 1943 auch hinsichtlich des gesamten Balkanraumes, einschlieB-
lich des Agaischen Meeres, festgestellt werden. Die Anglo-Amerikaner haben auch nicht einmal den
Versuch einer Landung auf dem Balkan unternommen, sondern nur der dortigen Bandenbildung nach
Moglichkeit Vorschub geleistet. Anscheinend in der Erwartung, so allmahlich eine Lage zu schaffen,
die es ihnen erlauben wurde, im gegebenen Moment ohne groBen eigenen Einsatz entscheidend ein-
greifen zu konnen. Inzwischen hatte jedoch der Eintritt des Winters Operationen groBeren Stils seitens
unserer Feinde unmoglich gemacht, wahrend andererseits die Bandenbekampfung durch die Wehr-
macht sehr guten Fortgang nahm. Es ist den Englandern und Amerikanern nicht gelungen, die Friichte,
die der Verrat Badoglios im Balkanraum zur Reife zu bringen schien, zu pfllicken.
In Italien ist die politische Entwicklung wesentlich durch die militarische bestimmt worden. Das
Schneckentempo der Feindoffensive in Siiditalien hat sich zur groBen Enttauschung von London und
Washington bis zum Jahresende 1943* nicht geandert, es hat sich sogar noch verlangsamt. Aus der
Vorwartsbewegung im Schneckentempo ist ein Treten auf der Stelle geworden. So erhielt die faschi-
stische Republikanische Nationalregierung, auf deren Gebiet mehr als drei Viertel der Italiener woh-
nen, Zeit, sich zu konsolidieren und das Land wieder in die Hand zu bekommen. Am 14. November
tagte in Verona die erste Nationalversammlung der Republikanisch-Faschistischen Partei, auf der ein
in allgemeinen Leitsatzen zusammengefaBtes staatliches Aufbauprogramm der Partei angenommen
wurde, das die Grundlage der kornenden republikanischen Verfassung bilden soil.
In dem Manifest wird das Bekenntnis der Partei zur Fortsetzung des Krieges an der Seite Deutsch-
lands und Japans bis zum Endsieg ausgesprochen, der schnelle Wiederaufbau der Wehrmacht sowie
exemplarische Bestrafung der am Verrat Schuldigen gefordert. Das staatliche Aufbauprogramm der
Partei gliedert sich somit in drei Teile:
1. VerfassungsmaBige und innere Angelegenheiten, 2. AuBenpolitik und 3. Sozialpolitik. — Im ersten
Teil wird Einberufung der gesetzgebenden Versammlung zur Aufhebung der Monarchic gefordert
sowie deren Zusammensetzung festgelegt. Die gesetzgebende Versammlung soil die soziale Republik
ausrufen und das Oberhaupt benennen. Die neue republikanische Verfassung soil dem Burger, Solda-
ten, dem Arbeiter und dem Steuerzahler das Recht auf Kontrolle und Kritik an der offentlichen Ver-
waltung sichern. Ein neues gemischtes Wahlsystem fur die Kammerabgeordneten und fur die Verwal-
tung, teils durch Ernennung, teils durch Wahl, wird gefordert. Die Religion der Republik ist romisch-
katholisch, andere Kulte werden geachtet. Die Angehorigen der jlidischen Rasse sind Fremde. Wah-
rend des Krieges sind Juden als Angehorige einer feindlichen Nation zu betrachten. — Im zweiten
auBenpolitischen Teil wird die Befreiung des Landes von der fremden Besatzung, Unabhangigkeit,
gebietsmaBige Geschlossenheit und Anerkennung der notwendigen Lebensraume fur die Ernahrung
des 45-Millionen-Volkes gefordert, ferner Verwirklichung einer europaischen Gemeinschaft in Form
einer Konfoderation aller europaischen Nationen. — Der dritte sozialpolitische Teil des Programms
erklart die Arbeit jeglicher Art als die Grundlage der Republik. Das Privateigentum wird durch den
Staat gewahrleistet, darf sich aber nicht als Ausbeutung auswirken. Offentliche Einrichtungen und
Kriegsindustrie miissen vom Staat durch halbstaatliche Dienststellen verwaltet werden. In den indus-
triellen Betrieben jeder Art sollen die Arbeiter fur eine gerechte Lohnfestsetzung und Verteilung der
Gewinne mitwirken. In der Landwirtschaft findet
;liriiisirllill,iiiii iit'jiiaijif 14
157 die Privatinitiative des Eigentiimers ihre Grenze bei mangelhafter Bewirtschaftung. In einem solchen
Fall tritt Enteignung und Aufteilung ein. Die freien Berufe haben das Recht unter Einhaltung der staat-
lichen Verpflichtungen auf freie Entfaltung. Das Programm fordert weiter die Schaffung einer nationa-
len Dienststelle fur „Das Haus des Volkes". Jeder hat Anspruch auf sein Haus wie auf das Privateigen-
tum. Der Mietzins gilt als Abschlagszahlung zum Eigentumserwerb nach Rlickzahlung des Kapitals
und der Zinsen. Die Arbeiterschaft ist in Gewerkschaften zusammenzufassen. Jeder Arbeiter hat das
Recht zur freien Wahl der Gewerkschaft. Die groBen sozialen Einrichtungen des faschistischen Re-
gimes bleiben unangetastet. Eine Revision der Arbeiter- und Angestelltenlohne wird gefordert. Auf
Schwarzhandel und Spekulation steht die Todesstrafe. — In dem SchluBabsatz wird dieses Aufbau-
programm als die Einleitung zur gesetzgebenden Versammlung bezeichnet und programmatisch die
Losung ausgegeben: Kampfen und arbeiten zur Befreiung Italiens von der angelsachsisch-
plutokratischen Invasion.
Am 25. November beschloB der italienische Ministerrat unter Vorsitz des Duce u. a., daB Italien vom
1. Dezember an den Namen „Italienische Sozialrepublik" flihren solle. Ferner wurde die Schaffung
einer Einheitsfront der Arbeit, der Technik und der Kiinste unter AusschluB des Kapitals sowie die
Einflihrung eines einheitlichen Arbeitsdienstes beschlossen. Schon vorher war am 17. Dezember die
Zivilliste des ehemaligen Konigs und der Mitglieder des ehemals regierenden Konigshauses aufgeho-
ben worden.
Hinsichtlich des Neuaufbaus der italienischen Wehrmacht wurde am 29. November aus Rom gemel-
det, es bestehe nicht die Absicht, die aufgeloste koniglich italienische Armee der Vergangenheit wie-
der aufzubauen. Es solle vielmehr ein ganz neuer militarischer Organismus geschaffen werden. Zu
Offizieren konnen nur diejenigen ernannt werden, die unmittelbar aus dem Truppendienst hervorgehen
und sich durch ihre militarischen Eigenschaften ausgezeichnet haben. Eine bevorzugte Ernennung zum
Offizier auf Grund privilegierter Stellung oder Bildung findet nicht mehr statt; wahrend die friihere
italienische Armee eine Klassenstaats- Armee gewesen ist, in der es z. B. verschiedene Verpflegung fur
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften gab, zwischen Offizierkorps und Mannschaft wirkliche
Kameradschaft fehlte, und Generalstabs- und Generalskarriere weniger durch militarisches Konnen als
durch Herkunft, Standesbeziehungen und ahnliches bedingt wurde. In der neuen Armee soil auch jede
politische Betatigung verboten bleiben. Es hat sich im gegenwartigen Krieg immer wieder gezeigt, daB
die Ruckschlage in erster Linie durch italienische Generale und Offiziere verschuldet worden sind.
Die von Mussolini begriindete italienische soziale Republik schlagt also einen entschlossenen sozia-
listischen Kurs ein. Das faschistische Italien hat dies nicht vermocht. Die soziale Dynamik des Fa-
schismus blieb in den Anfangen stecken und drang in die Sphare der Wehrmacht am wenigsten ein.
Die Krone und die mit ihr verbundenen Schichten von Adel, GroBkapital und GroBgrundbesitz ver-
mochten sich in der sozialen Sphare siegreich gegen den Faschismus zu behaupten, ja einen groBen
Teil von dessen fuhrenden Mannern zu sich heriiberzuziehen. Das Endergebnis war jene letzte Sitzung
des faschistischen GroBrats, bei der das faschistische Fiihrerkorps den Duce im Stich lieB und zur
Krone, zum Verrat und zu den Feinden Italiens liberlief. Die Richtung, die Mussolini mit der Begriin-
dung der italienischen Sozialrepublik eingeschlagen hat, erscheint deshalb logisch und durchaus
zwangslaufig. Sie eroffnet Perspektiven auf tiefgreifende Strukturwandlungen im sozialen Gefiige des
italienischen Volkes.
Eine ganz andere politische Entwicklung ist im von Feindtruppen besetzten Italien festzustellen. Ei-
ne Anzahl Politiker, die wahrend des faschistischen Regimes in der Emigration gelebt haben, an ihrer
Spitze
158 der friihere AuBenminister Graf Sforza und der Philosoph Benedetto Croce, die zugestandenermaBen
Churchill und Roosevelt bei ihren schlieBlich gelungenen Bemiihungen um die propagandistische Er-
schiitterung der italienischen Heimatfront unterstiitzten, haben mit Sitz in Neapel versucht, politische
Agitationszentren und Gruppierungen liberaler und republikanischer Pragung aufzubauen. Sie forder-
ten den Riicktritt Victor Emanuels und die Bildung einer Koalitionsregierung unter Beteiligung der
Kommunisten. Da diese auch an Jahren iiberalterten Politiker weder wirklichen Anhang in weiteren
Volksschichten haben noch iiber tatsachliche Macht verfiigen, auch eine mehr als propagandistische
Unterstiitzung von Seiten der Feindmachte offenbar nicht bekommen, konnte Victor Emanuel sich der
Abdankung entziehen und Badoglio seine Regierung so formieren, daB von hier aus der Krone und
den traditionell fuhrenden Schichten keine Gefahr droht.
Die politische Diskussion in Badoglio-Italien vollzieht sich im iibrigen mehr oder weniger im luft-,
d. h. machtlosen Raum; denn die Macht ist in den Handen der Invasionstruppen. Dies wurde am 1.
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November noch dadurch besonders unterstrichen, daB der Oberbefehlshaber der Feindtruppen, der
amerikanische General Eisenhower, die Bildung einer „Alliierten Kontrollkommission fur Italien"
bekanntgab. Die Kommission erhielt den Auftrag, die Durchflihrung der Waffenstilletandsbedingun-
gen zu uberwachen und die italienische Wirtschaft fur die voile Unterstiitzung des Kampfes der Alli-
ierten gegen Deutschland einzusetzen. Worflich sagte Eisenhower: „Die Kommission hat daflir zu
sorgen, daB die gesamten wirtschaftlichen Hilfsquellen und Menschenreserven Italiens fur den Kampf
der Alliierten gegen Deutschland auf die zweckmaBigste Weise eingesetzt werden." Sie besteht aus
Vertretern der USA, Englands, der Sowjetunion und des de Gaulle-Komitees in Algier. Weiter hieB es
in der Erklarung Eisenhowers: „Bei dieser Neugestaltung soil daran erinnert werden, daB die italieni-
sche Regierung durch die Bedingungen des Waffenstillstandes gebunden ist, die ausdrucklich vorse-
hen, daB der alliierte Oberbefehlshaber sich das Recht vorbehalt, alle MaBnahmen zu treffen, die sei-
ner Ansicht nach fur den Schutz der Interessen der alliierten Streitkrafte fur die Fortsetzung des Krie-
ges notwendig sind, und die italienische Regierung verpflichtet sich, verwaltungsmaBige oder andere
MaBnahmen v.u. treffen, wie es der alliierte Oberbefehlshaber verlangt." Die Vereinigten Nationen
gestalten Italien zu einem wirksamen Werkzeug des Krieges gegen Deutschland um. Sie sorgen dafiir,
daB die italienische Regierung ins Gewicht fallender Ergebnisse zeitigt. Durch die Organisation der
gesamten Bevolkerung zu einem tatkraftigen Widerstand gegen die Deutschen kann die italienische
Regierung ihr Land freikaufen und ihren Wert fur die Vereinigten Nationen beweisen.
Hinsichtlich der Waffenstillstandsbedingungen, auf die in dieser Erklarung Bezug genommen wird,
machte der diplomatische Korrespondent der englischen Zeitung „Observer" am 5. Dezember folgen-
de bezeichnende Mitteilung: Die wirtschaftlichen und politischen Klauseln sind auf Badoglios beson-
deren Wunsch nicht veroffentlicht worden. Badoglio habe die Ansicht geauBert, daB keine italienische
Regierung ihre Veroffentlichung uberleben konnte und daB diese Klauseln dem Ansehen des Landes
abtraglich seien. Die Geheimhaltung der Klauseln habe im italienischen Volk groBes MiBtrauen er-
zeugt und zur politischen Sackgasse und ortlichen Unruhen in Suditalien gefuhrt.
Gleichzeitig mit der Alliierten Kontrollkommission wurde ein „Konsultativrat" fur Italien gebildet,
der sich ebenfalls aus Vertretern der USA, Englands, der Sowjetunion und des de Gaulle-Komitees
zusammensetzt. Er sollte „laufende Fragen behandeln, die nicht zum Gebiet der militarischen Vorbe-
reitungen gehoren und Empfehlungen zur Gleichschaltung der alliierten Politik bezuglich Italien ma-
chen".
Wenn man sich Tatigkeitsbereich und rechtliche Stellung der Interalliierten Kontrollkom-
mission und des Konsultativrates vergegenwartigt, muB man sich fragen, welche
159 Befugnisse und EinfluBmoglichkeiten Victor Emanuel und der Badoglioregierung verbleiben.
Badoglios Verrat und die Propagandaphrase unserer Feinde, daB sie als Befreier nach Europa
kamen, erfahren durch die Zustande in den von den Invasionstruppen besetzten Teilen Itali-
ens eine gleichermaBen eindeutige Beleuchtung.
In dem anderen Raum, der durch Badoglios Verrat dem Feind geoffnet werden sollte, auf dem Bal-
kan, haben sich seitdem ebenfalls militarische und politische Entwicklungen vollzogen, die keines-
wegs den Erwartungen entsprechen, die unsere Kriegsgegner gehegt hatten. Zwar nahm das Bande-
nunwesen nach dem italienischen Zusammenbruch erheblich zu, weil einzelne Badoglio- Verbande zu
den Banden ubergingen sowie Waffen, Munitions- und Verpflegungsvorrate der italienischen Divi-
sionen auf dem Balkan in die Hande der Banden fielen; die Bandenbekampfung hat aber besonders in
den letzten Wochen des Jahres 1943 sehr erhebliche Fortschritte gemacht, so daB selbst aus London
die Lage der Banden mit groBer Besorgnis verfolgt wurde.
Wahrend in Griechenland die Bandenbildung sich in beschrankterem Rahmen hielt und die beste-
henden Bandengruppen sich auBerdem noch untereinander befehdeten, kam es in den Gebirgen Mon-
tenegros, Kroatiens und Serbiens zu Bandenbildungen von betrachtlicher Starke. Neben Mihailo-
witsch, einem fruheren Oberst der jugoslawischen Armee, der von Konig Peters Emigrantenregierung
in Kairo als Kriegsminister gefuhrt wird, und der lange vor Badoglios Verrat den Bandenkrieg im
Gebiet des fruheren jugoslawischen Staates geleitet hatte, trat als neuer Bandenchef ein Mann namens
Tito auf, liber den man erst Mitte Dezember durch eine englische Zeitung Naheres erfuhr. Danach
ist er 53 Jahre alt, heiBt Josip Broz, ist der Sohn eines wahrscheinlich judischen Vaters und einer
Tschechin, hat, von Hause aus Metallarbeiter, eine Ausbildung auf der Moskauer Burgerkriegsschule
erhalten und trat zum erstenmal in den Internationalen Brigaden wahrend des spanischen Burgerkrie-
ges hervor. DaB er auch mehrjahrige Zuchthausstrafen hinter sich hat, rundet das Bild dieses Vertre-
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 16
ters Stalinscher Weltrevolutionsideen aufschluBreich ab! Anfang Dezember erfuhr man, daB dieser
Tito eine „jugoslawische Freiheitsregierung" gebildet habe, die sich als „die einzige legitime Vertre-
tung des jugoslawischen Volkes" bezeichnete und sich scharf gegen die Emigrantenregierung Peters
in Kairo wandte, der sie jedes Recht der Interessenvertretung im Auslande absprach. Wenig spater
erlieB der Bandit Tito sogar eine neue „Verfassung" fur Jugoslawien und nahm den — Marschalltitel
an! Die Emigrantenregierung in Kairo reagierte heftig und scharf. In einer von ihr am 24. Dezember
veroffentlichten Erklarung hieB es: „Wir konnen unsere Zeit nicht darauf verschwenden, Hochstaplern
zu antworten, die in unverschamter Weise unsere Monarchic und die gesetzmaBige Regierung angrei-
fen. Die Alliierten konnen helfen, wem immer sie zu helfen wlinschen." Mihailowitsch aber erklarte
die Tito-Banden offen als Feinde.
Die Haltung der Anglo-Amerikaner und der Sowjets zu dieser Entwicklung war hochst bezeich-
nend. In London und Washington erklarte man, man werde sowohl Tito wie Mihailowitsch durch
Waffensendungen unterstutzen. Wer immer auf dem Balkan die Deutschen bekampfe, konne der Un-
tersttitzung im Rahmen des Pacht- und Leihgesetzes von Seiten der USA sicher sein, erklarte Roose-
velts Staatssekretar des AuBeren, Hull, am 10. Dezember 1943. Bald jedoch wehte aus London und
Washington ein Wind einseitiger Begunstigung Titos. Am 22. Dezember 1943 meldete Reuter aus
Kairo, daB die dort tagende Konferenz der Alliierten Marschall Tito in den Rang eines „Oberbefehls-
habers der Alliierten" erhoben habe. Die Londoner Presse stellte fest, daB die Entwicklung ganz zu
Ungunsten Konig Peters laufe, der sich mit Tito einigen mtisse, wenn er nicht jede Chance verlieren
wolle, wieder einmal Konig zu werden. Reuter meldete am 22. Dezember: General Mihailowitsch
wird bald ausgeschaltet sein. Die britische Militarmission in seinem Hauptquartier wird zuruckgezo-
gen, wenn sie nicht schon
160 zuruckgezogen wurde. Die Erhebung Marschall Titos zum alliierten Oberbefehlshaber als Ergebnis
der Geheimkonferenz in Alexandrien und die Tatsache, daB Konig Peters jugoslawische Regierung in
Kairo, deren hervorragendster Vertreter Mihailowitsch ist, nicht einmal iiber die Besprechungen un-
terrichtet war, zeigen, daB vom militarischen Standpunkt aus der Tatigkeit Mihailowitschs gar keine
Bedeutung mehr beigemessen wird.
Vollig eindeutig war die Haltung Moskaus. Mitte Dezember veroffentlichte das russische
AuBenkommissariat eine Erklarung, die gegen Mihailowitsch und fur Tito Stellung nahm und den
EntschluB der Sowjetregierung mitteilte, eine Militarmission zu Tito zu entsenden, d. h. ihn praktisch
anzuerkennen. Seine „Regierung" wurde als eine Vertretung aller Volksklassen, aller Volker und aller
Parteien Jugoslawiens bezeichnet.
Zweifellos ist Tito als der Exponent Stalins auf dem Balkan zu betrachten, der von Moskau dazu
ausersehen ist, den Kommunismus in den Gebieten des fruheren jugoslawischen Staates zur Herrschaft
zu bringen und damit Stalins Machtsphare bis an die Ktisten der Adria zu erweitern. Wenn London
und Washington die Exilregierung Konig Peters in Kairo fallen lassen, den kommunistischen Banden-
ftihrer Tito als alliierten Oberbefehlshaber anerkennen, sich an Mihailowitsch desinteressieren, so ist
auch dies ein Beweis daftir, daB England und die USA sich bereitgefunden haben, nicht nur ganz Ost-
europa, sondern auch den Balkanraum dem Bolschewismus auszuliefern.
Eine ahnliche Entwicklung hinsichtlich der Politik der Feindmachte wie auf dem Balkan ist schon
lange in Franzosisch-Nordafrika, dem Herrschaftsbereich de Gaulles, sichtbar. Auch dort hat der
Kommunismus erheblich an EinfluB gewonnen und setzt sich Moskau gegen London und Washington
immer starker durch. De Gaulle steuert einen Volksfrontkurs. Es ist ihm damit gelungen, den politi-
schen EinfluB seines Rivalen G i r a u d allmahlich vollig auszuschalten. Wahrend auf Grund der unter
dem Druck der Anglo-Amerikaner erfolgten „Einigung" zwischen de Gaulle und Giraud beide ge-
meinsam den Vorsitz des sogenannten franzosischen Befreiungskomitees in Algier ausubten, wurde
am 9. November gemeldet, daB Giraud den Vorsitz niedergelegt habe. Zugleich wurde eine neue Zu-
sammensetzung des Komitees veroffentlicht, wobei auffiel, daB mehrere Sitze an bekannte jiidische
Politiker fielen. Zugleich wurde klar, daB von kommunistischer Seite heftig gegen Giraud agitiert
wurde und daB die kommunistische Partei, die in Nordafrika wieder legal existiert und besonders auch
unter den Eingeborenen eine hochst intensive Propaganda betreibt, iiber die Entsendung von Vertre-
tern in das Algierkomitee verhandele.
Besonders bezeichnend fur den kommunistischen EinfluB ist die Tatigkeit der vom Algierkomitee
eingesetzten sogenannten „Sauberungskommission", die alle diejenigen zur Rechenschaft ziehen soil,
die friiher die Politik Vichys vertreten haben oder gar als deutschfreundlich galten. In dieser Kommis-
sion fiihren die Kommunisten das groBe Wort und benutzen sie, um ihre politischen Gegner zu erledi-
iJiriiisirllilLinii iit'jiiaijif 17
gen oder mindestens zu verdrangen und einzuschiichtern. Die Kommission hat ihre Tatigkeit auch auf
die Armee ausgedehnt trotz des Widerstandes, den Giraud dem entgegensetzte. Hohe Verwaltungsbe-
amte, Richter, Politiker, Generale und Stabsoffiziere wurden in groBer Zahl vor die Sauberungskom-
mission zitiert, abgesetzt oder verurteilt. Wer irgendwie antikommunistische Einstellung verrat, hat
alle Aussicht, vor die Kommission zitiert zu werden. Eine ganze Anzahl von friiher fuhrenden Person-
lichkeiten, die entscheidend am Verrat Nordafrikas zugunsten der anglo-amerikanischen Invasion be-
teiligt gewesen sind, sitzen heute in Untersuchung shaft. Alle Hilfsdienste, die de Gaulle den Kommu-
nisten leistet, schiitzen ihn aber trotzdem nicht vor deren Angriffen: in kommunistischen Versamm-
lungen erhoben kommunistische Drahtzieher, an ihrer Spitze der beriichtigte kommunistische Abge-
ordnete Marty, wegen seiner blutigen Tatigkeit im spanischen Burgerkrieg „der Schlachter von Alba-
cete" genannt, heftige Angriffe gegen
161 gegen de Gaulle. Marty erklarte, de Gaulle verstehe Frankreichs demokratische Gebrauche nicht!
In der sogenannten Widerstandsbewegung im franzosischen Mutterland, die von den Englandern
durch den Abwurf betrachtlicher Mengen von Waffen aus Flugzeugen, durch eine systematische
Rundfunkpropaganda und auch sonst ohne jeden Skrupel unterstiitzt wird, haben die Kommunisten so
ziemlich die Flihrung inne. Sie tarnen ihre kommunistischen Umsturzplane patriotisch, und dement-
sprechend treten die Kommunisten in Nordafrika und besonders vor dem Algierkomitee als die Flihrer
und Wegbereiter des franzosischen Patriotismus und der Befreiung Frankreichs auf. Demgegenuber
konnte am 4. Dezember die bekannte monarchistische Tageszeitung „Action francaise" ein geheimes
Rundschreiben der kommunistischen Partei Frankreichs an alle Parteigliederungen veroffentlichten,
das die Grundfrage der kommunistischen Politik, warum Terroristen und Partisanen organisiert und
unterstiitzt werden mlissen, beantwortet. Die Antwort ist ein Bekenntnis zum Mittel des Terrors und
des unterirdischen bewaffneten Kampfes an S telle der bisherigen kommunistischen Propaganda in den
Stadten, zu dem Zweck, die gegenwartige Ordnung in Frankreich zu beseitigen und durch ein sowjeti-
sches System der kommunistischen Herrschaft zu ersetzen. Dieses Rundschreiben erweist, was ja oh-
nehin schon klar war, daB die patriotische Tanning nur ein Mittel zum Zweck ist, zur Bolschewisie-
rung Frankreichs. Dies erkennen trotz aller Voreingenommenheit gegenliber der deutschen Besat-
zungsmacht immer weitere Kreise des franzosischen Volkes. Die Erkenntnis wird nicht nur durch die
Entwicklung in Nordafrika gefordert, sondern besonders auch durch das zunehmende Terror- und
Banditenunwesen in Frankreich selbst. Vom englischen Standpunkt wird das Ziel verfolgt, durch Ter-
ror- und Sabotageakte der deutschen Besatzungsmacht Schwierigkeiten zu bereiten, durch systemati-
sche Attentate auf die Vertreter der Kollaborationspolitik diese zu erledigen oder mindestens einzu-
schiichtern und schlieBlich durch die Organisierung moglichst zahlreicher geheimer Widerstandsgrup-
pen im Falle der englisch-amerikanischen Invasion im Riicken der deutschen Armee den Kampf gegen
deren Nachschub und auch gegen sie selbst vorzubereiten, d. h. also in gewohnter Weise die Franzo-
sen fur englische Interessen antreten zu lassen. Die eifrige und flihrende Beteiligung der Kommunisten
an diesem Treiben, die natlirlich auf Weisung Moskaus erfolgt, hat fiir den Kommunismus den Sinn,
die eigene Machtergreifung vorzubereiten!
Dies hat man allmahlich auch in V i c h y begriffen. Am 30. Dezember wurde der Leiter der franzo-
sischen Miliz in der Slidzone, Joseph D a r n a n d, zum Polizeichef Frankreichs mit weitgehenden
Vollmachten ernannt. In einer amtlichen Erklarung hieB es: „Eine der vorherrschenden Sorgen der
Regierung unter den gegenwartigen Umstanden ist die Aufrechterhaltung der Ordnung. Die Erhaltung
der Sicherheit der Franzosen, sowohl ihrer Person wie ihres Besitzes, ist eine vordringliche Notwen-
digkeit ebenso wie das Erfordernis, die Zukunft Frankreichs zu bewahren, indem man es zunachst
gegen die Unordnung schlitzt. Die Regierung ist entschlossen, mit verstarkter Kraft den Kampf gegen
Banditentum und Terrorismus zu fiihren, die sich in hassenswerter Form in Stadt und Land auBern und
uberall Erregung und Unruhe hervorrufen. Zu diesem Zweck sind Beschlusse gefaBt worden zur Reor-
ganisation und Verstarkung des Innenministeriums, dem die Aufgabe zufallt, die offentliche Sicherheit
aufrechtzuerhalten. Die Reorganisation und Verstarkung haben zum Ziel, den Dienststellen, die dem
Regierungschef, der gleichzeitig Innenminister ist, unterstehen, die Mittel zur wirksameren Aktion in
die Hand zu geben. Die Anderungen bewiesen sowohl durch die Reform der Struktur, die sie mit sich
bringen, als auch durch die Wahl der Personlichkeiten, den Willen der Regierung, die Ordnung auf-
rechtzuerhalten und das Land vor dem Schrecken des drohenden Burgerkrieges zu bewahren."
162 Was die Flihrer der Kollaborationsparteien, die Doriot, Deat, Bucart, Constantini und die
fuhrenden Pariser Zeitungen und Zeitschriften immer wieder gefordert haben, daB namlich der franzo-
sische Staat sich endlich aufraffen mlisse, um die offentliche Ordnung zu sichern und damit sich selbst
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zu verteidigen, soil also nun endlich Tatsache werden. Gleichzeitig wurde der friihere Abgeordnete der
Rechten, Philipp H e n r i o t, zur Zeit vielleicht der wirkungsvollste Versammlungs- und Rundfunk-
redner Frankreichs, zum Informationsminister, d. h. zum Leiter der Regierungspropaganda ernannt.
Darnand und Henriot sind klare, energische, politisch eindeutige Personlichkeiten, von denen man
erwarten darf, daB sie den Kampf des Geistes und der Waffen gegen den Kommunismus im Innern
und gegen die angelsachsischen Feinde Europas nach auBen mit aller Entschiedenheit flihren werden.
Sie haben erkannt, daB der wahre Feind der franzosischen Zukunft der Kommunismus und die Anglo-
Amerikaner sind.
Hierflir wurde in den Monaten November und Dezember 1943 im Vorderen Orient, wo englischer
und franzosischer EinfluB schon solange miteinander ringen, ein neuer Beweis erbracht. Als namlich
die Englander im Herbst 1941 in das franzosische Mandatsgebiet Syrien eindrangen und mit Unter-
stiitzung der franzosischen Dissidenz das Gebiet schlieBlich besetzten, versprach im Namen de
Gaulles der General Catroux dem Libanon und Syrien die Unabhangigkeit. Als nun das libanesische
Parlament am 8. November 1943 ein Gesetz annahm, durch das der Libanon praktisch seine Unabhan-
gigkeit von der franzosischen Mandatsverwaltung erklarte, griff das Algierkomitee ein, lieB Kolonial-
truppen antreten und Parlament und Regierung des Libanon verhaften! Hierdurch wurde das Signal zu
einem politisch propagandistischen Kesseltreiben Londons gegen das Algierkomitee gegeben, das
zeigte, daB die Aktion der libanesischen Regierung offensichtlich unter EinfluB Englands inszeniert
worden war und einen Schachzug in der Vorderorientpolitik Englands darstellte. Diese Politik, die auf
die Beherrschung und Ausbeutung der arabischen Lander hinzielt, bemiiht sich einerseits, die gegen-
wartige machtpolitische Schwache Frankreichs auszuniitzen und den franzosischen Konkurrenten los-
zuwerden, andererseits die Panarabischen Bestrebungen, die besonders die agyptische Regierung for-
dert (weil sie die geistige und politische Fuhrung der arabischen Volker an sich bringen will), als Vor-
spann fur die eigenen Ziele zu benutzen. England mobilisierte gegen die „Unterdriickung des Liba-
non" durch de Gaulle eine Protestbewegung durch die von ihm abhangigen Regierungen. Agyptens,
des Iraks und sogar der Moslemliga in Indien, startete durch Reuter und die englische Presse eine Pro-
pagandakampagne gegen das Algierkomitee, erhob auch diplomatische Vorstellungen in Algier und
gebrauchte besonders den Vorwand, daB bei der geographischen Bedeutung Syriens fur die alliierte
Kriegftihrung seitens Englands keine Politik de Gaulles geduldet werden konne, die Unruhen hervor-
rufe. Washington unterstiitzte den Londoner Standpunkt: Staatssekretar Hull teilte am 19. November
mit, die USA-Regierung habe in einer Botschaft an das Algierkomitee diesem geraten, dem Libanon
vollige Unabhangigkeit zu gewahren. Es blieb de Gaulle daraufhin nichts anderes tibrig, als gute Mie-
ne zum bosen Spiel zu machen, am 21. November die libanesische Regierung wieder freizulassen und
den von dieser geschaffenen neuen Zustand anzuerkennen. Frankreich hatte damit gegen England und
die USA im Vorderen Orient eine Position verloren! Die Anglo-Amerikaner wollen eben im Vorderen
Orient, wo sie besonders die reichen Olvorkommen interessieren, allein Herr im Hause sein. Alles
weist freilich darauf hin, daB die amerikanische Unterstiitzung damit erkauft werden muB, daB die
USA sehr maBgeblich an der Ausbeutung der Olvorkommen beteiligt werden.
Der Charakter des gegenwartigen Krieges, soweit er England und besonders die USA angeht, als ei-
nes Krieges mit weitgesteckten Zielen eines die ganze Welt umspannenden politischen und wirtschaft-
lichen
163 Imperialismus — leuchtete in der Libanon- Affare hell auf. Dieser Imperialismus schiebt im Vorderen
Orient den franzosischen Bundesgenossen ebenso rticksichtslos zur Seite, wie er dies im Fernen Osten
mit Japan tun mochte. Hier aber trifft er auf einen starken und tapferen Feind. Die Kampfe im Siid-
westpazifik um die vorgeschobenen Inselstellungen des japanischen GroBostasienraumes sind in den
Monaten November und Dezember 1943 mit groBem Einsatz und mit wachsender Heftigkeit weiter-
gegangen. Die amerikanisch-australische Offensive im Sudpazifik konnte, freilich nur unter sehr
schweren Opfern, einigen Raum gewinnen, ohne daB jedoch dadurch in die auBere Verteidigungslinie
Japans eine wirkliche Bresche geschlagen worden ware.
In seiner Eigenschaft als Kriegsminister gab Ministerprasident T o j o vor dem japanischen Ober-
haus am 27. Dezember einen Uberblick liber die Kriegslage und die Waffenerfolge Japans an den ver-
schiedenen Fronten, der ein eindrucksvolles Bild der militarischen Starke Japans bot. In den Kampfen
im Pazifik wenden die Japaner nach wie vor mit groBem Erfolg die Taktik an, ihre Kriegsflotte, be-
sonders die schweren Schiffe, moglichst zu schonen und den Kampf zur See nur unter Einsatz leichter
Seestreitkrafte und besonders mit Hilfe der Marineflugwaffe zu fiihren. Diese Taktik hat bisher groBe
Erfolge gebracht.
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Auf den Landkriegsschauplatzen Japans, im weiten chinesischen Raum und an der burmesisch-
indischen Grenze, hat sich nichts Wesentliches ereignet. Die geplante gemeinsame englisch-
chinesische Offensive, die durch eine Zangenbewegung aus Tschungking-China nach Slidwesten ei-
nerseits und aus Indien in ostlicher und nordostlicher Richtung andererseits Japans Riegelstellung
iiber der BurmastraBe aufbrechen sollte, ist entgegen alien englischen Ankundigungen nicht in Gang
gekommen. Sie sollte nach den englisch-amerikanischen Planen ihrerseits wieder eine Seite einer
zweiten und noch groBeren Zangenbewegung bilden, deren andere Seite die australisch-amerikanische
Offensive im Sudwestpazifik darstellt. Durch eine gewaltige Zangenbewegung sollte die von Japan im
ersten Kriegsjahr errungene Stellung, die sich von Burma iiber die Malaiische Halbinsel, Franzosisch-
Indochina, Hollandisch-Ostindien und die Philippinen und iiber Teile Neu-Guineas, Bismarck-
Archipel, Marschall-Inseln, Karolinen usw. erstreckt, umfaBt und wie eine RiesennuB in einer unge-
heuren Zange zerbrochen werden. Wahrend die ostlich angesetzte Zange in miihsamem und hochst
verlustreichem „Inselhiipfen" in die auBerste Schale der RiesennuB immerhin eindringen konnte, ist
der westlich gegen Burma angesetzte Zangenteil iiberhaupt nicht in Bewegung gekommen. Jedoch
haben die Japaner ihrerseits die von Tschungking aus gegen Burma in Vorbereitung befindliche inne-
re Zangenbewegung in schnellen und erfolgreichen OffensivstoBen zerbrochen. Sie bereiten sich au-
Berdem offensichtlich darauf vor, der geplanten Offensive Mountbattens aus dem indischen Raum
ebenfalls zuvorzukommen und in dessen Offensivvorbereitungen und Bereitstellungen hineinzusto-
Ben. Hierbei ist der indischen Nationalarmee von Subhas Chandra Bose eine auch politisch und pro-
pagandistisch bedeutungsvolle Rolle vorbehalten.
In diesem militarischen Rahmen vollzog sich Anfang November in China der „KongreB der Staaten
GroBostasiens", an dem alle Volker und Staaten des japanischen GroBostasienraumes teilnahmen. Der
KongreB schloB mit folgender gemeinsamer Erklarung: Fiir die Errichtung des Weltfriedens gilt als
Grundprinzip, daB jede Nation auf der Welt ihren eigenen Raum besitzt und am gemeinsamen
Wohlstand durch gegenseitige Hilfe und Unterstiitzung teilhat. Die USA und das englische Reich ha-
ben, indem sie nur ihren eigenen Wohlstand zu fordern suchten, andere Nationen und Volker unter-
driickt. Vor allem in Ostasien haben sie sich unersattlicher Angriffslust und Ausbeutung schuldig ge-
macht und haben versucht, ihren grenzenlosen Ehrgeiz, die Bevolkerung des gesamten Gebietes zu
Sklaven zu machen, zu verwirklichen. SchlieBlich sind sie zu einer ernsten Bedrohung der Sicherheit
Ostasiens geworden. Hierin
164 liegt der Grund des gegenwartigen Krieges. Die Lander GroBostasiens, vom Wunsch beseelt, zum
Weltfrieden beizutragen, verpflichten sich zur Durchfiihrung des GroBostasien-Krieges
zusammenzuarbeiten, ihr Gebiet von dem Joch der britisch-amerikanischen Unterdriickung zu
befreien und ihre eigene Existenz und Verteidigung sicherzustellen und weiterhin auf Grund der
folgenden fiinf Prinzipien zu der Errichtung GroBostasiens beizutragen:
1. Die Lander GroBostasiens werden nach dem Grundsatz der gegenseitigen Hilfe und Zusammen-
arbeit die Sicherheit und die Stetigkeit ihrer Gebiete sicherstellen und werden eine Ordnung gemein-
samen Wohlstandes und Wohlergehens nach den Grundsatzen der Gerechtigkeit errichten.2. Die Lan-
der GroBostasiens werden die briiderlichen Beziehungen unter den Nationen in diesem Gebiet sicher-
stellen durch Achtung vor der Souveranitat und Unabhangigkeit der anderen und durch die Ausiibung
gegenseitiger Hilfe und Freundschaft. 3. Die Lander GroBostasiens werden die Kultur und Zivilisation
von GroBostasien dadurch verstarken, daB sie die Uberlieferung der einzelnen .Volker achten und die
schopferischen Krafte jeder Rasse weiterentwickeln. 4. Die Volker GroBostasiens werden sich bemii-
hen, durch enge Zusammenarbeit auf der Grundlage der Gegenseitigkeit ihre wirtschaftliche Entwick-
lung zu beschleunigen und dadurch zum gemeinsamen Wohl ihres Gebietes beizutragen. 6. Die Lan-
der GroBostasiens werden freundschaftliche Beziehungen mit alien Landern der Welt unterhalten, fiir
die Abschaffung von Rassenunterschieden eintreten, den kulturellen Austausch und die Ausschlie-
Bung von Naturschatzen in der gesamten Welt fordern und dadurch zum Fortschritt der Menschheit
beitragen.
Mitte November 1943 fand sodann in Tokio eine GroBostasiatische Journalistenkonferenz start, an
der 82 Pressevertreter aus alien Gebieten Ostasiens teilnahmen. Der KongreB hat einen Vorschlag zur
Bildung einer „GroBostasiatischen Presse Vereinigung", in der alle Presseverbande, Zeitungen und
Nachrichtenagenturen GroBostasiens zusammengefaBt werden sollen, einstimmig angenommen. Die
GroBostasiatische Pressevereinigung „GEAPJF" (Abkiirzung nach der englischen Bezeichnung: Grea-
ter East Asia Press Federation) genannt, hat folgende Ziele: Aufbau der groBostasiatischen
Wohlstandssphare durch einen groBen ZusammenschluB der Zeitungen und Nachrichtenbiiros in die-
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sem Gebiet. die Forderung gegenseitigen Verstehens und der Freundschaft unter diesen Zeitungen und
Nachrichtenbliros und Zusammenarbeit fur den Aufstieg von Asien. Die „GEAPF" wird Sekretariate
in den verschiedenen Landern bzw. Gebieten GroBostasiens errichten. Ein Zentralsekretariat fiir die
Geschaftsfuhrung der „GEAPF" soil in Tokio errichtet werden.
So ist weder das Bild der politischen noch das der militarischen Entwicklung in Ostasien am Ende
des Jahres 1943, nachdem dort der Krieg zwei Jahre gedauert hat, fiir England und die USA giinstig
oder aus-sichtsreich. Da aber auch in Europa der militarisch-politische Anfangserfolg der Kapitulation
Italiens an der siiditalienischen Front steckenblieb und sich im Balkanraum und im Agaischen Meer
iiberhaupt nicht auswirkte, die deutsche Atlantikfront dagegen immer starker wurde, blieb als einziger
„Erfolg" der englisch-amerikanische Bombenterror gegen die Festung Europa.
Demgegeniiber waren die Raumgewinne des sowjetischen Verbiindeten der Anglo-Amerikaner sehr
viel offensichtlicher, und Moskau verstand es trefflich, sie durch phantastische Ziffern angeblicher
deutscher Verluste und durch immer wieder gesteigerte Schilderungen des angeblich unmittelbar be-
vorstehenden Zusammenbruchs der deutschen Ostfront noch sehr viel eindrucksvoller erscheinen zu
lassen. Zugleich gab man in Moskau immer wieder seiner Unzufriedenheit iiber die ungeniigenden
militarischen Leistungen der Bundesgenossen Ausdruck. Man lobte zwar die Kapitulation Italiens und
schickte Gliickwiinsche, kritisierte aber bald darauf das Schneckentempo der Offensive in Italien und
stellte fest, diese Unternehmung sei nicht die zweite Front, die man Moskau versprochen habe. Die
zweite Front
165 miisse vielmehr erst kommen, und zwar bald, damit die Sowjetunion endlich eine militarische
Entlastung erfahre. So hin und wieder wurden dann von den Sowjets iiber Stockholm, Ankara oder
Lissabon Nachrichten von angeblichen deutsch-sowjetischen Friedensgesprachen ausgestreut, um den
eigenen Bundesgenossen das Schreckgespenst eines moglichen Ausscheidens der Sowjetunion aus
dem Kampf auf die Leinwand des politischen BewuBtseins zu projizieren.
Man erinnert sich, daB auf der Konferenz von Casablanca der fiir Stalin selbst oder seinen Vertreter
bereitgestellte Stuhl leer blieb und daB Roosevelt und Churchill geradezu ein Klagelied dariiber an-
stimmten, daB Stalin nicht von der Partie war, ja, daB Roosevelt versicherte, er ware Herrn Stalin gern
bis an den Nil und sogar noch weiter entgegengekommen. Aber Stalin war offenbar entschlossen, sich
nur in Moskau oder hochstens nahe der sowjetischen Grenze sprechen zu lassen. Das Problem einer
Dreierkonferenz zwischen Stalin, Roosevelt und Churchill erwies sich als so schwierig, daB man sich
zur Abhaltung einer Vorkonferenz der drei AuBenminister Molotow, Hull und Eden entschloB. Sie
sollte in London stattfinden nach dem Wunsch Englands und der USA. Aber Stalin beharrte auf Mos-
kau als Tagungsort und setzte sich durch!
Wochenlang dauerte die Vorbereitung der Konferenz. Ihre diplomatische Seite ist unbekannt geblie-
ben, die publizistische hat sich vor unseren Augen abgespielt. Sie war interessant genug und laBt die
unbekannt gebliebenen diplomatischen Hintergriinde einigermaBen erraten. Die offizielle englisch-
amerikanische These war: Zusammenarbeit mit der Sowjetunion zur Erringung des gemeinsamen Sie-
ges und im spateren Frieden. Beide Probleme miissen gleichzeitig diskutiert werden. Stalin muB seine
Friedensziele bekanntgeben und sein hartnackiges Schweigen dariiber endlich brechen. Um Stalin zu
zeigen, wie gut man es mit der Sowjetunion meine, wurde kurz vor Beginn der Moskauer Konferenz
ein britisch-amerikanisch-kanadisch-sowjetisches Protokoll iiber gesteigerte Lieferungen im Rahmen
des Pacht- und Leihabkommens an die Sowjetunion abgeschlossen.
Aber die Sorge, was Stalin nun eigentlich wolle, lieB sich in der englischen und USA-Presse nicht
ganz unterdriicken. Hierfiir gabe es zahlreiche Zitate. Als besonders pragnant sei eines aus der bekann-
tenenglischen Monatszeitschrift „Nineteenth Century and after" gebracht. Sie schrieb Ende September
1943, die Sowjetunion strebe die Auflosung ganz Europas und besonders der Gebiete zwischen Ostsee
und Agaischem Meer an. Die Ziele der Sowjetunion wurden aus ihrer Politik, ihrer Propaganda und
der Unterstiitzung klar, die sie bewaffneten Partisanengruppen und politischen Parteien gewahrten.
Diese seien in allem auBer in ihrem Namen kommunistisch. Nach dem Hinweis darauf, daB aus der
Komintern. jetzt ein „permanenter KongreB" geworden sei, der sowohl kommunistische als auch so-
wjetische Anschauungen vertrete, umriB das Blatt die territorialen Anspriiche der Sowjetunion in Eu-
ropa. So habe die Sowjetunion bereits die zukiinftige Annexion Ostpolens erklart. Durch die Aktivitat
gewisser Gruppen sei es auch klar, daB die Sowjets auch Westpolen sich einverleiben wollten. Die
Sowjetunion sei dariiber hinaus fest entschlossen, die Industrien Mittel- und Siideuropas, insbesondere
Bohmens, zu kontrollieren. Gelinge ihr das, dann wurde sie die wichtigsten Werke in den Ural schaf-
fen und die tschechischen Arbeiter in das Innere der Sowjetunion bringen. Auch an der Auflosung
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Rumaniens arbeite die Sowjetunion. Hier gebe es keinen Zweifel dariiber, daB sie das Donau-Delta
und die Olfelder unter ihre Gewalt zu bringen beabsichtige. Die Sowjets strebten ferner einen direkten
und durch nichts behinderten Zugang zum Mittelmeer und vielleicht auch zum Adriatischen Meer an.
Es liege im Bereich der Wahrscheinlichkeit, daB die Sowjets vom Iran aus die Tiirkei zu isolieren
trachteten und sich eine EinfluBsphare bis zum Persischen Golf zu schaffen suchten. Offen herausge-
sagt, so schloB das Blatt,
166 sahen die Sowjets in diesem Kriege eine Gelegenheit, mehr als jemals in der Geschichte zu erobern.
Dann wiirden sie die Herren Europas werden und beherrschten ein Gebiet, das vom Mittelmeer bis
nach Indien reichen wtirde.
Erst am 13. Oktober 1943, kaum eine Woche vor dem Beginn der Konferenz am 19., veroffentlichte
die Sowjetpresse die erste Stellungnahme zu ihr. Das Regierungsorgan, die „Prawda", fiihrte aus: Ei-
nige Schwatzer versuchten durch unsinnige Behauptungen bezuglich der Tagesordnung der Konferenz
Unruhe zu stiften. Sie behaupteten u. a., daB die Frage der russischen Grenzen und das Statut der balti-
schen Staaten erortert werden wtirde. Jeder wisse, daB RuBlands Grenzen nicht mehr Diskussionsge-
genstand sein konnten als z. B. die Grenzen der USA oder das Statut Kaliforniens. Das wichtigste
Problem sei eine Verringerung der Kriegsdauer. Je enger und wirksamer die Alliierten zusammenar-
beiteten auf politischem und militarischem Gebiet, desto eher werde Deutschland besiegt werden kon-
nen, desto starker werde die Grundlage des kunftigen Friedens und desto glucklicher die Losung der
Nachkriegsordnung im Interesse aller Alliierten sein. In diesem Lichte erhelle sich die Bedeutung der
Dreierkonferenz. Was die Erklarungen der USA-Presse angehe, die meine, der wichtigste Gegenstand
der Konferenz sei nicht die militarische Frage, sondern das politische Problem und der Komplex der
Nachkriegsordnung, und deshalb werde die Frage der zweiten Front nicht zur Erorterung gelangen, so
scheine die USA-Presse zu vergessen, daB die wichtigste Aufgabe der Alliierten zur Zeit die sei, die
Nachkriegsperiode zu erreichen.
In einem weiteren Artikel der „Prawda" am 14. Oktober hieB es: Die erste Frage auf der Tagesord-
nung der bevorstehenden Dreierkonferenz in Moskau werde die konkrete militarische Frage der Er-
richtung einer zweiten Front in Westeuropa sein. Es mtisse eine konkrete und befriedigende Losung
oder Antwort gefunden werden, bevor die Konferenz sich anderen Problemen zuwenden konne.
Der Sowjetstandpunkt sei von Stalin immer klar und deutlich zum Ausdruck gebracht worden: 1.
miisse die deutsche Militarmacht so schnell wie moglich gebrochen werden. Die alliierte Kriegfuhrung
trage diesem Faktor der Schnelligkeit nicht geniigend Rechnung. 2. Ein Teil der Kriegsziele der Ver-
einigten Nationen sei nicht nur, den Feind aus den besetzten Gebieten zu vertreiben, sondern das poli-
tische Nazi-System auf immer zu brechen. Es mtisse also erwartet werden, daB Eden und Hull in ihren
Aktentaschen klare Anweisungen ihrer Regierung bezuglich des ersten Punktes mitbrachten. Anderen-
falls sei es schwer, einzusehen, wie die Konferenz etwas anderes zustande bringen konnte, das wirk-
sam sein konnte.
Diese AuBerungen lieBen an Deutlichkeit nichts zu wiinschen iibrig:
Moskau wollte keine Erorterungen geschweige denn Entscheidungen dariiber, wo kunftig die Grenzen
der Sowjetunion verlaufen sollen, sondern es wiinschte nur Abmachungen iiber die Hilfe, die ihm sei-
ne Verbundeten gewahren wiirden, um durch eine schnelle und siegreiche Beendigung des Krieges die
machtpolitischen Voraussetzungen fur die Verwirklichung der territorialen und sonstigen Ziele des
Sowjet-Imperialismus zu schaffen. England und die USA, die diesen Sowjet-Imperialismus furchten
und Garantieversprechungen an Staaten wie Polen ubernommen haben, die die nachsten Opfer des
sowjetischen Imperialismus sein wiirden, die also am Vordringen der Sowjets an die Dardanellen oder
an die Adria ein hochstnegatives Interesse haben miissen, wollten auf der Moskauer Konferenz Aus-
maB und Tempo ihrer militarischen Untersriitzung der Sowjetunion davon abhangig machen, daB Sta-
lin feste Bindungen hinsichtlich seiner territorialen Absichten, d. h. also hinsichtlich einer Beschran-
kung seine imperialistischen Ziele einging, die diese Ziele auf ein den Anglo- Amerikanern ertraglich
erscheinendes MaB beschrankten.
167 Es lagen also ganz entgegengesetzte Absichten und Zielsetzungen beiden drei Teilnehmern der
Moskauer Konferenz vor. Kein Wunder, daB die Konferenz ziemlich lange dauerte und daB die offizi-
elle Verlautbarung iiber die Ergebnisse der Konferenz zwar ein langes Dokument ist, aber einem geiib-
ten Leser diplomatischer Dokumente auf den ersten Blick verrat, daB es eine Notgeburt ist, daB es
hinter vielen Worten wenig Tatsachliches enthalt und daB es nur miihsam Gegensatze verbirgt und
Uneinigkeiten iiberbriickt, die nach auBen nicht sichtbar werden zu lassen offensichtlich mit die
schwierigste Aufgabe der Verfasser der Verlautbarung gewesen ist. Das Kommunique lautet:
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Die Konferenz der AuBenminister Hull (USA), Eden (England) und Molotow (Sowjetunion) fand
vom 19. bis 30. Oktober in Moskau statt. Es wurden zwolf Sitzungen abgehalten. AuBer den drei Au-
Benministern nahmen auf USA-Seite noch Botschafter Harriman, Generalmajor John L. Leane, Green
H. Hackworth, James C. Dunn und Sachverstandige, auf britischer Seite Botschafter Sir Archibald
Clark Kerr, William Strang, Generalleutnant Sir Hastings Ismay und Sachverstandige, auf sowjeti-
scher Seite Marschall Woroschilow, Wyschinski, Litwinow, Sergejew, Generalmajor Guysiow, Saksin
und Sachverstandige an den Besprechungen teil.
Die Tagesordnung umfaBte alle von den drei Regierungen zur Erorterung vorgelegten Fragen. Einige
dieser Fragen drangten auf eine SchluBentscheidung, die getroffen wurde. Uber andere Fragen wurden
nach Aussprache grundsatzliche Beschltisse gefaBt. Diese Fragen wurden zur naheren Prtifung Son-
derkommissionen zugeleitet oder fur eine Abfertigung auf diplomatischem Wege zuriickgestellt. Wie-
der andere Fragen wurden durch einen Gedankenaustausch erledigt. Die Regierungen der drei Machte
haben in alien Fragen, die die gemeinsame Kriegsanstrengung betreffen, in enger Kooperation gestan-
den. Es ist aber das erstemal, daB die AuBenminister der drei Regierungen sich in einer Konferenz
zusammensetzen konnten. Es gab offene und erschopfende Erorterungen liber die MaBnahmen, die
getroffen werden sollen, um den Krieg gegen Deutschland und seine Trabanten in Europa abzukiirzen.
Die Anwesenheit militarischer Berater, die die gegenseitigen Generalstabe vertreten, wurde zur Eror-
terung bestimmter militarischer Operationen benutzt, liber die Beschlusse getroffen wurden und die
bereits auf dem Wege der Vorbereitung sind, um in Zukunft die Grundlage zu der engsten militari-
schen Zusammenarbeit zwischen den drei Landern zu schaffen. Als zweite Frage nach der Hauptfrage
hinsichtlich der Abklirzung des Krieges erkannten die drei Regierungen, daB es in ihrem eigenen na-
tionalen Interesse und im Interesse aller friedliebenden Volker liegt, daB sie die jetzige enge Zusam-
menarbeit und Kooperation in der Kriegftihrung auch nach Beendigung der Feindseligkeiten fortsetzen
und daB nur auf diese Weise der Friede aufrechterhalten und die politische, wirtschaftliche und soziale
Wohlfahrt ihrer Volker vollauf begunstigt werden kann. Diese Uberzeugung findet ihren Ausdruck in
einer Erklarung, der die chinesische Regierung wahrend der Konferenz beitrat und die von den drei
AuBenministern und dem chinesischen Botschafter in Moskau im Namen ihrer Regierungen unter-
zeichnet wurde.
Diese Erklarung, die veroffentlicht wurde, sieht eine noch engere Zusammenarbeit in der Fortset-
zung des Krieges und fur alle Fragen vor die die Kapitulation und die Entwaffnung der Feinde ange-
hen, mit denen die vier Lander sich im Kriege befinden. Sie enthalt die Grundsatze, auf denen nach
Ansicht der vier Regierungen ein breites System der internationalen Zusammenarbeit und Sicherheit
beruhen soil. Die Konferenz beschloB, Organismen ins Leben zu rufen, um die engste Zusammenar-
beit der drei Regierungen bei der Prtifung der europaischen Fragen zu gewahrleisten. die im weiteren
Verlauf des Krieges auftauchen konnen. Zu diesem Zweck beschloB die Konferenz, in London eine
beratende europaische Kommissionzu errichten, um diese Fragen zu studieren und den
drei Regierungen gemeinsame Empfehlungen zu machen.
168 Die Konferenz beschloB gleichfalls die Errichtung eines konsultativen Rates fur die Italien betreffen-
den Fragen. Dieser Rat soil aus Vertretern der drei Regierungen und des franzosischen Befreiungsaus-
schusses bestehen. Dem Rat, so ist vorgesehen, sollen auch Vertreter Griechenlands und Jugoslawiens
zugeteilt werden auf Grund ihrer Sonderinteressen infolge des Angriffs des faschistischen Italiens
gegen ihr Gebiet in diesem Kriege. Dieser Rat wird die taglich auftauchenden, nichtmilitarischen Fra-
gen behandeln und Empfehlungen zwecks einer Koordinierung der alliierten Politik gegentiber Italien
machen. Die drei AuBenminister erachteten es fur zweckmaBig, erneut durch eine heute veroffentlichte
Erklarung die Haltung der Alliierten zugunsten der Wiedereinrichtung der Demokratie in Italien zu
bestatigen.
Um das magere Ergebnis der Moskauer Konferenz wenigstens etwas zu garnieren, verfiel man
ausgerechnet auf die Verlegenheitslosung, „zu verkiinden, daB es das Ziel der drei Regierungen sei,
die Unabhangigkeit Osterreichs wiederherzustellen".
Die AuBenminister gaben auf der Konferenz Erklarungen Roosevelts, Churchills und Stalins be-
kannt, die eine Warming beinhalten, daB bei der Gewahrung eines Waffenstillstandes an irgendeine
deutsche Regierung die deutschen Offiziere und Soldaten und Mitglieder der Partei, die irgendwie in
Verbindung mit den von den deutschen Streitkraften in den besetzten Gebieten „veriibten Grausamkei-
ten und Hinrichtungen" stehen, in das Land, wo diese Verbrechen veriibt wurden, gebracht werden
sollen, um vor Gericht gestellt und nach den Gesetzen dieses Landes bestraft zu werden. Es ist nicht
uninteressant, daB in der offiziellen Erklarung der vier Machte, die deutlich den Stempel einseitiger
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sowjetischer Formulierungen tragt, die von den Sowjets an 12000 polnischen Offizieren veriibten
Morde den Deutschen in die Schuhe geschoben werden.
Welches ist der politische Kern, der langen Rede kurzer Sinn? Auskunft hieriiber wird man sich zu-
nachst bei denen holen wollen, die das lange Dokument fabriziert haben, also bei Molotow, Hull und
Eden. Aus Moskau liegen keine Kommentare vor, jedoch hat sich Hull nach seiner Rlickkehr in die
USA kurz hintereinander dreimal und Eden im englischen Unterhaus einmal ausflihrlich geauBert. Ihre
Kommentare sind aber ebenso wortreich und unsubstantiell wie das AbschluBkommunique von Mos-
kau selbst. Hull bezeichnete als wichtigstes Ergebnis, daB sich in Moskau die beteiligten Regierungen
verpflichtet hatten, „ein breites und fortschrittliches Programm internationaler Zusammenarbeit durch-
zufuhren". Zum politischen Kern der Sache aber dringen folgende Satze Hulls vom 18. November
vor: „Die zweiwochigen Besprechungen in Moskau sollten nicht die Losung aller vorliegenden Pro-
bleme bringen. Wir konnten noch viel weniger die Probleme erledigen, die in der Zukunft auftauchen
werden. Es gibt z. B. Probleme, wie die der Grenzen, die bis nach Beendigung der Feindseligkeiten
zurtickgestellt werden mtissen. Das Wichtigste ist, daB auf der Konferenz der ganze Geist internationa-
ler Zusammenarbeit in und nach dem Kriege einen praktischen Ausdruck erhielt. Die Konferenz hat
also eine Bewegung gefordert, die hoffentlich standig an Breite und Tiefe gewinnen wird. So werden
viele schwierige Probleme, die jetzt noch der Losung harren, zu einer befriedigenden Losung gefuhrt
werden konnen."
Bei einer anderen Gelegenheit sagte Hull, die territorialen Probleme konnten jetzt nicht geregelt
werden. Sie hatten an sich mit dem Kriege nichts zu tun und muBten bis nach KriegsschluB zurtickge-
stellt werden. Man konne den Krieg nicht abstoppen, um dreiBig bis vierzig Streitfragen iiber die
Grenzen zu regeln.
Eden hat in seiner Erklarung im Unterhaus iiber die Konferenz die Tatsache als besonders wichtig
herausgestellt, daB die beteiligten Regierungen beschlossen hatten, die Zusammenarbeit auch nach
dem Kriege fortzusetzen, und daB man jetzt schon in der Form des auf der Konferenz beschlossenen
Konsultativrats mit Sitz in London dafiir ein Sonderorgan geschaffen habe. Er fiigte freilich vorsichtig
und
169 einschrankend hinzu: „Wenn die auf der Konferenz geschaffenen Organe gut arbeiten, so durften sie
zur Gewinnung des Krieges und noch mehr zur Gewinnung des Friedens erheblich beitragen."
Schon die Londoner „Times" hatte am 2. November geschrieben, die bei weitem wichtigste prakti-
sche EntschlieBung der Konferenz sei die Einsetzung einer europaischen Beratungskommission der
drei Machte in London. Abgesehen von der Mittelmeerkommission, die noch nicht konstituiert sei, sei
dies das erste gemeinsame Organ der Vereinigten Nationen.
Das Ergebnis der Moskauer Konferenz kann also, wenn man die Phraseologie beiseite laBt und nur
die Tatsachen bei ihren Namen nennt, wie folgt formuliert werden: England und die USA haben bei
Stalin die erstrebte Festlegung und Einschrankung der bolschewistischen territorialen Kriegsziele
nicht erreicht! Stalin hat vielmehr seinen Anspruch, sich liberall alles zu nehmen, was im Laufe der
militarischen Ereignisse in seine Reichweite kommen konnte, durchgesetzt! Das bedeutet, daB ihm
England und die USA mindestens Osteuropa und den Balkan, d. h. also gerade jene Staaten uberlassen
haben, zu deren Schutz England angeblich in den Krieg eingetreten ist oder die es mit Garantiever-
sprechungen zum Kriegseintritt bewogen hat! Die einzige Festlegung Stalins ist seine Zustimmung zu
der beratenden Dreimachtekommission fur Europa und das ganz allgemein gehaltene Versprechen der
Zusammenarbeit nach dem Kriege. Da aber die Londoner Kommission nur beratenden Charakter hat
und man in der Diplomatic unter Zusammenarbeit alles verstehen kann, was nicht gerade Krieg ist, so
hat Stalin in Moskau in Wirklichkeit sich uberhaupt jeder Festlegung entzogen, d. h. er hat die eigent-
liche Absicht, mit der England und USA zur Konferenz kamen, vereitelt!
Andererseits kam Molotow fur Stalin zur Konferenz, um England und die USA auf moglichst
schnelle und wirksame militarische Unterstiitzung fur seine eigene Angriffspolitik gegen Europa, d. h.
in erster Linie hinsichtlich der Bildung der sogenannten zweiten Front festzulegen. Wenn Eden und
Hull mehrfach zugegeben haben, die Entscheidungen der Konferenz hatten sich auf militarische Fra-
gen bezogen und man sei sich dariiber klargeworden, wie man von nun ab den Krieg gemeinsam wei-
terfuhren wolle, so heiBt dies, daB es Stalin gelungen ist, sein Konferenzziel durchzusetzen. Die Mos-
kauer Konferenz bedeutet also einen klaren diplomatischen Sieg Stalins liber England und die USA!
Beide Staaten wurden gezwungen, nicht nur vor den machtpolitischen Anspriichen Stalins zuriickzu-
weichen, d. h. Europa dem Bolschewismus auszuliefern, sondern sich auch noch zu verpflichten, ihre
ganze militarische Macht bedingungslos zur Niederwerfung des einzigen Machtfaktors in Europa, der
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sich der bolschewistischen Flut mit Erfolg entgegenwerfen kann, namlich des GroBdeutschen Reiches,
einzusetzen.
Es kann schwerlich anders denn als ein letzter verzweifelter Versuch Londons und Washingtons, an
diesem Ergebnis vielleicht noch etwas zuandern, angesehen werden, wenn der durch ein chronisches
Leiden in seiner Bewegungsfahigkeit stark behinderte Roosevelt und der 69-jahrige Churchill in den
letzten Novembertagen die weite Reise nach der Hauptstadt des Iran, nach Teheran, unternahmen, um
dort vier Tage lang mit Stalin in der sowjetischen Botschaft erneut zu beraten. Am 6. Dezember 1943
wurde tiber diese Verhandlungen folgende Verlautbarung veroffentlicht:
„Wir, President der USA, Premierminister von GroBbritannien und Ministerprasident der UdSSR,
sind in den vier letzten Tagen hier in der Hauptstadt unseres iranischen Verbundeten zusammenge-
troffen und haben unsere gemeinsame Politik gestaltet und bestatigt. Wir haben unsere Entschlossen-
heit ausgedriickt, daB unsere Nationen im Kriege und im nachfolgenden Frieden zusammenarbeiten
sollen. Was den Krieg angeht, unsere militarischen Stabe haben an unseren Erorterungen am runden
Tisch teilgenommen und wir haben Plane zur Vernichtung der deutschen Streitkrafte vereinbart. Wir
haben ein voiles Einvernehmen iiber das AusmaB und den Zeitplan der Operationen erzielt, die vom
Osten, Westen und Stiden aus unternommen werden sollen. Das erzielte Einvernehmen biirgt dafiir,
daB der Sieg unser sein wird. Was den Frieden angeht, so sind wir davon uberzeugt, daB unser Ein-
vernehmen zu einem Dauerfriedenfuhren wird.
Wir erkennen die voile Verantwortung an, die auf uns und alien Vereinigten Nationen lastet, damit
wir daraus einen Frieden machen, der den guten Willen der uberwaltigenden Massen der Volker der
Welt ftihren und auf viele Generationen hinaus die GeiBel und die Schrecken des Krieges bannen wird.
Mit unseren diplomatischen Ratgebern haben wir die Zukunftsprobleme uberpruft. Wir werden Zu-
sammenarbeit und aktive Beteiligung aller Nationen, groB und klein, suchen, deren Volker in ihrem
Herzen und Geist sich wie unsere eigenen Volker der Ausrottung der Tyrannei, der Versklavung und
Unterdrtickung und der Unduldsamkeit widmen. Wir werden sie willkommen heiBen, wenn sie sich
entschlieBen, in die Weltfamilie der demokratischen Nationen einzutreten. Keine Macht auf Erden
kann uns daran hindern, die deutschen Armeen zu Lande, die deutschen U-Boote zur See und ihre
Kriegsbetriebe von der Luft aus zu vernichten. Unsere Angriffe werden pausenlos sein und an Wucht
zunehmen. Von dieser freundschaftlichen Aussprache blicken wir vertrauensvoll dem Tag entgegen,
wo alle Volker der Welt von der Tyrannei unbehelligt und entsprechend ihren verschiedenen Wiin-
schen und ihrem Gewissen ein freies Leben werden ftihren konnen. Wir sind mit Hoffnung und Ent-
schlossenheit hierher gekommen. Wir verlassen diesen Ort als wirkliche Freunde, dem Geiste und den
Absichten nach. Teheran, den 1. Dezember 1943."
AuBerdem wurde eine Erklarung der drei Konferenzmachte iiber den Iran bekanntgegeben, die die-
sem von englischen, amerikanischen und sowjetischen Truppen besetzten und wirtschaftlich in jeder
Weise ausgebeuteten Staat Hilfe und Freiheit versprach!
Vergleicht man die Verlautbarung tiber die Konferenz von Teheran mit der iiber das Moskauer Tref-
fen, so ergibt sich, daB offenbar auch Roosevelt und Churchill bei Stalin nicht mehr erreichten als
Eden und Hull bei Molotow. Teheran hat Moskau bestatigt!
Auf der Hinreise nach Teheran trafen sich Roosevelt und Churchill in Kairo mit Tschiangkaischek.
Von den 320 Mitgliedern dieser Dreierkonferenz in Kairo waren 200 Englander, 90 Amerikaner und
die restlichen Chinesen, ein Riesenaufmarsch von Politikern und Generalen. Es wurde am 2. Dezem-
ber 1943 folgende amtliche Verlautbarung veroffentlicht: Roosevelt, Tschiangkaischek und Churchill
haben mit ihren militarischen und diplomatischen Ratgebern ihre Konferenz in Nordafrika nach fiinf
Tagen beendet. Mehrere militarische Missionen haben ein Einvernehmen iiber die kunftigen militari-
schen Operationen gegen Japan erzielt. Die drei Alliierten haben ihren EntschluB ausgedriickt, gegen
ihre brutalen Feinde einen pausenlosen Druck zur See, zu Lande und in der Luft auszuiiben. Die drei
Alliierten ftihren diesen Krieg zur Niederhaltung und Bestrafung der Aggression Japans. Sie begehren
fur sich selbst keinen Gewinn und haben keinen Gedanken an eine territoriale Expansion. Es sei ihr
Ziel, daB Japan alle Pazifik-Inseln, die es seit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 in seine Gewalt
gebracht oder besetzt habe, abgenommen wiirden und daB die Mandschurei, Formosa und die Fischer-
inseln China zuruckerstattet wiirden. Ferner ist beschlossen worden, daB Korea zu gegebener Zeit frei
und unabhangig werden solle. Mit diesen Zielen vor Augen werden die drei Alliierten zusammen mit
den im Krieg befindlichen Vereinigten Nationen auch weiterhin die schweren und langen Operationen
durchhalten, die notwendig sind, um eine bedingungslose Kapitulation Japans zu erlangen.
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Der Sinn der Konferenz in Kairo war offenbar, dem schwerbedrangten Tschiangkaischek Mut und
Hoffnung einzufloBen und, im Verhaltnis von Hwer bedrangten Verhaltnis von USA zu England, das
letztere erneut darauf festzulegen, daB es bei der Besiegung Japans ebenso bis zum letzten durchhalten
werde, wie es dies seinerseits von den USA im Kampfe gegen Deutschland und seine Bundesgenossen
erwartet. Angesichts der militarischen Lage in Ostasien kann man die in Kairo gegen Japan verkiinde-
ten Kriegsziele nur als groBspurig und propagandistisch bezeichnen. DaB man mit Tschiangkaischek
in Kairo und mit Stalin in Teheran getrennt verhandelt hat, erklart sich aus der entschiedenen Weige-
rung Stalins, sich von seinen Alliierten in einen Gegensatz zu Japan drangen zulassen. Krieg zwischen
Japan und der Sowjetunion ist ein immer wieder ausgesprochener Wunschtraum der Englander und
Amerikaner, weil sie das fernostliche Gebiet der Sowjetunion fur die Gewinnung von Luftbasen gegen
Japan gebrauchen mochten. Moskau hat diesen Wunschen gegeniiber aber stets vollig taube Ohren
gezeigt.
Auf der Ruckreise aus Teheran trafen sich Boosevelt und Churchill in Kairo mit dem Prasidenten
der tiirkischen Republik, I n o e n u e. Reuter berichtete hieriiber am 8. Dezember 1943: Churchill und
Roosevelt schlossen mit dem Prasidenten der tiirkischen Republik, Inoenue, iiber militarische, politi-
sche und wirtschaftliche Probleme des Balkans Regelungen ab. Damit beendeten die beiden groBen
demokratischen Fiihrer gestern abend ihre dritte groBe Konferenz im Mittelosten. President Inoenue,.
Menemencioglu, Generalsekretar Acikalin und 1 6 andere Personen begaben sich am 4. Dezember auf
dem Luftwege nach Kairo, wo der tiirkische President und der AuBenminister Aufenthalt in der von
General Tschiangkaischek fur die friihere Konferenz benutzten Villa nahmen. Die Tiirken waren be-
gleitet von Sir Hughe Knatchbull Hugessen, dem britischen Botschafter in der Tiirkei, von dem briti-
schen Rat Helm, von Luftvizemarschall George, USA-Botschafter Steinhardt und UdSSR-Botschafter
Winogradow. President Inoenue besuchte seit 33 Jahren das erstemal Agypten.
Erwagungen der gesamten Balkanlage und die Moglichkeit militarischer und strategischer Entwick-
lungen waren die vorherrschenden Themen der Konferenz. Churchill hatte Stunden dauernde Unterre-
dungen mit General Maitland Wilson, dem Oberbefehlshaber im Mittelosten, und mit Luftmarschall
Sholto Douglas, Oberbefehlshaber der Luftwaffe im Mittelosten. Es wurden keine offiziellen Erkla-
rungen iiber die diskutierten Fragen abgegeben, man glaubt aber, daB die folgenden Probleme auf der
Konferenz erortert wurden: 1. Die Moglichkeit einer aktiveren Rolle der Tiirken im Kriege, 2. die
Moglichkeit militarischer Abtretungen an die Alliierten auf der Linie des kiirzlich mit Portugal hin-
sichtlich der Azoren abgeschlossenen Abkommens, 3. Regelung des Status der Tiirkei als Balkan-
macht, 4. Regelung der Beziehungen zwischen der Tiirkei und den UdSSR und UmreiBung der Nach-
kriegsinteressen der beiden Machte im Donaugebiet, 5. Bildung eines soliden Machteblockes im
Osten von der Arktis bis zum Mittelmeer entsprechend der soliden anglo-amerikanischen Front.
Der tiirkische AuBenminister Menemencioglu erklarte nach der Riickkehr aus Kairo iiber die dortige
Konferenz vor der Presse folgendes:
„Die Konferenz von Kairo war eines der wichtigsten Ereignisse in der jetzigen Kriegsphase. Wir keh-
ren auBerordentlich zufrieden iiber unsere Unterredungen zuriick. Wir haben dort iiber alle Aspekte
der Politik und des Krieges gesprochen. Sie wissen zweifellos, daB die Einladung zu dieser Konferenz
von England, den USA und der Sowjetunion ausgegangen ist. Die Sowjetregierung hatte durch Herrn
Wyschinsky vertreten sein sollen, doch konnte dieser nicht rechtzeitig eintreffen. Ich kann Sie indes-
sen versichern, daB die Sowjets auch ohne Herrn Wyschinsky dort anwesend waren. Wie Sie bereits
aus dem Kommunique ersehen konnten, ist unser Biindnis mit England aus dieser Konferenz verstarkt
hervorgegangen. Unsere Besprechungen waren so intim und so weitreichend, daB wir auch sagen kon-
nen, unsere Beziehungen zu den USA und zur
Sowjetunion seien fast so herzlich und stark wie jene zu England. Wir haben alle Aspekte und Pro-
bleme mit einer manchmal brutalen Offenheit, jedoch mit Verstandnis gepriift. Wir haben vieles erfah-
ren, was wir nicht wuBten, unsere Freunde wiederum haben manche Dinge, die ihnen unbekannt wa-
ren, zur Kenntnis genommen. Wir haben uns ihnen genahert, sie haben sich uns genahert, damit wir
einander besser verstehen in unseren Interessen und unseren Moglichkeiten. Da alle unsere Unterre-
dungen das Geprage dieses Geistes trugen, konnten wir Kairo in einer Atmosphare vollkommener
Herzlichkeit verlassen. Ich kann Ihnen sagen, daB wir in unseren Unterredungen auf der Linie der Di-
rektiven unserer Volkspartei verblieben sind und daB unsere tiirkische AuBenpolitikunverandert
bleibt."
Die Konferenz von Kairo war also ein eindeutiger diplomatischer MiBerfolg Roosevelts und Chur-
chills. Ihre Absicht, die Tiirkei zum Kriegseintritt zu bewegen, miBlang ebenso, wie dieses dem engli-
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schen AuBenminister Eden einen Monat vorher miBlungen war, als er sich auf der Riickreise von der
Moskauer Konferenz am 5. und 6. November mit dem tlirkischen AuBenminister ebenfalls in Kairo
traf.
Nach beiden Konferenzen nahm die tiirkische Presse eindeutig gegen den Kriegseintritt der Tlirkei
Stellung. Ihre Argumentation gipfelte in der Feststellung, wenn die drei GroBmachte in Moskau und
in Teheran beschlossen hatten, den Krieg beschleunigt zu beenden, so sei es nicht Aufgabe der Tiirkei,
durch ihren Kriegseintritt im Sinne dieses Konferenzbeschlusses sich zu betatigen, sondern dies sei
ausschlieBlich Aufgabe dieser drei GroBmachte selbst.
Im Lichte der englisch-amerikanischen Bemiihungen, die Tiirkei in den Krieg zu bringen, versteht
man die groBspurige, durch die militarische Lage keineswegs begriindete siegesbewuBte Diktion der
Kommuniques von Moskau, Kairo und Teheran: Man wollte den tiirkischen Staatsmannern einreden,
sie muBten jetzt schleunigst in den Zug zum Siege einsteigen, wenn sie nicht bei der Verteilung der
Siegesbeute endgiiltig zu spat kommen wollten. An dem kiihlen Realismus der tiirkischen Staatsman-
ner ist dieser Versuch jedoch wirkungslos abgeprallt.
So endete auf seilen unserer Kriegsgegner das Jahr 1943 auf der politisch-diplomatischen Ebene mit
einem Sieg Stalins iiber England und die USA und mit einer weiteren Niederlage im Kampf um den
Kriegseintritt der Tiirkei. Damit scheiterte zugleich ihr Bemiihen, die tiirkische Armee von 1 bis 1,5
Millionen Mann zum Sturm gegen den Balkan in Bewegung zu setzen. An keiner der drei Ecken der
Festung Europa, weder an der siidostlichen, auf dem Balkan, noch an der siidwestlichen, auf der Iberi-
schen Halbinsel, noch an der nordostlichen, auf der skandinavischen Halbinsel und in Finnland, zeig-
ten sich diplomatische, politische oder militarische Einbruchsmoglichkeiten fur die Feinde Europas.
Auf alien Verbindungslinien zwischen diesen drei Ecken Europas aber stand die deutsche Wehrmacht
mit ihren Verbiindeten entweder in festen Stellungen den Angriff des Feindes erwartend oder in har-
tem Verteidigungskampf fur Europa aufrecht!
Deubchland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1944
Januar/Februar-Lieferung
(Nr. 106/109 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Rede des Fuhrers zum 30. Januar 1944
Der Ftihrer hie It zum 1 1 . Jahrestag der Machtubernahme aus seinem Hauptquartier folgende Rede
an das deutsche Volk (DNB)*):
|liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 1
129 Im flinften Jahr des groBten Krieges konnen niemand mehr die Ursachen und damit der Sinn und
Zweck dieses Weltkampfes unklar sein. Denn die Zeit, in der es noch den Anschein haben konnte, als
handle es sich auch bei diesem Kampf nur um eine der von England immer wieder angezettelten euro-
paischen Streitigkeiten zur Verohnmachtung des Kontinents fur die Aufrechterhaltung des Gleichge-
wichts der Krafte zugunsten des britischen Empire, ist langst vorbei. Was seit dem Jahre 1936 in Lon-
don planmaBig zum Kriege hetzte, ist heute vom Antreiber zum Getriebenen geworden. Die Geister,
deren sie sich nach altbritischer Gepflogenheit auch dieses Mai zu bedienen gedachten, sind ihnen als
Herren selbst liber den Kopf gewachsen. Ganz gleich, wie dieser Kampf auch ausgehen wlirde:
England hat seine Rolle auf dem Kontinent endgultig ausgespielt. Die Frage ist nicht mehr die, ob in
dem heutigen Krieg das alte Gleichgewicht der Krafte erhalten oder wiederhergestellt wird, sondern
sie lautet nur:
wer am Ende dieses Kampfes in Europa die Vormacht sein wird. Entweder die europaische Volkerfa-
milie, reprasentiert durch ihren starksten Staat, oder der bolschewistische KoloB. Der erste Fall aber ist
nur denkbar, wenn Deutschland diesen Krieg, der ein Kampf nicht nur fur es selbst, sondern fiir ganz
Europa ist, gewinnt. Im zweiten wtirde SowjetruBland Sieger sein.
Die von gewissen englischen Zeitungen ausgestreuten Bemerkungen, daB RuBland nach einer even-
tuellen Besiegung Deutschlands keinen AnlaB mehr hatte, in Europa weiter vorzudringen und sich
deshalb einfach mit der Erziehung, d. h. Ausrottung des deutschen Volkes zufriedengabe, ist eine ge-
nau so fur europaische Dummkopfe berechnete judische Zumutung, wie die andere, daB, ehe dieser
Krieg noch beendet sein wird, England ohnehin sofort die Fuhrung des neuen Kampfes gegen Sowjet-
ruBland zu ubernehmen gedachte. Denn erstens wird sich der Siegerin diesem Volkerringen seine
Zielsetzung nicht von britischen Zeitungsschreibern bestimmen lassen und zweitens wtirde im Falle
des Sieges des Bolschewismus der traurige Rest Europas gegen den dann Europabeherrschenden eu-
ropaisch-asiatischen KoloB der Sowjetunion wohl kaumunter englischer Fuhrung weiter streiten, um
so mehr, als die militarischen Aussichten eines solchen Kampfes nur von einem kompletten Strohkopf
als aussichtsreich gewertet werden konnten. AuBerdem weiB ja jeder Europaer, daB in einem solchen
Fall der vielleicht vorubergehendubriggebliebene kleine westeuropaische Staatenrest nur die Ehre
besaBe, ahnlich den Empiretruppen der Kanadier, Australier, Neuseelander, Sudafrikaner usw. die
alleinige Blutlast zu tragen im Kampf fiir die Erhaltung der britischen Herrschaft und zur Schonung
ihrer eigenen Menschenleben.
Eines ist deshalb ganz sicher: In diesem Kampf kann es nur einen Sieger geben, und der wird ent-
weder Deutschland oder SowjetruBlandsein! Der Sieg Deutschlands bedeutet die Erhaltung Europas
und der Sieg SowjetruBlands seine Vernichtung. Das ist, wie gesagt, so klar, daB es vor allem auch
jeder nicht vollig verblodete Englander genau wissen muBte. Wenn dort trotzdem mit echt britischer
Heuchelei getan wird, als konnte es auch anders sein, dann hangt dies nur damit zusammen, daB
*) Inhaltstext erscheint im 3. Band des von Reichsleiter Bouhler herausgegebenen „GroBdeutschen
Freiheits kampfes".
130 die schuldigen Kriegsverbrecher in London doch keine Moglichkeit mehr sehen, durch die sie sich aus
ihrer eigenen Verstrickung herauslosen konnten, und daB ihnen vor allem der Weg nach riickwarts
durch ihre jlidischen Drahtzieher und Antreiber auch innerpolitisch bereits verbaut ist. Es ist deshalb
fur England und fur die USA uberhaupt nicht mehr die Frage, ob sie nach diesem Kriege den Bol-
schewismus selbst bekampfen wollen oder konnen, sondern nur noch die Frage, ob sie sich des Bol-
schewismus in den eigenen Landern zu erwehren vermogen. Was aber Europa in der Praxis von briti-
schen Hilfsversprechungen uberhaupt zu erwarten hat, beweist am schlagendsten die englisch-
amerikanische Haltung gegenuber dem Schicksal der Polen, der Finnen, der baltischen Staaten sowie
ganz Sudosteuropas. Mit dem gewissenlosen Garantieversprechen, Polen helfen zu wollen, hat man
diesen Staat einst in den Krieg gegen Deutschland gehetzt; mit der verlogenen Behauptung, andere
Staaten vor Deutschland retten zu mtissen, hat man ihnen Beistandspakte aufoktroyiert, und nun wer-
den unter genau so verlogenen Phrasen alle diese Lander heute fallen gelassen und geopfert. Sie miis-
sen aberpreisgegeben werden, nicht weil vielleicht jeder einzelne Englander das will, sondern weil
England unfahig ist, im Falle eines Sieges des Bolschewismus diese Entwicklung zu verhindern. Ja
nicht nur das; weil sie nicht einmal in der Lage sind, ihrer eigenen bolschewistisch verseuchten Oppo-
sition gegenuber eine andere Politik vertreten, geschweige denn mit Erfolg durchfuhren zu konnen.
Ubrigens wird jeder Staat, der sich sowie England dem Judentum erst einmal verschrieben hat, friiher
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oder spater dieser Pest erliegen, es sei denn, er rafft sich in letzter Minute noch auf und entfernt mit
Gewalt diese Bakterien aus seinem Korper. Die Meinung, zu einem friedlichen Zusammenleben oder
gar zu einem Ausgleich der eigenen Interessen mit denen der Fermente dieser Volkerzersetzung kom-
men zu konnen, ist nichts anderes, als zu hoffen, daB der menschliche Korper in der Lage sei, auf die
Dauer auch Pestbazillen zuassimilieren. Die Frage der Errettung der europaischen Staaten und damit
der Errettung Europas ist deshalb eine Frage, die ausschlieBlich durch das nationalsozialistische deut-
sche Volk und seine Wehrmacht und die mit ihm verbundeten Staaten entschieden wird. Wenn aber
das Reich zerbrechen wiirde, konnte kein anderer Staat 4n Europa dem neuen Hunneneinbruch einen
wirkungsvollen Widerstand entgegensetzen. Und das weiB man auch im Kreml. Daher wtirde im Falle
seines Sieges — schon aus Vorsicht fur die Zukunft — das Schicksal der deutschen Nation die vollige
Ausrottung durch den Bolschewismus sein. Und dieses Ziel ist auch die offen zugegebene Absicht des
internationalen Judentums.
Es ist dabei belanglos, ob die judischen Verfechter dieses Zieles in England oder in Amerika sitzen,
ob sie sich in den verschiedenen Staaten Europas herumtreiben oder ob sie in ihrer Zentrale in Mos-
kau dirigieren. Es ist auch gleichgultig, ob europaische oder auBereuropaische Staats manner diese
Tatsache einsehen oder nicht wahrhaben wollen, und es ist erst recht ohne Belang, ob man in dem
einen oder anderen Lande glaubt, durch untertaniges Streicheln die selbstgezuchteten judischen Bak-
terien vielleicht entgiften zu konnen: Wenn Deutschland nicht siegen wtirde, ware das Schicksal der
nord-, mittel- und stideuropaischen Staaten in wenigen Monaten entschieden. Der Westen aber kame
in kurzester Frist nach. Zehn Jahre spater hatte der alteste Kulturkontinent die Wesensziige seines
Lebens verloren, das uns alien so teuer gewordene Bild einer mehr als zweieinhalbtausendjahrigen
musischen und materiellen Entwicklung ware ausgeloscht, die Volker als Trager dieser Kultur, ihre
Reprasentanten der geistigen Fuhrung der Nationen aber wtirden irgendwo in den Waldern oder
Sumpfen Sibiriens, soweit sie nicht durch GenickschuB ihre Erledigung gefunden hatten, verkommen.
Der verwustende judische Ahasver aber konnte dann das zerstorte Europa in einem zweiten trium-
phierenden Purim-Fest feiern. DaB aber das deutsche Volk fahig ist, diesen entscheidenden Schick-
salskampf fur seine und des
131 ganzen europaischen Kontinents Erhaltung zu fuhren, verdankt es jener gnadigen Fuhrung Gottes, die
nach einem langen Kampf um die Macht nunmehr vor 1 1 Jahren den Nationalsozialismus siegreich
das Ziel erreichen lieB. Ohne den 30. Januar 1933 und ohne die national-sozialistische Revolution,
ohne ihre gewaltige innere Reinigungs- und Aufbauarbeit gabe es heute keinen Faktor in Europa, der
dem bolschewistischen KoloB entgegenzutreten in der Lage ware. Denn das damalige Deutschland
war selbst so krank und durch die zunehmende judische Infektion so geschwacht, daB es kaum daran
denken konnte, der bolschewistischen Gefahr im eigenen Innern Herr zu werden, geschweige denn
sich ihrer nach auBen hin zu erwehren... Der, genau so wie in den anderen Landern, vom Judentum
herbeigefuhrte wirtschaftliche Ruin, der Arbeitslosmachung von zahlreichen Millionen deutscher
Menschen, die Vernichtung des Bauerntums, die Zerstorung von Gewerbe und Industrie, galten nur
der planmaBigen Vorbereitung des inneren Zusammenbruchs. Dieser wurde unterstiitzt durch die Auf-
rechterhaltung eines sinnlos gewordenen Klassenstaates, der nur noch dazu dienen konnte, die Ver-
nunft der breiten Masse in HaB zu verwandeln, um sie so als willfahriges Instrument der bolschewisti-
schen Revolution verwenden zu konnen. Indem man den proletarischen Sklaven mobilisierte, durfte
man hoffen, ihn nach der Vernichtung der nationalen Intelligenz erst recht zum endgultigen Kuli er-
niedrigen zu konnen. Aber selbst wenn dieser ProzeB der bolschewistischen Revoke im Innern
Deutschlands nicht zum vollen Erfolg gefuhrt hatte, so ware doch der Staat in seiner demokratischen
Weimarer Verfassung den groBen weltpolitischen Aufgaben der Gegenwart gegentiber nur eine la-
cherlich hilflose Erscheinung gewesen. Um fur diese Auseinandersetzung geriistet zu sein, muBten
deshalb nicht nur machtmaBige, sondern vor allem gesellschaftliche und wirtschaftliche Aufgaben
ihre Losung finden. Indem der Nationalsozialismus vor 11 Jahren unverztiglich mit der Verwirkli-
chung seines Programms begonnen hatte, gelang es ihm gerade noch zur rechten Zeit, den Staat auf-
zurichten, der nicht nur kraftmaBig im Innern, sondern auch machtmaBig nach auBen fahig ist, jene
europaische Mission zu erfullen, die im Altertum einst Griechenland gegen die Perser, Rom gegen die
Punier und in spateren Jahrhunderten das Abendland endlich gegen die Einbriiche des Ostens tiber-
nommen hatten. Vier groBe Aufgaben waren deshalb im Jahre 1933 unter vielen anderen gestellt, von
deren Losung nicht nur die Zukunft des Reiches, sondern die Rettung Europas, ja vielleicht der gan-
zen menschlichen Zivilisation abhing.
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1. Das Reich muBte durch die Losung der sozialen Fragen wieder den verlorengegangenen inneren
gesellschaftlichen Frieden erhalten. Das heiBt, die Elemente der Klassenspaltung — Biirgertum und
Proletariat — waren in all ihren zahlreichen Erscheinungsformen zu beseitigen und an ihre S telle eine
Volksgemeinschaft zu setzen. Der Appell an die Vernunft war zu erganzen durch die rucksichtslose
Beseitigung der bosartig wider-strebenden Elemente in alien Lagern.
2. Die sozialpolitische Einigung des Volkes war zu erganzen durch die nationalpolitische: das heiBt,
an die Stelle des nicht nur politisch, sondern auch staatlich zerrissenen Reichskorpers muBte der natio-
nalsozialistische Einheitsstaat treten, in einer Konstruktion und mit einer Flihrung, die geeignet sein
konnten, auch den schwersten Angriffen und Belastungsproben der Zukunft wirkungsvoll entgegenzu-
treten und standzuhalten.
3. Der volklich und politisch untermauerte Einheitsstaat hatte die Aufgabe, sofort jene Wehrmacht
zu schaffen, die in ihrer geistigen Einstellung, moralischen Haltung, ihrer zahlenmaBigen Starke und
in ihrer materiellen Rustung als Instrument den Aufgaben der Selbstbehauptung genligen konnte.
Nachdem die andere Welt alle deutschen Angebote einer Rlistungsbegrenzung ablehnte, muBte das
Reich seine eigene Rustung dementsprechend gestalten.
132 4. Um uberhaupt mit Aussicht auf Erfolg seinen Bestand in Europawahren zu konnen, war die
Zusammenfassung aller jener Lander notwendig, die von Deutschen bewohnt oder iiber einem Jahr-
tausend zum Deutschen Reich gehorig Raume darstellen, die volkisch und wirtschaftlich fur die
Erhaltung des Reiches, das heiBt fur seine politisch-militarische Verteidigung unentbehrlich sind.
Nur die Losung all dieser Aufgaben konnte einen Staat ergeben, der dann innerlich und auBerlich
befahigt war, den Kampf fur die Verteidigung seiner selbst und fur die Erhaltung der europaischen
Volkerfamilie zu flihren. Als vor elf Jahren die nationalsozialistische Bewegung die Macht im Staate
nach einem langen legalen Ringen erhalten hatte, waren allerdings groBe Voraussetzungen fur die
erfolgreiche Losung dieser Aufgabe bereits geschaffen worden. Die deutsche Volksgemeinschaft hatte
ihre Verkorperung in der Bewegung selbst gefunden. Es hat daher nicht der Staat die Bewegung im
Laufe der kommenden Jahre gestaltet, sondern die Bewegung formte den Staat. Was nun auch immer
GroBes seit dieser Zeit geleistet wurde, an der Spitze aller Taten der nationalsozialistischen Revoluti-
on steht ohne Zweifel der Aufbau der deutschen Volksgemeinschaft, die ebenso behutsame wie be-
harrliche Umgestaltung des einstigen Klassenstaates in einen neuen sozialistischen Organismus als
Volksstaat. Denn dadurch allein ist das Deutsche Reichimmun geworden gegenuber alien bolschewi-
stischen Infektionsversuchen. DaB in diesem Staate heute jeder junge Deutsche, ohne Ansehen seiner
Geburt, seiner Herkunft, seines Vermogens, der Stellung seiner Eltern, ihrer sogenannten Bildung
usw. nur nach eigenem Verdienst alles werden kann, ist eine der entscheidendsten Taten der national-
sozialistischen Revolution. In welch rapider Weise sich dieser sozialistische Aufbau unseres Volks-
korpers vollzieht, erweist sich am starksten heute im Kriege. Denn auch die Wehrmacht ist nun in den
Bereich dieser Entwicklung einbezogen. Mehr als 60 v. H. des jungen Offizierskorps stammen aus
dem Mannschaftsstande und schlagen damit die Briicke zu Hunderttausenden von Arbeitern und Bau-
ern oder Angehorigen des kleinen Mittelstandes. Es wird dereinst in der Geschichte als eine der groB-
ten Leistungen bezeichnet werden, daB es dabei in diesem groBen Staate gelungen ist, eine sozialisti-
sche Revolution einzuleiten und durchzufuhren, die ohne jede Zerstorung an nationalem Eigentum
und ohne jede Beschrankung der schopferischen Kraft der alten Stande trotzdem die vollige Gleich-
stellung aller erreicht hat. Diese Entwicklung wird der Nationalsozialismus in unbeirrbarer Entschlos-
senheit und Konsequenzweiter fortflihren. Er wird damit aber auch dem internationalen Judentum alle
Ansatzpunkte fur eine innere Aushohlung unseres Volkskorpers nehmen. Die nationalsozialistische
Gemeinschaft ist daher schon jetzt als das unangreifbare Zentrum jeder europaischen Selbstbehaup-
tung anzusehen. Denn nur der Staat, der in seinem eigenen Inneren vollig frei von unsozialen Infekti-
onsherden ist, kann dem Bolschewismus mit Sicherheit auch nach auBen entgegentreten. Das Juden-
tum selbst hat in unserem groBen Reich alle Macht verloren! Indem es den Krieg gegen das national-
sozialistische Deutschland verbrochen hat, wird es mithelfen, die Gedanken der nationalsozialisti-
schen Revolution zu verbreiten und die Elemente einer wissenschaftlichen Erkenntnis und sachlichen
Losung dieser Frage auch anderen Nationen nahezubringen. Der Weltkrieg vom Jahre 1939 wird einst
in die Geschichte eingehen als eine gigantische Wiederholung des Prozesses gegen die Partei im Jahre
1924. So wie damals dieser zur Vernichtung der Bewegung gedachte Angriff ihr Ideengut formlich
mit der Gewalt einer Explosion liber das librige Deutschland verbreitete, so wird dieser Kampf den
Volkern in wenigen Jahren die Augen iiber die Judenfrage offnen und die nationalsozialistische Ant-
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wort und die MaBnahmen zu ihrer Beseitigung ebenso als nachahmenswert wie selbstverstandlich
erscheinen lassen. Die GroBe der weltgeschichtlichen
133 Auseinandersetzung wird dabei die Augen und den Verstand der Nationen fur das Denken und
Handeln in so gewaltigen geschichtlichen Dimensionen schulen. Aus den Millionen von Soldaten und
Kriegsgefangenen erwachsen dereinst Millionen von Propagandisten dieser Erkenntnis. DaB die na-
tionalsozialistische Revolution dariiber hinaus innerorganisatorisch, wirtschaftlich und machtmaBig
dem deutschen Volk die Waffen zur Selbstbehauptung gegeben hat, kann durch nichts starker belegt
werden als durch den gigantischen Kampf, der nunmehr seit fiinf Jahren tobt. Dieses Ringen kann
dabei keinen anderen Verlauf nehmen, als ihn bisher noch jeder andere groBe Krieg auf dieser Erde
nahm. Es kann das Auf und Ab der Ereignisse deshalb nur den bedriicken, der geschichtlich weder
sehen noch denken gelernt hat. Der Weg von der Vision des halbblinden Soldaten vom Jahre 1918 bis
zur Realitat des nationalsozialistischen Staates im Jahre 1944 war ein gewaltigerer und sicher schwie-
rigerer als der Weg des heutigen Reiches zum endgultigen Siege. DaB am Ende dieses Ringens aber
der Sieg Deutschlands und damit Europas stehen wird gegen seine westlichen und ostlichen verbre-
cherischen Angreifer, ist fur jeden Nationalsozialisten nicht nur der Ausdruck seines Glaubens, son-
dern als AbschluB des ganzen bisherigen Kampfes eine innere GewiBheit. Die Garanten dieses Sieges
sind heute nicht nur die Soldaten an der Front, sondern auch die Kampfer in der Heimat. So wie aus
dem ersten Weltkrieg der Nationalsozialismus geboren wurde, so wird er im zweiten seine auBerste
Starkung und Festigung erhalten. Die Heimat wird, wie schwer es auch sein mag, am Ende doch nie-
mals verzweifeln, denn sie weiB um ihr Schicksal und sieht ihre Sonne an den Fronten fur sich kamp-
fen. Die Front wird nie verzagen, sondern sich auch nach schwersten Tagen wieder fangen, denn in
ihre Hand ist nicht nur die arbeitende, sondern die nicht minder tapfer kampfende Heimat gelegt, als
sie selbst es zu tungezwungen ist. Der Versuch unserer Gegner, durch Spreng- und Brandbomben das
deutsche Volk und Reich zum Zusammenbruch zu bringen, wird diese am Ende immer mehr in ihrer
sozialistischen Einheit festigen und jenen harten Staat schaffen, der von der Vorsehung bestimmt ist,
die Geschichte Europas in den kommenden Jahrhunderten zu gestalten. DaB sich dieser gewaltige, die
Welt erschutternde ProzeB unter Leid und Schmerzen vollzieht, entspricht dem ewigen Gesetz einer
Vorsehung, die nicht nur alles GroBe im Kampfe entstehen, A sondern sogar den einzelnen Erdenbur-
ger unter Schmerzen das Licht der Welt erblicken laBt.
Das 12. Jahr der Neuorganisation unseres Volkes wird an die Front und an die Heimat harteste An-
forderungen stellen. Wie sehr aber auch der Sturm an unsere Festung toben und heulen mag, am Ende
wird er sich, wie jedes Gewitter, eines Tages legen, und aus' finsteren Wolken wird dann wieder eine
Sonne hervorleuchten auf diejenigen, die standhaft und unerschutterlich, ihrem Glauben treubleibend,
die Pflicht erfullten. Je groBer deshalb auch heute die Sorgen sind, um so groBer wird dereinst der
Allmachtige die Leistung derjenigen wagen, beurteilen und belohnen, die gegenuber einer Welt von
Feinden ihre Fahne in treuen Handen hielten und unverzagt vorwarts trugen. Dieser Kampf wird des-
halb am Ende trotz aller Teufeleien unserer Gegner zum groBten Sieg des Deutschen Reiches fiihren.
Jnnoijiiiiiilliiill;
134 Die ersten beiden Monate des Jahres 1944 standen im Zeichen schwerer Abwehrkampfe an alien
Fronten. Die Feinde des Reiches haben zu Beginn des Jahres keinen Zweifel dariiber gelassen, daB sie
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es als ihr Ziel betrachten, Deutschland im Jahre 1944 niederzuringen. Demgegeniiber steht der un-
beugsame Wille von Flihrer, Volk und Armee, diesen Kampf siegreich zu bestehen. Wie liblich, - hat
der Flihrer zu Beginn des Jahres Aufrufe an das deutsche Volk und an die Wehrmacht erlassen. Sie
waren, groBartig zusammengefaBt. Riickschau und Ausblick liber die kriegerischen und politischen
Ereignisse (siehe Seite 108. 116).
Die Befehlshaber der iibrigen Wehrmachtteile, Kriegsmarine, Luftwaffe und der Waffen-SS erlieBen
ebenfalls Tagesbefehle, aus denen die Zuversicht auf den Sieg iiberzeugend zum Ausdruck kam (siehe
Seite 121).Auch Reichsbauernfiihrer Herbert Backe forderte das deutsche Landvolk in einem Aufruf
auf, wie bisher seine Pflicht zu tun (siehe Seite 123). Reichsminister Speer wendete sich zum Jahres-
beginn an die Schaffenden der deutschen Rlistung (siehe Seite 122).
Mit Beginn des neuen Jahres haben die Englander und Amerikaner ihren Luftkrieg gegen deutsche
Stadte, insbesondere gegen die Reichshauptstadt, mit verstarkter Grausamkeit aufgenommen. Fast
taglich fliegen Geschwader von Hunderten feindlicher Bomber in das Reichsgebiet ein, um Tod und
Verderben liber die Wohnviertel deutscher Stadte abzuladen. Mit bewundernswertem Heldenmut halt
die deutsche Zivilbevolkerung diesem Terror stand. Welche Bedeutung der Feind diesen seinen An-
strengungen beimiBt, geht aus der Tatsache hervor, daB er von der Schlacht um Berlin spricht. Der
Mann, der in der Reichshauptstadt den zivilen Widerstand gegen den angelsachsischen Luftterror lei-
tet, Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels, nahm in der Wochenzeitschrift „Das Reich" zu dem
Kampf um die ihm anvertraute Stadt das Wort. Was er zu sagen hat, geht nicht nur die Berliner, son-
dern das ganze deutsche Volk an: „Die englische Presse hat der Serie der nun schon durch drei Monate
sich hinziehenden, nur durch gelegentliche Pausen unterbrochenen Terrorangriffe auf die Reichs-
hauptstadt den Namen „Schlacht um Berlin" gegeben. Sie hat dabei keinen Zweifel dariiber gelassen,
daB es in der Absicht der britischen Kriegflihrung liegt, mit diesen rohen und gemeinen Uberfallen die
Reichshauptstadt zu zerschlagen oder, wie sie selbst sagt, zu entmannen, die Kriegsmoral ihrer Bevol-
kerung zu zermtirben und damit an der deutschen Heimatfront jenen entscheidenden Sieg zu erringen,
der den Anglo-Amerikanern im bisherigen Verlauf des Krieges an der Front unserer kampfenden Sol-
daten versagt geblieben ist. Es gibt niemanden in Berlin, der das nicht wliBte,. aber auch niemanden,
der nicht fest entschlossen ware, sich diesen terroristischen Absichten des Feindes mit der ganzen
Kraft seiner Seele und seines ungebrochenen Herzens entgegenzustemmen und sie so durch eine groBe
Gemeinschaftsleistung des Heroismus zum Scheitern zu bringen." Der Minister verweist im weiteren
Verlauf seines Artikels auf die steigende und
135 zum Teil schon liberwaltigende Abwehrkraft der deutschen Luftwaffe. Er erwahnt auch die langsam
anwachsendenmassiven Gegenschlage, die allerdings nur als ein Vorspiel zu dem zuwerten sind, was
noch kommen werde. Die britische Hauptstadt wird noch Gelegenheit haben, zu beweisen, ob sie den
hohen Heroismus aufbringen wird wie die Reichshauptstadt. In den Herzen aller deutschen Manner,
der Frauen und Kinder wachse ein brennender HaB auf gegen die Urheber dieses Ungllicks, das sich
liber die deutschen Stadte ausgieBe.
Wer die Schwere der feindlichen Luftangriffe auf die deutschen Stadtekennengelernt hat, der weiB,
daB sie nur zu liberwinden sind durch den groBziigigsten und liberlegtesten Einsatz der Abwehrkrafte.
Gauleitereichsminister Dr. Goebbels, der selbst der verantwortliche Mann fiir die Organisation des
Widerstandes in der Reichshauptstadt ist, weiB am besten die Verdienste der reichshauptstadtischen
Bevolkerung aus diesen Wochen zu wiirdigen. Wenn er einzelne Manner und Frauen aus den Reihen
der Bevolkerung hervorhebt, so um die besonders verdienstvollen Manner .zuehren und der Bevolke-
rung insgesamt zu zeigen, daB die Staatsfuhrung diese heldische Haltung vollauf zu wiirdigen weiB.
Wie die Presse meldet, verlieh der Flihrer am 10. Februar 1944 auf Vorschlag des Berliner Gauleiters
Reichsminister Dr. Goebbels das Ritterkreuz des Kriegsverdienst-kreuzes mit Schwertern an den Gau-
Stabsamtsleiter des Gaues Berlin der NSDAP Hauptbereichsleiter Gerhard Schach und den Berliner
Polizeiprasidenten SA-Obergruppenfuhrer und General der Polizei Wolf Heinrich Graf v. Helldorf.
Gau-Stabsamtsleiter Schach und Grat von Helldorfhaben sich im Kampf um Berlin wahrend und nach
den britischen Terrorangriffen hervorragende Verdienste erworben und sich besonders aus-gezeichnet.
In steigendem MaBe wehren die deutschen Jagdverbande die feindlichen Terrorflieger ab. Schon am
14. Oktober des vorigen Jahres haben die Amerikaner bei dem Angriff auf Schweinfurt liber 100 Ma-
schinen verloren. Diese Zahl von liber 100 Abschlissen hat sich im Laufe der letzten Monate des ofte-
ren wiederholt. Die deutschen Jager greifen mit unvorstellbarer Klihnheit bei Tage und bei Nacht,
vertrauend auf die Uberlegenheit ihrer Waffen, die im Verbande fliegenden, von Zerstorern und Ja-
gern geschlitzten Bombergeschwader an und zersprengen sie oft schon, ehe sie das Ziel ihrer Angriffe
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erreichen. 80, 100, 120, ja sogar 140 Abschiisse sind keine Seltenheit mehr. Solche Niederlagen fiihr-
ten oft dazu, daB der Feind nicht zum planmaBigen Angriff kam und die Wucht seiner Terroraktionen
zerschlagen wurde. Die Fllige liber Deutschland wurden mehr und mehr fur den Feind zu Verlustun-
ternehmungen, wobei der endgultige Ausfall an feindlichen Maschinen deutscherseits nicht zu iiberse-
hen ist, denn ein gewisser Prozentsatz feindlicher Flieger wird auch, ohne abgeschossen zusein, den
Heimathorst nicht mehr erreicht haben oder dort bei der Landung zu Bruch gegangen sein. Tiefe Be-
friedigung hat die Tatsache erregt, daB den Meldungen aus dem Hauptquartier zufolge die deutsche
Luftwaffe in zunehmendem MaBe die britische Hauptstadt angreife. Diese Aktionen hatten die Briten
nicht erwartet. Sie hatten geglaubt und diese Meinung in der Welt zu verbreiten versucht, daB der
Luftkrieg fiir sie auf die Dauer ein immer ungefahrlicheres und schlieBlich einseitiges Unternehmen
sein werde. Darin tauschen sie sich, denn die Luftwaffe hat in harten, kurzen Schlagen mehrfach die
britische Hauptstadt angegriffen. Die dabei angewandte Taktik verursachte schwere Schaden in Indu-
strievierteln und im Zentrum von London, ohne daB es der wlitenden britischen Flak- und Jagdabwehr
gelungen ware, nennenswerte Abschiisse zu erzielen. Es gab in der Serie dieser Angriffe gegen Lon-
don Operationen, bei denen nicht eine einzige deutsche Maschine abgeschossen wurde. Dieses fur die
Briten so offensichtliche MiBverhaltnis zwischen Angriffe erfolg und AbschuBzahlen hat in militari-
schen und politischen Kreisen in London wie auch unter der Bevolkerung groBe Bestlirzung hervorge-
rufen. Man sieht sich plotzlich vor eine Situation gestellt, die man nicht erwartet hat und aus der man
in London bis heute noch keinen Ausweg gefunden hat.
136 Im Rlickblick auf das Gesagte kann man feststellen, daB die Kriegsereignisse der ersten beiden
Monate fur das deutsche Volk harte und bittere Belastungen bringen mogen, daB aber genligend
Griinde vorhanden sind, die Zuversicht und Hoffnung rechtfertigen. Das deutsche Volk vertraut eben-
so auf die Harte der Bevolkerung in alien Luftkriegsgebieten wie auf die Tapferkeit und Kuhnheit der
Soldaten.
Welchen Geistes unsere Soldaten sind, dafiir hat die beriichtigte amerikanische Zeitung „Life" ein
beredtes Zeugnis abgelegt. Dort schildert einamerikanischer Armee-Geistlicher den Eindruck, den
deutsche Kriegsgefangene auf ihn gemacht haben: Er hebt besonders hervor, daB diese deutschen Sol-
daten fanatisch an den Fiihrer glauben. „Diese Deutschen sind", so heiBt es in dem Bericht u. a. wei-
ter, „auBerordentlich kraftig. Obwohl Transportschiffe fur Kriegsgefangene keine Luxusdampfer sind
und Eisenbahnzuge keine Salonwagen, so marschieren diese deutschen Kriegsgefangenen, nachdem
sie monatelang gereist sind, noch zahlreiche Meilen bis zu ihrem Lager, stets im Gleichschritt und oft
wahrend des Marsches singend. Sie sind stolz und selbstbewuBt, sie kennen das nationalsozialistische
Parteiprogramm sehr genau, wissen liber die Nachkriegsziele Bescheid, kennenden Versailler Vertrag
und seine verhangnisvollen Folgen, wissen um den Verlust der deutschen Kolonien und um den Ver-
rat durch Wilsons 14Punkte. Sie wissen sehr gut, worum es in diesem Kampf fur Deutschland geht,
wahrend die amerikanischen Soldaten sich durchaus nicht bewuBt sind, woflir sie kampfen. Die deut-
schen Soldaten sind auch gut in der Geographie beschlagen und sind 'ich klar dariiber, daB in den
USA ein groBer Teil der Bevolkerung deutscher Abstammung ist. Sie sind uberzeugt, daB die Sowjets
Barbaren sind. Wird ihnen gesagt, daB Deutschland den Kriegverlieren werde, dann lachen sie nur
dariiber und behaupten im Chor, das sei alles nur torichte Agitation. Alle diese Soldaten", so schlieBt
der Bericht des Armeegeistlichen, „gleich welcher Rangstufe, sind fanatische Nazis und dem Fiihrer
blind ergeben."
Einen groBen Verlust erlitt die deutsche Luftwaffe durch den Tod des erfolgreichsten Nachtjagers,
des Majors Prinz zu Sayn-Wittgenstein. Der gefallene Kommodore eines Nachtjagdgeschwaders hat
83feindliche Terrorbomber vernichtet. Er selbst starb den Fliegertod, nachdem er bei seinem letzten
Fluge flinf Terrorbomber abgeschossen hatte. Die Nachricht von der Verleihung des Eichenlaubs mit
Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, mit dem der Fiihrer die auBerordentlichen Lei-
stungen dieses erfolgreichen Nachtjagers wiirdigt, hat Major Prinz zu Sayn-Wittgenstein nicht mehr
erreicht.
In Wurdigung der oft hochste Anforderungen stellenden Kampfe gegen die Banden hat der Fiihrer
ein Bandenkampfabzeichen gestiftet. Es wird als Tapferkeits- und Leistungsabzeichen an die zur
Bandenbekampfung hinter der Ostfront und in den Gebirgen des Sudostens eingesetzten deutschen
Soldaten und auch an die auf den Fiihrer vereidigten Angehorigen der nichtdeutschen Kampf verban-
de in drei Stufen: Bronze, Silber und Gold fur jeweils 20, 50 und 100 Kampftage verliehen.
Wahrend der Kampf an alien Fronten tobt, hat die nationalsozialistische Fuhrung nicht versaumt, al-
les auf dem nicht weniger wichtigen Gebiet der politischen Kriegfuhrung zu tun, was notwendig ist.
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Am 30. Januarl944 hat der Flihrer, dem alten nationalsozialistischen Brauch entsprechend, das Wort
ergriffen, um am Tage der Machtubernahme zum deutschen Volke zu reden (siehe Seite 129).
Am 24. Februar jahrte sich der Tag der Parteigriindung. Er wurde begangen mit einer Tagung der
Reichs- und Gauleiter, die unter dem Vorsitz des Leiters der Parteikanzlei, Reichsleiter B o r m a n n,
stand. Reichsleiter Reichsminister Dr. Goebbels vermittelte der Parteifuhrung eine Gesamtschau des
politischen und militarischen Geschehens. Dieser Krieg sei ein Kampf um unsere nackte Existenz und
eine Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen, der wie alle Kampfe weltanschaulicher Art in der
137 Geschichte mit besonderer Scharfe ausgefochten werde. Der Minister erklarte, daB auf zahlreichen
wichtigen Gebieten unserer politischen und militarischen Kriegftihrung die Aussicht bestiinde, daB
wir in absehbarer Zeit das Gesetz des Handelns wieder voll in unsere Hand bekamen. „Wir alten
Reichsleiter und Gauleiter", so sagte er, „haben schon so oft groBe geschichtliche Entwicklungen an
der Seite des Fuhrers mitgemacht, um genau zu wissen, daB nach Krisen immer die erlosende Stunde
der gesegneten Gelegenheit kommt. Davon sind wir auch heute alle fest uberzeugt." Gauleiter Grohe
referierte tiber den Einsatz der Partei im Luftkrieg und schilderte, wie auch unter schwierigsten Ver-
haltnissen die Partei neben der praktischen Hilfe fur die vom Luftterror betroffene Bevolkerung jeder-
zeit auch ihrer Aufgabe in der Menschenfuhrung und Betreuung nachkame und dadurch wesentlich
zur moralischen Festigung unseres Volkesbeitrage. Aus dem Geist, den die Nationalsozialistische Par-
tei unserem Volke in seiner Gesamtheit einimpfe und aus ihrer standigen Aufklarungs- und Erzie-
hungsarbeit erwachse jene Haltung, die die Menschen opferfahig mache und jene mannliche Initiative
erwecke, die allein den feindlichen Luftterror uberwinde. Reichsbauernfuhrer Backe umriB die Auf-
gaben und die Entwicklung des Reichsamtes fur das Landvolk. Er wtirdigte die groBen Verdienste der
deutschen Bauernfuhrer, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Ernahrung des deutschen Volkes
zu sichern. Oberbereichsleiter Marrenbach sprach tiber die Aufgaben der Deutschen Arbeitsfront
im Kriege. Er zeigte ein eindrucksvolles Bild der groBen Leistungen dieser Organisation, deren Auf-
gaben im Kriege noch wichtiger geworden seien als im Frieden. Im Auftrage des Reichswohnungs-
kommissars Dr. Ley wurde ein Bericht gegeben tiber die Arbeit auf dem Gebiet des Wohnungsbaues.
Die Behelfsheimaktion sei eine Waffe in diesem Kriege, um der Wohnraumblockade, die uns der
Gegner zugedacht habe, wirksam entgegentreten zu konnen. Ihr Ziel sei, so viel Herdstellen, wenn
auch in primitiver Form, wieder zu erstellen, wie der Gegner uns Wohnungen zerstort. Der Chef des
Wehrmachtfuhrungsstabes, Generaloberst J o d 1, gab der versammelten Parteifuhrerschaft einen um-
fassenden und klaren Uberblick tiber die Kriegslage an alien Fronten. Seine Ausfuhrungen, die im
einzelnen keineswegs die Schwierigkeiten verkennen lieBen, denen die deutsche Kriegftihrung im
vergangenen Jahr gegentibergestanden ist und die sie alien Planen und Absichten unserer Gegner zum
Trotzgemeistert hat, klangen aus in einem von tiefstem Vertrauen getragenen Ausblick in die Zukunft.
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley beschloB die Reihe der Vortrage mit einem von leidenschaftlicher
Anteilnahme erfiillten Hinweis auf den personlichen Einsatz des Fuhrers.
Am 27. und 28. Januar fand unter Leitung des Reichswohnungskommissars Dr. Ley eine Arbeitsbe-
sprechung aller Gauwohnungskommissare statt. Der groBte Teil der Gaue war durch die Gauleiter
personlich in ihrer Eigenschaft als Gauwohnungskommissar vertreten. Insbesondere nahmen die
Gauleiter aus Gebieten mit groBeren Bombenschaden selbst an der Tagung teil, auf der auBerdem Ver-
treter der ubrigen interessierten obersten Dienststellen der Partei und des Staates anwesend waren. In
einem grund-legenden Eroffnungsvortrag gab Reichswohnungskommissar Dr. Ley einen Uberblick
tiber die bisherige Aktivitat der Partei auf dem Gebiet des Wohnungsbaues. „Wir stehen jetzt", erklart
Dr. Ley, „am Anfang des Deutschen Wohnungshilfswerkes. Dieser im groBen Stil beginnende Bau
von Behelfsheimen wird wenigstens wahrend der Kriegszeit die dringendsten Wohnraumbedurfnisse
der Bevolkerung befriedigen. Dr. Ley gab einen Uberblick tiber alle wirtschaftspolitischen, kontin-
gentmaBigen und rechtlichen MaBnahmen, die einen umfangreichen Bau von Behelfsheimen mit der
Eigenhilfe der Bevolkerung sichern und fordern sollen. Das Deutsche Wohnungshilfswerk konne nie
etwa von einer Behorde durchgefuhrt werden. Diese konne zwar Gesetze erlassen und Verordnungen
herausgeben, also die Wege ebnen, aber nicht selbst bauen. Hier muBten die staatlichen Gesetze und
Verordnungen durch die motorische Kraft der Partei und die private Initiative erganzt und zum Erfolg
gefiihrt werden.
138 Das Deutsche Wohnungshilfswerk mtisse auch von den Behorden ohne btirokratische Hemmungen
bearbeitet und gefordert werden. Reichswohnungskommissar Dr. Ley gab dann neue Anweisungen
bekannt, die die Durchfuhrung des Deutschen Wohnungshilfswerkes regeln und den er-folgreichen
Einsatz der Partei, der Behorden und der Bauwirtschaft in jeder Weise gewahrleisten. Alle bisher be-
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stehenden Zwischenregelungen werden durch die neuen Weisungen aufgehoben. Den Gauleitern wird
in ihrer Eigenschaft als Gauwohnungskommissaren in jedem Gau ein besonders befahigter Fachmann
beigegeben, der als Leiter des Gauftihrungsstabes des Deutschen Wohnungshilfswerkes fiir die Zu-
sammenarbeit aller beteiligten Dienststellen, Behorden, Einrichtungen und Personlichkeiten im Inter-
esse einer rationellen Zusammenarbeit zu sorgen hat. Der Reichswohnungskommissar und die Gau-
wohnungskommissare als Behorde haben die gesetzlichen Regelungen zu treffen und Weisungen an
nachgeordnete Organe wie Landrate und Burgermeister zu geben. Von der Partei geht die politische
Initiative aus, die zum Einsatz der Selbst- und Gemeinschaftshilfe der Volksgenossen ftihrt. Wahrend
die Landrate und Burgermeister im Wohnungs- und -Siedlungsamt ihre fachliche Leitung und ihre
vorgesetzte Behorde besitzen, werden das Reichsheimstattenamt und die Gauheimstattenamter wieder
aktiviert und zur Lenkung aller MaBnahmen, die im Deutschen Wohnungshilfswerk von der Partei, der
Deutschen Arbeitsfront und den angeschlossenen Verbanden ergriffen werden, eingesetzt. Mit der
Leitung des Reichsheimstattenamtes wurde Pg. Walter beauftragt, der fur die Durchfuhrung des Deut-
schen Wohnungshilfswerkes verantwortlich ist und gleichzeitig im Rahmen des Reichswohnungs-
kommissariats mit der Regelung aller Kontingent- und Materialfragen beauftragt wurde.
Der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz Gauleiter und Reichsstatthalter Fritz S a u c k e 1
entwickelte auf einer Tagung vor Tausenden von deutschen Arbeitern und Arbeiterinnen seine Ge-
danken iiber den Arbeitseinsatz fur 1944. Er sprach in einem Kriegsbetrieb am 22. Januarl944. Seine
Rede war ein leidenschaftlicher Appell an alle schaffenden Deutschen, Tempo und Leistung zu stei-
gern.
Am 11. Januar versammelten sich in Berlin die Kreispropagandaleiter der NSDAP aus dem ganzen
Reich zu einer Arbeits tagung, auf der in einer Reihe von Vortragen namhafte Personlichkeiten der
Partei, der Wehrmacht und des Staates zur politischen und militarischen Lage das Wort ergriffen. So
gab u. a. Reichsminister S p e e r ein eindrucksvolles Bild vom Stand der deutschen Rustung, wahrend
GroBadmiral Donitz tiber die Seekriegslage und die kommenden Moglichkeiten des U-Bootkrieges
sprach. Generalfeldmarschall Milch behandelte das Thema des Luftkrieges, wobei er unsere standig
wachsende Abwehrkraft in den Mittelpunkt seiner Ausfuhrungen stellte. General der Infanterie J a s c
h k e sprach tiber die Aufgaben des Heeres, erorterte dabei eingehend die militarische Lage und cha-
rakterisierte mit Zuversicht die kommende Entwicklung an den Fronten. In weiteren Referaten kamen
SS-Obergruppenfuhrer Kaltenbrunner, der Chef des Propagandastabes, Wachter, und
Ministerialdirektor Dr. N a u m a n n vom Reichsministerium fiir Volksaufklarung und Propaganda zu
Wort. Zum SchluB der Tagung sprach der Reichspropagandaleiter, Reichsminister Dr. Goebbels, der
in grundsatzlichen Ausfuhrungen die Lage darlegte, in der sich das Reich politisch und militarisch zu
Beginn dieses entscheidungsreichen Kampfjahres befindet. Die Rede des Ministers gab den
Versammelten das geistige Rustzeug mit, dessen sie bedurfen, um die nationalsozialistische
Vorstellungswelt immer tiefer im BewuBtsein des deutschen Volkes zu verankern und so auch
politisch und moralisch die Voraussetzungen zu schaffen, alien Fahrnissen zum Trotz die Chancen
unseres sicheren Sieges wahrzunehmen. Die Versammelten legten am SchluB der Arbeitstagung ein
einmutiges Bekenntnis der Treue, der Kampfbereitschaft und des entschlossenen Siegeswillens ab.
Der Geist, der die Veranstaltung erfiillte,
139 bildete einen uberzeugenden Beweis fur die politische und moralische Kraft der Bewegung, wahrend
die Vortrage und Referate selbst die sachliche Begriindung und Untermauerung fiir die Sicherheit un-
seres Sieges lieferten.
Im Laufe des Januar ergriff Reichsminister Dr. Goebbels auch voreiner Anzahl hoherer Truppenfuh-
rer aus dem Osten sowie Kommandeuren und Offizieren der im Raum von Berlin stationierten Trup-
penteile das Wort. Dr. Goebbels stellte in seiner Rede die Zusammenhange zwischenmilitarischer und
politischer Kriegfuhrung dar und leitete von den aus der engen Verschmelzung politischer Intelligenz
und militarischer Macht-mittel entspringenden unerschopflichen Energien die GewiBheit unseres Sie-
ges ab.
Auch Reichsminister Rosenberg ergriff im Laufe der letzten Monate, namentlich im Februar, mehr-
fach das Wort, um die weltanschaulichen Hintergriinde des gegenwartigen gigantischen Ringens dar-
zulegen. Der Theoretiker der nationalsozialistischen Bewegung zeichnete in weit ausholenden Reden
jene Griinde auf, die zum 30. Januar 1933 fuhren muBten. Im Hinblick auf den Krieg erklarte er, daB je
langer der Krieg dauere, um so mehr sich die Frage nach seinem Sinn erhebe. Kein Krieg habe einen
tieferen Sinn gehabt als dieser. „Auf dem Spiel stehen", so sagte Rosenberg, ,,2000 Jahre deutscher
Geschichte, alle deutschen Zukunfts moglichkeiten und alle Lebensgrundlagen des Kontinents. Im
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Kampf gegen die bolschewistische Kraft des Ostens ist die Nationalsozialistische Partei groBgewor-
den. Sie hat standig vor den Sowjets gewarnt. Fragt man sich, ob die nationalsozialistische Bewegung
richtig gesehen hat, so ergibt sich, daB die These von der Verknlipfung der Juden mit alien politischen
Verschworungen sich auch beim Sowjetstaat bewahrheitet hat. Die Behauptung, daB der Bolschewis-
mus eine bauernfeindliche Bewegung ist, ist ebenfalls richtig gewesen. Die in SowjetruBland durchge-
ftihrte Technisierung ist kein technisches, sondern ein politische» Mittel, das bezweckt, jede subjekti-
ve Schopferkraft zu unterbinden. Waren die deutschen Armeen nicht in die bolschewistischen An-
sammlungen hineingestoBen, so hatten die Schlachtfelder dieses Krieges in Deutschland gelegen. Da-
fur, daB dies nicht geschah, wird man dem Nationalsozialismus immer dankbar sein miissen. Praktisch
stehen sich in diesem Kampfe zwei Revolutionen gegenuber: der Nationalsozialismus und der Bol-
schewismus. Von dem Ergebnis dieses Kampfes hangt das Schicksal Europas und der anderen Erdteile
ab. Diesen Kampf kann man nicht ohne innere Uberzeugung ftihren, und deshalb sind diesmal die
deutschen Soldaten Revolutionssoldaten wie nie in ihrer Geschichte." — Reichsleiter Rosenberg
sprach ebenfalls am 14. Februar in Danzig und am 18. Februar in Riga.
Auch tiber die Grenzen des Reiches hinaus hat die nationalsozialistische Fuhrung jene Ideen getra-
gen, um die in diesem Weltkampfe gerungen wird. So sprach z. B. Reichspressechef Dr. Dietrich am
15. Januar auf einer Pressekonferenz der franzosischen Journalisten in Paris, wobei er eine Reihe von
Problemen erorterte, die zur Zeit auch die franzosische Offentlichkeit besonders beschaftigen. Er zeig-
te den groBen Unterschied auf zwischen den Phrasen unserer Gegner und der grauenvollen Wirklich-
keit, in der sie ihre Programme durchzufuhren beabsichtigen. Er gab eine Ausschau auf die neuen gro-
Ben fortschrittlichen und sozialen Ideen, die, aus europaischem Geiste geboren, der Menschheit den
Weg in eine gltickliche Zukunft eroffnen wtirden. Die Ideen, die unsere Gegner heute als Fahneeiner
angeblich besseren Zukunft noch heraushangen, hatten langst abgewirtschaftet. Diese alten abgestan-
denen Medizinen seien heute kein Heilmittel mehr, sondern zum Gift fur die Organismen der Volker
geworden. Unter den schweren Erschutterungen dieses Krieges versinke die alte Welt endgtiltig, und
eine neue werde aus ihr hervorgehen, die den sozialen und fortschrittlichen Forderungen der Mensch-
heit einen neuen Weg durch die Jahrhunderte zu weisen vermoge. „Auch die Zukunft Frankreichs" —
so fuhr der Reichspressechef fort — „ist nicht einer Welt der Vergangenheit verhaftet, nicht den
Machten, die auf der Vernichtung
140 Europas ihre plutokratische und bolschewistische Weltherrschaft errichten wollen, sondern das
Schicksal Frankreichs ist unlosbar mit der Erneuerung dieses europaischen Kontinents verbunden.
Was Frankreich von der anti-europaischen Koalition, von den Vereinigten Staaten, von England und
den Bolschewisten im Falle ihres Sieges zu erwarten hatte, unterliegt heute nicht mehr dem leisesten
Zweifel. Einer ihrer prominentesten Sprecher, Ministerprasident Smuts, hat das, was Frankreich be-
trifft, kurzlich mit brutaler Offenheit vor der parlamentarischen Vereinigung des britischen Empire -
ausgesprochen." Am SchluB seiner Ausfuhrungen wies Dr. Dietrich darauf hin, daB viele Manner der
franzosischen Presse heute schon die Idee des Neuen Europa mit dem Einsatz ihres Lebens vertraten.
Einen uberwaltigenden Beweis fur das VerantwortungsbewuBtsein, das dem deutschen Volke in dem
gegenwartigen schicksalhaften Augenblickeigen ist, geben die Ergebnisse der WHW-Sammlungen in
den ersten Monaten des beginnenden Jahres: Die im Januar 1944 durchgefuhrte GaustraBensammlung
des Kriegs-WHW 1943/44 hatte das bisher hochste Ergebnis aller WHW-Sammlungen. Es betrug
nach vorlaufigen Feststellungen 81 036 553,75 RM. Bei der gleichen Sammlung des Vorjahres wur-
den 65 262 507,07 RM erzielt. Es ist somit eine Steigerung des Ergebnisses um 15 774 046,66 RM
gleich 24,2 Prozent zu verzeichnen. — Solche Ergebnisse sind im wahrsten Sinne Vertrauenskundge-
bungen der Nation fur die Staats fuhrung. Dieses Vertrauen beruht auf der Tatsache, daB die fuhrenden
Manner alle Energien einsetzen, um den Sieg zu gewinnen, anderseits aber sich nicht scheuen. streng
zu sein gegen Schmarotzer am Volkskorper. Urteile gegen derartige Schmarotzer, die hin und wieder
in der deutschen Presse veroffentlicht wurden, bestatigen und starken dieses Vertrauen zur Fuhrung.
So berichtete die deutsche Presse am 10. Januar, daB ein Dienststellenleiter fur die Feststellung von
Bombenschaden in Hamburg in zahlreichen Fallen die Schaden zu hoch eingeschatzt oder totale Scha-
den angegeben habe, obwohl diese gar nicht eingetreten waren. Es kam ihm darauf an, von den Bom-
bengeschadigten besondere Zuwendungen zu erhalten. Durch diese Betrugereien hatte er sich iiber
5000 RM ergaunert und dem Reich einen Schaden von mehr als 30 000 RM zugefugt. Das Sonderge-
richt in Hamburg sprach gegen den Betruger die Todesstrafe aus, einer seiner Mitangestellten, der in
geringerem Umfange straffalliggeworden war, wurde zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Todes-
urteil wurde vollstreckt.
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Im Rahmen der inneren Verwaltung sind im Januar einige nicht un-bedeutende Veranderungen in
hoheren Positionen vorgenommen worden. Zum Staatssekretar im Reichsjustizministerium wurde
Ministerialrat Direktor Herbert Klemm ernannt. Nach einer Berufslaufbahn bei der Dresdner Staats-
anwaltschaft, im sachsischen Justizministerium und als Oberstaatsanwalt im Reichsjustizministerium
wurde der damalige Ministerialrat Klemm zum Reichskommissar Dr. SeyB-Inquart mit der Aufgabe,
die deutsche Justiz in den besetzten niederlandischen Gebieten zu organisieren, abkommandiert. Vom
Marz 1941 bis zum 3. Januar 1944 war Ministerialdirektor Klemm in der Parteikanzlei Munchen als
Gruppenleiter und stell-vertretender Abteilungsleiter tatig.
AnlaBlich einer Tagung der Berliner Kreisleiter flihrte Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels den
Prasidenten der Gauwirtschaftskammer Prof.H u n k e, den Gauwirtschaftsberater P e t z k e und Gau-
rechtsberater Wagner in ihre Amter ein.
Staatsminister Karl Hermann Frank, der als Sachkenner in Fragendes Deutschtums in Bohmen und
Mahren zu gelten hat, gab in der Schrift„Bohmen und Mahren im Reich", die im Volk und Reich-
Verlag in Pragerschienen ist, in klassischer Gedrangtheit einen AufriB des gesamten Problemkreises,
der diese alten Reichslander betrifft. Staatsminister Frank geht dabei von dem Wort aus: „Der Herr
von Bohmen ist der Herr Europas". Er weist an Hand des geschichtlichen Ablaufs nach, daB dieser
Kernraum stets
141 Blutezeiten erlebte, wenn er fest in die Reichsgemeinschaft eingebettet war, und niederging, sobald er
sich einem engbeschrankten Eigengeist verschrieb. „Der Flihrer revidierte", so sagte Frank, „eine irre-
gegangene geschichtliche Zwischenperiode und fiigte wieder zusammen, was von Natur aus zusam-
mengehorte, Bohmen und Mahren und das Reich, wobei der volkischen Eigenart dieses Raumes, in
dem 7 Millionen Tschechensiedeln, ebenso Rechnung getragen wurde wie dem Reichswohl." Frank
umreiBt in eindringlicher Darstellung das Wesen des Protektorats, das eine„selbstandige Schopfung
nationalsozialistischen Staatsdenkens ist und weder Vorbild noch Parallelen hat. Alle autonomen
Rechte des Protektorais miissen im Einklang mit den politischen, militarischen und wirtschaftlichen
Be-langen des Reiches ausgeiibt werden. Die Autonomic schlieBt die Befugnis in sich, eigenes Recht
auf den Gebieten zu setzen, die das Reich nicht in seine Verwaltung genommen hat, und so das Leben
des tschechischen Volkes in eigener Verantwortung zu gestalten". — Durch den FuhrererlaB vom 20.
August 1943 wurde das Deutsche Staatsministerium fur Bohmen und Mahren errichtet, durch das die
Organisation der Reichsgewalt im Protektorat wesentliche Veranderungen erfahren hat. Neben dem
Reichsprotektor als dem Vertreter des Fuhrers in dessen Eigenschaft als Reichsoberhaupt steht nun-
mehr der im Rang den Reichsministerngleichstehende Deutsche Staatsminister fur Bohmen und Mah-
ren als Trager der Regierungsgewalt. Dem Reichsprotektor obliegen in Sonderheit die Bestatigung der
Mitglieder der Regierung des Protektorats, die Ernennung und Entlassung der deutschen Beamten im
Protektorat sowie deren Versetzung in den Ruhestand und schlieBlich die Ausiibung des Gnaden- und
Niederschlagungsrechts auBer in Sachen der Militargerichtsbarkeit und der SS- und Polizeigerichts-
barkeit. Demgegenuber fallen in die Zustandigkeit des Deutschen Staatsministers alle die Wahrung der
Reichsinteressen im Protektorat umfassenden Regierungsgeschafte.
„Die durch den FuhrererlaB vom 16. Marz 1939 dem Reichsprotektorubertragenen Aufgaben und
Befugnisse obliegen nunmehr ausnahmslos dem Deutschen Staatsminister fiir Bohmen und Mahren in
eigener Verantwortung. Er wacht in Durchftihrung der vom Fiihrer erteilten politischen Richtlinien
daruber, daB das Protektorat seine ihm im Rahmen der Autonomic zustehenden Rechte im Einklang
mit den politischen, militarischen und wirtschaftlichen Belangen des Reiches ausiibt. Zugleich ist er
Chef der gesamten reichseigenen Verwaltung im Protektorat, die teils zur Betreuung der Reichsange-
horigen, teils im gemeinsamen Interesse von Deutschen und Tschechen eingerichtet worden sind. Von
der Unterstellung aller Dienststellen des Reiches unter den Deutschen Staatsminister ist aus militari-
schen Griinden allein die Wehrmacht ausgenommen; durch die Einrichtung des als militarischer Bera-
ter tatigen Wehrmachtbevollmachtigten — zugleich als Befehlshaber im Wehrkreis Bohmen und Mah-
ren — ist jedoch auch auf diesem Gebiet die notwendige Einheit verburgt. Der Staatsminister hat so-
mit die Moglichkeit, sich iiber alle MaBnahmen der Protektoratsregierung unterrichten zu lassen und
ihr Ratschlage zu erteilen. Erkann gegen MaBnahmen, die das Reich zu schadigen geeignet sind, Ein-
spruch einlegen und bei ,Gefahr im Verzuge' selbst die im gemeinsamen Interesse notwendigen An-
ordnungen treffen. Das Protektorat wurde in einer bestimmten politischen Situation des Reiches er-
richtet und hat seine derzeitige rechtliche und politische Ordnung aus dieser Situation erhalten. Die
Aufgabe jeder deutschen und europaischen Politik der Zukunft muB es sein, dem seit Jahrhunderten
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politisch aufgewiihlten und daher friedlosen Raum im Herzen des Kontinents den dauernden Frieden
zu bringen;
das bedeutet die endgultige Losung des tschechischen Problems. Gegenwartig befindet sich das tsche-
chische Volk", so sagte Staatsminister Frank, „in einer echten und uberaus starken seelisch-politischen
Krise. Der Zusammenbruch ist jah und katastrophenartig gekommen. Aus dem Zusammenbruch der
alten Werte, Auffassungen und Orientierungen haben die Tschechen noch nicht herausgefunden. Doch
ist es auch eine politisch bedeutsame Tatsache, daB vor allem die handarbeitende
142 Schicht, Arbeiter, Bauern, Handwerker, trotz aller Auslandspropaganda loyal und tuchtig in der
Erzeugungs- und Rustungsschlacht des Reiches ihren Mann steht." Staatsminister Frank kommt zu
folgendem SchluB: „Es wird sich im ganzen Volk die unumstoBliche Geltung des folgenden Satzes
durchsetzen mtissen:
Da Europa ohne die Tschechen, die Tschechen aber in Zukunft nicht mehr ohne ein starkes Deutsches
Reich leben konnen, mtissen 7 Millionen Tschechen den unbedingten Vorrang von 85 Millionen deut-
scher Menschen anerkennen und ihre partikularen Interessen dem Reichsinteresse unterordnen."
Ob nun die heutige Form des Reichsprotektorats als Dauerform angemessen ist oder einmal einer
anderen Konstruktion Platz machen muB, bleibt in dem Aufsatz von Staatsminister Frank offen. Zwei-
fellos werde im Bereich der Verwaltung weiterhin noch manches zu vereinfachen sein. Nach den vier-
jahrigen Erfahrungen habe sich jedenfalls die Einsetzung einer nur dem Fiihrer unterstellten zentralen
starken Reichsgewalt fur Bohmen und Mahren als absolut richtig erwiesen. Wer in diesem Krieg Ge-
legenheit hatte, die Entwicklung im Protektorat von Zeit zu Zeit selbst zu verfolgen, konnte nur zu der
gleichen Erkenntnis kommen, der der Staatsminister in seiner inhaltsschweren Schrift iiber eine Kern-
frage der Reichsexistenz Ausdruck gegeben hat.
Der personliche Referent des Reichsleiters Fiehler, des Chefs im Amte fur kommunale Politik, Dr.
Heinz J o b s t, auBerte sich iiber bedeutsame Fragen nationalsozialistischer Kommunalpolitik. Er be-
tonte in einem Aufsatz in der „Nationalsozialistischen Gemeinde" erneut den Grundsatz der Allzu-
standigkeit der Gemeinden. Aus dieser Maxime heraus werden die Forderungen nach einer groBziigi-
gen Dezentralisation der Verwaltung und einer durchgreifenden Vereinheitlichung in der Ortsinstanz
abgeleitet. Verwaltungsaufgaben nicht reichswichtiger Art sollen so weit als moglich auf die Selbst-
verwaltungskorperschaften ubertragen werden. Die Gemeinden wtirden wieder zum Verwaltungsmit-
telpunkt und zur echten Einheitsbehorde gemacht. Wahrend friiher der Burgermeister die entschei-
denden Befugnisse zur Ordnung aller in seinen Bereich fallenden Aufgaben besessen habe, stiinden
heute neben den Gemeinden zahlreiche Sonderbehorden und wirtschaftliche und staatliche Organisa-
tionen. Zur Vereinfachung und Verbilligung des Verwaltungsapparates und zur Erhohung seiner
Schlagkraft, zum Ausgleich widerstreitender Ressortinteressen, zur Erleichterung des Behordenver-
kehrs fur die Volksgenossen und zur Erzielung einer hochstmoglichen Krafteokonomie sei eine Riick-
ftihrung verschiedener Sonderverwaltungen in die Allgemeinverwaltung dringend erforderlich. Wenn
ein Volksgenosse amtliche Hilfe in Anspruch nehmen wolle, dann wende er sich gewohnlich in erster
Linie an seine Gemeinde. Die Verwaltung werde nicht volkstumlicher, wenn der Burgermeister die
Antragsteller oft gleich zu mehreren rivalisierenden Spezialbehorden schicken mtisse. Der Grundsatz
der Selbstverwaltung besage, daB von den Gemeinden alles ferngehalten werden mtisse, was ihre Ent-
schluBkraft lahmen und ihre Entfaltung behindern muBte.
Der Luftkrieg ist zu einer steten Quelle fur die Schaffung neuer Verordnungen auf den verschieden-
sten Gebieten des Verwaltungswesens geworden. Der Reichsfuhrer-SS Reichsminister des Innern
stellte in einem ErlaB fest, daB wiederholt die Erfahrung gemacht werden muBte, daB die im Interesse
der Beteiligten und ihrer Angehorigen liegende Erfassung von Opfern bei Terrorangriffen in uner-
wiinschter Weise verzogert worden sei. Nach Luftangriffen seien, wie der ErlaB betont, vielfach ver-
letzte oder erkrankte Personen in Krankenanstalten und Hilfskrankenanstalten der naheren und weite-
ren Umgebung des Schadensortes aufgenommen worden, ohne daB dies der Polizeibehorde des
Wohnortes mitgeteilt worden ware. Dies fuhre dazu, daB den ohnehin schwer betroffenen Angehori-
gen solcher Verwundeten weitere seelische Belastungen erwtichsen. Gleichzeitig entstehe fur die mit
der Ermittlung der VermiBten beschaftigten Dienststellen eine betrachtliche Mehrarbeit. Aus diesem
Grunde ordnet der Reichsfuhrer SS
143 an, daB die von den Krankenanstalten zu erstattenden Meldungen, soweit es sich um Opfer von
Luftangriffen handelt, von der ortlichen Meldebehorde auf schnellstem Wege an die Meldebehorde
des Wohnortes des Betroffenen weiterzuleiten seien. Die Meldungen der Krankenanstalten sollen
moglichst unmitteibar nach der Aufnahme erfolgen. Auch die Standesbeamten werden angewiesen,
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ihre Benachrichtigung liber Sterbefalle in Zusammenhang mit Luftangriffen mit besonderer Beschleu-
nigung vorzunehmen.
GroBe Schwierigkeiten bereitet eine gerechte Ordnung des Entschadigungswesens, soweit es den
Luftkrieg betrifft. Oft ist die Wiederherstellung oder die Neuanschaffung verlorengegangener Giiter,
Mobel und Gebrauchsgegenstande nicht moglich. Die Luffkriegsgeschadigten sollen aber wirklich vor
jedem Nachteil bewahrt werden. Im Hinblick darauf sind grundsatzliche Feststellungen des
Reichskriegsschadenamtes von Interesse, die in einem Entscheidungsverfahren iiber zerstorte Wohn-
hauser getroffen wurden. Es handelt sich um die Aussetzung des Entschadigungsverfahrens, die nach
den Vorschriften der Kriegsschaden-Verordnung moglich ist. Sowohl der Geschadigte selbst wie auch
die Feststellungsbehorde konnen danach das Abgeltungsverfahren zunachst auf die Feststellung be-
schranken, daB ein vom Reich zu entschadigender Kriegssachschaden vorliegt. Das Verfahren tiber die
Hohe der Entschadigung kann ausgesetzt werden. Wenn die Feststellungsbehorde das tut, kann sie
dabei schon eine Summenennen, bis zu der Vorauszahlungen auf die zukunftige Entschadigung gege-
ben werden konnen, wenn der Luftkriegsbetroffene diese Mittel zur Beseitigung des Schadens braucht,
etwa zur Anschaffung von Ersatz oder zu Instandsetzungsarbeiten. Fur den Geschadigten ist die Aus-
setzung nicht nur ohne Nachteil, sondern sogar vorteilhaft. Denn er erreicht damit, daB erst in einem
Zeitpunkt, in dem die Beseitigung des Schadens tatsachlichmoglich ist, endgultig bestimmt wird, wel-
che Reichsmittel dafiir zugeben sind.
Um alle Arbeitskrafte, die wegen Luftgefahrdung oder nach Fliegerangriffen ihre Tatigkeit aus trif-
tigen Griinden aufgegeben oder gewechselt haben, fur den kriegswichtigen Arbeitseinsatz zu erfassen,
hat der Generalbevollmachtigte fur den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, eine Verordnung erlassen,
durch die fur solche Personen eine Meldepflicht beim Arbeitsamt eingefuhrt wird. Nach dieser Ver-
ordnung miissen sich alle Personen, die seit dem 1. April 1943 eine selbstandige Berufs tatigkeit
oderein Arbeitsverhaltnis wegen Luftgefahrdung oder nach Fliegerangriffen aufgegeben haben oder
kunftig noch aufgeben, unverzugfich bei dem fur ihren jeweiligen Aufenthaltsort zustandigen Ar-
beitsamt melden. Von der Meldepflicht ist lediglich befreit, wer unter Mitwirkung des Arbeitsamts
bereits anderweitig eingesetzt wurde. Meldepflichtig sind auch solche Personen, die inzwischen wie-
der ohne Mitwirkung des Arbeitsamtes eine Berufstatigkeit aufgenommen haben.
Da die feindlichen Einfliige in deutsches Reichsgebiet oft nur mit wenigen Maschinen und zu Stor-
zwecken durchgeftihrt werden, hat sich die Notwendigkeit ergeben, das Alarmwesen elastischer zu
gestalten, um eine ubermaBige Beanspruchung der Bevolkerung zu vermeiden. Anfang Januar wurde
zu dem bisherigen Sirenenzeichen die Ankundigung einer Vorwarnung eingefuhrt: 1. Die Sirene warnt
durch, das Signal: „offentliche Luftwarnung" dreimal mit einem hohen Dauerten in einer Minute. Die-
ses Signal gibt an, daB sich zwar einzelne Feindflugzeuge innerhalb des Warngebietes befinden, daB
jedoch keine Gefahr eines GroBangriffs besteht. Es konnen also vereinzelt Bomben fallen, und die
Flakartillerie kann in Tatigkeit treten. Wirtschafts- und Verkehrsleben gehen bei Tagevoll weiter, bei
Dunkelheit ebenfalls, jedoch wird der Betrieb von elektrischen Bahnen, die Funkenbildung aufweisen,
eingestellt. Es ist nicht Pflicht, bei „Offenflicher Luftwarnung" die Luftschutzraume aufzusuchen.
GroBere Ansammlungen von Menschen in Kinos, Theatern, Sportveranstaltungen und dgl. werden
wegen der immerhin
144 vorhandenen Gefahr aufgelost. — 2. Die Sirene alarmiert durch das Signal „Fliegeralarm" mit einem
eine Minute lang auf- und abschwellenden Heulton. Dieses Signalbedeutet stets akute Gefahr. Mit
groBeren Angriffen muB gerechnet werden. Das Signal kann auch im AnschluB an „Offentliche Luft-
warnung" gegeben werden, wenn schwachen feindlichen Luftstreitkraften starkere Verbande folgen.
Bei „Fliegeralarm" mtissen alle Vorkehrungen fur einen GroBangriff mit groBter Beschleunigung
durchgeftihrt werden. Luftschutzbunker und Luftschutzraume mtissen stets so schnell wie moglich
aufgesucht werden. Wer sich bei Fliegeralarm gleichgtiltig verhalt und sich nicht bestmoglichst
schtitzt, gefahrdet sein Leben und schadigt die Volksgemeinschaft. — 3. Die Sirene gibt „Vorentwar-
nung" mit einem dreimal hohen Dauerton in der Minute, desgleichen wie bei „Offentlicher Luftwar-
nung". Das Signal bedeutet nach „Fliegeralarm", daB sich die Masse der Feindflugzeuge im Abflug
befindet, daB sich aber noch einzelne Feindflugzeuge iiber dem Ort befinden. Es bestehen also diesel-
ben Gefahrengrade wie bei „Offentlicher Luftwarnung", d. h. es konnen zwar noch vereinzelt Bomben
fallen, und die Flakartillerie kann in Tatigkeit bleiben, mit einer groBen Gefahr, besonders mit mas-
sierten Angriffen, ist aber nicht mehr zu rechnen. — Bei „Vorentwarnung" am Tage geht das Ver-
kehrs- und Wirtschaftsleben sofort wieder weiter, wahrend der Dunkelheit werden die elektrisch be-
triebenen Verkehrsmittel noch nicht wieder in Betrieb gesetzt, offentliche Ansammlungen von Men-
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schen in Kinos, Theatern, Sportveranstaltungen usw. dlirfen noch nicht fortgesetzt werden. — 4. Die
Sirene entwarnt durch das Signal „Entwarnung" (eine Minute hoher Dauerton). Dieses Signal wird
gegeben, wenn alle Feindflugzeuge abgeflogen sind.
Die groBten Probleme durch die Luftangriffe werden auf dem Gebiete der Wohnraumversorgung
aufgeworfen. Die schwer betroffenen Stadte haben deshalb eine Meldepflicht fiir freiwerdenden
Wohnraum ein-geflihrt, deren Bestimmungen die Wohnraumerfassungs- und die Wohnraumlenkungs-
verordnung erganzen sollen. Die feindlichen Terrorangriffe machen eine planmaBige Erfassung und
Nutzung alien noch verfligbaren Wohnraums zur dringenden Pflicht. Es wurde daher eine systemati-
sche straBenweise Durchkammung aller Wohnungen durchgeflihrt. Es wurde Vorsorge getroffen, um
in jedem Falle eine gerechte und gewissenhafte Auswertung der Angaben zu gewahrleisten und Harte-
falle auf das denkbar geringste MaB herabzumindern.
In der Hauptversammlung der Deutschen Reichsbank, die Anfang Februar stattfand, ergriff Reichs-
minister und Reichsbankprasident Walther Funk das Wort zu langeren Ausfuhrungen tiber die Wirt-
schaftspolitik unter besonderer Herausstellung der Wahrungs- und finanzpolitischen Probleme. Das
vergangene Kriegsjahr war, wie er mitteilte, ein Jahr hochster Bewahrung von Front und Heimat. Die
deutsche Wirtschaft, die fiir die Materialschlachten dieses Krieges den materiellen Riickhalt bietet,
konnte im abgelaufenen Jahr dank einer verstarkten Konzentration aller Krafte und der Mobilmachung
bedeutender Arbeitsreserven die Leistungen weiter erhohen und die Riistungsproduktion aufs neue
steigern und verbessern. Fiir die deutsche Wirtschaftspolitik gibt es im Kriege nur eine Aufgabe und
ein Ziel: Steigerung der Kriegsproduktion bis zur letzten Moglichkeit. Auch die Geld- und Wahrungs-
politik hat sicherfolgreich eingeordnet und auf dieses Ziel hin ausgerichtet. Der Wert der Reichsmark
ist stabil geblieben und vor jeder Erschiitterung bewahrt worden. Die Kriegsfinanzierung lieB sich
reibungslos in der seit Anfang des Krieges geiibten Form erfolgreich fortfiihren. Die beiden Haupt-
quellen — Steuern und Anleihen — blieben so ergiebig, daB die unmittelbare Kredithilfe der Reichs-
bank nach wie vor in wahrungsmaBig vertretbaren Grenzen gehalten werden konnte. Eine ins Gewicht
fallende Verschiebung der bisherigen gesunden Relationen der Finanzierung der Staatsausgaben ist
nicht eingetreten. Unsere Preis- und Lohniiberwachung und unser Bewirtschaftungssystem sowie die
Lenkung des Geld- und
145 Kreditbedarfs waren in der Lage, auch im vergangenen Jahr die Spannungen zwischen Geld- und
Giiterseite zugunsten der Stabilerhaltung der deutschen Wanning abzufangen. DaB diese Spannungen
1943 zugenommen haben, kann nicht verwundern. Es hatten noch weniger Giiter fiir den normalen
zivilen Verbrauch — von Anlagewerten ganz zu schweigen — zur Verfiigung gestanden, wahrend
andererseits allein der Bargeldumlauf um rund 4,2 Milliarden RM starker angestiegen sei als im Vor-
jahr. Um so hoher ist der Erfolg zu werten, der sich in beinahe unveranderten GroBhandelspreisen und
Lebenshaltungskosten niedergeschlagen hat. Das aber sind die Grundpfeiler fiir eine gesunde und sta-
bile Wahrung. Im weiteren Verlauf seiner Rede befaBte sich der Reichsbankprasident mit den groBen
Sorgen der Angloamerikaner, bei denen sich die sozialen Probleme, insbesondere das Preis- und
Lohnproblem, standig komplizieren. Er gab einen Uberblick tiber die sich heute schon abzeichnende
Neuordnung des europaischen und groBostasiatischen Wirtschaftsraumes, der unter Fiihrung Deutsch-
lands und Japans bereits weitgehend realisiert worden sei. Mitberechtigtem Stolz stellte er fest, daB
Deutschland seine Warenausfuhr in fast vorkriegsmaBigem Umfang aufrechterhalte. Weitere Partien
der Rede des Reichswirtschaftsministers befaBten sich mit dem Umlauf der Reichsbanknoten, der
Kriegsfinanzierung sowie der Rationalisierung im Geld- und Kreditsektor. — Der Minister schloB mit
dem Ausdruck seiner Uberzeugung, daB die Deutsche Reichsbank auch in Zukunft alien Anforderun-
gen und Schwierigkeiten gewachsen sein und vor alien Dingen ihre Hauptaufgabe erfiillen werde,
Hiiterin der Wahrung zu sein.
Interessant ist eine Verlautbarung in der deutschen Presse tiber den Verlauf des Sparkassenjahres
1943, die im Anfang Januar gegeben wurde. Die Geldkapitalbildung hat auch im Jahre 1943 kraftige
Fortschritte gemacht. Die Gesamteinlagen in der Sparkassen- und Giroorganisation belaufen sich
nunmehr auf die stattliche Summe von 77 Milliarden RM. Im Jahre 1943 ist bei den offentlichen
Sparkassen ein Spareinlagenzuwachs von 14,3 Milliarden RM zu verzeichnen. Dies kann als ein her-
vorragendes Zeichen des ungebrochenen Vertrauens der Bevolkerung zu ihrer politischen Fiihrung
und als ein Beweis des hohen Sparwillens aller Bevolkerungskreise in Stadt und Land gewertet wer-
den. Bemerkenswert ist, daB sich auch die Giroeinlagen, also die kurzfristigen Betriebsgelder beacht-
licherhohten, namlich um 2,6 auf etwa 12 Milliarden RM.
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Am 15. und 16. Januar ist die schaffende Jugend des Reiches in alien Orten und Betrieben zum
Kriegsberufswettkampf 1944 angetreten. Dem Aufruf des Fuhrers zur Teilnahme an diesem Wett-
kampf der beruflichen Leistung haben die Jungen und Madel der Hitler- Jugend in einer eindrucksvol-
len Weise Folge geleistet. Die Teilnehmerzahlen 'dieses Jahres stehen denen der Friedensjahre nicht
nach. Gelegentlich eines Aufenthaltes im Rhein-Ruhr-Gebiet besuchte Dr. Ley eine Anzahl von Wett-
kampfstatten der Jugend. Bei einer dieser Kundgebungen erstattete Oberbefehlsleiter Marrenbach dem
Reichsleiter Meldung, daB sich mehr als 2'4 Millionen Jungen und Madel zum Kriegsberufswett-
kampfs gemeldet hatten, darunter rund 700000 Jugendliche des Landvolkes.
Mitte Januar fand in Zakopane eine landwirtschaftliche Fuhrertagung statt, in deren Mittelpunkt eine
groBe Anzahl von Fachvortragen iiber die wichtigsten landwirtschaftlichen Probleme des Generalgou-
vernements standen. Die Pflege des Bodens, der Aufbau der Tierzucht, die Forderung einer gutentwik-
kelten Diingewirtschaft, die Organisation landwirtschaftlicher GroBbetriebe, Fragen aus dem Agrar-
recht und dem Saatgutwesen und nicht zuletzt der Aufbau von Musterwirtschaften und ihr Einsatz in
der Wirtschaftsberatung gehorten zu den Hauptthemen der Tagung.
Am 5. Februar berichtete vor Vertretern der deutschen Presse in Berlin Generalgouverneur Reichsmi-
nister Dr. Frank tiber den Erfolg und den Stand der Aufbauarbeit und die allgemeine Lage im Gene-
ralgouvernement, wie sie sich im funften Jahr deutscher Fuhrung und Verwaltung offensichtbar
146 fur alle Welt darstellt. Die Darlegungen Dr. Franks zeigten, daB entgegen aller feindlicher Greuelhetze
und entgegen alien wirklichkeitsfernen Wunschtraumen eines kleinen und unbedeutenden landesfluch-
tigen und volksfremden polnischen Emigrantenklungels die Millionenmasse der polnischen Arbeiter
und Bauern unter deutscher Fuhrung im Generalgouvernement ein sozialbefriedetes Leben ruhiger
steter Arbeit ftihre und dem europaischen Aufbau diene. Zur Einstellung des polnischen Volks turns im
Generalgouvernement zu all dem, was in den fast ftinf Jahren deutscher Fuhrung aufgebaut worden ist,
erklarte Generalgouverneur Dr. Frank, daB im Generalgouvernement die namentlich in der ersten
Zeitvorhanden gewesene antideutsche Ausrichtung der Bevolkerung heute als nahezu uberwunden
bezeichnet werden konne. Das Gerechtigkeitsstreben, die Aufgeschlossenheit und die Fursorge der
deutschen Fuhrung fur die allgemeinen Volksinteressen im Generalgouvernement hatten die Masse
der dort lebenden Polen zu ihrer heutigen Einstellung gefuhrt.
Angesichts der Tatsache, daB die Kampfe an der Ostfront der estnischen Grenze immer naherriickte,
wurde das estnische Volk, wie am 6. Februarberichtet wurde, durch seinen Ersten Landesdirektor, Dr.
Mae, zur allgemeinen Mobilmachung aufgerufen. Die estnische landeseigene Verwaltung hat sich zu
diesem Schritt insbesondere im Hinblick auf die grauenhaften Erfahrungen, die das estnische Volk
wahrend des einen Jahres der bolschewistischen Schreckensherrschaft 1940 und 1941 gemacht hat,
veranlaBt gesehen. Mehrere Zehntausende estnischer Frauen, Manner und Kinder sind damals von den
Bolschewisten in die Steppen Sibiriens verschleppt worden und dort umgekommen. Seit der Befreiung
Estlands durch die deutsche Wehrmacht im Spatsommer 1941 ist es der vielfach ausgesprochene
Wunsch weitester Kreise der estnischen Bevolkerung gewesen an dem Kampf gegen ihren Todfeind
teilnehmen zu diirfen.
Gegen Ende Januar fand in Posen eine Tagung des VDA statt, bei der Reichsstatthalter Greiser und
A -Obergruppenfuhrer Lorenz iiber die Volkstumsarbeit im Warthegau sprachen. Gauleiter Greiser
wlirdigte mit Dankesworten die groBe Hilfe, die der Gau bei seiner Aufbauarbeit durch das Paten-
schaftswerk des VDA erfahren habe In bezug auf die Volkstumsarbeit des Warthegaues habe der VDA
noch die groBe Aufgabe zu erfullen, das gesamte deutsche Volk auf die Bedeutung und die Grundsatze
der Volks tumspolitik hinzuweisen. Es sei die groBe Zielsetzung dieser Volkstumspolitik, den hartum-
kampften Schicksalsraum des deutschen Ostens fur alle Zeiten zu sichern. Es gelte, das Volk zu befa-
higen, die groBen Aufgaben der Zukunft zu meistern und ihm den Platz an der Sonne zu sichern, der
ihm nicht nur auf Grund seiner Leistungen, sondern auch auf Grund seiner Opfer und seines Einsatzes
zukomme. Der President des VDA, SS-Obergruppenfuhrer Lorenz, umriB in seiner abschlieBenden
Ansprache im einzelnen die Kriegsaufgaben des VDA, die in erster Linie im Einsatz aller Krafte fur
die Festigung des deutschen Volkstums in den volkisch gefahrdeten Gebieten lagen, und zwar sowohl
innerhalb der Grenzen des Reiches als auch im Rahmen der kriegsbedingten Moglichkeiten vor seinen
Toren. Als weitere Aufgabe des VDA bezeichnete er die Betreuung der Volksdeutschen aus der So-
wjetunion, die trotz bolschewistischen Druckes ihre deutsche Art bewahrt hatten und sich nunmehr zu
neuem Einsatz auf dem Weg ins Reich befanden. Diese Volksdeutschen in unsere Volksgemeinschaft
aufzunehmen und einzugliedern und sie entsprechend ihren Fahigkeiten einzusetzen, sei eine der groB-
ten Aufgaben, die den verantwortlichen Stellen der Menschenfuhrung und Menschenformung gestellt
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seien. Aus den Erfahrungen der Volkstumsarbeit der letzten Jahre zog SS-Obergruppenfiihrer Lorenz
die SchluBfolgerung, daB der Krieg das Geflige unseres Volkes an und auBerhalb der Grenzen des
Reiches nicht erschiittert habe. Es sei ein TrugschluB, zumeinen, daB nach dem Siege die Volkstums-
arbeit ihre Daseinsberechtigung verliere. Der Sieg werde durch die Waffen erfochten, durch die Kraft
des Volkstums aber erhalten.
147 Zu Beginn des Jahres wurde eine neue Anordnung iiber das Landjahr herausgegeben, wonach der
Landjahraufenthalt 1943 fur diejenigen Landjahrpflichtigen, die wegen der Kriegsverhaltnisse nicht in
die Heimat zuriickkehren konnen, bis zum 20. Marz 1944 verlangert wird.
Am 19. Januar fand in einem niederschlesischen Dorfe der Reichsappell der landlichen Jugend statt,
den Reichsbauernfuhrer Backe, Reichsjugendfuhrer Axmann und Gauleiter Hanke eroffneten. Reichs-
jugendfuhrer Axmann sagte vor der landlichen Jugend, daB vor allem die ungebrochene Kraft des
deutschen Bauerntums dazu beigetragen habe, die schweren Schicksalsschlage, die unser Volk in sei-
ner wechselvollen Geschichte ertragen muBte, zu uberwinden. Mit dieser Kraft wtirden wir auch die
groBten Wechselfalle dieses Krieges meistern. — Reichsbauernfuhrer Backe hob in seiner Rede den
rassisch-blutmaBigen, den ernahrungspolitischen und den erzieherischen Auftrag an die deutsche
Landjugend hervor und unterstrich, daB in der Reinerhaltung unseres Blutes und unserer Art die wich-
tigste Lebensquelle des deutschen Volkes zu sehen sei. Es sei dringend notwendig, dem Bauerntum
seine besten Krafte und Menschen in Zukunft zu erhalten, damit es seine Aufgabe fur das Volk wieder
in vollem umfange jetzt und in Zukunft erfullen konne.
Der Reichsminister fur Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung hat die Zulassungsvoraussetzun-
gen zum wissenschaftlichen Studium an den deutschen Hochschulen durch die Offnung eines neuen
Zuganges zu den Hochschulen erweitert. Der ErlaB bestimmt, daB nunmehr zum wissenschaftlichen
Studium auch die nach erfolgreichem Besuch einer Lehrerbildungsanstalt erworbenen AbschluBzeug-
nisse berechtigen, also die Zeugnisse iiber die erste Priifung fur das Lehramt an Volksschulen. Diese
Neuregelung gibt die Moglichkeit, daB junge Volksschullehrer beim Vorliegen besonderer Vorausset-
zungen unmittelbar im AnschluB an die Lehrerbildungsanstalt ein Vollstudium an der Hochschule
durchfiihren konnen. Die Lehrerbildungsanstalten haben im iibrigen durch diese Neuordnung nun auch
auf diesem Gebiete ihren angemessenen Platz im Gesamtgefiige des deutschen Schul- und Erzie-
hungswesens erhalten. Gleichzeitig ist die Idee der Begabtenauslese um eine weitere Verzweigung
bereichert worden.
tjber die Aufgaben der Studenten der Hochschulen und der Wissenschaft im Kriege sprach am 27.
Januar Reichsstudentenfiihrer Gauleiter Dr. Scheel auf einer Frontstudentenkundgebung in Erlangen
und verkiindete dabei den Wahlspruch, der fortan in Krieg und Frieden jedem deutschen Studenten
voranleuchten soil. In Anwesenheit zahlreicher Hochschullehrerund fiihrender Vertreter von Partei
und Staat bekundeten die versammelten Frontstudenten, meist Kriegsversehrte und Studienurlauber,
durch mehrfache stiirmische Zustimmung zu den Worten Dr. Scheels ihre Entschlossenheit, leiden-
schaftlich als Nationalsozialisten auf dem Kampfabschnitt Hochschule und Wissenschaft im Glauben
an den Fiihrer zuringen und zu arbeiten. — Dr. Scheel gab ein Bild von den umfangreichen Arbeiten
des Studententums und den zahlreichen Problemen, die sich fur die Generationen der Kriegsstudenten
im Laufe der letzten Jahre ergeben haben. Zusammenfassend stellte er hierzu fest: „Es ist der Auftrag
an uns Studenten ergangen, politische Kraft, Tapferkeit und Treue der Herzen auf das engste mit der
geistigen Leistung zu verbinden. Unserem Volke wird daraus groBter Nutzen, unseren Feinden groBter
Schaden erwachsen."
Die Reichsstudentenfiihrung hat sich bemiiht, durch ihre MaBnahmen zur Berufsforderung des aka-
demischen Nachwuchses im Kriege Wege einzuschlagen, die sowohl dem Fronteinsatz des Studenten-
tums als auch der Notwendigkeit der Bereitstellung ausreichender Nachwuchskrafte fur die Hoch-
schulberufe gerecht werden. Aus diesen Gedankengangen heraus hat sie Vorschlage zur Einfiihrung
von Fronthochschulen ausgearbeitet, die von der Wehrmacht gefordert und inzwischen verwirklicht
worden sind. Seit Monaten finden somit an der Front Hochschulkurse in den riickwartigen und besetz-
ten Gebieten statt, bei denen Vertreter des Reichsstudentenfiihrern und Professoren
148 deutscher Hochschulen zu den Frontstudenten sprechen. Die „Bewegung" berichtet iiber die
Bewahrung dieser neuen Einrichtung. Sie weist darauf hin, daB erst im Zusammenhang mit den weite-
ren MaBnahmen der Reichsstudentenfiihrung diese Kurse werden von den OKW-AuBenstellen fur
Truppenbetreuung durchgefiihrt. Fur die Teilnahme an den Kursen kommen in Betracht die Stadi-
ums willigen Abiturienten, die Studenten und fertigen Akademiker, deren AbschluBpriifung nicht lan-
ger als drei Jahre zuriickliegt. AuBerdem haben auch Fachschiiler und Kunstschiiler hoherer Semester
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die Moglichkeit, an den Kursen teilzunehmen. Die Soldaten werden meist zu den Kursen von ihren
Einheiten kommandiert. Uber den Erfolg dieser neuen Einrichtung wird mitgeteilt, daB die Professoren
von der regen und lebendigen Teilnahme der Fronts tudenten begeistert waren.
Das Statistische Reichsamt gibt in „Wirtschaft und Statistik" einen Uberblick liber die Bevolke-
rungsentwicklung in den drei ersten Vierteljahren des Jahres 1943. In diesem Zeitraum wurden im
Deutschen Reich ohne die eingegliederten Ostgebiete 440 903 EheschlieBungen, 995 774 Lebendge-
burten und 725257 Sterbefalle (ohne die Sterbefalle von Wehr-machtangehorigen und die durch
Feindeinwirkung getoteten Zivilpersonen)gezahlt. Die Heiratshautigkeit war trotz der Anspannung
aller Krafte durch den Krieg nach wie vor verhaltnismaBig hoch. In den Monaten Januar bis Septem-
ber 1943 wurden schatzungsweise 35000 Ehen mehr geschlossen als nach dem betrachtlich verminder-
ten Bestand an heiratsfahigen Mannern erwartet werden konnte. Damit ergibt sich fiir die gesamte
Kriegsdauer bis Ende September 1943 ein UberschuB an 300000 Familiengrundungen, wahrend im
ersten Weltkrieg 1914/18 bei ungefahrgleicher Kriegsdauer ein Ausfall von fast 800000 Eheschlie-
Bungen zu verzeichnen war. — Auch die Zahl der Geburten, die im Jahre 1942starker zuriickgegangen
war, nahm wieder zu. Von Januar bis Septemberl943 wurden 42000 Kinder mehr geboren als in dem
gleichen Zeitraum von 1942, so daB die durch den jetzigen Krieg bedingte Geburtenverminderung
weit hinter dem Geburtenausfall des ersten Weltkrieges 1914/18zuruckbleibt. In den vier Jahren 1940
bis 1943 wurden insgesamt 892000 Kinder weniger geboren, als wenn die Geburtenzahl standig so
hoch geblieben ware wie im Jahre 1939, wahrend die Jahre 1915 bis 1918 mit einem Geburtenverlust
von fast 3 Millionen abgeschlossen haben. — Die Sterblichkeit der deutschen Zivilbevolkerung ist in
den ersten drei Vierteljahren von 1943 weiterhin zuriickgegangen. Im ganzen wurden rund 20700
Sterbefalle weniger gezahlt als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die auf 1000 Einwohner be-
rechnete Sterbeziffer war im Durchschnitt der Monate Januar bis September mit 11,8 um 0,5 je 1000
niedriger als im Durchschnitt der gleichen Monate von 1942 (12,3). Diese gunstige Entwicklung ist u.
a. auch dem Umstand zu verdanken, daB das epidemische Auftreten der Grippe, das seinem bisherigen
zeitlichen Turnus nach in diesem Jahre zu erwarten war, ausgeblieben ist.
Am Sonntag, dem 28. Februar, fand in alien Teilen des Reiches die Aufnahme der Besten der Hitler-
Jugend in die Kampfgemeinschaft der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei start. Diese
Jungen und Madel, Flihrer und Fuhrerinnen, haben sich wahrend ihrer Dienstzeit in der nationalsozia-
listischen Jugendbewegung durch Haltung und Geist besonders ausgezeichnet. Reichsjugendfuhrer A
x m a n n sprach in einem Monatsappell zu dieser Aufnahme der Jugend in die Partei. Er wies darauf
hin, daB die Harte des Krieges fur sie die Gelegenheit gewesen sei, sich neben den sachlichen Leistun-
gen in ihren charakterlichen Eigenschaften zu bewahren. Viele hatten schon in fruhester Jugend ein
tapferes Herz gezeigt. Die Anforderungen unserer Zeit seien ein sorgfaltiger MaBstab der charakterli-
chen Auslese gewesen. Dies sei gut, denn nur die Besten sollten immer wieder Parteigenossen
149 werden, und nur sie verdienten es, der nationalsozialistischen Bewegung und dabei der Fuhrerschicht
des deutschen Volkes anzugehoren.
Das Hilfswerk „Mutter und Kind" beging am 28. Februar seinen zehnten Grundungstag. Diese
segensreiche Organisation, die den Kern der nationalsozialistischen Volkspflege darstellt, hat im
Laufe ihres zehnjahrigen Wirkens Hunderttausenden von Mtittern zu Erholung und Gesundheit
verholten, sie und ihre Kinder materiell betreut und durch Hebung der Freude am Kind sowie durch
hygienische MaBnahmen zur Geburtensteigerung und zur Senkung der Sauglingssterblichkeit
wesentlich beigetragen. In Feierstunden und Appellen in alien deutschen Gauen erfuhr die Tatigkeit
des Hilfswerks eine besondere Wurdigung. AuBerdem fanden in den Umgruppierungslagern
Nachmittagsveranstaltungen fur die umquartierten Mutter und Kinder statt.
Vor wenigen Monaten — inmitten unserer groBen Zeit, in der liber die Zukunft Europas entschieden
wird und germanische Freiwillige sich in den Verbanden der Waffen-SS an der Seite der deutschen
Kameraden auf dem Schlachtfeld der kriegerischen Auseinandersetzung bewahren — stiftete der
Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler die Germanische Leistungsrune. Sie soil ein Ansporn sein fiir Lei-
besertlichtigung und Wehrerziehung im Geiste der nationalsozialistischen Weltanschauung und eine
Bestatigung des freiwilligen Bekenntnisses zur germanischen Schicksalsverbundenheit, eine Aus-
zeichnung fur nachgewiesene Leistungen in der geistigen und korperlichen Wehrvorbereitung. Diese
Germanische Leistungsrune wurde am 16. Februar erstmalig verliehen. Der Reichsfuhrer-SS zeichnete
wahrend eines Besuches der Niederlande personlich die ersten Manner aus, die ihre Bedingungen auf
den Gebieten des sportlichen Wettkampfes, der militarischen Ausbildung und der geistigen Haltung
erfullt haben. Flihrer, Unterfuhrer und Manner des SS-Ausbildungslagers Avegoot hatten sich aus
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diesem AnlaB zu einer Feierstunde versammelt, Soldaten der Waffen-SS im feldgrauen Rock, Kame-
raden der Germanischen SS-Niederlande in der schwarzen Uniform und Manner der niederlandischen
Polizei, 1200 Mann waren in der Exerzier- und Turnhalle angetreten. Der Reichsflihrer-SS ergriff da-
bei das Wort und legte die Grundsatze der von ihm gestifteten Germanischen Leistungsrune dar,
sprach von den Anfangen der Aufstellung germanischer Einheiten der Waffen-SS und besonders von
den Niederlandern, die tapfer und treu Schulter an Schulter mit den deutschen Soldaten gefochten
haben und in diesen Tagen an einem Brennpunkt der Ostfront vielleicht den schwersten Kampf ihres
Lebens bestehen, dem EntschluB ihres Herzens, der Stimme ihres Blutes folgend im heiligen Glauben
an die Idee des germanischen Reiches. Das Abzeichen der Germanischen Leistungsrune sei zugleich
das Abzeichen der ruhmreichen germanischen SS-Division „Wiking", das Sonnenrad, auf dem die
Sigrunen stiinden. Diese Wahl verpflichte jeden, dem Beispiel des heldenhaften Einsatzes der Wikin-
ger nachzueifern. Um diese Leistungsrune zu erwerben, miiBten harte Priifungen bestanden werden.
Sie wiirde nicht leicht verliehen. Sie solle ein Mittel der Selbsterziehung sein, ein Ansporn, immer
mehr zu leisten, immer harter gegen sich selbst zu werden, niemals stille zu stehen, sondern immer
weiterzuarbeiten.
Um Schwerkriegsbeschadigten und Gleichstehenden, zu denen auch die Schwerverwundeten aus
Terrorangriffen gehoren, die Inanspruchnahme der ihnen zuerkannten Vergiinstigungen zu erleichtern
und gleichzeitig die Verwaltung zu vereinfachen, ist an Stelle der bisherigen einzelnen Ausweise ein
einheitlicher „Schwerkriegsbeschadigtenausweis" eingefuhrt worden.
Zu Beginn des Jahres hielt der GroBe Rat des Internationalen Baderverbandes, dessen Ehrenprasi-
dent Staatssekretar Esser ist, in PreBburg eine Kriegstagung ab. In der Eroffnungssitzung sprach
Staatssekretar Esser iiber die Aufgaben des Heilbaderwesens und tiber den Fremdenverkehr im euro-
paischen Gemeinschaftswerk. Die Heilbader, so erklarte er u. a., hatten ihre naturlichen Heilmittel
zunachst dafiir
150 einzusetzen, daB die Wunden und Krankheiten des Krieges ausgeheilt werden. Das gelte nicht nur im
Hinblick auf die Frontsoldaten, sondern auch in Beziehung auf die kampfenden und arbeitenden Men-
schen in der Heimat. Als Vorbereitung auf die groBen Aufgaben des Baderwesens in der Zukunft for-
derte Esser eine klare Durcharbeitung der Heilanzeigen nachinternational ubereinstimmenden Ge-
sichtspunkten.
In einer offentlichen Festsitzung gedachte am 28. Januar die PreuBische Akademie der Wissenschaft
des Geburtstages Friedrichs des GroBen und des Tages der Reichsgriindung. Viele hervorragende Wis-
senschaftler und hohe Personlichkeiten des offentlichen Lebens, an ihre Spitze Staats minister Prof. Dr.
Popitz, nahmen an der Feier teil, die im von Schinkel gestalteten Festsaal des PreuBischen Finanzmini-
steriums stattfand. Professor Dr. Grapow gab die Jahre siibersicht iiber die abgeschlossenen und be-
gonnenen Arbeiten des Jahres 1943. Er wies auf die besondere Bedeutung der heutigen Festsitzung
hin, indem er riickblickenderklarte, daB vor 200 Jahren die Akademie von Friedrich dem GroBen in
ihre heutige Form umgewandelt worden sei, wahrend im Jahre 1844 Friedrich Wilhelm IV. den Ver-
dun-Preis fur das beste Werk deutscher Geschichtsschreibung gestiftet habe. In diesem Jahre sei be-
sonders hervorzuheben, daB Professor Max Planck sein goldenes Jubilaum als ordentliches Mitglied
der Akademie begehen konne. Professor Grapow gab ferner der Uberzeugung Ausdruck, daB die un-
sterbliche deutsche Wissenschaft immer wieder neue Antriebe durch die Mitarbeit der jiingeren Gene-
ration bekommen werde. Dann sprach der Festredner Professor Dr. Rorig. Am Beispiel der deutschen
Hanse fiihrte er aus, daB die volkische Kraft im Verein mit der Gewalt eines einigen Reiches allein in
der Lage sei, die Erfiillung des Volkes als organische Einheit zu gewahrleisten. In seinen weiteren
Ausfiihrungen betonte Professor Dr. Rorig, daB Friedrich der GroBe mit der Schaffung einer zentralen
staatlichen Gewalt erst wieder die Voraussetzungen zur neuen Schmiedung eines Reiches gelegt hatte.
Seine Leistung, die in der ordnenden Gewalt des Staates ihren Hohepunktgefunden habe, und die vol-
kische Dynamik der Hanse seien heute zu einer unloslichen Verbundenheit geworden, die sich im
heutigen Ringen an alien Fronten wie auch in der Wissenschaft bewahre.
Im Laufe der ersten beiden Monate des Jahres 1944 nahm Reichsminister Rosenberg mehrfach Ge-
legenheit, zu den geistigen Problemen unserer Zeit zu sprechen. So hielt er in einer Feierstunde der
NSDAP in Prag am 16. Januar einen Vortrag iiber deutsche und europaische Geistesgeschichte. Er
sagte dabei, daB es iiber die Freiheit des Willens und des Geistes stets philosophische Kampfe gegeben
habe. Erbe schrankte den Begriff der Freiheit im politischen Leben dahin, daB nach auBen hin eine
solche nicht existiere, denn jede staatliche Souveranitat sei durch Nachbarn und Gegner begrenzt.
Selbst der starkste GroBstaat miisse mit den Rechten anderer GroBmachte und Gemeinschaften rech-
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nen. — Rosenberg ging sodann auf die Verfalschung der Freiheit ein, die der Liberalismus allenthalben
gepragt habe. Ein liberaler Staat, so sagte Rosenberg, sei unfahig, die Freiheit zu garantieren, weil er
selbst schon privatisiert sei durch die Wirtschaftsinteressen, sich also die Macht zu wirklich politi-
schen Entschliissen rauben lieB. Er flihrte das Beispiel der bezahlten Presse an, der es gelungen sei, die
Volker so zu hypnotisieren, daB ihr Wille gelahmt wurde. Wahre Freiheit, so flihrte er den Gedanken-
gangweiter, sei stets Gestalt, Gestalt aber sei immer rassisch bedingt, sie sei plastisch begrenzt. In
bestimmten Volkern verkorpere sich eine gewisse Gestaltungsmoglichkeit. Die politische Freiheit
entspreche der GroBe und Einsatzkraft der jeweiligen Volker. Die geistige Freiheit aber bedeute eine
Chance auch fur die sogenannten kleinen Volker, weil die gestaltbedingte Freiheit von Quantitat weit-
gehend unabhangig sei. Der gegenwartige Krieg werde gefuhrt um die Freiheit des indogermanischen
Geistes, gegen den die Feinde auftraten mit einem verlogenen Schwulst der verschiedensten Freiheits-
proklamationen. Die deutsche Wehrmacht sei der
151 Garant daftir, daB Deutschland, der Hort indogermanischen Freiheitswillens, die Zeiten der Priifung
bestehe und sich be wahre.
Am 10. Februar wurde der neue President der Deutschen Akademie, Reichsminister Dr. SeyB-
Inquart, von Reichsminister Dr. Goebbels feierlich in sein Amt eingefuhrt. Reichsminister Dr. Goeb-
belsgedachte in warmherzigen Worten des verstorbenen friiheren Prasidenten, des bayerischen Mini-
sterprasidenten Ludwig Siebert, der die Deutsche Akademie mit einem neuen Schwung und mit einer
bis dahin ungekannten Initiative erfullt habe. Ludwig Siebert sei es zu verdanken, daB die Deutsche
Akademie mit ihren Ausstrahlungen in tiefe Kreise des deutschen Volkes und des Auslandes drang.
Der verstorbene President habe der Deutschen Akademie klare Aufgaben gestellt nicht nur in kulturel-
ler, sondern auch in politischer Hinsicht. Der Minister unterstrich weiter, daB die Deutsche Akademie
in dem gewaltigen militarischen und geistigen Ringen unserer Tage einen noch viel groBeren und um-
fassenderen Wirkungsbereich gewonnen habe. Die Akademie habe keine schonere und auch keine
zeitgemaBere Aufgabe, als die Verbreitung, Kultivierung und den Schutz unserer Muttersprache. „Die
deutsche Sprache", sagte Dr. Goebbels, „ist ein scharfgeschliffenes Schwert zur geistigen Verteidi-
gung der Nation." — Im weiteren Verlauf seiner Rede kam Dr. Goebbels auch auf die Gefahren zu
sprechen, die der deutschen Sprache drohen, durch Deutschtumelei und Fremdwortersucht gleicher-
maBen. Welch einen bedeutsamen Faktor der Kriegsgestaltung die Sprache darstellen konne, wies der
Minister am Beispiel der Freiheitskriege nach. Kaum ein Generalhabe sich ein so groBes Verdienst um
die Abschuttelung des napoleonischen Jochs erworben wie Johann Gottlieb Fichte mit seinen Reden
an die Deutsche Nation. Auch in diesem Kriege stehe das deutsche Volk vor der Notwendigkeit, Man-
ner hervorzubringen und Mannern sein Ohr zu leihen, die mit derselben Gewalt der Sprache nicht nur
zum eigenen Volke, sondern auch zur Welt zu sprechen verstiinden. — Dr. Goebbels ubergab sodann
dem neuen Prasidenten Reichsminister Dr. SeyB-Inquart die vom Ftihrer unterzeichnete Urkunde, in-
dem er ihm die deutsche Sprache und die mit ihr im Zusammenhang stehenden geistigen und kulturel-
len Gtiter besonders ans Herz legte und ihm, wie alien Freunden der Deutschen Akademie, eine erfolg-
und segensreiche Tatigkeit bei der Ftihrung einer der wertvollsten und angesehensten Organisationen
des geistigen und politischen Lebens der Nation wtinschte
udjrapnlifilt
152 In seiner Rede zum elften Jahrestag der Machtergreifung am 30. Januar hat der Ftihrer am Ende des
ersten Monats des sechsten Kalenderjahres ,in dem der Krieg dauert, dem deutschen Volke und der
Welt erneut Sinn und Einsatz des Krieges aufgezeigt. Nach einem Hinweis auf die Tatsache der ent-
scheidenden Kriegsverantwortung Englands, das nach einem jahrhundertealten politischen Rezept den
Aufbau der deutschen Fuhrungsmacht in Europa verhindern wollte, sagte der Ftihrer:
IliiiisirlllLiiiil iii^iB|if 19
„Die Frage ist nicht mehr die, ob in dem heutigen Krieg das alte Gleichgewicht der Krafte erhalten
oder wiederhergestellt wird, sondern sie lautet nur: Wer am Ende dieses Kampfes in Europa die Vor-
macht sein wird;
entweder die europaische Volkerfamilie, reprasentiert durch ihren starksten Staat, oder der bolschewi-
stische KoloB. Der erste Fall aber ist nur denkbar, wenn Deutschland diesen Krieg, der ein Kampf
nicht nur fur es selbst, sondern fur ganz Europa ist, gewinnt. Im zweiten wtirde SowjetruBland Sieger
sein. Eines ist deshalb ganz sicher: In diesem Kampf kann es nur einen Sieger geben, und der wird
entweder Deutschland oder SowjetruBland sein. Der Sieg Deutschlands bedeutet die Erhaltung Euro-
pas und der Sieg SowjetruBlands seine Vernichtung. Das ist, wie gesagt, so klar, daB es vor allem auch
jeder nicht voilig verblodete Englander genau wissen muBte. Was aber Europa in der Praxis von briti-
schen Hilfsversprechungen liberhaupt zu erwarten hat, beweist am schlagendsten die englisch-
amerikanische Haltung gegenuber dem Schicksal der Polen, der Finnen, der baltischen Staaten sowie
ganz Sudosteuropas. Mit dem gewissenlosen Garantieversprechen, Polen helfen zu wollen, hat man
diesen Staat einst in den Krieg gegen Deutschland gehetzt. Mit der verlogenen Behauptung, andere
Staaten vor Deutschland retten zu miissen, hat man ihnen Beistandspakte aufoktroyiert, und nun wer-
den unter genau so verlogenen Phrasen alle diese Lander heute fallen gelassen und geopfert. Sie miis-
sen aber preisgegeben werden, nicht weil vielleicht jeder einzelne Englander das will, sondern weil
England unfahig ist, im Falle eines Sieges des Bolschewismus diese Entwicklung zu verhindern. Ja,
nicht nur das. Weil sie nicht einmal in der Lage sind, ihrer eigenen bolschewistisch verseuchten Oppo-
sition gegenuber eine andere Politik vertreten, geschweige denn mit Erfolg durchfiihren zu konnen.
Ubrigens wird jeder Staat, der sich so wie England dem Judentum erst einmal verschrieben hat, friiher
oder spater dieser Pest erliegen, es sei denn, er rafft sich in letzter Minute noch auf und entfernt mit
Gewalt diese Bakterien aus seinem Korper. Die Meinung, zu einem friedlichen Zusammenleben oder
gar zu einem Ausgleich der eigenen Interessen mit denen der Fermente dieser Volkerzersetzung kom-
men zu konnen, ist nichts anderes, als zu hoffen, daB der menschliche Korper in der Lage sei, auf die
Dauer auch Pestbazillen zuassimilieren. Die Frage der Errettung der europaischen Staaten und damit
der Errettung Europas ist deshalb eine Frage, die ausschlieBlich durch das nationalsozialistische deut-
sche Volk und seine Wehrmacht und die mit ihm verbiindeten Staaten entschieden wird. Wenn aber
das Reich zerbrechen wtirde, konnte kein anderer Staat in Europa dem neuen Hunneneinbruch einen
wirkungsvollen Widerstand entgegensetzen. Wenn
153 Deutschland nicht siegen wiirde, ware das Schicksal der nord-, mittel- und siideuropaischen Staaten in
wenigen Monaten entschieden. Der Westenaber kame in kiirzester Frist nach. Zehn Jahre spater hatte
der alteste Kulturkontinent die Wesensziige seines Lebens verloren, das uns alien so teuer gewordene
Bild einer mehr als 2 ¥i tausendjahrigen musischen und materiellen Entwicklung ware ausgeloscht, die
Volker als Trager dieser Kultur, ihre Reprasentanten der geistigen Fiihrung der Nationen aber wiirden
irgendwo in den Waldern oder Siimpfen Sibiriens, soweit sie nicht durch GenickschuB ihre Erledigung
gefunden hatten, verkommen. Der verwiistende jiidische Ahasver aber konnte dann das zerstorte Eu-
ropa in einem zweiten triumphierenden Purim-Fest feiern."
AnschlieBend unterstrich der Fiihrer als entscheidenden Faktor fur die Widerstandskraft des deut-
schen Volkes das Aufbauwerk des Nationalsozialismus, besonders auf sozialem Gebiet, und zog die
SchluBfolgerung: Die nationalsozialistische Gemeinschaft ist daher schon jetzt als das unangreifbare
Zentrum jeder europaischen Selbstbehauptung anzusehen. Denn nur jener Staat, der in seinem eigenen
Inneren vollig frei von unsozialen Infektionsherden ist, kann dem Bolschewismus mit Sicherheit auch
nach auBen entgegentreten. Mit einem Ausblick auf die sieghafte Zukunft schloB der Fiihrer seine
Rede: Das zwolfte Jahr der Neuorganisation unseres Volkes wird an die Front und an die Heimat har-
teste Anforderungen stellen. Wie sehr aber auch der Sturm an unserer Festung toben und heulen mag,
am Ende wird er sich, wie jedes Gewitter, eines Tages legen und aus finsteren Wolken wird dann wie-
der eine Sonne hervorleuchten auf diejenigen die standhaft und unerschiitterlich, ihrem Glauben treu-
bleibend, die Pflicht erfiillten. Je groBer deshalb auch heute die Sorgen sind, um so groBer wird der-
einst der Allmachtige die Leistung derjenigen wagen, beurteilen und belohnen, die gegenuber einer
Welt von Feinden ihre Fahne in treuen Handen hielten und unverzagt vorwarts tragen. Dieser Kampf
wird deshalb am Ende trotz aller Teufeleien unserer Gegner zum groBten Sieg des Deutschen Reiches
fiihren.
Es bediirfte gar nicht des Vertrauens in die Personlichkeit des Fiihrers, um diese seine Worte als das
aufzufassen, was sie sind: Ausdruck einer klaren und vollig realistischen Erkenntnis der Lage und der
groBen Zusammenhange. Man brauchte die Worte des Fiihrers, ohne zu wissen, aus wessen Munde sie
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stammen, nur im Zusammenhang mit AuBerungen aus Presse und Rundfunk oder aus Reden unserer
Feinde zu lesen, um ihren unerbittlichen Wahrheitsgehalt festzustellen. Fast jede Woche bringt uns
neue eindeutige AuBerungen von seilen unserer Feinde iiber die Absichten, die sie uns gegenliber ha-
ben. Wir haben es nicht notig, uns auf derartige AuBerungen alteren Datums zu berufen, da fortlaufend
neue erfolgen.
Man fiihlt sich veranlaBt, zu fragen, warum unsere Feinde immer wieder so offenherzig hinsichtlich
ihrer Kriegsziele sind, da sie doch wissen muBten, daB dies den Kampfwillen des deutschen Volkes
hochstens steigern konnte. Im ersten Weltkrieg hat man in London und Washington eine andere Taktik
fur rich tig gehalten. Damals hieB es: Wir werdenden Kaiser hangen, wir wollen den preuBischen Mili-
tarismus zerstoren, wir wollen dem deutschen Volke die Segnungen der Demokratie bringen, wir
kampfen nicht gegen das deutsche Volk, sondern nur gegen seine schlechte Fuhrung und seine mit
dem Frieden unter den Volkern nicht zu vereinbarenden staatlichen Einrichtungen. Heute verzichtet
man auf solche propagandistischen Spiegelfechtereien und zieht es vor, die Dinge beim richtigen Na-
men zu nennen. Offensichtlich, weil man begriffen hat, daB die zur Unterhohlung der deutschen Hei-
matfront im Weltkrieg erfundene lugnerische Phraseologie heute auf das deutsche Volk keinen Ein-
druck mehr machen wiirde. Man weiB, daB das deutsche Volk 1918 und was darauf folgte, nicht ver-
gessen hat, daB bei der heutigen Staatsfuhrung eine Unterhohlung der Heimatfront nicht mehr moglich
ist, daB man innerhalb der Heimatfront auf keinerlei Hilfe rechnen kann, und daB das deutsche Volk
sich tiber den wirklichen Einsatz dieses Krieges vollig klar ist. Deshalb findet es die Feindpropaganda
richtiger, die Dinge wenigstens
teilweise beim wahren Namen zu nennen, vor allem auch, weil sie, je langer der Krieg andauert, auf
die niedrigen Instinkte des Hasses und der Vernichtung gegenuber dem Gegner innerhalb der eigenen
Volkerzuriickgreifen zu miissen glaubt, um deren an sich nicht groBen Kampfelan zu starken.
So liegen auch wieder aus den Monaten Januar und Februar von der Feindseite zahlreiche AuBerun-
gen tiber ihre Nachkriegsplane vor, die an Deutlichkeit nichts zu wiinschen tibrig lassen. Reuter mel-
dete am 25. Februar, ein Londoner SachverstandigenausschuB der alliierten Regierungen arbeite zur
Zeit Plane fur eine militarische und wirtschaftliche Kontrolle Deutschlands aus, die u. a. auch auf eine
genaue wirtschaftliche Versklavung hinausliefen. Im einzelnen teilte Reuter mit: Auf rein militari-
schem Gebiete ist auBer der volligen Vernichtung der Armee, der Waffen und der Munition eine
griindliche Zerstorung aller militarischen Anlagen, einschlieBlich der Siegfriedlinie, der Kasernen,
Bunker, Kasematten, strategischen Eisenbahnen, Briicken und Flugplatze vorgesehen. Es wird auch
die Zerstorung des Nord-Ostsee-Kanals angeregt. Auf wirtschaftlichem Gebiet wtirde die Einfuhr und
Erzeugung von Rohstoffen und Materialien, die fur die Kriegsindustrie, aber auch fur die normale
Friedensindustrie unentbehrlich sind (wie z. B. 01, Eisenerz, Gummi, Zusatzmetalle) unter strenger
alliierter Kontrolle auf eine von den Alliierten vorgeschriebene Hochstmenge begrenzt werden. Der
Flugzeugbauwiirde ganzlich untersagt sein, auch fur die Zivilluftfahrt und den Luftsport. Die alliierte
Kontrolle wiirde dafur zu sorgen haben, daB die Produktionsfahigkeit der deutschen Fabriken so be-
schrankt wird, daB sie nicht zu einer Kriegsproduktion ubergehen konnen. Diese Beschrankungen der
deutschen Produktion werden als vollig mit Artikel 4 der Atlantikcharta vereinbar betrachtet, der nach
Edens Unterhauserklarung sich gleichermaBen auf Sieger und Besiegte bezieht. Artikel 4 bestimmt,
daB England und die USA unter Beachtung ihrer bestehenden Verpflichtungen versuchen werden,
dahin zu wirken, daB alle Staaten, groB und klein, Sieger und Besiegte, unter gleichen Bedingungen
Zugang zum Handel und den Rohstoffen der Welt erhalten sollen, die fur ihre wirtschaftliche Wohl-
fahrt erforderlich sind. Die alliierten Vorschlage zur Fixierung einer Hochstgrenze der deutschen Pro-
duktion wtirden eine Linie ziehen, die Deutschland nicht uberschreiten diirfte.
Wir befinden uns also vor einem bis ins einzelne gehenden Plane militarischer und wirtschaftlicher
Knechtung des deutschen Volkes, die iiber das Zwangssystem von Versailles noch weit, weit hinaus-
geht. Wie weit sich solche Plane erstrecken, geht aus den Forderungen der englischen Zeitung
,, Sunday ExpreB" vom 6. Februar hervor, „man mtisse alle deutschen Kinder im Alter von drei bis
vierzehn Jahren in der ganzen Welt zur Erziehung verteilen, damit Deutschland fur die Demokratie
reif werde. Zur Welt gehort auch die Sowjetunion, und Stalin wtirde sicher Anspruch erheben, an der
Erziehung der deutschen Jugend entsprechendbeteiligt zu werden!"
Wahrend man in London wenigstens noch Plane macht, d. h. noch so etwas wie eine „Ordnung" fiir
Europa voraussieht, beschaftigten sich die U S A - Zeitungen und -Zeitschriften in ihren Neujahrsarti-
keln mit der Zukunft Europas auf andere Weise. Alle sprachen die Hoffnung und den Wunsch auf
einen Zusammenbruch Deutschlands 1944 aus. Der groBte Teil der Artikel sah in diesem Falle jedoch
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flir Europa eine furchtbare Zeit heraufkommen mit Revolution, Biirgerkrieg, Hungersnot und Zersto-
rung. Es werde eine Zeit des Massenterrors einsetzen. Man mtisse dabei u. a. mit der Zerstorung von
Paris, Marseille, Amsterdam, Briissel und Budapest rechnen. In Deutschland und auf dem Balkan
werde einerbitterter Biirgerkrieg einsetzen, von dem wahrscheinlich auch die ubrigen europaischen
Lander nicht verschont blieben. Die arbeitslos werdenden und hungernden Lander Europas wlirden
sich politisch immer mehr nach links orientieren. Eines der USA-Blatter sagt auch auBerdem Streiks
in England voraus.
155 Das Blatt meint, mit Widerwillen wurden die befreiten Volker von den Alliierten Wohltaten und
Anweisungen annehmen. Es werde in Europa und auch in Stidamerika eine verstarkte Abneigung ge-
gen England und die USA heranwachsen. Andere Artikelschreiber wieder rechneten mit vermehrten
Schwierigkeiten auch in den alliierten Staaten, schon bevor der Krieg sein Ende lindet.
Die amerikanische Zeitschrift „Army and Navy Journal" teilte Mitte Januar mit, auf der Konferenz
in Teheran sei zwischen Stalin, Roosevelt und Churchill verabredet worden, nach dem Sieg liber
Deutschland das Reichsgebiet zu je einem Drittel durch englische, amerikanische und sowjetische
Besatzungstruppen besetzen zu lassen. Das ist ein offenes Eingestandnis, wie weit man Europa dem
Bolschewismus auszuliefern bereit ist. Denn wenn weite Gebiete Deutschlands von der Roten Armee
besetzt waren, wurde das bedeuten, daB alle Landergebiete ostlich davon ebenfalls von den Sowjets
militarisch besetzt sein muBten. DaB aber eine Besetzung durch die Rote Armee gleichbedeutend mit
der Bolschewisierung ist, ist vollig eindeutig erwiesen. Kann es eine unzweifelhaftere Bestatigung flir
die AuBerungen des Fiihrers in seiner Rede zum 30. Januar geben?
Was unter solchen Umstanden aus Europa wiirde, scheint auch manche Leute in England zu
beschaftigen. Denn am 18. Februar wurde im Unterhaus AuBenminister Eden gefragt, welche
Moglichkeiten einer europaischen Auswanderung nach Amerika wohl nach dem Kriege bestehen
wurden, worauf Eden erwiderte, daB bisher kein einziger amerikanischer Staat sich bereit erklart habe,
europaische Auswanderer nach dem Kriege in groBer Anzahl aufzunehmen. Man will also alle
Grundlagen des Wohlergehens in Europa riicksichtslos zerstoren, aber den Europaern, die dann in
Europa nicht mehr leben konnen, auch alle Tiiren zu anderen Kontinenten verschlossen halten.
Das Malen von Zukunftsbildern, die den Zustand nach dem Siege zeigen sollen, geschieht offen-
sichtlich in erster Linie flir inneren Gebrauch, d. h. zu Propagandazwecken in den Feindlandern selbst,
nicht zuletzt in der Absicht, der Bevolkerung dieser Lander den Sieg als eine Selbstverstandlichkeit
hinzustellen und als eine solche, die in greifbarer Nahe liegt. Es ist eine optimistische Zweckpropa-
ganda, die sich natiirlich auch an die Adresse der Neutralen richtet. Diesen gegeniiber will man die
Uberzeugung des eigenen Endsieges moglichst oft und eindringlich wiederholen, um so mehr, wenn
die mifitarischen Ereignisse eine gegenteilige Sprache sprechen und wenn man diplomatische Aktio-
nen unternimmt, um diese Staaten aus der Neutralitat teilweise oder ganz herauszumanoverieren. Auch
an die Kriegfuhrenden auf der Gegenseite, besonders an die mit Deutschland verbiindeten kleineren
Staaten in Europa richtet sich diese feindliche Zweckpropaganda. Mit ihr sollen sie entmutigt werden,
will man ihr Vertrauen in die eigene Sache und die GroBdeutschlands erschuttern und politische Krafte
wachrufen oder starken, die den Kriegseinsatzschwachen und im Endziel eine politische Umkehr und
eine Kapitulation nach dem Muster Badoglios hervorrufen sollen.
Diese Politik der Feindmachte wurde besonders gegeniiber Finnlandangewandt. Die Ruckverlegung
der deutschen Front von Leningrad nach Narwa und die sonstigen Gebietsgewinne der sowjetischen
Winteroffensive wurden dazu benutzt, um Finnland zur Aufgabe des Kampfes und zu einem nach
auBen scheinbar ganz ertraglichen Waffenstillstand zu bewegen, der in der Wirkung jedoch Kapitula-
tion bedeuten wiirde. Moskau, London und Washington arbeiteten dabei eintrachtig zusammen. Am 9.
Februar wurde aus Helsinki berichtet, daB der USA-Geschaftstrager dem finnischen AuBenministeri-
um eine ultimative Forderung des USA-AuBenministeriumsubermittelt habe, iiber deren Inhalt Reuter
am 10. Februar meldete, in der Note werde erklart, daB eine Besserung der Beziehungen zwischen
Finnland und den USA durch zwei Tatsachen behindert werde: 1. Die deutsch-finnische Zusammenar-
beit und 2. den Kriegszustand zwischen Finnland und der Sowjetunion, einer Alliierten der USA.
Wenn Finnland weiter
156 die Wegraumung dieser beiden Hindernisse verzogere, so konne die Lage nur noch schlimmer werden.
Das Schicksal der an Deutschlands Seite kampfenden Lander werde um so mehr gefahrdet sein, je
langer sie an der Front weiterkampften.
Finnland aus der gegen den Kommunismus kampfenden Front Europas herauszubrechen und es zu-
gleich Stalin auszuliefern, war der Sinn der amerikanischen Aktion, die durch gleichzeitig aus Moskau
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iiber Stockholm ausgestreckte diplomatische Fiihler und durch eine systematische englisch-
amerikanische Presse- und Rundfunkpropaganda erganzt wurde. Hierbei war es bezeichnend, daB man
einerseits von den USA aus so tat, als ob die Finnen bei Verhandlungen mit den Sowjets seitens der
USA Sttitze und Rtickhalt zu erwarten hatten, wahrend die Presse in London, wo die Unterordnung
unter die Politik Stalins langst zum Fuhrungsgrundsatz der englischen AuBenpolitik geworden ist,
betonte, daB Finnland seitens England auf keinerlei Unterstutzung gegen die Sowjetunion rechnen
konne oder, wie es Vernon Bartlett am 15. Februar in der Zeitung „News Chronicle" ausdriickte, „daB
es fur die Finnen nutzlos ist, die Atlantikcharta anzurufen, um gunstigere Waffenstillstandsbedingun-
gen zu erhalten". Am 14. Februar meldete Reuter, daB die sowjetischen Friedensbedingungen fur Finn-
land u. a. 1. die Wiederherstellung der Grenze vom Jahre 1940 mit einigen kleineren Anderungen zu-
gunsten der Sowjets, 2. die Besetzung aller groBeren finnischen Stadte, aber Beibehaltung der finni-
schen Verwaltung, 3. Umbildung der finnischen Regierung unter AusschluB der ,,Russenfeinde" vor-
sehen.
Gleichzeitig machten die Sowjets auf die finnische Hauptstadt mehrere schwere Luftangriffe, um die
durch die englisch-amerikanische Presse- und Rundfunkpropaganda und die USA-Note an die finni-
sche Regierung ausgeiibte Pression durch den Bombenterror zu unterstiitzen. Hierzu wurde am 11.
Februar aus London geauBert, diese Luftangriffe „durfen von den Finnen nur als eine hofliche War-
ming aufgefaBt werden".
Die sowjetischen Waffenstillstandsbedingungen bedeuteten naturlichpraktisch die bedingungslose
Kapitulation Finnlands. Was mit einem Lande geschieht, das die Rote Armee in seine Grenzen laBt,
hat die Geschichte der Baltischen Staaten gezeigt. Wenn als dritte der angeblichen sowjetischen Waf-
fenstillstandsbedingungen die Umbildung der finnischen Regierung unter AusschluB der „Russenfein-
de" angegeben wird, so ist auch dies nach den Vorgangen in den baltischen Landern eine eindeutige
Forderung. „Russenfeinde" sind ganz einfach alle jene, die der Bolschewisierung sich widersetzen, d.
h. alle Nichtkommunisten. Die dritte sowjetische Waffenstillstandsbedingung besagt also, daB eine
bolschewistische Regierung in Finnland zu bilden ware. Kein Zweifel, daB der erste Akt einer solchen
Regierung die „Bitte" an die Sowjetunion ware, in die Sowjetunionaufgenommen zu werden. Die gei-
stige, wirtschaftliche und politische Fuhrungsschicht Finnlands aber wurde den GenickschuB oder die
Deportation nach Sibirien zu erwarten haben.
Die AuBerungen der finnischen Presse erweisen, daB es den Finnen, die ja mit den Bolschewiken ih-
re Erfahrungen gemacht haben, weder an der notigen Klugheit, um das bolschewistisch-anglo-
amerikanische Manover zu durchschauen, noch an dem Mut fehlt, den Kampf um die Selbstandigkeit
und Freiheit des eigenen Volkes mit aller Entschlossenheit weiterzufuhren.
Das Manover gegen Finnland ist aber nur ein Teil einer groBeren Aktion, die sich gegen alle noch
neutralen Staaten in Europa und gegen alle an der Seite Deutschlands im Kriege befindlichen kleine-
ren Nationen richtet. Die Neutralen sollen zu einer Verminderung oder zur Aufgabe ihrer Ausfuhr
nach den Achsenlandern oder gar zum Kriegseintritt auf der Seite der Feindmachte gebracht werden.
War die Spitze dieser diplomatisch-propagandistischen Feindoffensive hinsichtlich der Verbundeten
Deutschlands gegen Finnland gerichtet, so war sie hinsichtlich der Neutralen auf die Ttirkei einge-
stellt. Nachdem aller Druck, der auf die ttirkischen Staats manner auf den beiden Konferenzen in Kairo
Anfang November und Anfang
157 Dezember 1943 ausgeiibt wurde, wirkungslos geblieben war, ohne daB man in London der Ttirkei
gegenuber zu einer deutlicheren Sprache ubergegangen ware, geschah dies allmahlich im Laufe des
Januar und Februar 1944, nicht ohne, daB dies auch wenigstens von seilen der turkischen Presse zu
kraftiger Erwiderung AnlaB gab. So schrieb am8. Februar die englische Zeitung „News Chronide":
„Es ware unzweckmaBig, noch langer die Tatsache zu verheimlichen, daB es tiefe Meinungsverschie-
denheiten zwischen den Alliierten und den Tiirken auf rein materieller Ebene gibt." Am 9. Februar
sprach Reuter von einer Vertrauenskrise zwischen der Ttirkei und den Alliierten und fuhr wortlich
fort: In einigen alliierten Kreisen ist kurzlich der Verdacht entstanden, daB die Ttirkei dem englisch-
tiirkischen Bundnis nur Lippendienste leiste und gar nicht die Absicht habe, ihre Bundnisverpflichtun-
gen zu erfullen, und daB die turkischen Einwande nur Ausreden seien, um sich der Bundnisverpflich-
tung zu entziehen. Andererseits werfen einige Tiirken den Alliierten absichtliche MiBachtung der ttir-
kischen Gefuhle und Interessen vor. Die Alliierten — so heiBt es — mochten die Tiirken unvorbereitet
und ohne Kenntnis der alliierten Plane in den Krieg hineinziehen. Am 11. Februar stellte der Ankara-
Korrespondent des „News Chronide" fest, daB die Ttirkei weder gewillt noch bereit sei, in den Krieg
einzutreten. Die Ttirkei sei dem Krieg nicht um einen Schritt nahergertickt. Die biindigste Antwort auf
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der tiirkischen Seite gab der bekannte turkische Journalist und Abgeordnete der Nationalversammlung
Sadak mit der Feststellung, das turkische Volk furchte den Krieg nicht, aber die Ttirkei werde nicht
das Vaterland fur Kriegsziele anderer hergeben.
Eine ahnliche Pressionspolitik war seitens der Anglo-Amerikaner auch gegenuber den Landern der
iberischen Halbinsel zu beobachten, besonders gegenuber Spanien. Auf spanischem Boden hat sich
bekanntlich 1936 bis 1939 der erste Akt des europaischen Kampfes gegen den Bolschewismus abge-
spielt. Er hat zur Ablosung der parlamentarisch-demokratischen Linksrepublik durch den autoritaren
Einheitsparteistaat Francos gefuhrt, dessen natiirliche Sympathien in Erinnerung an die von den Ach-
senlandern wahrend des Biirgerkrieges empfangene Hilfe zu diesen tendieren. Durch Entsendung der
Blauen Division hat Spanien auch aktiv am Kampf gegen den Bolschewismus an der Ostfront teilge-
nommen. Sein Wirtschaftsaustausch mit Deutschland umfaBt die Halfte seines gesamten AuBenhan-
delsvolumens. Von etwa Mitte Januar an war nun ein ansteigender diplomatischer und propagandisti-
scher Nervenkrieg von seiten unserer Feinde gegen Spanien im Gange. So schrieb am 7. Februar die
englische Zeitung „Observer", daB weite Kreise in England fur eine „sehr ernste und entschlossene
Politik" gegenuber General Franco eintreten. Es werde gefordert, daB der Caudillo die politischen
Haftlinge aus den Gefangnissen entlasse, daB freie Wahlen abgehalten werden und das Ergebnis der
Wahlen auch wirklich respektiert werde. Wenn er nicht darauf eingehe, dann sollten die Alliierten
erklaren, daB „alle diejenigen, die eine spanische Befreiungsbewegung nach jugoslawischem oder
franzosischem Muster ftihren, vollste Unterstiitzung erhalten".
Am 13. Februar schrieb der diplomatische Korrespondent des „Sunday Dispatch": „Glacehandschu-
he gegenuber Franco bedeutet Glacehandschuhe gegenuber Hitler, eine starke Politik gegenuber Fran-
co bedeutet eine starke Politik gegenuber Hitler. Beide sind unteilbar. Franco ist kein Mann, der leicht
dazu gebracht werden konnte, eine Politik aufzugeben, die er einmal eingeschlagen hat. Der spanische
Diktator weiB, daB er mit Hitler steht und fallt. Er glaubt, daB der Sieg der faschistischen Sache, der
nur durch einen deutschen Sieg moglich ist, seinem Lande und seinem Regime groBen Ruhm einbrin-
gen wtirde." Der Korrespondent ftihrte weiter aus, die Alliierten muBten einen moglichst scharfen
Druck besonders auch auf wirtschaftlichem Gebiet auf Franco ausiiben, damit Franco immer groBere
Schwierigkeiten habe, sein Regime dadurch geschwacht und die innere spanische Opposition gestarkt
werde. Die spanischen
158 Republikaner muBten die Siege der Alliierten als eigene Siege begriiBen. In einem Sonderaufsatz unter
der Uberschrift „Spanien am Scheidewege" schrieben die „Times" am 8. Februar, Klugheit und
Staatskunst muBten den Spaniern die Bildung eines neuen Regimes nahelegen, eines Regimes, das
demokratischen Charakter haben miisse.
Am 29. Januar gab das USA-AuBenministerium bekannt, daB durch seinen BeschluB die Petro-
leumsendungen nach Spanien unterbrochen wurden. Im Kommunique des Staatsdepartements wurde
erklart, daB diese MaBnahme auf Grund der allgemeinen sowie der Handelsbeziehungen zwischen
Spanien und den USA im Lichte der politischen Tendenzen Spaniens, die gewisse Widerspriiche auf-
weisen, erfolge. In spanischen Hafen fahre man fort, einige italienische Kriegs- und Handelsschiffe zu
internieren und Spanien liefere weiter gewisse kriegswichtige Materialien, darunter Wolfram, an
Deutschland. Achsenagenten entwickelten in Spanien sowie in spanischen Gebieten Afrikas, so in
Tanger, lebhafte Tatigkeit. Ein Teil der Blauen Division scheine immer noch am Krieg gegen einen
der Alliierten teilzunehmen und nach letzten Informationen sei ein Finanzabkommen zwischen der
spanischen und der deutschen Regierung abgeschlossen worden mit dem Ziel, Deutschland bedeuten-
de Kredite in Peseten zur Verfugung zu stellen, die Deutschland unbestritten zur Ausdehnung der
Spionage und Sabotage in spanischen Gebieten sowie zur Intensivierung der Opposition gegen die
Alliierten auf der iberischen Halbinsel verwenden werde. Diese MaBnahme des Staatsdepartements sei
nach Besprechung und Ubereinstimmung mit der britischen Regierung getroffen worden.
Ebenfalls am 29. Januar meldete Reuter aus London: der diplomatische Korrespondent des „Evening
Standard" glaubt zu wissen, daB England gegen Spanien ahnliche SperrmaBnahmen ergreifen werde
wie die USA. Das konne nur bedeuten, daB alle britischen Quellen fur Weizen- und Ollieferungen an
Spanien gesperrt werden sollen. Im vorigen Jahr habe England 120000 Tonnen Kohle und 50000 Ton-
nen Koks geliefert. Aus Washington Verlaute, daB die USA noch andere Lieferungen an Spanien, u. a.
auch Weizenlieferungen, sperren wurden. Spanien habe z. B. auch sehr viel Weizen aus Kanada und
100 000 Tonnen Weizen aus Sudamerika bezogen. Die spanische Reaktion auf diesen Nervenkrieg
war scharf. Der spanische AuBenminister, Graf Jordana, bezeichnete in einem Interview mit der Fa-
langezeitung „Arriba" am 27. Februar die auBerste Kaltblutigkeit als das beste Mittel, um die fremden
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Absichten zu vereiteln. Graf Jordana erklarte u. a.: Angesichts eines Nervenkrieges, der heute nicht
nur gegen den Feind, sondern ebenso auch gegen die neutralen Lander geflihrt wird, ist es notwendig,
eine objektive und kaltbliitige Position einzunehmen und sich in keiner Weise aus der Rune bringen zu
lassen. Wir sind erhaben iiber diese leidenschaftlichen und unverstandlichen Anwlirfe, die man gegen
uns erhebt. In einer Reihe von Zeitungen und Rundfunksendern des Auslandes werden in der letzten
Zeit zahlreiche ungerechtfertigte Angriffe gegen Spanien veroffentlicht. Es werden Dinge erfunden
und entstellt und unserer Politik eine Ausrichtung untergeschoben, die sie nicht hat. Auf dieser fal-
schen Grundlage wird im Innern Spaniens und jenseits seiner Grenzen eine der wirklichen Situation
unseres Vaterlandes vollig fremdartige Atmosphare geschaffen, durch die Spanien von seiner politi-
schen Linie abgedrangt und erreicht werden soil, daB es sich fur die eine oder andere kriegfuhrende
Partei entscheide. Eine solche Entscheidung ist aber ausschlieBlich Sache unseres eigenen Staates und
kann unmoglich zu einem Thema des Auslandes gemacht werden. Spanien hat es in keiner Weise no-
tig, seine Haltung zu definieren, die mit aller Klarheit eingenommen wurde und die eine dem interna-
tionalen Recht ent-sprechende Neutralitat darstellt. Die Verpflichtungen dieser Neutralitat werden von
Spanien aufrichtig und gutwillig geachtet und alle Mittel eines starken Staates, der vollig Herr der
Lage ist, werden in den Dienst dieser Neutralitat gestellt. So wie
159 Spanien bereit ist, seine Verpflichtungen als neutrales Land zu erftillen, ist es auch entschlossen, seinen
Rechten, die ihm als neutraler Staat zustehen, Achtung zu verschaffnen und mit aller Scharfe die Ab-
sichten gewisser Auslander, die die innere Ordnung und die politische Linie Spaniens gefahrden, zu
vereiteln. Spanien ist ferner entschlossen, mit aller Energie jener ubelwollenden Zweckpropaganda
entgegenzutreten, einer Propaganda, die von Feinden unseres Vaterlandes und von spanischen Emi-
granten in unverantwortlicher Weise in die Welt getragen wird.
Spaniens Presse, Rundfunk und Offenflichkeit reagierten energisch gegen die Pressionen der Anglo-
Amerikaner. Hinsichtlich des Versuches der Einmischung in die inneren Verhaltnisse Spaniens stellte
das fiihrende Blatt der Falange „Arriba" fest, nichts konne Spanien zwingen, seine politische Ausrich-
tung zu andern. Die Falange und Franco hatten das Land gestern den Klauen der geheimen Gesell-
schaften entrissen. Spanien sei entschlossen antikommunistisch und werde es bleiben. Am 2. Februar
schrieb dieselbe Zeitung, mit Drohungen erreiche man bei Spanien gar nichts. Das ganze Volk stehe
derartigen Methoden gegentiber geschlossen hinter seiner Fuhrung, weil es sich in seiner Unabhangig-
keit und in seinem Lebensrecht bedroht ftihle.
In langeren Ausfuhrungen nahm am 29. Januar die deutsche diplomatisch-politische Korrespondenz zu
der Frage Stellung und schloB wie folgt:
Was ist nun das letzte Ziel der britischen Spanienpolitik? Diese Politik steht seit Jahrhunderten unter
dem klassischen Gesetz, Spanien zu schwachen. Spanien ist die starkste Macht am westlichen Aus-
gang des Mittelmeers. Solange dieser Ausgang selbst in britischer Hand ist, wird die britische Politik
auf die Schwachung Spaniens hinarbeiten. Franco hat Spanien starker gemacht als irgendeine Regie-
rung vor ihm seit dem Ablauf des spanischen goldenen Jahrhunderts. Die Wurzel dieser Starke ist das
falangistische Spanien und seine innere Neuordnung .Den Begrunder dieser Ordnung zu beseitigen
und die Neuordnung selbst zu zerstoren und durch eine Linksregierung bolschewistischer Pragung
unter Herrn Negrin und Genossen zu ersetzen, ist das Ziel der englischen Politik. Ein auf diese Weise
geschwachtes Spanien, in dem dann wieder Burgerkrieg und chaotische Zustande eintreten wtirden,
mochten die Englander und Amerikaner dann ihren europaischen Kriegsplanen nutzbar machen. Das
spanische Volk hat einmal die furchtbare Erfahrung des Burgerkrieges durchgemacht. Es weiB, daB
ein Erfolg der englischen und nordamerikanischen dunklen Machenschaften es zwangslaufig in einen
zweiten Burgerkrieg sttirzen wurde. Es weiB aber auch, daB ein solcher nicht nur Spaniens europaische
Machtstellung endgiiltig beseitigen, sondern die Existenz des spanischen Volkes schlechthin vernich-
ten wurde. Gegen diese ernste Gefahr einer Bolschewisierung Spaniens gibt es nur das Mittel straffster
Zusammenfassung aller nationalen Krafte in der Hand seiner Staatsfuhrung. Nur so ist diese in der
Lage, die der Freiheit und Unabhangigkeit Spaniens drohenden Gefahren zu bannen und seine nationa-
len Traditionen und Aspirationen wtirdig seiner stolzen ruhmreichen Vergangenheit aufrechtzuerhal-
ten. Das spanische Volk und seine Staatsfuhrung haben in voller Erkenntnis der ihnen drohenden Ge-
fahr diesen Weg beschritten und sehen gelassen und entschlossen der weiteren Entwicklung entgegen.
In geringerem MaBe richtete sich der feindliche Nervenkrieg auch gegen die Balkanlander, besonde-
re gegen Rumanien und Bulgarien. Rumanien wurde in die feindlichen Spekulationen iiber Finnland
einbezogen und ausgefiihrt, wenn erst die Finnen kapituliert hatten, wtirden die Rumanen schnell fol-
gen. Hinsichtlich Bulgariens wurden alle moglichen Falsch- und Stormeldungen in die Welt gesetzt
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iiber angebliche Unruhen, liber Gegensatze zwischen Volk und Armee, iiber angebliche Absichten der
bulgarischen Regierung, das Biindnis mit Deutschland aufzugeben und sich den Feindmachten anzu-
vertrauen. Mehrfach griff die bulgarische Regierung zu scharfen Dementis gegen diese
160 Falschmeldungen, die verschiedenflich auch die bulgarisch-tiirkischen Beziehungen zu storen
versuchten. Der bulgarische Innenminister Christoff erklarte am 9. Februar: „Es kann keine Rede da-
von sein, daB Bulgarien sein Biindnis mit Deutschland aufgibt. Bulgarien befolgt seine Politik in Treue
zu diesem Biindnis." Am23. Februar erklarte derselbe Minister: „Die bulgarischen Beziehungen zur
Tiirkei sind von aufrichtiger Freundschaft und dem Wunsche nach Zusammenarbeit beseelt. Heute
sind unsere Beziehungen zu dem siidlichen Nachbarn die herzlichsten und freundschaftlichsten. Unser
Verhaltnis zur Tiirkei ist klar und bestimmt. Keiner von uns beiden wiinscht etwas vom anderen.
Streitfragen zwischen uns und der Tiirkei existieren nicht."
Ebenso wie gegeniiber Finnland wurde der Nervenkrieg auch gegeniiber Bulgarien durch Luftangrif-
fe auf die Landeshauptstadt unterstrichen, mit dem gleichen negativen Erfolg.
Wenn es ein Teil dieses Nervenkrieges war, die militarische Lage Deutschlands und seiner Verbiin-
deten moglichst ungiinstig hinzustellen, um aus der Kriegslage Argumente fur Kapitulation oder An-
derung der politischen Einstellung bei Deutschlands Verbiindeten bzw. den Neutralen zugewinnen, so
fehlte es doch nicht an Stimmen auf der Feindseite, die sich einer niichterneren Darstellung der
Kriegslage befleiBigten. So erklarte das Kriegsinformationsamt der USA am 5. Januar in einem Be-
nefit, es seien keine Anzeichen dafiir vorhanden, daB es Deutschland und Japan an Kriegsmaterial oder
Moral fehlt, um den Kampf noch lange Zeit fortzusetzen. Deutschland habe nur ein Fiinftel der im
Vorjahre besetzten Gebiete verloren. Es besitze eine machtige Luftwaffe und seine Lage hinsichtlich
der Produktion von Steinkohle, Gummi, Petroleum und hochgradigem Flugzeugbenzin sei sehr befrie-
digend. Die deutsche Bevolkerung bekomme geniigend zu essen und die letzte Ernte sei die beste seit
1939. Japan habe nur ein Zwanzigstel der Gebiete verloren, die es vor einem Jahr besaB. Es habe kei-
nen Mangel an Menschenkraften und es besitze genug Rohstoffe, um den Krieg lange Zeit fortsetzen
zu konnen.
Auch der in den Monaten Januar und Februar von den Anglo-Amerikanern in steigendem MaBe ge-
gen Europa gefiihrte Luftterrorkrieg wurde zwar von der Feindpropaganda immer wieder stark heraus-
gestellt und propagandistisch ausgewertet, jedoch fehlten auch hierzu die kritischen Stimmen nicht,
die die schweren Verluste der feindlichen Bombengeschwader und die Starke der deutschen Moral
unterstrichen. Die groBten Sorgen machte der Feindpropaganda jedoch der Krieg in Italien, wo alle
Angriffe bei C a s s i n o trotz riesigen Materialeinsatzes unter schwersten Verlusten fur die Invasions-
truppen immer wieder scheiterten. Triibselig stellten die „Times" am 14. Januar fest, Tatsache sei je-
denfalls, daB in Italien etwas schief gegangen sei. Der Hauptgrund fur das Versagen sei die Taktik der
deutschen Generale und die erstklassige Kampfkraft der deutschen Soldaten. Trotz der durch die Kapi-
tulation entstandenen auBerst gefahrlichen Lage hatten es die Deutschen verstanden, den Marsch von
Salerno nach Rom zu verhindern und die Plane der Alliierten iiber den Haufen zu werten.
Da man bei Cassino nicht weiterkam, entschloB man sich zu einem Landungsunternehmen im
Kiistengebiet von Rom, einmal um die italienische Hauptstadt zu besetzen und dadurch einen
„glanzenden" Erfolg zu erzielen, zum anderen, um die Verbindungslinien der bei Cassino kampfenden
deutschen Truppen abzuschneiden und sie einzukreisen. Zwar gelang bei Nettuno und Anzio die
Bildung eines Landekopfes, aber das operative Ziel wurde nicht erreicht!
Der Krieg in Italien, der so enttauschend und so verlustreich fur die Anglo-Amerikaner und die von
ihnen eingesetzten Truppen aus aller Welt verlief, hat unsere Feinde zu einem immer riicksichtsloseren
Einsatz ihrer Luftwaffe gegen die schonen und alten Stadte Italiens veranlaBt. Dieser Einsatz ist ohne
jede militarische Notwendigkeit in einer Weiseerfolgt, die nur als ein bewuBter Angriff auf die hoch-
sten kiinstlerischen
161 und kulturellen Werte des Abendlandes bezeichnet werden kann. Weder Rom mit all dem, was es an
unersetzlichen Werten dieser Art enthalt, noch der neutrale Kirchenstaat der Vatikanstadt, noch die
ebenfalls neutrale papstliche Sommerresidenz, Castel Gandolfo in den Albaner Bergen wurden ge-
schont. Das groBte Aufsehen erregte die sinnlose und ohne jeden militarischen Zweck am 15. Februar
erfolgte Zerstorung der Abtei Monte Cassino, des beriihmten Stammklosters des Benediktinerordens,
das, hoch oben auf der Bergspitze gelegen ,ein wahres Juwel kirchlicher Architektur und einer der
historischen kulturellen Brennpunkte des Abendlandes gewesen ist.
Der Oberbefehlshaber der in Italien kampfenden deutschen Truppen, Generalfeldmarschall Kessel-
ring, gab zu der Zerstorung des Klosters am 17. Februar folgende Erklarung ab: 1. Am 15. Februar
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1944 in der Zeit von 9 Uhr 30 bis 10 Uhr haben mehrere Wellen angreifender viermotoriger anglo-
amerikanischer Kampfflugzeuge zahlreiche Bomben auf die Abtei von Monte Cassino, das Stammklo-
ster des Benediktinerordens abgeworfen. Hierbei ist das Kloster vollstandig zerstort und eine groBe
Anzahl der Klosterinsassen getotet, verschiittet oder verwundet worden. Das Kloster hatte bereits am
13. Januar durch feindliches Artilleriefeuer starke Beschadigungen erlitten. — 2. Die feindliche Ftih-
rung behauptet, den Angriff zur Vernichtung der im Kloster belindlichen deutschen Truppen und Ver-
teidigungsanlagen gefuhrt zu haben. Demgegeniiber stelle ich eindeutigfest: Als der Vatikan vor eini-
gen Monaten durch Vermittlung der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl an mich mit der Bitte
herantrat, das Kloster Cassino nicht in die Kamplhandlungen einzubeziehen, habe ich diesem Vor-
schlag sofort unter der Voraussetzung zugestimmt, daB die Gegenseite sich entsprechend verhalte. Ich
habe daraulhin verboten, daB deutsche Soldaten das Kloster sowie seine nahere Umgebung betreten.
Die strikte Durchfuhrung dieses Befehls ist durch die zustandigen Truppenfuhrer und besonders einge-
setzte Absperrposten und Feldgendarmerie standig uberwacht worden. Selbst von der Erlaubnis, im
Notfalle Schwerverwundete voriibergehend im Kloster unterzubringen, ist bis zur Bombardierung kein
Gebrauch gemacht worden. Dagegen wurde zahlreichenitalienischen Fluchtlingen gestattet, sich in den
Schutz des Klosters zu begeben. Am Angriffstage befanden sich daher mehrere hundert Fluchtlinge in
der Abtei, die im Vertrauen auf die Heiligkeit des geistlichen Bezirks und seine Neutralisierung das
Kloster als Asyl aufgesucht hatten. Um die in dem Kloster befindlichen unersetzlichen Kulturwerte,
insbesondere die Bibliothek, auf alle Falle sicherzustellen, ist bereits vor langerer Zeit ihre Uberfuh-
rung durch deutsche Truppen in die Vatikanstadt durchgefuhrt worden. — 3. Die Behauptung, daB das
Kloster zum „starksten Artilleriesperrfort der Welt" ausgebaut worden sei, ist eine ungeheuerliche
Zweckliige. — 4. Auch die weiteren Behauptungen, daB die Abtei und das zu ihr gehorende Gelande
zu sonstigen militarischen Anlagen, MG-Standen, Artilleriebeobachtungsstellen usw. benutzt oder
ausgebaut worden sei, sind frei erfunden. Tatsachlich befand sich seit dem Abtransport der Kultur-
schatze kein deutscher Soldat mehr innerhalb des Klosters Monte Cassino, so daB weder der BeschuB
der Abteigebaude durch amerikanische Artillerie am 15. Januar noch der Luftangriff vom 15. Februar
irgendwelchen militarischen Schaden anrichtete oder auch nur einen deutschen Soldaten verwundete.
Betroffen wurden lediglich die noch im Klosterbereich verbliebenen Monche und die italienischen
Zivilfluchflinge. — 5. Die Tatsache, daB sich im Klosterbereich kein deutscher Soldat aufgehalten hat,
wird durch die nachstehenden schriftlichen Erklarungen erhartet: a) Der Abt des Klosters Monte Cas-
sino, Bischof Gregorio Diamare, erklarte: „Ich bescheinige auf Wunsch, daB sich im Kloster von Mon-
te Cassino kein deutscher Soldat befand oder sich befindet. 15. II. 1944. Gregorio Diamare, Ciscovo
Abate di Monte Cassino." b) Der Verwalter der Abtei von Monte Cassino, Don Nicola Clementi, und
der bischofliche Delegierte des Verwaltungsburos der
162 Diozese von Monte Cassino, Don Francesco Salconio, erklarten: „Don Nicola Clementi, Verwalter der
Abtei von Monte Cassino,und Don Francesco Salconio, bischoflicher Delegierter des Verwaltungsbu-
ros der Diozese von Monte Cassino, die sich vor dem Bombenangriff vom 13. Februar gerettet haben,
durch den die gesamte Abtei zerstort wurde, erklaren, daB im Innern des Klosters und in seinem gan-
zen Umkreis keine deutschen Verteidigungsanlagen oder Truppen oder Kriegsmaterial irgendwelcher
Art vorhanden waren. 16. II. 1944. Don Nicola Clementi, Verwalter der Abtei von Monte Cassino.
Don Francesco Salconio, bischoflicher Delegierter des Verwaltungsburos der Diozese von Monte Cas-
sino." — 6. Nach der nunmehr erfolgten Vernichtung der Klosteranlagen ist die Einbeziehung des
Klosters Monte Cassino in die deutschen Verteidigungsanlagen eine militarische Selbstverstandlich-
keit. — 7. Die papstliche Residenz Castel Gandolfo, die gleichfalls von angloamerikanischen Bombern
angegriffen und schwer beschadigt worden ist und wobei liber 500 Personen, darunter 16 Kloster-
schwestern, getotet wurden, ist niemals durch deutsche Truppen belegt gewesen. Die Exterritorialitat
dieses Gebietes ist ganz besonders geachtet worden. — 8. Ich stelle somit als der verantwortliche
Oberbefehlshaber in Italien fest: Eine kultur-lose amerikanische Soldateska hat in ohnmachtiger Wut
eines der kostbarsten Baudenkmaler Italiens sinnlos zerstort und italienische Zivilfluchtlinge — Man-
ner, Frauen und Kinder — durch Bomben und Artilleriefeuer erschlagen. Damit ist wiederum erwie-
sen worden, daB die angelsachsische und bolschewistische Kriegflihrung kein anderes Ziel kennen, als
die ehrwlirdigen Zeugen der europaischen Kultur zu vernichten. Fur die zynische Verlogenheit und die
scheinheiligen Erklarungen, mit denen die angelsachsische Flihrung die Schuld daflir mir und meinen
Soldaten zuschiebt, kann ich nur die tiefste Verachtung zum Ausdruck bringen. gez. Kesselring, Gene-
ralfeldmarschall. "
;liiiisirlill,iii<l iii^iB|if 27
Der Abt von Monte Cassino, Bischof Gregorio Diamare, verlas am 20. Februar im romischen Rund-
funk einen Bericht liber die Zerstorung seines Klosters, in dem er unterstrich, daB kein deutscher Sol-
dat das Klostergebiet betreten habe. Am 21. Februar gab der Abt tiber das tragische Ende seines Klo-
sters dem deutschen Botschafter am Vatikan, Freiherrn von Weizsacker, die folgende Erklarung ab:
Obwohl seit einigen Wochen die Hauptkampflinie dem Monte Cassino immer nahergeriickt war,
glaubte man auf Grund der zugegebenen und immer wieder verbreiteten Versicherungen als sicher
annehmen zu konnen, daB wenigstens der Bezirk des heiligen Klosters von direkten Angriffen ver-
schont bleiben wiirde. Bis zum 3. Februar befand sich in diesem heiligen Bezirk nur die kleine Gruppe
der Klostergemeinschaft, die zu seinein Schutz zuriickgeblieben war, und etwa 15 Personen — darun-
ter nur drei Manner — , die wegen Verwundung oder Krankheit von der letzten Evakuierung ausge-
nommen worden waren, weil ihre gesundheitliche Verfassung ihren Abtransport nicht zulieB. Aber da
sich das Geriicht von der Sicherheit von Monte Cassino hartnackig hielt, eilten immer mehr Leute
herbei, die, wenn auch gegen meinen Willen, in den umliegenden Gehoften Unterkunft suchten. Nach
der von den Amerikanern am 5. Februar durchgefuhrten starken Kanonade, bei der bereits eines dieser
Gehofte getroffen wurde, flehten einige arme Frauen erschrocken und weinend um Unterkunft in dem
Kloster selbst. Aus Griinden der Menschlichkeit lieB ich ihnen das Tor offnen. Leider soirzte aber mit
diesen etwa 50 Personen eine weitere Menge Menschen herein, die bis zu dem Zeitpunkt sich verstreut
in der Umgebung aufgehalten hatte und nun in alle Raume des Klosters eindrang. Als am Nachmittag
des 14. Februar Flugblatter vorlagen, die von englisch-amerikanischer Seite alle Zivilpersonen zur
Raumung von Monte Cassino aufforderten, war es aber infolge der andauernden wtitenden Kanonade
den meisten fast unmoglich, sich hinauszuwagen. Daher befand sich im Zeitpunkt des Bombenangriffs
am 15. im Kloster eine groBe Anzahl Menschen, von denen eine nicht mehr anzugebende, aber wohl
betrachtliche Anzahl vermutlich unter den Trummern
163 begraben worden ist. Ich kann erneut in aller Form und mit Bestimmtheit versichern, daB sich im
heiligen Bezirk von Monte Cassino bis zu dem Augenblick, in dem es der kleinen Klostergemein-
schaft mit den Verwundeten und Schwerkrankengelang, sich zwischen den Trummern einen Weg zu
bahnen und in Sicherheit zu bringen — also bis zum 17. Februar, 17.30 Uhr nachmittags — keine
deutsche Kampfgruppe auch nur geringerer Starke oder Waffen irgendwelcher Gattung dort befunden
hat.
Trotz dieses eindeutigen Tatbestandes scheute sich President Roosevelt, der freilich wie kaum ein
Staatsmann in der Geschichte die Kunst des Ltigens zu wahrhaft seltener Hohe entwickelt hat, nicht,
auf der Pressekonferenz in Washington am 16. Februar zu erklaren, die alliierte Bombardierung des
Benediktinerklosters Monte Cassino hatte ihre Berechtigung, da die deutschen Truppen das Kloster fur
militarische Zwecke benutzt hatten.
Hinsichtlich der Reaktion des Vatikans wurde am 17. Februar aus Rom gemeldet, der Papst habe sich
seiner Umgebung gegenuber geauBert:
„Wenn sie gewollt hatten, ware Monte Cassino erhalten geblieben. Es hatte nur des guten Willens und
der Achtung nicht gegenuber meiner Person, wohl aber der katholischen Welt bedurft." Angesichts der
auBer-ordentlichen Erregung, die die Vernichtung des Klosters im Vatikan ausgelost hat, ftihlte sich
der Geschaftstrager der USA beim Vatikan, Tittman, zu der AuBerung dem Kardinal-Staatssekretar
Maglione gegenuberveranlaBt, das Kloster konne ja wieder aufgebaut werden, und die USA wtirden
sich daran finanziell gewiB interessieren. Der Kardinal-Staatssekretar erwiderte: „Selbst wenn sie es in
Gold und in Diamanten wiederaufbauen, deshalb ist es doch nicht mehr das Kloster." In vatikanischen
Kreisen wurde gleichfalls betont, daB der von nordamerikanischer Seite veranschlagte Verlust von 200
Millionen Lire nichts bedeute gegenuber dem geistigen und kulturellen Verlust.
Nach einer Reuter-Meldung vom 23. Februar hat der bekannte Erzbischof von Neuyork, Spellman,
der vor einiger Zeit — wenn nicht im Auftrag, so doch im engsten Einvernehmen mit Roosevelt —
Reisen nach Europagemacht hat, in einer Ansprache in der Sankt Patricks -Kathedrale gesagt, er be-
dauere die alliierte Bombardierung von Castel Gondolfo und hoffe, daB Rom nicht das gleiche Schick-
sal ereile. Spellman fiigte hinzu: „Ich finde die Tatsache, daB unsere Streitkrafte neutrales Territorium,
den Wohnsitz des Heiligen Vaters in Castel Gondolfo, wo heimatlose und hilfesuchende Menschen
Unterkunft gefunden hatten und wo den Aussagen des Sekretars Seiner Heiligkeit zufolge kein deut-
scher Soldat die Erlaubnis erhielt, die Grenzen der neutralen papstlichen Villa zu passieren und wo
auch jetzt kein deutsches Militar ist, auBerst bedauerlich. Ich hoffe und bete, daB militarische Findig-
keit eine Moglichkeit erdenkt, durch die eine Zerstorung Roms, der Zitadelle der Zivilisation und der
fur die ganze Welt so wertvollen Stadt vermieden werden kann."
;liiiisirlill,iii<l iii^iB|if 28
Fiir den Eindruck, den die Zerstorung von Monte Cassino und zahlreicher anderer Kulturdenkmaler
in Italien allmahlich in der Welt hervorgerufen hat, war ein Artikel der gewohnlich proenglisch einge-
stellten portugiesischen Zeitung „Jornal do Comercio" vom 22. Februar bezeichnend, der die Alliierten
wegen des Feldzugs in Italien scharf kritisierend ausftihrte: „Italien hatte man nie als Schlachtfeld
wahlen diirfen. Die alliierte Landung unter dem duldenden Auge Badoglios hatte sich auf ortliche
Operationen an der MessinastraBe beschranken miissen. Statt dessen hat man eine lahmende Invasion
an beiden Kiisten durchgefiihrt. Der richtige Wegwar sicher nicht, die Deutschen durch Abteien, Bi-
bliotheken, romische Denkmaler, Museen und Kathedralen zu jagen. Wenn ganz Italien nur noch ein
einziger Trummerhaufen sein wird, was wird dann durch dieses ungeheure Verbrechen gegen die Kul-
tur der Menschheit erreicht sein? Die vereinigten Nationen mtissen diese Falle meiden. Der italieni-
sche Feldzug wird in der ganzen
164 zivilisierten Welt unpopular. Es muB ein Weg gefunden werden, um Italien zu Fall zu bringen, ohne
seine Denkmaler zu zerstoren.
Wahrend die Front in Italien, sowohl die zwischen den beiden Meeren wie die am Briickenkopf von
Anzio unerschutterlich steht, vollzieht sich in ihrem Schutz der Neuaufbau des republikanisch-
faschistischen Italiens Mussolinis. Mussolini ist offensichtlich bemtiht, mit Entschlossenheit und un-
beugsamer Konsequenz alle Folgerungen aus den Ereignissen zu ziehen, die die Lage erfordert. Den
ungeheuerlichen Verrat des Hauses Savoyen hat er mit der Beseitigung der Monarchic beantwortet.
Gegen die Unterzeichner jener von Grandi verfaBten Tagesordnung fur die Sitzung des GroBen Fa-
schistenrates, die am 25. Juli 1943den Sturz Mussolinis herbeifuhrte, fand am 8. Januar 1944 im Ca-
stel Vecchio in Verona vor einem Sondergericht ein ProzeB statt. Samtliche Angeklagte mit Ausnah-
me eines einzigen wurden zum Tode verurteilt. Von den achtzehn Todesurteilen wurden dreizehn in
Abwesenheit der Angeklagten ausgesprochen. Unter den ftinf in Anwesenheit zum Tode Verurteilten
befand sich der Schwiegersohn des Duce, Graf Ciano, und der Marschall de Bono. Ciano und die vier
anderen in Anwesenheit Verurteilten wurden am 10. Januar hingerichtet.
Der ProzeB von Verona warf neues bestatigendes Licht auf den Verrat des Hauses Savoyen, Bado-
glios und seiner Clique, besonders durch die Verlesung einer Denkschrift des Marschalls Cavallero
iiber seine eigenen Umtriebe und liber die Vorgange, die zu dem Staatsstreich vom 25. Juli fuhrten.
Aus ihr ergibt sich, daB die Anfange dieses Verrates bis weit in das Jahr 1942 zuriickreichen.
Mit gleicher Konsequenz geht Mussolini auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet seinen Weg. Am
14. Januar 1944 beschloB unter seinem Vorsitz der Ministerrat ein Gesetz iiber die Nationalisierung
der lebenswichtigen Betriebe. Alle derartigen Betriebe, besonders die Produzenten von Kohle sowie
von elektrischer, hydraulischer oder anderer Energie, werden vom Staat ubernommen. Ihr Kapital
wird von einem hierzu ins Leben gerufenen staatlichen Finanzinstitut verwaltet. Die Aktien und Kuxe
werden in Staatskreditbriefe konvertiert, die frei gehandelt werden konnen. Die Leitung der Betriebe
wird sozialisiert. Vertreter der Arbeiter sowie der technischen und kaufmannischen Beamten aller
Betriebe mit einer Belegschaft von mindestens 50 Personen werden in den Betriebsrat aufgenommen.
Jeder Betrieb muB einen personlichen verantwortlichen Betriebsfuhrer besitzen, der dem Staat fur die
Leitung des Betriebes politisch und juristisch verantwortlich ist.
Der Aufbau der neuen italienischen Wehrmacht unter Marschall Graziani wird energisch betrie-
ben. Am 31. Januar erfolgte in Anwesenheit des Duce die Vereidigung aller Generale der neuen repu-
blikanischen Armee. Bei dieser Gelegenheit gab der Duce in einer Ansprache seiner Freude Aus-
druck, so viele seiner alten Kriegskameraden im Rahmendes neuen italienischen Heeres wiederzuse-
hen. Mussolini erwahnte sodann Badoglios Verrat, der nicht nur eine Schandlichkeit gegentiber den
Bundesgenossen gewesen sei, sondern sich in seinen Folgen immer mehr als das furchtbarste Verbre-
chen der Geschichte gegen Italien selbst erweise. Weiter wiirdigte der Duce die Verdienste Marschall
Grazianis um die Wiedererstehung der italienischen Wehrmacht und des ganzen italienischen Vater-
landes. Die neue republikanische Wehrmacht, so betonte Mussolini, dtirfe auf keinen Fall eine bloBe
Kopie der fruheren Armeewerden. Der Duce erinnerte dann an den Fahneneid, den die bei ihm ver-
sammelten Generale sich mit ihren Staben anschicktet, zu leisten. Dieser "Fahneneid bedeute in seiner
neuen Formulierung nicht nur die Unterwerfung unter die Republik, sondern soil zugleich der Aus-
druck einer neuensittlichen Norm sein. Wer diesen Eid schwore, der breche alle Briicken hinter sich
ab. Die Aufgabe der neuen Wehrmacht sei, wie der Duce weiter ausftihrte, nur von einem einzigen
Problem beherrscht, namlich von dem kategorischen Imperativ, endlich den Kampf an der Seite der
165 deutschen Wehrmacht wieder aufnehmen zu konnen. Mussolini schloB seine Ausfuhrungen mit einer
Wurdigung der Leistungen der deutschen Soldaten im Kampf um Europa. Er stellte der jungen italie-
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nischen Wehrmacht die deutsche Wehrmacht als ihr schonstes und erstrebenswertestes Vorbild vor
Augen.
Das andere Italien, das Italien Badoglios jenseits der Front von Cassino, bietet weiterhin ein klagli-
ches Bild. Hunger und Krankheiten, ein stetes Vordringen des bolschewistischen Einflusses, Macht-
und Hilflosigkeit des Exkonigs Viktor Emanuel bilden dort die Kennzeichen der Lage. Es wird unauf-
horlich wegen der Umbildung der „Regierung" Badoglio verhandelt. Manner aus der vorfaschistischen
Zeit, wie Graf Sforza und Benedetto Croce, die aus dem Exil zuruckgekommen sind, um eine politi-
sche Rolle zu spielen, fordern die Abdankung Viktor Emanuels und die Einfuhrung der Republik.
Immer mehr zeigt sich aber, daB die Kommunisten, von Moskau aus dirigiert, der starkste politische
Faktor geworden sind und mit unheimlicher Konsequenz ihre Ziele verfolgen. Der Verrat des Hauses
Savoyen hat nicht nur ganz Italien in ein sich taglich steigerndes Ungluckgestiirzt, sondern auch dem
Kommunismus, dem die faschistische Revolution einst den Weg versperrt hatte, die Tore geoffnet. Die
Alternative, die fur ganz Europa das entscheidende Kennzeichen der Epoche darstellt, Nationalsozia-
lismus bzw. Faschismus, d. h. autoritarer-sozialer Flihrungsstaat, oder Bolschewismus, offenbart sich
auf dem Boden Italiens mit er-schreckender Deutlichkeit.
Auch in Frankreich und in Franzosisch-Nordafrika tritt diese Alternative immer scharfer in Erschei-
nung. Die franzosische Regierung in V i c h y hat dies erkannt und sich darauf eingestellt. Allzulange
hatte es in Vichy, wenn nicht an klarer Erkenntnis der bolschewistischen Gefahr, so doch an eindeuti-
gem und scharfein Zugriff gegen diese gefehlt. Ende 1943 sind in die franzosische Regierung mit D a r
n a n d als Chef aller Polizei- und Ordnungskrafte und H e n r i o t als Propagandaminister zwei Man-
ner von Format eingetreten. Sie haben den Kampf gegen den Bolschewismus, der als Terrorismus mit
nationaler Tarnung in gefahrlichem MaBe die Auflosung der staatlichen Ordnung, die Zerstorung der
Verkehrs- und Produktionsmittel des Landes und die Ermordung aller diesen Zielen widerstrebenden
Elemente in Angriff genommen hat, mit Entschlossenheit begonnen. Taglich zweimal spricht Henriot
im Rundfunk. Es ist ihm gelungen, die Hetz- und Lugenoffensive, die der feindliche Rundfunk aus
London und Algier taglich und stiindlich nach Frankreich hineinfuhrt, aufzuhalten. Henriots sittlicher
Ernst, seine hervorragende rednerische Begabung, sein unermudlicher und instinktsicherer politischer
Elan haben die bisher unbestrittene Herrschaft des Feindrundfunks im franzosischen Raum gebrochen
und der Propaganda der franzosischen Regierung eine groBe propagandistische StoBkraft verliehen,
die sich auch im Nordafrika de Gaulles bereits erheblich geltend macht. Mit immer neuem Material,
mit immer neuen Argumenten greift Henriot den hohlen und verlogenen Patriotismus de Gaulles und
der Widerstandsbewegung an, zeigt er seinen Horern den Egoismus der englischen Politik, deren Be-
mtihung, die Franzosen fur englische Interessen einzuspannen und bluten zu lassen, die GroBe und
Dringlichkeit der bolschewistischen Gefahr, die Notwendigkeit der Einigung aller Franzosen unter
Petain und Laval und des Zusammengehens Frankreichs mit Deutschland und seiner Einordnung in
das neue Europa auf. Henriot gehorte seit 1932 der franzosischen Kammer als Abgeordneter der Rech-
ten an. Man weiB, daB er nie weder in einen parlamentarischen Skandal verwickelt war, noch seine
personliche Unabhangigkeit kompromittiert hat. Anklagen und Verleumdungen sind deshalb gegen
ihn machtlos. Durch seine Aktion als Propagandaminister hat er sich in wenigen Wochen zu einer
politischen Potenzentwickelt, die im heutigen Frankreich an vorderster Stelle steht.
Darnand hat den Kampf gegen den Terrorismus und damit gegen Moskau, London und Algier auf
der
166 materiellen Ebene mit steigendem Erfolg aufgenommen. Er hat sich hierzu die gesetzlichen
Handhaben zunachst schaffen mtissen, einmal gegenuber der liberalistischen franzosischen Gesetzge-
bung, die noch wesentlich die der Dritten Republik war, zum anderen gegenuber der uberwiegend
gaullistisch eingestellten oder vom Terrorismus eingeschuchterten franzosischen Justiz. Um eine
schnelle und exemplarische Unterdriickung des Terrorismus zu ermoglichen, hat die franzosische Re-
gierung die Schaffung von Kriegsgerichten beschlossen, wie aus einem Gesetz hervorgeht, das am 21.
Januar im Staatsanzeiger verkiindet wurde. Die Kriegsgerichte bestehen aus drei Mitgliedern. Ihre
Zusammensetzung und ihr Tatigkeitsbereich wurden durch Erlasse des Generalsekretars fur die Auf-
rechterhaltung der Ordnung festgesetzt. Um den auBerordentlichen und zeitlich begrenzten Charakter
dieses Gesetzes zu kennzeichnen, ist seine Gultigkeit vorlaufig nur bis zum 30. Juni des Jahres be-
grenzt worden. Die Schaffung der Kriegsgerichte bezeugt, wie es in der franzosischen Mitteilung
heiBt, den Willen der Regierung den terroristischen Verbrechen, die in letzter Zeit einen immer groBe-
ren Umfangangenommen hatten, ein Ende zu bereiten. Jeder Terrorist, der auf frischer Tat ertappt
werde, werde erschossen.
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Der franzosische Ministerprasident Laval bat Ende Januar vor den versammelten Prafekten und
Polizei-Intendanten in Vichy eine bedeutsame Ansprache iiber den Sinn der von ihm gefiihrten Politik
gehalten. Von dem politischen Treffen in Montoire ausgehend, wies Laval zunachst darauf hin, daB
seine auBenpolitische Linie stets fest umrissen auf das Ziel einer deutsch-franzosischen Zusammenar-
beit gerichtet gewesen sei. Vor einiger Zeit habe er in einer Rundfunkansprache erklart, daB er den
Sieg der deutschen Wehrmacht wlinsche, weil er darin die Garantie fur die Existenz des franzosischen
Volkes gegen die bolschewistische Gefahr sehe. Jetzt wolle er noch einen Schritt weitergehen und klar
bekennen, daB er den deutschen Sieg fur eine europaische Notwendigkeit halte, das sonst auch Frank-
reich der todlichsten Gefahr, die es jemals bedroht habe, namlich dem Bolschewismus, erliegen wiir-
de. Im weiteren Verlauf seiner Ansprache betonte Laval, daB Frankreichs Schicksal aufs engste mit
dem Schicksal Gesamteuropas verbunden sei. Weder ein Sieg des angelsachsischen materialistischen
Kapitalismus noch ein solcher der bolschewistischen Barbarei wtirde den Bestand des franzosischen
Volkes und Reichesgarantieren.
Am 27. Februar gab Jacques Doriot, der Chef der Franzosischen Volkspartei, der seit langerer Zeit
bei der franzosischen Freiwilligen-Legion an der Ostfront steht und fur kurze Zeit nach Paris zuriick-
gekommen war, vor der Presse bemerkenswerte Erklarungen tiber seine Mission wahrend seines Auf-
enthaltes in Frankreich ab. Sie bestehe darin, die Meldungen fur die franzosische Freiwilligenlegion zu
vermehren und die Legionare, die, bereits seit 1941 in den Reihen der Legion kampften, abzulosen.
Bis zur Erfiillung dieser Aufgabe werde er sich jeder politischen Tatigkeit enthalten Er sei nicht mehr
der Chef der Franzosischen Volkspartei, sondern nur noch der Leutnant Doriot Er habe in die Hande
des exekutiven Komitees das Schicksal seiner Partei gelegt. Zum SchluB driickte Doriot seinen uner-
schiitterlichen Glauben an den Sieg der deutschen Armee und die Schaffung des neuen Europas aus.
So ist endlich ein ZusammenschluB jener nicht unbetrachtlichen Krafte in Frankreich im Gange, die
sich vom traditionellen Biindnis mit England, d. h. von der Unterordnung Frankreichs unter die engli-
sche Politik los-gesagt haben, die nationale Zukunft Frankreichs im Rahmen eines geeinigten Europas
unter deutscher Fiihrung, in der Abkehr von Liberalismus und Parlamentarismus, im Aufbau eines
sozialen und autoritaren Staates und in der europaischen Selbstbehauptung gegen Bolschewismus ei-
nerseits und Amerikanismus andererseits erblicken.
Die Entwicklung des Terrorismus, fur den englische Flugzeuge in riesigen Mengen die Waffen
abwerfen, die steigenden Zerstorungen. und Verluste Frankreichs durch die militarisch oft sinnlosen
167 englisch-amerikanischen Luftbombardements, die in der Zeit vom 1. Oktober 1941 bis zum 10. Januar
1944 insgesamt 15000 Tote, iiber 20000 Verwundete und rund eine Million Obdachlose verursachten,
die Entwicklung der Verhaltnisse in Franzosisch-Nordafrika, wo de Gaulle immer mehr unter kom-
munistischen EinfluB gerat, all dies beginnt auf die Masse des franzosischen Volkes, die bisher in ei-
nem engstirnigen, von der Phraseologie des Londoner und Algier-Rundfunks beherrschten Nationa-
lismus traditioneller, d. h. antideutscher Pragung verharrte, doch allmahlich EinfluB in gegenteiligem
Sinne zu gewinnen. Der historizistisch-nationalistische Sentimentalismus weiter franzosischer Volks-
kreise, den die englische und die bolschewistische Propaganda geschickt auszunutzen verstehen, be-
gegnet sich mit der militarischen und politischen Wirklichkeit. Viele Franzosensehen sich dadurch
innerlich genotigt, bisherige Urteile zu revidieren und nach neuen Standpunkten zu suchen.
In dieser Entwicklung spielen viele Momente eine Rolle. Eines der entscheidendsten ist der in vielen
franzosischen Herzen wachgewordene Zweifel, ob der bisherige Glaube, Frankreichs nationale Zu-
kunft und dies eines Kolonialreiches, d. h. die europaische und die Weltstellung Frankreichs seien nur
durch einen anglo-amerikanischen Sieg zu sichern, nicht doch falsch sei. Die immer lautere Verkiin-
dung der Kriegsziele der Anglo-Amerikaner und die unheimlich zielstrebige Vorwartsbewegung des
Bolschewismus nahren diesen Zweifel.
Wenn die in London und Washington verkiindeten Kriegsziele gegeniiber Deutschland und seine
Verbiindeten in Europa an Deutlichkeit immerweniger zu wiinschen iibriglassen, so gilt dies auch hin-
sichtlich der Kriegsziele, die Japan gegeniiber verkiindet werden. Anfang Februar gab ein bekannter
USA-Publizist, Kingsbury-Shmith, in de Zeitschrift „American Merkury" einen klaren AufriB diese
Kriegsziele. Shmith, der stets iiber zuverlassige Informationen aus dem USA-AuBenamt verfiigt, teilt
mit, man wiinsche im Gegensatz zu dem Verhalten gegeniiber Deutschland und Italien nicht, daB Ja-
pan um Frieden bitte. Zunachst miisse Japan bestraft werden, d. h. man werde jede Bitte um Waffen-
stillstand oder das Angebot eines Kabinettswechsels ignorieren und alle Stadte Japans riicksichtslos
verwiisten, um den Japanern die Lust an weitere Kriegen auszutreiben. Man werde ihnen alle Koloni-
en, einschlieBlich der Mandatsinseln, der Mandschurei, Korea und Formosa wegnehmen und sie auf
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die japanischen Inseln zuriickdrangen. Japan habe bisher alle Kriege gewonnen und miisse nun lernen,
daB es nie wieder einen Krieg flihren diirfe. Wenn man Japan aus den Philippinen und alien anderen
Gebieten einschlieBlich Insulinde, Burma und China herausgeworfen habe, wenn die japanische Flotte
auf dem Boden des Stillen Ozeans liege und die Amerikaner ihre Siegesparade durch die StraBen To-
kios veranstalteten, dann werde man den Japanern sehr scharfe MaBnahmen auferlegen. Das gesamte
japanische Imperium werde naturlich aufgelost. Japan werde fur alle Ewigkeit vollig entwaffnet wer-
den, und das japanische Volk miisse die verwiisteten Gebiete in China und im Siidpazifik wieder auf-
bauen. Ein alliierter AusschuB werde Japan verwalten, und er werde darin durch eine starke Besat-
zungsarmee unterstiitzt werden. Samtliche Generale und sonstigen Kriegsverbrecher wiirden bestraft
und alle Geheimgesellschaften aufgelost werden. Es sei zweifelhaft, ob man je gestatten werde, daB
die Japaner sich selbst verwalten werden, denn es handle sich um eine halb-wilde Rasse, die fiir eine
moderne Staatsfiihrung nicht reif ist. Selbst die zivile Luftfahrt werde man den Japanern nicht ohne
scharfe Beschrankung und strenge Kontrolle iiberlassen konnen. Start der Armee werde man eine klei-
ne Polizeitruppe mit Kleinkaliberwaffen zulassen. Die Einfuhr aller strategisch benutzbaren Rohstoffe
werde man verhindern. Was den Tenno betreffe, so sei er vielleicht nicht am Kriege schuld, aber ande-
rerseits miisse man den ungeheuren EinfluB bedenken, den die japanische Dynastie auf das Volk aus-
iibe. Wenn man den Japanern den Tenno belasse, dann nur als Oberhaupt eines vollig entwaffneten
wehrlose Volkes.
168 Die japanische Industrie werde man so einschranken, daB sie gerade noch die Bediirfnisse des Landes
decken konne. Die Japaner konnten sich statt dessen mit Fischfang und der Herstellung typischer
„Japaner-Waren" beschaftigen.
Man muB sich wirklich fragen, woriiber man sich einem solchen Elaborat gegeniiber mehr wundern
soil, iiber den torichten Hochmut, den blinden HaB oder die politische und militarische Kurzsichtigkeit
des Verfassers. Aber dessen Stimme ist nur eine aus einem vieltonigen Chor, der ja zu uns ebenso
gehassig heriibertont wie zu unserem japanischen Verbiindeten.
Auch gegen Japan lauft eine ahnliche Kriegsverbrecherpropaganda wie gegen Deutschland und sei-
ne Verbiindeten. Es gibt bekanntlich bei unseren Feinden und sogar bei den Sowjets Untersuchungs-
kommissionen, um unsere angeblichen Kriegsverbrechen festzustellen. Am 1. Februar wuBte Reuter
aus Washington zu melden: Das USA-Staatsdepartement hat bei der japanischen Regierung gegen die
brutalen Grausamkeiten und Schandlichkeiten, die an amerikanischen Gefangenen auf den Philippinen
veriibt worden sind, Protest eingelegt. Der Protest wurde der japanischen Regierung am 27. Januar
iiberreicht, wie Montagabend bekanntgegeben wurde.
Die japanische offizielle Nachrichtenagentur Domei meldete am gleichen Tage: Der Sprecher der
Regierung, Igumchi, erklarte Pressevertretern gegeniiber zu der angloamerikanischen Presse- und
Rundfunkkampagne gegen Japan wegen angeblicher japanischer Grausamkeiten an alliierten Truppen,
diese sei in der Absicht begonnen worden, die eigenen Grausamkeiten zu vertuschen. Ferner beabsich-
tige man damit, die eigenen Volker aufzuputschen, deren Kriegsbegeisterung betrachtlich im Absin-
ken sei. Die Anglo-Amerikaner hatten im iibrigen nach der Versenkung eines japanischen Lazarett-
schiffes und nach den von ihnen begangenen Grausamkeiten an japanischen Zivilinternierten kein
Recht, sich beschwerdefiihrend an die Welt zu wenden. Auch konnten die von den Alliierten ausge-
streuten Meldungen iiber angebliche deutsche und japanische Grausamkeiten die Staatsmanner in
London und Washington keinesfalls von ihrer Verantwortung reinwaschen.
Den wirklichen Hintergrund der Greuelhetze gegen Japan aber gab die „Daily Mail" preis, die am
12. Februar aus Neuyork berichtete, daB Churchill und Roosevelt die Entscheidung, Greuelgeschichten
gegen USA-Gefangene in die Welt zu setzen, personlich getroffen hatten. Die beiderseitigen Volker
sollten durch die Veroffentlichung des Materials in Erregung versetzt werden, um damit den Kampf-
geist zu entflammen und den Absatz von Kriegsanleihen zu heben.
Im iibrigen ist Japans Politik und Kriegfiihrung nach wie vor erfolgreich bemiiht, den Krieg, wie es
Premierminister Tojo am 8. Februar vor dem japanischen Unterhaus erneut bekraftigte, bis zum sieg-
reichen Ende durchzukampfen und diesem Ziele alle Krafte Japans ein- und unterzuordnen.
Bei aller zeitweilig in den USA beliebten GroBsprecherei fehlt es in den USA nicht an Stimmen, die
den japanischen Gegner nach seinem wirklichen Wert einschatzen. So erklarte Marineminister Knox,
derselbe, der vor Japans Eintritt in den Krieg die japanische Seemacht in hochstens neunzig Tagen zu
vernichten versprach, am 8. Januar auf der Pressekonferenz des WeiBen Hauses, die japanische Flotte
und andere Streitkrafte im Pazifik warteten nur auf den geeigneten Zeitpunkt, herauszukommen und
die USA in eine Schlacht zu verwickeln. Es sei toricht, zu behaupten, die Japaner hatten Angst vor den
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USA. Es liege nur zur Zeit nicht in den Planen der Japaner, herauszukommen. Am 9. Februar erklarte
Admiral Nimitz, Chefkommandant der USA-Pazifikflotte, auf der Pressekonferenz:
Unser Ziel ist es, unsere Erd- und Luftstreifkrafte in China so weit als moglich auszubauen. Ich glaube
nicht, daB wir die Japaner einzig und allein auf dem Meer schlagen konnen. Ich glaube, daB wir die
169 Japaner nur von den Basen in China aus werden schlagen konnen, wenn wir die Lebensmittelzufuhren
aus der Mandschurei und aus China abschneiden und wenn wir mehr Flugplatze in China errichten,
von denen aus wir ununterbrochen Japan bombardieren konnen, ahnlich wie dies heute mit Deutsch-
land getan wird.
Wie der USA-Marinebefehlshaber das chinesische Festland in die Hand bekommen will, ohne die
japanische Flotte und Luftwaffe auszuschalten, und wie die militarische und politische Stellung Japans
im chinesischen Raum beseitigt werden konnte, ist nach der heutigen Kriegslage unerfindlich, um so
mehr, als die so lange und laut angekiindigte Burma-Offensive Lord Mountbattens ausgeblieben ist
und an ihre Stelle eine Offensive der japanischen und nationalindischen Armee gegen Indien begon-
nen hat.
Die militarischen Leistungen unserer anglo-amerikanischen Kriegsgegner sind zu Lande somit auf
alien Kriegsschauplatzen in den ersten Monaten des Jahres 1944 erstaunlich gering. Dies konnte auch
Churchill in seinem ausfuhrlichen Lagebericht, den er am 22. Februar im Unterhaus gab, nicht ver-
heimlichen. Entgegen der Wahrheit begann er mit der Behauptung, er habe nie versprochen oder auch
nur durchblicken lassen, daB 1944 das Ende des europaischen Krieges bringen wiirde. Dann feierte er
die Erfolge der Roten Armee und anschlieBend verbreitete er sich ausfuhrlich tiber die Kriegsanstren-
gungen Englands, mit einer deutlichen Wendung nach Moskau hin, zwecks Entkraftung des von dort
immer wieder kommenden Vorwurfes, England tue nicht genug fur die gemeinsame Sache. Den Luft-
krieg gegen Deutschland bezeichnete er als die Hauptoffensivanstrengung Englands. Von der Erschop-
fung der deutschen Jagdwaffe, durch die es den englisch-amerikanischen Terrorbombern moglich sein
wtirde, ohne wesentliches Risiko iiberallhin zu fliegen, versprach Churchill seinen Horern entschei-
denden Erfolg. Ahnlich miisse Japan durch Erschopfung seiner Luftwaffe nieder-gerungen werden.
AnschlieBend feierte Churchill die Invasion in Italien als „unsere zweite groBe gemeinsame anglo-
amerikanische Offensive", unterstrich deren Schwierigkeiten und versprach groBere Erfolge mit der
Besserung des Wetters. Von der Invasion Europas von England aussprach Churchill kaum, um so
mehr lobte er den Kampfeinsatz der Tito-Banden auf dem Balkan.
Hinsichtlich der politischen Fragen unterstrich er die angebliche vollige Einigkeit mit Moskau und
redete lange iiber Italien und den Balkan, wahrend er Frankreich uberhaupt nicht erwahnte.
Die Rede, die AuBenminister Eden am 23. Februar im englischen Unterhaus hielt, war mit vielen
Wenn und Aber gespickt und lieB deutlich die schwierige politische Lage Englands zwischen dem
Imperialismus der USA und dem der Sowjetunion durchblicken. Bezeichnend fur den Tenorseiner
Rede waren folgende Satze: Ich kann dem Hause nur eines versprechen: Viel Schwierigkeiten, viel
Enttauschungen fur die Zeit, die vor uns liegt. Soweit ich denken kann, hat es nie eine Zeitspanne ge-
geben, in der es wie jetzt so schwer war, die AuBenpolitik zu leiten. Wir werden all unsere Krafte ein-
setzen, um die Ziele zu verwirklichen, die ich dem Hause erklart habe und ich habe die feste Zuver-
sicht, daB es uns gelingen wird.
Beide Reden haben ebenso wie das gesamte einschlagige Nachrichten- material erneut erwiesen, daB
die englische Europapolitik iiberall vor den Machtanspriichen Stalins zuriickweicht, und daB die „Ga-
rantien", mit denen England hintereinander Polen, Jugoslawien und Griechenland in den Krieg trieb, in
London vor den Machtanspriichen Stalins zuriickgezogen worden sind. Die Emigrantenregierungen
der genannten Lander befinden sich vor dieser Tatsache in einer traurigen Lage.
Der Kreml ist sich dieser Schwache der englischen Position wohl bewuBt, wie ein Zwischenfall Mitte
Januar zeigte. Am 17. Januar meldete Reuter aus Moskau: Die „Prawda" veroffentlicht an der Spitze
ihrer Rubrik „Auslandsnachrichten" unter der Uberschrift „Geriichte aus Kairo" eine Kairo-Meldung
ihres
170 Korrespondenten, wonach aus zuverlassigen griechischen und jugoslawischen Quellen verlaute, daB
zwei prominente englische Personlichkeiten vor kurzem in einer Kiistenstadt der iberischen Halbinsel
zu einer geheimen Beratung mit Ribbentrop zusammengetroffen seien. Gegenstand dieser Zusammen-
kunft soil die Klarstellung der Bedingungen fur einen Sonderfrieden mit Deutschland gewesen sein.
Man glaube, daB die Zusammenkunft nicht ergebnislos gewesen sei. Reuter fiigt hinzu:
Diese Geschichte wird von keiner anderen Seite bestatigt. Der Moskauer BBC-Korrespondent zitierte
in seinem Montags-Rundfunkbericht die „Prawda"-Meldung und fiigte hinzu: „Amtliche Sowjetkom-
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mentare fehlen. Britische Beamte erklaren, sie konnten weder die Meldung der „Prawda" noch ihre
Veroffentlichung begreifen. Sie glauben den Inhalt der Meldung nicht."
Am 18. Januar meldete Reuter aus London: Der groBte Teil der Londoner Dienstag-Zeitungen
vermeidet, die aus Kairo stammende und in der„Prawda" veroffentlichte Information, nach der eine
geheime Beratung zwischen zwei britischen Personlichkeiten und v. Ribbentrop stattgefunden haben
soil, zu kommentieren. Indessen „Daily Mail" schreibt: Diese „lacherliche Geschichte" ist eine Belei-
digung fur das britische Volk und tragt alle Merkmale feindlichen Ursprungs. Es ist erstaunlich, daB
eine verantwortliche Zeitung wie die „Prawda" diese „Geschichte" veroffentlicht, und es ist noch er-
staunlicher, daB der Moskauer Rundfunk es fiir gut befunden hat, sie seiner Zuhorerschaft mitzuteilen.
Niemand, der GroBbritannien oder unser Volk kennt, wird unseren Staatsmannern eine solche Doppel-
seitigkeit zuschreiben. Die Zeitschrift „Prawda" muB unsere nationalen Grundsatze sehr wenig ken-
nen. Dies ist die einzige Entschuldigung, die wir fur sie finden konnen."
Am 17. Januar meldete Reuter: Die „Prawda"-Meldung iiber ein Zusammentreffen von Ribbentrop
mit britischen Personlichkeiten wird hier amtlich dementiert.
Am 18. Januar brachte die englische Nachrichtenagentur folgende Meldung aus Moskau: Der briti-
sche Geschaftstrager in Moskau, John Balfour, hatte am spaten Montagabend eine Besprechung mit
dem Vizekommissarin russischen AuBenamt, Dekanozow, iiber die in der „Prawda" veroffentlichte
Meldung des Kairoer Korrespondenten. Die Unterredung fand vor dem offiziellen Dementi des Fo-
reign Office statt. In offiziellen britischen Kreisen erklart man, daB Balfour, wenn er auch die Auf-
merksamkeit der sowjetischen Behorden auf die „Prawda"-Depesche gelenkt habe, energisch erklart
habe — wie man wissen will — , daB die Nachricht jeder Grundlage entbehre.
SchlieBlich sei noch die folgende Reutermeldung aus Moskau voml8. Januar zitiert: Die „Prawda"-
Meldung iiber ein angebliches geheimes Zusammentreffen v. Ribbentrops mit zwei britischen Person-
lichkeiten hat in Moskauer alliierten Kreisen hochstes Erstaunen erregt. Niemand hat der Meldung
Glauben schenken wollen. Die russischen Zeitungsleser waren ebenfalls iiberrascht und mehrere briti-
sche Pressevertreter wurden wiederholt von russischen Journalisten mit der Frage angerufen, was das
alles bedeuten soil. In alliierten diplomatischen Kreisen wird fortwahrend die Frage aufgeworfen, wie
man die Veroffentlichung dieser „Kairo"-Geriichte erklaren soil. Solange keine amtliche Klarstellung
vorliegt, glaubt man, daB jede Erorterung der Griinde fiir diese „Prawda"-Veroffentlichung unzweck-
maBig ware. In gut unterrichteten britischen Kreisen wird die Meldung als eitles Geschwatz abgetan.
Es ist verschiedentlich versucht worden, von der „Prawda"-Redaktion die Namen der beiden briti-
schen Personlichkeiten in Erfahrung zu bringen, die angeblich mit v. Ribbentrop zusammengetroffen
sein sollen. Es war aber nicht moglich, dariiber Auskunft zu erhalten.
Ebenfalls nach Reuter erklarte President Roosevelt am 18. Januar auf der Pressekonferenz, er sei
recht unangenehm beriihrt iiber die „Prawda"-Meldung. Er selbst habe nicht die leiseste Idee, um was
es sich
171 dabei handele. Uber die russisch-polnische Angelegenheit habe er keinen Kommentar zu machen.
Als letzte Meldung Reuters zur Sache sei die folgende vom 20. Januar aus Washington zitiert: Der
britische Botschafter Lord Halifax und Staatssekretar Cordell Hull hatten Mittwoch eine Besprechung
iiber das „Geheimnis", das die „Prawda! "-Meldung iiber die Friedensbesprechungen umgibt. Unter-
richteten Kreisen zufolge hatte niemand eine Erklarung fiir die Veroffentlichung dieser Geschichte. Es
heiBt auch, daB sie iiber die Frage der russo-polnischen Schwierigkeiten gesprochen haben.
Die „Prawda" ist das offizielle Sprachrohr des Kremls. Es klagt England offen des Verrats am
Biindnis und der Konspiration mit dem Feinde an! Kann es eine eindrucksvollere Bestatigung fiir die
oben zitierten Satze aus der Rede Edens iiber die Schwierigkeiten der englischen AuBenpolitik geben?
Es bedarf keiner Erwahnung, wie vollig erlogen die Stormeldung der„Prawda" war und wie grotesk
und abwegig der in ihr gemachte Versuch war, den ReichsauBenminister hereinzuziehen. Aber was
war der wirkliche Zweck der Meldung? Sie hing offensichtlich zusammen mit den Diskussionen zwi-
schen der polnischen Emigrantenregierung in London und de Sowjetregierung iiber die kiinftigen
Grenzen Polens — nach einem Sieg unserer Feinde, wohl zu merken. Die USA-Zeitung „New Herald
Tribune" schrieb am 18. Januar, die Prawda-Meldung sei ein Stock, mit dem Moskau den Englandern
einen Denkzettel geben mochte, um sie zu veranlassen, in der polnisch-sowjetischen Diskussion iiber
die Grenzfrage Farbe zu bekennen.
Vorausgegangen war am 5. Januar, nachdem im Verlaufe der russischen Winteroffensive die Rote
Armee an einer Stelle bis an die friihere Ostgrenze Polens gelangt war, eine Erklarung des Kreml,
durch die Stalin auf alle friiher zu Polen gehorigen Gebiete ostlich der sogenannten Curzon-Linie An-
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spruch erhob und der polnischen Emigrantenregierung in London anbot, hieriiber ein Abkommen mit
den Sowjets zu schlieBen. Stalin prasentierte also den auf den Konferenzen in Moskau und Teherange-
zogenen und von den Anglo-Amerikanern unterschriebenen Wechsel auf die Einverleibung weiter
frliher polnischer Gebiete. Dies war Londonhochst unangenehm, weil dadurch der englische Verrat an
demselben Polen, das man durch eine Grenzgarantie in den Krieg getrieben hatte, offensichtlich wur-
de. Wegen Danzigs und einiger weniger Quadratkilometer Gebiet hatte man Polen 1939 in Krieg und
Niederlage gestiirzt, jetzt beanspruchte Stalin 185 000 Quadratkilometer friiher polnischen Gebietes
mit 11,5 Millionen Einwohnern! Man hatte sich in London gerne um eine klare Stellungnahme ge-
driickt, deshalb griff Stalin in seiner brutalen Art zu dem Stock der „Prawda"-Meldung.
Er erreichte sofort seinen Zweck: Wahrend die polnische Emigrantenregierung Stalins Gebietsforde-
rung entrustet ablehnte, sekundierte die Presse in England und USA dem Kreml, forderte die Polen
zum Teil in scharfen Tonen zum Nachgeben auf und erklarte kaltbliitig, man denke nicht daran, sich
wegen der polnischen Grenzforderungen mit Stalin zu uberwerfen. Die polnische Emigrantenregie-
rung wandte sich hilfesuchend an die USA-Regierung mit der Bitte um eine Vermittlungsaktion bei
Stalin. Washington erklarte sich dazu bereit, aber Stalin lehnte jede Vermittlung rundweg ab, und in
Moskau wurde schlieBlich erklart, mit den polnischen Emigranten werde man iiberhaupt nicht mehr
verhandeln, die polnische Emigrantenregierung in London mtisse vielmehr grundlegendumgebildet
werden. Gleichzeitig wurde aus London die Bildung eines„Polnischen Befreiungskomitees", d. h. der
Beginn der Aufstellung einerkommunistischen polnischen Gegenregierung gemeldet.
Wie man sich Mitte Februar Stalins Forderung und Englands Stellungnahme zu ihr vorstellte, geht
aus einem Aufsatz der Londoner Zeitung„Observer" vom 13. Februar hervor, in dem es hieB: „Die
Sowjetregierung hat ihre Bedingungen fur eine Grenzregelung mit Polen erneut formuliert. Moskau ist
172 immer noch bereit, die Curzon-Linie als Verhandlungsbasis anzunehmen, aber es lehnt jetzt
unumwunden die Abtretung Lembergs an Polen ab. Es legt besonderen Nachdruck auf eine Entschadi-
gung Polens mit deutschem Gebiet, einschlieBlich einer Aufteilung OstpreuBens zwischen Polen und
der Sowjetunion, Austausch der Bevolkerung usw. Moskau fordert erneut eine Neubildung der polni-
schen Regierung in London. Auch der britische Standpunkt ist geklart worden. Die allgemeinen terri-
torialen Vorschlage Moskaus werden nicht abgelehnt. Es wird aber gegen jede Einmischung in innere
polnische Angelegenheiten in London oder in Polen feste Verwahrung eingelegt. Die neuesten Vor-
schlage Moskaus betreffen insbesondere die Aufteilung OstpreuBens. Polen soil das Gebiet der Masu-
rischen Seen erhalten, die Sowjetunion wurde die nordliche Halfte einschlieBlich Konigsberg einver-
leiben. Polen wurde westlich von Konigsberg einen Kiistenstrich besetzen. So wiirde der fruhere Kor-
ridor mit Danzig wieder an Polen fallen und bis Kolberg, wenn nicht bis Stettin, erweitert werden.
Oberschlesien mit Oppeln wiirde ebenfalls an Polenfallen, das jedoch das Gebiet Teschen wieder an
die Tschechoslowakeiabtreten soil. Die russischen Gebietsforderungen auf Grundlage der Curzon-
Linie werden in London und Washington giinstig aufgenommen. Das Problem OstpreuBen und die
Frage der Gebietsentschadigungen fur Polenwerden zur Zeit noch gepriift, aber es scheint, daB man in
dieser Hinsicht keine allzu tiefen Meinungsverschiedenheiten zu befiirchten hatte. Auf jeden Fall wird
der Vorschlag einer Aufteilung OstpreuBens nicht als unannehmbar angesehen. Moskaus Recht auf
eine Kontrolle der Ostsee durch die Rote Flotte wird als gerecht betrachtet.
Die Auslieferung Europas an den Bolschewismus durch England ist wahrhaftig keine Phrase, son-
dern eine Tatsache! Immer neue Taten erweisen dies!
Am 13. Dezember 1943 war in Moskau ein russisch-tschechischer Biindnisvertrag veroffentlicht
worden, der die nach dem Sieg unserer Feinde natiirlich groBer denn je wieder erstehen sollende
Tschecho-Slowakei in ein enges politisches Biindnis- und Abhangigkeitsverhaltnis zur Sowjetunion
bringen und Stalin damit den Weg ins Herz Mitteleuropas offnen sollte.
Der weitausgreifende, ganz Europa bedrohende Imperialismus Stalins wurde im Dezemberheft der
bekannten englischen Zeitschrift„19th Century and after" wie folgt analysiert: Nach einem Hinweis
darauf, daB die Komintern keineswegs aufgelost worden sei, sondern jetzterst recht in Aktion zu treten
beginne, schreibt das Blatt: Wenn Stalin erklare, Polen solle stark und unabhangig sein, dann meine er
ein von
SowjetruBland abhangiges Polen, das spater zu einer Sowjetrepublik werde, und mit dem Wort „unab-
hangig" ein von Kapitalisten, GroBgrundbesitzern und Imperialisten freies Polen. Dr. Benesch sei, was
er war: Stalins prasumptiver Kommissar im gegenwartigen Protektorat. Die zukiinftigen Westgrenzen
SowjetruBlands umfassen, wie das Blatt weiter erklart, neben Polen auch die baltischen Lander sowie
Bessarabien und das Moldaugebiet. Daneben gebe es aber auch noch andere, die die Sowjets als halb
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unabhangig oder zumindest als innerhalb ihrer Interessensphare liegend mit dem Ziel ansehen, das
mitteleuropaische Gebiet zu beherrschen und sich einen Ausgang zum Atlantik, der Agais und viel-
leicht durch Slowenien zum Adriatischen Meer zu sichern. Hier kamen in Frage: Bulgarien, Serbien,
Slowenien, Ungarn, Osterreich, OstpreuBen und vielleicht der nordliche Teil Norwegens, denn So-
wjetruBland versuche Unfrieden unter den nordischen Staaten zu stiften wie unter den Staaten der
europaischen Mittelzone. Daflir spreche ein gegen Finnland und Schweden und vor allem gegen die
Bildung eines nordischen Blocks gerichteter Artikel in der Zeitschrift „Woina i Rabotschi Klass" vom
14. November 1943. Ahnliche sowjetrussische Bestrebungen lieBen sich in Asien beobachten, wo die
Sowjets ihr Augenmerk auf die Mandschurei gerichtet hatten. Die sowjetische Durchdringung des Iran
sei schon jetzt
172 sehr weit fortgeschritten. Selbst in Teheran herrsche der sowjetrussische EinfluB vor. In der persischen
Innenpolitik wirkten, groBmachtige Einfliisse, die bei den nachsten Wahlen zum Ausdruck kommen
durften und darauf abzielten, den Sowjets den Zugang zum Persischen Golf zu sichern. AbschlieBend
erklarte die Zeitschrift: SowjetruBland sehe fiir sich eine Aussicht, alle territorialen Wunsche zu be-
friedigen, die es in seiner Geschichte hegte. Seine AuBenpolitik habe viele Wandlungen durchge-
macht. Aber es gebebestimmte Konstanten, die es immer wieder dorthin zuriickbrachten, wo es ge-
standen habe, und stets mit verstarkter Wirkung.
Diese klarblickende Analyse der sowjetischen Machtplane war bereits geschrieben, als am 2. Febru-
ar Reuter aus Moskau folgende Meldung brachte: Molotow hat in seiner Rede vor dem Obersten So-
wjet vorgeschlagen, daB die verschiedenen Republiken der Sowjetunion das Rechterhalten sollten,
autonome Beziehungen zu fremden Landern zu unterhalten. Er schlug auch die Bildung unabhangiger
Armee-Einheiten fiir jede Sowjetrepublik vor. Er erklarte weiter, daB dadurch eine Umbildung des
Verteidigungs- und des AuBenkommissariats notwendig werden wiirde. Diese Kommissariate miiBten
jetzt in Union republikanische Volkskommissariate verwandelt werden. Die Sowjetrepubliken sollen,
alle Vollmachten erhalten, um mit fremden Staaten Beziehungen aufzunehmen und Vertrage abzu-
schlieBen. Dadurch miissen Auslandskommissariate der Sowjetrepubliken und auBerdem noch ein
Auslandskommissariat der Union der Sowjetrepubliken gebildet werden. Diese MaBnahme stelle eine
groBe Erweiterung der Tatigkeit der Union-Republiken in politischer, wirtschaftlicher, kultureller und
nationaler Beziehung dar. Sie werde ihren Widerschein aber nicht nur in der Entwicklung jeder So-
wjetrepublik linden, sondern auch in der der Sowjetunion als Ganzem. Die geplante Umbildung des
Verteidigungs- und des AuBenkommissariats konne als Beweis des Vertrauens der Sowjetunion in ihre
wachsende Macht um so mehrangesehen werden, als sie in Kriegszeiten vorgenommen werde. In der
Roten Armee gebe es schon jetzt litauische, armenische und andere selbstandige Einheiten. Unter dem
Sowjetregime mache man bei dem Ruf zur Fahne keinen Unterschied der Nationalitaten. Es sei nur
einige Zeitnotig gewesen, um die Rekrutierung in alien Teilen der Sowjetunion durchzufiihren, dies
sei nun aber geschehen und es konnten jetzt schon praktisch Formationen selbstandiger Einheiten ver-
schiedener Nationalitateneingesetzt werden. Es sei kein Zweifel, daB damit die Struktur der Armeever-
starkt und ihre Macht vergroBert wurde. Es wiirden jetzt alle Anstrengungen gemacht werden, um
Litauen, Lettland, Estland und Finnisch-Karelien schnell zu befreien, wo man mit Ausnahme derer,
die durch den Faschismus blind seien, iiberzeugt sei, daB die Rote Armee ihre Befreiungsmission nicht
nur fiir das Vaterland, sondern auch fiir alle demokratischen Lander erfiille, die fiir ihr Ehre, Freiheit
und Selbstandigkeit
Gegen die todliche Gefahr des Faschismus kampfen. Die Feinde der Sowjetunion brauchten nicht dar-
an zu zweifeln, daB das Ergebnis dieser MaBnahme eine Verstarkung des Staates sein werde. liber die
Auslandsbeziehungen erklarte Molotow, daB die Zeit lange voriiber sei, in der fremde Staaten versuch-
ten, die Existenz der UdSSR zu ignorieren. Man wunsche jetzt im Gegenteil, diplomatische Beziehun-
gen mit der Sowjetunion anzukniipfen oder zu entwickeln. GewiB sei dies unter den Bedingungen des
jetzigen Weltkrieges mit Schwierigkeiten verbunden, deren Anzeichen nicht fehlten. Man konne aber
selbst erklaren, daB sich besonders wahrend der Kriegsjahre die AuBenbeziehungen der Sowjetunion
zu einer neuen Hohe entwickelten. So seien wahrend des Krieges zum ersten Male nicht nur freund-
schaftliche Beziehungen, sondern selbst Biindnisse mit GroBbritannien und den USA hergestellt wor-
den. Eine machtige Anti-Hitler-Koalition mit der UdSSR, GroBbritannien und den USA an der Spitze
sei gegriindet worden. Der kiirzlich abgeschlossene sowjetisch-tschechische Vertrag konne als Bei-
spiel der freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den europaischen Landern
174 dienen. Mit der Unterzeichnung dieses Vertrages sei der Grundstein gelegt worden fiir die freund-
schaftliche Zusammenarbeit der groBen und kleinen demokratischen Lander gegen den gemeinsamen
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Feind nicht nur wahrend des Krieges, sondern auch fur die Nachkriegszeit und die Friedensverhand-
lungen. Die Konferenzen von Moskau und Teheran nahmen in der Entwicklung und Befestigung der
Anti-Hitler-Koalition einen hervorragenden Platz ein. Der Glaube der Volker im Anti-Hitler-Lager an
den baldigen und vollkommenen Sieg sei viel groBer, als er jemals vorher gewesen sei. Die geplante
Umbildung der Kommissariate werde dazu beitragen, diesen Sieg zu erringen."
Der Antrag Molotows wurde selbstverstandlich vom Obersten Sowjet sofort angenommen. Die
USA-Nachrichtenagentur „Associated PreB" schrieb zu diesem Moskauer Manover „Die sowjetischen
Plane, die denl6 Mitglieder-Republiken der Union einen ziemlich hohen Grad von Souveranitat zu
bewilligen scheinen, werden moglicherweise weitreichende Auswirkungen haben. Erstens wurde da-
durch die Sowjetunion 16 Stimmen in jedem etwaigen Nachkriegsvolkerbund erhalten, wahrend die
USA nur eine einzige Stimme hatten." Ein weiterer interessanter Punkt, der vielleicht nicht ganz so
offensichtlich, jedoch immerhin moglich ist, ist folgender: Dieses „neue Commonwealth" wird eine
vollig anpassungsfahige Organisation darstellen, die ihre Mitgliederzahl ganz unbehindert ohne be-
schwerliche Annektierungen oder Beeinflussung der Souveranitat des neuen Mitgliedes erhohen kann.
So konnten zum Beispiel Lander wie Jugoslawien, Bulgarien und Griechenland trotz der geographi-
schen Trennung von SowjetruBland Mitglieder des sowjetischen Commonwealth werden, und zwar
ohne auf ihre Unabhangigkeit zu verzichten.
Diese Ausfuhrungen treffen so ziemlich den Kern der Sache. Durch eine scheinbare Verfassungsre-
vision, die natiirlich weder eine Demokratisierung der Diktatur Stalins noch die geringste Lockerung
von deren scharfer Zentralisierung im Sinne eines Foderativsystems bedeutet, will sich der Kreml den
politischen Rahmen schaffen, in dem er alle Eroberungen ,die er mit Waffengewalt oder durch bol-
schewistischen Umsturz zu erringen hofft, einpassen kann. Molotows Plan soil den Rahmen schaffen,
um den Sowjetstaat zur europaischen Union und in der letzten SchluBfolgerung zum kommunistischen
Weltstaatsgebaude auszubauen. Wie friiher bei der Kronung eines neuen franzosischen Konigs in der
Kathedrale von Reimsgerufen wurde „der Konig ist tot, es lebe der Konig!", so sagt Stalin miteiserner
Stirne: Die Komintern ist tot, es lebe die Welt-Sowjetunion. Er benutzt die demokratisch-liberale
Phraseologie der Atlantik-Charte, um sich den Rahmen fur das ertraumte Weltrevolutionsstaatsgebilde
zu schaffen!* Vor uns steigt so das Bild eines Sowjet-Imperialismus auf, der nach alien Grenzen Euro-
pas und dariiber hinaus nach anderen Erdteilen greift, dessen Vordringen im Nordafrika de Gaulles
und im Vorderen und Mittleren Orient sich aufs klarste abzeichnet.
Ihm gegenuber erhebt sich ein anderer nicht minder nach alien Weltrichtungen ausgreifender
Imperialismus, der der USA. Einer der engsten Mitarbeiter Roosevelts, Harry Hopkins, schrieb am 2.
Dezember 1943 in der Zeitschrift „American Magazine": „Die USA mtissen sich im BewuBtsein ihrer
Starke an den Tisch der Friedenskonferenzsetzen. Wir werden aus diesem Kriege als das reichste und
machtigste Volk der Welt hervorgehen. Wenn die Feindseligkeiten beendet sind, werden wir allein
von alien GroBmachten unser Land unbeschadet, unser Volk gut ernahrt und stark und unseren Brot-
korb bis zum UberfluB gefullt vorfinden. Wir werden die groBte Kriegs- und Handelsflotte auf alien
Meeren und mehr Flugzeuge als irgendeine andere Nation besitzen. Unsere Ausfuhr dtirfte in den er-
sten Jahren nach dem Kriege wohl einen Wert von 7 Milliarden Dollar haben. Wir mtissen Kapital auf
privatem und staatlichem Wege exportieren. Das von den USA verliehene Geld muB fur Ankaufe in-
nerhalb der USA und nicht fur Ankaufe drauBen durch Einsatz fremder Arbeit verausgabt werden."
175 Auf der Presse-Konferenz im WeiBen Hause am 28. Dezember 1943auBerte Roosevelt die Meinung,
daB in der Welt nach dem Kriege die amerikanische Wirtschaft sich nicht mehr isolieren konne. Er
empfahl, ein soziales und wirtschaftliches Programm aufzustellen fur eine groBte Ausbreitung der
USA nach dem Kriege. Ein neues Programm werde notig sein, um der neuen Situation, welche die
Nachkriegsperiode bringen werde, gerecht zu werden.
Am 28. Februar meldete Reuter aus USA: Der Chef des USA-Schiffsbauamtes, Konteradmiral Ed-
ward Cochrane, erklarte, daB die Starke der USA-Kampfflotte Ende 1944 der der Flotten aller anderen
Machte zusammengenommen gleich sein wurde. Die Beibehaltung dieser relativen Starke in der
Nachkriegszeit sei die sicherste Burgschaft des Weltfriedens.„Ich hoffe, daB die in den beiden letzten
Jahren erzielten Fortschritte, die sich bis Kriegsende zweifellos fortsetzen lassen werden, nicht mit
dem AbschluB des Waffenstillstandes enden werden. Die Beibehaltung unserer Seevorherrschaft ist
fur unsere Nation Pflicht."
Wie ernst es den USA mit diesen Seeherrschaftsplanen ist, geht aus der Tatsache hervor, daB Roose-
velt am 17. Februar fur das Finanzjahr 1941 einen Kredit von 30,789 Milliarden Dollar fur die USA-
Flotte gefordert hat, wahrend im Finanzjahr 1944 fur die Flotte 27,435und im Jahre 1943 23,809 Mil-
;liiiisirlill,iii<i tm'^lampf 37
Harden Dollar aufgewandt worden sind. Das bedeutet einen Aufwand von 82 Milliarden Dollar fiir die
USA-Kriegsflotte innerhalb von drei Jahren, ungefahr der Summe, die England in derselben Zeit fur
alle staatlichen Bediirfnisse einschlieBlich seiner gesamten Kriegfiihrung aufwenden kann. Erinnert
man sich der gewaltigen Anstrengungen der USA hinsichtlich seiner Luftriistung, ihrer den ganzen
Erdball umfassenden Stiitzpunktpolitik, so sieht man einen USA-Imperialismus vor sich, der liber alle
Weltmeere und an den Klisten aller Kontinente wie mit zahllosen Tentakeln das geplante Sowjetwelt-
machtsgebaude Stalins zu umklammern gedenkt.
Der Sieg unserer Feinde ware nicht nur der sichere Niedergang der englischen Weltmachtstellung,
sondern ebenso sehr der Auftakt zum dritten Weltkrieg zwischen amerikanischer und sowjetischer
Weltherrschaftsidee !
Deutschland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1944
Marz/April-Lieferung
(Nr. 109/1 12 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
Rede Dr. Goebbels am Vorabend des Fuhrergeburtstages
126 Am Vorabend des 55. Geburtstages des Fuhrers hielt Reichsminister Dr. Goebbels in der
Staatsoper in Berlin folgende Rede:
jintfeirljlitiit lui'fiititj
Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen!
Nicht nur das Gllick, audi der Ruhm schwankt im Kriege ewig zwischen den groBen Mannern und
Volkern hin und her. Es ist deshalb audi in seinem Verlaufe sehr schwer, wenn nicht gar uberhaupt
unmoglich, seinen einzelnen Ereignissen auf dem militarischen oder politischen Kraftfeld eine gerech-
te Wiirdigung zuteil werden zu lassen. Was gestern noch der Weisheit letzter SchluB zu sein schien,
kann sich in einigen Wochen oder Monaten bereits als kapitaler Fehler erweisen, und ebenso das, was
eben noch als kurzsichtige und verfehlte MaBnahme verurteilt wurde, in Klirze eine Entscheidung
tiefster Ein- und Weitsicht darstellen. Friihestens am Ende eines Krieges, meistens aber erst eine ge-
raume Zeit spater, wenn der Krieg in seinen geschichtlich bleibenden Ergebnissen vor aller Augen
sichtbar zutage tritt, wird man auch seine Einzelereignisse bzw. seine bestimmenden Faktoren objektiv
und gerechtwurdigen konnen. Das war noch in alien Kriegen so, es wird also vermutlich auch fur die-
sen Krieg zutreffen. Der Krieg kann nur als Ganzes gewertet werden. Er besitzt neben seiner aktuellen
auch eine geschichtliche Entwicklung, und man muB ihn schon mit einem historisch sehr geschulten
und geiibten Auge sehen und verfolgen, um diese bereits wahrend seines Verlaufes erkennen zu kon-
nen. Vergleicht man beispielsweise die Wertung, die Friedrich dem GroBen seitens seiner Zeitgenos-
sen wahrend des Siebenjahrigen Krieges, vor allem etwa von 1760 bis 1763, zuteil wurde, mit seiner
heutigen, d. h. geschichtlichen Wertung, so wird man ers taunt sein, hier einen so klaffenden Wider-
spruch zu entdecken. Das Urteil seiner Zeit tiber die historische Bedeutung seiner Personlichkeit und
seines Wirkens war durch Parteinahme verzerrt und entstellt; unser heutiges Urteil tiber ihn ist ge-
schichtlich bedingt, d. h. objektiv und gerecht. Auch seine einzelnen MaBnahmen und Entschlusse, die
je nach der Lage und den Umstanden zu seinen Siegen oder Niederlagen fuhrten, konnten zu dem
Zeitpunkt, da sie getroffen oder gefaBt wurden, nicht immer selbst von seiner engeren Umgebung rich-
tig gewtirdigt werden. Denn das Genie schafft und wirkt, wenn auch oft unbewuBt, aus geschichtli-
chem Instinkt, der sich der Wertung und Erkenntnis aus dem bloBen Begreifen heraus entzieht. Die
groBe, tiber die Zeit hinausreichende Personlichkeit hat neben dem aktuell gegebenen, fur alle sichtba-
ren Auftrag auch einen solchen geschichtlicher Art zu erfullen, und beide stimmenleider nicht immer
miteinander uberein. Aus den geschichtlichen Problemen eines Krieges aber entspringen seine haupt-
sachlichen schwersten Belastungen und Opfer, je weniger diese Probleme jedoch in ihrer tieferen und
unausweichlichen Bedeutung und Notwendigkeit von der Allgemeinheit erkannt werden konnen, um
so mehr wird die kampfende- und leidende Generation, die ihre Belastungen und Opfer auf sich zu-
nehmen hat, geneigt sein, sie miBzuverstehen oder doch fur vermeidbar zu halten. Aus diesem latenten
Gegensatz riihrt die Verschiedenartigkeit des Urteils, das die Mitwelt der Nachwelt gegenuber ge-
schichtlichen Erscheinungen zuteil werden laBt. Dieser Gegensatz ist bei den uns bekannten und ge-
laufigen historischen Beispielen geradezu in die Augenspringend. Wir konnen es heute kaum verste-
hen, daB das weit tiber
127 seine Zeit hinaus wirkende Auftreten eines Alexander des GroBen, eines Casar oder eines Friedrich
nicht gleich auch von der davon betroffenen Mit- und Umwelt in seiner ganzen Tiefe und Bedeutung
erkannt wurde, zumal es unserer eigenen Beurteilung kaum noch ein Geheimnis bietet. Gerade dieje-
nigen aber, die sich tiber dieses offenbare MiBverhaltnis am meisten ereifern, sind meistens auch am
ehesten geneigt, ihrer eigenen Zeit dieses von ihnen der Vergangenheit gegenuber geforderte ge-
schichtliche Urteil vorzuenthalten. Es handelt sich bei ihnen um Menschen, die zwar die Fahigkeit
besitzen, Ereignisse und Entwicklungen, die abgeschlossen und fertig aus fruheren Epochen vorliegen,
unter geschichtlichen Aspekten zu werten, denen es aber an der Kraft des Begreifens fehlt, im ge-
schichtlichen Erleben der eigenen Zeit eine Wiirdigung zuteil werden zu lassen, die sich auch vor dem
Urteil der Nachwelt nicht zuschamen braucht.
Welche Ereignisse dieses Krieges werden nun auch etwa in hundert Jahren noch von bleibender Be-
deutung sein? So schwer das in jedem Einzelfalle vorauszusagen ist, so klar schalen sich doch auch
heute schon aus diesem Riesendrama der europaischen Volker einige grundlegende Entwicklungen
heraus, von denen man mit einiger Sicherheit prophezeien kann, daB sie die spatere geschichtliche
Gesamtwertung dieses KriegesmaBgeblich bestimmen werden. Es handelt sich dabei weniger um Er-
eignisse, deren Spuren auch nach unserer heutigen Berechnung einige Jahre nach dem Kriege im gro-
Ben und ganzen verschwunden sein werden. Man wird beispielsweise zehn Jahre nach FriedensschluB
in deutschen Stadten vermutlich kaum noch Uberbleibsel der Zerstorungen entdecken konnen, die der
feindliche Luftterror in ihnen angerichtet hat. Aus diesem Kriegskapitel wird also wahrscheinlich
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hauptsachlich die Gesinnung und Haltung iibrig bleiben, die seine Schrecken iiberwand. Ob aber Eu-
ropabolschewistisch wird oder ob es uns gelingt, unseren Kontinent vor dieser Gefahr zu bewahren
und seine Volker damit aus dieser todlichsten Bedrohung zu erretten, diese Entscheidung wird das
Bild der zukiinftigen Welt auf viele Generationen bin, wenn nicht gar fur immer, maBgeblich bestim-
men. Hier also liegt demnach auch der geschichtliche Angelpunkt dieses Krieges. Der Mann, der unse-
ren Kontinent aus dieser geistigen und wenigstens geplanten militarischen Umklammerung endgiiltig
befreit, wird am Ende dieses gewaltigen Ringens, geschichtlich gesehen, der Mann dieses Krieges
sein. Das andert sich in keiner Weise dadurch, daB seine Gegenspieler nichts unversucht gelassen ha-
ben und lassen, ihm seine weit tiber unsere Zeit hinaus wirkende, im wahrsten Sinne des Wortes histo-
rische Aufgabe zu erschweren, ihm Hindernisse und Fallstricke in den Weg legen und alle ihnen zur
Verfugung stehende materielle Uberlegenheit an Menschen und Waffen aufbieten, um ihn und sein
Werk zum Scheitern zu 'bringen. Im Gegenteil, das alles wird dann nur geeignet erscheinen, seine
Ehre vor der Geschichte zu mehren und seinen Namen mit unsterblichem Ruhm zu iiberhaufen. Von
dem Augenblick an, in dem die triiben Nebel einer verdorbenen und schnoden Kriegspolemik fallen,
wird er plotzlich als die groBe geschichtliche Erscheinung dieses gigantischen Volkerdramas vor den
Augen der lebenden und mehr noch vor den Augen aller kommenden Generationenstehen. Von seinen
Gegenspielern aber, die bereit und gewillt waren, die zweitausendjahrige Geschichte und zivilisatori-
sche Entwicklung unseres Kontinents dem Chaos und der Versteppung auszuliefern, wird dazu nur
noch das iibrig bleiben, was dazu dienen kann, den dunklen Hintergrund dieser strahlenden Erschei-
nung menschlicher GroBe und weit-blickender Voraussicht zu bilden. War es nicht auch in den Zeiten
unseres Kampfes um die Macht so? Wie viele tagesbedingte Erscheinungen langst vergessener Partei-
en sind damals dem Fiihrer in seinem Ringen um die Errettung des Vaterlandes entgegengetreten, und
wie oft haben uns ihre feilen Journalisten klarzumachen versucht, daB sie ihm nicht nur ebenbiirtig,
sondern in ihrer politischen Bedeutung weit iiberlegen
128 waren! Sie sind uns heute nicht einmal mehr dem Namen nach bekannt. Geblieben ist nur die
geschichtliche Personlichkeit, d. h. jene, die tiber die Zeit hinaus wirkte und trotz aller auBeren Be-
drangnis den Auftrag durchfuhrte, der, so undurchfuhrbar er auch damals manchmal erscheinen moch-
te, trotzdem die Losung des groBen deutschen Dilemmas in sich schloB und damit der Nation die Ret-
tung brachte. Der Sieg wird wie damals, so auch heute alles entscheiden. Entweder wiirde das Ende
des Krieges auch das Ende der europaischen Geschichte und damit jeder geschichtlichen Wertung in
unserem Sinne iiberhaupt bringen, oder aber unser Sieg gibt unserem Kontinent die Chance eines neu-
en groBen Anfangs. Dann aber gebiihrt der Ruhm dafiir allein dem Manne, der Europa vor seiner
schrecklichsten Gefahr bewahrte und sie in seinen Triumphen und Riickschlagen am Ende doch be-
waltigte, damit neben seinem eigenen Lande auch seinem Kontinent die Erlosung brachte.
Diese Feststellungen entspringen in keiner Weise der Ruhmredigkeit oder dem Gefiihl einer natio-
nalen Uberheblichkeit, die ohnedies der Ernst der Stunde vollkommen verbieten wiirde. Sie sind ein-
fach AusfluB eines geschichtlichen Gerechtigkeitssinnes, der heute von den Besten in alien Landern
Europas geteilt wird. Ich bin mir bewuBt, daB ich damit nicht nur jedem alten' Nationalsozialisten,
sondern jedem Deutschen schlechthin aus dem Herzen spreche. Wir fiihlen uns heute alle in einem
geschichtlichen Auftrag stehend. Fur uns ist das Ziel dieses Krieges nicht nur klar, sondern auch un-
abdingbar und unabanderlich. Je langer es andauert, um so verantwortungsbewuBter und fanatischer
dienen wie ihm. Dem Ziel aber dienen, das heiBt dem Fiihrer folgen, treu und ergeben an seinem
Werke mitwirken und in alien Stiirmen dieses Krieges nach ihm jedes personliche Denken und Han-
deln ausrichten. Wir konnen gliicklich sein, ihn zu besitzen; denn er gewahrleistet in seiner Person
nicht nur unseren festen Glauben an den Sieg, sondern daneben auch die Stetigkeit unserer nationalen
Fiihrung, die charaktervolle Grundhaltung unserer Kriegsauffassungen und die Lauterkeit unserer
Kriegszielsetzung. Man braucht nur den Blick tiber die Grenzen unseres Reiche sauf die fremden und
feindlichen Volker zu lenken, um in aller Klarheit zu erkennen, was er fur die Nation bedeutet und
was er uns alien ist.
Es mag billig und bequem sein. sich in Zeiten groBer nationaler Erfolge, die zudem noch ohne viel
Aufwand an Blut und Opfern erreicht werden, dem Kreis der lauten Hurraschreier zuzugesellen und
Leistungen der nationalen Fiihrung zu feiern, die offen zutage liegen. Schwererist es, in einem lang-
andauerndem zahen Ringen um das Leben der Nation, das den Einsatz aller Energien fordert und fur
niemanden von Perioden der Miidigkeit oder einer gelegentlichen nervlichen Erschlaffung verschont
bleibt, treu und unbeirrt zur Sache zu stehen, die, so hart und erbittert sie durchgesetzt werden muB,
um so mehr auch ihren tiefen geschichtlichen Sinn offenbart. Wir alten Nationalsozialisten haben den
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Flihrer nie in einer anderen Rolle als dieser gesehen, und es war immer unser hochstes Gliick, uns
gerade in solchen Stunden fest um ihn zuscharen, ihm den Riicken zu decken, wenn er den Schritt in
noch un-erforschtes, gefahrliches Neuland lenken muBte, und ihm dabei das sichere Gefiihl zu geben,
daB er keine Sekunde allein stande. Aus dieser Gesinnung heraus ist die nationalsozialistische Ge-
meinschaft geworden, die Keimzelle unserer heutigen Gemeinschaft des Volkes. Was in den schweren
Jahren unseres Kampfes um die Macht die groBe und mitreiBende, alle Schwierigkeiten und Hinder-
nisse siegreich liberwindende erhabene Tugend der kampfenden Bewegung war, das ist in diesem
Kriege, an Millionen Beispielen in Not und Gefahr erprobt, die erhabene Tugend unseres kampf en-
den Volkes geworden: die Treue zu uns selbst, die in der Treue zum Flihrer ihren sichtbarsten, fur
jedermann verstandlichen aber auch tief verpflichtenden Ausdruck findet. Wo gabe es das anderswo,
zumal in dieser fruchtbaren Wechselwirkung von der Gefolgschaft zum Flihrer und umgekehrt, als bei
uns? In anderen kriegflihrenden Landern
129 mag die Fuhrung Sachwalterin von Klassen- oder Standesinteressen sein, von parlamentarischen
Mehrheiten mehr oder weniger unlustig gedeckt, als notwendiges Ubel angesehen und hingenommen,
weil keine bessere zur Verfligung steht, oder gar das furchterregende Ergebnis eines blindwlitigen
Massenterrors, der liber Millionen Leichen schreitet. Bei uns ist der Flihrer Wortflihrer und Vollstrek-
ker des Willens des ganzen Volkes. Es hat vom ersten Tage des Krieges bis zu dieser Stunde entgegen
allem feindlichen Verleumdungsgeschrei in Deutschland nicht einen einzigen Fall gegeben, wo ein
Soldat seinem Flihrer die Treue brach, in dem er die Waffen, oder wo ein Schaffender in der Heimat
seinem Flihrer die Treue aufkiindigte, indem er die Arbeit niederlegte. Wir wissen, daB das feindliche
Ausland das nicht verstehen kann und deshalb diese Tatsache auf Druck oder Gewalt zuriickfiihrt.
Was wir als Volk und Fuhrung in diesem Kriege durchgemacht und gemeistert haben, kann mit sol-
chen Mitteln liberhaupt nicht bezwungen werden. Hier mlissen schon andere Krafte am Werke sein,
Krafte der Treue und der Zusammengehorigkeit, die von Menschen, die sie nicht selbst in sich verspii-
ren, auch nicht begriffen werden konnen. Was wir vor dem Kriege in jahrelanger Arbeitgesat haben,
das geht in diesem Kriege auf: die reiche Ernte der Solidaritat zwischen Fuhrung und Volk.
Ich muB mir die Freiheit nehmen, in dieser Ansprache an das ganze deutsche Volk in der Heimat und
an der Front auch einige Worte liber den Flihrer personlich zu sagen. Ich hatte das Gliick, wie friiher in
den Zeiten unseres Kampfes um die Macht, so auch jetzt in denen dieses gigantischen Krieges, in vie-
len, ja in den meisten besonders glucklichen und auch besonders kritischen Stunden in seiner unmit-
telbaren Nahe zusein. Er ist sich immer gleich geblieben. Ich sah ihn niemals zweifeln und niemals
wanken. Er folgte stets der Stimme seines Blutes, und wo die ihn rief, da ging er seinen Weg, gleich-
gliltig, von welchen Schwierigkeiten er begleitet sein mochte. Er zeichnete sich vor alien anderen
Staatsmannern unserer Zeit dadurch aus, daB er Gefahren rechtzeitig erkennt und ihnen dann auch
mutig entgegentritt. Das dankt ihm heute das deutsche Volk. Die ganze zivilisierte Menschheit wird es
ihm spater einmal danken mlissen. Wenn es auf dem Gebiet der Volks- und Staatsfuhrung eine divina-
torische Begabung gibt, die aus dem Instinkt heraus das Richtige und Notwendige wittert, und wenn
diese zusammen mit der unbeirrbaren Erkenntnis des jeweilig ZweckmaBigen das hochste geschichtli-
che Fuhrertum darstellt, dann ist er sein begnadeter Trager. DaB die parlamentarischen Eintagsfliegen
auf der Gegenseite das nicht wahrhaben wollen, ist eher ein Beweis dafiir als dagegen. Auch das groB-
te Fuhrertum bleibt in seinem Wirken nicht von Ruckschlagen und Niederlagen verschont. Sie sind die
einzigen Gelegenheiten, in denen es sich ganz beweisen kann. Darum stellt der Krieg unter alien Men-
schen und Volkern jene harte und mitleidlose Auslese dar, die das Starke vom Schwachen und das
Tuchtige vom Untiichtigen scheidet. Wo hatte das Reich und seine Fuhrung vor einer dieser Proben
versagt? Wo standen wir jemals ratios und verzweifelt vor den Gewalten eines liber uns hereinbre-
chenden Schicksals, denen wir keinen Halt mehr zu bieten vermocht hatten? Sie trafen uns immer in
der Bereitschaft. Immer stand an der Spitze der Nation ein Mann, der, fur das ganze Volk ein leuch-
tendes und anfeuerndes Beispiel, auch den hartesten Schlagen Trotz bot und durch seinen Gleichmut
und die Standhaftigkeit seines Herzens am Ende auch das groBte Ungluck wieder zum Besseren wand-
te. Wir sprechen heute nicht oft davon, aber wir wissen es alle. Niemals hat das deutsche Volk so
glaubig zu seinem Flihrer aufgeschaut wie in den Tagen und Stunden, da ihm die ganze Schwere die-
ses Kampfes um unser Leben bewuBt wurde, es sich dadurch aber nicht entmutigen lieB, sondern sich
nur um so fester und unbeirrbarer zu seinen Zielen bekannte. Wenn wir im November 1918 strauchel-
ten und zu Fall kamen, so konnten wir in all den Jahren danach das bittere Gefiihl nicht loswerden, daB
unsere
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130 eigene Schuld daran mitgeholfen hatte. Diesmal aber haben wir den Sieg verdient, und die Gottin der
Geschichte wird ihn uns nicht vor-enthalten konnen. Er wird in der Stunde unseres kommenden Tri-
umphes der Preis unserer Treue sein. Der Krieg bietet keinerlei Gelegenheit zu Ruhmredigkeiten und
leeren Versprechungen. Es ist die Zeit, in der wir nur das wahr zumachen haben, was wir friiher so oft
gelobten. Es ruht als Eid auf unseren Fahnen und als stummer Schwur in unseren Herzen. Wo in alien
Landern Europas unsere Soldaten im Kampf oder auf der Wacht stehen, wo deutsche Arbeiter werken,
deutsche Bauern saen und ernten, wo die Gedanken hinter den gefurchten Stirnen unserer Erfinder,
Klinstler und Gelehrten um das Reich und seine Zukunft kreisen, wo unsere Mutter fiir den Sieg beten
und unsere Kinder in ruhiger GewiBheit darauf vertrauen, iiberall in fernen Landern und Kontinenten,
auf alien Weltmeeren, wo Deutsche atmen, steigen in dieser Stunde die heiBesten Wunsche aus den
treuesten Herzen fur den Ftihrer zum Himmel empor. DaB er an der Spitze der Nation steht, das ist fur
uns alle das sicherste Zeichen des kommenden Sieges. Nie war er uns so nahe wie in den Augenblik-
ken der Gefahr, nie fiihlten wir uns ihm so verbunden, wie dann, wenn wir das Empfinden hatten, daB
er uns so sehr brauchte, wie wir ihn brauchten. Wir haben damit die groBe Hoffnung unserer Feinde
zerschlagen. Sie wollten, daB wir selbst das taten, was sie aus eigener Kraft nicht vollbringen konnen,
namlich uns zu iiberwaltigen. Hier lag fiir sie die einzige Moglichkeit unserer Niederlage. Wir haben
daraus die groBte Chance unseres Sieges gemacht.
Ich bin gliicklich, das in dieser Stunde vor dem deutschen Volk aussprechen zu diirfen. Wenn wir
uns ein ganzes Jahr durch unseren FleiB und durch unsere Tapferkeit zum Werke des Fiihrers beken-
nen, dann wollen wir uns an seinem Geburtstag einmal auch in Worten, die aus der Tiefe unserer Her-
zen kommen, zu seiner Person bekennen diirfen. Sagen wollen wir ihm dabei, wie er uns alles ist, so-
wohl in dieser leidvollen Gegenwart wie auch in der kommenden lichteren Zukunft. Wiinschen wollen
wir ihm Gesundheit und Kraft und eine gesegnete Hand. Wissen soil er zu jeder Stunde, daB er sich
auf sein Volk verlassen kann. Wenn Not und Gefahr dicht vor ihm stehen, dann stehen wir dichter
noch hinter ihm. Wir glauben an ihn und an sein geschichtliches Werk und daran, daB er es am Ende
mit dem Sieg kronen wird. Nicht seine Widersacher, e r wird der Mann dieses Jahrhunderts sein. Denn
er gab ihm den Sinn, den Inhalt und das Ziel. Diesen Sinn bejahend und diesen Inhaltbegreifend, wer-
den wir dieses Ziel erreichen. Er aber ist der Wegweiser dahin. Er befiehlt, wir folgen. In der ersten
Reihe hinter ihm marschieren wir, seine alten Kampfgenossen. Erprobt in der Gefahr, gestahlt im Un-
gliick, gehartet in Sturm und Not, aber auch ruhmbedeckt mit Siegen und Erfolgen, in denen der An-
fang der kommenden neuen Welt liegt, so bilden wir hinter ihm die Spitze der uniibersehbaren Millio-
nen-
Gefolgschaft, die des Reiches Zukunft tragt und verteidigt. Es ist die Sache des Volkes, die wir dabei
verfechten. Sie hat im Ftihrer selbst ihre Gestalt gefunden. Auch in diesem Kampfe auf Leben und Tod
ist und bleibt er uns das, was er uns immer war: unser Hitler!
,JJ]iiiiiriijiiiiiilliiill;
131 In die Berichtsspanne fallt der 55. Geburtstag des Fiihrers. Diesen Tag beging das deutsche Volk
nicht wie in Zeiten des Friedens in freudig bewegten Festen, sondern im Gedanken an des Fiihrers
Lebenswerk, das ganz der deutschen Nation und ihrer Zukunft gewidmet ist. Wie iiblich an diesem
Tage, sprach Reichsminister Dr. Goebbels am Vorabend des Fiihrergeburtstages vor den Spitzen der
Partei, des Staates und der Wehrmacht in der Berliner Staatsoper. Reichsminister Dr. Goebbels stellte
in den Mittelpunkt seiner Rede eine Betrachtung iiber die geniale Personlichkeit schlechthin. Er ge-
dachte sodann des Fiihrers als des Erneuerers des deutschen Volkes und schilderte seine Personlich-
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keit, die ganz der Arbeit, der Pflicht und dem Kampfe gewidmet ist. Seine Redeklang aus in der Ver-
sicherung, daB das deutsche Volk heute mehr denn je an den Fiihrer, sein Werk und den Sieg in dem
weltgeschichtlichen Kampfe glaube.
Als erste Gratulantin am Flihrergeburtstag stellte sich GroBdeutschlands Jugend ein. Eine Ringsen-
dung des GroBdeutschen Rundfunks vereinte die Wtinsche der Jugend aus alien Gauen. Reichsjugend-
flihrer A x m a n n sprach dem Fiihrer zur Mitternachtsstunde den Gliickwunsch der Hitlerjugend aus.
Reichsmarschall G o e r i n g erlieB anlaBlich des Fiihrergeburtstageseinen Aufruf an das deutsche
Volk, in dem er sagt, daB das feste Fundament der Einheit zwischen Fiihrer und Volk niemals zerstort
werden wiirde, was auch kommen moge. „Zu tief hat sich das Vertrauen zu Adolf Hitler in Herz und
Sinn aller Volksgenossen gesenkt. Soldat und Staatsmann aus innerer Berufung, hat der Fiihrer das
Volk in den wenigen Friedensjahren, die ihm die MiBgunst und die Anspannung der Feinde lieBen,
aus tiefstem Elend aufwarts zu neuem Leben gefiihrt und ein machtvolles, fest gefiigtes Reich ge-
schaffen. In ihm verkorpert sich unsere Siegeszuversicht, in ihm lebt unser Glaube an die GroBe und
Herrlichkeit des Reiches. Sein leidenschaftlicher Wille durchgliiht, brennt und erhebt, sein heldenmii-
tiger Geist erfiillt uns alle auch in schweren und dunklen Tagen immer wieder mit neuem Mut und
neuer Kraft." — Auch an die deutsche Wehrmacht richtete der Reichsmarschall als rangaltester Offi-
zier der Wehrmacht einen Tagesbefehl zum Geburtstag des Fiihrers. Darin kommt das Gelobnis zum
Ausdruck, daB die deutsche Wehrmacht ihre Waffen nicht eher ruhen lassen werde, bis die Zukunft
des Reiches gesichert ist. — Reichspressechef Dr. Dietrich wiirdigte den Fiihrer als Vorbild und Bei-
spiel in einem Aufsatz, der in der gesamten deutschen Presse erschienen ist. „Der Fiihrer", so heiBt es
dort,„besitzt jene Starke und Unerschiitterlichkeit des Glaubens, ohne die nichtswahrhaft GroBes ge-
schaffen und vollbracht werden kann. Das unerschrockene Kampfertum und die SeelengroBe des Fiih-
rers leuchten in dem Dunkel der Gegenwart heller und strahlender noch als von den lichten Hohen
erfolgreicher Friedensjahre."
Am 14. Marz waren fiinf Jahre vergangen, daB mit der Errichtung des Protektorates das neue
Deutschland einen politischen
132 Ordnungswillen bekundete, der seitdem immer wieder Gegenstand insbesondere der auslandischen
Betrachtung gewesen ist. Die fiinf Jahre deutscher Politik in den alten Reichslanden Bohmen und
Mahren bedeuten, so sehr sie auch unter den immer groBeren Erschwernissen des Krieges vor sich
gegangen sind, den ersten, aber sehr aufschluBreichen Schulfalleiner Zusammenarbeit Deutschlands
mit anderen Volkern. Wahrend die feindlichen Kombinationen und Plane fiber Neuordnung europai-
schen Raumes immer neue und sehr voneinander verschiedene Fassungen annehmen, hat sich hier im
Siedlungsraum der Tschechen ein ArbeitsprozeBvollzogen, der heule nicht nur in der deutschen
Reichspolitik hoch zu Buche steht, sondern auch fur die Tschechen selbst von sehr bedeutsamer Wir-
kung war. In der Sondernummer der Zeitschrift „Bohmen und Mahren" bilanzieren diese Entwicklung
der deutsche Staats minister fur Bohmen und Mahren, SS-Obergruppenfiihrer Frank, und der tschechi-
sche Minister fii Schulwesen und Volksaufklarung Moravec. — Staatsminister Frank erlautert, wie die
selbstverstandliche Einordnung des bohmisch-mahrischen Raumes in die historische deutsche Reichs-
politik in diesen Jahren von dem tschechischen Volk selber allmahlich als die sinnvolle Wiederkehr
friiherer Entwicklungen erkannt werde. Insbesondere habe die Entwicklung Europas in diesem Kriege
den Tschechen klargemacht, daB ihr Schicksal Raumschicksal sei, und daB der Sinn ihrer Geschichte
nicht im Kampf gegen den deutschen Nachbarn, sondern nur in engster Zusammenarbeit mit ihm lie-
gen konne. — Wie wenig die Bilanz des Staatsministers Frank, die auBerdem noch den Aufschwung
im wirtschaftlichen sozialen und kulturellen Dasein des Protektorates darstellt, nur mit den Augen
Deutschlandsgesehen ist, geht aus dem umfassenden Uberblick des tschechischen Ministers Moravec
hervor, der am Anfang seiner Rechnungslegung iiber die verschiedenen Sparten des kulturellen Le-
bens der Tschechen in dieser Zeit schreibt: „Die abgelaufenen fiinf Jahre einer neuen politischen Form
des tschechischen volkischen Lebens bieten hinreichende Beweise dafiir, wie sehr das tschechische
Volk durch das aufrichtige Einvernehmen mit dem deutschen Volke an Lebenskraft gewonnen hat. Es
gibt eine Fiille von Anzeichen dafiir, wie vielversprechend sich das tschechische Leben im Rahmen
des GroBdeutschen Reiches weiterentwickeln wird."
Der Fiihrer selbst hat aus AnlaB dieses Jahrestages durch den Reichsprotektor in Bohmen und Mah-
ren, Reichsminister Dr. F r i c k, dem Staatsprasidenten Dr. H ach a ein herzlich gehaltenes Hand-
schreibeniiberreichen lassen. Der Fiihrer weist in diesem Schreiben darauf hin, daB sogar in der Zeit
des groBen europaischen Schicksalskampfes die neuenstaatsrechtlichen Verhaltnisse in Bohmen und
Mahren eine geschichtliche Erprobung erfahren haben, die starker fur die neuen Zustande spricht als
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die vielen Jahrzehnte des Friedens fur die friihere Losung. Vor alien Dingen erwahnt der Flihrer, daB
es dem tschechischen Volke unter dem Schutz der kampfenden deutschen Wehrmacht ermoglicht
worden ist, seinen Bestand und seine Lebenswerte unversehrt zu erhalten. Staatsprasident Dr. Hacha
hat auf das Handschreiben des Flihrers in einem Schreibengeantwortet, in dem er betont, daB ihn mit
besonderer Freude die Feststellung des Flihrers erfulle, daB sich das Protektorat Bohmen und Mahren
in den seit seiner Errichtung verflossenen flinf Jahren bewahrt habe.„Wir erblicken darin zugleich die
Verpflichtung, auch weiterhin im Schutze der deutschen Waffen unbeirrbar alles zu tun, was dem
Reich in seinem historischen Kampf gegen die bolschewistischen und angloamerikanischen Feinde
von Nutzen ist. Ich bin mir bewuBt", so schlieBt das Schreibendes Staatsprasidenten Dr. Hacha, „daB
ohne Ihre Unterstiitzung und Ihr uberragendes staatsmannisches Verstandnis die Entwicklung des Pro-
tektorates in den verflossenen fiinf Jahren nicht die Fortschritte hatte zeitigen konnen, wie sie nunmehr
auf alien Gebieten vorliegen. Ich bitte Euer Exzellenz um Entgegennahme des aufrichtigen Dankes
nicht nur von mir, sondern auch von der Regierung des Protektorates und von meinem Volke, fur das
ich auch fur die Zukunft Schutz und Forderung erbitte."
133 Aus AnlaB des funften Jahrestages der Errichtung des Protektorates Bohmen und Mahren hat der
Reichsprotektor in Bohmen und Mahren, Reichsminister Dr. Frick, eine Stiftung fur verdiente
Protektoratsangehorige errichtet und ihr namhafte Mittel zugewiesen. Zweck der Stiftung ist die
Unterstiitzung solcher Protektoratsangehorigen, die sich unmittelbar oder mittelbar um Reich und
Protektorat verdient gemacht haben, sowie ihrer Hinterbliebenen durch einmalige und laufende
Beihilfen. Hierunter fallen insbesondere Kriegsversehrte und Hinterbliebene von Gefallenen des ersten
Weltkrieges sowie Protektoratsangehorige, die in der Rustungswirtschaft oder als Dienstverpflichtete
verungluckte der urns Leben gekommen sind.
Das Vernal tnis des Deutschen Reiches zur tschechischen Nation konnte ein Beispiel sein fur die Hal-
tung einer GroBmacht einem kleinen Volke gegenuber.
Eine andere Gesinnung aber erfullt unsere Gegner. In Zeitungen, Zeitschriften und Blichern doku-
mentieren sie stets von neuem, in welcher Weise sie sich anderen Nationen gegenuber verhalten wiir-
den, sofern sie die Macht hatten. Ein jlidischer Emigrant veroffentlichte in England vorkurzem ein
Buch unter dem Titel „Der Weg zur Freiheit", das dieser Gesinnung in sprechender Weise Ausdruck
gibt. Es wird dort gefordert, daB die Entwaffnung Deutschlands nach gewonnenem Kriege absolut sein
miisse, nicht einmal ein Forster diirfe mehr im Besitz einer Jagdflinte sein. Deutschland mlisse bis zum
letzten Dorf besetzt werden, und jeder junge Deutsche mlisse bis zu einem festgesetzten Alter in die
Arbeitssklavereigeschickt werden, um Frondienste zu leisten. Kein deutscher Mann, keine deutsche
Frau dlirfte mehr als je ein Kleidungsstiick besitzen. Auch die Haushaltungen muBten so weit ausge-
pllindert werden, daB keiner zeitlebens mehr als eine Decke und ein Laken besitze.
Dieser verbrecherischen Gesinnung unserer Gegner entspricht die Art ihrer Kriegfuhrung. Uber ihre
unmenschlichen Luftterrormethoden ist in fruheren Berichten geniigend gesagt worden. Es wurde
dabei darauf hingewiesen, daB die Luftgangster weder Frauen, Kinder, Greise noch Kulturdenkmaler
und Kirchen schonen. Es ist auch gesagt worden, daB sie unersetzliche Werte, die der ganzen Mensch-
heit bisher heilig gewesen sind, zerstort haben. Im Monat Marz haben englisch-amerikanische Bomber
indessen erneut ihre Verbrechen veriibt, so u. a. den Vatikanbombardiert, in der Nahe der Kolonnaden
von St. Peter ihre schweren Sprengbomben abgeworfen, den Uffizien-Palast beschadigt; und auch
Kulturdenkmaler in den Landern ihrer ehemaligen Verbundeten, in Belgien, Frankreich und Holland,
zerstorten sie ohne Rlicksichtnahme auf die Bevolkerung. DaB der Feind auch weiterhin die deutsche
Zivilbevolkerung, vor alien Dingen die Bevolkerung der Reichshauptstadt terrorisierte, erscheint dabei
fast liberfllissig zu bemerken. Heldenmlitig, wie immer, begegnete das deutsche Volk diesen Terror -
methoden, ungebrochen weiter-arbeitend in der Rustung und vertrauend auf den endgultigen Sieg.
Die Ereignisse an der Front wurden auch in den Monaten Marz und April mit innerster Anteilnahme
verfolgt.
Am 1. Marz ist in jedem Jahr der Erinnerungstag, an dem Hermann G o e r i n g auf Befehl des Flih-
rers im Jahre 1935 die deutsche Luftwaffe ins Leben rief. Aus diesem AnlaB richtete der Reichsmar-
schall einen Tagesbefehl an die Soldaten der Luftwaffe. Darin bestatigt er als Oberbefehlshaber der
Luftwaffe seinen Kameraden, daB sie sich auch im 9. Jahre der wiedererstandenen deutschen Luftwehr
in Angriff und Verteidigung in hartester Pflichterfiillung bewahrt hatten. Die heroische Haltung des
deutschen Volkes allem grausamen Bombenterror zum Trotz sei fur die deutsche Luftwaffe hochste
Verpflichtung. Dem Feinde werde mit neuen Kraften und neuen Waffen die Antwort gegeben, die er
verdiene. Der Flihrer konne sich in der Stunde der groBen Entscheidung auf die Luftwaffe verlassen.
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„Die Aufgaben der deutschen Luftwaffe sind ungeheure", heiBt es weiter. „Sie kampft ihren schweren
Kampf an der
134 riesigen Front vom WeiBen bis zum Schwarzen Meer, sie hilft in Italien den Feind im Zaume halten, sie
sucht ihn heim auf den Meeren, auf dem Atlantik, im Mittelmeer, in der Agais, in der Nordsee und in
den nordischen Gewassern, sie wirft sich in fast ganz Europa den feindlichen Terrorfliegern entgegen
und hilft so die Plane des Gegners zu durchkreuzen." — Mit knappen Worten umreiBt Tag fur Tag der
Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht Leistungen der Luftwaffe, die in ihrer Gesamtheit nie-
mals gebuhrend gewiirdigt werden konnen. Wenn sich die deutschen Sturzkampfflieger und Schlacht-
flieger Tag fur Tag aufs neue, unbeirrt durch die Widrigkeiten des ostlichen Winters auf die An-
marschwege, Versammlungen und Konzentrationen des Gegners sriirzen, wenn Transport- und Lasten-
flieger ohne jede Riicksicht auf das besondere MaB der Gefahrdung zeitweise abgeschnittenen deut-
schen Verbanden Munition und Lebensmittel zufuhren, ja im Bereich der feindlichen Artillerie landen
und starten, um Verwundete heimzubringen, wenn die Kampfflieger, der ins UbermaB gesteigerten
feindlichen Abwehr trotzend, ins Herz des Gegners vorstoBen, wenn die Tag- und Nachtjager sich auf
die waffenstarrenden Terrorbomber werfen, ja sich zum RammstoB auf sie stiirzen, um sie an der Er-
reichung des Zieles zu verhindern, so hat jeder von ihnen dabei das Geftihl im Herzen, das der
Reichsmarschall hier mit treffenden Worten umschreibt, daB die unvergleichliche Haltung des deut-
schen Volkes angesichts des feindlichen Bombenterrors den Mannern der deutschen Luftwaffe tat-
sachlich hochste Verpflichtung bedeutet.
Von welcher Harte die deutsche Luftverteidigung ist, und zu welchen Erfolgen sie im Angesicht der
uberlegenen feindlichen Krafte sich durchkampft, das mag an einem Einzelbeispiel dargetan werden:
In den Mittagsstunden des 11. April waren nordamerikanische Bomberverbande mit einem auBeror-
dentlich starken Aufgebot von Langstreckenjagern in das mittel- und norddeutsche Reichsgebiet ein-
gedrungen. Im Zusammenwirkender deutschen Jagd- und Zerstorerverbande mit der Flakartillerie
wurdenl29 nordamerikanische Flugzeuge, darunter 105 viermotorige Bomber, vernichtet! Zu diesen
Abschussen kamen noch die sogenannten stillen Verluste, iiber deren Art und Hohe Genaues naturge-
maB nicht gesagt werden kann. Sie sind aber ebenfalls nicht unbetrachtlich. Besonders empfindlich
muB sich fur den Feind der starke Ausfall an fliegendem Personal bemerkbar machen. Jedenfalls kon-
nen die Englander und Amerikaner nach diesen zahlreichen GroBverlusten ihrer Bomber nicht mehr
mit ihrer Lugenagitation fortfahren, daB sie bereits die Niederzwingung der deutschen Luftabwehr
erreicht hatten.
Die Starke der deutschen Kriegfuhrung wird ganz allgemein sogar von AuBenstehenden anerkannt
und unterstrichen. So hat Mitte Marz die schweizerische Zeitung „Die Tat" der festen Moral und Be-
weglichkeit der deutschen Kriegfuhrung hohe Anerkennung gezollt. Sie schrieb: „Wahrend die milita-
rischen Operationen der Achsenmachte straff gefuhrt sind, was sich ftir das anglo-amerikanisch-
sowjetische Biindnisverhaltnis auf die Dauer kaum vorteilhaft auswirkt, beschrankt sich die angelsach-
sische Kriegfuhrung gewissermaBen auf eine „Ausputzarbeit, die vor drei Jahren logischer gewesen
ware." Die „Suisse" ihrerseits erklart bei einer Untersuchung der Lage im Osten, die ganze Entwick-
lung zeuge von einerausgezeichneten Moral der deutschen Soldaten im Osten. Die „Gazette de Lau-
sanne" spricht anlaBlich der jungsten Operationen zur Sicherung einerstrafferen Zusammenarbeit der
Dreierpaktmachte von einer glanzenden Beweglichkeit. Die Wehrmacht habe ein schlagendes Demen-
ti auf alle Geriichte, die von einem Zusammenbruch wissen wollten, erbracht. Die Genauigkeit und die
Schnelligkeit ihrer Operationen waren unubertroffen.
Einer der jtingst ausgezeichneten und beforderten verdienstvollen Heerfuhrer, Generaloberst Hube,
ist am 21. April bei einem Flugzeugunfall urns Leben gekommen. In einem Tagesbefehl von ergrei-
fender Sprache wtirdigte der Ftihrer die Verdienste dieses Oberbefehlshaber seiner Panzerarmee. —
Am 27. April wurde Generaloberst Hube durch ein
135 Staatsbegrabnis, dem ein Staatsakt im Mosaiksaal der Neuen Reichskanzlei vorausging, auf dem
Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Reichsmarschall Goering widmete dem Generalobersten die
letzten AbschiedsgriiBe, wobei er ihn als Fronfkampfer im besten Sinne des Wortes bezeichnete.
Auf Befehl des Fuhrers ist eine „Ehrenblatt-Spange" eingefuhrt worden. Sie soil die Soldaten, die
durch Tagesbefehl namentlich im „Ehrenblatt des Deutschen Heeres" genannt werden, vor der Offent-
lichkeit kennzeichnen. Die Spange besteht aus einem goldenen Hakenkreuz im Eichenkranz und wird
auf dem schwarz-weiB-roten Band des Eisernen Kreuzes von 1939 im Knopfloch getragen. Die Aus-
gezeichneten erhalten eine besondere Anerkennungsurkunde des Fuhrers. Voraussetzung fur die Nen-
nung im „Ehrenblatt" ist die Verleihung des Eisernen Kreuzes Erster Klasse. Die auf diese Weise aus-
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gezeichneten Soldaten konnen mit Rechtstolz auf die hohe Ehrung sein, die jetzt auch durch die „Eh-
renblatt-Spange" auBerlich gekennzeichnet wird. Teilnehmer des ersten Weltkrieges mit dem EK II
von 1914 tragen, sofern sie im „Ehrenblatt des Deutschen Heeres" genannt sind, die Spange ebenfalls
auf dem schwarz-weiB-roten Band im Knopfloch.
Durch die am 1. Marz im Oberkommando des Heeres erfolgte Ernennung des „Generalinspekteurs
fur den Ftihrernachwuchs" wurden nationalsozialistische Erziehung und Fuhrung sowie einheitliche
Ausbildung des gesamten Fiihrernachwuchses im Heere in eine Handgelegt. Damit unterliegen Erzie-
hung und Ausbildung der Offizierbewerber von ihrer Einstellung ins Heer bis zu Ihrer Beforderung
zum Leutnant und Unteroffzierbewerber bis zum AbschluB ihrer Ausbildung zum Unteroffizier einer
durchaus einheiflichen Ausrichtung und straffen Zusammenfassung. Diese Neuordnung gilt sowohl fur
die Berufssoldaten als auch fur die Freiwilligen und Wehrpflichtigen, die wahrend des Krieges ihre
Pflicht als Soldaten erfullen. Die fiir die angehenden Offiziere und Unteroffiziere notwendigen Fiih-
rereigenschaften durch eine einheitlich ausgerichtete nationalsozialistische Erziehung und Fuhrung zu
entwickeln und zufestigen, ist Hauptaufgabe des Generalinspekteurs fiir den Ftihrernachwuchs des
Heeres. Durch enge Verbindung mit der Hitler-Jugend und durch Unterstiitzung und Ausrichtung ihrer
vormilitarischen Ertiichtigung stellt der Generalinspekteur sicher, daB das Heer einen den Forderungen
der Front entsprechenden korperlich und geistig leistungsfahigen und wehrfreudigen Ftihrernachwuchs
erhalt. Alle diese MaBnahmen gipfeln indem Gedanken, der Front gerade den Nachwuchs an Fuhrern
zuzufuhren, der in dem harten Ringen des ftinften Kriegsjahres auch einer feindlichen Uberzahl sicher
iiberlegen ist.
Wenn einstmals die Geschichte dieses Krieges geschrieben wird, so diirfen unter all den zahlreichen
Helfern der deutschen Wehrmacht nicht die Manner im grauen Rock der Feldeisenbahner vergessen
werden. Es ist bis heute wenig berichtet worden von der stillen Pflichterftillung dieser Manner, die als
Lokomotivfuhrer und auf kleinen Bahnhofen im unmittelbaren Frontbereich, oftmals sogar unter
Feindeinwirkung die Voraussetzung dafiir schaffen, daB die kampfende Truppe mit den so wichtigen
Nachschubgiitern versehen werden kann. Denn trotz dem Siegeszuge des Motors bleibt die Eisenbahn
gerade bei den schlechten StraBenverhaltnissen des Ostens das Ruckgrat des gesamten Versorgungs-
verkehrs. In Wurdigung ihres tapferen Einsatzes hat der Ftihrer Auszeichnungen an fiinf Feldeisen-
bahner verliehen. Die Uberreichung der Ritterkreuze zum Kriegsverdienstkreuz erfolgte durch den
Chef des Generalstabes des Heeres im Rahmen einer militarischen Feier am 7. April 1944. Die ersten
Ausgezeichneten sind folgende Soldaten: 1. Unteroffizier Wilhelm Pol z i u s, seit Beginn des Feldzu-
ges im Osten als Lokomotivfuhrer eingesetzt, hat sich in vielen schwierigen Lagen bewahrt. 2. Unter-
offizier Friedrich Poggemeier, ebenfalls seit Beginn des Ostfeldzuges als Lokfuhrereingesetzt, hat sich
schon in den ersten schweren Wintermonaten, als Feindeinwirkung und starker Frost den Nachschub
zu unterbinden drohten, her-
136 vorragend bewahrt. Als Abnahme-Lokfuhrer und Lokdienstleiter verwendet, meisterte er schwierige
Krisenlagen im Raum von Newel und hatte einen nicht geringen Anteil daran, daB die Versorgung der
Front mit Truppen und Nachschubgut sichergestellt werden konnte. Von alien Lokfuhrern seines Be-
reiches hat er die meisten Fahrten freiwillig durchgefuhrt und war seinen Kameraden in schwierigsten
Lagen ein Beispielhochster soldatischer Pflichterfullung. 3. Gefreiter Rochus I b r o m, steht bereits
seit September 1941 als Eisenbahner im Osteinsatz und wurde im August 1942 zur Wehrmacht iiber-
nommen. Stets war er im Spitzenbetriebeingesetzt und fuhr mit seinen Ztigen so weit vor, wie es die
Feindlage irgendwie erlaubte. Die Fahrten an die Front und zuriick in den Raum Welikije Luki erfolg-
ten meist unter starker Einwirkung durch den Feind, und oftmals muBten sich Ibrom und seine Kame-
raden mit sowjetischen Banden herumschlagen. Als ein Wagen eines von ihm gefahrenen Munitions-
zuges einen Volltreffer erhielt, zeichnete sich Ibrom durch besonders groBen Mut und Unerschrocken-
heit aus. Er trennte den getroffenen Wagen unter Einsatz seines Lebens vom Zuge und konnte somit
groBeren Schaden vermeiden. Bei einem Tieffliegerangriff wurde seine Lokomotivemehrfach getrof-
fen und der Heizer schwer verletzt. Trotz des an zwolf Stellen austretenden Dampfes gelang es Ibrom,
den Zug an den Zielbahnhof zu bringen. — Das Deutsche Kreuz in Silber erhielten Feldwebel R o m f
e 1 d und Unteroffizier B i o c k.
Die Polizei hat wie die Reichsbahn in diesem Kriege ebenfalls Leistungen aufzuweisen, die mit denen
keines fruheren Krieges zu vergleichen sind. Dank und Anerkennung gebuhren auch ihr. Am 5. Marz
stattete daher Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels in Begleitung von Polizeiprasident Graf Helldorf
und Stellv. Gauleiter Oberbereichsleiter Schachverschiedenen Einheiten der Berliner Polizei Besuche
ab, um sich tiber ihre Luftschutzbereitschaft zu unterrichten und bei dieser Gelegenheit alien Polizei-
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formationen der Reichshauptstadt seinen Dank und seine Anerkennung fur die besonders im Kampf
gegen den feindlichen Luftterror und in der Beseitigung der Luftkriegsschaden geleistete vorbildliche
Arbeit auszusprechen. Dr. Goebbels besichtigte bei seinem Besuch im Dienste des Gemeinwohls ste-
hende Einrichtungen der Schutzpolizei und wohnte einer Reihe technischer Vorflihrungen der Luft-
schutzpolizei, im besonderen des Feuerlosch- und des Instandsetzungsdienstes bei, die u. a. praktische
Ubungen der Brandbekampfung, Sprengungen einsturzgefahrdeter Hauser sowie die Bergung von
Verwundeten und Verschutteten zeigten. Dr. Goebbels konnte sich dabei vom Konnen, vom hohen
Ausbildungsstand und von den vielseitigen Einsatzmoglichkeiten der Berliner Polizeikrafteiiberzeugen
und sich vergewissern, daB die Polizei der Reichshauptstadt als Beschutzer, Heifer und wahrer Freund
der Bevolkerung selbst den schwierigsten Anforderungen gerade auch im Zeichen des feindlichen
Luftterrors gerecht werden kann. — Auf einem sich anschlieBenden Appell, der die Offiziere der
Schutz- und Luftschutzpolizei Berlins versammelte, sprach Dr. Goebbels in seiner Eigenschaft als
Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar sowie auch im Namen der gesamten Berliner Bevolke-
rung den tapferen Offizieren und Mannern fur ihre beispielhaften Leistungen Dank und Anerkennung
aus und wurdigte dabei den vorbildlichen Eifer sowie die Dienstfreudigkeit, die die Berliner Polizei in
un-gezahlten Einsatzen stets bewiesen hat. Die Berliner Polizei, so erklarte Dr. Goebbels, sei schon
vor dem Kriege eine weltbekannte Einrichtung und eine hochst populare Erscheinung im StraBenbild
der Reichshauptstadt gewesen, vom Jahre 1933 an sei sie in steigendem Umfange eine Volkspolizei
und eine allezeit treue Helferin des Publikums geworden. Dr. Goebbels umriB dann die umfangreichen
Arbeiten und Aufgaben der Polizei im Luftkrieg und betonte, daB, wenn nach feindlichen Terroran-
griffen das Leben in der Reichshauptstadt so schnell und immer wieder in Gang kommen konnte, die
Berliner Polizei in besonderem MaBe Anteil daran habe. Sie habe dabei ihre Verdienste mit unaus-
loschlichen Buchstaben in die Chronik
137 der Stadt eingetragen. Die Auszeichnung, die dem Berliner Polizeiprasidenten Graf Helldorf kurzlich
durch die Verleihung des Ritterkreuzes zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern durch den Ftihrer
zuteil geworden sei, stelle zugleich eine hohe Ehrung aller Polizeieinheiten der Reichshauptstadt dar
und miisse fur sie ein Ansporn sein, auch in Zukunft tapfer, treu und standhaft die Aufgaben zu erfiil-
len, die ihnen noch gestellt wiirden.
Der Ftihrer hat den Staatssekretar im Reichsministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft Herbert
Backe zum Reichsminister ernannt. Reichsminister Backe bleibt weiterhin mit der Fuhrung der Ge-
schafte des Reichs- und PreuBischen Ministers fur Ernahrung und Landwirtschaft und des Reichsbau-
ernfuhrers beauftragt. Ende Juli 1942 wurde Backe als Staatssekretar im Reichsministerium fur Ernah-
rung und Landwirtschaft mit der Fuhrung der Geschafte des Ministers beauftragt. Die Ernennung Ba-
ckes zum Minister gilt einem Manne, der als Exponent der deutschen Kriegsernahrung Vorbildliches
geleistet hat. Backes weitreichender EinfluB auf die gesamte ideologische und praktische Gestaltung
der Agrarpolitik des Dritten Reiches ist bekannt und oft genug herausgestellt worden. Er, der schon
1923 zur Partei kam und aus seinem landlichen Wirkungskreis — zunachst als Assistent der Techni-
schen Hochschule in Hannover, dann als Domanenpachter — bald engen AnschluB an Darre fand, hat
grundlegende Vorarbeit fur die Festigung des deutschen Bauerntums geleistet. Erbhofgesetz und
Marktordnung, Erzeugungsschlacht und Kriegsernahrungswirtschaft sind im wesentlichen unter seiner
Formung entstanden und tragen sein geistiges Gesicht. Backe hat als Staatssekretar die Fuhrung der
Ernahrung spolitik in einem Augenblick ubernommen, als sich die betriebswirtschaftlichen Erschwe-
rungen mehrerer Kriegsjahre recht spurbar auszuwirken begannen. Aber er war nicht der Mann, der
vor Schwierigkeiten kapitulierte. Darin liegt das unbedingte Vertrauen begriindet, das er bei seinen
Mitarbeitern genieBt, das aber auch durch die Leistung der deutschen Kriegsernahrung seine glanzend-
ste Rechtfertigung findet.
Anfang April trat in der Fuhrung der Reichshauptstadt eine bedeutsame Anderung ein. Der Ftihrer
hat dem Gauleiter von Berlin, Reichsminister Dr. Goebbels, in Abweichung von den darauf beziigli-
chen Bestimmungen des „Gesetzes iiber die Verfassung und Verwaltung der Reichshauptstadt" die
Lenkung der Verwaltung der Reichshauptstadt zur Konzentration ihrer Krafte insbesondere fiir die
Zwecke des Krieges ubertragen. Reichsminister Dr. Goebbels, dessen bisherige Funktionen als
Reichsleiterund Gauleiter der Partei sowie als Reichsminister durch diese Ernennung nicht beriihrt
werden, fiihrt in seiner neuen Eigenschaft die Bezeichnung „Stadtprasident". Nach seinen personlichen
Richtlinien und Weisungen leiten der Oberbiirgermeister, die Gemeindeverwaltung und der Vizeprasi-
dent, auf den die dem bisherigen Stadtprasidenten zustehenden Aufgaben und Befugnisse ubergehen,
die staatliche Verwaltung der Reichshauptstadt gemaB den Bestimmungen des „Gesetzes iiber die
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Verfassung und Verwaltung der Reichshauptstadt". Die Stellung der Reichshauptstadt in ihrem Ver-
haltnis zu den Obersten Reichs- und PreuBischen Landesbehorden bleibt unberiihrt.
Zweckentsprechende Lenkung der Verwaltung der Reichshauptstadt zur Konzentration ihrer Krafte
insbesondere fur die Zwecke des Krieges — in dieser Formulierung ist das Grundmotiv der Betrauung
des Reichsministers Dr. Goebbels mit seiner neuen verantwortungsschweren Funktion zu erblicken.
Seine Beauftragung ist zugleich eine Selbstverstandlichkeit angesichts dessen, was er als Gauleiter in
langen, harten Kampf- und Arbeitsjahren in der Reichshauptstadt und fur sie geleistet hat. Sie ist nicht
zuletzt die folgerichtige Abrundung seines Tatigkeitsbereiches als. Reichsverteidigungskommissar der
Reichshauptstadt und damit eine neue, zusatzliche Burgschaft daftir, daB sein zaher Wille, seine uner-
mudliche Initiative und seine zukunftssichere Aktivitat bis zum letzten alle jene in der
138 Reichshauptstadt verfiigbaren Krafte erfassen und sachgemaB ansetzen werden, die dem so oft und
schwer heimgesuchten Gemeinwesen schon bisher seine vorbildliche Widerstandsfahigkeit verliehen
haben.
Der Stellvertretende Gauleiter von Berlin, G o r 1 i t z e r, ist vom Reichsminister fur die besetzten
Ostgebiete zur Erfiillung eines besonderen Auftrages in das Reichsministerium fur die besetzten Ost-
gebiete berufen worden. Mit der Wahrnehmung der Geschafte des Stellvertretenden Gauleiters von
Berlin wurde Hauptbereichsleiter Schach beauftragt.
Der Ftihrer hat den Staatssekretar im Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda, Leo-
pold Gutterer, auf seine Bitte aus gesundheitlichen Griinden in den Wartestand versetzt und gleichzei-
tig auf Vorschlag von Reichsminister Dr. Goebbels den bisherigen Leiter des Ministeramtes, Ministe-
rialdirektor Dr. Werner Naumann, zum Staatssekretar im Reichsministerium fur Volksaufklarung und
Propaganda ernannt. Reichsminister Dr. Goebbels hat Pg. Leopold Gutterer zum Vorsitzenden des
Vorstandes der Ufa Film G. m. b. H., der Dachgesellschaft samtlicher deutscher Filmbetriebe, berufen.
In einem Betriebsappell des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda hat Reichsmini-
ster Dr. Goebbels ihm den besonderen Dank fur seine bisherige Treue, unermudliche und erfolgreiche
Mitarbeit in den Jahren des Friedens wie in den schweren Kriegszeiten zum Ausdruck gebracht und
den neu ernannten Staatssekretar Dr. Werner Naumann in sein Amteingefuhrt.
Von Interesse ist ferner ein Einblick in die Verwaltungsinstitutionen einer deutschen GroBstadt im
Kriege. Einen solchen Einblick gab der neuernannte Burgermeister von Wien, Dipl. Ing. Blaschke, in
einer Rede vor stadtischen Beamten und Arbeitern. Zu-gleich erfuhr man Neues iiber die Stellung der
Bezirkshauptmannschaften und anderer Eigenarten der fruher ostmarkischen Verwaltung. In einer
Zweimillionenstadt wie Wien, der flachenmaBig groBten Stadt des Reiches, konne eine bloB zentrale
Lenkung durch eine einzige Behordenstelle nicht mehr durchdringen, da zahlreiche Probleme eine
unmittelbare EinfluBnahme und eine unmittelbare Kontrolle erforderten. In Wien handle es sich aber
auch darum, die landlichen Bezirke wirklich einzubeziehen und ihren Bewohnern zu beweisen, daB sie
nun tatsachlich Wiener geworden seien. Die durch die fruher angeordnete GroBraumgestaltung Wiens
(das Werden GroB-Wiens erfolgte 1938 durch Eingemeindung von98 fruher zu Niederdonau gehoren-
den Gemeinden) sei in einem Augenblick vor sich gegangen, der wegen des bald danach ausbrechen-
den Krieges nicht mehr die Zeit fur ein wirksames Durchgreifen der notwendigen Anderungen zur
Losung der neuentstandenen Sozial- und Verkehrsprobleme gelassen habe. Auch Fragen der Stadt-
randsiedlungen und der Behelfsbauten sowie verschiedene Sozial- und Fursorgefragen erforderten
verwaltungsorganisatorische MaBnahmen, die dringendste Bediirfnisse schon im Kriege berucksichti-
gen. — Wenn jetzt eine Reihe von Kompetenzen aus dem Rathaus in die Bezirkshauptmannschaften
verlegt wiirden, mtisse ein Gesinnungswechsel in der Auffassung iiber die Bezirkshauptmannschaften
sowohl in der Zentralverwaltung als auch in den Bezirkshauptmannschaften selbst eintreten. Eine be-
friedigende Losung schwebender Fragen sei vor alien Dingen in den neu aufgenommenen landlichen
Gemeinden nur dann moglich, wenn der Bezirkshauptmann tatsachlich selber auch in die Gebiete hi-
nausgehe und innigen Kontakt mit der Bevolkerung suche, um ihre Wiinsche und Probleme kennenzu-
lernen. Ein Bezirkshauptmann, der seine Obliegenheiten bloB am Schreibtisch erledige, werde sich das
Vertrauen der Burger auf die Dauer nicht erhalten konnen, da die Dinge am Schreibtisch anders aussa-
hen als im Leben, so wie auch der Burgermeister selber nach eigenen Erfahrungen immer wieder sich
veranlaBt sehe, die Darstellungen in den Akten durch personliche Wahrnehmungen an Ort und S telle
zu berichtigen. Der Bezirkshauptmann als der Gebietsfiihrer der Verwaltung habe auch die organisch
bedingten Eigenarten der
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139 ihm Unters tell ten initiativ zu fordern. Seine rechtliche Stellung werde durch die Beziehung von
Beiraten aus verschiedenen Fachgebieten gehoben, wie denn durch diese MaBnahme auch das ehren-
amtliche Beamtentum gefordert und gepflegt werden konne.
Eine bemerkenswerte Neuerung, die von der gesamten Bevolkerung der luftbedrohten Gebiete dank-
bar aufgenommen wurde, hat der GroBdeutsche Rundfunk durch seine Luftlagemeldungen eingefuhrt.
Der Reichsrundfunk gibt namlich seit Ende Marz einen Meldedienst iiber die jeweilige Luftlage. Wah-
rend des Tages und der Nacht erstatten alle Sender des Reichsprogramms und der Deutschland-Sender
im Laufe ihrer ganzen Sendezeit zu jeder vollen Stunde eine Meldung tiber die jeweilige Luftlage. Bei
Anderung der Luftlage wird auch zwischen den stiindlichen Meldungen eine Mitteilung iiber die Luft-
lage gegeben. Dieser Meldedienst iiber die Luftlage begann am 21. Marz um 18 Uhr.
Die Ergebnisse der ReichsstraBensammlung des Kriegs-Winterhilfswerkes sind von uns stets als
Barometer fur die Stimmung und Haltung des Volkes betrachtet worden. Sieht man dieses soziale
Werk der Partei unter diesem Gesichtspunkt, so bezeugen auch die Ergebnisse der 6.
ReichsstraBensammlung vom 4. und 5. Marz, die von den Gliederungen der Partei durchgefiihrt
wurde, den hohen Stand der deutschen Kriegsmoral. Diese 6. ReichsstraBensammlung hatte ein
Ergebnis von 57 159 1 22Reichsmark. Bei der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden 44309972
Reichsmark aufgebracht. Es ist somit eine Steigerung des Ergebnisses um 12849149 RM = 29 Prozent
ziNoarhedlidiuililaaher kommt die opferbereite Gesinnung des deutschen Volkes in einer Zusammenstel-
lung der Ergebnisse des Kriegs-Winterhilfswerkes und des Kriegshilfswerkes des Deutschen Roten
Kreuzes fiir das Jahr 1943zum Ausdruck. Sie sind ein iiberwaltigendes Treuebekenntnis der Nation zu
ihrer Fiihrung. Der Schutz der deutschen Familie und die Betreuung unserer verwundeten Soldaten
werden vom ganzen Volk als eine Ehrenpflicht der Nation empfunden. Die Steigerung der Aufkom-
men fiir beide Hilfswerke entspricht der standig wachsenden Opferbereitschaft im Kriege. Es ist kein
Zufall, daB in den vom Bombenterror heimgesuchten Gegenden des Reiches die Haltung und Opferbe-
reitschaft Formen gefunden hat, die der geschichtlichen GroBe des Kampfes unserer Wehrmacht ent-
sprechen. Die Ergebnisse der Sammlungen unterstreichen vielmehr diese Erfahrung auf das Nach-
driicklichste. Sie sind dort am groBten, wo die Brutalitat der Luftgangster den Vernichtungswillen
unserer Feinde am starksten kundgibt.
Das Gesamtergebnis des Kriegs-WHW 1942/43 betragt 1 595 743 508,34 RM. Beim Kriegs-WHW
1941/42 wurden 1 208 793 752,16 RM erzielt. Es ist somit eine Steigerung des Ergebnisses um 386
949 756,18 RM = 32 Prozent zu verzeichnen. Die Steigerung gegeniiber dem letzten Vorkriegs-WHW
1938/39 betragt 181,8 Prozent.
Das Kriegshilfewerk fiir das Deutsche Rote Kreuz 1943 erbrachte insgesamt 470 663 439,13 RM
gegeniiber 357 412 945,84 RM im Jahre 1942. Die Steigerung betragt somit 113 250 493,29 RM =
31,7 Prozent. Im Vergleich zum ersten Kriegshilfswerk im Jahre 1940 ist eine Steigerung um 79,4
Prozent eingetreten.
Am 29. Marz jahrte sich zum 10. Male der ErlaB des preuBischen Landjahrgesetzes, mit dem der
Gedanke der Erziehung der Jugend zum Bauerntum erstmalig als Teil des staatlichen Erziehungsauf-
trages anerkannt und in die Tat umgesetzt wurde. Das Gesetz bezeichnet es als das Ziel dieser Erzie-
hungsarbeit, die seelische Verbundenheit der schul-entlassenen Jugend mit Heimat und Volkstum und
das Verstandnis fiir den volkischen Wert gesunden Bauerntums zu vertiefen. Alljahrlich wird seitdem
fiir diese besondere Forderung ein Teil der schulentlassenen 14-jahrigen ausgelesen und zur Landjahr-
pflicht einberufen. Da sich weitere deutsche Lander und die Reichsgaue dem preuBischen Beispiel
angeschlossen haben, ist das Landjahr des Reichserziehungsministeriums zu einer Sache
140 des ganzen Volkes geworden. Die Zahl der Jungen und Madel, die in diesen zehn Jahren ihre
Landjahrpflicht schon erfiillt haben, betragt rund 270000. Sie haben im Landjahr eine allgemeinbil-
dende und berufsvorbereitende Erziehung genossen, die sich auBerordentlich segensreich aus-gewirkt
hat. Ein groBer Teil des Landjahres steht der Gemeinschaftserziehung und der Schulung in den Lagern
zur Verfiigung, da die Hilfe beim Bauern auf einen halben Tag beschrankt ist. Diese Schulung erstrebt
die Erziehung zum Bauerntum, zu Harte und Einfachheit; sie pflegt ferner die praktische und
vorberufliche Arbeit, wozu auch die Ubung in den Fertigkeiten des Rechnens und der Rechtschreibung
gehort. Daneben aber steht die weltanschauliche, sportliche und musische Schulung einschlieBlich der
Werkerziehung im Mittelpunkt der Erziehungsaufgabe des Landjahrlagers. Die Landjahrlager sind in
den Einsatzdorfern in der Regel Mittelpunkte des dorflichen Gemeinschaftslebens geworden. Ganz
besonders gilt das fiir die neuen Ostgaue, wo die Lager im Dienste der Starkung des deutschen Volk-
stums arbeiten. Die Landjahrarbeit ist als kriegswichtig anerkannt worden und wird deshalb im Kriege
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weitergeflihrt. Wegen des Mangels an Fiihrern beschrankt sich fiir die Jungen das Landjahr allerdings
jetzt ausschlieBlich auf die neuen Ostgaue, das Sudetenland und Luxemburg. Rund 2000 Jungen wer-
den in diesen Gauen jahrlich zum Landjahr einberufen. Die Lager werden ausschlieBlich von kriegs-
versehrten Landjahrflihrern geleitet.
Da das Madellandjahr unverandert weitergefiihrt wird, entfallen von den 260 gegenwartig eingerich-
teten Landjahrlagern 240 auf Madellager. Das Landjahr wird auf die Landarbeits- bzw. die landliche
Hausarbeitslehre angerechnet und hat damit fiir die Nachwuchssicherung in der Landwirtschaft groBe
Bedeutung erlangt.
Neben der Einrichtung des Landjahres gibt es einen freiwilligen Landdienst der Hitler- Jugend. Die
Zahl der Landdienstfreiwilligen stieg gegeniiber dem Vorjahr um rund 30 Prozent auf iiber 38 000.
Entsprechend muBte die Zahl der Landdienstlager auf fast 1500 vermehrt werden. Durch den Einbau
von Ausleselagern wurde sichergestellt, daB die Verstarkung des Landdienstkontingents nicht auf Ko-
sten der Qualitat ging. Man ist der Auffassung, daB gerade die Besten unserer Jugend fiir die ernah-
rungspolitischen und biologischen Aufgaben des Landes gut genug sind. Die Scharfe der Auslese wird
durch die Tatsache gekennzeichnet, daB die Zahl der Ablehnungen bei der Auslese 21 Prozent betrug.
Mehr als 7000 Freiwillige wurden im deutschen Osten und anderen riickgegliederten Gebieten einge-
setzt, in denen es besonders auf die Starkung des deutschen Volkstums ankommt.
Am Sonntag, dem 26. Marz, legten nahezu eine Million Jungen und Madelfeierlich ihre Verpflich-
tung zu hoherem Dienen und noch strengerer Erfiillung ihrer Pflichten ab. An der Grabstatte des ersten
Reichsgriinders, Heinrich I., in Quedlinburg sprach Reichsjugendfiihrer Artur A x m a n n zu diesen in
alien Gauen angetretenen Jungen und Madeln und deren Eltern iiber den Sinn dieser Verpflichtung. Er
bezeichnete einleitend die Verpflichtung der Jugend als eine Feier des Dankes an die Eltern. Dieser
Dank gebiihre vor allem den Miittern, deren ganze Sorgetrotz der harten Priifungen dieses Krieges den
Kindern gelte. „Der Gehorsam, der Anstand und die Hilfe gegeniiber der Mutter", so sagte der Reichs-
jugendfiihrer, „ist die groBte Freude fiir den Vater. So betrachte ich eure vorbildliche Haltung im El-
ternhaus als euren schonsten Kriegseinsatz." Der Reichsjugendfiihrer verwies auf die vielfaltigen
Kriegseinsatzaufgaben der deutschen Jugend und gedachte der Leistungen der Jugend in den Luftnot-
gebieten mit den Worten: „Ich habe nur den einen Wunsch und die Hoffnung, daB ihr vom gleichen
Geist der Hingabe beseelt und erfiillt seid." Den Jugendlichen, die ihre Berufsarbeit in den Betrieben
und auf den Bauernhofen aufnehmen werden, pragte Axmann ein: „Bedenkt immer, daB die Arbeit
vom Volke her geadelt ist. Sie ist nicht nur Voraussetzung fiir das Dasein des einzelnen, sie ist not-
wendig
141 fiir die Ewigkeit unseres Volkes." Allen Berufen sei die gleiche Ehregemein. Allein die Leistung
rechtfertige Unterschiede. Die Feier schloB mit einem eindrucksvollen Bekenntnis zum Reich.
Die Staatsfiihrung betrachtet es als ihre besondere Pflicht, den Nachwuchs in alien Berufen in jeder
nur moglichen Weise zu fordern. In diesem Gedanken ist der Reichsberufswettkampf der deutschen
Jugend seinerzeit ins Leben gerufen worden, desgl. der technische Wettbewerb der Hitler-Jugend
„Technik hilft siegen". Der diesjahrige Kriegsberufswettkampf fand am 29. April seinen AbschluB mit
einer Kundgebung in einer Dresdener Werkhalle, an der Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, Reichsju-
gendfiihrer A x m a n n, die Reichsminister Backe und Dr. Dorpmiiller, Staatssekretar K e p 1 e
r, Gauleiter Mutschmann und zahlreiche Vertreter der Partei, Wehrmacht und Wirtschaft teilnahmen.
Am Vormittag waren die in den einzelnen Orts- und Gauwettkampfen unterrund 2,5 Millionen Wett-
bewerbern ermittelten 373 Reichssieger und -Siegerinnen von Reichsorganisationsleiter Dr. Ley im
Beisein des Reichsjugendfiihrers Axmann, des Reichsstatthalters Gauleiter Mutschmann und des
Kommandierenden Generals und Befehlshabers im Wehrkreis IV, General der Infanterie von Schwed-
ler durch Uberreichung der Siegerdiplome geehrt worden. Die am Nachmittag folgende Kundgebung,
der 20 000 Schaffende, vorwiegend Jugendliche beiwohnten, wurde von Reichsstatthalter und Gaulei-
ter Mutschmann eroffnet. AnschlieBend nahm Reichsjugendfiihrer Axmann das Wort, der seinen Aus-
fiihrungen den Leitsatz zugrundelegte: „Dieser Krieg bringt den deutschen Sozialstaat." „Die Besten",
so fiihrte der Reichsjugendfiihrer dann aus, „die wir heute hier ehren, stammen aus alien Teilen des
Reiches, aus Stadt und Land, aus alien Schichten unseres Volkes. Indem wir die siegreichen Wett-
kampfer ehren, bekennen wir uns zum deutschen Sozialismus." Der Kriegsberufswettkampf bringe
den Fiihrergrundsatz zum Durchbruch, die Begabung in unserem Volke zu fordern. Es konne aber
nicht das Ziel sein, einige wenige Spitzenkonner ausschlieBlich zu fordern, vielmehr solle diese Forde-
rung einer Vielzahl von Talenten zuteil werden. „Damit leisten wir ein gewaltiges Werk fiir die GroBe
und die Zukunft unserer Nation. DaB wir dies gerade im Kriege tun konnen, ist ein erneuter Beweis fiir
Jfiisr|(iit lit Itiniijt 1 3
die Starke unseres Volkes, und der Krieg wird erst dann, wie es unser Ftihrer einmal erklart hat, ge-
wonnen sein, wenn an seinem siegreichen Ende der deutsche Sozialstaat ersteht." — Dann nahm
Reichsernahrungsminister Backe das Wort. Er ftihrte u. a. aus: „Um die Schopferischen und Lei-
stungsfahigen, Einsatzbereiten zu erkennen, um diese Menschen auf alien Gebieten unseres Lebens
zur Fuhrung zu bringen, ist der Kampfnotwendig; denn der Kampf ist die Voraussetzung jeder Ausle-
se. Der Berufswettkampf soil hochstes handwerkliches Konnen fordern, das notwendig ist, um die vor
uns stehenden gewaltigen Aufgaben zu meistern. Er soil der Tuchtigkeit im Berufe wieder den ihr
gebuhrenden Platz im Leben verschaffen. Wie in diesem Kriege, so wird es auch im Frieden darauf
ankommen, dem Massenaufgebot unserer Feinde die qualifizierte Arbeitskraft entgegenzusetzen, die
infolge ihres groBten Berufskonnens diesem immer uberlegen sein wird. Es kommt daher in erster
Linie darauf an, noch mehr junge Qualitatsarbeiter zu gewinnen. Das gilt fur alle Berufe, insbesondere
aber fur die Landarbeit, die gerade heute ein vielseitiges Berufswissen voraussetzt. Die landliche Ju-
gend ist diesem Ruf mit Begeisterung gefolgt. Wenn 1934 schon 67 000 Jungen und Madel vom Lan-
de am Reichs-Berufswetfkampf teilnahmen und 1938 bereits 290000, so haben sich im Kriegsjahr
1944 iiber 600 000 Jungen und Madel der Gruppe Nahrstand freiwillig zu diesem Leistungswettkampf
zusammengefunden.
Reichsminister S p e e r und Reichsjugendfuhrer Axmann haben sowohl die Jungen als auch die Ma-
del zu einem „Technischen Wettbewerb der Hitler- Jugend" aufgerufen, der insofern bemerkenswert
ist, als sich jeder Teilnehmer seine Aufgabe selbst wahlen kann. Diese Aktion ist ein Beweis daftir,
wie stark die nationalsozialistische Jugend
142 die Technik in ihr Lebensgefuhl und in ihre Erziehungsaufgabe einbezogen hat. Zugleich werden mit
dem technischen Wettbewerb der Hitler- Jugend auf breitester Basis die technischen Begabungen der
deutschen Jugendangesprochen. Auf Grund freiwilliger Meldungen konnen an ihm alle begabten und
interessierten Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren und Madel von 14 bis 21 Jahren teilnehmen.
Reichsminister Speer und Reichsjugendfuhrer Axmann erlieBen zum Auftakt dieses technischen Wett-
bewerbes an die deutsche Jugend einen Appell, in dem es heiBt: „Unser ganzes Volk arbeitet und
kampft unermudlich, um Deutschland als das Herzstiick der Festung Europa und als Heimat ihrer Kul-
tur vor dem Ansturm aus West und Ost zu verteidigen und den Sieg zu erringen. Dieser entscheidende
Kampf verlangt heute und in aller Zukunft die unbedingte technische Uberlegenheit unserer Bewaff-
nung und unserer Produktion. Es ist daher deine Pflicht, dich nicht nur auf deine soldatische Bewah-
rung vorzubereiten, sondern mit der gleichen Leidenschaft auch deine geistigen und schopferischen
Fahigkeiten auszubilden. Im „Technischen Wettbewerb der Hitler- Jugend 1944" bist du aufgerufen,
deine erfinderische Begabung, dein Wissen und Konnen auf alien technischen und wissenschaftlichen
Gebieten zu beweisen und dich im edlen Wettstreit mit deinen Kameraden zu messen. Auf deinen
Einsatz kommt es entscheidend an 1 Lerne und arbeite mit der Leidenschaft und Begeisterung, die
deine kampfenden Vater und Briider von dir erwarten. Technik hilft siegen!"
Auch die akademische Jugend ist sich ihrer Pflicht der Gegenwart gegenuber bewuBt. Dies kam auf
einer „Arbeitstagung der Studentenschaften der deutschen Hochschulen und der Gaustudentenfuhrer
des Reiches" zum Ausdruck, die sich auf der Burg Hohenwerfen im Reichsgau Salzburg versammelt
hatten. In seiner Rede sagte Reichsstudentenfuhrer Gauleiter Dr. Scheel, daB die Frontstudentengene-
ration des funften Kriegsjahres sich mit Leidenschaft zu einer wissenschaftlichen Tatigkeit bekenne,
die als eine Vereinigung von bestem Fachwissen und den kampferischen Werten einer volkischen
Weltanschauung erfullt ist. Sie lehnt jede Entwicklung ab, die den Studenten von dieser seiner Sen-
dung wegfuhrt und zum Schiller machen will, insbesondere wolle der Frontstudent auf der Hochschule
als gelbstandiger Mensch gewertet sein!
In einer Stunde von erhebender Feierlichkeit gedachte am 13. Marz in Salzburg Reichsminister
Dr. Goebbels jener Tage, da vor sechs Jahren die Alpen- und Donaugaue heimkehrten und sich die
deutschen Menschen dieser Landstriche mit ihren Briidern und Schwestern vereinigten zum Reich
aller Deutschen. In der groBen Kundgebung im Salzburger Festspielhaus sagte Dr. Goebbels, er sei der
Uberzeugung, daB gerade am heutigen Tage alle Deutschen dieser Gaue stolz sein muBten, vor Beginn
der schweren Prufungen zum Reich heimgekehrt zu sein, um als Burger des groBdeutschen Vaterlan-
des diesen geschichtlichen ProzeB mit bestehen zu konnen. Der vom Fiihrer gewahlte Zeitpunkt des
Anschlusses sei in Wirklichkeit eine gluckliche geschichtliche Losung; denn wir hatten so die einma-
lige Gelegenheit, den Beweis daftir zu liefern, daB wir alle unzertrennlich zusammengehoren. Der
Minister befaBte sich auch in dieser Rede mit der Kriegslage. Zu den Chancen unseres Sieges sagte er,
daB wir heute eine Vielzahl von Trumpfen in unseren Handen hielten. In nicht zu ferner Zeit werde die
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Initiative wieder auf uns iibergehen, und langsam aber sicher wtirden wir den vortibergehenden techni-
schen Vorsprung des Feindes nicht nur aufholen, sondern dariiber hinaus selbst einen Vorsprung ge-
winnen. Der Minister loste Beifall und Zustimmung bei den vielen Tausenden aus, als er sagte: „Wenn
wir jetzt in dieser entscheidenden Stunde standhalten, nie die Nerven verlieren, unerschlitterlich an
unsere gerechte Sache glauben, an unser Schicksal und an unser Leben, dann werden wir dieses ge-
schichtliche Ringen meistern und siegreich bestehen."
Reichsjustizminister Dr. Thierack sprach am 25. Marz im GroBdeutschen Rundfunk iiber die Aufga-
be der Justiz im Kriege. Er
143 sagte dabei, diese Aufgabe sei in diesem Zusammenhang keine andere als die im Frieden, da die Justiz
dafur zu sorgen habe, daB es in unserer Volksgemeinschaft gerecht zugehe und daB derjenige, der
glaube, ohne dieses Grundgesetz leben zu konnen, zur Rechenschaft gezogen werde. Es sei kein Ge-
heimnis, daB die Strafen, die im Krieg verhangt wtirden, hart, manchmal sogar sehr hart seien. Der
Minister wandte sich nachdriicklich an alle Einzelganger im deutschen Volk, die den Siegesglauben
durch staatsfeindliche Reden und falsche Nachrichtenverbreitung zu untergrabenversuchten. „Wir
nennen sie Defaitisten. Diese Kreaturen besorgen damit die Geschafte unseres Feindes und fallen der
kampfenden Front in den Rticken. Hier gibt es kein Zuriick! Aber auch hier versteht die Justizwohl zu
unterscheiden zwischen einem Volksgenossen, der in einer Bombennacht einmal die Nerven verliert,
und einem Staatsfeind, der den Siegeswillen unseres Volkes planmaBig untergraben will. Und auch
hier und gerade hier gilt der Satz: „Je hoher die Stellung, desto groBer die Verantwortung- Wir sind es
unseren Kameraden an der Front, ihren Opfern und ihrem Vertrauen zur Heimat schuldig, daB wir
nicht versagen, sondern solche Elemente ausrotten, ehe sie ihr Gift weiter ausgestreut haben."
Der Reichsfuhrer SS Reichsminister des Innern Himmler hat angeordnet, daB alle Flugblatter und
sonstigen staatsfeindlichen Schriften, die zur Verbreitung gelangen, unverztiglich der nachsten Poli-
zeistelle abzuliefern sind. Das Aufheben von Sammelstucken ist ebenfalls verboten. Der Reichsfuhrer
A Reichsminister des Innern machte besonders darauf aufmerksam, daB auf Zuwiderhandlungen gegen
diese Anordnung Gefangnisstrafe und in schweren Fallen Zuchthaus oder die Todesstrafe steht.
Am Mittwoch, dem 1. Marz, hielt die Reichsarbeitskammer in der Werkhalle eines groBen
Rustungsbetriebes unter Teilnahme von Tausenden von Arbeitern und Arbeiterinnen dieses Werkes
und in Gegenwart von Vertretern des gesamten schaffenden Volkes eine Tagung ab, die sich zu einem
feierlichen Appell gestaltete. 134 der leistungsbesten Betriebsgemeinschaften aus dem Reich erhielten
in dieser Stunde ihre Auszeichnung als Kriegsmusterbetriebe. Wahrend des Krieges haben bisher
schon insgesamt 336 deutsche Betriebe diese hochste vom Fiihrer verliehene Auszeichnung erhalten.
Auf einer Reichsschulungsstatte der NSDAP sprach Reichsorganisationsleiter Dr. Ley vor Gausozi-
alwaltern der Deutschen Arbeits front und den Bezirksarbeitseinsatzingenieuren des Reichsministeri-
ums fur Rustung und Kriegsproduktion. Dr. Ley behandelte Probleme des innerbetrieblichen Ar-
beitseinsatzes, deren Losung in enger Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen der DAF, dem
Reichsministerium fur Rustung und Kriegsproduktion und dem Generalbevollmachtigten fur den Ar-
beitseinsatz zu dem Wunder unseres heutigen Leistungsstandeswesentlich beigetragen hat. Trotz Ter-
ror und Zerstorung nehme unsere Rtistungsfertigung auch jetzt noch dauernd zu. Es sei ermoglicht
worden, die gegenwartige Hohe der Rtistungsfertigung nicht nur zu erreichen und zu halten, sondern
die deutsche Fertigung sei auf nahezu alien Gebieten von Waffen, Munition und Ausriistung hoher als
das Soil! Hier wirkt die Erziehung der politischen Fuhrung mit den technischen Begabungen des deut-
schen Volkes zusammen. Das deutsche Volk trete in diesem Jahre mit Leistungen, die uns den Erfolg
bringen werden, an. Dr. Ley wiirdigte in diesem Zusammenhang die anerkennenswerten Leistungen
der Betriebsfuhrer, die trotz aller LenkungsmaBnahmen unserer Wirtschaftsfuhrung alle Verantwor-
tung fur ihre Betriebe tragen. Es sei nichtnotwendig gewesen, zur Erhohung der Leistungsstarke Expe-
rimente anzustellen. Die sozial- und betriebswirtschaftlichen MaBnahmen, die vordem Kriege durch-
gefuhrt worden waren, hatten in kraftvoller Linie fort-gesetzt werden konnen. Zu den MaBnahmen, die
sich allgemein leistungs-steigernd auswirken, gehoren insbesondere der Leistungskampf der deut-
144 sehen Betriebe, der Kriegsberufswettkampf der deutschen Jugend, das betriebliche Vorschlagwesen, das
Leistungsertuchtigungswerk des Amtes fur Leistungsertuchtigung, Berufserziehung und Betriebsfuh-
rung, die verschiedenen RationalisierungsmaBnahmen, u. a. solche lohnordnender Art, sowie ver-
schiedene Moglichkeiten von Einzelauszeichnungen, insbesondere das Leistungsbuch und der Dr.-
Fritz-Todt-Preis. Der Ansprache Dr. Leys ging eine mehrtagige Aussprache voran, in der alle Mog-
lichkeiten des zweckmaBigen innerbetrieblichen Arbeitseinsatzes von fachmannischer Seite erortert
und Wege aufgezeigt wurden, wie mit den vorhandenen Arbeitskraften ein HochstmaB von Leistungen
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zu erzielen sei. Dabei sprachen u. a. der Leiter des Amtes Soziale Selbst-Verantwortung der DAF, Dr.
H u p f -a u e r, Chef der Amtsgruppe Arbeitsordnung im Reichsministerium fiir Riistung und Kriegs-
produktion, Reichshandwerksmeister Schramm, Arbeitseinsatzingenieur Friedrich und Dipl.-Ing.
Steinwarz, Leiter des Amtes fur Leistungsertiichtigung, Berufserziehung und Betriebsfiihrung.
Um den gesteigerten Kraftebedarf der deutschen Kriegswirtschaft zu erfiillen, ohne daB deshalb die
Anforderungen der Wehrmacht nach Ersatz zu kurz kommen, hat die Arbeitseinsatzverwaltung im
Jahrel943 eine Reihe von MaBnahmen und Sonderaktionen durchgefuhrt, iiber deren Ergebnis jetzt in
dem Fachorgan „Arbeitseinsatz und Arbeitslosenhilfe" berichtet wird. Insgesamt hat das vergangene
Jahr im ArbeitseinsatzgroBe Erfolge aufzuweisen, konnte doch die Zahl der Beschaftigte n im Verlau-
fe des Jahres 1943 um rund 2 Millionen erhoht werden. Das Jahr 1944 wird noch groBere Aufgaben im
Arbeitseinsatzstellen, weil die deutsche Kriegswirtschaft abermals Verstarkungs- und Ersatzbedarf
hat. Die besondere Aufgabe des Arbeitseinsatzes lautet dabei diesmal, mit den vorhandenen Kraften
mehr zu leisten!
Am 13. April sprach der Generalbevollmachtigte fiir den Arbeitseinsatz Gauleiter S a u c k e 1 iiber
die Gesamtlage seines Arbeitsgebietes. Das Problem des Arbeitseinsatzes, so fiihrte der Gauleiter u. a.
aus, hange nicht allein von der Zahl, sondern vor allem auch von der Leistung der Menschen im Dien-
ste unserer Kriegfiihrung ab. Im Verlauf des ersten Weltkrieges seien Zahl und Leistung im deutschen
ArbeitsprozeB standig abgesunken. Heute konnten alle Abgange zur Wehrmacht auf dem Arbeitsmarkt
ersetzt und die Leistungen auf dem Arbeitssektor noch gesteigert werden. An dieser Leistungssteige-
rung seien nicht nur die deutschen Arbeits krafte, sondern auch die auslandischen Arbeiter mitbeteiligt.
Ein Apparat, wie ihn die deutsche Arbeitsverwaltung aufzuweisen habe, sei einzigartig in der ganzen
Welt. An Hand von Zahlen illustrierte Gauleiter Sauckel sodann die gegenwartige Situation des Ar-
beitseinsatzes, aus der klar zu ersehen war, daB diese hinsichtlich der Kriegsproduktion auch in der
Zukunft gemeistert wird.
Seine weiteren Ausfiihrungen behandelten den Einsatz der deutschen Frau im ArbeitsprozeB. Durch
die Fiirsorge des Fiihrers fiir die deutsche Frau und Mutter seien Riicksichten geboten, so daB gesetz-
maBig nur die Frau im Alter von 17 bis 45 Jahren fiir den Arbeitseinsatzmobilisiert werden konne. Der
groBte Teil der deutschen Frauen habe in einer wunderbaren Weise seine Pflicht in diesem Kriege
erfiillt.
Am 23. Marz brachte die deutsche Presse eine Verlautbarung iiber die Durchfiihrung und den Erfolg
des „Freiwilligen Ehrendienste s". Es wurde darin gesagt, daB der Appell des Generaibevollmachtigten
fiir den Arbeitseinsatz sich an die freiwilligen Krafte wende. Die Anwendung irgendwelcher Zwangs-
maBnahmen kame nicht in Betracht. Daher hat der Generalbevollmachtigte auch zugestimmt, daB von
einer Dienstverpflichtung abzusehen sei. Auf die hauslichen Bedingungen solle bei den zum Einsatz
sich freiwillig Meldenden weitgehend Riicksicht genommen werden. Personlichen Wiinschen iiber die
Art des Arbeitsverhaltnisses solle daher so weit wie irgend moglich Rechnung. getragen werden.
Die Ideen und Taten der deutschen Sozialpolitik wirken schon lange als Sauerteig in der europai-
schen Sozialverfassung. Ein wichtiger Schritt in
145 der Ausrichtung Europas auf ein gemeinsames Sozialprogramm erfolgte vor kurzem in Bad Salzbrunn,
Schlesien, wo auf Einladung des „Arbeitswissenschaftlichen Instituts der DAF" in der Zeit voml4. bis
19. Marz d. J. maBgebende Sozialwissenschaftler und Sozialpolitiker Europas zu einer Tagung zu-
sammentraten. In mehrtagigen Aussprachen wurden die kiinftigen Grundlagen der Sozialordnung der
europaischen Volker behandelt. Das Ergebnis der Tagung kann als durchaus fruchtbarbezeichnet wer-
den. Die Teilnehmer stimmten iiberein in der Ablehnung der Methoden einer kapitalistischen Fiirsor-
gepolitik sowie der zersetzenden Parolen des klassenkampferischen Marxismus. Der Versuch des frii-
heren Genfer Internationalen Arbeitsamtes wurde als negativ und fruchtlos bezeichnet. Demgegeniiber
bekannte sich die Tagung zu den Gedanken des volkischen Sozialismus, der die soziale Sicherheit und
kulturelle Entwicklung der Schaffenden verbiirgt. Als gemeinsame Grundlage der kiinftigen Arbeit an
einer solchen sozialen Ordnung der Vernunft und Gerechtigkeit wurden die Krafte der Volksgemein-
schaft, Personlichkeit und Leistung erkannt.
Fiir die vielen Millionen Deutscher, die in kleinen Betrieben tatig sind, wurden von der DAF die „S
o z i a 1 g e w e r k e" ins Leben gerufen. Jeder dieser Kleinbetriebe fiihrt sozusagen sein eigenes Le-
ben. Wirtschaftlichmogen sie sich gesinnungs- oder sonstwie verbandsmaBig das Leben gegenseitig
erleichtern. Sozial gesehen stehen sie allein. Der Gedanke, die sozialen Fragen dieser Kleinbetriebe
auf genossenschaftlicher Grundlage zu regeln, loste mit einem Schlage ein vorher hochst schwieriges
Problem. Die Entwicklung der Sozialgewerke zeigt ihre Bedeutung. Zur Zeit sind etwa gegen 200000
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Betriebe den Sozialgewerken angeschlossen. Zahlreiche Heime fur die Betriebsangehorigen, Jugend-
und Erholungsheime, gemeinschaftliche Betriebskassen, Lager fur zusatzliche Arbeitskrafte, Gemein-
schaftskiichen und Verpflegungsstationen geben ein Bild von den bisher durchgefuhrten SozialmaB-
nahmen. Besondere Einrichtungen des Gesundheitsdienstes, der arztlichen Betriebsbetreuung, des
Betriebssportes, des Betriebswesens, der Freizeitgestaltung usw. runden dieses Bild ab. Damit ist aber
die Arbeit der Sozialgewerke bei weitem nicht erschopft. Vielmehr berlihrt diese Arbeit im besonderen
wieder das Gebiet der vorbildlichen Arbeits- und Menschenfuhrung im Sinne der betrieblichen Lei-
stungssteigerung und Leistungsforderung.
Eine Rede des Reichsministers und Reichsbankprasidenten Wal therFunk auf einein
Betriebsappell am 5. April in der Deutschen Reichsbank zu Berlin gehalten, gab einen
aufschluBreichen Einblick in die Widerstandskraft der deutschen GroBbetriebe gegentiber dem
feindlichen Bombenterror. Am Beispiel der Deutschen Reichsbank wies Reichswirtschaftsminister
und Reichsbankprasident Funk nach, daB der Bombenterror weder die Moral der Bevolkerung
brechen, noch ein geregeltes Wirtschaftsleben unterbinden kann, wenn die darin tatigen Menschen
entschlossen sind, sich dem feindlichen Terror nicht zu beugen und danach zu handeln. Selbst nach
den schwersten Terrorangriffen ist der Geschaftsbetrieb der Reichsbank auch nicht fur fiinf Minuten
unterbrochen worden. In vorbildlicher Zusammenarbeit mit den anderen Banken der Reichshauptstadt
wurde so die Aufrechterhaltung eines reibungslos arbeitenden Geld- und Kreditverkehrs
gewahrleistet! Reichsminister Funk schloB seine Ansprache mit dem Gelobnis, daB das fur geordnete
Lebens- und Wirtschaftsverhaltnisse entscheidende Geld- und Kreditwesen seine Pflicht auch
weiterhin tun werde, im Kriege und erst recht in dem durch den Sieg gesicherten Frieden.
Reichsminister Dr. Goebbels sprach als Gauleiter und Reichsverteidigungskommisaar von Berlin
alien, die an der Ordnung und Aufrechterhaltung des deutschen Bankgewerbes vor allem in der
Reichshauptstadt wahrend des Krieges und namentlich im feindlichen Bombenterror mitgeholfen
haben, seinen Dank und seine Anerkennung aus. Die Anstrengungen fur die Erringung
146 des Endsieges seien nicht nur militarischer oder wirtschaftlicher Art, sondern umfaBten alle Gebiete
unseres offentlichen und wirtschaftlichen Lebens. Standhaftigkeit ist eine politische Tugend, ohne die
es keinen Erfolg gibt!
Im Verfolg des Fuhrererlasses vom 11. Oktober 1943 ist die Versorgung der Kriegseltern am 1.
Dezember 1943 von den Dienststellendes Oberkommandos der Wehrmacht auf die Versorgungsamter
des Reichsarbeitsministeriums ubergeleitet worden. Nunmehr ist auch die Versorgung der Witwen und
Waisen dieses Krieges auf die Versorgungsamter ubergegangen. Dabei hat der Reichsarbeitsminister
gewisse Vorschriften auf dem Gebiet der Witwen- und Waisenversorgung umgestaltet. So sind die
einschlagigen Bestimmungen des Einsatz-Wehrmachtfursorge- und -versorgungsgesetzes vereinheit-
licht, ferner ist bei der Neuregelung der Vorschriften den besonderen Bedurfnissen der Zeit Rechnung
getragen worden.
Die Deutsche Arbeitsfront hat in Zusammenarbeit mit dem OKW zum Teil in Anlehnung an die La-
zarette Ubungsstatten errichtet, um die fachlichen Ubungen der Versehrten schon wahrend der Laza-
rettbehandlung zu ermoglichen. Die Ausbildung sieht darauf, daB der Kriegs-versehrte seinem alten
Beruf erhalten bleibt. Berufsforderung und Leistungssteigerung sind das Ziel, wahrend die Umschu-
lung nur eine Ausnahme bei besonders schwer Versehrten sein soil. Im allgemeinenbeteiligen sich
deshalb die Kriegsversehrten an den laufenden DAF-Lehrgemeinschaften fur Gesunde, von denen
monatlich etwa 5600 neue anlaufen, wahrend man bei den Sonderlehrgemeinschaften zur Umschulung
Schwerversehrter mit etwa monatlich 40 auskommt. Insgesamt konnten bisher rund 62 000 Kriegsver-
sehrte auf diese Weise wieder voll in die Zivilberufe eingegliedert werden und so das BewuBtsein
erhalten, daB sie sehr wohl imstande sind, aus eigener Kraft voll am Arbeitseinsatz und beruflichen
Aufstieg teilzunehmen. Selbstverstandlich spielen dabei auch die natiirlichen Fahigkeiten, der FleiB
und der Wille des Versehrten eine wesentliche Rolle.
In keiner Phase des Krieges hat die Partei darauf verzichtet, Fuhrerin des Volkes zu sein. Auch in
den Monaten Marz und April ist der Ruf an das deutsche Volk ungezahlte Male ergangen, hart zu
bleiben und die Probleme des Tages zu meistern. Nicht zuletzt ist es Dr. Goebbels, der immer wieder
seine Stimme erhebt und im Volk den fanatischen Willen zum Sieg auslost. Ob Dr. Goebbels auf einer
Studentenkundgebung in Salzburg oder vor der Berliner Parteifuhrerschaft, in einer alten Versamm-
lungsstatte der nationalsozialistischen Bewegung oder in einem Arbeiterviertel spricht, immer ist es
das Gleiche. Sein Appell an den Kampfeswillen wird von seinen Horern verstanden und mit sturmi-
scher Begeisterung aufgenommen und hinaus ins Volk getragen.
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AnlaBlich einer Gauarbeitstagung des Gaues Siid-Hannover-Braunschweig sprach Reichsorganisati-
onsleiter Dr. Ley vor den Politischen Leitern. Erwies darauf hin, welche groBen Aufgaben die Partei
ganz besonders in der augenblicklichen Kriegszeit habe. Der Politische Leiter sei vor allem verant-
wortlich fur die Erhaltung der Moral und fur die welt-anschauliche Vertiefung unserer Idee. Hinzu-
komme aber die Verantwortung fiir die Aufrechterhaltung der Produktion. Der Politische Leiterhabe
sich um alle Dinge innerhalb seines Bereichs zu kiimmern, und der Ausgang des Krieges werde nicht
zuletzt auch von seiner Tatigkeit und einem Verantwortungsgeflihl mitbestimmt. Der Sieg setze sich
zusammen aus vielen kleinen Dingen. Dr. Ley wlirdigte in diesem Zusammenhang die MaBnahmen
der Partei und ftihrte vor allem die vielseitigen Bestrebungen der Deutschen Arbeitsfront und des
Deutschen Wohnungshilfswerks als Beweis an.
Vor Angehorigen aller Waffengattungen und Arbeitsmannern sprach Gauleiter S a u c k e 1 auf einer
von der Auslandsorganisation der NSDAP
147 veranstalteten Kundgebung in Paris. Sauckel bezeichnete als Ziel, die Juden aus dem neuen Europa
endgultig auszuschalten. Die nationalsozialistische Fuhrung mache dem deutschen Volk keine Ver-
sprechungen. Der Sieg werde die Frucht harter gemeinsamer Arbeitsein. Die Parole heiBe, auf unsere
eigene Kraft vertrauen, unser Volk am hochsten achten und dem Nachbarn die Ehre geben, die ihm
gebiihre.
Im Kampf gegen den Bolschewismus erheben diejenigen am lautesten und iiberzeugendsten ihre
Stimme, die ihn selbst kennengelernt haben und daher einen Vergleich ziehen konnen zwischen dem
aufbauenden Werk des Nationalsozialismus und den zerstorenden Kraften des Bolschewismus.
Am 13. Marz sprachen vor Ostarbeitern in einem deutschen Industriewerk der ehemalige sowjetische
Oberst M a 1 z o w und die ehemals sowjetischen Fliegerofflziere Antilowski und Bitschtkow, die —
heute" in deutscher Uniform in den Freiwilligenverbanden aus den Reihen der Ostvolker kampfen.
Alle drei, die friiher uberzeugte Bolschewisten waren, und von denen die beiden letzten sogar als so-
genannte „Helden der Sowjetunion" ausgezeichnet wurden, sind heute unter dem Eindruck des deut-
schen Sozialismus zu fanatischen Hassern des Bolschewismus und Kampfern fur die Befreiung ihrer
Heimat vom judisch-bolschewistischen Joch geworden. Die Versammlung wurde in den russischen
Sendungen des deutschen Rundfunks ubertragen. In alien Ostarbeiterlagern fanden Gemeinschafts-
empfange statt.
Die Sudosteuropa-Gesellschaft, die von ihrem Initiator Reichsminister Funk berufen wurde, in Wien
die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu den Sudost-Staaten zusammenzufassen und zu-
fordern, verzeichnet, wie am 25. April berichtet wurde, einen Wechsel in ihrer Leitung. Reichsleiter
von Schirach hat in seiner Eigenschaft als President der Sudosteuropa-Gesellschaft Wiens Burgermei-
ster Blaschke zum Vizeprasidenten berufen. Der bisherige Hauptgeschaftsfuhrer der Gesellschaft,
August Heinrich Bauer, der sich um den Aufbau anerkannte Verdienste erworben hat, wurde als
Hauptgeschaftsfuhrer des Oberschlesischen Berg- und Huttenmannischen Vereins und der Bezirks-
gruppe Steinkohlenbergbau Oberschlesien nach Gleiwitz berufen und hat die Geschaftsfuhrung der
Sudosteuropa-Gesellschaft dem Ministerialrat Dr. Hans Au genthalerals Hauptgeschaftsfuhrer
und Dr. Leonhardt Oberascher iibergeben. Heinrichsbauer ist in das Presidium der Gesellschaft beru-
fen worden.
In Anwesenheit des Koniglich Rumanischen Gesandten in Berlin, General Jon Ghoerghe, des Prasi-
denten der Deutsch-Rumanischen Gesellschaft, Botschafter Graf von der Schulenburg, Gauleiter Han-
ke und einer groBen Anzahl rumanischer und deutscher Ehrengaste fand am 25. April in Breslau die
Griindung der niederschlesischen Zweigstelle der Deutsch-Rumanischen Gesellschaft statt. Bei dem
feierlichen Griindungsakt, dem der kulturhistorische Musiksaal der Breslauer Universitat den Rahmen
gab, wurden insbesondere die naturlichen, wirtschaftlichen und verkehrsgeographischen Vorausset-
zungen und die engen kulturellen Beziehungen unterstrichen, die Niederschlesien und seine Haupt-
stadt mit Rumanien verbinden. Gauleiter Hanke stellte in seiner Ansprache vor allem die erprobte
deutsch-rumanische Waffenbriiderschaft in dem Kampf gegen den Bolschewismus heraus. Botschafter
Graf von der Schulenburg hob insbesondere hervor, daB fiir die Griindung der ersten Zweigstelleder
Deutsch-Rumanischen Gesellschaft im Altreich der Platz ausersehen worden ist, der dank seiner wirt-
schaftgeographisch und verkehrspolitischbedeutsamen Lage im deutschen Osten von jeher starke Be-
ziehungen zu Rumanien gepflegt habe und auch dazu berufen sei, in der Zukunft eine hervorragende
Rolle im deutsch-rumanischen Wirtschafts- und Geistesaustausch zu spielen. In den Wirtschaftsbezie-
hungen lagen die Voraussetzungen fiir die wechselseitigen kulturellen und geistigen Beziehungen
beschlossen.
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148 Am 19. Marz waren 10 Jahre vergangen, seitdem der „Reichsverband deutscher Verwaltungsakademi-
en" der Leitung von Reichsminister Dr. Lammers unterstellt wurde. Der Geschaftsfuhrer des Reichs-
verbandes veroffentlichte aus diesem AnlaB in der Zeitschrift der „Akademie fur Deutsches Recht"
einen Bericht liber den Aufschwung, den die nationalsozialistische Hochschulbewegung seitdem ge-
nommen hat. In den Richtlinien, die Dr. Lammers der Arbeit damals gab, wurde bewuBt an die be-
wahrten Einrichtungen der deutschen Beamtenhochschulbewegung angeknupft. Insbesondere sollten
die Semesterlehrgange mit mehrjahrigem Studium fortgefuhrt werden und daneben besondere Ein-
richtungen dafiir sorgen, daB sich die verschiedenen Gruppen der Beamtenschaft an die veranderten
Verhaltnisse des staatlichen Lebens und die umwalzenden Veranderungen in Verwaltung und Gesetz-
gebung anpassen konnten. Die ordentlichen Lehrgange von drei- bis vierjahriger Dauer wurden zum
Kern des Studiums an den Verwaltungsakademien gemacht und damit der Weg zu den ordnungsma-
Bigen SchluBpriifungen, d. h. zu der Akademie-Diplomprufung, der Angestellten-Akademieprufung,
der Diplompriifung flir Kommunalbeamte und der Diplomprufung fur Sozialbeamte geoffnet. Neben
dem Fachwissen erhielten die geschichtlichen und weltanschaulichen Themen einen breiten Raum im
Lehrplan. Jeder Absolvent eines vollen Lehrgangs hat an 432 Vorlesungsstunden teilgenommen, von
denen 72 auf weltanschaulich-nationalpolitische Vortrage, 140 auf rechtswissenschaftliche, 100 auf
volkswirtschaftliche Vorlesungen, 48 auf Teilnahme an allgemeinen Vortragsreihen und Einzelvortra-
gen iiber Tagesfragen der Politik, der Verwaltung und der Staatslehre und 72 auf Fachvorlesungen je
nach der Zugehorigkeit der Horer zu den verschiedenen Fachgruppen der Verwaltung entfallen. Fiih-
rende Manner von Partei und Staat bedienen sich in steigendem MaBe des Forums der Verwaltungs-
akademien, um in grundsatzlichen Ausfuhrungen zu Tagesfragen ihres Verwaltungsbereiches Stellung
zu nehmen. Die Verwaltungsakademien haben auch im Kriege ihren Lehrbetrieb in meist unverander-
ter Form weitergefuhrt. Zu den urspriinglich vorhandenen 48 Verwaltungsakademien und Zweigan-
stalten sind im Laufe der Jahre immer neue hinzugekommen. Selbst im Kriege gab es noch einige
Neugriindungen, so daB heute im Reichsverband deutscher Verwaltungsakademien 41 Hauptanstalten
und 59 Zweigstellen vereinigt sind. Die Zahl der Horer ist nach einem Ruckgang im Wintersemester
1939/40 wieder erheblich angestiegen.
Der feindliche Bombenterror gegen die Zivilbevolkerung hat eine Regelung notwendig gemacht, die
die Bergung und Inanspruchnahme von Gegenstanden aus den zerstorten Hausern einwandfrei klart.
Ein ErlaB des Reichsministers regelt diese Fragen. Der ErlaB trifft zu Beginn die grundsatzliche Fest-
stellung, daB bei Zerstorung eines Gebaudes die Eigentumsverhaltnisse an den erhaltenen oder be-
schadigten Teilen des Gebaudes, seinem Zubehor, den Einrichtungsstiicken sowie an zuriickgelasse-
nen Vorraten und Hausrat unverandert bleiben. Private sind daher nicht befugt, iiber solche Gegen-
stande ohne Einwilligung des Eigentumers zu verfiigen. Verfugungen ohne Einwilligung des Berech-
tigten diirfen allein durch die zustandige staatliche Dienststelle auf Grund des Gemeinwohles erfol-
gen.
Das Reichskriegsschadenamt hat in der Zeitschrift „Deutsche Wohnwirtschaft" eine Entscheidung
zur Veroffentlichung gebracht iiber die Miete fur luftkriegsbeschadigte Wohnungen: Wenn Mietrau-
me dauernd unbenutzbar geworden sind und ihre Instandsetzung nicht innerhalb eines Jahres nach
Eintritt des Schadens in Angriff genommen ist, erlischt das Mietsverhaltnis. Liegt aber nur eine Be-
schadigung vor, durch die ein Teil der Wohnung unbenutzbar geworden ist, dann kommt eine Minde-
rung des Mietzinses in Betracht, deren AusmaB dem Umfang entspricht, in dem der Gebrauch der
Raume beeintrachtigt ist.
Nach der Verordnung iiber die Meldepflicht von Mannern und Frauen, die aus AnlaB des Luftkrie-
ges ihre bisherige
149 Tatigkeit aufgegeben haben, miissen sich alle Personen, die seitdem 1. April 1943 eine selbstandige
Berufsarbeit in ihrem bisherigen Unternehmen oder eine unselbstandige Berufsarbeit in ihrem bisheri-
gen Betrieb wegen Luftgefahrdung oder nach Fliegerangriffen aufgegeben haben oder kunftig aufge-
ben, unverzuglich bei dem fur ihren jeweiligen Aufenthaltsort zustandigen Arbeitsamt melden. Hierzu
hat nun der Reichsfuhrer A , Reichsminister des Innern Himmler, eine Anweisung an die polizeilichen
Meldebehorden erteilt. Die polizeilichen Meldebehorden haben, wie der ErlaB mitteilt, vom Zuzug
Umquartierter jeweils dem fur den neuen Wohnort zustandigen Arbeitsamt unmittelbar Kenntnis zu
geben und bei dieser ganzen Frage auf das engste mit den Arbeitsamtern zusammenzuarbeiten.
Mit der Ruckkehr der deutschen Volksgruppen aus dem Schwarzmeer-Gebiet hat die deutsche Be-
volkerungszahl im Reichsgau Wartheland die Millionengrenze erreicht. Bei einer Kundgebung in
Litzmannstadt konnte der Gauleiter und Reichsstatthalter Artur Greiser den millionsten Deutschen im
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Gau willkommen heiBen, einen Heimkehrer aus dem Gebiet zwischen Dnjepr und Don. Damit ist man
dem groBen Ziel der Auffiillung des Gaues Wartheland mit; zuverlassigendeutschen Menschen, was
bereits vor 100 Jahren der General von Grolman, der Erbauer der Festung Posen, in einer Denkschrift
an den Konig von PreuBen anstrebte, wieder ein Stuck nahergeriickt! Nach der Durchflihrung der Um-
siedlungsaktion der Deutschen aus dem Schwarzmeer-Gebiet werden sich in der Bevolkerungsstarke
das eingesessene deutsche Volkstum und die Rucksiedler aus den fremden Ostgebieten die Waage
halten. Es sind bisher etwa sechs deutsche Volksgruppen aus den Ostgebieten im Reichsgau Warthe-
land angesiedelt worden. Die groBe Umsiedlungsaktion wurde Ende 1939 mit der Heimkehr der Bal-
tendeutschen ein-geleitet, es folgten dicht darauf die Deutschen aus dem Narew-Gebiet und die aus
dem Cholmer Land, die aus Wolhynien und Galizien; dann kamen die Bessarabier und die Buchenlan-
der. Nun sind die deutschen Volksgruppen aus dem Schwarzmeer-Gebiet zwischen Dnjepr und Don
zuriickgefiihrt worden. Rund 160 000 Deutsche aus diesem Raum werden im Reichsgau Wartheland
eine neue Heimat linden. Davon sind bereits iiber 80 000 wahrend des Marz im Gau eingetroffen.
Zu Ehren des auf SchloB Windischleuba bei Altenburg wohnenden Dichters Borries Freiherr von
Munchhausen fand am 24. Marzaus AnlaB seines 70. Geburtstages im Altenburger Rathaussaal eine
Feierstunde statt, in der dem Dichter die Urkunde iiber seine Ernennung zum Ehrenbiirger der Stadt
Altenburg iiberreicht wurde. In der Festrede entwarf der alemanische Dichter Hermann B u r t e ein
Bild des Dichters und Menschen Borries von Munchhausen. Die Stiftung eines Borries-von-
Miinchhausen -Preises von jahrlich 10 000 Mark durch den Oberprasidenten von Hannover, Gauleiter
Lauterbacher, wurde bei dieser Feier bekanntgegeben.
Durch feindliche Luftangriffe sind auch die Biicherbestande der zahlreichen privaten Bibliotheken
gefahrdet. Der Reichserziehungsminister hat es den offentlichen Bibliotheken zur Pflicht gemacht, bei
der Sicherung wertvoller privater Bibliotheken mitzuwirken. Die Sicherstellung privater Buchbestan-
de, soweit sie wissenschaftlich, kiinstlerisch oder sonst von besonderem Wert sind, soil von den ver-
antwortlichen Leitern der offentlichen Bibliotheken unterstiitzt werden.
Der erste Gauleiter des Gaues Miinchen-Oberbayern Adolf Wagnerist Mitte April nach langer schwe-
rer Krankheit gestorben. Der Tod des Gauleiters Adolf Wagner riB wiederum in den Kreis der altesten
Mitarbeiter des Fiihrers eine schmerzliche Liicke. Denn in ihm verkorperte sich der Geist der Manner,
aus denen das Fiihrerkorps der Partei zusammenwuchs. In seinem ganzen Leben war Gauleiter Wag-
ner ein Revolutionar der Tat. Ob er im Weltkrieg an der Front AuBergewohnliches leistete, ob
150 er in den Anfangen der Bewegung als Kampfer sich an die Seite des Fuhrers stellte, ob er sich fur die
Kunst einsetzte oder die Jugend forderte — iiberall begegnen wir seinem unbedingten Glauben an ein
groBes Ziel. Dem ganzen Volke war er durch die Verlesung der Proklamation als Sprecher des Fiihrers
zur Eroffnung der Reichsparteitage bekannt. Am 1. November 1929 berief ihn der Fiihrer zum Gaulei-
ter des neugegriindeten Gaues GroB-Miinchen. Am 16. November 1930 wurde Gauleiter Wagner nach
Zusammenlegung der Gaue GroB-Miinchen und Oberbayern Gauleiter des Gaues Miinchen-
Oberbayern. Nach der Machtiibernahme betraute ihn der Fiihrer am 16. Marz 1933 mit der Leitung des
bayerischen Innenministeriums, .am 29. Marz 1933 erzwang Adolf Wagner durch seinen personlichen
Einsatz den Riicktritt der bayerischen volksparteilichen Regierung. Am 29. November 1936 ernannte
ihn der Fiihrer zum bayerischen Staats minister fur Unterricht und Kultus. Neben seiner Tatigkeit in
Partei und Staat hatte Gauleiter Wagner noch eine Reihe anderer offentlicher Ehrenamter inne. Zu
Beginn des jetzigen Krieges wurde Gauleiter Wagner zum Reichsverteidigungskommissar der Wehr-
kreise VII und XIII ernannt. Die Hauptstadt der Bewegung verlieh ihm zu seinem 50. Geburtstag am 1.
Oktober 1940 das Ehrenbiirgerrecht. Gauleiter Wagner war Mitglied des Reichstages, Trager des
Blutordens, des Goldenen Ehrenzeichens und der Dienstauszeichnung der NSDAP in Gold. Der auf-
opferungsfreundige Einsatz dieses alten Kampfers der Bewegung hat seine Krafte vorzeitig ver-
braucht. In der Hauptstadt der Bewegung wurde am 17. April Adolf Wagner zu Grabe getragen. An der
Spitze der Reichsleiter, der Reichsminister, der Gauleiter, der Generale der Wehrmacht, der Vertreter
von Partei, Staat und der Hauptstadt der Bewegung sowie der Wehrmacht war der Fiihrer erschienen,
um seinem hervorragenden Mifkampfer in einem Trauerakt im KongreBsaal des Deutschen Museums
die letzte Ehre zu erweisen. Der Fiihrer hat dabei Gauleiter Adolf Wagner das Goldene Kreuz mit Ei-
chenlaub des Deutschen Ordens verliehen. Das Kampfertum und die Bewahrung Adolf Wagners er-
fuhren iiberdies noch eine besondere Ehrung durch die Beisetzung seiner sterblichen Uberreste bei den
Ehrentempeln am Konigsplatz in Miinchen.
Am 13. April brachte die deutsche Presse die Nachricht, daB die alteste der deutschen Dichterinnen
Isolde Kurz im Alter von fast 91 Jahren gestorben ist. Die deutsche Presse und der Rundfunk wiirdig-
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ten das Werk dieser bedeutenden Frau, deren Lebenswerk eine reiche und vielseitige rationale Ent-
wicklung widerspiegelt. Die Dichterin wurde in einem Ehrengrab der Stadt Tubingen auf dem Ttibin-
ger Friedhof beigesetzt. Die Denkrede hielt Georg Schmuckle. Kranze wurden niedergelegt im Namen
von Reichsminister Dr. Goebbels und Gauleiter Reichsstatthalter Murr. Bei der Einascherung der Ver-
storbenen in Reutlingen hatte Prof. Dr. Kluckhohn im Auftrag der Universitat Tubingen und deren
Philosophischer Fakultat, der Isolde Kurz als Ehrendoktor angehorte, Worte des Andenkens gespro-
chen.
Anfang April starb ferner die bekannte Staatsschauspielerin Maria Bard. Mit ihr, die, von den
Munchener Kammerspielen kommend, durcheine groBe Reihe von tragenden Rollen bekannt wurde,
ist eine hervorragende Darstellerin der deutschen Btihne dahingegangen; auch als Filmdarstellerin hat
sich Maria Bard einen Namen gemacht.
Der Schauspieler Christian Kayssler, der Sohn Friedrich Kaysslers, ist ebenfalls Ende Marz nach
langerem Leiden gestorben. Mit ihm verlor das Berliner Theater eine seiner charaktervollsten Gestal-
ten der mittleren Generation, einen Darsteller, der vor der nicht leichten Aufgabestand, sich neben
einem bedeutenden Vater zu behaupten. Bekannt sind seine Rollen als Gneisenau im Schauspiel von
Wolfgang Gotz, als Posain Schillers Drama und als Florian Geyer in Gerhart Hauptmanns Schauspiel.
Vielen Offiziersgestalten preuBischer Pragung hat Christian Kaysslermarkanten und bedeutenden
Ausdruck verliehen.
151 Wahrend der Sohn allzu fruhzeitig aus dem Leben schied, konnte sein Vater Friedrich Kayssler
Anfang April sein 70. Lebensjahr in erstaunlicher Ftille der Leistungsfahigkeit begehen. Die Offent-
lichkeit nahm herzlichen Anteil an diesem besinnungsvollen Tage, der AnlaB war, das groBe schau-
spielerische Konnen Friedrich Kaysslers, seine tiefe Menschlichkeit und sein artbewuBtes Mannestum
zu wtirdigen. Neben dem Schauspieler gedachte man des Dramatikers und des Lyrikers, des Verfas-
serseindrucksvoller Aufsatze und Notizen tiber Schauspiel und Theater. Eine breite Kunstgemeinde
erwies dem Kunsfler Dank dafiir, daB er in den Jahrzehnten seiner Biihnentatigkeit den schonsten
mannlichen Gestaltender deutschen Dichtung stets die reife Kraft seiner inneren reichen Weltgeliehen
hat.
Deubchland
im Kampf
Herausgegeben von
Ministerialdirektor A. J. Berndt
Reichspropagandaministerium
Oberst von Wedel
Oberkommando der Wehrmacht
1944
Mai/Juni-Lieferung
(Nr. 113/116 der Gesamtlieferung)
Verlagsanstalt Otto Stollberg, Berlin WO
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^hmntpnlitik
131 Den 1. Mai beging auch in diesem Jahr die Nation als den Nationalen Feiertag, und die Tagung der
Reichsarbeitskammer war die namhafteste Veranstaltung zur Feier des Festtages. In seinem Verlauf-
tiberreichte Reichsorganisationsleiter Dr. Ley an 14 Betriebe die Urkunden zur Auszeichnung als na-
tionalsozialistischer Musterbetrieb. 71 Betriebe wurden als Kriegsmusterbetrebe geehrt. Zugleich gab
Dr. Ley die Ernennung von neun besonders verdienten Mannern der Wirtschaft und des Handwerks
durch den Fiihrer zu „Pionieren der Arbeit" bekannt.
Die Festfeier geschah in einer groBen Fabrikhalle eines Berliner Betriebes vor einer tausendkopfigen
Schar von Werktatigen. Oberbefehlsleiter Marrenbach eroffnete sie und erinnerte in seiner Ansprache
an die ungeheuren Leistungen der Schaffenden in der Heimat, die iiberhaupt nur in einem nationalso-
zialistischen Deutschland denkbar seien. Diese Leistungen seien uberall anerkannt worden und fanden
jetzt ihre Wurdigung durch Hervorhebung und Ehrung derjenigen, die als Beste aus dem Leistungs-
wettkampf der Betriebe hervorgegangen seien. Ihre Auszeichnung erfolge nach drei Gesichtspunkten:
1. personlichkeitswertende Menschenfuhrung, die geeignet sei, die Arbeitsfreudigkeit besonders zu
starken,2. Leistungshohe auf alien Gebieten der betrieblichen Arbeit und 3. vorbildlicher Einsatz bei
Terrorangriffen. Nach dieser Ansprache schritten Reichsleiter Dr. Ley und Reichsminister Funk zur
fjbergabe der Urkunden an die Betriebsfuhrer. Die Verleihung der hochsten Auszeichnung „Pionier
der Arbeit" als Ehrung fur hervorragende Bewahrung bei Erfullung wirtschaftlicher, technischer und
sozialer Aufgaben erfolgte, wie schon angedeutet, an 9 Personlichkeiten, von denen einige langst we-
gen ihrer Leistungen fur die deutsche Volksgemeinschaft der breiten Offentlichkeit bekannt und ver-
traut sind. Unter den „Pionieren der Arbeit" befinden sich auBerdem mehrere Handarbeiter. Diese
Tatsache ist um so bemerkenswerter, als zum ersten Male am 1. Mai 1943 ein Arbeiter zum Pionier der
Arbeit ernannt wurde, und zwar der Bergmann Konrad Grebe aus Westfalen. Diesmal sind bereits vier
Arbeiter durch ihre vom Fiihrer vollzogene Ernennung zum Pionier der Arbeit als leuchtendes Beispiel
an Charakter und Leistung aus der groBen Zahl ihrer Arbeitskameraden herausgehoben worden. Der
Fiihrerernannte folgende Personlichkeiten zum Pionier der Arbeit: Reichsminister Dr.-Ing. e. h. D o r p
miiller, Kommerzienrat Dr. rer. pol. Dr.-Ing. e. h.Hermann Rochling, Dr.-Ing. e. h. Albert
Vogler, Prof. Dr.-Ing. e. h. Claudius D o r n i e r, Dipl.-Ing. Helmut Stein, Dreher Ernst Becker,
Uhrmachermeister John Schwarzer, Horizontalbohrer Peter Kiisters, Werkmeister Eugen Wieczorek.
Unter lebhafter BegriiBung nahm dann Dr. Ley das Wort zu einer Rede, in der er sich zunachst mit der
sogenannten „Arbeitskonferenz", die augenblicklich in den Vereinigten Staaten inszeniert wird, aus-
einandersetzte. Den alten abgedroschenen Parolen der Westmachte, die doch nie in die Tat umgesetzt
wurden, stellte er das tatsachliche Aufbauwerk des Nationalsozialismus nach der Machtergreifung
gegeniiber.
Am 1. Juni wurden ebenfalls hervorragende Leistungen der deutschen Riistungsindustrie geehrt. An
132 diesem Tage sprach in einer durch Fliegerangriff beschadigten Munitionsfabrik Reichsminister Albert
Speer anlaBlich einer Betriebsbesichtigung zu den Arbeitern und dankte ihnen mit Worten hoher An-
erkennung fur die unerwartet schnelle Wiederingangsetzung der Produktion und die rasche Wieder-
aufnahme der Arbeit. Er betonte, daB er uberall im Reich die gleiche hervorragende Haltung der Muni-
tionsarbeiter gefunden habe. Ihnen alien gelte sein Dank. Gerade in den letzten Monaten seien auch
auf dem Gebiet der Munitionsfertigung trotz der feindlichen Luftangriffe laufend immer hohere Pro-
duktionsleistungen vollbracht worden. — Im Auftrag des Fiihrers iiberreichte dann Reichsminister
Speer am SchluB des Appells Direktor Edmund Geilenberg das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreu-
zes mit Schwertern. Geilenberg hat mitauBerordenflicher Tatkraft iiber den Rahmen seines Werkes
hinaus als Leiter des „Hauptausschusses Munition" beim Reichsminister fur Riistung und Kriegspro-
duktion in zweijahriger Aufbauarbeit die Munitionserzeugung auf die heutige Rekordhohe gebracht.
Als Betriebsfuhrer seines Werkes ist er der Gefolgschaft durch den bedingungslosen Einsatz seiner
Person ein jederzeit bewahrtes Vorbild. Am gleichen Tage sprach Reichsminister Speer in einer eben-
falls von einem Bombenangriff betroffenen Waffenfabrik zu seinen Riistungsarbeitern. Er hob auch
hier den unermiidlichen und selbstlosen Einsatz des deutschen Riistung sarbeiters hervor, durch den die
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deutsche Waffenindustrie in den letzten beiden Jahren — bisweilen unter schwierigsten Bedingungen
— eine erhebliche Steigerung ihrer Produktion sowohl an Zahl als audi an Giite der Waffen erreichen
konnte. Vor der seinen Ausflihrungen aufmerksam folgenden Belegschaft des Werkes liberreichte
Reichsminister Speer dann im Auftrage des Fuhrers Direktor Arthur T i x das Ritterkreuz des Kriegs-
verdienstkreuzes mit Schwertern. Tix ist Leiter des „Hauptausschusses Waffen" beim Reichsminister
fur Rustung und Kriegsproduktion. In groBziigiger Planung hat er hier mit beispielloser Energie das
Instrument geschaffen, mit dessen Hilfe es moglich war, die uberragenden Erfolge auf dem Gebiet der
Waffenfertigung zu erreichen. Stets in personlicher Beruhrung mit den Mannern an der Werkbank und
am Zeichentisch, gehort Tix zu den bewahrtesten deutschen Wirtschaftlern.
Im gleichen Zusammenhang steht die hohe Auszeichnung, die der Fiihrer dem Chef des Heereswaf-
fenamtes, General der Artillerie Leeb, durch Verleihung des Ritterkreuzes zum Kriegsverdienstkreuz
mit Schwertern zugesprochen hat. General Leeb erwarb sich durch hervorragende Sachkenntnis,
schopferische Energie und zielbewuBte Fuhrung des Heereswaffenamtes entscheidende Verdienste um
die Bewaffnung des Heeres. Er hat das Heereswaffenamt vorbehaltlos in den Dienst der Gesamtaufga-
ben der vom Reichsminister fur Rustung und Kriegsproduktion Speer gefuhrten deutschen Rustung
gestellt und durch sein enges Vertrauensverhaltnis, zu Reichsminister Speer an der qualitativen
Vollendung und dem standigen Fortschritt der Heeresrustung in starkstem MaBe mitgewirkt.
Am 26. Juni wurden erneut zwei Ritterkreuze zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern auf Vor-
schlag des Reichsmarschalls, des GroBdeutschen Reiches Hermann Goring und des Reichsministers
fur Rustung und Kriegsproduktion Albert Speer vom Ftihrer an verdiente Manner der Luftriistung
verliehen. Es sind dies Generaldirektor Karl F r y d a g, Leiter des „Hauptausschusses Flugzeugzelle",
und Direktor Dr.-Ing. Hans H e y n e, Leiter des „Hauptausschusses Flugzeugriistung". Frydag und
Heyne haben sich um die deutsche Luftriistung hervorragende Verdienste erworben. Die von Frydag
durchgefiihrten neuartigen Fertigungsmethoden im GroBserienbau der Flugzeugzelle haben zu einer
Steigerung der gesamten Flugzeugproduktion beigetragen Heyne hat als Leiter des „Hauptausschusses
Flugzeugausriistung" durch umfassende MaBnahmen den Bau von Flugzeugen erheblich vereinfacht
und damit eine wesentliche Leistungssteigerung, insbesondere auf dem Gebiet der Flugzeugausrii-
stung, erreicht. Auch in anderen von ihm betreuten Fertigungszweigen konnte Heyne eine kurzfristige
Ausbringung der von der Front
133 benotigten Gerate durchfiihren. Bei einer Vorfiihrung der Luftwaffe iiberreichte im Beisein des
Reichsministers Speer Generalfeldmarschall Milch im Auftrage des Fuhrers die hohe Auszeichnung.
Am gleichen Tage verlieh der Fiihrer auf Vorschlag des Reichsministers fur Rustung und Kriegspro-
duktion Speer daB Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern an Dr.-Ing. e. h. Gustav K n
e p p e r. Seit Beginn des Krieges widmete Dr. Knepper, der 74 Jahre alt ist, seine ganze Kraft dem
Kriegseinsatz des deutschen Bergbaues, den er dank seinerbedeutenden Erfahrungen wesentlich for-
derte und die Leistungssteigerung im Bergbau erheblich beeinfluBte. Die Dr.-Ing. e. h. Knepper zuteil-
gewordene Ehrung bedeutet zugleich eine Wiirdigung der Verdienste aller im gesamten Bergbau
Schaffenden.
Als eine ganz gewaltige Leistung muB ferner die Steigerung der deutschen Riistungsfertigung im
fiinften Kriegsjahr angesehen werden. Sie ist ein Verdienst sowohl der Wirtschaftsfiihrung wie auch
des deutschen Arbeiters, die gemeinsam unermiidlich oftmals unter Einsatz ihres Lebens Tag und
Nacht fur die Front gearbeitet haben. Dariiber sprach vor zahlreichen Betriebsfiihrern eines groBen
Industriereviers Mitte Juni der Reichsminister fur Rustung und Kriegsproduktion Speer. Er legte das
im Bereich seines Ministeriums durchgefiihrte System der Selbstverantwortung der Industrie und die
groBen Erfolge dar, die dank der Heranziehung dieser Selbstverantwortungskrafte auf alien Gebieten
der Rustung und kriegswichtigen Erzeugung erzielt worden sind. In seiner Rede sagte Reichsminister
Speer u. a. folgendes: „DaB die Riistungs- und Kriegsproduktion bis heute standig gestiegen ist, ohne
daB der Bombenterror uns hier wesentliche EinbuBen brachte, ist meiner Ansicht nach die erstaunlich-
ste und wunderbarste Leistung unserer Industrie Dieses Wunder der Rustung, das uns von Monat zu
Monat trotz zunehmender Fliegerangriffe zu weiteren Steigerungen befahigte, hat seine erste und
wichtigste Voraussetzung in der Haltung unseres deutschen Arbeiters,. Alle unsere organisatorischen
Fahigkeiten verblassen in ihren Auswirkungen vor dem selbstlosen Einsatz unseres deutschen Arbei-
ters und der Betriebsleitungen. Die zweite entscheidende Voraussetzung ist die im Jahre 1942 fur die
gesamte Rustung eingefiihrte sogenannte Selbstverantwortung der Industrie. Bis zum Jahre 1942 be-
kam die deutsche Industrie ihre Staatsauftrage — um solche handelt es sich iiberwiegend wahrend des
Krieges — von behordlichen Stellen des Reiches, von den Waffenamter der Wehrmachtteile usw. Die
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Verantwortung fur den Ablauf der Rustung, fur die Aufstellung der Programme, fur die Belegung der
Werke, fur RationalisierungsmaBnahmen und fur den Erfahrungsaustausch lag damit uberwiegend bei
daflir bestimmten Verwaltungsdienststellen des Reiches und der Wehrmachtteile. Dr. Todt und audi
ich selbst haben unsere Laufbahnerfolgreich in dem privaten Unternehmertum und im freien Beruf
begonnen, und auf Grund unserer Erfolge in diesem Wirkungskreis sind uns wichtige staatliche Auf-
gaben iibertragen worden. Wir kannten die Krafte, die in der Initiative des privaten Unternehmers
liegen, aus eigener Anschauung und bejahten sie aus eigener Uberzeugung Wir kannten auch den Fa-
natismus, der den Techniker beseelt, wenn er mit einer groBentechnischen Aufgabe betraut wird. Die
Durchfuhrung umfassender industrieller Aufgaben kann nur von Mannern gelenkt werden, die aus der
Industrie selbst hervorgegangen sind. Es ist in ruhigen Zeiten sehr wohl zu uberlegen, ob auf die Dau-
er eine ehrenamtliche Tatigkeit von Industriefuhrern, die nach wie vor in der Wirtschaft verankert
sind, Nachteile mit sich bringen kann. In diesem Kriege sind allein der Erfolg und die Schnelligkeit
entscheidend. So beschloB ich 1942, aus der gesamten mir zur Verfugung stehenden Industrie die be-
sten fuhrenden Techniker und alle diejenigen Krafte, die sich bis dahin bereits durch ihre Leistungen
in ihren Betrieben hervorgetan hatten, mit der Gesamtverantwortung zunachst fur die Produktion an
Waffen, Munition und Panzern zu betrauen. Heute zahlt man 21 Hauptausschusse, die die
134 Endfertigung der Rustung zu verantworten haben, und 12 Ringe, die die hierzu notwendigen
Zulieferungen gewahrleisten miissen und die gesamte Rustung — und Kriegsproduktion steuern. Diese
einmalige Organisation der Selbstverantwortung der Industrie setzt sich aus etwa 6000 ehrenamtlich
von den Betrieben zur Verfugung gestellten Technikern und Ingenieuren zusammen. Diese ehrenamt-
lichen Mitarbeiter aus der Industrie tragen bis in die Einzelheiten Verantwortung daflir, was in den
einzelnen Werken und wie es gefertigt wird, und sie haben dabei die Moglichkeit, alle Bestimmungen
zu treffen, die notwendig sind, um ihren Standpunkt durchzusetzen und den Betriebsfuhrern die hierzu
notwendigen Anweisungen zugeben. Auch das Reichsministerium fur Rustung und Kriegsproduktion,
dessen wichtigste Rustlings org ane die Hauptausschusse und Ringe sind, ist in seiner ubrigen Zusam-
mensetzung nichts anderes als ein Spiegelbild der Selbstverantwortung der Industrie geworden. Fast
samtliche Amter sind mit Mannern der Industrie besetzt, deren Mitarbeiter groBtenteils ebenfalls von
der Industrie abgestellt sind.
Als Spitzenleistung der deutschen Industrie darf mit Recht die Vergeltungswaffe „V 1" betrachtet
werden, aber auch andere Rustungserzeugnisse wie „P a n z e r s c h r e c k" und „Panzerfaust", nicht
zuletzt der neueste deutsche Panzer, der „P a n t h e r". Er ist nach den Urteilen der Front der beste
Panzer der Welt, ebenbtirtig alien feindlichen Panzerkraftwagen, denen er sowohl an der Italienischen
als auch an der sowjetischen Front und schlieBlich auch an der Invasionsfront mit seiner gewaltigen
uberlegenen Kampfkraft entgegengetreten ist. Die Qualitat des neuen Panzers, ist von vier wesentli-
chen Faktoren beherrscht: von der Feuerkraft, der Beweglichkeit, der Fuhrungsfahigkeit und vom Pan-
zerschutz. Der „Panther" verdient darum hochste Bewunderung, weil er eine erstaunlich hohe Ge-
schwindigkeit mit starker Feuerkraft und verhaltnismaBig sicherem Panzerschutz vereinigt. Mit 15
Tonnen ist der „Panther" leichter als der mit gleichen Gtitern ausgestattete „Tiger". Er ist darum ent-
sprechend schneller. Er ist dem sowjetischen „T 34" mit seinen 48 km Stundengeschwindigkeit und
dem amerikanischen „Sherman" mit seinen 35 km Stundengeschwindigkeit weit uberlegen. Die Pan-
zerung des„Panther" betragt 120 mm, die Schragstellung der Flachen vermindert dazu noch die Durch-
schlagskraft feindlicher Geschosse. Er besitzt eine uberlange 7,5-cm-Kanone, zudem ein Maschinen-
gewehr. Der „Panther" bringt mit Sicherheit auch Treffer auf eine Entfernung von 2000 Meter an.
Durch diese Reichweite vor allem ist er den feindlichen Panzern bei weitem uberlegen!
Am 23. Juni enthielt die deutsche Presse eine in der gegenwartigen Situation sicherlich notwendige
offentliche Warming: sie appellierte an die Verschwiegenheit aller in der Rustungsproduktion Tatigen!
Der Einsatz der neuen Waffe gegen England sei fur den Feinduberraschend gekommen. Die vergebli-
chen Bemuhungen seiner Flak und Luftabwehr zeigten, daB die Feindseite unvorbereitet war und jetzt
erst versuchen mtisse, wirksame Gegenmittel zu finden. Es ist uns also gelungen, das Geheimnis der
Entwicklung, Erprobung und Bereits tellung dieser Waffe zu wahren, obwohl der Feind durch zahlrei-
che Agenten und Spione versucht hat, sich Einzelheiten und Unterlagen zu verschaffen. Die an der
Erzeugung der neuen Waffe beteiligten Stellen und Arbeitskraftehaben alle mogliche Vorsicht und
Verschwiegenheit beobachtet! Das ist ein ebenso groBes Verdienst wie ihre Rustungsleistung selbst.
Es ist jedoch zu befurchten, daB jetzt im Eifer der Diskussion tiber die neue Waffe, in die sich der
Feind mit Zweifelsfragen, ktihnen Behauptungen und wohliiberlegten Suggestivfragen dauernd ein-
mischt, wohlmeinende Volksgenossen aus Waffenstolz Angaben machen, um den Wert dieser Waffe
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zu bekraftigen. Die neue Waffe spricht jedoch fur sich selbst! Die verantwortlichen Stellen der Rli-
stung und der Wehrmacht werden vielleicht zu gegebener Zeit der Offenflichkeit gewisse Informatio-
nen liber die
135 neue Waffe zugehen lassen, die aber sorgfaltig begrenzt sein werden. Audi diese Tatsache lockert
nicht die allgemeine Schweigepflicht. Die Fuhrung setzt groBes Vertrauen in die Zuverlassigkeit aller
Volksgenossen, die mitgeheimen Dingen in der Rustung zu tun haben. Unsere neuen Waffen und de-
ren Zubehor treten, nachdem sie ihre Erprobung bestanden haben, immer starker im Arbeitsgang zahl-
loser Betriebe auf. Der Kreis der Mitwissenden vergroBert sich und damit die Gefahrdung der zu be-
wahrenden Geheimnisse. Wer aus Renommiersucht, Geschwatzigkeit, Besserwisserei sich in Gespra-
che iiber Waffen einlaBt, fallt den verdienstvollen Forschern und Ingenieuren genau so in den Riicken,
wie er sein eigenes Leben und seine eigene Arbeit aufs Spiel setzt. Im Wettlauf der Erfindungen geht
es um ein zahes und stummes Ringen. Dasjenige Land, das sich durch Geheimhaltung seiner neuen
Waffen in einen wesentlichen Vorsprung der Rustung versetzt, wird in der Kriegfuhrung entscheiden-
de Vorteile haben und in der Lage sein, vielleicht sogar entscheidend den Krieg zu beeinflussen. DaB
es die Staatsfuhrung ernst mit ihren Warnungen nimmt, das beweisen immer wieder schwere Strafen,
die gegen leichtsinniges Weitererzahlen von kriegswichtigen Geheimnissen ausgesprochen werden.
Der Fall des 54-jahrigen Betriebsingenieurs Alois Stern aus Sternhammer in Niederbayern zeigt in
besonderer Weise, welche Gefahr durch solche Leichtfertigkeit entstehen kann. Stern, der in einem
wichtigen Rustungsbetrieb beschaftigt war, unterhielt sich mit ehemaligen Arbeitskameraden und
machte hierbei nahere Angaben tiber die in seinem Betrieb hergestellten Waffen. Er hatte sich deshalb
vor dem Volksgericht wegen Landesverrats zu verantworten. Der Volksgerichtshof stellte in der Ver-
handlung fest, daB Stern, der seit vielen Jahren in der Rustungsindustrie tatig ist, mit seinen Erzahlun-
gen einem klaren Verbot zuwidergehandelt hat. Er war bei seiner Einstellung in das Rustungswerk
durch Handschlag und schriftliche Erklarung zu unbedingter Verschwiegenheit verpflichtet worden.
Der Verteidigung des Angeklagten, er habe diese Mitteilungen „doch nur vertrauenswurdigen Perso-
nen" weitererzahlt, konnte der Volksgerichtshof keine Wirkung zubilligen; denn wenn man diese Aus-
rede gelten lassen wtirde, gabe es sehr bald uberhaupt kein wohlbehutetes Geheimnis mehr. Mit Riick-
sicht auf die besondere Art seiner Erzahlung und die dadurch herbeigefuhrte Gefahrdung des Reiches
muBte Stern daher trotz seiner sonstigen Unbescholtenheit zum Tode verurteilt werden. Das Urteil ist
inzwischen vollstreckt worden.
Die besondere Sorge des nationalsozialistischen Staates gilt bekanntlich von jeher den Kriegsopfern.
Dr. Goebbels hat seinerzeit davon gesprochen, daB es eine Ehrenpflicht der Nation sei, die Kriegsver-
letzten in jeder Weise fur ihren Einsatz zu entschadigen. Diesem Gedanken entsprechend, haben sich
am 24. Juni in Wien fuhrende Manner des Reichsarbeitsministeriums zu einer Arbeitstagung zusam-
mengetan, um Richtlinien fur ihre verantwortungsvolle und zugleich schone Aufgabe auszuarbeiten.
Reichsarbeitsminister S e 1 d t e wies darauf hin, daB alle Fragender Sozialpolitik mit der Fortdauer des
Krieges eine steigende Bedeutung gewonnen hatten, was sogar von den Feindstaaten allmahlich aner-
kannt wtirde. Dennoch aber seien in England und Amerika die Kriegsopfer bitterster Not und einem
traurigen Schicksal ausgesetzt. Hier zeige sich deutlich, daB bei den Feindstaaten der Sozialismus nur
auf dem Papier stehe. Die Versorgung der Kriegsbeschadigten und Hinterbliebenen habe mit der Lan-
ge des Krieges, da er auch in der Heimat Blutopfer fordere, nebenallgemeinpolitischer noch sozialpoli-
tische Bedeutung erlangt. Die Betreuung der Kriegsopfer sei der Priifstein fur unseren Sozialismus.
Die Hauptaufgabe der Dienststellen der Versorgung und Fursorge in wirtschaftlicher Hinsicht sei es,
den ausreichenden Lebensunterhalt fur die Beschadigten und Hinterbliebenen sicherzustellen, und
zwar im Sinne des Sozialausgleichs. Bei den Unfallverletzten ebenso wie bei den Kriegsbeschadigten
gelte der Grundsatz, daB Arbeit wichtiger sei als Rente. Es komme darauf an, daB der Mensch seelisch
die
136 Korperbehinderung uberwinde. Der Schwerkriegsbeschadigte miisse fur einen moglichst hochwertigen
Arbeitsplatz mobilisiert werden. Der Minister sprach den Betriebsfuhrern seinen Dank dafiir aus, daB
sie an der groBen sozialen Aufgabe der Kriegsopferbetreuung erfolgreich mitwirkten und gab seiner
Freude Ausdruck, daB gerade auf dem Gebiet der Kriegsopferbetreuung die Zusammenarbeit von Staat
und Partei vorbildlich sei. Reichskriegsopferfuhrer Oberlindober ftihrte aus, an erster Stelle stehe die
lebendige Sorge um unsere Kriegerhinterbliebenen. Auf dem Gebiet der Elternversorgung werde sich
stets die Moglichkeit ergeben, Eltern, die durch den Heldentod ihres Sohnes die einzige Sttitze verlo-
ren haben, wtirdig zu versorgen. Als Kernstiick der Beschadigtenversorgung bezeichnete er die Be-
rufsfursorge. Auf dem Felde der eigentlichen materiellen Versorgung bestehe die erste Pflicht darin,
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den kriegserkrankten Soldaten wieder lebenstiichtig zu machen, seine Leistungskraft und Schaffens-
freude zu fordern und sie wirksam werden zu lassen. Fur die Opfer des Krieges, der Arbeit und des
Luftterrors wird ein besonderersteuerfreier Betrag auf der Lohnsteuerkarte eingetragen als. pauschale
Abgeltung fur den Mehraufwand an Werbungskosten, Sonderleistungen und auBergewohnlichen Bela-
stungen, den erfahrungsgemaB die Beschadigten und Korperbehinderten bzw. Hinterbliebenen in gro-
Berem Umfang haben als gesunde Menschen, die im freien Gebrauch ihrer Glieder nicht behindert
sind. Der Reichsfinanzminister hat nun eine Neuregelung dieser steuerlichen Ausgleichsvergiinstigun-
gen verfiigt, die eine Reihe von Verbesserungen enthalt. Die Hohe der steuerfreien Pauschalbetrage
habe ich gegenuber bisher nicht geandert. Der steuerfreie Pauschalbetrag fur erwerbstatige Arbeit-
nehmer ist groBer als der fur nicht erwerbstatige Arbeitnehmer, Pensionare usw. Weggefallen ist je-
doch die Aufteilung der steuerfreien Pauschbetrage in einen Anteil an Werbungskosten und Sonder-
ausgaben und einen solchen fur auBergewohnliche Belastung.
Ferner kommen alle Schaffenden, die in der Heimat durch feindlichen Luftterror oder sonst durch
Feindeinwirkung Schaden erlitten, in den GenuB der weitgehenden sozialen Betreuung des nationalso-
zialistischen Staates. Bei Tod oder korperlichen Schaden, die durch feindliche Fliegerangriffe verur-
sacht sind, wird grundsatzlich Fursorge und Versorgung nach den Bestimmungen der Personenscha-
denverordnung gewahrt. Andererseits ist der weit uberwiegende Teil der Gefolgschaftsmitglieder in
deutschen Betrieben durch die umfassende Unfallversicherung, die auch die Wege zur und von der
Arbeitsstelle einschlieBt, geschtitzt. Auch der an seiner Maschine wirkende Arbeiter wird, wenn er
durch eine Bombe verletzt wird, nicht nach Unfallversicherungsrecht entschadigt, sondern nach Per-
sonen-schadenrecht versorgt. Fur diese Falle kommt dabei das Personenschaden-recht nicht nur, wie
sonst im allgemeinen, mit seinen groBziigigen Versorgungsbestimmungen entsprechend dem Wehr-
macht-Fiirsorge- und -Versorgungs-gesetz in Betracht; es werden vielmehr dariiber hinaus dem Be-
schadigten auch die zusatzlichen hoheren Leistungen nach dem Einsatz-Fiirsorge- und -
Versorgungsgesetz gewahrt. Fur den durch Flaksplitter verletzten Arbeiter gilt dasselbe. Ebenso gilt
die Personenschadenverordnung, wenn die Verletzung durch Gebaudeteile erfolgt, die beim Angriff
oder in seiner unmittelbaren Folge wegen Sprengbombenwirkung einstiirzen, oder durch herumflie-
gende Splitter eines durch FlakbeschuB zerstorten Glasfensters usw. Bei Fliegeralarm oder sonstigen
MaBnahmen deutscher Behorden in unmitteibarer Folge von Kampfhandlungen — z. B. der Spren-
gung von Blindgangern — oder bei Vorbereitung bevorstehender Fliegerangriffe entstehende Schaden
an der Person des Gefolgschaftsmitgliedes werden gleichfalls durch Fursorge und Versorgung nach
der Personenschadenverordnung abgegolten.
Der Ftihrer hat mit Wirkung vom 1. Mai d. J. die Bildung des Truppensonderdienstes innerhalb der
Wehrmachtbefohlen. Damit werden diejenigen Wehrmachtbeamten, die als unmittelbare Heiter in der
Truppe selbst tatig sind, in das Rechtsverhaltnis, als Offizier ubergefiihrt. Diese Wehrmachtbeamten
137 waren bisher an die Bestimmungen des Beamtenrechts gebunden, die sich in wesentlichen Punkten
nicht mit den Erfordernissen des Truppendienstes deckten. In Ausfuhrung des Fiihrerbefehls wurden
daher die bisherigen Wehrmachtbeamten des Intendantur- und Zahlmeisterdienstes sowie die Wehr-
machtrichter als Offiziere des Truppensonderdienstes ubernommen. Diese Laufbahnen des Verwal-
tungsdienstes bzw. der Wehrmachtrichter erganzen sich in Zukunft ausschlieBlich aus Truppenoffizie-
ren. Die Offiziere des Truppensonderdienstes tragen die Uniform ihres Wehrmachtteiles und ftihren
mit einigen Ausnahmen ihre bekannten Dienstgradbezeichnungen weiter. Fur Offiziere des Verwal-
tungsdienstes, die als Laufbahnabzeichen den Merkurstab tragen, ist die Waffenfarbe beim Heer und
der Luftwaffe hellblau und bei der Kriegsmarine kornblumenblau. Die Wehrmachtrichterhaben als
Laufbahnabzeichen das altdeutsche Richtschwert und als Waffenfarbe bei Heer und Luftwaffe wein-
rot, bei der Kriegsmarine karmesinrot.
Im Rahmen der BetreuungsmaBnahmen fur unsere deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternier-
ten hat der Reichserziehungsminister, wie am 30. Mai bekanntgegeben wurde, eine grundsatzliche
Regelung fur die Weiterbildung und die Ablegung von Priifungen durch deutsche Kriegsgefangene
oder Zivilinternierte getroffen. Danach konnen in den Lagern folgende Priifungen abgenommen wer-
den: die ordentliche Reifepriifung, die AbschluBpriifungen an Fachschulen (Bauschulen, Ingenieur-
schulen, Textilschulen, Bergschulen, Landwirtschaftsschulen, Hohere Landbauschulen), die Sonder-
Reifepriifung, die 1. und 2. Priifung fur das Lehramt an Volksschulen und die Priifung fur das Lehramt
an Hauptschulen. Die Priifungsausschiisse werden jeweils von Fachleuten aus dem Kreise der Gefan-
genen gebildet; sie miissen dazu im allgemeinen die Anerkennung durch den Reichserziehungsmini-
ster besitzen. Die von ihnen ausgestellten Priifungszeugnisse erlangen voile Giiltigkeit, wenn sie mit
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dem Anerkennungsvermerk des Reichserziehungsministers versehen sind .Diese Anerkennung kann
bereits wahrend der Gefangenschaft oder Internierung ausgesprochen werden. Die Ausbildung fur
handwerkliche Berufe kann auf der Grundlage der gegebenen Rahmenlehrplane fur die einzelnen Be-
rufszweige sowie der entsprechenden Soldatenbriefe zur Berufsforderung („Weg zur Meisterpriifung"
und Fachhande) erfolgen. Eine Abhaltung von AbschluBpriifungen fiir die Gewerbelehrerausbildung
ist nicht durchfuhrbar. Jedoch konnen sich die Bewerber weiterbilden und vorbereiten, die so erwor-
benen Kenntnisse nach Ruckkehr aus der Gefangenschaft in einer Priifung nachweisen und dadurch
gegebenenfalls eine Anrechnung auf die Ausbildungszeit erreichen.
Die Abnahme von Hochschulprufungen aber ist grundsatzlich nicht moglich ! Jedoch wird durch eine
wirksame Fernbetreuung sowie durch Einrichtung von Arbeitsgemeinschaften und Kursen Gelegen-
heit zur Umarbeitung oder Fortbildung im Fachgebiet gegeben. Uber einzelne Fachgebiete konnen
Eilprtifungen abgelegt werden, soweit geeignete Priifervorhanden sind. Nach Ruckkehr aus der Ge-
fangenschaft, friihestens nach Ablauf des ersten Semesters nach Aufnahme oder Wiederaufnahme des
Stadiums, wird auf Grund einer Zwischenpriifung unter Berucksichtigung der in der Gefangenschaft
abgelegten Teilprufungen entschieden, ob und inwieweit das bisher erworbene Wissen auf das vorge-
schriebene Stadium stofflich und zeitlich angerechnet werden kann. Zur Regelung einer erfolgreichen
und geordneten Fernbetreuung unserer kriegsgefangenen und zivilinternierten Studierenden wurde die
Fern-Immatrikulation neu geregelt, und zwar so, daB einzelne Universitaten bestimmte Lehrfacher fur
die Fernbetreuung der Kriegsgefangenen und Zivilinternierten ubernehmen.
Als eine der vornehmsten Pflichten fur die vollkommene Ausbildung des deutschen Soldaten erach-
tet es die Staatsfuhrung, das Offizierkorps in Zeiten der Ruhe mit den politischen Ideen des gegenwar-
tigen gigantischen Kampfes vertraut zu machen. Der maBgeblichste Sprecher auf diesem Sektor der
geistigen Rustung der deutschen Wehrmacht ist Reichsminister Dr. Goebbels. Er gab am 19. Mai vor
einem
138 groBeren Kreis bewahrter Frontoffiziere, die, von alien Frontabschnitten kommend und mit hohen
Auszeichnungen versehen, zu einem Lehrgang versammelt waren, einen Uberblick liber die allgemei-
ne Kriegslage. Der Minister unterzog die politischen und militarischen Faktoren der gegenwartigen
Situation einereingehenden Betrachtung und stellte sie, liber die tagesaktuellen Vorgange hinausge-
hend, in den Rahmen einer geschichtlichen Wertung. Es gebe kein Beispiel, so sagte Dr. Goebbels u.
a., daB ein Volk jemals in der Geschichte unterlegen sei, das seine Existenz mit unnachgiebiger Zahig-
keit und Harte verteidigt habe; denn die Entscheidung um Sein oder Nichtsein eines Volkes werde
nicht nur durch Gewalt und materiellen Aufwand bestimmt, sondern durch Ausdauer und Nervenstar-
ke, durch die Standhaftigkeit und durch den festen EntschluB, niemals nachzugeben. Dr. Goebbels
legte in diesem Zusammenhang auf die groBe fortdauernde Aufgabe der politischen Bildung und Er-
ziehung sowohl der Front als auch der Heimat besonderes Gewicht. Dieses globale Ringen, so erklarte
er, sei zu einem Kampf der Weltanschauungen geworden, in dem sich nur dasjenige Volk behaupten
konne, das liber die bessere politische Idee und die groBere Kraft der politischen Uberzeugung verfti-
ge. Wir verteidigen in diesem Weltanschauungskampf nicht nur unser volkisches Dasein, sondern
insgesamt unsere Art zu leben sowie unsere geistige, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Vorstel-
lungswelt, deren Erhaltang uns uberhaupt erst den Wiederaufbau und die Neuschaffung von Kultur-
werten ermoglichen werde.
Im gleichen Sinne bewegten sich die Ausfuhrungen, die von den Reichsleitern Dr. Ley und Schi-
rach vor der Division „GroBdeutschland" in einer Garnisonstadt der Mark Brandenburg gemacht wur-
den. Hier war ein Lager errichtet worden, in dem zum ersten Male bei der Ausbildung der aus alien
Gauen Deutschlands kommenden kunftigen Offiziere vollig neue Wege beschritten werden sollen.
Ziel der Lehrgange wird es sein, neben alien militarischen Fertigkeiten den jungen Soldaten auch eine
politische Schulung angedeihen zu lassen. Die Ubergabe des Lagers an die Truppe wurde durch
Reichsleiter von Schirach vor den in Paradeaufstellung angetretenen Offiziersbewerbern vollzogen.
Der Reichsleiter sprach von der Bedeutung dieser soldatischen Feierstunde, die einen neuen Abschnitt
in der Geschichte der nationalsozialistischen Erziehung des Nachwuchses unserer Armee einleite, und
ubergab dem Befehlshaber des Ersatzheeres die Anlage, der sie dem Kommandeur der Panzergrena-
dierdi vision „GroBdeutschland" anvertraute. Vor Vertretern von Partei, Staat und Wehrmacht fand
spater eine Kundgebung start, in der Reichsleiter von Schirach die Jugenderziehung des nationalsozia-
listischen Staates behandelte. Der Redner stellte der Erziehung sarbeit vor der Machtabernahme die
neuen Erkenntnisse und Ergebnisse nationalsozialistischer Jugendschulung gegeniiber. Es konne
nichthoch genug eingeschatzt werden, was der Ftihrer mit seinem Aufruf zur Griindung der Hitler-
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Jugend dem deutschen Volke geschenkt habe. Er habe den jungen Deutschen ein politisches Ideal
gegeben, er habe der Jugend mehr als ein Reich, er habe ihr eine neue Welt geschenkt mit der Bindung
an eine neue Idee. Schirach verwies auf die Tapferkeit der im Felde stehenden jungen Nationalsoziali-
sten, die ihre Bekraftigung durch viele hohe Auszeichnungen erfahre. DaB die Fuhrung durch die Ju-
gend richtiggewesen sei, erharte die Tatsache, daB es keinen Jugendfuhrer an der Front gebe, der nicht
auch dort seine Einheit ftihre. Als Reichsorganisationsleiter Dr. Ley anschlieBend das Wort ergriff,
zeichnete er ein Bild von dem einmutigen Arbeits- und Kampfwillen des deutschen Volkes, seiner
Soldaten, Arbeiter, Bauern und Burger, aller deutschen Manner, Frauen und nicht zuletzt unserer Ju-
gend, die schon in der Heimat viel Gelegenheit fand, Mut und Tapferkeit zu beweisen. „Jeder von uns
ftihlt, daB die GroBe dieser Zeit einmalig ist. In der Heimat ist die Haltung des Volkes gerade in den
Gauen, die am schwersten unter dem anglo-amerikanischen Luftterror leiden, am festesten. Die Partei
ist der Quell all unserer Energie. Verkorpert ist unser Glaube in unserem Fiihrer. Fuhrung und Volk
sind durch ein unsichtbares Band des
139 Glaubens und des Ideals verbunden. Wir sind alle iiberzeugt, daB uns der Ftihrer zum groBten Siege
der deutschen Geschichte ftihren wird!" Die Kundgebung war durch eine BegriiBungsansprache des
Kommandeurs der Division„GroBdeutschland", Generalleutnant von Manteuffel, eingeleitet worden,
der am Vortage aus der Hand des Fuhrers in dessen Hauptquartier die Schwerter zum Eichenlaub des
Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes entgegengenommen hatte. Mit dieser Ehrung hatte der Fiihrer
seine hohe Anerkennung des heldenmiitigen Kampfes der Division „GroBdeutschland" an einem wich-
tigen Brennpunkt der Kampfe im Osten zum Ausdruck gebracht.
In der Ausrichtung des Volkes auf die groBe Zielsetzung dieses Krieges war auch die Partei in den
Monaten Mai und Juni unermiidlich. In Tausenden von Versammlungen und Kundgebungen wurde
das Volk hingewiesen auf den Ernst der Stunde und die groBe Verantwortung jedes Einzelnen.
Reichsminister Dr. Goebbels machte sich da mehrfach zum eindrucksvollen Sprecher. So richtete er
in einer vom feindlichen Bombenterror schwer getroffenen Gauhauptstadt an Zehntausende das Wort,
die sich inmitten der von feindlichen Luftgangstern geschandeten historischen Bauten auf dem groB-
ten Platz der Stadt zu einer Massenkundgebung versammelt hatten. Diese Stadt und ihre Bevolkerung
habe, so sagte Dr. Goebbels in seiner Rede, wie alle anderen vom Luftterror heimgesuchten Stadte des
Reiches den feindlichen Versuchen, ihre Moral zu brechen, eine hochgemute Tapferkeit und ein
standhaftes Herz entgegengesetzt. Wenn der Feind geglaubt habe, die Heimat wurde in dem Augen-
blick, da sie unmittelbar in das Kriegsgeschehen einbezogen wurde, ihre Zahigkeit und Ausdauer ver-
lieren, so habe er sich darin griindlich getauscht. Im Gegenteil sei die Kampfentschlossenheit des
deutschen Volkes durch den feindlichen Terror nur gehartet worden. In diesem Sinne forderte der Mi-
nister das gesamte deutsche Volk auf, auch in den kommenden ent-scheidenden Wochen und Monaten
die gleiche hohe Kriegsmoral zu beweisen, die sich bisher so hervorragend bewahrt habe. Jedermann
wisse, daB ein Volk fur ein groBes und edles Ziel auch schwere und manchmal unertraglich scheinen-
de Opfer bringen miisse. In diesem Kriege werde nicht um strategische Grenzen und territoriale Vor-
rechte gekampft, sondern es gehe um Sein oder Nichtsein unseres Volkes. Die weltgeschichtliche
Auseinandersetzung, in der wir stehen, werde iiber die Neuverteilung der Machtverhaltnisse auf den
Kontinenten entscheiden. Ein Volk, das dabei versage, sinke in ein geschichtsloses Dasein zuriick, ein
tapferes, standhaftes und entschlossenes Volk aber werde den Sieg und damit end-giiltig seine Freiheit
und sein Lebensrecht erkampfen. Nach einer ein-gehenden Darlegung der Kriegslage gab Dr. Goeb-
bels seiner Uberzeugung Ausdruck, daB wir alien Grund haben, festen Mutes der Zukunft entgegenzu-
sehen. Diese Uberzeugung sei nicht nur in den Tatsachen selbst begriindet, sondern auch in den Un-
wagbarkeiten, die in einer so umfassenden, weltweiten Auseinandersetzung eine maBgebende Rolle
spielen.
In seiner Eigenschaft als neu ernannter Stadt President von Berlin sprach. Reichsminister Dr. Goeb-
bels Anfang Mai zu den ihm unterstellten Spitzen der Berliner Fiihrungs- und Verwaltungsorgane und
ihren engsten Mitarbeitern und legte ihnen die Grundsatze dar, nach denen unter der einheitlichen
Fuhrung des Gauleiters und Stadtprasidenten die Organe der Partei selbst und der Stadtverwaltung in
Zukunft die Ge-schicke der Reichshauptstadt lenken werden. Einleitend wies Dr. Goebbels darauf hin,
daB durch den FiihrererlaB, mit dem er zum Stadtprasidenten von Berlin ernannt wurde, ein Zustand
seine offizielle Bestatigung fand, der praktisch bereits seit der Machtiibernahme im Jahre 1933 be-
steht. Die einheitliche und straffe Fuhrung eines so umfangreichen und wichtigen kommunalen Gebil-
des, wie es die Hauptstadt des GroBdeutschen Reiches ist, machte eine Zusammenfassung aller Fiih-
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rungsorgane in einer Hand notwendig. Durch die Ernennung von Reichsminister Dr. Goebbels zum
Stadtprasidenten von Berlin ist
140 dieser Zustand am 1. April 1944 durch FlihrererlaB bestatigt worden. Die heutige Amtseinweisung —
so ftihrte Dr. Goebbels weiter aus — erfolge in einem Augenblick, in dem die Reichshauptstadt star-
ken Belastungsproben ausgesetzt sei. Wenn die Stadt Berlin seit dem November 1943 schwere feind-
liche Terrorangriffe ertragen muBte, dem Feinde aber trotzdem die „Entmannung" der Reichshaupt-
stadt, wie er es zynisch nannte, in keiner Weise gelang, so ist das neben der iiber jedes Lob erhabenen
Haltung der Berliner Bevolkerung nicht zuletzt auch der hervorragenden Arbeit der Berliner Ftih-
rungsstellen zu verdanken, die damit ihre groBe Probe bestanden haben. Alle Schaden — so sagte Dr.
Goebbels — , die uns der Bombenterror zuftigt, sind zu beheben, wenn dieser Krieg erst siegreich be-
endet ist. Einige Friedensjahre bereits werden geniigen, um die Wunden vernarben zu lassen, und in-
nerhalb weniger weiterer Jahre wird Berlin schoner und groBziigiger denn je wieder aufgebaut sein
mit lichten weitraumigen Arbeitersiedlungen, mit reprasentativen StraBen und Gebauden, wie sie der
Hauptstadt des GroBdeutschen Reiches wiirdig sind. Wenn die Mauern wieder aufgerichtet und alle
Schaden langst vergessen sind, wird das Bleibende allein das Zeichen der Bewahrung der Reichs-
hauptstadt in diesen schweren Zeitensein. Dr. Goebbels schloB seine Ausfuhrungen mit einem Hin-
weis auf die groBen Aufgaben, die der Reichshauptstadt in den kommenden friedlichen Zeiten bevor-
stehen. Berlin, das sich in diesem Kriege einen moralischen Fuhrungsanspruch erworben habe, werde
dann seine ganze Kraft den Aufgaben der Zukunft widmen.
Auf Veranlassung des neuen Stadtprasidenten von Berlin, Reichsminister Dr. Goebbels, wurde mit
der Wahrnehmung der Geschafte der staatlichen Verwaltung der Reichshauptstadt als Regierungspra-
sident von Berlin der Stadtrat Dr. Petzke betraut. Dr. Hermann Petzke ist in Schlochau in der Grenz-
mark geboren und steht heute im 38. Lebensjahr. Bereits im Jahre 1926 trat er der Partei bei, ist Tra-
ger des Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP sowie des Silbernen Gau-Ehrenzeichens und gehort zu
den alten Mifkampfern des Gauleiters Dr. Goebbels. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswis-
senschaften ubernahm er schon mehrere Jahre vordem nationalsozialistischen Umbruch die damalige
Rechtsstelle des Gaues Berlin der NSDAP und wurde dann Gauamtsleiter des Gaurechtsamtes. Inner-
halb der Berliner Stadtverwaltung war Dr. Petzke zunachst nach der Machtubernahme Erster Bezirks-
stadtrat in Spandau, dann in Steglitz sowie in Wilmersdorf und spater in dem letztgenannten Verwal-
tungsbezirk Bezirksburgermeister. Im Fruhjahr 1940 wurde er auf Anordnung von Dr. Goebbels als
Stadtrat in die Hauptverwaltung berufen und mit der Leitung des Hauptwirtschafts- und Haupternah-
rungsamtes betraut. Ein Jahr darauf ubernahm er zusatzlich auch die Leitung des Landeswirt-
schaftsamtes Berlin und 1942 die Leitung des Kriegswirtschaftsstabes beim Reichsverteidi-
gungskommmissar.
AnlaBlich der zweiten Wiederkehr des Todestages des Stellvertretenden Reichsprotektors SS-
Obergruppenfuhrers Reinhard Heydrich wurde am 5. Juni in einer feierlichen Sitzung die Verleihung
der diesjahrigen Ehrengabe der Reinhard-H eydrich-Gedachtnis-Stif-tung der Stadt
Prag an den Generalreferenten des Kuratoriums fur tschechische Jugenderziehung, Dr. Franz Toeuner,
durch den Primatorstellvertreter Universitatsprofessor Dr. Joseph Pfitzner vorgenommen. Dabei hielt
Prof. Pfitzner eine Ansprache, in der er die Personlichkeit Dr. Toeuners und sein Wirken im Rahmen
der tschechischen Jugenderziehung wurdigte, in der er aber auch gleichzeitig den Gegensatz aufzeigte,
der zwischen der tschechischen Jugend von heute und der der Vergangenheit besteht, sowie die Ursa-
chen, die diesen Wandel mit sich brachten, erlauterte.
Nachdem Prof. Dr. Pfitzner dem Generalreferenten Fr. Toeuner die Ehrengabe uberreicht hatte, er-
griff dieser das Wort. Seine Ausfuhrungen gipfelten in der Feststellung, daB das Reich als Inbegriff
der Ordnung, der sozialen Gerechtigkeit und der kulturellen GroBe fur die jungen Tschechen das le-
bendige
141 Bild erstrebenswerter Lebensformen darstellt, denen sich anzupassen ihr gemeinsamer Wunsch ist.
Der deutsche Staatsminister fur Bohmen und Mahren hat mit ErlaB vom4. Juni als Auszeichnung
fur Protektoratsangehorige, die sich durch eine vorbildliche Haltung oder Pflichterfullung und stetige
Einsatzbereitschaft bewahren, den „Ehrenschild des Protektorats Bohmen und Mahren mit dem Her-
zog-Wenzel-Adler" gestiftet. Diese Auszeichnung wird in drei Stufen — einfach, in Silber und in Gold
— verliehen und durch ein Diplom, das namhafte tschechische Kunstler und Kunsthandwerker gestal-
tet haben, beurkundet.
Reichsminister Dr. SeyB-Inquart auBerte sich vor Pressevertretern der deutschen Presse tiber
bedeutsame Lebensfragen im besetzten niederlandischen Raum. Anerkennend sprach der
Reichsminister tiber die niederlandischen Behorden, die als Verwaltungsorgane im groBen und
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liber die niederlandischen Behorden, die als Verwaltungsorgane im groBen und ganzenbeibehalten
wurden und inzwischen die Ordnung sehr gut aufrecht erhalten, auch schwierige Aufgaben (wie in
letzter Zeit die umfangreichen Evakuierungen aus Uberflutungsgebieten) reibungslos unter Mitwir-
kung der Bevolkerung durchflihrten. Dr. SeyB-Inquart verweilte ausflihrlicher beim Thema der allge-
meinen Hal rung der Niederlander, die er als ruhig und verniinftig bezeichnete. Obwohl die Belastun-
gen teilweise schwer seien, kam es auBer einzelnen ortlichen Ausbriichen in den Jahrenl941 und 1943
zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten. In Verfolg der Beilegung von Streikbewegungen, die im
Jahre 1941 direkt von Juden angezettelt worden waren, wurde die Bereinigung der Judenfrage und
damit die Beseitigung der hauptsachlichsten Storenfriede vorgenommen. Anzeichen von allgemeinen
Unruhen sind nicht vorhanden! Der Reichsminister sprach dabei vor allem von der ausgezeichneten
Haltung der niederlandischen Freiwilligen in der Waffen-SS. Diese Manner erwiesen mit ihrem Ein-
satz, der auch Opfer forderte, und mit ihrer Bewahrung als Soldaten und Kameraden ihrem Volk den
hochsten Dienst; denn sie haben gezeigt, daB im kunftigen Aufbau Europas mit den Niederlandern
gerechnet werden konne, daB bei ihnen die erforderlichen Qualitaten vorhanden seien und es nur auf
den Durchbruch neuer Erkenntnisse ankomme. Der relativ sehrgroBe Beitrag Hollands zum Kampf um
ein neues Europa liege im ubrigen besonders auf wirtschaftlichem Gebiet und im Arbeitseinsatz. Dr.
SeyB-Inquart hob schlieBlich die Leistung der niederlandischen Landwirtschaft, des Gewerbes und das
gute Ergebais des Arbeitseinsatzes in Holland selbst hervor.
Auf die Frage, wie weit man auch heute schon von greifbaren Vorteilen fur die Niederlande spre-
chen konne, antwortete Dr. SeyB-Inquart mit dem Hinweis auf die neuen Einrichtungen im sozialen
Sektor, so vor allem auf den Niederlandischen Volksdienst, der, entsprechend der NSV im Reich, auf
alien einschlagigen Gebieten, wie z. B. Gesundheitspflege, Fursorge fur Mutter und Kind usw., be-
achtliche Arbeit geleistet und auch eine stetig steigende Zahl von Mitgliedern und ehrenamtlichen
Mitarbeitern aufzuweisen habe, vorzugsweise in Arbeiterbezirken. Des weiteren seien die Niederlan-
dische Arbeitsfront, der Niederlandische Arbeitsdienst und andere Institutionen als schon gut bewahrte
Organisationen zu nennen. Auch im Verwaltungs- und Steuerwesen wirkten sich eine Reihe neueinge-
fuhrter MaBnahmen gut aus. Der Reichskommissar erinnerte weiter daran, daB es im Mai 1940 in den
Niederlanden etwa 300000 Arbeitslose gab, wozu noch tiber 200.000 demobilisierte Soldaten kamen.
In verhaltnismaBig kurzer Zeit wurden diese Krafte untergebracht, zum Teil in der Industrie des Rei-
ches, sonst im Land. In der Folge wurden die Niederlande durch Aufhebung der Zollgrenzen und der
Beschrankungen im Geldverkehr immer mehr in eine Gemeinsamkeit mit dem Reich gebracht. In der
inneren Politik der Niederlande spiele heute als einzige politische Gruppe nur die Nationalsozialisti-
sche Bewegung der Niederlande (N S B) eine Rolle, weil allein diese Bewegung durch ihre Zielset-
zung und
142 antibolschewistische Haltung die notwendigen Konsequenzen gezogen habe. Die vom Leiter A. A.
Mussert gegrundete und gefuhrte NSB sei eine rein niederlandische Angelegenheit. Unter den gegen-
wartigen Verhaltnissen sehe sie ihre Hauptaufgabe weniger im staatlichen Bereich als in der politi-
schen Aufklarungsarbeit. Sie habe sich als krisenfest erwiesen.
Die Verhandlungen um die neuen, in ihren auBeren Symbolen der volkischen Zugehorigkeit Rech-
nung tragenden Ost-Abzeichen, die an S telle des bisherigen Ost-Abzeichens treten werden, sind An-
fang Mai zu einem AbschluB gelangt. Ein Sonnenblumenkranz auf rotem Grund, in der Mitte das
blaue Andreas-Kreuz, wird in Zukunft den russischen Arbeiterkennzeichnen. Fur ukrainische Arbeiter
ist der Dreizack auf blau und gelbem Grunde vorgesehen, das Abzeichen fur weiBruthenische Arbeiter
ist in den Landesfarben Rot und WeiB gehalten.
Diese Neuerung stellt eine auBere Anerkennung dar fur im Kampf gegen den Bolschewismus gelei-
stete Arbeit. Die im Reich eingesetzten Arbeiter aus dem Osten tragen damit die gleichen Farben wie
die Legionare, die heute mit der Waffe in der Hand an der Seite Deutschlands gegen den Bolschewis-
mus im Felde stehen. Selbstverstandlich ist dieses Abzeichen nur derjenige wtirdig, der durch seine
Leistungen, seine charakterliche und politische Haltung zu erkennen gibt, daB er den Sinn der ihm
gestellten Aufgabe verstanden hat. Es wird daher erforderlich sein, daB diejenigen Arbeiter aus den
Volkern des Ostens, die diese Voraussetzung nicht erfullen, weiterhin ein anderes Kennzeichen tragen
— ein selbstverstandlicher Akt der Gerechtigkeit dem wirklich guten und verlaBlichen Arbeiter ge-
geniiber.
Die neuen Abzeichen verpflichten somit Russen, Ukrainer und WeiBruthenen erneut zu ausgezeich-
neter Haltung und bester Arbeits leistung. Fur besondere Leistungen wurde auBerdem ein Leistungsab-
zeicheneingefuhrt, das Schwert und Hammer gekreuzt darstellt und vom Betriebsfuhrer verliehen wer-
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den kann. Die Einflihrung solcher landsmannschaftlichen Abzeichen verpflichtet auf der anderen Seite
auch den Arbeitgeber, in dem bewahrten Arbeiter aus den Ostgebieten einen Kampfer zu sehen, der
Schulter an Schulter mit dem deutschen Arbeitskameraden an dem gleichen groBen Ziel mitarbeitet.
Die dem deutschen Betriebsflihrer obliegende Fiirsorge fiir seine Gefolgschaftsmitglieder muB sich
also auch auf diejenigen erstrecken, die durch das Tragen der neuen Abzeichen ihren kampferischen
Willen unter Beweis gestellt haben.
Falls ein ehemaliger Legionar infolge Verwundung oder Krankheit nicht mehr mit den Waffen
kampfen kann. sondern eine Arbeit im Reich annimmt, so sollen seine Verdienste als Legionar nicht in
Vergessenheit geraten. Es ist daher vorgesehen, in diesen Fallen dem landsmannschaftlichen Abzei-
chen einen Streifen zuzufugen, der durch eine entsprechende Inschrift besagt, daB es eich bei diesem
Arbeiter um einen Mann handelt, der bereits mit der Waffe in der Hand gegen den Bolschewismus
gestritten hat.
Das Presidium der Deutschen Akademie fur Wohnungswesen wurde am 20. Mai 1944 durch Reichs-
wohnungskommissar Dr. Ley ubernommen. Dieses Institut faBt Vertreter aller Zweige der
Wohnungswirtschaft, des Wohnungsbaues, des Finanzwesens, der fur Wohnungsfragen zustandigen
Reichsstellen, daneben hervorragende Einzelfachleute aus den Gebieten des Wohnungsbaues, der Ar-
chitektur, des Siedlungswesens, der Siedlungsplanung usw. zusammen und stellt nunmehr die For-
schungs- und Entwicklungsstelle des Reichswohnungskommissars fur alle mit dem Wohnungsbau
zusammenhangenden Probleme dar.
Reichswohnungskommissar Dr. Ley hatte die Mitglieder der Deutschen Akademie fiir Wohnungs-
wesen in Berlin zu einer Arbeitstagung versammelt, um die von ihm gestellten aktuellen Aufgaben der
Akademie und ihrer Mitglieder im einzelnen darzulegen und zu begriinden. Dr. Ley, der den Vorsitz
auf der Arbeitstagung fiihrte, bezeichnete als wichtigste Sofortaufgabe der Akademie die Notwendig-
keit, durch Forschungen und Entwicklungen auf dem Gebiete der Baustoffe und des behelfsmaBigen
Bauens die
143 Schaffung von behelfsmaBigen Bauten energisch zu fordern. Unter alien Umstanden miisse, erklarte
Dr. Ley, mit der erforderlichen Schnelligkeit und Umsicht den ausgebombten Volksgenossen eine
eigene Wohnstatte geschaffen werden, und sei sie im Augenblick noch so notdiirftig und behelfsma-
Big.
Die Baureste von zerstorten Gebauden sind iiblicherweise von den Gemeinden beschlagnahmt wor-
den, um eine ungeregelte Verwertung der Triimmerstatte zu verhindern. Sie werden jedoch fiir wichti-
ge Zwecke ordnungsgemaB freigegeben. In erster Linie stehen solche Baustoffe natiirlich den Eigen-
tiimern der betroffenen Grundstiicke zur Verfiigung, wenn sie eine baldige kriegswichtige Verwen-
dung dafiir haben, vor allem, wenn sie ihre eigenen Wohnungen wieder instandsetzen wollen. Aber
auch alle anderen Volksgenossen konnen aus den Triimmern Baustoffe bergen und fiir Instandset-
zungsarbeiten oder fiir den Bau von Behelfsheimen verwenden. Voraussetzung fiir die Inanspruch-
nahme derartiger Baustoffe ist der Besitz eines Berechtigungsscheines, welchen die ortlichen Baubii-
ros fiir Fliegerschadenbeseitigung ausstellen. Die Abgabe der Baustoffe erfolgt unentgeltlich. Die
Schadensstelle, welche fiir die Gewinnung von Baustoffen benutzt werden darf, wird in jedem Falle
von den Baubiiros genau bestimmt. Die Entnahme von Baustoffen aus beliebigen Schadensstellen
sowie ohne Berechtigungsschein ist verboten.
Die Vorschriften fiir das Urlaubsjahr 1944 sind im wesentlichen die gleichen, wie sie fiir das Jahr
1943 vom Generalbevollmachtigten fiir den Arbeitseinsatz festgesetzt worden waren. Fiir den offentli-
chen Dienst war der Urlaub grundsatzlich auf 14 Tage testgesetzt, die gleiche Dauer ist nunmehr auch
fiir die private Wirtschaft fiir das Urlaubsjahr 1944 abgegrenzt worden. In einem ErlaB vom 3. Mai
bestimmt daher der General -be vollmachtigte, daB der Erholungsurlaub fiir 1944 grundsatzlich hoch-
stens 14 Arbeitstage betragt und sich fiir Gefolgsleute, die. vor dem 1. April 1895 geboren sind, auf
hochstens 20 Tage erhoht. Von dieser Begrenzung bleiben die Vorschriften iiber den Urlaub der Ju-
gendlichen, den Heimkehrurlaub entlassener Soldaten usw. unberiihrt.
Besonders erholungsbediirftigen oder besonders belasteten Gefolgsleuten kann ein langerer Urlaub,
hochstens jedoch bis zu 21 Tagen, den Alteren bis zu 28 Tagen, gewahrt werden. Schwerbeschadigten
und Frauen mit dem Mutterkreuz soil einheitlich ein Zusatzurlaub von drei Tagen gegeben werden.
Die Wiinsche werktatiger Frauen, ihren Urlaub wahrend de Ferien der Kinder oder des Urlaubs des
Ehemannes zu nehmen, sind zu beriicksichtigen.
Die Nachwuchsfrage gestaltet sich fiir fast alle Berufe im Hinblick auf die erhohten Anspriiche
besonders schwierig, wohl am schwierigsten ist sie fiir den Erzieherberuf. Hier haben die statistischen
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Erhebungen ein ungewohnlich starkes Absinken des zur Verfligung stehenden Nachwuchses erwiesen.
Auch in den Jahren 1942/43 ist ein weiteres Absinken zu verzeichnen. Die jetzt vorliegende Ubersicht
fur dieses Priifungsjahr weist nur noch insgesamt 674 Priiflinge aus, wovon 563 das Examen bestan-
den. Damit hat die seit 1938 zu beobachtende Entwicklung bisher ihren tiefsten Stand erreicht. Es
ergibt sich folgendes Bild: In PreuBen unterzogen sich 1938 noch etwas mehr als 1700 Bewerber der
Priifung, was gegeniiber 1936/37 bereits einen Ruckgang von rund 500bedeutete (die preuBischen
Zahlen machen ungefahr zwei Drittel der Gesamtzahl der Priiflinge im Reich aus). Im folgenden Jahr
sank die Zahl auf etwas weniger als 1200. Die Reichsiibersicht fur das Jahr 1939/40 zeigt dann, daB
die .fallende Tendenz im ganzen Reich vorhanden war: 1 690Kandidaten gingen in die Priifung.
Die fallenden Zahlen in der Kriegszeit vermitteln nun aber kein wirkliches Bild der Lage; denn im
Kriege muBte ja automatisch der Bewerberkreis zusammenschrumpfen. Ein Fingerzeig fur die Ent-
wicklung ist jedoch der Umstand, daB in den Vorjahren auch die absolute Zahl der weiblichen
144 Priiflinge zuriickging. So sank sie noch 1940/41 von 421 auf 264. Im Priifungsjahr konnte wieder ein
Anstieg verzeichnet werden, der im Verhaltnis zu 1940 noch anhalt (403 weibliche Priiflinge), gegen-
iiber 1942/43mit 447 aber wieder aufgegeben ist. Immerhin gibt aber der starkere Zustrom der Frauen
zum Lehramt die begriindete Hoffnung auf eine Milderung der zu erwartenden Nachwuchsnot. Vorerst
deckt der Zugang anjungen Philologen auch noch knapp den jahrlichen Abgang, der bis zum Jahre
1938 etwa 450 bis 500 betrug. Allerdings muB die Uberalterung der Lehrerschaft an den hoheren
Schulen jetzt in Rechnung gestellt werden, die sich in Kiirze auswirken wird. Fur die Volksschule sind
MaBnahmen zur Behebung des Lehrermangels eingeleitet worden, die eine Besserung der Lage in
Auseichst stellen: Mit der Zuerkennung der Hochschulreife nach der Absolvierung der Lehrerbil-
dungsanstalt hat der junge Lehrer die Moglichkeit zum Studium erhalten! Es. bleibt abzuwarten, ob
auf diesem Wege der hoheren Schule der Nachwuchs zuflieBen wird, der nach Lage der Dinge drin-
gend notwendig ist, damit ihr bisheriger Bestand erhalten bleibt.
Mit einer Feierstunde wurde Mitte Mai in Posen durch den Vertreter des Reichsjustizministers, Mi-
nisterialrat SS-Standartenfiihrer Singer, die zweite Rechtspflegerschule des Reicheseroffnet. (Die erste
ist in Hohenlimburg in Westfalen errichtet worden.) Zu dem ersten Kursus der neuen mit einem Inter-
nat verbundenen Rechtspflegerschule sind 48 Anwarter aus alien Teilen des Reiches abkommandiert
worden. In seiner Eroffnungsansprache betonte Minis terialrat Dr. Singer, daB die Erziehung eines
leistungsfahigen Rechtspflegenachwuchses eine wesentliche Voraussetzung fur die Durchfiihrung der
groBen Reformplane sei, die zur Zeit im Auftrage des Fiihrers im Reichsjustizministerium bearbeitet
wiirden. Wie bekannt, habe der Fiihrer dem Reichsjustizminister den Auftrag erteilt, eine starke natio-
nalsozialistische Rechtspflege aufzubauen. Der Minister wolle die zur Durchfiihrung dieses Auftrages
erforderliche Gewinnung eines hochstehenden Richters u. a. dadurch erreichen, daB er einen Teil der
im Gesetz dem Richter zugewiesenen Aufgaben dem Rechtspfleger iibertrage. Nach einer vorbereiten-
den Verfligung vom Julivorigen Jahres sei der Rechtspfleger berufen, zahlreiche Richtergeschaftein
Grundbuch-, Vormundschafts-, NachlaB-, Handelsregister-, Straf- und Zwangsvollstreckungssachen
selbstandig und eigenverantwortlich wahrzunehmen. Voraussetzung dafiir, daB auch der Nachwuchs
diese wichtigen Geschafte ordnungsmaBig erledigen konne, sei aber eine griindlich vertiefte Ausbil-
dung der Rechtspfleger, deren Kerns tuck der neunmonatliche Besuch eines Lehrganges sein soil.
Gauleiter und Reichsstatthalter Greiser, der an der Spitze fiihrender Personlichkeiten aus Partei und
Staat der Erof fining sfeier beiwohnte, unterstrich die Bedeutung der Neuordnung der Rechtspflege fur
den deutschen Osten, wo ihre praktische Anwendung sich in noch starkerem MaBe als im iibrigen
Reich nach den Notwendigkeiten des Volkstumskampfes und des Aufbaugedanken auszurichten habe.
Am 12. Mai sprach Reichsernahrungsminister Backe im GroBdeutschen Rundfunk iiber die deutsche
Ernahrungslage. Der Minister betonte vor alien Dingen, daB den Hauptbestandteil fur die deutsche
Ernahrung die Erzeugung durch den deutschen Bauern im Reiche selbst bilde! Das Ausland irre, wenn
es das Fehlen der Ukraine-Ernte fiir maBgebend halte. Klima- und Bodenverhaltnisse unseres Raumes
seien so vielgestaltig, daB schlechte Ernten bei alien Kulturarten und in alien Teilen des Reiches aus-
geschlossen sind. Das hat auch das vergangene Jahr wieder einmal sehr deutlich gezeigt, in dem einer
schlechten Kartoffel- und Gemiise-Ernte eine sehr gute Getreide-Ernte gegeniiberstand, die einen
Ausgleich der entstehenden Ausfalle erlaubte. Der Saatenstand des Wintergetreides, das ja unser Brot-
getreide ist, der Olfriichte und der bisherige Witterungsverlauf dieses Jahres lassen uns durchaus beru-
higt in die Zukunft
145 sehen. Auch der derzeitige Stand der deutschen Viehwirtschaft entspricht auf der ganzen Linie unseren
Erwartungen. Der Rinderbestand ist annahernd friedensmaBig. Es ist sogar zu erwarten, daB der Frie-
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densstand im Laufe dieses Jahres erreicht wird. Die Schweinebestande sind entsprechend unserer Pa-
role und in der berechtigten Hoffnung aufeine bessere Futterlage nach dieser Ernte wieder im Wach-
sen begriffen. Damit ist der augenblickliche Stand der Fleisch-, Butter- und Fettversorgung fur die
weitere Zukunft als gesichert anzusehen. Vor allem ist auch die Versorgung unserer Boden mit natiir-
lichem Diinger und damit die Erhaltung ihrer Produktionskraft gesichert. GewiB kann es einmal auf
dem einen oder anderen Ernahrungsgebiete Spannungen geben — wie es eben in diesem Jahr bei Kar-
toffeln und Gemiise der Fall gewesen ist — aber insgesamt gesehen, konnen wir mit Recht der Zuver-
sicht sein, daB wir es auf dem Ernahrungsgebiet nach wie vor schaffen werden. Voraussetzung dafiir
ist allerdings, daB Erzeuger und Verbraucher den Erfordernissen des funften Kriegsjahres in jeder
Richtung Rechnung tragen. Das deutsche Landvolk darf auf keinen Fall in seinem Erzeugungswillen
nachlassen, und es muB weiterhin den hohen Stand der Ablieferungsmoral sich erhalten. Wir sind stolz
darauf, daB Schleichhandels- und verbotene Tauschgeschafte bisher zu den Seltenheiten gehoren. Der
Verbraucher seinerseits muB sich dariiber klar sein, daB er heute mehr als je sparsam mit Nahrungsmit-
teln umgehen muB. Es geht insbesondere nicht an, daB Lebensmittel, die fiir den menschlichen Ver-
zehr erzeugt und zugeteilt sind, an Kleintiere verfuttert werden. Das erlaubt weder unsere Versor-
gungs- noch unsere Transportlage. Erzeugen, abliefern und sparsam wirtschaften! — das muB im neu-
en Ernahrungsjahr unser aller Parole sein. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daB kleine und
manchmal kleinste Mehrablieferungen bei Getreide, Olfruchten, Kartoffeln und namentlich Milch bei
der hohen Zahl unserer deutschen Betriebe groBe Summen ergeben, kleine und kleinste Ersparnisse in
Millionen von Haushaltungen ebenfalls groBte Mengen von Nahrungsgutern ausmachen. Hier ist der
Weg, von der Erzeuger- und Verbraucherseite her den Ausfall der Nahrungsmittel aus dem Osten auf-
zufangen und auszugleichen. An uns liegt es daher, die Versorgung der Gesamtheit zu gewahrleisten.
Zur Vertiefung der Zusammenarbeit von Elternhaus, Schule und Hitlerjugend und zur Verwirkli-
chung einer moglichst erfolgreichen Gesamterziehung werden auf Anordnung der Reichsarbeitsge-
meinschaft fiir Jugendbetreuung — in der alle berufenen Stellen von Partei, Staat und Wirtschaft mit-
wirken — nunmehr einheitlich in den Gauarbeitsgemeinschaften besondere Arbeitskreise errichtet
Die Aufgaben der Arbeitskreise sollen aus den innerhalb der Gebiete gemachten Erfahrungen, insbe-
sondere aus etwa aufgetretenen Mangeln abgeleitet werden. Zur Behandlung werden u. a. folgende
Themen gestellt: Zeitliche und sachliche Beanspruchung der Jugend durch Elternhaus, Schule und HJ,
Leistungssteigerung in der Schule als gemeinsame Aufgabe von Elternhaus, Schule und HJ, Abstim-
mung von ErziehungsmaBregeln der Schule und Disziplinarmitteln der Hitler- Jugend, besondere Auf-
gaben der Erziehung in Gemeinschaftseinrichtungen. — Zu den Arbeitskreisen sollen je zwei Vertre-
ter der drei Erziehungstrager, also zwei Eltern, zwei Lehrer, ein Bannfiihrer und eine Bannmadelfiihre-
rin hinzugezogen werden sowie je ein Vertreter der Gauleitung, der Schulverwaltung des Gaustuden-
tenfiihrers, des Gauarztefiihrers, der NSV, der NS-Frauenschaft, des Rassepolitischen Amtes, des
Gaubeauftragten fiir Deutsche Heimschulen und des Reichsbundes „Deutsche Familie".
Die Reichsarbeitsgemeinschaft fiir Jugendbetreuung hat die Aufgabeubernommen, ohne die Zustan-
digkeit der einzelnen ausfiihrenden S telle anzutasten, solche Fragen der Jugendbetreuung im Kriege zu
klaren, die eine besonders enge Zusammenarbeit aller am Erziehungswesen beteiligten Faktoren erfor-
dern. Es hat sich aber gezeigt, daB fiir gewisse Fragen unserer Jugendbetreuung im Kriege eine reichs-
einheitliche Arbeitsrichtlinie erforderlich ist. Sie ist nun von der Reichsarbeitsgemeinschaft neben
146 dem erwahnten Thema „Elternhaus, Schule und HJ" noch fiir zwei weitere wesentliche Aufgabenbe-
reiche gegeben worden, namlich fiir das Gebiet„Jugend am Arbeitsplatz" und die innerhalb der Ju-
gendbetreuung anfallenden „Sonderfragen der weiblichen Jugend".
Die einzigartige Institution der „Reichsanstalt fiir Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht",
die von Reichserziehungsminister Rust am 26. Juni 1934 ins Leben gerufen wurde, beging Ende Juni
1944 die Feier ihres zehnjahrigen Bestehens. Das Unternehmen hat die Aufgabe, alle auf dem Gebiete
des wissenschaftlichen und padagogischen Films, des Lichtbildes und der Schallplatte liegenden
Einsatzmoglichkeiten fiir den Schulunterricht zu entwickeln. In den vergangenen zehn Jahren ist hier
ein erstaunliches Werk geschaffen worden. Insgesamt konnten 876 Filme herausgegeben und in mehr
als 600 OOOKopien den Schulen zur Verfiigung gestellt werden. liber 45 000 Schmalfilmprojektoren
stehen fiir die Vorfiihrung bereit. Weiter wurde eine erhebliche Zahl von Unterrichts-Lichtbildern fiir
alle unterrichtlichen Aufgaben hergestellt und in bisher rund 4 Millionen Diapositiven fiir
40000Lichtbildgerate den Schulen zugeleitet. Dabei sind die bedeutenden Leistungen unberiicksich-
tigt, die Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen selbst besonders auf dem Gebiet der heimatlichen Licht-
bildarbeit vollbracht haben.
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Bei Kriegsbeginn hat Reichserziehungsminister Rust diese ganze Film- und Bildorganisation auch
der Wehrmacht fiir die Truppenbetreuung zur Verfugung gestellt, namentlich in den Lazaretten, aber
auch im Rahmendes Berufsforderungswerkes des Oberkommandos der Wehrmacht. Zum unterschied
gegen die besonders der unterhaltsamen Belehrung Erwachsener dienenden Kulturfilme einerseits und
gegentiber den rein rationalistischen Lehrfilmen andererseits wurde von der Reichsanstalt der streng-
lehrplanmaBige, aber ktinstlerisch gestaltete Unterrichtsfilm fur alle Schulgattungen geschaffen und
dazu noch der Wissenschaftsfilm fur den Hochschulunterricht und die Forschung. — Zur Zeit beste-
hen 37 Landesbildstellen und 1260 Kreis- und Stadtbildstellen.
Die Reichsleitung des Reichsarbeitsdienstes gab im Juni einen zusammenfassenden Bericht iiber die
Gesundheitsfuhrung im Reichsarbeitsdienst und ihre Anpassung an die Kriegsverhaltnisse bekannt.
Sie hat im Kriege keine EinbuBen erfahren! Der Bericht stellt fest, daB die laufenden Musterungen der
kiinftigen Arbeitsmanner keine Anzeichen einer Unterernahrung wie im ersten Weltkrieg ergeben
haben. Die deutsche Jugend riickt in einem ausreichenden Ernahrungszustand in die Lager ein und
wird hier gerade in dieser Richtung zielbewuBt w eitergef order t. Beispielsweise sind fiir die Arbeits-
manner erhebliche Mehrzuteilungen an Lebensmitteln vorgesehen. Denn der Jugendliche muB:
nicht nur seine Substanz erhalten, sondern dariiber hinaus aufbauen konnen. DaB dieses Ziel erreicht
wird, mag die Feststellung bezeugen, daB sich die vierteljahrliche Gewichtszunahme der Manner im
Reichsdurchschnitt trotz starker Belastung auf 3 Kilo belauft.
Im Rahmen der Korperertiichtigung werde durch Leibesiibungen ausgesprochene Breitenarbeit ge-
pflegt und auf Spitzenleistungen verzichtet. Uber das Spiel mit dem Ball, der Kugel, dem Balken usw.
werde allmahlich die korperliche Bestform erreicht, bis man dann zum Marschtraining und schlieBlich
zur Baustellenarbeit iibergehen konne, die fiir die Leistungsertiichtigung besonders wichtig sei. Gerade
die Baustellenarbeit fordere die Entwicklung der Manner sehr. Parallel neben der Leistungsertiichti-
gung laufe die Abhartung, die viele der jungen Manner noch nicht besaBen. Der Reichsarbeitsdienst
kenne ferner schon seit langem die Rontgen-Reihenuntersuchung, die das rechtzeitige vorbeugende
Eingreifen ermogliche. Im Interesse der Seuchenvorbeugung gebe es beim Reichsarbeitsdienst zusatz-
lich zu den bei der Wehrmacht iiblichen Schutzimpfungen gegen Scharlach und Diphtheric Die stan-
dige arztliche
147 Betreuung der Lager sei gesichert, und fiir Kranke standen beste Kliniken zur Verfugung.
Zur Reichs-Tuberkulosehilfe, die im Mai 1943 zum erstenmal auf reichseinheitlicher Basis den
GroBkampf gegen die Volksseuche Tuberkulose aufgenommen hat, um ihn unabhangig von der mate-
riellen Lage des Einzelpatienten nach den Gesichtspunkten der allgemeinen Volksgesundheit mit
Energie zu fiihren, sind im Mai 1944 Durchfiihrungsbestimmungen erlassen worden, die einen Ausbau
bedeuten.
Danach gehort zu den Leistungen der Reichs-Tuberkulosehilfe auch die Gewahrung der Heilbehand-
lung fiir sonstige Krankheiten, an denen der Empfanger der Tuberkulosehilfe leidet! — Im iibrigen
wird der jeweilige Gaufiirsorgeverband verpflichtet, die notwendige arztliche Behandlung auBerhalb
des Rahmens der offentlichen Fiirsorge zu gewahren. Die Kosteniibernahme darf nicht durch Hinweise
auf die Mindestsatze einer Gebiihrenordnung beschrankt werden, sondern richtet sich ausschlieBlich
nach den im Einzelfall vorliegenden Bediirfnissen. Das gilt auch fiir Entscheidungen iiber die Art der
stationaren Heilbehandlung
SchlieBlich wird in dem neuen DurchfiihrungserlaB festgestellt, daB nunmehr, da die einheitliche
Ausrichtung und Lenkung der Tuberkulosebekampfung nach den Weisungen des Reichsgesundheits-
fiihrers den Reichsstatthaltern und Oberprasidenten iibertragen ist, die Gaufiirsorgeverbande als ein-
heitliche Trager der Tuberkulosebekampfung vor allem fiir die nicht versicherte Bevolkerung bestellt
worden sind.
Im Hinblick darauf, daB gewisse Seuchen des Tierbestandes auch fiir die menschliche Ernahrung
von groBter Bedeutung sein konnen, hat das deutsche Veterinarwesen diesen Krankheiten seine Auf-
merksamkeit zu alien Zeiten entgegengebracht. Zu den ansteckendsten aller menschlichen und tieri-
schen Seuchen gehort erfahrungsgemaB die Maul- und Klauenseuche.
Noch bis vor einigen Jahren pflegte sie in verheerenden Wellen iiber ganz Europa hinwegzurasen
und die Rindviehbestande zu dezimieren. Den letzten derartigen groBen Seuchenzug muBte Europa in
den Jahren 1937 bis 1940 iiber sich ergehen lassen. Allein fiir die deutsche Landwirtschaft wurde ein
Schaden von 1% Milliarden RM errechnet. Der Kampf gegen die Maul- und Klauenseuche wurde in
Deutschland seit den Tagen von Robert Koch gefiihrt. Die Namen so bekannter Forscher wie Loffler
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und Uhlenhuth sind mit ihm verbunden. Der Durchbruch zur entscheidenden Bekampfungsmethode
aber gelang erst in den letzten Jahren Prof. Dr. Waldmann, dem Prasidenten einer Reichsforschungs-
anstalt zur Bekampfung von Tier-Virusseuchen. Er entwickelte einen Schutzimpfstoff (Vakzine), der
eine aktive Immunisierung der Rinder in groBen AusmaBen ermoglichte. Seinem Verdienst ist es zu
danken, wenn auch die letzte groBe Seuchenwelle gebrochen werden konnte, und wenn heute nur noch
vereinzelte Krankheitsherde vorhanden sind.
Der Fiihrer hat Min.-Rat Prof. Dr. Walter Schultze, wie die Nationalsozialistische Parteikorre-
spondenz meldete, auf Antrag seines Amtes als Reichsdozentenfuhrer enthoben und ihm fur die der
Bewegung geleisteten Dienste seinen Dank ausgesprochen. Zur Konzentration der Krafte hat der
Ftihrer auf Vorschlag des Leiters der Parteikanzlei Gauleiter Dr. Scheel bis auf weiteres kommissa-
risch mit der Leitung des NS-Dozentenbundes beauftragt.
Der Stabschef der SA, Wilhelm Schepmann, verlieh erstmalig am 21. Mai Mannern der SA-Gruppe
Alpenland das SA-Bergabzeichen. Hierbei fiihrte der Stabschef aus, daB das. SA-Bergabzeichen
Symbol sei fur die Harte gegen sich selbst und fur den nie erlahmenden Willen, angestrebte Ziele zu
erreichen. In unermudlicher, fast tiber ein Jahr wahrender Ausbildungszeit hatten sich zahlreiche
Manner auf die schwere Leistungsprufung vorbereitet. Es gait, Strapazen hochsten AusmaBes zu er-
tragen, Gefahren und
148 Hochgebirgsschwierigkeiten zu uberwinden, Unbilden der Witterung auf sich zu nehmen und unter
Erfiillung bergmaBiger Aufgaben anspruchsvolles Hochgebirge zu bezwingen.
In einer groBen Rede auf der Gutenberg-Tagung am 25. Mai in Leipzig zeichnete Staatssekretar Dr. N
a u m a n n vom Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda die Fronten der geistigen
Entscheidung auf, die der Terrorkrieg der Anglo-Amerikaner im Bunde mit dem Bolschewismus jetzt
iiber Europa und die Welt herauffiihrt.
Die Angriffe auf Leipzig und andere deutsche Kulturzentren, die die Terrorflieger ausgefuhrt haben,
seien Teile eines systematischen Zerstorungsfeldzugs, den die Feinde gegen die abendlandische Gesit-
tung durchfuhren. Bolschewisten und Anglo-Amerikaner seien sich einig, Deutschland, das Herz Eu-
ropas, und damit den bedeutendsten Kulturtrager dieses Kontinents zu vernichten. „Das gegenwartige
Ringen geht in der Tat um die entscheidenden Werte, die Europa in seiner mehrtausendjahrigen Ge-
schichtehervorgebracht hat, und um die Voraussetzungen, aus denen sie ihren Ursprung herleiten. Das
ist es, was wir einen Weltanschauungskriegnennen. Es ist kein Kampf um Grenzkorrekturen oder um
Provinzen, sondern ein Ringen um die Wurzeln unseres Daseins, um unsere Substanz."
Ubergehend zu den Aufgaben, die das deutsche Buch hat, um die Krafte der Seele, des Gemutes, des
Charakters und der anstandigen Gesinnung — vor allem im Kriege — zu pflegen, erklarte Staatsse-
kretar Dr. Naumann, indem er dem Leipziger Buchschaffen GruB und Anerkennung des Reichsmini-
sters fur Volksaufklarung und Propaganda uberbrachte: „Es sei Leipzig unvergessen, was es fur die
Entwicklung des Buchesand damit des deutschen Ansehens in der Welt geleistet' hat. Ich stehe des-
halb auch nicht an, schon heute zu erklaren, daB diese Stadt am Ende des Krieges wieder die Zentrale
des Buches werden wird. Mehr noch als friiher werden wir' spater die Konzentration des Konnens und
Schaffens durchzufuhren haben. DaB kurze Zeit nach dem Kriege Leipzigs Produktionsstatten wieder
aufgebaut werden konnen, darf nicht bezweifelt werden. Ein Volk, das den Atlantikwall, den West-
wall, die Aufrustung u. a. aus dem Boden stampft, wird auch mit diesen Aufgaben fertig werden. Wir
sind Schwert und Schild einer erhabenen Mission. Wir sind voll berechtigt, unseren Besitz im Namen
Europas zu verteidigen. Hier ist eine Kulturnation am Werk, sie kennt die Verantwortung, die auf ihr
liegt, und wird ihr gerecht werden. Der Ftihrer zeigt uns den Weg, wir wollen ihm folgen 1"
Am 1. Mai blickte das Reichsministerium fur Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung auf sein
zehnjahriges Bestehen zuriick. Seit der Griindung steht Reichsminister Rust diesem Ministerium vor.
Wahrend vor 1934 fur Hochschul-, Schul- und Volksbildungsangelegenheiten keine reichsgesetzli-
chen Richtlinien und Anordnungen bestanden, erhielt das Reichserziehungsministerium erstmalig in
der deutschen Geschichte Funktionen, die geeignet waren, die Hoheit des Reiches auch auf diesem
Arbeitsgebiet zur Geltung zu bringen. Das Reichserziehungsministerium gewann Uberblick und Ein-
fluB auf alle Universitaten, die Technischen Hochschulen, die Berghochschulen, Handels- und Land-
wirtschaftshochschulen, die tierarztlichen Hochschulen und Akademien. Seit dem 1. April 1939 unter-
stehendem Reichserziehungsministerium auch die forstlichen Hochschulen und die der Kunst- und
Musikausbildung dienenden akademischen Anstalten. Nach der Eingliederung der Alpen- und Donau-
Gaue kamen die Universitaten in Wien, Graz und Innsbruck unter seine Obhut. Durch die Schaffung
des Protektorats Bohmen und Mahren gewann es die Leitung iiber die alte deutsche Hochschule in
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Prag. Wahrend des Krieges wurden schlieBlich die Reichsuniversitaten in Posen und StraBburg ge-
griindet.
Die reine Forschung untersteht ebenfalls der Obhut des Reichserziehungsministeriums. Durch die
Errichtung des Reichsforschungs rates, die Betreuung der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft und der
Deutschen Forschungsgemeinschaft hat sich das Ministerium fur die Forderung der Wissenschaft
149 auBerhalb der Hochschulen nachdriicklich eingesetzt. Durch die Schaffung einer auslandswissen-
schaftlichen Fakultat an der Universitat Berlin und durch die Errichtung des Deutschen
auslandswissenschaftlichen Institutes wurden die wissenschaftlichen Beziehungen zum Ausland auf
eine neue Grundlage gestellt und der Gelehrtenaustausch mit den befreundeten Nationen gefordert.
Von besonderer Bedeutung fur den Schulaufbau im Reich war die Einfuhrung der Hauptschule,
durch die das mittlere Schulwesen vereinheitlicht wird. Das zersplitterte hohere Schulwesen erfuhr
ferner eine reichseinheitliche Ausrichtung, und schlieBlich hat das Reichserziehungsministerium die
Lehrerbildung neu geregelt, womit der Versuch gemacht wird, den Mangel an Erzieher- und Lehrer-
nachwuchs fur die Volks- und hoheren Schulen zu beseitigen.
Der Ftihrer hat fur hervorragende Verdienste um die wehrmedizinische Forschung und die arztliche
Betreuung verwundeter und kranker Soldaten das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwer-
tern verliehen an SS-Gruppenfuhrer und Generalleutnant der Waffen-SS Prof. Dr. Gebhardt, Oberst-
arzt Prof. Dr. Gutzeit, Flottenarzt Prof. Dr. Bacmeister und Oberstarzt Prof. Dr. Tonnis.
SS-Gruppenfuhrer und Generalleutnant der Waffen-SS Professor Dr. Karl Gebhardt wurde am 23.
November 1897 zu Haag (Oberbayern) geboren. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschaftigte
sich Dr. Gebhardt vornehmlich mit der Chirurgie der Knochen und Gelenke. Hervorragende Verdien-
ste erwarb er sich ferner auf dem Gebiet der chirurgischen Wiederherstellungsbehandlung Schwer-
kriegsbeschadigter, insbesondere GliedmaBenbeschadigter.
Oberstarzt Prof. Dr. Kurt Gutzeit wurde am 2. Juni 1893 in Berlin geboren. In seinen wissenschaftli-
chen Arbeiten behandelte er vordringlich die Klinik und Rontgen-Darstellung des Magen-Darm-
Kanals. Als beratender Internist beim Heeres-Sanitatsinspekteur steht er seit Kriegsbeginn in uner-
miidlichem Einsatz. Sein Verdienst ist es, daB die Behandlung innerer Krankheiten beim Heer an alien
Fronten und in der Heimat einheitlichgeleitet wird. Bahnbrechende Leistungen auf alien Gebieten der
inneren Wehrmedizin sind u. a. seiner Anregung und seinem Einsatz zu verdanken, und er erwarb sich
besondere Verdienste um die Behandlung der Kriegsseuchen.
Flottenarzt Prof. Dr. Adolf Bacmeister wurde am 15. Juli 1882 in Geestemunde geboren. Seinen
wissenschaftlichen Ruf begriindete er durch seine Arbeiten iiber die Gallensteine, die Lungenkrankhei-
ten, insbesondere iiber die Tuberkulose. Hervorragende Heilerfolge wurden mit der von ihm empfoh-
lenen konservativen Klimabehandlung der Tuberkulose erzielt. Durch die Erfolge seiner arztlichen
Kunst wurde sein Name weit iiber die Grenzen unseres Vaterlandes bekannt. Seit Beginn dieses Krie-
ges steht Flottenarzt Prof. Dr. Bacmeister wieder als beratender Sanitatsoffizier fur Tuberkulose-
Fragen beim Sanitatschef der Kriegsmarine als einer der tatkraftigsten Streiter im Kampfe gegen diese
Volksseuche in der Wehrmacht.
Oberstarzt Prof. Dr. Wilhelm Tonnis wurde am 16. Juni 1898 zu Kley (Kreis Dortmund) geboren. In
seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschaftigte er sich in den letzten Jahren vor dem Kriege fast
ausschlieBlich mit der Erkennung und Behandlung der Geschwiilste des Gehirns. Seit Beginn des
Krieges gilt sein ganzer Einsatz der Sorge um das Schicksal der Hirn- und Riickenmarksverletzten.
Als beratender Neurochirurg beim Chef des Sanitatswesens der Luftwaffe gewann er daher rich-
tunggebenden EinfluB auf die Behandlung der Hirnverletzten von der Erstversorgung bis zum Ein-
satz der nachgehenden Fiirsorge.
Am 30. Juni 1944 vollendete Generaloberst Haider das 60. Lebensjahr. Die deutsche Presse
wiirdigte die soldatische Leistung, die Generaloberst Haider wahrend seines langen soldatischen
Lebens vollbracht hat. Amt. September 1938 zum Generalstabschef des Heeres berufen, hat er mit-
gewirkt, das deutsch® Heer zu der machtvollen Waffe zu Schmieden, als die es sich im groBdeut-
schen
150 Freiheitskampf auf alien europaischen Kriegsschauplatzen erwiesen hat. Nach AbschluB des
Polenfeldzuges wurde der damalige General der Artillerie Haider mit dem Ritterkreuz des Eisernen
Kreuzes ausgezeichnet und nach siegreicher Beendigung des Feldzuges im Westen am 19. Juni 1940
zum Generaloberst befordert.
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Am 6. Mai 1944 vollendete Prof. Dr. Hans Pfitzner sein 75. Lebensjahr. Der Fiihrer hat dem groBen
deutschen Komponisten zu diesem Tageein in herzlichen Worten gehaltenes Gllickwunschtelegramm
ubersandt; audi Reichsminister Dr. Goebbels sprach dem Jubilar seine und des deutschen Volkes
Gltickwtinsche aus. Die deutsche Presse aber wiirdigte das umfangreiche und bedeutende Werk Hans
Pfitzners und feierte seine Kunst als Ausdruck wahrhaften deutschen Geistes auch zu einer Zeit, in der
Ungeist sich vieler deutscher Kunstgebiete bemachtigt hatte.
Einer der verdientesten deutschen Heerflihrer, Generaloberst Dollmann, Oberbefehlshaber einer Ar-
mee an der Invasionsfront, ist am21 . Juni 1944 plotzlich verstorben. Aus diesem AnlaB erlieB der Fuh-
rer einen Tagesbefehl, in dem die Verdienste dieses hervorragenden Soldatengewiirdigt wurden. In
diesem Tagesbefehl heiBt es u. a.: „Im Ringen um unser GroBdeutsches Reich hat sich Generaloberst
Dollmann auf alien Schlachtfeldern Frankreichs durch seine hervorragende personliche Flihrung und
durch seinen unermiidlichen Einsatz besonders ausgezeichnet. Das von unseren Feinden als aussichts-
los angesehene Wagnis, im Angriff liber den Rhein die fur unliberwindlich gehaltene Maginot-Linie
zu durchstoBen, hat Generaloberst Dollmann im festen Glauben an den Opfermut, an die Tapferkeit
und an das Konnen seiner Armee erfolgreich durchgefuhrt. Seine Unerschrockenheit und sein hohes
VerantwortungsbewuBtsein haben dann seine Soldaten von Sieg zu Sieg gefuhrt. Durch die hervorra-
gende Flihrung einer Armee an der Atlantikkliste hat er mit die Voraussetzung fiir die Abwehr der
Invasion geschaffen und im Abwehrkampf selbst die weitgesteckten Plane des Feindes vereiteln helfen
und damit das erste Ziel der Landung des Gegners zunichte gemacht."
Aiiiljiriiijiiiiiilliiiiilk
151 In den Monaten Marz und April zeigten Kriegfuhrung und AuBenpolitik Deutschlands und seiner
Verbundeten ebenso wie bei den Feindmachten das Bild einer Aktivitat, die deutlich als Vorbereitung
fur die politischen und militarischen Zielsetzungen des diesjahrigen Sommer-Feldzuges gelten muB-
ten. Wahrend die militarischen Vorbereitungen sich auf beiden Seiten nauirlich unter moglichster Tar-
nung vollzogen, die Rustungsindustrie uberall auf hochsten Touren lief und Truppenkonzentrationen
und Verschiebungen, Stellungs- und Festungsbau, Material- und Munitionsbereitstellungen usw. sich
uberall vollzogen, ohne daB davon mehr geredet wurde, als fiir bestimmte Zwecke, z. B. den der Tau-
schung des Gegners, notig schien, wurde von den diplomatischen Vorbereitungen des Sommerkrieges
laufend vieles bekannt. Der politische Krieg uberschattete den militarischen.
Zwar wurde an verschiedenen Fronten auch mit den Waffen erbittert gekampft — in Italien um Cas-
sino, auf dem Balkan gegen die Banden Titos, an der Ostfront an einzelnen Frontabschnitten — , und
die Terror-Luftoffensive der Anglo-Amerikaner gegen Europa wurde unentwegt fortgesetzt, ja gestei-
gert, freilich mit Verlustziffern fiir die Angreifer, die alles Bisherige ubertrafen und auf Tausende von
Flugzeugen mit Zehntausenden an fliegendem Personal anstiegen.
Diese feindliche Luft-Offensive wurde von fuhrenden Personlichkeiten unserer Kriegsgegner und
von deren Propaganda immer wieder als kriegsentscheidend und als Beginn der Invasion des europai-
schen Kontinents bezeichnet. So sagte der USA-Luftwaffenchef, General Arnold, am 30. Marz, daB
die massiven Bombenangriffe gegen Europa nicht nur das Vorspiel zur Invasion, sondern bereits die
Invasion seien. Mitte Marz erklarte nach einer Meldung aus London „eine berufene amerikanische
Stelle", unter glinstigen Wetterbedingungen werde der Luftkrieg gegen Deutschland in dreiBig bis
sechzig Tagen entschieden sein. Die USA-Luftwaffe sei bereit, die hochsten Verluste einzustecken,
um die deutsche Luftwaffe aus dem Felde zu schlagen. Demgegenuber muBte USA-Kriegsminister
Stimson am 27. April, als von diesen hochstens sechzig Tagen, binnen deren die deutsche Luftwaffe
vernichtet sein sollte, bereits zwei Drittelverflossen waren, feststellen, die Deutschen besaBen noch
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geniigend Flugzeuge auf ihren Flugplatzen, um jeden Angriff der alliierten Bomber in eine Schlacht zu
verwandeln. Die von Monat zu Monat steil ansteigende Kurve der Verluste und das Ausbleiben der
durch Terrorangriffe auf deutsche Stadte erhofften Demoralisierung des deutschen Volkes muBten
unsere Kriegsgegner belehren, daB ihre Hoffnungen auf die militarischen und politischen Wirkungen
ihres Luftkrieges gegen Europa sich nicht verwirklichten.
Parallel mit der Luftoffensive gegen Europa wurde eine politisch-diplomatische und Propaganda-
Offensive gefiihrt Sie richtete sich gegen die von Deutschland und seinen Verbundeten besetzten Ge-
biete, gegen Deutschlands Verbundete in Europa und besonders gegen die neutralen Staaten Irland,
Spanien, Portugal, die Tiirkei und Schweden. Diese diplomatisch-politisch-propagandistische Offensi-
ve war auBerordentlich verschiedenartig nach Form und Mitteln, hatte jedoch den gemeinsamen und
einheiflichen
152 Nenner in der Behauptung der Feindpropaganda: Die Niederlage Deutschlands und seiner Verbunde-
ten ist sicher, sie ist nur noch eine Frage der Zeit, unser Sieg ist nicht mehr zweifelhaft, nur der Zeit-
punkt seiner Vollendung steht noch nicht fest.
Die SchluBfolgerung der Feindpropaganda aus dieser Pramisse fur die Neutralen lautete: Da
Deutschland und seine Verbundeten den Krieg grundsatzlich schon verloren haben, miiBt ihr jeden
Wirtschaftsverkehr mit Deutschland, besonders die Lieferungen kriegswichtiger Rohstoffe sofort ein-
stellen. Denn diese Lieferungen verlangern den Krieg, weil sie den sicheren Sieg der Alliierten verzo-
gern. Die Alliierten konnen diese Lieferungen deshalb nicht weiterdulden, weil sie den Tod vieler
ihrer Soldaten zur Folge haben. Auch die Neutralen selbst haben ein Interesse daran, ihre Lieferungen
an Deutschland einzustellen, weil dann der Krieg schneller zu Ende geht und der Friede mit seinen
Segnungen auch fur die .Neutralen wiederkehrt.
Fur die Einwohner der besetzten Gebiete wurde der gleiche Gedanke, wie folgt, variiert: Der Sieg
und damit eure Befreiung ist sicher. Je starker ihr den Angriff auf Europa unterstiitzt, je groBere
Schwierigkeiten ihr durch Arbeitsverweigerung, Sabotageakte oder Kampf mit der Waffe den Deut-
schen und ihren Verbundeten macht, um so mehr. tragt ihr zu eurer Befreiung, zur Beschleunigung des
Sieges der Alliierten und zur Wiederkehr des Friedens bei. Je mehr ihr leistet fur die gemeinsame Sa-
die, um so schneller und in um so hoherem MaBe kommt ihr m den GenuB der Friichte des Sieges.
Fur Deutschlands Bundesgenossen hieBen die Propagandathesen: Deutschland ist verloren, rettet
euch, solange es noch Zeit ist. Bleibt nicht 'bis zuletzt an der Seite des Besiegten, sondern trennt euch
rechtzeitig vo nihm, dann bekommt ihr sehr viel giinstigere Friedensbedingungen, als wenn ihr bis
zum Zusammenbruch Deutschlands an dessen Seite kampft; denn dann erwartet euch das gleiche
schwere Schicksal, das wir Deutschland zugedacht haben.
Unter Deutschlands Bundesgenossen konzentrierte sich diese politisch-propagandistische Offensive
in den Monaten Marz und April am starksten auf Finnland und auf Ungarn; auf Finnland durch eine
konzentrische Aktion der Diplomatic und Propaganda Moskaus, Londons und Washingtons, die be-
sonders aus Schweden unterstiitzt wurde; auf Ungarn durch Propagandaeinwirkung von auBen und
besonders durch verstarkte Wiihlarbeit mit Hilfe der antideutschen und antinationalen Krafte in Un-
garnselbst, besonders der Juden.
Uber den Verlauf der diplomatisch-politischen Feindoffensive gegen Finnland, um dieses aus der
europaischen Abwehrfront gegen den Bolschewismus herauszubrechen, sind wir durch
Verlautbarungen aus Moskau und Helsinki ziemlich genau unterrichtet. Nach einer am 1. Marz in
Moskau erfolgten amtlichen Erklarung hat am 16. Februar in Stockholm eine nichtamtliche
Begegnung zwischen dem finnischen Politiker Paasikivi und der Sowjetgesandtin Frau Kollontay
stattgefunden. Bei einer zweiten Begegnung seien von Frau Kollontay folgende Friedensbedingungen
m it.-JB=tfS4li mftnfesiitschland und Internierung der deutschen Truppen. Die Sowjetregierung sei bereit,
bei dieser Aufgabe Hilfe zu leisten.
2. Wiederherstellung des finnischen Vertrages vom Jahre 1940.
3. Sofortige Freilassung der sowjetischen und alliierten Kriegsgefangenen und internierten
Zivilpersonen.
4. Die Frage der Demobilmachung soil so lange, wie die Verhandlungen in Moskau schweben,
zuriickgestellt werden.
5. Die Frage der Reparationen soil den Verhandlungen in Moskau iiberlassen werden.
6. Paasikivi sei erklart worden, daB, wenn die finnische Regierung bereit ware, diese Bedingungen
anzunehmen, die Sowjetregierung bereit ware, eine finnische Delegation zu empfangen.
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153 Auslandsberichte iiber eine Sowjetforderung nach bedingungsloser Kapitulation und Besetzung
Helsinkis seien unwahr.
Die Veroffentlichung dieser Bedingungen erfolgte in Moskau natiirlich aus Propagandagriinden, sie
war selbst ein Teil der diplomatischen Offensive Moskaus. Daher waren diese Bedingungen so formu-
liert, daB sie auf den ersten Blick gemaBigt erscheinen konnten. So hieB es denn auch in Presse und
Rundfunk bei den Feindmachten und besonders in Schweden, wahrend freilich z. B. die Schweizer
Presse schnell den PferdefuB erkannte. So schrieb die „Neue Zuricher Zeitung", von einer „klugen
MaBigung" der sowjetischen Bedingungen fur Finnland konne man nicht sprechen, bei genauer Be-
trachtung bleibe nicht viel librig von dem auBeren Schein, wonach der Verzicht auf die bedingungslo-
se Kapitulation die finnische Regierung vor eine gunstigere Situation als die Regierung Badoglios
gestellt habe. Ftir die englische Stimmungsmache ist folgende am 6. Marz aus Stockholm gebrachte
Reuter-Meldung bezeichnend:
In schwedischen politischen Kreisen ist man am Sonntag bezuglich der Aufnahme von Friedensver-
handlungen zwischen RuBland und Finnlandoptimistischer. Die neuen Faktoren, die die Situation viel-
versprechender erscheinen lassen, sind erstens die Klarung der Tatsache, daB GroBbritannien und die
USA nicht nur von den Bedingungen unterrichtet wurden, sondern daB gewisse britische Abande-
rungsvorschlage berucksichtigt worden sind. Dies hat in Helsinki betrachtlichen Eindruck hervorgeru-
fen und ist einer englisch-amerikanischen Garantie gleichwertig. Zweitens: Der offiziose Druck
Schwedens, das seiner Haltung in Pressekommentaren und in von Tanner und anderen finnischen So-
zialdemokraten durch den schwedischen Journalisten Lindstroem gemachten Darlegungen klaren
Ausdruck verlieh. Drittens: Der von den USA ausgeiibte Druck. Einer Nachricht von „Tidningen"
zufolge hat die amerikanische Regierung einen Appellan Finnland gerichtet, in dem Finnland dringend
darum gebeten wird, mit RuBland zu einer Einigung zu kommen. Man ist der Ansicht, daB augenblick-
lich in Helsinki die Frage erortert wird, ob Pinnland versuchen wird, neue Verhandlungen in Stock-
holm einzuleiten oder eine Delegation nach Moskau zu schicken, in der Hoffnung, in verschiedenen
Fragen einen KompromiB zu erreichen.
Der Druck auf Finnland wurde geradezu taglich verstarkt. Am 16. Marz wurde aus London durch
den Rundfunk folgende „letzte Warming" an Finnland gerichtet:
„Die finnische Nation steht vor der wichtigsten Entscheidung ihrer Geschichte. In den nachsten Ta-
gen, es kann selbst in den nachsten paar Stunden sein, muB sich das finnische Volk entscheiden, ent-
weder die Waffenstillstandsbedingungen, die von RuBland gestellt werden, und damit seine Souvera-
nitat und Unabhangigkeit anzunehmen, oder die Bedingungen abzulehnen und sich damit den Schrek-
ken des totalen Krieges und der Zwangsbesetzung eines durch den Zusammenbruch des Nazi-
Deutschland an den Ruin gebrachten Finnlands auszusetzen. Die Weltmeinung hat keinen Zweifel
daruber, welchen Weg Ihr einzuschlagen habt. Der groBte Teil der Volker, namentlich Amerika und
Schweden, betrachten die Waffenstillstandsbedingungen als annehmbar und den Umstanden nach
sogar als gemaBigt. Sie betrachten sie im Lichte der Tatsachen, welche die finnische Zensur Euch vor-
enthalt. Ihr seht Euren Krieg als Verteidigungskrieg an. Die Welt betrachtet Euch als Angreifernation.
Keiner finnischen Zeitung war es auch nur gestattet, die ganze Geschichte der dem deutschen Angriff
auf RuBland vorangehenden Monate zu berichten. Ohne dem finnischen Reichstag oder der finnischen
Presse ein Wort zu sagen, erlaubte die finnische Regierung, Monate vor dem deutschen Angriff deut-
schen Streitkraften in groBer Zahl in Finnland einzudringen und sich auf die Aggression vorzubereiten.
Die finnische Regierung muB voile Kenntnis von der zukunftigen Aggression gehabt haben, darum
weist die Weltmeinung den Anspruch auf einen Defensivkrieg zuriick. Obwohl vielen Finnen die Star-
ke der finnischen Armee und Wirtschaft
154 unvermindert erscheint, muBte die finnische Regierung die wahre Lage erkennen. Darum ergriff sie
die Initiative und ersuchte die sowjetrussische Regierung umeinen Waffenstillstand. Die Russen boten
die Bedingungen an, welche die allgemeine Billigung der Briten besitzen und von denen die amerika-
nische Regierung unterrichtet war. Eine endliche Niederlage Deutschlands liegt auf der Hand. Wenn
britische und amerikanische Krafte auf dem Kontinent landen, werden sie einem Kampf ein Ende ma-
chen, der nur in der tiefsten Niederlage Deutschlands enden kann. Dieser Kampf wird blutig und un-
barmherzig sein und verlangt groBe Opfer an Menschen, wie er sie bisher von SowjetruBland gefordert
hat. Wenn Finnland sich bei dem Eindringen auf der Seite der Besiegten befindet, diirfte es sich einem
nationalen Selbstmord groBten AusmaBes gegenubersehen. Dies ist also unsere letzte Warnung. Die
Bedingungen zuriickweisen heiBt dem nationalen Zusammenbruch entgegenzugehen, die Bedingungen
annehmen bedeutet: Weiterleben Finnlands als unabhangiger und souveraner Staat."
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Ebenfalls am 16. Marz gab das USA-AuBenministerium folgenden Kommentar zu letzten Meldun-
gen aus Finnland: „Wir haben klipp und klar unserer Hoffnung Ausdruck gegeben, daB Finnland aus,
dem Krieg und seiner Verbindung mit Deutschland herauskommen wird. Die Nachricht, daB das finni-
sche Parlament die russischen Friedensbedingungen abgewiesen hat, wird, wenn sie auf Wahrheit
beruht, aufs neue enttauschen."
Sogar Roosevelt selbst bemuhte sich, um den Druck auf Finnland zu verstarken. Am 16. Marz mel-
dete Reuter aus Washington: Roosevelt mahnte Finnland erneut, aus dem Kriege auszuscheiden. „Fur
mich war es von jeher peinlich, Finnland als Partner Deutschlands Seite an Seite mit den verschwore-
nen Feinden der Zivilisation kampfen zu sehen. Das finnische Volk hat nun eine Gelegenheit, sich
dieser verhaBten Partnerschaft zu entziehen. Je langer es an Deutschlands Seite verharrt, um so mehr
Leid und Sorgen wird es zu tragen haben. Ich glaube hier im Namen aller Amerikaner sagen zu kon-
nen, daB wir aufrichtig hoffen, daB Finnland jetzt die Gelegenheit benutzen wird, sich von Deutsch-
land zutrennen."
Roosevelts Erklarung wird in Washington als eine direkte Antwort auf nichtamtliche Berichte aus
Stockholm angesehen, wonach das finnische Parlament in Geheimsitzung die russischen Bedingungen
abgelehnt habe.
Auch die schwedische Regierung und der schwedische Konig selbst wurden von der Diplomatic der
Feindmachte bewogen, in der Sache Stellung zu nehmen, wie sich aus der folgenden Mitteilung des
staatlichenfinnischen Informationsamtes vom 18. Marz ergibt: „Die Presse verschiedener Lander hat
die Nachricht enthalten, daB der schwedische Konig Gustaf V. sich in der finnischen Friedensangele-
genheit an die finnische politische Fuhrung gewandt hatte. Das finnische AuBenministerium gibt des-
halb folgendes bekannt: Montag. 6. Marz. erhielt der finnische AuBenminister vom finnischen Ge-
sandten in Stockholm, Minister Gripenberg, einpersonliches geheimes Telegramm, in dem er das von
ihm an dem selben Tag mit dem schwedischen AuBenminister gefuhrte Gesprach referierte. In diesem
Gesprach hatte Minister Guenther auch die Ansicht Konig Gustafs mitgeteilt, es sei wunschenswert,
daB die einmal begonnene Fuhlung nicht abgerissen werde. Er habe gebeten, daB diese Auffassung
Konig Gustafs dem Staatsprasidenten, dem Marschall von Finnland und der Regierung bekanntgege-
ben werde. Im Telegramm hieB es ferner, daB diese Mitteilung nur diesen Personen bekanntgegeben
und als streng vertraulich behandelt werden sollte.
An demselben Tage wurde das im Telegramm enthaltene Referat der AuBerung Konig Gustafs an
den Staatsprasidenten und den Marschall von Finnland weiterbefordert und vor dem Ministerrat verle-
sen. Minister Ramsay hielt es jedoch fur angebracht, Mittwoch, den 8. Marz, den Inhalt des Tele-
gramms im AuBenpolitischen AusschuB des Reichstages bekanntzugeben und ihm mitzuteilen, daB es
die Auffassung maBgebender schwedischer Kreise widerspiegele. Auch in der Rede, die der Minister-
prasidentam 15. Marz
155 in der hinter verschlossenen Ttiren stattgefundenen Plenarsitzung des finnischen Reichstages hielt,
wurde die Mitteilung als eine schwedische AuBerung referiert.
Die Mitteilung ist somit nicht nur genau dem Staatsprasidenten, dem Marschall und der Regierung,
sondern in bezug auf den tatsachlichen Inhalt auch den betreffenden politischen Instanzen bekanntge-
geben worden. Sie enthalt aber gar keine Angaben liber Anderungen der von der sowjetischen Regie-
rung aufgestellten Bedingungen. Die letzte Antwort der sowjetischen Regierung, die der Behandlung
der Angelegenheit in der Regierung und im Reichstag zugrunde gelegen hat, wurde am 10. Marzabge-
geben.
Niemand wird annehmen, daB die deutsche Diplomatic in der finnischen Frage untatig geblieben ist,
wenn auch die deutsche Presse sich eine starke Zuruckhaltung auferlegte. Nattirlich bemlihten sich
Politik und Propaganda der Feindmachte, durch Falschmeldungen und mit anderen Mitteln Deutsch-
lands politischer Aktion entgegenzuwirken. Dies rief schlieBlich eine Stellungnahme von hochster
deutscher Seite hervor. Am 19. Marz meldete DNB aus Stockholm:
Auf Grund einiger im Ausland verbreiteter Meldungen iiber einen angeblichen Schritt des Fuhrers
beim schwedischen Konig in Zusammenhang mit der finnischen Frage bat der Berliner Korrespondent
von „Stockholms Tidningen" um eine Stellungnahme des Fuhrers zu diesen Veroffentlichungen. Der
Flihrer stellte dem schwedischen Korrespondenten auf seine Fragen folgende Antworten zur Verfti-
gung:
Frage: „In auslandischen Pressemeldungen wurde behauptet, der Flihrer habe bei Konig Gustaf von
Schweden einen Annaherungsschritt wegen der Vermittlungen des schwedischen Konigs bei Finnland
unternommen. Entsprechen diese Meldungen den Tatsachen?"
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Antwort: „Die Meldungen sind falsch. Ich wliBte auch nicht, weshalb ich einen solchen Schritt getan
haben sollte. Es ist mir nicht bekannt, ob tiberhaupt Konig Gustaf von Schweden in diesem Sinne auf
Finnland ein-gewirkt hat, vor allem auch nicht, wann dieser Schritt geschehen sein soil. Wenn dies
aber zutreffen sollte, handelt es sich hier selbstverstandlich um eine rein schwedische Angelegenheit."
Frage: „Darf ich in diesem Zusammenhang fragen, wie Sie iiberhaupt die Lage auf Grund der
Waffenstillstandsbedingungenbeurteilen?"
Antwort: „Ich beurteile die von den Sowjets bekanntgegebenen Waffenstillstandsbedingungen genau
so, wie sie gemeint sind. Ihr Ziel ist selbstverstandlich, Finnland in eine Situation zu bringen, in der
ein weiterer Widerstand unmoglich ware, um dann das am finnischen Volk zu vollziehen, was Molo-
tow schon seinerzeit in Berlin gefordert hat. Mit welchen Phrasen und unter welchen Vorwanden diese
sowjetischen Bedingungen auch immer bekanntgegeben werden, ist praktisch vollig gleichgultig. Es
handelt sieh hier nur darum, dem Opfer eine Schlinge um den Hals zulegen, um sie dann zu gegebener
Zeit zuziehen zu konnen. DaB SowjetruBland sich zu diesem Schritt gezwungen sieht, ist nur der Be-
weis daftir, wie skeptisch es seine militarischen Moglichkeiten selbst beurteilt. An der endgultigen
Absicht des Bolschewismus kann niemand zweifeln, die heiBt: Ausrottung der nichtrussisch-
bolschewistischen Volker in Europa und in diesem Fall vor allem Ausrottung der Finnen. Um dieses
Ziel zu erreichen, hat man, wie unsere Gegner offen zugeben, den Nervenkrieg gegen Finnland entfes-
selt."
Frage: „Es ist des ofteren die Frage einer Garantie fur Finnland von seiten Englands und der USA
aufgeworfen worden. Was halten Sie von derartigen Garantien fur Finnland?"
Antwort: „Die Fragen von Garantien fur Finnland von seiten Englandsund der USA konnten nur den
Zweck verfolgen, den Finnen die Unterwerfung schmackhafter zu machen. In der Praxis ist jede Ga-
rantie der Englander oder der Amerikaner eine Utopie. Weder England noch die USA wtirden in der
Lage sein,
156 einem siegreichen SowjetruBland auch nur die geringsten Vorschriften tiber die endgultige Zielset-
zung zu machen, selbst wenn sie dies wollten. In Wirklichkeit aber haben sowohl England wie Ameri-
ka nicht den geringsten ehrlichen Willen, einen solchen EinfluB auszuiiben. In beiden Landern regie-
ren die gleichen Krafte, wenn auch unter burgerlicher Maske getarnt, die in SowjetruBland vollig offen
die Gewalt ausiiben. Was amerikanische Garantien anbetrifft, so hat Deutschland schon nach Beendi-
gung des Weltkrieges seine Erfahrungen damit gemacht. Die feierlich zugesicherten 14 Punkte Wil-
sons waren, nachdem Deutschland die Waffen niedergelegt hatte, vergessen. Die praktische Wirklich-
keit ftihrte in jedem einzelnen Fall zum Gegenteil dessen, was man damals dem deutschen Volke feier-
lichst zugesichert hatte. Was britische Garantien fur einen Wert besitzen, ist durch den Fall Polen in
eklatantester Weise erwiesen. Im ubrigen stehen England und Amerika selbst vor schweren inneren
Krisen, und die Frage ist nicht, ob sie in der Lage sind, dem Bolschewismus Vorschriften zu machen,
sondern wie lange es ihnen gelingen wird, die bolschewistische Revolution in ihren eigenen Landern
zu verhindern. Wie bisher noch immer im Volkerleben ist der einzige Garant fur den Bestand einer
Nation die eigene Kraft."
Die militarischen und politischen Hintergriinde der gegen Finnland gerichteten Aktion wurden da-
mit durch den Ftihrer eindeutig klargestellt. Finnlands Regierung und Volksvertretung gelangten zu
den gleichen SchluBfolgerungen. Das bolschewistische Tauschungsmanover war von vornherein durch
die Erfahrungen diskreditiert, die das finnische Volk mit dem ersten Frieden angeblicher sowjetischer
MaBigung, dem nach dem ersten Krieg mit der Sowjetunion vom Marz 1940, gemacht hat. Am 21.
Marz meldete DNB aus Helsinki: „Das staatliche Informationsamt gab heute friih eine amtliche Ver-
lautbarung aus, in der die sowjetischen Waffenstillstandsbedingungen als unannehmbar bezeichnet
werden. Die finnische Regierung habe, so heiBt es in der amtlichen Verlautbarung, am 29. Februar
dem Reichstag die Waffenstillstandsbedingungen mitteilen konnen, die Staatsrat Paasikivi von dem
Sowjetgesandten in Stockholmerhalten hatte und die bereits fruher veroffentlicht worden seien. Nach-
dem die Annahme dieser Bedingungen in der vorgelegten Form nicht in Frage gekommen sei, habe die
finnische Regierung dennoch nicht die Moglichkeit weiterer Verhandlungen ablehnen wollen. Deshalb
habe sie dem Reichstag vorgeschlagen, die Fuhlungnahme fortzusetzen. Die Mehrheit des Reichstages
habe die Auffassung der Regierung gebilligt. Der sowjetischen Regierung sei mitgeteilt worden, daB
die Waffenstillstandsbedingungen genau gepruft worden seien und vorgeschlagen worden, daB der
finnischen Regierung die Moglichkeit gegeben wtirde, ihre eigene Meinung tiber alle mit den Bedin-
gungen verbundenen Fragen zu auBern. Die Sowjetregierung habe jedoch die Antwort der finnischen
Regierung als vollig unbefriedigend bezeichnet. In ihrer Antwort habe sie mitgeteilt, daB die tiber-
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reichten Waffenstillstandsbedingungen als minimale und elementare Bedingungen anzusehen seien
und daB erst nach der Annahme derselben es moglich sei, liber die Einstellung der Feindseligkeiten zu
verhandeln. Weiter forderte sie eine positive Antwort innerhalb einer bestimmten Frist. Darauf habe
Ministerprasident Linkomies in der geheimen Sitzung von 14. Marz, in der er den finnischen Vor-
schlag sowie die aus Moskau eingelaufene Antwort bekanntgab, festgestellt, daB es. unter diesen Um-
standen keine andere Moglichkeit gebe, als eine ablehnende Antwort auf die Forderung der Sowjet-
union zu erteilen.
In der Antwort an die Sowjetunion habe die linnische Regierung erneut betont, wie notwendig es fur
den finnischen Reichstag gewesen ware, liber die formale Auslegung der verschiedenen Punkte als
auch liber den tatsachlichen Inhalt der Bedingungen genauer informiert zu werden. Trotz ihres Bestre-
bens, die friedlichen Beziehungen wiederherzustellen, habe die Regierung es jedoch nicht fiir moglich
gehalten, die die Existenz der Nation tief beeinflussenden Bedingungen Sicherheit liber ihren Inhalt
und liber ihre Auslegung zu haben."
157 Hierzu stellte der Sprecher des Auswartigen Amtes" am 21. Marz fest: „Der Versuch Moskaus,
Finnland mit einer Reihe von unprazisen Bedingungen aus dem Kriege herauszuschlagen, kann heute
als gescheitert angesehen werden."
Aber die Weigerung Finnlands wurde von den Feindmachten als fur sie so unerfreulich und nachtei-
lig empfunden, daB sie sich mit ihr nicht zufrieden gaben. Sofort wurden deshalb Tendenzmeldungen
des Inhaltslanciert, Finnland habe noch nicht das letzte Wort gesprochen, die finnische Regierung
habe den finnischen Reichstag getauscht und der finnischen Presse nicht die notige Freiheit gelassen,
um dem finnischen Volke die MaBigung und die GroBmut der Moskauer Bedingungen klarzumachen.
In diese Diskussion griff die Sowjetregierung am 23. April mit einer langeren Erklarung des stellver-
tretenden AuBenkommissars Wischinsky ein, die folgendermaBen lautete:
„Die finnische Antwort vom 8. Marz wurde als unbefriedigend betrachtet. Die Sowjetbedingungen,
die Paasikivi liberreicht wurden, waren eine Mindestforderung. Eine finnische Delegation kam nach
Moskau und konferierte am 27. Marz mit Molotow. Ihr wurden folgende Bedingungen gestellt:
1. Bruch mit Deutschland und Internierung der deutschen Truppen und Kriegsschiffe oder ihre
Vertreibung vor Ende April.
2. Wiederherstellung des finnisch-sowjetischen Vertrages vom Jahre 1940 und Riickzug der finni-
schen Truppen auf die Grenzlinie von 1940.
3. Sofortige Heimbeforderung der russischen und alliierten Kriegsgefangenen und Zivilinternierten.
Diese Heimbeforderung sollte gegenseitig sein.
4. 50 v. H. Demobilmachung der finnischen Armee.
5. Eine Reparationszahlung von 600 Millionen Dollar im Verlaufe von flinf Jahren.
6. Abtretung von Petsamo an RuBland.
7. Wenn diese 6 Bedingungen angenommen werden, will die Sowjetregierung auf ihre Forderung
nach Abtretung von Hangoe ohne Entschadigung verzichten.
Am 19. April hat die finnische Regierung liber Schweden mitgeteilt, daB sie, trotz ihrem Wunsche,
einen Frieden mit RuBland herbeizuflihren, diese Bedingungen nicht annehmen konne.
Die Sowjetregierung erklarte in ihrer Antwort: „Heute hat Finnland keine Unabhangigkeit, und jetzt
gilt es, diese Unabhangigkeit wiederherzustellen, indem die Deutschen vertrieben werden. Die finni-
sche Regierung ist nicht Herr im eigenen Hause."
Wischinsky wollte es. also hinstellen, als ob die finnische Regierung nicht aus eigener Initiative die
sowjetischen Bedingungen abgelehnt hatte, sondern unter deutschem Druck. Die Enttauschung dar-
iiber, daB sich das finnische Volk nicht die Schlinge um den Hals legen lieB, mit der Stalin es ebenso
zu erdrosseln gedachte, wie ihm dies friiher mit den baltischen Staaten gelang, war sehr groB. Am 24.
April meldete Reuter aus Moskau: Uberall in der Sowjetunion herrscht groBe Enttauschung liber das
Fehlschlagen der sowjetisch- finnischen Verhandlungen. Die Nachricht darliber wurde in alien Blattern
in groBer Aufmachung kommentarlos, gebracht. Diese Absage der zweiten sowjetischen Friedensvor-
schlage laBt in der Sowjetregierung die Folgerung aufkommen, daB Finnland einfach nicht in der Lage
ist, liber fur RuBland annehmbare Friedensbedingungen zu verhandeln. Es herrscht nach diesem zwei-
ten Fehlschlag recht wenig Hoffnung auf eine Moglichkeit, die MiBhelligkeiten zu liberbriicken. Gut-
unterrichtete diplomatische hiesige Kreise neigen allerdings trotzdem zu der Ansicht, daB die Mog-
lichkeiten zu einem dritten erfolgreichen Verhandlungsversuch noch bestanden.
Der letzte Satz dieser Meldung zeigte, daB man bei den Feindmachten das Spiel immer noch nicht
;Uip ifeir| lilt tm ^ihiji 22
158 verloren gab und bereit war, es von neuem zu beginnen, ein eindeutiger Beweis daflir, welch auBeror-
dentlichen Wert man ihm beimaB. Finnland sollte der Probefall werden, dem dann schnell andere fol-
gen sollten. Die Sowjets wahlten zu ihrer diplomatischen Offensive gegen Finnland die Winter- und
Friihjahrsmonate, wahrend deren militarische Aktionen groBen Stils gegen das im winterlichen Kampf
besonders harte und tiberlegene finnische Volk sowieso nicht in Frage kamen. Auch die Enttauschung
und der Zorn in London und Washingtonwaren groB und fanden in Presse und Rundfunk unverstellten
Ausdruck. Die Bestrebungen, dennoch iiber finnische Linkspolitiker eine Verbindung offen zu halten
und bei nachster Gelegenheit Finnland erneut unter starksten Druck zu setzen, blieben deutlich er-
kennbar und wurden offen zugegeben.
Eine ahnliche Rolle wie Finnland im Norden war Ungarn im Siidenzugedacht. Die sowjetische Win-
teroffensive war bis zum Karpatenbogen vorgetragen worden und erst dort zum Stillstand gekommen.
Die Feindpropaganda machte sich dies zunutze, um in alien Tonarten den Nervenkrieg gegen Ungarn
zu steigern. Ebenso wie gegentiber Finnland hieB es:
Deutschland ist verloren, rettet euch noch rechtzeitig, tretet auf die Seite der Alliierten, dann konnt ihr
noch einen leidlich guten Frieden erhoffen. Im Innern Ungarns machten sich im gleichen Sinne jene
starkenjudischen Krafte bemerkbar, die durch Besitz und Familienverbindungen mit Adelskreisen und
durch starke Positionen in der Presse uberbetrachtliche Aktionsmoglichkeiten verfugten. Ungarn war
ja das einzige Land unter den mit Deutschland oder von deutschen Truppen besetzten Landern, wo das
Judentum seine fruhere Macht ziemlich uneingeschrankt erhalten hatte. Budapest war die Hauptbasti-
on des Judentums in Europageblieben. Ein deutscher Sieg liegt nicht im Interesse des ungarischen
Judentums, aber eindeutig in dem der ungarischen Nation, die seit Jahrhunderten in enger Lebensge-
meinschaft mit dem Deutschtum Europa gegen die Angriffe des Ostens mit verteidigt hatte. Die natio-
nalen Krafte Ungarns drangten nun, wo die bolschewistische Gefahr am Karpatenwallstand, zur
Macht, um dem nationalen Ungartum gegen das Judentum zum Durchbruch zu verhelfen und die gan-
ze militarische Kraft des ungarischen Volkes zur Verteidigung der Heimat zum Einsatz zu bringen.
Das verbundete GroBdeutsche Reich trat entschlossen mit militarischer Kraft auf den Plan, um Un-
garn in diesem Kampfe zu unterstiitzen. Deutsche Divisionen marschierten in Ungarn ein. Am 22.
Marz wurde aus Budapest gemeldet: Um im Rahmen der gemeinsamen Kriegfuhrung der im Drei-
machtepakt verbundeten europaischen Nationen gegen den gemeinsamen Feind Ungarn zu Seite zu
stehen, insbesondere um die wirksame Bekampfung des Bolschewismus durch die Mobilisierung aller
Krafte und die Schaffung umfassender Sicherungen zu verstarken, sind auf Grund gegenseitiger Ver-
standigung deutsche Truppen in Ungarn eingetroffen.
An Stelle der zuruckgetretenen bisherigen Regierung hat Seine Durchlaucht der Herr Reichsverwe-
ser den bisherigen Gesandten in Berlin, Stojay, mit der Bildung der neuen Regierung betraut. Das
Kabinett setzt sich wie folgt zusammen: Ministerprasident und AuBenminister: Doeme Stojay; Mini-
ster ohne Portefeuille, mit der Stellvertretung des Ministerprasidenten betraut: Jende Rasch; Innenmi-
nister: Andor JaroB; Industrieminister: Lajos SzaB; Finanzminister: Lajos Remenyi-Schneller; Han-
dels- und Verkehrsminister: Antal Kunder; Ackerbau- und Versorgungsminister: Bela Yurczek; Ju-
stizminister und provisorisch mit der Leitung des Kultus- und Unterrichtsministeriums betraut: Istvan
Antal; Honvedminister: Lajos Czatay.
Die beiden verbundeten Regierungen sind sich dariiber einig, daB die getroffenen MaBnahmen dazu
beitragen werden, im Sinne der alten Freundschaft und Waffenbruderschaft zwischen dem ungarischen
und dem deutschen Volk alle Hilfsmittel Ungarns fur den Endsieg der gemeinsamen Sache einzuset-
zen.
159 Die neue Regierung nahm beschleunigt eine innerpolitische Flurbereinigung vor, indem sie diejenigen
Parteien und politischen Gruppen aufloste, die dem vollen Kriegseinsatz des Landes widerstrebten.
Am 2. April veroffentlichte die neue Regierung folgende Regierungserklarung:
„Auf dem ostlichen Kriegsschauplatz werden entscheidende Kampfe gefuhrt, deren Ausgang das
Schicksal Europas und damit Ungarns bestimmen wird. Es ist ein Lebensinteresse der ungarischen
Nation, daB dieser Kampf mit der Besiegung des Bolschewismus endet, weil sonst unser nationales
Dasein in auBerste Gefahr geraten wurde. Dieser todlichen Gefahr gegentiber kann die ungarische
Nation allein aus eigenen Kraften nicht standhalten, selbst dann nicht, wenn sie den letzten Tropfen
ihrer Kraft in diesem gigantischen Ringen aufopfert. Den Bolschewismus niederzuwerfen und damit
den endgultigen Untergang von Europa und unserem eigenen Haupte abzuwenden, ist allein unser
machtiger Verbiindeter, der Ftihrer des GroBdeutschen Reiches, Adolf Hitler, imstande, dessen Heer
pHlfer|(Mtil! ( |Silit!}r 23
auch im Verlauf der bisherigen fiinf Jahre des Krieges den Beweis erbracht hat, tibermenschliche und
in der Geschichte niemals gekannte Leistungen vollbringen zu konnen.
Unser Land steht mit dem GroBdeutschen Reich in treuem Bundes- und hergebrachten freundschaft-
lichen Vernal tnis mit seinen heldenmutigen Soldaten kampft es in dem aufgezwungenen Schicksals-
kampf auch heute Schulter an Schulter in alter Waffenbriiderschaft gegen den gemeinsamen Feind.
Der Erfolg der gemeinsamen Sache und des gemeinsamen Kampfeserfordert es unbedingt, daB die
ungarische Nation an der Seite ihres Verbundeten mit Anspannung aller Krafte teilnehme an diesem
auch unser Schicksal bestimmenden Kampf auf Leben und Tod.
Auf Grund einer Vereinbarung, die im Geiste der Ungarn und das GroBdeutsche Reich verbindenden
Schicksalsgemeinschaft zustande gekommen ist, beteiligen sich deutsche Truppen an der Verteidigung
des Landes, wie dies auch in Finnland und anderen Landern der Fall ist, damit wir unsere Grenzen,
Europa und die Kulturmenschheit den gemeinsamen Interessen entsprechend gemeinschaftlich be-
schirmen.
In diesem geschichtlichen Kampfe mtissen alle Krafte des Landes mobilgemacht werden, auch hin-
sichtlich der inneren Front. Uber die Festigkeit und Unerschutterlichkeit der inneren Front in diesen
kritischen Zeiten zuwachen, ist nationale Pflicht ersten Ranges, um so mehr, als in den jungsten Zeiten
sich im Innern auch solche Manner fanden, wenn auch nicht in ubermaBiger Anzahl, allein mit kraft-
voller Aktivitat, die das furchterliche Gewicht und die Nahe der Gefahr nicht fassen konnten oder
wollten und gerade die gegenwartigen kritischen Zeiten als geeignet erachteten, die innere Wider-
standskraft des Landes zu untergraben und die seelische Einheit der Nation zu storen. Sie verbreiteten
den Glauben, wir konnten auBerhalb dieses Kampfes bleiben, der auch unsere Zukunft entscheiden
wird. Ja, es meldeten sich sogar Bestrebungen, die bereits absichtlich die Abwehrkampfe der Nation
zu lahmen trachteten. Mit ihrem Verhalten schwachten sie nicht nur die Widerstandskraft der Nation,
sondern setzten auch den nationalen Bestand, ja sogar die Ehre des Ungartums aufs Spiel. Hatten ihre
Bestrebungen Erfolg gehabt, so wiirde die Nation dem endgultigen Untergang zugedrangt worden
sein, aus dem es keine Auferstehung gibt.
Gegen dieses Verhalten und diese Bestrebungen nimmt die neue Regierung den Kampf auf, um un-
ter Vernichtung aller Keime der Zersetzung das Selbstvertrauen der Nation wachzuhalten, ihre morali-
schen und materiellen Krafte zu organisieren und — die althergebrachten militarischen und mannli-
chen Tugenden des Ungartums zur Geltung bringend — den Geist des Selbstverteidigungskampfes auf
das HochstmaB zu steigern.
Der in diesen schweren, geschichtlichen Stunden gefaBte EntschluB der ungarischen Regierung
macht es zum unerbittlichen Gebot, daB samtliche gesunden Krafte der Nation hinter ihr antreten. Es
bedarf des
160 Einsatzes alles Wollens, alles Vertrauens und aller Entschlossenheit, damit die Fiihrer des Landes den
Erfolg des Selbstverteidigungskampfes der Nation sichern konnen. Dies ist Wille des ersten Ungarn,
des Reichsverwesers des Konigreiches Ungarn.
Im Besitz dieses Glaubens, dieser Entschlossenheit und dieses Vertrauens wird die Regierung ihre
Pflicht erfullen, sowohl im Interesse der erfolgreichen Durchfuhrung des Selbstverteidigungkampfes
wie der dazu unerlaBlichen Schaffung ausgeglichener, gesunder und gerechter innerer Verhaltnisse.
Sie wird die Ordnung, die Ruhe, den inneren Frieden und alle Vorbedinungen angespannter Arbeit
sichern. Sie wtinscht gerechte soziale Verhaltnisse zu schaffen auf alien Linien des gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen Lebens und will die unumganglichen Lasten des Krieges im Geiste der ausglei-
chenden Gerechtigkeit verteilen. Im Geiste harmonischer nationaler Zusammenarbeit will sie sich mit
den berechtigten wirtschaftlichen und sozialen Anspruchen aller Gesellschaftsschichten und besonders
der den uberwiegenden Teil der nationalen Arbeit leistenden Industrie- und Landarbeiterschaft einge-
hend beschaftigen. Auf alien Linien des ungarischen Lebens will sie einen gesunden, reinen, ehrlichen
und zuversichtlichen Gemeingeist schaffen und zeitgerecht alle MaBnahmen treffen, die notwendig
sind zur Steigerung der nationalen Arbeit und Schaffung eines gesicherten Lebens im Innern.
Die Regierung vertraut fest auf den Erfolg ihrer Kraftanstrengungen und richtet daher an jeden treu-
en Sohn der Nation den Aufruf, sich einmutig zur Rettung und Sicherung des Landes sowie der Schaf-
fung eines gliicklichen Ungarn zusammenzuschlieBen. Im Vertrauen auf unsere heldenmutige Honved
und die Opferbereitschaft der Nation blickt die Regierung mit vollkommener Ruhe und Entschlossen-
heit der Zukunft entgegen und glaubt unbedingt an den endgultigen Sieg, der Ungarn einen seiner
groBen und glorreichen Vergangenheit wtirdigen Platz im neuen Europa sichert."
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Am 15. April richtete Reichsverweser Nikolaus v. Horthy einen Tagesbefehl an die ungarische Ar-
mee, in dem es u. a. hieB:
„Der Feind steht ganz in der Nahe unserer Grenze. Es handelt sich also wieder um eine unmittelbare
Verteidigung unseres Vaterlandes. Daran soil jeder von Euch denken. In diesem Kampf gibt es natiir-
lich kein Zuriick, sondern nur ein Vorwarts. Ich erwarte, daB jeder von Euch seine Pflicht tut und daB
Ihr wtirdig der heldischen Vorfahren sein werdet. Es beriihrt mich schmerzlich, daB ich in diesen
schweren Stunden nicht unter Euch sein kann. Ich werde jedoch daftir sorgen, daB zu Hause bis zur
letzten Grenze des Moglichen fiir diejenigen gesorgt wird, die Euch am nachsten stehen."
Der Armeebefehl erinnert daran, daB die ungarischen Truppen jetzt auf den Spuren der Vater iiber
die Karpaten nach Galizien ziehen, wo in den Jahren 1914 bis 1918 die ungarischen Waffen in so vie-
len Schlachtenruhmreich standgehalten haben. Ebensowenig wie im ersten Weltkrieg stunden die un-
garischen Truppen auch diesmal nicht allein. „Auch heute kampfen wir Schulter an Schulter mit der-
selben deutschen Armee, die 1914/1918 in ehrlicher Bundestreue neben uns stand und mit der wir
durch unlosliche auch in diesem Krieg mit Blut besiegelte kameradschaftliche Bande verbunden sind."
Diese Entwicklung der Dinge in Ungarn entsprach den Lebensnotwendigkeiten des. ungarischen
Volkes. Denn fiir die ungarische Nation steht in diesem Kriege alles auf dem Spiele! Nur Torheit oder
Feigheit konnte zu der Illusion fiihren, daB Ungarn seine gegenwartigen Grenzen oder seine soziale
Struktur aus einer Niederlage Deutschlands und seiner Verbiindeten wiirde retten konnen. Schon der
Zusammenbruch von 1918 hat Ungarn den Bolschewismus unter Bela Khun gebracht, dieses Mai
wiirde der Bolschewismus von der Roten Armee iiber die Karpatenpasse in die weiten Raume der un-
garischen Tiefebene stromen und sich dort mit den bolschewistischen Banden Titos die Hand reichen.
161 Die ungarischen Divisionen haben seitdem im Karpatenvorland den Sowjets betrachtliche Gebietsteile
entrissen und ihren Kampfwert unter Beweis gestellt. Ungarn verfiigt, da sein Kriegseinsatz bisher nur
sehr beschrankt gewesen ist, iiber militarische Reserven von vielen hunderttausend Mann.
In England und in den USA riefen die Ereignisse in Ungarn eine ahnlich starke Enttauschung hervor
wie die in Finnland. Man suchte sich mit einer Flut von Tendenz- und Falschmeldungen zu entschadi-
gen, konnte jedoch die Tatsache damit nicht aus der Welt schaffen, daB der Versuch, iiber Ungarn
einen Einbruch in die europaische Front zu erzielen, restlosgescheitert war.
Als dritter mit Deutschland verbiindeter Staat war Rumanien zum Gegenstand des feindlichen
Nervenkrieges-ausersehen. Die Erfolge der sowjetischen Winteroffensive, die die Rote Armee im
Siiden bis an den Dnjestr und im Norden bis nach Bessarabien und die Bukowina und in die Nahe von
Jassy fiihrten, bildeten das tragende Element fiir diesen Nervenkrieg. Ahnlich wie' die Luftangriffe auf
Helsinki die „Friedens-offensive" der Sowjets gegen Finnland begleiteten, geschah dies hinsichtlich
Rumaniens durch Luftangriffe auf Bukarest. Rumanien gegeniiber wurden von der Feindpropaganda
die gleichen Propagandathesen wie gegeniiber Finnland und Ungarn angewandt, wobei das Argument
hinzugefiigt wurde, Rumanien moge sich doch schleunigst England und den USA iibergeben, dann sei
es ja auch vor dem Bolschewismus sicher. Ein torichtes Argument, da die Rote Armee zwar vor Jassy,
Englander und Amerikaner aber nicht einmal auf Rhodos und Kreta oder irgendeinem Punkte des Bal-
kans standen, dort vielmehr deutsche und verbiindete Armeen zur Verteidigung Europas bereit waren.
Andererseits richtete der sowjetische AuBenkommissar Molotow an die Adresse Rumaniens eine Er-
klarung, die Sowjetarmee marschiere mit ausschlieBlich militarischen Zielen, d. h. nur zur Besiegung
der deutschen Armee in Rumanien ein. Der feindliche Nervenkrieg veranlaBte den Reichsminister des
Auswartigen von Ribbentrop, dem Berliner Vertreter der rumanischen Nachrichtenagentur Rador eine
Unterredung zu gewahren und einige Deutschland und Rumanien gemeinsam interessierende Fragen
wie folgt zu beantworten:
Frage: „Was ist Ihrer Ansicht nach, Herr ReichsauBenminister, der Zweck der neuesten sowjetischen
Erklarungen an Rumanien, in denen behauptet wird, die dort eingedrungenen Sowjettruppen verfolg-
ten reinmilitarische Ziele? Die Sowjetunion beabsichtige keine Anderung der Ordnung Rumaniens
und erhebe auch keinen Anspruch auf einen Teil des rumanischen Territoriums?"
Antwort: „Fiir jeden Kenner der Sowjetpolitik wahrend der letzten 25 Jahre bedeutet die Molotow-
Erklarung alles andere als eine Uberraschung. Der politische Trick war immer ein Teil der sowjeti-
schen Kriegfiihrung. Hierfiir gibt es genug Beispiele. Bemerkenswert ist dabei iibrigens, daB die
Machthaber des Kreml zur politischen List zu greifen pflegen, wenn ihre militarische Kraftentfaltung
den Hohepunkt iiberschritten hat.
Nach unserer Auffassung ist der wahre Grund fiir diese jetzige Taktik der Wunsch Moskaus, den
Feldzug nach den furchtbaren Opfern der letzten Jahre mit moglichst geringen weiteren Verlusten zu
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beenden. Die Sowjets kennen die Unbestandigkeit des Schlachtengliicks. Sie erinnern sich daran, daB
sie schon einmal nahe am Sieg waren, um schlieBlich doch eine schwere Niederlage einstecken zu
mtissen. Man mochte deshalb das Risiko weiterer Kampfe moglichst einschranken. Daher der Versuch
der Sowjets, Finnland mit scheinbar gemaBigten Forderungen aus dem Kriege zu bluffen, d. h. man
will es in eine Falle locken, um es dann zu erdrosseln. Daher das Werben um Bulgarien, die Drohun-
gen an Ungarn und jetzt die Lockungen an Rumanien. Ich glaube jedoch, jeder Rumane weiB, was er
von solchen Beteuerungen zu
162 halten hat. Das Schicksal ihrer Landsleute in Bessarabien und in der Bukowina voreinigen Jahren war
eine furchtbare Lehre fur alle Rumanen, denn die bolschewistische Methode bleibt immer die gleiche:
Erst eine feierliche Zusicherung der Freiheit und Unabhangigkeit, dann Forderung militarischer Stiitz-
punkte, dann Besetzung durch die Sowjetarmee, dann Einzug der GPU und damit Liquidierung der
Intelligenz, Verschleppung der Frauen und Kinder nach Sibirien und Verelendung der Massen. Und
als SchluB dann die Einverleibung des betreffenden Staates in die Sowjetunion.
Tatsachlich haben die Sowjets diese Gleichmacherei und die Aufsaugung bodenstandigen Volk-
stums zu einem System beispielloser Brutalitat entwickelt. Das weiB heute alle Welt. Deshalb fallen
auch auf die Taschenspielertricks der Sowjets wohl nur noch die Dummsten herein."
Frage: „Herr Reichsminister, Churchill hat im Unterhaus iiber die Molotow-Erklarung gesagt, daB
er hochst befriedigt sei und dem Kreml die Bewunderung der britischen Regierung iiber diese Erkla-
rung ausgedriickt habe. Wie denken Sie hieriiber?"
Antwort: „Die Erklarung hieriiber ist sehr einfach. Churchill gehort gewiB nicht zu den Dummsten,
von denen ich eben sprach. Es handelt sich bei ihm daher nur um pure Heuchelei. Denn die Dinge in
England stehen nicht zum Besten. Man erkennt dort taglich klarer, daB Churchill gegen Stalin in Eu-
ropa einfach nichts mehr ausrichten kann, und man fiirchtet, daB dieser Zustand eines Tages fur Eng-
land katastrophale Folgen haben konnte. Die Unruhe im englischen Volk ist deshalb groB, und die
Opposition gegen die Churchillsche Politik ist standig im Wachsen. Da kam nun dem Mann, der Finn-
land, das Baltikum, Polen, den gesamten Balkan, d. h. also die ganze traditionelle englische Europa-
politik an Stalin preisgegeben hat, diese Erklarung Molotows recht gegeben. Denn kaum hat Molotow
seine Erklarung abgegeben, was tut der alte Spieler Churchill? Sofort tritt er im Parlament auf und —
nachdem er vor kurzem erst die Atlantik-Charta wegen der Russen ohne mit der Wimper zu zucken
iiber Bord geworfen hat — tut er jetzt so, als ob er an diese Erklarung glaube und stellt es so hin, als
ob eine Gefahr fur die englischen Interessen von Moskau nicht mehr kommen konne. Zweifellos
mochte er damit die tiefe Unruhe und Sorge des englischen Volkes und Parlaments iiber die fatale
Entwicklung der englischen AuBenpolitik beschwichtigen."
Frage: „Wie beurteilen Sie, Herr Reichsminister, die Situation GroBbritanniens und der USA gegen-
iiber dem politischen Spiel der Sowjetunion? Glauben Sie, daB die Sowjetunion wirklich eine Gefahr
fiir den Bestand GroBbritanniens darstellen konnte und daB die bolschewistische Gefahr die West-
machte dazu bringen konnte, der Politik des Kreml entgegenzutreten?"
Antwort: „Zu dem einen Teil Ihrer Frage, der Gefahr RuBlands fiir GroBbritannien, habe ich mich
schon verschiedentlich offentlich geauBert. Es lieBe sich heute noch manches sagen, besonders wenn
man in die weitere Zukunft blickt. Da dies jedoch zu weit fiihren wiirde, nur eine Gegenfrage: Was
meinen Sie, ware z. B. aus den vitalen englischen Interessen im Vorderen Orient schon heute gewor-
den, wenn nicht die deutsche Armee mit ihren Verbiindeten die gesamte russische Kraft heute an der
Ostfront bande und in Schach hielte? Ware dem nicht so, glauben Sie, daB das britische Imperium in
diesem Augenblick noch iiber einen Tropfen Ol verfiigen wiirde?
Auf Ihre Frage, wie ich die Situation Englands und Amerikas gegeniiber Moskau beurteile, gibt es
nur eine Antwort: Vollkommene Hilflosigkeit — man hat in London und Washington die russische
Politik niemals begriffen. Darum fallt man auch von einem Erstaunen ins andere. Das einzige Gefiihl,
das in England und Amerika bereits heute ziemlichallgemein verbreitet ist, ist, daB Churchill wie
Eden, Roosevelt wie Hull von der Sowjetregierung dauernd an der Nase herumgefiihrt werden. Daher
sind die
163 Beziehungen zwischen den Bundesgenossen im Osten und Westen trotz aller gegenseitigen
Beteuerungen auch alles andere als brillant. Neben der brutalen Machtentfaltung und den damit ver-
bundenen riicksichtslosen politischen Methoden Moskaus ist eis aber vor allem die groBe Sorge vor
der Ausbreitung des Bolschewismus innerhalb der Arbeitermassen in den westlichen Staaten selbst,
die den Keim zu ernsten Schwierigkeiten enthalt.
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Wenn Sie mich fragen, ob die Westmachte der Politik des Kreml eines Tages entgegentreten werden,
so kann ich dazu nur folgendes sagen:
Wenn jemals die Bolschewisten die deutschen Heere besiegen und nach Europa eindringen wlirden, so
hatten weder England noch Amerika — selbst wenn sie wollten — die notigen Machtmittel, um der
bolschewistischen Politik hier entgegenzutreten. Deshalb sind es auch allein die Heere der verbiinde-
ten europaischen Nationen, die den Bolschewismus zurlickschlagen konnen und zuriickschlagen wer-
den. Und iiber eins miissen wir uns dabei im klaren sein, namlich, daB wir in unserem Kampf gegen
den Bolschewismus mit den Divergenzen im gegnerischen Lager nicht rechnen, noch gar uns jemals
darauf verlassen diirfen. Nur Phantasten konnen mit solchen Gedanken spielen. Europa ist vielmehr in
diesem Kampf gegen den Bolschewismus auf sich selbst gestellt und ganz auf seine eigene Kraft an-
gewiesen. Die verbundeten europaischen Volkerwissen dies auch, und ich bin felsenfest uberzeugt,
daB sie diese harteste Bewahrungsprobe in ihrer Geschichte bestehen und den Sieg iiber die Bolsche-
wisten und ihre plutokratischen Helfershelfer im Westen erringen werden."
Frage: „Nun noch eine letzte wichtige Frage, Herr Reichsminister. Wie beurteilen Sie die Lage in
Rumanien angesichts der zur Zeit iiber die rumanischen Grenzen vorgetragenen russischen Angriffe?"
Antwort: „Die Ereignisse kann man nur im Zusammenhang mit der allgemeinen Lage Europas und
im Rahmen der weltweiten Gesamtkriegfiihrung der Dreierpaktmachte richtig einschatzen. Ihr Vater-
land Rumanien ist in diesem Europa und fur dieses Europa ein unlosbarer Bestandteil. Die Bedrohung
Ihrer Grenzen richtet sich nicht nur gegen Rumanien allein, sondern gegen alle verbundeten europai-
schen Nationen. Am Dnjestr wird Europa genau so verteidigt wie an irgendeiner anderen Stelle unse-
res. Kontinents. Wenn der Feind heute Geriichte ausstreut, die dem rumanischen Volk weismachen
wollen, die deutsche Fiihrung erwage strategisch die Aufgabe Rumaniens, so konnen wir hieriiber nur
lachen. Wir konnen genau so gut Berlin aufgeben.
Sie wissen, daB wir Berlin gegen die schwersten anglo-amerikanischen Luftangriffe nicht aufgege-
ben haben, sondern erbittert und mit groBem Erfolg verteidigen. Genau so werden wir Rumanien ver-
teidigen. Unsere Volker haben schon in manchem Kampf ihr Blut gemeinsam vergossen. Sie sind
durch den letzten Ansturm der Sowjets noch enger zusammengeschweiBt, und die deutsch-rumanische
Waffenbriiderschaft erfahrt jetzt ihre hochste Bewahrung. Seien Sie uberzeugt, daB der deutsche Sol-
dat den rumanischen Boden genau so verteidigen wird wie seine Heimaterde. Der Fiihrer und Mar-
schall Antonescu kennen die Gefahr genau. Sie blicken ihr furchtlos ins Auge und werden mit ihren
Armeen kampfen, bis Rumanien endgiiltig befreit und den Bolschewisten der Balkanraum ein fur al-
lemal versperrt ist."
Zu dem ersten nordamerikanischen Terrorangriff auf Bukarest sagte der ReichsauBenminister zum
AbschluB des Gesprachs: „Diese Terrorangriffe auf die europaischen Stadte und damit auf Frauen und
Kinder sind zweifellos eine der hartesten Seiten dieses Krieges. Aber man kann in Rumanien sicher
sein, daB wir die Luftgangster aus dem europaischen Raum immer mehr verjagen und im iibrigen es
ihnen mit Zins und Zinseszins heimzahlen werden. Keinen Augenblick zweifle ich aber daran, daB
Bukarest unseren deutschen Stadten nicht nachstehen wird, und daB auch seine tapferen Bewohner
diesem Terror die Stirn bieten werden."
164 Die Erklarungen des Reichsministers des Auswartigen beleuchten die Lage nach alien Seiten. Sie
charakterisieren die Methoden der Sowjetpolitik, die Unfahigkeit Englands und Amerikas, dieser Poli-
tik Halt zu gebieten, die sich daraus ergebende Aussichtslosigkeit fiir Rumanien, etwa von den Anglo-
Amerikanern irgendwelche Unterstiitzung gegen die Sowjets zu erhalten und die Entschlossenheit und
Fahigkeit Deutschlands, den rumanischen Bundesgenossen genau so zu verteidigen wie das GroB-
deutsche Reich selbst. Rumaniens Marschall hat in richtiger Erkenntnis der Lage den einzig moglichen
Weg gewahlt, den der Fortsetzung des Kampfes an der Seite Deutschlands. Es gibt in Rumanien eben-
so wie in Finnland und Ungarn natiirlich auch Kreise, die ohne Riicksicht auf das Schicksal ihres Vol-
kes und Landes bereit sind, auf die bolschewistischen Lockrufe einzugehen in dem Wahne, dadurch
Leben und Zukunft ihres Staates und bestimmter Schichten zu retten. So wird bekannt, daB der ruma-
nische Politiker Prinz Stirbey — sicher nicht ohne Wissen bestimmter politischer Unterweltkreise —
nach Kairo geflogen ist, um dort unter anglo-amerikanischer Assistenz mit den Sowjets zu verhandeln
und die Schlinge fiir Rumanien zukniipfen, um sie ihm bei passender Gelegenheit um den Hals zu
werfen.
So war denn die diplomatisch-politisch-propagandistische Offensive der Feindmachte gegen Finn-
land, Ungarn und Rumanien, die zum Ziele hatte, diese Lander auf den Weg zufiihren, den Badoglio
und das Haus Savoyen im September 1943 beschritten hatten, zunachst wieder einmal gescheitert!
pHlfer|(Mtil! ( |Silit!}r 27
Verstarkte Kampfentschlossenheit und noch engere mifitarische und wirtschaftliche gegenseitige Un-
terstlitzung zwischen GroBdeutschland und den mit ihm verblindeten drei Landern waren das Ergebnis
der Feindaktion.
Parallel mit ihr flihrten die Feindmachte eine diplomatisch-propagandistische und wirtschaftliche
Pression auf alle noch neutralen Lander Europas: Schweden, Spanien, Portugal, Irland, die Schweiz
und die Tiirkei durch. Ihr Ziel war, die wirtschaftlichen oder diplomatischen Beziehungen dieser Lan-
der oder moglichst beide mit Deutschland und seinen Verbundeten zu unterbrechen, einerseits um die
Wirtschaftsblockade gegen Deutschland moglichst ltickenlos zu gestalten, zum anderen, um alle diese
Lander naher an den Krieg heran- und schlieBlich in ihn hineinzubringen. Dabei wurden alle Register
der Propaganda und der politischen und wirtschaftlichen Pression gezogen, um zum Ziele zu gelangen.
Die Haltung Irlands, das, obwohl ein Teil des englischen Weltreiches, Englands Kriegserklarung an
Deutschland im September 1939 weder zum AnlaB genommen hatte, die diplomatischen Beziehungen
zu den Dreierpaktmachten abzubrechen, noch gar ihnen den Krieg zu erklaren, hat in London wahrend
des Krieges immer wieder Kritik und unfreundliche MaBnahmen gegen Irland ausgelost. SchlieBlich
gingen England und die USA zu scharfem diplomatischen Druck iiber. Wie der USA-Staatssekretar
Hull am 11. Marz mitteilte, richteten die USA am 21. Februar an die irische Regierung die Aufforde-
rung, die konsularischen und diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmachten abzubrechen und
die Achsenvertretungen zu schlieBen. Der irische Ministerprasident de Valera erklarte sofort dem
USA-Gesandten in Dublin, es sei der irischen Regierung unmoglich, einer solchen Aufforderung Fol-
ge zu leisten. In einer spateren Note erklarte der irische Ministerprasident, er bestatige nach einge-
hendster Priifung durch die irische Regierung die Antwort, die er mundlich gegeben habe. Die irische
Note erklarte, wenn Eire die Achsenvertreter zuriickrufen lieBe, so wlirde das den ersten Schritt zum
Kriege bedeuten. Die Note fuhr fort: „Die irische Regierung konnte nicht die amerikanischen Vor-
schlage annehmen, ohne vollig ihren demokratischen Standpunkt zu verraten. Die irische Neutralitat
ist der Ausdruck des Willens von Volk und Parlament. Sie ist die logische Folgerung von Irlands Ge-
schichte und gehort notgedrungen zu Irlands geographischer Lage.
165 Obwohl die Regierungen Kanadas und Australiens sich der Pression der USA gegen Irland anschlos-
sen und, wie Churchill am 14. Marz im Unterhauserklarte, der Schritt der USA im Einvernehmen mit
der englischen Regierung erfolgte und von dieser untersuitzt wurde, blieb de Valera fest Die einzige
moralische Unterstlitzung aus dem anglo-amerikanischen Bereich erfuhr de Valera durch den Flihrer
der slidafrikanischen nationalen Opposition, Dr. Malan, der ihm am 15. Marz ein Telegramm schickte,
in dem es hieB:
„Die eigentliche Opposition und ein sehr groBer Teil der slidafrikanischen Burger erklarten sich mit
den Anstrengungen de Valeras, die Neutralitat Eires aufrechtzuerhalten, solidarisch. Der ganzen Welt
geben wir bekannt, daB jede Art von Druck, dem man Sie, Herr Ministerprasident de Valera, von au-
Ben her unterwirft, im Gegensatz zu den Zielen und Idealen steht, fur die die Alliierten zu kampfen
vorgeben. Wir betrachten einen solchen Druck als einen Angriff auf die Autonomic der Dominions im
allgemeinen, den wir in unserem Falle nicht ruhig hinzunehmen gewillt waren." AbschlieBend
wlinschte Dr. Malan de Valera vollen Erfolg bei seinem Widerstand gegen jede Aggression, welche
Form sie auch annehmen moge.
Charakteristisch fur die irische Haltung war eine Erklarung des irischen Gesandten in USA, Robert
Brennan, der am 20. Marz sagte, das irische Volk flihle sich nicht verpflichtet, den Krieg an der Seite
der Alliierten zu flihren. Eire fasse keine Anderung in seiner Stellungnahme den Achsenvertretern in
Eire gegenliber ins Auge. Das irische Volk brauche nur liber die Grenzen nach Nordirland zu sehen,
um zu erkennen, wie diesem Lande die Demokratie vorenthalten werde, fur die die Alliierten zu
kampfen behaupteten.
Auf die Ablehnung Eires reagierte man in London mit allerlei Unfreundlichkeiten und wirtschaftli-
chen und verkehrlichen ZwangsmaBnahmen, auch dies ohne jeden Erfolg.
Wahrend sich die Pression der Englander und Amerikaner auf Irland nur auf den Abbruch der di-
plomatischen Beziehungen Eires zu den Dreierpaktmachten beschrankte, richtete sie sich bei den an-
deren neutralen Staaten Europas in erster Linie gegen deren Wirtschaftsverkehr mit Deutschland. Das
Ziel war, diesen Wirtschaftsverkehr womoglich vollkommen zum Erliegen zu bringen, mindestens
aber diejenige Ausfuhr der Neutralen nach Deutschland, die man fur kriegswichtig ansah, zu unterbin-
den.
Diese Politik der Feindmachte stellt eine klare Verletzung wesentlicher Grundsatze des Volkerrechts
dar. Denn es gibt im Volkerrecht keine wirtschaftliche Neutralitat in dem Sinne, daB neutrale Staaten
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zu den Kriegfiihrenden keine Wirtschaftsbeziehungen unterhalten diirfen. Es ist vielmehr ein unbestrit-
tener Grundsatz des Volkerrechts, daB ein neutraler Staat seine Wirtschaftsbeziehungen mit kriegfiih-
renden Landern aufrechterhalten darf. Die wirtschaftlichen PressionsmaBnahmen der Feindmachte und
ihr diplomatischer Druck auf die Neutralen, um sie zum Abbruch ihrer Wirtschaftsbeziehungen mit
den Achsenmachten und ihren Verbiindeten zu veranlassen, stellten deshalb einseitige GewaltmaB-
nahmen dar, die einen schweren Eingriff in die Souveranitat der Neutralen beinhalten. Da der Wirt-
schaftsverkehr der Neutralen mit Deutschland und seinen Verbiindeten sich auf Grund von Handels-
vertragen vollzieht, bedeuteten die Forderungen der Feindmachte an die Neutralen die Aufforderung
zum Vertragsbruch! Dariiber hinaus stellten sie einen schweren Eingriff in die Wirtschaft dieser Lan-
der dar, in deren Handelsbilanz der Austausch mit Deutschland und seinen Verbiindeten geradezu
lebenswichtig ist. Hat sich dieser Wirtschaftsverkehr wahrend des Krieges doch vielfach wesentlich
gesteigert. Die Feindmachte verlangten zwar von den Neutralen den Abbruch oder die wesentliche
Einschrankung dieses Verkehrs, waren ihrerseits jedoch keineswegs in der Lage, den Neutralen durch
eine entsprechende Steigerung ihres eigenen Wirtschaftsverkehre mit ihnen einen Ausgleich zu bieten.
166 Es ist bei dieser Sachlage nicht verwunderlich, daB die neutralen Lander sich der Pression der
Feindmachte moglichst widersetzten. Je nach ihrer wirtschaftlichen und politischen Lage war dieser
Widerstand mehr oder weniger erfolgreich.
Die Forderungen der Feindmachte gegen die Tiirkei konzentrierten sich im Rahmen der tiirkischen
Ausfuhr nach Deutschland am starksten auf die Chromerz-Ausfuhr. Da die Tiirkei sich unnachgiebig
zeigte, wurden die vertraglich zwischen der Tiirkei und England festgelegten Waffenlieferungen un-
terbrochen, mehrere tiirkische Schiffe, auf denen englisches Kriegsmaterial nach der Tiirkei unterwegs
war, in Kairo festgehalten. Auch die USA-Lieferungen an die Tiirkei auf Grund des Pacht- und Leih-
gesetzes wurden Anfang April eingestellt. Die Reaktion der Tiirkei gab ein Artikel der tiirkischen Zei-
tung „Tan" vom 13. April wieder, in dem es hieB: „Wenn man von der Tiirkei verlangt, ihre Handels-
beziehungen mit Deutschland abzubrechen, so lauft das unter den heutigen umstanden auf eine Art
Selbstblockade hinaus. Die Tiirkei braucht Kriegsmaterial, Rohmaterial, Maschinen und Werkzeug-
maschinen sowie pharmazeutische Erzeugnisse. Solange die Alliierten diese Waren nicht der Tiirkei
liefern, konnen sie sich auch nicht iiber die Tiirkei beschweren, weil sie mit Deutschland Handel
treibt."
Mitte April richteten London und Washington eine gemeinsame Note an die Tiirkei, in der sie die
Unterbrechung der tiirkischen Ausfuhr nach Deutschland forderten, wobei auf den tiirkisch-englischen
Biindnisvertrag Bezug genommen wurde. Die monatelang fortgesetzte Pression auf die Tiirkei fiihrte
schlieBlich zu einem Teilerfolg der Feindmachte. Der tiirkische AuBenminister Menemencioglu erklar-
te am 20. April in der tiirkischen Nationalversammlung ebenfalls unter Bezugnahme auf das tiirkisch-
englische Biindnis, die tiirkische Regierung habe beschlossen, die C h r o m-erzlieferungen an
Deutschland und seine Verbiindeten am21. April einzustellen, wahrend die iibrige Ausfuhr fortgesetzt
werden sollte. Dies war ein offenkundiger Bruch des deutsch-tiirkischen Handelsvertrags!
Gegeniiber Schweden, dessen Handelsverkehr sich gegenwartig zu iiber 80 Prozent mit Deutschland
und dessen Verbiindeten sowie den von Deutschland besetzten Gebieten vollzieht, konzentrierte sich
der Druck der Feindmachte auf die Ausfuhr von Kugellagern nach Deutschland. Der parlamentarische
Sekretar fiir den Wirtschaftskrieg erklarte hierzu im englischen Unterhaus am 26. April: „Wie in der
Presse bekanntgegeben wurde, hat der USA-Botschafter in Stockholm am 13. April dem schwedischen
AuBenminister eine Note iiberreicht und auf die Wichtigkeit aufmerksam gemacht, die die schwedi-
schen Kugellager-Lieferungen fiir Deutschland' hatten. Die schwedische Regierung wurde aufgefor-
dert, diesen Export einzustellen. Der USA-Botschafter war vom englischen Botschafter begleitet, der
mit dem Inhalt der Note vollig ein-verstanden war. Ich glaube, daB man das Gleiche von der Sowjetre-
gierung sagen konne. Ich bedauere, daB die schwedische Regierung, deren Antwort vorigen Sonn-
abend unseren beiden Gesandten iibergeben wurde, noch keinen Weg gesehen hat, unsere Bitte zu
erfiillen. Ich mochte klarstellen, daB die britische Regierung, deren Ansichten vollstandig mit denen
der USA iibereinstimmen, diese Antwort nicht als zufriedenstellend ansehen kann. Wir legen dieser
Frage die groBte Bedeutung bei. Seit vergangenem August ist die Zerstorung der in Achsenlandern
befindlichen Kugellagerfabriken Hauptziel unserer Bomber-Offensive gewesen. Die britischen Luft-
streitkrafte und vor allem die USA-Luftwaffe haben unter schwersten Opfern nicht weniger als zwan-
zig groBe Angriffe auf Schweinfurt, Steyr, Turin und andere Zentren der feindlichen Kugellagerpro-
duktion durchgefiihrt. Es kann kein Zweifel bestehen, daB die Kugellagerproduktion nicht nur in
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Deutschland, sondern auch in den Vasallenstaaten ernstlich eingeschrankt worden ist. Dies hat wie-
derum den Ausfall an Panzern und Kraftwagen aller
167 GroBen zur Folge. Deswegen betrachten wir heute Schwedens Lieferungen auch in seinem heutigen
Quantum als weitaus wichtiger fur den Feind denn je zuvor."
Am 19. April hatte Reuter bereits aus Stockholm gemeldet: Das schwedische Parlament billigte ein-
stimmig in geheimer Sitzung den BeschluB der Regierung, die alliierte Forderung auf Einstellung der
Ausfuhr von Kugellagern nach Deutschland formell abzulehnen. Es fand keine Abstimmung statt, aber
die Einstimmigkeit ging aus den kurzen Erklarungen der Vertreter der verschiedenen Parteien hervor.
Aber weder London noch Washington wollten sich mit der schwedischen Ablehnung zufrieden ge-
ben und kundigten an, daB sie weiter Druck auf Schweden ausiiben wlirden, um trotzdem zum Ziel zu
gelangen.
Gegen Spanien und Portugal war es die Ausfuhr von Wolfram, die die Feindmachte in erster Linie
zum Gegenstand ihrer diplomatischen und wirtschaftlichen Pression machten. Bei Spanien kamen
noch mehrere andere Forderungen hinzu, die der Auflosung der deutschen Vertretung in Tanger, der
Freigabe italienischer Handelsschiffe in spanischen Hafen und die Abberufung der letzten Reste der
Blauen Division von der Ostfront. Uber den Gang der Verhandlungen verlautete wenig. Bis Ende
April hatten sie offensichtlich noch nicht zu einem Ergebnis gefuhrt. Uber die Verhandlungen mit
Portugal erklarte Eden im englischen Unterhaus am26. April: „Wir haben es der portugiesischen Re-
gierung klar gemacht, daB wir als Verbundete den Anspruch darauf haben, zu verlangen, daB diese
Wolframlieferungen aufhoren sollen. Die Verhandlungen zwecks Beschrankung dieser Lieferungen
sind noch im Gange. Ich hoffe, bald in der Lage zu sein, uber diese Frage eine Erklarung abgeben
zukonnen."
Portugals Ministerprasident Salazar hat sich gegenuber den Englandern wahrend vieler Jahre immer
wieder als ein zaher und geschickter Unterhandler erwiesen, der das nationale portugiesische Interesse
im Rahmender alten portugiesisch-englischen Bundnisbeziehungen wirksam zu verteidigen gewuBt
hat. Es liegt jedoch auf der Hand, daB England gegenuber Portugal uber starke Druckmittel verfugt,
besonders hinsichtlich der fur die portugiesische Wirtschaft unumganglich notwendigen Zufuhren aus
Ubersee. Wenn London deshalb entschlossen ist, seine Macht gegenuber Portugal rucksichtslos anzu-
wenden, ist zu befurchten, daB Salazar in eine ahnlich hoffnungslose Lage gerat wie seinerzeit vor der
Besetzung der Azoren durch die Englander.
Wie wenig sich England bei der Durchsetzung seiner Ziele um Recht und Gesetz kummert, hat die
Geschichte seit Hunderten von Jahren immer wieder erwiesen. Einen neuen drastischen Beweis liefer-
te England im April. Am 18. April gab das britische AuBenamt bekannt: „Die Regierung hat die Leiter
aller diplomatischen Vertretungen in England davon in Kenntnis gesetzt, daB sie vom 17. April Mit-
ternacht an bis auf weiteres nicht mehr in der Lage sei, folgendes zu genehmigen: 1. Die Absendung
oder den Empfang von irgendwelchen Telegrammen durch diplomatische Missionen in England, die
nicht in offener Sprache gehalten sind, 2. die Absendung irgendwelchen Diplomatengepacks, das nicht
der Zensur unterworfen wurde, und den Empfang von Diplomatengepack nach diesem Datum, bevor
es nicht zensiert worden ist, 3. die Ausreise von amtlichen Kurieren oder diplomatischen oder Konsu-
larvertretern oder irgendwelche Mitgliedern ihres amtlichen oder personlichen Mitarbeiterstabes aus
England. Nur die Diplomaten der USA, der Sowjetunion und' der britischen Dominions ausschlieBlich
Eire sind von dieser Bestimmung ausgenommen.
Diese auBergewohnliche MaBnahme ist notwendig geworden durch die bevorstehenden militarischen
Operationen sowie zur Vermeidung aller Informationen, die dem Feind dienen und nicht notwendige
britische oder alliierte Verluste verursachen konnten. Diese Einschrankungen sollen aufgehoben wer-
den, sobald sich dies mit den Sicherheitsnotwendigkeiten vereinbaren laBt."
168 Diese Verordnung stellte einen bisher noch nie dagewesenen Eingriff in das Volkerrecht dar, und
zwar auf einem Gebiet desselben, das zu den anerkanntesten und unbestrittensten des Volkerrechts -
uberhaupt gehort. Die Schweizer Zeitung „Der Bund" charakterisierte die Sache am 18. April richtig
mit den Satzen: „Man wird in London sich im klaren dariiber sein, daB die gegenuber den offiziellen
diplomatischen Missionen des Auslandes ergriffenen MaBnahmen einen Bruch des Volkerrechts oh-
negleichen darstellen. Das Odium des Volkerrechtsbruches wiegt bei einer Nation, welche sich immer
als die Huterin des internationalen Rechts aufspielt, doppelt schwer. Auswirkungen im Prestige kon-
nen nicht ausbleiben. Auch fur wirtschaftliche Verhandlungen ist die MaBnahme ein Schlag. Seit lan-
gem befindet sich eine schweizerische Wirtschaftsdelegation in London, die andauernd schwerwie-
gende Unterredungen zu pflegen hat. Auch der Verkehr zwischen Handelsmissionen und ihren Regie-
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rungen erfordert den Schutz der diplomatischen Immunitat. Es wird der englische Schritt noch in man-
cher Hinsicht un-erfreuliche Folgen haben."
Die schwedische Zeitung „Stockholms Tidningen" schrieb am 19. April:
„Die englische Diplomatensperre hat in offiziellen Kreisen Stockholms Erstaunen hervorgerufen, da
zum erstenmal ein seit Jahrhunderten unantastbares Prinzip verletzt wurde". Die englische Aktion sei
um so ernster zu betrachten, als die Gefahr bestehe, daB auch andere Machte nachdem England einen
Prazedenzfall geschaffen habe, diesem Beispielfolgen konnten. Dadurch seien die Grundlagen der
diplomatischen Beziehungen in bedenklicher Weise bedroht.
Man hatte nun erwarten mtissen, daB alle neutralen und nichtkriegftihrenden Machte, die diplomati-
sche Vertretungen in London unterhalten, einen gemeinsamen Protest bei der englischen Regierung
angebracht hatten. Es sind jedoch — nur vereinzelte Protestschritte bekannt geworden!
Wie wenig die Feindmachte die Rechte der Neutralen beriicksichtigen, zeigten auch wiederholte
Vorfalle in ihrer See- und Luftkriegfuhrung. So fanden am 11. und 12. Marz drei grobe Verletzungen
der spanischen Neutralitat durch britische Kriegsfahrzeuge und Kriegsflugzeuge statt. Sie waren nur
die Fortsetzung einer bereits langen Reihe ahnlicher Gewaltakte.
Es stellt eine ungeheuerliche Zumutung an die VergeBlichkeit und an die Dummheit der Menschen
dar, wenn dieselben Machte, die eine so vollige Verachtung von Recht und Gesetz an den Tag legen,
gleichzeitig mit immer neuen Deklamationen tiber ihre Kriegs- und Nachkriegsziele hervortreten, in
deren Mittelpunkt immer wieder die Behauptung steht, sie wollten eine bessere Welt des Rechts, der
Sicherheit und der Gesittung schaffen, und sie wiirden die „Kriegsverbrecher" auf selten ihrer Feinde,
d. h. also bei Deutschland und seinen Verbundeten, aufs schwerste bestrafen.
Solche Erklarungen machte am 9. April der USA-Staatssekretar fur AuBeres, Hull. Die kompromiB-
lose- Ausrottung des Faschismus und des Nationalsozialismus, der Aufbau einer Weltorganisation
nach dem Vorbild des fruheren Volkerbundes mit einer starken Polizeimacht, um jede Revision der
auf Kosten der Besiegten abzuschlieBenden Friedensdiktate zu verhindern und ein internationaler Ge-
richtshof, der jede Forderung gegen das von den Siegern aufgezwungene Unrecht sofort in Acht und
Bann zu erklaren hatte, waren Hauptprogrammpunkte Hulls, die der Unterstaatssekretar des amerika-
nischen AuBenamts, Long, am 12. April noch weiter prazisierte. Den gegenwartigen amerikanischen
Gewalthabern ist also fur eine eventuelle Friedensorganisation nach ihrem von ihnen als sicher ver-
kiindeten Siege nichts Besseres eingefallen als ein NeuaufguB der durch die politische Entwicklung
nach dem letzten Weltkrieg so schmahlich ad absurdum gefuhrten Ideen Wilsons !
Die Erneuerung der verlogenen Menschheitsbegluckungsphraseologie Wilsons soil in Wirklichkeit
169 jedoch nur der Beschonigung und Verhuilung der weitgesteckten Ziele des USA-Imperialismus
dienen. So erklarte der nicht selten als Offiziosus des WeiBen Hauses auftretende Journalist Walter
Lippman am 26. April in einer Ansprache vor der Gesellschaft der amerikanischen Zeitungsdirektoren
u. a.: Die USA trachten danach, alle tatsachlichen Gewinne, die sie durch das Opfern von Blut, Geld
und Arbeit errungen haben, zu behalten. Im Pazifik sollen die USA die Marshall-Inseln und alle ande-
ren noch zu erobernden japanischen Inseln zwischen Hawai und den Philippinen in Besitz nehmen.
Die USA sollen ihr Bundnis mit China und ihre Verstandigung mit RuBland beibehalten, so daB Japan
nie mehr auf Asiens Festland FuB fassen kann. Die USA-Stutzpunkte in Australien und Neuseeland
sollen so lange aufrechterhalten werden, bis die Kriegshilfe Australiens und Neuseelands fur die Zu-
kunft gewahrleistet ist. Derselbe Grundsatz soil auch fiir Europagelten.
Noch etwas offener war in denselben Tagen die bekannte USA-Wochenzeitschrift „United States
News", die als liber die Ziele der USA-AuBenpolitik besonders gut informiert gilt. Die Zeitschrift ver-
langte z. B. die Beibehaltung der franzosischen Insel Martinique und von Dakar als Stiitzpunkte. Pre-
sident Roosevelt denke ferner an Madagaskar, Neu-Kaledonien, Franzosisch-Guayana, Miquelon und
Saint Pierre, Der Grund, weshalb Roosevelt de Gaulle nicht moge, liege darin, daB de Gaulle diese
Annektionen nicht billige. Die USA forderten ferner See- und Luftstutzpunkte in den fruheren italieni-
schen Besitzungen in Afrika. Weiter hinseien sie besonders stark interessiert an Westindien und Bri-
tisch-Guayana. Der Krieg habe auch gezeigt, daB Hongkong, Singapure und Burma lebens-wichtig fur
die USA seien. SchlieBlich nannte die Zeitschrift auch noch Niederlandisch-Indien als Interessenspha-
re und hob abschlieBend die groBe strategische Bedeutung Gronlands, Islands und der Azoren fiir die
Verteidigung im Atlantik hervor.
Als Grundlage fur diesen, den ganzen Erdball umfassenden Imperialismus ist der Ausbau der USA-
Seemacht vorgesehen. Am 26. April meldete Reuter aus Washington: Der Senat billigte am Dienstag
das Marine-Budget in Hohe von 32 645 Millionen Dollar. Das Budget wird jetzt Roosevelt zur Unter-
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zeichnung vorgelegt werden. In der Debatte wurde bemerkt, daB die USA die vollstandige Schlachten-
flotte nach dem Kriege behalten mlissen. Der Demokrat Overton erklarte, daB die amerikanische Ma-
rine aus dem augenblicklichen Konflikt als „unbesiegbare Herrin der Meere" hervorgehen werde.
Am gleichen Tage schrieb der Marine-Korrespondent der sowjetischen Zeitschrift „Krasnaya Swjes-
da", GroBbritannien sei gezwungen worden, seine Flotten-Vorrangstellung an die USA abzutreten.
„Wir sehen uns einer Tatsache gegeniiber, die von groBter politischer und strategischer Bedeutung ist,
namlich, daB die Flotte der USA der ubrigen Welt vorausist. GroBbritannien wurde gezwungen, seine
fuhrende Stellung hinsichtlich der GroBe seiner Flotte aufzugeben."
In Moskau hat man also klar erkannt, daB die Kriegspolitik Churchills England in eine Situation
hoffnungsloser Unterlegenheit gegeniiber den USA gebracht hat. Die Tatsache, daB der ganze engli-
sche Staatshaushalt einschlieBlich der Kriegsausgaben nicht einmal 6 Milliarden Pfund betragt, wah-
rend die USA allein fur ihre Flottenriistung 32,645 Millionen Dollar, also ungefahr ebensoviel ausge-
ben konnen wie England fur seinen ganzen Staatshaushalt, zeigt, wieweit England, das in den Flotten-
vertragen von Washington 1922 und von London 1936 noch die Riistungsgleichheit zur See mit den
USA zu halten vermochte, von dieser Stellung abgesunken ist.
Trotzdem ertonen aus dem Munde der englischen fiihrenden Politiker die gleichen HaB- und Vernich-
tungsgesange gegen uns Deutsche heriiber, die wir schon lange gewohnt sind. Das friiher gezeichnete
schematische Zukunftsbild einer Welt nach dem Kriege, in der eine enge Zusammenarbeit und
uneingeschrankte Verstandigung zwischen England, den USA, der
170 Sowjetunion und China herrschen und der Friede durch eine neue Weltorganisation gesichert werden
soil, in der diese vier Machte den Ton angeben, wurde von Churchill und Eden verschiedentlich wie-
derholt. Als im Unterhaus am 19. April und im Oberhaus am 4. April und am 9. Marz an die engli-
schen Regierungsvertreter Fragen iiber die zukiinftigen Grenzen in Europa gestellt wurden, insbeson-
dere ob es mit der sogenannten Atlantik-Charta im Einklang ware, wenn man z. B. deutsches Gebiet
gegen den Willen der Bevolkerung anderen Machten zuteilen wurde, erklarten die Regierungsvertre-
ter, daB die Atlantik-Charta auf ein besiegtes Deutschland keine Anwendung finden wurde! Die engli-
sche Regierung bestatigte damit und durch andere AuBerungen erneut, daB sie den Sowjets gegeniiber
Bindungen eingegangen ist, die dem sowjetischen Imperialismus in Europa freien Lauflassen. Fur die
in England herrschende Mentalitat war das am 23. Aprilveroffentlichte Programm der englischen Ar-
beiterpartei fiir die internationale Nachkriegsordnung hochst bezeichnend. Diese Partei, die sich friiher
zum Pazifismus bekannte und viel von Verstandigung und Gerechtigkeit unter den Volkern redete,
sagte nun. der Pazifismus sei eine unzweckmaBige Grundlage der Politik. Es miisse nach dem Kriege
eine internationale Streitmacht gebildet werden. Die Besetzung Deutschlands durch eine gemischte
Armee werde dazu die erforderlichen Erfahrungsmoglichkeiten bieten. England und RuBland sollten
Stiitzpunkte auf dem europaischen Festland sowohl in Deutschland als auch nach Vereinbarung in
alliierten Landern erhalten. Deutschland und Japan sollten vollig entwaffnet werden, es ware gerecht,
wenn die Mitglieder der Gestapo und der SS fiir eine bestimmte Zeit zu Reparationsarbeiten in RuB-
land und anderswo herangezogen werden wurden. Auch sollte es Reparationslieferungen in Form von
Wiederaufbauarbeiten in den zerstorten Gebieten durch deutsche Arbeiter geben, dort wo die betref-
fende Regierung es verlangen sollte. Auch die Einsetzung eines neuen internationalen Gerichtshofes
und eine internationale Kontrolle des Rundfunkwesens wurde gefordert.
So also sehen die „Friedensplane der friiheren englischen Pazifisten" Europa gegeniiber aus. Sie fin-
den es ganz in der Ordnung, Stalin zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion Millionen deutscher Arbeiter
auszuliefern, vermutlich deshalb, weil sie glauben, daB die Konkurrenz dieser deutschen Arbeiter auf
dem Weltmarkt sich gegeniiber der englischen Produktion dann nicht fiihlbar machen konnte.
Wie man sich in London die Zukunft jener Teile Europas denkt, von denen man sich vorstellt, daB
sie im Falle eines Sieges der Feindmachte auBerhalb des. Machtbereiches der Sowjetunion bleiben
konnten, erklarte der Ministerprasident der Siidafrikanischen Union, S m u t s, in einer Rede im siid-
afrikanischen Parlament am 18. Marz. Er lud die Staaten West- und Siideuropas ganz einfach ein, Mit-
glieder des englischen Weltreiches zu werden! Dadurch konnten sie am besten ihre eigene Position
und die des englischen Reiches starken.
In einer weiteren Rede am 4. April entwarf Smuts das Bild eines siidafrikanischen Imperialismus,
der nicht nur die end-giiltige Einverleibung von Deutsch-Siidwestafrika, sondern auch des belgischen
Kongo, der portugiesischen Kolonien in Afrika sowie Rhodesiens in die Siidafrikanische Union vor-
sah. Im ubrigen verkiindete Smuts ebenso wie die Londoner Politiker eine enge Zusammenarbeit zwi-
schen England, den USA und RuBland als das Allheilmittel fiir die Zukunft. Ob eine solche Zusam-
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menarbeit, d. h. also praktisch ein Beharren der Sowjetunion auf einmal gewonnenen Positionen, vor
allem ein Verzicht auf kommunistische Wlihlarbeit in anderen Staaten, d. h. auf die Weltrevolution, im
Sinne Stalins liege oder nicht, diese Frage wird von den anglo-amerikanischen Politikern geflissentlich
unterdriickt. Worte und Taten der Verantwortlichen in der Sowjetunion erweisen jedoch immer wie-
der, daB das in London und Washington entworfene Zukunftsbild der Welt keineswegs zu demjenigen
paBt, das man sich in
171 Moskau vorstellt. Der sowjetisch-bolschewistische Imperialismus zeigt sich ahnlich schrankenlos wie
der der USA.
Uberall dehnt die Sowjetunion das Netz ihrer diplomatischen und konsularischen Vertretungen wei-
ter aus. Im Monat Marz wurden neue Sowjet-Gesandtschaften in Addis Abeba, im Libanon, in Syrien
und im Irak errichtet bzw. deren Errichtung angekundigt, wurde die Ankunft des ersten Sowjetvertre-
ters in der Hauptstadt Islands, in Reykjavik, die Entsendung eines Sowjet-Botschafters nach Kanada
und zweier Sowjet-Konsulate in Ottawa und Halifax und die erstmalige Bildung einer kommunisti-
schen Partei in Agypten angekundigt. DaB jede Sowjetvertretung ein Herd kommunistischer Propa-
ganda ist, hat die Erfahrung ja langst bewiesen.
Die sowjetischen Herrschaftsplane in Europa werden durch den Verlauf der polnisch-sowjetischen
Diskussion immer wieder aufgezeigt. Wahrend die polnische Emigrantenregierung in London nach
dem Sieg unserer Feinde eine Wiederherstellung der friiheren polnischen Ostgrenzen fordert, besteht
man in Moskau auf der sogenannten Curzon-Linie, durch die etwa 40 Prozent des friiheren polnischen
Staatsgebildes an die Sowjetunion fallen wurden. Das bedeutet aber natiirlich nicht, daB der sowjeti-
sche Imperialismus an der Curzon-Linie haltmachen will. Westlich der Curzon-Linie soil vielmehr die
bolschewistische Sowjetrepublik Polenbeginnen, die man durch weite deutsche Gebiete abzurunden
gedenkt. Diese Plane Moskaus werden durch folgende Reutermeldung aus London vom 29. Februar
beleuchtet: Die polnische Regierung veroffentlicht den Wortlaut eines Protestes der polnischen Wider-
standsorganisationen gegen die kommunistischen Umtriebe in Polen und gegen „General Rola", Ober-
befehlshaber des von den Kommunisten eingesetzten Nationalrates. In diesem Protest heiBt es u. a.:
„Eine fremde Kommunistenclique, die im Namen der polnischen Arbeiterpartei auf polnischem Boden
tatig ist, betreibt Dinge, die mit Polens lebenswichtigen Interessen nicht vereinbar sind. Beim Versuch,
die Einheit der Nation in diesem kritischen Kriegsstadium zu schwachen und zu brechen, hat diese
Kommunistengruppe einen Nationalrat gebildet, einen „Oberbefehlshaber der Volksarmee" eingesetzt
und angekundigt, daB eine vorlaufige Regierung eingesetzt werden soil. Diese Krafte sind natiirlich
unbedeutend und ihre Ankiindigungen zielen lediglich auf Wirkungen im Auslande. Wir verurteilen
die Tatigkeit dieser„polnischen Arbeitspartei" aufs scharfste als Verrat gegen Polen. Lediglich die
Regierung der polnischen Republik, ihre Vertretung in Polen und auch der Oberbefehlshaber der Ar-
mee in Polen sind berechtigt, Befehle zuerteilen, die sich auf den Krieg gegen Deutschland beziehen.
Moskau hat also bereits einen militarischen Oberbefehlshaber fur die kiinftige polnische Armee,
„General R o 1 a", und einen „polnischen Nationalrat", d. h. also eine Regierung und einen Oberbe-
fehlshaber fur die geplante polnische Sowjetrepublik bei der Hand. Wer erinnerte sich nicht an die
„Regierung" Kuusinnen, die in den von der Sowjetunion im ersten finnisch-sowjetischen Kriege
1939/40 „befreiten" finnischen Gebieten gebildet wurde, um nach der Eroberung Finnlands dann nach
dein Muster der baltischen Staaten den AnschluB Finnlands an die Sowjetunion herbeizufiihren ?
Auf das Doppelspiel Moskaus gegeniiber seinen eigenen Verbiindeten fiel ein bezeichnendes Licht
durch folgende Meldung der amerikanischen Nachrichtenagentur „United PreB" vom 5. April: Haupt-
mann Krewtschenko, der mit der Fiihrung der Metall-Abteilung der sowjetischen Einkaufskommission
betraut und seitl929 Mitglied der russischen Kommunistischen Partei war, hat seinen Riicktritt erklart,
wobei er „die zweigesichtigen politischen Manover Moskaus gegeniiber England und den USA"
brandmarkte. Er erklarte u. a.: „Eine Zusammenarbeit mit den demokratischen Landern ist nicht mog-
lich, wenn die Sowjetregierung und ihre Fiihrer in Wahrheit eine versteckte Politik nach eigenen Pla-
nen und Absichten
172 verfolgen, die im Widerspruch zu ihren offentlichen Erklarungen und Versprechungen stehen". Die
Komintern sei nur der Form halber aufgelost, wahrend Moskau weiterhin die der Komintern
angeschlossenen Abteilungen in vielen Landern unterstiitze. Die neue demokratische Terminologie
werde von Moskau nur als Manover benutzt.
In Moskau versuchte man sofort Krewtschenko als eine vollig unter-geordnete Personlichkeit ohne
jede Bedeutung hinzustellen und die englische und USA-Presse bemiihten sich, seine Bekenntnisse zu
vertuschen. Seine AuBerungen passen eben nicht in das zur Tauschung der Weltoffentlichkeit ge-
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zeichnete Bild von der „vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der Sowjetunion, England und
den USA, aus der nicht nur der Sieg im Kriege, sondern auch Friede und Gerechtigkeit nach dem
Kriege erbluhen sollen.
Diese triigerischen Zukunftsbilder erfuhren auch eine bezeichnende Beleuchtung durch .die Weiter-
entwicklung der Dinge auf dem Balkan, im Italien Badoglios und' im Nordafrika de Gaulles. Das Ziel
Moskaus im friiheren jugoslawischen Raum ist die Bildung einer Balkan-Sowjetrepublik, zu
der auch Bulgarien gehoren wlirde. Der Exponent dieser Politik ist der kommunistische Bandenhaupt-
ling Tito. Die jugoslawische Exilregierung mit Exkonig Peter in Kairo lehnte Tito scharf ab. Da Tito
aber von Moskau gestiitzt wird und die englische Europapolitik im Kielwasser Moskaus fahren muB,
gab sich London alle Miihe, zwischen Tito und Peter „zu vermitteln", was naturlich bedeutete, Peter
zur Anerkennung Titos zu bringen. Am 25. Marz sah sich denn Peter, den man hatte nach London
kommen lassen, um ihn dort mit einer griechischen, mit dem englischen Konigshaus verwandten
Prinzessin zu verheiraten, in einem Interview mit dem „Daily ExpreB" zu der Erklarung gezwungen,
er sei zu Verhandlungen mit „Marschall Tito" bereit. Aber bis Ende April hatten diese Verhandlungen
noch zu keinem Ergebnis gefuhrt. Tito hatte schon gegen Ende Marz die Alliierten um die de-jure-
Anerkennung seines „Befreiungskomitees" als einzig rechtmaBige Regierung Jugoslawiens ersucht.
Er erhob Anspruch auf die Goldvorrate der Jugoslawischen Nationalbank, die sich in Hohe von 25
Millionen Pfund in der Hauptsache in USA-Banken befinden. Tito verlangte, daB alle Fonds der jugo-
slawischen Emigrantenregierung gesperrt und auf ihn ubertragen wiirden.
Eine ahnliche Entwicklung war in dem Verhaltnis zwischen der griechischen Emigrantenregierung
und Exkonig Georg von Griechenland und einem „griechischen politischen AusschuB irgendwo in den
griechischen Bergen" zu beobachten. Dieser griechische BandenausschuB, der ebenso wie der Aus-
schuB Titos unter kommunistischer Fuhrung stand, machte Anspruch darauf, die wirkliche „demokra-
tische" Vertretung Griechenlands zu sein. London unterstiitzte diese Forderung aus denselben Grtin-
den wie die Titos. Die griechische Emigrantenregierung sah sich am 6. April veranlaBt, zurtickzutre-
ten. Unter englischem Druck fanden dann Verhandlungen statt, um eine Einigung mit dem „Befrei-
ungsausschuB" herbeizufuhren. Kommunistische Elemente auf den in Alexandrien liegenden griechi-
schen Kriegsschiffen inszenierten am 6. April eine Meuterei und die Bildung eines Matrosenkomitees
mit der Forderung, eine neue, ganz links, d. h. also kommunistisch orientierte Regierung zu bilden.
Im Italien Badoglios zeigte sich dasselbe Vordringen des kommunistischen Einflusses. Das Dran-
gen der liberalen und kommunistischen Kreise auf Abdankung des von der faschistischen Republik
Mussolinis langst als abgesetzt erklarten Konigs Viktor Emanuel war schlieBlich erfolgreich. Am 12.
April erklarte Viktor Emanuel seinen Rucktritt ins Privatleben und die Ernennung des Prinzen Umber-
to zum Generalstatthalter des Konigreiches, jedoch erst nach der Besetzung Roms durch die Alliier-
ten. Die sogenannte „Exekutiv Junta der antifaschistischen Parteien", in der die Kommunisten den
Ton angaben, forderte immer wieder die„Demokratisierung" der Badoglio-Regierung. Diese Forde-
rung, die unter der
173 Formulierung erhoben wurde, alle zum Kampf gegen Faschismus und Deutschland bereiten Parteien
muBten an der Regierung beteiligt sein, wurde von Moskau eifrig unterstiitzt, naturlich mit dem
Zweck, dadurch kommunistische Vertreter in die Regierung zu bekommen.
Stalin war von jeher jedes Mittel recht, um zum Erfolg zu kommen. Wahrend die Kommunisten in
Italien eine neue kommunistisch beeinfluBte Regierung forderten, wurde am 14. Marz plotzlich mitge-
teilt, daB die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen mit der Badoglio-Regierung wieder aufge-
nommen habe. Dieser Schritt Stalins erregte in London und Washington groBtes Aufsehen. Man beeil-
te sich, in beiden Stadten, Hull am 17. Marz auf der Pressekonferenz und Eden am 21. Marz im Unter-
haus, zu erklaren, daB man seinerseits die Badoglio-Regierung nicht anzuerkennen gedenke und daB
die Anerkennung seitens Moskaus ohne vorherige Benachrichtigung der amerikanischen und der eng-
lischen Regierung erfolgt sei!
Die Londoner „Times" schrieben am 15. Marz: „Die Errichtung voller diplomatischer Beziehungen
zu einer Feindregierung nach einem Waffenstillstand und vor der Annahme der Friedensbedingungen
ist zumindestens ungewohnlich und wird vielleicht in einigen Umstanden einen ungelegenen Praze-
denzfall darstellen. Der EntschluB scheint von der russischen Regierung gefaBt und bekanntgegeben
worden zu sein, ohne Beratung mit der britischen oder amerikanischen Regierung und ohne vorherge-
hende Diskussion im MittelmeerausschuB. Dieses Vorgehen enthullt und verkiindet der ganzen Welt
einen Mangel an jeder umfassenden Kooperation der Politik, die zwischen Alliierten wtinschenswert
ist und die die Konferenzen des vergangenen Herbstes hatten herstellen wollen. Die Erreichung des
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Ideals einergemeinsamen militarischen und diplomatischen Aktion ist auBerst schwierig, und es sind
sogar zwischen England und den Vereinigten Staaten MiBerfolge in dieser Hinsicht vorgekommen. Es
ist in der Vergangenheit sowohl auf britischer als auch auf russischer Seite in bedauernswerten Riick-
fallen zu einseitigen Aktionen gekommen."
Am 16. Marz meldete Reuter aus Washington: President Roosevelt und Staatssekretar Htill bespra-
chen heute die Anzeichen der wachsenden Unruhe iiber den politischen Verlauf des Krieges. Eine
amerikanische Nachrichtenagentur meldet aus Washington, daB die USA Moskau um Erklarung der
Anerkennung Badoglios gebeten habe, wobei hinzugefugt wurde, daB die Regierung „durch verschie-
dene Punkte der sowjetischen Aktion sehr bestiirzt sei."
Stalin hatte also ganz auf eigene Faust gehandelt und weder den sogenannten Mittelmeer-AusschuB
noch den Italien-AusschuB, die beide gegriindet worden sind, um die Fragen des Mittelmeers und Ita-
liens unter den Alliierten gemeinsam zu verhandeln, mit der Frage der Anerkennung der Badoglio-
Regierung befaBt, sondern seine Verbiindeten einfach vor die vollendete Tatsache gestellt.
Schon am 28. Marz wurde gemeldet, in Neapel sei von Moskau kommend der Generalsekretar der
italienischen geheimen kommunistischen Partei, E r c o 1 i, angekommen. Ercoli, der seit der Machter-
greifung des Faschismus in Moskau gelebt hatte, ergriff nun die Fuhrung des Kommunismus in Italien.
Am 31. Marz forderte die Moskauer„Iswestija" die „sofortige Demokratisierung der Badoglio-
Regierung", und am 17. April erklarte der sowjetische Vizekommissar fur Auswartige Angelegenhei-
ten, Wischinsky, auf der Pressekonferenz, die Sowjetregierung sei an die Regierungen der USA und
GroBbritanniens mit dem Ansuchen herangetreten, „iiber die MaBnahmen zur Vereinigung aller demo-
kratischen und antifaschistischen Krafte in Italien in der Badoglio-Regierung zu beraten". Stalins alte
Methode, Volksfrontregierungen mit nationalem Vorzeichen zu begriinden, um iiber sie dem Kommu-
nismus zunachst einmal zur teilweisen Machtergreifung zu verhelfen, wurde also auf Badoglio-Italien
angewandt.
174 Die gleiche Methode setzte Stalin auch im Nordafrika de Gaulles an. Am 5. April wurde in Algier
bekanntgegeben, daB das sogenannte Befreiungskomitee, die „Regierung" de Gaulles, umgebildet
worden sei und daB zwei kommunistische Vertreter in das Komitee eingetreten seien.
Hochst bezeichnend fur den bestimmenden kommunistischen EinfluB in Algier war der Verlauf des
Prozesses gegen den friiheren Innenminister der Vichy-Regierung, Pierre Pucheu. Pucheu hatte sich in
der Hoffnung, in Algier bei der Dissidenz eine Rolle spielen zu konnen, nachdem er infolge systemati-
scher Sabotage der Kollaborationspolitik in Vichy ausgeschieden war, nach Nordafrika begeben. Er
wurde auf Drangen der Kommunisten verhaftet und am 11. Marz wegen Zusammenarbeit mit
Deutschland und anderer rechtlich in keiner Weise stichhaltiger Griinde zum Tode verurteilt. Seine
Berufung wurde abgelehnt und seine Hinrichtung am 20. Marz vollzogen! Es war ein eindeuti-
ger Sieg der Kommunisten, deren Widerstandsgruppen in Frankreich Pucheu schonfriiher insgeheim
zum Tode verurteilt hatten. Obwohl starke englische und amerikanische Einfliisse sich geltend mach-
ten, um Pucheu zu retten, gelang dies nicht. Das war ein besonders deutlicher Gradmesser fur den
entscheidenden EinfluB, den der Kommunismus in Algier erlangt hatte.
Fur die Steigerung des Einflusses Moskaus im Mi 1 1 e 1 m e e r war schlieBlich hochst bezeichnend
die Auslieferung eines Teiles der italienischen Flotte an die Sowjetregierung. Diese fur England als
Mittelmeermacht auBerordentlich schmerzliche Tatsache wurde von Roosevelt am 3. Marz bekanntge-
geben mit dem Hinzufiigen, die Besprechungen, die die Ubertragung von rund einem Drittel der italie-
nischen Flotte an die Sowjetunion bezweckten, standen vor dem AbschluB. Churchill versuchte am 9.
Marz die Sache abzuschwachen, ohne sie dementieren zu konnen.
Es kann nicht wundernehmen, daB die vorstehend geschilderten politischen Entwicklungen, das Zu-
riickweichen der englischen Politik vor Moskau, die riicksichtslosen politischen Methoden Stalins
gegeniiber der englischen Politik und das ungehemmte Vorwartsdrangen des bolschewistischen Impe-
rialismus in der politischen Fuhrung sschicht Englands all-mahlich Besorgnis ausloste und bei ihr
Zweifel aufkommen lieB, ob die englische AuBenpolitik, wie sie Eden verkorperte, die richtige sei. Es
entstand plotzlich eine Eden-Krise. In den letzten Marztagen wurde in London vom bevorstehenden
Riicktritt Edens ganz offen gesprochen, und am 5. April meldete Reuter aus London: Man erfahrt aus
guter Quelle, daB der Riicktritt Anthony Edens von seinem Posten als AuBenminister GroBbritanniens
schon beschlossen ist. Die Erklarung iiber diesen BeschluB diirfte um einige Tage verzogert werden.
Der Nachfolger wird wahrscheinlich Lord Cranborne, der augenblickliche Dominien-Minister, sein.
Eden wird Kabinettsmitglied bleiben und den Posten des Vorsitzenden der Unterhausdebatten behal-
ten. AuBerdem, sagt man, wird er den Posten des stellvertretenden Ministers fur die Verteidigung
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iibernehmen, der fur ihn geschaffen wird. Churchill, der auBer Premierminister ebenfalls Verteidi-
gungsminister ist, wird so zwei Stellvertreter haben: 1. Clement Attlee, stellvertretender Premiermini-
ster und Eden stellvertretender Verteidigungsminister. Die Anwarterschaft Sir Alexander Cadogans,
des standigen Unterstaatssekretars im AuBenministerium, der friiher als eventueller Nachfolger Edens
genannt wurde, ist aufgegeben worden. Lord Cranborne soil vor seiner Einwilligung Edens Meinung
erbeten haben und seine vollstandige Billigung erhalten haben. So wird Edens groBe Erfahrung in
auBenpolitischen Angelegenheiten seinem Nachfolger wertvoll sein. Nichts Endgultiges ist bisher iiber
andere Veranderungen in der Zusammenstellung des Kabinetts bekannt.
Aber bald wurde es wieder still um Eden. Die Krise ging voriiber. Offenbar hatte Churchill die Op-
position gegen Eden zu beschwichtigen verstanden. Er hatte in einer langen Rundfunkansprache an
das
175 englische Volk am 28. Marz die von ihm gefuhrte Politik zu rechtfertigen gesucht und dabei die
Opposition gegen seine Politik scharf zuriickgewiesen. Der Erorterung der auBenpolitischen Probleme,
besonders der Frage der immer hoffnungsloser werdenden Lage Englands zwischen dem USA- und
dem Sowjet-Imperialismus ging er einfach aus dem Wege und sprach viel von innerenglischen sozia-
len Planen fur die Nachkriegszeit. Die militarische Lage bemtihte er sich so gunstig wie moglich hin-
zustellen. Damit hoffte er offensichtlich die Kritik der Linken gegen seine Regierung abzufangen.
Der entscheidende Grund, weshalb es Churchill gelungen ist, die Krise um Eden, die, wie fuhrende
englische Zeitungen ausfuhrten, eine Krise der Regierung Churchill war, abzufangen, war vermutlich
das nahe Bevorstehen der solange und mit so groBen Hoffnungen angekiindigten Invasion des europai-
schen Kontinents. Rucksichten auf den sowjetischen Bundesgenossen, von dem man in London ja nie
sicher sein konnte, ob er nicht plotzlich unerwartete Entschltisse fassen wurde, mogen ebenfalls mit-
gewirkt haben.
Churchills Politik wird also fortgesetzt. Die Invasion Europas, der Sturm auf die europaische Fe-
stung von alien Seiten soil den Krieg entscheiden. Dazu braucht man die Sowjetunion, und deshalb
muB die englische Politik sich Moskau unterordnen. Da England ohne die Hilfe der USA den Krieg
nicht fortsetzen konnte, so muB es sich auch Roosevelt beugen. Nach bald fiinf Jahren Krieg liegen die
Dominanten der englischen Politik in Moskau und in Washington!