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Full text of "Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd04 1899"

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BIOGRAPHISCHES JAHRBUCH 

UND 

DEUTSCHER NEKROLOG 

UNTER STANDIGER MITWIRKUNG 

VON 

F. v. BEZOLD, ALOIS BRANDL, AUGUST FOURNIER, ADOLF FREY, HEINRICH 

FRIEDJUNG, LUDWIG GEIGER, KARL GLOSSY, SIGMUND GttNTHER, 

EUGEN GUGLIA, OTTOKAR LORENZ, JACOB MINOR, FRIEDRICH RATZEL, 

PAUL SCHLENTHER, ERICH SCHMIDT, ANTON E. SCHONBACH U. A. 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

ANTON BETTELHEIM. 

IV. BAND 

MIT DEM BILDN18S VOX KOBEKT WII.HKLM BUNSEN 
IN HEUOORAVUHE. 




BERLIN. 
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER. 

1900. 



BIOGRAPHISCHES JAHRBUCH 



* * * * * 



UND 



• * * * • 



DEUTSCHER NEKROLOG 




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Vorrede. 



Wiederum hat der Herausgeber mit Dank und Genugthuung wohl- 
wollender Forderung durch seine Mitarbeiter zu gedenken. Deutsche, 
osterreichische und schweizerische Staatsmanner Caprivi, Bamberger, 
Simson, Graf Hohenwart, Graf Rechberg und Bundesprasident 
Welti haben in Alexander Meyer, Heinrich Friedjung, Dr. Hans 
Weber und Anderen berufenste Biographen gefunden. Das Referat 
far deutsche Soldaten hat Oberst v. Frobel iibernommen. Den Nekrolog 
Buns ens hat uns einer seiner Schiller, Professor Richard Meyer in 
Braunschweig, den Nachruf fiir Oskar Baumann Friedrich Ratzel 
geschenkt. Eine wiirdige Charakteristik von Anna v. Helmholtz 
stammt aus der Feder von Professor R. Wachsmuth (Rostock). Karl 
Du Prel's Lebenslauf und Lebensarbeit schildert sein Freund Alfred 
Freiherr v. Mensi. Und auch sonst ist diesem Bande die Gunst alter 
und neuer, der Fach- und Landes-Referenten in so reichem Maasse zu 
Theil geworden, dass er sich neben den vorangegangenen wohl sehen 
lassen darf. 

Die Todtenliste fiir das Berichtsjahr 1899 hat Herr Dr. CarlHuffnagl 
rechtzeitig druckfertig gestellt; sie erganzt den Nekrolog vom 1. Januar 
bis 31. December 1899 in alien Fallen, in denen ein ausfiihrlicher Nachruf 
nicht oder noch nicht zu erreichen war. Herr Dr. Georg Wolff ist 
mit der Todtenliste fiir 1897 zur Stelle. Die Todtenliste fiir 1898 hat 
er dagegen zum grossen Leidwesen des Verlegers und des Herausgebers 
trotz allem Zuwarten nicht mehr vor dem Erscheinen dieses IV. Bandes 
der Druckerei zu Gebote stellen konnen. 

Damit senden wir diesen Jahrgang in die Welt und geben ihm als 
Geleitspruch die tiefsinnigen Worte der Grafin in Marie v. Ebner- 
Eschenbachs Erzahlung »Ihr Trauma mit auf den Weg: 



IV Vorrede. 

»Ich habe die Meinen nicht begraben. Nut ibren Staub. Die Seelen, die ihn be- 
lebten, wohnen weit. . . Aber sie kommen — aus lichten Bereichen kommen, kraft ihrer 
unsterblichen Liebe, meine Kinder zu mir. Ich fable, — wie oft! ihre beglttckende Nahe. 
— Und wenn ich durchs Haus gehe, durch den Garten, aufs Dorf, scbeinbar allein, ich 
bin es nicht — meine Todten gehen mit.«c 

Wien, 14. November 1900. 

Anton Bettelheim. 



I n h a 1 1. 



Seite. 

Vorrede III 

Deutscher Nekrolog vom I. Januar bis 31. December 1899 1 

Erganzungen und Nachtrage zum »Deutschen Nekrolog von 

i898« 326 

I. Alphabetisches Namenverzeichniss zum Deutschen Nekrolog 

vom I. Januar bis 31. December 1899 342 

II. Alphabetisches Namenverzeichniss der Erganzungen und 

Nachtrage zum Deutschen Nekrolog von 1898 348 

Todtenliste 1897 1*— 116* 

Erklarung der Abkurzungen 117* — 122* 

Todtenliste 1899 * 123* — 190* 

Nachtrag zur Todtenliste 1899 191*— 192* 



DEUTSCHER NEKROLOG 



VOM i. JANUAR BIS 3i. DECEMBER 



i899. 



Homo liber de nulla re minus, quam 
de morte cogitat et ejus sapientia non 
mortis, sed vitae meditatio est. 

8 p i n o z a. Ethices para IV. Propos. 
LXVII. 



Biogr. Jahrbucb u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 



Deutscher Nekrolog vom i. Januar bis 31. December 1899. 



Caprivi, Georg Leo, Graf von, * 24. Februar 1831 zu Charlottenburg, 
f 6. Februar 1899 zu Skyren bei Crossen, General und deutscher Reichs- 
kanzler. 

Der al teste bekannte Ahnherr war Andreas Kopriva, in Krain ansassig. 
Kin Zusammenhang der Familie mit dem italienischen Adelsgeschlecht der 
Caprava, die wiederum mit den Montecucoli mehrfach verwandt waren, ist 
nicht nachweisbar, so weit verbreitet die Legende auch ist. 

Leo von C. hat jede Anspielung auf diese Verwandtschaft nur mit 
Lacheln behandelt. Die Sohne von Andreas Kopriva wurden 1653 in den 
rittermassigen Adelstand des heiligen Romischen Reichs und spater in den ' 
ungarischen Freiherrnstand erhoben. Ein Enkel eines dieser Sohne war 
Julius Leopold von Kopriva, und wurde nach seiner Mutter, einem gebornen 
Fraulein von Unruh aus dem Hause Nieder-Ulrichsdorf in der evangelischen 
Religion erzogen. Schon sein Vater hatte sich in Schlesien ansassig gemacht 
und so wurde er durch den Ausgang der schlesischen Kriege preussischer 
Unterthan. Er nahm zuerst den Namen von Caprivi an und von ihm stammen 
eine Anzahl von preussischen Officieren und hoherer Staatsbeamten, die unter 
diesem Namen bekannt geworden sind. 

Einer seiner Enkel war Julius Eduard v. C, geboren 10. September 1797, 
gestorben 25. Dezember 1865 als Obertribunalsrat, Mitglied des Herrenhauses 
und Preussischer Kronsyndikus. Er machte sich in den Jahren nach 1848 
dadurch bekannt, dass er als Vorsitzender von Schwurgerichten in politischen 
Processen eine sehr energische Haltung an den Tag legte und sich geflirchtet 
machte. Verheiratet war er mit einer btirgerlichen Dame, Emilie Charlotte, 
aus der Gelehrtenfamilie Kopke. 

Das alteste von seinen flinf Kindern war der sp&tere Reichskanzler. Der 
Erziehung dieser Kinder hat er grosse Sorgfalt gewidmet. So veranlasste er 
den mathematischen Lehrer Dr. Runge, seinem Sohne Leo Privatunterricht 
zu ertheilen, obwohl Runge lange widerstand, weil der Schuler der Nach- 
htilfe nicht bedtirftig sei. Der Vater erwiderte darauf, sein Sohn solle ein 
wissenschaftlicher Officier werden und nicht mit den herkommlichen 
Kenntnissen sich begntigen. Und er setzte seinen Willen durch. 

1* 



4 Graf Caprivi. 

Leo v. C. durchlief das Werdersche Gymnasium in Berlin, von dem er 
Ostern 1849 a * s Abiturient entlassen wurde. Er war jederzeit ein guter 
Schiiler, der tiber Betragen, Fleiss und Leistungen gute Zeugnisse erhielt. 
Und zwar in alien Lehrgegenstanden gleichmassig. Er loste jede mathematische 
Aufgabe selbstandig und schlug sich selbstandig durch schwierige Constructionen 
des Tacitus durch. Er kannte jede Pflanze und jeden Kafer der Heimat und 
war sicher in historischen Jahreszahlen. Trotzdem hat er sich nie durch be- 
sonders hervorragende Leistungen ausgezeichnet und es lag ihm auch fern, 
sich um die Gunst der Lehrer zu bemuhen. Das Horoskop, das ihm seine 
Lehrer wahrscheinlich und seine Mitschiiler gewiss ausgestellt haben, lautete 
dahin, dass er ein ttich tiger Mann werden wurde in jedem Berufe, den er 
wahlte, aber dass er es nicht zu europaischem Ruhme bringen wurde. 

Im Verkehr mit seinen Mitschulern war er heiter, freundlich und wahr- 
haft gegen Jedermann, vorsichtig in der Auswahl derer, denen er sich naher 
anschloss. Friih hat er eine grosse Sicherheit in der Lebensfiihrung an den 
Tag gelegt, wie sie Jedem wlinschenswerth, dem Officier aber vor Allen noth- 
wendig ist und flir diesen Beruf hatte er sich friih entschieden. 

Das Jahr 1848 brachte eine lebhafte Bewegung auch in die Primanerklassen 
der Gymnasien. Man hatte nicht umsonst verbotene Schriften gelesen. Eine 
grosse Anzahl hatten ihre Stellung gewahlt; sie waren Demokraten. Freilich 
traten ihnen andere gegeniiber, die sich als »Reaktionare« bekannten. C. wich 
diesen Erorterungen aus. Er konnte ziemlich spottisch darein sehen, wenn 
sich die Kopfe erhitzten. Fur die concreten politischen Fragen, welche den 
Tag bewegten, hatte er gar kein Interesse. Aber ihm waren die politischen 
Bewegungen jener Zeit ein Abfall von der Treue gegen den Konig und er 
hatte die feste Ueberzeugung, die Macht des Konigthums wurde in vollem 
Umfange wieder aufgerichtet werden. 

So wenig wie seine politischen hat er seine kirchlichen Ueberzeugungen 
zur Schau getragen oder gar Anderen aufgedriingt. Er verschloss eine schlichte 
evangelische Frommigkeit im tiefsten Herzen. An frommelnden Gesprachen 
hat er so wenig Freude gehabt, wie an dogmatischem Gezank. 

Nach beendigtem Abiturientenexamen trat er als »Avantageur«, nach 
dem Sprachgebrauch anderer Lander als Bewerber um eine Offizierstelle 
beim Kaiser-Franz -Garde- Grenadier-Regiment ein. Verfasser erinnert sich, 
von mehreren alteren Offizieren damals das Urtheil gehort zu haben, C. sei 
ein »charmanter Officier «. Er hatte eine griindliche Bildung, eine stattliche 
Figur, eine schallende Kommandostimme, war von gutem Adel und von 
warmem Eifer flir seinen Beruf erfullt. Es giebt keinen Regimentskomman- 
deur, der sich iiber einen solchen Anwarter nicht freuen wiirde. 

Selbstverstandlich war es, dass ein Mann von seinen Kenntnissen zum Besuch 
der Kriegsakademie zugelassen werden wUrde und er hat hier denselben Fleiss 
entwickelt, wie einst auf dem Gymnasium, wenn es ihm auch unbequem war, 
die Schulbank drticken zu mussen. Nun eroffnete sich ihm die Generalstabs- 
carriere, die ein schnelleres Avancement mit sich bringt. Er wurde 1861 in den 
Generalstab versetzt und dann immer nur auf kurze Zeit, wenn ihm eine Be- 
forderung bevorstand, zum Dienst in der Front befohlen. Den Krieg von 1866 
hatte er als Major im Stabe der Ersten Armee mitgemacht; der Krieg von 1870 
traf ihn als Oberstleutnant und Chef des Generalstabs des zehnten Armeecorps. 
Zwei Tage sind es, die ihm besonderen Ruhm eingebracht haben, der Tag von 
Vionville, 16. August und der Tag von Beaune-la-Rolande, 28. November. 



Graf Capri vi. c 

Am 15. unci dem Morgen des 16. August war man bei dem deutschen 
Oberkommando und bei dem Kommando der unter dem Befehl des Prinzen 
Friedrich Karl stehenden zweiten Armee der Ansicht, dass es vor Metz und 
an der Mosel nicht mehr zu ernsten Kampfen kommen werde. Man kannte 
die politischen Gritnde nicht, die den Marschall Bazaine bestimmten, an Metz 
festzuhalten und setzte voraus, er habe das gethan, was man aus militarischen 
Grtinden fur ihn richtig hielt, nach Verdun abzumarschieren. Demgemass 
wurden die Marschbefehle ausgefertigt und das zehnte Corps hatte den Befehl 
nach Verdun abzumarschieren. 

C, dem bei dem kranklichen Gesundheitszustande des kommandierenden 
Generals von Voigts-Rhetz eine grosse Verantwortlichkeit fur die Operationen 
zufiel, hatte die Ueberzeugung, dass die Ansicht des Oberkommandos eine 
irrige sei. Er war iiberzeugt, dass er Bazaine noch vor sich habe, und ein 
vielbesprochener Rekognoscierungsritt, den er unternahm, bestarkte ihn in 
seiner Anschauung. Er musste allerdings dem erhaltenen Befehle Folge leisten, 
traf aber doch seine Dispositionen so, dass er im Nothfalle sein ganzes Corps 
wieder bei Vionville vereinigen konnte. Dieser Fall trat ein. Das dritte 
Armeecorps unter General von Alvensleben war mit dem Gegner zusammen- 
getroffen und hatte gegen dessen uberlegene Krafte einen schweren Stand. 

Als man beim zehnten Armeekorps den Kanonendonner hfirte, erhielten 
die nachruckenden Kolonnen den Befehl, auf Vionville zuriickzukehren und 
dem dritten Armeekorps Hlilfe zu bringen. Diese Hulfe war wirksam; die 
deutsche Armee konnte das Schlachtfeld behaupten. Der Glanz der Waffenthat 
geblihrt dem Grafen Alvensleben; aber dass der Erfolg der Waffenthat nicht 
wieder verloren ging, ist C. zu danken. Es handelte sich an dem ganzen Tage 
urn eine Aufgabe der Defensive, aber dass die Defensive so wie geschehen 
durchgeftihrt werden konnte, war entscheidend fur den Ausgang des Krieges. 

Bei Beaune-la-Rolande lagen die Verhaltnisse umgekehrt; hier hatte das 
zehnte Armeekorps den Kampf mit einem an Zahl tiberlegenen Gegner aus- 
zuhalten, bis eine Division des dritten Armeekorps ihm zu Hlilfe kam. Hier 
nun war C. derjenige, der, als sein vorgesetzter General die Befehle zum 
Ruckzuge geben wollte, zum Ausharren rieth. 

C. kehrte zurtick mit dem Rufe eines Officiers, dessen bisherige Leistungen 
zu grossen Erwartungen ftir seine Zukunft berechtigten. Erst spater, als seine 
staatsmannische Thatigkeit ihm Feinde erweckt hatte, fing man an, auch an 
seinen militarischen Leistungen zu makeln. Man berief sich darauf, dass an- 
geblich Moltke zu ihm in einem ktihlen Verhaltnisse gestanden hat und sogar 
ihn als ungeeignet bezeichnet haben soil, sein Nachfolger als Chef des General- 
stabs zu werden. 

Die Aufgaben, die ihm gestellt waren, hat C. befriedigend gelost; dass 
ihm niemals eine Aufgabe ersten Ranges gestellt worden ist, ist fur ihn kein 
Vorwurf. Ob sich, wenn ihm solche Aufgaben gestellt worden waren, 
Schranken seiner Begabung gezeigt haben wurden , kann Niemand wissen. 
Sein Ehrgeiz war iibrigens eben so wenig darauf gerichtet, Moltkes als 
Bismarcks Nachfolger zu werden. Wenn er sich seine Laufbahn nach seinen 
Wtinschen hatte gestalten konnen, so ware er vielleicht Roons Nachfolger 
geworden. Es war ihm aber nur beschieden, im Kriegministerium einige 
Jahre als Chef einer Abtheilung zuzubringen, die mit minder wichtigen Ge- 
schaften beauftragt war. Im Jahre 1877 wurde er General major, 1878 
Brigadekommandeur, 1882 Generalleutenant und Divisionskommandeur, 



6 Graf Caprivi. 

Inzwischen hatte er auch Bismarcks Aufmerksamkeit auf sich gezogen. 
Als nach den beiden Mordversuchen gegen Kaiser Wilhelm von der Moglich- 
keit gesprochen wurde, dass man Emporung zu bekampfen haben werde und 
einen General suchen miisse, der in Blut waten konne, soil Bismarck C. als 
den geeigneten »Troupier« bezeichnet haben. Es ist zum Glttck nicht dahin 
gekommen; C. wtirde sich schwerlich einem Befehle entzogen haben, allein 
ein solcher Befehl ware ihm tief schmerzlich gewesen. 

Aber ein anderer Auftrag wurde ihm zu Theil. Als General von Stosch, 
der eigentliche Schopfer der deutschen Marine, seinen Abschied erhielt, wurde 
C. sein Nachfolger als Chef der Admiralitat. Dieses Amtes hat er vom Marz 
1883 bis 26. Juni 1888 gewaltet. Er hat hier organisatorische Geschicklichkeit 
und Niichternheit an den Tag gelegt. Er entwickelte das Torpedowesen, 
traf Vorbereitungen zur schnelleren Mobilmachung der Flotte und vertrat den 
Marine-Etat mit Umsicht. Er drang in die technischen Einzelheiten des ihm 
fremden Fachs ein. 

Das Streben, die Flotte erheblich zu vergrossern, lag ihm fern. Er hielt 
daftlr, dass die Aufrechterhaltung einer stark en Kriegsflotte neben einem 
starken Heere unmoglich sei. Den Schutz der deutschen Kusten wollte er 
zum grossen Theile von permanenten Anlagen erwarten. Die Vervollkomm- 
nung der Torpedo-Divisionen lag ihm besonders am Herzen, auch soil er 
schon 1885 den Erwerb von Helgoland in das Auge gefasst haben, der ihm 
spater gelang. Die spatere Entwicfcelung zeigt, dass die Absichten des Kaisers 
schon damals seinen Anschauungen entgegen gestanden haben mtlssen. Dass 
er seine Entlassung forderte, ist um so begreiflicher, als ohnehin der Augen- 
blick gekommen war, wo die Flotte einen Fachmann an ihrer Spitze haben 
musste. Kaiser Wilhelm II. stellte ihm, als er ihn entliess, folgendes Zeugniss 
aus: »Sie haben in den flinf Jahren Ihrer Kommandofiihrung die Fortentwicke- 
lung der Marine in hohem Grade gefordert. Sie haben ihre Organisation mit 
nicht genug anzuerkennender personlicher Hingabe durch Instruction und Be- 
stimmungen vervollstandigt, die ein andauernder Schutz flir die Marine bleiben 
werden, wobei ich Ihrer hohen Verdienste um die Forderung des zu immer 
hohererBedeutunggelangendenTorpedowesensnochbesondersgedenke. Siehaben 
es verstanden, Ihr militarisches Wissen und Konnen dem Officierkorps der Marine 
in hohem Grade nutzbar zu machen und Sie haben wahrhaft wohlthatig auf 
den Kernpunkt aller militarischen Dinge — auf den §inn des Officierkorps 
eingewirkt. Das sichert Ihrem Namen fur alle Zeiten eine Ehrenstelle in der 
Marine. « 

Er wurde zum General der Infanterie und zum commandirenden General 
des zehnten Armeecorps emannt, desselben Corps, dem er wahrend des 
franzosischen Krieges als Generalstabschef angehort hatte. In dieser Stellung 
verblieb er, bis ihn am 20. Marz 1890 der Ruf traf, der Nachfolger des 
Ftirsten Bismarck, der zweite Kanzler des deutschen Reiches und zugleich 
Ministerprasident von Preussen zu werden. 

Das Ziel seines Ehrgeizes war es nie gewesen, diese Stellung einzunehmen. 
Wiederholt hatte er sich dahin geaussert, dass derjenige, der Nachfolger 
Bismarcks oder Moltkes werden wtirde, mit unabsehbaren Schwierigkeiten zu 
ringen haben wtirde. Aber auf der anderen Seite sagte er sich, dass jeder 
Andere mit den gleichen Schwierigkeiten zu ringen haben wtirde, wie er. Er 
hielt es fiir seine Pflicht, den Befehl seines Souverains, der ihm diese Stellung 
antrug, zu befolgen. Spdttische Vergleichungen zwischen seinem grossen 



Graf Caprivi. y 

Vorganger und dem Nachfolger waren nicht zu umgehen. Aber welcher 
Nachfolger des Ftirsten Bismarck hatte solchen Vergleichen entgehen konnen. 
Und ein Nachfolger musste doch gefunden werden; er hatte in dem Falle 
gefunden werden mtissen, dass Bismarck durch den Tod aus seinem Amte 
abberufen worden ware. Er musste auch jetzt gefunden werden, wo die 
Stelle in anderer Weise zur Erledigung gekommen war. 

Er vermied Alles, was zu solchen Vergleichungen hatte herausfordern 
konnen. »Unter mir wird die Politik langweilig werden, « war eines der 
ersten Worte, die er im Privatleben sprach. Er vermied es, bei den 
parlamentarischen Abenden, zu denen er einlud, politische Gesprache zu 
fiihren, die am folgenden Tage von den Zeitungen commentirt und vom Tele- 
graphen verbreitet wurden. Er vermied es, in seinen parlamentarischen Reden 
grosse Perspectiven zu zeichnen. So oft er im Parlament sprach, war er so 
knapp und sachlich als moglich. 

Ftirst Bismarck hat ihm einen Vorwurf gemacht, der ihn eben so 
schmerzlich getroffen haben muss, als er ungerecht war. Er hat in Privat- 
gesprachen behauptet, C. habe ihn zu eiliger Raumung des Ministerhotels 
gedrangt, und dabei seien ihm werthvolle Besitzthtimer verloren gegangen. 
Den Ftirsten Bismarck muss hier sein Gedachtniss getauscht haben. C. war 
im Privatleben der anspruchsloseste Mensch, den man sich denken kann. Er 
ist zeitlebens Junggeselle geblieben. Seine Privatbediirfnisse waren von 
spartanischer Einfachheit. Er nahm sein Gehalt nie selbst in die Hand, 
sondern sein Adjutant musste dafiir sorgen, dass es ausreichte, aber auch dass 
es in sachlicher Weise verbraucht wtirde. Von dem grossen Ministerhotel 
hat er einen Theil nie in Gebrauch genommen, und er hatte sich, wie in den 
ersten Tagen seiner Kanzlerschaft, mit einem Zimmer im Gasthofe beholfen, 
bis Filrst Bismarck seinen Umzug bewerkstelligte. Es ist wohl begreiflich, 
dass Bismarck selbst, nachdem er entlassen worden war, eilte, das Haus und 
die Stadt zu verlassen. 

Am 15. April trat er zum ersten Male in seiner neuen Eigenschaft vor das 
Abgeordnetenhaus. Seine kurze Programmrede betonte zunachst, wie sehr er die 
Schwierigkeit empfinde, einen Mann wie den Ftirsten Bismarck zu ersetzen. In- 
dessen hege er einen unverwiistlichen Glauben an die Zukunft des preussischen 
Staats und des deutschen Reichs und sei tiberzeugt, das Gebaude sei hin- 
reichend fest gefiigt, um jetzt der stiitzenden Hand seines Urhebers entbehren zu 
konnen, zumal die Person des jungen Kaisers schon bedeutungsvoll in denVorder- 
grund getreten. Er bestatigte eine Aeusserung des Kaisers, der Curs werde 
der alte bleiben und erwarb hierdurch den Beifall der Conservatives Diese 
Aeusserung war insofern selbstverstandlich, als in Preussen noch nie eine 
neue Regierung mit der Erklarung ihr Amt angetreten hat und auch wohl 
niemals antreten wird, sie wolle mit der Vergangenheit brechen. Aber diesem 
Satze folgte ein Anderer, der dem neuen Minister den Beifall der Linken 
erwarb; die Regierung werde das Gute nehmen, wo sie es finde. Das hiess 
mit anderen Worten, sie werde auch Vorschlagen der liberalen Parteien, sofern 
sie sie billige, ihre Zustimmung nicht versagen. 

Der Landtag ging bald darauf auseinander. Als er wieder zusammen- 
trat, legte C. ihm ein Bundel von neuen Gesetzen vor. Sie betrafen: 

1. eine Landgemeindeordnung; 

2. eine Finanzreform, die sich aus folgenden Bestandtheilen zusammen- 



8 Graf Capri vi. 

setzte: a) Einkommensteuer, b) Erbschaftssteuer, c) Ueberweisung von 
Betragen an die Communalverbande, d) Gewerbesteuer; 

3. ein Gesetz tiber die offentliche Volksschule. 

Das Programm war ein vortreffliches. In alien drei Beziehungen handelte 
es sich um Gegenstande, bei denen das Bedurfniss einer Reform seit langer 
Zeit anerkannt, aber unbefriedigt geblieben war. Es handelte sich in der 
That nicht um eine Aenderung des Curses, sondern lediglich um ein Fort- 
schreiten, nachdem in den letzten Regierungsjahren Bismarcks unverkennbar 
eine Stagnation eingetreten war. 

Der Erlass einer Landgemeindeordnung war der Abschluss einer 
Reform, die neunzig Jahre fruher begonnen worden war. Unmittelbar nach 
der verhangnissvollen Schlacht von Jena hatte der Freiherr von Stein mit 
kiihnem GriflFe eine Stadteordnung in das Leben gerufen, welche die Umgestaltung 
der tibrigen communalen Korperschaften im Gefolge haben sollte. Aber der 
Freiherr von Stein musste bald vom Platze weichen und seine Nachfolger 
setzten sein Werk nicht fort. Die Art, wie im Jahre 1823 die Provinzial- 
stande neu organisirt wurden, war nicht ein Abschluss, sondern die Ver- 
laugnung der liberalen Reform, Der Versuch des Jahres 1 848, eine Gemeinde- 
ordnung zu schaffen, endete damit, dass dieses Gesetz aufgehoben wurde, 
bevor es durchgeftihrt war. Die neue Aera von 1859 erkannte die Noth- 
wendigkeit, etwas zu thun, konnte aber nicht von der Stelle kommen. End- 
lich machte sich im Jahre 1872 Graf Friedrich Eulenburg an das Werk, eine 
Kreisordnung zu schaffen. Unter seinen Nachfolgern Graf Botho Eulenburg 
und dem streng conservativen von Puttkammer folgten Provinzialordnungen, 
Einftihrung der Verwaltungsgerichtsbarkeit, ein Gesetz iiber die allgemeine 
Staatsverwaltung. Alles dies beruhte auf streng conservativen Grundlagen, 
aber allmahlich waren doch die anstossigsten Rechte der alten Ordnung 
beseitigt worden, namlich die patrimoniale Gerichtsbarkeit, die patrimoniale 
Polizei und die Stellung der Rittergutsbesitzer als geborner Mitglieder der 
Kreistage. 

Aber eine Landgemeindeordnung fehlte noch immer. Dieselbe war 
dringend nothwendig, um zwei Postulate durchzuftihren, die Schaffung einer 
gewahlten Vertretung in jeder Landgemeinde und die Moglichkeit, die selb- 
standigen Gutsbezirke, welche in den ostlichen Provinzen einen grossen Raum 
einnahmen und die Entwickelung des communalen Lebens lahm legten, 
wenigstens dort aufzuheben, wo das Bedurfniss es dringend erforderte. 

Die Ausfiihrung war in die Hande des Ministers des Innern Herrfurth 
gelegt, eines Mannes, der den Kreisen des grundbesitzenden Adels nicht an- 
gehorte, sondern aus dem altpreussischen Beamtenthum hervorgegangen war, 
der conservativ genug gesinnt war, um radikale Umgestaltungen der bestehen- 
den Verhaltnisse nicht vorzunehmen, aber doch liberal genug war, um mit 
unhaltbar gewordenen Einrichtungen aufzuraumen. 

Diese Landgemeindeordnung erregte den hellen Zorn des Junkerthums 
gegen C. und Herrfurth. Anfanglich schien es entschlossen, den Entwurf 
geandert abzulehnen, aber da es sah, dass es sich einem unbeugsamen Willen 
der Krone gegenliber befand, so begntigte es sich damit, Abanderungen 
durchzusetzen. Das Gesetz kam in einer P'orm zu Stande, die viele Wtinsche 
unbefriedigt liess, aber doch den Trost rechtfertigte, dass man um einen guten 
Schritt vorwarts gekommen sei. 

Eine Revision der Gesetzgebung iiber die directen Steuern war 



Graf Capri vi. g 

seit langer Zeit ein Lieblingsgedanke des Ftirsten Bismarck gewesen, nur war 
er mit demselben nicht vorwarts gekommen, einerseits, weil ihm stets andere 
Plane mehr am Herzen lagen und andererseits, weil ihm die geschickten 
Hande fehlten, die ihn hatten unterstlitzen konnen. Es handelte sich darum, 
die schwacheren Schultern zu entlasten, die kraftigeren starker heranzuziehen. 
Als Mittel sollte die Einflihrung der Selbstdeclaration dienen. Die Ausfiihnmg 
lag jetzt in den Handen des uberaus gewandten Finanzministers von Miquel, 
der wenige Monate nach C. in sein Amt berufen war. Das Werk gelang, 
man darf sagen, zur Zufriedenheit aller Parteien; dass das Erbschaftssteuer- 
gesetz abgelehnt wurde, konnte kaum als eine Niederlage der Regierung 
gedeutet werden gegemiber der Fttlle dessen, was sie durchgesetzt hatte. 

Schiffbruch erlitt dagegen C. mit der dritten der Vorlagen, die er zu 
einem Bundel vereinigt hatte, mit dem Volksschulgesetz. Die Preussische 
Verfassungsurkunde hatte vorgeschrieben, dass das gesammte Unterrichtswesen 
durch ein Gesetz geordnet werden soil. In vierzig Jahren war nur zweimal 
ein Anlauf genommen worden, diese Verheissung zu erfullen, doch 
waren schon die ersten Schritte auf Hindernisse gestossen. Das preussische 
Unterrichtswesen ruhte auf sehr unsicheren gesetzlichen Grundlagen; jeder 
Nachfolger konnte die Anordnungen. die sein Vorganger getroffen hatte, auf 
dem Verwaltungswege mit Leichtigkeit umstossen. Der Versuch, gesetzliche 
Grundlagen zu schaffen, war an sich sehr verdienstlich, auch wenn er sich 
zunachst auf das Volksschulwesen beschrankte. 

Unterrichtsminister war Herr von Gossler, ein Mann von politisch und 
kirchlich sehr conservativen Grundanschauungen, dabei von ernstem, gewissen- 
haften Charakter, dem das Interesse des Staates mehr am Herzen lag, als 
das irgend einer Partei. Sein Entwurf stiess auf sehr entschiedenen Wider- 
spruch auf der Linken und bei dem Centrum, bei der ersteren, weil den 
Gemeinden und bei dem letzteren, weil der Kirche nicht genug Einfluss ein- 
geraumt wurde. Herr von Gossler Uberzeugte sich bald, dass es ihm unmog- 
lich sein wtirde, mit seinen Anschauungen durchzudringen, und da er von 
denselben nicht lassen wollte, trat er vom Amte zurtick. Sein Nachfolger 
wurde Graf Zedlitz-Triitzschler, der bereit war, der Kirche, der katholischen 
wie der evangelischen, einen weit gehenden Einfluss auf die Schule einzu- 
raumen. 

C. Hess sich fur diesen Entwurf gewinnen. Er war bereit, dem Centrum 
so weit entgegenzukommen, als es das Interesse des Staates gestatte, weil 
er der Hulfe dieser Partei fiir andere Zwecke nicht entrathen zu konnen 
meinte. Er Hess sich fur die Anschauung gewinnen, dass ein grosser Einfluss 
der Kirche auf die Schule mit dem Wohle des Staates nicht unvereinbar sei. 
Er furchte nichts fiir die evangelische Kirche, weil sie mit denselben Rechten 
ausgestattet sei, wie die katholische. 

Er trat in der Plenarberathung mit Lebhaftigkeit fiir den Entwurf ein. 
Er versuchte die Gefahr einer beginnenden Priesterherrschaft damit zu wider- 
legen, dass es zwei Confessionen seien, die nach Herrschaft strebten und 
folgerecht einander bekampften; er machte vor dem Centrum dadurch eine 
Verbeugung, dass er erklarte, national seien alle Parteien und er ging so 
weit, zu behaupten, dass sich der Gegensatz zwischen den Anhangern und 
den Gegnern des Gesetzentwurfes zuruckftihren lasse auf den Gegensatz zwischen 
Christenthum und Atheismus. 

Der Gesetzentwurf rief eine ungeheure Aufregung im Lande hervor. Zu 



IO Graf Capri vi. 

den Gegnern gesellte sich auch die freiconservative Partei. Die national- 
liberale Partei brauchte die scharfsten Waffen, und C. erwiderte bald mit 
Erbitterung, bald mit Spott. Der Kampf verpflanzte sich vom Abgeordneten- 
hause in den Reichstag, wo der Fiihrer der nationalliberalen Partei, Herr 
von Bennigsen, der dem Landtage nicht angehorte, eine Erklarung abgab, die 
sich mit den Erklarungen der freisinnigen Partei nahe beriihrte. C. nahm 
Veranlassung, dies spottisch als eine Riitliscene zu bezeichnen. 

Die Bewegung im Landtage konnte nicht hindern, dass der Entwurf von 
der Mehrheit des Abgeordnetenhauses mit Begeisterung aufgenommen wurde. 
Centrum und Conservative verfligten fiir sich ttber die Mehrheit. Der 
Minderheit gelang es, die Commissionsberathungen in die Lange zu ziehen, 
aber ihre Kraft begann zu ermatten. Da geschah das Unerwartete. Auf den 
Kaiser hatte die offentliche Meinung einen so tiefen Eindruck gemacht, dass 
er die Zuriickziehung des Entwurfs befahl. Graf Zedlitz konnte nicht umhin, 
seinen Abschied zu fordern, und C. that das Gleiche, weil er einem Kollegen 
die Treue halten wollte. Der Kaiser wollte sich von C. einstweilen nicht 
trennen, da dessen Wirken im Reichstage bis dahin zu seiner hochsten Zu- 
friedenheit gereicht hatte. Er entschied, dass C. Reichskanzler bleiben, aber 
als Ministerprasident durch Graf Botho Eulenburg ersetzt werden sollte. 

Die Trennung dieser beiden Aemter ist eine durchaus unnatiirliche und 
wird voraussichtlich nie wiederholt werden. Fur diesmal konnte das Ex- 
periment zwei Jahre lang fortgesetzt werden, vom 2i.Marz 1892 bis 26. October 
1894, aber C. fiihlte den Boden, auf dem er stand, mehr und mehr unter 
den Fiissen schwinden. Er hatte die Ztigel der Politik nicht mehr aus- 
schliesslich in Handen. Ein Mann, der andere Ziele verfolgte, hatte eine 
eben so grosse Macht in Handen, als er. 

Das Eintreten fiir den Zedlitzschen Entwurf ist der Fehler, an dem C. 
zu Grunde gegangen ist, und dieser Fehler ist darauf zurtickzufiihren, dass er 
sich iiber die verhangnissvolle Bedeutung dieses Entwurfs nicht hinreichend 
unterrichtet hatte. 

Verstarkt wurde die Macht der ihm feindlichen Krafte durch eine andere 
Massregel, die er getroffen hatte, und die ihm freilich in keiner Weise zum 
Vorwurf gemacht werden konnte. Seit dem Jahre 1868 war der Welfenfonds 
mit Beschlag belegt und die Einkiinfte desselben standen der Regierung zu 
Zwecken zur Verfligung, tiber die sie keine Rechenschaft abzulegen hatte. 
C. rechtfertigte es, dass diese Anordnung so lange bestanden hatte, erklarte 
aber den Augenblick fiir gekommen, in dem sie aufzuheben sei, und wollte 
die Einkiinfte des Fonds unter Controle des Landtags fur andere Zwecke ver- 
wenden. Dadurch wurden alle die Personen brodlos, die bis dahin aus diesem 
Fonds, der im Volksmunde den Namen Reptilienfonds geflihrt hatte, ihren 
Unterhalt bezogen hatten, und diese Personen wurden zu den unversohnlichen 
Feinden des Reichskanzlers und bekampften ihn in der Presse. 

Als Reichskanzler fiihrte C. zunachst diejenigen Absichten des Kaisers 
durch, die diesen zum Bruche mit dem FUrsten Bismarck geflihrt hatten. Das 
Social is tengesetz wurde stillschweigend fallen gelassen, das Arbeiter- 
schutzgesetz, dem Bismarck drei Jahre lang widerstrebt hatte, kam zum 
Abschluss. Es enthielt hauptsachlich Bestimmungen der Frauenarbeit, Kinder- 
arbeit, Sonntagsarbeit, Nachtarbeit. C. that gelegentlich den Ausspruch, er 
uberlege sich bei jedem Schritte, den er thue, die Wirkung, die er auf die 
Socialdemokratie haben konne. Er wollte ihr gegeniiber das Ansehen des 



Graf Caprivi. 1 1 

Staates wahren, aber nichts thun, was die Arbeiter in ihren Gefiihlen verletzen 
konne. Er wollte den Muth der Kaltbllitigkeit haben. 

Der nachste Punkt, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog, waren die 
Handelsvertrage. Mit dem Jahre 1893 wiirden fast alle Handelsvertrage, 
die Deutschland mit anderen Staaten verbanden, abgelaufen sein, Ftirst 
Bismarck hatte diesen Augenblick thatenlos herankommen lassen. Was ge- 
schehen ware, wenn nicht eine Wendung erfolgt ware, ist sehr schwer abzu- 
sehen. Wahrscheinlich wlirde alsbald ein Handelskrieg zwischen Deutschland 
und einer Reihe von anderen Staaten entbrannt sein. Auch in anderen 
Landern zeigte sich keine Neigung, in Verhandlungen tiber Handelsvertrage 
einzutreten. Die Folgen wiirden voraussichtlich iiberall dieselben gewesen 
sein. Dem Handelskriege zwischen Deutschland und anderen Landern wtirde 
ein bellum omnium contra omnes gefolgt sein. Die Annahme ist nicht gewagt, 
dass dieser Zustand ein hochst unheilvoller geworden sein wurde. 

Sobald sich in Deutschland die Neigung zeigte, den Weg der Handels- 
vertrage von Neuem zu betreten, folgten auch andere Staaten dem gegebenen 
Beispiele. Die erste Reihe von Handelsvertragen, die C. gelangen, wurden 
mit Oesterreich-Ungarn, Italien, der Schweiz und Belgien versichert. Selbst- 
verstandlich wurden von Deutschland Zugestandnisse gemacht, da ohne Zu- 
gestandnisse ein Vertrag uberhaupt nicht zu Stande gebracht *werden kann. 
Insbesondere fand Deutschland mehrfach seine Zolle auf landwirthschaftliche 
Erzeugnisse, aber es wurden auch Zugestandnisse errungen. Der grosste 
Theil der conservativen Partei machte diesen Handelsvertragen leidenschaft- 
liche Opposition, nur ein kleiner Theil splitterte sich zur Unterstlitzung der 
Vertrage ab. Der Kaiser aber schatzte die Erfolge C.'s so hoch, dass er ihm 
den Grafentitel verlieh. 

Nun begann der Kanzler, eine zweite Reihe von Handelsvertragen in 
Angriff zu nehmen. Unter ihnen steht an Bedeutung derjenige hoch voran, 
der mit Russland zu Stande kam. Russland allein hatte sich von der Be- 
wegung ausgeschlossen, die seit dem durch Cobden vermittelten franzosisch- 
englischen Handelsvertrage die Volker Europas ergriffen hatte, ihre Handels- 
vertrage auf dem Vertragswege zu ordnen. Der skeptische Delbrtick, ein so 
eifriger Vertreter der Vertragspolitik er auch war, hatte jeden Versuch abgelehnt, 
Verhandlungen mit Russland auch nur zu beginnen, weil er sich keinen Erfolg 
davon versprach. 

C. hatte den Muth, das unmoglich Scheinende zu versuchen. Allerdings 
waren die Schwierigkeiten gross. Die Verhandlungen wurden abgebrochen 
und durch einen Zollkrieg ersetzt. Aber dieser Zollkrieg hatte den Erfolg, 
dass Russland sich den Forderungen fiigte, die Deutschland ftir unerlasslich 
erachtete. In der Zwischenzeit brach eine Getreidetheuerung liber Europa 
herein, welche zu dem stiirmischen Verlangen ftihrte, die Getreidezolle zeit- 
weilig ausser Kraft zu setzen. C. widerstand; er betrachtete die Getreide- 
z6lle als ein unentbehrliches Kampfmittel. Mit dem Abschluss des Vertrages 
wurde alsdann eine massige Erniedrigung der Getreidezolle von Deutschland 
zugestanden. 

Diese Ermassigung machte vollends die conservativ-agrarische Partei zu 
Gegnern des Reichskanzlers; einstimmig stimmte sie gegen den russischen 
Handelsvertrag, der durch das Zusammenwirken des Centrums mit den liberalen 
Parteien zu Stande kam. C. vertheidigte seinen Standpunkt mit Eifer; er 
bekannte sich als einen Mann ohne Ar und Halm. Er erklarte, dass er nicht 



12 Graf Caprivi. 

ein bimetallistisches und ein antisemitisches Pferd vor den Staatswagen 
spannen konne. Der conservative Standpunkt Cs, dessen Grundstein die 
Treue gegen den Konig war, kam in entschiedenen Gegensatz zu einem 
solchen conservativen Standpunkt, der seine Hauptaufgabe in dem Schutze 
der Vermogensinteressen des Grundbesitzes erblickte. 

Ausser mit Russian d kamen noch mit anderen Staaten Handelsvertrage 
zu Stande. So ein solcher mit Spanien, der freilich von den spanischen 
Cortes nicht bestatigt wurde, so dass es auch hier zu einem Zollkriege kam. 
Ferner mit Rumanien und Serbien. 

An den Abschluss dieser Vertrage knupfte sich fur die deutsche Industrie 
eine Epoche wirthschaftlichen Aufschwunges, wie er bis dahin noch nicht 
erlebt worden war, wahrend man mit Sicherheit annehmen kann, dass eine 
Zeit des Zollkrieges in demselben Masse einen wirthschaftlichen Niedergang 
zur Folge gehabt haben wiirde. 

Eine fernere Aufgabe filr C. ergab sich auf dem Gebiete des Militar- 
wesens. Von Neuem hatte er, als das Septennat von 1887 sich seinem Ablauf 
naherte, eine Heeresverstarkung zu fordern. Die Forderung, welche er stellte, 
unterschied sich von gleichartigen Forderungen, welche Bismarck wiederholt 
geltend zu machen hatte, darin, dass sie mit einem Zugestandnisse an den 
liberalen Standpunkt verkniipft war. Die zweijahrige Dienstzeit, welche 
Kaiser Wilhelm I. von jeher als mit einem starken Heerwesen fur unvereinbar 
betrachtet hatte, um deswillen er es auf den schweren Konflikt von 1861 
hatte ankommen lassen, hatte sich jetzt endlich in der offentlichen Meinung 
so weit durchgesetzt, dass sie in das Leben gefuhrt wurde. Freilich wurde 
ihre gesetzliche Festlegung noch verweigert; es sollte ein thatsachlicher Ver- 
such gemacht werden. Aber Jedermann konnte sich sagen, dass eine solche 
Einrichtung, wenn sie erst einige Jahre bestanden hatte, nie wieder riick- 
gangig gemacht werden konne. 

Ein anderer Umstand, durch welchen sich die Vorlage auch vom liberalen 
Standpunkte aus empfahl, war der, dass der Grundsatz der Einstellung aller 
Wehrpflichtigen folgerichtig durchgefuhrt wurde, wahrend bis dahin ein Theil 
der fiir diensttauglich erkannten stets zuriickgestellt werden musste. Trotz- 
dem stiessen die Vorschlage auf Bedenken nach mehreren Seiten. 

Die Conservativen nahmen die zweijahrige Dienstzeit nur ungern an; 
die Freisinnigen und selbstverstandlich die Socialdemokraten wollten die 
erheblichen Kosten nicht bewilligen. Das Centrum, noch verstimmt durch 
den Fall des Volksschulgesetzes, spaltete sich. Das Ergebniss w r ar, dass die 
Regierungsvorlage mit 210 gegen 162 Stimmen abgelehnt wurde. Der Reichs- 
tag wurde aufgelost und nach den Neuwahlen wurde die Vorlage nur mit 
der schwachen Mehrheit von 201 gegen 185 Stimmen angenommen. Und 
selbst diese knappe Mehrheit wurde nur dadurch erreicht, dass die Polen, 
entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten, sich daftir verpflichtet hatten. Sie 
waren hierftir, sowie fOr das Eintreten zu Gunsten des Baues neuer Kriegs- 
schiffe dadurch gewonnen worden, dass C. eine polenfreundliche Politik 
verfolgt und namentlich die Bestatigung des Herrn von Stablewski als Erz- 
bischofs von Posen durchgesetzt hatte. 

Die Colonialpolitik erkannte C. als ein nothwendiges Element fiir 
die Entwickelung Deutschlands an, allein er wollte sie mit Besonnenheit be- 
treiben. Man hat einige gelegentlich gefallene Aeusserungen gegen ihn aus- 
gebeutet. Er hat einem Feinde Deutschlands die Worte in den Mund gelegt: 



Graf CaprivL 13 

»Ach, wenn wir doch den Deutschen ganz Afrika geben konnteru, und dem 
gegentiber seine Ansicht in die Worte zusammengefasst: »Je weniger Afrika, 
desto besser.« Wo er sich aber in grosserem Zusammenhange aussprach, 
ist er gegen die grundsatzlichen Gegner jeder Colonialpolitik scharf zu Felde 
gezogen. Er prophezeite eine Zukunft, in der Deutschland genothigt sein 
wiirde, seine Flotte, seine uberseeischen Beziehungen zu vermehren, Kohlen- 
stationen anzulegen und dergleichen. Seine Rede vom 12, Mai 1890 hat 
durch die Entwickelung, die sich seitdem vollzogen hat, eine besondere Be- 
deutung erhalten. 

Aber er hat am 1. Juli 1890 mit England einen Vertrag abgeschlossen, 
durch den er Witu abtrat und auf das Protektorat tiber Sansibar verzichtete, 
aber andererseits Helgoland fur Deutschland erwarb und die deutsch-ost- 
afrikanische Kiiste von der Souverainetat des Sultans von Sansibar befreite. 
Diesen Vertrag hat man ihm zum schweren Vorwurf gemacht, als habe er 
einen werthvollen Besitz Deutschlands aufgegeben. | 

Von der anderen Seite muss hervorgehoben werden, dass Helgoland fur j 

Deutschland ein hochst werthvoller Besitz ist, dass der Besitz von Witu den 
Englandern noch keinen sichtbaren Nutzen gebracht hat, dass ein Protektorat 
Deutschlands iiber Sansibar noch nicht bestanden hat, sondern angestrebt 
wurde und England dagegen einen Widerspruch erhob, dessen Beseitigung 
nicht abzusehen war und endlich, dass der souveralne Besitz der Kiiste gleichfalls 
von Werth war. Die Motive, welche zum Abschlusse dieses Vertrages geftthrt 
haben, bergen sich noch in dem Dunkel der Acten und ein abschliessendes 
Urtheil iiber seinen Werth wird noch nicht moglich sein. 

Die Stellung C.'s nach der Auflosung des Reichstages war eine ungiinstige. 
Er hatte nur eine diirftige und unsichere Mehrheit errungen, wahrend Bismarck 
nach der Auflosung stets ein zu allem williges Haus gefunden hatte. Die 
Stimmung der agrarisch-conservativen Partei gegen ihn war eine hochst er- 
bitterte. Seltsamer Weise schlossen sich die Nationalliberalen ihren Angriffen 
an. Es gab unter den Nationalliberalen Agrarier, die es an Entschlossenheit 
mit jedem Conservativen aufnahmen; in der Colonialschwarmerei tibertrafen 
einige Nationalliberale jede andere Partei. Vor alien Dingen waren aber die 
Nationalliberalen dartiber ergrimmt, dass C. aus Anlass der Reise des Fiirsten 
Bismarck nach Wien zur Vermahlung seines Sohnes jenes Schreiben erlassen 
hatte, welches den Flirsten von jeder Beriihrung mit amtlichen Kreisen fern- 
hielt und auf das er mit seiner Triumphreise durch Deutschland antwortete. 
Man nannte dieses Schreiben einen Uriasbrief, einen Boycott. Und freilich 
trug fur dieses Schreiben C. die politische und personliche Verantwortung. 
Die Freisinnige Partei und die Socialdemocratie verharrten in den Fragen, 
auf die es ankam, in unversohnlicher Haltung. Er hatte sich keine Partei 
bilden konnen. 

. In der Presse sah er sich den heftigsten Angriffen ausgesetzt, die seine 
personlichen Fdhigkeiten in Zweifel zogen und er verschm&hte es, darauf mit 
den Mitteln zu antworten, die bis dahin in Preussen iiblich gewesen waren. 

Unter den Mitgliedern des Staatsministeriums war Niemand, auf dessen 
Unterstiitzung er hatte zahlen diirfen, seitdem Herrfurth, der den Agrariern 
verhasst blieb, bald nach C/s Riicktritt vom Ministerprasidium gleichfalls 
gefallen war. Die personlichen Beriihrungen mit dem Kaiser waren selten 
und C. hatte sich nie, wie Bismarck, Miihe gegeben, Personen, von denen 
ein ihm feindlicher Einfluss ausgehen konnte, vom Hofe fernzuhalten. 



I a Graf Capri vi. Anna v. Helmholtz. 

Die genaueren Umstande, die zu einer Entlassung aus dem Dienste 
fuhrten, sind nicht zuverlassig bekannt geworden. Es bestand eine Meinungs- 
verschiedenheit dartiber, ob die anarchistischen Verbrechen in Frankreich 
Anlass zu einer Verscharfung der Strafgesetzgebung geben soil ten. Graf Eulen- 
burg war dafiir, C. dagegen. Auf einer Jagdpartie soil der Kaiser den Ent- 
schluss gefasst haben, beide Minister zu entlassen. Der gemeinsame Nach- 
folger Beider brachte dann eine sogenannte Umsturzvorlage ein, aber als 
dieselbe im Reichstage fiel, wurde der Sache keine Folge gegeben; es ist 
schwer zu begreifen, dass man diese Angelegenheit flir so wichtig gehalten 
hat, um ihretwillen zwei Minister zu entlassen, von denen doch nur Einer im 
Unrecht gewesen sein kann. 

C. hat den Rest seines Lebens in tiefster Zuriickgezogenheit zugebracht. 
Auf einem kleinen Landhause Skyren bei Krossen verkehrte er mit seinen 
Geschwisterkindern und der ihm verwandtschaftlich nahestehenden Familie von 
Schierstadt. Einladungen, die er bei feierlichen Gelegenheiten zum Erscheinen 
bei Hofe erhielt (Enthiillung des Denkmals Kaiser Wilhelms I., ftinfundzwanzig- 
jahrige Jubelfeier des Deutschen Reiches) lehnte er dankbar ab. Er hat keinen 
Journalisten empfangen, auf keinen Angriff geantwortet. Bittere Gefiihle mogen 
ihm nicht fern geblieben sein, aber er verharrte: w 0v Ou(ibv xaxi8o>v, iraxov 
dvdpcuircov dXset'vov. 

Auch liber den Tod hinaus hat er Schweigen bewahrt; seine Familie 
hat auf mannigfache Anfragen nicht geantwortet. 

Sein Tod erfolgte nach vorangegangenem Verfall der Krafte an einem 
Herzschlag. 

Eine makellose Reinheit des Charakters, Treue gegen das gegebene Wort, 
hochste Uneigenntitzigkeit zeichnen ihn aus. 

Dass er die Politik der Handelsvertrage wieder aufgenommen und Europa 
dadurch vor schweren Verwirrungen gerettet hat, dass er die zweijahrige 
Dienstzeit durchgefuhrt und Helgoland mit Deutschland vereinigt hat, bleiben 
dauernde Verdienste. Dass ihm Manches misslungen ist, ist nicht zu leugnen, 
aber die Frage bleibt offen, wie weit dies sein Verschulden, wie weit die 
Folge der Umstande war. Wenn die Zeit gekommen sein wird, ein unpartei- 
isches Urtheil zu fallen, wird ihm doch wohl die Geschichte ein gutes Zeugniss 
ertheilen. 

Literatur. Seidel General Georg Leo von Caprivi, Langensalza 1889. (Eine 
ziemlich dtirftige Compilation.) Die Reden des Grafen von Caprivi: Herausgegeben 
von Rudolf Arndt Berlin. Ernst Hofmann 1894. (Vor seiner Entlassung herausgegeben.) 
Max Schneidewin, Das politische System des Reichskanzlers Grafen von Caprivi. 
Danzig. Kafemann 1894. (Eine sehr liebevolle systematische Monographic, gleich falls vor 
dem Ende abbrechend.) Ueber das von C. vorgelegte Militargesetz kurz aber wichtig: 
General Lesczinsky in der Deutschen Revue Juli 1896. Ueber die Schlacht von 
Vionville und C.'s Antheil an ihr existirt eine ausgedehnte Specialliteratur. Hier soil nur 
genannt werden: Fritz Hbnig: Documentarisch-kritische Darstellung der Strategie fUr die 
Schlacht von Vionville-Marslatour. Berlin 1899. (Man kann sich daraus auch ilber die 
Gegenschriften unterrichten. Der Verfasser giebt fol. 72fgg. Aeusserungen, die er aus C/s 
Munde gehort hat, ausftihrlich wieder.) 

Alexander Meyer. 

von Helmholtz, Anna, geb. von Mohl, Gattin des beruhmten Natur- 
forschers Hermann von Helmholtz, * 19. September 1834 in Tubingen, 
f 1. Dezember 1899 in Volosca bei Abbazzia. — Anna von Helmholtz war die 



Anna y. Helmholtz. 



*s 



Tochter des bekannten Staatsrechtslehrers Robert von Mohl. Zu ihren Vor- 
fahren zahlte sie mit besonderem Stolz den Gefangenen vom Hohentwiel 
Johann Jacob Moser, von dem sie ein vortreffliches Bildnis besass. — Der 
ganze Mohl'sche Stammbaum weist in's Wiirtemberger Land. In Stuttgart 
stand das Familienhaus. Dort ist audi Robert von Mohl geboren. Nach 
einem Anfang in der diplomatischen Laufbahn als Professor des Staatsrechtes 
nach Tlibingen berufen, verm&hlte er sich im Jahre 1830 mit Pauline Becher, 
der sanften, gemiitsweichen, grundmusikalischen Tochter des Medizinalrat 
Becher in Stuttgart. A us dieser Ehe entsprangen vier Kinder; zwei Sohne, 
Erwin und Ottmar, und zwei Tochter, Ida, nachmalige Baronin von Schmidt- 
Zabidrow, und Anna, die spatere Frau von Helmholtz. 

Robert von Mohl's Thatigkeit in Wurtemberg fand ein plotzliches 
Ende durch einen Conflikt mit dem Staatsminister Schlayer. Als er zwei 
Jahre spater (1847) einem Ruf nach Baden an die Heidelberger Universitat 
folgte, eroffnete sich ihm neben dem alten Lehrberuf auch eine weite poli- 
tische Thatigkeit. Als Genossen der Heidelberger liberalen erbkaiserlichen 
Partei fiihrte ihn das Jahr 1848 nach Frankfurt. Mohl gehorte zu den Siebenern 
wie zum Vorparlement und zur Nationalversammlung, trat sogar im September 
1848 an Stelle Heckers als Justizminister in das Reichsministerium, legte jedoch 
sein Amt bereits nach wenigen Monaten wieder nieder und kehrte zum Ka- 
theder zuriick. 

Hatte die friih entwickelte Tochter Anna schon in Frankfurt lebhafte 
Eindrttcke von Thun und Treiben der dortigen diplomatischen Kreise 
empfangen, so trat sie nun in 'Heidelberg in eine geistig reichbewegte Atmo- 
sphare. Zu den Parteigenossen des Vaters zahlten eine Reihe geistvoller 
bedeutender Manner, wie sie kaum je zuvor in der Neckarstadt versammelt 
waren. Dort wirkten neben den beiden Schiilern des alten Schlosser, den 
Historikern Georg Gervinus und Ludwig H&usser, der Germanist Karl Joseph 
Mittermaier, der Fiihrer der gemassigten Liberalen, und der gefeierte Pan- 
dektenlehrer Karl Adolf von Vangerow. 

So versteht man, warum Frau von H. das badische Land als ihre 
eigentliche Heimath betrachtete und in ihrer Empfindung immer fest gehal- 
ten hat. Noch im Alter schrieb sie aus Heidelberg: »Es ist so schon in 
der alten lieben Heimath — so milde und selbstverstandlich.« Im Kern 
ihres Wesens hat sie trotzdem das schwabische Temperament nie verleugnet. 
Auch hatte sie von ihren wiirtemberger Vorfahren ganz wesentliche Charakter- 
eigenschaften Ubernommen. Dem Grossvater Mohl verdankte sie den pein- 
lichen Ordnungssinn, von der Grossmutter, der bedeutenden Schwester des 
Tiibinger Kanzlers Autenrieth, hatte sie ebensowohl den hochstrebenden 
Familienehrgeiz wie den echt schwabischen Sinn fur Humor geerbt. 

Den eigentlich charakteristischen Stempel erhielt ihr Wesen durch 
die ganz neue Welt, in die sie jetzt ein trat. Eine Reise nach Paris fiihrte 
sie zum rechten Zeitpunkt in das Haus ihres Oheims, des Orientalisten 
Julius Mohl, eines in weiten Kreisen ebenso wegen seiner wissenschaftlichen 
Bedeutung wie wegen seiner vomehmen Denkweise und seiner liebenswiirdigen 
Personlichkeit hochgeschatzten feinsinnigen Gelehrten. Im Jahre 1847 hatte 
er sich mit einer zehn Jahre alteren Freundin vermahlt, Miss Mary Clarke, 
einer gebornen Schottin, die aber in Frankreich ganz heimisch geworden 
war. Sie war ein taglicher Gast der Madame Rdcamier, in deren , Salon* sich 
damals die Besten der Pariser litterarischen und gelehrten Kreise zu treffen 



!g Anna v. Helmholtx. 

pflegten. Ihr hat sie auch, dauernd in herzlicher Sympathie verbunden, in 
einem reizvoll geschriebenen Buche ein Denkmal gesetzt. Durch ihr sprtihendes 
Temperament und ihre geistvollen Einfalle war es ihr gelungen das besondere 
Wohlwollen Chateaubriands, der als Gott in diesem Kreise thronte, Air sich 
zu gewinnen. 

% In taglichem Verkehr mit bedeutenden Leuten geradezu ihren Lebens- 
beruf erblickend, machte sie nach ihrer Verheiratung den Salon Mohl zu 
einem geistigen Mittelpunkt von Paris. Leute wie Ampere, M£rim£e, Thiers, 
Renan zahlten zu den Freunden. Es war hier ein neutraler Boden, wo auch 
Gegner sich freundlich unterhielten und in gemeinsamen Interessen sich fanden. 

In diesen Kreis wurde nun die junge Nichte eingeftihrt und sie war 
eine gelehrige Schttlerin. Noch in spaten Jahren gehorten die Pariser Zeiten 
fiir Frau von Helmholtz zu den glucklichsten Erinnerungen, von denen sie 
jederzeit gem erzahlte. Sie zeigte dann in ihrer Stube hiibsche Copien nach 
Raffael, die die Tante Mohl gezeichnet hatte, die Photographie des Pariser 
Zimmers mit all seinen behaglichen Lehnstiihlen (denn nach der Theorie der 
Tante musste man bequem sitzen, um gut zu plaudern); auch die schwarze 
Kaminuhr stammte von dort. 

Hatten bisher schon gluckliche Umstande zusammengewirkt, um ihr eine 
ungewohnlich reiche und vielseitige Bildung zuzuftihren, so trat nach einer 
Reihe glttcklich und heiter im Elternhause verlebter Jugendjahre das Ereig- 
niss ein, das ihrem ganzen Leben fortan Ziel und Bestimmung geben sollte. 

Im Jahre 1858 wurde nach Heidelberg Hermann Helmholtz berufen, 
der damals mit dem Aufbau seiner Lehre Von den Tonempfindungen als 
einer Grundlage der Musik beschaftigt war. Durch die grossartigen phy- 
siologisch-optischen Untersuchungen war sein Name dem Mohrschen Hause 
bereits vertraut. Ja, Frau von H. erzahlte wohl sp&ter von einem Geftihl 
der Vorahnung, dass sie bei der Lecture eines Zeitungsaufsatzes Uber den 
Augenspiegel ergriffen. Durch die gemeinsame Liebe zur Musik wurden sie 
zusammengefiihrt. Sie vermahlten sich im Jahre 1861. 

Nicht immer stehen hervorragende Gelehrte auch ausserhalb ihrer 
Wissenschaft auf derselben geistigen H6he. Gerade in unserer Zeit des 
Spezialisirens scheint die Natur die in wissenschaftlicher Begabung ver- 
schwendete Kraft durch Verklimmerung weiterer Culturinteressen compensieren 
zu wollen. Um so herrlicher erscheinen Manner, die wie Helmholtz von 
ganz universeller Begabung sind, deren gewaltige Genialitat ihre ganze Per- 
sonlichkeit durchdringt. Helmholtz war weder ein glanzender Redner noch 
ein leicht verstandlicher Lehrer und doch vermochte niemand sich dem 
Eindruck seiner Grosse zu entziehen. In Einfachheit und stiller geistiger 
Hoheit wandelte er seinen Weg wie die allsegenspendende Sonne, jeden mit 
Freude erfullend und zu neuen Thaten erweckend. 

Wie ungeheuer musste diese olympische Ruhe und Klarheit gerade 
auf den leicht beweglichen Geist seiner jungen Frau wirken. Fiir sie be- 
deutete Helmholtz nicht nur den stillen grossen Hintergrund, der ihrem 
Leben das Relief gab, sondern den wirklichen Mittelpunkt des ganzen 
eigenen Daseins. »Auch wenn er schwieg«, so sagte sie spater einmal nach 
seinem Tode in tiefer Bewegung, »war doch das ganze Zimmer von ihm erfitllU. 

Im Kleinen nach Art leidenschaftlicher Menschen ihren Willen ungeduldig 
durchsetzend, beugte sie sich doch im Grossen vor seinem tiberlegenen 
Genius. 



Anna v. Helmholtz. iy 

Seinem in fernen Hohen schwebenden Geist war wiederum die 
Frische und Unmittelbarkeit der ganz im realen Leben wurzelnden Gattin 
Bedlirfniss und Erquickung, sodass sich beide gegenseitig auf das gliicklichste 
erganzten. Selten wird man eine gleich innige und alles umfassende Lebens- 
gemeinschaft finden, wie sie zwischen diesen beiden grossen Menschen be- 
standen hat. 

Der Ruhm des Mannes fiihrte die bedeutendsten Manner und Frauen 
in ihr gastfreies Haus und Frau von H. stellte es sich zur Aufgabe, alle 
dauernd daran zu fesseln. Jetzt kam ihr die Schulung bei der Tante 
Mohl zu Statten. Die Technik war da, aber zugleich der Geist, das Instru- 
ment zu beherrschen. Man hat wohl nicht mit Unrecht gesagt, dass sie in 
ihrem Hause den untergegangenen Pariser Salon w r ieder habe auferstehen lassen. 

Als Helmholtz im Jahre 1871 nach Berlin ubersiedelte, um die 
Leitung des physikalischen Universitatsinstitutes zu tibernehmen, da konnten 
sich in der Grossstadt ihre gesellschaftlichen Gaben erst vollig entfalten. Die 
Aristokratie des Geistes und die Aristokratie der Geburt fanden sich in ihrem 
Salon zusammen und diese sonst nicht wiedergefundene Mischung gab ihm 
seinen eigenthiimlich reizvollen Charakter, der sich auch nicht wesentlich 
anderte, als im Jahre 1887 Helmholtz President der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt wurde und die neue Prasidentenwohnung in Charlottenburg 
bezog. Gelehrte, Kunstler, Offiziere, Diplomaten sah man bei den offenen 
Abenden versammelt und es giebt in den letzten Jahrzehnten wohl kaum 
einen beriihmten Namen, zu dessen Trager Frau von Helmholtz nicht in 
personliche Beziehung getreten ware. 

Nur auf Geist und Bildung legte sie Werth, Stellung gait ihr nichts, 
wohl aber war ein gewisses Maass gesellschaftlicher Form ihr ein so starkes 
asthetisches Bedlirfniss, dass sie erzieherisch eingriff, wo ihr die Jugend der- 
selben gar zu sehr zu ermangeln schien. Ebenso wenig duldete sie geistige 
Bequemlichkeit oder schlaffes Sichgehenlassen. 

Eine Herrschernatur verlor sie als Wirthin nie die Leitung des Ganzen 
aus der Hand. In hohem Maasse besass sie die Gabe, die verschiedensten 
Menschen zu einander in Beziehung zu bringen, und jeder Fremde ftihlte 
sich bald heimisch wie in einem grossen Kreise von Bekannten, mit denen 
er durch ein gemeinsames Gesprach verkniipft wurde. Auch in kleinerem 
Kreise liebte sie es nicht, wenn die allgemeine Unterhaltung in Einzelgesprache 
auseinander fiel. Man durfte schweigen, aber nicht eine leise Privatconver- 
sation ftihren. Auch sollte ein Thema nur so lange behandelt werden, als 
wirklich neue Gedanken dazu beigetragen wurden. »Das grosse Pumpwerk 
der Unterhaltung« bedurfte immer neuen Stoffes, doch war sie nie darum 
verlegen. Sie hatte viel gesehen, viel gelesen, aber es war gerade ihre 
Kunst, nicht selber den Stoff zu bieten, sondern ihn aus den Anderen heraus- 
zulocken. Auch verstand sie, den Stillen und Unbedeutenden gesprachig 
und interessant zu machen, und wusste abzuschneiden, wenn der Brunnen 
anfing zu versiegen oder sich zu trliben. Die medisante Kritik des lieben 
Nebenmenschen war ihrem vornehmen Geiste verhasst. 

Auch Musik, die dem Hausherrn ein tief empfundenes Bedlirfniss war, 
wurde viel gepflegt. Unvergesslich sind die Stunden, wo die Ranme erfiillt 
waren von dem slissen Wohlklang der Amati und Stradivari und der aus- 
erlesene Flugel ertonte, den Steinway dem Begriinder der Lehre von den 
Tonempfindungen als Zeichen seiner Bewunderung dargebracht hatte. 

Biogr. Jahrbuch u. Deutschor Nekrolog. 4. Bd. 2 



1 8 Anna v. Helmholtz. 

Frau von H. liebte es, ihre Umgebung in jeder Beziehung hannonisch 
zu gestalten, und dieinnere Einrichtung ihrer Wohnraume wirkte asthetisch 
wohlthuend und stimmungsvoll. Ein sicherer Geschmack in der Wahl von 
Farbe und Stoff, von Standort und Zusammenpassen vereinigte sich mit der 
Fahigkeit, allem, was sie umgab, den Stempel ihrer eigenartigen Personlich- 
keit aufzudriicken und ihren Raumen jenen intimen Reiz zu verleihen, dem 
sich niemand zu entziehen vermochte. Schone Blisten und Statuetten standen 
neben kunstvollen M6beln; bedeutende Bilder zierten die Wande; die neuesten 
Erscheinungen der Litteratur bedeckten den Tisch; in den Vasen bltihten 
frische Blumen. Charakteristisch war dabei ein peinlicher Ordnungssinn. 
Die Bilder waren mit grosster Sorgfalt aufgehangt und durften sich nicht um 
Haaresbreite verschieben. Die tagliche Tafel war mit peinlicher Symmetric 
gedeckt und trug selbst wahrend der Mahilzeit nie eine schief gestellte 
Schlissel, entbehrte aber auch nie eines kleinen Blumenschmuckes. 

Dieser ausgesprochene Schonheitssinn iibertrug sich auch auf ihre litte- 
rarischen Leistungen. Frau von H. ist ja als Uebersetzerin besonders eng- 
lischer Werke vielfach thatig gewesen. In Zeiten schwerer Sorge um ihren 
altesten Sohn entstand in ihr zuerst der Wunsch, durch eine aussere Aufgabe 
ihre Gedanken abzulenken, und mit der Zeit wurde ihr diese Art geistiger 
Arbeit geradezu ein Bedurfniss und ein Genuss. »Es ist ein Leben und ein 
,go' in dem Buche«, schrieb sie einmal mitten aus einer solchen Arbeit 
heraus, »die es sehr amtisant zu Ubersetzen machen — so dass es schwer 
ist, es liegen zu lassen«. Mit feinem Ohr fur Sprachklang und sicherem 
Gefilhl flir Ausdrucksweise verstand sie, die Eigenthiimlichkeiten der fremden 
Sprache zu erfassen und nicht eine wOrtliche Uebersetzung, sondern eine 
geistige Wiedergabe zu bieten. »Es muss sich doch einigermaassen wie 
Deutsch lesen« meinte sie dann. 

Sie hat theils allein, theils mit anderen eine Reihe physikalischer popular- 
wissenschaftlicher Bucher tibersetzt. Unter ihnen haben die Tyndall'schen 
Vortrage aus alien Gebieten der Physik Dank ihrer klaren Darstellungsweise 
auch in Deutschland ein grosses Publikum gefunden. Ebenso wird die 
Uebertragung von Oliver Lodge's Modern Views of Electricity viel gelesen. 

Die neueste Auflage der Vortrage und Reden ihres 1894 verschiedenen 
Gatten hat Frau von H. herausgegeben, mit einer Reihe kleinerer Aende- 
rungen, wie sie von dem Verstorbenen ihr angedeutet waren, und einigen 
Umstellungen. Das Kritische und Polemische hat sie als »dem Zeitlichen 
entsprungen und mit dem Zeitlichen vergangen« von den eigentlichen Vor- 
tragen losgelost und in den Anhang verwiesen. Sonst sind nur kleinere 
Aufsatze von ihr vorhanden, der letzte noch ein Bericht iiber das ihrem 
Herzen besonders nahe stehende Victoria-Krankenhaus in Berlin, 

Auch in das Offentliche Leben praktisch einzugreifen, trieb sie ihr uner- 
mtidlicher Thatigkeitsdrang. Mit regem Interesse verfolgte sie die Entwick- 
lung der Frauenfrage und widmete, namentlich in spateren Jahren, einen 
grossen Theil ihrer Zeit der Sffentlichen Wohlthatigkeit und der Krankenpflege. 

Flir praktische Krankenpflege hatte ihre thatkriftige Natur tiberhaupt ein 
besonderes und liebevolles Interesse. Sie war selbst eine vorztigliche Pflegerin 
und hat bei einem der Wissenschaft wie der Familie zu frtih entrissenen Sohne 
lange Jahre Gelegenheit zu stundlicher Bethatigung gehabt. Wie sie in ihrem 
Haushalt alles musterhaft zu disponiren wusste, so entfaltete sie nicht minder 
ihr hervorragendes Direktionstalent, als es gait, das Victoria-Krankenhaus 



Anna ▼. Helmholtz, 



19 



einzurichten, eine Stiftung der Kaiserin Friedrich, mit der sie zahlreiche 
Interessen und personliche Sympathien zu einer dauernden Freundschaft 
verbanden. — 

Was ihr den eigenartigsten Reiz verlieh, war die merkwtirdige Mischung 
von Gegensatzen in ihrer Natur. Sie war keine Personlichkeit, deren Wesen 
sich in eine einfache Formel hatte fassen lassen, es fanden sich vielmehr in 
ihr die mannigfachsten Elemente wunderbar gemischt. Schon die Vereinigung 
der Weltdame und der Gelehrtenfrau in der Vollendung, wie sie sich hier 
zusammenschlossen, bildete eine kaum je erlebte Speciality. Dazu kam aber 
als eigentlicher Kern die temperamentvolle warmblutige und warmherzige Natur, 
die nicht bloss im Inneren stets obwaltete, sondern auch in der Gesellschaft 
oft ganz unvermittelt durchbrechen konnte. 

Dieses stete Durchschimmern des wirklich theilnehmenden Menschen ge- 
wann ihr manchen treuen Freund, der mit der alle Formen beherrschenden 
Weltdame nicht hatte vertraut werden konnen. Auch ihre Theilnahme wurde 
zur That und manchem Trauerndem brachte sie Trost, weil sie ihm neue 
Zwecke des Daseins zu geben wusste. 

Ein schones und lebensvolles Bild ihrer Personlichkeit entrollen uns ihre 
Briefe. 

Energischer Thatigkeitsdrang und weiche Hingabe an Stimmungen, tiefe 
Empfindung und spontane Einliille, Ernst und Humor wechseln in rascher 
Folge. Personen und Zustande schildert sie mit sicheren Strichen. Mit 
warmem Naturgeflihl entwirft sie merkwiirdig personlich empfundeneLandschafts- 
bilder. Und alles in originellen graciosen Wendungen. Zuletzt tritt merklich 
eine Neigung zu Aussprtichen der Lebensweisheit hervor, in denen sie ver- 
sucht, ihre eigene Personlichkeit mit dem Weltganzen in Einklang zu bringen. 
»Ja, Lenbach's Zeichnung (des verstorbenen Gatten) ist wohl schon; sie wirkt 
auf mich wie ein Hauch der Nahe, der Unendlichkeit und des Bleibenden 
von allem Guten und Grossen. Das stirbt so wenig als die Liebe — und 
das alte Egypten hat mir noch eine andere Lehre: vom Unwesentlichen des 
personlichen, eigenen Geschickes gepredigt. — Das Leben ist ja so klein und 
kurz und geht dahin wie ein Nichts im Ganzen — man muss es eben nehmen 
wie es ist und es nutzenU 

Dieser Ausspruch giebt zugleich am treuesten die Stimmung der letzten 
Lebensjahre wieder. 

Am 8. September 1894 hatte Hermann von Helmholtz die Augen ftir immer 
geschlossen. Seither war die Frau eine andere. Unfahig, sich unter den 
schweren Schicksalsschlag zu beugen, war sie vollig gebrochen und verlor 
alien Lebensmut. »Was ein Leben zu zweien war, kann nie mehr ein Leben 
allein werden* schrieb sie an einen Freund. Das Ringen, sich allmahlich 
wieder mit der Welt abzufinden, schien ihr »ein schwerer Weg bergauf, ohne 
die Hofihung, einen erfreulichen befreienden Gipfel zu erreichen. Nur ,mlide 
sein* war die Frucht.« Die thatkraftige energische Frau kampfte immer wieder 
und immer wieder erlag sie. 

Eine letzte Freude war ihr noch die Enthullung des Helmholtz-Denkmals 
vor der Berliner Universitat. »Wenn nun auch diese Sache fertig ist und zur 
Ruhe kommt, so kann ich in Frieden vom Schauplatz dieser Erde scheiden«. 

Auch korperlich fing sie an zu kr&nkeln. Sie litt an Athemnoth und 
Herzschwache, eine beginnende Schwerhorigkeit schien ihr die Zukunft zu be- 
schatten. 



20 Anna v. Helmholtz. Busch. 

Dazu kam die Sorge urn einen zweiten leidenden Sohn, dem sie erst 
in der letzten Zeit ein gliickliches Heim und einen befriedigenden Wirkungs- 
kreis in ihrem geliebten badischen Heimatslande hat schaffen konnen. Das 
war ihrem Herzen ein Sonnenstrahl. — Nur das Zusammenleben mit der 
einzigen Tochter, Frau Ellen von Siemens, die ihr seit des Vaters Tode in 
aufopfernder Liebe ihre Tage widmete, und mit deren reich begabten Kindern 
warf noch einige Lichtblicke in ihr innerlich immer mehr vereinsamendes 
Leben. 

Mitte November 1899 eilte sie nach Volosca an das Sterbebett ihres 
Schwagers, des Landeshauptmann von Schmidt - Zabterow — »eine lange 
schwere Reise in einer tief ernsten Zeit, die alle mtihsam zuriickgedrangten 
Erinnerungen an das Selbsterlebte wieder wachrief«. Noch vollig gesund 
schrieb sie aus Volosca an ihre Freunde, und fast gleichzeitig mit den Briefen 
kam die erschiitternde Nachricht ihres plotzlichen Hinscheidens. Eine Ver- 
stopfung in den Blutgefassen der Lunge hatte in drei Tagen ihrem that- 
kraftigen, immer htilfreichen Leben ein Ende gemacht. 

Sie wurde auf dem Sophienkirchhof in Charlottenburg beigesetzt an der 
Seite ihres Gemahls, dessen Ruhestatte weihevoll zu schmucken ihr so sehr 
am Herzen gelegen hatte. 

Ein schones Bild, von Lenbach gemalt, erhalt ihre Ztige aus den spateren 
Jahren der Nachwelt. 

Prof. Dr. R. Wachsmuth. 



Busch, Julius Herrmann M o r i t z , Schriftsteller, * Dresden 1 3 . Februar 1 8 2 1 , 
f Leipzig 16. November 1899 war der Sohn eines sachsischen Zeugofficiers;'er be- 
suchte die Dresdener Kreuzschule und von 1841 ab die Universitat Leipzig, um 
hier, gegenseinen Wunsch, aufVerlangen seines Vaters, eines fanatischenAnhangers 
der Theosophie Jacob Bohme's, Gottesgelehrtheit zu studiren. Er wurde Mitglied 
der Burschenschaft Markomannia, war ein gewandter und vielbeschaftigter 
Schlager, trieb Politik und war selbstverstandlith Republikaner, der in Dan ton und 
Robespierre Heroen sah, die als Vorbilder dienen konnten. Robert Blum 
starb fUr ihn als Martyrer der nationalen Idee und wie dessen Tod ihn 
ergriffen, wusste der alte Herr noch in seinen letzten Lebensjahren mit gemtith- 
licher Selbstironisirung zu schildern, wenn er erzahlte, wie nach dem Ein- 
treffen der Nachricht er die Worte: »Rache« und »Blut« laut brlillend die 
belebteste Strasse Leipzigs am hellen Tage entlang gelaufen sei. Bei der 
hereinbrechenden Reaktion begriff der schwarzrothgoldene Republikaner sehr 
bald, dass seine Ideale sich in Deutschland vorlaufig nicht verwirklichen 
liessen und da er sich von ihnen nicht zu trennen vermochte, so reifte in 
ihm nach und nach der Entschluss, sie jenseits des grossen Wassers zu suchen. 

Im Juni 185 1 reiste er nach der neuen Welt ab und hoffte, sich dort 
mit einem schon vor langerer Zeit ausgewanderten Vetter in die Bewirth- 
schaftung einer Farm theilen zu konnen; doch kam er in Betreff seiner Un- 
tauglichkeit zum Farmer sehr bald in's klare und war deshalb froh, als ihm 
eine Pfarrstelle an der Pauluskirche in Cincinnati angeboten wurde. Bei dem 
Versuche zur Erlangung derselben stiess er jedoch auf so eigenthiimliche 
Schwierigkeiten, dass seine Begeisterung fur das Land der Freiheit eine ziem- 
liche Abklihlung erfuhr. Die Gemeinde war eine deutsche, die sich ihren 
Pfarrer selbst wahlte ; der bisherige Seelsorger hatte sich missbeliebig gemacht 



Busch. 2 1 

und seine Entlassung war beschlossen worden. Damit war nattirlich der 
geistliche Herr durchaus nicht einverstanden nnd so entspann sich derm bei B's. 
Probepredigt in der Kirche ein Scandal, der damit endete, dass B. von der Be- 
werbung freiwillig zuriicktrat. Flir ihn war die Moral der Sache die Ueber- 
zeugung, dass die unbeschrankte Selbstregierung, die reine Demokratie weder 
der Kirche noch dem Staate gesund ist und das unliebsame Vorkommniss 
wurde ihm so der Anfang zur Aufklarung und zur Bekehrung zu einer reali- 
stischeren Auffassung politischer Dinge. Auch die Erfahrungen, die er unter 
den deutschen Fliichtlingen von 1849 machte, der w r (iste Ton der politischen 
Presse und die Roheit der Bevolkerung im privaten und offentlichen Leben 
gefielen ihm wenig Und gar bald hatte er den Glauben an das eine seiner 
politischen Ideale — die Republik — grundlich verloren und damit lebte 
in ihm der an das andere — das Vaterland — wieder auf ; vielleicht konnte 
dieses endlich doch, und zwar besser nicht unter republikanischer Form, 
einig und gross werden. In diesem Glauben kehrte er Anfang 1852 nach 
Deutschland zuriick. 

Da er sich aus inneren Griinden nicht zur Aufnahme des Theologischen 
Berufes entschliessen konnte, so begann er in Leipzig seine Laufbahn als 
Journalist. Seine in Amerika gemachten Erfahrungen verwerthete er in Ar- 
tikeln flir das Morgenblatt, die Augsburger Allgemeine Zeitung und die Grenz- 
boten und Hess seine gesammelten Aufsatze unter dem Titel »Wanderungen 
zwischen Hudson und Mississippi « bei Cotta erscheinen. 

Durch die nahere Bekanntschaft mit den Redakteuren der Grenzboten 
— Gustav Freytag und Julian Schmidt — kam er in die Kreise der Gothaer, 
in denen man damals dem Verzweiflungskampf der Deutschen in Schleswig- 
Holstein mit besonderem Interesse und Trauer zusah; man war sich dariiber 
klar, dass hier ein tiefdunkler Flecken auf der deutschen Ehre zu tilgen sei 
und dass nur in Schleswig-Holstein die Moglichkeit einer deutschen Flotte 
liege, durch welche allein Deutschland eine Weltmacht werden konne. Urn 
diese Gedanken und Gesinnungen in immer weitere Kreise zu tragen, urn die 
nationale Presse fur sie zu erwarmen, glaubte man in jenen Kreisen es am 
forderlichsten, wenn man eine mit scharfem Auge und gewandter Feder aus- 
gestattete Personlichkeit nach jenen Landen schickte, die dieselben dem 
grossen deutschen Vaterlande in entsprechenden Bildern vorfiihren konne. 
Auf Gustav Freytag's Vorschlag wurde B. hierzu ausersehen und er trat 
seine Recognoscirungsfahrt 1853 an. Seine Erlebnisse und Beobachtungen hat er 
in den »Schleswig-Holsteinschen Briefen« niedergelegt. Diese Briefe sind das 
Ergebniss ernstgemeinter sechs Monate hindurch angestellter Erkundigung, die, 
urn auf den Grund zu kommen, keine Miihsal und keine Gefahr scheute. 

Nach seiner Riickkehr aus Schleswig-Holstein trat B. neben Freytag in 
die Redaktion der Grenzboten ein, erhielt aber bald darauf vom Oester- 
reichischen Lloyd, der damals Personendampferlinien nach der Levante ein- 
richtete, den Auftrag, Aegypten, Palastina, Syrien und Griechenland zu bereisen, 
urn, durch von ihm in der Art seiner amerikanischen Wanderbildern zu 
liefernde Beschreibungen dieser Lander, die Reiselust nach jenen damals noch 
weltfernen Gegenden anzuregen. In den Jahren 1856 bis 1859 unternahm 
er drei Reisen dorthin und schrieb dann seine »Bilder aus dem OrienU, 
»Bilder aus Griechenland« und »Eine Wallfahrt nach Jerusalem«, ein Buch, 
welches von Gustav Freytag als eines der am besten geschriebenen der 
damaligen Zeit bezeichnet wurde. 



2 2 Busch. 

Nach Beendigung der letzen Reise widmete er sich, nach Leipzig zurtick- 
gekehrt, ganz den Redaktionsgeschaften der Grenzboten; dieselben waren 
ihm nicht nur eine Ehre und Freude, sondern wurden ihm auch zu einer 
Schule. Er lernte, sich gewahlter und vorsichtiger ausdriicken, und gewohnte 
sich mehr und mehr an rein verstandiges Urtheilen in politischen Angelegen, 
heiten. Mit jedem Jahre der Wehen, die der grossen Geburtszeit von 1863 
bis 1866 vorausgingen, erkannte er klarer, dass die nationale Frage derjenigen 
nach den Freiheiten vorgehen miisse und dass nur von Preussen das Heil 
kommen konne. 

Durch seine Thatigkeit an den Grenzboten trat er mit der geistigen 
Elite des damaligen Deutschland in nahe, zum Theil sogar freundschaftliche 
Beziehungen, so mit Otto Jahn, Friedrich Hebbel, D. F. Strauss, Fritz 
Reuter, Heinrich v. Treitschke u. A. m. 

Obgleich mitten im politischen Leben stehend, hat sich B. doch einer 
Partei nie angeschlossen. Zum Eintritt in den seinen Anschauungen ja nahe- 
stehenden Nationalverein vermochte er sich nicht zu entschliessen, da ihm 
dessen Wege unpraktisch erschienen und er sich mit dem in demselben sich 
regenden Streberthum nicht befreunden konnte. Dagegen erwartete er von 
den grossen Volksvereinigungen, die als Schiitzen- Sanger- und Turnerfeste 
in den sechziger Jahren zahlreich stattfanden und fur die deutsche Idee 
warben, viel ftir die Zukunft des Vaterlandes. Indess bewahrte er bei aller 
Berauschtheit, welche diese und andere patriotische Leistungen hervorriefen, 
einen Rest von Ntichternheit, sodass er ein Referat tiber das Leipziger Turn- 
fest von 1863 schliessen konnte: »Aber nun Sela, ihr Herren Turner und 
Amen, ihr Herren Redner. "Wir haben unsere Grossthaten hinreichend 
gefeiert und wohl ein wenig auch solche, die noch nicht gethan sind. Nicht 
Siege feiern sei fortan die Parole, sondern Siege gewinnen.« 

Er ahnte damals nicht, wie nahe die Zeit, Siege zu gewinnen, herbei- 
gekommen war. Mit dem im November 1863 erfolgten Tode Konig Friedrichs 
von Danemark schlug die Entscheidungsstunde in der Frage der Elbherzog- 
thtimer. B., von seinem ersten Aufenthalt her, mit den Verh&ltnissen der- 
selben innig vertraut, glaubte, w&hrend der Krisis im Mittelpunkt derselben 
ntitzlich sein zu konnen; er erbat und erhielt Urlaub, um ftir die Grenzboten 
als Berichterstatter vom Kriegsschauplatze zu dienen. Vor seiner Abreise 
wurde er nach Gotha berufen und dort vom Herzog Friedrich von Augusten- 
burg gebeten, auch ftir dessen Sache in der Presse thatig zu sein. B. ging 
hierauf ein und trat vertragsmassig in die Dienste des Herzogs. Meinungs- 
verschiedenheiten mit diesem und mit Samwers tiber im Interesse der grossen 
nationalen Entwickelung vom Haus Augustenburg zu bringende Opfer ver- 
anlassten B., nach Ablauf des ersten halben Jahres auf die ihm dringend an- 
gebotene Verlangerung des Dienstverhaltnisses zum Herzog nicht einzugehen. 

Als B. im Februar 1865 von Kiel nach Leipzig zurlickkehrte, iibernahm 
er die Mitarbeiterschaft an der Redaction der Grenzboten von neuem, aber 
mit wesentlich anderen Anschauungen tiber die politische Lage als vor seiner 
Kriegsfahrt. Er war zu der Ueberzeugung gekommen, dass ftir die nationale 
Sache nur von der Politik des preussischen Ministerprasidenten Gutes zu er- 
warten sei. Schon im Oktober 1864 hatte er geschrieben: »Gleichviel, wie 
Bismarck uns sonst getallt, er verfolgt augenscheinlich die Verwirklichung 
des nationalen Gedankens und nur Verblendete konnen ihm ein ungewohn- 
liches Maass von Klugheit und Energie absprechen. Die deutsche Revolution 



Busch. 



23 



wird von der Berliner Wilhelmstrasse ausgehen, nicht, wie Phantasten wahnen, 
von den Berliner Fortschrittsmannern. Daher ist der uns vorgezeichnete 
Weg, wenn wir wirklich national sein wollen, die Bismarck'sche Politik mit 
alien Kraften zu unterstiitzen.« Diese Auffassung B.'s wurde jedoch von seinen 
Mitarbeitern an den Grenzboten, besonders Freytag, durchaus nicht getheilt 
und als im Frtihjahr 1866 bedingungslos ftir oder wider Bismarck Partei er- 
griffen werden musste, ging ein unheilbarer Riss durch die Freundschaft der 
beiden Manner und B. schied fiir immer von der gemeinsamen Arbeit. 

Die Kriegswochen 1866 verlebte er in Leipzig, erhielt aber gleich nach 
dem Friedensschluss vom Berliner auswartigen Amte den Auftrag, dem 
preussischen Civilkommissar fiir die neuerworbene Provinz Hannover als Bei- 
stand fur Pressangelegenheiten zu dienen. Er blieb in dieser Stellung bis 
zum Frtihjahr 1869, in welchem er wieder nach Leipzig tibersiedelte. Hier 
schrieb er »das Uebergangsjahr in Hannover*. Ferner eine »Geschichte der 
Mormon en « und den ersten Theil seiner »Tagebuchblatter«. Ganz unerwartet 
erhielt er im Februar 1870 die Aufforderung, beim Kanzler des norddeutschen 
Bundes als Adlatus flir Pressangelegenheiten zu dienen. Er folgte diesem 
Rufe und stand am 24. Februar 1870 zum ersten Male vor Bismarck. 

Der geschaftliche Verkehr mit dem Kanzler vollzog sich in der Weise, 
dass B. die mit dem Bismarck'schen Bleistifte angezeichneten Zeitungsartikel 
zugesandt wurden, der sie dann durchlas und sich hierauf vom Kanzler die 
Erlauterungen und Auftrage fiir die zu ertheilenden Antworten und Ent- 
gegnungen holte. Nur wenige Monate war B. in seinem neuen Wirkungskreise, 
als der deutsch-franzOsische Krieg ausbrach, dem er an Bismarck's Seite im 
grossen Hauptquartier beiwohnte. Nach Beendigung des Feldzuges blieb er 
bis zum Juni 1873 im auswartigen Amte. Personliche Reibereien mit einzelnen 
Kollegen veranlassten ihn, den Kanzler um den Abschied zu bitten, dabei 
betonend, dass er demselben ja auch ausserhalb des Amtes von Nutzen sein 
konne. Der Ftirst entliess ihn freundlich, gewahrte ihm eine reichliche Pension 
und versprach B., ihn bei der von diesem in Aussicht genommenen Bismarck- 
biographie mit wichtigem Material zu untersttitzen. 

B. ging nach Hannover, redigirte dort den »Hannoverschen Courier* und 
bereitete mit der ihm zugesagten Beihilfe des Ftirsten die Herausgabe seines 
Werkes » Graf Bismarck und seine Leute wahrend des Krieges mit Frankreich« 
vor; dasselbe erschien 1878 und machte seinen Verfasser mit einem Schlage 
zu einem weltbekannten Manne. Das damals vielfach angefeindete Buch 
ist langst von den bedeutendsten Historikern als hochst werthvolle Quelle 
anerkannt, da es eine Sammlung von vielsagenden pragnanten Details ist und 
das Bild des grossen Kanzlers so lebenswahr zeichnet, wie keine andere der 
unzahligen Biographieen. 

Nach Bismarck'schen Instructionen erschienen von B., der wieder nach 
Berlin gezogen war, Ausgangs der 7oer Jahre eine Reihe von Artikeln in den 
Grenzboten, von denen hier nur die bertihmten »Friktionsartikel« genannt 
seien. Der Erfolg seines Werkes von 1878 ermuthigte B., eine zweite Schrift 
tiber den Kanzler zu veroffentlichen, die 1884 unter dem Titel »Unser Reicha- 
kanzler« erschien. 

Bei zahlreichen Besuchen in Berlin, Varzin und Friedrichsruh, deren 
letzter im Mai 1893 erfolgte, bezeugte ihm der Kanzler seine fortdauernde 
Gewogenheit. Auch in den Schicksalstagen des Marz 1890 war B. um den 
Kanzler, der ihn mit Ordnung eines Theiles seiner Correspondenz beauftragte 



24 Busch. Baumann. 

und zugleich aufforderte, ihm bei Abfassung seiner Memoiren zur Seite zu 
stehen. Dieser hochste Wunsch B.'s wurde nicht erfiillt, da er im Mai 1890 
zweimal kurz hintereinander von Schlaganfallen getroffen wurde, die zwar 
seine geistigen Krafte nicht minderten, ihn aber korperlich unfahig fur an- 
haltende Arbeit machten. 

Nach dem Ableben des Ftirsten Bismarck veroffentlichte B., der sich 
nach Leipzig zurtickgezogen hatte, das Abschiedsgesuch desselben vom 
18. Marz 1890, ferner eine Broschtire »Bismarck und sein Werk« und schliess- 
lich das grosse, zuerst in England erschienene Memoirenwerk »Bismarck, some 
secret pages of his history« (deutsch bei Grunow unter dem Titel «Tage- 
buchblatter«). Das letztere enthalt eine ungeahnte Ftille hochst interessanten 
Materials liber den Ftirsten und seine Zeit in Gesprachen, Briefen und Doku- 
menten und wird fur alle Zeit eine der werthvollsten Quellen flir das Studium 
Bismarck's bleiben. 

B. war ein Todfeind der Phrase; die Wahrheit ohne Umschweife, 
und ohne Rticksicht auf etwaige Folgen zu sagen, war ihm heiliges Gebot. 
Von dem Treiben des Tages und der Parteien hielt er sich fern. So blieb 
er, trotz der ungeheuren Menge von Personlichkeiten, die in seinem reich- 
bewegten Leben an ihn herantraten, ein einsamer Mensch. Nur mit wenigen 
Vertrauten — in Berlin mit Lothar Bucher und Viktor Hehn — pflog er 
intimen Meinungsaustausch iiber politische und literarische Vorkommnisse, die 
er bis zu seinen letzten Lebenstagen mit ungeschwachtem Interesse verfolgte. 

Von Korper war er eher kleiner als mittlerer Statur (daher das »Busch- 
lein« Bismarck's); das Gesicht war bis zum hochsten Alter von vollem Haupt- 
und Barthaar umgeben. Ein Paar lebensprtihende, glanzende Augen blickten 
mit jugendlichem Feuer bis zum Ende in die Welt hinaus und sahen geruhig 
dem Urtheil entgegen, das dem vielangefeindeten Manne einst sprechen wird 

»eine Frau von wunderbarem Glanz — 
die Nach welt, diese oberste Instanz.« 

Leipzig. Ernst Goetz. 



Baumann, Oskar, hervorragender Afrikareisender, * 25. Juni 1864, f 12. Oc- 
tober 1899 zu Wien. B. empfing seine Schulbildung in Wien und Krems, 
zuerst auf dem Gymnasium, claim auf der Oberrealschule, worauf er an der 
Universitat und der technischen Hochschule, ohne einen bestimmten Studiengang 
einzuhalten, geographische, naturwissenschaftliche und Sprachstudien trieb. Am 
militargeographischen Institut nahm er UnterrichtinOrtsbestimmungundtopogra- 
phischen Aufnahmen. Er hat dafiir dessen Vorstand v. Sterneck stets warme 
Dankbarkeit bewahrt. Sterneck war es, der in B. die Anlage zum geogra- 
phischen Forscher erkannte und entwickelte; auf seine Veranlassung ging B. 
schon als Neunzehnjahriger nach Montenegro und Albanien. Er kehrte mit 
werthvollen Aufnahmen zurlick, nachdem er Beweise von grosser Kaltbltitigkeit in 
dem vonGefahren, besonders fur einen osterreichischenTopographen, umgebenen 
montenegrinisch-albanischen Genzgebiet abgelegt hatte. Tiefer nach Albanien 
einzudringen, wie er beabsichtigte, gelang ihm auch auf einer zweiten Reise 
nach Montenegro nicht. Ueber beide Reisen hat er erst 1889 in den Mit- 
theilungen der Wiener geographischen Gesellschaft berichtet. 1883/84 stand 
er als Freiwilliger bei den Kaiserjagern in Brixen und Wien. Er benutzte 
jede freie Stunde zu Ausflugen in die Alpen, wo er schon als kaum dem 



Baumann. 



25 



Knabenalter Entwachsener durch ktihne Besteigungen sich einen Namen ge- 
macht hatte. Die Geschichte der Erschliessung der Ostalpen verzeichnet 
eine Besteigung des Schrotterhorns in der Ostalpengruppe auf neuem Wege 1882. 
Nach der Erstlingsarbeit liber die letzte Neuguineareise in den Mittheilungen 
der K. k. Geograph. Gesellschaft (1882) erschienen in dieser Zeit mehrere 
alpinistische Beitrage von B. 1885 berief ihn die K. K. geographische Gesellschaft 
zu Wien zum Begleiter des Dr. Oskar Lenz auf der osterreichischen Kongo- 
Expedition. Er sollte hauptsachlich die topographischen Aufnahmen besorgen. 
Leider erkrankte er an den Stanley-Fallen lebensgefahrlich, so dass er schleu- 
nigst zur Ktiste zurtickkehren musste. Was er von Bruchstiicken geographischer 
und ethnographischer Aufnahmen und Beobachtungen mitbrachte, legt Beweis 
ftir seine Tuchtigkeit ab. Seine Karte des unteren Kongo in mehreren 
Blattern ist noch heute schatzbar. Wahrend Dr. Oskar Lenz seinen Weg 
quer durch Afrika verfolgte, musste B. auf Fernando P60 Station machen. 
Als Frucht dieses Aufenthaltes erschien 1888 seine Schrift »Fernando P60 und die 
Bube«, die er in demselben Jahr bei der philosophischen Facultat der Universitat 
Leipzig als Promotionsschrift einreichte. Er war 1887 nach Leipzig gekommen, 
urn Llicken seiner geographischen Bildung auszufullen, hauptsachlich aber um sich 
den Doctortitel zu erwerben. Ich erinnere mich mit Freuden an so manche an- 
regende Plauderstunde mit B. im geographischen Seminar unserer Universitat. 
Dabei zeigte sich zwar manchmal eine grosse Einseitigkeit und Ungleichheit seiner 
Vorbildung, aber zugleich ein so massiver gesunder Menschenverstand, ein so 
sicherer Instinct fiir das Richtige und Wichtige und eine so unbedingteHingabe an 
unsere Wissenschaft, dass es mir niemals in den Sinn kam, B. als Schliler zu 
betrachten. Er erschien mir als ein zu Grossem berufener Gleichstrebender. 
Seine mtindliche Doctorprtifung aus Geographie, Geologie und Physik machte 
auf meine Collegen Zirkel und Wiedemann und mich durchaus nicht den Ein- 
druck einer Musterleistung, aber wir freuten uns, einem Manne, der seine 
Begabung und seine wissenschaftliche Hingebung bewiesen hatte und Grosseres 
versprach, die gewiinschte Anerkennung zollen zu konnen. Wenn er spater 
nach Leipzig zurtickkehrte, erinnerten wir uns oft mit Heiterkeit an bedenkliche 
*Strandungen« wahrend jener drei Stunden im »Rothen Colleg«, und wie das 
stellenweis nicht sehr schwer und nicht nach akademischen Regeln beladene 
Schifflein seines Wissens wieder frei gekommen war und endlich noch ganz 
gut in den Hafen einlief. Meine Collegen und ich haben auf diese »irre- 
gulare* Promotion spater mit Genugthuung zuriickgeblickt. In Leipzig reifte 
auch der Plan zu der zweiten Afrikareise B's, die ftir immer seine segens- 
und schicksalsreiche Verbindung mit Ostafrika kniipfen sollte. Er begleitete 
1888 Dr. Hans Meyer auf einer Expedition, die auf den Kilimandscharo 
gerichtet war, aber an dem damals eben ausbrechendenAraberaufstand scheiterte. 
Schon in Usambara wurden die beiden Reisenden von den Leuten Buschiris 
gefangen genommen und es musste als eine gluckliche Wendung angesehen 
werden, dass sie wenigstens gegen Losegeld wieder freigegeben wurden. In 
dem Buche »In Deutsch-Ostafrika wahrend des Aufstandes« (1890) hat B. seine, 
trotz dieses Unfalles reichen Beobachtungen iiber Usambara, begleitet von der 
ersten guten Karte und zahlreichen Originalzeichnungen, veroffentlicht. Nach 
einem kurzen Ausflug an die Grenze Albaniens, 1889, ging B. 1890 im Dienste 
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft neuerdings nach Ostafrika und 
vollendete die Aufnahmen von Usambara. 1891 erschien sein Buch » Usambara 
und seine Nachbargebiete. Allgemeine Darstellung des nordostlichen Deutsch- 



2 6 Baumann. 

Ostafrika und seiner Bewohner«. 1891 wurde B. zum Fiihrer der Expedition 
berufen, die das deutsche Antisklaverei-Comitd, die Deutsche Ostafrikanische 
Gesellschaft und die Eisenbahn-Gesellschaft fiir Ostafrika gemeinsam ausriistete, 
um den Norden des Schutzgebietes geographisch und wirthschaftlich zu erfor- 
schen und die Grundlage ftir den Bau einer Eisenbahn von der Kiiste zu 
den grossen Seen zu gewinnen. Die Expedition ging am 15. Januar von 
Tanga durch das Land der Wadigo und iiber Aruscha in die ostliche Massai- 
steppe bis zum Manyara- und Eyassi-See und von da zum Viktoriasee, dessen 
sudostliche Buchten bis zum Emin Pascha-Golf untersucht wurden; durch 
Ussunja wurde dann Ruanda erreicht, wo B. im Ruvuvu eine der obersten 
Quellen des Kagera-Niles bestimmte, die er als die eigentliche Nilquelle be- 
trachtete. Das »Mondgebirge« wurde iiberschritten, und in Usige das Nord- 
ende des Tanganyika erreicht, von hier durch Uha nach Tabora gezogen, 
von wo ein siidlicherer Weg durch die Wemberesteppe und Irangi nach dem 
Manyara und von da durch die sudliche Massaisteppe tiber Mgera nach Pan- 
gani eingeschlagen wurde. Nach Lange der Wege, Verschiedenartigkeit der 
durchzogenen Landschaften, nach geographischen und ethnographischen Ent- 
deckungen ist dieses die grosste Forschungsexpedition, die in Deutsch-Ost- 
afrika seit der Besitzergreifung unternommen wurde. Was B. in der kurzen 
Zeit von wenig als mehr als einem Jahr mit dieser Expedition geleistet hat, 
ist erstaunlich und wird- besonders auch auf dem ethnographischen Gebiet 
dauernd anerkannt bleiben. 1894 gab B. den Bericht tiber diese Reise in 
einem Prachtwerk mit Karte 1 zu 1.500.000 unter dem Titel heraus »Durch 
Massai-Land zur Nilquelle «. Ob die Nilquellenfrage durch ihn vollstandig 
gelost wurde oder ob nicht Ramsay spater in dem Akenjara einen noch grosseren 
und wasserreichen Zufluss des Kagera entdeckt hat, andert nichts an B.*s Ver- 
dienst um die Erforschung des Gebietes zwischen Viktoriasee und Tanganyika. 
Wir stellen hoher seine Aufnahmen in der Massaisteppe, am Viktoriasee 
und in Ruanda und Urundi, seine Entdeckung des Wembere-Grabens, 
seine reichen ethnographischen Sammlungen und Schilderungen. Allerdings 
hat B. gerade auf jenes Ergebniss Werth gelegt. Nach kurzem Aufenthalt in der 
Heimath und in Deutschland kehrte B. 1894 nach Bagamoyo zuruck und begann 
im Auftrag des Leipziger Vereins fdr Erdkunde die Erforschung, Aufnahme 
und geographische Beschreibung der drei Inseln Mafia, Sansibar und Pemba. 
Es war die letzte grossere Arbeit, die im dritten Band der Wissenschaftlichen 
Veroffentlichungen des V. f. Erdkunde zu Leipzig 1899 erschienen ist; die 
letzte der drei Monographien, Pemba, konnte B. nur noch mit Mlihe ab- 
schliessen. Eine schwere Krankheit hatte ihn 1896 ergriffen, die mit der 
Zeit auch die Klarheit seines Geistes trlibte. Darin liegt die Erklarung fur 
einige Zeitungsartikel, die sehr viel Staub aufwirbelten, als eine osterreichische 
Wochenschrift sie mit der Unterschrift B.'s 1898 veroffentlichte ; sie waren 
ein Krankheitsprodruct. 1896 war B. als osterreichisch-ungarischer Consul 
nach Sansibar tibergesiedelt. Anfang 1899 kehrte er, unheilbar krank, nach 
Europa zuruck und starb in Wien. 

B. war eine Heldennatur aus demselben Stoffe, wie die Barth, Speke, 
Rohlfs. Die » Geographischen Mittheilungen« nannen ihn nach seinem Tode 
den jtingsten, aber auch wohl letzten aus der Schule der alten Afrikaner, 
welcher, unbeeinflusst durch politische Zielpunkte, von einem umfassenderen 
Gesichtspunkte aus an die Losung ihrer Aufgabe herantraten und in erster 
Linie die Forderung der Wissenschaft auf jedem Gebiete im Auge hatten. 



Baumann. Strauss. 



27 



Man muss hinzufiigen, dass ein kr^ftiger und gestahlter Korper, Muth, Willens- 
kraft, Geringschatzung der Gentisse der Kultur B. in hohem Grade befahigten, 
Grosses auf dem Gebiete der Afrikaforschung zu leisten. Er ging in der 
Geographie und Ethnographie von Afrika auf, Anderes zog ihn wenig an. 
Er fuhlte sich nirgends wohler, wie er selbst zu sagen pflegte, als »im 
Busch«. In dieser Einseitigkeit lag seine Grosse, lag besonders auch sein 
Werth fur die Erschliessung von Ostafrika. Wenn er nach Europa zurtick- 
kehrte, fiel den Zuhorern seiner Berichte in Wien, Leipzig und Berlin sein 
naturwtichsiges Auftreten, die fast gesuchte Einfachheit und Schmucklosigkeit 
seiner Rede, und seine sichtliche Abneigung gegen Reklame und Sichvor- 
drangen vor Allem auf. Man musste seine Blicher lesen, um sein Konnen 
ganz zu wlirdigen. Man musste ihm freundschaftlich naher getreten sein, 
um die Warme seines Herzens und die Feinheit seines Geftihles wlirdigen 
zu konnen. 

Ausser den grosseren Werken, die wir genannt haben, hat B. eine Reihe 
von Aufsatzen und Karten in den geographischen Mittheilungen, den Mit- 
theilungen der K. K. geographischen Gesellschaft, der Monatsschrift ftir den 
Orient, der D. Kolonialzeitung u. a. veroffentlicht. B. schrieb einfach, 
sachlich, eindringlich, mit Liebe und Verstandniss fur die Natur und die 
primitiven Volker. 

AusfUhrlichster Nekrolog von M. Haberlandt im 2. JkL der Geogr. Abbandlungen 
der K. K. Geogr. Ges. in Wien 1900, rait Bildniss und Verzeichniss der Schriften und 
wichtigen Aufsatze. Nekrologe von D. Hans Meyer in der kolonialen Zeitschrift 1899, 
No. 1 ; von Professor Oskar Lens in der »Zeit« No. 264, von M. Haberlandt in der Neuen 
Freien Presse vom 13. October 1899, von Dr. H. in der Rundschau fUr Geographie XXII, 
No. 5. 

Friedrich Ratzel. 



Strauss, Johann, Componist, * am 25. October 1825 in Wien, Lerchen- 
felderstrasse No. 115, f am 3. Juni 1899 * n Wien, Igel- (jetzt Joh. Strauss-) 
Gasse No. 4. In Wien geboren, in Wien gestorben, aus einer Altwiener Familie 
stammend, in einem Ehrengrabe der Stadt Wien bestattet, so schliesst sich 
der Lebenskreis des Klinstlers, der als echter Reprasentant des alten, vornehm- 
gemflthlichen, liebenswtirdigen Wienerthums Alles, was in Oesterreich singt 
und klingt, in eigenthlimlicher Weise zum Ausdruck brachte. Seine Weisen 
erklangen nicht nur in seiner engeren Heimath, sondern drangen weit hinaus 
liber Europa in alle Welttheile. Als unUberwindlicher Eroberer vermochte 
er im Siegeszuge der Wiener Musik Herz und Sinn seiner Mitmenschen zu 
gewinnen. Seine reizvollen Melodien beseelen die Freudigen, richten die 
Beladenen auf, wirken befreiend auf die Kummervollen. Der Horer ftihlt 
sich angeregt, erheitert und giebt sich riickhaltlos dem Zauber seiner Kunst 
hin. Unausldschlich sind die melodischen Gedanken dem Gedachtnisse 
eingepragt. Die Weisen von Strauss befestigen das Heimathsgeftihl des 
Wieners, des Oesterreichers. Man kann sagen, dass in seinen Tonen Wien 
lebe. Sie sind das musikalische Spiegelbild der Wiener Volksseele und 
sprechen zugleich das Lieben, Sehnen, Schmachten, die Lebensfreude, die 
leichtgetrostete Wehmuth von Menschen aus, wie sie Uberall und allenthalben 
zur bewussten Empfindung gelangen. Zum GlUck kann diese Musik das Un- 
schone und ethisch Verwerfliche nicht zum Ausdruck bringen. Die vortiber- 
gehende Gemtithlichkeit wird hier zur dauernd verklarten ktinstlerischen 



2g Strauss. 

Aeusserung. Die sympathische Mittheilung intimer seelischer Vorgange, der 
Austausch der Geselligkeit gelangt in diesen Erzeugnissen zur Entfaltung. 
St. war sich dessen bewusst, dass seine Muse dem Fortschritt huldige, 
auch gegenttber den beiden liebenswtirdigen ttichtigen Meistern, die seine 
Vorbilder waren, auf deren Grund er weiter schuf: Johann Strauss Vater und 
Josef Lanner. Der Sohn meinte, als er sein Lebenswerk tiberblickte: »Der 
Fortschritt war nur moglich durch die Erweiterung der Form und das ist 
mein Verdienst.« Ja, weil sich zur erweiterten Form auch der vertieftere 
Inhalt einstellte, weil dasjenige, was er zu sagen hatte, auch mit dem »Wie« 
der Aussprache sich deckte. Sein Vater und Lanner, das Dioskurenpaar der 
Wiener Tanzmusik aus den vormarzlichen Tagen, hatten gerade die entgegen- 
gesetzte Aufgabe sich gestellt: aus der tiberreichen Zahl von Satzen, die zu 
einem Cyclus zusammengestellt wurden — manchmal bis zu 12 Nummern 
innerhalb einer Folge — schieden sie das ihnen ttberfllissig erscheinende aus 
und begntigten sich mit 5 Theilen, denen sie principiell eine Introduction 
voranstellten und eine Coda folgen liessen. So schloss sich das Ganze zum 
einheitlichen Tonbilde. Johann, der Jiingere, brachte dann die Einleitung 
in einen naheren organischen Zusammenhang mit dem Folgenden, indem er 
das Hauptthema wie unter einem Schleier einzufiihren suchte. Seine Intro- 
ductionen geleiten den H6rer in das romantische Land, woselbst nicht Elfen 
und Luftgeister himmlische Reihen aufflihren, sondern lieberfullte Menschen- 
paare von den zauberischen Klangen in wiegende Bewegung gebracht, von 
Gllick und Frieden erflillt, von holder Zukunft traumend, dem irdischen 
Tagesleben entriickt sind. Die Zahl der im Cyclus vereinigten Reihen blieb 
bei den Sohnen Strauss wie bei dem Vater, nur greift der Hauptvertreter der 
jUngeren Generation weiter aus, die Linien werden weiter gezogen, die 
Melodien von einem l&ngerqm Athem in hfiher schwellender Brust gefiihrt. 
Er taucht seine Pinsel tiefer ein in die Farbentfipfe, er verwendet saftigere 
Harmonien, reichere Modulation, macht ausgiebigeren Gebrauch von harmo- 
nischer Freiheit, er verselbstandigt mehr die einzelnen Stimmen des harmo- 
nischen Gewebes, seine Rhythmik wird pikanter trotz aller peinlichen 
Genauigkeit bei der Gruppirung der Tacte und Abwagung der Verhaltnisse. 
St. weiss eben innerlich zu beleben, nicht ausserlich will er reizen; seine 
Betonungen werden durch Verschiebung und Verkettung abwechslungsreicher, 
gerade so wie er bei massvoller Verwendung der modernen orchestralen 
Mittel durch coloristische Gegensatze und Gegenstellungen der Instrumente 
Wirkungen erzielt, wie sie in analoger Weise Mozart mit seinem Orchester 
erreichte. St. ist von alien modernen Meistern derjenige, der hierin wie 
in manch anderer Beziehung sich Mozart zu nahern suchte. Trotz aller Ver- 
vollkommnung der Farbentechnik unserer Zeit sind eben gewisse Eigen- 
wirkungen der classischen Wiener Orchestennusik nicht zu (iberbieten 
— man kann crasser, greller wirken, aber nicht mit intimerem Reize, nicht 
in vornehmerer Weise. 

Die Tanzmusik von Johann Strauss steht auf festem historischen 
Boden. Die schlanken Gewachse mit den schonfarbigen Bltithen konnten 
nur auf einem Erdreiche erstehen, der wohl praparirt war. Weit zurtick 
greift die Geschichte der Wiener Tanzmusik. Sie hatte ihre Nahrwurzeln in 
den musikalischen Culturbfiden verschiedener Volker. Im 16. Jahrhundert 
gehen England und Italien voran, im 17. Jahrhundert fiihrt Frankreich den 
musikalischen Reihen im Zuge Terpsichorens, und schon zeigen sich in der 



Strauss. 29 

Wiener Tanzmusik selbstandige Regungen, die von da an eifrig gepflegt 
und gehegt wird. Eine sich eng aneinanderschliessende Reihe von Compo- 
nisten der Tanzmusik reicht von dieser Zeit bis auf unsere Tage. Auch die 
Classiker der Wiener Schule finden es nicht unter ihrer Wtirde, im Dienste 
der offentlichen und privaten Lustbarkeiten T&nze und Marsche zu schreiben. 
Schubert drlickt der Wiener Tanzmusik in seinen »Deutschen« den Stempel 
der Eigenart auf, indem er sie zugleich veredelt und von da an beginnt sie 
bei aller innigeren Einstimmung auf den Wiener Lokalton ihren Siegeslauf 
durch die ganze Welt. Auf breiter Grundlage ausgebildet, erhebt sie sich 
immer hoher und die Spitze der Pyramide tragt den Namen: Johann Strauss. 
Um ihn gruppiren sich Lanner und Strauss Vater mit den beiden Sohnen, 
dem hochbegabten, friihverstorbenen Josef und dem jiingsten des Brlidertrios, 
Eduard — nebst einer grossenZahl anderer nicht zu unterschatzender Componisten. 
Man achte nicht gering die Leistungen dieser Tonsetzer. Auch der 
ernste Forscher kann wie der tiefst angelegte und hochst strebende Ktinstler 
ihnen die Anerkennung nicht versagen. Das Genie von Johann Strauss ver- 
langt gebieterisch Anerkennung und Wiirdigung, auch bei voller Erkenntniss 
der beschrankten Eigenart seiner Kunst. 

Im Grunde genommen blieb St. Tanzcomponist bis an sein Lebens- 
ende, so weit er auch in spaterer Zeit ausgriff und durch Freunde und 
Berather ermuntert, vom Ehrgeize angestachelt seine Muse in andere Gebiete 
zu fiihren bestrebt war. Den Hohepunkt seines Schaffens erreichte er im 
Alter von ungefahr 40 Jahren, zur Zeit, als er die Walzer »Kttnstlerleben«, 
»Wein, Weib und Gesang«, »Geschichten aus dem Wiener WakU und »An 
der blauen Donau« schrieb — echte und rechte Instrumentalcompositionen, 
von denen einer und der anderen nur im Widerstreben gegen ihre Umatur 
Texte, sagen wir rich tiger: Worte oder Silben untergelegt wurden. 

Mit 18 Jahren trat Johann junior, nachdem seine Neigung zur Musik 
gewaltsam vom Vater zuriickgedrangt worden war, von der Mutter vorerst 
geheim, dann offen gefordert war, nachdem er regelrechten Unterricht in 
der Theorie genossen hatte, nachdem er sich die Technik des Violinspiels 
angeeignet hatte, da trat er vor das Publicum an einem Orte, der so recht 
geeignet war, das specifische Talent des Jtlnglings zur Anerkennung zu 
bringen. Beim Dommayer in Hitzing bei Wien, einem Tanz- und Vergnligungs- 
lokale, brachte er seinen ersten Walzer am 15. October 1844 in einer »soire£ 
dansante* zur Aufflihrung. Die Menge stand so dichtgedrangt, dass die 
*Gunstwerber« nur als reines Musiksttick um die Gunst der Horer werben 
konnten. Sie erweckten Enthusiasmus. Die Gunst steigerte sich in Wien und aller- 
orten mit der wachsenden Zahl seiner Compositionen, sei es, dass der Ort der Dar- 
bringung die »Strausslsale«, oder der »Sperl« oder der Musikvereinssaal in 
Wien, oder die Redoutensale waren, woselbst er seit 1863 als Hofballmusik- 
director vorspielte, sei es, dass er in Moskau und Petersburg, wo er mit 
seinen Weisen von 1854 — 1870 in jedem Jahre einige Monate die Zuhorer 
entzlickte oder sonst in Paris, London, New -York und wie alle die Orte im 
Norden und Stiden, am Continent und jenseits des grossen Wassers heissen 
mogen, an der Spitze seines Orchesters stand. Und auch an der Stelle, deren 
kiinstlerische Bedingungen specifisch verschieden geartet sind, im Theater, 
wirkte St. durch die Ursprtinglichkeit seiner Erfindung als Componist von 
Tanzen, von orchestrischen Weisen, durch die Action und Dynamik seiner 
Rhythmen, durch den Liebreiz der Melodien. Auch hier blieb sich St. 



?o Strauss. 

treu, auch da, wo er an der Gattung der Vokalmusik ein Fehl beging, wie in 
seinen 15 Operetten und in seiner Oper. Seine Weisen erquicken auch da, 
wo sie eine Verbindung eingehen, die ihrer Urnatur nicht entspricht. Sie 
bleiben, was sie sind, wie sie entstanden sind: Instrumentalgebilde. 

Man kann sagen, dass St. nicht in die Oper einzog, sondern dass 
diese bei ihm ihren Einzug hielt. Seine Declamation ist nichts weniger als 
sorgfaltig; nicht aus dem Worte ist die Musik geschaffen, sondern selbst- 
herrlich tritt sie hervor. Die Motive sind fast durchaus ohne Riicksicht auf 
die Sprache, auf den Ausdruck des Textes entstanden und weitergesponnen. 
St. hat trotz seiner Bemtthungen ftir die Ausarbeitung der Libretti nicht das 
nothige Verstandniss und die kluge Bedachtsamkeit ftir dramaturgische Be- 
handlung. Er war nicht gleichgultig gegentiber dem Inhalt und Stoff seiner 
Texte, aber seine ktinstlerische Anlage stand ausschliesslich im Dienste der Ton- 
kunst. Behufs Hebung der dramatischen Behandlung der Musik und passender 
Einrichtung des Textes bediente er sich zeitweise eines oder des andern Beirathes. 
Das Genre der Operette fand in St. einen musikalischen Veredler, aber 
keinen dramatischen Pfleger. St. hat sich instinctiv mehr dem alteren oster- 
reichischen Singspiel gen&hert, als seine Miteiferer auf dem Gebiete der Wiener 
Operette: Supped, Millocker, Gen6e; diese schlossen sich mehr oder weniger der 
witzig espritvollen franzosischen Richtung an, die in Offenbach ihren begabtesten 
Vertreter gefunden hatte. Offenbach war geistig regsamer als St., stand 
im intimeren Verkehr mit den Librettisten und hatte voiles Verstandniss ftir 
politische Travestieen und sociale Satyrdramatik. Zwar ausserte St. ge- 
legentlich, der Componist sollte mit dem Bttchelmacher in einem Bette 
schlafen, aber er vermochte nicht einmal aus einer Schiissel mit ihm zu 
speisen. Seine Nahrung blieb die Volksmusik, bereitet am Wiener Herde. 
Man tausche sich nicht, oder lasse sich nicht tauschen durch einzelne Brocken, 
die aus der Garktiche der modernen Musikdramatiker in seine Theatermusik 
eingeschmuggelt sind. Da findet man einzelne Anlehen, die er nicht verzinste. 
Einige Stucke, die ausserhalb des Gebietes der Tanze oder tanzartigen Musik 
stehen, tragen zur Verschonerung des Ganzen bei, ohne die dramatische Literatur 
zu bereichern. Seine Operetten blieben musikalisch die Aufnahmestatte seiner 
Tanze und Tanzgesange. Alle die Tanzstucke, die als »opus« geschieden, bei 
oder nach der Erstauffiihrung seiner Operetten erschienen, sind eine dauernde 
Bereicherung seiner Domane, der zur Selbstandigkeit erhobenen Tanzmusik. 
Die »Rosen aus dem Siiden« aus dem »Spitzentuch der K6nigin« seien als 
Beispiel fur die vielen anderen genannt. Straussens ehrliches Bestreben war 
es, die Stufenleiter der dramatischen Musik zu ersteigen. Er wollte daraus 
nicht ein Geschaft machen, wie so manch anderer Operettencomponist aus 
Speculation auf Tanti^men componiert. St. ftihrte schon in den 50 er Jahren 
in seinen Concerten Wagner'sche Opernfragmente auf, wollte seine Begeisterung 
auf Andere iibertragen. In den Promenadeconcerten propagierte er Wagner'sche 
Musik. Von diesem Gesichtspunkte aus ist die Haltung seiner Operetten- 
und Opernmusik zu betrachten. Ihm war es bitterer Ernst mit seiner drama- 
tischen Musik. »Der kleinste Erfolg einer Oper von mir steht in meinen Augen 
hoher als alles Andere. « So rang er denn nach Buhnenerfolgen und musste, 
als er nach dem hochsten Ziel strebte, die Bitterkeit des Misserfolges mit 
seinem »Ritter P4sm£n« in der Hofoper erleben. Nicht als ob die viele 
gute Musik, die diese Partitur, wie jede seiner anderen dramatischen Werke, 
enthalt, nicht die gerechte Anerkennung und Wiirdigung hatte finden konnen. 



Strauss. * I 

Der Abfall des Werkes lipgt tiefer begriindet: in der nothwendiger Weise 
sich aufdrangenden Zusammen- und Gegenliberstellung der entzlickenden 
musikalischen Eigenart von St. mit den unabweisbaren Anforderungen 
modemer musikalischer Dramatik. Wenngleich er mit diesem Werke sich 
nicht in den von ihm ersehnten Opernhimmel hinaufschwingen konnte, so 
zog er doch auch diese St£tte in den Bannkreis seines Genies. St.'s 
gelungenste Operette »Die Fledermaus« hielt ihren Einzug in den besten Opern- 
hausem von Deutschland und Oesterreich und fand goldig klingende An- 
erkennung, die sich in den Kassenrapporten ausspricht. Die herzbewegenden 
Weisen der »Fledermaus« sind mit einem annehmbaren Scenenvorgang ver- 
kntipft. Ein Literarhistoriker gab ihr sogar den Ehrentitel eines » musikalischen 
Lustspieles« ; ich mochte diese Bezeichnung dahin auffassen, dass das Spiel 
der Musik hochste Lust erweckt. Es ist unzweifelhaft das beste mit Straussischer 
Musik vereinte Scenenspiel, die vierte in der Reihe seiner Operetten, die 187 1 mit 
den »Lustigen Weibern von Wien« eroffhet wurde. Vor der 1874 componierten 
»Fledermaus« entstanden noch »Indigo« (187 1) und »Carneval in Rom« (1873); 
nach der »Fledermaus« folgte eine bunte Reihe von Spielen, von denen «Cagliostro 
in Wien« (1875) im Anschluss an die »Fledermaus« specifisch wienerischen 
Charakter hat, wahrend sich der Componist in anderen nach dem Vorgange 
des »Carneval in Rorru (1873) s * c h auf italienischen Boden zu stellen suchte, 
so in »Nacht in Venedig* (1883) und wohl auch im »Lustigen Krieg« (1881), 
dann einzelne, welche in gleich ausserlicher Weise franzosische Alliiren an- 
annehmen, wie »Prinz Methusalem« (1877), » Ninette* (1893), dann wieder 
einige, die sich dem Genre der komischen Oper zu nahern suchen, wie »Der 
Zigeunerbaron* (1885, wohl mit Recht die beliebteste Operette neben der 
»Fledermaus«), »Jabuka« (1894) und theilweise »Der Waldmeister« (1895) 
und endlich ediche, in denen der Operettensinn zur Tollkirschenbliithe ge- 
diehen ist, wie »Blindekuh« (1878), »Simplicius« (1887) und »Die Gottin 
der Unvernunft« (mit dem Pseudotitel »G6ttin der Vernunft« 1897). Mit 
dem Ballett *Aschenbrodel«, das sich im Nachlass fand, kehrt St. in 
sein Eigengebiet ein, diesmal seine Melodieen nicht auf die Btthne der Welt, 
sondern auf die Welt der Btihne bringend, den Bewegungen von Biihnen- 
figuren anpassend, die in einer M&rchenhandlung stumm agieren und durch 
Vermittlung des Orchesters sich deutlich mittheilen dtirften. Nach diesen 
Weisen wird wohl in der Folge nicht nur das » Corps de ballet«, sondern 
auch alle Welt tanzen. Wie immer die Titel der Tanze lauten mogen, die 
dann erscheinen, sie werden sicherlich die Menschen kOrperlich und seelisch 
in Bewegung bringen. Auch musikalisch werden sie — so lasst sich mit 
hochster Wahrscheinlichkeit behaupten — befriedigen und Neues bringen. 
Denn St. gehort noch zu den naiven Musikerseelen, die vom Componisten 
verlangen: »es mttsse ihm was einfallen«. In der That bringt jede seiner 
bis zu Opus 477 gestiegenen Einzelcompositionen neue Gedanken, wenngleich, 
wie nattirlich, nicht immer gleich werthige. 

Seinen ersten (nicht verttffentlichten) Walzer nannte er: »Den ersten 
Gedanken «. So kOnnte man seine Werke nach Gedanken I, II u. s. w. ordnen, 
wirkliche Themen, neue Motive, frische Ideen in stets sich jung erhaltender 
Erfindungskraft. Eine grosse Reihe von Zetteln, die kleine Skizzen enthalt, 
ist aus dem Nachlass nunmehr in Mappen geordnet. WUrden die einzelnen 
Blatter versteigert, dann konnte gar Mancher aus der langen Reihe unserer 
Operetten- und Tanzcomponisten in der Auctionshalle erscheinen, »brauchte 



3* 



Strauss. 



sich nicht mehr zu sorgeru und musste nichts mehr borgen. Allein damit 
ware es doch nicht ganz gethan. St. benutzte diese rasch hingeworfenen 
Ideen als Rohstoff der Verarbeitung und Durcharbeitung, fUr welche er Mtihe 
und Fleiss verwendete. Nach Beendigung eines Werkes unterzog er dasselbe 
je nach Einsicht und Bedarf einer oder auch mehrfachen Umaxbeitungen. 
Scheinbar leicht hingeworfen, sind die Straussischen Gebilde doch niet- und 
nagelfest gebaut, nicht im Sinne weit ausgedehnter Thematik oder motivischer 
Verkettung, die hier nicht am Platze ware, sondern in einer, kunstvollster 
Mosaikarbeit entfernt analogen Art, bei welcher die Theile in einer dem Auge 
unsichtbaren, hier dem geistigen Gehor fast entschwindenden Weise zu einem 
geschlossenen Ganzen vereinigt und verbunden sind. So hat diese Musik ihre 
eigene Technik, ihre eigene Ausdrucksweise, in welcher der Geist der Zeit 
in eigenthilmlicher Weise reprasentirt wird. Hier gilt das Wort » Weise* in 
zweifacher Bedeutung: als Melodie und als Ausdrucksart der Epoche. Wenn 
schon Robert Schumann den alteren Strauss als einen Meister ansah, der »in 
seiner Weise einen hochsten Ausdruck seiner Zeit bedeute«, so gilt dies 
ktinstlerisch potenzirt von des Sohnes Weise. Der Sohn vereinigt den Liebreiz 
der Tanze seines Vaters und den rein melodischen Schwung der Walzer 
Lanners in seinen Schopfungen zu hoherem Gelingen. Diese, die alteren, 
sind der Typus des Wienerthums geblieben; der jiingere St. ist der 
musikalische Reprasentant des Oesterreicherthums geworden. In einzelnen 
Werken specifisch wienerisch, wie in » Wiener Blut«, »Geschichten aus dem 
Wiener Wald«, »Krcinungslieder«, »Bei uns z* Haus«, »Morgenbl&tter«, »Wein, 
Weib und Gesang«, »Freut Euch des Lebens«, »Ktinstlerleben« und in den 
Lieblingswalzern der Wiener: »Der blauen Donau«, *Myrthenbltithen« (1881 
zur Vermahlung des Kronprinzen Rudolf), den »Frllhlingsstimmen«, »Kaiser- 
walzer*, »Fledermauswalzer«, hat er Polka und Polka Mazur, welche beide 
slavischen Ursprungs sind, ganz und vOllig in den Bereich osterreichischer 
Tonkunst hereingezogen, wie schon bei seiner ersten Polka Mazur op. 144 
die Bezeichnung als »La Viennoise* das Richtige trifft. In seinen magyari- 
schen Stlicken hat er den Ungarn den kiinstlerischen Bruderkuss gegeben. 
So bilden seine Compositionen ein einigendes Band um die Volker Oester- 
reichs, entsprechend der Herkunft der in seine Kunst aufgenommenen Elemente 
der Volksmusik der verschiedenen Nationen. Und St. griff noch weiter. 
In der Quadrille zeigt er sich als Beherrscher von Tongebilden romanischen 
Ursprunges. In verschiedenen, in Russland componirten Stlicken verwendet 
er mit schdnem Gelingen russische Nationalweisen, die eine begeisterte Auf- 
nahme an der Newa fanden. Alles zog er in seiner Weise heran, ohne die 
Wiener, die osterreicihsche Eigenart irgendwie aufzugeben. Davor bewahrte 
ihn nicht nur die Macht der Form, sondern vielmehr die Urkraft seiner 
Wiener Musikseele. Auch dort, wo St. sich der neudeutschen Richtung 
nahert, wie in den Einleitungen seiner »Phaenomene« (opus 193), »Nacht- 
falter« (op. 157), »Irrlichter« (op. 218), im »Perpetuum mobile* (opus 257) 
oder in der Coda der »Nordseebilder« (op. 390) bleibt ihm der Wiener vdllig 
im Genick sitzen. Und selbst unter den Masken des »Persischen« (op. 283), 
»Egyptischen« (op. 335), »Russischen« (op. 426) und »Spanischen« Marsches (op. 
433) lugt das Auge des Wieners hervor; sie alle sind Marschkinder des Vaters 
Radetzky (von Johann Strauss senior). Sie reden eine Sprache, die alien 
Menschen verstandlich ist, eine Gemeinsprache, ohne gemein zu werden. Mit 
gerechter Befriedigung erklarte St., wie sehr es ihn freue, dass man ihm 



Strauss. Welti. 



33 



»in der Oper keine Trivialitaten zum Vorwurf gemacht habe«. Ueberall und 
allenthalben bewahrt St. bei aller Intimitat und Gemtithlichkeit der Mit- 
theilung eine gewisse Vornehmheit, nie wird seine Musik aufdringlich, wie die 
seiner franzosischen Kunstgenossen; schon durch die Ideenassociation mit dem 
Cancan wird die moderne Pariser Localtanzmusik trivial, und wenngleich sie 
rhythmisch belebend wirkt, bleibt sie ob des Mangels an musikalischem Gehalt 
leer und dtirftig. Die Weisen von St. erzahlen uns von seelischen Vor- 
gangen und erftillen somit die Mission echter Kunst. Sie pendeln nicht gleich- 
massig im Tactschlage, sondern sind, wie die alten Meister sagen, mit 
» Discretion « zu spielen. Nicht der Fuss des Tanzers meistert sie, sondern 
der bald lebhafte, bald stockende Pulsschlag des Spielers und Horers bestimmt 
ihren Vortrag* Derselbe wird sich lange in Iebendiger Tradition erhalten. 
Unvergessen wird sein Wirken bleiben in der Seele aller musikliebenden 
Nationen als ein dauernder Thatzeuge heiterer Kunst. 

Das genaucre biographische Material ttber Johann Strauss findet sicb in: L. Scheyrer 
»J. Str. musikalische Wanderung durchs Leben« (Wien 1851), dann in den Monographic n 
von Kleinecke, Ludwig Eisenberg (Leipzig, Breitkopf & Haertel 1894) und Rudolph 
Freiherr Prochazka (Berlin, Harmonie 1900). 

Guido Adler. 

Welti, Emil, * 23. April 1825 zu Zurzach, f 24. Februar 1899 in 
Bern 1867 — 1891 Mitglied des schweizerischen Bundesraths; 1869, 1872, 
1876, 1880, 1884, 1891 schweiz. Bundesprasident. — W. war gebiirtig aus 
dem am linken Rheinufer gelegenen aargauischen Flecken Zurzach, im 
15. u. 16. Jahrhundert der bedeutendste Marktplatz der alten Eidgenossenschaft. 
Nach Absolvirung des aargauischen Gymnasiums (1844) besuchte W. die Uni- 
versitaten Jena und Berlin zum Studium der Rechtswissenschaft. In Berlin zog 
er durch sein tiichtiges Wissen die Aufmerksamkeit Puchtas auf sich, der ihn 
zum akademischen Beruf zu bestimmen suchte; sehr imponirte ihm auch Schelling 
namentlich in der Vorlesung Uber Philosophic der Mythologie. Im Frtihjahr 
1847 in die Heimat zuruckgekehrt, bestand er mit Auszeichnung das Staats- 
examen, das ihn zur Ausubung der Advocatur befahigte. Da brach im 
November der Sonderbundskrieg aus. W. machte denselben als freiwilliger 
Gemeiner bei der Infanterie mit. Zuruckgekehrt widmete er sich der Advocatur 
bis 1852, in welchem Jahre er zum Prasidenten des Bezirksgerichts Zurzach 
gewahlt wurde, worauf im April 1856 die Wahl in den aargauischen Regierungs- 
rath erfolgte (oberste vollziehende Behorde des Cantons). Damit trat W. auch 
in das parlamentarische Leben ein, sowohl im aargauischen grossen Rathe, 
als im schweizerischen Standerath, in den er von jenem im Frlihling 1857 ab- 
geordnet ward. (In den Standerath wahlt jeder Canton zwei Vertreter; er 
bildet mit dem vom Volke gewahlten Nationalrath die eidg. Bundesver- 
sammlung, d. h. das schweiz. Parlament.) Im Regierungsrath Ubernahm W. 
zuerst die Justizdirektion und forderte die Gesetzgebung wesentlich auf dem Ge- 
biete des Straf- und Privatrechts, wie auf demjenigen der Administration. So 
wurde damals das Schwurgericht eingeftihrt und ebenso verdankt der Canton 
der Initiative W.'s den Bau einer rationellen, den Grundsatzen der Neuzeit ent- 
sprechenden Strafanstalt. Mit dem Jahre 1863 Ubernahm W. die Erziehungs- 
direction und wurde der Schopfer zweier Gesetze, die das aargauische Schul- 
wesen auf eine wesentlich hOhere Stufe brachten : desjenigen Uber die ErhShung 
der Lehrerbesoldungen, sowie eines neuen allgemeinen Schulgesetzes. 

Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 3 



34 



Welti. 



Daneben stieg das Ansehen W.'s gewaltig durch seine gedankenreichen, 
formvollendeten Reden, die eine uberlegene Intelligenz mit einer reichen 
klassischen Bildung an den Tag legten. Anlass hierzu boten namentlich die 
Verhandlungen des aarg. grossen Raths iiber die vollstandige btirgerliche 
Gleichstellung der Israeliten, sowie iiber eine Verfassungsrevision, bei welcher 
sich W. energisch aussprach zu Gunsten der Volksvertretung auf Grundlage 
der Seelenzahl und nicht der stimmfahigen Burger, flir Aufhebung des Aus- 
schlusses der Beamten aus dem grossen Rathe, sowie gegen die Einfiihrung 
des Veto. (Facultatives Referendum.) 

Gleichzeitig erwarb sich W. das gleiche Ansehen auf eidgenossischem 
Boden. Im Standerath, zu dessen einflussreichsten Mitgliedern er bald gehorte, 
bestieg er i860 und 1866 den Prasidentenstuhl. Zweimal wurde er vom Bundes- 
rath als eidgenossischer Commissar nach Genf abgeordnet, i860 bei Anlass 
des Savoyer Handels und 1865 infolge von Unruhen anlasslich einer Staats- 
rathswahl. 

Mit Anfang 1867 wurde W. Mitglied des schweiz. Bundesrathes, wo er, von 
jeher eifriger Soldat, der bis zum Rang eines eidg. Obersten aufgestiegen war, an 
dieSpitze des eidg.Militardepartements trat. Hier fuhrte er dieHinterladerbewaff- 
nung durch und erwarb sich ein hohes Verdienst um die schweiz. Armee durch 
den Erlass einer neuen Militarorganisation. Erst durch diese wurde ein eigent- 
liches Bundesheer geschaffen im Gegensatz zu der bisherigen, aus cantonalen 
Contingenten bestehenden Armee. Strenge Durchfuhrung der allgemeinen 
Wehrpflicht, verbesserter centralisirter Unterricht, Eintheilung der Armee in 
Territorialdivisionen, jahrliche Divisionszusammenzfige, Vorsorge flir bessere 
Auswahl der Officiere und Unterofficiere, Neuorganisation des Generalstabs und 
der einzelnen Truppenkorper u. a. m. bildeten die Haupterrungenschaften, 
die sich bisher fast ausnahmlos bewahrt haben. Um die Lticken der Aus- 
bildung der Mannschaft gegenliber stehenden Heeren einigermassen auszuftillen, 
wurde in den Schulen vom 14* Altersjahre an der milxtarische Vorunterricht ein- 
gefiihrt in Verbindung mit dem Turnen und anderen Lehrfachern mit nach- 
heriger Fortsetzung bis zum 20. Altersjahr. 

Ein eben so grosses Verdienst erwarb sich W. um den Bau der Gott- 
hardbahn. Ueber die Nothwendigeit der Erstellung einer direkten Eisenbahn- 
verbindung zwischen Deutschland und Italien durch die Schweiz herrschte in 
den betheiligten Staaten und Kreisen kein Zweifel mehr, nachdem die Brenner- 
und Montcenis - Bahn in Angriff genommen worden; wohl aber ttber die 
Richtung dieser Alpenbahn, wobei sich schliesslich Lukmanier und Gott- 
hard gegentiberstanden, beide lebhaft angestrebt durch Vereinigungen der 
interessirten Cantone und Bahngesellschaften. Da nach der damaligen 
Gesetzgebung die Eidgenossenschaft als solche eine Bahn weder bauen noch 
betreiben durfte, konnte sie aus eigener Initiative keine Entscheidung herbei- < 
fuhren, sondern diese musste von Deutschland und Italien herkommen. Sie 
erfolgte im Friihjahr 1869 durch die Erklarungen Italiens, des norddeutschen 
Bundes und Badens, wonach diese Staaten nur eine Gotthardbahn subventioniren 
wtirden. Da ohne solche Subventionen keine Gesellschaft den Bau einer Alpen- 
bahn tlbernehmen konnte, wardurch jene Erklarungen die Gotthardbahn gesichert 
Und da die auslandischen Staaten nur mit der Eidgenossenschaft in Verhandlung 
zu treten, und nur diese die Subventionen zu Handen einer zu gnindenden Gesell- 
schaft zu verabfolgen willens waren, war nun der Abschluss von Staatsvertragen 
nothig und hierzu war unter Ratification der Bundesversammlung nur der 



Welti. 35 

Bundesrath competent. Er konnte nun activ auftreten. W. hatte schon vor 
seinem Eintritt in den Bundesrath der Erstehung einer Gotthardbahn seine 
voile Aufmerksamkeit geschenkt, iiberzeugt, dass dieselbe von alien Projecten 
infolge ihrer central en, speciell auch das Tessin direct mit der inneren Schweiz 
verbindenden Lage die grosste Summe schweizerischer politischer und mercantiler 
Interessen auf sicb vereinige und ftir die Eidgenossenschaft ein Postulat aller- 
grosster Wichtigkeit geworden sei. Nach seinem Eintritt in den Bundesrath 
trat er nun mit aller Energie fur die Realisirung des Gotthardprojekts ein 
und wenn dieselbe gelang, so kommt das Verdienst neben dem an der Spitze 
der Gotthardvereinigung stehenden Alfred Escher in erster Linie W. zu. Das 
gleiche Verdienst erwarb er sich nachher um die Reconstruction des Unter- 
nehmens, nachdem sich die urspriinglich in Aussicht genommenen Baukosten 
als unzureichend erwiesen und neue Staatsvertrage betreffend Erhohung der 
staatlichen Subventionen geschlossen werden mussten. 

Nebst dem jeweilen mit dem Bundesprasidium verbundenen politischen 
Departement (Dep. des Auswartigen) hatte W. seit Erlass der Militarorgani- 
sation mit Ausnahme eines einzigen Jahres das Post- und Telegraphen-, 
nachher das Post- und Eisenbahndepartement verwaltet. War schon die 
Gotthardfrage ein lebendiger Beweis flir die unzureichende Stellung des 
Bundes in Eisenbahnsachen und war in Folge dessen 1872 das die Compe- 
tenzen des Bundes vermehrende Gesetz tiber den Bau und den Betrieb der Eisen- 
bahnen erlassen worden, so kam W. in Folge seiner Erfahrungen nach und nach 
zur festen Ueberzeugung, dass die einzig richtige Losung der Riickkauf der 
Bahnen durch den Bund sei; dies namentlich auch aus dem Grunde, weil 
die iibrigen Staaten in Folge des unentgeltlichen Heimfalls der Bahnen oder 
der successiven Amortisation des Capitals aus dem Bahnertrag in die Mog- 
lichkeit versetzt werden, billigere Tarife aufzustellen als da, wo keine Amorti- 
sation stattfindet, wie bei den schweiz. Bahnen. Und diesem Ziele, dessen 
Erreichung noch eine Menge von Privatinteressen und Schwierigkeiten ent- 
gegenstanden, strebte jetzt W. mit aller Energie zu. Da nach den Concessi- 
onen die Rtickkaufssumme gleich war dem 25 fachen Werth des durchschnitt- 
lichen Reinertrages der der Rtickkaufserkl&rung vorausgehenden 10 Jahre, in 
keinem Falle aber weniger als das ursprilngliche Anlagecapital betragen 
durfte, so musste vorerst dafiir gesorgt werden, dass die nach beiden Rich- 
tungen viel zu hoch angesetzten Gesellschaftsrechnungen auf richtige Bilanz- 
grundsatze gestellt und hiernach berichtigt wurden. Diesen Zweck verfolgte 
unter grossem Widerstand der Bahnen das Rechnungsgesetz von 1883. Trotz- 
dem zog aber W. einen vertragsmassigen Riickkauf vor. Ein erster Versuch 
hierzu gegeniiber der Nordostbahn scheiterte. Ein den Riickkauf vorberei- 
tender Schritt wurde nachher gegentiber der Jura-Simplonbahn gethan, indem 
der Bund 30000 Prioritatsactien kaufte und spater deren Zahl noch vermehrte.* 
Im gleichen Sinn schloss der Bundesrath einen Vertrag ab tiber Ankauf von 
50000 Centralbahnactien und einen solchen mit der Centralbahn tiber An- 
kauf des ganzen Unternehmens, sodass die Bundesversammlung die Wahl 
hatte zwischen den beiden Vertragen. Sie ratificirte den zweiten; allein in 
der Volksabstimmung vom 6. December 1891 wurde der Ankauf mit grossem 
Mehr verworfen. Tags darauf reichte W. der Bundesversammlung auf Ende 
des Jahres sein Entlassungsgesuch ein und beharrte auf demselben, ungeachtet 
aller Schritte, auch seitens der Bundesversammlung selbst, ihn zur Riick- 
nahme des Gesuches zu bewegen. 

3* 



3 6 Welti. 

Trotz oder gerade wegen des Volksverdicts kam nun die Rttckkaufs- 
frage erst recht in Fluss und W. erlebte noch die Satisfaction, d ass in der 
Volksabstimmung vom 20. Februar 1898 der von ihm angeregte und vor- 
bereitete Rlickkauf der Hauptbahnen auf Grund der Concessionsbestimmungen 
mit grossem Mehr beschlossen wurde. 

Der verfligbare Raum erlaubt nicht, naher auf das staatsmannische 
Wirken W.'s einzugehen; wir fiigen nur noch bei, dass auch die i874er 
Revision der Bundesverfassung wesentlich sein Werk war. Speciell trat 
er auch dort, wie von jeher, filr voile Glaubens- und Cultusfreiheit ein und 
gegen staatliche Einmischung in innere kirchliche Angelegenheiten, dagegen 
filr unbedingten Schutz der btlrgerlichen Rechte gegenliber der Kirche und 
Unabhangigkeit dieser Rechte von alien kirchlichen Satzungen. In Folge 
dessen konnte er dem Culturkampf keinen Geschmack abgewinnen und hielt 
denselben ftir die schweizerischen Verhaltnisse ftir gefahrlich und schadlich, 
weil nur zu unfruchtbaren und lahmenden Zerwiirfnissen ftihrend. 

Denselben freien Blick bewies W. auch in alien anderen Dingen. (»Einen 
Mann von grossen Ideen und weitem Blick « nannte ihn einmal Stephan.) 
Unbedingt freisinnig und fortschrittlich gesinnt, war und blieb er der geborene 
Staatsmann, sich liber den Parteien haltend und nur das Ganze ins Auge 
fassend. Sein unbeugsamer Rechtssinn kannte keine Farteiriicksichten. Was 
ihn auf dieser H6he hielt, war namentlich der Umstand, dass W. stets mit 
der Wissenschaft in Bertihrung blieb. Eine Anzahl von ihm bearbeiteter 
aargauischer Offhungen wurden in Grimm's Weisthiimer aufgenommen und ver- 
schafFten dem Verfasser seitens der Universitat Zurich den Titel eines Doctor 
juris honoris causa. Den alten Sprachen blieb er stets zugethan und er las 
die lateinischen und einen grossen Theil der griechischen Schrittsteller mtihe- 
los. Als Mitglied der Schulcommission ftir das stadtische Gymnasium in 
Bern wohnte W. regelmassig zum Beginn seiner Tagesarbeit einer Unterrichts- 
stunde dieser Anstalt bei liber alte Sprachen, Mathematik oder Geschichte 
und mehr als einmal kam es vor, dass in Abwesenheit des Lehrers der Herr 
Bundesrath den Catheder bestieg und den Unterricht ertheilte, Diesen 
Studien konnte er nach seinem Riicktritt vom Amte noch mehr Zeit widmen 
und das erleichterte ihm wesentlich sein otium cum dignitate. Den offent- 
lichen Angelegenheiten schenkte er noch immer sein voiles Interesse, schlug 
aber alle ihm dargebotenen offentlichen Stellungen, wie die Gesandschafts- 
posten in Wien und Rom, so wie die Direction des Centralamtes ftir inter- 
nationalen Eisenbahntransport aus. Seit 1898 fing aber seine Gesundheit an 
zu schwanken und am 24. Februar 1899 schloss er die Augen. 

Einfach und schlicht, wie er stets gewesen, war auch auf seinen Wunsch 
die Beerdigung. Kein Geprange, keine Reden, nur ein Lied, am Grabe ge- 
'sungen von den Gymnasialschiilern. Aber das ganze Land trauerte um den 
Hinscheid seines ftthrenden Staatsmanns, der, ohne je Popularitat zu suchen, 
der popularste Mann geworden war. Hilty's »politisches Jahrbuch* flir 1899 
widmete dem Verstorbenen folgende Zeilen: »Der bei weitem grosste Verlust, 
den die Eidgenossenschaft in diesem Jahre erlitt, war der Hinscheid ihres 
bedeutendsten Staatsmannes aus der Zeit nach 1848, Emil Welti von Zurzach. 
Er war ein gebietender Mann, das ist das schone Wort, dessen hasslichere 
Nuance das Wort »autoritar« ausdruckt. Es braucht aber eben gerade in 
den demokratischen Republiken stets auch solche Leute, die eine natiirliche 
Autoritat besitzen und das Amt zieren, in den Augen des Volkes erhtfhen, 



Welti Guyer-Zeller. 37 

nicht umgekehrt dies vom Amte fur sich erwarten miissen. Diese nattirliche 
Autoritat wird durch keine Stimmzettel verliehen, sie ist eine Legitimation 
von oben her, ein Sttick »Gottesgnadenthum« auch in der Republik und die 
einzige wirkliche Berufung zu einem Amte, die niemals fehlgeht.« 

Lausanne, im April 1900. Dr. Hans Weber. 

Guyer-Zeller, Adolf Heinrich, Industrieller und Financier, griechischer 
Generalconsul fttr die deutsche Schweiz, * 1. Mai 1839 in Neuthal bei Bauma 
(Ct. Zlirich), f 3. April 1899 in Zurich. — Sein Vater, Johann Rudolf Guyer, 
hatte im Neuthal, einem Seitenth&lchen des Tossthales, 1825 eine mechanische 
Baumwollspinnerei gegriindet, eine der ersten in der Schweiz. Hier verlebte 
er die erste Jugendzeit und besuchte die Schule des nahen Dorfes Bauma. 
Dann kam er auf die Cantonsschule in Zurich und horte spater am Poly- 
technicum und an der Universitat Zlirich, nachher auch noch an der Akademie 
Genf verschiedene Vorlesungen. Zu seiner technischen und commerciellen 
Ausbildung ging er 1859 nach Frankreich, von hier nach England und Nord- 
amerika. 1861 wieder in die Heimath zurtickgekehrt, machte er 1862 noch 
eine Reise nach Palastina und Aegypten, um sich vom Sommer 1863 an in dem 
vaterlichen Geschafte zu bethatigen, dessen Theilhaber er 1865 wurde. Von 
seinen MitbUrgern wurden ihm die verschiedenen Ehrenamter im Kreise und 
Cantone tibertragen, und so war er unter anderem 18 Jahre lang Mitglied 
des Ztircher Cantonsrathes, aus dem er jedoch 1888 seinen Austritt erklarte, 
als ihm auf dem Expropriationsweg zum Zwecke des Baues einer Kirche ein 
wunderbar gelegenes Besitzthum in Ztirich-Enge entzogen wurde, obschon 
der Kirchgemeinde andere, ja sogar geschenkte Bauplatze zur Verfugung 
standen, und er hiergegen beim Cantonsrathe keinen Schutz fand. 

Seit seiner Verheirathung im Jahre 1869 nahm er seinen standigen 
AYohnsitz in Zlirich. Seine vielen Reisen hatten ihm, namentlich in volks- 
wirthschaftlicher Beziehung, den Blick erweitert. So erkannte er schon in 
den sechziger Jahren die Bedeutung einer Eisenbahn durch den Arlberg, und 
seit 1870 begeisterte er sich flir den Bau der Gotthardbahn. Es war ihm 
klar, dass nach dem Kriege 1870 die beiden wiedererstandenen Staaten 
Deutschland und Italien bei der Reconstruction des Gotthardtbahnunter- 
nehmens Frankreich gegeniiber durch Nachsubventionen, an denen sich auch 
die Schweiz betheiligen wlirde, den Beweis leisten miissten, dass sie fahig 
und stark genug seien, ein gemeinsam begonnenes grosses Werk gllicklich zu 
Ende zu flihren. G.-Z. war einer von denen, die im Ztircher Oberlande 
liber diese Frage offentliche Vortrage hielten; grossen Erfolg erzielte er 
namentlich auch mit einer Rede im Ztircher Cantonsrathe. In der damals 
herrschenden Entmuthigung bewahrte er Ruhe, und es bewahrte sich sein 
Scharfblick. Zum Andenken hieran stellte er der Gotthardtbahn bei ihrer 
Eroffnung einen Fonds von Frs. 50000 zur Verfugung, dessen Ertragnisse ftir 
hervorragende Leistungen im Betriebsdienste Verwendung finden sollten. 

Ueberhaupt beschaftigte er sich neben seinen anderen Unternehmungen 
(Spinnerei, Weberei, indisches Waarenexportgeschaft) sehr intensiv mit Eisen- 
bahnen. Die financiellen Schwierigkeiten, die sich dem Bau der Gotthardt- 
bahn entgegenstellten, die Krisis, die durch den Bau und nachherigen Zu- 
sammenbruch der Nationalbahn hervorgerufen wurde, hatten eine solche Ent- 
muthigung in der Schweiz hervorgebracht, dass die Schweizer Eisenbahn- 
valoren ganz bedeutend entwerthet wurden, speciell die der Nordostbahn. 



^8 Guycr-Zeller. 

In dieser Zeit kaufte dagegen G.-Z. grosse Posten dieser Eisenbahnwerthe, 
da er in die Zukunft dieser Bahnen ein unverwUsdiches Vertrauen hatte. 

Mit diesem Actienbesitz hatte er sich einen bedeutenden Einfluss auf 
die Entwicklung der schweizerischen Hauptbahnen gesichert. Als er jedoch 
1889 in der Stelle eines Prasidenten der Revisionskommission der Nordost- 
bahn nicht mehr bestatigt wurde, versicherte er sich des Beistandes einiger 
Grossactionare und setzte seinen Willen wiederholt in den Generalversamm- 
lungen der Actionare gegenliber den Antragen der Verwaltung durch; er sah 
sich sodann veranlasst, im Juni 1894 die Direction und die Verwaltung der 
Nordostbahn insgesammt abzuberufen, weil er die gedeihliche Fortentwicklung 
dieser Bahngesellschaft fur gelahrdet erachtete. Eine solche in der Schweiz 
bis anhier ungewohnte Machtausserung eines Einzelnen rief lebhafte Proteste 
hervor; die eidgenossischen Rathe befassten sich mit der Angelegenheit, und 
die gestiirzte Verwaltung brachte es dazu, dass ein besonderes Bundesgesetz 
betr. das Stimmrecht der Actionare von Eisenbahngesellschaften (vom 
28. Juni 1895) erlassen wurde. Aber der auf Grund dieses Gesetzes erhoffte 
Sturz G.-Z.'s blieb aus, und die Nordostbahn gedieh unter der neuen Leitung 
besser als frliher. Die gegen die Eisenbahngesellschaften in weiten Volks- 
kreisen erzeugte feindliche Stimmung wurde des fernern benutzt zum Erlass 
eines Rechnungsgesetzes (am 27. Marz 1896), wodurch man einerseits den flir 
den Fall der Verstaatlichung der Bahnen zu bezahlenden Kaufpreis herabzu- 
driicken bestrebt war und andererseits die in den Concessionen vorgesehenen 
Schiedsgerichte eliminirte. Mit Unrecht hat man G.-Z. ftir den im Marz 1897 
bei der Nordostbahn infolge der Lohnbewegung erfolgten Strike verant- 
wortlich machen wollen; aber die hierdurch geschaffene Stimmung erleichterte 
das Zustandekommen des Eisenbahnverstaatlichungsgesetzes vom 15. Oct. 1897 
und dessen Annahme in der Volksabstimmung. Uebrigens begrUsste G.-Z. 
selber das Gesetz liber die Verstaatlichung der Bahnen, da dadurch eine von 
ihm langst in Wort und Schrift energisch vertretene Idee verwirklicht wurde; 
freilich befttrwortete er den sog. freihandigen Rtickkauf und nicht den auf 
dem Wege endloser Prozesse zu erreichenden concessionsgemassen. Die 
Stimmung weiter Schichten der Bevolkerung wurde gegenliber der Nordost- 
bahn wieder eine freundliche, als man die vielen Verkehrserleichterungen 
sah, die rasch nach einander von der von G.-Z. geleiteten Verwaltung ein- 
geftihrt wurden: zehntagige Giltigkeit der Retourbillets, Einfuhrung der 
Generalabonnements , Erstellung eines neuen Giiterbahnhofes in Zurich, Um- 
bau der Bahnhofe Zurich, Winterthur, SchafFhausen u. a. m. 

Auf dem Gebiete des schweizerischen Eisenbahnwesens bethatigte sich 
G.-Z. ausser bei der Nordostbahn namentlich noch nach drei anderen Rich- 
tungen hin: Nebenbahnen, Engadin — Orientbabn, Jungfraubahn. Er hielt die 
Zeit fiir gekommen, in der man auch jenen Landgegenden, die noch keine 
Eisenbahnen besitzen, den Segen dieser Verkehrserleichterung zu Theil 
werden lassen muss. Als Vorbild schwebte ihm dabei Deutschland vor. Vor 
der Verstaatlichung der Hauptbahnen sollten indessen die Privatgesellschaften 
in Verbindung mit den Cantonen und den betreffenden Landgegenden fUr 
den Ausbau der Schienenwege thatig sein und zwar k6nnten die grossen 
Privatbahngesellschaften fiir Nebenbahnen ihres Rayons erhebliche Opfer 
bringen, wenn sie daftir von der Bundesregierung etwa in der Weise ent- 
lastet wUrden, dass die ihnen obliegenden jahrlichen Amortisationen (fUr die 
sog. amortisirbaren Verwendungen) um den Betrag verringert wtirden, den die 



Guyer-Zeller. 39 

Verzinsung der auf die Nebenbahnen seitens der Gesellschaften verwendeten 
Subventionen erfordert. Diese G.-Z. Idee der »Amortisationsklausel« wurde 
indessen von den Behorden vollstandig ignorirt, obgleich deren Urheber sie 
in einer auf den 9. Febr. 1896 nach Zurich einberufenen etwa von 200 Inter- 
essenten besuchten offentlichen Versammlung mit Erfolg vertrat. Dieser Ver- 
sammlung legte er eine Liste der damals bestehenden Projecte normal- 
spuriger Nebenbahnen vor, die nicht weniger als 48 Linien mit zusammen 
etwa 950 km. und einem Kostenvoranschlag von liber 100 Mill. Frcs. umfasste. 
Diese Versammlung setzte eine Commission nieder, die den Auftrag erhielt 
und auch durchftihrte, bei den Bundesbehorden auf den Erlass eines Gesetzes zu 
dringen, welches den Bau von Nebenbahnen fordern sollte. Seine Nebenbahnen- 
ideen hat G.-Z. an einem Beispiel selbst verwirklicht, indem er die Nordostbahn 
veranlasste, die Linie Uerikon — Bauma (directe Verbindung zwischen Ziirichsee 
und dem Ziircheroberland), urn deren Zustandekommen er sich seit Jahrzehnten 
bemiihte, mit einem Dritttheil der Gesammtkosten zu subventioniren. Wenn sich 
die Eidgenossenschaft auch heute noch sehr ablehnend gegen die financielle Unter- 
sttitzung der Nebenbahnen verhalt, so ist dies dagegen nicht der Fall seitens 
einiger Cantone, die die Bedeutung derselben zu wUrdigen verstehen. 

Durch die Engadin — Orientbahn (Chur— Tiefenkasten — Albula — Engadin — 
Ofenberg — Mlinster — Meran) sollte das noch fehlende Stuck zu einer directen 
liber Zurich fiihrenden Eisenbahnverbindung Calais — Constantinopel erstellt 
werden. Die Arbeiten, die G.-Z. ftir dieses Project ausarbeiten Hess, behalten 
ihren bleibenden Werth, auch wenn die Bundesbehorden sich begntigten mit der 
Subventionirung eines Schmalspurbahnnetzes im Canton Graubtinden, wodurch 
allerdings die AusfUhrung eines Ostalpendurchstiches in der Schweiz auf Gene- 
rationen hinaus verunmoglicht ist, zum grossten Schaden fiir Graubtinden. 

G.-Z.'sLieblingsproject war seit 1893 die Jungfraubahn, deren Trace er selbst 
festgestellt hat. Mit seltener Hingebung und Opferwilligkeit widmete er sich dieser 
Unternehmung, bei deren AusfUhrung Vorurtheile aller Art zu bekampfen waren. 
Er baute daher die ersten TheilstQcke der Bahn, Kl. Scheidegg — Eigergletscher— 
Rotstockschlucht nebst dem Wasserwerk Lauterbrunnen ganz aus eigenen 
Mitteln, und er hatte die Freude, am 19. Sept. 1898, im Beisein von etwa 
450 von ihm geladenen Gasten, die erste Section dem Betrieb zu Ubergeben. 

Sein Weitblick in Eisenbahnfragen beweist auch die seiner Broschiire 
»Der Tiirkenherrschaft Ende« beigegebene zweite Karte. 

G.-Z., korperlich eine Htinengestalt, ragte auch geistig liber die Meisten 
weit hinaus. Er besass eine ungewohnliche Arbeitskraft und eine seltene 
Combinationsgabe; er war eine eigenartige Natur; mit seinem geradezu 
genialen Geschaftssinn paarte sich ein starker Hang zur Romantik, mit Ztigen 
scheinbarer H&rte eine grosse Tiefe und Weichheit des Gemtithes, mit 
Aeusserungen unbeugsamen Willens unleugbare Grossmuth und weitgehende 
Freigebigkeit und Wohlthatigkeit. Pers6nlich strenggl&ubig (protestantisch), 
der Tradition in seiner Familie folgend, war er sehr duldsam gegen andere 
Anschauungen, Stolz war ihm vtfllig fremd; im Umgang mit dem Niedrigsten 
war er ebenso freundlich und leutselig, wie er im Verkehr mit Ho digest ell ten 
gewandt war. Eine Herzlahmung raffte ihn am 3. April 1899 mitten aus 
seiner rasdosen Thatigkeit und aus seinen Projecten und Planen plotzlich 
hinweg. Seine Leiche wurde, seinem Wunsche gemass, neben denjenigen 
seiner Eltern auf dem Friedhofe seines Heimathdorfes Bauma beigesetzt. 

v. Salis. 



40 Riggenbacb. 

Riggenbach, Niklaus, * 21. Mai 181 7 zu Gebweiler, f 25. Juli 1899 * n 
Aarau, Sohn des Fabrikanten Niklaus Riggenbach-Landerer, dessen Familie 
ursprtinglich von Rtinenburg Ct. Baselland stammt, verlebte er in seinem 
Heimatsort im Kreise zahlreicher Geschwister eine freundliche und anfanglich 
sorgenlose Jugendzeit. Bald aber brachte geschaftliche Krisis und der frtihe 
Hinschied des Vaters schweres Verhangniss iiber die Familie. Der alteste Sohn 
Niklaus kam mit der Mutter nach Basel und wurde zum Kaufmann bestimmt; 
er sollte dereinst seiner Mutter, welche eine Specereihandlung gegrtindet hatte, 
helfend zur Seite stehen. Allein es zog den jungen Handelslehrling immer 
weiter von der Schreibstube zu den Maschinen, bis er seinen Lieblingswunsch, 
sich der Technik widmen zu dtirfen, erfiillt sah. Unter grossen ausseren 
Schwierigkeiten machte er in Basel die Lehre durch und arbeitete nachher 
in Lyon und Paris. Neben seinem Berufe war er eifrig bemtiht, durch Privat- 
studien seine allgemeine und fachliche Bildung zu erweitern. In Paris sah R. 
den ersten Eisenbahnzug und das machte auf ihn solchen Eindruck, dass er 
den festen Entschluss fasste, sich dem Eisenbahnfache und speciell dem Baue 
von Lokomotiven zu widmen. — Im Jahre 1840 kam er nach Karlsruhe in 
die Kesslersche Maschinenfabrik und blieb daselbst mit kurzer Unterbrechung 
zehn Jahre lang in verschiedenen Stellungen. Fttr die erste in Deutschland 
fabricirte Lokomotive fertigte er eigenhandig die meisten Peracisionsarbeiten 
an, auch flihrte er die erste fur die Schweiz bestimmte Lokomotive auf deren 
Probefahrt von Zurich nach Baden. — Anfangs der funfziger Jahre wurde R, 
vom Directorium der neugegriindeten Centralbahngesellschaft zum Chef der in 
Olten errichteten Maschinenwerkstatte gewahlt. Geme folgte er dem Rufe, 
da es ihn nach seiner Verehelichung mit Emma Socin von Basel und nach den 
Sttirmen des Jahres 1848 nach der Schweiz zog. Nach Studienreisen in 
England und Oesterreich siedelte er 1856 nach Olten und fiillte hier wahrend 
zwei Jahrzehnten in hervorragender Weise seine neue Stellung aus. — Sein Ehrgeiz 
war darauf gerichtet, die Wohlthaten der Eisenbahnen nicht nur dem flachen 
Lande, sondern auch der Gebirgswelt zu sichern. Sein erfinderischer Geist 
und seine zahe Ausdauer wussten alle Schwierigkeiten zu tiberwinden, so dass 
schon im FrUhjahr 187 1 die nach seinen Ideen erbaute Vitznau — Rigibahn 
als erste europaische Bergbahn dem Betriebe tibergeben werden konnte. Das 
technische Gelingen dieses fiir damalige Verhaltnisse grossartigen Werkes trug 
R.'s Namen in alle Welt hinaus. — In der Folge schied der mit einem Schlage 
beriihmt gewordene Ingenieur aus dem Dienste der Schweizer. Centralbahn 
aus, um sich ganz der weitern Vervollkommnung, sowie der praktischen 
Verwerthung seiner Erfindung zu widmen. Er errichtete, zusammen mit capital- 
kraftigen Freunden, die Gesellschaft der internationalen Bergbahnen mit Sitz 
und Werkstatten in Aarau. Doch die Grtindung fiel in eine Periode wirth- 
schaftlichen Niedergangs, wie sie seit den siebziger Jahren nicht erlebt worden 
ist, und das junge Unternehmen fiel der Ungunst der Zeit zum Opfer. — 
R. eroflfhete nun in Olten ein Privatbureau und schon nach wenigen Jahren 
liefen zu seiner Genugthuung die Bestellungen aus dem Auslande in grosser 
Zahl ein. Zum Studium der Projecte durchstreifte er alle Welttheile, nur 
Australien ausgenommen. Ueber 25 Bergbahnen wurden nach seinem System 
gebaut und viele Ehrungen wurden dem bescheidenen »alten Mechaniker«, 
wie er sich selbst nannte, zu Theil. In drei Gemeinden (Aarau, Olten, Trimbach) 
wurde er Ehrenbtirger und zahlreiche Gesellschaften ernannten ihn zum Ehren- 
mitgliede. — In anziehender Weise hat er, gedrangt von seinen Freunden, 



Riggenbach. Elben. 41 

seinen Lebensgang in der »Erinnerungen eines alten Mechanikers« nieder- 
gelegt. — Das Stadtchen Olten, wo er so lange gewirkt hat, und wo er wegen 
seiner umfassenden Thatigkeit und Gemeinntitzigkeit hochgeehrt und allgemein 
geliebt wurde, war ihm zur zweiten Heimat geworden. »Nur hier kann ich 
gedeihen, nur hier geht es mir gut, hier will ich leben, sterben und begraben 
sein«, pflegte er oft zu sagen. — Die letzten Jahre seines so verdienstvollen 
und erfolgreichen Lebens wurden schmerzlich getrtibt durch den Tod seines 
einzigen Sohnes. Er selbst starb, nachdem er kurz vorher seine treue Lebens- 
gefahrtin verloren hatte. 

Zum Andenken an Herrn Niklaus Riggenbach, Ingenieur. Olten 1899. Erinnerungen 
eines alten Mechanikers. Basel 1887. 

August Tuchschmid. 



Elben, Dr. Hermann Otto Karl, Journalist und Folitiker, * 30. Januar 1823 
zu Stuttgart, f 28. April 1899 daselbst. — Er war der Sohn Karl Elbens 
und der Wilhelmine, Tochter des Suttgarter Hofpredigers, Studienrathsdirectors 
und Oberconsistorialraths Stiskind. Karl E. stand als leitender Redacteur an 
der Spitze des Schwabischen Merkurs, und sein Vater, Christian Gottfried 
Elben, hatte einst in Verbindung mit der Druckerei der hohen Karlsschule 
jene von ihm begriindete Zeitung zu Ansehen gebracht. — Otto E. dankte 
seine Schulbildung dem Stuttgarter Gymnasium, an dem damals Gustav Schwab, 
Georg von Reinbeck und andere Manner von Rang und Ruf wirkten. Eine 
Zeit lang war er mit einigen Mitschiilern zum abendlichen Unterrichte im 
Schlosse zugezogen, der dort dem Kronprinzen Karl von Wtirttemberg ertheilt 
wurde. Die Liebe des heranreifenden Jtinglings bildete der Turnplatz: er 
spielte in der freiwilligen Stuttgarter Turngesellschaft eine Rolle und genoss 
die unschuldigen Freuden ausgedehnter Turnfahrten. Nachdem er das Gym- 
nasium durchlaufen hatte, erlernte er 1840 im rtlhmlich bekannten Verlags- 
geschafte von Karl Badeker zu Koblenz den Buchhandel. Dann studirte er 
von 1 84 1 bis 1844 in Tubingen Rechtswissenschaft und daneben allgemein 
bildende Facher. Er suchte seine Freunde auf dem Turnplatz, in der von 
Silcher geleiteten Liedertafel, im Oratorienverein. Einen besonders innigen 
Bund, der das ganze Leben dauern sollte, schloss er mit dem bekannten 
nachmaligen Stuttgarter Musik- und Conservatoriums-Director Immanuel Faisst 
und mit dem 1900 als hohem wtirttembergischen Wflrdentrager verstorbenen 
Theodor Kostlin. Das Sommer 1843 in Tubingen gefeierte Liederfest war 
hauptsachlich E.'s Werk. 

Nach erstandenem ersten Examen verbrachte er die nachsten Jahre als 
Justizreferendar in Esslingen und Stuttgart, doctorirte 1845 m ^ e * ner rechts- 
historischen Abhandlung liber die »absolutio ab instantia«, eine langst be- 
seitigte Einrichtung, die damals die offentliche Meinung lebhaft beschaftigte, 
und unterzog sich Frlihjahr 1846 mit Erfolg der hoheren Justizpriifung. Im 
Juni desselben Jahres trat er zur Vollendung seiner Ausbildung eine grosse 
Reise an, die ihn zunachst nach Leipzig, Dresden, Berlin und (iber Rtigen 
nach Danemark und Schleswig-Holstein fiihrte. Hier stiirzte er sich mitten 
in die politische Bewegung, knlipfte zu den Vorkampfern der deutsch- 
nationalen Richtung Beziehungen an, sandte Berichte an den Merkur und 
iibertrug dadurch die eigene Begeisterung fur den getahrdeten Bruderstamm 
im deutschen Norden auf viele seiner schwabischen Landsleute. Dann ging 



42 



Elbcn. 



es nach Belgien und Frankreich, in Paris wurde ein fast flinfmonatlicher 
Aufenthalt genommen, hierauf England, Schottland, Spanien und Portugal 
besucht, von Gibraltar aus ein Abstecher nach Nordafrika gemacht, schliess- 
lich noch ganz Italien bereist. — Der mit vielfaltigen neuen Eindrficken und 
reichen Erfahrungen Heimgekehrte trat im October 1847 * n die Redaction 
des Schwabischen Merkurs ein; dass er sich zugleich unter die Stuttgarter 
Advocaten aufnehmen liess, war mehr Sache der Form. Ueber ein halbes 
Jahrhundert hat E. jener angesehenen Zeitung gedient, der er in den grossten 
Epochen der deutschen Geschichte den Stempel seines Geistes aufgedrtickt 
hat. 1854 nach dem Tode seines Vaters rtickte er in die fuhrende Stelle 
vor und zeichnete bis 1887 als verantwortlicher Redacteur. Die Oberleitung 
behielt er bis kurz vor seinem Tode bei, obgleich ihn in den letzten Lebens- 
jahren korperliches Leiden von den Redactionsraumen vollig fern hielt. Er 
hat seinen Stolz darein gesetzt, seine Zeitung gleichermaassen in Unab- 
hangigkeit von der Regierung und von den Parteien zu halten. Friiher 
hatte die wiirttembergische Regierung aus Mangel an einem eigenen Organe 
nicht selten den Merkur zur Vertretung ihrer Anschauungen gedrangt; dies 
horte auf, seitdem 1850 ein »Staats-Anzeiger fur Wiirttemberg« ins Leben 
gerufen wurde. E. widersetzte sich dem ursprtinglich bestehenden Plane, 
den Staatsanzeiger als Beiblatt dem Merkur anzugliedern. Ebenso wenig ist 
das Blatt jemals officielles Parteiorgan geworden, so nahe es der Deutschen 
Partei stand, und so sehr es nationalliberale Gedanken und Gesinnungen 
vertrat. E. hat die schwere Kunst verstanden, seinem Journale stets eine 
objective, vornehme Haltung zu wahren und es rein zu halten von person- 
lichen Angriffen oder Verdachtigungen, vom Klatsche jeder Art. Allerdings 
hat das rtihmliche Streben nach besonnener Massigung naturgem&ss eine 
entschiedene und kuhne Sprache manchmal auch da, wo sie am Platze ge- 
wesen ware, zurttckgedrangt. Mit aller wtinschenswerthen Bestimmtheit ist 
dagegen E. stets in den grossen Fragen der nationalen Politik aufgetreten. 
Hierin liegt sein und seines Blattes eigenthttmliches Verdienst wahrend der 
zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts. Seine Flirsorge beschrankte sich nicht 
auf den politischen Theil seiner Zeitung. Er pflegte darin namentlich das ge- 
sammte Gebiet der wiirttembergischen Kultur, legte auf gute popular-wissen- 
schaftliche Aufsatze historischen, literarischen, biographischen Inhalts grossen 
Werth, vergonnte der Lander- und Volkerkunde weiten Spielraum. Aus 
seiner eigenen Feder ist ausser politischen Artikeln manch'erlei geflossen: er 
widmete zahlreichen verstorbenen Landsleuten Nachrufe, berichtete gerne 
tiber seine Reisen u. s. w. Bis kurz an sein Ende blieb er Mitarbeiter des 
Blattes. Gegen das landlaufige Feuilleton mit taglicher homoopathischen 
Romandosis straubte er sich zeitlebens; erst neuerdings hat sich der Merkur 
durch die zunehmende Concurrenz genOthigt gesehen, dem Geschmacke des 
Publicums diese Conzession zu machen. Schliesslich ist E. aus Anlass des 
hundertjahrigen Bestehens seines Blattes auch dessen Geschichtschreiber ge- 
worden, indem er eine »Geschichte des Schwabischen Merkurs 1785 — 1885* 
(Stuttgart 1885) herausgab. 

Ein halbes Jahr nach seiner dauernden Niederlassung in Stuttgart be- 
grtindete E. einen eigenen Hausstand. Schon als Student hatte er Sophie 
Kapff, die Tochter des damaligen Oberamtsrichters in Rottenburg, kennen 
gelernt; Herbst 1845 hatte er sich mit ihr verlobt. Am 2. Marz 1848 fand 
die Hochzeit in Miinsingen statt, wohin der Vater der Braut inzwischen ver- 



Elben. 



43 



setzt worden war. Die Ehe war mit 6 Kindern, 3 Sohnen und 3 Tochtern, 
gesegnet; von den letzteren musste E. eine nach ihrer Verheirathung ins 
Grab sinken sehen. Ein grosser Kreis von Enkeln und Urenkeln sammelte 
sich allmahlich um das Familienoberhaupt. 1898 durfte E. mit der Gattin, 
die ihn tiberlebt hat, das Fest der Goldenen Hochzeit begehen, womit er 
die Feier seines flinfzigjahrigen Berufsjubilaums verband. Seine Hauslichkeit 
war durch Gastfreundschaft und Geselligkeit und in Verbindung damit durch 
die Pflege edler Musik belebt. 

Kehren wir nun zu den Anlangen der offentlichen Thatigkeit E.'s zu- 
riick! Das Jahr 1848 erOffnete ihm alsbald ein reiches Feld der Wirksamkeit. 
Er stand auf entschieden liberalem Standpunkt, und als er zwischen dem 
Vaterlandischen Vereine und dem Volksvereine zu wahlen hatte, ging er mit 
der Mehrzahl der jflngeren Generation zu letzterem. 1849 wirkte er nach 
Kraften ftir die Reichsverfassung. In den Jahren der Reaction hielt er mit 
seiner Zeitung das liberale Banner hoch; in den volkswirthschaftlichen Fragen 
folgte er hauptsachlich seinem grossen Landsmanne Friedrich List. Herbst 1859 
war er bei Griindung des Nationalvereins in Frankfurt anwesend. Seit Ende 
1863 trat er kraftvoll fiir das bedrangte Schleswig-Holstein ein, nicht nur 
im Schwabischen Merkur, sondern auch in Vortragen, Flugschriften, Aufrufen, 
Volksversammlungen. Sommer 1864 begab er sich selbst nach Schleswig- 
Holstein und erlebte dort den Schluss des Befreiungswerkes. Im Jahre 1866 
war er ftir Neutralitat, nach der Schlacht bei Koniggratz ftir sofortigen 
Friedensschluss. Im August 1866 wirkte er an der Grtindung der Deutschen 
Partei Wiirttembergs mit, die sich engsten Anschluss an den Norddeutschen 
Bund zum Ziele setzte. Er kampfte fur diese Idee gegen die Volkspartei, 
mit der eine Zeit lang noch die wilrttembergische Regierung Hand in Hand 
ging. Dieser Coalition unterlag E., wie seine tibrigen Gesinnungsgenossen, 
bei den Zollparlamentswahlen 1868; er hatte im 14. Wahlkreis (Boblingen, 
Calw u. s. w.) candidirt. Dagegen wurde er im selben Jahre vom Oberamt 
Boblingen ohne Wahlkampf in den wiirttembergischen Landtag gewahlt, dem 
er bis 1882 angehorte. Zunachst standen hier die allgemein deutschen An- 
gelegenheiten im Vordergrund. E. warf natttrlich auch in der Kammer seinen 
ganzen Einfluss zu Gunsten der preussischen Hegemonie in die Waagschale 
und bekampfte die wieder auftauchenden Siidbundphantasien. Dann kam die 
Zeit, da die Saat herrlich aufging. Am 28. Juli 1870 wurde E. vom Kron- 
prinzen Friedrich Wilhelm von Preussen im Stuttgarter Schloss empfangen. Im 
August Hess er Bismarck eine Denkschrift iiber »Das Ziel des Krieges von 1870 
und Wtirttemberg« tiberreichen, worin er die Nothwendigkeit darlegte, die 
deutscheFrage sofort zum Ziele zu ftihren. Im Merkur, in Zeitungsartikeln, in Flug- 
schriften, in der Kammer verfocht er denselben Standpunkt. Bei der grossen 
Volksversammlung vom 3. September in der Stuttgarter Liederhalle zu Gunsten 
der Errichtung des neuen Reiches hatte er die Berichterstattung. Mit den 
nationalen Ftihrern in den tibrigen deutschen Landestheilen unterhielt er 
fortgesetzte Verbindung. Dass E. auch nach gekrontem Werke sich die 
Pflege * des nationalen Geistes angelegen sein liess, bedarf kaum der Er- 
wahnung; insbesondere beftirwortete er stets mit Nachdruck die Gewahrung 
aller nothigen Mittel zur Sicherung des Reiches und seiner Grossmachtstellung. 

Es war eine wohlverdiente Anerkennung seiner Leistungen, dass er vom 
4. wiirttembergischen Wahlkreis (Boblingen -Leonberg-Maulbronn-Vaihingen) 
in den ersten deutschen Reichstag entsandt wurde. Er schloss sich natiirlich 



44 



Elben. 



der nationalliberalen Partei an. Er sprach zu verschiedenen Gegenstanden, 
namentlich zu Fragen des Verkehrswesens. Am Zustandekommen des Reichs- 
eisenbahnamtes hatte er betiachtlichen Antheil. Im Januar 1874 wurde ihm 
das Mandat erneuert. Ftir das Pressgesetz war er in Commission und Plenum 
thatig. Dann griff er den Bismarck'schen Gedanken der Reichseisenbahnen 
auf, itir den er den wtirttembergischen Landtag vergeblich zu gewinnen 
suchte, und bereitete mit einigen nationalliberalen Freunden ein Reichseisen- 
bahngesetz vor. 1876 Hess er auch eine Schrift tiber »Die Reichsbahn und 
die Mittelstaaten« erscheinen. Seine Haltung in dieser Frage machte ihn 
nicht bios alien Partikularisten, sondern auch der wtirttembergischen Re- 
gierung unbequem. Bei den Reichstagswahlen im Janur 1877 wurde der 
»Unitarier« von den verschiedensten Seiten bekampft und blieb so in der 
Minderheit. 

In der wtirttembergischen Kammer war E. Jahre lang Berichterstatter 
der volkswirthschaftlichefi Commission fast fur alle Vorlagen des Mentlichen 
Verkehrs. Sein Lieblingsthema, dem er eingehendes Studium zuwandte, war 
der Eisenbahnbau. Den langen, heissen Kampf um die Boblinger Bahn mit 
Anschluss an Schwarzwald und Schweiz ftihrte er siegreich durch. Schon 1865 
hatte er dartiber eine Denkschrift, »Die Schwarzwaldbahnen tiber Leon- 
berg oder Boblingen?« veroffentlicht. Im Juni 1874 drang er endgiltig durch. 
Die Stadt Boblingen ernannte ihn zum schuldigen Danke zu ihrem Ehren- 
biirger. Desgleichen erwarb er sich 1876 um die Herstellung der Bahnlinie 
Kisslegg-Wangen Verdienste und wurde Ehrenbtirger der Stadt Wangen. 
In den folgenden Jahren wandte er namendich auf die Secundarbahnen seine 
Aufmerksamkeit; 1880 gab er eine Broschtire »Wtirttemberg und die Neben- 
bahnen« heraus. 1882 verzichtete er wegen Abnahme des GehOrs auf die 
Wiederwahl in den Landtag. 

In den fiinfziger Jahren sass E. im Stuttgarter Biirgerausschuss, gehorte 
ferner eine Zeit lang dem Ausschuss des dortigen Gewerbevereins an. Auch 
sonst war er an mancherlei Vereinen und Gesellschaften, Unternehmungen 
und Grtindungen betheiligt; es wurde zu weit ftihren, dieser einzeln zu ge- 
denken. Nur seine Beziehungen zum deutschen Mannergesang mtissen ein- 
gehender behandelt werden, E. war von jeher ein warmer Freund der 
Musik, insbesondere des deutschen Lieds; Franz Schubert war sein erklarter 
Liebling. Mit Nachdruck betonte er dabei die politisch-nationale Bedeutung 
des Gesanges und der Gesangsvereine, in denen er Horte des freien deutschen 
Biirgerthums erblickte. Das deutsche Lied sollte nach seiner idealen Auf- 
fassung ein einigendes Band um alle deutschen Stamme schlingen. Schon 
1855 verfasste er eine Schrift, »Der volksthlimliche deutsche Mannergesang, 
seine Geschichte, seine gesellschaftliche und nationale Bedeutung«, die 1887 
eine Neuauflage erlebte. — In den Stuttgarter Liederkranz liess sich E. 1848 
als Sanger aufnehmen. Ein Vierteljahrhundert lang wirkte er im Ausschuss. 
Lebhaft betheiligte er sich am Schillerkultus des Liederkranzes, an den 
jahrlich wiederkehrenden Schillerfesten, besonders am grossen vom No- 
vember 1859, wo er Schriftftihrer des Festausschusses war. Wiederholt trat 
er damals wie bei sonstigen Gelegenheiten als Festredner auf. 1859 liess 
er auch die Schrift »Das Schillerfest in Schillers Heimath Stuttgart, Lud- 
wigsburg und Marbach, den 9., 10. und 11. November 1859a erscheinen. 
Um die Erbauung der Stuttgarter Liederhalle erwarb er sich grosse Verdienste. 
1874 beim funfzigjahrigen Jubilaum des Liederkranzes wurde er zum Ehren- 



Elben. Morf. 



45 



mitgliede ernannt. Aus Anlass von dessen siebenzigjahrigem Bestehen widmete 
er ihm 1894 die Festschrift »Erinnerungen aus der Geschichte des Stutt- 
garter Liederkranzesa. — Bei Begrundung eines Schwabischen Sangerbundes 
im Jahre 1849 st ^nd E. in vorderster Linie. Er wurde Schriftfuhrer im 
ftinfgliederigen Ausschuss, 1866 President, 1892 Ehrenprasident, nachdem er 
aus Gesundheitsriicksichten vom Amte des Bundesprasidenten zuriickgetreten 
war. Kaum jemals fehlte er bei einem Feste. Haufig reiste er als Vertreter 
seines Bundes zu auswartigen Sangertagen. Insbesondere pflegte er die Be- 
ziehungen zu den Schweizer und osterreichischen Gesangsvereinen. Eifrig 
bemtihte sich E. urn die Griindung eines allgemeinen deutschen Sanger- 
bundes, die unter seinem Vorsitz im September 1862 zu Coburg stattfand. 
Der Schwabische Sangerbund, der zuerst die wechselnde Geschaftsfuhrung 
innehatte, bereitete das erste grosse Sangerfest vor, das 1865 in Dresden 
gefeiert wurde, und E. hatte auch hieran hervorragenden Antheil. Ftinfmal 
wurde ihm spater der Vorsitz auf deutschen Sangertagen ubertragen. Als 
1896 Stuttgart Feststadt war, musste der Leidende sich vollig zuriickhalten. 
Der deutsche Sangerbund ernannte den in Sangerkreisen allgemein bekannten 
und beliebten Greis zu seinem ersten Ehrenmitgliede. 

Am Schlusse des Winters 1898/99 ging E.'s Leiden in die letzte schwere 
Krankheit liber. Bei seinem Tode brachten zahllose Kundgebungen aus den 
verschiedensten Kreisen die Anerkennung, die sein erfolgreiches offentliches 
Wirken, die Sympathies die seine lautere und charaktervolle Personlichkeit 
gefunden hatte, zn deutlicher Anschauung. Am ersten Tage des Wonne- 
monds wurde er unter den geblihrenden Ehren zur letzten Ruhe bestattet. 

Ausflihrlicher Nekrolog in der Schwabischen Kronik vom 15., 17., 19. und 
22. Juli 1899 No. 325, 327, 331, 337 (auch Sonderdruck unter dem Titel »Zur Er- 
innerung an Dr. Otto Elben*, Stuttgart, Druck von W. Kohlhammer, 1899): vergl. ferner 
Schwab. Kronik vom 2$. April 1899 No. 194, vom 1. Mai 1899 No. 198 (Leichenfeier), 
Staats-Anzeiger fUr Wurttemberg vom 28. April 1899 No. 97, (Stuttgarterj Neues Tag- 
blatt vom selben Tag No. 98, Frankfurter Journal vom 29. April 1899 No. 200, Kbl- 
nische Zeitung vom selben Tag No. 330, Mlinchener Neueste Nachrichten vom 2. Mai 1899, 
No. 203, Hamburger Nachrichten vom 29. April No. 100 Abendausgabe und vom 
30. April No. 101 Morgenausgabe, Nationalliberale Correspondenz vom 28. April 1899, 
Tagliche Illinois Staats-Zeitung vom 2. Mai 1899 No. 104, Zeitung des Vereins Deutscher 
Eisenbabn-Verwaltungen vom 3. Mai und 23. August 1899 No. 34 und 64, Deutsche 
Kunst- und Musik-Zeitung 1899 No. 9 und 10. — Der Briefwechsel Lasker's aus den 
Jahren 1870/71 in der Deutschen Revue 1892 enthalt auch Schreiben von und an Elben. 

Rudolf Krauss. 



Morf, Heinrich Dr., * 6, September 18 18, f 28. Februar 1899; verdienter 
Schulmann und Armenerzieher, Verfasser des grundlegenden Quellenwerks 
«Zur Biographie Pestalozzis« und einer grossen Anzahl sehr werthvoller pada- 
gogischer Monographien. — M. entstammte einer wohlhabenden und kinder- 
reichen Bauernfamilie und verlebte Kindheit und Knabenjahre in Breite, 
einem zurcherischen Dorfchen an der Heerstrasse, die sich vom Bodensee 
zum Genfersee hinzieht. Am eigenen Leibe erfuhr er den Jammer der 
alten Dorfschulen, und noch im spatesten Alter erinnerte er sich mit 
Schrecken an die todtliche Langweile, die er wahrend seines Volksschul- 
unterrichtes ausgestanden hatte. Ein stillfrommer, etwas schiichterner Knabe, 
bezog er 1835 das Scherr'sche Lehrerseminar in Kiisnacht, urn es schon 1837 
wieder zu verlassen und in den activen Schuldienst zu treten. Nach einer 



46 Morf. 

sehr erspriesslichen Lehrthatigkeit an den Secundarschulen von Schwerzen- 
bach, Dtirnten und Richterswil, die 1841 durch einen Studienaufenthalt in 
Lausanne unterbrochen wurde, berief ihn die thurgauische Regierung im Jahre 
1850 als Hauptlehrer fiir Deutsch und Padagogik ans Seminar Kreuzlingen. Hier, 
an der Seite Vater Wehrlis, wirkte er bis 1852 und erwarb sich ein beson- 
deres Verdienst dadurch, dass er an die Stelle des Unterrichtes in allge- 
meiner und specieller Padagogik, der von den Seminaristen nur ausnahms- 
weise verdaut und in praktisches Konnen umgesetzt wurde, denjenigen in 
Geschichte der Padagogik setzte. Die bernische Regierung suchte ihn — 
nachdem Grunholzer das Opfer eines Gewaltactes geworden — 1852 als 
Seminardirector in Miinchenbuchsee zu gewinnen, und M. sagte zu. Er kam in 
schwierige Verhaltnisse. An der Spitze des Erziehungswesens ein brutaler 
Reactionar von sehr engem Horizon t; die Lehrerschaft in hellem Aufruhr 
wegen Grunholzers Absetzung und von Misstrauen erftillt gegen den Nach- 
folger, die politischen Parteien im heftigsten Kampfe. 1854 erlangten die 
Liberalen die Mehrheit in der Regierung und M.'s Stellung wurde dadurch 
schwer erschlittert. Trotzdem sich der fromme und stille Mann fast angst- 
lich von aller Politik fern hielt und nur seinem padagogischen Berufe lebte f 
trotzdem er eine fast iibermenschliche Arbeitslast trug und die denkbar 
glanzendsten Lehrerfolge aufweisen konnte, gait er in den Augen der libe- 
ralen Partei als eine Sttitze des conservativen Regimentes. Um seine Person 
drehte sich von 1854 — 1860 der politische Kampf, der zuweilen mit einer 
heute fast unbegreif lichen Heftigkeit gefiihrt wurde; seine Gegner, welche seine 
Absetzung als Stihne fur den Sturz Grunholzers forderten, erreichten ihren 
Zweck am 15. August i860, wo M. durch die bernische Regierung bei An- 
lass der Erneuerungswahl nicht wieder gewahlt wurde. Der Schlag kam M., 
der sein Gewissen rein von allem politischen Treiben wusste, unerwartet; aber 
er vermochte ihn nicht zu beugen. Die padagogischen Pilger, die zu jener 
Zeit noch nach Miinchenbuchsee kamen, um den bertihmten Schulmann wirken 
zu sehen, trafen M. so heiter und aufrecht wie nur je. Er nahm, besonders 
auf Zusprechen seiner edlen Gattin hin, den Posten eines Waisenvaters an, 
welchen ihm die Stadt Winterthur anbot. Am 2. Juni 1861 trat er dieses 
Amt, welches das letzte seines Lebens werden sollte, an. Din leiteten die 
Grundsatze seines Ftihrers Wehrli, des ersten grossen Armenvaters, der 
das, was Pestalozzi gewollt und geahnt, verwirklicht hat. Er trat in eine 
Anstalt mit mittelalterlichen Erziehungsprincipien; er gestaltete sie um im 
Geiste Pestalozzis. An Stelle klosterlicher Abgeschlossenheit setzte er mog- 
lichst freieBewegung; an Stelle des Stock es die allgewaltige Liebe. Und wenn 
auch diese »Erziehung in FreiheiU anianglich angstliche Gemiither beun- 
ruhigte — die Erfolge bewiesen deren richtige psychologische Grundlage. 
Ihn unterstiitzte in der Erflillung seiner Aufgabe in vorziiglichster Weise seine 
edle Gattin, und als diese durch die Schwindsucht dahingestreckt worden, 
die Haushalterin Frl. Carolina Baltensperger, welche M. spater als Gattin 
angetraut, mehr als 30 Jahre die schweren Pflichten einer Waisenmutter 
in geradezu einziger Weise erfiillt hat. Am 9. September 1893 zog sich M. aus 
Altersrlicksichten in die Stille des Privatlebens zurtick. Das letzte Mai trat 
der silberweisse Greis offentlich hervor, als er am 12. Januar 1896 bei An- 
lass des 150. Geburtstages Pestalozzis im Stadthaussaale zu Winterthur mit 
fast jugendlichem Feuer und heiliger Begeisterung die Festrede hielt iiber 
den, welcher der Messias der Volksbildung geworden. 



Morf. Beyer, 47 

M.'s Pestalozzistudien reichen bis in die vierziger Jahre zuriick. Das 
Bild des grossen Socialpadagogen und Schulmannes war wahrend der Restaura- 
tionszeit unter thurmhohem Schutte begraben worden. Selbst die Feier, welche 
am 12. Januar 1846 zum Andenken an Pestalozzis hundertsten Geburtstag im 
gesammten deutschen Sprachgebiet begangen wurde, vermochte Pestalozzis 
Bild nicht von dem entstellenden, legendaren Staube zu reinigen. M. aber, 
der damals als Secundarlehrer in Dtirnten die Festrede halten musste, schopfte 
aus diesem Anlass den Impuls zu seinen spateren, epochemachenden Pestalozzi- 
forschungen. In Kreuzlingen und MUnchenbuchsee eignete er sich eine intime 
Kenntniss aller Schriften Pestalozzis an und in Winterthur fand er Musse, 
Pestalozzis Lebensgeschichte auszugraben. Er stellte dieselbe auf recht zuver- 
lassige Basis, indem er, wie kaum ein Zweiter vor ihm, die schweizerische Volks- 
wirthschaft des 18. Jahrhunderts bis ins kleinste Detail studierte und darstellte. 
Auf diesen Hintergrund nun malt er das Bild Pestalozzis, nicht nur des Metho- 
dikers, sondern hauptsachlich des Socialreformers, desjenigen Pestalozzi, der 
nicht durch philosophische Speculation, sondern durch den Anblick des grenzen- 
losen, ihn umgebenden Elendes zum Erzieher wurde. Langer als ein Viertel- 
jahrhundert sammelte M. Material zu seinem Werke. Er besass einen merk- 
wtirdig feinen Spiirsinn beim Aufsuchen verlorner Schriftstticke und war von 
den glucklichsten Vermuthungen geleitet. Das durch ihn zusammengetragene 
Material, welches jetzt im Pestalozzianum liegt, wtirde geniigen, um noch 
manche weitere Bande zu fUllen. Er sichtete dasselbe mit der grossten Ge- 
wissenhaftigkeit. Die vier Bande seines Werkes, das er bescheiden »Zur Bio- 
graphic Pestalozzis « betitelte, erschien I 1868, II und III 1885, IV 1889. Sie 
sind das einzige, abschliessende Quellenwerk tiber Pestalozzi und brachten 
ganz neue Anschauungen tiber den grossen ZUrcher, dessen Bild dadurch aus 
einer nebelgrauen Dammerung plotzlich in das helle Licht historischer Wahrheit 
gertickt wurde. Die Universitat Zurich ernannte deshalb M. 1890 zu ihren 
Ehrendoctor. — 

Wer M. in den letzten Jahrzehnten naher trat, ftihlte sich unwiderstehlich 
zu ihm hingezogen. Man hatte den Eindruck eines innerlich vollkommen 
ausgeglichenen und inhaltschweren Menschenlebens. Sein .Wissen, dessen Werth 
durch ein nie versagendes Gedachtniss erhOht wurde, war staunenswerth. Seinen 
positiven Kinderglauben bewahrte er bis an die Schwelle des Greisenalters, 
wo er sich allmahlich von allem Kirchenglauben befreite, um einem reinen, 
naturphilosophischen Deismus zu huldigen. Das Alter hat M. in politischer 
und religioser Hinsicht frei gemacht; er lebte nur noch das grosse Christen- 
thum Pestalozzis, dessen religiose Verehrung fiir die unbegrenzte Entwicklungs- 
fahigkeit des Menschengeistes auch ihn vollstandig durchdrungen hatte. Ge- 
rade dieser Glaube erklart den freien Geist des Morf 'schen Waisenhauses, wo 
der Stock oft Jahre lang nicht zur Anwendung kam. M. sah im Waisenkinde 
nur die der Entfaltung harrende Menschenknospe, neben deren unschatzbaren 
Seelengehalt irdische GlticksgUter nicht in die Wagschale fielen. Ftir seine 
Waislein war ihm keine Arbeit, kein Gang zu viel, und dabei wusste die 
Linke nie, was die Rechte that. 

E. Walter. 

Beyer, Professor Dr. August, (von), Architekt, * 30. April 1834 in der 
wtirttembergischen Oberamtsstadt KUnzelsau, f 18. April 1899 zu Ulm. — In nie- 
drigem Stande geboren, in der strengen Schule der Armuth und Arbeit erzogen, 



48 Beyer. 

schwang er sich vom Steinhauer zum Baumeister und Kttnstler empor, der 
einen der schonsten deutschen Dome zur Vollendung fuhrte, dessen Wort 
weithin Geltung hatte, dessen Rath gesucht war. Von der einfachsten 
praktischen Vorbildung im Baufache ausgehend, stieg er allmahlich zur hoch- 
sten kiinstlerischen Stufe aufwarts. Von 1851 bis 1854 besuchte er die 
Stuttgarter Baugewerkeschule, einer der bevorzugten Schtiler ihres Vorstandes 
Joseph Egle, der ihn nach vollendeten Studien in seiner Werkstatte beschaftigte 
und 1858 als Lehrer im architektonischen Entwerfen an jene Anstalt berief. 
In den sechziger Jahren und auch noch spater unternahm B. Studienreisen 
durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Italien und erwarb sich in 
der Baukunst dieser Lander hervorragende Kenntnisse. Die zahlreichen Bau- 
auftr&ge, die er in Stuttgart erhielt, veranlassten ihn dazu, sein Lehramt bald 
niederzulegen. Das Hotel Marquardt, das Olgastift, die Reichsbank, die 
Gebaude des Pragfriedhofes, der 1879 errichtete Aussichtsthurm auf dem 
Hasenberg in nachster Nahe der Stadt sind seine Werke. Ferner fiel ihm 
die schone Aufgabe zu, das ehemalige Kloster Bebenhausen wiederherzu- 
stellen und die Raume des darin befindlichen K. Jagdschlosses einzurichten. 
Spater leitete er noch mehrfach die Restaurationen alter adeliger Herrschafts- 
sitze. In Bebenhausen fand B. in der Tochter des dortigen Forstrathes 
Tscherning die Gattin, die ihn im Laufe der Jahre mit flinf Tochtern beschenkte. 

1 88 1 erhielt B. auf Egles Anregung die Stelle eines Mttnsterbaumeisters 
in Ulm. Es war ihm vergonnt, den gewaltigen Westthurm des Domes, den 
hochsten und einen der schonsten Kirchthiirme in Deutschland, und damit 
zugleich das ganze grossartige Bauwerk zu vollenden. Obgleich von Egle 
und anderen Sachverstandigen berathen, fiihlte er doch die ganze Last der 
Verantwortlichkeit auf sich ruhen. Er machte sich seine Aufgabe nicht leicht; 
denn er war ein Mann von seltener Gewissenhaftigkeit, der alle seine Pflichten 
ernst und schwer nahm. Ueberdies gait es, mancherlei Hemmnisse von aussen 
her zu iibefwinden. Zunachst hatte er sich in die verwickeltsten Probleme 
der Ingenieurwissenschaft einzuarbeiten, weil die unzulanglichen Fundamente 
so gestarkt werden mussten, dass sie den Aufbau tragen konnten. Das 
eigentliche Bauwerk wurde dann in fiinf Jahren, von 1885 bis 1890, ausgefiihrt. 
Ihn leitete dabei die Ehrfurcht vor dem Alten; pietatvoll erganzte er das 
Werk im iiberkommenen Stile. So ragt der Ulmer Minister jetzt als ein ein- 
heitliches Kunstdenkmal in die Ltifte. Innerhalb dieses Programmes hatte 
B. noch reichlich Gelegenheit, sein Konnen zu zeigen. Seiner Umsicht und 
Fiirsorge war es zudem gelungen, wahrend des Baues grCssere UnglUcksfalle 
zu vermeiden. Auch durfte er sich riihmen, die Kostenvoranschlage nicht 
tiberschritten zu haben. Ende Juni 1890 feierte Ulm das schone Fest der 
Vollendung seines herrlichen Domes. Dem Baumeister wurden dabei reiche 
Ehrungen zu Theil. Wiirttembergische, preussische, bayerische Orden schmiickten 
seine Brust; das Ehrenkreuz des wtirttembergischen Kronordens brachte dem 
einstigen Steinmetzen den Personaladel. Die philosophische Facultat in 
Tubingen verlieh ihm den Grad des Ehrendoctors. 

Neben seinem Hauptamte leitete B. f als einer der ersten Gothiker 
Deutschlands anerkannt, die Restauration des MUnsters und den Ausbau des 
MUnsterthurmes in Bern, fiihrte die Wiederherstellung der Heilbronner Kilians- 
kirche aus und ertheilte Rathschlage fur eine Reihe weiterer gothischer Dome, 
namentlich ftir den in Freiburg i. Br. — Unter der Last der Geschafte und 
Sorgen seines Berufes brachen allmahlich seine Korperkrafte zusammen. 



Beyer. Daverfo. Speidel. 49 

Mancherlei Verdriesslichkeiten setzten ihm hart zu. So wollte er noch zuletzt 
durch eine neue Mlinsterbauhtitte dem Ulmer Miinsterplatz einen passenden 
Abschluss geben: aber die Stadtvater verwarfen seinen Plan, weil die Mehr- 
zahl der Ulmer einen freien Platz rund um ihren Dom haben wollten. Zwar 
gab ihm die Stadt einen neuen Beweis ihres Vertrauens, indem sie ihn noch 
kurz vor seinem Tode zu ihrem EhrenbUrger machte. Und als er um seine 
Pensionierung einkam, bewilligte sie ihm daftir einen langeren Urlaub zur 
Wiederherstellung seiner Gesundheit. Es war vergebens. Nach zehnwochiger 
schwerer Krankheit ftihrte schliesslich ein Schlaganfall das Ende herbei. 

Schwabische Kronik vom 1 8. April 1899 No. 177, Staats-Anzeiger ftir Wilrtteroberg 
vom selben Tag No. 88, Ulmer Schnellpost vom 20. April 1899 No. 91, Ulmer Tagblatt 
vom 19. April 1899 llf| d Sonntagsbeilage No. 17 vom 23. April 1899 (mit Bild), Beilage 
zur Allgemeinen Zeitung 1899 No. 90, Schwabenland 1899 No. 9, Vom Fels zum Meer 
18. Jahrgang, 19. Heft, Der Sammler S. 48 (mit Bild), Centralblatt der Bauverwaltung 
1899 No. 35 S. 211 (mit Bild). 

Rudolf Krauss. 



Daverio, Michael, Gustav, * 20. Juli 1839, t 5- J un * ^99 in Zurich. — 
Grander der Firma G. Daverio, Ingenieur und Mtihlenkonstrukteur in Zurich, 
eine in Fachkreisen sehr bekannte und vielgenannte Personlichkeit. Sein 
Vater, von einer alten Mailander Familie abstammend, war Mitarbeiter der 
»Neuen Zttricher Zeitung* und Sprachprofessor fur's Italienische am Zuricher 
Gymnasium. Von den freiheitlichen Bestrebungen des Landes eingenommen 
und begeistert, machte er sich die Schweiz zu seiner zweiten Heimath. Er 
starb 1849. E** e Mutter heirathete in zweiter Ehe den Journalisten und 
« Historiker Peter Feddersen in Basel. — D. besuchte die Kunst- und Ge- 
werbeschule Basels und das Polytechnikum Zurich. Er ging hernach zu 
weiterer Ausbildung seiner theoretischen Kenntnisse an die Akademie in 
Karlsruhe, kam nach beendigten Studien als Ing&iieur zu Dolfuss in Basel, 
Etablissement ftir Brttckenbau, von da in die Werkst&tten der Vereinigten 
Schweizerbahnen in Rorschach. Spater finden wir ihn wahrend mehrerer 
Jahre bei Gebriider Sulzer in Winterthur. 1868 grtindete er in Rorschach 
die Firma Daverio, Siewert & Giesker, die vier Jahre spater nach Oerlikon 
ubersiedelte und da raschen Aufschwung nahm. Nach einer neuen Periode 
von vier Jahren trennte er sich von seinen Associ£s und schuf ein selbstandiges 
Geschaft in eigenem Namen. Anfanglich mit grossen Schwierigkeiten kampfend, 
gelang es ihm doch in verhaltnissmassig kurzer Zeit sein Geschaft zur Bliithe 
zu bringen. Mit eisernem Willen und rastloser Thatigkeit arbeitete er sich 
vorwarts, auf dem Gebiete der Mullerei bahnbrechend, und ward bald eine 
ihrer ersten Notorietaten. 



Speidel, Wilhelm, Professor, Musiklehrer und Componist, * 3. Sep- 
tember 1826 zu Ulm, f 13. October 1899 zu Stuttgart. — Er erhielt seine 
Schulbildung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt und wurde gleichzeitig 
von seinem Vater, dem geachteten Ulmer Musiklehrer und Sanger Conrad 
Speidel, in der Tonkunst unterrichtet. Schon mit acht Jahren trat er zum 
resten Male offentlich in einem Concert in Ulm als Clavierspieler auf. 1843 
kam er zu weiteren musikalischen Studien nach Munchen, wo in der Com- 
position Ignaz Lachner, im Clavier Wanner und Wilhelm Kuhe seine Lehrer 

Biogr. Jahrbnch n. Deutsche r Nekrolog. 4. Bd. a 



jo Spcidcl. 

waren. S. erwarb sich rasch einen Ruf als Pianist, namentlich durch seine 
geistvolle Auffassung Beethovenscher Sonaten. In den Ferien Hess er sich 
mehrfach in Concerten seiner Vaterstadt horen. In Mtinchen, wo er zu- 
sammen mit seinem jungeren Bruder Ludwig, dem gefeierten Wiener Feuille- 
tonisten, lebte, verkehrte er in den angesehensten Kunstkreisen, wodurch seine 
allgemeine Ausbildung nicht wenig gefordert wurde. Nachdem er 1846/7 
eine Zeit lang zu Thann im Elsass als Hauslebrer bei der Familie Kestner 
verweilt und die Urenkelinnen von Goethes Lotte in der Musik unterrichtet 
hatte, Hess er sich als Clavierlehrer in Mtinchen nieder und fand bald reich- 
liche Beschaftigung. 1853 bestand er im Leipziger Gewandhaus die Feuer- 
probe als Claviervirtuose; seine Concertreisen fiihrten ihn fortan nach den 
meisten grosseren Stadten Deutschlands. 1855 trat S. als Musikdirector an 
die Spitze der Ulmer Liedertafel, siedelte jedoch schon 1857 nach Stuttgart 
tiber, wo er einen bleibenden Wirkungskreis fand. Er begriindete im Vereine 
mit einigen Fachgenossen die Stuttgarter Musikschule, die spater sich in das 
K. Conservatorium umwandelte, und Ubernahm dort den Unterricht im Clavier- 
spiel. 1874 schied er in Folge eines Zerwtirfnisses mit seinem Collegen Sieg- 
mund Lebert aus, um ein eigenes Musikinstitut zu grtinden. So erfolgreich 
dieses Unternehmen war, trat er doch 1885 nach Leberts Tod aufseinen alten 
Posten am Conservatorium zuriick. Eine Anzahl Kttnstler und Kiinstlerinnen 
von Ruf sind aus S.'s Schule hervorgegangen, und er trug nicht wenig dazu 
bei, dem Stuttgarter Conservatorium weithin Ansehen und Geltung zu ver- 
schaffen. Auch sonst hatte ihm das Stuttgarter Musikleben viel zu danken. 
Insbesondere erwarb er sich um den dortigen Liederkranz, den er von 1857 
bis 1885 dirigirte, hohe Verdienste. Er brachte dem Chor seine allgemein 
anerkannte und viel bewunderte Ausdrucksiahigkeit und Freiheit im Vortrag 
bei. Ferner regte er die ungemein beliebten Popularen Concerte des Lieder- 
kranzes an. Auch im Schwabischen Sangerbund spiel te er eine Rolle; wieder- 
holt lag auf schwabischen Liederfesten die musikalische Leitung in seinen 
Handen. Der Stuttgarter Liederkranz, der Schwabische Sangerbund und 
manche andere Vereine und Liedertafelri ernannten im Laufe der Jahre den 
trefflichen Dirigenten zu ihrem Ehrenmitgliede. 

Als Componist entfaltete S. eine vielseitige und umfangreiche Thatigkeit. 
Seine Starke lag in der Lyrik, in der naiven wie in der sentimentalen, in der 
volksthUmlichen wie in der kunstmassigen. Sehr gut traf er den einfachen, 
schlichten Volkston. Seine Chor- und Sololieder wurden darum auch viel 
gesungen. Seine Mannerchore, unter denen populare Vaterlandsgesange 
hervorzuheben sind, pflegte er zuerst im Stuttgarter Liederkranze zu erproben. 
Von da zogen sie in die Welt hinaus, wo nur Deutsche hausen und singen, 
selbst uber den Ocean hintiber. Auch einige grossere Stticke befinden sich 
darunter, so der Geisterchor aus Faust mit Orchester, das Tenorsolo mit 
Mannerchor und Orchester »Wikinger Ausfahrt«, »Volkers Schwanenlied*. 
Neben der Vokalmusik widmete er sich als Componist auch der Instrumen- 
talmusik. In seinen Orchesterstticken, Ouverttiren, Streichquartetten, CeUo-, 
Violin- und Claviersonaten herrscht Uberall ernsthaftes Streben nach Classi- 
citat. Seine Compositionen wurden in den Abonnementsconcerten der Stutt- 
garter Hofcapelle, an den dortigen Kammermusikabenden, woran er in jttngeren 
Jahren auch als ausUbender Kunstler theilnahm, aufgeftihrt. Ferner hat S. 
durch Bearbeitungen classischer und nachclassischer Meister seinen Namen 
bekannt gemacht. 



Speidel. Munxiger. 5 1 

Mit Lina Schmidt, der Tochter eines Verlagsbuchhandlers, verheirathet, 
lebte S. in glucklichen Familienverhaltnissen und ausserem Wohlbehagen. In 
seinem Hause bereitete er edler Geselligkeit, wie er sie einst in Mtinchen 
kennen und schatzen gelernt hatte, eine Statte. Erlesene Ktinstler gaben 
sich hier ein Stelldichein, die Musik wurde dabei natiirlich in erster Linie 
gepflegt. Mit Freuden war S. noch Zeuge, wie eines seiner Kinder, die Tochter 
Maria, als Sangerin die Kunstlaulbahn ergriff. — Seinem Ende ging eine 
schwere Periode schmerzlichen Leidens voraus. Am 16. October begrub man 
ihn" auf dem Stuttgarter Fangelsbachfriedhof unter lebhafter Betheiligung 
weiter Kreise der Hauptstadt. 

Schwabische Kronik vom 14* October 1899 No. 480, vom 17. October 1899 No. 484 
(Leichenfeier), (Stuttgarter) Neues Tagblatt vom 14. October 1899 No. 241, Staats-Anzeiger 
far Wtirttemberg vom 17. October 1899 No. 242, Frankfurter Zeitung 1899 No. 285 Abend- 
blatt, Schwabenland 1899 No. 20 (mit Bild), Neue Musik-Zeitung 1889 No. 18 (mit Bild), 1899 
No. 21. 

Rudolf Krauss. 



Munziger, Eduard, Tonkunstler, * 24. Juni 1 83 1 in Olten, (Schweiz) f 29. Marz 
1899 in Neuenburg, entstammte einer hochst musikalischen Familie. Sein 
Vater, Dr. Victor Munziger, Arzt in Olten, der eine so scheme Tenorstimme 
besass, dass man den Studenten durchaus ftlr die Oper gewinnen wollte, hat 
sich um die Entwickelung des musikalischen Lebens im Kanton Solothurn 
die grdssten Verdienste erworben, indem er auf den Bahnen Joh. Georg 
Nageli's wandelnd, den fruchtbaren Samen fUr das Erbltthen des Volksgesanges 
in seiner Heimath ausstreute, den Solothurnischen Kantonalgesang-Verein ins 
Leben rief und selbst Uber 30 Jahre lang den Gesangverein und die Theatergesell- 
schaft seiner Vaterstadt in trefflichster Weise leitete. Da Eduard schon als 
Knabe ausgesprochenes musikalisches Talent zeigte, bestimmten die Eltern, 
seinem hochsten Wunsch entsprechend, die Tonkunst zu seinem Lebensberuf 
und nachdem er die Prima in der Bezirksschule Oltens erfolgreich durch- 
gemacht, kam der Ftinfzehnjahrige 1846 ans Leipziger Conservatorium, wo 
er es unter Moscheles* Leitung im Pianofortespiel bald zu bedeutender Fertigkeit 
brachte. Eine seiner frlihesten Compositionen war ein Dufour-Lied, zu dem 
Jul. Schantz den Text verfasst hatte und das nach Niederwerfung des Sonder- 
bundes 1848 bei einer Festlichkeit der Leipziger Thomasschuler gesungen und 
begeistert aufgenommen wurde. Nach 3Jahrigem Studium kehrte M. in die 
Heimath zurtick und wirkte zunachst als Organist, Klavier- und Gesanglehrer 
in Yverdon und Morges. Ende 1854 folgte er einem Ruf als Director des 
Caecilien-Vereins nach Aarau, wo er gleich im ersten von ihm geleiteten 
Abonnements-Concert das Weber'sche Concertstttck mit hinreissendem Feuer 
spielte. 1855 —1857 ert6nten im Aarauer Casinosaal unter M.'s Commando- 
stab eine Reihe Symphonien von Haydn, Mozart und Beethoven, wie es ihm 
denn Gewissenssache war, dem Publikum nur gute Musik vorzufUhren. Auch 
studirte er mit dem ihm unterstellten Chor verschiedene Oratorien ein und unter 
ihm errang 1856 der Mannerchor des Caecilien-Vereins beim EidgeniJssischen 
Skngerfest zu St.-Gallen den 6. Preis. Ein Zerwtirfniss mit dem Vorstand veran- 
lasste 1858 seinen Rttcktritt m von der Vereinsleitung, ohne dass er sich 
iibrigens dem oflfentlichen Musikleben der Aargauischen Hauptstadt entzogen 
hatte. Von Aarau, wo er auch seine Gattin gefunden, siedelte M. 1863 nach 
Ziirich Uber, um hier nach Wilh. Baumgartner's RUcktritt die Direction des 

4* 



e 2 Munziger. Lang. 

Stadtsanger-Vereins (spateren »Mannerchores«) zu Iibernehmen und zeitweilig 
auch den gemischten Chor zu leiten. Ende 1864 wurde sein Chorwerk 
»Helgi und Cara«, zu dem ihm Professor Dr. L. Tobler den auf einer alt- 
nordischen Sage fussenden Text geschrieben, durch die »Harmonie« und den 
»Stadtsanger-Verein Zurich «, unter Mitwirkung des Tonhalle-Orchesters drei 
Mai im Stadttheater mit grossem Beifall aufgefiihrt und noch reicheren Lorbeer 
trug dem Autor die gleichfalls von Tobler gedichtete Cantate »Der Schwur 
im Riitli* ein, welche in Folge einer Concurrenzausschreibung des Eidge- 
nossischen Sanger- Vereins 1863 mit dem ersten Preis gekront wurde und beim 
Eidgenftssischen Sangerfest zu Bern am 18. Juli 1864 als Hauptprogramm- 
nummer der Gesammtauffiihrung einen durchschlagenden Erfolg errang. 1 866 
begab sich M. mit seiner Familie nach Neapel und Palermo, wo er den 
musikalischen Verhaltnissen des Landes lebhafte Theilnahme schenkte. 1868 
berief ihn der «Frohsinn» Neuenburg zu seinem Director und bald trat er 
hier auch an die Spitze der Soci£td chorale. Beim Eidgenossischen Sanger- 
fest zu Naumburg von 1870 lag das leitende Scepter in seiner Hand. Der 
stramme Dirigent fand nicht weniger Anerkennung als der Tondichter mit 
seiner schonen Composition »Die Schweizerischen Schlachtfelder« . Als 1875 
der »Orpheon« reorganisirt wurde, tibernahm M. diesen Mannerchor, um ihn 
wahrend eines Menschenalters von Sieg zu Sieg zu fuhren und mit ihm 
namentlich auch bei internationalen Sangerfesten wie 1879 zu Annecy und 
1 88 1 zu Macon erste Preise zu erringen. Endlich stand der Musiker langere 
Zeit dem »Coeur nationals vor und erteilte an den offentlichen Schulen 
Neuenburgs Gesangunterricht. Die Lichtblicke in dem arbei tsamen , von 
Fortunas Gunst nur sparlich erhellten Leben des Ktinstlers, bildeten in 
seinen letzten Jahren verschiedene Auffuhrungen grosserer Tonwerke, die 
sein schopferisches Vermogen auf der Hohe zeigten, aber trotzdem, gleich 
den meisten seiner von Schumann'schem Geist durchwehten Claviercompo- 
sitionen unedirt geblieben sind. So trat Anfangs 1896 in Neuenburg unter 
des Componisten Leitung ein grosser Chor zusammen, der am 31. Mai und 
1. Juni genannten Jahres seine Cantate »Sempach« im Temple du Bas aufs 
Wiirdigste wiedergab. Und vielleicht noch starkeren Eindruck auf die Horer 
machte das Chorwerk » Jeanne d'Arc«, das 1897 gleichfalls unter des Ton- 
dichters eigener Direktion aus der Taufe gehoben wurde und sich als eine 
ebenso phantasievolle wie formschone, namentlich in den Choren packende 
Schopfung erwies. Schon friiher hatte man in Naumburg eine kleinere Chor- 
composition »Chemin creux« (»Die hohle Gasse«) kennen gelemt, die ver- 
moge ihres patriotischen Schwunges sehr gefiel. Dagegen blieb das Oratorium 
»Ruth und Boas«, das Kenner fUr M.'s beste Partitur erklaren, bis jetzt un- 
aufgefiihrt. Eine Anzahl reizender Quartette, »Schilflieder« betitelt, sowie 
zwei Claviercompositionen, »Idylle« und »Po6me d'amour«, erschienen bei 
Schott in Mainz und Fromont in Paris. Hoffentlich wirken die allgemeine 
Liebe und Verehrung fiir den Musiker, die sich bei seinem Leichenbegangniss 
kundgaben, auch in der Weise nach, dass man seine hinterlassenen Werke 
durch Drucklegung und wtirdige Vorftihrung lebendig macht und so die Er- 
innerung festhalt an einen der talentvollsten schweizerischen Componisten. 

A. Niggli. 

Lang, Franz Vinzenz, Dr. phil., schweizerischer Naturforscher, * 19. Juli 
182 1 in Olten, f 21. Januar 1899 in Solothurn. — Der Sohn ehrsamer 



Lang. 53 

Biirgersleute, besuchte L. die Schulen seiner Vaterstadt Olten, an deren 
hoheren Klassen sein urn zwanzig Jahre alterer Bruder, der als tlich tiger Schul- 
mann geschatzte Kaplan Konrad Lang, mit grossem Krfolge als Lehrer 
wirkte, und vollendete seine Gymnasialstudien an der hohern Lehranstalt 
(Cantonsschule) in Solothurn. Da er sich entschlossen hatte, Apotheker zu 
werden, machte er seine Lehrzeit 1840 — 1843 in einer Apotheke in Solothurn 
und begab sich, nachdem er sein Gehilfenexamen bestanden, 1844 an die 
Universitat Bern, urn sich dem Studium der Naturwissenschaften zu widmen. 
Zu seinen Lehrern zahlte er neben Perty (Zoologie), Valentin (Physiologie) 
u. a. auch Bemhard Studer, durch den er besonders auf das Studium der 
Geologie gelenkt wurde, dem er in der Folge mit Vorliebe seine Thatigkeit 
gewidmet hat. Von der Absicht, Medicin zu studieren, wurde er im Herbst 
1846 durch seine Wahl zum Professor der Naturgeschichte an der hohern 
Lehranstalt in Solothurn abgewendet und trat als Nachfolger des Botanikers 
Alexander Moritzi seine Lehrstelle an, die er wahrend vollen 52 Jahren 
bekleiden sollte. L. war ein vorziiglicher Lehrer, der die verschiedenen 
Disciplinen der Naturwissenschaft griindlich beherrschte und durch fleissiges 
Studium ihren Fortschritten stets mit Eifer folgte. Voll Begeisterung filr sein 
Fach, verstand er auch seine Schiller filr dasselbe einzunehmen, und viele 
derselben haben sich, seiner Anregung folgend, dem Studium der Natur- 
wissenschaften oder der Medicin zugewendet, ihrem einstigen Lehrer stets 
ein treues und dankbares Andenken bewahrend. In Anerkennung seiner 
Verdienste um die Cantonsschule iibertrug ihm die Regierung im Jahre 1872 
die Leitung derselben, die er bis zum Jahre 1883 fiihrte. In dieser Stellung 
arbeitete Rector L. ein neues Cantonsschulgesetz aus, das im Jahre 1874 
vom Volke angenommen wurde und flir die Entwicklung der Anstalt von 
grosser Bedeutung gewesen ist; seinen Bemuhungen war es auch vornehmlich 
zu verdanken, dass dieselbe ihre beschrankten und ungeeigneten Raume 
verlassen und 1882 in ein neues Gebaude ubersiedeln konnte. Auch auf 
dem Gebiete des Volksschulwesens entwickelte L. eine rege Thatigkeit, die 
sich nicht nur auf den Heimatcanton beschrankte; als Mitglied des Central- 
ausschusses des schweizerischen Lehrervereines wirkte er mit zur Entwicklung 
des gesamten schweizerischen Schulwesens. 

Stets bestrebt, die Ergebnisse der Wissenschaft in weiteren Kreisen 
zu verbreiten und das Interesse fur das Studium zu wecken, war L. eines 
der eifrigsten Mitglieder der naturforschenden Gesellschaft von Solothurn, die 
er bald nach Antritt seines Lehramtes im Dezember 1846 mit einigen gleich- 
gesinnten Collegen neu begriindete und an deren Leitung er bis 1862 als 
Secretair, von da an als President betheiligt war; im Jahre 1897 ernannte ihn 
die Gesellschaft in Anerkennung seiner grossen Verdienste um ihre gedeihliche 
Entwicklung zu ihrem Ehrenprasidenten. Auch an den Verhandlungen der 
schweizerischen naturforschenden Gesellschaft, in die er 1847 eingetreten war, 
nahm er stets regen Antheil und leitete zwei Mai, 1869 und 1888, die in 
Solothurn stattfindenden Jahresversammlungen derselben. So trat er in Ver- 
bindung mit den bedeutendsten schweizerischen Naturforschern, wie Escher 
von der Linth, Peter Merian, Carl Vogt, Desor, A. Heim u. s. w., und wurde 
1872 auch Mitglied der schweizerischen geologischen Kommission, deren 
Presidium er von 1888 an fiihrte und die ihn 1895 t )e * seinem Riicktritt zu 
ihrem Ehrenprasidenten ernannte. 

Wenn seine Lehrthatigkeit L. nicht gestattete, grossere wissenschaft- 



54 Lan e- 

liche Arbeiten zu unternehmen, fand er doch Zeit zu verschiedenen kleineren 
Monographien, die als werthvolle Beitrage zur Geologie des Solothumischen 
Jura bezeichnet werden konnen, so die »Geologische Skizze der Umgebung 
von Solothurn* (1883), »Die Einsiedelei und die Steinbrtiche bei Solothurn* 
(1885). Gemeinsam mit Professor Riitimeyer in Basel publicirte er im 23. 
Band der »Denkschriften der schweizer. naturforsch. GesellschafU (1867) 
eine Abhandlung liber »Die fossilen SchiJdkrfiten von Solothurn*, deren 
geologischer Theil seiner Feder entstammt. In ^Amanz Gressly, Lebensbild 
eines Naturforschers* (1873) stiftete er einem hervorragenden Geologen, dessen 
Anregung er selbst viel verdankte, ein wohlverdientes Denkmal. Ausserdem ver- 
fasste er, zum Theil im Verein mit anderen Naturforschern, eine Reihe von geolo- 
gischen Gutachten fiir Tunnelbauten und Wasserversorgungen. In Aner- 
kennung dieser Arbeiten wie seiner wissenschaftlichen Thatigkeit tiberhaupt 
verlieh ihm die Universitat Bern am 17. December 1878 das Diplom eines 
Doctor philosophiae honoris causa und ernannten ihn mehrere naturforschende 
Vereine der Schweiz zu ihrem correspondirenden und Ehrenmitgliede. 

Am offentlichen Leben der Stadt und des Cantons Solothurn nahm L. 
stets einen regen Antheil und war Mitglied der GemeindebehOrden wie des 
Cantonsrathes. Als begeisterter Freund der Musik forderte er das Gesangs- 
wesen im Canton wie in der Eidgenossenschaft und war wahrend zwei Jahren 
President des CentralcomiWs des schweizerischen Sangervereines, der 1868 
in Solothurn das eidgenossische Sangerfest feierte. So fanden alle wissen- 
schaftlichen und ktinstlerischen Bestrebungen in L. stets einen regen Forderer, 
und wie in der naturforschenden, so trug er auch in anderen Gesellschaften 
durch offentliche Vortrage gerne dazu bei, die Resultate der wissenschaft- 
lichen Forschung Anderen mitzutheilen. 

Gemeinsam mit seinem Collegen, Professor Dr. Victor Kaiser (s. Biogr. 
Jahrbuch, 2. Band, S. 181) feierte L. am 30. Juli 1896 das fiinfzigjahrige 
Jubilaum seiner Lehrthatigkeit an der Cantonsschule von Solothurn, das 
seinen zahreichen Schtilern und Freunden wie den Behorden Gelegenheit gab, 
seine mannichfachen Verdienste um die Schule und das offentliche Leben 
in schonster Weise zu ehren. Noch konnte er, trotzdem sich die Beschwerden 
des Alters mehr und mehr fiihlbar machten, sich nicht entschliessen, von 
seinem Lehramte zuriickzutreten, das er stets auf ehrenvolle Weise ausfiillte, 
und erst nach zwei Jahren, im August 1898, reichte er seine Demission ein, 
ohne deshalb auf seine wissenschaftliche Thatigkeit zu verzichten. Mit 
riihrender Sorgfalt beschaftigte er sich, so lange seine Krafte es ihm 
erlaubten, mit den Vorarbeiten fiir die Unterbringung der werthvollen natur- 
historischen Sammlung, die von Professor F. J. Hugi angelegt und zu deren 
Conservator er nach seinem Tode emannt worden war, in das neue Museum 
der Stadt Solothurn, dessen Errichtung er seit Jahren eifrig befiirwortet hatte, 
ohne seine Vollendung zu erleben. Er starb am 21. Januar 1899 in seinem 
freundlichen Landhause bei Solothurn, in dem er die letzten zwanzig Jahre 
seines Lebens zugebracht hatte, tief betrauert nicht nur von seiner Gattin 
und seinen zwei Tochtern, sondern auch von seinen ehemaligen Schtilern 
und zahlreichen Freunden, die in Professor L. einen Mann ehrten, der mit 
liebenswtirdigen personlichen Eigenschaften einen stets regen Sinn fur das 
offentliche Wohl und eine aufopfernde Hingabe an seinen Beruf verband. 
Mochte sein Arbeitsfeld auch klein sein, er hat es in so fleissiger und nutz- 
bringender Weise bebaut, dass ihm ein bleibendes Andenken gesichert ist. 



Lang. Weizsacker. 55 

Festrede, gehalten yon Rector Dr. Kaufmann an der funfzigjahrigen Jubelfeier der 
Herren Professoren Dr. Victor Kaiser und Dr. Franz Lang, im Jahresbericht der Cantons- 
schule von Solothurn fur das Schuljahr 1895/96; Festnummer zum »01tner TagblatU 
vom 30. Juli 1896, mit der von P. Dietschi verfassten Biographie der beiden Jubilare; 
Oltner Tagblatt 1899, No. 19; Solothurner Tagblatt 1899, No. 19 und 20; XII. Bericht 
fiber die Thatigkeit der naturforschenden Gesellschaft in Solothurn in den Jahren 1897/99; 
Schweiz. Wochenschrift fttr Cheraie und Pharrnacie 1899, No. 8; Actes de la societe hel- 
vetique des sciences naturelles, 82 me session du 31 juillet au 2 aout 1899 a Neucbatel. 

M. Gisi. 
• 

Weizsacker, Carl Heinrich (von), Theologe, * 11. December 1822 zu 
Oehringen in Wttrttemberg, f 13. August 1899 zu Tubingen. — Der Vater f 
Diaconus, spater Stiftsprediger in Oehringen, starb frtihe, die Mutter leitete 
die Erziehung Carls und seines jlingeren Bruders Julius, der nachmals als 
Historiker zu Ruhm gelangt ist. Obgleich durch eine zarte Gesundheit in 
seinen Studien mannigfach gehemmt, hielt W. doch, vermoge seiner ausge- 
zeichneten Geistesgaben mit den Altersgenossen gleichen Schritt. Er wurde 
zum Theologen bestimmt und empfing die in Wlirttemberg fiir diesen Beruf 
libliche Ausbildung. Dem vorgeschriebenen Studiengange im Tlibinger Stift 
ftigte er einen ktirzeren Besuch der Berliner Universitat hinzu. Nachdem er 
eine Zeit lang Pfarrvicar, dann in Tubingen Stiftsrepetent und Privatdocent 
gewesen war und sich dort 1847 die philosophische Doctorwtirde erworben hatte, 
Ubernahm er Sommer 1848 die im Hohenlohe - Langenburgschen Patronate 
stehende Landpfarrei Billingsbach (wiirtt. Oberamt Gerabronn). Schon 185 1 
wurde er auf die Stelle eines Hofcaplans nach Stuttgart berufen, wozu ihn seine 
Weltklugheit in besonderem Masse geeignet machte. 1856 wurde er zugleich 
als Hilfsarbeiter in das Cultusministerium gezogen, 1859 zum ausserordent- 
lichen Mitglied des evangelischen Consistoriums mit dem Titel einess Ober- 
consistorialraths ernannt. Daneben arbeitete er emsig an seiner wissenschaft- 
lichen Fortbildung. 1856 half er die Jahrbllcher fur deutsche Theologie be- 
grtinden und gehorte bis 1878 zu den Herausgebern dieser Zeitschrift, die unter 
den theologischen bald den ersten Rang einnahm. Er selbst veroffentlichte 
darin Untersuchungen, namentlich tiber das vierte Evangelium, So bekam 
sein Name in Fachkreisen einen guten Klang, und es war mehrfach von 
seiner Berufung an auswartige Universitaten die Rede. Nach Ferdinand 
Baurs Tod erhielt W. den Ttibinger Lehrstuhl fur Kirchengeschichte iiber- 
tragen und eroffnete im Sommersemester 1861 seine Vorlesungen. Es gehorte 
viel Mut dazu, der Nachfolger eines solchen Mannes zu werden. Aber es 
zeigte sich bald, dass W. als ein Ebenbiirtiger in die Fusstapfen des ge- 
feierten Hauptes der »Tiibinger Schule« trat und dazu bestimmt war, dieser 
selbst neuen Glanz zu verleihen. Das liber zwei Menschenalter dauernde Wirken 
Baurs und W.'s darf man als eine einheitliche Periode auffassen, in der die 
Tiibinger Facultat auf die Gestaltung der protestantischen Theologie in 
Deutschland tiefen und nachhaltigen Einfluss ausgeiibt hat. W. arbeitete sich 
mit rastlosem Fleiss in seinen Lehrberuf und Lehrauftrag ein. Ursprtinglich 
mehr Vermittlungstheologe, wandte er sich sachte mehr und mehr der historisch- 
kritischen Richtung Baurs zu. Die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung 
wurde auch seine Losung, und er hat sich zu dieser stets offentlich mit einer 
tiber jeden Zweifel erhabenen Deutlichkeit bekannt. Auch als Schriftsteller 
wandelte er in den Spuren seines Vorgangers, ohne auf Selbstandigkeit und 
Eigenart zu verzichten. Von kleineren Schriften, Aufsatzen und Recensionen 



56 



Weizsacker. 



abgesehen, verdfFentlichte er mit langeren Pausen drei grossere, langsam und 
sorgfaltig herangereifte Werke. Das erste, »Untersuchungen liber die evangelische 
Geschichte, ihre Quellen und den Gang ihrer Entwicklung« (Gotha. Verlag 
von Rudolf Besser. 1864), womit er bedeutungsvoll in die von Baur, Strauss 
und Renan angeregte Forschung eingriff, erwarb sich nur langsam in weiteren 
Kreisen Geltung. Seinen Ruhm begriindete er eigentlich erst so recht mit 
seiner Uebersetzung der Neuen Testamentes (Tubingen, 1875. Verlag der 
H. Laupp'schen Buchhandlung), die als erster Versuch gelten darf, gleich- 
zeitig den Urtext mit- moglichst grosser Treue wiederzugeben und sich genau 
an die Forderungen der herrschenden deutschen Literatursprache zu halten. 
Der Erfolg des Unternehmens ausserte sich in zahlreichen Auflagen; die 
neunte bereitete W. noch selbst in der letzten Leidenszeit vor. In seinem 
dritten grossen Werke, »Das apostolische Zeitalter der christlichen Kirche« 
(Freiburg i. B., Verlag von J. C. B. Mohr, 1886), das 1892 eine Neuauflage 
erlebte und auch ins Englische iibertragen wurde, stellte er die Entstehung 
und Entwicklung der christlichen Kirche bis zu den Ausgangen der Apostel- 
zeit im Zusammenhang dar, indem er gewissermassen der ganzen historisch- 
kritischen Forschung tiber das Urchristentum einen bedeutsamen Abschluss 
gab. Hier, wie in alien seinen literarischen Darbietungen, waltete nicht nur 
der echte, wissenschaftliche Forschergeist und echt religioses Empfinden, 
sondern auch ktinstlerischer Tact und starkes Gefiihl fiir die Schonheit der 
deutschen Sprache. — Mehr noch vielleicht hat W. als akademischer Lehrer 
geleistet. 76 Semester lang hielt er seine Vorlesungen mit Lust und Liebe, 
und Tausende von dankbaren Schlilern sassen zu seinen Fiissen. Ein Menschen- 
alter hindurch bestimmte er die kirchengeschichtlichen Anschauungen fast 
der gesammten wiirttembergischen Geistlichkeit. Aber auch aus dem tibrigen 
Deutschland kamen viele Theologen nach Tubingen, um den gefeierten und 
popularen Docenten zu horen. — Von 1875 bis 1889 versah W. zugleich 
das Amt eines Tlibinger Friihpredigers, wobei er mehr tief und gedankenreich 
als feurig und schwungvoll predigte. — In mancherlei Verwaltungsaufgaben 
konnte er seine praktische Gewandtheit erproben. Von 1877 bis 1889 ge- 
horte er zu den Inspectoren des Stiftes, 1874 wahlte ihn die theologische 
Facultat zum Ersatzmann, 1875 und 1879 zum wirklichen Abgeordneten fiir 
die Landessynode. 1867/8 und 1877/8 fiihrte er das Rectorat der Tlibinger 
Universitat; das zweite Mai fiel ihm zugleich mit dieser Wtirde die Leitung 
des Jubilaums des vierhundertjahrigen Bestehens der Hochschule im Sommer 
1877 zu, die er mit dem ihm eigenen Reprasentationstalente durchfiihrte. 

Als 1889 nach Gustav Riimelins Tod das Kanzleramt der Universitat 
neu zu besetzen war, richteten sich sofort die Blicke der massgebenden 
Kreise auf W. Er ubernahm nun die Vertretung der staatlichen Autoritat 
bei der Landeshochschule, ohne seine Vorlesungen aufzugeben. Die Geltung, 
die er Uberall besass, kam auch der Universitat zu gut, fiir deren Interessen 
er stets mit Warme eintrat. Seine geistvollen Kanzlerreden beim alljahrlichen 
Festacte zu Tubingen, deren Stoffe er aus der theologischen Disciplin oder 
aus der Geschichte der alma mater entnahm, waren weithin bertihmt. Mit 
der Kanzlerwiirde erhielt W. zugleich einen Sitz in der wiirttembergischen 
Abgeordnetenkammer. Er war librigens durchaus kein politischer Neuling. 
Schon friihzeitig hatte er die kleindeutsche Idee verfochten. Er gehorte zu den 
GrUndern und Flihrern der Deutschen Partei in Wtirttemberg und wirkte in 
Wort und Schrift, namentlich als Mitarbeiter des Schwabischen Merkurs, fiir 



Weizsacker. Socin. 5 7 

die nationalen Forderungen. Zu den Zeiten des Culturkampfes erklarte er 
sich nachdriicklich ftir die Rechte des Staates gegen kirchliche Anmassungen. 
Auch in der Kammer schloss er sich der Deutschen Partei an. Gern ergriff 
er zu Gegenstanden von hoherer Tragweite das Wort und war dabei stets 
seines Eindruckes auf die Zuhorer sicher. Er huldigte einem entschiedenen 
politischen Optimismus. Von den Grundsatzen des Liberalismus und der 
Toleranz wich er nie einen Finger breit ab. Redete er doch der Zulassung 
der Feuerbestattung in Wtirttemberg das Wort, stimmte er doch bei den 
Verhandlungen ttber die Verfassungsrevision als einziger unter den Privilegirten 
ftir deren Ausscheiden aus der zweiten Kammer. 

Hohe Ehren hauften sich im letzten Jahrzehnt seines Lebens auf W.'s 
Haupt. 1894 erhielt erhielt er Titel und Rang eines Staatsraths, 1897 eines 
Geheimeraths. Damals feierte er das ftinfzigjahrige Jubelfest der philosophischen 
Doctorwiirde. Die juristische und staatswissenschafdiche Facultat verliehen 
ihm den Ehrengrad, und da er schon 1862 bei der theologischen Facultat 
promovirt hatte, war er nunmehr vierfacher Doctor. Er besass hohe Orden, 
wurde von verschiedenen gelehrten Gesellschaften zum Ehrenmitgliede ernannt. 
W. war seit 1848 mit Sophie, Tochter des Oberhelfers Dahm in Esslingen, 
verheirathet; den Verlust der Gattin im Jahre 1884 konnte er niemals ganz 
verwinden. Der Ehe sind ein Sohn, der jetzt an der Spitze des wurttem- 
bergischem Cultusministeriums steht, und zwei verheirathete Tochter ent- 
sprossen. — W. bewahrte sich grosse geistige und korperliche Frische, bis 
ihn Juni 1899 die letzte Krankheit des Alters befiel, der seine Krafte langen 
Widerstand entgegensetzten. Er entschlummerte schliesslich sanft. In Tubingen 
wurde er in einer seiner Bedeutung entsprechenden Weise zur Erde bestattet. 

Schwabische Kronik vom 14. August 1899 No. 374, vom 16. August 1899 No. 378 
(Leichenfeier), vom 3. Februar 1900 No. 56 (Nekrolog von Alfred Hegler), Staats-Anzeiger 
fiir Wtirttemberg vom 14. August 1899 No. 187, (Stuttgarter) Neues Tagblatt vom selbcn 
Tag No. 1 88, Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1899 No. 185, Frankfurter Zeitung 1899 
No. 224 Abendblatt, Kirchlicher Anzeiger ftir Wtirttemberg 1899 S. 294, Evangel. 
Kirchenblatt fttr Wtirttemberg 1899 No. 33 S. 264 k 

Rudolf Krauss. 



Socin, August, * 21. Februar 1837 in Vevey, f 29. Jartuar 18Q9 in 
Basel. Seine Vorfahren entstammten einem adeligen italienischen Geschlechte 
und waren seit dem 16. Jahrhundert in Basel eingebtirgert. Da der Vater 
(Pfarrer der deutschen protestantischen Gemeinde) schon zwei Tage nach der 
Geburt des Sohnes starb, ubernahm dessen Erziehung die Mutter, eine kluge, 
energische und gebildete Veveysanerin. In seinem elften Lebensjahre kam er 
nach Basel zum Besuche der dortigen Schulen. Schon mit siebzehn Jahren 
hatte er die Gymnasialstudien beendet und bezog als Mediciner die Universitat 
seiner Vaterstadt. Gerade an seinem zwanzigsten Geburtstage erlangte er in 
Wiirzburg den Doctortitel und wandte sich, wie die meisten seiner Commili- 
tonen, nach Prag und Wien, wo die beriihmtesten Kliniker die fremden 
Studenten anzogen. Im Friihjahr 1859 legte er sein Staatsexamen in Basel 
ab und ging noch ftir ein Semester nach Paris, wo er sich speciell der Chir- 
urgie unter Pirogoff widmete. Im Herbst wurde er Assistent von Professor 
Mieg, dem Chefarzt der chirurgischen Abtheilung des Bilrgerspi tales in Basel. 
1 8 61 demissionirte letzterer und S. wurde auf dessen Empfehlung sein Nach- 
folger und habilitirte sich als Privatdocent an der Universitat. Ein Jahr spater 



5 8 Socin. 

verlieh ihm der Regierungsrath des Kantons Basel den Titel eines Professor 
extraordinarius und 1864 wurde er Ordinarius ftir Chirurgie, Augenheilkunde 
und Geburtshilfe. Nach den merkwiirdigen Einrichtungen der damaligen Zeit 
las er die ihm tibertragenen Facher theoretisch, durfte aber nur ausnahmsweise 
seine Horer in das Spital zur Visite mitnehmen, um ihnen interessante Falle zu 
demonstriren. Dem diplomatischen Auftreten des jungen Professors gelang es, 
die langst eingeleiteten Verhandlungen zwischen den stadtischen Spitalbehorden 
und der Regierung zu einem giinstigen Abschlusse zu bringen, und im Winter 
1865 hatte er die Freude, das erste Semester einer regularen chirurgischen 
Klinik mit neun Studenten zu eroffnen. 

Da S. keiner angesehenen Aerztefamilie entstammte, aus keiner chirur- 
gischen Schule hervorging, keiner Protektion sich erfreute, so verdankte er die 
raschen Erfolge seinen Geisteskraften und Charaktereigenschaften, kurz: seiner 
Individualitat. Sie war eine gute Mischung von germanischer Griindlichkeit 
und romanischer Lebhaftigkeit, selbst Leichtlebigkeit. Seinem Scharfsinn war 
es nicht entgangen, dass er sich den deutschen Chirurgen anschliessen mlisse, 
welche um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Ftihrerrolle tibernommen hatten 
und denen es gelungen war, durch pathologisch-anatomische, besonders 
mikroskopische Untersuchungen und experimentell-physiologische Studien die 
Chirurgie zu einer der internen Medicin ebenblirtigen Wissenschaft zu erheben. 
Fast zu gleicher Zeit, wie S. sein Lehramt antrat, waren zwei der bedeutendsten 
Assistenten von v. Langenbeck in Berlin, dem geistigen Haupte der Schule, 
namlich Billroth und Lticke, Klinik er in Ztirich und Bern geworden. Ein 
frischer Hauch ging durch die medicinische Welt der deutschen Schweiz, als 
diese drei Manner in den regsten belehrenden Verkehr traten, bei haufigen 
Zusammenkiinften ihre Erfahrungen austauschten und ihre jugendliche Begeiste- 
rung ftir die Wissenschaft auf die Schiller ubertrugen. In den Ferien besuchte 
S. die deutschen Spitaler, um an dem grossern Krankenmateriale sein Wissen 
zu erganzen, das Neueste zu sehen. 

Als im Sommer 1866 der Krieg zwischen Oesterreich und Italien ausbrach, 
eilte er nach Ober-Italien, um seine Dienste dem osterreichischen Commando 
anzubieten. In den Feldlazarethen machte er dieWahrnehmung, dass die 
Militararzte ihrer Aufgabe in der Wundbehandlung nicht gewachsen waren, da 
sie besonders die Verwendung des Gipsverbandes fiir Knochen- nnd Gelenk- 
schtisse der Extremitaten noch nicht kannten. An den ihm uberlassenen 
Patienten wusste er die Vorziige desselben den Collegen zu demonstriren und 
bei seinem energischen, initiativen Wesen schwang er sich zum Lehrer der 
Militarchirurgen auf und ordnete eigentliche Curse an, um ihnen die Technik 
der erhartenden Verbande beizubringen. Viele Glieder wurden so erhalten 
und der Ruf des jungen Professors verbreitete sich rasch im Ausland und er 
gait als der erste Chirurg deutsch-schweizerischer Nationalitat. 

In Basel nahm die Zahl der chirurgischen Patienten im Spital allmahlich 
zu und 1867 gab S,, um sich ausschliesslich seinem Fach widmen zu konnen, 
die Augenkranken an die neu geschaffene ophthalmologische Klinik ab und ein 
Jahr spater entstand eine eigene Frauenklinik. Auch in der Folge interessirte 
er sich lebhaft um den Ausbau des Spitales und die Entwicklung der medi- 
cinischen Facultat. Seiner Zahigkeit und Geduld, seinem Eifer und wachsenden 
personlichen Ansehen gelang es, den wohlthatigen, opferfreudigen Sinn der 
reichen Basler Herren so zu lenken, dass die verfligbaren Mittel zum Frommen 
der armen Kranken und zum Ruhme der alten Universitat Verwendung fan den. 



Socin. 



59 



Aus dem unzweckmassigen Krankenhause wurde eine moderne Musteranstalt, 
die Facultat vervollstandigte sich durch die Besetzung aller Disciplinen mit 
bewahrten Gelehrten. Leider war es ihm nicht vergonnt, sein Lieblingswerk 
noch einzuweihen, da der Tod ihn vor der Vollendung eines grossartig 
angelegten, seit Jahren studirten, mit alien modernen Bequemlichkeiten 
ausgerilsteten Operationshauses erreichte. 

ImSommer 1870 unterbrach der Deutsch-Franzosische Krieg von Neuem 
seine friedliche Thatigkeit, als der badische Frauenverein , an dessen Spitze 
die Grossherzogin stand, ihn zum Chefarzt eines bedeutenden, (iber reiche 
Mittel verftigenden Reservelazarethes nach Karlsruhe berief. Mit den Pro- 
fessoren Hoffmann und Klebs, dem berfihmten pathologischen Anatomen 
aus Bern, seinen Basler Schlilern und Freiburger Studenten installirte er sich 
in den weiten Raumen einer eben erstellten Locomotivwerkstatte, in 
welcher 400 Betten aufgeschlagen waren. Vom 11. August an full ten sich 
die Sale rasch mit Deutschen, Franzosen und besonders vielen Turcos 
welche der Mehrzahl nach bei Worth, aber auch bei Weissenburg, Gravelotte, 
vor Strassburg, bei St. Remy und Belfort verwundet worden war. Im Ganzen 
wurden 643 Patienten bis zum 23. Marz 1871 verpflegt, wo von 93 oder 
14,4 % starben, eine ftir die damalige Zeit, wo die Antisepsis nur sehr 
unvollkommen gehandhabt wurde, massige Mortalitat. Da S. bei seiner 
uneigenniitzigen , noblen Sinnesart sowohl hier, als auch seiner Zeit in 
Oesterreich jede Honorirung seiner Leistungen bestimmt ausschlug, so wurden 
ihm hohe Orden und Ehrungen zu Theil. Der Bekanntschaft mit dem 
grossherzoglichen Hause verdankte er auch seine Ernennung durch die Kai- 
serin Augusta zu einem der Schiedsrichter fiir das beste Werk tiber Samariter- 
wesen, ftir welches die hohe Frau einen Preis ausgesetzt hatte. 

Einen Markstein im Leben von S. bildete die Annahme der von Lister 
erdachten und von Volkmann im Jahre 1874 nach Deutschland gebrachten und 
verbesserten antiseptischen Wundbehandlung. S. gab sich grosse Mtihe, die 
Methode den einzelnen KOrperregionen technisch anzupassen u. sie unter den 
Aerzten bekannt zu machen. Er war von den guten Erfolgen bei schwierigen 
Operationen so entztickt, dass er als sein grosstes Gluck pries, die Entdeckung 
des Lister Verbandes erlebt zu haben. 

Seine eigentliche Lebensaufgabe fand er in seinem Lehramte und er war 
stolz auf die Wlirde und den Titel eines Universitatsprofessors. Er war ein 
fleissiger Kliniker und setzte nur bei ausserordendichen Anlassen seine Vor- 
lesungen aus. In frtiheren Jahren praparirte er sich grUndlich auf seine Vor- 
trage und legte sich eine wertvolle Bibliothek an, um alles Neue kennen zu 
lernen. Nach seinem Tode fiel sie testamentarisch der Universitat zu. Sein 
Vortrag war klar, scharf, lebhaft und elegant. Auch im gewohnlichen Urn- 
gang sprach er stets gut deutsch, aber mit einem unverkennbaren franzosischen 
Accente. Da die Zahl der Mediciner in Basel eine beschrankte war, suchte 
er jeden Studenten personlich kennen zu lernen, um ihn nach seiner indivi- 
duellen Anlage auszubilden. Er griindete ein chirurgisches Kranzchen, wo 
an bestimmten Abenden die Praktikanten sich versammelten, liber wichtige 
Falle referirten oder auserlesene Capitel aus den Lehrbtichern behandelten. 
Aus dem reichen Schatze seiner Kenntnisse vervollstandigte der Lehrer das 
Vorgebrachte und wusste den Schtilern in plastischer Weise pragnante Krank- 
heitsbilder zu zeichnen. Eine seiner Schwachen, die oft belacht wurde, bestand 
darin, dass er niemals einen Candidaten, wenn er auch noch so schwach und 



60 Socin. 

kenntnisslos war, im Staatsexamen durchfallen Iassen konnte. Selten wird 
man einen Lehrer finden, dem auch im spatern prakrischen Leben die 
Schiller so treu und freundschaftlich zugethan blieben, weil sie wussten, dass 
in den Zeiten der Not sie seiner werkthatigen Hilfe versichert sein konnten. 

Als Operateur war er gewandt und das Messer fiihrte er mit franzosischer 
Eleganz. Bei seiner angebornen Nervositat wurde er bei unvorhergesehenen 
Ereignissen, wie stark en Blutungen, beangstigenden Zufallen bei der Narkose, 
aufgeregt und verlor seine Kaltblutigkeit. Wenn er auch die neueren Opera- 
tionen kannte, war er niemals libermiithig oder waghalsig und tiberlegte sich 
genau, ob der zu erwartende Gewinn zu der moglichen Lebensgefahr in einem 
richtigen Verhaltnisse stehe. Die von ihm angelegten Verbande zeichneten 
sich durch schmucke Ausflihrung aus. 

S. war ein Arzt im eigentlichen Sinne des Wortes. Sein selbstbewusstes 
Auftreten erweckte bei den Kranken Vertrauen und Glauben. Im Spital machte 
er abweichend von der Gewohnheit vieler Universitatsprofessoren taglich eine 
eingehende Visite und beschaftigte sich mit jedem Patienten. Bei mangelndem 
Gehorsam brauste er rasch auf und konnte tiichtig schelten. Die 
Herzen der Beleidigten eroberte er sich aber bald wieder, da sie seine 
Gtite und sein Mitgeftihl fortwahrend wtirdigen konnten, Oefters spendete 
seine eigene Kiiche und sein Keller an schwer Operirte Zugaben, welche das 
Spitalreglement nicht vorgesehen hatte. Bis in die letzten Jahre seines 
Lebens war er in einigen Basler Familien treuer Hausarzt geblieben und 
behandelte auch die internen Krankheiten. 

In literarischer Beziehung war er nicht fruchtbar. Zur Abfassung 
grosserer Werke mag es ihm an Ruhe und Geduld gefehlt haben ; vor Allem 
aber ging ihm die schopferische Natur ab. Er verbesserte und vervoll- 
kommnete die von anderen Chirurgen ersonnenen operativen Verfahren, ohne 
aber neue Pfade zu weisen. An seinen Namen kntipft sich eine Methode 
zur Entfernung von gewissen Kropfen. Nebst gelegentlichen kleineren Ab- 
handlungen und von ihm inspirirten Dissertationen seiner Schiiler sind es 
drei Werke, welche auf bleibenden Werth Anspruch machen. Nach dem 
Deutsch-Franzbsischen Kriege erschienen »Kriegschirurgische Erfahrungen«, 
gesammelt in Karlsruhe 1870 und 187 1« (Leipzig, Verlag von F. C. W. Vogel 
1872), in welchen er tiber Schussverletzungen und besonders iiber die 
sie complicirenden Wundinfectionskrankheiten und iiber Prothesen wertvolle 
Studien veroffentlichte. In diesem Werke tritt die Individualist des Ver- 
fassers am besten hervor. Die Schwierigkeit der Beobachtung und die 
Unmoglichkeit der Fiihrung von ganz genauen Krankengeschichten wahrend 
der aufgeregten Kriegszeiten schlossen eine streng wissenschaftliche Verarbei- 
tung des Stoffes aus, erlaubten dafiir aber ein freieres und warmeres Hervor- 
treten der subjectiven Ansicht. Ein zweites Werk sind »Die Krankheiten der 
Prostata* , erschienen im Handbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie 
von Pitha und Billroth im Jahre 1875. Die Bearbeitung des schwierigen 
Stoffes ist eine mustergiltige und erschopfende. Das Manuscript zu einer 
zweiten Auflage ist leider unvollendet im Nachlasse gefunden worden. 
Jahrlich erschien seit 1871 unter Mitarbeitung des jeweiligen Assistenzarztes 
der Klinik ein »Jahresbericht iiber die chirurgische Abtheilung des Spitales zu 
Basel «. S. ist meines Wissens der einzige Chirurg, der in so objectiver, 
schonungsloser Weise sein ganzes Wirken und Handeln im Spital dem Sffent- 
ljchen Urtheil unterbreitete. Es brauchte grosse Selbstiiberwindung und 



Socin. Rttraelin. 61 

Selbsterziehung zu einem solchen Vorgehen, da auch dem grossten Meister 
Falle unterlaufen, welche er am liebsten verheimlichen und vergessen lassen 
mochte. In der Casuistik finden wir stets Zusammenstellungen von Eingriffen, 
welche ihn besonders interessirten, wie der Operationen bei Unterleibsbriichen 
und bei Kropfen. 

Er hatte drei Mai die Ehre eines Rufes an fremde Universitaten. 
Aus Anhanglichkeit an seine Vaterstadt und im Gefiihle, dass er ftir den 
Ausbau des Spitals und der Hochschule noch nothwendig sei, lehnte er nach 
Bern, nach Freiburg i/B. und wohl mit schwerstem Herzen nach Wtirzburg 
ab, wohin ihn besonders sein Freund und friiherer Lehrer Koelliker ziehen 
wollte. 

Er besuchte gern die arztlichen Zusammenktinfte und nannte sich 
scherzend den alten Congressonkel. Mit v. Langenbeck und Billroth hatte 
er die deutsche chirurgische Gesellschaft in Berlin grlinden helfen, in den 
Iezten Jahren fehlte er an keiner Vereinigung der franzosischen Chirurgen 
in Paris. An den schweizerischen Versammlungen in Olten oder einer der 
Universitatsstadte sah man ihn meistens; er beschaftigte sich schlagfertig an 
den Discussionen und belebte durch seine Originalitat und seinen aus- 
gelassenen Humor und den sprudelnden, oft derben Witz die der Geselligkeit 
gewidmeten Stunden. Merkwlirdiger Weise war er kein guter Redner, wenn 
er sich einmal im Toaste versuchte. 

In seiner Vaterstadt konnte er sich dem politischen Leben nicht ent- 
ziehen, er war Grossrath und gehorte der conservativen Partei an. Seine 
Erholung in den Ferien fand er auf der Jagd, besonders in den Herbst- 
monaten im Hochgebirge, von wo er gewichtige Geweihe von Edelhirschen 
und zieriiche Horner von Gemsen heimgebracht hat, welche sein Haus 
schmttckten. Er war unverheiratet geblieben. 

Anfangs Januar 1899 erkrankte S. an Typhus und am 29. Januar schloss 
er seine Augen ftir immer, nachdem er noch wenige Tage vor dem Tode 
ohne Zagen und Furcht und bei vollem Bewusstsein die letzten Anordnungen 
getroffen hatte. Ein Leichenbegangniss, wie Basel noch keines gesehen, 
bewies, in welch hohem, seltenem Grade der Professor der Chirurgie sich 
nicht nur die Verehrung der Berufsgenossen , sondern auch die Liebe und 
Anhanglichkeit seiner Mitbtirger zu erwerben gewusst hatte. 

A, Kottmann. 



Riimelin, Emil (von), Oberburgermeister der Stadt Stuttgart, * 2 1. Juni 1846 
zu Ulm, f 24. Marz 1899 zu Baden-Baden. Er entstammte einer angesehenen 
wurttembergischen Familie; der beriihmte Ttibinger Universitatskanzler Gustav 
Rumelin war sein Onkel. Der Vater, der den Sohn kurze Zeit (iberlebt hat, 
diente bei dessen Geburt als rechtskundiger Assessor der Finanzkammer in 
Ulm und lebte zuletzt als Regierungsdirector a. D. in Stuttgart. — R. widmete 
sich dem Studium der Finanzwissenschaft in Tubingen, zeitweise auch in 
Heidelberg. Mai 1872 wurde er Assistent beim Hauptsteueramt in Esslingen, 
Jahrs darauf Grenzcontroleur in Friedrichshafen, dann Kanzleihilsfsarbeiter, 
spater Revisor beim Steuercollegium in Stuttgart. In dieser Steltung ver- 
mahlte er sich 1877 mit Natalie Oesterlen, der Tochter eines Stuttgarter 
Rechtsanwalts, die als Schriftstellerin, namentlich Uebersetzerin von Romanen 
thatig ist. Der Ehe ist ein einziger Sohn entsprossen. 1880 kam R. als 



62 Rttmelin. 

Finanzassessor und Stationscontroleur nach Mtinster i. W. Nach 6 Jahren in 
die Heimath zurtickgekehrt, wurde er zunachst Oberzollinspektor in Heilbronn, 
September 1889 Obersteuerrath im Steuercollegium zu Stuttgart. In dieser 
Periode trat er auch literarisch hervor, so 1891 in einem Schriftchen fiber 
»Die Selbstverwaltung in ihrer Bedeutung fiir die sociale Frage* (Stuttgart, 
bei W. Kohlhammer). 

Als im Jahre 1892 die schwere Erkrankung des Stuttgarter Oberbtirger- 
meisters Hack die Neuwahl eines Stadtvorstandes nothwendig machte, wurde 
der parteilose R. von den Democraten, denen sich alsbald die Social- 
demokraten anschlossen, auf den Schild erhoben. Zwischen ihm und dem 
von den rechtsstehenden Parteien aufgestellten Bewerber entbrannte ein 
heftiger Wahlkampf. Da letzterer trotz seiner hervorragenden Belahigung 
auch vielen Wahlern, die sonst mit der Deutschen Partei Hand in Hand 
gingen, nicht genehm war, siegte R. am 18. November 1892 mit ansehnlicher 
Mehrheit. Am 28. December 1892 erfolgte die K. Bestatigung, am 9. Januar 1893 
die feierliche Amtseinsetzung zum Stadtschultheissen. Am 27. September 1893 
erhielt er bei Gelegenheit der Einweihung der Konig Karls-Briicke bei Cannstatt 
den Titel eines Oberbiirgermeisters, welcher Auszeichnung im Laufe der Zeit 
die tiblichen Ordensverleihungen nachfolgten. 

Obgleich R. den Parteien, welchen er seine Wahl in erster Linie ver- 
dankte, gewisse Rttcksichten nicht versagen konnte, waltete er doch im Ganzen 
ohne Befangenheit oder Parteilichkeit seines Amtes. Er war eine durchaus 
versohnliche und massvolle Natur mit gefalligen Umgangsformen und ver- 
bindlichem, gewinnendem Benehmen. Er zeigte seinen Gegnern im Wahl- 
kampfe grosses Entgegenkommen, und so platzten die Gegensatze auf dem 
Rathhause seltener und weniger heftig aufeinander, als man hatte glauben 
sollen. 

R. wurde von gewaltigem Thatendrang, von gewaltiger Schaffenslust vor- 
warts getrieben, ohne dabei z&he Ausdauer in ernster, entsagungsreicher 
Arbeit zu besitzen. Er hatte ein frisches, lebhaftes Temperament, das ihn 
zu ktihner Initiative auf den verschiedensten Gebieten fiihrte. Es fehlte ihm 
nicht an Ideen, und er streute Anregungen nach alien Seiten hin aus. Er 
nahm das Gute vorurtheilsfrei, woher es kam, und Hess sich leicht auch fiir 
fremde Gedanken und Plane gewinnen und begeistern. Kiihle und ntlchterne 
Abwagung der thatsachlichen Verhaltnisse, vorsichtige Berechnung etwaiger 
Widerstande war weniger seine Sache. Die Ausfiihrung seiner Ideen tlberliess 
er gerne Anderen. Aber das Entscheidende blieb schliesslich doch, dass er ein 
heller Kopf war, dem alles Eigensinnige und Engherzige fern lag, der offene, 
freie Blicke in die Welt thun konnte, der die Bedtirfnisse des modernen 
Lebens erfasste. Jedenfalls hat Stuttgart unter seinem Regimente keinen 
Schaden genommen und ist, ohne Zeit zu versaumen, riistig vorwarts ge- 
schritten in der Entwicklung zur Grossstadt. 

Ueberblicken wir R.'s Leistungen im Einzelnen, so ist dabei zu bedenken, 
dass wahrend seiner Amtsfiihrung einerseits Vieles vollendet worden ist, was 
schon frtther vorbereitet war, anderseits Vieles vorbereitet worden ist, was erst in 
ktinftigen Jahren vollig in Erscheinung treten oder sich erproben wird, wes- 
halb sich seine Wirksamkeit in ihren bleibenden Folgen noch nicht ganz iiber- 
schauen und endgiltig beurtheilen lasst. Der Apparat der stadtischen Verwaltung 
wurde unter R.'s Leitung bedeutend vermehrt, ein zweiter besoldeter Gemeinde- 
rath angestellt. Ein st^dtisches Arbeitsamt und statistisches Amt wurden 



Rttmelin. 63 

errichtet. Eine Anzahl gemeinntitziger Bauten -entstanden, die Rathhausbau- 
frage, die Stuttgart Jahre lang in Gefahr gebracht hatte, ein Abdera unter den 
deutschen Grossstadten zu werden, rlickte ein gutes Sttick vorwarts, und im 
engsten Zusammenhange damit wurde das Project einer Sanirung der 
Altstadt in Angriff genommen. Hand in Hand damit ging das Streben nach 
Ausgestaltung der Stadterweiterung nach Anlegung neuer Bauquartiere auf der 
Peripherie, wobei R. stets nach Kraften bemtiht gewesen ist, die SchOnheit 
des Stadtebildes zu erhalten. Das Verkehrswesen wurde gehoben, die Trans- 
portmittel vermehrt und verbessert, der elektrische Betrieb bei den Strassen- 
bahnen eingefiihrt. An der Grtindung des wiirttembergischen Stadtetages 1897 
hatte R. bedeutenden Antheil, und er wurde «u dessen Vorsitzendem erwahlt. 
Auch pflegte er regen Verkehr mit den grossen Gemeinwesen im tibrigen 
Deutschland. 

Ganz besonderen Nachdruck legte R. auf die representative Seite seines 
Amtes. Er hatte hierftir ein ausgesprochenes Talent. Es lag in seiner Art, 
iiberall seine Person einzusetzen, und die Freuden offentlicher Geselligkeit 
hatten viel Verlockendes fllr ihn. Niemals entzog er sich, wenn in Stuttgart 
Feste gefeiert wurden, und dies war sehr h&ufig der Fall, solange er an der 
Spitze der Gemeinde stand. Namentlich im Jahre 1896: R. war damals 
erster Viceprasident der wohlgelungenen elektrotechnischen und kunstgewerb- 
lichen Ausstellung und erster President des Festausschusses fur das V. Deutsche 
Sangerbundesfest. Er trug nicht wenig dazu bei, den Rut Stuttgarts als einer 
gastfreundlichen Stadt und eines angenehmen Aufenthaltes ftir Fremde zu 
kraftigen. Auch bei patriotischen Festen und Kundgebungen stand R. nicht 
zurilck; so stellte er sich als Vertreter Stuttgarts aus Anlass von Bismarcks 
80. Geburtstag mit dem Obmann des Btirgerausschusses am 19. April 1895 
in Friedrichsruh ein. 

Alle diese Pflichten der Representation waren indessen mit Anstrengungen 
verbunden, die R.'s Krafte vor der Zeit aufzehrten. Ende August 1898 er- 
krankte er schwer, ohne dass die Aerzte den Charakter seines Leidens deut- 
lich erkannten. Er musste sich beurlauben lassen. Anfang Dezember nahm 
er im Hohenluftkurort Degerloch tiber Stuttgart Aufenthalt, MitteFebruar 1899 
begab er sich nach Baden-Baden. Anfangs schien dort Besserung einzutreten, 
aber bald brach die Krankheit mit verstarkter Macht hervor, und schliesslich 
machte ein Schlagfluss mit Blutaustritt in das Gehirn seinem Leben ein Ende. 
R. war ein eifriger Anhanger der Feuerbestattung gewesen, und so wurden 
seine irdischen Ueberreste am 26. Marz im Heidelberger Crematorium 
verbrannt. Am 28. Marz wurde die Urne auf dem Stuttgarter Pragfriedhofe 
beigesetzt mit allem Pompe, wie er bei M&nnern offentlichen Wirkens iiblich 
ist. Rede folgte auf Rede, nur die Stuttgarter Geistlichkeit wirkte nicht mit, 
durfte nicht mitwirken, da sich das wtirttembergische Consistorium gegen die 
facultative Feuerbestattung vollig ablehnend verhalt. 

Zeitungsnekrologe, namentlich in der Schwabischcn Kronik vom 24. M&rz 1899 
No. 140, Staats-Anzeiger fUr WUrttemberg vom selben Tag No. 69, (Stuttgarter) Neuen 
Tagblatt vom selben Tag No. 70 (mit Bild); Schwabenland 1899 No. 7 (mit Bild), Vom 
Fels mm Meer, 18. Jahrgang, 17. Heft, Der Sammler S. 32. (mit Bild), Phoenix 1899 No. 5 
(mit Bild). — Ueber die Leichenfeier vergl. die Schwftbische Kronik vom 27. Marx 1899 
No. 143, der Schw&bische Merkur vom 28. MSr* 1899 No. 146 und Ph6nix a. a. O. — 
Ein Portrairrelief R.'s von der Hand des Bildhauers Kiemlen wurde in sein Grabdenkmal 
am ersten Jahrestage seines Todes eingesetzt. 

Rudolf Krauss. 



64 Brtigger. Pfizer. 

Briigger, Christian G. — Naturforscher * 1833 in Churwalden, 
f 18. October 1899 in Chur; studirte in Munchen und Innsbruck Medicin und 
Botanik. 1859 wurde er Conservator am botanischen Museum des Poly- 
technikums in Zurich, 1870 Professor der Naturgeschichte an der Cantons- 
Schule in Chur. — B. war ein ausgezeichneter Kenner der Flora seines 
Heimathcantons Graubtinden und der Ostalpen. i860 schrieb er »zur Flora 
Tirols«, ein leider unvollstandig gebliebenes kritisches Standortsverzeichniss 
aus Blinden und Tirol; 1880 — 1886 erschienen seine inhaltreichen »Mit- 
theilungen iiber neue kritische Formen der Bundner- und Nachbarflora« in 
den Jahresberichten der blindnerischen naturhistorischen Gesellschaft; zahl- 
reiche kleinere floristische, teratologische, kryptogamische und pflanzen- 
geographische Publicationen stammen von den Jahren 1855 — 1890. Seine 
geplante »B(indner-Flora« ist leider nie erschienen. 

Auf zoologischem Gebiet behandelte er die Wirbelthiere der Fauna 
Churs, und Flatterthiere Graublindens. 

Viel hat er ferner liber Meteorologie, Balneologie, Naturchronik 
und Kulturgeschichte Graublindens geschrieben. Er hatte auf eigene 
Faust eine Reihe meteorologische Stationen eingerichtet (90) und deren Re- 
sultate theilweise publicirt; sehr inhaltreich sind seine »Beitrage zur Natur- 
chronik der Schweiz 1876 — i888«, in der Beilage zum Programm der Btindner 
Cantonsschule, ferner seine auf umfangreichen Quell enstudien beruhende »Ge- 
schichte des Bergbaus in den X Gerichten« von 1588 — 161 8, Das voll- 
standige Verzeichniss seiner gesammten Schriften weist 38 Nummern auf. 

(Siehe Nachruf auf Chr. Brtigger v. C. SchrSter im »Freien Rh3tier« November 1899 
und in der »Neuen ZUrcher Zeitung«). 

C. s. 



Pfizer, Gustav, Jurist, * 13. September 1840 zu Stuttgart, f 24. De- 
cember 1899 zu Ulm. — Er war der zweite Sohn des bekannten Dichters 
Gustav Pfizer, 1840 noch Schriftstellers und Rcdacteurs am Morgenblatte, 
spater Professors am Stuttgarter Gymnasium, und der Marie, geb. Jager. 
Nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt absolvirt hatte, widmete er 
sich in Tubingen und Heidelberg von 1858 bis 1862 dem Studium der 
Rechtswissenschaft, erstand im December 1862 und Frlihjahr 1864 die beidcn 
Dienstprlifungen mit glanzendem Erfolge; in der Zwischenzeit war er Refe- 
rendar beim Stadtgericht Stuttgart und Gerichtshof Tlibingen. Von einer 
langeren Bildungsreise nach Norddeutschland zuruckgekehrt, fand er seit 
Herbst 1864 unstandige Verwendung als Assistent, bezw. Actuariatsverweser 
in MUnsingen, Stuttgart und Rottweil, wurde 1867 Gerichtsactuar in Freuden- 
stadt, 1 87 1 Kreisrichter in Ulm, 1879 Landgerichtsrath daselbst. Eine her- 
vorragende Carriere im Staatsdienste schien dem scharfsinnigen und geistes- 
klaren Richter bevorzustehen, als ihn ein verhangnissvolles Ereignis aus der 
vorgezeichneten Bahn warf. Im December 1882 verurtheilte das Ulmer 
Schwurgericht den Bauern Willibald Ug wegen Brandstiftung. P., der als 
beisitzender Richter der Verhandlung angewohnt hatte, war von der Unschuld 
des Verurtheilten und von gewissen Ungehorigkeiten in der Flihrung des 
Processes fest uberzeugt und wandte sich deshalb in einer Denkschrift an 
das wlirttembergische Justizministerium. Dieses selbststandige, allerdings den 
landlaufigen Begriffen von Beamtendisciplin und Beamtensolidaritat wider- 



Pfizer. 65 

sprechende Vorgehen trug ihm einen Verweis durch das Oberlandesgericht 
wegen Dienstvergehens ein. Das Geftihl erlittenen Unrechtes, verletzter 
Ehre lastete schwer auf dem in diesem Punkte ungemein empfindlichen 
Manne, und es bohrte sich um so tiefer ein, als ihn Verhaltnisse dazu be- 
stimmten, Jahre lang schweigend zu dulden. Ueberdies sah er sich bei 
Besetzung hoherer Richterstellen, auf die ihm seine Fahigkeiten Anwartschaft 
verliehen, wiederholt Ubergangen, woraus er den Schluss ziehen musste, dass 
seine vorgesetzte Dienstbehorde gesonnen sei, es nicht bei jener Massregelung 
bewenden zu lassen. P. suchte inzwischen in dem Berufe des juristischen 
Schriftstellers Befriedigung und erwarb sich auf dijesem Gebiete rasch einen 
geachteten Namen. In alien seinen Schriften verfocht er den dem gesunden 
Menschenverstande adaquaten Geist des Rechtes gegen Buchstabendienst und 
Schablonenthum mit Energie und Ktthnheit, Uberall reformatorischen Ge- 
danken zugeneigt, eine starke kritische Ader verratend. 1894 trat er endlich 
mit der Aufsehen erregenden Broschtire »Willibald Ilg. Ein Nachtstuck aus 
der modernen deutschen Strafrechtspflege« (Leipzig, Verlag von Otto Wigand) 
hervor, worin er das vor elf Jahren Vorgefallene schilderte. Er schlug eine 
Sch&rfe der Tonart an, die sich aus seinem Gemtithszustande hinlanglich er- 
klarte, aber die Sache, die er vertrat, schadigen musste. Seine Angriffe 
richteten sich nicht nur gegen die am Processe Ilg Betheiligten, sondern 
auch gegen die Mitglieder des Oberlandesgerichtes und vor Allem gegen 
die Person des Ministers. Eine Disciplinaruntersuchung wurde (iber P. ver- 
hangt, deren Ausgang keinen Augenblick zweifelhaft sein konnte. Entweder 
musste P. fallen oder alle die, welche er angegriffen hatte. Der Disciplinar- 
gerichtshof verurtheilte ihn zur strengsten Strafe, zur Dienstentlassung. Er 
antwortete mit einer neuen, noch heftigeren Flugschrift: »Der Achtung un- 
wtirdig! Ein Fall wiirttemb. Disciplinarverfahrens« (Stuttgart, Verlag von 
Robert Lutz, 1894). Fortan betrachtete er es als seinen einzigen Lebens- 
zweck, den Nachweis zu erbringen, dass ihm Unrecht geschehen sei, und 
seine Rehabilitation durchzusetzen. Er wollte vor Allem seine Gegner dazu 
veranlassen, dass sie gegen ihn wegen Beleidigung Strafantrag stellten, und auf 
diese Weise seine Sache vor ein ausserwiirttembergisches Gericht bringen. Denn 
er setzte die Solidarit&t sammtlicher wiirttembergischen Richter untereinander 
und somit ihre Befangenheit voraus. Dies gelang ihm nicht. Eine Eingabe 
an den Landtag blieb erfolglos. Er fuhr fort, den ihm entzogenen Titel 
Landgerichtsrath zu fiihren, und erzwang deshalb durch Selbstdenunciation 
einen Process, den er in alien Instanzen verlor. Damit war natiirlich ftir ihn 
nichts erreicht. Inzwischen war er Rechtsanwalt in Ulm geworden. Einer 
neuen, »Die Rechtskraft des Verbrechens und der Niedergang der deutschen 
Strafrechtspflege* (Zlirich 1897, Verlag von E. Speidel) betitelten Streit- 
schrift wegen wurde P. im November 1898 vom Ehrengerichte der wiirttem- 
bergischen Anwaltskammer zu einem Verweis und einer hohen Geldstrafe 
verurtheilt. Das Ehrengericht der Rechtsanwalte in Leipzig, an das er 
appellirte, bestatigte dieses Urtheil. Er verzichtete nun auf die Advocaten- 
thatigkeit. Nichtsdestoweniger fuhr er fort, auf Mittel zu sinnen, an Planen 
zu Schmieden, die ihm seine Ehre vor den Augen der Welt wiederherstellen 
sollten. Ein rascher Tod bewahrte ihn vor neuen Enttauschungen. Auf 
dem Heimwege von der Weihnachtsbescherung im Hause eines Bruders in 
der Christnacht wurde er von einem Herzschlage getroffen, der das sofortige 
Ende herbeifUhrte. Ihn bctrauerte eine Wittwe, Clara, Tochter des ehemaligen 

Biogr. Jahrbuch u. Deutscber Xekrolog. 4. Bd. r 



66 Pfizer. 

Stuttgarter Hoftheatermalers Braakman, mit der er in kinderloser Ehe ge- 
lebt hatte. 

Ein Leben so reich an Tragik, wie sie nur immer die Phantasie des 
Dichters erfinden mag, hat sich da abgewickelt. Ein Mann, dazu geschaffen, 
in seinem Berufe Bedeutendes zu leisten, wird durch ein Verhangnis, dessen erster 
Anlass von aussen kommt, dessen tieferer Grund zugleich in seinem Innern 
liegt, dazu gezwungen, seine Krafte in unfruchtbaren, hofFnungslosen K&mpfen 
aufzureiben. Selbstlos tritt er ftir einen Ungllicklichen ein, und von dem 
einzelnen Falle oder, wohl richtiger, von zahlreichen einzelnen Fallen aus, die 
ihm in seiner richterlichen Praxis aufgestossen sind, drangt sich ihm die Noth- 
wendigkeit einer Reformation unserer Rechtspflege auf. Er muss seiner 
Ueberzeugung wegen leiden, er selbst zum mindesten halt sich ftir den 
Martyrer einer guten Sache. Seine Person, seine personlichen Rechtsan- 
sprtiche treten immer mehr in den Vordergrund, das PersOnliche verschmilzt 
sich innig mit dem Principiellen. Die grosse Menge freilich erkennt nur 
noch das personlich Sensationelle, sie libersieht, dass der ktthne Kampe fur 
sich selbst zugleich Wunden im modernen Rechtsleben blossgelegt hat, dass 
insbesondere seine Befehdung des Instituts der Staatsanwaltschaft, wie es sich 
bei uns ausgebildet hat, einen sittlichen Kern hat. Und die Masse des 
Publikums hat ftir die Tragik eines solchen Charakters kein Verstandniss: 
sie erblickt in ihm einen blossen Querulanten, einen Processwuthigen, Skandal- 
stichtigen, einen am Verfolgungswahne Leidenden. Ganz gewiss sind die Mittel, 
die P. gewahlt hat, nicht immer glUcklich gewesen, gewiss hat er auch in 
seinen persOnlichen Invectiven iiber das Ziel hinausgeschossen: aber dennoch 
haben in ihm sittliche Krafte gewaltet, die hohe Achtung gebieten: Uner- 
schrockenheit, Unbeugsamkeit, Beharrlichkeit, Zahigkeit. Haben doch selbst 
seine Gegner die Unantastbarkeit seines Charakters stets anerkannt. Er war 
von seinem Rechte so felsenfest tiberzeugt, dass er nur durch dieses allein 
siegen wollte. Er verschm&hte es, Bundesgenossen zu werben, seine Sache 
mit der Oppositioneller und Missvergnligter irgend welcher Art zu vermischen. 
Ja, er scheute sich nicht, den Kreis seiner Feinde stetig zu erweitern. Von 
Haus aus stand er den Parteien nahe, welche die Autoritat des Staates ver- 
treten. Als er dann selbst mit dieser Autoritat in Conflict gerieth, thaten 
die rechts stehenden Parteien und deren Presse nichts zu seiner Vertheidigung. 
An die Demokratie wollte er sich nicht herandrangen ; sie war ihm ohnehin 
seiner entschieden nationalen Gesinnungen wegen abhold. Denn der Sohn 
Gustav Pfizers, der Neffe Paul Pfizers, des stiddeutschen Heroldes des neuen 
Deutschen Reiches, musste als deutscher Patriot empfinden, ein Bewunderer 
des grossen Kanzlers sein. Als Denkmal dieser Sinnesart kann eine am 
i. April 1893 von P. auf Bismarck gehaltene, durch Sonderdruck verbreitete 
Rede gelten. So stand er allein, zwar von den Sympathien vieler selbst- 
standig Denkenden begleitet, aber von keiner offentlichen Macht im Lande 
offentlich unterstlitzt. Dennoch konnte er vollem Verstandniss wohl nur in 
seiner schwabischen Heimath begegnen, wo solche — im besten Verstande 
des Wortes — eigensinnige Charaktere besonders haufig auftreten, Conflicte 
zwischen einzelnen mamnlich festen PersOnlichkeiten und der Uebermacht 
des Staates besonders haufig ausbrechen. 

P. hat ausser den schon erwahnten BroschUren noch folgende juristische 
Schriften verOffentlicht: 



Pfiier. Weckesscr. 6y 

Recht und WillkUr lm deutschen Strafprozess. Hamburg 1888 (in HoltzendorfTs 
Deutschen Zeit- und Streit-Fragen. Neue Folge. Heft 41/43). 

Was erwartet Deutschland von dem btlrgerlichen Gesetzbuch? Hamburg 1889 
(ebenda Heft 55). 

Ehe, Staat und Kirche. Hamburg 1890 (ebenda Heft 72). 

Die Berufung in Strafsachen. Hamburg 1891 (ebenda Heft 90). 

Anti - Seuffert oder der Geist des Rechts und der Buchstabe des Gesetzes. Von 
G. Pfizer. Leipzig, Verlag von Otto Wigand. 1892. 

Wort und That. Ein Nothruf fUr deutsches Recht. Ebenda 1892. 

Das Recht des Btlrgerlichen Gesetzbuches. Gemeinfasslich dargestellL Ravensburg, 
Verlag von Otto Maier 1898. 

Das wtirttembergische Ausfahrungsgesetz zum Btlrgerlichen Gesetzbuch nebst der 
wllrttembergischen Gesindeordnung mit kurzen Erl&uterungen. Ebenda 1900. 

Ausserdem war er Mitarbeiter an juristischen Zeitschriften und an Zeitungen, ins- 
besondere der Beilage zur Allgemeinen Zeitung. 

Gustav Pfizer von C Stooss. Schweizerische Zeitschrift ftlr Strafrecht. XIII. Jahrg. 
1900. S. 31 — 37. Auch als Separatabdruck erschienen mit Bibliographic Kttrzere Nachrufe 
und Notizen in Schwabischer Kronik vom 27. December 1899 No. 603, Staats-Anzeiger fUr 
Wttrttemberg vom selben Tag No. 301, (Stuttgarter) Neues Tagblatt vom selben Tag No. 302, 
Ulmer Schnellpost vom 29. Dezember 1899 No. 3041 insbesondere Allgemeine Zeitung vom 
27, December 1899 No. 358 (sehr warm). — Leichenrede. — Familiennachrichten. 

Rudolf Krauss. 

Weckesser, August, Historien- und Genremaler. * 28. November 182 1 
in Winterthur (Schweiz), f 11. Januar 1899 in Rom. — Als Sohn eines 
Bleichers und MUllers, der zu Anfang dieses Jahrhunderts aus dem badischen 
Amtsstadtchen Wertheim nach der Schweiz tibergesiedelt war, und der Base 
von Jonas Furrer, dem ersten schweizerischen Bundesprasidenten, verlebte W. 
mit ftinf Geschwistern eine frische frtfhliche Kindheit auf der »Untermtihle« 
in der Nahe des Dorfes Oberwinterthur. Doch nach des Vaters vorzeitigem 
Tode (1834) wurde der Knabe bereits mit seinem flinfzehnten Jahr aus der 
Schule genommen, um als Lehrjunge in die Mtihle einzutreten; ja, folgen- 
schwere Machinationen des vom Vater schon mit dem Betrieb der Mtihle 
betrauten Mtillerknechtes beforderten den Achtzehnjahrigen zum Meister. 
— Vom ersten Zeichnungsunterricht an hatte W. grosse Geschicklichkeit in 
diesem Fach gezeigt, und nach all der strengen Arbeit und Plackerei die 
Woche durch wurde an Sonntagen leidenschaftlich von Morgens frtih bis 
Abends spat gezeichnet. Der Kaufmann und Kunstdilettant Salomon Brunner 
war es, der zuerst dem strebenden Jungen Anweisung gab im Malen mit 
Oelfarben und im landschaftlichen P'ach, und der erste wirkliche Schritt zur 
kilnstlerischen Ausbildung ward ihm ermoglicht durch das edle Entgegen- 
kommen des Historien- und Portraitmalers David Eduard Steiner, der ihn 
einlud, bei ihm nach Gipsabglissen zu zeichnen (1840). Ja, es gliickte, 
einige Gelder ftir den jungen Kttnstler fltissig zu machen, dass er im Frlih- 
jahr 1 841 die Akademie in Munchen beziehen konnte. Bleichegeschaft und 
Mtihle hatten jetzt die zwei Brtider unter sich. In MUnchen wandte sich 
W. zunachst mit Empfehlung an Prof. Samuel Amsler, den ausgezeichneten 
Schweizer Kupferstecher, kam an die Akademie zu Clemens v. Zimmermann 
und wurde da mit seinen Landsleuten Hans Bendel aus Schaffhausen und 
Gottlob Emil Rittmeyer aus St.-Gallen »in jene etwas theatralisch compo- 
nirende Richtung gelenkt, die in Wilhelm v. Kaulbach ihren eine Zeit lang 
erfolgreichsten Vertreter hatte « (J. V. Widmann). Nach eigener Aussage 
setzte er seine Studien an der Akademie, im Antikensaal und in der Mai- 

5* 



68 Weckesser. 

klasse etwas tiber zwei Jahre fort und suchte dann ohne Lehrer und in sehr 
beschrankten Verhaltnissen, so gut es eben ging, bis 1848 weiterzukommen ; 
er hielt sich sein bescheidenes Atelier, aus dem von Zeit zu Zeit Ar- 
beiten eigener Composition nach der Vaterstadt wanderten, bis schliesslich 
das Ausbleiben aller und jeder Untersttitzung von zuhause, wo man derweil 
die Miihle hatte verkaufen mtissen, sowie auch die allgemein tiber Europa 
hereingebrochenen politischen Wirren ein langeres Verweilen in Mlinchen un- 
moglich machten. W. besuchte seinen lieben Franz Xaver Striebel in 
Mindelheim und traf nach siebenjahriger Abwesenheit wieder in der Heimath 
ein. Da nun erstanden ihm zwei hochherzige Conner in Georg Studer zum 
»Lindengarten« und in Friedr. Ludw. Imhoof-Hotze. Dem letztern ward W. 
wie als Vermachtniss hinterlassen von dem durch seine algerischen Studien 
bekannten Joh. Kasp. Weidenmann, in dessen Atelier der junge Kiinstler 
seinen Farbensinn starken sollte, und mit dem Macenatenhause Imhoof blieb 
denn auch W. bis zu seinem Lebensende innigst verbunden. — In die Zeit 
von 1849/50 failt W.'s erste klinstlerische Grossthat: »Ausbreitung des Christen- 
thums im alten Helvetien«, eines der Ltinettenbilder im Museum zu Winter- 
thur; und nun folgen wir dem Maler an die Akademie zu Antwerpen und 
nach Paris (1851 — 53). In Antwerpen ertheilte den Unterricht in Expression 
und Composition Gustave Wappers, der berlihmte Kunsterneuerer, zumal auf 
dem Gebiet der belgischen Historienmalerei; mitVorliebe habe dieser bei W. 
und seiner Gruppe verweilt. Seit Antwerpen stand W. in freundschaftlichem 
Verhaltniss zu Iwan Reimers (Feuerbachs Freund) und zu Polydore Beaufaux; 
seine Studiengenossen waren u. A. der Solothurner Frank Buchser und namentlich 
Ernst Sttickelberg, mit dem W. einen intimen Freundschaftsbund schloss ftirs 
ganze Leben, mit dem er wieder in Paris, Mfinchen, Rom zusammentraf. — 
In Paris wurde eifrigst copirt, nach Tizian, Veronese, Horace Vernet u. s. f., 
und von da brachte W. u. A. eine Malskizze mit nach Hause: »Zwinglis Tod«. 
Hr. Studer betraute W. mit der Ausflihrung in einem grossern GemaJde und 
bestellte ihm als Pendant dazu eine Copie nach Lessings »Huss« in halber 
Grosse; das flihrte den Maler auch nach Frankfurt a. M., wo er freundliche 
Aufnahme fand bei dem Luzemer Componisten Schnyder von Wartensee (1855). 
Das Zwinglibild ist W/s popularste Schopfung, ein Nachtsttick in der Art 
der hollandischen : Godfried v. Schalckens »Verspottung Christi* ist (wohl 
als Vorbild) von W. copirt worden. — Ein weiteres Historiengemalde lieferte 
W. ftir Imhoof im »Tod des Richters Stanga«. Wie der »Zwingli« (1854), 
so ward auch der »Stanga« in Miinchen vollendet (1856/7); dem Priester, 
der fllr seine Ueberzeugung stirbt, tritt gegenliber der schlichte Kriegsheld, 
der siegend fallt fiirs Vaterland. Wahrend des zweiten Aufenthaltes an der 
Isar entstanden auch »Die Milch naschenden Gnome*, ein Genrebildchen 
mit viel phantastischem Humor. — 1858 wurde ihm sein Herzenswunsch, 
nach Italien zu gehen, durch Imhoof erftillt. Sein Aufenthalt in Rom war 
zunachst nur auf ein Jahr berechnet; aber Italien ist W.'s zweite, sozusagen 
seine KUnstlerheimath geworden: hier bis an sein Lebensende im Junggesellen- 
thum verharrend, ist er als ein Romer gestorben. In Venedig wurde copirt, 
wiederum nach Tizian, Veronese etc., hier auch entstanden ein Selbstportrait 
und feine Architekturstucke. Dann wurde die Reise tiber Florenz nach 
Rom fortgesetzt, und Sttlckelberg flihrte den Freund ins Sabinergebirge 
ein. »Die Sabiner bis hoch hinauf in die Cervara fanden in ihm den 
Schilderer ihrer herben Wirklichkeit, Sor Agosto wurde ihr langjahriger 



Weckesser. 69 

Freund und fUhlte sich in ihrer Einfachheit, die noch fiber die des schweize- 
rischen Alpenvolkes geht, zuhause« (Sttickelberg). 1863 machte W. in Be- 
gleitung seines lieben Ziircher einen Ausflug nach Neapel und Sicilien, im 
Jahr darauf Studienfahrten nach Sorrent, in die Gebiete der alten Etrusker 
und Herniker, 1868 einen langern Aufenthalt im toskanischen Stadtchen 
San Gimignano; 1869 malte er mit Rudolf Koller zusammen in Porto d'Anzio 
und setzte dann allein die Studienreise langs der Kuste fort bis Terracina 
und Mola di Gaeta. Die Jahre 1873 unc * 1875 zeitigten Aufenthalte auf 
Capri, das Jahr 1887 einen Streifzug mit dem Augenarzt Prof. Heinr. Schiess 
durch die Sabiner- und Volskerberge u. s. w. Nur selten noch kam er liber 
die Alpen nach der Heimath: 1866, 1870, 1881, 1886, 1891 und 1896; 
1867 ward ihm der Besuch der Pariser Weltausstellung ermoglicht. — Zu- 
nachst sind es drei Genrebilder, die in den Jahren 1858 bis 1862 vollendet 
wurden: »Familienidyll aus den Sabinerbergen«, »Angehende Virtuosen« und 
» Brand im Sabinergebirg«. Auf dem Gebiet des hohern Genres sind wohl 
die «Abgebrannten», W.'s bedeutendste Schopfung, wie er spater mit dem 
»Wart« auf dem Boden der geschichdichen Malerei entschieden sein Bestes 
gegeben hat — Von W.'s weitern Genrebildern verdienen besonders Er- 
wahnung: »Die Schnitterinnen« (1868), »Den Saltarello tanzende Kinder* 
(1873), »Brotspende« (1884), »Muttergluck» (1886), »Kleine Frtichtehandlerin* 
(1889), »Ave Maria* (1897). — Von Zeit zu Zeit bot sich auch Gelegenheit, 
Stoffe aus der Schweizer Geschichte zu behandeln; war es doch W.'s Jugendtraum 
gewesen, dereinst ganz nur dieses Feld seiner Kunst bebauen zu dtirfen. So 
kamen zur Ausfiihrung: das Redingbild (1872), weiter zwei Bilder, die sich 
auf den Auszug des reformirten Geschlechtes der Muralti aus Locarno be- 
ziehen (1874 und 1881), und dann vor Allem W.'s figurenreichste Compo- 
sition: »Gertrud v. Wart fiir ihren Gatten urn Gnade flehend« (1878), ein 
monumen tales Werk. Endlich wurde ihm 1896 der Auftrag zu einem neuen 
grossen Historienbild, ein »Gottesgericht zu Glarus« darstellend; und wie er 
seiner Zeit (1870) fttr das Redingbild eingehendste Studien gemacht in 
Schwyz, so riickte er jetzt zu Studien an Ort und Stelle in Glarus ein, und 
da hatte der bereits etwas Vereinsamte und Vergessene die Freude, in die 
schweizerische Kunstcommission gewahlt zu werden zur Bestimmung der fiir 
den Bund zu erwerbenden Kunstwerke auf der Landesausstellung zu Genf. 
— W. hat auch Illustrationen geliefert zu Shakespeare: ein Kolossalgemalde 
»Herzogin v. Gloster« und ein kleines Bild »Othello und Desdemona« (1866). 
Von drei Entwilrfen zu Gottfried Kellers »Hadlaub« kam als Gegenstiick zu »Pan 
und Bakchantinnen« (1891) der »Reigentanz« (1893) zur Ausfiihrung; der Maler 
machte Studien hiezu im Sihlthal und am Ziirichhorn. Endlich hat W. durch 
Proben gezeigt, dass auch er berufen gewesen ware, Jeremias Gotthelf ver- 
standnissinnig zu illustriren. — Dann wieder zeugen eine Reihe von Portraits 
von W.'s scharfer Beobachtung und feinster Detailbehandlung. Und schliess- 
lich: »eine Merkwtirdigkeit bleibt, dass der eifrige Studienmaler zuweilen sich 
in phantastisches Gebiet verlor, abseits von der Realitat seiner Sabinererleb- 
nisse. So hat er z. B. in seiner »Wasserhose« (1883) auf gelungene Art ein 
Naturereigniss verbildlicht, dessen man den nicht phantasievoll angelegten W. 
nicht fiir fahig hielt« (Stttckelberg). — Jene Bliithezeit rOmisch-deutschen 
Kunstlebens, da Ludwig I. von Bayern die deutschen Kunstler wie Koch, 
Cornelius, Overbeck u. A. in Villa Malta urn sich zu versammeln pflegte, 
hat W. nicht mehr miterlebt, immerhin aber noch ihren Nachhall, und gern 



^o Weckesser. Probst. 

erzahlte er allerlei AnekdStchen, die sich auf jene Glanzperiode bezogen. 
Und dem »Antico CafFfe Greco«, das dazumal in Schwung gekommen als 
beliebter Rendezvous -Ort deutscher KUnstler, ist W. als letzter der alten 
Garde zeitlebens treu geblieben ; hier und im »Genio« bildete er lange den 
Mittelpunkt, da traf sich namentlich, was von Schweizern sich ftir Kunst und 
Kunsder interessirte. Gleich von den ersten Jahren an hielt W. haufig auch 
Einkehr im gastlichen Haus der hochangesehenen Schweizer Ktinstlerfamilie 
der Corrodi, das ein halbes Jahrhundert lang wahrend der Wintermonate 
jeden Donnerstag Abend oflfen stand ftir die in Rom lebenden oder vortiber- 
gehend weilenden Landsleute; in W.'s Atelier malte eine Zeit lang des Hauses 
jtingerer Sohn, der talentvolle Arnold Corrodi. Gute Freunde W.'s waren 
Rudolf Blihlmann und Jakob Zurcher; W. und ZUrcher gal ten geradezu als 
die Unzertrennlichen ; »treue KUnstlerseelen in Freundschaft vereinU waren 
W. und der Bildhauer Ferdinand Schloth, und seit 1869 standen sich auch 
W. und Koller ungemein nahe; schliesslich war meist in W.'s Gesellschaft 
der Aarburger Franz Aerni, der des Meisters letztes Gemalde, das »Gottes- 
gericht*, vollendete. — Sie, die mit dem Maler in seinen karg bemessenen 
Stunden der Musse Roms Umgebung durchstreifen durften — und ihrer sind 
nicht wenige — , wissen nicht genug zu riihmen, wie originell sich jeweilen 
solche Ausfltlge gestalteten; in der weiten »Campagna di Roma* giebts so- 
zusagen kein Loch, das W. nicht kannte. W. war eine ungemein rilstige 
Natur, weil ein Spartaner in seiner Lebensweise, ein bewahrter Fussganger, 
Schwimmer und Turner. Ein vorztiglicher Mensch von grosser Geftihlstiefe, 
allem falschen Schein abhold, besass er den Fehler, zu stolz-bescheiden zu 
sein, und ward gleichsam »ein Martyrer seines Kunstsinns«. Als Ktinstler 
ist er »ein ntichterner Idealist und ein sinniger Realist* ; ^Reflexion fliesst 
aus seinem Pinsel auf die Leinwand« (Stilckelberg). W. war ein Meister in 
der Composition, virtuos im Zeichnen, weniger in der Farbengebung ; zumal 
war er der kaum zu ubertreffende Studienmaler; zahlreiche seiner Studien 
haben selbststandigen Werth, und, blieben die fertigen Gemalde etwa zuriick 
hinter dem Angestrebten, so vermochten gewisse Studien, die er ftir jede 
einzelne Figur nach lebendem Modell ausarbeitete, jedenfalls auch ihn selbst 
voll zu befriedigen. Dank diesem peinlichen Modellstudium hauptsachlich 
bedeuten W.'s Bilder einen Fortschritt gegeniiber solchen des Altmeisters 
schweizerischer Historienmalerei, Ludwig Vogel, auch wenn seine Kunst 
selbst wieder in andern Beziehungen einer jungern Generation etwas fremd 
geworden ist. 

Vgl. das »Neujahrsbl. d. Kunstges. in Ztirich f. 19004c, wo weitere Lit. Vgl. »Die 
Schweizc II 1898, 5350*. und III 1899, 583 ff.; »N. Ztirch. Ztg.< v. 15. 1., 18. und 21. III. 1899; 
»Sonntags-Beil. d. Allg. Schw. Ztg.«, IV. 1899, No. 4 (22. I. 99); »Der Bund* vom 
23. I. 1900. Abweichende Facta sind nach der obigen Skizze zu berichtigen. 

Otto Waser. 

Probst, Rudolf, ultramontaner Politiker, * 9. Marz 181 7 zu Ludwigsburg, 
f 15, April 1899 zu Stuttgart. — Er stammte aus einer angesehenen katho- 
lischen Familie Schwabens; sein Vater, zur Zeit der Geburt des Sohnes 
Gerichtsactuar, verstarl) 1856 als Obertribunalrath. Nachdem P. seine Schul- 
bildung in den oberschwabischen Stadten Biberach und Ehingen empfangen, 
in Tubingen und Heidelberg Rechtsgelehrsamkeit studirt, in den beiden 
Staatsexamina die hochsten Noten erhalten und sich durch weite Reisen 



Probst. 



71 



weiter gebildet hatte, trat er als Justizassessor am Esslinger Gerichtshof in 
den wlirttembergischen Staatsdienst ein, wo ihm eine glanzende Lautbahn zu 
winken schien. Aber schon 185 1 nahm er seiner politischen Anschauungen 
wegen die Entlassung und Hess sich als Advocat in Stuttgart nieder. Als 
solcher war er viel gesucht und begehrt und an zahlreichen Press- und 
sonstigen politischen Processen betheiligt. 1855 bis 1857 wirkte er als Ob- 
mann im hauptstadtischen Btlrgerausschuss. 1865 wurde er rechtskundiger 
Director der Stuttgarter Lebensversicherungs- und Ersparnissbank, von welcher 
Stellung er im Januar 1887 aus Gesundheitsrticksichten zurticktrat. Seine 
bedeutendste Thatigkeit hat P. als Politiker und Parlamentarier entfaltet. Im 
Gegensatze zu seinem Vater, der dem damals mit der wtirttembergischen Re- 
gierung eng verbtindeten Clerikalismus huldigte, hielt der Sohn sich anfangs 
zur demokratischen Opposition, spiel te 1848 im Esslinger Volksverein eine 
Rolle, trat mit dem bedeutungsvollen Schriftchen »Zur Wiedergeburt der Straf- 
rechtspflege, Gedanken und Vorschlage« (Esslingen 1849) a * s Publicist hervor. 
Vom Oberamt Biberach, dessen Abgeordneter frliher sein Vater gewesen war, 
wurde er von 1849 bis 1895 ohne Unterbrechung zunachst in die drei 
verfassungberathenden Versammlungen, danri in die zweite Kammer entsandt. 
Hier erwarb er sich im Kampfe gegen die Reaction bald hohes Ansehen. 
Als die liberate Gesamtpartei Wtlrttembergs in den sechziger Jahren bei Auf- 
rollung der deutschen Einheitsfrage in die BrUche ging, gehOrte P. zu den 
entschiedensten Vertretern des grossdeutschen Gedankens, ohne sich jedoch 
der 1 866 neu begrtindeten Volkspartei anzuschliessen. 1868 wurde er im 
2. wtirttembergischen Wahlkreise (Saulgau-Riedlingen) zum Zollparlamente 
gewahlt. In Berlin Ubernahm er die Fuhrung der stiddeutschen Fraction. 
Hier erwarb er sich, vor den Folgen engeren politischen Zusammenschlusses 
warnend, das unfreiwillige Verdienst, das bertihmte Wort Bismarcks hervor- 
zulocken, dass der Appell an die Furcht kein Echo in deutschen Herzen finde. 
Dem ersten Reichstage gehorte er als Deputierter des 17. wlirttembergischen 
Wahlkreises (Ravensburg etc.) an. Immer mehr vollzog sich jetzt bei ihm der 
Umschwung zum entschiedenen Clerikalismus, wahrend er in den sechziger Jahren 
die Ansprtiche der katholichen Kirche nur im bescheidensten Umfange ver- 
fochten hatte. Er trat der Centrumsfraction bei, gait nicht wenig bei seinen 
Parteigenossen und betheiligte sich lebhaft an den Verhandlungen des Reichs- 
tages. Der Aufenthalt in Berlin sagte ihm jedoch ganz und gar nicht zu, 
und so verzichtete er Januar 1874 auf die Wiederwahl. Dagegen fuhr er 
fort, im wtirttembergischen Landtage zu wirken. Er zahlte zur Fraction der 
Linken, seitdem sich diese gebildet hatte. Neben juristischen Fragen beschaf- 
tigten ihn namentlich finanzwirthschaftliche. Er sass in den wichtigsten Com- 
missionen, war 1862/65 und 1866 Mitglied des weitern Ausschusses, 1868/70 
Viceprasident. Sein Einfluss erstreckte sich sogar auf die erste Kammer, wo 
er beim oberschwabischen Adel sehr geschatzt war. Niemals verleugnete er in 
seiner gesammten Thatigkeit den klar denkenden, logisch geschulten Kopf. 
Er redete gut, sich stets in feinen Formen bewegend. Sein Auftreten war 
ruhig, sachlich, verbindlich, selbst wo er polemisirte. Er erfreute sich auch 
der Achtung der gegnerischen Parteien. Einen personlichen Feind hat der 
liebenswtirdige Mann wohl tiberhaupt nicht gehabt. — Zu seinen letzten 
politischen Thaten gehorte nach Sprengung der Kammerfraction der Linken 
die Mitbegrtindung des wtirttembergischen Centrums, zu dessen Ehrenvorstand 
er erwahlt wurde. Bei den Landtagswahlen im Februar 1895 candidierte der 



72 



Probst Stotr. 



Greis nicht mehr. Am Offentlichen Leben der Hauptstadt betheiligte sich P. 
in mannigfacher Weise. Sein Hauptinteresse gait natlirlich der dortigen 
katholischen Gemeinde, die ihn gleich einem Patriarchen verehrte und stets 
auf seinen Rath horte. Doch entzog er sich auch nicht patriotischen An- 
forderungen. So war er noch in seiner letzten Lebenszeit im Ausschusse fur 
Errichtung eines Denkmals Kaiser Wilhelms I. thatig. Den Zweiundachtzig- 
jahrigen raffte eine langere Krankheit des Alters hinweg. Ihn betrauerten ein 
Sohn, eine verheirathete Tochter und 6 Enkel. Die Gattin, Wilhelmine, Tochter 
des Oberstabsarztes Sontheimer in Stuttgart, war ihm im Tode vorangegangen. 

Schwabische Kronik rom 15. April 1899 No. 172, 18. April 1899 ^°* *7 6 (Lcichen- 
feier) und No. 177, Deutsches Volksblatt vom 15. und 18. April 1899 No. 85 und 87, 
Staats-Anzeigcr fttr WUrttcmberg vom 15. April 1899 No. 86, (Stuttgarter) Neues Tagblatt 
vom 18. April 1899 No. 89. — Rudolf Probst, ein katholischcr Mann (Stuttgart 1899). 

Rudolf Krauss. 

Stotz, Paul, Erzgiesser, * 6. Mai 1850 zu Wasseralfingen (im wiirttem- 
bergischen Oberamt Aalen), f 3. September 1899 auf dem Veitenhof bei 
Kufstein. — Sein Vater, friiher Hutteninspector, griindete i860 in Stuttgart 
die erste Giesserei schmiedbarer Eisengusswaren innerhalb des deutschen 
Zollvereins. Der Sohn widmete sich demselben Kunstzweige und besuchte 
von 1866 bis 1869 das Stuttgarter Polytechnicum und die damals noch 
diesem angegliederte Kunstgewerbeschule. 1870 wollte er als Freiwilliger 
in den Krieg ziehen, erkrankte aber schon im Elsass am Typhus. Nachdem 
er in verschiedenen auswartigen Stellungen seine praktische Ausbildung ver- 
vollstandigt hatte, rief er 1876 im Anschluss an das vaterliche Geschaft in 
Stuttgart eine kunstgewerbliche Werkstatte zur Ausfiihrung seiner eigenen 
Entwttrfe ins Leben. Aus unbedeutenden Anfangen nahm die Anstalt, be- 
sonders seit der wttrttembergischen Kunstgewerbeausstellung des Jahres 1881, 
einen grossartigen Aufschwung. S. begann mit Anfertigung kleinerer Metall- 
gerathe, kunstgewerblicher Gebrauchs- und Luxusgegenstande verschiedenster 
Art, nahm bald kiinstlerische Bauverzierungen hinzu, verwendete dann die 
Bronze zum Grabschmuck. Den entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung 
seines Institutes libte die Einftihrung des elektrischen Lichtes aus. Nunmehr 
warf er sich hauptsachlich auf Beleuchtungskorper. Seine grossten Erfolge 
errang er auf dem Gebiete der Schiffsbeleuchtung. Er stattete die Dampfer 
der grossten Rhedereien, auch die Yacht Hohenzollern in dieser Hinsicht aus. 
Ferner sind seine Leuchtgerathe in der Kaiser Wilhelm-Gedachtnisskirche zu 
Berlin als hervorragende Leistung namhaft zu machen. Endlich gliederte 
er seiner Werkstatte noch eine Abtheilung fur Monumentalgiesserei an. Er 
ubernahm den Guss zahlreicher Denkmale in Stuttgart und auswarts. Er war 
auch an der Ausstattung des neuen deutschen Reichtagsgebaudes betheiligt. 
S., der in seiner Person den untemehmungslustigen Fabrikanten mit dem fein- 
gebildeten und formsicheren Ktinstler vereinte, hat den von ihm gepflegten 
Zweig des deutschen Kunstgewerbes zu hoher Bllithe gebracht und hat 
darum weit iiber die Grenzen seiner engeren Heimath hinaus Ansehen be- 
sessen. Noch viel Gutes und Schones ware von ihm zu erwarten gewesen, 
wenn ihn nicht ein jaher Tod im besten Mannesalter weggerafft hatte. 
Scheinbar gesund begab er sich in die Sommerfrische, wo ein Herzschlag 
das Ende plotzlich herbeifuhrte. Er hinterliess eine Wittwe, Julie geb. 
Rtimelin, und 6 Kinder. 



Stott, Egle. 73 

Schwabische Kronik vom 4. September 1899 No. 410 und 411, Staats-Anzeiger fllr 
WUrttemberg vom selben Tag No. 205, Frankfurter Zeitung vom 7. September 1899 No. 
248 Abendblatt. 

Rudolf Krauss. 

Egle, Joseph (von), Architekt, * 23. November 181 8 zu Dellmensingen 
(im wiirttembergischen Oberamt Laupheim), f 5. Marz 1899 zu Stuttgart. — 
Aus niederm Stande hervorgegangen und in bescheidenen Lebensverhaltnissen 
gross geworden, erhielt er seine wissenschaftliche Ausbildung im Baufache 
auf der Stuttgarter Gewerbeschule, dem Wiener Polytechnicum und der 
Berliner Akademie der Ktinste, war dann als Zeichner bei Bauten in Wien 
thatig, besuchte 1842 als Correspondent der Allgemeinen Bauzeitung Nord- 
deutschland und England und widmete sich in Paris, Munchen und Italien 
eingehenden Kunststudien. Nach einer solchen griindlichen theoretischen 
Vorbereitung kehrte der nicht bios kiinstlerisch reich begabte, sondern auch 
mit scharfem praktischen Verstand ausgeriistete E. Herbst 1848 in die Heimath 
zuiiick, wo alsbald eine schone Aufgabe seiner harrte. Er wurde zum Vor- 
stand der noch in den bescheidensten Anfangen befindlichen Stuttgarter Bau- 
gewerkeschule berufen, die er in 46jahrigem segensreichen Wirken zu einer 
trefflich organisirten, in ganz Deutschland als musterhaft anerkannten Unter- 
richtsanstalt herangebildet hat. Ein sieben Jahre lang innegehabtes Lehramt am 
Stuttgarter Polytechnicum legte er nieder, als er 1857 zum ersten Architekten 
des Hofes ernannt wurde, zuerst als Oberbaurath, dann als Hofbaudirector. 
Daneben hatte er eine ausgedehnte Baupraxis. Er begann mit blirgerlichen 
Wohnhausern, Villen, Schulgebauden. Ebenso sehr wie die Schonheit der 
Bauten lag ihm ihre Dauerhaftigkeit am Herzen. Er gingvon der bis dahin 
in Stuttgart iiblichen Fachwerkconstruction zum unverblendeten Massivbau iiber 
und drang bald mit seinen Principien vollig durch. Er hat im Vereine mit Leins 
der schwabischen Residenz in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts haupt- 
sachlich das architektonische Geprage aufgedrilckt. Eine Anzahl der herr- 
lichsten offentlichen Gebaude in Stuttgart sind E.'s Werk, so das Polytechnicum 
und die Baugewerkeschule, das eine im edelsten Stile der italienischen, die 
andere in dem der franzosischen Renaissance gehalten. 1872 bis 1879 sr huf 
er im Stile der Fruhgothik, die Formen der Marburger Elisabethkirche tiber- 
nehmend und selbstandig weiterbildend, die ebenso erhabene als schone 
Stuttgarter Marienkirche, und mit der Tiibinger katholischen Kirche (Con- 
victskirche) leistete er in bescheidenerem Rahmen nicht minder Treffliches. 
Ferner war er bei Erneuerung zahlreicher alten Kirchenbauten betheiligt, 
leitete insbesondere die Restaurationen der Esslinger Frauenkirche, der 
Gmiinder Heiligkreuzkirche, der Gotteshauser in Weilderstadt, Urach, Rotten- 
burg am Neckar. Beim Ausbau des Ulmer Miinsters fungirte er als oberster 
fachmannischer Berather. Seine vielseitige Gewandtheit bewahrte er auch in 
der baulichen Veranderung und Ausschmiickung des Stuttgarter Residenz- 
schlosses. Seine gewaltige Arbeitskraft ermoglichte es ihm trotz Lehramt 
und Bauthatigkeit, sich litterarisch zu bethatigen. Als Supplement zu dem 
Werke »Ulms Kunstgeschichte im Mittelalter« erschien von ihm »Der Munster 
in UIm« (Stuttgart, Ebner & Seubert 1872). Daran schlossen sich weitere 
kunsthistorische Schilderungen, insbesondere eine solche iiber »Die Frauen- 
kirche in Esslingen. Ein Meisterwerk der Gothik des funfzehnten Jahrhunderts. 
Herausgegeben von dem Wiederhersteller dieser Kirche« (Stuttgart 1898. 



74 Egle. Bcckb. Griesinger. 

Verlag von Konrad Wittwer). Auch stellte er eine Theorie fiir das Schattiren 
mathematisch bestimmter Korperflachen auf. Die Thatigkeit E.'s, die in der 
wtirttembergischen Bau- und Kunstgeschichte unverloschliche Spuren zurtick- 
gelassen hat, fand in hohen Orden, in dem Ehrenbtirgerrechte der Stadte 
Stuttgart und Ulm aussere Anerkennung. Auch iiber die Grenzen der engeren 
Heimath hinaus war sein Name weithin bekannt. Er versah bei manchem 
architektonischen Wettbewerbe ein Preisrichteramt, gehfirte verschiedenen 
Akademien als Mitglied an, wirkte bei der Grtlndung des Verbandes deutscher 
Architekten- und Ingenieurvereine in hervorragender Weise mit. — Die letzten 
Jahre seit 1894 verbrachte E. im Ruhestande. Es war ihm noch vergonnt, 
die schone Feier des 80. Geburtstages zu begehen. Er war zweimal ver- 
hei rathe t; eine einzige Tochter zweiter Ehe Uberlebte ihn. 

Schwabische Kronik vom 6. M&tz 1899 No. 107 und 8. Mttrz 1899 No. in (Leichen- 
feier), Staatsanzeiger fUr Wttrttemberg vom 6. MUrz 1899 No. 53, Beilage zur Allgemeinen 
Zeitung 1899 No. 57i Frankfurter Zeitung 1899 No. 66 Abendblatt, Schwabenland 1899 
No. 6, Centralblatt der Bauverwaltung 1899 No. 21, S. 121 f. (mit Bild), Leichenrede. 

Rudolf Krauss. 

Beckh, August (von), Eisenbahntechniker, * 13. Januar 1809 zu Friedrichs- 
hafen in Wiirttemberg, -j- 6. Mai 1899 zu Stuttgart. — Er war der Sohn eines 
Finanzbeamten. Nachdem er sich auf der Stuttgarter Gewerbeschule , dem 
spateren Polytechnicum, fUr seinen Beruf vorbereitet hatte, war er Stadtbau- 
inspector in Esslingen, spater Strassenbauinspector in Reutlingen, wurde beim 
wtirttembergischen Eisenbahnbau in dessen ersten Stadien verwendet, erhielt 
1844 die S telle eines Eisenbahnbauinspectors in Stuttgart, dann die eines 
Sectionsingenieurs, zunachst in Bietigheim, wo er den Enzviadukt erbaute, 
hierauf in Ravensburg. 1853 wurde ihm der Titel eines Bauraths verliehen. 
In demselben Jahre wurde er als Oberingenieur in die Schweiz berufen, wo 
ihm die wichtige Aufgabe zufiel, die Nordostbahn Ziirich-Romanshorn zu bauen. 
Das i860 vollendete und wohlgelungene Werk brachte ihm einen noch 
bedeutenderen Auftrag ein. Er wurde zu den Vorarbeiten an der Gotthard- 
bahn herangezogen und arbeitete das sogenannte Expertenproject im Massstab 
1 : 1 0000, begleitet durch ein technisches Gutachten, mit aus, wonach der 
Bau der Bahn beschlossen und in der Hauptsache ausgefiihrt wurde. Am 
Bau selbst betheiligte sich B., der inzwischen in seine Heimat zurilckgekehrt 
war, nicht. Spater entwarf er noch den Bauplan der Bahnlinie Brugg-Basel, 
und als in seiner Heimat der Boblinger Bahnbau in Fluss kam, ubernahm er 
die Ausfiihrung einer Strecke als Vorstand des Eisenbahnbauamtes in Boblingen, 
wo er von 1876 bis 1880 seinen Wohnsitz hatte. Den Rest seiner Tage 
verbrachte er in Stuttgart als ein rtistiger Greis. Als er starb, hatte unsere 
raschlebige Zeit den um den wtirttembergischen und schweizerischen Bahnbau 
verdienten Mann schon vergessen, dessen Wirken um ein paar Jahrzehnte 
zurttcklag. 

Schwabische Kronik vom 8. Mai 1899 No. 211, Staats-Anzeiger fUr Wiirttemberg 
vom selben Tag No. 106. 

Rudolf Krauss. 

Griesinger, Dr. (Freiherr) Albert Julius (von), Cabinetschef des Konigs 
von Wttrttemberg, * 28. September 1836 zu Stuttgart, f 1. April 1899 
daselbst. — Seine Kltern waren der Oberpolizeicommissar, nachmalige Eisen- 



Griesinger. Schott. ye 

bahnhauptcassier Adolf Griesinger und dessen Gattin Christiane, geborene 
Stiefel. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte in Tubingen 
und Miinchen Rechtswissenschaft, erstand seine Staatsexamina mit gutem 
Erfolge, promovirte zum Doctor der Rechte und vollendete seine griind- 
Hche Ausbildung durch ausgedehnte Reisen in den verschiedensten Landern 
Europas. Heimgekehrt, leistete er als Hilfsrichter der Justizabtheihing des 
Gemeinderaths zu Stuttgart und dem K. Stadtgerichte daselbst Dienste. 1864 
wurde er in das Secretariat des K. Geheimen Cabinets berufen und erhielt 
dort im folgenden Jahre seine definitive Anstellung als Geheimer Legations- 
secretar. 1869 rtickte er zum Legationsrath, 187 1 zum Geheimen Legations- 
rath vor. Seit 1883 stand er als Staatsrath, spater als Geheimerath an der 
Spitze des Cabinets und genoss gleichermassen das Vertrauen Konig Carls 
wie dessen Nachfolgers, Konig Wilhelms II. Neben vielen anderen hohen Aus- 
zeichnungen wurde ihm 1893 die der Erhebung in den erblichen Freiherm- 
stand des Konigreichs durch den zuletzt genannten Monarchen zu Theil. G. fUllte 
in vortrefflicher Weise seine schwierige Stellung aus, zu der ihn vielfaches 
reiches Wissen, Menschenkenntniss, Gewandtheit im Verkehre mit Personen 
aller Stande, weltmannische Sicherheit im Auftreten, feines Tactgeftihl be- 
tahigten. So hoch ihn das Gllick emportrug, hielt er sich doch stets von 
Ueberhebung und Hochmuth fern. Ueberdies zeichnete ihn lebhaftes Inter- 
esse an den Ktinsten und Wissenschaften aus, mit deren Vertretem er auch 
mannigfache personliche Beziehungen unterhielt. Namentlich machte er sich 
um die Grtindung des Schwabischen Schillervereins verdient, dessen Vorsitz er 
mit Thatkraft und Einsicht fllhrte. — G. erlag einem langwierigen/ttickischen 
Leiden, gegen das alle Kunst der Aerzte, alle versuchten Curen machtlos 
blieben. Er hinterliess eine Wittwe, Pauline, geb. Autenrieth, mit der er in 
siebenunddreissigj&hriger Ehe verbunden war, und zwei Kinder, einen im 
diplomatischen Dienste des Reichs stehenden Sohn und eine an einen Officier 
verheirathete Tochter. 

Zeitungsnekrologe, insbesondere in SchwBbische Kronik vom 4. April 1899 No. 152 
und 5. April 1899 No. 154 (Leichcnfeier), (Stuttgarter) Neues Tagblatt vom 4 April 1899 
No. 77 (mit Bild), Schwabenland 1899 No. 8 (mit Bild). 

Rudolf Krauss. 

Schott, Dr. Theodor Friedrich, historischer und kirchenhistorischer Schrift- 
steller, • 16. December 1835 zu Esslingen, f 18. Marz 1899 zu Stuttgart. — 
Sein Vater, Pupillenrath, und seine Mutter, eine geborene Kapff, zahlten beide 
zu wiirttembergischen Beamtenfamilien von altem Ansehen. Auf dem Esslinger 
Padagogium vorgebildet, besuchte er das niedere Seminar Blaubeuren und 
studierte seit 1853 im hoheren Titbinger, dem sogenannten Stifte, evangelische 
Theologie. Er schloss sich der in religioser wie politischer Beziehung conser- 
vativ gesinnten Verbindung Staufia an. Nach Ablegung des Examens amtete 
er zwei Jahre als Vicar in Bopfingen (wurttembergisches Oberamt Neresheim) 
und Kongen (Oberamt Esslingen) und wurde 1859 Lehrer an der ehemals 
bertihmten Erziehungsanstalt Hofwyl bei Bern. Erst hier erwachte in ihm der 
wissenschaftliche Sinn. 1861 nahm er dreimonatlichen Aufenthalt in Paris, 
wo er zu seinen bedeutenden Kenntnissen in der franzosischen Reformations- 
geschichte den Grand legte. Nach seiner Rtickkehr in die Heimath versah er 
nochmals vortibergehend ein Pfarrvicariat zu Neuhausen a. d. Erms (Oberamt 
Urach), wurde dann als Religionslehrer am Stuttgarter Gymnasium verwendet 



76 Schott. 

und erhielt Frflhjahr 1867 die Pfarrei in der Stuttgarter Vorstadt Berg definitiv 
tibertragen. Mit Hingabe lag#er seinem geistlichen Berufe ob und widmete 
seine Flirsorge insbesondere auch den Volksschulen. Lange Jahre hatte er 
daneben die Grossfurstin Wera von Russland, die Adoptivtochter des Konigs 
Carl und der Konigin Olga von Wilrttemberg, zu unterrichten, die zeitlebens 
sich ihrem Lehrer dankbar erwies und ihn mit manchen Zeichen ihrer Gunst 
bedachte. In das Berger Pfarrhaus ftihrte S. als Gattin Klotilde Elben, die 
Tochter eines Stuttgarter Medicinalraths, heim, die ihn nur um wenige Tage 
uberlebt hat Ein einziger Sohn ist der Ehe entsprossen. 

1873 wurde S. Bibliothekar an der K. offentlichen Bibliothek in Stuttgart, 
in welcher schon 1865 von ihm vergeblich gesuchten Stellung er den Rest 
seines Lebens verbrachte. Neben der Fiihrung des Buchhandlerbuches fielen 
ihm hier zwei grosse Aufgaben zu : die Revision der umfangreichen Bibel- 
sammlung und die Anfertigung eines Sachkatalogs der Kirchengeschichte in 
13 Banden. Nachdem die Bibliothek 1883 in ihren prachtigen Neubau liber- 
gesiedelt war, erhielt er die Berathung des Publikums im Katalogsaale ttber- 
tragen. Jetzt war er ganz in seinem Elemente. Dieser Theil seines Amtes 
war ihm nicht sowohl Pflicht als Bedtirfniss. Mit nie ermattendem Eifer, mit 
ausserordentlichem Entgegenkommen und Zuvorkommen leistete er Tausenden 
wissenschaftliche Hilfe, wozu ihn seine vielseitigen Kenntnisse in hervorragendem 
Masse befahigten. 

Neben seiner Berufsthatigkeit fand der fleissige Mann noch Zeit zu umfang- 
jeicher literarischer Wirksamkeit. Seine Specialitat war die franzosische 
Reformationsgeschichte, als deren bester deutscher Kenner er gait. Daneben 
liefen sonstige kirchenhistorische Arbeiten, solche aus dem Bereiche der wurttem- 
bergischen Specialgeschichte, der deutschen Geschichte, der Geographic Allen 
seinen Schriften, so verschieden sie an Bedeutung sein mogen, eignet Gemein- 
verstandlichkeit und Fliissigkeit der Darstellung. Doch war der kiinstlerische 
Sinn bei ihm nicht ebenso stark wie der wissenschaftliche entwickelt. 

S. hat folgende selbstandige Schriften erscheinen lassen: 

Savonarola. Ein Lebcnsbild aus I tali en. Stuttgart 1871. Druck und Verlag von 
I. F. Steinkopf (Deutsche Jugend- und Volksbibliothek No. 33). 2. Auflage. 1898. 

Briefwechsel 7. wis ch en Christoph, Herzog von Warttemberg, und Petrus Paul us 
Vcrgerius. Gedruckt von H. Laupp in Tubingen, 1875 (Bibliothek des Litterarischen 
Vereins in Stuttgart CXXIV). In Gemeinschaft mit Eduard v. Kausler. 

Das Jahrhundert der Entdeckungen in Biographien fttr die gebildete Jugend. Stuttgart 
und Leipzig. Verlag von Otto Risen. 1875 (2. Auflage 1891). 

Columbus und seine Weltanschauung. Berlin SW. 1878. Verlag von Carl Habel 
(Sammlung gemeinverstandlicher wissenschaftlicher Vortragc No. 308). 

BlUchcr. Ein Charaktcrbild. Heidelberg. Carl Winter's Universitatsbuchhandlung. 
1880 (Sammlung von Vortragen. Herausgegeben von W. Frommel und Friedr. Pfaff. IV. 5). 

Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans. Eine deutsche Prinzessin am franzosischen 
Hofe. Ebenda 1881 (in derselben Sammlung V. 5). 

D. Martin Luther und die deutsche Bibel. Festschrift zum Lutherjubilaum am 10. No- 
vember 1883 im Auftrag der Privileg. Wtirtt. Bibelanstalt. Stuttgart. Verlag der Wiirtt. 
Bibelanstalt. 1883 (wiederholt aufgelegt). 

Deutsche Ftlrsten im Zeitalter der Reformation. Vortrag. Stuttgart. Verlag von 
Carl Krabbe 1884. 

Die Aufhebung des Ediktes von Nantes im October 1685. Halle 1885. Verein fttr 
Reformationsgeschichte (Schriften dieses Vereins No. 10). 

Wtlrttemberg und die Franzosen im Jahre 1688. Stuttgart, 1888. Verlag von D. Gundert 
(WUrttembergische Neujahrsblatter, 5. Blatt). 

Pie Kirche der Wuste 17 15 bis 1787. Das Wiederaufleben des franzosischen 



Schott Falkenstein. 77 

Protestantismus im achteehnten Jahrhundert. Halle 1893. Verein ftir Reformationsgeschichte 
(Schriften dieses Vereins No. 43/44). 

Ausserdem arbeitete Schott an einer Aniahl wissenschaftlicher Unternehmungen mit, 
so schon seit seiner Stuttgarter Lehrerzeit an der Herzogschen Realencyklopadie fUr 
protestantische Theologie und Kirche, deren erste Auflage er mit 9, die zweite mit 
23 Arttkeln ausstattete, an der Allgemeinen Deutschen Biographie u. s. w. Seine 
Forschungen zur wUrttembergischen Gescbi elite und Culturgeschicbte legte er in den 
Wtirttembergiscben Jabrbttcbern fUr Statistik und Landeskunde, in den WUrttembergischen 
Vierteljabrsbeften fiir Landesgescbicbte und im Schw%bischen Merkur nieder, flir welches 
Blatt er unter Anderem bibliograpbische Uebersichten fiber die Literatur jedes Jahres 
lieferte. Aus den Jabrbttcbern ist die 1876 erscbienene umfangreicbe Untersucbung liber 
die wurttembergische periodiscbe Presse, aus den Vierteljahrsbeften der im Jabrgang 1895 
mitgetheilte Aufsatz »WUrttemberg und Gustav Adolf 1631 und 16324c hervorzubeben. 
Die von der K. ttffentlichen Bibliotbek zu Stuttgart der Universitat Tubingen bei ihrer 
4. Sakularfeier 1877 dargebracbte Festschrift enthalt aus Schotts Feder eine Arbeit liber 
»Herzog Ludwig von Wttrttemberg und die franzttsischen Protestanten in den Jabren 1568 
bis 1570*. Auch Familienblattern, insbesondere dem Daheim, leistete er mancherlei Bei- 
trage. Seit 1876 gab er das Allgemeine Kircbenblatt fUr da's evangelische Dcutsch- 
land heraus. 

S. erwies sich in seinen Schriften als Vorkampfer des Protestantismus, 
und auch sonst bethatigte er in mannigfacher offentlichen Wirksamkeit seinen 
kirchlichen Sinn. Er war lange Zeit Mitglied des Pfarrgemeinderathes der 
Stuttgarter Hospitalkirche, gehSrte 1888 als Abgeordneter von Sulz der vierten 
Landessynode an. Fiir den Gustav Adolf -Verein trat er mit dem regsten 
Eifer ein ; er sass im Ausschusse des wUrttembergischen Zweigvereins. Ebenso 
war er Ausschussmitglied des Vereins fur Reformationsgeschichte, an dessen 
Begriindung im Jahre 1 883 er theilgenommen hatte. Auch bei der stadtischen 
Armenpflege wirkte S. mit und erwarb sich namentlich um den Verein flir 
Knabenhorte Verdienste. Im Kriegsjahre 1870 grundete er in Berg einen 
San i tats verein. Ohne in das politische Leben activ einzugreifen, machte er 
doch aus seinen conservativen und patriotischen Gesinnungen kein Hehl; an 
nationalen Festtagen konnte man ihn wiederholt als Redner horen. 

An Ehrungen und Auszeichnungen hat es S.'s Laufbahn nicht gefehlt. 
Er besass Medaillen verschiedener Art, wtirttembergische und preussische 
Orden. 1894 ernannte ihn, der schon 1876 den philosophischen Doctorgrad 
erworben hatte, beim Haller Universitatsjubilaum die dortige Theologen- 
facultat zum Ehrendoctor. Im selben Jahre wurde er Ehrenmitglied des 
allgemeinen deutschen Hugenottenvereins. Auch gehorte er der wUrttem- 
bergischen Commission flir Landesgeschichte als ordentliches Mitglied an. 

Im FrUhjahr 1897 wurde S. von einem scheinbar leichten Influenza- 
anfall heimgesucht. In der Folge zeigte sich eine Zersetzung des Blutes, die 
ein qualvolles Leiden herbeiflihrte. Mit Pausen, die sogar zeitweise Wieder- 
aufnahme des Amtes gestatteten, ging es langsam, aber unaufhaltsam dem 
Verderben zu. 

Scbwabiscbe Kronik vom 20. Marz 1899 No. 131 (Nekrolog von August Wintterlin) 
und 22. Mftrz 1899 No. 135 (Leichenfeier), Staats-Anzeiger fUr Wttrttemberg vom 20. und 
21. Mftrz 1899 No. 65 und 66, Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1899 No. 69, Schwaben- 
land 1899 No. 7, Daheim 1899 No. 30 Beilage (mit Bild). 

Rudolf Krauss. 

Falkenstein, Freiherr, Kuno Wilhelm Erdmann von, General, * 12. De- 
cember 1840 zu Esslingen, f 6. Mai 1899 zu Strassburg. — Seine Eltern 
waren der Oberleutnant von Falkenstein im 4. wUrttembergischen Reiter- 



7 8 Falkenstein. 

regiment und Emma, geb. Bardili. Der friih verwaiste Knabe erhielt seine 
militarische Ausbildung in der Ludwigsburger Kriegsschule, wo bereits seine 
ausgezeichneten Geistesgaben hervorleuchteten. 1859 wurde er Leutnant im 
wurttembergischen Artillerieregiment, ging dann zum Pioniercorps ttber, wo er 
als Oberleutnant die Stelle eines Adjutanten versah. 1864 kam er zur 
tactischen Abtheilung des Generalquartiermeisterstabes. Den Krieg des 
Jahres 1866 machte er als Generalstabsofficier im Hauptquartier des Prinzen 
Alexander von Hessen, Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeecorps, 
mit. 1867 wurde er zum Hauptmann befordert, Frllhjahr 1868 unter den 
ersten wurttembergischen Officieren nach Preussen zum grossen Generalstabe 
commandiert, seit Herbst 1868 im wurttembergischen Kriegsministerium ver- 
wendet. Im Feldzug 1870/71 befand er sich beim Stabe der wurttembergischen 
Felddivision und wohnte den Schlachten bei Worth und Sedan, der Belagerung 
von Paris, dem Gefechte bei Villiers an. Nach dem Kriege war er zunachst 
Compagniechef im hohenzollernschen FUsilierregiment No. 40 zu Koln, wurde 
December 1871 dem wtirttembergisehen Generalstab aggregiert und Herbst 1872 
Compagniechef im 3. wtirtt. Infanterieregiment No. 121 zu Ludwigsburg. 
1873 zum Major im 2. wUrtt. Infanterieregiment (Kaiser Wilhelm) No. 120 zu 
Weingarten, dann zum FlUgeladjutanten des Konigs Carl ernannt, Ubernahm 
er Herbst 1874 das Commando des neugebildeten Fttsilierbataillons, des 
7. wUrtt. Infanterieregiments No. 125. In Ttibingen, der Garnison des Bataillons, 
legte F. den Grund zu den freundlichen Bezichungen zwischen den dortigen 
akademischen und militarischen Kreisen. 1879 f anc * er *ls Oberstleutnant 
zuerst beim grossen Generalstabe, dann beim Generalstabe des 3. Armeecorps 
Verwendung, dessen Chef er 1881 wurde. In dieser Stellung nahm er 1883 
an den grossen franzosischen Armeemanovern theil. 1884 zum Obersten be- 
fordert, erhielt er Herbst 1885 das Commando des BrandenburgischenLeibgrenadier- 
regiments No. 8 in Frankfurt a. d. O., fiihrte 1888 vorttbergehend die 9. In- 
fanteriebrigade, kehrte August desselben Jahres nach WUrttemberg zurUck, um 
als Generalmajor an die Spitze der 52. (2. wUrtt.) Infanteriebrigade in Lud- 
wigsburg zu treten. Ende 1890 Generalleutnant geworden, Ubernahm er das 
Commando der 3. Division in Stettin, wurde Sommer 1892 dienstthuender 
Generaladjutant des Konigs Wilhelm II. von WUrttemberg, und April 1896 
commandierender General des 15. Armeecorps in Strassburg und General der 
Infanterie, der erste Wtirttemberger, der seit 1870 einem preussischen Armee- 
corps vorgesetzt wurde. Auf den General, dem man eine der schwierigsten 
und wichtigsten Commandostellen im Frieden und ein StUck der Grenzhut 
gegen Westen anvertraut hatte, setzte man auch fUr den Kriegsfall grosse 
Hoffnungen. Er war theoretisch und praktisch gleich vorzUglich ausgebildet, 
in der Kriegswissenschaft und Truppenfiihrung gleichermassen zuhause. Er 
besass grosse, Personen und Verh&ltnisse rasch durchdringende Verstandes- 
scharfe, dabei Thatkraft und Willensstarke, Selbsstbewustsein und Selbstandig- 
keitsgefiihl. Mit solchen bedeutenden Eigenschaften des Geistes und des 
Charakters verband er die fur den Officier unerlasslichen ausseren VorzUge. 
Er genoss allgemeine Hochachtung und seiner Humanitat und Unparteilichkeit 
wegen auch beim gemeinen Manne Beliebtheit. So wurde sein vorzeitiges 
Ende allseitig beklagt und betrauert. Vor dem Strassburger Kaiserbesuch im 
Mai 1899 an einer Nierensteinkolik leidend, raffte er sich zum Empfange des 
obersten Kriegsherrn auf, machte mit ausserster Selbstbeherrschung Parade 
und sonstige Festlichkeiten mit, sah den Kaiser und dessen Gefolge zum 



Falkenstcin. Hohl. jq 

Friihstflck bei sich. Nachdem er den hohen Gast auf dem Bahnhofe verab- 
schiedet hatte, brachen seine Krafte zusammen: in der Frtihe des 7. Mai lief 
die Kunde durch Strassburg, dass der General in der Nacht an einem Herz- 
schlage verschieden sei. Die Leiche wurde feierlich vom Generalcommando 
zum Bahnhof und von da nach Stuttgart iiberfiihrt, wo die Bestattung am 
9. Mai auf dem Pragfriedhofe mit militarischem Pompe stattfand. F. war mit 
Mathilde, geb. Gr&fin von Lippe-Falkenflucht, vermahlt; die Gattin und zwei 
Kinder, ein Sohn und eine Tochter, tiberlebten ihn. 

Schw&bischer Merkur vom 6. Mai 1899 No. 208 und 9. Mai 1899 No. 212, Schwabische 
Kronik vom 8. Mai 1899 No. 210, vom 9. Mai 1899 No. 212 u. 213 (Leicbenfeier), Staats- 
Anzeiger fiir Wtirttemberg vom 6. Mai 1899 No. 104, (Stuttgarter) Neues Tagblatt 
vom 6. und 8. Mai 1899 No. 104 und 105, Strassburger Post vom 6. und 7. Mai 1899 
No. 384 und 389. 

Rudolf Krauss. 

Hohl, Karl (von), wtirttembergischer Politiker, * 1 1. August 1825 zu Ohmen- 
heim (im wiirttembergischen Oberamt Neresheim), f 27. Mai 1899 zu Stuttgart. 
— Der Sohn eines katholischen Landschullehrers, widmete er sich dem Studium 
der Rechtswissenschaft und trat 1852 in den wUttembergischen Justizdienst 
ein. Nach verschiedenen Anfangsstellungen wurde er 1858 Oberjustizassessor 
in Ulm, 1862 Oberamtsrichter in Geislingen, 1866 Oberjustizrath in Ulm, 1869 
Kreisgerichtsrath in Stuttgart, 1879 Landgerichtsdirector daselbst. Die 
juristische Lautbahn hatte ihn wohl noch h6her emporgefiihrt, wenn er nicht 
inzwischen in die politische eingetreten ware. Bei einer Ersatzwahl zum 
wiirttembergischen Landtage am 8. Januar 1872 siegte der von den katholischen 
Wahlern des Oberamtes Geislingen aufgestellte H. gegen den Candidaten der 
Deutschen Partei, die bisher den Wahlkreis besessen hatte, mit knapper Mehrheit. 
Der neue Abgeordnete nahm jedoch in der Kammer sofort eine massvolle 
Haltung ein, erklarte sich gegen die Idee eines wiirttembergischen Centrums 
und betheiligte sich an der Begrtindung der Landespartei, die alle weder der 
Deutschen Partei noch der Linken angehorigen Abgeordneten vereinigte. Er 
gcwann betrachtlichen politischen Einfluss und erwarb sich namentlich im 
Plenum und in Commissionen um die Justizgesetzgebung Verdienste. 1877 
bis 1882 gehorte er dem engeren standischen Ausschusse an, 1880 wurde er 
zum Viceprasidenten, 1882, nachdem Holder in das Ministerium des Inneren 
eingezogen war, zum Pr&sidenten der Kammer gewahlt. Er waltete 13 Jahre 
lang seines Amtes mit Geschick und Unparteilichkeit, wi$ ihm auch sein 
Nachfolger auf dem Prasidentenstuhle und politischer Gegner Payer am offenen 
Grabe bezeugt hat. Bis 1895 * n Geislingen ohne Gegencandidatur gewahlt, 
musste Februar 1895 der einstige Auserkorene der Katholiken jetzt mit Hilfe 
der Deutschen Partei sein Mandat gegen einen Bewerber aus Centrumskreisen 
in der Stichwahl vertheidigen. Er errang den Sieg, unterlag aber bei der 
Prasidentenwahl gegen die clerical-demokratische Coalition. Schon langere 
Zeit leidend, zog er sich mehr und mehr von der Oeffentlichkeit zurlick. Im 
Justizdienste seit 1884 beurlaubt, Hess er sich am 1. Marz 1895 ganz in den 
Ruhestand verse tzen und erhielt bei dieser Gelegenheit den Titel und Rang 
eines Staatsraths; durch hohe Orden war er schon friiher ausgezeichnet worden. 
Am 25. Mai 1899 erlitt er einen Schlaganfall, der nach zwei Tagen ein sanftes 
Ende herbeifiihrte. — Eine stattliche aussere Erscheinung, war H. in der 
Residenz fast von Jedermann gekannt. Die Gattin war ihm im Tode voran- 



80 Hohl. Nast. 

gegangen, zwei mit Officieren vermahlte Tochter uberlebten ihn. — Als 
juristischer Schriftsteller ist H. mit der Bearbeitung des im Lande weit ver- 
breiteten Handbuchs des wiirttembergischen Erbrechtes von A. H. Stein in 4., 
5. und 6. Autlage hervorgetreten. 

Zeitungsnekrologe, namentlich in der Schw&bischen Kronik vom 29. Mai 1899 No. 242. 

Rudolf Krauss. 

Nast, Johann Wilhelm, amerikanisches Methodistenhaupt, * 15. Juni 1807 
zu Stuttgart, f 16. Mai 1899 zu Cincinnati. — Seine Eltern waren der K. 
wtirttembergische Kammerrath und Oberrevisor Johann Wilhelm Nast und 
Elisabetha Magdalena Ludovika Bohm. Der begabte Knabe wurde zum Theo- 
logen bestimmt und trat mit 14 Jahren in das evangelische Seminar Blau- 
beuren ein, wo er an Strauss, Vischer, G. Pfizer und anderen aussergewohn- 
liche Mitschliler und zum Theil Freunde fand. In Tubingen gehorte er zum 
Morikeschen Freundeskreise ; in der Correspodenz Morikes wird viel, aber 
niemals mit sonderlicher Hochachtung von N. geredet. Er gait als ziemlich 
leichtfertiger Geselle. Die Theologie vernachlassigte er ganz, obgleich er an 
Ferdinand Baur einen trefflichen Lehrer hatte; Kunst und Literatur, vor 
Allem die Philosophic zogen ihn an. Er schied aus dem Ttibingen Stifte aus 
und widmete sich ganz seinen Liebhabereien, wobei er jedoch verbummelte. 
1828 wanderte er in die Neue Welt aus. Hier vollzog sich mit ihm rasch 
eine merkwtirdige Umwandlung. Er kam nach New- York, wurde Hauslehrer 
in einer methodistischen Familie, hierauf Bibliothekar und Lehrer an einer 
Militarakademie, spater Professor ftir alten Sprache in Gettysburg (in Pennsyl- 
vanien). Im Verkehre mit den Methodisten starkte sich sein religioses Ge- 
fiihl mehr und mehr, und er trat 1835 in diese Kirche ein. Bald schwang 
er sich zum einflussreichen Haupte des deutschen Methodismus in Nord- 
amerika auf und nahm eine bischolliche Stellung ein, ohne diesen ihm an- 
gebotenen Titel fiihren zu wollen. Er organisirte zahlreiche neue Gemein- 
den, zuerst in Cincinnati, wo er die langste Zeit seines Lebens verbrachte, 
predigte selbst allerorten und grtindete Predigerschulen, zahlte lange Jahre 
unter die hervorragendsten Mitglieder der methodistischen Generalconferenz. 
Besonders umfassend war die literarische Thatigkeit, die er entfaltete. Bis 
1892 leitete er das von ihm begrlindete einflussreiche Wochenblatt »Der 
christliche Apologete« ; er verfasste ferner biblische Commentare und sons- 
tige theologische Schriften, gab 1839 ein auf Albert Knapps Evangelischem 
Liederschatze fussendes deutsches Gesangbuch heraus. Bei seinen wieder- 
holten Besuchen in der deutschen Heimath liess er es sich angelegen sein, 
fur den deutschen Methodismus zu wirken. 1898 verlor N. seine Lebens- 
geiahrtin nach zweiundsechzigjahriger Ehe. Ihm selbst stand noch eine Ian- 
gere Leidenszeit bevor, die er in Geduld ertrug, von Kindern und Enkeln 
gestiitzt und verpflegt. Sein grossartiges I^eichenbegangniss legte von dem 
Ansehen und der Liebe, die er sich erworben hatte, Zeugniss ab. 

Der christliche Apologete vom 25. Mai 1899, Schwabische Kronik vom 22. Juni 1899 
No. 284, zerstreute Notizen. 

Rudolf Krauss. 

Dillmann, Christian Heinrich (von), Schulmann, * 30. December 1829 
zu Illingen (im wiirttembergischen Oberamt Maulbronn), f 18. December 1899 



Dillmann. g j 

zu Stuttgart. — Der Sohn eines evangelischen Volksschullehrers, verbrachte 
er die zehn ersten Lebensjahre im Illinger Elternhause, erhielt seine weitere 
Schulbildung von 1839 bis 1843 im Institute Kornthal und wurde dann in 
Tubingen auf das sog. Landexamen vorbereitet, das ihm die Pforte zum 
theologischen Studium aufschloss. Nachdem er je vier Jahre das niedere 
Seminar in Maulbronn und das h6here in Tubingen, das sog. Stift, besucht 
und 1 85 1 seine erste Dienstpriifung abgelegt hatte, amtete er bis 1854 in 
der Schwarzwaldstadt Neuenbtirg, bis 1853 in Esslingen als Pfarrvicar. An 
beiden Orten fand er zugleich Gelegenheit zur Lehrthatigkeit, und namentlich 
sein Wirken an der Esslinger Oberrealschule brachte in ihm die Erkenntniss 
zur Reife, dass ihn seine geistigen Anlagen weit mehr auf den Beruf des 
Schulmannes aJs auf den des Geistlichen hinwiesen. So beschloss er, seine 
Lebensbahn zu andern. Schon von Esslingen aus bildete er sich in der 
damals in Stuttgart bestehenden Ecole frangaise weiter. 1858 siedelte er 
ganz nach der Hauptstadt iiber, um auf dem dortigen Polytechnikum Mathe- 
mathik und Naturwissenschaften zu studiren. Dank einer eisernen Willens- 
kraft und einem aussergewohnlichen Gedachtniss erstand er schon im folgenden 
Jahre die Oberreallehrerprtifung, und wurde alsbald als Hilfslehrer am 
Stuttgarter Obergymnasium angestellt, wo er den mathematischen Unterricht 
an den vom Griechischen dispensirten Klassen zu ertheilen hatte. Aus der 
Praxis des Schullebens heraus erwuchs ihm der Gedanke zu seinem ktinftigen 
Lebenswerke, an dessen principieller und philosophischer Begrlindung er zu- 
gleich arbeitete. Zunachst legte er in der liberzeugten und (iberzeugenden 
Schrift »Die Volksbildung nach den Forderungen des Realismus« (1862. 
Stuttgart und Oehringen. Verlag von Aug. Schaber) seine Ideen nieder. Er 
forderte fiir die neue Zeit eine neue Schule, zwischen der einseitigen historisch- 
philologischen Bildung des Gymnasiums und der ebenso einseitig technisch- 
praktischen der Realschule eine Vermittlung anstrebend. Diese Ausflihrungen 
erregten in den betheiligten Kreisen Aufsehen, und der junge Schulmann 
unternahm 1863 im Auftrage der Regierung eine Reise nach Norddeutschland, 
um die dortigen Realschulen erster Ordnung kennen zu lernen. Er war von 
dem Ergebnis wenig befriedigt und fasste seine Bedenken in dem Satze zu- 
sammen: »Lieber gar kein Latein als so wenig!« 1864 erhielt D. den Titel 
Professor, 1865 wurde ihm die Hauptlehrstelle fiir Mathematik am Stuttgarter 
Gymnasium definitiv iibertragen. Im selben Jahre wurde er als Hilfsarbeiter 
in den Studienrath berufen, und dieses Nebenamt, das acht Jahre spater ein 
endgiltiges wurde, war ein nicht zu unterschatzendes Mittel zur Verwirklichung 
seiner Lebensaufgabe. Das Jahr 1867 darf als das Geburtsjahr des Stuttgarter 
Real gymnasiums betrachtet werden. Im Herbst wurden die nichtgriechischen 
Klassen vom Gymnasium abgezweigt und siedelten in ein eigenes interimistisches 
Gebaude iiber. Inspector dieser realistischen Abtheilung wurde nattirlich D., 
und wenn er vorderhand auch noch nominell dem Gymnasialrectorat unter- 
stellt war, so war ihm doch in der Organisation der neuen Anstalt keinerlei 
Besch rankung auferlegt. Das Lateinische wurde fast ebenso energisch wie 
im humanistischen Schwesterinstitute, intensiver als selbst in den preussischen 
Gymnasien betrieben, ftir den ausgefallenen griechischen Unterricht wurden 
Mathemathik, Naturwissenschaften, neuere Sprachen mit einer desto grosseren 
Stundenzahl bedacht. Man gewann bald Zutrauen zu der neuen Anstalt, 
deren Schtilerzahl rasch wuchs. 187 1 beschlossen die Kammern die definitive Er- 
richtung eines selbstandigen Realgymnasiums, zu dessen Rector D. 1872 ernannt 

Biogr. Jahrbuch 11. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 6 



32 Dillroann. 

wurde. Im ersten Programme der Anstalt legte er tiber »I)ie Idee der Real- 
gymnasien und ihre Verwirklichung in dem Stuttgarter Realgymnasium« (Stutt- 
gart 1872) offentliche Rechenschaft ab. Im Mai 1881 fand der Einzug in die 
ebenso schonen als zweckmassigen Raume des neuen Realgymnasiums statt, das 
aus den Mitteln der franzosischen Kriegsentschadigung erbaut worden war. Aber 
auch jetzt, nachdem so Grosses erreicht war, gab es kein Ruhen noch Rasten. 
Es handelte sich fur D. darum, sein Werk zu erhalten und zu erweitern, 
wobei er sich jedoch pietatvoll jeder Angriffe auf das humanistische Gymnasium 
enthielt. Die Aufhebung der reichslandischen Realgymnasien im Jahre 1883 
driickte ihm die Feder in die Hand zu der umfangreichen und griindlichen 
Schrift »Das Realgymnasium« (Stuttgart. Verlag von Carl Krabbe. 1884^. 
1889 Hess er sein bedeutendstes, »I)ie Mathematik die Fackeltragerin einer 
neuen Zeiu betiteltes Buch (Stuttgart, Verlag von \V. Kohlhammer), folgen, 
worin er seine padagogischen Grundsatze, die sich ihm zugleich zu einer 
eigenthtimlichen Lebens- und Weltanschauung erweiterten und vertieften, in 
philosophische Beleuchtung rlickte und theoretisch begriindete. Auch seine 
Schulreden, die man wohl noch gesammelt erhalten wird, dienten demselben 
Zwecke. Alle Ziele, die sich D. steckte, hat er freilich nicht erreicht. Urn- 
sonst erstrebte er, den Abiturienten seines Gymnasiums den Zutritt zum 
medicinischen und zum juristischen Studium zu verschaffen. Die Kammer- 
verhandlungen des Jahres 1895 liber letzteren Punkt, wobei die Mehrheit des 
Landtages im Gegensatz zur Regierung auf die Wunsche des Realgymnasiums 
einzugehen geneigt war, riefen D.'s letzte Streitschrift hervor: »Das Real- 
gymnasium und die Wiirttemhergische Kammer der Abgeordneten« (Stuttgart. 
Verlag von Fr. Doerr. 1896). 

Die Vermuthung, die man vielfach ausgesprochen hat, dass das Stuttgarter 
Realgymnasium, D.'s personlichste Schopfung, ihn selbst nicht lange iiberleben 
konne, wird sich schwerlich bewahrheiten. Dazu hat er die Anstalt auf eine 
zu gediegene wissenschaftliche Basis gestellt. Aber allerdings war er ihre 
Seele in ganz anderer Weise, als dies gewohnlich bei Directoren von Gym- 
nasien der Fall ist. D. war eine bedeutende, originelle Personlichkeit von 
reichen Geistesgaben, umfassenden Kenntnissen, selbstandigem Charakter. In 
ihm steckte eine gewaltige, unbeugsame, eigenmiichtige Herrschernatur von 
hochster Energie des Wollens. Dabei waren in ihm die weicheren Seiten 
des menschlichen Gemlithslebens nicht weniger ausgebildet. Er war im 
Grunde genommen Idealist und dabei (loch ungcmein praktisch veranlagt. 
Keinem Gebiete des menschlichen Lebens stand er feme. Die verschieden- 
artigsten Aeusserungen desselben schlossen sich in seinem Geiste zu einer 
Einheit zusammen, und er erkannte in den Naturgesetzen ihren gemeinsamen 
Urquell. Er war von dem Gedanken der Immanenz Gottes in der Natur 
durchdrungen und in seiner Art fromm, wenn auch nicht eben im kirchlichen 
Sinne. Jedes Hervordrangen der eigenen Person, jede kleinliche Eitelkeit 
hasste er. Er gab sich often und ehrlich, nattirlich und schlicht, in den 
ausseren Formen oder vielmehr Formlosigkeit kehrte er gerne den echten 
Schwaben hervor, nicht seiten wurde er derb, ohne jedoch zu verletzen. Er 
imponirte durch ruhige Gelassenheit und Wttrde seines Auftretens, deren 
Eindruck durch die hohe, Ehrfurcht gebietende Gestalt, die eherne Gesichtsmaske 
mit den blitzenden Augen, dem schneeweissen Haupt- und Barthaar verstarkt 
wurde, Ein solcher Mann war von vorn herein dazu geschaffen, bei den 
Schiilern Geltung zu erwerben. Dazu kamen hervorragende padagogische 



Dillmann. 83 

Fahigkeiten. Als Schulvorstand fiihrte er ein patriarchalisches Regiment, 
dessen Grundzug Wohlwollen und Milde waren. Er zeigte grosses Verstandniss 
fur die Jugend und ihre Bediirfnisse. Seine Anforderungen an ihre Leistungs- 
lahigkeit waren freilich nicht gering. Strenge, regelmassige Arbeit sah er 
als das wichtigste Erziehungsmittel an. Im Unterricht, den er selbst ertheilte, 
wich er stark von der Schablone ab: er war stets anregend, lebendig, geist- 
voll, witzig. Er besass in hohem Grade die Gabe der Anschaulichkeit und 
Deutlichkeit, verstand den sprodesten Stoff zu durchgeistigen, riss durch 
seine originelle Methode auch Tragere und Schwachere mit. Die Begeisterung, 
die der Herr«, wie man ihn hiess, bei seinen Schlilern weckte, pflegte fiir 
das ganze Leben vorzuhalten, und sie erzeugte unter ihnen das entschiedene 
Geflihl der Gemeinsamkeit. Dieser Corpsgeist kam besonders im Jahre 1892 
zum Ausdruck, als das Fest des funfundzwanzigjahrigen Bestchens des Real- 
gymnasiums grossartig gefeiert und dabei dem Rector eine von alien Schlilern 
gesammelte »Dillmannstiftung« von 10 000 Mark zur freien Verfugung tiber- 
wiesen wurde. 

Neben seinem Hauptamte und seiner Thatigkeit im Oberstudienrathe 
wirkte D. als Visitator der unter seinen Auspicien im Lande begriindeten 
Reallyceen und Realgymnasien, als Inspector der Handelsschule, als Lehrer 
fur Physik am Stuttgarter Katharinenstift (von 1862 bis 1894) und am Lehre- 
rinnenseminar (1874 bis 1898). Seine literarischen Arbeiten beschrankten 
sich nicht auf die schon citirten Kampfschriften zu Gunsten seines Lebens- 
werkes, er verfasste auch eine Anzahl popular-wissenschaftlicher Aufsatze aus 
dem Bereiche der Naturgeschichte, die alle durch klare Darstellung und 
phantasievolle Sprache anziehen. So erschienen optische, astronomische und 
Sonnen-Briefe reihenweise im Schwabischen Merkur. Ein Thcil davon ist 
unter dem Titel »Astronomisch^ Briefe. Die Planeten« (Tubingen 1892 
Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung) in Buchform gebracht worden. 
Kleinere Broschuren, w r ie die (iber den Hagel (Stuttgart, Verlag von Carl 
Grtininger. 1872), und Artikel in Zeitungen und sonstigen periodischen Druck- 
werken iiber mannigfache Gegenstande gesellen sich hinzu. 

Seit Marz 1899 litt D. infolge von Ueberanstrengung und nicht geniigend 
beachteter Influenza an einer Affection des Herzens, die ihn von seiner 
Schule fernhielt. Das Ende trat dann plotzlich ein. Die ftir seinen 70. Ge- 
burtstag geplanten Ehrungen durfte er selbst nicht mehr hinnehmen. Sie 
wurden ihm an seinem Begrabnisstage, dem 21. December 1898, in reichem 
Masse zu Theil. — D. war seit 2. October 1865 m ^ Luise Fehleisen ver- 
mahlt. Der Ehe entstammten zwei an Schiiler von ihm verheirathete 
Tochter. 

Schwabische Kronik vom 19. December 1899 No. 592, vom 22. December 1899 
^°- 599 (Leichenfeier), vom 30. December 1899 No. 608 (Nekrolog von Professor Dr. 
H. Georgii), Staats-Anzeiger fQr Wtirttemberg vom 19. December 1899 No. 296, Wllrttem- 
bergische Volkszeitung vom 22. Dezember 1899 No. 299 (Nachruf von Professor Dr. 
H. Planck), (Stuttgarter) Neues Tagblatt vom 19. December 1899 No. 297 (ebenda No. 299 
D.'s nachgelassener Aufsatz »Ist das Heidenthum in Europa ausgestorben r«) t SUwestdeutscbe 
Schulblatter 1900 No. I, S. 26 — 29 (von H. Planck). — Die zwei Nachrufe von Georgii 
and Planck sind mit den Reden am Grabe zu dem Schriftchen vereinigt: »Zur Erinnerung 
an Oberstudienrath Dillmann « (Stuttgart. Kgl. Hofbuchdruckerei Carl Liebich. 1900 — 
mit Bild). Eine von Professor Adolf Donndorf modellirte PortraitbUste halt die Zlige des 
Entschlafenen aus seinem letzten Lebensjahre fest. 

Rudolf Krauss. 
6* 



84 Leu. 

Leu, Max, Bildhauer, • 26. Februar 1862 in Solothurn; f 4. Februar 
1899 in Basel. L.'s Heimatgemeinde ist Rohrbachgraben im bernischen 
Bezirk Aarwangen, doch ist er nicht dort, sondern in Solothurn in einfachen 
biirgerlichen Verhaltnissen geboren worden. Nachdem er die Solothurnischen 
Schulen durchlaufen, kam er nach Basel in die Lehre zu einem Steinhauer- 
meister und Grabsteinmacher. Die Hoffhungen und Ziele, die der kunst- 
begeisterte Jiingling in seinem Sinne hegte, waren aber schon damals auf 
Hoheres gerichtet als auf die Erstellung von Grabkreuzen und Inschriften- 
tafeln. Er besuchte daher in seinen freien Abendstunden eifrig die Curse 
der Basler Zeichnungs- und Modellirschule und wandte sich, sobald er seine 
Lehrzeit beendet hatte, nach Frankreich, wo die moderne Bildhauerkunst 
durch so manchen glanzenden Vertreter zu hochster Bliithe gebracht war. 
Da L. f der ganz nur auf sich selber angewiesen war, einstweilen die Mittel 
zum Besuch einer Kunstakademie fehlten, sah er sich genothigt, als Bildhauer- 
geselle sein Brot zu verdienen und konnte nur seine freien Nebenstunden 
auf seine ktinstlerische Weiterbildung verwenden. 

So arbeitete er eine Zeit lang in Lyon ; doch bald zog es ihn nach Paris 
und hier ftthrte ihn ein gtinstiger Zufall zu dem Bildhauer Morice, unter dessen 
Leitung er eine ihm zusagende und ihn auch kUnstlerisch fordernde Be- 
schaftigung an dem neu erstehenden H&tel de Ville fand. Die Abende 
waren wieder emsigem Studium auf der vortrefflichen ficole des arts ddcoratifs 
gewidmet, und schon im Jahr 1884 gelang es L. f die Aufnahmeprtifung der 
Ecole des Beaux Arts zu bestehen und in das Atelier des Bildhauers Cavelier 
aufgenommen zu werden. Wahrend er sich nun durch allerlei Arbeiten 
meist decorativer Art seinen Lebensunterhalt erwarb, wobei es allerdings oft 
knapp genug herging und er die Miseren der Pariser Bohfeme oft genug am 
eigenen Leibe erfahren konnte, arbeitete er mit Fleiss und Energie an der 
Weiterbildung seines Talentes, und eine stattliche Zahl von Preismedaillen, 
die er sich um diese Zeit an der Ecole des Beaux Arts errungen hat, legt 
Zeugniss ab von dem ems ten Streben und der grossen Begabung des jungen 
Kiinstlers. 

Da zeigte sich die erste Gelegenheit, seine Kraft in einem ofFentlichen 
Wettbewerb zu messen. Die Stadt Locle schrieb unter den schweizerischea 
Bildhauern eine Concurrenz aus zur Erlangung von EntwUrfen ftir ein Denkmal 
von Jean Daniel Richard, dem Begrtinder der Neuenburger Uhrenindustrie. 
L. errang den ersten Preis. Das war ein Sieg, der den zum Hdchsten 
Strebenden mit froher Zuversicht fur die Zukunft erflillte. Aber das Verhangniss, 
das L. spater so oft in den Weg trat, trlibte ihm schon die Freude an 
diesem ersten Erfolg. Das Denkmal wurde namlich nach seinem Entwurfe 
ausgeftihrt, aber nicht durch L., sondern durch einen andern, alteren Bild- 
hauer. Man traute dem jungen Klinstler noch nicht die Kraft zu, sein Werk 
im Grossen auszuges taken. Das war eine bittere Krankung, aber L. liess 
sich nicht entmuthigen und schritt zu neuen Thaten. Seit 1885 beschickte 
er nun alljahrlich den Pariser Salon mit einem seiner Werke, die sowohl von 
der Kritik, wie von seinen Fachgenossen mit Anerkennung aufgenommen 
wurden. — Die zweite grosse Aufgabe, an der L. sich versuchte, war das 
Modell zu einem Denkmal Wilhelm Tells, ftir das von der Schweizerischen 
Eidgenossenschaft ein Wettbewerb eroffnet worden war. Leu erhielt einen 
dritten Preis. Bald darauf wurde ihm in der Concurrenz ftir das Bubenberg- 
denkmal in Bern der erste Preis und damit auch die Ausfuhrung dieses 



Leu. 



85 



Denkmals zuerkannt. Zwar wurde ihm auch dieser Erfolg verbittert durch 
Neid und bassliche Intriguen. Doch er blieb schliesslich Sieger und heute 
ist dieses Denkmal eine Hauptzierde der alten Bundesstadt an der Aare. 
Nun durfte der junge Klinstler die Zukunft als gewonnen betrachten, 
denn es fehlte jetzt bald nicht an Auftragen aller Art. So entstanden eine 
ganzeAnzahl vortrefflicher Portraitbitsten, die sich alle durch ihrecharakteristische 
Auffassung und die gediegene technische Behandlung auszeichnen. Als im 
Jahr 1897 die Stadt Basel eine Concurrenz ausschrieb fur ein Denkmal ihres 
beriihmten Biirgermeisters Wettstein, erhielt L. wieder den ersten Preis. 
Leider wurde durch missliche Umstande die Ausfiihrung des Monumentes 
vereitelt. Urn dieselbe Zeit wurde ihm, ebenfalls in Basel, die Aufgabe 
gestellt, das Modell eines Denkmals fur den allemannischen Dichter Johann 
Peter Hebel zu schafFen. Er brachte einen reizenden Entwurf, dessen Aus- 
fiihrung ihm alsobald iibertragen wurde. Dieses Denkmal ist, sowohl was die 
Auffassung und Charakteristik der Portraitbiiste des liebenswiirdigen Poeten, 
als was das Arrangement des ganzen Monumentes betrifft, ein Meisterwerk 
zu nennen. Leider sollte das sein letztes Werk sein, dessen Einweihung er 
nicht mehr miterleben durfte. Schon im Herbst 1897 hatten sich die ersten 
Symptome eines Leidens gezeigt, tiber dessen grausamen Charakter L. sich 
nicht lange tauschen konnte. Und bald darauf war es fur ihn zur 
absoluten Gew r issheit geworden, dass sein Leben nur noch nach Monaten 
zu berechnen sei. Wie ein Held ergab sich L. in sein diisteres Schicksal; 
ohne Jammern fligte er sich mit stoischem Gleichmuth in das Unabw r endbare. 
Zu Ende des Jahres 1898 trat er, schwerkrank, eine Reise nach dem Sliden 
an, von der er noch einige Erholung und einen Aufschub der Katastrophe 
zu erlangen hoffte, Er kam nur bis Nervi, w r o ihm die zunehmenden 
Schmerzen das Weiterreisen unmoglich machten. Bald darauf kehrte er auf 
den Wunsch seiner Freunde nach Basel zurlick, wo er in einem Privatkranken- 
haus treue Pflege fand, bis ihn der Tod von seinen Leiden erldste. Er wurde 
am 7. Februar 1899 auf dem idyllischen Friedhof zu St. Nikolaus in Solothurn 
beerdigt. 

Die Schweiz verlor an L. einen ihrer vortrefflichsten Kiinstler, die 
schweizerische Bildhauerei ihren vornehmsten Vertreter. Leu war kein Kind 
des Gliicks. Was er konnte und was er war, das hatte er einzig und allein 
seinem Talent und seiner unbeugsamen Energie zu verdanken. Dabei war 
er ein grundehrlicher Mensch und ein ebenso ehrlicher Klinstler, ja man 
kann sagen, er setzte einen gewissen Trotz darein, sein Ziel nur auf geradem 
Wege zu erreichen, wenn Andere oft mit Complimenten und Besuchen bei 
einflussreichen Personlichkeiten ihm ins Gehege zu kommen suchten: »Ehrlich 
sein ist in der Kunst eine Hauptsache!« war ein oft von ihm gethaner Aus- 
spruch. Und diese Ehrlichkeit spricht denn auch aus alien seinen Werken. 
Es liegt etw r as edit Schweizerisches, kraftvoll Derbes in Allem, was L. 
geschaffen hat, Er war der richtige Mann, eine schweizerische Heldenfigur 
plastisch darzustellen. Alle Pose und Ziererei war ihm fremd. Energie und 
herzliche, biedere Offenheit waren die Grundziige seines Charakters. 

Seine Portraitbiisten, deren er eine stattliche Zahl geschaffen, zeugen alle 
von einer scharfen Charakterisirungsgabe. Wir erwahnen die Btisten von 
Bischof Fiala; dem schweizer Landamman Vigier; Bundesrath Frey; dem 
Basler Professor Dr. Fritz Burkhardt; Maler Dr. Schider; Maler Balmer 
u. A. — Von seinen grosseren Werken ist das schon genannte, in Bern 



86 Leu. Graf Hohenwart. 

stehende Bronzestandbild des Ritters Adrian v. Bubenberg das bedeutendste. 
Die letzte Aufgabe, mit der sich L. beschaftigte, war ein Denkmal fur die 
edle Stauffacherin, die Gattin Werner Stauffachers, das auf die Initiative 
schweizerischer Frauen hin fiir Schwyz geplant war. L. legte seinem Ent- 
wurf die Worte zu Grunde, mit denen in Schillers »Tell« die wackere 
Schwyzerin ihren zagenden Ehegemahl zum muthigen Handeln anspornt: 
»Sieh vorwarts, Werner, und nicht hinter dichU Leider war es dem Kunstler 
versagt, dieses Werk noch auszufiihren. — 

Nun ruht L. auf demselben Friedhof, wo das von ihm mit einer 
prachtigen Biiste gezierte Grab seines Freundes, des Malers Frank Buchser, 
sich befindet. 

Basel. Emil Beurmann. 



Hohenwart, Graf Karl Sigmund, * Wien 12. Februar 1824, f ebenda 
26. April 1899, President des Obersten Rechnungshofes, Obmann der Rechten 
des Herrenhauses. Absolvirte im Theresianum seine juridischen Studien 
und widmete sich dann dem politischen Staatsdienst. Schon in jungen Jahren 
wurde er an Stelle des zuriickgetretenen Grafen Anton Auersperg ins Frank- 
furter Parlament gewahlt. Doch Iibte er das Mandat nicht aus. 1856 wurde 
er Comitats-Vorstand in Fiume, i860 Kreisvorsteher in Trient, 1862 Landes- 
hauptmann in Krain, Leiter der Statthalterei-Delegation in Trient, 1866 
Landesprasident in Karnten und 1868 Statthalter von Ober-Oesterreich. Am 
7. Februar 187 1 erfolgte die Bildung des Cabinets Hohenwart, das dem 
entschiedensten Widerstand der Verfassungspartei und ihrer angesehensten 
Ftihrer v. Schmerling und v. Kaiserfeld begegnete und nach der am 
7. October erfolgten Publication der ^Fundamental-ArtikeU am 25. October 
desselben Jahres entlassen und vom Ministerium Lasser-Auersperg abgelost 
wurde. Bei den Reichrathswahlen von 1873 wurde Hohenwart von den 
krainischen Landgemeinden Krainburg in das Abgeordnetenhaus gewahlt, wo 
er an die Spitze des Clubs des rechten Centrums trat und allmahlich der Ftihrer 
der conservativen Partei wurde, dessen 70. Geburtstag am 12. Februar 1893 die- 
selbe mit hohen Ehren feierte. Bei den letzten Reichrathswahlen verzichtete H. 
auf ein Mandat. Im Marz 1897 wurde er in das Herrenhaus berufen. Dem 
Leichenbegangnisse in der Stephanskirche wohnte Kaiser Franz Joseph bei. — 

Den Menschen macht sein Wille gross und klein — dieses Dichterwort sollte 
von Allen beherzigt werden, welche vor die Aufgabe gestellt sind, ein Menschen- 
leben in seinem Streben und Wirken zu uberblicken. Gar oft aber werden 
nur die Erfolge, und allenfalls auch der aussere Verlauf der Begebenheiten, 
welche zu Erfolg oder Misslingen gefiihrt haben, gewiirdigt! 

Wir miissen uns dies gegenwartig halten, wenn wir dem Andenken des 
verstorbenen Staatsmannes gerecht werden sollen, dessen Namen dieser kurze 
Aufsatz tragt. Graf Hohenwart war nie etwas Anderes, wollte nie etwas Anderes 
sein, als ein fiir das Wohl und die Grosse seines Vaterlandes eifrig thatiger 
Oesterreicher. In diesem Streben, in diesem Zweckbewusstsein blieb er sich 
consequent, mochte er in der Wahl der Mittel sich noch so sehr andern. 
Wenn er lange Jahre hindurch verschiedenen Regierungen mit gleichem Eifer 
und gleichem Pflichtgefiihl als Administrativ-Beamter diente, so ist das fur 
keinen noch so oberflachlichen Kenner der Traditionen unserer Bureaukratie 
etwas Verwunderliches. Allein auf die Haltung, welche Hohenwart als Minister- 



Graf Hohenwart. g* 

prasident und in der langen Zeit seiner Fuhrerschaft im Abgeordnetenhause 
eingenommen hat, lasst sich, man mag iiber einzelne Phasen derselben 
denken, wie man will, doch immer nur auf das ernste und umsichtige Streben 
zurtickflihren, das Reich, die Monarchic aus den grossen Schwierigkeiten unserer 
inneren Politik zu befreien. — Wir wollen uns nicht in eine kalendarische Schil- 
derung des Lebenslaufes des Verewigten einlassen. Zu einer solchen fehlen 
uns, die wir ihn erst in der zweiten Halfte seines bewegten Lebens kennen 
gelernt haben, die Unterlagen personlicher Anschauung, ja selbst tiberlieferte 
Daten. Die, welche solche besitzen, mogen die Lucken ausfiillen; wir aber 
erinnern an langst Bekanntes, indem wir der rtihmlichen administrativen 
Thatigkeit Hohenwarts in mehreren Landern — zuletzt war er Statthalter in 
Linz — Erwahnung thun. — Im Winter des Jahres 1871 ward Graf Hohenwart 
zum Ministerprasidenten ernannt, im October desselben Jahres demissionirte 
er. Auch die Ereignisse dieser kurzen, aber vielbewegten Zeit sollen nicht 
pragmatisch aufgezahlt werden, sie sind, in grossen Umrissen, jedem Kenner 
der damaligen Zeit bekannt, iibrigens oft geschildert und besprochen worden. 
Das aber konnen wir uns nicht versagen, die damalige Zeit gewissermassen 
im Reflex-Lichte unserer Tage zu betrachten. — Der nachmalige historische 
Lauf der Begebenheiten lasst die weit ausholenden Plane des Grafen Hohenwart 
vielleicht auch ftir seine Gegner insofern verstandlich erscheinen, als der 
Verstorbene die furchtbare Gefahr des deutsch-bohmischen Streites ebenso 
lebhaft vor Augen hatte, wie die Nothwendigkeit, die Abstinenz -Politik 
aufhoren zu machen. Es handelt sich uns nicht darum, die Fundamental- 
Artikel zu vertheidigen, wohl aber mochten wir die Gedankenrichtung an- 
deuten, in welcher Hohenwart sich bewegt haben mochte, als er jene Politik 
machte oder mitmachte. — Nur die Publicistik hat sich des Stoffes bemachtigt, 
eine offentliche, sozusagen contradictorische Verhandlung mit Rede und 
Gegenrede, Schriftsatz und Gegenschrift hat zwischen den wirklich com- 
petenten Factoren niemals stattgefunden, und so ist es sehr schwer, mit voller 
Sicherheit tiber Werth und Berechtigung der Hohenwartschen Politik sich aus- 
zusprechen, wie iiber die damals thatigen Stromungen und Gegenstromungen 
zu urtheilen. Es ist dies umso schwerer aus zwei Griinden: erstens enthalten 
die Fundamental-Artikel, gerade in ihren bestrittensten Theilen, Axiome, 
akademisch aufgestellte Behauptungen, die unserer Meinung nach auf die 
Absichten des Verfassers zufolge einen wirklich praktischen Erfolg gar nicht 
haben wollten und haben sollten. Zweitens wurde die Politik, es sei dies ohne 
alle Nebenabsicht des Tadels gesagt, damals im Wesentlichen hinter den 
Coulissen gemacht. Im Wege vertraulicher Besprechung wurde mit den 
Fiihrern der bomischen Bewegung verhandelt, die Endergebnisse wurden im 
Ministerrathe festgesetzt, und sowie das ganze Regierungsproject auf diese 
Weise herangereift war, so wurde es auch schliesslich auf dieselbe Art zum 
Falle gebracht — endgiltig in jener denkwiirdigen gemischten, d. h. von 
gemeinsamen, cis- und transleithanischen Ministern besuchten Conferenz, welche 
mit dem Namen des »grossen Kronrathes« bezeichnet wurde. Und als die 
Gegner des Grafen Hohenwart gesiegt hatten, damit das Misslingen seiner 
Politik und sein Sturz besiegelt war, da hiess es fur ihn in des Wortes 
vollster und strengster Bedeutung: »Der Rest ist Schweigen«. Esist 
eine alte, nicht nur berechtigte, sondern fur uns selbstverstandliche Gewohnheit, 
dass, wenn auch die Resultate der Ministerraths-Sitzungen ihrer Natur nach 
sehr oft an die Oeffendichkeit gelangen, das von den einzelnen Mitgliedern 



gg Graf Hohenwart 

im Conseil Gesagte nicht mit der grossen Glocke ausgelautet wird. Die 
wenigen bisher gemachten Ausnahmen sprechen gewiss nicht gegen, sondem 
fiir diese Regel, und dass Graf Hohenwart, der peinlich gewissenhafte, seiner 
personlichen Veranlagung nach verschwiegene, zurlickhaltende Staatsmann — 
nicht umsonst hat man ihn den schweigsamen Oranier genannt — eine 
Ausnahme machen und das Schweigen brechen wttrde, war wohl nicht zu 
erwarten; und so wie er hielten es die Mitglieder seines Cabinets. Wir 
glauben mit dem Gesagten die von uns behauptete Schwierigkeit eines voll- 
giltigen Urtheils fiber die Ereignisse des Jahres 187 1, so we it sie den Grafen 
Hohenwart betreffen, dargethan zu haben, — Er hat niemals, weder wahrend 
der Dauer seiner Regierung, noch sp&ter, Gelegenheit gehabt, seine Regierungs- 
Politik offentlich zu vertheidigen ! — Nur ein ganz specieller Hinweis auf 
seine Verschwiegenheit sei dem Schreiber dieser Zeilen, der in spateren Jahren 
vom Grafen Hohenwart manchen werthen Vertrauensbeweis erhalten hat, 
gestattet: liber Tagespolitik haben wir oft mit einander geredet: manche 
wichtige streng vertraulich zu behandelnde Frage kam dabei zur Sprache; 
fiber seine Thatigkeit als Minister, fiber die damaligen Ereignisse sprach der 
Verstorbene niemals mit uns, wenn wir von etwaigen kurzen und neben- 
sachlichen Bemerkungen, die vielleicht gefallen sein mogen, absehen. 

Nach seiner Demission spielte Graf Hohenwart im Abgeordneten-Hause 
durch viele Jahre, bis kurz vor seinem Tode, eine grosse Rolle. Auch hier 
wollen wir nicht pragmatisch schildern und das aus der Tagespresse Bekannte 
wiederholen, sondern uns auf eine kurze Charakteristik dieser vielleicht 
wichtigsten Thatigkeit eines langen und bewegten Lebens beschranken. Jeder 
Kenner unserer politischen Geschichte dtirfte uns darin beistimmen, wenn wir 
sagen, dass Hohenwarts Bedeutung, an den Schwierigkeiten seiner Aufgabe 
gemessen, plastisch hervortritt. Selten war ein parlamentarischer Ffihrer in 
der Lage, durch so lange Zeit so verschiedene Elemente in einem Partei-Ver- 
bande zu einigen und zu fiihren. Ganzliche Verschiedenheit der einzelnen Partei- 
Gruppen in nationaler Beziehung, grosse Divergenzen in wirthschaftlichen und 
socialen Fragen, schwerwiegende Momente des Misstrauens und der Rivalitat 
zwischen den einzelnen Landsmannschaften und sonstigen Gruppen der 
Rechten hinderten ihn nicht, zunachst in der seinen Namen flihrenden Gruppe 
die Ffihrerschaft zu behaupten und seinen machtigen Einfiuss auf das ganze 
Partei-Gebilde der Rechten, deren Einigung grossentheils sein Werk war, aus- 
zufiben, in den ersten Jahren als Ffihrer der Opposition, dann als einer der 
bedeutendsten Ffihrer der Majoritat, die unser Parlament je gehabt hat. — 
In gewissem Sinne war Hohenwart allerdings schon Ffihrer der Majoritat, als 
er noch in der Opposition war. Seinen Grundanschauungen und Lebens- 
gewohnheiten widerstrebte es, Opposition & outrance zu machen, Oppo- 
sition auch in solchen Fragen, in denen eine ihm feindlich gegenfiberstehende 
Regierung, seiner Meinung nach, recht hatte. Wo die Regierung, sie mochte 
welchen Namen und welches Parteigewand immer tragen, wichtige, allgemeine, 
dauernde Interessen des Staates, der Monarchic vertrat, da war Graf Hohen- 
wart gern bereit, ihr beizuspringen und sie gegen ihre eigenen Freunde 
zu vertreten: nicht der Regierung, aber der Sache zu Liebe und so ent- 
standen jene merkwtirdigen ad hoc-Verbindungen, welche z. B. die Occupa- 
tions-Politik so wirksam unterstiitzten, und denen der Verewigte das Gewicht 
seines personlichen Ansehens, die Starke seines beharrlichen Willens, die Macht 
seines Wortes lieh. Und diese Macht war in der That gross! Ueber Hohen- 



Graf Hohenwart. 



8 9 



warts Werth als Redner wird kaum eine Meinungsverschiedenheit herrschen. 
Wir, die wir ihm oft gelauscht haben und die wir ihn mit einer Zahl 
bedeutender von uns gehorten Redner des In- und Auslandes vergleichen 
konnen, mtissen sagen, das er kaum von Einem derselben, was den Gesamt- 
werth der Leistung betrifft, libertrofFen, von Wenigen, sehr Wenigen erreicht 
worden ist. — Graf Hohenwart gehorte, wir haben es vorhin angedeutet, 
nicht zu den besonders offenherzigen, aber er gehorte gewiss zu den 
wahrhaftigsten Naturen. Er hat vielleicht niemals in seinem Leben 
w r issentlich eine Unwahrheit gesagt — und der starke Accent innerer subjectiver 
Wahrheit klang stets aus seinen Reden heraus, welches dabei immer sich in 
weiteren Gesichtskreisen bewegten, ohne sich ins Ungemessene zu verlieren. 
Die Auffassung war scharf, die Wiedergabe des Gedankens plastisch und 
lebendig, die Sprache vornehm, der Vortrag von tadelloser Eleganz, wenn 
auch, wie bei den meisten Rednern, in den letzten Jahren die Vernehmlichkeit 
unter der riesigen Raumausdehnung und den sonst akustisch ungiinstigen 
Bedingungen des neuen Parlamentshauses litt. Da Hohenwart tlberdies nicht 
allzu oft sprach, und meistens bei wichtigen Anlassen, gehorte er zu den 
wenigen Rednern, welche der Aufmerksamkeit ihres Horerkreises unbedingt 
sicher sind. Die Generalprobe seiner Rednerkunst hatte er schon als Minister 
abgelegt; seine Vorbereitung hatte er nur im kleinen Kreise, als Re- 
gierungsvertreter in verhaltnissmassig unbedeutenden Landtagen, absolvieren 
konnen; er kam mit einmal ins Abgeordnetenhaus, genothigt, sehr hervor- 
ragenden Rednern entgegenzutreten, und erwies sich sofort als vollkommen eben- 
burtig, wobei nicht geleugnet werden soil, dass er im langen Laufe der Jahre 
sich noch vervollkommnet hat. — 

Mit dem durch das Anwachsen der jungczechischen Bewegung bewirkten 
Wechsel der Parteiverhaltnisse im Abgeordnetenhause bereitete sich eine 
Wendung auch in Hohenwarts politischer Haltung — nicht in seiner Gesinnung 
— vor, die sich unmittelbar nach der Einbringung der Wahlreformvorlage des 
Grafen Taaffe mit grosser Raschheit vollzog. Es ist wohl jeden Leser dieser 
Zeilen bekannt, dass zum Theil durch den Inhalt der Vorlage, zum Theil 
durch das Geheimniss, welches ihre Vorbereitung umhlillte, die Ueberraschung, 
welche die Einbringung dem ganzen Hause bereitet hatte, die Majoritat er- 
schreckt, verstimmt und gereizt war. — Das unmittelbare Resultat war: eine 
sehr lebhafte und doch monotone Debatte, in welcher die Angriffe auf die 
Regierung sich ins Unendliche wiederholten, und schadenfrohe Commentare 
einiger Redner der Opposition die einzige Abwechslung bildeten. Ob es noth- 
wendig, ob es niitzlich war, aus diesem Anlass die Regierung zu sttirzen; ob 
wirklich gegenliber der Regierungsvorlage nichts Anderes am Platze war, als 
entriistete Negation; ob insbesondere bei der ganzen Action die alte, bis auf 
die Jungczechen intact gebliebene Rechte des Hauses die von ihr gespielte 
Rolle unbedingt ubernehmen musste; ob diese Partei dabei gewonnen oder 
verloren hat, das Alles, und noch manch Anderes sind Fragen, die wir nicht 
zu beantworten haben. — Allzu nahe ist der Schreiber dieses Aufsatzes 
den damaligen Ereignissen gestanden, um nicht selbst an seiner vollen Un- 
parteilichkeit zu zweifeln: wie konnte er die Anerkennung derselben von Anderen 
begehren? — Es geniigen also folgende kurze, mehr das Thatsachliche be- 
riihrende Bemerkungen: Graf Taaffe hatte, wie wir bestimmt wissen, manche 
politische Freunde, vor allem den Grafen Hohenwart sehr gern von seinem Wahl- 
reformproject unterrichtet, allein er hielt es weder flir ganz correct, noch fiir 



90 



Graf Hohenwart. 



ungefahrlich, eine Partei oder einen Flihrer zu informiren und die anderen 
Parteien des Hauses, auf deren Untersttitzung er angewiesen war, von solchen 
Mittheilungen auszuschliessen. Unmoglich aber erschien es dem damaligen 
Ministerprasidenten, einen weiten Kreis von Mitwissern zu schaffen und dem- 
selben entweder jegliche wirksame Einsprache abzuschneiden oder die Vorlage 
schon bei der Einbringung in ihren grundlegenden Theilen wie in den Einzel- 
heiten den dissentirendsten Einflussen preiszugeben. Zur Beurtheilung 
der Richtigkeit dieser Anschauungen mag die weitere Geschichte unserer 
Wahlreform, die Geschichte der Entwicklung der Sprachenfrage u. s. w. 
Material bieten. Graf Hohenwart konnte mit Recht auf seine langjahrige, 
wirksame Unterstiitzung der Regierung des Grafen Taaffe sich berufen, und 
auf besondere Riicksicht Anspruch machen, Graf Taaffe mit ebensoviel Recht 
darauf hinweisen, dass er die Schaffung der Majoritat ermoglicht, und dass, 
sowie Hohenwarts Stellung nach rechts durch seine Regierungsfreundlichkeit 
erschwert worden war, umgekehrt Taaffe durch seine Anhanglichkeit an 
Hohenwart sich nach links hin grosse Schwierigkeiten bereitet, da er jeden 
Versuch, ihn von Hohenwart zu trennen, mit der grossten Entschiedenheit ab- 
gelehnt hatte. Gewiss ist, dass auch in diesem Augenblicke seines Lebens 
Graf Hohenwart, indem er am Sturze des Cabinets Taaffe hervorragenden 
Antheil nahm, und die Coalition schaffen half, dies im Interesse des Staats 
thun zu sollen glaubte. Wir konnen auch bekraftigen, dass aus der so 
rasch losbrechenden politischen Gegnerschaft keine personliche Feindschaft 
zwischen den beiden Staatsmannern entstanden ist, vielmehr freundschaft- 
liche Beziehungen auch spater gepflogen wurden, weil Jeder beim Andeni 
die redliche, auf das Ganze gerichtete Absicht im voraus schon kannte. 

Bei der in der nachsten Zeit folgenden Berathung der Wahlreform 
war Hohenwart, wenn wir nicht irren, trotz seines Ansehens und seiner 
Begabung an intensiver Mitwirkung dadurch sehr behindert, dass er 
eigentlich einer bedeutenden Enveiterung des Wahlrechts nicht sehr gttnstig 
gesinnt war, eine solche aber damals ziemlich allgemein als unvermeidlich 
gait. — 

Im Herrenhause, dem Graf Hohenwart am Schlusse seines Lebens eingereiht 
wurde, fand er, wegen der Ktirze der Zeit und seiner bald darauf folgenden 
Erkrankung, keine Gelegenheit mehr zu grosserer Thatigkeit. Es spricht aber 
flir die allseitige Anerkennung seines Werthes und seiner Bedeutung, dass, als 
der langjahrige bewahrte Ftihrer der Rechten, Graf Franz Falkenhayn, dahin- 
geschieden war, die offentliche Meinung mit seltener Einstimmigkeit Hohen- 
wart auf den Schild hob. — Sein bald darauf erfolgender Tod hat eine grosse 
Liicke gerissen, denn mit ihm verschwand von Oesterreichs politischer Biihne, 
eine unsrer grossten politischen Figuren,ein Ehrenmann von makelloserGesinnung, 
ein Oesterreicher, der vom warmsten Patriotismus begeistert w T ar; ein alter 
Beamter und Parlamentarier, dem regste Pflichterfullung als Lebensbediirfniss 
gait, ein Staatsmann, dessen Blick niemals das grosse Ganze aus dem Auge 
verlor. — 

Quellen: Ueber die Familie Hohenwart: Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiser- 
thums Oesterreich Band 9. Ueber den Sturz des Ministeriums Hohenwart vgl. Beusts 
DenkwUrdigkeiten: Aus drei Vierteljahrhunderten II. 456 ff. 497 ff. Cotta, 1887. — Nekrolog 
im »Vaterland« VVicn 26. und 27. April. Neue Freie Presse vom 26. und 27. April 1899 
und Mtlnchener Allg. Ztg. April 1899. Zcitungsstimmen und Beileids-Kundgebungen im 
»Vaterland« 28. April 1 899 ff. 

Ein osterreichischer Parlamentarier. 



Sicgel. 9 i 

Siegel, Heinrich, Universitatsprofessor flir deutsches Recht, * am 13. April 
1830 im Neckarstadtchen Ladenburg, f 4. Juni 1899 in Wien. Er stammt aus 
alter angesehener Familie Bruchsals im Grossherzogthum Baden; er war der 
zweite Sohn des damals in Ladenburg angestellten Kreisphysikus Dr. Joseph S., 
Enkel des zuerst kurpfalzischen, spater badischen Hofrichters Dr. Bernhard S. 
Seine erste Erziehung erhielt er namentlich durch seine Mutter Magdalene 
geb. Heiligenthal, besuchte das Bruchsaler Gymnasium und das Heidelberger 
Lyceum und wurde 3. September 1849 zur Universitat zugelassen, an der er 
bereits Vorlesungen von Schlosser, Gervinus und Reichlin gehort hatte. Ur- 
spriinglich zu militarischer Laufbahn neigend, folgte er dem Rathe der fiir 
die zarte Gesundheit des Junglings besorgten Mutter und studirte in Heidel- 
berg und Bonn die Rechte unter Vangerow, Mohl, Zopfl, Mittermaier und 
F. Walter. Er bearbeitete lateinisch eine Heidelberger Preisaufgabe liber das 
Erbrecht nach den beiden grossen Rechtsbtichern des Mittelalters und erhielt 
daflir (wie ein zweiter Bewerber) am 22. November 185 1 als Preis die vom 
Grossherzog Carl Friedrich fiir Heidelberg gestiftete goldene Medaille. Auf 
diesen Erfolg hin entschied er sich fiir die akademische Laufbahn und erwarb 
mit der Ueberarbeitung »Das deutsche Erbrecht nach den Rechtsquellen des 
Mittelalters in seinem inneren Zusammenhange dargestellt«, Heidelberg 1853, 
in Giessen den Doctorgrad, durch die weitere Schrift »Die germanische Ver- 
wandtschaftsberechnung mit besonderer Beziehung auf die Erbfolge«, Giessen 
1853, die Zulassung als Privatdocent. Beide Arbeiten vertraten durchaus neue 
Grundgedanken: dort wurde das deutsche Erbrecht in seinem Unterschiede 
gegentiber romischem Rechte als Wartrecht des Erben bereits bei Lebzeiten 
des Erblassers construirt, hier des Weiteren die dort ausgesprochene An- 
schauung liber die germanische Gradberechnung im Anschluss an das Bild 
des menschlichen Korpers verfochten. An dieser Ansicht hat S. auch zeit- 
lebens festgehalten. Er las in Giessen liber deutsches Recht und Rechts- 
geschichte, deutsches Privatrecht, die deutsche Wechselordnung, wie auch 
liber alteres deutsches Recht und arbeitete das leider nicht fortgefuhrte Werk 
^>Geschichte des deutschen Gerichtsverfahrens«, Giessen 1857, aus. Lebhaft 
gefordert wurde er durch den als ausserordentlicher Professor in Heidelberg 
wirkenden Robert Carl Sachsse und seinen Collegen und Freund Georg Sand- 
haas. Ein Ruf nach Konigsberg w T urde zuriickgezogen, als man erfuhr, dass 
S. katholisch sei. Daftir folgte er einem weiteren ehrenvollen Rufe nach Wien 
11857) an die dort neu geschaffene Lehrkanzel fiir deutsches Recht. Oester- 
reich sollte ihm eine zweite Hebe Heimath werden. Nach Ablehnung einer 
Berufung nach Tubingen wurde er am 19. April 1862 zum ordentlichen Pro- 
fessor befordert. Wahrend seiner 4oJahrigen gedeihlichen Wirksamkeit an der 
Wiener Universitat las er neben Collegen wie Phillips, linger, Joh. Ad. Tomaschek 
und endlich Otto von Zallinger die deutschrechtlichen Hauptcollegia, Geschichte 
des deutschen Strafrechts, uber gerichtliches Verfahren und Erbrecht, wie iiber 
die Rechtsquellen namentlich im germanischen Seminar. In formvollendeter, 
freier, bilderreicher Sprache schilderte er die Entwicklung der staatlichen 
Einrichtungen auf deutschem Boden wahrend fast zwei Jahrtausenden und 
brachte namentlich das deutsche Recht in seiner reinen Gestaltung als nahezu 
von fremdem Recht unbeeinflusstes, aus dem Volksrechtsbewusstsein hervor- 
gegangenes zur Darstellung, das trotz der Reception der fremden Rechte doch 
nie ganz erloschen sei und seit der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts 
wieder Selbstandigkeit und ein eigenes System gewonnen habe. So hat er 



92 Siegel. 

als einer der Ersten in Oesterreich fur das deutsche Recht Schule gemacht, 
indem die heute dort wirkenden Germanisten, wie auch einige auswartige, 
S. als ihren Lehrer und Meister verehren. Ueber diese seine Wirksamkeit 
sprach er in seiner Rectoratsrede vom Jahre 1878, In Anerkennung seiner 
vorziiglichen Leistungen in Wissenschaft wie Lehramt erhielt er am 1 1. November 
1879 Titel und Charakter eines Hofrathes verliehen, 1890 das Ritterkreuz des 
Leopoldordens; am 2. April 1891 wurde er auf Lebenszeit in das Herrenhaus 
des osterreichischen Reichsrathes berufen, in dem er (einmal nur) am 16. Januar 
1897 gelegentlich der geplanten Verstaatlichung der Collegiengelder gegen den 
Entwurf als Redner auftrat, indem er das Collegiengeld als den von den 
Schiilern dem Lehrer entrichteten Urheberlohn fiir die individuelle geistige 
Arbeit des Lehrers auffasste, dessen Beseitigung schlimme Folgen fiir Forschung 
und Lehre haben konne. Nach Ueberschreitung des 60. Lebensjahres ofters 
leidend, erbat er 1898 Versetzung in Ruhestand, was ihm unter Verleihung 
des Comthurkreuzes des Franz Josef-Ordens mit Stern unter dem 20. Juli 1898 
gewahrt wurde. Die Facultatsmitglieder ehrten den ausscheidenden Collegen 
durch Widmung einer Adresse. Zugleich tibernahm S. das Viceprasidium der 
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, in die er 1862 als correspondiren- 
des, 1863 als wirkliches Mitglied eingetreten war und deren Generalsecretar 
er seit 1875 gewesen. Er regte in der Akademie 1864 die Herausgabe der 
osterreichischen Weisthlimer je durch einen Juristen und einen Philologen an, 
ebenso die Uebertragung einer kritischen Ausgabe des Schwabenspiegels an 
Rockinger und der Sachsenspiegelglosse an Steffenhagen. Von seinen in den 
Sitzungsberichten veroffentlichten Arbeiten sind zu nennen: die vielfach auf- 
klarenden Untersuchungen iiber Alter, Herkunft und Gestaltungen des oster- 
reichischen Landrechts (i860 und 1867, Bd. XXXV 109 ff., LV 5ff.) f seine 
Monographic tlber die Stellung der Dienstmannen in Oesterreich von 1883 
(Bd. CII Heft 1, S. 235), liber die Lombarda-Commentare des Ariprand und 
Alibertus von 1862 Bd. XL i64ff.), iiber den ordo judiciarius von Eilbert von 
Bremen von 1867 (Bd. LV 53 iff.); dann »Die Erholung und Wandelung im 
gerichtlichen Verfahren« von 1863 (Bd. XLII 201 ff.), »Die Gefahr vor Gericht 
und im Rechtsgang« von 1866 (Bd. LI i2off.), »Das pflichtmassige Rtigen 
auf den Jahrdingen und sein Verfahren« von 1892 (Bd. CXXV, Abth. DC), 
»Das Gliterrecht der Ehegattenim Stiftsamte Salzburg* von 1882 (Bd.XCIX75ff.). 
Dazu treten »Zwei Handschriften des Wiener Stadtarchivs« in den sogenannten 
Sylvesterspenden von 1858, die vortrefflichen Gedenkreden fiber Homeyer 
(1875), Gabriel Seidl (1876), Palaiky (1877), Aschbach (1882), Leo- 
pold von Ranke (1886), von Arndts (1878) und K. Tomaschek (1879), 
den Reformator des osterreichischen Unterrichtswesens Grafen Leo Thun 
(1888), auch die Festschrift zur Centenarfeier fur K. F. Eichhorn (Wiener 
Juristische Blatter vom 20. November 1881), Besprechung des Werkes von 
Homeyer »Der Dreissigste« (Krit. Vschrift Bd. VII) und die ganz kurz vor 
seinem Tode abgeschlossene und gedruckte Arbeit »Die deutschen Rechts- 
blicher und die Kaiser Karls-Sage« — als Abschnitt eines geplanten grosseren 
Werkes tiber die Sage von Kaiser Karls Recht und Gericht. Als seine Haupt- 
werke sind schliesslich zu nennen: einmal das zu nachhaltiger literarischer 
Erorterung Anlass gebende meisterliche Schriftchen »Das Versprechen als Ver- 
pflichtungsgrund im heutigen Recht. Eine germanistische Studie«, Berlin 1873. 
Der Hauptgedanke der Schrift von der verpflichtenden Kraft des einseitigen 
Versprechens hat auch bei Abfassung des deutschen Burgerlichen Gesetzbuches 



Siegel. 93 

Beachtung gefunden. Weitere Ausfiihrungen des Versprechensbegriffes bieten 
die Schriften : »Das erzwungene Versprechen und seine Behandlung im deutschen 
Rechtsleben«, Wien 1893, und »Der Handschlag und Eid nebst den ver- 
wandten Sicherheiten fur ein Versprechen im deutschen Rechtslebeiu, Wien 
1894. Andererseits gehort hierher seine »Deutsche Rechtsgeschichte«, Berlin 
1886, 2.Aufl. 1889, 3. Aufl. 1895, als ein mit Beifall begrtisstes, dem Rechts- 
unterrichte gewidmetes Werk. Endlich ist seiner Mitarbeit an der Ausgabe 
der Salzburger Taidinge von K. Tomaschek (1870) und der Ausgabe des 
frankischen ehelichen GCiterrechtes von G. Sandhaas, Giessen 1866, zu gedenken. 
Eine sehr gltickliche Ehe verband ihn mit Rosa Edle von Loehner, 
Tochter des Dichters und Politikers Dr. med. von Loehner, die ihn voll 
verstand, in alien Lebenslagen ihm eine treue, sich aufopfernde Gefahrtin war 
und ihm ein liebes Heim schuf. Von vier Kindem, zwei Sohnen und zwei 
Tochtern, verloren die Eltern 1887 zu ihrem tiefsten, nie ganz verwundenen 
Schmerze den hochbegabten einen Sohn Edgar im Alter von 17 Jahren. Ein 
weiterer schwerer Schlag war es, dass Heinrichs zweiter Bruder, Carl S., 
badischer Geheimer Ober-Regierungsrath, bei einer grossen Ueberschwemmung 
in Freiburg im Breisgau am 9. Marz 1896, bei Rettungsarbeiten mit der Brticke, 
auf der er stand, von den reissenden Fluthen weggerissen, ein Opfer seines 
Berufes wurde. Der alteste Bruder, ein weit tiber die Grenzen seines Heimath- 
landes bekannter Badearzt, zog sich nach langjahriger angestrengter Thatigkeit 
als Geheimrath ins Privatleben zurttck. Der Vater war nach zehnjahriger ver- 
dienstlicher Wirksamkeit als badischer Generalstabsarzt 1864 in den Ruhestand 
ge tret en und am 23. Marz 1870 gestorben, fast 80 Jahre alt. — S. war von 
stattlichem Wuchs, eine vornehme Erscheinung. Treffliche Eigenschaften des 
Charakters und des Herzens, zeichneten ihn aus: strengster Rechtssinn, 
lebendigstes Ehrgeftihl, seltene Pflichttreue, begeisterte Hingabe an seinen Be- 
ruf, echt deutsche Gesinnung, die er, dem politischen Alltagsleben fernstehend, 
nur auf wissenschaftlichem Gebiete bethatigte. Er war ein wohlwollender 
Examinator und unterstlitzte Jiinger der Wissenschaft mit alien Kraften. i860 
uar er Mitglied des Gelehrtenausschusses des Germanischen Nationalmuseums 
in Niirnberg geworden, 1873 correspondirendes und 1886 auswartiges Mitglied 
der historischen Klasse der Konigl. bayerischen Akademie der Wissenschaften, 
1877 Ehrenmitglied der Royal Historical Society in London, 1879 Mitglied 
der Konigl. bohmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag, 1890 Ehren- 
mitglied der historisch-statistischen Section der k. k. mahrisch-schlesischen 
Gesellschaft zur Beforderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. 
Er hinterliess eine altere Tochter Anna, die jetzt die Stiitze der Mutter ist, 
die jiingere Tochter Marie verheirathet an den Rittmeister und Privatgelehrten 
Dr. Gaess in Freiburg im Br., und den zweiten Sohn Carl, jetzt Mittel- 
schulprofessor. — Eine Btiste von Heinrich Siegel wird nachstens in den 
Universitatsarkaden Aufstellung finden; eine andere in Ladenburg. 

Vgl. Prof. Dr. Alfred von Wretschko, Heinrich Siegel. Ein Bild seines Lebens 
und Wirkens (mit Lichtdruck), Berlin 1900 (zuerst in den Beilagen zur Allg. Ztg. No. 106, 
107 und 108 vom 9., 10. und 11. Mai 1900); — Gedenkrede von Prof. Dr. Heinrich 
Schuster aus Prag in der Wiener jurist. Gesellschaft vom 29. November 1900 (Allgem. 
bsterr. Gerichts-Zeitung L. Jahrgang No. 49 und 50, auch separat, Wien 1900); — Prof. 
Dr. LuschinvonEbengreuthin der Savigny-Ztschr., Germ. Abth. XX p. VII ff. ; — Prof. 
Dr. Frommholdin der Deutschen Juristen-Zeitung 1899 S. 291 ; — Bericht des abtretenden 
Rectors der Wiener Universitat liber das Studienjahr 1898/99 S. I7ff.; — Wurzbach, 
BiogT. Lex. Bd. 34 S. 247 ff.; — Erinnerung an Heinrich Siegel (1830—1899). Zur ersten 



g4 Siegel. Lomroel. 

Wiederkehr seines Todestages aro 4. Juni 1900. Druck und Verlag von M. Salzer in Wien 
(von der Wittwe glltigst tibersandt); — Almanach der k. k. Akademie in Wien 1900. — 
GrUnhuts Ztschr. I 364—370 (Joseph Unger), II 3i4ff. (Pfaff). 

A. Teichmann. 



v. Lommel, Eugen, Professor der Physik an der Universitat zu Mttnchen, 
* 19. Marz 1837 zu Edenkoben, f 19. Juni 1899 zu Munchen. Das Adels- 
pradicat war Consequenz des die personliche Nobilitirung nach sich ziehenden 
Civilverdienstordens. Die Lateinschule seiner Vaterstadt und das humanistische 
Gymnasium von Speyer forderten L. soweit, dass er schon mit 17'/* Jahren 
die Miinchener Universitat beziehen konnte. Zeitlebens ist er ein begeisterter 
Anhanger des Classicismus gewesen, obwohl er auch frlih schon den lebhaften 
Sinn fiir naturwissenschaftliche Studien hegte; so zeichnete er mit eigener 
Hand den zoologischen Atlas von Oken nach, den anzuschaffen ihm die Mittel 
fehlten, und hospititirte an der Gewerbeschule in den physicalisch-chemischen 
Lehrstunden. Immerhin wirkte auch sein Lehrer in der Mathematik, der 
durch seine optischen Untersuchungen mit Recht benihmt gewordene Professor 
Schwerd, hochst gunstig auf den jungen Mann ein, dessen spatere Arbeiten 
zu einem grossen Theile auf demselben Felde lagen. Unter v. Seidel und 
v. Lamont, denen gerade jetzt, nach G. S. Ohms Tode, auch der Physiker 
Ph. v. Jolly zur Seite trat, bildete sich L. zum tiichtigen Mathematiker aus, 
und mathematischer Natur sind auch die meisten seiner in Grunerts <>Archiv 
der Mathematik und Physik <v veroffentlichten Erstlingsversuche. Indessen war 
er zeitlebens niemals ein engherziger Specialist, und so blieb auch wahrend 
der Studentenzeit sein Interesse alien wissenswerthen Dingen zugewandt; 
namentlich legte er damals auch den Grund zu der tiichtigen Kunstausbildung, 
die ihn nachmals auszeichnete. Nach vierjahrigem Studium wurde die Staats- 
prtifung mit Note I bestanden, und nachdem der junge Mann einige Zeit als 
Hauslehrer gewirkt hatte, erhielt er eine Lehrerstelle an der Cantonsschule zu 
Schwyz, wo er flinf Jahre verblieb, um sodann in gleicher Eigenschaft nach 
Zurich uberzusiedeln. Das rege Geistesleben dieser Stadt, wo damals gerade 
viele aus Deutschland berufene Lehrkrafte — Wislicenus, Prym, Fick, der 
beriihmte Ingenieur Culmann, L's. specieller Landsmann — thatig waren, 
wirkte auf ihn machtig anregend, und so habilitirte er sich denn an beiden 
Ziiricher Hochschulen. Bald schon entfiihrte ihn denselben aber ein aus 
Wurttemberg an ihn ergangener Ruf; L. wurde Professor der Mathematik und 
Physik an der land- und forstwirthschaftlichen Akademie zu Hohenheim bei 
Stuttgart und verfasste hier seine trefflichen »Studien liber die Besselschen 
Funktionen« (Leipzig 1868), die ihm den weiteren Weg hauptsachlich gebahnt 
haben. Schon 1869 als Professor der Physik nach Erlangen berufen, musste 
er nunmehr seinen Arbeiten, die bisher durchaus ein streng theoretisches Ge- 
prage getragen hatten, eine wenigstens theilweise andere Richtung ertheilen 
und sich in die experimentelle Richtung einarbeiten, deren Vertretung in 
Vortrag und Praktikum ihm ja jetzt vorzugsweise oblag. Dieser Universitat 
ist er, unter Ablehnung einer Ruckberufung nach Zurich, siebzehn Jahre treu 
geblieben, und erst 1886 folgte er seinem friiheren Lehrer v. Jolly als Pro- 
fessor in Miinchen. Der dortigen Akademie gehorte er bereits seit 1876 an. 
In dem neuen Bestimmungsorte erwartete ihn eine grosse und schwierige Auf- 
gabe, namlich der Bau eines neuen physicalischen Instituts. Dasselbe wurde 



Lommel. n r 

im Jahre 1 894 eingeweiht, und seitdem konnte sich der hohere Unterricht in 
diesem Fache ungleich freier entfalten, als dies unter den vielfach beengenden 
Verhaltnissen frtiher moglich gewesen war. Allein an der Lebenskraft dessen, 
der die Einrichtung zu leiten und daneben einer gleich ausgedehnten wissen- 
schaftlichen und Lehr-Aufgabe zu genugen hatte, zehrte die gewaltige An- 
strengung, und man erkannte an dem raschen Altern des friiher so kraftigen 
Mannes, dass seine Widerstandsfahigkeit sich zu erschopfen begann. Seit 1872 
mit einer Enkelin des beriihmten Philosophen Hegel, Tochter des in hohem 
Alter noch lebenden Historikers, vermahlt, hatte sich L. auch bis zuletzt eines 
gliicklichen hauslichen Lebens zu erfreuen. Fur das Studienjahr 1898/99 war 
er zum Rector der Universitat gewahlt worden; da traf ihn im Januar 1899 
ein schwerer Schlag in seiner Familie, und nun wurde es offenbar, dass er 
sich zu viel aufgebtirdet hatte. Die Krafte begannen zu versagen, und obwohl 
er nach der Rlickkehr von einem langeren Aufenthalte im Siiden sogar die 
Rectoratsgeschafte wieder aufnahm, so vermochte er dieselben doch nicht fort- 
zuftihren. Ein sanfter Tod beschloss ein allzu fruhzeitig geknicktes Leben. 
Von Hause aus erwahntermassen Mathematiker, ist L. dieser Wissenschaft 
auch in der Folge nicht untreu geworden und stets gerne auf sic zurtick- 
gekommen, wie zahlreiche in den »Mathem. Annalen« verofFentlichte Aufsatze 
iiber die Besselschen Funktionen und verwandte Transcendenten bekunden. 
In erster Linie aber gehorte seine grosse Schaffenskraft der Lehre vom Lichte, 
und wenn man die gewaltige Fiille der von ihm den »Annalen der Physik und 
Chemie«, dem »Repertorium der Experimentalphysik«, den »Sitzungsberichten* 
der bayerischen Akademic und denjenigen der Physicalisch-Medicinischen 
Societat in Erlangen iiberlassenen Abhandlungen durchmustert, so wird man 
finden, dass es kaum ein wichtiges optisches Problem giebt, an dem er sich 
nicht mit Gliick und Erfolg versucht hatte. Insbesondere stellte er eine neue 
Theorie der Fluorescenzerscheinungen auf, berechnete mit friiher nicht erreich- 
barer Einfachheit und Genauigkeit die Beugungsbilder, gab erstmalig zu- 
treffende Erklarungen von verschiedenen Phanomenen der meteorologischen 
Optik, wie Morgen- und Abendrothe, Gloriole um den Kopfschatten, Damme- 
rungsfarben, machte die ultrarothen Strahlen des Spectrums, die sich sonst 
nur durch erhohte Warme verrathen, mittels der Phosphorescenz sichtbar u. s. w. 
Die Spectralanalyse und das Studium des Spectrums tiberhaupt beschaftigten 
ihn wiederholt eingehend, und namentlich wusste er, von seinem Schiiler 
Fomm wirksam untersttltzt, hierbei die Photographie in bisher nicht gekanntem 
Ausmaasse zur Geltung zu bringen. Seine neue Formulirung des photo- 
metrischen Grundgesetzes hat bei Seeligers Lichtmessungen am Ringe des 
Planeten Saturn glanzend die Probe bestanden. Auch diirfen wir sein »Ery- 
throskop^ und »Melanoskop« nicht vergessen, Linsencombinationen, durch 
welche gewisse Strahlengattungen vollstandig ausgeschaltet werden. Die iibrigen 
Zweige der Physik mussten gegeniiber der Lieblingsdisciplin L/s allerdings 
einigermassen zurlickstehen, wurden aber darum doch nicht etwa vernach- 
lassigt. Die Elektricitatslehre bereicherte er durch seine originelle Auffassung 
der Lichtenbergschen Figuren, sowie durch eine Umgestaltung der Influenz- 
Maschine, die Aerostatik durch einen Apparat zur Bestimmung des specifischen 
Gewichtes der Gase, die Potentialtheorie durch die sichtbare Darstellung der 
Linien gleichen Potentiales in durchstromten Platten, womit sich eine Erklarung 
des sogenannten Hallschen Phanomenes verbindet. Diesen Dingen ist eine 
ganze Reihe von Aufsatzen zugewandt. Auch die experimen telle Behandlung 



o6 Lommel. Strauss u. Torney. 

der leuchtenden »Wasserhammer« erweckt vielseitiges Interesse. Die Ausgabe 
der Schriften Fraunhofers und Ohms, welche unter der Aegide der bayerischen 
Akademie erfolgt, wurde von L. geleitet. Ausserordenllich gut wusste der- 
selbe auch den Ton in gemeinverstandlichen Darstellungen zu trefFen, wofur 
mannigfache Belege vorliegen (Wind und Wetter, Mtinchen 1873 und 1880; 
Das Wesen des Lichts, Bestandtheil der »Internation. Bibliothek, Leipzig 1894; 
Lexikon der Physik und Meteorologie, Leipzig 1882; Spectrum und Spectral- 
analyse in Krebs' »Physik des taglichen Lebens«, Stuttgart 1884). Das in 
seiner gedrangten, mit Vollstandigkeit und Klarheit gepaarten Klirze muster- 
giltige »Lehrbuch der Experimentalphysik* hat in den paar Jahren von 1893 
bis 1900 nicht weniger denn sechs Auflagen erlebt. 

Boltzmann, E. v. Lommel, Jahresbericht der Deutsch. Math ematikervereinigung, VIII, 
1. Heft, S. 4ff.; beigeftigt ist ein sehr treues, aber aus der leUten Lebenszeit stammendes 
und bereits stark gefurchte ZUge cum Ausdruck bringendes Portrait. — Nekrolog von 
Graetz, Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Juni 1899. — Nekrolog von v, Mttncbener 
Neueste Nachrichtcn, Juni 1899. 

S. GUnther. 



Strauss und Torney, Victor Friedrich von, Wirklicher Geheimer Rath, 
Dr. theol., * am 18. September 1809 in Buckeburg, f am 1. April 1899 in 
Dresden. St. besuchte bis zum Jahre 1824 das Gymnasium seiner Vaterstadt, 
darauf ein Jahr das Gymnasium in Lemgo und wurde dann Scholar des 
Padagogiums in Halle, welches damals unter der Leitung des Kanzlers August 
Hermann Niemeyer stand. Anregungen, welche der Jiingling durch Goethe 
und Tieck empfing, liessen frtth seine dichterische Begabung zu Tage treten. 
Mit 19 Jahren veroffentlichte er 1828 ein Trauerspiel, »Katharina«, und Poesie 
und Philosophic beschaftigten ihn wahrend der ersten Zeit seiner akademischen 
Studien in Erlangen und Bonn mehr als sein Berufsstudium, die Rechtswissen- 
schaft. Nach Abschluss seiner Studien in Gottingen trat er 1832 in schaum- 
burg-lippische Dienste und vermahlte sich bald darauf mit Albertine aus dem 
hannoverschen Geschlechte von Torney, dessen Namen er dem seinigen an- 
fiigte, als jenes 1864 im Mannesstamme erlosch. Aus der ersten Zeit von 
St.'s Wirksamkeit in Biickeburg stammen die meisten seiner Jugendgedichte, 
welche er 1841 der Oeffentlichkeit Ubergab. Im Jahre 1838 legte er durch 
die Herausgabe der Anfangsgrtinde der allgemeinen Theorie der Musik nach 
Grundsatzen der Wesenlehre aus dem Nachlasse von Carl Chr. Fr. Krause 
Zeugniss von einer besonderen musikalischen Begabung ab. — Von dem 
grOssten Einfluss auf St.'s Geistesleben wurde das Buch seines Namensvetters, 
des Ttibinger Professors David Strauss, »Das Leben Jesu«, sowie die Neander- 
sche Widerlegung desselben. St. begann, um sich Gewissheit zu verschaffen, 
wer recht habe, ein fbrmliches Studium der Theologie. Er studirte die Bibel 
im Urtexte und das Resultat seiner Forschungen war der historische Christus, 
nicht der mythische des David Strauss. Die unmittelbare Folge seiner theo- 
logischen Studien sind seine zahlreichen theologischen Schriften, in denen seine 
positiv-christliche Ueberzeugung, an der er fortan festgehalten, Uberall zu Tage 
tritt. Von seinen Liedern aus der Gemeine flir das christliche Kirchenjahr r 
die 1843 erschienen — das Beste, was St. auf dem Gebiete der religiosen 
Lyrik geleistet — haben mehrere in preussischen und sachsischen Gesang- 
blichern Aufnahme gefunden. 



Strauss u. Torney. oy 

Im Jahre 1840 war St. Archivrath geworden. Sechs Jahre spater nahm 
er als schaumburg-lippischer Abgeordneter thatigen Antheil an der Berliner 
Kirchen-Conferenz, bei welcher Gelegenheit er auf Veranlassung Friedrich 
Wilhelms IV. eine Denkschrift tiber die Gesangbuchssache in den preussischen 
Landen verfasste. 1848 erfolgte die Ernennung zum Cabinetsrathe, 1850 
treffen wir ihn als Gesandten in Frankfurt a. M. bei der Bundesversammlung, 
Weihnachten desselben Jahres in Dresden bei der Ministerial-Conferenz, bald 
darauf wurde er von dem Kaiser von Oesterreich in den erblichen Adelstand 
erhoben. Im Jahre 1865 wurde er Wirklicher Geheimer Rath. Bis 1866 ver- 
trat er Schaumburg-Lippe in der Frankfurter Bundesversammlung. Die Ab- 
stimmung vom 14. Juni 1866, bei welcher er das Votum seiner Curie flir die 
Mobilmachung gegen Preussen abgab, hatte seinen Rticktritt ins Privatleben 
zur Folge. Vorwtirfe, die bald gegen St. erhoben wurden, veranlassten ihn 
zur Herausgabe der Schrift: Mein Antheil an der Abstimmung der Bundes- 
versammlung vom 14. Juni 1866. Im Jahre 1869 verlegte er seinen Wohn- 
sitz nach Erlangen, 1872 sodann nach Dresden. 

In der Revolutionszeit 1848 war St. eine Stiitze und ein Ftihrer der Con- 
servativen in Schaumburg-Lippe. Von seinen Schriften bezeugt namentlich 
das 1849 erschienene >Fastnachtsspiel von der Demokratie und Reaction « 
seine conservative Gesinnung. Seine politischen Grundsatze lernen wir aus 
den »Briefen tiber Staatskunst« (1853) kennen. Die Zeit, als St. in seiner 
Heimath lebte, ist in literarischer Hinsicht die fruchtbarste gewesen. In Bticke- 
burg sind auch die ersten Novellen entstanden, die sammtlich im »Daheim«, 
spater dann auch in Buchform, erschienen sind. In Erlangen wandte sich St. 
ganz der gelehrten Forschung zu. Hier schrieb er Uebersetzung und Commentar 
des chinesischen Werkes Tad-te-king (Der Weg zur Tugend) von Lao-Ts£, einem 
Zeitgenossen des Confucius. In Dresden folgten dann wieder einige Novellen, 
»Das weisse Kind«, »Das Gl(ick« und »Renata«, in den i88oer Jahren 
»Lebensfuhrung« und »Die Schule des Lebens«. Ein Werk grtindlicher 
Forschung , zugleich aber auch eine grosse dichterische Schopfung ist St.'s 
metrische Uebersetzung des kanonischen Liederbuches der Chinesen »Schi-king«, 
welches schon Rtickert nach einer lateinischen Bearbeitung tibersetzt hat. 
Im Jahre 1885 veroffendichte St. eine Arbeit tiber den altchinesischen 
Monotheismus, 1889 folgte der erste Theil eines Werkes tiber den alt- 
agyptischen Gotterglauben, welcher die Gotter und Gottersagen behandelt. 
Der zweite Theil, die Entstehung und Geschichte des altagyptischen G6tter- 
glaubens, erschien im Jahre 1891. St.'s letzte Arbeit sind die 1895 heraus- 
gegebenen »Beitrage zur Erkenntnisslehre mit Beziehung auf die Offenbarung«. 
Bis in sein hohes Alter haben ihn vorzugsweise theologische Studien be- 
schaftigt. Ftir seine Verdienste auf theologischem Gebiete ist er 1882 von 
der Universitat Leipzig zum Ehrendoctor der Theologie ernannt worden. 
Von St.'s vielseitiger Begabung, der Staatsmann, Dichter und Theolog in einer 
Person war, geben seine zahlreichen Schriften, liber welche ein Verzeichniss 
folgt, den besten Beweis. 

Katharina. Ein Trauerspiel. Halle 1828. AnfangsgrUnde der allgemeinen Theorie der 
Musik nach Grundsatzen der Wesenlehre. Herausgegeben von Victor Strauss aus Carl 
Chr. Fr. Krauses bandschriftlichem Nachlass. Dresden und Leipzig 1838. Theobald. 
3 Bde. Bielefeld 1839. Gedichte. Bielefeld 1841. Richard. ZwBlf Gesange. Bielefeld 1841. 
Sophoclis Antigone. Uebersetzt. Bielefeld 1842. Lieder aus der Gemeine ftir das christliche 
Kirchenjahr. Hamburg 1843. Leben des Paulus Gerhardt (Sonntagsbibliothek. I. 2). Biele- 
feld 1844. Das Kirchenjahr im Hause. Heidelberg 1845. Schrift oder Geist? Eine positive 
Biogr Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. y 



08 Strauss u. Torney. Gleim. 

Entgegnung auf des Pfarrers Wisliccnus »Verantwortung gegen seine Anklagerc. Bielefeld 
1845. Lebensfragen in sieben Erxahlungen. 3 Bde. Heidelberg 1846. (Neue Ausgabe Er- 
zahlungen Bd. 2 und 3. Heidelberg 1855.) Ueber die Gesangbuchssache in den preussischen 
Landen. Bielefeld 1846. Das kirchliche Bekenntniss and die lehramtliche Verpflichtung. 
Halle 1847. Ein Fastnachtsspiel von der Demokratie und Reaction. Frankfurt a. M. 1849. 
Bilder und T&ne aus der Zeit. Bielefeld 1850. Gottes Wort in den Zeitereignisseo. Biele- 
feld 1850. Ein Nachgesang Dantes aus dem Paradiese. Dresden 185 1. Gudrun. Frank- 
furt a. M. 1851. Polyxena. Frankfurt a. M. 1851. Briefe liber Staatskunst Berlin 1853. 
Robert der Teufel. Heidelberg 1854. Neue (Titel-) Ausgabe 1870. Erzahlungen. Gesammeltes 
und Neues. 3 Bde. Heidelberg 1854. 55. Ein O bolus zur Philosophic der Geschichte. Han- 
nover 1855. Weltliches und Geistliches. 2 Bde. Heidelberg 1856. Judas Ischarioth. Abdruck 
aus: Weltliches und Geistliches. Heidelberg 1856. Neue (Titel-) Ausgabe 1870. Polykarpus. 
Heidelberg i860. Zweite Ausgabe 1875. Altenberg. Ein Roman (Anonym). Leipzig 1865. 
Meditationen Uber das erste Gebot. Leipzig 1866. Mein Antheil an der Abstimmung der 
Bundesversammlung. Btlckeburg 1866. Die Bauern. Des Lebens Nachtseite. Heidelberg 186S. 
Die Communisten. Mammon. Heidelberg 1868. Die Verloienen. Heidelberg 1868. Aus der 
Vergangenheit. Der Schulmeister und der Herr Lehrer. Heidelberg 1869. Der Zweikampf. 
Eros und Agape. Heidelberg 1869. Lao-tse, Tao-te-king. Aus dem Chinesischen ins Deutsche 
(Ibersetzt, eingeleitet und comment! rt Leipzig 1870. Das Pfarramt. Die Ehepaare. Heidel- 
berg 1870. Der Prediger in der Wttste. Erlangen 1871. Novellen. 3 Bde. Leipzig 187 1. 
Reinwart Lowenkind. Gotha 1873. Essays zur allgemeinen Religionswissenschaft. Heidel- 
berg 1879. Der hannoversche Gesangbuchsentwurf und der Herr Schulinspector Backhaus. 
Hannover 1880. Schi-king, Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg 1880. Der 
Gesangbuchsentwurf ftlr die Landeskirche des Konigreichs Sachsen, besprochen. Leipzig 
1881. Lebensfahrungen. 2 Bde. Heidelberg 1881. Das unbewusst Weissagende im vor- 
christlichen Heidenthum (Zeitfragen des christlichen Volkslebens No. 49). Heilbronn 1882. 
Der altchinesische Monotheismus (Sammlung von Vortragen, herausgegcben von W. Frommel 
und Fr. Pfaff Bd. 13, Heft 9). Heidelberg 1885. Die Schule des Lebens. Heidelberg 1885. 
Der altagyptische Gtttterglaube. 2 Theile. Heidelberg 1889. 1891. Offenes Sendschreiben 
an Herrn Oberstlieutenant v. Egidy. Eine Beleuchtung seiner Schrift »Ernste Gedankenc. 
Dresden 1891. (Zweite Auflage in demselben Jahre.) Die Freiheit des Menschen. Leipzig 
1892. Die Wunder im Neuen Testament (aus: Neue kirchliche Zeitschrift). Leipzig 1893. 
Beitrage zur Erkenntnisslehre mit Beziehung auf die Offenbarung. Leipzig 1895. 

Persftnliche Mittheilungen. Vehse, Geschichte des Hauses Lippe zu Detmold und 
Btlckeburg (Geschichte der kleinen deutschen Httfe 5) S. 158 — 160. (Beruht nicht immer 
auf zuverlassigen Quell en und ist tendenzitts.) Victor von Strauss und Torney. Von 
Robert Konig: Daheim, Jahrgang 28 (1892), S. 587 — 590. Victor von Strauss und Torney. 
Von Otto Zaretzky: Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung vom 6. April 1899. Rede am 
Sarge des Wirkl. Geheiroen Rathes Dr. theol. Victor von Strauss und Torney von 
P. Ernst Ktthn. (Dresden 1899.) 

Otto Zaretzky. 



Gleim, Eduard, Landschaftsmaler, * 31. Marz 181 2 zu Rotenburg a. d. 
Fulda; erhielt den ersten Unterricht in seiner Heimath, dann aber auf dem 
Gymnasium zu Hersfeld. Hier zahlte er auch zu den Schulern des nach- 
mals durch seine Deutsche Literatur-Geschichte so bertihmten Prof. August 
Friedrich Christian Vilmar, welcher als Consistorialrath zu Marburg am 
30. Juli 1868 starb ; G. blieb mit demselben immerdar in freundlicher Be- 
ziehung. Im Jahre 1830 bezog G. zum Studium der Rechte die Universitat 
Marburg und bald darauf Heidelberg, wo er durch ein von Ernst Fries (geb. 
22. Juni 1 80 1 zu Heidelberg, welcher damals zu Karlsruhe seine Schwingen 
so machtig entfaltete) gemaltes Bild solche Anregung versplirte, dass G. unter 
Aufgabe der von ihm erwahlten Jurisprudenz, nach Karlsruhe ubersiedelte, um 
sich unter dieses Meisters Leitung ganz der Landschaftsmalerei zu widmen. 
Nach dem schon am 11. Oktober 1833 erfolgten Ableben Fries' ging G. 
nach Milnchen, wo er mit M. von Schwind, Feodor Dietz, Albert Zimmer- 



Gleim. Hiendlmayr. N ng 

mann, Friedrich Voltz verkehrte und sich selbstandig weiterbildete, wozu 
Studienreisen ins altbayerische Gebirge und nach der Schweiz, auch ein 
langerer Aufenthalt zu Dtisseldorf veranstaltet wurden. Um seine Verehe- 
lichung (mit einer Freundin von Schwinds Frau) zu ermoglichen, ubernahm 
G. unter vortheilhaften Bedingungen eine Privatstelle als Renten-Verwalter zu 
Mannheim (1847), woriiber M. v. Schwind in einem am 8. August 1847 an 
seinen Freund Bernhard Schadel gerichteten Briefe (in »Nord und Stid« 
Juli 1880, XIV. Band, 40. Heft S. 27) einen ihm eigenen Ausdruck gebraucht, 
um G.'s Abfall von der Kunst zu beklagen. Im Jahre 1848 verheirathete 
sich G. mit der Tochter des Finanzrathes Matthes in Karlsruhe und lebte 
bis i860 zu Weinheim, ging aber, um sich abermals der Kunst zu widmen, 
nach Mtinchen, wo derselbe auch nach dem Tode seiner Gattin (1865) als 
austibender Maler sich bethatigte. Seit 1840 brachte er sehr einfach com- 
ponirte, warm empfundene und gut gemalte Landschaften aus Oberbayern 
und Tirol in den Munchener Kunstverein; 1844 eine Partie vom Gardasee, 
einen Chiemsee-Abend, 1846 das Schloss Berlepsch in Hessen; i865Ambach 
bei Stamberg, Partien bei Altenburg und Brannenburg, den Finstersee in 
Tirol, 1866 einen Gewitterabend, eine mit Zigeunern staffirte Hohle aus dem 
Odenwald, eine Erinnerung an Hohenschwangau und die RuineWaldeck bei 
Schliersee; 1868 einen Abend am Lago Maggiore, 1869 Morgenlandschaft 
aus Hessen, 1871 ein Hessisches Wiesenthal, 1872 eine duftige Morgen- 
stimmung, 1873 und 1887 Erinnerungen von Chiemsee und Brannenburg; 
1880 die Isargegend bei Ebenhausen, ein Motiv aus Oberbayern, 1883 eine 
Waldlandschaft mit Badenden. Sein letztes, immer noch erwahnenswerthes 
Bild brachte G. noch 1894 zur Ausstellung. Er liebte die Verbindung von 
Berg und Wald, mit klaren Seespiegelungen und frohlichen WasserfaJlen, im 
Summa die Landschaft in idyllischer Stimmung. Reproductionen in Holz- 
schnitt oder Photographie slnd mir nicht bekannt geworden. 

Vgl. Fr. v. Btftticher, Malerwerke 1895, h 39<>. MUller-Singer 1896, II, 6z. 
Kunstvercins-Bericht f. 1899, S. 71. 

Hyac. Holland. 



Hiendlmayr, Sebastian, Humanist und Kunstmacen, * 3. Januar 181 9 in 
Mitterast (bei Straubing), f 27. Januar 1899 zu Mtinchen. Seine Eltern, Klein- 
giitlerleute, bestimmten den schwachlichen Knaben zum Studium in Freising; 
frtihe verwaist und mittellos, kam H. bei einem Gtirtler in die Lehre, trat 
nach dreijahriger Wanderschaft bei dem wohlbekannten Meister Rockenstein 
zu Salzburg in Condition und spater zu Mtinchen, wo er sich sehr vortheil- 
haft verheirathete, das Kaufmannsgeschaft seines Schwiegervaters Ubernahm 
und durch Thitigkeit, Fleiss und Umsicht, insbesondere in der Caffee-Branche, 
bald in grossen Flor brachte. In zweiter Ehe mit der Kaufmannswittwe 
Guilini verheirathet, hatte H. mit finanziellen Operationen grosses Gltick und 
erwarb ein hdchst ansehnliches VermOgen, welches er zu wohlth&tigen Zwecken 
und Kunstbestrebungen edelsinnig verwendete. Zwanzig Jahre lang bethatigte 
er sich mit eifrigster Muhewaltung im Armenpflegschaftsrath der Stadt und 
versah von 1865 bis zu seinem Ableben die S telle eines Cassier und Schrift- 
flihrers im Waisen-Verein; er war auch persfinlich stets ein freigebiger Freund 
und Gdnner der Armen. Mit leidenschaftlicher Vorliebe erfasste H. den Plan, 
der, durch Georg von Dollmann 1864 bis 1895 grosstentheils durch freiwillige 

7* 



I oo Hiendlmayr. Gull. 

Beitrage, im Spitzbogenstil erbauten Stadtpfarrkirche in Giesing zur inneren 
Ausschmiickung zu verhelfen. Nachdem Konig Ludwig II. die Fenster des 
Hauptchores mit Glasgemalden zu zieren beschlossen hatte, libernahm H. die 
Herstellung eines Fensters im Seitenschiff; ferner wusste H. den Grosshandler 
Joh. Carnot (f 1890) zu bestimmen, dass er die Anfertigung des Hochal tares 
und zwar mit Sculpturen des Bildhauers Jos. Beyrer votirte, welchem der 
eifrige H. dann auch sammtliche Bildhauerarbeiten iibertrug. Diese bestanden 
aus 14 originell erfundenen Kreuzwegstationen, den zwolf Standbildern der 
Apostel, aus zwei figurenreichen, die Anbetung der Kdnige und die Einsetzung 
des Abendmahles darstellenden plastischen Gruppenbildern, dazu kam noch 
die Herstellung der meisterhaften Kanzel (mit Figuren von dem talentvollen 
Sohne Beyrers) und einiger weiteren Sculpturen: so dass die einheidiche 
plastische Ausstattung dieses Bauwerkes sowohl dem grossmUthigen Stifter wie 
auch dem Ktinstler zu steten Ehren gereicht. Dazu fligte H. nicht allein 
zwei hohe gleichfalls stilgerechte Fahnenkasten und zwei grosse Glasgemalde 
in die Giebelfenster, sondern griindete, nachdem er ftir alle diese Arbeiten 
tiber 100 000 Mark verwendet hatte, auch noch ein mit 70000 Mark dotirtes 
Prediger-Benefizium. Dazu documentirte er seine wohlthatigen Bestrebungen 
durch zahlreiche testamentarische Legate; so erhielt das Waisenhaus der Stadt 
MUnchen ein Capital von 200000 Mark. In jUngeren Jahren paradirte H. als 
stattlicher Grenadierhauptmann der Btirgerwehr, welcher alle Ehre daran setzte, 
seine Compagnie in musterhafter Disciplin zu halten. Auch excellirte H. als 
kiihner Alpist, Mineralog und Botaniker, der einc wohlgeordnete Sammlung 
von 40000 Species aufspeicherte. Konig Ludwig verlieh dem unermtidlichen 
Armenvater den Michael-Orden II. Classe und Papst Leo XIII. ehrte ihn durch 
das Ritterkreuz des Gregorius-Ordens. Mit Recht rlihmt der Nachruf im 
50. »Jahresbericht des Waisenvereins« fiir 1898 S. 15 if. : »Was immer H. that, 
verrichtete er mit einer so liebenswttrdigen Bescheidenheit und so frei von 
jeder Selbstgefalligkeit, dass ihm das seltene Lob gebiihrt: er war ein Mann, 
der die geringsten Ansprtiche erhob und die hochsten erftillte.« 

Hyac. Holland. 



Gull, Josef, siebenbtirgisch-sachsischer Politiker, * 5. December 181 o in 
Schassburg, f 23. Juni 1899. Nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt 
besucht hatte, studirte er in Vasarhely Jura und erwarb 1844 das Recht der 
Advocatur, trat aber zuerst in den Verwaltungsdienst seiner Vaterstadt. Es 
war die Zeit eines neuerwachten politischen Lebens, in der insbesonders auch 
die Grundlagen des Bestandes des sachsischen Volkes eingehende Erorterung 
inmitten der Nation fanden und allgemein erkannt wurde, dass Wirthschaft 
und Schule, Verwaltung und nationales Leben auf neue Grundlagen gestellt 
werden milssten. Presse und Vereine nahmen sich der neuen Gedanken an, 
in deren Dienst sofort auch G. sich stellte. Als die Revolution 1848 aus- 
brach, da hofften die JUngeren unter dem sachsischen Volk, es werde durch 
Anschluss an die Magyaren auch fiir die Sachsen eine neue Zeit der Bliithe, 
der liberalen Entwickelung kommen. So kam es auf dem Klausenburger 
Landtag von 1848 zur Union Siebenburgens mit Ungarn, unter Zustimmung 
der Sachsen, die allerdings gewisse Grundbedingungen fiir den nationalen Fort- 
bestand ihres Volkes als Voraussetzung ansahen. Als der Pester Reichstag 
und die ungarische Regierung diese nicht anerkannten, als vor Allem unter 



Gull. ioi 

Kossuths unheilvollem Einfluss die Bewegung in ungesetzliche Bahnen ein- 
lenkte, sahen die Sachsen sich gezwungen, das Schwert zur Vertheidigung 
ihrer bedrohten Culturguter zu ergreifen und sich auf die Seite des Kaisers 
zu stellen. G. trat in die Schassburger Biirgerwehr ein und wurde Adjutant 
des Commandanten, mit dem er die Schlacht bei Elisabethstadt mitmachte. 
Nach wieder hergestellter Ordnung und Ruhe trat G., unter dem Absolutismus, 
der sich nun im Lande breit machte, aus dem Communaldienst aus und wurde 
Advocat, zugleich ein Vertheidiger der Stadtrechte, die von den damaligen 
Machthabern mit Flissen getreten wurden. Zugleich nahm er an der stillen 
Erziehungsarbeit Theil, die besonders erfolgreich von Schassburg aus auf- 
genommen wurde, um das Volk fiir die nationalen Aufgaben zu kraftigen. 
Ebenso half er bei der Einfiihrung der neuen Kirchenverfassung, die fiir die 
Zukunft des evang.-sachsischen Volks von so ausserordentlichem, Werth sein 
sollte, die bestehenden Gegensiitze liberwinden. 

Als das Jahr i860 den Absolutismus endlich brach, da trat G. wieder in den 
Verwaltungsdienst, erst als Stadthann, dann 1866 — 1881 als Burgermeister in 
Schassburg nicht nur fur die Stadt wirkend, sondern immer auch im Dienst seines 
Volkes. Insbesonders half er an dem damals hoffnungsfreudig aufgenommenen 
Neubau Gross-Oesterreichs kraftig mit. Als Mitglied der sachsischen Nations- 
Universitat suchte er die historischen Rechte seines Volkes mit den Forde- 
rungen der neuen Zeit in Einklang zu bringen, als Mitglied des Hermann- 
stadter Landtages 1863/64 und des Wiener Reichsraths 1863/65 den kleinen 
Kahn Siebenbiirgens an das grossere Schiff Oesterreichs zu ketten. Als nach 
Schmerlings Sturz der Gedanke des Dualismus auftauchte, war G. ein ent- 
schiedener Gegner, weil er von Ungarn fiir die nationale Entwickelung des sach- 
sischen Volkes Gefahr furchtete. Darum war er 1865/66 auf dem Klausenburger 
Landtag, der iiber die Union Siebenbiirgens mit Ungarn beschliessen sollte, 
der Wortfuhrer jener Sachsen, die eine Union nur auf Grund von staatsrecht- 
lich festgestellten Bedingungen eingehen wollten. 

Als die Union ohne diese, doch mit auf andere Weise den Sachsen zu- 
gesicherten Bedingungen durchgefuhrt wurde, wurde G. in den ungarischen 
Reichstag nach Pest gewahlt und isi dort, mit kurzen Unterbrechungen in 
Folge schwerer Erkrankung, bis 1896 einer der tapfersten Vorkampfer seines 
Volkes gewesen. Als Ziel gait ihm immer, die nationalen Rechte desselben auch 
unter den veranderten Verhaltnissen zu sichern. Bei den bedeutendsten Ver- 
handlungen trat er ins Vordertreffen, so bei der Pensionirung des Comes 
K. Schmidt (1868), bei der Zertrummerung des Sachsenlandes (1876), bei der 
Verhandlung des Mittelschulgesetzes (1883). Es war ihm schmerzlich, dass 
alle Befurchtungen iiber die Gefahrdung der nationalen Entwickelung der 
Sachsen durch die Thatsachen iibertroffen wurden. 

Neben der politischen Arbeit forderte man ihn auch stets, wo es gait, fiir 
allgemeine Interessen einzutreten. Er war seit Schaffung der neuen Kirchen- 
verfassung Mitglied des evang. Landes-Consistoriums und der Landeskirchen- 
Versammlung, Mitglied der Oberverwaltung des siebenburgisch-sachsischen 
Landwirthschaftsvereins, selbst auch ein praktischer Landwirth, der besonders 
um die Obstcultur auf seinem grossen Grundstiick sich Verdienste erworben, 
dann der Hermannstadter Boden-Creditanstalt u. s. w. 

Im Jahre 1896 zwang ihn das Alter, aus dem politischen Leben auszu- 
scheiden. Nach schwerem Leiden machte ein Herzschlag am 23. Juni 1899 
seinem Leben ein Ende. Charakterfest und weichen Herzens, eine Eiche in 



102 Gull. Ziebarth. 

stiirmischer Zeit, an der Andere Halt suchten und fanden, gemuth- und 
humorvoll, reich an Wissen, so wird sein Volk ihm, als einem Vorkampfer 
seines Rechts und seiner Ehre, ein treues Andenken bewahren. 

Vgl. Kalender des Siebenbtirger Volksfreundes fiir 1900. Hermannstadt, J. Drotleff. 
K. Hoch: Joseph Gull, Schassburg 1899. 

Fr. Teutsch. 

Ziebarth, Karl, Universitatsprofessor fiir Prozess- und Strafrecht, * 9. Juni 
1833 zu Heiligenstadt im Eichsfelde als Sohn des Domainenraths Z., f 17. October 
1899 2U Gottingen. Er besuchte das Gymnasium zu Heiligenstadt und die 
Universitaten Gottingen, Bonn und Berlin. Nach dem Referendar-Examen 
war er in Naumburg a. S., Halle und Suhl (Thtiringen), dann als Assessor in 
der Staatsanwaltschaft in Berlin, Erfurt und Spremberg (Lausitz) thatig. 1865 
wurde er Hilfsarbeiter der Staatsanwaltschaft am Oberappellationsgericht Frank- 
furt a. O., wo er in engere Beziehungen zu dem von ihm hochgeschatzten 
Prasidenten Eduard Simson trat. Durch die werthvolle Arbeit »Realexecution 
und Obligation«, Halle 1866, erwarb er sich den Doctorhut der juristischen 
Facultat Halle und schrieb als Kritik der preussischen Entwiirfe iiber Grund- 
eigenthum und Hypothekenrecht »Die Reform des Grundbuchrechts«, Halle 
1870. Er war 1869 a * s ^ at ^ an das Obergericht in Gottingen versetzt 
worden, wo er sich habilitirte, nachdem der Versuch einer Schweizer Univer- 
sitat, ihn zu gewinnen, fehlgeschlagen. Er konnte bald darauf die strafrecht- 
lichen Vorlesungen des erkrankten Prof. Zacharia Ubemehmen, erhielt ziemlich 
gleichzeitig einen Ruf nach Rostock und in das preussische Justizministerium 
unter Leonhardt; er zog es aber vor, als ordentlicher Professor der Rechte 
an der Georgia Augusta zu verbleiben (15. Februar 1872), wie er auch Be- 
rufungen nach Giessen und Strassburg ablehnte. Seine akademische Wirksam- 
keit war erfolgreich. Sein Vortrag, namentlich seine F&lle, boten viel Selbst- 
erlebtes, von Semester zu Semester neu Geschaffenes. In rastloser Arbeit 
vervollkommnete er die von ihm eingeftihrten Grundrisse in seinen Vorlesungen 
und verstand es, mit der Jugend zu empfinden und sich ihr anzupassen. Bei 
der Universitatsfeier des Jahres 1887 wurde er zum Geheimen Justizrath er- 
nannt. Auf ministeriellen Wunsch hielt er an der Forstakademie Minden 
Vorlesungen, woraus sein »Forstrecht« in vierTheilen, Berlin 1887 — 89, hervor- 
ging, eine anschauliche und packende Darstellung dieser selten behandelten 
Materie. Er war ein ausgezeichneter Philologe von grossem Wissen und ganz 
seltener Gedachtnisskraft, ein Virtuose in der Freundschaft. Leider befiel ihn 
1879 e * n geistiges Leiden, das ihn zur Aussetzung seiner Thatigkeit zwang. 
1897 traf ihn ein Schlag und im Sommer 1898 erkrankte er noch schwerer, 
sodass er endlich — zu tiefstem Schmerze seiner Umgebung und Freunde — 
einer geistigen Umnachtung anheimfiel. Aus gliicklicher Ehe mit der Tochter 
des Geheimen Sanitatsraths Hertzberg in Halle tiberleben ihn drei Sohne; 
zwei jlingere sind Juristen, der dritte Dr. Erich Z., jetzt Oberlehrer am 
"Wilhelms-Gymnasium in Hamburg, als arch&ologischer Schriftsteller vortheil- 
haft bekannt. 

Nach gef. Mittheilungen der Wittwe — Gottinger Anzeigcr No. 5219 vom 20. Oct. 
1899; Gtfttinger Zeitung No. 11548 vom 19. October 1899 — Zarnckes liter. Centralblatt 
1866 Sp. 364; 1870 Sp. 1 135; 1899 Sp. 1488 — GrUnhuts Zeitschrift XII 642 (Temer) — 
Ztsch. f. d. ges. StRW. XI 259. 

A. Teichmann. 



Dambach. Groth, Klaus. 1 03 

Dambach, Otto Wilhelm Rudolf, Jurist, * 16. December 1831 zu Quer- 
furt in der preussischen Provinz Sachsen als Sohn des in Berlin verstorbenen 
Criminalgerichtsdirectors und Directors der Hausvogtei Dambach, der s. Z. die 
Demagogen-Untersuchungen, auch gegen Fritz Reuter, geflihrt hat, f 18. Mai 
1899 zu Berlin. Er studirte die Rechte in Berlin und war 1857 — 62 als 
Assessor bei der Staatsanwaltschaft am damaligen Stadtgericht thatig. 1862 
wurde er in das Generalpostamt als Justitiarius berufen, wo er allmahlich zum 
Wirkl. Geh. Postrath aufrtickte. Er hatte »Beitrage zur Lehre von der Criminal- 
Verjahrung«, Berlin i860, veroffentlicht und verfasste spater den Entwurf des 
Reichspostgesetzes vom 28. October 1871. Er wurde lebenslangliches Mitglied 
des preussischen Herrenhauses und Kronsyndikus sowie Vorsitzender der Kgl. 
preussischen Sachverstandigenvereine zur Begutachtung von Fragen iiber Nach- 
druck und Nachbildung. Die Reichsgesetze liber Urheberrecht sind wesent- 
lich von ihm entworfen und im Reichstag vertreten worden. Mit Heyde- 
mann gab er »Die preussische Nachdrucksgesetzgebung, erlautert durch die 
Praxis des Kgl. preussischen literarischen Sachverstandigen-Vereins«, Berlin 1863, 
ferner » Gutachten des preussischen literarischen Sachverstandigen-Vereins aus 
den Jahren 1864 — 73 «, Leipzig 1874, und »Funfzig Gutachten iiber Nach- 
druck und Nachbildung«, Leipzig 1891, heraus. Ferner schrieb er »Die 
Strafbarkeit des Vorsatzes und der Fahrlassigkeit beim Vergehen des Nach- 
drucks im preussischen Rechte«, Berlin 1864, »Die Gesetzgebung des Nord- 
deutschen Bundes betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, 
musikalischen Compositionen und dramatischen Werken«, Bd. 187 1: >Das 
Gesetz iiber das Postwesen des Deutschen Reiches«, ebd. 1872, 5. Aufl. 1892; 
»Das Telegraphen-Strafrecht« (Gerichtssaal Bd. XXIII 241 — 298, auch separat 
Berlin 1872, franz. Berne 1872); »Das Musterschutz-Gesetz vom 11. Januar 
1876s Berlin 1876; » Das Paten tgesetz« ebd. 1877; »Der deutsch-franzosische 
Literarvertrag« , ebd. 1883. In Holtzendorffs Handbuch des deutschen 
Strafrechts behandelte er (Bd. 3 — 4, Berlin 1874— 77) Nachdruck und Nach- 
bildung, in Holtzendorffs Handbuch des Volkerrechts Bd. 3 die internatio- 
nalen Vertrage liber Urheberrecht u. s. w. (Hamburg 1887). Seit 1873 war 
er auch ausserordentlicher Professor der Berliner Universitat. Die Pflege des 
deutschen Urheberrechts und insbesondere die praktische Handhabung der 
deutschen Urheberrechtsgesetze war eine der Hauptaufgaben seines arbeits- 
reichen Lebens. Ebenso hat er als Vorsitzender aller preussischen Sachver- 
standigen-Vereine es verstanden, diese zu Hlitern einer constanten praktischen 
Auslegung jener Gesetze zu machen und ihren Gutachten auch liber das Gebiet 
des Deutschen Reiches hinaus uneingeschrankte Anerkennung zu verschaffen. 

Vgl. den Nekrolog des Geh. Regierungsrathes Dr. Daude in Berlin (Deutsche 
Juristen-Zeitung 1899 s - 2 3°) — IHustr. Leipz. Ztg. 1899 I 733 mit Bild — Association 
litteraire et artistique internationale, son histoire — ses travaux — Paris 1889 p. 158 — 
Archiv f. bUrgerliches Recht XI 197. 

A. Teichmann. 



Groth, Klaus Johann, der grosse niederdeutsche Dichter, * 24. April 
1 8 19 zu Heide im Herzogthum Holstein, Amt (jetztKreis) Norderdithmarschen, 
als altester Sohn des Miillers Hartwig Groth und der Anna Christine Linde- 
mann aus Tellingstedt, f 1. Juni 1899 als Universitatsprofessor in Kiel. Die 
Familie G. stammt aus dem nordwestlich von Heide gelegenen Dorfe Hagen, 



104 Groth, Klaus. 

war also wahrscheinlich altdithmarsischen Ursprungs. Der Knabe Klaus 
Groth besuchte die Volksschule seines Heimathsortes, des damaligen Fleckens, 
der jetzigen Stadt Heide, musste aber frtih auch in dem landwirthschaftlichen 
Betriebe seines Vaters helfen und lernte so von Jugend auf die Natur seines 
Vaterlandchens, des in Geest und Marsch zerfallenden Landes Dithmarschen, 
und das Volk, dem er angehorte, kennen. Haufige Besuche in dem Geburts- 
ort seiner Mutter, dem zwei Meilen ostlich von Heide gelegenen Kirchdorfe 
Tellingstedt, das er dann selber als sein »Jungsparadies« bezeichnete, er- 
weiterten diese Kenntniss noch. Obwohl Klaus Groths ungewohnliche Be- 
gabung sich zeitig verrieth, dachte doch Niemand daran, ihm zum Studium 
zu verhelfen, und so trat er nach seiner Confirmation bei dem Heider Kirch- 
spielvogt als Schreiber ein, genau so wie Friedrich Hebbel fruher bei 
dem Wesselburner — es war in Dithmarschen der einzige Weg ftir die Sohne 
des Volkes, sich emporzuarbeiten. Was der junge Mann, schon jetzt an 
eine dichterische Zukunft denkend, aber das regelrechte Studium fiir etwas 
Unerreichbares haltend, sich vor Allem gewilnscht, Zeit und Bttcher, das fand 
er in den n&chsten Jahren, auch einen anregenden Bekanntenkreis — die da- 
malige Dithmarsche Schreibergeneration war nicht ohne geistige Interessen, 
vor Allem flir das Sprachstudium, das ihrem Berufe am nachsten lag, ein- 
genommen — , unermiidlich arbeitete er an seiner Ausbildung, las die deutschen 
Klassiker und Shakespeare, fing von fremden Sprachen das Danische, das Eng- 
lische und FranzOsische an und trieb auch eifrig Musik, der seine Liebe dann 
sein Leben lang gehorte. Hochst bezeichnend fiir seine Energie ist es, dass 
er den Drang zu poetischer Production, der sich frtih geregt und zu wenigstens 
von seinen Freunden gelobten Gedichten geftihrt hatte, unterdriickte, »um erst 
etwas Ordentliches zu lernen«. Ein ganzes Jahrzehnt lang hat er dann keinen 
Vers geschrieben. Nachdem er vier Jahre lang Schreiber gewesen, sah er 
aber doch ein, dass er aus der Enge seines Heimathsortes hinaus und eine 
Bildungsanstalt beziehen miisse, und so ging er, da die Mittel seines Vaters 
nicht weiter reichten, man auch wohl annahm, dass es fiir das akademische 
Studium schon zu spat sei, auf das Schullehrer-Seminar in Tondern. Die An- 
stalt als solche konnte ihm freilich bei der schon erreichten autodidaktischen 
Bildung wenig mehr bieten, aber G. fand doch jetzt Gelegenheit, seine Studien 
planvoller zu betreiben: zu den genannten Sprachen kamen jetzt noch Latein 
und Griechisch, Altdeutsch, Altnordisch und Schwedisch, auch Italienisch, 
und vor Allem Mathematik und Naturwissenschaften zogen die ganze Hingabe 
des Bildungseifrigen an sich. Nach Vollendung des dreijahrigen Cursus be- 
stand er sein Examen ohne MUhe, erreichte aber nur den zweiten, nicht den 
ersten »Charakter«, was wohl auf eine Eifersiichtelei der Lehrer zurtickzufuhren 
ist. Nichtsdestoweniger erhielt er sofort einen Ruf an die Madchenschule 
seines Heimathsortes und war nun von 1839 bis 1847 Lehrer, wie allgemein 
berichtet wird, ein ganz vortrefflicher, der seine Schtilerinnen sogar weiter 
forderte, als es seiner vorgesetzten Behdrde wtinschenswerth erschien. Seine 
Privatstudien gab er trotz seiner padagogischen Thatigkeit nicht auf, vertiefte 
sie vielmehr nach alien Richtungen, so dass nun Sprachgeschichte und Sprach- 
philosophie, Physiologie der Organismen und dergleichen schwierige Disciplinen 
im Mittelpunkt seiner geistigen Thatigkeit standen und er zugleich einer der 
besten Kenner der schleswig-holsteinischen Flora wurde. Da er sich auch 
dem offentlichen Leben nicht entzog, u. A. einen landwirthschaftlichen Verein 
und eine Liedertafel grlindete, so war sein ganzes Leben freilich ein An- 



Groth, Klaus. 1 05 

sttirmen gegen seine Gesundheit. Besser wurde es damit nicht, als ihm dann 
auch allmahlich seine Lebensaufgabe aufging: der von Ludolf Wienbarg ver- 
kiindete Untergang der plattdeutschen Sprache war es, der sein ganzes Wesen 
in Aufruhr brachte und es ihm, dem treuen Sohne seiner Heimath, der den 
Werth des Niederdeutschen auch durch seine Sprachstudien erkannte, nahe- 
legte, seine ganze Kraft an die Rettung der heimischen Sprache zu setzen. 
Klar erkannte er, dass das nicht durch gelehrte Werke und Abhandlungen, 
sondern nur durch Dichtungen mOglich sein werde, und nun gait es fur ihn, 
den Weg zu finden; denn eine ernst zu nehmende plattdeutsche Poesie gab es zu 
seiner Zeit nicht. Hebel und Robert Burns, die er in dieser Zeit kennen lernte, 
konnten ihm den Weg zeigen, aber das Beste musste er doch selber thun, sich das 
Instrument einer niederdeutschen poetischen Sprache und Technik selber er- 
bauen. Das war eine ungeheure Aufgabe, und man begreift sehr wohl, dass 
dem Dichter das eigene Unternehmen oft als ein verzweifeltes vorkam und 
seine Freunde bange ftir ihn wurden. Was lange zu erwarten gewesen, der 
korperliche Zusammenbruch trat denn auch im Jahre 1847 ein, G. musste 
seine Stelle aufgeben und zog sich mit einem Wartegeld zu seinem Studien- 
freunde Leonhard Selle, Organisten und Lehrer zu Landkirchen auf der Insel 
Fehmarn, zurtick. Hier blieb er ftinf Jahre, und hier entstand, w&hrend in 
Schleswig der Kampf gegen die Danen tobte, die lyrische Sammlung 
»Quickborn«. 

Seine Studien hat G. trotz seiner schlechten Gesundheitsverhaltnisse auch 
auf Fehmarn fortgesetzt, aber dann, im Jahre 1849, ist der Gelehrte pletzlich 
zum Dichter geworden. Die so lange unterdriickte poetische Kraft liess sich 
nun nicht mehr zurtickhalten, sie brach mit aller Gewalt hervor und erzeugte, 
da der Dichter inzwischen reif geworden war, jetzt auch nur reife, nach Form 
und Inhalt vollendete Gedichte, oft mehrere an einem Tage. VOllig erflillt 
von der Aufgabe, heimisches Volksthum und Volksleben in der heimischen 
Sprache darzustellen, erhielt der Dichter das eigentlich treibende poetische 
Motiv nun noch durch die Sehnsucht nach der Heimath, die ihn erftillte, 
durch die Erinnerungen an seine gldckliche Kindheit, die sich ihm, dem 
scheinbar zum frtihen Tode bestimmten, nattirlich um so machtiger aufdrangen 
mussten; da er aber von Haus aus eine gesunde Natur war, so blieb auch 
seine Dichtung durchaus gesund. Nach und nach rundete sich die Sammlung, 
Anfang 1852 konnte an die Herausgabe gedacht werden, die der Hamburger 
Verleger Mauke Ubernahm. Es wurde noch das Gutachten Klaus Harms, des 
beriihmten Kieler Theologen, eines Dithmarscher Landsmanns G.'s, und das 
von Gervinus eingeholt. »Sie brauchen weder Klaus Harms noch mich, Ihre 
Gedichte werden sein wie eine Oase in der W(iste«, schrieb dieser dem 
Dichter. Zu Anfang November 1852 erschien dann das Buch, »Quickborn 
(d. h. frischer Quell, Jungbrunnen). Volksleben in plattdeutschen Gedichten 
Dithmarscher MundarU lautete der Titel; der Erfolg war gewaltig. Schon 
im Januar 1853 zeigte sich eine neue Auflage nothig. Bald darauf verliess 
der Dichter die Insel und begab sich, nachdem er auf der Reise zu Llitjen- 
burg noch einige Monate krank gelegen, nach Kiel, wo er im August 1853 
anlangte. Hier trat er dann namentlich zu seinem Landsmann Karl Miillen- 
hoff, dem beriihmten Germanisten, der den »Quickborn« als eine poetische 
That ersten Ranges begriisst hatte, in nahere Beziehungen. 

In der That, der »Quickborn« ist so etwas. Wohl war in Deutchland 
Hebel G. vorangegangen, wohl war die Dialekt-Dichtung seitdem namentlich 



lo6 Groth, Klaus. 

im Stiden (Stelzhammer, Kobell) nicht mehr erloschen, auch hatte deutsches 
Stammesthum seit dem Auftreten Jeremias Gotthelfs, seit Immermanns »Munch- 
hausen« (Oberhof) und der Schopfung der Dorfgeschichte durch Berthold 
Auerbach vielfach eine sowohl treue wie poetische Darstellung gefunden. 
Aber eine Darstellung heimischen Volkslebens in vollendeten lyrischen Ge- 
dichten, eine allseitige noch dazu, gab es bisher noch nicht; G. war der erste 
gross e deutsche Lyriker, der sich des Dialekts bediente, als solcher tibertraf 
er selbst Hebel, der doch wesentlich Idylliker ist. Fasst man dann nur nord- 
deutsches Leben und norddeutsche Dichtung ins Auge, so wird G.'s Stellung 
noch um so bedeutsamer : er hat Niederdeutschland, im Besonderen Nieder- 
sachsen erst fur die Poesie erobert, trotz Immermanns » Oberhof « und der 
Gedichte der Droste-Htilshoff, die ja unzweifelhaft echt niederdeutsch sind, 
aber doch noch des Mediums der Subjectivitat des Dichters bedlirfen, das 
Volk, seine Geflihlswelt noch nicht unmittelbar zum Sprechen bringen. Das 
thut zuerst G., thut es noch sogar mit jenen Menschen an Nord- und Ostsee, 
die bis dahin so ziemlich fiir die nuchternsten, unpoetischesten aller Deutschen 
galten, thut es in so wunderbarer Weise, dass man ihm auch nicht einen 
einzigen Nachlass ktinstlerischer Forderungen, wie den meisten anderen Dialekt- 
Dichtern, zu gewahren braucht. G. ist Meister im ganzen Gebiete der lyrischen 
Poesie und auch noch in ihren Grenzgebieten ; ihm gelingt das personliche, 
subjective Gedicht, das aber immer im Rahmen des Volksthums bleibt, eben 
so gut wie das im Volksliedton, er schafft Kinderlieder, die ohnegleichen, 
nur mit Ludwig Richters besten Illustrationen zusammenzustellen sind, er 
stellt das Thierleben wunderbar dar, er ist ein grosser Balladendichter, dem 
die schlichte Geschichts- eben so gut liegt wie die unheimliche Gespenster- 
Ballade, er zeichnet zahlreiche Volksskizzen, ernst und humoristisch, er ist 
ein ausgezeichneter Idyllendichter, er vermag auch grossere poetische Er- 
zahlungen lyrisch-epischen Charakters zu schaffen. Alle die genannten 
Gattungen sind im »Quickborn« vertreten, wohlverstanden, alle mit Meister- 
stticken, wie ohne Weiteres klar wird, wenn man nur die beruhmtesten Titel 
und Anfange nennt: »Min Jehann«, und »As ik weggung«, »He sa mi so veel« 
und »Lat mi gan, min Moder sl6ppt«, »Still min Hanne« und »Dar wahn 
en Mann«, »Lutt Matten de Has« und »Aanten int Water«, »01 Busum« 
und »Hans Iwer«, »De Krautfru« und »De Orgeldreier«, »Dat Ge>\itter« f 
»Rumpelkamer« und »De Fieler Fischtog«. Als Ganzes iibertrifft der 
»Quickborn« ohne Zweifel ungezahlte deutsche Gedichtsbande, wir haben nicht 
viel Sammlungen von dieser Reichhaltigkeit und Vollendung im Einzelnen. 
Grossere lyrische Individualitaten und Klinstler als G. giebt es allerdings 
wohl noch, aber neben einen Uhland z. B. darf er sich sicher auch als 
solcher stellen. 

Kiel ist dann G's, neue Heimath geworden. Zunachst hat er in den 
Jahren 1855 bis 1857 mit Untersttitzung seiner holsteinisch-danischen Re- 
gierung noch eine grossere Reise gemacht, liber Hamburg und Pyrmont nach 
Bonn, wo er langere Zeit Aufenthalt nahm, Otto Jahn zum Freunde gewann 
und mit E. M. Arndt, Dahlmann u. s. w. verkehrte, auch im Anfang des Jahres 
1856 die Wtirde eines Ehrendoctors der Philosophic erhielt. Von Bonn aus 
bereiste er Siiddeutschland und einen Theil der Schweiz und ging dann nach 
Leipzig und nach Dresden, wo er u. A. Freytag und Auerbach kennen lernte. 
Nach Kiel zurdckgekehrt, im Sommer 1857, fasste er den Entschluss, sich 
an der dortigen Universitat fllr deutsche Sprache und Literatur zu habilitiren, 



Groth, Klaus. 107 

liber welchem Entschluss seine Freundschaft mit Miillenhoff in die Brtiche 
ging, und verheirathete sich darauf, im Jahre 1858, mit Doris Finke aus 
Bremen. Mit seinem grossen Landsmann Friedrich Hebbel trat er in dieser 
Zeit in Briefwechsel — gesehen haben sich die Beiden nur einmal, in ihrer 
Jugendzeit. G's. Ehe war sehr gllicklich und mit Kindern gesegnet, doch 
machte sich 1864 bei seiner Frau ein LungenUbel bemerkbar, dem sie drei- 
zehn Jahre spater, 1877, erlag. 1866, unter der osterreichischen, Gablenzschen 
Verwaltung Holsteins, wurde G. zum Professor ernannt, freilich nur mit sehr 
geringem Gehalt (das dann die preussische Regierung spater verdoppelte), in 
eben demselben Jahre bezog die Familie ein eigenes Haus am Schwanenwege 
in Kiel (jetzt Klaus Grothplatz No. 1), in dem der Dichter sein ganzes weiteres 
Leben, zulelzt, als seine Kinder gross geworden waren, ziemlich vereinsamt, 
verbrachte. Nur die grosse Freude an der Musik hat er immer behalten und 
ist mit Johannes Brahms, der ja auch Dithmarscher Ursprungs ist, wenn auch 
in Hamburg geboren, sowie mit Hermine Spiess befreundet gewesen. Er- 
wahnenswerth sind wohl noch seine Reisen: 1861 war er in den Nieder- 
landen, 1863 in England und Frankreich, dann noch wiederholt in England 
und Holland, wo er in Oxford, London, Leyden und Amsterdam Vortrage 
hielt, 1873 in Wien und Pest, 1886 und wieder 1895/96 sah er Italien, das 
letzte Mai vor Allem auf Capri, bei seinem Freunde, dem Maler Allers, ver- 
weilend. An Ehrungen hat es ihm sein Leben lang nicht gefehlt, namentlich 
der Kronprinz Friedrich Wilhelm hat ihn ausgezeichnet, auch hat er 1894 
vom Kaiser die grosse Medaille ftir Kunst und Wissenschaft und (mit Theodor 
Fontane zusammen) den Schillerpreis empfangen. Ausser in Deutschland war 
sein Ruhm namentlich auch in den Niederlanden, wo er die »dietsche« Be- 
wegung kraftig unterstlitzte, und bei den Plattdeutschen in den Vereinigten 
Staaten gross. Zuletzt gait er (iberhaupt als Mittelpunkt der gesammten 
niederdeutschen Dichtung, und demgemass wurden zur Feier seines achtzigsten 
Geburtstages fast tiberall auf niederdeutschem Boden Festlichkeiten veranstaltet. 
Er verlebte diesen Geburtstag noch in voller Rustigkeit, starb aber doch bald 
darauf an einer Lungenentziindung. 

Der »Quickbornc ist, wie natUrlich, sein Hauptwerk geblieben und hat 
bis jetzt, die von Otto Speckter trefflich illustrirte Ausgabe mitgerechnet, 
25 Auflagen erlebt. Gegen die erste Auflage gehalten, ist er jetzt stark ver- 
mehrt, doch hat der Dichter die Klugheit besessen, nur die vollendeten Ge- 
dichte seiner spateren Zeit hineinzugeben. 1854 erschienen die »Hundert 
Blatter, Paralipomena zum Quickborn*, hochdeutsche Gedichte, die vor Allem 
ftir die Erkenntniss des ganz persfinlichen Geflihls- und Gedankenlebens des 
Dichters wichtig sind und doch eine Anzahl von Stticken enthalten, die auf 
der Hohe des besten Lyrischen im »Quickborn« stehen. Als hochdeutscher 
Dichter hatte G. eine Vorliebe ftir das Sonett, was sich, da er doch eben 
nicht reiner Volkspoet war, sondern auf der Hohe der poetischen Cultur 
seiner Zeit stand, wohl erklaren lasst. Schon ehe er nach Bonn ging, hatte 
er seine erste plattdeutsche Erz&hlung »Detelf«, die erste neuplattdeutsche 
Erzahlung, ja wohl Prosa (iberhaupt, geschrieben; sie wurde 1855 verOffent- 
licht und zwar mit einer anderen kleineren als I. Band der »Vertelln«. Ein 
II. Band folgte 1859. 1858 gab G. seine »Briefe tiber Hochdeutsch und 
Plattdeutsch« heraus, die, da sie das Plattdeutsche als selbststandige Schrift- 
sprache neben dem Hochdeutschen verlangten, auf starken Widerspruch 
stiessen; in einer spateren Schrift tiber »Mundarten und mundartliche Dichtung« 



Xo8 Groth, Klaus. Knoll. 

(1873) hat er seine Anschauungen modificirt. Die gleichfalls 1858 erschienenen 
Kinderreime »Voer de Goenu sind in den »Quickborn« aufgenommen worden. 
1862 wurde das Idyll »Rotgetermeister Lamp un sin Dochder« veroffentlicht, 
1866 erschienen die patriotischen Gedichte »Fiv nie Leder«, 1870 der zweite 
Theil des »Quickborn«, der u. A. die grossere epische Dichtung >De Heister- 
krog« brachte. Inzwischen war Fritz Reuter der Liebling des deutschen 
Volkes geworden, G's. spatere Dichtungen fanden zunachst nicht mehr die 
verdiente Beachtung, obwohl er im »Rotgeter« und im »Heisterkrog« unbe- 
dingt das Beste seiner spateren Tage gegeben und der plattdeutschen Litera- 
tur zwei mit den vorziiglichsten ahnlichen Werken der hochdeutschen wohl 
zu vergleichende Werke geschenkt hatte. Der »Rotgeter« ist im Stile von 
»Hermann und Dorotheas, aber dabei selbststandig; er stellt das Leben in 
Heide und auf der Geest dar, wahrend der »Heisterkrog«, ungefahr der 
Stimmungswelt der Stonnschen Novellen angehorig, das Marschleben schildert. 
1875 erschienen dann noch die Erzahlungen »Ut min Jungsparadies*, 1881 
die drei letzten Erzahlungen. Im Ganzen hat G. neun Erzahlungen geschrieben, 
von denen »Detelf« (spater »Wat en holsteinischer Jung dromt, dacht und 
belevt hett voer, in und na de Krieg i848«), »Trina> und »Um de Heid« 
die umfangreichsten sind, alle aber das heimische Leben aus der eigenen Er- 
innerung mit ausserordentlich feiner Detailkunst darstellen. Mit Reuters 
Romanen sind sie nicht vergleichbar, eben so wenig mit Storms Novellen; 
es sind echte Erzahlungen, aus denen das Antlitz des Erzahlers fortwahrend 
hervorblickt. Aus miindlichen Erzahlungen des Dichters gab Eugen Wolff 
dann 1891 G's. »Lebenserinnerungen« heraus, die der Dichter darauf selber 
noch in den letzten Jahren seines Lebens durch biographische Aufsatze in 
der »Gegenwart« und der »Deutschen Revue« erganzte. G's. »Gesammelte 
Werke « erschienen 1893 zuerst, in vier Banden, von denen die beiden ersten 
die plattdeutschen Dichtungen, der dritte und ein Theil des vierten die Er- 
zahlungen, der letzte Theil des vierten die hochdeutschen Gedichte, diese 
stark vermehrt, brachte. In einer neuen Auflage konnte der Dichter auch 
noch die Vollendung eines epischen Fragmentes, »Sandburs Dochder«, geben. 

Die wichtigsten Werke und Schriften zur Klaus G roth-Li teratur sind eine Skizze 
Karl Mtlllenhoffs von 1856, in den »Lebenserinnerungen« wieder abgedruckt, ein Vor- 
trag von Karl Eggers, »Klaus Groth und die plattdeutsche Dichtung« (1885), die 
vlamische Biographie von Dr. J. C Hansen in Antwerpen (1889), dann das wohl das ge- 
sammte Material zusammenbringende umfangreiche Werk >Klaus Groth, sein Leben und 
seine Werke, ein deutsches Volksbuchc von H. Siercks (Kiel 1899), zu dem die Schrift 
von Adolf Bartels, »Klaus Grothc (Leipzig 1899) eine Art aesthetisch-kritischer Er- 
ganzung bildet. Eine Briefwechsel und Lebensbeschreibung verbindende Biographie in 
der Art von Bachtolds >Keller« ist geplant. 

BUsten und Bilder giebt es von Klaus Groth eine grosse Anzahl. Als die besten 
gelten: zwei BUsten von Harro Magnussen, eine (1883) im Antwerpener BUchersaal, die 
zweite (1893) im Klaus Groth-Hause, weiter eine BUste und ein Medaillon des frtihver- 
storbenen Bildhauers Tiedje, auch beide im Besitz des Dichters; von Gemalden: das Bild 
von Christian Ludwig Bokelmann, 1892 von der Berliner Nationalgalerie angekauft, ein 
lebensgrosses Bild von Hans Olde und zwei von Nicolaus Bachmann, zur Zeit in Berlin. 
Auch an guten Photographien ist kein Mangel. 

Ad. Bartels. 



Knoll, Conrad, Ritter von, Bildhauer und Professor, * 9. September 
1829 zu Bergzabern (in der bayerischen Rheinpfalz), f 14. Juni 1899 in 
Miinchen. Frtih verwaist, kam K. durch seinen Vormund in die Werkstatte 



Knoll. 



109 



Wtirschmitts, wo es oft sehr toll und ausgelassen herging, der Knabe nur 
zu Steinmetzarbeiten bei Grabsteinen verwendet wurde, aber doch von den 
Weiken der klassischen Ktinstler und Dichter h6rte und aus Wtirschmitts 
Rednergabe mannigfaltigen Nutzen zog. In Karlsruhe (1845 — 47) weitere 
Bildung suchend, gerieth K. bei einem Theaterbrande in Lebensgefahr und 
in eine schwere Krankheit, so dass man schon seinen Tod in die Heimath 
meldete. Ueber Stuttgart kam K. Ende 1847 an die Polytechnische Schule 
nach Mtinchen zu Halbig und alsbald an die Akademie (1848 — 52); hier er- 
reichte ihn der erste lohnende und rtihmliche Auftrag, im grossen S&ngersaal 
der Thiiringer Wartburg die Tr&ger des Dach- und Sparrenwerkes mit phan- 
tastischen, der deutschen Mythologie entnommenen Gestalten zu schmticken, 
wobei K. nicht allein eine virtuose Behandlung der Holzsculptur bewahrte, 
sondern auch eine tiberaus gluckliche Kraft, die deutsche Sage und Mythe 
in plastischer Form zum Ausdruck zu bringen. Im Zusammenhange damit 
entstand sein »Tannhauser-Schild«, auf welchem er in cyklischer Weise die 
Mare dieses ritterlichen Sangers in flachen Reliefdarstellungen erzahlte; leider 
wurden diese, besonders in den Linien schon fliessenden, figurenreichen Com- 
positionen nie im Erzguss ausgeftihrt und vervielfaltigt. Den feurigen Dank 
der Jugend errang K. mit dem Pokale flir die Studentenschaft zur dritten 
Saecular-Feier der Universitat Jena. Ausser verschiedenen Marmorbtisten, 
darunter auch die schttne, frtih verstorbene Schwester des Dichters Jos. Victor 
von Scheffel, fertigte K. im Auftrage Konig Maximilians II. den mit der Statue 
des Wolfram von Eschenbach bekronten Brunnen fttr die Heimath des grossen 
Parzival-Dichters. Darauf folgte die Statue einer »Germania« flir einen Kunst- 
freund in Kiel und jene der » Sappho*, welche, gegen die historische Kritik, 
in dem ihrem Sturze von dem leukadischen Felsen vorausgehenden Augen- 
blicke aufgefasst ist; das ganz im klassisch-romantischen Sinne in sorgfaltigstem 
Detail ausgefUhrte Bildwerk erwarb Konig Ludwig II. Daran reihten sich 
die Modelle zu den Colossalstatuen Herzog Heinrichs des LSwen und Kaiser 
Ludwigs des Bayern flir die Facade des alten Mtinchener Rathhauses (1862) 
und zu dem ausserordentlich glticklich erfundenen und ebenso aufgebauten 
»Fischbrunnen« (am Marienplatz) vor dem durch Hauberrisser erbauten Rath- 
haus, wobei K. die Entstehung des altherkQmmlichen Mtinchener »Metzger- 
sprunges* in geistreicher Weise gestaltete. Fttr den im Neubau befindlichen 
Fltigel plante K. ein entsprechendes Seitensttick, wahrscheinlich mit dem 
»Schafflertanz« oder mit einer Erinnerung an Gustav Adolf — welcher 
wahrend seines Aufenthaltes 1632 in einem nun abgebrochenen Hause wohnte — , 
ohne je zu einem Entwurfe zu kommen, welchen er in seiner Phantasie 
schon vollig durchgearbeitet dachte. Ebenso originell wie der vorgenannte 
Brunnen war K.'s Project zum »Uhland-Denkmal« ftlr Tubingen (1868), 
welches den Lieblingspoeten des deutschen Volkes in charakteristischer Weise 
als Lyriker, Romanzen- und Balladen-Dichter, als Dramatiker und Patrioten 
verherrlichte — , eine Schopfung, welche den Beifall des Comitds erhielt, 
aber aus unbegreiflichen Erwagungen abgelehnt wurde — , ein lehrreiches 
Be is pi el, dass bei Concurrenzarbeiten nicht immer das Beste durchgedrtickt 
wird. Vollen Beifall erwarb das Denkmal zu Braunau ftir den daselbst am 
26. August 1806 auf Napoleons Befehl erschossenen patriotischen Buchhslndler 
Joh. Phil. Palm von Ntirnberg, die Brunnen-Statue »Luther als Currendschtiler« 
(ftir Eisenach) und das Denkmal Konig Ludwigs I. in Kissingen. K. lieferte 
auch zahlreiche Btisten, z. B. von Hausser (Heidelberg), den Philosophen 



j jo Knoll. Issel. 

und Rieser-Dorfgeschichten-Dichter Melchior Meyr (Nordlingen), Beethoven, 
Gluck, Frhr. von Limpock, Consistorialrath P. H. von Ranke u. s. w. K. 
fertigte auch das aus 678 Centner Marmor bestehende Union-Denkmal 
der Pfalzer Protestanten fllr die Stiftskirche zu Kaiserslautern und viele Grab- 
und Ehrendenkmale, z. B. auf Prof, von Jolly, Oberbaudirector F. A. v. Pauli, 
die Colossalbiiste Kaiser Wilhelms I. fllr Gevelsberg in Westfalen und ein 
ahnliches Werk fiir dieWalhalla, welches am 2 2.Marz 1898, am ioi.Geburts- 
feste des grossen, siegreichen Kaisers in feieriichster Weise inaugurirt wurde. 
K. war seit 1866 langjahriger Vorstand der Miinchener Kunstgenossenschaft; 
als Abgeordneter derselben sprach er die Grabrede fiir den Altmeister Peter 
Cornelius 1867 zu Berlin und den Nachruf bei der Todten-Feier fiir Anselm 
Feuerbach (1880). Die erste Internationale Kunstausstellung zu MUnchen i860 
war sein Werk, ebenso die Riickgabe des Kunstausstellungsgebaudes fllr die 
Mtinchener Genossenschaft, nachdem dasselbe langere Zeit fiir das »Anti- 
quarium« gedient hatte. Als Vorstand des Mtinchener Kunstgewerbe- 
Vereins trug er zu dessen Forderung bei und prasidirte durch mehrere Jahre 
dem »Alterthums-Verein«. Er hat auch das Verdienst als intellectueller Ur- 
heber der zum Besten der deutschen Invaliden-Stiftung veranstalteten Ver- 
loosung von Kunstwerken, welche dem edlen Zwecke eine fiber 100 000 M. 
sich beziffernde Summe zuftihrte. Seit 1868 wirkte der durch viele Aner- 
kennungen, Ehrendiplome undDecorationen, insbesondere durch den bayerischen 
Prinz-Regenten und Kaiser Wilhelm II. ausgezeichnete Meister als Professor 
der Plastik am Polytechnikum zu MUnchen. In seinem Nachlasse fanden sich 
eine tiberraschende Flille von ausgeftthrten Modellen oder nur Project ge- 
bliebenen Entwurfen und Skizzen, welche zur Ehre des Ktinstlers in die 
besten Hande gelangten. Eine in kleinem Format sorgfaltig durchgebildete 
Marmorbtiste Kaiser Wilhelms I. (eine Copie des vorgenannten Walhalla-Bild- 
nisses) ging in den Besitz des Deutschen Kaisers Wilhelm II. fiber. Prinz- 
Regent Luitpold erwarb die auf das Feinste ciselirte Bronze-Statuette seines 
koniglichen Vaters, Ludwig I. Das Gipsmodell des zu Kissingen befindlichen 
Denkmals ffir Ludwig I. fand in der Hof- und Staatsbibliothek, welche eine 
eigene Rubrik fur die Geschenke des hohen Maecen angelegt hatte, seine 
bleibende Stelle. Eine Bfiste des Professor von Jolly erstand die Mtinchener 
Universitat und eine Bronzebtiste Hahnemanns die homoopathische Central- 
Apotheke in Leipzig. Eine grosse Anzahl kleinerer Werke wurde nach Japan 
verkauft, verschiedene Mttnchener Sammlungen erhielten erfreulichen Zuwachs, 
z. B. das Historische Archiv im Neuen Ktinstlerhause und die Collection der 
Stadt Mfinchen (sog. Maillinger-Sammlung) je einen Gipsabguss der Bfisten 
des Malers Spitzweg und des Reichskanzlers Bismarck; der Kaim-Saal die 
Bfisten von Beethoven, Mozart und Gluck, der Confirmanden-Saal der Lucas- 
Kirche das Modell zum Friedensengel (KaiserslauternV Eine in Silber ge- 
gossene Gruppe der mit ihren Kindern von der Wartburg verstossenen Land- 
grafin Elisabeth nebst dem Tannhauser-Schilde gelangte nach Weimar u. s. w. 

Vgl. No. 52 Ueber Land und Meer 1866. Wurzbach Lcxikon 1870, XXI, 241, 
Regnet, MUnchener Ktinstlerbilder, 1871, I, 332(T. Pecht, Geschichte der Mtinchener 
Kunst, 1888 S. 199. Mttller-Singer 1896, II, 361. Abendblatt 164 »Allgem. Ztg.c, 
15. Juni 1899. Kunstvercins-Bcricht fUr 1899 S. 72flf. 

Hyac. Holland. 

Issel, Karl Friedrich Wilhelm, Pfarrer, * 9. August 1861 in Eppingen, 
f 4. October 1899 in Betberg (Baden). I. war der Sohn eines wackeren Gerichts- 



IsseL 



in 



notars aus der alten badnischen Beamtenschule, der schlicht und ttichtig, fleissig 
und ernst in treuer Berufserfiiilung bald einen bestimmenden Einfluss auf das 
empfangliche Gemlith und die ganze Lebensrichtung des fruhreifen Knaben 
austibte, urn so mehr, da derselbe, als er noch die hohere BUrgerschule in 
Ueberlingen besuchte, durch schweren Gelenkrheumatismus und ein dadurch 
verursachtes dauerndes Herzleiden gezwungen wurde, alien regelrechten Schul- 
unterricht aufzugeben und, mit grosser Schonung seiner Gesundheit, nur auf 
private Weiterbildung angewiesen war. Dennoch gelang es ihm, das Gymnasial- 
Abiturientenexamen in Karlsruhe mit dem Pradicat »Sehr gut« zu bestehen. 
Sein Universitatsstudium begann er in Strassburg, und zwar zunachst nicht bei 
der theologischen Facultat, sondern in den nationalokonomischen Fachern, 
in denen er bald auch in eigenartigen Gedanken und Problemen, ahnlich 
den spaterhin von Friedrich Naumann vor grosserem Kreise vertretenen, 
Tiichtiges leistete. Aber die Personlichkeit und wissenschaftliche Weise des 
Professors Holtzmann ftihrte ihn der Theologie zu und zwar einer Theologie, 
die bei aller kritischen Energie und Freiheit auch das religiose Lebenselement 
einer warm- und weitherzigen Frfimmigkeit mit wirksamer kirchlicher Be- 
thatigung zu seinem Rechte kommen l&sst. Weiter ftihrte ihn sein Studium 
nach Heidelberg, Zurich und Berlin; auf der schweizer Universitat war es 
besonders Biedermann, dem er flir die Klarung seiner dogmatischen Ueber- 
zeugung das Meiste verdankte. Nach Ablauf der akademischen Lehrjahre ist 
I. sodann an verschiedenen Steilen als Pfarrhelfer thatig gewesen, hat auf 
langeren Reisen vielseitige Eindrttcke gesammelt, ja, er war sogar — ftir 
einen »Liberalen« ganz ungewohnlich — in Karlsruhe im Dienst der Inneren 
Mission beschaftigt, ftir die er in der Folge auch seine liberalen Gesinnungs- 
genossen zu interessiren wusste, sodass wahrend seines dortigen Wirkens, 
statt der bisherigen schroffen Gegensatze zwischen der kirchlich »confessionellen« 
und »freisinnigen« Richtung, eine Friedensara sich anzubahnen schien. . Nach 
provisorischer Verwaltung der Pfarrei Ittersbach tibernahm er sodann die 
Stelle eines Gefangnissgeistlichen in Freiburg i. Br. und ftihrte 1890 eine Nichte 
des Generals von Goeben als Gattin heim. 1893 folgte endlich seine An- 
stellung in dem zwar femab vom Weltverkehr aber um so reizender gelegenen 
Dorfchen Betberg am Schwarzwald. Hier hat er 6 Jahre lang in unermtidlicher 
opferfreudiger Arbeit gestanden, die ihn weit tiber die Grenzen seines engeren 
Vaterlandes bekannt gemacht und mit den besten M&nnern unserer kirchlich 
liberalen Theologie in gemeinsamer literarischer und Vereinsthatigkeit zu- 
sammengeflihrt hat. Es gait ihm vor Allem, gerade von seinem theologisch 
liberalen Standpunkt aus, neue Wege zur praktisch religiosen Einwirkung auf 
die Laienwelt in den Gemeinden zu gewinnen. Und das ist ihm im Bunde 
mit ttichtigen thatigen Freunden in hervorragendem Masse gelungen: zunachst 
durch die Neugestaltung des Heidelberger Sonntagsblattes »Die Kirche«, die 
in kurzer Zeit, nachdem I. die Redaction ttbernommen, 23000 Abonnenten tiber 
das ganze evangelische Deutschland hin sich gewann. Zu dem Sonntagsblatt 
trat alsbald die Begrlindung eines eigenen flir die literarische Klein- und 
Weiterarbeit thatigen Verlags: der » evangelische Verlag« in Heidelberg wurde 
von ihm zunachst unter grossen personlichen Opfern, doch mit baldigem guten 
Erfolg ins Leben gerufen. Um endlich auch den Sonntagslosen, vom Gottes- 
dienst Ferngehaltenen und doch nach gesunder religioser Speise Verlangenden 
wenigstens eine gedruckte Predigt flir ein Billiges zuganglich zu machen, 
begrundete er eine Serie von Pfennigpredigten als »Sonntagsgruss ftir Gesunde 



112 Issel. Ktinig. 

und Kranke«, die seither ebenfalls erfreulichen Fortgang genommen hat. 
Durch diese drei literarischen Unternehmungen — in Parallele zu gleichartigen 
Bestrebungen der kirchlichen Orthodoxie — hat I. den Beweis gebracht, 
dass auch frei gerichtete Theologen nicht nur zu gelehrten kritischen Ab- 
handlungen, sondern auch zu einer im besten Sinne positiv bauenden religios- 
popularen Wirksamkeit im Stande sind. »Durch diese That gehort er der 
badischen Kirchengeschichte an«, so heisst's darum in einem Nachruf von 
Freundeshand. Und nur ein reines, vollkommen uneigenntitziges Streben hat 
ihn zu soldier Arbeit bewogen, die ihm keine ausseren Ehren, Einfluss oder 
glanzende Stellung bringen sollte, aber Opfer an Kraft und Zeit und Geld 
genug gekostet hat. Obwohl ihm ein Pfarramt in Berlin angeboten wurde, 
ist er in seinem kleinen Betberg geblieben. Aber auch dort liefen viele 
F£den, insbesondere filr jedes Unternehmen seiner badischen Freunde in 
seiner Hand zusammen. Die Begriindung der »kirchlich liberalen Vereinigung 
in Baden « war wesentlich sein Werk. Er war der Mann des Vertrauens fur 
Viele, gerade weil er die eigene Person allezeit in den Hintergrund zu stellen 
wusste. Eine grosse Kenntniss der Verhaltnisse und Personlichkeiten, nicht 
nur in seiner engeren Heimath, kam ihm dabei zu Statten, und mit der Unter- 
nehmungslust und dem Thatendrang der Jugend verband sich bei ihm friih 
die Vorsicht und Bedachtigkeit des Alters. So war er hochgeschatzt vor 
alien in den Kreisen des »Protestantenvereins«, des »Allgemeinen evangelisch- 
protestantischenMissionsvereins«, des »EvangelischenBundes«, der »evangelisch- 
socialen Conferenz«, denen er mit seiner enormen Arbeitskraft, mit der Feder 
wie auf Reisen und an Berathungstagen freudig gedient hat. Er ist dabei auch im 
Geringsten treu gewesen als Seelsorger in alien Nothen und Leiden der ihm 
anvertrauten Gemeinde. So bedeutet sein frtther Tod ftir Viele einen schmerz- 
lichen unersetzlichen Verlust. 

Dcutsches Protestantcnblatt No. 46. 

Kohlschmidt 



K6nig, Hugo, K. Professor, Genremaler, * 12. Mai 1856 zu Dresden, 
f 27. Juli 1899 ebendas., bekam den ersten Unterricht bei Erwin Oehme, 
seit 1879 in MUnchen bei Otto Seitz, Ludwig von Ltifftz und Wilhelm von 
Lindenschmit; bei einer akademischen Concurrenz erhielt K. den Preis ftir 
eine Scene aus dem »Kaufmann von Venedig«. Das Bild »Desdemona ver- 
theidigt ihre Flucht mit Othello vor dem Dogen« (als Holzschnitt in der 
Gartenlaube 1887) war e * ne ziemlich pompose Costtimleistung & la Becker. 
Dann malte er noch viele GenrestUcke und atmospharische Landschaften mit 
verschiedenen Staffagen. Das Bild »Beim Thilrmer von St. Peter* wurde ftir 
die Neue Pinakothek angekauft, ein anderes, »Auf dem Heimwege«, erwarb 
Prinzregent Luitpold, welcher den Maler zum Professor an der Akademie 
ernannte, wo K. elf Semester als Lehrer wirkte. Dann gab er wegen 
Herzleiden seine Stelle auf, suchte im Bade Nauheim Heilung und zog zuletzt 
nach Dresden. In Mtinchen hatte er sich der »Secession« angeschlossen, 
dann wurde er 1898 Mitglied der durch Ludwig Dill 1898 gegrtindeten neuen 
Kiinstler- Vereinigung »Die Dachauer«. Von seinen Compositionen erschienen 
viele als Holzschnitt in illustrirten Zeitungen, z. B. »Ein Gruss aus der Schweden- 
zeit« (Schorers Familienblatt V, 325), die Madchenkopfe »Schwarzblattl« 
(So. 40 Gartenlaube 1887) und »Zitherspielerin« (Schorer 1887. No. 37 



Kttnig. Lang. Neust&tter. IX 3 

S. 581), »Schwierige Passage « (Mtinchener Kunstausstellung 1888 Abbildung 
im 19. Heft. » Kunst fur Alle« 1. Juli 1888), »Schwere Last* (No. 51 Schorer 
1890) und »In der Herbstsonne« ebendas. S. 729), »Gl(ickliche Stunden« 
(Hlust. Frauen Ztg. 1. April 1892), »Maikatzchen (No. 32 Daheim 1892), »Rast 
der Feldarbeiter* (Kunst fUr Alle 15. November 1893), »In S. Marco«, 
»Unterm Apfelbaum« (Daheim 1892 S. 485), ein »Interieur« und »Das 
Schweigen* (Secession 1893), »Neujahr in der Stadt« (photographirt bei 
Hanfstangl, Holzschnitt in »Illustr. Frauen-Ztg.« 1. Januar 1894), »Am Dorf- 
weiler« (Velhagen und Klasing »Monatshefte« December 1895), ein »Kanal 
aus Delft «, eine »Abendlandschaft« und ein »Kinderbildniss« in der Aus- 
stellung 1897. (Allgem. Ztg. 17. Juli 1897). Der Kunstler erhielt Ehrenaus- 
zeichnungen und Diplome 1892 in Dresden und Berlin, bei der Internatio- 
nal Ausstellung in Wien 1893 die silberne Staatsmedaille, 1889 die II. Med. 
in Melborne. 

Vgl. Mailer-Singer, Lexikon 1896. II. 371. No. 352 »Neueste Nachrich ten c 2. Au- 
gust 1899 und No. 211 Augsburger Abend ztg. 2. August 1899. MUnchener Kunstvereins- 
bericht fur .1899 S. 74. 

Hyac. Holland. 

Lang, Hermann, Genre- und Historien-Maler, * 3. April 1856 in Krum- 
bach, f 3. Juli 1899 zu Mtinchen. Sohn des k. Notars Eduard Lang in 
Kempten; besuchte die Industrieschule zu Augsburg und 1876 bis 1882 die 
Akademie in Mtinchen, wo er bei Prof. Straehuber drei Medaillen und durch 
Losung einer Preisaufgabe (Ausschmuckung eines anatomischen Lehrsaales) 
ein Reisestipendium nach Italien erwarb. Er schuf eine Anzahl von an- 
sprechenden Genrestlicken, z. B. »Muttersorgen« (1882), »Eingeschlummert« 
(1889), »Interessante Lecture*, die »Schwere Wahl«, wo der Storch eines 
von den im Teiche auf Blumen schwimmenden Kinderchen aussucht (No. 14 
Gartenlaube 1889), die reizende, durch die Berge schwebende und Blumen 
ausstreuende »Alpenflora« (1890. Zur guten Stunde, 2. Heft); auch ein 
Portrait des Dichters Hermann Allmers (1890) und ein Fresco »Zunft der 
Schmiede« (auf dem Rathhausplatze zu Kempten). Ausserdem widmete er 
sich der religiosen Kunst, malte zwei Altarbilder nach Wertach, ein Altar- 
blatt mit dem auferstandenen Christus fttr die Kirche zu Nubel in Schleswig, 
einen Bildercyklus in die Hatlerdorfer-Kirche bei Dornbirn, ein »Es ist voll- 
bracht« (1888) und verschiedene Heiligen-Figuren, wie St. Afra, Elisabeth, 
Antonius, Madonna. Mit Begeisterung hing er an seiner Kunst, welche jedoch 
durch ein langsam aber sicher fortschreitendes Gehirnleiden gelahmt wurde. 

Vgl. Fr. von Bo tticher, Malerwerke 1895 I, 804. Mttller-Singer Lexikon, 1896. 
H, 438. Kunstvereinsbericht f. 1899. S. 75. 

Hyac. Holland. 

Neustatter, Louis, Genremaler, * 5. September 1829 zu Munchen, 
f 24. Mai 1899 zu Tutzing (am Starnbergersee), erst zum Kaufmann bestimmt, 
wurde durch den Kupferstecher Peter Lutz der Zeichnungskunst zugefiihrt, 
besuchte 1847 die Akademie, widmete sich seit 1850 als Schiiler des damals 
epochemachenden Joseph Bernhardt dem Portraitfach. Nach einem kurzen 
Besuch bei L£on Cogniet in Paris ging N. nach Rom und Neapel (1853) 
und Hess sich dann im folgenden Jahre zu Wien nieder. Hier entstanden 
viele Bildnisse, z. B. des Fabrikanten Ritter von Sporlin, des Hofopernsangers 
Blogr. Jabrbuch u. Dcutscber Xekrolog. 4 Bd. g 



H4 



Neust&tter. FrtLhwald. 



Walter, des Dichters Leopold Feldmann, aber auch viele hiibsche weibliche 
Studienkopfe und Genrestticke, eine »Dame am Kamhu, die »Trostende 
Freundin«, »Betende Italienerin*. eine »Siesta« u. dgl. Im Jahre 1862 fun- 
girte N. als Mitglied der Kunstausstellungscommission in London und ent- 
ledigte sich seiner Aufgabe in ausgezeichneter Weise. In Wien entstand auch 
noch das Brustbild einer jungen, mit wohlgeformten Ztigen und viel sagenden 
Augen, aus der malerischen Kapuze eines weissen Burnus herausschauenden 
Dame, welche als »Schwarmerin« bei seiner Uebersiedlung nach Miinchen 
(1864) im Kunstverein Aufsehen erregte. Rasch folgten daselbst die »Waisen«, 
eine »Wittwe« (1865), viele hauslichen Scenen mit spielenden Kindern (1869), 
das »Begrabniss eines Vogels« (187 1) und der mit dem Portrait des Kaiser 
Wilhelm I. auf dem Lande hausirende »Bil der handler* — ein beneidens- 
werther Griff ins echte Volksleben! Die letzten zwanzig Jahre verlebte N. 
zu Tutzing; hier erhielt N. wegen seinen Bemtihungen um Hebung und Ver- 
schonerung des Ortes, fur Stiftungen zur Feuerwehr und allerlei anderen 
Wohlthaten von der dankbaren Gemeinde das Ehrenbtirgerrecht. N. wurde 
am 26. Mai auf dem israelitischen Friedhof zu Miinchen unter zahlreichem 
Trauergefolge beerdigt. 

Vgl. Mttnchener Propylaen. 1869. S. 487 ff. Wurzbach, Lexikon. 1869. XX, 307. 
Mailer-Singer 1896. II, 300. Fr. v. Btttticher, Malerwerke. 1898. II, 147. Morgenblatt 
145 »AUgem. Ztg.« 27. Mai 1899. 

Hyac. Holland. 

Frflhwald, Carl, Oberlandesgerichtsrath, * 1852 zu Wien, f 23. April 
1899 daselbst. Er entstammte einer Wiener Juristenfamilie. Sein 1883 ver- 
storbener Vater, Wilhelm F., der zuletzt als Hofrath beim k. k. obersten 
Gerichtshofe wirkte, war durch seine Tttchtigkeit als Richter und literarische 
Arbeiten bekannt (vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon). Der Fleiss, die Ver- 
standesscharfe, die Gesetzeskunde, die rasche Arbeitskraft und Arbeitsfreude 
des Vaters ging auf den Sohn Uber, der nach Zuriicklegung der unteren 
Stufen richterlicher Thatigkeit 1888 Staatsanwaltssubstitut, 1893 Landesgerichts- 
rath wurde, als Leiter des Bezirksgerichtes Funfhaus fungirte und zuletzt mit 
Titel und Charakter eines Oberlandesgerichtsrathes als Vorsitzender-Stellvertreter 
eines Senates des Wiener Civilgerichts mit Erfolg thatig war. Er war Mit- 
glied der judiciellen Staatspriifungs-Commission, in richterlichen Kreisen wegen 
seiner angenehmen Umgangsformen geachtet, in Anwaltskreisen wegen seines 
liebenswttrdigen Entgegenkommens sehr geschatzt. Er verfasste ein »Orts- 
lexikon fiir die im Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Lander«, Wien 
1877; eine »Sammlung von Formularien fiir das Verfahren in Streitsachen«, 
3. Auflage 1887; ein solches fiir das Verfahren ausser Streitsachen, 2. Auflage 
1885; »Die Real- und Mobiliar-Meistbots-Vertheilung«, 2. Auflage 1886; ein 
»Handlexikon zum osterreichischen Reichsgesetzblatt«, 1888 und 1894; ein 
»Handbuch fiir die civilgerichtliche Thatigkeit bei den Bezirksgerichten«, 1897; 
die Bearbeitung des Grundbuchgesetzes in der Manz'schen Ausgabe, 6. Auf- 
lage 1898, und der Staatsgrundgesetze dieses Verlags, 6. Auflage 1894; be- 
arbeitete auch mit Dr. Moyzisch die Amortisation von Urkunden und Todes- 
erklarungen in Oesterreich. Er erlag in der Bltithe mannlicher Schaffenskraft 
einem plotzlich hereingebrochenen tlickischen Leiden. 

Vgl. die Nekrologe in der Allg. osterr. Gerichts - Zeitung 1899 No. 21 S. 170 und 
•Jurist. Blatterc 1899 No. 18 S. 215/6. 

A. Teichmann. 



Miller. 



"5 



v. Miller, Wilhelm, Professor der Chemie an der technischen Hochschulo 
zu Mtinchen, * in Mtinchen 9. December 1848, f 1. Marz 1899. M., ein 
Sohn des genialen Kttnstlers F. v. Miller, aus dessen Erzgiesserei so viele be- 
wundernswerthe Werke hervorgegangen sind, erhielt seine Bildung theils an 
der Studienanstalt zu Metten (Niederbayern), theils auf dem Maximilians- 
gymnasium seiner Vaterstadt und widmete sich zuerst, vaterlichem Wunsche 
folgend, dem Studium der Jurisprudenz, ging aber sp&ter, namentlich unter 
dem Einflusse J. v. Liebigs, zur Chemie tiber, in welcher er 1874, mit einer 
Dissertation tiber die chemischen Verbindungen im fltissigen Storax, die Doctor- 
wttrde erwarb. Gleich nachher wurde er Assistent an der technischen Hoch- 
schule, 1875 Docent und 1883, nac h Erlenmeyers Resignation, ordentlicher 
Professor. Zuvor hatte er mit langerem Urlaub Berlin aufgesucht und in 
A. v. Hofmanns Laboratorium die neuesten Methoden der organischen Chemie 
kennen gelernt, was zur Folge hatte, dass er nunmehr neben der Vorlesung 
ttber allgemeine Chemie auch eine solche tiber organische Farbstoflfe zu halten 
vermochte. Lange Jahre ein gesunder und kraftiger Mann, in alien korper- 
lichen Uebungen Meister und durch eine gltickliche materielle Lage mancher 
Sorgen des Lebens enthoben, ftthrte M. in seinem hochst gastfreien Hause zu 
Mtinchen und in seiner schonen Villa zu Partenkirchen ein zufriedenes, neben 
der Wissenschaft auch der Kunst, ftir die er Neigung und Anlage ererbt hatte, 
geweihtes Leben. Seine Ehe war eine uberaus glttckliche; eine Wittwe und 
vier noch in zartem Alter stehende Kinder beweinen den Dahingegangenen, 
den zuletzt schweres Siechthum umfangen hatte. Aber bis an das Ende 
suchte er seinen Berufspflichten nachzukommen, und aus dem Htirsaale begab 
er sich in die chirurgische Klinik zu der entscheidenden Operation, von der 
er sich nicht mehr erholen sollte. M.'s wissenschaftliche Arbeiten sind da- 
durch gekennzeichnet, dass er sich zu ihrer Ausftthrung gerne mit gleich ge- 
sinnten Freunden verband ; mit Doebner, Kinkelin, Spady, Ploechl, Hofer und 
insbesondere mit zahlreichen Praktikanten seines Laboratoriums, die auf solche 
Weise in das exacte Experimentiren eingefuhrt wurden, hat er so zusammen- 
gewirkt. Aus einer zusammen mit dem Botaniker Harz angestellten Unter- 
suchung ging das »Antinonnin« hervor, ein zunachst gegen den bekannten 
Waldschadling, den als »Nonne« bekannten Schmetterling, gerichtetes Zer- 
storungsmittel, das sich aber auch sonst als Antisepticum bewahrt hat. Die 
sehr zahlreichen analytischen und synthetischen Abhandlungen, welche zum 
uberwiegenden Theile in den »Berichten« der Deutschen Chemischen Gesell- 
schaft zur VerOffentlichung gelangten, eignen sich ihres strengwissenschaftlichen 
Inhaltes halber wenig zu gemeinverstandlicher Inhaltsbesprechung. Dagegen 
ist das weit verbreitete und mehrfach aufgelegte »Lehrbuch der analytischen 
Chemie*, welches M. und Kiliani (jetzt in Freiburg, damals M.'s College) ge- 
meinsam herausgaben, mit verdienten Ehren zu nennen, und das grosse Publi- 
kum musste der Umstand lebhaft interessiren, dass es M. und Harz, die sich 
Beide wiederum untersttttzten, gelang, das Fabrikationsgeheimniss der antiken 
cyprischen Goldfaden, welches ihnen der Alterthumsforscher BOckh zu errathen 
aufgegeben hatte, wirklich herauszubringen, so dass dem von ihnen genommenen 
Patente gemass jetzt die Nachbildung keinen Schwierigkeiten mehr unterliegt. 
Das letzte Lustrum seines Lebens gehorte M. auch der hochsten berathenden 
Schulbehorde Bayerns, dem »Obersten Schulrathe«, an und hatte in dieser 
Eigenschaft vielfache Gelegenheit, seine reichen Kenntnisse im Interesse der 
Mittelschulen, insbesondere der sogenannten technischen Lehranstalten des 

8* 



1x6 Miller. Rosen bergcr. 

Konigreiches — Realgymnasien, Realschulen und Industrieschulen — zu 
verwerthen. 

Nekrolog von Prof. Lipp im Jahresbericbte der k. tcchnischen Hochschule zu 
Mttnchen fttr das Studienjahr 1898— 1899. — Perstfnliche Erinnerungen. 

S. Giinther. 

Rosenberger, Ferdinand, Professor der Physik an der Musterschule 
(Realgymnasium) zu Frankfurt a. M., * 29. August 1845 * n Lobeda bei Jena, 
f 11. September 1899 in Oberstdorf i. A. (Bayern). R. schlug die Laufbahn eines 
Elementarlehrers ein und hatte bereits eine Anstellung als Lehrer und Cantor 
erhalten, als seine naturliche Neigung ihn veranlasste, im Fluge alle die ihn 
von seinem Ziele trennenden Priifungen nachzuholen und sich an der Universitat 
Jena dem Studium der mathematischen Wissenschaften zu widmen. Nachdem 
er dort im Jahre 1870 promo virt und an verschiedenen Privatanstalten 
unterrichtet hatte, machte er 1876 zu Kiel auch das preussische Staatsexamen 
und wurde bald nachher ordentlicher Lehrer an der bezeichneten Anstalt, 
an der er auch zum Oberlehrer und Professor aufrtickte und treffliche Lehr- 
erfolge erzielte. Aus fruheren Jahren hat man von ihm ein den zielbewussten 
Didaktiker bekundendes kleines Lehrbuch der »Buchstabenrechnung« (Jena 
1876); spater wandte er sich ausschliesslich der Geschichtsforschung auf dem 
Gebiete der Physik zu, und was er hier geschaffen, sichert ihm bei alien 
Fachgenossen ein dankbares Gedenken* Theilweise tragen diese Arbeiten 
einen mehr abstracten, philosophischen Charakter (Ueber die Genesis wissen- 
schaftlicher Entdeckungen und Erfindungen, Braunschweig 1885; die Geschichte 
der exakten Wissenschaften und der Nutzen ihres Studiums, Abhandl. z. Gesch. 
d. Math., 9. Heft); theilweise beschaftigen sie sich mit der Geschichte der 
Elektricitatslehre und gewahren ein gutes Bild von deren rapider Ausbildung 
im Verlaufe von etwa 150 Jahren (Ueber die erste Entwicklung der Elektri- 
sirmaschinen, Verhandl. d. 68. Naturforscherversammlung; die erste Ent- 
wicklung der Elektrisirmaschinen, Abhandl. z. Gesch. d. Math., 8. Heft; die 
ersten Beobachtungen Uber elektrische Entladungen, ebenda; die moderne 
Entwicklung der elektrischen Principien, Leipzig 1898). In dieser letzteren 
Schrift wird der deutsche Leser ganz vorztiglich geschickt in die bei uns noch 
viel zu wenig bekannten Gedankenkreise der englischen Physiker, vorab 
Faradays und Maxwells, eingefuhrt. Nicht minder gut ist es dem ftir solche 
Aufgaben besonders veranlagten Verfasser gelungen, das Lebensbild des 
grossten mathematischen Naturforschers der Vergangenheit zu zeichnen (Isaak 
Newton und seine physikalischen Principien; ein Hauptsttick aus der Ent- 
wicklungsgeschichte der modernen Physik, Leipzig 1895); die sprode Personlich- 
keit und die sprode Art ihrer wissenschaftlichen Darstellung haben schon 
Manchen abgehalten, in die Leistungen des genialen Briten tiefer einzudringen, 
aber in R. erh&lt, wer dies beabsichtigt, einen trefflichen Ftthrer. Ein sehr 
grosses Verdienst endlich hat sich der verstorbene Gelehrte erworben durch 
sein zusammenfassendes Werk (Geschichte der Physik in Grundziigen, drei 
Theile, Braunschweig 1882 — 1890), worin die Geschicke der Naturlehre von 
den altesten Zeiten bis zur Gegenwart in folgerichtiger Schilderung und in 
llickenlosem Zusammenhange vorgefuhrt werden. Mochte die Kritik gegen die 
Charakteristik des Alterthums und Mittelalters einzuwenden haben, der Autor 
fiihle sich etwas zu sehr als moderner Beurtheiler und stelle an jene friihen 
Zeiten Anforderungen, die damals der Natur der Sache nach nicht zu erfiillen 



Rosenberger. Bcrckholtz. x 1 7 

waren, so tritt mit dem weiteren Fortschreiten des Geschichtswerkes dieser 
Nachtheil mehr und mehr in den Hintergrund, und speciell fur das XVIQ. 
und XDC. Jahrhundert giebt es in der ganzen Literatur keinen besseren Rath- 
geber. Mit einer ungewohlich grtindlichen Kenntniss des Geschaffenen verband 
R. die Gabe, systematisch und ordnend das ungeheure Gebiet durchschalten 
und die geistigen Faden, welche die Entdeckungen und Erfindungen unter 
einander verkniipfen, dem Auge auch des Fernerstehenden blosslegen zu kdnnen. 

Gfinther, Ferdinand Rosenberger (1845 — 1899), Bibliotheca Mathematica (von 
Enestrtim), 3. Folge, 1. Band, S. 217 ff. (nach privaten Mittheilungen). Hier auch ein 
Bildniss des V ere wig ten. 

S. Gtinther. 

Berckholtz, Alexandra von, Portrait- und Stillleben-Malerin, * 26. August 
1 82 1 zu Riga, f 16. Marz 1899 in Mttnchen, bereiste frtihzeitig Italien und 
Frankreich und erhielt dadurch die erste Anregung zur Kunst, welche unter 
der Leitung der besten Lehrer, wie Lauchert, Winterhalter und Canon zu 
Karlsruhe, dann bei R. Fleury in Paris grundliche Forderung fand. Seit 
1865 in Miinchen, ttbte Pilotys Schule (insbesondere A. von Liezen- Mayer), 
ausserdem aber das Vorbild der Blumenmalerien Therese Hegg in Nizza und 
des Stillleben-Meisters Adam Kunz weiteren Einfluss. Mit mehr als dilet- 
tantischem Vergniigen, mit einem wahren Klinstlereifer make Frl. von B. 
viele sorgfaltig ausgefiihrte Bildnisse, meist von Damen aus der hoheren 
Gesellschaft, z. B. die leider schon 1857 verstorbene schone Schwester des 
Dichter Jos. Victor von Scheffel; Frau Alexandra von Bodmann; Sophie 
Freifrau von Moltke, diese feinsinnige Kunstpflegerin, Musikkennerin und 
begeisterte Freundin von Richard Wagners Tondichtungen, eine Schwester 
unserer Malerin; Frau Grafin von Moy; Bertha von Schilcher; Baronin von 
Treuberg; die reizende Miss Florence Osborn; Freifrau von Tiesenhausen, 
die Gattin des bekannten Marine-Malers und viele andere Zierden der da- 
maligen Salons. Nebenbei entstand eine stattliche Reihenfolge von Still- 
leben-Bildern und Blumenstiicken, worin sie durch zartes Arrangement und 
feinempfundene Farbenstimmung mit ihren alten und neuen Vorbildern wett- 
eiferte. Im unermtidlichen Eifer lind Drang, sich weiterzubilden, ermildete 
sie niemals, aus den neuesten Erscheinungen des Kunstlebens Nutzen zu 
ziehen und sich zu fordern. Nur wenige Beschauer mogen unsere Aus- 
stellungen und Bildergalerien mit solcher Freude und solchen Kenneraugen 
durchgekostet haben wie Frl. von B., welche in neidloser Anerkennung jede 
ehrliche Kraft schatzte und achtete und jeder neu auftauchenden Erscheinung 
ihr Interesse zuwendete. Sie bestimmte nicht nur die Erzeugnisse ihrer 
Kunst immer zu wohlthatigen Zwecken, sondern setzte auch einen grossen 
Theil ihrer nicht unbetrachtlichen Mittel daran, verdienten Kiinstlern unter 
die Arme zu greifen, verzagte Naturen zu neuer Thatigkeit anzureizen und 
dem wirklichen K6nnen neue Wege zu ebnen und anzubahnen. Dieses 
sinnige Maecenatenthum auszutiben, gehorte zu den stillen Freuden dieser 
wahrhaften edlen Seele und zwar mit der echt evangelischen Praktik, dass 
die Linke nicht wusste, was die Rechte that. Sie cultivirte gleichmassig 
alle Kllnste, erquickte sich an den Schopfungen der neuesten Componisten, 
wie an den Erzeugnissen der jiingsten Dichter, Dramatiker und Tragiiden. 
In der Ausiibung ihrer humanitaren Bestrebungen fand sie Trost und HUlfe 
zur Ertragung der eigenen, durch gichtische Veranlagung stetig anwachsenden 



n g Berckholtz. May. Bally. 

Leiden, welche nie ihre Geduld beugten, wohl aber ihren artistischen Leistungen 
hemmend entgegentraten. In unverbrtlchlicher Treue blieb sie alien ihren 
Freunden zugethan, eine wahre Trosterin und theilnehmende Beratherin in 
Freud und Leid, in guten Stunden und in schweren Tagen. Dieselbe echte 
deutsche Treue kettete sie auch an das kaiserliche Haus und dessen Palatine; 
mit der gleichen Ehrfurcht hing sie am grossherzoglichen Hof von Baden, 
welches sie als ihre zweite Heimat liebte und schatzte. Ihr Portrait 
malte Richard Lauchert 1856; Alexander von Wahl modellirte ihre Buste 
1870. — 

Vgl. Dioskurcn 1866. S. 353. LUtzow's Zcitscbrift X, 538. Julius Meyer, KUnstler- 
lcxikcm. 1885. HI. 386. Mttller-Singer 1895. I. in. Fr. v. Btttticher Malerwerke 1895. 
84. Nekrolog im Abendblatt 76 »Allgem. Ztg.« 17. M&rz 1899. Kunstvereins-Bericht £ 
1899. S. 69. — 

Hyac. Holland. 

May, Andreas, Dr., Rath am Obersten Gerichtshof. Dramatischer Dichter. 
* 1 2. November 1817 zu Bamberg, f 7. Januar 1899 in Miinchen, besuchte 
das Gymnasium und Lyceum seiner Vaterstadt, dann die Universitaten Wiirz- 
burg und Mtinchen, promovirte 1842 als Doctor beider Rechte, machte 
mit erster Note den Staatsconcurs zu Bayreuth, wurde 1843 Accessist beim 
k. Appellationsgericht von Oberfranken, und 1848 in gleicher Eigenschaft 
nach Miinchen versetzt, wo er bei der ersten offentlichen Sitzung des 
k. Kreis- und Stadtgerichts am 18. Januar 1849 ^ s Protokollist fungirte 
und 1 851 zum Assessor, 1853 Rath am Stadtgerichte und 1865 zum 
Appellationsgerichtsrath vorrtlckte. Im Jahre 1875 wurde er Rath am 
Obersten Gerichtshof, trat aber 1878 in Folge eines leichten Schlaganfalls in 
den Ruhestand. M. war nicht nur ein hervorragender Jurist, sondern erwarb 
auch durch seine literarisch - dramatischen Arbeiten einen ausgezeichneten 
Ruf. Die Aufnahme seiner Dramen war immer eine enthusiastische, ging 
aber nur selten ttber die baierische Hauptstadt hinaus. Auf M.'s Grab legte 
der Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung einen prachtvollen Lorber- 
kranz. In seinem Bestreben, reale Stoffe zu gestalten, war M. ein gemassigter, 
seiner Kraft vollbewusster Vorlaufer der neueren BUhne und ihrer For- 
derungen. 

Vgl. H. Kurz, Gesch. der deutsch. Literatur 1874. IV, 494. Franz B rummer, 
Lexikon deutsch. Dichter und Prosaisten* 4. Aufl. Ill, 36. 

Hyac. Holland. 



Bally, Carl Franz, * in Schoenenwerd (Canton Solothurn) am 
24. October 1821, f in Basel am 5, August 1899. Seinen Eltern Peter 
Bally und Maria geb. Herzog als das elfte von 14 Kindern geboren, besuchte 
Franz B. die Bezirksschule in Rheinfelden und die Cantonsschule in Aarau. 
Nach einem kurzen Aufenthalte in Nyon am Genfersee trat er 1838 in das 
bescheidene Geschaft seines Vaters, der eine kleine Bandweberei besass, 
ein. Nachdem er 1847 gemeinsam mit einem Bruder und einem Vetter den 
speciellen Zweig des vaterlichen Geschaftes, die Fabrikation von Hosentragern, 
ubernommen hatte, fiihrte er dasselbe vom Jahre 1854 an auf eigene 
Rechnung als alleiniger Inhaber fort. Schon damals begann er in seinem 
Geschafte die Herstellung elastischer Gewebe, sowie die Schuhfabrikation in 



Bally. Struckmann. no 

grosserem Massstabe einzuflihren; dank seiner Energie verstand er es, lang- 
sam aber sicher vorwarts schreitend, seinem Geschaftshause mit der Zeit in 
der Schweiz die erste Stellung zu verschaffen und demselben auch im Aus- 
lande einen geachteten Namen zu sichern. AIs B. aus Gesundheitsriicksichten 
1893 sein Geschaft seinen beiden SShnen (aus seiner Ehe mit Cacilie Rychner 
von Aarau) abtrat, zahlte dasselbe rund 2000 Arbeiter (Fabriken in Schonen- 
werd, Gosgen, Aarau, SchOftland, Granichen und Klingnau und Verkaufs- 
filialen in London, Montevideo und Buenos Aires.) Seine nie rastende That- 
kraft hat das ehemals kleine und stille Dorfchen Schfinenwerd zu einer 
schonen und wohlhabenden Ortschaft umgestaltet, zu deren Aufbltthen er 
nach den verschiedensten Richtungen hin seine ganze Arbeitskraft einsetzte. 
Ihm verdankt die Gemeinde die Errichtung der Bezirksschule und einer 
Kleinkinderschule, die Erstellung einer grossen Brucke iiber die Aare, den 
Bau von Arbeiterwohnungen und Kosthausern u. s. w.; 5de Strecken Landes 
langs des Flusses verwandelte er in pr&chtige Parkanlagen. Durch seine 
Initiative wurde Schfinenwerd eine eigene katholische Pfarrgemeinde zu Theil 
(1859), der er ebenfalls sein lebhaftes Interesse entgegenbrachte. Dieselbe 
schloss sich im October 1876 der christkatholischen Kirche der Schweiz an, 
welcher Franz B. von Anfang an mit ganzer Seele als streitbarer Kampe, 
der seiner Ueberzeugung mannhaften Ausdruck zu verleihen wusste, angehort 
hat und in deren obersten Behflrde er als Synodalrath von 1878 — 1893 
thatig gewesen ist. Wie auf dem kirchlichen, so stand B. auch auf dem 
politischen Gebiete getreulich zur freisinnigen Fahne; er vertrat von 
1861 — 1885 den Bezirk Olten im solothurnischen Cantonsrathe und von 
1875 — 1878 den Canton Solothurn im schweizer. National rathe, in welchem 
es sich erfolgreich fUr den Erlass eines Patent- und Erfindungsschutz-Gesetzes 
bemlihte. »Papa« Bally, wie ihn seine Gemeindegenossen bezeichnender 
Weise nannten, wurde Ende 1893 von einem schweren Nervenleiden befallen, 
von dem er erst nach sechs Jahren erlost wurde. 

Vgl. Worte der Erionerung an Hrn. Carl Franz Bally - Rychner von Schoenenwerd 
(1821— 1899). 8. Aarau, 1899. 

Hans Herzog. 

Struckmann, Johannes, Oberlandesgerichtsprasident, * 23. Marz 1829 zu 
Osnabrlick in einer Juristenfamilie, f 12. Mai 1899 zu Koln. Er studirte auf 
den Universitaten Heidelberg, Berlin und Gottingen, trat Marz 1851 in den 
hannoverschen Staatsdienst, war 1862—66 Obergerichtsassessor in Hannover, 
Secretar der Commission zur Ausarbeitung einer Civilprozessordnung, gehorte 
1867 — 70 dem preussischen Abgeordnetenhause, 1874 — 78 als hervorragendes 
Mitglied der nationalliberalen Fraction dem Reichstage an, war eifrig thatig 
in der sog. Reichs-Justiz-Commission. Er war 1870 zum Rath am Appellations* 
Gericht zu Coin berufen worden; 1872 zum Obertribunalrath befordert, war 
er auch ein Jahr lang Mitglied des Oberverwaltungsgerichts. Am 1. October 
1879 trat er an die Spitze des Landgerichts zu Hildesheim, wurde 1878/79 
von der Universitat Leipzig durch Verleihung der Doctorwttrde geehrt, 1886 
zum Oberlandesgerichtsprasidenten in Kiel und im September 1887 zu Koln 
ernannt. Hier hat er sich als leuchtendes Vorbild treuer Pflichterftillung die 
Hochachtung und Liebe seiner Berufsgenossen wie der Bevolkerung in hohem 
Grade erworben. Er rief die Juristenfeste des Rheinlandes und bei der 
juristischen Vereinigung in Koln die Einrichtung einheitlicher und systematischer 



!20 Struckmann. Schroder. Hayduck. 

Vortrage uber das BGB. ins Leben. Voll Begeisterung flir Vaterland, Kunst 
und Wissenschaft war er in schlichtem, anspruchslosem Auftreten der liebens- 
wtirdigste Gesellschafter. Zum 70. Geburtstage widmeten ihm die Collegen 
des Gerichtshofes eine Adresse; ebenso ernannte ihn am 8. April 1899 die 
Juristische Gesellschaft zu Berlin zu ihrem Ehrenmitgliede. Literarisch machte 
er sich ausser durch altere kleine Arbeiten zum Hannoverschen Provinzial- 
recht durch Herausgabe eines Commentars zur Civilprozessordnung (mit 
R. Koch) bekannt, der wegen seines hohen Werthes grossen Anklang fand 
und nach seinem Tode von R. Rasch und P. Koll nach der Fassung des 
Gesetzes vom 20. Mai 1898 bearbeitet in siebenter Auflage erschien. Ebenso 
hatte er mit R. Koch die preussischen Ausftihrungsgesetze zu den Reichs- 
justizgesetzen 188 1 herausgegeben. 

Nach dem Nekrolog des VVirkl. Geheimraths Dr. R. Koch, Reich sbankpr&sidenten 
in Berlin (Deutsche Juristen-Zeitung 1899 S. 229/30). 

A. Teichmann. 

SchrOder, Frederik A., deutsch-amerikanischer Industrieller und Politiker, 
* 9. Marz 1833 zu Trier, f 1. December 1899 zu Brooklyn. Sch. kam 1849 
mit seinem Vater, einem Geometer, nach den Vereinigten Staaten und wurde 
Cigarrenmacher. Der igjahrige Jiingling griindete 1852 zu Brooklyn eine 
Cigarrenfabrik, die sein ktihner Unternehmergeist zu grosser Bltlte brachte. 
Eine grosse Rolle spielte er sowohl im engeren Kreise der Oeffentlichkeit, in- 
dem er auf die grossartige Entwickelung seiner zweiten Heimatsstadt sehr tief 
greifenden, nachhaltigen Einfluss ausiibte und auch 1876/77 an der Spitze 
ihrer Communalverwaltung stand, als auch in der staatlichen Politik des 
Adoptivvaterlandes. Er hielt sich alien Schachziigen der Beute- und Strebe- 
leute fern, und so bedauerte auch die demokratische Gegenpartei den Heim- 
gang dieses untadeligen Charakters und Vertreters ehrlicher Staatsverwaltung, 
1880 zog er sich ganz von activer Theilnahme am politischen Leben zurlick 
und schlug wiederholt die ihm seitens der Republikaner, denen er wie ja die 
meisten Deutschen Nordamerikas zugehorte, angetragenen hohen Staatsamter 
aus. Sch. war die letzten Jahrzehnte seines Lebens nicht bios einer der 
hervorragendsten, sondern auch weitestbekannten Deutsch-Amerikaner. 

Lebensabriss (mit Portrait) i. d. »Gartenlaube«, 2. Beilage zu No. 7 v. 1900; Nach- 
rufe in den meisten Deutschen Zeitungen der Vereinigten Staaten, auch in den englischen 
New-Yorks. 

Ludwig Frankel. 

Hayduck, Maximilian, Chemiker, * 22. August 1842, f 5. October 1899 

in Berlin, wohnte langere Zeit im nahen Pankow. Er gehorte seit 1883 der 

Universitat zu Berlin, wo er einige Jahre vor dem Tode Titularprofessor 

wurde, und schon etwas langer der dortigen Landwirthschaftlichen Hochschule 

als Privatdocent flir Chemie an. An beiden Lehranstalten las er vorzugs- 

weise Uber Garungschemie. Auf diesem Gebiete ist ihm durch langjahrige 

Forschung und Versuche manche ftir die Brauerei, Brennerei, Starkefabrikation 

und ahnliche Zweige der Praxis wichtige Beobachtung gelungen. Seine 

wissenschaftlichen Arbeiten pflegte Dr. H. in verschiedenen chemischen 

Journalen und in der »Zeitschrift flir Spiritusindustrie« zu veroffentlichen. 

Notizen in Tageszeitungen nach dem Tode. Akademische NachschlagebUcher. Tod 
registrirt »Literar. CentralbU« 1899, Sp. 1450. 

L. Frankel, 



Geldcr. Wascr. 121 

Gelder, Lucia van, Genremalerin, * 18. November 1864 zu Wiesbaden, 
f 18. April 1899 zu Miinchen, erhielt die erste Anregung zur Malerei als 
Tochter des Kunsthandlers Em. van G. zu Wiesbaden, wo sie unter den 
Schopfungen trefflicher Meister aufwuchs. Als der Vater seine Thatigkeit 
nach Miinchen verlegte, ttbernahm Professor Liezenmayer ihre Ausbildung im 
Zeichnen; Max Thedy ftthrte sie ein in das Gebiet der Farbe. Nebenbei 
forderte sie sich durch das Studium der alten Meister in der Pinakothek. 
Mit achtzehn Jahren trat sie als selbstandige Kiinstlerin auf, sowohl im Por- 
traitfache, wie mit kleinen, sehr anziehenden Genrestticken, z. B. einem alten, 
mit N&harbeit beschaftigten Mtitterchen (1883) und mit lieblichen Kinder- 
scenen wie »Die Schaukel* (als Holzschnitt in Ueber Land und Meer 1886. 
57. Band Seite 121), »In der Kirche« (Illustr. Ztg. Lpz. 1887), »Der kleine 
Doctor « (Gartenlaube 1887. No. 19), wo ein Knabe mit ernster Kennermiene 
dem Lieblingskatzchen seines Schwesterleins den Puis ftihlt, ein Stoff, welchen 
die Malerin in wesentlich verschiedenen Varianten wiederholte (in No. 17 
Ueber Land und Meer 1896 und im Illustr. Familienkalender flir 1897), die 
durch Photographie, Holzschnitt und Farbendruck weit verbreitet wurden. 
Dazu kamen »Der eingeseifte Othello*, »Der Dorfbader«, »Contrebande«, die 
» Wundersame Erzahlung«, die »Geigenspielerin« (1898), »Am Krankenbett« und 
dergleichen gelungene Darstellungen mit anmuthigen Kinderspielen, launigen 
Dorfbegebnissen, Alles herzerfreuend und gesund. Die Kiinstlerin wird als 
eine Gestalt von atherischer Schlankheit geschildert, wie aus einem der idealen 
Bilder Rossettis oder Burne Jones herniedergestiegen ; immer selbst ein holdes 
Bild, ob sie sicher und grazios an ihrer Staffelei arbeitete oder in Mussestunden 
die geliebte Violine mit wohlbeherrschtem Bogen handhabte, — so waltete sie 
wie ein gliicklicher Sonnenstrahl unter ihren Angehorigen. Die ubermachtige 
Kmpfindung dieser schonen Seele zehrte leider friihzeitig die allzu zarte Hitlle auf. 

Vgl. Das geistigc Deutschland S. 221. und die Nckrologe im Abendblatt 108 »A11- 
gcmeine Ztg.« vom 19. April 1899 und Alfred Niedermanns kurzc und schtfne Charakteristik 
im Kunstvcreins-Bericht fUr 1899 S. 70. 

Hyac. Holland. 



Waser, Joseph Ritter von, Oberlandesgerichtsprasident in Graz, * 12. Marz 
i8ii zu Pettau in Steiermark, f 12. Mai 1899 zu Graz. Er promovirte in 
Wien zum Doctor beider Rechte, wurde 1836 Supplent des Strafrechtslehrers 
Jenull in Wien, 1838 Professor des Strafrechts und der Rechtsphilosophie in 
Innsbruck, 1848 Landrath daselbst, 1850 Staatsanwalt in Graz, dessen Ehren- 
biirger er wurde, da er durch gelungene Durchfuhrung eines Testaments- 
falschungsprozesses der Gemeinde 300000 fl. errang. Die Einfuhrung der 
Strafprozessordnung von 1850 erofFnete ihm ein reiches Arbeitsfeld. Zu Be- 
ginn der parlamentarischen Aera wurde er flir Pettau in den steierischen 
Landtag und von diesem in den Reichsrath gewahlt. Seine hervorragenden 
juristischen Kenntnisse veranlassten seine Berufung in alle AusschUsse, die sich 
mit den wichtigsten codificatorischen Arbeiten auf dem Gebiete des Ver- 
fassungsrechtes und der Justizgesetzgebung zu befassen hatten, wobei er fur 
die Strafgesetzgebung den Standpunkt der modern en fortschrittlichen Wissen- 
schaft, namentlich als Verfechter der Freiheit der Presse und des Geschworenen- 
gerichts vertrat. Nach der Aera Belcredi kam er als Landgerichtsprasident 
nach Klagenfurt, unter dem Biirgerministerium als Sectionschef in das Justiz- 



X 2 2 Waser. Ruperti. 

ministerium. Er war betheiligt an den Arbeiten ftir eine Grundbuchordnung, 
die unter Hohenwart zustande kam, und ftir eine Civilprozessordnung. Scit 
1875 war er Oberlandesgerichtsprasident in Graz und sehr thatig bei der 
Durchfilhrung der von seinem Freunde Glaser geschaffenen Strafprozessordnung 
von 1 87*3 . Unter Taaffe begann sein Kampf gegen die rlickschrittliche und 
slavisirende Richtung im Justizwesen, die in der Berufung von Prazak zum 
Leiter des Justizministeriums ihren Ausdruck fand. Nach Feier seines vierzig- 
jahrigen Dienstjubilaums (1876) erfolgte seine Berufung ins Herrenhaus am 
19. December 1877. Am 8. November 1892 erhielt er die erbetene Pen- 
sionirung. Belebend und fordernd wirkte er auf die wissenschaftliche Ver- 
tiefung und das Ansehen des Richterstandes ein. Ein Meister des Ausdrucks 
in Wort und Schrift, hielt er auf kurzen, klaren Vortrag, auf gewandten Stil 
in der schriftlichen Darstellung. Jahrzehnte hindurch flihrte er in der AUg. 
Oesterr. Gerichts-Zeitung eine standige Rubrik, in der er Fragen des Straf- 
rechts und des Strafprozesses vom Standpunkte der Wissenschaft und der 
Praxis ganz vortrefflich erorterte. Auch sonst hatte er in juristischen Zeit- 
schriften werth voile Beitrage geliefert, so im »Gerichtssaal« 1851, II. 77ff., 
373ff. f auch 1839 das Strafgesetz tiber Verbrechen sammt den dazu gehorigen 
Verordnungen herausgegeben. Mit grossem Freimuthe trat er offen der anti- 
semitischen Bewegung entgegen, in Erlassen an die ihm unterstehenden Be- 
amten wie in offentlichen Reden. So hielt er noch am 15. Mai 1891 im Stift 
Rein eine Rede gegen die Corrumpirung der Jugend durch Verbreitung riick- 
schrittlicher Ideen der Intoleranz und gegen das politische Streberthum im 
Priesterstande. Noch in hohem Greisenalter betheiligte er sich an den Er- 
eignissen des Tages. Dabei war er von wahrhaft puritanischer Einfachheit in 
seinen Sitten. Als Comthur des Franz Joseph-Ordens mit Stern (1870) war 
er in den Ritterstand erhoben worden. Er hinterliess eine Tochter, die 
Oberstenwittwe Frau Anna von Sedlmayer-Seefeld, zwei Enkelinnen, Frau 
Marie von Ehrfeld und Margarethe Luggin, sowie einen Enkel, den Juristen 
Georg von Sedlmayer. 

Vgl. Neue Freie Presse No. 12470 vom 12. Mai 1899 — Allg. Oesterr. Gerichts-Zeitung 
1892 No. 46, 1899 No. 21 — E. Ullmann, Lebrb. d. ttsterr. Strafprozessrechts (2) 1882 
S- 35 » 38 u. ttfter; derselbe in Holtzendorffs Handb. d. deutschea Strafprozessrechts 
1899, I 79 und im Lehrb. d, dtsch. Strafprozessrechts 1893 S. 76 — Glaser, Handb. d. 
Strafprozesses 1883, I, 332 — Wurzbach, Biogr. Lexikon Bd. 53 (1886) S. I27ff. — Vor- 
rede in J. Mitterbacher, Die Strafprozessordnung vom 23. Mai 1873, Wien 1882 — 
W. E. Wahlberg, Gesam. kleinere Schriften und Bruchsttlcke, Bd. II Wien 1877 S. 171, 174. 

A. Teichmann. 



Ruperti, Hans Heinrich Philipp Justus, D. theol., Generalsuper- 
intendent von Holstein, * 21. Dezember 1833 in Kirch -Osten bei Stade, 
f 16. Mai 1899 in Neumtinster. — R. ist einer alten niedersachsischen 
Pastorenfamilie entsprossen , die der engeren Heimat eine Reihe ttichtiger 
Geistlichen gegeben hat: der Grossvater des letztverstorbenen Holsteinischen 
Generalsuperintendenten, bekleidete dasselbe oberste Kirchenamt in Stade, und 
der Vater, Georg Ernst, Verfasser eines verdienstlichen Buches iiber »die 
Kirchen- und Schulgesetzgebung ftir das Herzogthum Bremen und Verden« f 
wurde schon einige Jahre nach der Geburt unseres R. aus dem Pfarrdorf 
Kirch - Osten bei Stade in die Superintendentur Lesum bei Bremen berufen. 
Dort hat Justus seine Jugend verlebt, bis das Gymnasium in Verden ihn dem 



Ruperti. 1 23 

El tern ha use entzog. Der grttndlichen Gymnasialvorbildung folgten die 
Universitatsstudien in Erlangen "und auf der Landeshochschule Gottingen. 
Doch noch bevor er dem amtlichen Schlussexamen sich unterzog, wurde er als 
Prediger an dem von einem Kreise christlicher Kaufleute in Bremerhaven ein- 
gerichteten Auswandererhospiz angestellt; als solcher hat er auch in der damals 
kirchlich nur k&rglich versorgten Bremerhavener Gemeinde mit Erfolg gearbeitet. 
Im Winter 1857 folgte dann die Prtifung pro ministerio in Stade. Aber Bremer- 
haven hielt ihn auch fernerhin. Insbesondere als die dortige Gemeinde sich 
zu den Principien der preussischen » Union « bekannt und als unirte sich 
constituirt hatte, fand sich ein Kreis bekenntnisseifriger Lutheraner zusammen, 
deren geistlicher Mittelpunkt der junge R. war, und die nach langen schweren 
Existenzkampfen i. J. 1862 die staatliche Anerkennung als evangelisch-luthe- 
rische Gemeinde erreichten. Als Pfarrer der »Kreuzkirche« wurde er von 
ihnen zum Pastor gewahlt, am 7. Januar 1862 in Stade ordinirt, und hat 
neun Jahre lang sich hier als Seelsorger treu bewahrt. 1871 wurde er vom 
Consistorium in Stade als Pastor primarius nach Geestendorf berufen, ver- 
tauschte aber schon zwei Jahre spater diesen Posten mit der Stelle eines 
Pfarrers der St. Matthai-Gemeinde in New -York, wohin ihm seine alten Be- 
ziehungen aus den Jahren seiner Auswandererseelsorge den Ruf bewirkt 
hatten. Die Universitat Leipzig hat ihn bald danach zu ihrem theologischen 
Ehrendoctor ernannt. Doch bereits nach drei Jahren musste er wegen 
Ueberanstrengung das Amt in der Hauptstadt der neuen Welt aufgeben. 
Nach der Rflckkehr in die alte Heimat (1876) erholte er sich indess bald 
wieder und konnte im selben Jahre einen Ruf des Grossherzogs von Olden- 
burg als Kirchenrath und Superintendent nach Eutin annehmen. 15 Jahre ist 
er dort mit frischer Kraft th&tig gewesen, bis 1891 die Wahl zum General- 
superintendenten der holsteinischen Provinzialkirchenpflege auf ihn fiel und 
er nach Kiel libersiedeln musste. Hier hat er insbesondere durch Errichtung 
neuer Gemeinden, Theilung tibergrosser Parochien und Erbauung dadurch 
nothwendig gewordener neuer Kirchen in Segen gewirkt. Doch zeigten sich 
bereits im Jahre 1897 die Folgen erneuter Ueberanspannung seiner Krafte in 
einer schweren Erschlitterung seiner Gesundheit. Dennoch versah er sein 
Amt weiter, bis ihn auf einer Generalvisitation in Neumlinster, am 14. Mai, als 
er eben noch tiber Matth. 28, 20 anscheinend in alter Frische gepredigt hatte, 
nach der Ruckkehr ins Pfarrhaus ein Schlaganfall traf, an dessen Folgen er 
in der Nacht des 1 6. Mai sanft entschlafen ist, nachdem er noch mit zitternder 
Hand den Namen Jesus, das Bekenntniss seines Glaubens und Lebens ge- 
schrieben hatte. — R. ist auch reichlich literarisch thatig gewesen: unter 
dem Titel »Licht und Schatten aus der Geschichte des Alten Testaments* 
hat er vielgelesene Bibelstunden tiber das Leben Samuels herausgegeben. 
Ebenso hat eine Predigtsammlung mit dem Motto: O Sonnenschein ! viele 
Freunde gefunden. Eine Broschtire aus dem Lutherjahre sucht » Luther nach 
seiner religi(jsen Bedeutung« ins Licht zu stellen. Seine Erfahrungen als 
Pastor in New -York sind in interessanten »Amerikanischen Erinnerungen« 
niedergelegt. Aus dem praktisch kirchlichen Leben erwachsen und ihm zu 
dienen bestimmt sind seine »Christenlehre nach dem kleinen Katechismus 
Luthers« und sein liturgisches Schriftchen: »Abschied vom alten Gesang- 
buch«. Noch in seinen freieren Eutiner Tagen hatte er ein grosseres 
biblisch - theologisches Werk begonnen: »Pauli Leben und Briefe*, das aber 
nur bis zum Stoff des I. Corintherbriefes auszuftihren ihm vergOnnt war. — 



124 Ruperti. Polko. 

Um seine Nachfolge in der Generalsuperintendentur der vom Danenthum 
hart bedrangten Provinz haben sich leider wenig erquickliche nationale Kampfe 
entwickelt. 

Kohlschmidt. 

Polko, Elise, Schriftstellerin, * 13. Januar 1823 zu Wackerbartsruhe bei 
Dresden, f 15. Mai 1899 zu Mtinchen, erhielt als die Tochter des bekannten 
Padagogen Dr. Carl Vogel eine vortreffliche Erziehung. Mit ihrem Vater, 
der damals als Mitdirector des Langschen Instituts in Dresden wirkte, (iber- 
siedelte sie nach dessen Ernennung zum Vorstand der Allgemeinen Btirger- 
schule nach Leipzig; durch ihre eminente Anlage filr Musik wurde sie mit 
Felix Mendelssohn-Bartholdy bekannt. Bald reifte der Entschluss, ihre schone, 
sympathische Stimme auszubilden. Nach einem langeren Aufenthalt zu Berlin, 
wo sie im Hause der Fanny Hensel mit vielen musikalischen Grossen und 
bedeutenden Namen verkehrte, betrat sie zu Frankfurt am Main als Pamina 
(Zauberflote), Zerline (Don Juan) und Cherubin (Figarro) die Blihne, wendete 
sich dann mit guten Empfehlungen nach Paris zu dem beruhmten Gesang- 
meister Manuel Garcia, dessen reizvollen Unterrichsstunden sie spater unter 
»Rue Chabannis No, 6« in ihren 'Musikalischen Marchen« so anmuthend 
schilderte. Zurttckgekehrt, heiratete sie 1 849 den Eisenbahn-Ingenieur Polko 
und erlebte, anfangs in Minden, spater in Wetzlar und dann zu Deutz-Coln 
ein schemes Gltick, bis sie erst ihren einzigen Sohn und bald auch 1887 
ihren Gatten verlor. P. nahm zu Wiesbaden, Frankfurt a. M. und zuletzt in 
Miinchen ihren Wohnsitz, wo sie infolge eines 1888 zu Schliersee erlittenen 
Unfalls, nach schwerem Leiden bei ihrer Schwester Frau Julie Dohmke aus 
dem Leben schied. Friihzeitig hatte sie zur Feder gegriffen und durch ihre 
Erzahlungen und Charakterschilderungen, insbesondere aus der musikalischen 
Welt, ein dankbares Publikum gewonnen. Eine Auswahl gruppirte sie in den 
» Musikalischen Marchen«, deren erster Band 1852 erschien und bis 1889 
dreiundzwanzig Auflagen benothigte, wahrend der zweite spatere Band der 
dreizehnten Auflage sich erfreute. Mit grosser Erz&hlerkunst berichtet sie aus 
Vergangenheit und Gegenwart, aus den Zeiten der Troubadours, aus dem 
Leben berllhmter friiherer Dichter, insbesondere aber Uber berfihmte Com- 
ponisten des vorigen Jahrhunderts und der neueren Zeit. Im wohlfliessenden 
Feuilletonstil verarbeitete P. ihre Studien und Kenntnisse, insbesondere ttber 
das Rococozeitalter, welches sie mit farbiger Anschaulichkeit vorzufiihren ver- 
stand. Da erscheinen Sebastian Bach in seinen Beziehungen zum Churfilrsten 
von Sachsen, Gluck und Maria Antoinette, Franz Benda, der Stifter des 
schonsingenden Violaspieles, Reichardt und C. F. Zelter, der junge Amadeo 
Mozart, die Genesis des Mendelssohnschen »Sommernachtstraumes« und 
Pergoleses »Stabat mater«, Joh. (xottlob Schneider, Beethoven, Franz 
Schubert, Franklin als Erfinder des Harmonika, C. M. von Weber, Faganini, 
J. R. Zumsteeg, Gretry und Friederike von Sesenheim (1767), die Catalani, 
Marian- Malibran-Garcia, Georg Handel, Fanny Hensel, dann ihr vorgenannter 
Singmeister Manuel Garcia, Boieldieu, Lorzing, Cimarosa und als ein »Ver- 
gessener« I^udwig Berger (Mendelssohns Lehrer), Simon Dach mit seiner 
»Anke van Tharaw« und viele Andere. Der zweite Band (mit der Dedication 
an Wilhelmine Schroder -Devrient, der ehedem so gefeierten Darstellerin des 
»Fidelio«), befasst sich mit Lessing und Margaretha Schwan, Emanuel 
d'Astorga, Carl Fr. Abel (1725 — 1787) der letzte Gambenspieler, Jean 



Polko. Kobelt. 



"5 



Baptiste Lully (f 1687), das im Alter von 17 Jahren verstorbene dichterische 
Sonntagskind Elisabeth Kulmann, der Musikmeister Fr. W. Herschel, Carl 
Ditters mit vielen anderen, mehr oder weniger bekannten, immer aber 
anziehend gezeichneten Grossen. Sie hat Loorbeerkranze und Cypressenzweige 
mit pietatvoller Hand vor Portraitblisten und Charakterkopfen niedergelegt, 
Manches ist auch leicht hingehauchten Aquarellen zu vergleichen, bisweilen 
aber hat P. ihre Gestalten und Figuren gar zu novellistisch oder romantisch 
aufgeputzt. Sehr verdienstlich sind ihre »Erinnerungen an Mendelssohn- 
Bartholdy« (1868), doch gelang es ihr nicht, den ebenso aus seinen 
Compositionen wie aus seinen »Reise- und Freundes - Briefen<x fascinirend 
klingenden Stil zu erreichen, wohl aber ein packendes Bild seiner Thatigkeit 
zu gestalten. Von echter Liebe zeigen ihre »Erinnerungen an Dr. Carl 
Vogel« (1863) den hochverdienten, seinera Forschungseifer zum Opfer ge- 
fallenen Bruder, den beruhmten Afrika - Reisenden. Besondere Erwahnung 
verdient ihr Buch »Vom Gesange* (1876), das recht geeignet ist, deutscher 
Kunst im deutschen Hause eine bleibende Statte zu bereiten. 

Dagegen blieb sie mit den meist sehr willktirlich erfundenen »Dar- 
stellungen aus der KtinstlerwelU (1858), welche als »K(insderm£rchen und 
Mai er no veil en « 1879 wieder erschienen, weit hinter den langst vergessenen 
Schilderungen der Johanna Schopenhauer liber »Johann van Eyck und seine 
Nachfolger* (1822) zuriick. Ermtidend wirkt auch die untiberwindliche Me- 
thode, Alles im Plaudertone zu dialogisiren. Weit besser gelangen ihr die 
biographischen Portraitbilder der »Fttrstin Pauline zur Lippe* (1870) und der 
schdnen »Konigin Luise« (1881). Das »Alte Herren« betitelte Buch (1866) 
behandelt die Vorlaufer und Zeitgenossen des Sebastian Bach, wahrend 
»Unsere Musikklassiker« (1880) mehr der neuen Zeit gerecht werden. P. 
schrieb auch viele Romane (Faustina Hasse i860; Die Betteloper 1864 ; Paganini 
und der Geigenbauer 1876; Umsonst 1882), verfasste gute Novellen, welche 
seit 1890 in 14 Banden vorliegen und sammelte unter dem Titel »Diehter- 
griisse«, »Hausgaiten«, »Brautstrauss« u. dgl. allerlei lyrische Anthologien. 

Ihr anziehend cs Portrait (gemalt von Jos. Schex, gestochen von Sicbling) ist dem 
ersten Bande der »Musikalischen Marchen* beigegeben. Andere Bildnisse finden sich in 
No. 28 »Ueber Land und Meerc 24. Bd. 1870 (nach einer Zeichnang von Fritz Kriehuber) 
und nach einer spateren Photographic in No. 2335 und 2917 der »Ulustr. Ztg.« Leipzig 
31. Marz 1888 und 25. Mai 1899. Ihr ziemlich umfangreiches Riicklassmobiliar wurde am 
27. und 28. Mai 1899 zu MUnchen versteigert. 

Vgl. T. A. von Grimm: »Ein Besuch bei Elise Polkoc in No. 28 Ueber Land und 
Meer, 24. B. 1870. Sophie Pataky, Lexikon deutscher Frauen 1898. Kttrschner 1899. 
S. 1057 (giebt 1832 als Geburtsjahr, wortlber die Dichterin zeitlebens jede Auskunft ver- 
wehrte). Nekrolog in No. 2917 >lllustr. Ztg.c Leizig 25. Mai 1899. ^ ine schone bio* 
graphische Studie (mit Portrait) von C. Gerhard in Frida Schanz' »Junge Madchenc (1899) 
V. Jahrgang S. 187 ff. Brttmmers »Lexikon« giebt (in der 4. Aufl. Ill, 237) das Geburts- 
jahr 1823. 

Hyac. Holland. 

Kobelt, Karl Ulrich Gottfried Julius, Pastor, * 5. November 1847 in 
Pinne (Prov. Posen), f 6. April 1899 in Neinstedt a. Harz. 

Der verdienstvolle Leiter der weitverzweigten Anstalten ftlr Innere Mission 
in Neinstedt-Thale am Harz ist seiner 24jahrigen vielgesegneten Thatigkeit 
durch einen schmerzlichen Tod in Folge eines durch Ueberanstrengung ver- 
ursachten Gehirnleidens entrissen worden. K. war geboren als erster Sohn 
des Rasters und Lehrers Gustav K.. in dem Flecken Pinne im posenschen 



126 Kobelt 

Kreise Samter und hat im Elternhause frtth ernste und tiefreligiose Eindriicke 
empfangen. Als sein Vater starb, hat er als Aeltester unter flinf Geschwistern, 
bei vtilliger Mittellosigkeit der Mutter zun&chst am schwersten an dem traurigen 
Geschick zu tragen gehabt. Doch nahmen sich der wackere Ortspfarrer 
Bottcher und die ernstchristlich gesinnte Frau von Rappard getreulich ihres 
Pathenkindes an und sein Vormund, Freiherr von Massenbach, brachte ihn 
in eine Freistelle des Waisenhauses am koniglichen P&dagogium zu Zdllichau. 
Nach Ablauf seiner Gymnasialzeit ging er, i8 l / 3 Jahre alt, zum theologischen 
Studium zunachst nach Berlin (1866), wo ihm durch Frau von Rappards Ver* 
mittelung nicht nur der Verkehr in Hengstenbergs Hause ermoglicht ward, 
sondern er auch des Oefteren als Vorleser der verwittweten Konigin Elisabeth 
berufen wurde. W&hrend und nach der Zeit des preussisch-osterreichischen 
Krieges hat er sich in den Berliner Lazaretten eifrig bei der Pflege ver- 
wundeter und typhuskranker Soldaten bethatigt. Im Mai 1867 kehrte er 
heim, um darauf in Halle sein theologisches Studium zu Ende zu ftlhren. 
Hier ist er Tholuck insbesondere nahegetreten, auch im Hause des beriihmten 
Studentenvaters hatte er freien Zutritt und freundliche Aufnahme gefunden. 
In Halle h6rte er im Jahre 1868 auch zum ersten Male Wichern reden, ohne 
doch von ihm schon einen bleibenderen Eindruck zu empfangen. 1869 be- 
rief ihn, noch bevor er seine Studien durch eine Priifung abgeschlossen hatte, 
das Presbyterium der niederlandisch-reformirten Gemeinde zu Elberfeld auf 
Anregung ihres temperament- und charaktervollen Pastors Kohlbrtigge als 
Frtthprediger, Organisten und Leiter des Kirchengesangs; jedoch der aus- 
gesprochen reformirte Typus dieser Gemeinde und ihres Pfarrers, der sogar 
mit allem Eifer seine Stellung ausserhalb der Union behauptete, konnte fUr K. 
als ebenso streng eifrigen Lutheraner auf die Dauer nicht sympathisch sein. 
So loste sich das Verhaltniss bereits nach einem Jahre wieder und der junge 
Candidat legte nun 1870 und 1872 die beiden theologischen Staatsprilfungen 
ab. Im April 1872 wurde er sodann von seiner Heimathsprovinz als Rector 
an die gehobene Knaben- und Madchenschule in Birnbaum, der Vaterstadt 
Kogels, berufen und tibernahm zugleich freiwillig die Pastoration der Nach- 
bargemeinde Radusch, nachdem ihm von dem damaligen posenschen General- 
superintendenten Dr. Kranz die Ordination ertheilt worden war. Wegen eines 
furcht- und rticksichtslosen Vorgehens gegen einen offenkundigen Stlnder wurde 
er dort einmalNachts am Leben bedroht; doch ging die Kugel des Attentates 
fehl. Im November 1874 siedelte er mit seiner jungen Pfarrfrau nach Kosten 
als Pfarrverweser tiber; doch als er eben begann, sich mit seiner neuen Ge- 
meinde einzuleben, wandte sich sein Studienfreund M. von Nathusius, der 
Sohn des warmherzigen Begriinders der Knabenrettungs- und Briiderbildungs- 
anstalt Lindenhof bei Neinstedt, Philipp v. N. und seiner als Schriftstellerin 
berUhmt gewordenen Gattin Marie geb. Scheele, mit der immer dringlicher 
werdenden Bitte an ihn, die geistliche Leitung der sehr erst im Aufbliihen 
begriffenen Anstalt zu tibernehmen. Nach langem Schwanken hat K., auch 
auf Zureden seines alten Freundes und Pathen P. Bottcher, sich dazu bereit- 
gefunden ; trat dann aber mit der ihm eigenen Energie in voller Kraft an die 
mlihevolle imd verantwortungsreiche Arbeit. Bei seinem Eintritt zahlte das 
BrUderhaus 58 Brlider, von denen 44 in ausw&rtigem Dienst standen. Nach 
zehn Jahren, 1885, waren ihrer schon 120 und im Jahre 1898 zeigte es einen 
Bestand von 194 Brildern nebst 95 Brliderfrauen, deren Arbeit fast iiber ganz 
Deutschland hin sich erstreckt (die Provinz Sachsen ist natttrlich am reichsten 



Kobelt. 127 

bedacht: 40 Station en mi t 107 Briidern; doch auch Brandenburg mit Berlin hat 
in Stadtmission und Herbergen 15, Posen 8, Schlesien 3, Rheinland u.Westfalen 5, 
Schleswig-Holstein, OsU, Westpreussen, Hessen, Bayern, Sachsen-Altenburg je 1 , 
Braunschweig 4, Anhalt 5, S.-Coburg 3, S.- Weimar 2, Schwarzburg-Rudol- 
stadt 3): ein Zeugniss, wie gerade die unter K's. Leitung gebildeten Htilfs- 
arbeiter der Inneren Mission sich vielfach wohlbewahrt haben. Sein Princip 
war, sie vor Allem zur Demuth und christlichen Praxis zu erziehen ; so waren 
ihm auch durchweg Aspiranten aus dem einfachen Handwerkerstande weit 
willkommener als solche aus den sog. » gebildeten Kreisen«. Und seinen 
»Brtidern« immer neue Wirkungskreise, insbesondere den Zutritt in die niederen 
Kirchen- und Ktlsterdienste zugleich als Diakonen des Pfarramts, sowie in die 
geordnete Krankenpflege zu erschliessen, ist bis ans Ende sein eifrigstes Be- 
streben gewesen. So ist ihm im Kreise der Briiderhausvorsteher nach Director 
Wichern's Abgang die unbestrittene Leitung und der Vorsitz ihrer Conferenzen 
zugefallen. Von hier aus ist ihm auch unter den Freunden der Inneren Mission 
eine reiche Wirksamkeit beschieden gewesen. Bei der Jubilaumsfeier der 
Inneren Mission in Halle war sein Festvortrag: Die Kirche und ihre Innere 
Mission, kurz vor seinem Tode, sein letztes Wort, sein Testament vor dem 
evangelischen Deutschland in diesen seinem Herzen am nachsten gehenden 
Fragen. — Doch in Neinstedt selbst ist, neben seinem Lieblingskind, dem 
Bruderhaus, sowohl die Rettungs- und Erziehungsanstalt ftir verwahrloste und 
sittlich gefahrdete Knaben, wie das Asyl fUr schwach- und bl&dsinnige, epi- 
leptische und sonstwie geisteskranke Personen jeden Alters und Geschlechts 
(dasElisabethstift mit seinen Zweiganstalten : Gottessorge, Gnadenthal und Kreuz- 
htllfe I und II) mit einem Pfleglingsbestand von ca. 500 Personen, seiner Ob- 
hut anvertraut gewesen. Ja, als durch das Gesetz vom Jahre 1897 die Ftir- 
sorge ftir Schwach- und Irrsinnige den Provinzialverb&nden auferlegt wurde, 
fragte die Verwaltung der Provinz Sachsen bei ihm an, ob er geneigt sei, die 
Neinstedter Anstalten ftir diesen Zweck weiter auszugestalten. Er hat es ab- 
gelehnt, weil er ftir die einheitliche Leitung und den bisherigen Charakter 
seiner Arbeitsstatte filrchtete, ftir die er Uberhaupt wohl all zu sehr abgewehrt 
hat, »der arztlichen Kunst und den wissenschaftlichen Errungenschaften der 
neueren Zeit einen gentigendeh Eintritt zu gestatten«. Dass es ihm mdglich 
wurde, die ganze Anstalt zu einer Gemeinde, auch mit parochialer Selbst&ndig- 
keit und mit eigener Anstaltskirche, zu organisiren (1886), ist sein Stolz und 
seine Freude gewesen. So liegt er nun auch nahe am hohen Chor, der Apsis 
seines mit aller Liebe erbauten und gehtlteten Kirchleins begraben, nach 
einem rtthrenden »letzten Willen«, den er selbst im Bezug auf sein Begrabniss 
bereits im Jahre 1887 aufgezeichnet hat. 

Neben seiner fruchtbaren Anstaltsarbeit hatte auch die Sache der Heiden- 
mission, des lutherischen Vereins, die Gnadauer Oster- und die Berliner 
August-Conferenz in ihm einen warmen Freund und lebhaften Forderer, der 
indess nicht selten bei seiner ausgepragten Personlichkeit auch die ihm nachst- 
stehenden Gesinnungsgenossen verletzen und zurtickstossen konnte. Daneben 
wird seine Hterarische Thatigkeit, der die » Blatter vom Lindenhofe* sowie die 
Schafersche »Monatsschrift ftir Innere Mission^ manchen Beitrag verdanken, 
sein Andenken fortleben lassen. 

Vgl. Karig in »Fliegende Blatter a. d. rauhen Hause« 1899 S. 327—336; 348—258. 
M. v. Nathusius in »Bl&tter vom Lindenhofe« XVI. S. 24 — 33. 

Kohlschmidt. 



128 Ockert. Ktthn. 

Ockert, Carl, Thiermaler, * i. Mai 1825 zu Dresden, f 18. Juli 1899 
in Miinchen. Sohn eines Kgl. Wildmeisters, besuchte die Akademie seiner 
Vaterstadt, hospitirte an verschiedenen Kunststadten und verblieb schliesslich 
seit 1854 in Miinchen. Durch die sorgsamsten Naturstudien bildete er sich i 

zum treuen Darsteller der jagdbaren Thiere Deutschlands und der Alpen, 
wobei jedesmal die landschaftliche Umgebung in cbarakterischer Stimmung 
mitwirkte. Sein Repertoire umfasste Baren und Wildschweine, Hirsche, Rehe 
und Hasen, Ftichse, Enten, Schnepfen und Hiihner, Murmel thiere (No. 20 
Allgem. Familien-Ztg. 1875) und Wildkatzen. Ein grosses »Jagdalbum« mit 
trefflichen Reproductionen von O.'s Bilder erschien in 36 Blattern bei Hanf- 
stangl (Miinchen 1867). 

Maillinger, Bilder-Sammlung III. 1261 ff. Fr. v. Bfltticher, Malerwerke. 1898. S. 170. 

Hyac. Holland. 

Kiihn, August Friedrich Karl, Dr. phil., Lie. theol., Kirchenrath, Ober- 
Consistorialrath und Pastor emeritus, * 10. Miirz 18 13 in Billeben (Schwarz- 
burg-Sondershausen), f 3. August 1899 in Sondershausen. — Obwohl Sohn 
eines wackeren Thtiringer Pfarrers, scheint K. doch zunachst noch ohne 
eigentlich inneren Beruf dem Studium der Theologie in Halle sich zugewandt 
zu haben. Nach Verlauf seiner akademischen Jahre nahm der Dreiundzwanzig- 
jarige (1836), wie damals tiblich, eine Hauslehrerstelle an und zwar in Stenne- 
witz in der Mark Brandenburg. Hier kam er, angeblich »unbefriedigt von dem i 

Hallenser Rationalismus«, zu dem Entschluss, der Theologie Valet zu geben j 

und Philosophic zu studiren. So wurde er in Berlin ein begeisterter Schuler ' 

Trendelenburgs und promo virte 1843 m *t einer Dissertation iiber Platos I 

Dialektik zum Dr. phil., um sich ein Jahr darauf bei der philosophischen 
Facultat in Halle zu habilitiren. Er hat dort Vorlesungen liber Psychologic, 
Logik und Religionsphilosophie gehalten. Tholucks Einfluss aber, in Ver- 
bindung mit Einwirkungen, die er in einem Berliner Kreise junger christlich 
gerichteter Manner, insbesondere von seinem nachmaligen Schwager, dem 
Maler Pfannschmidt, empfing, flihrte ihn zu Theologie und Kirche und ins 
geistliche Amt zurUck, so dass er sich 1848 der zweiten theologischen Prtifung 
unterzog, und nachdem er dieselbe mit dem Pradicat »Ausgezeichnet gut« 
bestanden, das Pfarramt in Bellstedt und Thttringenhausen Ubernahm. 39 Jahre 
lang, bis 1887, ist er dortselbst verblieben, allerdings unter vielfach erweiterter 
Thatigkeit und mancherlei Ehrungen seitens seines LandesfUrsten: 1859 wurde 
er mit dem ihm engbefreundeten Friedrich Zahn, dem nachmaligen ersten 
Geistlichen der Schwarzburg-Sondershausener Landeskirche, in das neu errichtete 
Consistorium berufen und trat, als dasselbe schon 1865 aufgehoben wurde, 
in den daftlr begriindeten Kirchenrath ein. F(ir seine Thsltigkeit in demselben, 
insbesondere als Examinator bei den Candidatenprttfungen flir die neutestament- 
liche Disciplin und spaterhin flir die Dogmatik, ist bezeichnend das Elogium | 

der » Allgem. ev.-luth. Kirchenzeitung« (No. 33 pag. 799): »Er hat seine 
rationalistische Heimathkirche wieder in eine lutherische Landeskirche ver- 
wandelt.« 

In der That hat sich K. als ausserst energischer Vorkampfer eines ex- 
tremen Lutherthums bewiesen, so dass selbst die separirten freikirchlichen 
I.utheraner Preussens in ihm ihren warmen Freund und Forderer fanden. 
Eine seiner ersten praktisch-kirchlichen Schriften ist die 1875 veroffentlichte 



tttthn. Hennings. ftambergef. t2^ 

Broschiire »DieEisenacherConferenz zurVereinigung dergetrenntenLutheraner«; 
und ebenso haben seine letzten Bemuhungen eine Versohnung der unter Fuhrung 
der Immanuelsynode einerseits und des BreslauerOberkirchencollegiums anderen- 
theils recht sehr feindlichen Briider des separirten Altlutherthums anzubahnen ge- 
sucht: wenn auch umsonst, soweit es der definitive Bruch von 1899 fur Jahr- 
zehnte voraussehen lasst. — Fiir seine Landeskirche hat K. eine neue evan- 
gelisch-lutherische Agende, sowie ein neues Gesangbuch mitbearbeitet. Sein 
Landesftirst hat ihm durch stufenweise Ernennung vom Consistorialassessor 
zum Consistorial- und Ober-Consistorialrath, sowie durch Verleihung des 
Fiirstlich Schwarzburgischen Ehrenkreuzes II. Klasse seine Anerkennung be- 
zeugt. Irgendwie kirchlich-politische Ehren in weiterem Kreise hat er nie 
erstrebt, sein Landpastorat in Bellstedt gentigte ihm, und alles Streberthum 
war seiner bei aller schroffen Einseitigkeit durchaus anstandigen Seele hochst 
verhasst. Aber dennoch und gerade darum ist er Vielen bis in die Tage 
seines hohen Alters ein unvergesslicher, vaterlicher Berather und Forderer 
geworden. 

Allg. ev.-luth. Kirchcnzeitung No. 33. 

Kohlschmidt. 



Hennings, Johann, Friedrich, Genre- und Landschaftsmaler, * 16. October 
1838 zu Bremen, f 29. Juni 1899 in Munchen, Schiiler von Oswald Achenbach, 
bereiste Italien, Hess sich zu MUnchen nieder. Seine Landschaftbilder tragen 
bei aller Naturwahrheit doch idealen Charakter, leiden aber durch einen 
etwas decorativen Charakter. Insbesondere liebte er Abendstimmungen und 
Mondnachte in sehr harmonischer Farbung; als Staffage erscheinen haufig 
Herren und Damen, Reiter und Jager in Rococo-Costlimen. Durch ein 
wechselreiches Repertoire hielt er sich immer frisch, anziehend und gefallig. 
Am haufigsten costlimirte er seine Staffagen im malerischen Stil des vorigen 
Saeculums, wozu natiirlich auch immer seine Architektur und landschaftliche 
Umgebung passte; doch holte er seine Stoffe auch aus der neuesten Zeit. — 
Ein ganz gleichnamiger Maler J. Ferd. Hennings starb, 66 Jahre alt, am 
22. Juni 1895 zu Munchen. 

H.'s aus fast 300 Oelstudien, Handzeichnungen, Aquarellen und Bleistiftskizzen 
bestehender Nachlass wurde mit vielen alterthUmlichen Miibeln, Costtimen, Waffen, Teppichen 
und Raritaten am 22. November 1899 durch G. Mossel versteigert. 

Vgl. Fr. v. BGtticher, Malerwerke 1895. I, 498. Muller-Singer 1896. II, 159. 

Hyac. Holland. 

Bamberger, Ludwig, * Mainz 22. Juli 1823, f Berlin 14. Marz 1899, 
deutscher liberaler Parlamentarier und Schriftsteller. 

Sein Vater betrieb in Mainz einen Tuchhandel und begrtindete spater 
ein Bankgeschaft, das noch heute besteht. Unvergleichlich grosser als der 
geistige Einfluss des Vaters war der der Mutter, einer geborenen Bischofl's- 
heim, die als eine geistvolle Frau geschildert wird. 

Beide Eltern waren Juden und B. selbst ist zeitlebens Jude geblieben ; 
die Zumuthung, zu einer anderen Religion tiberzutreten, wurde er als eine 
hochst ungehorige abgewiesen haben. Aber seine jiidische Abstammung hat 
auf seine geistige Entwicklung nicht den geringsten Einfluss ausgetibt. Es 
giebt zwei Arten, in denen bei freidenkenden Juden die Abstammung zum 

Biogr. Jabrbucli u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. n 



130 Bamberger. 

Ausdruck zu kommen pflegt. Entweder bleibt an ihrer Art zu denken und 
zu schliessen, etwas Talmudistisches kleben; sie lieben, von gegebenen Vor- 
aussetzungen aus durch eine Reihe von Syllogismen vorwarts zu kommen, 
ohne diese Schlusse durch die Anschauung zu berichtigen. B.'s spaterem 
Parteifreunde Lasker war dies in hohem Grade eigen; B. selbst war 
davon frei, obwohl er sich in seiner Jugend mit dem Talmud und dessen 
Sprache vertraut gemacht hatte. Lasker konnte sich mit Niemandem ver- 
standigen, der sich nicht bereit erklarte, seiner Gedankenreihe vom Anfang 
an zu folgen; B. hatte eine grosse Geschicklichkeit darin, einen einzelnen Satz 
festzustellen, mit dem der Gegner sich mit ihm in Uebereinstimmung befand 
und wusste daraus Folgerungen zu ziehen, die zu einem modus vivendi 
fiihrten. Die andere Form, von welcher zu sprechen ist, ist die, dass Jemand 
auf seine jlidische Abstammung pocht und sich seines viertausendjahrigen 
Adels rilhmt. Auch liber eine solche Anschauung hatte B. lediglich gelachelt. 
Er hat sich als einen Deutschen gefiihlt, und die Frage, ob Jude oder Christ, 
hat ftir ihn keine andere Bedeutung gehabt als die, ob Katte oder Franke. 
Uebrigens war die Zeit seiner Knabenjahre noch ganzlich frei von Rassenhass 
und B. hat mit gutem Humor erzahlt, wie seine katholischen MitschUler ihn 
oft gebeten haben, ihnen beim Ausdenken von Sunden behlilflich zu sein, 
wenn sie zum ersten Male zur Beichte gingen. 

Als er sieben Jahre alt war, erlebte er die Julirevolution. Seiner kind- 
lichen Anschauung fiel auf, einen wie grossen Eindruck das Ereigniss auf die 
bis dahin so stillen Kreise machte, in denen er aufgewachsen war, wie man 
anfing von der Moglichkeit eines Krieges, von weiteren Umwalzungen zu 
sprechen. Der Keim zu Interessen ftir die politischen Angelegenheiten war 
in ihm gelegt. Es kam der polnische Aufstand, das Hambacher Fest, die 
Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV., die dieses Interesse forderten. Zum 
Ueberfluss bekam er Mignets Geschichte der franz6sischen Revolution als 
Schulpramie geschenkt, und that so den ersten Blick in die Weltgeschicbte, 
die der (ibliche Gymnasialunterricht ihm fern gehalten hatte. 

Als er 1842 die Universitat bezog, gehorte er der radicalen Jugend an, 
die ftir Herwegh und Borne schwarmte, und von der Ueberzeugung erfiillt 
war, dass es ihr beschieden sein wlirde, grosse Dinge zu erleben. 

Er studirte in Giessen, Heidelberg und GOttingen. Von den Jugend- 
freundschaften die er schloss, sind folgende zu erwahnen. Der Lehrer, der 
ihn am meisten anzog, war Heinrich Bernhard Oppenheim, der die akademische 
Laufbahn bald aufgab, und sich als geistvollen Publicisten bekannt machte. 
Unter seinen Commilitonen schloss Friedrich Kapp die innigste Freundschaft 
mit ihm und ist eine ihm congeniale Natur geblieben. Ein Oldenburger 
Namens Bulling blieb mit ihm brieflich verbunden und war, als er spat nach 
Berlin tibersiedelte, taglicher Gast in seinem Hause. Auch Jacob Moleschott, 
einem anderen Fache angehorig, hat lebhaft auf ihn gewirkt und Interesse 
ftir naturwissenschaftliche Fragen in ihm wachgehalten. 

Im Jahre 1845 bestand er das Examen pro facultate, und nachdem er 
zwei und ein halbes Jahr als Assistent thatig gewesen ( war, das Staatsexamen. 
Die Aussicht auf eine Advocatur war fern, da in Hessen ein numerus clausus 
bestand, die Aussicht auf ein richterliches Amt wegen seines Judenthums aus- 
geschlossen. Die Qual einer Berufswahl ersparte ihm die Marzrevolution, die 
ihn zum Journalisten und zum Volksredner machte. Am 6. Marz entliess der 
Grossherzog von Hessen sein altes Ministerium auf das immer stttrmischer 



Bamberger. t$t 

auftretende Verlangen des Volkes und bewilligte alle freiheitlichen Forderungen. 
Am 8. Marz feierte die Stadt Mainz diese Revolution in einem glanzenden 
offentlichen Fest; am 9. Marz besuchte B. den Verleger der Mainzer Zeitung, 
eines Blattes, das bis dahin taglich in einem zusammengefalteten Quartblatt 
erschienen war, und trug sich ihm als Redacteur an. Das Anerbieten wurde 
angenommen, obwohl B. dem Verleger als ein in Zurtickgezogenheit lebender 
Mann vollig unbekannt geblieben war. Am 10. Marz erschien der erste Leit- 
artikel in dem erheblich vergrosserten Blatt und lieferte den Beweis, dass B. 
ein geborener Publicist sei. Nach 37 Jahren konnte er eine Auswahl der 
Artikel, die er als ein vierundzwanzigjahriger Mann geschrieben, dem Publikum 
von Neuem vorlegen. Ausser den Leitartikeln schrieb er Berichte aus dem 
Frankfurter Parlament und besorgte einen grossen Theil der Redactionsarbeiten. 
Das Programm der Zcitung war ein sehr einfaches: Ein einiges Deutschland und 
zu diesem Behuf die Beseitigung der deutschen FUrsten, welche das Hinderniss 
der deutschen Einheit bilden. Ohne Zweifel Hochverrath gegen das Gross- 
herzogthum Hessen-Darmstadt. Noch deutlicher trat B. mit seinen Ansichten 
hervor, als er am 16. April in einer Volksversammlung das Wort ergriff und 
eine Resolution fur die Annahme der republikanischen Regierungsreform durch- 
setzte. Er rief freilich dadurch Gegenwirkungen hervor, die ihn nothigten, 
schon am 5. Mai sich von der Redaction der Zeitung zuriickzuziehen. 

Er siedelte nurrmehr ganzlich nach Frankfurt uber, um als Berichterstatter 
iiber das Parlament thatig zu sein und kam hierdurch in vielfache BerUhrungen 
mit alien hervorragenden Mannern der linken Seite. Im October nahm er 
an dem demokratischen Congress in Berlin Theil und hatte hier mehrfach 
scharfe Auseinandersetzungen mit Vertretern der communistischen und an- 
archistischen Richtung. 

Schon gegenwartig war es ihm klar geworden, dass die Revolution des 
Jahres 1848 misslungen sei. Er wollte indessen von der Fahne, die er er- 
griffen, nicht lassen. Die Phrasenhaftigkeit mancher Wortftlhrer der Demo- 
kratie, die Uneinigkeit in den Reihen der Partei presste ihm bittere Worte 
ab, er wollte aber fortfahren, der Sache zu dienen. Nach Mainz zurtickgekehrt, 
Hess er sich bewegen, die Redaction der Zeitung wieder zu ubernehmen, da 
dem bisherigen Redacteur der Boden zu heiss geworden war. Schon war ef 
wiederholt von der Polizei verfolgt worden, und als der Staatsanwalt in Mainz 
eine Anklage auf Hochverrath und Landesverrath gegen ihn erhob, erkannte 
er, dass seines Bleibens nicht in dieser Stadt sei. 

Am 9. Mai verliess er Mainz und betheiligte sich an dem Aufstande in 
der Pfalz; der unglilckliche Verlauf dieses Aufstandes zwang ihn, am 22. Juni 
die Schweiz als Fltichtling zu betreten, zunachst in Basel, von wo er bald 
nach Ztirich iibersiedelte. Seit Monaten schon hatte sich in ihm die Ueber- 
zeugung festgesetzt, dass es unmoglich sei, die deutschen Zustande auf dem 
Wege der Revolution zu verbessern. Ehrgeftihl hatte ihn bis dahin gehindert, 
sich von den Genossen zu trennen, aber jetzt empfand er das Scheitern ihrer 
Unternehmungen personlich als eine Erlosung. Er Hess es seine erste Arbeit 
in der Schweiz sein, »Erlebnisse aus der PftJzer Erhebung im Mai und Juni 
1849 s niederzuschreiben und durch den Druck zu veroffentlichen, in denen 
er die strengste Rechenschaft Uber alle begangenen Fehler, die ein Scheitern 
zur nothwendigen Folge haben mussten, gab. Er erklarte es ftir eine einfache 
Forderung des gesunden Menschenverstandes, sich bis in das Einzelne klar 
zu machen, an welchen Fehlern man zu Grunde gegangen sei. 

9* 



1$± Bamberger. 

Nichts in der Welt wurde ihn vermocht haben, ahnliche Wege jemals 
wieder zu betreten. Das Treiben unter den Fltichtlingen, die meinten, in 
einigen Jahren oder Monaten wiirde man vor einem ahnlichen revolutionaren 
Sturm stehen, sah er mit Spott und Verachtung an. Eine journalistische 
Thatigkeit wieder aufzunehmen, lag ihm fern. Aber eben so weit war er von 
einem schwachlichen Bedauern oder gar Anwandlungen der Reue entfernt. 
Von dem Augenblicke an, wo er von den Sorgen urn die Zukunft befreit 
war, sah er auf diese Lehr- und Wanderjahre mit vollkommener Heiterkeit 
des Gemiiths zuriick. Er hatte nach bester Ueberzeugung und in bester Ab- 
sicht gehandelt; er hatte geirrt in einer Zeit, wo sich Niemand ruhmen konnte, 
ohne Irrthum davongekommen zu sein. Er hatte die Folgen seiner Hand- 
lungen standhaft ertragen und hatte die Erfahrungen, die er gemacht, benutzt, 
urn etwas zu lernen. Er hatte nichts zu bedauern. 

Die mehrfachen Anklagen, die seitens der Staatsanwaltschaften wider 
ihn erhoben wurden, wurden durch Contumacialurtheile erledigt. Am 
28. November 1849 wurde er vom Mainzer Schwurgericht wegen einer Rede 
liber Robert Blums Tod, in der eine Beleidigung des langst auseinander ge- 
jagten deutschen Parlaments gefunden wurde, zu zwei Jahren Gefangniss, am 
28. September 1850 wegen Beleidigung der hessischen Armee zu vier Monaten 
Correctionshaus, am 21. Marz 1851 wegen Theilnahme an dem Freischaaren- 
zuge zu acht Jahren Zuchthaus und endlich im Jahre 1852 vom Schwurgericht 
zu Zweibriicken zum Tode verurtheilt. Ob alle diese Urtheile oder auch nur 
eines derselben durch einen giiltigen Gnadenact oder Amnestieerlass aus der 
Welt geschafft worden ist, hat er nie erfahren; nach dem Jahre 1866 fragte 
man nicht danach. 

Diesen wirkungslosen Strafurtheilen steht eine eben so wirkungslose Ehren- 
bezeugung gegeniiber. Er wurde am 12. Juni 1849 in einem allerdings sehr 
formlosen Verfahren, aber mit grosser Stimmenmehrheit an Stelle von Zitz, 
der sein Mandat flir Mainz niedergelegt hatte, in das Stuttgarter Rumpfparla- 
ment gewahlt. Eine Prlifung der Gliltigkeit dieser Wahl hat nicht statt- 
gefunden. 

Die Sorge fur die Zukunft drtickte um so mehr auf ihn, als er schon 
seit Jahren im Brautstande lebte. Als zwanzigjahriger Student hatte er in 
Heidelberg mit einer nur drei Jahren jlingeren Cousine, Anna Belmont, em 
Verlobniss abgeschlossen, allerdings ohne die Genehmigung der Eltern. Der 
Vater der Braut war ein reicher, aber geiziger und starrer Mann, der getrennt 
von der Frau und in Feindschaft mit ihr lebte, und die Tochter, das einzige 
Kind, hart behandelte. Bei seinem Widerspruch konnte das Liebesbiindniss 
in ein Eheblindniss erst verwandelt werden, nachdem die Tochter das fiinf- 
undzwanzigste Lebensjahr beendigt hatte. Die Trauung wurde am 5. Mai 
1852 in Rotterdam vollzogen, nachdem grosse Schwierigkeiten zu uberwinden 
waren, denn der heimathlose Fliichtling konnte nicht leicht die nothigen Legi- 
timationspapiere beibringen. Sie war eine durch Geist und Schonheit hervor- 
ragende Frau. Die Ehe wurde 1874 durch ihren Tod gelost. B. nennt das 
Btindniss, das kinderlos geblieben war, reich an Freuden und noch reicher 
an Leiden. Er hat seiner Frau stets eine leidenschaftliche Liebe und nach 
ihrem Tode ein inniges Gedenken gewidmet. Nach seinem Tode fand man 
in seinem Nachlass eine Anzahl von Andenken, die er in Verschwiegenheit 
aufbewahrt hatte. 

Um sich eine Existenz zu griinden, beschloss B. in die kaufmannische 



Bamberger. 133 

Laufbahn Uberzutreten. Der Entschluss war ihm nicht leicht. Nachdem ihm 
als das Ziel seiner Sehnsucht die akademische Laufbahn vor Augen gestanden 
hatte, empfand er es als eine Art von Degradation, Kaufmann'zu werden. 
In spateren Jahren hat er dartiber anders gedacht; er hat oft den Beruf und 
die Thatigkeit des Kaufman ns als eine besonders bevorzugte gepriesen. 

Erleichtert wurde ihm der Uebertritt dadurch, dass zwei Brtider seiner 
Mutter, Namens Bischoffsheim, als Bankiers thatig waren und sich aus kleinen 
Anfangen zu Reichthum herauf gearbeitet hatten. So trat B. noch im Laufe 
des Jahres 1849 als Lehrling in die Firma Bischoffsheim, Goldschmidt und 
Avigdor in London ein. Im Juli 1850 siedelte er nach Antwerpen tiber, wo 
die Firma eine Zweigniederlassung hatte, deren Leitung inzwischen einem 
jUngeren Bruder von B. tibertragen war. Da er sich die flir das Geschaft 
erforderlichen Kenntnisse schnell aneignete, wurde der Plan entworfen, ihm 
in Rotterdam mit einem kleinen selbstandigen Geschafte eine Existenz zu 
grtinden; nur zaghaft ging er auf diesen Plan ein, weil er kein voiles Ver- 
trauen in seine kaufmannische Fahigkeit hatte. Im September 1851 begann 
er mit sehr bescheidenen Mitteln unter der Firma L. A. Bamberger & Co. ein 
Bank geschaft und schloss hier, wie schon erwahnt, seine Ehe, musste aber 
seinen Haushalt auf einem sehr knappen Fusse einrichten. Das Geschaft ent- 
wickelte sich so, dass es ihm einen gesichertenUnterhaltzwar versprach, aber doch 
sich wenig ausdehnen wlirde. FUr die geistigen Bediirfnisse aber war in 
Rotterdam sehr schlecht gesorgt. Es war flir B. eine Erlosung, als seine 
Oheime ihm anboten, nach Paris iiberzusiedeln, wo sie gleichfalls eine Nieder- 
lassung besassen, und dort eine Procura anzunehmen. Noch im Spatherbst 
desselben Jahres vollzog er die Uebersiedelung und widmete nun seine ganze 
Kraft erfolgreich der Firma, sah sich auch nach Ablauf einiger Jahre durch 
den Erwerb eines Vermogens belohnt, das sich im Laufe der Zeit stattlich 
vermehrte. 

Es mag kurz erwahnt werden, dass er sowohl in Antwerpen als in Paris 
als ein politischer FlUchtling unter manchen Belastigungen der Polizei zu 
leiden hatte, obwohl er sich von politischer Thatigkeit zunachst v&llig fernhielt. 

Die erste politische Schrift, die er mit den Erinnerungen aus dem Pfalzer 
Aufstand wieder vertifFentlichte, fuhrte den Titel »Juchhe nach Italien!«, er- 
schien anonym im Jahre 1859, wurde in einer Frankfurter Officin heimlich 
gedruckt und unter einem fingirten Schweizer Verlage in Deutschland ver- 
breitet. B. sah in dem Ausbruch des italienischen Krieges einen Wendepunkt 
in der Politik, nachdem sich so lange Jahre Stagnation liber Deutschland ge- 
lagert hatte. Er war der Ueberzeugung, dass es im Interesse der liberalen 
Sache liege, Italien in seinen Bestrebungen, einig und von Oesterreich frei zu 
werden, zu untersttttzen. 

Mit dieser Anschauung stand er in Deutschland sehr allein; in Slid* 
deutschland herrscht eine Begeisterung flir den Gedanken, dass es die Pflicht 
ganz Deutschlands sei, Oesterreich gegen den welschen Erbfeind zu unter- 
stUtzen. Die bayerische Regierung hatte osterreichischen Truppenabtheilungen 
den Durchweg durch bayerisches Gebiet gestattet und an alien Bahnhofen 
wurden die Soldaten mit Spenden empfangen. In Norddeutschland war die 
Stimmung kiihler; man wollte Oesterreich keine Dienste erweisen, ohne Gegen- 
dienste zu empfangen. 

B. hatte sich keiner Tauschung dartiber hingegeben, auf wie grossen 
Widerstand seine Gedankenreihen stossen wttrden, das hatte ihn aber nur 



1^4 Bamberger. 

veranlasst, seinen Anschauungen einen urn so scharferen Ausdruck zu geben, 
bis an die Grenze des Verletzenden. Dass der unbekannte Verfasser dieser 
Schrift flir einen Soldschreiber der franzosischen Regierung und einen Ver- 
rather an der deutschen Sache ausgegeben werden wtirde, hatte er vorher- 
gesehen und es konnte ihn nicht erschtittern. 

Das lebhafte Interesse, welches sich an der italienischen Frage kundgab, 
hatte ihn tiberzeugt, dass flir Deutschland die Zeit des Stillstandes und der 
Hoffnungslosigkeit mit dem Augenblicke vorilbergegangen sei, wo der Prinz- 
Regent von Preussen das Ministerium, das sein Vorganger ihm hinterlassen, 
hinweggeschickt hatte. Er beschloss, sich wieder an der politischen Schrift- 
steUerei lebhafter zu betheiligen, und bemiihte sich, ein Jahrbuch in das 
Leben zu rufen, in dem die Gleichgesinnten sich zu gemeinschaftlicher Arbeit 
zusammenfinden konnten. Die Redaction wurde Ludwig Walesrode tiber- 
tragen; als Mitarbeiter waren H. B. Oppenheim, Ferdinand Lassalle, Carl 
Vogt, Ludwig Simon, Moritz Hartmann, Friedrich Kapp, Adolf Stahr, Carl 
Griin und Andere thatig. 

Die Frage der deutschen Einheit war wieder erwacht und damit wurde 
der im Jahre 1848 geschaffene Gegensatz von Grossdeutschen und Klein- 
deutschen wieder lebendig. In Sliddeutschland gab es wenig Leute, die von 
der preussischen Spitze horen wollten. Man hatte eine starke Abneigung 
gegen das straffe preussische Wesen, und von der wirklichen Kraft dieses 
Staates, der 1848 seine Aufgabe verfehlt hatte und 1806 ganzlich zusammen- 
gebrochen war, hatte fast Niemand eine Vorstellung. Die Grossdeutschen 
traumten von einer foderativen Republik, von einer Trias, von einem Bundes- 
directorium und ahnlichen Din gen. 

B. hatte zehn Jahre friiher seine Erfahrungen mit der Schwache der 
republikanischen Ideen gemacht; hinsichtlich der Untauglichkeit der mittel- 
staatlichen Regierungen brauchte er keine Erfahrungen zu machen. So blieb 
ihm nur tibrig, auf die preussische Spitze zu hoffen. Leicht wurde ihm das 
nicht. Was an dem preussischen Wesen Unliebenswlirdiges haftet, stiess ihn 
zurtick wie jeden anderen Sliddeutschen. Seine alten demokratischen Neigungen 
waren ihm geblieben; aber sein Kopf stand mit seinem Herzen in Wider- 
spruch. Er sagte sich, dass wenn wir nicht durch Preussen zur deutschen 
Einheit kommen, wir nie dazu kommen werden. 

In diesem Zwiespalt verfasste er eine der originellsten unter seinen 
Schriften: »Des Michael Pro Schriftenwechsel mit Thomas Contra aus dem 
Jahre i859«. Thomas Contra ist der grossdeutsche Demokrat, dessen An- 
sichten seit zehn Jahren nicht den geringsten Wandel erfahren haben, Michael 
Pro will die Thatsachen berucksichtigen und von Preussen Zahlungen an- 
nehmen, sofern es mit baarer Mtinze zahlt. Den Streit, den Beide mit ein- 
ander ftthren, entscheidet der Herausgeber nicht; aber er giebt seine Stellung 
dadurch zu erkennen, dass er dem Thomas Contra die grossere Fulle von 
Geist und Witz in den Mund legt, aber dem Michael Pro lasst er das 
letzte Wort. 

Die Schlacht von Koniggratz und der Friede von Nikolsburg gaben nicht 
allein dem Thomas Pro, sondern auch dem Verfasser von »Juchhe nach 
Italien!« recht. B. trat nun mit noch grosserem Eifer in die Parteibewegung 
ein. Zu seinem Organ wahlte er die in Dusseldorf unter Redaction des 
»rothen Becker* erscheinende »Rheinische Zeitung^, obwohl deren Standpunkt 
sich mit dem seinigen nicht vollig deckte. Er vertrat nicht allein die An- 



Bamberger. 135 

erkennung der vollzogenen Thatsachen, sondern auch die Ann&herung an die 
Regierung, insbesondere durch Bewilligung der von dieser geforderten In- 
demnity. Auf Grund der Meinungen, die er verfocht, wurde kurze Zeit spater 
die nationalliberale Partei gegriindet. Die Aufsatze, welche er hier schrieb, 
hat er bereits im November 1866 unter dem Titel »Alte Parteien und neue 
Zustande« gesammelt herausgegeben. 

Im darauf folgenden Jahre veroffentlichte er in der in Paris erscheinen- 
den »Revue moderne« einen Essay unter dem Titel »Monsieur de Bismarck «, 
der 1868 auch in deutscher und 1869 in englischer Uebersetzung erschien. 
Seine Absicht war, den Franzosen die Meinung zu benehmen, als sei der 
Sieg fiber Oesterreich und die deutschen Mittelstaaten ein Triumph blinder 
Reaction gewesen. Aber lehrreich waren seine Auseinandersetzungen auch fur 
Deutsche. Er zeichnete den Fiirsten Bismarck als den Aristokraten, der mit 
dem Liberalismus zusammengeht, nicht weil er liberate Neigungen hat, sondern 
weil sein politischer Instinct ihm sagt, dass er ohne ein gewisses Eingehen 
auf liberate Ideen nicht vorwarts kommen kann. Er hat, als spater Bismarck 
wiederum mit den Liberalen brach, von dem liber ihn Gesagten kein Wort 
zurtickzunehmen gehabt, als sei es nur einer augenblicklichen Aufwallung des 
Enthusiasmus entsprungen. 

Bald nach der Entscheidung des Jahres 1866 war B. wiederholt zum 
Besuche nach Deutschland zurtickgekehrt; im Jahre 1868 loste er seine Be- 
ziehungen zu dem Pariser Bankgeschaft und siedelte wieder nach Deutschland 
liber, da ihm nunmehr seine Verhaltnisse gestatteten, ausschliesslich von seinen 
Renten zu leben. Ursprunglich schlug er seinen Wohnsitz in Mainz auf; so- 
bald er sah, dass er dauernd an die Politik gefesselt sein wurde, begrttndete 
er einen zweiten Wohnsitz in Berlin, wo er ein kleines villenartiges Haus im 
Thiergartenviertel kaufte. Als er spater eine Villa in Interlaken erworben 
hatte, in welcher er die Sommermonate zuzubringen pflegte, gab er den 
Wohnsitz in Mainz ganzlich auf. 

In den constituirenden Reichstag konnte er noch nicht gewahlt werden, 
aber in einem von Paris aus datirten Flugblatt wendete er sich in scharfer 
Weise gegen den Vorschlag der entschiedenen Demokraten, sich der Wahl zu 
enthalten. Als dann etwas spater die Wahlen stattfanden, durch welche die 
suddeutschen Staaten den Reichstag des Norddeutschen Bundes zu einem Zoll- 
parlament zu erweitern hatten, stellte er seine Candidatur in Mainz auf. Der 
Hauptgesichtspunkt seiner Wahlrede war, dass die politische Zerrissenheit 
Deutschlands die schwersten wirthschaftlichen Nachtheile im Gefolge gehabt 
habe und dass die Erweiterung des Zollparlaments zum Vollparlament das 
Ziel der Wtinsche bleiben rniisse. Seine Wahl erfolgte mit 7000 gegen 5400 
Stimmen ; ihm stand ein demokratischer Candidat gegeniiber, auf den auch 
die Ultramontanen ihre Stimmen abgaben. 

Wahrend der Sitzungen, die das Zollparlament abhielt, schrieb er ftir 
eine Anzahl von Zeitungen unter dem Titel von »Vertraulichen Briefen« eine 
Reihe von Correspondenzen, in denen er wichtige Fragen in zwanglosem Tone 
besprach. Er dehnte sie auch auf solche Fragen aus, die vor den Reichstag 
gehorten, und bekampfte namentlich den Gedanken, das ganze Strafgesetzbuch 
fallen zu lassen, weil Bismarck die Abschaffung der Todesstrafe nicht zugeben 
wollte. So reich auch die Nationalliberale Partei an Talenten war, so stellte 
sich doch bald heraus, dass B. zu ihren Ftihrern zu rechnen sei. 

Der Juli des Jahres 1870 traf ihn zufallig in Paris. Um einige Tage 



X36 Bamberger. 

frtiher als Andere erkannte er, dass der Krieg von Frankreich unwiderruflich 
beschlossen sei und er Hess Winke dariiber nach Deutschland gelangen. Die 
freundschaftlichen Beziehungen, die er in Frankreich angekniipft hatte, tauschten 
ihn keinen Augenblick dariiber, dass das Unrecht ausschliesslich auf Seiten 
Frankreichs sei und dass Deutschland die Aufgabe habe, . den Feind tnit allem 
Nachdruck niederzuwerfen. Nach der Vertreibung der Bonapartes wtinschte 
Furst Bismarck die Anwesenheit B.'s in Versailles, um von ihm Aufschlusse 
fiber einzelne Personlichkeiten zu erhalten, die in der Republik zur Bedeutung 
gelangt waren. 

Die Versailler Vertrage brachten es mit sich, dass B., als er abernoals 
in Mainz gewahlt wurde, nun nicht mehr als Mitglied des Zollparlaments, 
sondern des Reichstages einzog. Als sein Mandat 1874 ablief, candidirte er 
nicht wieder in Mainz, sondern in Alzey-Bingen und dieser Kreis ist ihm 
19 Jahre lang treu geblieben, bis er im Jahre 1893 eine Wiederwahl ablehnte. 

Seine Thatigkeit im Reichstage war eine sehr ausgebreitete. Vor Allem 
wichtig aber ist seine Wirksamkeit in der Miinzfrage und in der Bankfrage 
geworden, wo er dafttr gesorgt hat, die Grundsteine so zu legen, dass das 
Haus mit Sicherheit darauf stehen konnte. 

Der Bundesrath hatte zunachst im Herbst 1871 einen Gesetzentwurf tiber 
die Auspragung von Goldmttnzen vorgelegt, in dem eine particularistische 
Richtung zum Siege gelangt war. Die Einzelstaaten suchten von ihrem MUnz- 
regal so viel wie mdglich zu retten. Die Einziehung der Landesmlinzen soil ten 
aufKosten der Staaten erfolgen, die sie ausgegeben hatten; ebenso sollten die 
Miinzen, die das Passirgewicht verlieren wtirden, von den Staaten eingezogen 
werden, die sie ausgegeben hatten. B. stellte dem eine Reihe von Gegen- 
antragen gegentiber, wonach das Mtinzwesen durchaus Sache des Reiches sein 
sollte. Als der erste dieser Antrage, der fur den Augenblick praktisch vtillig 
unerheblich war, gefallen war, zog B. seine weiteren Antrage mit der Moti- 
virung zurtick, dass nun ein vollig unklarer Zustand geschaffen sei. 

Das war ein Waxnungssignal und wirkte als solches. Die Regierung und 
der Reichstag wurden aufmerksam darauf, dass B., bis dahin der eifrigste 
Forderer der Mtinzreform, die Karten mitten im Spiele wegwarf. Die Re- 
gierung, vertreten durch den preussischen Finanzminister Camphausen, lenkte 
ein, Lasker nahm die Antrage B.s wieder auf und fiihrte sie ohne erheblichen 
Widerstand zum Siege. 

Ferner setzte B. durch, dass das Goldsttick von 30 Mark, welches Fiirst 
Bismarck lebhaft befUrwortete, beseitigt wurde. Dasselbe lehnte sich eng an 
das preussische Thalersystem an, indem es einen Werth von genau zehn 
Thalern hatte, durchbrach aber die Reinheit des Decimalsystems. So kam 
dieser erste Abschnitt der Mtinzreform zu einem befriedigenden Abschluss. 

Als im Jahre 1873 das eigentliche Mtinzgesetz folgte, setzte B. eine 
folgenschwere Verbesserung durch. Es wurde das freie Pragerecht (monnayage 
automatique) anerkannt; es wurde vorgeschrieben, dass Jedermann, der Barren- 
gold auf die Munzanstalt bringt, das Recht hat, zu fordern, dass ihm das- 
selbe in Reichsgoldmttnzen umgewandelt wird. Dass hierbei die Pragegebiihr 
zu hoch festgesetzt wurde, war ein Fehler, gegen den B. zunachst erfolglos 
ankampfte, der aber bald bei einer anderen Gelegenheit verbessert wurde. 
Auf andere Antrage einzugehen, die er gestellt und durchgesetzt hat, wurde 
ein tiefes Eingehen in die Materie erfordern. 

Die Schaffung und Aufrechterhaltung der Goldwahrung war ein Gegen* 



Bamberger. 137 

stand, der B. besonders am Herzen lag. Im Jahre 1876 schilderte er in 
einem Aufsatz, den die Deutsche Rundschau unter dem Titel »Die Ent- 
thronung eines Weltherrschers« brachte, warum das Silber als Wahrungsmetall 
sich tiberlebt habe. Als die Gefahr einer Goldausfuhr nahe trat, legte er in 
einer Schrift »Reichsgold« (1876) dar, warum die MUnzreform nothwendig 
gewesen sei, und warum zeitweilige Goldausfuhren ein unvermeidliches Er- 
cigniss seien. Als im Jahre 1879 die Regierung die Einziehung der Silber- 
thaler sistirte, griff er diese schadliche Massregel scharf an. Den Bestrebungen 
der Bimetallisten widerstand er durch jahrlich sich wiederholende Reden im 
Reichstage, die jedesmal neue Gesichtspunkte brachten, und durch eine Reihe 
von Schriften (»Die Verschleppung der deutschen MUnzreform c, 1882; »Die 
Schicksale des lateinischen Miinzbundes«, 1885; »Die Stichworte der Silber- 
leute, 1893). Es war ihm vergonnt, vor seinem Tode sein Werk gesichert 
zu sehen. 

Im Jahre 1874 folgte der Gesetzentwurf liber das Bankwesen. B. hatte 
die offentliche Discussion eingeleitet durch eine Schrift: »Die Zettelbank vor 
dem Reichstage «. Im Reichstage fungirte er als Berichterstatter der Com- 
mission. Er hatte gegen den Entwurf der Regierung Mancherlei einzuwenden; 
namentlich missfiel ihm die Contingentirung der Banknoten. Er stellte aber 
alle anderen Bedenken hinter einen Gesichtspunkt zurtick. Die Regierung 
hatte, aus engherzigen Gesichts punk ten, die Camphausen gel tend machte, sich 
geweigert, eine Reichsbank zu schaffen; B. erklarte sie ftlr unerlasslich. Er 
siegte nach aufgeregten Scenen im Reichstage mit dieser Anschauung. Er setzte 
auch durch, dass die Reichsbank verpflichtet wurde, Gold, das ihr angeboten 
wurde, zu einem festen Preise zu kaufen, und auf diese Weise wurde indirect 
die tibermassige Pragegebtihr auf einen massigen Satz zurtickgeftihrt. 

Im Jahre 1876 schied Delbrtick, bis dahin das Alter Ego des FUrsten 
Bismarck, aus seinem Amte. Ein politischer Umschwung ktindigte sich an. 
B. hatte bis dahin in alien wesentlichen Fragen auf Seite der Regierung ge- 
standen. Im Jahre 1873 hatte er sich sogar gegen die Verleihung von Cor- 
porationsrechten an die Gewerkvereine erklart und in einer Schrift: »Die 
Arbeiterfrage unter dem Gesichtspunkte des Vereinsrechts«, Ansichten auf- 
gestellt, die er in der Zukunft nicht aufrecht erhalten konnte. Auch dem 
Erlass des Socialistengesetzes stimmte er noch zu. Dass er dem Jesuiten- 
gesetze seine Billigung versagte, war fast der einzige Fall, in dem er sich auf 
die Seite der Opposition schlug. Nun aber kam eine Zeit, in der es ihm 
Pflicht erschien, an alten Grundsatzen auch im Widerspruch zur Regierung 
festzuhalten. Den Uebergang zur Schutzzollpolitik konnte er nicht mitmachen. 

Zweierlei Erscheinungen traten zugleich ein. Eine retrograde Wirthschafts- 
politik wurde eingeleitet, und um die Untersttitzung des Centrums zu gewinnen, 
wurde die kirchliche Gesetzgebung, die seit 1873 geschaffen war, aufgedroselt. 
Mit dem letzteren Vorgange konnte man sich einverstanden erklaren, wenn 
feste Rechtsgrundsatze geschaffen worden waren, aber statt dessen wurde eine 
Politik der discretionaren Vollmachten getrieben. In den Reihen der national- 
liberalen Partei brach Missmuth und Spaltung aus. Bennigsen gab sich Mtihe, 
die Partei zusammenzuhalten und bei der Fahne der Regierung festzuhalten; 
Miquel, der seitdem ganz andere Pfade eingeschlagen hat, unterstiitzte ihn. 
Lasker war der Erste, der aus den Reihen der nationalliberalen Partei formell 
austrat. Forckenbeck, Stauffenberg und mit ihnen B. folgten ihm. Die Aus- 
scheidenden thaten sich zu einer Partei zusammen, die sich officiell die 



138 Bamberger. 

Liberate Vereinigung nannte, aber im Volksmunde die Secession genannt 
wurde. Anfanglich anonym, in den spateren Auflagen unter Nennung seines 
Namens trat B. mit einer Schrift hervor, die unter dem Titel »Die Secession « 
den Grand der stattgehabten Trennung klarlegte. 

Die Angehttrigen dieser Partei haben den Groll des Fiirsten Bismarck 
empfinden mtissen und insbesondere B. wurde mit schweren Angriffen bedacht. 
Fiirst Bismarck richtete gegen ihn einmal den Ausspruch, er sei ein sujet mixte, 
obwohl B. nie ein Staatsbtirgerrecht ausserhalb Deutschlands erworben und 
auch als Fltichtling seine deutsch-patriotische Gesinnung nie verleugnet hatte. 

Die schwierige Lage, in welche die liberalen Parteien gerathen waxen, 
bewirkte, dass im Jahre 1884 die liberale Vereinigung sich mit der Fort- 
schrittspartei zu einer freisinnigen Partei zusammenschloss. Der Gegensatz 
hatte nie ausgeglichen werden konnen, aber er trat vor der Hand zurlick 
gegen die Ubereinstimmenden Ueberzeugungen. Die neue recht zusammen- 
geschmolzene Partei flihrte einen erfolglosen aber entschlossenen Kampf gegen 
die Schutzzollpolitik, gegen die von Jahr zu Jahr sich wiederholenden Beein- 
trachtigungen der Gewerbefreiheit, gegen die Vorlagen der sogenannten Social- 
politik, das heisst gegen die Gesetze liber Arbeiterversicherung. Mit dem 
Ziele, die Arbeiter gegen die Wechselfalle des Lebens sicherzustellen, war 
sie ja vollkommen einverstanden, aber sie beanstandete die Polizeimassregeln, 
die sich untrennbar mit den loblichen Gedanken verbanden. In alien diesen 
Kampfen stand B. in erster Reihe. Unvergesslich wird bleiben, in welcher 
Art er das Gesetz charakterisirte, welches noch heute als »Klebegesetz« be- 
zeichnet wird. Frtiher, so ausserte er, habe der Grundsatz gegolten: »Leben 
und leben lassen«; jetzt dagegen heisse es: »Kleben und kleben lassen*. 

Zu den Kampfen, welche die Partei mit aller Energie aufnehmen musste, 
gehorte auch der gegen die Colonialpolitik, deren Bahnen Ftirst Bismarck 
jetzt betrat. B. war mit aller Entschiedenheit der Ansicht, dass fur das Ge- 
deihen des deutschen Handels der Erwerb von Colonien nicht n&thig sei, da 
schon bisher der deutsche Kaufmann im Auslande mit Erfolg gearbeitet habe ; 
dass es dagegen ftir das Deutsche Reich, das ohnehin genothigt war, eine so 
schwere Waffenrttstung zu tragen, sehr bedenklich sei, sich der Gefahr auszu- 
setzen, in Uberseeischen Besitzungen sich einen Nasenstliber zu holen. 

Ein Vorgefecht um die Colonialpolitik fand schon im Jahre 1880 statt, 
als Ftirst Bismarck den Antrag gestellt hatte, einer Gesellschaft, die sich auf 
den Trtimmern des zu Grunde gegangenen Hamburger Hauses Godefroy ge- 
bildet hatte, eine Staatssubvention zu gewahren. Der grtindlichen Behandlung 
dieser Frage durch B. und seiner Beredsamkeit gelang es, auch die national- 
liberale Partei zum grossten Theil zum Widerstande mitzureissen und so das 
Gesetz zu Fall zu bringen, das ubrigens, wie nachdriicklich betont werden 
muss, mit einem Erwerb von eigentlichem Colonialbesitz nichts zu thun hatte. 

Als im Jahre 1887 der Reichstag wegen der Septennatsfrage aufgelost 
wurde und sich ein heftiger Sturm gegen die freisinnige Partei erhob, die 
zwar keine Forderung verweigerte, aber die Rechte des Reichstages nicht 
durch eine Bindung auf lange Zeit verkiimmern wollte, wurde B. in seinem 
Wahlkreise Alzey in einem heftigen Kampfe wiedergewahlt; er wurde drei 
Jahre spater, als Ftirst Bismarck gefallen war, fast kampflos, aber zum letzten 
Male wiedergewahlt. 

Im Jahre 1893 trat die Militairfrage noch einmal in den Vordergrund; 
diesmal war sie durch Caprivi angeregt, der die zweijahrige Dienstzeit anbot. 



Bamberger. 139 

Die Freisinnige Partei brach bei dieser Gelegenheit auseinander. Die alten 
Fortschrittler verharrten im Widerstande, die alten Secessionisten genehmigten. 
B. konnte sich mit Rucksicht auf die Stimmung in seinem Wahlkreise zu 
einem zustimmenden Votum nicht entschliessen, und zog es vor, als ein siebzig- 
jahriger Mann der parlamentarischen Thatigkeit zu entsagen. 

Schriftstellerisch blieb er durch Beitrage fur die » Nation*, die seine Freunde 
Barth und Nathan herausgegeben, thatig und hat namentlich den hinterlassenen 
Gedanken und Erinnerungen des Fiirsten Bismarck eine eingehende Betrachtung 
gewidmet, die unter dem Titel »Bismarck redivivus« erschien. 

Im Friihjahr 1898 wurde er von einem Schlaganfall betroffen, der zeit- 
weilig eine partielle Lahmung zur Folge hatte, den er aber vollstandig ttber- 
wand. Er hat noch ein Jahr lang des Lebens sich erfreut, hat die Genug- 
thuung gehabt, seine Lieblingsschopfungen, die Goldwahrung und die Reichs- 
bank, gegen alle AngriflFe gesichert zusehen und ist am i4.Marz 1899 eines sanften 
Todes gestorben. Auf dem alten jiidischen Kirchhofe in der Schonhauser Allee 
zu Berlin ruht er in der »Ehrenreihe« an der Seite seines Freundes Lasker. 

B. war eine harmonische Natur, wie sie selten auf Erden erscheinen. Mit 
einem schwachlichen Korper hat er es als ein wahrer Lebenskunstler zu einem 
Alter von 76 Jahren gebracht; mit einer schwachen Stimme war er einer der 
anziehendsten Redner im Parlament, in der Volksversammlung und beim 
Nachtisch in festlicher Versammlung. 

Goethes Wahlspruch: »H6chstes Gluck der Erdenkinder ist doch die 
Personlichkeit« war der seinige. Das Leben hatte ftir ihn Werth, weil er es 
mit Anmuth schmiicken konnte. Die Einrichtung seiner Zimmer waren vom 
besten Geschmack ; frische Blumen konnte er nicht entbehren. Allen Wissen- 
schaften, alien Ktinsten trug er ein warmes Verstandniss entgegen. In tiefster 
Seele verhasst war ihm das politische Banausenthum, das fur alle Fragen, die 
nicht die politischen Parteikampfe bertihren, kein Interesse hegte. 

Die Festigkeit der eigenen Ueberzeugungen hinderte ihn nicht daran, 
gegen die Ueberzeugungen Anderer Gerechtigkeit zu liben. Er glaubte an 
den Satz von dem zureichenden Grunde und wo ihm eine Erscheinung, die 
ihn befremdete, entgegentrat, sp&hte er nach ihren tieferen Ursachen. 

Sein Vermogen, das er nach der Beendigung der kaufmannischen Thatig- 
keit mitbrachte, hat sich in den dreissig Jahren, die er noch lebte, erheblich 
vermehrt, ohne dass er fur den Erwerb thatig war. Im Jahre 1870 betheiligte 
er sich noch an der Griindung der Deutschen Bank, hat dann aber jeder Be- 
theiligung an Unternehmungen geschaftlicher Art entsagt, um keine Conflicte 
mit seinen politischen Aufgaben hervorzurufen. 

Im Stillen hat er viel Wohlthatigkeit geiibt, nachdem er die Verhaltnisse 
gepruft hatte. Noch mehr ist er ein Wohlthater aller Derer geworden, die 
sich mit der Bitte um geistige Forderung an ihn wandten. Seine Musse stellte 
er Jedem zur Verftigung, an dem ihm ein geistiges Streben entgegentrat. In dem 
Herzen zahlreicher Freunde hat er sich ein unvergangliches Andenken gesichert. 

Die kleinen Aufsatze, die er geschrieben hat, beschranken sich nicht auf Politik 
und Volkswirthschaft. EinTheil enthalt biographische Schilderungen ; ein anderer 
Theil ergeht sich in unerschopf licher Lebensweisheit (iber gesellschaftliche Fragen. 

Literatur. Soweit einzelne seiner Schriften im Laufe der Darstellung erwahnt 
worden sind, sollen sie nicht noch ejnmal angeftihrt werden, Ftinf Bande »Gesammelte 
Schriften <f, die er von 1894 — 1898 herausgegeben hat, enthalten nur eine Auswahl dessen, 
was von allgemeinem Interesse ist. Eine Sarnmliing seiner Reden tiber Bank- und MUnz- 



X4<) Bamberger. Mailer. Nagel. 

fragen bereitet Ctrl Helfferich vor. B. hat Tageblicher hinterlassen, deren Herausgabe wr 
Zeit nicbt angangig ist und die Ubrigens nur an wenigen Stellen erhebliche Aufschlfisse 
zur Tagesgescbichte enthalten. Ferncr bat er begonnen »Erinnerungen« aufzuschreiben, 
die in der fragmentarischen Gestalt, in der sie nacb seinem Tode vorlagen, von Paul Nathan 
herausgegeben worden sind. Eine Denkrede auf ibn von Theodor Barth cnth&lt die 
»Nation« vom 18. Mfirz 1899. Die Preussischen JabrbUchcr vom Marz 1900 bringen von 
Daniels eine ausfubrliche Charakteristik in AnknUpfung an die Erinnerungen. Otto Hartwig. 
Ludwig Bamberger. Eine biograpbiscbe Skizze. Als Manuskript gedruckt. Marburg 1900. 

Alexander Meyer. 



Miiller, Moriz (senior), Thier- und Jagdmaler, * 8. April 1841 zu Munchen, 
f 3 1. Marz 1899 ebendas. Ein Sohn des durch seine effectvolle Beleuchtung 
ehedem vielgefeierten Carl Friedrich Moriz Miiller (genannt »Feuer- Miiller « f 
* 6. Mai 1807 in Dresden, f 8. November 1865 zu Mtinchen), besuchte das 
Gymnasium, dann die Forstschule, wendete sich an der Akademie zur 
Malerei, ging dann ausschliesslich zur Jagdmalerei iiber, wodurch er die 
Theilnahme aller Waidmanner, insbesondere unter dem hochsten preussischen 
und russischen Adel erwarb, der ihn nebst dem Herzog von Coburg, mit 
ehrenvollen Einladungen auszeichnete. Seine Verbindung der Thierwelt mit 
der entsprechenden Landschaft war immer eine ausserordentlich gliickliche; 
auch behandelte er gem verschiedenartige Stoffe als wirkungsvolle Gegen- 
stiicke. Zu seinen bekanntesten Bildern gehoren 1876: Ein Kampf ums 
Dasein; 1879: Edelwild im Gebirge; 1880: Vereitelte Gemspiirsche ; der 
angeschossene Hirsch; 1883: Waidmanns Heil!; Landschaft mit Hirschwild 
und mitGemsen; 1889: Angeschossener Fuchs von Hunden gefasst; Hiihner- 
hund mit Fasanen; 1890: Rehe im Walde; Saupark vor der Fiitterung; 
Verfolgtes Wild; Entwischt (vier Wildenten entfliehen dem beschleichenden 
Fuchs); Reineke im Walde; 1891: Treibjagd; Heimkehr; Herausforderung 
zum Kampf; Fliehende Gemsen; Streit um die Beute (ein Fuchs zerfleischt 
einen Hasen, von hungernden Raben umschwarmt); Hirsche im Walde (von 
Hunden verfolgt); 1892: Rehe im Walde (Winterlandschaft) ; Der Konig 
der Berge (Hirsch auf einer Anhohe); Edelwild im Hochgebirge; Waldesruhe 
(Rehe auf einer Holzlichtung) ; Hochgebirgslandschaft mitGemsen (im Vorder- 
grunde zwei kampfende Bficke) u. s. w. Eine grosse Anzahl dieser Bilder 
wurde durch Photographie, Holzschnitt und Farbendruck vervielfaltigt. — Ein 
gleichnamiger Sohn des Malers hat dieselbe Bahn mit gliicklichem Erfolge betreten m 

Vgl. Fr. v. Botticher, Malerwerke 1898. II, 105. Kunstvereins-Bericht f. 1899. S. 75. 

Hyac. Holland. 



Nagel zu Aichberg, Ludwig von, baierischer Major a. D., Pferdemaler, 
* 29. Marz 1836 zu Weilheim, f 8. September 1899 zu Mtinchen. Sohn 
eines koniglichen Landrichters, studirte zu Regensburg und Amberg, wo er 
ohne eigentlichen Zeichnen-Unterricht schon fruhzeitig durch seine Portraits, 
Bilderbogen und Caricaturen Aufmerksamkeit erregte, und, seit 1852 Cadett 
beim 5, Chevauxleger-Regiment zu Neumarkt (Oberpfalz;, Soldaten, Reiter 
und Pferde zeichnete. Im Jahre 1858 Junker und 1859 Leutnant im 
2. Curassier-Regiment zu Landshut gab N. 1862 »Skizzen zum neuen Reit- 
system^ heraus, welche von dem damals zufallig in Landshut auf Besuch 
weilenden Meissonier ausserordentlich gtinstig beurtheilt wurden, so dass der 



NageL Petzl. 141 

bertihmte franzosische Maler ernstlich in N. drang, die Militarlaufbahn aufzu- 
geben und sich unter seiner Leitung in Paris ganz der Kunst zu widmen. 
Dem Wunsch der Familie folgend, blieb N. bei dem erwahlten Beruf, machte 
als Oberleutnant den Krieg 1866 mit, zog 1870/71 als Regiments- Adjutant 
und Rittmeister nach Frankreich, wurde zum General-Commando Wiirzburg 
versetzt, trat aber 1877 in Folge korperlichen Leidens in den Ruhestand. 
Hatte er schon aus diesen Feldzligen eine reiche Sammlung von Skizzen und 
Studien mitgebracht, wovon eine Auswahl im photographischen Verlag von 
Hanfstangl 1872 erschien, so schulte er jetzt sein autodidaktisches Talent 
ernstlich unter der Leitung des Prof. Wilhelm von Diez und malte mehrere 
kleine Oelbilder und Aquarelle, gab aber doch Palette und Pinsel auf und 
wiihlte den seiner Natur am meisten zusagenden Stift des Zeichners und 
Illustrators. Ein hochst dankbares Publikum gewann N. durch seine heiteren 
Beitrage zu den »Fliegenden Blattern« und den »Munchener Bilderbogen«. 
Daraus entstanden die »Militarischen vier Jahreszeiten«, die zuerst unter dem 
Pseudonym eines »Van Oos« erschienen, dann der unlibertreffliche »Major 
Kreuzschnabel « und andere Militarhumoresken (Text von Carl Zastrow), das 
reichhaltige »Nagel-Album«, die »Scenen aus dem Leben der Reiter und 
Fahrer«, die insgesammt in Buchform bei Braun & Schneider in vielfachen 
Auflagen in die Welt gingen. N. war kein Pferde-, Portrait- und Sportmaler, 
er schilderte, ebenso wie der Radirer Johann Adam Klein (1792 — 1875), das 
Pferd im Dienste des Menschen, an der fleissigen, mtihevollen Arbeit, zwar 
vielfach als Zug- und Lastthier, aber auch verwendet zur Freude, zum ver- 
gntiglichen Schmucke des Lebens. Ihm gelangen vorziiglich die Pferdehandler 
und Rosstauscher, Zigeuner und Hebraer, das Pferd im Militardienst und 
unter der bauerlichen Faust, das Ackerpferd und der gequalte Karrengaul, 
das Thier an der Droschke und am Train, am Wasserfasse des Strassen- 
spritzers wie unter der leichten Last des Sonntagsreiters, in der Reitschule — 
kurz in alien Varianten aus der »guten alten«, der neueren und der allerneuesten 
Zeit. Mit derselben Leichtigkeit handhabte N. die Caricatur, wobei er mit 
echter Bonhomie sich selbst am wenigsten verschonte (vgl. Fritz von Ostini 
im 15. Heft der »Kunst fiir Alle«, 1. April 1892). Dergleichen Prachtleistungen 
cursirten sachgemiiss nur im engeren, familiaren Kreise, z. B. bei den »Pappen- 
heimern« oder den vergnliglichen »Niederlandern«, zwei costiimirten Gesell- 
schaften, in welchen unser KUnstler als die verkorperte Heiterkeit, als eine 
unversiegbare Quelle der frohlichsten Laune verehrt und gefeiert wurde. Er 
hatte die Gabe, seine ernsten und burlesken Schopfungen, wenn ihre Durch- 
bildung ihm auch viele MUhe und beobachtendes Studium kosteten, mit der 
anscheinendsten Leichtigkeit hinzuschreiben ; man konnte ihn den Hacklander 
unter den Zeichnern heissen. Seine Arbeiten werden ihm noch lange Zeit 
ein gutes Andenken sichern. Und dann erst wird man ihn culturhistorisch 
behandeln ob der Treue und Wahrheit, womit er seine Zeit erfasst und ab- 
geschildert hat. 

Vgl. MUller-Singer, Lexikon 1898,111,280. Fr. v. Btttticher, Malerwerke 1898 
II, 123. No. 251 »Allgem. Ztg.«, 10. September 1899. »Kunst ftir Alle«, XV. B. 3. Heft 
S. 68 vom 1. November 1899 (mit Portrait). Kunstvereins-Bericht f. 1899 S. 76 fT. 

Hyac. Holland. 

Petzl, Ferdinand, Architekturmaler, * 19. Oktober 1819, f 15. Oktober 1899 
zu Mtinchen. Im Hause seines Vaters, eines Geometers an der k. Steuer- 



14* Petil. 

kataster-Commission, war der Sammelplatz vieler, mehrentheils norddeutscher 
Maler, welch e, angezogen von dem alteren Genremaler Joseph Petzl (1803 
bis 187 1), mit demselben im regsten Wetteifer schufen. Das Vorbild des 
alteren Bruders filhrte auch unseren Ferdinand auf ahnliche Wege. Joseph P. 
hatte auf weiten Reisen in Norddeutschland, Danemark und Schweden, am 
Rhein und zu Diisseldorf, in Italien, Griechenland und Constantinopel eine 
Menge fremdlandischen Materials gesammelt und in sehr gut gezeichneten, 
farbenprachtigen Bildern mit grossem Erfolge verarbeitet; er genoss durch 
seine frohliche Laune und als Hauptmitwirkender der damaligen Kiinstler- 
feste grosses Ansehen. Unter seiner Leitung widmete sich Ferdinand P., 
nachdem er die polytechnische Schule und die Akademie besucht hatte, zu- 
erst dem Portrait und malte viele kleine, sorgsam ausgefiihrte Bildnisse, ging 
aber bald nach dem Beispiele von Wilhelm Gail, Michel Neher, Quaglio und 
Anderen zur Architekturmalerei tiber, wozu er auf vielen Reisen durch Alt- 
baiern , Franken , Schwaben, am Rhein, in der Schweiz, Tirol und Oberitalien 
die merkwtirdigsten Rathhauser und Kirchenbauten zeichnete und mit der 
ihm eigenen Sorgfalt in Aquarellen und Oelbildern zur Darstellung brachte. 
Manches erschien auch in Stahlstich, so die Stadte-Ansichten von Donauworth 
und Nordlingen in dem »Malerischen Bayern«, welches damals der Buch- 
handler Georg Franz in hiibscher Ausstattung herausgab. Fast alljahrlich 
brachte P. kleine, anziehende Bilder in den Kunstverein, weiche stets bereit- 
willige Kaufer fanden, z. B. eine Partie aus der Martins-Kirche zu Landshut 
(gestochen von Poppel 1846); die Georgen-Capelle auf der Trausnitz (1847; 
lithographirt von E. Wagner im Konig Ludwig- Album und als Farbendruck 
in dem Prachtwerke des K. M. Freiherm von Aretin »Alterthumer und Kunst- 
denkmale des Baierischen Herrscherhauses«); die Pfarrkirche zu Dinkelsbtihl 
(1848); aus dem Allerheiligenstift zu Schaffhausen (1849); aus Maria Einsiedel 
in der Schweiz (1850); aus St. Ulrich in Augsburg (1852); das Stadthaus zu 
Ueberlingen; die Stiftskirche zu Ellwangen; der Mtinster zu Ulm (1854); die 
Jakobs-Kirche zu Rothenburg (1859); die stattlichen Rathhauser zu Lindau 
(1862), Constanz, Nordlingen (1863) und Wetzlar; eine Partie aus Innsbruck; 
Stein am Rhein (1864); Stiftskirche zu AschafTenburg (1865); das Rathhaus 
zu Bamberg (1868) und der Obstmarkt zu Bozen (als Holzschnitt in der 
Gartenlaube 1873 S. 719) mit der Ansicht jenes jetzt vollig umgebauten Gast- 
hauses, woselbst Goethe auf seiner italienischen Reise 1786 wohnte, — eine 
fiir jeden Goethe-Forscher erfreuliche Abbildung! Von seinen ofters wieder- 
holten Studienfahrten nach Oberitalien brachte P. immer reiche Ausbeute, wie 
den »Fischmarkt in Venedig« (1870), »Aus dem Innern der Marcus-Kirche* ; 
eine Ansicht der Maria della Salute (1872); Erinnerungen an Riva, an den 
Domplatz in Trient, einige Palastbauten am Canale Grande (1874), den Hafen- 
platz in Torbole und andere Scenerien aus Verona, Belluno und Feltre (1882)- 
Ebenso reizten ihn aber auch die malerischen Schonheiten von Alt-Miinchen 
mit den jetzt grosstentheils verschwundenen Thoren, Thiirmen und dem ehe- 
maligen Winkelwerk der Strassen mit ihrem holperigen Terrain und den 
schiefen Hauserfagaden. Seine darauf beziiglichen Bilder mit den cultur- 
historischen Staffagen erwarb regelmassig der deshalb gewiss doppelt hoch- 
wohllobliche Magistrat und vereinte sie nachmals in dem neuen historischen 
Museum der Stadt, wo sie nebst den Bildern von Dillis, I.ebsch^e, A. Seidel, 
Anton Hochl u. A. zu jenen Perlen zahlen, weiche ob ihrer diplomatischen 
Treue von Jahr zu Jahr an historischem Interesse gewinnen. Ebenso hatte 



Petzl. 1 ^ j 

er sich das stattliche Bauwerk der altehrwtirdigen Frauenkirche mit ihrem im 
Laufe der Jahrhunderte nachgewachsenen Capellenschmuck, welcher durch die 
neuere Restauration nur zu bereitwillig aufgegeben und kurzweg vertilgt 
wurde, als besonderes Object ftir seine sorgfaltigen Studien, gleichsam als eine 
Domane seiner Kunst ausgewahlt. In vielen grosseren und kleineren, in un- 
ermudlichem Eifer immer wieder neubearbeiteten Bildern (eine schone Collec- 
tion dieser Art erwarb 1867 Konig Ludwig II. ftir die neue Pinakothek) lieferte 
P. eine grosse Zahl von Ansichten, denen die alien seinen Arbeiten eigene 
Wahrheit in Farbe und Zeichnung nachgeriihmt werden muss. Eine ahnliche 
Vorliebe hegte er fur das alterthiimliche Meran und das benachbarte Lana, 
wo er, schwelgend in der herrlichen Umgebung, die letzten zwei Decennien 
seiner Sommerfrische zu geniessen liebte, bis ein leichter Schlaganfall diesem 
harmlosen Vergnligen und damit bald auch der Austibung seiner Kunst ein 
Ziel setzte. Die Last der Jahre machte sich plotzlich ftihlbar, nachdem unser 
Maler mit dem ublichen Rucksack, Bergstock und Skizzenbuch noch als Zwei- 
undsiebzigjahriger den Wendelstein erstiegen hatte. Dann ging es langsam 
abwarts. P. war bei aller Einfachheit doch eine complicate, vorwiegend aber 
philisterios veranlagte Natur £ la Carl Spitzweg; fur einen Charakterzeichner 
wie Hacklander ware P. eine Fundgrube gewesen; Marie von Eben-Eschenbach 
hatte in ihm ein unschatzbares Vorbild zu einem neuen, artistischen » Bertram 
Vogelweid« gefunden. Neben vielen selbstqualerischen Schrullen, wozu ein 
Niefertigwerden und fortwahrendes Aendern und Verbessern seiner Bilder ge- 
horte, besass P. als hartgesottener Junggeselle ein angeerbtes Ingenium zu 
peinlicher Sparsamkeit und knauseriger Aengstlichkeit fur sich selbst, wahrend 
er zeitweise wieder grossmilthig eine offene Hand zeigen konnte. In Summa 
aber iiberwogen seine liebenswtirdigen Eigenschaften. In erster Reihe stand 
eine unerschtitterliche Wahrhaftigkeit und Treue, die er als Mensch und 
Klinstler zeitlebens bewahrte. Er ehrte das Andenken seiner Eltern und Vor- 
fahren — darunter der Akademiker und Satiriker Jos. Petzl (1764 bis 181 7); 
sein von J. G. von Edlinger gemaltes Bildniss hing immer im Atelier unseres 
Kunstlers, auf welchen eine gute Dosis seiner humoristischen Ader uber- 
gegangen war. An dem unscheinbarsten Familien-»Urvaterhausrath« klammerte 
sich seine pietatvolle Tradition fest. Daneben erfreute er sich einer feinen, 
kleinen, sorgsam gehegten und immer erweiterten Galerie von seinen besten 
Zeitgenossen. Alterthiimliche Kannen, Humpen, Krlige, Teller und anderweitiger 
Atelierschmuck von Kasten und Kastchen, Truhen und Sttihlen vervollstandigten 
sein»antiques« Mobiliar, welches miteiner ungeheueren Fiille von Skizzen, Studien, 
Photographien und Stichen bei verschiedenen Um- und Ausztigen als liebwerthe, 
unverausserliche Last immer neuen Anlass zu Klagen gab, aber jedesmal bereit- 
willig mitgeschleppt wurde. Dieselbe Anhanglichkeit bewahrte er alien seinen 
Geschwistern, ihren Kindern und alien Verwandten. Er war ein wahrer, mit- 
flihlender und theilnehmender Freund. Mit rtihrender Gutmtithigkeit ein Ver- 
ehrer und Pfleger der Kunst und ihrer Trager, besass er von alien frliheren 
Zeitgenossen, Mitstrebenden und Bekannten ein wahres Conversations-Lexikon 
von Erinnerungen, welche er leider nie in Schrift brachte, obwohl er, wenigstens 
in Briefen, sehr anmuthig zu schildern vermochte. Er hing mehr an der Welt, 
als sie an ihm; der Abschied mag ihm demgemass nicht leicht geworden sein. 

Vgl. Das geistige Deutschland 1898. I, 521. Abendblatt 257 »Allgemeine Zeitung« 
16. September 1899. Kunstvereins-Bericht fttr 1899. S. 78 ff. 

Hyac. Holland. 



144 Enderaantt. 

Endemann, Wilhelm, Universitatsprofessor fur Civilprozess und Handels- 
recht, * 24. April 1825 zu Marburg (Hessen), f 13. Juni 1899 zu Cassel. Sein 
Vater, * 6. April 1792 als Sohn des Gymnasialdirectors E. zu Herzfeld, war 
Obergerichtsassessor in Marburg, spater President des Obergerichts zu Cassel, 
f 6. April 1878 ebenda. Wilhelm E. besuchte 1835 — 43 das Gymnasium zu 
Cassel, 1843 — 46 die Universitaten Marburg und Heidelberg, wurde 1846 
Referendar, 17. Marz 1853 Amtsassessor in Fulda, 22. Mai 1856 dort Ober- 
gerichtsassessor. Zufolge seiner civilprozessualen Arbeiten, in denen er die 
damals noch herrschende formale Beweistheorie bekampfte (Archiv f. d. civil. 
Praxis Bd. 41, 42 und 43), der Schriften »Das Princip der Rechtskrafu, 
Heidelberg i860, und »Die Beweislehre des Civilprozesses«, ebenda i860, 
wurde er am 8. Januar 1862 von der Universitat Jena zum Ehrendoctor er- 
nannt und bald danach dorthin als Professor fur Civilprozess und Handels- 
recht, zugleich als Rath an das Oberappellationsgericht berufen. Er war 
1867 — 70 Mitglied der Commission zur Berathung einer deutschen Civil- 
prozessordnung, auch Mitglied des Norddeutschen Reichstages und in der 
ersten Legislaturperiode auch des Deutschen Reichstages. Auf Antrag der 
Bonner juristischen Facultat wurde er am 13. Juli 1875 als ordentlicher Professor 
fiir Handelsrecht, Civil- und Strafprozess wie Staatsrecht nach Bonn berufen, 
am 4. Juni 1884 zum Geheimen Justizrath emannt und feierte, hochgeehrt 
wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft und die studirende Jugend, am 
24. April 1895 se i nen siebzigsten Geburtstag. Ein Herzleiden nothigte ihn t 
die alte Gewohnheit von Bergtouren durch das Siebengebirge, dann auch 
seine Berufsthatigkeit einzustellen. Durch Erlass vom 18. December 1895 er- 
hielt er vom 1. April 1896 an Entbindung von seinen amtlichen Verpflichtungen 
unter Gestattung der Verlegung seines Wohnsitzes und Verleihung eines Ordens. 
Er kehrte in die ihm Hebe alte Heimath Kurhessen zuriick und erfreute sich 
der glanzenden Laufbahn zweier Sohne, deren alterer, Friedrich, jetzt Pro- 
fessor des Civilrechts in Halle, deren jiingerer, Adolf, z. Z. Director der 
Hannoverschen Bank in Hannover ist. Er erlag endlich einem Anfall seines 
Herziibels. — E.'s Hauptarbeiten gelten dem Civilprozess- und Handelsrecht. 
In jener Richtung widmete er, um seine reformatorischen Ideen entwickeln 
zu konnen, dem alten Prozess eine Darstellung »Das deutsche Civilprozess- 
rechu, 2 Abth., Heidelberg 1867 — 68, nachdem er 1866 im Arch. f. d. civil. 
Praxis, Bd. 49, den preussischen Entwurf einer Civilprozessordnung besprochen 
hatte. Zu seinem Bedauern gelang es ihm nicht, bei den weiteren Arbeiten 
auf diesem Gebiete seinen Anschauungen zu grosserer Anerkennung zu ver- 
helfen. Das neue Reichsrecht behandelte er spater in der Schrift »Der deutsche 
Ci vil prozess «, 3 Bande, Berlin 1878 — 79, der dann »Das deutsche Concurs- 
verfahren«, Leipzig 1889, folgte, auch Beitrage zum »Magazin fur das deutsche 
Recht der Gegenwart«, Bd. 5, und zur »Zeitschrift fiir den deutschen Civil- 
prozess«, Bd. 4, 12, 15, 18, und »Die Entwicklung des Beweisverfahrens im 
deutschen Civilprozess seit 1495*, Bonn 1895. Seiner Geistesrichtung, die 
darauf ausging, »den wirthschaftlichen Kern der Dinge zu sehen, der reichen 
Gestaltung und freien Bewegung der Wirklichkeit Rechnung zu tragen und 
Formalien zur Seite zu schieben« — wie Landsberg in seinem Nekrolog sich 
ausdrdckt — , entsprach aber vornehmlich die Beschaftigung mit Handelsrecht. 
Er begann hier mit »Mittheilungen und Bemerkungen liber den (Entwurf eines 
deutschen Handelsgesetzbuches in seinen drei ersten Buchern«, Erlangen 1858, 
vollendete Brinkmanns Lehrbuch des Handelsrechts, Heidelberg i860, schrieb 



Endemann. 1^5 

>Ueber Geschlossenheit und Zwangsverkoppelung der landlichen Giiter«, 
Cassel i860, ein »Landliches WasserrechU, ebenda ii562, verschiedene Artikel 
in die Cottasche Vierteljahrsschrift (1859 — 65), endlich ein Lehrbuch dieser 
Materie, »Das deutsche HandelsrechU, Heidelberg 1865, 4. Auflage 1887, in 
dem er das Recht statt aus wesenlosen Fictionen einer abstracten Schuld- 
doctrin auf der Grundlage des wirklichen Lebens aufzubauen versuchte. Mit 
mehreren anderen Fachmannern veroffendichte er 1881 — 85 in vier Banden 
ein grosses Handbuch des Handels-, See- und Wechselrechts mit eigenen Bei- 
tragen ttber die Lehre vom Handel und Handelsrecht in Band I, liber die 
Lehre von den Sachen oder Waaren und die Arbeit in Band II, ttber Be- 
arbeitung und Verarbeitung in Band III. Dieses Werk erfuhr eine italienische 
Bearbeitung von C. Betoccchi und A. Venditti, Napoli 18928*. Die Arbeit 
von Joh. Kuntze (iber Wechselrecht gab er unter Mitwirkung von Brachmann 
Leipzig 1884 heraus. Ein Ergebniss seiner auf ministeriellen Wunsch in Elber- 
feld beziehungsweise Koln gehaltenen Vorlesungen war sein Werk »Das Recht 
der Eisenbahnen nach den Bestimmungen des Deutschen Reiches und Preussens«; 
Leipzig 1886. Als sein Hauptwerk von bleibendem Werthe sind anzusehen 
seine »Studien in der romanisch-kanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre«, 
Berlin I 1874, II 1883, in denen er besonders die scholastische Wucherlehre 
in alien ihren Verzweigungen darstellte. Als Vorarbeit gehtfrt dazu ein Auf- 
satz in B. Hildebrands Jahrbb. flir National 6k onomie und Statistik, Band I, 
der Vortrag tiber »Die Bedeutung der Wucherlehre « in der Virchow-Holtzen- 
dorff-Sammlung, Berlin 1866. Von einem geplanten grossen Werke ttber den 
Zusammenhang von Recht und Wirthschaft erschien »Die Behandlung der 
Arbeit im PrivatrechU (Jahrbb. f. Nat.-Oekon. u. Stat. 3.Folge, Bd. 12, 1896; 
auch separat). Als weitere Schriften sind zu erwahnen >Die Entwicklung dfer 
Handelsgesellschaften* (in der Virchow-Holtzendorff-Sammlung, Berlin 1867, 
2. Aufl. 1872); »Die Rechtshttlfe im Norddeutschen Bunde«, Berlin 1869/70; 
»Das Btirgerliche Gesetz betr. die Commanditgesellschaften auf Actien und 
die Actiengesellschaften vom 11. Juni 1870*, ebenda 1870; »Die Einstellung 
des Civilprozessverfahrens zu Gunsten der Militairpersonen«, ebenda 1870; 
»Das Gesetz betr. das Urheberrecht an Schriftwerken . . vom 11. Juni i87o«, 
ebenda 187 1; »Der Markenschutz nach dem Reichsgesetz vom 30. November 
1874*, ebenda 1875; »Die Haftpflicht der Eisenbahnen, Bergwerke . .«, ebenda 
1876, 3. Aufl. 1885. Ausserdem zahlreiche Gutachten flir Behorden und Private, 
auch ttber den russischen Entwurf einer Wechselordnung, woftir ihm der russische 
Stanislausorden 2.Klasse zuTheil wurde. — Als Lehrer war E. in seinemVortrage 
klar, anregend und geistvoll; in alien Lagen des Lebens zeigte er sich als einen 
scharf ausgepragten Charak ter von grosster Offenheit, in derFamiliealsselbstlosen, 
sich aufopfernden Gatten und Vater. In politischer Beziehung war er in Kurhessen 
und in den Rheinlandenweithin als eine Sttttze der nationalliberalenParteibekannt; 
mitgrossenOpfernvertraterihreSachebisin die 8oer Jahre. Der Niedergang dieser 
Partei war ihm eine der schmerzlichstenErfahrungen, ein nie ttberwundenerSchlag. 

Nach dem Nekrolog von Ernst Landsberg in der Zeitsch rift fUr den deutschen Civilprozess, 
Bd^XXVI, und dem Leitartikel der Bonner Zeitung No. 148 vom 23. Juni 1899, Jurist. Literature 
blatt No. 106 vom 1. Juli 1899 (Oetker); — Deutsche Juristen-Zeitung 1899 S. 272. — Krit. 
Vschr. X 437 - 741 (Dahn); XII 1— 19 (Bfllow); XVII 444—447 (Zorn). — Goldschmidts Zeit- 
schrift I 360; IV 467; VIII 643. — GrUnhuts Zeitschrift II 617—623 (Inama); III 356, 795'; 
VIII 387 (v. Canstein); XI 483; XVII 356; XXV 195; — Rechtsforschung und Rechtsunter- 
richt auf den deutschen Universit&ten, hrsg. von O. Fischer, Berlin 1893, S. 60—62. 

A. Teichmann. 
Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. XO 



146 * Du Prel. 

Da Prel, Carl, Freiherr, * 3. April 1839 zu Landshut in Niederbayern, 
f 5. August 1899 in Heiligkreuz bei Hall in Tirol, Kgl. bayerischer Haupt- 
mann a. D., erblicher EhrenbOrger der Stadt Freiburg i. d. Schweiz, philo- 
sophischer Schriftsteller, Dr. phil. der Universit&t Tubingen. — Der franzosisch 
klingende Name der Familie Du Prel ist auf ihre burgundische Abstammung 
zuriickzufuhren. Das alte Adelsgescblecht wurde spater in Luxemburg an- 
s&ssig. Als Carl D. P. als der zweite Sohn des Advocaten Max Frhrn. D. P. 
in der ehemaligen bayerischen Universitatsstadt Landshut geboren ward, war 
die Familie jedoch langst gut deutsch geworden. D. P. war schon als Offi- 
cier ein gltihender deutscher und bayerischer Patriot, jedoch ohne particula- 
ristische Anwandlungen, und, wenn man will, kann man hochstens in dem 
feinen Witz und Esprit, sowie in seiner von Kindheit auf trefflichen Be- 
herrschung der franzosischen Sprache in Wort und Schrift Spuren der fremden 
Abstammung der Familie erblicken. Als der kleine Carl fiir das Gymnasium 
reif wurde, tibersiedelte die Familie nach Miinchen, wo er das Kgl. Ludwigs- 
Gymnasium besuchte und Aufnahme in der Kgl. Pagerie fand. Fiir den Vater 
D. P.'s stand es natiirlich fest, dass sein Carl wie auch zwei andere Sohne — 
ein vierter fiel im grossen Jahr 1870/71 — Jurist werden miisse, und Carl bezog 
denn auch 1857 die Milnchener Universitat, wo er zwar juristische Facher, 
daneben aber auch philosophische horte. Mit den ersteren konnte er aber 
sich so wenig befreunden, dass er, als ihm die Eltern keine andere »standes- 
gemasse« Wahl liessen, zwei Jahre spater, als 1859 Bayern vortibergehend 
mobilisirte und er als absolvirter »Page« den Vorzug haben konnte, gleich 
Officier zu werden, kurz entschlossen die militarische Laufbahn ergriff. Er 
trat als Leutnant ins 2. Infanterie-Regiment und lag meist in pfalzischen 
St ad ten (Landau, Germersheim), spater auch in Miinchen in Garnison. D. P. 
hat zwei Feldzilge mitgemacht: im Jahre 1866 focht er in der fiir Bayern 
ungliicklichen Schlacht bei Kissingen und wurde Oberleutnant, und 1870/71 
wurde dem Hauptmann seiner Sprachkenntnisse wegen das Depot franzosischer 
Gefangener in Neuburg a. D. (ibertragen. 

Nach dem Feldzug nahm D. P. seinen Abschied: theils seiner immer 
etwas zarten Gesundheit wegen, theils aber um sich nun riickhaltlos seinen 
Lieblingsstudien widmen zu konnen. Dass active und pensionirte Officiere 
auch wissenschaftliche Neigungen haben, ist zwar im heutigen Deutschland 
keine Seltenheit mehr, aber selbst heute mag es nicht alle Tage vorkommen, 
dass ein blutjunger Leutnant mit Begeisterung Philosophie treibt und durch 
seine Erstlingsschrift sich den Doctorhut erwirbt. In diesem kleinsten Leutnant 
der Armee aber paarte sich Humor, muthige Entschlossenheit und ernster 
wissenschaftlicher Sinn in seltenstem Grade. Schon als junger Officier hielt 
sich D. P. zu gleichstrebenden Freunden, die sich zu einem Bund, der »Arkas« 
hiess, zusammengefunden hatten. Man vereinigte sich in einer Weinstube zu 
ernsten Discussionen und Debatten, sowie zu frohlichem Scherz. Dort fanden 
sich Robert v. Hornstein, ein Schtiler Rich. Wagners und Schopenhauers, 
Heinrich N06, Martin Greif, Adolf Bayersdorfer u. A. ein — Freunde, die 
dem Philosophen und Menschen auch durchs fernere Leben treu verbunden 
blieben. FUr das Leben der Grossstadt, fiir die grosse Gesellschaft hatte 
D. P. zeitlebens keinen Snn; der Verkehr mit wenigen guten Freunden, mit 
eben solchen Blichern und die unerschopfliche Schonheit der Natur ftillten 
ihn ganz aus. Damals huldigte er noch einer regen Wanderlust, die ihn 
spater zum Nachtheil seiner Gesundheit vollig verliess. Im Januar 1874, 



i 



Du PrcL 147 

also im Winter, ging er mit Freund Nod zu Fuss tiber die Tauern nach 
Venedig. So hat er Tirol, Dalmatien, Montenegro und Italien durchwandert 
und was er gesehen, in einem heute mit Unrecht vergessenen Buche »Unter 
Tannen und Pinien* (Berlin 1875) niedergelegt, dessen Naturschilderungen 
hinter denen seines Freundes Nod nicht zurttckstehen. Die erste Schrift 
jedoch, die er uberhaupt drucken liess, wurde zugleich zur merkwiirdigen 
Vorbedeutung fiir die ganze Richtung seines spateren Lebens. Im Mai 1868 
war in der Cottaschen Vierteljahrsschrift eine kleine Schrift »Oneirokriti- 
kon, der Traum vom Standpunkt des transcendentalen Idealismus« von ihm 
erschienen, die dem Oberleutnant den Doctor philosophiae der Universitat 
Tubingen eintrug. Die scharfsinnige Untersuchung Uber das Wesen des 
Traumes wurde fur ihn, fast 20 Jahre spater, zur Pforte, durch die er sein 
eigentliches Arbeitsfeld betreten sollte. Vorerst aber schrieb er Kritiken eben 
erschienener philosophischer Bticher, und die damalige Blttthezeit der Philo- 
sophic des Unbewussten riss ihn mit einem Male mitten in die Tagespolemik 
hinein. Mit seiner frischen, humorreichen Schrift »Der gesunde Menschen- 
verstand vor den Problemen der Wissenschaft; in Sachen J. C. Fischer 
contra Eduard von Hartmann* (Berlin 1872) ergrifF er entschieden Partei ftir 
letzteren und erregte dadurch das erste Aufsehen. Hartmann aber bedeutete 
ftir D. P. nur einen Uebergang; er hielt sich lieber an das so unvergleichlich 
hohere Vorbild, . an Schopenhauer, an dessen klarem classischen Stil er sich 
auch gebildet hat. 

D. P. hat immer und immer wieder darauf hingewiesen und legte im 
Angesicht seiner zahlreichen Gegner auch das grOsste Gewicht darauf, dass er 
durch die Naturwissenschaft zur Philosophic gekommen sei. In der That 
bildet die Grundlage seines ganzen spateren Schriftthums die naturwissen- 
schaftliche Periode, die bei ihm Anfang der 7oer Jahre beginnt und deren 
erste grosste Frucht das Buch »Der Kampf urns Dasein am HimmeU 
(Leipzig 1873) die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt zum ersten 
Male und am entscheidendsten auf ihn gelenkt hat. Sie ist auch zugleich 
die einzige seiner Schriften geblieben, die drei Auflagen erlebt hat; die dritte, 
stark vermehrt, erschien unter dem Titel »Entwjcklungsgeschichte des 
Wei tails, Entwurf einer Philosophic der Astronomies (1882). Hier und 
noch mehr in der erganzenden, kleineren Schrift »Die Planetenbewohner 
und die Nebularhypothese, neue Studien zur Entwicklungsgeschichte des Welt- 
alls* (1880) versucht D, P. mit grosser KUhnheit und genialem Scharfsinn, 
die Darwinsche Theorie Uber die Erde hinaus auch auf die ubrigen Welt- 
korper, auf das ganze Weltall auszudehnen und so die natlirliche Auslese als 
ein fiir das Universum geltendes Gesetz nachzuweisen. Die dazumal streng 
materialistische Wissenschaft fand nur an dem ersteren Werke ausserordent- 
lichen Geschmack, sodass sich sogar der Popularphilosoph Ludwig Btichner 
veranlasst fand, Motti daraus fur sein Buch »Kraft und Stoff« zurechtzumachen, 
die er in den spateren Auflagen freilich wieder fortliess, denn die Uberaus 
klihnen Hypothesen der » Planetenbewohner « hatten ihn wie die Anderen 
dartlber belehrt, wo D. P. hinaus wollte. 

Fast gleichzeitig wie in seinem SchafFen war auch in seinem Leben ein 
Wendepunkt gekommen. Von 1876 — 1879 hatte D. P. zumeist in Brixen an 
Eisack sich aufgehalten. Dort lernte er seine spatere Frau, eine junge Wittwe, 
kennen, deren gtinstige Vermogensverhaltnisse iKm ermoglichten, ohne jede 
Rlicksicht auf s Geldverdienen zu studiren und zu schreiben. Und das war, 

10* 



148 Du PrcL 

da sich seine Frau auch ausserdem seiner Sonderart aufs Glticklichste anzu- 
passen verstand, flir ihn ein umso grosseres Glttck, als der ideal gesinnte, 
den praktischen Lebensanforderungen vielfach mit naiver Verwunderung gegen- 
iiber stehende, filr sich personlich allerdings ausserst anspruchslose Philosoph 
weniger als jeder Andere fahig gewesen ware, um des Geldes willen zu philo- 
sophiren — ganz abgesehen davon, dass dies in Deutschland noch weniger 
als anderw&rts Aussicht auf Erfolg hatte. Das Geld schatzte er nur, insofern 
es ihm die Moglichkeit bot, Gutes zu thun — denn D. P. war »edel, half- 
reich und guU durch und durch — und eine in ihrer Art einzige Bibliothek 
zusammenzubringen. Wenn er sich noch mehr wtinschte, so war es immer 
nur, um im grttsseren Massstabe experimentiren und so, wie er glaubte, die 
praktischen Beweise filr seine Philosopheme zu erbringen. Er war darin von 
einem unversieglichen enthusiastischen Optimismus und scheute frliher wenigstens 
nicht leicht eine Reise, die ihn mit einem bertihmten > Medium* zusammen- 
brachte. Seine Frau nahm an seinen Bestrebungen regen Antheil und wurde 
jedenfalls friih schon mit ihnen vertraut, entstanden ja die »Planetenbewohner« 
gewissermassen auf der Hochzeitsreise! Dasselbe Jahr zeitigte aber noch eine 
Schrift auf asthetischem Gebiete, das er spater trotz seiner Erfolge nie mehr 
betreten hat: seine »Psychologie der Lyrik, Beitrage zur Analyse der 
dichterischen Phantasies (Leipzig 1880). Aus der Lyrik der letzten Jahrzehnte, 
insbesondere aber seines Freundes Martin Greif, tragt das kleine Buch Bei- 
spiele zusammen, um darauf eine tiefgriindige Untersuchung tlber die noch 
dunklen Vorgange beim dichterischen Schaffen der Psyche anzustellen. Leider 
ist D. P. nie mehr auf dieses Thema zurilckgekommen, flir das er eine ent- 
schiedene Begabung mitgebracht hatte. Eine nur durch Studien ausgefttllte 
Pause von fast flinf Jahren bereitet nun sein erstes Hauptwerk vor, dem, wie 
oben bemerkt, schon die Dissertation »Oneirokritikon« gewissermassen das 
Prognostikon gestellt hatte. Die unmittelbare aussere Veranlassung, dass sich 
D. P. mit den noch wenig erforschten geheimnissvollen Vorg&ngen der mensch- 
lichen Seele, mit Hypnotismus, Somnambulismus und Spiritismus, die er spater 
unter den Namen Occultismus und Mystik — Beides nicht ganz zutreffende 
Bezeichnungen in Ermangelung besserer — zusammenfasste, zu beschaftigen 
begann, erzahlt er selbst in einem an Carl Kiesewetter, den inzwischen jung 
verstorbenen Verfasser der gross angelegten »Geschichte des Occultismus*, 
gerichteten Briefe: » Den A ns toss gab ein Erlebniss in Germersheim schon als 
Leutnant, wovon meine Promotionsschrift ,Der Traum vom Standpunkt des 
transcendentalen Idealismus' berichtet. Philosoph wurde ich durch Schopen- 
hauer, den ich noch immer sehr verehre. Hartmann hat nur insofern Einfluss 
gehabt, als er in der ,Philosophie des Unbewussten 1 das Thor in die dunkle 
Grotte aufthat, in die ich eintrat, aber etwas ganz Anderes fand als er. Dann 
studirte ich Darwin, fand, dass sein Princip der indirecten Auslese des Zweck- 
massigen allgemeiner Verwerthung tiber die Biologie hinaus erheische, wendete 
es auf die Astronomie an (Entwicklungsgeschichte des Weltalls). Die letzten 
Probleme der Astronomie behandelte ich in einer eigenen Schrift (Planeten- 
bewohner) und damit stand ich zu meinem eigenen Erstaunen vor der eigent- 
lichen Mystik. Ich wollte dann den Spiritismus studiren, fand, dass er isolirt 
nicht studirt werden kann, Hess ihn liegen, studirte Magnetismus und Somn- 
ambulismus, d. h. das Hineinragen des Menschen in die Geisterwelt statt 
des Hereinragens der Geisterwelt in die unserige. Meine Experimente in 
Wien (,Probleme fUr Taschenspieler') brachten mich wieder auf den Spiritis- 



Du Prel. 149 

mus. Es fehlte mir aber das Geld zu Experimentiren, daher die vorwiegend 
philosophische (theilweise historische) Behandlung des Gegenstandes.« D. P. 
1st also, was er immer wieder gern betonte, von den Naturwissenschaften aus- 
gegangen und hat auch in seinen ktihnsten Hypothesen seine grttndliche wissen- 
schaftliche Vorbildung niemals verleugnet. Zu einer Zeit, als die medicinische 
und forensische Bedeutung des Hypnotismus von der Wissenschaft noch nicht 
anerkannt wurde, wenigstens in Deutschland noch nicht, verfasste D. P. seine 
kleineren Schriften »Das hypnotische Verbrechen und seine Entdeckung« 
(Miinchen 1889) und » Professor Dr. C. Mendel in Berlin und der Hypnotis- 
mus* (mit Dr. Gerster, Leipzig 1890). Wohl hat er spater erlebt, dass nicht 
nur seine Theorien anerkannt, sondern bei den Gutachten hypnotisirender 
Aerzte in sensationellen Processen auch zu praktischer Anwendung kamen, nicht 
aber hat er erlebt, dass dabei je seines Namens gedacht wurde. Er war sich 
genau bewusst, dass er zu Zeiten mit den dummglaubigsten Spiritisten in 
einen Topf geworfen wurde und dass seine Glaubwlirdigkeit selbst in ganz 
gewohnlichen naturwissenschaftlichen und philosophischen Fragen nur deshalb 
perhorrescirt wurde, weil sie der » Spiritist* D. P. ftir sich beanspruchte. Er 
besass Sinn ftir Humor und so machte er denn einmal mit Vorwissen einiger 
vertrauter Freunde ein Experiment darauf, das er, nachdem es (iber Erwarten 
gelungen, spater aufdeckte. Er schrieb einen Aufsatz astronomischen Inhalts 
»Das Rathsel der Kometen«, der (im Februar 1894) in Hardens »Zukunft« 
erschien, aber unter dem Automamen Charles d'Arloz. Sonst hatten ihn die 
Fachleute nicht gelesen und nicht vorurtheilslos beurtheilt. Er wollte gerade 
durch einen streng astronomischen Artikel beweisen, dass er vom Causalitats- 
gesetz »allerdings eine Ahnung« habe. Sein Artikel wurde in der Socidt6 
Astronomique de France (Bulletin trimestriel 1894 IV) vorgetragen, in der 
astronomischen Zeitschrift »Sirius« (1894 4. Heft) nachgedruckt und im 8. Heft 
derselben Zeitschrift von einem Fachmann besprochen, endlich erhielt D. P. 
sogar den Antrag eines Verlegers, die ganze Astronomie in derselben Weise 
zu behandeln. »Ware von all dem etwas geschehen* — ruft er in bitterem 
Humor aus — »wenn mein wirklicher Name darunter gestanden hatte? Ich 
glaube es nicht. Indem ich aber nun die Maske fallen lasse und mich als 
Verfasser jenes Aufsatzes bekenne, benehme ich meinen Gegnern die Moglich- 
keit, meine spiritistische Ueberzeugung aus naturwissenschaftlicher Unkenntniss 
zu erklaren und mtissen sie nach einer anderen Ausrede suchen. Ich schlage 
denselben die Hypothese der lichten Momente vor, die mir ein gtltiges Geschick 
noch gelassen habe, so dass ich abwechselnd an geraden Tagen lesenswerthe 
Aufsatze, an den ungeraden aber allerdings baren Unsinn schreibe.« 

Sein erstes grosses Hauptwerk »Die Philosophic der Mystik« (Leipzig 
1885), das auch ins Englische libersetzt worden ist, es aber bis heute nicht 
zu einer zweiten Auflage gebracht hat, obwohl es vielleicht das Geistvollste 
und Bleibendste ist, was er geschrieben, ist von Spiritismus ganzlich frei: es 
nennt weder Wort noch Sache. Es bildet aber die Grundlage der ganzen 
Du Prel f schen Philosophic, indem es, vom Traumleben und Somnambulismus 
ausgehend, in einer Sprache von wahrhaft durchsichtiger Klarheit die klihnen 
Grundlinien zu einem in die Wolken sich verlierenden Bau philosophischer 
Speculation zieht, in denen er selbst den Widerwilligsten durch die strenge 
Logik seiner Gedankenfolge bis*zuni Schlusse zu fesseln und mit sich fort- 
zureissen weiss. Die Gegner, die ihm frlih erstanden, mehrten sich rasch mit 
dem Erscheinen der sich schnell aufeinander folgenden weiteren Btlcher: 



1 JO Du Prel. 

»Die monistische Seelenlehre* (Leipzig 1888), »Die Mystik der alten 
Griechen« (Tempelschlaf — Orakel — Mysterien — Damon des Sokrates), 
welch letzteres ihm die Fachphilologen auf den Hals hetzte, aber auch von 
seiner stupenden Belesenheit zeugte, die er in den Dienst seiner Sache zu 
stellen verstand, »Studien aus dem Gebiete derGeheimwissenschaften*, 

2 Theile (Leipzig 1890/91), »Die Entdeckung der Seele«, 2 Bande (Leipzig 
1894/95), und »Die Magie als Naturwissenschaft* (Jena 1899, 2 Theile). 
Daneben entstanden in Zeitschriften zahlreiche kleinere Arbeiten didaktischen 
und polemischen Inhaltes, aber auch zur Verbreitung seiner Ideen in popularerer 
Form, so die beiden 1892 und 1893 bei Reclam (Leipzig) erschienenen 
Schriftchen »Das Rathsel des Menschen* und »Der Spiritismus* und 
Gelegenheitsschriften wie die zum Kerner-Jubilaum: »Justinus Kerner und 
die Seherin von Prevorst« (mit Zeichnungen von Gabriel Max, Leipzig 1886), 
die Vision »Das weltliche Kloster« (1885) und andere, aber auch der in 
zwei Auflagen bei Cotta (1891) erschienene hypnotisch-spiritistische Roman 
»Das Kreuz am Ferner*, der zwar rein didaktische Zwecke verfolgt, aber 
auch dem unbefangenen Leser durch die geschickt gesteigerte Handlung und 
die bliihende Pracht seiner Naturschilderungen imponirt. — In den Jahren 
1872 und 1873 gab D. P. zuerst in der (Wiener) Deutschen Zeitung die Briefe 
Schopenhauers an Adam von Doss heraus, die dann von Schemann und von 
Grisebach in ihre Sammlungen libemommen worden sind. Die letzte Schrift, 
die aus seiner schon miiden Feder floss: »Der Tod, das Jenseits, das 
Leben im Jenseits« (1899, 119 S., im Selbstverlag) ist zu seinem ahnungs- 
vollen Testament geworden. Er hat sie und die von seinen Anhangern fest- 
lich begangene Feier seines 60. Geburtstages nur um wenige Monate iiber- 
lebt. — Ein unbestreitbares Verdienst um einen iiberragenden Vorganger, um 
Kant, hat sich D. P. durch die Wiederentdeckung der so gut wie ver- 
schollenen, 1821 von Poelitz herausgegebenen aVorlesungen tiber Metaphysik* 
Kants erworben. Hatte er sie nicht mit einer Einleitung »Kant als Mystiker« 
und mit Nennung seines Namens neu herausgegeben (1889), so ware sein 
Verdienst vielleicht nicht theils bestritten, theils todtgeschwiegen worden. 
Seine Verwegenheit, Kant als Metaphysiker, ja als Vorlaufer des Spiritismus 
zu reclamiren auf Grund eben dieser Vorlesungen, insbesondere des Capitels 
» Psychologies und der vielumstrittenen Schrift »Traume eines Geistersehers« f 
wiirde vielleicht etwas nachsich tiger zu beurtheilen sein, wenn man bedenkt, 
class selbst ein so unverdachtiger Mann der zlinftigen Philosophic wie Friedrich 
Paulsen in seinem Buche tiber Kant, wohl dem besten, das wir haben, gegen- 
iiber der Mehrzahl seiner Fachgenossen den positiven Metaphysiker in Kant 
neben dem negativen »Kritiker« wieder zu Ehren gebracht hat. 

I)u Prel hat unter dem krankenden Todtschweigen durch seine zahlreichen 
Gegner mehr gelitten als unter ihrer Kritik. Die letztere freute ihn vielmehr, 
denn er flihrte eine tapfere und gewandte Klinge und focht mit Eleganz auch 
mit dem unbedeutendsten Gegner, solange er davon (iberzeugt blieb, dass es 
auch diesem nur um die Wahrheit zu thun war, denn strenge Wahrhaftigkeit und 
heisser Wahrheitsdurst waren Hauptkennzeichen seiner edlen Forscherseele, 
der Ltige auch im profanen Leben stets ein Greuel wan Er glaubte immer 
unbedingt an Alles, was er sprach, was er schrieb, und verlangte darum Ver- 
trauen; er liess sich aber, objectiv wie er war, am Vertrauen genugen selbst 
bei guten, wohlvertrauten Freunden, wenn diese im Uebrigen mitunter auch 
vor seinen allzu kiihnen Folgerungen zuriickschraken und mit ihm nicht durch 



Du Prel. 



I5 1 



das Dick und Dtinn seiner metaphysischen Speculationen gehen mochten. Ich 
spreche aus eigenster Erfahrung, wenn ich behaupte, dass D. P. jeden ehrlichen 
Widerspruch vertragen konnte, und als der einzige seiner Freunde, der ihn 
zuletzt auf seinem Todtenbette in langem ernsten Gedankenaustausche ge- 
sprochen, darf ich vielleicht auch noch sagfen, dass er den lacherlichen Ex- 
cessen jenes fanatischen professionellen Spiritismus und dessen Schwindel- 
experimenten, sowie gar dessen Ausbeutung zu religiosen Zwecken nicht nur 
ghindlich abhold war, sondern fur sie nur Worte ehrlichen Zornes hatte, denn 
er sah ein, dass die Anerkennung von Seite der Wissenschaft dadurch nur 
hinausgeschoben werden konnte. Ein' gebildeter Anhanger mit Vorbehalt war 
ihm darum lieber als hundert kritiklose begeisterte Anhanger und Anhangerinnen, 
die ihn mit Zuschriften, Fragen und Besuchen aus aller Welt besturmten. Er 
sah der Zukunft des Spiritismus, wenigstens was Deutschland betrifft, nicht 
eben mit grossem Vertrauen entgegen, denn es war keine Unbescheidenheit, 
wenn er sich selbst als den einzigen und vorlaufig letzten ernst zu nehmenden 
wissenschaftlichen Vertreter seiner Sache ansah, der ihre Begriindung und Ver- 
theidigung zu seiner einzigen Lebensaufgabe gemacht hatte. Von den meisten 
seiner blinden Anhanger — wenige Gleichstrebende ausgenommen — unter- 
schied er sich schon dadurch, dass er nirgends etwas Uebernatiirliches 
sehen wollte, hochstens Uebersinnliches, das im Laufe der Zeiten und 
unter den Zaubermitteln der nimmermliden Wissenschaft sich allenfalls und 
zum Theil in Sinnlichem verdichten konnte, unter alien Umstanden aber stets 
etwas Natlirliches blieb. 

Eine geniale Natur, wie D. P. war, ist er auch von einer gewissen Ein- 
seitigkeit befangen gewesen. Wie Schopenhauer lebte er ausschliesslich nur 
seinen Ideen, in die er sich in den letzten Jahren so sehr eingesponnen hatte, 
dass er kaum langere Zeit flir ein Gesprach zu haben war, das sich nicht um 
Spiritismus und Verwandtes drehte. Schopenhauer hat nicht mit Unrecht ge- 
meint, Philosophen sollten nicht verheirathet sein. Er selbst verstand es eben, 
ohne Frau sich den Anforderungen des taglichen Lebens gegeniiber sehr 
praktisch durchzusetzen. Nicht so I). P., dessen wahrhaft kindliche Charakter- 
reinheit und Vertrauensseligkeit ohne die praktischere Sttitze seiner Frau, 
welche auch die Erziehung seiner beiden Kinder fast vollig ubernahm, gar 
libel gefahren ware. Auch in der Beschrankung seiner Arbeit ist D. P. je 
langer je mehr einseitig geworden. Reiche Anlagen zu philosophischer Be- 
trachtung und Ausniitzung der Gegenwart wie der Vergangenheit lagen in ihm 
brach, da er zuletzt liber die Phanomenologie des Spiritismus, den er immer 
durch neue Experimente auch Denen glaubhaft machen wollte, die eben nicht 
uberzeugt sein wollten, nicht mehr hinauskommen konnte. Er arbeitete 
mit fabelhafter Leichtigkeit und zuletzt war ihm die Arbeit so sehr Lebens- 
bediirfniss geworden, dass er alle anderen dariiber vergass. Die grossen 
blauen Augen des kleinen Schweigers belebten sich nur mehr, wenn man auf 
sein Thema kam, und der einstige Freund der Natur, von Licht und Luft, 
sass, vor jedem Luftzug angstlich abgeschlossen, im Qualm der Cigaretten in 
sein Studio gebannt bei seinen einzig geliebten Biichern und Manuscripten. 
Das rachte sich endlich, umsomehr, als die zarte, schwachliche Gestalt des 
emsigen Forschers nicht eben viel zuzusetzen hatte. Er verfiel rasch, und in 
seiner Tiroler Sommerfrische loschte er nach seinen eigenen Worten aus wie 
eine Lampe, der das nahrende Oel ausgegangen. Du Prel war ein edler 
Mensch, ein seltener Charakter, von einer bis zur Schwache gehenden Glite 



*5* 



Da Prel. Mittelst&dt. 



gegen Mensch und Thier und doch unerbittlich gegen alles Falsche und Un- 
wilrdige. Gegner hat er zahllose gehabt, personlichen Feind wohl kaum einen. 
Die Zukunft wird ihm vielleicht gerechter werden als ihm die Gegenwart 
gewesen, sie wird zwar schwerlich Alles anerkennen, was er geglaubt und 
geschrieben, aber sein schones, stets auf das Hochste, auf das Unerreichbare 
gerichtete Lebenswerk wird darum doch nicht verloren sein. 

Biographien und Wcrkc Dr. C. Du Prels: Die erste kurze Biographie D. P.s findct 
sich in K. Kiesewetters »Geschichte des neueren Occultismus« im Capitel, das D. P.s Philo- 
sophic behandelt. Doch ist Manchcs darin unrichtig. Biographisch-kritische Aufsatie liber 
den Philosophen sind im letzten Jahrzehnt und besonders gelegentlich des 60. Geburts- 
tages D. P.s fast in alien Zeitungen und Zeitschriften des In- und Aushndes erschienen. 
Zum Theil wurden dieselben zu Nekrologen. Die besten und verlasslichsten rlhren von 
seinen Freunden Dr. Wedcl, Di. Walter Bonn arm und Dr. Franz Riss her. In der »AU- 
gemeinen Deutschen Biographies (der I. Nacbtragsband ist im Erscheinen begriffen) und 
in dem Portraitsammelwerk »Das neunzehnte Jabrhundert in Bildnissen«, herausgegeben 
von Karl Werckmeister (Photographische Gesellschaft, Berlin), das auch das beste Bild des 
eigenartigen Gelehrten bringt, hat der Unterzeichnete Du Prel und sein Streben zu wiirdigen 
versucht. — Die Werke D. P.s, die bis auf zwei bis drei minder bedeutende kleine Schriften im 
vorstehenden Artikel mit Ort und Jahr des Erscheinens aufgefdhrt sind, sind leider bei ver- 
schiedenen Verlegern zerstreut. Die Gesammtausgabe, die er sich in optimistischen Stunden 
ertraumt, hat er nicht erlebt. Einer seiner Verleger (Gtinther in Leipzig) hat gegenwart ig 
begonnen, seine »gesammeltenc Werke herauszugeben: zum Theil eine reine Titelauflage, 
die gegen den Willen der Hinterbliebenen und ohne jede berufene Mithulfe erscheint. Der 
bis jetzt crschienene erste Band enthait ein schlechtes Bild D. P.s, cine anonyme kleine, 
ganzlich unzulangliche biographische Notiz und (eine geradezu barbarische Idee!) an Stelle 
der vorbereitenden grossen naturwissenschaftlichen Schriften, die chronologisch am besten 
in das Studium der Werke einfUbren konnten, den Aufsatz »Wie ich Spiritist wurdec und 
die Einleitung »Kant als Mystiker* zu dessen Vorlesungen ttber Psychologie. So ist 
denn die ganze zweite Halfte des ersten Bandes der Werke D. P.s von — Kant ! Ein neuer 
trauriger Bcweis filr die Wahrbeit der oft von D. P. geausserten pessimistischen Ansicht, 
dass der deutsche Schriftsteller, zumal nach seinem Tode, vielfach noch vBllig rechtlos sei. 
Diese speculative kritiklose Sammelausgabe wird hoifentlich bald verdientem Vergessen 
anheimfallen. Man kann dem Andenken I). P.s leider nichts Besseres wUnschen, als dass 
sie nicht zu lange einer seiner Bedeutiing wiirdigen Gesammtausgabe im Wcge stchen mogc. 

Mtinchen. Alfred Frhr. v. Mensi. 



Mittelstadt, Otto, Jurist, * 14. Juli 1834 zu Schneidemuhl (Provinz Posen), 
f 18. November 1899 zu Rom. Einer Juristenfamilie entstammend, besuchte 
er die Gymnasien zu Ostrowo und Posen, bezog dann die Universitat zu 
Berlin, promovirte in Breslau zum Doctor der Rechte, machte 1855 — 60 in 
Posen den juristischen Vorbereitungsdienst durch. In den folgenden Jahren 
war er als Assessor bei der Staatsanwaltschaft in Posen und Berlin thatig. 
Zur Untersuchung im Polenprozess wurde er dem zum Untersuchungsrichter 
bestellten Kammergerichtsrath Krtiger wegen Kenntniss der polnischen Sprache 
nach Posen beigegeben, war dann auch als Anklager in diesem Prozess in 
Berlin thatig, spater zur Ermittelung des Attentats von 1866 abgeordnet (vgl. 
seinen Bericht in der »Zukunft«, Bd. 23 S. 321 — 329), endlich zum Staats- 
anwalte in Altona befordert. Er folgte von hier einem Rufe der Hamburger 
Behorden an die Spitze der neu organisirten Staatsanwaltschaft. Fttr seine 
Erinnerung waren ihm diese Jahre des Hamburger Aufenthaltes die liebsten; 
er wurde 1877 Obergerichtsrath, 1879 Oberlandesgerichtsrath, 1881 an das 
Reichsgericht berufen, in dem er 1 5 Jahre lang dem gleichen Senate angehorte. 
Eine schwere Nervenerkrankung zwang ihn, jede starkere geistige Anstrengung 



Mittelstttdt. Becker. 



*53 



zu meiden. So nahm er 1896 den Abschied. Die letzten Jahre verlebte er 
auf Reisen in Nizza, Montreux, Venedig und Rom. Hier traf ihn von Neuem 
das alte Nervenleiden, was seinen Tod zur Folge hatte. — Literarisch hatte 
sich Dr. M. verdient gemacht durch die zu einzelnen sicheren Ergebnissen 
fiihrende Schrift »Kaspar Hauser und sein badisches Prinzenthunu, Heidel- 
berg 1876. Ihr folgte die weitere »Gegen die Freiheitsstrafen«, Leipzig 1879 
1. und 2. Auflage,. in der er wohl zu einseitig alles Heil nur von wesentlicher 
Verscharfung des Strafvollzugs erwartete. Diese Anschauung fand lebhafte 
Bekampfung seitens Oskars von Schwarze (Die Freiheitsstrafe, Leipzig 1880). 
Jedenfalls wurden aber hierdurch weitere Untersuchungen dieser Fragen in 
verdienstvoller Weise angeregt. Nochmals ausserte sich M. Uber sie in der 
»Zeitschrift flir die gesamte Strafrechtswissenschaft«, Bd. 2 und 4, auch dann im 
»Gerichtssaal«, Bd, 46 und 47, indem er Zweierlei forderte: einmal Differenzirung 
der mannigfachen, vielverschlungenen socialen, sittlichen, ponalen Aufgaben 
des modernen Staats- und Rechtslebens, andererseits Vereinfachung der Delicte 
und der Strafarten. Neben vielen Beitragen in den »Grenzboten«, »Im Neuen 
Reich*, in den »Preussischen Jahrbtichern« und in der »Zukunft« sind noch 
aus letzter Zeit zu nennen die Flugschritt »Vor der Fluth. Sechs Briefe zur 
Politik der deutschen GegenwarU, Leipzig 1897, und die vor vcilligem Ab- 
schlusse des Prozesses erschienene Schrift ^Die Affaire Dreyfus«, Berlin 1899. 

Nach Privatmittheilungen. — Deutsche Juristen-Zeitung 1899 S. 479. Vgl. Richard 
Schmidt, Die Aufgabe der Strafrechtspflege, Leipzig 1895 passim — Zeitschrift fttr die 
gesamte Strafrechtswissenschaft VII 748. 

A. Teichmann, 



Becker, Albert, Ernst Anton, Componist, * 13. Juni 1834 in Quedlin- 
burg, f 10. Januar zu Berlin. Der Sohn eines Buchhandlers, der ursprUnglich 
Geistlicher werden sollte. Erst im 15. Lebensjahre begann er ernsthafte 
Studien bei dem Organisten Bonicke zu machen, die spater in Berlin bei 
Haupt und Dehn fortgesetzt wurden. Schon in frtiher Jugend ausserte sich 
sein Sinn fur ernste religiose Musik und sein erstes Werk fallt in das Jahr 
1850, in dem er eine selbstgedichtete Cantate fiir Chor und Solo componirte, 
die im elterlichen Hause zur Auffuhrung gelangte. Erst im Jahre 1857, nach- 
dem er seine Studien bei S. W. Dehn vollendet hatte, gab er bei Siegel in 
Leipzig ein Heft Lieder heraus, dem bald ein zweites Heft bei Simrock in 
Berlin folgte »Lieder im Volkston ftir Haus und Herz«. Die erste offentliche 
Anerkennung seines Talentes erhielt er durch eine Preisaufgabe, i860 von 
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ausgeschrieben, ftir eine Sinfonie, 
doch verwirklichten sich nicht die Hoffnungen, die der Ktinstler an diesen 
Erfolg zu knUpfen glaubte. Er ging nach Ohlau in Schlesien und hoffte in 
Provinzialstadten festen Fuss fassen zu konnen, doch auch hier erreichte er 
nicht, was er anstrebte, d. h. Director irgend einer Musikgesellschaft zu 
werden. 1869 kehrte er wieder nach Berlin zurilck, gab Musikunterricht an 
Conservatorien und privatim. Durch das Studium Bach'scher Werke wandte 
er sich ganz der Composition geistlicher Werke zu und schuf unter Anderem 
eine Messe, die durch Liszt's Vermittelung im Jahre 1879 der Carl Biedersche 
Gesangverein in Leipzig zu seinem Jubilaum auffiihrte und einen durch- 
schlagenden Erfolg erzielte, der ihn unter die Koryphaen der Kunst versetzte. 
Trotz alledem blieb der Musikunterricht das einzige Existenzmittel, bis er 



JJ4 Becker. Millttcker. 

endlich im Marz 1889 Director des Kgl. Domchores zu Berlin nach von 
Hertzberg's Pensionirung wurde und endlich sein langst gehegter Wunsch in 
Erftillung ging und zwar in der idealsten Weise, denn wer je den Berliner 
Domchor singen gehort hat, wird zu der Ueberzeugung gelangt sein, dass ihm 
kein anderer Gesangverein in seinen Leistungen auch nur annahernd gleicht. 
Und doch mtissen die damit verbundenen amtlichen Pflichten wenig befriedigend 
gewesen sein, denn als durch den Tod Wilhelm Rust's das Cantorath an 
der Thomasschule in Leipzig frei wurde, meldete sich B. zu dem Posten und 
wurde auch gewahlt. Kaiser Wilhelm II. legte jegte jedoch sein Veto ein, 
derselbe mag wohl auch die beengenden Fesseln des Directors beseitigt 
haben und so blieb B. dem Domchore erhalten. B. schuf zahlreiche Werke 
in alien Fachern der Musik, doch seine bedeutendste Leistung, die auch am 
bekanntesten geworden, ist jene Messe in B-moll. Ein Oratorium, Geistliche 
Dialoge, eine Reformationscantate, Psalmen, Motetten u. a. zeugen alle von der 
Meisterschaft im contrapunktischen Satze und einer ausserordentlichen Be- 
herrschung des harmonischen Materials, welche sich oft bis ziir hochsten 
KUhnheit steigert, dabei aber nie den Wohlklang verletzt und stets sangbar 
ist. Er war eine durch und durch deutsche Kunstlerperstfnlichkeit, in der 
sich ein tiefer Ernst ktinstlerischer Anschauung mit meisterhaftem Konnen 
paarte, schreibt Lessmann in seiner Musikzeitung. Ein Halsleiden sollte durch 
eine Operation gehoben werden, doch war leider der Erfolg ein umgekehrter 
und flihrte den Tod herbei. 

Quellen: Mendel-Reissmann's Musik-Lex. Supplementband und Lessmann's Musik- 
zeitung 1899. 

Rob. Eitner. 



Millttcker, Carl, Componist, * 29. April 1842 in Wien, f 31. December 
1899. M.s Vater, ein Goldschmied, bestimmte seinen Sohn Carl fur sein 
Kunstgewerbe. Bald jedoch siegte in dem jungen Manne der Trieb zur 
Kunst und M. studirte am Conservatorium Flote, bei Laimegger und Suppe 
Composition. Im Alter von 22 Jahren wurde er Capellmeister am Grazer 
Stadttheater und eroffnete die Reihe seiner Compositionen mit einer Operette 
»Der todte Gast«, die zu seinem Benefice in Graz aufgefiihrt wurde. Von 
Graz wandte sich M. nach Budapest und bald darauf nach Wien, wo er als 
Orchester-Director am Harmonie-Theater wirkte. Hier machte er die Bekannt- 
schaft Anzengrubers, des grossen Dramatikers, der ihm spaterhin — nicht 
unter seinem Namen — ein Libretto lieferte. 1869 wurde M. am Theater 
an der Wien engagirt, aber bald entlassen, weil er »nicht geniige«. Wie sehr 
mtissen die damaligen Theaterleiter den ausgezeichneten Musiker verkannt 
haben! Kurz darauf wurde er aber zurlickberufen, also rehabilitirt, und ver- 
half dem Theater an der Wien ebensowohl als Componist wie als Capell- 
meister zu einer Reihe grosser Erfolge. M. hatte als Componist zum ersten 
Male mit seiner Musik zu dem Volksstlicke »Drei Paar Schuhe« entschiedenes 
GlUck. Das Lied »Heissa, endlich ist es Nacht« aus diesem Werke wurde 
popular. Bald folgten die Operetten »Das verwunschene Schloss« (Marz 1878), 
»Apajeune, der Wassermann« (1880), »Die Jungfrau von Belleville (October 
1 881), denen 1882 der seither berdhmt gewordene »Bettelstudent« (Text von 
Zell und Gende) folgte. Von anderen Buhnenwerken sind zu nennen »Die 
lustigen Binders (December 1865), »Diana« (1867), »Die Fraueninsek (1868), 



Millticker. Sporrer. 1 1 5 

*Die verkehrte Welt«, »Der Dieb« (in dieser Operette war bereits die spater 
weltbekannt gewordene Melodie von »Ach, ich habe sie nur auf die Schulter 
gektissU enthalten), »Der Regimentstambour* (1869), »Der Probekuss«, »Grafin 
Dubarry* (1879), »Abenteuer in Wien« (1873), »Gasparone«, »Der Feldprediger« 
(1884), »Der Vice-Admiral* (1886), »Die sieben Schwaben« (1887), *Der arme 
Jonathan* (1890), »Das Sonntagskind« (1892), »Das NordlichU (1898) und 
die Musik zu unzahligen Possen und Volksstticken. — M. war unter den 
Wiener Operettenmeistern der virtuoseste Theaterpraktiker und kam, vermoge 
seines feineren Sinnes und seiner genauen Kenntniss der Btihne, oftmals dicht 
an den Stil der komischen Oper heran. »Gasparone« darf man unbedenklich 
fiir eine Meisterarbeit erklaren. Oftmals giebt sich M. in seinen Werken einer 
gewissen lassigen Volksthiimlichkeit hin, die ihm bei der Menge ebensoviel 
Sympathien verschaffte, als sie ihm bei den Kennern entzog. Seine senti- 
mentalen Gesange sind ebenso larmoyant und falsch-gemtithlich wie die von 
Joh. Strauss und Anderen. Bedeutend und voll Geist ist M. im Anmuthigen, 
im Humoristischen. Ausserdem ist er ein ungewohnlicher Instrumentations- 
kunstler, der in langjahriger Orchesterpraxis den einzelnen Musikorganen ihre 
Geheimnisse abgelauscht hat. — M., der durch den Ertrag seiner Btihnen- 
werke zu ansehnlichem VermOgen gelangt war, hatte sich in den letzten Jahren 
seines Lebens von der Capellmeister-Thatigkeit zurtlckgezogen und lebte zu- 
meist in seiner Villa in Baden bei Wien. Hier ist er auch gestorben. 

Rich. Heuberger. 



Sporrer, Philipp, Historien- und Genre-Maler, k. Professor, * 1. Mai 
1829 zu Murnau (Oberbayern), f 30. Juli 1899 * n Mtlnchen; besuchte als 
der Sohn schlichter Biirgersleute die Volkschule seiner Heimat, dann das 
Mtinchener Polytechnikum, welches nach damaliger Sitte die Briicke bildete 
zur Akademie, wo S. bei Ph. Foltz der Composition oblag, seine colo- 
ristische Begabung bei Albert Grafle im Portraitfach erweiterte und schliess- 
lich noch die Unterweisung von Moriz von Schwind genoss. S. trat mit kleinen 
Genrebildern in die Oeffentlichkeit, mit einer »Hochzeit im Gebirge« (185 1), 
einer »Hauslichen Scene« (1854), dann kam »Der Gedachtnisstag« (1855) 
und der »Hochzeitlader« (1856). Hierauf warf er sich auf historische Stoffe, 
wie »l)er Schmied von Kochel« (1858) und die »Christnacht i705«; auch 
make er zwei Fresken im National-Museum: »Kurf(irst Rupert I. nimmt 1348 
die Juden zu Heidelberg in Schutz vor dem Grimme des P6bels« und der 
^>Heldentod der WUrzburger BUrger 1400 in der Vertheidigung ihrer Reichs- 
freiheit auf dem Kirchhofe zu Bergtheim*. Darauf befasste er sich wieder 
mit Oelbildern, wie ein »Verlobniss« (1866), »Romeo und Julia*, »Abschied«, 
eine neckische, in Untersberg spielende »Kellerscene« (in Photographie bei 
Louis Finsterlin), mit Aquarellen (Geldwucherer, Gllickshafen) und Illustrationen, 
darunter ein Cyklus «Des Freiherrn von Mtinchhausen wunderbare Reisen 
und Abenteuer zu Wasser und zu Lande« (Leipzig bei C. F. Amelang) und 
die »Bilder zu deutschen Volks- und Lieblings- Liedern<^. Auch reizten ihn 
Franz Trautmanns »Geschichten aus dem Mtinchener Burgfrieden« zu heiteren 
Schdpfungen, unter welchen der »Herr Peter Flecklein* (vgl. No. 88 1 der 
bei Braun und Schneider erscheinenden Miinchner Bilderbogen) eine besondere 
Rolle spielte. Ueberhaupt forderte das Neckische, Philisteriose der Spiess- 
blirgerschaft aus jener Zeit, wo der Grossvater die Grossmutter nahm, seine 



ic6 Sporrcr. Aber. 

heitere Laune heraus, die sich gern auf demselben schnurrigen Gebiete wie 
Carl Spitzweg (1808+1885) erging, nur dass sich bei S. (welcher als 
Monogramm sich haufig des Sporns bediente) ein schnurriger Zug zur 
Caricatur hervordr&ngte ; dagegen waren S.'s Landschaften ganz im Geiste 
Spitzwegs gedacht und in fein empfundenem Colorit stimmungsvoll ausgefiihrt. 
Mit Vorliebe erging sich S.'s leichtbewegliche Phantasie in Erfindung von 
drollig - sinnigen Buchzeichen, in Aquarellen zu Marchen, Sagen und Sprich- 
wortern, zu originellen Uhrenschildern und Zifferblattern. Ein frohliches 
Erzeugniss war die Kohlezeichnung »Ueber den Etaler - Berg« mit den auf 
alien moglichen Vehikeln zum Ammergauer Passionsspiel 1880 ziehenden 
Pilgern, Fremden und Touristen. Einen Saal im Cafe Probst zierte S. 
mit zwolf lebensgrossen , das Restaurations - Leben vorfiihrenden Charakter- 
figuren: flotte Studenten, Blumenmadchen , Schachspieler, Zeitungsleser, 
stadtische Gigerln, schtichterne Landconfecte, Karten- und Billard - Spieler, 
theetrinkende Damchen und Raucher aller Sorten. In der Laube von 
Dr. Trettenbacher's Garten malte er in Enkaustik auf eine Steinplatte das 
Contrefait des als Einsiedler mit einem Rehkalbchen spielenden Hausherrn, 
spater decorirte er die ganze Westseite des dreistockigen Hauses mit einem 
Bildercyclus, welcher nach dem eigenwilligen Sinne des Auftraggebers in 
einer neuen Technik ausgefiihrt, der klimatischen Zerstorung nur allzu schnell 
unterlag. Zu Simon Baumanns »Geschichte von Murnaiu (1855) entwarf 
S. ftinf Landschaften; fUr diese seine Vaterstadt malte er »Erinnerungen« 
an ein landwirthschaftliches Fest mit Trophaen , Wappen und Ehrenscheiben. 
Dann kamen wieder Oelbilder mit allerlei Scenen aus dem Wildschutzen- 
und Strolchen-Leben, »Auf der Walz« und dergleichen; Culturgeschichtliches 
mit »Sonnenwendfeuer«, »Fingerhaggeln«, »Pferdehandlern« und landlichen 
»Buden-Photographen«. Auch im Portraitfach sind viele treffliche Leistungen 
S.'s zu verzeichnen, darunter die Bildnisse des als Operncomponisten 
und Landtagsabgeordneten bekannten Blirgermeister Forg von Donauworth, 
des schneidigen Geheimrathes Dr. von Ringseis, des Grafen von Seinsheim 
u. s. w. Ganz im Sinne Moriz von Schwinds war seine wohldurchdachte 
Allegorie zum Gedachtniss Konig Ludwigs II., ebenso die Vignetten zu | 

Rudolf Baumbachs »Zlatorog« und zu ReinhardstOttners Biographic des 
lateinischen Poeten Martinus Balticus, welche die bekannte »Baierische 
Bibliothek« (Bamberg 1890) erttfFnete. Im Jahre 1897 erschien im Kunst- 
verein eine reiche Collection von S.'s Arbeiten, gleichsam ein Rtickblick 
aus alien Phasen seines Schaflfens, darunter auch die lustigen Caricaturen 
aus dem Album des Kunstler-Sanger-Vereins und die Compositionen zu Victor 
Gluth's Oper »Der Trentajager« (1885). Dann zog sich der damals schon 
krankelnde Kunstler von der Oeffentlichkeit zurUck. Er hatte 187 1 eine 
Lehrerstelle im Freihandzeichnen am Mtinchener Polytechnikum erhalten und 
war nach Jos. Motzets RUcktritt 1877 in die Wtlrde und Rechte eines wirk- 
lichen Professors eingerlickt, ein Amt, in welchem S. die Achtung und 
Liebe seiner SchUler in hohem Grade errang. 

Vg). Abcndblatt 212 »Allgemeine Zeitungc 2. August 1899. Kunstvereins-Bericbt ftlr 
1899, S. 81 f. 

Hyac. Holland. 

Aber, Eduard, Buchhandler, * 10. November 1810 in Berlin, f 25. Sep- 
tember 1899 daselbst. A. trat 1833 in die 1816 von seinem Onkel August 



Aber. Breslaur. 



*5T 



Hirschwald gegrilndete Buchhandlung ein, die eben durch seine Mitwirkung 
zur angesehensten Verlags- und Sortimentsfirma medicinischer Richtung wurde. 
Bereits 1840 wurde er deren Alleininhaber. Fortan war er unermtidlich und 
mit gl&nzendem Erfolge fiir die Entwickelung des Geschaftes in besagter 
Richtung thatig. Den Namen Dieffenbach und Romberg des Verlages reihten 
sich 'die strahlenden Namen eines Niemeyer, Casper, Konig, Hoppe-Seyler, 
Virchow, eines v. Bergmann, Billroth, Binz, Eulenburg, Gurlt, Hermann, 
Rob. Koch, v. Langenbeck, v. Leyden, Liebreich, Nothnagel, Orth, Schultz- 
Schultzenstein, Traube und zahlreiche andere an. Viele hervorragende Werke, 
besonders eine Reihe gediegener Zeitschriften verdankten seiner Anregung 
ihre Entstehung. Die weiteste Verbreitung fand wohl die aus Caspers medi- 
cinischer Wochenschrift hervorgegangene Berliner klinische Wochenschrift. 
Etwa ein Dutzend hochangesehener medicinischer Zeitschriften schlossen sich 
an und wirkten dazu mit, Berlin zum Mittelpunkt der medicinischen Literatur 
Deutschlands zu machen. Im personlichen Verkehr war »der alte Aber« die 
Liebenswlirdigkeit selbst, zugleich »ein lebendiger Katalog der modernen 
medicinischen Literature. Mit seinen Autoren und den vielen in seinem 
Sortiment verkehrenden Medicinern war er meist naher befreundet. Vielen 
Talenten hat er die Bahn gebrochen, aber auch anderweit im Stillen viel 
Gutes gewirkt. Theilhaber der Firmen August Hirschwald und Hirschwald'sche 
Buchhandlung wurden 1848 Ferdinand Hirschwald (dessen Nekrolog im vor- 
liegenden Jahrbuch) und 1870 Albert Aber. 

Bttrsenblatt f. d. dt. Buchhdl. 1899 No. 226 und 229 (hier Cbarakteristik nach dem 
Berliner Tageblatt). — Berliner klinische Wochenschrift 1899 No. 4° : Nekrolog von den 
Herausgebern Ewald und Posner. 

H. Ellissen. 



Breslaur, Emil, ein Musikpadagoge von Bedeutung, * 29. Mai 1836 in 
Kottbus, f 26, Juli 1899 zu Berlin. Sohn jlidischer frommglaubiger Eltern, 
widmete sich nach den Gymnasialstudien den hebraischen Wissenschaften und 
nahnv 1858 eine Hauslehrerstelle im Knabenpensionate des Dr. Wolfsberg in 
Stettin an, wo er zu dem Entschluss kam, sich ganz dem Lehrerberufe zu 
widmen. Zum Behufe dessen besuchte er 1859 das Seminar in Neuzelle und 
legte i860 das Lehrer-Examen ab. Musik hatte er von frliher Jugend an 
getrieben. Ein Heft Kinderlieder nach Hoffmann von Fallersleben und einige 
Mannerchore, die in der »Sangerhalle« erschienen, geben davon Zeugniss. 
Die jtidische Gemeinde seiner Vaterstadt wahlte ihn nach abgelegtem Examen 
zum Religionslehrer und Prediger. Hier errichtete er einen Knabenchor fur 
den Gottesdienst und einen Turner-Gesangverein ; fiir beide war er auch als 
Komponist thatig. Die kleinen und kleinlichen Verhaltnisse einer Provinzial- 
stadt genligten ihm aber nicht und mit dem Wunsche, sich in der Musik 
eine grilndliche Ausbildung zu verschaffen, ging er nach Berlin und trat in 
das Sternsche Conservatorium fiir Musik ein, bekleidete aber dabei an der 
Friedrichstadter Religionsschule des Dr. Julius Landsberger ein Lehramt. 
Einige musikpadagogische Aufsatze, die er in der Musikzeitung »Echo« ver- 
offentlichte, verschafften ihm eine Anstellung am Kullackschen Conservatorium 
fiir Musik, an dem er elf Jahre unterrichtete, bis er 1879 ein eigenes 
Musik-Institut errichtete, welches er am 1, November als ^Berliner Seminar 
zur Ausbildung von Clavier-Lehrern und Lehrerinneru eroffnete und einige 



158 



Breslaur. Geisser. 



Jahre spater zum Conservatorium fUr Musik erweiterte. Seine Vertrautheit 
mit der Feder verschaffte ihm bald Gelegenheit, an Tagesblattern als Musik - 
referent aufzutreten, so an der Spenerschen Zeitung als Vertreter von Fl. 
Geyer und am Berliner Fremdenblatt zur Aushttlfe Richard Wuerst's. Schon 
im Jahre 1878 grtindete er ein eigenes Musikblatt, den »Klavierlehrer«, eine 
Musikzeitschrift, die sich nicht einseitig mit Musikunterricht beschaftigt, sondern 
das ganze Musiktreiben umfasst und den Leser mit alien Erscheinungen im 
Kunstleben bekannt macht, Ihm ist auch die Entstehung und weitere Aus- 
bildung des Vereins fUr Musik-Lehrer und Lehrerinnen zu Berlin zu danken, 
der sich die Aufgabe stellte, in Krankheits- und Sterbefallen helfend ein- 
zutreten. Aus ihm entwickelte sich dann der Verband Deutscher Musiklehrer- 
Vereine und das Uebereinkommen mit der Versicherungs-Gesellschaft Victoria, 
eine Altersrente ins Leben zu rufen. Trotz der vielseitigen Beschaftigung 
ubernahm er noch nach Julius Stern's Tode die Leitung des Chores in der 
jtidischen Reform-Gemeinde in Berlin und selbst als Componist war er nicht 
unthatig, obgleich er in diesem Fache am wenigsten geleistet hat, w&hrend 
seine musikpadagogischen Schriften, »Die Methodik des Clavierunterrichts in 
Einzelaufsatzeru, Berlin 1895, 2, Aufl. bei N. Simrock, eine wohlverdiente 
Anerkennung fand und sogar von dem Clavier-Virtuosen von Billow offentlich 
anerkannt wurde. Dieser Abhandlung folgte eine Clavierschule, die heute 
schon in 12. Aufl. vorliegt und eine Melodiebildungslehre auf harmonischer 
und rhythmischer Grundlage. Ferner bearbeitete er Werke in instructiver 
Weise, um beim Unterrichte verwerthet zu werden, gab eine »Technische 
Grundlage des Klavierspiels« op. 27, in 4 Aufl. heraus; »Technische Uebungen 
ftir den Elementar-KlavierunterrichU, op. 30, folgten, sowie eine Notenschreib- 
schule und ein Ftihrer durch die KJavierunterrichts-Literatur. Auch ist er der 
Herausgeber der 11. Aufl. von Julius Schuberth's Musikalischem Conservations- 
Lexikon in ganzlicher Umarbeitung und Vermehrung. Trotzdem Br. keine 
musikhistorischen Vorstudien gemacht hatte, war er in der Literatur doch 
soweit bewandert, dass er die guten von den schlechten einschlagigen Werken 
zu unterscheiden im Stande war und da die Mehrzahl der Biographien neuere 
Musiker betraf, iiber die man zwar nur ganz kurze Notizen findet, so erfullt 
es doch einigermassen seinen Zweck, dem Dilettanten ein Wegweiser zu sein. 
Quelle: Der Klavier-Lehrer, Musik-padagogische Zeitschrift 1899 No. 16. 

Rob. Eitner. 



Geisser, Jakob, Emanuel, Genremaler, * 21. Novembei 1825 zu Augsburg, 
f 21. Januar 1899 * n MUnchen; erhielt als der Sohn eines Zeichnungslehrers 
erst im vaterlichen Hause, dann bei dem um die Augsburger Kunstschule 
vielverdienten Professor Jahann Geyer (1807 — 1875) bleibende Anregung und 
Forderung, welche dann auf der Mtinchener Akademie durch Clemens 
Zimmermann und Julius Schnorr griindliche Ausbildung erfuhr. Weiteren 
Einfluss auf G. tibte auch sein jugendlicher Freund Ferdinand Wagner 
(1820— 1881), der nachmalige Schopfer der Fresken am Fugger-Hause zu 
Augsburg, welcher den ftir strenge Zeichnung und bliihende Farbengebung 
hochempfanglichen Genossen der kirchlichen Malerei zuzufilhren gedachte. 
Indessen begntlgte sich G. vorerst mit der Stelle eines Lehrers an der 
Feiertags-Fortbildungsschule zu Augsburg, ein Amt, welches er 1863 nieder- 
legte, um in Mtinchen ganz in freier Hingabe seine Kunst zu pflegen. Hier 



Geisser. Berlepsch. 159 

entstanden in rascher Folge eine Reihe von heiteren, theilweise an Geyers 
Vorgang erinnernden, immer sehr sorgfaltig durchgearbeiteten Genrebildern, 
welche im CostUm des Rokoko oder des XVIL Jahrhunderts spielten. Da 
wird ein »Familienconcert« inscenirt (1867), da erzahlt der »Freiherr von 
Mttnchhausen« seine unerhorten Aventiuren einem fascinirenden Damenkreis 
(bei Baron Ladenburg in Wien); »Caffeevisiten« im Biedermeierstil, eine musi- 
kalische »Unterrichtsstunde« mit sUsser Flirtation und offizieller Ueberraschung 
durch die Mutter, ein » Improvisator « in vornehmer Gesellschaft (1884) und 
ahnliche Geschichten wechseln mit militarischer »Einquartierungc (1870), mit 
Antichambrescenen, kartenspielenden und rauchenden Zechern, singenden, 
schakernden und charmirenden Soldaten, womit G. langst vor Vinea's Zecher- 
und Kellertreiben ein dankbares Publikum fesselte. G. ware wie kein Anderer 
berufen gewesen, den eulturhistorischen Roman »Simplicissimus» des alten 
Jacob Christoph von Grimmelshausen zu illustriren. Die meisten seiner 
grosstentheils heiteren Bilder spielten in der angegebenen Zeit; auch liebte 
er die Reprasentanten des Zopfes; es gab Condolenz-Visiten, die Uebergabe 
von Empfehlungsbriefen und ceremoniose Besuche, heitere Festessen — da- 
run ter die Gfters wiederholte »Z&he Gans« (Holzschnitt in » Blatter fur den 
hauslichen Kreis« 1872 S. 12) — amourose »Mondscheingeschichten« (Bazar 
v. 2. Januar 1871), »Gefundene Herzen« (Holzschnitt in No. 36 Ueber Land 
und Meer 1881,) und andere Artigkeiten oder zur Abwechslung auch ein 
»Tischgebet«) No. 33 Ueber Land und Meer 1889). G.'s Repertoire blieb 
immer neu, gewahlt, anziehend und erheiternd. Die meisten Bilder wurden 
durch Photographien bei HanfstangI, Finsterlin u. s. w. vervielfaltigt, auch 
durch Holzschnitt in illustrirten Zeitungen, z. B. ^Intervention* (in No. 46 
Ueber Land und Meer. 1881. S. 912), »Empfehlungsbrief« (ebendas. 1885. 
No. 36), »Spiel um die Zeche« (No. 2 ebendas. 1893), »Ein Schelmenlied« 
(No. 20 ebendas. 1896), der »Fatale Knoten im Schnupftuch« (Gartenlaube 
1869, S. 197) die »Rauchscene« aus Victor Nessler's Oper »Der Trompeter 
von Sakkingen« in No. 1 »Illustr. Welt« 1891. u. s. w. 

Vgl. No. 2233 »Jllustr. Ztg.« Lpz. 86. Band S. 379. Fr. v. Bfctticher, Malerwerke. 
1895 I. 351. Mttller-Singer 1896. II. 5. Nekrolog im'Morgenblatt 24 »AUgem. Ztg.c 
24. Januar 1899. Bericht des Kunstvereins in Mttnchen 1899 S. 70. 

Hyac. Holland. 



Berlepsch, Karoline, Freifrau von, Schriftstellerin, * 29. April 1829 
zu Mttnchen, f 29. Marz 1899 daselbst; erhielt nach dem frlihen Tode 
ihres Vaters, des Advokaten Welebil, ihre Bildung im Institut Ascher, 
machte mit Auszeichnung die Staatsprlifung als Sprachlehrerin, heirathete den 
Rechtsanwalt Kttnstle. (Aus dieser Ehe stammt Guido Kttnstle, * 1853, 
welcher sich sowohl als Dichter (»KohlenstoflF-Skizzen, ein organisch-chemisches 
hohes Lied« Mttnchen 1877. 2. Aufl. 1882), wie auch als praktischer Arzt 
und Fachschriftsteller (»OphthaImologisches aus der Zeit Albrecht von 
Haller's« Mttnchen 1878) hervorthat, aber schon am 5. November 1879 
plotzlich aus dem Leben schied.) Um nach dem Tode ihres ersten Gatten 
die Erziehung ihrer Kinder zu ffirdern, griff sie zur Feder und erwarb sich 
bald einen guten Namen, insbesondere durch die novellistischen Skizzen »Nebel- 
Mlder« (Manheim 1869), in welchen der Abschnitt »Stella« wohl als auto- 
biographische Schilderung gelten mag. Die Verleger kamen ihr ermuthigend 



l6o Berlepscb. Schwide. 

entgegen, sie brach sich Bahn und ihre Arbeiten wurden gesucht. Dieselben 
erregten die Aufmerksamkeit des als Bienenzlichter bekannten Freiherrn von 
Berlepsch; es entspann sich eine Correspondenz, welche mit einer Ehe ab- 
schloss. Seitdem flihrte sie auch als Schriftstellerin den Namen ihres zweiten 
Gatten und lieferte fUr deutsche und amerikanische Feuilletons Erzahlungen 
und Romane, welche, namentlich in Frauenkreisen, grossen Anklang fanden. 
Besonders liebte sie »Nacherz&hlungen« und Bearbeitungen von englischen 
und amerikanischen Vorbildern, insbesondere der Mrs. Agnes Fleming, 
Dora Thorne, Mary Holmes, Evans Wilson, A. S. Seffens, M. Clay und M. 
F. Caldow, welche erst bei verschiedenen Verlegern und dann als eigene 
»Roman- und Familienbibliothek« in 26 Banden (Regensburg 1895 ff.) in 
Auswahl erschienen. Der »Frauenfrage« widmete sie eine besondere Sorgfalt, 
wie auch ein theilweise autobiographischer Artikel in Beilage 289 der 
»AUgemeinen Zeitung« vom 16. October 1875 beweist. Mit Rath und That, 
soweit es ihre in ausdauerndem Fleisse mUhsam erworbenen Mittel erlaubten, 
steuerte sie der socialen Noth und suchte auch Andere zu gleich lttblichen 
Leistungen zu gewinnen. 

Vgl. Sophie Pataky, Lexikon deutscher Frauen der Feder. 1898 S. 57 ff. Beilage 75 
»Allgem. Ztg.« 1. April 1899. 

Hyac. Holland. 



Schwade, Heinrich, Bildhauer, » 27. November 1843 zu Erfurt (ThUringen), 
f 26. September 1899 in MUnchen; erwarb die erste Schulung im Ornamenten- 
Fach in seiner Heimat, empfing *86i an der Kunstschule zu Bonn weitere 
Forderung. S. begab sich zur Ausbildung im figuralen Gebiete nach 
Mtinchen, wo er die Polytechnische Schule hospitirte und von 1863 — 1869 
als Schliler der Akademie bei Professor Max Widemann rasche Forschritte 
machte und fiir seine Arbeiten bald die silberne Ehrenmedaille und folge- 
richtig auch ein preussisches Staatsstipendium erhielt. Die ersten nach den 
EntwUrfen des Dombaume^ter Gtildenpfennig, gemeinsam mit Holzhey fiir 
den Bischof Conrad von Paderborn gelieferten Auftrage machten dem Kiinstler 
einen guten Namen, also dass bald viele Bestellungen fiir Kirchen in Baiern 
und den preussischen Provinzen erfolgten, sowohl Reliefs, Einzelstatuen, 
kleinere und grOssere Altare, auch kunstgewerbliche Arbeiten, darunter ein 
origineller mit Figuren gezierter Biicherschrein mit architektonischem Abschluss 
im Spitzbogenstil u. dgl. Drei gothische Altare lieferte S. fiir Sonnendorf 
bei Worth, auch bethatigte er sich an der Restauration der Pfarrkirche zu 
Blindheim (bei Dillingen) und Gundelfingen; zwolf colossale Apostel-Statuen 
kamen in die Michaelskirche zu Breslau (No. 194 »Schlesische Volkszeitung« 
1894), eine »Piet&« in die Pfarrkirche zu Bad - Aibling. Sehr anmuthende 
stilgerechte Statuetten, Gruppen und Flachreliefs fertigte S. fiir Marggraffs 
Altarbauwerke z. B. nach Zabern und Immenstadt, auch schnitt er mit tiefer 
Empfindung viele Crucifixe; 1877 und 1881 veranstaltete er zu Wlirzburg, 
Bonn und Ntirnberg 1896 Ausstellungen seiner Leistungen, welche ihm Ehren- 
diplome und Medaillen zuzogen. Die starke Willens- und Schaffenskraft des 
nur seiner Kunst lebenden Mannes lahmte ein schweres korperliches Leiden. 

Vgl. Bericht des MUnehener Vereins fiir christliche Kunst. 1899, S. 12. 

Hyac. Holland. 



Hausegger. Raif. Schurig. x6f 

Hausegger, Friedrich von, Dr. jur., namhafter Musik -Aesthetiker und 
-Kritiker, * 26. April 1837 zu St. Andra in Karnthen, f 23. Februar 1899 
zu Graz in Steiermark. Nach Absolvirung der Gymnasialstudien besuchte H. 
die Wiener Universitat, die er als Dr. jur. utr. verliess. Schon wahrend seiner 
Studienzeit erwarb er sich bei Gottfr. Salzmann, dann bei DessofF ansehnliche 
Kenntnisse in Contrapunkt und Compositionslehre. 1870 ttbersiedelte er nach 
Graz, wo er die Advocaturspraxis austibte, sich aber nebenher als Docent an 
der Universitat habilitirte und flir die Grazer »Tagespost«, spater flir das 
» Grazer TageblatU gedankenreiche, flir Ktinsder und Publikum belehrende, 
im vomehmsten Tone gehaltene Kritiken tiber Musik schrieb. 1878 erschien 
sein Buch »R. Wagner und Schopenhauer «, 1885 sein Hauptwerk »Die Musik 
als Ausdruck«, 1890 »Das Jenseits des Kflnstlers*. Ausserdem die kleineren 
Schriften »Die klinsderische PersonlichkeiU und »Die Anfange der Harmonies. 

Rich. Heuberger. 



Raif, Oskar, ein brillanter Claviervirtuose, * am 31. Juli 1847 im Haag, 
f den 29. Juli 1899 zu Berlin. Seine Jugendzeit ist bisher in Dunkel gehtillt, 
erst als er um 1870 nach Berlin kam, Schiller Taussigs wurde und bald darauf 
offentlich auftrat, erweckte er durch seine eminente Technik die Aufmerksam- 
keit der Kunstwelt und schon im Jahre 1875 wurde er als Lehrer an der 
Berliner Hochschule flir Musik angestellt. Hin und wieder trat er auch als 
Pianist offentlich auf, doch legte er seine Hauptthatigkeit auf die Erziehung 
junger Pianisten und zog sich von der Oeffentlichkeit nach und nach immer 
mehr zuriick. Seine Leistungen als Componist sind nicht hervorragend und 
nur Weniges erschien im Druck, darunter ein Clavier- Concert mit Orchester 
als op. 1 im Jahre 1878 und zur selben Zeit als op. 11 eine Sonate flir Piano- 
forte und Violine in G-moll. Beide erschienen in Leipzig bei Breitkopf & Hartel. 
Die iibrigen Drucke von op. 2 bis op. 9 sind Salonptecen flir Pianoforte, die 
nur unter seinen Schtilern eine Verbreitung fanden. 

Quelle: Lessmanns Musikzeitungen und seine im Druck erschienenen Werke. 

Rob. Eitner. 



Schurig, Julius Wilhelm Volkmar, Componist, * am 24. Februar 1822 
zu Aue (sachsisches Erzgebirge), f 31. Januar 1899 zu Dresden. Begann seinen 
Lebenslauf als Seminarist in Dresden, wo er Schtiler Joh. Schneiders, Jul. Ottos 
und Th. Uhligs in der Musik war. Hier zeichnete er sich bereits in der Musik 
so vortheilhaft aus, dass aus dem Schullehrer ein Musiker wurde. Schon 1842 
ernannte ihn die jlidische Gemeinde in Dresden zu ihrem Chordirector in der 
Synagoge, zugleich erhielt er 1844 den Organistendienst an der anglikaniscben 
Gemeinde, 1856 rief man ihn nach Pest als Cantor und Organist der evan- 
gelischen Gemeinde, wo er auch eine Liedertafel griindete. Im Jahre 1861 
kehrte er wieder nach Dresden zuriick und bekleidete an der Landes-Blinden- 
anstalt den Gesanglehrerposten, den Cantorposten an der St. Annenkirche und 
seit 1896 ertheilte er an der Rollfuss'schen Akademie fur Musik den Unter- 
richt fUr Theorie. Sein freundliches, schlichtes Wesen erwarb ihm (iberall 
bei Jung und Alt, Schtilern und Eltern die w&rmsten Sympathien und iibertrug 
sich selbst auf seine Compositionen, die einen sanften, beruhigenden Charakter 
tragen. Sowohl kirchliche Chorgesange, geistliche Duette (opus 19, 28, 38 
Btogr. Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. X I 



1 62 Schurig. Reimer. Raab. 

und 45), Gesange filr Knaben- oder Frauenstimmen, patriotische Lieder, Kinder- 
lieder mit Clavierbegleitung, die sich als vorzUgliche kleine Kunstwerke aus- 
zeichnen, als zahlreiche Orgelcompositionen sind Zeuge seiner Empfindungsweise. 
Quelle: Hugo Riemanns Musik-Leukon, Hofmeisters Verzeichnisse. 

Rob. Eitner. • 



Reimer, Dietrich, Verlagshandler, * 13. Mai 18 18 als der dritte Sohn 
von Georg Andreas R. in Berlin, f 15. October 1899 daselbst. R. eroffhete 
1845 * m vaterlichen Hause eine Buch- und Landkartenhandlung, 1847 iiber- 
nahm er den grfissten Theil der geographischen Werke und des Kunstverlags 
von Georg Reimer. Bald entwickelte sich auch eine grossere selbstandige 
Verlagsthatigkeit, die sich hauptsachlich auf Geographie, Ethnographie, Meteoro- 
logie etc. concentrirte. Eine Menge gediegener Landkarten, Atlanten und 
Wandkarten, besonders unter Bearbeitung von Heinrich und Richard Kiepert, 
gingen aus dem Verlage hervor, ebenso hervorragende Zeitschriften der Erd- 
kunde. 1852 erfolgte der Ankauf der Adami'schen Globen, die spater durch 
H. Kiepert bearbeitet wurden. Das Sortimentsgeschaft ging 1858, der Verlag 
1 89 1 in andere Hande tiber, w&hrend R. den Rest seines arbeitsreichen Lebens 
in wohlverdienter Ruhe verlebte. 

Verlags-Katalog von Dietrich Reimer 1845 — 95. — Bttrsenbl. f. d. dt. BuchhdL 1895 
No. 6, 1899 No. 243. 

H. Ellissen. 



Raab, Johann Leonhard, Kupferstecher und Radirer, Akademieprofessor, 
Wirkl. Geheimer Hofrath, * 29. Marz 1825 zu Schwaningen (bei Ansbach), 
f 2. April 1899 * n Mtinchen; erhielt seine Erziehung und Schulbildung in 
Ntirnberg, auch die erste Unterweisung an der dortigen Kunstschule bei Carl 
Mayer und Albert Reindel. Auf der Miinchener Akademie machte 1844 sich 
R. auch mit der Technik der Malerei vertraut, oblag aber dann zu Niirnberg 
durch zwei Decennien mit grosstem Fleisse der Kupferstecherkunst. Viele 
kleine und grosse, meist fiir Verlagsbuchhandler gelieferte Platten zeugen von 
seiner unermtidlichen Sorgfalt, welche damals schon ein besonderes Augen- 
merk auf malerische Wirkung und Charakteristik bei der Wiedergabe des je- 
weiligen Vorbildes erstrebte. Dazu gehoren die Blatter nach Lessing (Luther 
verbrennt die Bulle; Anschlagung der Thesen), Jos. Petzl (Novize), FlUggen 
(Weinprobe und Morgengruss), Vautier (Vor Gericht), Arthur von Ramberg 
(Die Erklarung), J. Becker (Sttirmische Landschaft mit der Staffage eines auf 
seine Tochter gesttttzten blinden Bettlers; die brieflesenden Madchen), Kindler 
(Die Verlassene auf dem Tanzboden) und die Bildnisse des Prinz Albert, 
Gemahls der Konigin Victoria, Blumenbach, Alex, und Willi, von Humboldt, 
Kant (nach Dobler), W. von Kaulbach (nach Friedrich Kaulbach) u. s. w., 
wodurch R. einen so hervorragenden Namen gewann, dass er 1866 bei Julius 
Thaters Abgang an die MUnchener Akademie als Professor der Kupferstich- 
kunst berufen wurde. Hier organisirte R. eine Antiken- und Naturklasse und 
vereinte eine Menge sehr verschiedenartiger Schtiler, denen er, ebenso wie 
Piloty, ihre Eigenart zur vollen Gestaltung ausbildete, darunter den Xylo- 
graphen W. Hecht, die Radirer Peter Halm, Karl Rauscher, Joh. Fr. Deininger, 
Wilh. Schmidt, Karl Stauffer-Bern u. v. a. Mit ihnen trat des Meisters eigene 



Raab. Fftrster. 163 

Tochter, die neben ihrem Vater in hochster Genialit&t wetteifernde Doris Raab, 
als selbst&ndige Kllnstlerin in den Vordergrund. — In Mtinchen entstanden 
R.'s Stiche nach Feuerbach (Pieti), Kaulbach (Goethes Frauengestalten: Lotte 
den Geschwistern Brot schneidend; Leonore; Goethe am Hof zu Weimar; 
Dorothea und die Auswanderer), Pecht (Clavigo, Heinrich VIII. und Anna 
Boleyn), insbesondere aber die flinfzig Blatter nach den »Meisterwerken der 
Alten Pinakothek* (Mtinchen, Verlag von P. Kaeser, mit Text von Fr. v. Reber), 
welche in der feinempfundenen Reproduction der so hochst verschieden ge- 
arteten Originate wie Holbein, Dtirer, Roger van der Heyden, Rubens, van 
Dyck, Tizian, Paolo Veronese, Rembrandt, Tenier, Murillo, Tiepolo das Er- 
staunlichste leisteten. Zwei Blatter nach Raphael Santi (die Madonna Tempi 
und jene di Foligno) fertigte R. 1875 und 1880 ftir Bruckmann. Einformiger, 
immerhin aber durch ihre packende Wahrheit anziehend, erschienen die Bild- 
nisse seiner »Zeitgenossen«, welche R. unmittelbar nach dem Leben radirte, 
darunter Lenbach, Carl Piloty, Wagmliller, Jos. Knabl, Franz Adam, Kaspar 
Zumbusch, Gottfried Neureuther, Defregger u. A. Nachdem der Meister ein 
Vierteljahrhundert an der Akademie gewaltet hatte, veranstalteten ihm seine 
dankbaren Sch tiler (1894) eine brillante Feier, voll Witz, Laune Geist und 
rtihrender Ehrung. Dann trat er 1895 mit dem Titel eines Kgl. Geheimen 
Hofrathes in die wohlverdiente Ruhe. Aber auch jetzt noch griff er zu 
Pinsel und Palette und make mehrere grosse Bildnisse, bis ihm die fiihlbare 
Schwere des Alters auch diese stille Freude verleidete. R. erhielt viele Aus- 
zeichnungen : den Orden vom heilig. Michael I. Klasse und den italienischen 
Kronorden, die Ehrenmitgliedschaft der Akademien in Berlin, Wien, Brtissel, 
Antwerpen und Mtinchen, goldene Medaillen von den Ausstellungen in 
Ntlrnberg, Mtinchen, Wien, Berlin, Paris, Madrid, ein Ehrendiplom von 
London. 

Hoff, Ludwig Richter 1877 S. 467. Apell, Handbucb 1880 S. 344. Lauren* 
Mlillner, Litcrar. u. kunstkritische Studicn, 189$. Fr. von Btttticher, Malerwerke 1898, 
II, 340. Das Geistige Deutschand 1898, I, 540. Abendblatt 94 »AUgero. Zeitungc, 
5. April 1899. No. 2913 »IUustr. Ztg., 27. April 1899. Kunst fQr Alle, I.Mai 1899 
S. 236. Kunstvereins-Bericht fQr 1899 S. 78. 

Hyac. Holland. 



FSrster, Sophie, eine gefeierte Concert- und Btihnen-Sangerin, Tochter 
des Professor Ebel zu Berlin, * daselbst 1831, f 27. Februar in Wien. Dire 
schdne ausgiebige Sopranstimme erweckte schon frilh die Aufmerksamkeit 
der Kunstfreunde. Beim KgL Chordirector Elster in Berlin machte sie ihre 
ersten Studien, dann lernte sie Jenny Lind kennen, die sie in die Geheim- 
nisse der Gesangskunst einweihte, technische Studien und Stimmenbildung 
lernte sie dann bei Teschner in Berlin. Die inzwischen erfolgte Verheiratung 
mit dem Hofrath F. C. FOrster hatte auf ihre Bestrebungen sich zu ver- 
vollkommnen keinen Einfluss, denn es wurde fleissig weiterstudirt. Im Jahre 
1854 trat sie in Leipzig zum ersten Male in einem Concerte auf und 
begriindete ihren bedeutenden Ruf, der ihr uberall voraufeilte und die Wege 
ebnete, so dass sie eine vielbegehrte Concertsangerin wurde und fast bei 
keinem Musikfeste fehlen durfte. Seit 1855 lebte sie in Dresden und studirte 
dort eine Reihe Rollen ein, um sich der BUhne zu widmen, trat 1861 in 
Erfurt auf, dann in Meiningen und darauf in Miinchen als Primadonna, wo 
sie bis 1866 die grossten Triumphe feierte. Nach der Zeit trat sie von 



164 Pdrster. Rotter. Buch nicker. 

jedem Sffendichen Auftreten zuriick, ging nach Wien und ertheilte Gesang- 
unterricht. Da sie besonders von Amerikanerinnen aufgesucht wurde, so lebt 
jenseits des Oceans Hire Gesangskunst durch ihre Schliler weiter. Trotz ihrer 
BUhnenerfolge standen ihre Leistungen als Liedersangerin untibertroffen da 
und entziickte in Privatkreisen, in denen sie einst ein vielbegehrter Gast war. 
Quellen: Signale von Senff. Mendel-Reissmann's Musik-Lexikon. 

Rob. Eitner. 



Rotter, Josef Arthur, Kirchenmusiker, * 6. August 1832 zu Pitkau in 
Oesterreichisch-Schlesien, f 28. Marz 1899. Erhielt seinen ersten Musik- 
unterricht von seinem Vater, der Schullehrer und Regens chori war. Im 
Gymnasium des Augustinerklosters in Altbrunn absolvirte R. seine humanistischen 
Studien und bethatigte sich nebenher als Kirchenchorsanger, wohl auch zu- 
weilen als Dirigent. Spater wurde er Erzieher, dann Postbeamter; i860 trat 
er aus dem Staatsdienste, um sich der Musik zu widmen, und wurde Dom- 
sanger, Capellmeister und Gesangslehrer in Raab in Ungarn. Seit 1869 war 
R. als Chormeister mehrerer Gesangsvereine in Wien, von 1870 an als Regens 
chori an der Alt-Lerchenfelder Kirche thatig. In dieser Stellung wirkte er 
anregend und verdienstlich sowohl durch die sorgfaltige Art der von lhm ge- 
leiteten Aufftihrungen, als auch durch seine zahlreichen kirchlichenCompositionen. 

Rich. Heuberger. 

Buchrucker, Carl Christoph Wilhelm v., Dr. theol., Oberconsistorial- 
Rath und Kgl. Geheimrath, * 19. November 1827 in Kleinweisach, f 29. Jan. 
1899 in Mtinchen. 

B. war der Sohn eines alten frankischen Pfarrergeschlechts, das in ftinf 
Generationen aufwarts in ununterbrochener Folge dem geistlichen Stande 
ttichtige Vertreter zugefiihrt hat. In seinem Geburtsort Kleinweisach bei Burg- 
Haslach im Steigerwald, an der Grenze von Ober- und Mittelfranken, ist 
bereits sein Grossvater 30 Jahre lang Pfarrer gewesen. In dem Lebensbild 
dieses eigenartigen und lebensvollen Marines, das der Enkel dem Vater zu 
dessen 5ojahrigem Amtsjubilaum 1876 als Festgabe uberreichte, »Ein Seel- 
sorgerleben aus der Wende des vorigen und des gegenwartigen Jahrhunderts«, 
ist der Familiengeschichte dieses ehrwtirdigen Pastorenhauses ein bleibendes 
Denkmal gesetzt. Der Vater Carls, eine warmherzige, johanneisch-milde, 
gesundfromme Personlichkeit, unterrichtete zunachst seinen erstgeborenen und 
einzigen Sohn seiner frlih verstorbenen ersten Gattin bis zu seinem 14. Jahre 
daheim. 1841 folgte dann der Eintritt in das Gymnasium zu Erlangen, das 
unter Ludwig Doderleins Leitung in frischem und klassischem Geist zu hoher 
Bltithe gekommen war. Zugleich fand Carl im Hause der Grossmutter — 
nachdem der Vater sich in zweiter Ehe mit Caroline von Jahn, der Tochter 
des in Wesel mit erschossenen Adjutanten Schills, verheirathet hatte — 
flirsorgliche Aufnahme. 1846 begann das Universitatsstudium, im ersten Jahr 
mit allgemeinen und philosophischen Disciplinen, noch zum Theil unter Doder- 
leins Ftihrung. Bald aber schloss B. sich zu ernster theologischer Arbeit ins- 
besondere Hofmann an, der im Verein mit Thomasius, Hofling und dem eben 
eingetretenen Delitzsch sich mehr und mehr als das Haupt der neuen Er- 
langer Schule erwies. Doch auch an dem studentischen Leben nahm B. 



Buchrucker. 



165 



durch seinen Eintritt in die Burschenschaft in jenen national-politisch tiefer- 
rcgten Jahren lebhaftesten Antheil; cr wurde der berufene Redner und Dichter 
seiner Verbindung. Der Ferienaufenthalt daheim fiihrte dann nicht selten zu 
eingehenden theologischen Auseinandersetzungen mit dem Vater, der, dem 
altrationalistischen Standpunkt seiner Jugendjahre mit der Zeit entwachsen, 
mit dem Sohne bis an sein Ende (1881) in innigherzlichem Verh&ltniss ge- 
standen hat. Nach Abschluss des akademischen Studiums nahm B. vorerst 
(1850) eine Hauslehrerstelle bei Hofrath Dr. Ktister in Schwabach an und 
erwarb sich, obschon nur ein Jahr dort thatig, im hohen Maasse allseitiges 
Vertrauen. Ebensowohl bewahrte er sich in den ihm dann in rascher Folge 
iibertragenen Pfarrvicariaten in Burgfarrnbach, Obereisensheim und dem (1866 
an Preussen abgetretenen) Rhdnstadtchen Gersfeld, so schwierig und misslich 
nicht selten solch ein Posten an der Seite eines alteren geistlichen Herrn 
oder in ganz interimistischer selbst&ndiger Verwaltung eines Pfarrsprengels zu 
sein pflegt. Ueberanstrengung seiner Krafte in der von einer Typhusepidemie 
heimgesuchten Rhongemeinde Gersfeld nothigten ihn zu einer Ruhepause, die 
ihm zugleich zur letzten Vorbereitung auf die II. theologische Priifung diente. 
1854 endlich wurde dem Siebenundzwanzigjahrigen durch das graflich Castellsche 
Patronat die erste eigene Seelsorgergemeinde in Oberlaimbach im Aischgrunde 
ttbertragen. Hier hat B. an der Seite seiner jungen Gattin, einer Tochter des 
graflich Pucklerschen Patrimonialrichters Nittinger in Burgfarrnbach, neun Jahre 
in gliicklicher und fleissiger Stille gewirkt und in regem personlichen Verkehr 
mit seinem alten Lehrer Hofmann in Erlangen den guten Grund zu seiner 
nachmaligen reichen literarischen Thatigkeit gelegt. Neben der keineswegs 
vernachlassigten Arbeit an seiner nur 175 Seelen zahlenden Gemeinde fand 
er die Musse, hier sein umfassendes dreibandiges Werk »Der christliche 
Religionsunterricht in der Volksschule« als ein reichhaltiges und technisch 
wohlgeordnetes Hiilfsbuch ftir die Hand des Lehrers zu schreiben (I. Band: 
1859; II. Band: i860; III. Band: 1862). Zum praktischen Gebrauch ftir die 
SchUler erschien aus seiner Feder 1863 »Die Biblische Geschichte. Nach ihrem 
Zusammenbange mitWorten der hi. Schrift ftir die Volksschule erzahlu, in 
der er in christocentrischer Zusammenfassung und Gruppirung die Heilsgeschichte 
unter einheitlichem Gesichtspunkte behandelte, im Unterschiede von einer 
Reihe bisher gebrauch ter biblischer Lehrbticher, in denen die Geschichten der 
Bibel mehr oder weniger nach Geschmack und Auswahl ihrer Bearbeiter zu- 
sammengestellt waren. Von der Brauchbarkeit des B.'schen Schulbuchs zeugt, 
dass schon 1865 die bayerische Generalsynode seine Zulassung zum dffent- 
lichen Gebrauch empfahl. Und nachmals hat es 50 Auflagen erlebt und ist 
von der Generalsynode des Jahres 1897, ebenso wie B.'s Auslegung des 
lutherischen Catechismus (seit 1867 in 67 Auflagen), als officielles Religions- 
lehrbuch der lutherischen Landeskirche Bayerns bestatigt und allgemein ein- 
gefiihrt worden. Inzwischen aber war auch in der ausseren Lebensstellung 
des einfachen Dorfpastors die Wendung eingetreten. Zwar war ihm 1861, 
als er sich in Niirnberg um eine Pfarrstelle bemtihte, nach seiner Predigt, die 
er dort beim Bibelfest gehalten, der Bescheid geworden: »Ihre Gaben waren 
uns recht, aber Ihre Richtung ist uns zu streng«. Doch bald danach, 1863, 
berief ihn die ehemals Freie Reichsstadt Nftrdlingen als ihren III. Geist- 
lichen; er wurde somit der Amtsgenosse von Adolph Stahlin, dem nachmaligen 
Oberconsistorialprasidenten, der damals mit drei anderen, spaterhin ebenfalls 
zu hohen leitenden Kirchenamtern berufenen Mannern die Nordlinger Gc- 



1 65 Bach nicker. 

meinde pastorirte. B. entfaltete hier bald eine rege Wirksamkeit: er rief 
eine hohere Tochterschule ins Leben, grtlndete einen evangelischen Arbeiter- 
Verein, richtete unter Mithiilfe von Neuendettelsauer Diakonissen eine regel- 
massige Gemeindepflege ein, betheiligte sich im Kriegsjahre 1870/71 an der 
Pflege der in dem Nordlinger Feldhospitale untergebrachten kranken und 
verwundeten Krieger und half Sanitatsztige ftir den Kriegsschauplatz aus- 
rilsten. Aus den von ihm geschaffenen Wander-Conferenzen ftir Innere Mission 
ist der (1886 constituirte) Landesverein flir Innere Mission in Bayern er- 
wachsen, nachdem das anfangs schwierige Verhaltniss zu Lohes bereits 
bestehender »Gesellschaft fur Innere Mission im Sinne der lutherischen Kirche* 
durch B. in befriedigender Weise geklart war. Endlich ruhte auch seine 
literarische Arbeit in Nordlingen durchaus nicht. Neben den rasch nothigen 
Neuauflagen seiner Biblischen Geschichte und Catechismuserklarung, an die 
er immer wieder bessernde Hand anlegte, schrieb er hier fur seine Confir- 
manden ein Beicht- und Communion-Buch, »Der Weg des Friedens«, das sich 
allmahlich auch in fiinf Auflagen verbreitet hat. Bereits 1867 war er in 
Nordlingen zur ersten Pfarrstelle emporgestiegen. Da kam ihm 1873 der 
ehrenvolle Ruf, als erster Geistlicher und Decan die Leitung der protestan- 
tischen Gemeinde in Mlinchen zu ubernehmen. Voile zwolf Jahre lang hat er 
hier in vielverzweigter Arbeit in Kirche, Schule und Gemeindeseelsorge 
gestanden, die auch von seinem Landesherrn durch die Verleihung des Ver- 
dienstordens vom Heil. Michael anerkannt wurde, Insbesondere hat er sich 
um die Erbauung der zweiten evangelischen Kirche Miinchens, zu St. Marcus, 
hochverdient gemacht. Daneben fand er dann noch Zeit zu der (schon oben 
genannten) Biographie seines Grossvaters Christian Friedrich B., sowie zu 
einer Sammlung von Festpredigten : Die vGrossthaten Gottes* (Nftrdlingen, 
Beck), und den beiden praktisch-methodologischen Werken: »Der Schrift- 
beweis im Catechismus-UnterrichU (Gotha, Schloessmann) und den »Grund- 
linien der kirchlichen Catechetik* (Berlin, Reuther). Auch die Begrundung 
der »Neuen kirchlichen ZeitschrifU (1889) war wesentlich sein Werk. Das 
Jahr 1885 aber hatte inzwischen ftir ihn den Eintritt in das Konigl. Ober- 
consistorium gebracht, dem er die 13 letzten Arbeitsjahre seines Lebens in 
unermudlicher Pflichttreue, vor Allem in eifriger Flirsorge flir die Fortbildung 
und Festigung des jungen geistlichen Nachwuchses gewidmet hat. So wurde 
ihm nach Stahlins Tode 1897 der Posten des Prasidenten des Oberconsistoriums 
angetragen. Er schlug ihn aus, da er fiihlte, dass seine nachlassenden Krafte 
demselben nicht mehr gewachsen waren. Ja, nachdem er noch seinen 
70. Geburtstag in erfreulicher Frische im Amte gefeiert hatte, erbat er sich 
den Rucktritt in wohlverdienten Ruhestand, in dem er noch einen langeren 
Feierabend in wissenschaftlicher Musse ftir sich erhoffte. Sein Landesherr 
hatte ihn zur Wurde eines Konigl. Geheimrathes und durch den Civilverdienst- 
orden der bayerischen Krone zu personlichem Adel erhoben. Von der Uni- 
versitat Erlangen war ihm bereits 1887 die theologische Doctorwurde ver- 
liehen. Aber nicht langc sollte er sich seines Otium cum dignitate erfreuen. 
Eine schwere Krankheit, die ihn ohne sein Wissen befallen hat, raffte ihn 
ohne langen Todeskampf beim ersten Ansturm hinweg. Am 31. Januar 1899 
ward er unter allgemeiner Theilnahme auf dem Ostlichen Friedhofe bestattet, 
auch im Tode noch durch eine reiche Kranzspende des Prinzregenten geehrt. 
Von seiner reichgesegneten Lebensarbeit ftir die gesammte bayerische Landes- 
kirche, wie von seiner edlen, liebevollen, jeder schroffen Harte abholden 



Buchruckcr. Schrtider. i6y 

Personlichkeit haben am Grabe und im Trauerhause Decan Kahl und Ober- 
consistorialprasident Dr. Schneider ehrendes und ergreifendes Zeugniss gegeben. 

VgL O.-C-Rath K. Burger in: Neue Kirchl. Zcitschrift 1899 S. 361—376; 443—454. 
Allg. cv. loth. KirchcnxcituDg 1899 S. 118— 119; 142 — 143. 

Kohlschmidt 



Schrftder, Hugo, Geheimer Justizrath, * 10. April 1829 in Insterburg, 
f 25. September 1899 in Eisenach. 

Wenn hier dem verdienten und vielthatigen Juristen und Parlamentarier, 
dem langjahrigen Redacteur der 'National -Zeitungc und Mitarbeiter am 
•Biirgerlichen Gesetzbucb« der Nekrolog von der Hand eines Theologen ge- 
schrieben wird, so hat das fiir jeden Kundigen seinen guten Grund darin, 
dass der Verstorbene nach dem bedeutsamsten Theile seiner offentlichen 
Wirksamkeit der kirchenpolitischen und innerkirchlichen preussisch-deutschen 
Geschichte der letzten 30 Jahre angehort. S. entstammte zwar dem fernsten 
Winkel Ostpreussens; seine Lebensarbeit aber hat von der vollen Kraft seiner 
Mannesjahre an bis zum Feierabend des fast Siebzigjahrigen in der Reichs- 
hauptstadt gewurzelt. Noch wahrend seiner Knabenjahre folgte er dem Vater, 
der nachmals als President des Berliner Stadtgerichts gestorben ist, nach 
Konigsberg und trat hier dem freimtithigen und freisinnigen Garnisonpfarrer 
Rupp — als dieser noch nicht aus der Landeskirche hinausgedrangt war — 
im Confirmations-Unterricht herzlich nahe. Im vaterlichen Hause herrschte 
ein reger Verkehr von geistig bedeutenden und im offendichen Leben ein- 
flussreichen Mannern, sodass schon in jungen Jahren tiefe und bleibende Ein- 
drlicke kirchlicher wie politischer Natur auf ihn einwirkten. Nach Vollendung 
seiner juristischen Studien widmete er sich zunachst der staatsanwaltschaft- 
lichen I^aufbahn, begann aber bereits 1862, als er in das preussische Ab- 
geordnetenhaus gewahlt wurde, weitergehende politische Thatigkeit, wesentlich 
im Rahmen der liberalen Partei. In den erregten Kampfen um die Militar- 
Organisation trat er demgemass den Gegnern der Mehrkostenforderung bei 
und hatte daraufhin zu wahlen zwischen Aufgabe seiner parlamentarischen oder 
seiner beruflichen Stellung. Kr gab letztere preis und hat in der Folge auch in 
ausgedehnter publicistischer Arbeit, insbesondere als Redacteur der » National- 
Zeitung« fiir seine politischen Ideale gekampft. Der Aufgang der > liberalen 
Aera« unter Falk machte 1875 ^ m ^ en Rucktritt in den Staatsdienst moglich; 
er wurde zunachst Rath beim Stadtgericht in Berlin und nach zwei Jahren, 
1877, bereits zum Konigl. Kammergerichtsrath ernannt. Nach Begriindung 
des Verwaltungsgerichts trat er in dieses ein, ebenso in den Bezirksausschuss 
fiir den Stadtkreis Berlin. Doch gleichzeitig mit seinem ersten parlamen- 
tarischen Auftreten hatte auch seine kirchliche und kirchenpolitische Stellung- 
nahme und Wirksamkeit begonnen. Schon 1862 wurde er Mitglied des von 
den freigesinnten Predigern Lisco und Sydow geleiteten Berliner »Unions- 
verein«, fiir dessen Angliederung an den im Jahre darauf, 1863, in Frank- 
furt a. M. begriindeten »Protestantenverein« er einer der eifrigsten Forderer 
war. So kam es, als 1874 die Leitung dieses in seinen jungen Jahren offent- 
lich so bedeutsamen Vereins von Heidelberg nach Berlin verlegt wurde, dass 
das Prasidium bald (1880) auf S. Uberging. Eine weitumfassende Thatigkeit 
wurde nun von ihm entwickelt, die bei allem mannhaften Festhalten an den 
liberalen Principien, doch in gesunder »Realpolitik« zunachst das Erreichbare 



x 68 Schroder. 

an die Hand nahm und das Gute, wo es sich hot, hinnahm, auch wenn es 
seinem Idea] des Besseren noch nicht entsprach. So hat er schon in den 
7oer Jahren bei den Kampfen und Vorarbeiten fiir eine neue Verfassung der 
preussischen Landeskirche auf der Grundlage der Selbstbethatigung der Ge- 
meinden die Vorlage der Regierung, so klar er die Mangel derselben erkannte, 
zu Stande zu bringen helfen; in der Hoffnung, dass auch innerhalb der da 
gebotenen Formen und Befugnisse das kirchlich-liberale Btirgerthum zur kirch- 
lichen Mitarbeit mehr und mehr sich heranziehen lassen wtirde. Gerade in 
Berlin hat S. trotz vieler Enttauschungen und oft erbitterter Parteikampfe un- 
ermiidlich und opferfreudig um dies Ziel gerungen; insbesondere nachdem 
ihm der Vorsitz in der »vereinigten Kreissynode* durch die Majoritat seiner 
Parteifreunde zehn Jahre lang (ibertragen war. In dieser Stellung hat er sich 
auch nicht gescheut, das Odium der vielberufenen Berliner Kirchsteuerregelung 
auf sich zu nehmen, da er zu der Gewissheit kam, dass auf anderem Wege 
den schreienden kirchlichen Nothstanden der Reichshauptstadt nicht abzuhelfen 
war. So trat er auch dem von der jungen Kaiserin ins Leben gerufenen 
»Kirchlichen Hulfsverein« als thatiges Mitglied bei und hat vor Allem beim 
Bau der Kaiser Wilhelm-Gedachtnisskirche kraftig mitgewirkt. Ebenso hatte 
das Comity zur Errichtung eines Lutherdenkmals in Berlin in ihm den eif- 
rigsten Forderer und es war ihm eine hohe Freude, noch im Jahre vor seinem 
Scheiden, das Standbild des Reformators am n. Juni 1895 vollendet und 
enthtillt zu sehen. In seiner St. Lucas-Parochie war er lange Jahre stellver- 
tretender Vorsitzender des Gemeindekirchenraths. Bei den monatlichen Ver- 
sammlungen der Vertrauensmanner der Kirchlich-Liberalen Berlins lag die 
Leitung in seinen Handen. So war er selbst auch Vertrauensmann in den 
weitesten Kreisen; sogar von amtlichen Stellen wurde nicht selten sein Rath 
und Votum eingeholt, sodass das Scherzwort von dem »Schroderschen Neben 
regiment « des thatsachlichen Untergrundes durchaus nicht entbehrte. *Was 
ihn zu solcher Fiihrerrolle befahigte, war seine vielgestaltige, in einem reichen 
politischen Leben errungene Erfahrung und seine vielseitige Bildung . . . Alle 
Seiten seiner Bildung fasste S. aber zusammen in hingebender Arbeit fiir eine 
Erneuerung und Reform unserer protestantischen Landeskirchen . . .« Ihre Er- 
starkung von innen heraus, nicht durch irgend wie ausserlich uniformirenden 
kirchenregimentlichen Zusammenschluss, am wenigsten etwa unter dem domi- 
nirenden Einfluss der preussischen Staatskirche, erstrebte er. Grosse sichtbare 
Erfolge sind seinem Streben allerdings nicht beschieden gewesen. »Leute 
wie wir haben kein Gltick*, damit hat er manchmal sich und seine Freunde 
getrostet, aber sich doch seine arbeitsfreudige Energie, die tief in seiner sitt- 
lichreligiosen Personlichkeit wurzelte, nie in thatloser Resignation brechen 
lassen. Als er Abschied nahm von der Statte seiner jahrzehntelangen Lebens- 
arbeit, um in einem schonen Heim am Fusse der Wartburg Feierabend zu 
halten, ist ihm in ergreifender Abschiedsfeier gebiihrender, ehrender Dank 
auch durch den Vertreter der Stadt Berlin bezeugt worden. Aber nur wenige 
Jahre wohlverdienter Ruhe waren ihm vergonnt. Er starb an den Folgen 
einer schmerzhaften Venenentziindung. Seine irdischen Ueberreste wurden 
seinem Willen gemass in Gotha den Flammen tibergeben. 

Deutsches Protestantenblatt 1899, No. 44. Protestant No. 40. Protestantische Zeit- 
stimmcn X, (1896) S. 41— 53. 

Kohlschmidt. 



Henkel. Rothbart 169 

Hcnkel, Hcinrich, Musikdirector, * 16. Februar 1822 zu Fulda, f 10. April 
1899 zu Frankfurt a. M. Schuler seines Vaters Michael Henkel und spater 
von Anton Andrd und Ferdinand Kessler. Trat als Klaviervirtuose auf, 
errichtete in Fulda einen Gesangverein und vertrat seinen kranken Bruder als 
Musiklehrer im Schullehrer- Seminar. 1846 — 1847 lebte er in Leipzig, 1848 
wieder in Fulda und erst 1849 wahlte er Frankfurt a. M. als Wohnsitz, wo 
er sich ganz dem Lehramte in der Musik widmete, eine Musikschule errichtete, 
einen Kirchengesangverein grttndete und alljahrlich zur Winterzeit Kammer- 
musik-Concerte veranstaltete, in denen er als Pianist auftrat und besonders 
die klassischen Meister pflegte. Schon als Schiller von Andr£ ordnete er die 
von Andr£ von der Wittwe Mozarts erworbenen Handschriften und fertigte 
einen thematischen Katalog an, den Andrt dann unter seinem Namen heraus- 
gab und der heute schon zu den grossten Seltenheiten gehOrt. Als Componist 
gab er Lieder, Chorgesange und Clavierpiecen, sogenannte Salonpiecen 
heraus. Sein Hauptverdienst besteht in den zahlreichen Lehrmethoden, so- 
wohl theoretisch wie praktisch, die er im Laufe seines Lebens herausgab. 
Dazu gehort eine Vorschule des Clavierspiels (technische Studien), eine Me- 
thodik des Clavierunterrichts, ein Fiihrer durch die Clavierliteratur. Der 
Mechanismus des Clavierspiels, alles Werke, die auf langjahriger Erfahrung 
beruhen und von Vielen zu Nutz und Frommen bentitzt wurden. Ferner 
schrieb er eine Biographie Aloys Schmitt, gab eine neue Ausgabe von Anton 
Andres Lehrbuch der Tonsetzkunst 1875 heraus und schrieb »Mittheilungen 
aus der musikalischen Vergangenheit Fuldas«. Ein- und mehrstimmige in- 
structive ViolinstUcke gab er heraus. 1883 erhielt er den Titel eines Kgl. 
Musikdirect6rs. 

Quellen: Mendel-Reissmanns Musik-Lexikon. Hugo Riemanns Musik-Lexikon 5. Aufl. 

Rob. Eitner. 



Rothbart, Ferdinand, Historienmaler und Illustrator, Conservator des 
k. Kupferstich- und Handzeichnungs-Cabinets, * 3. October 1823 zu Roth am 
Sand, f 31. Januar 1899 in Mlinchen. R. kam mit seinen Eltern frlihzeitig nach 
Nlimberg und erlebte nach dem Tode seines Vaters, welcher eine Draht- 
flechterei besass, eine an schweren Erfahrungen reiche Jugend. Das mechanische 
Coloriren von Landkarten und Bilderbogen weckte seine Liebe zur Kunst, 
welche durch den Vorgang seines alteren Bruders Georg Rothbart (• 181 7, 
f 1896, herzoglicher Oberbaurath und Geh. Hofrath zu Coburg) weitere 
Nahrung erhielt. Bald erwarb er in der Technik der Lithographie und bei 
H. L. Petersen im Gebiete des Kupferstiches und der Radirung schone Kennt- 
nisse und praktische Uebung. Mit Feuereifer warf er sich auf das Gebiet der 
Illustration und lieferte ftir verschiedene Buchhandler und Verleger allerlei 
Arbeiten von eigener Erfindung und Composition. Spater tibersicdelte er nach 
Stuttgart, wo er fUr Guhl und Caspar's »Denkmaler der Kunst« viele treffliche 
Platten radirte, flir die Konigin Olga sehr schone Aquarell- und Architektur- 
bilder malte (theilweise auch gestochen von E. Dertinger und A. Schultheiss, 
z. B. der »Schweizerbub'«, »Deserteur«, »Die Nonne«) und mit der Firma 
G. Scheitlin in Beziehungen trat. Einen guten Namen errang sich R. 
durch seine Illustrationen zu den Erzahlungen der damals als Schriftstellerin 
auftretenden Isabella Braun, insbesondere zu den von ihr begriindeten, heute 
noch (im Verlag von Braun & Schneider zu Mttnchen) florirenden ^Jugend- 



I yo Rothbart. 

blattern«. Der erste grossere Auftrag erwuchs dem K tins tier in Coburg: im 
Laubengang des herzoglichen Schlosses malte er das jeden Besucher so an- 
genehm ttberraschende und erfreuende grosse Fresco mit dem »Brautzug des 
Herzogs Casimir«, eine sehr gelungene Leistung; nebenbei ordnete er auch in 
mustergiltiger Weise die reiche Sammlung von Kupferstichen und Hand- 
zeichnungen des kunstsinnigen Herzogs Ernst. In MUnchen lieferte R. Titel- 
blatter zu Wielands sammtlichen Schriften (Leipzig 1853 — 58 in 36 Banden), 
zu Schillers Werken (Stuttgart 1853 in 12 Banden), zu Goethes »Gotz« (Berlin, 
bei Grote) und Hebels »Erzahlungen des Rheinischen Hausfreundes*. Auch 
entstanden die drei Blatter zu Adolf Bottgers »Dichtergarben«, zu N. Ducros' 
»Pamasse Fran$ais« (beide gestochen von C. Geyer) und der ^British Lyric* 
von W. O. Elwell (gestochen von A. Schultheiss, sammtlich im Verlage von 
George Westermann in Braunschweig), wobei er, ebenso wie bei G. Scherers 
^>I)eutschem Dichterwald« (1857), die nationale Charakteristik der betreffenden 
Dichtungen zum pragnantesten Ausdruck brachte. Zur historischen Galerie 
des von Konig Max II. begrllndeten Mtinchener National-Museums wurde R. 
mit Frescobildern betraut, deren Stoffe ganz der geschichdichen Richtung des 
Malers geeignet schienen: Wie Kaiser Ludwig der Bayer der Stadt Nurnberg 
neue Rechte verleiht; die Predigt des Johann Capistran zu Nllrnberg (1452) 
und die Grundung der ersten Buchdruckerei zu Bamberg durch Albrecht 
Pfister (aus dessen Officin die Ausgabe von Boner's »Fabeln« hervorging). 
Ueber der Ausftihrung dieser grossen Arbeiten hatte sich R.'s Gesundheit 
bedenklich verandert, so dass ein langerer Aufenthalt im Stiden dringend 
geboten schien. Gleichzeitig war die edelmlithige Stiftung des Bildhauers 
Martin von Wagner (vgl. den Artikel in der »Allg. Deut, Biogr.« 44. B. S. 515 ff.) 
flussig geworden und R. erhielt als erster Stipendiat einen dreijahrigen Aufent- 
halt fur Italien und insbesondere fur Rom, wo sich der Kunstler griindlich 
erholte. Dankbaren Herzens sendete er in die Sammlungen der Universitat 
Wtirzburg, der Patronin der »Martin von Wagner-Stiftung«, ein von ihm sorg- 
sam ausgefiihrtes, »Noli me tangere« betiteltes Oelbild. Zu Rom katalogisirte 
R. auch die Bibliothek der Villa Malta. Nach seiner Rilckkehr zeichnete R. 
viele Illustrationen, z. B. zu Lessings » Nathan « (Berlin 1868), Goethes »Faust« 
und Lenaus »Gedichten«, zu Schillers »Don CarIos«, zu Georg Scherers 
»Deutschen Volksliedern«, ftir Lohmeyers »Monatshefte<i und vier grosse Car- 
tons mit den Evangelisten, welche, in L. Faustners Glasmalerei-Anstalt aus- 
geflihrt, als Kirchensfenster nach Darley (bei Glasgow) kamen (vgl. LUtzows 
Zeitschrift 1874. IX, 610). Auch einen Carton mit der Kirchhofscene aus 
»Hamlet« ftir ein Glasbild F. X. Zettlers. Ftir die Bilderbogen von Braun 
und Schneider illustrirte R. das Marchen »Die Sternthaler« (No. 235) und 
lieferte Beitrage zur »Geschichte der Costume « (No. 437, 463, 490, 520). Im 
Jahre 1871 wurde ihm die Stelle eines Conservators am k. Kupferstich- und 
Handzeichnungs-Cabinet ubertragen, welche er bis 1885 bekleidete. Aus den 
Schatzen dieser Anstalt publicirte R. seltene Stiche, Radirungen und Hand- 
zeichnungen alterer Meister, in dem von Obernetter-Albert erfundenen photo- 
graphischen Lichtdruck in einem grossen Prachtwerke (1876) und leitete die 
von Obernetter besorgte Auswahl und Reproduction der Kleinmeister des 
XVI. und XVII. Jahrhunderts, welche die kostbarsten Blatter in billigen Copien 
zum Gemeingut machten und dadurch dem Kunstgewerke sehr erfreuliche 
Vorlagen boten. Im Jahre 1885 trat R. infolge seines unheilbaren Asthma 
in den wohlverdienten Ruhestand und tiberliess dieses unabsehbare Feld der 



Rbthbart. Scherhring. 171 

Thatigkeit einer neuen, frischen Arbeitskraft, Dr. Wilhelm Schmidt. R. suchte 
in verschiedenen klimatischen Kurorten Linderung seiner Leiden, die sich erst 
in den letzten Lebensjahren langsam verzogen. Abermals griff er zu Pinsel 
und Palette, zu Stift und Feder und trug sich mit immer neuen Compositionen 
und Oelbildern, ohne damit in die Oeffentlichkeit zu treten. Flir den grossen 
Prachtwagen Konig Ludwigs II. malte er einen culturhistorischen Tanz aus 
der Zeit des Louis Quatorze (vgL Louise von Kobell »Kdnig Ludwig II. und 
die KunsU 1898 S. 262). Hatte er frtiher schon ftir das »Malerische Bayern* 
(Miinchen bei Georg Franz) viele Blatter mit landschaftlichen Aufhahmen und 
Stadte-Ansichten geliefert, so liebte er jetzt zu seiner Herzenserquickung allerlei 
Reiseeindrlicke mit der Feder festzuhalten, z. B. Uber *Pappenheim« oder 
»Kelheim und seine Umgebung in Wort und Bild« (Regensburg. 1888), wo- 
bei auch kleinere Sachen ftir Seb. DUlls »Jugendlust« (i889ff. Ntirnberg) und 
Rebele's »Kinderfreund« (Augsburg iSgiff.) abfielen. 

R. war ein tief gemtithvoller, zartbes^iteter Charakter, eine wahre und 
echte KUnstlernatur, ein unverbrtichlich edelmtithiger Freund, mit einem Worte: 
ein guter Mensch im schOnsten Sinne des Wortes! So lange es seine Gesund- 
heitsverhaltnisse gestatteten, nahm er den innigsten Antheil an alien Fragen 
und Angelegenheiten der MUnchener Kunst-Genossenschaft, besonderen Dank 
aber verdiente er ob seiner umsichtigen Geschaftsftlhrung des KUnstler-Unter- 
stUtzungsvereins. Zu vielen festlichen Gelegenheiten lieferte R. Zeichnungen 
und heitere Beitrage voll jovialen Humors. In seinen Kinderbildern zeigte er 
innige Verwandtschaft mit Ludwig Richter und Oskar Pletsch ; in seinen Oel- 
gemalden und Fresken war die Freundschaft mit dem jtingeren Ferdinand Piloty 
(1828 — 1895) in coloristischer Beziehung flihlbar. In frUheren Jahren zeigte 
sein schon modellirter Kopf eine tiberraschende Aehnlichkeit mit dem durch 
A. van Dyck gemalten Portrait des Kupferstechers Lukas Vorstermann. 

Ft. v. Bcitticber, Malerwerke 1898. II, 474. Nekrologe in No. 32 »Allgem. Ztg.« 
1. Februar 1899 un< * ' m Kunstvereins-Bericht ftir 1899. S. 80. 

Hyac. Holland. 



Scherbring, Karl, Landschaftsmaler, * 7. October 1859 in Memel, f 
18. December 1899 zu MUnchen. Als der Sohn eines behabigen Schiffs- 
rheders zu Memel betrieb Sch. an der Universitat Konigsberg zuerst Philologie 
und bethatigte sich an der Ausgrabung von Hlinengrabern auf den GUtern 
des Grafen Trenk. Die Bekanntschaft mit dem Akademie-Professor Rosen- 
felder und dem Maler Heider forderten seine Neigung zur Kunst, welcher er 
sich, nach Ableistung seiner militarischen Dienstpflicht als Einjahrig-Freiwilliger 
in MUnchen, unter Lei tun g von Heinrich Heim 1883 — 86 zuwendete. Ver- 
heirathet mit Tony Seidemann, iibersiedelte Sch. nach Karlsruhe zu Schonleber, 
kehrte aber schon 1890 nach MUnchen zurUck, wo er, nachdem sein vater- 
liches Erbtheil in dieser Studienzeit aufgebracht war, trotz seines Fleisses und 
seines Talentes mit schweren Sorgen kampfte. Die Motive zu seinen Bildern 
suchte er mit Vorliebe im Dachauer-Moos, spater zog er mit Prof. Carl 
Raupp nach den sonnigen Gelanden des Chiemsee. In freudiger Stimmung 
schuf er an seinen VorfrUhlings-Landschaften, womit er endlich sein zusagendes 
Repertoire fand und seinen bisher suchenden Entwicklungsgang abgeschlossen 
wahnte. Seine Bilder fanden theilnehmende Forderung und Liebhaber, vorerst 
an dem kunstliebenden Frankfurter Kaufmann Ernst Scharf. Seine Ktinstlerlauf- 



172 Scherbring. Dustmann. Treibcr. 

bahn hatte begonnen und versprach guten Erfolg. Da warf ihn ein schweres Herz- 
leiden darnieder, von welchem der kraftige Mann nimmer erstehen sollte. 
Seine gesunde Naturanschauung, seine lebendige Farbe und die ktinst- 
Ierische Wahl dessen, was als malbar sich in den Pinsel drangte, wtirden ihm 
einen hervorragenden Platz unter den Mtinchener Landschaftern gesichert haben. 
Der aus zweihundert Nummern bestehende Nachlass von Gemalden, Studien 
und Skizzen mit Motiven theils aus der Umgebung Mtinchens, vorzugsweise 
aber den an malerischen Reizen so reichen Ufern unserer oberbairischen 
Seen entnommen, kamen im Marz 1900 in den Kunstverein und wurden rasch 
verkauft. Schade, dass diese Sammlung, welche ein ganzes Abbild eines 
Kiinstlerlebens gewahrte, auseinandergerissen wurde. Diese Bache und 
Wiesen, Berghange und Walder, Buchten und lauschigen Winkel, welche der 
Maler einfach und getreu, ohne Haschen nach Esprit oder Effect, ohne Re- 
klame und Farbenkllnstelei wiedergab, mutheten den Beschauer an wie 
schlichte Erzahlungen eines sinnigen Beobachters. 

Abendblatt 61, »AHgem. Ztg.« 3. MsLrz 1900. No. 67 »Baicr. Kurier« 10. Marz 1899. 
Kunstvereinsbericht f. 1899. S. 80. 

Hyac. Holland. 



Dustmann, Marie Luise, geborene Meyer, dramatische Sangerin, * in 
Aachen 22. August 1831, f 2. Marz 1899 in Charlottenburg (Berlin), Trat 
zuerst 1849 * n Breslau auf, wirkte dann — unter Spohr — in Cassel, 
spater in Dresden und Prag (1854). 1857 kam sie an das k. k. Hofopern- 
theater in Wien, wo sie ebenso wegen ihres hinreissenden Temperaments, als 
wegen ihrer schonen Stimme und ihrer poesievollen Darstellung ein erklarter 
Liebling des Publikums wurde. Ihre Donna Anna, Senta, Elsa, Elisabeth, 
ihr Fidelio waren Muster dramatischer Gesangskunst. i860 wurde D. zur 
Kammersangerin ernannt. Sie war mit dem Buchhandler D. verheirathet. — 
Nach ihrem Rlicktritte von der Biihne wirkte Frau D. kurze Zeit als Lehrerin 
am Wiener Conservatorium, gab diese Stellung aber Ende der achtziger Jahre 
auf, Ubersiedelte dann nach Hamburg und spater nach Charlottenburg. 

Rich. Heuberger. 



Treiber, Wilhclm, Virtuose und Capellmeister, * am 19. Januar 1838 zu 
Graz, f den 16. Februar 1899 * n Cassel. Sein Vater, ein Schiller Czernys, 
bildete ihn frtihzeitig zum Claviervirtuosen aus, so dass Wilhelm schon mit 
elf Jahren offentlich auftrat. Spater nahm er noch bei Moscheles und Alexander 
Dreyschock Unserricht und unternahm 1858 Kunstreisen durch ganz Europa. 
Im Jahre 1864 wurde er Capellmeister in seiner Vaterstadt und bewies, dass 
er nicht nur Virtuose, sondern ein durchgebildeter Musiker sei. 1876 berief 
man ihn nach Leipzig, um die Euterpe -Concerte zu dirigiren. Im Sommer 
unternahm er regelmassig Kunstreisen als Claviervirtuose. Seine letzte Stellung 
trat er am 1. Januar 1881 als Konigl. Capellmeister am Theater in Cassel 
an und entwickelte eine rege Thatigkeit nicht nur in der Oper, sondern auch 
im Concertsaale. In der Oper war er nicht bios bemliht, die alteren Meister- 
werke in moglichst vollkommener Weise zu Gehor zu bringen, er brachte 
auch den Wagner'schen Opern das grosste Interesse entgegen und fiihrte sie 
so oft dem Publikum vor, dass das Verstandniss sich immer mehr Bahn brach. 



Treiber. Graeser. Vfilderndorff-Waradein. 



*73 



Auch andere neue Erscheinungen auf diesem Felde fanden an ihm stets einen 
willigen Forderer. Als Dirigent der Abonnements-Concerte war ihm auch hier 
beschieden, seinen wohlwollenden Einfluss gegen jiingere Componisten geltend 
zu machen und manches Werk verdankt seiner Fiirsorge die offentliche An- 
erkennung. Ebenso kargte er nicht mit seiner Virtuositat als Clavierspieler 
und war stets bereit, auszuhelfen. Noch am 20. Januar spielte er im Abonne- 
ments-Concert. Seit langer als Jahresfrist war er leidend, so dass er oft ge- 
zwungen war, seine Amtspflichten zu vernachlassigen. Endlich warf ihn ein 
Influenzaanfall aufs Krankenbett, aus dem er sich nicht mehr erhob. 
Casseler Tageblatt und Anzeiger No. 49. 

Rob. Eitner. 



Graeser, Karl, Buchhandler, * 5. Februar 1849 * n Mediasch in Sieben- 
biirgen, f 22. August 1899 in Wien. G. trat 1862 als Lehrling in die Filtsch'sche 
Buchdruckerei in Hermannstadt ein. Nach beendeter Lehrzeit war er eine 
Zeit lang in Wien beschaftigt und iibernahm im Mai 1869 eine Stelle in der 
Buchhandlung von Eduard Holzel in Olmlitz, dem Stammgeschaft der be- 
sonders auch in Wien zu hohem Ansehen gelangten und von G. in verdienst- 
lichster Weise geforderten Firma. Nachdem er 1875 eine Tochter Holzels 
geheirathet hatte, griindete er 1877 in Wien ein eigenes Verlagsgeschaft, dem 
zunachst der von G. angekaufte Verlag der Firma Sallmayer & Co. in Wien 
als Grundstock diente, und das spater besonders durch Schulbiicher sich aus- 
zeichnete. Nach dem Tode des Gesellschafters im Olmiitzer Sortiment, Albin 
Braune, kehrte G. nach Olmiitz zuriick und wurde bald danach zum kaiser- 
lichen Rath ernannt. G. erwarb sich hier viele Freunde und stand unter 
Anderem in Ansehen als Obmann des Olmiitzer Musikvereins. Nicht weniger 
beliebt und angesehen war er in weiteren Buchhandlerkreisen. Besonders 
verdient machte er sich um den »Verein der cteterreichisch-ungarischen Buch- 
handler*, fur den er 1888 mit W. Mliller die Statuten entwarf und dem er 
zeitweise als Ausschussmitglied und Schriftfiihrer angehorte. Schon fruher war 
er lebhaft fur das Wiedererscheinen des Oesterreichischen Bucherkatalogs und 
wiederholt fur Lehrlingsschulen beziehungs weise Specialcurse fur Buchhandler 
eingetreten. G's. Rtickkehr nach Wien erfolgte 1897. 

Vgl. Borsenblatt f. d. dt. BuchhdL 1899 No. 204. J. Sch. (nach der Oesterr. -ungar. 
Buchhdlr.-Correspondenz). — Junker, G., Der Verein der 5sterr.-ungar. Buchhdlr. 1859—99. 

H. Ellissen. 



ViSlderndorff-Waradein, Dr. Otto Freiherr von, Kdniglich bayerischer 
Staatsrath, * 12. Juni 1825 zu Zweibrttcken, f zu Mtinchen 10. December 1899. 
Die Geschichte der F'amilie der Velterndorffer lasst sich auf 900 Jahre zuriick 
verfolgen. Sie gehorte in den osterreichischen Landern unter der Ens zu den 
24 altesten adeligen Geschlechtern, deren Glieder unter den Herzogen von 
Oesterreich getreue Ritter- und Kriegsdienste geleistet hatten. Ein im Jahre 
1504 geborener Gotthard v. V. erwarb sehr grossen Grundbesitz und schloss 
sich, im Gegensatz zu dem sonstigen osterreichischen Adel, mit brennendem 
Eifer der Reformation an, welcher Geistesrichtung die Familie treu geblieben 
ist. Im November 1660 wurde Hans Adam Eusebius Freiherr v. V. nach 
Verkauf der angestammten Gtiter und Erwerb anderer in der neuen Heimath 



I * a Vfilderndorff- Waradein, 

auf dem in Weissenburg im Nordgau gehaltenen »Rittertag von lobl. Keyserl. 
unmittelbarer freyen Ritterschaft Orts an der Altmlihl* als Ritterglied auf- 
genommen. Dieser Fainilie entstammte der Vater Ottos, Franz Freiherr v. V., 
Koniglicher Generalstaatspro curator in Zweibriicken, der jedoch schon am 
28. November 1827 verstarb, so dass die Mutter bald in ihr vaterliches Haus 
in Miinchen zurtickkehrte, 1828 auch der Sohn. Der Grossvater Heinrich 
Aloys gehorte der Familie Reigersberg an, die, bekannt durch die Gattin von 
Hugo Grotius, ihre Abkunft von dem alten Dynastengeschlecht der Grafen 
von Clain und Reigersberg herleitet. Geboren in Wtirzburg am 30. Januar 
1770, wurde dieser am 3. September 1803 in den Reichsgrafenstand erhoben, 
am 3. October 1803 zur hochsten Stelle des damaligen deutschen Richter- 
standes, zum (einzigen) Reichskammerrichter in Wetzlar befordert. Als soldier 
war er Vorstand des Gerichtes und genoss furstliche Ehren; deshalb musste 
er »vom hohen Adel« sein. Unter ihm fungirten zwei Prasidenten, ein katho- 
lischer und ein protestantischer, Manner des alten Adels. Das Collegium be- 
stand aus Assessoren. Nach Auflosung dieses Gerichtshofes erhielt der Gross- 
vater am 30. Mai 1807 die Stelle eines Prasidenten am Koniglichen Hofgerichte 
in Miinchen, wurde bald darauf (August) Konigl. Wirklicher Geheimrath, 
26. Marz 1808 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 16. August 18 10 
Staats- und Conferenzminister des Justizdepartements. In diesem Amte machte 
er sich sehr verdient durch seine Reformbestrebungen fiir das Strafgesetzbuch 
von 1 8 13 und das Hypothekengesetz von 1822, auch die Abfassung des 
Familiengesetzes vom 18. Januar 18 16 und des Koniglichen Familienstatuts 
vom 5. August 18 1 9, das noch heute gilt. Er behielt 1823 das Gesetzgebungs- 
departement in seinen Handen, wahrend die laufenden Justizgeschafte auf 
von Zentner libergingen; am 23. November 1826 wurde er in Ruhestand 
versetzt. Doch nahm er bis in das hochste Alter als Reichsrath am offent- 
lichen Leben thatigen Antheil; hochbetagt verschied er am 4. November 
1865. — Im Hause dieses Grossvaters und durch seine Mutter Marie 
Antoinette Grafin von Reigersberg aus dem Hause derer von Lodron-Laterano, 
eine Frau von hochstem Adel der Gesinnung, erhielt Otto den ersten Unter- 
richt, weiteren durch einen sehr geachteten Erzieher und Pfarrer in Haunsheim, 
trat spater in die Pagerie ein, wo er mit Kameraden wie Leonrod, Moy, 
Perfall, Hompesch, Tauffkirchen und Redwitz dauernde Freundschaft schloss. 
Ftir militairische Uebungen hatte er nicht viel Begeisterung und konnte solche 
auch wegen leidenden Zustandes kaum mitmachen. Im Jahre 1850 pro- 
mo virte er in Miinchen mit der Arbeit »Zur Lehre vom Erlass« zum Doctor 
der Rechte, machte auch seine Staatspriifung mit erster Note als zweiter Can- 
didat im Konigreich. Er wurde 1. November 1854 Ministerialsecretair im 
Justizministerium, 1. October 1856 Geheimer Secretar, 1. Juli 1862 Rath am 
Handelsappellationsgericht in Niimberg, wo er sich ausgedehnter schrift- 
stellerischer Wirksamkeit widmete. Flirst Hohenlohe-Schillingsfurst, der spatere 
deutsche Reichskanzler, berief ihn 1. Juni 1867 als Ministerialrath, wodurch 
er in intime Beziehungen zu diesem innig verehrten Staatsmann trat. 1870 
war er mit den Functionen eines Rheinschifffahrts-Bevollmachtigten betraut 
und leistete sehr wesentliche Dienste, wurde 1883 Generalsecretar des Mini- 
steriums des Auswartigen und des Koniglichen Ha uses, 1892 Geheimrath. 
Nur ungern bewilligte man ihm 1. November 1895 die Versetzung in den 
Ruhestand mit Titel und Rang eines Koniglich bayerischen Staatsrathes in 
ausserordentlichem Dienste. Schwere Leiden triibten seinen Lebensabend. 



Vttlderndorflf-Waradein. Salkowski. 175 

Er verstarb kinderlos. Als Mann von seltener Begabung und grosster Viel- 
seitigkeit, scharfsinniger Jurist, von treffendem, nie verletzendem Witz und 
grosser Herzensgute, von grosser Gedachtnisskraft, wohl bewandert auf dern 
Gebiete der Politik und der bayerischen Staatsangelegenheiten wie anderer 
Wissenszweige, war er das belebendste Element geselliger Kreise. In seiner 
ganzen Originalitat und Liebenswttrdigkeit zeigen ihn seine »Harmlose Plau- 
dereien eines alten MtincHeriers«, I Mtinchen 1891, II 1898. Lange Jahre hin- 
durch war er Mitarbeiter der Miinchener Neuesten Nachrichten und der AU- 
gemeinen Zeitung. Von seinen juristischen Arbeiten sind zu nennen »Einige 
Worte tiber Recht, Rechtswissenschaft und romisches Recht «, Mtinchen 1851; 
»Die Form der Rechtsgeschafte nach allgemeinen Grundsatzen und den posi- 
tiven Rechten«, Nordlingen 1857; »Gesetz, die Gewahrleistung bei Vieh- 
verausserungen betreffend«, Mtinchen 1860, 2. Auflage 1883; "Deutsche Ver- 
fassungen und Verfassungsentwiirfe«, Miinchen 1890. Er war Mitarbeiter an 
dem Werk liber die Gesetzgebung des Konigreichs Bayern, 3. Bd. Heft 2, 5; 
5. Bd. Heft 1; 6. Bd. Heft 1 — 14 (Commentar zum allgemeinen deutschen 
Handelsgesetzbuch mit A. Anschtitz, Erlangen 1867 — 74, und Beilagehefte); 
ebenso an dem tiber die Gesetzgebung des Deutschen Reiches, I. Theil 2. Bd. 
(Concursordnung, Erlangen 1879, 2. Auflage 1885); auch 4. Band (Commandit- 
gesellschaften, Erlangen 1885); nicht minder an Endemanns Handbuch des 
deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, Bd. I. Auch hatte er 1868 ein 
Supplementheft der Sammlung handelsgerichtlicher Entscheidungen seit Ein- 
fiihrung des deutschen Handelsgesetzbuches in Bayern und 1880 eine zweite 
Auflage einer Civilgesetzstatistik von Bayern, ferner einen Bericht »Die richter- 
liche Thatigkeit der Centralcommission f. d. Rheinschiffahrt von 1832 — 1894«, 
Frankf. 1894 herausgegeben. Er hat im Stillen seinerzeit einen grossen Einfluss 
auf den Gang der politischen Verhaltnisse im engeren und weiteren Vater- 
lande genommen. So schmtickten denn auch seine Brust zahlreiche in- und 
auslandische Orden. 

Vgl. Allgemeine Zeitung No. 343 v 11. Dec, No. 346 v. 14. Dec. 1899; MUnchener 
Neueste Nachrichten No. 571 v. 12. Dec. 1899 S. 4; — Velhagen und Klasings Monatshefte 
XIV. Jahrgang S. 655 — 664 mit Bild (Bericht tiber Pagerie und Konig Ludwigs II. Tod); 
Vom Fels zum Meer XIX. Jahrgang, Sammlcr S. 82 (mit Bild): — Rechtsforschung und 
Rechtsunterricht auf den deutschen Universitaten, hrsg. von O. Fischer, Berlin 1893 S. 62. 
— Beilage zur Allgem. Zeit No. 134 vom 12. Juni 1895 (Luise von Kobell). 

A. Teichmann. 



Salkowski, Karl, Universitatsprofessor, * 20. Mai 1838 zu Konigsberg, 
f 16. December 1899 ebenda. Er war Sohn eines hochangesehenen Konigs- 
berger Kaufmanns, der den Befreiungskrieg mit Auszeichnung mitgemacht und 
bei der Stadtverwaltung, Kirche und Loge Ehrenamter bekleidet hatte. 
Durch eine strenge Schule der Erziehung hindurchgegangen, besuchte er das 
Kneiphofische Gymnasium, machte seine juristischen Studien an der Albertus- 
Universitat, promovirte mit der Arbeit »Quaestiones de jure societatis« 1859 
und habilitirte sich 2. Juni 1862 an der Albertina als Privatdocent fur 
romisches Recht. Wahrend seines ganzen Lebens verliess er seine Vaterstadt 
nicht. Zu Beginn seiner akademischen Laufbahn hatte er manche Ent- 
tauschungen durchzumachen ; von ruhrender, nicht selten missbrauchter Be- 
scheidenheit, trug er die Folgen politischer Untiberlegtheiten , die Freunde 
ihm bereitet. Am 12. Januar 1869 erfolgte seine Ernennung zum ausser- 



1 7 6 Salkowski. Hertel. 

ordentlichen Professor und erst unter dem Ministerium von Gossler die ihm 
langst gebiihrende Anerkennung der Beforderung zum ordentlichen Professor 
am 20. April 1883. Er hatte bis dahin verdffentlicht : »Bemerkungen zur 
Lehre von der juristischen Person«, Leipzig 1863, »Zur Lehre von der No- 
vation nach romischem Recht«, Leipzig 1866, namentlich aber ein gediegenes 
>Lehrbuch der Institutionen fiir den akademischen Gebrauch«, Leipzig 1875, 
das weiteste Verbreitung fand; es erschien in 7. Auflage 1898 und wurde 
italienisch von R. Lanzara, Napoli 1894 ff. bearbeitet. Die Bearbeitung der 
Vermachtnisslehre von Arndts im Herzfeldschen Pandectencommentar schloss 
er mit einem 4. Bande Erlangen 1889 ab, der die Vermachtnissforderung 
und die betr. Klagen behandelt. Einen wciteren Beitrag zur Dogmatik des 
romischen Privatrechts lieferte er, nur zogernd zu Publikationen schreitend, 
in der Schrift »Zur Lehre vom Sklavenerwerb«, Leipzig 1891. Als die be- 
vorstehende Einftihrung des deutschen biirgerlichen Gesetzbuches den Juristen 
neue Aufgaben stellte, machte er sich mit jugendlichem Eifer an die Abfassung 
eines grosseren Werkes, an dessen Abschluss und Herausgabe ihn der Tod 
verhinderte. In seiner akademischen Stellung zeichnete er sich durch voile 
Hingabe an sein Amt aus. Seine Zuhorer hingen mit leidenschaftlicher Liebe 
und Verehrung an ihm, wie er tiberhaupt in alien Kreisen viele Freunde 
und Verehrer hatte. Als langjahriger Verwalter des Kypkeanum Hess er 
jedem Studenten das ihm zukommende Mass akademischer Freiheit zu Theil 
werden. Nach Verleihung des Rothen Adlerordens IV. Klasse gelegentlich der 
350Jahrigen Universitatsfeier und des Titels eines Geh. Justizrathes 1896 fiihrte 
er im Jahre 1898 das Universitatsrectorat mit Aufbietung aller seiner Krafte 
trotz eines schwerens Leidens, das seine durch korperliche Uebungen ge- 
stahlte Constitution mehr und mehr angriff. Auf arztlichen Rath unterzog er 
sich Wohlgemuth einer peinlichen Operation ; nach Vornahme derselben wurde 
sein Zustand immer bedrohlicher und unertraglicher, bis ihn der Tod von 
allem Leid erloste. Bei der grossen Leichenfeier schilderten der Rector 
Prof. Dr. Hahn und der juristische Facultatsdekan Prof. Dr. Gradenwitz die 
vielen Verdienste des Verstorbenen urn Wissenschaft und Universitat. Seine 
Familie bewahrt ihm das ziirtlichste Andenken. Einer seiner Briider ist 
Professor der Chemie in Miinster, ein andrer Professor der Chemie in Berlin. 

Nach gef. Notizen der jetzt in Wiesbaden lebenden Wittwe. — Vgl. Kttnigsberger 
Hartungsche Zeitung No. 296 und 298 Abendausgabe — Illustr. Leipz. Ztg. vom 3. Nov. 
1898 (mit Bild) — Lit. Centralblatt 1863 Sp. 1 165 ; 1877 Sp. 955: 1892 Sp. 602, 685 
— Krit. Vschrift XXXV 354—358 — Kirchenheims Centralblatt X 414. 

A. Teichmann. 



Hertel, Peter Ludwig, ein weltbekannter Balletkomponist, Sohn des Karl 
Hertel, eines Kgl. Kammermusikus zu Berlin, * 21. April 1817 ebendort, 
f 13. Juni 1899 zu Berlin. Von frtih ab zum Musiker bestimmt, erlernte er 
die Violine unter Anleitung seines Vaters, der ihn dann Eduard Rietz iiber- 
gab. Das Klavierspiel erlernte er bei W. Greulich und die Komposition bei 
Julius Schneider und A. B. Marx. So ausgeriistet mit allem Wissen, trat er 
als Komponist von Sinfonien, Streichquartetten, Sonaten u. a. dem ernsten 
Fache der Kunst angehorenden Werken vor die Oeffentlichkeit, doch erreichte 
er damit audi nicht den geringsten Erfolg. Der bekannte Balleterfinder und 
Arrangeur Taglioni arbeitete 1852 das fur London geschriebene Ballet 



Herter. Fuchs. 



177 



»Satanella« um und suchte fiir die neuen Einlagen einen Komponisten. 
Seine Wahl fiel auf H. und er hatte es nicht zu bereuen, denn nicht zum 
Wenigsten war an dem beispiellosen Erfolge H.'s Musik Schuld, der mit 
einem Schlage zum beliebtesten Balletkomponisten geworden war. Die Nach- 
wirkung dieses Erfolges blieb auch nicht aus und der Konig ernannte ihn zum 
Hofkomponisten und Balletdirigenten. Alle ferneren Ballette von Taglioni 
setzte H. nun in Musik und noch werden der filteren Generation die Erfolge 
von »Flick und Flock« im Gedachtniss sein. Bahn, der Verleger der Musik zu 
dem Ballette, wurde zum reichen Manne und H. ging auch nicht leer aus, 
denn da das Opernhaus bei der Aufftihrung des Ballets stets ausverkauft war, 
so fiel eine ansehnliche Tantieme in seine Tasche. Er schrieb bis zum 
Jahre 187 1 die Musik zu acht Balletten, von Taglioni erfunden und in Scene 
gesetzt, die sich alle eines mehr oder weniger regen Beifalls erfreuten. Seine 
Dirigentenpflichten erfflllte er noch bis in die jiingste Zeit, trotz seines hohen 
Alters und erst in dem letzten Jahrzehnt setzte er sich zur Ruhe. In von 
Ledebur's Tonkttnstler-Lexikon Berlins werden ausserdem eine Reihe anderer 
Kompositionen, die zum Theil im Druck erschienen, angefiihrt, die aber 
weniger zur Geltung gelangt sind. 

Rob. Eitner. 



Fuchs, J oh an n Nepomuk, k. k. Hofcapellmeister, Director des Con- 
servatoriums in Wien, * 5. Mai 1842 zu Frauenthal in Steiermark, f 15. Oc- 
tober 1899 in Wien. Als Sohn eines Schullehrers wuchs F. in musikalischer 
Atmosphere auf und bezog, bereits mit einigem diesbeztiglichen Fachwissen 
und einer gewissen Praxis ausgertistet, das Gymnasium in Graz. Nach Ab- 
solvirung dieser Schule trieb er — ebenfalls in Graz — juristische Studien an 
der Universitat, beschaftigte sich aber nebenher eifrig mit der Tonkunst. Im 
Vereine mit Friedr. v. Hausegger grtindete er den Grazer »Akademischen 
Gesangverein«, dessen erster Chormeister er war. Anfang der sechziger Jahre 
ttbersiedelte F. nach Wien, Hess sich an der Universitat inscribiren, studirte 
aber eifrig bei Sechter Theorie. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche unver- 
offentlichte Compositionen, meistens Lieder. 1864 sagte F. der Jurisprudenz 
Valet und wurde Capellmeister am Theater in Pressburg, spater in Coin, 
Leipzig und Hamburg. Hier erregte er durch seine glanzende Einstudirung 
und Inscenirung des »Nibelungen«-Cyclus grosses Aufsehen. 1880 wurde er 
als Capellmeister an das Wiener Hof-Opern theater berufen und wirkte in 
dieser Stellung, vor Allem seiner allgemeinen Bildung und Literaturkenntniss 
wegen, entscheidend an dem Werke Jahns, der Lauterung und Besserung der 
arg verfahrenen Wiener Opernzustande, mit. F. gait in alien wichtigen An- 
gelegenheiten als der massgebendste Rathgeber des Directors, namentlich bei 
der Beurtheilung neuer, zur Aufftihrung vorgeschlagener Werke hatte er die 
entscheidendste Stimme. Jahn nannte ihn »die Biene im Hause*. 1893, nach 
dem Tode Hellmesbergers, wurde F., der bereits durch mehrere Jahre als 
Lehrer am Wiener Conservatorium gewirkt hatte, Director dieser Anstalt und 
ausserdem Vice-Hofcapellmeister. In seiner Eigenschaft als Conservatoriums- 
director kam ihm seine schulmeisterliche Abstammung sehr zu s tat ten. Er 
entwickelte hochbedeutende padagogische Talente und nahm in erster Linie 
auf die Hebung des Gesangsunterrichtes einen wahrhaft segensreichen Einfluss. 
Er konnte in diesem Punkte als ausgezeichneter Fachmann gelten und ver- 
filogr. Jabrbnch a. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 1 2 



178 Fuchs. Schabelitz. 

stand es, in ebenso concilianter als bestimmter Weise seinen Willen, vor 
Allem den Lehrern gegeniiber, durchzusetzen. Er erzog sich sein Lehrpersonal, 
das in ihm bald den ebenso wohlwollenden als (iberlegenen Ftihrer zu sehen 
sich gewohnte. Das Orchester des Conservatoriums, das unter Hellmesberger 
nie iiber die correcte Ausfuhrung etlicher Paradestiicke hinausgekommen war, 
hob F. in kurzer Zeit zu ansehnlicher Hohe, von der es leider unter seinem 
Nachfolger rasch wieder herabgeglitten ist. Seine Lehrerstelle fttr Composition 
behielt F. als Director bei und wirkte da, vielleicht weniger durch grtindliches 
theoretisches Wissen als durch Geist und feinen Geschmack, anregend und 
fordernd auf seine Schiiler, unter denen sich A. v. Zemlinsky, der Autor der 
Opern »Sarema« und »Es war einmal« (Premiere Wien 1899), den grossten 
Namen gemacht hat. F. war auch der Begrtinder des erst seit wenigen Jahren 
am Conservatorium bestehenden Musiklehrer-Bildungscurses. — Als Componist 
war F. wenig hervorgetreten. Eine Oper »Zingara« wurde in Briinn gegeben. 
Grossen Erfolg hatten F.s Bearbeitungen von Glucks »Betrogenem Kadi«, 
Handels »Almira« und Schuberts » Alfonso und Estrella«. An der grossen 
Schubert -Gesammtausgabe von Breitkopf & Haertel betheiligte sich F. durch 
die Revision sSmmtlicher dramatischen Werke des grossen Wiener Meisters. — 
F. besass, von seinem Vater und seinem vor langen Jahren verstorbenen 
Bruder Patriz her, eine schone Sammlung urwiichsiger steierischer Weisen und 
Tanze, von denen er im »Verein deutscher Steierer« in Wien manchmal Etwas 
zum Besten gab. Nur die weltfernen Hitzendorfer Musikanten haben ahnlich 
Originelles horen lassen. — Im Sommer 1899 verwundete sich F. beim Ent- 
korken einer Flasche an der Hand, die.Wunde wurde inficirt und der kraft- 
strotzende Klinstler erlag nach mehrmonatigem Leiden einer tiickischen Blut- 
vergiftung. Mit grossen Ehren wurde er zu Grabe getragen. — Der bertihmte 
Componist Robert Fuchs ist ein jlingerer Bruder Johann Nepomuks. 

Rich. Heuberger. 



Schabelitz, Jakob, Verleger und Buchdrucker, * 10. M&rz 1827 in Basel 
als Sohn eines dortigen Buchhandlers, f 28. Januar 1899 in Ziirich. Sch. be- 
suchte die Cantonsschulen in Basel und Aarau, nahm, schon frlih von freiheit- 
licher Gesinnung beseelt, am ersten Freischaarenzuge Theil, kam aber nicht 
iiber Zofingen hinaus, von wo ihn sein Vater nach Aarau zurlickftihrte. Nach- 
dem er hier die Schule absolvirt hatte, trat er als Volontair in das Sauer- 
lander'sche Verlagsgeschaft in Aarau ein. Schon nach Jahresfrist fand er eine 
Anstellung im Verlag der »Deutschen Zeitung« in London, wo er mit vielen 
deutschen Fllichtlingen, u. a. mit Freiligrath, verkehrte. Von »grossen Thieren« 
lernte er den Prinzen Louis Bonaparte und den »Diamantenherzog« Karl von 
Braunschweig kennen. Auch in Paris war Sch. eine Zeit lang thatig und zwar 
als Correspondent fur schweizerische und deutsche Blatter. Nach seiner Rtick- 
kehr iibernahm er 1850 mit seinem Freunde Amberger das vaterliche Geschaft 
in Basel, dem auch die »Nationalzeitung« angehorte. Mit seinem Schwager 
Klein gab er dem Blatt das radikalste Geprage. Die Weigerung, den Ver- 
fasser eines »strafbaren« Artikels zu nennen, zog ihm eine dreiw5chige 
Geiangnisshaft zu. Im Jahre 1854 grtindete Sch. die damals nach ihm be- 
nannte und durch die Erofihung des Polytechnikums bald aufblUhende Buch- 
handlung. Weniger Gltick hatte er nach dem Verkauf dieses Gesch&ftes mit 
einer in der Nahe des Polytechnikums eroffneten akademischen Buchhandlung. 



Schabelitz. Stechert. Joachim. 1 70 

Er kehrte zur Buchdruckerei und zum Verlagsgeschaft zurtlck. Durch ihn 
trat die »Zuricher PosU ins Leben. Sein Verlagsgeschaft gelangte unter der 
Firma »Verlagsmagazin« in den Ruf steter Unerschrockenheit hinsichtlich 
freier politischer Tendenz. Aus dem Verlag ging u. A. die viel bekrittelte 
Schrift »Pro nihilo« des Grafen von Amim hervor. Seinen Lebensabend ver- 
brachte Sch. in der Familie seines Schwiegersohnes, des Herrn Fiirsprech 
Haggenmacher in Zurich, kdrperlich wohl etwas alternd, geistig aber bis an 
sein Ende rege und frisch und seinem Radikalismus getreu. 

Vgl. Bttrsenblatt f. d. dt. Buchhdl. 1899 No. 36; Hdm. (abgedr. aus der Neuen 
ZUrcher Zeitung 1899, 30. Jan.). 

H. Ellissen. 



Stechert, Gustav E., Buchhandler, * 6. August 1840 als Sohn eines 
Buchbindermeisters in Potsdam, f 25. September 1899 in New-York. Erlernte 
zunachst die Buchbinderei bei seinem Vater. i860 wandte er sich dem Buch- 
handel zu, den er in Thorn erlernte; 1865 kam er in ein grosseres Com- 
missionsgeschaft in Leipzig und im selben Jahre durch dessen Vermittelung 
in die angesehene Buchhandlung von Westermann & Co. in New-York. Hier 
war er bis 1872 thatig. Dann errichtete er mit seinem Freunde Ferdinand 
Wolff eine eigene deutsche Buchhandlung in New-York, die er seit 1876 unter 
der Firma Gustav E. Stechert allein fortfiihrte. 1887 errichtete er eine Zweig- 
niederlassung in London, 1892 eine solche in Paris. Theilhaber der drei Ge- 
schafte wurde im April 1897 Alfred Hafner, der sie mit den tibrigen Erben 
fortftihrt. Von grosser Bedeutung sind die geschaftlichen Verbindungen mit 
zahlreichen Bibliotheken, Universitaten und ahnlichen Instituten. St. war Mit- 
glied wichtiger buchhandlerischer und anderer Vereine. 

Publishers Weekly (New-York) 1899 No. 1445. (Mit Lichtdruck-Portrait.) — Bbrsen- 
blatt f. d. dt. Buchhdl. 1899 No - 2 3 6 - 

H. Ellissen. 



Joachim, Amalie, eine hervorragende Lieder- und Concertsangerin, 
• iO. Mai 1839 zu Marburg in Steiermark als Tochter des kaiserlichen Rathes 
Schneeweiss, f am 3. Februar 1899 zu Berlin. Schon in fnihester Kind- 
heit zeigten sich die bedeutenden Anlagen im Gesange und bereits mit vier- 
zehn Jahren erhielt sie ein Engagement am Theater in Troppau, bald darauf 
in Hermannstadt und dann am Karntnerthor-Theater in Wien. Im Jahre 1862 
folgte sie einem Rufe an das Hoftheater zu Hannover, wo sie mit glanzendem 
Erfolge als Fides' im »Propheten« von Meyerbeer auftrat. Hier lernte sie 
Joseph Joachim kennen, mit dem sie sich am 10. Juni 1863 vermahlte. Als 
Joachim 1869 zum Director der neubegriindeten Hochschule ftir Musik er- 
nannt wurde, siedelte das Ktinstlerpaar nach Berlin iiber. Nach fast zwanzig- 
jahriger, anfangs sehr gliicklicher Ehe, trennten sie sich im Jahre 1882. 
Amalie unternahm danach nochmals den Versuch, die Opernblihne und zwar 
als Orpheus zu betreten. Der Versuch hatte nicht den erwtinschten Erfolg 
und die Ktinstlerin blieb nun ausschliesslich dem Concertgesange zugewandt. 
Sowohl als Oratorien-Sangerin wie im Liede leistete sie ganz Hervorragendes: 
mit tiefer Empfindung verband sie eine Grosse der Auffassung und eine Fein- 
heit klinstlerischer Erkenntniss, wie kaum eine andere Concertsangerin neben 

i 2 * 



I go , Joachim. Ltltzel. Boppe. 

ihr. Alle Stile beherrschte sie mit gleicher Meisterschaft; neben den tief- 
sinnigsten Gesangen eines Bach, Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms und 
Robert Franz verhalf sie audi minder bedeutenden Liedern kraft ihres viel- 
seitigen Darstellungsvermogens zu ungeahnten Wirkungen. Selbst die friihesten 
Bliithen deutscher Liederkunst des 15. und 16. Jahrhunderts zog sie ans Tages- 
licht und entziickte damit die Zuhorer. In Folge einer schweren Operation 
starb sie an Herzlahmung. 

Eine Schiilerin von ihr, Olga Plaschke, gab bald nach ihrem Tode »Blatter der 
Erinnerung an Amalie Joachims heraus (Berlin, Verlagsgesellschaft »Harmonie«), in der 
sie der un verges slichen grossen Ktinstlerin warme Worte der Verehrung widroet, cine 
Charakteristik der Perstinlichkeit entwirft und eine Reihe von Aussprilchen tiber Gesangs- 
kunst, die sie stch wahrend des Unterrichtes notirte, mittheilt. Dort ist auch ihr Portrait 
zu finden. 

Riemanns Musik-Lexikon, Lessmanns Allgemeine Musik-Zeitung 1899, 96. 

Rob. Eitner. 



Liitzel, Johann Heinrich, ein um die Pialzer Musikzustande sehr ver- 
dienter Musiker, * am 30. August 1823 zu Iggelheim bei Speier, f den 
9. Marz 1899 zu Zweibrticken. Besuchte das Seminar zu Kaiserslautern 
und genoss daselbst den Musikunterricht von Jakob Vierling, wurde 1845 
Lehrer und bald darauf auch Organist in Zweibrticken, wo er Zeit seines 
Lebens zum Besten der Kunst gewirkt hat Er grUndete z. B. einen evan- 
gelischen Kirchenchor in Zweibrticken, der im Jahre 1880 die ganze Pfalz 
umfasste, 1868 ernannte man ihn zum Orgelrevisor, d. h. er hatte alle neu- 
gebauten oder reparirten Orgeln der Pfalz auf ihre Brauchbarkeit und Glite 
zu prtifen und einen amtlich beglaubigten Bericht abzufassen, 1883 ernannte 
ihn das Ministerium zum Professor. Von seinen Arbeiten sind besonders her- 
vorzuheben ein Psalm ftir Mannerchor und Orchester, eine Sammlung Orgel- 
stiicke beim Gottesdienst in zwei Banden, kirchliche Chorgesange der vor- 
ztiglichsten Meister des 16., 17. und 18. Jahrhunderts, zum Gebrauche bei 
dem evangelischen Gottesdienste ; Zweibrticken 1861 bei Herbart erschienen. 
Dieselben enthalten 60 mehrstimmige Gesange von Allegri, Anerio, Seb. Bach, 
Eccard, Gastoldi, Goudimel, Homilius, Palestrina und vielen Anderen, die den 
Beweis liefern, dass sich L. auch mit den Leistungen vergangener Jahrhunderte 
vertraut gemacht hatte, Ferner sind noch zu erwahnen ein Choralbuch und 
Schulgesangbticher. L.s Bestrebungen gingen durchweg darauf aus, den Sinn 
ftir die Kunst zu wecken und zu bilden und erreichte dies durch sein that- 
kraftiges und alle Hindernisse tiberwindendes Wirken in Schule, Kirche und 
Gesangvereinen. 

Quellen: H. Riemann, Musik-Lexikon; Mendel -Reissmanns Conversations -Lexikon; 
S&ngerhalle, Leipzig, p. 198. 

Rob. Eitner. 



Boppe, Carl Hermann, Redacteur und deutschamerikanischer politischer 
Schriftsteller in Milwaukee im Staate Wisconsin, Vereinigte Staaten von Nord- 
amerika, * 21. Juni 1842 in Zug in der Schweiz, f 12. Januar 1899 in Mil- 
waukee. Sein Vater war lange Jahre hindurch Richter im Canton Aargau. 
Seine Schulbildung erhielt der junge B., dessen Eltern nach dem Dorfe 
Wettingen bei Baden (Canton Aargau) verzogen waren, zunachst in der 



Boppc. X 8i 

Bezirksschule zu Baden, dann in der Gymnasialabtheilung der Cantonsschule 
zu Aarau. Nach der Reifeprtifung begab er sich auf die Akademie zu Lau- 
sanne, urn vor alien Dingen die zweite Landessprache, das Franzosische, ge- 
laufig gebrauchen zu lernen und um die Rechte zu studiren. Ein boses 
Augenleiden Hess ihn von seinem Plan, sich der juristischen Laufbahn zu 
widmen, abstehen. Auf Anrathen seines in Hoboken N. Y. wohnenden 
Onkels wanderte er 1861 nach Amerika aus und wurde Buchhalter in dessen 
Brauerei zu Newark N. J. Wahrend der Prasidentschaftscampagne von Horace 
Greeley iibernahm er im Jahre 1872 die Redaction der von deutschen An- 
hangern Greeleys gegrtindeten Newarker »Post«. Als diese 1875 ringing, 
ward er als Redacteur an die »Freie Presses nach Elizabeth N.-J. berufen. 
Politische Stellungen hatte er ausgeschlagen. Auf der Philadelphiaer Welt- 
ausstellung vom Jahre 1876 lernte er Karl Heinzen kennen. Beide besuchten 
namlich dort einen internationalen Freidenkerqongress. Es kam daselbst zur 
Grundung des Heinzenschen »Bundes der Radikalen*, zu dessen Principien 
der freiheitlichsten Ausgestaltung des amerikanischen politischen, religiosen 
und socialen Lebens B. fortan sein Leben lang gestanden hat. Sein Wirken 
war von der Zeit seiner Bekanntschaft und spateren Freundschaft mit Karl 
Heinzen an auf das Engste mit der freidenkerischen und turnerischen Be- 
wegung Deutschamerikas verknupft. 1877 tibernahm B. die Leitung des »Frei- 
denkers« zu Milwaukee. 1878 wurde dieses zum officiellen Organ des Nord- 
amerikanischen Turnerbundes erwahlt, dessen eifriges Mitglied B. schon 
lange vorher geworden war. 1885 tibernahm er audi die Redaction des er- 
weiterten Bundesorgans, der » Amerikanischen Turnzeitung«. Diese wie den 
»Freidenker« redigirte er bis an sein Ende. 

Neben seiner aufreibenden journalistischen Thatigkeit betheiligte er sich 
mit Eifcr und Arbeitsfahigkeit an mannigfachen Bestrebungen offentlicher Art. 
Diese Thatigkeit B.s im Einzelnen verfolgen, hiesse fast, eine Geschichte der 
deutschamerikanischen Turnerei schreiben. Auf jeder Turnertagsatzung war 
er im Sinne eines demokratisch-radikalen Fortschrittes th&tig, wenngleich er 
sich auch mit der grossten Hartnackigkeit den Strebungen der socialistisch an- 
gehauchten Elemente des Turnerbundes widersetzte. B. hatte einen starken 
padagogischen Zug. Durch ihn erst wurde das Turnlehrerseminar des Turner- 
bundes zu einem lebenskraftigen Institut und mit dem Nationalen deutsch- 
amerikanischen Lehrerseminar verbunden. Seit 1881 war er fast ununter- 
brochen President des Turnlehrerseminars; auch ist der Bau einer Bundes- 
turnhalle wohl hauptsachlich seinem Wirken zu verdanken. Ausserdem war 
er ein reges Mitglied der Freien Gemeinde von Milwaukee und hielt dort 
viele freidenkerische Vortrage. Sehr gross war sein Interesse und sein Ver- 
standniss fiir dramatische Kunst. Die Erhaltung eines deutschen Stadttheaters 
in Milwaukee (einzig in den Vereinigten Staaten) ist nicht zum Mindesten sein 
Werk. Zur Hebung des kiinstlerischen Niveaus war er unermtidlich thatig, 
auch durch seine vielen tiichtigen Besprechungen der Vorstellungen in den 
Zeitschriften. 

Mehr oder minder unter seiner Leitung standen auch die anderen 
literarischen Unternehmungen der Freidenker Publishing Co., namlich: »Frei- 
denker-Almanach«, »Amerikanischer Turner -Kalender«, »Erziehungsblatter«, 
»Fiir unsere Jugend«, »Mind and Body«. Ebenso war er auch zur Verbreitung 
seiner politischen und religiosen Anschauungen durch Vortrage thatig, die ihn 
weit in der Union herumftihrten. 



1 82 Boppe. 

1892 besuchte er mit seiner Gattin, geb. Magdalena Schiess, einer 
stadtischen Lehrerin zu Milwaukee, sein Heimathland, die Schweiz, und seinen 
hochbetagten Vater. Nach monatelangen Leiden starb er an einer Sinus- 
thrombose am 12. Januar, am 16. wurde seine Leiche verbrannt. Sein Leichen- 
begangniss hatte hervorragende Deutschamerikaner, vornehmlich Turnerbundes- 
mitglieder, aus alien Theilen der Vereinigten Staaten nach Milwaukee gefuhrt. 

Seine ausgebreitete literarische Lebensarbeit liegt in Leitartikeln, Auf- 
satzen und Recensionen des »Freidenkers« und der »Amerikanischen Turn- 
zeitung« vor. Dann finden sich auch viele treffliche Aufsatze im »Freidenker- 
Almanach« und im »Nordamerikanischen Turnerkalender*. Sie sollen gesammelt 
und in Buchform herausgegeben werden. Im Wesentlichen beharrte B. auf 
den politischen und socialen Anschauungen seines Freundes und Meisters 
Karl Heinzen, die dieser im »Pionier« und in selbstandigen Schriften ver- 
offentlicht hatte. Der Heinzensche »Radikalismus« war ihm das A und O 
aller politischen und socialen Weisheit. Der Schweizer verleugnete sich jedoch 
nie in ihm. So sehr ihm jeder Zwang politischer, religioser oder socialer Art 
verhasst war, so sehr wehrte er sich gegen die absolute Verneinung staat- 
licher und gesellschaftlicher Formen. Das brachte ihn einerseits in stricten 
Gegensatz zu den communistischen Socialisten, in deren Zielen er einen neuen 
Despotismus sah, und andererseits zu den Anarchisten. Die politische und 
sociale Entwickelung seines Adoptiv-Vaterlandes verfolgte er wie ein getreuer 
Wardein der Freiheit. Seines grossen Landsmannes Gottfried Kellers Sonett 
auf die Freiheit mag billig sein Wahlspruch genannt werden: 

». . . Denn einen Pontifex nur fasst der Dom, 
Das ist die Freiheit, der polit'sche Glaube, 
Der lost und bindet jede Sklavenkette.« 

Essays wie: »Die Moral der republikanischen Weltanschauung«, »Monarchie 
und Aristokratie*, »Das Volk der Vereinigten Staaten und seine Verfassung«, 
>>Prasidentscbaftswahlen«, »Zwei Heroen unseres Jahrhunderts, Darwin und 
Garibaldi « etc. sind Kundgebungen eines deutschamerikanischen Idealismus, 
die in die Zukunft wirken werden. 

Als Mensch war B. eine gerade, allem Schein- und Formwesen abholde 
Natur, die im Innersten einen Schatz von Gtite und Weichheit barg. Un- 
erschlitterlich war er aber im Kampfe gegen Alles, was seinen Idealen im 
Wege stand, unerbittlich und ein gefurchteter Streiter. Auf religiosem Gebiete 
fehlte es ihm haufig, dem consequenten Feuerbachianer und Darwinisten, an 
dem Verstandniss des specifisch Religiosen im Menschen. Etwas trocken 
Starres, ja Ntichternes, Humorloses haftete seinem Wesen an; er war eigentlich 
eine durchaus unklinstlerische Natur, dadurch ein scharfer Gegensatz zu dem 
ihm in den Tod vorangegangenen genialen, frivol-fahrigen Robert Reitzel, der 
ihn ob seines schweizerischen »sittlichen Ernschtes« weidlich verspottet hat. 
Dennoch eignete ihm ein tiefes Verstandniss flir die dramatische Kunst, nament- 
lich Shakespeare. Sein Deutschgefiihl bekundete er in seiner warmen Liebe 
zur klassischen deutschen Literatur und Kunst und praktisch in seinem Streben 
zur Erhaltung und Verbreitung deutscher Sprache und Weltanschauung im 
fremden Lande. 

Fiir seine Person war er bescheiden, anspruchslos, ja fast asketisch in 
seinen Lebensgewohnheiten, von eisernstem Pflichtgeflihl, in den Umgangs- 
formen ungelenk, ja eckig und schroff fast, dabei tiefen Gemilthes und als 



Boppe. Schaible. 1 83 

demokratischer, politischer Mensch ein Aristides von Rechtlichkeit in der 
wtisten Corruption des amerikanischen bffentlichen Lebens. Kein Pfadfinder 
im geistigen Sinne, aber eine starke, eigenartige, kantige Personlichkeit, ein 
wahrhaft tiichtiger, treuer, keuscher Charakter war Carl Hermann Boppe. 

»Freidenker-AImanach fUr das Jahr 190OX, Milwaukee Wise: »Zum Gediichtniss eines 
todten Freiheitsapostels*. Von Dr. Maximilian P. E. Grossmann. — »Amerikanischer Turner- 
Kalender fttr das Jahr 1900*, Milwaukee Wise: »Den Manen eines liberzeugungstreucn 
Republikaners*. Von F. W. D[odel]. Mit Bild. — »Freidenker« f Milwaukee Wise, Jahrgang 29. 
No. 17. — New-Yorker Staatszeitung, Sonntagsblatt 1899. — Ferner zahlreiche Nachrufe 
in alien bedeutenden Blattern Amerikas deutscher, aber auch englischer Sprache. 

Karl Detlev Jessen. 



Schaible, Heinrich Carl, * 7. April 1824 zu Offenburg, f 21. September 
1899 in Heidelberg, verlebte eine tiberaus gliickliche Kindheit, wurde dann 
im Spatjahre 1842/43 im badischen Freiburg als Student der Medicin imma- 
triculirt, und besuchte im Herbst 1844/45 als Mediciner die Universitat 
Heidelberg. Das Jahr 1848 riss den freiheitbegeisterten Jiingling in seinen 
Strudel, und brachte es so weit, dass der ideale Stlirmer und Dranger nach 
Strassburg fliehen musste. Im zweiten Capitel seines kleinen Buches »Sieben- 
unddreissig Jahre aus dem Leben eines Exilirten« schildert er manches mit 
der nothwendig gewordenen Flucht Zusammenhangende, aus ihr Entspringende, 
oder sich daran Kntipfende mit gemtithvollem Humor. Die genannte Schrift 
ist nur »privat, zum Andenken fiir deutsche und englische Freunde gedruckt«. 
S. selbst nennt das Ganze nur »ein fllichtiges Lebensbild«. Und mehr ist 
es auch wohl kaum zu nennen, denn die beinahe tibergrosse Bescheidenheit 
des Verfassers lasst ihn — das fiihlt sich deutlich heraus — nur wider- 
strebend von der eigenen Personlichkeit berichten. Und dennoch — welch' 
eine Personlichkeit war das! Zum zweiten Male musste S. fliehen, gelangte 
von Strassburg aus dann nach Nancy und Paris, in welch' letzterer Stadt er 
seine medicinischen Studien fortsetzte, von der Gesellschaft Deutscher Aerzte 
und Naturforscher sogar ausgezeichnet und geehrt wurde, darum aber dennoch 
— in Folge seiner Bethatigung an dem Aufstande in seiner Heimath — ver- 
haftet wurde. Nichtsdestoweniger besuchte er die Weltausstellung in London 
im Jahre 1851. Als in Paris im Jahre 1851 der Staatsstreich so viel Schrecken 
verbreitete, wuchs auch die Gefahr fur S. immer mehr. Ein Deutscher, mit 
dem Spionirsystem vollkommen vertraut, hatte sich zu dem verabscheuungs- 
wurdigen Amt eines »Finders« und »Entdeckers« deutscher Fliichtlinge her- 
gegeben. Es gelang S. jedoch, in Basel zu promoviren ohne vorherige be- 
sondere Hindernisse politischer Art. Nach Paris zurtickgekehrt, erhielt er das 
Anerbieten eines franzosischen Postens: Ueberwachung und Beaufsichtigung 
der deutschen Presse. Es ist leicht zu errathen, dass der von jeher 
tadellos lautere und charaktervolle Mann eine derartige Zumuthung mit 
hochster Entriistung ausschlug. Wohl ganz besonders daraufhin erfolgte seine 
Ausweisung aus Frankreich, und anfangs November 1853 bestieg er den eng- 
lischen Dampfer im Hafen von Calais. 

In London angekommen, wo er mit Freiligrath, Kinkel, Lothar Bucher, 
Blind, Goldstlicker, Mazzini etc. in Beziehungen trat, handelte es sich fiir S. 
nattirlich um sofortigen Verdienst. Mit der ihm eigenen Entschlossenheit 
wendete er sich dem Lehrfache zu, gentlgte den Anforderungen, welche 
vor Zulassung zu demselben damals in ganz England, also nattirlich auch in 



I g4 Schaible. Gebhardt. 

London gemacht wurden, und unterrichtete dann in mancherlei Fachern. Seine 
Tlichtigkeit in der englischen Sprache ermoglichte es ihm auch in verhaltniss- 
massig kurzer Zeit fiir englische Blatter und Zeitungen zu schreiben, ja er 
gehorte sogar sehr bald nach seiner Ankunft in London zu dem Redactions- 
ausschuss der »Educational Times«. Nicht lange, nachdem er im Jahre 
1862 eine Anstellung in der » Royal Academy« erhalten hatte, wurde S. ge- 
ehrt durch den Antrag eines hohen Vertrauenspostens, auf welchen er jedoch 
ehrerbietigst dankend verzichtete. Seine Stellung als Privatsecretar und Biblio- 
thekar der Konigin Victoria wtirde ja wohl auch seinem ganzen weiteren 
Lebensweg eine vollig andere Richtung gegeben haben. Bis zum Jahre 1882, 
also von seinem Antritt der Lehrthatigkeit in England gerechnet ein- 
undzwanzig Jahre war er unterrichtend in der Fremde thatig. Er wurde 
Examinator am College of Preceptors, Examinator an der Universitat Eng- 
lands, Mitglied des Lehrer-Collegiums der Militair-Akademie in Woolwich und 
vom Staat mit dem Titel Professor geehrt. Doch gab er im eben ge- 
nannten Jahre seine Stellung auf, um als vollkommen unabhangiger Privat- 
mann schriftstellerisch thatig sein zu konnen; und auch in diesem Fache 
arbeitete er ebensowohl deutsch wie englisch. Im Jahre 1861 ward in Baden 
fiir alle politischen Vergehen von 1849 bedingungslose Amnestie gegeben. 
Jetzt besuchte S. alljahrlich seine ihm liber Alles teuer gebliebene Heimath, 
in welche er im August 1883 wieder dauernd tibersiedelte, lebte von 1883 
bis 1892 in Heidelberg und zog 1892 vorubergehend nach dem badischen 
Freiburg. Endlich richtete er sich ein dauerndes Heim in seiner alten 
Vaterstadt OfFenburg ein, das er im Sommer 1894 beziehen konnte. Doch 
zu machtig zog es ihn nach Alt-Heidelberg zuriick, wohin er im Sommer 1897 
denn auch wieder tibersiedelte, um den Rest seines Lebens dort zu verbringen. 
Verheirathet war S. nie. Er hinterlasst in seiner als Tochter angenommenen 
Nichte, Fraulein Anna Schaible, die einzige nahere Verwandte. — Am 
23. September 1899 wurden seine irdischen Ueberreste im Crematorium zu 
Heidelberg verbrannt; die Urne, welche das Hauflein Asche umschliesst, tragt 
die ihm von seinem alten Freunde Josef Victor v. Scheffel gewidmeten Worte, 
welche dieser seinem lieben Carl Heinrich Schaible Ende 1884 nicht lange 
vor seinem eigenem Hingang auf sein (Scheffels) Bild schrieb: 

»Heil dem Mann, der Leid und Not 
»Durch Arbeit uberwindet, 
»Und nach der Fremde hartem Brot 
»Die Heimath wieder findet!« 

»Noch ein 48er«, von Otto Freiherrn v. Volderndorff, Biographische Blatter II, 112 
bis 118. Dort werden von seinen Schriften u. A. citirt: Geschichte der Deutschen in Eng- 
land (1885). Die Juden in England (1890). Deutschland vor 100 Jahren (1892). Die 
hohere Frauenbildung in Grossbritannien (1894). 

Paula Reber. 



Gebhardt, Friedrich Wilhelm Hermann, Dr. theol., Kirchenrath und 
Pfarrer, * 22. Juli 1824 in Georgenthal (S.-Gotha), f 28. April 1899 in Gotha, 

G. war altester Sohn des Pfarrers und spateren Superintendenten Trau- 
gott Gebhardt und liber 27 Jahre lang sein Nachfolger im Pfarramt zu Molsch- 
leben im Herzogthum S.-Gotha. Als zwolfjahriger Knabe war er mit Eltem 



Gebhardt. 185 

und Geschwistern dahin iibergesiedelt und hat bis zu seinem Scheiden vom 
Amt, im October 1896, 60 Jahre dort die Heimath gehabt. In den Jahren 
1838 — 1842 besuchte er das Gymnasium in dem nahen Gotha, nachdem sein 
Vater ihn bis zum Eintritt in die Secunda selbst vorbereitet hatte. Von 1842 
bis 1845 studirte er sodann in Jena Theologie und Philologie, erstere ins- 
besondere unter lebhafter Einwirkung Carl Hases, des charaktervollen Kirchen- 
rathes J. K. Ed. Schwarz, des feinsinnigen Exegeten Leopold Riickert und 
des philologisch fleissigen Willibald Grimm; in den philosophischen Fachern 
wurden Gottling, Scheidler, Stick el und Reinhold seine Lehrer. 1846 bestand 
er die erste Candidatenprtifung in Gotha, um hierauf ein Jahr als Lehrer an 
der Knabenerziehungsanstalt Keilhau bei Rudolstadt zu w irk en. Noch einmal 
aber kehrte er zum Universitatsstudium zurlick, 1847—48 hatte ihn die Ber- 
liner Hochschule unter ihren eifrigsten Horern. Es folgte dann eine elfjahrige 
Zeit fur ihn als Hauslehrer in Gotha und Moorburg bei Hamburg, sowie als 
Lehrer an der hoheren Tochterschule in seiner Heimathstadt Gotha, wahrend- 
dem er 1853 die zweite theologische Prtifung vor dem herzoglichen Ober- 
consistorium in Gotha ablegte. Hier fand er in der Tochter des Consistorial- 
rathes Friedrich Agricola, Mathilde, die gleichgesinnte Lebensgeiahrtin, die 
durch die Mutter, eine Tochter des Perthes'schen Hauses, ihn auch mit dieser 
bedeutenden Familie in nahe und herzliche Verbindung brachte. Zehn Jahre 
hat er sodann (von 1859 — 1869) das Pfarramt von Eischleben bei Ichters- 
hausen verwaltet, bis ihm nach seines Vaters Tode das Pfarrhaus in Molsch- 
leben sich aufs Neue als heimathliches Erbe und Wirkungsstatte aufthat. Hier 
ist er tiber ein Vierteljahrhundert auch in fleissiger literarischer Arbeit thatig 
gewesen. Nachdem bereits 1864 eine apologetische Arbeit tiber »Die Auf- 
erstehung Christi und ihre neuesten Gegner« (Gotha, Besser) aus seiner Feder 
erschienen war, behandelte er in umfassender dogmatisch-exegetischer Dar- 
stellung »den Lehrbegriff der Apokalypse und sein Verhaltniss zum Lehrbegriflf 
des Evangeliums und der Episteln des Johannes* (ebenda 1873), und hatte 
die Genugthuung, dass das ttichtige Werk — wohl auf Veranlassung der Uni- 
versitat Edinburgh — auch ins Englische (1878) tibersetzt worden ist. Es 
folgte in den Jahren 1880—82 in drei Theilen eine popularhistorische Be- 
arbeitung der »Thuringischen Kirchengeschichte, seinen Landsleuten erzahlu 
(Gotha, F. A. Perthes). Sein bedeutsamstes und nachhaltig wirksamstes Werk 
aber wurden seine ausserst drastischen und realistischen Schilderungen »Zur 
bauerlichen Glaubens- und Sittenlehre« (Gotha 1885, Schloessmann ; 2. Aufl. 
1890; 3. Aufl. 1895), die ihren Verfasser, obwohl sie zunachst ohne seinen 
Namen erschienen, geradezu bertihmt gemacht haben. Wenn schon gegen die mit 
photographischer Treue ausgefllhrten Einzelbilder und die in ihnen reichlich 
gebotenen bitteren Wahrheiten nicht selten Einwendungen erhoben und Verwah- 
rungen gegen unzutreffendes Generalisiren laut geworden sind, so bleibt das Buch 
doch sicher ein cultur- und sittengeschichtlich hochst interessantes Document 
aus dem Ende des alten Jahrhunderts. Ebenso hat man eine auf dem gleichen 
Boden der Einzelbeobachtung erwachsene Studie liber »den Niedergang des 
kirchlichen Lebens auf dem Lande* (Gotha 1888, Schloessmann) eines allzu 
triiben Pessimismus beschuldigt; doch auch hier sind nur unerbittliche That- 
sachen, wennschon in scharfer Gruppirung und Beleuchtung, zusammengestellt. 
In friedsamerer Richtung, um die Kritik nach der positiv erbauenden Seite 
zu erganzen, bewegen sich drei weitere Publikationen des unermlidlichen Ver- 
fassers: der »Versuch einer kurzgefassten und leichtverstandlichen Glaubens- 



x 86 Gebhardt. Wredc. 

lehre flir Laien« (ebenda 1891); »Aus der Geschichte des Dorfes Molschleben* 
(ebenda 1894); »Christi Person und Werk in der PredigU (ebenda 1898). 
Neben diesen selbstandig erschienenen Arbeiten hat an kleineren Aufsatzen 
aus dem Gebiete der neutestamentlichen Schriftforschung die Leipziger »Zeit- 
schrift flir kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben« aus seiner Feder 
gebracht: »Die Zukunft des Menschensohnes nach den Synoptikenu (1885, 
Heft 9 und 10); »Der Himmel im Neuen Testament* (1886, Heft 11); »Der 
Apostel Paulus und die Auferstehung Christi« (1887, Heft 9); »Der Sohn 
Gottes nach den Synoptikern« (1889, Heft 3 und 4): Themata, die nach 
Auswahl und Art der Behandlung eine Fttlle auch flir die Gegenwart inter- 
essanter Gedanken bieten. In Wtirdigung dieser gelehrten vielseitigen Arbeit 
hat 1894 die theologische Facultat der Universitat Halle bei Gelegenheit des 
Universitatsjubilaums ihn zum theologischen Doctor h. c. ernannt. — Im Jahre 
1895 gebot eine plotzlich und heftig auftretende Schwache seiner auch 
in der Gemeindeseelsorge Susserst rllhrigen Thatigkeit Einhalt, und im folgen- 
den Jahre trat er, von seinem LandesfUrsten durch Verleihung der Wtirde 
eines Kirchenrathes und (bereits 1892) des Ritterkreuzes 2. Kl. des Ernestinischen 
Hausordens geehrt, in den Ruhestand und siedelte nach bewegtem Abschied 
von seiner Gemeinde nach Gotha liber. Hier ereilte ihn ein rascher sanfter 
Tod, der drei Tage darauf auch seine Gattin hinwegnahm. Auch im Tode 
vereint ruhen Beide nahe dem Grabe der Eltern auf dem Friedhofe von 
Molschleben. 

[Nach handschriftlichen Mitteilungen.] 

Kohlschmidt. 

Wrede, Ferdinand, Musikdirector der Singakademie in Frankfurt a. O. 
* 28. Juli 1827 zu Brokel im Hannoverschen, f 20. Januar 1899 in Frankfurt 
a. O. Seine Schulbildung genoss er in Celle und die Musikstudien in Braun- 
schweig bei dem Hofcapellmeister Metbfessel. Der Umgang mit Marschner 
hatte auf seine musikalische Geistesrichtung einen wesentlichen Einfluss. 
Nachdem er einige Jahre mit Musikunterricht und mehreren Concertreisen 
als Claviervirtuose sich ernahrt hatte, erhielt er im Jahre 1852 die Organisten- 
stelle an der St. Nikolaikirche in Spandau in der Mark Brandenburg, die er 
dann Ostern 1861 mit dem Cantorat an der St. Marienkirche in Frank- 
furt a. O. vertauschte und bald darauf auch stadtischer Gesanglehrer wurde. Am 
30. November 1868 hatte er auch unter recht ungiinstigen Verhaltnissen die 
Direction des dortigen seit dem Jahre 181 5 bestehenden Singakademie iiber- 
nommen, die zeitweise glanzende Erfolge erzielt hatte, nach 1852 aber nahe 
dem Verfalle war, denn zeitweise fand sich kein geeigneter Dirigent, der 
Leben und Ordnung hineinbringen konnte. Nach W.'s Uebernahme der Leitung 
hob sich das Institut zusehends und bewies seine Leistungsfahigkeit durch 
vorzligliche Auffiihrungen von grossen Oratorien. Trotz des hohen Alters und 
dem Wunsche, sich zuriickzuziehen, bewogen ihn stets die Mitglieder zum 
Bleiben und so leitete er die Singakademie bis zu seinem Ende; denn nur 
ein kurzes Krankenlager beschloss sein thatiges und der Kunst geweihtes Leben. 
Als Componist hat er nur Weniges und Unbedeutendes geschaffen, dagegen 
hat er sich als Lehrender und Leiter der Singakademie bleibende Verdienste 
erworben und wurde von Hoch und Niedrig in seltener Weise verehrt. 

Quelle: Beilage iur Frankfurter Oder-Zeitung 22. Jan. 1899. 

Rob. Eitner. 



Pfeil. Baenscb. 187 

Pfcil, Hcinrich, ein beliebter Componist im Fache des Mannerquartetts, 
* am 18. December 1835 zu Leipzig als Sohn eines Buchdruckfarbenfabrikanten, 
f am 17. April 1899 in Gohlis bei Leipzig. Erlernte das Buchhandlergeschaft, 
schriftstellerte dabei, betrieb Musik als Dilettant und pflegte ganz besonders 
den Mannergesang. Da ihm einige Gesange recht gegllickt waren, wurde er 
bald von den Vereinen als Fiihrer anerkannt. Man wahlte ihn zum Redacteur 
der Leipziger Sangerhalle, die er in den Jahren 1862 bis 1887 leitete 
und sein redlich Theil beitrug, den Mannergesang auf edlere Bahnen zu 
lenken. Von 1884 bis 1889 redigirte er den Dorfanzeiger in Leipzig und von 
1 89 1 bis 1896 die Glauchaer Zeitung. Schrieb ausserdem ein »Tonkunstler- 
merkbiichlein«, einen»Liedertafelkalender«(i88i) und »Musikantengeschichten«. 
Von seinen zahlreichen Mannerquartetten sind hervorzuheben : »Still ruht der 
See<c, »Ein Sohn des Volkes will ich sein«. Von seinen Liedersammlungen 
sind bemerkenswerth die Brautlieder, Dur und Moll, Gut Sang, Leicht Gepack. 

Quellen: Riemanns Musik-Lexikon, Gartenlaube und Sangerhalle. 

Rob. Eitner. 



Baensch, Wilhelm von, Verlagsbuchhandler und Buchdruckereibesitzer, 
* 25. Januar 1828 in Magdeburg, f 27. November 1899 in Dresden. Erlernte 
den Buchhandel bei seinem Bruder Emil Baensch in Magdeburg und machte 
sich schon am 20. October 1848 in Leipzig selbstandig, indem er das seit 
181 7 in Magdeburg bestehende, 1835 nach Berlin verlegte Verlagsgeschaft 
von Ferdinand Rubach iibernahm. Dieses Geschaft war, wie in der unten an- 
gefuhrten Monographic ausflihrlich nachgewiesen wird, nach mannigfachem 
Besitzwechsel aus den bereits 1668 in Magdeburg gegrundeten Buchhandlungen 
von Tobias Schroeter und Johann Liiderwalt hervorgegangen. Der Verlag 
wurde erst vom 1. Januar 1851 ab unter eigenem Namen weitergeftihrt. 
Ausser den Artikeln des genannten Verlages wurden im Laufe der Jahre 
zahlreiche Artikel vieler anderen Firmen libernommen, der Verlag auch durch 
viele eigene bedeutende Unternehmungen erweitert. Ein neben dem Verlag 
mit Erfolg betriebenes buchhandlerisches Commissionsgeschaft ging 1867 an 
Hermann Fries iiber. 1862 iibernahm B. die Buchdruckerei von J. S. Wasser- 
mann; 1875 erfolgte die Uebersiedelung von Leipzig nach Dresden. In- 
zwischen war B. zu mannigfachen Ehren gelangt. — Die Ausdehnung seines 
Druckereigeschaftes, besonders auch durch Auftrage von Seiten der preussischen 
und sachsischen Regierung, veranlasste ihn 1880 zur Griindung einer Zweig- 
niederlassung in Berlin im Verein mit seinem Sohne Henry von B., an dessen 
Stelle spater sein Sohn William trat, bis 1898 das Berliner Geschaft in andere 
Hande Uberging. Das Dresdener Geschaft ist z. Z. im Besitz von Wilhelm 
von B.s Erben und von Franz Schuffenhauer. — Bei seinen Berufsgenossen 
stand B. in hohem Ansehen. Er war s. Z. Vorsitzender des Vereins Dres- 
dener Buchhandler, der ihn 1886 zu seinem Ehrenvorsitzenden ernannte. Als 
Buchdrucker rief er 1886 in Dresden die erste Buchdruckerinnung Deutsch- 
lands ins Leben, deren Vorsitz er mehrere Jahre ftihrte und die ihn (1896) 
gleichfalls zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannte. 

(Baensch, VV. v.) Zur Geschichte der Firma Wilhelm Baensch. (Mit Lichtdruckportrait, 
vielen Facsimiles und anderen Abbildungen.) 4. Dresden 1898. — Pfau, K. F„ Biogr. Lex. 
d. dt. Buchhdls., Leipzig 1890. — BCrsenbl. f. d» deutschen BuchhdL 1899 No. 278. 

H. Ellissen. 



1 88 Gumprecht. Thienemann. Hirschwald. 

Gumprecht, Adolf, Buchhandler und Schriftsteller, * 7. December 181 8 
in Erfurt, f 23. December 1899 in Meran. G. eroffnete 1844 eine Verlags- 
buchhandlung in Berlin, deren Firma aber bereits Ende 1845 erlosch, nach- 
dem er im selben Jahre mit Maximilian von Katzeler die Gerhard'sche Buch- 
handlung und Buchdruckerei in Danzig (ibernommen hatte. Auch dieses 
Unternehmen bestand nur bis 1849. Dagegen bestand die von G. im Juni 
1854 in Leipzig eroffnete Verlags- und Commissionsbuchhandlung bis 1872. 
Schon friih war G. schriftstellerisch thatig. Mit besonderem Geschick pflegte 
er das Feuilleton und Reiseschilderungen. Von Welt- und Menschenkenntniss 
zeugen seine u. A. selbstandig erscbienenen, weit verbreiteten Schriften: Jacob 
Radike (pseudonym), Lehrbuch der Demagogie (Leipzig 1849, Schlicke); 
Arthur Michelis (pseudonym), Reiseschule fur Touristen und Kurgaste (Leipzig 
1869, Adolf Gumprecht; 4. Auflage Stuttgart, Frommann); Wider den Trunk 
(Dresden 1885, Minden); Aus den Lebenserfahrungen eines Siebzigers (3. Auf- 
lage Gotha 1896, F. A. Perthes). 

Vgl. Bftrsenblatt f. d. dt. Buchhdl. 1899 No. 301. 

H. Ellissen. 

Thienemann, Ernst Friedrich, Buchhandler, * 24. August als Sohn des 
Kammerconsulenten Friedrich Th. in Gotha, eines Mitbegi tinders der Gothaischen 
Lebensversicherungsbank, f 9. Marz 1899 daselbst. Th. kam zehnjahrig zu 
verwandten Pfarrersleuten nach Thtiringen in die Goldene Aue, einige Jahre 
spater zum Besuch der Thomasschule in Leipzig in das Haus einer Schwester 
des Vaters. Den Buchhandel erlernte er in dem grossen Commissionsgeschaft 
von E. F. Steinacker in Leipzig. 1 843 arbeitete er aushilfsweise bei Friedrich 
Perthes in Gotha, 1843 — 45 als Gehilfe in der Schwers'schen Buchhandlung 
in Kiel. Seit 1843 m ^ Friedr. Perthes 1 Tochter Auguste, zugleich einer 
Enkelin von Rudolf Zacharias Becker, vermahlt, (ibernahm er 1846 (von Ferd. 
Otte) das Sortiment, 1857 (von Beckers Sohn Friedrich) auch den Verlag der 
1795 von R- Z. Becker gegriindeten Buchhandlung. Er vereinigte beide Ab- 
theilungen unter der Firma E. F. Thienemann. 1893 ging die Sortiments- 
buchhandlung in andere Hande iiber. Theilhaber des besonders eine ge- 
diegene padagogische Richtung vertretenden Verlages wurde 1881 sein Sohn 
Friedrich Th. des nunmehrigen Inhabers der Firma. 

Handschriftl. Mittheilungen von Hcrrn Friedrich Th. — Nekrolog in den Pttdagog. 
Blattern Bd. 28 von J. Helm. — Pfaus Biogr. Lex. des deutschen Buchhdls. — Borsen- 
blatt 1899 No. 58. 

H. Ellissen. 

Hirschwald, Ferdinand, Buchhandler, * 18. November 1828 als Sohn des 
Grtinders der Firma August H. in Berlin, f 8. September 1899. Trat friih in 
das Geschaft seines Vaters ein, dessen Theilhaber neben seinem Vetter und 
vaterlichen Freund, Eduard Aber, er 1848 wurde. Mit personlicher Liebens- 
wiirdigkeit verband er geschaftliche Tiichtigkeit, unermtidliche Thatigkeit und 
die fiir das Gedeihen des beruhmten medicinischen Verlags- und Sortiments- 
geschaftes forderlichen Eigenschaften, literarische Begabung und Unternehmungs- 
geist. Nur um einen halben Monat ist er dem altesten Chef der Firma, Eduard 
Aber (vgl. diesen), im Tode vorangegangen. 

Bdrsenbl. f. d. dt. BuchhdL 1899 No. 211. — Berliner klin. Wochenschr. 1899 No. 38. 

H. Ellissen. 



Voester. Lange. 189 

Vocrster, Karl, Buchhandler, * 4. Mai 1826 in Soest, f 3. Juni 1899 in 
Leipzig. Widmete sich anfanglich dem rein kaufmannischen Beruf, trat aber 
1843 a l s junger Gehilfe in das hochangesehene buchhandlerische Commissions- 
geschaft seines Onkels Friedrich Volckmar in Leipzig, und wurde 1854 Theil- 
haber der Firma. Das Hauptverdienst Voersters beruht in der systematischen 
Ausbildung des »Barsortiments« in grossem Massstabe und zu einer fur die 
Sortimentsbuchhandlungen unentbehrlichen Einrichtung. Zur Beschleunigung 
der Expedition vieler und von ihren Committenden meist begehrter Artikel 
hielten grossere Commissionaire Leipzigs schon zu Anfang des Jahrhunderts 
grosse Sortimentslager und lieferten, mit dem Gewinn der Freiexemplare bei 
Partiebeziigen sich begnttgend, diese zu gleichen Preisen als die Verleger aus. 
Die Lieferungen waren aber auf die Committenden der Commissionaire be- 
schrankt. Seit Ende der vierziger Jahre hielt die Firma Volckmar die gang- 
barsten Artikel auch gebunden vorrathig. Seit Anfang der fiinfziger Jahre gab 
Voerster (iber den Bestand des Lagers gebundener und brochirter Artikel 
autographirte Verzeichnisse heraus. Inzwischen hatte Louis Zander in Leipzig 
am i.Juli 1852, sein Lager gebundener Bticher eroffnet, die er dem ge- 
sammten Buchhandel durch besondere Verzeichnissezu Verlegerpreisen anbot 
und lieferte. Seine Hauptabnehmer wurden jedoch (seit 1857) die grossen 
Commissionaire Volckmar, Koehler und Steinacker. 1861 wurde das Zan- 
der' sche Geschaft von der Firma Volckmar ubernommen und an die Stelle 
ihrer autographirten Lagerverzeichnisse traten nun gedruckte. Welche Aus- 
dehnung das Volckmar- Voerster'sche Lager gewann, ist u, A. daraus ersichtlich, 
dass das erste gedruckte Verzeichniss 32 Seiten, das letzte vom October 
1899 mit den Nachtragen etwa 620 Seiten umfasst. Das grosse Commissions- 
geschaft und der Verlag (unter der Firma L. F. Amelang, gegrtindet 1806, 
erworben 1850) wurden von Voerster in ahnlicher Weise gefordert, Wie 
er fur die zahlreichen Angehorigen seines Hauses stets in humaner Weise 
sorgte, so hat er auch in weiteren Kreisen durch wohlwollendes und 
hilfbereites Wesen ein dankbares Andenken sich gesichert. 

Handschriftl. Mittheilungen von Herrn Alfred Voerster. — Pfaus Biogr. Lex. d. dt. 
Buchhdls. (Art. Volckmar). — Borsenblatt f. d. dt. Buchhdl. 1899 No. 128. — Ueber 
Land und Meer 1899. No. 40 (im Portre.) 

H. Ellissen. 



Lange, Max Dr., Schachmeister, Verlagsbuchhandler, Schriftsteller, * am 
7. August 1832 in Magdeburg, f 8. December 1899 in Leipzig. L. besuchte 
das Gymnasium seiner Vaterstadt. Schon friih hatte er sich mit Schach be- 
schaftigt, und als dem jungen Gymnasiasten das Bilguersche »Handbuch des 
Schachspiels* in die Hande gefallen war, da gab er sich eifrigen Studien des 
gedankenreichen Spieles hin. Schon regte sich in ihm der Schachtheoretiker, 
und auch der Trieb, Schachvereinigungen zu griinden, war schon in ihm 
lebendig. Auf dem Gymnasium vereinigte er 1849 die Genossen in einem 
Schachclub Sophrosyne, dessen Mitglieder die beiden Farben der Schach- 
felder als Abzeichen im Knopf loch trugen. Auch eine Schachzeitung, die 
sogar gedruckt wurde, gab der Verein als sein Organ ein Jahr lang heraus. 
Einige Artikel L.'s in derselben fanden die Anerkennung des Schach- 
meisters von der Lasa, der sich alsbald fur den strebsamen Schachjttnger 
interessirte. So alt sind die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den 



I go Lange. 

beiden Meistern, den grossten Theoretikern des Schachspiels , die beide das 
Trauerjahr 1899 hinwegraffte. L. war 1852 nach Berlin libergesiedelt, wo 
er Mathematik und Philosophie studirte, kurze Zeit auch Theologie. Dann 
aber widmete er sich in Berlin und an anderen Universitaten dem Studium 
der Rechtswissenschaft. Obschon er in beiden Facultaten im Hinblick auf 
eine akademische Carri&re promovirt hatte, sah er sich doch in Folge einer 
Verletzung der Brust, die ihn an Vortragen hinderte, genothigt, auf dieselbe 
zu verzichten. Als ein Phanomen muss es erscheinen, dass L. gerade in 
jungen Lebensjahren sich als ein so griindlicher Schachtheoretiker bewahrte. 
1885 erschien seine »Kritik der Eroffnungen; ein Leitfaden fur gelibtere 
Schachspieler*. 1856 gab er ein »Lehrbuch des Schachspiels« heraus, 1857 
eine »Sammlung neuer Schachpartieen«; spater noch die Parthieen von 
Morphy, 1859. Dann folgte sein »Handbuch der Schachaufgaben« (1862), 
ein geistvolles Werk, der wichtigste Beitrag zu seiner Philosophie des Schachs, 
aus dem viele hier zuerst gebrauchte Wendungen und Kunstausdrticke auf 
dem Gebiete der Problemkunst ganz gelaufig und gebrauchlich geworden 
sind, ohne dass man sich von der Herkunft derselben Rechenschaft zu geben 
wusste. 

L. hatte auch als Organisator und praktischer Spieler eine rege Thatig- 
keit entfaltet, sich 1862 an der Begrtindung des Westdeutschen Schachbundes, 
1868 an derjenigen des Norddeutschen mit betheiligt, in den Hauptturnieren 
zu Dlisseldorf 1862, 1863 und 1864 den ersten Preis errungen, denen sich 
spater erste Preise in den Meisterturnieren (1868) in Aachen und Hamburg 
anschlossen. Von 1858 bis 1864 hatte er, zum Theil in Gemeinschaft mit 
B. Suhle und P. Hirschfeld, die Redaction der Schachzeitung gefiihrt, er 
hatte den Mitteldeutschen Schachbund gefordert und sich 1876 bei der 
Anderssenfeier und der Grlindung des Deutschen Schachbundes in erster 
Linie mit betheiligt. 

Mit der Charakteristik L.'s als Schachspieler ist seine geistige Bedeutung 
nicht erschopft; er war Jurist und Philosoph und hat dem akademischen 
Doctorgrad in beiden Facultaten durch Schriften wie »Kritik des geistigen 
Eigenthums« (1858) und »Neue Denklehre oder Einfluss des Gegenstandes 
auf die Methode des Denkens* (1889) Ehre gemacht. Durch eine gliickliche 
Ehe mit der Tochter des Verlagsbuchhandlers Otto Spamer in Leipzig ver- 
bunden, war er seit 1864 Mitinhaber der uberaus riihrigen Verlagsbuch- 
handlung, spater, 1886, Alleinbesitzer, bis er sich 1891 ganz zur Ruhe setzte. 
Seine kaufmannische Thatigkeit brachte ihm die ehrenvolle Stelle eines Vor- 
sitzenden des angesehenen »Kaufmannischen Vereins« (1877 — 1883) in Leipzig 
ein. Auch als Schriftsteller war er auf diesem Gebiete thatig; er gab 1864 
bis 1887 Rothschilds »Taschenbuch fiir Kaufleute« heraus. Wie dieses Werk 
fanden andere seiner im Spamer'schen Verlage erschienenen Schriften einen 
Absatz von Hunderttausenden von Exemplaren. 

Er war ein unermtidlicher geistiger Arbeiter von ausserordentlicher Viel- 
seitigkeit; Tag und Nacht liess es ihm keine Ruhe, bis er irgend eine Frage 
erledigt, ein Problem gelost, eine Arbeit vollendet hatte; immer neue Stoffe 
drangten sich liberwaltigend in den Bereich seiner Thatigkeit. Das musste 
sein Nervensystem zerriitten; schon im Jahre 1898 verfiel er in eine lang- 
dauernde, schwere Krankheit — man zweifelte an seiner Wiederherstellung. 
Er genas, erholte sich im Sliden und hoffte vollige Genesung von einer 
Reise nach Italien. Die Aerzte zogerten mit ihrer Zustimmung. Da raffte 



Lange. Stieble. iqi 

ihn plotzlich der Tod dahin, nachdem er noch Tags vorher mit Freunden 
und Genossen lebhaft und munter verkehrt. 

Nach Rudolf von Gottschall's Nachruf, Deutsche Schachztg. 1900, No. I. — 
Verzeichniss der Schachbibliothek von Dr. Max Lange. Leipzig 1900. 



Stiehle, Friedrich Wilhelm Theodor Gustav von, General der Infanterie, 
z. D., General-Adjutant Weiland Sr. Maj. des Kaisers und Konigs Wilhelm I., 
& la suite des Ingenieur- und Pionier- Corps. * 14. August 1823 zu 
Erfurt, f 15. November 1899 zu Berlin. 

General v. St. gehorte zu jenem Kreise bedeutender Manner, denen es 
vergonnt war, in Deutschlands grosser Zeit an leitender und verantwortlicher 
Stelle zu wirken. Als Chef des Generalstabes der II. deutschen Armee im 
Feldzuge von 1870/71 hat er sich einen unverganglichen Namen und einen 
Ehrenplatz in der Heeresgeschichte gesichert. Aus einer (nicht adeligen) 
Offizier-Familie stammend, trat er sehr jung — noch nicht i7Jahrig — bei 
dem damaligen 21. Infanterie -Regiment mit Aussicht auf Beforderung zum 
Offizier ein, kam schon mit 21 Jahren auf die Allgemeine Kriegsschule 
(jetzige Kriegs-Akademie) und wurde bereits 1850 bei der damaligen Mobil- 
machung als Generalstabsoffizier bei der 8. Division verwendet, dann 1855 
als Hauptmann in den Generalstab versetzt. 

Bei der Reorganisation des Militar-Erziehungs- und Bildungswesens durch 
den verewigten General von Peucker wurde dem Major St. ein besonderer 
Vertrauensbeweis dadurch gegeben, dass er beauftragt wurde, zunachst die 
Kriegsschule Potsdam, dann die zu Neisse nach den neuen Grundsatzen als deren 
erster Director zu leiten. 1863 geadelt, befand er sich wahrend eines Theiles 
des Feldzuges von 1864 im Hauptquartier des General -Feldmarschalls 
v. Wrangel — in nicht leichter Stellung — und wurde noch in demselben 
Jahre Flugel-Adjutant Sr. Majestat des Konigs. 

Als solcher war er 1866 — wieder in besonderer Vertrauensstellung — 
dem Hauptquartier der Elb-Armee zugetheilt, wurde 1868 Commandeur des 
damaligen 4. Garde-Grenadier-Regiments Konigin, dann Abtheilungschef im 
Grossen Generalstabe und gelangte bei Ausbruch des Krieges gegen Frank- 
reich endlich auf den Posten, auf welchem es ihm vergonnt sein sollte, so 
Bedeutendes zu leisten. 

Wenn man St.'s Thatigkeit als Chef des Generalstabes der II. Armee 
im Einzelnen schildern wollte, so mlisste man eine Geschichte dieser Armee 
schreiben und dazu ist hier nicht der Ort. Die Capitulation von Frescaty, 
durch die Frankreichs grosste Armee kriegsgefangen, dessen starkste Festung 
ubergeben wurde, tragt Stiehles Namensunterschrift; das allein wlirde genligen, 
diesen Namen dauernd der Kriegsgeschichte zu erhalten. Sein Wirken 
wahrend des ganzen Feldzuges als erster Berather des Prinzen Friedrich 
Carl von Preussen aber war, wenn auch nach aussen weniger hervortretend 
als diese eine glanzende Episode* nicht minder verdienstvoll und einfluss- 
reich. 

Ein damaliger junger Generalstabsoffizier, der inzwischen selbst zu hohen 
Ehren emporgestiegen ist, hat im Mil. W. Bl. No. 2 und 3, 1900, das Ver- 
haltniss zwischen dem Oberbefehlshaber der II. Armee und seinem Stabschel 
eingehend und mit glanzender Feder geschildert. Wie sich aus ursprling- 
licher Unbekanntschaft sehr rasch ein der Sache iiberaus forderliches, fast 



192 



Stiehle. Bunsen. 



freundschaftliches Verhaltniss dieser beiden so sehr verschieden gearteten 
Manner entwickelte, wie der General es verstand, sich das voile Vertrauen 
des Feldherm sowohl, wie auch seiner Untergebenen im Stabe des Ober- 
commandos zu erwerben und sie alle zu freudigem und verstandnissvollem 
Eingehen auf seinen Gedankengang zu ftihren, das ist dort meisterhaft dar- 
gestellt. »Die II. Armee hat Grosses geleistes und den schwierigsten Theil 
der harten Arbeit auf franzosischem Boden gethan. Sie schlug die blutigsten 
Schlachten und machte dadurch in beiden Perioden des grossen Ringens die 
Entscheidung moglich. Das ist das beste Zeugniss fur die Ftihrung, an der 
General v. St. sein ruhmvoller An theil gebtihrt.« In diese Worte fasst der 
berufene Beurtheiler seine Ansicht Uber St.'s Leistungen zusammen. 

Nach dem Kriege fand St. eine seinen hohen Verdiensten wie seiner 
grossen Arbeitskraft entsprechende Verwendung zunachst als Director des 
Allgemeinen Kriegs-Departements im Kriegsministeriums, dann als Inspecteur 
der j£ger und Schutzen, als Commandeur der 7. Division, als commandirender 
General des V. Armee -Corps, endlich als Chef des Ingenieur- und Pionier- 
corps und General-Inspecteur der Festungen. Was er in alien diesen Stellungen 
in stiller Friedensarbeit fur das Heer geleistet hat, wie er tiberall Dienst- 
freudigkeit und unermiidliche Thatigkeit bei seinen Untergebenen hervorzu- 
rufen und sie in ihrem Konnen und Wissen zu fordern verstand, wie er 
dienstlichen Ernst und personliches Wohlwollen zu verbinden wusste, daftir 
zeugt die grosse Zahl von Verehrern, die er in der Armee hinterlassen hat, 
wie nicht minder die AllerhOchste Anerkennung, die ihm bis zu seinem 
Lebensende zu Theil geworden ist. 

In der zweiten Halfte der 80 er Jahre verschlechterte sich sein Gesund- 
heitszustand, 1888 erbat und erhielt er seinen Abschied. Die letzten 10 Jahre 
seines Lebens brachte er in volliger Stille theils in Baden-Baden, theils in 
Berlin zu. 

General v, St. war eipe auffallend vornehme, echt soldatische und ritter- 
liche Erscheinung; dem Fremden machte er anfanglich den Eindruck eines 
sehr kiihlen, zurtickhaltenden Charakters. Aber unter dieser ausseren Reservirt- 
heit verbargen sich ein reiches Geistesleben , eine grosse Belesenheit nicht 
nur auf militarischem Gebiete und wahre Herzensgiite, Eigenschaften, die sich 
denen bereitwillig erschlossen, die dem General naher treten durften. Sein 
Andenken bleibt in der Armee in Ehren! 

v. Frobel. 

Bunsen, Robert Wilhelm, * 31. Marz 181 1 zu Gottingen, f 16. August 
1899 zu Heidelberg, Naturforscher, Professor. B.'s Name ist weit Uber die 
Kreise der engeren Fachgenossen hinaus bekannt und in Verbindung mit dem 
seines Freundes Kirchhoff berlihmt geworden. Verknupft sich doch selbst 
flir den der Naturwissenschaft ferner Stehenden mit den Namen Bunsen und 
Kirchhoff die Erinnerung an eine der grossartigsten Entdeckungen des ver- 
flossenen Jahrhunderts: an die Spectralanalyse. Aber diese geniale Arbeit 
zweier grosser Geister findet unter den Werken B.'s ebenbtirtige Geschwister, 
die freilich dem grossen Publikum weniger bekannt sind. Ein grosser Theil 
von ihnen hat ebenso befruchtend und fordemd auf die wissenschaftliche 
Physik und Chemie, wie andrerseits auf die Technik, im weitesten Sinne ein- 
gewirkt. Denn, neben grosser mathematisch-philosophischer Begabung besass 
B. im seltenen Grade technische Fertigkeit und Blick flir Verbesserung der 



Bunsen. 



193 



Arbeitsmethoden. Man weiss nicht, ob man mehr die Grossartigkeit der 
B.'schen Fragestellung und die geistreiche Durchfuhrung der Gedankenkette 
in seinen Arbeiten bewundern soil oder die souveraine Leichtigkeit und das 
fast unglaubliche Geschick, mit dem er Schwierigkeit flir Schwierigkeit zu 
iiberwinden wusste. Dabei besass er eine nie ermtidende Arbeitskraft und 
Aufopferungstahigkeit flir seine Sache, welche ihn sogar alle personlichen 
Strapazen und selbst ernste Gefahr vergessen Hess. 

Neben den grossen Arbeiten, welche seinen Namen der Welt bekannt 
gemacht haben, hat B. zahllose Untersuchungen von speciellem Interesse an- 
gestellt; so iiber die bei der Gewinnung von Eisen und Kupfer im Hochofen 
sich abspielenden Processe, sowie fiber den Vorgang bei der Verbrennung 
des Schiesspulvers. Er erfand eine grosse Anzahl von Apparaten, welche 
heute in den wissenschaftlichen und technischen Laboratorien gebraucht 
werden, ohne dass die Jiingeren oft wissen, von wem sie stammen. Sie sind 
Allgemeingut geworden, wie der bekannte »Bunsenbrenner«, welcher ja 
gerade jetzt im Haushalt nicht nur der Familie sondern ganzer Stadte tiberall 
Verwendung findet: die Gaskocher und Gasherde werden durch Bunsenbrenner 
gespeist, ebenso auch die Gltthkorper des Auerlichtes durch die Flammen 
von Bunsenbrennern zum Leuchten gebracht. 

Die erwahnten technischen Verbesserungen fand B. nebenbei, wahrend 
er mit grossen experimentellen Arbeiten seiner Wissenschaft beschaftigt war. 
Diese selbst liegen zum grossten Theil auf dem Grenzgebiet von Chemie und 
Physik, sind aber Gemeingut auch anderer Disciplinen geworden. Der Geologe 
arbeitet mit B.'s Methoden so gut wie der analytische Chemiker, der Astro- 
nom wie der Physiker. 

Bei alledem war B. keineswegs ein trockener Naturwissenschaftler, viel- 
mehr ein feinsinniger Freund und Beobachter der Natur, der mit inniger 
Liebe und Freude ihre Schonheiten aufsuchte. Dafiir sprechen eine Reihe 
ausgedehnter Fusswanderungen und Reisen, die er bereits als junger Mensch 
wahrend seiner Studienzeit unternahm, sowie ttberhaupt die Lust am Wandern 
in schoner Gegend, die er bis ins Greisenalter behielt. Als er zu schwach ge- 
worden war, seinen eigenen Ftissen zu trauen, da Hess sich der Alte fast taglich 
hinausfahren, um vom Heidelberger Schloss und seiner Umgebung sein geliebtes 
Land ttberschauen zu konnen. Nicht Wunder, dass er auch klinstlerisch 
einen feinen Geschmack besass und sich mit den Erzeugnissen italienischer 
Kunst in seinem Arbeitszimmer umgab. 

So innerlich reich B/s Leben war, so einfach und schlicht ist es, ausserlich 
betrachtet, verlaufen. Geboren in Gottingen als Sohn des dortigen Bibliothekars 
und Universitatsprofessors flir neuere Sprachen, Christian Bunsen und dessen Frau 
Friederike geborene Quensel, brachte er die ersten Lebensjahre im Eltern- 
hause zu. Dort genoss er das GlUck eines herzlichen Familienlebens und an- 
regenden geistigen Verkehrs; so kam er dort mit dem entfernt verwandten 
spateren »Ritter« Christian Karl Josias Bunsen zusammen. Der Umstand, 
dass der Vater vielfach junge vornehme Auslander als Pensionare im Hause 
hatte, gab ihm Gelegenheit, sich in der Kenntniss fremder Sprachen zu 
vervollkommnen. Ueber Kindheit und Jugend liegen sonst nur wenige 
diirftige Nachrichten vor. B. selbst erzahlt, er sei als Junge von ausserst 
reizbarem, heftigem Temperament gewesen und habe mehrfach deshalb in 
der Schule Conflict gehabt. Dann habe ihn nur seine Mutter, der er stets 
mit rlihrend zartlicher Liebe zugethan war, durch gUtliches Zureden be- 
Biogr. Jahrbuch u. Dentscher Xekrolog. 4. Bd. ij 



194 



Bunsen. 



schwichtigen konnen. Derartige Reibungen mogen auch der Grund gewesen 
sein, warum er nicht in Gottingen, sondern in dem benachbarten Holzminden 
die Prima des Gymnasiums absolvirte und dort das Examen ablegte. Dann 
studirte er in Gfittingen, Paris, Berlin und Wien Chemie, Physik und Geologic 
In Gottingen verfasste er eine Arbeit: Enumeratio ac descriptio hygrome- 
trorum, welche mit dem koniglichen Preise gekrfint wurde und B. den Doctor- 
titel eintrug. Am 25. Januar 1834 habilitirte er sich in Gdttingen mit einer 
von dem bertihmten Physiker Wilhelm Weber begutachteten Arbeit, hielt drei 
Semester lang offentliche Vortrage und vertrat spater von 1835 ^n den da- 
mals verstorbenen Chemiker Strohmeyer im chemischen Institut mit Vor- 
lesungen tiber theoretische und praktische Chemie. Wahrend dieser Zeit 
entstand eine Arbeit, welche B.'s Namen wohl zuerst in weiteren Kreisen 
bekannt machte: sie enthielt die Angabe eines aus Magnesia und Eisenoxyd 
bestehenden Gegenmittels bei Arsenikvergiftungen, welches unter dem Namen 
Antidotum Arsenici noch heute in den Apotheken gehalten und von keinem 
anderen Mittel tibertroffen wird. Seine Wirkung beruht auf der Unloslichkeit 
der im Magen nach Einfuhr des Gegenmittels sich mit Arsenik bildenden 
Salze. Im Januar 1836 wurde B. als Nachfolger des nach Gottingen be- 
rufenen Wohler Lehrer der Chemie an der hoheren Gewerbeschule in 
Cassel. Drei Jahre spater siedelte er als ausserordentlicher Professor an die 
Universitat Marburg tiber, wo er 1841 zum Ordinarius ernannt wurde. Hier 
versammelte er bereits eine Reihe hervorragender Schtiler um sich, zu denen 
die Chemiker Kolbe, Frankland, Debus, der Physiker Tyndall und Andere 
gehorten. Nach einem kurzen Aufenthalt in Breslau zog er 1852 nach Heidel- 
berg, wohin er als Nachfolger Gmelins berufen worden war. Das eine Jahr 
in Breslau war jedoch fiir B. von grosster Bedeutung, da er dort den Freund- 
schaftsbund mit Kirchhoff schloss, welcher spater fiir die Wissenschaft so 
kostliche FrUchte tragen sollte. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass 
1854 der junge Kirchhoff nach Heidelberg und damit an die Seite B.'s be- 
rufen wurde. 

Bereits im Casseler Laboratorium hatte B. eine Arbeit begonnen, welche 
jedoch zum grossten Theil in die Marburger Zeit fallt, die einzige auf 
organisch-chemischem Gebiete, die er publicirt hat. Aber gerade sie ist be- 
zeichnend fiir die Art, wie B. arbeitete; denn einmal ist sie fiir die Auf- 
fassung organischer Verbindungen von bahnbrechender Bedeutung geworden, 
und zweitens gab gerade sie Gelegenheit zur hochsten Entfaltung experimen- 
tellen Geschickes, weil sie die am schwierigsten zu handhabenden Stoffe be- 
handelt. Durch diese Arbeit zeigte B., dass im Verhalten der Stoffe, welche 
die todte und belebte Welt zusammensetzen, kein principieller Unterschied 
besteht, sondern beide nach den namlichen Gesetzen aufgebaut seien. Diese 
heute allgemeine Erkenntniss stand damals im Mittelpunkte des Interesses 
und hatte zu lebhaften Controversen Veranlassung gegeben. War es doch 
erst wenige Jahre vorher WOhler gegltickt, zum ersten Mai ein Product 
thierischen Stoffwechsels ktinsdich darzustellen. 

Nachdem man sich gegen Ende des 18. und im ersten Anfang 
des 1 9. Jahrhunderts hauptsachlich und fast ausschliesslich mit den einfacheren 
Korpern, den Stoffen der unbelebten Welt beschaftigt hatte, fing man im 
19. Jahrhundert an, das Wesen der den Thier- und Pflanzenkorper zu- 
sammensetzenden Stoffe zu studiren. Wahrend man jedoch fiir die »an- 
organischeru Korper bald zu bestimmten Anschauungen tiber die ihre Zu- 



Bunsen* 



*95 



sammensetzung beherrschenden Gesetze gelangte, gltickte dies flir die »orga- 
nischen* nicht. Man nahm deshalb an, dass eine besondere Kraft, »die 
LebenskrafU, die Bildung der die Organismen zusammensetzenden Stoffe beein- 
flusse und schrieb ihr eine Wirkung zu, von der man sich nicht weiter Rechen- 
schaft zugeben wusste. Trotz der bereits erwahnten im Jahre 1828 erfolgten Daf- 
stellung eines » organischen* Korpers durch Wohler hielt man dennoch an 
der Annahme der »Lebenskraft« als eines die Zusammensetzung der organi- 
schen Welt beeinflussenden Agens fest und glaubte, dass die » organischen « 
Korper doch eine ganz andere »chemische Constitution* haben mttssten als 
die anorganischen. Als man dann spater mehr und mehr Aehnlichkeiten im 
Verhalten beider Korperklassen fand, half man sich durch die Annahme, dass 
in den organischen Korpern gewisse Atomcomplexe dieselbe Rolle spielten, 
wie in den anorganischen, die nicht mehr zerlegbaren Elemente. Diese 
» Elemente « der organischen Korper nannte man im Gegensatz zu den Bau- 
steinen der anorganischen »zusammengesetzte Radicale«. Diese Theorie 
bedeutet einen gewaltigen Schritt vorw&rts, — aber es fehlte noch an 
hinreichenden Beweisen flir die Existenzberechtigung derselben. Hier setzt 
B.'s Arbeit ein; ausgehend von rein chemischen Erwagungen wurde sie 
zur Hauptsttitze der besprochenen » Radical theorie« und verdient daher 
allgemeines Interesse. B. hatte sich an die Untersuchung einer den Che- 
mikern bereits seit dem Jahre 1760 bekannten Substanz der »Cadetschen 
Fltissigkeiu, welche bei der Destination von arseniger Saure mit essig- 
sauren Salzen entsteht, herangewagt und wollte versuchen, ihre Zusammen- 
setzung zu ermitteln. Dieses Untemehmen war in der That ein Wagniss, 
denn alle Unannehmlichkeiten, welche ein Korper seinem Untersucher ent- 
gegensetzen kann, besass diese von Anderen unbertihrte merkwllrdige Fliissig- 
keit: unangenehmen Geruch, furchtbare Giftigkeit, die Eigenschaft, an der 
Luft zu rauchen und Feuer zu fangen! Aber air diese Gefahren und Un- 
annehmlichkeiten scheute B. nicht. Es geiang ihm, zunachst eine aus Kohlen- 
stoff, WasserstofT, Sauerstoff und Arsen bestehende Verbindung zu isoliren 
und andere, ahnliche, mit dieser in Beziehung stehende zu gewinnen. Die 
einfachste von diesen, welche nur die Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff, Arsen 
enthielt, ist eine an der Luft sich von selbst entziindende Fltissigkeit. Sie 
wurde wegen ihres entsetzlichen Geruches Kakodyl (xexxcuSi]; = tibelriechend) ge- 
nannt. Dieses Kakodyl war nun ein organisches » Radical « im oben be- 
sprochenen Sinne, und von ihm liessen sich die anderen »Kakodylverbindungen« 
ableiten; das Kakodyl selbst verhielt sich wie ein »wahres elektro-positives 
Element*, und die Kakodyl verbindungen wie Verbindungen der anorga- 
nischen Welt. B hat selbst die Bedeutung dieser Thatsachen durch folgen- 
den Satz gewtirdigt: »Sie (die Kakodylverbindungen) bieten Erscheinungen 
dar, welche uns die Ueberzeugung gewahren mtissen, dass sich weder die 
Verwandtschaft selbst noch die Verhaltnisse, unter denen sie in Wirksamkeit 
tritt, bei den Verbindungen der lebenden und todten Natur verschieden dar- 
stellen«. 

Bei dem Arbeiten mit einer der gefahrlichen explosiven Verbindungen 
bttsste B. die Sehkraft eines Auges ein. 

Wahrend er mit diesen schwierigen und umfangreichen Arbeiten be- 
schaftigt war, entstand eine zweite, bereits erwahnte Arbeit, welche B. zu- 
nachst im Auftrage der kurflirstlich hessischen Oberbergdirection ausfiihrte, 
und welche darauf ausging, die Vorg&nge im Eisenhochofen zu studiren. Sie 

13* 



196 



Bunsen. 



ist jedoch weit ttber den Rahmen der gestellten Aufgabe hinaus wichtig fiir 
die Chemie geworden, weil sie Veranlassung zur Ausarbeitung von Gasunter- 
suchungsmethoden wurde. Diese nach neuem Plan und mit neu erdachten 
Hilfsmitteln durchgefiihrten Untersuchungen haben B. lange Jahre und zu 
wiederholten Zeiten besch&ftigt und stehen ihrerseits in Verbindung mit Re- 
sultaten anderer Forscherarbeit, welche der Gelehrte als Entdekungsreisender 
auf einer Studienreise nach Island ausgefiihrt hat. Diese Reise, wahrend der 
Marburger Zeit 1846 unternommen, war von dem Geologen Sartorius von 
Waltershausen veranstaltet worden, und B. erbat sich einen sechsmonatigen 
Urlaub, um die Thatigkeit der islandischen Vulkane und Geiser zu studiren. 
In der That gelang es B., ftir die bis dahin unverstandene intermittirende 
Thatigkeit jener merkwiirdigen Quellen eine Erklarung zu finden: er zeigte, dass 
das Geiserphanomen auf die Ueberhitzung des unter starkem Druck aus der 
Tiefe aufsteigenden Wassers zurtickzufiihren ist, dessen Temperatur er zu 127,5 ° 
Celsius bestimmte, also 27,5 ° hoher als der gewohnliche Siedepunkt des Wassers. 
Wahrend der ganzen Marburger Zeit sowie in Breslau beschaftigte B. die 
weitere Ausarbeitung der auf Island gemachten Entdeckungen, namentlich die 
Erklarung der merkwiirdigen geologischen Beschaffenheit der Insel und die 
Untersuchung zahlloser Gesteinsarten. Die Publikationen »Ueber den Einfluss 
des Druckes auf die chemische Natur der plutonischen Gesteinsbildungc, 
»Ueber den Process der vulkanischen Gesteinsbildung* und andere mehr 
zeigen uns B.'s ausserordentliche geologische Kenntnisse. Der dreieinhalb- 
monatige Aufenthalt auf der Insel war zum Theil mit ausserordentlichen 
Anstrengungen und Entbehrungen verbunden, welche seinem KOrper jedoch 
nicht schadeten, da er schon durch frtihere ausgedehnte Marsche seine Ge- 
sundheit in seltenem Grade gestahlt hatte. So brach er als Student im Mai 
1833 von Paris auf und wanderte tiber Clermont, Lyon, Genf, Chamonix 
durch die ganze Schweiz zu Fuss, wobei taglich 10 bis 12 Stunden zurtick- 
gelegt wurden; schliesslich liber denArlberg, Innsbruck, Salzburg nach Wi en, 
wo er vom Juli bis September blieb und dann durch Niederosterreich, 
Mahren tiber Prag, Dresden, Freiburg und Leipzig nach Gottingen zurtick. 

Bis zu seiner Heidelberger Zeit beschaftigten B. neben den erwahnten 
grossen Arbeiten noch zahlreiche kleinere, welche fast alle von hervorragender 
Bedeutung, sei es ftir die Technik, sei es ftir wissenschaftliche Physik und 
Chemie geworden sind. So construirte er ein nach ihm benanntes gal- 
vanisches Element, welches bis zur Einftihrung der Dynamomaschine das be- 
quemste Mittel zur Erzeugung elektrischer Strome war und mit dessen Hilfe 
es ihm gelang, ein helles elektrisches Licht erstrahlen zu lassen. Das von 
ihm erfundene Photometer hat sich allgemein eingebtirgert und wird noch 
heute in Gasanstalten und elektrischen Lichtwerken zur Priifung der Licht- 
starke von Gas- oder elektrischen Lampen benutzt. Im Jahre 1849 theil te 
B. einen einfachen Versuch mit, welcher beweist, dass reines Wasser in 
dicken Schichten eine blaue Farbe besitzt. Damit war die blaue Farbe von 
klaren Bergseen, sowie das Phanomen der blauen Grotte in Capri erklart. 
Vor Mittheilung des Versuches hatte man daran gedacht, die blaue Farbe 
der Anwesenheit fremder Beimischungen zuschreiben zu mtissen. 

Aus der Heidelberger Zeit stammen die Arbeiten, welche B. zu den 
Flirsten unter den Gelehrten erhoben und ihm auch viele aussere Ehrungen 
eintrugen. Ausgezeichnet wie selten ein Gelehrter — u. a. durch den Titel 
Excellenz — war es ihm stets peinlich, wenn er seine vielen Orden und 



Bunsen. 



197 



Ehrenzeichen anlegen musste, und man sah ihn dann selbst im hohen Sommer 
mit hochaufgeschlagenem Ueberzieher rasch und heimlich durch die Strassen 
Heidelbergs dahineilen. Rlihrend ausserte er sich, als ihm einst ein hoher 
Orden iiberbracht wurde, indem er bemerkte, dergleichen habe fur ihn nur 
Werth gehabt, weil seine Mutter sich dariiber freute, und die sei jetzt todt. 

Einfach, wie sein Wesen, war auch B.'s Vortrag. Er sprach meist in 
kurzen Satzen und experimentirte viel. Seine Lehrthatigkeit nahm er bis 
ins hohe Alter hinein ernst und verschmahte es nicht, dem Anfanger die 
Handhabung der oft von ihm selbst eingeftihrten Apparate geduldig zu zeigen. 
Er unterrichtete lediglich anorganische Chemie und verhielt sich in den 
spateren Jahren dem gewaltigen Aufschwunge der organischen Chemie gegen- 
Ciber, welcher besonders durch die grossen Entdeckungen Kekuld's eingeleitet 
wurde, vollstandig passiv. Bald nach seiner Berufung nach Heidelberg musste ein 
neues Laboratorium geschaffen werden, da die Raume des alten Gmelinschen 
Instituts nicht mehr ausreichten. In dem neuen 1855 eroffneten Institut be- 
gann nun ein selten reges und arbeitsames Leben. Manner, deren Namen 
bald zu den ersten in der chemischen und physikalischen Wissenschaft gezahlt 
wurden, wie Landolt, Lothar Meyer, Pebal, Quincke, Roscoe, Beilstein, 
Carrus, Lieben, Baeyer trafen sich damals in Heidelberg. In den letzten 
Jahren zog sich B. immer mehr auf die Lehrthatigkeit im Laboratorium 
zurttck, wahrend er die alteren Schliler nicht mehr so wie anfangs an seinen 
Arbeiten theilnehmen liess und mehr fttr sich lebte. Im Jahre 1889 tegte 
er sein Amt als Professor nieder seinem Wunsche gemass wurde sein friiherer 
Assistent und Schliler Victor Meyer an seine Stelle berufen. 

Den Gipfelpunkt wissenschaftlichen Erfolges errang B. wahrend seiner 
Heidelberger Zeit, die hauptsachlich durch zwei epochemachende Arbeiten 
ausgefUllt wird: die photochemischen Untersuchungen und die Spectral- 
analyse. 

Die erstere Arbeit ftihrte er gemeinsam mit Roscoe durch und beschaftigte 
sich zwolf Jahre lang mit der Ausarbeitung der einzelnen gestellten Fragen. Er 
hatte sich zur Aufgabe gemacht, die chemischen Wirkungen der Lichtstrahlen zu 
untersuchen und ihre Gesetzmassigkeiten festzustellen. Ausser der Einwirkung auf 
unsere Sinne als Licht und Warme besitzen die Sonnenstrahlen Einfluss auf che- 
mische und biologische Processe. Die Pflanze wachst nur am Licht, das heisst der 
chemische Process der Aufnahme und Assimilation von Nahrungsmaterial geht 
nur vor sich, wenn der Pflanze Energie durch die Lichtstrahlen zugeftihrt 
wird. Das Bild, welches der Lichtstrahl auf der photographischen Platte 
zeichnet, ist das Product einer chemischen Umsetzung, hervorgerufen durch 
die Best rah lung. B. und Roscoe zeigten nun, dass die Strahlen, welche 
chemische Processe hervorrufen, der gleichen Gesetzmassigkeit unterliegen, 
wie die als «Lichtstrahlen» schon langst bekannten und untersuchten ; es gelang 
ihnen, Strahlen von verschiedener Wellenlange in der Intensitat ihrer chemischen 
Einwirkung zu prlifen, und sie gelangten dabei zu dem merkwiirdigen Ergebnisse, 
dass Strahlen, welche unser Auge nicht mehr zu bemerken im Stande ist, 
noch sehr lebhafte chemische Einwirkung besitzen, eine Thatsache, mit der 
heute jeder Photograph rechnen muss. Die Frage wurde nach der physi- 
calischen Seite hin durchgearbeitet, aber auch der Einfluss auf klimatologische 
und meteorologische Verh&ltnisse geprtift Der Einfluss der Tageszeit, so- 
wie der der geographischen Breite auf die Intensitat der chemischen Licht- 
einwirkung wurde hier zuerst untersucht. 



log Bunseo. 

Die zweite Entdeckung, welche er, wie schon erwahnt, gemeinsam mit 
seinem Freunde Kirchhoff ausftihrte, wurde im Jahre i860 veroffentlicht. Die 
Grundlage der Specktralanalyse beruht in Klirze auf folgenden Thatsachen: 
Alle gltlhenden flllssigen oder festen Korper strahlen ein Licht aus, welches 
durch das Newtonsche Prisma in seine einzelnen Bestandtheile zerlegt wird und 
sich als buntes in den Farben des Regenbogens erscheinendes Lichtband — 
»Spectrum« — darstellt; die gasformigen Korper dagegen strahlen, wenn sie er- 
hitzt werden, ein Licht aus, dessen Spectrum nicht aus einem Band bunter Farben, 
sondern nur aus einzelnen farbigen Linien besteht. Diese Linien, ihre Zahl, Farbe 
und Lage, sind von der chemischen Beschaffenheit des strahlenden Gases abhangig 
und konnen daher als Erkennungsmittel desselben resp. des vergasten Kdrpers 
dienen. Die Erkenntniss dieser Dinge wurde von weittragendster Bedeutung 
nicht nur fiir Chemie und Pysik, sondern auch fur die Astronomie. In Ver- 
bindung mit einem von Kirchhoff gefundenen Fundamentalsatz liber den Ein- 
fluss eines durchsichtigen Korpers auf das ihn durchstrahlende Licht filhrte sie zu 
der Folgerung, dass die Sonne aus einem gltlhenden festen oder flllssigen 
Korper besteht, welcher von einer Httlle gleichfalls gliihender Gase umgeben 
sein mttsse. Es gelang, in dem nicht nur von der Sonnenatmosphare, sondern 
auch von den meisten Fixsternen, Sternhaufen und Nebelflecken ausgehenden 
Licht dieselben Spectrallinien wie in dem auf der Erde erzeugten Licht nach- 
zuweisen, und mankamso zuder (iberraschenden Erkenntniss, dass die jene fernen 
Weltkorper zusammensetzenden Stoffe dieselben wie die unseres irdischen Planeten 
sein mttssten. Aber auch die Chemie des Erdballes hat durch die Spectral- 
anal yse Bereicherungen erfahren. Mit einem so ausserordentlich feinen Hilfs- 
mittel fand man Elemente, welche bis dahin unbekannt gewesen waren, und 
stellte anderseits fest, dass viele frfiher Air selten gehaltene Elemente liberall 
in der Natur vorhanden sind, aber in so geringer Concentration, dass sie 
anderen Untersuchungsmethoden entgehen. Bunsen selbst entdeckte mittels 
seiner Methode sofort zwei neue Elemente: Caesium und Rubidium, denen 
spater eine ganze Anzahl folgten und damit mehrere schon lange geftihlte 
Lticken in der Reihe der durch die Theorie geforderten Zahl der Elemente 
ausfiillten. 

Bis zum Schlusse seiner Thatigkeit beschaftigte B. das Vorkommen 
der seltenen Elemente in Gesteinsarten und Mineralwassern, wie er denn eine 
Unzahl von Mineralanalysen ausgearbeitet und zahlreiche kleinere und grossere 
Verbesserungen im Gang der chemischen Analyse eingeftihrt hat. In den 
letzten Jahren trat seine alte Vorliebe ftir Physik und Geologie wieder mehr in 
den Vordergrund. So hat er, ein 76jahriger Greis, noch ein neues Calori- 
meter construirt, nachdem er vorher im Jahre 1870 ein Eiscalorimeter er- 
funden und mit seiner Hilfe wichtige Untersuchungen ausgefiihrt hatte. 

In der kurzen Skizze konnten langst nicht alle Arbeiten B.'s besprochen, 
ja nicht einmal erwahnt werden, aber schon die wenigen genannten geben 
einen Begriff von der enormen Arbeitskraft und dem Gedankenreichthum des 
grossen Forschers. Wo B. eine Arbeit angriff, da hat er fordernd und be- 
fruchtend auf die Wissenschaft eingewirkt; aber auch auf den Unterricht und 
die Erziehung einer jiingern Generation von Naturforschern werden seine 
Methoden und seine Schulung noch lange ihren Einfluss behalten. 

Vgl. Th. Curtius, Gedachtnissrede (Heidelberg): R. Meyer, Nachruf (Natur- 
wissenschaftl. Rundschau). 

Richard Meyer. 



Blumenau. 



199 



Blumenau, Hermann, Dr. phil., der Griinder der stidbrasilischen Colonie 
gleichen Namens, * am 26. December 181 9 in dem kleinen braunschweigischen 
Harzstadtchen Hasselfelde als Sohn des dortigen Bergwerks-Oberforsters und 
spateren Forstrathes Karl Friedrich Blumenau, f am 30. October 1899 in 
Braunschweig im hohen Alter von achtzig Jahren. — B. erhielt den ersten 
Unterricht auf der Schule der kleinen Harzstadt. Dann wurde er zu seiner 
weiteren Bildung dem Pastor A. L. Getting in Klein- Winnigstedt in Pension 
gegeben und seit dem Jahre 1830 besuchte er das Gymnasium Martino- 
Catharineum in Braunschweig, das er Mitte des Jahres 1836 aus Obersecunda 
verliess, um sich dem Apothekerberufe zu widmen. Er kam als Lehrling 
nach Erfurt, trat hierauf spater in eine chemische Fabrik ein; daran schloss 
sich ein Studium auf der Universitat Erlangen und hier wurde er im Marz 
1846 zum Doctor der Philosophic promovirt. Doch der Apothekerberuf und 
die stille Arbeit im Laboratorium sagten dem unternehmungs- und wander- 
lustigen jungen Manne wenig zu ; sein reger Sinn flir Naturwissenschaft und das 
damals in Deutschland auftretende Auswanderungsfieber erweckten in ihm 
die Lust, Uberseeische Lander kennen zu lernen. Auf Alexander v. Humboldts 
Empfehlung trat er deshalb im Jahre 1846 in den Dienst des Hamburger 
Colonisationsvereins und war bei den Vorarbeiten zu der Einrichtung der 
brasilischen Colonie Dona Francisca in der Provinz St. Catharina auf den 
Landereien des Prinzen Joinville th&tig. Als seine Plane und Hoffnungen 
fUr eine Colonisation in Brasilien von Seiten der preussischen Regierung 
nicht in Erfttllung gingen, entschloss er sich, selbst eine deutsche Colonie 
anzulegen. Er erwarb in der Nahe der Colonie Dona Francisca, im frucht- 
baren Flussgebiete des Itajahy, gllnstig gelegene Landereien und im September 
1850 begann er hier mit 17 Personen sein Werk. Die Entwickelung der 
Colonie war in der ersten Zeit sehr unbedeutend — in den nachsten Jahren 
folgten nur 8, 52, no, dann 53 und 28 Personen — , denn wenn B. 
der Colonie auch sein ganzes Privatvermogen von etwa 16000 Thalern 
opferte, so waren diese Geldmittel im Verhaltniss zu einem so grossen Unter- 
nehmen doch nur gering, und die brasilische Regierung verhielt sich der 
jungen Colonie gegenttber ziemlich ktihl. Nichtsdestoweniger setzte B. mit 
grosser Ausdauer und einer wahrhaft bewunderungswtlrdigen Aufopferung 
sein einmal begonnenes Werk, trotz vieler Missgeschicke und harter Verluste 
von aussen und fast unilberwindlicher Hindernisse von innen, fort. Im 
Jahre i860 wurde die Colonie, die damals 700 — 800 Bewohner zahlte, auf 
Wunsch von B. von der brasilischen Regierung kauflich Ubernommen, und 
Dr. B. wurde als Coloniedirector mit der Weiterverwaltung betraut. Die 
Fortschritte der Colonie waren nun grosser; im Jahre 1865 zahlte sie bereits 
etwa 2600 Bewohner. Um im Auftrage der brasilischen Regierung ftlr 
Colonialzwecke thatig zu sein, kam Dr. B. im Jahre 1867 nach Deutschland 
zum Besuche und war hier nun eifrig flir die Auswanderung nach Stidbrasilien 
thatig. Besonders wies er auch die Angriffe des Consul Sturz in Berlin, 
der heftig gegen die Auswanderung nach Brasilien loszog, zurttck. Unter 
seinem persttnlichen Einflusse entschieden sich in der Zeit vom October 1867 
bis Juni 1869 983 Personen flir die Colonie Blumenau. Den Aufenthalt in 
der Heimat benutzte er zugleich, sich im Jahre 1867 in Fraulein Bertha 
Repsold in Hamburg eine Lebensgefahrtin zu wahlen. Erst im Jahre 1869 
kehrte er mit seiner Familie nach Brasilien zurllck, wo er nun noch bis zum 
Jahre 1880 die Verwaltung der Colonie flihrte. In diesem Jahre wurde die 



200 Blumenau. Spies. 

Colonic, in der nun fast 15000 Personen, darunter etwa 11000 Deutsche, 
angesiedelt waren, emancipiert, d. h. in die allgeraeine Verwaltung des 
brasilischen Staates aufgenommen. Noch vier Jabre verblieb B. in der 
Colonie, dann siedelte er im October 1884 im Interesse seiner Frau und 
zweier Kinder, Sohn und Tochter, die schon zwei Jahre friiher die Reise an- 
getreten hatten, nach Deutschland iiber und nahm hier in seiner alten Heimat, 
der Stadt Braunschweig, seinen Wohnsitz, wo er still und zuruckgezogen bis 
zu seinem Tode lebte. Grosse Sympathie hegte er naturgemass ftir die Ent- 
wicklung der deutschen Colonien; aber die Art und Weise, wie deren An- 
lage vielfach betrieben ward, sagte ihm als alten Praktiker nicht zu. Er griff 
jedoch nicht mehr mit seiner frtiher so raschen Feder ein, denn mit dem 
zunehmenden Alter hatten sich die Gebrechlichkeiten des Korpers eingestellt, 
wozu namentlich eine starke Schwerhorigkeit zahlte. 

Im Herbst 1900 sind 50 Jahre seit der Griindung der Colonie Blumenau 
verstrichen; dieselbe zahlt jetzt etwa 40000 Bewohner, darunter gegen 30000 
Deutsche. Schon riistete man dort zur Feier des Jubilaums; der Verstorbene 
sollte nicht mehr die Freude haben, dies zu erleben; aber in die deutsche 
Colonialgeschichte wird Dr. Hermann Blumenau als einer der wackersten 
Pioniere des Deutschthums im Auslande eingezeichnet werden. 

Vgl. Deutsche Colonialzeitung No. 45 vom 9. November 1899. Export, No. 49, 1899 
mit zwei Portraits. — Deutsch-Brasilische Nachrichten No. 1 vom 1. Januar 1900 mit Por- 
trait (von W. Wolkenhauer). — Braunschweig] sches Magazin, No. 4 und 5, 1900 (von 
H. Grussendorf). 

W. Wolkenhauer. 

Spies, Ignaz, elsasser Politiker, * 20. December 1831 zu Schlettstadt, f eben- 
da an>2 7-auf 28. Juli 1899. Er absolvirte 1840 — 1849 am college daselbst und am 
kleinen bischoflichen Seminar zu Strassburg die Gymnasialstudien, ging aber 
in den Kaufmannsberuf und arbeitete da mehrere Jahre zu Lyon, bis er 
daheim des Vaters Colonial waaren-Engrosgeschaft mit seinem Bruder uber- 
nahm. Mit grosser Einsicht und Unternehmungslust hat er es bis 1885 geleitet. 
Erst 26jahrig, trat er in der Geburtsstadt als Beigeordneter des Maire und 
Mitglied des Kreistags ins offentliche Leben und sttirzte sich bald energisch 
in den Wahlkampf fur den volksthiimlichen Candidaten gegen den Notabeln 
Baron Zorn v. Bulach sen., den der napoleonischen Regierung. Im September 
1870, nach der Proklamirung der III. Republik, gehorte er zur Deputation, 
die dem Grafen Henry Chambord in Luzern die Konigskrone antrug, zog sich 
aber nach dem Frankfurter Frieden offentlich ganz von der Politik zurtick. 
Erst 1886, zum Mitgliede des Bezirkstags fiir Unter-Elsass und Ehrenbtirger- 
meister seiner Vaterstadt gewahlt, trat er wieder in die Arena und zwar im 
protest! erischen, extrem-clerikalen Sinne. Sein ausgedehntes persGnliches 
Ansehen brachte ihn bald mit an die Spitze des »Katholischen Volksvereins 
fiir Elsass-Lothringen«, und als dessen Obmann betrieb er eifrig den moglichst 
engen Anschluss an die katholische Centrumspartei im Reiche. Mit ausser- 
ordentlicher Riihrigkeit betheiligte sich S. an der Ausbreitung des katholisch- 
politischen Vereinslebens in seinem Heimathlande und verschmolz damit 
dauernde Hinneigung zum ehemaligen Vaterlande Frankreich. So befehdete er 
bei der Reichstagswahl 1893 den Regierungscandidaten Kreisdirector Pohl- 
mann, seinen Vorgesetzten, leidenschaftlich, wurde darob, unter lauter Ent- 
rtistung der clerikalen und protestlerischen Kreise und Blatter, seines Burger. 



Spies. Vol*. 20 1 

meisterpostens, obzwar vielfach bewahrt, sogleich enthoben, aber, nachdem 
der Reichstag Pohlmanns Wahl wegen amtlicher Beeinflussung cassirt hatte, 
1896 mit grosser Mehrheit (die auch seinem Nachfolger Vonderscheer im 
November 1899 treu blieb) gegen Pdhlmann selbst nach Berlin gewahlt, wo 
er in elsassisch-autonomistischem Sinne, dabei unbedingt an die Centrumsfraction 
angelehnt, auftrat. Trotz scharfer Oppositionsstellung und regelmassiger 
parteiisch verbohrter AngriflFe auf das altdeutsche Beamtenthum und andere 
neue Kinrichtungen im >Reichsland«, hat der personlich makellose, hochst 
gewissenhafte und geschaftsgewandte Mann, besonders im Landesausschuss in 
vielen Einzelfragen socialer und anderer Art einmiithig mit seinen Gegnern 
und der Regierung des Statthalters Hohenlohe ftlr das Gemeinwohl gewirkt. 
Die »unglaubige« oder »protestantische« Universitat zu Strassburg und die 
materielle Existenz des »preussischen« Beamtenapparats waren bei seinen 
meisten heftigen Ergiissen dem radikal-clerikalen Elsasser der Dorn im Auge. 
In dem aufgefrischten kleinen ^>Culturkampf« des Reichslands war S. ein 
»Rufer im StreiU, vielleicht die markanteste PersCnlichkeit. 

Nekrologc in den clsass-lotbringischen (besonders »Strassburger Post*) und den 
grossen reichsdeutschen Zeitungen, knappe Daten mit Portrait bei J. Kttrschner, Der 
neue Reichstag 1898 (—1903), S. 388. 

Ludwig Frankel. 



Volz, Berthold, Dr. phil., Professor und Director des Konigl. 
Friedrichs-Gymnasiums in Breslau, * den 30. Juli 1839 zu Rugenwalde in 
Pommern, f den 1. December 1899 in Breslau. — V. erhielt seine Gymnasial- 
bildung in Coslin und studirte dann in Berlin und Greifswald Philologie. 
In Greifswald promovirte er am 16. Februar 1861 magna cum laude mit der 
Dissertation »de Vesegotharum cum Roman is conflictionibus post mortem 
Flavii Theodosi Jexortis« und legte ebendaselbst zwei Tage spater die 
Priifung fur das hohere Lehramt ab. Als Cand. prob. war er dann in Coslin 
und Stolp thatig. Von Ostern 1862 ab war er ord. Lehrer am Gymnasium 
in Coslin, ging Ostern 1864 an das Friedrichs-Gymnasium in Schwerin i. M., 
Ostern 1868 als dritter Oberlehrer an das Gymnasium in Mithlhausen i. Thtir. 
uber und wurde (Astern 1870 als erster Oberlehrer und Inspector adjunctus 
an das Konigl. Padagogium der Frankeschen Stiftungen in Halle a. S. berufen. 
Ostern 1872 wurde V. Director des Gymnasiums in Wittstock, Michaelis 1874 
kam er als solcher an das Victoria-Gymnasium zu Potsdam. Ostern 1893 
tauschte er mit Professor Treu am Friedrichs-Gymnasium in Breslau. Nur 
wenige Jahre war es ihm vergonnt, an der Spitze dieser Anstalt zu stehen 
und dieselbe in dem neuen Gebaude, das Ostern 1896 bezogen wurde, zu 
neuer Bltithe zu entwickeln und durch Angliederung der Reformklassen zu 
vergrossern. 

Neben seiner amtlichen Thatigkeit bekundete der Verstorbene auch 
ein reges literarisches Schaffen, besonders auf geschichtlichem und geogra- 
phischem Gebiete. Ausser zahlreichen Programm-Abhandlungen und Aufsatzen 
in verschiedenen Zeitschriften schrieb er: »Grundnss ftir den ersten Geschichts- 
unterricht auf Gymnasien«, 1865. »Die geographischen Entdeckungen und 
Entdecker der neuesten Zeit in orientirender Ueberschau. Vortrage, am 
Grossherzoglichen Hofe von Mecklenburg-Schwerin gehalten«, 1868; »Lectio- 
narium flir tagliche Schulandachten« (in Verbindung mit H. Stier), 2. Aufl, 



202 Voh. Krtickl. 

1873. »Die romische Elegie«, 2. Aufl. 1876. »Beitrage zur Geschichte des 
Pietismus*, 1872. »Lehrbuch der Erdkunde«, 1876. ^Stanley's Reise durch 
den dunklen Erdtheilc, 1881. »Geschichte der neuesten Zeit« f 1882/84 und 
2. Aufl. 1894/95. »Anfange des Christenthumsc, 1888. *Geographische 
Charakterbilder*, 1886/88. »Geschichte Deutschlands im 19. JahrhunderU, 
1891, 2. Aufl. 1898. »Unsere Colonieru, 1891; » Em ins Paschas Entsatz*, 
1 89 1. »Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin* 1893. »Kaiser 
Wilhelm der Grosse«, 1897. 

Nach dem Rticktritt Alfred Kirchhoffs 1882 (ibernahm V. die Heraus- 
gabe der neuen Auflagen von Daniels weit bekanntem Lehrbuch und Leit- 
faden der Geographic Von ersterem erschienen die Auflagen 64 bis 79, 
von letzteren die Auflagen 146 bis 218 unter seinem Namen; auch von 
dem grossen Handbuch der Geographic von Daniel besorgte V. eine neue 
(6.) Auflage (1895/96). Doch die Schule und die literarischen Arbeiten 
erschopften noch nicht die Schaffenskraft des thatigen Mannes; auch an 
vielen wissenschaftlichen und patriotischen Bestrebungen nahm er jeder Zeit 
den regsten Antheil. So gehorte er u. a. dem Vorstande der Abtheilung 
Breslau der Deutschen Colonial-Gesellschaft und dem Vorstande des Schlesischen 
Hauptvereins der Gustav Adolf-Stiftung an. Diesem vielgestaltigen Wirken 
wurde durch die Vorsehung ein menschlichem Ermessen nach zu friihes 
Ende bereitet. Nachdem V. in Kissingen Heilung eines anscheinend leichteren 
Leidens gesucht hatte, wurde ihm vom 24. November 1899 ab ein langerer 
Urlaub zur Wiederherstellung seiner Gesundheit bewilligt. Am 28. November 
unterzog er sich einer lebensgefahrlichen Operation; am 1. December endete 
ein friedlicher Tod sein an Arbeit, aber auch an Erfolgen reiches Leben. 

Vgl. Schlcsische Zeitung vom I. December 1899 un( l ^ as Progr. des K. Friedrichs- 
Gymn. xu Breslau 1900. 

W. Wolkenhauer. 



Kriickl (oder Krukl), Franz, Sanger und Theaterdirector, *am 10. November 
1 841 zu Edlspitz in Mahren, f am 12. Januar 1899 zu Strassburg. Er studirte die 
Rechte und erwarb die Qualifikation zum Staatsdienst und die juristische Doctor- 
wlirde. Er stand schon in der juristischen Lauf bahn, als ihn der, nicht lange ver- 
storbene, Theaterkapellmeister Otto Dessoff veranlasste, sich unter seiner Lei- 
tung zum Btihnensanger auszubilden. Des feinsinnigen Baritonisten prachtige, 
sowohl ausgiebige als ausdrucksvolle Stimmmittel riefen auf den Theatern zu 
Brlinn, Augsburg, Hamburg, Cassel und Coin regelmassigen starken Beifall 
hervor, bis sich K. 1885 als Gesangslehrer am Dr. Hoch'schen Conservatorium 
zu Frankfurt a. M. niederliess. Im Jahre 1892 folgte er dem Rufe, Aloys 
Prasch als Director des Strassburger Stadtheatersabzulosen. Nimmer mtide, hat er 
dort eine aufopfernde und aufreibende Thatigkeit im Interesse des ihm unterstell- 
ten Instituts entfaltet. Es gelang ihm, die stadtische Biihne in der Hauptstadt 
Elsass-Lothringens im Ganzen erstaunlich rasch zu kiinstlerischer Hohe empor- 
zuheben, womit er an seinem Theile eine bedeutsame Culturmission, die zurtick- 
erworbenen Reichslande flir deutsches Geistes- und Kunstleben zu gewinnen, ent- 
schieden forderte; auch gesellschaftlich eroberte er dem Strassburger Theater 
ein Ansehen wie nie vorher, unterstiitzt insbesondere durch sein liebens- 
wurdiges, heiteres, feingebildetes Wesen. In rich tiger Erkenntnis der, ja 
damals vor einem Jahrzehnt fast Uberall beim deutschen Grossstadt-Publikum, 



Krtlckl. Paulitschke. 203 

insbesondere aber bei der Elsasser Zuschauerschaft, der das deutsche reci- 
tierende Drama noch fremdartig vorkam, iiberwiegenden Antheilnahme ftir 
die Oper bevorzugte er diese, bei deren Aufftihrungen er meistens selbst als 
Regisseur fungierte, allerdings auf Kosten des Schauspiels, und blieb nun, 
beziiglich des letzteren, der nothgedrungenen Sachlage gemass, hinter den 
Ansprtlchen eines analogen altdeutschen Auditoriums im Rtickstande. Das 
Verbal tnis blieb schon ziffermassig bis in seine letzte Directionssaison dasselbe: 
da entfielen auf die Oper 127, auf das Schauspiel im weitesten Sinne nur 
iot Vorstellungen ; nur acht aus der Gesamtzahl fanden in franzosischer Sprache 
statt, ein gegen frtiher verschwindend geringer Bruchtheil. Der Rastlose 
erlag einem Sch lagan fall e, nachdem noch der nur einen Tag Bettlagerige 
von der Premi&re der Rtickaufschen Oper »Die Rosenthalerin* Bericht em- 
pfangen, an deren Inscenirung er alle Kraft verwendet hatte. Die Lage des 
seiner Obhut unterstehenden Theaterpersonals in Strassburg hat K. nach Mog- 
lichkeit, durch Dankbarkeit und Verehrung belohnt, verbessert, wie er auch 
einer der Vater und Hauptfttrderer der segensreichen »Deutschen Btthnen- 
genossenschafu war. Die Rede von deren Vertretern, Schauspieler Corge und 
Oberregisseur J. Savits, bei Einweihung des Grabdenkmals am 25. Mai 1900 
bekundete die hohe Werthschatzung K.'s in den deutschen Biihnenkreisen. 
K. verSfFentlichte auch »Das deutsche Theater und sein gesetzlicher Schutz* 
(1882). Den Namen liest man haufig ohne c. 

Nachrufe in alien Strassburger , klirzere in den Theater- und Musikzeitungen ; gute 
Notizen aus Strassburg i. d. »MUnchn. Neuest. Nachr.* No. 25 v. 1899 (n.) und No. 251 
v. 1900 (L.). Bericht uber die Denkmal-Feier i. d. ^Strassburg. Btlrgerztg.c v. 7. Mai 1900 
(abgedr. MUnchn. »Allg. Ztg.« v. 9. Mai, AbendbL). 

Ludwig Frankel. 

Paulitschke, Dn Philipp, Kaiserl. Rath und Gymnasialprofessor in Wien, 
Afrikareisender und ttlchtiger Ethnograph, * am 24. September 1854 z\i 
Czermakowitz unweit Kromau in Mahren, f am 11. December 1899 in Wien, 
erst 45 Jahre alt. — In den Jahren 1872 bis 1876 studirte P. an den Uni- 
versi&ten zu Graz und Wien Natur- und Sprachwissenschaften, Geographie und 
Orientalia, wurde 1877 Gymnasiallehrer in Znaim und kam 1880 als 
Gymnasialprofessor nach Wien, zuerst an das Staatsgymnasium in Hernals, 
dann 1889 an das im VIII. Bezirke Wiens. Frtlh wandte sich P. geographischen 
Studien zu, bis dann spater die Ethnographie Afrikas sein Specialfach wurde. 
Seine ersten Publikationen dienten dazu, ihn selbst auf seinem Arbeitsfelde 
zu orientiren; so die historische Arbeit »Geographische Erforschung des 
afrikanischen Continents von den altesten Zeiten bis auf unsere Tage« (Wien 
1879, 2. Aufl. 1880) und das bibliographische Werk »Die Afrikaliteratur in 
der Zeit von 1500 bis 1750. Ein Beitrag zur geographischen Quellenkunde« 
(Wien 1882). Auf Grund dieser Arbeiten habilitirte sich P. 1883 zugleich 
als Privatdocent fiir Geographie und Volkerkunde an der Wiener Universitat. 
Nachdem er grossere Reisen in Europa unternommen hatte, bereiste er im 
Jahre 1880 Aegypten und Nubien und 1884 bis 1885 nahm er an einer von 
Dr. K. von Hardegger ausgerttsteten Expedition in die Som41- und Galla- 
lander von Harar theil, von der er ein ausserordentlich werth voiles und 
reiches ethnologisches Material mitbrachte. Mit grossem Fleisse hat P. dann 
dies Material wissenschaftlich bearbeitet und wichtige und sehr werthvolle 
Arbeiten darliber verttffentlicht. Als Hauptwerke sind zu nennen: »Beitrage 



204 



Paulitschke. Bobn. Petri. 



zur Ethnographie und Anthropologie der Som&l, Galla und Harari (Leipzig 
1886); »Harar. Forschungsreise nach den Som&l- und Gallalandern Ost-Afrikas 
(Leipzig 1888); »Ethnographie Nordost-Afrikas. Die materielle und geistige 
Cultur der Danakil, Galla und Somil« (2 Bde., Berlin 1893 und 1896). Fur 
Holders geographische Jugend- und Volksbibliothek schrieb er »Die afrikanischen 
Neger« (Wien* 1879); fur das Geographische Handbuch zu Andrees Hand- 
atlas den Theil »Afrika commerciell, politisch und statistisch« (1882); fur 
Herders Geographische Bibliothek »Die Sudanlander nach dem gegenwartigen 
Stande der Kenntniss« (Freiburg 1885); fttr F. Hirts Verlag »Leitfaden der 
geographischen Verkehrslehre« (1881, 2. Aufl. 1892). Ausserdem lieferte P. 
zahlreiche Aufsatze ftir die »Mittheilungen der k. k. Geographischen Gescll- 
schaft in Wien«, fur die »Mittheilungen der Anthropologischen GesellschafU, 
die »Oesterreichische Monatsschrift fUr den Orient* und fur die » Deutsche 
Rundschau f. Geographie u. Statistik«. Seine letzte grossere Arbeit »Der 
Antheil Oesterreichs an der Afrikaforschung in den letzten 50 Jahren* war 
fur die Festschrift der k. k. Geogr. Gesellschaft »Die Pflege der Erdkunde 
in Oesterreich 1848 bis 18980: (Wien 1898) bestimmt. Am 11. December 
1899 erlag P. einem schweren Leberleiden, betrauert von seiner Gattin und 
einem zehnjahrigen Sohne, betrauert von der grossen Zahl seiner Freunde und 
wissenschaftlichen Verehrer. 

Vgl. Deutsche Rundschau f. Geogr. u. Statistik, XXII. Bd., S. 326—328, mit Portrait. 

W. Wolkenhauer. 

Bohn, German v., Historienmaler, * am 25. Februar 1813 zu Stuttgart, 
f ebenda am 23. Januar 1899 infolge einer Lahmung nach einem Schlagan- 
falle. Er bildete sich in der Vaterstadt, dann in Paris zum Maler aus; da- 
rauf ging er nach Rom, wo er sich zwei Jahre aufhielt und 1843 »Hagar 
und Ismael« schuf, ein Bild, das Tiefe der Empfindung ebenso auszeichnet 
wie schone landschaftiche StafFage. Sodann zum zweiten Male in Paris, ftihrte 
er mehrere Gemalde im Louvre und in der neuen Kirche der heiligen Elisabeth 
die Bergpredigt aus. 1844 erhielt er fur den »saint Martin de Tours« (erzbi- 
schofl. Kathedrale in Paris) eine Medaille. 1852 ernannte ihn Kaiser 
Napoleon III. zum Ritter der Ehrenlegion, 1867 B.'s Landesherr zum wtirttem- 
bergischen Hofmaler. Die ganze zweite Halfte seines Lebens verbrachte er 
im Geburtsorte. Von seinen in die weitere Oeflfentlichkeit gelangten Bildern 
sind hervorzuheben : die heilige Elisabeth, die heilige Agnes, das Geliibde, 
Hamlet. 

Nachruf im »Schwabisch. Merkur* (Stuttgart); vgl. »A11gem. Ztg.v (Mttnch.) No. 25 v. 
25. Jan. 1899, AbendbL, Feu ill. 

Ludwig Frankel. 

Petri, Eduard J., ein Deutsch-Russe, Dr. med. und Professor der Geo- 
graphie und Anthropologie an der K. Universitat zu St. Petersburg, * 1854 
zu St. Petersburg von deutschen Eltern, f den 10. October 1899 daselbst, 
erst 45 Jahre alt. Nach seiner Vorbildung auf den Gymnasien in Moskau 
und St. Petersburg besuchte P. die militar-medicinische Akademie in St. 
Petersburg und setzte dann seine Studien in Deutschland und der Schweiz 
fort. In Halle a. S. war er zu dem bekannten Geographen Alfred Kirchhoff 
in Beziehung getreten und in Folge dessen Anregung gewann P. ein grosses 
Interesse ftir die Geographie. Nachdem er 1880 in Bern zum Dr. medicinae 



Petri. Wislicenus. 205 

promovirt war, habilitirte er sich an der dortigen Universitat als Geograph, 
wo er dann 1881 bis 1887 Hie Professur fttr Geographie und Anthropologic 
bekleidete. Als 1889 an der Petersburger Universitat ein Lehrstuhl fttr 
Geographie und Ethnographie errichtet wurde, erging an P. der Ruf zur 
Uebernahme desselben und bald war er einer der beliebtesten Hochschul- 
lehrer daselbst. Auch auf die Umgestaltung des geographischen Unterrichtes 
an den russischen Schulen wirkte P. reformirend ein. Gerade seine letzte 
Arbeit war die Herausgabe eines geographischen Schulatlas in 45 Blattern 
(St. Petersburg, A. F. Marks), der als der beste unter den in Russland vor- 
handenen Schulatlanten gilt; als Vorbild hat ihm dabei der bekannte Sydow- 
Wagnersche Methodische Schulatlas gedient. Das Haupt- und Lieblingsgebiet 
des Verstorbenen war die Anthropologic, wie er denn auch der Grtinder und 
Viceprasident der russischen anthropologischen Gesellschaft war. Ausser 
zahlreichen Beitragen ftir die Berichte der k. russ. Geographischen Gesell- 
schaft und andere deutsche und schweizerische Fachzeitschriften seien von 
seinen Werken nachfolgende erwahnt: »Sibirien als Colonie« (1886); »Die 
Grundzllge der Anthropologies (1890); »Die Methoden und Principien der 
Erdkunde«; »Die Degeneration der Culturv6lker« und die russischen Aus- 
gaben der Volkerkunde von O. Peschel und der Reisen von Dr. W. Junker. 

Vgl. Deutsche Rundschau f. Geogr. und Statistik, XXII. Jahrg., S. 183 und 184, mit 
Portrait. 

W. Wolkenhauer. 



Wislicenus, Hermann, Maler, * am 20. September 1825 in Eisenach, f am 
25. April 18Q9 zu Goslar. Er besuchte seit 1844 die Kgl. Kunstakademie zu 
Dresden und wurde spater Bendemanns, dann Schnorrs von Carolsfeld Schiller. 
Die Dresdner Galerie kaufte sofort sein erstes Bild, »Ueberfluss und Elend« 
(Carton im St&dt. Museum zu Leipzig) an. 1853 ging W. mit Reisestipendium 
nach Italien, wo er sich in Rom besonders an Cornelius anschloss, und nach 
der Riickkehr ftthrte er von Weimar aus gelungene Auftrage aus, die ihm 
cinen Namen schufen: fttr die damals entstehende Sammlung des Grafen 
A. F. Schack in Miinchen »Die Phantasie«, fttr das Stiegenhaus des sog. 
»Romischen Hauses* (Friderici) in Leipzig (Peterssteinweg) » Brutus' Urtheils- 
spruch« und »Die Mutter der Gracchen«, ftir andere Besteller mehrere 
Zeichnungen, wo von die »Ruhmeshalle deutscher Dichter* im Museum zu 
Weimar besonders bekannt wurde. 1868 folgte W. einem Rufe als Professor 
der Kunstakademie zu Dlisseldorf. Daselbst entstanden von grossen Gemalden 
namentlich »Die vier Jahreszeiten« (NationaJgalerie Berlin), »Germania auf 
der Wacht am Rhein«, »Die Lurlei*. Beim Wettbewerb um die Aus- 
schmtickung des Kaisersaales in der renovirten Pfalz zu Goslar mit Wandgemillden 
aus der Geschichte und Sage des alten deutschen Reiches fiel Professor W. 
der erste Preis und damit der Auftrag zu, dessen er sich mit Beistand von 
Schtilern und Gehilfen bis 1897 entledigt hat. Diese Aufgabe hat er in der 
Hauptsache glanzend gelost und an seinem Theile redlich beigetragen, dem 
herrlichen alten Palaste eine ungewohnliche Anziehungskraft und zur historischen 
eine hohe ktinstlerische und nationale Bedeutung zu verleihen: diese Arbeit 
zweier Decennien krOnte W.'s reiches Schaffen, zumal sie ihn bei seiner 
st&rksten Seite, der Geschichts- und Geschichtssagen-Malerei, dauernd festhielt. 
So sollte nach Gebtthr im genannten Kaisersaale die Trauerfeier ftir den ver- 



206 Wislicenus. Poesche. Pauliny. 

blichenen Meister stattfinden. Aber der preussische Cultusminister Dr. Bosse 
zog, als das evangel. Consistorium zu Hannover dem betreffenden Goslarer 
Pastor die amtliche Function am Sarge des, testamentarischer Anordnung 
gemass, ins Gothaer Crematorium zu Ueberflihrenden verbot, die schon ertheilte 
Erlaubniss zu jener Feier zuriick, und so musste diese innerhalb der Raume 
des Kaiserhauses, die W. bewohnt hatte, stattfinden. 

Nachruf in den meisten grttsseren Tagesblattem, z. B. Mtinchner Neuesten Nachrichtea 
Nr. 206 vom 6. Mai 1899 (theilweise nach dem ^Berliner TageblatU). Portrait: »Die 
Wochec 1899, No. 7, S. 244. 

Ludwig Frankel. 



Poesche, Dr. Theodor, * im Jahre 1824 zu Zoeschen bei Merseburg 
(Prov. Sachsen), f am 27. December 1899 zu Washington (D. C). P. studirte 
in Halle a. S. Philosophic, wanderte aber nach dem Fehlschlagen der Re- 
volution von 1848 und 1849 n *ch den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
aus. Langere Jahre wirkte er hier in St. Louis als Leiter einer Privatschule. 
Wahrend des Btirgerkrieges kam er nach Washington und wurde in dem 
neueingerichteten Inlandsteuerbureau angestellt, in welchem er mit grosser 
Auszeichnung fiber 30 Jahre lang arbeitete. Als im Jahre 1872 Bismarck 
sich mit der Idee trug, das Tabakmonopol im Deutschen Reiche einzufuhren, 
erbat er sich vom Prasidenten Grant einen Fachmann, der ihn liber die 
amerikanischen Steuerverhaltnisse aufklaren konnte; die Wahl fiel auf Theodor 
Poesche, der durch Monate ein taglicher Tischgast des Reichskanzlers war 
und ihm, so oft der Fttrst flir ihn Zeit hatte, Uber amerikanische Steuerver- 
haltnisse Vortrag hielt. Seinem Freunde A. Petermann in Gotha lieferte P. 
das hauptsachlichste Material zu dessen neuen amerikanischen Karten in 
Stielers Adas. Im Jahre 1874 veroffentlichte P. ein Buch uber »Die Arier* 
(Jena 1874, Costenoble), in dem er die Hypothese der asiatischen Abstammung 
der blonden und blauaugigen Rasse bekampfte und die Theorie aufstellte, 
dass diese Rasse in den Rokitnosiimpfen Slidrusslands durch den dort vor- 
herrschenden Albinismus entstanden sei. 

Vgl. Deutsche Rundschau f. Geogr. u. Statistik, XXIII. Bd. 1900 mit Portrait 

W. Wolkenhauer. 



Pauliny, Jakob Joseph, ehemaliger Vorstand im k. k. militar-geographi- 
schen Institut zu Wien, * 1827 zu Tyrnau in Ungarn, f am 11. Juni 1899 
in Wien. Im Jahre 184 J kam P. unter das Militar; wegen seiner besonderen 
Betahigung zum Zeichnen wurde er 1850 im k. k. milit&r-geographischen 
Institute in Wien angestellt und war in diesem bis zum 1. November 1889 
als ein vorzttglicher topographischer Zeichner und Kartograph thatig. Flir 
die Zwecke des Unterrichts lieferte er in den sechziger Jahren eine Reihe 
vorztiglicher Reliefs vom Ortler, dem Grossglockner, der Schneekoppe u. s. w. 
und 1867 besuchte er im Auftrage des Instituts die erste Pariser Weltaus- 
stellung, um die Aufstellung der Kartenwerke desselben zu leiten und 
Neuerungen im Kartenfache zu studiren. Von September 1867 bis November 
187 1 war P. zur Heranbildung einer topographischen Schule nach Aegypten 
beurlaubt. Nach seinem Rucktritt vom Amte beschaftigte er sich noch eifrig 
mit einer neuen Methode der Terraindarstellung und veroffentlichte hierttber 



Pauliny. Fleck. Jordan. 207 

1895 »M<S moire uber eine neue Situationsplane- und Landkarten-Darstellungs- 
methode* und 1898 eine nach dieser Methode gezeichnete Karte des 
Schneeberggebiets in 4 Blattern. Auch ein neues System zur Erzeugung von 
unnachahmbaren Papier- und Geldwerthzeichen hat er ersonnen. 

Vgl. Deutsche Rundschau f.Geogr. u. Statistik, Wien, 1899, XXIL Jahrg. mit Portrait 

W. Wolkenhauer. 

Fleck, (Franz) Ludwig, romisch-katholischer Bischof von Metz, * 8. Februar 
1824 in dem unterelsassischen Badeorte Niederbronn, der Anfangs des siebziger 
Krieges genannt wurde; f am 27. (28.) October 1899 zu Metz. Im bischoflichen 
geistlichen Convict zu Bitsch und im Metzer Priester-Seminar ausgebildet, erhielt 
er 1848 die Priesterweihe, und war danach als Caplan und Pfarrer in der 
praktischen Seelsorge th&tig, schliesslich als Pfarrer in Metz, wo er die 
Belagerung im Herbst 1870 mit durchmachte. Als nach der Neuordnung der 
Verhaltnisse Elsass-Lothringens der ziemlich antideutsche Metzer Bischof Dupont 
des Loges als Reichstagsabgeordneter nach Berlin ging, nahm er als der 
deutschen Sprache kundigen Berather den Metzer Pfarrer F. mit, der seitdem 
grossen stillen Einfluss auf ihn ausubte, seit Mitte der 7oer Jahre in die 
unmittelbare Nahe des Bischofs gezogen und 1879 dessen General vikar 
wurde. Als solcher hatte er die ganze innere Leitung der Diozese in 
der Hand, 1881 wurde er zum Bischof von Sion (Sitten) und Weihbischof 
von Metz mit dem Rechte der Nachfolge ernannt und folgte 1886 dem 
greisen Dupont des Loges ohne Weiterung. »Hervorragende geistige Fahig- 
keiten, eine echt elsassische Zahigkeit und eine starke Neigung zu diplo- 
matischer Ausgleichung von Gegensatzen, ausgesprochenes Wohlwollen und 
grosse Mildthatigkeit mogen seine Hauptcharakterziige gewesen sein. That- 
sache ist jedenfalls, dass im Grossen und Ganzen sein Episkopat ohne 
grossere politische Stlirme verlaufen ist, dass er sich Mlihe gegeben hat, 
im Frieden mit den staatlichen Behorden zu leben; wahrend er freilich 
auch in zahlreichen Fallen, in denen Geistliche seiner Diozese in politischer 
oder anderer Hinsicht eine sehr bedenkliche Rolle spielten, es auffallend an 
jedem ernsteren Vorgehen fehlen liess. Seinen lothringischen Clerus tiberhaupt 
in ein besseres und verstandigeres Verhaltniss zur deutschen Staatsgewalt zu 
bringen, scheint er nicht als seine Aufgabe angesehen zu haben.* 

Mehr oder minder ausflihrliche Nekrologe in sdmmtlichen elsass -lothringischen 
Tageszeitungen, besonders in der »Strassburger Post*, auch in der »Coln. Zeitung«, den 
»Mlinchner Neuesten Nach rich ten « (von sch. in Metz: No. vom 2. November 1899, S. 2) 
woraus obcitirte Charakteristik. Portrait s. »Die Wochec, 1899, No. 34, S. 1326. 

Ludwig Frankel. 

Jordan, Wilhelm, Professor an der technischen Hochschule zu Hannover, 
ein hervorragender Geodat, *am 1. Marz 1842 zu Ellwangen im wlirttembergi- 
schen Jagstkreise, f am 17. October 1899 zu Hannover. — J. genoss Gymnasial- 
bildung und besuchte das Polytechnikum zu Stuttgart bis zum Jahre 1863. 
Im April 1864 bestand er die erste Priifung fur den wtirttembergischen 
Staatsdienst und die Priifung als Geometer erster Klasse. Nachdem 
er noch als Ingenieurpraktikant bei Eisenbahnvorarbeiten und als Tri- 
gonometer bei Hohenmessungen thatig gewesen war, trat er 1866 als 
Assistent ftir Geodasie an der Polytechnischen Schule zu Stuttgart ein, wo er 
bis Ostein 1868 blieb, zu welcher Zeit er einer Berufung nach Karlsruhe an 



208 Jordan. Buchner. 

das Polytechnikum als Professor der Geodasie Folge leistete. Vom Begin n 
des Jahres 1882 ab befand er sich in gleicher Stellung an der Technischen 
Hochschule zu Hannover. Neben seiner nicht geringen amtlichen Thatigkeit 
als Hochschullehrer hat J. auch noch eine ausserordentlich fruchtbare Thatig- 
keit als wissenschaftlicher Schriftsteller und Forscher entwickelt; Ruhe und 
Erholung kannte er nicht; seine Wissenschaft war sein Streben, sein Leben. 
Sein hervorragendstes Werk ist sein »Handbuch der Vermessungskunde*, das 
in zwei Banden in den Jahren 1877/78 erschien, die Methode der kleinsten 
Quadrate, die niedere und hohere Geodasie zur Darstellung brachte und aus 
seinem 1873 erschienenen »Taschenbuch der praktischen Geometries heraus- 
gewachsen war. Es war dem Verfasser vergonnt, dieser zweiten Auflage des 
Taschenbuches in den folgenden beiden Jahrzehnten seines Lebens noch eine 
dritte und vierte folgen lassen zu konnen; der Theil, welcher die Feld- und 
Landvermessung betrifft, gelangte 1897 als ein selbstandiges Werk sogar in 
flinfter Auflage zur Bearbeitung. J.'s Handbuch ist in mehrere Sprachen 
ubersetzt und bei alien Geodaten des In- und Auslandes bekannt. Von seinen 
Ubrigen zahlreichen Werken seien nur folgende erwahnt: »Physische Geo- 
graphic und Meteorologie der Libyschen Wiiste« (1876); »Das deutsche Ver- 
messungswesen* (mit K. Steppes, 2 Bande, 1882); »Grundzuge der astrono- 
mischen Zeit- und Ortsbestimmung* (1885); »H6hentafel fur barometrische 
Hohenmessungcc (1874 und ofter); «Logarithmisch-trigonometrische Tafeln flir 
centesimale Theilung des Quadranteru etc. (1897). 

Ein hohes Verdienst hat sich der Verstorbene um die Hebung des 
deutschen Geometerstandes erworben; durch 26 Jahre lag in seinen Handen 
die Hauptleitung der »Zeitschrift ftir Vermessungswesen«, des Organes des 
deutschen Geometervereines, die fur das Ansehen des deutschen Geometer- 
standes von grosser Bedeutung geworden ist. Ein ehrenvolles Gedachtniss ist 
dem Verstorbenen von Seiten seiner Fachgenossen im In- und Auslande 
gesichert. 

Vgl. Helmerts Nachruf im 11. Hefte der »Zeitschr. fiir Vermessungswesen* (Band 
XXVIII, 1899) mit Portrait; Deutsche Rundschau fUr Geogr. und Statistik, XXI. Jahrg M 
1899 mit Portrait. 

W. Wolkenhauer. 

Buchner, August, Publicist, * am 2. August 1848 zu Passau, f zu 
Munchen am 28. Juni 1899 nac h etwa zweijahriger schwerer Herzkrankheit, 
die den idealistisch angelegten Mann arg verbitterte und zu heftigsten Press- 
angriffen auf die politischen Hauptwidersacher gereizt hatte. Er ist von den 
letzteren, den Liberal en, in politischer und journalistischer Hinsicht meistens 
als Wetterfahne bezeichnet worden, war aber im Gegentheile ein Verfechter ein- 
mal als richtig erkannter Grundsatze. Nach dem 18. Lebensjahre als Fahnrich in 
den bayerischen Militardienst getreten, kampfte er in den Feldziigen von 1866 
und 1870/71 mit: im ersteren wurde er Unterleutnant, trat aber danach in 
die papstliche Armee und erhielt fur seine Unerschrockenheit anl&sslich der 
Abwehr der im Kirchenstaate eingebrochenen Garibaldianer (bei Mentana, 
3. November 1867) von Pius IX. das Mentana-Kreuz ; gegen Frankreich focht 
er im bayrischen Heere vor Sedan, Orleans und Paris und bekam das Verdienst- 
kreuz. Danach zog er mit seinen Eltern nach Mtinchen. Seitdem stand seine 
scharfe Sachkenntniss und gewandte Feder im Dienste der katholisch-volks- 
thttmlichen Tagespresse Munchens, erst als Mitarbeiter verschiedener Blatter, 



Buchner. Mevissen. 209 

dann drei Jahre als Redacteur des »Bayerischen Landboten«, schliesslich, nach 
dreijahriger freier Mitarbeiterschaft, seit 1887 als standiger Mitredacteur des 
»Neuen Mtinchner Tagblatts« (verbreitetstes eigentliches Localblatt) und 
u. a. leitete er da verantwortlich die Rubrik Gemeindeangelegenheiten. Als 
eifervoller Katholik durch Ehescheidung und nachherige Heirat einer 
Protestantin bei Lebzeiten der ersten Frau mit der Kirche in einen, vor 
seinem Ende ausgeglichenen Conflict geraten, bekannte er sich endlich 
trotz seines Redacteurpostens zu stark deutsch-nationalen Anschauungen, 
deren antisemitische Farbung andrerseits den Tendenzen der bayerischen 
Centrumspartei-Presse Rechnung trug. Seine deutsch-nationale Gesinnung 
gipfelte in der Grtindung des Mannergesangvereins »Germania« zu Mtinchen in 
den achtziger Jahren, dessen originelle sinnige Verfassung B.'s Buch »Ewa« fest- 
stellte. Als Edeling Ziu dieser seiner teuern Markgenossenschaft knlipfte er 
mit hervorragenden deutschen Mannern und Frauen an, so auch mit Fiirst 
Bismarck. Seine lebhafte Theilnahme am Deutschen Schulvereine und der 
deutschen Bewegung in Oesterreich unterband erst der »Los von Rom«-Ruf 
daselbst, und seine ungeschminkte Rede eiferte wider die Leute, die »Slowaken, 
Polaken, Tschechen u. a. Gesindel bekampfen wollen, aber thatsachlich nichts 
anderes zu stande bringen als einige Fuhren Dr . . . nach Rom zu fahren«. 
B. hat einige literarische Debut-Arbeiten geliefert, die sein spaterer Stand- 
punkt als Jugendsllnden verwarf. 

Notizen in Mttnchener Zeitungen vom 28. — 30. Juni und 1. Juli 1899, bes. »Neues 
MUnch. TagbU No. 179, S. 9 (mit Bildniss) und No. 181/182, S. 4 k; briefliche Mit- 
theilungen von dessen verantwortl. Redacteur Gg. Frhr. v. d. Tann. 

Ludwig Friinkel. 



Mevissen, Gustav von, Geheimer Commerzienrath , Dr. phil. et jur., 
* 20. Mai 18 1 5 in DUlken bei Krefeld, f 13. August 1899 in Godesberg. 
M. war der Sohn eines Spinnereibesitzers in DUlken. In den Jahren 1828 
und 1829 besuchte er das Friedrich Wilhelm-Gymnasium und das Jesuiten- 
Gymnasium in Koln und wurde dann Schiller der Tertia der eben gegrlindeten 
Hoheren Btirgerschule. Aber noch in demselben Jahre verliess er die Schule, 
um als Htilfsarbeiter in das Geschaft seines Vaters einzutreten, in dem er 
bis zum Jahre 1841 thatig war. Seinen kaufmannischen und politischen Blick 
scharften und erweiterten in dieser Zeit mehrfache Reisen, die ihn nach 
Belgien, Frankreich und England ftlhrten. Ein auf philosophischer Grundlage 
aufgebautes ernstes Selbststudium gab M. die universale Bildung, durch 
welche er sich in seinem ganzen Leben ausgezeichnet. Am 1. Juli 1841 
schuf er sich einen selbstandigen Wirkungskreis durch die Grtindung einer 
Grosshandlung in wollenen Garnen in Koln. Hier hatte der alte Schlendrian 
einem kraftigen Fortschritte auf dem Gebiete des Handels und Verkehrs Platz 
gemacht. M. wurde bald ein ftihrender Geist in der Kolner Kaufmannschaft 
und in der Kiilner Handelskammer begrttndete er sich eine einflussreiche 
Stellung durch die Beftlrwortung einer massigen Schutzzollpolitik, die er 1845 
durch Schrift und Wort gegen die Ansichten des damaligen Vorsitzenden 
der Kammer Camphausen mit Erfolg vertheidigte. Eine hohe Anerkennung 
wurde M. zu Theil durch die Wahl zum Prasidenten der Rheinischen Eisen- 
bahngesellschaft am 12. Mai 1844. Ein Jahr vorher war die Bahnstrecke bis 
zur belgischen Grenze fertiggestellt. Ein weiterer Ausbau des rheinisch- 
Blogr. Jthrbnch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 14 



210 Mevissen. 

I 

' westfalischen Eisenbahnnetzes scheiterte zunachst an finanziellen Schwierig- 

keiten. Dazu kam auch noch, dass die grosse politische Bewegung zu Beginn 
\ der 40 er Jahre dem Unternehmen nicht giinstig war. In der rheinischen 

Metropole hatte sich bei Anbruch von Preussens neuer A era eine »Gesellschaft 
unabhangiger Rheinlander« zusammengethan, die Freiheit und Fortschritt auf 
ihre Fahne geschrieben. M. war ein thatiges Mitglied dieses Kreises und 
ein eifriger Forderer der von demselben ins Leben gerufenen Rheinischen 
Zeitung, die jedoch schon im Marz 1843 von der Censur unterdriickt wurde. 
J Eine Anzahl Artikel des zuletzt unter der Leitung von Marx stehenden Blattes 

iiber englische Zustande, tiber die Bestrebungen der rheinischen Autonomic, 
I tiber Gemeindeordnung u. a. rtihren aus der Feder M.'s her, sie verrathen 

1 durch Kraft und gewandte Darstellung ihren Urheber. Im Jahre 1846 wurde 

I M. von seiner Vaterstadt Dtilken in das erste preussische Parlament, den in 

! Berlin zusammentretenden Vereinigten Landtag gesandt. Er schloss sich hier 

den rheinischen Liberalen an, nahm bald in den Reihen der entschiedenen 
] Opposition eine bedeutende Stellung ein und fand Gelegenheit, bei den 

I Debatten iiber das Bescholtenheitsgesetz, tiber die Einrichtung des Handels- 

ministeriums, bei der Periodicitatsdebatte und dem Judengesetz einzugreifen. 
I Im folgenden Jahre 1848 treffen wir ihn als Vertreter des Wahlkreises Siegen 

i bei der Nationalversammlung in Frankfurt a. M., wo er der sog. Casinopartei 

• angehorte, und im August desselben Jahres, als das erste Reichsministerium 

ins Leben trat, wurde M. Unterstaatssecretar im Handelsministerium. Mit 
dem Ministerium nahm er nach dem Frieden von Malmoe seine Entlassung 
und trat auch aus dem Parlament nach der Ablehnung der Kaiserkrone seitens 
Friedrich Wilhelm IV. aus. Am 21. Mai 1849 * e g te er se * n Mandat als Ab- 
geordneter nieder. Noch einmal vertrat er im Jahre 1850 Siegen im Erfurter 
Parlament, um dann fur immer von dem Felde der Politik Abschied zu nehmen. 
Die Befriedigung, die M. im politischen Leben nicht gefunden, sollte 
ihm voll und ganz in seiner kaufmannischen und volkswirthschaftlichen 
Thatigkeit werden, die fiir ihn in Koln begann. Das grosse Bankhaus 
Schaaffhausen war im Marz 1848 zusammengebrochen. Infolge der Bedeutung 
dieses Instituts fiir die Rheinlande beauftragte die preussische Regierung, die 
sein organisatorisches Talent erkannt hatte, M. mit der Wiederaufrichtung 
des Hauses und der Umwandlung in eine Actiengesellschaft. M. loste die 
ihm gewordene Aufgabe mit grossem Geschick und wurde Director des neu 
gegrtindeten Schaaffhausenschen Bankvereins. Seiner organisatorischen Thatig- 
keit verdanken in den nachsten Jahren noch eine Reihe anderer Unter- 
nehmungen ihr Entstehen: das Horder Eisenwerk, die Kolner Baumwoll- 
spinnerei, die Maschinenfabrik Bayenthal, die Lebensversicherungsgesellschaft 
Concordia, die Kolner Riickversicherungsgesellschaft, endlich die Darmstadter 
und Luxemburger Bank. Von 1855 — 1860 war M. President der Kolner 
Handelskammer, President der Rheinischen Eisenbahn ist er bis zu deren 
Verstaatlichung im Jahre 1880 geblieben. Seinem Einfluss und seinem Unter- 
nehmungsgeiste ist der Ausbau des rheinischen Eisenbahnnetzes vorzugsweise 
zu verdanken. Von 1865 — 1891 war er Beigeordneter der Stadt Kfiln im 
Ehrenamte und vertrat diese im Herrenhause. Nach seinem Riicktritte wurde 
er zum lebenslanglichen Mitgliede des letzteren ernannt; eine Ehrung, die um 
so hSher anzuschlagen ist, als es wohl das erste Mai war, dass der bisherige 
Vertreter einer Stadt, nachdem er seine amtliche Stellung niedergelegt, um 
ins Privatleben zurtickzutreten, durch die Berufung zum lebenslanglichen 



Mevissen. Ernst 2 1 1 

Mitgliede ausgezeichnet wurde. Seit 1884 gehorte er auch dem Staatsrathe 
an, ausserdem war er Mitglied des Volkswirthschaftsrathes und der standigen 
Commission fur das technische Unterrichtswesen. 

Die wirthschaftliche Entwicklung Rheinlands im 19. Jahrhundert ist un- 
zertrennbar mit M.'s Namen verkniipft, nicht minder aber die Neubelebung 
der geistigen Interessen und insbesondere der historischen Studien in den 
Rheinlanden. M. ist der Mitbegrtinder und Hauptforderer der Gesellschaft 
f(ir Rheinische Geschichtskunde gewesen, die er durch geistige Mitarbeit und 
durch Zuwendung materieller Mittel bis zu seinem Tode untersttitzt hat. Sein 
Wirken auf historischem Gebiete hat weit iiber die Grenzen Rheinlands hinaus 
seine Frtichte getragen. Im Jahre 1890 stellte er dem Vorstande der Gesell- 
schaft flir rheinische Geschichtskunde eine erhebliche Summe zur Veflfiigung, 
die zur Aussetzung von Preisen flir darstellende Werke liber kolnische und 
rheinische Geschichte bestimmt wurde. Die erste Arbeit, welche aus dieser 
Stiftung hervorgegangen, ist die Untersuchung von Friedrich Lau: Entwick- 
lung der communalen Verfassung und Verwaltung der Stadt Koln bis zum 
Jahre 1396 (Bonn 1898). Ganz besondere Verdienste hat sich M. auch durch 
jahrelange Fttrderung des Historischen Archivs der Stadt Koln erworben und 
seine ausserordentlich werthvolle und umfangreiche Bibliothek, die sich aus 
alien Gebieten des Wissens zusammensetzt , ist der Stadt Koln vermacht 
worden. Bei Gelegenheit der goldenen Hochzeitsfeier Kaiser Wilhelms I. 1879 
hat M. der Stadt Koln, die er als seine zweite Vaterstadt liebte, die Summe von 
191 500 M. als Grundstock zur Errichtung einer Handelsakademie tiber- 
wiesen. Durch testamentarische Bestimmung ist dieses Capital noch be- 
trachtlich vermehrt, so dass demnachst die Akademie ins Leben treten wird. 
In einer nachgelassenen, 1879 verfassten Schrift hat M. selbst die Ziele der 
zu begrlindenden Akademie dargelegt. 

An Ehrungen und Anerkennungen hat es M. in seinem langen, segens- 
reichen Leben nicht gefehlt. Wilhelm I., der oft und gern seinen Rath ein- 
geholt, hat seine Verdienste unter Anderm durch die Verleihung des Adels 
anerkannt und die Stadt Koln hat ihm 1891 das Ehrenburgerrecht verliehen. 
Die philosophische und juristische Facultat der Universitat Bonn haben ihn 
zum Doctor honoris causa ernannt und mit warmen anerkennenden Worten 
den Mann gepriesen, der »nach Aller Urtheil unter die Leuchten und Zierden 
des Vaterlandes* gerechnet werden muss. 

Reden and Redner des crsten Preussischen Vereinigten Landtags. Herausgegeben 
von R. Haym. Berlin 1847. H. Laube, Das erste Deutsche Parlament. 3 Bde. Leipzig 1849. 
J. Proelss, Wie das erste Deutsche Parlament entstand: Gartenlaube 1898 No. 1 ff. 
W. Wichmann, Denkwtlrdigkeiten aus dem ersten deutschen Parlament. Hannover 1890. 
Kttlnische Zeitung, 21. Mai 1885 No. 140; 28. Okt. 1891 No. 872; 24. Nov. 1891 No. 946; 
19. Mai 1895 No. 442; 20. Mai 1895 No. 444; 15. Aug. 1899 No. 636; 14. Jan. 1900 Nr. 36. 
Albert Dross ong in der Illustrirten Zeitung vora 31. Aug. 1899 No. 2931. H. Keussen in 
den Deutschen Geschichtsblattern (herausgegeben von Armin Tille) Bd. 1 (1899) S. 31. 
Gustav v. Mevissen. Ein Nachruf. Von Constantin Htthlbaum: Historische Zeitschrift 
Bd. 84 S. 72 — 79. Gustav von Mevissen 1815— 1899. Ein Nachruf. Von J. Hansen: 
Sond.-Abd. aus dem 19. Jahresbericht der Gesellschaft fttr Rheinische Geschichtskunde 
(1900). Eine grOssere Biographic v. Mevissens steht demnachst zu erwarten. 

— y- 

Ernst, Professor Dr. Adolf, ein urn die Kunde von Venezuela hochver- 
dienter Deutsch-Amerikaner, * am 6. October 1832 zu Primkenau in Schlesien, 
f am u. August 1899 in Caracas in Venezuela. — Nach dem Besuch des 

14* 



212 Ernst. Greffrath. 

Gymnasiums in Breslau studirte E. zuerst in Breslau, dann in Berlin und 
Leipzig Naturwissenschaften und neuere Sprachen und war dann einige Jahre 
in Hamburg als Lehrer an hoheren Privatschulen thatig. Im December 1861 
wanderte E. nach Venezuela aus und widmete sich in der Hauptstadt 
Caracas dem hoheren Lehrfache. Alsbald begann er auch mit der natur- 
wissenschaftlichen Erforschung der Umgebung von Caracas und grttndete 1867 
eine Sociedad de Ciencias Fisicas de Venezuela, deren President er wurde. 
E. war bald der beste Kenner der Flora und Fauna des Landes ; auch durch 
sorgsame Sammlung des anthropologischen und archaologischen Materials 
von Venezuela hat er die wichtigsten Hilfsmittel flir das Ausland zusammen- 
gebracht. Im Auftrage der Regierung pr&parirte und ordnete E. die Samm- 
lungen * venezolanischer Producte, die auf verschiedene Ausstellungen in 
Bremen, Wien, Philadelphia u. a. gesandt wurden. Ein werthvolles Buch 
von ihm war »La Exposicion nacional de Venezuela en 18834c (Caracas 1886), 
in dem er eine grosse Anzahl wichtiger Daten und Bestimmungen iiber die 
Producte des Landes niederlegte. Im October 1874 wurde E. zum ordent- 
lichen Professor an der Centraluniversit&t von Venezuela fur die neu ge- 
schaffenen Lehrsttthle fur Naturwissenschaften und deutsche Sprache, sowie 
zum Director des Nationalmuseums und der Universitatsbiliothek ernannt. 
Nach vielen Seiten war in dieser Weise der Verstorbene fur die wissenschaft- 
lichen Bestrebungen seines neuen Vaterlandes thatig, an Auszeichnungen 
mannigfacher Art hat es ihm denn auch nicht gefehlt und die einheimischen 
Zeitungen widmeten ihm nach seinem Tode ehrenvolle Nachrufe. Dem 
deutschen Namen hat Dr. Adolf Ernst Ehre gemacht. 

In der »Nature«, im »Globus« und anderen Zeitschriften hat E. zahl- 
reiche Aufsatze (iber Venezuela veroffentlicht 

Vgl. Globus, 1900, 77, BcL S. 134. 

W. Wolkenhauer. 



Greffrath, Henry, geographischer Schriftsteller, * am 3. Februar 18 18 
auf dem Rittergute Amalienhof bei Teterow in Mecklenburg-Schwerin, f am 
4. Juni 1899 zu Dessau im hohen Alter von 81 Jahren. — Seine Schul- 
bildung erhielt G. vom 13. Jahre ab auf dem Gymnasium in GUstrow, dann 
studirte er von 1838 an zuerst auf der Universitat Rostock Theologie, dann 
Philologie und Naturwissenschaften in Leipzig und Berlin. Das Revolutions- 
jahr 1848 zog auch den jungen G. in seinen Bann und nothigte ihn dann, 
Europa zu verlassen. Er entschied sich flir Australien, wo gerade die reichen 
Goldfelder in Neu-Stid- Wales und Victoria entdeckt waren. Die Reise dahin 
auf einem miserablen deutschen Auswanderungsschiffe unter Ftihrung eines 
noch miserableren Capitans war eine Vorschule flir die buntscheckigen Aben- 
teuer, welche ihm bevorstanden. G. versuchte zunachst sein Gllick in den 
nordwestlich von Melbourne gelegenen Goldfeldern Castlemaine und Bendigo, 
er gehorte aber zu den Vielen, welchen hier Nieten zufielen. Nach mannig- 
fachen Kreuz- und Querzttgen kam G. nach Adelaide, wo er als Professor 
ftir neuere Sprachen Anstellung fand. Ausserdem importirte er kistenweise 
deutsche Classiker u. s. w., ftir welche in der Colonie ein guter und lohnender 
Absatz bestand. In den langen Sommer- und Winterferien unternahm er in 
der Regel Excursionen landeinwarts und benutzte iiberhaupt jede Gelegenheit, 
sich von dem ihm lieb gewordenen Continent eine grttndliche Kenntniss zu 



Greffrath. Schwartx. 



213 



crwerben. Zu Anfang der 70 er Jahre kehrte G. aus Gesundheitsriicksichten 
nach Deutschland zurlick, Hess sich zuerst in Jena, dann in Dessau als Privat- 
mann nieder, verheirathete sich und widmete im tibrigen seine Musse ganz 
der geographischen Schriftst$llerei. Als einer unserer besten deutschen Kenner 
Australiens, mit dessen Colonien er bis zu seinem Tode in regstem Verkehr 
blieb, war er unseren geographischen Zeitschriften, dem Globus, Aus alien 
Welttheilen, dem Ausland, Petermanns Mittheiliingen , der Deutschen Rund- 
schau ftir Geographie und Statistik, den Deutschen Geographischen Blattern 
u. a. ein sachkundiger und getreuer Berichterstatter tiber alle australischen 
Reisen und wirthschaftlichen Verhaltnisse. 

Vgl. D. Rundschau f. Geogr. u. Statistik, X. Bd., 1888, wo sich cine kurze Biographic 
und ein Portrait findet. 

W. Wolkenhauer. 



Schwartz, Marie Esperance von, vorwiegend Reise- und Memoiren- 
schriftstellerin , * in Southgate in der Grafschaft Hertford (England) am 
8. November 1818 (nicht 182 1), f in Ermatingen in der Schweiz am 
20. April 1899. — Diese unter dem Namen Elpis Melena bekannte Schrift- 
stellerin war die Tochter eines in England ansassigen Bankiers aus Hamburg, 
Namens Brandt, und hat ihre englische Nationalist stets beibehalten. Ihre 
Erziehung erhielt sie vorwiegend in Genf und Rom, besonders durch eine 
Verwandte ihrer Mutter, die ^ls Erzieherin der weimarischen Prinzessinnen 
wohlbekannte Esperance Sylvestre. Das hochbegabte Kind erwarb sich 
schon friih bedeutende Kenntnisse und verrieth besonders fur Sprachen ein 
hervorragendes Talent, das sich in der Folge immer mehr ausbildete, so class 
sie schliesslich acht Sprachen beherrschte. Mit 15 Jahren zu einer unsym- 
pathischen Heirath mit einem Vetter, gleichfalls Bankier, uberredet, endete 
der Selbstmord des Gatten schon nach einem Jahre dies erste, peinliche Ver- 
bal tniss. Die Wittwe ging nun nach Rom, wo ihre Salons bald einen an- 
ziehenden Mittelpunkt flir die fremde Aristokratie und die Klinstlerwelt 
bildeten. Im Jahre 1844 ging sie eine zweite Ehe ein mit einem Hamburger, 
von Schwartz, den sie in Italien kennen gelernt hatte. Mit demselben 
unternahm sie dann, meist zu Pferde, eine grosse Reise durch Griechenland, 
die Ttirkei, Kleinasien nach Aegypten und erlitt auf dem Wege nach Tunis 
bei Stora Schiffbruch, aus dem sie nur durch Zufall ihr Leben rettete. Die 
Beschreibung dieser Reise in » Blatter aus dem afrikanischen Reisetagebuche 
einer Dame« (II, 1849) bildete den ersten literarischen Versuch der Schrift- 
stellerin. Indessen gestaltete sich auch diese zweite Ehe zu keiner gltick- 
lichen, und 1854 wurde dieselbe gerichtlich gelost. Bereits 1849 hatte 
Esperance ihren festen Wohnsitz in Rom genommen, zu einer Zeit, als der 
Name des Republikaners und Freiheitskampfers Garibaldi in dem Munde aller 
Romer war; sie interessirte sich schon damals ftir den Helden und sollte 
spater in seinem Leben eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Einstweilen 
huldigte sie einer unbczahmbaren Reiselust und schrieb in den Tagen der 
Ruhe ihren Roman »Memoiren eines spanischen Piasters* (II, 1857). Im 
Herbst 1857 trat sie zu Garibaldi auf der Insel Caprera in personliche 
Beziehungen; sie besuchte ihn haufig daselbst, enthob ihn mancher Sorge 
urn die Kinder und leistete ihm durch ihren Einfluss manchen gefahrvollen 
politischen Dienst, wie sie auch in seiner Gefangenschaft und Verwundung 



214 Schwartz. Dresky. 

seine getreueste Pflegerin war. Garibaldi gab ihr aus Dank das eigenhandige 
Manuscript seiner Memoiren, die sie gliicklicherweise schnell ins Deutsche 
tibersetzte, noch ehe Alexander Dumas, dem Garibaldi gleichfalls diese 
Memoiren zur Verfiigung gestellt hatte, mit denselben fur immer aus Rom 
verschwand. Jene Uebersetzung erschien als »Garibaldis Denkwtirdigkeiten. 
Nach handschriftlichen Aufzeichnungen desselben und nach authentischen 
Quellen* (II, i860). AndereWerke der Schriftstellerin, die den Beziehungen 
zu Garibaldi entsprangen, sind »Hundert und ein Tag auf meinem Pferde. 
Nebst Besuch auf der Insel Maddalena« (i860), worin die Reise der Ver- 
fasserin zu Pferde von Rom zu ihrem Bruder nach Luzern und ein Besuch 
bei Garibaldi auf Caprera geschildert werden, »Blicke auf Calabrien und die 
Liparischen Inseln im Jahre i86o« (1861), ^Garibaldi im Varignano in 1862 
und auf Caprera 1863* (1864) und »Garibaldi. Mittheilungen aus seinem 
Leben« (II, 1884). Gegen Ende des Jahres 1865 verlegte Esperance Schw. 
ihren Wohnsitz nach der Insel Kreta, wo sie sich im Dorfe Chalepa bei 
Kanea mitten zwischen den Weingarten ein reizendes Heim schuf, in welchem 
sie, wenn sie nicht auf Reisen war, bis zum Jahre 1896 als gtttige Fee 
waltete, unbeirrt durch die steten Aufstande, welche die Insel durchzitterten. 
Der Wohlfahrt des kretischen Volkes widmete sie die grossten Opfer an Zeit 
und Geld; sie grtindete Krankenhauser, Asyle, Schulen, iibersetzte deutsche 
Schulbiicher ins Neugriechische und in der »Kreta-Biene« (1874) kretische 
Volkslieder, Sagen u. s. w. ins Deutsche. Auf dem Gebiete des Thierschutzes 
entfaltete sie eine Thatigkeit, die sich liber ganz Europa erstreckte. In 
Kanea grtindete sie ein Thierspital ftir Pferde, Esel u. s. w., und die zahl- 
losen Strassenhunde wurden taglich gefiittert. Zahlreiche Broschiiren in den 
verschiedensten Sprachen mussten um Forderer des Thierschutzes und um 
Gegner der Vivisection werben. Mohamedaner und Kreter zollten der Dame 
die hochste Ehrerbietung, und bei alien politischen Wirren auf der Insel ist 
ihr und ihrem Besitzthum nie eine Schadigung widerfahren. Wahrend ihres 
Wohnsitzes auf Kreta veroffentlichte sie noch »I)er junge Stelzentanzer. 
Episode wahrend einer Reise durch die westlichen Pyrenaen« (1865), »Die 
Insel Kreta unter der ottomanischen Verwaltung« (1867), »Von Rom nach 
Kreta. Reiseskizze« (1870), »Gemma, oder Tugend und Laster. Novelle* 
(1877), »Dr. E. G. F. Grisanowski (Hauptvertreter der Agitation gegen die 
Vivisection). Mittheilungen aus seinem Leben und seinen Briefen« (1890) 
und »Erlebnisse und Beobachtungen eines mehr als 20jahrigen Aufenthalts 
auf Kreta« (1892). Nach Aufgabe ihres Wohnsitzes auf Kreta hat Esperance 
Schw. vorwiegend in der Schweiz gelebt und in Ermatingen ist sie hoch- 
betagt gestorben. 

Personliche Mittheilungen. — Das Illustrirtc Mode-Journal. Jahrg. 1875, S. 649. — 
Manner der Zeit. Biograph. Lcxikon der Gegen wart. Mit Supplement: Frauen der Zeit 
Leipzig 1862, S. 75. — Vossische Zeitung vom 30. April 1899. 

Franz Brtimmer. 



Dresky, Ferdinand Justus von, General der Artillerie z. D., zuletzt In- 
specteur der 2. Feld-ArtillerieJnspection, * 5. Mai 181 8 zu Wesel, f 29. Marz 
1899 zu Berlin. 

D.'s Name ist eng mit dem deutschen Siege von Vionville — Mars la Tour, 
dem Ehrentage der Artillerie des III. Armee-Corps, verkniipft. 



Dresky. Lange (Galen). 215 

Aus einer Soldatenfamilie stammend und im Cadetten-Corps erzogen, 
kam er 7 i8jahrig, als Second-Leu tnant zur Garde-Artillerie-Brigade und 
erhielt 1865 als Major die wichtige Stellung als 1. Adjutant der General-In- 
spection der Artillerie. In dieser Eigenschaft machte er den Feldzug von 
1866 im Grossen Hauptquartier mit und hatte, wenn ihm auch personliches 
Hervortreten nicht vergfinnt war, doch reiche Gelegenheit, Studien iiber die 
Verwendung seiner Waffe zu machen, deren Material und Tactik damals noch 
viel zu wtinschen tibrig liess. Als Director der Vereinigten Artillerie- und 
Ingenieurschule war er in den folgenden Friedensjahren in der Lage, das 
Seinige zur Beseitigung der erkannten Mangel beizutragen. 

Mit welchem Erfolge die Artillerie jene Uebergangszeit auszunutzen ver- 
standen hatte, bewies ihre Thatigkeit im franzosischen Kriege. D. aber 
konnte in seiner Person als Flihrer der Corps-Artillerie des III. Armee-Corps 
ein mustergultiges Beispiel fiir die Verwendung der Waffe im grosseren 
Verbande geben. In der oben genannten Schlacht, in der das III. Armee- 
Corps vor einer besonders schweren Aufgabe stand, war es wesentlich seine 
durch General v, Btilow und Oberst von Dresky gefiihrte Artillerie, die ihm 
das stundenlange Ausharren gewaltiger Uebermacht gegentiber ermoglichte. 
Auch in der Schlacht von Beaune la Rolande fanden Truppe und Flihrer 
erneute Gelegenheit zu glanzendem Hervortreten. 

Nach dem Friedensschlusse trat D. wieder in seine Stellung als Director 
der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule zurlick und war spater bis zu 
seinem Ausscheiden aus dem activen Dienste (1884) in mehrfach wechselnden 
Vertrauensstellungen fur seine Waffe und die Armee thatig. 

Der Militarschriftsteller Fritz Hoenig hat ihm in seinem »Volkskrieg an 
der Loire« Band VI. Seite 304 f. ein schones Denkmal gesetzt. Auch das Buch 
»Die Thatigkeit des General v. Bulow in der Schlacht von VionvilIe« von 
Hans Klaeber, Oberstleutnant a. I)., wird seinen Verdiensten voll gerecht. 

D., in vielen Dingen Autodidact, hatte sich reiches Wissen erworben, 
war aber vor Allem ein Mann des Konnens. Fiir kameradschaftlichen Ver- 
kehr, fiir Humor und Witz war er besonders begabt, daneben ein hervor- 
ragender Musikkenner und austibender Kiinstier. Ihm verdankt die Berliner 
Garnison die Stiftung des Offizier-Musik-Vereins,| den er viele Jahre mit 
grossem Krfolge leitete. 

Mit dem Kaiser, der bei dem Heimgang des Generals der Wittwe sein 
besonderes Beileid aussprach, bewahrt auch die Armee dem Verewigten ein 
treues Gedachtniss. 

v. Frobel. 



Lange, Ernst Philipp Karl (Pseudonym Philipp Galen), Romanschrift- 
steller, * in Potsdam am 21. December 18 13, f daselbst am 20. Februar 1899. 
— Er war der Sohn eines sehr beliebten konigl. Hofwundarztes, eines Ehren- 
mannes, der ausserst reiche und seltsame Jugendschicksale erlebt hatte, und 
dem der Sohn spater in seinem Roman » Fritz Stilling. Erinnerungen aus dem 
Leben eines Arztes« (IV, 1856) ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Schon 
in friihen Jahren versuchte sich der ideal veranlagte JUngling, angeregt durch 
seine fein gebildete Mutter wie durch andere geistig hervorragende Frauen, 
in dichterischen Productionen. Nach Absolvirung des Gymnasiums bezog L. 
1835 die Universitat Berlin, wo ihm viele innere Kampfe anfanglich das 



2i 6 Lange (Galen). 

Leben verbitterten, da er gegen seine Neigung sich zum Studium der Medicin 
genothigt sah und als Zogling des Friedrich Wilhelms-Instituts bei sehr be- 
schrankten Mitteln wenig von der goldenen Freiheit des akademischen Lebens 
geniessen konnte. Einige Entschadigung hierfur bot ihm das Studium der 
Literatur, Aesthetik und Geschichte, und noch als Student schrieb er sein 
1871 veroffentlichtes historisches Charaktergemalde »Friedrich in Rheinsberg«. 
Nach seiner Promotion (1839) fungirte L. zunachst als Chirurg an der Charity 
in Berlin, trat 1840 als Compagnie-Chirurgus in die preussische Armee ein 
und widmete sein besonderes Interesse nunmehr den Gemllthskranken in 
Irrenhausern und Gefangnissen. Die Frtichte seiner Beobachtungen und ein- 
gehenden psychiatrischen Studien legte er dann in einem Roman »Der Irre 
von St. James* (IV, 1854) nieder, der zwar erst nach acht Jahren erschien, 
aber den Namen des Autors doch allgemein und vortheilhaft bekannt machte. 
Im Jahre 1844 hatte L. sein Staatsexamen abgelegt, war 1845 Oberarzt am 
Cadettenhause zu Potsdam und 1847 a ' s Landwehr-Bataillonsarzt nach Bielefeld 
versetzt worden; von hier aus machte er 1849 als Dirigent eines Feldlazaretts 
den Feldzug in Schleswig mit, nahm auch spater an dem Einmarsch der 
Preussen in Kurhessen teil. In Bielefeld hatte er auch seinen Hausstand 
gegriindet; aber bei der karglichen Besoldung, die ihm der Staat zahlte, war 
er auf eine anstrengende Landpraxis angewiesen, um sich mit seiner Familie 
ktimmerlich durchzuschlagen. Da kam ihm eines Tages der Gedanke, wie 
wohl einem Menschen zu Muthe sein musse, der soviel Geld hahe, dass er 
es nicht ausgeben konne. Diese Frage suchte er sofort durch seinen Klinstler- 
roman »I)er Inselkonig« zu beantworten, worin er zeigt, was ein Mensch mit 
vielen Mitteln leisten konne, wenn er die Einsicht und das Herz dazu hat. 
In sechs Wochen war der fiinfbandige Roman fertig und wurde dem »Verlags- 
comptoir in Grimma und Leipzig* zum Druck angeboten. Als nach Jahres- 
frist keine Entscheidung erfolgt war, reklamirte L. seinen Roman, erhielt aber 
die naive Antwort: der Roman sei seit einem Jahre gedruckt, der Verleger 
aber — todt. Dieser Mittheilung lag ein Exemplar bei mit dem Titel »Der 
Inselkonig. Roman aus Herlosssohns nachgelassenen Papieren von Philipp 
Galen« (V, 1852). Dieses ihm gewissermassen aufgedrungene Pseudonym hat 
L. denn auch ftir die Zukunft festgehalten und unter diesem Namen noch 
folgende Romane veroffentlicht: » Walter Lund« (III, 1855), » Andreas Burns 
und seine Familie« (IV, 1856), » Baron Brandau und seine Junker « (II, 1858), 
» Emery Glandon« (III, 1859), »Der Strandvogt von Jasmund« (IV, 1859), 
»Der Sohn des Gartners« (IV, 1861), »Die Insulaner« (IV, 186 1), »Nach 
zwanzig Jahren« (III, 1864), »Der Leuchtturm auf Kap Wrath (111, 1862), 
»Der grime Pelz« (IV, 1863), »I)er Erbe von Bettys Ruh« (IV, 1866), »Jane, 
die Judin« (III, 1867), »Die Tochter des Diplomaten« (IV, 1867), »l)as Irr- 
licht von Argentit!fres« (III, 1868), ^Walram Forst, der Demagoge« (IV, 1868), 
»Der Lowe von Luzern« (V, 1869), »I)er Friedensengel« (HI, 1870), »Irene, 
die Trjiumerin« (III, 1873), »Der Alte vom Berge« (III, 1873), »Der Rastel- 
binder« (III, 1874), »I)er Einsiedler vom Abendberg« (III, 1876), »Die Mosel- 
nixe« (III, 1877), »Frei vom Joch« (III, 1878), *Die Perle von der Oie« (IV, 
1880), »Der Meier von Montjardin« (II, 1891), sowie auch die Novellen- 
sammlung »I)er Pechvogel und andere Erzahlungen« (1883). L. offenbart in 
seinen Romanen, die seinerzeit viel gelesen wurden, »ein liebenswtirdiges 
Erzahlertalent, eine plastische Gestaltungskraft und die Gabe, interessante 
Charaktere zu erfinden und sie mit psychologischer Feinheit und minutioser 



Lange (Galen). Satiferling. 2x7 

Sorgfalt zu entwickeln. Charakteristisch ftir alle seine Schriften ist auch die 
ausgepragte unci mit Meisterschaft getroffene Lokalfarbe, die Auffassung und 
Wiedergabe der Sitten und Gebrauche, der offentlichen Feste wie hauslichen 
Gewohnheiten der Bewohner verschiedener Lander und Gaue. Eine besondere 
Erwahnung verdient die reine sitdiche Tendenz, die sich Uberall kundgiebt. 
Frei von jeder Unduldsamkeit kampft er als ausgesprochener Christ fur Wahr- 
heit und Recht weniger durch doctrinare Schonrednerei als durch geschickte 
Personificirung von Idealgestalten«. Wer ausserdem das vielbewegte Leben 
des Verfassers naher kennt, wird sofort erkennen, dass er in seinen Romanen 
die meisten Begebenheiten und Schicksale, die ihn selbst berlihrten, nieder- 
gelegt hat. Aus dem ausseren Leben desselben ware noch hinzuzufilgen, dass 
L. als Stabsarzt 1857 in seine Vaterstadt Potsdam versetzt ward und 1878 
mit dem Charakter eines Oberstabsarztes in den Ruhestand trat. Am 
27. April 1897 war es ihm vergonnt, die Feier seiner goldenen Hochzeit zu 
begehen, bei welcher Gelegenheit es die Potsdamer an reichen Ehrungen 
nicht fehlen liessen. 

Biographische Einleitung zu Laoges Novellensammlung »Der Pechvogel« von Hans 
Ziegler. — Verschiedene Artikel liber Langc in Zeitungen und Journalen. 

Franz Briimmer. 



Safferling, Benignus von, Koniglich Bayrischer General der Infanterie 
z. D., General- Adjutant Sr. Majestat des Konigs, k la suite des 11. Infanterie- 
Regiments v. d. Tann, zuletzt Kriegsminister, * 30. November 1825 zu 
Freising inOberbayern, f 4. September 1899 zu Partenkirchen. 

Der Verstorbene hatte seine Erziehung in Griechenland erhalten, wohin 
sein Vater dem Konige Otto gefolgt war. Aus dem griechischen Cadetten- 
Corps trat er 1841 in die griechische Armee ein, verliess sie aber schon 1843, 
urn in die deutsche Heimath zurlickzukehren. Noch in demselben Jahre 
wurde er im bayrischen Heere angestellt und 1845 zum Officier befordert. 
Im Feldzuge von 1866 wurde er im Gefecht von Helmstadt als Haupt- 
mann verwundet, war 1870/71 Generalstabsofficier der 1. Infanteriedivision 
und fand vielfach, namentlich bei Worth und Sedan, Gelegenheit zur Aus- 
zeichnung, sodass er den Militar Max Josefs-Orden, den hdchsten bayrischen 
Kriegs-Orden, erhielt. 

Seine Hauptthatigkeit, die seinen Namen dauernd mit der Geschichte 
der Koniglich Bayrischen Armee verknUpft hat, begann indessen erst in den 
folgenden Friedenszeiten, als es sich darum handelte, die bayrischen Truppen 
unter voller Wahrung ihrer durch die Vertrage von Versailles gewahrleisteten 
Selbstandigkeit doch taktisch unci organisatorisch dem norddeutschen Heere 
anzugliedern. Als Militarbevollmachtigter Bayerns bei der Occupationsarmee, 
als Mitglied der Commission fiir Abanderung der Vorschriften liber die 
Waffentibungen der Infanterie, endlich als Commandeur des Instructions- 
Bataillons, das dem neuen Exerzier-Reglement Eingang in die Truppe ver- 
schaffen sollte, fand v. S. schon als Major reiche Gelegenheit, seine Kigenart 
zu bethatigen. Als Oberstleutnant trat er dann wieder in den Frontdienst 
zuriick, war spater Commandeur der bayrischen Besetzungsbrigade in Metz, 
dann der 2. Division und wurde am 6. Mai 1890 Kriegsminister. 

Die drei Jahre seiner Amtsthatigkeit als solcher sind gekennzeichnet durch 
die Reorganisation vom October 1890 und manche andere ernste Angelegen- 



2 1 8 Safferling. Meyer. 

heiten, die an die Arbeitskraft des Ministers hohe Anforderungen s tell ten. 
Vor Allem aber verstand General v. S. es in seltenem Masse, sich nicht nur 
die Gnade seines Kriegsherrn zu erhalten, sondern auch das Vertrauen der 
Armee auf die feste und zuverlassige Vertretung ihrer berechtigten Interessen 
nach aussen hin zu erwerben. An Anerkennung hat es ihm nicht gefehlt 
und als er 1893 aus dem Amte und 1899 aus dem Leben schied, hat der 
Prinz-Regent ihm beziehungsweise seinen Hinterbliebenen in warmen Worten 
ausgesprochen, wie nahe er ihm stand und wie sehr er seinen Verlust beklage. 

v. Frobel. 



Meyer, Clemens Friedrich, Schriftsteller, * am 15. Mai 1824 in Arolsen 
im FUrstenthum Waldeck (daher sein Schriftstellername: Meyer von Waldeck), 
f am 16. Mai 1899 in Heidelberg, — Er erhielt den ersten Unterricht in 
einer Privatanstalt seiner Vaterstadt, besuchte 1837 — 38 das Gymnasium in 
Wetzlar und entschloss sich, von der Natur und dem Schaffen in unmittel- 
barer Beruhrung mit derselben angezogen, die Bergwissenschaften zu studiren. 
Zu diesem Studium bereitete er sich 1838 — 40 auf der polytechnischen 
Schule in Cassel vor und widmete sich dann von Michaelis 1840 bis Ostern 
1842 auf der Bergakademie in Klausthal der Theorie und Praxis des Berg- 
wesens. Zu hoheren akademischen Studien ging er darauf an die Universitat 
Berlin, absolvirte auch, urn sich das Recht der Anstellung im preussischen 
Staatsdienste zu erwerben, am Collnischen Gymnasium daselbst nachtraglich 
die Maturitatsprtifung. Nachdem er ein Jahr lang dem Studium der Natur- 
wissenschaften obgelegen, auch wahrend desselben eine grossere Fussreise 
durch die mineralogisch interessantesten Gegenden Deutschlands unternommen 
hatte, gab er jenes Studium auf: seine schon aus der Kindheit stammende 
Vorliebe ftlr die Poesie und Litteratur war mit neuer Kraft erwacht, hatte 
sich sogar mit zwei poetischen Arbeiten (»Der Paria. Ein GedichU, 1843; 
»Bilder aus dem Bergmannsleben«, 1844) schon in die Oeffentlichkeit gewagt, 
und so wahlte er ftir seine weiteren wissenschaftlichen Studien das Gebiet 
der deutschen Sprache, Literatur und Alterthumskunde. K. Lachmann und 
die Brtider Grimm waren dabei seine hervorragendsten Flihrer. Im December 
1845 zum Dr. phil. promovirt, beabsichtigte M., sich an der Berliner Uni- 
versitat als Privatdocent zu habilitiren; indes der Ruin des elterlichen Ver- 
mftgens zerstorte diese Aussichten flir die Zukunft, und so nahm er eine 
Stelle als Erzieher in Kurland an. Bis 1847 lebte er als solcher im Hause 
des Barons von der Recke auf Neuenburg und bis zum Sommer 1849 keim 
Grafen Medem auf Altautz und Rempten. Darauf absolvirte er an der 
Universitat Dorpat die Examina als Oberlehrer der deutschen und lateinischen 
Sprache, (ibernahm* dann an Stelle eines erkrankten Freundes die Leitung 
einer Knabenschule in Mitau und kehrte im Sommer 1850 nach Dorpat zu- 
rilck, wo er sich ein Jahr lang ununterbrochen mit gelehrten Arbeiten be- 
schaftigte. Die literarischen Frttchte dieses Aufenthaltes waren: »Historische 
Studien. 1. Theil: Studien Uber deutsche Geschichte, Art und Kunst« (1851) 
und »Die Statistik des ethischen Volkszustandes. Ein Beitrag zur Theorie der 
Staatenkunde« (1851). Im Sommer des Jahres 1851 begab sich M. nach 
St. Petersburg, und schon im Mai 1852 wurde er von der Akademie der 
Wissenschaften zum Chefredacteur der »St. Petersburger deutschen Zeitung« 
ernannt. » Wahrend er als solcher durch Jahrzehnte ehrlich und gewissen- 



Meyer. Ziemietzky. 219 

haft seine Pflicht gegen das neue Vaterland erfiillte und fttr dessen Wohl und 
Gedeihen, fiir seine geistige und materielle Entwicklung wirkte, trug er die 
Liebe fiir die alte Heimat, fiir seine Landsleute und Stammesgenossen un- 
entwegt im Herzen, und wenn er es als seine erste Aufgabe betrachtete, Auf- 
klarung und Gesittung, Recht und Licht in Russland zu verbreiten, so ftihlte 
er sich doch in zweiter Linie als Vertreter des Deutschthums und der Deut- 
schen in Russland; und wo Deutschland den Kampf aufnahm mit feindlichen 
Gewalten (wie 1866 und 1870), da trat er mit der ganzen Kraft seiner Ueber- 
zeugung fiir das alte Vaterland ein.« Der deutsche Wohlthatigkeitsverein, 
ein Institut von colossaler Tragweite, verdankte ihm, dem langjahrigen Vice- 
prasidenten, seine Reorganisation und hochste Bliithe. Im Jahre 1853 war 
M. auch von der historisch-philosophischen Facultat der Petersburger Univer- 
sitat zum Lector der deutschen Sprache und Literatur erwahlt worden — als 
soldier wurde er spater zum Collegienrath ernannt — und 1858 hatte er auch 
die Stelle eines Oberlehrers der deutschen Sprache an der Hauptschule zu 
St. Petri iibernommen. Alle diese Aemter behielt er bis zum Jahre 1874, wo 
ein andauerndes Nervenleiden ihn zwang, dieselben aufzugeben und zunachst 
an die Wiederherstellung seiner Gesundheit zu denken. Er zog zunachst nach 
Bonn, spater nach Heidelberg, habilitirte sich hier nach seiner volligen Ge- 
nesung als Privatdocent fiir die germanistischen Wissenschaften (1880), wurde 
drei Jahre spater zum ausserordentlichen Professor ernannt und 1896 durch 
Verleihung des Titels eines Hofraths ausgezeichnet. Die schriftstellerische 
Thatigkeit M.'s bot namentlich wahrend seines Aufenthalts in Petersburg eine 
reiche Ausbeute. Aus dem Inhalt der von ihm geleiteten Zeitung lieferte er 
in drei Jahrgahgen (1853 — 55) das »Magazin fiir die Kunde des geistigen 
und sittlichen Lebens in Russland«, und aus dem Feuilleton derselben Zei- 
tung »Belletristische Blatter aus Russland«. Im Auftrage des Petersburger 
poetischen Vereins gab er die »Schneeflocken. Poetisches Jahrbuch« (II, 
1857 — 58) heraus. An eigenen Arbeiten erschienen von ihm »Poetische 
Schriften. 1. Theil: Blatter aus dem Gedenkbuche eines Bergmanns« (1854), 
*Die Erbin von Glengary. SchauspieU (1866), wahrend eine Reihe von 
Dramen (»l)er Feind vor Odessa«, 1854 — »Der Pate des Cardinals «, 
1855 — »Ganz was Aparts«, 1856 — »Childerich«, 1869) nur als Manu- 
script gedruckt sind. Aus der Heidelberger Zeit stammen noch »Russische 
Erzahlungen in deutscher Uebersetzung« (1878), »Goethes Marchendichtungen« 
(1879) unc * »Unter russischem Scepter. Erinnerungen eines deutschen Publi- 
cisten* (1893). 

Pers6nliche Mittheilungen. — Adolf Hinrichsen, das literarische Deutschland. 2. Auf 1. 
Berlin 1891, S. 895 ff. 

Franz Brlimmer. 



Ziemietzky, Hellmuth von, General der Infanterie z. D., k la suite 
des Grenadier-Regiments Konig Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) No. 2, 
zuletzt Gouverneur von Coin, * 18. Juni 1824 zu Xanten, f 8. Juni 1899 auf 
seinem Gute Niederstruse in Schlesien. 

Er kam 1842 aus dem Cadetten-Corps in das 16. Infanterie-Regiment 
und trat, nachdem er am Strassenkampf in Berlin theilgenommen hatte, 1848 
zur Schlewig-Holsteinschen Armee liber. 1849 zuruckgekehrt, war er zeitweise 
Adjutant der 3. mobilen Division, wahrend des Feldzuges in Baden i860 



220 Ziemietzky. Speckbacher. Moser. 

wurde er Major im Generalstabe und war wahrend der Kampfe in Bohmen 
Generalstabsoffizier der 9. Division (Corps Steinmetz). Nach dem Kriege hatte 
er die damals schwierige Stellung als Chef des Generalstabes des X. Armee-Corps 
(Hannover) inne und machte den deutsch-franzosischen Feldzug als Commandeur 
des Grenadier-Regiments Konig Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) No. 2 
mit, wobei er wiederholt Gelegenheit zur Auszeichnung fand. 

Spater Commandeur erst der 56., dann der 42. Infanterie-Brigade, der 
31. und der 3. Division, wurde er 1882 Gouverneur von Coin und schied im 
folgenden Jahre aus dem Dienste. Am ioojahrigen Gedenktage der Geburt 
Kaiser Wilhelms des Grossen stellte ihn sein Kriegsherr, der ihn besonders schatzte, 
k la suite des ausgezeichneten Regiments, das er einst im Feldzuge mit Ruhm 
gefuhrt hatte. 

v. Frobel. 



Speckbacher, Caspar, Dichter, * am 3. Juni 181 9 in Ober-Miming im 
Oberinnthal, f daselbst am 25. Septbr. 1899. — Seine Bildung erhielt Sp. in 
Innsbruck, wo er die Volksschulen, das Gymnasium sammt den philosophischen 
Cursen und drei Jahre lang die Universitat besuchte, an der er die Rechte 
studirte. Ein viertes Studienjahr brachte er an der Hochschule zu Padua zu. 
Nach ausgezeichnet bestandenen praktischen Prtifungen war er in Reutte, 
Silz, Imst und Klausen im Justizdienste thatig und zwar als Staatsanwalts- 
substitutionsleiter, als Bezirksvorsteher und Bezirksrichter in Imst. Seit 1850 
erschien Sp. auch als Dichter mit Beitragen in verschiedenen Anthologien, 
und tragen diese Arbeiten in Form, Ausdruck und Gedanken ein stark 
poetisches Geprage an sich, so class man ihn schon damals allgemein den 
»patriotischen Sanger von ImsU nannte. Im Jahre 1859 war er Landes- 
defensions-Commissar und 1863 und 1865 Landtagsabgeordneter fur den 
Bezirk Imst — Silz — Reutte. Im Jahre 1883 trat er mit dem Titel eines 
kaiserlichen Raths in den Ruhestand und lebte er seitdem abwechselnd in 
Imst oder in seinem schonen Heimathdorfe. Seine Musse benutzte er auch 
zur Sammlung eines Theiles seiner Gedichte, die 1887 unter dem Titel 
»Epitaphien« erschienen. Mit einem Btichlein »Spriichlein« war er schon 1859 
an die Oeffentlichkeit getreten. 

Arabros Mayr, Tiroler Diqhterbuch. Innsbruck 1 888, S. 226. 

Franz Brtimmer. 



Moser, Otto, Schriftsteller und Lokalchronist, * in Leipzig am i7.Novbr. 
1 816, f daselbst am 1. Januar 1899. — M. hatte sich nach erlangter Schul- 
bildung dem Baufache gewidmet und war schliesslich Pionieroffizier in Dresden 
gewesen. Nach seinem Austritt aus dem Heere kehrte er nach Leipzig zu- 
rlick und ergriff hier den journalistischen Beruf. Er war bis 1866 Redacteur 
der Zeitschrift »FUr Nah und Fern« und lieferte fur dieselbe zahlreiche 
novellistische Arbeiten. Ein Theil derselben erschien spater gesammelt als 
»Lustige Geschichten« (1875) und »Soldatengeschichten« (1875). Spater 
widmete sich Moser speciell der Erforschung und Darstellung der Lokal- 
geschichte Leipzigs, und er gait auf diesem Gebiete mit Recht als Autoritat. 
In fast sammtlichen Leipziger Blattern, besonders im »Leipziger Tageblatu 
und den » Leipziger Neuesten Nachrichten« erschienen seine Notizen und 



Moser, Schuler v. Sen den. Woenig. 221 

lokalgeschichtlichen Erinnerungen, und im Verein ftir die Geschichte Leipzigs 
zahlte er zu dessen eifrigsten Mitgliedern. Von seinen nach dieser Richtung 
hin veroffentlichten Schriften sind zu erwahnen: »Chronik der Stadt Leipzig 
und ihrer Umgebung« (1877) — »Chronik von Reudnitz« — »Ftihrer durch 
das sachsische Erzgebirge und Vogtland* — »Durch das Unstrutthal und die 
Goldene Aue« — »Durch das Muldethak — »Durch Leipzig und seine nahe 
und weitere Umgebung«. 

Das literarische Leipzig. Illustrirtes Handbuch. S. no. — Zeitungsnachrichten. 

Franz Brtimmer. 



Schuler v. Senden, Ernst Freiherr, Generalleutnant z. D., zuletzt Com- 
mandeur der 12. Division, * 25. April 181 2 zu Breslau, -j- 16. Januar 1899 
zu Dessau. 

Mit dem im hohen Alter von 87 Jahren verstorbenen General v. S. ist 
einer der letzten selbstandigen Truppenftlhrer aus dem deutsch-franzosischen 
Kriege heimgegangen. 

Er stammte aus einer a] ten, in den Annalen der preussischen Armee 
vielfach in Ehren genannten Officierfamilie und kam aus dem Cadetten-Corps 
1829 als Fahnrich zum 2. lnfanterie- Regiment. 1866 war er Commandeur 
des 3. Rheinischen Infanterie-Regiments No. 29, fiihrte spater die combinirte 
lnfanterie -Brigade des II. Reserve-Armee-Corps und wurde nach dem Kriege 
Generalmajor und Commandeur der 17. lnfanterie -Brigade. Bei Ausbruch 
des deutsch-franzosischen Krieges erhielt er das Commando der 3. Landwehr- 
Division, die bald nach Metz herangezogen wurde und mit der er noch an 
der Schlacht von Noisseville und dem Gefecht von Bellevue theilnehmen 
konnte. 

Weiter fiel ihm dann die selbstaiyiige Aufgabe zu, die Festung Mezferes 
einzuschliessen, dann Pdronne zu belagern. Am 5. Januar 1871 nahm er mit 
der 14. lnfanterie -Division, deren Commando ihm inzwischen tlbertragen 
worden war, die Festung Rocroy. Dann marschirte er mit seiner Division 
nach dem siidlichen Kriegsschauplatz und nahm mit ihr unter dem Ober- 
befehl des Generals v. Manteuffel an den Kampfen gegen Bourbaki ehren- 
vollsten Antheil. 

Nach dem Friedensschlusse wurde er Commandeur der 11. Division und 
trat 1872 in den Ruhestand, in dem es ihm vergonnt war, sich noch fast 
27 Jahre lang eines gllicklichen Lebensabends zu erfreuen. 

v. Frobel. 



Woenig, Franz, Schriftsteller und Dichter, * am 28. Februar 185 1 in 
Breitenhagen a. d. Elbe (Provinz Sachsen), f am 16. Februar 1899 in 
Leipzig. — Er war der Sohn eines Schiffseigenthiimers und sollte nach des 
Vaters Wunsch Seemann werden, wahrend andere Familienglieder ihn dem 
geistlichen oder dem Beamtenstande zufuhren wollten. Alle diese Plane 
warden jedoch in Folge eines jahrelangen Nervensiechthums des Knaben hin- 
fallig, und erst im 15. Lebensjahre war seine Gesundheit so weit gekraftigt, 
dass er an die Wahl eines Lebensberufs denken konnte. Er entschloss sich, 
Lehrer zu werden, besuchte 1868 — 71 das Seminar in Barby bei Magdeburg 
und wurde dann als Lehrer nach Aken a. d. Elbe gesandt. In seinen knapp 



222 Woenig. Heuduck. 

bemessenen Mussestunden beschaftigte er sich eifrig mit Literatur, Musik und 
den Naturwissenschaften. Ostern 1874 ging er nach Leipzig, wo er neben 
seiner Berufsthatigkeit als Lehrer an der Universitat Padagogik und Natur- 
wissenschaften studirte, praktisch in mehreren Laboratorien arbeitete, eifrig 
Vorlesungen liber Kunstgeschichte horte und als fleissiger Schtiler von Prof. 
Dr. Georg Ebers den Grund zu seinem spateren Specialfache, der Aegyptologie, 
legte. Nach dreijahrigem Studium trat er Ostern 1877 als Lehrer in den 
Dienst der Stadt Leipzig, indem er eine Stelle an einer BUrgerschule fiber- 
nahm; daneben unterrichtete er seit 1878 ausschliesslich als Lehrer der Natur- 
wissenschaften an einer hoheren Privatmadchenschule, am Kindergartnerinnen- 
Seminar und am Lyceum flir Damen, bis der Tod seiner Thatigkeit ein Ziel 
setzte. — Als Schriftsteller hat sich W. besonders mit seinem botanisch- 
culturhistorischen Werke »Die Pflanzen im alten Aegypten« (1886 2. Aufl. 
1888) einen Namen gemacht, eine Arbeit, der von alien Aegyptologen und 
Naturforschern uneingeschranktes Lob gespendet wurde. In derselben Richtung 
bewegen sich seine kleineren Arbeiten »Pflanzenformen im Dienst der bildenden 
Kiinste« (2. Aufl. 1881) und »Am Nil. Bilder aus der Culturgeschichte des 
alten Aegyptens« (3 Bdchn. 1892 — 98). In den Jahren 1890 — 95 unternahm 
W. wahrend der Sommermonate im Auftrage des ungarischen Ministeriums 
botanische Studienreisen in die ungarische Tiefebene und legte die Frtichte 
seiner Beobachtungen in folgenden Schriften nieder: »Eine Pusstenfahrt. 
Bilder aus der ungarischen Tiefebene « (1892 2. Aufl. 1894), »Die ungarische 
Steppenflora* (1892), »Hej, die Pussta. Bilder aus der ungarischen Tiefebene* 
(1897) und » Ungarische Volkslieder ftir eine Singstimme mit Pianoforte- 
begleitung« (1893). Auch als Dichter ist W. vielfach hervorgetreten, und 
wenn er auch nicht zu den fuhrenden Geistern gezahlt werden kann, so ent- 
behren seine Gedichte doch nicht der Formschonheit und tiefen Empflndung; 
viele derselben sind darum auch von bekannten Componisten vertont worden. 
An lyrischen Dichtungen liegen vor »Haiderosen« (187 1), »Vom Wegrande* 
(1889); an epischen Dichtungen verofFentlichte er eine Reihe Kriegsdichtungen, 
die den besten Schopfungen des poetischen Schlachtenmalers C. F. Scheren- 
berg an die Seite gestellt werden konnen, »Das Weltgericht bei Sedan* 
(1871), »Aus der Schlacht bei Villiers-Brie« (2. Aufl. 1886), »Der Todesritt 
von Vionville« (2. Aufl. 1889), »Aus grosser Zeiu (Dichtungen zu lebenden 
Bildern fur patriotische Feste, 1890), »Bei Buzancy* (2. Aufl. 1886), »Ein 
«Reiterleben« (1892). Von anderen Publicationen seien hier noch genannt 
»Diclytra. Ein Blumenmarchen flir die Frauenwelt« (1881), »Voglein im 
Walde« (Novelle, 188 1) und einige Weinachtsfestspiele. 

Persbnliche Mittheilungen. — Tetzner, Unsere Dichter in Wort und Bild. 5. Bd. 
Leipzig 1895, S. 11. — C. Ziegler, Dichter im deutschen Schulhause. Bielefeld 1892, 
S.358. 

Franz Brtimmer. 

Heuduck, Wilhelm von, General der Cavallerie z. D., h la suite des 
Dragoner-Regiments Prinz Albrecht v. Preussen (Litthauisches) No. i. f zuletzt 
Commandirender General des XV. Armee-Corps, * 5. April 182 1 zu Breslau, 
f 20 November 1899 zu Baden-Baden. 

H.'s Verdienste lagen hauptsachlich auf cavalleristischem Gebiete. 1838 
kam er als Secondleutnant aus dem Cadetten-Corps zum damaligen 9. Hu- 
saren-Regiment, nahm mit diesem am Feldzuge in Baden theil und wurde 



Heuduck. Hohenhausen. 



223 



im Gefecht von Kuppenheim verwundet, war dann in wechselnden Stellungen 
auch wahrend der Kriege gegen Danemark und Oesterreich thatig und in 
letzterem eine Zeit lang Commandant von Brtinn. 

1867 wurde er Commandeur des 1. Hessischen Husaren- Regiments 
No. 13, das er im Feldzuge von 1870/71 mit grossem Erfolge ftihrte. 

Seine ganze bisherige Laufbahn hatte seine besondere reiterliche Befahi- 
gung erkennen lassen und so linden wir ihn als Generalmajor und General- 
leutnant von 1876 bis 1884 in der wichtigen Stellung als Chef des Militar- 
Reit-Instituts zu Hannover, zugleich aber vielfach verwendet bei der Ausbildung 
grosserer Cavallerie-Massen. 1884 wurde er Commandeur der Cavallerie- 
Division des XV. Armee-Corps und wohnte, ein genauer Kenner der fran- 
zosischen Armee und Sprache, im Herbste den Uebungen des XVII. fran- 
zosischen Armee-Corps bei. Im folgenden Jahre erbat sich Feldmarschall 
Manteuffel, der Statthalter von Elsass-Lothringen, und zugleich commandi- 
render General des XV. Armee-Corps war, den General v. H. als militarischen 
Adlatus; nach Manteuffels Tode wurde er sein Nachfolger in der Ftihrung des 
Corps, bis er Ende 1890 aus dem activen Dienste schied. 

v. Frobel. 



Hohenhausen, Elise Baronin von, Schriftstellerin, * in Eschwege am 
7. Marz 181 2, f in Berlin am 31. Januar 1899. — Sie war die Tochter 
jener bekannten Baronin Elise Philippine Amalie von H., geborenen von Ochs, 
die sich als Dichterin und erste Uebersetzerin der poetischen Werke Walter 
Scotts und Lord Byrons einst in der deutschen Literatur einen wohlgeachteten 
Namen erworben hatte. Ihr Vater, Baron Leopold von H., stand bis 1813 
als Prafect in Diensten des Konigs Jerome von Westfalen, und als er nach 
Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft von seiner Regierung nicht 
sogleich wieder in Dienst verwendet werden konnte, nahm seine Gattin hoch- 
herzig die Sorge ftir die Familic auf sich, indem sie durch ihre Feder mit 
fur die Unterhaltung derselben beitrug. Die Familie lebte nach 18 13 erst 
in Cassel, dann in MUnster, (seit 181 7), wohin der Vater als preussischer 
Regierungsrath versetzt worden war, und seit 1820 in Berlin. Das gesell- 
schaftliche Geistesleben der Hauptstadt stand damals gerade in hochster Bllithe, 
und es gelang der schonen und geistreichen Mutter bald, einen Elitekreis um 
sich zu schaffen, dessen interessanteste Typen sich der jungen Elise, die trotz 
ihres zarten Alters schon liberal! mit hingenommen wurde, unausloschlich ein- 
pragten. Unter den bedeutsamen Personlichkeiten, die im Hohenhausenschen 
Salon verkehrten, seien hier besonders Varnhagen von Ense mit seiner geist- 
reichen Gattin Rahel Levin, Helmina von Chezy, Fouqud, Chamisso, Amalie 
von Hellwig, der junge Heinrich Heine genannt, die sich alle Dienstage in 
dem literarischen Cirkel der Eltern versammelten. Im Jahre 1824 kehrte die 
Familie nach Minden zurttck, und hier bethatigte sich die junge Elise bald 
literarisch als Mitarbeiterin an dem von ihrem Vater herausgegebenen 
»Sonntagsblatt«, filr welches sie Novellen und Skizzen, Uebersetzungen aus 
dem Englischen und Franzosischen schrieb. Mit 19 Jahren vermahlte sie sich 
auf den Wunsch ihrer Eltern mit dem Oberregierungsrath Rtidiger in Minden, 
der bald darauf nach MUnster versetzt ward, und hier verlebte die junge 
Frau insofern die entscheidendste Epoche (1831 — 45), als sie die intimste 
Freundin der Annette von Droste-Hlilshoff wurde, Deutschlands grttsster 



224 Hohehausen. Paar. 

Dichterin. Das Biindniss ist auch erst durch den Tod gelost worden. In 
Minden, wohin der Gatte zuriickversetzt ward, nahm Elise ihre 1848 ver- 
wittwete Mutter zu sich, und beide arbeiteten gemeinschaftlich fiir das 
Cottasche Wochenblatt. Nach mehreren Jahren erfolgte die Uebersiedelung 
der ganzen Familie nach Frankfurt a. 0. f und hier, in einer mehr vornehmen 
und eleganten, als gerade geistig bewegten Gesellschaft lebend, ruhte die 
schriftstellerische Th&tigkeit Elisens fast ganzlich. In Frankfurt verlor sie 
auch ihre Mutter (1857) und ihren vortrefflichen Gatten, mit dem sie fast 
30 Jahre in gliicklicher, wenn auch kinderloser Ehe verbunden war. Sie zog 
nun mit ihrer Pflegetochter, dem einzigen Kinde ihrer friih verstorbenen 
Schwester, nach Berlin, nahm ihren Geburtsnamen wieder an und trat bald 
wieder in das geistige und literarische Leben der Hauptstadt ein. In ihrem 
Salon verkehrten Gutzkow und die Grafin Luise von Stolberg, die Freundin 
Friedrich Wilhelms IV., bis zu ihrem Tode, der ungluckliche Albert Lindner 
war ein haufiger Gast, und Ernst von Wildenbruch las dort zuerst seine 
Dramen vor. In besonders nahe Beziehungen trat sie zu den beiden 
Dichterinnen von Olfers, Mutter und Tochter, und mit dem Prinzen Georg 
von Preussen, dem unter dem Pseudonym Georg Conrad schreibenden dra- 
matischen Dichter, verband sie eine wirkliche, durch Jahre dauernde Freund- 
schaft. Im Jahre 1897 konnte sie in tadelloser Geistesfrische ihren 85. Ge- 
burtstag feiern, an welchem es die distinguirte Gesellschaft Berlins nicht an 
Ehrungen hat fehlen lassen. — Unter den Schriften Elisens nehmen ihre 
»Bertihmte Liebespaare« (1870. Neue Folge 1876. Dritte Folge 1882. Vierte 
Folge 1884) den ersten Rang ein. Ein Gegensttick dazu bilden die »Denk- 
male der FreundschafU (1872), eine Sammlung von Essays, und ihr Buch 
»Aus Goethes Herzensleben. Wahrheitsgetreue Darstellungen* (1884). Daran 
schliessen sich >Der Roman des Lebens. Neue Novellen aus der hoheren 
Gesellschaftswelt« (II, 1876), »Neue Novellen« (1890), »Romantische Bio- 
graphien aus der Geschichte« (1878), »Drei Kaiserinnen. Biographische 
Skizzen (1888) und einige treffliche Uebersetzungen von Longfellow und Young 
im Versmass des Originals. 

Personliche Mittheilungen. — Lina Morgenstern, Die Frauen des 19. Jahrhunderts, 
2. Bd., S. 297. — Richard Wrede und Hans von Reinfels, Das geistige Berlin, 1. Bd., 
S. 198. — Rudolf Eckart, Der deutsche Adel in der Literatur. Berlin 1895, S. 73. — 
Sophie Pataky, Lex ikon deutscher Frauen der Feder, Berlin 1898. 1. Bd., S. 370. 

Franz Briimmer. 



Paar, Mathilde, Schriftstellerin, * in Cassel am 6. April 1849, f in 
Leipzig am 23. Juni 1899. — Sie war die Tochter des kurfurstlich hessischen 
Regierungs-Probators Adolf P. und erhielt im Elternhause mit noch zwei 
Geschwistern eine sorgfaltige Erziehung. Ihr poetisches Talent offenbarte 
sich sehr frtlhe und suchte mit Vorliebe in der dramatischen Form Ausdruck, 
noch ehe sie ein Theater kennen gelernt hatte. Der erste Besuch desselben, 
verbunden mit dem Lesen der Dramen Schillers, tibte denn auch einen be- 
strickenden Einfluss auf das junge Madchen aus. Aber mitten im Sturm und 
Drang der neuen Empfindungen befiel die Dichterin ein Nervenleiden, das 
sie zur Aufgabe ihres Planes, sich der Lehrthatigkeit zu widmen, nothigte, 
und das erst durch einen Aufenthalt in Davos in der Schweiz (1876) gehoben 
ward. Verschiedene Reisen durch Deutschland und die Schweiz, ein mehr- 



Paar. Quaritsch. 225 

jahriger Aufenthalt in Leipzig, der zum Studium an der Universitat benutzt 
und besonders anregend durch den Verkehr im Hirzel'schen Hause wurde, 
endlich der Genuss und das Studium des Kunstlebens in Berlin, wo sie ein 
Jahr lang ihre erkrankte Schwester in der Hausfiihrung vertrat, hatten auf 
ihre poetische Gestaltungskraft den nachhaltigsten Einfluss. Als sie dann 
1879 wieder in das Elternhaus nach Cassel zurtickkehrte, begann sie hier 
Unterricht in der Kunst- und Literaturgeschichte zu ertheilen, und diese 
Lehrthatigkeit, die sie voll befriedigte, setzte sie auch fort, als sie 1886 ihren 
Wohnsitz nach Leipzig verlegte. — Sie ist vorwiegend auf dramatischem Ge- 
biet schriftstellerisch thatig gewesen und hat mit manchem ihrer Stiicke einen 
schonen Blihnenerfolg gehabt. Zu nennen sind die — meist als Manuscript 
gedruckten — Lustspiele: » Die Wahrheiu (1875), »r)er Champagnerpfropfen* 
(1877), »Der Wagen kommU (.1878), »Chambre garnie« (1879), »Ein Roman « 
(1879), *Der Brautkranz* (1879), *^* e wilde Rose« (1888) — die Schau- 
spiele: »Hclene« (1882), »Verirrungen« (1886), »Desirde« (1886), »Isolina 
Janson* (1890), »I)ie Geschwister« (1891). Ausserdem hat sie in den letzten 
Jahren ihres Lebens fur das konigliche Theater in Cassel sammtliche Fest- 
spiele gedichtet. Kurz vor ihrem Tode erschien noch eine Sammlung ihrer 
»Gedichte« (1899). 

Perstfnliche Mittheilungen. — Sophie Pataky, Lexikon dcutscher Frauen der Feder. 
Berlin 1898. 2. Bd., S. 112. 

Franz Brtimmer. 



m 



Quaritsch, Bernhard, ein weltbekannter Buchhandler und Antiquar, 
23. April 181 9 in der kleinen preussischen Stadt Worbis (Prov. Sachsen), 
f 18. December 1899 in London. Der junge Q. kam zu dem Buchhandler 
Koenig in Nordhausen in die Lehre, wo er bittere Lehrjahre durchzumachen 
hatte. Bald erkannte der Principal jedoch, dass er hier einen eigenartigen 
erfindungsreichen Kopf vor sich hatte, der mehr konnte, als BUcherpackete 
machen. Dam als, in den dreissiger Jahren, war das Bttcherauctionswesen 
noch verhaltnissmassig neu und als Q. ftir seinen Lehrherrn seinen ersten 
Auctionskatalog angefertigt hatte, war der Erfolg der Versteigerung glanzend. 
Bei Bernhard Q. war aber Schmalhans Klichenmeister, trotzdem erlahmte er 
nicht in dem Bestreben, sich fortzubilden und namentlich von zwei im Orte 
ansassigen Englandem die englische Sprache zu erlernen, indem er den 
Vikar of Wakefield mit ihnen las. Nach eincr weiteren Stellung in Berlin 
siedelte der junge Buchhandler im Jahre 1842 nach London (iber, wo er 
flir seine Ideen schnell den geeigneten Boden fand, indem er bei dem weit- 
blickenden Antiquar Bohn eintrat, bei dem er eine noch festere Grundlage 
fiir sein bibliographisches Wissen legte. Im Jahre 1847 machte sich Q. 
selbststa.ndig und grlindete eine Antiquariatsbuchhandlung. Nach wenigen 
Jahren hatte er die allgemeinste Aufmerksamkeit der Sammler und Forscher 
auf sich gezogen, als es ihm gelang, bei der Auction der Bibliothek des 
Bischofs von Kashel ein Exemplar der Mazarin-Bibel fiir 1 2 000 Mark zu er- 
stehen, wozu damals besonderer Muth gehorte. Bald gait Q. auf dem 
europaischen Blichermarkte als der beliebteste, aber auch geftirchtetste Kaufer 
und Bieter. Seine wissenschaftliche Autoritat in der Bestimmung von Hand- 
schriften, in der Unterscheidung alter, undatirter Ausgaben von Frtihdrucken 
der Schwarzen Kunst war unbestritten. Es gab ftir ihn allmahlich bei wirk- 
Bio jr. Jahrbuch a. Deutscher Nekrolog. A. Bd. 15 



226 Quaritsch. Rtfseler. 

lichen Seltenheiten keine Preise mehr, die er nicht den Muth gehabt hatte, 
zu bezahlen. Bei der Parkins- Auction im Jahre 1873 erwarb er Btlcher und 
Handschriften fiir 220000 Mark, in der bertthmten Didot-Versteigerung Selten- 
heiten fur 232000 Mark, in der Sunderland-Auction fiir 660000 Mark u. s. w. 
Auch ist er es gewesen, der den hochsten Preis fiir ein Buch bezahlte, der 
je angelegt worden ist, 99000 Mark fiir das von Fust und Schoffer 1459 
gedruckte Psalterium, das erste in Deutschland mit einer Jahreszahl er- 
schienene Werk. Q. gab iiber sein Lager gegen 1000 Einzelcataloge heraus 
sowie den »General Catalogne of old books and manuscripts* (6 Bde., 
1887/88 und 7. Bd. Index, 1892; Preis 12 Guineen, enthaltend 40000 Artikel). 
Q. verfasste selbst » Paleography- Notes upon the history of writing and the 
medieval art of illumination* (London, 1894). 

Vgl. MQhlbrecht, BUcherliebbaberei in ihrer Entwicklg. bis zu Ende des 19. Jahrh. 
2. Aufl. 1898 (auch mit Portrait). 

W. Wolkenhauer. 



RSseler, Friedrich Wilhelm, Schriftsteller und Dichter, * 14. Marz 1848 
zu Neumiinster in Holstein, f 2i.Januar 1899 in Hamburg. Seine erste 
Ausbildung erhielt er in einer Privatschule seiner Vaterstadt und besuchte 
dann, nachdem er den Plan, Maler zu werden, infolge des Widerstandes 
seiner Eltern aufgegeben hatte, von 1863 an das Realgymnasium in Rends- 
burg. 1867 verliess er dasselbe und trat als Lehrling in die Herzbruchsche 
Buchhandlung in Flensburg ein. Hier lernte er kurz vor Beendigung seiner 
Lehrzeit Wilhelm Jensen kennen, der damals der Redaction der »Flenzburger 
Norddeutschen Zeitung« angehorte. Auf Jensens Anregung hin beschloss R. 
sich dem literarischen Berufe zu widmen. Michaelis 1870 ging er nach 
Berlin, wo er sich zunachst mit literarhistorischen, geschichtlichen und philo- 
sophischen Studien beschaftigte, um darauf mehrere Jahre hindurch in der 
Reichshauptstadt eine reiche literarische Thatigkeit zu entfalten, die nur 
durch grossere Reisen in Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien und 
Amerika unterbrochen wurde. 1877 kehrte er in seine Vaterstadt Neumiinster 
zurtick und ridigirte hier bis zum August 1879 den »Holsteinischen Couriers 
Bald siedelte er jedoch wieder nach Berlin iiber, wo er von 1881 — 86 als 
Mitredacteur des ^Berliner Fremdenblattes« wirkte und seitdem als freier 
Schriftsteller lebte. Obwohl R. den grossten Theil seines Lebens ausserhalb 
Schleswig-Holsteins verbrachte, gehorte sein Interesse doch dauernd seiner 
alten Heimat, was auch seine literarischen Arbeiten klar erkennen 
lassen. Beachtenswerth sind in dieser Beziehung besonders die Dichtungen 
»Nordische Eichen« (Berlin 1876), in denen der Verfasser es sich zum Ziel 
setzte, »die ruhm- und sturm voile Vergangenheit seiner meerumschlungenen 
Heimat in ihren Haupt-Momenten, vom Jahre 1145 — 1626, in grosserer Aus- 
ftihrlichkeit und mit moglichst enger Anlehnung an die uns von den Chro- 
nisten tiberkommenen Sagen und Historien in gebundener Rede vorzuflihren«, 
eine Aufgabe, die er nach Form und Inhalt in gleich ansprechender Weise 
gelost hat. Zahreiche literarhistorische und novellistische Beitrage erschienen 
aus seiner Feder in »Westermanns Monatsheften« (1872), in der »Gegenwart« 
(1873 und 1874) und einer ganzen Reihe von Tageszeitungen. Von seinen 
grosseren Arbeiten seien noch folgende erwahnt: Matthias Claudius und sein 
Humor. Berlin 1873; Dornroschen. Ein Liebeslied in zehn Gesangen. Gar- 



Rttsdler. Kolb. CerrL 227 

ding 1882; Graf Wolf Baudissin als Diplomat und Uebersetzer (Schleswig- 
Holsteinische Jahrbticher, Redig. von W. Biernatzky, Bd. 2, 1885, S. 101 u. 
197 ff.); Brockenteufel. Ein Harzlied. Berlin 1887; die Barberina ib. 1890. 

Vgl. Alberti, Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schrift- 
steller von 1866—1882, Bd. 2, 1886, S. 182; BrUmmer, Lexikon der deutschen Dichter 
und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts, 4. Ausg. Bd. 3, S. 346; Itzehoer Nachrichten 
v. 29. Januar 1899. 

Joh. Sass. 



Kolb, Georg, ein junger Afrikareisender und Theilnehmer an der sog. 
Freiland- Expedition nach dem Tana, wurde am 18. September 1899 am 
Rudolf-See in Ostafrika von einem Nashorn getodtet. Nach dem Misslingen 
der Freiland -Expedition war K. in Ostafrika geblieben und versuchte im 
Juli 1894 den Kenia zu besteigen. Anfang des 1895 kam er nach Mombasa 
zuriick, versah sich mit wissenschaftlichen Instrumenten und begab sich zum 
zweiten Male zu dem Berge. Er bestieg ihn von Osten her und kam bis 
innerhalb des Kraterrandes ; die hochste Spitze konnte er jedoch nicht be- 
zwingen. In »Petermanns Mittheilungen* 1896, S. 221 — 231, giebt K. liber 
diese zwei Reisen einen kurzen Bericht nebst Karte. Nach seiner "Rtickkehr 
erwarb sich K. 1897 mit einer Abhandlung »Beitrage zu einer geographischen 
Pathologie Britisch-Ostafrikas« in Giessen die medicinische Doctorwiirde. 
Das Ziel von Kolbs neuer Reise, auf der er den Tod gefunden, waren die 
wildreichen, im (ibrigen aber noch wenig bekannten Gebiete im Osten des 
Rudolf-Sees. 

Vgl. Geographisches Jahrbuch, XXII. Bd. 

W. Wolkenhauer. 



Cerri, Cajetan, Dichter, * am 26. Marz 1826 in Bagnolo bei Brescia 
in I tali en, f in Karlsbad am 27. Mai 1899. — Er war der Sohn des k. k. 
Distriktcommissars in Cremona und kam mit 13 Jahren nach Wien, wo er im 
damaligen Stadt- Convict Aufnahme fand. Die deutsche Sprache war ihm 
damals vollstandig fremd; aber kaum hatte er einen kleinen Einblick in die 
deutsche Literatur gewonnen, so trieb ihn der Ehrgeiz, Goethes »Werthers 
Leiden* in der Originalsprache selbst lesen und dieses Werk mit Foscolos 
stoff- und formverwandtem Buche »Le ultime lettere di Jacopo Ortis« ver- 
gleichen zu kftnnen, zu einem andauernden Studium des deutschen Idioms 
und zu einer Anwendung desselben in eigenen Gedichten an. Das erste der- 
selben erschien im Winter 1845 in Bauerles »Theaterzeitung«. Das Jahr 1847 
brachte C. in verschiedenen Stadten Oberitaliens zu, in Venedig, Padua, 
Mailand und Cremona, und kam hier mit zahlreichen gelehrten M&nnern in 
personliche Beriihrung. Zu Anfang des Jahres 1848 kehrte er nach Wien 
zuriick, wo aber seine juridischen Studien durch die Zeitereignisse eine 
Unterbrechung erfuhren. Nach grosseren Reisen trat er als tiberzahliger 
Praktikant bei der Amtsverwaltung Schotten, spater als Candidat beim 
Ministerium fiir Landescultur und Bergwesen ein und tibernahm zugleich die 
Stelle eines Professors der italienischen Sprache und Literatur am Wiener 
Conservatorium. Um diese Zeit entfaltete C. auch eine umfassende literarische 
und journalistische Thatigkeit. Er redigirte 1850 — 51 und 1855 — 56 die in 

15* 



228 Cerri. Ehlcrt. Wisotzki. 

Graz erscheinende Damenzeitung »Iris« und 1854 das Feuilleton des iCorriere 
italiano«, gab 1848 seine »Politischen Liebeslieder«, 1850 die deutschen Lieder 
eines Italieners »Gliihende Liebe«, wie auch verschiedene Uebersetzungen 
aus dem Italienischen heraus und schrieb 1852 — 56 in der »Leipziger Theater- 
Chronik« auf Laubes Anregung die » Wiener Briefe liber das Burgtheater*. 
Um die Mitte der 50 er Jahre wurde C. Official beim Ministerium des Innern, 
spater Hofsecretar im Ministerium des Aeussem und schliesslich Sectionsrath 
in demselben. Im Jahre 1888 trat er in den Ruhestand und lebte seitdem 
in Ober-Dobling bei Wien seinen literarischen Neigungen. Zunehmende 
Kranklichkeit veranlasste ihn, nach Karlsbad tiberzusiedeln, und hier ist er 
auch gestorben. Aus der zweiten Periode der poetischen Th&tigkeit C.'s 
stammen seine Sammlungen »Inneres Leben« (i860); »Aus einsamer Stube« 
(1864); »Gottlieb. Ein Stillleben« (1871) und »Sturm und Rosenblatt. 
Dramatische Dichtung« (1872), die einen gewaltigen Fortschritt gegen die 
friiheren Dichtungen bekunden. In seinem letzten Werke »Ein Glaubens- 
bekenntniss. Zeitstrophen« (1872) halt er mit rlickhaltsloser OfFenheit im 
dichterischen Zorne und in schwungvollen Versen der entarteten Zeit ein 
trauriges Spiegelbild vor. 

Wurzbach 's Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich ; II, 322. — Ludwig 
Eisenberg, Das geistige Wien; I, 68. 

Franz Brdmmer. 



Ehlert, Dr. Reinhold, ein junger hofFnungsreicher Gelehrter auf dem 
Gebiete der Erdbebenkunde, * am 16. Juni 1871 als einziger Sohn des 
geschatzten Musikschriftstellers Louis Ehlert, f am 2. Januar 1899 bei 
einer Schneeschuhfahrt auf dem Sustenpass. — E. widmete sich seit 
1890 in Strassburg und Berlin und dann wieder in Strassburg geogra- 
phischen, geodatischen und mathematischen Studien und nahm 1894 als 
Schtiler Prof. G. Gerlands die durch den frtlhen Tod von Dr. E. v. Rebeur- 
Paschwitz abgebrochenen seismologischen Beobachtungen mit dem Hori- 
zontalpendel wieder auf, liber die er seine Doctorarbeit (1896) veroffent- 
lichte. In einer folgenden Schrift »Das dreifache Horizontalpendel« legte 
er die Vorztige dieses von ihm verbesserten Apparates dar und hatte den 
schonen Erfolg, dasselbe mit den von ihm geschaffenen Verbesserungen als 
Grundlage flir die geplanten internationalen Erdbebenbeobachtungen an- 
genommen zu sehen. Seine letzte Arbeit: »Zusammenstellung, Erlauterung 
und kritische Beurtheilung der wichtigsten Seismometer mit besonderer Beriick- 
sichtigung ihrer praktischen VerwendbarkeiU wurde von der philosophischen 
Facultat der Strassburger Universitat mit einem Preise gekront. Mit seinem 
Freunde Dr. Gustav Monnichs wurde er ein Opfer des Alpensports; es wird 
angenommen, dass beide junge Gelehrte im oberen Mai en th ale von einer 
Lawine erfasst und verschlittet worden sind. 

Vgl. Petermanns Geogr. Mittheilungen 1899 von G. Gerland. 

W. Wolkenhauer. 



Wisotzki, Otto Emil Samuel, Dr. phil., Professor und Oberlehrer am 
Friedrich Wilhelms-Realgymnasium zu Stettin, * am 27. August 1855 2U Szillen 
bei Tilsit, f am 14. September 1899 in Stettin. W. besuchte das Gymnasium 



WisoUki. Birch -Hirschf eld. 



229 



zu Tilsit und studirte dann seit Ostern 1875 Rechts- und Staatswissenschaften 
in Konigsberg. Doch schon im zweiten Studiensemester trat W. in die 
philosophische Facultat liber und widmete sich nun dem Studium der neueren 
Sprachen, der Geschichte und vorzugsweise der physikalischen Erdkunde und 
deren Geschichte, Disciplinen, zu denen ihn der vorzugliche Unterricht des 
sowohl durch kritische Begabung als formvollendeten Vortrag ausgezeichneten 
Herrn Oberlehrer Dr. Fischer in Tilsit angeregt hatte. Unter seinen Univer- 
sitatslehrern trat W. dem Historiker Maurenbrecher, besonders aber dem 
Geographen Hermann Wagner naher; mit letzterem blieb er dann bis zu 
seinem Tode in wissenschaftlicher Verbindung. Nachdem W, im November 1879 
mit einer Arbeit tiber »Die Vertheilung von Wasser und Land an der Erd- 
oberflache« promovirt, im Anfang des Jahres 1880 sein Examen pro fac. doc. 
bestanden hatte, war er anderthalb Jahre wissenschaftlicher Hilfslehrer am 
Gymnasium in Bartenstein, gentigte dann seiner Militarpflicht in Konigsberg 
und kam dann am 1. October 1883 an das stadtische Real-Gymnasium in 
Stettin. Eben 44 Jahre alt, haben ungltickliche Verhaltnisse den fleissigen 
und tiichtigen Mann in einen freiwilligen Tod getrieben. 

W. war ein sehr anregender und erfolgreicher Lehrer der Geschichte, 
wusste die Jugend ftir sie und durch sie zu begeistern und erfiillte somit das 
Ideal, das Gothe in der Beschaftigung mit der Geschichte fand, als er sagte, 
dass das Beste, was wir von ihr gewinnen, die Begeisterung sei. Aber als 
Gymnasiallehrer glaubte W. noch nicht seinen eigentlichen Beruf gefunden 
zu haben, sein hochstes Ziel war eine Universitatsprofessur, die ihm gewiss 
auch noch geblilht hatte, wenn er nicht so frlihzeitig aus dem Leben ge- 
schieden ware. 

W.'s Schriften gelten, wie bereits seine Dissertation, fasst ausschliesslich 
der Geschichte und Methodik der Erdkunde, deren griindlicher Kenner er 
war. Auf seine Dissertation folgten: »Die Classifikation der Meeresraume« 
(Progr. des Stadt. Real-Gymn. zu Stettin 1883); »Zur Geschichte der geo- 
graphischen Gesellschaften« (Jahresbericht des Vereins ftir Erdkunde zu 
zu Stettin, 1885); »Zur Methodik Carl- Ritters* (Programm der Friedrich 
Wilhelms-Schule zu Stettin, 1885); »Zur horizontalen Dimension bei C. Ritter« 
(Jahresbericht des Vereins ftir Erdkunde* zu Stettin, 1887); »Hauptfluss und 
Nebenfluss. Versuch einer begrifFlichen Nachbildung desselben« (Stettin 1889); 
»Die Strfimungen in den Meeresstrassen. Ein Beitrag zur Geschichte der 
Erdkunde*. (Im »Ausland« 1892; No. 29 — 36.) W.'s letzte und Hauptarbeit 
ist sein verdienstvolles Werk »Zeitstromungen in der Geographie« (Leipzig 1897, 
8° 467 S.), in dem er in neun einzelnen Abhandlungen werthvolle Beitrage 
Hefert ftir die Geschichte der Erdkunde des sechszehnten bis neunzehnten 
Jahrhuhderts in ihrem Zusammenhang mit der sonstigen geistigen und cul- 
turellen Entwickelung dieses Zeitraumes. 

Vgl. Geogr. Jahrbuch, XXII. Bd., 1899. 

W. Wolkenhauer. 



Birch-Hirschfeld, Felix Victor, Geheimer Medicinalrath , ordentlicher 
Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie an der 
Universitat Leipzig, * 2. Mai 1842 in Kluvensieck bei Rendsburg, fig. November 
1899 in Leipzig. Nach Beendigung seiner Studien in Leipzig bestand er 
daselbst 1867 das medicinische Staatsexamen, promo virte zum Dr. med. und 



2 -jo Birch-Hirschfeld. 

war darauf zwei Jahre hindurch unter seinem Lehrer Ernst Leberecht Wagner 
Assistent am pathologischen Institut. 1869 ubernahm er eine Assistenten- 
stelle an den Irrenanstalten in Kolditz und Sonnenstein, wurde aber schon 
1870 als Prosector an das Stadtkrankenhaus in Dresden berufen. Seit 1871 
war er zugleich Lehrer der pathologischen Anatomie bei den Fortbildungs- 
cursen fur Militararzte, seit 1875 Mitglied des s&chsischen Landesmedicinal- 
collegiums und erhielt 1881 neben der Prosectur noch die Leitung der 
Irrenabtheilung des Dresdener Krankenhauses. Am 1. April 1885 erfolgte 
seine Berufung nach Leipzig, wo er der Nachfolger Cohnheims wurde. Seit 
1 89 1 vertrat er die Universitat in der ersten Kammer, 

»B.-H. trat zu einem Zeitpunkt in die wissenschaftliche Arbeit ein, 
als auf dem durch Virchows Riesenarbeit geschaffenen Fundament der natur- 
wissenschaftlichen Pathologie neue Anschauungen und Fortschritte sich auf- 
bauten.« Sich ganz auf dieses Fundament stellend, wurde er einer der eif- 
rigsten und fruchtbarsten Forderer der medicinischen Wissenschaft. Allen 
seinen Arbeiten ist »eine ausserordentliche Objectivitat und Gemessenheit 
des Urtheils bei scharfster Genauigkeit der Beobachtung und Strenge der 
Schlussfolgerung eigen«. Glticklichste Verwerthung des reichen Beobachtungs- 
materials, das ihm stets zu Gebote stand, ungewohnliche Beherrschung der 
gesammten einschlagigen Literatur, Klarheit der Darstellung, Gedanken- 
reichthum und geistige Durchdringung des Stoffes, alle diese Vorziige 
treten in seinen BUchern Uberall zu Tage und sichern ihnen dauernde Be- 
deutung. Sein »Lehrbuch der pathologischen Anatomie«, das bereits in 
5. Auflage (Leipzig 1896/97) erschienen ist und auch im Ausland mit be- 
sonderer Vorliebe benutzt wird, nimmt in der zeitgenossischen Handbuch- 
Literatur dieses Faches unbestritten den ersten Platz ein. Gleicher Werth- 
schatzung erfreut sich der »Grundriss der allgemeinen Pathologie* (Leipzig 1892). 
Dazu kommen zahlreiche andere theils ftlr grossere Sammelwerke, theils fllr 
Zeitschriften verfasste Arbeiten, unter denen diejenigen liber Infections- 
krankheiten, besonders tiber die Tuberculose, sowie Untersuchungen iiber 
Geschwlilste den breitesten Raum einnehmen. Ein eingehendes, 40 Nummern 
umfassendes literarisches Verzeichniss der sammtlichen Schriften B.-H.'s giebt 
Max Seiffert am Schluss seines Nekrologs in der ^Berliner Klinischen Wochen- 
schrifu, Jg. 36, 1899, S. 1 135 — 36. Von seinem Beruf als akademischer 
Lehrer hegte der Verstorbene die hdchste Auffassung und widmete sich ihm 
mit ganzem Ernst und vollster Hingabe. In den Kreisen der Studirenden 
und bei seinen -Assistenten war er beliebt wie kaum ein zweiter, durften sie 
doch in ihm nicht nur den Professor, sondem stets auch den theilnehmenden 
Freund voll herzlichsten Wohlwollens sehen. Das lebhafteste Interesse be- 
kundete und bethatigte er auch ftlr die Hebung des arztlichen Standes, und 
mit der arztlichen Standesorganisation in Sachsen bleibt sein Name rtihmlich 
verknlipft. Er war eine vornehme, allem Schein abgeneigte Natur, eine 
harmonische, in. sich geschlossene Personlichkeit, deren Einwirkung sich 
niemand entziehen konnte, ein Charakter, dem das Vertrauen Aller gehorte. 
Alles Grosse aber, was er im Dienste der leidenden Menschheit geleistet und 
erreicht hat, es erhebt sich gewissermassen in eine noch hfihere Sphare, 
weil er die Kraft dazu viele Jahre hindurch einem schwer leidenden Korper 
abringen musste. Seit 1886 litt er an einem Lungenilbel, das er sich 
infolge einer Infection am Seciertisch zugezogen hatte. Lange Zeit hindurch 
gelang es ihm, mit eiserner Energie die Krankheit immer wieder nieder- 



Birch-Hirscbfeld. Bergner. Conrau. 231 

zuzwingen, bis sie schliesslich doch seinem reichen Leben ein viel zu friihes 
Ziel setzte. 

Vgl. noch: Deutsche Medicinische Wochenschrift, Jg. 25, 1899, S. 8038*.; Leipziger 
Neueste Nachrichten v. 21. u. 24. Nov. 1899. Illustrirte Zeitung, 1899, No, 2944; Biogra- 
phischcs Lexikon der hervorragenden Aerzte, hrsg. von A. Hirsch, Bd. I, 1884, S. 465; 
Leopoldina. Organ der Leopoldino-Karolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. 
Heft 35, No. 12 (Dec. 1899), S. 192. 

Joh. Sass. 



Bergner, Karl Heinrich Rudolf, Schriftsteller, * in Leipzig am 24. Septbr. 
i860, f in Graz am 2. Septbr. 1899. — Er war der Sohn ernes Bankbeamten 
und widmete sich nach Besuch des Gymnasiums fur einige Zeit dem Buch- 
handel, merkte aber bald, dass dieser Beruf seinen Idealen nicht entsprach. 
Schnell entschlossen gab er denselben wieder auf und wandte sich, nach- 
dem er noch erst an der Leipziger und Wiener Universitat Vorlesungen ge- 
hort hatte, literarischer Thatigkeit zu. Bestimmt durch ein reges Interesse ftir 
fremde Volker und Naturschonheiten, unternahm er erst allein, nach seiner 
Verheirathung (1884) mit seiner Gattin grossere Reisen durch Osteuropa, 
besonders durch das Gebiet der Karpathen, und legte dann seine Beobach- 
tungen theils in Reiseschilderungen, theils in novellistischen Arbeiten nieder, 
wie »Eine Fahrt durchs Land der Rastelbinder« (1882) — »In der Marmaros. 
Ungarische Culturbilder« (1885) — »Das Wachterhaus von Suliguli und 
andere Karpathengeschichten* (1885) — »Rumanien. Eine Darstellung des 
Landes und der Leute« (1887) — »Der Herr Executor Brandhuber. Komischer 
Roman* (1891) — »Ein Bojar von ehedem. Novelle* (1889). — »Geheim- 
nisse des Waldgebirges« (1889) — »Die Siebenbttrger Sachsen* (1890) — 
»Constantinopel« (1891). Infolge seiner vielfachen Reisen wechselte er auch 
haufig seinen Wohnsitz (Wien, Josefsthal bei Baden, Hermannstadt, Marienhof 
bei Graz), bis er 1894 dauernd nach Graz Ubersiedelte. Hier bot sich ihm 
ein anderes Feld rastloser Thatigkeit: er wurde ein Kampfer ftir den Schutz 
der Thiere. Er setzte es durch, dass in Oesterreich Gesetze gegen den 
Vogelmord erlassen wurden, und war unablassig bemUht, auch Italien endlich 
zu Vogelschutzgesetzen zu bewegen. Er war President des Oesterreich. 
Bundes der Vogelfreunde, Prasident des Vereins ftir Thierschutz und Thier- 
zucht, Griinder der Zeitschrift »Illustrirter Thierfreund« (1895), die er bis zu 
seinem Tode leitete; er sandte Wanderredner in die Dorfer und Stadte der 
Steiermark und OberOsterreichs und scheute keine Opfer ftir die Forderung 
seiner idealen Bestrebungen. Und doch war B. Verfolgungen hasslichster 
Art ausgesetzt, die den sonst so tapferen Mann, der zu kampfen gewohnt war, 
dem Wahnsinn nahe brachten. In einem Anfall von Geistesgestortheit, den 
die furchtbare Erregung heraufbeschwor, beging er am 18. Juli 1899 e i nen 
Selbstmordversuch, dem er nach mehreren Wochen schwerer Leiden erlag. 

PersCnliche Mittheilungen. — Berliner Tageblatt vom 8. Septbr. 1899. — Ludwig 
Eisenberg, das geistige Wiezi I, 31. 

Franz Brtimmer. 



Conrau, Gustav, ein Kaufmann, der sich um die Erforschung des west- 
lichen Hinterland es von Kamerun verdient gemacht hat, * am 2. October 
1865 im Forsthause Priemern bei Seehausen (Altmark), wurde Mitte December 



232 Conrau. Borries. Plehn. 

1899 im Rio del Rey-Gebiete ermordet. — C. ging im September 1890 als 
Factorist der Hamburger Firma Jantzen & Thormahlen nach Kamerun, be- 
gleitete 1891 Dr. Zintgraff auf seiner Reise nach Baliburg und unternahm 
spater wiederholt selbstandige Reisen. Drei Routenkarten von ihm erschienen 
1894, 1898 und 1899 in den Dankelmannschen »Mitt. aus den deutschen Schutz- 
gebieten«. Ftir den »Globus« (1898, 74. Bd. und 1899, 75. Bd.) schrieb C. 
zwei werthvolle ethnologische Abhandlungen, von denen die eine den Hiitten- 
bau der Volker im nordlichen Kamerungebiete, die andere die Begrabniss- 
gebrauche der am oberen Kalabar wohnenden Banyang schildert. 
Vgl. Deutsche Colonialzeitung, 1900, No. 6, mit Portrait 

W. Wolkenhauer. 



Borries, Johann Karl August von, General der Infanterie z. D., zuletzt 
Commandeur der 4. Division. * 15. November 181 6 zu Eisleben, f 7. Sep- 
tember 1899 zu Homburg v. d. Hohe. 

Der im Alter von 82 Jahren heimgegangene General gehorte noch zu 
den Theilnehmern an den Kampfen in Schleswig-Holstein 1848 und in Baden 
1849. Eingetreten 1833 bein 26. Infanterie-Regiment, hatte er in den langen 
Friedenszeiten Gelegenheit, sich nicht nur durch Besuch der Allgemeinen 
Kriegsschule (Kriegs-Akademie) wissenschaftliche, sondern auch durch langere 
Commandos bei alien anderen Waffen ttichtige praktische Kenntnisse zu er- 
werben. 1847 wurde er Lehrer an einer Divisionsschule, war dann im topo- 
graphischen Bureau des grossen Generalstabes thatig- und wurde nach Beendi- 
gung jenes Feldzuges vorubergehend als Generalstabsofficier zum Prinzen von 
Preussen, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm den Grossen commandirt. 

Trotz ailed em war er 1850, nach i7Jahriger Dienstzeit, noch Second- 
Leutnant! Dann freilich gestaltete sich seine dienstliche Lautbahn wesendich 
giinstiger: 1858 war er schon Major im Generalstabe der 15. Division, 1864 
Abtheilungschef im Grossen Generalstab. Im Jahre 1866 hatte er die sehr 
schwierige Stellung als Chef des Generalstabes des I. Armee- Corps (Bonin), 
des einzigen bekanntlich, das im bohmischen Feldzuge einen Misserfolg zu ver- 
zeichnen hatte. Dass dem Obersten v. B. eine Mitschuld hieran nicht beige- 
messen wurde, bewies seine weitere Verwendung als Commandeur des 3. 
Pommerschen Infanterie-Regiments No. 14, spater der 13. Infanterie-Brigade. 
Letztere, zum 4. Corps gehorende Brigade fiihrte er n&ch Frankreich, hatte aber 
das Ungliick, schon im ersten Gefecht seiner Truppe bei Beaumont am 30. 
August schwer verwundet zu werden, so dass er nicht weiter am Feldzuge 
Theil zu nehmen vermochte. Seit 1874 Commandeur der 4. Division, erbat 
er 1880 wegen vorgeschrittenen Alters den Abschied, konnte dann aber noch 
lange Jahre an dem geistigen Leben der Armee regen Antheil nehmen und 
widmete sich auch in hervortretender Weise humanen Bestrebungen aller Art. 

v. Frobel. 

Plehn, Rudolf, Forstassessor und Colonialbeamter, wurde am 24. November 
1899 in dem Dorfe Bertua im Stiden des Kamerun-Schutzgebietes ermordet. 
P., ein geborener Westpreusse, studirte in Eberswalde und Miinchen Forst- 
wissenschaft und ging 1894 als Leiter der Station Misahohe bei Lome nach 
Togo. Nach 2 l / t jahriger Thatigkeit kehrte er von hier zurtick, promovirte 



Plehn. Boehn. Monnichs. Versmann. 233 

mit ^Beitragen zur Volkerkunde des Togo-Gebiets« (Halle 1898) und ging 
im Herbst 1898 nach Kamerun. Fur die »Mittheilungen aus den deutschen 
Schutzgebieten* schrieb P. mehrere werth voile ethnologische Berichte. 
Vgl. Deutsche Colonialzeitung No. 6, 1900 mit Portrait 

W. Wolkenhauer. 



Boehn, Octavio von, General der Infanterie z. D., k la suite des 
Kaiser Franz Garde -Grenadier -Regiments No. 2, zuletzt commandirender 
General des VI. (Schlesischen) Armee-Corps; * 29. Januar 1824 zu Klein 
Silkow, Kreis Stolp in Pommern, f 30. Juli 1899 zu Berlin. Ein in Krieg 
und Frieden hoch verdienter OfHcier. Eingetreten 1840 in das 9. (Colbergsche) 
Infanterie-Regiment, kam er als Hauptmann 1858 in das Kaiser Franz Garde- 
Grenadier-Regiment No. 2 und fiihrte als Major dessen I. Bataillon im Feld- 
zuge von 1866. In dem Treffen bei Soor und Alt-Rognitz am 28. Juni kam 
bekanntlich die 2. Garde-Infanterie-Division, zu welcher jenes Regiment gehSrte, 
im Ganzen wenig ins Gefecht. Zwei Bataillone des Franz-Regimentes aber, auf 
Rudersdorf rechts abgesetzi, stiessen dort auf die Brigade Grivicic des 10. 
osterreichischen Corps und standen stundenlang allein mit ihr in schwerem, 
verlustvollem, zuletzt aber siegreichem Kampfe. Major v. Boehn erhielt fur 
diesen Tag den Orden pour le mdrite. 1870 war er Commandeur desselben 
Regiments, wurde beim Sturm auf St. Privat am 18. August schwer verwundet 
und tibernahm nach seiner Wiederherstellung noch wahrend der Belagerung 
von Paris das Commando des 1. Garde-Regiments z. F. Nach dem Kriege 
befehligte er die 2. Garde-Infanterie-Brigade, die 58. Infanterie-Brigade, dann 
die 21. Division und wurde schliesslich 1886 an die Spitze des VI. Armee- 
Corps berufen, das er 2 */ v Jahre fiihrte, bis ihn 1 889 zunehmende Kranklich- 
keit zwang, seinen Abschied zu erbitten. Er hat sich namentlich urn die tac- 
tische Ausbildung unserer Infanterie besondere Verdienste erworben. 

v. Frobel. 



Mttnnichs, Dr. Gustav, Assistent am meteorologischen Institut zu Mtinchen 
und Leiter der »Illustr. aeronautischen Mittheilungen*, * am 26. Juni 1869 
zu Cleve, verungliickte am 2. Januar 1899 am Sustenpass mit seinem Freunde 
Dr. R. Ehlert (s. d.). Von Ostern 1888 ab studirte M. in Bonn und Strass- 
burg und sollte die neue meteorologische Station auf der Zugspitze tiber- 
nehmen. 

Vgl. Cdlnische Zeitung 1899, No. 40 (vom 15. Januar), 

W. Wolkenhauer. 



Versmann, Johannes, Georg, Andreas, erster Biirgermeister und Pre- 
sident des Senats der freien und Hansastadt Hamburg, * 7. December 1820 
in Hamburg, f 28. Juli 1899, ein Mann, »dessen Name mit alien Ereignissen, 
die seit Jahrzehnten Hamburg betroffen haben, mit seiner ausseren und inneren 
Entwicklung aus einer stillen, ftir sich dahinlebenden Stadt mittleren Umfangs 
zu der Weltstadt, in der ein ungeheurer Verkehr flutet, untrennbar verknUpft 
ist.t V. besuchte die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg, studirte 
Jura und kehrte, nachdem er am 20. August 1844 in Heidelberg zutn Dr. jur. 



234 



Vcrsmann. 



promovirt hatte, in seine Vaterstadt zurtick, wo er sich als Advokat nieder- 
liess. Bald betheiligte er sich im Verein mit anderen hervorragenden Mannern 
an den Bestrebungen, die auf eine Reform der Hamburgischen Verfassung 
und des veralteten Verwaltungssystems hinzielten. Seine Thatigkeit auf diesem 
Gebiete erlitt jedoch bald eine Unterbrechung durch seine Theilnahme am 
schleswig-holsteinischen Feldzuge, den er als Freiwilliger in den Reihen des 
Studentencorps mitmachte. In dem Gefecht bei Bau gerieth er in danische 
Gefangenschaft. Nach Beendigung des Krieges nach Hamburg zuriickgekehrt, 
nahm er seine politische Thatigkeit mit erneuten Kraften wieder auf und ver- 
tiefte sich als Mitglied des Ausschusses ftlr die Reorganisation der Verwaltung 
mit hingebendstem Eifer in seine Aufgabe. 1852 wurde er zum Vizeprases, 
1858 zum Prases des neubegriindeten Handelsgerichts ernannt. Nachdem er 
auch in diesen Stellungen seine hervorragende Ttichtigkeit glanzend bewahrt 
hatte, wurde er am 16. December 1861 zum Senator gewahlt. Das Blirger- 
meisteramt bekleidete er seit 1887 im Ganzen neunmal. Erst mit seiner 
Wahl zum Senator war V. recht eigentlich an den Platz gelangt, auf dem er 
sein grosses Verwaltungstalent voll entfalten und seine Reformideen zielbewusst 
zur Verwirklichung bringen konnte. Untibersehbar ist die Reihe seiner Arbeiten 
und Leistungen in den verschiedensten Verwaltungszweigen, ebenso die Anzahl 
der Verfassungsanderungen, die er, sicheren Blickes liberall das Bessere er- 
kennend, anbahnte und mit fester Hand durchftihrte. Die achtziger Jahre 
brachten ftir Hamburg jenes hochbedeutsame Ereigniss, das als einer der 
wichtigsten Marksteine seiner Entwicklung erscheint: die Einbeziehung in das 
Zollgebiet. V. gehorte zu den wenigen leitenden Mannern, die von vorn 
herein die Bedeutung dieses Schrittes klar erkannten. Im April 1880 wurde 
er zum Bevollmachtigten Hamburgs im Bundesrath ernannt und seinem Wirken, 
seinem Verdienst ist es in erster Linie zu danken, dass der Zollanschluss 
unter den denkbar gtinstigsten Verhaltnissen vor sich ging und zu einem so 
ungeahnten Aufschwung des Hamburgischen Handels gefUhrt hat. Ein zu- 
sammenfassendes Urtheil liber das, was V. als Bevollmachtigter Hamburgs 
beim Bundesrath geieistet hat, giebt H. von Poschinger in seinem Buche 
»Fiirst Bismarck und der Bundesrath« (Bd. 4., S. 175) mit folgenden Worten: 
»Er hat den ganzen durch die Bildung des Deutschen Reichs veranlassten 
Umbildungsprocess seiner Vaterstadt und zwar stets an leitender Stelle durch- 
gemacht, und das will viel sagen, denn auf kein deutsches Staatswesen hat 
die Entwicklung seit 1866 so revolutionar gewirkt wie auf Hamburg; kein 
Staatswesen hat so viele Rechte und Eigenthllmlichkeiten aufgeben miissen, 
keines aber auch dafttr vom Reiche eine so grosse Morgengabe erhalten wie 
Hamburg. Wenn man von der Hintiberleitung des alten, isolirte Interessen 
verfolgenden Staatswesens Hamburgs in das moderne spricht, das die grossen 
Interessen Deutschlands zu den seinigen gemacht hat, so w r ird man neben 
dem Namen Bismarcks stets denjenigen Versmanns nennen. Und nichts 
ist bezeichnender, als dass dieselben Staatsmanner, die seinerzeit am 
Bundesrathstische die divergirenden Interessen mit der grossten Zahigkeit ver- 
traten, heute die Gelegenheit ergreifen, um sich wie Freunde die Hand zu 
reichen.« 

Als Mensch war V. von schlichter Einfachheit, durchdrungen von der 
Wahrheit und ihr nachlebend, dass man niemals Gutes genug thun konne 
auf Erden. Tiefer Ernst und gewinnende Herzensfreundlichkeit einten sich in 
seinem Wesen in schoner Harmonic Aufs Schmerzlichste betrauert von alien 



Versmann. Goltermann. Muck. 



235 



seinen Mitbtirgern, die ihre Blicke stets mit vertrauensvollster Liebe und Hoch- 
achtung auf ihn richteten, ist er heimgegangen. Die Worte, die er selbst 
1887 in gemeinsamer Sitzung von Senat und Blirgerschaft, seinem vorstorbenen 
Collegen, Btirgermeister Dr. Kirchenpauer, nachrief, sie passen auch voll und 
ganz auf ihn: 

»So lange wahres Verdienst urn das offentliche Wohl in unserer Mitte 
hochgehalten wird und ein Anrecht giebt auf die dankbare Erinnerung der 
Nachwelt, so lange wird sein Name unvergessen bleiben.« 

Vgl. Kieler Zeitung, Abend- Ausgabe vom 3. Januar 1900 (Scales wig -Holsteinischer 
Nckrolog 1899); Hamburgiscber Correspondent, Abend- Ausgabe vom 28. Juli (Bildnissl) 
und 1. August 1899; Illustrirte Zeitung, No. 2927, 1899; Poscbinger a. a. O. S. 171 — 175. 

Joh. Sass. 

Goiter mann, Heinrich, Volksdichter, * in Bremen am 11. Mai 1823, 
f daselbst im Juli 1899. — Er war der Sohn eines Conditors, besuchte die 
Domschule in Bremen und kam nach dem Tode seines Vaters 1839 zu 
einem Conditor in Hamburg in die Lehre. Hier hat er alle Schrecknisse des 
grossen Hamburger Brandes (1842) mit erlebt, da auch sein Principal durch 
das Feuer alles verlor. Nachdem G. noch in verschiedenen Conditoreien 
ausserhalb Bremens th&tig gewesen war, wanderte er nach den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika aus, wo er sieben Jahre blieb. Beim Ausbruch des 
Krieges zwischen den Nord- und SUdstaaten (186 1) kehrte er nach Bremen 
zuruck; da ihm aber die Mittel zur Grundung einer Conditorei fehlten, so 
wurde er Colporteur ftir Bremer Buchhandlungen. Spater versuchte er sich 
als Volksdichter im Bremer Dialect, und da er freundliches Entgegenkommen 
fand, so ist er in der Folge ungemein fruchtbar und erfolgreich gewesen. 
Seine Schriften, welche alle den Nebentitel »Plattdeutsch in Poesie und Prosa* 
tragen, sind » Bremer Heimathbilder« (1883), » Bremer Volks- und Sittenbilder« 
(1885), »Vom Heimathland am Weserstrand« (1886), »Bremens Kaisertage« 
(1887), »Bremens Volk und seine Heimath* (1887), »Vom Volke aus dem 
Bremerlande« (1888), »Aus dem Volke an der Weser« (1889), » Bremer Volks- 
erinnerungen« (1890)' »Bremer Land und Leute« (1892), »Bremer Volks- 
geschichten« (1892), » Aus der Bremer Heimath« (1893), »Bremische Volks- 
klange« (1894), ^>Aus Land und StadU (1895), »Bremer Gemtith und Volks- 
humor« ^1896), »Vom Wege des Lebens in Wahrheit und Dichtung« (1897), 
»Aus Volk und Land vom Weserstrand« (1898). 

Franziscus Habnel. Die Breraiscben Dichter und Scbrifts teller der Gegenwart, 
Bremen 1893, S. 55. 

Franz Brtimmer. 



Muck, Friedrich Ritter von, Kdniglich Bayrischer General der Infanterie 
z. D., General-Adjutant Sr. Majestat des Konigs, & la suite des 1. Feldartillerie- 
Regiments Prinz-Regent Luitpold, zuletzt Inspecteur des Artillerie und des 
Trains, * 30. October 1824, f 22. Juli 1899 zu Mtinchen. 

Aus einer Soldatenfamilie stammend, im Koniglich Bayrischen Cadetten- 
Corps erzogen, trat Friedrich Muck 1842 als Junker in das 1. Feld-Artillerie- 
Regiment ein, nahm im 3. Artillerie-Regiment am Feldzuge in der Patlz Theil 
und fand im Gefecht von Speier Gelegenheit zur Auszeichnung. Den Krieg 
von 1866 machte er al$ Artilleriecommandant der 3. Infanterie-Division, den 



236 Muck. Kaupert. 

von 1870/71 als Generalstabschef der 2. In fan terie-Di vision mit. Ausser dem 
Eisernen Kreuz 2. und 1. Klasse erhielt er fiir sein Verhalten in dem nicht 
siegreichen, aber flir die bayrischen Truppen trotzdem besonders ruhmvollen 
Treffen von Coulmiers den Militair Max Josef-Orden und damit den per- 
sonlichen Adel. Als General wechselte er zeitweise seine Waffe, indem er 
mit dem Commando verschiedener Infanterie-Brigarden betraut wurde. 
1880 erbielt er die Ehrenstellung als Commandant von Mtinchen, 1881 die 
eines Koniglichen General -Adjutanten, 1883 wurde er Inspecteur der Ar- 
tilleric und des Trains, und schied 1889 aus dem activen Dienste. Er war 
ein besonders begabter Offizier, dessen Namen die Koniglich Bayrische 
Armee in hohen Ehren halt. 

v. Frobel. 



Kaupert, Johann August, Geheimer Kriegsrath und ein hervorragender 
Topograph, * am 9. Mai 1822 in Kassel, f am 11. Februar 1899 zu Berlin 
im 77. Lebensjahre. — K. war der dritte Sohn des Goldschmiedes Christ. 
Wilhelm Kaupert in Kassel. Noch nicht voile 19 Jahre alt, trat er im 
April 1 84 1 bei der kurhessischen topographischen Landesvermessung ein. 
Diese erfreute sich damals unter der Leitung des Oberst Wingrebe eines 
wohlbegrtindeten Rufes. Die Leitung der Messtischaufnahmen insbesondere 
lag dem Artilleriehauptmann Pfister, einem ausgezeichneten Landeskundigen, 
ob. Unter diesen vortrefflichen Lehrmeistern entwickelte sich K.'s Talent. 
Fiinfzehn Jahre wahrte die kurhessische Landesvermessung, an der K. sich 
mit grossem Eifer und Erfolg betheiligte. Als der bekannte Kartograph 
Hauptmann Emil von Sydow im Jahre i860 in den preussischen Generalstab 
eintrat, veranlasste dieser, dass dessen Chef Moltke an K. den Antrag ge- 
langen liess, in preussische Dienste ttberzutreten. Auf sein Abschiedsgesuch 
erhielt K. aber statt des Abschieds die Ernennung zum technischen Vorstande 
der allgemeinen Landesvermessung. So blieb er noch in Kassel, bis er dann 
spater, nach der Einverleibung Kurhessens, im Jahre 1869 dauernd als Ver- 
messungsdirigent der topographischen Abtheilung des Generalstabes nach 
Berlin berufen ward. Im Kriege 1870/71 war der Verstorbene »als ein 
stiller Gehilfe Moltkes* in der Kriegskartenabtheilung ausserordentlich thatig. 
Bei der Neuorganisation der preussischen Landesaufnahme im Jahre 1875 
wurde K. der kartographischen Abtheilung des Grossen Generalstabes tiber- 
wiesen und erhielt die Redaction der »Karte des Konigreiches Preussen im 
Massstab i:iooooo«, welche 1880 dann zur »Karte des Deutschen Reiches« 
erweitert wurde. Die vortrefflichen Leistungen der preussischen Topographie 
darf man als ein Hauptverdienst K.'s ansehen. Mit Ernst Curtius bereiste 
K. auch wiederholt zu kartographischen Aufnahmen Griechenland ; der 
klassische »Atlas von Athen« (1878, 12 Blatt), die »Karten von Attika«, 
»01ympia und Umgebung* u. a. waren die Frtichte dieser Reisen. Die 
Universitat Strassburg promovirte K. 1891 zum Ehrendoctor »wegen seiner 
topographischen und kartographischen Leistungen fttr sein Vaterland, sowie 
besonders fllr die kartographischen Grundlagen zur wissenschaftlichen Durch- 
forschung des attischen Bo dens « und das archaologische Institut ernannte ihn 
zu seinem Mitgliede. 

Vgl. Deutsche Rundschau f. Geogr. u. Statistik, 14. Jahrg., 1892, mit Portrait. 

W. Wolkenhauer. 



L 



Kirchhoff. Ltiwenstein. 237 

Kirchhoff, The odor, deutsch-amerikanischer Schriftsteller, * 8. Januar 
1828 in Uetersen (Schleswig), f 1899 in San Franzisco, absolvirte das Gym- 
nasium in LUbeck und besuchte darauf die polytechnische Schule in Hannover; 
bei Ausbruch des schleswig-holsteinischen Kampfes trat er als Freiwilliger in 
die Armee und nahm als Leutnant an alien Hauptgefechten theil. Nach 
Beendigung des Krieges wanderte K. nach den Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika aus, unternahm hier zahlreiche Reisen und lebte an verschiedenen 
Orten, bis er sich 1869 als Mitinhaber eines Juwelengeschafts in San Franzisco 
niederliess. K. war vielfach literarisch thatig; er schrieb ftir eine Reihe 
deutscher Zeitschriften und veroffentlichte an selbststandigen Biichern: »Reise- 
bilder und Skizzen aus Amerika« (2 Bde., 1875/76); »Kalifornische Cultur- 
bilder« (K ass el, 1886) und eine »Reise nach Hawaii« (Altona, 1890). Fur 
das Deutschthum in der neuen Welt hat sich K. ein anzuerkennendes Ver- 
dienst erworben. 

Vgl. Geographisches Jahrbuch, XXII. Band. 

W, Wolkenhauer. 

LOwenstein, Fiirstin Sophie zu, * am ix. Juli 1837 als Prinzessin 
von und zu Liechtenstein, f 25. September 1899 au ^ Schloss Fisch- 
horn im Pinzgau (Salzburg). Sie vermahlte sich am 4. Mai 1863 mit 
Ftirst Carl zu Lowenstein-Wertheim- Rosenberg, dem Haupte der katho- 
lischen Linie dieses alten reichsunmittelbaren — 1803 mediatisirten — 
Ftirstenhauses, in zweiter Ehe und ftihrte mit ihm eine tiberaus gltlckliche 
Ehe, der sieben Kinder entsprossen. W&hrend ihr Gatte, entsprechend den 
Traditionen der Familie und der nahverwandten Geschlechter Liechtenstein, 
Braganza, Parma, Schwarzenberg, Windischgratz u. s. w., im Zusammenhange 
des strengkatholischen Deutschlands nach kirchlicher, socialer und politischer 
Hinsicht eine luhrende Rolle spielte, zeichnete sich Fiirstin Sophie aus als 
ein Muster christlicher Frommigkeit und zwar besonders im Dienste der von 
katholischer Seite ins Leben gerufenen Charitas-Bestrebungen aufopfernd und 
unermtidlich thatig. Mit an der Spitze der verschiedenartigen Wohlthatigkeits- 
und FUrsorgeunternehmungen, die der katholische Charitasverband, schon vor 
seiner Centralorganisation in Freiburg i. Br., begrtindet hatte, und ausserdem 
privat wie auch im Stillen und ungenannt unermesslich Gutes stiftend, stand 
sie dem Gemahl, den die Verwandtschaft auch in die spanisch-carlistische 
Bewegung hineinriss, treulich zur Seite, als er zur »Culturkampf«-Zeit Bischofen 
und niederen Geistlichen eine Zuflucht bot und unter die Arme griff. Von 
der tiblichen Residenz des ftirstlichen Paares, dem schon im Park zu Kleinheubach 
am Mittelmain (Unterfranken) versteckten Schltisschen, aus gingen die zahllosen 
und grossen Wohlthaten, die tiberaus reichen Gaben ftir religiose Zwecke und 
Linderung der Armuth weit ttber die engere und weitere Gemarkung hinaus, 
und der Dank Tausender begleitete ihre segensreiche Wirksamkeit in das 
Grab (fiirstliche Gruft auf dem Engelberge bei Grossheubach). Selbst ein 
Vorbild christlich -katholischer Lebensflihrung, empfand sie lebhafteste Genug- 
thuung, dass ihre alteren Tochter Franciska und. Agnes den Nonnen-Schleier 
nahmen und der Erbprinz Aloys 1899 zu Neisse ins Presidium der deutschen 
Katholiken-Generalversammlung — deren standiger Commissar bis dahin ihr 
Gatte Flirst Carl gewesen — kurz vor ihrem Tode gew&hlt wurde. 

Vgl. Beobachter am Main (Aschaffenburg) 1899, No. 263, 265, 266. 

Ludwig Frankel. 



238 Mayr. Koberstein. Wissmann. 

Mayr, Emil, Kartograph, * am 18. September 1843 zu MQnchen, f am 
3. December 1899 zu Berlin, erst 56 Jahre alt. Der Verstorbene hat an 
einer Reihe bekannter kartographischer Werke mitgearbeitet, z. B. an seines 
Onkels Mayr's Alpenatlas, Spruner-Mankes historischem Atlas, an Guido Coras 
Kosmos, an Andrees Handatlas und Meyers Conversations -Lexicon. Seit 
August 1888 hatte M. als Diligent im Reichsmarineamte zu Berlin die Re- 
daction und technische Leitung der Herstellung sammtlicher deutscher 
Admiralitatskarten in Zeichnung, Druck und Stich zu fiihren. 

Vgl. Globus, 77. Bd M 1899. 

W. Wolkenhauer. 



Koberstein, Karl (Jakob Wilh. Ferd.), Schauspieler und Dramatiker, * am 
15-Februar 1836 in Schulpforta als Sohn des als Literarhistoriker beriihmten 
dortigen Professors August K. (fi87o), f am 15. September 1899 nach langerem 
schweren Leiden zu Wilmersdorf bei Berlin. Er absolvirte 1856 die Gymnasial- 
studien an der alten Landesschule und machte vom 1. October an im Stettiner 
Stadttheater, anfangs zugleich als Soldat, mit Einverstandniss seines Vaters 
die ersten theatraliscben Versuche. Unter des kunstsinnigen Directors Julius 
Hein Leitung schritt er bis zur Uebernahme sammtlicher jugendlichen Helden 
und Liebhaber fort, die er wahrend seiner beiden letzten dortigen Jahre spielte. 
i860, bei Aufldsung von Hein's Btihnenverband, folgte K. Ed. Devrients 
Ruf an das Hoftheater zu Karlsruhe, wo er eine Tochter des bekannten 
Historienmalers und Landschafters K. Fr. Lessing heirathete, die ihn in alien 
spateren schweren Leidenstagen HebeVoll pflegen sollte, und er zum dramatischen 
Schaffen angeregt wurde. Vom 1. Juli 1862 bis zum Uebertritte in den Ruhestand, 
1883, gehOrte er dem Hoftheater zu Dresden an. Seitdem lebte er in dessen 
schonen Vororten ganz literarischer Beschaftigung und, auch zu dieser durch 
schwere kfirperliche Lahmung unfahig geworden, Ubersiedelte er 1892 nach 
Berlin. Hatte K. in dem mit ehrlicher Begeisterung ergriffenen Schauspieler- 
berufe nie voile Befriedigung gefunden, so ward ihm diese — wie der Nekrolog 
in der Berliner »Vossischen Zeitung« bemerkte — in um so hoherem Masse 
in seiner literarischen Thatigkeit. An gedruckten bQhnenkundigen Dramen 
sind die beiden Trauerspiele »Florian Geyer« (1863) unc * »K6nig Erich XIV. « 
(1869), sodann das historische Lustspiel »Was Gott zusammen geftigt, das soil 
der Mensch nicht scheidenU (oder »Um Nancy«, 1872), das liber eine langere 
Reihe Buhnen mit Erfolg ging, zu nennen. Die werthvollsten seiner verstreuten 
geschichtlichen und literarhistorischen Aufsatze sammelte sein »Preussisches 
Bilderbuch« (1887). 

Brilmmer, Lcxikon deutscher Dichter und Pros, des 19. Jahrhunderts * II 311; 
Kttrschner, Deutscher Literaturkalender XXI, II, 71 1: Lebensabriss in der »Vossischen 
Zeitung« (s. o.) s. v. »Literatur, Kunst und Wissenschaft« , auch anderwarts in Tages- 
blattern (Frankfurter Zcitung, Allgemeine Zeitung [1899, No, 263, Abendblatt, Feuilleton.] 
u. a.) Nachrufe. Zur Beurteilung: R. Proiss, Gesch. d. mod. Dram. III2, 350; A. Klaar, 
Das moderne Drama, S. 274; Meyers Dschs. Jhrbch. I 372 u. II 257. 

Ludwig Frankel. 

Wissmann, Eduard, Dichter, Jurist und Parlamentarier, • am 27. Septbr. 
1824 zu Gemunden auf dem Westerwalde, f am 29. August 1899. — Er 
war der Sohn eines evangelischen Pfarrers, genoss bei diesem den ersten 



Wissmann. Schroeder. 239 

Unterricht, kam dann auf das vormalige Padagogium in Hadamar und be- 
suchte zuletzt das Gymnasium in Weilberg. Hier beth&tigte er sich bereits 
als Dichter, indem er unter dem Namen »Erwin Wester« mehrere Gedichte 
und eine Spinnstubengeschichte flir den von Dingelstedt gegriindeten , damals 
von Fr # Oetker redigirten »Casseler Salon « schrieb. An den Universitaten 
Heidelberg und Berlin widmete er sich dem Studium der Rechts- und Staats- 
wissenschaften, wurde 1848 Amtsaccessist in Runkel a. d. Lahn, war in 
gleicher Eigenschaft 1849 — 1 ^5^ an dem nassauischen Amte Wied-Selters 
thatig, kam dann als Accessist an das Hof- und Appellationsgericht in Dillen- 
burg, wo er auch zugleich als Substitut des Staatsprocurators fungirte, und 
wurde 1861 Amtsassessor in Hochst a. Main. Spater wirkte er in gleicher 
Eigenschaft auch in Hadamar, und 1867, nach Einverleibung Nassaus in 
Preussen, erhielt er seine Berufung als Kreisgerichtsrath nach Wiesbaden, wo 
er 1879 b e * der preussischen Justizreorganisation zum Landgerichtsrath be- 
fordert ward. In dieser Stellung verblieb er bis zu seinem Uebertritt in den 
Ruhestand am 1. Juli 1894. Daneben war er zugleich Mitglied des land- 
wirthschaftlichen Spruchcollegiums ftlr den Regierungsbezirk Wiesbaden, 
Director des Gewerbevereins flir Nassau und in den Jahren 1873—79 und 
1882 — 92 Mitglied des Preussischen Abgeordnetenhauses, als welches er zur 
deutsch-freisinnigen Partei gehorte. Seiner Neigung zu literarischer Thatigkeit 
ist er durch sein ganzes Leben gefolgt. Eine Anzahl Novellen, darunter zwei 
Preisnovellen, erschien in Zeitschriften zerstreut, eine Sammlung seiner »Ge- 
dichte« schon 1854, von denen er dann eine neue Ausgabe unter dem Titel 
>Bunte Blatter* (1894) veranstaltete, ferner ein Weihnachtsmarchen »Zur Be- 
scherung* (1875) unc * die lyrisch-dramatische Dichtung »Ingo« (1884), 
Persttnliche Mittheilungen. 

Franz Brtimmer. 

Schroeder, Gustav, General-Major z. D., zuletzt Abtheilungschef im In- 
genieur-Comit<§, * 15. October 1818 zu Glogau, f 6. October 1899 zu Berlin. 

S. hat sich als Schriftsteller wie als Lehrer in der Armee besondere 
Verdienste erworben. Seine militarische Laufbahn hat er durchweg im In- 
genieur- und Pionier-Corps zuriickgelegt, in das er i7J&hrig bei der damaligen 
6. Pionier-Abtheilung eintrat. Seine besonderen Fahigkeiten wurden bald 
crkannt und so finden wir ihn schon 1853 als Lehrer des Wasserbaufaches 
bei der Vereinigten Artillerie und Ingenieurschule. Seine letzte militarische 
Dienststellung, in der er ebenfalls reiche Gelegenheit hatte, seine Wissen- 
schaft zur Geltung zu bringen, erreichte er 1873, trat im folgenden Jahre in 
den Ruhestand, gehorte dann aber noch 23 Jahre lang dem Lehrer-Collegium 
der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule an. 

Am bekanntesten ist S. in seiner Eigenschaft als langj&hriger Redacteur 
des vortrefflichen, leider 1897 eingegangenen »Archiv flir Artillerie- und 
Ingenieur-Officiere« geworden. Er brachte fur diese Thatigkeit nicht nur 
ausgebreitetes Wissen, sondern auch hervorragendes redactionelles Geschick mit 
und verstand es, die Zeitschrift in gewissem Sinne zu einem geistigen Mittel- 
punkt flir diejenigen Kreise zu machen, an die sie sich zunachst wendete. 

Daneben entfaltete er auch eine ziemlich umfangreiche eigene schrift- 
stellerische Thatigkeit. Von gr&sseren Schriften, sammtlich Berlin bei 
E. S. Mit tier & Sohn, Kgl. Hofbuchhandlung, erschienen, seien angeflihrt: 
»Das verschanzte Lager von Plewna und der russisch-rumanische Angrifif des- 



240 



Schroeder. Silberstein. Zimmermann. 



selben vom 19. Juni bis 10. December 1877* 1878. »Der Kampf urn Wien 
1683. Sein Verlauf und seine Bedeutung fur die Geschichte des Festungs- 
krieges« 1883. »Rimpler; eine historisch-kritische Studie« 1884 (Beiheft zum 
M. W.B1.) »Schumann und die Panzer-Fortifikation.« 1890. 

v. Frobel. 

Silberstein, Adolf, philosophischer und publicistischer Schriftsteller, * in 
Pest am 1. Juli 1845, f daselbst am 12. Januar 1899. — Nach Absolvierung 
seiner Gymnasialstudien besuchte er nach einander die Universitaten Berlin, 
wo er unter Weber Sanskrit, unter Steinthal vergleichende Sprachforschung 
und unter Trendelenburg den Aristoteles studierte, dann Heidelberg, wo er 
sich unter Bluntschli, Mittermayer u. a. historischen, nationalGkonomischen, 
staats- und rechtswissenschaftlichen Studien widmete, und Leipzig, wo er sich 
1866 die Wtirde eines Dr. phil. erwarb. Eine ihm angebotene Docentur an 
der Leipziger Universitat lehnte er ab, da es ihn unwiderstehlich zur Presse 
hinzog. Zunachst in Leipzig unter dem Einflusse Gottschalls und Laubes 
thatig, kehrte er 1870 in die Heimat zuriick, wo er sich als politischer Re- 
dacteur, als freisinniger Feuilletonist und schneidiger Kritiker bethatigte. 
Lange Jahre, bis zu seinem Tode, war er der Theater- und Kunstkritiker des 
»Pester Lloyd« und genoss sowohl in Oesterreich-Ungarn als auch in Deutsch- 
land seiner Taiente wegen Ansehen. Von seinen selbstandigen Schriften 
haben die »Philosophischen Briefe an eine Frau« (1873), »Die Dichtkunst 
des Aristoteles* (1876), »Die Bibel derNatur« (4. Aufl. 1880), die »Strategie 
der Liebe« (3. Aufl. 1891) und sein vierbandiges Werk »Im Strome der 
Zeit« (1894) Aufsehen erregt; ein Roman »Ein Pester Don Juan* erschien 1878 
in ungarischer und deutscher Sprache. Ausserdem libersetzte er Manches 
von J6kai, Miktizdth, Bartok und Helene von Beniczky. 

Adolf Hinrichsen, Das literarische Deutschland. 2. Aufl. Berlin 1891, S. 1238. 

Franz Brtimmer. 

Zimmermann, Karl von, Oberstleutnant k la suite des 1. Grossherzog- 
lich Hessischen Dragoner- Regiments (Garde-Dragoner-Regiments) No. 23, 
zugetheilt dem grossen Generalstabe, * 20. Februar 1847, f 26. August 1899 
zu Darmstadt, ein als Lehrer, als Schriftsteller und namentlich auch als Kenner 
und Leiter des Kriegsspiels in der Armee besonders geschatzter Officier. 

Er trat 1863 in das Regiment ein, dem er bis zu seinem Tode angehoren sollte, 
machte die Feldztige von 1866 und 1870/71 in demselben mit Auszeichnung mit 
und wurde bei Gravelotte verwundet. 1877 wurde er Kriegsschullehrer, zuerst in 
Hannover, dann in Metz, 1884 dem Nebenetat des grossen Generalstabes ttber- 
wiesen, war von 1887 ^ s i894Eisenbahn-Linien-Commissar in Karlsruhe und kam 
dann zum grossen Generalstabe zuriick, wo er nun eine reiche Thatigkeit als Lehrer 
an der Kriegs-Akademie, als Mitglied der Ober-Militar-Examinationscommission 
und der Studien-Commission flir die Kriegsschulen entfaltete. 

Er schrieb: »Geschichte des 1. Hessischen Dragoner-Regiments (Garde- 
Dragoner-Regiments) No. 23 «, Darmstadt, Bergstrasser, 1878. »Der Antheil 
der Grossherzoglich Hessischen Armee -Division am Kriege 1866. « 1897. 
(Kriegsgeschichtliche Einzelschriften IV. Band Heft 22/23.) »Winke und Rath- 
schlage fllr die Leitung des Regiments -Kriegsspiels* Berlin 1898. E. S. 
Mittler & Sohn, Konigl. Hofbuchhandlung. 

v. Frobel. 



Reuter. 



241 



Reuter, Paul Julius Freiherr v., der Schopfer des R.'schen Bureaus, 
* 21. Juli 1821 (nach anderen 1816) zu Cassel, f 25. Februar 1899 zu Nizza. 
Dreizehnjahrig, trat er in der Geburtsstadt ins Geschaft eines Onkels, in ein 
Bankgeschaft in Gottingen, 1847 * n e i ne Buchhandlung zu Berlin. Er be- 
schaftigte sich friih mit elektrischen Experimenten und sah rasch die culturelle 
Bedeutung des Telegraphen ein, dessen Kenntniss ihm sein Verkehr mit dem 
grossen Mathematiker Gauss brachte. Das nothige Capital scheint R. durch 
die Heirath mit Ida, Tochter von S. M. Magnus in Berlin, erlangt zu haben 
(1845). Als 1849, da R- e ben in Paris eine lithographirte Nachrichten- 
Correspondenz begriindet hatte, die erste Berliner Drahtleitung bis Aachen 
zu arbeiten begann, richtete er, um die Pariser und Londoner Neuigkeiten 
sofort zu erhalten, eine Brieftaubenpost bis Brtissel von Aachen aus ein, 
in letzterer Stadt selbst aber ein Nachrichtenbureau, um den Zwecken des 
Transitgeschafts, des Bankverkehrs und der Zeitungen unter die Arme zu 
greifen. »Da tiberall Anschltisse geschaffen werden mussten, war die 
damalige Organisation ein verzwicktes Ding. An den Zwischenstationen 
warteten Couriere auf die Depeschen, Extraposten nahmen die Meldungen 
entgegen und brachten sie nach den entferntesten Gegenden. So entstand 
die gewaltige Organisation, deren Zweige heute tiber die ganze Erde sich 
erstrecken.« Mit der Ausdehnung der Telegraphenlinien verlegte R. den 
Sitz seines Telegraphen-Bureaus nach Verviers, dann nach Quitfvrain, nach 
der Anlage des Canal-Cabels von Calais nach Dover, nach London, 185 1, 
dessen centrale Wichtigkeit als Welthandelsplatz flir seine Absichten ihm 
einleuchtete. Nach erfolglosen Anerbietungen an die dortigen Redac- 
tionen — Telegramm-Ueberraschungen hielt man damals meist fiir Schwindel 
und scheute auch den gleichen Wortlaut mit Concurrenzjoumalen — ent- 
schloss sich R., ihnen einen Monat die einlaufenden Depeschen gratis zu 
liefern. Da sich eine Zeitung nach der andern von der Richtigkeit der 
tibermittelten Vorfalle iiberzeugte, traten sie allmahlich fast siimmtlich in ein 
festes Verhaltniss zu ihm, und als seit 1858 die meisten Londoner Morgen- 
blatter seine Nachttelegramme vom Continente ohne Controlle einrtickten, 
war R.'s politischer Einfluss besiegelt. Er dehnte nun seine Verbindungen 
nach alien Richtungen aus, errichtete in aller Herren Lander Filialen, schuf 
eigene Drahtlinien und Courierdienste, schickte auch, so schon 1859 nach 
Oberitalien (Napoleon III. war mit zuerst fiir sein Unternehmen gewonnen), 
auch mit fiir die »Times«, Specialberichterstatter auf Kriegsschauplatze. 
1865 (in demselben Jahre wie Wolffs 1859 gegrundete »Telegraphen-Agentur« 
in Berlin) wurde das Institut in eine Actiengesellschaft, »Reuter's Telegram 
Company (R. T. C.)«, umgewandelt, an deren Spitze jetzt R.'s Sohn Herbert 
steht; sie versorgt in Grossbritannien , Irland und den englischen Colonien 
die gesammte Presse und Privatpersonen mit den Welt-Neuigkeiten, hingegen 
den Continent durch die »A)lgemeine Correspondenz« mit Nachrichten aus 
dem Britischcn Reiche. Wahrend des nordamerikanischen Btirgerkriegs 
unterhielt R. eine eigene Telegraphenlinie zwischen Cork und Crookhaven. 
Die preussische Regierung bestatigte R. nachtraglich die 1865 von der 
hannoverschen ertheilte Genehmigung eines Cabels von England nach der 
Kiiste Hannovers und nahm selbst die Weiterfiihrung dieser Linie bis zur 
russischen Grenze auf sich. Wie Reuters Bureau 1869 das erste unterseeische 
Cabel zwischen Frankreich und Nordamerika legte, so erganzte er in Ost- 
indien und China telegraphische Llicken, fiihrte z. B. auch einen Courierdienst 

Biogr. Jahrbuch u. Dcutschcr Xckrolog. 4. Hd. x6 



242 Reuter. Amberg. 

von Peking nach der Handelscentrale Kiachta, dem Endpunkte des russischen 
Telegraphen in Centralasien, ein. » Reuters Bureau hat auch heute noch 
eine Art von Monopol fllr die Verbreitung von Zeitungsdepeschen, und 
jedenfalls ist der Theil, womit das Unternehmen begann, der Handelstheil, 
noch immer gut. Beschwerden sind namentlich in der deutschen Presse 
haufig wegen der politischen Nachrichten entstanden, die oft an einer auf- 
falligen Einseitigkeit litten.« Diese letztere kennzeichnet sich neuerdings 
meist als englisch - tendenziose Farbung und brachte bis zur Gegenwart 
britisches Interesse streifende Angaben, die mit »Reuter-Meldung« oder 
»Reuter kabelu eingeleitet sind, etwas in Misscredit. Den Griinder des 
langst die ganze Erde netzartig umspannenden grossartigen »Reuter's 
Telegraphen-Bureaus« erhob 1871 Herzog Ernst v. Coburg-Gotha in die erb- 
liche Baronie. Das Riesenunternehmen befasste sich allmahlich auch mit 
Annoncen, Reklamen, Commission, Ausktinften, Agentur, Bank- und Export- 
geschaft, Colonisation, Uebersetzen, Verlagsbuchhandel. 

Die kenntlich gemachten Satze oben aus cinem Londoner Nekrologe (darin Geburts- 
jahr 1816) i. d. »M(inchn. Neuest. Nachr.« No. 101 v. 2. Marz 1899. Interessante Notizen 
bei O. Weise, Schrift- und Buchwesen in alter und neuer Zeit (1899), S. 88. Die Jahres- 
daten aus den Conservationslexicis (ausftlhrlich Meyer 5 XIV 679, knapper Brockhaus ,4 
XIII 804) beim Tode in die meisten Tagesblatter tibergegangen. 

Ludwig Frankel. 

Amberg, Wilhelm, Genremaler, * 25. Februar 1822 zu Berlin, f 8. Sept. 
1899 ebenda, A. war der einzige Sohn eines s. Z. in Berlin hochangesehenen 
Banquiers. Frtihzeitig wurde man auf die Begabung aufmerksam und Hess 
ihn statt eines Gymnasiums eine Gewerbeschule besuchen. Friihzeitig bezog 
er die Berliner Akademie, arbeitete dann im Atelier Herbigs,*um spater zu 
dem damals bekannten Portraitisten Carl Begas zu gehen. Im Nachlass des 
Klinstlers fand sich eine Kreidezeichnung, die einen alten Berliner Herrn 
darstellte; sie ist die Studie zu einer von ihm selbst auf den Stein gebrachten 
Lithographie und seine erste selbstandige Arbeit, die er, erst neunzehnjahrig, 
schuf. Seine coloristische Begabung entwickelte sich, als er 1844 nach Paris 
zu L. Cogniet ging, und von da weiter nach Rom, wo er drei Jahre ver- 
weilte. Von dort sandte er sein erstes grosseres Bild, »Christus am Oelberge«, 
auf die Berliner Kunstausstellung, woselbst es sogleich einigen Beifall fand. 
Ueber Venedig und mit einem langeren Aufenthalt in Mtinchen kehrte er 
nach Berlin zuriick, und stiftete hier ein Altarbild fur die Gertraudenkirche. 
Nach seiner Heirath wendet er sich dem idyllischen Genre zu, Nymphen in 
Ideallandschaften boten ihm Motive fur mehrere grossere Darstellungen. Eines 
davon, um 1850 entstanden, befindet sich im Besitz der Familie August 
Heckmann in Berlin. Personlicher wurden die Arbeiten, als er sich dem Costlim- 
bild zu wandte. Grosser Volksthiimlichkeit erfreute sich seiner Zeit das vom 
Kunstler mehrfach variirte Bild »Trost in Tonen«. Ueberhaupt liebte A. 
ernste, ftir unser heutiges Empfinden sentimentale Vorwiirfe, Frauen- 
gestalten, die von irgend einem geheimen Kummer niedergedriickt waren, 
und hierbei eine schmerzliche Lieblichkeit zur Schau trugen: »Der Wittwe 
Trost«. »Opfer stisser Erinnerungen.« Aber daneben machte sich immer 
wieder — dem Zuge der Zeit folgend — bei ihm eine schelmische, sitssliche 
Grazie geltend, angenehme Genreschopfungen, Rokkokodamchen und ver- 
zierte Kammerzofen. Wir bringen heute diesen Dingen wenig Verstandniss 



Amberg. Schmidt. 243 

entgegen und fordern Anderes wie diese Boudoirbildchen; und so konnten 
•wir — eine jtingere Generation — auf der Amberg-Ausstellung, welche im 
vergangenen Jahre das Klinstlerhaus veranstaltete, uns nur wenig ftir diese 
Darbietungen erwarmen. Mehr Stellung gewannen wir zu seinen spateren 
Arbeiten, Madchengestalten im Buchenwald oder Wiesengrtin, meist in den 
Trachten des Empire, Directoire. Wir sahen erstaunt, dass dieser Ktinstler 
besonders in seinen Studien ein fast modern anmuthendes Gefiihl ftir Land- 
schaft und einen frischen coloristischen Sinn zeigte, und das hiess uns den 
Dingen Geschmack abgewinnen. 

Von A.'s weiterem Lebensgang ist zu berichten, dass er Professor und 
Mitglied der Berliner Akademie wurde, 1873 die Medaille in Wien, 1877 * n 
Berlin, 1878 in Paris erhielt. Auch lithographisch bethatigte er sich und 
Arbeiten von ihm sind in der Zeitschrift »Argo« zu finden. Eines seiner 
besten Gemalde, »Die Wittwe«, ist nach Amerika gegangen, sonst ist noch 
besonders die »Rechtfertigung« der Galerie Raussendorf zu nennen. 

A. hat seiner Zeit und ihren Vorlieben starken Tribut gezahlt; gerade 
das novellistische Genre, welches er pflegte, hat der eigentlichen Kunst- 
entwicklung geschadet, indem es auf Nebendinge, die ausserhalb der 
bildenden Kunst liegen, den Hauptwert legte, und wir uns so in eine Sack- 
gasse verirrten. Aber wenn wir diese Aeusserlichkeiten dem Zeitgeschmacke 
anrechnen, und A. mit dem Massstab messen, den wir an einen heutigen 
Ktinstler legen, so mtissen wir uns an seinem feinen und ftir seine Zeit 
ausserordentlich entwickelten Farbensinn erfreuen. Und dieses starke colo- 
ristische Talent in ihm, das eigentliche Ma ler talent, wird es vermogen, dass 
eine spatere Zeit, die an dem Inhalt der Bilder nur noch klihles, historisches 
Interesse nehmen wird, doch den Ktinstler in ihm hochstellen wird. 

Que 11 en: Eigene Anschauung. Mittbeilungen der Tochter, Frau Professor Jakob. 
Katalog der Nationalgalerie 1885 II. Theil. Nachrufe: »Schlesische Zeitung«, aVossische 
Zeitung.* 

Georg Hermann. 



Schmidt, Hugo Ernst, Maler und Kunstkritiker, * 1863 zu Breslau, 
f 24. Juli 1899 zu Berlin. 

Sch. genoss seine erste Ausbildung in seiner Vaterstadt; studirte dann 
in Mtinchen und Berlin und weilte zuletzt in Italien. Da ihm seine Malerei 
keinen Lebensunterhalt gew&hrte, griff er — zuerst gezwungen — zur Kritik. 
Er war mit unter den Vorkampfern der Moderne und des Naturalismus und 
er schrieb seine ersten Arbeiten unter dem Pseudonym Robert Richter zu- 
sammen mit Helferich ftir die »Freie Btihne«. Seinen Liebermann-Aufsatz 
(ebenda 1890. S. 801.) hat Muther — wenn auch ohne Nennung des Autors — 
fast wortlich tibernommen. Sch. war mit Karl und Gerhard Hauptmann innig 
befreundet, und ich habe beide in seinem Hause gesehen. Er war durchaus 
eine k&mpfende, ringende Natur, die sich durch nichts niederzwingen Hess — 
in der Kunst, wie im Leben. Seine kritische Begabung war ausserordentlich, 
und sein Urtheil wie sein Wissen ein starkes und sicheres. Seine Kritiken 
tiber den jungen Naturalismus, seine Kampfe und Angriffe gegen Ueberlebtes, 
waren die ernstesten Arbeiten, die s. Z. in den Zeitungen erschienen, und 
haben hier manches Gute gestiftet; sie waren es, welche die »Welt am Montag« 
Manchem lesenswerth erscheinen Hess, der sie sonst vielleicht nicht zur Hand 

16* 



244 



Schmidt. Knab. 



genommen hatte. Von seinen Bildern stehen mir besonders zwei vor Augen. 
Ein altes Weib, das mit einem Eimer eine Dorfstrasse entlang schreitet. — 
Eine gewaltige Silhouette gegen den Abendhimmel, eine vollendete plain- 
airistische Schopfung. Und dann nach Jahren »Sommer« — ein Jiingling, der 
am Ufer eines Sees erwacht und vor sich eine herrliche Vision, ein gold- 
haariges stolzes Weib sieht. Eine Arbeit, die den Neuidealismus Ludwig 
v. Hofmanns vorahnte. 

Im Leben ist Sch. nicht aus kleinen Sorgen herausgekommen, aber er 
hat stets den Kopf hochgehalten ; er ist einer von Denen, die nach Gaben 
und Streben ein anderes Dasein verdient hatten. Er hatte uns unter anderen 
Verhaltnissen mehr gegeben, als er uns so bescheert. Vielleicht Grosses, 
Erstklassiges — das Zeug dazu hatte er. 

Quell en: Nekrolog von M. Osborn. >Welt am Montag« 31. Juli 1899. Eigene 
Anschauung und Bekanntschaft. 

Georg Hermann. 



Knab, Franz Joseph, Publicist, * 9. December 1846 in Passau als 
Backerssohn, f 27. Juni 1899 zu Miinchen. Er absolvirte daheim das 
Gymnasium, studirte Theologie, empfing am 10. Juli 1870 die Priesterweihe und 
wurde Cooperatorin Tegernsee, 1871 Kuratan der Kreis-Irrenanstalt inMlinchen. 
1873 — 76 ftthrte er da mit Dr. G. Ratzinger die Redaction des eben gegrtindeten 
social-clerikalen Blattes »Der Volksfreund«. In der Culturkampf-Aera erhielt K. 
vom Schwurgericht Miinchen wegen Majestatsbeleidigung vier Monate Festung 
(Passau) zudictirt und eroffnete nach der Entlassung ein umfangliches poli- 
tisches Wirken, vor Allem publicistischer Art, zur Organisation der »patrio- 
tischen« (bayrisch-katholischen) Partei, war auch langer Expositus in Horgers- 
dorf (O.-Bay.). Spater beschaftigte ihnMinisterprasident Graf Taaffe, der alsStatt- 
halter Tirols ihn als Tourist auf der hohen Salve kennen lernte, in der Leitung 
der osterreichischen officiosen Presse und erwirkte ihm fiir entsprechende Energie 
dabei den Titel eines k. k. Regierungsraths. Fiir seine Verdienste um die 
clerikale Journalistik und analoges Auftreten als katholisch-conservativer Ab- 
geordneter im niederosterreichischen Landtage ernannte ihn der Cardinal- 
Furst-Erzbischof von Wien zum Geistl. Rath, der Papst zum papstlichen Geh. 
Kammerer, wozu die Titulatur Monsignore gehort. Nachdem 4. September 
1890 sein Bruder Franz Paul, als Theilhaber der Firma G. Schuh u. Co. Mit- 
verleger des »Neuen Munchener Tagblatts«, gestorben, widmete sich K. als 
Erbe bis zum Tode diesem vielgelesenen Volksblatte seiner Tendenz mit 
nachdrticklichster Hingabe, so dass dessen Aufschwung gutentheils mit sein 
Werk ist. Als Mann der Feder und Forderer katholisch-politischer Agitation 
furchtlos und schlagfertig bis zur Riicksichtslosigkeit, personlich liebenswtirdig, 
gesellig und verlasslich, hat K. als Vorstandsmitglied des Munchener Jour- 
nalisten- und Schriftstellervereins und der von diesem angeregten »Pensions- 
anstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller« unermlidlich und erfolgreich 
das Banner der Collegialitat, der Gemeinsamkeit im Vorgehen fiir das freie 
Recht, die Standesinteressen und die AltersfUrsorge der ungebundenen Lite- 
raten mit vorangetragen, auch auf den deutschen und internationalen Con- 
gressen; dabei kannte er keine Unterschiede der politischen oder religiosen 
Parteistellung. Er veroffentlichte: »Schulstreit da capo« (1871), »Schwindel- 
banken« (1872), »Hollandische Bischofe und Simultanschule« (1874), »Vor 



Knab. Biernatzky. 245 

der Entscheidung« (1883) und gab ein dreibandiges »Nekrologium der Kirchen- 
provinz Mlinchen-Freising« (1894) heraus. 

Nachrufe in Mtinchener und Wiener Zeitungen, ausfiihrliche im »Neuen Mtlnchner 
Tagblatt« vom 28.— 30. Juni und 3. Juli 1899; vgl. die gegnerischen »MUnchn. Neueste 
Nachr.c No. 294 v. 1899, S. 3, auch Ktirschners »Dtsch. Literaturkalend.* XXI II, 705 
und XXII I, 43 (Todestag danach 28. Juni). 

Ludwig Frankel. 

Biernatzki, Karl Leonhard, ein Geistlicher, der zu den interessantesten 
Gestalten der schleswig-holsteinischen Landeskirche gehort, * 28. December 
1815 in Altona, f daselbst am 23. Januar 1899. B., der Sohn eines Arztes, 
besuchte .zunachst das Altonaer Christian eum und die Gelehrtenschule in 
Hamburg und studirte dann in Erlangen und Kiel. Nach bestandenem 
Kxamen wurde er als Rector in Friedrichstadt angestellt, welches Amt er 
jedoch infolge der Kriegswirren Ende der vierziger Jahre aufgeben musste. 
Nachdem er eine Zeit lang in der Redaction des »Altonaer Merkur« thatig 
gewesen war, ging er 1852 nach Cassel als Secretar des dortigen Central- 
vereins fiir chinesische Mission. 1854 von der Universitat Jena zum Dr. phil. 
honoris causa ernannt, wurde er im April 1855 als Generalsecretar des 
Centralausschusses fiir innere Mission nach Berlin berufen. Seit 1861 war er 
Pastor an der evangelisch-lutherischen Hauptkirche in Altona, feierte 1890 
sein sojahriges Amtsjubilaum und trat 1895 * n den Ruhestand. Als Pastor 
emeritus versah er, da er ein Leben ohne Thatigkeit nicht zu ertragen 
vermochte, das Seelsorgeramt an der grossen Armenanstalt Osdorf bei Altona. 
— Mit grtindlichen Erfahrungen auf alien Gebieten des kirchlichen Lebens 
ausgestattet, hat B. seiner Altonaer Gemeinde liber 30 Jahre hindurch in tiber- 
aus segensreichem Wirken gedient. Seine Bedeutung aber reicht weit liber 
jenen Kreis hinaus. Von unerschutterlichem Glauben an die siegende Kraft 
des Christenthums erftillt und unablassig bestrebt, sein Christenthum in 
Werken der helfenden und fiirsorgenden Liebe zu bethatigen, wurde er der 
Stifter einer ausgedehnten kirchlichen Armenpflege, vor Allem aber der 
Griinder der Altonaer Diakonissenanstalt und damit des schleswig-holsteinischen 
Diakonissenwesens iiberhaupt. Daneben war er ein ungemein fruchtbarer 
Schriftsteller, dem wir eine grosse Reihe vortrefflicher Werke, theils 
geschichtlichen, theils culturhistorischen und ethnographischen Inhalts ver- 
danken. In Schleswig-Holstein wurde er zuerst allgemein bekannt durch das 
von ihm in den Jahren 1844 — x 8si herausgegebene »Volksbuch«, das ausser 
belletristischen Beitragen (der Jahrgang 1850 brachte Theodor Storms berlihmte 
Novelle »Immensee« !) besonders Aufsatze zur Heimatkunde und Landes- 
geschichte enthielt. 

»B. hat die grosse Zeit Schleswig-Holsteins, dessen kirchliche Erneuerung, 
und dann die Zeit der politischen Kampfe des Landes, den Sieg der deutschen 
Sache und endlich auch die neueren Entwicklungen unserer kirchlichen 
Gegenwart miterlebt, und zwar nicht als Unbetheiligter, sondern mit auf- 
geschlossenem Sinne und lebhafter Antheilnahme, hat mitgekampft und mit- 
gelitten in den Stlirmen der Zeit und mitgebaut an dem Neubau, der erstanden 
ist. Er war ein kenntnissreicher, kundiger Mann mit weitem Blick und keines- 
wegs zagen und tragen Muthes, sondern bis zu einem gewissen Grade unter- 
nehmungslustig und wagemuthig; ein regelmassiger Arbeiter, der mit be- 
scheidenem Sinn sich gewohnt hatte, urn vorwarts zu kommen, das Nachste 



1 46 Biernatzky. Ratzinger. 

zu thun, nicht leicht etwas versaumend, sehr uneigennutzig, ausgeriistet mit 
dem idealen Sinn der alten Zeit und doch auch mit dem Thatentrieb unserer 
Tage, und zwar mit dem der Liebe, der das Geringste nicht zu gering ist 
und das Verachtete nicht verachtet, wenn es Hilfe bedarf. Redlich und ohne 
Falsch war er, anspruchslos und niemals um sich selbst besorgt, dagegen 
immer beflissen, sich den Anspriichen, welche das Amt," das Leben an ihn 
machte, zuzuwenden, daher vielseitig, bei seinem Thun nicht etwa von vor- 
gefassten Meinungen bestinnmt, und doch auch nicht ohne Ziel und zahes 
Hinstreben und Verfolgen des einmal aufgenommenen Plans. Stets blieb er, 
mochte kommen, was wollte, seinem Gott, sich selbst, seinem innersten Wesen 
und seinen im Leben erprobten Ueberzeugungen treu.« 

Vgl. Alberti, Schriftsteller-Lexikon, 1829—1866, Abth. i, S. 56-58: 1866—1882, 
Bd. 1, S. 49—50; Altonaer Nachrichten, Abend-Ausg. v. 24. und 26. Januar 1899; Schlesw.- 
Holst.-Lauenb. Kirchen- und Scbulblatt, 1899, No. 12. 

Joh. Sass. 



Ratzinger, J, Georg, bayrischer clerical-socialer Politiker und Publicist, 
* 3. April 1844 zu Rickering in Niederbayern, f 3. December 1899 zu 
Mlinchen. Sohn einfacher Bauersleute, besuchte er in Passau das Gymnasium 
und studirte 1863 — 67 katholische Theologie an der Universitat Mtinchen, 
wo er 1868 zum Dr. theol. promovirte und zwar auf Grund der Losung der 
Preisfrage »Geschichte der kirchlichen Armenpflege«. Darauf fungirte R. 
kurze Zeit als Httlfsarbeiter Dollinger's, ohne sich aber, unmittelbar vor dessen 
folgenschwerer Stellungnahme gegen die Beschltisse des tagenden Vaticanischen 
Concils, mit den Reformideen irgend zu befreunden. Vielmehr trat R., den 
kiinftig dogmatische, iiberhaupt kirchlich-religiSse Streitfragen blutwenig be- 
schaftigen soil ten, 1869 als Cooperator in Berchtesgaden in die praktische Seel- 
sorge ein. Seitdem wechselte er wiederholt mit priesterlicher und publicistischer 
Thatigkeit. 1870/71 fiihrte er in Wlirzburg die Redaction des »Frankischen 
Volksblatts«, dann, nachdem er 1872 — 74 Caplan in Landshut gewesen 
war, die des von ihm gegrtindeten ausgesprochen ultramontanen »Volksfreunds« 
in Mtinchen, der aber bald einging, in Gemeinschaft mit einem wenig jungern 
engern Landsmann, dem kurz vor ihm verstorbenen F. J. Knab (s. S. 244). Der 
politischen Agitation hatte R. anfangs der 70 er Jahre der Graf Ludwig von Arco- 
Zinneberg, eine Saule des katholisch-conservativen Hochadels, gewonnen, der 
ihm auch eine lebenslangliche Rente auswarf. 1875 wurde R. fiir den Wahl- 
kreis Tolz in den bayrischen Landtag, 1877 in den Reichstag fiir Rosenheim 
gewahlt und gehorte in beiden loyal zur clericalen Fraction, verzichtete aber, 
infolge eines persdnlichen Vorkommnisses in T6lz, 1878 auf beide Mandate. 
Ftirder hat R., abgesehen von der einjahrigen Amtirung als Hofcaplan des 
Herzogs Karl Theodor in Bayern zu Tegernsee (1883 — 84) und der drei- 
jahrigen als Pfarrer in Giinzelhofen bei Naunhofen, die er »frei resignirt« 1888 
aufgab, sich ausschliesslich, und zwar anfanglich vorubergehend in Wien, 
dann meist in Mtinchen, periodisch auch in Walchstatt am Worthsee, 
publicistischer und volkswirthschaftlich-wissenschaftlicher Schriftstellerei ge- 
widmet. Urspriinglich waschechter Anhanger und Vork&mpfer der katholischen 
»Patrioten«-Partei, hatte er infolge jener Studien und des Steigens seiner 
particularistischen Neigung, von der Centrumspartei bei der Wahl fallen 
gelassen, sich direct von ihr losgesagt und im grossen Ganzen, wenn auch 



Ratzinger. 347 

nicht officiell, die Principien des 1893 in die Wahlbewegung eingreifenden 
»Bayrischen Bauernbundes«, speciell in der Schattirung seiner Heimat Nieder- 
bayern, auf seine Fahnen geschrieben. So zog er fUr den Kreis Regen 1893 
und, widerspruchslos, 1899 wieder in den Landtag, wo er wohlbeachtet 
in massgeblichen Ausschttssen sass und die Seele der neuen agrarischen 
»Freien Vereinigung« ward, 1898 auch fUr den Wahlkreis, wo er geboren, 
Deggendorf, in den Reichstag. Den Radicalismus der landsmannischen Bauern- 
btindler zu zligeln vermochte er nicht, und so naherte er sich spater 
wieder innerlich dem Centrum, wie dessen Vertreter nach R/s Tode aus- 
sagten, auch ausserlich. Obwohl er so politisch wandelbar auftrat, von ultra- 
reactionaren zu durchaus socialistischen Vorschlagen ilbersprang, kannten ihn 
Alle als personlich liebenswlirdigen und entgegenkommenden Mann. Acht 
Jahre litt er an einem schweren Magentibel. Das Versagen der Emahrung 
brachte ihn im Herbste 1898 an den Rand des Grabes; wiederholte Magen- 
operation stellte ihn nur scheinbar wieder her. 

R. besass ausgedehnte Belesenheit, vielseitiges Wissen und Weltbildung. 
Auf socialpolitischem und volkswirthschaftlichem Gebiete hat er griindliche 
Studien getrieben, deren Ergebnisse er freilich nicht vollig zu systematisiren 
und in ihrem Facit in der Praxis zu verwerten verstand. Als Publicist wirkte 
R. 26. Jahre (1871—97, wo es einen leichtverstandlichen Bruch gab) als 
Munchener bez. bayrischer Berichterstatter der clerical-grossdeutschen »Deut- 
schen Reichszeitung« (Bonn), seit 1869 als standiger Mitarbeiter der Gorres'schen 
»Historisch-politischen Blatter*, in den letzten Jahren eifrig an Dr. Sigl's 
»Bayrischem Vaterland*; daneben aber auch in flihrenden Centrumsblattern, wie 
»Germania« (Berlin), der »Donauzeitung« (Passau) und sogar, schliesslich bei 
seinem RUckweg zur bayrischen Centrums-Richtung bei deren Hauptorgan, 
der »Augsburger Postzeitung« . Seine selbstandig erschienenen Schriften 
sind: die genannte Preisarbeit »Geschichte der kirchlichen Armenpflege« 
(1868; 2. Aufl. 1884), sein Lehrgebaude und Hauptwerk »Die Volkswirth- 
schaft in ihren sitthchen Grundlagen« (1881; 2. umgearbeitete und ver- 
besserte Aufl. 1895), »Die Erhaltung des Bauernstandes« (1883), »Die Bier- 
brauerei in Bayern« (1885), polemisch ist die Flugschrift »Das Concil und 
die deutsche Wissenschafu (187 1) gehalten; der politischen und Wahlagitation 
dient der Mahnruf »Bauern, einigt euch!« (1897); eine Sammlung seiner 
historischen und geschichtlich-fikonomischen Untersuchungen bietet der, grossen- 
theils auf den Passauer Cleriker und Geschichtsschreiber Albertus Bohemus 
beziigliche Band »Forschungen zur bayerischen Geschichte« (1898). 

Benutzt die Nekrologe und biographischen Artikel der grossen bayrischen Zeitungen 
(»MUnchn. Neuest. Nachr.c No. 563 v. 6. December 1899; »Allg. Ztg.« No. 336 v. 4. December 
S. 6 und No. 344 v. 12. December S. 1; ^Augsburg. Abendztg.c No. 335 v. 4. December 
S. 1 [wichtig] und No. 336, S. 4; » Augsburg. Postztg.« No. 278 v. 6. December S. 2 und 
No. 279 v. 7. December S. 8, u. s. w.), Meyer's Conversationslex. 5 XIX S. 818; Aratliches 
Reichstagshandbch. v. 1899, s. v.; Kdrschner's >Der neue Reichstag i898( — 1903)* S. 249, 
mit Portrait; Kttrschner's Dtschr. Literaturkaldr. XXI, II Sp. 1086 (die letzten drei Fundorte 
bieten authentische Daten). R/s letzter rein wissenschaftlicher Publication gilt ein Aufsatz 
von Kt, »M(inchn. Neuest. Nacbr.« No. 28 v. 19. Januar 1898, S. 2, wo diese quellentreuen 
objectiven Abhandlungen fast dieselbe »warmc . . begeisterte Aufnahme* wie in — tt— f s 
Referat, »Literar. CentralbL« 1898 No. 33 Sp. 1226, erfahren. Antiquariatskatalog No. 30 
von H. Lttneburg (E. Reinhardt) Mttnchen (1900) en t halt S. 1—30 aus der Bibliothek 
Ratzinger 774 Bde. 

Ludwig Frankel. 



248 Wrangel. 

Wrangel, Karl Friedrich Wilhelm Freiherr von, preussischer General 
der Infanterie, * 29. September 1812 zu Konigsberg in Preussen, f 28. November 
1899 auf seinem Gute Sproitz in der Oberlausitz. Am 13. August 1830 
begann er seine militarische Lauf bahn bei dem ersten Garderegiment zu Fuss, 
war von 1844 — 1848 Generalstabsofficier und trat als solcher in die schleswig- 
holsteinische Armee. Zunachst als Hauptmann in den Generalstab des Prinzen 
von Noer commandirt, wurde er spater zum Stabe des Obersten von Zastrow 
berufen, bei dem er bis zur Beendigung des Feldzuges blieb. Die ersten 
Lorbeern erwarb er sich in der Schlacht bei Kolding am 23. April 1849. 
Das ktihne Wagestiick, das ihm jenen bekannten Beinamen »der Trommler 
von Kolding« eintrug, schildert Baudissin in seiner »Geschichte des Schleswig- 
Holsteinischen Kriegs« (Hannover 1862) folgendermassen : »Die Danen waren 
mit starken Infanterie-Colonnen in die Stadt gedrungen, aber von dem neunten 
und zehnten Bataillon kraftig aufgehalten und verhindert worden, die Rlick- 
zugslinie der Jager, welche noch nordlich von Kolding standen, zu besetzen. 
Da plotzlich eroffnen die Danen im Riicken der Deutschen ein heftiges Feuer 
und ein panischer Schrecken ergreift die beiden Bataillone, die bisher mit 
bewundernswerther Ruhe den Angriff von flinf danischen Bataillonen zurlick- 
gewiesen haben. In wilder Auflosung fliehen die Krieger nach der Briicke, 
die Furcht des einen reisst den andern mit fort, die Danen stiirmen jubelnd 
hinterher, — die Jager nordlich von Kolding waren verloren, die ganze 
Schlacht bei Kolding war unhaltbar — da springt der Adjutant, Hauptmann 
von Wrangel, vom Pferde, entreisst einem Tambour die Trommel und stiirzt 
sich, Sturm schlagend, dem Feinde entgegen! Die Deutschen stutzen, kehren 
um, fallen das Gewehr und werfen sich mit solch unwiderstehlicher Entschlossen- 
heit auf die Danen, dass diese jetzt ebenso eilig entfliehen, wie sie vor wenig 
Minuten verfolgt hatten.« 1850 trat W. in die preussische Armee zurlick. 
Den Feldzug von 1866 machte er als Commandeur der 26. Infanterie- 
Brigade (7. Armee-Corps) mit, wiihrend er im Kriege gegen Frankreich 
1870/71 die 18. (schleswig-holsteinische) Division (9. Armee-Corps) befehligte 
und bei Gravelotte, Metz und Orleans zu glanzenden Siegen fuhrte. » Orleans 
ist mein, die Ehre des Tages gebuhrt der 18. Division «, so lautete das 
Telegramm, das Prinz Friedrich Karl am Abend der Schlacht an den Konig 
sandte. Des Konigs Dank an Wrangel war die Verleihung des Eichenlaubs 
zum Orden pour le mt*rite. Den Orden selbst besass er bereits seit 1866. 
Im Jahre 1872 wurde er Gouverneur von Posen, erhielt am Sedan tage 1873 
den Charakter als General der Infanterie und 1876 den erbetenen Abschied. 
Seitdem lebte er auf seinem Gute Sproitz in der Oberlausitz. Mit den alten 
schleswig-holsteinischen Kameraden blieb er bis an sein Lebensende in inniger 
Freundschaft verbunden. Noch in den neunziger Jahren fiihrten ihn wieder- 
holte Reisen in ihre Mitte. Der Erhebungsfeier am 24. Marz 1898, zu der er als 
Ehrengast geladen war, musste er aus Gesundheitsriicksichten fern bleiben. 
Schriftlich aber bekundete er aufsNeue seine warme Theilnahme fur die schleswig- 
holsteinischen Lande. Sein an den Ausschuss gerichteter Brief schloss mit den 
Worten: »Gott schutze auch ferner mein liebes teures Schleswig-Holstein.« 

Vgl. Kieler Zeitung, Abcnd-Ausg. v. 29. November 1899: Itzehoer Nachrichten v. 
2. December 1899; F. MGller, Biogr. Notizen liber die Officiere der ehemaligen Schlesw.- 
Holst. Armee nebst Nachtragen, Kiel und Altona 1885—88, S. 163; F. R. v. Rothenburg 
Die Schlacht bei Kolding, Berlin 1849, s - J 3' 

Joh. Sass. 



Raders. 



249 



Raders, Ludwig, Kunstler, * 19. Februar 1868 zu Frankfurt a. M., 
f i. Mai 1899 in der Lungenheilanstalt zu Schomberg im Wdrttembergischen 
Schwarzwald. Er besuchte die Frankfurter Kunstgewerbeschule und kam 1886 
nach Mttnchen zu Professor Wilh. v. Diez als Schliler. f rtihzeitig war der junge 
strebsame Kunstjiinger pramiirt, als h6chst beach tenswerthes Talent anerkannt 
und gelobt; »aber als das eigene ernste SchafTen gebieterisch den Einsatz aller 
Krafte verlangte, da hatten Entbehrungen und Krankheit ihr unheilvolles 
Zerstorungswerk schon begonnen und die arbeitsfreudige Hand des jungen 
Kilnstlers gelahmt*. Gluck und Sonnenschein sind nie einmal rich tig tiber 
R.'s Schwelle getreten. Oft haben ihm monatelang die karglichen Ertragnisse 
von Bilder-Copien das Dasein fristen mlissen, wie sie die Kunsthandler fabrik- 
massig bestellen. Und dennoch fand er dabei noch Musse und Kraft, vieles 
fiber den Durchschnitt hinaus zu schaffen, wie Freunde berichten, ,Bilder 
von seltener Farbentiefe und Harmonie, einfach gemalt und poetisch em- 
pfunden* aber niemand kennt ihr heutiges Schicksal. »Basti en-Lepage, Bocklin, 
Mardes, das war sein Lieblings-Dreigestirn, und von diesen drei Meistern hatte 
er die tiefinnerliche Heimathliebe, die Vornehmheit der Farben und einealles 
Siissliche verachtende Herbheit der Form. Wo seine Arbeit anempfunden 
scheinen wollte, da entdeckte das Auge des Wissenden bald die Seele und 
das Temperament des jungen Kilnstlers, die den Ausschnitt der Natur indivi- 
dualisirten und das Gesehene und Herausgegriffene zu seinem Eigenthum 
stempelten«. In den letzten Jahren bis etwa 1896 warf sich R. mit Eifer 
und Geschick auf die Graphik und hat seine erfindungsreiche Fertigkeit 
darin auch dann rege bethatigt, als das schleichende Leiden ihm Saft und 
Stimmung aussog. Radirungen wie das bekannt gewordene Blatt »Musica« 
und viele selbstiLndig hingeworfene Zeichnungen in der Hirth'schen Mttnchener 
Wochenschrift »Jugend« belegen das. Am breitesten kam seiner Hande 
Werk, wenn auch nicht sein Name unter die Leute durch den bunten Narren 
mit den jugendfrischen hellen Augen, der seit etlichen Wintern von alien 
Litfasssaulen und Plakattafeln der lebensfrohen Bayern-Hauptstadt zu den 
Lustbarkeiten der Carnevalsgesellschaft einladet. Dieser ganze Anschlag »ist 
mit wuchtiger Faust hingeschrieben in einer grossen starken . Einfachheit 
der Farben und der Linien und gerade darin das Muster eines Flakates« 
Um 1895 war es mit der ausserlich elenden, innerlich doch so mannigfach 
reichen Milnchener Zeit vorbei: »unabgemeldet« sagt trocken der Polizei- 
Ausweis, verliess er die Statte des Schaffens und Darbens und suchte in 
Kochel am See, im abseitigen Geigenmacher-Flecken zwischen den Karwendel- 
riesen Mittenwald Zuflucht vor der unerbittlich wachsenden Phthisis; Februar 
und Marz 1897 hielt er sich in Bodenheim am Rhein bei der Grossmutter 
auf, darauf in Soden, den Sommer tiber in Frankfurt a. M. bei den Eltern 
und den »Barmherzigen Brtidern«, Oktober 1897 bis Frlihjahr 1898 in Davos, 
dann nochmals in Kochel, endlich zu Schomberg; hier droben im Schwarz- 
walde ging er im Lenze dahin. »Er war ein furchtbar armer Mensch; mit 
einer energischen Unterstlitzung zur rechten Zeit hatte man ihn zum be- 
deutenden Ktinstler gemacht. Sich selbst heraufzuarbeiten, hatte er weder 
Gesundheit in den letzten Jahren, noch Energie, was ich Uberhaupt dem 
ewigen Hunger zuschreibe«c, so schrieb ein Freund und College nach dem 
Tode, und ein anderer, der selber hart mit der Mis6re des Alltags ringt, 
flihlte ihm nach: »Er ist nun aller Sorgen dieses elenden Daseins enthobenc. 
Thatsache ist aber, dass seine Angehorigen ihn, den durchaus unpraktischen 



2 co Raders. Knuth. 

und vertrauensseligen Jiingling, lange mit grossen Miihen und Kosten Uber 
Wasser zu halten versuchten. 

Das Meiste oben nach Franz Langheinrich's Nachruf im Feuilleton der »Mfincrin. 
Neuest. Nachr.« No. 229 vom 18. Mai 1899 (da rati s die SMtze mit Anftthrungszeichen). 
Geburtsangabe u. Wegzug von MUnchen nach Mittheilung der dortigen Polizei. Einige 
sachliche Angaben direkt von der Familie (C. W. Raders & Co.) in Frankfurt. 

Ludwig Frankel. 

Knuth, Paul Erich Otto Wilhelm, namhafter Botaniker, * 20. November 
1854 in Greifswald, f 30. October 1899 in Kiel. Er besuchte das Gymnasium 
und Realgymnasium seiner Vaterstadt, studirte daselbst von 1873 — 76 Natur- 
wissenschaften und bestand, nachdem er 1876 zum Dr. phil. promovirt hatte, 
ein Jahr spater das wissenschaftliche Staatsexamen mit einem Zeugniss ersten 
Grades. 1877 wurde er ordentlicher Lehrer an der Realschule in Iserlohn 
und 1 88 1 in gleicher Eigenschaft an die Oberrealschule in Kiel berufen. 
Seine Ernennung zum Professor an derselben Anstalt erfolgte 1895. Wahrend 
seiner Wirksamkeit in Kiel widmete K. mit unermUdlichem Eifer alle seine 
Mussestunden der botanischen Wissenschaft, um die er sich bedeutende Ver- 
dienste erworben hat. Wahrend er in seinen ersten Arbeiten die Flora 
Schleswig-Holsteins nach der analytischen Seite hin behandelte, wandte er 
sich spater speciell der Bluthenbiologie zu, die er durch zahlreiche selb- 
standige Forschungen in hervorragender Weise gefordert hat. Sein Haupt- 
werk auf diesem Gebiete und gewissermassen der Schlussstein in der ganzen 
Reihe seiner bltithenbiologischen Studien ist das »Handbuch der Bluthen- 
biologie unter Zugrundelegung von Hermann Mtillers Werk: Die Befruchtung 
der Blumen durch Insekten* (Bd. 1, Leipzig 1898; Bd. 2. Th. 1 — 2, 
ib. 1898 — 99). Das leider unvollendet gebliebene Werk — ein dritter Band 
sollte die wissenschaftlichen Ergebnisse einer einjahrigen Forschungsreise in 
den Tropen enthalten — fasst in klarer und iibersichtlicher Darstellung Alies 
zusammen, was in den 25 Jahren nach dem Erscheinen des Mtillerschen 
Buches auf dem Gebiete der Bluthenbiologie Neues erkannt worden ist. 
(Vgl. die eingehende Recension in der ^Botanischen Zeitung«, Jg. 56, 1898, 
Abth. 2, Sp. 2828".) Von den Ubrigen Arbeiten K.'s, den seit dem Sommer 1898 
die Kaiserliche Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie der Naturlorscher 
in Halle zu ihren Mitgliedern zahlte, ftihren wir die folgenden an: Flora der 
Provinz Schleswig-Holstein, des FUrstenthums LUbeck, sowie des Gebietes der 
Freien Stadte Hamburg und LUbeck. Leipzig 1887; Schulflora der Provinz 
Schleswig-Holstein, des FUrstenthums LUbeck, sowie des Gebietes der Freien 
Stadte Hamburg und LUbeck. Leipzig 1 888 ; GrundzUge einer Entwickelungs- 
geschichte der Pflanzenwelt in Schleswig-Holstein (Separat-Abdruck aus den 
»Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins fUr Schleswig-Holstein «, Bd. 8, 
Hft. 1, Kiel 1889); Botanische Wanderungen auf der Insel Sylt. Tondern 
und Westerland 1890; Geschichte der Botanik in Schleswig-Holstein. Th. 1 — 2. 
Kiel und Leipzig 1890 — 92; Grundriss der Bluthenbiologie. Kiel 1894; 
Blumen und Insekten auf den Halligen (Sep.-Abdr. aus »Botanisch Jaarboek*) 
Gent 1894; Blumen und Insekten auf den Nordfriesischen Inseln. Kiel und 
Leipzig 1894; Flora der nordfriesischen Inseln. ib. 1895; Blumen und Insekten 
auf Helgoland (Sep.-Abdr. aus »Botanisch Jaarboek«) Gent 1896; Flora der 
Insel Helgoland (Sep.-Abdr. aus »Die Heimat«) Kiel 1896. Alle diese Schriften 
legen ebenso wie das oben erwahnte Hauptwerk von dem unendlichen Fleiss, 



Knuth. Bcust. Carstens. 



*5* 



dem umfassenden Wissen und der hohen Begeisterung des Verfassers fur 
seine Wissenschaft rtihmliches Zeugniss ab. 

Vgl. Kieler Zeitung, Morgenausg. v. 4. Nov. 1899; Leopoldina, Organ der Kaiser]. 
Leopold ino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher, Hft. 35, No. 11 (Nov. 
1899), S. 180. 

Joh. Sass. 

Beust, Friedrich von — er nannte und schrieb sich stets ohne Adels- 
partikel, — 48 er Politiker und Padagog, * 9. August 18 16 zu Amorbach in 
U.-Franken, f 6. December 1899 zu Zurich. Sohn eines preussischen 
Officiers aus dem bekannten Adelsgeschlechte, dessen graflicher Zweig Sachsen 
und Oesterreich mehrere Diplomaten geliefert hat, wurde B. selbst jung 
preussischer Leutnant, quittirte jedoch 1848, als er, wegen seines Auftretens 
gegen verschiedene milit&rische Massnahmen in Conflict mit Vorgesetzten, 
obwohl im Rechte, neben der Disciplin den kUrzern zog. Wie andere 
damalige Kameraden — man denke an F. W. Held und Corvin — drangten 
ihn solche Erfahrungen zum politischen Radicalismus, und er diente diesem 
im Vereine mit dem ehemaligen Kameraden Frdr. Annecken, der in Koln 
die demokratische »Neue Kolnische Zeitung« gegriindet hatte. Die sich 
antimonarchisch organisirende Kolner Landwehr wahlte ihn zum Commandanten, 
in welcher Eigenschaft B. im November 1848 die Garnison Kolns am Aus- 
marsche verhinderte, die Blirgerwehr in Dlisseldorf zu zersprengen. Als darauf 
iiber die Metropole der Rheinlande der Belagerungszustand verhangt und B. 
des Hochverraths angeklagt wurde, fltichtete er nach Paris, mit Empfehlungs- 
briefen Freiligraths an dortige Revolutionare. Nach vier Monaten begab sich 
B. April 1849 zum ausgebrochenen republicanischen Aufstande Slidwest- 
deutschlands liber Mannheim in die Pfalz. Hier wahlte man ihn mit andern 
friihern Officieren in die Militarcommission ftir den Oberbefehl der Revolutions- 
schaaren. Nach unglUcklichem Gefechte mit den Preussen im Badischen 
musste er mit den Resten seiner Leute tiber die schweizerische Grenze gehen. 
Wahrend sich diese zerstreuten, fand der Fltichtling in Zurich Unterkunft. 
Seinen padagogischen Neigungen folgend, wurde er Lehrer an einer dortigen 
nach Fr. Frobels Grundsatzen gefiihrten Privatschule, Ubernahm sie nach 
einigen Jahren selbst und hob sie, vermoge besonderer Lehrfahigkeit und 
eigner methodiscl\er Gedanken, zu grossem Ansehen. Forderungen der neueren 
Volksschul-Padagogik, z. B. Handfertigkeitsunterricht, waren in Beust's Er- 
ziehungspraxis seit Jahrzehnten verwirklicht. B. fand fiir seine verdienstliche 
Wirksamkeit verschiedentliche Anerkennung: so sprachen die Preisrichter der 
Weltausstellungen zu Wien, Philadelphia und Paris (1889) seinen Lehrmitteln 
Medaillen zu. Er hatte seine padagogischen Ideen in einer Reihe von Schriften 
niedergelegt. Heute blUht die Schule, von Kindern wohlhabender Reichs- 
deutscher in Zurich stark besucht, unter einem Sohne B.'s. Der bis zum 
Tode riistige, geistesfrische Greis war bei den Vielen, die ihn kennen zu lemen 
Gelegenheit hatten, hochgeachtet. 

Grtisstentheils nach einer (anonymen) Ztlricher Correspondent i. d. »Mttncbn. Neuesten 
Nachr.c No. 571 v. 12. Decbr. 1899, S. 2. 

Ludwig Frankel. 

Carstens, Carsten Erich, Kirchenpropst a. D., Geschichtsforscher und 
Schriftsteller, * 29. December 1810 in Tondern, f daselbst 25. November 1899. 



252 



Carstcns. Henrici. 



Anfangs fur den Kaufmannsberuf bestimmt, erhielt C. erst ein Jahr nach seiner 
Confirmation von seinem Vater die Erlaubniss, Theologie zu studiren. Er 
ging zu dem Zweck Michaelis 1832 nach Kiel, bestand 1837 das theologische 
Amtsexamen und wurde 1840 Diakonus in Tondern. Nachdem er 1864 
kommissarisch und 1868 definitiv zum Hauptpastor und Propst daselbst 
ernannt war, bekleidete er als solcher von 1876 — 1879 ausserdem noch das 
Amt eines Propsten fur Loh- und Mogeltondern. Am 1. Juli 1884 trat er in 
den Ruhestand. »Mit ihm geht ein Stiick personlicher Erinnerung an die 
erste Halfte unseres Jahrhunderts zu Grabe, insbesondere an die Zeit, wo 
Dahlmann und Nicolaus Falck, sowie in anderer Weise Claus Harms das 
geistige Leben unseres Landes neu gestaltet und die Liebe zu unserer 
Geschichte wieder erweckt hatten. Auch von seinem alteren Zeitgenossen 
G. Waitz hatte er dieses Interesse liberkommen und es in seinen Verhaltnissen 
treu gepflegt bis in sein hohes Alter. Es war weniger das Pragmatische, die 
innere Seite der Geschichte, als das Literarische und Personliche, das seiner 
Geistesart entsprach.« Abgesehen von rein theologischen und padagogischen 
Fragen hat C, der selbst sehr bescheiden von seinen Arbeiten dachte, mit 
unermudlichem Fleiss das Gebiet der schleswig-holsteinischen Landes- und 
Kirchengeschichte behandelt. Man braucht nur die lange Reihe seiner 
Schriften bei Alberti (siehe unten!) zu vergleichen, um einen Ueberblick iiber 
den weiten Kreis seiner Studien zu gewinnen. Sie alle offenbaren sein 
griindliches Wissen und jenen ihm in hohem Masse eigenen feinen Sinn, der 
unentbehrlich ist, wenn es gilt, das Vergangene in seiner wahren Gestalt fur 
die Gegenwart lebendig zu machen. Als Publikationen von bleibendem Werth 
verdienen besonders die folgenden hervorgehoben zu w r erden: Die evangelisch- 
lutherische Reformation in Schleswig-Holstein (Nordalbingische Studien, Bd. 2, 
1845, S. 119 ff.); Die Stadt Tondern. Eine historisch-statistische Monographie. 
Tondern i860; Geschichte der theologischen Facultat der Christian-Albrechts- 
Universitat (Zeitschrift der Gesellschaft ftir Geschichte der Herzogthiimer 
Schleswig-Holstein und Lauenburg, Bd. 5, 1875, S. 1 — 132, auch separat 
Kiel 1875); Geschichte des Studiums der speciellen Vaterlandskunde auf der 
Kieler Universitat. Tondern 1876. In spateren Jahren widmete er sich mit 
Vorliebe biographischen Forschungen. Nach Art der »Allgemeinen Deutschen 
Biographie«, die ihn auch zu ihren Mitarbeitern zahlte, plante er eine grosse 
»Schleswig-Holsteinische Biographies. Das von ihm hierftir gesammelte, drei 
Bande umfassende handschriftliche Material hat er durch letztwillige Verfiigung 
der Kieler Universitats-Bibliothek vermacht. 

Vgl. Alberti, Schriftstellcr-Lexikon, 1829 — 1866, Abth. 1, S. 113 — 115; 1866—1882, 
Bd. i, S. 99 — 100 ; Schriften des Verefns ftir schleswig-holsteinische Kirchengeschichte, 
2. Reihe, (Beitrage und Mittheilungen) Heft 4, 1900, S. 149 — 151 (Nekrolog von E. Michelsen). 

Joh. Sass. 

Henrici, Paul Christian, Reichsgerichts-Senatsprasident a. D., Wirklicher 
Geheimer Rath, * 18. April 18 16 in Augustenburg, wo sein Vater Leibarzt 
des Herzogs von Augustenburg war, f 3. Juni 1899 in Berlin. Er studirte 
von 1834 bis 1838 in Kiel und Berlin die Rechte, bestand Ostern 1838 das 
juristische Amtsexamen und trat als Auscultant bei dem schleswig-holsteinischen 
Obergericht in Gliickstadt ein. Hier wurde er, nachdem er wahrend des 
Jahres 1848 als Polizeimeister in Apenrade fungirt hatte, am 23. Februar 
1849 zum R at h befordert, erhielt 1858 den Titel »Etatsrath« und wurde im 



Henrici. Wolff. 



253 



Januar 1864 zum Prasidenten der holsteinischen Landesregierung erwahlt. 
1865 zum Director der Oberdicasterien in Gliickstadt ernannt, ging er 1867 
als Rath bei dem Oberappellationsgericht nach Berlin, wurde 1872 Vice- 
prasident desselben und in demselben Jahre Mitglied des Herrenhauses auf 
Lebenszeit. Nach Vereinigung der beiden hochsten Gerichte im Jahre 1874 
war er Vice-Prasident bei dem Obertribunal. In dieser Stellung wurde ihm 
1875 der Charakter als Wirklicher Geheimer Oberjustizrath mit dem Range 
der Rathe 1. Klasse und von der Kieler Juristen-Facultat bei Gelegenheit der 
Einweihung des neuen Universitats-Gebaudes im October 1876 der Dr. jur. 
honoris causa verliehen. Bei Errichtung des Reichsgerichts am 1. October 
1879 w ^rde H. als Senatsprasident des dritten Civilsenats nach Leipzig 
berufen. Nachdem er am 1. October 1888 sein sojahriges Dienstjubilaum 
gefeiert und den Charakter als Wirklicher Geheimer Rath mit dem Pradicat 
Excellenz erhalten hatte, trat er im Jahre 1891 in den Ruhestand und ver- 
legte seinen Wohnsitz nach Berlin. H., der zu unseren hervorragendsten und 
scharfsinnigsten Juristen gehorte, ist audi schriftstellerisch mehrfach hervor- 
getreten. Zu nennen sind besonders seine »Lebenserinnerungen eines Schleswig- 
Holsteiners« (Stuttgart und Leipzig 1897), ein kerniges Buch, das den Ver- 
fasser als einen iustum et tenacem propositi virum und charaktervollen 
Patrioten zeigt. Wiederholt hat er auch liber die Besetzung des Reichsgerichts 
das Wort ergriffen. Von seinen beiden Aufsatzen »Das deutsche Reichsgerichts 
(in Iherings Jahrbiichern fiir die Dogmatik des heutigen romischen und 
deutschen Privatrechts, Bd. 24, 1886) und »die Ernennung der Mitglieder des 
Reichsgerichts « (in den »Genzboten«, Jg. 1896) fand besonders der letztere 
weitgehende Beachtung. 

Vgl. Alberti, Schriftsteller-Lexikon, 1829 — 1866, Abth. I, S. 353; 1866 — 1882,6(1. I, 
S. 291. Kieler Zeitung, Abend-Ausg. v. 4. Jan. 1900. Deutsche Juristen-Zeitung, Jg. 4, 1899, 
S. 250 — 251. 

Joh. Sass. 

Wolff, Wilhelm P., Dramatiker, * n. Februar i860 zu Erfurt, er- 
schossen aufgefunden am Morgen des 26. Marz 1899 zu Frankfurt a. M. 
Er besuchte das Gymnasium daheim, seit 1870 in Wiesbaden, studirte 
1879 — 1882 in Leipzig, Heidelberg und Berlin die Rechte, promovirte 1882 
in Gottingen zum Dr. jur., tibersiedelte nach Frankfurt a. M. und prakticirte 
daselbst seit 1888 als Rechtsanwalt. Daneben war er seit 1890 schriftstelle- 
risch, vornehmlich im Theaterfache, thatig. Als 1898 ein Lustspiel, auf das 
er grosse Hoffnungen gesetzt hatte, in Frankfurt glatt abgelehnt wurde und 
sich pecuniare Sorgen einstellten, legte W. Hand an sich; zwei Wochen nach 
dem Tode stellte sich heraus, dass W. liber 100 000 Mark anvertraute Gelder 
unterschlagen hatte. 

Seine ersten dramatischen Arbeiten folgten sich rasch hintereinander: 
der Schwank »Im Sonnenschein« (1890), die parodistische Tragodie »Im 
Regen« (1891), die Lustspiele »Nach Madrid» (1891) und »In Dingsda« (1894; 
zwei Jahre nach Johs. Schlaf s Novellenbande desselben Titels), die vier nach 
franzosischenVorlagen umgestalteten Buhnenstticke »Daheim« (Schauspiel, 1890), 
»Ein Millionar a. D.« (1893), »Ein goldenes Herz« (1893), »Gemtithsmenschen« 
(1894), letztere drei Lustspiele; ferner, als Drama bezeichnet, »Die Sansara« 
(1894). Diese, nicht eben tiefen Werke gelangten mit Erfolg vielerorts auf 
die Bretter, aber besondem Eindrucks durfte sich dann das mit Rich. Jaffe 



254 Wolff. Zottmayr. Jensen. 

verfasste Schauspiel »Das Bild des Signorellk auf angesehenen Biihnen 
(Premiere Lessingtheater Berlin) erfreuen, wahrend seine sonstigen spateren 
dramatischen Ansatze nicht einschlugen: das Schauspiel »l)ie H6llenbrlicke« 
(1896), mit Rich. Jaflfe, das Lustspiel »Der Asra« (1897), mit Mor. Gold- 
schmidt zusammen geschrieben, sowie wiederum nach dem Franzosischen 
bearbeitet das Lustspiel »Gleiche Gegner« (1895) und die Posse »Der Hummer* 

(1897). 

Brtimmer, Lexikon der deutschen Dicht. und Pros, des 19. Jabrhunderts 4 IV 376 b 
(bis 1894); kurze Nekrologe in vielen Tagesblattern ; liber den Tod Angaben der »Frank- 
furter Zeitung«; Bibliographic bei Kttrschner, Deutscher Literaturkalender XXI, II, 1545 
(Todesdatum [aber der 25.] ebenda XXI I t I, 47. Todesangabe vom Frankfurter Standesamt. 

Ludwig Frankel. 

Zottmayr, Ludwig oder Louis, Opernsanger, * 30. Marz 1829 zu Mtinchen, 
f 16. October 1899 plotzlich zu Weimar. Z. besuchte, ehe er die Kunstler- 
laufbahn begann, die Universitat Munchen, es scheipt in der philosophischen 
Facultat. Wann er zur Musik abgeschwenkt ist, lasst sich kaum mehr fest- 
stellen; nach Einigen soil er in Augsburg angefangen haben. 1859 — 1867 war 
er als erster Baritonist am kgl. Hoftheater zu Hannover und am Stadttheater 
zu Hamburg engagirt. Im Besitze einer ausserst stattlichen Erscheinung und 
glanzender Stimmmittel, bezog Z. in Hannover, daselbst langere Zeit Partner 
des grossen Tenoristen Albert Niemann, eine Jahresgage von 7000 Thalern, 
ein damals unerhortes Gehalt eines Buhnenkiinstlers. In den sechziger und 
noch bis in die siebziger Jahre zahlte Z. durch sein von schauspiele- 
rischem Geschick begleitetes eindrucksvolles Bariton-Organ zu den beliebtesten 
Klinstlern der deutschen Oper. In die Geschichte der Rich. Wagner'schen Ton- 
dramen gehort Z. als Reprasentant der Rolle des Konigs Marke bei den 
vier beriihmten »Tristan und Isolde «-Erstaufftihrungen, die im Juni 1865, 
unter Hans v. Blilow's Leitung, mit dem Ehepaar Schnorr als Titelhelden, 
am Hof- und Nationaltheater zu Miinchen stattfanden. Anfangs der achtziger 
Jahre zog sich Z. von der Biihne ganz zuriick, Hess sich am 2. October 1895 
in das Maria -Seebach-Stift zu Weimar, das seines einstmaligen Collegen 
Niemann geschiedene erste Gattin ftir Biihnen -Veteranen als Pensionare 
gegrundet hatte, aufnehmen und endete auch da durch Herzschlag oder 
Selbstmord. 

Kurzer Artikel von C. D. i. d. »Mlinchn. Neuest. Nacbr.« No. 486 v. 21. October 1899 
(danacb obige Angabe iiber den Selbstmord); scbriftl. Notizen von Georg Heltzig, 
geschaftsfuhrd. Mitgl. d. Curatoriums d. M.-S.-St. (sagt »Herzschlag«). 

Ludwig Frankel. 

Jensen, Andreas Detlev, Generalsuperintendent flir Holstein, * 24. Januar 
1826 in Gllickstadt, f 31. Mai 1899 in Kiel. Nach Absolvirung des Gliick- 
stadter Gymnasiums studirte er seit 1844 in Kiel und spater in Tubingen 
Theologie, vollendete seine Studien jedoch erst im Jahre 1853, nachdem er 
inzwischen den schleswig-holsteinischen Feldzug mitgemacht und bei Friedericia 
eine schwere Verwundung erlitten hatte, die den Grund zu seinem spateren 
Siechthum legte. 1855 wurde er zum Diakonus und im folgenden Jahre zum 
Hauptpastor in Herzhorn erwahlt. Im April 1859 zum Mitglied des hol- 
steinischen Oberconsistoriums in Gliickstadt berufen, ging er 1865 als Pastor 
nach Norderbrarup. Am 20. September 1866 erfolgte seine Wahl zum Haupt- 



Jensen. Wiegand. 255 

pastor an der St. Nicolaikirche in Kiel. Nachdem er 1868 Consistorialrath 
und Mitglied des neubegrlindeten evangelisch-lutherischen Consistoriums ge- 
worden war, tibemahm er am 16 October 1872 als Nachfolger von Bischof 
Koopmann die Generalsuperintendentur ftir Holstein. Das Jahr 1876 brachte 
ihm bei Gelegenheit der Einweihung des neuen Kieler Universitatsgebaudes 
den Dr. theol. honoris causa. Am 1. Februar 1891 trat er wegen schweren 
korperlichen Leidens von seinem Amte zurtick, nachdem er es fast 20 Jahre 
hindurch mit voller Hingabe verwaltet hatte. Als Geistlicher wurzelte J. fest 
und tief in dem Boden der schleswig-holsteinischen Landeskirche, »der evan- 
gelisch-lutherischen Kirche mit dem weiten Herzen«. Seine bischof liche 
Thatigkeit hat er in ernster Arbeit stets im Sinne jenes Wortes gefiihrt, das 
er auf dem Kieler Kirchentag am 3. September 1867 in seiner ErdfFnungs- 
predigt aussprach: »dass wir als Gottes Mitarbeiter des gottlichen Segens uns 
nur dann getrosten konnen, wenn wir den rechten Grund unter den Flissen, 
die rechten Bausteine in den Handen und das rechte Ziel vor Augen haben«. 
Bedeutenden Ruf genoss J. als Prediger. Wie er selbst einmal erklarte, die 
evangelische Predigt solle gehen »aus der Schrift heraus, durch's Herz hin- 
durch, in's Leben hinein«, so hat er stets gepredigt und die Herzen seiner 
Zuhorer gepackt, »jeder Gedanke trug die Farbe des Lebens und verrieth 
den warmen Herzschlag der Urspr(inglichkeit«. Energie und Entschiedenheit, 
Herzenswarme und tiefe Pietat bildeten die Grundzlige seines Wesens. Vor 
Allem aber war er ein Mann der thatigen Liebe, und so ist sein Leben und 
Wirken ein Segen ftir Viele gewesen, ein Segen auch fur die seiner Obhut 
anvertraute Kirche. 

Vgl. Kieler Zeitung, Morgenausg. v. 1. u. 7. Juni 1899; Schleswig-Holstein-Lauen- 
burgisches Kirchen- und Schulblatt, 1899, No. 23, 40, 41; Alberti, Schriftsteller-Lexikon, 
1866 — 1882, Bd. 1. S. 321; Zeitschrift der Gesellschaft f. Schlesw.-Holst.-Lauenb. Geschichte, 
Bd. 12, 1882, S. 317; Bd. 19, 1889, S. 69. 

Joh. Sass. 

Wiegand, (Joseph Anton) Heinrich, Opernsanger, * 1843 oder 1841 
zu Frankisch-Crumbach im Odenwald, f in Frankfurt a. M. am 28. Mai 1899, 
geistesumnachtet. Er widmete sich anfangs dem kaufmannischen Berufe 
in England, Constantinopel und Paris. Erst 1870 ging er, bei Beginn des 
Kriegs als Deutscher aus letzterer Stadt ausgewiesen, als Sanger zur Biihne, 
flir die er sich privat schon vorgebildet hatte. An den Stadttheatern Ztirichs 
und Coins erregte der intelligente KUnstler, der seine Basspartien mit klang- 
voller, markiger Stimme und darstellerischem Geschick verkorperte, Aufsehen. 
Nachdem er 1873 — 77 am Frankfurter Opernhause gewirkt hatte, unternahm 
er eine Tourntte nach Amerika und gehorte hiernach dem Operpersonal zu 
Leipzig, Wien (Hofoper), Hamburg an, wo er in ernsten und komischen 
Rollen, meist nur zweiten Ranges oder hochstens den Hauptbassisten ver- 
tretend, Anerkennenswerthes leistete. Unter grossem Beifalle sang er als 
alternierender bei den i886er Wagner-Festspielen zu Bayreuth Konig Marke 
in »Tristan und Isolde« und Gurnemanz in »Parsifal«. Ein schones reiches 
Feld schien sich dem mit Recht allerseits geschatzten Sanger in den neun- 
ziger Jahren am Mlinchener Hoftheater zu eroffnen, obzwar er es auch da 
zu keiner flihrenden Stellung brachte. Aber dem eifrigen KUnstler, der 
jederzeit originell sein Fach austibte und nach bestem Konnen sich ohne 
Schablone alle seine Rollen, auch untergeordnetere Chargen zurechtlegte, 



256 Wiegand. Ddrrschmidt. Schiflf. 

begann 1897 das Gedachtniss zu schwinden, was nicht nur seine Berufsthatig- 
keit auf eine harte Probe stellte, sondern eine geistige Verwirrung vorahnen 
Hess. Noch wahrend dieses Jahres musste der Bedauernswerthe, nicht mehr 
fahig, den Pflichten des Mitglieds eines Blihnenverbands nachzukommen, in 
eine Heilanstalt verbracht werden. 

Kurze Notizen nach clem Tode (»im Alter von 56 Jahren, Frankfurter StandesamU) 
»Frankftr. Ztg.«, »Frankftr. Journal*, »M(inchn. Neuest. Nachr.« (No. 249 vom 31. 5.: 
»58 Jahre alt«) Vossische Ztg.« u, a. 

Ludwig Frankel. 

Diirrschmidt, Heinrich, Jurist und Politiker, * am 26. November 181 9 
zu Wunsiedel, f in Mtinchen am 13. Januar 1899. Sohn eines Ad- 
vokaten, studirte er zu Erlangen und Heidelberg die Rechte und wurde nach 
gutem Staatsexamen Gerichtsaccessist in Bamberg. Die lebhafte politische 
Bewegung in Bayern wahrend der 40 er Jahre berlihrte auch den jungen Ju- 
risten, der unumwunden seine freimuthige und gemeindeutsche Gesinnung aus- 
sprach und drum erst nach 10 Jahren, 1854, als Assessor in Aichach definitiv 
angestellt wurde. Einige Monate spater kam er nach Ausburg, wo er die Tochter 
des Burgermeisters ehelichte, dann nach Donauworth und Freising, endlich nach 
Mtinchen. Im Laufe der Zeit wurde er daselbst Appellationsrath beim Obersten 
Gerichtshofe, 1879 a ^er bei Begrlindung des Reichsgerichts als Rath nach 
Leipzig berufen, wo er zehn Jahre blieb. In Pension nach Miinchen zuriick- 
gekehrt, betheiligte er sich trotz seines Alters noch am politischen Leben 
und w f urde als Nationalliberaler in die Kammer der Abgeordneten gewahlt, 
und erst Krankheit zwang ihn, sich endgiltig in den Ruhestand zuriick- 
zuziehen. Dem liberalen Gedanken ist D. stets ein treuer, allerseits hochge- 
achteter Vorkampfer gewesen. »Der Verewigte nahm es ernst mit seinem Berufe. 
Er hatte grosse Gedanken und bewahrte sich dabei ein kindliches Herz. Er w f ar 
zwar politisch ungemein thatig, hasste aber die Parteiungen und die Vergotte- 
rungen. Mit Rath und That stand er Jedem bei, der seiner Hilfe bedurfte,« so 
hiess es in der Leichenrede des protestantischen Pfarrers Herm. Lembert. 

Notizen »MUnchn. Neueste Nachr.« No. 26 v. 17. Jan. 1899, S. 2 f. 

Ludwig Frankel. 

Schiff, Emily Dr. med., Schriftsteller, * am 30. Mai 1849 in dem kleinen 
bohmischen Stadtchen Raudniz, f aui 23. Januar 1899 ^ n Berlin. S. war 
der Sohn eines ganz bescheidenen jtidischen Kaufmanns; er besuchte die 
judische Gemeindeschule des Heimathortes und dannseit i860 das deutsche Gym- 
nasium in Leitmeritz; er ging mit neunzehn Jahren auf die Wiener Universitat; 
studirte Jura; er bestand die erste juristische Prlifung und absolvirte das Quadri- 
ennium; dann wurde er politischer Journalist bei der »Deutschen Zeitung« in 
Wien; 1874 bei der »Spenerschen Zeitung« in Berlin, und hierauf war er 25 Jahre 
hindurch, bis zu seinem Tode, standiger Vertreter der Wiener »Neuen freien 
Presses in Berlin. Von 1878 bis 1880 trieb er an der Berliner Universitat 
hohere Mathematik, Differential- und Integralrechnung, sowie analytische 
Mechanik; spater begann er Medicin zu studiren. Bis Mitte 1894 hatte er 
alle seine medicinischen Prufungen regelrecht bestanden; er war jetzt prak- 
tischer Arzt, libte aber nie die arztliche Praxis und war auch in der Zeit 
seiner naturwissenschaftlichen Studien stets Schriftsteller und Journalist ge- 
blieben. 



Schiff. 



*57 



Die meisten dieser Daten liefert die kurze Vita, die seiner Doctor- 
Dissertation angehangt ist. 

Der Sohn eines kleinen jiidischen Kaufmanns aus einer kleinen boh- 
mischen Provinzialstadt, der Jurist wird und nie ein Amt libernimmt, der Jahre 
lang mit hochstem Ernst hohere Mathematik und ■ der Medicin treibt, ohne 
je aus diesen Fachstudien einen Lebensberuf im ublichen Sinne des Wortes 
zu machen, ist er eine von den Existenzen, die in dem wohl klassificirten 
bureaukratischen Deutschland nicht unterzubringen sind. Ware er reich ge- 
wesen, so hatte man ihn vielleicht einen Privatgelehrten genannt, wobei sich 
mit diesem Ausdruck landlaufig der BegrifF eines Menschen zu verkntipfen 
pflegt, der sein Nichtsthun oder seine Unproductivitat hinter gelehrten Lieb- 
habereien versteckt. Da er diesen Reichthum nicht besass, und da er neben 
seinen Studien und trotz derselben Leitartikel schrieb und Depeschen seinem 
Blatt sandte und dazu auch geschmackvolle Theaterberichte heute und scharf 
charakterisirende Parlamentsberichte morgen, so war er nach den Begriffen 
Deutschlands der Typus jener, die ihren Beruf verfehlt haben, und wirklich 
— er war Journalist. 

Es giebt ftir diese Entwicklung, die trotz der muhelos bestandenen 
Prufungen in der Juristerei und der Medicin nie aus der Journalistik hinaus- 
gefuhrt hatte, eine Erklarung. Emil Schiff besass einen ganz ungewohnlichen 
Wissenstrieb. 

Mit diesem Wissensdurst ging er nicht an eine einzelne Quelle der 
Erkenntniss, sondern an alle Quellen der Erkenntniss, die ihm werthvoll er- 
schienen. So wurde er auch aus geistiger Anlage kein Fachgelehrter. Und 
da er ein kritischer Kopf war, der sein charakteristisches Geprage durch eine 
gewisse jlidisch-talmudische, nicht selten zunachst priifend abweisende Scharfe 
des Denkens erhielt, so war das Fundament aller seiner Betrachtungen ein 
kritisch-philosophisches, und als er erkannt hatte, dass die philosophische An- 
schauung in unseren Tagen der exakten naturwissenschaftlichen Kenntnisse 
nicht entbehren konnte, da suchte sich dieser Journalist der exaktesten unter 
den Wissenschaften, der Mathematik, zu bemachtigen, und es durchlief dieser 
Journalist von dreiunddreissig Jahren schliesslich alle Stadien eines vorge- 
schriebenen medicinischen Studienganges. Naturwissenschaftliche Kenntnisse 
verkniipft durch eine umfassende philosophische Bildung waren das Eigen- 
artige seiner geistigen Struktur, und mit diesen geistigen Voraussetzungen trat 
er dann auch an politische und volkswirthschaftliche und auch an kiinstlerische 
Probleme heran. 

Er war kein Forscher im eigentlichen Sinne auf irgend einem Gebiet; 
aber ein scharfsinniger Betrachter der Forschung auf den verschiedensten 
Gebieten, und diese sachliche, priifende und umfassende Betrachtungsweise, 
gepaart mit der Gabe der Darstellung, machte ihn zu einem ganz hervor- 
ragenden Journalisten, der seinen Beruf nicht verfehlt hatte. 

Wenn er das Lebenswerk von Helmholtz darstellte, so wusste er mit 
voller Klarheit die Technik des Augenspiegels zu beschreiben, oder die Helm- 
holtz'schen Entdeckungen aiif dem Gebiete der allgemeinen Physiologie der 
Muskeln und Nerven zu schildern; er wtirdigte seine Untersuchungen iiber 
die Tonempfindungen und das von ihm ausgesprochene Gesetz von der Er- 
haltung der Kraft, um dann zusammenfassend, gewissermassen die philosophische 
Quintessenz gebend, zu sagen: 

Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Nek ru log. 4. Bd. j^ 



258 Schiff. Majunke. 

»Heltnholtz suchte Klarheit *u gewinnen ttber die Welt nach den beiden Seiten, in 
denen sie sich dem Bescbauer darbietet ; einmal nacb den Kr&ften, die sie bewegen, sodann 
nach den Bedingungen, unter denen der menschliche Geist sie aufnimmt und erschliesstc 

Oder wenn er von Dubois-Reymond sprach und ttber dessen physio- 
logische Entdeckungen berichtet hatte, so gab er schliesslich ein breites und 
prachtiges, rein menschliches Portrait dieses Gelehrten: 

»Ein universal angelegter Geist, in dem neben der scharfen Intuition des exakten 
Physikers die Gestalten Homers und der antiken Tragttdie, Sbakespeares und Goethes, 
Byrons und Kousseaus lebten, batte er in der Eleganz und der Farbenpracbt der Sprache 
kein geringeres Vorbild als Alexander von Humboldt, und wie dieser schien er sich zu- 
weilen in den Rhythmen der eigenen Prosa zu berauschen, aber nie liess ihn daruber die 
Klarheit des Denkens im Stich.« 

Und ein Mann, der die universelle Seite eines Dubois zu erfassen ver- 
mochte, trat dann'auch mit demselben liebevollen Verstandntss an andere 
universell angelegte Gestalten aus ganz anderer Sphare — so aus der politisch- 
nationalokonomischen, an Lud wig Bamberger schildernd und klug deutend he ran. 

Emil Schiff war im hochsten Sinne ein gebildeter Mensch — nicht, weil 
er viel wusste, nicht, weil er nach der Juristerei, Philosophic und Natur- 
forschung, Sanskrit, Russisch und Spanisch, Geschichte, Nationalokonomie und 
Literatur mit wissenschaftlichem Eifer betrieb, sondern weil er sein grosses 
Wissen zu einer freien und unabhangigen Weltanschauung vereinigt hatte; das 
ist erst Bildung; und diese Weltanschauung wiirde man nicht frei und nicht 
unabhangig nennen dtirfen, wenn sie nicht zugleich durchaus human ge- 
wesen ware. 

In der Berliner Medicinischen Gesellschaft widmete Rudolf Virchow dem 
eben Verstorbenen eine Gedenkrede, in der er sagte: 

» Schiff war ein zuverlassiger, tapferer und geschickter Mann, der es wohl 
verdient hatte, eine bessere Gesundheit zu haben und ein hoheres Alter zu 
erreichen.« 

Emil Schiff hat seine grttsseren Arbeiten als Feuilletons vor Allem in der *Neuen 
Freien Presse« in Wien und zahlreiche Essais in der >Deutschen Rundschauc und in der 
•Nation* in Berlin verttffentlicht. Seine Dissertation »Pierre Jean Georges Cabanis, der 
Arzt und Philosophy erschien 1886 in Berlin bei H. S. Hermann. 

P. Nathan. 



Majunke, Paul, ultramontaner Politiker und Publicist, * 14. Juli 1842 
zu Gross-Schmograu, Kreis Wohlau, Schlesien, f 21. Mai 1899 zu Hochkirch 
bei Glogau. Er absolvirte das Gymnasium, studirte 1861—66 in Breslau 
die Rechte, dann katholische Theologie und empfing 1867 die Priesterweihe. 
Als Caplan in Neusalza./O. thatig gewesen, tibernahm er w&hrend des vati- 
canischen Concils 1869 die politische Redaction der »K6lnischen Volks- 
zeitung«, 1871, nach einjahrigem seelsorgerischen Wirken in Grottkau und 
Breslau die des andern leitenden norddeutschen ultramontanen Blattes, der 
»Germania« in Berlin. Nicht ohne Geist und Geschick, so erkennen auch 
die Gegner an t leitete er bis 1878 das Centralorgan der nun begrttn- 
deten katholischen Centrumspartei in intransigentem Sinne und Stile. 
W&hrend des beginnenden sog. »Culturkampfs« verfocht M. in der vordersten 
Schlachtreihe seiner Gesinnungsgenossen die clerical-katholischen Interessen 
ausserst eifrig und scharf gegenUber den MachtsprUchen und Schritten der 



Majunke. Schwaighofer. Mergenthaler. 250 

Bismarck 'schen Staatsregierung. In der parlamentarischen Arena erschien M. 
zuerst 1874 unci zwar als Reichstagsabgeordneter fur Trier (Stadt); seit 1878 
gehorte er fur den Kreis Geldern-Kempen auch dem Preussischen Abgeordneten- 
hause an. Seit 1878 gab M. die »Correspondenz fur Centrumsblatter« von 
Berlin aus heraus, mit der er allmahlich in der Partei und ihrer Presse einen 
ubermachtigen Einfluss errang. Daher neigten die diplomatischen FUhrer der 
Fraction, als diese anfangs der achtziger Jahre mit dem einlenkenden Reichs- 
kanzler zu einem versohnlicheren modus vivendi iiberging, dazu, den streit- 
baren Kampen kaltzustellen, obzwar er mehrfach durch Gefangniss wegen 
Pressvergehens in Plotzensee (seine Verhaftung nach gefalltem Urtheil wahrend 
der Session im December 1874 entfesselte im Reichstage einen der heftigsten 
Sttirme) die politische Martyrerkrone erworben hatte. Die Energie seiner 
Ueberzeugung auf einen urbaneren Ton herabzustimmen, verstand er sich 
nicht oder verstand er nicht. So legte er denn 1884 beide Mandate und 
die Redaction nieder, zog sich von der praktischen Politik ganz zurtick und 
wirkte fiirder als Pfarrer zu Hochkirch, freilich literarisch noch im Dienste 
der Weltanschauung thatig, die er anderthalb Jahrzehnte hindurch entschieden 
oft verrannt, stets aber wehrhaft und unerschrocken offentlich vertreten hatte. 

»Allg. Ztg.« No. 141 v. 23. Mai 1899, S. 2; anderc Nekrologe i. d. »Augsburger 
Abendztg.« void selben Datum No. 140, S. 2; »Augsbg. Postztg.« No. 117, S. 7; »Miinchn. 
Neueste Nachr.« No. 238, S. 2; u. a. Meyers Konservationslex. 6 XI 794. 

Ludwig Frankel. 

Schwaigbofer, Johann, autodidactischer technischer Erfinder, * 181 7 in 
Rettenschoss, f im Hochsommer 1899 zu Kossen, wie jenes in Nordtirol. 
Nahezu 60 Jahre hat er das Lehreramt versehen, aber — einen Hauptgrund 
lasst schon sein selbstverfasster Grabspruch »Die Erde sei ihm leicht, wie 
sein Gehalt« ! — dabei sein Augenmerk auf allerhand Nebengeschafte gerichtet 
und sich bei dem kargen Einkommen seines schulmeisterlichen Anfangs als 
Taglohner, Holztrifter, Kohler, Zimmerer und Schreiner, Steinmetz, Bildhauer, 
Maler, Pflanzensammler u. a. bethatigt. In Denken und Arbeiten durchaus ein 
Original, ein heller, erfindungsreicher Kopf, wagte sich S., der fur mathe- 
matische Geographie und Astronomie wirklich wunderbare Lehrmittel an- 
gefertigt hat, sogar an die Herstellung elektrischer Apparate und wurde ftir 
seine Leistungen auf der Wiener Weltausstellung 1873 decorirt. Danach 
knupfte er Beziehungen mit Edison, Helmholtz und hochbejahrt noch mit W. C. 
Rontgen an, und sein Name ward weit iiber seines Dorfes Weichbild und das 
Tiroler Land hinaus mit Ehren genannt. Bis zuletzt frischen, heitern Geistes, 
konnte der erst gegen das Ende durch seinen Korperzustand ans Zimmer 
gefesselte Naturtechniker auf ein reiches Leben zurtickblicken. 

Nekrolog mit Portrait in Phil. Wasserburg's »Belletrist. Beilage« zu vielen stlddeutschen 
katbolischen Zeitungen (Badenia, Karlsruhe: »Sterne u. Blumen« u. a.), 1899, No. 38, S. 303; 
Tiroler Tagesblatter. 

Ludwig Frankel. 

Mergenthaler, Ottmar, der Erfinder derSetzmaschine, * 10. November (Mai?) 
1854 in Durrmenz, Oberamt Miihlacker, in Wtirttemberg, f 28. October 1899 
zu New- York. Als Sohn eines Dorflehrers im benachbarten Hachtel auf- 
wachsend, zeigte er von Jugend auf reges Interesse flir Mechanik, erlernte 
bei seinem Oheim Hahl in Bietigheim die Uhrmacherei und trat 1872 in die 

i 7 * 



260 Mergenthaler. Dobbert. 

von seinem Vetter Hahl in Washington errichtete Fabrik technischer Apparate 
in Arbeit, wo er bald durch Fleiss und Selbstandigkeit eine hervorragende 
Stellung errang. Umgang mit Schriftsetzern regte ihn zu seiner epoche- 
machenden Erfindung an, deren directer Anlass der Auftrag war, in der nach 
Baltimore verlegten Anstalt eine mangelhafte Schreibmaschine umzucon- 
struiren. Anfangs wollte er die Erzeugnisse der letzteren mittels Steindrucks 
vervieltaltigen. Als ihm dies Verfahren nicht concurrenzfahig neben dem 
Buchdruck erschien, construirte er eine Matrizen-Pragemaschine, mit der er 
einzelne Buchstaben in Maternplatten pragte, um von diesen Stereotypplatten 
zu giessen, Auf diesem Wege liess sich kein dem Handsatz ebenbiirtiger 
herstellen, da die eingepragten Buchstaben oft zu hoch oder zu tief in der 
Satzebene standen und nicht Linie hielten. Dieselbe Ungleichmassigkeit trat 
M. entgegen, als er statt der Typen Matrizen setzte und von diesen goss. 
Kndlich nach i2Jahrigen Miihen und Versuchen, stellte M. anfangs der achtziger 
Jahre auf Grund harmonisch ineinander greifender Erfindungen, die iiber 
vier Millionen Mark verschlungen hatten, in New-York die erste selbstthatige 
Zeilen-Setz-, Giess- und Ablegemaschine auf, die als Grundelement des Satzes 
an Stelle des Buchstabens die Zeile von Messing-Matrizen mit je einem Buchstaben 
durch eine anreihende Claviatur setzte, in einem in der Maschine befindlichen 
Giessapparat druckfertig goss und automatisch ablegte: sie vertritt die Thatig- 
keit von 3 Mann zugleich und leistet die Arbeit 5 — 6 geubter Handsetzer. Dies 
Meister- und Wunderwerk, »Linotype« geheissen, hat sich seitdem in der Praxis 
tausendfach bewahrt, J. Gutenbergs Riesenthat gleichsam neu gekront und den 
unermudlichen Genius M. unsterblich gemacht. Dieser selbst erhielt vom Tech- 
nical Institute zu Philadelphia den grossen Ehrenpreis ftir die bedeutendste 
Erfindung des Decenniums, griindete 1893 in Baltimore eine eigene Fabrik, 
musste sich aber infolge der durch Ueberanstrengung entstandenen Erschutterung 
seiner Gesundheit schon vor einigen Jahren vom Betriebe zuruckziehen, und 
ist in der Bluthe des Lebens einem tuckischen Lungenleiden allzu friih 
erlegen. Die Geschichte der Buchdruckerkunst, der er, ein wiirdiger Nach- 
folger Fried. Konigs, Erfinders der Schnellpresse, das zweitschwierigste 
Problem miih- und wundersam gelost hat, wie die der neuzeitlichen Erfin- 
dungen uberhaupt verzeichnen seinen Namen mit goldenen Lettern. 

Nachruf (mit Portrait) i. d. »Gartenlaube«, Beilage zu No. 46 von 1899, mit knapper 
Erlauterung des Technischen. Das Letztere ausftihrlich in einem Nekrolog des »Allgem. 
Anzeigers f. Druckereien* (Frankfurt a. M.) 26. Jahrg. (daraus abgedruckt z. B. i. d. Feuilleton- 
Beilage zu No. 306 des »Beobachter am Maine [Aschaffenburg] v. 11. Nov. 1899; ebd. 
No. 144 vorztiglicher Aufsatz fiber M'.s Erfindungen E. K[ley], »Typographische Jahrbticher«, 
»Archiv fUr Buchgewerbe«, »Deutsch. Buch- u. Steindrucker«, VI. Jahrg. (darin in d. Weih- 
nachts-No. 1899, S. 149 Angaben tiber den Eroberungszug der Linotype in Deutschland, 
der hier benutzt wurde, d. ^Journal f. Buchdruckerkunst«, d. »Neuen Druckerei-Anzgr.«, 
d. »Oester.-ungar. Buchdrucker-Ztg.«c ; in sammtlichen aheren Ursprungs sind auch die betr. 
Artikel aus der Zeit des Hervortretens der »Linotype« zu vergleichen. 249. Beilage d. 
Allgem. Ztg. 1899, S. 8. Nekrologe in den meisten grosseren Tageszeitungcn. 

Ludwig Frankel. 

Dobbert, Eduard, Ordentlicher Professor filr Kunstgeschichte an der 
Kgl. Technischen Hochschule zu Charlottenburg und an der Kgl. Akademie 
der Ktinste in Berlin, * am 25. Marz 1839 ^ n St. Petersburg (als Sohn des 
K. Leibchirurgen James Dobbert und seiner Gattin Christine, geb. Bruun), 
f am 30. Sept. 1899 in Gersau am Vierwaldstatter See. 



Dobbert. 261 

D. entstammte einer im Anfang des XVIII. Jahrh. aus Sachsen nach 
St. Petersburg eingewanderten Familie. Seine Jugenderziehung erhielt er da- 
selbst an der deutsch-evangelischen St. Petri-Schule. Gleichzeitig wurde 
schon in dem heranreifenden Knaben, der die ernste Gesinnung und das 
stetige Wesen des Vaters geerbt hatte, durch das angeregte und gesellige 
Leben im Elternhause, in dem die vielseitigsten und namentlich literarische 
Interessen reiche Pflege fanden, ein lebhaftes geistiges Streben geweckt. 
1857 bezog er die Universitat Dorpat und widmete sich der Geschichts- 
wissenschaft, setzte aber dann seine Studien seit 1858 zusammen mit seinem 
Jugendfreunde und nachmaligen Schwager, dem spateren Dorpater Professor 
Al. Brtickner in Jena (bei Droysen), Berlin und Heidelberg fort. Er promo- 
virte hier i860 bei Ludw. Hausser, an den er sich besonders nahe ange- 
schlossen hatte, mit einer Arbeit »Uber das Wesen und den Geschaftskreis 
der missi dominici«. Doch hatten bereits in Jena Kuno Fischers und in 
Berlin Karl Werders Vorlesungen eine starke Hinneigung zur Literatur und 
bildenden Kunst bei ihm hervorgerufen, die durch eifrigen Besuch der Ber- 
liner Museen und Theater noch mehr gefordert worden war. Zur Bethatigung 
seiner vielseitigen Interessen bot sich D. in St. Petersburg nach seiner 
Heimkehr im Jahre 1861 die ersehnte Gelegenheit ausschliesslich in publi- 
cistischer Arbeit und privater Lehrthatigkeit. Ausser »Dramaturgischen Ver- 
suchen« (St. Petersburg 1865) erschienen zahlreiche Beitrage aus seiner 
Feder zur literarischen und Kunstkritik in der von ihm im J. 1866 begriin- 
deten »St. Petersburger Wochenschrift« . Forderung deutschen Geisteslebens 
in seiner Heimat und Verbreitung der Kenntniss russischer Kulturzustande 
unter den Deutschen des In- und Auslandes waren es, was er mit derselben 
erstrebte, und mit ganzer Hingebung und offhem Sinne fUr alle Erscheimingen 
des ihn umgebenden Lebens begann er ftir diese doppelte Aufgabe zu wirken. 
Aber schon nach einem Jahre sah er sich durch die materiellen Schwierig- 
keiten des Unternehmens, das uberdies unter der Ungunst der Censur und 
der gesammten Zeitverhaltnisse mit ihren sich immer einseitiger vordrangenden 
politischen Interessen zu leiden hatte, gezwungen, die Herausgabe des ge- 
nannten Blattes mit einem Lehramt an der St. Petrischule zu vertauschen, 
eine Stellung, welche er bis 1869 bekleidete, ohne jedoch in ihr Genugen 
zu linden. Durch die Beobachtung des zeitgendssischen Kunstschaffens an- 
geregt, hatte sich seine Aufmerksamkeit inzwischen immer starker der bilden- 
den Kunst zugewandt. Dank seiner genauen Kenntniss der neueren russischen 
Kunstentwicklung war er schon damals von Jul. Meyer zur Mitarbeit am 
allgemeinen Ktinstler-Lexikon hinzugezogen worden. Das Jahr 1869 brachte 
die erste grossere Arbeit kunstwissenschaftlichen In halts liber »die monumentale 
Darstellung der Reformation durch Rietschel und Kaulbach«, die sich durch 
eine ftir die damalige Zeit auffallend unabhangige Beurtheilung des letzt- 
genannten Ktlnstlers auszeichnet (Virchow-Holtzendorff'sche Samml. H. 74). 
Diesem glilcklichen Versuche folgte dann noch im selben Jahre Dobbert's 
Entschluss, sich ganz dem kunstgeschichtlichen Fache zu widmen, der zur 
Auflosung des 1863 begrtindeten Hausstandes und zu neuen vorbereitenden 
Studien ftihrte. Seinen Ausgangspunkt nahm er dabei von den ihm nahe 
liegenden byzantinisch-russischen Kunstdenkmalern, denn mit richtigem Blicke 
hatte I), die Bedeutung der byzantinischen Kunst, deren Erforschung selbst 
in Russland erst in ihren Antangen stand, ftir die allgemeine Kunstgeschichte 
ermessen. Eine Studienreise ftihrte ihn zunachst zu den Kunststatten Russlands, 



262 Dobbcrt 

nach Nowgorod, Moskau und Kiew, wo die Bau- und Bildwerke, die Wand- 
malereien und Mosaiken und die Miniaturenschatze der Bibliotheken studirt 
wurden, und schliesslich Uber Odessa, Lemberg und Krakau nach MUnchen. 
Bei Brunn und Messmer suchte D. im Winterhalbjahr 1869/70 Ein- 
fuhrung in die neuesten Forschungen auf dem Gebiete der antiken und alt- 
christlichen Kunst. Nach neunmonatlichem, durch einen Todesfall veranlasstem 
Aufenthalt in St Petersburg, der in der Familie zugleich ftir die grundlichste 
Kenntnissnahme der dortigen Sammlungen ausgenutzt wurde, sah ihn das 
Frtihjahr wieder in MUnchen, von wo er im Sept. 1871 eine zehn- 
monatliche Studien- und Forschungsreise nach Italien antrat. Diese und sein 
im Laufe der Jahre erworbenes reiches Specialwissen auf dem mittelalterlich- 
byzantinischen Kunstgebiet wurden ftir D.'s Forschungen vorzugsweise rich- 
tunggebend, ohne sie in einen allzu engen Kreis zu bannen. Nach MUnchen 
zurUckgekehrt, habilitirte er sich 1873 als Privatdocent an der Universitat, 
doch noch ehe er seine Vorlesungen eroffhet hatte, erreichte ihn ein Ruf 
nach Berlin in die durch den Tod von Fr. Eggers freigewordenen Lehramter 
der damaligen Bau- und Gewerbe-Akademie und der Akademischen Hoch- 
schule der bildenden KUnste. Diesen Anstalten, an denen er ein Jahr spater 
zum Professor ernannt wurde, ist D. fast 26 Jahre hindurch bis zu seinem 
im Jahre 1899 * n F°lg e eines schnell fortschreitenden Herzleidens auf einer 
Erholungsreise erfolgten Tode treu geblieben. Mit ganzer Hingebung widmete 
er sich seiner Lehrthatigkeit, seinen Zuhorern die Kenntniss vorangegangener 
Kunst- und Kulturepochen unter stetiger Berlicksichtigung der neuesten 
Forschungen vermittelnd, wahrend es ihm leider in seinem Beruf versagt 
blieb, einen grosseren Schtilerkreis zu eignen Forschungen anzuregen, was im 
Hinblick auf D.'s wissenschaftliche GrUndlichkeit und bedeutende fach- 
liche Lehrbegabung sehr bedauert werden muss. Das Vertrauen, das seine 
ebenso charakterfeste wie liebenswtirdige Personlichkeit unter seinen Collegen 
allgemein besass, fand seinen sichtbarsten Ausdruck in der Uebertragung des 
Rektorats der Technischen Hochschule auf ihn ftir das Jahr 1885 und des 
Prorektorats im nachstfolgenden. Fortdauernd war er ausserdem als Mitglied 
verschiedener Korperschaften beider Lehranstalten mit mancherlei Neben- 
pflichten, wie z. B. der Direktion der Bibliothek der Kunstakademie belastet 
Als besondere Aufgabe fiel ihm 1884 die Abfassung der Chronik der Hoch- 
schule gelegentlich der Einweihung des Neubaues derselben zu, wiederholt 
aber bei regelmassigen festlichen Anlassen die Pflicht des Festredners, der er 
sich stets um so freudiger unterzog, als sie ihm die Gelegenheit bot, seine 
Anschauungen Uber Ktinstler und Kunstwerke verschiedener Epochen in all- 
gemein verstandlicher, auf einem asthetisch abgeklarten Urtheil beruhender 
und in einer ktinsderisch durchgearbeiteten Form vorgetragener Darstellung 
auszusprechen. Mit Vorliebe behandelte er namentlich die ihm durch seine 
neue Heimath naher gebrachten Berliner Meister der Bau- und Bildhauerkunst 
aus der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts, und einzelne dieser Charakteristiken 
gehoren zum Besten, was Uber sie geschrieben worden ist. Von seiner 
eigendichen Forscherarbeit wurde D. freilich durch seine ausgedehnte 
Lehr- und Amtsthatigkeit stark abgezogen und sah sich gezwungen, dieselbe 
schon frtih auf ein verhaltnissmassig eng begrenztes Gebiet zu beschranken. 
Mit rastlosem Fleisse und in unausgesetzter Verfolgung der einmal in Angriff 
genommenen Aufgaben lag er dafiir dieser Arbeit ob. Eine nochmalige 
Reise nach Italien, je eine Reise nach Frank reich und England so wie 



Dobbert. 263 

mehrere nach Russland, insgesammt wahrend der Ferien unternommen, dienten 
spater hauptsachlich der Bereicherung der einschlagiger Materialien. — Als erster 
Ertrag der wissenschaftlichen Forschung D/s entstand im Jahre 1872 eine 
ikonographische Untersuchung liber »Die Darstellung des Abendmahls durch 
die byzantinische KunsU, in der die beherrschenden Gesichtspunkte und das 
Wesendiche seiner Arbeitsweise bereits in voller Reife hervortreten. Nach 
seiner ganzen persOnlichen Entwicklung bildete der geistige Inhalt des Kunst- 
werks stets ftir D. eine besonders wichtige Seite in der Betrachtung 
desselben und suchte er immer den Zusammenhang der Darstellung mit der 
Literatur und der allgemeinen Kulturgrundlage im Auge zu behalten. Doch 
blieb er auch der im Entstehen begriffenen stilkritischen Specialforschung 
keineswegs fremd, wenngleich diese sich dank seiner literarisch asthetischen 
Vorbildung bei ihm meist einer allgemeineren Beurtheilung der Ktinstler und 
Kunstwerke unterordnete. Innerhalb der italienisehen Kunst waren es vor 
Allem die grossen Meister des Trecento, deren Werden und Schaffen er 
einem allseitigen Verstandniss zu erschliessen bemliht wan An der Spitze 
steht der Zeit nach die MUnchener Habilitationsschrift »Ueber den Stil 
Niccold Pisano's (1873); indem er dessen Kunstweise darin ciner erschopfen- 
den Analyse unterwarf, wusste D. die damals vorherrschende Ansicht vom 
siiditalischen Ursprunge seiner Kunst vollstandig zu erschiittern. (Neuere 
archivalische Untersuchungen haben ihr seitdem auch den Halt an einer 
frtther missverstandenen urkundlichen USberlieferung entzogen). Durch seine 
Beherrschung des weiten Gebiets der christlichen Ikonographie forderte er 
zugleich die Erklarung der Composition Niccolds und seiner Schule. In 
stilistischer Beziehung erwies er dessen Abh&ngigkeit von antiken Vorbildern 
in einem viel starkeren Grade, als man bis dahin anzunehmen geneigt war, 
und zog mit trefflicher Beobachtung ein umfangreiches Denkmalermaterial zur 
Vergleichung heran, darunter auch einzelnes ganzlich Unbekannte (Frauen- 
btiste aus Scala, jetzt in Berlin). Auch wahrend des nachfolgenden Lustrums 
blieb D.'s Forschung vorwiegend auf die Trecentisten gerichtet. Die Be- 
schaftigung mit ihnen fand (1878) eine literarische Zusammenfassung in 
seinen nach Inhalt und Darstellungsform gleich gediegenen Beitragen zu 
Dohmes »Kunst und Ktinstler des Mittelaiters und der Neuzeiu, Bd. II y 
Abth. I, No. XL — XLIII: Die Pisani; Giotto; die Sienesische Malerschule; 
Orcagna; Fra Angelico da Fiesole. Auf kritischer Grundlage bieten diese 
Monographieen eine grtindliche und anregende Wtirdigung des Lebenswerkes 
der genannten Ktlnsder, in der die alteren Forschungen und Streitfragen liber 
sie zu einem klaren Abschluss gebracht sind und ein in den Hauptztigen auch 
heute noch unverriicktes Bild ihres Schaffens enthalten ist, wenngleich dasselbe 
durch die spatere Forschung noch eine Bereicherung und im Einzelnen 
manche Berichtigung erfahren hat. Wenn D. auch das klinstlerische Verdienst 
Niccolds verhaltnissm&ssig hoch veranschlagte, so verkannte er darum doch 
keineswegs die hfihere Begabung des schwungvolleren Giovanni sowie des 
massvollen, mit reichem Schttnheitssinn begabten Andrea Pisano. Vor Allem 
aber bewahrte er seine selbstandige und klarblickende Auffassung der Kunst Giottos 
gegenliber, dessen Entwicklung sich ihm in mancher Beziehung von der durch 
Crowe und Cavalcaselle begrtindeten Anschauung abweichend darstellte und 
dessen hohe Bedeutung er noch im Gegensatze zu Rumohrs abfalligem Urtheil 
zu verfechten hatte. Und wieder war es die genaue Kenntniss der in der 
vorhergehenden Kunst gegebenen und auch in Giottos Compositionen noch 



264 Dobbcrt. 

nicht verlassenen ikonographischen Grundlagen, was ihn dessen ganze innere, 
in der Beseelung seiner Gestalten liegende Freiheit in ihrer vollen Bedeutung zu 
wtirdigen befahigte. Ein grundverschiedenes, ungleich engeres Verhaltniss zu 
der die vortrecentistische Malerei beherrschenden byzantinischen Kunst ergab 
sich ihm fiir Duccio sowobl hinsichtlich der Composition wie der figlirlichen 
Typen und ftir die in diesen Dingen ziemlich stark von ihm abhangige 
Sienesische Schule. Doch erkannte er schon Simone Martini eine grossere 
Freiheit von der Tradition zu und unterschatzte keineswegs den fiir die Fort- 
entwicklung der Sienesischen Malerei wesentlich bestimmenden Einfluss 
Giottos, wie er umgekehrt die Riickwirkung der letzteren auf die Floren- 
tinische und einen gewissen Ausgleich beider Schulen in dem Stile Orcagnas 
beobachtete. Fiir Orcagna nahm D. auch die hochbedeutsamen Fresken des 
Campo Santo zu Pisa in Anspruch, eine Zuweisung, die allerdings von der 
jlingeren Forschung wieder aufgegeben werden musste, ohne dass es bisher 
gelungen ware, eine bestimmte Urheberschaft fur diese Gemalde festzustellen. 
An letzter Stelle zog er Fra Angelico da Fiesole als Fortsetzer des trecen- 
tistischen Stils innerhalb des Quattrocento in den Kreis seiner Betrachtung 
und wusste in dem Wirken dieses von der gleichzeitigen Kunst scheinbar 
unabhangigen Meisters dem stetig wachsenden Einfluss derselben auf dessen 
Entwicklung nachzugehen. — Seine ausgedehnten Studien auf dem Gebiete 
der trecentistischen Kunst fand D. noch in anderer Weise zu verwerthen Ge- 
legenheit, indem er als Mitarbeiter Schnaases den »das Mittelalter Italiens 
und die Grenzgebiete der abendlandischen Kunst « behandelnden Theil 
(Bd. VII) fiir die 2. Aufl. der »Geschichte der bildenden Kiinste« einer Neu- 
bearbeitung unterzog. Zwei wichtige spatere Einzelbeitrage schliessen sich 
diesen Arbeiten an. In einem langeren Aufsatz (Repert. f. K. Wiss. Bd. IV, 
S. 1) kam D. noch einmal auf das Pisaner Campo Santo zurlick, aber nicht 
um die Frage nach dem Meister der Fresken, sondern um die literarischen 
und kulturhistorischen Grundlagen des Gemaldes vom » Triumph des Todes« 
zu erortern, und er verstand es, auch nach Hettners einschneidenden Unter- 
suchungen darliber sich noch ein wesentliches Verdienst um ihre Erklarung 
zu erwerben. Der Ankauf einer Tafel von der Predella des grossen Altar- 
werks Duccios durch das Berliner Museum bot ihm (1885) den AnJass, die 
ursprilngliche Zusammensetzung dieses Denkmals in iiberzeugender Weise klar- 
zustellen und wiederum eine Reihe feiner Beobachtungen flber den Kunst- 
charakter dieses Meisters in einem Aufs. im Jahrb. d. kgl. Preuss. K. Samml. 
Bd. V, S. 53 niederzulegen. — Auf Gebieten, die seinen eigenen Studien ferner 
lagen, beobachtete D. strenge Zurtickhaltung, nicht ohne durch kleinere Bei- 
tr&ge iiber einzelne ihm naher bekannte Kunstwerke (besonders Raphaels; s. u.) 
seine rege Antheilnahme an der das Gesammtgebiet der Kunstgeschichte um- 
fassenden neueren Forschung zu beweisen. In seinen eigendichen Forschungen 
aber traten die Arbeiten Uber byzantinische Kunst und christliche Ikono- 
graphie seit den achtziger Jahren immer mehr in den Vordergrund. Durch 
einen Aufsatz »Zur Entstehungsgeschichte des Crucifixes« (Jahrb. d. Kgl. 
Preuss. K. Samml. Bd. I, S. 41) hat er (1888) den wichtigen Beweis erbracht, 
dass die christliche Kunst nicht erst im VI., sondern bereits im V. Jahrh. 
die Kreuzigung Christi in allmahlichem Uebergange von der rein symbolischen 
zur historischen Auffassung der Scene darzustellen begonnen habe. Vor Allem 
waren es die ausgebreiteten Kenntnisse, welche D. sich auf dem Gebiet der 
Kleinkiinste erworben hatte, aus denen sich ihm tiefere Einblicke in den 



Dobbert. 265 

Entwicklungsgang so weit zurtickliegender Kunstperioden erschlossen. Die 
Sichtung der Denkmaler, ftir die im Bereich derselben noch wenig geschehen 
war, forderte er durch seine lehrreichen Ausflihrungen »Zur Geschichte der 
Elfenbeinskulptur« (Rep. f. K. Wiss. Bd. VIII, S. 162). Indem er darin das 
Werden der altbyzantinischen Kunst in ihren Hauptrichtungen treffend zu 
charakterisiren wusste, flihrte er im Gegensatz zu den unsicheren Aufstellungen 
anderer Forscher den neuen Aufschwung der Elfenbeinschnitzerei im V. und 
VI. Jahrhundert auf deren Antheil zuriick. In der damit verbundenen Streit- 
frage liber den Ursprung der Ravennatischen Kunst ist D.'s Standpunkt 
innerhalb der jungeren Forschung immer mehr zur Anerkennung gelangt. 
Vielleicht die fruchtbarsten Anregungen aber sind von D.'s ikonographischen 
Arbeiten ausgegangen. In der deutschen Kunstwissenschaft hat er zuerst die 
Aufgabe der Ikonographie dahin aufgefasst, aus einem moglichst liickenlosen 
Material eine Entwicklungsfolge oder die bleibenden Grundztige eines Kunst- 
gebiets oder einer Epoche abzuleiten und durch die Vereinigung dieses Ge- 
sichtspunktes mit der eingehendsten Berttcksichtigung der literarischen Grund- 
lagen zur Ausbildung einer strengeren kunstgeschichtlichen Methode wesentlich 
beigetragen. Ohne solche von ihm aufgestellte Forderungen zum Gegenstande 
principieller Erorterungen zu machen, verwirklichte er sie selbst als Erster 
in mustergiltiger Weise. Seine in einer Folge von Aufsatzen seit 1890 
(Repert. f. K. Wiss. Bd. XIII, XIV, XV und XVIII; unvoll.) erschienene 
Arbeit ttber »das Abendmahl Christi in der bildenden Kunst «, in der er die 
friihere Behandlung dieses Themas (s. o.) einer erganzenden und zusammen- 
fassenden Durcharbeitung unterzog und auf die abendlandische Kunst aus- 
dehnte, bildet die erste grundlegende ikonographische Untersuchung der 
deutschen Kunstwissenschaft. Fur jlingere Anhanger der letzteren wurde D. 
dadurch zum Rathgeber in ikonographischen Dingen, und aus seiner person- 
lichen Anregung ist eine Reihe ahnlicher Beitrage zur christlichen Ikono- 
graphie hervorgegangen. Was D. in erster Linie in dieser erstrebte, war die 
sorgialtige Beobachtung der Typenscheidung, wie sie sich auf der gemein- 
samen altchristlichen Grundlage allmahlich zwischen dem Morgen- und Abend- 
lande vollzieht. Zugleich suchte er ihre tieferen Grtinde in der Verschiedenheit 
der literarischen Quellen, aus denen die Kunst ihre Anregungen schopfte, 
der religiosen Anschauungen und der Volkssitte in beiden grossen Kunst* 
gebieten nachzuweisen. Dadurch wuchs in Deutschland auch das Verstandniss 
fur die byzantinische Kunst, der vor ihm nur Unger ein specielles Interesse 
zugewandt hatte, aber im wesentlichen auf Grund der literarischen Ueber- 
lieferung ohne nahere Kenntniss der Denkmaler. Abgesehen von seinen 
eigenen Studien auf diesem Gebiet wurde D. dank seiner Beherrschung des 
Russischen fur die deutsche Wissenschaft auch der nattirliche Vermittler der 
Forschungsergebnisse der in Russland aufbltihenden byzantinischen Kunst- 
forschung. Die jungeren Vertreter dieses Faches in Deutschland aber haben 
alle zu D. in einem naheren privaten Schttlerverhaltniss gestanden. Gegen die 
Unterschatzung der byzantinischen Kunst und ihres Einflusses auf das Abend- 
land sah D. sich mehrmals zur kritischen Abwehr genothigt. Und er ver- 
mochte einen so hervorragenden Gegner wie Anton Springer zur Anerkennung 
seiner sachlichen*Beweisflihrung und Zugestandnissen zu veranlassen. D.'s 
Kritik war stets gleich fruchtbar und Uberzeugend durch ihren positiven 
Gehalt, wie vornehm und versohnlich in der Form. Seine Besprechungen 
neu erschienener Werke gehen daher in ihrem Umfange und in ihrer Bedeutung 



266 Dobbert. 

weit hinaus Uber das Durchschnittsmass gewohnlicher Recensionen. Sie ent- 
halten immer eine wesentliche Berichtigung der wissenschaftlichen Ergebnisse, 
auf die sie sich beziehen, oder eine Vermittlung schrofFer Gegensatze. Obwohl 
D. jeder polemische Antrieb fehlte, wurde er. doch durch sein Fortarbeiten 
in alien Fragen, die er einmal in seine Untersuchung gezogen hatte, ofter 
veranlasst, spateren, einen Widerspruch oder gar einen Angriff gegen seine 
Anschauungen enthaltenden Arbeiten gegenttber Stellung zu nehmen. Seine 
beiden letzten grosseren Aufsatze verdanken geradezu ihre Entstehung dem 
Wunsche sachlicher Widerlegang oder Vervollstandigung fremder Unter- 
suchungen, boten ihm jedoch zugleich Gelegenheit, eine Fixlle verstreuter 
eigener Beobachtungen zu einem Ganzen zusammenzufassen. Zur sogenannten 
»Byzantinischen Frage* (Jahrb. d. Kgl. Pr. K. Samml. Bd. XVI, S. 125 u. S. 
211) ( — nach der Starke des Einflusses von Byzanz auf die mittelalterliche 
abendlandische Kunst — ) lieferteer durch seine, imwesentlichen gegen F.X.Kraus 
gerichtete Abhandlung uber die Fresken von S. Angelo in Formis an einem 
Denkmal, das er schon in seiner Hab.-Schrift filr die byzantinische Kunst in 
Anspruch genommen hatte, ein Musterbeispiel dafur, wie solche Untersuchungen 
fruchtbringend gefilhrt werden konnten. Sie gestaltete sich weit uber die 
Erdrterung dieses Einzelfalles hinaus zu einer vergleichenden Abgrenzung 
abendlandischer und byzantinischer Kunstanschauung nach Composition, 
Typen, Bewegungsmotiven, Geberdensprache u. s. w. und bedeutet einen 
Schritt Uber die rein ikonographische Auffassung solcher Probleme hinaus 
zur volkerpsychologischen. Einen Einzelbeitrag zur namlichen Frage ent- 
halt auch der allerletzte Aufsatz D.'s (ebenda, Bd. XX, S. 139 und 183) 
liber das Evangeliar im Rathhause zu Goslar (1898), das er als ein Denkmal 
starksten byzantinischen Einflusses auf die deutsche Kunst des XIII. Jahr- 
hunderts veroffentlichte. In demselben Jahre ist auch eine andere umfang- 
reichere Arbeit »Zur Geschichte der altchristlichen und frtthbyzantinischen 
Kunst« (Rep. f. K. Wiss. Bd. XXI, S. 1 und 95) aus Anlass der Kunst- 
geschichte von F. X. Kraus und einer russischen Abhandlung Redins uber 
»Die Ravennatischen Mosaikeru erschienen, die weniger eine Herausarbeitung 
allgemeiner Gesichtspunkte als eine Menge trefflicher Bemerkungen und werth- 
voller Erganzungen zur Denkmalerforschung bietet. In sammtlichen Arbeiten 
D.'s ist eine bedeutende Summe zuverlassiger Erkenntniss beschlossen, die 
z. gr. T. dank der Gediegenheit seiner Forschung bereits Gemeingut der 
Wissenschaft geworden ist, aber auch noch zahlreiche Anregungen zur Weiter- 
verfolgung der in ihnen behandelten Aufgaben enth&lt. Die kunstgeschicht- 
liche Forschung hat in ihm einen ihrer ttichtigsten Mitarbeiter verloren, 

Ausser den im Text aufgefuhrten Arbeiten seien aus der Gesammtheit derselben noch die 
nachfolgenden henrorgehoben : — KarlBrttlow. (Eine Skizze aus der russ. K. Gesch.) S. Petersburg 
1871. — Das Wicderaufleben des griechischen Kunstgeistes. Berlin. 1876. — Chr. D. Rauch. 
Berlin. 1877. — Ist derKnabe auf dem Delphin ein Werk von Raphaels Hand ? (Russ. Revue). 
S. Petersburg. 1878. — Zur Gesch. der frtihmittelalterlichen Miniaturmalerei (Rep. f. K. Wiss. 
Bd. V, S. 288). — Handzeichnungen von Gottfr. Schadow. hsgb. v. d. Kgl. Akad. d. K. 
(Begleittext). 40 Taf. Berlin. 1886. — Gottfr. Schadow. (Zeitschr. f. Bauwesen und sep.). 
Berlin 1887. — Henry Thode, Franz von Assisi u. s. w. (Bespr.). Gtttt Gel. Anz. 1887, 
S. 257. — Albrecht Dttrer und die Reformation. (Vortr. turn Besten des Lutherdenkmals). 
Berlin. 1890. — Anton Springers Forschungen auf dem Gebiete der*Gesch. d. Miniatur- 
malerei. (Bespr.) G6tt. Gel. Anz. 1890, S. 865. — Goethe und die Berliner Kunst. 
(Feuillet. d. Nat.-Zeitg.). 1891 No. 69 und 71. — Diehl, L'art byz. dans 1'Italie roeri- 
dionale (Bespr.). Rep. f. K. Wiss. Bd. XIX, S. 49. — Tikkanen, Die Psalterillustration im 
M.-Alter (Bespr.). Ebenda, Bd. XIX, S. 472. — Pokrowsky, Umrisse der Denkmaler der recht- 



Dobbert. Zimmermann. Mitterer. 267 

glaub. Ikonogr. und Kunst (Bespr.). Byz. Zeitschr. Bd. V, S. 586. — Eine vollstandige 
Bibliogr. und eine Auswahl aus seinen bffentlichen Vortragen bieten die »Reden und Auf- 
satze«c, nach seinem Tode. hsgb. Berlin. 1900. (Ernst & Sohn) (mit Portrait). (Zur Biogr. 
vgl, die Gedachtnissrede geh. von A. G. Meyer in der Kgl. Techn. Hochschule zu 
Charlottenburg am 1. Marz 1900 u. den Nekrol. von J. Strzygowski, Byz. Zeitschr. 1899, 

S. 334) 

O. Wlllff. 

Zimmermann, V. J., Journalist, * 1838, f 5. April 1899 zu Bayreuth, 
durch sanften Tod von Ian gen Leiden erlost. Seinen Namen als begabter 
Tagesschriftsteller und gewiegter Journalist erwarb sich zwar Z. als verant- 
wortlicher Redacteur der leitenden Zeitung der Hauptstadt des bayrischen 
Kreises Oberfranken, des » Bayreuther Tagblatts«, als der er vom Herbste 
1875 k* s ebendahin 1896 ununterbrochen und, erst durch Krankheit zum 
Riicktritte genothigt, anerkannt gewirkt hat, indem er den Interessen des Blat- 
tes, der Leser und der Allgemeinheit in Wort und Schrift kraftig Rechnung 
trug und, unbeschadet seiner katholischen Confession und der Angriffe cleri- 
kaler Heisssporne einen gemassigt liberalen Standpunkt unentwegt verfocht. 
Jedoch wurde er in weitesten Kreisen aufs Vortheilhafteste bekannt und mit Recht 
allbeliebt, indem er seit dem, zufallig kurz nach Z.'s Amtsantritt erfolgenden 
Beginne der Auffiihrungen des Bayreuther »Richard-Wagner-Theaters« als 
Festspiel-Berichterstatter fur sein Blatt fungirte. So wurde Z. wohl die Per- 
sonlichkeit, die den meisten Vorstellungen beiwohnte. Diese Referate, die 
ersten fiir die Mehrzahl der Besucher, bekundeten ihn, eigentlich Laien im 
rein Musikalischen, als warmen »Wagnerianer« und brachten ihm vielerseits, 
auch massgebenden Orts, sogar vom schwer befriedigten Meister, reichen 
Beifall. Bei den betheiligten Kunstlern, deren Koryphaen ihm oft in herz- 
licher Freundschaft verbunden waren, war Z. wohlgelitten. Kein Wunder, 
da er auch als umganglicher vortrefflicher Gesellschafter und aufrich tiger 
Freund bewahrt war. Sein Verleger K. Giessel und gute Bekannte verhalfen 
ihm zu sorgenfreiem Lcbensabende, so dass er, der so oft mit zu Thaten 
der Barmherzigkeit aufgerufen, auch da noch seinem Triebe zur Wohlthatig- 
keit geniigeleisten konnte. 

Bayreuther Tagblatt 1899, No. 94 und 95 (S. 4f.); MUnchn. Neueste Nachr. No. 160 
v. 7. April 1899, S. 4. 

Ludwig Frankel. 

Mitterer, Franz Xaver, Vorkampfer des Deutschthums in »Walsch«-Tirol, 
* 28. Juli 1824 in Laurein, f 5. November 1899 zu Proveis. Sohn eines 
Bauern, durchlief M. zu Meran und Trient die niederen und die bischoflichen 
Lehranstalten, nachdem er sich den geistlichen Beruf erkoren hatte, und kam, 
eben geweiht, 1850 nach dem abgelegenen Bergdorfe Proveis, 1227 m liber 
dem Meere, einer der vier allein deutschgebliebenen Gemeinden — M.'s 
Geburtsort ist auch eine davon — am Nordrande des Nonsberg-Thals, als 
Kurat. In dieser fast ganz verwalschten Hochlandschaft stidwestlich Bozens 
zwischen Mendel einer-, Brenta und Presanella andrerseits, hat M., von unver- 
falschtem Nationalbewusstsein durchgliiht, lange vor den Bestrebungen der 
deutschen Schutzvereine die Fahne des Deutschthums hochgehalten und sich 
nicht etwa nur durch Wort und Beispiel das bedrangte volksbewusste Hauf- 
lein zu stiitzen begntigt, sondern in kluger, hochst erfolgreicher Praxis ist er 



268 Mitterer. Fleckeisen. 

gerade ein halbes Jahrhundert ein treuer, eifriger Hliter deutschen Wesens in 
den siidtiroler Grenzbergen gewesen. Er bethatigte sich insbesondere als ein 
wahrer Hirt seiner Gemeinde Proveis, die er in jeder Hinsicht hob: durch 
regeirechten Postanschluss den Verkehr erschliessend, durch landwirthschaft- 
liche Reformen, die neue Kirche, eine der schonsten im Nonsberg-Lande, 
durch rastlose Forderung des Schulwesens, so auch durch neue Schulgebaude 
in dieser einsamen deutschen Diaspora, eine Spitzenkloppelschule und bald 
weithin nachgeahmte Lerngelegenheit in der Korbflechterei; letztere beiden 
begriindeten der wenig mit Gllicksgutern gesegneten Bevolkerung eine 
sichernde Hausindustrie. Den Touristenstrom nach der Romantik des 
schonen Gebietes abseils der Heeresstrasse hinzulenken bemiihte sich M. seit 
Anfang, starid bei der Section Nonsberg des Deutschen und Oesterreichischen 
Alpenvereins, dem er auf die Dauer ein verdienstlicher Heifer ward, mit dem 
Sitze in Proveis Pate und blieb viele Jahre ihr Obmann, zahllosen deutschen 
Alpenwanderern freundlicher Wirth und Berather. Als der deutsche Schulverein 
ins Leben trat, hat M. sich lebhaft daran betheiligt, an dem hartumbrandeten 
Fels des Deutschthums, wohin ihn die Vorsehung gestellt, die teure Mutter- 
sprache in Laut und Art zu schiitzen, und es hiess oft, der wackere deutsche 
volksthtimliche Pries ter habe es der Thatigkeit, dem anstlirmenden Italiener- 
thum die Stirne zu bieten, zuzuschreiben, dass er Kurat von Proveis blieb. 

Einen ehrenden Nachruf widmete ihxn am 3. Juni 1900 Obmann Dr. Weitlof auf der 
Grazer Hauptversammlung des »Dcutschcn Schulvereins«, worilber Bericht in alien grdsseren 
dsterreich. und stiddeutschen Zeitungen. Kundiger Nekrolog (mit Portrait) von I. C. P. 
i. d. »Gartenlaube«, Beilage zu No. 49 v. 1899. MUndliche, brief licbe und rednerische 
Mittheilungen von Stadtschulrath Dr. W. Rohmeder in Miinchen; vgl. dessen Buch »Das 
Deutschthum und die deutsche Schule in Slldtirolc, 1898. 

Ludwig Frankel. 

Fleckeisen, Karl Friedrich Wilhelm Alfred, Philolog und Gymnasial- 
professor. * 20. Sept. 1820 in Wolfenblittel, f 7. August 1899 in Dresden. 
Fleckeisen war der Sohn eines Justizamtmanns und verlebte seine Kinder- 
jahre zu Lutter am Barenberg, wohin sein Vater bald nach seiner Geburt 
versetzt worden war. Nach dem frtihen Tode des Vaters iibernahm ein 
wohlhabender Oheim zu Helmstedt die Leitung seiner Erziehung. In den 
Jahren 1829 bis 1839 besuchte er das Gymnasium zu Helmstedt und legte 
hier den Grund zu seinen lateinischen und griechischen Sprachkenntnissen. 
Schon als Secundaner hatte er den ganzen Terenz kennen gelernt. Zu Ostern 
1839 bezog er die Universitat Gottingen, um Philologie zu studiren. Unter 
seinen Lehrern gewann Schneidewin den grossten Einfluss auf ihn. Er wies 
ihn auf Bentley und Gottfried Hermann hin, und so wurden Bentley's 
»Terentius« und Hermann's »Elemente« die eigentlichen Lehrmeister, an 
denen sich Fleckeisen heranbildete. Die erste Probe seines K&nnens legte er 
im Jahre 1842 ab mit seinen »Exercitationes Plautinae*, einer Gelegenheits- 
schrift, die im Auftrage des Gottinger philologischen Seminars dem alten 
Mitscherlich gewidmet war. Nach Ablauf seiner Gottinger Studienzeit wurde 
Fleckeisen Lehrer an einer privaten Lateinschule zu Idstein im Nassauischen. 
Er lernte hier seine Braut und spatere Gemahlin Hildegard, eine Tochter 
des Dekans C. D. Vogel aus Kirberg, kennen und entschloss sich, um in 
nassauischen Staatsdienst treten zu konnen, im Herbste 1845 die Staatsprtlfung 
in Wiesbaden abzulegen. Nachdem er sie bestanden hatte, erhielt er zu 
Ostern 1846 die Stelle eines Collaborators am Gymnasium zu Weilburg, wo 



Fleckeisen. Bock. 269 

er Zeit fand, seine philologischen Studien fortzusetzen. Durch seine Be- 
schaftigung mit Plautus trat er Friedrich Ritschl nahe. Er bearbeitete eine 
Plautusausgabe (1850 — 185 1), die zehn Stlicke des Dichters umfasst und 
Ritschl gewidmet ist, aber nicht vollendet wurde, da Ritschl mit seinen Vor- 
arbeiten ins Stocken gerieth. Von Weilburg aus kniipfte F. auch Beziehungen 
zu Karl Halm an, der damals Lehrer am Gymnasium des benachbarten 
Hadamar war. Durch ihn wurde er zu der Beschaftigung mit Cicero ange- 
regt, indem er Halm mehrfach durch Vergleichung der Handschriften half. 
Einen weiteren Freund fand F. an August Schmitt, einem gebornen Nassauer, 
der damals die Leitung des B. G. Teubnerschen Verlags in Leipzig in die 
Hand nahm und F. zu seinem Berather auserkor, der er bis kurz vor seinem 
Ende in den meisten entscheidenden Fragen geblieben ist. Im Jahre 1851 
wurde F. als Lehrer an das Blochmannsche Institut in Dresden berufen, blieb 
aber nicht lange in dieser Stellung, da er schon im Jahre 1854 auf Betrieb von 
Johannes Classen zum Professor am stadtischen Gymnasium zu Frankfurt a./M. er- 
nannt wurde. Als aber im Jahre 1861 das Blochmannsche Institut in das Vitz- 
thumsche Gymnasium umgewandelt wurde, berief man F. nach Dresden zuriick 
und iibertrug ihm an dem neubegriindeten Gymnasium die Stelle einesConrectors, 
die er bis zu seiner Pensionirung im Jahre 1889 innegehabt hat. Neben 
seiner amtlichen Wirksamkeit beschaftigte ihn am meisten die Redaction der 
»Jahrbiicher fur Philologie und Padagogik«, die bei B. G. Teubner erschienen. 
Er war vom Jahre 1852 fur sie unermlidlich thatig und legte die Leitung 
des Unternehmens erst im December 1897 nieder, als ihm eine Umwandlung 
derselben angesonnen wurde, die wohl noch einige Zeit hatte verschoben 
werden konnen. Die Zeit, die ihm bei dieser Arbeitslast noch blieb, ver- 
wandte er im Wesentlichen auf die Beschaftigung mit dem Terenz. Nachdem 
er schon im Jahre 1857 eine Ausgabe des Textes hatte erscheinen lassen, gab 
er als letztes Ergebniss seiner immer wieder vorgenommenen Bemtihungen 
im Jahre 1898 einen vollig umgearbeiteten Text heraus, ein willkommenes 
Vermachtniss an die Freunde der altlateinischen Poesie. Als Lehrer fiel es 
ihm, je liinger, je mehr, schwer, die nothige Disciplin durchzufiihren, da er zu 
milde war, um eine Ubermuthige Jugend im Zaume zu halten. Dennoch 
wirkte er auf alle Lerneifrigen aussert anregend. Er hat eine grosse Anzahl 
von Schiilern fur die philologische Wissenschaft begeistert und sich das dank- 
bare Andenken vieler gesichert, das in den zu seinem 70. Geburtstag heraus- 
gegebenen » Commentationes Fleckeisenianae « offentlichen Ausdruck ge- 
funden hat. 

Vgl. [H. Peter], RUckblick auf Alfred Fleckeisens Leitung der Jahrbllcher fUr clas- 
sische Philologie in den »Neuen Jahrblichern fttr Philologie und Padagogik«. Leipzig, 1897. 
67. Jahrgang, 155. Band S. 1— 16. [Mit vortrefflichem Portrait.] — H. Usener in der 
»Beilagc zur Allgemeinen Zeitunge 1899. No. 249. S. 1 — 3. — G. Goetz in den »Berichten 
iiher die Verhandlungen der kgl. sSchs. Gesellschaft der VVissenschaften zu Leipzig. 
Philolog.-hist. Klasse. Leipzig 1899. 51. Band. S. 239 — 241. — Koldewey im »Braun- 
schweigischen Magazine 1899. No. 26 und 27. — 39. Jahresbericht des Vitzthumschen 
Gymnasiums. Dresden 1900. S. 6 — 7. 

H. A. Lier. 



Bock, Franz, * 3. Mai 1823 zu Burtscheid, f 1. Mai 1899. B. studirte 
in Bonn Theologie und entwickelte und bethatigte schon als Student ein ausser- 
ordentliches Verstandniss fur die christliche Kunst des Mittelalters, besonders 



270 Bock. 

flir die Gegenstande der Kleinkunst. Nachdem er 1850 die Priesterweihe em- 
pfangen, wurde er Caplan in Krefeld. Die Ausstellung von alten Meisterwerken 
der christlichen Kunst, die er 1852 dort veranstaltete, war die erste dieser 
Art in Deutschland. Auch begrundete er in Krefeld ein Etablissement zur 
Anfertigung kirchlicher Seidenstoffe nach mittelalterlichen Mustervorlagen, 
das spater zu grosser Bliite gedieh. Ein ungewohnliches Talent flir die 
intuitive Erfassung des Charakteristischen und Stilvollen, scharfe Beobachtungs- 
gabe, ein unermiidlicher Sammeleifer, der sich neben den Gegenstanden textiler 
Art nach vielen Richtungen erstreckte, die auf zahlreichen Reisen gewonnenen 
Erfahrungen und Anschauungen, das Alles machte ihn zu einem hervorragenden 
Kunstforscher und Archaologen; und die Unmittelbarkeit seines Lernens und 
Lehrens liess ebenso wie seine ausgedehnte literarische Thatigkeit eine Fiille 
von Anregungen von ihm ausgehen. In weltlichen nicht minder als in geist- 
lichen Kreisen verbreiteten seine Schriften und seine praktische Wirksamkeit 
das Verstandniss flir die Schatze besonders der Kleinkunst des Mittelalters 
und den Schmuck der Kirchen, und vor Allem wirkte er fordernd auf die 
Klinstler und die Kunstindustrie , die er immer wieder auf die alten Vorbilder 
hinwies und zur Nachahmung aneiferte. Seine Sammelthatigkeit ist auch 
vielen Museen zu gute gekommen. — Nach einer langeren Reise durch 
Deutschland, Frankreich und England, deren Specialergebnisse er in seiner 
»Geschichte der liturgischen Ge wander des Mittelalters* (3 Bande, Bonn 
1856 — 71) niederlegte, wirkte er seit 1857 an der St. Albanskirche in Coin. 
Dort setzte er neben seiner seelsorgerischen Thatigkeit seine Studien eifrig fort 
und war langere Zeit Conservator des i860 zur Vereinigung mittelalterlicher 
Kunstwerke begrtindeten erzbischof lichen Diozesan-Museums. An dem Auf- 
schwung, der in den sechziger Jahren auf den verschiedenen Gebieten der 
kirchlichen Kunst von Coin ausging, hatte er wesentlichen Antheil. Erneute 
Reisen ftihrten ihn nach Italien und Rumanien. 1864 tibersiedelte er nach 
Aachen, wo er zum Ehrenkanonikus ernannt worden war, und legte sich dort 
eine sehr geschatzte Privatsammlung an. Auch interessirte er sich aufs Leb- 
hafteste und thatkraftig fur die Forderung vieler neuer Kunstgewerbe, vor 
allem des Diisseldorfer, und unternahm, um flir dieses Objecte der Kleinkunst 
zu erwerben, noch langere Reisen durch Siideuropa, den Orient und Aegypten. 
Neben dem alien entwickelte B. eine ungemein rtihrige und ergiebige wissen- 
schaftliche Thatigkeit alsSchriftsteller auf demGebiete der mittelalterlichen Kunst 
und Alterthumswissenschaft. Ein Verzeichniss seiner Schriften, das die Zeit von 
1852 — 98 umfasst und das er zunachst flir seine wissenschaftlichen Freunde 
veroffentlichte, legt davon Zeugniss ab. Als seine wichtigsten Schriften seien, 
ausser der oben angefuhrten, noch genannt: »Das heilige Coin. Beschreibung 
der mittelalterlichen Kunstschatze in seinen Kirchen und Sakristeien.« (Leipzig 
1858-61); »Die Musterzeichner des Mittelalters* (Heft 1 — 3, Leipzig 1859-61); 
»Das Karolingische Miinster zu Aachen« (1859); »Die Kleinodien des Heiligen 
Romischen Reichs deutscher Nation nebst den Kroninsignien Bohmens, Ungarns 
und der Lombardei« (Wien 1864); » Album mittelalterlicher Ornamentstickerei 
(1866); »Karls des Grossen Pfalzkapelle und ihre Kunstschatze* (2 Bde. Coin 
und Neuss, 1867); »Das monumentale Rheinland, Abbildungen der hervor- 
ragendsten Baudenkmale des Mittelalters am Rhein« (4 Lieferungen, Neuss 
1867 — 69); » Der Kunst- und Reliquienschatz des Coiner Doms« (1869); »Die 
mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschatze zu Maestrichu (mit Willemscn, 
1872); »Die tcxtilen Byssusrelitjuien des christlichen Abendlandes* (1895). 



Bock. Geblert. Koch. 



271 



Nach rastlosem Leben ist er, 76 Jahre alt, gestorben. Seine bedeutende Privat- 
sammlung, die u. a. Tafelmalereien des Mittelalters, niederrheinische und 
stiddeutsche, zum Theil polychrome Skulpturen in Eisen und Lindenholz, alt- 
koptische Texturen und Gobelinwirkereien, Seidenwebereien des Mittelalters 
und der Frtlhrenaissance in kostbaren Exemplaren enthalt, hat er der Stadt 
Aachen vermacht und eine grossere Summe zu ihrer Erhaltung ausgesetzt. 
Konservationslexikon ; Zeitschrift ftlr Christ]. Kunst; Vossische Zeitung. 

Wilhelm Fabian. 

Gehlert, Karl August, Rector der Fiirstenschule in Grirnma, * am 
26. September 1842 zu Grossstorkwitz bei Pegau, f in Leipzig am 1. April 
1899. Gehlert war der Sohn des am 8. Mai 1886 in Dresden verstorbenen 
Pastors August Friedrich Gehlert. Vom 16. October 1856 bis zum 15. September 
1862 besuchte er mit ausgezeichnetem Erfolg die Fiirstenschule zu Grirnma. 
Er bezog hierauf die Universitat Leipzig, um Theologie zu studiren, wandte 
sich aber sehr bald dem Studium der Philologie und Geschichte zu. Da ihm 
aber die Art des damaligen Betriebs der philologischen Studien in Leipzig 
nicht zusagte, verlegte er sich hauptsachlich auf die Lecttlre modemer 
Historiker. Er ging hierauf nach Berlin, wo er die Vorlesungen von Leopold 
Ranke und Gustav Droysen besuchte und Mitglied des historischen Seminars 
von Droysen wurde. Nachdem er dann, wiederum in Leipzig, unter Georg 
Voigt und Friedrich Ritschl seine Studien beendigt und das Staatsexamen 
abgelegt hatte, nahm er eine Stellung als Lehrer der alten Sprachen an dem 
von Ferrierischen Privatgymnasium Carlshof bei Ober-Pahlen in Nordlivland 
an. Zu Ostern 1868 wurde er an das Gymnasium zu Bautzen berufen, an 
dem er bis zum Jahre 1880, indem er an das neubegrttndete kgl. Gymnasium 
in Leipzig versetzt wurde, als Oberlehrer und Professor thatig war. Erst in 
Bautzen erwarb er sich durch das Programm: »Vita Lysandri« (1874) die 
philosophische Doctorwiirde. In Leipzig schrieb er Air das Osterprogramm 
1883 die Abhandlung »De Cleomene tertio, Lacedaemoniorum rege«. Am 
16. April 1884 trat er das Rectorat des Gymnasiums zu Chemnitz an, und 
im Jahre 1893 vertauschte er dasselbe mit dem der Fiirstenschule zu Grirnma, 
wo ihm jedoch die Verhaltnisse nicht recht zuzusagen schienen. Er wurde 
ein stiller Mann und litt auch unter dem Druck mangelnder Gesundheit. Er 
musste wahrend des Jahres 1898 wiederholt Urlaub nehmen und sich zweimal 
einer Operation in Leipzig unterziehen, die seinem Leiden doch nicht ab- 
helfen konnte. 

Vgl. Grimmaische Ecce 1899. 2 °* Heft. Bearbeitet von Hermann Wunder. Meissen 
1899. 8°. S. 1 — 15. (Mit Portrait.) — Bericht Uber die am 4. und 5. April 1899 in 
Meissen abgehaltene Jahresversammlung des sHchsischen Gymnasiallehrervereins. Leipzig 
1899. 80. S. 4*—43- 

H. A. Lier. 

Koch, Georg, * 19. December 1819 in Cassel, f ebenda Marz 1899. 
Besuchte die Casseler Akademie und erwarb sich frtih den Ruf eines bedeu- 
tenden Zeichners und Lithographen. Seine weitere Ausbildung erhielt er auf 
Reisen in Italien und in Paris, wo er sich langere Zeit aufhielt. In seine 
Vaterstadt zurlickgekehrt, wurde er 1853 Lehrer an der dortigen Kunstakademie, 
1880 zum Professor ernannt, und entwickelte, neben seinen eignen Arbeiten, 
eine bedeutende Lehrth&tigkeit. Der Schwerpunkt seiner ktinstlerischen Wirk- 



272 Koch. Jacoby. Nothnagel. 

samkeit lag in der Reproduction der bedeutenden Werke besonders der 
italienischen Meister, die er flir die photographische Aufnahme in Kreide 
zeichnete. Am bekanntesten darunter sind Tizians Flora, Rafaels Sposalizio, 
die sixtinische Madonna, die Madonna della Sedia und andre Rafaelsche 
Madonnenbilder. Von seinen Steindrucken sei desselben Meisters Madonna 
del Connestabile erwahnt. Seine Arbeiten brachten ihm die preussische und 
die sachsische goldene Medaille. 
Klinstlerlexikon. 

Wilhelm Fabian. 

Jacoby, Paul, Landschaftsmaler, * in Dessau, f am 2. Juli 1899 in 
Dresden, war in den sechziger Jahren Schiller Ludwig Richters in Dresden. 
Dann ging er nach Dlisseldorf zu Oswald Achenbach und von da weiter nach 
Miinchen. Nach einem langeren Studienaufenthalt in Italien liess er sich in 
den achtziger Jahren in Dresden nieder, wo er einer der ersten war, der den 
modernen Kunstanschauungen in der sachsischen Hauptstadt durch seine 
Schopfungen zum Siege verhalf. Als die Dresdener Secession ins Leben trat, 
schloss er sich ihr an, trennte sich aber bald wieder von ihr, da sie ihm zu 
radical vorging. Vor einigen Jahren trat er einmal mit einer Reihe von 
Bildern in dem damaligen Lichtenberger'schen Kunstsalon an die Oeffentlich- 
keit. Seitdem stellte er in Dresden nicht mehr aus, sondern sandte seine 
Arbeiten nur noch in auswartige Kunstausstellungen. Erst auf der Deutschen 
Kunstausstellung von 1899 ta uc hte er mit einer ungemein echt wirkenden 
Ansicht des Schlosses Hohnstein in der sachsischen Schweiz wieder in Dresden 
auf. Dieses Bild wurde von seiner Wittwe der Dresdener Galerie als Geschenk 
iiberwiesen. Sein Nachlass wurde im September 1900 in Wolfframms Kunst- 
salon in Dresden aufgestellt und liess erkennen, dass die deutsche Kunst in 
Jacoby einen ernststrebenden Kunstler verloren hat, welcher der Natur unbe- 
fangen, aber immer mit ehrlichem Wollen gegeniibertrat. Seine Auffassung 
hatte keinen grossen Zug an sich, sie neigte im Gegentheile mehr zur 
Intimitat. Seine Motive entnahm er der Dessauer Gegend, der Umgebung 
von Dresden, der sachsischen Schweiz und Nordbohmen, sowie vereinzelt dem 
oberbayrischen Alpenland. 

Vgl. Kunstchronik. Leipzig 1898/99. 4°. N. F. X, 487. — Deutsche Kunst. 
Berlin 1899. 4 . Ill, 319. — Dresdener Journal vom 8. September 1900. No. 209. S. 1689. 

H. A. Lier. 

Nothnagel, August, * 1822, f Berlin 6. August 1899. N. hat durch 
mehrere Decennien eine fruchtbringende Lehrthatigkeit in Berlin ausgeiibt. 
Wahrend vieler Jahre gehorte er dem Lehrercollegium der kgl. Kunstschule an, 
und wirkte ausserdem langere Zeit am Kunstgewerbemuseum und als Zeichen- 
lehrer am Franzosischen Gymnasium. Der bescheidene, freundliche und stets 
bereitwillige Mann war ebenso in Klinstlerkreisen wie bei seinen Schiilern 
beliebt und wurde, als er die Tochter Kaiser Friedrichs unterrichtete, zum 
Hofmaler, spater zum Professor ernannt. Er malte zumeist in Aquarell und 
Gouache, und leistete als Landschafter und Maler von Blumenstillleben recht 
Tlichtiges. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in wohlverdientem Ruhe- 
stande. 

Vossische Zeitung. 

Wilhelm Fabian. 



LeveUoW. 2*f3 

Levetzow, Ulrike von, * 4. Februar 1804 in Leipzig, f 13. November 
1899 * n Trziblitz. Aelteste Tochter des mecklenburgischen Hofmarschalls J. Otto 
von Levetzow und seiner Gattin Amalie geb. Freiin von Brosigke. Ulrike und 
ihre Schwestern Amalie und Bertha, welch letztere einer zweiten, bald durch den 
Tod getrennten Ehe ihrer Mutter mit einem Vetter ihres ersten Mannes ent- 
stammte, lebten nach Reisen im Auslande in verschiedenen deutschen Stadten, 
Dresden, Strassburg, Berlin, einige Zeit auch in Wen, 1842 vermahlte sich die 
Mutter mit dem Grafen Franz Klebelsberg und setzte sich mit Ulrike, nachdem 
Amalie gestorben und Bertha vermahlt war, vollstandig auf dem Gut Trziblitz bei 
Teplitz fest. Dort, vollig zurtickgezogen und seit dem Tode der Mutter 1868 
allein, lebte Ulrike unvermahlt, in kleinem Kreise »liebespendend«, wie sie mit 
Recht von sich sagen durfte. Im Alter von 96 Jahren schloss sie ihr stilles 
Erdendasein, das unvermerkt dahingegangen ware, wenn es nicht ein heller 
Strahl aus dem Leben und Dichten eines Goethe mit unverganglichem 
Lichte tibergossen hatte. Schon zu Anfang des Jahrhunderts war Goethe 
mit den Grosseltern Ulrikens von Brosigke, kurs&chsischen Edelleuten, in 
Karlsbad naher bekannt geworden. 1806 verzeichnet sein Tagebuch den 
Besuch der Frau und der damals schon vermahlten Tochter. In Marien- 
bad, wo die Brosigkes ein Haus mit " einer grossen Terasse besitzen, knlipft 
sich schon bei Goethes erstem Aufenthalte eine engere Verbindung, und 
Ulrike erhalt im August 182 1 ein Exemplar der »Wanderjahre« mit herzlichen, 
vaterlichen Worten, auch ein Brief an den Sohn weiss von der »recht artigen 
Ulrike « zu melden. Durch Frau von Brosigke herzlich, anch mit Berufung 
auf die Freude des »T6chterchen« Ulrike, in ihr Marienbader Haus geladen, 
wird er im Juni und Juli 1822 Wohnungsgenosse und nimmt Theil an alien 
Familienfreuden. Harmlose Verse begleiten das Abschiedsgeschenk des fiinften 
Theils von »Dichtung und Wahrheit«, doch die Dichtung »Aeolsharfen«, auf 
der Ruckfahrt nach Eger entstanden, ein »liebesschmerzlicher Zwiegesang 
nach dem Scheiden«, in dem »Er« seiner Thranen frei Luft macht, wahrend 
»Sie« ihre Zahren bergend Trostesworte spendet, verrSth schon tiefere Em- 
findungen, wie auch ein nur als Concept erhaltenes Brieffragment aus dieser 
Zeit, welches ihr Traumbild, das ihm ahnlich wie in dem genannten Gedichte 
erscheint, mit der verlanglichen Frage grtlsst: »Sollte das nicht auf eine recht 
innerliche Zuneigung deuten, auf unftezwingliche Anhanglichkeit und wahre 
Liebe?« Doch officielle Briefe, wie am 9. Januar 1823, gedenken »der treuen, 
schonen Tochter* , und schauten dem Wiedersehen entgegen, das auch der 
Sommer brachte. Hier mag sich des aus schwerer Krankheit neu belebt 
Erstandenen erst die ernste Leidenschaft bemachtigt haben, die er mit vollen 
Zugen, ohne jeden Widerstand, geniesst. Deutlicher als das schweigsame 
Tagebuch und die mit tandelndem Scherze verhllllenden brieflichen Aeusse- 
rungen sprechen die vier bedeutsamen Zeilen; 

Du hattest langst mirs angethan, 

Doch jetzt gewahr ich neues Leben: 

Ein sttsser Mund blickt uns gar freundlich an, 

Wenn er uns einen Kuss gegeben. 

Andere »Aufblicke von Galanterie, Neigung, Anhanglichkeit und Leiden- 

schaft«, wie er die Reihe von Ulriken gewidmeten Spriiche spater bezeichnete, 

griissen sie als Schiilerin in Steinkunde und Mineralogie, die gelegentlich 

Chocoladetafelchen geniessbarer machen, helle Verzweiflung, beinahe knaben- 

Bioffi; Jahrbnch a. DenUcher Nekrolog. 4. Bd. X 8 



a 74 Levetzow. 

haft ungestttm, bricht in ihm aus, wo sie ihn, weil er sie einmal tibersehen, 
neckt. Mit Levetzows geht er nach Karlsbad, wo er mit den Damen seinen 
Geburtstag auf einem Ausfluge als »£>ffentliches Geheimniss« feiert, als liebens- 
wiirdiger Mentor mit den Madchen liest und ihre Vortragsweise corrigirt, ja 
auch noch ein T&nzchen mitzumachen wagt. Am 5. September erfolgt ein 
»etwas tumultuarischerc Abschied. Unmittelbar darauf entsteht auf der Reise 
die »Marienbader Elegie*. Wem dieser gewaltige, unstillbare Ausbruch der Ver- 
zweiflung noch nicht genug von Goethes wahrer Empfindung zu sagen weiss, der 
moge die erst jetzt bekannt gewordenen Briefe nachlesen, die er der Mutter 
schreibt: Am 9. September ist Ulrike »mein Liebling, wofiir sie zu gelten nun 
einmal nicht, ablehnen kann« und er hofft, »sie werde nicht ableugnen, dass es eine 
htibsche Sache sei, geliebt zu werden, wenn auch der Freund manchmal un- 
bequem fallen mdchte«. Kurz erwahnt er die Schwestern, sofort ist er wieder 
bei ihr und versichert, dass er sie immer lieber gewonnen, je mehr er sie 
kennen gelernt; »dass ich sie aber kenne und weiss, was ihr gefallt und 
misfallt, wtinscht ich ihr personlich zu beweisen«. Schon den Tag darnach, 
am 10. September, gehen Verse an sie, die fern von ihm »am heissen Quell « 
ihre Tage verbringt. Und am Sylvestertage wecken die leeren Blatter des 
Kalenders in ihm Hoffhungen, die denen der Frau v. Levetzow begegnen 
mogen. »M5ge sich dem Erflillen und Gelingen nichts! nichts! entgegen 
setzen. Meine nachsten Aussichten aber, deren Gewahrung ganz von Ihnen 
abh&ngt, lassen Sie mich nicht zu lange entbehrenU Diese Worte sprechen 
deutlich fiir Goethes Absicht, Ulrike zu seiner Gattin zu machen. Der Gross- 
herzog von Weimar, der langere Zeit in Marienbad war, dtirfte sein Ftlrsprecher 
gewesen sein. Aber die kluge Mutter scheint eine offene Erklarung verhindert 
zu haben, wohl im Einverstandnisse mit der Tochter, die das Geflihl des 
Dichters nicht ganz mit derselben Starke erwidert haben mochte. Indessen 
war schon das Gerticht von dem »Fraulein in Bohmen«, das der alte Herr heim- 
flihren wolle, nach Weimar gedrungen und bereitete Goethe im eigenen Hause 
bittere Stunden. Er macht eine schwere Krisis durch, die ihn Freund Zelter 
und die immer hilfreiche Muse tiberwinden helfen. Noch spricht mancher 
Brief vom Wiedersehen, mit Liebe ruhen oft seine Augen auf den Namen 
der drei Madchen, die ihm der zur Geburtstagsfeier gespendete Becher vor- 
ftihrt, und seine Lippen nahern sich ihm. Aber dahin sind die Stunden, 
die er, wie er noch 1827 Ulrike sagt, »an ihren holden Fingern« abzahlen 
durfte, trotz mannigfacher Versuchung hat er immer ein Wort der Entschuldigung 
gefunden, wo es sich um ein Wiedersehen handelte. Er will in den einst 
geliebten Zustand, versichert er Eckermann, nicht wieder hineingerathen. 
Durch viele Jahre zieht sich noch brieflicher Verkehr, zum 28. August triffl 
immer ein Familienbrief ein, an dem Ulrike, gleich den Uebrigen, mit herz- 
lichen Worten der alten Freundschaft gedenkt. Was er in ihr feiert, ist die 
liebliche Kindlichkeit, die sie uniiberwindlich macht. »Hold«c ist das Beiwort, 
das sie fast bei jeder Erwahnung in den Briefen schmtlckt, »die lieblichste 
der lieblichen Gestalten« hat auch in der Elegie ein zartes, beruhigendes 
Wort fllr den Verzweifelten, heraus aus der reinen, ungetriibten Harmonie 
ihres Wesens. Und so lebt sie auch in Goethes Dichtungen fort, sie hat der 
Hilarie in den »Wanderjahren« Ztige geliehen und, wie Suphan sch6n gezeigt 
hat, den verblassten Erinnerungen an Lili frische Farben zu ihrem Bilde in 
»Dichtung und Wahrheit« gegeben. 



Levetzow. Lammerhirt Kneisel. iyg 

von Loeper [Goethe- J ahrbuch VIII, 165 ff.] A. v. Weilen [Nation 1900, 349/51; 
363/5]; persttnl. Mittheilungen S. Prem [Chronik des Wiener Goethe -Vereins 13, 56/60] 
(mit 2 Portraits). L. Stettenheim, »Neue Freie Pressec No. 12062/3 un ^ ^Berliner Neueste 
Nachrichten« 1900 No. 316; Bertha Halle r [»Grazer Morgenpost« Noverob. 1899]. — Die 
Briefe Goethes sind vertfffentlicht durch B. Suphan [Goethe -Jahrbuch XXI, 1 — 51] (mit 
Portrait). 

Alexander von Weilen. 



LSmmerhirt, Otto Hermann Gustav, Kgl. Gartendirector, * in Dresden 
1835, t ebendaselbst am 29. November 1899. Als Sohn gutsituirter Biirgers- 
Ieute lernte Lammerhirt die Kunstg&rtnerei und erweiterte seine Erfahrungen 
und Kenntnisse auf grosseren Reisen. In die Heimat zurtickgekehrt, liber- 
nahm er die Geschaftsftihrung des sachsischen Landes-Obstbauvereines, die 
er 30 Jahre hindurch besorgte. In der Oeffentlichkeit wurde sein Name zu- 
erst ofters genannt, als er im August 1887 in den Weinbergen der Hof- 
lossnitz bei Dresden Reblausherde entdeckte. Er leitete die Ausrottung der 
Lossnitz-Weinberge und musste von den Gegnern seiner allerdings auf Grund 
der *bestehenden Reichsgesetze eingeschlagenen radicalen Verfahrens manchen 
herben Tadel hinnehmen, da man die Nothwendigkeit desselben bestritt. So 
kam es, dass er nicht selten mit bitterem Scherze neben Servatius und Pan- 
cratius als der dritte Weinmorder bezeichnet wurde. Anderer Meinung war 
man auf Seiten der sachsischen Staatsregierung, die ihm in Anerkennung seiner 
mannigfachen Verdienste um die Hebung der sachsischen Gartencultur und 
des sachsischen Obstbaus zum Kgl. Garteninspector ernannte und diesen Titel 
noch kurz vor seinem Tode in Gartendirector umwandelte. In seiner Vater- 
stadt Dresden war er eine sehr angesehene Personlichkeit, Er machte sich 
sowohl als Stadtverordneter, wie als Stadtrath um das Wohl der Stadt 
verdient. 

Vgl. Dresdener Rundschau. 1899. VIII, No. 50 (mit Portrait). — Dresdener An- 
zeiger vom 1. December 1899. No. 333, S. 31. 

H. A. Lier. 

Kneisel, Rudolf, Schauspieler und Dramatiker, * 8. Mai 1832 zu Ktfnigsberg 
in Preussen, f 17. September 1899 zu Pankow bei Berlin nach langem schweren 
Leiden. 1850 kam er fiir jugendlich-komische Rollen an die zweite Btihne 
Dresdens, 185 1 nach Altona, 1853 nach Flensburg, 1854 zur Mecklenburg 
bereisenden Truppe Bredes, wirkte 1857 — 59 als Regisseur und Dramaturg am 
Magdeburger Stadt theater, darauf an Ferd. Nesmtillers bekannter Familien- und 
VolksbUhne zu Dresden, i860 — 86 hat dann K. als selbst&ndiger Director 
mit einer Gesellschaft ein Wanderleben gefilhrt und meistens in den Provinzen 
Hannover und Sachsen gespielt. 1 886 legte er das BUhnenscepter nieder und 
lebte ftlrder zu Pankow bei Berlin, wahrend der letzten Jahre unter recht 
diirftigen Verhaltnissen, obwohl der Komiker Franz Guthery ftlr K. als Mit- 
glied des grossen »Vereins Berliner Presse« eine (dttrftig ausfallende) Sammlung 
veranstaltete. Und doch war K., der sich seit seinem 20. Lebensjahre 
dramatisch bethatigte, ein vielgespielter Btthnenautor und feierte in dieser 
Eigenschaft am 12. September 1885 ein Jubilaum, das freilich zeitlich mehr 
dem Vierteljahrhundert Theaterleitung gait. Die lange Reihe von Lust- 
spielen, Schwanken, Possen, Volkssttlcken, die K. selbst als Regisseur und 
Mitdarsteller dem Publicum vieler norddeutscher Kleinst&dte vorgefiihrt hatte 

18* 



2j6 ttneisel. Oenicke. Meycf. 

und meist das Hamburger Thalia-Theater, daneben in Berlin das alte 
»Wallner-Theater« mit seinem altberlinerischen etwas spiessbtirgerlichen Au- 
ditorium aus der Taufe hob, erhielt seit seiner Selbstpensionirung noch Zu- 
wachs. Und K.'s Muse ist noch heute in der preussischen Provinz, in Sachsen, 
Thiiringen und u. s. w. auf Saison- und Dilettantenbtthnen, auch bei »Schmieren« 
ein bewillkommneter Gast und brachte nicht nur feste Repertoirenummern, 
sondern damit auch Kassenmagneten. Die Komodie »Die Tochter Belials*, 
in Wien preisgekront (auch bei der Preisconcurrenz des Mtinchener »Kgl. 
Volkstheaters* 1872 siegte K. mit »FUrst und Kohlenbrenner« unter 51), 
»Die Anti-Xantippen« (diese drei von 1872), »Der Hebe Onkel«, »Desdemonas 
Taschentuch*, »Sie weiss etwas«, »Wo ist die Frau?«, »Sein einziges GedichU, 
»Die Philosophie des Herzens«, »Papageno«, »Der Kiinstlerbacillus*. An- 
lassKch eines Preisausschreibens schlug K. die Mitbewerber tibrigens auch mit 
der popular-philosophischen, spiritistisch angehauchten Abhandlung »Die Lehre 
von der Seelenwanderung* (1889). 

Nachruf des »Berlin. Lokal-Anzeigr.« abgedruckt »Allg. Ztg.« 1899 No. 263 Abdbl. ; 
Internationale Litteraturberichte VI. 20, 3i8f.; Todesnotiz Litterar. Echo II 142; Alters- 
portrait »Die Woche« I No. 28, 1084. Artikel in Brockhaus' '* (vom Unterieichneten) und 
Meyers 5 (X 270) Convers.-Lex. Vgl. Meyers Dtschs. Jhrbcb. II (1873) 251 und 257; 
Lindemann Gesch. d. dtscb. Lit. 7 S. 1032; R. Prtflss, Gescb. d. mod. Drms. Ill 2, 373; 
Klaar, Das mod. Drm. S. 299. Lebensabriss mit Bibliographic der gedruckten StUcke und 
Jahre Brttmmer Lex. d. dtsch. Dchtr. und Prs. d. 19. Jahrh. 4 I 305, unvollstandige reicbere 
Liste ohne Jahre Kttrschners Litteraturkaldr. XXI II 706. 

Ludwig Frankel. 

Oenicke, Clara, * 29. Juli 18 18 in Berlin, f ebenda 9. August 1899. 
Sie bildete sich bei Remy, spater als Schulerin von Karl Begas und Eduard 
Magnus zur Geschichts- und Bildnissmalerin aus. In der Schweriner Galerie 
befindet sich eins ihrer grosseren Bilder »Kurfiirst Friedrich von Sachsen 
weigert sich, das Interim anzunehmen«. Von ihren historischen Gemalden 
ist noch zu nennen »Die Versohnung Karls des Grossen nut Thassilo von 
Bayern«, ferner »Christus am Kreuz« und mehrere Lutherbilder (»Luthers 
Hausandacht«, »Luther findet die erste lateinische Bibel« u. a.). Von ihrer 
Hand ist ferner ein sicher gezeichnetes und kraftig modellirtes Portrat des 
Ministers von Stosch. Sie starb nach langen schweren Leiden. 

Allg. KUnstlerlexikon. 

Wilhelm Fabian. 

Meyer, Georg, Kaufmann und unter dem Schriftstellernamen Georg 
Bendler, Novellist, * in Berlin am 8. November 1835, t daselbst in der 
Nacht vom 7. zum 8. Januar 1899. Er war der Sohn eines Kaufmanns, er- 
hielt seine Schulbildung erst in der damals berlihmten Diesterweg'schen 
Seminarschule, dann im Gymnasium zum Grauen Kloster und trat darauf in 
das Handlungshaus seines Vaters ein, dem er spater als Theilhaber angehorte 
und zuletzt als alleiniger Inhaber vorstand. Nachdem er sich in den letzten 
Lebensjahren von seinen Berufsgeschaften zuriickgezogen hatte, widmete er 
seine Musse ausschliesslich literarischcr Thatigkeit. Letztere bewegte sich 
vorwiegend auf dem Gebiet der Novelle, und gleich seine ersten, 1889 in 
Zeitschriften veroffentlichten Versuche verriethen scharfen Blick fttr die der 
modernen Gesellschaft anhaftenden Schwachen. Mit dem Erfolge schienen 



Meyer. Krementz. 277 

seine Krafte zu wachsen. Von M.'s zahlreichen Arbeiten sind bisher im 
Buchhander erschienen die Novellen »Karl Schulz. Im neuen Hause. 
Katharina von Siena« (1893) — »Barmherzigkeit« (1895) — »I)er peinliche 
ErdenresU (1896) — »Das starke Geschlecht« (1898) — und der Roman 
»Die Eine« (II, 1895). 

Persttnliche Mittlieilangen. — Berliner Tageblatt vom 10. Januar 1899. 

Franz Brllmmer. 



Krementz, Dr. Philippus, Erzbischof von Ktiln und Cardinal, * 1 . December 
1 8 19 in Koblenz, f 6. Mai 1899 zu Koln. Sohn eines Metzgers, studirte er, nach 
dem Gymnasialbesuche daheim und durch Rettung aus der Gefahr, in der 
Mosel zu ertrinken, zum Priesterberufe entschlossen, seit 1837 in Bonn, bald 
aber in Mtinchen Theologie und schloss sich hier an J. Gorres, Windischmann, 
Philipps, Clemens Brentano, Haneberg und Melchers, seinen spatern Vorganger, 
an. Im Herbst 1840 trat K. ins Priesterseminar zu Trier, 27. August 1842 
empfing er die Priesterweihe und wurde sofort Caplan bei St. Castor in der 
Vaterstadt, ebenda, nachdem er Juni 1846 bis Januar 1848 Religionslehrer an 
der Rheinischen Ritterakademie zu Bedburg gewesen, Pfarrer, 31. Mai 1853 
Dekan des Capitels Coblenz, 16. April 1859 dazu auswartiger Ehren-Domherr der 
Trierer Kathedrale. Als Seelsorger und Prediger genoss K. in Koblenz bei Hoch 
und Niedrig das grosste Ansehen. Ausserdem bethatigte er sich eifrig im Dienste 
der Kirche durch Berufung der Redemptoristen, Franziskanerinnen, Grtindung 
eines Knabenwaisenhauses auf dem Kemperhof bei Moselweiss, als Prases der 
Synodal-Examens-Commission u. s. w. Seine hervorragende Ttichtigkeit hatte 
langst die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf ihn gelenkt, als ihn am 22. Oc- 
tober 1867 das Domcapitel zu Frauenburg (O.-Pr.) zum Bischof von Ermland 
wahlte. Am 20, December 1867 wurde K. von Pius IX. praconisirt, am 
3. Marz 1868 zu Coblenz von Erzbischof Melchers consecrirt, am 24. zu 
Frauenburg inthronisirt und investirt. Als Ehrenburger der Vaterstadt nach der 
ostlichsten deutschen Bischofsresidenz am Frischen Haff tibergesiedelt, gehorte 
K. auf dem Vaticanischen Konzil 1869/70 zu den Gegnern des Infallibilitats- 
Dogmas, wie Melchers bewirkte und bethatigte er seine Unterwerfung unter 
dieses. Schon 187 1 suspendirte er den Religionslehrer Prof. Wollmann in 
Braunsberg u. A. vom Amte und sprach iiber sie 4. Juli die grosse Excommuni- 
cation aus, weil sie der altkatholischen Richtung anhingen, wie etwas spater 
auch gegen den bedeutenden Professor Frdr. Michelis vom Lyceum Hosianum 
zu Braunsberg. Der neue preussische Cultusminister Falk verlangte in einem 
Krlass vom 11. Marz 1872 von K., dass nicht ohne Zustimmung des Staates 
excommunicirt wiirde, und bedingungslose Anerkennung der blirgerlichen Ge- 
setze als bindend flir die Kirchengewalt. Da sich K. hierzu nicht verstand, 
so erfolgte, nach bezeichnendem Schriftenwechsel mit dem Minister, am 
25. September gegen ihn als ersten der frondirenden Bischofe Preussens ein 
entschiedener Schritt der Regierung, die Sperrung der 36 000 Thaler Tem- 
poralien, wogegen K., den freiwillige Sammlungen aus Belgien entschadigten, 
erfolglos den Rechtsweg einschlug. Von der Wirkung der 187 2er »Maigesetze« 
kostete K. wahrend des ganzen »Culturkampfes« nicht, wie Andere, die Ab- 
setzung; freilich hob das Ministerium erst am 1. October 1883 die Sperrung des 
Gehalts und der Staatszuschlisse zur Diozesanverwaltung K.' auf. Nachdem der 
Kolner Erzbischof Melchers, seit 1876 vom Staatsgerichtshof flir Kirchen- 



2*jS KremenU. Graf SchOnborn. 

sachen entsetzt und steckbrieflich verfolgt, An fang 1885 in Rom entsagt 
hatte, einigten sich dort der Gesandte von Schlozer und die Curie auf K. 
als Nachfolger, und so praconisirte ihn Papst Led XIII. am 30. Juli 1885, 
Konig Wilhelm bestatigte ihn 16. October. Seit 15. December 1885 waltete 
K. nun in Koln, im Januar 1893 zum Cardinal erhoben, mit Milde, Herzens- 
glite und reger Sorge ftir seine heimische Diozese, allerdings in Glaubens- 
fragen nie, auch in schwierigsten Lebenslagen nicht, um Haaresbreite nach- 
giebig, wenn auch formell dem Staate gegeniiber kein Trotzkopf. Durch diese 
seine kluge Diplomatic kam der einst gemassregelte KirchenfUrst mit den 
Gegnern sehr gut aus, beide Kaiser Wilhelm, Kaiserin Augusta d. A. und 
ihre Tochter, die Grossherzogin von Baden, schatzten und ehrten ihn hoch. 
Wahrend des harten kfirperlichen Leidens in der letzten Zeit tauschte K. 
mit seinem Landesherrn Wilhelm II. herzliche Telegramme aus. Zwischen 
1854 und 1883 veroffentlichte K. ausser Kleinerem sieben als kundig anerkannte 
Schriften zur Exegese der Bib el, theilweise apologetischen Inhalts (verzeichnet 
in Brockhaus 14 und Meyers* Konversationslex. s. v. Krementz). 

Benutzt ncben den ausfilhrlichen Nachrufen der »K8ln. Volksrtg.* und der 
»K5ln. Ztg.« die »Belletrist. Beilage (Wasserburgs)« der Karlsruher »Badenia« zu kathoL 
Tageszeitungen 1899 No. 23 S. 177 f. (mit Portrat), »Augsbg. Postztg.c 1899 No. 105, 
S. 4, auch »Mttnch. Neueste Nachr.« 1899 No. 212 S. i; fllr die Ereignisse von 1871/2: 
»Meycr's Dtschs. Jahrb.« II (1873) S. 163 u. 14. PortrUt: >Die Woche« I, Sp. 326. 

Ludwig Frankel. 



SchSnborn Graf, Franz de Paula, Cardinal, * 24. Januar 1844 in Prag, 
f in Falkenau 25. Juni 1899, der dritte Sohn des Erwin, Reichsgrafen v. Schon- 
born und der Grafin Christine, geb. Grafin Brtihl. Seine Erzieher waren 
gewissenhafte, ehrenwerthe Manner. Das Gymnasium absolvirte er bis 
zur Maturitatsprufung im Jahre 1863 und studirte dann die Rechte an 
der Karl Ferdinandeischen Universitat in Prag, da er ftir die diplomatische 
Laufbahn bestimmt war. 1866 wandte er sich aber mit Unterbrechung 
seiner Rechtsstudien der Vertheidigung seines Vaterlandes zu, nach deren 
Beendigung er die Studien wieder aufnahm, die er im Jahre 1868 
vollendete. Doch Gott hatte ihn zu etwas Anderem bestimmt. In dem 
jungen Manne reifte der Entschluss, sich dem geistlichen Stande zu widmen, 
und nachdem er sein Vorhaben reiflich geprllft hatte, begann er die theo- 
logischen Studien im Jahre 1869 und 1870, wo der Cardinal Josef Pecci, 
der Bruder des gegenwartigen Papstes, sein Professor war. Von 1870 — 1874 
studirte er auf der Universitat in Innsbruck. Nach dem vollendeten 3. Jahr- 
gange der Theologie wurde er von weiland dem Cardinal Fflrst Schwarzenberg 
am 12. August 1873 zum Priester geweiht und feierte am 15. August desselben 
Jahres seine Primiz. Im Jahre 1874 und 1875 befand sich Graf Sch. wieder 
in Rom, wo er zum Mitgliede der academia ecclesiastica ernannt wurde, 
und im Juni des Jahres 1875 wurde er an der Gregorianischen Universitat 
zum Doctor der Theologie promovirt. 

Im Jahre 1875 — 1879 fungirte er als Caplan in der Stadt Plan, wo er 
sich die Liebe und Verehrung seiner Kirchkinder in grossem Maasse erwarb. 
Im Jahre 1879 berief ihn Cardinal Schwarzenberg nach Prag, machte ihn zum 
Vicedirector im f. e. Seminar. Im Jahre 1882 wurde er Director des- 
selben und verblieb in diesem Amte bis zum Jahre 1883, ein vaterlicher 



Graf Schtinborn. Eiselein. 



«79 



Freund und Berather der Alumnen, der auch den wissenschaftlichen Fort- 
schritt der Alumnen theilnehmend und thatkraftig forderte. 

Um der Verdienste willen, die sich Graf Sch. als Rector des f. e. Clerical- 
seminars erwarb, ernannte ihn der Kaiser Franz Josef I. am 22. August 1883 
zum Bischof zu Budweis ; seine Inthronisation feierte er in diesem Monate am 
25. November dieses Jahres. Bestrebt, seinem Clerus alles zu werden, sorgte 
er insbesondere fiir eine gedethliche Heranbildung des Clerus. Dass das 
Letztere ihm besonders am Herzen lag, davon zeugt auch die Errichtung des 
bohmischen Collegiums in Rom, zu welchem Zwecke er zweimal dahin reiste. 
Seine Verdienste wurden anerkannt, indem er zum papstlichen Hauspralaten 
und spater zum papstlichen Thronassistenten ernannt wurde. 

Nach dem im Jahre 1885 erfolgten Tode des Cardinals Schwarzenberg 
wurde er vom Kaiser Franz Josef I. am 21. Mai 1885 zum Erzbischof von 
Prag ernannt und am 27. Juli dieses Jahres als solcher praconisirt. Nun 
begann eine grosse, viele Kraft erheischende Arbeit im Weinberge des Herrn 
in der ausgedehnten Erzdiocese, welche er nur in dringenden Fallen verliess, 
so zu den bischfiflichen Conferenzen in Wien, und um seine Verehrung dem 
heiligen Vater in Rom zu beweisen. Die weiteren bischoflichen Arbeiten, 
die beschwerlichen Visitationen, die zahlreichen Functionen in der Stadt und 
auf dem Lande nahmen seine Zeit und ganze Kraft in Anspruch. Eines 
kraftigen Korperbaues und eines immer regen Geistes sich freuend, war er 
unausgesetzt bemliht, den erhabenen Pflichten seines Amtes gerecht zu werden. 
In Anerkennung seines rastlosen Eifers auf alien Gebieten seines erhabenen 
Amtes, seiner beispielsvollen Frommigkeit und nie ermtidenden Wohlthatigkeit 
gegen die Armen wurde er vom heiligen Stuhle im J. 1889 zum Cardinal 
erhoben. In kurzer Zeit hatte er eine so hohe Wttrde erreicht, und Jeder- 
mann, der ihn in der Vollkraft des Mannesalters kannte, hatte ihm eine lange 
Lebensdauer und somit eine langjahrige Wirksamkeit vorausgesagt. Allein 
im Plane der gottlichen Vorsehung war es anders bestimmt. Inmitten seiner 
bischfiflichen Thatigkeit, als er im Juni 1899 in Falkenau die Generalvisiiation 
hielt, wurde er von einer acuten Lungenentztindung ergriffen und erlag der- 
selben, mit den Sterbesacramenten versehen, das Metropolitancapitel, den 
Clerus und das glaubige Volk seiner Erzdiocese zum Abschiede segnend. 
So friih und unerwartet dahingeschieden, wird der hochherzige und opfer- 
willige Oberhirt von Clerus und Volk tief betrauert, und sein Andenken 
bleibt gesegnet. 



Eiselein, Karl, Landgerichtsprasident, * 16. Marz 1831 zu Heidelberg, 
f 6. August 1899 zu Konstanz. E. war der Sohn des Oberbibliothekars 
Josef Eiselein, seine Mutter Antonie war eine geborene Rehsteiner. In Donau- 
eschingen besuchte er die Volks- und die ersten Klassen der Mittelschule, 
in Freiburg deren oberste Klassen und seit 185 1 die Universitat. Gleich 
seinem Bruder, der zuletzt Director des Gymnasiums zu Konstanz war, 
widmete er sich anfangs der Philologie, ging aber bald zur Rechtswissenschaft 
uber. Nachdem er 1856 und 1859 die beiden juristischen Prttfungen bestanden 
hatte, war er als Actuar und Amtsgehilfe bei verschiedenen badischen Staats- 
behorden und bei dem Anwalt Grimm in Pforzheim thatig, bis er 1864 bei 
Einfiihrung der neuen Justizorganisation zum Amtsrichter in Kork ernannt 
wurde. 1867 Assessor, 1868 Rath, 1874 Mitglied des Appellationssenates 



286 Eiselein. Merbacb. Kapflf-Essentber. 

am Kreisgerichte in Offenburg, 1881 Oberlandesgerichtsrath, 1884 Director 
beim Lanclgerichte zu Waldshut, wurde E. 1885 in gleicher Eigenschaft zum 
Landgericht in Konstanz versetzt, zu dessen Prasidenten er 1897 ernannt 
ward, bis nach zweijahriger Thatigkeit der Tod ihn abrief. Er war unver- 
heirathet. Aus harten Jugendjahren ging ein ernster Jttngling, ein ganzer 
fester charaktervoller Mann hervor. Frtih hatte er sich das Ziel gesteckt, 
der Mutter, welcher die Erziehung von fiinf Kindern oblag, und spater den 
Schwestern eine Stlitze zu werden. Seine ganze Kraft gait seinen amtlichen 
Pflichten. Reich an Kenntnissen, gewissenhaft in der Vorbereitung der 
Sitzungen, unbefangen in der Fassung der Urtheile, bei strenger Auffassung der 
Vorschriften des Gesetzes, doch wohlwollend und geduldig gegentlber den 
Angeklagten, wo es moglich war, bestrebt, Streitende zu versohnen, hart gegen 
sich, mildthatig, wo es seine Mittel gestatteten, aber immer nur im Verborgenen 
— so bleibt er Allen, mit denen er in Bertlhrung trat, in schoner, wohlthuender 
Erinnerung. »Ein charakterfester Mann, frei von Ehrgeiz und Neid, unab- 
h an gig und vornehm in seiner Gesinnung, ein warmer Freund von Volk und 
Vaterland, keines Menschen Feind, still und schlichU — so kennzeichnet sein 
Wesen ein Freund in ehrendem Nachruf. 
»Karlsmher Zeitung< 1899 No. 254. 

v. Weech. 

Merbach, Paul Moritz, Geheimer Medicinalrath, Professor, Dr. med. 

* 25. December 1819, febenfalls December 1899, war Mitglied und Curator 
des Kgl. sachsischen Landesmedicinalcollegiums in Dresden, dem er von der 
Errichtung im Jahre 1865 an bis zu seiner Pensionirung im Jahre 18Q5 an- 
gehorte. Vorher war er an der 1865 eingegangenen chirurgisch-medicinischen 
Akademie in Dresden Professor der theoretischen Heilkunde, Mitglied der 
arztlichen Prlifungscommission und stellvertretender Director der stehenden 
Klinik fur innere Krankheiten gewesen. Auch begriindete er in Dresden die 
Gesellschaft ftir Natur- und Heilkunde. 

Vgl* J* Pagel, Biograpbiscbes Lcxikon bervorragender Aerztc des 19. Jabrbunderts. 
Berlin-VVicn 1900 Sp. 11 18. Dresdner Amciger vom 13. December 1899. No. 346 
S. 40 und vom 14. December 1899, No. 346 S. 39. 

H. A. Lier. 

Kapff-Essenther (Blumenreich) Franziska von, Romanschriftstellerin, 

* 2. April 1849 auf Schloss Waldstein bei Leitomischl in Bohmen, f 28. October 
1899 zu Berlin durch Selbstmord. Tochter eines osterreichischen Staats- 
beamten Essenther; anfangs Lehrerin. In Wien heirathet sie 1880 den 
Musikkritiker Otto v. Kapff. Sieben Jahre spater wird diese Ehe gelfist, und 
sie reicht dem Litteraten Paul Blumenreich die Hand ; diese Ehe schlug zum 
Unheil aus. B. gab Feuilleton-Correspondenzen heraus, Hess sich dann in 
Theaterspekulafionen ein und floh nach Amerika. Die arme Frau musste eine 
Heilanstalt aufsuchen. Schliesslich brach ihre Widerstandskraft zusammen. — 

; Der Roman »Frauenehre« (3 Bde., 1872) und das komische Epos »Die sociale 

I Revolution im Tierreiche« (1876) liegen vor den Prosa-Erzahlungen, die die 

! gekr6nten novellistischen ^Wiener Sittenbilder« (1884) eroffneten. Deren 

1 damals noch ungewohnlicher Realismus fiel bald in weiteren Kreisen auf; 

I jedoch nothigte sie die Noth mehr und mehr, fttr den Erwerb zu schafien. 



Kapff-Essenther. Klemm. Hoffmann. 281 

Briimmer, Lex. d. dtsch. Dchtr. u. Pros. d. .19. Jhrh. 4 I 139 f. n. 437: KUrschner 
Litteraturkaldr. XXI 11 658 f; ttber ihr Lebensende »Berl. Localanzgr.« am nachsten Tagc; 
Bild: »Dic Wochec I 1326. 

Ludwig Frankel. 

Klemm, Heinrich Hermann, Kgl. sachsischer Oberlandesgerichtsrath, * in 
Dresden am 8. Januar 18 16, f ebendaselbst am 16. Mai 1899. Klemm, 
der Sohn eines sachsischen Steuerbeamten, erhielt seine Vorbildung auf der 
Thomasschule in Leipzig und auf der Fiirstenschule zu Grimma. Er studirte 
in Leipzig Jurisprudenz und war dort seit dem October 1845 als Advocat 
thatig. Seit dem 28. August 1849 bekleidete er das Amt eines Stadtgerichts- 
rats in Leipzig und trat am 1. October 1856 als Gerichtsrath in das neu er- 
richteten Bezirksgericht in Leipzig ein. Im Februar 1859 wurde er an das 
Apellationsgericht in Dresden berufen, dem er bis zu seiner Aufhebung, zu- 
letzt als Oberappellationsrath, angehorte. Am 1. October 1879 wurde er 
erster Rath am sachsischen Oberlandesgericht; er behielt diese Stellung bis 
zu seiner Pensionirung am 1. Januar 1888. Neben seinen Berufsgeschaften 
war Klemm seit der Mitte der vierziger Jahre unausgesetzt literarisch thatig. 
Er veroffentlichte zahlreiche juristische nnd volkswirthschaftliche Aufsatze und 
hielt Vortrage tiber Gesetzeskunde fttr Juristen, Kaufleute und Industrielle. 
Im Jahre 1879 begrtindete er mit dem Senatsprasidenten Lamm die »An- 
nalen der Kgl. sachsischen Oberlandesgerichte«, als deren Redacteur er bis 
zum 1. Januar 1888 wirkte. Schon in Leipzig eifrig an dem politischen 
Leben theilnehmend, war er fttr kurze Zeit sowohl in Leipzig wie in Dresden 
Mitglied des Stadtverordnetencollegiums. Im Jahre 1884 wurde er im 
4. sachsischen Reichstagswahlkreis zum Abgeordneten gewahlt und zum 
zweiten Mai im Jahre 1890 in gleicher Eigenschaft nach Berlin gesendet. 
Er schloss sich der deutsch-conservativen Partei an und brachte es bald zu 
einem massgebenden Einfluss in Gesetzgebungsangelegenheiten. Im Jahre 
1893 musste er wegen seiner schwankenden Gesundheit von diesem Posten 
zurticktreten. Auch als Mitglied des sachsischen Landtages, in den er im 
October 1890 gewahlt wurde, erfreute er sich wegen seines ausgebreiteten 
juristischen Wissens grosser Achtung. Um die Schillerstiftung erwarb er sich 
dadurch Verdienste, dass er die Geschafte des Vororts Dresden bis zur Ab- 
gabe an den Vorort Weimar leitete. Zahlreiche Orden schmiickten seine 
Brust. »Ein leuchtendes Beispiel charakterfester Gesinnung und unerschutter- 
licher Pflichttreue, ein ganzer Mann ist mit ihm dahingegangen«. 

Vgl. Grimmaische Eccc 1899. 20. Heft. Bcarbeitct von Hermann Wundcr. Meissen 
1899. 8. S. 69—74. 

H. A. Lier. 

Hoffmann, Adolf Julius Friedrich Karl, Generalarzt, * 25. December 
1822 zu Karlsruhe, f 27. October 1899 daselbst. Sein Vater war der am 
8. December 1879 a ' s Grossh. badischer Generalleutnant a. D. verstorbene 
Friedrich Hoffmann, 1848 — 1850 badischer Kriegsminister, seine Mutter, die 
er in zartester Kindheit verlor, eine Tochter des bekannten Botanikers Karl 
Christian Gmelin. Nachdem er seine Schulbildung auf dem Lyceum seiner 
Vaterstadt erhalten hatte, studirte H. in den Jahren 1841 bis 1846 Medicin 
auf den Universitaten Heidelberg und Berlin und war am Schlusse seiner 
Studienzeit Assistent an der medicinischen Klinik in Heidelberg unter Professor 



282 Hoffmann. Robert. 

Pfeuffer. Nachdem er die Staatsprlifung bestanden und die Doctorwiirde er- 
worben hatte, arbeitete er im Winter 1846/47 in den Hospitalern von Paris. 
An der geplanten Fortsetzung seiner Studien in Wien hinderte ihn seine Er- 
nennung zum Oberarzt in dem 1. Infanterieregiment zu Karlsruhe. In dieser 
Dienststellung marschierte er mit einer badischen Brigade im August 1848 
nach Schleswig-Holstein. Wahrend der badischen Revolution that er, neben 
seiner Wirksamkeit im Militarspital zu Karlsruhe, Dienst in der dortigen 
BUrgerwehr. Seine weitere militararztliche Laufbahn (seit 1856 als Regimen ts- 
arzt) flihrte ihn nur vortibergehend nach Konstanz und Durlach, sonst war er 
immer in Karlsruhe in Garnison. Im Feldzug von 1866 stand der inzwischen 
zum Stabsarzt bef&rderte H. als Chefarzt des Haupthospitals mit einer Spital- 
abtheilung in Tauberbischofsheim. Im Frlihjahr 1870 wurde Oberstabsarzt H. 
zur Function als Divisionsarzt commandirt. Nach Ausbruch des deutsch-fran- 
zosischen Krieges stand er als Chefarzt des Belagerungscorps vor Strassburg und 
nahm nach der Uebergabe dieser Festung als Vertreter des erkrankten Corps- 
Generalarztes im Stabe des Generals v. Werder an den Gefechten von Epinal, 
am Oignon, bei Nuits und Villersexel und an der Schlacht bei Belfort Theil. 
Nach der Rtickkehr in die Heimath entsagte H., als Generalarzt charakterisirt 
und durch hohe Ordensauszeichnungen geehrt, der militararztlichen Laufbahn 
und widmete sich fortan neben seiner sehr ausgebreiteten arztlichen Praxis 
dem Dienste des Rothen Kreuzes. Besonders verdient machte er sich durch 
die Ausarbeitung eines Mobilmachungsplanes flir die Angehorigen der frei- 
willigen Krankenpflege und der Satzungen flir das freiwillige Krankentrager- 
corps des Karlsruher Mannerhilfsvereines. Unter seinen Standesgenossen hoch 
angesehen, betheiligte H. sich an der Wahrung ihrer Interessen als Schriftflihrer und 
spater als Obmann des Ausschusses der Aerzte im Grossherzogthum Baden, als 
Delegirter zum ersten Aerztetag (1873) und zu alien folgenden Delegirtenver- 
sammlungen bis 1883, se *t 1876 als Mitglied des Gesammtausschusses, in welcher 
Eigenschaft er sich besonders als Berichterstatter in Fragen der deutschen Aerzte- 
ordnung hervorthat. Zu Karlsruhe wurden hauptsachlich auf seine Veranlassung 
die Feriencolonien ins Leben gerufen, an deren Gedeihen er lebhaften Antheil 
nahm. Er war auch als Mitglied und seit 1898 als Vorsitzender des Ver- 
waltungsrathes der Allgemeinen Versorgungsanstalt eifrig flir die Interessen 
dieser gemeinntttzigen Anstalt thatig. Als Arzt grtindlich, kenntnissreich, 
scharf und klar in der Diagnose, unermlidlich und uneigenntitzig in der Be- 
handlung, wurde er vielen seiner Kranken auch ein werther Hausfreund. Die 
Geradheit, Biederkeit und Festigkeit seines Charakters gewann ihm die Hoch- 
achtung, seine Treue und Zuverlassigkeit die Liebe weiter Kreise. Um die 
Mitte der i8c)oer Jahre zwang ihn sein Gesundheitszustand, seine arztliche 
Thatigkeit nach und nach immer mehr zu beschranken. Von langer Krank- 
heit des letzten Lebensjahres erldste ihn ein sanfter Tod. Seine im August 
1848 ihm angetraute Gattin, Elise, Tochter des Hofpredigers Deimling, starb 
nach nur einjahriger Ehe; 1852 vermahlte er sich mit deren Schwester Sophie, 
die ihm einen Sohn und drei TOchter schenkte. 
» Karlsruher Zeitung* 1899 No. 323. 

v. Weech. 

Robert, Emmerich, mit seinem richtigen Namen Magyar, * 21. Mai 1847 
zu Budapest, f in Wtirzburg 29. Mai 1899. Neun Jahre alt, kam er nach Wien, 
wo er schon auf dem Gymnasium die Aufmerksamkeit seiner Lehrer als Decla- 



Robert. Graf Rechberg. 283 

mator erregte. Nach einigen Versuchen im Sulkowsky-Theater kam er in die 
Schule Lewinskys, ein Probesprechen im Burgtheater 1864 ftthrte zu keinem 
Engagement. So wandert er 1865 nach Zurich, 1866 ist er in Stuttgart, 
1868 in Berlin, von wo er sich die Entlassung geradezu erzwingt, urn unter 
Fuhrung Laubes 1872 in das neugegrilndete Wiener Stadttheater einzuziehen. 
A Is Laube schied (1874), ging auch er, um ftir kurze Zeit, nachdem sein 
Meister wieder gerufen worden, zurilckzukehren (1875), nac ^ verschiedenen 
Gastspielen tritt er 1878 ins Burgtheater, dem er, spater auch als Regisseur, 
bis zu seinem Tode angeh&rte. Ueber den Jtingling hatte Laube das ver- 
dammende Verdict, er sei zu hasslich, gesprochen, die spatere classische 
Schonheit, die ihm wurde, lastete lange wie ein Fluch liber ihm und verleitete 
ihn zu Posen und Affectationen, von denen ihn Laube unter strengem Tadel 
zu seiner grossen Genugthuung frei werden sieht. Vollstandig abgelegt hat er seine 
stilisirende Manier nie, sie war ein Theil seines kttnstlerischen Wesens, das die 
Hindernisse eines friihzeitig jeden Schmelzes beraubten Organs und eines Mangels 
an echter Leidenschaft und wahrem Temperamente mi t staunenswer ther Selbstzuch t 
zu bezwingenverstand. Diegrosse tragischeGeberdewar seiner Personlichkeit auf- 
gepragt, und zu ihr hinauf flihrte erdas Wort, daserinklarsterGliederungmeisterte. 
Was ein durchdringender Kunstverstand, entsprungen aus genauester Selbst- 
erkenntniss, zu leisten vermag, dafiir ist R.'s Beispiel geradezu vorbildlich. 
Was er hatte, Energie, lag mit einer grossartigen Starrheit (iber alien seinen 
Gestalten. Er war geradezu der Begriff des tragischen Helden, dem ein 
unerbittliches Schicksal das Zeichen des Todes auf die Stirne gedrtlckt 
hatte. Das hob seinen »Oedipus« weit (iber die rhetorische Leistung, und 
macht Rollen, wie »Skule«, »Macbeth« u. a. unvergesslich. Seine vornehme, 
dem Gemeinen abgewendete Natur fand ftir den Aristokratismus eines »Coriolan« 
die scharfsten Tone. An seinem »Pausanias« in Wilbrandts »Meister von 
Palmira « konnte man studiren, wie die Alten den Tod gebildet, sein 
»Manfred«, sein »Appiani« wurden, wie Schlenthers Grabrede von ihm sagt, 
»das Sinnbild jener Machte, die durchs Dunkle fiihren*. Die Grenze seines 
Konnens lag dort, wo die wirkliche Kraft einzusetzen hat: so rang er ver- 
geblich mit der gewaltigen Aufgabe des Juda in Ludwigs »Makkab&ern«. 
Schone Versprechungen ftir Charakterrollen gaben sein Caligula in Halms 
•Fechter von Ravenna « und sein Etzel in Hebbels »Nibelungen« ; das Burg- 
theater hat es aber verabsaumt, auf ihre Erfiillung zu dringen und ihn vor 
einen Richard III. oder Mephisto zu stellen. In ernsten Salonrollen wenig 
verwendbar, wusste er Aufgaben, in denen es ihm gestattet war, sich selbst 
zu parodiren, in einer durch ihr pathetisches Wesen unendlich belustigenden 
Weise zu losen: ich nenne nur den Bellac in der »Welt, in der man sich 
langweilu und den Atalus in Grillparzers »Weh dem, der liigU. Wie ein 
nicht allzu grosses ursprttngliches Talent sich durch strenge Erziehung bis 
nahe an den schauspielerischen Genius emporentwickeln kann, das ist die 
werthvolle Lehre, welche aus R.'s klinstlerischem Lebenswege hervorgeht. 

Alexander von Weilen. 



Rechberg und RothenlBwen, Johann Bernhard Graf von, osterreichischer 
Staatsmann * 17. Juli 1806 zu Regensburg, f 26. Februar 1899 im Schloss 
Kettenhof zu Schwechat bei Wien. 



284 Graf Rechberg. 

Unter den 15 Ministern, die im 19. Jahrhundert die auswartigen An- 
gelegenheiten der habsburgischen Monarchic leiteten, gab es nicht weniger 
als sieben, die nicht osterreichischen Familien angehorten. Diese Minister- 
reihe aus der Freinde (Stadion, Metternich, Ficciuelmont, Wessenberg, Buol, 
Rechberg und Beust), deren Mehrzahl »aus dem Reiche« stammte, waltete 
ihres Amtes fast ununterbrochen zwischen 1806 bis 1870, mit den kurzen Unter- 
brechungen 1848 bis 1852 und 1864 bis 1866. Der sechste in dieser Folge 
gehort dem schwabischen Geschlechte der Rechberg an, deren Stammsitz, der 
Hohenrechberg, sich unmittelbar neben dem Hohenstaufen erhebt. Der Besitz 
der Rechberg erstreckt sich liber Wiirttemberg und Bayern, so dass dem jewei- 
ligen Haupte der Familie Sitz und Stimme in der ersten Kammer beider 
Staaten zusteht. Der spatere Minister war der zweite Sohn des Grafen Aloys; 
sein alterer Bruder, Graf Albert, erbte das vaterliche Fideicommiss, wahrend 
der jiingere zur Beamtenlaufbahn in Bayern bestimmt wurde, in die er nach 
Vollendung seiner rechts- und staatswissenschaftlichen Studien an den Uni- 
versitaten zu Strassburg und Miinchen eintrat. Aber ein Duell mit ungliick- 
lichem Augange, an dem er als Secundant betheiligt war, erregte den Un- 
willen Konig Ludwigs gegen ihn und so trat er in den aussichtsreicheren 
osterreichischen diplomatischen Dienst. Er begann seine Laufbahn 1829 als 
Attache bei der Gesandtschaft zu Berlin und wurde 1830 als Legations- 
secretar zur Botschaft nach London versetzt, wo er unter Baron Wessenberg 
und Graf Apponyi arbeitete. Verhaltnissmassig jung wirkte er von 1833 durch 
drei Jahre als Geschaftstrager in Darmstadt, wurde hierauf in der Staatscanzlei 
zu Wien beschaftigt, gehorte dann den Gesandtschaften in Briissel und Stock- 
holm an, bis er 1843 zum Gesandten am brasilianischen Hofe emannt wurde. 
Vier Jahre blieb er jenseits des Weltmeers, wo er sich mehr mit handels- 
politischen und Colonialfragen als mit Politik zu beschaftigen hatte. Als er 
Knde 1847 nach Wien zurlickkehrte, sah er bei seiner Reise durch Miinchen 
die gegen Lola Montez gerichteten Unruhen und erstattete dem Fttrsten 
Metternich Bericht tiber die drohenden Vorzeichen der Revolution. Indessen 
glaubte sich der Staatskanzler sicher und wurde so unversehens am 
13. Marz 1898 durch die Erhebung Wiens und seinen Sturz (iberrascht. 
Metternich musste Wien verlassen und fand in Feldsberg, einem Schlosse 
des Ftirsten Liechtenstein in Niederosterreich nahe an der mahrischen 
Grenze, flir kurze Zeit Zuflucht. In diesen gefahrvollen Tagen stellten sich dem 
gestiirzten Staatskanzler zwei seiner Untergebenen zur Verfligung : »Baron Karl 
von Htigel und der gute Rechberg«, so schrieb die Gemahlin des Ftirsten dank- 
erfullt in ihr Tagebuch, »der doch niemals von uns besonders beglinstig worden 
war, standen uns beide gleich muthvoll und treu zur Seite. Hiigel blieb bei uns 
undtraf alle moglichen Vorsichtsmassregeln, Rechberg blieb bei den Kindern«. 
Htigel brachte den Ftirsten und seine Gemahlin zu Wagen nach Feldsberg, 
wohin ihnen Rechberg mit den Kindern auf der Eisenbahn folgte. Aber auch 
hier war ftir die Fliichtlinge kein Bleiben, da der Gemeinderath von Feldsberg den 
Ftirsten auffordertfe, binnen 24 Stunden das Stadtgebiet zu verlassen. Im Reise- 
wagenRechbergs, der neben dem Kutscher Platz genommen hatte, fuhren sie nach 
Norden und gelangten dann auf der Eisenbahn nach Olmtitz; hier aber liessen 
der Festungscommandant und der Erzbischof den Ftirsten wissen, dass sie 
nicht ftir die Ruhe in der Stadt zu btirgen vermochten, wenn er Olmtitz be- 
trete. So ging die Flucht weiter durch Bohmen und Sachsen, tiber Magde- 
burg und Hannover nach Holland, wo Metternich von dem Konig und der 



Graf Rechberg. 285 

Regierung des Landes ehrenvoll aufgenommen wurde. Erst als Rechberg die 
Fltichtlinge im Haag in Sicherheit wusste, verliess er Metternich und kehrte 
mit dessen Briefen an die kaiserliche Familie nach Wien zurtick. 

Als Ftirst Felix Schwarzenberg im November 1848 die Zugel der Regierung 
ergriff, beschaftigte er Rechberg anfanglich im auswartigen Amte, ernannte 
ihn aber schon am 22. Marz 1849 zum Bevollmachtigten bei der Frankfurter 
Centralgewalt. Diesen Posten hatte soeben Schmerling unwillig verlassen, weil 
das Ministerium ihn nicht in seine Absichten eingeweiht und ihn wie alle Welt 
durch Verktindigung der centralistischen osterreichischen Verfassung vom 7. Marz 
1849 Uberrascht hatte. Es war dies ein harter Schlag fur die grossdeutsche 
Partei im Frankfurter Parlament und fiir Schmerling, ihren Fiihrer, da sich 
Oesterreich dadurch selbst aus Deutschland ausschaltete. Schmerling nahm 
Rechberg deshalb misslaunig auf und dieses erste unfreundliche Zusammentreffen 
war entscheidend fiir das Verhaltniss der beiden Manner, das sich spater zu offner 
Feindseligkeit gestaltete. Rechberg sah in Frankfurt die Erwahlung des Konigs 
von Preussen zum deutschen Kaiser und dann den Zerfall des ersten deutschen 
Parlaments. Von Frankfurt heimgekehrt, arbeitete Rechberg wieder im Ministe- 
rium an den deutschen Geschaften. ' Der Conflict zwischen Oesterreich und 
Preussen verscharfte sich, als bayrische Truppen mit Zustimmung Oesterreichs 
nach Kurhessen geschickt wurden, um den an seiner Verfassung festhaltenden 
Volksstamm unter die Herrschaft des Kurfiirsten zu beugen, wahrend Preussen die 
»Strafbayern« an der Besetzung des Landes hindern wollte. Rechberg wurde 
im November 1850 zum Bundescommissar in Kurhessen ernannt, mit dem 
Auftrage, die Execution gegen das auf seinem guten Rechte beharrende Volk 
zu leiten. Diese missliche Aufgabe wurde ihm aber auf seine Bitte bald 
abgenommen und ihm selbst die bedeutende Stellung eines Gesandten in 
Constantinopel zugedacht; im Juni 185 1 wurde er zum Internuntius ernannt, 
ohne dass er jedoch dieses Amt antrat. Den ehrenwerthen Grund, weshalb 
er es ausschlug, erfahren wir aus einem Briefe Bismarcks nach Rechbergs 
eigener Mittheilung. »Er geht nicht nach Constantinopel «, schreibt Bismarck 
im Juni 1852 aus Wien, »weil man sich geweigert hat, ihm das dortige 
corrumpirte Subalternpersonal — Testa etc. — zu opfern.* Schon frUher 
hatte sich unter den Frankfurter Diplomaten die Nachricht verbreitet, Rechberg 
sei als Nachfolger des Grafen Thun zum Prasidenten des Bundestages bestimmt 
und Bismarck berichtete aus Frankfurt am 23. April 1852 nach Berlin: »Graf 
Rechberg ware nach Allem, was ich hore, Herrn v. Prokesch entschieden 
vorzuziehen, als ein zwar leidenschaftlicher, aber gerader und ehrliebender 
Mann.« Indessen hatte Bismarck das Missvergntigen, bald darauf doch Prokesch 
als Vertreter Oesterreichs neben sich zu sehen. Die personliche Bekannt- 
schaft Bismarcks und Rechbergs datirt von dem Besuche des Ersteren in Wien 
und aus diesem Anlasse entwirft der preussische Diplomat von Rechberg eine 
fttr diesen sehr gtinstige Schilderung. Er lernte ihn im Hause des alten 
Ftirsten Metternich kennen. »Ich hatte ihn anders gedacht<c, schreibt er ver- 
traulich an Minister ManteufFel, »seine brillentragende Erscheinung halt etwa 
die Mitte zwischen Robert Goltz* (dem spateren preussischen Gesandten in 
Paris) »und dem Hofdrucker Decker und er sieht mehr wie ein Kammer- 
gerichtsrath aus als wie ein Diplomat. Er war sehr entgegenkommend und 
mittheilend fiir mich und gefallt mir sonst ganz gut; aber audi er glaubt, 
der deutsche Bund wurde durch die officielle Adoption der schwarzroth- 
goldenen Farbe Krafte gewinnen und solche der Demokratie entziehen.« 



286 Graf Rechberg. 

Die letztere Bemerkung erinnert daran, dass Bismarck damals noch, auch in 
Aeusserlichkeiten, conservativer Heisssporn war. 

Der Tod des Ftirsten Schwarzenberg (5. April 1852) erhob den Grafen 
Buol-Schauenstein zura osterreichischen Minister des Aeussern. Der neue 
Vorgesetzte war R. nicht sympathisch, wie viele seiner unglinstigen Bemerkungen 
(iber Buol beweisen. Er ftihlte sich im diplomatischen Dienste unbehaglich: 
die Botschaft in Constantinopel hatte er ausgeschlagen und Air Frankfurt war 
ihm Herr von Prokesch vorgezogen worden, oder wie Bismarck gerUchtweise 
im November 1852 zu melden wusste, R. hatte das Amt mit dem Bemerken 
abgelehnt, es sei ein Posten, wo man leicht den Hals brechen konne. Ver- 
muthlich war das wenig freundliche Verhaltniss zu Buol der Grund, wes- 
halb Rechberg jetzt fur einige Zeit in die innere Verwaltung iibertrat. Am 
7. September 1853 wurde er namlich dem Feldmarschall Grafen Radetzky zur 
Seite gesetzt, um die Administration des lombardisch-venetianischen Konig- 
reiches zu leiten; der Sache nach war er Statthalter, doch ftihrte er nur 
den bescheideneren Titel eines Civiladlatus des Feldmarschalls, dem die 
Stellung eines Generalgouvemeurs blieb. Die Osterreichische Regierung war 
zu dieser Einrichtung veranlasst, weil sie endlich daran gehen musste, das 
1848 in den italienischen Provinzen eingeftihrte militarische Regiment durch 
eine btlrgerliche Verwaltung zu ersetzen. Radetzky person! ich war milde 
gesinnt, aber der Belagerungszustand lastete schwer auf den durch das Schwert 
zuriickeroberten Provinzen, und mancher seiner Generale und Officiere ver- 
scharfte durch harte Massregeln die durch die Verhaltnisse gebotene Strenge. 
Begreiflicherweise war der alte Feldmarschall liber die Einschrankung seiner 
Vollmachten ungehalten; er schrieb seiner Tochter, er habe das Land mit 
seinen Officieren und wenigenCivilbeamten billiger regiert als R. mit dem grossen, 
beigegebenen Beamtenstabe. Indessen stand das Ansehen des alten Helden 
so fest, dass er sich bei seiner Klugheit mit den neuen Verhaltnissen abfand ; 
seine Umgebung dagegen gerieth in scharfe Conflicte mit R., der seine Amts- 
wirksamkeit nicht einschranken lassen mochte und darin den Weisungen des 
Ministers des Innern, Alexander Bach, entsprach ; diesem war mit Recht daran 
gelegen, den liber Italien und Ungarn verhangten Belagerungszustand aufheben 
zu lassen. R. war lebhaft und aufbrausend und stiess mit dem ebenso 
temperamentvollen Benedek, dem Generalstabschef des Feldmarschalls, so 
heftig zusammen, dass ein Verkehr zwischen beiden tiberhaupt unmoglich 
wurde. 

Zu dieser Zeit, — es war der Hohepunkt des Krimkrieges — war die 
&ussere Politik Oesterreichs vor schwierige Aufgaben gestellt, denen Graf Buol 
nicht gewachsen war. Wohl war es zunachst ein Erfolg, dass Oesterreich im 
April 1854 die preussische Regierung und den deutschen Bund zum Abschlusse 
eines Vertheidigungsbiindnisses bestimmte, das auch die ausserdeutschen Gebiete 
des Kaiserstaates gegen feindliche AngrifFe sicherte. Nun ging Buol, der die 
Erwerbung der Moldau und der Walachei fur Oesterreich ins Auge gefasst 
hatte, einen Schritt weiter, sagte dem tief verletzten Czaren die 1849 befestigte 
Freundschaft auf und schloss im December 1854 ein Blindniss mit den West- 
m&chten. Preussen war nicht zuvor verstandigt worden; Buol hoffte jedoch, 
den Konig Friedrich Wilhelm und den deutschen Bund zum Beitritte zu be- 
stimmen. Er tauschte sich, da Preussen (iber das geheime Spiel Oesterreichs 
ungehalten war und nicht mit Russland in Krieg gerathen wollte; heftiger 
noch widersprachen zu Frankfurt die Gesandten der Mittelstaaten. Da 



Graf Rechberg. 287 

Oesterreich in diesem Augenblicke — wir kennen bis heute noch nicht die 
entscheidenden Vorgange am Wiener Hofe — vor den Consequenzen zuriick- 
schrak und den Westmachten nicht den von ihnen erwartetenbewaffhetenBeistand 
leistete, so hatte sich diese Zickzack-Politik der Reihe nach in Widerspruch 
mit sammtlichen Grossmachten gesetzt; Bismarcks Abneigung gegen Oester- 
reich fasste in dessen Unzuverlassigkeit tiefe Wurzeln und er wurde der 
entschiedenste Gegner einer Untersttitzung seiner Orientpolitik durch Preussen. 
Bismarcks Abneigung steigerte sich noch durch die taglichen ZusammenstOsse 
mit Prokesch, der sich durch seine Charakterfehler den ganzen Bundestag ent- 
fremdete. Unter diesen Umstanden stiegen die Aussichten fiir einen angesehenen 
Diplomaten wieR., und er wurde imFebruar 1855 nach Frankfurt geschickt, vorerst 
bloss um Prokesch zu vertreten. Wie angesehen er schon damals war, beweist 
das Geriicht, dass Bismarck am 18. September des Jahres nach Berlin meldete: 
in Wien stehe ein Ministerwechsel bevor und R. werde als Nachfolger Buols 
genannt. Indessen war R. noch nicht so weit. Prokesch kehrte im Sommer 
voriibergehend auf den Frankfurter Posten zurtick, wurde aber bald darauf 
nach Constantinopel versetzt und R. am 12. October 1855 endgiltig zum Pra- 
sidenten des Bundestages ernannt. 

Damit tritt Graf R. als historische Figur unmittelbar neben Bismarck, 
und dessen lebensvolle Schilderungen der diplomatischen Kampfe zu Frankfurt 
riicken die Personlichkeit und das Wirken des osterreichischen Gesandten in 
das hellste Licht. In den Berichten Bismarcks aus Frankfurt setzte sich der 
grosse Staatsmann ein literarisches Denkmal sonder Gleichen, aber auch R. 
kommt dabei nicht zu kurz; selten ist wohl einem Staatsmann durch einen 
politischen Widersacher in hohem Greisenalter eine gleich hohe Genugthuung 
widerfahren wie ihm durch die Veroffentlichung der Frankfurter Depeschen 
Bismarcks. Anfanglich iibertrug Bismarck seine Abneigung gegen die oster- 
reichische Politik auf ihren damaligen Vertreter, und der gttnstige Eindruck, 
den R. bei ihrem Zusammentreffen in Wien gemacht hatte, trat in ihm zurUck. 
»Ich halte R.«, so schreibt er am 28. Februar 1855, »flir ebenso schlimm 
(wie Prokesch) in seiner politischen Richtung, und dabei ftir geschickter und 
energischer.« Er traute dem neuen Bundesprasidenten sogar einen »Staats- 
streich* in seinem Amte zu, in der Absicht, die Mittelstaaten der Csterreichischen 
Politik gefligig zu machen. Aber schon nach der ersten Unterredung schwand 
dieses Misstrauen Bismarcks. 

Es ist hier die Stelle, um Rechbergs Grundanschauung uber die Aufgaben 
der osterreichischen Politik festzustellen. Er war, was die ausseren Verhaltnisse 
betraf, von der Richtigkeit der Ziele und Wege des FUrsten Metternich Uber- 
zeugt, und hierin hatte wohl auch seine personliche Anhanglichkeit an den 
Staatskanzler ihren Grund. Auch nach Rechbergs Ansicht hatte .Oesterreich 
das BUndniss mit Preussen und Russland zu pflegen, da bios auf diese Weise 
seine stets angefochtene Herrschaft tiber Italien behauptet und Ungam 
niedergehalten gehalten werden konnte. Deshalb widerrieth er jedem allzu 
ktthnen Ausgreifen seines Staates, weil er sich dadurch in Deutschland 
Preussen entfremden oder auf der Balkanhalbinsel mit Russland zusammen- 
stossen miisse. Somit billigte er schwerlich die Machtpolitik des Fursten 
Schwarzenberg in Deutschland in ihrem ganzen Umfange, Buols Eroberungs- 
plane im Osten verurtheilte er ofifen als zu gefahrlich. 

Es macht nun seinem Charakter und seinem Unabhangigkeitssinne alle 
Ehre, dass er diese Politik ebenso bei Kaiser Franz Joseph vertrat, wie er 



2 $8 Graf Rechberg, 

sie offenherzig im Verkehre mit Bismarck entwickelte. Er gewann dadurch 
den preussischen Gesandten, der am 5. Marz 1855 an Manteuffel meldete: 
»Ich habe eine lange Unterredung mit dem Grafen Rechberg gehabt, bei 
welcher das Entgegenkommende der politischen Ansichten, die er aussprach, 
meine Erwartungen tibertraf. Wenn er aufrichtig gegen mich gewesen ist, 
und ich habe bisher keinen Grund, daran zu zweifeln, so kann ich ihn, nach 
seiner Auffassung der Beziehungen zu Preussen, kaum der gegenwartig in 
Wien herrschenden Richtung zuzahlen. Seiner Meinung nach hat Oesterreich 
gegenwartig die Aufgabe, sich mit Preussen zu verstandigen, und auf diese 
Weise fur beide eine gesicherte Stellung swischen den Weltmachten l ) zu ge- 
winnen*. »Rechbergs Verhalten,« besagt der Bericht Bismarcks vom 25. Marz 
1855 »kann ich fortwahrend nur loben, er lasst mit sich reden, ohne zu 
deklamiren und zu zankeru. Natiirlich konnte er Bismarcks hohe Anspriiche 
auf die Geltung Preussens nicht ganz befriedigen und das im Naturell des 
preussischen Gesandten wurzelnde Misstrauen fand bald, wenn auch nur vor- 
tibergehend, neue Nahrung. Es argerte Bismarck, dass Rechberg sich »leider« 
nicht bios zu ihm, sondern auch zu den librigen Gesandten in ein Verhaltniss des 
Vertrauens setzte, besonders aber dass er mit dem Vertreter Bayerns, Herm 
v. Schrenck, seinem Jugendfreunde, weite einsame Spaziergange machte. Bald ist 
ihm der gewandte Rechberg so unbequem, dass er ausruft: »Ich sehne mich 
mitunter nach Prokeschs Ruckkehr; er war ein viel wtinschenswertherer 
Gegner. Wollen wir uns und konnen wir uns mit Oesterreich verstandigen, 
so ist Rechberg weit vorzuziehen und Prokesch gar nicht moglich. Rechberg 
sagt mir taglich, es mtisse wieder dahin kommen, dass gar nichts am Bunde 
verhandelt werde, wortiber vorher nicht Einigkeit zwischen Berlin und Wien 
erzielt sei.« Rechberg sei wohl katholisch, aber sein Katholicismus sei ttber- 
wiegend »politischer Natur«. Der neue Gesandte besass nach demselben 
Zeugnisse in den grossen europaischen Fragen eine selbst&ndige Auffassung, 
so dass er » nicht zu den Eingeweihten des letzten Gedankens der Politik 
des Wiener Cabinets zu gehoren scheint. Sein von dem Grafen Buol wesent- 
lich verschiedener Standpunkt und die zwischen beiden seit dem Tode des 
FUrsten Schwarzenberg schon herrschende Verstimmung erklare dies leichu. 
AH 1 dieses Lob wie der Tadel des wachsamen, eifersllchtigen Nebenbuhlers 
sind gleich ehrenvoll ftir Rechberg. Dieser schmeichelte seinem Chef Buol nicht 
im entferntesten ; »mit Frau von Vrints, der Schwester des Grafen BuoU (die 
in Frankfurt eine bedeutende gesellschaftliche Stellung einnahm), »steht er in 
offener Fehde«. Alles Frtihere zusammenfassend, findet Bismarck, das Miss- 
trauen der Mittelstaaten gegen die osterreichische Orientpolitik wlirde schwinden, 
wenn Graf Rechberg oder Graf Thun an der Spitze der Geschafte in Wien 
sttinden. 

In dem Gange der Buol'schen Politik missbilligte Graf Rechberg nicht 
zum mindesten die Feindseligkeit gegen Russland, denn bekanntlich zog sich 
Oesterreich den Vorwurf der' Undankbarkeit sei tens Russland zu, ohne die 
Feindseligkeit des Kaisers Napoleon ganz bannen zu k6nnen. Rechberg hielt 
denn auch nicht mit seinem Tadel der Note zurtick, durch die Buol im 
Januar 1856 Russland zur Unterzeichnung des Friedens nothigte. 

Unter diesen Umstanden hielt es Graf Rechberg um so nothwendiger, 
dass Oesterreich sich wenigstens mit Preussen verbinde, und er befiirwortete 

!) Die Wendung »zwischen den Westmiichten« bei Poschinger ist wohl ein Lese- 
oder Druckfehlcr. 



(Int Rechberg. 289 

im December 1855 bei Buol die Absendung des osterreichischen Unterstaats- 
secretars Werner nach Berlin zur Schlichtung der DifFerenzen mit dem Berliner 
Cabinet. Als er den Auftrag erhielt, den Bundestag zum Anschlusse an die 
Russland einschtichternde Politik Oesterreichs zu bestimmen, erkannte er, 
dass sich weder Preussen noch die Mittelstaaten wtirden gewinnen lassen 
und es gelang ihm, mit Bismarck eine vermittelnde Formel zu vereinbaren, 
welche im Wesentlichen auch vom Bunde angenommen wurde. 

Rechberg ging aber in seinen Bemtihungen noch weiter. Er arbeitete im 
Jahre 1856 eine ftir Kaiser Franz Josef bestimmte Denkschrift aus, in der 
Absicht, dadurch eine Aenderung der Ssterreichischen Politik Preussen gegen- 
iiber anzubahnen. Die Eifersucht der beiden Grossmachte, so ftihrt er aus, 
habe zur Folge gehabt, dass den an sich ohnmachtigen Mittelstaaten Deutsch- 
lands eine Vermittler- und Schiedsrichterrolle zugefallen sei, die sie doch nur 
unter Anlehnung an Frankreich festhalten konnten. Der Bund, das war der 
Grundgedanke der Denkschrift, sei nicht stark genug, um die Zwietracht seiner 
beiden Hauptmachte und das Werben um die Stimmen der Kleinen zu er- 
t rag en. Als Rechberg Herrn von Bismarck von dem Inhalte seiner Arbeit ver- 
standigte, ausserte er zugleich unverhohlen, dass er flirchte, in Wien auch 
diesmal wie gewohnlich einer kurzen und unmotivirten Ablehnung zu begegnen. 
Auch wusste er, dass er auf den Widerspruch des Herrn von Biegeleben 
stossen werde, der im Osterreichischen Ministerium des Aeussern das Referat 
liber die deutschen Angelegenheiten ftihrte. Wir begegnen hier zum ersten 
Male dem Manne, der ftir Rechbergs spateres Wirken bedeutsam und ver- 
hangnissvoll werden sollte. Rechberg gab sich keiner Tauschung darttber hin, 
dass eine Besserung nicht zu erwarten sei, wofern Biegeleben nicht seines 
wichtigen Referates enthoben wtirde. 

Es ist bisher nicht bekannt geworden, welche Aufnahme diese Denk- 
schrift, wenn sie liberhaupt abgesendet wurde, in Wien fand. Sehr bald 
erkannte man indessen in Oesterreich, wie gefahrlich ftir Oesterreich die 
Vereinsamung sei, in der es sich nach dem Krimkriege befand. Deshalb 
wurde Rechberg 1857 nach Stuttgart gesandt, um Konig Wilhelm von Wtirttem- 
berg zu bestimmen, zwischen Kaiser Franz Josef und dem Czaren, dem NefFen des 
Konigs, zu vermitteln; indessen hatte, wie zu erwarten stand, die Bemlihung 
des Konigs keinen Erfolg. Dem Berliner Cabinet gegenllber aber verharrte 
die osterreichische Politik auf der betretenen Bahn. Graf Rechberg wurde 
on Wien aus angewiesen, Preussen in jeder Weise entgegenzuwirken und die 
ittelstaaten ftir Oesterreich zu gewinnen. Er musste nach seinen Instructionen 
ndeln und so entspann sich ein merkwtlrdiges Verhaltniss zwischen dem 
i > .erreichischen und dem preussischen Gesandten. Sie bek&mpften sich mit 
alien Mitteln der Diplomatic, wobei Rechberg als Prasident der Versammlung 
and Vertreter der ftihrenden Macht sich in einer gUnstigeren Stellung befand ; 
s gelang ihm auch, nahezu in alien Fragen eine Mehrheit um sich zu 
immeln. Aber so gross auch der Unwille war, der darob die Seele des 
olzen und reizbaren, zum Herrschen geborenen und jetzt zurtickgedrangten 
smarck erfiillte, so musste er anerkennen, dass Rechberg sich loyaler Mittel 
diente und innerlich diesen Wettbewerb um die Gunst der Mittelstaaten 
it schadlich hielt. 

Das Verhaltniss gegenseitiger Achtung zwischen Bismarck und Rechberg 
blieb unverandert, auch als Oesterreich den Konig Friedrich Wilhelm IV. 
durch seine Feindseligkeit in der Neuenburger Frage tief krankte. Der Konig 
Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Xekrolog. 4. fid. ig 



2 go Graf Rechbergf. 

wollte die Eidgenossenschaft zur Freilassung der Ftihrer der preussenfreund- 
lichen Partei Neuenburgs zwingen, denen man den Process gemacht hatte, 
und er sah sich hierbei von Oesterreich im Stiche gelassen, von Napoleon III. 
dagegen kliiglich unterstlitzt. Rechberg machte in vertraulichen Aeusserungen 
kein Hehl aus seiner Niedergeschlagenheit iiber die Irrthlimer des Wiener 
Cabinets, Buol der Unfahigkeit anklagend. Bei diesem Anlass scheint sich 
die Scene abgespielt zu haben, die Bismarck spater erzahlte. Rechberg kam 
zu ihm, um ihm eine von Wien aus eingelangte Instruction zu zeigen, des 
Inhalts, er habe fur einen Antrag Preussens in dieser Angelegenheit zu stimmen. 
Bismarck las einen Theil des ihm vorgelegten Schriftstuckes und bemerkte 
sofort: »Hier muss ein Irrthum vorgefallen sein.« Rechberg sah ins Blatt 
hinein und erschrak; er hatte Bismarck aus Versehen eine andere Depesche 
aus Wien lesen lassen, in der er angewiesen wurde, fur den preussischen 
Standpunkt zu stimmen, aber gegen ihn zu wirken. »Beruhigen sie sich,« 
sagte Bismarck, »Sie haben mir den Brief nicht geben wollen, also haben 
Sie ihn mir nicht gegeben, also ist sein Inhalt mir vollig unbekannt.« (Wahr- 
scheinlich handelte es sich hierbei um die Depesche, die von Bismarck in 
seinem Berichte vom 25. December 1856 erwahnt wird; es ist dies ein 
geheimes Rundschreiben des Wiener Cabinets an die suddeutschen Hofe, 
in dem ihnen gerathen wird, den Durchmarsch preussischer Truppen gegen 
die Schweiz nicht zu gestatten, Preussen in dieser Angelegenheit vielmehr an 
den Bund zu verweisen.) 

Schroff traten sich sodann die beiden Diplomaten in der Rastatter 
Festungsfrage gegenliber. Der Grossherzog von Baden hatte insgeheim ein- 
gewilligt, dass Oesterreich eine Besatzung in die Bundesfestung lege, und 
erst hinterher wurde die Zustimmung des Bundes verlangt. Mit Eifer betrieb 
Rechberg das ihm aufgetragene Geschaft, wiewohl Bismarck ihn an seinen 
eigenen Grundsatz erinnerte, Oesterreich und Preussen sollten sich stets 
einigen, bevor sie etwas an den Bund brachten. Immer lebhafter wurden 
die Klagen Bismarcks iiber die iibrigen Gesandten, die, wie er behauptet, 
sich »gegen klares RechU aus personlichen Rticksichten zu Parteizwecken 
missbrauchen lassen. Bismarck legte am 29. Januar 1858 Manteuffel gegen- 
liber das Bekenntniss ab: »Es ist fur den preussischen Gesandten am Bunde 
nicht leicht, den osterreichischen und den anderweitigen antipreussischen 
Einfllissen gegeniiber den personlichen Beistand auch nur eines einzigen 
seiner Collegen zu gewinnen.« 

Diese Reibungen und Zusammenstosse hatten, wie bekannt, beinahe zu 
einem Duell zwischen den beiden Gesandten gefuhrt. Der Streit zwischen 
ihnen wurde einmal so heftig, dass Rechberg nicht mehr Herr seines hitzigen 
Temperaments blieb und ausrief: »Ich werde Ihnen meine Secundanten 
schickenU »Wozu die Umstande«, erwiderte Bismarck, »Sie haben ja wohl 
Pistolen, dann machen wir die Sache sogleich in Ihrem Garten ab. Wahrend 
Sie das Schiessgerath zurecht machen, schreibe ich einen Bericht liber den 
Handel, den ich eintretenden Falles nach Berlin zu schicken hatte. « Bismarck 
setzte sich wirklich nieder, schrieb den Bericht und ersuchte Rechberg, ihn 
zu lesen. Dessen Hitze hatte sich indessen abgekiihlt; er meinte: »Alles 
recht, aber uns deshalb die Halse zu brechen, ware doch liber die Maassen 
thoricht.« Bismarck erklarte sich ganz ein vers tanden. So der Bericht, den 
der Reichskanzler sp&ter gerne zum Besten gab und den Sybel in der obigen 
Form wiedergiebt. Nach einer anderen Fassung hatte der bayerische Gesandte, 



Graf Rechberg. 29! 

Herr von Schrenck, zwischen den beiden Mannern vermittelt und die Sache 
ins Reine gebracht. Das ist, wie gesagt, die Darstellung Bismarcks. In 
hohem Alter kam Graf Rechberg dem Verfasser dieses Aufsatzes gegeniiber 
zweimal auf die Sache zu sprechen, gab die Richtigkeit der Erzahlung zu, 
liess sich aber auch liber den Anlass des Streites aus. Danach handelte es 
sich um den vor die Bundesversammlung gebrachten Antrag, den schleswig- 
holsteinschen Offizieren, die 1848 — 1850 gegen Danemark gekampft hatten, 
eine Pension seitens des Bundes zu gewahren. Am Tage der Abstimmung 
hatte Rechberg noch keine Instruction aus Wien in Handen und es lag ihm, 
um das Ansehen Oesterreichs in Deutschland zu wahren, Alles daran, die 
Entscheidung hinauszuschieben, damit sein Staat nicht als Gegner des schles- 
wig-holsteinschen Sache erscheine. Er bat Bismarck um die personliche 
Geialligkeit, der Vertagung der Sache zuzustimmen. Dieser, so erzahlt Rech- 
berg weiter, ging anscheinend auf diesen Wunsch ein; der osterreichische 
Gesandte war deshalb unliebsam iiberrascht, als sein College in der Sitzung 
trotzdem die Verhandlung der Angelegenheit betrieb, so dass Rechberg der 
Versammlung eroffnen musste, er habe kein Recht zuzustimmen. Nach der 
Sitzung machte ihm Rechberg heftige Vorwlirfe, und der Wortwechsel wurde 
so lebhaft, dass der hitzige osterreichische Gesandte den preussischen zum 
Zweikampfe herausforderte. 

Soweit Rechberg. In den veroffentlichten Actenstticken finden sich zvvei 
Falle, in denen die beiden Diplomaten tiber die Pensionsfrage hart aufeinander 
stiessen. (Poschinger, Preussen im Bundestag, 3. Theil, S. 119 und S. 201.) 
Es bleibe dahingestellt, wie weit Graf Rechberg, der beinahe 90 Jahre alt 
war, als er die Dinge so darstellte, sich auf sein iibrigens ungewohnlich 
frisches Gedachtniss verlassen konnte. 

Wahrend dieser kleinlichen und argerlichen Streitigkeiten zwischen den 
deutschen Grossmachten bereitete Napoleon III. den Krieg gegen Oesterreich 
vor und Kaiser Franz Josef durchschnitt die im Friihjahre 1859 gepflogenen 
Scheinverhandlungen durch die Absendung des Ultimatums an den sardinischen 
Hof. Graf Buol, der von dem Schritte des Kaisers nicht friiher verstandigt 
worden war, gab hierauf seine Entlassung und an seine Stelle trat am 
17. Mai 1859 Graf Rechberg als Minister des Aeussern. Mitten in einer 
grossen europaischen Krise sollte er seine Krafte erproben. Da unmittelbar 
darauf am 4. Juni die ftir Oesterreich ungliickliche Schlacht bei Magenta 
geschlagen wurde, so stand Rechberg in den schwierigsten Verhaltnissen. Er 
war Zeuge, wie tief die Nachricht von der Niederlage seinen Meister in der 
Diplomatic, den 85Jahrigen Fiirsten Metternich, erschiitterte ; bald nach ihrem 
Einlaufe fiel der ehemalige Staatskanzler in Gegenwart Rechbergs, der gerade 
bei ihm zu Besuche war, in eine tiefe Ohnmacht, und obwohl er sich wieder 
erholte, waren seine Krafte bald aufgezehrt; eine Woche darauf verschied er. 
Nach der Schlacht von Magenta ubernahm Kaiser Franz Josef den Oberbefehl 
in Italien, wohin ihm bald Rechberg folgte. Im Hauptquartier zu Verona 
traf Rechberg unter den Generalen, die er wahrend seiner lombardischen 
Statthalterschaft kennen gelernt hatte, auch Benedek und er reichte ihm, der 
Rechberg noch immer grollte, die Hand zur Versohnung. In dem Briefe 
Rechbergs, in dem das geschah, heisst es: »Wir stehen beide in dieser ernsten 
Zeit auf der Bresche. Ich ftihle das Bediirfniss, mein verehrtester Herr 
Feldmarschall-Leutnant, Ihnen herzlichst die Hand zu geben und die Bitte 
auszudrlicken, frithere Irrungen, die zwischen uns stattgefunden haben, in 

19* 



$02 Graf Rechberg. 

dem gemeinschaftlichen Kampfe ftir unseren Kaiser unci das Vaterland der 
Vergessenheit zu weihen. Unter der kleinen Schaar der Erprobten darf unter 
so bedrohlichen Verhaltnissen kein anderes Gefiihl als das der briiderlichen 
Freundschaft zum gemeinsamen Einstehen fur das Recht und die gute Sache 
besteheru. 

Die Hoffnungen Oesterreichs wurden durch die zweite Niederlage bei 
Solferino am 24. Juni niedergeschlagen, so dass Kaiser Franz Josef bei der 
Zusammenkunft mit Napoleon zu Villafranca in den Frieden willigte. Die 
Lombardei war der Preis, den Oesterreich zahlen musste. 

Die nachste Folge der Niederlage war der Fall des Absolutismus in 
Oesterreich. Offenkundig war, dass die Theilnahme der Volker Oesterreichs 
am Staate durch den Widerwillen gegen das bisherige System zuriickgedrangt 
wurde; hatte Napoleon doch vor dem Kriege sogar mit der Erhebung Ungarns 
gegen die osterreichische Herrschaft gerechnet. Graf Rechberg theilte die 
Ansicht derjenigen, die meinten, der Druck mtisse gemildert, der Einfluss des 
Clerus eingeschrankt, Ordnung in die Finanzen gebracht werden. Wohl war 
er streng conservativ gesinnt und hielt eine starke Regierung, sowie die Auf- 
rechterhaltung des osterreichischen Einheitstaates fur nothwendig, aber seine 
Einsicht sagte ihm, dass die Einfiihrung constitutioneller Formen und die 
Versohnung mit Ungarn unabweislich sei. In diesem massigenden Sinne 
wirkte er schon vor seiner Abreise ins Hauptquartier. Er knupfte, wie es 
heisst, durch Baron Josika, Verbindungen mit dem conservativen Adel Ungarns 
an, der, wenn auch streng monarchisch gesinnt, doch gleichfalls gegen das herr- 
schende absolutistische System in Opposition stand. Noch von Verona aus erliess 
der Kaiser auf Rath Rechbergs am 15. Juli ein Manifest, des Inhalts, dass 
die Regierung zeitgemasse Verbesserungen in der Gesetzgebung und in der 
Verwaltung flir nothwendig halte. Auf diesem Wege lag es, dass Rechberg 
nach der Ruckkehr des Kaisers in Wien beim Minister des Innern, Alexander 
Bach, erschien und ihm ankiindigte, der Kaiser wlinsche, er und der Polizei- 
minister Kempen hatten ihre Entlassung zu nehmen. Die Befestigung der 
Stellung Rechbergs zeigte sich darin, dass er im August 1859 zum Vorsitzenden 
im Ministerrathe ernannt wurde und zu seinen bisherigen Pflichten auch das 
Amt eines Ministers des kaiserlichen Hauses iibernahm. Das wichtige 
Ministerium des Innern wurde dem Grafen Goluchowski, bisher Statthalter 
in Galizien, anvertraut; etwas spater wurde, um den Ungarn ein Zeichen des 
Einlenkens zu geben, die Abberufung des Erzherzogs Albrecht aus Ungarn, 
der bisher Civil- und Militargouverneur gewesen war, verfugt und an seine 
Stelle der Ungar Benedek gesetzt. Es entsprach aber nicht Rechbergs An- 
sichten, dass Goluchowski Vorbereitungen traf, um den einzelnen Provinzen 
Oesterreichs eine weitgehende Selbstiindigkeit zu gewahren. Rechberg war 
vielmehr damit einverstanden, dass im December i860 Schmerling berufen 
wurde, um den Einheitsstaat aufrecht zu erhalten, dabei jedoch gleichzeitig 
verfassungsmassige Formen einzuftihren. In Folge dieser Veranderung tiber- 
liess Rechberg dem Erzherzog Rainer das Amt des Ministerprasidenten in 
dem Cabinet, in dem Schmerling als Staatsminister die innere Politik leitete, 
wiihrend Rechberg Minister des Aeussern und des kaiserlichen Hauses blieb. 
Wiewohl sein persdnliches Verhaltniss zu Schmerling nicht das beste war, 
schien sich die neue Ordnung der Dinge an fangs gut zu bewahren. 

Die aussere Politik Oesterreichs wurde durch die Ereignisse in Italien 
beherrscht. Die Volksabstimmungen in Mittelitalien ttbertrugen dem Konig 



Graf Rechberg. 203 

Victor Emanuel die Herrschaft tiber diese Gebiete und Garibaldi unternahm 
seinen Siegeszug durch Sizilien und Neapel. Diese machtige Volksbewegung, 
welche zuletzt den osterreichischen Besitz in Venetien bedrohen musste, hatte 
kein osterreichischer Minister hindern k6nnen. Als einziges gtlnstiges Er- 
gebniss dieser Ereignisse sah Rechberg es an, dass Lord Palmerston, der die 
Befreiung Italiens untersttitzt hatte, seit der Abtretung Nizzas und Savoyens 
an Frankreich von Misstrauen gegen Napoleon erfiillt wurde und sich Oester- 
reich naherte, dem Palmerston in I tali en bisher jede nur mogliche Schadigung 
zugeftigt hatte. Zwischen Palmerston und Rechberg entspann sich ein geheimer 
Briefwechsel, in dessen Verlaufe der englische Minister Rechberg mit den 
Eroberungsplanen Napoleons bekannt machte, die ihm aus Papieren bekannt 
waren, welche Palmerston um einen hohen Preis von einem ehemaligen 
Secretar Napoleons gekauft hatte. Der Briefwechsel der beiden Minister 
ging durch die H&nde des Staatsraths KHndworth, eines Abenteurers, der 
gleichzeitig stets im Solde mehrerer Regierungen stand; officiell konnte Palmer- 
ston als Ftihrer der liberalen Partei sich nicht der conservativen Politik 
Oesterreichs nahern, wie denn auch England die erste Grossmacht war, die 
das Konigreich Italien anerkannte. 

Ebenso unfruchtbar musste die deutsche Politik Oesterreichs bleiben, da 
sie auf die Aufrechterhaltung des Einflusses in Deutschland gerichtet war, 
ohne dass Oesterreich dem deutschen Volke die ersehnte Einigung bieten 
konnte. Weitreichende Plane lagen auch nicht im Sinne Rechbergs, der die 
Faden der Metternich'schen Politik weiterspinnen und eine Verstandigung 
mit Preussen herbeiFiihren wollte; Rechberg setzte sich eben ein enges Ziel: die 
Erhaltung des 181 5 in Deutschland geschaffenen Zustandes. In diesen Be- 
muhungen sah er sich unaufhorlich gehemmt, da sein Einfluss im Cabinet 
des Kaisers Franz Josef sehr haufig durch den anderer Rathgeber durchkreuzt 
wurde. Nicht einmal in seinem eigenen Ministerium war seine Autoritat 
unerschiittert. Der Director im Ministerium, Freiherr von Meysenbug, war 
franzosenfreundlich gesinnt und wirkte ftir die Versohnung mit Kaiser Napoleon ; 
wichtiger aber war, dass der bereits erw&hnte Referent flir die deutschen 
Angelegenheiten, Freiherr von Biegeleben, die preussenfreundliche Richtung 
Rechbergs missbilligte und die Aufnahme grossdeutscher Plane seitens Oester- 
reich beflirwortete. Biegeleben fand, so oft er in gl&nzend geschriebenen 
Denkschriften solche weitfliegende Entwlirfe vertrat, williges Gehor bei Kaiser 
Franz Josef, so dass der Einfluss dieses Hofrathes im Ministerium den des 
Grafen Rechberg zeitweilig in den Hintergrund drangte. Rechbergs Person- 
lichkeit war nicht kraftig genug, um sich im Rathe Kaisers Franz Josefs 
durchzusetzen ; freilich zeigte es sich spater, dass nicht bios er, sondern die 
meisten Minister Oesterreichs in unseren Tagen an ahnlichen Schwierigkeiten 
und Schwankungen scheiterten. 

Es war freilich schwierig genug, zu einem besseren Verstandnisse mit 
Preussen zu gelangen, da das liberale preussische Cabinet Hohenlohe die 
Absicht hegte, die Aufmerksamkeit des Volkes von dem Militarconflict im 
Innern dadurch abzulenken, dass es wieder mit dem Plane der Bildung eines 
engeren deutschen Bundes unter Fiihrung Preussens hervortrat. Dieser 
Gedanke war in der Note Bernstorffs, des Ministers des Aeusseren, vom 
20. December 1861 formulirt und das kraftigere Auftreten Preussens kam 
auch darin zum Ausdrucke, dass es am 29. Marz 1862 einen freihandlerischen 
Handelsvertrag mit Frankreich schloss und die Staaten des Zollvereins 



2g4 Graf Rcchberg. 

vor die Wahl stellte, der Abmachung beizutreten oder den Zollverein zu 
verlassen. 

Selbst wenn R. den Wunsch gehegt hatte, trotz dieser Vorstosse 
Preussens einem diplomatischen Conflicte mit dem Nebenbuhler aus dem 
Wege zu gehen, so ware ihm dies angesichts des verletzten Stolzes des 
Wiener Hofes nicht m&glich gewesen. Zudem hatte mit dem Eintritte 
Schmerlings in das fisterreichische Cabinet die grossdeutsche, antipreussische 
Richtung einen entschlossenen Vertreter gefunden, der sich auf das Festeste 
mit Hofrath Biegeleben verband. Uebrigens empfand R. jmgesichts des Vor- 
gehens Preussens zu lebhaft, was er seiner Stellung als Nachfolger Metternichs 
und Schwarzenbergs schuldig sei, um sich von dem diplomatischen Feldzuge 
gegen Preussen auszuschliessen, wenn er auch, anders als Schmerling, vor dem 
offenen Bruche zurttckscheute. In diesem Spiel der Krafte war ihm Schmerling 
vorerst tiberlegen, da er eine ktihne, von Selbstvertrauen erfiillte Natur war, 
die offentliche Meinung in Oesterreich und Stlddeutschland ftir sich hatte und 
damit auch den Kaiser gewann. 

In der Zollvereinsfrage errang Preussen einen vollen Sieg, da die 
deutschen Mittelstaaten die Vortheile der Verbindung mit Preussen kannten 
und dem Vorschlage des Wiener Cabinets, Anschluss an Oesterreich zu 
suchen, misstrauten; sie traten somit dem Handelsvertrage mit Frankreich 
bei. Glllcklicher war R. naturgemass in der Abwehr der preussischen 
Note vom 20. December 1861. Er bestimmte die Konigreiche Bayern f 
Wiirttemberg, Sachsen und Hannover sowie die H6fe von Darmstadt und 
Nassau einen mit Oesterreich gemeinsamen Schritt zu unternehmen; am 
2. Februar 1862 erging eine identische Note dieser Staaten an Preussen, in 
welcher der Plan eines engeren Deutschlands unter Flihrung Preussens in 
scharfen Wendungen zurllckgewiesen wurde. Oesterreich ging jetzt noch 
weiter und legte seinerseits zu Frankfurt einen Bundesreformplan vor, welcher 
den WUnschen der grossdeutschen Partei entgegenkam. Es sollte ein 
Bundesdirectorium in Frankfurt und eine Versammlung von Delegirten 
aus alien deutschen Staaten eingesetzt werden; auch beantragte Oesterreich, 
den Entwurf eines ganz Deutschland gemeinsamen Civilprocesses und Obliga- 
tionenrechtes auszuarbeiten. 

Dieser Gegenzug war zwar in Deutschland volksthiimlich; aber so wie 
Oesterreich mit diesen bestimmten Vorschlagen hervortrat, erhob sich das 
Misstrauen der deutschen Hofe auch gegentlber seinen Ansprtichen auf 
Flihrung und jene Vorschlage erhielten am Bundestage nicht die Mehj-heit. 

Schmerling aber und Biegeleben riethen nun dem Kaiser, die gtinstige 
Stimmung in Deutschland zu benutzen und sammtliche deutsche Fttrsten zur 
Berathung einer neuen Bundesverfassung nach Frankfurt einzuladen. R. 
wurde in diesem Plan erst eingeweiht, als die Vorbereitungen zu seiner Aus- 
fuhrung bereits im Zuge waren. Er war ebenso betroffen durch die ihm 
widerfahrene Zurlicksetzung wie innerlich Uberzeugt, dass der Fttrstentag ohne 
positives Ergebniss bleiben mtisse; denn da zu einer Aenderung der deutschen 
Bundesverfassung Einmiithigkeit nothwendig war, so ware Preussen selbst, 
wenn es allein stand, in der Lage gewesen, die Annahme der Bundesreform 
zu verhindern. R. aber hielt es des weiteren ftir unthunlich, es zu einem 
Bruche mit Preussen zu treiben. Deshalb bot er dem Kaiser seine Entlassung 
an, die jedoch nicht angenommen wurde. Bei der jetzt folgenden Berathung 
ttber den dem Flirstentage vorzulegenden Reformplan bemtihte sich R., die 



Graf Rechberg. 395 

weitergehenden und ktlhneren Entwlirfe Schmerlings und Biegelebens abzu- 
schwachen. Er drang damit durch, ebenso mit dem Verlangen, dass er und 
sein Rath Biegeleben, nicht aber Schmerling den Kaiser nach Frankfurt 
begleiten soil ten. Auch dies erreichte er, sehr zum Schaden der ganzen 
Unternehmung, da ihre Ausfuhrung damit ihm, dem Pessimisten, anvertraut 
wurde. Das Ergebniss des Ftirstentages entsprach nun den von ihm dargelegten 
Annahmen. Angesichts des Widerspruchs, zu dem Bismarck, wenn auch nach 
aufreibenden Kampfen, Konig Wilhelm bestimmte, ware die Annahme des 
{Jsterreichischen Reformplanes nur durch einen Krieg mit Preussen zu erwirken 
gewesen, vor dem Oesterreich doch zurtickschreckte. Bei der darauf folgenden 
Zusammenkunft R.'s mit den Ministern der Mittelstaaten wollte er sie dazu 
bestimmen, wenigstens einen Beginn des neuen Bundes zu machen, indem 
sie unter Beiseitelassung Preussens sich mit Oesterreich auf Grundlage des 
Frankfurter Projektes einigten. Allein die Minister lehnten, um die Unabhangig- 
keit der Mittelstaaten aufrecht zu erhalten, diesen Vorschlag ab, so dass R. 
von ihnen mit der Drohung schied: »Wenn Ihr es so haben wollt, mit 
Preussen kfinnen wir uns auch verstandigen.« 

Auf diesem Gebiete wie auch in der polnischen Frage gaben die Er- 
eignisse der vorsichtigeren, oder wenn man will, zaghafteren Politik Rechbergs 
Recht. Als in Russisch-Polen 1863 der Aufstand aufflammte, hielt er es fiir 
unklug, sich mit England und Frankreich zu verbinden, um Russland zur 
Befriedigung der nationalen Wttnsche der Polen zu zwingen. Der franztisische 
Botschafter in Wien f Gramont, hatte den Auftrag, bei Rechberg anzuklopfen, 
ob Oesterreich bereit ware, sich mit den Westmachten zur Herstellung Polens 
zu verbinden ; Oesterreich mtisste allerdings in diesem Falle Galizien abtreten, 
es sollte aber durch die Ueberlassung der Moldau und der Wallachei ent- 
schadigt werden. In Wien herrschte in manchen Kreisen Stimmung fttr die 
UnterstUtzung der polnischen Wlinsche, allerdings mit dem Hintergedanken, 
dass das befreite Polen sich doch an Oesterreich werde anlehnen, ja unter 
dessenSchutz werde stellen mtissen; so kam es, dass die osterreichischenBehorden 
in Galizien anfanglich keine Hindernisse machten, wenn aus Galizien be- 
waffhete Insurgentenbanden nach Russisch-Polen tibertraten. Rechberg aber 
hielt diese neue Feindseligkeit gegen Russland doch fiir zu getahrlich, zumal 
angesichts der Unzuverlassigkeit Napoleons, — er antwortete Gramont: Die 
Zumuthung an Oesterreich, einen Krieg zu fiihren um eine Provinz zu ver- 
lieren, sei doch merkwttrdig, da man doch sonst nur zum Schwerte greife, 
um ein Land zu erobern. 

Rechbergs Gedanke war, es sei an der Karte Europas moglichst wenig zu 
andern; denn er besorgte mit Recht, der Gedanke, die Nationalitaten in 
abgeschlossene Staaten zu vereinigen, mtisse sich in seiner Consequenz stets 
gegen die osterreichische Monarchie kehren. Daher seine vorsichtige Be- 
handlung der deutschen Frage, daher auch sein Widerstand gegen den Plan, 
den Ausgleich mit Italien durch die freiwillige Abtretung Venetiens anzubahnen. 
Schmerling dagegen war solchen Ideen nicht abhold, da Oesterreich seiner 
Ansicht nach sodann in Deutschland kraftiger hervortreten konne. Im Rathe 
des Kaisers stimmte insbesondere der Finanzminister Ignaz von Plenef fiir 
den Verkauf Venetiens, da dies die zerrtitteten Finanzen aufbessern konne. 
Infolge dieser widersprechenden Einfltisse zeigte die osterreichische Politik ein 
bedenkliches Schwanken, fiir welches man Jahrzehnte hindurch den Grafen 
Rechberg verantwortlich machte; seitdem man aber die inneren Zusammen- 



2o6 Graf Rechberg. 

hange naher kennt, weiss man, dass die Widersprtiche der fisterreichischen 
Politik vor A Hem dadurch herbeigeftihrt wurden, dass Kaiser Franz Josef 
gleichzeitig verschiedenen Rathgebern Gehor gab und sich nicht entschliessen 
konnte, sich einer vorherrschenden Gedankenrichtung anzuvertrauen. 

Offenbar musste Rechberg, indem er den 1815 aufgerichteten Stand der 
Dinge vertheidigen und nicht an ihn rtthren wollte, immer wieder auf den 
Grundgedanken der Metternichschen Politik zurttckkommen, enge mit Preussen 
verbunden zu bleiben. Es war Rechberg deshalb hochst willkommen, als 
sich mit dem Tode des Konigs Friedrich VII. von Dane mark die Aussicht 
erOffnete, in der schleswig-holsteinschen Frage Hand in Hand mit Preussen zu 
gehen. Sein Programm in dieser Angelegenheit war in zwei Satze zu- 
sammenzufassen : Festhaltung an den Vertragen, insbesondere an dem 
Londoner Pro tok oil von 1852, welches den Danen den Besitz von Schleswig- 
Holstein aufs Neue zusicherte ; gleichzeitig aber kraftige Massregeln gegen Dane- 
mark, um es zu zwingen, die in denselben Vertragen ausgespochene Selbstverwal- 
tung Schleswig-Holsteins unangetastet zu lassen. Er war erfreut, dass er sich 
dabei mit Herrn von Bismarck begegnete, der anfangs dieselben Ziele zu ver- 
folgen schien, denn Preussen durfte es nicht wagen, sich allein unter den 
fttnf Grossmachten von dem Londoner Protokolle loszusagen. Vergebens be- 
mtihte sich Rechberg, auf die danische Regierung einzuwirken, damit sie 
auf die Einverleibung Schleswigs in den danischen Einheitsstaat verzichte. 
Wohl gewann er den danischen Gesandten in Wien ftlr seinen Standpunkt, 
aber das Ministerium in Kopenhagen weigerte sich, die Forderungen der 
beiden deutschen Grossmachte zu bewilligen, und so sah Rechberg gegen 
seinen Willen Oesterreich in den Krieg mit Danemark hineingezogen. In- 
dessen konnte und durfte Oesterreich nicht zurlickbleiben, da Preussen er- 
klaren Hess, es werde nothigenfalls allein seine Truppen in Schleswig-Holstein 
einrtlcken lassen, um das von den beiden deutschen Grossmachten vereinbarte 
Programm durchzusetzen. Das aber konnte Oesterreich als deutsche Prasidial- 
macht nicht zulassen, da die Deutschen die Befreiung Schleswig-Holsteins sonst 
Preussen allein verdankt hatten. 

Bei diesem Gange seiner Politik hatte Rechberg es auf das Bestimmteste 
abgelehnt, dem Standpunkte der deutschen Mittelstaaten beizutreten, die das 
Erbrecht Konig Christian VIII. von Danemark auf Schleswig-Holstein nicht 
anerkannten und entgegen den Vertragen den Herzog Friedrich von Augusten- 
biirg ftir den rechtmassigen Erben erklarten. Rechberg folgte der Fiihrung 
Preussens auch darin, dass er der Mehrheit am Bundestage in dieser Frage 
auf das Schroffste entgegentrat, und die Mittelstaaten flihlten sich tief verletzt, 
als Oesterreich und Preussen sie nothigten, ihre Truppen aus Holstein abziehen 
zulassen. Damit erlebte Bismarck den ersten seiner Triumphe: die Triibung 
des nahen Verh&ltnisses Oesterreichs zu den Hofen von Bayern und Sachsen. 
Beust, der sich schon 1859 mit der Hoffnung getragen hatte, das Amt eines 
osterreichischen Ministers des Aeussern zu eriangen, bekampfte Rechberg von 
jetzt ab auf das Lebhafteste, so dass dieser sich bestimmt fand, iiber ihn bei 
Konig Johann von Sachsen Beschwerde zu filhren. Rechberg mussie tlbrigens, 
bevor der Feldzug gegen Danemark begann, darauf bedacht sein, dass der 
Preis des Sieges, Schleswig-Holstein, dann nicht ohne Weiteres dem Neben- 
buhler in Norddeutschland zufalle. Aber er scheiterte mit der Absicht, 
Preussen vor dem Feldzuge zu einer Abmachung zu bestimmen, welche 
Oesterreich sichern sollte. Alles, was er durchsetzte, war, dass ausgemacht 



Graf Rechberg. 297 

wurde, liber die Zukunft Schleswig-Holsteins solle nach dem Kriege nur mit 
Zustimmung b eider Machte verftigt werden dttrfen. Bismarck nahm mit 
Recht keinen Anstand, dies zuzusagen, denn bei der grosseren Nahe Preussens 
war vorauszusehen, dass die eroberten Herzogthtimer in seinen Machtbereich 
fallen wttrden. 

Dies ist der Punkt, von dem aus die Politik Rechbergs, zumal in Oester- 
reich, aber audi in den deutschen Mittelstaaten auf das Heftigste angegriffen 
wurde; man warf ihm damals wie spater vor, er habe die ftir Oesterreich 
giinstigere Losung, die Schaffung eines unabhangigen Mittelstaates in Schleswig- 
Holstein, preisgegeben. Insbesondere Schmerling, der seit dem Misslingen des 
Frankfurter Ftirstentages vom Kaiser Franz Josef bei den Entscheidungen 
liber die deutschen Geschafte nicht selten Ubergangen wurde, behauptete, 
es sei ausschliesslich Schuld des Ministers des Aeussern, wenn das Wiener 
Cabinet sich den Mittelstaaten entfremdet und sich nicht vor der Ueber- 
rumpelung durch Bismarck gehtttet habe. Je hartnackiger die Danen waren, 
desto leichter wurde die Ernte Bismarcks: da sie sogar nach ihren ersten 
Niederlagen nicht in die Selbstandigkeit Schleswig-Holsteins, wenn auch 
unter der Oberhoheit des danischen Konigs, einwilligen wollten, musste der 
Krieg fortgesetzt werden, bis die Eroberung der Herzogthttmer beendet war. 
Rechberg war somit weiter geftihrt worden, als er ursprlinglich gehen wollte, 
aber er nahm noch immer an, es werde eine Einigung mit Preussen erzielt 
werden konnen. Bei der Zusammenkunft K&nig Wilhelms mit Kaiser Franz 
Josef zu Schonbrunn im August 1864 trat der Konig wirklich noch nicht 
mit der Forderung der Annexion hervor, ja er machte sogar das Zugestandniss, 
er habe die Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preussen nicht ins Auge 
gefasst. Das freundschaftliche Verhaltniss, das nach den gemeinsamen Siegen 
zwischen den Herrschern von Oesterreich und Preussen bestand, benutzte 
Rechberg zu Schonbrunn, um zu einer Abmachung zwischen den beiden 
Staaten zu gelangen, wonach sie einem Angriffe Frankreichs gemeinsam ent- 
gegentreten wlirden. Aber auch jetzt zeigte sich die geringe Autoritat 
Rechbergs liber die hohen Beamten seines Ministeriums: Biegeleben weigerte 
sich in seinem Misstrauen gegen Preussen, an der Formulirung der Verab- 
redung theilzunehmen. 

Sichtbar war es, dass Preussen die grossten Vortheile aus dem gemeinsamen 
Feldzuge eingeheimst hatte, und die Gegner der Politik Rechbergs in Oester- 
reich erhoben neue Anklage gegen ihn. Er wollte sie dadurch zum Ver- 
stummen bringen, dass er auch ftir Oesterreich einen Gewinn aus dem 
Verhaltnisse mit Preussen in Sicherheit brachte. Dies sollte bei den Verhand- 
lungen liber den Handelsvertrag mit dem Zollvereine geschehen. In dem 1853 
ftir zwolf Jahre abgeschlossenen Vertrage war ausgemacht worden, dass nach 
Ablauf dieser Frist der Eintritt in den Zollverein Oesterreich freistehen solle. 
Mit Rticksicht auf die nicht gentigend entwickelte Industrie Oesterreichs war 
aber der Anschluss Oesterreichs auch im Jahre 1865 nicht moglich und das 
Wiener Cabinett begehrte nun, dass bei der Erneuerung des Vertrages jene 
Klausel wieder aufzunehmen sei ; zumal Schmerling erklarte, das Fallenlassen der 
Bestimmung ware eine Niederlage und bedeutete die endgiltige Ausschliessung 
Oesterreichs aus dem deutschen Handelssystem. Da Rechberg Herrn von 
Bismarck erklarte, er werde, wenn er dieses Zugestandniss ftir Oesterreich nicht 
zu erringen vermfige, aus dem Ministerium hinausgedrangt werden, wirkte Bis- 
marck auf Konig Wilhelm in seinem Sinne ein ; er fand jedoch bei den Fach- 



298 Graf Rechberg. 

ministern, die unter dem Einflusse Delbriicks standen, entschiedenen Wider- 
spruch. Auf dieser Seite wollte man nichts von weitaussehenden Zusagen an 
Oesterreich wissen. Rechberg, seinen Sturz voraussehend, versuchte in einem 
denkwtirdigen Briefwechsel mit Bismarck die Umstimmung des preussischen 
Cabinets herbeizufuhren. »Wir verfolgen* so schrieb er er am 6. September 
1864, »die Aufgabe, mehrjahrige Differenzen und Kampfe der Vergessenheit 
zu tibergeben, die Folgen derselben in der Stimmung der Bevolkerung zu 
verwischen, und das Bewusstsein der beiderseitigen Vortheile einer osterreichisch- 
preussischen Allianz zu erwecken.« Und am 17. September dringender: »Sie 
wissen, dass ich mich der Aufgabe, die wiedergewonnene Einigkeit Oesterreichs 
und Preussens auch ftir die Zukunft festzuhalten, mit ganzer Seele widme.c 
Wenn Preussen Werth auf diese Allianz lege, mttsse es eine Politik befolgen, 
bei welcher sich Oesterreich in dem Btindnisse heimisch ftthlen ktinne; er mahnte 
Bismarck daran, dieser selbst habe ihn oft auf die Zeit vor 1848 aufmerksam 
gemacht, in der ganz Deutschland der gemeinsamen Leitung Oesterreichs 
und Preussens folgte. Unterdessen kam es im fisterreichischen Ministerium 
zur Entscheidung; Schmerling im Vereine mit Biegeleben und mit Zustimmung 
des Gesandten in Paris, des Flirsten Metternich, wirkte ftir die Abwendung 
von Preussen und ftir das Zusammengehen mit den liberalen Mittelstaaten, 
selbst ftir einen Anschluss an die Westmachte, um an ihnen eine Stiitze gegen 
Preussen und Russland zu find en. 

R. hatte sich in dem Kampfe wider Schmerling mit seinem Minister- 
collegen Esterhazy verbunden und sie hatten schon im Sommer daran gedacht, 
Schmerling zu stiirzen und an seine Stelle den Grafen Belcredi zu setzeiu 
Jetzt aber erwies sich Schmerling noch als der Starkere, zumal da er auf die 
diplomatischen Misserfolge R.'s hinweisen konnte. Er setzte es durch, dass 
zu der entscheidenden Ministerberathung auch Biegeleben eine Einladung 
erhielt, ohne dass R. davon in Kenntniss gesetzt war. Sein Untergebener 
legte nun im Gegensatze zu der Politik des Ministers den Entwurf einer 
schroff gehaltenen Note vor: der Ministerrath beschloss, die Verhandlungen 
mit Preussen Uber den Handelsvertrag wegen Verweigerung jener Clausel 
abzubrechen, R. opponirte zwar, wurde aber uberstimmt. Auf die Kunde 
dieses Vorganges, von der Bismarck im Pyrenaenbade von Biarritz erreicht 
wurde, drang er aufs Neue in Depeschen und Berichten in Konig Wilhelm f 
die Sache nicht auf die Spitze zu treiben und R.'s Verbleiben im Amte 
zu ermoglichen. Der Konig stand jedoch unter dem Einflusse Delbriicks und 
versagte seine Zustimmung zur Erneuerung des § 25 des Handelsvertrages; er 
meinte, wenn der Einfluss Schmerlings in Wien wirklich so machtig sei, so 
werde er auch durch das an sich unbedeutende Zugestandniss in der Zollfrage 
nicht einzudammen sein. Als diese Entscheidung fiel, erklarten Schmer- 
ling sowie R. dem Kaiser Franz Josef, dass ihr gleichzeitiges Verbleiben 
im Amte nicht mehr moglich sei, und der Kaiser nahm, da er noch nicht 
zum Bruche mit dem liberalen centralistischen Systeme Schmerlings entschlossen 
war, das Entlassungsgesuch Rechbergs an. Dieser hatte in der entscheidenden 
Ministerathssitzung noch die Erklarung zu Protokoll gegeben, dass das schroffe 
Auftreten gegen Preussen folgerichtig zum Bruche und selbst zum Kriege 
ftihren mUsse. 

Es ist bezeugt, dass Bismarck viele Jahre spater das Urtheil fallte: 
»Es war durchaus verkehrt, den Artikel 25 nicht zu bewilligen und damit R. 
aus dem Amte zu treiben. R. hatte Alles aufgeboten, den Krieg mit Preussen 



Graf Rechberg. 299 

zu verhliten.« Diese Auffassung wurde von R. bis an seinen Tod vertreten, 
vorerst musste er aber bei seinem Scheiden mit Bedauern sehen, dass 
Biegeleben einen immer steigenden Einfluss gewann. Thatsachlich hatten 
dessen Rathschlage schon wahrend seiner Amtswirksamkeit in den deutschen 
Geschaften stets den Ausschlag gegeben. Nach dem Rticktritte R.'s betrieb 
er eifrig die Abwendung von Preussen, die Candidatur des Herzogs von 
Augustenburg und den Bund mit den deutschen Mittelstaaten. Als aber der 
Krieg von 1866 liber seine Politik das Endurtheil fallte, hatte R. die schmerz- 
liche Genugthuung, dass Biegeleben ihm bekannte, er habe sich von irrigen 
Voraussetzungen leiten lassen. R. selbst bezeichnete, so oft er auf diese Dinge 
zu sprechen kam, als sein Ziel die Aufrichtung eines Schutz- und Trutzbund- 
nisses mit Preussen, durch welches Oesterreich im Stande gewesen ware, seine 
Herrschaft in Ungarn und in Venetien festzuhalten. Er war der Ansicht, dass 
eine solche Allianz nicht zu theuer erkauft gewesen ware durch die friedliche 
Abtretung der osterreichischen Rechte auf Schleswig-Holstein an Preussen. 

Man kann R. nicht das Zeugniss versagen, dass er die Krafte Oesterreichs 
im Verhaltnisse zu den tibrigen Machten richtiger abgeschatzt habe als die 
meisten seiner Collegen und Nebenbuhler. Aber er besass nicht die Kraft 
der Personlichkeit, die zur Durchsetzung einer Idee und zur Gewinnung der 
Menschen nothwendig ist. Er war als Minister mehr der Mitberather als der 
Lenker im Auswartigen Amte. Die Politik, die er nach aussen hin vertreten 
sollte, war allezeit ein schwachliches Compromiss zwischen seiner eigenen 
Ansicht und der seiner Gegner. Deshalb hatte Kttnig Wilhelmwohl keine klare Vor- 
stellungvon denZielen R.'s und legte keinenWerth auf dessen Verbleibenim Amte. 
Noch weniger Einblick in seine Absichten besass damals die fiffentliche 
Meinung. Anders ware dies freilich gewesen, wenn R. die Entschlossenheit 
gehabt hatte, vor der Reise des Kaisers Franz Josef zum Frankfurter Fiirsten- 
tage auf seinem Rticktritte zu bestehen; dann ware er nach dem Misslingen 
des Entwurfes der Mann gewesen, den die Welt als Vertreter der Allianz 
zwischen Oesterreich und Preussen hatte gelten lassen mtissen. Ihn hatte 
man berufen, sobald es nothwendig war, Zerwiirfnisse mit Preussen zu 
schlichten und den Frieden aufrechtzuhalten. So aber hatten seine Zeit- 
genossen den Eindruck schwachlichen Schwankens in seiner Politik. Verscharft 
wurde das ungerecht harte Urtheil liber ihn dadurch, dass R., der doch 
unaufhftrlich zwischen Klippen laviren musste, ein hitziges aufbrausendes 
Naturell besass; er ereiferte sich leicht uud vertrat, da er seinen officiellen 
Standpunkt nur zu oft wechseln musste, nach einander verschiedene Rich- 
tungen. Er war in alien diesen Dingen gegenliber der geschlossenen Person- 
lichkeit seines Gegners Schmerling im Nachtheile. Schmerling benutzte 
zudem seine Stellung als leitender Minister und seine Verfiigung liber die 
geheimen Fonds der Regierung dazu, um in der Presse seine Ideen vertreten 
zu lassen. Nicht selten wirkte er dabei R. entgegen und in dem letzten, 
entscheidenden Augenblicke des Kampfes entfesselte er in den Zeitungen 
einen Sturm gegen seinen Collegen, dem er die Misserfolge der ausseren 
Politik Oesterreichs Last als dem allein Schuldigen zurlegte. 

Am Tage seiner Entlassung, am 27. October 1864, erhielt Graf Rechberg 
den Orden des goldenen Vliesses, eine Auszeichnung, die ihm zugleich sagte, 
der Kaiser wolle die von ihm beflirwortete Poiltik auch weiter verfolgen. 
Thatsachlich wurde nicht ein Mann der Schmerling'schen Richtung sein Nach- 
folger, etwa Biegeleben, der dies erwartet zu haben scheint; vielmehr schlug 



300 " Graf Rechberg. Gruber. 

der abtretende Minister noch seinen Nachfolger, den Grafen Mensdorff, vor. 
Der Kaiser wtinschte sogar, dass das auswartige Amt Rechberg auch weiter- 
hin in wichtigen Fallen um Rath angehe. Bald aber wurde Rechberg durch 
die grossten Kreignisse in den Hintergrund gedrangt Die Schlacht von 
Koniggratz entschied tiber den Wettbewerb der beiden Grossmachte und 
damit auch tlber die Politik Rechbergs und Biegelebens. Als Rechberg kurze 
Zeit darauf im osterreichischen Herrenhause flir den unglilcklichen Krieg 
verantwortlich gemacht wurde, fUhlte er sich bestimmt, sich gegen diesen 
Vorwurf in dieser Korperschaft zu vertheidigen. 

Rechberg tiberlebte seinen Austritt aus dem Staatsdienste um 35 Jahre. 
In hohem Alter wurde ihm durch die Veroffentlichung der Frankfurter Berichte 
Bismarcks die Freude zu theil, seinen politischen Ruf durch das Urtheil 
seines grossen Zeitgenossen wiederhergestellt zu sehen. Er zog sich fast 
ganz zuriick und im letzten Jahrzehnte seines Lebens verliess er sein Schloss- 
chen Kettenhof zu Schwechat bei Wien (Iberhaupt nicht mehr. Der reizende 
Rokoko-Bau, tief in einem stillen Garten, in den der Larm der grossen 
Dreher'schen Brauerei nur von feme und dumpf hineinschallt, beherbergte 
ihn, einige treue Diener und seine Erinnerungen, mit denen er Besuchero 
gegenliber nicht kargte. Zuletzt wurde es ganz stille um ihn, da die Genossen 
seiner Jugend und seines Mannesalters alle in kiihler Erde ruhten. Als die 
Zeitungen 1896 meldeten, Graf Goluchowski habe ihm zu seinem go. Geburts- 
tage die Gluckwiinsche des 6sterreichischen Ministeriums des Aeussern iiber- 
bracht, erfuhren die meisten Menschen zu ihrem Erstaunen, dass er noch 
lebe. Wie er wiederholt versicherte, unterliess er die Aufzeichnung von 
Memoiren; es widerstrebe ihm, so sagte er, so manchem sonst ehrenwerthen 
Manne, mit dem er hart zusammengerathen sei, Ungtinstiges libers Grab nach- 
zusagen. Obwohl korperlich ganz zusammengeschrumpft, nahm er doch fast 
bis an seinen Tod, der am 26. Februar 1899 erfolgte, lebhaften geistigen 
Antheil an den offentlichen Ereignissen. 

Heinrich Friedjung. 



Gruber, Florian, Landgerichtsprasident, * 1. December 1846 zu Ettlingen 
(Baden), f 16. November 1899 zu Konstanz. G.'s Vater, Lehrer am Schul- 
lehrerseminar in Ettlingen, seit 1856 Professor und Vorstand der hoheren 
Biirgerschule in Baden-Baden, 1864 Oberschulrath in Karlsruhe, ein namhafter 
Paedagoge, der sich in der badischen Lehrerschaft grossen Ansehens erfreute, 
von Geburt der badischen Pfalz angehorig, war mit einer Tochter des 
Fabrikanten Buhl, aus einer seit langer Zeit in Ettlingen ansassigen, um die 
Industrie des Albthales verdienten Familie vermahlt. In dem gastlichen Vater- 
hause empfing G., der das Gymnasium in Baden 1864 absolvirte, um zuerst 
in Heidelberg, spater in Freiburg die Rechte zu studiren, vielfache Anregung 
auf wissenschaftlichem und politischem Gebiete und nahm in sich die nationale 
Gesinnung auf, welche den Vater und dessen Freundeskreis beseelte und die 
er sein ganzes Leben hindurch bethatigte. In den Jahren 1868 und 1871 
bestand G. mit Auszeichnung die juristischen Prufungen, 1869 erwarb er sich 
die Wttrde eines Doctors der Rechte. Nachdem er zuerst den praktischen 
Dienst in der Justiz, nach 2 '/ a Jahren auch in der Verwaltung (als Amtmann in 
Bruchsal und Konstanz) kennen gelernt hatte, entschied er sich, seine Krafte 
dauernd der Justiz z r n Jahre 1876, in welchem er zum Amtsrichter 



Gruber. Hotfmantt. 301 

in Mannheim ernannt wurde. 1879 zum Staatsanwalt am Landgericht Offenburg, 
1884 zum ersten Staatsanwalt am Landgerichte Konstanz ernannt, 1890 in 
gleicher Eigenschaft an das Landgericht Karlsruhe versetzt, erhielt G. 1895 
die Ernennung zum Director des Landgerichts Freiburg. 1899 zum Prasidenten 
des Landgerichts Konstanz befOrdert, konnte er sich nur wenige Monate des 
so bedeutend erweiterten Wirkungskreises erfreuen, aus dem ihn nach kurzer 
schwerer Krankheit der Tod im Alter von 53 Jahren hinwegnahm. G. war 
ein hervorragender scharfsinniger Jurist, als Staatsanwalt durch tiberzeugende 
Beredtsamkeit, als Richter durch Klarheit des Urtheils, Unabhangigkeit der 
Gesinnung und einen offenen Blick ausgezeichnet, der nie ttbersah, dass die 
Gesetze nicht Theorien zulieb gegeben sind, sondern die Anwendung der 
Rechtsbegriffe auf die mannigfachen Verhaltnisse des Lebens zum Zwecke 
haben. Er wtirde ohne Zweifel auch ein ausgezeichneter Verwaltungsbeamter 
geworden sein. Denn nichtis von Allem, was im Staatsleben Diejenigen 
beschaftigt, die sich dem offentlichen Dienste widmen, blieb ihm fremd. 
Allen Interessen des vielgestaltigen Staatswesen, Allem, was mit der Pflege der 
Volkswohlfahrt zusammenhangt, brachte G. ein voiles Verst&ndniss, eine 
unbefangene Beurtheilung entgegen. Nicht nur dem Dienste des Staates, 
einem grossen Freundenkreise, sondern auch und in erster Reihe einem tiberaus 
harmonischen Familienleben wurde G. zu frtih entrissen. 1882 hatte er in 
Offenburg mit der Tochter des Freiherrn Adolf von Neveu die gliicklichste 
Ehe geschlossen, welcher zwei SShne entstammen. 
»Karlsruher Zeitung« 1899 No. 331. 

v. Weech. 

Hoffmann, Ewald Alexander, Generaldictor der Kgl. sachsischen Staats- 
eisenbahnen, * in Freiberg am 8. Januar 1838, f in Dresden am 30. April 
1899. Hoffmann war der Sohn eines sachsischen Geistlichen. Auf dem 
Gymnasium zu Freiberg und auf der Ftirstenschule zu Grimma vorgebildet, 
bezog er zu Michaeli 1857 die Universitat Leipzig, um die Rechtswissen- 
schaften und Nationalokonomie zu studiren. Seine erste Anstellung im 
sachsischen Staatsdienst fand er zu Anfang des Jahres 1865 als Actuar bei 
der Polizeidirection in Dresden. Aber noch in demselben Jahre wurde er 
als Assessor an die Kgl. Eisenbahndirection nach Leipzig versetzt und blieb 
seitdem unausgesetzt fttr das s&chsische Eisenbahnwesen thatig. Bei der Mo- 
bilisirung der deutschen Armee im Jahre 1870 erwarb er sich solche Ver- 
dienste, dass er durch die Verleihung des preussischen Kronenordens III. Kl. 
ausgezeichnet wurde. Bei der Begrtindung der Generaldirection der sachsi- 
schen Staatseisenbahnen wurde er als Directionsrath nach Dresden versetzt 
und schon im Jahre 1873 als Hilfsarbeiter zur Bearbeitung der Eisenbahn- 
angelegenheiten in das Finanzministerium berufen. In dieser Stellung leitete 
er die tiberaus schwierigen Verhandlungen tiber den Ankauf der Leipzig- 
Dresdner Eisenbahn durch den Staat. Seit dem Jahre 1874 zum Finanzrath 
befordert, libernahm er auch das Referat ftir das Hochbauwesen und war bei 
der Erbauung des Dresdener Hoftheaters und der Wiederherstellung der 
Albrechtsburg in Meissen administrativ thatig. Auch die im Jahre 1883 er ~ 
folgte Neuorganisation des staatlichen Hochbauwesens war in der Hauptsache 
sein Werk. Als er im Jahre 1887 als Generaldirector an die Spitze der 
sachsischen Eisenbahn-Betriebsverwaltung trat, fiel ihm vor Allem die grosse 
Aufgabe zu, die Umgestaltung der Dresdener Bahnhdfe in die Wege zu leiten 



£02 Hoffmann. Jap pelt. Gageur. 

und zur DurchfUhrung zu bringen. Im Anfang der Jahre 1899 gab er diese 
Stellung auf, blieb aber noch als Director der 3. Abtheilung des Finanzministe- 
riums mit dem Eisenbahnwesen in engerer Verbindung. Seine Gesundheit war 
jedoch schon damals arg geschwacht, sodass er nur noch kurze Zeit auf seinem 
neuen Posten thatig sein konnte. 

Vgl. Grimmaische Ecce 1899. 20. Heft. Bearbeitet von H. Wunder, Meissen 1899. 
8o. S. 65-69. 

H. A. Lier. 



J&ppelt, Friedrich, Geheimer Rath und Ministerial-Director, * 10. Oc- 
tober 1824 in Dresden, f 26. September 1899 ebendaselbst. Er erhielt seine 
Vorbildung auf der Kreuzschule seiner Vaterstadt und studirte dann in Leipzig 
die Rechtswissenschaften. Seine Thatigkeit im sachsischen Staatsdienst be- 
gann er Ende der vierziger Jahre als Actuar am Amtsgericht zu Tharandt 
bei Dresden. Anfang der fiinfziger Jahre beim Stadtgericht in Dresden thatig, 
wurde er von da aus am 1. Juli 1851 in das Ministerium des Innern be- 
rufen, in dem er sich durch sein hervorragendes Organisationstalent aus- 
zeichnete. Er tibernahm die Verwaltung der Konigl. Sachsischen Landes- 
Anstalten und bildete dieses Ressort zu einer selbststandigen, der vierten Ab- 
theilung des Ministeriums aus. Als er am 31. December 1897 in den Ruhe- 
stand trat, wurde ihm das Grosskreuz des Albrechtsordens verliehen, das 
seine Brust nebst verschiedenen anderen sachsischen und aussersachsischen 
Orden schmtickte. 

Vgl. Dresdener Nachrichten vom 27. September 1899 S. 2. — Dresdener Anzciger 
vom 28. September 1899, S. 4, und am 30. September 1899, S. 4. — Dresdener Journal 
vom 29. September 1899, S. 1791, und vom 30. September 1899, S. 1805. 

H. A. Lier. 



Gageur, Eugen, Musiker, * 3. December 1848 zu Seelbach bei Lahr, 
f 23. November 1899 zu Karlsruhe. G. widmete sich dem Lehrberufe und 
bekleidete die Stelle eines Hilfslehrers in Waldshut, des Organisten in der 
dortigen Stadtkirche und des Dirigenten der stadtischen Musikkapelle, als 
ihm im Herbst 1874 das Amt des Organisten und Chordirectors an der 
katholischen Pfarrkirche zu St. Stephan in Karlsruhe ubertragen wurde. Bald 
darauf erhielt G. auch die Stelle eines Musiklehrers am Lehrerseminar II 
daselbst. Seine hervorragende Ttichtigkeit und sein grosses musikalisches 
Wissen und Kttnnen bewahrte G. sowohl in diesen beiden Stellungen als 
auch als Chormeister des angesehenen Gesangvereins »Liederhalle« in 
Karlsruhe. Ein sachkundiger Nachruf in dem Jahresbericht des Lehrer- 
seminars II riihmt von G. die Virtuositat im Clavier- und Orgelspiel und die 
meisterhafte Behandlung des M&nnergesanges. Durch seinen liebenswtirdigen 
Charakter und seine geselligen Talente war er, wie bei seinen Collegen und 
Schtilern und bei den Mitgliedern des unter seiner Leitung stehenden 
Kirchenchores, so auch in der S&ngerschaar der »Liederhalle« und in den 
weitesten Kreisen der badischen Hauptstadt ilberaus beliebt und hoch- 
geachtet. Von den Folgen eines Schlagflusses, der G. im Januar 1899 betraf, 
erholte er sich nach einiger Zeit so weit, dass er im Herbst seine gesammte 
Berufsthatigkeit wieder aufzunehmen vermochte. Aber die Besserung war nur 
scheinbar, er wurde von einem Fussleiden befallen, das rasch einen bos- 



Gageur. Feckert. 303 

artigen Charakter annahm. Die ergreifende Leichenfeier bewies, wie schwer 
sein Verlust empfunden wurde. 

»Badische Schulzeitung« 1900 No. 12. — »Der katholische Kirchens&ngerc 1899 
No. 25. 

v. Weech. 

Feckert, Gustav Heinrich Gottlob, Lithograph, Portraitist, * 3. Marz 
1820 in Cottbus, f 5. October 1899 in Berlin. F. kam als Knabe mit den 
El tern nach Berlin und sollte nach Beendigung der Schulzeit das Handwerk 
des Vaters, der Schneidermeister war, erlernen. Unter Mtihen bahnte er sich 
den Weg zur Kunst und trat zunachst als Lehrling bei dem damals geschatzten 
vielbeschaftigten Steinzeichner Fischer ein. Es war die Zeit, in der der 
handwerksmassige Betrieb der Lithographie eine grosse Bedeutung hatte. Sie 
dicnte nicht nur der Buchillustration und als Mittel der Reproduction von 
Gemalden, sondern spielte auch im Gesellschaftsleben eine nicht geringe 
Rolle. Die eben erst erfundene Photographie steckte noch in den Kinder- 
schuhen. Flir die Vervielfaltigung von Portraits war man hauptsachlich auf 
den Steindruck angewiesen, dessen handwerksmassige Technik, in Berlin zur 
Zeit noch wesentlich im Zeichnerischen befangen, der kiinstlerischen Freiheit 
und farbig malerischen Feinheit entbehrte, und deren Werth man nach einem 
naiv normirten Schematismus, der Mlihsamkeit und Peinlichkeit der Ausfuhrung, 
bemass. F.'s ktinstlerische Beanlagung strebte liber den handwerksmassigen 
Betrieb, in dem er kein Gentigen linden konnte, hinaus. Noch wahrend 
seiner Lehrzeit zeichnete und malte er in Professor Alb. Remys Atelier und 
wurde dann Schtiler der Berliner Kunstakademie. Schnell erwarb er sich die 
Gunst seiner Lehrer, die sein technisches und zeichnerisches Talent erkannten; 
Karl Begas, Magnus, Fr. Ed. Meyerheim, Eduard Hildebrandt forderten ihn, 
und unter ihrem Einfluss bildete er auch sein malerisches Empfinden zu 
grosser Feinheit aus. 1845 wurde er selbstandiger Lithograph. Gleich die 
ersten grosseren Arbeiten, mit denen er offentlich auftrat, die Reproductionen 
der von Eduard Magnus gemalten vielbewunderten Bildnisse der Prinzessin 
Charlotte von Preussen und der Henriette Sonntag, erregten die Aufmerksamkeit 
aller Kunstfreunde. In diesen ersten Steinzeichnungen bereits hatte F. sich 
von der iiberlieferten Technik frei gemacht und in der lithographischen 
Kreidezeichnung, bei grosster Feinheit und Zartheit der AusfQhrung, farbig 
malerische Wirkung in der Abtonung und Behandlung von Schwarz und Weiss 
zu erzielen gewusst. Was Mouilleron in Paris, der geniale Kriehuber in 
Wien auf diesem Gebiete geleistet hatten, das wurde F. fur die Berliner 
Steinzeichnung, die er zu wirklicher Kunst erhob. Eine Reihe von gtinstigen 
Umstanden, die ihn Ende der 40 er Jahre mittelbar mit den Fortschritten der 
franzosischen Technik bekannt machten, festigten auch seine ktinstlerische 
Stellung. Seine ersten Arbeiten brachten ihm wohlhabende und einflussreiche 
Gonner, die ihn durch Auftrage und Anregungen forderten, unter ihnen vor 
Allem den als Kunstmacen bekannten Geh. Commercienrath Louis Ravene, 
aus dessen Privatgalerie er spater die bedeutendsten Gemalde im Steindruck 
copirte und damit seine eignen Meisterwerke schuf. — Lag nun auch der 
Schwerpunkt von F.'s ktinstlerischer Bedeutung in der lithographischen 
Reproduction, so war er nicht minder mit Erfolg als Portraitist thatig. Hier 
tritt freilich, zumal in den nach der Natur auf Stein gezeichneten Bildnissen, 
das malerische Moment zurtick, aber die verlassliche, durchaus solide 



364 Pcckert 

Zeichnung, die wenn auch anspruchslos einfache, doch kraftvoll lebendige, 
von individueller Art zeugende Technik machten ihn zu einem Meister 
seines Faches. Nicht nur die Beriihmtheiten des Berlins der 4oer und soer 
Jahre hat er in seinen Steinzeichnungen verewigt. Durch fast drei Jahrzehnte 
entfaltete er, iiberhauft mit Auftr&gen von Kunsth&ndlern und Kunstvereinen, 
von der Hofgesellschaft und Privaten, eine rastlose Thatigkeit wesentlich als 
Portraitist. Neben der grossen FUlle ausgezeichneter Bildnisse, vorziiglich 
von Mannern aus den verschiedenen burgerlichen Berufsstanden, die er 
direct nach der Natur auf Stein zeichnete, steht die nicht minder grosse, 
ebenso bedeutende Reihe derer, die er nach gemalten Portraits im Steindruck 
nachschuf. Die Reproduction war ihm eine treffliche Lehrmeisterin geworden 
flir sein selbst£ndiges Schaffen. Besonders die Bildnisse von der Hand der 
damals hochgeschatzten Meister Karl Begas, Eduard Magnus, Gustav Richter 
und Franz Winterhalter hat er in musterhafter Weise auf Stein copirt und 
den persdnlichen Stil der Maler, ihre coloristischen Eigenheiten, die Farben- 
stimmung und den Glanz der malerischen Technik vollendet wiederzugeben 
gewusst. — Hatte F. das Handwerk zur Kunst erhoben, so sah er nun auch 
bedeutende Schtiler sich mit grossem Erfolge auf der von ihm geschaffenen 
Hohe bewegen, unter ihnen Siissknapp und Milster, von Malern A. Menzel, 
Steffeck, Riefstahl u. a. Allein gerade als die Lithographie ihre schonste 
Kraft bethatigte, wurde ihr der Lebensnerv unterbunden. Die Photographie 
hatte sich zu immer grosserer Leistungsfahigkeit entwickelt, Publikum und 
Verleger erwarteten von ihr die getreueste kUnstlerische Nachbildung des 
Originals. Die Heliogravure besonders fing an, die Lithographie zu ver- 
drangen, die nun auch als Buchillustration entwerthet war. Die Bestellungen 
horten auf, und mit seiner Kunst wurde auch der alte F. langer denn ein 
Jahrzehnt fast vergessen. Erst durch die Erkenntniss, dass von der Photo- 
graphie nicht Alles geleistet werden konnte, durch das Wiederaufleben der 
vollendeteren Ktinstleroriginallithographie und das neu erwachte Interesse 
des Publikums an dieser wurde man auch der Bedeutung F.'s wieder gerecht 
Seine Kraft aber war in jenen Jahren gebrochen, die schmerzliche Erkenntniss, 
dass die Zeit seiner Kunst vorttber war, zehrte an ihm. Er zeichnete und 
malte Bildnisse in Oel, Aquarell und Pastell, ohne jedoch in tlichtigen 
Werken die kUnstlerische Hohe und zugleich die innere Befriedigung zu 
erreichen, die er auf seinem Sondergebiet erlangt hatte. Dazu kam, dass 
schwere Krankheiten und Leid in der Familie ihn niederbeugten, so dass die 
letzten anderthalb Jahrzehnte des bis dahin stets lebensfrohen und heitren 
Mannes unter mancherlei Gram und auch Sorge dahingingen. Einen Licht- 
blick in dieser traurigen Zeit bereitete ihm die 1892 in der Berliner Akademie 
veranstaltete Ausstellung seines gesammten lithographischen Lebenswerkes. 
Einige Jahre spater wurde dem greisen Kiinstler sein Werk in den besten 
Abdrticken, die er noch besass, vom Staate abgekauft, und dadurch wenigstens 
seine materielle Lage wahrend der letzten Lebensjahre gesichert. Das 
ausgezeichnete Feckertwerk wurde <iem Berliner Kupferstichcabinet ein- 
verleibt. — Zu F/s bedeutendsten und bekanntesten Steindruckarbeiten 
gehSren die Reproductionen von modernen Meisterwerken aus der Ravendschen 
Galerie, vor Allem des Portraits des Besitzers von Ludwig Knaus und eines 
reizenden Kinderbildnisses desselben Meisters; dann »Die slavischenMusikanten« 
(»Schmerzvergessen«) nach L. Gallait, »Der ertrunkene Sohn des Fischers* 
nach Henry Ritter, »Das FamilienglUck* nach Ed. Meyerheim, »Die schlesischen 



Peckert. Pesch. Schubart. 



30S 



Weber« nach Karl Htibner, »Der Wittwe TrosU nach Jordan, und besonders 
die Copie des bertihmten figurenreichen Bildes von Martersteig »Die Verlesung 
der Augsburgischen Confession auf dem Reichstage«. — An ausseren Ehrungen 
und Anerkennungen hat es Feckert nicht gefehlt. Seit 1869 Mitglied der 
Berliner Akademie der Kiinste, war er auch Ehrenmitglied des Vereins 
Berliner Kunstler und hatte auf den Ausstellungen in Berlin 1859 und Coin 
1 86 1 die goldne, 1876 in MUnchen die silberne Medaille errungen. 
»Vossische Zeitung*, ^Berliner TageblatU, »Kunst ftir Alle«. 

Wilhelm Fabian. 



Pesch, Tilmann, Jesuit und Schriftsteller, * 1. Februar 1836 zu Coin, 
f 18. October 1899 zu Valkenburg bei Maastricht. Unter den unmittelbaren 
Eindriicken der Coiner kirchlichen Wirren wurde P. 1852 zu Minister i. W. 
Novize der S. J. Nach den Vorbereitungsstudien zu Paderborn und Bonn 
wirkte er vier Jahre am Jesuiteninstitut zu Feldkirch, drei davon als Vorstand 
einer Gymnasialklasse, und empfing 1866 im Kloster Maria-Laach die Priester- 
weihe. Im Herbst 1867 wurde er am Coll eg ebenda Professor der Philo- 
sophic und kam 1869 als Prases der bltihenden Marianischen Sodalitat von 
gebildeten Kaufleuten nach Aachen, wo er auch als wirksamer Kanzelredner 
thatig war. Hier zuerst trat er schriftstellerisch als schlagfertiger Polemiker 
wider die »antichristliche Wissenschafu auf. Das Ausweisungsgesetz vom 
4. Juli 1872 riss diese Wirksamkeit ab. P. nahm erst das Asyl beim Freih. 
L. v. Bongart-Paffendorf auf Kastell Wynandsrade in Limburg an, bald aber 
das, das die grafliche Familie Stolberg-Roviano zu Tervueren in Belgien dem 
Redactionspersonal der »Stimmen aus Maria-Laach« bot. Besonders in diesen 
rothen Heften war er fortan eifriger Vorkampfer des schroff dogmatischen 
Clerikalismus, publicistisch sowohl als in gelehrten Publicationen. Seit 1878 
weihte P. seine Hauptkraft der Encyklopadie ,Philosophia Lacensis'; deren 
dickleibige Bande liber Naturphilosophie, Logik, Psychologie stammen von 
ihm. Ftir gebildete Laien bestimmte er sein selbst ftir das wichtigste erklartes 
Werk »Die grossen Weltratsel. Philosophic der Natur« (1883 f., 2. Aufl. 1892); 
am einschneidendsten wirkten die »Briefe aus Hamburg« (1883; 4. Aufl. 1894), 
unter dem Pseudonym » Gottliebs wie das noch drastischere, gegen die 
Luther-Verehrung losziehende Pamphlet »Der Krach von Wittenberg « (1889). 
Weit verbreitet sind seine zwei Andachtsbiicher. 

»Stimmen aus Maria-Laach«, Jhrg. 1899, H. io, a. A., klirzer »Beilg. d. Augsburg. 
Postztg.c 1899 No. 76 u. 77; Ktirschners Litteraturkldr. XXIll, 1026; vgl. F. Nippold, »Dic 
Jesuit. Schriftstllr. d. GegenwarU (1895). 

Ludwig Frankel. 

Schubart, Martin, Dr., Kunstsammler und Schriftsteller, * 3. October 1840 
zu Hohenstadt in Sachsen, f 27. April 1899 in Munchen. Sch. entstammte 
einer Pastorenfamilie, welche durch manche Generation die Lehrstuhle ver- 
schiedener Hochschulen und die Kirchenkanzeln mit wackeren Vertretern ver- 
sorgte. Sch. widmete sich vorerst der Philologie und hofmeisterte in einer 
deutsch-russischen Familie zu Riga, wo eine Anzahl junger Leute in lebhafter 
Beziehung zu Theater, Literatur und Kunst einen asthetischen Club bildeten, 
um mit Wort und Schrift in das geistige Leben einzugreifen. Nach 
wenigen Jahren in die Heimath zuriickgekehrt, entsagte der Jiingling, 

Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. -1. Bd. 20 



go6 Schubart Vogcl. 

welcher in der Zwischenzeit seine finanzielle Unabhangigkeit gefunden hatte 
und an der Schwelle einer Gymnasial-Lehrstelle stand, dem Staatsdienst, 
urn anfangs weitverzweigte, alsbald aber der Kunstgeschichte zugewendete 
Studien in Erlangen, Ntirnberg und Leipzig zu pflegen. In diesem Gebiete 
genoss Sch. die persfinliche FUhrung des edlen Karl Eduard von Liphart 
(1808 — 1891), dessen tiefverstandiges Maecenatenthum unbewusst das Vorbild 
fiir Sch* wurde. Mit ebenso feinem Tacte, wie mit kritischer Vorsicht 
und Umsicht sammelte der von neidenswerthem Finderglilck geleitete 
Sch. im Laufe eines Decennium eine Anzahl von Bildern, aus welcher, 
nach Ausscheidung vieler minderwerthigen Objecte, ein namhafter Rest 
zurtickblieb, als Grundkern seiner den niederlandischen Meistern des 
XVII. Jahrhunderts mit Forscherliebe geoffheten Galerie, wozu einige frlihere 
Vorlaufer aus dem Ende des XV. und Anfange des XVI. Jahrhunderts zur 
charakteristischen Einleitung dienten. Die freudige Pflege, Commentirung 
und Erganzung dieser Sammlung hinderte den gllicklichen Besitzer nicht, an 
weiteren wissenschaftlichen Problemen zu arbeiten, von denen jedoch nur 
der preiswtirdige Cult liber »Frangois de Th6as Comte de Thoranc, Goethes 
KonigslieutenanU (Mttnchen 1896 bei Bruckmann, mit 14 Bildern) nach lang- 
jahrigen Vorbereitungen zum Abschluss gelangte — eine fur die Local- und 
Kunst-Geschichte der Stadt Frankfurt, wie auch fiir die Zeit des Siebenjahrigen 
Krieges selbst hochst lehrreiche Forschung. — Dieses schone, nur der 
Kunst und Wissenschaft, ebenso aber auch seiner Familie gewidmete gltick- 
liche Leben schloss als Gegengewicht ein langes korperliches Leiden, welches 
Sch. nicht nur klaglos duldete, sondern auch still ergeben und immer voll 
gleicher Liebe und Gtite gegen die Seinen. — Unter dem Titel »Sammlung 
SchubarU erschien schon 1894 (Mttnchen bei Bruckmann) eine Auswahl von 
40 Werken aller Meister in Heliogravure und Lichtdruck (Preis 100 Mark) 
mit einem Vorwort des Besitzers und mit erlauterndem Text von C. Hofstede 
de Groot. Daraus ergab sich der mit einer biographischen Einleitung von 
H. Pallmann versehene und mit 40 Ulustrationen (darunter auch Sch.'s Bfld- 
niss nach F. v. Lenbach) ausgestattete, in dieser Weise auch ein Prachtwerk 
bildende Catalog (Mttnchen 1899 bei Bruckmann) zu der am 23. October 1899 
veranstalteten Auction, wobei sich die namhaftesten Sammler und Galerie- 
Vorstande einfanden. Das Gesammtresultat fttr 102 Nummern ergab 688000 
Mark, (darunter erreichte ein kleiner Rubens 126000 Mark, ein Hobbema 
86000, ein Metsu 45000, zwei Amberger 50000 Mark). Daran schloss sich 
eine Auction von Sch. Porzellanen, Schnitzwerken, Elfenbeinskulpturen, Sticke- 
reien, Teppithen, Stichen, Kunstsachen und modernen Gemalden, welche 
ilber 120000 Mark erzielten. 

Vgl. die Nckrologe in »Kunst fiir Alle« 15. Juni 1899 und Beil. ioi, »Allg. Ztg.< 
3. Mai 1900 tfnd die Bcrichte im Morgenblatt 274, »Allg. Ztg.« 3. October 1899 und 
No. 476 »Neueste Nachricbten« 15. October 1899. 

Hyac. Holland, 

Vogel, Jakob, Lyriker, der Nestor der deutsch-schweizer Literaten, 
♦ *i. December 1816 zu Glarus in der Schweiz (daher auch »Vogel von 
Glarus* genannt), f 22. April 1899 ebenda. Aus der Gemeindeschule nahm 
der Vater den sich als dereinstigen Lehrer traumenden . Buben schon im 
8. Jahre, um ihn in die Fabrik zu thun, so dass er bios noch zwei Winter 
die Abendschule besuchte, im Uebrigen in den Freistunden alle erlangbaren 



Vogcl. Simson. £07, 

oder vom schmalen Taschengelde erkauften BUcher las. Kattundrucker mil: 
leidlichem Einkommen geworden, erwarb er, von der Lecture der Bibel und 
»des Gftttinger Musenalmanachs« ausgegangen, bis ins 20. Jahr aus seinen 
Ersparnissen 600 Bande, darunter deutsche Classiker. 21 Jahre alt, durch- 
wanderte er zu Fuss die deutsche Schweiz und Stidfrankreich; das Heimweh 
entlockte ihm das erste Lied, und seitdem feierte die Muse nicht. 1839 zurtick- 
gekehrt, empfing er von Dr. A. Henne in St. Gallen mancherlei Anregung, ver* 
heiratete sich in Glarus und begrUndete daheim eine Buchdruckerei, mit der 
er spater eine Verlagsbuchhandlung verband. Nachdem er sie bis in seine 
7oer Jahre eifrig und erfolgreich geleitet hatte, Uberliess er sie fremder Obhut. 
V. erlangte eine ausserordentliche Popularitat durch die neidlose, werkth&tige 
Theilnahme und hingebende Gastfreundschaft, die er Collegen, besonders 
aufstrebenden Talenten, nicht etwa nur des Heimatlandes, stetig erwies. 
Er war einer der eifrigsten Sammler und sorgfaltigsten Kenner des 
dichterischen Schriftthums der deutschen Schweiz, und in dieser opferbereiten 
Liebe wurzelt das von ihm verlegte reichhaltige Sammelwerk »Die poetische 
Nationallitteratur der deutschen Schweiz von Haller bis auf die GegenwarU 
(I— III, von Rob. Weber bearbeitet, 1866 — 67, IV, von J. J. Honegger, 
1876). Als Dichter ist V. Lyriker, nebenbei Epigrammatiker. 

Ktlrschners Litteraturkaldr. XXI 1434 f.; Brlimmer, Lex. dtschr. Dchtr. und Pros. d K 
19. Jhrbs. 4 IV 248 f.; W. B(olza) i. »Litterar. Echo* I, H, 17. 1121. 

Ludwig Fr^nkeL 

Simson, Martin Eduard Sigismund von, * K&nigsberg in Preussen 
10. November 1810, f 2. Mai 1899 in Berlin, Prasident des deutschen Reichs- 
tags, des Reichsgerichts, der Goethe -Gesellschaft, Dr. jur. und Rechts- 
lehrer. 

Eduard v. S. war aus einer Uberaus glticklichen Familie hervorgegangen 
und ein Abglanz dieses Glticks lag liber seinem ganzen Leben. Sein Vater 
Zacharias Jacob S. und seine Mutter Marianne, geb. Friedlander, haben 
57 Jahre in einer musterhaften Ehe gelebt. 

Der Vater hat ein Alter von 91, die Mutter von 79 Lebensjahren er- 
reicht. Fttnf Kinder waren aus der Ehe hervorgegangen, von denen Eduard 
der alteste war. Keines dieser Kinder wurde ihnen entrissen; alle vier Sohne 
haben eine hochangesehene Stellung im Leben erworben. Blieb auch die 
Sorge zeitweise nicht fern, so hat sie doch niemals mit Ungesttlm an die 
Thiir geklopft. 

Die El tern waren als Juden geboren; doch haben sie ihre Kinder zum 
christlich-evangelischen Glauben hintlbergeftihrt, so dass Eduard mit zwolf 
Jahren getauft wurde; spater haben die Eltern selbst diesen Uebertritt voll- 
zogen. Der zweite Sohn, mit Vornamen August, wurde Professor der evan- 
gelischen Theologie. 

Der Vater war ursprtlnglich Kaufmann, dann als Wechslermakler thatig; 
die letzten zwanzig Jahre hat er im Ruhestande verlebt. Ohne regelmassigen 
Schulunterricht aufgewachsen, hat er sich aus eigener Kraft eine seinem 
Stande angemessene Bildung verschafft und nun um so eifriger darllber ge- 
wacht, dass an seinen Kindern nicht dieselbe Versa umniss begangen werde, 
wie an ihm selbst. 

Der Knabe wurde, nachdem er ursprtlnglich einen mangelhaften Privat- 
unterricht genossen, dem Friedrichs - Gymnasium in Konigsberg Ubergeben; 

20* 



jo8 Simson. 

zwei seiner Lehrer, der Director Gotthold und Dinter, haben in der Geschichte 
der Padagogik sich einen Namen geschaffen; ein dritter war der bertihnite 
Philologe Lehrs. Gotthold pflegte insbesondere das Griechische und S. hat 
schon als Knabe versuchen miissen, griechische Verse zu machen. 

Der Schtiler zeigte eine hervorragende, alien Unterrichtsfachern gleich- 
massig zugewandte Begabung und vor alien Dingen ein hochst gliickliches 
Gedachtniss. Wenn sein Reifezeugniss die wunderliche Bemerkung zeigt, sein 
Fleiss sei »zwar regelmassig, aber nicht alle Zeit gleich angestrengt gewesen«, 
so ist dem die Thatsache entgegenzuhalten, dass er mit zwolf Jahren nach 
Prima kam, und wenn man ihn auch in dieser Klasse ein Jahr liber die 
libliche Zeit zuriickhielt, mit ftinfzehn Jahren Student wurde. 

Sein Triennium erledigte er auf der Universitat Konigsberg, bemtiht, 
seine Bildung nach alien Sei ten hin zu erweitern. Er horte naturwissenschaft- 
liche Vorlesungen bei Karl Gottfried Hagen und ging ihm bei Experimenten 
als Amanuensis an die Hand. Geschichte horte er bei Drumann; Lobeck 
wurde sein Lehrer in der klassischen Philologie und liess ihn an den Seminar- 
libungen Theil nehmen. Mit Eifer betheiligte er sich an den philosophischen 
Vorlesungen Herbarts, dem er sein Leben hindurch eine so dankbare Er- 
innerung bewahrte, dass er 1876 nach Oldenburg reiste, urn an der hundert- 
jahrigen Feier von Herbarts Geburt sich zu betheiligen. 

Naher an seine Berufsstudien ftihrt es heran, dass er mit Eifer 
die kameralistischen Vortrage bei Karl Hagen*), dem Sohne von Karl 
Gottfried horte. Selbst das Studium des Sanskrit blieb ihm nicht fremd; 
mit nur einem Commilitonen zusammen horte er bei Peter von Bohlen eine 
Erklarung von »Ardschunas Reise in Indras Himmel«, und da dieser 
Commilitone ein National-Lithauer war, der auf die Aehnlichkeit zwischen 
dem Sanskrit und dem Lithauischen aufmerksam machte, so erwarb er sich 
einige Vorstellungen von der lithauischen Sprache. 

Allmalig blieb er denn doch bei der Jurisprudenz hangen und erwarb 
als Student zwei akademische Preise in dieser Wissenschaft. Sein Fiihrer 
war Heinrich Eduard Dirksen, ein geistreichei Mann und ein gelehrter 
Mann, dem spater die verdiente Ehre zu Theil wurde, einen Sitz in der 
Berliner Akademie zu erhalten, aber nicht eigentlich ein Jurist, sondern ein 
mit den vorjustinianischen Quellen beschaftigter Archaologe, dessen zum Theil 
kiinstlichen Constructionen S. auf die Dauer nicht folgen konnte. 

Zuletzt reifte in S. doch der Entschluss, sich der Jurisprudenz zu widmen, 
und zwar der akademischen Laufbahn. Denn von der juristischen Praxis 
hielt ihn zunachst eine Abneigung zuriick. Er erwarb mit achtzehn Jahren 
den Doctortitel durch eine Dissertation: »De Julii Paulli manualium libris« 
und durch die Ablegung eines examen rigorosum, von dessen Ausfall seine 
Examinatoren in viel hoherem Grade befriedigt waren, als er selbst. Der 
glanzende Ausfall des Examens bestimmte die Facultat, entgegen dem sonstigen 
Gebrauch die sofortige Ertheilung der venia legendi flir ihn, zugleich aber 



*) Ich bitte urn die Erlaubnis, hier folgende Bemerkung einschieben zu diirfen. 
Karl Hagen gehort zu den best todtgeschwiegcnen Mfinnern der Wissenschaft. Roscher 
in seiner Geschichte der Nationaldkonomik bringt es fertig, seinen Namen nicht zu nenncn. 
' Nach meinem Urtheil ist er der scharfsinnigste volkswirthschaftliche Schriftsteller Deutsch- 
lands in der ersten Halfte des ncunzehnten Jahrhunderts. Er war der Erste, der die Irr- 
lehren Ricardos Uber Grundwerthe und Arbeitslohn vollstandig Uberwand. 

A M. 



Simson. 



309 



die Ertheilung . eines Reisestipendiums auf zwei Jahre zu beantragen. Da 
beide Auszeichnungen bewilligt wurden, so stellte die zweite die erste einst- 
weilen in den Schatten. 

So trat denn der achtzehnjahrige Doctor eine »Magisterreise« an, wie 
man sich damals ausdrlickte. Sie fuhrte ihn liber Berlin, Halle, Leipzig, 
Weimar, Gottingen, Bonn, Paris, Heidelberg wieder nach Hause. In alien 
Universitatsstadten, die er besucbte, nahm er die Gelegenheiten wahr, Vor- 
lesungen bertihmter Manner zu hdren und auf den Bibliotheken Studien zu 
machen. Er hOrte bei Savigny, Schleiermacher, Karl Ritter, Hegel, Weg- 
scheider, Gesenius, Gottfried Herrmann, Gustav Hugo, Barthold Niebuhr, 
Hasse, Bethmann-Hollweg, Lttbell, dem Kunsthistoriker Eduard d'Alton, dem 
Astronomen von Mtinchow. Am bedeutendsten ftlr ihn wurde die Bertihrung 
mit Niebuhr, die durch einen Zwischenfall eine besondere Farbung erhielt. 
In Niebuhrs Hause in Bonn war Feuer ausgebrochen und es bestand Gefahr, 
dass bei dieser Gelegenheit werthvolle Codices, die er aus offentlichen 
Bibliotheken erhalten hatte, verbrannten. Niebuhr befand sich in grosser 
Aufregung und mangelhafter Bekleidung auf der Strasse und S. hing ihm 
seinen eigenen Mantel um. Er suchte sich der Entdeckung, dass er es war, 
welcher diesen Freundschaftsdienst vollzogen hatte, zu entziehen und seinen 
Mantel im Stiche zu lassen. Indessen eine Cafeedtite, die sich in dem 
Mantel vorfand, wurde zum Verrather und Niebuhr fand die Gelegenheit, 
seinen warmen Dank mtindlich lebhaft auszudrtlcken ; an einer Bethatigung 
wurde er durch bald darauf erfolgten Tod verhindert. 

Unter den Stationen der Magisterreise, die oben aufgeftihrt wurden, ist 
eine, die keine Universitatsstadt, aber doch die geistige Hauptstadt Deutsch- 
lands war: Weimar. Die Verehrung Goethes war ein Hauptpunkt in dem 
Glaubensbekenntniss S.'s, und eine in Berlin ausgestellte Empfehlung Zelters 
verschaffte ihm die Moglichkeit, das Haus des Olympiers zu betreten. Er 
kam gerade zur rechten Zeit, um an der Feier des Tages Theil zu nehmen, 
an dem Goethe sein achtzigstes Lebensjahr vollendete. Dim wurden einige 
freundliche Worte ran Goethe selbst zu Theil; er nahm Theil an einem mit 
Reden reichlich ausgestatteten Festessen, wohnte der ersten Vorstellung des 
»Faust« bei und hatte reichliche Gelegenheit zur Unterhaltung mit August von 
Goethe, dessen Gattin, deren Schwester Ulrike, mit Riemer und Eckermann. 

Wie in Weimar kam er auch in Paris zu einer ausserordentlichen Gelegen- 
heit zurecht; am Tage vor seiner Ankunft war Ludwig Philipp in Folge der 
Juli-Revolution zum Konige ausgerufen worden. Nichts hatte sein politisches 
Interesse in dem Maasse week en kfrinen, als dieses Zusammentreffen. 

Er kehrte im Jahre 1831 nach Konigsberg zurttck. Im December 1832 
verlobte er sich mit Clara Warschauer, der Tochter eines angesehenen Konigs- 
berger Bankiers, im Mai 1833 wurde die Verlobung veroffentlicht und am 
14. Februar fand die Vermahlung statt. Die Ehe war nicht minder glUcklich, 
als die seiner Eltern. Seine Gattin war ihm geistig ebenblirtig, von umfassender 
Bildung, mit der Gabe zierlichen Ausdrucks in hervorragendem Grade aus- 
gestattet. Die Ehe hat neunundvierzig Jahre gewahrt; die aus ihr hervor- 
gegangenen Kinder, zwei Sohne und sieben Tochter, blieben den Eltern 
erhalten. Von den SOhnen ist der eine eine Zierde des Berliner Barreau, 
der andere Professor der Geschichte in Freiburg. 

Nach seiner Rtickkehr habilitirte sich S. als Privatdocent der Rechts- 
wissenschaft. Am io. April 1833 wurde er ausserordentlicher, am 23. Mai 1836 



3*9 



Sirason. 



ordentlicher Professor. FUr seine Wirksamkeit als Lehrer haben zwei Manner 
von dichterischem Ruf, Rudolph Gottschall und Ernst Wichert, Zeugniss 
abgelegt. Seine Lehtweise wich von der hergebrachten ab. Er begniigte 
sich nicht mit einem Vortrage, sondern zog seine Zuhorer in das Gesprach, 
veranlasste sie zur Rede und Gegenrede, beschaftigte sie mit Rechtsfallen 
aus zurtlckgelegten Actenstiicken, aus denen er das gefallte Erkenntniss ent- 
fernt hatte und Hess sie referiren und plaidiren. Aber auch sein eigener 
Vortrag war yon besonderer Art, Er trug auch die verwickeltsten Gegenstande 
aus. dem Gedachtniss vor, hatte die Gabe, jederzeit den richtigsten 
Ausdruck zu finden und schwierige Sachen mit grosser Klarheit darzustellen. 
So wichtig dies Alles war, so machte doch etwas Anderes einen noch grosseren 
Eindruck auf die Studenten. Es war die Wtirde seines Auftretens, die zur 
Ehrfurcht stimmte und sich doch mit Gtite paarte. 

Die schriftstellerische Wirksamkeit S.'s hielt mit seiner Lehrthatigkeit 
nicht gleichen Schritt. Manches, was er unternommen, ist liegen geblieben, 
theils weil ihm andere zuvorgekommen, theils weil er daran verzweifelte, es 
in der Gestalt, in der es ihm vorschwebte, zu Stande zu bringen. Was fertig 
geworden ist, soil am Schlusse erwahnt werden. 

So sehr S. in seinen Jugendjahren die akademische Thatigkeit vor der 
praktischen bevorzugt hatte, zog es ihn doch allmahlich zur letzteren heruber. 
Um eben die Zeit, als S. seine Lehrwirksamkeit begann, wurde der zweite 
Senat des Oberlandesgerichts zu Marienwerder aufgehoben und seine Geschafte 
dem Tribunal in K&nigsberg Ubertragen; bei diesem Gerichtshof wurde S. 
als Hilfsarbeiter am 10. Januar 1834 angestellt und 1846 mit dem Charakter 
als Rath ausgestattet. Im Sommer 1835 wurde er der Commission liber die 
Revision des ostpreussischen Provinzialrechts als Protokollftihrer beigegeben. 
Die Liebe zur Praxis trug allmahlich den Sieg ttber die Liebe zur Theorie 
davon; die Neigung zum Preussischen Landrecht uberwog die Neigung zum 
Romischen Recht. Die Ereignisse des Jahres 1848 entfremdeten ihn flir 
mehrere Jahre der Lehrthatigkeit vollstandig, und als er sie wieder aufnahm, 
hatte er sich wie ein junger Docent ein Auditorium von Neuem zu erobern. 
Auch hatte er wohl das Gefllhl, in der Entwickelung der romanistischen Rechts- 
wissenschaft nicht auf dem Laufenden geblieben zu sein. Kurz, es war ihm 
willkommen, im Jahre i860 das Katheder vollstandig mit dem Richterstuhl 
vertauschen zu konnen. 

Konigsberg trug in der ersten Halfte dieses Jahrhunderts aus Kants Erb- 
schaft den Namen einer Stadt der reinen Vernunft. Es war vielleicht die 
geistig angeregteste Stadt Deutschlands und vor alien Dingen auch auf 
politischem Gebiete angeregt. Vor hier aus erging der erste Ruf, nach dem 
Regierungsantritt Friedrichs Wilhelms IV. dem preussischen Staate eine Ver- 
fassung zu geben. Manner, die sp&terhin nach den verschiedensten Richtungen 
hin auseinandergingen, wirkten hier von i860 bis 1868 eintr&chtig. In dieser 
Atmosphare athmete S., nicht mit seiner Person hervortretend, aber im Geiste 
mit den Tragern der Bewegung einig. 

Seine eigene politische Stellung anzudeuten, hatte er nur selten Gelegen- 
heit gefunden. Er war einmal flir eine milde Beurtheilung eingetreten, als 
eine Anzahl von Studenten in einem erklaxlichen Ausdruck von sittlicher Ent- 
rtistung zu einer ungerechtfertigten Demonstration sich hatten hinreissen lassen. 
Als Richter in der damals Aufsehen erregenden Falkson'schen Ehesache hatte 
er die Ansicht bekampft, dass eine Ehe, die im Auslande zwischen einem 



Simson. 311 

Juden und einem Christen abgeschlossen war, auf Anrufen des Staatsanwalts 
flir nichtig erklart werden diirfe. Im Jahre 1848 zum Stadtverordneten er- 
wahlt, hatte er in der ersten dffentlichen Sitzung, die die Versammlung ab- 
hal ten durfte, sich eines Schuldirectors angenommen, der wegen angeblicher 
politischer Agitationen suspendirt war. Immerhin war er ausserhalb seiner 
Vaterstadt noch ein wenig bekannter Mann, als der Marzsturm hereinbrach. 
S. wurde ftlr die Stadt KSnigsberg zum Abgeordneten flir das Frank- 
furter Parlament gewahlt; mit nur vier Stimmen siegte er fiber den Radikalen 
Johann Jacoby. Der Gegensatz der Parteien hatte sich darum gedreht, dass 
die Radikalen den Satz aufstellten, das Parlament habe eine unbedingte von 
den Ftlrsten unabhangige Souverainetat, wahrend Simson eine Erklarung an- 
geregt und bei den stadtischen Behtirden zur einstimmigen Annahme gebracht 
hatte, nach welcher das Parlament eine Verst&ndigung mit den FUrsten suchen 
mtlsse. So schieden sich Radikale und Gemassigte. 

In Frankfurt war die erste Wurde, die S. zufiel, die eines Schriftftthrers 
der sechsten Abtheilung. Dass er im Stande war, sofort mit dem Schluss der 
Sitzung das fertiggestellte Protokoll zu verlesen, verschaffte ihm einen ge- 
wissen Respect. Einige Tage spater wurde er zum Schriftflihrer des Plenums 
gewahlt; er war der einzige Preusse, dem man die Ehre erwies, ihn in den 
Vorstand zu wahlen. Auch jetzt war es ein sehr untergeordneter Vorzug, 
der ihm die reichste Anerkennung verschaffte. Er las Schriftstficke mit lauter 
Stimme und klarer Betonung vor, so dass der Reichstag einen anderen 
Schriftflihrer nicht gern vorlesen hftrte. Im October rtickte er zum ersten 
Viceprasidenten auf, weil der Abgeordnete von Soiron, der bis dahin diese 
Wlirde bekleidet hatte, abgelehnt hatte, weil er von dem unversfihnlichen 
Hass der Sieben verfolgt wurde. In dieser Eigenschaft wurde er zum Reichs- 
commissar ernannt und nach Berlin entsendet, um bei den Differenzen, die 
zwischen der Krone und der National versammlung ausgebrochen 'waren, zu 
vermitteln. Er wurde mit seinem Collegen von dem Ministerprasidenten 
Grafen Brandenburg freundlich empfangen, hatte auch mehrere Unterredungen 
mit dem Ktfnig; aber seine Mission blieb erfolglos. Der Beschluss, die 
Nationalversammlung aufzulttsen und eine Verfassung zu oktroyiren, wurde 
verkdndet, ohne dass den Reichscommissaren eine vorherige Mittheilung zu- 
gegangen ware. Sie haben ihn aus den Zeitungen erfahren und kehrten un- 
verrichteter Sache nach Frankfurt zurtick. 

Inzwischen war er in seiner Abwesenheit zum Prasidenten des Parlaments 
erw&hlt. Der bisherige Prasident Heinrich von Gagern war an Schmerlings 
Stelle Prasident des Reichsministeriums geworden und Simson hatte inzwischen 
so viele Prasidialqualitaten entwickelt, dass seine Parteifreunde von der Noth- 
wendigkeit, ihn an die erste Stelle zu setzen, Uberzeugt waren. Die Ultra- 
montanen und Demokraten hatten den Abgeordneten Kirchgessner aus WUrz- 
burg als Gegenrtindidaten aufgestellt und errangen eine starke Minderheit. 
Simson wurde am 18. December 1848 nur mit 233 von 461 Stimmen ge- 
wahlt; seine Wiederwahl vollzog sich spater stets ohne Schwierigkeiten. 

S. Hess es sich nun angelegen sein, den Abschluss der deutschen Reichs- 
verfassung moglichst zu fordern. Eine Ansprache, die er in diesem Sinne 
Anfangs Februar hielt, machte grossen Eindruck. Am 27. Marz wurde die Ver- 
fassung beschlossen und von den Abgeordneten, an deren Spitze S., unterzeichnet. 
Am 28. Marz wurde der Konig von Preussen mit 290 Stimmen gegen 248, 
die sich der Abstimmung enthielten, zum deutschen Kaiser gewahlt. 



312 



Simson. 



Eine Deputation von 32 Mitgliedern, S. an der Spitze, wurde beauftragt, 
dem Konige die Einladung zur Annahme der Wahl zu tiberbringen. Mancherlei 
Ansichten hatten darauf hingedeutet, dass der Konig die auf ihn gefallene 
Wahl annehmen werde; doch dauerte die Spannung bis zum letzten Augen- 
blicke an. Am 3. April 1849, Mittags 12 Uhr, stand die Deputation im 
Rittersaale des Schlosses in Berlin vor dem Konige und S. scbloss seine An- 
sprache mit den Worten, der Konig moge die begeisterten Erwartungen des 
Vaterlandes durch einen gesegneten Entschluss zu gllicklicher Erfiillung fiihren. 
Die Antwort, welche Friedrich Wilhelm IV. ertheilte, gehort der Geschichte 
an. Ihr Sinn, unter vielen Worten versteckt, war der, dass die Deputation 
keine Antwort verdiene, weil sie etwas anbiete, worttber sie zu verftigen kein 
Recht habe. Obwohl S. zu denen gehOrte, die durch diese Antwort am 
schwersten niedergebeugt wurden, gab er sich doch fiber den Sinn keiner 
Tauschung hin. Er war der Ueberzeugung, dass der Auftrag der Deputation 
erledigt, ihre Mission gescheitert sei und dass jeder weitere Versuch, zu 
einem Ziele zu gelangen, gegenstandslos sei. Diese Auffassung wurde aus- 
gesprochen in einer von S. redigirten Zuschrift, die die Deputation schon am 
4. April an das Preussische Staatsministerium richtete. Das fernere Wirken 
des Frankfurter Parlaments war damit zur Unfruchtbarkeit verurtheilt. Dass 
die Preussische Regierung durch eine Verordnung vom 14. Mai die Preussi- 
schen Abgeordneten abberief, wurde von S. und seinen Freunden als eine 
Unziemlichkeit empfunden und mit einem Proteste beantwortet, da sie sich 
das Recht vorbehielten, den Zeitpunkt ihres Austrittes selbst zu bestimmen; 
in der That gaben sie aber diese Austrittserklarung sehr bald ab. 

Wahrend der demokratische Theil der Versammlung als Rumpfparlament 
zusammenblieb, nach Stuttgart tibersiedelte und spater zum Theil in den 
Strudel der Revolution gezogen wurde, sammelten sich die gemassigten 
Liberalen zu einer Besprechung in Gotha. Der Name der »Gothaer« wurde, 
anfangs spottisch, dann aber von den Verspotteten willig aufgenommen, zu 
einer Parteibezeichnung ftir diejenigen, die man auch als altliberal, gemassigt- 
liberal, constitutionell bezeichnen konnte; der Name deckte sich aber auch 
mit der Bezeichnung der »Kleindeutschen«, die fortan unverbrilchlich an der 
Ueberzeugung festhielten, dass eine Einigung Deutschlands nur unter preussi- 
scher Fiihrung, also unter Ausschluss Oesterreichs moglich sei. Der Herzog 
von Gotha war ein Anhanger dieser Richtung. Zwischen 130 friiheren Ab- 
geordneten wurde eine Erklarung vereinbart, durch welche sie sich ver- 
pflichteten, fllr denjenigen Entwurf einer deutschen Verfassung einzutreten, 
der inzwischen als der DreikOnigsentwurf bekannt ge^orden war, weil er von 
Preussen mit Hannover und Sachsen vereinbart worden war. 

S. trat nun in das parlamentarische Leben Preussens ein. Er wurde ftir 
Kdnigsberg in die zweite Kammer gewahlt, die am 7. August 1849 unc * 
schon auf dem oktroyirten Wahlgesetz beruhte und deshalb* von der demo- 
kratischen Partei nicht beschickt war. Er wurde zum ersten Viceprasidenten 
gewahlt, nachdem das Ministerium gedroht hatte, dessen Wahl zum Prasi- 
denten mit seinem Rticktritt vom Amte zu beantworten. S. war an den 
Berathungen tiber die Revision der Verfassung lebhaft und auch als Bericht- 
erstatter betheiligt. Er trat mit grossem Nachdruck ftir das Steuerbewilli- 
gungsrecht der Volksvertretung und ftir die Erhaltung der Schwurgerichte 
auch in Staatsprocessen ein. 

Nachdrticklich betonte er, dass wenn man tiberhaupt das konstitutionelle 



Simson. 



313 



System in Preussen aufrecht erhalten wolle, man vor alien Dingen das An- 
sehen der Volksvertretung wahren miisse. Weit nachdrttcklicher als einer 
seiner Parteigenossen vertrat er den liberalen Standpunkt, weil er die 
kommende Reaction deutlicher heraufziehen sah. Die Art, wie die Ver- 
fassung im letzten Augenblicke durch stark e Zugestandnisse seitens der 
liberalen Mebrheit zum Abschlusse gebracht wurde, erregte ihm tiefe Unlust. 

Im Sommer trat in Erfurt das Parlament zusammen, das fiber die Drei- 
konigsverfassung berathen sollte, und S. war von K6nigsberg in das Volks- 
haus gewahlt. Wiederum wurde er, mit 98 gegen 63 Stimmen, sehr gegen 
seinen Wunsch zum Prasidenten gewahlt und blieb es bis zum Schlusse der 
Arbeiten dieses Hauses, deren Ergebniss durch die Schuld der Regierung 
vereitelt wurde. Als SchriftfUhrer dieses Hauses stand ihm unter Anderen 
Otto von Bismarck-Schttnhausen zur Seite, mit dem er in ein eigenthtimliches 
Zerwtirfniss gerieth. Bismarck hatte sich gegen die Vertreter der Presse 
unfreundlich benommen und S. missbilligte das. Bismarck gab die Antwort, 
sein Benehmen konne wohl nur von einem Edelmanne gewtirdigt werden 
und S. erwiderte: »Das wagen Sie mir zu sagen, der ich auf eine Geschichte 
meines Stammes von viertausend Jahren zur(icksehe?c Bismarck steckte die 
Reprimande schweigend ein, und diese Zurlickhaltung gereicht ihm vielleicht 
zu eben so grosser Ehre, als manche schlagfertige Antwort, die er gegeben hat. 

Nachdem das Erfurter Parlament seine fruchtlose Thatigkeit beendet 
hatte, traten die preussischen Kammern im November 1850 unter dem Ein- 
drucke der mit Oesterreich drohenden kriegerischen Verwickelungen wieder 
zusammen, die durch die unrtlhmliche Convention von Olmtitz erledigt wurden. 
Am 4. December wurden die Kammern vertagt, gerade als S. in der Adress- 
debatte das Wort erhalten sollte. Als es am 6. Januar wieder eroffnet wurde, 
war die Stimmung der Mehrheit umgeschlagen, und die Kammer beschloss 
mit schwacher Mehrheit, von jeder Adresse Abstand zu nehmen. S. trat 
kraftig gegen diesen Entschluss auf, weil es die Pflicht des Hauses sei, zu 
sprechen und es durch Unterlassung dieser Pflicht liber sich selbst zur Tages- 
ordnung Ubergehe. 

Die Fragen der Oktroyirung, der Verwendung von Steuern ohne Etats- 
gesetz, der Ministerverantwortlichkeit bewogen ihn wiederholt zu scharfen 
Angriffen auf die Regierung, der er auch die Versumpfung der deutschen 
Verfassungsfrage zum Vorwurf machte. »In Erfurt sind uns die letzten 
Schuppen von den Augen ge fallen.* 

Die Folge war, dass ihn eine Mehrheit, der sich die Polen zugesellten, 
im Februaur 185 1 bei der Wiederwahl des Presidiums als Viceprasidenten 
fallen liess. 

Im Jahre 1852 wurden die Kammern neu gewahlt und S.'s parlamentarische 
Thatigkeit erreichte vorl&ufig ein Ende. In Konigsberg war er einem reac- 
tionarem Gegenkandidaten unterlegen; eine Nachwahl, die ihn in Gumbinnen 
traf, lehnte er ab. Er wollte sich einmal wieder vollstandig seiner Heimat, 
seiner Familie und seinemBerufe widmen. Jetzt traf ihn derRuf, eineProfessur des 
romischen Rechts in Jena zu iibernehmen. In frtiheren Jahren hatte er ahnliche 
Berufungen nach Dorpat, Greifswald und Breslau ohne Bedenken abgelehnt. 
Diesmal war die Versuchung eine emsthaftere. Sein Freund Droysen, der in 
Jena lehrte und der Kanzler von Seebeck drangen ernstlich in ihn. Indessen 
wurde doch das Missbehagen, das die preussischen Zust&nde in ihm erweckt 
hatten, durch andere Erwagungen zurttckgedrstngt. Er blieb in der Heimat 



314 Simson. 

und wurde in den Jahren 1855 und 1856 zum Prorector der Universitat 
erwahlt. Die Versuche der liberalen Partei in Berlin und Breslau, ihm 
wieder einen Sitz im Abgeordnetenhause zu verschaffen, misslangen. Erst das 
Jahr 1859 fUhrte eine Wendung herbei. 

Nach Anbruch der neuen Aera wurde S. in Konigsberg wiederum mit 
zwei anderen altliberalen Mannern in das Abgeordnetenhaus gewahlt. Ueber 
die Bedeutung dieser neuen Aera dachte er um Vieles nttchterner als die 
meisten seiner Parteigenossen. Er sah die Schwierigkeiten, welche sich dem 
liberalen Ministerium in den Weg stellen wttrden, voraus. Doch ging er mit 
frischem Muth an die Arbeit. Die erste Aufgabe, welche ihm zufiel, war, 
eine Adresse an den Prinzregenten abzufassen und sie vor dem Hause zu 
vertreten. Er erzielte damit auch einen gttnstigen Eindruck. 

Zum Prasidenten des Hauses war ursprtinglich Graf Max von Schwerin 
gewahlt; als dieser im Sommer 1859 zum Minister des Innern ernannt wurde, 
trat Simson an seine Stelle und hat dieses Amt mit gleicher Auszeichnung 
verwaltet, wie einst den Vorsitz im deutschen Reichstage. 

Am 3. September i860 wurde er zum Viceprasidenten des Appellations- 
gerichts in Frankfurt an der Oder ernannt und nahm Abschied von seiner 
Heimathsstadt und von dem akademischen Lehrberuf. Die Liebe zur Praxis 
hatte allmahlich die Liebe zur Theorie, die Liebe zum preussischen Recht 
die zum romischen Recht verdrangt. Auch mochte er die Empfindung haben, 
dass es ihm nicht gelungen sei, auf der Hohe der Forschung zu bleiben. 
Ein zweites Frankfurt verflocht sich in seinen Lebenslauf; er blieb neunzehn 
Jahre dort und stieg im Jahre 1869 von dem Amte eines Viceprasidenten zu 
dem eines Prasidenten auf. 

Die Neuwahlen des Jahres 1862 brachten dem Abgeordnetenhause eine 
wesentlich andere Zusammensetzung. Die altliberale Mehrheit, die das fruhere 
Haus beherrscht hatte, war verschwunden, eine Majoritat der Fortschrittspartei 
hergestellt. Simson selbst unterlag in Konigsberg, wurde aber bei einer 
Nachwahl in Wetzlar und in Hoyerswerda gewahlt. 

Seine Stellung war eine schwierige. Auf der einen Seite hielt er an 
seinen liberalen Anschauungen unerschlittert fest; auf der anderen Seite war 
er von der Ueberzeugung durchdrungen, dass die Militarforderungen, welche 
die Regierung stellte, unabweisbar seien. Er war Anhanger der Regierung, 
soweit es sich um ihr Hauptziel handelte und ihr Gegner, soweit sie ver- 
suchte, dieses Ziel mit verfassungswidrigen Mitteln zu erreichen. Die Schwache 
der Fraction, der er angehorte, machte seine Stelle zu einer wenig einfluss- 
reichen. Die Auflfisung des Hauses entzog ihm auch den AVahlkreis Wetzlar; 
dafUr wurde er in Montjoie-Malmedy gewahlt. »Bei den Wallonen«, hohnte 
der »Kladderadatsch«, wie sein Freund Georg von Vincke, der seinen so treuen 
Wahlkreis Hagen verloren hatte, »bei den Kassuben«, in Preussisch-Stargard. 
Es kamen die Jahre des Verfassungsconflicts, die ihn besonders schmerzlich 
bertihrten. Aber stets trat er mit Nachdruck auf, wo er das Recht bedroht 
sah. So, als das Ministerium in klarem Widerspruch mit der Verfassung eine 
Pressverordnung octroyirt hatte, so als das Herrenhaus den Beschluss gefasst 
hatte, unter Uebergehung der Beschllisse des Abgeordnetenhauses das Budget 
nach der Vorlage der Regierung in Bausch und Bogen anzunehmen, einen 
Beschluss, den das Abgeordnetenhaus auf S/s Antrag fiir »null und nichtig* 
erklarte, so endlich in einer besonders meisterhaften Rede, als das Ober- 
tribunal die Unverletzlichkeit der Abgeordneten in Frage gestellt hatte. 



Simson. 315 

Der deutschen Politik des Herrn von Bismarck-Schonhausen stand er 
mit sehr kritischen Augen gegenUber; er traute dem Junker aus Erfurt, dessen 
Auftreten er nicht vergessen hatte, nicht zu, dass er sein Unternehmen zu 
glticklichem Ende fllhren wdrde. Aber als der Tag von Koniggratz ge- 
kommen war, erkannte und bekannte er seinen Irrthum unumwunden und 
sah die Ziele, nach denen er in Frankfurt, in Gotha und in' Erfurt, sowie in 
der Berliner Kammer gestrebt hatte, freudigen Auges erreicht. 

Zum Abgeordneten fUr den constituirenden Reichstag wurde er in Frank- 
furt a. O. gewahlt und dieser Wahlkreis blieb ihm in spateren vier Wahlen 
treu, bis er sich aus dem parlamentarischen Leben zurtickzog. Mit 127 gegen 
95 Stimmen wurde er im zweiten Wahlgange zum Prasidenten gewahlt und 
ihm damit nach seiner eigenen Aeusserung eine der stolzesten Erinnerungen 
seines Lebens bereitet. Als President des ersten ordentlichen Reichstags 
durfte er am 3. October 1867 dem Konige eine Adresse tiberreichen, in der 
der Reichstag aussprach, dass das deutsche Volk entschlossen sei, jeden Ver- 
such fremder Einwirkung in seine Angelegenheiten zurtickzuweisen. Er 
prasidirte auch der kurzen aber bedeutungsvollen Session des deutschen 
Reichstags vom Juli 1870, in der die franzosische Kriegserklarung zur Kennt- 
niss gebracht wurde, Und nun ereignete sich, wie Ftirst Bismarck es nannte, 
der »Witz der Geschichte«, dass derselbe Mann, der im Jahre 1849 vergeb- 
lich vor selnem Konige gestanden hatte, um ihn zur Annahme einer Kaiser- 
krone zu bewegen, vor dessen Bruder diesen Versuch mit glilcklicherem Er- 
folge wiederholen durfte, wenn auch diesmal Bedenken zu liberwinden waren. 
Am 18. December ilberreichte er dem Konige Wilhelm in Versailles die 
Adresse des Reichstags, in welcher die Aufrichtung von Kaiser und Reich 
festgestellt wurde. 

Er prasidirte noch dem ersten deutschen Reichstage und war Mitglied 
des zweiten, ohne in die Debatten einzugreifen. Doch noch einmal rief ihn 
eine Wendung des Schicksals an die aufgegebene Stellung zurttck. 

Im Februar 1876 wurde der Reichstagsprftsident von Forckenbeck durch 
den plotzlichen Tod seiner Frau genothigt, den Pr&sidentenstuhl zu verlassen. 
Die beiden Viceprasidenten waren verhindert, und jetzt fasste der Reichstag, 
ohne eine formliche Wahl vorzunehmen, den Beschluss, den Abgeordneten 
Dr. Simson zu ermachtigen, so oft die Umst&nde dies erfordern, das Presidium 
im Reichstage zu libernehmen. 

Im Jahre 1877 nahm Simson eine Wahl in den Reichstag nicht wieder 
an; der Thatigkeit im Preussischen Abgeordnetenhause hatte er lange ent- 
sagt; einer Berufung in das Herrenhaus hatte er auszuweichen verstanden. 
Seine parlamentarische Thatigkeit war beendigt. 

Aber es wurde eine Stellung geschafFen, die ihm eine Wiirde, die ihm 
gebtihrte, und eine Thatigkeit, die er auszufiillen wusste, zuwies. Am 
1. October 1879 trat die Justizorganisation des geeinigten deutschen Reiches 
in das Leben; an der Spitze dieser Organisation befindet sich ein Reichs- 
gericht, und an dessen Spitze war ein President zu berufen. Kaiser Wilhelm 
und Ftirst Bismarck waren keinen Augenblick im Zweifel darflber, dass dieses 
Amt nur in S.'s Hand gelegt werden konne. 

Wegen des Gesundheitszustandes seiner Gattin und wegen seines eigenen 
zogerte er lange, das Amt anzunehmen, aber er konnte sich der Einsicht 
nicht verschliessen, dass das Vaterland ihn rufe. Er hat es mit Auszeichnung 



gi6 Simson. 

verwaltet, bis cin Schlaganfall ihn nothigte, seine Versetzung in den Ruhe- 
stand nachzusuchen, die ihm am i. Februar 1891 zu Theil wurde. 

Zu den wenigen Anordnungen, die der todtkranke Kaiser Friedrich in 
der kurzen Zeit seiner Regierung vornehmen konnte, gehorte die, dass er 
dem Prasidenten des Reichsgerichts, dem er von jeher Zuneigung bezeugte, 
und mit dessen Anschauungen er als Kronprinz sich haufig in vollkommener 
Uebereinstimmung befand, den Orden vom schwarzen Adler verlieh, mit dem 
der erbliche Adel verbunden ist. 

Noch eine Auszeichnung war ihm vorbehalten, von weit geringerem 
Glanze, aber recht nach seinem Herzen. Im Jahre 1885 bildete sich eine 
Goethe-Gesellschaft in Weimar in engem Anschluss an die von dem letzten 
Erben Goethes getroffenen letztwilligen Anordnungen, aus denen das 
Goethe-Archiv und das Goethe-National-Museum hervorgingen. Diese Ge- 
sellschaft wahlte S., der keinen Tag vergehen Hess, ohne einige Seiten Goethe 
gelesen zu haben, zu ihrem Vorsitzenden und er ist es bis zu seinem Lebens- 
ende geblieben. 

Am 16. Marz 1883 verlor er seine Gattin, kurz ehe er seine goldene Hochzeit 
hatte feiern konnen. Der Schlag traf ihn schwer; die Freude an Kindern 
und Enkeln, sowie zuletzt an einem Urenkel gewahrte ihm Trost. 

Nach seiner Versetzung in den Ruhestand siedelte er nach Berlin liber. 
Er konnte im Jahr 1898 noch eine Anzahl wichtiger Gedenktage feiern; die 
Verehrung, die ihm von vielen Seiten bezeigt wurde, half ihm die Beschwerden 
des Alters leichter ertragen. 

Die letzten Wochen verbrachte er in einer Art von Traumleben. Am 
2. Mai 1899 ist er sanft entschlafen, nachdem Tags zuvor die Feier seines 
siebzigjahrigen Doctorjubilaums begangen wurden. 

Eduard von S. war ein Mann von den lautersten Gesinnungen und von 
den edelsten Gaben. Die WUrde, die ihn umgab, hielt in seiner Gegenwart 
den Ausdruck niedriger Gesinnungen zurtick. Er war ein untibertroffener 
Meister des Wortes. Das treffende Wort stand ihm in jedem Augenblicke 
zu Gebote. Seine Reden, die von ihm verfassten Adressen sind frei von 
gesuchtem Schmuck. In ungewohnlichem Masse besass er die Gabe, ver- 
wickelte Verhaltnisse mit Klarheit darzustellen. Er war ein musterhafter 
Richter und das Prasidentenamt hat er in alien von ihm geleiteten parla- 
mentarischen Versammlungen in richterlichem Geiste und mit der Anmuth 
eines hochgebildeten Mannes ausgeiibt. ♦ Er war von klassischer Bildung 
getrankt, las den Thukydides im Urtext zu seiner Erholung und konnte noch 
in den Phantasieen des Todeskampfes nicht unterlassen, ein falsch betontes 
lateinisches Wort richtigzustellen. Wie seinen Goethe liebte er die klassische 
Musik. Er spielte die Orgel und vor alien Dingen hatte er »Musik in ihm 
selbst« . 

In den kurzen Tagen seiner Bekanntschaft mit Niebuhr hatte dieser dem 
jungen Manne die Aussicht eroffhet, ihn in die diplomatische Laufbahn zu 
befordern und Niebuhr ware, wie Bunsens Beispiel zeigt, der Mann gewesen, 
sein Wort zu halten. 

Niebuhrs frtiher Tod vernichtete diese mit Leidenschaft ergriffene Aus- 
sicht ftir immer. Was S. in dieser Stellung geleistet hatte, was er geleistet 
hatte, wenn er Justizminister geworden ware, worauf er nach constitutionellen 
Begriffen einen Anspruch gehabt hatte, entzieht sich der Beurtheilung. Die 
Stellungen, die ihm das Schicksal zugetheilt hat, hat er in vollkommner 



Simson. Zeissberg. 317 

Weise ausgeftillt. Als Lehrer des Rechts, als Richter, als fester unci gerechter 
Leiter parlamentarischer Versammlungen, als Sprecher bei festlichen Veran- 
lassungen, als hinreissender Redner in der Debatte hat er keinen Vergleich 
zu scheuen. 

Als Vorkampfer hat er in erster Reihe gestanden. Das Bild des 
Deutschen Reiches, wie es geworden ist, hat frllh vor seinen Augen gestanden; 
er hat dafiir gewirkt mit aller Kraft und mit einem zuweilen erschiitterten, 
aber nie erstorbenem Vertrauen. Sein Ausspruch, »dass Recht und Freiheit 
nur zwei verschiedene Namen fur dieselbe Sache seien«, bezeichnet seine 
Anschauungsweise. Die Freundlichkeit seiner Sitten gehorte zu den Tugenden, 
deren Kenntniss sich spateren Geschlechtern nicht tibermitteln lasst. 

Literatur. Von ihm: De J. Paulli Manualium libr. III. (Diss, inaugur.) 1829. — Excr- 
citatio de capite minutis (1835) — Quaestiones ex Jure Prussorum. — Einige Aufsatze 
in: Prcussische Ostseeblatter. 1832. — Nachrichten tiber die GrUndung und Fortbildung 
des Tribunals in Konigsberg i. Pr. aus gedruckten und unged ruck ten Quellen. Kdnigsberg 
1844. Ueber ihn: Eduard von Simson. Erinnerungen aus seinem Leben. Zusammen- 
gestellt von B. v. Simson. Leipzig S. Hirzel 1900. (Enthalt zahlreiche Briefc an und von 
S. und hat dieser Skizze als hauptsachlichste Quelle gedient.) Ferner Gedachtnisrede von 
Kail Frenzel im Gttthe-Jahrbuch Bd. XXI Jahresbericht Seite 4. 

Alexander Meyer. 



Zeissberg, Heinrich Ritter von, Universitatsprofessor, Director der Hof- 
bibliothek in Wien, * 8. Juli 1839 * n Wien, f 27. Mai 1899 in Wien. — Z. 
entstammte einer Wiener Familie und besuchte die unteren und mittleren Schulen 
in seiner Vaterstadt. Er muss in jungen Jahren sich mit erstaunlichem Fleiss 
und angeborner Begabung nicht bios die alten und modernen Sprachen, 
sondern auch ungewohnliche Kenntnisse in Geschichte angeeignet haben. 
Denn als er seine Studien an der Universitat Wien begann, fiel, wie Albert 
Jager spater erzahlte, ihm im historischen Seminar bald der junge Student 
mit dem frischen Gesicht und rothlich-blonden Haare auf, der, wenn sonst 
Niemand etwas wusste, bescheiden sich zum Worte meldete. Im Jahre 186 1 
trat Z. in das Institut fur osterreichische Geschichtsforschung ein, das eben- 
falls unter Jagers Leitung stand, neben welchem aber seit einigen Jahren auch 
Theodor Sickel wirkte. Bewahrte Z. seinem Lehrer Albert Jager, dessen 
Liebling er war, zeitlebens eine treue Anhanglichkeit und Pietat, so hat er 
doch gleich seinen damaligen Genossen im Institut, Heinrich Brunner und 
Fr. Thaner, entscheidende Anregung schon Sickel gedankt. Daneben betrieb 
er auch Philologie unter Bonitz. In den Jahren 1863 und 1864 erschienen 
bereits seine ersten Abhandlungen tiber Erzbischof Arno von Salzburg, tiber 
Thomas Ebendorfer, tiber osterreichische Geschichte unter den Babenbergern, 
von feiner und sorgfaltiger Arbeit und ansprechender Form. Nachdem er 
sich 1863 als Privatdozent ftir Geschichte an der Wiener Universitat habilitirt 
hatte, wurde er schon 1864 als Supplent fiir allgemeine und osterreichische 
Geschichte an die Universitat Lemberg berufen und 1865 daselbst zum 
ordentlichen Professor ernannt. 

Lemberg war damals noch eine Universitat von tiberwiegend deutscher 
Physiognomic Neben Z. war Robert Rossler Professor ftir Geschichte, und 
Heinrich Brunner ftir deutsches Recht. Obwohl aber in den nachsten 
Jahren sich mehr und inehr die polnischen Autonomiebestrebungen in Galizien 
ftihlbar machten, wusste der junge Professor durch sein tiberaus gewinnendes 



318 Zeissberg. 

und anspruchloses Wesen und durch seine Thatigkeit auf dem Gebiete der 
polnischen Geschichte sich Sympathie und Achtung zu verschaffen, welche 
ihm auch nach seinem Abgang von Lemberg erhalten geblieben sind. Z. lernte 
Polnisch und vertiefte sich in die polnische Geschichte. Nach einigen Arbeiten 
liber die Beziehungen Deutschlands zu Polen im 10. und n. Jahrhundert 
(Zeitschr. f. ost. Gymnasien und Sitzungsber. der Wiener Akademie 1867, 1868) 
wandte er sich dem Gebiete der polnischen Historiographie zu, beschaftigte 
sich mit dem Chronisten des 13. Jahrhunderts, Vincenz Kadlubek (Arch. f. 
osterr. Geschichte 42. Bd. 1870) und schrieb dann ein umfassendes Werk 
iiber die gesammte polnische Geschichtsschreibung vom 10. bis ins 16. Jahr- 
hundert. Es ist das von der Jablonowski'schen Gesellschaft in Leipzig preis- 
gekronte Buch: »Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters« (1873). 
Es ist eine grundlegende Leistung auf einem bis dahin theils gar nicht, theils 
nur dilettantisch bebauten Felde, vortrefflich in der kritischen Sichtung und 
Bewerthung der Quellen, anziehend in der Darstellung, der »polnische Watten- 
bach« wie man treffend gesagt hat. 

Dieses Werk sowie eine als Festschrift zum 300Jahrigen Jubilaum der 
Universitat MUnchen veranstaltete Ausgabe des altesten Matrikenbuches der 
Universitat Krakau (1872) und eine Arbeit fiber den Erzbischof Johannes 
La ski von Gnesen (1874) waren erschienen, als Z. schon an ganz andere Wirkungs- 
statten berufen war. Er war namlich im Jahre 1871 zum Professor der 
allgemeinen Geschichte in Innsbruck ernannt worden. Musste er als solcher 
in Vorlesungen und Seminar auch alte Geschichte betreiben, so hatte er sich 
auch auf dem historischen Boden Tirols bald heimisch gefunden, wie ein 
paar Arbeiten zeigen, die ihren Ursprung dieser Zeit verdanken, wenn er sie 
auch spater erst ausarbeitete und veroffentlichte (Zur Kritik der Vita Hart- 
manni im Archiv f. ttsterr. Gesch. 56 und Zur Grtindungsgeschichte des 
Klosters Stams in Mitth. d. Instituts 1). Allein schon nach drei Semestern 
schied Z. von Innsbruck und folgte 1872 einem Rufe an die Universitat 
Wien. Die Wiener Facultat hatte damals Wattenbach ins Auge gefasst, flir 
die Ernennung Z's. war massgebend, dass in dem neuen Professor zugleich 
ein Geschichtslehrer flir den Kronprinzen gewttnscht ward. Z, trug dem jungen, 
hochbegabten Kaisersohne Osterreichische Geschichte vor. Seine iibersichtliche 
Darstellung derselben in dem »Kronprinzenwerke«, auf die wir noch zuruck- 
kommen, seine schone Festrede zum vierzigjahrigen Regierungsjubilaum des 
Kaisers (1888) zeigen seine Auffassung der osterreichischen Geschichte, und 
zeigen, dass hinter den feinen und immer liebenswiirdigen Formen, die Z. so 
eigen waren, auch ein Charakter mit den festen Ueberzeugungen des Mannes 
und des Historikers stak. 

In Wien knUpfte sich Z's. akademische Thatigkeit an das historische 
Seminar und seit 1874 auch an das Institut flir osterreichische Gesch ichts- 
forschung, welches damals von Sickel reorganisirt war. Diese Wirksamkeit 
fiihrte Z. zunachst wieder zu den ihm immer besonders sympathischen und 
congenialen Studien liber Historiographie. Sein Colleg tiber osterreichische 
Geschichtsquellen erlangte ob seiner sorgsamst ausgearbeiteten Literatur- und 
Quellennachweise eine gewisse Beriihmtheit, die freilich sich mit einer Art 
von heiliger Scheu vermischte, da Z. bei Prttfungen sein ganz erstaunliches 
Detailwissen gerne auch bei seinen Schtllern voraussetzte. Die Arbeiten dieser 
ersten Wiener Jahre galten hauptsiichlich den nekrologischen Quellen (Archiv 
f. osterr. Gesch. 58 und 60), die bedeutendste davon ist die Ausgabe des 



Zcissberg. 3 1 g 

Lilienfelder Todtenbuches (Fontes rer. Austr. II 41. Bd. 1879), in welchem 
Z. mit scharfsinniger Forschung die Falschungen Hanthalers und ihre Ent- 
stehung nachwies. Gerade auf diesem Gebiete hat Z. auch treffliche Arbeiten 
von Schtilern angeregt, so liber Ebendorfer, Hinderbach und Wolfgang Lazius. 
Daneben hat aber Z. damals und weiterhin auch neben ganz anderen Studien 
immer wieder gerne Uberhaupt auf die mittelalterliche Geschichte Oesterreichs 
zuruckgegriffen und eine Reihe von sehr werthvollen, durch gesicherte Ergebnisse 
bedeutenden Arbeiten geschaffen; so tiber den osterreichischen Erbfolgestreit 
von 1457 — 1458 im Lichte der habsburgischen Hausvertrage (1879), Rudolf 
von Habsburg und der osterreichische Staatsgedanke (1882), das Rechts- 
verfahren Rudolfs von Habsburg gegen Ottokar von Bohmen (1887), die 
Abhandlungen seiner letzten Jahre Uber Elisabeth von Aragonien, die Gemahlin 
Friedrichs d. Sch. (1898, 1899), au ^ reiches archivalisches Material aus 
Barcelona gesttitzt, und zur Geschichte der Minderjahrigkeit H. Albrechts V. 
(1899), wenige Tage vor seinem Tode ausgegeben. 

Aber seit dem Beginne der achtziger Jahre waren an Z. neue grossere 
Aufgaben herangetreten. Die Akademie der Wissenschaften in Wien, deren 
wirkliches Mitglied Z. 1882 geworden, legte die FortfUhrung des von A, von 
Vivenot begonnenen Werkes in seine Hand. Hatte der gllihende Grossdeutsche 
Vivenot sein Werk Quellen zur Geschichte der deutschen Kaiserpolitik Oester- 
reichs betitelt und gegen bekannte Darstellungen von preussischer Seite 
gerichitet, so hatten seitdem grosse Ereignisse neue Verhaltnisse geschaffen 
und die streng wissenschaftliche Richtung eines Z. wollte »von dem polemischen 
Anlass der beiden ersten Theile losgelost die Actenstlicke lediglich vom Stand- 
punkt des wissenschaftlichen Bedtirfnisses auswahlen*. Die drei Bande der 
»Quellen zur Geschichte der Politik Oesterreichs wahrend der franzosischen 
Revolutionskriege von 1793 — 1797« (1882 — 1890) sind eine ungemein werth* 
voile Sammlung, welche durch die Gewalt der Documente zum Durchdringen 
richtigerer Anschauungen tiber Oesterreichs Politik in jenen Zeiten beige- 
tragen hat. 

Diese Studien, eine akademische Rede Uber die Jugendzeit Erzherzog 
Karls (1883) und sein ganzes Wesen voll Delicatesse und lauterer Loyalitat 
licssen Z. als den richtigen Mann crscheinen, um bei der Durchftihrung des 
Planes der Sohne des Siegers von Asp'ern, der Erzherzoge Albrecht und 
Wilhelm, wesentlich mitzuwirken, den literarischen Nachlass Erzherzog Karls 
herauszugeben und eine eingehende Biograpbie desselben zu schreiben. Dieser 
freudigst begriisste Plan ist bis heute leider nur theilweise verwirklicht. Wohl 
sind die militarischen Schriften Erzherzog Karls erschienen, aber die Ver- 
offentlichung seiner politischen Denkschriften, welche Z. hatte besorgen sollen, 
wurde fallen gelassen. Und von der Biographie Karls aus der Feder Z.'s 
sind 1896 zwei Bande erschienen, die nur bis 1795 reichen, wahrend ihn 
der VoUendung des schon sehr weit gediehenen dritten Bandes der Tod 
entriss. Z. hat seine Aufgabe wohl zu grtindlich genommen. Die vielen 
und umfangreichen Vorarbeiten, welche er von 1888 an (hauptsachlich in 
den Sitzungsberichten und im Archiv der Wiener Akademie) zur Geschichte 
der Jahre 1790 — 1798 veroffentlichte, sptiren mit liebevoller Sorgfalt bis ins 
kleinste Detail dem Verlauf der Dinge und dem Antheil Erzherzog Karls 
nach. Auf ihnen basirt die Biographie. 

Neben all diesen mannigfachen Arbeiten musste Z. seit 1889 auch noch 
Zeit finden, die Redaction des vom Kronprinzen Rudolf, seinem einstigen 



£20 Zeissberg. f leischl-MarxoW. 

Schiiler, begrtindeten Wcrkes »Die osterreichisch-ungarische Monarchic in 
Wort und Bild« zu ftihren. Das bei aller begreif lichen Verschiedenheit des 
Werthes im Einzelnen doch monumentale Werk ist unter Z.'s Redaction bei- 
nahe zur Vollendung gediehen. Seine conciliante Natur hat die Schwierig- 
keiten iiberwunden, welche bei dem so weitgreifenden Unternehmen die Aus- 
wahl der Mitarbeiter, die Redaction des Stoffes und so manche andere 
Verhaltnisse bereiteten. Einer der allerbesten Theile des Werkes rlihrt von 
Z. selber her, die vortreffliche Uebersicht der Geschichte Oesterreichs (1887). 
Sie beweist, dass der Meister der Detailforschung sehr wohl im Stande war, 
in grossen Ziigen auch weite geschichtliche Entwickelungen darzustellen. 

Im Jahre 1891 wurde Z. nach dem Abgange Th. v. Sick els nach Rom 
zum Vorstand des Instituts fur osterreichische Geschichtsforschung ernannt. 
Allein nur wenige Jahre noch war es ihm beschieden, in den ihm tief ans 
Herz gewachsenen Kreisen des Instituts und der Universitat zu weilen. Im 
Jahre 1896 wurde er an die Spitze der Hofbibliothek berufen, als Nachfolger 
W. v. Hartels. Mit seiner ganzen peinlichen Gewissenhaftigkeit widmete er 
sich nun den Aufgaben der neuen Stellung und das ihm angeborene Wohl- 
wollen, welches er jederzeit seinen Schiilern entgegengebracht hatte, bethatigte 
er nun ebenso gegenliber den zahlreichen Beniitzern der Schatze der Hof- 
bibliothek. 

Da zerriss wieder einmal jah und furchtbar der Tod ein rastloses und 
erfolgreiches Wirken, ein reines und edles Menschenleben. Der Anfall eines 
Herzleidens raffte in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 1899 Z. dahin. 
Nach Arneth und Huber der dritte schwere Verlust, den wir in kurzer Zeit 
erlitten ; die drei bedeutendsten Vertreter der Forschung auf dem Gebiete der 
osterreichischen Geschichte sind dahingegangen, Manner, verwandt in Richtung 
und Pragung ihres historischen Schaffens und verwandt in ihrer gesammten 
Lebensanschauung. Das Andenken Z.'s wird an den Statten, die ihm am 
licbsten waren und nach denen er sich immer noch zuriickgesehnt hat, in 
besonderer Weise erhalten bleiben durch eine grossmlithige Widmung: seine 
Wittwe hat in treuer Pietat dem Sinne ihres Gemahles, mit dem sie in gluck- 
lichster Ehe verbunden war, am besten zu entsprechen gemeint, indem sic 
den grossten Theil seiner reichen Bibliothek clem Institut fiir osterreichische 
Geschichtsforschung und dem historischen Seminar an der Universitat Wien 
zum Geschenke machte. 

Wurzbachs Biogr. Lcxikon 59, 292 — 294 (1890). Nekrologe in der » Wiener Abend- 
posU vom 27. Mai 1899 von Dr. R. B M in der »N. Fr. Presse« vom 27. Mai u. 25. Juli 1899 
(letzterer von A. Schlossar), in den »Deutschcn GeschichtsbUittern« (1899) 1, 28—31 von 
Oswald Redlich, in den »Mitth. d. Vereins f. Gescb. d. Deutschen in Bohmen* (1899) 
37, 105 — 109 von Jung, in den >Mitth. d. Instituts f. bsterr. Geschichtsforschungc (1900) 
21, 206 — 208 von £. M(Uhlbacher) und andere. 

Oswald Redlich. 



Fleischl, Marxow, Ida, v., * 5. September 1824 zu Mlinchen, f 5. Juni 
1899 in Wien. Einer angesehenen, urspriinglich aus Prag stammenden, 
heniach in Baiern ansassigen, begiiterten jiidischen Familie entstammt, karn 
Ida durch ihre Verheiratung mit dem Grosskaufmann F. nach Wien, wo sie 
in regem Verkehr mit Grossen der Kunst und Forschung einen ausser- 
gewohnlichen Kreis urn sich zu sammeln wusste. Ihr Haus war, nach dem 
Wort Sigmund Exners, »der Sammelpunkt zahlreicher, hervorragender Manner 



Fleischl - Marxow. Helmerding. 2 2 1 

und Frauen. Schriftsteller, Gelehrte, ausgezeichnete Hofschauspieler 
ftihlten sich da heimisch«. Engbefreundet mit Julie Rettich, Augiiste 
v. Littrow und Iduna Laube, gewann sie 1855 in Betty Paoli eine Haus- 
genossin, die bis an ihr Lebensende Ida in Treue und dankbarer Gesinnung 
zugethan blieb; in dem Widmungsonett ihrer »Neuen Gedichte« und 
manchen anderen Versen besingt sie den Segen dieses Bundes, die 
Charaktergrosse und Ueberlegenheit der seltenen Frau. Nicht minder 
innige schwesterliche Freundschaft verband Ida mit Marie v. Ebner- 
Eschenbach. Sie hatte die Dichterin 1863 zuerst im Hause Littrow nach 
der Auffuhrung ihres einactigen Lustspiels »Die Veilchen« im Burgtheater 
kennen gelernt und nahm unablassig wachsenden Einfluss auf die kiinstlerische 
Entwicklung der grossen Erzahlerin, die ihr 1893 ihre »Parabeln, Marchen 
und Gedichte« widmete. Schwere Schicksale suchten Ida F. heim. Ihr 
hochbegabter Sohn Ernst hatte als Assistent Rokitanskys 1871 das Ungliick, 
sich mit Leichengift zu inficiren und obwohl seine Lehrer und Freunde, obenan 
Billroth, ihr Aeusserstes aufboten, um den jungen Naturforscher voll- 
kommen herzustellen, gelang es ihnen nur, sein schmerzenreiches Leben 
20 Jahre lang (1871 — 1891) durch immer neue operative Eingriffe hinzu- 
fristen. Durch seine ungewohnliche Willenskraft und Energie gelang es 
Ernst F. wohl, wissenschaftlich weiter zu arbeiten und als Professor der 
Physiologie an der Wiener Universitat noch Hervorragendes zu leisten. 
Aber sein ganzes Dasein war nur eine Marter und sein Heimgang eine 
Erlosung fiir den Dulder. Ida F. hat den Verlust dieses geliebten Sohnes nie 
verwunden. In ihren Studien — sie trieb Indisch und versenkte sich tief in 
philosophische Systeme — , in ihrer regen Wohlthatigkeitspflege, vor Allem 
aber in ihrer sich nie genugthuenden Fursorge fiir ihre Lebensfreundinnen 
suchte sie (nicht Trost, den gab es nicht fiir ihren Mutterschmerz) ihrer 
wtirdige Lebensaufgaben. Nach dem Tode Betty Paolis Hess sie ihr 
ein Grabdenkmal setzen und nahm mit Marie Ebner und Ferdinand v. Saar 
hervorragenden Antheil an der Auswahl und der Herausgabe ihrer Let z ten 
Gedichte (Stuttgart, Cotta). Mit Marie Ebner, die ihr Winters in Wien, 
Sommers in Sanct Gilgen jede neue Arbeit zur ktinstlerischen Prtifung vor 
der Veroffentlichung mittheilte, verbrachte sie den letzten Winter ihres 
Lebens 1898/99 in Rom. Unmittelbar vor dem fur die gemeinsame Reise 
mit Marie Ebner nach Sanct Gilgen festgesetzten Tag sttirzte die Greisin im 
Zimmer und erlitt einen Schenkelbruch, zu dem sich eine Lungenentziindung 
gesellte. Marie von Ebner-Eschenbach hat das Wesen der Freundin in dem 
fiir sie bestimmten Wahlspruch gekennzeichnet: Veritas et caritas. 

Gesammelte Abbandlungen von Dr. Ernst v. Fleischl -Marxow, Leipzig, 1893; 
Biographische Skizze von Sigmund Exner ebenda S. IV— XII. — » Wiener Abend post* 1899, 
No. 130. (Der nicht unterzeichnete vortreffliche Nachruf riihrt von Bruno VValden- 
Frl. Flora Galliny her.) — Beilage zur »Allgemeinen Zeitungc 1899, 9. Juni, No. 130 von 
A. Bettelheim. 

Anton Bettelheim. 

Helmerding, Karl, * 29. October 1822 in Berlin, f 20. December 1899 
in Berlin, Schauspieler. Er wandte sich 1847 der Biihne zu und wurde nach 
einigen Irrwegen in der Provinz auf das Gebiet der Localkomik gewiesen. 
Vom Jahre 1848 bis 1878 hat er in Berlin gewirkt, von 1855 an an dem 
Wallner-Theater, das die Statte seines Ruhmes wurde. Im Jahre 1878 konnte 
er sich von der Btihne zuriickziehen und als Rentier leben. 

Biogr. Jahrbucb u. Deutschor Nekrolog. 4. Bd. 2 1 



<*2 2 Helmerding. Kiepert. 

Das Feld, auf dem H. wirkte, war ein begrenztes. In den Possen von 
David Kalisch fand er den Hohepunkt seiner Kunst; nach Kalischs Tode 
konnte keine rechte neue Rolle mehr fiir ihn geschrieben werden. Am 
komischsten wirkte er, wenn die Rolle von ihm eine grosse korperlicbe 
Gewandtheit verlangte, beispielsweise wenn er die Geberden eines Jongleurs 
oder Akrobaten nachzuahmen hatte. Ferner trug er politische Couplets mit 
vortrefflicher Mischung von Bosheit und anscheinender Unschuld vor. Und 
es gab eine Zeit, wo das politische Couplet die wirksamste Waffe geblieben 
war, die die unterdriickte Opposition noch in Handen hatte. Um ftir seine Dar- 
stellungen die rechte Resonanz zu gewinnen, musste er schlechterdings vor 
einem Berliner Publikum stehen. An dem Wallner-Theater aber, wie es im 
Volksmunde hiess: »der griinen Neue«, waren einige Mitglieder, die mit H. 
zusammen ein Ensemble bildeten, wie es sich selten bei einem Theater zu- 
sammenfindet. Er waren Theodor Reusche, August Neumann und Anna 
Schramm. Von diesem Ensemble einen Einacter Kalischs, »Den gebildeten 
HausknechU, »Aus Liebe zur KunsU, »Aurora in Oel«, »Grafin Grete«, 
»Deklamatorisch-musikalische Abendunterhaltung« dargestellt zu sehen, war 
in der That ein Hochgenuss. 

An einem einzelnen Zuge mag veranschaulicht werden, in welcher Weise 
H. das Herz des politisirenden Berliners zu gewinnen wusste. In den Tagen 
des Militairconflicts hatte es einst grosse Entriistung hervorgerufen, dass 
Bismarck sich aus einer Debatte, zu der er besonders eingeladen war, sich 
entfernt und dann bei seiner Ruckkehr erklart hatte, er habe auch im 
Nebenzimmer Alles gehort, was im Hause vorgegangen sei. Einige Tage 
nach diesem Vorgange besuchte Bismarck in Begleitung des sachsischen 
Ministers von Beust das Wallner-Theater, um H. in seiner damals beruhmten 
Rolle zu sehen. Im Zwischenact wurde H. wie gewohnlich hervorgerufen, 
aber kam nicht. Erst nachdem sich der Hervorruf bis zum Toben gesteigert 
hatte, erschien er vor dem Vorhang, in anscheinend demtitiger Haltung, bat 
fiir sein Zogern um Entschuldigung, erklarte aber zugleich, dass er auch 
hinter dem Vorhange Alles gehort habe, was im Hause vorgegangen sei. 
Der Scherz entztickte nicht nur die Berliner, sondern gewann dem KUnstler 
auch Bismarcks Herz, so dass er mehrfach zu ihm eingeladen wurde. 

In der Berliner Localgeschichte ist H.'s Andenken besser gegrtindet, als 
in der Geschichte der deutschen Schauspielkunst. Er gehorte zu den Personen, 
die in der Zeit, als Berlin sich zur Hauptstadt des Deutschen Reiches ent- 
wickelte, dem offentlichen Leben ein bestimmtes Geprage gaben. 

Alexander Meyer. 

Kiepert, Johann Samuel Heinrich, Geograph, * 31. Juli 1818, 
f 21. April 1899 in Berlin. Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns. Besuchte 
von 1828— 1836 das JoachimthaTsche Gymnasium, wo er seine von Kind 
auf bethatigte Vorliebe fiir Kartenzeichnen weiter pflegte. 1837 bezog er die 
Universitat Berlin, wo er bei Gerhard, Panofka, Ranke und insbesondere 
Karl Ritter horte, welch* letzterer den Anstoss zu K\s erster grosser Arbeit, 
Topographisch-historischer Atlas von Hellas und den hellenischen Kolonien 
(1840 — 1846; neue Ausgabe: 187 1) gab. Zu derselben Zeit ttbertrug ihm 
der Amerikaner E. Robinson die Verarbeitung seiner in Palastina gesammelten 
Materialien. (Vgl. Bibel-Atlas 1846. Wandkarte von Palastina 7. Aufl. 1893.) 
1 84 1 machte er sich zur Bereisung von Kleinasien auf (erste kritische Karte 



Kiepert. Hauer. Claus. 323 

von Kleinasien und TUrkisch-Armenien 1842 — 1844). Fortan blieb die 
wissenschaftliche Erforschung und die Kartograpbie Kleinasiens K\s Lieblings- 
Arbeitsfeld. 1870 bereiste er mit seinem Sohne Richard Karien, 1886 Lesbos, 
1888 Karien, Mysien, Troas. Vgl. »Karte des osmanischen Reiches in Asieru 
(1844 und 1869). Provinces asiatiques de TEmpire Ottoman (1844), Carte 
gtfn^rale de TEmpire Ottoman. Specialkarte vom westlichen Kleinasien 1892. 
Scherzhaft wurde K. deshalb als »Generalstab« des ttirkischen Reiches be- 
zeichnet. 1845 wurde K. Leiter des geographischen Institutes in Weimar, 
von wo er 1852 nach Berlin tlbersiedelte, wo er im Verlage von Dietrich 
Reimer seine weiteren Arbeiten veroffentlichte. 1853 Mitglied der Berliner 
Akademie, wurde er 1859, nachdem er einen Ruf nach Mtinchen ausge- 
schlagen, Extra-Ordinarius, 1874 ordentlicher Professor in Berlin. Umfang 
und Gediegenheit seiner Arbeiten stellen ihn in die erste Reihe der Karto- 
graphen. Auch um die Gelegenheits-Kartographie hat sich K. durch seine 
Karten von Kriegsschaupl&tzen so verdient gemacht, wie durch seine Lehr- 
biicher und Demonstrationsmittel um die Aufgaben der Schule. 

Almanach der Akademie Wien 1899 (nach Angaben von Dr. Richard Kiepert, 
dem Verlage Dietrich Reimer und Professor Ph. Paulitschke). 

Hauer, Franz, Ritter v., Geologe, * 30. Januar 1822 in Wien, f 20. M&rz 
1899 ebenda. Sohn des Vicepr&sidenten der Hofkammer, der selbst in 
Mussestunden palaontologische Studien trieb und Foraminiferen im Wiener 
Boden entdeckte. H. absolvirte das Gymnasium in Wien, dann die Berg- 
Akademie Schemnitz, kam 1843 zur Bergverwaltung Eisenerz, wurde im Herbst 
desselben Jahres zu Haidingers Vorlesungen am montanistischen Museum ein- 
berufen. 1844 Assistent Haidingers. 1849 wurde die Wiener geologische 
Reichs-Anstalt gegrlindet, an der Haidinger zum Director und H. zum Berg- 
rath und ersten Geologen ernannt wurde. Nach Haidingers Tod 1867 wurde 
H. Director. H. wirkte hier bahnbrechend. Seine Arbeiten 1850 »Ueber das 
geognostische Verhalten der niederosterreichischen Alpen zwischen Wien und 
Salzburg«; 1853: ilber die Trias-, Lias- und Juragebiete in den niederoster- 
reichischen Alpen folgten 1858 die Uebersichtskarte der Schichtgebirge der 
Lombardei; 1863 die Aufnahmen von Siebenbllrgen und Dalmatien; end- 
lich »Die Geologie in ihrer Anwendung auf die Kenntnisse der Boden- 
beschaffenheit der osterreichisch-ungarischen Monarchies 1885 wurde H. 
Intendant des naturhistorischen Hofmuseums, 1892 Mitglied des Herrenhauses. 

Almanach der Akademie Wien. 1899. 

Claus, Karl, * 2. Januar 1835 in Cassel, f 6. Februar 1899 in Wien, 
Naturforscher. Absolvirte die Universitaten Marburg und Giessen. An der 
letztgenannten Hochschule war er Schuler Leuckarts. 1858 habilitirte sich C. 
in Marburg, 1859 in WUrzburg, wo er i860 Extraordinarius wurde. 1863 
kam er als Ordinarius nach Marburg, 1870 nach Gdttingen. 1873 nach 
Wien berufen, trat er 1894 wegen Kranklichkeit in den Ruhestand. Sein 
Arbeitsgebiet waren die wirbellosen Thiere, namentlich die CClenteraten und 
Crustaceen. Charles Darwin widmete er 1876: »Untersuchungen zur Erforschung 
der genealogischen Grundlage des Crustaceensystems. Ein Beitrag zur Descen- 
denzlehre.« Zur Descendenzlehre nahm er spaterhin 1888 noch ganz besonders 
Stellung in zwei Vortragen: »Ueber Lamarck als Begrtinder der Descendenz- 



21 



* 



324 



Claus. Lie. 



lehre« und »Ueber die Werthschatzung der natiirlichen Zuchtwahl als 
Erklarungsprinzip* . Als Lehrer erwarb sich C. in Oesterreich dauernde Verdienste 
durch Gnindung eines zoologisch-vergleichend-anatomischen Institutes und die 
Grlindung der zoologischen Versuchsstation in Triest. (Vgl. die 10 Bande 
der Zschr. »Arbeiten aus dem zoologischen Institute der Wiener Universitat 
und der zoologischen Station in Triest* ). Bedeutung erlangte und behauptete 
auch sein innerhalb eines Menschenalters vielfach aufgelegtes Lehrbuch der 
Zoologie. »Da jede Auflage nach den neuesten Forschungen verbessert 
wurde, kann man aus diesem Buche die Geschichte der Zoologie in den letzten 
40 Jahren verfolgen durch eine Zeit, die wohl die interessanteste Epoche 
dieser Wissenschaft darstellt.« 

Almanach der Wiener Akademie der Wissenscbaften. 1899. 

Lie, Sophus Marius, * 17. December 1842 zu Nordfjordeide am 
Eidsfjord als Sohn eines norwegischen Pfarrers, f Christiania 18. Februar 1899. 
Obgleich von Geburt kein Deutscher, darf L. doch in dem deutschen 
Nekrolog nicht fehlen, da seine bedeutendsten Werke, die der mathematischen 
Forschung neue Bahnen eroffneten, in deutscher Sprache erschienen sind, und 
er selbst die zwolf fruchtbarsten Jahre seines Lebens als Lehrer an einer 
deutschen Hochschule verbrachte. L. begann seine wissenschaftlichen Studien 
1859 an der heimatlichen Universitat Christiania, woselbst er 1865 das mathe- 
matisch-naturwissenschaftliche Lehrerexamen bestand. Damals ahnten weder 
er noch seine Lehrer das in ihm schlummernde mathematische Genie, und 
erst als er 1868 ganz zufallig mit den Schriften von Poncelet und Pliicker 
bekannt wurde, erwachte in ihm der Trieb zur selbstandigen Produktion. 
An Pllicker'sche Gedanken knupfte er auch in seinen ersten Publikationen an f 
die sich mit der Abbildung der imaginaren Punkte und Geraden der Ebene 
durch reelle Raumgebilde beschaftigten. Als er dann im nachsten Jahre mit 
einem Staatsstipendium nach Paris kam, traf er daselbst mit Felix Klein zu- 
sammen, mit dem er alsbald in enge wissenschaftliche Beziehung trat, aus 
welcher mehrere bedeutende gemeinsame Arbeiten der beiden Forscher 
hervorgingen. Damals schon bildete sich bei L. der Begriff der infinitesimalen 
Transformation, dessen Ausbildung die Aufgabe seines Lebens wurde. 
Auch jene so merkwtirdige Berilhrungstransformation, welche den Linienraum 
in einen Kugelraum iiberfiihrt, wurde von ihm im Juli 1870 entdeckt und 
zugleich der Zusammenhang derselben mit Monge's Theorie der partiellen 
Differentialgleichungen, mit deren Studium er sich damals intensiv beschaftigte, 
ergrtindet. 187 1 wurde L. Universitatsstipendiat in Christiania, promovirte 
und erhielt dann 1872 auf Empfehlung einflussreicher Freunde eine Professur 
daselbst, die ihm nur wenige Verpflichtungen auferlegte. Auch verlobte er 
sich in demselben Jahre mit Anna Birch, heiratete aber erst 1874, aus 
welcher Ehe zwei Tochter und ein Sohn hervorgingen. In den zahlreichen 
Arbeiten L.'s aus jener Periode tritt die systematische Ausbildung der 
infinitesimalen Beruhrungstransformationen in den Vordergrund, und als Klein 
(1871) in dem Begriff der Gruppe das leitende Prinzip gefunden hatte, durch 
welches sich in die verschiedenen geometrischen Betrachtungsweisen System 
bringen Hess, und seine Gedanken L. mitgetheilt hatte, war auch fur diesen 
die Richtung seiner Untersuchungen bestimmt. Sein Ziel wurde von da ab 
die Ausgestaltung des Begriffes der continuirlichen Gruppe, den er zur Grund- 
lage seiner umfassenden Transformationstheorie machte. Die Ausarbeitung 



Lie. 325 

eines systematischen Werkes iiber Transformationsgruppen begann aber erst 
1884, nachdem Friedrich Engel auf Anregung von A. Mayer und F. Klein 
nach Christiania gekommen war, um L., der zu einer solchen Arbeit von 
Natur aus wenig passte, darin zu untersttitzen. Das Werk erschien unter 
dem Titel »Theorie der Transformationsgruppen « in drei Abschnitten in den 
Jahren 1888, 90 und 93. Er entwickelt darin auf mehr als 2000 Seiten in 
Grossoctav die genannte Theorie in ganz abstrakter Weise, so dass man ihr 
ausserlich die durchaus geometrische Entstehung nicht ansieht. — 1886 
folgte L. einem Rufe an die Universitat Leipzig als Nachfolger Kleins, und 
hier war es ihm moglich, Schliler um sich zu versammeln, die er in seine 
Ideen einflihren konnte. Einer derselben, Georg Scheffers, veroffendichte 
1 89 1 L.'s »Vorlesungen liber Differentialgleichungen mit bekannten infinitesi- 
malen Transformationen« und 1893 seine »Vorlesungen tiber continuirliche 
Gruppen mit geometrischen und anderen Anwendungen«. Das erste dieser 
umfangreichen Werke ist eine elementar gehaltene Einftihrung in die Inte- 
grations- und Gruppentheorie, das zweite bringt einen Theil seiner altern 
geometrischen Arbeiten in systematischer Zusammenstellung und hatte noch 
fortgesetzt werden sollen. Ueberblickt man die Fttlle der Schriften, die L. 
in der kurzen Zeit von 20 Jahren hervorbrachte, und vergegenwartigt man 
sich, welche Summe von geis tiger Arbeit zur Schopfung seiner neuen 
Theorien aufzuwenden war, so wird man sich nicht wundern, wenn die 
Gesundheit des von Natur aus kraftigen und abgeharteten Mannes allmahlich 
untergraben wurde. In der That wurde er 1889 von einer schweren Neura- 
sthenie befallen. Allerdings ttberwand er dieselbe und gewann seine alte 
Leistungstahigkeit und Erfindungskraft wenigstens auf einige Jahre wieder 
zurtick; aber als er 1898 unter den glanzendsten Bedingungen an die 
heimatliche Hochschule in Christiania zuruckberufen wurde, kam er bereits 
als todtkranker Mann in seinem Vaterlande an und starb an den Folgen 
einer perniciosen AnaLmie. — L. gehorte in wissenschaftlicher Beziehung zu 
den flihrenden Geistern, ja man hat ihn mit Recht den »originalsten und 
schopferischsten Vertreter der geometrischen Wissenschaft in den letzten drei 
Decennien dieses Jahrhunderts* genannt. In der That sind seine Leistungen, 
die wir nur kurz andeuten konnten, durchaus origineller Natur und erschlossen 
der Mathematik vollig neue Gebiete, deren Fruchtbarkeit immer allgemeiner 
anerkannt wird. Uebrigens waren L. in seinen letzten Jahren auch vielfache 
Anerkennungen zu Theil geworden, wenn sich die wissenschaftliche Welt auch 
anfangs seinen Arbeiten gegeniiber etwas zuriickgehalten hatte. — L.'s 
Charakter war wie sein Ausseres echt germanisch; er war offen und gerade 
und verband mit einem starken Selbstbewusstsein Gerechtigkeit in dem Urtheil 
Uber die Leistungen Anderer. Erst die schwere Krankheit in den letzten 
Jahren seines Lebens trlibte diese vorztiglichen Eigenschaften, da sie sein 
Gemiithsleben direkt beeinflusste. 

Quell en: M. Nttther gab, Mathematische Annalen LIII, eine sehr wert voile 
Biographie, in welcher noch weitere Litteratur angefUhrt ist, desgleichen Friedrich Engel 
in Bibliotheca math. 1900 166 — 204 mit einem vorzttgltch gearbeiteten Verzeichnis von 
Lies Schriften, die 162 Nummern umfassen. 

A. v. Braunm lihl. 



Erganzungen und Nachtrage zum 
„Deutschen Nekrolog vom i. Januar bis 31. December 1898". 



Alberti, Eduard Christian Scharlau, Schriftsteller, • n. Marz 1827 in 
Friedrichstadt a. d. Eider, f 28. Februar 1898 in Voorde bei Kiel. Auf 
den Schulen seiner Vaterstadt vorgebildet, erlernte er von 1844 b* s 1848 
in Rendsburg das Buchdruckerhandwerk, absolvirte darauf die Prima der 
Husumer Gelehrtenschule und ging 1850 nach Kiel, um klassische Philologie 
zu studiren. Nacbdem er 1854 das Schulamtsexamen bestanden und zwei 
Jahre hindurch eine Hauslehrerstelle bekleidet hatte, promovirte er im Juli 
1856 zum Dr. phil. und habilitirte sich im Herbst 1857 in Kiel als Privat- 
docent. Gleichzeitig trat er als Hilfsarbeiter bei der Universit&tsbibliothek 
ein, an der er 1868 die Stelle des zweiten Gustos erhielt. Am 1. April 1894 
legte er sein Amt nieder; ein Jahr zuvor war ihm der Titel » Professor* ver- 
liehen worden. 

Vielseitig begabt ist A. wahrend seines ganzen Lebens nach den ver- 
schiedensten Richtungen hin in umfassender Weise literarisch thatig gewesen. 
Unter seinen philosophischen Schriften verdienen hervorgehoben zu werden 
»Die Frage tiber Geist und Ordnung der Platonischen Schriften, beleuchtet 
aus Aristoteles* (Leipzig 1864) und »Sokrates. Ein Versuch iiber ihn nach 
den Quellen« (Gottingen 1869). Von bleibender Bedeutung fttr die Geschichte 
der geistigen Cultur seiner engeren Heimat ist A.'s »Lexikon der Schleswig- 
Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller*, das in dem Haupt- 
werk (Abth. 1, Kiel 1867; Abth. 2, ib. 1868) den Zeitraum von 1829 bis 
Mitte 1866 umfasst, wahrend das Supplement (Bd. 1, Kiel 1885; Bd. 2, ib. 
1886) die Jahre von 1866 — 1882 behandelt. Die Frilchte zwanzigjahrigen 
Fleisses sind in diesem werthvollen Quellen- und Nachschlagewerk niedergelegt. 
Neben der Wissenschaft hat A. auch die Poesie eifrig gepflegt. Er besass 
ein anmuthiges Dichtertalent und eine besondere Begabung fiir die Jugend- 
schriftstellerei. Seine Leistungen auf diesem Gebiete haben allgemeine An- 
erkennung gefunden. Von seinen iibrigen Dichtungen sei auf »Die Geramunds- 
sage« (Kiel 1879) hingewiesen, die kein Geringerer als Theodor Storm mit 
warmen Worten riihmt (vgl. Kieler Zeitung, Morgen-Ausg. v. 9. Februar 
1879). Kurz vor seinem Tode gab A. seine gesammelten Gedichte heraus. 



Alberti. Delff. 



327 



Sie erschienen zusammen mit denen seines Bruders Leopold Alberti unter 
dem Titel »Gedichte zweier Briider* (Garding 1898). 

Vgl. Alberti, Sch rifts teller lexikon, 1829—1866, Abth. i v S. 6— 7 und 1866— 1882 
Bd. i t S. 5—8; Allgemeine Deutsche Biographic, Bd. 45, S. 730/31. 

Joh. Sass. 

Delff, Heinrich Karl Hugo, philosophischer Schriftsteller, * n. August 
1840 in Husum, f daselbst am 6. November 1898. Er besuchte die Gym- 
nasien in Husum, Meldorf und Altona, widmete sich von Ostern 1857 ab in 
Tubingen, Munchen und Kiel philosophischen und theologischen Studien und 
promovirte im Sommer 1861 zum Dr. phil. Andauernde Kranklichkeit zwang 
ihn, der von Jugend auf nervenleidend war, auf alle weiteren Lebensplane 
zu verzichten, und so hat er, einen dreimonatiichen Aufenthalt in Leipzig 
im Jahre 1865 abgerechnet, seine ganze iibrige Lebenszeit in seiner Vaterstadt 
Husum verbracht. Er trat in die von seinem Bruder geleitete Buchhandlung 
ein, die schliesslich nach dem Tode des Bruders in seinen Besitz uberging. 
Abseits von der grossen Welt lebte er als vOlliger Einsiedler jahraus jahr- 
ein in aller Stille nur seiner Wissenschaft. 

Als Fhilosoph nahm D. seinen Ausgangspunkt von Jacob Bohme und 
Franz von Baader, in deren Gedankenwelt er anfangs seine eigene vertieft 
und geklart wiederzufinden glaubte. Dann aber, als sein Denken sich selb- 
standiger entwickelte, entfernte er sich wieder von jenen, um seinen eigenen Weg 
zu gehen. Ein starker mystisch-theosophischer Zug freilich blieb ihm immer 
anhaften; er war ihm von Natur aus eigen und zieht sich durch alle seine 
Schriften hindurch. Auf Grund seiner philosophischen Studien gelangte D. 
zunachst zu der Ueberzeugung, »dass in der Philosophic Vieles, ja 
noch Alles zu thun sei, dass die Philosophic einer grlindlichen Refor- 
mation bediirfe, und dass er diese versuchen milsse, es gelinge nun wie 
es konne«. Eine Reformation der Philosophic — darin sah er die Aufgabe 
seines Lebens. Das Wesen dieser Reformation aber, ihr innerster Kern soil 
darin bestehen, dass in der Philosophic an die Stelle des Verstandes das 
Gemiith treten muss. In dieser Richtung hat er, ein rastloser Wahrheitssucher, 
fast dreissig Jahre lang in einer langen Reihe von Schriften fur seine Ideen 
gekampft. Seine Philosophic hat jedoch nur geringe Verbreitung und An- 
erkennung gefunden. Die Griinde dieser Thatsache, an welcher der Philosoph 
selbst lebenslang schwer getragen hat, liegen in der Einseitigkeit seines 
Systems. Trotzdem kann man dem selbst unter den erschwerendsten Um- 
standen nie erlahmenden Streben D.'s ftir alles Hohe und Ideale seinen 
Antheil nicht versagen. 

Verzeichniss von Delff s Schriften. 

1. Ideen zu einer philosophischen Wissenschaft des Geistes und der Natur. Husum 1865. 

2. Cacilie oder von der Wahrheit des Uebersinnlichen. ib. 1867. 

3. Grundlehren der philosophischen Wissenschaft. ib. 1869. 

4. Dante Alighieri und die Gottliche Komtidie. Eine Studie zur Geschichte der 
Philosophic und zur Philosophie der Geschichte. Leipzig 1869. 

5. Die Idee der Gttttlichen Komtidie. ib. 187 1. 

6. Welt und Weltzeiten. Eine Philosophie des Lebendigen und der That. ib. 1872. 

7. Johann Georg Hamann. Lichtstrahlen aus seinen Schriften und Briefen. Mit 
Erlauterungen und einer biographischen Einleitung. ib. 1873. 

8. Cultur und Religion. Die Entwickelung des humanen Bewusstseins historisch und 
philosophise!* betrachtet. Gotha 1875. 



328 



Delff. Willatzen. 



9. Prometheus, Dionysos, Sokrates, Christus. Beitrage zur Religionsgeschichte. 
ib. 1877. 

10. Glaubensbekenntniss eines unmodernen Culturforschers. ib. 1879. 

11. Ueber den Weg, cum Wissen und zur Gewissheit zu gelangen. Leipzig 1882. 

12. GrundzUge der Entwicklungsgeschichte der Religion, ib. 1883. 

13. Die Hauptprobleme der Philosophic und Religion, ib. 1886. 

14. Geschichte des Rabbi Jesus von Nazareth, ib. 1889. 

15. Das vierte Evangelium, ein authentischer Bericht Uber Jesus von Nazareth, wieder- 
hergestellt, tibersetzt und erklart. Husum 1890. 

16. Neuc Beitrage zur Kritik und Erklarung des vierten Evangeliums. ib. 1890. 

17. Noch einmal das vierte Evangelium und seine Au then tici tat. (in: Theologische 
Studien und Kritiken, Jg. 6$, 1892, Bd. i, S. 72 ff.) 

18. Philosophic des Gemtiths. BegrUndung und Umriss der Weltanschauung des 
sittlich-religiosen Idealismus. Husum 1893. 

Vgl. O. Siebert, Geschichte der neueren deutschen Philosophie seit Hegel. GOttingcn 
1898, S. 394E; Alberti, Schriftsteller-Lexikon, 1829—1866, Abth. 1, S. 153; 1866—1882, 
Bd. 1, S. 123—124. Ein eingehender Artikel Uber D.'s Leben und Werke, der sich in 
erster Linie auf die in dem handschriftlichen Nachlass gefundenen »Studien zur eigenen 
Lebensgcschichtec sttttzt, erscheint in den Nachtragen zur Allgem. deutschen Biographic. 

Joh. Sass. 

Willatzen, Peter Johann, Dichter und Uebersetzer, * 12. September 1824 
in Silberstedt bei Schleswig, f 14. December 1898 in Bremen. Mit seinem 
Vater, der Lehrer war, kam W. in seinem dritten Lebensjahre nach Haders-. 
leben, wo er die Schule und das Gymnasium besuchte. Ftlr den von ihm 
erwahlten Lehrerberuf bereitete er sich von 1842 — 1845 auf dem Seminar 
in Tondern vor. Zunachst Hilfslehrer an der Stadtschule in Altona, erhielt 
er 1849 eine Lehrerstelle in Hadersleben, wurde jedoch im Mai 1850 von 
den Danen seines Amtes entsetzt. Nachdem er noch eine Weile als Privat- 
lehrer thatig gewesen war, trat er in die schleswig-holsteinische Armee ein, 
in der er bis zur Beendigung des Feldzuges den Posten eines FeldkOsters 
bekleidete. Im Jahre 1851 kam er als Lehrer an einer hoheren Ttfchter- 
schule nach Bremen, gab mehrere Jahre hindurch an verschiedenen Instituten 
geschichtlichen Unterricht und wurde 1865 vom Senat zum Lehrer an der 
Hauptschule gewahlt. Er war begeistert fttr seinen Beruf und wurde wegen 
seiner ttlchtigen padagogischen Leistungen allgemein geschatzt. Seine beste 
Kraft aber, sein innerstes Leben, gehorte der Poesie, der er seine ganze Musse 
widmete. W. war ein feinsinniger Lyriker. Durch seine Lieder klingt ein 
reiner, warmer Herzenston. Manche von ihnen haben einen Componisten ge- 
funden. Geradezu zum Volkslied geworden ist jenes vielgesungene »Des 
Sangers Tod«: 

»Es war auf Jtitlands Aue, 
Es war am kleinen Belt — « 

das zuerst durch das von dem Dichter herausgegebene »Liederbuch fiir 
Schleswig-Holsteins Krieger« (Itzehoe 1850) bekannt wurde. Als Uebersetzer 
hat W. das Verdienst, eine Reihe der besten Dichtungen Danemarks, 
Schwedens und Norwegens aus alterer und neuerer Zeit in mustergiltigen 
Uebertragungen dem deutschen Volke vermittelt zu haben, worm er anfangs 
von dem ihm eng befreundeten Bremer Dichter Friedrich Ruperti (f 1867) 
in anregender Weise gefOrdert wurde. 

Uferblumen. Gedichte. Kiel 1853. Hannibals Tod. Bremen 1857. (2. Aufl. 1870). 
Nordlandsbarfe. Ein Ueberblick Uber die ncuere Lyrik des Nordens. Elberfeld 1858. 



Willat?en. Renner. 329 

(2. Aufl. Bremen 1889.) Gcdichte. Hadersleben i860. 2. Sammlung. Bremen 1862. 
Alt-islandische Volks-Balladen und Heldenlieder der Fa ringer. Zum crsten Mai ilbersetzt. 
ib. 1865. (2. verand. u. verm. Aufl. ib. 1897.) Buch der Lieder. ib. 1866. Gedichte. ib. 
1871. (3. Aufl. Halle 1877.) BlUthenzweige deutscher Lyrik nach Goethe. Eine Antho- 
logie. Bremen 1874. Uebersetzungen von: Andersen, Bilderbuch ohne Bilder. iti. 1869. 
C. M. Bellmann, Der Weingott des Nordens. ib. 1892. H. Hertz, K<5nig Renes Tochter. 
ib. 1871. Holberg, Der politische Kanncngiesser. 2. Aufl. Halle 1872. Janson, Er und 
Sic. Marit Skjttlte. Zwei norwegische Dorfgeschichten. Bremen 1886. Nicolai, (Henrik 
Scharling): 1) Johannes Hus. Historisches Drama. 2. Aufl. ib. 1886. 2) Sverre der 
Priester. Eine norwegische Konigsgeschichte aus alter Zeit. ib. 1889. 3) Hauran. Reise- 
bilder aus PalSlstina, ib. 1890. 4) Meine Frau und ich. 4. Aufl. ib. 1896. 5) Zur Neu- 
jahrszeit im Pastorat zu Naddebo. 6. Aufl. ib. eod. 6) Junge Helden. ib. eod. Nordische 
Novellen. ib. 1891. Tegner, Poetische Werke. Bd. 1—2, Abth. 1—2. Halle 1885. 

Vgl. Alberti, Schriftstellerlexikon, 1829-1866, Abth. 2, S. 572 und 1866—1882, 
Bd. 2, S. 383-84. BrUmmer, Lexikon der deiitschen Dichter und Prosaisten des neun- 
zehnten Jahrhunderts. 4. Ausgabe, Bd. 4, S. 351. Fr. Hahnel, Die Bremischen Dichter 
und Schriftstellcr der Gegenwart. Bremen 1893, S. 34—35; Programm des Gymnasiums 
zu Bremen. Bericht tibcr das Schuljahr 1898. Bremen 1899, S. 3; Itzehoer Nachrichten 
v. 25. December 1898; Weser-Zeitung v. 17. December 1898. 

Joh, Sass. 



Renner, Dr. Andreas (von), wiirttembergischer Finanzminister, * 28. Sep- 
tember 1814 zu Ditzingen (Oberamt Leonberg), f 9. December 1898 zu 
Stuttgart. Der Vater, Adlerwirth und Oekonom in Ditzingen, bestimmte den 
begabten Knaben zum Cameralisten. Nach damaligem Brauche erhielt R. 
nach der Confirmation zunachst praktische Vorbildung in seinem Fache als 
Incipient beim Hofcameralamt Stammheim und als Gehilfe beim Cameralamt 
Leonberg. Dann holte er das Maturitatsexamen nach, studirte 1834 bis 

1836 in Tubingen Cameralwissenschaft, erstand im Herbst 1836 und Frtthjahr 

1837 die beiden Dienstprtifungen mit ausgezeichnetem Erfolg und war in der 
Zwischenzeit Buchhalter bei der Heilanstalt Winnenthal. Am 20. Juni 1837 
trat er definitiv in den wtirttembergischen Staatsdienst als Cameralamtsbuch- 
halter in Leonberg, wurde Herbst 1838 Kanzleiassistent bei der Kgl. Hof- 
domanenkammer in Stuttgart, Juli 1839 Revisor daselbst. Damals besuchte er 
— neben seinen amtlichen Verpflichtungen — die land- und forstwirthschaftlichen 
Vorlesungen an der benachbarten Akademie Hohenheim. 1842 erhielt er das 
Hofcameralamt Freudenthal ubertragen, welche Stellung ihm reichliche Ge- 
legenheit gab, seine Kenntnisse in der Land- und Forstwirthschaft praktisch 
zu verwerthen und zu erweitern. Im Juli 1846 wurde R. zum Finanzrath im 
Stuttgarter Finanzministerium ernannt und zunachst bei der Domanenabtheilung 
verwendet. November 1848 wurde er daneben Mitglied der Centralstelle ftir 
die Landwirthschaft, Januar 1854 Mitglied der Oberfinanzkammer. Im Februar 
1 85 1 trat er zur Eisenbahncommision liber, seit Juli desselben Jahres zugleich 
ordentliches Mitglied der Centralbehorde fur die Verkehrsanstalten. Von 
1851 bis 1855 sass er als Abgeordneter von Besigheim im Landtage, an 
dessen Verhandlungen er lebhaften Antheil nahm. November 185 1 wurde er 
als Oberfinanzrath der Porstabtheilung vorgesetzt, November 1858 wirklicher 
Director der Forstdirection, Juli 1861 zugleich lebenslangliches Mitglied der 
Kammer der Standesherren, von welchem Posten er 1890 zurtick trat. Am 
21. September 1864 wurde er als Staatsrath an die Spitze des Finanz- 
ministeriums gestellt, am 8. September des folgenden Jahres zum wirklichen 
Finanzminister befordert. 



330 Rentier. 

I 
Die 27Jahrige Verwaltung der Staatsfinanzen durch R. deckte sich mit 
der Regierungsperiode Konig Karls von Wilrttemberg. Es war eine an be- 
deutsamen Ereignissen und in alle Verhaltnisse des offentlichen Lebens tief 
einschneidenden Veranderungen reiche Epoche, die im Besonderen auch den 
Finanzministern der deutschen Einzelstaaten umfangreiche und schwierige 
Aufgaben zutheilte. Die beiden Kriege von 1866 und 1870, dazwischen die 
Erneuerung des Zollvereins und die Zollvereinsgesetze, der Eintritt Wtirttem- 
bergs in das Deutsche Reich und die dadurch bedingte Neugestaltung seines 
Staatshaushalts, die Berathung und DurchfUhrung der Reichsgesetze auf dem 
Gebiete des Zoll-, Steuer-, Miinz- und Bankwesens, der Aufschwung des volks- 
wirthschaftlichen Lebens liberhaupt stellten an Erfindungsgeist und Thatkraft 
des Finanzministers die hochsten Anforderungen. Ausserdem mussten fiir den 
fortschreitenden Eisenbahnbau, fiir eine stattliche Anzahl grosser Staatsbauten 
die Mittel aufgebracht werden. So wurde der einst so einfache wtirttem- 
bergische Etat von Jahr zu Jahr complicirter und steigerte sich der Staats- 
bedarf in gewaltigem Masse, womit gliicklicherweise die Zunahme des Volks- 
wohlstandes und der Steuerkraft gleichen Schritt hielt. — Bald nach seinem 
Amtsantritt machte sich R. an eine Reform des wiirttembergischen Steuer- 
wesens, die unter Beseitigung der veralteten Normen die Ertragsbesteuerung 
durch Schaffung neuer Kataster fiir Grundeigenthum, Gebaude und Gewerbe 
auf einen ganz neuen Boden stellte. Diesem Gesetze, das 1873 verabschiedet 
und im Laufe der folgenden Jahre praktisch durchgeftihrt wurde, haben selbst 
die principiellen Gegner der Ertragsbesteuerung die Anerkennung nicht ver- 
sagt. Und wenn neuerdings auch in Wtirttemberg der Uebergang zur all- 
gemeinen Einkommensteuer angebahnt worden ist, so geschah dies nicht etwa 
deshalb, weil das Rennersche Steuergesetz sich nicht bewahrt hatte, sondern 
lediglich darum, weil der Zug der Zeit auf weitgehende Berttcksichtigung der 
personlichen Verhaltnisse des Steuertragers und insbesondere auf die Befreiung 
der Schuldzinsen von der Besteueruhg geht, welche Forderungen sich im 
Rahmen des Ertragsteuersystems nicht erftillen lassen. Jenem Hauptwerke 
R.'s gesellte sich 1881 eine Erbschafts- und Schenkungssteuer, 1885 ein den 
einheimischen Verhaltnissen vorsichtig angepasstes Branntweinsteuergesetz hin- 
zu. — Ganz besondere Ftirsorge schenkte R. dem seinem Departement unter- 
stellten Forstwesen. Es gelang ihm, die wttrttembergische Waldwirthschaft, 
die vorher im Argen lag, zu neuer Bltite zu bringen. Durch das 1873 er- 
lassene und energisch durchgefiihrte Gesetz uber die Ablosung der Wald- 
lasten rettete er grosse Theile der Staatsforste vor dem ihnen drohenden 
Untergang. Die Gemeindewaldungen schtttzte er durch ein Gesetz ilber die 
Bewirthschaftung der Korperschaftswaldungen (1875). Ein den modemen 
Rechtsanschauungen entsprechendes Forst-Polizei- und Straf- Gesetz folgte 
1879 nach. Auch des Bergwesens nahm sich der Minister nachdrticklich an 
und schuf 1874 ein zeitgemasses Berggesetz. Scharfer Verstand und rasches 
praktisches Eindringen in die Verhaltnisse, gepaart mit zielbewusstem Streben, 
zaher Ausdauer, unermiidlichem Fleiss und seltenem Pflichtgefiihl, befahigten 
ihn, sein gesamtes umfangreiches Ressort bis in die kleinsten Details voll- 
standig zu beherrschen. Er war ein Feind des Theoretisirens, eine durchaus 
praktisch veranlagte Natur. Seine Starke bestand darin, dass er schon bei 
Ausarbeitung von Gesetzen ihre praktische Durchfuhrbarkeit, ihre Anwendung 
auf die gegebenen Verhaltnisse fest ins Auge fasste. Sein schlichtes, an- 
spruchsloses Wesen, sein kluges, massvolles und streng sachliches Auftreten 



Renner. MUller. 



331 



verschafften ihm bei alien politischen Parteien gleiches Vertrauen und sicherten 
ihm grosse Erfolge im parlamentarischen Leben. Er wurde dabei unterstiitzt 
durch genaue Kenntniss seines schwabischen Heimathlandes, flir das er ein 
ungemein warmes Herz hatte, ohne dabei der deutsch-nationalen Gesinnung 
zu ermangeln. 

R.'s langjahrige offentliche Laufbahn war von reichen ausseren Ehren 
begleitet. Zu hohen und hochsten in- und auslandischen Ordensdecorationen 
gesellte sich 1877 der Ehrendoctorgrad der staatswissenschaftlichen Facultat 
in Tubingen. 1887 feierte er sein sojahriges Dienst-, 1889 sein 2 5Jahriges 
Ministerjubilaum, wobei er sich alien gerauschvollen Ovationen, die er nicht 
liebte, entzog. Aus dem zuerst genannten Anlass wurde er zum Ehrenblirger 
Stuttgarts und seiner Heimathgemeinde Ditzingen ernannt. In den letzten 
Jahren seiner AmtsfUhrung hatte der Minister unter den Beschwerden des 
Alters viel zu leiden gehabt; so war es erklarlich, dass er sich zu Neuerungen 
im Finanzwesen nicht mehr leicht entschloss. Nach dem Tode Konig Karls, der 
R. besonders glinstig gesinnt gewesen war, vollzog sich sein Rucktritt als etwas 
Naturgemasses. Am 12. October 1891 begab er sich in den bleibenden 
Ruhestand. Konig Wilhelm II. erkannte in einem gnadigen Handschreiben 
die grossen Verdienste des Scheidenden an. Damals machten ihn die medi- 
cinische und die naturwissenschaftliche Fakultat in Tubingen zum Ehren- 
doctor. R. verbrachte seine letzten Lebensjahre in stiller Zuriickgezogenheit, 
sich geistiger Frische und befriedigenden korperlichen Befindens erfreuend. 
1894 durfte er noch seinen 80. Geburtstag unter vielseitiger Theilnahme 
weiter Kreise feiern. Er war seit 15. November 1842 mit Marie, Tochter 
des Regimen tsquartiermeisters Plessing in Stuttgart, vermahlt, die ihm 1887 
durch den Tod entrissen wurde. Der Ehe sind eine Tochter und ein Sohn 
entsprossen. 

Schw&bischc Kronik vom 19.— 23. Juni 1887 No. 143—146, 21. September 1889 
No. 225 Mittagsblatt, 13. October 1891 No. 241 Mittagsblatt, 9. December 1898 No. 288 
Mittagsblatt, Staats-Anzeiger fiir WUrttemberg vom 22. Juni 1887 No. 142 (mit Beilage), 
9. December 1898 No. 286, (Stuttgarter) Neucs Tagblatt vom 9. December 1898 No. 288 
— Gedruckte Leichenrede — Familiennachrichten. 

Rudolf Krauss. 



Muller, Hermann, Franz, Dr., Privatdocent der internen Medicin an der 
Universitat Wien und Assistent an der I. medicin. Klinik daselbst, * am 
25. October 1866 in Ober-Dobling bei Wien, f an der Pest am 23. October 
1898 in Wien. 

M. war der zweite Sohn des Dr. Alois Muller, vormals Amanuensis 
an der Wiener Universitatsbibliothek. Sein Onkel war der vor wenigen Jahren 
verstorbene bertthmte Orientalist Friedrich Muller, Professor der ver- 
gleichenden Sprachforschung an der Universitat in Wien. Im J. 1874 wurde 
M.'s Vater Director der Studienbibliothek in Olmiitz; flinf Jahre spater tiber- 
siedelte die Familie nach Graz zufolge der Ernennung von Hermanns Vater zum 
Custos an der dortigen Universitatsbibliothek; hier absolvirte Hermann seine 
Gymnasial- und Universitatsstudien. Im Gymnasium zahlte er, obwohl einer 
der Jtingsten, zu den besten Schlilern, was er nebst seinem Talente auch 
seinen eifrigen Studien verdankte. Schon damals begann sich bei ihm jene 
Selbstandigkeit des Denkens und Handelns zu entwickeln, die spater seinem 
Wesen ein so charakteristisches Geprage gab. Frei von jedem Autoritats- 



332 Miiller. 

glauben legte er sich die Dinge nach seiner Auffassung zurecht und verfocht 
diese mit dem Feuer und dem Selbstbewusstsein der Jugend. Die Gymnasial- 
professoren sollen mit ihm oft einen schweren Stand gehabt haben, wenn er 
die ex cathedra als sacrosanct verklindeten Dogtnen nicht so ohne Weiteres 
hinnahm, sondern sie — insbesondere in seinen Aufsatzen — mit jugendlich- 
naiver Keckheit angriff. Trotz dieses Capitalverbrechens konnten ihm seine 
Lehrer nicht gram sein; sein offener frischer Sinn f seine Ehrlichkeit ge- 
wannen ihm auch die Herzen Derer, die sich durch seine freimiithigen Aeusse- 
rungen getroffen fiihlten. Frtihzeitig, noch bevor andere Collegen uber die 
Wahl ihres Fachstudiums nachgedacht batten, stand bei ihm bereits der Ent- 
schluss fest, Medicin zu studiren. Er liebte es schon damals, an seinem 
Korper physiologische Experimente anzustellen; so nahrte er sich z. B. ein- 
mal durch mehrere Tage nur von Milch und Brot, um an sich den Nahr- 
werth cles Brotes zu erproben. Aehnliche Versuche wiederholte er auch 
spater als Hochschtiler und Arzt. Er maturirte im Juli 1884 am II. Staats- 
gymnasium in Graz und liess sich im October desselben Jahres an der medi- 
cinischen Facultat inscribiren. Nun widmete er sich mit seiner ganzen in- 
tellectuellen Kraft dem medicinischen Studium. Er war Student im besten 
Sinne des Wortes und so keimte in ihm fruhzeitig eine warme Liebe zur 
Wissenschaft empor. Schon in den ersten Semestern verfasste er eine wissen- 
schaftliche Arbeit: eine Studie uber die Mechanik des Schultergurtels. Er 
ubergab sie seinem nachmaligen Lehrer und vaterlichen Freund Prof. Rollet 
und ersuchte ihn, sie dem beriihmten Anatomen Langer in Wien mit einem 
Schreiben zu tibermitteln, in dem sich M. eine Beurtheilung seines ersten 
wissenschaftlichen Versuches erbat. Langer bezeichnete die Arbeit als ge- 
diegen, sie bediirfe aber noch der Erganzung und Vervollstandigung; »also 
nicht zu brauchen*, argumentirte der junge Forscher in strenger Selbstkritik 
weiter — und sein Erstlingsversuch blieb, was er war. Das Manuscript fand 
sich im Nachlasse M.'s vollkommen druckfertig mit zwei von der Hand des 
Vfs. angefertigten Zeichnungen vor. Eingehende Griindlichkeit in der Be- 
handlung des Stoffes und eine nicht gewohnliche Beobachtungsgabe zeichnen 
diese erste wissenschaftliche Bethatigung aus. 

Die Begegnung mit Rollet war fttr M. von massgebender Bedeutung. 
Rollet wusste, »aus welchem Holze der junge Mann geschnitten ware und 
M. fand an dem Gelehrten einen warmen Forderer seiner wissenschaft- 
lichen Bestrebungen. Alsbald sehen wir ihn auch im Grazer physiologischen 
Institut eifrig an der Arbeit, ihre Frucht war die Abhandlung: »Zur Frage 
der Blutbildung«, umfassend durchgefiihrte Untersuchungen uber die Herkunft 
der morphologischen Elemente des Blutes, der Erythrocyten und I-eukocyten. 
Kaum nach Jahresfrist folgte eine zweite Arbeit : »Ein Beitrag zur Lehre vom 
Verhalten der Kern- zur Zellsubstanz wahrend der Mitose«, worin er an 
kernhaltigen rothen Blutzellen nachwies, dass Zell- und Kernsubstanz bei der 
indirecten Kerntheilung mit einander in innigen Contact treten und nicht 
wie Waldeyer und Pfister annehmen, stets von einander gesondert bleiben. 
»M. f s Arbeiten waren aus dem Bedurfnisse der Zeit geboren, sie wurden seit- 
her oft angefiihrt und lange haben die von ihm mit vollem Jugendmuthe und 
freudigen Schaffensdrang unternommenen Studien in ihm selber nachgewirkt« 
(Rollet.) Wie M. von Rollet die ersten wissenschaftlichen Anregungen empfing, so war 
Rembold, Professor der internen Medicin in Graz, flir seine zuktinftige Lauf- 
bahn ausschlaggebend. M. schilderte mir selbst den tiefen Eindruck, den 



Mttller. 333 

dieser Meister der Diagnostik auf ihn ausgelibt hat. Er kam gerade dazu, 
als Rembold seinen Schtilern einen complicirten Fall differentialdiagnostisch 
auseinandersetzte ; »die Klarheit und logische Scharfe der Darstellung hat 
mich machtig angezogen und damals reifte in mir der unerschiitterliche Ent- 
schluss, Internist zu werden.« Schon im 6. Semester erlaubte ihm Rembold, 
was nur ftir Kenner Osterreichischer Verhaltnisse verstandlich ist, an seiner 
Klinik als Volontar einzutreten, die nun M. bis zur Beendigung seiner medi- 
cinischen Studien nicht mehr verliess. Rembold gewann den aufgeweckten, 
rastlos fleissigen, jungen Mann bald lieb und beschaftigte sich eingehend mit 
seinem begabten Schiiler. So gelangte dieser schneller als Andere zu einer 
gewissen klinischen Erfahrung und (iberraschte bald seinen Lehrer mit der 
Diagnose schwieriger Falle, insbesondere complicirter Herzkrankheiten, deren 
klinisches Studium ihn vornehmlich anzog. Am 19. December 1889 pro- 
movirte M. zum Doctor der Medicin und trat im Januar folgenden Jahres 
an der medicinischen Klinik von Ziemssen in Mtinchen als Volont&rarzt 
ein. Im October ging er nach Wien zu Nothnagel, der ihn als Aspirant auf 
seine Klinik aufnahm. Hier blieb er bis zum Frtihjahr 1891 und war dann, 
urn sich speciell mit den Nervenkrankheiten bekannt zu machen, bis Ende 
dieses Jahres an der psychiatrischen Klinik von Meynert thatig. Anfang 
1892 begab sich M., von Nothnagel warm empfohlen, wieder nach Mtinchen 
an die Klinik von Ziemssen; er wurde nach wenigen Monaten Assistent, eine 
Stellung, die er bis zu seinem Weggange im October 1894 bekleidete. Diese 
zweite Miinchener Epoche war ftir M/s wissenschaftliche und praktische Aus- 
bildung von eminenter Bedeutung. Der selbst&ndige Wirkungskreis, die Fiille 
der Anregungen, welche ihm die neuen Verhaltnisse, das reiche Material der 
Klinik boten, die Personlichkeit seines Meisters, alles dies tibte auf ihn einen 
ziindenden Einfluss aus. Die physikalische Krankenuntersuchung, die er spater 
nach alien Regeln der Kunst wie kaum ein Anderer beherrschte, das Studium 
der Blut- und Nervenkrankheiten betrieb er mit dem Eifer und der Hingebung 
eines ftir seinen Beruf begeisterten Mannes und bei seinem Scheiden erhielt 
er von Ziemssen ein Zeugniss, das seine Erwartungen weit tlbertraf. 

M.'s markante Individuality* scheint sich schon damals nach aussen hin 
geltend gemacht zu haben. Er hatte in seinem engeren Verkehr nur Freunde 
und Feinde; wohl nur fremde Personen standen ihm gleichgiltig gegeniiber. 
Eine aufrichtige, innige Freundschaft keimte und befestigte sich in Mtinchen 
zwischen ihm und Dr. Schonwerth, k. Stabsarzt und Privatdocent ftir Chirurgie 
an der dortigen Universitat. Schonwerth war einer der Wenigen, die tiefer 
blickten als die meisten Anderen; er blieb ihm daher treu bis zur letzten 
Stunde, obwohl sich die Freunde Jahre hindurch nicht mehr gesehen hatten. 
Als mir Dr. Schonwerth auf meine Bitte in liebenswtirdigster Weise seine 
Eindrflcke von M. mittheilte, sah ich meinen verstorbenen Freund vor mir, 
wie er leibte und lebte, mit all den Vorzugen und Fehlern eines naiv und 
tief empfindenden Menschen. 

Ende 1894 kehrte M. nach Wien zurttck und trat wieder als Aspirant 
an der Klinik Nothnagel ein, um nach wenigen Monaten — im M&rz 
1895 — d* e ^ m schon seit Langerem zugesicherte Assistentenstelle anzu- 
treten ; damit erfiillte sich ihm ein langgehegter Herzenswunsch. Er widmete 
sich nun mit ganzer Seele seiner klinischen Thatigkeit und wirkte gleich 
segensreich als Arzt und als Lehrer. Im Frtihjahre 1896 erfolgte seine 
Habilitation als Privatdocent ftir interne Medicin. — 



334 Mullcr - 

Im September 1896 war in den Wiener Tagesblattern folgendes Telegramm 
zu lesen: » Bombay, 24. September. Die Beulenpest ist hier ausgebrochen. Es 
sind bereits 300 Todesfalle vorgekommen. Der festgestellte Bacillus ist mit dem 
von Prof. Kitasato wahrend der Pest in Hongkong entdeckten identisch.* Dieser 
Hiobspost folgten bald immer haufigere beunruhigende Nachrichten iiber 
das rasche Umsichgreifen der Krankheit, iiber das wachsende Elend in Indien 
und die panikartige Flucht der Eingeborenen nach Europa. Auf dem 
englischen Truppenschiff »Nubia« waren mehrere verdachtige Todesfalle, auf 
dem osterreichischen Lloyddampfer »Imperator« ein suspecter Krank- 
heitsfall vorgekommen. Ganz Europa rilstete sich, der schrecklichen Seuche 
zu begegnen; begreiflicherweise erwachte auch in der wissenschaftlichen 
Welt der Drang, die nach den Gesichtspunkten der modernen Medicin noch 
wenig studirte Krankheit naher kennen zu lernen, Und so schickten 
Deutschland, Oesterreich und Russland erprobte Manner der Wissenschaft 
zur Erforschung der Pest nach Indien. Oesterreich machte den Anfang. 
Das Hauptverdienst gebtihrt insbesondere dem fur die Verwirklichung des 
Projectes rastlos thatigen Prasidenten der Akademie, Arneth, und dem 
schlichten Wiener Burger Treitl, aus dessen der Akademie zu wissenschaft- 
lichen Forschungen testamentarisch vermachten Schenkung die Mittel fttr die 
Ausriistung der Expedition entnommen werden konnten. Zu Delegirten der 
Akademie wurden ernannt M. und die Privatdocenten und Assistenten am 
pathologisch-anatomischen Institut Dr. Heinrich Albrecht und Dr. Anton Ghon. 
M. hatte das klinische Studium, Albrecht und Ghon die Bearbeitung der 
pathologischen Anatomie, der Aetiologie und der epidemiologischen Ver- 
h&ltnisse der Pest zu besorgen. Als arztliche Hilfskraft fungirte Herr 
Dr. Rudolf Poch. 

M. war Feuer und Flamme fur die Expedition; Furcht vor der Pest 
kannte er ebensowenig wie seine Kameraden, und die Aussicht, ein fremdes 
Stiick Welt, das fttr den Abendlander von marchenhaften Reiz umwobene 
Indien zu sehen, wirkte m&chtig auf seine Phantasie. Wie M. mir erzahlte, 
hat die Grossartigkeit des Orients seine Erwartungen weit (ibertroffen; wie 
Heimweh erklang es aus seinen Worten, wenn er von der tropischen Vege- 
tation und den Nachten Indiens erzahlte. 

Am 3. Februar 1897 schiffte sich die Expedition in Triest auf dem 
Lloyddampfer »Imperator« ein und langte am 20. Februar in Bombay an. 
Unverzliglich ging es an die Arbeit. M. schildert in der Einleitung seines 
Werkes (iber die Bubonenpest die Schwierigkeiten, mit denen die Aerzte 
in der Austibung ihrer Thatigkeit zu kampfen hatten. Bei der Untersuchung 
der Kranken musste anfangs mit der grossten Vorsicht vorgegangen werden; 
wenn, was h&ufig vorkam, Verwandte und Bekannte des Erkrankten sein 
Lager umstanden, war nicht selten eine Untersuchung iiberhaupt unausftihrbar. 
Offen wurde M. Inhumanitat, ja Grausamkeit vorgeworfen, wenn er die 
Kranken percutirte und auscultirte, sie aufsetzte, oder eine Inspection des 
Rachens vornahm; oft genug musste er horen, dass die fremden Aerzte 
nicht gekommen seien, um zu helfen, sondern um die Kranken wahrend des 
Lebens zu qualen und nach dem Tode zu seciren. Doch M. ging unbeirrt 
j seinen Weg; er trat seinen indischen Kranken ebenso entgegen wie seinen 

| europaischen Patienten; und bald schwand jedes Misstrauen gegeniiber seiner 

I Thatigkeit, die Kranken, insbesondere die Reconvalescenten hingen mit 

grosser Dankbarkeit an ihm und oft genug wurde er sogar von Angehorigen 



MUller. 



335 



an das Bett eines Pestkranken gerufen. Die Schwierigkeiten beim Auffangen 

der Ausscheidungen , die ungeheure Ueberfiillung des Spitales, die oft ohne 

Wissen der Aerzte vorgenommene Transferirung von Kranken in andere 

Spitaler erschwerten die Untersuchungen ausserordentlich und nicht selten 

mussten sorgfaltig angelegte Krankengeschichten weggeworfen werden, weil 

der Patient einfach nicht mehr aufzufinden war. Aber M.'s Energie, sein 

zahes Festhalten an dem begonnenen Werke begegnete auch diesen Hinder- 

nissen und so sammelte er ein reiches Beobachtungsmaterial, das er zu einer 

ausgezeichneten klinischen Monographic der Pest ausarbeitete. Sein treuer 

Genosse Albrecht giebt in einem Briefe an den Verfasser der vorliegenden 

Skizze von M.'s Wesen und seinem Wirken folgende treffende Charakteristik: 

»Mliller ordnete sich, obwohl der Aelteste, mit einer Nachgiebigkeit 

unseren Wiinschen, unseren Meinungen unter, die staunenswerth war und 

die Zeugniss von seinem guten Herzen und jeden Mangels innerer Kleinlich- 

keit gab, die so oft auch ernste Untemehmungen sprengt. Wie selten Einer 

hat er die Vorzlige oder manche Ueberlegenheit des Einzelnen im Vergleiche 

zu sich selbst anerkannt und zogerte keinen Moment, dann zurtickzutreten, 

wenn er sich selbst nicht recht am Platze ftihlte; dies ist der Grund, warum 

kaum jemals ein Misston unter uns drei von der Akademie Delegirten 

herrschte. Dabei fehlte es ihm aber nicht an Energie in der Erreichung 

seiner Zwecke. Er verband in seltener Weise kindliche Naivetat mit einem 

Zielbewusstsein in ernsten Dingen, die musterhaft zu nennen war. Aber er 

war bis zu einem gewissen Grade schtichtern, manchmal sogar menschenscheu, 

und dies hinderte ihn oft, im geeigneten Momente die Situation zu tiber- 

blicken und einen geeigneten Vorstoss zu wagen. Dies tiberliess er lieber 

Anderen, um aber dann mit einer Emsigkeit und Consequenz weiter 

zu arbeiten, die einmal Erlangtes unter keinen Umstanden mehr aufgab. 

Wie aufopfernd er sich seiner wissenschaftlichen Thatigkeit in Bombay 

widmete, das wissen nur die, welche ihn bei der Arbeit beobachtet haben; 

er nahm sich haufig nicht einmal die Zeit, die Mahlzeiten einzunehmen, oft 

blieb er ununterbrochen von frlih bis Abends im Spitale. Dabei genoss er 

offenen Auges und Herzens die prachtige Schonheit des Orients, die ihn so 

schwarmerisch entziickte, dass er sich oft wlinschte, frank und frei aller 

europaischen Fesseln fttr immer sein Leben in Indien verbringen zu konnen.« 

Dankbar gedenkt M. der gepriiften Warterin Miss Elva May Fern, 

einer 2ijahrigen in Indien geborenen Englanderin. Sie leistete durch ihre 

aufopfernde, umsichtige Thatigkeit unsch&tzbare Dienste, erst mit ihrem Ein- 

greifen konnte ein geregelter klinischer Dienst beginnen. Freundliche Unter- 

sttitzung wurde den Mitgliedern der Commission ferner von H. Dr. Chocksey, 

dem Leiter des Arthur Road -Hospitals zu Theil, vor Allem aber von dem 

Consulatsecretar H. Tschauner, der durch seine Umsicht und durch seine 

genaue Kenntniss der Verhaltnisse Bombays die schwierige Arbeit der 

osterreichischen Aerzte in jeder Hinsicht ftjrderte. Dagegen fand die 

Commission bei dem Herrn Generalconsul von Bombay Rdmy nicht jene 

Behandlung, die sie als Delegirte der Akademie und unter dem besonderen 

Schutze der osterreichischen Regierung stehend zu erwarten das Recht hatte. 

Wie anders benahmen sich der deutsche Consul der deutschen und der 

franzosische der russischen Pestcommission gegenliber! — Am i. Mai verliess 

die Commission mit dem »Imperator« Bombay und traf am 18. Mai Abends 

in Wien ein. — M. nahm nun seine Thatigkeit als Assistent an der Klinik 



336 



Mailer. 



Nothnagel wieder auf und widmete sich mit vollem Eifer der Bearbeitung 
der heimgebrachten wissenschaftlichen Schatze. Zunachst wurde die Mono- 
graphic ftir die Denkschriften der Akademie fertiggestellt; dann ging er an 
die ihm tibertragene Bearbeitung der Pest ftir das von Nothnagel heraus- 
gegebene Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie innerer 
Krankheiten. Diesc Aufgabe beschaftigte M. vornehmlich wahrend des 
Sommers 1898; es sollte ihm nicht beschieden sein, sie zu Ende zu ftihren. 

Am 15. October 1898 erkrankte der Diener Barisch des Wiener pathologisch- 
anatomischen Institus, der den Assistenten Dr. Albrecht und Dr. Ghon fur 
ihre Untersuchungen iiber Pest zugewiesen war, unter den Erscheinungen einer 
Lungenentziindung. Da die Moglichkeit einer Infection mit Pestbacillen nahe- 
lag, wurde M. sofort zur Untersuchung des Kranken herbeigerufen. Obwohl 
zwar M., wohl der Einzige, der in Wien das klinische Bild der Pest genau 
kannte, eine bestimmte Diagnose der Pestpneumonie nicht stellen konnte, traf 
er sofort alle gebotenen Vorsichtsmassregeln. Der Kranke wurde am 16. October 
auf ein Isolirzimmer der Klinik Nothnagel gebracht, der Eintritt wurde ausser 
den beiden zur Pflege des Patienten herbeigezogenen Warterinnen Niemandem 
gestattet. M. wollte allein die ganze Verantwortung tragen und, wenn es 
sein musste, sich opfern. Seine Befiirchtung bewahrheitete sich nur zu bald ; 
schon am folgenden Tage bestand ftir M. kein Zweifel, dass Barisch an 
Pestpneumonie erkrankt sei. Nicht auf seine eigene Sicherheit, sondern um 
das Wohl des Kranken, auf die Hintanhaltung der Gefahr nach aussen, 
auf den Ruf der Klinik bedacht, traf er allein alle nothigen Vorkehrungen. 
Viele Stunden verbrachte er in der Zelle, um den Erkrankten immer wieder 
zu untersuchen und ihm jedmogliche Linderung zu Theil werden zu lassen, 
sowie um seine Isolirung selbst auf das Sorgsamste zu iiberwachen; und als 
Barisch am 18. October starb, nahm M. selbst die Desinfection der Kranken- 
zelle vor. 

Bei dieser aufreibenden, fast tibermenschlichen Thatigkeit holte sich 
M. den Todeskeim. Er trug ihn schon in sich, als er zwei Tage spater, am 
20. October, mit den Tags vorher unter verdachtigen Symptomen erkrankten 
Warterinnen des verstorbenen Dieners, Albertine Pecha und Johanna Hochegger, 
in die Epidemieabtheilung des Kaiser Franz Josephs-Spitals fuhr, um die 
arztliche Pflege derselben zu ubernehmen. Ohne zu zaudern kam er dieser 
an ihn gerichteten Aufforderung nach, Feigheit nannte er es, nur einen 
Augenblick zu schwanken. Mir war es vergonnt, die letzte Stunde vor seiner 
Abfahrt in das Epidemispital mit ihm zu verbringen. Er bat mich, ihm bei 
den Vorbereitungen flir seine Uebersiedelung behilflich zu sein, und wahrend 
er, der schon schwer Inficirte, anscheinend noch ganz wohlauf sein Mittags- 
mahl einnahm, legte ich ihm seine Sachen zurecht; ob ihn gleichwohl 
schon eine Ahnung seines Schicksals erfasst hatte, wer konnte es wissen! 
eine mit seltsamem Ernst gemachte Aeusserung liess mir dies als sehr wahr- 
scheinlich erscheinen. 

Am selben Abend kam die Krankheit bei M. zum Ausbruch: stark es 
Frosteln, hochgradige Mattigkeit und Abgeschlagenheit zwangen ihn bald, das 
Bett aufzusuchen. Am n&chsten Morgen besuchte er die beiden erkrankten 
Warterinnen, musste aber alsbald wieder zu Bett; um Mittag raffte er sich 
noch einmal auf, doch umsonst! nach einer Stunde fiel er ermattet wieder 
auf sein Krankenlager, das er lebend nun nicht wieder verlassen sollte. M. 
war sich von Anfang an liber die Natur seiner Erkrankung vollkommen klar 



Miiller. 



337 



und wusste damit auch, dass er verloren sei; denn nach semen Erfahrungen 
endet die Lungenpest ausnahmslos tGdtlich. Bekanntlich leugnete M. den 
therapeutischen Werth des Yersinschen Pestserums und lehnte daher die ihm 
vorgeschlagene Serumbehandlung ab. Am Vormittag des 21. hielt er an das 
Fenster seines Zimmers einen Zettel, auf dem er die einfachen aber er- 
schiitternden Worte geschrieben hatte: »Ich bin an Pestpneumonie erkrankt. 
Bitte mir keinen Arzt zu senden, da es mit mir in vier bis fiinf Tagen ohne* 
dies zu Ende sein wird.« Trotz dieses ausdrtick lichen Wunsches wurde vom 
Sanitatsdepartement sofort H. Dr. Poch mit der Pflege des erkrankten Collegen 
betraut. Den Tod vor Augen beobachtete M. noch an sich den Verlauf der 
Krankheit und brachte seine Befunde zu Papier. Am Abend dictirte er der 
Schwester einen Abschiedsbrief an seine El tern und Geschwister; die in ihrer 
schlichten Einfachheit ergreifenden Worte lauteten: 

Wien, 21. October 1898. 
Liebe Eltern, Brlider und Schwester! Es ist keinem Zweifel unterworfen, 
dass ich an der Pest erkrankt bin, und ich weiss, dass in wenigen Tagen der Tod ein- 
tritt. Deshalb mochte ich von Euch, liebe Eltern, Abschied nehmen. da ich Euch auf 
dieser Erde nicht mehr sehcn werde. Verzeiht mir, was ich Euch an Kummer verursacht 
habe, lebt recht wohl und seid Uberzeugt, dass ich ruhig und schmerzlos sterben werde. 
Das Testament, welches ich vor meiner Abreise nach Bombay geschrieben habe, gilt auch 
jetzt noch. Ich habe gar keine Beschwerden, hoffe auch, schmerzlos zu sterben. Mit Hand- 
kuss Euer Euch innigliebender Sohn und Bruder Hermann.* 

Am selben Tage wurden ihm auf sein Verlangen die heiligen Sterbe- 
sacramente gespendet. Nachts schlief er ziemlich viel und fest. Am 22., Morgens, 
war das Bewusstsein geschwunden, es kehrte Nachmittags wieder zurtick, war 
aber — von kurzen Zeitraumen abgesehen — dauernd getrtibt. Am 23. urn 
1 Uhr morgens stand M. auf und ging, von der Nonne unterstiitzt, zweimal 
im Zimmer auf und ab, dann legte er sich wieder nieder und schlief einige 
Stunden. Um 4 Uhr morgens wurde die Respiration immer mtihsamer und 
frequenter, 66 Athemziige in der Minute. Die Cyanose nahm zu, bald quoll 
blutiger Schaum aus dem Munde; — um 7 3 5 Uhr war M. todt. — — 

Noch waren die Schatten der Nacht nicht ganz gewichen, noch funkelten 
die Sterne am Firmament, am ostlichen Horizont der erste Schein der 
Dammerung, — da bewegte sich am 24. October eine kleine Wagencolonne, 
zum Schlusse ein einfacher Sargwagen, durch den Park des Centralfriedhofes 
bis zur letzten Gruppe des ungeheuren , dem Tode geweihten Gefildes. Dort 
wurde Hermann Mtiller die letzte Ruhestatte bereitet. Eine kleine Zahl 
von Getreuen war ihm bis hierher gefolgt; unabsehbare Scharen hatten ihn 
auf seiner letzten Fahrt begleitet, ware sein Begrabniss nicht von der Be- 
horde geheim gehalten worden. Die Einsamkeit der ehrfurchtgebietenden 
Statte, umwoben von der Poesie eines anbrechenden klaren Herbstmorgens 
gab dem Bilde ein unendlich schwermuthiges Geprage. Erschtittert umstanden 
die Freunde das Fleckchen Erde, welches nun den Theuren barg. Der 
Priester nahm die Einsegnung vor, es folgten die Grabreden und das Grab 
wurde geschlossen. — Nun ruht er unter Palmen, deren Schonheit ihn in 
Indien so sehr entztickte. — — 

Von Alt und Jung weit Uber die Grenzen unseres Vaterlandes wurde 
der Tod M.'s betrauert. Insbesondere in Wien war die Theilnahme so all- 
gemein und tief, wie sie wohl selten einem Manne ins Grab gefolgt ist. 
Wenige Tage nach seinem Tode veranstaltete die erste medicinische Corpo- 

Biogr. Janrbuch u. Doutscher Nekrolog. 4. Bd. 2 2 



338 Mttller. 

ration Wiens, die Gesellschaft der Aerzte, in ihrem Vereinshause eine Trauer- 
feier zum Andenken M.'s. Der Prasident der Gesellschaft, Hofr. Prof. Chrobak, 
gedachte in warmen Worten des traurigen Geschickes des jungen Forschers 
und verlas hierauf einen Nachruf Nothnagels, ein Meisterwerk nach Inhalt 
und Form, worin der Gelehrte die ganze Tragik der Episode sowie die 
wissenschaftliche Entwicklung und die seelische Grosse M.'s schilderte. 
Es sprachen hierauf Excellenz v. Hartel im Namen des Unterrichts-Ministeriums 
und der Prasident der Akademie der Wissenschaften, Prof. Suess. — Tags vorher 
widmete der abtretende Rector der Universitat, Hofr. Prof. Toldt, dem Dahin- 
geschiedenen tiefempfundene Worte. — Dem kirchlichen Requiem folgte im 
Festsaale der Universitat eine von sammtlichen Assistenten des Allgemeinen 
Krankenhauses veranstaltete Trauerfeier zu Ehren ihres dahingeschiedenen 
Collegen. Wenige Tage nach dem Ableben M.'s gab ein Ungenannter in 
einem der gelesensten Blatter die Anregung zur Errichtung eines Denkmals 
fur den Verstorbenen und leitete die hierzu nothige Sammlung durch einen 
namhaften Betrag ein. Der Vorschlag fand lebhaften Anklang. Bald or. 
ganisirte sich aus arztlichen Kreisen ein Comite unter dem Vorsitze Nothnagels. 
Als Platz wurde das Allgemeine Krankenhaus gewahlt, die Statte, an der 
M. gewirkt hatte. Die Enthiillung des Denkmals fand ein Jahr nach M.'s 
Tode, am 22. October 1899 statt. — Das Denkmal, vom Bildhauer Kauffungen 
entworfen, ist eine Colossalbiiste aus Bronze auf einem 2 m hohen Sockel 
aus carrarischem Marmor mit zwei seitlichen kleinen Ruhebanken. Auf dem 
Mittelfelde des Sockels ist in einem bronzenen Haut-Relief der Held Marcus 
Curtius dargestellt, wie er sich, um Rom durch seinen Opfertod zu retten, 
in den Abgrund sttirzt. — 

Der Zielpunkt von M.'s ganzem Thun und Trachten war die Medicin; 
er war Arzt mit Leib und Seele. Ein Meister der Beobachtung, entging 
ihm nicht leicht ein wenn auch nur angedeutetes Symptom. Feind jeder 
schematischen Diagnostik, gait ihm jeder Krankheitsfall, mochte er sich noch 
so einfach darstellen, als etwas Neues, fur sich Bestehendes; so wahrte er sich 
die fur eine exacte Untersuchung unumganglich nothwendige Objectivitat. 
Dank seinem scharfen und durch unermudliche Uebung zu ausserordentlicher 
Feinheit ausgebildeten Gehor vermochte er Athem- und Herzgerausche 
wahrzunehmen, die zu horen Andere sich vergebens bemlihten ; die — durch 
die Section verificirten — ?>Mtiller'schen Aorteninsufficienzen* (das Herz- 
gerausch bei diesem Klappenfehler ist in vielen Fallen sehr schwach^ 
gelangten im Allgem. Krankenhause zu einer gewissen Sprichwortlichkeit. 
Ueberhaupt konnte er als Diagnostiker seinesgleichen suchen. Dabei war 
fur ihn die Humanitat die erste arztliche Pflicht, deren geringste Hintan- 
setzung ihn stets mit Entriistung erfullte. Gemass dieser hohen Auffassung 
seines Berufes war er Kranken gegeniiber stets das Mitleid und die Gutmiithig- 
keit selbst; er wurde von ihnen geliebt und verehrt wie selten ein Arzt von 
seinen Schutzbefohlenen. Seinen Schiilern werden die Stunden, die sie mit 
ihrem Meister am Krankenbette verbrachten, unvergesslich bleiben. 

An seinen Eltern und Geschwistern hing er mit zartlicher Liebe. 
Intimeren Mittheilungen uberhaupt abgeneigt, sprach er wenig von seinen 
Angehorigen, doch wenn er es that, geschah dies immer mit grosser Innigkeit. 
Sein gutes Herz war Armen gegeniiber stets offen; er half, wo er konnte, in 
aller Stille. Nur gegen Solche, die mit ihrer Armut protzten, gegeniiber dem 
Bettelstolz, verhielt er sich abweisend. 



Mtiller. 330 

In seinem Wesen hatte M. manche Absonderlichkeiten. Schon als 
Student mied er, wie uns sein Jugendfreund Dr. Schischa in Graz mittheilte, 
grossere Gesellschaften ; ein Hang zur Abgeschlossenheit, der sich spater 
immer mehr entwickelte. Er verkehrte in keiner Familie; auch viele seiner 
Collegen mied er, so dass manche ihn kaum von Ansehen kannten. Keiner 
medicinischen Vereinigung, keinem Mittags- oder Abend tisch gehorte er an. 

M. gehorte zu den Naturen, die n\ir von Wenigen gewtlrdigt werden 
konnen. Obgleich von sanguinischem Temperament und mit reichem Sinn 
fur Humor begabt, war er sehr verschlossen. Sein Bestes behielt er fUr sich; 
ja er liebte es, sich haufig oberflachlich zu geben, als ob er einer tieferen 
Empfindung nicht fahig ware. In seinem Auftreten liess er sich niemals 
durch die Meinungen Anderer bestimmen, sondern gab sich stets so, wie es 
ihn gut diinkte, und das konnte eben Mancher nicht vertragen und — ihm 
nicht verzeihen. Andern schloss er sich nur schwer an, er war uberhaupt 
etwas misstrauisch ; doch wenn er einmal Freundschaft geschlossen, so konnte 
man sich unbedingt auf ihn verlassen. Nur Wenige durften sich seine Freunde 
nennen; diesen aber deckte er die geheimsten Falten seines Wesens auf 
und sie staunten liber die Tiefe des ihnen geoffenbarten Geftihlslebens. 

Seinen ersten in die Studentenzeit zurttckreichenden Publicationen folgte 
bald eine Reihe gediegener Arbeiten, durch die er sich noch in jungen 
Jahren einen ehrenvollen Platz in der wissenschaftlichen Welt sicherte. 

Die Mehrzahl von M.'s Arbeiten betrefFen die normale und pathologische 
Histologic des Blutes; spater besch&ftigte er sich vornehmlich mit der 
Nervenpathologie; die klinische Bearbeitung der Pest bildete den Schluss 
seiner kurzen aber inhaltsreichen wissenschaftlichen Thatigkeit. 

Seiner beiden ersten Abhandlungen wurde bereits oben gedacht. (Sp. 332). 
Bei seinen Untersuchungen tiber perniciose Anamie, Leukamie und Lymph&mie 
gelangt er zu der Anschauung, dass hier primare Erkrankungen des blut- 
bildenden Apparates resp. der Lymphdrtisen vorliegen; die »H&mokonien« 
sind von ihm beobachtete im Blutplasma frei suspendirte Kfirnchen, die mit 
der Blutgerinnung nichts zu thun haben und deren physiologische Bedeutung 
er dahingestellt sein lasst. Durch seine Studien fiber das Asthma bronchiale 
gelangte er zu einer eigenthlimlichen Auffassung iiber die Herkunft der 
Charcot-Leyden'schen Krystalle. — M. machte ferner auf die diagnosti- 
sche und prognostische Wichtigkeit der bulbaren Symptome bei der 
Syringomyelic an der Hand eines von ihm beobachteten Falles auf- 
merksam und lieferte einen werthvollen Beitrag zur Casuistik der Facialis- 
lahmung. In einer Abhandlung liber die elektromuscularen Storungen der 
Sensibilitat wird insbesondere das Verhalten des Kraftsinnes erortert. Der 
Kraftsinn ist nach M. unabhangig von der Sensibilitat der Musk ein, dagegen 
abhangig von der Gelenkssensibilitat, eine Auffassung, die der von Rollet 
vertretenen direct widerspricht. Es entstand zwischen Beiden eine lebhafte 
Discussion, bei der Rollet an der Ueberzeugung und der Energie, womit M. 
fur seine Auffassung eintrat, seinen ehemaligen Schtiler erkannte; »im Kampf 
um eine Wahrheit, die er erkannt zu haben glaubte, legte er all' seine 
Schttchternheit ab und parirte mit den schneidigsten Waflfen«. — In einer 
kurzen Abhandlung, die erst nach seinem Tode von Ziemssen herausge- 
geben wurde, weist M. nach, dass bei Tetanie keine oder hochstens eine 
sehr geringe Uebererregbarkeit des Herzens (im Gegensatz zu der hochgradigen 
Erregbarkeit der Nerven und Muskeln) besteht. — Bei seinen Studien tiber 



340 MUller. 

die Bubonenpest in Bombay legte er grossen Wertli auf die eingehende Be- 
obachtung einzelner Falle. »Grosse Entdeckungen werden wir nicht machen, 
aber genaue Krankengeschichten mtissen angelegt werden, diese fehlen.« 
M. teilt deren 86 mit, die ihm als Grundlage fur seine ausgezeichnete 
klinische Monographic der Pest dienen. Seine eigene Krankengeschichte 
wurde von Dr. Poch dem Werke beigefugt. Die Bearbeitung der Pest fur 
das Nothnagelsche Handbuch konnte er leider nicht mehr vollenden, der 
weitaus grossere Theil der Arbeit fand sich in seinem Nachlasse druckfertig 
vor; im Auftrage Nothnagels erganzte Dr. Poch das Fehlende. Eine 
klinische Bearbeitung der Influenza nach den wahrend der grossen Epidemien 
der Jahre 1889/90 und 1890/91 gemachten Beobachtungen , mit der er sich 
wahrscheinlich wahrend seines zweiten Mlinchener Aufenthaltes beschaftigte, 
ist ebenfalls ein Torso geblieben. Das vollkommen druckfertige Manuscript 
bricht, wie aus den vorgefundenen Notizen zu ersehen ist, ungefahr in der 
Mitte der Arbeit ab. Es ist nicht bekannt, warum M. dieses sorgfaltig an- 
gelegte und dankenswerthe Unternehmen nicht beendet hat. 

Veroffen tlichte Arbeiten: »Zur Frage der Blutbildung.c Sitzungsberichte der 
Wien. Akad. Math.-naturw. CI. XCVIII 1889. — »Ein Beitrag zur Lehre vom Verhalten 
des Kern- zur Zellsubstanz wahrend der Mitose.« ibid. Bd. C 1891. — M. u. Rieder, 
»Ueber Vorkommen und klinische Bedeutung der eosinophilen Zellen im circulirenden 
Blute des Menschen.« Deutsches Arch. f. klin. Medic. XLVIII 1891. — »Zur Leukamie- 
frage etc.« ibid. — »Ueber Mitose an eosinophilen Zellen. « Arch. f. experiment. Pathol, 
u. Pharmakol. 1892. — »Die Methoden der Blutuntersuchung.c Zusammenfassendes 
Referat. Centralbl. f. allg. Pathol, u. pathol. Anat. Ill 1892. — »Ueber Lymphamie. 
Deutsches Arch. f. klin. Medic. L. — »Zur Lehre vom Asthma bronchiale.« Centralbl. f. 
allg. Path. u. pathol. Anat. IV 1893. — »Ueber atypische Blutbildung bei der progressiven 
pernicitfsen Anamie.« Deutsches Arch. f. klin. Medic. LI. — »Die Morphologic des leu- 
kamischen Blutes und ihre Beziehungen zur Lehre von der Leukamie.c Zusammen- 
fassendes Referat. Centralbl. f. allgem. Pathol, u. pathol. Anat. V 1894. — »Zur Casuistik 
der aus fruhester Kindheit persistirenden Facialislahmung.* Annalen der stadt. allgem. 
Krankenhauser in Mtlnchen. VII. — ^Syringomyelic mit bulbaren Symptomen.« Deutsches 
Arch. f. klin. Medic. 1895. — *Uebcr einen bisher nicht beachteten Formbestandtheil des 
Blutes. « Centralbl. f. allgem. Pathol, u. pathol. Anat. VII 1896. — »Ueber die Storungen 
der elektromuscularen Sensibilitat bei Lasionen gemischter Nerven.« Deutsches Arch. f. 
klin. Medic. LV. — »Ueber das elektr. Verhalten des Herzens bei Tetanic* ibid. LXI. — 
»Ueber die Beulenpest in Bombay im Jahre 1897.* Denkschr. der Math.-naturw. CI. d. 
Wiener Akaderaie LXVI 1898. — H. F. MUller u. R. Pttch, Die Pest Nothnagels 
Handbuch der spec. Palhologie und Terapie V 1900. 

Der Pest, diesem Damon, vor dem audi der beherzte Mann erblassen 
mag, sagt Nothnagel in seinem Nachrufe, »tritt gelassenen Muthes ein Mann 
entgegen, anfanglich noch im Zweifel, zuletzt aber in voller Kenntniss der 
ftirchterlichen Gefahr, in welcher er sich befindeU. Nicht in einem 
heroischen Momente der Begeisterung, sondern leidenschaftslos, mit be- 
sonnener Ruhe handelt und beobachtet er; schon in vollster Gewissheit 
seines baldigen Todes, die gebffnete Gruft vor seinem geistigen Auge, beob- 
achtet er noch an sich das unheimliche Fortschreiten der todbringenden 
Krankheit und scheidet klaglos aus dem Leben. »Er hat seine Pflicht 
gethan«, so fahrt Nothnagel fort, — »das betrachten wir zwar als selbst- 
verstandlich, aber wir anerkennen es; er hat tapferen Sinn bewahrt — das 
riihmen wir; er hat aber noch mehr gethan: er hat schon, ja erhaben zu 
sterben gewusst — und das ergreift, befreit und erhebt zugleich. Ich halte 
das fiir sein Grosstes«. 



Mliller. Kerner v. Masilaun. 



341 



Quellen: A. Rollet, Zur Erinnerung an Dr. H. F. Mliller. MittheiL d. Vereines 
d. Acrzte in Steiermark. — H. F. MUller, Ueber die Beulenpest in Bombay i. J. 1897, 
s. o. — H. Albrecht, Zur Geschichte der tfsterreichischen Pestcommission. Denkschr. 
d. Wien. Akad. 1898. — Zusammenfassender Bericht Uber die Thatigkeit der osterr. 
Pestcommission in Bombay. Sitzungsber. der Wien. Akad. 1897 XIV. — Brief liche Mit- 
theilungen des H. Hofr. Rembold u. d. H. Doctoren Albrecht, Schttnwerth, Schischa und 
Lindemann. — Nachruf von Nothnagel. — Mittheilungen der Familie. — Perscinliche 
Mittheilungen. 

Dr. R. Frhr. v. Seiller. 



Kerner von Marilaun, Anton, Botaniker, * 12. November 1831 in 
Mautern in der Wachau, f 21. Juni 1898 zu Wien. Sohn eines Oberamt- 
manns; absolvirte das Gymnasium in Krems. Wurde in der engsten Heimat 
angeregt zu botanischen Gangen, die er 1863 beschrieb in dem Buch »Das 
Pflanzenleben der Donaulander«. 1848 bezog er die Universitat als Mediciner. 
1859 zum Doctor der Medicin promovirt, legte er die Lehramtsprtifung ab 
und ging 1855 als Professor der Naturgeschichte an die Ofener Oberreal- 
schule. 1858 wurde er Professor am Polytechnicum in Ofen; i860 Universitats- 
professor in Innsbruck, wo er sich 1862 vermahlte. 1879 kam er a ^ s Nach- 
folger Fenzls an die Universitat Wien, wo er auch grosse Verdienste urn die 
Neugestaltung des botanischen Gartens und Museums sich erwarb. In seinem 
Hauptwerk — Das Pflanzenleben — , das er, veranlasst durch das bibho- 
graphische Institut in Leipzig, in Angriff nahm und binneji 10 Jahren 
vollendete, giebt er den Inbegriff seiner Erfahrungen und Gedanken, namentlich 
liber Entstehung der Pflanzennatur. 

Almanach der Wiener Akademie der Wissenschaften. 1899. 



I.) Alphabetisches Namenverzeichniss 

Deutschen Nekrolog vorn i, Januar bis 31. December iSgg. 



Name 

Aber, Eduard 
Am berg, Wilhelm 

Baensch* Wilhelm v. 

Bally, Franz 

Bamberger 1 Ludwig 

Baumann, Gskar 

Becker, Albert 

Beckh, August v, 

Berckholtz, Alexandra v. 

Bergner, Karl Heinrich Rudolf 

Berlepseb, Karoline Freifrau v. 

Beust, Friedrkh v t 

Beyer, August v. 

Biematzky, Karl Leo nh arc] 

Birch-Hirschfeld, Felix Victor 

BLumonau, Hermann 

Hock, Franz 

Boehn, Gctavio w 

Bonn, German v, 

Boppe, Karl Hermann 

hurries, Johann Karl August w 

Breslaur, Emil 

Brtlgger, Christian 

Buchner, August 

Buchrucker, Carl v. 

Bunsen, Robert Wilhelm 

Husch, Moritz 



Verfasser 
IL EUissen 
Georg Hermann 

IL Ellisstn 
Hans ItersQg 
Alexander Meyer 
Friedrkh Ratzei 
Robert Ettner 
Rudolf Krauss 
H. Holland 
Franz Brummer 
//. Holland 
Ludwig Franktl 
Rudolf Krauss 
jfvlt* Sass 
Joh. Sass 
W. IVolkenhaucr 
Wilhelm Fabian 
v. Frvbcl 
Ludivig Frlinkei 
Karl Deilev Jenzn 
v. Frobel 
Robert Eitner 
C S, 

Ludwig Frlinkei 
KvhUthmidt 
Richard Meyer 
Ernst G&et% 



S e 1 1 e. 

242 

1S7 
11S 

129 
24 

74 
117 

'59 
251 

47 
*45 
239 

199 
269 

*33 
204 
1 So 
= 3^ 
'57 

64 
20S 
164 
192 

a 






Inhalt. 



343 



Name 
Capri vi, Graf Leo v. 
Carstens, Cars ten Erich 
Cerri, Cajetan 
Claus, Karl 
Conrau, Gustav 

Dambach, Otto Wilhelm Rudolf 
Daverio, Michael Gustav 
Dillmann, Christian v. 
Dobbert, Eduard 
Dresky, Ferdinand Justus v. 
Dttrrschmidt, Heinrich 
Du Prel, Carl Freiherr v. 
Dustmann, Luise 

Eiselein, Karl 
Egle, Joseph v. 
Ehlert, Reinhold 
Elben, Otto 
Endemann, Wilhelm 
Ernst, Adolf 

Falkenstein, Kuno Freiherr v. 

Feckert, Gustav 

Fleck, Ludwig 

Fleckeisen, Alfred 

Fleischl-Marxow, Ida v. 

Ftfrster, Sophie 

Frilhwald, Karl 

Fuchs, Johann Nepomuk 

Gageur, Eugen 
Gebhardt, Hermann 
Gehlert, Karl August 
Geisser, Jacob Emanuel 
Gelder, Lucia v. 
Gleim, Eduard 
Goltermann, Heinrich 
Graeser, Karl 
Greffrath, Henry 
Griesinger, Julius Freiherr v. 
Groth, Klaus Johann 
Gruber, Florian 
Gull* Joseph 
Gumprecht, Adolf 
Guyer-Zeller, Adolf Heinrich 

Hauer, Franz, R. v. 
Hausegger, Fried rich v. 



Verfasser 


Seit e 


Alexander Meyer 


3 


Joh. Sass 


251 


Franz Brummer 


227 




323 


W. Wolkenhauer 


231 


A. Teichmann 


103 




49 


Rudolf Krauss 


80 


0. Wulff 


260 


v. Frobd 


214 


Ludwig Frankel 


256 


Alfred Freiherr v. Mensi 


146 


Richard Heuberger 


172 


v. Weech 


279 


Rudolf Krauss 


73 


W. Wolkenhauer 


22S 


Rudolf Krauss 


4i 


A. Teichmann 


144 


W. Wolkenhauer 


211 


Rudolf Krauss 


77 


Wilhelm Fabian 


303 


Ludwig Frankel 


207 


H. A. Lier 


268 


Anton Bettelheim 


320 


Robert Eitner 


163 


A* Teichmann 


114 


Richard Heuberger 


177 


v. Weech 


302 


Kohlschmidt 


184 


H. A. Lier 


271 


H Holland 


158 


H. Holland 


121 


H. Holland 


98 


Franz Brummer 


235 


H. Elissen 


173 


W. Wolkenhauer 


212 


Rudolf Krauss 


74 


Adolf Bartels 


103 


v. Weech 


301 


Friedrich Teutsch 


100 


H. Ellis sen 


188 


v. Salis 


37 




323 


Richard Heuberger 


161 



344 



Inhalt. 



Name 
Hayduck, Maximilian 
Helmerding, Karl 
Helmholtz, Anna v. 
Henkel, Heinrich 
Hennings, Johann Friedrich 
Henrici, Paul Christian 
Hertel v Peter Ludwig 
Heuduck, Wilhelm v. 
Hiendlmayer, Sebastian 
Hirsphwald, Ferdinand 
Hoffmann, Adolf 
Hoffmann, Ewald Alexander 
Hohenhausen, Elise Baronin v. 
Hohenwart, Karl Siground Graf v. 
Hohl, Karl v. 

Issel, Friedrich 

Jacoby, Paul 
Jappelt, Friedrich 
Jensen, Andreas Detlev 
Joachim, Amalie 
Jordan, Wilhelm 

Kapff-Essenther (Blumenreich) Franziska v. 

Kaupert, Johann August 

Kicpert, Heinrich 

Kirchhoff, Theodor 

Klemm, Heinrich Hermann 

Knab, Franz Joseph 

Kneisel, Rudolf 

Knoll, Conrad Ritter v. 

Knuth, Paul Erich Otto Wilhelm 

Kobelt, Ulrich 

Koberstein, Karl 

Koch, Georg 

Kolb, Georg 

Kttnig, Hugo 

Krementz, Philippus 

Krttckl, Franz 

Ktihn, Karl 

Lammerhirt, Otto 

Lang, Franz Vincenz 

Lang, Hermann 

Lange, Ernst Philipp Karl (Philipp Galen) 

Lange, Max 

Leu, Max 

Levetxow, Ulrike v. 



Verfasser 


S e i t e. 


Ludwig Frankel 


1 20 


Alexander Meyer 


321 


R. jyachsmuth 


14 


Robert Eitner 


169 


H. Holland 


129 


Joh % Sass 


252 


Robert Eitner 


176 


v. Frobel 


222 


H. Holland 


99 


H. Elissen 


188 


v. Weech 


281 


H. A. Lier 


301 


Franz Brummer 


223 


Ein bsterreichischer Parlamentarier 


86 


Rudolf Krauss 


79 


Kohlschmidt 


no 


H. A. Lier 


272 


H A. Lier 


302 


Joh. Sass 


234 


Robert Eitner 


179 


W. Wolkenhauer 


207 


Ludwig Frankel 


2 So 


W. Wolkenhauer 


236 




322 


W. Wolkenhauer 


237 


H A. Lier 


281 


Ludwig Friinkel 


244 


Ludwig Frankel 


275 


H Holland 


108 


Joh. Sass 


250 


Kohlschmidt 


125 


Ludwig Frankel 


23S 


Wilhelm Fabian 


271 


W. Wolkenhauer 


227 


H. Holland 


112 


Ludwig Friinkel 


277 


Ludwig Frankel 


202 


Kohlschmidt 


I2S 


H. A. Lier 


275 


M. Gist 


5* 


H Holland 


"3 


Front Brummer 


215 


nach R, v. Gottschah 


189 


Emit Beurmann 


84 


Alexander v. WeiUn 


275 



Inhalt 



345 



Name 

Lie, Sophus 
Lommel, Eugen v. 
Lowcnstein, FUrstin Sophie v. 
Ltttzel, Johann Heinricb 

Majunke, Paul 

May, Andreas 

Mayr, Emil 

Merbach, Paul Moritz 

Mergenthaler, Ottomar 

Mevissen, Gustav v. 

Meyer, Clemens Friedrich (v. Waldeck) 

Meyer, Georg 

Miller, Wilhelm v. 

Millocker, Karl 

Mittelst&dt, Otto 

Mitterer, Franz Xaver 

Mdnnichs, Gustav 

Morf, Heinrich 

Moser, Otto 

Muck, Friedrich R. v. 

Mailer, Moriz 

Munziger, Eduard 

Nagel zu Aichberg, Ludwig v. 
Nast, Wilhelm 
Neust&tter, Louis 
Nothnagel, August 

Ockert, Karl 
Oenicke, Clara 

Paar, Mathilde 
Pauliny, Jakob Joseph 
Paulitschke, Philipp 
Pesch, Tilmann 
Petri, Eduard 
Petxl, Ferdinand 
Pfeil, Heinrich 
Pfizer, Gustav 
Plehn, Rudolf 
Poesche, Theodor 
Polko, Elise 
Probst, Rudolf 

Quaritsch, Bernhard 

Raab, Johann Leonhard 
Raders, Ludwig 



Verfasser 

A. v. Braunmuhl 
S. Gunther 
Ludwig Frdnkel 
R. Eitncr 

Ludwig Frdnkel 
H. Holland 
W. Wolkenhauer 
H. A. Lier 
Ludwig Frdnkel 

—y- 

Franz Brummer 
Franz Brummer 
H. Holland 
Richard Heuberger 
A. Teichmann 
W. Wolkenhautr 
Ludwig Frdnkel 
E. Walter 
Franz Brumnur 
v. Frobel 
H. Holland 
A. NiggU 

H. Holland 
Rudolf Rrauss 
H. Holland 
Wilhelm Fabian 

H Holland 
Wilhelm Fabian 

Franz Brummer 
W. Wolkenhautr 
W. Wolkenhauer 
Ludwig Frdnkel 
W. Wolkenhauer 
H. Holland 
Robert Eitner 
Rudolf Arauss 
W. Wolkenhauer 
W. Wolkenhauer 
H. Holland 
Rudolf Krauss 

W. Wolkenhauer 

H Holland 
Ludwig Frdnkel 



S e i t e. 

3*4 

94 

237 

180 

258 
118 

238 
280 
259 
209 
218 
276 
"5 
154 
152 
267 
233 

45 
220 

*35 
140 

5i 

140 
80 

"3 
272 

128 

276 

224 
206 
203 

305 
204 

Hi 

187 

64 

232 

206 

124 

70 

225 

162 
249 



Biogr. Jahrbuch and Deutacher Nekrolog. 4. Bd. 



*i 



346 



Inhalt. 



Name 


Ve r f as s c r 


Seite 


Raif, Oskflr 


Ludwig Frdnkel 


161 


Ratzinger, J. Georg 


Robert Eitner 


246 


Rechberg, Graf Bernhard v. 


Heinrich Friedjung 


283 


Reimer, Dietrich 


H. Ellissen 


162 


Reuter, Paul Julius Freiherr v. 


Ludwig Frankcl 


241 


Riggenbach, Niklaus 


August Tuchschmid 


40 


Robert, Emmerich 


Alexander v. Weilen 


282 


R&seler, Friedrich Wilhelm 


Joh. Sass 


226 


Rosenberger, Ferdinand 


5. Gunther 


116 


Rothbart, Ferdinand 


H. Holland 


169 


Rotter, Josef Arthur 


R. Heuberger 


164 


Rumelin, Emil v. 


Rudolf Krauss 


61 


Ruperti, Justus 


Kohlschmidt 


122 


SafFerling, Benignus v. 


v. Frobel 


217 


Salkowski, Karl 


A* Teickmann 


175 


Schabelitz, Jakob 


H. Ellissen 


178 


Schaible, Heinrich Karl 


Paula Reber 


183 


Scher bring, Karl 


H. Holland 


171 


Schiff, Emil 


Paul Nathan 


256 


Schmidt, Hugo Ernst 


Georg Hermann 


243 


Schttnborn, Franz, Graf 




278 


Schott, Theodor 


Rudolf Krauss 


75 


SchrOder, Frederik 


Ludwig Frdnkel 


120 


Schroder, Gustav 


v. Frobel 


239 


Schroder, Hugo 


Kohlschmidt 


167 


Schubart, Martin 


H Holland 


305 


Schurig, Julius Wilhelm Volkmar 


Robert Eitner 


161 


Schwade, Heinrich 


H Holland 


160 


Schwaighofer, Johann 


Ludwig Frdnkel 


259 


Schwartz, Marie Esperance v. 


Franz Brummer 


213 


Schuler v. Senden, Freiherr 


v. Frobel 


221 


Siegel, Heinrich v. 


A. Teichmann 


91 


Silberstein, Adolf 


Franz Brummer 


240 


Simson, Eduard 


Alexander Meyer 


3<>7 


Sochi, August 


A. KoUmann 


57 


Speckbacher, Caspar 


Franz Brummer 


220 


Speidel, Wilhelm 


Rudolf Krauss 


49 


Spies, Ignaz 


Ludwig Frdnkel 


200 


Sporrer, Philipp 


H. Holland 


155 


Stechert, Gustav E. 


H. Ellissen 


179 


Stiehle, Friedrich Wilhelm Gustav v. 


v. Frobel 


191 


Stotz, Paul 


Rudolf Krauss 


72 


Strauss, Johann 


Guide Adler 


27 


Strauss und Torney, Victor v. 


Otto ZareUky 


96 


Struckmann, Johannes 


A. Teichmann 


119 


Thienemann, Ernst Friedrich 


H. Ellissen 


188 


Treiber, Wilhelm 


Robert Eitner 


172 



Name 

Versmann, Johannes 

Volderndorff-Waradein, Otto Freiherr v. 
VOrster, Karl 
Vogel, Jakob 
Volz, Berthold 

Waser, Joseph R. v. 

Weckesser, August 

Welti, Emil 

WeizsMcker, Karl v. 

Wiegand, Heinrich 

Wislicenus, Hermann 

Wisotzky, Otto 

Wissmann, Eduard 

Woenig, Franz 

Wolff, Wilhelm 

Wrangel, Karl Friedr. Wilhelm Freiherr v. 

Wrede, Ferdinand 

Zeissberg, Heinrich v. 
Ziebarth, Karl 
Ziemietzky, Hellmuth v. 
Zimmermann, Karl v. 
Zimmermann, V. J. 
Zottmayr, Ludwig 



ahalt. 


347 


Verfasscr 


S e i t e. 


Joh. Sass 


233 


A. Tekhmann 


173 


H. Ellissen 


189 


Ludwig Frdnkel' 


306 


W. Wolkenhauer 


201 


A* Tekhmann 


121 


Otto Waser 


67 


Dr. Hans Weber 


33 


Rudolf Krauss 


55 


Ludwig Frdnkel 


255 


Ludwig Frdnkel 


205 


W. Wolkenkauer 


228 


Franz Brummer 


238 


Frafiz Brummer 


221 


Ludwig Frdnkel 


253 


J oh. Sass 


248 


R. Eitner 


186 


Oswald Redlich 


3i7 


A. Tekhmann 


102 


v. Frobel 


219 


v. Frobel 


240 


Ludwig Frdnkel 


267 


Ludwig Frdnkel 


254 



n.) Alphabetisches Namenverzeichniss 

der 

Nachtrage zum Deutschen Nekrolog vom i . Januar bis 

31. December 1898. 



Name 


Verfasser 


S e i t c, 


Albert], Eduard Christian Charlau 


Joh. Sass 


326 


Delff, Heinricb Karl Hugo 


Joh. Sass 


327 


Kerner v. Marilaun, Anton 




341 


Mtiller, Hermann Franz 


X. Frh. v. Seiller 


331 


Renner, Andreas 


R. Krauss 


329 


Willatzen, Peter Wilhelm 


Joh* Sass 


3*8 



TODTENLISTE 
i897. i899. 



Biogr. Jfthrbuch u. IK»utschcr Nekrolog. 4. BcL 



i897. 



I. Regenten und Familienmitglieder der regierenden H&user. 



+Baden: Prinz Ludwig Wilhelm August, 
k. preuss. Gen. d. Inf., President d. I. bad. 
Kammer, # zu Karlsruhe 1 8. XII. 29; f da- 
selbst 27. IV.: s. BJ II, 41. — L BJ II, 
51 •; 111. Ztg. 108, 583 (mit P); Hotkal. 

1897, 6. 1898, 1259; Labell 24, 617 (B. 
P.[oten]); Militar-Wochenbl. 1897, 1197; 
Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrh. 52, 503 
(Winkelmann, Bad. Bibliogr.: Heidelberger 
Ztg. 1897 Nr. 97; Karlsruher Ztg. 1897 
Nr. 103; Bad. Presse 1897 Nr. 98). 

Bayern : Herzogin Sophie Charlotte Auguste, 
vermahlt mit Ferdinand Herzog v. Alencon, 

* zu Mttnchen 22. II. 47 ; f zu Paris beim 
Brande d. Wohlthatigkeitsbazars in d. Rue 
Jean Goujon 4. V. — L Hofkal. 1897, 11. 

1898, 1259; 111. Ztg. 108, 614 (mit P); 
Th. M. Wehofer, Schwester Marie -Made- 
leine aus d. III. Orden d. hi. Dominikus, 
Sophie Charlotte Herzogin v. Alencon, 
geb. Herzogin in Bayern. MUnchen 1898 
(mit P). 

Lippe: Prinzessin Marie Karoline Frie- 
derike, * zu Detmold I. XII. 25; f im 
Stift Lemgo 12. III. — L Hofkal. 1897, 44. 
1898, 1259; 111. Ztg. 108, 355. 

Lippe - Biesterfeld - Weissenfeld : Verw. 
Grafin Lydia, verm, mit Albert Freih. 
y. Oppen-Huldenberg (f 17. XII. 89), * zu 
Teichnitz 24. II. 24; f zu Neukirch 22. IV. 
— L Hofkal. 1897, 47. 1898, 1260. 

Mecklenburg - Schwerin: Grossherzog 

Friedrich Franz HI. Paul Nikolaus 
Ernst Heinrich, k. preuss. Gen. d. Kav., 

* zu Ludwigslust 19. III. 51; f zu Cannes 
10. IV. — L BJ II, 12*; Hofkal. 1897, 51. 
1898, 1260; Militar-Wochenbl. 1897, 1028; 
111. Ztg. 108, 479 (mit P); Friedrich 
Franz III., Grossherzog y. M.-Schw. Schwe- 
rin 1892 (mit Abbild.J: Mecklenb. Nachr. 



1897 Nr. 94 — 97 (K. Schroder); Bay- 
reuther Blatter 20, 301 (P. StUbe). 

— : Herzog Friedrich Wilhelm Adolf 
Gtinther, Lieut, z. See, * zu Schwerin 
5. IV. 71; f au * l ' em v - *km befehligten 
Torpedoboot S 26 auf d. Elbe vor Kux- 
haven 22. IX. — L Hofkal. 1897, 52. 
1898, 126; 111. Ztg. 109, 431. 435. 436 
(mit P). 

Reuss j. Linie: Prinz Heinrich XIII., 
k. preuss. Gen. d. Kay., Mitgl. d. preuss. 
Herrenhauses, * zu Klipphausen 18. IX. 
30; f zu Baschkow im Reg.-Bez. Posen 
3. I. — L Hofkal. 1897, 77. 1898, 1260; 
111. Ztg. 108, 73. 

Sachsen - Altenburg : Herzogin Friederike 
Amalie Agnes, geb. Prinzessin v. Anhalt, 

* zu Dessau 24. VI. 24; f zu Hummels- 
hain in Sachsen -Altenburg 23. X. — L 
Hofkal. 1897, 4. 90. 1898, 1259; HI. Ztg. 
109, 570 (mit P). 

'Sachsen - Weimar - Eisenach : Grossher- 
zogin Wilhelmine Marie Sophie Luise, 
geb. Prinzessin d. Niederlande, * im Haag 
8. IV. 24; f *u Weimar 23. III.: s. BJ 
II, 258. — L Cosmopolis 8, 527 (K. 
Fischer); Zwickauer Tagebl. 8. X. 1897 
Beibl. ; Wartburg-Herold 3, 84 ( W. Freckel) ; 
Blatter f. litt. Unterh. 1898 Nr. 27 (G. Lot- 
holz); Deutsch. Protestantenbl. 1898 Nr. 12. 
13 (E. Behr); 111. Ztg. 108, 421. 426 
(mit P); Hofkal. 1897, 55. 87. 1898, 1260. 

Schaumburg-Lippe : Prinzessin Margarete 
Marie Hermine Auguste Elisabeth, einzige 
Tochter u. jUngstes Kind d. Ffirstenpaares, 

* zu Btickeburg 21. I. 96; f daselbst 22. I. 
— L Hofkal. 1897, 96. 1898, 1260; 111. 
Ztg. 108, 129. 

Waldeck: Prinzessin Albertine Hermine 
Erika, Tochter des folgenden, * zu Thier- 



Todtenliste x 897 : 1. Regierende Hauser. II. Standesherrl., FUrstl. u. Graf I. Familien. g* 



garten b. Kleve 22. XII. 95 ; f zu Oberurff 

n.VII.—L Hofkal. 1897, 107. 1898, 1261. 

-:Albrecht Georg Bernhard Karl, Prinz zu 

Waldeck u. Pyrmont, preuss. Major a. D., 



* zu Kleve 11. XII. 41; f daselbst 11. I. 
— L Hofkal. 1897, 107. 1898, 107; IU. 
Ztg. 108, 104. 



II. Mitglieder standesherrlicher, fiirstlicher u. gr&flicher Familien*. 



Auersperg: Prinzessin Helene Rohan, 
geb. Grafin Auersperg, Gemahlin d. Prinzen 
Louis R. (f 27. L 91), # 7* HI. 35; t auf 
Schloss Chaustnik in Bohmen 4. X. — 
L 111. Ztg. 109, 511; Hofkal. 1898, 119. 
467. 1266. 

Bethlen: Graf Gabriel, President d. Sieben- 
bttrg.-Ungar. Kulturvereins ; f 26. (?) VI. 

— L 111. Ztg. 109, 17. 

Bernftorff: Graf Arthur Friedrich Karl, 
Erbherr a. Wedendorf, grosshgl. mecklenb.- 
schwerin. Landrath, preuss. Kammerherr 
u. Leg.-Rath a. D., Senior d. gesammten 
Familie, • 21. II. 1808; f zu Wedendorf 
8. IV. — L 111. Ztg. 108. 518; Graft. 
Taschenb. 1897, 113. 1898, 1244. 

Bombelles: Grafin Marie Leopoldine Fran- 
ziska Gabriele Elisabeth Bonifacia, geb. 
Alt grafin v. Salm-Reifferscheid-Raitz, 
Gemahlin d. Grafen Markus, * zu Wien 
5. VI. 59; f zu Opeka in Kroatien 29. VI. 

— L Hofkal. 1897, 208. 1898, 1262; Grafl. 
Taschenb. 1897, I 5°- l8 9 8 » I2 44- 

Buquoy: s. Oettingen-Wallerstein, Prinzessin 
Sophie. 

von dem Bussche-Ippenburg gen. von Kes- 
sell: Graf Friedrich Wilhelm Georg 
Christian Clamor , Fideikommissherr, 
Schlosshauptmann v. OsnabrUck , Mitgl. d. 
preuss. Herrenhauses auf Lebenszeit, • zu 
Berlin 23. II. 30; f zu Ippcnburg b. Witt- 
lage (Prov. Hannover) 11. VII. — L Grafl. 
Taschenb. 1897, 202. 1898, 1245. 

Castell-Rtidenhausen: GrafKuno Friedrich 
Franz Albrecht Ernst Christian, k. bayer. 
Kammerer, * zu Rtidenhausen 12. II. 32; 
I zu Tubingen 4. IV. — L Hofkal. 1897, 
127. 1898, 1261. 

•Chorinsky: Graf Karl, Dr. jur., k. k. 
Geh. Rath, President d. Oberlandesgerichts 
in Wien u. standiges Mitgl. d. Reichsge- 
richts daselbst, Mitgl. d. Herrenhauses d. 
osterr. Reichsrathes auf Lebenszeit, * 18. 
X. 38; f au f seinem Sommersitz in d. 
Vorderbriihl 10. VII.: s. BJ II, 326. — 
L 111. Ztg. 109, 118; Grafl. Taschenb. 
1897, 223. 1898, 1245; Hahn 1891, 20. 

Colloredo-Mannsfeld : Verw. Grafin Aglae, 
geb. Grafin Festetics v. Tolna, Ge- 
mahlin d. Ackerbauministers Grafen Hie- 



ronymus (f 29. VII. 81), • 2. II. 40; f ** 
Wien 1. VI. — L Hofkal. 1897, 128. 
1898, 1261; Grafl. Taschenb. 1897, 341. 

Dornberg zuHerzberg: Graf Ernst Fried- 
rich Wilhelm August Julius Karl Maxi- 
milian, k. u. k. Kammerer, bedeutender 
Testator, ♦ 18. I. 36; f zu Regensburg 
15. I. — L 111. Ztg. 108, 129; Grafl. 
Taschenb. 1897, 291. 1898, 1245; Allg. 
Ztg. 1897 Nr. 18. 20. 25/ 

Fabrice: Verw. Grafin Anna Friederike 
Luise, geb. v. d. Asseburg, Gemahlin 
d. frfiheren k. sachs. Kriegsministers Grafen 
Alfred (f 25. III. 91), Oberhofmeisterin d. 
Grossherzogin Sophie v. Sacb sen- Weimar- 
Eisenach, * 16. VI. 22; f zu Dresden 
24. V. — L Graft. Taschenb. 1897, 49. 
333- 1898, 1246; 111. Ztg. 108, 715. 

Flemming: Graf Edmund Friedrich Fer- 
dinand, Mitbesitzer d. Herrschaft Buckow, 
Herr auf Krossen b. Zeitz, 1878 — 81 
deutscher Reichstagsabg. f. Naumburg- 
Weissenfels- Zeitz (nat.-lib.), • zu Arns- 
berg i. W. 2. IX. 27; f zu Buckow 17. 
IX. — L Grafl. Taschenb. 1897, 357- 

1898, 1246; 111. Ztg. 109, 431; Schoen- 
feld* 142. 

Frankenberg und Ludwigsdorff: Graf 
Friedrich (Fred) Ludwig Ernst, Freih. 
v. Schellendorf, k. preuss. Wirkl. Geh. Rath 
u. Major a. D., Mitgl. d. preuss. Herrenh. 
auf Lebenszeit, d. preuss. Staatsraths, so- 
wie d. Provinzialraths und Provinzialaus- 
schusses d. Prov. Schlesien, Abg. d. deut- 
schen Reichstags 1871 — 74 f. Fsdkenberg- 
Grottkau u. 1874—81 f. Ohlau-Nimptsch- 
Strehlen (Reichsp.), * zu Breslau 5. II. 35 ;, 
t auf Schloss Tillowitz 31. XII. — L IU.' 
Ztg. no, 44; Grafl. Taschenb. 1898, 338. 

1899, 1270; Hirth 12, 115; Schflnfeld*ii5. 
Furstenberg: Prinzessin Marie Elisabeth 

Luise Karoline Amalie Leopoldine Wil- 
helmine Maximiliane, * zu Donaueschingen 
15. III. 19; f daselbst 9. IV. — L Hofkal. 
1897, 142. 1898, 1 26 1. 
Hacke: Graf Friedrich Wilhelm Edmund 
Eduard Ehrenpreis, kaiserl. deutscher 
Kontreadmiral a. D., * zu Berlin 3. III. 
41 ; f daselbst 29. IV. — L Grafl. Taschenb. 
1897, 422. 1898, 1246. 



* Nur die Verstorbenen aus den standesherrlichen und ftirstlichen Familien sind hier 
nach Moglichkeit vollzahlig aufgeftihrt. 



Todtenliste 1897: II. Standesherrl., Ftirstl. und Grad. Familien, 



10* 



Hascler : Graf G e o r g Gottlieb Albert Alexis 
(Pseudon. : GeorgKttppen), preuss. Ri tt- 
meister (im Garde -Klirasster- Reg.) a. D. f 
Redakteur der in Milwaukee erscheinenden 
Zeitong »Germania«, * zu Potsdam 23. XL 
33; f zu Milwaukee 2$. I. — L 111. Ztg. 
108, 313; Graf!. Taschenb. 1897, 424. 
1898, 1247. 

Hatzfeldt zu Trachenberg: Vcrw. FUrstin 
Marie, geb. v. Nimptscb auf Jaschko- 
witz in Schlesien, Wittwe d. FUrsten 
Hermann Anton (f 20. VIL 74), vorher 
vermablt roit Leopold August v. Buch, 
Ministerresidenten in Rom, * zu Franzdorf 
13. IV. 20; f zu Venedig 25. I. -— L 
Hofkal. 1897, 364. 1898, 1265. 

Hohenlohe-Oehringen: FUrst Friedrich Wil- 
helm Eugen Karl Hugo, Herzog v. Ujest, 
Erb-Reichsmarscball v. Wttrttemberg, erbl. 
MitgL d. preuss. Herrenbauses , Mitgl. d. 
Kammer d. Standesherren v. WUrttemberg, 
preuss. Gen. d. Inf., wiirttemb. Gen. d. 
Kav., • zu Stuttgart 27. V. 16; f auf Schloss 
Slawentzitz in Oberschles. 23. VIII. — L 
111. Ztg. 109, 268; Hofkal. 1897, 150. 
1898, 1261. 

Hohenlohe - Waldenburg - Schillingsfiirst 
(Jtingere Linie in Schillingsfiirst): Fttrstin 
Marie Antoinette Karoline, geb. Prinzessin 
zu Sayn -Wittgenstein - Sayn und 
Carlsburg - Ludwigsburg, Gemahlin 
d. deutscben Reicnskanzlers Fttrsten Chlod- 
wig, # 16. II. 29; f zu Berlin 21. XII. — 
L Hofkal. 1898, 157. 213. 1899, 1 3 10. 

— : Prinzessin Marie Ipbigenie Elisabeth, 

♦ zu Podiebrad 7. VIII. 86; f daselbst 
19. 1. — L Hofkal. 1897, 157. 1898, 1262. 

Holstein: Graf K on r ad Adolf August, Erb- 
herr auf Waterneverftorf im Kr. Plan, 
1877— 97 Mitgl. d. Deutscben Reichstages f. 
Oldenburg-Plbn-Segeberg (deutsch-kons.), 

• zu Waterneverftorf 19. VIL 25; f da- 
selbst 7. IX. — L 111. Ztg. 109, 370; 
Grafl. Taschenbuch 1897, 476. 1898, 1247; 
Schttnfeld* 155; Minde 1893/98, 2 (mitP); 
Reichstags -Handb. 1890/95: Biogr. No- 
tizen 58. 

Hompesch - Bollheim : Graf Ferdinand 
Ernst, Fideikommissherr, k. u. k. Kam- 
merer, Oberstleut. d. Landwebr, seit 1885 
Mitgl. d. Abg.-Hauses d. ttsterr. Reichs- 
rathes (Polenklub), * zu Joslowitz in Mahren 
15. I. 43; f daselbst 27. X. — L Grafl. 
Taschenb. 1896,483. 1898,1247; 111. Ztg. 
109, 606; Hahn 1891/2, 182; Kttrschner, 
Abg.-H. d. Reichsr. 1891, 146 (mit P). 

Hundt zu Lautterbach: Graf Theodor 
Johann Maximilian Joseph Emanuel Dis- 
mas Franz v. Paula, k. bayer. Kammerer, 
Direktor d. Reg. -Finanzkammer d. Ober- 
pfalz, * 25. XII. 10; f *u MUnchen 3. XL 



— L Grafl. Taschenb. 1897, 491. 1898, 
1247. 

Kaunitz : Graf A 1 b r e c h t , Fideikommissherr, 
k. u. k. Kammerer, erbl. Mitgl. d. ttsterr. 
Herrenhauses (kons.), President d. bohm. 
Kunstvereins, * 28. VI. 29; f zu Prag 24. 1. 

— L 111. Ztg. 108, 157; Grafl. Taschenb. 

1897, 521. 1898, 1248; Hahn 1891/2,60. 
Keller: Graf Gustav Ludwig, Emil, preuss. 

Kammerherr, Geh. Reg. -Rath u. Haupt- 
mann a. D., Vorsitzender d. Direktion d. 
Thttring. Eisenbahn, 1849 MitgL d. Frank- 
furter Parlaments, * 25. IV. 1805; f zu 
Gotha 23. X. — L 111. Ztg. 109, 649; 
Grafl. Taschenb. 1897, 527. 1898, 1248. 

Kdnigsegg-Aulendorf: Grafin Irm a Stepha- 
nie Johanne Baptista Eusebia, * zu Press- 
burg 7. IX. 44; f zu Karlsbad in Bbhmen 
11. VI. — L Hofkal. 1897, 167. 1898, 
1262. 

Kuefstein: Grafin Maria Magda Emilia, 
geb. Kr tiger, Gemahlin d. ttsterr.-ungar. 
Gesandten in Bern Grafen Karl, vor ihrer 
Verm&hlung Mitgl. d. Balletkorps d. Ber- 
liner Hofoper, * zu Berlin 24. VIII. 45; 
f zu HilterBngen b. Thun 23. VII. — 
L 111. Ztg. 109, 180; Hofkal. 1897, 167. 

1898, 1262. 

Leutrum von Ertlngen: Graf Rudolf 
Emanuel Ludwig, Senior d. grafl. Leu- 
trum 'schen Hauses u. Senior d. kath. 
Linie desselben, k. u. k. Rittmeister a. D., 
* zu KaufFung in d. preuss. Prov. Schle- 
sien 13. I. 23; f zu Graz *4- H. — L 
Grafl. Taschenb. 1897, 622. 1898, 1249. 

Logau: Helene Ottilie Melanie Grafin 
v. Logau u. Altendorff, Herrin auf Reu- 
thau, * zu Gross-Glogau 23. III. 37 ; f auf 
Schloss Reuthau bei Sprottau 27. VIL — 
Mit ihrem Tode ist dieses grafl. Haus er- 
loschen. — L 111. Ztg. 109, 209; Grafl. 
Taschenb. 1897, 644. 1898, 1249. 

Liitzow: Graf Franz, Herr auf Borohradek 
u. Wamberg in B tinmen, k. u. k. Kammerer, 
Wirkl. Geh. Rath, ausserordentl. Gesandter 
u. bevollmachtigter Minister i. D., * 2. XL 
14; f *u Wien 7. XL — L 111. Ztg. 109, 
682; Grafl. Taschenb. 1897, 658. 1898, 
1249. 

Marschall auf Burgholzhausen u. Troms- 
dorf: Graf Max, Erbmarschall in Thtt- 
ringen, grosshgl. sachs. Kammerherr, k. k. 
Rittmeister a. D., * zu Weimar 11. X. 29; 
t *u Wien 3. III. — L 111. Ztg. 108, 355; 
Grafl. Taschenb. 1897, 676. 1898, 1249. 

Montfort: s. Thurn und Taxis, Prinzessin 
Sophie. 

Miinster-Ledenburg: Grafin Julie, * zu 
Canterbury 4. XL 18; + zu Binder 3. VIII. 
— L Grafl. Taschenb. 1897, 748. 1898, 
1250 (Vergl. 111. Ztg. 109, 209). 



II" 



Todtenliste 1897: II. Standesherrl., Fiirstl. u. Grafl. Familien. 



12^ 



•Neipperg: Graf Er win Franz Ludwig Bern- 
hard Ernst, erbl. Mitgl. d. Kammer d. 
Standesherren in Wiirtternberg u. lebensl. 
Mitgl. d. Herrenh. d. osterr. Reichsrathes, 
k. u. k. Wirkl. Geh. Rath u. Kammerer, 
Gen. d. Kav., Kapitan d. Trabantenleib- 
garde u. d. Leibgarde-Inf.-Komp., * zu 
Schwaigern im wtlrttcmb. Oberamt Bracken- 
heim 6. IV. 13; f daselbst 2. III.: s. BJ 

II, 325. — L Hofkal. 1897, 182. 1898, 
1262; Hahn 1891/2, 79; Loebell 24,627 
(B. P[oten].); Wurzbach 20, 155; Schwab. 
Kronik 1897, 434; 111. Ztg. 108, 307. 

Norfolk: Lady Marie Ernestine Howard, 
geb. von der Schulenburg aus 
d. Hause Priemern, Gemahlin des Sir 
Henry Howard, • zu Priemern 26. I. 21 ; 
t zu Mtinchen 25. XIL — L Hofkal. 1899, 

Nostitz: s. Windisch-Gratz, Prinzessin Wil- 
helmine. 

O'Sullivan de Gras: Verw. Grafin Char- 
lotte, geb. Wolter, Schauspielerin ; s.Abth. 
XXIX. 

Oettingen-Wallerstein: Prinzessin Sophie 
Therese Wilhelroine Mathilde, Wittwe d. 
Georg Grafen von Buquoy (f 2. IX. 82), 
• zu Prag 6. I. 29; f zu Wien 27. IV. — 
L Hofkal. 1897, 185, 1898, 1262; Gr8fl. 
Taschenb. 1897, 201. 1898, 1245. 

Paar: Graf Karl Rudolf, k. u. k. Kammerer, 
Legationssekr. d. osterr.-ungar. Botschaft 
beim Papstl. Stuhl, * zu Brtihl b. Wien 
3. VI. 65: f wahrend d. Eisenbahnfahrt 
von Mttnchen nach Salzburg 28. VI. — L 

III. Ztg. 109, 51; Hofkal. 1897, 417. 1898, 
1265. 

Palffy von Erdbd: Graf Moritz, k. u. k. 
Kammerer, Wirkl. Geh. Rath u. Feldmar- 
chall-Lcut a, D., • 15. VII. 12; f ztx Kal- 
tenleutgeben 1 5. IX. — L Grafl. Taschenb. 
1898, 744. 1250; Mil.-Ztg. (Wien) 1897, 34. 

Platen zu Hallermund: Graf Gustav 
Theodor Ferdinand Friedrich, ehemal. k. 
hannover. Oberstallmeister, * zu Hannover 
23. III. 13; f *u Kiel 19. V. — L Hof- 
kal. 1898, 191. 1899, 1310. 

— : Grafin Katharina Marie Georgine Ma- 
thilde Bertha, Diakonissin in Frankfurt 
a. M., * zu Dlisseldorf 27. VII. 50; f zu 
Frankfurt a. M. 2. III. — L Hofkal. 1897, 
190. 1898, 1262. 

Preysing-Lichtenegg-Moos: Graf Johann 
Kaspar Anton Maria Georg Gebhard, 
Fideikommissherr, k. bayer. Kammerer u. 
Major a la suite, 1882 — 90 Mitgl. d. Deut- 
schen Reichstags f. d. Wahlkr. Landshut 
in Niederbayern (Zentr.), * 8. IV. 44; + 
auf Schloss Kronwinkel b. Landshut 4. VIII. 
— L Grafl. Taschenb. 1897, 845. 1898, 
1 251; Schoenfeld 5 251; Hirth 16,205. 



PUckler: Graf Erdmann Julias Hugo, 
Freih. v. Groditz, Erbherr auf Rogau, * 
30. III. 10; f ^f Schloss Rogau 30. 1. — 
LIU. Ztg. 108, 193; Grafl. Taschenb. 1897, 
852. 1898, 1 25 1. 

Piickler - Limpurg: Verw. Grafin Maria 
Karoline Adolflne Isabelle Christine 
Bernhardine, geb. Grafin Spiegel zum 
Diesenberg-Hanxleden, Gemahlin d. 
k. wttrttemb. Gen. - Majors a. D. Grafen 
Friedrich, * zu Wischenau in MShren 6. 
II.49; t zu Meran 13. 1. — L Hofkal. 
1897, 193. 1898, 1262: Grafl. Taschenb. 
1897, 1057. 1898, 1252; Beil. z. Staats- 
anz. f. Wllrttemb. 1897, 87. 

Rechteren zu Limpurg: Grafin Luitgarde 
Luise Charlotte Sophie, geb. Grafin zu 
Erbach-Fttrstenau, Gemahlin d. Grafen 
Ludwig, * zu Fiirstenau 13. V, 17; f 10. 
IV. — L Hofkal. 1897, 135- *99- 1898, 
1262. 

Rittberg: Graf He in rich Georg Adelbert 
Max, Herr auf Stangenberg im Kr. Stuhm, 
bis 1895 Vorsitzender d. Provinztalaus- 
schusses d. Prov. Westpreussen , * 17. II. 
23; f zu Stangenberg b. Nikolaiken 24. 
IV. — L 111. Ztg. 108, 583 ; Grafl. Taschenb. 
1897, 901. 1898. 1251. 

Rohan: s. Auersperg, Grafin Helene. 

Rothkirch: Graf Do roth eus Natalis, Freih. 
v. Trach, Fideikommissherr, k. preuss. 
Kammerherr, Major a. D., Mitgl. d. preuss. 
Herrenh., * zu Breslau 28. III. 34; f zu 
Barsdorf- Trach im schles. Kr. Goldberg- 
Haynau 22. IV. — L 111. Ztg. 108, 555: 
Grafl. Taschenb. 1897, 9 l8 - l8 9 8 » 1251. 

— : Graf Karl Leopold Siegfried Dorotheus 
Konrad, Freih. v. Trach, Dr. jur., Referen- 
dar, Erbherr auf Burau im Kr. Sagan, * 
zu Halbau 24. II. 69; + durch einen Un- 
glucksfall zu Stanz b. Luzern 24, VII. — 
L 111. Ztg. 109, 180; Grafl. Taschenb. 

1897, 919. 1898, 1251. 

Salm - Reifferscheid * Raitz: s. Bombelles, 
Grafin Marie. 

Sayn -Wittgenstein -Sayn und Carlsburg- 
Ludwigsburg: s. Hohenlohe-Waldenburg- 
Schillingsfurst (J. Linie in Schillingsfttrst), 
Ftirstin Marie. 

Sch5nburg - Glauchau : Graf Friedrich 
Wilhelm Edmund, * zu Berlin 22, V. 23: 
f zu Graz 13. X. — L 111. Ztg. 109, 535; 
Hofkal. 1897, 225. 1898, 1263. 

Schonburg -Waldenburg: Print Hugo, 
Sekundogenitur • Fideikommissherr auf 
Droyssig u. Quessnitz in d. Prov. Sachsen, 
preuss. Gen. d. Inf., * zu Waldenburg 
29. VIII. 22; f zu Wiesbaden 9. VI. — 
L 111. Ztg. 108, 783; Hofkal. 1897, 222. 

1898, 1263; Mil. - Wochenbl. 8a, 2405; 
Schonburg. Geschichtsbll. 3, 244. 



13' 



Todtenliste 1897: II. Standesherrl., Ftirstl. u. Grafl. Familien. 



14" 



von der Schulenburg (Zweig Wolfsburg): 
Graf Gebhard Hans Alexander, Fidei- 
kommissherr , bgl. braunschweig. Vize- 
Oberjagermeister, * zu Wolfsburg 12. VI. 
23; f ™ Gross - SchwUlper 9. IV. — L 
111. Ztg. 108, 518; Griifl. Taschenb. 1897, 
987 (offenbar irriges Datum). 1898, 1252. 

Stolberg-Rossla: Graf Vollrath Botho, 
Rittmeister im 1. preuss. Garde- Ulanen- 
Reg., * zu Rossla 28. IV. 56; f ™ Halle 
a. S. 12. IV. — L 111. Ztg. 108, 518; Hof- 
kal. 1897, 253. 1898, 1263. 

Teck: Herzogin Marie Adelheid (Mary 
Adelaide) Wilhelmine Elisabeth, geb. 
Prinzessin v.Grossbritannienu.Irland, 
Gemahlin d. Herzogs Franz, * zu Han- 
nover 27. XI. 33; f zu White Lodge, Rich- 
mond Park, 27. X. — L Hofkal. 1897, 30. 
489. 1898, 1266: 111. Ztg. 109, 606. 608. 
609 (mit P). 

•Thun und Hohenstein : Graf S i g i s m u n d , 
k. u. k. Kammerer, Statthalter u. Landes- 
priisident v. Salzburg, * 11. VI. 27: f *" 
Salzburg 7. IX.: s. BJ II, 306. — L 111. 
Ztg. 109, 370; Grafl. Taschenb. 1897, 
1 134. 1898, 1253. 

♦Thurn und Taxis: Prinz Franz Maxi- 
milian Lam oral, kaiserl. deutscher Lega- 
tionsrath u. Ministerialresident in Luxem- 
burg, * zu Regensburg 2. III. 52; f zu 
Luxemburg 4. (5.?), V.: s.BJ II, 52. — L 111. 
Ztg. 108, 614; Hofkal. 1897, 255. 1898, 
1263. 

— : Prinzessin Marie Sophie, Gemahlin d. 
Johann Grafen v. Montfort, * zu Prag 

16. VII. 16; f zu Linz 2. IV. — L 111. Ztg. 
108, 449; Hofkal. 1897, 256; 1898,1263. 

Urach: Verw. Herzogin Florestine Ga- 
briele Antoinette, geb. Prinzessin v. Mo- 
naco, Gemahlin d. Herzogs Wilhelm (f 

17. VII. 69), * zu Fontenay (Dep. Seine 
in Frankreich) 22. X. 33; f zu Stuttgart 
24. IV. — L 111. Ztg. 108, 555; Hofkal. 
I ^97, 54. 493. 1898, 1260. 

Waldburg-Zeil-Zeil oder Zeil und Trauch- 
burg: Graf Ludwig Bernhard Richard, 
k. u. k. Rammer, osterr. Gen.- Major i. R., 

• zu Zeil 19. VIII. 27; f zu Salzburg 19. 
I. — L Hofkal. 1897, 264. 1898, 1263; 
111. Ztg. 108, 129; Litt. Beil. z. Staatsanz. 
f. WUrttemb. 1897, 109. 

♦Wimpffen: Graf Vic tor Aegidius Christian 
Gustav Maximilian, Herr auf Reitenau, 
k. k. Hofrath, Korvettenkapitan a. D., 
spater President d. Niederbsterr. Stidwcst- 
bahn u. Generaiinspektor d. fcsterr. Staats- 
tclegraphen, Reise- u. Militar-Schriftsteller, 

• zu Hietzing b. Wien 24. VII. 34; f zu 
Battaglia (Prov. Padua) 22. V.: s. BJ II, 
318. — L HI. Ztg. 108, 715; Grafl. Ta- 
schenb. 1897, 1235. 1898, 1253. 



Windisch-Graetz: Prinz Ernst Wilhelm 
Robert Aloysius, k. u. k. Leut. im Korps- 
Art.-Reg. 11, * zu Gonobitz 4. IX. 72; + zu 
Ajaccio 1. II. — L 111. Ztg 108, 193; Hof- 
kal. 1897, 269. 1898, 1263. 

— : Prinzessin Wilhelmine, geb. Griifin 
v. Nostitz aus d. Hause Rokitnitz, Ge- 
mahlin d. Feldmarschall-Leut. Prinzen Au- 
gust, * zu Prag 23. IV. 27; + zu Wien 
25. IV. — L 111. Ztg. 108, 583; Hofkal. 
1897, 268. 1898, 1263; Grafl. Taschenb. 

1897, 765. 1898, 1250. 
•Wolkenstein : Graf Hein rich, Freih. v. 

Trostburg u. Neuhauss, k.u.k. OberstjUger- 
meister, Geh. Rath u. Kammerer, Oberst 
a. D., • 7. I. 41; f zu Wien in d. Nacht 
v. 11./12. II.: s. BJ II, 319. — L 111. Ztg. 

108, 213; Grafl. Taschenb. 1897, 1247. 

1898, 1254. 

Wratislaw von Mitrowitz: Graf Eugen 
Franz Adam Leopold Joseph, Fideikom- 
missherr, k. u. k. Kammerer, Oberst-Erb- 
landkiichenmeister d. Kgr. Btthmen, * 17. 
VI. 55; f zu Meran 23. VI. — L 111. Ztg. 

109, 17; Grafl. Taschenb. 1897, 1252. 
1898, 1254. 

Wrede: FUrst Karl Fried rich, k. bayer. 
Kammerer u. Major a la suite, erbl. Reichs- 
rath, * zu Mlinchen 7. II. 28; f zu Ellin- 
gen 22. XII. — L Hofkal. 1898, 514. 1899, 

Wurmbrand-Stuppach: Graf Heinrich, 
* zu Graz n. X. 78; f zu Wien 7. X. — 
L Hofkal. 1897, 272. 1898, 1263. 

— : Graf H e 1 1 w i g , k.u.k. Kammerer, Garde- 
Adj. u. Rittmeister in d. 1. Arcieren-Leib- 
garde in Wien, * zu Liblin in Bohmen 
15. VIII. 37; f ™ Wien 6. V. — L Hof- 
kal. 1897, 271. 1898, 1263. 

Yorck von Wartenburg: Graf Hans Ludwig 
David Paul, Fideikommissherr, erbl. Mitgl. 
d. preuss. Herrenhauses, preuss. Hauptmann 
a la suite u. Reg. -Assessor a. D., * zu 
Berlin 1. III. 35; f zu Klein-Oels 12. LX. 
— L III. Ztg. 109, 370; Grafl. Taschenb. 
1897, 1259. 1898, 1254. 

Zedtwitz: Graf Maximilian, Lehnsherr 
auf Ncuberg-Neuschloss u. Sorg b. Asch, 
k. k. Hauptmann a. D., * zu Temesvar 27. 
VIII. 31; f *u Neuschloss - Neuberg 23. 
VIII. — L 111. Ztg. 109, 349; Grafl. 
Taschenb. 1897, 1280. 1898, 1254. 

Zeppelin: Graf Max, Dr. phiL, Hofmarschall 
d. Frau Prinzessin Auguste v. Sachsen- 
Weimar-Eisenach, Zoolog, * zu Stuttgart 
6. VIII. 56; f daselbst 3. XII. — L Grafl. 
Taschenb. 1898, 1225. 1899, i28o;Schwab. 
Kronik 1897, 2515; Litt. Beil. z. Staatsanz. 
f. WUrttemb. 1897, 2043; Allg. D. Biogr. 
45, 84; Nordd. Allg. Ztg. 1897 Dez. 

Zichy zu Zich und Vasonykeo: Graf Jo- 



i5' 



Todtenliste 1897: III, 1. 2. Hofbeamte, Diplomaten, Staatsbeamte. 



16* 



s eph, k. u. k. Kammerer, Obersthofraeister 
(des Kaisers Max v t Mexiko) a. D., vermahlt 
mit Melanie Prinzessin v. Metternich-Winne- 
burg, Tochter d. ehemaligen Staatskanzlers, 



» 9. XII. 14; f *« Wicn 14. I. — L I1L 
Ztg. 108, 104; Graf I. Taschenb. 1897, 
1291. 1898, 1254. 



III. StaatsmSnner und Beamte. 

1. Hofstaaten und Hofbeamte. 



Baden: 

•Regenauer, Eugen v., Wirkl. Geh. Rath, 

Exzellenz, President d. Generalintendanz 

d. Zivilliste, * zu Karlsruhe 11. VI. 24; 

f daselbst 6. XII.: s. BJ II, 281. 
Braunschweig: 
von der Schulenburg, Gebhard Graf, 

Vize-Oberjagermeister; s. Sp. 13*. 
Fruheres Konigreich Hannover: 
Platen zu Hallermund, Gustav Graf, 

ehemals Oberstallmeister; s. Sp. 11*. 
Hess en: 
Muhl, Ferdinand, Geh. Rath, grosshgl. 

Jagermeister; s. Abth. VII. 
Oldenburg: 
•Dalwigk zu Lichtenfels , R e i n h a r d 

Freih. v., Exzellenz, Oberhofmarschall a. D., 

frUher Chef d. Hofkapelle u. Vorstand d. 

Theaterkommission, * zu Kassel 21. I. 18; 

+ zu Wohlheiden b. Kassel 3. VI.: s. BJ 

II, 181. - L Freiherrl. Taschenb. 1896, 

161. 1898, 1 1 70. 
O ester retch: 
*Wolkenstein, Heinrich Graf v., k. u. k. 

Oberstjagermeister ; s. Sp. 14*. 
Wratislaw von Mitrowitz, Eugen Graf, 

Obersterblandktichenmeister d. Kgr. Boh- 

men; s. Sp. 14*. 
Zichy zu Zich und Vasonykeb, Joseph 

Graf zu, Obersthofmeister a. D.; s. Sp. 14*. 



Preuss en: 

Usedom, Max v., Kammerherr, Einfuhrer 
d. diplomat. Korps; im 68. J. f zu Ma- 
rienbad 11. VII. — L 111. Ztg. 109, 118; 
Hofkal. 1897, 596- 

Saclisen- Altenburg: 

Koethe, Rein ho Id v., Kammerherr u. 
Major a.D., Exzellenz, Oberhausmarschall, 
75 J.; f zu Altenburg 20. VI. — L 111. 
Ztg. 109, 17; Hofkal. 1897, 624. 

Sachsen- Weimar-Eisenach: 

Fabrice, Anna Grafin v., Oberhofmeisterin 
d. Grossherzogin Sophie, s. Sp. 8*. 

Wurtiemberg: 

Gunzert, Gustav Adolf v., frttherer Hof- 
kammerprSsident , auch mehrere Jahre 
Leiter d. Hoftheaters, 73 J.; f zu Stutt- 
gart 26. IV. — L 111. Ztg. 108, 583; 
Schwab. Kronik 1897, 847. 937. 

Reitzenstein , Karl Friedrich Sigmund 
Felix Freih. v., Herr auf Reitzenstein u. 
Illigau, wttrttemb. Kammerherr, Major z.D. 
und FlUgeladjutant, Oberhofmeister d. 
Kdnigin, * 6. IX. 46; f zu Baden-Baden 
28. III. — L 111. Ztg. 108, 449; Freiherrl. 
Taschenb. 1896, 776. 1898, 1182. 

Zeppelin, Max Graf v., Hofmarschall zur 
Dienstleistung bei d. Prinzessin Auguste 
zu Sachsen- Weimar; s. Sp. 14*. 



2. Diplomaten und Staatsbeamte. 



Deutsches Reich: 

Amram, Postsekretar zu Pangani in Deutsch- 
Ostafrika, gebtirtig aus Altenburg; f durch 
Ertrinken bei einer dienstl. Segelfahrt in 
d. Bucht v. Pangani 17. VI. — L III. Ztg. 
108, 811. 

Gabriel, Hermann, Dr., Generalkonsul in 
Batavia, 45 J.; f zu Heidelberg 13. XII. 
— L 111. Ztg. 109, 881. 

Hagen, Kurt v., stellvertr. Landeshaupt- 
mann in Deutsch-Neuguinea; f von Ein- 
geborenen ermordet 14. VIII. — L 111. 
Ztg. 109, 370. 378 (mit P). 

Hake, Rudolf, Wirkl. Geh. Rath, Direktor 

. d. Telegraphenabth. d. Reich spostamtes, 
* zu Preuss. Stargard 27. VIII. 30; f zu 
Charlottenburg 1. V. — L BJ II, 17*; 
111. Ztg. 108, 614. 



Quosbarth, Konsul zu Dundee; f im Feb. 

— L Allg. Ztg. 1897 Nr. 49 Abendbl. 
Schneider, Karl, Konsul in San Reroo, 

MitbegrUnder d. 1881 dorterbautendeutsch- 
evang. Kirche, 62 J.; f daselbst 25. IV, 

— L 111. Ztg. io8 t 583. 
Sonnenschein, Franz Leopold, Geh. Leg.- 

Rath, vortr. Rath in d. Kolonialabth. d. 
Ausw. Amtes, 40 J.; f zu Berlin 13. VL 

— L 111. Ztg. 108, 811. 

♦Stephan, Heinrich v., Dr. phiL, General- 
postmeister, Staatssekretflr d. Reichspost- 
amtes, Wirkl. Geh. Rath, Bevollmfichtigter 
z. Bundesrath, Mitgl. d. preuss. Herren- 
hauses, kulturhistor. Schriftsteller , • zu 
Stolp in Pommern 7. I. 31 ; f zu Berlin 
8. IV.: s. BJ II, 196. — L BJ II, 41 •; 
111. Ztg. 108, 481 (K. Wieke, mitP); KL 



i 7 ' 



Todtenliste 1897: III, 2. Diplomaten u. Staatsbeamte. 



18* 



1897, 1296 (mitW); Deutsche Revue 22, 
2, 257 (A. v. Werner); Ueb. Land u. Meer 
78, 508 (Fr. Colberg. m. P); Daheim 53, 
527 (Klaussmann, roit P); Westermanns 
111. Monatshefte 1897 Okt. 25 (F.Hennicke 
intt P); Umschau 1897 Nr. 16; Deutsche 
Rundschau f. Geogr. u. Statistik 19, 422 
(mit P); Deutsche Rundschau 1897 Mai 
303 (R. Billig, mit P); Die neue Zeit 15, 
2, 171 (O. Vietlz); Cosmopolis 6, 843 
(Fischer); Ztschr. d. allgem. Sprachver. 
1897, 81 (Dunger); Nation 15 Nr. 34 (R. 
Bamberger); Deutscher Hausschatz 63, 
595 (Bruns, m. P). 

♦Thurn und Taxis, Franz Prinz v., Lega- 
tionsrath u. Ministerialresident in Luxem- 
burg; s. Sp. 13*. 

Anhalt: 

Larisch, C. A. A. v.. Dr. jur., WirkL Geh. 
Rath, 1868—75 Staatsm mister, 77 J.; f auf 
seinem Gute KUmmeritz b. Drahndorf 
11. X. — L 111. Ztg. 109, 535. 

Baden : 

*Goegg, Am and, Politiker u. Publizist, 
wahrend d. bad. Aufstandes 1849 Fin an z- 
minister, * zu Renchen 7. IV. 20; f da- 
selbst 21. VII.: s. BJ II, 44. 

Schafer, August, Landesgerichtsprttsident 
in Konstanz, Ministerialrath im Minist. d. 
grosshgl. Hauses u. d. Justiz, 69 J.; t zu 
Konstanz 10. V. — L 111. Ztg. 108, 683. 

Bayer n : 

Pummerer, Ludwig v., President a. D. 
d. Obersten Rechnungshofes , 79 J.; + zu 
MUnchen 28. 1. — L Allg. Ztg. 1897 Nr. 29 
Morgenbl. u. 31 AbendbL, 111. Ztg. 108, 

Schamberger, Adolf Ritter v., General- 
direktor a. D. d. bayer. Post- u. Tele- 
graphen-Verwaltung; f zu Oberstdorf im 
Allgau 22. IX. — L 111. Ztg. 109, 431. 

Ziegler, Fried rich v., Dr., Reg.-Prasidcnt 

a. D. von Oberbayern, frtlher Kabinets- 
sekretar Konig Ludwigs II. , * zu MUnchen 
10. III. 39; f daselbst 8. VI. — L 111. Ztg. 
108, 811; Deutscher Hausschatz 63, 765; 
Bayerland 8, 468 (mit P). 

Elsass-Lothringen : 

HosSus, Dr. jur. et phil., frUher Unterstaats- 

sekretar f. Kultus u. Justiz, mehrjahr. 

Kurator d. Univ. Strassburg, * zu Kusel 

in d. Pfalz 1841; f zu Strassburg i. £. 

28. IV. — L 111. Ztg. 108, 583. 
Munzinger, Ludwig, Geh. Reg.-Rath, vortr. 

Rath u. Vorsteher d. Bureaus d. Statt- 

halters; f zu Strassburg 15. XII. — L 

111. Ztg. 109, 881. 
♦Reitzenstein, Friedrich Freih. v., Dr. jur. 

b. c, Bezirksprasident z. D., im deutschen 
Verein f. Armenpflege th&tig, * zu Berlin 
26. III. 34; f zu Freiburg i. B. 4. II.: s. 



BJ II, 291. — L 111. Ztg. io8, 213; Freihcrrl. 
Taschenb. 1896, 775. 1898, 1 1 82; Allg. Ztg. 
1897 Nr. 39. 

Fruheres Konigreich Hannover; 

Steinberg, Bodo Freih. v., Besitzer d. Gutes 
Bodenberg b. Hildesheim, frtlher hannover. 
Gesandter in Paris, 77 J.; f daselbst im 
Sept. (?). — L 111. Ztg. 109, 470. 

I/es sen- Darmstadt: 

Gemmingen - Hornberg , G u s t a v Wei- 
precht v., Dr. jur., Kammerherr u. Reg.- 
Rath, Kreisrath zu Erbach im Odenwald, 
• 17. VIII. 49; f zu Erbach 19. VIII. — 
L HI. Ztg. 109, 268; Freiherrl. Taschenb. 
1896, 302. 

Preuschen, Maximilian Ernst Justus Lud- 
wig Konrad Freih. v., Geh. Rath a. D. u. 
Vorsitzender d. obersten Verwaltungsge- 
richtshofes, * 6. IX. 18; ^ \m Febr. — 
L Allg. Ztg. 1897 Nr. 47 Morgenbl.; 
Freiherrl. Taschenb. 1897, 771. 1898, X181. 

Zeller, VV i 1 h e 1 m , Dr. jur., Oberrechnungs- 
rath, jurist, u. national&konoro. Schrift- 
steller, * zu Darmstadt 1. XII. 42; f da- 
selbst 29. VIII. — L HI. Ztg. 109, 349. 
— W KL 1897, 1505. 

I lessen- Kassel: 

Etienne, Adolf, Geh. Oberjustizrath, bis 
zur Einverleibung Kurhessens hess. Justiz- 
rainister, 78 J. ; f zu Gbttingen 8. II. — 
L 111. Ztg. 108, 213. 

Lubeck: 

Rittscher, F. E. H., Senator u. langj. Chef 
d. Polizeiwesens, * zu Nusse 13. II. 39; 
t zu Ltibeck 1 1. VIII. — L 111. Ztg. 109, 
240. 

Mecklenburg-Sckwerin : 

Wendhausen, A., Vize-Kanzler d. Univ. 
Rostock, Landgerichtsprasident u. Kon- 
sistorialdirektor in Rostock, * daselbst 
2. X. 39; f ebenda 14. IV. — L III. Ztg. 
108, 555; Litt. Centralbl. 1897, 574. 

Oldenburg: 

Mutzenbecher, Geh. Staatsrath im Minist. 
d. Innern; f zu Oldenburg 23. VIII. — 
L III. Ztg. 109, 300. 

Preussen: 

♦Ahlefeld, Karl Wilhelm v., WirkL Geh. 
Rath, Landesdirektor a. D. d. Prov. Schles- 
wig-Holstein, * zu Schleswig 19. I. 18; 
f zu Kiel 5. II.: s. BJ III, 407. 

*Bode, Richard, Geh. Baurath, vortr. Rath 
im Minist. d. orTcntl. Arbeiten; s. Abth. X. 

Butze, Gottfried Wilhelm, WirkL Geh. 
Oberreg.-Rath a. D. in Berlin, 75 J.; f zu 
Arolsen 8. IX. — L 111. Ztg. 109, 370. 

Claer, Alexander v., Lieut, a. D. , Rent- 
meister in Bonn, Stifter der Alten-Herren- 
Feste des Kosener SC in Godesberg, 
* 18. XII. 25; f *u B °nn '7« V. — L 
111. Ztg. 108, 683. 



i 9 " 



Todtenliste 1897 III, 2. Diplomaten u. Staatsbeamte. 



20* 



Dryander, Karl, Geh. Reg.-Rath, Syndikus 
d. Franckcschen Stiftungen u. Stadtrath 
in Halle a. S., * daselbst 1*811 ; f ebenda 
17. II. — L 111. Ztg. 108, 253. 

Duckers, Heinrich, Wirkl. Geh. Oberreg.- 
Rath u. Direktor im Minist. d. dffentl. 
Arbeiten, • Dez. 1843; f zu Davos 2. VIII. 
— L 111. Ztg. 109, 209. 

Frankenberg und Ludwigsdorff , Graf 
Friedrich (Fred), Wirkl. Geh. Rath, 
Mitgl. d. Staatsraths , d. Provinzialraths 
u. Provinzialausschusses d. Prov. Schlesien; 
s. Sp. 8*. 

♦Franz, Hermann, Geh. Oberbaurath; s. 
Abth. X. 

Fritsch, Joseph Ernst, Geh. Oberfinanzrath, 
Provinzialsteuerdirektor in Posen, • zu 
Frankenstein in Schles. 1824; f zu Posen 
28. III. — L 111. Ztg. 108, 449. 

Jagow, Julius Alexander v., Geh. Reg.-Rath, 
i860 — 95 Land rath d. Kr. Westpriegnitz, 
1867 Mitgl. d. konstit. Reichstags, 71 J.; 
f zu Perleberg 21. II. — L 111. Ztg. 108, 

273. 
Kreyssig,Eduard, Geh. Baurath; s.Abth.X. 
Kroeger, Karl, Geh. Reg.-Rath; f zu Rin- 

teln im Febr. — L Allg. Ztg. 1897 Nr. 47 

Morgenbl. 
♦Loenartz, Jakob, Geh. Baurath, Elbstrom- 

baudirektor; s. Abth. X. 
von der Marwitz, Robert Apollinar, Ober- 

regierungs - Rath , Stellvertreter d. Vor- 

sitzenden d. Ministerial - Militarbaukom- 

mission in Berlin, 1879 — 88 Mitgl. d. 

preuss. Abg.-Hauses, * 1837; f auf d. 

Reise nach Frankfurt a. M. 25. II. — L 

111. Ztg. 108, 307. 
Rathjen, Rudolf, Geh. Rath, bis 1896 

Verwaltungsgerichtsdirektor in Schleswig; 

f daselbst 11. I. — L Allg. Ztg. 1897 

Nr. 12 Abendbl.; 111. Ztg. 108, 104. 
Rttdenbeck, Alexander Emil, Wirkl. Geh. 

Oberreg.-Rath , vortr. Rath im Minist. d. 

bffentl. Arbeiten, • zu Drebkau 13. V. 38; 

f zu Berlin 20. XL — L 111. Ztg. 109, 

672. 
Saltzwedell, Gustav v., Reg.-Prasident a.D., 

Mitgl. d. Frankfurter Parlaments 1848/49, 

Mitgl. d. preuss. Abg.-Hauses u. d. nordd. 

Reichstages f. Sensburg-OerteIsburg(kons.), 

• zu Drosdowen im Kr. Oletzko 28. IV. 

1808; f auf seinem Gute Poetschendorf 

b. Rastenburg in Ostpr. 6, VI. — L 111. 

Ztg. 108, 783; Hirth 7, 203. 
Schwarzenberg, Hermann, Reg.-Prasident 

zu Mlinster i. W., • zu Kassel 1830; f zu 

Mttnster 9. II. — L 111. Ztg. 108, 253. 
Semper, Geh. Oberreg.-Rath, vortr. Rath 

im Minist. f. Landwirthschaft, * zu Altona 

1838; f *u Berlin 1. V. — L 111. Ztg. 

108, 614. 



Stauder, Dr. phil., Wirkl. Geh. Oberreg.- 
Rath u. vortr. Rath im Kultusxninist, 
frtiher Gymn.-Direktor, 68 J.; t zu Berlin 
19. I. — L 111. Ztg. 108, 129; Ztschr. 
f. lateinlose Schulen 8, 129; Humanist 
Gymn. 1897, 31 (G. Uhlig). 

Vater, Richard Eduard, Geh. Oberreg.-Rath 
u. vortr. Rath im Kultusminist., 62 J.; 
f zu Berlin 8. V. — L 111. Ztg. 108, 683. 

Reuss /. Lime: 

Vollert, Dr., Staatsminister i. R., Vorstand 
d. Abth. f. Justiz-, Kircben- u. Schulwesen, 
jurist. Schriftsteller, 70 J. ; f zu Jena 7. V. 

Konigreich Sachs tn: 

Buschik, Munzmeister, 82 J.; f zu Dresden 
Mitte Dez. — L 111. Ztg. 109, 881. 

Heymann, Bernhard Traugott, Geh. Rath 
u. Ministerialdirektor im Finanzminist. ; f 
zu Dresden 7. VI. — L 111. Ztg. 108, 783. 

Klette, Otto, Finanzrath,Eisenbahningenieur; 
s. Abth. X. 

Seckendorff, Veit Gerald, Freih. v., Geh. 
Reg.-Rath a. D., • 30. XII. 25; f in d - 
Ortschaft »Weisser Hirschc b. Dresden 
23. II. — L 111. Ztg. io8 t 273; Freiherrl. 
Taschenb. 1896, 918. 1898, 

Sachs en - Altenburg: 

Hopfgarten-Heidler, Karl Bruno v., Karomer- 
herr, Geh. Reg.-Rath i. R., 78 J.; \ zu 
Altenburg im Juni. — L III. Ztg. 108, 

783. 
Sachsen - Weimar' Eisenach : 
Helldorf, Heinrich v., Wirkl. Geh. Rath, 

Oberschenk, Landtagsabg., * 1832; f zu 

Weimar 8. XII. — L 111. Ztg. 109, 851. 
Schaumburg-Lippe ; 
Wegnerri, Martin v., Wirkl. Geh. Rath, 

Staatsminister, Mitgl. d. Bundesraths, 39 J.; 

f zu BUckeburg 20. XL — L 111. Ztg. 109, 

722. 
Schwarzburg-Rudolstadt: 
Beulwitz, August v., Oberreg.-Rath a. D., 

frtiher vortr. Rath im Minist., 68 J. ; f zu 

Rudolstadt 11. VIII. — L 111. Ztg. 109, 

240. 
WurtUmberg: 
Drescher, Wilhelm, Oberreg.-Rath. — L 

(Stuttg.) N. Tagebl. 1897 Nr. 276. 
Guide, Karl, Oberbaurath; s. Abth. X. 
Kauffmann, Oberamtmann. — L Schwab. 

Kronik 1897, 752. 
Neuschler, Friedrich v., Oberfinanzrath 

a. D., * 6, IX. 1799; + zu Stuttgart 4. V. 

— L 111. Ztg. 108, 614; Schwab. Kronik 

1897, 921. 
Schott v. Schottenstein, Eduard r Kammer- 

herr, Oberreg.-Rath a. D. — L Schwab. 

Kronik 1897, 720. 
O ester reich: 
♦Eichhoff, Joseph Freih. v., k. u. k. Geh. 

Rath, Mitgl. d. ratthr. Landtags, d. Abg. 



2I< 



Todtenliste 1896: III, 2. 3. Diplomaten, Staats- u. Gemeindebeamte. 



22' 



Hauses d. Reichsraths, seit 1892 d. Herren- 
hauses, * 28. X. 22; f zu Graz *&• XL: 
s. BJ II, 319. — L 111. Ztg. 109, 762; 
Wurzbach 4, 13. 

Heider, Gustav Freih. v., Sektionschef a.D., 
Kunsthistorikcr, * zu Wien 15. X. 19; f 
daselbst 15. III. — L Freih. Taschenb. 
1898, 1 1 74. 

Hohenbiihel genannt Heufler zu Rasen, 
Karl Julius Freih. v., Ministerialrath im 
Ministerrathsprasidium u. Protokollfttbrer 
d. Ministerraths, * zu Mailand 24. VII. 44; 
t zu Gries b. Bozen 27. XL — L Wurz- 
bach 8, 455. 

♦Kosjek, Gustav Freih v., bevollmachtigter 
Gesandter in Athen, * zu Mittertrixen in 
Kara then; f zu Athen 1. II. : s. BJ II, 308. 

Lutzow, Franz Graf v., Wirkl. Geh. Rath, 
ausscrordentl. Gesandter u. bevollmachtigter 
Minister a. D.; s. Sp. io*. 

Marx, Wilhelm Freih. v., Polizeipr&sident 
a. D. v. Wien, * zu Sellowitz in Mahren 
21. XII, 15; f zu Wien 22. VIIL — L 
111. Ztg. 109, 268; Freiherrl. Taschenb. 
1897, 636. 1898, 1 1 78. 

Montlong, Ritter v M k. u. k. Ministerialrath 
u. General konsul I. CI., meist im Orient; 
t zu Wien 17. IV. — L 111. Ztg. 108, 583. 

Pechan von Pragenberg, Franz Ritter v., 
Hofrath, Direktor d. HauptmUnzamtes,66J.; 
f tu Wien 10. VI. — L 111. Ztg. 108, 783. 



Prinzig von Herwalt, Karl Ritter v., k. 
u. k. Ministerialrath u. Generalkonsul, Ver- 
treter Oesterreichs bei d. ottoman. Staats- 
schulden; f zu Konstantinopel Mitte Sept. 

— L 111. Ztg. 109, 402. 

Schneider, Franz Ctilestin Ritter v., Dr. 
med. , Ministerialrath, Sanit&tsreferent im 
Ministerium d. Innern, President d. Ober- 
sten Sanitatsrathes i. R., Mitgl. d. Herren- 
hauses d. Reichsrathes , frtther ordentl. 
Prof. f. allg. u. medizin. Chemie an d. 
Univ. Wien, * zu Krems 13. IX. 13; f zu 
Wien 29. XI. — L 111. Ztg. 109, 809; 
Hahn 1891/2,92; Wurzbach 31,20 (mitW); 
Leopoldina 33, 168 (mit W); Poggendorf 
II, 826. Ill, 1203 (mit W); HBL 5, 256. 

— W auch Cat. Roy. Soc. 5, 514. 8, 875. 

»» 331- 
Sonnleithner, Hippolyt Freih. v., frtiher 

Gesandter in Lissabon u. Brasilien, • 17. 

IX. 14; f ™ Wien 25. X. — L 111. Ztg. 

109, 649; Wurzbach 36, 14. 
•Thun und Hohenstein, Sigismund Graf 

v., Statthalter u. Land esp resident v. Salz- 
burg; s. Sp. 13*. 
•Wimpffen, Viktor Graf v., Generalinspek- 

tor d. Staatstelegraphen ; s. Sp. 13*. 
China: 
Krey, Walter, Dr., frtther Oberbeamter d. 

chines. Seezollverwaltung; f zu Jena 29. 

VI. — L 111. Ztg. 109, 51. 



3. Gemeindebeamte und Gemeinder&the. 



Breslau, Geh. Reg.-Rath, Oberbilrgermeister 

a. D. von Erfurt, • zu Kttnigshtttte im Kr. 

Beuthen; f in Bad Sachsa 5. III. — L 

111. Ztg. 108, 307. 
Chapeauronge, Ch. A. de, Senator in Ham- 
burg; s. Sp. 23*. 
Gos, Oberbilrgermeister von Tubingen; t 

daselbst 24. X. — L 111. Ztg. 109, 535. 
Graf, Robert, Stadtrath, Mitgl. d. Vor- 

steheramts d. Kaufmannschaft zu Kttnigs- 

berg i. Pr., Vorsitzender d. Aufsichtsraths 

d. »Kdnigsberger Hartung'schen Ztg.«; f 

daselbst 19. IV. — L 111. Ztg. 108, 583. 
Heineken, Frederik Parker, Stadtrath in 

Frankfurt a. M., 1888—93 Mitglied d. 

preuss. Abg.-Hauses, * zu Bremen 10. X. 

39; + zu Homburg v. d. H. 28. VI. — L 

III. Ztg. 109, 51. 
Hollander, Eduard, d. letzte wortftthrende 

Bttrgermeister v. Riga, * 1820; f 1897. 

— L Rigaer Stadtblatter 1897, 323 (A. 

Poelchau). 331 (A. Hillner). 383 (R. 

Kersting). 
Hiinnersdorf, K. H., frtiher Oberbilrgermeister 

v. Gotha, 79 J.; f daselbst 21. II. — L 

108, 273. 
Kammermayer, Karl, 1873 — 9*> Blirger- 



meister v. Budapest; f zu Abbazia 5. VI. 
L HI. Ztg. 108, 811. 

Klein, Julius, Staatsrath, frUher Blirger- 
meister v. Strassburg, President d. Bezirks- 
tages d. Unterelsass, * zu Osterhofen 1830; 
f zu Strassburg 24. X. — L III. Ztg. 109, 
646. 

Laschan Ritter von Moorland, Anton, 
Mitgl. d. Frankfurter Parlaments f. Unter- 
krain, 1874 — 82 Blirgermeister v. Laibach; 
f daselbst Ende Febr. — L 111. Ztg. 108, 

307- 

Lottner, Geh. Reg.-Rath, friiher Oberbttrger- 
meister von Koblenz; f zu Bonn 10. I. — 
L Allg. Ztg. 1897 Nr. 13 Abendbl. 

Metz, August, frtther Stadtrath in Strass- 
burg i. E., seit 1 884 Generalpr&ses d. Vinzen- 
tius- Vereins ; + daselbst 3. III. — L Deut- 
scher Hausschatz 23, 541 (nach d. »Kttln. 
Volksztg.c). 

Metzger, Gemeinderath in Tubingen. — L 
Beobachter 1897 Nr. 248. 

Meyer, Martin, Vizeblirgermeister v. Inns- 
bruck; s. Abth.XXIV. 

Moellmann, Dr., Oberbttrgermeister v. Os- 
nabrttck, Mitgl. d. preuss. Herrenhauses ; 
f daselbst 30. XII. — L 111. Ztg. no, 19. 



23" 



Todtenliste 1897: IV. Parlamentarier. 



*4' 



•Newald, Julius Ritter v., Dr., 1878 — 82 
Biirgermeister v. Wien, * zu Neutitscbein 
11. IV. 24; f *u Wien 17. VIII. : s. BJ II, 
179. 

Rat, Karl, Oberbilrgermeister v. Budapest; 
f dasclbst 30. VII. — L 111. Ztg. 109, 180. 

•Richter, Albert, Dr., Hof- u. Gerichts- 
advokat, frilher I. Vizebttrgenneister v. 
Wien u. Landtagsabg. , * zu Chotzen in 
B6hmeni.I.43;tzuWien3.III.:s.BJII,335. 



Schlumberger, Camille, fitiher Biirger- 
meister v. Kolmar, * zu Mulhausen i. E. 
4. XI. 31; f ™ Kolmar 17. VII. — L I1L 
Ztg. 109, 145. 

Weber, Max, Dr. jur., Stadtrath in Berlin; 
s. Sp. 26*. 

Weltz, Dr., Hofrath, frtiher BUrgcrmeister 
v. Speyer, 76 J.; f daselbst 2. VII. — L 
111. Ztg. 109, 51. 



IV. Parlamentarier. 

Deutscher Bund: 



Frankfurter Par lament: 

♦Arneth, Alfred Ritter v., Historiker; s. 

Abth. XVII. 
Drechsler, August, Dr. jur., Senatsprasident 

am Reichsgericht; s. Abth. XX. 
Keller, Gustav Graf v.; s. Sp. 10*. 
Laschan Ritter von Moorland, Anton, 



Bttrgermeister v. Laibach; s. Sp. 22*. 
•Martiny, Fried rich, Justizrath, Rechts- 

anwalt und Notar; s. Abth. XX. 
Saltzwedell, Gustav v., Reg. -Prasi dent 

a. D.; s. Sp. 19*. 
Simson, G e o r g , Geh. Justizrath ; s. Abth. XX. 



Deutsches Reich: 



a) Reichstag (auch Norddeutscher Reichstag und Zollparlament): 



Chapeauronge, Ch. A. de, frtiher Senator 
in Hamburg, 1867 Mitgl. d. Nordd. Reichs- 
tages f. d. Wahlkr. Hamburg I, 67 J.; 
f 3°- IX. — L Voss. Ztg. 1898 Jan. 

Flemming, Edmund, Graf v., 1878—81 
Abg. f. Naumburg-Weissenfels-Zeitz (nat- 
lib.); s. Sp. 8*. 

Frankenberg und Ludwigsdorff, Fried - 
rich Graf v., Mitgl. d. Constituierenden 
Nordd. Reichstags, 1867 — 74 Abg. f. 
Falkenberg-Grottkau, 1874—81 f. Ohlau- 
Nimptsch-Strehlen (Reichspartei) ; s. Sp. 
8*. 

Goldenberg , A 1 f r e d , Grossindustrieller , 
1880—90 Abg. f. Zabern (Protestler); s. 
Abth. IX. 

*Goltz, Kuno Freih. von der, General d. 
Inf., 1867- 69 Abg. f. Minden-Jade-Gebiet- 
LUbbecke (kons.); s. Abth. V. 

♦Grillenberger, Karl, Redakteur d. »Frank. 
TagesposU, 1881 — 97 Abg. f. NUrnberg 
(Sozialdemokr.), seit 1893 auch Mitgl. d. 
bayer. Abg.-Kammer f. NUrnberg I, * zu 
Zirndorf b. Ftirth 22. II. 48; f zu Mlinchen 
19. X.: s. BJ II, 224. — L 111. Ztg. 109, 
570; Ktirschners Reichst. 1893, 267 (mit P); 
Ktirschners Bayer. Landtag 1893, 112 
(mit P); Minde 1893, 51 (mit P); Reichst.- 
Handb. 8, 44; Schonfeld J 273. 

Grosman, Nicola Philipp, Landgerichts- 
rath a. D., 1871 — 77 Abg. f. d. Stadt 
K6ln (Zentr.), * daselbst 15. XI. 17; f 
ebenda 11. IX. — L 111. Ztg. 109, 402; 
SchcJnfeld* 207. 229. 



*Herz, Karl, Landgerichtspr&sident i. R., 
1871 — 74 Abg. f. Eichstatt, 1874—77 £ 
Berlin III, 1877—78 f. Ansbach-Schwabach, 
1881—83 f. Forchheim, 1869—83 auch 
bayer. Landtagsabg. f. Weissenburg a. S. 
(fortschrittl.), * zu Wtirzburg 21. XII. 31; 
f zu Aschaffenburg 8. V.: s. BJ II, 223. 

— L Hirth 12, 168; Schdnfeld* 39. 270 
275. 276; 111. Ztg. 108, 614. 

♦Hirschberger , Traugott, Muhlenbau- 
meister, 1881—84 Abg. f. Kottbus-Sprcm- 
berg, vorher 186 1 — 66 Mitgl. d. preuss. 
Abg.-Hauses f. denselben WahlkT. (fort- 
schrittl.), * zu Lampersdorf 181 1; f zu 
Lubbenau 13. II.: s. BJ II, 232. — L Sch6n- 
feld 5 61; 111. Ztg. 108, 258. 

Hohenlohe-Oehringen, Hugo FQrst zu, 
1874 — 75 Abg. f. Gross-Strehlitz-Kosel 
(Reichspartei); s. Sp. 9*. 

Holstein, Konrad Graf v., 1877—97 Abg. 
f. Oldenburg-Plttn-Segeberg (kons) ; s. Sp. 

Jagow, Julius Alexander v., Geh. Reg.- 
Rath, 1867 Mitgl. d. Konstituierenden 
Nordd. Reichstages (kons.); s. Sp. 19*. 

Kaempffer, Eduard, Baumeister, 1880 bis 
81 Abg. f. Sachsen-Al ten burg, 1882 — 84 
f. Mcissen-Grossenhain (fprtschrittl.), * zu 
Strelitz 30. VI. 27; t zu Leipzig 14. VII. 

— L 111. Ztg. 109. 145; Schonfeld 5 297. 
372. 

"Knosp, Rudolf v., Geh. Koromerzienrath, 

1867 Mitgl. d. Zollparlaments; s. Abth. IX. 

Koepp, Adolf, Kommerzienrath, 1893 — 97 



*? 



Todtenliste 1897: IV. Pari amen tarier. 



26* 



Abg. f. Wiesbaden (freis. Vereinigung) ; 
s. Abth. IX. 

Lehner, Johann Baptist Lorenz, Amtsge- 
richtssekretar, 1884—97 Abg. f. Neustadt 
a. W.-N. (Zentrum), lugleich auch bayer. 
Landtagsabg. f. Kemnath I, • zu Abspann 
1. XL 27; f zu Erbendorf in der Ober- 
pfalz 21. VII. — L 111. Ztg. 109, 145; 
Reichst-Handb. 8, 76; KUrschners Reichst. 
1893, 261 (mit P); Minde 1893, 59 (mit P); 
KUrschners Bayer. Landtag 1893, 83 (mitP). 

*Marquardsen, Heinrich v., ordentl. Prof, 
d. Staatsrechts an d. Univ. Erlangen, 1871 
bis 81 Abg. f. Erlangen-FUrth, 1881 bis 
93 f. Heppenheim- Worms- Wimpfen, 1893 
bis 97 f. Homburg (nat.-lib.); s. Abth. XX. 

MQllensiefen, Hermann, GlashUttenbe- 
sitzer, 1890—93 Abg. f. Bochum (nat.- 
lib.), * zu Krengeldanz bei Witten a. d. 
Ruhr 28. XL 37; f zu Witten 16. IV. — 
L 111. Ztg. 108, 555; Schttnfeld 5 189. 

Oertzen, Heinrich v. v grosshgl. mecklen- 
burg. Oberhauptmann u. Kammerherr, 
Rittergutsbesitzer auf Brunn b. Neddemin, 
1884—92 Abg. f. Mecklenburg-Strelitz 
(deutsch-kons.), * zu Brunn 30. XII. 20; 
t daselbst 2. L — L 111. Ztg. 108. 48; 
Reichst.-Handb. 8, 94; Schflnfeld 5 363. 

•Pannier, Karl, Gch. Oberjustizrath, Mit- 
begrtlnder d. nat.-lib. Partei, 1867 Mitgl. 
d. Konstituierenden Nordd.Reichstages,auch 
Mitgl. d. preuss. Abg.-Hauses ; s. Abth. XX. 

Preysing-Lichtenegg-Moos, K as par Graf 
v., Fidcikommissherr, 1882 — 90 Abg. f. 
Landshut (Zentrum); s. Sp. 11*. 

Quadt-Wykradt-Isny, F r i e d r i c h Freih. v., 
Geh. Leg.-Rath, 1874—77 Abg. f. Eich- 
statt (Zentrum), * 13. XII. 18; f 2 4- x - 
— L Sch&nfeld 5 276. 

Rudolphi, Wilhelm, Dr. phil., Gymn.- 
Direktor a. D., 1871 — 97 Abg. f. Berg- 
heim-Euskirchen (Zentrum); s. Abth. XXII. 

Saltzwedell, Gustav v., Reg.-Prasident a. 
D„ Mitgl. d. Nordd. Reichstages f. Sens- 
burg-Oertelsburg (kons.); s. Sp. 19*. 

Schultze, Karl Friedrich Wilhelm, Restau- 
rateur in Kttnigsberg i. Pr., 1890—97 
Abg.f. d. StadtKttnigsberg(Sozia1demokr.), 
* zu Steinau a. O. 5.X. 58; j zu Ktfnigsberg 
1. IV. — L 111. Ztg. io8 f 449; Reichst- 
Handb. 8, 1 19; KUrschners Reichst. 1893, 
3 u. Minde 1893, 58 (mit P); Schttnfeld* 9. 

Sommer, Friedrich, Dr. jur. f Rechtsan- 
walt in Erfurt, 1874—81 Abg. f. Eisenach 
(nat-lib., spater lib. Vereinigung), • 11. 



XII. 24; f zu Erfurt im Dez. — L Hirth 
12, 232; SchSnfeld 5 361. 

Steinau-Steinriick, Paul v., Oberreg.-Rath 
in Kttnigsberg i. Pr., 1887—93 Abg. f. 
Frankfurt a. O.-Lebus, 1885—93 auch 
Mitgl. d. preuss. Abg.-Hauses f. denselben 
Wahikr. (kons.). * zu Berlin 20. VIII. 50 ; 
t Anf. Dez. — L Reichst.-Handb. 8. 125; 
Schttnfeld 5 57. 

Stephann, Ernst, Rittergutsbesitzer zu 
Martinskirchen b. Brottewitz, 1893 — 97 
Abg. f. Liebenwerda-Torgau, zugleich auch 
preuss. Landtagsabg. f. denselben Wahikr. 
(freikons.). * zu Tauschwitz (Prov. Sachsen) 
23. IV. 47; f zu Martinskirchen 13. I. — 
L III. Ztg. 108, 104; KUrschners Reichst. 
1893, 129; Minde 1893, 35; KUrschners 
Preuss. Landtag 1894, 235 (mit P); 
Schttnfeld 5 135. 

Thomas, Wilhelm, Dr. jur., Geh. Justiz- 
rath, Amtsgerichtsrath f. Eisfeld, 1890 
bis 93 Abg. f. Meiningen-Hildburghausen 
(freis.), auch Vizeprasident d. Landtags v. 
Sachsen-Meiningen, * zu Kranichfeld 31. 
V. 34; | ** Eisfeld 6. VIII. — L 111. 
Ztg. 109, 240; Reichst.-Handb. 8, 129; 
Schttnfeld 5 370. 

Turao, Hi p poly t v., Rittergutsbesitzer auf 
Obierzierze b. Obornik, 1867 Mitgl. d. 
Konstituierenden Nordd. Reichstages, 187 1 
bis 74 Abg. f. Inowrazlaw-Mogilno, 1877 
bis 84 f. Stadt u. Kreis Posen (Pole), * 
30. XL 28; f 14. in. — L Hirth 12, 
240; Schttnfeld 5 77. 90. 

Weber, Max, Dr. jur., 1869—93 Stadtrath 
in Berlin, polit. Schrifts teller, 1872—77 
Abg. f. Koburg, 1879—81 f. Magdeburg, 
1881—84 f. Holzminden, seit 1868 auch 
Mitgl. d. preuss, Abg.-H. f. Aschersleben- 
Halberstadt-Wernigerode (nat.-lib.), • zu 
Bielefeld 31. V. 36; f *u Riga 10. VIII. 
— L Schttnfeld* 130. 369. 373; KUrschners 
Preuss. Abg.-H. 1894, 233 (mit P). 

Zehrt, Konrad, Domkapitular, 1871/72 Abg. 
f.Heiligenstadt-Worbis (Zentr.) js.Abth.XIX. 

*Zinn, August, Dr. med., Geji. Sanitats- 
rath, 1874—81 Abg. f. Kaiserslautern (nat- 
lib.); s. Abth. XXL 

Zurmiihlen, Paul, Amtsgerichtsrath, Mitgl. 
d. Nordd. Reichstages f. Tecklenburg- 
Ahaus-Steinfurt, 1867 — 68 auch Mitgl. d. 
preuss. Abg.-Hauses f. Steinfurt -Ahaus 
(freikons.), • zu MUnster i. W. 9. X. 28; 
t im April. — L Voss. Ztg. 1898 Jan.; 
Hirth 7, 235. 



b) Einzellandtage : 

Baden, L Kamtner: Baden, II. Kammer: 

•Wilhelm, Prinz v. Baden, President d.Kam- ♦Bassermann, Anton, Landgerichtsprasi- 
mer; s. Sp. 5*. dent, nat.-lib. Mitgl.; s. Abth. XX, 



27* 



Todtenliste 1897: IV. Parlamentarier. 



28* 



Leipf, Stephan, Bezirksgeometer, frdher 
nat.-lib. Mitgl.; f zu Mannheim 10. VII. 

— L 111. Ztg. 109, 145. 
Bayern, Landtag; 

♦Grillenberger, Karl, Redakteur d. »Frank. 

Tagespost«, 1893—97 Abg. f. Ntirnberg I 

(Sozialdemokr.); s. Sp. 23*. 
♦Herz, Karl, Landgerichtsrath, 1869 — 83 

Abg. f. VVeissenburg a. S. (fortschrittl.) ; s. 

Sp. 24*. 
Krippner, Fried rich, Privatier, bis 1890 

Kaufmann (Theilhaber d. Grosshandlung 

J. F. PUttner in Bamberg), 1893—97 Abg. 

f. Hof I (nat.-lib.), * zu Dorfias, Amtsgericht 

Wunsiedel, 29. IV. 46; f zu Hof 20. II. 

— L Klirschners Bayer. Landtag 1893, 
100 (mit P); 111. Ztg. 108, 273. 

Lehner, Johann, Amtsgerichtssekretar, 
1884 — 97 Abg. f. Kemnarh I (Zentrum); 
s. Sp. 25*. 

♦Marquardsen , Heinrich, ordentl. Prof, 
f. Staatsrecht an d. Univ. Erlangen, bis 
1893 Mitgl. (nat.-lib.); s. Abth. XX. 

Wolf, Heinrich Kommerzienrath, Por- 
zellanfabrikant, 1881—97 Mitgl. f. Wun- 
siedel I (nat.-lib.), * zu Bischofsgrtin 5. 
V. 34; f zu Hohenberg in Oberfranken 
14. V. — L 111. Ztg. 108, 683; Klirsch- 
ners Bayer. Landtag 1893, 97. 

Bremen ; 

Frahm, Wilhelm, Grosskaufmann , frliher 
FUhrer d. deutsch - freisinnigen Partei in 
Bremen; s. Abth. XI. 

lies sen, /. hammer d. Lands tdnde: 

Riedesel, Georg Ludwig Johann Friedrich 
Karl, Freih. zu Eisenbach, Erbmarschall 
in Hessen, erbl. Mitgl., auch erbl. Mitgl. 
d. preuss. Herrenhauses, * 10. VI. 45; f 
auf Schloss Altenburg b. Alsfeld in Hessen 
2. VII. — L 111. Ztg. 109, 51: FreiherTl. 
Taschenb. 1898, 788. 1182. 

Hessen \ II. Kammer d. Lands tdnde : 

*Bergstrasser, Arnold, Buchhandler, Abg. 
f. Hochst, spater fllr Darmstadt (nat.-lib.); 
s. Abth. XXIV. 

Wasserburg, Philipp (Pseudon.: Philipp 
Laicus), Schriftsteller, Abg. f. Bingen- 
Land (Zentrum); s. Abth. XXIII. 

Preussen, Herrenhaus: 

Bussche-Ippenburg, genannt von Kessel, 
Graf Wilhelm von dem, Mitgl. auf Le- 
benszeit, 1879 v. Konig berufen; s. Sp. 7*. 

Dressier, Alexander v., Rittergutsbesitzer 
aufWillkirschken, prasentirt v. altenGrund- 
besitz in Litthauen: f IO - X. 

Hohenlohe - Oehringen, Hugo FUrst zu, 
erbl. Mitgl.; s. Sp. 9*. 

M511mann, OberbUrgermeister v. Osnabrlick, 
Vertreter d. Stadt; s. Sp. 22*. 

Pfuel, Gustav v., Fideikommissbesitzer auf 
Wilkendorf b. Straussberg, Kreishaupt- 



mann u. Ritterschaftsdirektor a. D., pra- 
sentirt v. d. Landschaftsbezirk Mittelmark 
(Kr. Nieder-Barnim); f auf Wilkendorf 
6. III. 

Reuss, Prinz Heinrich XIIL, lebenslangl. 
Mitgl., v. Konig berufen; s. Sp. 6*. 

Riedesel, Georg, Freih. zu Eisenbach, erbl. 
Mitgl.; s. Sp. 27*. 

Rothkirch, Graf Dorotheus, Freih. v. 
Trach, prasentirt v. Landschaftsbezirk 
Flirstenthum Liegnitz und Wohlau; s. Sp. 

12*. 

♦Stephan, Heinrich v., Staatssekretar d. 
Deutschen Reichspostamts, v. Konig be- 
rufen ; s. Sp. 16*. 

Yorck von Wartenburg, Paul Graf, erbl. 
Mitgl.; s. Sp. 14*. 

Preussen, Haus d. AbgeordneUn: 

Bartmer, August Wilhelm, Hofbesitzer zu 
Ronnenberg, Kr. Linden, seit 1890 Abg. 
f. Stadt- u. Landkr. Linden (nat.-lib.), * 
zu Altkloster (Kr. Stade) 26. XI. 46; f zu 
Berlin 11. V. — L Klirschners Preuss. 
Abg.-H. 1894, 283 (mit P); 111. Ztg. 108, 
648. 

Blankenburg, H e i n r i c h v., Oberstlieut. a. IX, 
Schriftsteller u. Redakteur, 1S70— 73 Abg. 
f. Brieg-Ohlau (freikons.); s. Sp. 32*. 

Born, Heinrich Gustav, Gutsbesitzer u. 
Blirgermeister in Erbenheim b. Wiesbaden, 
seit 1888 Abg. f. d. Landkr. Wiesbaden- 
Httchst (nat.-lib.), * zu Erbenheim 17. IV. 
47; f zu Wiesbaden 26. VII. — L Kttrsch- 
ners Preuss. Abg.-H. 1894, 365 (mit P); 
111. Ztg. 109, 180. 

Dahm, Wilhelm, Kaufmann u. Weinguts- 
besitzer in Walporzheim a. d. Ahr, seit 
1893 Abg. f. Adenau-Ahrweiler (Zentrum), 
* zu Walporzheim 28. II. 29; f daselbst 
13. I. — L Klirschners Preuss. Abg.-H. 
1894, 411 (mit P); 111. Ztg. 108, 104. 

Elbe-Carnitz, Oskar v., Rittergutsbesitzer 
auf Carnitz, Kr. Greifenberg, seit 1882 
Abg. f. Greifenberg - Kammin (kons.), * 
4. XI. 30; f 11. VI. — L Klirschners 
Preuss. Abg.-H. 1894, in; 111. Ztg. 108, 

783. 

Heineken, Frederik Parker, Stadtrath, 1888 
—93 Abg. (nat.-lib.); s. Sp. 21*. 

Hirschberger , Traugott, Muhlenbau- 
meister, 1861 — 64 Abg. f. Kottbus-Sprera- 
berg-Kalau (fortschrittl.); s. Sp. 24*. 

Jacobs, August Robert, Geh. Reg.-Rath, 
Landrath d. Kr. Landsberg a. \V., seit 
1879 Abg. f. Landsberg-Soldin (kons.), * 
zu Karwesee 16. VIII. 32; f 30. VIII. — 
L Klirschners Preuss. Abg.-H. 1894, 84. 

Jungck, Heinrich, Oekonomierath, 1876 — 
85 Abg. f. Ober- u. Niedcrbarnim (frei- 
kons.); s. Abth. VI. 

Knobelsdorff-Brenkenhoff, B e n n o v., Major 



29* 



Todtenliste 1897: IV. Parlamentarier. 



30* 



z. D. u. Gutsbesitzer, 1879—82 Abg. f. 
Arnswalde-Friedeberg (kons.); f auf seinem 
Gutc Mansfelde, Kr. Friedeberg (Neumark), 
9. VIL — L 111. Ztg. 109, 118. 

Koch, Fried rich, Stadtpfarrer u. Dechant 
in Httnfeld, 1879—82 Abg. f. Fulda (Zen- 
trum); s. Abth. XIX. 

Kiihlwetter, E d u a r d , Geh. Reg. -Rath, Eisen- 
bahningenieur, 1867—68 Abg. f. d. Stadt 
Kttln (nat.-lib.); s. Abth. X. 

Marwitz, Robert Apollinar v. d., Oberreg.- 
Rath, 1879—88 Abg. (kons.); s. Sp. 19*. 

Melbauer, Gustav Adolf, Rechtsanwalt u. 
Notar in Konitz, Abg., erst ftir Schievel- 
bein, dann f. Kttnigsberg i. Pr. (fort- 
schrittl.), 69 J.; f 9. IV. 

Meinhard, frUher Kreisgerichtsrath in Salz- 
wedel, 1876 — 79 Abg. f. Salzwedel-Garde- 
legen; f Anf. Nov. 

Meyer, Rittergutsbes. auf Okel b. Syke, 1870 
— 85 Abg. f. Nienburg - Hoya (nat.-lib.), 
68 J.; f im Okt. 

♦Pannier, Karl, Geh. Oberjustizrath, i860 
— 66 Abg. f. Ober- u. Niederbarnim (lib.); 
s. Abth. XX. 

•Petri, Wilhelm, Geh. Oberjustizrath, 1872 
— 81 Abg. f. d. Stadtkr. Wiesbaden (fort- 
schrittl., sparer Gruppe L8we) ; s. Abth. XX. 

Rudolphi, Wilhelm, Gymn.-Direktor a. D., 
seit 1870 Abg. f. KOln-Bergheim-Euskirchen 
(Zentrum); s. Abth. XXII. 

Sander, Julius, Rittergutsbesitzer u. Sena- 
tor zu Elze, Kr. Gronau (Hannover), seit 
1885 Abg. £ Gronau-Alfeld (nat.-lib.), * 
zu Hildesheim 26. VIII. 38; f 12. I. — L 
Kttrschners Preuss. Abg.-H. 1894, 286; 111. 
Ztg. 108, 104. 

Schumann, Richard, Pastor, 1873 — 79 
Abg. f. 'Westhavelland-Zauche-Belzig (nat.- 
lib.); s. Abth. XIX. 

Soenke, Theodor, Justizrath, Rechtsanwalt 
u. Notar beim Kammergericht in Berlin, 
in den 60 er jahren als Kreisrichter in 
Deutsch-Krone Abg. f. Flatow-Deutsch- 
Krone (fortschrittl.) ; f zu Berlin 2. V. — 
L HI. Ztg. 108, 614. 

Steinau-Steinriick, Paul v., Oberreg.-Rath, 
1885 — 93 Abg. f. Frankfurt a.O.-Lebus 
(kons.); s. Sp. 26 ♦. 



Stephann, Ernst, Rittergutsbesitzer, seit 
1893 Abg. f. Liebenwerda-Torgau (frei- 
kons.); s. Sp. 26*. 

Tiedemann, Erich Friedrich Ludwig Erd- 
mann v., Kammerherr, Major a. D. u. 
Rittergutsbesitzer auf Kranz, Kr. Meseritz, 
b. Bomst, seit 1879 Abg. f. Meseritz-Bomst 
(freikons.), * 28. IV. 40; f zu Kranz 6. XII. 
— L Kttrschners Preuss. Abg.-H. 1894, 
131 ; 111. Ztg. 109, 851. 

Weber, Max, Stadtrath a. D., seit 1868 
Abg. f. Aschersleben - Halberstadt-Werni- 
gerode (nat.-lib.); s. Sp. 26 •. 

Weltzel, Aug us tin, Geistl. Rath, Pfarrer, 
1863-66 Abg. f. Ratibor; s. Abth. XIX. 

Wolff, Julius, Dr. jur., Justizrath, Rechts- 
anwalt u. Notar in Marburg, 1877 — 79 Abg. 
f. d. dortigen Wahlkr. (nat.-lib.); f 28. I. 

Zippel, Gustav, Gutsbesitzer u. Kaufmann 
in Rogatz a. E., 1882—85 Abg. f. Wolmir- 
stedt-Neuhaldensleben; f Mitte Juni. 

Zurmuhlen, Paul, Amtsgerichtsrath, 1867 
bis 68 Abg. f. Steinfurt-Ahaus (freikons.) ; 
s. Sp. 26*. 

Konigrekh Sachsen, /. Kammer: 

Dathe von Burgk, Karl Christian Arthur 
Freih., Fideikommissherr, Herr auf Ross- 
thai u. Pesterwitz b. Dresden, k. sachs. 
Kammerherr, lebenslttngl. Mitgl., * 31.X. 
23; f zu Rossthal 28. VI. — L Freiherrl. 
Taschenb. 1897, 160. 1898, 1170; 111. Ztg. 
109, 51. 

Konigrekh Sachsen, II. Kammer: 

Minckwitz, Karl Oswald, Dr. med., Mitgl. 
d. Fortschrittspartei, 45 J.; f zu Gross- 
rtfhrsdorf 4. V. — L 111. Ztg. 108, 614. 

Sachsen- Koburg-Gotha, Landtag: 

Kuhne, Hermann Theodor, Mathematiker 
u. Versicherungsbeamter, in den6oer Jahren 
Vizeprftsident d. Landtags; s. Abth. XXII. 

Sachsen- Meiningen, Landtag: 

Thomas, Wilhelm, Geh. Justizrath, Vize 
president d. Landtags; s. Sp. 26*. 

Wurttemberg, Kammer d. Standesherren: 

Hohenlohe-Oehringen, Hugo, FUrst zu, 
s. Sp. 9*. 

Neipperg, Erwin, Graf v.; s. Sp. 11*. 



Oesterreich: 



Herrenkaus d. Reichsraths: 

•Arneth, Alfred, Ritter v., seit 1869 

lebenslangl. Mitgl. (lib.); s. Abth. XVII. 
♦Chorinsky, Karl Graf v., seit 1887 

lebenslangl. Mitgl. (kons.); s. Sp. 7*. 
•Eichhoff, Joseph Freih. v., seit 1892 

lebenslangl. Mitgl. (deutsch-lib.) ; s.Sp. 20*. 
Kaunitz, Albrecht Graf v., seit 1861 erbl. 

Mitgl. (kons.); s. Sp. 10*. 



•Neipperg, Erwin Graf v., seit 1869 lebens- 
langl. Mitgl. (Verfassungspartei); s.Sp. 11*. 

Schneider, Franz Coles tin Ritter v., seit 
1889 lebenslangl. Mitgl. (Mittelpartei) ; 
s. Sp. 22*. 

Abgeordnttenhaus d. Reichsraths: 

Hompesch-Bollheim, Ferdinand Graf v., 
seit 1885 Mitgl. f. Lancut (Pole); s. Sp. 
9 V 



3i' 



Todtenliste 1897: IV. Parlamentarier. V. Miliars. 



3*« 



Ldblich, Franz, frUher MitgL d. Reichs- 
raths u. d. niederttsterr. Landtags, * zu 
Wien 8. X. 27; f daselbst i. X. — L 
111. Ztg. 109, 511. 

Matscheko, Michael Ritter v., Kommerzien- 
rath, 1885—91 MitgL f. Wieden; s. Abth. 
IX. 

*Mayr, Ambros, Gymn.-Prof., scit 1897 
Mitgl. f. d. Landgemeinden Schwaz in 
Tirol (klerikal) ; s. Abth. XXII. 

Moire, Karl, Schriftsteller, seit 1891 Mitgl. 
f. d. Stadtebezirk Leibnitz (deutsch-natio- 
nal); s. Abth. XXIII. 



♦Pfeiffer, Franz, Gutsbesitzer zu Aujed b. 
Tuschkau in Btthmen 1879—85 Vertreter 
d. btihm. Grossgrundbesitzes (rerfassungs- 
treu); s. Abth. VI. 

Roth, Hieronymus Ritter v Dr., friiher 
Reichsrathsabg. u. BUrgermei «.er in Traute- 
nau, 71 J.; f auf seinem Gute Eichberg 
in NiederSsterr. 13. XII. — # L 111. Ztg. 
109, 881. 

Schwab, Adolf, Fabrikant, 1^73—85 Ver- 
treter d. Prager, seit 18851 i. Reichen- 
bcrger Handelskammer (Veremigte Linke); 
s. Abth. IX. 



S c h we i z : 



* m 



Aepli, A. O., 1851—53 St. Gall. Reg.-Rath, 
1883—93 eidgenttss. Gesandter in Wien, 
lange Jahre Mitgl. d. Nationalraths u. d. 
Standeraths, 81 J.; f 4. XII. 



H&berlin, Heinrich, MitgL d. National- 
raths u. d. Reg.-Raths d. Kantons Thurgau 
(radikal), 63 J.; f 22. X. 



V. MilitSrs. 

1. Heer, 



Kaiser /. Schut&truppt : 

Altrock, v., Sek.-Licut. bei d. Truppe f. 

Sudwestafrika (frUher im Inf.-Reg. v. 

Goeben Nr. 28); f *• VIII. — L MW 

82, 2949. 
Bresler, Eduard, Premier-Lieut, d. Truppe 

f. Deutsch-Ostafrika (frtther im Feldart- 

Reg. Nr. 5); f 1. I. - L Allg. Ztg. 1897 

Nr. 12 AbendbL; MW 82, 1639. 
Preussen: 
♦Albedyll, Emil v., Gen. d. Kav. u. Gene- 

raladj. Kaiser Wilhelm I., * zu Liebenow, 

Kr. Arnswalde, in d. Neumark 1. IV. 24; 

t zu Potsdam 13. VI.: s. BJ II, 35. — 

L 111. Ztg. 108, 783; MW 82, 1 517. 2405; 

Labell 24, 615 (B. P.[oten]). 
Baer, v., Lieut., einer d. letzten Veteranen 

aus d. Freiheitskriegen, 104 J.; f zu 

Ragnit 24. III. — L III. Ztg. 104 Nr. 

2691 u. 108, 484. 
♦Bauer, Julius Bruno, Major a. D., Publi- 

zist u. Historiker, * zu Braunschweig 

27. II. 43; f > n Bad Oeynhausen 15. IX.: 

s.BJ II, 323. - W KL 1897, 57. 
Below, Karl v., Gen.-Lieut z. D. ; zuletzt 

bis 1876 Gen.-Major u. Kotnmandeur d. 

16. Kav.-Brig., 79 J.; t *• IV - — L MW 

82, 2435. 
*Bernhardi,Otto v.,Gen.d.Kav. z.D., zuletzt 

bis 1879 Gen.-Lieut. u. Kommandeur d. 

2. Div., * zuSaalfeld in Ostpr. 6. XII. r8; 

f zu Wiesbaden 2. IV.: s. BJ II. 49. — 

L 111. Ztg. 109, 349; MW 82, 2951. 
Bismarck, Ulrich v., Gen.-Major u. 

Kommandeur d. 50. Inf.-Brig., ♦ zu Briest 



II. HI. 44; f zu Darmstadt 26. X. — L 

III. Ztg. 109, 506; MW 83, 531. 
Blankenburg, Heinrich v., Oberstlieut. 

a. D. v zuletzt Bat.-Kommandeur d. da- 
maligen 1. Oberschles. Inf.-Reg. Nr. 22, 
Militarschriftsteller u. frtther Chefredakteur 
d.»Schles. Ztg.«, 1870 — 73Mitgl. d* preuss. 
Abg.-Hauses f. Brieg-Ohlau (freikons.), 
75 J.; f zu Breslau 4. I. — L All£. Ztg. 
1897 Nr. 5 AbendbL; MW 82, 1639. 

Block, Hugo v., Gen.-Major z.D. zuletzt 
bis 1 87 1 Kommandeur von Diedenhofen, 
• zu Berlin 28. VII. 18; f ™ Wann- 
brunn 10. VII. — L 111. Ztg. 109, 11& 

Bock, v., Gen.-Major, zuletzt Kommandant 
y. Torgau; f 16. IV. — L MW 82, 

*435- 

•Boltenstern, Konstantin v., Gen.-Lieut 
z. D., zuletzt bis 1880 Kommandeur d. 
15. Inf.-Brig., * zu Pasewalk 5. II. 23; 
f zu Gttrlitz 31. I.: s. BJ II, 50. — L 
III. Ztg. 108, 193; MW 82, 1641; L6bell 
24, 618 (B. P.[oten]). 

Bornemann, Karl, Wirkl. Geh. Kriegsrath 
u. Hauptmann a. D., zuletzt Geh. Kriegs- 
rath im Kriegsministerium, Herausgeber v. 
Jagdgeschichten, 91 J.; f zu Wiesbaden 
2. IX. — L 111. Ztg. 109, 349; MW 82, 
2951. 

Billow, Adolf v., Gen.-Major u. Komman- 
deur d. 21. Kav.-Brig., frtther persdnL 
Adjutant Kaiser Wilhelm II., 47 J.; f IU 
Darmstadt in der Nacht 31. X./i. XI. — 
L 111. Ztg. 109, 606; MW 82, 2595. 83, 
53*. 



33' 



Todtenliste 1897: V. Militars. 



34 



$ 



*Biilow, Hans v., Gen. d. Inf. z. D. u. 
Chef d. 2. Feld-Art.-Reg., bis 1882 Ge- 
neral-Inspekteur d. Art, * zu Ossecken in 
Hinterpommern 27. II ; f zu Berlin 9. XII.: 
s. BJ II, r 3 . __ L 111. Ztg. 109, 851; 
MW 82, ^49. 83, 529; Lttbell 24, 620 
(B. P.[oterf|). 

*Dannenberf ,K lemens Freih.v., Gen.-Maj or, 
zuletzt bis 1874 Kommandant v. Wesel, 

* zu Koln 5. XII. 19; t auf Schloss Leben- 
han b. Ne' stadt a. d. S. 23724. VI.: s. BJ 

II, 76. — -, MW 82, 2437. 

Fischer, Karl Johann Wilhelm Arwed v., 
Gen. d. In f . z. D., 1885 — 90 Kommandant 
v. Kon : »erg, zuletzt Gen. -Lieut, b. d. 
Offizierc d. Armee, * zu Dommitzsch, 
Kr. Torg 1825; f zu Heidelberg 22. XI. 

- L 111. Ztg. 109, 762; MW 83, 595. 
Friedrich Franz III., Grossherzogv. Mecklen- 
burg- Schwerin, Gen. d. Kav. u. Chef d. 
Inf.-Reg. Nr. 43; s. Sp. 5*. 

Fuchs, v., Gen. -Major z. D., zuletzt Oberst 
u. Koramandeur d. damaligen 3. Branden- 
burgischen Inf.-Reg. Nr. 26; f 21. IX. — 
L MW 83, 595. 

♦Goltz, Eduard Kuno Freih. v. d., Gen. d. 
Inf. z. D. f Mitgl. d. Nordd. Reichstags 
f. Minden-Llibbecke (kons.), * zu Wil- 
helmsthal, Kr. Ortelsburg, in Ostpr. 5. II. 
17; f auf Haus Ftilme b. Eisbergen a. d- 
Weser, Kr. Minden, 29. X.: s. BJ II, 83. 

- L 111. Ztg. 109, 649; MW 83, 529; 
Mil.-Lit.-Ztg. 1897, 144; Lobell 24, 622 
(B. P.[oten]); Hirth 7, 152; Freiherrl. 
Taschenb. 1898, 330. 1 173. 

Gotze, Adolf v., Gen.-Maj. z. D., zuletzt 
bis 1 861 Oberst u. Kommandeur d. 5. Kav.- 
Brig., * zu Poppeln in Ostpr. 15. VIII. 
1800; f 7. II. — L 111. Ztg. 108, 213; 
MW 82, 1642. 

Hartwig, genannt von Naso, Ludwig, 
Gen.-Lieut. z. D., zuletzt bis Frtihjahr 1897 
Kommandeur d. 15. Div. in Kbln, * zu 
Pasewalk 1842; f zu Kbln 28. IV. — L 

III. Ztg. 108, 583; MW 82, 2435. 
Haseler, Georg Graf v. (Pseudon. Georg 

Kbppen), Rittmeister im Garde -Ktir.- 

Reg. a. D M Redakteur; s. Sp. 9*. 
Heinrich XIII., Prinz Reuss, Gen. d. Kav. 

a la suite; s. Sp. 6*. 
Heydebrand und der Lasa, Leopold v., 

Major z. D., Militar- u. Sportschriftsteller, 

* zu Berlin 17. ILL 26; f zu Wien im 
April. — L Litt. Centralbl. 1897, 511, — 

- W KL 1897, 539. 

Hohenlohe - Oehringen , Hugo Ftirst zu, 
Gen. d. Inf. a la suite d. Armee; s. Sp. 

9*. 
Hymmen , Karl Friedrich Heinrich v., 
Gen.-Lieut. z. D., zuletzt bis 1876 Gen.- 
Maj. u. Kommandeur d. 6. Kav. -Brig., 
Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 



73 J.; f zu Wiesbaden 28. III. — L 111. 
Ztg. 108, 449; MW 82, 1643. 

Jagemann, Gen.-Maj. z. D., zuletzt Direktor 
d. Gewehr- u. Munitionsfabrik in Erfurt, 
71 J.; f 26. XII. - L MW 83, 597; 
Mil.-Ztg. 1898, 1. 

Kaufmann, Johann Christian, Veteran d. 
Freiheitskriege, Tischlermeister zu Rettgen- 
stedt in Thiiringen, * 4. I. 1794; f zu 
Rettgensiedt 18. IX. — L 111. Ztg. 104 
Nr. 2691 (mit P) u. 109, S. 402. 

Keller, Karl, Geh. Oberjustizrath, Mitgl. d. 
Generalauditoriats; s. Abth. XX. 

Kleckel, Hermann, Gen.-Maj. z. D. f zuletzt 
bis 1886 Inspekteur d. Gewehrfabriken, 
65 J.; f 20. DC. — L MW 82, 2951. 

Kleist, Ewald v., Gen.-Maj. z. D. , zuletzt 
bis 1896 Kommandeur d. 65. Inf. -Brig., 
51 J. ; f 13. V. — L MW 82, 2435. 

•Kottwitz, Hugo Karl Alfred Eugen Freih. v., 
Gen. d. Inf. z. D., * zu Wahlstatt in Schles. 
6. I. 15; f zu Stuttgart 13. V.: s. BJ II, 85. 

— L 111. Ztg. 108, 648; MW 82, 2435; 
Freiherrl. Taschenb. 1898, 511. 1176; Lb- 
bell 24, 625 (B. P[oten]); Schwab. Kronik 
1897, 998; Litt. Beil. z. Staatsanz. f. 
WUrttemb. 1897, 866; [Stuttgarter] N. 
Tagebl. 1897, in. 

♦Kraatz-Koschlau, Alexander v., Gen. d. 
Inf. z. D., * zu Wunneschin, Kr. Lauen- 
burg, in Pommern 12. II. 17; f zuFriedenau 
b. Berlin 12. IX.; s. BJ II, 86. — L 111. 
Ztg. 109, 402 ; MW 82, 2951 ; Lbbell 24, 625 
(B. P.[oten]). 

L'oeillot de Mars, Josef v., Gen.-Maj. z. D. f 
zuletzt bis 1896 Kommandant d. 13. Inf.- 
B "g.» 57 J-»' t ™ Berlin 18. II. — L MW 
82, 1641. 

Michaelis, Eduard, Gen.-Maj. z. D., zu- 
letzt bis 1890 Kommandeur d. 71. Inf.- 
Brig., 62 J.; f zu Berlin 25. IX. — L MW 
82, 2951. 

Miinnich, Eduard v., Gen. d. Inf. z. D., 
zuletzt bis 1896 Gen.-Lieut, u. Komman- 
deur d. 15. Div., 60 J.; f zu Berlin 15. XII. 

— L 111. Ztg. 109, 881; MW 83, 597. 
Nienstadt , Hermann (Pseudon. : N. 

v. Engelnstedt), Oberstlieut. a. D., Mili- 
tarschriftsteller, * zu Engelnstedt 29. V. 37 ; 
f zu Weimar 3. VIII. — L 111. Ztg. 109, 
209; KL 1897, 936 (mit W). 
Nolte, Gottlieb, Veteran d. Freiheitskriege, 
Rentier zu Neuholland b. Oranienburg, 
* 10. VIII. 1796; f zu Neuholland 26. VIII. 

— L 111. Ztg. 104 Nr. 2691 (mit P) u. 109, 
S. 349. 

Patrunky, Paul, Gen.-Lieut. z. D., zuletzt 
bis 1894 Kommandant v. Metz, 62 J.; f 
zu Lindheim in Oberhessen 31. III. — 
L 111. Ztg. 108, 518; MW 82, 1643. 

Rogge, Max Alfred, Gen.-Maj. z. D., zuletzt 

b 



35* 



Todtenliste 1897: V. Miliars. 



36* 



bis 1S89 Kommandeur d. 62. Inf. -Brig., 

* zu Dtfberitz (Ost-Havelland) 1833; f zu 
Blankenburg a. H. 1. L — L 111. Ztg. 
108, 73; MW 82, 1639. 

*Schachtmeyer, Hans v., Gen. d. Inf. z. D. 
u. Chef d. Pommer. Ftts.-Reg. Nr. 34, zu- 
letzt kommand. Gen. d. XIII. Armeekorps, 

* zu Berlin 6. XL 16; f *u Celle 8. XL: 
s. BJ II, 98. — L BJ II, 38*; 111. Ztg. 
109,682; MW 82, 2677. 2701. 2729. 83, 
529: Ltfbell 24, 629 (B. P.[oten]). 

Schonberg, v., Hauptmann a. D., Besitzer 
d. Gutes Kreipitzsch u. d. Rudelsburg, 
adessen Entgegenkommen hauptsachl. d. 
Errichtung d. drei vaterland. Denkmaler 
auf d. Rudelsburg zu danken ware, 74 J. ; 
f 27. VII. — L 111. Ztg. 109, 180. 

Schbnburg-Waldenburg, PrinzHugo, Gen. 
d. Inf.; s. Sp.12*. 

Steinsdorff, v., Gen.-Maj. z. D. , zuletzt bis 
1882 Kommandeur d. 17. Inf.-Brig, 72 J.; 
f 28. XII. — L MW 83, 597; Mil. -Ztg. 
1898, 1. 

Stenglin, Viktor Friedrich Freih. v., Gen.- 
Lieut. a. D M frtther in mecklenburg. 
Diensten, zuletzt bis 1892 Gen.-Maj. u. 
Kommandant v. Schwerin, audi Kom- 
ponist, * 3. VII. 25; f zu WarnemUnde 
29. VIII. — L MW 82, 2951; Freiherrl. 
Taschenb. 1897, 1008. 1898, 1186. 

♦Stocken, Eduard v., Gen. -Lieut, z. D., 

* zu Halberstadt 27. X. 24; f zu Hannover 
24. X.: s. BJ II, 100. — L BJ II, 41*; 
Ltfbell 24, 630 (B. P.[oten]). 

Stoltz, Alexander, Gen.-Lieut. z. D., bis 
1 868 Kommandeur d. 1 5. Inf.-Brig., 1 870/7 1 
stellvertr. Kommandant d. 32. Inf.-Brig., 
86 J.; f zu Bonn 6. I. — L 111. Ztg. 108, 
104; MW 82, 1641. 

Strantz, F. B. v., Gen.-Lieut. z. D., zuletzt 
bis 1S85 Gen.-Maj. u. Kommandant d. 
28. Kav.-Brig., 68 J.; f 18. X. — L MW 
83r 57o. 

Strempel, Hugo v., Gen. d. Inf. z. D., zu- 
letzt bis 1888 Gen.-Lieut. u. Kommandeur 
d. 2. Div., 65 J.: f au f Schloss Walmen, 
Kr. Forbach, in Lothr. 24. IX. — L 111. 
Ztg. 109, 431: MW 82, 2951. 

Stuckard, v., Dr. med., Gen.-Arzt I. CI. a. D., 
zuletzt Korpsarzt d. III. Armeekorps; s. 
Abth. XXL 

Stwolinski, Sylvius v., Gen.-Lieut. z. D., 
bis 1890 Kommandeur d. 15. Inf.-Brig., 
63 J.; f zu Naumburg a. d. S. 8. VI. — 
L 111. Ztg. 108, 811. 

Suchten, Julius v., Gen.-Maj. z. D., zuletzt 
Oberst u. Kommandeur d. damaligen 2. 
Pommer. Gren.-Reg. Nr. 9, 1870 71 stell- 
vertr. Kommandant d. 2. Inf.-Brig., 88 J.: 
t 1. IN. — L MW 82, 1641. 

Trenk, Julius v., Gen.-Lieut. a. D., zuletzt 



bis 1887 Kommandeur d. 16. Div., 71 J.: 
t zu Gtirlitz 4. II. — L Allg. Ztg. 1S97 
Nr. 37 Morgenbl.; MW 82, 1642. 
Uthmann, Hans v., Gen.-Maj. z. D M zuletzt 
Inspekteur d. 1. Ingenieur-Inspektion, * zu 
Schneidingen 1824; f zu Wiesbaden 9. I. 

— L 111. Ztg. 108, 104; MW 82, 1639. 
•Vallet des Barres, Julius v., Gen. d. Inf. 

z. D. a la suite d, Kadettenkorps , # zu 
Mainz 5. VIII. 20: f zu Wiesbaden 17. XII. : 
s. BJ II, 42. — L MW 82, 3057. 83, 529: 
Labell 24, 618 (B. P[otenj). 

♦Wasserfuhr, Hermann, Dr. med., Gen.- 
Arzt I. CI.; s. Abth. XXI. 

Wentzel, Hugo v., Gen.-Maj. z. D„ zuletzt 
bis 1888 Kommandeur d. 29. Inf.-Brig., * 
zu Koblenz 20. XII. 30; f zu Wiesbaden 
16. VI. — L MW 82, 1617 (NekroL). 
2438; 111. Ztg. 109, 51. 

♦Werder, Hans v., Gen. d. Inf. z. D., * zu 
Beuthen a. d. O. 29. VII. 34; f «« GSrlitz 
6. XL: s. BJ II, 109. — L 111. Ztg. 109, 
649: MW 83, 569. 

WolffersdorfT, v., Gen.-Maj. z. D. t zuletzt 
bis 1882 Kommandeur d. 19. Kav.-Brig., 
74 J.: f 20. XII. — L MW 83, 597; Mil.- 
Ztg. 1898, i. 

•Wilhelm, Prinz v. Baden, Gen. d. Inf.; s. 
Sp. 5*. 

Ziegler, Wilhelm, Gen.-Lieut z. D. f zuletzt 
bis 1892 Kommandeur d. 6. Division, * 
zu Ballenstedt 5. XL 35 ; f zu Jena 17. XI. 

— L 111. Ztg. 109, 762 ; MW 83, 595. 
Bayer n : 

Dietl, Ignaz v., Gen.-Lieut z. D., zuletzt 
Gouverneur v. Ingolstadt, 87 J.: f zu Mun- 
chen 29. VII. — L 111. Ztg. 109, 209; MW 
82, 2541. 

•Fabrice, Friedrich v., Gen.-Maj. a. D., 
zuletzt bis 1893 Kommandeur d. 5. Inf.- 
Brig., Militarschriftsteller, * zu NUrnberg 
9. V. 36; f zu MUnchen 9. VI.: s. BJ II, 
77. — L 111. Ztg. 108, 783; MW 82, 1 86 1. 

Fliigel, Ritter v., Oberst, Chef d. Zentral- 
abth. im Kriegsminist ; f zu Heid b. 
Traunstein 8. VII. — L IIL Ztg. 109, S4: 
MW 82, 2542. 

Gramich, Viktor Ritter v., Gen.-Lieut.z.D. t 
zuletzt bis 18S9 Kommandeur *d. 2. Feld- 
art.-Brig., 68 J.; f zu MUnchen 30. IX. — 
L MW 82, 2541. 

Kuhlmann, Maximilian Ritter v., Gen.- 
Lieut. z. D., zuletzt bis 1895 Kommandeur 
d. 3. Div., * zu Landsberg a. L. 1837: 
f zu MUnchen 12. I. — L Allg. Ztg. 1S97 
Nr. 13 Abendbl. u. Nr. 16 Morgenbl.; 111. 
Ztg. 108, 104: MW 82, 1053. 

*Leoprechting,Marquard Wilhelm Freih. v., 
Oberst a. D., Zeichner u, Genremaler, * zu 
Straubing 30. VII. 39: f zu Mtinchen 9. L: 
s. BJ II, 186. — L 111. Ztg. 108, 104; 



37' 



Todtenliste 1897: V. Militars. 



38< 



MW 82, 1053; Miiller-Singer 2, 504; Freih. 
Taschenb. 1898, 547. 1 177. 

Narciss, Georg Rittcr v., Gen.-Maj. a. D., 
zuletzt bis 1872 Oberst u. Kommandeur 
d. 12. Inf.-Reg., * zu Regensburg 2. II. 
20; t daselbst 23. IX. — L 111. Ztg. 109, 
431 ; MW 82, 2541 ; Bayerland 7, 51 (mitP). 

Sachs en : 

Fuchs-Nordhoff, August Julius Richard 
Freih. v., Lieut, a. D., dramat. Dichter u. 
Maler, * zu Mtfckern b. Leipzig 28. V. 55; 
t zu Florenz 29. III. — L 111. Ztg. 108, 
449; BrUmmer 4 1,400 (mitW); Hinrichsen 2 
440 (rait W); Freiherrl. Taschenb. 1897, 
266. 1898, 1 172. 

•Holleben, genannt von Normann, Karl 
Ludwig Friedrich Bernhard v., Gen. d. 
Inf. z. D., * zu Unter-KBditz b. KSnigsee 
in Schwarzburg-Rudolstadt, f zu Dresden 

II. X.: s. BJ II, 85. — L BJ II, 20*: MW 
83, 455; 111. Ztg. 109, 535. 

Jacobi, Paul, Dr. med., Leibarzt desKttnigs, 
Gen.-Arzt I. CI. u. Korpsarzt; s. Abth. XXI. 

•Senfft von Pilsach, Adolf, Gen. d. Ka\. 
z. D., * zu Koburg 4. X. 16; f *u Dresden 
15. XII.: s. BJ II, 98. — L MW 83, 455; 

III. Ztg. 109, 881; Allg. Mil.-Ztg. 1898, 3. 
Walde, Traugott Georg, Gen.-Maj. z. D., 

zuletzt bis 1889 Kommandeur d. Inf.-Reg. 

Nr. 107, * zu Bautzen 1834; f zu Blase- 

witz b. Dresden 24. VIII. — L 111. Ztg. 

109, 300; MW 82, 2651. 
Wurttemberg: 
Bullinger, Theodor v., Gen.-Maj. z. D., 

zuletzt Oberst u. Kommandeur d. Inf.-Reg. 

Nr. 125, 59 J.; f zu Stuttgart 13. IX. — 

L 111. Ztg. 109, 402; MW 82, 2525;Schwab. 

Kronik 1897, 1911. 2123 (Sch.); Christen- 

bote 1897, 386. 
FSrnzler, v., Oberstlieut. z. D., zuletzt Kom- 
mandeur d. Landwehrbez. Gmlind; f 25. 1. 

— L MW 82, 1015; Litt. Beil. z. Staats- 

anz. f. WQrttemb. 1897, 102. 
'Haldenwang, Otto v., Gen. d. Inf. f • zu 

Buttenbausen (Oberamt MUnsingen) 18. 

VIII. 28; f zu Stuttgart 18. IV.: s. BJ 

II, 148. — L 111. Ztg. 108, 555;MW82, 

1694. 
•Hecker, Karl, Major a. D., Novellist u. 

Humorist, Mitredakteur d. Ztschr. »Vom 

Fels zum Meer«, * zu Ulm 23. XI. 45; 

t zu Stuttgart 18. XL: s. BJ II, 149. — 

L KL 1897, 503 (mit W). 
Hohenlohe-Oehringen , Hugo Ftlrst zu, 

Gen. d. Kav. a la suite d. Armee; s. Sp. 

9*. 
Kdnig, Ernst Freih. v., Major a. D., * zu 
Ludwigsburg 3. III. 26; f zu Stuttgart 
20. IX. — L Freiherrl. Taschenb. 1897, 
500. 1898, 1 1 76: Schwab. Kronik 1897, 
1980. 



Nagel, Ferdinand v., Oberst z. D., zuletzt 
Stabs-Offizier und Bez.-Kommandeur im 
Landjagerkorps; f 17. II. — L MW 82, 
1015; Litt. Beil. z. Staatsanz. f. Wttrttemb. 

1897, 269. 
Baden : 

*Gemehl, Bert hold, Gencralmajor, Kom- 
mandeur d. Gendarmeriekorps, * zu Bruch- 
sal 24. X. 32; f zu Karlsruhe 28. III. : 
s. BJ II, 283. 

♦StBlzel, Otto, Gen.-Maj. z. D., bis 1891 
Kommandeur d. Gendarmeriekorps, * zu 
Offenburg 13. I. 13; f zu Karlsruhe 17. 
III.: s. BJ II, 284. — L 111. Ztg. 108, 
385; MW 82, 1643. 

Meckknburg-Schwerin : 

Brandenstein, Georg Karl August Freih. 
v., Gen. d. Kav. 1. D., frlibcr Chef d. 
Milit.-Departements, bis 1882 k. preuss. 
Gen.-Lieut. a. D., * zu Zurich 9. IX. 27 ; 
+ zu Doberan 30. IV. — L MW 82, 
2435; Freiherrl. Taschenb. 1898, 106. 
1 1 69. 

Braunschweig: 

•Wachholtz, Robert v., Gen.-Lieut z. D., 
zuletzt im braunschw. Kontingent, * zu 
Braunschweig 16. XL 16; f daselbst 28. 
XII.: s. BJ II, 107. — L 111. Ztg. no, 
19; MW 83, 597; Mil.-Ztg. 1898, I. 

O esterreich- C/ngarn: 

Barkassy, Bela v., Gen.-Maj., Generalstabs- 
offlzier; + zu Mittewald b. Villach 24. VII. 

— L 111. Ztg. 109, 180. 

B5ck von Greissau, Karl Friedrich Freih., 
Feldmarschall-Lieut a. D., * zu Krumau 
in Btthmen 11. X. 10; f *u Prag 24. II. 

— L Freiherrl. Taschenb. 1897, 79. 

1898, 1 168; 111. Ztg. 108, 273. 
•Catty, Adolf Freih. v., Geh. Rath, Feld- 

zeugmeister z. D., * zu Gross-Enzersdorf 
in Niedertfsterr. 23. IX. 23, f zu Wien 
9. V.: s. BJ II, 392. — L 111. Ztg. 108, 
648; Freiherrl. Taschenb. 1897, 129. 
1898, 1 169. 

Czikos von Nagymezft, Stephan Ritter, 
Feldmarschall-Lieut. i. R., 74 J. ; f 6. I. 

Gaupp von Berghausen, Ludwig Ritter, 
Feldzeugmeister i. R., 63 J. ; + zu Admont 
5. XII. — L 111. Ztg. 109, 851. 

Heyer von Rosenfeld, Friedrich, Haupt- 
mann z. D., Genealog u. Heraldiker, * zu 
Giessen 13. IV. 28; f zu Wien. — L 
111. Ztg. 108, 73; KL 1897, 540 (mit W). 

Hild, Julius, Feldmarschall-Lieut. i. R., 
59 J.; f zu Budapest 11. I. — L 111. Ztg. 
108, 104. 

Kirschner Ritter von Nordfort, Paul, 
Feldmarschall-Lieut. i. R., 67 J. ; f zu 
Oedenburg 22. VII. — L 111. Ztg. 109, 
300; Milit.-Ztg. (Wien^ 1897, 31. 

Kosak, Ludwig Ritter v., Feldmarschall- 

b* 



39 



Todtenliste 1897: V. Militars. VI. Landwirthe. 



40* 



Lieut., Kommandant d. Theresianischen 

Militarakad. in Wiener-Neustadt; j zu 

Wien 13. IV. — L 111. Ztg. io8, 518. 
Manger von Kir chberg, Karl, Gen.-Maj. 

i. R., hervorragender FUhrer i. d. Schlacht 

b. Custozza, 88 J.; f zu Graz 16. VI. — 

— L 111. Ztg. 108, 8 n. 
Metzger, Joseph, Gen.-Maj. i. R., lange 

Zeit Kommandant d. Inf.-Kadettenschule 

in Lobzow; f zu Wien 21. VII. — L 111. 

Ztg. 109, 145. 
•Neipperg, Erwin Graf v., Gen. d. Kav. ; 

s. Sp. 11*. 
Pachner von Eggenftorf und Stola£, Feld- 

marschall -Lieut, i. R.; f in Bad Villach 

24. IX. — L 111. Ztg. 109, 470. 
Pacor von Karstenfels und Hegyalya, 

Koloman, Feldmarschall - Lieut, i. R., 

58 J.; f 20. XL 
Palflfy von Erdod, Graf Mori tz, Feldmar- 

schall-Lieut. i. R.; s. Sp. 11*. 
Purkher, Alois, Feldmarschall-Lieut. i. R., 

66 J.; f zuGrazs. IV. — L 111. Ztg. 108, 518. 
Roszkowski, Julian v., Wirkl. Geh. Rath, 

Feldmarschall - Leut., Kommandant der 

Festung Przemysl; f daselbst 27. I. — L 

111. Ztg. 108, 157. 
Rozsa von Nay-Eged, Bartholomaus, 

Feldmarschall-Leut. i. R., 59 J.: f 8. XL 
Six, Alois Ritter v., Generalauditor i. R., 

73 J.; f zu Wien 28. III. — L III. Ztg. 

108, 449 
Sontag, August, Oberst i. R., Bruder d. 

Schauspielers Karl S. u. d. Sangerin Hen- 

riette S , »der die ktlnstlerischen Neigungen 

seiner Geschwister theiltec; f zu Prag im 

Mai. — L 111. Ztg. 108, 683. 



Waldburg-Zeil-Zeil oder Zeil und Trauch- 

burg. Graf Ludwig, Gen.-Maj. i. R.; s. 

Sp. 13*. 
Wimmer , Gustav, Feldmarschall - Lieut. 
. i. R„ 62 J.: t zu Leitmeritz 13. V. — L 

111. Ztg. 108, 683. 
Sckiueiz: 
•Rothpletz, Emil, Oberdivisionar, Prof. d. 

Militarwissensch. am Polytechn. in Zurich, 

* zu Aarau 21. II. 24; f zu Zurich 13. X.: 

s. BJ II, 27. — L Schweiz. MiL-Ztg. 1897, 

44. — W auch KL 1S97, 1 103. 
Russland: 
Richter, Alexander, Gen. d. Inf. u. Kom- 

mandeur d. 16. Armeekorps; f zu Witebsk 

19. I. — L 111. Ztg. 108, 129. 
Schack, Adolf v., Gen.-Lieut. u. Komman- 

deur d. 8. Armeekorps, * (in Preussen) 

27. XL 28; f zu Odessa 3. IX. — L 111. 

Ztg. 109, 370. 
Steinheil, Baron, Gen. d. Inf., 74 J., * in 

Kurland; f zu St. Petersburg 24. IX. — 

L 111. Ztg. 109, 511. 
Turkei: 
Drigalski, Fedor v., Div.-Gcn. a. D., * zu 

LUben in Schles. 1821; f zu Berlin 30. 

VI. — L 111. Ztg. 109, 51. 89 (mil P). 
v. Krumbiigel-Pascha (seit seinem Ueber- 

tritt zum Islam Sekki Pascha), Brig.- 

Gen. ; f zu Konstantinopel im Juni. — 

L 111. Ztg. 109, 51. 
Vereinigte Staatcn von Nordamerika: 
Salomon, Frederick, General, zuletzt Ge- 

neralvermesser im Mormonengebiet, * zu 

Halberstadt 7. IV. 28; f »- HI- — ^ M- 

Ztg. 108, 449. 



2. Marine. 



Deutsche* Reich: 

Friedrich Wilhelm, Herzog v. Mecklenburg, 

Lieut, z. S. u. Kommandant d. Torpedo- 

bootes S 26; s. Sp. 5*. 
Hacke, Graf Friedrich, Kontreadmiral 

a. D.; s. Sp. 8*. 
Weickhmann, Johannes, Kapitan z. S. 

a. D., zuletzt bis 1890 Lootsenkommandeur 

in Konigsberg, 78 J.; f zu Danzig 28.VIII. 

— L 111. Ztg. 109, 349. 



ester retch- Ungarn : 

♦Daublebsky Freih.vonSterneck zu Ehren- 
stein, Maximilian, Wirkl. Geh. Rath, 
Admiral, Chef d. Marinesektion d. Reichs- 
kriegsministeriums u. Marinekommandant, 
* zu Klagenfurt 14. II. 29; f zu Wien 5. 
XII.: s. BJ II, 387. — L Wurzbach 38, 
298; N. Fr. Presse 11957; 111. Ztg. 109, 
809 (P in Nr. 2829); Freiherrl. Taschenb. 
1897, 162. 1899, 1 164. 

•Wimpffen, Viktor Graf v., Korvetten- 
kapitan a, D.; s. Sp. 13*. 



VI. Landwirthe. 



Bartmer, August, Landwirth u. Holbesitzer 
in Ronnenberg, Landkr. Linden, preuss. 
Landtagsabg.; s. Sp. 28*. 

•Breitenlohner, Jakob, Dr. phi!., ausser- 



ordentl. Prof. f. Meteorol., Klimatol. u. 
Bodenkunde an d. Hochsch. f. Boden- 
kultur in Wien, Land- u. Forstwirth, • zu 
Oberweyr in Oberoesterr. 21.VIL33; f 



4i< 



Todtcnliste 1897: VI. Landwirthe. VII. Forstwirthe und Waidmanner. 



42* 



zu Wien 24. III.: s. BJ II, 241. — L BJ 

II, 6 # . — W auch Kukula 81; Cat. Roy. 

Soc. 7, 252. 9, 342. 
Helldorf, H e i n r i c h v., sachsen - weimar. 

Wirkl. Geh. Rath, Autoritat in landwirth- 

schaftl. Fragen; s. Sp. 20*. 
Hofer, Dominic us, Prof. Dr , Privatdozent 

f. Thierheilk. an d. Thierarztl. Hochsch. 

in MUnchen, * 181 7; f daselbst 13. VI. 

— L Litt. Centralbl. 1897, 830; Leopol- 
dina 33, 113. — W Kukula 367. 

Jungck, Heinrich, Oekonomierath, lange 
Zeit Administrator d. RieselgUter d. Stadt 
Berlin, Begriinder u. frUherer Leiter d. 
Vereins deutscher Landwirthschaftsbeamter, 
1876 — 85 preuss. Landtagsabg. f. Ober- 
u. Niederbarnim (freikons.), * zu Bredow 
b. Nauen 3. V. 12; f 20. I. — L 111. Ztg. 

108, 157. 

Kameke, Albrecht Ernst v., Ritterguts- 
besitzer auf Warnin, Direktor d. General- 
landschaft v. Pommern ; f zu Berlin 30. V. 

— L 111. Ztg. 108, 742. 

Noodt, Wilhelm, Oekonomierath, 67 J ; f 
zu Grosslichterfelde 21. IX. — L 111. Ztg. 

109, 470. 

♦Peters, Fritz, Gutsbesitzer auf Sieden- 
bollentin in Vorpommern, der Freund des 
Dichters Fritz Reuter, * auf Gut Liepen 
in Mecklenburg-Schwerin 29. IX. 19; f zu 
Siedenbollentin 18. XII.: s. BJ II, 246. 

•Pfeiffer, Franz, Gutsbesitzer auf Aujed b. 
Tuschau, President d. LandwirtschaftL 
Zentralverbandes der Deutschen B&hmens, 
Abg. d. Oesterr. Reichsraths: s. BJII. 

Pfuel, Gustav v., Ritterschaftsdirektor a. D., 
Mitgl. d. preuss. Herrenhauses; s. Sp. 27*. 

Pribyl, Leo, Dr. phil., land- u. forstwissen- 
schaftl. Schriftsteller, SchriftfUhrer d. 
Vereins z. Verbreitung landwirtschaftl. 
Kenntnisse, 48 J.; + zu Wien 10. VII. — 
L Centralbl. f. d. ges. Forstwesen 23, 421. 

Sander, Julius, Rittergutsbesitzer, preuss. 
Landtagsabg.; s. Sp. 29*. 



Steiger, Heinrich Adolf, k. sachs. Geh. 
Oekonomierath,RittergutsbesitzeraufLeute- 
witz, Mitgl. d. sUchs. Landeskulturraths, 

* 1817; f zu Meissen 17. IV. — L Mitth. 
d. Ver. f. d. Gesch. Meissens 4, 552 (A. 
Endler). 

Stephann, Ernst, Rittergutsbesitzer, Reicbs- 
tagsabg.; s. Sp. 26*. 

Stohmann, Friedrich Karl Adolf, Dr. phil., 
ordentl. Honorarprof. f. landwirthschaftl. 
Physiologie u. Agrikulturchemie u. Direk- 
tor d. Agrikultur-chem. u. Landwirth.- 
physiolog, Instistuts an d. Univ. Leipzig, 

* zu Bremen 25. IV. 32; f zu Leipzig 1. 
XI. — L 111. Ztg. 109, 666; Berichte Ub. 
d. Verhandl. d. k. s&chs. Gesellsch. d. 
Wissensch. 1897, 741 (W. Ostwald) ; Berichte 
d. Chem. Gesellsch. 30, 3214; GUntz 2, 
282 (mit W); PoggendorfF 2, 1015. 3, 1297 
(mit W); — Journal f. Landwirthschaft 
4 6 , 75- 153 (Soxhlet). — W auch Kukula 
905. Suppl. 240. 294; Cat. Roy. Soc, 
5, 837. 8, 1021. 11, 505; Btfrsenbl. f. d. 
d. Buchh. 64, 8389. 

Stoll, Gustav, Oekonomierath, frtiher Direk- 
tor u. Grttnder d. Pomolog. Instituts zu 
Proskau, 83 J.; f daselbst 19. IX. — L 
HI. Ztg. 109, 431. 

Suchsland, Heinrich, Direktor d. Bundes 
d. Landwirthe; f zu Halle a. S. 29. III. 

— L 111. Ztg. 108, 449. 
Tiedemann, Erich v., Rittergutsbesitzer u. 

preuss. Landtagsabg.; s. Sp. 30*. 
Trientl, Adolf, Prof., d. alteste landwirth- 
schaftl. Wanderlehrer Oesterreichs 79 J.; 
f zu Umhausen im Oetzthal Anf. Marz. 

— L Centralbl. f. d. ges. Forstwesen 23. 
196. 

Wilckens, Martin, Dr. phil., ordentl. Prof, 
f. Thierphysiologie u. Thierzucht an d. 
Hochsch. f. Bodenkultur in Wien, 63 J.; 
f daselbst 9. VI. — L Centralbl. f. d. 
ges. Forstwesen 23, 341. 



VII. Forstwirthe und Waidmanner. 



Baur, Franz Adolf Gregor v., Dr. phil., 
ordentl. Prof. f. Forstl. Versuchswesen, 
Holzmesskunde u. Waldwcrthberechnung 
mit forstl. Statik an d. Univ. Mlinchen, 
* zu Lindenfels im Odenwald 10. III. 30; 
+ zu MUnchen 2. I. — L BJ II, 3*; Allg. 
Ztg. 1897 Nr. 2, S. 6a u. 7; Nr. 5 Mor- 
genbl. 8.5c; Nr. 5 Abendbl. S. 3b; 111. 
Ztg. 108, 48; Centralbl. f. d. ges. Forst- 
wesen 23, 90 (p, mit W u. P); Allg. Forst- 
u. Jagdztg. 73, 103 ( mit W); Ztschr. f. 
Forst- u. Jagdwesen 1897, 77- — W auch 
Kukula 31. Suppl. 73; Chroniken d. Univ. 



MUnchen bis 1896; KL 1897, 63; Bflrsenbl. 

f. d. d. Buchh. 64, 191. 
Bohn, Konrad, Prof. f. Physik u. Geodiisie 

an d. Forstlehranstalt in AschafTenburg; 

s. Sp. 53*. 
Bornemann, Karl, Wirkl. Geh. Kriegsrath, 

Herausgeber v. Jagdgeschichten; s. Sp.32*. 
•Breitenlohner, Jakob, Prof. f. Meteorolo- 

gie u. Klimatologie an d. Hochschule f. 

Bodenkultur in Wien; s. Abth. XL 
Frank, E., Dr. phil. h. c. von Tubingen, 

OberfcJrster zu Schussenried in Ober- 

schwaben, »der in WUrttemberg die ma- 



43* 



VII. Forstw. u. Waidm. VIII. Berg- u. Htittenm. IX. Gewerbetreibendeetc. 



44' 



schinelle Torfgewinnung nach norddeut- 
schem Muster eingeftlhrt u. seinen Namen 
in d. gelehrten Welt durch d. Aufdeckung 
d. oberschwab. Pfahlbauten bekannt ge- 
macht« ; f zu Schussenried 9. IV. — L 
111. Ztg. 108, 518; Schwab. Kronik 1897, 
740; Allg. Forst- u. Jagdztg. 73, 34. 184. 

Horn, Ludwig Wilhelm, hgl. braunschweig. 
Geh. Kammerrath u. Vorstand d. forstl. 
Versuchsanstalt, Leiter d. braunschweig. 
Forstwesens, * zu Wolfenbuttel 8. IV. 29; 
j zu Braunschweig 4. IV. — L BJ II, 20*; 
Allg. Forst- u. Jagdztg. 73, 184. 415 (F. 
Grundner, mit W); Ztschr. f. Forst- u. 
Jagdwesen 1897, 440. Forstwissenschaftl. 
Centralbl. 1 897, 343. 

Muhl, Ferdinand, grosshgl. hess. Jager- 
meister, Geh. Rath, * zu Langen 13. 1. 29; 
f zu Darmstadt 24. XII. — L Allg. Forst- 
u. Jagdztg. 74, 69. 107. 

*Nordlinger , Hermann v., Dr. rer. nat. 
et oecon. polit., Oberforstrath, frliher Prof, 
f. Forstwissensch. an d. Akad. Hohenheim 
u. d. Univ. Tubingen, * zu Stuttgart 13. 
VIII. 18; f au f dem Salon b. Ludwigs- 
burg 19. I.: s. BJ II, 287. — L BJ II, 33 »: 
Litt. Beil. z. Staatsanz. f. WUrttemb. 1897; 



Schwab. Kronik 1897, 123. 153; Allg. Ztg. 
1897 Nr.22 Morgenbl.; Leopoldina 33, 52; 
Ztschr. f. Forst- u. Jagdwesen 1897, 359; 
Oesterr. Forst- u. Jagdztg. 1897, 101 (mit 
P); Oesterr. Vierteljahrsschr. f. Forstwesen 
I ^97i 63; Verhandlungen d. Forst wirthe 
1897, 177. — W auch KL 1897, 943; 
Bbrsenbl. f. d. d. Buchh. 64, 885. 

Pribyl, Leo, Dr. phil., land- u. forstwissen- 
schaftl. Schriftsteller; s. Abth. VI. 

Schulenburg, Gebhard Graf v. d., hgl. 
braunschweig. Vice-Oberjagermeister; s. 

Sp. 13*. 
♦Stephan, He in rich v., Staatssekr. d. deut- 

schen Reichspostamts; s. Sp. io # . 
Strahler, Adolf, filrstl. Pless'scher Ober- 

fbrster, Botaniker: f ' m Febr. — L 111. 

Ztg. 108, 273; Berichte d. deutschen botan. 

Gesellsch. 15: Generalvers.-Heft 41 (Th. 

Schube). 
VVitzleben, Oskar Dietrich v., k. sachs. Geh. 

Rath u. Oberlandforstmeister a. D. , * zu 

Kamenz 7. II. 26 ; f zu Dresden 9. IV. 

— L 111. Ztg. 108, 484. 
♦Wolkenstein, Heinrich Graf v., k. u. k. 

Oberstjagermeister; s. Sp. 14*. 



VIII. Berg- und Hiittenmanner. 



Bornemann, Karl Rudolf, Oberbergrath a. D., 
Autoritat f. Wasserbauten , Wasser- und 
Wettermessungen , 76 J.; + zu Freiberg 
i. S. 7. V. — L 111. Ztg. 108, 614. 

Erhardt, Albrecht, Oberbergrath a. D., 
Mitgl. d. Direktoriums d. Krupp'schen 
Werke, 78 J.; f zu Stuttgart 1. X. — L 
111. Ztg. 109, 511; Litt. Beil. z. Staatsanz. 
f. WUrttemb, 1897,1673; Schwab. Merkur 
1897, 1839; Schwab. Kronik 1897, 2043. 

*Eyferth, Bruno, Bergrath, Kammerassessor 
u. ausserordentl. Mitgl. d. Direktion d. 
braunschweig. Bergwerke, auch Zoolog, 
* zu Holzminden 23. VI. 26; f zu Braun- 



schweig 17. VI.: s. BJ II, 370. — L BJ 
II, 20 # . — W auch Cat. Roy. Soc. 

Sauer, Wilhelm, Bergwerksbesitzer, 72 J.; 
f zu Essen a. d. Ruhr im Febr. — L 111. 
Ztg. 108, 213. 

*Thielen, Alexander, Generaldirektor d. 
Aktiengesellsch. f.Bergbau u. Htittenbetrieb 
»Phonix« in Laar b. Ruhrort, * zu Diissel- 
dorf 3. V. 41; f zu Heidelberg 20. VII.: 
s. BJ II, 234. 

♦Tunner, Peter v., k. k. Hofrath, Ministerial- 
rath u. jubil. Bergakademiedirektor, * zu 
Turrach in Steiermark 10. V. 1809; f zu 
Leoben 8. VI.: s. BJ II, 239. — L Berg- 
u. httttenmann. Jahrb. 45, I; Wurzbach. 



IX. Gewerbetreibende und Industrielle. 



Aron, Julius, Dr. phil., Chemiker, Theo- 
retiker auf d. Gebiete d. Keramik, Be- 
grlinder d. »Thonindustrie - Ztg.«, * zu 
Bublitz b. Stolp 3. XI. 40; f zu Berlin 
14. VI. — L Leopoldina 33, 113; 111. Ztg. 
108, 811. 

Auberlen, Ferdinand, Kommerzienrath, 
Theilhaber d. Firma Auberlen u. Ostertag 
in Stuttgart, frliher Vorstand d. dortigen 
Handelsb5rse, 70 J.; f daselbst 12. V. — 



L 111. Ztg. 108, 648; Schwab. Kronik 
1897, 1001; (Stuttg.) N. Tagebi. 1897 
Nr. 112, 

•Baare, Louis, Geh. Kommerzienrath, Ge- 
neraldirektor d. Bochumer Vereins f. Berg- 
bau u. Gussstahlfabrikation , * zu Minden 
i. W. 12. VII. 21; f zu Bochum 17. V.: 
s. BJ II, 235. 

Borsig, Arnold, Industrieller, 30 J.; + beim 
Ungllick in d. Hedwig-Wunsch-Grube zu 



45* 



Todtenliste 1897: IX. Gewerbetreibende und Industrielle. 



46* 



Zabrze in Oberschlesien i.IV. — L 111. Ztg. 

108, 449. 

Brink, Karl ten, Kommerzienrath, Theil- 
haber u. Leiter d. Spinnerei u. Webcrei 
Arlen b. Singen in Baden, * zu Courcelles 
sur Aire (Dep. Meuse) 20. I. 27; f *u 
Arlen 3. XII.: s. BJ II, 281. — L III, Ztg. 

109, 809. 

Bujatti, Franz, k. k. Hofseidenfabrikant, 

Verf. einer »Gesch. d. Seidenindustr. in 

Oesterreich«, 85 J.; f *u Wien 6. X. — L 

111. Ztg. 109, 51 1; Wurzbach 
Eberle, J. N. f Mitinhaber d. Laubsage- und 

Uhrfedern fabrik von Eberle & Aramon in 

Augsburg; f daselbst im Nov. — L 111. 
^ Ztg. 109, 762. 
Eissler, Jakob, k. k. Kommerzialrath, Vize- 

prasident d. oesterreich-ungar. Vereins d. 

Holzproduzenten , Holzhandler u. Holz- 

industriellen in Wien, 62 J.; f daselbst 

15. III. — L Centralbl. f. d. ges. Forst- 

wesen 23, 196. 
Gessner, Ernst, Maschinenfabrikant in 

Aue, 71 J.; f daselbst 28. IV. 
Goldenberg, Alfred, Fabrikbesitzer zu 

Zorndorf i. Els., 1880—90 Reichstagsabg. 

f. Zabern (protestl.), * zu Molsheim 28. I. 

31; f zu Ermont (Dep. Seine-et-Oise) Anf. 

Nov. — L 111. Ztg. 109, 682; Hirth 16, 

153; Sch6nfeld 5 397. 
♦Hirschberger, Traugott, Rentier u. frUher 

MUhlenbesitzer zu Lttbbenau in d. Nieder- 

lausitz, Reichstags- u. preuss. Landtags- 

abg. (freis.): s. BJ II, 223. 
*H6chl, Anton, Ziegeleibesitzer u. Archi- 

tekturmaler in Mtinchen, * daselbst 20. II. 

20; f ebenda 21. II.: s. BJ II, 183. 
Kapeller, Heinrich, Fabrikant physikal. u. 

meteorolog. Instrumente in Wien, 50 J.; 

t daselbst 16. IV. — L Centralbl. f. d. 

ges. Forstwesen 23, 246. 
Klamt, Julius, Generaldirektor d. Kulmiz- 

schen Wcrke b. Saarau in Schlesien; f 

31. XII. — L 111. Ztg. no, 44. 
Knoch, Adolf, Kommerzienrath in Saalfeld, 

Begrtlnder d. thllringer Nahmascbinen- 

industrie; f daselbst Anf. Dez. — L 111. 

Ztg. 109, 851. 
*Knosp, Rudolph v., Kommerzienrath, 

Grossindustrieller, auch Abg. z. Zoll- 

parlament, * zu Ludwigsburg 22. VI. 20; 

t zu Stuttgart 26. III.: s. BJ II, 277. — 

L (Stuttg.) N. Tagebl. 1897 Nr. 72; III. 

Ztg. 108, 421. 
Konig, Eduard, Mitinhaber d. Maschinen- 

fabrik in Oberzell, Enkel d. Erfinders d. 

Schnellpresse; f 16. (?) IX. — L 111. Ztg. 

109, 402. 
Koepp, Adolf, Kommerzienrath, Besitzer 

einer chem. Fabrik, Handelskammerprasi- 

dent in Wiesbaden, seit 1893 Reichstags- 



abg. f. Wiesbaden (freis.), * zu Biebrich 
a.Rh. 16. II. 30: t zu Wiesbaden 5. (oder6.?) 

IV. — L 111. Ztg. 108, 484; KUrschners 
Reichst. 1893, 188 (mit P): Minde 1893, 
66 (mit P); Schoenfeld 5 195. 

Kiintzel, Rektor in Oberweimar, Vorsitzender 
d. Verbands thliring. Gewerbevereine; s. 
Abth. XXII. 

Martini, F. , Erfinder d. Martinigewehres, 
Leiter d. Maschinengiesserei Martini & Cie 
in Frauenfeld, 64 J.; + daselbst 29. I. — 
L III. Ztg. 108, 157. 

Matscheko, Michael, Ritter v., k. k. Kom- 
merzienrath, Vizeprasident und vordem 
President d. Niederttsterr. Gewerbever., 
v. 1885 — 91 Vertreter d. Bezirks Wieden 
im Abg.-Haus, von Beruf Chemiker; f zu 
Wien 29. I. — L 111. Ztg. 108, 157. 

M5gle, Johann, Schlosser. — L Schwab. 
Kronik 1897, 801. 

Mullensiefen, Hermann, GlashUttenbesitzer, 
Reichstagsabg.; s. Sp. 25*. 

Neuner, Ludwig, Instrumentenfabrikant, 
Leiter d. Firma Neuner u. Hornsteiner in 
Mittenwald; f daselbst 22. VI. — L 111. Ztg. 
109, 17. 

Ott, Traugott, Fabrikant in Ebingen. — 
L Schwab. Kronik 1897, 1859. 

*Otto, Karl, Dr. phil., Chemiker, Besitzer 
einer Fabrik feuerfester Erzeugnisse, • zu 
Jalapa (Mexiko) 7. III. 38; f zu Ahrweiler 
13. XL: s. BJ II, 233. — L Litt. Centralbl. 
1897, 1540; 111. Ztg, 109, 722. 

Protze, Adalbert, Kommerzienrath, Mit- 
inhaber d. Protze'schen Teppichfabrik in 
Berlin, 58 J.; f daselbst 18. IX. — L 111. 
Ztg. 109, 402. 

Reichardt, Hermann, tcchn. Direktor d. 
»Dessauer Zuckerraffinerie« zu Dessau, 
1890—96 Vorsitzender d. Handelskammer 
daselbst, * zu Kamburg (Sachs.-Mein.) 22. 
VI. 40 ; f zu Sinnershausen 6, VI. — L 
111. Ztg. 108, 783. 

Schafer, Fried rich, d. alteste Brauerei- 
besitzer Newvorks, 80 J.: f daselbst 20. 

V. — L 111. Ztg. 108, 783. 

Schafer, Theodor, Fabrikant in Heiden- 
heim; f *9- XI. — L Schwab. Albblatter 
9, 145 (Barthelmess). 

Scholder, Karl, Fabrikant in Alpirsbach. 
— L Aus dem Schwarzwald 5, 144 (Dtfl- 
ker). 

Sch511er, Geh. Kommerzienrath, Besitzer d. 
Zuckcrfabrik zu Klettendorf in Schlesien; 
f zu Breslau 2. I. — L Allg. Ztg. 1897 
Nr. 2; 111. Ztg. 108, 48. 

Schon, Bruno, Kommerzienrath, Spinnerei- 
besitzer in Werdau, BegrUnder grosser 
Spinncreien in Russland, 53 J.; f zu Wer- 
dau 10. I. — L 111. Ztg. 108, 104. 

Schwab, Adolf, Besitzer v. Fabrikcn in 



47" 



Todtenliste 1897: IX. Gewerbetreibende u. Industrielle. X. Architektenetc. 



48* 



Wien u. in Hammerstein b. Reichenberg, 
einer d. Ftihrer d. DeutschbOhmen, langj. 
Vertreter d. prager, spater d. reichenberger 
Handelskammer im Abg.-Haus d. tfsterr. 
Reichsrathes, * zu Prag 14. IV. 33; f zu 
Wien 20. I. — L 111. Ztg. 108, 129; Hahn 
1891, 250; Klirschners Reichsrath 1891, 
59 (mit P). 

Seidel, Karl, Besitzer u. Begrlinder d. 
Dbrrgemiisefabrik zu Miinsterberg in 
Schlesien; f daselbst Anf. Febr. — L 111. 
Ztg. 108, 193. 

♦Spiegelberg , Julius, Kommerzienrath, 
frtiherer Leiter d. Aktiengesellschaft f. 
Jute- u. Flachsindustrie zu Braunschweig 
u. Vechelde, * zu Peine 18. II. 33; f zu 
Kttln 24, I.: s. BJ II. 369. 

Steck, Georg, Pianofortefabrikant in New- 
york, * zu Kassel 1829; t zu Neuyork Marz/ 
April. — L 111. Ztg. 108, 518. 

Vering, Karl, Kommerzienrath, Grossunter- 
nehroer f. Eisenbahn- u. Wasserbau ; f zu 
Hannover 10. II. — L Allg. Ztg. 1897 
Nr. 47 Morgenbl.; 111. Ztg. 108, 253. 



Wagner, Emil v., Geh. Kommerzienrath, 
Mitgl. d. Aufsichtsraths d. bedeutendsten 
Aktiengesellschaften in Aachen, 83 J.; t 
daselbst 27. XII. — L 111. Ztg. no, 19. 

Wagner, F r i e d r i c h , Chef d. Firma » Wagner 
& Keller« in Ludwigsburg. — Beobachter 
1897 Nr. 45. 

Wauer, Kommerzienrath in Herrnhut, In- 
dustrieller, langj. President d. zittaue 
Handels- u. Gewerbekammer, 74 J.; t d;- 
selbst 25. IX. — L 111. Ztg. 109, 431. 

Weule, Fried rich, Begrlinder d. Thum- 
uhrenfabrik zu Bockenem (Prov. Hannover), 
87 J.; f 12. X. — L 111. Ztg. 109, 535. 

Wilhelmy, Otto, Obermeister d. leipziger 
Klempnerinnung u. Vorsitzender d. Ver- 
bandes deutscher Klempnerinnungen,Kigen- 
thlimer u. Herausgeber d. »Illustr. £tg. f. 
Blechindustriec, langj. Vorsitzender I. leip- 
ziger Gewerbekammer, * 6. I. 45; J 4. I. 
— L 111. Ztg. 108, 73. 

Wolf, Heinri ch, Kommerzienrath u.Fabrik- 
besitzer zu Hohenberg in Oberfranken, 
bayer. Landtagsabg.; s. Sp. 27*. 



X. Architekten und Ingenieure. 



Altgelt, Hans, deutscher Architekt in Buenos- 
Aires, 42 J.; f daselbst 30. VI. — L 111. 
Ztg. 108, 614. 

♦Berger, Matthias, Architekt, * in der 
Vorstadt Au b. MUnchen 24. IV. 25; f zu 
MUnchen 30. IV.: s. BJ II, 164. — L 
MUller-Singer i, 109. 

♦Bode, Richard Werner, Geh. Baurath, * 
zu Halberstadt 1. VIII. 42; 7 zu Blanken- 
burg a. H. 14. VII.: s. BJ II, 322. — L 
BJ II, 4*. 

Ehlers, Paul, Architekt, Vorstandsmitgl. 
d. Architekten- u. Ingenieur-Vereins in 
Hamburg. — LD, Bauztg. 31, 289. 

Fink, Albert, Ingenieur, friiher VizeprSsi- 
dent u. Generaldirektor d. nordamerikan. 
Louisville- u. Nashville-Eisenbahn, * in d. 
Nahe v. Frankfurt a. M. 27. X. 27; f zu 
Sing-Sing 4. IV. — L 111. Ztg. 108, 518. 

♦Franz, Hermann, Ingenieur, Geh. Ober- 
baurath, • 12. XII. 27; f zu Berlin 20. VII.: 
s. BJ II, 324. — L BJ II, ii*. 

Guide, Karl, Oberbaurath in d. Abth. f. 
Hochbauwesen im wlirttemberg. Ministerium 
d. Innern; f zu Stuttgart 21. III. — L 111. 
Ztg. 108, 421. 

Hanke, Hugo, Direktord.Berlin-Charlotten- 
burger Bauvereins, Stadtverordneter, 59 J.; 
f zu Berlin 31. III. — L BJ II, 17*. 

Hoffmann, Th., vonnals Oberingenieur d. 
k. k. Ferdinands -Nordbahn in Wien, Er- 
bauer d. Nordbahnhofes daselbst, • zu 
Stuttgart 1824; f ebenda 16. XII. — 1 L 



Schwab. Kronik 1897, 2647; D. Bauztg. 
31 > 648. 
Junot, Louis, Geh. Baurath, 1854 — 89 
ftlrstl. schwarzburg-rudolstadt. Baurath in 
Frankenhausen, Stiefsohn vonF.v. Schillers 
altester Tochter, * zu KatzhUtte 1821: f 
zu Frankenhausen 9. VI. — L 111. Ztg. 

108, 811. 

*Katz, Fr., Baurath, friiher Wasserbau- 
inspektor, * zu Hameln 18. V r . 28; f zu 
Hamburg 30. V.: s. BJ II, 360. — L BJ 

II, 21*. 

Keller, Gustav Graf v., friiher Vorsitzender 
d. Direktion d. Th tiring. Eisenbahn ; s. Sp. 
10*. 

Klette, Otto Reinhold, k. sachs. Finanzrath, 
Miterbauer d. Dresdner Bahnhofs, • zu 
Dresden 20. V. 50; f zu Klotzsche b. 
Dresden 8. VIII. — L BJ XL, 22*; 111. Ztg. 

109, 240. 

Klimm, Michael, Prof. f. Wasserbau am 
Polytechnikum in Budapest, 45 J.: f daselbst 
24.I. — L Litt. Centralbl. 1897, 190; 

III. Ztg. 108, 157; Allg. Ztg. 1897 Beil. 
Nr. 22. 

♦Krancke, Theodor, Geh. Baurath, Eisen- 
bahningenieur, * zu Hannover 18. II. 20; 
f zu Berlin 28. I.: s. BJ II, 357. — L BJ 
II, 23*. 

Kreyssig, Eduard, Geh. Baurath, friiher 
Stadtbaumeister in Mainz, 66 J.: *zuEichel- 
sachsen im Vogelberg; f zu Mainz 11. III. 
- L BJ II, 23*. 



49* 



Todtenliste 1S97: X. Architekten u. Ingenieure. XL Kaufleute. 



50* 



Kiihlwetter, E d u a r d , Geh. Reg.-Ratb, Eisen- 
bahnfachmann, auch preuss. Landtagsabg. 
(nat.-lib.), * zu DUsseldorf 1813: f zu Koln 
15. VIII. — L 111. Ztg. 109, 268. 

♦Loenartz, Jakob, Geh. Baurath, Elbstrom- 
baudirektor, *zu Ernst a.d.Mosel 5. III. 35; 
t zu Magdeburg 31. X.: s. BJ II, 357. — 
L BJ II, 25*. 

Matheis, Jakob Ritter v., Oberbaurath b. 
d. Obersten Baubehorde im bayer. Minist. 
d. Innern, 69 J.; f zu Mtinchen 13. II. — 
L BJ II, 27*; Allg. Ztg. 1897 Nr. 45 u. 
47 Morgenbl. 

*Mertens, Franz, Architekt u. Kunstschrift- 
steller, * zu DUsseldorf 1808; f zu Berlin 
30. V.-. s. BJ II, 355. - L BJ II, 31*. 

•Nehls, Johann Christian, Wasserbaudirektor, 
auch techn. u. mathemat Schriftsteller, * 
zu Schtilp b. Nortorf in Holstein 29. IX. 
41 ; f zu Wilhelmsh5he b. Kassel 5. IX.: 
s. BJ II, 332. - L BJ 'II, 32. 

Pichler, Moritz Ritter v., Ingenieur u. tech. 
Schriftsteller; f zu Velden am Wdrthersee 
19. VIII. — L 111. Ztg. 109, 300; Litt. 
Centralbl. 1897, I! 49- 

Rennen, Franz Karl, Wirkl. Geh. Oberreg.- 
Rath, Eisenbahndirektionsprasident z. D., 
79 J.; f zu Koln 10. I. — L 111. Ztg. 108, 
104; Allg. Ztg. 1897 Nr. 12 Abendbl. 

Roesener, Adalbert, preuss. Baurath 
a. I)., 70 J.; f zu Neisse 21. II. — L 
BJII, 3 6 # . 

•Rupp, Adolf, Architekt, * zu Athen 10. 
III. 43 ; f zu Mtinchen 1 5. V. : s. BJ II, 228. 

*Rziha, Franz Ritter v., Hofrath, Prof. f. 
Eisenbahn- u. Tunnelbau u. Enzyklopadie 
d. Eisenbahn- u. Tunnelbaus an d. Techn. 
Hochsch. in Wien, * zu Hainspach in 
Bobmen 28. III. 31; f im Gasthof am 
Semmering 22. VI.: s. BJ II, 333. — L 



BJ II, 37*: HI- Ztg. 109, 17. — W KL 
1897, 1115; Kukula 782. Suppl. 211. 

♦Salzmann, Max, Dombaumeister in Bremen, 
* zu Breslau 20. VIII. 50; f zu Bremen 4. 
(oder 6. ?) II.: BJ II, 359- — L BJ II, 38*. 

Schwalbach, Karl Leonhard, Architekt, 
56 J.: f zu Frankfurt a. M. 29. XII. — L 
111. Ztg. no, 44. 

Siebold, Michael, Werkmeister in d. Konig- 
schen Schnellpressenfabrik, Erfinder; f zu 
Zell a. M. 9. I. — L Allg. Ztg. 1897 
Nr. 12 Abendbl. 

Stahr, Otto, Oberbaurath, Referent im 
sachsen-weimar. Minist, Sohn d. Schrift- 
stellers Adolf Stahr; f zu Hamburg 24. (?) 
X. — L 111. Ztg. 109, 649. 

•Suche, Ludwig, Geh. Reg.-Rath, Meister 
im Brtickenbau, • zu Wchlau in Ostpr. 
1822; f zu Bromberg 10. IX. : s. BJ II, 
359. - L BJ II, 42*. 

♦Thielen, Alexander, Generaldirektor d. 
Aktiengesellsch. f. Bergbau- u. Htttten- 
betrieb »Ph8nix« in Laar b. Ruhrort,Bruder 
d. preuss. Eisenbahnministers, * zu DUssel- 
dorf 3. V. 41: f zu Heidelberg 20. VII.: 
s. BJ ^11, 234. — L 111. Ztg. 109, 145. 

♦Wagner, He in rich, Dr., Geh. Baurath, 
Prof. f. Baukunst an d. Techn. Hochsch. 
in Darmstadt, * zu Stuttgart 5. X. 34; f 
zu Darmstadt 19. III.: s. BJ II, 279. — 
L BJ II, 44*; (Stuttg.) N. Tagebl. 1897 
Nr. 80; Allg. D. Biogr. 44, 437 (L. Fran- 
kel). — W Kukula 969. 

Wernich, Oberbaurath, stellvertr. President 
d. Eisenbahndirektion in Kattowitz; f da- 
selbst 23. XI. — L 111. Ztg. 109, 809. 

Wirth, Franz Ulpian, Techniker u. Friedens- 
prediger, * zu Baireuth 6. VII. 26; f zu 
Frankfurt 15./16. V. — L Allg. D. Biogr. 
43, 527 (L. Frankel). — W KL 1897, 1467. 



XI. Kaufleute. 



Born, Julius Freih. v., osterr. Finanzmann, 

verdient um d. Hebung d. Industrie in 

Krain, 57 J.; + 5. II. — L 111. Ztg. 108, 

193- 213. 
Botticher, Oskar, Direktor d. Dresdner 

Bankvereins, 49 J.; f zu Dresden 2. XII. 

— L 111. Ztg. 109, 809. 
Densch, Kommerzienrath. — L Schwab. 

Kronik 1897, 2664. 
Dorasil, Karl, President d. Handelskammer 

zu Troppau in Oesterr.-Schlesien u. Mitgl. 

d. dortigen Landtags, 68 J.; f daselbst 

28. IX. — L 111. Ztg. 109, 511. 
Fleischmann, deutsch-amerikan. Millionar u. 

Sportsfreund; + zu Neuyork 12. XII. — 

L 111. Ztg. 109, 881. 
Frahm, Wilhelm, Grosskaufmann , Thcil- 

haber d. Zigarrenfabrik Hermann Upmann 



& Cie, frliher Flihrer der deutschfreis. 

Partei in Bremen, 67 J.; + daselbst 21. X. 

— L 111. Ztg. 109, 606. 
Franck, Gust a v. — L Schwab. Kronik 

1897, 901- 
Fritze, Johannes, Grosskaufmann in Bremen ; 

t daselbst 30. VIII. — L 111. Ztg. 109, 

349- 
Grauer, J. M.. Hopfenhandler. — L Schwab. 

Kronik 1897, 1052. 
Griinfeld, Kommerzienrath, Begrtlnder eines 

grossen Leinenhauses zu Landeshut in 

Schles. ; f zu San Remo 19. I. — L 111. 

108, 129. 
Heese, Julius, Chef d. berliner Seidenfirma 

J. A. Heese, 79 J.; f zu Bad Wildungen 

2. IX. — L 111. Ztg. 109, 349. 
Hohenemser, Wilhelm, Mitinhaber d. 



5»' 



Todtenliste 1897: XI. Kaufleute. XII. Philosophen. 



52' 



Bankhauses M. Hohenemser in Frankfurt 
a. M.: f daselbst 8. XII. — L 111. Ztg. 
109, 851. 

Jakobi, Ernst, Inhaber d. Firma Pfeffer u. 
Weissenfels Nachf. in Magdeburg, 2. Vor- 
sitzender d. deutschen Zuckerexport-Ver- 
eins; f daselbst 25. VI. — L 111. Ztg. 
109, 17. 

*Knosp, Rudolf v., Geh. Kommerzienratb, 
1867 Mitgl. d.Zollparlaments(grossdeutsch), 
* zu Ludwigsburg 27. VI. 20; f zu Stutt- 
gart 26. III.: s. BJ II, 277. — L Hirtb 
7, 170. 

Krippner, Friedrich, frtiher Theilhaber 
der Grosshandlung I. F. PUttner & Sohn 
in Hof; s. Sp. 27*. 

Lobbecke, Otto, Kommerzienratb, friiher 
Mitinhaber d. Bankhauses Gabr. Lobbecke 
& Cie in Braunscbweig, 71 J.; t daselbst 
n. XL — L 111. Ztg. 109, 682. 

Madack, Rudolf, Direktor d. Leipziger 
Kreditbank, 62 J.; f daselbst 19. II. — L 
111. Ztg. 108, 253. 

Magnus, Moritz, der alteste Chef d. Bank- 
hauses B. Magnus in Hannover, 59 J.: f 

II. III. — L 111. Ztg. 108, 355. 
Mayer, J., Chef d. Bankfirma Mayer & Cie 

in Metz, President d. dortigen HanTlels- 
kammer; f daselbst 10. II. — L 111. Ztg. 
108, 213. 
Merkel, Richard. — L Schwab. Kronik 

i897» 553- 

Meyer, John, Direktor d. Hamburg- Amerika- 
Packetfahrt-Aktiengesellschaft: f zu Ham- 
burg 23. VI. — L 111. Ztg. 109, 17. 

Meyer, Martin, ehemaliger President d. 
Innsbrucker Handels- u. Gewerbekammer, 
VizebUrgermeister v. Innsbruck u. Land- 
tagsabg.. 70 J.; f daselbst 30. IV. — L 

III. Ztg. 108, 555. 

Naegele, Julius, Kommerzienrath u. Hof- 



bankier in Karlsruhe: f daselbst 30. VIII. 

— L 111. Ztg. 109, 349. 

Neufville, Otto v., italien. Generalkonsul, 
Senior d. Firma D. & J. de Neufville zu 
Frankfurt a. M., 43 J.; f daselbst 11. I. 

— L 111. Ztg. 108, 104; Allg. Ztg. 1897 
Nr. 12 Morgenbl. 

Oppenheimer, Albert, Kommerzienratb, 
frtther Inhaber d. Firma Lehmann, Oppen- 
heimer & Sohn in Braunschweig, S2 J.; 
f daselbst 12. VI. — L 111. 108, 783. 

Oertel, Huldreich, Generaldirektor d. 
Versicherungsgesellschaft Donau in Wien 
u. President d. dortigen Vereins d. Reichs- 
deutschen »Niederwald«; f daselbst 3. IX. 

— L 111. Ztg. 109, 349. 
Ruscheweyh, Bankvorsteher in Gorlitz, 

Grvinder d. dortigen Singakademie, 73 J.; 
f daselbst 16. V. — L 111. Ztg. 108, 683. 

*Schonlank, William, Generalkonsul d. 
mittelamerikan. Republiken, bis 1887 Chef 
d. Indigo - Importhauses Sal. Schflnlank 
Sohne in Berlin, Forderer geograph. For- 
schungen und UnterstUtzer vieler gemein- 
ntttzigen u. humanitaren Bestrebungen , * 
zu Markisch - Friedland 6. VIII. 14; t zu 
Berlin 23. XII.: s. BJ II, 304. 

Schwabe, G. C, Ehrenbtirger seiner Vater- 
stadt Hamburg, welcher er 1887 seine 
Gemaldegalerie schenkte; + zu London 
13. 1. — 111. Ztg. 108, 129. 

Thode, Robert, Begrlinder u. langjahriger 
Leiter d. frttheren Thode'schen Bankhauses 
in Dresden, das 1891 in die Dresdner 
Bank Uberging, ehemals auch Konsul d. 
Hansestadte, 73 J.; f auf Schloss Schos- 
dorf in Schlesien. — L 111. Ztg. no, 44. 

Westendarp, Wilhelm, Inhaber d. grossten 
Elfenbeinhandlung d. Welt Heinrich Ad. 
Meyer in Hamburg, Neffe v, Karl Schurz; 
f daselbst 25. I. — L 111. Ztg. 108, 157. 



XII. Philosophen. 



Hermann, Conrad, Dr. phil., ordentl. 
Honorarprof. f. Philosophic an d. Univ. 
Leipzig, auch dramat. Dichter, * zu Anger 
b. Leipzig 30. V. 19,* J zu Klosterlausnitz 
I5 . VII. — L Hinrichsen 1 ' 557 (mit W); 
Gubernatis 1171 (mit W); Bruminer* 2, 
141; 111. Ztg. 109, 118. — W auchKukula 
341; KL 1897, 528. 

"Kaiser, Victor, Dr. phil., Prof. f. Philo- 
sophic, Kultur- u. Kunstgesch. am Lyzeum 
in Solothurn, # daselbst 3. VII. 21; 
f ebenda 30. IX.: s. BJ II, 181. 

*Meyer, jUrgenBona,Dr. phil., Geh. Rcg.- 
Rath, ordentl. Prof. f. Philosophic an d. 
Univ. Bonn, * zu Hamburg 25. X. 29; f zu 



Bonn 22. VI.: s. BJ II, 397. — L 111. Ztg. 
108, 51 (mit P); Hinrichsen- 901, Born- 
mliller 489 u. KL 97, 875 (mit W). — 
W auch Kukula 612. Suppl. 167. 

Nathan, Julius, Dr. phil., Arzt, philosoph. 
u. naturwissenschaftl. Schriftsteller, * zu 
Zdung 6. X. 55; f zu Berlin 4. VII. - L 
Litt. Centralbl. 1897, 923; 111. Ztg. 109, 
84; KL 97, 922 (mit W). 

Wolff, Johannes, Dr. phil., ausserordentl. 
Prof. f. Philosophic an d. Univ. Bonn, * zu 
Arzheim b. Ebrenbreitstein 9. XI. 50; 
f zu Bonn 4. IV. — L Philos. Jahrb. 10, 
368. — W KL 97, 148 2; Keiter 5, 256, 



53* 



Todtenliste 1897: XIII. Mathematiker u. Astronomen. XIV. Naturforscher. 



54* 



XIII. Mathematiker und Astronomen. 



♦Bardey, Ernst, Dr. phil., Mathematiker, 

* zu Muchow b. Neustadt (Mccklenburg- 
Schwerin) 21. V. 28; t in Bad Stuer 1. 
IV.: s. BJ II, 292. — L Leopoldina 33, 
112; Hinrichsen* 56 (mit W). — W auch 
KL 95, 50. 

Bielmayr, Julius, Dr. phil., ordentl. Prof, 
f. Mathematik, Mechanik, Astronomie und 
polit. Arithmetik am k. Lyceum in Regens- 
burg, * in der Vorstadt Au b. Mlinchen 
13. IX. 32; f zu Regensburg 28. VII. — 
L Jahresbericht lib. d. Lyceum in Regens- 
burg 1897/98. S. 17 u. 26 (W. Schenz); 
Leopoldina 33, 157. — W KL 97, 102; 
Keiter 5, 17. 

Bonn, Conrad, Dr. phil., ordentl. Prof. f. 
Physik an d. k. Forstlehranstalt zu 
Aschaffenburg, frliher Prof. f. Mathem. an d. 
Univ. Giessen, * zu Bornheim b. Frank- 
furt a. M. 23. XII. 32 ; f zu Aschaffenburg 
13. IX. — L Leopoldina 33, 128; Poggen- 
dorff 3, 151; Allg. Forst- u. Jagdztg. 73, 
447 (mit W). — W auch Cat. Roy. Soc. 
1, 456. 7, 206. 9, 281. 

Doellen, Johann Heinrich Wilhelm v., 
Geh. Rath u. Prof., Astronom, bis 1890 
Observator an d. Sternwarte in Pulkowa, 

* zu Mitau 25. (13. a. St.) IV. 20; + zu 
Dorpat 16. II. — L BJ II, 8*; Poggen- 
dorff i, 585. 3, 367 (mit W); Leopoldina 
33. 55; Allg. Ztg. 1897 Beil. Nr. 48. — 
W auch Cat. Roy. Soc. 2, 306. 7, 545. — 
P Vierteljahrsschr. d. Astronom. Gesellsch. 
32, 146. 

Haerdtl, Eduard Freih. v., Dr. phil., ausser- 
ordentl. Prof. f. Astronomie an d. Univ. 
Innsbruck, * zu Penzing b. Wien 10. VI. 
61; f zu Innsbruck 20. III. — L BJ II, 
16* (mit W u. P); Leopoldina 33, 112; 
Freiherrl. Taschenb. 1897, 358. 1898, 1 174. 
— W auch Kukula 304. Suppl. 94; Cat. 
Roy. Soc. 10, 107. 

Kolbe, Joseph, Dr. phil., Hofrath, frUher 
ordentl. Prof. f. Mathem. an der Techn. 
Hochsch. in Wien, * daselbst 11, V. 25; 
+ ebenda 27. (26.?) II. — L BJ II, 25* 
(mit W u. P); Ztschr. f. d. mathem. u. 
naturwiss. Unterricht 2S, 310; Allg. Ztg. 
1S97 Beil. Nr. 48. — W auch Kukula 478; 
Cat. Roy. Soc. 8, 106. 

Lindemann, Eduard, Staatsratb, wissen- 
schaftl. Sekretar u. Bibliothekar der Stern- 
warte in Pulkowa, * zu Nischnij Nowgorod 
13. (1. a. St.) I. 42; f zu Pulkowa 22. 



XII. — L Poggendorff 3, 815 (mit W); 
111. Ztg. no, 44; Leopoldina 34, 54. — 
W auch Cat. Roy. Soc. to, 602. 

Necker, Carl August Ferdinand, Dr. phil., 
Astronom, * zu Berlin 26. XI. 67; + in 
Folge eines Unglticksfalls zu Kubriel- 
Qubbah 23. XII. — L Litt. Centralbl. 
1898, 69; Leopoldina 34, 55; Vita in C. 
Neckers Diss.: Ausgleichung v. Massen- 
beobachtungen atmospharischer Licht- 
erscheinungen. Berlin 1894. 

♦Nehls, Johann Christian, Wasserbaudirektor, 
Verf. mathem. Schriften; s. Abth. X. 

Niiesch, Jakob, Dr. phil., Lehrer f. Mathe- 
matik u. Naturwissensch. an d. stadt. Real- 
schule in SchafThausen ; f daselbst 31. 
VII. — L Leopoldina 33, 98. 

Sobering, Ernst, Christian Julius, Dr. phil., 
ordentl. Prof. f. Mathem. an der Univ. 
Gbttingen, * zu Sandbergen f>. Llineburg 
13. VII. 33; f zu Gbttingen 2. XI. — 
L Vierteljahrsschr. d. astronom. Gesellsch. 
1898, 2 (W. Schur, mit W u. P); Poggen- 
dorff 1, 791. 3, 1183; Leopoldina 33, 161 
(mit W). — W auch Kukula 803; Cat. 
Roy. Soc. 5, 458. 8, 851. n, 303. 

*Weierstrass, Karl Theodor Wilhelm, Dr. 
phil., ordentl. Prof. f. Mathem. an der 
Univ. Berlin, Mitgl. d. preuss. Akad. d. 
Wissensch. etc., * zu Ostenfelde (Kr. 
Mttnster i. W.) 31. X. 15; f zu Berlin 
19. II.: s. BJ III, 170. — L BJ II, 45*; 
Leopoldina 33, 21. 54: 111. Ztg. 108, 253 
u. 1895 Nr. 2731 (mit P); Allg. Ztg. 1S97 
Beil. 42: weitere zahlreiche Litt. s. Mathem. 
Jahrb. 28, 32 — 35. — W auch Kukula 987. 
Suppl. 259; Poggendorff 1, 1282. 3, 1424; 
Cat. Roy. Soc. 6, 303. 8, 1210. 7, 769; 
Borsenbl. f. d. d. Buchh. 1895, Nr. 265. 

Winnecke, Friedrich August Theodor, Dr. 
phil., bis 1883 ordentl. Prof. f. Astronomie 
und Direktor d. Sternwarte an der Univ. 
Strassburg, * zu Gross-Heere bei Hildes- 
heim 5. II. 35; + zu Bonn 3. XII. — L 
Globus 20, 329 (mit P); Himmel u. Erde 
10, 230 (W. FGrster, mit P); Viertel- 
jahrsschr. d. astronom. Gesellsch. 1898, 5 
(E. Hartwig, mit P); Naturwissenschaftl. 
Rundschau 1898 Nr. 6 (A. Berberich); 
Leopoldina 33, 155. 167 (mit W); Nature 
57, 155. — W auch Poggendorff 1, 1339. 
3, 1453; Cat. Roy. Soc. 6, 397. 8, 1252. 
ii, 826. 



phil., 



Aron, Tulius, Dr 

Abth/ IX. 
♦Auerbach, Leopold, Dr. mecL, ausser 



XIV. Naturforscher. 

Chemiker; s. ordentl. Prof. f. Physiologie an d. Univ. 



Berlin, * daselbst 27. IV. 28; + ebenda 
1. X.: s. BJ II, 34. — L Leopoldina 33, 



55 s 



Todtenliste 1897: XIV. Naturforscher. 



56* 



130. 158 (mit W); 111. Ztg. 109, 470. — 
W auch KL 1897, 34; Kukula 13. 
Baumgartner, Leopold, Konservator d. 
DOH'schen Herbariums zu Freiburg i. B.; 
t daselbst 14. IV. — L Leopoldina 33, 

Bohn, Conrad, Prof. f. Physik und GeodSsie 
an d. Forstlehranstalt Aschaffenburg; s. 
Abth. XIII. 

♦Breitenlohner, Jakob, Dr. phil., ausser- 
ordentl. Prof. f. Meteorologie, Klimatologie 
u. Bodenkunde an d. Hochschule f. Boden- 
kultur in Wien; s. Abth. VI. 

Buchner, Christian Ludwig Otto, Dr. phil., 
Gymn. Prof. a. D., Physiker und Lokal- 
historiker, * zu Darmstadt 22. V. 1828, 
f zu Giessen 5. II. — L 111. Ztg. 108, 
193; Poggendorff 3, 210 (mit W). — W 
auch KL 1897, 173; Cat. Roy. Soc. 7, 
296. 9, 390. 

Dahlen, H. \V., Generalsekretar d. deutschen 
Weinbauvereins in Wiesbaden; f daselbst 
31. VII. — L Leopoldina 33, 98. — - W 
Cat. Roy. Soc. 7, 476. 

Drechsel, Heinrich Ferdinand Edmund, 
Dr. med. et phil., ordentl. Prof, f.physiolog. 
u. patholog. Chemie u. f. Pharmakalogie, 
sowie Direktor d. med.-mech. Instituts an 
d. Univ. Bern, * zu Leipzig 3. IX. 43; 
f zu Neapel 22. IX. — L Leopoldina 33, 
122. 128. 34, 43. 61 (A. Tschirch, mit 
W); Poggendorff 3, 380 (mit W). — W 
auch KL 1897, 257; Kukula 147. Suppl. 
56; Cat. Roy. Soc. 7, 557. 9, 733. 

Erlanger, Raphael Freih. v., Dr. phil., 
ausserordentl. Prof. f. Zoologie an der 
Univ. Heidelberg, * zu Paris 23. VII. 65 ; 
t zu Heidelberg 30. XL — L Leopoldina 
33, 166 (mit W); 111. Ztg. 109, 809. 

Ettingshausen, K on s tan tin Freih. v., Dr. 
med., Reg.-Rath, ordentl. Prof. f. Botanik 
u. Geschichte d. Pflanzenwelt an d. Univ. 
Graz, * zu Wien 16. VI. 26: f zu Graz 
1. II. — L Allg. Ztg. 1897 Bcil. Nr. 26; 
111. Ztg. 108, 193; Leopoldina 33, 21. 53 
(mit W); Hinrichsen 3 338 (mit W); Frei- 
herrl. Taschenb. 1897, 221. 1898, 1171. 
— W auch KL 1897, 309; Kukula 181. 
Suppl. 65; Cat. Roy. Soc. 7, 627. 9, 815. 

Fiek, Emil, Apotheker in Kunnersdorf b. 
Hirschberg, Bearbeiter d. Flora Schlesiens; 
f daselbst 21. VI. — L Litt. Centralbl. 
iS97, 860 ; Berichte d. Deutschen botan. 
Gesellschaft 1898, Generalvers.-Heft 12; 
Leopoldina 33, 114. 

♦Fraas, Oskar Friedrich v., Dr. phil., 
Direktor a. D. des k. Naturalien-Cabinets 
in Stuttgart, * zu Lorch im Remsthal 17. 
I. 24; f zu Stuttgart 22. XL: s. BJ II, 
146. — L Schwab. Albbll. 9, 1 45; Poggen- 
dorff 3, 468 (mit W); Geogr. Jahrb. 20, 



470 (W. Wolkenhauer). — W auch KL 
18971 35° ? Cat. Roy. Soc^ 7, 697. 9, 911. 

Frank, E. t Oberfbrster, Ethnograph; 5. 
Abth. VII. 

Frenzel, Johannes, Dr. phil., Prof., Direk- 
tor d. Biolog. Instituts am Mttggelsee b. 
Berlin; + zu Friedrichshagen 21. X. — 
L 111. Ztg. 109, 570; Leopoldina 33, 159 
(mit W). 

*Fresenius, Carl Remigius v. (Carl ist 
nicht der Rufname), Dr. phil., Prof., Geh. 
Hofrath, Besitzer u. Direktor d. chem. 
Laboratoriums in Wiesbaden, * zu Frank- 
furt a. M. 28 XII. 18; f zu Wiesbaden 

II. VI.; s. BJ II, 248. — L BJ II, 12*. 

III. Ztg. 108, 774 (mit P); Leopoldina 33, 
96; Poggendorff 1, 799. 3, 474 (mit Wj; 
Sitzungsber. d. MUnch. Akad., math.-phys. 
KL, 48, 452 (Voit). — W auch KL 1S97, 
361 ; Cat. Roy. Soc. 7, 708. 9, 926. 

*Gatke, Heinrich, Ornitholog, * zu Pritz- 

walk (Mark Brandenburg) 19. V. 14; 

t auf Helgoland 1. I.: s. BJ II, 409. — 

L 111. Ztg. 108, 73. 
Gercke, Georg, Dipterologe; + zu Ham- 
burg. — L Leopoldina 33, 56. 
Griitter, Max, Lehrer in Buschkowko b. 

Priest; im Eisenbahnzug ermordet 2. IV. 

— L Leopoldina 33, 91. 
Hager, Hermann, Dr. phil., Apotheker u. 

Chemiker; s. Abth. XXL 
*Heidenhain, Rudolf Peter Heinrich, Dr. 

med., Geh. Med.-Rath, ordentl. Prof. f. 

Physiologie u. Histologic u. Direktor d. 

Physiolog. Instituts an d. Univ. Breslau, 

* zu Marienwerder in Westpr. 29. I. 34: 
t zu Breslau 13. X : s. BJ II, 75. — L 
BJ II, 17* (irrig unter d. Namen Heiden- 
heim); Sitzungsber. d. Mtinch. Akad., math.- 
phys. KL, 1898, 460 (C. Voit); Leopoldina 
33. 130. 159. 34, 91 (F. Schenck); MUnch. 
Med. Wochenschr. 1897 Nr. 50; Poggen- 
dorff 3, 604 (mit W). — W auch Kukula 
325. Suppl. 101. 

Heydenreich, Geh. Rath, Lepidopterolog; 
+ zu Osnabrlick 18. V. — L Leopoldina 

33. "3. 
Hofer, Dominikus, Dr., Prof., Zoolog; 

s. Abth. VI. 
Huth, Ernst, Dr. phil., Oberlehrer am 

Realgymn. in Frankfurt a. O., Botaniker, 

* zu Potsdam 1845; t zu Frankfurt a. O. 
5. VIII. — L Leopoldina 33, 118. 

Kenngott, Gustav Adolf, Dr. phil., fruher 
ordentl. Prof. f. Mineralogie an Polytechn. 
u. Univ. in Zurich, * zu Breslau 6. I. 18; 
+ zu Lugano 14. III. — L Sitzungsber. d. 
Mtinch. Akad. d. Wissensch., math.-phys. 
KL 1897, 44° (C. Voit); Leopoldina 33, 
38. 55 ( mit w ); Poggendorff 1, 1242. 
3, 713 (mit W); Vierteljahrsschrift der 



57' 



Todtenliste 1897: XIV. Naturforscher. 



58* 



Naturforsch. Gesellsch. in ZUrich 42, 47 
(U. Grubenmann). — W auch Kukula 431. 
Suppl. 129; Cat. Roy. Soc. 10, 386. 

Kessler, Hermann Fried rich, Dr. phil., 
Prof., Oberlehrer an d. Oberrealschule zu 
Kassel a. D., Entomolog, * zu Treis a. 
Lunde (Hessen-Darmstadt) 17. VI. 16; 
f zu Kassel 2. IV. — L Litterar. Centralbl. 
1897, 606; 111. Ztg. 108, 555; Leopoldina 
33» 7 2 * 9 1 ; Ztschr. f. d. mathem. u. natur- 
wiss. Unterricht 27, 64. 28, 309 (Acker- 
rnann); vgl.' E. Lohmeyer, Verzeichnis 
neuer hess. Litt. in Mittheilungen an d. 
Mitglieder d. Ver. f. hess* Gesch. Jahrg. 
1897, S. XXIX. — W auch KL 1897, 
652. — P Abhandl. u. Berichte d. Ver. f. 
Naturk. zu Kassel 47. 

Klatt, Friedrich Wilhelm, Dr. phil., Lehrer 
der Naturwissenschaften in Hamburg, 
Botaniker, * daselbst 13. II. 25; f ebenda 
3. III. — L Leopoldina 33, 38; KL 1897, 
665 (mit W). 

Kleinenberg, Nikolaus, Dr., friiher Prof, 
f. vergl. Anatomie u. Zoologie an d. Univ. 
Messina, geb. Kurlander; f zu Neapel 12. 
XI. — L 111. Ztg. 109, 672; Leopoldina 
33, 163 (mit W). 

Kolbel, Karl, Kustos am Naturhistor. Hof- 
museuminVVien, Arachniden-, Myriopoden- 
u. Crustaceenforscher. — L Leopoldina 
33» 120. 

Kraatz-Koschteu, Alexander v., Coleop- 
terologe; f zu Friedenau b. Berlin 12. IX. 

— L Leopoldina 33, 157. 

Kraus, Franz, k. k. Reg.-Rath, Mineralog 
u. Geolog, Htfhlenforscher, * zu Wien 28. 
I. 34; + ebenda 12. I. — L 111. Ztg. 108, 
104; Allg. Ztg. 1897 Nr. 10; Leopoldina 
33, 52; Globus 71, 100 u. Geogr. Jahrb. 
20, 473 (W. Wolkenhauer); Geogr. Ztschr. 

3, in- 
Kreuzhage, C, Dr. phil., erster Chemiker 

an d. Akademie zu Hohenheim ; f zu 

Pltimingen Mitte April, 60 J.— L 111. Ztg. 

lo8 » 555; Leopoldina 33, 92. 
Lieder, Dr. phil., Geolog, 1891 — 93 in 

Deutsch-Ostafrika thatig; f in Columbien 

Juli/Aug. — L 111. Ztg. 109, 300. 
Matscheko, Michael Ritter v., Chemiker; 

s. Abth. IX. 
♦Meyer, Viktor, Dr. phil. et med., Geh. 

Reg.-Rath, ordentl. Prof. f. Chemie an d. 

Univ. Heidelberg, * zu Berlin 8. IX. 48; 

f zu Heidelberg 8. VIII.: s. BJ III, 386. 

— L 111. Ztg. 109, 209. 247 (mit P); 
Leopoldina 33, 106. 1 18 (mit W); Sitzungs- 
ber. d. Mtinch. Akad., math.-phys. Kl. 28, 
455 (C. Voit); Allg. Ztg. 1897 Beilage 176 
178. 189. — W auch KL 1897, 877; 
Kukula 615. Suppl. 168; PoggendorflF 3, 
908. 



Mojsisovics Edler von Mojsvar, Felix 
Georg Hermann August, Dr. med., 
ausserordentl. Prof, fttr Zoologie an der 
Techn. Hochsch. u. Privatdozent an der 
Univ. in Graz, sowie Kustos d. zoolog. 
Abth. d. »Johanneums« daselbst, * zu Wien 
18. XI. 48; f zu Graz 27. VIII. — L 111. 
Ztg. 109, 349; Leopoldina 33, 121; Geogr. 
Jahrb. 20, 475 (W. Wolkenhauer). — W 
KL 1897, 892; Kukula 627; Cat. Roy. 
Soc. 10, 832. 

♦Moericke, Wilhelm, Dr. phil., Privatdozent 
f. Geologie an d. Univ. Freiburg i. B.; 
f daselbst 8. XL: s. BJ II, 305. — L 
Deutsche Rundschau f. Geogr. u. Statistik 
20, 186; Geogr. Jahrb. 20, 475 (W. Wolken- 
hauer). 

Miiller, Daniel, Coleopterolog; f zu Bar- 
celona 22. V. — L Leopoldina 33, 113. 

Miiller, Johann Friedrich Theodor (Fritz), 
Dr. phil., Naturforscher, Freund Darwins, 
* zu Windischholzhausen (Thttringen) ; 
f zu Blumenau (Prov. Santa Catarina, 
Brasilien) 21. V. — L 111. Ztg. 108, 175; 
Leopoldina 33, 73. 93. 

Miiller, Karl, Prof., Direktor d. agrikultur- 
chem .Versuchsanstalt in Hildesheim, * da- 
selbst 1847; f ebenda 26. X. — L Litt. 
Centralbl. 1897, 1444; !'!• Zt £- io 9» 6 49- 

Neminar, Edmund F. ? frtther ausserordentl. 
Prof. f. Mineralogie u. Geologie an d. 
Univ. Innsbruck; f zu Wien 10. IV. — 
L Leopoldina 33, 113. 

Nietzschke, Naturforscher u. Entomolog; 
+ w ah rend einer Forschungsreise in Telok 
Betony aut Sumatra Sept,/Okt. — L 111. 
Ztg. 109, 51 1; Leopoldina 33, 168. 

Ossowski, Gottfried v., ArcMolog und 
Geolog, Prof, an d. Univ. zu Tomsk in 
Sibirien, gebllrtig aus Westpreussen ; f zu 
Tomsk 16. IV. — L 111. Ztg. 108, 683. 

•Otto, Karl, Dr. phil., Chemiker; s. Abth. IX. 

Pilling, Oskar, Dr. phil., Gymn.-Piof., 
Poraolog u. Herausgeber naturwissenschaftl. 
Werke; f zu Altenburg i. S. 23. XI. 97, 
73 J. alt. — L Litt. Centralbl. 1897, 1580: 
111. Ztg. 109, 672; Mittheil. aus d. Oster- 
lande N. F. 8, 75 (Rothe). 

•Preyer, Thierry William, Dr. phil. et 
med., Hofrath, frllher ordentl. Prof. f. 
Physiologic an d. Univ. Jena, zuletzt 
Privatdozent an d. Univ. Berlin, * zu Moss- 
Side b. Manchester 4. VII. 41; f zu Wies- 
baden 16. VII.: s. BJ II, 107. — L BJ 
II, 34 # ; 111. Ztg. 109, 155 (mit P); Leo- 
poldina 33, 98. 116; Hinrichsen 8 1055; 
PoggendorfT 3, 1069 (mit W); Nation 1897 
Nr. 44 (A. Eulenburg); Miinch. Neueste 
Nachr. 1897 Nr. 333 (M. Offner); Blatter 
f. d. Schulpraxis 9, 1 (J. Friedrich). — 
W auch KL 1897, 1024; Kukula 716. 



59' 



Todtenliste 1897: XIV, Naturforscher. 



60* 



Suppl. 195; Borsenbl. f. d. d. Bucbh. 64, 

5417, 

Reinhard, Dr., Justizrath in Strassburg i E., 
politisch, litterarisch u. naturwissenschaftl. 
thatig; s. Abth. XX. 

Rogenhofer, Alois, Kustos a. D. am 
zoolog. Hof-Museum zu Wien Lepidoptero- 
loge, * daselbst 22. XI. 31; f ebenda 15. 
I. — L Hinrichsen* 11 13 (mit W); Leo- 
poldina 33, 38. 52. — W auch KL 1897, 
1090, 

Russow, Edmund August Friedrich, Dr., 
Wirkl. Staatsrath, Exc, frUher ordentl. 
Prof. f. Botanik u. Direktor d. Botan. 
Gartens in Dorpat, * zu Reval 8. III. (a. 
St. 24. II.) 41 ; f zu Dorpat 23. IV. — 
L Litt. Centralbl. 1897, 606; 111. Ztg. 108, 
583; Leopoldina 33, 73. 92 (mit W); 
Botan. Centralbl. 71, 265 (K. J. KusneTOW, 
mit W); Berichte d. Deutsch. botan. 
Gesellsch. Generalvers.-Heft 15, (46) (C. 
Winkler). — W auch Kukula 780. 

+Sachs, Friedrich Gustav Julius v., Dr. 
phil. et med., Geh. Rath u. Hofrath, ordentl. 
Prof. f. Botanik u. Direktor d. Botan. 
Gartens an d. Univ. Wtirzburg, * zu Bres- 
lau 2. X. 32; f zu Wtirzburg 29. V.: s. 
BJ II, 262. — L BJ II, 37*; Flora Erg.- 
Bd. 84, 101 (K. Gabel); Munch. Med. 
Wochenschr. 1 897 , 709 (Hauptfleisch) ; 
Sitzungsber. d. Munch. Wissensch. 28, 
478 (C. Voit); Naturwissenschaftl. Rund- 
schau 1897 Nr. 36. 37 (F. Noll); Leo- 
poldina 33, 73. 91 (mit W). — W auch 
KL 1897, 1 1 16; Kukula 783. Suppl. 211; 
Borsenbl. f. d. d. Buchh. 64, 4263. 

Schaschl, Johann, Entomolog u. Coleop- 
terolog; f zu Unterberg b. Ferlach 
(Karnthen), 76 J. — L Litt. Centralbl. 
1897, 1312; Leopoldina 33, 157. 

Schmacker, Bernhard, Malakozoolog; f zu 
Yokohama 26. III. — L Leopoldina 33, 

91. 

Schneider, Franz Cblestin Ritter v., Cheraiker ; 
s. Sp. 22*. 

♦Schrauf, Albrecht, Dr. phil., Hofrath, 
ordentl. Prof. f. physikal. Mineralogie u. 
Vorstand d. Mineralog. Instituts an d. 
Univ. Wien, * daselbst 14. XII. 37 ; f eben- 
da 29. XL: s. BJ III, 386. — L Almanach 
d. Wiener Akad. d. Wissensch. 48, 322 
(E. Mach., mit P); Leopoldina 33, 155. 
165 (mitW); Poggendorff 1, 841. 3, 1210 
(mit W) ; Verhandl. d. k. k. geolog. Reichs- 
anstalt 1897, 313. — W auch KL 1897, 
1 1 99; Cat. Roy. Soc. 

Schultze, Karl, Chemiker, * zu Jutroschin 
in Posen 1827; f auf seinem Landsitze 
Murray Hill b. New York 29. V. — L 
Litt. Centralbl. 1897, 860; 111. Ztg. 108, 
811. 



Schiitzenberger, Paul, Dr. med., Prof. f. 
Mineralchemie am ^College de France*, 
* zu Strassburg i. E. 23. XII. 29; f zu 
M6zy (Seine-et-Oise) 26. VI. — L Leo- 
poldina 33, 157; Poggendorff 3, 1 2 17 (mit 
W). — W auch Cat. Roy. Soc. 

Seelig, Friedrich, Amtsgerichtsrath, Ich- 
thyologe; f zu Kassel 20. III. — L 
Leopoldina 33, 112. 

Seydler, Friedrich Wilhelm, Konrektor, 
Botaniker; f 87 J. alt, zu Braunsberg (Ost- 
preussen) 21. XI. — L Litt. Centralbl. 

1897, 1580; 111. Ztg. 109, 762; Leopoldina 
33, 114. — W Cat. Roy. Soc. 

♦Sohncke, Leonhard, Dr. phil., ordentl. 
Prof. f. Experimentalphysik an d. Techn. 
Hochsch. in Munchen, * zu Halle a. S. 
22. II. 42; f zu Munchen 1. XL: s. BJ 
II, 167. — L Bericht tib. d. Techn. Hoch- 
schule zu Munchen 1897/98 (Finsterwalder 
u. Ebert, mit W); Deutsche Rundschau 
f. Geogr. u. Statistik 20, 472 (mit P): 
Sitzungsber. d. Munch. Akad. d. Wissensch. 

1898, 440 (C. Voit); Meteorolog. Ztschr. 
1898, 81 (F. Erk); Leopoldina 33, 112 
(mit W); Poggendorff 3, 1263 (mit W): 
Naturwissenschaftl. Rundschau 1897 Nr. 52 
(O. Troje). — W auch Kukula 877. Suppl. 
234; Cat. Roy. Soc. 

Sommaruga, Erwin Franz Freih. v., Dr. 
phil., ausserordentl. Prof. f. Cbemie an d. 
Univ. Wien, * daselbst 26. IX. 44 ; f zu 
Riva am Gardasee 10. V. — L Litt. 
Centralbl. 1897, 702; 111. Ztg. 108, 6S3; 
Leopoldina 33, 168; Poggendorff 3, 1266 
(mit W); Freiherrl. Taschenbuch 1897, 
976. 1898, 1186. — W auch Kukula S 79. 
Suppl. 234; Cat. Roy. Soc. 11, 450. 

Stohmann, Friedrich, Agrikulturchemiker ; 
s. Abth. VI. 

Strahler, Adolf, fUrstl. Pless'scher Ober- 
fbrster, der beste Kenner d. Rosen, Disteln 
u. Weiden Schlesiens; s. Abth. VII. 

Streng, Johann August, Dr. phil., Geh. 
Hofrath, ordentl. Prof. f. Mineralogie u. 
Geologie an d. Univ. Giessen, * zu Frank- 
furt a. M. 4. II. 30; + zu Giessen 7. I. 
— L Allg. Ztg. 1897 Nr. 6; Leopoldina 
33, 2. 35. 38. 51. 58 (R. Braune, mit W); 
Poggendorff 1, 1026. 3, 1305 (mit W). — 
W auch Kukula 910; Cat. Roy. Soc; 
Borsenbl. f. d. d. Buchh. 64, 470. 

Taubert, Paul, Dr. phil., Botaniker, frllher 
Hilfsarbeiter am k. Botan. Museum in 
Berlin; f zu Manaos in Brasilien 1. I. — 
L Litt. Centralbl. 1897, 222; Leopoldina 
33» 51 ; Naturwissenschaftl. Rundschau 1897 
Nr. 14 (Loesener); Berichte d. deutschen 
botan. Gesellsch. Generalvers.-Heft 15, (35). 

•Valentin, Jean, Dr. phil., Sektionschef f. 
Geologie u. Mineralogie am National- 



6i* 



XIV. Naturforscher. XV. Ethnographen etc. XVI. Sprachforscher etc. 



62* 



museum in Buenos Aires, * zu Frankfurt 
a. M. 17. X. 67; f durch Absturz bei 
Aguade de Reyes in Patagonien 10. XII. : 
s. BJ II, 304. — L Leopoldina 34, 59; 
KL 97, 1366; Litt. Centralbl. 1898, 70; 
Geogr. Jahrb. 20, 486 (W. Wolkenhauer); 
Vita in Valentins Diss : D. Geologie d. 
Kronthals i. Els. Strassburg 1890. 

Volger, genannt Senckenberg, Georg 
Heinrich Otto, Dr. phil., Prof., Mineralog, 
Begrtinder u. Obmann d. Freien deutschen 
Hochstiftes zu Frankfurt a. M., • zu LUne- 
burg 30. I. 22; f zu Sulzbach b. Soden 
am Taunus 18. X. — L 111. Ztg. 109, 570. 
609 (mit P); Leopoldina 33, 130. 160 (mit 
W); Po<jgendorff 1, 1228. 3, 1399 (mit 
W). — W auch KL 97, 1382. 

Wache, \\\, Direktor d. Zoolog. Gartens in 
Lubeck, Thierkenner von Ruf ; + daselbst 
19. VII. — L Leopoldina 33, 157. 

*Welcker, Hermann, Dr. med., Geh. Med.- 



Rath. frliher ordentl. Prof. f. Anatomie u. 
Direktor d. Anatom. Instituts an d. Univ. 
Halle, * zu Giessen 8. IV. 22 ; f zu Winter- 
stein inThUringen 11. (nicbt 12.) IX.: s. 
BJ II, 115. — L 111. Ztg. 109, 402. 409 
(mit P); Leopoldina 33, 120. 126 (mit W); 
Globus 72, 211. — W auch KL 1897, 
1428; Kukula 995; Cat. Roy. Soc. 

Wiepken, C. F M Ornithologe u. Coleoptero- 
loge, Leiter des Naturhistorischen Museums 
in Oldenburg: f daselbst 29. I. — L 
Leopoldina 33, 52. 

Wilckens, Martin, Dr. med., ordentl. Prof, 
f. Thierphysiologie u. Thierzucbt an d. 
Hochschule f. Bodenkultur in Wien, * zu 
Hamburg 3. IV. 34; f zu Wien 10. VI. 
— L Leopoldina 33, 95; Hinrichsen 2 1389; 
Giinz, Handb. d. landwirthschaftl. Litt. 2, 
272. — W KL 1897, 1452; Kukula 1013. 
Suppl. 264. 

Zeppelin, Max Graf v, Zoolog; s. Sp. 14*. 



XV. Ethnographen, Geographen, Forschungsreisende. 



*Adamy, Heinrich, Vorschullehrer,P&dagog 
u. Geograph; s. Abth. XXII. 

*Baumgarten, Johannes, Dr. phil., Gymn.- 
Prof. a. D., Verf. v. Reisebeschreibungen; 
s. Abth. XXII. 

Moest, Wilhelm, Dr. phil., Prof., Ethno- 
graph u. Forschungsreisender, * zu Ktfln 
15. III. 52; + auf d. Insel Santa Cruz 
(Australien) 25. XL: s. BJ II, 293. — L 
Leopoldina 33, 155. 34, 53; Geogr. Jahrb. 
20, 472 (W. Wolkenhauer); Globus 73, 46 
(R.AndreemitP); Verhandl. d. Gesellsch. f. 
Erdkunde25, 526. (v.Richthofen); Zeitschr. 
f. Ethnol, 30 (28) (Virchow). — W KL 
1897, 611; Cat. Roy. Soc. 10, 340. 

Kraus, Franz, Hohlenforscher; s. Abth. XIV. 

•Liebenow, Wilhelm, Prof., Geh. Reg.-Rath, 
Kartograph, * zu Schbnfliess (Pro v. Branden- 
burg); f zu Schoneberg b. Berlin 17. (oder 
21 ?) VIII.: s. BJ II, 295. — L BJ II, 25*; 
111. Ztg. 109, 222 (mit P); Leopoldina 33, 
118; Neues Lausitz. Magazin 73, 310; 
Geogr. Jahrb. 20, 474 (W. Wolkenhauer); 
B5rsenbl. f. d. d. Buchh. 54, 5562 (P. Sp.) 

Licder, Dr.; s. Abth. XIV. 

•Petzold, Wilhelm, Dr. phil., Prof, an d. 
Oberrealschule in Braunschweig, Schul- 
geograph, * zu Keutschen b. Weissenfels 
8. II. 48; f zu Pouch b. Bitterfeld 24. VII.: 
s. BJ II, 304 u. 386. — L Leopoldina 33, 



128; Geogr. Ztschr. 3, 576; Globus 72, 
115; Geogr. Jahrb. 20, 477 (W. Wolken- 
hauer). 
♦Ruthner, Anton Edler v., Dr. jur., Notar 
in Salzburg, Alpenforscher u. Geograph, 

♦ zu Wien 21. IX.: f zu Salzburg 16. XII.: 
s. BJ II, 305. — L BJ II, 37 ♦. 

*Sch5nlank, William, F6rderer ethnogra- 
phischer u. geographischer Bestrebungen ; 
s. Abth. XL 

Stober, E , • zu Tiflis 6. IX. (25. VIII. a. 
St.) 62; f bei d. Besteigung d. Grossen 
Ararat 30. IX./l. X. (18./19. IX. a. St.). 
— L Globus 32, 308 (N. v. Seidlitz). 

*Vogel, Karl, Dr. phil. hon. c, Kartograph, 

* zu Hersfeld in Hessen 4. V. 28; f ™ 
Gotha 17. IX.: s. BJ II, 306. — L 
Leopoldina 33, 118. 125: GeogT. Jahrb. 
20, 483 (W. Wolkenhauer). 

Wankel, Heinrich, Dr., mahrischer An- 

thropolog u. Folklorist; f im 76 J. zu 

Olmitz 5. IV. — L Verhandlungen d. 

Gesellsch. f. Anthropologic 1898, 254 (El. 

Wankel); Globus 71, 316. 
♦ZintgrafT, Eugen, Afrikareisender, * zu 

Dlisseldorf 16. I. 58; f auf Teneriffa 3. 

XII.: s. BJ II, 311. — L BJ II, 55'; 

Geogr. Jahrb. 20, 485; Allg. D. Biogr. 

45, 336 (F. Ratzel). 



XVI. Sprachforscher, Philologen, Litterarhistoriker. 



*Bach, Theodor, Dr. phil., Realgymn.-Dir., 
Litteraturhistoriker; s. Abth. XXII. 

*Baumgarten, Johannes, Dr. phil., Gymn.- 
Oberlehrer a. D., Romanist u. Verf. v. 
Reiseschilderungen, * zu Aachen 29. IX. 



21; f zu Koblenz (nicht Aachen) 22. IV.: 
s. BJ II, 294. — L 111. Ztg. 108, 555; 
Geogr. Jahrb. 20, 465 (W. Wolkenhauer). 
— W KL 1897, 61. 
♦Baechtold, Jakob, Dr. phil., ordentl. Prof. 



63" 



Todtenliste 1897: XVI. Sprachforscher, Philologen, Litterarhistorikcr. 



64* 



f. deutsche Litteraturgesch. an d. Univ. 
Ziirich, • zu Schleitheim (Kanton ScbafF- 
hausen) 27. I; f * u Zurich 8. VIII.; s. BJ 
II, 10. — L BJ II, 2*; Hinrichsen 3 44; 
Deutsche Rundschau 1898 Okt S. 100 (E. 
Schmidt); 111. Ztg. 109, 209. 275 (mit P); 
Americana germanica 1, 1 1 1 (H. Frdlicher); 
Mag. f. Litt. 66, 1017 (H. Michel); Eu- 
phorion 5, 838 (E. Schmidt). — W KL 

1897, 39. 

*Bender, Hermann, Dr. phil., Oberstudien- 
ratb, Gymn.-Rektor a. D., * zu Ilsfeld 
(wtirttemb. Oberamt Besigheim); f zu 
Kirchheim u. T. 21. IV.: s. BJ II, 103. — 
W KL 1897, 76. 

*Bernays, Michael, Dr. phil., frtther 
ordentl. Prof. f. deutsche Litteraturgesch. 
an d. Univ. Mlinchen, * zu Hamburg 27. 
XL 34; f ZVL Karlsruhe 25. II. : s. BJ I, 
17*. II, 338. — L BJ II, 3*; Deutsche 
Revue 1898 Mai 231 (E. Reuss); Neues 
Korrespondenzbl. f. d. Gelehrten- u. Real- 
schulen Wtirttembergs 1897, 425 (H. Lud- 
wig). — W Bttrsenbl. f. d. d. Buchh. 64, 
1947. 

♦Beytenmiller, T h e o d o r , Oberreallehrer 
a. D., Dichter u. Germanist, * zu Weins- 
berg 2. I. 20; f zu Stuttgart 27. XII.: s. 
BJ II, 104. — L Hinrichsen* 119. — W 
auch KL 1897, 98. 

Bieling, Alexander, Dr. phil., Gymn.-Prof., 
Litterarhistoriker, * zu Berlin 1. V. 47; 
f daselbst 9. IX. — L Litt. Centralbl. 
1897, 1245; 111. Ztg. 109, 402. — W KL 
1897, 102. 

Blume, Ludwig, Gymn.-Prof., Litterar- 
historiker, * zu Wien 31. I. 46; + daselbst 
5. IV. — L Hinrichsen* 143 (mit W). — 
W auch KL 1897, 118. 

Bradke, Peter v., Dr. phil., ordentl. Prof, 
f. Sanskrit u. vergl. Sprachwissenschaft an 
d. Univ. Giessen, * zu St. Petersburg 27. 
VI. 53; f zu Giessen 8. IIJ.: s. BJ II, 
177. — L Allg. Ztg. 1897 Beil. Nr. 71 
(H. Hirt); Nordland. Ztg. 1897, 8 (n. St. 
20.) III. (L. v. Schrtfder); Jahresber. lib. 
d. Fortschr. d. class. Alterthumswissensch. 
103, 54 (Thurneysen). 

•Deecke, Wilhelm, Dr. phil., Gymn.- 
Direktor, Linguist, * zu Lttbeck 1. IV. 31 ; 
f zu Strassburg i. E. 2. I.: s. BJ II, 321. 
— L Hinrichsen* 261 (mit W); Allg. Ztg. 
1897, 3. Beil. — W auch KL 1897, 226. 

Deutsch, Salomon, Prof., Talmudist, seit 
1857 in Amerika, * zu Gleiwitz in Schlesien; 
f zu New York 27. I. — L 111. Ztg. 108, 
213. 

♦Hirzel, Ludwig, Dr. phil., ordentl. Prof, 
f. deutsche Sprache u. Litteratur an d. 
Univ. Bern, * zu Zttrich 23. II. 38; f zu 
Bern 1. VI.: s. BJ II, 401. — L BJ II, 



19*; Goethe-Jahrb. 19, 320 (D. Jacoby); 

Euphorion 4, 820 (F. Vetter); 28. Jahres- 

heft des Vereins schweizer. Gymnasiallehrer 

S. 33 (O. v. Greyerz). — W KL 1897, 

553; Kukula 361. Suppl. 109. 
Hodermann, Richard, Dr. phil., Kultur- u. 

Tbeaterhistoriker; s. Abtb. XXIII. 
♦Hoffory, Julius, Dr. phil., ausserordentl. 

Prof. f. nord. Philologie an d. Univ. Berlin, 

* zu Aarhus in Jutland 9. II. 55; t in 
Westend b. Berlin 12. IV.: s. BJ II, 79. 

— L BJ II, 19*. 

Kauders, Abraham B., Rabbiner, frtther 
an d. theolog. Lehrkanzel zu Ramsgate, 
Talmudist; f, 82 J. alt, zu Humpoletz in 
BGhmen 28. VI. — L 111. Ztg, 109, 51. 

Kiittner, Ferdinand, Dr. phil., Gymn.- 
Oberlehrer a. D., Grammatiker, ; f zu Berlin 

2, XL — L Litt. Centralbl. 1897, 1476. 
Langen, Peter, Dr. phil., Geh. Reg.- Rath, 

ordentl. Prof. f. class. Philologie an d. 

Akad. Mttnster i. W., • zu Koln 6. VI. 3$; 

f zu Mttnster i. W. 26. V. — L Jahresber. 

lib. d. Fortschritte d. class. Alterthums- 

wissensch. 103, 1 (mitW); Eckstein 317; 

Rassmann N. F. 136 (mit W). — W auch 

KL 1897, 752; Pttkel 151. 
Langin, Georg, Stadtpfarrer , Litterar- 
historiker; s. Abth. XIX. 
Lehnerdt, Ludwig Moritz Albert, Dr. phil., 

Geh. Reg. -Rath, vormals Direktor d. 

Friedrichs-Collegiums zu K5nigsberg i. Pr., 

* zu Wilsnack in d. Priegnitz 9. XII. 27; 
f zu KQnigsberg i. Pr. 25. X. — L Litt. 
Centralbl. 1897, 1444; Eckstein 327. 

Luttwitz, Max, Freih. v., Dr. jur., seit 1889 
Dozent f. deutsche u. franztts. Sprache an 
d. Univ. Sydney, * 10. I. 35 J t zu Sydney 
4. XI. 97. — L 111. Ztg. 109, 881; Litt 
Centralbl. 1897, 1507; Freiherrl. Taschenb. 
1898, 1 1 78. 

Rettig, Georg Friedrich, Dr. phil., frtther 
ordentl. Prof. f. class. Philologie u. Direktor 
d. philolog. Seminars an d. Univ. Bern, 

* zu Giessen 30. III. 1803; t ZVL Bern 11. 
I. — h Allg. Ztg. 1897 Beil. Nr. 14; Eck- 
stein 466. — W P6kel 222. 

•Sanders, Daniel, Dr. phil., Prof., Lexiko- 
graph, auch Dichter, * zu Altstrelitz 12. 
XI. 19; f daselbst 1 1. III.: s. BJ III, 384. 

— L BJ II, 38 ♦; 111, Ztg, 108, 355. 109, 
389 (mit P) u. Jahrg. 1889 Nr. 2419 (mit 
P); Hinrichscn 2 1141 (mit W); Brtimmer 4 

3, 388 ; Ztschr. d. allg. deutschen Sprach- 
ver. 1897, 164 (H. Wunderlich). — W 
auch KL 1897, 1 123; Bcrsenbl. f. d. d. 
Buchh. 64, 2084. 

♦Schepss, Georg, Dr. phil., Gymn.-Prof. 
class. Philolog, * zu Schweinfurt 26. XII. 
52; f zu Speyer 4. IX.: s. BJ II, 37. — 
L Jahresber. tlb. d. Fortschr. d. class. 



65* Todtenliste 1897: XVI. Sprachf., Philol., Litterarhist. XVII. Geschichtsforscher. 66* 



Alterthumswissensch. 103, 123 (S. Brandt, 
mit W); Blatter f. d. Gymnasialschulwesen 
1898, 802 (Pfirsch). — W auch KL 1897, 

1145. 
*Semmig, Friedrich Hermann, Dr. phil., 
Prof., Kultur- und Litterarhistoriker, auch 
Dichter, * zu DObeln 22. VI. 20; f zu 
Leipzig 22. VI.: s. BJ II, 89. — L 
Brtimmer* 4, 75; Das litterar. Leipzig 
(Leipzig 1897), 121 (mitW u. P). — W 
auch KL 1897, 1246. 



Vollbrecht, Johann August Ferdinand, 
Dr. phil., Gymn.-Prof. a. D., * zu Osterode 
20. VIII. 12; f zu Hannover 24. III. — 
L Jahresber. Ub. d. Fortschritte d. class. 
Alterthumswissensch. 99, 91 ; Eckstein 597. 
— W Pokel 291. 

Wolf, Georg, Gymn.-Dir., Philolog; f zu 
Budapest 14. IX. — L Litt. Centralbl. 
1897, 1246; 111. Ztg, 109, 402. 



XVII. Geschichtsforscher* 



Ackermann, Oskar, Zeitungsredakteur, 

sachs. Lokalhistoriker; s. Abth. XXIII. 
♦Arneth, Alfred Ritter v., k. k. Wirkl. Geh. 

Rath, Exc, Direktor d. Staatsarchivs, * zu 

Wien 10. VII. 19; f ebenda 30. VI.: s. 

BJ II, 136. — L Wurzbach 1, 68. 1 1, 

357; Hinrichsen- 31; 111. Ztg. 109, 221 

(mitP). — W KL 1897, 27; Keiter 5,6; 

Borsenbl. f. d. Buchh. 64, 5574. 
*Bauer, Julius, Major, Publizist u. Historiker ; 

s. Sp. 31*. 
♦Burckhardt, Jakob, Kultur- u. Kunst- 

historiker; s. Abth. XXVIII. 
Falke, Jakob v., Kultur- u. Kunsthistoriker; 

s. Abth. XXVIII. 
♦Hoefler, Karl Adolf Konstan tin Ritter v., 

Dr. phil., frtiher ordentl. Prof. f. Gesch. 

an d. Univ. Prag, Mitgl. d. tisterr. Herren- 

hauses, * zu Memmingen 27. III. 11; f zu 

Prag 30. XII. : s. BJ II, 209. — L Mittheil. 

d. Ver. f. d. Gesch. d. Deutschen in Bohmen 

36, 381 (A. Bachmann); Wurzbach 9, 102 

(mit W); Hinrichsen 3 585 (mit W); Histor. 

Vierteljahrsschr. 1, 159; Sitzungsber. d. 

MUnch. Akad. d. Wissensch., phil.-hist. 

KL, 1898, I, 343 (Friedrich). — W auch 

Keiter 5, 90. 
Mendelssohn-Bartholdy, Karl, Dr. phil., 

bis 1874 ordentl. Prof. f. Gesch. an d. 

Univ. Freiburg i. B., * zu Leipzig 7. II. 

38; f zu Brugg (Schweiz) 23. II. — L 

111. Ztg. 108, 307. 
•Menzel, Karl, Dr. phil., ordentl. Prof. f. 

Gesch. d. Mittelalters u. Palaographie an 

d. Univ. Bonn, * zu Speyer 5. XI. 35; 

t zu Bonn 10. V.: s. BJ II, 221. — 111. 

Ztg, 108, 648. — W Kukula 603; KL 

1897, 865. 
*Nuscheler, Arnold, Dr. phil. h. c, • zu 

Zurich 18. VIII. II; f daselbst 30. X.: 

s. BJ II, 31. 
Philippi, Rudolf, Archivrath; s. Abth. XXV. 
Puckert, W i 1 h e 1 m , Dr. phil., ausserordentl. 

Prof. f. Gesch. an d. Univ. Leipzig, * 2. 

I- 3°; t zu Leipzig 13. IX. — L Litt. 
Biopr Jahrbuch u. Lteutscher Nekrolog. 4. Hd. 



Centralbl. 1897, 1245; 111. Ztg. 109, 370. 

— W Kukula 720. 

♦Riehl, Wilhelm Heinrich v., Dr. phil., 
Geh. Rath, ordentl. Prof. f. Kulturgesch. 
u. Statistik an d. Univ. MUnchen, * zu 
Biebrich a. Rh. 6. V. 23; f * u Mlinchen 
16. XL: s. BJ III, 400. — L BJ II, 36*; 
Hinrichsen* 2 1106; 111. Ztg. 109, 722 (mit 
P); Alte u. Neue Welt 1898, 32, 7 (Muth); 
Histor.-polit. Bll. 119, 616 (Ratzinger) ; 
vgl. Dietrichs Bibliogr. d. Ztschr.-Littl898, 
194. — W auch KL 1897, 1075; Kukula 
750. Suppl. 204, — P auch Westermanns 
Monatshefte 84, 180. 

Schroder, Felix, Geschichtslehrer am Gymn. 
v. Melun; +, 34 J. alt, zu Bern Mitte Juni. 

— L Litt. Centralbl. 1897, 830. 
•Schumann, Albert, Prof. f. Gesch. u. 

Geogr. an d. Kantonsschule in Aarau, 
Leiter d. Stadtbibliothek Zo fin gen, * zu 
Gotha 4. II. 35; f zu Aarau 24. II.: s. 
BJ II, 26. — W KL 1897, 1221. 

Trost, Ludwig Ritter v., Geh. Haus- u. 
Staatsarchivar ; s. Abth. XXV. 

♦Wattenbach, Wilhelm, Dr. phil. et jur., 
Geh. Reg.-Rath, ordentl. Prof. f. Gesch. 
an d. Univ. Berlin, * zu Ranzau in Holstein 
22. IX. 19; f zu Frankfurt a. M. 20. IX.: 
s. BJ II, 365. — L 111. Ztg. 109, 441 (mit 
P); Mittheil. d. Ver. f. d. Gesch. d. Deut- 
schen in Bohmen 36, 410 (J. Jung); 
Carinthia 88, 31 (A. v. Jacksch); Ztschr. 
d. Ver. f. d. Gesch. Schlesiens 32, 345 
(C. Grtinhagen); Archivio storica italiano 
2 °» 437 (C. Paoli); Nachr. d. Gesellsch. 
d. Wissensch. zu Gottingen, Geschaftl. 
Mittheil., 1898, 67 (P. Kehr); Hinrichsen 3 
1362; Sitzungsber. d. Mttnch. Akad. d. 
Wissensch., phil.-hist. KL, 1898, I, 341 
(Friedrich). — W Kukula 979. Suppl. 257; 
KL 1897, 1407; Btirsenbl. f. d. d. Buchh. 
64, 6871. 7626. 

♦Wegele, Franz Xaver v., Dr. phil., Geh. 
Rath, ordentl. Prof. f. Gesch. an d. Univ. 
Wtirzburg, * zu Landsberg a. L. 28. X. 23; 



67* 



XVII. Geschichtsf. XVIII. Volkswirthe u. Statistikcr. XIX. Geistliche etc. 



68* 



t zu Wtirzburg 16. X.: s. BJ II, 383. — 
L 111. Ztg. 109, 576 (mit P); F. X. Wegele, 
Vortrage u. Abhandlungen. Hrsg. v. R. 
Graf du Moulin-Eckart (Leipzig 1898); 
Sitzungsber. d. Munch. Akad. d.Wissensch., 
phil.-bist. Kl. 1898, I, 342 (Friedrich). — 
W Kukula 985; KL 1897, 1414. 



♦Weiss, Hermann, Prof., Geh. Reg.-Rath, 
Kultur- u. KuDSthistoriker; s. Abth. XXVIII. 

Weltzel,Augustin,Geistl.Rath;s.Abth.XIX. 

Wiedemann, Theodor, Dr. phil., Mit- 
arbeiter Leopold Rankes, * 5. X. 33; t zu 
Berlin 5. II. — L Allg. Ztg. 1897 Beil. 
Nr. 30; 111. Ztg. 108, 213. — W KL 1897, 
1448. 



XVm. Volkswirthe und Statistiker. 



Frankenstein, Kuno, Dr. sc. polit, General- 
sekret&r, Dozent an d. Humboldtakad. in 
Berlin, Volkswirth , • zu Pfiffelbach 
(Sachscn-Weitaar) 10. III. 61 ; f zuBlanken- 
burg 14. X. — L Hinrichsen* 381 (mit W); 
111. Ztg. 109, 606; Litt Centralbl. 1897, 
1410. — W auch KL 1897, 355. 

Keussler, Jobannes v., Dr. oec. publ., 
NationalSkonom u Kulturhistoriker; f zu 
St. Petersburg 13. III. — L 111. Ztg. 108, 
385; Litt. Centralbl. 1897, 412. 

'Reitzenstein, Friedrich Freih. v., Be- 
zirkspr&sident in Els.-Lothr. a. D. ; s. 
Sp. 17*. 

*Riehi, Wilhelm v., ordentl. Prof. f. 



Kulturgesch. u. Statistik an d. Univ. 
Mtinchen; s. Abth. XVII. 

Struck, Emil, Dr. phil., ordentl. Prof. f. 
Nationalttkonomie an d. Univ. Greifswald. 
* zu Gollnow (Pommern) 23. II. 57; f **» 
Greifswald 7. (oder 8. ?) VII. — L 111. Ztg 
109, 84; Litt. Centralbl. 1897, 924. — W 
KL 1897, 1317; Kukula 912. Suppl. 242. 

Wirth, Franz Ulpian, Techniker, Friedens- 
agitator, • zu Bayreuth 6. VII. 26; + zu 
Frankfurt a. M. in d. Nacht v. 16./17. V. 
— L Allg. D. Biogr. 43, 527 (L. Frankel). 

Zeller, Wilhelm, Dr. jur., Scbriftsteller 
auf jurist u. Yolkswirthschaftl. Gebiete: 
s. Sp. 18*. 



XIX. Geistliche und Gottesgelahrte. 



1. K a t h o 1 i k e n. 



♦Degen, Ludw.ig, Stadtpfarrer von St. 
Stephan in Konstanz, * zu Engen im Hegau 
9. VIII. 39; f zu Konstanz 28. II.: s. BJ 
II, 285. — L [Flum] Ludwig D. f Stadt- 
pfarrer v. St Stephan in Konstanz. £. 
Lebensbild. Radolfzell 1897; Freiburger 
Kathol. Kirchenbl. 41, 273. 291. 

+Diez> Johann Christoph, Pfarrer in Wall- 
dtlrn (Baden), * zu Kupprichhausen (Bez.- 
Amt Tauberbischofsheim) 11. VIII. 26; 
f zu WalldUra 12. II.: s. BJ II, 284. — 
L Freiburg. Kath. Kirchenbl. 41, 150. 163. 

*Diez, Nicodemus, Geistl. Rath, Pfarrer 
in Stockach (Baden\ * zu Kattenhorn am 
Bodensee 10. X. 1806; f zu Stockach 3. 
I.: s. BJ II, 284. — L 111. Ztg. 108, 73; 
Allg. Ztg. 1897 Nr. 8 S. 2; Freiburg. Kath. 
Kirchenbl. 41, 49, 69. 

Franz, Joseph Theodor, Dr. theol., Geistl. 
Rath, Generalvikar u. Domkapitular in 
Wtirzburg, • zu Marktheidenfeld 5. V. 39; 
t zu Wtirzburg 3. XI. — L 111. Ztg. 109, 
649; Personal -Schematismus d. Dittcese 
Wtirzburg 1898, 119; Keiter 5, 56 (mit W). 
— W auch KL 1897, 356. 

Griiniger (nicht Grtininger), Augustin, 
OSB, Pralat, Abt v. Muri u. Prior v. Gries, 
* zu Altendorf (Schweiz) 12. XII. 24; f zu 



Gries 14. III. — L Scrip tores Ordinis S. 
Benedicti qui 1750 — 1 880 fuerunt in Imperii* 
Austriaco-Hungarico (Vindob. 1881), 147 
(mit W); Revue benedictine 14, 184; III. 
Ztg. 108, 385. 

♦Happe, Franz Engelbert, Vikar in Slld- 
kirchen (Kreis Ltidinghausen) , Dichter, 
* zu Sendenhorst (Westfalen) n. VL 63; 
f zu Stidkirchen 11. IX.: s. BJ II, 51. — 
L u. W Brummer* 2, 97; Keiter* 77; KL 
1897, 484. 

Jahnel, Dr. theol., Propst, fttrstbischafl. 
Delegat in Berlin; f daselbst 11. VII. -- 
L 111. Ztg. 109, 84. 

♦Keller, Franz, Pfarrer in Unterrotb 
Illertissen, schwab. Dialcktdichter, * 
Untergtinzburg a. D. 24. IV. 24; f 
Unterroth 8. X.: s. BJ II, 230. — L u. 
W Hinrichsen' 665; BrUmmer* 2, 270; 
Keiter 5, 107; KL 1897, 644. 

Keppler, Eugen, Stadtpfarrer zu Freuden- 
stadt im Schwarzwald; * zu Schwabisch 
Gmtind 24. I. 47 ; f zu Freudenstadt . . . 
— L BJ II, 22*; Keiter 5, 109 (mit W). 

♦Kneipp, Sebastian, Pralat u. Geheim- 
kammerer, Pfarrer in Wttrishofen (Kreis 
Schwaben), Naturheillehrer, * zu Stephans- 
ried b. Ottobeuren 17. V. 21 ; f zu. Wfiris- 



b. 
zu 
zu 



6 9 * 



Todtenliste 1897: XIX. Geistlicbc und Gottcsgelahrte. 



70* 



bofen 17. VI.: s. BJ II, 218. — L BJ II, 
22*; 111. Ztg. 108, 811 (mit P); wcitere 
Litt. s. Borsenbl. f. d. deutscb. Bucbb. 
1897, 4845—4850. 

♦Kober, Franz Quirin v., Dr. theol., frtther 
ordentl. Prof. f. Kirchenrecht u. Padagogik 
an d. Univ. Wttrzburg, * zu Warthausen 
(Oberamt Biberach) 6. III. 21 ; t zu 
Tubingen 25. I.: s. BJ II, 276. — L BJ 
II, 23*; Litt. Beil. d. Staatsanz. f. Wttrttem- 
berg 1897, r33; Schwab. Kronik 1897, 
17 1. 204; D.Volksbl.i897Nr.20; Allg.Ztg. 
1897 Beil. Nr. 21, 7. — W ausser Bflrsenbl. 
f. d. d. Bucbb. 1897, 1041: Kukula 459; 
Keiter 5 116; KL 1897, 683. 

Koch, Friedrich, Stadtpfarrer u. Decbant 
in Hunfeld, 1879—82 Abg.f.Fulda(Zentr.); 
f 28. I. — L Voss. Ztg. 

Kopallik, Joseph, Dr. theol., ordentl. Prof, 
f. Kircbengesch. an d. Univ. Wien, * da- 
selbst 8. V. 49; f auf dem bei Fiume 
untergegangenen Dampfer »Ika« 21. IX. 
— L Litt. Centralbl. 1897, 1276; Keiter 
5, 119 (mit W). — W auch Kukula 479; 
KL 1897, 703. 

Kriickl, Karl, Dr. theol., Geistl. Rath, 
Domherr, Hofkaplan von St. Stephan in 
Wien, frtther ordentl. Prof. f. Theol. an 



d. Univ.; f daselbst, im 72 J., 22. II. — 
L 111. Ztg. 108, 273; Allg. Ztg. 1897 Beil. 
Nr. 46 S. 8; KL 1897, 725. 

♦Thoma, Antonius v., Dr. theol., Erzbischof 
v. Mtinchen u. Freising, * zu Nymphenburg 
b. Mtinchen 1. III. 29; f zu Mtinchen 24. 
XL: s. BJ III, 381. — L 111. Ztg. 109, 
762 (mit P). 

•Weltzel, Augustin, Dr. theol., Geistl. 
Rath, Pfarrer zu Tworkau b. Ratibor, 
scbles. Lokalhistoriker, frtther auch Mitgl. 
d. preuss. Abg.-Hauses, * zu Jeltsch (Kreis 
Ohlau) 9. IV. 17; f zu Tworkau 4. XL: 
s. BJ II, 190. — L u. W Keiter 5, 248; 
KL 1897, 1429. 

Wolf, Johann Baptist, Domdechant u. Geistl. 
Rath in Regensburg, • zu Wattenweiler b. 
Ichenhausen (Schwaben) 17. X. 26; + zu 
Regensburg 4. IV. — L 111. Ztg. 108. 484. 

Zehrt, Konrad, Dr. theol., Domkapitular 
u. bischOfl. Kommissarius in Heiligenstadt, 
1 87 1/2 Reichstagsabg., * zu Heiligenstadt 
25. IX. 1806; f* daselbst 23. VI. — L 
Schtfnfeld 5 144. 

Zorn, Alois, Dr. theol., Geh. Rath, Fttrst- 
Erzbischof v. Gtfrz, * zu Pervasina 13. I. 
34; f «* Wien 8. VII. — L 111. Ztg. 109, 
84. 



2. Protestanten. 



♦Baur, Wilhelm, D. theol., Generalsuper- 
intendent d. Rheinprov., auch Lokal- 
historiker, * zu Lindenfels im Odenwald 
16. III. 26; f ™ Koblenz 18. IV.: s. BJ 
III, 389. — L 111. Ztg. 108, 555; Hinrich- 
sen* 77 (mit W); Holtzmann u. Zflpffel 3 
60 (mit W); W. Baur, Ges. Schriften Bd. 1 
(Bremen 1898, mit P). — W auch KL 
1897, 64. 

♦Brodkorb, Wilhelm, Kirchenrath, bis 1886 
Pfarrer zu Benzingerode am Harz, * zu 
Wolfenbttttel 11. III. 1806; f ™ Braun- 
schweig 18. III.: s. BJ II, 360. 

Cafpari, Bernhard Johannes, frtther Ober- 
lehrer in Leipzig, einer d. Grttndcr d. Ver. 
f. innere Mission; f im Siechenhaus 
Bethesda in der Niederl&ssnitz, 81 J. alt, 
5. VIII. — L 111. Ztg. 109, 240. 

Danneel, Ludwig, D. theol., Kirchenrath. 
* zu Wittenburg 4. VIII. 26; f zu Ludwigs- 
lust 2. V. — L BJ II, 8*; Mecklenburg. 
Kirchen- u. Zeitbll. 1897, 313. 334. 

Deinzer, Johannes, Missionsinspektor in 
Neuendettelau. 

•Holsten, Karl Johann, D. theol., Kirchen- 
rath, ordentlicher Prof. f. neutestamentl. 
Exegese an der Univ. Heidelberg, * zu 
Gtistrow 2. IV. 25; f zu Heidelberg 26. I.: 
s. BJ II, 4. — L BJ II, 20* ; A. Hausrath, 



K. H. Worte d. Erinnerg. (Heidelberg 1897) ; 
Schaff and Jackson 101. 259; Holtzmann 
u. Zttpffel" 452 ; Realencyclopadie f. prot. 
Theol. u. Kirche* 8,281; K. Holsten, D. 
Evang. d. Paulus 2, XI (P. Mehlhorn). 
— W auch Kukula 378; KL 1897, 571; 
BSrsenbl. f. d. d. Bucbb. 1897, 1041. 

Immisch, Friedrich Heinrich, D. theol. h.c, 
Pfarrer zu Gdda (Oberlausitz), * zu Buch- 
wald b. Bautzen 16. XII. 19; f zu Gtida 
12. XII. — L Litt. Centralbl. 1898, 33; 
11L Ztg. 109, 881. 

•Klernm, Alfred, Dekan in Backnang, 
wttrttemberg. Alterthumsforscher, * zu Ell- 
wangen 8. XL 40; f zu Backnang 27. III.: 
s. BJ II, 276. — L Kirchl. Anzeiger f, 
Wttrttemb.6, 164; Aus d. Schwarzwald 5,57 
(P.W.); Beitrage z.wttrttemb. Kirchengesch. 
N. F. 1, 144; Schwab. Albbll. 9, 127 (E. 
Naegele); Stuttg. N. Tagebl. 1897 Nr. 74. 

# K5hlcr, August Philipp, D. theol, et Dr. 
phil., Geh. Rath, ordentl. Prof. f. alt- 
testamentl. Exegese an d. Univ. Erlangen, 
* zu Schmalenberg (Rheinpfalz) 8. IL 35 ; 
f zu Erlangen 17. II. : s. BJ III., 391. — 
L BJ II, 23*; Hinrichsen 3 317 (mit W); 
W. Cafpari, Rede b. d. Beerdigung (Er- 
langen 1897); Schaff and Jackson 119. — 
W auch Kukula 464; KL 1897, 688. 



7i" 



Todtcnliste 1897: XIX. Geistliche u. Gottesgelahrte. 



72* 



•Kraflft, Wilhelm Ludwig, D. theol., Kon- 
sistorialrath, Prof. f. Kirchengesch. an d. 
ev.-theol., Fakultat d. Univ. Bonn, # zu 
Ktfln 8. IX. 21; f *u Bonn 7. I.: s. BJ 

II, 285. — L Allg. Ztg. 1897 BeiL Nr. 6 
S. 8; 111. Ztg. 108, 73; Holtzmann u. Zflpffel* 
621; Schaff and Jackson 120, 260 (mitW). 

— W auch Kukula 487; KL 1897, 710; 
Bttrsenbl. f. d. d. Buchh. 1897, 439. 

Kuhlmann, Karl, Pfarrer zu Werther (West- 
falen); f 9- I. — L BJ II, 24*. 

Langin, Georg, Stadtpafarrer in Karlsruhe, 
Litterarhistoriker, Dichter, * zu Buggingen 
(Baden) 31. X. 27; f zu Karlsruhe 13. IX. 

— L BJ II, 24*; Brummer* 2,380 (mitW); 

III. Ztg. 109, 402. — Wauch KL 1897, 742. 
Leyser, Jakob, D. theol., Konsistorialrath 

u. Kreisscholarch in Speier, Goetheforscber, 
* zu Zweibrttcken 13. I. 30; f zu Speyer 
17. VI. — L 111. Zt£. 109, 17; Hinrichsen 2 
804 (mit W). — W auch KL 1897, 781. 

♦Lommatzsch, Siegfried Otto Nathanacl, 
D. theol. et Dr. phil., ausserordentl. Prof, 
f. neutestamentl. Exegese u. christl. Pada- 
gogik an d. Univ. Berlin, * daselbst 21. I. 
33; f zu Freienwalde a. O. 13. VIII.: 
s. BJ III, 392. — L Schaff and Jackson 
261 (mit W); Holtzmann u. Zopffel* 669; 
111. Ztg. 109, 268. — W auch Kukula 565; 
KL 97, 811. 

♦Marees, Wilhelm Ludwxg de, bis 1890 
Prediger zu Omarsleben b. Bernburg, 
Dichter u. Uebersetzer, * zu Dessau 1 4. II. 20; 
+ zu Bernburg 9. VII.: s. BJ. II, 78. — 
L u. W Brttmmer 4 3, 18; KL 1897, 839. 

♦Meier, Ernst Julius, D. theol. et Dr. phil. 
Oberhofprediger, Vizeprasident d. evangel. 
Landeskonsistoriums d. Kgr. Sachsen, * zu 
Zwickau 7. IX. 28; f zu Dresden 6. X : 
s. BJ in, 393. — L BJ II 28*; 111. Ztg. 
io 9» 5*1; Holtzmann u. Zapffel* 717 (mit 
W); B. Ktthn, Oberhofprediger D. E. 
J. Meier (Leipz. 1898; Sep. -Abdr. aus: 
Beitr. zur sachs. Kirchengesch.). — W 
auch KL 1897, 856. 

*Muller, Ferdinand Gottlob Jakob v., D. 
theol., wiirttemberg. Feldpropst u. Pralat 
a. D., * zu Winnenden (Oberamt Waib- 
lingen) 9. VI. 16; f * u Stuttgart 2. II.: 
BJ II, 286. — L u. W Holtzmann u. 
Zapffel 2 756. 

Otto, Johann Karl Theodor, D. theol., et 
Dr. phil , Lie. theol., k. k. Reg.- Rath, frllher 
Prof, an d. evang. theol. Fakultat zu Wien, 
President vieler gelehrter Gesellschaften, 
* zu Jena 4. X. 16; f zu Dresden 11. I. 
— L BJ II, 33*; Holtzmann u. Zbpflel* 
813, Schaff and Jackson 158, Hinrichsen 3 
1005 (mit W). 
♦Peter, Carl Lorenz, Kirchenrath, Pfarrer in 
Sptfck b. Karlsruhe, * zu Karlsruhe 5. IX. 12; 



f zu Oeschelbronn b. Pforzheim 26. VIII.: 
s. BJ II, 383. - L BJ II, 33*. 
*Romann, Albrecht, (Pseudon.: Albrecht 
von Gaisenberg), Diakonus an d. Lieb- 
frauenkirche zu Liegnitz, lyr. u. dram at. 
Dichter, * zu Ziegenhals (Schlesien) 
27. III. 50; f 7 -u Liegnitz 11. IX.: s. BJ 

II, 88. — W KL 1897, 1094. 
♦Sallentien, Karl Heinrich Ludwig Eduard, 

Abt, Vizeprasident d. braunschweig. Kon- 
sistoriums zu Wolfenbtittel, * zu Braun- 
schweig 12. V. 25; + zu Wolfenbtittel 
3. II.: s. BJ II, 371. - L BJ II, 37* 
(mit W). 
*Schlecht, Karl August Johann Ferdinand, 
Lie. theol., Konsistorialrath, Superintendent, 
u, Pfarrer am Dom zu Konigsberg i. Pr. t 

* zu Kttnigsberg in d. Neumark 17. V. 38; 
t zu Konigsberg i. Pr. 29. XII.: s. BJ 

III, 388. 

Schumann, Richard, Pastor zu Jeserig 
b. Brandenburg, 1873 — 79 nat.-lib. Mitgl. 
d. preuss. Abg.-Hauses f. Westhavelland- 
Zauch-Belzig; f, 60 J. alt, in Bad Schmiede- 
berg, 16. VII. — L 111. Ztg. 109, 145. 

•Schwartz, Johann Heinrich Karl Christian 
Albert, Pfarrer zu Gross- Winnigstedt in 
Braunschweig, * zu Braunschweig 1 i.X. 26 ; 
+ zu Gross -Winnigstedt 13. XII.: s. BJ 

II. 384. 
♦Stahlin, Adolf Ritter v., D. theol., Presi- 
dent d. Oberkonsistoriums in Mtinchen, 
Mitgl. d. bayr. Kammer d. Reichsrathe, 

* zu Schmflhingen (Bez.-Amt Nttrdlingen) 
27. X. 23; f iu MUnchen 4. V.: s. BJ 
HI? 395* — L BJ II, 40*; Beitr. z. bayr. 
Kirchengesch. 4, 15 (Th. Kolde; auch sep. 
Erlangen 1897); O. StHhlin, Oberkonsisto- 
rialrath A. v. St. (Mtinchen 1898, mit P); 
Holtzmann u. Zttpffel* 984 (mit W); Allg. 
Ztg. 1897 Beil. Nr. 179 (J. Schiller). — 
W auch KL 1897, 1279. 

Steller, £. P., Missionar. 

•Trautvetter, Friedrich Wilhelm Gustav 
Arno, Generalsuperintendent u. Oberhof- 
prediger in Rudolstadt, * zu Eisenach 
22. IV. 42 ; f zu Blankenburg in Thttringen 
17. VII.: s. BJ III, 399. 

Tremel, Johann, Missionar in Ostafrika t 

* zu Wittelshofen 1865; f auf d. Erholungs- 
reise zu Ntirnberg 16. X. — L 111. Ztg. 
109, 570. 

Trusen, Hermann, Konsistorialprasident 
in Magdeburg, kirchenrechtl. Sch rifts teller, 

* 30. IV. 38; f zu Magdeburg 19. VIL — 
L 111. Ztg. 109, 145. 

Wilhelmi, Konsistorialrath, erster Pfarrer 
in Biebrich; f daselbst, 74 J. alt, 17. VI. — 
L 111. Ztg. 108, 811. 

Zehme, Karl, Dr., Pastor emer., langjahrigcr 
Vorsitzender d. evang.-luth. Gotteskastens 



73" 



Todtenliste 1897: XIX. Geistliche u. Gottesgelabrte. XX. Rechtsgelehrtc. 



74' 



im Kgr. Sachsen u. d. Dresdner Konfercnz; 
t in Niederlflssnitz 19. X. — L III. Ztg. 
109, 649. 



*Zimmermann, Josef Andreas, President 
d. evang. Oberkirchenrathes in Wien; s. 
Sp. 78*. 



XX. Rechtsgelehrtc 



*Bassermann, Anton, President d. Land- 
gerichts in Mannheim, * daselbst 18. X. 21 ; 
t ebenda 22. IX.: s. BJ II, 280. — L Bad. 
Presse 1897 Nr. 223. 

*Bezzola, Andreas, schweiz. Bundesrichter, 
* zu Zernetz (Unterengadin) 1. IV. 40; 
f zu Zurich 10. I.: s. BJ II, 44. 

Bockholltz, Gustav, Amtsgerichtsrath a. D.; 
f zu Strassburg im Febr. — L Allg. Ztg. 
1897 Nr. 47 Morgenbl S. 3 c. 

Bolgiano, Karl Theodor, Dr. jur., Geh. 
Hofrath, frtlher ordent. Prof. f. gemeines 
deutsches, bayer. und franz. Zivilprozess- 
recht und franz. Zivilrecht an d. Univ. 
MUnchen, * daselbst 11. XL 16; f ebenda 
29. X. — L Chronik der Univ. MUnchen 
1897/98, S. 3. — W Kukula 70. Suppl. 26. 

Bunge, Friedrich Georg v., Dr. jur., frtther 
ordentl. Prof, an d. Univ. Dorpat, Rechts- 
historiker, ♦ zu Kiew 13. III. 1802; f *n 
Wiesbaden 9. IV. — L BJ II, 6*; W. 
Greiffenhagen, Dr. jur., F. G. v. B. (Rcval 
1891, mitP); Brockhaus u 3, 738; Meyer 5 
18, 182. 

Chorinsky, Karl Graf v., Dr. jur., President 
d. Oberlandesgerichts in Wien u. standiges 
Mitglied d. Reichsgerichts daselbst ; s. Sp. 7*. 

Drechsler, Karl August Eduard, Dr. jur., 
Kaiserl. Wirkl. Geh. Rath, Senatsprasident 
am Reichsgericht in Leipzig, * zu Staven- 
hagen 14. III. 21. f zu Harzburg 10. VIII. 

— L BJ II, 9*; 111. Ztg. 109, 240. 247 
(mit P). 

Ebert, Wilhelm v., Prasident a. D. — L 
Litt. Beil. z. Staatsanz. f. Wtirttemberg 

1*97. 1843. 
Etienne, Adolf, Geh. Oberjustizrath, bis 
z. Einverleibung Kurhessens hess. Justiz- 
minister; f, 78 J. alt, zu Gttttingen 8. II. 

— L 111. Ztg. 108, 213. 

♦Fuchs, Wilhelm, Dr. jur., Hof- u. Ge- 
richtsadvokat, Privotdozent f. 5ster. Zivil- 
recht an d. Univ. Wien, * daselbst 27. IX. 
53; f ebenda 17. VII.: s. BJ II, 244. — 
W KL 1897, 379; Kukula Suppl. 79. 

•Gerhard, Johannes Dietrich Adolar, Dr. 
jur., Rechtsanwalt, Schrifisteller u. Dichter, 
Mitbegrttnder u. 1871 — 84 Syndikus d. 
Genossenschaft dramat Autoren u. Kom- 
ponisten, * zu Leipzig 17. VI. 25; f eben- 
da 8. V.: s. BJ II, 320. 

'Goldschmidt, Levin, Dr. jur., Geh. Justiz- 
rath, Reichsoberhandelsgerichtsrath a. D., 
ordentl. Prof. f. Handels- u. Wechselrecht 



an d. Univ. Berlin, * zu Danzig 30. V. 29; 
t *u Wilhelmshtfhe b. Kassel 16. VII.: 
s. BJ II, 119. — L BJ II, 15*; 111. Ztg. 
I( >9, 155 (mit P); Popularwissenschaftl. 
Monatsbl. z. Belehrg. ttb. d. Judenthum 
1897, 198 (Grunhut). — W auch Kukula 
269. Suppl. 86; KL 1897, 423. 

Grawein, Alexander, Dr. jur., ordentl. 
Prof. f. ttsterr. allgem. Privatrecht, sowie 
Handels- u. Wechselrecht an d. Univ. 
Czernowitz, auch Dichter u. Uebersetzer, 
* zu Villach 2. VII. 50; f «* Czernowitz 
5. III. — L Litt. Centralbl. 1897, 1052; 
III. Ztg. 109, 209. — W Kukula 279; KL 
1897, 436. 

Grosman, Nicola Philipp, Landgerichtsrath 
a. D., Reichstagsabg.; s. Sp. 23*. 

Hadelich, Geh. Justizratb, Rechtsanwalt u. 
Notar in Erfurt; f daselbst, 92 J. alt, 
22. I. — L 111. Ztg. 108, 129. 

♦Hahn, Friedrich v., Dr. jur., Senats- 
prasident am Reichsgericht a. D., frUher 
ordentl. Prof, an d. Univ. Jena, *zu Homburg 
v. d. H. 7. VI. 23; f *u Leipzig 3. III.: s. 
BJ II, 162. — L BJ II, 17*; Ztschr. f. d. 
ges. Handelsrecht 46, 365 (Laband). 

Hambrook, Dr. jur., Reichsgerichtsrath a. D. ; 
f, 79 J. alt, zu Berlin 5. XII. — L 111. 
Ztg. 109, 851. 

Hentzschel, Otto, Prasident d. 8. Zivihenats 
d. Kammergerichts in Berlin; f, 65 J. alt, 
daselbst 26. XI. — L III. Ztg. 109, 762. 

Hermann, Moritz, Geh. Justizrath, Ober- 
landesgerichtsrath in Jena, * daselbst 5. 
XII. — L 111. Ztg. 109, 809. 

*Herz, Karl, Landgerichtsrath, Parlamen- 
tarier; s. Sp. 24*. 

Hoffmann, Ludwig, Dr. oecon. publ., 
Rechtsanwalt in MUnchen, 1. Vorsitzender 
d. Aufsichtsraths d. Pensionsanstalt deut- 
scher Journalisten u. Schriftsteller, auch 
dramat Dichter, * zu Speyer 23. III. 56; 
f *u MUnchen 13. V. — L 111. Ztg. 108, 
683. -WKL 1897, 564. 

*Hofmann, Franz, Dr. jur., ordentl. Prof, 
f. rom. u. ttsterr. Privatrecht an d. Univ. 
Wien, * zu Zdounek b. Kremsier (Mahren) 
20. VI. 45; f ™ Wien 25. X.: s. BJ II, 
257. — L Almanach d. Wiener Akad. d. 
Wissensch. 48, 256 (A. Huber, mit P). — 
W Kukula 371. Suppl. 112. 

Holzapfel, Oberlandesgerichtsrath in Darm- 
stadt; f daselbst 12. VII. — L 111. Ztg. 
109, 118. 



75* 



Todtenliste 1897: XX. Rechtsgelehrte. 



76* 



Horn, Alexander, Justizrath, Sch rifts teller, 
in Insterburg; f daselbst, 63 J. alt, im 
Juli. — L 111. Ztg. 109, 209. 

Hupfeld, Geh. Justizrath in Kassel, lang- 
jahriger Vorsitzender d. Zentralausschusses 
d. nationallib.ParteiKurhessens; f daselbst, 
74 J. alt, 9. IV. — L 111. Ztg. 108, 
484. 

Jacobi, Johannes Otto (Pseudon.; 
JohannesOtto), Dr. jur., Rechtskonsulent 
d. Bremer Gewerbekammer u. Verfechter 
d. Zwangsinnung , Dichter vaterland. 
Dramen, * zu Schneeberg i. S. 24. VI. 38 ; 
f zu Bremen im Juni. — L Brttmmer 4 2, 
219 (rait W); 111. Ztg. 109, 17. 

Keller, Karl, Geh. Oberjustizrath, Mitgl. 
d. preuss. Generalauditoriats, betheiligt an 
d. Arbeiten z. zeitgenttss. Umgestaltung d. 
Militarrechtspflege ; f *u Berlin 27. II. — 
L 111. Ztg. 108, 307; MW 1897, 1597. 

Kretschmar, Gustav Ferdinand, Dr. jur., 
Justizrath, frtlher ordentl. Prof. f. rom. 
Kecht an d. Univ. Giessen; f daselbst, 
67 J. alt, 5. V. — L 111. Ztg. 108, 614; 
Lilt Centralbl. 1897, 639. — W Kukula 
498. Suppl. 141. 

Lamm, C. M. t Senatsprasident a. D. am 
Oberlandesgericht zu Dresden; f daselbst, 
73 J- alt, 9. I. — L 111. Ztg. 108, 104. 

Leonhardi, Osk a rKonstanz, Senatsprasident 
a. D. am Oberlandesgericht zu Dresden; 
t daselbst, 65 J. alt, 24. VIII. — L 111. 
Ztg. 109, 306. 

Leske, Geh. Oberjustizrath, Senatsprasident 
am Oberlandesgericht in Breslau ; f daselbst 
16. II. — L 111. Ztg. 108, 253; Allg. Ztg. 
1897 Nr. 49 Abendbl. S. 2 c. 

Loebell, Oskar, Reichsgerichtsrath a. D., 
* zu Berlin 21. III. 36; f zu Naumburg 
a. S. 13. II. — L BJ II, 25*; 111. Ztg. 
108, 213; Allg. Ztg. 1896 Nr. 46 S. 2 b, 

Makower, Hermann, Justizrath, jurist. 
Schriftsteller, * zu Santomischel 8. III. 30; 
t zu Berlin 1. IV. — L BJ II, 27*; Allg. 
Ztg. d. Judenthums 1898 Nr. 14. 15. 17 
(B. Breslauer). 

Mangoldt, Hans Paul Adolf v., Landgerichts- 
prasident in Zwickau; f zu Dresden 1. VI, 
— L 111. Ztg. 108, 742. 

♦Marquardsen , Heinrich v., Dr. jur., 
ordentl. Prof. f. deutsches Reichs- u. 
Landesstaatsrecht, Parlamentarier, Reichs- 
tags- u. bayer. Landtagsabg., * zu Schleswig 
25. X. 26; f 2U Erlangen 30. XL: s. BJ 
II, 411. — L BJ II, 27 •; 111. Ztg. 1892 
Nr. 2578 (mitP) u. Bd. 109, 809: Schonfeld* 
351; Kurschner, Reichstag 1893,255(11111 
P); Minde 1893, 7 (mitP); Hirth 7, 180; 
Reichstags-Handb. 8, 81. — W Kukula 
585; KL 1897, 840. 

♦Martiny, Fried rich, Justizrath, Rechts- 



anwalt u. Notar, Parlamentarier, * 18 19: 
f zu Danzig 7. IV.: s. BJ II, 223. 

Muller, W., Oberstaatsanwalt am Oberlandes- 
gericht Posen; f zu Bartenstein (Ost- 
preussen) 6. VI. — L 111. Ztg. 108, 783. 

Otto, Paul, Dr. jur., Senatsprasident am 
Oberlandesgericht Dresden; + daselbst 3. 
VII. — L m. Ztg. 109, 51. 

Pannier, Karl, Geh. Oberj ustizrath, President 
d. Landgerichts II in Berlin, Mitbegrtinder 
d. nat.-lib. Partei, Parlamentarier; f da- 
selbst, 67 J., 13. (oder 12.?) XII. — L. 
111. Ztg. 109, 881. 

♦Petri, Wilhelm, Dr. jur., Geh. Oberjustiz- 
rath, Parlamentarier, * zu Oestrich (Rhein- 
gau) 9. XI. 26; f zu Kassel 13. XL: s. 
BJ II, 225. 

Praun, Werner Karl Andreas v., Oberlandes- 
gerichtsrath a. D., • zu Wolfenbtlttel 4. 
XII. 19; f zu Braunschweig 3. III. — L* 
111. Ztg. 108, 355. 

Probst, Rudolf, Rechtsanwalt — L Schwab. 
Kronik 1897, 465. 

Rang, Ignaz, Rechtsanwalt in Fulda; + im 
Frbr. daselbst — L Allg. Ztg. 1897 Nr. 17 
Morgenbl. S. 3 c. 

Recke, Hermann Freih. von der, Staats- 
anwalt beim Landgericht I in Berlin, * 31. 
XII. 50; f «u Berlin 1. II. — L Freiherrl. 
Taschenb. 1898, 749. 

Reinhard, Dr., Justizrath zu Strassburg i. £., 
polit, litter, u. naturwissenschaftl. thatig, 
49 J.; t daselbst 21. II. — L 111. Ztg. 
108, 273. 

♦Richter, Albert, Dr. jur., Hof- u. Gerichts- 
advokat, ehemaliger 1. Btirgermeister v. 
Wien; s. Sp. 23*. 

Sch&fer, August, Land gerichtsprasi dent in 
Konstanz; s. Sp. 17*. 

Schmeidel, Hermann, Senatsprasident in 
Graz, frtlher Staatsanwalt in Wien; t» 
72 J. alt, zu Weitlanbrunn im Pusterthal 
Ende Aug. — L 111. Ztg. 109, 349. 

Schott von Schottenstein, Eugen Freih. v., 
Rechtsanwalt in Strassburg, Vorkampfer 
d. Deutschthums in Elsass-Lothringen, * zu 
Stuttgart 19. III. 52; f zu Reutlingen 4. II. 
— L Freiherrl. Taschenb. 1898, 897; 111. 
Ztg. 108, 193; Schwab. Kronik 1897, 
241. 

♦Schiitze, Theodor Reinhold, ordentl. Prof, 
f. Strafrecht, Strafprozess, Rechtsphilos., 
V5lkerrecht u. Encyklopadie d. Rechts- 
wissensch., * zu Uetersen (Holstein) 12. 
L 27; + zu Graz 16. II.: s. BJ II, 409. — 
L Eckart 155; Gerichtssaal 55, 455 (Vargha, 
mit P). 

Schwarz, Hugo, Reichsgerichtsrath a. D., 
* zu Trachenberg (Schlesien) 7. XL 17; 
f zu Sellin auf RUgen 28. VIII. — L Litt. 
Centralbl. 1897, 121 2; 111. Ztg. 109, 349. 



77* 



Todtenliste 1897: XX. Rechtsgelehrte. XXI. Aerzte und Apotheker. 



78* 



Simson, Georg, Geh. Justizratb, einjttngerer 
Bruderd.frttherenReichsgerichtsprasidenten 
Eduard v. S., 1848 Mitgl. d. Frankfurter 
Parlaments f. Stargard (Westpr.); t» 8° J. 
alt, zu Berlin 22. XII. — L 111. Ztg. no, 

19. 

Six, Alois Ritter v., k. u. k. Generalauditor 
i. R.; f» 73 J- alt, zu Wien 28. III. — L 
111. Ztg. 108, 449. 

Sommer, Fried rich, Dr. jur., Rechtsanwalt 
in Erfurt, Parlamentarier ; s. Sp. 25*. 

Soenke, Theodor, Justizrath, Rechtsanwalt 
u. Notar beim Kammergericht in Berlin, 
Parlamentarier; s. Sp. 29*. 

Stein, Ernst Albert, Oberjustizrath, Rechts- 
anwalt u. Notar in Dresden; f daselbst, 
72 J., 31. III. — L 111. Ztg. 108, 449. 

Thomas, Wilhelm, Dr. jur M Geh. Justizrath, 
Parlamentarier; s. Sp. 26*. 

Vacano, Otto v., Wirkl. Geh. Oberjustizrath, 
President d. Oberlandesgerichts Kolman 
Mitgl. d. Staatsrathes f. Elsass-Lothringen, 
• zu Simmero 1827; f * u Kolmar 16. XL 
— L 111. Ztg. 109, 762. 

Vollert, Dr. jur., 1892—96 fttrstl. reuss. 
Staatsminister, Vorstand d. Abth. f. Justiz, 



Kirchen-u. Schulwesen, jurist. Schriftsteller; 

f zu Gera, 70 J. alt, 7. V. 
Wachter, Johann Anton, Oberjustizrath, 

frtther Landgerichtsprasident in Saar- 

gemilnd; f zu K^, 6 7 J* alt t 9- H. — 

L 111. Ztg. 108, 253; Allg. Ztg. 1897 Nr. 47 

Morgenbl. S. 3 c. 
Wendhausen, A., Vizekanzler d. Univ. 

Rostock, Landgerichtsprasident u. Kon- 

sistorialdirektor; f zu Rostock, 57 J. alt, 

14. IV. — L Litt. Centralbl. 1897, 574; 

111. Ztg. 108, 555. 
Wiener, Heinrich, Dr. jur., Senatsprasident 

am Reichsgericht a. D., # zu Glogau 1834; 

t zu Berlin 7. XI. - L BJ II, 50*; 111. 

Ztg. 109, 693 (mit P). 
Zeller, Wilhelm, Dr. jur., hess. Ober- 

rechnungsrath, Schriftsteller auf jurist, u. 

volkswirthschaftl. Gebiet; s. Sp. 18*. 
'Zimmermann, Josef Andreas, ehemaligcr 

Prasident d. evangel. Oberkirchenraths 

beider Bekenntnisse, * zu Schassburg 2. 

X. 10; f * u Hermannstadt 18. V.: s. BJ 

II, 151. 
Zurmiihlen, Paul, Amtsgerichtsrath, Parla- 
mentarier; s. Sp. 26*. 



XXI. Aerzte und Apotheker. 



v Auerbach, Leopold, Dr. med., ausser- 
ordentl. Prof. f. Physiologie an d. Univ. 
Breslau; s. Sp. 53*. 

Bech, August Emil, Dr. med., Hofrath, Ehren- 
bUrger von Pima; f daselbst, 90 J. alt, 
10. X. — L 111. Ztg. 109, 535. 

•Berlin, Rudolf August Johann Ludwig 
Wilhelm, Dr. med., ordentl. Prof. f. Augen- 
heilkunde u. Direktor d. ophthalmology 
Klinik an d. Univ. Rostock, * zu Friedland 
(Mecklenburg) 2. V. 33; + zu Stachelberg 
b. Linthal in der Schweiz (nicht zu Rostock) 
12. V.; s. BJ II, 34. — L Schwab. Kronik 
1897, 191 5; Rostocker Anzeiger 1897 
Nr. 290 Beibl. 2; WUrttemberg. Med. 
Korrespondenzbl. 67, 394 (mit P); Leo- 
poldina 33, 121. 127 (mit W); Mtinch. 
Med. Wochenschr. 45, 1 (Schlosser). — W 
auch Kukula Suppl. 17. 

Bessel, Leopold Otto, Dr. med., f zu Berlin 
10. VIII. — L Leopoldina 33, 125. 

*Boer, Oskar, Dr. med., Prof., Hofarzt in 
Berlin, * daselbst 1847; t ebenda 11. VII. : 
s. BJ II, 40. — L Leopoldina 33, 115; 
Arcbiv f. path. Anat. 152, 570 (Gurlt). 

Brand, Ernst, Dr. med., Geh. Sanitatsrath, 
prakt Arzt in Stettin, * zu Feuchtwangen 
(Mittelfranken) 2. I. 27; f zu Stettin 7. III. 
— L HBL 6, 540 (mit W); Leopoldina 
33. 38. 55 (mit W); British Medical Journal 



1897, 1, 692; New York Medical Record 51, 
491 ; Archiv f. path. Anat. 152, 560 (Gurlt). 

Braun, Gustav, Dr. med., Geh. Rath, 
ordentl. Prof, an d. Univ. u. Hauptarzt an 
d. Augenheilanstalt zu Moskau, * in Ost- 
preussen 8. XIL 27; t zu Moskau 17. IV. 
— L HBL i, 563. 6, 543 (mit W;; Peters- 
burger Med. Wochenschr. 1897, 148; 
Archiv f. path. Anat. 152, 563 (Gurlt). 

*Buchner, Ludwig Andreas v., Dr. phil. et 
med., Geh. Rath, Obermedizinalrath, 
ordentl. Prof. f. Pharmazie an d. Univ. 
MUnchen, * daselbst 23. VII. 13; f ebenda 
23. X.: s. BJ II, 49. — L Leopoldina 33, 
160; MUnch. Med. Wochenschr. 44, 44; 
Chronik d. Univ. MUnch. 1897/8, 6; 
Sitzungsber. d. Mtinch. Akad. d. Wissensch., 
math.-phys. Kl., 28, 431 (C. Voit); Archiv 
f. path. Anat. 152, 578 (Gurlt). — W 
Kukula 95. Suppl. 36; Cat. Roy. Soc. 7, 

295- 9» 390. 
♦Burchard, Max, Dr. med., Prof., General- 
arzt a. D. v Privatdozent f. Augenheilkunde 
an d. Univ. Berlin, * zu Naugard, 
(Pommern) 15. I. 31; f * u Berlin 25. IX.: 
s. BJ II, 52. — L Charite-Annalen 22, 
356 (J. Hirschberg); Deutsche Militararztl. 
Ztschr. 26, 508; Leopoldina 1898, 40; 
Arch. f. path. Anat. 152, 576 (Gurlt). — 
W Kukula 102. Suppl. 38. 



79* 



Todtenlistc 1897: Acrztc und Apolhekcr. 



8O* 



Diesterweg, J u 1 i u s , Dr. med., Geh. Sanitats- 
rath, prakt. Arzt in Wiesbaden, altester 
Sohn d. Padagogen, * zu Mors 1822; f z u 
Wiesbaden 26. I. — L III. Ztg. 108, 157; 
Leopoldina 33, 53. 

Drechsel, Heinrich Ferdinand Edmund, 
Dr. med. et phil, r ordentl. Prof. f. physiolog. 
u. patholog. Chemie u. Pharmacologic an 
d. Univ. Bern; s. Sp. 55*. 

Fiek, Emil, Apotheker, Botaniker; s. Sp. 

Fliigge, Wilhelm Leopold John Edmund, 
Dr. med., Direktor d.Provinzial-Irrenanstalt 
Riigenwalde, * zu Walsrode (Landdrostei 
LUneburg) 1845; f zu RUgenwalde 10. III. 

— L Allg. Ztschr. f. Psychiatr. 54, 304; 
Archiv f. path. Anat. 152, 560 (Gurlt). 

•Guterbock, Paul, Dr. med., Geh. Med.- 
Rath, Prof. f. Chirurgie an d. Univ. Berlin, 
* daselbst 2, VI. 44; + ebenda 17. X.: 
s. BJ II, 75. — L Berliner klin. Wochenschr. 
34, 43 (Posner); Deutsche Med. Wochenschr. 
23, 45 (J. Wolff); Archiv f. path. Anat. 
!5 2 > 577 (Gurlt). — W Kukula 293. 

Hager, Hermann, Dr. phiL, Apotheker u. 
Chemiker, pharmazeut. Schriftsteller, * zu 
Berlin 3. I. 16; f zu Neuruppin 26. I. 

— L Litt. CentralbL 1897, 190; 111. Ztg. 
108, 157. 

Halban, Leo v., Dr. med., Prof. f. gerichtl. 
Medizin an d. Univ. Krakau; + daselbst, 
59 J. alt, 28. II. — L Allg. Ztg. 1897 Beil. 
Nr. $0, 8; Leopoldina 33, 112; Mlinch. 
Med. Wochenschr. 1897, 274; Archiv f. 
path. Anat. 152, 559. 

♦Heidenhain, Rudolf, Dr. med., Geh. Med.- 
Rath, ordentlich. Prof. f. Physiologic u. 
Histologic an d. Univ. Breslau; s. Sp. 56*. 

Heller, Karl, Dr. med., Sanitatsrath, Bade- 
arzt in Teplitz; f daselbst 6. VI. — L 
111. Ztg. 108, 811 ; Leopoldina 33, 113. 

Hertz, Karl Reiner, Dr. med., Geh. Sanitats- 
rath, Begrlinder d. Hertzschen Irrenanstalt 
in Bonn, * daselbst 1817; f ebenda 11. II. 

— L 111. Ztg. 108, 213: Allg. Ztg. Beil. 
1897 Nr. 35, 8; Leopoldina 33, 56; Allg. 
Ztschr. f. Psychiatr. 54, 306 (Thomsen); 
Archiv f. path. Anat. 152, 558 (Gurlt). 

Hdchstatter, Christian, Dr. med., Land- 
arzt. — L Medizin. Korresp.-Bl. f. WUrttem- 
berg67, 209 (W. Camerer); Schwab. Kronik 
1897, 970. 986. 

♦Hofmann, Eduard, Ritter v., Dr. med., 
Hofrath, Gerichtsarzt u. ordentl. Prof. f. 
gerichtl. Medizin an d. Univ. Wien, Presi- 
dent d. Obersten Sanitatsrathes, * zu Prag 
2 7- I- 37; t zu Abbazia 27. VIII.: s. BJ 
II, 81. — L BJ II, 19*; Leopoldina 33, 
128; Prager Med. Wochenschr. 22, 38 
(P. Dittrich), Wiener Klin. Wochenschr. 10, 
36 (Habercla); V'iertcljahrsschr. f. gerichtl. 



Medizin 3. F. 14 Suppl. I (F. Strassmann); 
Annales d'Hygiene 3, Ser. 40, 8 (Critz- 
mann); Archiv f, path. Anat. 152, 574 
(Gurlt). — W Kukula 371; Borsenbl. f. 
d. d. Buchh. 1897, 6277. 

♦Hollander, Ludwig Heinrich, Dr. med., 
Prof., Privatdozent f. Zahnheilkunde an d. 
Univ. Halle, * zu LeobschUtz 4. II. 33; 
f zu Halle a. S, 12. (oder 14.?) III.: s. 
BJ II, 82. — L Archiv f. path. Anat. 152, 
561 (Gurlt); Petersburger Med. Wochen- 
schrift 1897, 154; Mlinch. Med. Wochen- 
schrift 1897, 298. — W Kukula 377. 

•Huter, Viktor, Dr. med., Prof., Privat- 
dozent f. Frauenheilkunde an d. Univ. Mar- 
burg, * 16. X. 32; f zu Marburg 12. XL: 
s. BJ II, 82. — L Leopoldina 33, 163 
(mit W). — W auch Kukula 393. 

Jacobi, Ch. Paul Emil, Dr. med., k. sichs. 
Leibarzt, Generalarzt I. Kl. u. Korpsarzt 
d. sachs. (XII.) Armeekorps, auch ordentl. 
Mitgl. d. Landesmedizinalkollegiums, • zu 
Kaditz b. Dresden 8. VII. 35; f zu Dresden 

1. I. — L Leopoldina 33, 51; 111. Ztg. 
108, 48; Archiv f. path. Anat. 152, 552 
(Gurlt); MW 82, 1037. 

Kleinenberg, Nikolaus, Dr. med., ordentl. 
Prof. f. vergl. Anatomie u. Zoologie an d. 
Univ. Palermo; s. Sp. 57*. 

•Kovacs, Josef, Dr. med., ordentl. Prof. f. 
Chirurgie an d. Univ. Budapest, * zuTenge- 
licz (Ungarn) 1832; f zu Budapest 6. VIII.: 
s. BJ II, 82. — L Leopoldina 1897, 118; 
Archiv f. path. Anat. 152, 572 (Gurlt). 

Kremnitz, Wilhelm, Dr. med., Hospital- 
arzt u. k. rumiin. Hofarzt in Bukarest, 
Leibarzt d. Kbnigin, vermahlt mit d. Schrift- 
stellerin Mite K., einerTochterd.Chirurgen 
v. Bardeleben, * zu Stettin 1843; f zu 
Sinaja 31. VII. — L 111. Ztg. 109, 209; 
Voss. Ztg. 1897 No. 357; Arch. f. path. 
Anat. 1897, 572 (Gurlt). 

Lerch, Johann, Ritter v., Dr. med., ordentl. 
Prof. i. R. d. Wiener medizin. Fakultat; 
f zu Hainfeld, 84 J. alt, 7. VII. — L 
Litt. CentralbL 1897, 924; 111. Ztg. 109, 84. 

Liebmann, Karl, Dr. med., Prof., Direktor 
d. Klinik f. Frauenkrankheiten in Triest; 
f daselbst 10. VIII. — L Litt. CentralbL 
1897, 1 1 20; Leopoldina 33, 128; Archiv 
f. path. Anat. 152, 573 (Gurlt). 

•Lobstein, Friedrich Eduard, Dr. med., 
prakt. Arzt, auch Dichter, * zu Strass- 
burg i. E. 3. XII. 26; f zu Heidelberg 

2. X.: s. BJ II, 87. 

♦Marme, Wilhelm, Dr. med., Geh. Med.- 
Rath, ordentl. Prof. f. Pharmakologie an 
d. Univ. Gottingen, * zu Dierdorf (Rhcin- 
prov.) 19. II. 32; f zu Gottingen 27. VI: 
s. BJ II, 96. — L Archiv f. path. Anat. 
*5 2 » 57° (Gurlt); Archiv f. experimentelle 



8i* 



Todtenlistc 1897: XXI. Aerrte unci Apotheker. 



82^ 



Pathol, u. Therapic 40, 147 (VV. Ebstein); 
HBL 4. 137 (mit W). — W audi Kukula 
585. Suppl. 162. 

Menger, Henry Friedrich, Dr. med., Medi- 
zinalrath u. Mitgl. d. Medizinalkollegiums 
d. Prov. Brandenburg, prakt. Arzt in Ber- 
lin, * zu Odessa 1845; f zu Berlin 29. IV. — 
L Archiv f. path. Anat. 152, 564 (Gurlt); 
111. Ztg. 108, 583: Leopoldina 33, 93. 

♦Michael, Isaac, Dr. med., Laryngologe, 

* zu Hamburg 16. XI. 48 (30!); + zu Ham- 
burg 6 I.: s. BJ II, 97. — L HBL 6, 
932 (mit W); MUnch. Med. Wochenschr. 
iS97» 52; Archiv f. path. Anat. 152, 552 
(Gurlt); Leopoldina 1897, 51. 

Minckwitz, Karl Oswald, Dr. med., Parla- 

mentarier; s. Sp. 30*. 
Mittweg, Karl, Dr. med., Sanitatsrath in 

Essen; f daselbst im Febr. — L Allg. 

Ztg. 1897 No. 47 Morgenbl. S. 3 c. 
Nachtigall, Richard, Dr. med., Stabsarzt, 

* zu Grossglogau 1840; f 20. IV. — L 
Schwab. Kronik 1897, 813, 893. 

Niemeier, Ludwig, Dr. med., Oberstabs- 
arzt in Posen; f daselbst im Febr. — L 
Allg. Ztg. 1897 No. 42 Abendbl. S. 5 c. 

*Oertel, Max Joseph, Dr. med., Hofrath, 
ausscrordentl. Prof. f. innere Medizin, 
speziell f. Krankheiten d. Respirations- 
Organe, an d. Univ.Mlinchen, * zu Dillingen 
20. III. 35; f zu MUnchen 19. VII.: s. BJ 
II, 97. — L 111. Ztg. 109, 118 u. 1885 
Nr. 2217, 681 (mit P); Munch. Med. 
Wochenschr. 44, 826, 919 (J. Bauer); 
WienerKlin. Wochenschr. 10, 3o(A. v. Weis- 
mayr); Leopoldina 33, 98, 117; Chronik 
d. Univ. MUnchen 189798, 8; Archiv f. 
path. Anat. 152, 571 (Gurlt). — W auch 
Kukula 669. Suppl. 1 82. 

Pleniger, R. v., Dr. med., Chefarzt d. The- 
resian.-Akad. in Wien; f daselbst, 80 J. 
alt. — L Leopoldina 33, 56. 

♦Preyer, Wilhelm, Physiologe; s. Sp. 58*. 

Reichel, August, Dr. med., Sanitatsrath in 
Breslau; f daselbst im Febr. — L Allg. 
Ztg. 1897 Nr. 47 Morgenbl. S. 3 c. 

Rzehazek, Karl, Edler v., Dr. med., 1863 
bis 1886 ordentl. Prof. f. Chirurgie an d. 
Univ. Graz; f, 81 J. alt, daselbst 25. XII. — 
L 111. Ztg. no, 19; Archiv f. path. Anat. 
152, 584 (Gurlt). 

*Saxinger, Johann, v., Dr. med., ordentl. 
Prof. f. Geburtshilfe u. Gynakologic an 
d. Univ. Tubingen, * zu Aussig 18. V. 36 
(oder 33? oder 35?); f zu Tubingen 
30. III.: s. BJ II, 289. — L Archiv f. 
path. Anat. 152, 561 (Gurlt); HBL 5, 146 
(mit W): Leopoldina 33, 38. 56. — W 
auch Kukula 785. 

*Schleis von Loewcnfeld, Maximilian v., 
Dr. med., Geh. Obermedizinalrath 11. k. 



bayr. Leibwundarzt a. D., * zu Ambcrg 
14! VIII. 43; f zu MUnchen 7. II.: s. BJ 

II, 106. — L Allg. Ztg. 1897 Nr. 40 
Morgenbl. S. 5c. Nr. 41 Morgenbl. S. 5c; 
Leopoldina 33, »55; MUnch. Med. Wochen- 
schrift 1897, 156; Archiv f. pathol. Anat. 
152. 557 (Gurlt). 

Schmid, Franz Xaver, Dr. med., k. bayer. 
Generalarzt a. D. in MUnchen ; f daselbst 
1. I. — L Allg. Ztg. 1897 Nr. 2 Blatt 2 
S. 5 c: 111. Ztg. 108, 73. 

Schneider, Franz Cblestin.Prasident d.bsterr. 
Obersten Sanitatsrathes i. R.; s. Sp. 22*. 

Seller, Friedrich Hugo, Geh. Med.-Rath in 
Dresden, * daselbst 6. IV. 21 ; f ebenda 
15. IX. — L 111. Ztg 109, 402; HBL 6, 
1003 (mit W). 

*Stark, Karl, Dr. med., Sanitatsrath, Dirck- 
tor d. Bezirksirrenanstalt zu Stephansfeld 
im Elsass, * zu Buttelstedt b. Weimar 
19. VII. 36; f zu Stephansfeld 29. V.; 
s. BJ II, 107. — L Leopoldina 33, 94; 
Archiv f. path. Anat. 152, 563 (Gurlt): 
Allg. Ztschr. f. Psychiatr. 54, 734 (Vorster); 

III. Ztg. 108, 811. 

Stuckrad, v., Dr. med., Generalarzt I. Kl. 
a. D., zuletzt Korpsarzt d. III. Armeekorps; 
f 2. X. — L MW 1898, 567. 

Wasler, T., chemaliger Ordinarius im Spital 
d. Barmherzigen BrUder in Graz; f da- 
selbst. — L Leopoldina 33, 128. 

*Wasserfuhr, Hermann, Dr. med., General- 
arzt I. Kl. d. Landwehr, Ministerialrath 
a. D. im Ministerium f. Els.-Lothr., * zu 
Stettin 14. VI. (oder VII. ?) 23; •$ zu Ber- 
lin 16. VII.: s. BJ II, 114. — L Archiv 
f. path. Anat. 152, 571 (Gurlt); Deutsche 
Militararztl. Ztschr. 22, 500; 111. Ztg. 109, 
I45;M\V 1897, 2903; HBL 6, 200 (mit W); 
Deutsche Vierteljahrsschr. f. offend. Gesund- 
heitspflege 29, 1 (Spiess u. Pistor); Leo- 
poldina 33, 113. 

*Welcker, Hermann, Anatom; s. Sp. 61*. 

Werner, Hermann, Dr. med., Stadt- u. 
Landarzt zu Markgrbningen, * zu Schnaith 
(OberamtSchorndorf); f zu Markgrbningen 
27. I. — L Medizin. Korrespondenzbl. d. 
WUrttemb. arztl. Landesver. 67, 70 ; Archiv 
f. path. Anat. 152, 555 (Gurlt). 

*Zinn, Friedrich Karl August, Dr. med., 
Geh. Sanitatsrath, Direktor u. Chefarzt d. 
Landesirrenanstalt Eberswalde, auch Poli- 
tiker, * zu Ilbesheim (bayer. Pfalz) 20. VI II. 
25; f *u Eberswalde 17. XI.: s. BJ II, 
224. — L 111. Ztg. 109, 722; Leopoldina 
33, 142, 163 (mit W); HBL 6, 375 (mit 
W); MUnch. Med. Wochenschr. 44, 49 
(A.Cramer); Archiv f.Psychiatrieu.Nerven- 
krankh. 30, 337 (Jolly); Archiv f. path. 
Anat. 152, 580 (Gurlt). 



83' 



Todtenlistc 1897: XXII. Padagogen. 



84' 



XXII. Padagogen. 



♦Adamy, Heinrich, Vorschullehrer, Pada- 
gog u. Geograph, * zu Landeshut (Schles.) 
27. I. 12; f ™ Breslau 13. X.: s. BJ II, 
I9 ,. — W KL 1897, 6. 

*Bach, Franz Theodor, Dr. phil., Direktor 
d. Falk-Realgymn. in Berlin, Schulmann, 
Schriftsteller auf d. Gebiete d. klass. Philo- 
logie, Litteraturgesch. u. d. Turnwesens, 

* zu Breslau 7. VIII. 33; t *u Berlin 9./10. 
VII.: s. BJII, 310. — W KL 1897, 36. 

Banz, Rektor a. D. — L Schwab. Kronik 
i897» 1537. 

Baur, Ludwig, Lehrer in Hemigkofcn. — 
L Deutsches Volksbl. 1897 Nr. 15. 

Baumgartner, Leopold, Reallehrer an d. 
Oberrealschule zu Freiburg i. B. ; + da- 
selbst 17. IV. — L Progr. d. Oberreal- 
schule zu Freiburg i. B. 1897 S. 3 (E. Reb- 
mann). 

Bollmann, Rudolf, Dr. phil., Prof., Ober- 
lehrer a. D. am Gymn. z. Grauen Kloster 
in Berlin; f daselbst, 76 J., 29. IV. — 
L 111. Ztg. 108, 583. 

Braesz, Adolf, Oberschulrath, Seminar- 
direktor a. D., * zu Bettingerode in Braun- 
schweig 9. I. 21 ; f zu Grimma 29. III. — 
L 111. Ztg. 108, 449. 

Cafpari, Bernhard Johannes, fruher Ober- 
lehrer in Leipzig; s. Sp. 69*. 

Degen, Philipp, Dr. phiL, Prof., Religions- 
lehrer an d. stadt. Realschule zu Aachen, 

• zu DOren 21. XI. 35; f * u Aachen 
17. II. — L Osterprogr. d. st&dt. Realsch. 
zu Aachen 1897 S. 32 (J. Neuss). — W 
KL 1897, 227. 

♦Ehrlich, H. Wilhelm, Dr. phiL, Leiter einer 
^Modern School « zu Newcastle upon Tyne 
in England, * zu Eisleben 1826; f zu 
Newcastle 25. VII.: s, BJ II, 43. 

Emmerich, Geh. Hofrath, Direktor d. Real- 
gymn. in Meiningen; f daselbst Ende 
IX. — L III. Ztg. 109, 470. 

Engelhard, Robert, Gymn.-Oberlehrer zu 
Lingen, Erforscher u. Schilderer d. Kunst- 
denkmale d. Eichsfeldes; f zu Bingen, 
43 J-, 19. IV. — L Litt. Central bl. 1897, 
606; 111. Ztg. 108, 583. 

Fetge, Schulrath, Direktor d. evangel. Lehrer- 
seminars in Soest; f daselbst 1. IX. — 
L 111. Ztg. 109, 370. 

Fischer, Emilie, Vorstand d. A. H.Werner- 
schen Lehranstalt in Ludwigsburg. — L 
Schwab. Kronik 1897, 855. 

Fischer, Johann Georg, Dr. phiL, Prof, 
Dichter, * zu Grossslissen an d. Fils (Ober- 
amt Geislingen); f zu Stuttgart 4. V.: s. 
BJ II, 129. — L BJ II, 11*; Schwaben- 
land 1897 Nr. 49, 50; 111. Ztg. 108, 657 



(mit P); Hinrichsen 2 363 (mit W). — W 
auch KL 1897, 334. 

Geiger, A., Schullehrer in Tuttlingen. — 
L Schwab. Kronik 1897, 1006. 

Gerberding, Wilhelm, Dr. phil., Prof., 
Direktor d. 1. Realschule zu Berlin; + da- 
selbst 28. VIII. — L Osterprogr. d. 1. Real- 
schule zu Berlin 1898 (F. Berger); Litt- 
Centralbl. 1897, 1 21 2. 

Gruber, Carl, Oberschulrath a. D., Autori- 
tat auf d. Geb. d. Rechenunterrichts; f zu 
Baden-Baden, 89 J., 2. XII. — L III. Ztg. 
109, 851; Litt. Centralbl. 1897, 1658. 

Habler, Karl Albin, Dr. phil., Prof, am 
kttnigl. Gymn. zu Leipzig, f daselbst 9. 
VII. — L Osterprogr. d. k. Gymn. zu 
Leipzig 1898 S. 1 (R. Richter). 

♦Henzler, Christian, v., Oberstudienrath, 
Realschulmann, * zu NUrtingen 29. IX. 29 : 
t zu Stuttgart 3. VIII.: s. BJ II, 275. 

Huth, Ernst, Dr. phil., Oberlehrer am 
Realgymn. zu Frankfurt a. O., Botaniker; 
s. Sp. 56*. 

Hftzel, Johann, Mittelschullehrer u, Ver- 
walter. — L Schwab. Kronik 1897, 821. 

Jost, Justus Wilhelm, Lehrenreteran, GrUnder 
v. Gesang-, Turn- u. Volksbildungsvcr- 
einen ; + zu Darmstadt, 94 J., 8. IV. — 
L 111. Ztg. 108, 484. 

Kares, Otto, Dr. phil., Direktor a. D. an 
d. stadt. ht>h. Madchenschule zu Essen a. 
d. R.; f daselbst 17. II. — L Progr. d. 
htth. Madchensch. zu Essen 1897 S. 14 
(W. Laufenberg). 

Kessler, Hermann Friedrich, Dr. phiL, Prof., 
Oberlehrer an d. Kasseler Oberrealschule, 
Entomolog; s. Sp. 57*. 

Klatt, Friedrich Wilhelm, Dr. phil., Lehrer 
d. Naturwissenscbaften in Hamburg; s. 

Sp. 57*- 

Kortegarn, Hermann Arthur, Dr. phil., Di- 
rektor d. W&hlerschule in Frankfurt a. M.; 
f zu Interlaken 26. VII. — L Osterprogr. 
d. Wbhlerschule 1898 S. 3 (Marx). 

Kosak, Ludwig Ritter v., k. u. k. Feld- 
marschalllieutenant, Kommandant d. The- 
resian. Milit&rakad. in Wiener Neustadt; s. 
Sp. 38*. 

Kothe, Bernhard, Seminarlehrer f. Musik, 
Musiktheoretiker u. Komponist; s. Abth. 
XXVI. 

Kreussler, Otto, Dr. phil., Prof., Ober- 
schulrath , Gymn. - Rektor a. D. ; f zu 
Bautzen 1. III. — L BJ II, 23*. 

Kufal, Wilhelm, Prof. f. fremde Sprachen am 
Staatsgymn. in Pretoria, gebtirtiger Dcut- 
scher; f daselbst, 53 J., 6. V. — L Litt. 
Centralbl. 1897, 797; 111. Ztg. 108, 783. 



85" 



Todtenliste 1897: XXII. Padagogen. XXIII. Dichtcr und Schriftsteller. 86* 



Kuntzel, Rektor in Oberweiraar, Vorsitzender 
d. Verbandes thtlringer Gewerbevereine; 
f daselbst 4. XII. — L III. Ztg. 109, 809. 

Lansky, Johann Friedrich August, Bezirks- 
schulinspektor a. D., Redakteur d. »Sfichs. 
Schulztg.«, * zu Dresden 9. VI. 18; f da- 
selbst 3. X- — L Litt. Centralbl. 1897, 1348; 
111. Ztg. 109, 511; J. B. Heindl, Galerie 
bertihmter Padagogen 1 (MUnchen 1859), 
534 (mit W). 

Linn, W. f Dr. phil., Schulrath, Direktor d. 
h8b. M&dchenschule u. d. Lehrerinnen- 
seminars zu Gtirlitz; f daselbst, 58 J., 
28. II. — L Litt. Centralbl. 1897, 350. 

Ldffelholz von Colberg, Jobst Wilhelm 
Karl Eugen Freih., Prof. f. Zeichnen am 
Realgymn. in MUnchen, * zu Nttrdlingen 
18. V. 39; f zu Mtinchen n. I. — L Frei- 
herrl. Taschenb. 1897,596. 1898, 1 178; Allg. 
Ztg. 1897 Nr. 14 MorgenbL S. 6 b. 

*Mayr, Ambros, Dr. phil., Gymn.-Prof. in 
Trient, Politiker u. Dichter, * zu Sill 
(Tirol) 8. V. 49; f * u wicn 3°- X.: s. 
BJ II, 338. — L Hinrichsen* 874; 111. 
Ztg. 109, 682. 

'Petzold, Karl Wilhelm, Dr. phil., Prof., 
Oberlehrer an d. Oberrealschule zu Braun- 
schweig, Naturforscher u. Geograph; s. 
Sp. 6i # . 

Pfleiderer, J. G. f Dr. phil., Prof., Padagog; 
f zu Kronthal b. Stuttgart 27. XII. — L 
Litt. Centralbl. 1897, 69. 

Pilling, Oskar, Dr. phil., Gymn.-Prof., 
Naturforscher; s. Sp. 58*. 

♦Richter, Albert, Direktor d. I. BUrgersch. 
f. M&dchen in Leipzig, * zu Lichtensee 
b. Grossenhain 7. II. 38 ; f zu Htickendorf 
b.Tharand 29. VI.: s. BJ II, 309. — L 111. 
Ztg. 109, 51. - WKL 1897, 1067. 

Rudolphi, Theodor Wilhelm, Dr. phil., 
Gym n. -Direktor a. D. in Kalk b. Koln, 
Reichstags- u. Landtagsabg. (Zentr.), * zu 
Nordborchen b. Paderborn 3a III. 25; 
f zu Tempelhof-Berlin 9. III. — L 111. 
Ztg. 108, 355; Schbnfeld* 209; Reichst. 
Handb. 1890, 107; KUrschners Reichst 
1892, 203 (mit P); Kttrschners Preuss. 
I>andt. 1894, 372 (mit P); Minde 1893, 
7 (mit P). 

Schemmel, Viktor, Dr. phil., Prof, am 
Kaiser - Wilhelms - Realgymn. zu Berlin; 
t daselbst 19. VI. — L Litt. Centralbl. 
1897, 860; 111. Ztg. 108, 811; Osterprogr. 
d. Kaiser -Wilh.- Realgymn. 1898 S. 38 
(O. Simon). 



Schimberg, Karl Adolf, Dr. phil., Prof., 
Gymn.-Oberlehrer; f zu Kttsen 31. VIII. 

— L Litt Centralbl. 1897, 1212; Progr. 
d. evangel. Gymn. zu Ratibor 1898 S. 28 
(Radtke). 

*Schmetz, Paul, Kreisschulinspektor, Musik- 

gelehrter; s. Abth. XXVI. 
Schmidt, Emil, Dr. phil., Oberlehrer an d. 

Friedrichs-Werderschen Oberrealschule zu 

Berlin; + daselbst 24. VII. — L Progr. d. 

Friedrichs-Werderschen Oberrealsch. 1898 

S. 19 (J. Lange). 
Schmidt, Ludwig August, Direktor in Neu- 

haldensleben; + daselbst im Febr. — L 

Allg. Ztg. 2897 Nr. 47 Morgenbl. S. 3 c. 
Sch5ttle, Ludwig, Waisenhausoberlehrer. 

— L Schwab. Kronik 1897, 461. 
Schneidewind, Edmund, Dr. phil., Prof., 

Oberlehrer am Karl -Friedrichs- Gymn. zu 
Eisenach; f daselbst 1. XL — L Oster- 
progr. d. Karl-Friedrichs-Gymn. 1898. 

Schr5der, Felix, Geschichtslehrer am Gymn. 
von Melun; f *u Bern im Febr. — L 
Litt. Centralbl. 1897, 830. 

'Schumann, Albert, Prof. f. Gesch. u. 
Geogr. an d. Kantonsschule zu Aarau; s. 
Sp. 66*. 

Seydler, Friedrich Wilhelm, Konrektor, 
Botaniker; f zu Braunsberg (Ostpreussen) 
21. XL — L 111. Ztg. 109, 762: Leo- 
poldina 33, 164. — W Cat Roy. Soc. 11, 

399- 

Stauder, Dr. phil., Wirkl. Geh. Oberreg.- 
Rath, vortragender Rath im preuss. Kultus- 
ministerium,frllher Gymn.-Direktor ; f,68J. 
alt, zu Berlin 19. I. 

'Straubenmiiller, Johann, Schulmann u. 
Dichter, * zu Schwttbisch-Gmttnd 11. V. 
14; f zu New -York Anfang Nov.: s. BJ 
II, 290. 

Sundermann, Gustav Alfred, Dr. phil., Ober- 
lehrer a. d. 5. Staatsrealschule in Berlin, 
f zu Berlin 20. I. — L Osterprogr. d. 
5. Staatsrealschule in Berlin i898(L.Nagel). 

Tille, Johann, Prof., Reg.-Rath, Direktor 
d. k. k. Staatsgewerbeschule in Prag; 
t daselbst, 64 J., 14. X. — L 111. Ztg. 

109, 535- 

Wehner, frtther Rektor d. Gymn. in Bam- 
berg, + zu WUrzburg im Jan. — L Allg. 
Ztg. 1897 Nr. 22 Abendbl. S. 6 a. 

Weichardt, Paul, Turnlehrer. — L Litt. 
Beilage z. Staatsanz. f. Wurttemb. 1897, 
339- 



XXIII. Dichter und Schriftsteller. 



Ackermann, Oskar, Mitredakteur u. The- 
aterkritiker d. »Chemnitzer TageblatU, 
auch sachs. Lokalhistoriker, * zu Pausitz 



b. Riesa 20. I. 38; f zu Chemnitz 12. XII. 
— L 111. Ztg. 109, 881. 
*Althaus> Friedrich, Prof. f. deutsche 



«7< 



Todtenliste 1897: XXIII. Dichter und Schriftsteller. 



88* 



Sprache u. Litt am University College in 
London, Schriftsteller u. Uebersetzer, * zu 
Detmold 14. V. 29; f zu Hampstead b. 
London 7. VII. : s. BJ II, 36. — L 111. 
Ztg. 109, 84. 

Beissel, Hilmar Heinrich, frtther Redakteur 
des »Echo d. Gegenwart«; f zu Aachen, 
82 J. alt, 13. V. — L 111. Ztg. 108, 683. 

Bender, deutsch-amerikan. Journalist in Cin- 
cinnati; f daselbst 28. DC — L 111. Ztg. 

109, 535- 

Bernheim, Joseph Alexander, Grttnder des in 
Buenos- Aires erscheinenden » Courier de la 
Plata*; f daselbst 14. IX. — L 111. Ztg. 
109, 402. 

Binder, Eugen, Redakteur u. Verleger des 
Stuttgarter »Beobachterc, # 20. X. 37; 
f zu Stuttgart 20. IV. — L 111. Ztg. 108, 
555; Schwab. Kronik 1897, 821; Beob- 
achter 1897 Nr. 9a 

Blankenburg, Heinrich v., Oberstlieut. a. 
D., Militarschriftsteller, ehemal. Chefredak- 
teur d. »Schles. Ztg.«; s. Sp. 32*. 

Bormann, Paul, Redakteur am »Berliner 
B6rsen-Courier« ; f * u Berlin 10 XII. — 
L HI. Ztg. 109, 881; KL 1897, 140. 

Bornemarm, Karl, Wirkl. Geh. Kriegsrath, 
Verf. ▼. Jagdgeschichten; s. Sp. 32*. 

Briickmann, Bruno, Leiter d. demokrat. 
Corresponded in Stuttgart — L Beob- 
achter 1897 Nr. 44. 

Conrad, Anton, Zauberpossendichter u. 
Singspieldirektor in Wahring b. Wien; 
t daselbst, 83 J. alt, 3. VL — L 111. Ztg. 
108, 783. 

*Davidsohn, George, Chefredakteur d. 
» Berliner Bttrsen- Courier*, Musikfreund, 
* zu Danzig 19. XII. 35; f zu Berlin 
6. II.: s. BJ II, 36. — L BJ II, 8«; 111. 
Ztg. 108, 193; KL 1897, 225. 

Dickmann, Hermann (Pseudon.: Franz 
Othen), Schriftsteller u. lyr. Dichter, * zu 
MUlheim a. d. R. 21. VII. 36; t *u Wies- 
baden 29. VI. — L 111. Ztg. 109, 51; 
Brthnmer 4 I, 256 (rait Wj. 

Drost, Wilhelm Elias, Schauspieler u. Btthnen- 
schriftsteller; s. Abth. XXIX. 

Engel, Moritz Paul, Eigenthttmer u. Heraus- 
geber d. » Wiener Salonblattesc ; f zu 
Wien, 50 J. alt, 29. V. — L 111. Ztg. 108, 
683. 

Fischbach, Gustav, Direktor d. »Elsasser 
Journals*, auch dram at. Dichter; s. Sp. 93*. 

"Fischer, Johann Georg, lyr. Dichter: s. 
Sp. 83*. 

Fuchs - Nordhoff, Richard Freih. v., k. 
sachs. Lieut, a. D., dramat. Dichter u. 
Maler; s. Sp. 37*. 

Gampe, The odor Heinrich, Zeitungsver- 
leger, lyr. u. dramat. Dichter, sachs. Lokal- 
historiker, • zu Chemnitz 3. XL 45 ; f zu 



Blasewitz b. Dresden 3. I. — L Brttmmer 4 
1, 405 (mitW); Hinrichsen* 415. — W 
auch KL 1896, 371. 
Gerhard, Adolar, Dr., Dichter; f 8. V. 

— L Litt Centralbl. 1897, 672. 
Goldberg, Eugen v., Dr., Schriftsteller, 

t zu Wiesbaden 11. II. — L AUg. Ztg. 
1897 Nr. 44 Abendbl.; Litt Centralbl. 
1897, 252. 

Griesemann, Martin, Dr., 189495 Chef- 
redakteur d. >Nordd. AUg. Ztg.«; f zu 
Berlin 16. V. — L 111. Ztg. 108, 683. 

*Grillenberger, Karl, Redakteur d.» Frank. 
Tagespostc, Parlamentarier; s. Sp. 23*. 

Hallbauer, Fried rich, Herausgeber u. 
Redakteur d. finanziellen Wochenschrift 
•Berliner Merkur«, * 1. I. 50; f zu Berlin 
27. XII. — L III. Ztg. no, 44; KL 1897, 

475. 
*Hartmann, Karl Alfred Emanuel, Dichter 

u. Schriftsteller, * zu Thunstetten (Kant 

Bern) 1. I. 14; f zu Solothurn 10. XIL: 

s. B J II, 124. — L Brttmmer 4 2, 102. 

Haseler, Georg Graf v. (Pseudon.: Georg 
K ftp pen), Redakteur d. in Milwaukee er- 
scheinenden »Gerniania«; s. Sp. 9*. 

*Hecker, Karl, Major a. D., Novellist u. 
Humorist; s. Sp. 37*. 

Heinfelden, Kurt v., deutsch-amerikan. 
Schriftsteller, * zu Maimed v 8. X. 48; 
f zu Belleville (Illinois) 9. VIL — L 111. 
Ztg. 109, 180: Litt. Centralbl 1897, 1022. 

Hempel, Paul, Dr. jur., Herausgeber d. 
»Tagl. Rundschau*, Verlagsbuchhandler; 
s. Sp. 93*. 

Herzenskron, Viktor, Doroanenrath, lyr. 
u. dramat Dichter, artistischer Leiter d. 
Aktientheaters in Erfurt, * zu Wien 

23. III. 20; f zu Erfurt im Nov. — L 
Wurzbach 8, 410; Brttromer 4 2, 148; 
Hinrichsen' 563; NTA 9, 517; 111. Ztg. 
109, 809. — W KL 1897, 534. 

Heydebrand und der Lasa, Leopold v., 
Major, Sportschriftsteller; s. Sp. 33*. 

Heyl, Ferdinand (Pseudon.: Rhenanus, 
Vom Rhein, Rich. Bolz), tttrk. Vize- 
konsul, Kurdirektor in Wiesbaden, frtther 
Mitgl. d. dortigen Hoftheaters, dramat. 
Dichter, Humorist, Reiseschriftsteller, * zu 
Koblenz 7. X 30; f zu Wiesbaden 21. VIII. 

— L Brtlmmer 4 2, 157; III. Ztg. 109, 
268. — W KL 1897, 540. 

Hillisch, Joseph Hermann, Buchdrucker, 
lyr. Dichter, * zu Wien 1825; f * u Linz 

24. IV. — L Brtlmmer 4 2, 164; Litt 
Centralbl. 1897, 671. 

Horn, Georg, Dr. phil., Hofrath, Verf. v. 
Romanen, Theaters tti cken , histor.-biogr. 
Schriftstttcken u. A., * 1832 (?); f zu 
Potsdam 9. III. — L III. Ztg. 108, 355; 
NTA 9, 175. — W KL 1897, 577. 



89 s1 



Todtenliste 1897: XXIII. Dichter und Schriftsteller. 



90* 



Horwltz, Max, Redakteurd. »Nationalztg.«, 

* zu Berlin 7. XL 43; f daselbst 2. X. 

— L 111. Ztg. 109, 470; KL 1897, 578. 
Jacob! , Johannes Otto (Pseudon.: Jo- 
hannes Otto), Dr. jur., Rechtskonsulent 
d. Bremer Gewerbekammer, dramat. Dichter, 

* zu Schneeberg i. S. 24. VI. 38; f zu 
Bremen 22. VI. — L BrUmmer 4 2, 219 
(mit W); KL 1897, 592; NTA 9, 191. 

Jacobson, Eduard, Dr. med., Schwank- u. 
Possendichter, • zu Grossstrehlitz (Ober- 
schles.) 10. XL 33; f zu Berlin 29. I. — 
L Hinrichsen- 613; BrUmmer 4 2, 220 
(mit W); Allg. Ztg. 1897 Nr. 30 Abendbl.; 
NTA 9, 170; 111. Ztg. 108, 157. 196 
(mit P). 

Kettnacker, Richard (Pseudon.: Max 
Ben no), frUher Postmeister u. Bahnhofs- 
verw alter, Romanschrifts teller u. Novellist, 
auch dramat. Dichter, • zu Schussenried 
(Oberarat Wallsee) 24. III. 43; f zu Stutt- 
gart 22. VIL — L BrUmmer 4 2, 279 (mit 
W); 111. Ztg. 109, 145. — W auch KL 
*$97t 6 S35 Keiter 5, no. 

*Klee, Elisabeth, Verf. v. Erzahlungen 
u. Jugendschriftstellerin , * zu Posen 
19. VIL 42; f in d. Heilanstalt Unter- 
gftltzsch b. Rodewisch 10. IX.: s. BJ II, 
309. — L Hinrichsen 3 689; BrUmmer* 2, 
291 (mit W); Pataky i f 429; IIL Ztg. 109, 
402. 

Klokow, Karl Erdmann, Mitbesitzer u. Re- 
dakteur d. »Staatsbttrgerztg.« ; f zu Berlin, 
78 J., im Aug. — L 111. Ztg. 109, 300. 

Kohler, Oskar, Publizist u. Dichter, frtther 
Redakteur d. > Dresden er Nachrichten«, 

* zu Dresden 8. V. 43; f zu Dessau 
31. V. — L 111. Ztg. 108, 742. 

*Krez, Konrad, deutsch-amerikan. Dichter, 

* zu Landau (Rheinpfalz) 27. IV. 28; 
f zu Milwaukee 8. III.: s. BJ II, 51. — 
L BrUmmer 4 2, 345; 111. Ztg. 108, 421. 

Kulke, Eduard, Novellist, Verf. v. Er- 
zahlungen aus d. jUd. Volksleben , * zu 
Nikolsburg 28. V. 31 ; f zu Wien 20. III. 

— L Brummer 4 2, 356 (mit W); 111. Ztg. 
1897, 421. — W auch KL 1897, 735. 

*L&ngin, Georg, Stadtpfarrer a. D., lyr. u. 
dramat. Dichter; s. Sp. 71*. 

Ldwe, Adolf, Theaterkritiker, Redakteur 
an d. »Neuen Freien Presse« in Wien, * zu 
Nimburg 13. IIL 35; f zu Wien 23. XII. 

— L KL 1897, 806; 111. Ztg. no, 19. 
Mansfeldt, Arnold, Schauspieler u. dramat. 

Schriftsteller; s. Abth. XXIX. 
+Mar6es, Ludwig de, Prediger, Dichter u. 

Uebersetzer; s. Sp. 71*. 
•Mayr, A m b r o s , Gymn.-Prof., lyr. Dichter ; 

s. Sp. 85*. 
*M5der , A u g u s t e , Institutsvorsteherin, 

Jugendschriftstellerin; s. Abth. XXX. 



Morree, Karl, dramat. Volksdichter, seit 
1886 Mitgl. d. steyr. Landtags, seit 1891 
d. dsterr. Reichsraths (deutsch- national), 

* zu Klagenfurt 8. XL 32; f zu Graz 

21. II. — L BrUmmer 4 3, 93 (mit W); 
111. Ztg. 108, 273; NTA 9, 173; Hahn 
1891/92, 215. - W auch KL 1897, 897. 

Nagelschmidt, Hugo, Essayist, Redakteur 
d. » National ztg. «, seit 1881 Leiter des 
parlamentar. Bureaus dieses Blattes, 

* 17. IV. 50; f zu Berlin Mitte Jan. — 
L KL 1897, 9 2 >; HI. Ztg. 108, 129. 

Nienst&dt, Hermann, Oberstleut a. D., 

Militarschriftsteller, Historiker u. Geo- 

graph; s. Sp. 34*. 
Nonne, Johannes, Redakteur d. »Dorfztg.« ; 

f zu Hildburghausen 18. V. — L 111. Ztg. 

108, 683; Borscnbl. f. d. d. Buchh. 1897, 

3872. 
Pindter, E. F., Geh. Kommerzienrath, ehe- 

mal. Redakteur d. »Nordd. Allg. Ztg.«, 

* zu Ungarisch-Hradisch 19. XII. 36: f zu 
Charlottenburg 28. VIII. — L KL 1897, 
1003; 111. Ztg. 109, 300. 

Radnitzky, August (Pseud.: Fink von 
Matt see), Verwalter d. Kollegiatstiftes 
Mattsee b. Salzburg, tisterr. Dialektdichter, 

* zu Salzburg 12. VI. 10; f zu Mattsee 

22. III. — L 111. Ztg. xo8, 449; BrUmmer 4 
3, 272; Keiter 5, 178. 

*Ramann, Bruno, Komponist u. Musik- 
kritiker, dramat. u. lyr. Dichter; s. Abth. 
XXVI. 

♦Rittershaus, Emil, Geoeralagent, lyr. 
Dichter, Feuilletonist u. Litterarhistoriker, 

* zu Barmen 3. IV. 34; f daselbst 8. IIL: 
s. BJ II, 327. — L BJ II, 36*; 111. Ztg. 
108, 389 (mit P); BrUmmer 4 3, 325 (mit 
Wj ; Hinrichsen 3 1 no (Autobiogr., mit W) ; 
Rhein.-Westf. Ztg. 1897 Nr. 69 (M.Lehrs); 
K6ln. Ztg. 1897 Nr. 216; Elberfelder Ztg. 
1897 Nr. 57. 

Rocco, Friedrich Wilhelm, Universitttts- 
Tanzlehrer a. D. in Halle a. S., frUher 
Schauspieler, plattdeutscher Dialektdichter, 
+ zu Bremen 22. III. 19; f zu Halle a. S. 
19. X. — L BrUmmer 4 3, 329; 111. Ztg. 
io 9i 57°; Litt. CentralbL 1897, 141 1. 

Roeder, Ernst (Pseudon.: E. Rotteck), 
Redakteur d. »Dresdener Anzeigers«, No- 
vellist u. Essayist, Theaterkritiker, lyr. 
Dichter, * zu Bettinger Schmelz (Kreis 
Saarlouis) 17. III. 62; f zu Dresden 
29. IV. — L BrUmmer 4 3, 332. 4, 452; 
IIL Ztg. 108, 583; NTA 9, x8o. 

*Romann, Albrecht (Pseudon.: Albrecht 
von Gaisenberg), Diakonus an d. Lieb- 
frauenkirche in Liegnitt, lyr. u. dramat. 
Dichter; s. Sp. 72*. 

*Rosenthal -Bonin , Hugo, Romanschrift- 
steller u. dramat Dichter, Redakteur, * zu 



g I* Todtenliste 1897: XXIII. Dichter und Schriftsteller. XXIV. Buchdruckcr etc. 92* 



Palermo 14. X, 40; f zu Stuttgart 7. IV.: 
s. BJ II, 279. — L Hinrichsen 3 1125; 
KL 1897, 1099; 111. Ztg. 108, 484. 

•Schneidt, Laura, Dichterin, * 1822; f zu 
MUnchen 12. V.: s. BJ II, 230. — L 
Pataky 2, 262. 

Schober, Thekla v., geb. v. Gumpert 
(Thekla von Gumpert), Jugendschrift* 
stellerin, * zu Kalisch 28. VI. 10; f zu 
Dresden I. IV. — L Hinrichsen 1 1187 
(mit W); 111. Ztg. 1893 Nr. 2635 (mit P) 
u. 1897 Bd. 108, 498 (mi 1 **)•* Pataky 1, 
293. 2, 263. — W auch KL 1897, 1186; 
Bttrsenbl. 64, 30x1. 

Schumann, Gustav (Pseudon.: Partiku- 
ristBliemcben), Volksschullehrer, sachs. 
Dialektdichter, * zu Trebsen 29. V. 51; 
f zu Leipzig 6. (oder 7.?) X. — L Hin- 
richsen 3 . 1 21 3 u. Brlimmer 4 4, 46 (mit 
W); 111. Ztg. 109, 511. — W auch KL 
1897, 1222. 

•Sievert, Auguste, Volks- u. Jugendschrift- 
stellerin u. Malerin, * zu Siegen 31, X. 
24; f zu Wettin a. d* Saale 4. I.: s. BJ 
II, 101. — W Pataky 2, 305. 

*Simiginowicz - Staufe , (auch : S t a u f e - 
Simiginowicz oder bloss Staufe), 
Ludwig Adolf (Pseudon.: Adolf Sand), 
lyr. Dichter u. Novellist, * zu Suczawa in 
d. Bukowina 28. V. 32; f zu Czernowitz 
19. V.: s. BJ II, 101. — L Brtimmer 4 4, 
89 (mitW). — W auch KL 1897, 1259. 

Simon, Eduard, Publizist, Senior d. Pariser 
Presse, geb. Deutscher; f zu Paris 14. X. 
— L 111. Ztg. 109, 535. 

Smital, Anton, Romanschriftsteller, Re- 
el akteur d. »Neuen Wiener Tagebl.c, * zu 
Pollein (Mahren) 9. II. 63; | zu Wien 
14. IX. — L BrUmmer 4 4, 97; Litt. Cen- 
tralbl. 1897, 1246. 

♦Stephan, Heinrich v., Generalpostmeister, 
Verf. kulturhistor. Schriften; s. Sp. 16*. 

♦Stobbe, Karl Friedrich August, Jour- 
nalist, * zu Griinwalde b. Labiau (Ostpr.) 
3. XI. 30; f zu Wiesbaden 16. X.: s. BJ 

II, 363. 
Stoll, Karl, Redakteur, *in Schlesien 1837; 
f 30. V. — L Schw»b. Kronik 1897, 

"37* 
Storck, Frida, Romanschriftstellerin, * zu 
Marjoss (Hesse n-Kassel) 25. XI. 50 ; + zu 



Kassel 25. I. — L Brtimmer* 4, 159; 
111. Ztg. 108, 157. 

*Straubenmuller, Johann, Direktor d. 
•Freien deutschen Schule« in New -York, 
deutsch-amerikan. Dichter; s. Sp. 86*. 

♦Telmann, Konrad, s. Zitelmano. 

Waizer, Rudolf Franz (Pseudon-: Wald- 
horst), k. k. Oberkontrolleur d. Hanpt- 
steueramtes, karntischer Schriftsteller, Verf. 
v. Dorfgeschichten u. Kulturhistoriker, 
*zu Klagenfurt 15. IV. 42; f daselbst 8. XII. 

— L Brlimmer 4 4, 273; Litt. CentralbL 
1897, 1658. — W KL 1897, 1395. 

Wasserburg, Philipp (Pseudon.: Ph. 
L a i c u s ) , Romanschriftsteller u. Publizist, 
Mitgl. d. Stadtverordnetenkollegiums in 
Mainz u. hess. Landtagsabg. (Zentrum), 
* zu Mainz 11. X. 27; f daselbst 13. IV. 

— L Hinrichsen 3 1361; Brfimmer 4 4, 
285; Deutscher Hausschatz 20, 379 (mit 
P). 23, 597. — W KL 1897, 1405; Keiter 
5» 243. 

Weber, Max, Dr. jur., Stadtrath in Berlin, 
Parlamentarier, Publizist; s. Sp. 26*. 

•Wirth, Franz Ulpian, Techniker, Publi- 
zist; s. Sp. 50*. 

Wilhelmy, Otto, Klempnerobermeister, 
Herausgeber d. »Illustr. Ztg. f. Blech- 
industriec ; s. Sp. 48*. 

Wobeser, Hugo v., Redakteur d. > Ham- 
burger Bttrsenhalle* , Uebersetzer aus d. 
Engl., * zu Altona 30. XI. 42; f zu Ham- 
burg 30. XL — L IlL Ztg. 109, 809. — 
W KL 1897, 1475- 

*Zitelmann, Ernst Otto Konrad (Pseudon. 
spater auch btLrgerl. Name: Konrad 
Telmann), Romanschriftstell. u. Novellist, 
auch lyr. Dichter, * zu Stettin 26. XL 54: 
f zu Rom 24. L: s. BJ II, 400. — L BJ 
II, 42*; Hinrichsen 3 1432; Brummer 4 4, 
194; IlL Ztg. 108, 129 (mitP); Allg. D. 
Biogr. 45, 361 (L. Frankel). — W KL 
1896, 1281; Bdrsenbl. f. d. cL Buchh. 64, 
970. 

*Ziindt, Ernst Anton, Sprachlehrer, lyr. u. 
dramat. Dichter, * zu St Georgenberg b. 
Mindelheim 12. 1. 19; f zu Jefferson City 
(Missouri) 2. V.: s. BJ II, 102. — L 
BrUmmer 4 4, 429; 111. Ztg. 108, 683; 
Allg. D. Biogr. 45, 486 (L. Frankel). — 
W KL 1897. I5*i- 



XXIV. Buchdrucker und Buchhandler. 



Bensheimer, Siegmund, Mitinhaber d. 
Verlagsfirma J. Bensheimer in Mannheim; 
f daselbst, 52 J., 15. X. — L BSrsenbl. 64. 

7593; P fau 3«>. 
♦Bergstrasser, Arnold, Hof buchhandler 

(Verlag u. Sortiment), Vorsitzender d. 



Bbrsenver. deutscher Buchhandler, hess. 
Landtagsabg., * auf Schloss Breuberg ira 
Odenwald 3. X. 41 ; f zu Darmstadt 5. L: 
s. BJ II, 194. — L BJ II, 3*; Bdrsenbl. 4, 
119, 149. 261. 2043; Allg. Ztg. 1897 
No. 8 Abendbl. 



93" 



Todtenliste 1897: XX.IV. Buchdrucker und Buchhiindler. 



94< 



•Duncker, Alexander, Friedrich Wilhelm, 
Hofbuchhnndler, auch Dichter, * zu Berlin 
18. II. 13; f daselbst 23. VIIL: s. BJ II, 
194. — L Borsenbl. 64,6000. 821 1. 65,112 
(R. Johow); Pfau97; Brttmmcr* 1,288 
(mit W). 

*Einsle, Anton, Buchhandler u. Antiquar, 
Bibliograph u. Redakteur, * zu Baden 
b. Wien 5. VII. 48; i zu Dbbling b. Wien 
1. (nicht 11.) X.: s. BJ II, 207. — L 
Borsenbl. 64, 7182. 7325 (T. W. Gold- 
schmidt); 111. Ztg. 109, 511 ; KL 1898, 290. 

♦Engelhorn, Julius, Verlagsbuchhandler, 

* zu Mannheim 4. VI. 18; f daselbst 10. V.: 
s. BJ II, 226. — L Pfau 107. 

Fischbach, Gustav, Direktor d. Elsiisser 
Journals in Strassburg, Mitdirektor d. 
Elsass. Druckerei u. Verlagsanstalt, vorm. 
G. Fischbach, Uebersetzer, dramat. Dichter, 

* zu Strassburg 5. II. 47; + daselbst 
14. VI. — L KL 1897, 331: Kl. Ztg. 108, 
811; NTA 9, 194 (nach »Der Elsass*). 

Groos, Karl Friedrich, Inhaber d. Univ.- 
Buchh. Karl Groos in Heidelberg, Freund 
Viktor v. Scheffels, Litteraturforscher; 
f daselbst, 78 J., 6. VII. — L Borsenbl. 64, 

5054. 

Grosse, Friedrich, Inhaber d. Neuge- 
bauer'schen Buchh. in Olmlitz, * zu Leipzig 
7. VII. 16; f z« OlmUtz 5. XII. — L 
BOrsenbl. 64, 9303 (nach »Mahr. Tagbl.«). 

Hainauer, Julius, K. preuss. u. grosshgl. 
sachs. Kommissionsrath, Hofmusikalicn- 
handler d. Konigs v. Preussen, Inhaber d. 
Firma Julius Hainauer (Musikalien-, Buch- 
u. Kunsthandlung) in Breslau; -j- daselbst, 
71 J., 25. XII. — L 111. Ztg. no, 19; 
Borsenbl, 64, 9727. 

Hempel, Paul, Dr. jur., Geschaftsftihrer d. 
Verlags d. »Tagl. Rundschau« u. Heraus- 
geber dersclben, * zu Berlin 8. VI. 53; 
f daselbst 14. VII. — L KL 1897, 520; 
111. Ztg. 109, 118; Borsenbl. 64, 5147. 
8210. 

*Herbig, Max, Inhaber d. J. A. Wohl- 
gemuth'schen Verlagsbuchh. in Berlin, 

* daselbst 15. IV. 44; f ebenda 2. XI.: 
s. BJ II, 299. — L 111. Ztg. 109, 682; 
Btfrsenbl. 64, 8170. 

Hillisch, Hermann, Buchdrucker, lyr. 

Dichter; s. Sp. 88*. 
Hirschfeld, Julius Bernhard, Mitinhabcr d. 

Buchdruckerei J. B. Hirschfeld in Leipzig; 

t daselbst 21. V. — L 111. Ztg. 108, 715. 
Hoffmann, Rudolph, Verlagsbuchhandler 

in Mittelwalde, Schriftsteller auf d. Gebiete 

d. Typographic f daselbst 24. VIIL — 

L Borsenbl. 64, 6130. 
Jaeger, J. L., Senior d. Verlags- u. Sorti- 

mentsbuchh. Jaeger & Kober, C. F.Spittlers 

Nachf., in Basel, * zu Sulzbach (wltrttem- 



berg. Oberamt Weinsberg) n. IV. 21 ; + zu 
Basel 13. III. — L Borsenbl. 64, 2160. 

Janecke, Christian, Mitinhabcr d. Verlags 
d. »Hannover. Couriers«; f zu Hannover, 
42 J., 16. I. — L 111. Ztg. 108, 129. 

*Janke, Richard, Theilhaber d. Verlags- 
buchh. Otto Janke in Berlin, * daselbst 
9. X. 52; f ebenda 21. VIIL: s. BJ II, 

226. — L Pfau 199; Borsenbl. 64, 6000. 
8210; 111. Ztg. 109, 268. 

Jeschke, Werner, Mitarbeiter im Hausc 
S. Fischer Verlag in Berlin, Redakteur d. 
Buchhandlergehilfenblattes »Unser Blatt«; 
+ daselbst 4. III. — L KL 1897, 607; 
Borsenbl. 64, 1807. 

♦Kahnt, Christian Friedrich, Kommissions- 
rath, Musikverleger, Besitzer u. Heraus- 
geber d. »Neuen Zeitschrift f. Musikcv, * zu 
Leipzig 10. V. 23; f daselbst .5. VI. : s. 
BJ II, 123. — L 111. Ztg. 108, 783; 
Borsenbl. 64, 4341. 

*Klasing, August, Senior d. Verlagsbuchh. 
Velhagen & Klasing in Bielefeld u. Leipzig, 
* zu Bielefeld 8. X. 09; f daselbst 5. VIIL: 
s. BJ II, 212. — L Bfcrsenbl. 64, 5599. 
5616; Pfau 392. 

*Klinkhardt, Bruno Gustav, Kommerzien- 
rath, Mitinhaber u. techn. Leiter d. Ver- 
lagsbuchh. u. Buchdruckerei Julius Klink- 
hardt in Leipzig, Berlin u. Wien, * zu 
Leipzig 24. VIIL 43; f daselbst 17. XL: 
s. BJ II, 208. — L III. Ztg. 109, 722; 
Pfau 209. 

Klokow, Karl Erdmann, Mitbesitzer u. 
Redakteur d. »StaatsbUrger Ztg.«c in Berlin; 
f daselbst, 78 J., im Aug. — L 111. Ztg. 
109, 308. 

*Koch, Eduard Friedrich, Inhaber d. E. 
Schweizerbart'schen Verlagsbuchh. in Stutt- 
gart, * zu Grossaspach (wlirttcmberg. Ober- 
amt Backnang) 10. VII. 38; f zu Stuttgart 
30. XL: s. BJ II, 227. — L Medizin. 
Korrespondenzbl. d. wlirttemb. arztl. 
Landesver. 67, 432 (= Borsenbl. 64, 9674; 
vgl. S. 9149); Schwab. Kronik 1897, 2 739- 

*Kohler, Karl Franz (III.), Chef d. Kom- 
missions- u. Sortimentsbuchh. K. F. Kohler 
in Leipzig, * daselbst 22. VIIL 43; f in 
einer Heilanstalt zu Bonn 5. VIIL: s. BJ II, 

227. — L Bbrsenbl. 64, 5588. 5598. 5646. 
5705. 6022 (R. Winkler): Pfau 218. 

Lang, Friedrich, Theilhaber d. Buchh. 
G. L. Lang in Speyer, * daselbst 10. V. 40 ; 
f ebenda 1. VI. — L Borsenbl, 64, 5220 
(nach »Pfalz. Presses v. 27. VI. 1897). 

Lehmann, Karl Adolf, Inhaber d. Firmcn 
Carl Helfs Sort.-Buchh. (Lehmann & 
Wentzel), d. Komm.-Verl. Lehmann & 
Wentzel u. d. Architektur verl. Ad. Lehmann 
in Wien; + daselbst, 60 J., 8. I. — L 
Borsenbl. 64, 264. 



gc* Todtenliste 1897: XXIV. Buchdrucker und Buchhandler. XXV. Archivare etc. 96* 



*Mai, Emanuel, Antiquar, * zu Schraiegel 
b. Lissa 2. II. 12; f zu Berlin 27. XII.: s. 
BJ II, 25. — L Borsenbi. 65, 55 (nach 
»Voss. Ztg.«). 

Mecklenburg, Hermann Rudolf, Grtinder u. 
Mitinhaber d. Sort.-, Antiq.- u. Verlags- 
Buchh. H. R. Mecklenburg in Berlin; 
t daselbst, 85 J., 29. III. — L Bttrsenbl. 
64, 2509. 

*Mohr, Karl, friiher Theilhaber d. J. C. B. 
Mohr'schen Verlagsbuchh., Stadtrath in 
Heidelberg, * daselbst 3. VI. 17; f ebenda 
23. XL: s. BJ II, 212. — L Bttrsenbl. 
64, 8813. 

Muller, Adolf, Buchhandler u. Stadtaltester 
in Brandenburg a. H., * daselbst 18 10; 
f ebenda 2. X. — L Bttrsenbl. 64, 7399. 

Pohle, Hugo, friiher Musikverleger u. 
GrUnder d. musikalischen Wochenschrift 
•Hamburger Signale«; f zu Zurich im Juni. 

— L 111. Ztg. 108, 811. 

•Reimer, Ernst, friiher Inhaber d. Verlags- 
buchh. Georg Reimer in Berlin, # daselbst 
5. VII. 33: f zu Jena 19. X.: s. BJ II, 3. 

- L BJ II, 35*: Bttrsenbl. 64, 7626. 
821 1. 8898. 

Rohmer, Ernst, Kommerzienrath, 1857 — 84 
Chef d. C. H. Beck'schen Verlagsbuchh. 
in Nordlingen, * zu Weissenburg a. S. 
29. XII. 18; f zu Nttrdlingen 23. VIII. — 
L Pfau 27; 111. Ztg. 109, 349; Bttrsenbl. 
64, 6025. 6044. 6 334- 

Scheurlen, Heinrich Albert, Inhaber d. 



Firma Scheurlen's Verlag in Heilbronn, 
• 24. IV. 21; f zu Heilbronn 8. IV. — L 
Bttrsenbl. 64, 2817. 2852 (-n.). 
Scholtze, Julius Oskar Karl, Buch- u. 
Kunsthandler (Verlag, Sort. u. Anliq.) in 
Leipzig; f daselbst 22. X. — L Borsenbi. 

64, 7745- 

Schultze, Albert, Inhaber d. Plahn'schen 
Buchh. in Berlin, * daselbst 21. VI. 43; 
t ebenda 29. IV. — L Bttrsenbl. 64, 8210. 

Scriba, Gustav, preuss. Hof buchhandler in 
Metz; f daselbst 30. III. — L Bttrsenbl. 
64, 2509. 2718. 

Thaden, Georg, Mitinhaber d. Buch- 
druckerei Otto Radke's Nachf. (Thaden & 
Schmemann) u. d. Verlages d. »General- 
anz. f. Essen u. Umgegend* in Essen ; + da- 
selbst 25. IX. — L Bttrsenbl. 64, 7256. 

Uebelen, Karl, Antiquar in Mtinchen; f zu 
Planegg b. Mtinchen 13. X. — L Borsenbi. 

64» 7525- 

•Wasmuth, Ernst Karl Ludwig, Inhaber 
d. Architekturbuchh. (Verlag, Sort. u. 
Antiq.) Ernst Wasmuth in Berlin, * zu 
Regenthin b. Woldenberg (Kxeis Arns- 
walde) 28. III. 45 ; + zu Wiesbaden wahrend 
einer Kur 3. X.: s. BJ II, 208. - L BJ II, 
44*; Bttrsenbl. 64, 7139. 821 1; Pfau 421; 
111. Ztg. 109, 511. 

Wehdemann, Karl, Besitzer v. H. Wehdc- 
mann's Buchh. in Parchim, * daselbst 
24. VII. 32; f ebenda 3. XL — L Borsenbi. 
64, 8252 (nach »Nordd. PosU). 



XXV. Archivare und Bibliothekare. 



♦Arneth, Alfred, Ritter v., Direktor d. k. 
k. Staatsarchivs in Wien; s. Sp. 65*. 

Decker, Kanzleirath a. D., ehemaliger Sekre- 
tar an der k. offentl. Bibliothek in Stutt- 
gart. — L Schwab. Kronik 1897, 433. 

Grobe, Ludwig, Dr. phil., Hofrath, Prof, 
am Realgymn. zu Meiningen, Vorstand d. 
herzogl. ttffentl. Bibliothek u. d. herzogl. 
MUnzkabinetts daselbst, Historiker u. 
Numismatiker, * zu Hildburghausen 30. 
X. 36; f zu Meiningen 24. III. — L 
Centralbl. f. Bibl.-Wesen 14, 248; KL 
1897, 441 (mit W). 

Heinrich, Theodor, friiher Stadtarchivar 
in Gttrlitz, Wappen- u. Siegelforscher, * 
1824; *f daselbst im Marz. — L N. Lausitz. 
Magazin 73, 307; 111. Ztg. 108, 421. 

*Linde, An t on i us van der, Dr. phil., Prof., 
Direktor d. Landesbibliothek zu Wies- 
baden, * zu Haarlem 14. XL 33; f zu Wies- 
baden 13. VIII. : s. BJ II, 256. — L 111. 
Ztg. 109, 240. 275 (mit P); Hinrichsen- 
813 (mit W); KL 1897, 791; Bttrsenbl. 
f. d. d. Buchh. 64, 5805. 



♦Malcher, Franz Xaver, k. u. k. Reg.-Rath, 
Bibliothekar und Archivar d. erzherzogl. 
Sammlung Albertina in Wien, * zu Fulnck 
(Mahren) 3. XII, 35; + zu Wien 13. II. : 
s. BJ II, 257. 

+Pfotenhauer, Friedrich Paul, Dr. phil., 
Archivrath, Staatsarchivar in Breslau, 
Historiker u. Genealog, * zu Glauchau in 
Sachsen 30. VII. 42; f in Bad Umenau 
8. VIII.: s. BJ II, 190. — L 111. Ztg. 109, 
240. — W KL 1897, 997. 

Philippi, Rudolf, Archivrath inKttnigsberg, 
Historiker; f zu Wiesbaden im Mai. — 
L 111. Ztg. 108, 742. 

Schiffimann, Franz Joseph, Bibliothekar an 
d. BUrger- u. Kantonsbibliothek in Luzern, 
♦1831; f daselbst 30. IX. — L Centralbl. 
f. Bibl.-Wesen 13, 596; (Luzerner) Vater- 
land 1897 Nr. 224 Beil. 

Schlette, Heinrich, Stadtbibliothekar a. D. 
in Hannover; f Ende Marz. — L Centralbl. 
f. Bibl.-Wesen 14, 248. 

•Schttnherr, David Ritter v., Dr., k. k. 
Hofrath, Archivdirektor a. D., Historiker, 



97' 



Todtcnliste 1897: XXV. Archivare u. Bibliothckare. XXVI. Tondichteretc. 



98* 



* zu Kniepass 20. X. 22; f zu Innsbruck 
17. X.: s. BJ II, 231. — L Litt. Centralbl. 
1897, 141 1 ; Kunstchronik N. F. 9, 42; 
Ztschr. d. Ferdinandeums f. Tirol u. Vorarl- 
berg 42 (1898), 1 (Redlich, mit W u. P). 
Trost, Ludwig Ritter v., Dr. phil., Geh. 
Legationsrath, Ehrenkanonikus, k. bayer. 



Haus- u. Staatsarchivar, Historiker, * zu 
MUnchen 15. VIIL 37; f daselbst 23. VI. 
— L III. Ztg. 109, 17; Keiter 5, 235; 
KL 1896, 1353 (mit W). 
Wittich, August, Stadtbibliothekar u. 
Archivassistent zu Ktmigsberg i. Pr., 70 J.. 
f daselbst 25. III. — L 111. Ztg. 108, 449; 



XXVI. Tondichter, Tonkunstler und Musikschriftsteller. 



Allwens, Edmund, Prof, am k. Konser- 
vatorium d. Musik in Stuttgart, spater 
Leiter d. Neuen Stuttgarter Musikschule; 
t daselbst, 65 J., 25. IX. — L HI. Ztg. 
109,470; MMG 30, 85. 

B&hre, Fried rich August, Gesanglehrer am 
Protest. Gyron. in Strassburg i. E. ; + da- 
selbst 18. I. — L H. Veit in: Progr. d. 
Protest. Gymn. v. Strassburg 1897. 

♦Bargiel, Woldemar, Prof., Vorsteher d. 
Kompositionsabth. d. k. Hochschule f. 
Musik in Berlin, Komponist, * daselbst 
3. X. 28; f ebenda 23. II.: s. BJ II. 116. 
— L BJ II, 3 *; Fetis Suppl. I, 48; Mendel- 
Reissmann 1,455; Riemann 6 76; Frank 9 
16; MMG 30, 85. 

Barth, Gustav, Pianist und Komponist v. 
Gesangswerken, langere Zeit erster Chor- 
meister d. Wiener M&nnergesangver., * zu 
Wien 2. IX. 12; f ebenda 11. V. — L 
Fetis 2 1, 256; Riemann 5 79, MMG 30, 85. 

Bauer, Clemens Albin, K. sachs. Kammer- 
virtuos, Fldtist, * zu Potschappel 12. II. 56; 
t zu Dresden 24. VI. — L 111. Ztg. 109, 
17; NTA 9, 191 : MMG 30, 86. 

Becker, Frau Ida, Liederkomponistin u. 
ehemalige Sangerin; f zu Berlin, 65 J., 
im April. — L 111. Ztg. 108, 614. 

Berger, Otto, Violoncellist und Mitbe- 
grUnder d. Btthm. Streichquartetts, * zu 
Machau in Btthmen 1873,- f daselbst 
30. VI. — L Riemann 5 131 ; MMG 30. 86. 

Bleuer, Ludwig, Konzertmeister d. Phil- 
harm. Orchesters in Berlin, * zu Budapest 
1862; f «» Berlin 12. IX. — L 111. Ztg. 
109, 402 ; MMG 30, 86. 

* Brahms, Johannes, Komponist u. Pianist, 
Dr. phil. h. c, • zu Hamburg 7. V. 33; 
t zu Wien 3. IV.: s. BJ II, 90. — L BJ 
II. 5*; vgl. auch BJ 1897, 27. 1898, 31; 
Fetis' 2, 53. Suppl. x, 121; Riemann 5 142 
(mit W); Mendel-Reissmann 2, 164; 111. 
Ztg. 108, 447. 449 (mit P). — P auch 
BJ II. 

Brennemann, August, k. preuss. Kammer- 
musiker a. D.; f zu Berlin 4. X. — L 
MMG 30, 87. 

Briickmann , Bruno, Musikschriftsteller, 
* zu Dresden 1827; f *u Zurich 2. IV. — 
L MMG 30, 87. 
Biogr. Jahrbuch u. Dcutocher Xekrolog. 4. Bd. 



Brulliot, Karl, Prof. u. Gesanglehrer a. d. 

k. Akad. d. Tonkunst in MUnchcn, Hof- 

opemregisseur, * daselbst 31. VII. 31 ; 

t ebenda 23. III. — L MMG 30,87; 

NTA 9, 177. 
Buchheister, L., Stadtrousikdirektor in 

Weissenfels; f daselbst, 67 J., 29. VII. - 

L MMG 30, 87. 
Butenuthy Leopold, Kapellmeister am 

Tivolitheater in Kiel; f daselbst 5. II. — 

L MMG 30, 87. 
Coccius, Ernst Thcodor, Prof, am k. Kon- 

servatorium zu Leipzig, * zu Knauthain 

bei Leipzig 8. III. 24; f zu Leipzig 

24. VIII. — L 111. Ztg. 109, 570; MMG 

30,88; Riemann 5 206. 
Cohn-Holl&nder, Cttcilie, Pianistin.; f zu 

Wien 25. VII. — L MMG 30, 88. 
♦Dalwigk, Reinhard, Freih. v., frtther 

Chef d. grosshgl. oldenburg. Hofkapelle; 

s. Sp. 15*. 
Dietz, Friedrich Wilhelm, Violinist und 

Komponist von Kamroermusikwerken ; f zu 

Soden im Taunus 16. XII. — L MMG 

30, 88. 
Eckert, Beda, Kirchenkomponist, f zu 

Miltenberg 16. VI, 27; f im Kloster Diet- 

furt (Dittzese Eichstatt) 15. II. — L MMG 

30, 89. 
Ehrenberger, Eugen, Kammermusiker an 

der k. Oper in Berlin, * zu Schrimm 9. IV. 

68; f zu Berlin 9. I. — L NTA 9, 169. 
Ehrlicb, August C, k. sachs. Musikdircktor 

a.D., frUher Kapellmeister d.Leibgrenadier- 

Reg. Nr. 100 in Dresden, Komponist, * in 

Brieg; f * u Dresden 9. IV. — L 111. 

Ztg. 108, 518; MMG 30, 89. 
Eichhorn, JohannKarl Eduard, ehemaliger 

Hof konzertmeister in Koburg, Violinist, 

* daselbst 17. X. 23; f ebenda 4. VIIL — 
L Riemann 6 290 (gibt als Todesjahr 1896 
an); Frank 9 57; MMG 30, 89. 

Ermer, Karl, fUrstl. Musikdirektor in Arn- 
stadt; f daselbst, 62 J., 4. IV. — L MMG 

3<>» 89. 
Frei, Viktor, Organist in Canton (Ohio), 

* zu Solothurn 1849; f zu Canton 3. VIIL 
— L MMG 30, 89. 

Friebe, Fritz, Musikdirektor in Berlin; j- da- 
selbst, 35 J., 17. III. — L MMG 30, 89. 



99* 



Todtenliste 1897: XXVI. Tondichter, TonkUnstler und Musikschriftstelier. ioo* 



Gerstenberg, Gustav, Chormeister und 
Dirigent d. evangel. Singvereins in Wien ; 
t zu Leoben, 77 J., 24. VIII. — L 111. 
Ztg. 109, 300; MMG 30, 90. 

*Grammann, Karl, Komponist, * zu 
Lttbeck 3. VI. 12; f zu Dresden 30. L: 
s. BJ II, zi3. — L Mendel - Reissmann 
Erg.-Bd. 133; Fetis Suppl. 1,413; Rie- 
mann 5 412; Frank 9 83; MMG 30, 90; 
NT A 9, 170. 

♦Glint her, Otto Ferdinand, Dr. jur. u. Ad- 
vokat, Direktor d. Konservatoriums d. 
Musik u. d. Gewandhauskonzerte in Leip- 
zig, * daselbst 4. XL 22; f ebenda 12. IX.: 
3. BJ II, 119. — L BJ II, i6»; Rie- 
mann 5 440; Signale f. d. musikal. Welt 
1*97? 6 59J MMG 30,90; NT A 9, 202: 
111. Ztg. Nr. 2593 (11. III. 1893, mit P) 
u. Bd. 119, S. 370. 

Hart, August, Lehrer zu Stettin, Kom- 

Sonist v. MannerchGren; f daselbst im 
[*i. — L 111. Ztg. 108, 715. 
Haushalter, Robert, Hofmusiker a. D. in 
Weimar, * zu Hirschroda 4. VI. 32; f zu 
Weimar 6. VIII. - L NTA 9, 197. 
*Heiser, Wilhelm, ursprunglich Opern- 
sanger, Liederkomponist, * zu Berlin 
15. IV. 16; f zu Friedenau bei Berlin 

9. IX.: s. BJ II, 122. — L Fetis 8 4, 284. 
Suppl. I, 456; Mendel-Reissmann 5, 183; 
Rieoiann * 475 ; Frank 9 100. 

Herrmann, Wilhelm. k. Kammermusikus, 
Oboe* und Klavierlehrer am Konserva- 
torium in Stuttgart, * zu Lud wigs burg 
25. XII. 36, f " Stuttgart 27. VII. — L 
Schwab. Kronik 1897, 1501: (Stuttg.) N. 
Tagebl. 1897 Nr. 162; MMG 30,90. 

*He&8, Karl, k. sachs. Kammervirtuos, 
Komponist, * zu Heddesheim b. Mann- 
heim 7. VII. 40; f zu Dresden 2. IX.: 
s. BJ II, 123. — L Frank 9 105; 111. Ztg. 
109. 349; M MG 30, 91. 

Heyer, Carl Otto, Balladenkomponist; f zu 
Racine (Wisconsin) 64 J., 11. II. -— L 
MMG 30, 91. 

♦Hieber, Otto, k. Hofkapellmeister u. Prof, 
an d. Akad. d. Tonkunst in Mttnchen, 

* daselbst 20. II. 48; f ebenda 9. I.: s. 
BJ II, 238. — L Allg. Ztg. 1897 Nr. 9 
Abendbl., Nr. 12 Morgenbl.; 111. Ztg. 
108, 104; MMG 30, 91; NTA 9, 169. 

Hiebsch, Joseph, Gesang- und Violin- 
pHdagoge, Verf. musiktheoret. Werke, * zu 
Tyssa (Btthmen) 7. X. 54; f zu Karlsbad 

10. IV. — L Riemann* 490; MMG 30, 91. 
Holstein, He d wig v., geb. Salomon, Gattin 

des verstorb. Komponisten Franz v. Hol- 
stein, Ftfrderin d. Leipziger Musiklebens, 

* 1819; f zu Leipzig 18. X. — L Rie- 
mann 5 502; III. Ztg. 109, 570. 

HUrse, Karl, k. Musikdirektor in Magde- 



burg, Komponist, 10 Jahre lang 1. Kapell- 
meister am dortigen Stadttheater, * zu 
Landst>erg 10. X 38; f zu Magdeburg 
2. V. — L 111. Ztg. 108, 614: MMG 
30,91; NTA 9, 181. 

Joost, Johann Ferdinand, Schauspieler, 
Sanger u. Kapellmeister, * zu Leisnig 
9. VII. 10; f * u Detmold 20. III. — L 
MMG 30,91. 

Kamm, Ferdinand, Prof, an d. Kan tons- 
schule in St. Gall en, Komponist; + zu 
Aix (Provence) 9. IV. — L MMG 30, 91. 

*Kahnt, Christian Fried rich, Kommissions- 
rath, Musikverleger, Herausgeber der 
»Neuen Zeitschrift f. Musik«; s. Sp. 94*. 

Kern, Karl August, Organist in Laubach 
(Oberhessen), Komponist v. Mannerchoren, 
* zu Bebenhausen 23. XIL 36; f zu Laubach 
22. VII. — L Frank 9 121; MMG 30, 91. 

*Kothe, Bern hard (Pseudon.: L. Aib- 
linger), Musikdirektor, Seminarlehrer f. 
Musik in Breslau, Musiktheoretiker u. 
Komponist, * zu Grtibnig [nicht Grttbing] 
(Kreis Leobschlitz) 12. 5. 21; f *u Breslau 

25. VII.: s. BJ II, 123. — L Hinrichsen* 
738; Riemann* 602; Kornmliller- 2, 157; 
Mendel-Reissmann 6, 132. Erg.-Bd. 193; 
Frank 9 130. — W auch KL 1897, 707. 

Kratz, Robert, Musikdirektor in Diissel- 
dorf, * zu Erfurt 1851; f zu DUsseldorf 

26. I. — L MMG 30, 92. 

Krelle, Theodor, k. Kammermusiker in 
Berlin; f daselbst, 34 J M 22. (oder 24.?) 
VI. — L MMG 30, 92; NTA 9, 191. 

Krenn, Franz, Kapellmeister an d. Michaels, 
(Hof-)Kirche zu Wien, Organist u. Kom- 
ponist, • zu Dross (Nieder-Oestcireich- 
26. II. 16; f *u Wien 18. VI. — L Fetis) 
5, 104; KornmUller 9 2, 157 (mit W)* 
Mendel-Reissmann 6, 153; 111. Ztg. 108, 17; 
MMG 30, 92. 

Kuczynski, Paul, Bankier, Pianist und 
Komponist in Berlin; f daselbst, 51 J., 
21. X. — L MMG 30, 92. 

Kuhn, Margaret he, Klavier-Virtuosin; f im 
Bade Bartfeld Anf. Aug. — L MMG 30, 92. 

Kulke, E d u a r d , Musikschriftstelier, Kritiker 
d. » Wiener Fremdenblattes«, * zu> Nikols- 
burg 28. V. 31 ; t zu Wien 20. III. — L 
MMG 30, 92; NTA 9, 177. 

Lenz, Karl, Musikdirektor u. Chormeister 
an d. Kirchc St. Borromeo in Wien; f da- 
selbst, 71 J., 15. XL — L MMG 30,92. 

Lufer, Bernhard, Klavierlehrer am Kon- 
servatorium in Wiesbaden; f daselbst 
durch Selbstmord 25. IV.— L MMG 30, 93. 

Mancio, Felice, Konzertsanger, zuletzt 
Prof, am Konservatorium in Wien, * zu 
Turin 19. XII. 41 ; f *u Wien 4. II. — 
L 111. Ztg. 108, 193: Riemann 5 688; 

•MMG 30, 93. 



ior 



Todtenliste 1897: XXVI. Tondichter, TonkUnstler und Musikschriftsteller. 102* 



Mayer, Louis, Professor, Violoncellist, 
Komponist, Musikschriftsteller, * zu 
MUnchen 1838; f *" St. Louis 13. XII. — 
L MMG 30, 93- 

Merk, He in rich, Dr., Kapellmeister am 
Hoftheater in Wien; f zu Graz 8. VI. — 
L MMG 30, 94. 

Meyer, Louis H., Direktor d. Beethoven- 
Konservatoriums in Berlin; f daselbst, 
57 J., 1. II. — L MMG 30, 94. 

Miiller, Hans, Dr. phil., Prof. f. Gesch. 
d. Musik an d. k. Hochschule f. Musik 
in Berlin, Musikhistoriker, * zu K&ln 
18. IX. 54; + zu Berlin 11. IV. — L 
Riemann 5 765; Frank 9 174; III. Ztg. 108, 
518; MMG 30,94. 

•Miiller, Wilhelm, Violoncellist, einst 
Mitgl. d. bertlhmten Streichqartetts der 
jttngeren »Gebrlider MUller«, * zu Braun- 
schweig 1. VI. 34; f zu Neuyork im Sept.: 
s. BJ II, 105. -— L Fetis* 6, 263; Mendel- 
Reissmann 7, 194; 111. Ztg. 109, 682 ; 
MMG 30, 94. 

Naubert, Friedrich August, grosshgl. 
Musikdirektor in Neubrandenburg, Or- 
ganist u. Musiklehrer am Gymn. dasclbst, 
Musikpiidagog u. Kritiker, * zu Schkeuditz 
23. III. 39; f zu Neubrandenburg 26. VIII. 
— L Mendel-Reissmann 7, 237; Frank y 
176; Riemann 5 776: MMG 30, 94; 111. 
Ztg. 109, 349. 

Neuendorff, Adolf, ehemaliger Theater- 
direktor in Amerika, Orchesterdirigent, 
Komponist v. Opern, Violin- u. Orchester- 
kompositionen, * zu Hamburg 13. VI. 43; 
f zu Neuyork 5. XII. — L Mendel-Reiss- 
mann Erg.-Bd. 308; Frank 9 178; 111. 
Ztg. 109, 851; MMG 30, 95; NTA 10,157. 

Nitka, Martin, Kammermusiker am Hof- 
theater in Karlsruhe, * zu Audeschitz 
(Bohmen) 11. XI. 31; f zu Karlsruhe 
25. I. — L NTA 9, 169. 

Pabst, Paul, Prof. d. Klavierspiels am 
Konservatorium u. Direktor d. kaiserl. 
russischen Musikgesellschaft in Moskau, 
* zu Ktinigsberg 27. V. 54.; t zu Moskau 
28. V. — L Mendel-Reissmann 7, 458; 
111. Ztg. 108, 742; MMG 30,97. 

Pache, Johannes, Cantor zu Limbach 
i. S., Komponist v. M3nnerchbren , + zu 
Limbach 24. XII. — L Frank 9 183; 111. 
Ztg. no, 19; MMG 30, 97. 

Pfeffer, Karl, Chordirektor d. Hofoper in 
Wien, Opernkomponist; f daselbst, 64 J., 
17. II. — L MMG 30, 97. 

*Pliiddemann, Martin, Balladenkomponist 
u. Musikschriftsteller, * zu Kolberg 29. IX. 
54; f zu Berlin 8. X.: 5. BJ II, 161. — 
L Riemann 5 875: 111. Ztg. 109, 535; 
Frank 9 190; MMG 30, 98: NTA 10, 155; 
Bayreuther Blatter 1898, 67. 



Pohl, Julius, k. Kammervirtuos u. Lehrer 
an d. Hochschule f. Musik in Berlin, 
Klarinettist; f daselbst, 74 J., 25. X, — 
L MMG 30, 98. 

Pohle, Hugo, Musikschriftsteller; s. Sp.95*. 

♦Ramann, Bruno, Dichter u. Komponist, 
dramat. u. lyr. Dichter, * zu Erfurt 17. IV. 
32; f zu Dresden 13. III.: s. BJ II. — L 
MMG 30, 98. 

Riegel, Ludwig, Rechtsanwalt, Pianist u. 
Konzertberichterstatter; f zu Freiburg i. B., 
62 J., Anf. Febr. — L MMG 30, 98. 

•Rontgen, Johann Matthias Engelbert, 
Konzertmcister im Gewandhausorchester 
zu Leipzig, Violinist, * zu Deventer (Hol- 
land) 30. IX. 29: f zu Leipzig 12. XII. : 
s. BJ 11,88. — L BJ II, 36*; Mendel- 
Reissmann 8, 384; Fetis Suppl. 2, 430; 
Frank 9 208; Riemann 5 960 ; MMG 30, 99; 
111. Ztg. 109,851; Signale f. d. musikal. 
Welt 1897, ion (Weber). 

Rossi, M arc ell o, Violinist u. Komponist, 
# zu Wien 16. X. 62; f zu Bellaggio am 
Comersee 30. V. — L Frank 9 209; Rie- 
mann 5 964; 111. Ztg. 108,783; MMG 

30, 99- 
Sasse, Wilhelm, ehemaliger Theater- 

direktor u. Kapellmeister, zuletzt Gesang- 

lehrer in Wien, * zu Quedlinburg 1826; 

f zu Wien 25. VIII. — L MMG 30, 99; 

NTA 9, 200. 
Scheele, Anton, Musikschriftsteller, vorher 

Sanger; f zu Hannover, 82 J., 18. III. — 

L MMG 30, 99. 
♦Schmetz, Paul Johann, Kreisschulinspektor 

zu Zell a. d. Mosel, Musikgelehrter (Choral- 

kunde), • zu Rott (Rheinprov.) 2. IX. 45; 

f zu Zell 25. IX.: s. BJ II, 155. — L 

Riemann 5 1009; MMG 30,99. 
Schneider, Kurt, Kantor a. d. Lukaskirchc 

in Leipzig-Volkmarsdorf, Komponist, * zu 

Treuen (Voigtl.) 4. VIII. 66; f zu Volk- 

marsdorf 13. XI. — L MMG 30, 99. 
Schreck, Franziska, Oratoriensangerin u. 

Gesangslehrcrin in Rudolstadt; f daselbst 

25. VII. — L 111. Ztg. 109, 209; MMG 

30, 99. 

•Schulz, Ferdinand, k. Musikdirektor, 
Organist an d. Sophienkirchc in Berlin, 
Komponist f. Mannergesang, * zu Kossar 
b. Krossen 21. X. 21; f zu Berlin 27. V.: 
s. BJ. II, 155. — L Fetis-' 7, 525; Rie- 
mann 5 1028; 111. Ztg. 108,742; Mendel- 
Reissmann 9, 178; MMG 30, 99. 

Seyerlen, Rein hold, Prof., Lehrer am 
Konservatorium d. Musik in Stuttgart, 
Organist an d. dortigen Johanniskirche; 
+ daselbst, 49 J., 27. X. — L Schwab. 
Kronik 1897, 2243. 2259; Litt. Beil. z. 
Staatsanz. f. Wlirttemberg 1897, 18 19; 
111. Ztg. 109, 649; MMG 30, 100; Monats- 

d* 



i<>3* 



XXVI. Tondichter, TonkUnstler etc. XXVIL Bildende Ktinstler. 



104* 



schrift f. Gottesdienst u. kirchl. Kunst 
2, 290 (R. Hartter). 

Siegert, Ferdinand, ehemaliger Dirigent 
d. Leipziger Lehrergesangvereins; t da- 
selbst, 47 J M 28. XL — L MMG 30, 100. 

Skerle, August, k. bayer. Kammervirtuos 
i. R„ Harfenist; f in d. Irrenanstalt Feld- 
hof b. Graz 20. I. — L III. Ztg. 108, 157; 
MMG 30, 100. 

Spahr, Fritz, Violin virtuose; f durch 
Selbstmord zu Berlin, 27 J., 18. I. — L 
MMG 30, 100. 

Spittel, Wilhelm, kgl. Musikdirektor, Se- 
minarmusiklehrer u. Hoforganist zu Gotha, 
* zu Molsdorf b. Erfurt 23. II. 38; t zu 
Gotha 8. II. — L Frank » 240; MMG 
30, 100. 

Stenglin", Viktor Freih. v., Gen. -Lieut, 
a. D„ Komponist; s. Sp. 35*. 

♦Succo, Rein hold, Senatsmitgl. d. k. Akad. 
d. Kilnste u. Lehrer an d. k. Hochschule 
f. Musik in Berlin, Kirchenkomponist u. 
kirchenniusikal. Schriftsteller, * zu Gdrlitz 

29. V. 37; + zu Breslau 29. XL: s. BJ II, 
156. — L Mendel-Reissmann Erg.-Bd. 
447; Riemann 5 1102; Frank 9 246; 111. Ztg. 
109,809; MMG 30, 100; Siona 1898, 187. 

Toller, Ernst Otto, hgl. Kapellmeister in 
Al ten burg u. Komponist, * daselbst 8. V. 
20; f ebenda 3. XII. — L 111. Ztg. 109, 
851; Mendel-Reissmann 10,208; MMG 

30. 101. 

Triebel, Bernhard, Kapellmeister am Stadt- 
theater zu Trier, Operettenkomponist, • zu 
Frankfurt a. M. 20. II. 47; f zu Trier 14. 
VII. — L MMG 30, 101; NTA io, 154. 

Tiirke, Otto, Organist an der Marienkirche 
zu Zwickau, * xu Oberlungwitz b. Chem- 
nitz 1832; f * u Zwickau 31. X. — L 
Frank 9 254; MMG 30, 101. 



*Ueberlee, Felix Wilhelm Adalbert, k. 
Musikdirektor u. Organist an d. Dorotheen- 
stadt. Kirche in Berlin, Komponist, * da* 
selbst 27. VI. 37; f zu Charlottenburg 
15. III.: s. BJ II, 160. — L Mendel-Reiss- 
mann 10, 363; Riemann 5 1170; Frank* 
255; 111. Ztg. 108, 385; MMG 30, 101. 

Wack, Martin, Kapellmeister u. Musik- 
lehrer zu Friedenau bei Berlin 1 friiher 
Baritonist; f daselbst, 79 J., 13. VII. — 
L MMG 30, 101. 

Weinlich, Hans, Inhaber d. Opernschule 
Weinlich-Tipka in Graz, friiher Theater- 
kapellmeister ; f daselbst, 63 J., 4. IX. — 
L 111. Ztg. 109, 370; NTA 9, 201 ; MMG 
30, 101. 

Weiss, Gottfried, Gesanglehrer u. Musik- 
schriftsteller, Musikreferent d. »Reichs- 
boten«, * zu Konradswaldau in Schlesien 
13. XII. 20; f*u Berlin 1. X. — L MMG 
30, 101. 

Wiesner, Otto,- Musiklehrer am Lehrer- 
seminar zu Rorschach (Schweiz); f da- 
selbst 3. X. — L MMG 30, iox. 

Witek, Johann, Musiker am deutschen 
Landestheater in Prag, * daselbst 9. IV. 
34; t ebenda 5. IV. — L NTA 9, 179. 

Wolf, Hermann, Musikdirigent in Kreuz- 
nacb, Komponist; f daselbst 7. XII. — 
L MMG ( 30, 102. 

Zangl, Joseph Greg or, Domorganist i. R. 
zu Brixen, Kirchenkomponist, * zu Stcinach 
in Tirol 12. III. 21 ; f zu Brixen 6. III. 
— Kornmttller* 2, 280; MMG 30, 102. 

Zschocher, Johann, Begrttnder u. Direktor 
d. Zschocherschen Musikinstituts in Leipzig, 
* daselbst 10. V. 21; f ebenda 6. I. — 
L Mendel-Reissmann 15, 504; Riemann 5 
1281 ; 111. Ztg. 108, 73: MMG 30, 102. 



XXVIL Bildende Kttnstler. 



♦Alphons, The odor, Maler u. Radirer, * 

zu Krakau 28. X. 60; f zu Graz 2. IX. — 

L BJ II, 189. 
Baur, Hans, Bildhauer, * zu Konstanz 1829; 

f daselbst Mai/Juni. — L MUller-Singer 3 

1, 88; 111. Ztg. 108, 783. 
Bergmeier, Karl Albert, Bildhauer, Iftngere 

Zeit Lehrer am k. Kunstgewerbemuseum in 

Berlin, • daselbst 28. HI. 56; t zu Steg- 

litz b. Berlin 28. II. - L MUller-Singer 3 

1, in; 111. Ztg. 108, 307. 
*Bjorksten, Ferdinand, Maler und Archi- 

tekt, * zu Lovisa (Finnland) 17. VI. 35; 

f zu MUnchen 18. XL: s. BJ III, 387. 
Birkmeyer, Fritz, Historien- u. Schlachten- 

maler, sowie Glasmaler, * zu Rothen- 



burg o./T. 1848; f *u MUnchen 9. XII.: 
s. BJ II, 166. — L 111. Ztg. 109, 851. 

Br&uer, A., Lehrer an d. Kunstschule in 
Breslau, Maler, * daselbst 14. V. 30; f 
ebenda 7. IX. — L 111. Ztg. 109, 370. 

•Biirkner, Hugo, Formschneider, Kupfer- 
stecher u. Radirer, Prof. f. Holzschneide- 
kunst an d. Kunstakad in Dresden, # zu 
Dessau 24. VIII. 18; f zu Dresden 17. I.: 
s. BJ I, 22*. II, 188. — L BJ II, 6*; 
111. Ztg. xo8, 129, 216 (mit P); MUller- 
Singer 3 1, 196; Geist. Deutschl. 1, 96. 

Dressier, Friedrich Wilhelm Albert, Land- 
schaftsmaler, * zu Berlin 6. VIII. 22: t 
ebenda 23. XL — L MUller-Singer 5 1, 
360; 111. Ztg. 109, 762. 



105* 



Todteoliste 1897: XXVII. Bildende K tins tier. 



106* 



Eckhardt, Peter, Portrait- und Genremaler; 

t 90 J., 20. III. — L 111. Ztg. 108, 421. 
Eyrich, Emil, Geschichtsmaler u. Zeichner, 

bes. medizinischer Zeichner; f zu Berlin, 

57 J., I. II. — L 111. Ztg. 108, 193. 
Friedlander, August M., Portrat- u. Genre- 

maler in Philadelphia, * im Rheinland 

1856; f zu Colorado Springs 25. IV. — 

L 111. Ztg. 108, 742. 
Geiger, Nikolaus, Prof. u. Mitgl. d. Akad. 

d. bild. Ktinste in Berlin, Bildhauer u. 

Maler, * zu Lauingen 6. XII. 49; + zu 

Wilmersdorf b. Berlin 27. XII. — L 111. 

Ztg. 109, 809 u. Nr. 2764 (vom 20. VI. 

1896); MUller - Singer 3 2, 24; Geist. 

Deutschl. 1, 217. 
Graupenstein, Wilhelm, Portratmaler, * 

zu Minden 1828; f zu Hamburg 26. V. 

— L 111. Ztg. 108, 7x5; Der Maler W. 
Gr. Gedachtnisrede u. Lebensbild von 
Hauptpastor Dr. Spttrri und Dr.- O. 
Rttdiger. Hamburg 1897. 

•Grdgler, Wilhelm, Genremaler, Zeichner 

u. Illustrator; f zu Mtinchen, 58 J., 6. V.: 

s. BJ II, 173. 
Gurlitt, Heinrich Louis Theodor, Prof., 

Landschaftsmaler, * zu Altona 8. III. 12; 

f zu Naundorf b. Schmiedeberg im Erz- 

geb. 19. IX. — L 111. Ztg. 199, 402; 

Mtiller-Singer 3 2, 109. 
"Hammer, Karl, Prof., Direktor d. k. Kunst- 

gewerbeschule in Ntirnberg, * daselbst 6. 

III. 45; f ebenda 16. VII.: s. BJ II, 335. 

— L BJ II, 17 *. 

Hetl, Gustav, Maler u. Humorist., Illustrator 
der Berliner »Wespenc; f zu Berlin, 70 J., 
16. I. — L 111. Ztg. 108, 129. 

♦Herpfer, Karl, Genremaler, * zu Dinkels- 
btlhl 30. XL 36; f wahrend eines Bades 
b. Walchstatt im Wtfrthsee 19. VI. (nicht 
VII.): s. BJ II, 176. — L Muller-Singer' 
2, 166; 111. Ztg. 108, 811. 

Heyden, Jakob Theoder August v., 
Historienmaler, # zu Breslau 13. VI. 27; 
f zu Berlin 1. VI. — L 111. Ztg. 108, 
742; Geist. Berlin i, 187; L'Arte 1, 1898, 
87; Kunstchronik N. F. 8, 513 (A. Rosen- 
berg, Z. Erinnerung an A. v. H.). 

♦Heyden, Otto Johann Heinrich, Dr., Prof, 
u. k. preuss. Hofmaler, Historien- u. 
PortrJttmaler, * zu Docherow (Pommern) 
8. VII. 20; f zn Gottingen 21. IX. — L 
Mtiller-Singer' 2, 175. 

♦Hirt, Johann Christian, Prof. u. Ehren- 
mitgl. d. Akad. d. bild. Kiinste in Mtin- 
chen, * zu FUrth 4. III. 36; f zu MUnchen 
19. VIII. : s. BJ II, 175. — L 111. Ztg. 
109, 268; Mtiller-Singer* 2, 183; Geist. 
Deutschl. 1, 307. 

*H5chl, Anton, Ziegeleibesitzer, Architek- 
turmaler, * zu Mtinchen 20. II. 20 ; f da- 



selbst 21. II.: s. BJ II, 183. — L 111. Ztg. 

108, 273. 
Hohenberger, Heinrich, Maler v. Still- 

leben; f zu Triest 21. VIII. — L 111. 

Ztg. 109, 145. 
Humer, Wilhelm, Zeichner u. Landschafts- 
maler in Brixen; f daselbst 19. I. — L 

111. Ztg. 108, 129. 
Konkely (eigentlich Kunkel), Richard, 

Portratmaler in Leipzig; f daselbst, 41 J., 

4. I. — L 111. Ztg. 108, 76. 
*Kopp, Karl, Prof., Lehrer f. d. Model- 

lieren v. Ornamcnten u. Figuren an d. 

Techn. Hochsch. in Stuttgart, Bildhauer, 

* zu Wasseralfingen (wtirttemb. Oberamt 
Aalen) 24. X. 25; f * u Stuttgart 2. III.: 
s. BJ II, 278. — L BJ II, 23 ♦; Schwab. 
Merkur 1897, 450; Litt. Beil. z. Staatsanz. 
f. Wtirttemb. 1897, 347; tLL Ztg. 108, 

3<>7- 
♦Leoprechting, Marquard Freih. v., 

Oberst a. D., Zeichner u. Genremaler; 

s. Sp. 36*. 

Leu, August Wilhelm, Prof, an d. Akad. 
d. bild. Ktinste zu Berlin, Landschafts- 
maler, # zu MUnster i. W. 24. III. 19; f 
zu Seelisberg am Vierwaldstatter See 20. 
VII. — L BJ II, 25 *; 111. Ztg. 109, 145. 

Ldffelholz von Colberg, Jobst Wilhelm 
Karl Eugen Freih. v., Prof, am Real- 
gymn. in Mtinchen, Zeichner; s. Sp. 85*. 

*Lossow, Heinrich, Konservator an d. 
Gemaldegallerie in Schleissheim , Genre- 
maler, * zu Mtinchen 10. V. 48; f auf d. 
Fahrt v. Mtinchen nach Schleissheim 19. 
V.: s. BJ II, 187. — L 111. Ztg. 108, 
683. 

Ludwig, Heinrich, Maler u. Kunstschrift- 
steller (tiber Technik d. Malerei); f zu 
Rom 30. VI. — L 111. Ztg. 109, 51; 
BOrsenbl. f. d. d. Buchb. 64, 5008; L'Arte 
I, 1898, 87. 

Merkel, Karl Gottlob, Maler in Kassel, * zu 
Leipzig 1818; f zu Wehlheiden im Juli. 
— L 111. Ztg. 109, 84; Mtiller-Singer* 3, 
181. 

•Palme, Franz August in, Historienmaler, 

* zu Rochlitz 21. XI. 1808; f zu MUnchen 
18. X.: s. BJ II, 213. — L 111. Ztg. 109, 
606; Mtiller-Singer* 3, 363. 

Preleuthner (auch Prelleuthner), Jo- 
hann, Bildhauer, Nestor d. Wiener 
Ktinstlerschaft, * in Niederosterreich 27. 
XII. 1807; f * u Gloggnitz 9. VIII. — L 
111. Ztg. 109, 240; Mtiller-Singer 1 3, 487. 

Reiffenstein, Paul, Landschaftsmaler, geb. 
Wiener; f zu Weimar, 39 J., 12. V. — 
L 111. Ztg. 108, 683. 

^Sanger, Dominik, Bildhauer, * zu Berlin 
6. X. 45; f zu Mtinchen 6. III.: s. BJ II, 
229. 



1 07* Todtenliste 1897 : XXVII. Bildende KUnstler. XXVIII. Kunstforscher etc. 1 08* 



Scherenberg, Hermann, Zeichner, Illu- 
strator d. »Ulk« 9 * 26. I. 26; f zu Gross* 
Lichterfelde b. Berlin 21. VIII. — L 111. 
Ztg. 109, 300 u. Nr. 2743 ( v - 2 5- I* l8 9 6 » 
xnit P> 

♦SchSnn, Alois, Prof, an d. Akad. d. 
bild. Ktinste in Wien, Genremaler und 
Radierer, * zu Wien 11. III. 26; f * u 
Krumpendorf am WGrthersee 16. IX.: 
*• BJ II, 395. 

Schubert, Heinrich Karl, Landscbafts- u. 
Blumenmalcr, * zu Wien 1827; f daselbst 
12. II. — L 111. Ztg. io8 f 253. 

♦Stieler, Max, Maler u. Dichter, * zu Mttn- 
chen 16. II. 25; f daselbst 23. VI.: s. 
BJ II, 229. 

Trenkwald, Joseph Matthias v., Prof, an d. 
Kunstakad. in Wien, * zu Prag 23. III. 



24; f zu Perchtoldsdorf b. Wien 28. VII. 

— L 111. Ztg. 109, 209. 
Trenkwalder, Dominik, tiroler Bildhauer 

u. Holzschnitzer; + zu Innsbruck, 56 J., 

6. VII. — L 111. Ztg. 109, 84. 
♦Walch, Emanuel, Maler, * zu Kaisers in 

Tirol 28. VIII. 62; f *u Toblach 25. VIIL: 

s. BJ II, 228. 
*Weigand, Konrad, Historienmaler, * zu 

Nttrnberg 12. XII. 42; f zu Munchen 3. 

XII. : s. BJ II, 215. 
Weitmann, Joseph, Bildhauer, bes. Klein- 

plastiker, * zu Gmtlnd 9. III. II; f zu 

Wien 28. III. — L 111. Ztg. 108, 449; 

Wiener Ztg. 1897 Nr. 72. 
♦Wenban, Longly Sion, Landschafter, * zu 

Cincinnati 9. III. 48; f zu Mlinchen 19. 

IV.: s. BJ II, 216. 



XXVIII. Kunstforscher und Kunstfreunde. 



♦Burckhardt, Jacob Christoph, Dr. phil., 
ordeotl. Prof. f. Kunstgesch. an d. Univ. 
Basel, * daselbst 25. V. 18: f ebenda 8. 
VIII. ; s. BJ II, 54. — L BJ II, 6 •; F. 
Laban, Bibliographic in : Repert. f. Kunst- 
wissensch. 21, S. XCVI; Dietrichs Bib- 
liogr. d. deutschen Zeitschriftenlitt. 2, 3, 

35- 4. 59. 

Engelhard, Robert, Gymn.-Oberlebrer, Er- 
forscher d. Kunstdenkmale d. Eichsfeldes; 
s. Sp. 83». 

♦Engerth, Eduard Ritter v., Hofrath, 
Maler u. frUher Direktor d. kaiserl. Ge- 
nial degallerie in Wien, * zu Pless (Preuss. 
Schlesien) 13. V. 18; f al| f d em Simme- 
ring 29. VII.: s. BJ II, 393. — L 111. 
Ztg. 109, 180; Jabrb. d. kunsthist. Samml. 
d. Kaiserhauses 19, 360; L/Arte I, 87; 
Wurzbach 4. 49. 14, 440. 

Falke, Jacob von, Dr. phil., Hofrath, ehe- 
mal. Direktor d. k. k. Museums f. Kunst 
u. Industrie, Kultur- u. Kunsthistoriker, 

• zu Ratzeburg 21. VI. 25; f im Qua*- 
nerobad Lovrana b. Abbazia 8. VI. — L 
BJ II, 10 •; 111. Ztg. 108, 812 (mit P); 
Hinrichsen 3 347; J. Falke, Lebenserinner- 
ungen. Leipz. 1897; Archiv d. Ver. f. 
Gesch. v. Lauenburg 5, 2, 76. — W auch 
KL 1897, 317; Eckert 67. 

Gross von Trockau, Alexander Ernst 
Gustav Maria Freib., Kunst- u. Alter- 
thumskenner, * 13. XI. 20; f zu Wurz- 
burg 16. III. — L 111. Ztg. 108, 385; 
Frciherrl. Taschenb. 1898, 342. 11 73. 

Heider, Gustav Freib. v., Dr. phil, Sec- 
tionschef a. D. vormaliger President d. 
k. k. Akademie d. KUnste, Kunsthistoriker, 

* zu Wien 15. X. 19; f daselbst 15. III. 
— L 111. Ztg. 108, 385; Litt. Centralbl. 



1897, 412; Wurzbach, 8, 208; Freiherrl. 
Taschenb. 1897, 375- > 8 98» U74- 

Kaunitz, Albrecht Graf, President d. 
bfthm. Kunst ver.; s. Sp. 10*. 

•Liitzow, Karl v., Dr. phil , Prof. f. Gesch. 
d. Baukunst an d.Techn. Hochsch. in Wien, 
Bibliothekar d. Akad. d. bild. Kunste da- 
selbst, Kunsthistoriker, * zu Gottingen 
25. XII. 32; f zu Wien 22. IV.: s. BJ 

II, 191. — L BJ II, 26 •; 111. Ztg. 108, 
589 (mit P); Ztschr. f. bild. Kunst N. F. 
8. 233 (C. L.[emcke] f mit P); Wurzbach 
16, 147; L'Arte 1, 1898, 87. — W auch 
KL 1897, 820; Kukula 576. Suppl. 159; 
Bttrsenbl. f. d. d. Buchh. 64, 3635. 

♦Mertens, Franz, Architekt, Kunstschrift- 
steller; s. Sp. 49*. 

Obermayer, Eugen, Kunstschriftsteller; t 
zu Wien, 77 J., 8. (oder 7.?) VII. — L 
Litt. Centralbl. 1897, 924; 111. Ztg. 109, 

84. 
*Riehl, Wilhelm Heinrich v., Dr. phil., 

Geh. Rath, ordentl. Prof. f. Kulturgescb. 

u. Statistik an d. Univ. Mlinchen; s. 

Sp. 66». 
Sallet, Alfred v., Dr. phil., Direktor d. 

k/ Mttnzkabinets im Alten Museum zu 

Berlin, * zu Breslau 14. VII. 42; f * u 

Berlin 25. XI. — L F. Laban, Bibliogr. 

im Repert. f. Kunstwissensch. 21, XCVII. 
Schmidt, Julius, Dr. phil., Prof., Direktor 

d. Provinzialmuseums in Halle a. S., * zu 

Sangerhausen 9. VIII. 23; f zu Halle a. S. 

16. X. — L Litt. Centralbl. 1897, 1377; 

III. Ztg. 109, 570. 

Strater, August, Kupferstichsammler, * zu 
Rheine 18 10; + zu Aachen (oder K6ln?) 
13. II. — L Kunstchronik N. F. 8, 369 
(M. Lehrs). 



iog* 



XXVIII. Kunstforscher u. Kunstfrcunde. XXIX. BUhnenleiter etc. 



no* 



♦Weiss, Hermann, Prof., Geh. Reg.-Ratb, 
frtthcr Direktor d. Berliner Zeughauses, 
* zu Hamburg 2. IV. 22; f zu Berlin 21. 
IV.: s. BJ II, 108. — L III. Ztg. 108, 
555; Ltfbell 24, 630 (B. P.foten]). — W 
KL 1897, 1423. 



Zbllner, Karl, Dr. jur., Geh. Reg.-Rath, 
vormaliger 1. stand. Sekretar d. Akad. d. 
KUnste in Berlin, * daselbst 12. XII, f 
ebenda 14. VI. — L Litt. Centralbl. 1897, 
830; 111. Ztg. 108, 81 1 . 



XXIX. BUhnenleiter und Biihnenkiinstler. 



Agte, geb. Courier, Amalie, ebemal. 
Opernsangerin u. Schauspielerin (zuletzt 
komische Alte); f zu Neisse, 77 J., 1. IL 

— L MMG 30, 85; NTA 9, 170. 
Ahrweiler, geb. Stjerna, Luise, frtther 

Schauspielerin am Kolner Stadttheater, * 
zu Herford (Westf.) 19. II. 59; f zu Mun- 
chen 9. III. — L 111. Ztg. 108, 385; NTA 
9, 174 (E. Lewinger, mit P). 

Arndt, geb. Kessler, Mathilde, Schau- 
spielerin u. Chorsangerin am k. Theater 
in Wiesbaden, * zu Riedlingen 10. XII. 
50; f zu Wiesbaden Mitte Aug. — L 
NTA 9, 199. 

Axtmann, geb. Richter, Elise, chemal. 
Schauspielerin, * zu Karlsruhe 11. I. 27; 
f zu Bruchsal 24. XI. — L NTA io, 155. 

Baste, Ferdinand, Theaterdirektor, * zu 
Brandenburg 24. I. 18; f zu Essen a. d. 
Ruhr 26. I. — L 111. Ztg. 108, 157; NTA 
9, 169. 

Bauer, Adolf, grossherzogl. Hofschau- 
spieler in Meiningen, * daselbst 6. XII. 
27: f ebenda 3. IX. — L NTA 9, 200 
(F. Stury). 

Becker, Frau Ida, ehemal. Sangerin; s. 
Sp. 97*. 

Becker, Karl, ehemal. Direktor d. Stadt- 
theaters in Flensburg, * zu Braunschweig 
31. III. 23; f *u Flensburg 7. XII. — L 
NTA io, 157. 

•Behr, Heinrich, Sanger (Bassist) 11. 
Schauspieler, ehemal. Theaterdirektor, * 
zu Rostock 2. VI. 21, f zu Leipzig 13. 
III.: s. BJ II, 117. — L III. Ztg. 108, 
385, MMG 30, 86; NTA 9, 176 (mit P;. 

Behr, Heinrich, Schauspieler (Helden u. 
humorist. Vater), Sohn des vorigen, * zu 
Leipzig 29. IV. 59; f zu Montreux 10. 1. 

— L NTA 9, 169. 

Benefeld, Bertha, Schauspielerin in Gera; 

f daselbst durch Selbstmord 6. IX. — L 

NTA 9> 154- 
♦Bercht, Ludwig Julius, Charakterdarsteller 

u. Komiker, auch Dichter, * zu Prodel b. 

Leipzig 4. V. 1 1 ; f zu Braunschweig 6. 

V.: s. BJ II, 363. — L NTA 9, 181. 
Bethge, Adolf, grossherzogl. mecklenburg. 

Hofschauspieler a. D., * zu Berlin 20. V. 

28; f zu LUbeck 27. II. — L 111. Ztg. 

108, 307; NTA 9, 173. 



Beyer, Wilhelm, Sanger u. Schauspieler, 
zuletzt Sekretar d. Stadttheaters in Riga, 
* zu Berlin 5. XI. 19; f zu Weimar 10. 
III. — L NTA 9, 176. 

Bdfflnger, Heinrich, ehemal. Schauspieler 
u. Theaterdirektor, * zu Mainz 22. XII. 27; 
f zu Lorsch (Hessen) 28. II. — L NTA 

9, 173. 

Rftsse, geb. Gross, Olga, Sangerin; f zu 
Oldenburg, 37 J., 21. 1. — L MMG 30, 87. 

Brock, Paul, Oberregisseur d. Hoftheaters 
in Weimar, Mitbegrttnder d. Genossen- 
schaft deutscher BtthnenangehBriger, * zu 
Berlin 25. IX. 44, f zu Berlin 9. VIII. 

— L 111. Ztg. 109, 209; NTA 9, 197. 
*Brulliot, Karl Johann, Prof, an d. k. 

Akad. d. Tonkunst u. Oberregisseur an d. 

HofbUhne zu MUnchen, * daselbst 31. VII. 

31; f ebenda 24. IIL: s. BJ II, 237. — 

L NTA 9, 197. 
*Dalwigk, Reinhard Freih. v., Vorstand 

d. grossherzogl. oldenburg. Theaterkom- 

mission; s. Sp. 15*. 
Deetz, Arthur, frtther Direktor d. k. 

Schauspielhauses in Berlin, * zu Wesel 

18. VI. 26; f ™ Berlin 16. VII. — L 

III. Ztg. 109, 145; NTA 9, 192 (mit P). 
Driessen, geb. Greiner, Charlotte, 

Schauspielerin, * zu Brttnn 31. I. 31; f 
zu Bad Lauchstadt 28. VIII. — L NTA 

9, 200; 111. Ztg. 109, 370. 

Drost, Wilhelm Elias, Schauspieler, auch 
Btthnendichter (mit G. v. Moser), * zu 
Hamburg 25. IV. 21; f zu Hamburg 4. 
II. — L NTA 9, 170. 

Duckert, Richard, Schauspieler am 
Belle vuetheater in Stettin, * zu Berlin 1. 

IV. 53; f zu Stettin 16. XI. — L NTA 

10, 155. 

Ernst, geb. Kttthe, Karoline, Gattin d. 
Theaterdirektors M. Ernst, einstige Ver- 
treterin der HeldenmUtter in Aachen, * zu 
Eisenach 14. II. 21; f zu Aachen 7. IV. 

— L 111. Ztg. 108, 518; NTA 9, 179 
(nach Aachener »Polit. Tagebl.c). 

Forster, Heinrich, Schauspieler u. 
Theaterdirektor, * zu Gotzleinsdorf 27. 
VI. 59; t zu Spindelmlihle (Riesengeb.) 
8. IX. — L NTA 9, 201. 

Franck, Friedrich Wilhelm, ehemal. Schau- 
spieler, dann Souffleur, * zu Hamburg 7. 



III s 



Todtenliste 1897: XXIX. Buhnenlciter unci Blihnenklinstler. 



I 12' 



XII. 13; f zu Pelackcn b. Danzig 28. II. 

— L NTA 9, 173. 

Frey, August Johann, ehemal. Schauspieler 
u. Theaterdirektor; f zu Freudenthal 18. 
IX. — L NTA 10, 154. 

Fuchs, geb. Ringleb, Karolinc, ehemal. 
Schauspielerin ; f im Seebad Cranz 8. VIIL 

— L NTA 9, 197. 

Garvens, Wilhelra, Dr., ehemal. Opern- 
sanger, Musiklehrer in Hamburg, * daselbst 
10. VI. 15; f ebenda 14. IV. — L NTA 

9, 180. 

Gaspart, Emil, Schauspieler (Komiker); f 
zu Berlin, 39 J., 24 IX. — L NTA 9, 202. 

Gentner, Oskar, Schauspieler, * zu Wien 
18. III. 72; f daselbst 8. X. — L NTA 

10, 155. 

-Gerdes, Julius, Opernsanger am Stadt- 
theater in Lubeck; f daselbst Anf. Dcz. 

— L NTA io, 157. 

Gries genannt Grisa, Karl, Opernsanger, 

* zu Kassel 25. VII. 41 ; f zu Berlin 26. 
VII. — L MMG 30, 90; NTA 9, 194. 

Grieshaber, Robert, Schauspieler, • zu 
Fohrenbach i860; f zu Biel (Schweiz) 
20. IV. — L NTA 9, 180. 

Grobecker, Ewald, Ehrenmitgl. d. k. 
Theaters in Wiesbaden, friiherer Schau- 
spieler (Komiker), * zu Spandau 9. IV. 
25: f zu Wiesbaden 26. I. — L 111. Ztg. 
108, 157; NTA 9, 169; Deutsche Blihnen- 
genossensch. 1897 Nr. 6. 

Gr5ber, Paul, Schauspieler, zuletzt in 
Frankfurt a. M., * 19. I. 72; f zu G8r- 
bersdorf (Schlesien) 12. VIII. — L NTA 
io, 154. 

Gunzert, Gustav Adolf v., Hotkammerprasi- 
dent, mehrere Jahre Leiter d. Hoftheaters 
in Stuttgart; s. Sp. 16*. 

Hahn, Emil, frtther Direktor d. Viktoria- 
theaters in Berlin, * zu Leipzig (oder 
NUrnberg?) 22. III. 33; f zu Regensburg 
12. XII. — L 111. Ztg. 109, 881; NTA 
io, 157- 

Hartlep, Julius, ehemal Schauspieler, * zu 
Leipzig 20. IX. 24; f Ende Dez. — L 
NTA 10, 158. 

Hassel, Roman us, herzogl. meinigenscher 
Hofschauspieler, * zu Kassel I. XII. 22; 
f zu Meiningen 4. VII. — L 111. Ztg. 109, 
145; NTA 9, 191. 

Heinze, Ferdinand, Schauspieler u. Sanger 
am k. Hoftheater in Hannover, * zu Leip- 
zig 17, III. 26; f zu Hannover 8, IX. — 
L 111. Ztg. 109, 402; NTA 9, 201. 

Heller, Hofopcrsanger, f »n dcr Heilanstalt 
Illenau b. Karlsruhe 14. IV. - L MMG 

3°. 90. 
Herrmans, Josef, ehemal. Opcrnsanger, 

* zu Kiel 1819; f zu Bonn 15. XII. — 
L MMG 30, 91. 



Hey'l, Ferdinand, Kurdirektor in Wies- 
baden; s. Sp. 88*. 

Horn, genannt Roberti, Paul, Schau- 
spieler in Helmstedt, • zu Bretting i. S. 
1861; t xu Helmstedt 26. X1L — LNTA 
io, 158. 

Joost, Johann Ferdinand, Schauspieler, 
Sanger, Kapellmeister; s. Sp. 100. 

Kaler, Adele v., ehemal, Schauspielerin, 
• zu Berlin 5. VIIL 40; f zu Wiener- 
Neustadt I. VII. — L NTA 9, 191. 

Kirchner, genannt Kirchberg, Louis J. 
S., ehemal. Schauspieler u. Chorsanger 
am Stadttheater in Hamburg, * zu Weimar 
6. VII. 40; f zu Hamburg 5. IX. — L 
NTA 9, 201. 

Klaunig, verwittw. Zinn, Mathilde Agnes, 
ehemal. Schauspielerin u. Chorsangerio, * 
zu Zwickau 6. IX. 40; f zu Rostock 6. 
II. — L NTA 9, 170. 

Koch, Hugo, Opernsanger am Stadttheater 
in Kolmar; f zu Braunschweig 13. V. — 
L NTA 9, 181. 

Kdttschau, verehel. SchUtze, Martha, 
grossherzogl. oldenburg. Hofschauspielerin 
(Soubrette), * zu Hamburg 8. XL 56; f 
daselbst 3. IX. — L NTA 9, 201. 

Krebs, John, in Amerika sehr bekannter 
deutscher Sanger, * zu Koln 1846; f zu 
New Orleans 7. XII. — L MMG 30, 92. 

•Krolop, Franz, Opernsanger an d. k. 
Oper in Berlin, • zu Troja b. Prag 5. 
IX. 39; f zu Berlin 30. V*: s. BJ II, 128. 
— L BJ II, 23 *; 111. Ztg. 108, 743 (mit 
P); MMG 30, 92; NTA 9, 183. 

Kuefstein, Mag da Graft n v., geb. Kr tiger, 
vor ihrer Vermahlung Mitgl. d. Balletcorps 
d. berliner Hofoper; s. Sp. 10*. 

Lauermann, August, Schauspieler u. Re- 
gisseur; f zu Jessnitz b. Dessau, 59 J., 
9. L — L NTA 9, 169. 

Lemcke, Anna, ehemal. kurftirstl. hess. 
Hofschauspielerin; f 8. I. - L NTA 9, 
169. 

Lenz-Schafer, Karoline v., verwittw. 
Hartig, frflher Schauspielerin am ham- 
burger Stadttheater; f zu Rostock, 90 J., 
3. VI. — L NTA 9, 185. 

Leuthold (eigentlich v. Lewinsky), Ro- 
bert, Regisseur u. Schauspieler in Bielitz ; 
f daselbst 11. I. — L NTA 9, 169. 

Mansfeldt, Arnold, Schriftsteller u. Schau- 
spieler, * zu Hamburg 28. I. 38; + da- 
selbst 6. I. — L NTA 9, 168 (nach 
» Hamburger Fremdenbl.«). 

Meixner, Karl, ehemal. Schauspieler (Hel- 
den u. Bonvivants), * zu Frankfurt a. M. 
1853; f daselbst 18. XII. — L NTA 10, 
158. 

♦Mitterwurzer, Anton Friedrich, Schau- 
spieler am Wiener Burgtheater (Charakter- 



H3 



Todtenliste 1897: XXIX. BUhnenleiter und BUhnenkttnstlcr. 



114* 



darstcllcr), * zu Dresden 16. X. 44: f * u 
Wicn 13. II.: s. BJ II, 109. — L BJ II, 

31 •■ 

Mylius-Rutland, Elisabeth, frtiher Kolo- 
ratursangerin, seit 1880 Gesanglehrerin in 
Wien, * zu Eger 25. IV. 35 ; f zu Wien 
4. II. — L MMG 30, 94; NTA 9, 170. 

Norbert-Hagen, Hannah, Opernsangerin 
in Stettin; t daselbst 30. XI. — L MMG 
30, 97; NTA 10, 157. 

*Otto-Thate, Karoline Christiane, herzogl. 
braunschweig. Hofschauspielerin, * zu 
Braunschweig 1. III. 22; f zu Stuttgart 
19. III.: s. BJ II, 362. — L NTA 9, 176. 

Petrusch, Oskar, Schauspieler (Liebhaber), 
• zu Danzig 16. IX. 62; f zu Altona 9. 

III. — L NTA 9, 176. 

Pdgner, H ermine, Schauspielerin am Ost- 
endtheater in Berlin (frilher Soubrette, 
zuletzt Mtttter u. komische Alten), * zu 
Budapest 1. XI. 49; f zu Berlin 16. I. — 
L NTA 9, 169. 

Pollini, Bernhard (eigentlich Baruch 
Pohl), Hofrath, Direktor d. Hamburger 
Thaliatheaters, * zu Kbln a. Rh. 16. XII. 
38; t 26, XL — L 111. Ztg. 109, 810 
(mit P); NTA 10, 155; MMG 30, 98. 

Preim, Christian, Schauspieler u. Inspi- 
zient; f zu Basel 17. VI. — L NTA 9, 
191. 

Pritzbuer, (genannt Schwerin), Julius v., 
Regtsseur u. Schauspieler (Cbarakterko- 
miker), • zu Ludwigslust 31. VII. 53; f 
daselbst 1. V. — L NTA 9, 181. 

Pulcy, Christian, ehemal. Schauspieler 
(Komiker, Charakterdarsteller), * zu Kassel 
4- X. 22; f zu MUnchen 26. IX. — L 
NTA 9, 202. 

Rawitz, Max, ehemal. Schauspieler u. Re- 
gisseur; f *" Berlin 8. XII. — L NTA 
10, 157. 

Reden, geb. v. Boja, Helen e v., Opern- 
sangerin; f zu Weimar 14. V. — L 
MMG 30, 98; 111. Ztg. 108, 715; NTA 9, 
182. 

Reider, Wilhelmine, Schauspielerin am 
Stadttheater in Hannover, * zu Kassel 13. 

IV. 76; f zu Hannover 3. XI. — L NTA 
10, 155. 

Richter, August, ehemal. Schauspieler, * 
zu Osterode 26. XI. 22; t zu Plaue (ThU- 
ringen) 23. I. — L NTA 9, 169. 

Riedl, Alexius, ehemal. Opernsanger, * zu 
MUnchen 31. X. 42; f daselbst 31. VII. 
— L NTA 9, 194. 

Rocco, Friedrich Wilhelm, Universitatstanz- 
lehrer, frUher Schauspieler ; s. Sp. 90*. 

Rdckel, geb. Tomaselli, Ernestine, 
frUher Sangerin u. Schauspielerin; f zu 
Jersitz in Posen, 80 J., 8. VI. — L NTA 
9. 185- 



Sasse, Wilhelm, Gesanglehrer, ehemal. 
Theaterdirektor; s. Sp. 102*. 

Scheele, Anton, Musikschriftsteller, vorher 
Sanger; f zu Hannover 18. III. — L 
MMG 30, 99. 

Schippel, Fanny, Schauspielerin am Stadt- 
theater in Hannover; f daselbst 1. IV. — 
L NTA 9, 179. 

Schlesinger, Karl M., Schauspieler (Ko- 
miker) am Deutschen Landestheater in 
Prag, * zu Budapest 8. II. 47 ; f zu Prag 
12. VIII. — L 111. Ztg. 109, 240; NTA 
9, Z99 (O. Keindl). 

Schmidt, Bernhard, ehemal. Sanger am 
Hoftheater zu Weimar, + zu Dargun in 
Mecklenburg 15. III. 25; f zu Weimar 
17. XII. — L MMG 30, 99; NTA 10, 
158. 

Schmidt, Franz, Operntenor, zuletzt am 
Stadttheater in Breslau; f auf seinem Gutc 
Cstfmflr b. Budapest, 45 J., 8. VI. — L 
MMG 30, 99; NTA 9, 185. 

Schmidt, Otto, Schauspieler u. Theater- 
direktor; f in der Diakonissenanstalt zu 
Dresden 9. I. — L NTA 9, 169. 

Schreiber, Julius, Direktor-Stellvcrtreter 
am Stadttheater in Baden b. Wien, frUher 
Tenorist unter dem Namen Julius 
Rossi; + zu Baden b. Wien im Aug. — 
L NTA 9, 200. 

Schrdder, geb. Gottfried, Wilhelmine, 
ehemal. Schauspielerin, dann SoufFleuse, 

* zu Weilburg (Hessen) 25. X. 44; f zu 
Magdeburg 26. III. — L NTA 9, 179. 

Schroetter, Hermann, herzogl. braun- 
schweig. Kammersanger, Heldentenor, * zu 
Berlin 28. XL 42; f zu Braunschweig 
2. VIII. — L MMG 30, 99; NTA 9, 
194. 

•Seebach, Marie, Tragodin, * zu Riga 24. 
II. 34; f zu St. Moritz 3. VIII.: s. BJ II, 
253. — L BJ II, 39 •; 111. Ztg. 109, 221 
(mit P); NTA 9, 194 (mit P). 

Siechen, Max, ehemal. Opernsanger, • zu 
Berlin 9. I. 50; f daselbst Mitte Okt. — 
L NTA 10, 155. 

Stein genannt Schmidt, Adolf, Bassist, 
Mitgl. d. Damrosch-Operntruppe in Ame- 
rika, • zu Leipzig 1854; f zu Wordside 
in Nordamerika im Nov. — L MMG 30, 
100. 

Stdbe-Hofmann, Anna Elsbeth, Thcater- 
direktorsgattin, Schauspielerin (Soubrette), 

* zu MUnchen 21. IX. 41; f zu Wasser- 
trudingen 29. VII. — L NTA 9, 202 (K 
St6be). 

Tertnik, Josef Karl, Heldentenor; f * u 
BrUnn, 29 J., 2. V. — L NTA 9, 181. 

Ucko, Louis, frUher Heldentenor d. Stutt- 
garter HofbUhne, spater Theaterdirektor, 

* zu Schreibendorf 23. II. 38; f zu Berlin. 



Tig* Todtenlistc l897:X\IX. BUhncnleiterundBUhnenkUnstlcr. XXX.Verschiedenc. n6* 



4. VI. — L 111. Ztg. 108, 811; MMG 30, 
101; NTA 9, 185. 

Wack, Martin, Kapellmeister, frliher 
Baritonist; s. Sp. 104*. 

Waldmann, Karl, Direktor u. Ober- 
regisseur d. Stadttheaters in Hannover, 
• daselbst 12. VII. 12; f ebenda 26. II. 
- L NTA 9, 173- 

Weymann, Alexander, Theaterdirektor: 
+ zu Kiel im Mai. — L NTA 9, 185. 

♦Wotter, Charlotte, verw. Grafin O'Sulli- 
van de Gras, k. u. k. Hofschauspiclerin 
am Burgtheater in Wien, Tragttdin, # zu 
Koln a. Rb. 1. III. 34; f zu Hietzing b. 
Wien 14. VI.: s. BJ 11, 295. — L BJ II, 
54*; ADB 44, 167 (A. v. Weilen); III. 
Ztg. 108, 787 (mit P); NTA 9, 185 (mit 
P u. Rollenverzeichnis) Chronik d. wiener 



Goethe ver. 11 Nr. 9 (Spiegl); Wiener 
Rundschau 2 Nr. 16 (Schick). 

Wdrner, geb. v. Rambach, Josefine, 
Schauspielerin, * zu Spalato 5. III. 41 ; t 
zu Httchst a. M. 18. III. — L NTA 9, 176. 

Wfinzer, The odor, Geh. Hofrath, frflher 
Direktor d. Darmstftdter Hoftheaters, vor- 
her Heldendarsteller, * zu SchwabmOnchen 
b. Augsburg 3. X. 31 ; f zu Darmstadt 

18. V. — L 111. Ztg. 108, 683; NTA 9, 
182 (mit P). 

Zander , Konstantin, Kommerzicnrath, 
erster Vorstand d. Theaterverwaltung in 
Riga: t daselbst 5. IX. — L NTA 9, 201. 

Zimmermann, Ignaz, Opernsftnger, * zu 
Nikolsburg 6. II. 30; f zu Halle a. S. 

19. V. — L MMG 30, 102; NTA 9. 
183. 



XXX. Verschiedene. 



Engelstadt, frtther Schneidermeistcr, d. 

altcste Bllrger Dortmunds; f daselbst, fast 

100 J., 26. IX. — L 111. Ztg. 109, 470. 
Falkenhausen, Ernst Freih. v., Erbherr 

auf Bielau, Sportsmann, * zu Wallisfurth 

2. I. 46; f va Berlin 12. VII. — L 111. 

Ztg. 109, 118; Freiherrl. Taschenb. 1898, 

228. 1171. 
Heidler, Luise, geb. Nettelbeck, Tochter 

Joachim Nettelbecks ; f zu Kolberg, 82 J., 

7. VIII. — L BJ II, 17*; Illustr. Ztg. 
109, 145. 

Henschke, Ulrike, geb. Benas (Pseudon. 
Clara Ulrici), Wittwe d. Senatsprasi- 
dcnten H. in Berlin, Leiterin in d. Frauen- 
bewegung, * zu Krotoschin 24. XI. 30 ; 
f zu Baden-Baden 1. XL — L 111. Ztg. 
109, 682; Pataky 1, 338 (mit W). 

Humboldt-Dachrbden, Sophia Therese Ga- 
briel e Mathilde Freiin v., Herrin auf 
Aulcben (Kreis Sangerhausen) , Enkelin 
Wilhelms v. Humboldt, * zu Ottmachau 
in Schlesien 8. VIII. 30; f zu Rom 25. 

IV. — L 111. Ztg. 108, 583; Freiherrl. 
Taschenb. 1897, 441. 1898, 1175. 

Kaiser, Albert, Direktor d. Bades Kranken- 
heil-Tolz, Prtemierlieut. a. D.; f daselbst 

8. IX. — L 111. Ztg. 109, 370. 
Langer, Robert, Vorstand d. Biberachcr 

Turngcmeinde, * zu Frankenstein in 
Schlesien 13. XL 22; f zu Biberach 27. 

V. — L Schwab. Kronik 1897, 1119. 



Ldwis of Menar, Alexander, Gutsbe- 
sitzer auf Schloss Dahlen b. Riga, der 
alteste Johanniterritter, * 2. VI. 1802; 
t auf Dahlen 28. VII. — L 111. Ztg. 109, 
268. 

Nietzsche, Franziska, geb. Oehler, die 
Mutter des Philosophen Friedrich Nietz- 
sche; f zu Naumburg, 71 J., 19. IV. — 
L 111. Ztg. 108, 555. 

Potpeschnigg , Marie verw., die einzige 
Tochter Karl v. Holteis; f zu Graz, 75 
J., 5. VII. — L 111. Ztg. 109, 84. 

Raumer, Agnes v., Tochter d. Historikers 
Friedrich v. R. f letztes Glied von dessen 
Familie, * 3. XL 14; f zu Berlin 31. XII. 

— L 111. Ztg. no, 44. 

Roux , W i lhel m , Universitatsfechtmeister 
in Jena: f daselbst, 79 J., 1. VI. — L 
111. Ztg. 108, 742 (vgl. 111. Ztg. Nr. 2400 
vom 29. VI. 1889). 

Schepeler-Lette, Frau Anna, Vorsitzende 
d. Lette-Vereins in Berlin ; f daselbst 67 J M 
17. IX. — L 111. Ztg. 109, 442 (mit P). 

Schilcher, Walburga (Wally) v., Staats- 
rathswittwe, F6rderin humanitarer Be- 
strebungen; f zu MUnchen, 85 J., 28. I. 

— L 111. Ztg. 108, 157; Allg. Ztg. 1897 
Nr. 30 u. 31 Morgenbl. 

Thommen, H. J., der alteste schweizer 
BUrger, * zu Gelterkinden 28. V. 1795; 
f zu Holstein (Kanton B as ell and) 3. XL 

— L BJ II, 43*; III. Ztg. 109, 682. 



Erklftrung der Abkiirzungen. 

Vorbemerkung: Ein * vor dem Namen bezeicknet, doss das Jahrbuch (JB) dcm Ver- 
storbencn einen ausfukrlichen Nekrolcg gewidmet hat, auf den mil s. BJ verwiesen wird. 
//infer dem Bucks taben L findti sick die Litter atur uber den Todten verzeicknet f die zur 
Ermittelung der Lebensdaten diente, aber nur soweit sie nickt bereits an anderer 
Stelle des Jakrbucks angefukrt war; dUse Angaben sind zum Tkeil aus zweiter Hand 
gcschopft, z. B. aus Jakresberickten cinzclner Wissensckaften (wie Tfuologischer Jakresberickt, 
Schmidts Jakrbucker der Afedizin, Mathematischcs Jahrbuch, Fortsckritte der Physik, Jastrows 
Jakresberichte fur Gesckicktswissensckaft, Bursians Jakresberickt fur klassische ' Pkilologie, 
Schermans Orientaliscke Bibliographic u. s w., u. s. w.) , aus Die tricks Bibliographic der Zeit- 
schriftcnlittcratur, aus bibliograpkiscken Uebersickten in Fachblaltern (etwa Zcitsckrift fur 
Alrckengesckickte , Forst- und Jagdzeitung, Arckiv fur Gesckickte der Philosophic) , aus Ver- 
offcntlichungen lokalcr Vereine und aus anderen Quclten mekr. Nock W sind Sullen zitiert 9 
an denen Verzeicknisse der Werke des Todten sick finden. P giebt den Nachweis uber cr- 
mittclte Portrats. — Dankbar sei der reicken Unterstuhung gedackt, welcker sick dieser Ver- 
suck bei Bekorden, sowie bei Verwandten und Freunden der Verbtichenen erf r cute: AM am 
Scklusse eines solcken Artikels zeigi an, doss sein wesentlicker /nkalt auf amtlicker, PM, 
dass er auf personlicker Mittheilung Nakestekender berukt; KA dagegen besagt, doss auf 
cine An/rage keine Antwort oder nur ungenugende Auskunft zu Tkeil wurde, 

Muncken, den J&, Januar iqoq* 

Dr. G. A. Wolff 

a. a. O. = am angeflihrten Orte Arch. = Archiv 

Abg. = Abgeordneter archcol. = archcologie 

Abhandl. = Abhandlung, -en Art. = Artillerie 

Abth. = Abtheilung Ausg. = Ausgabe 

accad. = accademia Autobiogr. = Autobiographic 

a. D. == ausser Dienst b. = bei 

ad hon. = ad honorem Bauztg. = Bauzeitung 

Akad. =* Akaderaie Beil. = Beilage 

Allg. = Allgemein, -e -es, Ben = Bcricht, -e 

Allg. D. Biogr. = Allgemeine Deutsche Bio- Bez. =* Bezirk 

graphic* Herausgegeben durch die histo- Bibl. = Bibliothek, -s 

rische Commission bei der kbnigl. (Bayer.) Biogr. = Biographie, -isch, ische 

Akademie der Wissenschaften. 1—44. BL, Bll. = Blatt, Blatter 

Leipzig 1875—98 BornmUller — F. BornmUller, Biographisches 

amtl. = amtlich, -e, -es Schriftsteller - Lexikon der Gegenwart 

Anat. = Anatomie Leipzig 1882 



119" 



Erklarung der Abkiirzungen. 



1 20* 



Borsenbl. = Borsenblatt 

Brig. = Brigade 

Brttmmer 4 ■ F. Brflmmer, Lexikon der deut- 
schen Dichter und Prosaisten des 19. Jahr- 
hunderts. 4. Auflage. 1—4. Leipzig 
(1895-96) 

Cat. Roy. Soc. = Catalogue of Scientific 
Papers. Compiled of the Royal Society 
of London. 1 — 11. London 1867—96 

Centralbl. = Centralblatt 

chret. = chretien, -nne 

Correspondcnzbl. a Correspondenzblatt 

d. = der, die das etc. 

deutschfreis. — deutschfreisinnig 

Dorfztg. = Dorfzeitung (Hildburghausen) 

Eckart = R. Eckart. Lexikon der nieder- 
sachsischcn Schrifts teller. Osterwieck 
(1891) 

crbl. = erblich 

Erg.-Bd. = ErgHnzungs-Band 

Etbnol. = Ethnologic 

ev.-luth. = evangelisch-lutberisch 

ev.-prot. = evangelisch- protestantisch 

F. = Frater 

f. = fur 

Fetis = F. J. Fetis, Biographie universelle 
des musicicns et bibliographic generate 
de la musique. 2. edition. 1 — 8 et Supple- 
ment 1. 2. Paris 1860 — 80 

Fltiggen = O. G. Fltiggen, Biographisches 
Btihncnlexikon der Deutschen Theater. 1. 
MUnchen 1892 

Fortschr. =» Fortschritt, fortschrittlich 

frang. = franca is, -se 

Frank = P. Frank, Klcines TonkUnstler- 
lexikon. 9. Auflage. Leipzig 1895 

Freih. = Freiherr 

freiherrl. = freiherrlich, -e, es 

freikons. = freikonservativ 

freis. = freisinnig 

geb. = gebofne, -en 

gedr. = gedruckt 

Geh. =s Geheimcr 

Gen. = General 

Generalvers. = Generalversammlung 

Gcogr. = Geographic, geographisch, -e, -es 

Gesch. = Geschichte 

Gesellsch. = Gesellschaft 

Goth. = Gothaisch 

graTl. = grftflich, -e, -es 

Gubernatis = A. de Gubernatis, Dictionnaire 
international des ecrivains du jour. Flo- 
rence 1 89 1 

Gymn. == Gymnasium; Gymn.-Progr. = Gym- 
nasialprogramm 

HBL = Biographisches Lexikon der hervor- 
ragenden Aerztc aller Zeitcn und Volker. 
Herausgegeben von A. Hirsch. 1—6. 
Wien und Leipzig 1884 — 87 

Heidelb. = Heidelberg, -er 

Heliogr. = Heliogravure 



Hinrichsen ' = A, Hinrichsen, Das literarischc 
Dcutschland. Berlin und Rostock 1887 

Hinrichsen 3 = [Dasselbe.] 2. Auflage. Berlin 
1891 

Hist. = Historisch, -e, -es 

Hocbsch. = Hochschule 

Hydrogr. = Hydrographie 

Jahrb., Jahrbb. = Jahrbuch, Jahrblichcr 

111. = Illustriert, -e, -es 

Inf. = Infanterie 

Intern. = International 

k. = ktiniglich 

k. u. k. = kaiserlich und kdniglich 

kath. r= katholisch 

Kav. = Kavallerie 

Keiter =5 H. Keiter, Katholischer Literatur- 
kalender. 1—5. Regcnsburg und Leipzig 
1891-97 

Kirchenbl. = Kirchenblatt 

KL = J. Ktirscbner, Deutscher Littcratur- 
Kalender 

klin. = klinisch, -e 

kons. = konservativ 

KornmUller = U. Kornmtilier, Lexikon der 
kirchlichen Tonkunst 2. Auflage. 1. 2. 
Regensburg 1891 — 95 

Konv.-Lex. = Konversations-Lexikon 

Kukula = R. Kukula, Bibliographisches Jahr- 
buch der Deutschen Iiochschulen. Inns- 
bruck 1892. — Erganzungsheft 1. Ebenda 

1893 

Leut. = Leutnant 

lib. a liberal 

Lieut — Lieutenant 

Lit. =r Litterarisch, -e 

math. - phys. = mathematisch - physikalisch 

Med. = Medizin, mediziniscb, -e 

Mendel - Reissmann = Musikalisches Con- 
versations-Lexikon. Begrttndet von H. Men- 
del. Vollendet von A. Reissmann. 1 — 11 
und Erg&nzungsband. Leipzig (1870—80) 

meteorolog. = meteorologisch, -e 

Mitgl. = Mitglied 

Mittheil. = Mittheilungen 

Monatsbl., -bll. = Monatsblatt, Monatsblatter 

Mailer-Singer == Allgemeines Ktinstler-Lexi- 
con. Vorbereitet von H. A. Mailer. Heraus- 
gegeben von H. W. Singer. 1—3. Frank- 
furt a. M. 1895 — 98 

N. = Neue, -es 

Nachr. = Nachricht, -en 

nat.-lib. = nationalliberal 

Nekrol. = Nekrolog 

N. Fr. Presse = Neue Freie Presse 

nordd. = norddeutsch, -e 

NTA = Neuer Theater-Almanach. Heraus- 
gegeben von der Genossenschaft Deutscher 
BUhnenangehbriger. 7. 8. Berlin 1897—98 

OM = Ordinis Minorum 

oriental. = orientalisch, -e 

OSB = Ordinis Sancti Benedicti 



121' 



Erkl&rung der Abkttrzungen. 



122' 



Othmer = Othmers Vademecum des Sor- 
timenters. 4. Auflage von C. Georg und 
L. Ost. Hannover und Leipzig 1891 

P. = Pater 

Pataky = S. Pataky, Lexikon deutscher Frauen 
der Feder. 1. 2. Berlin 1898 

path. = pathologisch 

Petersb. = Petersburg, -er 

philol. = philologisch, -e 

philos. = philosophise!) , -e 

Photogr. = Photograph ie 

phys. = physique, physikalisch 

Poggendorff==J.C.Poggendorff,Biographisch- 
Literarisches Handworterbuch zur Ge- 
schichte der exacten Wissenschaften. 1 — 3. 
Leipzig 1863—97 

prakt. = praktiscb, -e 

Prof. = Professor 

Progr. = ProgTamm 

prot = protestantiscb 

Prov. = Provinz 

Pseudon. = Pseudonym 

R. = Reale 

Rassmann = £. Rassmann, Nacbrichten von 
clem Leben und den Schriften Mtinster- 
landischerSchriftsteller dcs 18. und 19. Jahr- 
hunderts. Mtlnster 1866. — Neue Folge. 
Ebenda 1881 

Reg. = Regiment 

Reg.- = Regierungs- 

Ricmann 5 = H. Riemann, Musik - Lexikon. 
5. Auflage. Leipzig 1900 

s. =r siehe 

Schroder = H. Schroder, Lexikon der ham- 



burgischen Schriftsteller bis zur Gegen- 

wart. (Fortgesetzt von A. H. Kelling- 

husen.) Hamburg 1851 — 83 
sezess. = sezessionistisch 
Sitzungsber. = Sitzungsberichte 
soc. — societe 
Sp. = Spalte 

Staatsanz. = Staatsanzeiger 
Stud. = Studium, studierte 
Suppl. = Supplement 
Tag(e)bl. = Tag(e)blatt 
techn. = technisch 
TheoL sa> Theologie 
u. = und 
Ub = ttber 
ungedr. = ungedruckt 
Univ. = Universitat 
v. = von 
Ver. = Verein 
verm. = vermfthlt 

Vierteljahr(s)scbr. = Vierteljahr(s)schrift 
Volksp, «= Volkspartei 
Volksztg. = Volkszeitung 
vorm. = vormals 
vortr. a= vortragender 
Wochenschr. a Wochenschrift 
Wurzbach = C. v. Wurzbach, Biographisches 

Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 

1—60- Wien 1857—91 
z. = rum, zur 
z. D. = zur Disposition 
Zentr. = Zentrum 
Ztg. » Zeitung 
Ztschr. = Zeitschrift 



i899. 



Vorbemerkung. 



Fttr die Art dcr Bearbeitung und Anlage der vorliegenden Todtenliste fttr das 
Jahr 1899 warcn mehrere GrUnde massgebend. In erster Linie handelte cs sich urn m8g- 
lichst zeitige Fertigstellung des Manuscripts. Zu diesem Zwecke wurde das Material be- 
rcits im Laufe des J ah res 1899 gesammelt und gesichtet und zwar haupts&chlich auf Grand 
von Excerpten aus nachfolgenden Bittern: Vossische Zeitung, Litterarisches Centralblatt, 
Leipziger Illustrirte Zeitung , Mttnchener Allgemeine Zeitung, Mttnchener Neueste Nacb- 
richten, Wiener Fremdcnblatt, Neues Wiener Tagblatt, (Wiener) Deutsche Zeitung u. a. 
Erg&nzcnde Angaben warden, soweit es moglich war, aus der Litteratur geschttpft, 
namentlich aus: Hinrichsen, Das litterarische Deutschland; BrUmmer, Lcxikon Deutscber 
Dichter und Prosaisten; KUrschner, Deutscher Litteraturkalender; Bornmuiler, Biographiscbes 
Schriftsteller-Lexikon der Gegenwart; Wiener Thcateralroanacb. 

Die Abkttrzungen bedtlrfen keiner besonderen Erl&uterung. 
Wien, im October 1900* Dr. Carl Huffnagl. 



Abensperg und Traun, Otto Ehren- 
reich Maria, Reichsgraf von, k. u. k. 
wirkl. Geh. Rath (seit 95), Karo merer 
(seit 79), seit XII. 94 eine Zeit lang Land- 
marschall von Niederosterreich und Oberst- 
ErblandpaniertrSiger in Oesterreich ob und 
unter der Enns, 84 — 95 Vertreter des 
Grossgrundbesitzes im Landtag, seit 18. 
IV. 61 erbl. Mitglied des Herrenhauses 
(Mittelpartei). Seit 6. XII. 96 Obersthof- 
meister des Erzherzogs Franz Ferdinand. 
Majoratsherr der Primogenitur der beiden 
Speciallinien »auf PetronelU und »auf 
Meissau*. Ebrenritter des souverancn 
Johanniter-Ordens mit der Distinction ftir 
Jerusalem, Ritter des Ordens der Eisernen 
Krone 2. CI. (seit 93); * 23. IX. 48, 
f Abbazia 12. II. 

Aber, Eduard, Nekrolog S. 156. 

Abesser, Geh. Rath, Mit-Director der Lan- 
descreditcassc in Meiningcn; f Meiningen 
30. X. 

Absenger, Anton, steirischer Tondichter, 
Componist des »Kohlrdserlc ; f Graz 
17. XII. 

Achenbach, Dr. He in rich von, Ober- 
prasident der Provinz Brandenburg (seit 



79); zuerst Justitiar am Oberbergamte in 
Bonn, seit 60 ausserord. Prof, fttr deut- 
sches Recht an der Universitat Bonn, 66 
als Geheimer Bergrath in das Hanriels- 
ministerium in Berlin berufen, seit IV. 72 
Unterstaatssecretftr, V. 73 Minister fttr 
Handel, Gewerbe und off. Arbeiten, in 
Folge Differenzen mit Bismarck 78 de- 
missionirt und dann zum Oberpri&sidenlen 
der Provinz Westpreussen ernannt; 82 
mit der Aufgabe bctraut, den Prinzen 
Wilhelm (II.) in die Civilverwaltung ein- 
zuftthren. Seit 66 Mitglied desAbgeord- 
netenhauses (freiconservativ). 88 von 
Kaiser Friedrich geadelt. * SaarbrQcken 
23. XL 29; f Potsdam 9. VII. 

Adae, Dr. med., Johann Mattb., 86—90 
Rcichstagsabgeordneter fUr Esslingen (na- 
tional-liberal); • 6. VIII., 85 J. 

Adelmann, Leo f rid, Commerzienrath, Fa- 
briksbesitzer; * Wfirzburg 19. XI. 53, 
f das. n. VIII. 

Adloff, H e i n r i c h , Vicepr&sident der Ham- 
burger BUrgerschaft; f Hamburg 6. I. 

Aichberg siehe Nagel. 

Aichholz siehe Miller, 

Albert! de Poja, Thaddaus Reichsgraf, 



125* 



Todtenliste 1899: 



126* 



k. u. k. Kammerer, Oberstlieutenant des 
tfsterr. Infanterie-Rgts. Nr. 19, vormals 
Fltigeladjutant des Kaisers; f Ischl. 5. VII. 

Althans, Ernst, Geh. Bergrath, Oberberg- 
rath a. D., bedeutender Fachschriftsteller 
auf dem Gebiete der Mechanik, Maschinen- 
kunde, Geognosie, Geologie und Astro- 
oomie; f Berlin 30. XI., 71 J. 

Amberg, Wilhelm, Nekrolog S. 242. 

Amelung, Dr. Hermann, 41 Jahre lang 
Director der Lebensversicherungs-Actien- 
gesellschaft »Germania« in Stettin, Auto- 
ritat auf dem Gebiete des Versicherungs- 
wesens; • Eisenacb 10. X. 29, f Stettin 
21. V. 

Am Ende siehe Ende. 

Amsberg, Gabriel von, grossh. mecklen- 
burgischer Generalmajor a. D, ; f 14. XL, 

77 J- 

Andrian-Wernburg, Baronin Gabriele 
von, ebemal. Hofdame der f Erzberzogin 
Hildegarde (Gemablin des f Feldmarscballs 
Erzh. Albrccht), nach deren Tode (64) 
Hofdame bei deren Tocbter Erzh. Maria 
Theresie (Herzogin von Wlirttemberg). 
Seit 41 Sternkreuz-Ordensdame; f Wien 
17. XI., 84 J. 

Anton, Dr. Hugo, altpbilolog. Schrift- 
steller, frliher Director des Domgymna- 
siums in Naumburg; * Kloster Rosslcben 
27. I. 30, f Jena 12. VI. 

Anton, Louis, Amtsanwalt und Gerichts- 
secretar in Zeulenroda, lyrischer und dra- 
matiscber Dicbter (Schauspiel »Im Streikc). 
f Zeulenroda 14. XL 

Arand, P. Gregor, Missionar der Togo- 
Mission, f Lome 15. IIL, 29 J. 

Arent, Ben no von, preuss. Generalleutnant 
z. D., zuletzt (bis 82) Commandeur der 
1. Cava llerie-B rig ade, 70,71 Commandeur 
des 1. westphalischen Husarenregiments ; 
* Guhrau 1. II. 23, f Gorlitz 2. VIIL 

Aresin-Fatton, Joseph Maria, k. u. k. 
Major a. D. y Herrscbaftsbesitzer, seit 71 
Mitglied des mahrischen Landtages (Gross- 
grundbesitz), seit 73 bis zu seinem Tode 
(mit Ausnahme der Jabre 79 — 83) Mit- 
glied des Reicbsratbes (Deutsche Linke), 
bekannter Militarschriftsteller ; * VIIL 33, 
+ Schloss Partschendorf (Mahren) 5. IX. 

Arnim, Albrecbt von, Leutnant in der 
Kamerun-Schutztruppe; f 27. VUL 

Arnold, Johannes, Kunstbandler in Leip- 
zig, Theilbaber und Leiter des Hauses 
C. G. Boerner; f Leipzig 22. VIIL 

Arnswaldt, Werner von, Rittergutsbesitzer, 
Landschaftsrath des Ftlrstenthums Lttne- 
burg, 78—87 und seit 89 Reichstagsab- 
geordneter fUr den Kreis Diepholz (Welfe). 
♦Hannover 29. XII. 32; f Bohme bei Re- 
tbem a. d. Aller 6. IIL 



Arthaber, J. J. Rudolf Edler von, Sohn 
des bekannten Kunstmacens Rudolf Edl. 
v. A., Fabriksbesitzer, langj. Beisitzer des 
Handelsgericbtes, kaiserl. Rath, Vertreter 
der evang. Gemeinde A. C. in Wien, Aus- 
scbussmitglied der k. k. Geographischen 
Gesellscbaft; f Wien 24. IV., 70 J. 

Babo, Dr. Lambert Heinrich Clemens 
Anton, Freiherr von, grossh. bad. Geh, 
Rath, frtlher Professor der Chemie an der 
Universitat Freiburg i. Br.; * Ladenburg 
25. XL 18; f Karlsruhe 15. IV. 

Bachler, Anna, Schauspielerin, zuletzt am 
Sommertheater in »Venedig in Wien«; 
f Wien 2. XL, kaum 20 J. 

Bachmann, Dr. med. Martin, Mitglied der 
deutschen Tiefsee-Expedition ; f 14. 1. an 
Bord der »Valdivia« in der Nahe von 
Sumatra. 

Baensch, Wilhelm von, Nekrolog S. 1 87. 

Baillet-Latour, Heinrich, Graf de, k. k. 
Sectionsrath im Ministeriuro fUr Landes- 
vertheidigung in Wien, Besitzer des land- 
graf lichen Gutes Radenin bei Tabor; * 8. 
IX. 48; t Wien. 16. VIIL 

Balatka, Hans, der »Pionier des Deutschen 
Gesanges im Westen der Unionc, wan- 
derte 48 nach Amerika aus, grtlndete 51 
den Milwaukeer Musikverein, 60 zum 
Leiter der Philharmonischen Gesellschaft 
in Chicago ernannt, spater Dirigent des 
dortigen »Germania-Mannerchors«; * in 
Mahren 26; f Chicago 17. IV. 

Baligand, Maximilian von, kgl. bayer. 
Kammerer, Major a. D. , Grosscomthur, 
Comthur und Ritter h. O.; * M tine hen 

23- in. 39; t ? 

Bally, Carl Franz, Nekrolog S. 118. 

Bamberger, Ludwig, Nekrolog S. 129. 

Bardeau, Karl Franz, Graf, Ehren ritter 
des Malteser-Ordens und Grosskrcuz des 
Gregor-Ordens; f Schloss Romberg 7. XII., 

69 j. 

Barnabas siehe Weiss. 

Barraga, Dr. Franz, Professor an der Aka- 
demie der Tonkunst und Chordirector bei 
St. Ludwig in Mtlnchen, 47 — 65 Lebrer 
des Klavierspiels am kgl. Conservatorium, 
in der unter Btilow errichteten kgl. Musik- 
schule (67) bis 74 Secretar, bis 76 Biblio* 
thekar, 74 bis 90 Lehrer im obligatori- 
schen Klavierspiel, 95 pensionirt. Grlin- 
dungsmitglied des Musiklehrcr- und 
-lehrerinnenvcreins ; f MUhlbach bei Ober- 
audorf 10. VIL, 73 J. 

Barth, Dr. Max, Professor, Director der 
landwirthschaftlichen Versuchsstation des 
Reichslandes in Colmar; * Strehlen (Schle- 
sien) 55; f Rufach i. E. 28. VIIL 

Bassewitz-Levetzow, Dr. jur. Bernhard 
Graf von, Majoratsherr auf Klitden mit 



I 2 7* 



Todtenliste 1899: 



128* 



Darnewitz im Kreise Stendal, Ehrenritter 
des Johanniter-Ordens, preuss. Leutnant 
a. D., seit 80 Mitglied des Abgeordneten- 
hauses fttr den Kreis Stendal -Osterburg 
(conservativ) ; * 15. IV. 46; t auf der 
Fahrt von Berlin nach Stendal 8. IV. 

Bauberger, Oskar, Operetten tenor am 
Leipziger Stadttheater; * Karlsruhe 1. IX. 
68; f Leipzig 11. IX. 

Baumann, Oskar, Nekrolog S. 24. 

Baumgartl, Michael, zuerst im bayer. 
Staatsdienst, seit 58 stadtischer Baurath 
in MUnchen (bis Ende der 70 er Jahre): 

• MUnchen 14; t * 

Bayerlein, Julius, Spinnereibesitzer, Stadt- 
rath in Bayreuth, 93 bis 98 Reichstags- 
abgeordneter fUr Bayreuth (nationalliberal) ; 

• 23. I. 38; f Bayreuth 20. V. 
Beaulieu-Marconnay, F. A. Freiherr von, 

grossh. oldenburg. Oberj&germeister und 
Kammerherr, Chef der Hofverwaltung in 
Eutin; f Eutin 11. II. 

Becker, Karl Georg (Pseud. Karl Ge- 
orges), Hofrath, Chefredacteur der »Darm- 
stadter Zeitungc; * Badenheim 7. XII. 49; 
f Darmstadt 12. III. 

Becker, Albert, Nekrolog S. 153. 

Beckert, Gustav Otto, Fabriksbesitzer in 
Zittau, einer der bedeutcndsten Vertreter 
der Oberlausitzer Leinenindustrie; f Zittau 
9. VIII., 53 J. 

Beckh, August von, Nekrolog S. 74. 

Beeger, Julius, emer. Lehrer, frliher lange 
Zeit an der 5. BUrgerschule zu Leipzig, 
Griinder und langj. Letter der padagogi- 
schen Centralbibliothek in Leipzig, Ehren- 
vorsitzender der Comenius-Stiftung, Ehren- 
mitglied des Leipziger Lehrcrvereins ; 

• Grossgrabe (Oberlausitz) 24. X. 29; 
t Niederpoyritz bei Dresden 2. VI. 

Belasi siehe Khuen. 

Beleites, Albert, Geh. Oberjustizrath, Lan- 
desgerichtsprasident in Nordhausen, vor 
kurzem zum Pr&sidenten des Landesge- 
richtes in Erfurt ernannt, 73 bis 98 Land- 
tagsabgeordneter, zuerst fUr Landsberg 
a. W.-Soldin, dann fUr Tuchel - Konitz- 
Schlocbau (nationalliberal); # 8. XII. 33; 
+ Nordhausen 19. IX. 

Bellegarde, Rudolfine, Grafin von, k. u. 
k. Palast- und Sternkreuzordensdame, Ge- 
mahlin des vormaligen Obersthofmeisters 
der Kaiserin von Oesterreich (Franz B.); 

• Hermanmestez (Bohmen) 26. VI. 36; 
f Wien 25. XL 

Benda, Robert von, Rittergutsbesitzer auf 
Rudow bei Berlin, seit 58 Landtags-, seit 
67 bis 98 Reichstagsabgeordneter fur 
Wanzleben, Senior und einer der Begrlin- 
der und WortfUhrer der nationalliberalen 
Partei, eine Zeit lang auch zweiter Vice- 



prasident des Abgeordnetenhauses ; * Lieg- 
tiitz 18. II. 16; f Rudow 16. VIII. 

Bendler, Georg, siehe Meyer Georg. 

Benecke, Albert, Professor, bis 97 Director 
der Sophienschule in Berlin, hervorragend 
betheiligt an der Organisation des nen- 
philologischen Unterrichts; + Berlin 22. 
oder 23. X. 

Bentinck und Waldeck-Limpurg, Mech- 
thilde, Grafin von, geb. Grafin zu Wal- 
deck und Pyrmont, seit 64 Wittwe des 
grossbrit. Generalleutnants Graf en Karl 
von Oldenburg -B., 63 bis 88 Besitzerin 
der wUrttembergischen Standesherrschaft 
Waldeck-Limpurg; * Bergheim 23. VII. 
26; f Schloss Middachten bei Arnheim 
(Holland) 28. II. 

Benzel zu Sternau und Hohenau, Alois 
Ludwig Emil, Graf von, kgl. bayer. 
Kammerjunker und Postmeister a. D., seit 
66 im RuhesUnde: f MUnchen 16. HI. 

Berckholtz, Alexandra von, Nekrolog 
S. 117. 

Berghamer, Michael, kgl. bayer. Ober- 
landesgerichtsrath a. D. f Besitzer des Ver- 
dienst-Ordens vom heil. Michael IV. CL; 
f MUnchen 13. II., 70 J. 

Bergner, Karl Heinrich Rudolf, Ne- 
krolog S. 231. 

Berlepsch, Karoline, Freifrau von, Ne- 
krolog S. 159. 

Bernauer, Dr., Domkapitular in Passau; 
f das. 20. II„ 72 J. 

Berndt, Hauptmann a. D., langj. Director 
des Suermondt-Museums in Aachen ; f das. 
17. III. 

Berthold, Dr. Georg, Mitglied des stadt. 
statistischen Bureaus in Berlin, Mitarbeiter 
der »Vossischen Zeitungc Socialpoliti- 
scher Schriftsteller; * Berlin 12. II. 45; 
f das. 11. VI. 

Bertram, Oberappellationsgerichts -Vicepra- 
sident a. D , hervorragend betheiligt an 
der nassauischen Provinzialgesetzgebung; 
+ Wiesbaden 7. IV., 87 J. 

Bertram, Dr. Alexis, Geh. Sanitatsratb, 
praktischer Arzt in Berlin; f 5. XL, 62 J. 

Bertram, Werner, seit 90 Generalsuperin- 
tendent in Braunschweig, bekannter Fach- 
schrtftsteller auf dem Gebiete der Pflanzen- 
geographie; • Ottenstein (Braunschweig) 
26. IV. 35; f Braunschweig 1. XII. 

Bertsch, Dr. Ferdinand, GrUnder und 
Leiter des internationalen Erziehungsin* 
stitutes » Concordia* in Zurich; f das. 
5. XIL, 58 J- 

Beust, Friedrich von, Nekrolog S. 251. 

Bexheft, Moriz, kgl. Rath, Generalinspector 
der osterr.-ung. Staatseisenbahngesellschaft 
in Budapest; + das, 16. XIL, 66 J. 

Beyer, Dr. August von, Nekrolog S. 47. 



I2g* 



Todtenliste 1899: 



13° 



Beyer, Karl, wohl der letzte Veteran von 
I Si3, 56 nach Amerika ausgewandert; 

* in Westpreussen 20. XI. 1793; t Chippewa 
Falls (Wisconsin) 1. XII. 

Biedermann, Moritz Oskar Freiherr 
von, kgl. sachs. Generalraajor z. D., bis 
69, wo er aus dem Activstande schied, 
Commandeur der 2. Cavallerie-Brigade ; 

* Marienberg 26. XL 18, f BShla bei 
Ortrand 15. V, 

Biegeleben, Maximilian Freiherr von, 
grossh. hess. wirkl. Geh. Rath, 71 — 73 
President des hess. Finanzministeriums, 
74 — 78 Reichstagsabgeordneter filr Aachen 
(Centrum); • Darmstadt 23. I. 13, f das. 
16. IV. 

Bierey, Dr. Emil, Stadtrath in Dresden, 
langj. politischer Leiter der »Dresdener 
Nachrichten«; * Dresden 22. II. 38, f das. 
31. XII. 

Biernatzki, Karl Leonhard, Nekrolog 
S. 245. 

Biesterfeld, siehe Lippe. 

Billigheim, siehe Leiningen. 

Birch-Hirschfeld, Dr. Felix Victor. Ne- 
krolog S. 229. 

Birstein, siehe Isenburg. 

Bischopinck, Ludwig, wirkl. Geh. Rath, 
Oberregierungsrath a. D M 69 — 93 standiges 
Mitglied des preuss. Oberlandesculturge- 
richtes; f Berlin 28. X. 79 J. 

Blasius, Wilhelm, Privatgelehrter in 
Braunschweig, in Deutschland und in 
Nordamerika (wo er Jahrzehnte hindurch 
lebte) durch seine Theorie tiber das Ent- 
stehen der StUrme, namentlich der Tor- 
nados, bekannt; + Braunschweig 24. 111. 
81 J. 

Blassauer, Fried rich, kgl. Rath bei der 
Generaldirection der Zolle a. D., seit 93 
im Ruhestande: * Passau 26. II. 23, 
f Miinchen 1. IV. 

Blau, Dr. Friedrich, Schriftsteller, Mit- 
arbeiter der »Vossischen Zeitungc : * Nord- 
hausen 1. V. 30, f Gorlitz 28. IX, 

Bloch, Dr. jur. Albert, kgl. Hofbuch- 
handler in Berlin; f Berlin 30. VI. 57 J. 

Blumenau, Dr. Hermann. Nekrolog S. 199. 

Blumencron, Leopold Reichsritter 
von, verantwortlicher Redacteur des 
»Fremdenblatt« in Wien, dem er 50 Jahre 
hindurch angehorte, Senior der osterr. 
Journalisten. Zuerst Officier, dann eine 
Zeit lang Diplomat; * Wien 21. II. 04, 
f das. 30. VI. 

Bock, Dr. Franz, Nekrolog S. 169. 

Bock von Wulfingen, Ernst, preuss. Gene- 
ral major z. D. , bis 97 Commandant der 
58. Infanterie-Brigade; f 8. IV. 58 J. 

Bockum-Dolffs, Florens Heinrich Gott- 
fried von, Ober-Regierungsrath a. D., 
Biogr. Jahrbuch u. Deutscher Nekrolog. 4. Bd. 



49—51 Mitglied der Ersten Kammer, 
52 — 85 Mitglied des Abgeordnetenhauses, 
des Norddeutschen Bundes und des Deut- 
schen Reichstags fttr den Kreis Hamm- 
Soest (liberal), bekannt geworden durch 
den Conflict, den er als Viceprasident des 
Abgeordnetenhauses am n. V. 63 mit 
dem Kriegsminister v. Roon hatte; * Soest 
19. II. 02, f auf seinem Gute Volling- 
hausen bei Soest 9. II. 

Bode, Bernhard, Amtsgerichtsrath, Mit- 
glied des Abgeordnetenhauses fttr Langen- 
salza-MUhlhausen (conservativ) ; * 13. IX. 
42, f Berlin 20. V. 

Bode, Dr. Friedrich, Geh. Medicinalrath, 
seit 37 Badearzt in Bad Nauheim; f das. 
29. XII. 88 J. 

Bodin, Dr. Theodor, Rector a. D., Schrift- 
steller; * Berlin 24. VIII. 21, f das. 
26. VII. 

Bock, Rupert, Hofrath, Professor der tech- 
nischen Mechanik und Maschinenlehre an 
der technischen Hochschule in Wien; 
f das. 30. I. 64 J. 

Bockeler, O., Botaniker, friiher Apotheker; 
f Varel III. 96 J. 

Bodcher, Oberblirgermeister von Halberstadt, 
Mitglied des Herrenhauses; f Halberstadt 
16. VIII. 

Bodicker, Louis, Professor, Musikschrift- 
steller. f Hamburg 5. VI. 

Bonier, Albert, Berg- und Httttenwerks- 
besitzer, Mitbegriinder der Firma Gebriider 
Bohler in Wien (jetzt Actiengesellschaft), 
die durch ihren »B5hler-Stahl«c (elektrisch 
geschwehster Stahl), einen Hauptexport- 
artikel Oesterreichs, einen Wcltruf ge- 
niesst. * Frankfurt a. M.; f Wien 19. X., 

54 j- 

Bohme, Geh. Justizrath und Oberlandes- 
gerichtsrath a. D. in Naumburg. f das. 
13. XL 

Bonn, Octavio von. Nekrolog S. 232. 

Boiling, Generalmajor und Commandant der 
79. Inf.-Brigade in Paderborn. f 1* ^ • 

Bohlen, Ludwig von, Geh. Reg.-Rath, 
friiher Oberblirgermeister von Remscheid, 
Ehrenprasident (friiher 12 J. lang Presi- 
dent) des Rheinischen Stadtebundes. f 
Kassel 10. VII. 

Bohn, German von. Nekrolog S. 204. 

Bohnhoff, Landtagsabgeordneter im Flirsten- 
thum Ratzeburg. f Grosssiems 14. XII. 

Boosen, siehe Schulz. 

Boppe, Carl Hermann. Nekrolog S. 180. 

Bork, Karl, Geh. Hofrath, einst Corre- 
spondenzsecretar Kaiser Wilhelms L, 
Schatzmeister des Schwarzen Adlerordens, 
spiiter Grlinder und Generaldirector der 
Lebensversicherungsgesellschaft Wilhelma. 
f Karlsbad 31. VIII. 



131' 



Todtenliste 1899: 



132' 



Borries, Jbhann Karl August von, 
Nekrolog S. 232. 

Borstell, Eduard von, preuss. General- 
leutnant z. D., bis 67 Commandant der 
11. Cavallerie-Brigade. f Vosshof (bei 
Seehauscn in der Altmark) 20. V., 86 J. 

Brandt, Ingenieur, Erbauer des (bis 1904 
fertigzustelienden) Simplon - Tunnels. * + 
Brieg 29. XI. 

Bray-Steinburg, Otto Camillus Hugo 
Graf von, 46—47, 48—49 und 70—71 
bayerischer Minister des Aeusseren, 60 — 
70 und 71—95 bayerischer Gesandter in 
Wien, Majoratsherr, erbl. Reichsrath, 
Capitular des St Hubertus-Ordcns, Ebren- 
ritter des souverfcnen Malteser-Ordens, seit 
96 im Ruhestand; er schloss am 23. XI. 
70 in Versailles den Vertrag ab, dem zu- 
folge Bayern dem Deutschen Reicbe bei- 
trat. * Berlin 17. V. 07; f Mtinchen 9. I. 

Breitenbauch, L. von, herzgl. sacbsen- 
altenburgiscber Kammcrherr und Ober- 
hofjagermeister: + Altenburg VIII. 

Breithaupt, August, Eisenbahndirections- 
Prasident a. D; f Naumburg Ende VI. 

Breslaur, Emil, Nekrolog S. 157. 

Brix, Dr. Philipp Wilhelm, Geh. Reg.- 
Rath, frdher Telegraphen-Ingenieur im 
Reicbspostamt, verdient als technisch- 
wissenschaftlicher Bei rath derTelegraphen- 
verwaltung; f Charlottenburg 31. III., 81 J. 

Brixner, Josef, Componist, Mitglied des 
Wiener Mannergesangvereins; f Wien 9. 1., 
89 J. 

Bruch, Gustav, Gutsbesitzer in St. Johann, 
seit 67 Mitglied des constituirenden, dann 
des ersten norddeutschen Reichstags und 
des Zollparlaments; f 7- VII. , 78 J. 

Bruchhausen, Georg Ludwig Conrad 
von, Reichsgericbtsrath, frdher (bis 93) 
Oberlandesgerichtsrath in Naumburg und 
(bis 94) Rath beim Oberverwaltungsgericht 
in Berlin; * Gut Stovern bei Oelde (West- 
phalen) 13. I. 46, t Leipzig 6. XI. 

Bruck, Dr. med, Julius, Dichter und 
Sch rifts teller; * Brieg 14. X. 33, f Leipzig 
18. VL 

Briigger, Christian G. Nekrolog S. 64. 

Briihl, Dr. Karl Bemhard, 61 — 90 Pro- 
fessor der Zootomie und Vorstand des 
zootomischen Instituts an der University 
Wien, vorher Professor an den Univer- 
sitnten Krakau (seit 57) und Budapest, 
mit Claus (s. d.) einer der Hauptvertreter 
(extreme Richtung) der Theorie Darwins, 
welche er besonders durch populate Vor- 
trage zu verbreiten suchte. Hierbei kam 
cr sclbst mit den Gerichten in Conflict, 
weshalb er sich von der Lehrthatigkeit 
zurttckzog; auch hervorragender Fach- 
schriftsteller; ♦ Prag 20, f Graz H- VIII. 



Bruna, Dr. Eduard, Hofrath, 52—89 Chef- 
redacteur der amtlichen *Prager Zeitungc; 
f GiesshUbl-Puchstein 24. VI., 77 J. 

Brunner, Albert, k. k. Bergrath, Vorstand 
der Htittenverwaltung in Cilli, Ritter des 
Franz Josephs-Ordens; f Cilli XII. 

Brynck, siehe Rosenthal. 

Buberl, Kas par , deutsch-amerikanischer 
Bildhauer in New- York, Schopfer des 
Garfield-Dcnkrnals in Cleveland, der Co- 
lossalgruppe der Columbia in Washington 
u. a., ein Deutsch-Bflhme; t New-York 
22. VIII., 64 J. 

Buchbinder, Dr. Friedrich, Professor, 
ehem. lange Jahre Lehrer der Landes- 
schule in Pforta; + Jena Anfang VIIL, 
76 J. 

Bucher, Bruno Adalbert, Hofrath, bis 
97 Director des Oesterreichischen Museums 
fUr Kunst und Industrie, hervorragender 
Kunstschriftsteller (Geschichte der tech- 
nischen Kttnste, Katechismus der Kunst- 
geschichte, Re all ex ikon der Kunstgewerbe 
u. v. a.), Bruder Lothar Buchers: * Koslin 
24. IV. 26, f Wien 9. VI. 

Buchmiiller, F. (pseud. Muttray), Schrift- 
steller, f Hamburg 4. IX. 

Buchner, August. Nekrolog S. 208. 

Buchrucker, Dr. theol. Karl von. Nekro- 
log S. 164. 

Buchwald, Stephan von, dsterr. Haupt- 
mann ; seit 98 beurlaubt, widmete er sich 
juristischen Studien, war auch schriftstelle- 
risch tMtig (Psychologie des Soldaten- 
standes, Geschichte des Triester Castells, 
Aufforstung des Karstes, die Plitvitzer 
Seen; sein Drama »Catarina Cornaro« 
widmete er der Hofschauspielerin Wolter); 
f Wien 10. XII. 

Buck, Dr. Emil, Naturforscher; na- 
mentlich auf dem Gebiete der Zoologie 
in der niederen Steinwelt; * Metz 20. IV. 
40, f Constanz 17. XII. 

Bucklers, Jakob, Geh. Commercienrath, 
MitbegrUnder und altester Chef der Firma 
SchBller, Biicklers & Co. in DUren, langj. 
Viceprasident der Handelskammer zu Stol- 
berg, Aufsichtsrath und Vorstand zahl- 
reicher Unternehmungen. f Dttren 2. X. 
72 J. 

Biichner, Dr. Ludwig. Siehe Nachtrag. 

Biidingen, siehe Isenburg. 

Biilow-Wendhausen, Marie Baronin, geb. 
v. Ratschitzburg, k. u. k. Oberstens- 
wittwe: f Linz 13. X., 75 J. 

Biinau, Gttnther von, Reichsgericbtsrath 
in Leipzig, Mitglied des 4. Strafsenates des 
hOchsten Gerichtshofes, vorher (89 — 98) 
Oberlandesgerichtsrath in Marienwcrder; 
* Weissensee (ThUringcn) 7. IV. 44, f Leip- 
zig 17. IX. 



*33* 



Todtenliste 1899: 



134* 



Bulgarten, Louise Pia Therese Anna 
Ferdinande Franziska Antonia 
Margarethe Josefine Karoline 
Blanca Lucia Apollonia, Fllrstin 
von B., Herzogin zu Sachsen, Prinzessin 
von Bourbon-Parma, alteste Tochter des 
Herzogs Robert von Parma und dessen 
erster Gemahlin, Maria Pia Princessin von 
Bourbon-Sicilien, am 20. IV. 93 mit Flirst 
Ferdinand von Bulgarien verm&hlt; * Rom 
17. 1. 70, f Sofia 31. I. 

Bunsen, Dr. Robert Wilhelm von, 
Nekrolog S. 192. 

Bunzl, Dr. Arthur, seit 91 Chefredacteur 
der »Oesterreichischen Volkszeitungc in 
Wien, bis 87 Chefredacteur der » Wiener 
Allgemeinen Zeitungc, dann Herausgeber 
des Montagsblattes »Extrapost« ; * Prag 
1850, fWien 26. III. 

Burghauss, siehe PUckler. 

Busch, Dr. Moritz. Nekrolog S. 20. 

Bussenius , Theodor, Geh. Justizrath, 
Rechtsanwalt beim Reichsgericht in Leip- 
zig, langjahriger Vorsitzender der An- 
waltskammer beim Reichsgericht und der 
Hilfskasse fur deutsche Anwalte, Ehren- 
doctor der Universitat Leipzig: * Alt- 
haidensleben bei Magdeburg 27. VII. 24, 
f Leipzig 16. III. 

Cannstatt siehe Schilling. 

Caprivi Leo Graf von, Nekrolog S. 3. 

Cars tens, Cars ten Erich, Nekrolog S. 251. 

Costan, Gustav, Bildhauer in Berlin, Mit- 
inhaber des Scbauinstituts. f 21. VII. 62 J. 

Cerri, Cajetan, Nekrolog S. 227. 

Chelius, Dr. Franz von, Hofrath, bis 93 
ausserord. Professor der Chirurgie an der 
Universitat Heidelberg, dann in Dresden, 
hierauf (seit 77) wieder in Heidelberg als 
Leiter des St. Josephshauses ; f Ahrweiler 
4. VI., 78 J. 

Clairon d'Haussonville, Graf Max, Wirkl. 
Geh. Obcrregierungsrath, Rcgierungspra- 
sident in Kassel, 79—85 und 87—93 
Landtagsabgeordneter fur Kreuzburg- 
Rosenberg (deutsch-conservativ) ; f 28. I., 
62 J. 

Clam-Gallas, Clothilde Grafin, geb. Grafin 
von Dietrichstein, Wittwe des 1891 f 
Generals der Cavallerie Grafen. Eduard 
C.-G., k. u. k. Palast- und Sternkreuz- 
ordensdame, Ehrendame des Malteser- 
ordens, einst von bedeutendem Einfluss 
auf die ttsterr. Politik, Litteratur und 
Kunst; * Prag 26. VI. 28; f Schloss 
Frauenthal 31. X. 

Clasen, Lorenz, Professor, Historienmaler, 
typischer Vertreter der Diisseldorfer 
Schule in den 30 er Jahren (»die Wacht 
am Rhein* im Ratbhaus zu Crefeld, »der 
Sangerkrieg auf der Wartburg*, »Chlod- 



wigs Bekehrung durch Clothilde* u. a.),, 
der auch als Kunstkritiker und Fach- 
schriftsteller Bedeutendes leistete. (»Des 
Kunstfreundes Reiseabenteuer«, »Erlebtes 
und Verwebtes«, »Aus der Schreibmappe 
eines Malers«). 48 — 49 Redakteur der 
»D(isseldorfer Monatshef te« ; von 54 an 
leitete er die Fortsetzung des Faber'schen 
•Konversationslexikons fllr bildende 
Kfinste*. • DUsseldorf 14. XII. 12; f 

• Leipzig 31. V. 

Claus, Dr. Karl Friedrich Wilhelm, Hof- 
rath, ord. Professor der Zoologie an der 
Universitat Wien, wirkl. Mitglied der 
Akademie der Wissenschaften, Ritter des 
Leopoldordens. Mit Brtlhl (s. d.) einer 
der Hauptvertreter der Descendenzlehre, 
jedoch Gegner des extremen Darwinismus. 
Hervorragender Fachschriftsteller (u. a. 
»Lehrbuch der Zoologie«, 1. Aufl. 1880, 
seither viele Neu-Auflagen). Seit 78 re- 
digirte er die Mittheilungen »Aus dem 
Zoologischen Institute der Universitat 
Wien und der zoologischen Station in 
Triest. * Kassel 2. I. 35; f Wien 18. I. 

Clemm, Dr. Karl, Commerzienrath, einer 
der bedeutendsten Grossindustriellen 
Deutschlands, GrUnder verschiedener 
Unternehmungen , 87—98 Reichstagsab- 
geordneter fUr Speyer - Ludwigshafen- 
Frankenthal (nationalliberal). * Giessen 
16. VIII. 36; f Ludwigshafen 20. II. 

Coburg siehe Sachsen. 

Conrad, Wilhelm, Geh. Commerzienrath, 
frUher Inhaber der Berliner Handelsge- 
sellschaft, GrUnder der Villenkolonie in 
Wannsec; f 24. XII., 77 J. 

Conrau, Gustav, Nekrolog S. 231. 

Conta, Bern hard von, preuss. General- 
leutnant z. D., 64 FUhrer der crsten 
Colonne beim Sturm auf die DUppelcr 
Schanzen, 70 — 74 Commandant der 3. In- 
fanterie-Brigade ; f 28. V., 82 J. 

Coulon, P. Wilhelm von, kgl. bayer. 
Gymnasialprofessor a. D., Subprior zu St. 
Bonifaz in Munchen, 71 — 93 Director am 
kgl. Erziehungs-Institute fUr Studirende 
(Hollandeum), * Baierdiessen 45, f Mun- 
chen 13. III. 

Crailsheim-Riigland, Eduard Freiherr von, 
kgl. wttrttemb. Kammerherr, Rittmeister 
a. D., Hofmarschall der Herzogin Max, 
Eh ren ritter des Johanniter- Ordens. * 
KUgelhof 19. VIII. 51; f Neufriedheim 
18, IV. 

Crailsheim-Riigland, Karl Freiherr von, 
kgl. bayer. Oberst a. D., Rittergutsbesitzer, 
Comthur; f 18. od. 19. L, 74 J. 

Cramer, Joseph, Violinspieler, Concert- 
meister des Orchesters in Bayreuth; f 
Amsterdam, IX., 55 J. 

e* 



135* 



Todtenliste 1899: 



136* 



Criiwell, Karl, Kaufmann, 87(83?)— 99 
Mitglied des sachs. Landtags fur Anna- 
berg-Buchholz (nationalliberal) ; f Anna- 
berg 11. VIL, 54 (51?) J. 

Crusius, Dr. Heinrich Wilhelm Lebe- 
recht, Landwirth, Mitglied der ersten 
sachs. St&ndekammer und des Kreisaus- 
schusscs in Leipzig; f Sahlis 8. XII. 

Csaky, siehe Sauer. 

Dael von Koth-Wanscheid, Dr. jur. 
Gideon Freiherr, grossh. hess. Land- 
gerichtsassessor a. D., Ftthrer des hess. 
Centrums in der zweiten Kammer. * 8. 
III. 40; f Darmstadt 29. X. 

Dam bach, Dr. Otto. Nekrolog S. 103. 

Damboer, Wilhelm, bayer. Generalmajor 
a. D„ bis 79 Commandant des 13. In- 
fanterie-Rgts ; f Mttnchen 11. IX. 

Damianitsch, Martin, k. u. k. General- 
auditor i. P., Besitzer der gold. Medaille 
f. Kunst und Wissenschaft u. d. russ. 
Stanislaus-Ordens 2, CI., hervorragender 
militarrechtl. Schriftsteller (»Studien Uber 
das Militarstrafrechu, »Handbuch des 
adeligen Richteramtes fflr Mili targe rich te«, 
»ErlauterungdesMilit£r-Strafgesetzbuches« 
u. v. a.). * Falkenstein (Niederflsterreich) 
26. XII. 07 ; f Wien 29. I. 

Damm von Seydewitz, Dr., Landeshaupt- 
mann der preuss. Oberlausitz, kgl. Kammer- 
herr. • Reichenbach (Oberlausitz) 26. V. 
45; t Gttrlitz 18. I. 

Danzer, Alfons, k. u. k. Hauptmann a. D., 
Militarschriftsteller, Herausgeber der »Ar- 
mee- und Marinezeitung*, des »Armee- 
blattes«c und (seit 95) der >Neuen Armee- 
zeitungc), Verfasser der populBren Werke 
»Unter den Fahnen* und (mit Bancalari 
und Rieger) »Die Volker Oesterreich-Un- 
Ungarns in Waffen«. * Tcmesvar 14. 
II. 42; f Wien 27. IX. 

Daverio, Michael Gust a v. Nekrolog 

S. 49. 

Deetz, Dr. Wilhelra, Geh. Medicinalrath 
und Physikus, Badearzt und Forderer des 
Curortes Homburg v. d. Hohe. * das. 
6-7. I., 72 J. 

Dfery, Juliane, Schriftsteilerin (Novellen, 
Dramen). * Baja (Ungarn) 12. VIL 64; 
t Berlin 31. III. 

Devrient, Alfons, Hauptmann i. R., Theil- 
haber der Buch- und Kunstdruckerei 
Gicsecke und Devrient in Leipzig, f 
Capri 9. X., 39 J. 

DiefTenbach, Friedrich, Hofrath, GUter- 
director des Erzherzogs Karl Stefan; f 
Wien 12. V., 60 J. 

Diepenbroick-Griiter, Gustav Freiherr von, 
Geh. Oberjustizrath, 68 — 79 Obertribunals- 
rath, 79—82 Senatsprasident am Kammer- 
gericht in Berlin. * 9. X. 1 5 ; f Berlin 1 4. III. 



Diepenbroick-Griiter, Karl Freiherr von, 
preuss. Generalmajor z. D., bis 92 Com- 
mandant der 29. Cavallerie-Brigade, 8. 
IX.— 18. XL 70 als Stellvertreter des 
Gouverneurs zu Napoleon ILL commandirt. 

* Coblcnz 19. VIII. 37; fNorderney 27. VIL 
Dietz von Wellenberger, Marie Baronin. 

f 12. IIL, 68 J. 

Dietzel, Robert Eduard, Kanzleirath, 
Archivar des stadtischen Archivs in Dres- 
den, f das. 8. VII. 

Dillmann, Dr. Christian Heinrich von. 
Nekrolog S. 80. 

Dircksen, Ernst, Geh. Regierungsrath und 
Oberbaurath, Eisenbahn-Ingenieur, Erbaucr 
der Berliner Stadt- und Ringbahn. * 
Danzig 31. V. 31; f Erfurt 11. V. 

Dobbert, Dr. Eduard, Nekrolog S. 260. 

Doblhamer, Rentmeister des regulirten Chor- 
herrenstif tes Reichersberg , Rcichsraths- 
und Landtagsabgeordneter ftir Scharding 
(Obertfsterr.) seit 78 resp. 79 (kathol. 
Volkspartei) , Ritter des Franz Josephs- 
ordens. * Neundling (Obenisterr.) 26. 
IV. 23; f Linz 9. (?) II. 

DdnhofT, Gerhard Graf von, preuss. 
Kammerherr und Oberkttchenmeister des 
Kaisers, Rechtsritter des Johanniterordens. 

* 17. II. 33; t Berlin 27. IX. 
Dolega, Dr. med. Ernst Friedrich Max, 

Privatdocent an der UniversiUU Leipzig, 
Leiter derorthopadischen AnstaltScbreber- 
Schildbach. * Leipzig 64; f das - 8 - vu - 

DolfTs siehe Bockum. 

Dommes, August, Rittergutsbesitzer auf 
Sarnau (Westpreussen), 79 — 85 und 88 — 
93 Landtagsabgeordneter fur Thorn- 
Kulm, 87 — 90 Reichstagsabgeordnetcr fur 
denselben Kreis (nationalliberal). * YVal- 
kenried (Hztm. Braunschweig) 13. XII. 24; 
f Sarnau 13. (15.?) X. 

Dopmeyer, Karl, Professor, Bildhauer, 
Schftpfer des Gutenberg- und des Bttdicker- 
Denkmals. f Hannover 9. XL, 75 J. 

Dreifus, Theodor Freiherr von, ehem. k. k. 
osterr.-ung., kgl. s&chs. und grossh. 
weimar. Consul. * Stuttgart; f Mttnchen 
10. IIL, 59 J. 

Drescher, R a i m u n d , Professor am Conser- 
vatorium und Mitglied der kgl. Oper in 
Budapest, f das. I. IL, 46 J. 

Dresky, Ferdinand Justus von. Nekro- 
log S. 214. 

Dressier, von, Geh. Oberjustizrath, Ober- 
staatsanwalt am Oberlandesgericht in 
Breslau. f 12. IV. 

Dubel, Geh. Marine-Baurath, Maschinenbau- 
Director der kais. Werft in Danzig, f 
das. 26. X., 51 J. 

DUrrschmidt, Heinrich, Nekrolog S. 256. 

Dugend, Paul, Geh. Regierungsrath und 



»37* 



Todtenliste 1899: 



138* 



Senats president im Reichsversicherungs- 
amt f Berlin 24. V., 43 J. 
Du Prel, Dr. Carl, Frcihcrr. Nekrolog 

S. 146. 
Dustmann, Marie Louise. Nekrolog 

S. 172. 
Duvigneau, Otto, Director der Thon- 
waarenfabrik der Magdeburgcr Bau- und 
Creditbank, Stadtrath und Ehrenbttrger 
von M., 87 — 90 Reichstagsabgeordneter 
(nationalliberal) fttr diese Stadt; ein be- 
deutender Fttrderer des Kunstgewerbes. 
* Magdeburg 7. VII. 28; f das. 7. IX. 
Dyes, Dr. rned. August, Oberstabsarzt a. 
D., popular -medicinischer Schriftsteller. 
f Hannover XIL, 86 J. 
Eberhardt, H ein rich von, preuss. General- 
major z. D., bis 76 Commandant der 
38. Infanterie-Brigade. f 9- Iv » 77 J- 
Ebert, Dr. Theodor, kgl. Landesgeologe, 
Professor an der Bergakademie in Berlin, 
f Gross-Lichterfelde 4. IX., 42 J. 
Eckardstein, Ernst Freiherr von, Mitglicd 
des preuss. Herrenhauses, frtther Land- 
tagsabgeordneter fur Ober- und Nieder- 
Barnim (freiconservativ), Rechtsrittcr des 
Johanniter-Ordens. * 22. V. 24; f Berlin 
1. III. 
Edelmann, Albert, bayer. Landgerichts- 
director (zuerst in Regensburg, seit 92 in 
Munchen), seit 94 a. D. • 22. I. 31; f 
MUnchen 17. III. 
Eger, Karl von, Reichsgerichtsrath in 
Leipzig. * Esslingen, f Leipzig 26. VI., 
62 J. 
Egle, Josef von. Nekrolog S. 73. 
Eglise, siehe Sainte-Maric-Eglisc. 
Ehlert, Dr. Reinhold. Nekrolog S. 228. 
Ehrenburg, Dr. Vincenz Freiherr von, 
infulirter Pralat und Scholastikus des 
fUrstlichen Hoch- und Erzstiftes Olmlltz, 
Ritter des Ordens der Kisernen Krone, 
seit 29 Priester, seit 32 Dr. theol. f OI- 
ratitz 10. VII., 93 J. 
Ehrensteln, Karl Hermann von, sachs. 
Generalleutnant a. D., kgl. Oberstall- 
meister, frUher FlUgeladjutant. * Dresden 
19. VIII. 37; f Sibyllenhort 30. X., 
62 J. 
Ehrhardt, Karl Ludwig Adolf, Pro- 
fessor, Historienmaler (bes. religiose Mo- 
tive) in Dresden, seit 46 Mitglied der 
Dresdener Akademie. * Berlin 21. XT. 
13; f Wolffenbattel 18. XT. 
Ehrhardt, Erich von, preuss. General- 
major und Train-Dep6t-Inspector. * De- 
litzsch 3. V. 46; f Paris 4. I. 
Ehrlich, Alfred Heinrich, Professor der 
Musik in Berlin, Componist, Musikschrift- 
steller, Novellist und Aesthetiker. (Ro- 
mane: Abenteuer eines Emporkommlings, 



Kunst und Handwerk; ferner: Musik- 
&sthetik, Lebenskunst und Kunstleben, 
Wagnerische Kunst, Wahres Christenthum 
u. a.). * VVien 5. X. 22; f Berlin 30.— 
31. XII. 
Ehrlich, Josef R., Journalist, Schriftsteller, 
Kritiker (»Der Weg meines Lebensc, »Der 
Humor Shakespeares«, »Jocopo Ortisc, 
eine Tragodie, »Cato der Weisec, ein 
Lustpiel). Beschaftigte sich mit Astrono- 
mic, Naturphilosophie und Meteorologie, 
t 26. XIL, 57 J. 
Ehrne von Melchthal, Karl, kgl. bayer. 
Forstmeister a. D. f Munch en 6. VIIL, 
61 J. 
Eibenschutz, Arthur, J ournalist, Corre- 
spondent der »Neuen Freien Presses, f 
Krakau 22. VII., 69 J. 
Eichenberg, Karl Wilhelm, kgl. Schul- 
rath und Bezirksschulinspector. * Reichen- 
bach i. V. 7. I. 40; f Dresden 19.— 20. 
IX. 
Eiselein, grossh. badischer Landesgerichts- 

prasident. Nekrolog S. 279. 
Elben, Dr. Otto. Nekrolog S. 41. 
Elpio, siehe Schwartz. 
Embden, Charlotte von, geb. Heine, 
Heinrich Heines Schwester. * 18. X. 00; 
t Hamburg 14. X. 
Ende, Theodor am, preuss. Generalleut- 
nant z. D., bis 91 Commandant der 10. 
Division. + 28. II., 64 J. 
Endemann, Dr. Wilhelm. Nekrolog S. 144. 
Enderndorf, siehe Harsdorf. 
Engel, Dr. Josef, Regierungsrath, em. 
Professor an der ehem. Josefsakademie 
in Wien fttr pathologische Anatomie, be- 
deutender Fachschriftsteller. Ritter des 
Franz Josephs-Ordens, Ehrenmitglied der 
medicinischen Fakultat in Prag. * Wien 
29. I. 16; t das. 3. IV, 
Engels, Ernst, Geh. und Oberbergrath in 
Clausthal (Harz), Justttiar beim kgl. Ober- 
bergamt und Lehrer der Bergakademie 
daselbst, seit 90 Landtagsabgeordneter fttr 
Zellerfeld-Ilfeld, 93-98 Reichstagsabge- 
ordneter fttr Goslar-Zellerfeld (freiconser- 
vativ). * Falkenhagen (Kreis Lebus) 44; 
t Berlin 27. III. 
Erdinger, Karl, Dompropst des Kathedral- 
kapitels in St. Polten, namhafter Botaniker 
(Entdecker des »Salix Kemeri«), botan. 
Schriftsteller. f St. Pfllten 14. XII. 
Ehrhard, Josef, Professor, frtther Vorstand 
der naturwissenschaftlichen Sammlungen 
auf Schloss Koburg. + WUrzburg VIIL, 
80 J. 
Ehrhard, Ludwig Ritter von, bayer. 
Ministerialdirector im Staatsministerium 
des Innern fUr Kirchen- und Schulan- 
gelegenheiten, Comthur des Verdienst- 



139* 



Todtenliste 1899: 



140* 



ordens der bayer. Krone, Ritter des Or- 
dens des beil. Michael. • M tine hen 28. 
II. 32; f das. 22. VII. 

Ernesti, Hermann, Senatspriisident am 
Oberlandesgericht in Braunschweig, be- 
deutender Jurist, f das. 11. XL, 57 J. 

Ernst, Dr. Adolf. Nekrolog S. 211. 

Esch, Karl Edler von, k. u. k. Feldmar- 
schalllieutenant i. R., bis 80 Festungs- 
commandant in Essegg, dann in Wien 
Prasident des milit&rwissenschaftlichen 
und Casino-Vereins. * Agram 23 ; f Wien 
26. X. 

Escherich, Eduard Ritter von, Hofrath, 
vormals Generalinspector der General- 
direction der Tabakregie, Ritter des 
Lcopolds-Ordens und des Ordens der 
Eisemen Krone, f Wien 16. V., 75 J. 

Esebeck, Richard Freiherr von, bis 86 
Premier! eutnant, von da an Militarschrift- 
steller, bei Orleans als Leutnant schwer 
verwundet, Besitzer des Eisemen Kreuzes 
II. CI. und des bayer. Militar-Verdienst- 
ordens. • Landau 3. XII. 51 (54?); t 
M (inch en 15. I. 

Essenther, siehe Kapff. 

Eulitz, Adolf Oswald, kgl. sachs. Oeko- 
nomierath, Gutsbesitzer auf Pulsnitz bei 
Ostrau, Abgeordneter der zweiten Standc- 
kammer, Mitglied des Landesculturrathes, 
Mitbegrttnder und Vorstand des erblandi- 
schen ritterschafilichen Creditvereins. + 
Dresden 4. III., 76 J. 

Faber, Albert Friedrich Wilhelm, 
Wirkl. Geh. Rath, frtiher Prasident der 
Ftirstl. Landesregierung und des Flirstl. 
Consistoriums zu Greiz. f Frankfurt a. 
M. 25. VIIL, 83 J. 

Faber, Dr. theol. Ernst, seit 65 in China, 
Mitglied der dortigen evangelischen 
Mission, bedeutender Kenner chinesischer 
Sprache und Sit ten, Uebersetzer aus dem 
Chinesischen, auch theolog. Schriftsteller, 
Ehrendoctor der UniversitSt Jena. * Ko- 
burg 25. IV. 39; f Tsintau (Kiau-tschou) 
26. IX. 

Faehndrich, Landgerichtsprasident in Glo- 
gau. f HI. 

Falkenberg, siehe Grundemann. 

Falkenhayn, Graf Julius. Siehe Nach trag. 

Falkenstein, Kuno Freiherr von. Nekro- 
log S. 77. 

Feckert, Gustav, Professor, Maler, einer 
der bedeutendsten Lithograpben, Mitglied 
der Berliner Akademie der Ktinstc, i£hren- 
mitglied des Vereins Berliner Klinstlcr. 
Nekrolog S. 303. 

Fessler, Dr. mcd. Richard, Arzt. f 
MUnchcn 28. I., 29 J. 

Fiedler, Dr. He in rich, Director der Ober- 
realschule, der Baugewerkschule und der 



Maschinenbauschule in Brcslau, die alle unter 
seiner Leitung gegrtlndet wurden, 90 Mit- 
glied der Conferenz zur Berathung der 
Reformen des hoheren Unterrichtswesens. 
f Breslau 22. I., 66 J. 

Finck von Finckenstein, Wilhelm 
He in rich Graf, preuss. Kammerherr, 
Mitglied des Herrenhauses. * 4. II. 50; 
t Altmadlitz 6. IX. 

Finger, Dr. Josef, em. Professor an der 
Lemberger medicinischen Anstalt, Mitglied 
der Gesellschaft der Aerzte in Wien. -f- 
Wien 27. I., 79 J. 

Finke, Edmund, k. u. k. Oberst, Militar- 
schriitsteller. f Wien 16. V., 67 J. 

Finsler, Dr. theol., seit 32 Jahren Antistes 
der ZUricher Landeskirche, theol. Schrift- 
steller (»Geschichte der theologischen 
Entwicklung in der Schweiz seit 1838* 
und » ZUrich in der 2. Halfte des 18. Jahr- 
hunderts«). * 24. XII. 19; f Zttrich 1. IV. 

Fix, Schulrath, Seminar director, padagogi- 
scher Schriftsteller. f Soest II. 

Fleck, Franz Ludwig. Nekrolog S. 207. 

Fleckeisen, Dr. Karl Friedrich Wil- 
helm Alfred, Nekrolog S. 168. 

Fleischl-Marxow, I d a v o n. Nekrolog S. 320. 

Flohr, Dr. August, Professor, ehem. am 
Dorotheenst&dtischen Realgymnasium in 
Berlin, EhrengTossmeister der Loge Royal 
York; f 11. XL, 80 J. 

Flossmann, Wilhelm, Grosskaufrnann und 
Handelsrichter in Mtinchen, 61—99 Leitcr 
der Generalagentur der Stettiner Lebens- 
versicherungsgesellschaft »Germaniac; * 
Mllnchen xo. X. 34, f das. f 5- V ^L 

Fdrster, Sophie, Nekrolog S. 163. 

Frankenstein, Kuno Wilhelm Erdmann 
Freiherr von, kommandierendcr General 
des XV. Armeecorps, kgl. wtlrttemb. General 
der Infanterie, Generaladjutant des Konigs; 

* Esslingen a. N. 12. XII. 40, f Strassburg 

5.-6. V. 

Fran ta> JohannBaptist, seit 93 Redacteur 
des »Neuen MUnchener TageblatU, vorher 
beim »Muncbener Fremdenblatu (seit 79), 
bei der »Landshuter Zeitung« (seit 90), 
dann (seit 92) beim »Bayerischen Kurierc; 

* 47, t Mllnchen 3. IX. 

Franz, Dr. Gustav Moritz, j>is 84 Ober- 
consistorialrath und Superintendent von 
Dresden ; * Sosa bei Eibenstock 3. II. 16, 
f Dresden 26. V. 

Franzius, Volkmar, Justizrath, 60 — 95 
Rechtsanwalt und Notar in Norden, seit 
98 Reichstagsabgeordneter fur Emdcn- 
Norden (national-liberal) ; * Leer (Ostfries- 
land) 23. XL 27, f Blankenburg 2. V. 

Freiheim, Franz X., Nestor der steirischen 
Dichter, Lyriker und Dramatiker, zumeist 
im Dialect; f Graz 23. XII., 88 J. 



141" 



Todtenliste 1899: 



142* 



Freiligrath, Ida, geb. Melos, Wittwe des 
Dichters F., Dichterin und Uebersetzerin; 

* Weimar 20. XII. 17, f Foresthill-London 
6. II. 

Freudenberg sicbe LOwenstein. 

Frey, Dr. Johann, frtther Professor am 
Zliricher Gymnasium, class. Philologe, Ver- 
fnsser von Lehrbttchern ; f Zurich 1. XII. 

79 J- 

Friedel, Dr., Professor der organ iscben 
Cbemie und Director des chemischen La- 
boratoriums an der Sorbonne, gebttrtiger 
Strassburger; f Montauban 20. IV., 67 J. 

FriekhSffer, Dompastor in Bremen, Mitglied 
und hervorragender F8rdeTer des Prote- 
stantenvereins; f das. 14. IV., 72 J. 

Fritzsche, G u s t a v , Professor, Bildhauer, 
Schiller Ernst Rietschels; f Dresden 9. IX. 

Fritzsche, Gustav, kgl. sachs. Hofbuch- 
binder in Leipzig, Vorsitzender im Auf- 
sichtsrath der Leipziger Creditbank, Mit- 
glied der zweiten Kammer, Ritter des 
Albrechtsordens 1. CI.; + Leipzig 24. V., 
60 J. 

Fromm, Dr. Emil, Bibliothekar der Stadt 
Aachen, bcdeutender Historiker u. Biblio- 
graph, Verfasser eines grossen bibliogra- 
phischen Nachschlagewerkes Uber die litte- 
rarhistorischen Erscheinungen des 19. Jahr- 
hunderts und des bekannten Werkes 
almmanuel Kant und die preussische Cen- 
sus; * Gnesen 9. VII. 58, f Aachen 22. 
(20.?) I., 41 J. 

Friihwald, Dr. Karl, Nekrolog S. 114. 

Fuchs, J oh an n Nepomuk, Nekrolog 
S. 177. 

Fiirstenberg, Emil Egon, Prinz zu, k. 
u. k. Geh. Rath, Major a. D., Mitglied des 
bsterr. Herrenhauses (Mittelpartei), Ritter 
des Ordens vom Goldenen Vliesse; * 
Donaueschingen 12. IX. 25, f Leontinen- 
schloss bei Purglitz 15. V. 

Fugger zu Kirchberg und von Weissen- 
horn, Hartmann Graf von, Regie rungs - 
president der Oberpfalz und von Regens- 
burg seit 94, vorher Regierungsdirector in 
Speyer (seit 84) und Mtinchen (seit 87), 
75 — 81 Landtagsabgeordneter flir Donau- 
wOrth(Patrioten-Fraction), 77—81 Mitglied 
des Reichstags; ° Schloss Oberkirchberg 
30. VI. 29, f Heidelberg 5. IV. 

Funcke, Peter, ord. Professor der Pastoral- 
theologie an der Akademie in Mlinster; 

* 30. XII. 29, f MUnster II. 
Gageur Eugen, Nekrolog S. 302. 
Gaisberg, Wilhelm Freiherr von, wttrt- 

tcmb. Generallcutnant z. D., General a la 
suite des Kb* nigs, ehem. Commandant der 
51. Infanterie-Brigadc; * Tubingen 8. VII. 
21, f Schloss Schockingen 12. (13.?) V. 
Galen, siehe Lange. 



Gander, Karl Georg Fried rich, Guts- 
besitzer, bis 97 erster und seitdem zweitcr 
Vorsitzender des Bundes der Landwirte 
(Abtheilung Pfalz), seit 98 Reichstagsabge- 
ordneter ftirGermersheim (national-liberal); 

• Steinweiler (Pfalz) 17. XII. 55, f das.26.X. 
Gansen, Dr. Johann, Regierungs- u. Schul- 

rath in Aachen, historischer und p&dago- 
gischer Schrifts teller; * Kflln 16. IX. 47, 
f Aachen 3. XL 

Gebhardt,Friedrich Wilhelm Hermann, 
Nekrolog S. 184. 

Gedult von Jungenfeld, Josef Freiherr, 
grossh. hess. Generalleutnant a la suite, 
bis 68 Commandant der hess. Reiterbrigade ; 
t 24. I., 87 J. 

Gehlert, Dr. Karl August, Nekrolog S. 171. 

Geisser, Jakob, Nekrolog S. 158. 

Gelder, Lucia von, Nekrolog S. 121. 

Georgenburg siehe Simpson. 

Gereuth siehe Hirsch. 

Gerhardt, Dr. Karl Immanuel, Professor, 
frtther Director des Gymnasiums in Eis- 
leben, roathematischer Schriftsteller (»Ge- 
schichte der Mathematik in Deutschland«), 
Herausgeber der Werke Leibnizens, ord. 
Mitglied der*Berliner Akademie der Wissen- 
schaften; « Harzburg 2. XII. 16, f Halle suS. 
5-V. 

Gerlachstein siehe Hohenwart. 

Gilbert, Dr. Gustav, Gymnasialprofessor 
in Gotha, Forscher auf dem Gebiete der 
altgriechischen Geschichte (» Handbuch 
der griechischen Staatsalterthilmer«, »Stu- 
dien zur altspartanischen Geschichte «, 
»Beitrage zur inneren Geschichte Athens«); 

♦ Ratzlingen 24. XII. 43, + Gotha 3. I. 
Gille, Dr. Karl, Geh. Hof- und Justizrath 

in Jena, langj. Secretar des Allg. Deutschen 
Musikvereins, durch 60 Jahre Vorstand des 
akademischen Concertinstituts, Jugend- 
freund August von Goethes; f Ilmenau 
6. VIII., 86 J. 

Gisela siehe Reznicek. 

Giuliani, Ernst von, Geh. Rath, frtther 
Sectionschef im dsterr. Justizministerium, 
Mitglied des Reichsgerichts und des Herren- 
hauses, Director der Ersten bsterr. Spar- 
kasse; f Wien *• J -» 75 J- 

Glauchau siehe Schdnburg. 

Gleim, Eduard, Nekrolog S. 98. 

Goebel, Karl, Aquarellmaler (Portratist) in 
Wien; f *<>• !!•• 75 J- 

Goeczy, Karl Julius, ehem. Wiener Gc- 
meinderath; f Wien 14. VI., 70 J. 

Goepel, Augusts, Dichterin (bes. Btsmarck- 
Gedichte); t Bautzen 12. IX. 

Goetze, Walther, Botaniker; im Auftrag 
der VVentzel - Heckmann - Stiftung nach 
Deutschostafrika gereist, um die dortige 
Flora zu studieren ; f das. 9. Xfi. 



M3' 



Todtcnliste 1899: 



144* 



Goldberg, Dr. M. G., Deutsch - amcrikan. 
medicinischer Schriftsteller , sett 48 in 
Amerika, seit 70 in Cincinnati; f XII., 76 J. 

GoUermann, Friedrich (Wilhelm?); Nc- 
krolog S. 235. 

Geltz, Willibald Freiherr von der 9 
preuss. Generalmajor z. D., 67—72 Director 
der Kriegsschule in Potsdam, 70—71 Chef 
des Stabs der General-Etappen inspection 
der 3. Armee, 77—82 Commandant der 
1. Feldartillerie-Brigade; * Bischofsburg 
8. VIII. 29, f Potsdam 13. (10.?) I. 

Gosslar, Edmund, preuss. Generalleutnant 
z. D., 91—94 Commandant der 14- In- 
fanterie-Brigade; f 14. V., 58 J. 

Gossler, Dr. jur. K. Oskar, Vorsitzender 
des Hamburger Secamtes; f Hamburg 10. 
( 9 .?)X. f 56 J. 

Gostkowski, Otto von, preuss. General- 
leutnant z. D., bis 90 Commandant der 
10. Feldartillerie-Brigade: f 8. V., 68 J. 

Gottschalck, Max, preuss. Generalmajor z. 
D.j bis 91 Commandant der 14. In fan ten e- 
Brigade; f **• XL, 64 J. 

Gottschewsky, Theodor, Geh. Oberjustiz- 
rath und Kammergericht-rath (bis 94), 62 
— 63 und 67—73 preuss. Landtagsabgeord- 
neter; f Berlin 3. L, 77 J. 

Graefe, Dr. Karl Alfred, Geh. Medicinal- 
rath, bis 97 ord. Professor der Augenheil- 
kunde an der Universitat Halle, wie sein 
Vetter Albrecht G. einer der beruhmtesten 
AugenSrzte, auch Fachschriftsteller (Hand- 
buch der gesammten Augenheilkunde); * 
Martinskirchen bei Mtthlberg 22. oder 23. 
XI. 30, f VVeimar 12 IV. 

Graeser, Karl, Nekrolog S. 173. 

GrerTrath, Henry, Nekrolog S. 212. 

Gremly, August, Botaniker, bekannt durch 
seine »Flora der Schweiz«: * Egelshofen 
(Thurgau), f das. 12. IV., 66 J. 

Griesinger, Dr. Albert Julius Freiherr 
von, Nekrolog S. 74. 

Grimme, Reinhold, BegrUnder und Director 
der Kunstanstalt Grimme und Hempel; f 
Leipzig 24. VIL, 46 J. 

Groeningen, Dr. Gustav, Oberstabs- und 
Regimentsarzt in S trass burg, bedeutender 
chirurgischer Schriftsteller; f 23. III., 48 J. 

Groh, Dr. Franz, kais. Rath. Professor der 
Chirurgie, Director a. D. der med. Landes- 
anstalten und der Hebammenschule in Ol- 
mtitz, Ritter des Franz Josephs -Ordens 
und des Ordens des heil. Sylvester, Be- 
sitzcr des goldenen Verdienstkreuzes mit 
der Krone, der Medaille fUr Kunst und 
YVissenschaft und der Kriegsmedaille, 
Ehrenbtlrger der Stadt Kourim; t Olmiltz 
3. VI., 76 J. 

Gross, Friedrich, em. Kreisthierarzt der 
Pfalz ; f 1 , 67 J. 



Grosse, Louis, kgl. Musikdirector, Musik- 
lehrer; * Mittelsaida 26. V. 36, f Dresden 
26. VIL 

Groth, Klaus Johann, Nekrolog S. 103. 

Gruber, Dr. Flo ri an, Landgerichtsprasident 
in Constanz, vorher Erster Staatsanwalt 
in Karlsruhe; Nekrolog S. 300. 

Grunfeld , S i g m u n d , Solo-Correpeti tor der 
Wiener Hofoper; * Prag 17. V. 56, f Wien 
1. IX. 

Glitter siehe Diepenbroick. 

Grundemann von Falkenberg, Moriz, 
Graf, Gutsbesitzer; f Wicn 5- IIL » 
69 J. 

Giilcher, Arthur, Geh. Commerzienrath, 
hervorragender Grossindustrieller in Eupen, 
Vorsitzender der Handelskammer; f das. 
8. I., 72 J. 

Gull, Josef, Nekrolog S. 100. 

Gumbert, JosefFeliz, Wachter des Leucht- 
thurms auf Cap Spartel in Marokko, 
ein geborener Oesterreicher (M&hrcr); 
t XII. 

Gumprecht, Adolf, Nekrolog S. 188. 

Gurlt, Dr. Ernst, Geh. Medicinal rath, Pro- 
fessor der Chirurgie an der Universitat 
Berlin, Docent an der Kaiser Wilhelms- 
Akademie, Redacteur des »Archivs fflr 
Chirurgie*, Mitherausgeber der Virchow- 
schen Jahresberichte, Verfasser deT Werke: 
»Ueber den Transport Schwervcrwandeter 
und Kranker im Kriege«, »Handbuch der 
Lehre von den Knochenbrtlchenc, »Ge- 
schichte der international en u. freiwilligen 
Krankenpflege im Kriege«c, »Die Kriegs- 
chirurgiederletzten i5oJahre in Preussenc 
u. a., hervrrragenderMilitarchirurg, 64, 66 
und 70-71 Leiter und Organisator von 
Sanitatszttgen: * Berlin 13. IX. 25, f &**• 
9.L 

Guyer-Zeller, Adolf, Nekrolog S. 37. 

Haacke, Paul Arnold, Reichsgerichtsrath 
a. D., seit 92 i. R., frUher Landgerichts- 
prasident in Hirschberg (Schlesien), 93 — 
98 Landtagsabgeordneter fur Sanger hausen- 
Eckartsberga (national -liberal); * Rossla 
I. XII. 32, f Blanckenburg a. H. 

20. VIII. 

Haag, Martin, Weingartner in Heilbronn, 
93-98 Reichstagsabgcordneter ftlr diese 
Stadt (silddeutsche Volkspartei); * das. 11. 
XL 26, f das. 7. V. 

Haeberlin, Franz, Hofbaurath, Erbauer der 
Haupt-Cadettenanstalt in Gross- Lichter- 
felde; f Potsdam 25. VIL, 58 J. 

Haffher, Dr. Paul Leopold, Bischof von 
Mainz seit 66, fruher Professor der Philo- 
sophie am theologischen Seminar in Mainz, 
Mitbegrtinder der Gbrres-Gesellschaft, auch 
litterarisch thatig; * Horb im Schwarzwald 

21. I. 29, f Mainz 2. XL 



M5* 



Todtenliste 1899: 



146* 



Hagel, Dr. Adolf, k. u. k. dsterr.-ung. Dele- 
gate r im obersten Sanitatsrathe, Botschafts- 
arzt in Constantinopel ; f Bujukderc bei 
Constantinopel 12. VIIL, 58 J. 

Hagen, Hartmann von, Generalleutnant 
z. D., bis 95 Gouverneur von Thorn; f 
Gross-Lichterfelde 26. III., 64 J. 

Hahn, Oberbttrgermeister von Bochum, bis 
92 BUrgermeister von Nordhausen, als 
solcher Vertreter N.'s im preuss. Herren- 
hause; f Bochum 10. VII. 

Hampe, Dr. Wilhelm, Professor dcr Chcmie 
an derBergakademiezuKlausthal; f Halber- 
stadt 10. L, 57 J. 

Hankel, Dr. phil. et med. Wilhelm Gott- 
lieb, Geh. Rath, Professor der Physik an 
dcr Univcrsitat Leipzig (seit 49); • Erms- 
leben 17. V. 14, f Leipzig 17. II. 

Hannak, Dr. Emanuel, Director des stadti- 
schen LehrerpBdagogiums in Wien, her- 
vorragender Padagog, historischer, geogra- 
phischer und padagogischer Schrif tsteller ; 

• Teschen 30. V. 41, f Wien 27. II. 
Hanusch, Alois, Commercialrath, kais.Rath, 

eincr der Grander und Prasident des Kunst- 
gewerbevereins , dann lebenslilngl. Ehren- 
prasident desselben, Curator des Oesterr. 
Museums ftir Kunst und Industrie, eigent- 
licher Begrtinder der Wiener Bronceindu- 
strie, Chef und Leiter der FirmaDziedzinski 
und Hanusch; f Wien 7. II., 74 J. 

Harder, Wilhelm, Redacteur des »Bade- 
blattes* in Baden-Baden, vorher Redacteur 
der »Karlsruher Zeitungc, Dichter, Schrift- 
steller, Theaterkritiker; * Leipzig 4. II. 56, 
f Baden-Baden XI. 

Harders, Hofbesitzer, 82—85 Abgeordneter 
ftir Stormarn (national-liberal); fill. 

Harms, Friedrich, wlirttemb. Consul in 
LUbeck, Chef der dortigen Grosshandlung 
Lorenz H. und Stthne; f das. 19. XI. 

Harsdorf von Enderndorf, Alexander 
Freiherrvon, bayer. Oberlandesgerichts- 
prasident (Augsburg) a. D., kais. Commissar 
der Reichsbankhauptstelle in Miinchen, 
Ritter des Verdienstordens der bayer. Krone 
und des Ordens vom heil. Michael 2. CI.; 

* 11. VIII. 24, f Augsburg 15. II. 
Hasler, Dr. theol. Ferdinand, bayer. Ly- 

cealprofessor a* D. ; * Miinchen 12. 1. 42, f I. 

Hauer , Franz Ritter von, Siehe 
Nekrolog S. 323. 

Hauschka, Dr. med. Dominik Josef 
Ritter von, Professor der ehero. medi- 
cinisch-chirurgischen Josephs-Akademie in 
Wien, Ritter des Ordens der Etsernen 
Krone 3. CI., Besitzcr des Goldenen Ver- 
dienstkreuzes; f Wien 9. XII., 84 J. 

Hausegger, Dr. Friedrich von, Nekrolog 
S. 161. 

Haussonville siehe CI air on. 



Hayduck, Dr. Max, Nekrolog S. 120. 

Hebenstreit, Dr. Alois, Pralat, Domdechant 
in Graz, auch schriftstellerisch thatig (ein 
Werk ttber Johannes Hus), Comthur des 
Franz Josephs-Ordens , Ritter des Ordens 
der Eisernen Krone 3. CL; f Graz 6. XII., 
72 J. 

Heerwart, Dr. Adolf von, grossh. sachs. 
Wirkl. Geh. Rath, seit 72 bis vor Kurzem 
Bundesrathsbevollmachtigter der thtlringi- 
schen Staaten, Autoritat ftir Zoll- und 
Steuerwesen; * Eisenach 28, f Jena 19. 
XI. 

Heise, Johannes, Baurath, Conservator ftir 
die Provinz Westpreussen ; f Danzig 

15 iv. 

Heiss, Ludwigvon, kgl. bayer. Oberforst- 
rath a. D., Ritter des Verdienstordens der 
bayer. Krone und des Ordens vom heil. 
Michael 1. CI.; * Roggenburg (Schwaben) 
26, f Mtinchen I. 

Heldt, Hauptmann in der Schutztruppe fUr 
Stidwestafrika; f XL 

Helldorf, Oskarvon, kgl. sachs. Kammer- 
herr, frtiher Gesandter in Wien, Ritter- 
gutsbesitzer. Mit ihm erlischt die mann- 
liche Linie der H.-Bohlen; f SchlossBdhlen 
bei Borna 28. IX. 

Heller Ritter von Hellheim, Franz, k. u. 
k. Feldmarschall-Leutenant i. R., der die 
Feldztige 48, 49, 59, 64, 66 und 78 mit- 
gemacht hatte; f Graz 4. IV , 67 J. 

Helm, K., grossh. badischer Geh. Rath, 
Director der Amortisations- und Eisen- 
bahnschulden-Tilgungskassen ; f Karlsruhe 
3. XII. 

Helmerding, Karl, Komiker, 48—51 und 
55 — 78 in Berlin, besonders am Wallner- 
Theater; * Berlin 29. X. 22, f das. 20. XII. 
Siehe Nekrolog S. 321. 

Helmholtz, Anna von, Nekrolog S. 14. 

Hempel, Karl, Gutsbesitzer, frtiher Reichs- 
tagsabgeordneter fUr Bromberg (Fort- 
schrittspartei); ' Bromberg 12. VIIL 27, 
f das. 18. VIIL 

Henkel, Dr. He in rich, Nekrolog S. 169. 

Henninges, Bruno von, Generalleutnant 
z. D., 86-88 Commandant des Kaiser 
Alcxander-Rgts , 88 — 92 Commandant von 
Posen; f Braunschweig 26. VIIL, 63 J. 

Hennings, Johann Friedrich, Nekrolog 
S. 129. 

Henrici, Dr. Paul Christian, Nekrolog 
S. 252. 

Heppe, Adolf von, bis 98 Prasident der 
Regterung in Trier, frllher Landrath in 
und Landtagsabgeordneter fUrSchleusingen 
(frei-conscrvativ) ; f Arolsen 30. VII., 63 J. 

Hermann, Wilhelm, Journalist und Schrift- 
steller (Novellen) in Wien; * Alt-Kanizsa 
22. IX. 44, f Wien 4. X, 



i 4 7* 



Todtenliste 1899: 



148* 



Hernmarck, G. D., vormals Burgcrmeister 
von Riga ; t Meran 24. VI. 

Herper, August, Gutsbcsitzcr, Abgeordneter 
fur Prignitz (conservativ) ; f 22. XII., 50 J. 

Herrenschneider, E. A., Pfarrer und Con- 
sistorialprasident in Horburg (Elsass), 
Alterthumsforscher, Entdecker des Castrum 
Argent oria; f Horburg 22. X. 

Hertel, Peter Ludwig, Nckrolog S. 176. 

Hessling, Dr. Theodor von, vormals Pro- 
fessor der Anatomie an der Universitat 
Munchen, namentlich auf dem Gebiete der 
mikroskopischen Anatomie thatig; f Traun- 
stein V., 83 J. 

Hetz, J oha nn Karl, Professor, Maler, Lehrer 
an der Kunstgewerbeschulc in MUnchen; 
* 1 1. XL 28. f MUnchen 5. VIII. 

Heuduck, Wilhelm von, Nekrolog S. 222. 

Hey, Karl Otto Wilhelm, kgl. sachs. Hof- 
rath, Director der kgl. Baugewerkschule in 
Leipzig; * Ichtershausen (ThOringen) 38, 
f Leipzig ii. III. 

Heydebrand und der Lasa» Tassilo von, 
kgl. preuss. Wirkl. Geh. Rath, Gesandter 
a. D., 57 — 60 Ministerresident in Rio de 
Janeiro, dann Gesandter in Weimar, 65 — 
78 in ^Copenhagen, dann bis 80 in Stutt- 
gart, kgl. Kammerherr, Stern des Rothen 
Adler-Ordens 2. CI. mit Eichenlaub, kgl. 
Kronen-Orden 1. CI., bedeutender Schach- 
schriftsteller und Besitzer der grossten 
Schachbibliothek ; * Potsdam (Berlin?) 17. 
X. 18, f Storchnest (Kreis Lissa) 27* VII. 

Heynitz, Paul Adolf Benno von, kgl. 
sachs. Kammerherr: * 34, f Weicha bei 
Wcissenberg (Oberlausitz) 4. IX. 

Heyse, Emilie, geb. Nitsche, Wittwe des 
Consuls H., bekannt durch gemeinnutzige 
Bestrebungen, Stifterin des Kaiser Wilhelm- 
Denkmals in SwinemUnde; f das. VII. 

Hiendlmayr, Sebastian, Nekrolog S. 99. 

Hildesheimer, Dr. J., Oberrabbiner, Ftihrer 
des orthodoxen Judenthums in Deutsch- 
land; f 12. VI., 79 J. 

Hiltner, Bernhard, Stadtpfarrer von St. 
Gangolf in Bamberg, der sein Vermogen 
von 200000 Mk. zu Wohlthatigkeits- 
zwecken spendete; f 12. (?) VIII. 

Himmer, Franz, ehem. Hofopemsanger in 
MUnchen und Wien, erster deutscher 
Wagner-Sanger in Amerika (Tannhauser 
62); f Hildesheim 15. XII., 71 J. 

Hirsch - Gereuth , Clara Baronin, geb. 
Bischoffshcim, bekannte Millionarin u. 
Wohlthaterin ; * Antwerpen 33, f Paris. 

Hirschfeld siehe Birch. 

Hirschfelde siehe Schmidt. 

Hirschwald, Ferdinand, Nekrolog S. 188. 

Hobrecht, Max, Rentner, frtiher Landtags- 
abgeordneter fUr Westhavelland, Schrift- 
steller; f Rathenow 1. IX., 71 J. 



Hoflein, Otto, Professor, Modellierlehrer 
an der Kunstgewerbeschulc in Pforzheim; 
t das. 1. I. 

H5hn, Edmund, seit 92 Director des inter- 
nationalen Bureaus des Weltpostvereins in 
Bern, frtiher schweizerischer Obcrpost- 
dircctor; f Bern 30. I. t 60 J. 

Hftrburger, Franz Karl, kgl. bayer. Reg- 
Rath und Bezitksamtmann a. D., seit 93 
i. R.; * VValdenhofcn 27. XII. 26, f Munchen 

3. in. 

Hftrrmann, Leoba von, Priorin des Frauen- 
klosters Chiemsee; f II. 

Hoesch, Emil, Commercienratb, Gross- 
industrieller und Kreisdepatierter in DUren: 
f das. 13. VII., 65 J. 

Hoesch, Leopold, Geh. Commercienrath, 
Mitbegrtinder des grossen Stahlwcrkes in 
Dortmund, Ehrenprasident des Vereins 
Deutscher EisenhOttenleute; * DUren 13. 
L 20, f <*as. 21. IV. 

Hoffmann, Adolf, Nekrolog S. 28 1. 

Hoffmann, Adolf, Kammergerichtsrath a. D., 
74 — 80 und 81 — 90 Reichstagsabgeordncter 
fttr Schwarzburg-Rudolstadt (deutsch-frci- 
sinnig), 81 — 87 zweiter Viceprasident des 
Reichstages; f 16. VI., 64 J. 

Hoffmann, Ewald Alexander, kgl. sachs. 
Geh. Rath, Abtheilungsvorstand im Finanz- 
ministerium, 87 — 98 Generaldirector der 
sachs. Staatscisenbahnen ; Nekrolog S. 301. 

Hoffmann, Dr. Ludwig August, Text- 
dichter der RUser'schen Oper » Merlin* ; 
f Bielefeld 27. I. 

Hoffmeister Edler von Hoffcnegg, Ed- 
mund, k. u. k. Feldmarschall- Lieutenant, 
Inspector der Armee-Schiessschule in Wien; 
t das. 10. V. 

Hohenau, siehe Benzel. 

Hohenhausen, Elise Freiin von, Nekrolog 
S. 223. 

Hohensolms siehe Solms. 

Hohenthal, Karl. Xaver Maximilian 
Graf von, Fideicommissherr auf PUchau, 
Ehrenritter des Johanniterordens.kgl. sachs. 
Kammerherr; * 23. XI. 53, t Leipzig 8. — 
9. VII. 

Hohenwart zu Gerlachstein, Karl Sig- 
mund Graf, Nekrolog S. 86. 

Hohl, Karl von, Nekrolog S. 79. 

Hohls, Dr. Otto, Sanitatsofficier in der 
Boerenarmee, gefallen vor Ladysmith Ende 
XL 

Homann, Karl, Schrifts teller, Staatsminister, 
Mitglied des litterarischen Bureaus und 
Parlamentsberichterstatter ftir den Kaiser, 
Musikkritiker der »Tagl. Rundschau*; * 
Hohcngrabe 25. VL 46, + Potsdam 
25. VI. 

Hoppe, Julius, Rentner, langj. President 
der Berliner Turnerschaft; f Bonn X. 



1 49* 



Todtenliste 1899: 



150' 



Horwitz, Dr. Heinrich Josef, Justizrath, 
Rcchtsanwalt und Notar in Berlin, seit 77 
Landtagsabgeordneter fUr Torgau, Reichs- 
tagsabgcordneter 83 — 86 fur Torgau und 
90—93 fur Mtihlhausen (national -liberal, 
dann deutsch-freisinnig), Mitglied der Ber- 
liner Stadtverordncten, politischer Schrift- 
steller; * Putzig bei Danzig 28. IV. 24, f 
Berlin 17. XL 

Hotzen, Dr. med. Otto, Dichter; + Bremen 
25. V., 68 J. 

Hoyos-Sprinzenstein, Josef Theodor 
Graf, k. u. k. Kammercr, Geh. Rath, Guts- 
bcsitzer, intimer Freund des f Kronprinzen 
Rudolf, an dessen Todestag in Mayerling 
anwesend; * Wien 9. XL 39, f Edlach 
22. V. 

Hrdlicka, Vincenz, Journalist; f Wien 10. 
IX., 40 J. 

Hubcr, Karl, Sectionschef a. D., bis 89 im 
osterr. Finanzministerium , Viceprasident 
des Ersten Allg. osterr. -ungar. Beamten- 
vercins, Ritter des Leopold-Ordens ; * Linz 
22, f Meran 7. III. 

Hubel, Ed. Moritz von, kgl. sachs. General- 
major z. D., bis 89 Commandant der 23. 
Cavallerie-Brigade, im Kriege 70,71 raehr- 
fach verdient; * Dresden 34, f d as * 3- — 4- 
XL 

Hiiffer, Alfred, Landgerichtsrath a. D., 53 
—55 und 70—85 Abgeordneter fUr BUren- 
Paderborn (Centrum); f 23. VIIL, 8x J. 

Hiiffer, Eduard, Buchhandler, Verleger des 
»Mlinsterschen Anzeigers«; + Munster 15. 
VIIL, 86 J. 

Hiigel, Heinrich von, grossb. hess. Geh. 
Baurath; f Berlin 2. VIIL 

Hiillessem siehe Meerscheidt. 

Huisken, Hermann, Historienmaler in 
DUsseldorf, mit Prof. Claus Meyer mit der 
AusschroUckung des grossen Saales auf 
Schloss Berg an der Wupper betraut; t 
Braunschweig 23. IX. 

Humbert, J. P., Vorsitzender des Aufsichts- 
rathes der Bank J. Mayer u. Co., President 
der Handelskammer in Metz; f das. 20. 
VIL, 82 J. 

Huss, Ludwig, Hofrath, Ingenieur, General- 
direct ionsrath der Staatsbahnen a. D., Bau- 
director-Stellvertreter der Baudirection fllr 
die Wiener Stadtbahnen; + Kirchberg am 
Wechsel 23. VL, 64 J. 

Jacoby, Paul, Nekrolog S. 172. 

Jaeger, Geh. Regierungsrath, Oberbiirger- 
meister von Elberfeld, Mitglied des Herren- 
hauses; f 8- VL 

Jaeppelt, Julius Friedrich, kgl. sachs. 
Rath, Ministerialdirector a. D., bis 1.L98 
Vorstand der Verwaltung der sachs. Landes- 
anstalten; * Dresden 10. X. 24, f das. 26. 
IX. Nekrolog S. 302. 



Jan, Karl von, Professor am Lyceum in 
Strassburg, Forscher auf dem Gebiete der 
antiken Musik und Lyrik; * Schweinfurt 
22. V. 36, f Aldebogen (Schweiz) IX. 

Janecki, Ma re ell i, preuss. Officier a. D. t 
Genealog und Heraldiker; * Gratz 3. XL 
55, f Berlin 6. XII. 

Janschky, Josef, Erbauer der sogen. »J.- 
Wagenc, bei denen Spiral fed em zur Ver- 
minderung des Stosses in Anwendung 
kamen; f Wien 23. I., 89 J. 

Jantsch, Heinrich, Director des Theaters 
im Wiener Prater. War zuerst schrift- 
stellerisch und redactioncll thatig, ging 
dann zur BUhne und wirkte an den 
Theatern in Marburg a. D., Mainz, am 
Deutschen Theater in Pest u. a. Spatcr 
ttbernahm er die Direction des Victoria- 
Theaters in Frankfurt a. M., dann leitete 
er das Flora-Theater in Coin, die Stadt- 
theater in Danzig, Halle a. S. und Konigs- 
berg. 92 kaufte er das Filrst-Theater in 
Wien, welches er unter dem Titel » Wiener 
Volkstheater« , von einer Possenbtihne zu 
einer popularen Kunststatte erhob. # Glcich- 
zeitig fuhrte er die Direction des Troppauer 
Stadttheaters, wo er Hauptmanns »Ver- 
sunkene Glocke« zum ersten Male in 
Oesterreich zur Aufftlhrnng brachte. Auch 
litterarisch war J. thatig als Verfasser von 
Volkssttlcken (» Kaiser Josef und die 
Schusters tochter«, »Ein Excommunicierter*, 
^Ferdinand Raimund«, »Der Herrgotts- 
biuder«). Daneben war er schauspielcrisch 
thatig, zuletzt als »Konigslieutenant«; * 
Wien 7. III. 45, f das. 5. II. 

Jebsen, Michael, Rheder in Apenrade, 
Landtagsabgeordneter und 90—98 Reichs- 
tagsabgeordneter fUr Flensburg, Autoritat 
in Fragen des Uberseeischen Verkehrs: * 
Apenrade 27. IX. 35, f Berlin (auf der 
Heimreise von Karlsbad) 1. X. 

Jensen, Andreas Detlev, Nekrolog S. 254. 

Imle, von, Generalmajor z. D., langj. Com- 
mandeur des Landwehrbezirkes Stuttgart; 
f Mergentheim 15. IX* 

Immermann, Hermann, ord. Professor der 
Pathologie an der Universitat Basel; f 
das. 12. VL, 60 J. 

Joachim, Amalie, Nekrolog S. 179. 

Johaentgen, Dr. Franz, Universitatsdoccnt, 
Herausgeberder»LiberalenCorrespondcnz« 
in Berlin; * 15. IV. 35, f Berlin 6. IV. 

Johannes, Bernhard, k. k. Hof-Photo- 
graph, bekannter Hochtourist, der na- 
mentlich die Tiroler Berge beging, um 
photographische Aufnahmen zu machen; 
+ Meran 17. I., 51 J. 

John, Friedrich, emer. Cantor, Mu- 
siker; a Altstadt bei Stolpen 35, + Dresden 
VIIL 



*5i* 



Todtenliste 1899: 



*5 2 



Jonas, Elisabeth, geb. Griifin v. Schwerin, 
Witwe des Prcdigers und Professors Dr. 
Ludwig J.; * 25. I. 04, f Berlin 15. III. 

Jordan, Dr. Wilhelra, Nekrolog S. 207. 

Isenburg und Biidingen in Birstein, Karl 
Victor Amadeus Wolfgang Kasimir 
Adolf Bo do Fttrst zu, Majoratsherr, erbl. 
Mitglied des preuss. Herrenhauses und der 
hess. Ersten Kammer, Ritter des 6sterr. 
Ordens vom Goldenen Vliesse. Politiker, 
auch schriftstellerisch hervorgetreten (»Die 
neue Aera in Baden* 66); * Birstein 29. 
VII. 38, f au f Scbloss Scblackenwert bei 
Karlsbad 4. IV. 

Issel, Karl Friedrich Wilhelm, Nekro- 
log S. no. 

Junge, Dr. Friedrich, Professor, Director 
des Friedrichwerderschen Gymnasiums in 
Berlin, Geschichtsforscher, Padagoge, 
Luther-Biograph; * Torgau 30. III. 47, f 
Berlin 21.-22. IV. 

Jungenfeld siehe Gedult. 

Junker, Hermann, Genremaler, bekannt 
durch seine lllustrationen zur Gescbicbte 
des deutsch - franzosischen Krieges und 
durch seine Bilder far das Goethehaus in 
Frankfurt; * Frankfurt a, M. 38, f das - 
10. II. 

Kaatzer, Dr. Peter, Sanitatsrath in Han- 
nover, Specialist fttr Behandlung der 
Lugentuberkulose. f 16. III., 54 J. 

Kastner, KarlBernhard, Cassenfabrikant, 
hervorragender Grossindustrieller. • Leip- 
zig 34; t das - 8.-9. II. 

Kahlbaum, Dr. K. L., GrUnder (63) und 
Letter der Irrenheilanstalt in Gdrlitz. f 
IS- IV., 70 J. 

Kail, Philipp von, Viceadmiral z. D., 64 
erster Officier des Kanonenbootes Blitz im 
Gefecht bei Helgoland, an der Besitznahme 
von Fohr und Sylt betheiligt, 87 Chef 
des Schulgeschwaders, 89 der Maneuver- 
flotte. * bei Kttnigsberg 40; f Wer ' 
ningcrode 12. I. 

Kallay, Dr. Adolf, Karlsbader Brunnen- 
arzt, frtther vielfach litterarisch, auch belle- 
tristisch, thatig. f Wien (?) 11. X. 

Kameke, Otto von, Professor, Landschafts- 
maler in Berlin, ord. Mitglied der Aka- 
demie der Kunste. f 8 - VI > 73 J- 

Kapff-Essenther, Franziska, geb. E., 
wiederverehelichte Blumenreich, Roman- 
schriftstellerin. Zuerst Vorsteherin einer 
Privat-Madchenschule in Wien, hier 80 
mit dem Musikschriftsteller Otto von K. 
verm ah It, nach wenigen Jahren wieder ge- 
schieden, ging dann nach Berlin, wo sie 
sich mit dem Schriftsteller Paul B. ver- 
mahlte. 6S erschien ihr erster Roman 
»Frauenehre«, dann »Wicner Sittenbilder«, 
»Moderne Heldenc, »Ziel und Endec, 



»Mein Wien«, »StUrme im Hafenc, u. a. 
Bei der von der »Wiener Allg. Zeitungc 
86 ausgeschriebenen Feuilletonconcurrenz 
crhielt sie fUr die Erz&hlung »Der Ab- 
grund« den ersten Preis. * Schloss Wald- 
stein bei Leitomischl (Bohmen) 2. IV. 49 ; 
+ Berlin 28. X. Nekrolog S. 280. 

Karcher, Karl, Commerzienrath, Mitbe- 
grttnder der Bank Backing, Karcher u. Co. 
in Kaiserslautern und zahlreicher indu- 
strieller Unternehmungen in der Pfalz. f 
Kaiserslautern 7. — 8. IX., 58 J. 

Kaulla, Albert von, wUrttemb. Geh- Hof- 
rath, Director der wttrttemb. Hofbank, 
grossbritannischer Consul. f Stuttgart 
27. III. 

Kaupert, Dr. Johann August. Nekrolog 
S. 236. 

Keller, Gerard , Chefredacteur des Arnhern- 
schen Courant, Dichter und Schriftsteller 

, (Romane, Novellen, Reiseschilderungen). 
f Arnhem I., 69 J. 

Kerckhoff, Schriftsteller in Berlin, frtther 
Mitglied des litter arischen Bureaus. + 2. 
IV. 

Kessinger, Emil von, kgl. sachs. Ober- 
regierungsrath, frtther Amtshaupttnann in 
Dippoldiswalde. f Dresden 7. XI. 

Kettner, Friedrich, Schriftsteller, elsSssi- 
scher Dialectdichter. f ° ran (Algicr) L, 

55 J' ... 

Khuen-Belasi, Johann Baptist Reichsgraf 

von, Freiherr von Neu - Lembach und 

Gandegg, Herr und Landmann in Tirol. 

t Belasi (Sttdtirol) 5. I. 

Kielmannsegg, Karl Ernst August 
Friedrich Graf von, Erbherr auf Seestcr- 
mUhle und Kleinkolmar (Holstein). * 24. 
XL 16; f Dresden 30. IV. 

Kiepert, Dr. Heinrich. Nekrolog S. 322. 

Kirchberg, siehe Fugger. 

Kirchgasser, Dr., Geh. Medicinalrath, Mit- 
glied des Medicinalcollegiums der Rhein- 
provinz, Arzt in Coblenz. t das. 1. V. 

Kirchhoff, Theodor. Nekrolog S. 237. 

Kirchner, C Emil, Generalleutnant z. D., 
94- 97 Commandant der kgl. sachs. 1. 
Cavallerie-Brigade, Inspector der Militar- 
Reitanstalt. * Quesitz bei MarkranstSdt 
45 : f Radebeul bei Dresden 24. — 25. IIL 

Kirn, Dr. Ludwig, ausserord. Professor 
der Irrenheilkunde in Freiburg i. B., seit 
Monaten verschollen, am 27. IX. bei 
Andermatt ertrunken aufgefunden. 

Klatte, Alfred, Schriftsteller, Redacteur der 
»Strassburger Post* seit deren GrUndung 
(81). * Bonn 26. IV. 46 ; f Strassburg IV. 

Kleemann, Dr., Astronom und Meteorologe 
in Halle a. S. f das. II. 

Klein, Franz, Ministerialrath, Central-Ge- 
wcrbeinspector im 6sterr. Handelsministe- 



153" 



Todtenliste 1899: 



x 54* 



rium, Mitglied des Versicherungsbcirathes 
im Ministerium des Innern und des Ge- 
werbeforderungsbeirathes, dipl. Ingenieur. 
* Mahrisch-Wcisskirchen 10. II. 52; f 
Gleichenberg 1. IX. 

Klein, Dr. Josef, ausserord. Professor der 
klassischen Philologie an der Universitat 
Bonn, frtther Director des dortigen Pro- 
vinzialmuseums. * 8. IV. 38; f Bonn 2. 
VII. (?) 

Kleinfeller, Adolf, bayer. Oberstudienrath, 
frtiher Mitglied des Obersten Schulrathes 
in MUnchen, 68—94 Rector der dortigen 
Industrieschule, Fttrderer des technischen 
Unterrichts. • Kitzingen 22. II. 24; f 
MUnchen 31. V. 

Klemm, Heinrich Hermann, kgl. sachs. 
Geh. Rath, Oberappell- und Oberlandes- 
gerichtsrath a. D. y 84—93 Reichstagsab- 
gcordneter fUr Dresden rechts von der 
Elbe (deutsch-conservativ), publicistisch 
und fachwissenschaftlich thatig. f Dres- 
den 16. V. Nekrolog S. 281. 

Kliment, Marie von, (Pseud. Marie 
Solina), Schriftstellerin (Novellen). + 
Marburg (Steiennark) 13. VI. 

Knab, Franz Josef, Nekrolog S. 244. 

Knecht, Christian Friedrich, Presbyter 
der evangelischen Gemeinde A. C. in Wien. 
t das. 2. XII,, 95 J. 

Kneifel, Emerich, Volkssanger in Wien, 
bis 74 Mitglied der Capelle des 32. In- 
fanterie-Rgts., vorher (seit seinem 16. J.) 
des 8. Infanterie-Rgts., dann auf ver- 
schiedenen Wiener Btthnen. 97 feierte 
er sein fttnfundzwanzigjahriges Volks- 
sangerjubilaum. f Wien 16. VI. 

Kneisel, Rudolf, Theaterdichter (»Die 
Lieder des Musikanten«, »Die Tochter 
Belialsc, »Papageno«, u. a., im Ganzen 
Uber 50 Stttcke), frtther Director einer 
wandcrnden Scbauspielertruppe. * Konigs- 
berg 8. V. 32; f Pankow bei Berlin 17. 
IX. Nekrolog S. 275. 

Knobloch, Oskar von, preuss. General- 
major z. D., bis 81 Commandant der 12. 
Infanterie-Brigade. f 2 3« *•» 77 J« 

Kndzinger, I gnat i a, Oberin der englischen 
Fraulein in Traunstein, Besitzerin der 
silb. Medaille des Verdienstordens der 
bayer. Krone, f * VII. f 77 J. 

Knoll, Konrad Ritter von. Nekrolog S. 108. 

Knorr, Dr. med. Angel o, Docent an der 
thierarztlichen Hochschule in MUnchen, 
arbeitete frtiher mit Koch und 'Behring 
auf dem Gebiete der Serumtherapie, ver- 
bftentlichte Untersuchungen Uber Di- 
phtherie und Tetanusserum, begleitete 
Behring nach Halle und Marburg, wo er 
sich als Privatdocent habilitirte, arbeitete 
in B.'s Auftrage in den Farbwerken zu 



H&chst, wo er sich mit der Einrichtung 
der Station zur fabriksmassigen Herstellung 
von Heilserum beschaftigte, ging 97 nach 
MUnchen und arbeitete zunachst am Hy- 
gienischen Institute des Prof. Buchner, 
bis er IX. 98 als Docent fUr Hygiene an 
die thier&rztliche Hochschule berufen 
wurde. Bei der ZUchtung von Rotzbacillen 
(malleus) zog er sich eine Infection zu, 
der er erlag. * Niederpttcking 17. VII. 
64; f MUnchen 22. II. 

Knuth, Dr. Paul, Nekrolog S. 250. 

Kobelt, Karl Ul rich. Nekrolog S. 125. 

Koberstein, Karl. Nekrolog S, 238. 

Koch, Georg, Nekrolog S. 171. 

Kochann, Friedrich Franz, Amtsge- 
richtsrath a. D. in Berlin, 72—93 Land- 
tagsabgeordneter fUr Adenau-Ahrweiler, 
74—93 Reichstagsabgeordneter fUr Mayen- 
Ahrweiler (Centrum), in der Zeit des 
Culturkaropfes viel hervorgetreten. • Ber- 
lin 2. III. 15,* f das. 31. XII. 

Kodolitsch, Theodor Edler von, k. u. k. 
osterr. Oberstlieutenant d. R., f I- VII., 
8x J. 

Kdckert, Johann, Oekonomierath, Mitglied 
des Landesculturrathes, durch mehr als 
25 Jahre Landtagsabgeordneter des sachs. 
22. landlichen Wahlkreises (conservativ). 
t Bad Wildungen 14. VII. 

K5gel, Dr. Rudolf, ord. Professor fUr 
deutsche Sprache und Litteratur an der 
Universitat Basel, beschaftigte sich namcnt- 
lich mit Grammatik und Sprachgeschichte, 
alterer deutscher Literaturgeschichte und 
mit den Dichtungen des jungen Goethe. 
Sein Hauptwerk: >Geschichte der deut- 
schen Litteratur bis zum Ausgange des 
Mittelaltersc. * Leipzig 29. XL 55; f 
Basel 5. III. 

K5gel, Josef, ehem. Bassist am Stadt- 
theater in Hamburg, f 1, I. 

Kdhler, Dr. med., Obermcdicinalrath, be- 
deutender Psychiater, Fachsch rifts teller, 
frtther Director der Anstalten zu Kolditz 
und Hubertusburg. f MUgeln 8. II. 

Kohler, Alexander, Verlagsbuchhandler 
in Dresden. * Laubegast 44; f Dresden 
26. IV. 

K51bing, Dr. Eugen, ord. Professor der 
englischen Philologie an der Universitat 
Breslau, bedeutender romanischer und nor- 
discher, altfranzosischer und altenglischer 
Sprachforscher, Herausgeber der Zeit- 
schrift »Englische Studien«. * Herrnhut 
21. IX. 46; f Herrenalb (WUrttcmberg) 
8. VIII. 

K511, Georg, Professor der deutschen 
Sprache am Lyceum Henry IV. in Paris. 
Er stammte aus Humbrechtshofen im El- 
sass. f Paris I., 60 J. 



»55< 



Todtenliste 1899: 



IS6* 



Konig, Hugo. Nekrolog S. 112. 

Koethen, Julius von, Generalmajor z. D. t 
Ehrenbttrger und bis Si Commandant von 
Torgau. f ". VI., 83 J. 

Koettschau, C, preuss. Oberstleutnant a. 
D., Militarschriftsteller, 59—66 Lehrer an 
dcr Artillerieschule zu Berlin, f Wies- 
baden 7. VII. 

Kolb, Dr. Georg. Nekrolog S. 227. 

Kolbe, Maximilian, Geh. Oberfinanzrath, 
Provinzialsteuerdirector a. D., + Berlin 
29. I. 

Kollmer, Georg, Regierungsrath, (59—89) 
Professor der Kalligraphie der Wiener 
Handelsakademie i. P., Hauptcassier der 
Stadterweiterungscasse; als Knabe im Re- 
gimentserziehungshaus, 37 Unterofficier 
und dann Lehrer am Rgts.-Erziehungs- 
hause und an der Cadettenschule des 
Regiments; nach I2j£hr. Dienstzeit Feld- 
webcl, dann Amtsdiener der Kreishaupt- 
mannschaft in St. Polten. Das von K. 
fUr Feldmarschall Hess ausgefUhrte Ehren- 
blirgerdiplom der Stadt St. Polten machte 
H. auf ihn aufmerksam ; 50 erhielt er eine 
Bearotenstelle im Ministerium des Innern; 
am 1. VII. 93, nach 57jahr. Dienstzeit, 
trat er in den Ruhestand. 71 gold. Ver- 
dienstkreuz mit der Krone, 73 kais. Rath, 
86 Regierungsrath. * in der Garnison 
Mainz 28. I. 18; f Wien 17. II. 

Komorowska, siehe Molenar. 

Komorzynski, Ludwig von, Schriftsteller, 
Redacteur des »Fremdenb1attes«. * Wien 
20. VIII. 44; f das. 11. X. 

Kopal, Alcxand er, k. u. k. Hauptmann, 
Besitzer des Militar-Verdienstkreuzes, seit 
50 i. R., Vetter des berllhmten Oberst 
Kopal. f Znaim 1. V., 89 J. 

Korb von Weidenheim, Elisabeth Baronin, 
geb. Grafin Deym, Wittwe des 81 f 
Statthalters von Mahren und ehem. tfsterr. 
Handelsministers. f Pra & 2 7- V., 59 J.. 

Kraus, Eduard von, preuss. Generalmajor 
z. D., bis 75 Commandant des Infanterie- 
Rgts. No. in. f 3- V v 80 J. 

Krause, Dr. Karl Gotthold, Gutsbesitzer 
und Stadtrath in Berlin, frtiher Rechts- 
anwalt in Dresden, Reichstagsabgeordneter 
74—76 fur Plauen und 90—93 fur 
Sangershausen-Eckardtsberga (freisinnige 
Volkspartei). * Dresden 16. VIII. 37; f 
Berlin 23. X. 

Kreidel, Karl, Wirkl. Geh. Oberregierungs- 
rath a. D., bis 96 vortragender Rath im 
Kriegsministerium. + 8. VL, 69 J. 

Krell, Dr. Paul Friedrich, Professor an 
der kgl. Kunstgewerbeschule in Miinchen, 
Ritter des Michaelordens IV. CI. und In- 
baber der gold. Medaille fUr Kunst und 
Wissenschaft, Kunsthistoriker und Schrift- 



steller (»Geschichte des dorischen Stilsc, 
»Klassiker der Malereic, »Die griechischen 
Vasen«, »Die Gefasse der Keramikc, 
»Keramische Vorbilder*); * Plieningen 
bei Stuttgart 17. V. 42, (43?); f Munchen 
14. III. 

Krementz, Dr. Philipp, (seit 93) Cardinal, 
(seit 85) Erzbischof von Cain, fruber 
(67 — 85) Bischof von Ermeland. Auf dem 
vatikanischen Concil 69 — 70 gehfirte er 
zur Opposition, trat aber V. 71 den in- 
fallibilistischen Bischofen bei. Auch 
theologischer Scbriftsteller. Nekrolog 
S. 277. 

Krenn, Alexander, em. Magi stratsdirec tor 
der Stadt Wien (91—96). * HSbelsberg 
(Niederosterreich) 5. I. 32; f Weissenbach 
bei Gloggnitz 2. VIII. 

Kretschman, Hans von, preuss. General 
der Inf. z. D., bis 90 Commandant der 
13. Division, f 30. III., 66 J. 

Kroner, Dr. Traugott, Privatdocent fur 
Frauenheilkunde an der Universitat Bres- 
lau. f das. X., 45 J. 

Kriiger, Friedrich, Wirkl. Geh. Admtrali- 
tatsrath a. D., 75 — 9a vortragender Rath 
im Reichsmarineamt. + IX. 

Kriikl, Dr. Franz. Nekrolog S. 202. 

Kruger, Dr. med. Ludwig, kgl. Bezirks- 
arzt a. D. f Traunstein 18. II., 63 J. 

Krukenberg, Dr. Georg, Professor, Privat- 
docent fttr Frauenheilkunde an der Uni- 
versitat Bonn. * 16. XII. 56; f Bonn 4. XII. 

Krumbiegel, Dr. Bernhard, em. Real- 
schuldirector. + Dresden 6. XII. 

Krummacher, Karl, Superintendent zu 
Elberfeld, seit 63 Pfarrer der dort. cvan- 
gelischen Gemeinde, Prases des westdeut- 
schen Bundes der Jlinglingsvereine. f 
Elberfeld 30. X., 69 J. 

Kiigelgen, Adolf von, Geh. Oberrcgierungs- 
rath, vortragender Rath im preuss. Mini- 
sterium fttr Gffentliche Arbeiten, Verfasscr 
des bekannten Werkes /Jugenderinner- 
ungen eines alten Mannesc. * Dresden 
9- v - 351 t Rudolstadt 25. X. 

Kuhn, Dr. A. F. Karl. Nekrolog S. 128. 

Kuenburg, Bertha Grafin, geb. Grafin 
Rumerskirch, Gattin des Stat thai tereirathes 
Leopold Grafen K., seit 97 Sternkreuz- 
ordensdame. + Wien 6. V., 38 J. 

Kunik, Ernst Eduard, Dr. h. c. der Uni- 
versitat Kiew, Forscher auf dem Gebiete 
russischer Sprache und Geschichte, ausser- 
ord. Mitglied der Petersburger Akademie 
der Wissenschaften. * Liegnitz 16; f 
Petersburg 30. I. 

Kuschel, Karl, Professor, em. Director dcr 
ktinigl.Baugewerkschule in Dresden, vorher 
Mathematiker und Bibliothekar am kgl. 
Polytechnicum; f Dresden 14. VII. 



157* 



Todtenliste 1899: 



158* 



Kusserow, Ludwig von, preuss. General- 
major z. D. , bis 89 Commandant des 
Fttsilier-Rgts. No. 86; f 25. X , 64 J. 

Lammerhirt, Otto, kgl. Gartenbaudircctor 
a. D. und Stadtrath in Dresden; Nekrolog 
S. 275. 

Lampuguani, Geh. Obcrjustizrath, Land- 
gerichtsprasident in Gttrlitz; f 20. IV. 

Landgrebe, Gustav Adolf, Bildhauer 
(Sculpturen in der Nationalgalerie) in 
Berlin: f VI., 61 J. 

Lang, Dr. Franz Vincenz. Nekrolog 
S. 52. 

Lang, Hermann. Nekrolog S. 113. 

Lange, Dr. Ernst Philipp Karl, (Pseud. 
Philipp Galen). Nekrolog S. 215. 

Lange, Dr. Max. Nekrolog S. 189. 

Langebach, Ernst Otto, Dichter und 
Jugendschriftsteller; f Dresden 28. VIII. 

Langer, Karl, Landgerichtsprasident in 
Gleiwitz ; f IL 

Lasa, siehe Heydebrand. 

Lazansky, Griifin Walpurga, Tochter des 
47 f Grafen Anton L. und Schwester des 
83! Geh. Rathes und ebem. Statthalterei- 
Viceprasidenten in Mahren Grafen Anton 
L.; Stiftsdame; * 23. V. 20, f im Neu- 
stadter Damenstift zu Prag 4. III. 

Ledderhose, Dr. Karl, 80— 87 Unterstaats- 
secretar im Ministerium fUr die Reicbs- 
lande, Curator der Kaiser Wilhelms-Uni- 
versitat; + Strassburg I. oder 2. I., 78. J. 

Ledebur, Albrecht Friedrich August 
Justus Freiberr von, kgl. preuss. 
Kammerherr und Rittmeister a. D., Rechts- 
ritter des Johanniterordens; * Berlin 6. IX. 
27, f Arenshorst bei OsnabrUck XII. 

Lehmann, Anton, Fabrikbesitzer in Berlin, 
Vorsitzender des Binnenschiftahrtvereines 
fUr die wirtbschaftlichen Interessen des 
Ostens: Hauptvertrcter der Bestrebungen 
flir den Schiffahrtscanal Berlin -Stettin; 
t Bormio 24. VIII., 65 J. 

Lehmann, Dr. Ludwig, Sanitatsrath, 
Brunnen- und Badearzt in Oeynhausen, 
bekannter Balneologe und Fachschrift- 
steller; f Oeynhausen 1. I., 74 J. 

Leidenfrost, Dr. Theodor, grossh. hess. 
Schulrath, Padagoge; f Friedricbroda VI. 

Leiningen, Karl Polycarpus Graf zu, 
erbl. Mitglied der badischen ersten 
Kammer, frtlber Attache der bayerischen 
Gesandtschaft in Wien; • Niederwalluf 
a. Rh. 18. I. 60, + Schloss Billigheim 
(Baden) 22. I. 

Leiningen, Marie Amalie Fttrstin zu, 
geb. Prinzessin von Baden, Gemahlin (seit 
58) des Ftirsten Ernst, Schwester des reg. 
Grossherzogs von Baden; * Karlsruhe 

20. XI. 34, f Schloss Waldleiningen 

21. XI. 



Leiningen-Neudenau , Maximilian Graf 
zu ; f Baden-Baden 20. I., 45 J. 

Leitenberger, Friedrich Josef Freiherr 
von, ttsterr. Grossindustrieller, Mitglied 
des Herrenhauses ; * Wien 5. XL 37, 
+ Josefsthal 25. - 26. X. 

Leitner, Dr. G o t tl i e b W i 1 h el m, Orientalist, 
Lebrer an dem von ihm gegrtindeten 
Oriental University Institute in Woking 
(England), frtther Professor am Kings 
College in London, dann in Indien Vor- 
steher der hBhern Lehranstalt in Lasur, 
Lehrer an der Pendschab-Universitat zu 
Delhi, grtindete dort Bibliothcken und 
Zeitungen und machte scblieslich eine 
Forschungsreise durch Kaschmir und 
Afghanistan; Herausgeber der »Asiatic 
quaterly Review«, orientalischer Fach- 
schrifts teller: * Budapest 14. X. 40, f Bonn 
22. III. 

Lentze, Dr. Wilhelm, Generalarzt a. D. 
f 26. X., 64 J. 

Leo, Dr., Syndicus des Hamburger Senates; 
f Hamburg 24. III. 

Leon, Moritz Reichsritter von, Herr und 
Landstand in Karntcn, einst Besitzer der 
SchlOsser Traultmansdorf und Fragsburg, 
lebte seit einigen Jahren zurUckgezogcn 
in Wien, wo er sich ausschliesslich mit 
elektrotechnischen Untersuchungen be- 
schaftigte; f das. 25. I. 

Leonhard, Sigismund, Justizrath, frQher 
Rechtsanwalt, 79 — 82 Abgeordneter fUr 
Griinberg-Freistadt (nationalliberal); f 29. 
HI.. 83 J. 

Leschen, Christof Friedrich, Componist, 
frtther Beamter der ersten 5sterr. Spar- 
casse ; * Wien, f <l as - 4- V., 83 J. 

Leth von Lethenau, Heinrich Ritter, 
Abtheilungsvorstand der Anglo-5sterreichi- 
schen Bank; f Wien 7. X., 55 J. 

Leu, Max. Nekrolog S. 84. 

Levetzow, Ulrike, Freifraulein von. Ne- 
krolog S. 273. 

Levetzow, siehe Bassewitz. 

Lex, Friedrich, Geh. Oberbaurath, vor- 
tragender Rath im Ministerium der offent- 
lichen Arbeiten, seit 67 ununterbrochen 
in der Staatseisenbahnverwaltung thatig; 
* Meschede 33, f Westend bei Charlotten- 
burg 27.-28. 1. 

Lich, siehe Solms. 

Lichtenberger, Friedrich August, ebem. 
Professor in Strassburg, Ehrendecan der 
Pariser protest-theol. Facultat. f 7. I. 
99, 66 J. 

Liebenstein, siehe Zedtwitz. 

Lieberkuhn, Walter, Geh. Justizrath, 
Mitglied des General- Audi toriats. + 2. XII. 

Liebhardt, Louise, ehem. Primadonna des 
Conventgarden- Theaters und der kgl. 



*59* 



Todtenliste 1899: 



i6o» 



Oper in London, eine Zeit lang Mitglied 
der Wiener Oper. * Oedenburg (Ungarn) 
28; f London 21. (24.?) II. 

Liechtenstein, Karl Rudolf Furst von 
und zu, k. u. k. Kammerer, Oberstlieutenant 
a. D., Ritter des Malteserordens , erbl. 
Mitglied des ttsterr. Herrenhauses, 48—49 
am Feldzug in Italien betheiligt, 2. VII. 
49 in der Scblacht bei Komorn ver- 
wundet, spater kurze Zeit Flttgeladjutant 
des Kaisers. * Gross wardein 19. IV. 27; 
f Wien 16. I. 

Limpurg, siehe Bent in ck. 

Lindeiner, Maximilian von, genannt von 
Wildau, preuss. Generalleutnant z. D., 
bis 90 Commandant der 56. Infanterie- 
Brigade, f 7- IX., 69 J. 

Link, Dr. Adolf, ausserord. Professor der 
dogmatischen Tbeologie an der Universi- 
tat Kttnigsberg. * Coblenz 20. IV. 60; 
f Kttnigsberg 24. VII. 

Linsingen von, 59—67 Berghauptmann von 
Klausthal and Mitglied der zweiten hanno- 
veranischen Standekammer. * Gestorf 3. 
VIII. 03; f Gflttingen XII. 

Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld, Dr. Arm i- 
nius, Graf und Edler Herr zur, Herr auf 
Ober-SchOnfeld bei Bunzlau, Rechtsritter 
des Johanniterordens, 72 — 79 Professor 
der Landwirtbscbaft an der Universitat 
Rostock und Director des landwirthschaft- 
lichen Instituts daselbst, Fachscbriftsteller. 
* Oberlttssnitz bei Dresden 15. X. 25; t 
Oberschonfeld 21. IV. 

Lobkowitz, Leopoldine Prinzessin von, 
geb. Prinzessin von Liechtenstein, Wittwe 
des 82 f Prinzen Ludwig L. * 4. XI. 15; 
f Scbloss Frischau IX. 

LoS, Friedrich Leopold Graf von, 
President des rheiniscben Bauernbundes, 
Fideicommissionsherr, 92 — 93 Reichstags- 
abgeordneter fUr Cleve-Geldern (Centrum), 
Ehrenritter des Malteserordens, Ritter des 
bayer. St. Georgs-Ordens, preuss. Ober- 
leutnant d. Res. * 28. V. 61; f Bozen 
14. IV. 

Lftber, Oskar, Scbauspieler, frtther am 
Adolf- Ernst -Theater, dann am Theater 
des Westens und am Berliner Theater. 
t 8. X. 

Lftbker, Dr. Gerhard, Professor, Historiker, 
frtther Gymnasialoberlehrer am Gymnasium 
zu MUnster, besonders verdient wegen 
seiner Forschungen auf dem Gebiete west- 
phalischer Landeskunde. f MUnster 19. 
X., 89 J. 

L5we, Dr. Julius, k. k. Landesgerichtsrath. 
f Wien 22. III. 

Loewe, Max, Scbauspieler am Thaliatheater 
in Berlin, frUher am Lobetheater in Bres- 
lau. f Berlin 10. XII., 44 J. 



Ldwensteln-Wertheim-Freudenberg, Lud- 
wig Karl Prinz zu, scbloss sich den 
amerikanischen Truppen auf den Philip- 
pinen an, Ehrenadjudant des Generals 
Miller; * Kreuzwertheim 19. VIL 64; f 
in den Karopfen vor Manila 26. oder 27. 
III. 

Ld wenstein - Wertheim - Rosenberg, So- 
phie Maria Gabriele Pia Prinzessin. 
Nekrolog S. 237. 

Lommely Dr. Eugen von, Nekrolog S. 
94. 

Loose, Hermann, ein durch seine I n tarsi a - 
Arbeiten bekannter Kunstler. f Hamburg 
26. VI. 

Lorbach, Max, Munchener Buchhandler. 
t das. V. (?) 

Lorbacher, Dr. Arnold, seit 77 Leiter der 
homttopathischen Poliklinik in Leipzig, 
78—89 Redacteur der »Allg. homeopath. 
Zeitungc, 77—95 Vorsitzender des deut- 
schen homftopathischen Central vereins. 

* Sommerda 26. VIII. 18; f Leipzig 10. 
V. 

Lorinser, Gisela, Componistin, Klavier- 
lehrerin, Schtilerin Ignaz Bxillls. f Wien 
1. II., 42 J. 

Lucas, Eduard, Mitinhaber der Verlags- 
buchhandlung Samuel in Elberfeld, Mit- 
eigenth timer der »Elberfelder Zeitungc dra- 
matischer Sch rifts teller, f Elberfeld n. 
VIL, 44 J. 

Lucas, The odor, Rentner, 62 — 67 Abge- 
ordneter fur Sieg-Muhlheim-YVipperfurth 
(Fortschrittspartei). f !•■ 77 J- 

Luhmann, Dr. Friedrich von, Gymnasial- 
professor a. D., mathematischer Schrift- 
steller. f Stralsund III. 

Luneschloss, Friedrich von, kgl. bayer. 
Kamroerjunker, Generalmajor a. D., Com- 
thur, Ritter des Militar-Max-Joseph-Ordens, 
70 — 71 bei Orleans am rechten Arm ver- 
wundet, 79 als Oberst verabschiedet, zu- 
letzt Commandant des Lagers Lechfeld. 

* Augsburg 11. XII. 22; f MUnchen 20. 
II. 

Luttichau, Maximilian Graf von, kgl. 
preuss. Kammerherr und Schlosshaupt- 
mann von Friedrichskron (Neues Palais 
in Potsdam), Major z. D. * 9. V. 38; 
f Niesky (Schlesien) 23. XII. 

Lutzel, Johann Heinrich. Nekrolog S. 
180. 

Liitzow zu drei Liitzow und Seedorf, 
Clementine Grafin, geb. Kollonitz von 
Kollegrad, Sternkreuzordensdame, seit 76 
Wittwe des Grafen Victor L. f Neuen- 
ahr (Rheinprovinz) 22. I., 56 J. 

Luggin, Dr. Hans, Privatdocent an der 
technischen Hochschule in Karlsruhe, t 
5. XII. 



i6i* 



Todtenliste 1899: 



162* 



Lukes, Johann, Regierungsrath, Heraus- 
geber und Chefredacteur von Danzers (s. 
d.) »Armeezeitung«; als Officier in der 
Krivoscie schwer verwundet, wendete er 
sich der Schriftstellerei zu, 71- 73 Re- 
dacteur der »Politik«, 75 — 79 Special- 
und Kriegsbericbterstatter im Orient, 78 
organisirte er die Regierungsdruckerei in 
Sarajevo, die er bis 79 leitete, gab mit 
Heinrich Renner eine Zeitlang die >Bos- 
nische Correspondenz* heraus, kam dann 
nach Wien als Redacteur der »Presse«, 
der »Tribtlne« und der » Wiener Allg. 
Zeitungc und ging schliesslich nach Prag 
als Chefredacteur der amtlichen »Prager 
Zeitung*. Nach Danzers Tode fUhrte er 
die Armee-Ztg. weiter. Anl&slich der Er* 
richtung des Maria Theresia-Denkmals 
wurde er beauftragt, die Geschichte des 
militariscben Maria Theresien-Ordens von 
1850- 1890 zu schreiben; 91 erhielt er 
hierfUr den Orden der Eisernen Krone 
3. CI.; Ritter des Franz Josephs-Ordens, 
Besitzer der Milit&rverdienstmedaille, der 
Kriegsmcdaille. * Prag 18. XII. 41 ; f 
Wien 24. XIL 

Lupitz, siehe Schultz. 

Lurz, Albert Freiherr von, bayer. General- 
major z. D., bis 86 Commandant des 
Feldartillerie-Rgts. No. 3. f 20. V., 
68 J. 

Luxburg, Heinrich Graf von, kais. deut- 
scher Legationsrath und em. Minister- 
resident bei der Republik Haiti und bei 
der dominikanischen Republik, kgl. preuss. 
Leutnant a. D., Ehrenritter des Johanniter- 
Ordens. * MUnchen 28. I. 55; f Mainz 
29. III. 

Luz, Karl von, (82 — 96) Regierungsprasi- 
dent a. D. (Vorstand der Kreisregierung 
des Schwarzwaldkreises in Reutlingen), 
seit 80 Abgcordneter des Bezirkes Nagold, 
seit 89 Mitglied des weiteren standischen 
Ausschusses. + Stuttgart 6. XL, 75 J. 

Mader, Dr. Robert, General-Oberarztder 
10. Division in Posen, Vorsitzender des 
Vereins Posener Aerzte, bis vor kuizem 
auch Vorsitzender der Aerztekammer der 
Provinz Posen. * Schwiebus 9. XII. 39; 
f Posen 24. VIII. 

Magyar, siehe Robert. 

Major, Dr. med. J., erster Chirurg am 
Genfer Canton sspital, 56—60 Professor 
der Anatomie an der Akaderoie und 
Honorarprofessor an der Universit&t Genf. 
t das. V., 81 J. 

Majunke, Dr. Paul, Nekrolog S. 258. 

Malortie, Karl Freiherr von, Sohn des 

ehem. hannoveranischen Ministers M., 

einst Begleiter des Kaisers Maximilian in 

Mexiko, nach dessen Tode er nach Europa 

Biogr. Jahrbuch u. Dentscher Nekrolog. 4. Bd. 



zurUckkehrte ; in den letzten Jahren in 
Aegypten Correspondent ftlr englische 
Blatter, auch sonst litterarisch thatig. f 
Kairo 13. V. ( 61 J. 

Maltzahn, Hans Ludwig Freiherr von, 
Rittergutsbesitzer und Landschaftsrath auf 
Vanselow bei Demmin, 88—93 Reich s- 
tagsabgeordneter far Anklam - Demmin 
(conservativ). * Vanselow 9. III. 37; + 
das. 13. I. 

Mangoldt, Georg von, kgl. sachs. General- 
major z. D., bis 93 Commandant des 
Infanterie-Rgts. No. 133. • Zwickau 40; 
t Dresden 3. VIII. 

Mann Edler von Tiechler, Fried rich 
Ritter von, bayer. Oberst a. D., 59 tech- 
nischer Director der Gewehrfabrik in 
Amberg, 63 Referent der Zeughausdirec- 
tion in MUnchen, 67 zur Geschtltzgiesserei 
in Ingolstadt, dann Director des Artillcric- 
depdts in MUnchen; Ritter I. CI. des 
Verdienstordens vom heil. Michael, In- 
haber der Kriegsdenkmiinze 1870-71 von 
Stahl und des Dienstauszeichnungskreuzes 
I. CI. ♦ Passau 5. II. 15; f MUnchen 
12. VII. 

Mannheimer, Moses, em. Prediger, Schrift- 
steller. f Darmstadt V., 90 J. 

Mansfeld, Wilhelm, braunschw. Ober- 
landesgerichtsprasident a. D., bedeutender 
juris tischer Schriftstellcr (Commentare 
zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetz). 
* WolfenbUttel 7. V. 31; f Braunschweig 
25. VIII. 

Marcinowski, Fried rich, Geh. Obernnanz- 
rath, vortragender Rath im preuss. Finanz- 
ministerium, Vorsitzender der General- 
Lotterie-Direction, auch schriftstellerisch 
thatig. * Lyck (Ostpreu*sen) 11. XL 34; 
f Berlin 22. IV. 

Marconnay, siehe Beaulieu. 

Marquardt, G. von, grossh. hess. - Geh. 
Rath, Provinzialdirector der Provinz 
Starkenburg. f Darmstadt 24. X., 73 J. 

Martersteig, Friedrich Wilhelm, Pro- 
fessor, Historienmaler, seit 48 Mitglied 
der Berliner Akademie der KUnste (Haupt- 
werke: Bilder aus dem 30jahrigen Krieg, 
aus der Schweizer Geschichte, aus Luthers 
Leben, Verurtheilung Hus', die Ankunft 
der heil. Elisabeth, Bilder aus » Hermann 
und Dorothea*, Thomas MUnzers letzter 
Gang, Savonarola-Bilder u. a.). * Wei- 
mar 11. III. 14; f das. 6. IX. 

Martin, Dr. Richard, Realschuldirector in 
Sonneburg, Schriftstellcr. f Jena 4. IX., 53 J. 

Marx, Heinrich Robert., Commerzien- 
rath, Grander der mechanischen Weberei 
in Seifhennersdorf. * Stremmen bei Pots- 
dam 2. V. 16; f Seifhennersdorf 28. 
VIII. 



1 63* 



Todtenlistc 1899: 



1 64* 



Marxow, siehe Fleischl. 

Maschka, Dr. Josef Rittcr von, H of rath, 
eh em. Professor der gerichtlichen Medicin 
an der deutschen Universitat Prag, als 
Gerichtsarzt Au tori tat , Fachsch rifts teller 
(» Sam m lung gerichtsarztlicher Gutachten« 
73, »Handbuch der gerichtlichen Medicine 
82). • Prag 3. III. 20; f das. 5. II. 

Massow, Wilhelm von, General der In- 
fanterie z. D., 82 — 83 Gouverneur von 
Ulm, 83 - 84 von Strassburg, Ritter des 
Ordens pour le merite. f Naumburg 22. 
II., 84 (86?) J. 

Mattfeld, Steinbruchbesitzer, Abgeordneter 
flir Lindau (national-liberal), f 30. VI. 

Matthiessen, Max von, preuss. General- 
major z. D., bis 89 Commandant der 1. 
Infanterie-Brigade. f 18. IX., 67 J. 

Maurer Ritter von Mortelau, Alois, k. 
u. k. Feldmarschall-Lieutenant i. R., eh em. 
Commandant des Militar-Invalidenhauses 
in Wien. f das. 27. II. 

May, Dr. Andreas. Nekrolog S. 118. 

Mayer, Max von, Generalleutnant z. D. f 
bis 99 Commandant von Metz. f 1. XL, 

59 j. 

Mayer, Wilhelm Hartmann, Landrath 
a. D., 66 — 76 Abgeordneter, zuerst fiir 
Biedenkopf, dann ftir Marburg (conser- 
vative f 1. I., 77 J- 

Mayer, Emil. Nekrolog S. 238. 

Mayrhofer, Dr. Hermann, preuss. Sanitats- 
rath, durch 26 Jahre Badearzt in Rttmer- 
bad, 21 Jahre lang in der Wintersaison 
Curarzt in Gries. f wien (0 "• IV » 

Mebes, Hermann, Wirkl. Geh. Rath, bis 
VII. 99 President der Generaldi recti on 
der Reichseisenbahnen inElsass-Lothringen. 
f Strassburg 11. IX., 69 J. 

Meckel, Arthur, Commerzienrath, Chef der 
Scidenfirma M. und Co. in Elberfeld. f 
das. 18. XI. 

Meerscheidt-Hullessem, Hermann Frei- 
herr von, preuss. Generalleutnant z. D., 
bis 87 Commandant der 61. Infanterie- 
Brigade. * Potsdam 17. VIII. 30 : f 
Kassel 5. (3?) XII. 

Meier, Eduard, Generaldirector der Frie- 
denshUtte in Morgenroth (Oberschlesien). 
Vorstand der oberschlesischen Eisenbahn- 
bedarfsartikel - Actiengesellschaft , Vor- 
sitzender des Vereins »Eisenhtttte«. f 
Morgenroth 8. I., 65 J. 

Melchthal, siehe Ehrne. 

Melena, siehe Schwartz. 

Merbach, Dr. Paul Moritz, Geh. Medi- 
cinalrath, Professor, ehem. Docent an der 
medicinisch - chirurgischen Akademie in 
Dresden, Mitglied des sachsischen Landes- 
Medicinalcollegiuras ; f Dresden 10. XII. 
Nekrolog S. 280. 



Merck, Wilhelm, Geh. Commerzienrath, 
Mitinhaber der weltberUhmten chemischen 
Fabrik Emanuel Merck in Darmstadt; f 
das. 12. I. 

Mergenthaler, Ottmar, Nekrolog S. 259. 

Merta, Emanuel, Csterr. Feldzeugmeister 
a. D., Geh. Rath, Inhaber des 94. Infanterie- 
Rgts., Commandant des IX. Armeecorps; 
f W'orochta bei Nadworna 30. VIIL, 63 J. 

Merveldt, Grafin, Stiftsdame; t Ober-Mats 
21. XII. 

Messow, Fried rich, preuss. Generalmajor 
z.D., bis 91 Commandant der 65. Infanterie- 
Brigade; f *• IX., 64 J. 

Mevissen, Dr. Gustav von, Nekrolog S. 
209. 

Meyer, Albert Philipp, ehem. Chef des. 
Handelshauses Hermann Gerson, bekannt 
durch die von ihm begrtlndetcn Wohl- 
fahrtseinrichtungen : f 5. XII., 66 J. 

Meyer, Dr. Clemens Friedrich (Pseud. 
Meyer von Waldeck), Nekrolog S. 218. 

Meyer, Georg (Pseud. Georg Bendler), 
Schriftsteller (Novellen) in Berlin ; Nekro- 
log S. 276. 

Meyer, RudolfHermann, volkswirtschaft- 
licher und socialpolitischer Schriftsteller 
in Dessau, arbeitete mit Gehlsen an der 
»Reichsglocke« ; 77 wegen seiner Broschlire 
»Politische GrUnde und die Corruption in 
Deutschland«, welche Beleidigungen gegen 
Bismarck enthielt, verurtheilt, flUchtete er 
nach Europa, wanderte dann nach Canada 
aus, wo er als Farmer lebte, kehrte aber 
dann wieder nach Europa zurtick. Seine 
bedeutendsten Schriften: »Der Emancipa- 
tionskampf des vierten Standesc, »Die 
deutschen Bankenc, »Ursachen der amcri- 
kanischen Concurrenzc; * in der Provinz 
Brandenburg 10. XII. 39, f Dessau 10. I. 

Miaskowski, Dr. phil. et jur. August von, 
Geh. Hofrath, 91 — 97 ord. Professor der 
Nationalokonomie an d. Universitat Leipzig, 
74—81 ord. Professor in Basel, dann bis 
89 in Breslau, bis 91 in Wien; * Pernau 
(Livland) 26. I. 38, f Leipzig 22. XL 

Mies, Dr. med. Josef, bedeutender Anatom 
und Anihropologe ; f Coin 9. VI., 39 J. 

Milde, Hans Fedor von, gross h. sachs. 
Kammersanger und Ehrenmitglied (48— 84 
Mitglied) des Hoftheaters in Weimar; • 
Petronell 13. IV. 21, t Weimar 10. XII. 

Miller, Anton, kgl. Gymnasialrector; f 
WUrzburg 28. IX. 

Miller zu Aichholz, August Ritter von, 
Directionsmitglied der Gesellschaft der 
Musikfreunde, Besitzer einer grossen Ge- 
maldegalerie, Gesellschafter der Finn a J. 
M. Miller u. Co.; f Wien 24. XIL, 70 J. 

Miller, Dr. Wilhelm von, Nekrolog S. 115. 

Milldcker, Karl, Nekrolog S. 154. 



165* 



Todtcnliste 1899: 



166* 



Mittelstadt, Dr. Otto, Nekrolog S. 152. 

Mitterer, Franz Xaver, Nekrolog S. 267. 

Modes, Philipp, Baurath und Eisenbahn- 
director a. D., bcreits Ende der 40 cr Jahre 
beim Baa der Elsterthalhrilcke thatig, zu- 
letzt Director der Bockwaer Eisenbahn- 
gesellschaf t ; f Dresden 24. II., 84 J. 

Mdnnichs, Dr. Gustav, Nekrolog S. 233. 

Moeser, Wilhelm, kgl. Hofbuchdrucker 
und Hofbuchhandler in Berlin, Kunst- 
freund und Sammler: * Berlin 6. VIII. 45, 
f das. 12. IX. 

Molenar, geb. Herger, frtther Schauspielerin 
unter dem Namen Komorowska; f IX. 

Morf, Dr. Heinrich, Nekrolog S. 45. 

Moser, Dr. Karl, Bahnarzt; f Freilassing 

19. (?) 1., 48 J. 

Moser, Otto, Nekrolog S. 220. 

Muck, Fried rich Ritter von, Nekrolog 
S. 235. 

Muller, Dr. Friedrich Sigmund, Justiz- 
rath, Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seit 
Anfang der 40 er Jahre politisch thatig, 
57—66 Erster Prasident der Gesetzgeben- 
den Versammlung der Freien Reichsstadt 
Frankfurt, 59 Mitbegrttnder des National- 
vereins, seit 60 Prasident des Schtttzen- 
vereins, 62 Festprasident des Ersten deut- 
schen SchUtzenfcstes ; * Wetzlar 26. XI. 
10, f Frankfurt a. M. 15. VIII. 

Miiller, Hermann, Schauspieler, vorzttg- 
licher Charakterdarsteller am Deutschen 
Theater in Berlin, an das Wiener Hof- 
burgtheater berufen ; * Hannover 3. II. 60, 
t Berlin 14. ILL 

Miiller, Dr. jur. Hugo, Wirkl. Geh. Rath, 
bis 92 Prasident des Landtages von 
Sachsen-Weimar, frUher Geh. Staatsrath in 
herzogl. sachsen-altenburgischen Diensten ; 
t Dresden 13. II., 81 J. 

Muller, Johann Andreas, ehem. Rech- 
nungsrath im preuss. Kriegsministerium, 
Jugendgenosse Bismarcks; * Schttnhausen 
25. II. 10, f Weisser Hirsch (Luftcurort bei 
Dresden) 13. II. 

MUller, Julius Ferdinand, kg], Landge- 
richtspr&sident a. D., Ritter des St. Michael- 
ordens 1. CI.; f Kaiserslautern 17. III. 

Miiller, Dr. Karl August, gen. von Halle, 
Professor, Naturforscher, bedeu tender Moos- 
kenner, botan. Schriftsteller (»Buch der 
PflanzenwelU), mit Dr. Otto Uhle Begrtln- 
der (52) der Zeitschrift *Die Nature, die 
er mit Uhle bis 76, dann bis 96 allein 
herausgab; * Altstedt 16. XII. 18, f Halle 
a. S. 9. II. 

Miiller, Dr. Max, Professor fUr Metallurgie, 
Zuckerfabrikation und analytische Chemie 
an der Technischen Hochschule zu Braun- 
schweig, Fachschriftsteller; * Braunschweig 
4. III. 52, f das. 3. I. 



Muller, Moriz, Nekrolog S. 140. 

Miiller, Vincenz, Ssterr. Feldmarschall- 
Lieu tenant, Ritter des Ordens der Eisernen 
Krone 2. CI., des toscanischen Militar- 
Verdienst ordens I. CI., des russischen 
Annen- Ordens 2. CL, des preussischen 
Rothen Adler-Ordens 2. CI., Command eur 
des bayerischen St. Michael-Ordens und 
des hanno ve ranis chen Guelphen-Ordens ; 
49 kurze Zeit Flttgeladjutant des Kaisers, 
seit 67 im Ruhestand, 68 FMLt.-Charakter 
ad bonores; * Wien 6. VII. II, f <*as. 

13. in. 

Munster, Marie Grafin zu, Tochter des 
Fttrsten Georg M. von Derneburg, des 
deutschen Botschafters ; * 1. VII. 48, f 
Paris 20. X. 

Mutzschefahl, Arthur von, preuss. General- 
leutnant z. D., bis 79 Commandant der 
13. Infanterie-Brigade; f 20. VI., 80 J. 

Munziger, Eduard, Nekrolog S. 51. 

Nageli siehe Wirz. 

N&gelsbach, Hans, Gymnasialprofessor: * 
Nttrnberg 3. III. 38, f Erlangen 4. IV. 

Nagel zu Aichberg, Ludwig von, Nekro- 
log S. 140. 

Nasse, Dr. Rudolf, Geh. Oberbergrath 
und vortragender Rath im preuss. Handels- 
ministerium , Schriftsteller (geologische, 
bergtechnische u. wirtschaftliche Arbeiten); 
* Marburg 1. VII. 37, t Berlin 3. XII. 

Nast, Johann Wilhelm, Nekrolog S. 80. 

Nathusius, Wilhelm Engelhard von, 
Geh. Regierungsrath, Rittergutsbesitzer, 
langj. erster Director des landwirtschaft- 
lichen Central vereins fUr die Provinz 
Sachsen, Anhalt und die thtiringischen 
Staaten bis zur Grttndung der Landwirt- 
schaftskammer; f Halle a. S. 25. XII., 
78 J. 

Natzmer, Old wig von, Generalleutnant z. 
D*i 93 — 98 Commandant von Berlin, dann 
kurze Zeit Commandant der 5. Division; 
t Charlottenburg 29. III., 56 J. 

Neefe von Obischau, Karl von, Wirkl. 
Geh. Oberregierungsrath, 79-81 Regic- 
rungsprasident in Coblenz, 81—89 » n 
Potsd m; f Berlin 20. XII., 79 J. 

Nehry, Dr. Hans, Schriftsteller: f Halle 
a, S. II. 

Neudenau siehe Leiningen. 

Neumann, von, Legationsrath a. D., Ritter- 
gutsb sitzer auf Gerbstadt (Bez. Merseburg), 
Mitglied des preuss. Herrenhauses ; f XII. 

Neumann, Wilhelm von, Legationsrath a. 
D., seit 72 lebensUngl. Mitglied des 
preuss. Herrenhauses; + 12. XIL, 76 J. 

Neumayer, Georg Josef Ritter von, Geh. 
Hofrath, Rechtsanwalt, frtther BUrgcrmeister 
von Kaiserslautern, 87—93 Vorstand des 
Verwaltungsrathes der pfalzischen Eisen- 

f* 



i67< 



Todtenliste 1899: 



168* 



bahnen,. Mitglied des bayerischen Land- 
tages, eine Zeit lang auch dessen Vice- 
president (national-liberal) ; f Kaiserslautern 
30. X., 74 J. 

Neuper, August Ritter von, bayer. Ober- 
landesgerichts-S en ats president a. D. f 83 
Genera lsecretar im bayer. Justizministeriuro, 
Inhaber des Ritterkreuzes des Verdi en st- 
ordens der bayer. Krone und des Ver- 
dienstordens vom heil. Michael 2. CI. 
* 2. VII. 22; f 26. XI. 

Neustatter, Louis. Nekrolog S. 113. 

Neuwirth, Victor Ritter von, k. u. k. 
Generalmajor, Inhaber des Militar-Ver- 
dienstkreuzes. f Schloss Jetrichovic 
(BtShmen) 18. VIII., 61 J. 

Nickmann, Hans, Schauspieler am Vo Iks- 
theater in Milnchen, frtiher in WUrzburg. 

t 30. IV. 

Niehr, Gus tav, Hofmusikdirector in Dessau, 
LiedercomponisL f Dessau VII., 32 J. 

Noiting, E., Hamburger Kaufmann, General- 
consul der Republik Haiti in Hamburg, 
f das. 19. IV. 

Notel, Dr. Fried rich, Sanitatsrath, Direc- 
tor der Irrenanstalt in Andemach. f 1. 
XL, 60 J. 

Nollet, Paul, Schauspieler am Berliner 
Theater, vordern am Deutschen Theater 
in Berlin, f 14. II., 43 J. 

Nordendorf, siehe Sauer. 

Nothnagel, August, Nekrolog S. 172. 

Nowak, August Ritter von, Bibliothekar 
der Technischen Hochschule in Wien, 
74—82 Beamter der Wiener Universitats- 
bibliothek. 82 Scriptor der Bibliothek der 
Technik, 88 Custos, 97 Leiter derselben: 
f das. 23. V., 51 J. 

Nunnenmacher Ritter von Rdllfeld, Lud- 
wig, Regierungsrath,Generaldirectionsrath 
der ttsterr. Staatsbahnen , Director der 
berufsgenossenschaftlichen Unfallversiche- 
rungsanstalt der ftsterr. Eisenbahnen; f 
Wien 12. VII., 66 J. 

Obermayer, Dr. Leopold, Justizrath, kgl. 
Advocat und Rechtsanwalt in Nttrnberg; 
t das. 5. VIII., 79 J- 

Ockert, Karl. Nekrolog S. 128. 

Oenicke, Clara Wilhelmine, bekannte 
Historien- und Portraitmalerin in Berlin; 
Nekrolog S. 276. 

Oesterreich, Ernst Karl Felix Maria 
Rainer Gottfried Cyriak Erzhcrzog 
von, General der Cavallerie, Oberstinhaber 
des Infanterie-Rgts. No. 48, Curator der 
kais. Akademie der Wissenschaften, 66 — 
67 commandirender General in Graz, 48 
besiegte er die Garibaldischen Freischar- 
ler: * Mailand 8. VIII. 24: f Arco 4. IV. 

Oesterreich, Maria Immaculata Cle- 
men t i n e Erzherzogin von, geb. Prinzessin 



von Bourbon-Sicilien, Tochterweiland 
Kttnig Ferdinands II. von Sicilien, Ge- 
roahlin (19. IX. 61) des Erzherzogs Karl 
Salvator (seit 18. 1. 92 verwittwet), Stcrn- 
kreuz-Ordens- und Elisabeth-Ordens-Dame. 
* Neapel 14. IV. 44: f Wien 18. II. 

Ohrtmann, Dr. W. L. R., Geh. San i tats- 
rath, seit 54 praktischer Arzt in Berlin: 
t 19- V. 

Ompteda, Ludwig Friedrich Christian 
Karl Freiherr von, kgl. preuss. Kammer- 
herr (83 der Kaiserin Augusta), Scbloss- 
hauptmann von Montabaur, Rechtsritter 
des Johanniter- Ordens, Comthur des 
Franz Josephs-Ordens mit dem Stern f 
vormals kgl. hannoveranischer Finanzrath 
und Geschaftstrager in Mttnchen und 
Stuttgart, Dichter und Schriftsteller (Ro- 
mane, Draxnen, Biographien, Culturge- 
schichte: * Gotha 28. V. 28; f Wiesbaden 
27. I. 

Oppenhof, Dr. Theodor, Geh. Oberjustiz- 
rath, bis 95 Landgerichtsprasident in 
Aachen, bedeutender juristischcr Schrift- 
steller; • 6. I. 20; f Aachen 2. XII. 

Oriola, Louise Graftn von, Palastdame 
der Kaiserin Augusta, Tochter des Joa- 
quim Jose Lobo da Silveira Graf en von 
O., des kgl. portugisischen ausserord. 
Gesandten und Bevollmachtigten Ministers, 
spateren preuss. Wirkl. Geh. Rath; * 6. 
V. 24; f Berlin 8. XII. 

Ott, Josef Friedrich Freiherr von, ehem. 
Senatsprasident des Ssterr. Verwaltungs- 
gerichtshofes, Ritter der Eisernen Krone 
2. CI. und des Leopold-Ordens : t Wien 
19. L, 81 J. 

Paar, Mathilde. Nekrolog S. 224. 

Pace, Camilla Grafin, geb. Freiin von 
Schweizer, verwittwet. f Schloss Thurn- 
Gallenstein (Krain) 25. VI., 77 J. 

Pachur, Hermann, preuss. Generalmajor 
z. D., bis 98 Commandant der 74. In- 
fanterie-Brigade. f 3. I. 

Padevit, Johann, oster. Fregattencapit&n, 
Vorstand der Prasidialkanzlei der Marine- 
Section im Reichs - Kriegsministerium, 
machte die Weltumseglung auf »Saida« 
mit, ftthrte 97 das Commando des 
» Pan there in Ostasien und 98 des »Leo- 
pardc bei der Action der Grossmachte 
um Kreta, Ritter des Franz Josephs- Ordens. 
* Lundenburg; f Wien 26. XL, 46 J. 

Pastor, Gottfried, Geh. Commerzienrath, 
MitbegrUnder und Ehren president der 
Aachen • Leipziger Versicherungs - Actien- 
gesellscbaft. f Aachen 20. XII., 90 J. v 
amTage nach seiner diamantenen Hochzeit. 

Paucksch, Hermann, Geh. Commerzien- 
rath, Grttnder der LandesbergerMaschinen- 
bauanstalt. f 5. HI., 82 J. 



i6 9 * 



Todtenliste 1899: 



170* 



Pauliny, Jakob Joseph. Nekrolog S. 
206. . 

Paulitschke, Dr. Philip p. Nekrolog S. 
203. 

Perkmann, Dr. Rochus, Gymnasialpro- 
fessor, Schriftsteller (»Geschichte der 
Wiener Universitau, »Geschichte der 
Kultur in Oesterreich«) f Wien 9. XII., 
68 J. 

Perponcher-Sedlnitzky, A n t o n i e 1 1 e Grafin 
von, geb. Grafin Mortimer von Maltzan, 
Tochter des ehem. Staatsministers Grafen 
M. f Wittwe (seit 93) des Grafen Wilhelm 
P., Obersthofmeisterin und Vertraute der 
Kaiscrin Augusta. * 25. XL 25; f 
Schloss Neudorf bei Reichenbach (Schle- 
sicn) 13. VII. 

Pertsch, Dr. Wilhelm, Geh. Hofrath, 
Professor, namhafter Orientalist, Mitglied 
der kgl. Akademie der Wissenschaften, 
Director der Bibliothek und der Samm- 
lungen auf Schloss Friedenstein in Coburg. 
* Coburg 19. IV. 32; f Gotha 17. oder 

18. VIII. 

Pesch, Tilmann. Nekrolog S. 305. 

Peschek, Louis, Geh. Baurath, vortragender 
Rath im Ministerium der ftffentl. Arbeiten, 
82 — 90 der deutschen Botschaft in Paris 
zugetheilt, bis 98 Oderstrombaudirector in 
Breslau. * Gusow 14. I. 42; f Breslau 
12. I. 

Pesendorfer, Franz, Arzt, Obmann des 
Gmundener kathol. Casinos, eifriger 
Fflrdercr des katholischen Vereinslebens. 
t Gmunden 4. V. 

Petri, Eduard J. Nekrolog S. 204. 

Petzl, Ferdinand. Nekrolog S. 141. 

Peyer, Otto, kais. Gesandter z.D. + 19. VI. 

Pfeiffer, Dr. Jakob, kgl. Rector a. D. f 
Traunstein 20. VIII. 

Pfeil, Heinrich. Nekrolog S. 187. 

Pfizer, Gustav. Nekrolog S. 64. 

Pick, Gerhard, Professor, f x 7- v ^« 

Pidoll Freiherr von Quintenbach, Franz, 
tfsterr. Oberst, 94 Geniedirector in Trient, 
96 Oberstlieutenant, 97 als Oberst mit 
WartegebUhr beurlaubt. * Parma; f Wien 
30. XII. 

Pienzenau, siehe Yrsch. 

Pierson, Karoline, Schriftstellerin (No- 
vellen) in Koswig bei Dresden. + 2. IV., 
88 J. 

Pierson, Dr. William, Professor, frUher 
am Dorotheenstadtischen Realgymnasium, 
histor. Schriftsteller (»Preussische Ge- 
schichte«, »Bilder aus Preussens VorzeiU), 
Dichter (^Confessionen cines Nachdcnk- 
lichen*). * Danzig 29. VI. 33: f Berlin 

19. VIII. 

Pieschl, Dr. Theodor, Landgerichtsrath 
in Naumburg, Landtagsabgeordneter fttr 



Weissenfels - Naumburg - Zeitz , 90 — 98 
Reichstagsabgeordneter fur Schwarzburg- 
Sondershausen (nationalliberal). * Ttimp- 
ling bei Camburg a. S. 24. III. 47; f 
Naumburg 13. I. 
Pipitz, Dr. Franz Ernst, Mitbegrtinder 
und bis 72 Eigenthttmer der »Triester 
Zeitungc, gleichzeitig Vicesecretar der 
Handels- und Gewerbekammer in Triest, 
38 — 50 Docent an der ZUricher Hoch- 
schule, Schriftsteller (Politik, Volkswirth- 
schaft, Geschichte, Romane). * Klagen- 

furt 15; f Graz *9- In - 

Plaeschke, Arthur, Hofschauspieler und 
Regisseur des kgl. Schauspielhauses in 
Berlin, f '7- !•» 47 J- 

Planitz, Karl Edler von der, Dichter und 
Schriftsteller (sachsische Dialectdicbtungen 
u. a.), bekannt sind seine Gedichte in den 
MUnchener Fliegenden Blattern(»Mikado«) 
* Dorfstadt 30. VIII. 45; f Dresden 10. 
XII. 

Plehn, Rudolf. Nekrolog S. 232. 

Ploennies, A. R. von, Csterr. Hauptmann, 
stammte aus hessischer Familie, trat 57 
in die Osterr. Armee ein, nahm an den 
Kampfen 59, 66 und 78/79 (Bosnien) theil, 
wirkte spater an der Kndettenschule in 
Budapest, seit 89 im Reichskriegs- 
ministerium. f Wien 7. II. 

Pocci, Friedrich Josef Fabricius 
Evaristus Graf von, kgl. bayer. Kammer* 
hcrr, Besitzer des Ritterlehens Ammer- 
land am Starnberger See, bis 87 kais. 
Oberftfrster in Strassburg, Ritter des 
Rothen Adlerordens 3. CI. u. des sachs. 
Albrechtsordens , Verfasser eines »Hand- 
buchs fttr den Forstdienstc * Mttnchen 
19. III. 38; + das. 6. III. 

Poesche, Theodor. Nekrolog S. 206. 

Poetzschke, Dr., Professor, em. Rector des 
Gymnasiums in Wurzen. f Ktitzschen* 
brpda 16. II. 

Polch, Geh. Oberjustizrath , Landgerichts- 
prasident in Trier, liber 55 Jahre bei der 
preussischen Justizverwaltung thatig. f 
22. X. 

Polko, Elise. Nekrolog S. 124. 

Popper, siehe Bunzl. 

Poras, Dr. Hermann, Sanitatsrath, Ober- 
bezirksarzt, Gemeinderath von Czernowitz, 
71 — 72 Landtagsabgeordneter. f Czerno- 
witz (Bukowina) 26. V., 64 J. 

Prausnitz, Alwin, Verlagsbuchhandler. f 
Berlin 19. I., 62 J. 

Prel, Dr. Carl Freiherr du. Nekrolog S 146. 

Prieger, J. P., Gutsbesitzer in Gereuth bei 
Schweinfurt, bayer. Landtagsabgeordneter 
(Freie Vereinigung). f XII. (?)• 

Pringsheim, Dr. Gustav, Oberbergrath, 
namhafter Fachmann. f Breslau 1 8. I. 



171* 



Todtenliste 1899: 



172* 



Prinzinger, Dr. August, Sprachforscher, 
frUfaer Rechtsanwalt, Mitglied des Frank- 
furter Parlaments, Scbriftsteller (Alter- 
thumskunde, Sprachforschung). * Otto- 
beuren 16. X. n;f Salzburg 14. I. 

Probst, Dr. Ferdinand, Dompropst, Haus- 
pralat des Papstes, ord. Professor der 
katholisch-theologischen Facultat an der 
Universitat Breslau. * 28. III. 16; f Bres- 
lau 26. XII. 

Probst, Rudolf. Nekrolog S. 70. 

Promber, Dr. Adolf. Advocat (seit 72) in 
Brllnn, politiscb thStig seit 67 ; 77—84 
Landtagsabgcordneter ftlr Gttding, seit 84 
far Weisskirchen, seit 78 Landesausschuss, 
seit kurzem aucb Landeshauptmann-Stell- 
vertreter; seit 85 Reicbstagsabgeordneter 
fiir Weisskircben (deutscb - fortscbrittlicb, 
zuletzt freie deutscbe Vereinigung). * Un- 
garisch-Hradisch (Mahren) 43; f Brttnn 
2. II. 

Puckler-Burghauss, Karl Alexander 
Ludwig Erdmann Graf von, Freiberr 
von Groditz, Wirkl. Geb. Rath, seit 76 
Generallandscbaftsdirector von Scblesien, 
kgl. Kammerberr und Obermundschenk, 
Mitglied des preuss. Herrenbauses, 53—61 
Landtagsabgcordneter, 67 Mitglied des 
norddeutscben , 7 1 — 74 d *s deutscben 
Reichstags. * Tannhausen 9. VII. 17; + 
Oberweistritz 2. VII. 

Puricelli, Besitzerin der weltberUbmten 
Weinlande an der Moscl, Wittwe. f Trier 
6. (?) II. 

Purkholzer, Rosa, Wiener LocalsBngerin, 
dann Scbauspielerin am Theater in Wien 
und im Fttrsttheeter. f 26. IL, 65 J. 

Puschmann, Dr. Tbeodor, ord. Professor 
der Gescbicbte der Medicin an der Uni- 
versitat Wien, Verfasser der Geschichte 
der Wiener medicinischen Scbule, von 
Arbeiten ttber Alexander Trallianus, liber 
Philuraenos und Pbilagrius. * Ltiwenberg 
(Schlesien) 4. V. 44, t Wien 28. IX. 

Puttkammer, Constantin Freiberr von, 
preuss. Generalmajor z. D., seit 66 im 
Rubestande, bis 66 Commandant des 
Fttsilier Rgts. No. 35, Recbtsritter des 
Johanniter-Ordens. * 25. VII. 07: f 12. 
V. 

Quaritsch, Bernbard. Nekrolog S. 225. 
Queis von, preuss. Leutnant a la suite des 

10. Dragoner-Rgts., Fuhrer der Expedition 

im Hinterlande von Kamerun, wo er X. 

ermordct wurde. 
Quintenbach, siehe Pi do 11. 
Raab, Jobann Leon bard, Nekrolog S. 162. 
Raders, Ludwig, Nekrolog S. 249. 
Radler, Anton ia Edle von, Wittwe des 

ehemal. Theaterdirectors Jobann E. v. R., 



Mutter des Theaterscbrifts tellers Dr. Fried- 
rich E. v. R.; f Wien 7. XI., 74 J. 

Raif, Oskar, Nekrolog S. 161. 

Ramberg, Hermann Freiberr von, dsterr. 
General der Cavallerie, Geb. Rath, Gross- 
kreuz des Leopold-Ordens, Eiserne Krone 
1. CI., Grosskreuz des russischen Annen- 
Ordens, Besitzer des Stanislaus-Ordens, 
des saebsiscben Albrecht-Ordens u. a., 
Inbaber des Infanterie-Rgts. Nr. 96, nabm 
an den Kriegen 49 und 66 theil, 74 Feld- 
marschall-Lieutenant, 78 Commandant des 

5. Armeecorps, 81 General der Cavallerie, 
83 kgl. Commissar in Agram, bis 89 com- 
mand irender General daselbst; * Wien 
20. XL 20; f Graz 26. XII. 

Rammelsberg, Dr. Karl, Geb. Regierungs- 
ratb, Professor, Mitglied der Berliner 
Akademie der Wissenschaften , seit 45 
ausserordentlicber, seit 74 ordentlicber 
Professor und Director des zweiten che- 
miscben Instituts an der Universitat Berlin, 
Autoritat auf dem Gebiete der mineralo- 
giscben Cbemie, bedeutender Facbscbrift- 
steller; * Berlin 1. IV. 13; f Grosslichter- 
felde 28. XII. 

Ranitzki, Dr. Max, praktiscber Arzt in 
Berlin, nambafter Kenner der talmudiscben 
Medicin; f 29. V., 58 J. 

Ranniger, Jobann Ludwig Eduard, 
Commerzienratb, Grossindustrieller (Hand- 
scbuhfabrikant) in Altenburg; f daselbst 
23- IL, 63 J. 

Rappold, Adolf Robert, Reicbsgericbts- 
rath a. D., 70 - 79 Rath am preuss. Ober- 
tribunal, 86 am Reicbsgericht. * Gum- 
binnen 16; f Berlin 23. X., 83 J. 

Raspi, Leopold Hermenegild, kais. 
Rath, Oberinspector der priv. osterr.-ung. 
Staatseisenbabngesellschaft ; f Wien il.XI. 

Rath, Baltbasar, Amtsgerichtsratb in 
Grevenbroich bei Diisseldorf, Landtags- 
und seit 98 Reicbstagsabgeordneter ftlr 
Neuss - Grevenbroich (Centrum); • Harff 

6. VII. 46; f Grevenbroich 1. V. 
Rathke, Harm sen Wilhelm, Grttnder 

und Director des Technikums in Hild- 
burgbausen ; f daselbst 21. XL, 55 J. 

Ratibor, Marie Amalie Herzogin von, 
geb. Prinzessin von Ftlrstcnberg, Wittwe 
des 93 f Herzogs Victor (Fttrsten von 
Corvey, Prinzen zu Hohenlobe -Walden- 
burg- Schillings flirst, des Binders des 
frllheren deutschen Kanzlers), Dame des 
Malteser-Ordens; * Donaueschingen 12 IL 
21; + Schloss Rauden 1. I. 

Ratzinger, Dr. theol. J. Georg, Nekrolog 
S. 246. 

Rauch, Dr. Christian, herzogl. sachs. 
Oberschulrath in Gotha, Philologe, Leiter 
des Unterrichtswescns im Herzogtbum 



i73" 



Todtenliste 1899: 



174* 



Sachsen-Coburg, bis 89 Professor an der 
Augusta-Schule in Berlin; f Gotha 1. X. 

Rautenberg, Dr. Otto, Oberbibliothekar 
der Universitatsbibliothek in Konigsberg; 
* 29. IX. 43; f Kbnigsberg VI. 

Rawitzki, Dr. Max, medicinischer Schrift- 
steller; f Berlin 29. V„ 58 J. 

Rechberg und Rothenl5wen, Bernhard 
Graf von, Nekrolog S. 283. 

Reibel, von, wtirttemb. Generalleutnant z. D , 
86—95 Commandant des Landjagercorps; 
t Stuttgart 16. V., 65 J, 

Reibisch, Fried rich, Miniaturenmaler in 
Drcsden-Plauen; f 22. III., 83 J. 

Reimer, Dietrich! Nekrolog S. 162. 

Reiter, J oh an n, bertihmter Geigenbauer 
im Mittenwald, welcher noch nach den 
Traditionen der alten italienischenKUnstler 
arbeitete; f Mittenwald I. 

Renner, Gustav, kgl. bayer. Regierungs- 
und Kreisbaurath a. D., Besitzer des Ver- 
dienstordens vom heil. Michael; *Abens- 
bcrg 16. V. 24; f Miinchen X. (?) 

Rentsch, Friedrich, Professor an der 
technischen Hochschule in Dresden, be- 
deutender Bildhauer; f 16. XI. 63. 

Resener, Hans, Schriftsteller in Kniro, 
Herausgeber und Chefredakteur des 
»Aegypt. Kuriers*, Mitarbeiter der Vossi- 
schen Zeitung; * Breslau 8. IX. 71; 
f 21. VII. 

Reuter, Paul Julius Freihcrr von, Nekro- 
log S. 241. 

Reznicek, Joseph (Pseud. Josef Gisela), 
bekannter Wiener Genremaler; * Wien 
17. XL 51; f das. 29. VIII. 

Rheinstein und Tattenbach, Si ground 
Graf von, kgl. bayer. Kammerjunker und 
Leutnant; f Immenstadt im Alg&u 3. VIII., 
26 J. 

Ribbeck, Dr. Walther, kgl. Archivar in 
Breslau, bedeutender historischer Schrift- 
steller: * Berlin 13. V. 58; f Breslau, 
27. XI. 

Richard, Ernst, Hofmaler und Galerie- 
director in Karlsruhe; + 13. VI. 

Richter, Dr. Karl, ehem. ausserord. Pro- 
fessor der Thierarzneikunde an der Uni- 
versity Kttnigsberg, Departementsthierarzt 
und Veterinarassessor des Medicinalcolle- 
giums filr Ostpreussen ; f Berlin 14. II., 
80 J. 

Richter, Joseph, Magistratsrath in Freising, 
34 Jahre lang im Dienste der Stadt, 76 
bis 94 Mitglicd des oberbayerischen Land- 
rathes; f Freising 28. I., 77 J. 

Riem, Hermann, Geh. Oberjustizrath, Vor- 
sitzender des Aufsichtsrathes der Conti- 
nental-Telegraphen-Compagnie; f Berlin 
4. XII. 

Riese-Stallburg, Anton Freiherr von, k. 



u. k. Kammerer, Ehrenritter des Johan- 
niterordens ; f Budapest 5. III., 80 J. 

Riggenbach, Nicolaus. Nekrolog S. 40. 

Rintel, Dr. Wilhelm, Geh. Sanitatsrath, 
sett 41 praktischer Arzt, auch als Compo- 
nist thatig; f 26. VI., 8x J. 

Ritter, Theodor, bayer. Oberst a. D., 
ehem. Commandant des Infanterie-Rgts. 
Nr. 10 (bis 69), machte nach seiner Pen- 
sionirung als Etappen-Inspector den Krieg 
70/71 mit und erwarb sich als solcher 
das Eiserne Kreuz ; * Schorgast 12; f I. 

Rittershaus, Dr. Hermann Trojan, Pro- 
fessor fUr Kinematik und elektro tech- 
nischen Maschinenbau an der technischen 
Hochschule in Dresden; f Dresden 28. II., 

55 J- 

Rittershausen, Hermann Ritter von, 
ehem. Betriebsdirector der ttsterr. Nord- 
westbahn (seit 68), vorher (seit 55) bei 
der osterr. Staatseisenbahngesellschaft, 
Verdienst urn das Tarifwesen ; • Berlin 
31; f Marienbad 18. VIII. 

Robert, Emerich. Nekrolog S. 282. 

Robl, Josef, Schlacht- und Viehhofdirector 
a. D., ausserord. Mitglied des Obermedi- 
cinalausschusses, Docent tiber animalische 
Thierbeschau an der MUnchener thierarzt- 
lichcn Hochschule; • MUnchen 3. VIII. 
29; f das. II. 

Roehl von, preuss. General der Infanterie, 
zuletzt commandirender General des VI. 
Armeecorps; + Berlin 30. VII. 

Rdllfeld siehe Nunnenmacher. 

RQmer, August, langj. Conservator der 
naturwissenschaftlichen Sammlungen in 
Wiesbaden; + das. 29. IV., 74 J. 

Romer, Wilhelm August, MitgrUndcr 
(36) und ehem. Mitbesitzer der TUrkisch-; 
roth-Farberei zu Hainsberg (Sachsen) 
t Dresden 15. VIII. 

Roseler, Friedrich Wilhelm. Nekrolog 
S. 226. 

Rftssing, Nonus Freiherr von, preuss. 
Generalleutnant z. D., bis 99 Commandant 
der Eisenbahn-Brigade; * Rttssing 16. V. 
41; f Gottingen 24. VII. 

Rossing, Wilhelm Freiherr von, preuss. 
General der Infanterie z. D., bis 66 in 
der hannoveranischen Armee , 92 — 95 
Commandant der 28. Division in Karls- 
ruhe; * Rflssing 16. VIII. 36; f Hildes- 
heim 1. XII. 

Rogge, Bruno, preuss. Generalmajor a. D., 
bis 92 Commandant der 41. Infanterie- 
Brigade; + 5. III., 64 J. 

Rohland , Karl Otto, Rit tergu tsbesi tier, 
67 — 73 I-andtagsabgeordneter for Naum- 
burg-Weissenfels-Zeitz (Fortschrittspartei), 
67—78 und 81-87 Mitglied des nord- 
deutsclien und des deutschen Reichstags 



*75* 



Todtenliste 1899: 



176* 



fUr densclbcn Bezirk (fortschrittlich, 
sp&ter deutsch-freisinnig); * Zeitz 24. IV, 
28; f Etzoldsheim bei Zeitz 31. VIII. 
Rommel, J. Ph. Wilhelm, Wirkl. Geh. 
Oberregierungsrath , Senatsprasident des 
Ober-Verwaltungsgerichts, 72—86 vor- 
tragender Rath im Handelsministerium; 
+ Berlin 16. XIL, 62 J. 

Rosatzin, Franz, Director der Actien- 
gesellschaft »Neue B3rsenhalle« in Ham- 
burg; f 20. I. 

Rose, Dr. Georg, Professor, Director des 
Luisenst&dtischenRealgymnasiumsinBerlin; 
* 39; + Berlin 14. XII. 

Rosenberger, Dr. Ferdinand. Nckrolog 
S. 116. 

Rosenfeld, Dr. I si dor, Schriftsteller in 
Berlin, frtiher Rabbiner in Worms und 
Nordhausen; f 23. IV., 83 J. 

Rosenthal-Brynck, Dr. Hugo von, Re- 
gierungsassessor a. D., LandaJ tester der 
oberschlesischen Fttrstenthumslandschaft 
in Ratibor, Vorstandsmitglied der schle- 
sischen Landwirthschaftskammer, Vor- 
sitzender des landwirthschaftlichen Ver- 
eins von Tost Gleiwitz, einer der bedeu- 
tendsten Agrarier Oberschlesiens ; fBreslau 
11. IV., 47 J. 

Rothbart, Ferdinand. Nekrolog S. 169. 

Rothberger, Jakob, Hoflieferant, Kleider- 
macher; f Wien 30. III. 

Rothenbucher, Karl, kgl. bayer. Regierungs- 
director, Vorstand des bayer. Kataster- 
bureaus, f Mlinchen 24. IV., 54 J. 

Rothenlbwen siehe Rechberg. 

Rotter, Josef Arthur. Nekrolog S. 164. 

Rudolph, Karl Hermann, kgl. Musik- 
director und Seminaroberlehrer a. D., 
Componist, tiber 30 Jahre am Lehrer- 
seminar zu Nossen thatig; f Dresden 25. 1. 

Rlibsam, Fried rich, Gesanglehrer in 
Frankfurt a. M., frUhcr Baryton in MUn- 
cben, Hamburg und Frankfurt; f IX. 

Riickert, Medicinalrath, Sohn Friedrich R.'s; 
f Coburg 3. IV., 77 J. 

Ruger, Konrad Robert, (79—95) Reichs- 
gerichtsrath a. D. , frtiher Oberappella- 
tionsgerichtsrath in Dresden; f daselbst 13. 
XL. 70 J. 

Rugland siehe Crailsheim. 

Riimelin, Emil von. Nekrolog S. 61. 

Ruff, Wilhelm, osterr. Oberstlieutenant 
d. R.; f Wien 31. V. 

Runge, Heinrich, 68-92 Director des 
Gymnasiums in Osnabrtlck, namhafter 
Philologe; f 21. XIL, 72 J. 

Ruperti, Dr. Justus. Nekrolog S. 122. 

Rupprecht, Dr. Ludwig, prakt. Arzt, 
Ritterkreuz des Militar- Verdienstordens 
1. CI., Eisernes Kreuz 2. CI., 59 — 60 
Assistenzarzt an der Klinik des Prof. 



Lindwurm, dann am stadt. Krankenhaus 
in MUnchen, 63 Privatdocent an der Uni- 
versitat, 5. VIII. 70 Stabsarzt, 26. XII. 
70 Oberstabsarzt 2. CI.; • MUnchen 11. X- 
36; f das. 28. VIL 
Ruscheweyh, Robert, Grttnder der welt* 
berUhmten Mdbelfabrik in Langenttls bei 
Lauben (bekannt die Aasziehtische); 
f Langen5ls 21, X., 78 J. 

Russ, Dr. Karl, Ornithologe, naturwissen- 
schaftlicher Volkssch rifts teller, Begriinder 
der Zeitschriften »Gefiederte Welt€ und 
»Isis*; * Baldenburg in Westpreussen 
14- !• 331 t Berlin 30. IX. 

Sachsen~Coburg~Gotha, Alfred, Erbprinz 
von, Sohn des regierenden Herzogs Ernst 
Alfred, preuss. Hauptmann, Ritter des 
Schwarzen Adler-Ordens und des Hosen- 
band-Ordens; * Buckingham-Palast in 
London 15. X. 74; f Martinsbrunn 6. II. 

Sackel, Kapitan z» S- a. D., befehligte am 
18. XII. 88 das deutsche Landungscorps 
und leitete das Gefecht von Vailele. f 
SprembeTg (Lausitz) 9. XL 

Safferling, Benign us Ritter von. Nekrolog 
S. 217. 

Sainte Marie Eglise, Ludwig Frctherr 
von, 63 — 84 Director der Biener'schcn 
Blindenanstalt in Leipzig; * Neuburg a. d. 
Donau 22. VIIL 21; f Leipzig 28. XL 

Salkowsky, Dr. Karl. Nekrolog S. 175. 

Samelsohn, Dr. Julius, Geh. Obersanitats- 
rath, Oberarzt der Armen-Augenheilan- 
stalt in K5ln, angesehener Ophthalmologe 
und Fachschriftsteller; f Koln 7. III., 57 J. 

Samuel, Dr. Simon, ausserord. Professor 
der allgemeinen Pathologic an der Uni- 
versitat Kttnigsberg; * Glogau 5. X. 33; 
f Kdnigsberg 9. V. 

Sandels, Auguste Grafin, geb. von Ters- 
meden, Schwiegermutter des deutschen 
Botschafters in Wien Grafen Eulenburg; 
f Wien 25. VI., 70 J. 

Sandreczki, Dr. Max, Grander und Direc- 
tor des Kinderhospitals Marienstift in 
Jerusalem; f das. 23. VL, 60 J. 

Sauer-Csaky, von Nordendorf, Eugen, 
Osterr. Generalauditor i. P., Ritter des 
Ordens der Eisernen Krone 3. CI.; f 
Wien 5. III. 

Saurma, Karl Graf von, Freiherr von und 
zu der Jeltsch, Majoratshcrr zu Tworkau 
im Kreise Ratibor, preuss. Rittmeister a. 
D., Ehrenritter des souv. Malteser-Ordcns; 
* 24. XIL 30; f Breslau 25. II. 

Savoye, Josef von, bayer. Stadt- und Land* 
richter a. D.; * Passau 14. VIIL 22; f 
Neuhauscn 22. I. 

Schabelitz, Jakob. Nekrolog S. 178. 

Schaewen von, Geh. Oberjustizrath, Landes- 
gerichtsprasidcnt in Ratibor; f VIIL 



177* 



Todtcnliste 1899: 



178* 



Schaiblc, Dr. He in rich Karl. Nekrolog 
S. 183. 

Schaller, Fried rich, Historienmaler in 
Berlin: f 23. I., 86 J. 

Schartow, Adolf Friedrich, Wirkl. Geh. 
Oberregierungsrath , bis 83 Ministerial- 
director im Landwirthschaftsministerium; 
# Frankfurt a. O. 17; f Berlin 13. XII. 

Schaup, Dr. Wilhelm, Guts- und Brauerei- 
besitzer in Zipf, 70—95 Reichsrathsab- 
geordneter (deutschliberal) fdr die Linzer 
Handelskamracr; * Wien 4. IV. 38; + 
das. 28. XL 

Scheibler, Dr. Karl, Geh. Regierungsrath, 
Professor, 68 — 82 Lehrer an der land- 
wirthschaftlichen Hochschule in Berlin, 
Herausgeber der »Neuen Zeitschrift fUr 
RUbenzucker - Industrie*, besonders ver- 
dient um die wissenschaftliche Hebung 
der Zuckerfabrication, Erfinder des Stron- 
tianit und des rauchlosen Pulvers; * Eupen 
16. II. 27; f Berlin 2. IV. 

Scherbring, Karl. Nekrolog S. 171. 

Schiess, Bildhauer in Biebrich; f 20. II. 

Schiff, Dr. Emil, Nekrolog S. 256. 

Schilling von Cannstatt, Georg Freiherr, 
Zoologe; + Scutarie 19. IX. 

Schlaug, Georg, bayer. Oberlandesgerichts- 
rath: f NUrnberg 26. VII. 

Schlesinger, Dr. Ludwig. Siehe Nach- 
trag. 

Schleswig-Holstein-Sonderburg - Gliicks- 
burg, Adelheid Herzogin zu, geb. Prin- 
zessin von Schaumburg-Lippe, Wittwe 
des 85 f Herzogs Friedrich; * BUckeburg 
9. III. 21; f ltzehoe (wo ihre j tings te 
Tochter, Prinzessin Marie, Aebtissin des 
adeligen Conventes ist und sie seit 95 
lebte) 30. VII. 

Schl5zer, Nestor von, russischer Staats- 
rath, Sohn des Historikers (August Lud- 
wig) und Vater des deutschen Botschafts- 
rathes in Constantinopel (Karl): t Dresden 
18. II. , 90 J. 

Schmarda, Karljohann Ritter von, ttsterr. 
Feldmarschall-Lieutenant, zuerst Professor 
der Akadcmie in Wiener Neustadt, dann 
Artilleriedirector in Josephstadt, zuletzt 
Arsenaldirector in Wien, Eiserne Krone 
2. CI., Leopolds-Orden, Franz Josephs- 
Orden, Gold. Verdienstkreuz ; f Wien 16. 
XII , 72 J. 

Schmeemann, Karl, einer der bedeutend- 
sten Vertreter des radicalen Deutschthums 
in Amerika, schrieb: »Deutscher Radicalis- 
mus in Amerika* (2 Bde.); * W T estphalen: 
t Detroit X., 56 J. 

Schmick, Johann Wilhelm Peter, Ober- 
ingenieur in Frankfurt a. M. f nahm an 
den Sffentlichen Bauten der Stadt (Brlickcn, 
Eisenbahnen, Wasserleitungen) hervor- 



ragenden Antheil; * Rothenbergen (Hessen- 
Nassau) 4. IX. 33; f Frankfurt a.M. 14. IX. 
Schmidt von Hirschfelde, Hauptmann a. 
D., fruher Landtagsabgeordneter fttr Py- 
ritz-Saatzig; f Frankfurt a. O. 23. XL, 

75 J- 

Schmidt, Albert, Wirkl. Geh. Oberfinanz- 
rath a. D. f bis VII. 99 Provinzial-Steuer- 
director in Kassel, frUher vortragender 
Rath im Finanzministerium ; f Kassel 23. 
IX., 63 J. 

Schmidt, August, Rentner, wobl der letztc 
Veteran aus den Freiheitskriegen 13 — 15; 
* Anklam 10. II. 1795; f Wolgast 11.— 
12. IX. 

Schmidt, Eduard, Kaufmann in Schone- 
beck a. E., frtther deutscher Consul in 
Kamerun und Lagos, dessen Energie 
namentlich Deutschland seinen Besitz in 
Kamerun verdankt; S. war der erste, 
welcher den hohen Werth der in Bcnim 
gefundenen Bronzen erkannte; + Scbone- 
beck 27. VIL, 39 J. 

Schmidt Ritter von Pflichtenfest, Felix, 
Senatsprasident des obersten Gerichtshofes 
a. D., Ritter des Leopolds-Ordens; f Wien 
6. XL, 75 J- 

Schmidt von Zabierow, Franz Freiherr 
von, Geh. Rath, bis 98 Landesprasident 
von Karnten; * Innsbruck 17. I. 26; f Vo- 
losca XL 

Schmidt, Hugo Ernst, Nekrolog S. 243. 

Schmidt, J. B., Geh. Regierungs- und Ober- 
schulrath in Metz; + 21. III. 

Schmidt, Paul, Baurath, ord. Professor 
fUr Strassen- und Eisenbahnbau an der 
Technischen Hochschule in Dresden; + 
das. 19. XII., 48^ J. 

Schmidt, Richard, k. k. Sectionsrath a. D., 
Ehrenmitglied des Ferdinand eums in Inns- 
bruck, geologischcr Schriftsteller; f Hall 
in Tirol 13. X., 95 J. 

Schmidt, Rudolf, Dichter(»Derverwandeltc 
Konig«, Drama, u. a.) und philosophischer 
Schriftsteller; f Kopenhagen 5. IV., 62 J. 

Schmidt, Michael, bayer. Oberlandes- 
gerichtsrath; * Unterfranken; f Mtinchen 
5- I-63 J.' 

Schmidt, Robert Hans, kais. deutscher 
Geograph in Deutsch Ostafrika, f Mangali 
(Chehe), auf der Heimreise begriffen, 10. 
V. am schwarzen Fieber, 29 J. 

Schmitz, Dr. Hermann Josef, Weibbischot 
in K5ln, Titularbischof von Zela, theolog. 
Schriftsteller; * Kaln 16, V. 41 ; + das. 
21. VIII. 

Schnakenburg, Wilhelm, Kaufmann in 
Evansville (Indiana), 48 aus Halle nach 
Amerika ausgewandert, im amerikanischen 
Btlrgerkrieg zum Major ernannt; f 24. 
VIIL, 82 J. 



179 s " 



Todtenliste 1899: 



180* 



Schneider, Ferdinand, Oberst im General- 
stabscorps, der im Dreyfus-Processe in 
Rennes vielgenannte chem. tfsterr. Militar- 
Attache; f Wicn 20. X., 45 J. 

Schneider, Oskar, Holzbildhauer in Leip- 
zig, Chef der bekannten Fabrik Franz 
Sell.; f das. 25. XIL, 45 J. 

Schober, Karl, Oberrealschuiprofessor; f 
Innsbruck 4. IX., 38 J. 

Schockingen, siehe Gaisbcrg. 

Schonaich-Carolath, August Heinrich 
Bcrnhard Prinz von, preuss. Hauptmann 
a. I)., bis 88 Berghauptmann des Ober- 
bergamtes in Dortmund; * Saabor 20. 
VIII. 22; f Potsdam 16. X. 

Schdnborn, Franz de Paula, Reichsgraf 
von. Nekrolog S. 278. 

Sch5nburg-Glauchau, Henriette Elisa- 
beth Graftn von, Ehrendame des kgl. 
bayer. Theresienordens; * Glaucbau I. 
XI. 21; f Dresden 9. XII. 

Schonherr, Ludwig, herzogl. altenburgi- 
scher Regierungsprasident a. D., seit 66 
im Ruhestand; f Altenburg 14. IV., 90 J. 

Schbnlein, Dr. Karl, Physiologe, Ab- 
theilungsvorstand an der zoologischen 
Station in Neapel, frtther Professor an der 
Univcrsitat Santiago in Chile; * Sangers- 
hausen 55; f Neapel 29. I. 

Schott, Dr. Theodor Friedrich. Ne- 
krolog S. 75. 

Schradcr, Hermann, BUrgermeister von 
Holzminden, 84—89 und 93 — 95 Land- 
tagsabgeordneter; * Braunschweig 12. VI. 
44; f Holzminden 12. IX. 

Schramm, Dr. Adolf, kgl. Medicinalrath 
und Landgerichtsarzt a. D.; * NUrnberg 
7. XI. 21; f MUncben 5. VIII. 

Schreincr, Adolf Ritter von, Hofrath, em. 
Gencralsecretar der Bsterr. SUdbahn, Ritter 
des On 1 , ens der Eisernen Krone und des 
Franz Josephs-Ordens; + Hinterbruhl (bei 
Mttdling, Niederosterr.) 31. VIII., 77 J. 

Schreyer, Adolf, bedeutender Thier-, 
namentlich Pferdemaler, machte in Ungarn, 
der Walachai, Stldrussland, im Orient und 
in Algicr Studien, dann lebte er bis 70 
in Paris; * Frankfurt a. M. 9. V. 28; f 
Cronberg a. T. 29.— 30. VII. 

Schrbder, Friedrich Anton. Nekrolog 
S. 120. 

SchrSder, Gustav. Nekrolog S. 239. 

Schrftder, Hugo. Nekrolog S. 167. 

Schubart, Dr. Martin, Kunstsammlcr, Be- 
sitzer der bedeutendsten deutschen Privat- 
Gemaldesammlung, Goetheforscher; Nekro- 
log S. 305. 

Schuberg, Karl, Oberforstrath, ord. Pro- 
fessor der Forstwissenschaft an der Tech- 
nischen Huchschule in Karlsruhe; f das. 
17. IV., 73 J. 



Schiinhoff, Dr., Consistorialrath , General- 
superintendent flir das Ftirstenthum L&nc- 
burg-Harburg, ausserord. Mitglied des 
hannoverschen Landesconsistoriums ; f 
14- V., 73 J. 

Schiirer von Waldheim, Anton, Ehren- 
p resident der Apothekervereine Ocster- 
reichs, Mitglied des obersten Sanitats- 
rathes ; sein Entwurf einer internationalen 
Pharmakopoe (55) wurde vom Internatio- 
nalen Pharmaceutencongress in BrUssel als 
Grundlage angenommen; Ritter des Franz 
Josephs-Ordens; * Wien 30; f das. 13. V1IL 

Schiissler, Otto von, preuss. Generalmaj or 
z. D., 79—84 Commandant der 8. Feld- 
artillerie-Brigade; f 5. XL, 74 J. 

Schuler von Senden, Ernst Freiherr. 
Nekrolog S. 221. 

Schultz, Dr. Albert, Rittergutsbesitzer auf 
Lupitz in der Altmark, namhaftcr Land* 
wirth, Landesbkonomierath, der crste, 
welcher die Wirkung der stickstoffsammeln- 
den PManzen auf den Boden erkannte, 
wofttr ihn die Universitat Jena zum Dr. 
h. c. ernannte. 82 — 93 Landtagsabge- 
ordneter fflr Salzwedel- Garde] egen (frei- 
conservativ), 87 — 90 und 93—98 Reichs- 
tagsabgeordneter (Reich spartei); * Rehna 
(Mecklenburg) 26. III. 31; f Lupitz 5. I. 

Schultze, Dr. Martin, Orientalist, Schrift- 
steller (Cultur- und Religionsgeschichte) ; 
f Ellrich a. H 10. DC. 

Schulz, Emil, Geh. Hofrath, bis 98 Vor- 
stand der Kanzlei der preussischen Ge- 
sandschafl beim Vatikan und Verwalter 
des deutschen Hospitals in Rom, wo er 
seit 36 wohnte; + das. 3. — 4. III., 84 J. 

Schulz, Hugo, Rittergutsbesitzer auf Petcrs- 
hagen, Oekonomierath, Mitglied des Be- 
zirks-Eisenbahnrathes; f 4. IX., 76 J. 

Schulz, Robert, Geh. Justizrath, Ober- 
landesgerichtsrath in Jena, Herausgeber 
der » Blatter fUrRechtspflegeinThttringen«. 
t Jena 16. IX. 

Schulz, YVilhelm von, preuss. General- 
leutnant z. D., bis 88 President des In- 
genieur-Comites, Organisator und erster 
Commandant der preussischen Eisenbahn- 
truppen; • Stettin 13. IX. 29; f Berlin 
23. I. 

Schulz-Boosen , Rittergutsbesitzer, 74 — 77 
Reichstagsabgeordneter ftir Guben-LUbben 
(natioalliberal); f 9. I. 

Schurig (Schuricht), Hermann, deutsch- 
amerikanischer Schriftsteller (Geschichte 
der Deutschen in Virginia, Romane, No* 
vellen u. a.) und Padagogc; + auf seinem 
Landsitze Idlewild bei Cobham (Virginia) 
V., 68 J. 

Schurig, Julius Wilhelm Volkmar. 
Nekrolog S. 161. 



i8i* 



Todtenliste 1899: 



182* 



Schuster, Heinrich (Pseud. Heinrich 
Wold an), preuss. Amtsgerichtsrath a. D., 
Scbriftsteller; f MUnchen 6. IV., 70 J. 

Schwaabe, Karl, bayer. Rittmeister a. D. 
(bis 90), Mitglied der deutschen Reichs- 
fechtschule und des Mannergesangvereins 
»Ncu-Bavaria« ; • Wunsiedel 27. X. 24; 

t IV., 75 J- 

Schwade, Heinrich. Nekrolog S. 160. 

Schwaighofer, Johann, Nekrolog S. 259. 

Schwartz, Marie Esperance Freifrau von, 
(Pseud. Elpis Melena). Nekrolog S. 213. 

Schwartz, Dr. Wilhelm, Geh. Regierungs- 
rath, Gymnasialdirector a. D., Forscher 
auf dero Gebiete der Mythologie, Sagen- 
kunde und Anthropologic; • Berlin 4. IX. 
21; f das. 16. V., 77 J. 

Schwerin, Jeannette geb. Abarbanell, 
FUhrerin der Berliner Frauenbewegung, 
Viceprasidentin der Gesellschaft ftir 
ethische Cultur; f '4- VII., 47 J. 

Sckell, Eugen, bayer. Oberst a. D, Be- 
sitzer des Verdienstordens vom heiligen 
Michael 4. CI.; f MUnchen 15. III. 

Seckels, Julius, Director der Hamburger 
Wcchslerbank; + 16. I. 

Scitz, Dr. Eugen, Geh. Medicinalrath, 
56—79 Professor der speciellen Patho- 
logic und Therapie und Director der 
medicinischen Klinik in Giessen, Fach- 
schriftsteller (»Symptomatische Pathologie 
und Therapies, setzte Niemeyers »Lehr- 
buch der speciellen P. u. Th.« fort); 

♦ Vilbcl 19. XI. 17; Wiesbaden f "• IV. 
Seitz, Johannes, Pfarrer der evang. Ge- 

meinde in Antwerpen, eifrig fur das Wohl 
der deutschen Colonie bedacht durch 
verschiedene Grttndungen und Anregungen 
(Handwerkerheim, Damen- und M&dchen- 
heim, Sonntagsschule , Diakonieschule) ; 

* Gemmingen (Baden) 44; f Antwerpen VI. 
Seitz, Karl Ludwig, kgl. bayer. Kupfer- 

stich-Inspector a. D., seit 91 (nach 5qjah- 
riger Thatigkeit) im Ruhcstand; * MUnchen 

29. III. 24; f IV. 

Sellner, Ernst, Oekonom in Sendershausen 
bei Schweinfurt, seit 69 Landtagsabgeord- 
neter (liberal); f das. IV.; 73 J. 

Senden siehe Schuler. 

Seydewitz siehe Damm. 

Show, Heinrich Christian August, 
Oberregierungsrath und Leiter der Ab- 
theilung ftir Kirchen- und Schulwesen bei 
der Regierung in Schleswig; * Apenrade 

30. XII. 45; f Herrenalb (Schwarzwald) 
14.— 15. VII. 

Sieffert, Dr. Emil Albert Karl, Geh. 
Oberregierungsrath, vortragender Rath im 
preuss. Handclsministerium; * Stargard 46; 
t Berlin 7. I. 

Siegel, Dr. Heinrich. Nekrolog S. 91. 



Sigmund, Hugo von, bayer. Oberlandes- 
gerichtsrath a. D., Ritter des bayer. Civil- 
verdienstordens und desSt.Michael-Ordens 
1. CI.; * MUnchen 28. IV. 24; f das. 19, VIII. 

Silberhuber, Anton. Siehe Nachtrag. 

Silberstein, Dr. Adolf. Nekrolog S. 240. 

Simmerlein, Dr. Rudolf, ehem. Vorsteher 
des stenographischen Bureaus im preussi- 
schen Abgeordnetenhause; • Eberswalde 
10. IX. 38; f das. 24. VII. 

Simon, Heinrich, Deutscher aus Breslau, 
60 nach England ausgewandert, wo er in 
Manchester eine MUhlenbaufirma — eine 
der grSssten der Welt — grUndete; Er- 
finder der Walzmtthle und des Simon 
Carves-Ofens; f Manchester 22. VII. 

Simpson -Georgenburg von, der grttsste 
PferdezUchter in Ostpreussen; t 27. IX. 

Simson, Eduard von. Nekrolog S. 307. 

Singer, Rudolf, Director der »Neucn 
Bttrsenhalle* in Hamburg, bis Anfang 99 
Chefredacteur der ^Hamburger Borsen- 
halle«, Vorstand des Hamburger Jour- 
nalisten- und Schriftsteller-Vercins; * Bres- 
lau 31. I. 45: f Hamburg 14. XI. 

Sittl, Dr. Karl, ord. Professor der classi- 
schen Philologie und Archflologie an der 
Universitat WUrzburg, Director der dor- 
tigen kunsthistorischen Sammlung, ver- 
fasste eine »Geschichte der griechischen 
Litteratur bis auf Alexander den Grosscn« 
und ein »Handbuch der Archaologie« ; 
* Passau 13. II. 62; f WUrzburg 9. V. 

Socin, Dr. Albert, ord. Professor der 
orientalischen Sprachen an der Universitat 
Leipzig, vorher in Basel und Tubingen, 
lebtc 68 — 70 im Orient, wo er die ara- 
bischen Dialecte, das Syrische und Kur- 
dische studirte; GrUnder des Palastina- 
Vereins und dessen Zeitschrift; * Basel 
13. X. 44: f Leipzig 26. VI. 

Socin, Dr. August. Nekrolog S. 57. 

Sohn, Wilhelm, Professor, ausgezeichneter 
Maler, Lehrer an der Kunstakademie in 
DUsseldorf Uber 20 Jahre; * Berlin 29. VIII. 
30 : f PUtzchen bei Bonn 16. III. 

Solina siehe Kliment. 

Solms-Hohensolms-Lich, HermannAdolf 
FUrst zu, preuss. Generalmajor a la suite 
der Armee, erbliches Mitglied des preuss. 
Herrenhauses und der hess. Ersten Kammer, 
Rcchtsritter des Johanniter-Ordens; *Schloss 
Pirnitz (Mahren) 1 5. IV. 38 ; f Lich (Hessen) 
16. IX. 

Sommer, Hugo, Oberamtsrichter in Blan- 
kenburg a. H., philosophischer Schrift- 
steller; * WolffenbUttel 26. V. 39; f Blan- 
kenburg 31. I. 

Sommer, Martin, Director der Aachcn- 
Maastrichter-Eisenbahn ; f Aachen 5.-6. 
IX., 85 J. 



i8 3 < 



Todtenliste 1899: 



184* 



Soutschck, Peter, ehem. Mitglied der 
Wiener Hofoper; t Mitte II., 76 J. 

Specht, Dr. Karl von, Reichsgerichtsrath 
a. D., bis 79 Obertribunalsrath in Berlin; 
t Kasscl 18. Ill , 76 J. 

Speckbacher, Caspar. Nekrolog S. 220. 

Speidel, Wilhelm. Nekrolog S. 49. 

Spiecker, Geh. Rntb, Director der Landcs- 
versicherungsanstalt ftir Elsass-Lothringen; 
f Boppard 17. X. 

Spies, Ignaz. Nekrolog S. 200. 

Spirgatis, Dr. Jobann Julius Hermann, 
Chemiker, bis vor einigen Jabren ord. 
Professor an der Universitat Kbnigsberg, 
30 Jahre lang Leiter des dortigen phar- 
maceutiscbcn Laboratoriums; * 28. XI. 
22; + KcJnigsberg 5. XL 

Sporrer, Philipp. Nekrolog S. 155. 

Sprinzenstein siehe Hoyos. 

Stagemann, Eugen, Tbeaterdircctor in 
DUsseldorf, friiher Scbauspieler in Bremen, 
Hannover, Frankfurt a. M., am Hamburger 
Thalia- und am Berliner Lessing-Theater; 
* Freienwalde a. O. 13. II. 45; f Dttssel- 
dorf 10. III. 

Stallburg siebe Riese. 

Starzengruber, Tbeodor, sett 74 Redac- 
teur der »Neuen Freien Presses, frtlber 
beim »Extrablatt« und bei der »Oester- 
reich. Volkszeitung*, Oberscbtltzenmeister 
der Wiener ScbUtzen, Ritter des Franz 
Josepbs-Ordens; * Hall 7. V. 39; f Wien 
1 8. XII. 

Stechert, Gustav E. Nekrolog S. 179. 

Steinburg siebe Bray. 

Steinemann, Hermann, Bildbauer in Ber- 
lin; f 17- VI., 46 J. 

Stein hart, Wilhelm, friiher Hofcapell- 
meister in Stuttgart, Liedercomponist; 
f Stuttgart 20. XII., 81 J. 

Steininger, BauernfUhrer in Niederosterreich, 
vormals Herausgeber der »Mittelstrasse«, 
stammte aus Gobelsburg; f Brunn- 
kirchen IX. 

Steinthal, Dr. Heymann. Siehe Nachtrag. 

Stephanus, Hermann, Kaufmann, Senator 
in Hannover, 85—88 Landtagsabgeord- 
neter flir Linden (Westphalen; Welfe); 
f das. X. 

Stern, Magarethe, geb. Herr, kgl. Kammer- 
virtuosin (Pianistin) in Dresden, Schfilerin 
Franz Liszts und Klara Scbumanns, ge- 
feicrt als Beethoven-Spielerin; * Dresden 
57; t das. 4. X. 

Sternau siebe Benzel. 

Sternberg, Leopold Graf von, Geh. Rath, 
Kammerer, General der Cavallerie, erbliches 
Mitglied des osterr. Herrenhauses, altesrer 
Ritter des Maria Theresien-Ordens und des 
Ordens vom Goldenen Vliesse; * 22. XII. 
II: f Schloss Raitz (Mahren) 21. IX, 



Sternberg, Zdenko Graf von; f J«nnist 

22. XII., 13 J. 

Steyrcr, Clemens von, bayer. Appella- 
tionsgerichts-Prasident a. D., Comthur des 
St. Michael-Ordens, Ritter des Verdienst- 
ordens der bayer. Krone; f Miesbach 
28. III. 

Stiehle, Gustav von. Nekrolog S. 191* 

Stockhausen, Wilhelm von, Tribunals- 
prasident a. D., bis 79 Viceprasident des 
Tribunals in Kbnigsberg; f 10* VI., 89 J. 

Stftckel, Ernst, einst Grtlnder und durch 
18 Jahre Leiter der »Fremdenzeitung und 
Quartieranzeigerc in MUnchen; * das. 30; 
t das. VIII. 

Stoger, Dr. Josef. Siehe Nachtrag. 

Stork, Dr. Karl, Professor der Laryngo- 
skopie an der Wiener Universitat (Haupt- 
werk: »Klinik der Krankheiten des Kehl- 
kopfes, der Nase und des Rachens«); * 
Ofen 17. IX. 32; f Wien 13. IX. 

Stotz, Paul. Nekrolog S. 72. 

Strauss, Johann. Nekrolog S. 27. 

Strauss, Ludwig, einst sehr bekanntcr 
Geiger; * Pressburg 28. III. 35; f Cam* 
bridge 15. X. 

Strauss und Torney; Dr. Victor von. 
Nekrolog S. 96, 

Strnischtie, Fried rich, Oberbaurath i. R., 
frtlher Betriebsdirector der Wiener Telc- 
phoncentrale; f Wien 1. IX., 69 J. 

Struckmann, Dr. Johannes. Nekrolog 
S. 119. 

Strumpell, Dr. Ludwig von, Philosopb, 
Padagoge, ord. Professor der Universitat 
Leipzig, deren Lehrkttrper er 56 Jahre 
lang angehttrt hat, vordem in Dorpat, 
wohl der bedeutendste Vertreter der Her- 
bart'schen Lehre; kais. russischer wirkl. 
Staatsrath; * Schbppenstadt (Braunschweig) 

23, VI. 12; f Leipzig 18. V. 
Suchanek, Anton, Oberbaurath ira Oesterr. 

Eisenbahnministerium, Ritter des Ordens 
der Eisernen Krone III. CL; f Wien 
3. X., 59 J. 

Tacke, Ludwig, Historien- und Architek- 
turmaler in Braunschweig; f 24. VII., 75 J. 

Tattenbach, Si gm und Graf von, kgl. 
bayer. Kammerjunker, Leutnant; f Immen- 
stadt VIII. 

Theile, Dr. med. Friedrich, Arzt in Lock- 
witz bei Dresden, seit 80 Redacteur der 
Gebirgsvereinszeitung »Ueber Berg und 
Thal«, Herausgeber und Verfasser der 
»Lockwitzer Nacbrichten*, Forscher auf 
historischem, geographischem und natur- 
historischem Gebiete; T. betheiligte sicb 
am Mai-Aufstandc, wurde zum Tode ver- 
urtheilt und dann zu 6 Jahren Zuchthaus 
begnadigt; * Chemnitz 12. VII. 14; f 
Lockwitz 10. VIII. 



i85* 



Todtenliste 1899: 



186* 



Theuerkorn, Stadtraih in Chemnitz, FUhrer 
der deutscbsocialen Reformer, 93 — 96 Mit- 
glied der 2.Standekammer; f Chemnitz VIL 

Thienemann, Ernst. Nekrolog S. 188. 

Thomson, Dr. Karl Gustav, Professor 
der Naturkunde; f X. (?) in Lund, 75 J. 

Tiechler, siehe Mann. 

Tiemann, Daniel F., Deutsch-Amerikaner, 
der sich sehr lebhaft am politischen Ge- 
triebe in New- York betheiligte, 57 wurde 
er zum Major gewahlt; f das. VII., 95 J. 

Tiemann, Dr. Ferdinand, Geh. Regierungs- 
ratb, ord. Professor der Chemie an der 
Universitat Berlin, bekannt durch seine 
Entdeckung der ktlnstlichen RiechstofTe; 
• 10. VI. 48; f Mtran 14. XI. 

Tiroch, Dr. Josef, Oberstabsarzt, Chefarzt 
des flsterr. 5. Corps, Operateur von be- 
deutendem Ruf; Ritter des Franz Josephs- 
Ordens; f Pressburg 27. I. 

Toepke, Dr. G., Hofrath, Privatgelehrter, 
gab die Matrikel der Heidelberger Uni- 
versitat 1386— 1662 heraus; f Heidelberg 
20. VL, 58 J. 

Torney, siehe Strauss. 

Traun, siehe Abensperg. 

Treiber, Wilhelm. Nekrolog S. 172. 

Tschmarke, Robert, Commerzienrath, 
lange Jahre Generaldirector der Magde- 
burger Feuerversicherungsgesellschaft; f 
Strassburg 19. — 20. III. 

Turschmann, Richard, bekannter Recita- 
tor, frUher Schauspieler, seit 72 fast ganz 
erblindet; * Penig 26. V. 34; f Leipzig 
13. XII. 

Ude, Dr. Friedrich, bis XI. 96 Senats- 
prasident am Oberlandesgericht Braun- 
schweig, hervorragender Jurist; * Ganders- 
heim 25. VI. 27; f Braunschweig 25. XII. 

Cberhorst, Karl, Oberregisseur der Hof- 
opcr in Dresden, auch litterarisch thatig 
(Culturgeschicbte); f das. 5^ XT., 76 J. 

Ullstein, Leopold, Buchdruckereibesitzer 
in Berlin, Besitzer der »Berliner Zeitung«, 
^Berliner Illustrierten Zeitung* und 
»Morgenpost«; f Berlin 3.-4. XII., 73 J. 

Urtel, Dr. Friedrich, grossh. sachs. Re- 
gierungsrath, vortragender Rath im Cultus- 
ministerium, bis 97 Gymnast alprofessor 
in Weimar; f das. 5. IV., 56 J. 

Vanselow, siehe Maltzahn. 

Veitmeyer, L. A., Geh. Baurath, Mitglied 
der Akademie des Bauwesens in Berlin, 
Vorsitzender der polytechnischen Gcsell- 
scbaft, verdient um die Canalisirung der 
Stadt; f das. 3. II. 

Vellnagel, Adolf von, Banquier, Ehren- 
schtttzenmeister der Stuttgarter SchUtzen- 
gilde; f das. 15. IX., 95 J. 

Versmann, Dr. Johannes Georg An- 
dreas. Nekrolog S. 233. 



Voelderndorff und Waradeln, Dr. Otto 
Freiherr von. Nekrolog S. 173. 

Voerster, Karl. Nekrolog S. 189. 

Vogel, Jakob, f ruber Buchdruckereibesitzer, 
Nestor der Schweizer Dichter (Pseud. 
» Vogel von Glarusoc); * Glarus 11. XII. 
16; f das. 22. IV. Nekrolog S. 307. 

Vogel, Ludwig Wilhelm, ehem. Rcichs- 
tagsabgeordncter fur Chemnitz (national- 
liberal) und Stadtrath; * Bernburg 7. X. 
38; + Groningen 17. XII. 

Vogeley, Karl, Oekonomierath in Kassel, 
ehem. Landtagsabgeordneter fur Wolf- 
hagen - Hofgeismar (nationalliberal) ; * 
Kassel 25; f das. 17. X. 

Vogelsang, Dr. Paul, Psychiater, Oberarzt 
der stadtischen Irrenheilanstalt in Wuhl- 
garten bei Berlin; f das. 12. VI., 42 J. 

Vogel, Dr. Max, bayer. Generalarzt a. D., 
verdient um das bayerische Militar-Sanitats- 
wescn; * Burghausen 26. V. 40; f MUn- 
chen 2. X. 

Vogler, ehem. Kreisdirector in Wolfen- 
btittel, langjahriges Mitglied des braun- 
schweigischen Landtags; f Braunschweig 
17. XIL 

Vogler, Adolf, Mitbegrtinder und ehem. 
Mitinhaber der Annoncenanstalt Haasen- 
stein und Vogler; f Hamburg 1. IV. 

Vogts, Dr. Otto, Geh. Regierungsrath , 
Mitglied des Reichsversicherungsamtes ; 
t Berlin 25. VIII., 38 J. 

Volckhausen, Dr. Karl, fruher Sprecher 
der freien Gemeinde in Hamburg, Re- 
dacteur des »Freischtttz«, dann der frank- 
furter Zeitung& (am Main); + DUsseldorf X. 

Volz, Dr. Berth old. Nekrolog. S. 201. 

Vortriede, Julius, Redacteur der deutschen 
Zeitung »Toledo Express* in Toledo 
(Ohio); f 25. I. 

Waldeck, siehe Ben ti nek. 

Waldeck, siehe Meyer. 

Waldheim, siehe Schttrer. 

Walk, Martin, bayer. Justizrath, fruher 
Notar, langjahriger Dirigent des Gesang- 
vereins und Forderer des Verschtinerungs- 
vereins in Ebern; f das. II., 73 J. 

Wallhoffen, Emil Freiherr von, preuss. 
Major a. D., Gatte Pauline Lucca's; f 
VVien 1. XL, 66. J. 

Waltenhofen, Dr. Adalbert von, Professor 
der Elektrotechnik an der Tcchnischen 
Hochschule in Wien; f II. (?) nach mehr 
als sojahriger Thatigkeit. 

Walter, Adolf, Landschaftsmaler in Kassel, 
bedeutender Vogelkenner, Ehrenmitglied 
der deutschen ornithologischen Gesell- 
schaft; f Kassel 5. II. 

Waradein, siehe Voelderndorff. 

Warnat?, Heinrich, Hofbuchh&ndler in 
Dresden, bis 98 Mitinhaber der Buch- 



i87< 



Todtenliste 1899: 



188* 



handlung Warnatz und Lehmann (Verlag 
der *Saale-Zeitung«): j* Lugano 26. III., 

51 J- 

Waser, Dr. Josef Ritter von. Nekrolog 
S. 121. 

Wastler, Josef, Hofrath, Professor der 
Geodasie an der Technischen Hochschule 
in Graz, Matheraatiker und Kunsthistoriker 
(bes. zu nennen ist sein steirisches Kunst- 
lexikon); • Heiligenberg 20. II. 31; f 
Graz 1. Oder 2. IV. 

Weber, Friederike, ehem. Mitglied des 
Wiener Hofburgtheaters (bis 59); f III. 

Weber, siehe Wissmann. 

Wecke, Ernst, Rittergutsbesitzer auf Wiesa 
und Schonfeld bei Annaberg, seit 89 
Mitglied der I. sachs. Kammer und des 
deutschen Landwirthschaftsrathes ; * 14. 
III. 31; f Wiesa 1. XI. 

Weckesser, August. Nekrolog S. 67. 

Wedel, Ernst von, Rittmeister a. D., seit 
93 Landtagsabgeordneter fUr den 4. Wahl- 
kreis des Bezirkes Gumbinnen (Stall u- 
pdnen - Darkebrnen; conservativ); f 
Etzerischken bei Trempen 18. VII., 68 J. 

Weidel, Dr. Hugo. Siehe Nachtrag. 

Weill, Alexander, Schriftsteller, Jugend- 
freund Heines; f Paris 19. IV. 

Weise, Geh. Regicrungsrath, frUher langc 
Oberbttrgermeister von Kassel; * Lauban 
(Schlesien) 32; f Dresden 15. IV. 

Weishaupt, Theodor, preuss. Ministerial- 
und Oberbaudirector a. D., bis 80 Direc- 
tor der Eisenbabnabtheilung im Handels- 
ministerium, leitete 70/71 das militarische 
Eisenbahnwesen ; f Berlin 6. IV., 83 J. 

Weiss, Dr. Guido. Siehe Nachtrag. 

Weiss, Johann, P., mehr als 40 Jahre 
Subprior des Kapuzinerklosters St. Josef 
bei Prag, einst Musiker und Maler; her- 
vorragender Kunstkenner; f Prag 26. XII., 

85 j. 

Weiss, Dr. Johann Ritter von. Siehe 
Nachtrag. 

Weissenfeld, siehe Lippe. 

Weissenhorn, siehe Fugger. 

Weizs&cker, Karl von. Nekrolog S. 55. 

Wellenburger, siehe Dietz. 

Welti, Dr. Emil. Nekrolog S. 33. 

Wentzel, Manfred, Reg- und Baurath bei 
der Regierung in Koblenz, Leiter der 
Schlossbauten in der Rheinprovinz; + IV. 

Wentzel, Otto von, Wirkl. Geh. Rath, 
preuss. Gesandter a. D. (bei den Hanse- 
stadten und den Hofen von Schwerin und 
Neu-Strelitz; f Berlin 24.-25. VI. 

Werner v., Fried rich, fUrstl. hohenzoll. 
Geh. Cabinetsrath, Chef der furstl. Hof- 
verwaltung, Uhcr 50 Jahre im Dienste des 
fiirstlichen Hauses; * Riedlingen 22. X. 
15; f DUsseldorf 2. I. 



Wernicke, Fried rich, Gutsbesitzer, Land- 
tagsabgeordneter fur I^andsberg-Soldin 
(conservativ, Bund der Landwirthe); f 
III., 49 J- 

Wertheim, siehe Lftwenstein. 

Wester, Erwin, siehe Wissmann. 

Westermayer, Dr. Adolf, Gymnasialrector; 
f Bad BrUckenau 1, VIII. 

Wicke, August, Oberstabsarzt, Leiter des 
Nachtigal-Krankenhauses in Togo; + 26. 
II., 42 J. 

Wiekede, Otto von, Minister a. D., Geh. 
Rath; f Dresden 22. III. 

Widmann, Josef, bayer. Baurath, Gutsbe- 
sitzer, Landtagsabgeordneter; f VII. 

Wiedemann, Dr. Gustav Heinrich, kgL 
sachs. Geh. Rath, ord. Professor der 
physikalischen Chemie (71 — 87), dann 
Professor der Physik und Director des 
physikalischen Cabinets an der Universi- 
ty Leipzig, Verfasser der »Lehre von der 
ElcktriciiaU u. a., Herausgeber der »Annalen 
der Physik und Chemiec; * Berlin 2. X. 
26; + Leipzig 24. III. 

Wiegand, Heinrich, Nekrolog S. 255. 

Wieczorek, Josef, kgl. Baurath bei der In- 
tendantur des Gardecorps; f 31. X., 47 J. 

Wiessner, Moriz Ludwig, Dr. phiL h- c, 
kgl. sachs. Geh. Regierungsrath, 62 auf 
der Londoner und 67 auf der Pariser 
Weltausstellung sachsischer Commissar, 73 
auf der Wiener Weltausstellung deutscher 
Reichscommissar, Sec ret ar des akademi- 
schen Rathes und der Akademien der bil- 
denden KUnste in Dresden und Leipzig; 
f Loschwitz bei Dresden 23. VII. 

Wild, Dr. Wilhelm, praktischer Arzt, der 
46 unter Konig Otto nach Griechenland 
kam, geborener Bayer; f Skiathos II* 

Wildau, siehe Lindeiner. 

Wilke, Kanzleirath in Gtirlitz, Grander der 
in ganz Deutschland verbreiteten, ttber 
200000 Mitgliederzahlenden Rothenburger 
Versicherungsanstalt in GQrlitz; f das. 
12. IV. 

Winkler, Leonhard, bayer. Major z. D., 
seit 81 Hilfsofncier im bayerischen Kriegs- 
archiv, dessen Materialien er fur seine 
historischen Studien verwertete (»Feldztige 
in PiemonU, » Regiment Tattenbach« u. 
a.); * Schwabach 22. V. 43; bei Sedan 
schwer verwundet, trug er sein hierdurch 
hervorgerufenes Leiden durch 29 Jahre 
und erlag ihm schliesslich als spates Opfer 
des Krieges am 31. III. in Munchen. 

Winter, Otto, Pantominist des kgl. Ballets 
in Berlin; f VI. 

Wirz-N&geli, Oberst, Director der schwei- 
zerischen Creditanstalt; f Zurich to. XII., 

54 J. 
Wisbeck, Max von, Excellenz, kgl. bayer. 



i8 9 * 



Todtenliste 1899: 



190* 



Staatsrath im ord. Dienste des Innern fUr 
Kirchen- und Schulangelegenheiten, Ritter- 
kreuz des Verdienstordens v. hcil. Michael, 
des Verdienstordens der bayer. Krone, 
Comthur des bsterr. Franz Josephs-Ordens; 
trat 74 in das Cultusministerium ein, in 
welchem er bis zu seinem Tode, fast 25 
Jahre lang, wirkte, 78 Regie rungs rath, 88 
Ministerialrath, 95 als Staatsrath Vertreter 
des Cultusministers ; * Regensburg 2. IV. 
33; + MUnchen 6. I. 

Wischhusen, Oberregisseur am Stadttheater 
zu Halle a. S.; f das. 11. IX. 

Wislicenus, Hermann. Nekrolog S 205. 

Wisotzki, Dr. Otto Emil Samuel. Ne- 
krolog S. 228. 

Wissmann, Eduard. Nekrolog S. 238. 

Witt, J., Geh. Oberjustizratb, Landgerichts- 
prasident in Altona; f $• IV-i 79 J. 

Wittels, Julius, Komiker am Carl-Theater 
in Wien, Verfasser von Soloscenen und 
Couplets; * Wien 8. X. 60; t Meran 12. III. 

Wittig, Friedrich, Bildhauer in Berlin; 
+ 15. II., 79 J. 

Wittmann, Dr. Wilhelm, ord. Professor 
der Hochbauconstructionslchre an der 
technischen Hochschule in MUnchen; f 
das. 29. VI., 53 J. 

Woenig, Franz. Nekrolog S. 221. 

Wdrlein, Georg, Zahlmeister a. D., Rota- 
niker, welcher die Viola Caflischiana ent- 
deckte und eine »Flora von Mlinchen« 
herausgab; f Nymphenburg IX. 

Woldan siehe Schuster. 

Wolf, Anton, Ministerialrath im osterr. 
Justizministerium ; * Ronitz (Mahren) 39; 
f Wien 4- XII. 

Wolf, Josef, Thiermalcr und Illustrator, 
seit 48 in England; * Mttnsterinaifeld a. d. 
Mosel; f London 20. IV. 

Wolff, Dr. Wilhelm, Nekrolog S. 253. 

Wolff hugel, Dr. Gustav, ord. Professor 
der Hygiene in Gdttingen, Director des 
Institute fUr medicinische Chemie und 
Hygiene, 79 - 86 Leiter des hygienischen 
Labora tori urns des Reichs - Gesundheits- 
amtes in Berlin; * Landau 27. VIII. 45; 
f G6ttingen 30. I. 

Woyrsch, Remus von, Wirkl. Geh. Rath, 
Mitglied des preuss. Herrenhauses(siusserste 
Rechte); f Piesnitz (Schlesicn) 31. XII. 

Wrangel, Karl Friedrich Wilhelm, 
Freiherr von, Nekrolog S. 248. 

Wrede, Ferdinand. Nekrolog. S. 186. 

Wiilflngen siehe Bock. 

Wustenfeld, Dr. Ferdinand, Geh. Re- 
gierungsrath, Professor der orientalischen 
Sprachen an der Universitat Gbttingen, 
Universitatsbibliothekar bis 89, seit 76 



Director der historischen Classe der Got- 
tinger Gesellschaft der Wissenschaften; 

* Hannoverisch - Mlinden 31. VII. 08; f 
Hannover 8. oder 10. II. 

Yrsch, Karl Theodor Graf von, 36 Jahve 
lang kg], bayer. Kammerer und fast jahr- 
lich functionirender Ceremonienmeister 
bei Hoffesten; f MUnchen, 66 J. 

Yrsch - Pienzenau , S i g m u n d Graf von, 
kgl. bayer. Kammerherr, Oberst ; f 28. 1., 90 J. 

Zabierow siehe Schmidt. 

Zach, Adalbert, Redacteur der volkswirth- 
schaftlichen Rubrik des Wiener »Fremden- 
blatt*, frUher Mitarbeiter der » Wiener 
Allg. Zeitung* und des » Wiener TagblatU; 

* Oberndorf-Weikertschlag (NiederiJster- 
reich) 13. IV. 50; + Wien 29. VIII. 

Zastrau, Friedrich, Geh. Ober-Bauratli, 
vortragender Rath im Ministerium der 
5ff. Arbeiten, Mitglied der Akademie des 
Bauwesens; * Freistadt (Schlesien) 37; f 
Friedenau bei Berlin 2. II. 

Zedelius, Dr. G. L., Arzt in Shanghai, 
Hausarzt des deutschen und osterreichi- 
schen Generalconsulates, Leiter des Ho- 
spitals; f 3- HI., 46 J. 

Zedtwitz-Liebenstein, Hans Reichsgraf v., 
k. u. k. Kammerer, Mitbesitzer der Lehens- 
herrschaft L. in B5hmen; f I. III., 58 J. 

Zeissberg, H ein rich Ritter von. Nekrolog 
S. 317. 

Zeller siehe Guyer. 

Zenker f Dr. Wilhelm, Zoologe, Physio- 
loge und Astronom in Berlin; * das. 2. V. 
29; f das. 21. X., 70 J. 

Zeppelin, He in rich Graf von, frUher 
wttrtt. Leutnant, seit 99 Hauptmann in 
der Armee der Stldafrikanischen Republick, 
in der Schlacht bei Elandslaagte schwer 
verwundet; + 23. X., 28 J. 

Ziebarth, Dr. Karl. Nekrolog S. 102. 

Ziel, Dr. Ernst, Professor, emer. Rector 
des Dresdencr Vitzthum'schen Gymnasiums ; 
f Dresden 16. IL, 81 J. 

Ziemietzky, Helmuth von. Nekrolog S.219. 

Zimmermann, Karl von. Nekrolog S. 240. 

Zimmermann, Paul, Regierungsrath, Mit- 
glied des Reichs versicherungsamtes ; f 
Berlin 24. VIII., 68 J. 

Zimmermann, V. J. Nekiolog S. 267. 

Zittel, Dr. Emil, Kirchenrath und Decan 
a. D. in Karlsruhe, bedeutender Iheolog. 
Schriftsteller; • Lbrrach 14. VIII. 31; f 
Karlsruhe 23. L 

Zitzewitz, Ernst von, Rittergutsbesitzer, 
Oberst a. D., preuss. Herrenhausmitglied; 
f Besswitz bei Techlitz 15. VIII., 64 J. 

Zottmayr, Louis, Nekrolog S. 254. 



Nachtrag zur Todtenliste 1899. 



Buchner, Dr. Ludwig, Arzt, babilitirte sich 

52 an der University Tubingen, musste 
aber in Folge des heftigen litterarischen 
Kampfes, den er durch sein unten ge- 
nanntes Hauptwerk bervorrief, der akade- 
mischen Laufbahn entsagen und kehrte 
nach Darmstadt zurtlck, urn dort weiter 
als Arzt thatig zu sein; der Verfasser des in 
18 Auflagen in deutscher und in I5fremden 
Sprachen erschienenen Werkes » Kraft und 
Stoffrc und zahlreicher anderer naturpbilo- 
sophischer Schriften, von vielen Seiten als 
VertTetcr des crassesten Materialismus an- 
gefeindet ; in seiner Selbstbiograpbie (94) 
sagt er d age gen, er habe keine Gelegen- 
beit vortibergeben lassen, »um die warme 
Freundscbaft zwischen dem wissenscbaft- 
licben Materialismus und dem praktiscben 
oder Lebensidealismus zu betonen«. Seine 
Autobiograpbie bat B. — bis auf das 
Todesdatum — als Nekrolog fertig ge- 
stellt. * Darmstadt 28. III. 24; f das. in 
der Nacbt zum 1. V. 

Claus, Dr. Karl Friedricb Wilhelm. Ne- 
krolog S. 323. 

Falkenhayn, Graf Julius, 79 — 95 ttsterreicbi- 
scber Ackerbauminister, Reicbsratbsab- 
geordneter (clerikal-feudal), seit 67 poli- 
tiscb thatig (zuerst im oberosterreicbiscben 
Landtag); in der letzten Zeit durcb die 
sogcnannte »lex F.« viel genannt. Er 
scbrieb 76 »Materielle Studien fiber das 
ttsterreicbiscbe Budget* (worin er nacb- 
weisen wollte, dass die foderalistiscbe 
Staatsverwaltung fUr Oesterreicb eine Er- 
sparung bedeute) und 79 »i868 bis 1877, 
Das Jabrzebnt des ersten Ausgleicbs«. 

53 Kammerer, 59 (nach Tbeilnahme an 
der Scblacht bei Solferino) Eiserne Krone 
3. CL, 80 Geb. Ratb, 82 Eiserne Krone 
I. CI., 89 Grosskreuz des Leopoldordens. 
* Wien 20. II. 20 ; f das- 12. I. 

Helmerding, Karl. Nekrolog S. 321. 

Hauer, Franz Ritter von. Nekrolog S. 323. 

Kiepert, Dr. Heinricb. Nekrolog S. 322. 

Lie, Sopbus Marius. Nekrolog S. 324. 

Schlesinger, Dr. Ludwig, der politiscbe 
Fttbrer der Deutscben in Bttbmen, Land- 
tags- und Reicbsrathsabgeordneter, Ob- 
ma nn des Clubs der deutscbfortscbritt- 
licben Abgeordneten; griindete die 
»Schiller-Bibliotbek« (mit Heinricb Tc- 
wele) nnd den >Verein fUr Gescbicbte 



der Deutscben in Bbhmen«, dessen Presi- 
dent er aucb war; bis 69 Professor an 
der deutschen Staatsrealschulc in Prag, 
bis 76 Director an der OberTcalscbule in 
Leitmeritz und scitdem Director des Mad- 
cb en-Lyceums in Prag. Scbrieb zahl- 
reicbe Monograpbien fiber die Geschichte 
und Nationalitatenverbaltnisse Bobmens. 
Intendant des Deutscben Landestheaters 
in Prag, Bcsitzer der grossen goldenen 
Medaille fur Kunst und Wissenschaft. 
* Ober-Leutschendorf bei Brtix (Bbhmen) 
13. X. 38; fPrag 23. XII. 

Silberhuber, Anton, bis 91 President des 
bsterreicbiscbenTouristenclubs, als welcher 
er Kronprinz Rudolf auf dessen Berg- 
fabrten begleitete, spSter Director des 
Curortes Abbazia, dann Besitzer eines 
Reisebureaus in Wien. f das. 7. III. 

Steinthal, Heymann, ausserord. Professor 
an der Universitat Berlin, Spracbforscber 
und Pbilosopb. • 16. V. 23 zu Grdbzig 
f Berlin 14. III., 75 J. 

Stdger, Dr. Joseph, Mitglied des ttsterrei- 
cbiscben Herrenbauses (liberal), standiges 
Mitglied des Reichsgericbtes , 73 — 84 
niederttsterr. Landtagsabgeordneter (fUr 
den 1. Wiener Bezirk), frttber Hof- und 
Gerichtsadvocat. * Lemberg 22, III. 31 ; 
f Wien 7. IV. 

Weidel, Dr. Hugo, seit 86 ord. Professor 
der Cbemie an der Hocbscbule fur Boden- 
cultur, dann (seit 91) ord. Professor an 
der Universitat Wien, 90 correspondirendes, 
92 wirkl. Mitglied der Akademie der 
Wissenscbaften. • Wien 49; f d* 5 - 7- VI. 

Weiss, Guido, Scbriftsteller und Journalist, 
frtiber Mitredacteur der »Voss. Ztg.«, 
dann GrUnder und Cbefredacteur der 
»Zukunft«, spater der »Waage«. * Neu- 
markt 18. VIII. 22; f Frankfurt a. M. 15. I. 

Weiss, Jobann Ritter von, k. k. Hofratb, 
ord. Professor der Ssterreichiscben Ge- 
scbicbte an der Universitat Graz seit 53, 
bis dabin Redacteur der »Freiburger 
Zeitungtc, eine Zeit lang Gescbichtslebrer 
und Reisebegleiter von Erzberzog Karl 
Ludwig, seit 92 Herrenbausmitglied, Ritter 
des Ordens der Eisernen Krone, Besitzer 
des Ebrenzeicbens fur Kunst und Wissen- 
schaft. * Ettenbeim (im Brcisgau) 17. VII. 
20; f Graz 8. III.